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yälhln
THE GIFT OF
WILLIAM BAYARD CUTTING, Jr.
(Class of 1900)
OF NEW YORK
FOR BOOKS ON SWITZERLAND
4
wo
Landenberg.
Sarnen,
Ramersberg.
MUT
h '
|
ii
Dorfkapelle.
Penfionat und Waifenhaus.
Kollegium.
Pfarrkirche.
Frauenklofter.
Kapuzinerklofter.
Hexenthurm.
Kirchhofer.
Kantonsfpital.
Sarnerfee.
Ehronik von Sarnen
Anton &üchler, Pfarrheffer,
in Kern?.
a
Sarnen.
Buchdruckerei von Joſef Müller.
1895.
2 win 77 BJ
Harvard 'Oblisfe Library
Mum 311007
x Glftiof N
W.Bayard Outting, Jr
Bormort.
Er 5 .
Bei vorliegender Arbeit haben wir vorzüglich benußt:
1.
6.
7.
Geſchichtsfreun
Das Staatsarchiv: Das Staatsprotokoll, welches
1546 und das Gerichtsprotokoll, welches 1528 beginnt.
Im Staatsprotokoll find nicht bloß die Verhand—
lungen des ein-, zwei: und dreifachen Rathes, ſondern
auch die Verhandlungen der Landesgemeinde und des
Bußengerichtee.
. Das Pfarrardiv: ZTauf: Ehe: und Sterbebücher,
Urkunden, Pfarrichriften.
. Das Gemeindearchiv: Urkunden, Urbare, Kirchen:
und Kapellenrechnungen.
- Arhiv Des Freitbeiles, der Theilfame
Shwändi, Kägiswil und Ramersberg.
. Bamilienardiv der HH. Landammann und Ge:
rihtspräfident Wirz.
Samilienardiv des H. Dr. Stocdmann.
Regeften von Zeugherr Wirz und P. Martin Riem.
Bon den gedrudten Werfen benusten wir vorzüglid)
‚ Bufinger und Eidg. Abſchiede.
Bei dieſem Anlaß ſprechen wir herzlichen Danf aus Allen,
die und mit der größten Bereitwilligfeit die Archive geöffnet,
und durch gefällige Mitteilungen auf irgend eine Weife
bei unferer Arbeit unterftüßt und befonderd der Redaction
des Volksfreund, die uns den Drud derfelben erleichtert.
Wenn die Vollendung der Chronif fich länger verzogen, fo
fommt das daher, weil fie länger geworden, ald wir geglaubt
und weil überdied noch verjchiedene Hinderniffe in den Weg
getreten. Weil Sarnen Hauptort von Obwalden tft, deshalb _
haben wir darin mehrere® aufgenommen, was den ganzen
Kanton angeht, 3.B. Rathaus, Zeughaus, Jagd, Schüßen:
weſen, Schule und Del. Die Chronifform haben wir Des:
wegen gewählt, Damit wir das, was wir jpäter gefunden,
leichter nachtragen und verwerthen Fünnen. Im Regiſter findet
man das auch einen gewiflen Gegenftand Bezügliche zufammen:
geftellt. Wenn Diefe Chronik auch unvollkommen, fo hoffen
wir dennoch auf eine gnädige Beurtheilung.
Kerns, im September 1895.
Der Berfafier..
Chronif von Sarnen.
_—o —
‘ Der Name Sarnen kommt mwahrfcheinlich daher, weil der
Boden, auf dem dad Dorf gebaut ift, von der Melcha und der
Aa, welche früher einen ungeregelten Lauf hatten, „verfaart”
und überſchwemmt war. Sarnen begegnet uns zuerft in einer
Urkunde von ungefähr 881. Gemäß derſelben ſchenkt Necho
feinen Befig in Sarnen der Benebiktinerpropftei in Luzern,
welche unter dem Abt von Murbach im Elfaß ftund und 1455 in
ein Ehorberrenftift umgewandelt wurde. Zur Zeit diefer Ver:
gabung wurde wahrjcheinlich von dem Klofter zu Murbach die
erfte Kirche in Sarnen gebaut. Die Benediktiner
waren ſomit die Erſten, welde in Obwalden eine
regelmäßige Seelforge eingeführt. In dieſer Anficht
wird man beitärft durch den Umftand, daß der bi. Petrus aud
Batron der Kirche zu Murbach if. (Bol. P. Martin. Bro:
gramm 1866.) Damals, als ganz Obwalden nur eine Pfarrei
war, mar der bi. Petrus auch Landespatron; daher mag es
wohl fommen, daß die Obwaldner einen Schlüffel im Wappen
haben. Da der ältere Pfarrhof ein wenig von ber jeßigen Kirche
entfernt war, fo mag es wohl fein, daß die erfte Kirche von
Holz nicht an der nämlichen Stelle ftund, fondern näher gegen
Wilen war und vielleicht von dem dortigen Bach Schaden ge:
4
litten. Die Pfaffenmatte grenzte an das Bächlein, welches
zwilchen Flühli und Mühleberg berabfließt.
Allein bald nad dem Jahre 1000 wurde eine größere Kirche
bon Stein gebauti-YEim!. Ueberreft dieſes romantichen byzan⸗
tinifchen Baueß ill: dau Glockenthurm bis zur Höhe von 54
Fuß. Aus diefer Kirche ſtammt ein Progeffionstreuz und das
ältefte Glöcklein, welches die Fähren von Alpnach etwas fpäter
derſelben geſchenkt. Da das Haus Lenzburg damals in Obwal⸗
den weit mehr Beſitzungen hatte, als das Kloſter Murbach oder
die Propſtei Luzern, deßhalb hat es auch zum Bau dieſer Kirche
am meiſten beigetragen. In Folge deſſen erhielt es drei Theile
an ber Kirche in Sarnen d. 5. es hatte drei Theile von den
Zehnden und Abgaben, welche die Bewohner diefer Gegend der
Kirche und den Geiftlichen entrichten mußten. Anderjeit3 waren
fie dann auch verpflichtet, in demfelben Grab für den Unter⸗
balt der Kirche und der Geiftlichen beforgt zu fein. Se mehr
eine Gegend bewohnt wurde, deſto einträglicher war das Ge-
ſchäft für den Stifter einer Kirche oder einer Pfründe. Diefen
Antheil an der FKirhe in Sarnen fammt dem untern Hof
fchentte der reiche Graf Ulrich von Lenzburg im Sahre 1036
dem Chorhberrenftift Beromünfter im Kanton Luzern, melches
fein Bater Bero geftiftel hatte. Durch die Zugabe eines Hofes
aus bem Beſitze ber Lenzburger ift diefe Uebergabe zu einem
Gefchente geworden. Nach diefer Bergabung wurde von Münfter
der Leutpriefter oder Pfarrer und von Murbach-Luzern ber
Pfrundberr oder Helfer gewählt. Die Helfereipfründe ift wahre
fcheinlich beim Bau der zweiten Kirche oder bald nachher ge:
ftiftet worden. 1464 ging die Wahl des Pfarrerd an die Ge-
meinde über, „mit ber Bedingung, daß der Gewählte vom Bropft
und Kapitel in Münfter belehnt und bemfelben präfentirt merbe.
Wann die Wahl des Helfers an die Gemeinde gekommen, das
it ung nicht befannt.
Wir wollen nun zuerft Perſönliches und naher Sach⸗
liches bringen.
5
⸗
Pfarrherren.
1234 im Herbftmonat. Ulrich. Gefchichtsfreund III, 223.
1259, 28. Juli und 1261, 2. Oktober erfcheint Dekan
Heinrich. Derfelbde war ein Mann von Auszeichnung und
Talent. Er war Zeuge bei der Stiftung des Kloſters Rath:
Haufen. Wie e8 fcheint ftammte er von Luzern und war mit
den Stiftern verwandt.
1266, 5. Mai und 1280. Heinrich, welcher von mütters
licher Seite ein Bruder des Johannes von Buochs war. Kurz
und Weiffenbach, Beiträge, I, 135.
1316. Heinrich Roft. Derjelbe erjcheint urkundlich von
1316—1329. Er war ein bortrefflicher Minnefänger. In der
Maneſſiſchen Sammlung, welche 429 Bergament-Folioblätter mit
141 blattgroßen Abbildungen enthält, ift er abgebildet, nicht als
Pfarrer, jondern als unbärtiger Lockenkopf mit feiner Geliebten.
Es war damals der Brauch, daß meltliche Herren oft fogar
an mehreren Orten Kilchherren, Chorherren und dergleichen wa⸗
ren, das Einfommen bezogen und bie geiftlichen VBerrichtungen
Durch Bilare beforgen ließen. Roft war auch Chorherr in Zürich,
wo er gewöhnlich gewohnt. Johannes Maneß, der mit feinem
Bater, Rüdiger Maneß, einem angejehenen und vechtäfundigen
Manne in Zürich, welcher 1304 geftorben, eine Sammlung von
Gedichten der damaligen Zeit angelegt, war ebenfalls Chorberr
in Bürid. Der Ungefchiclichleit de Maler? bat es NRoft,
„Kilchherre ze Sarne”, zu verbanfen, daß er mit einer Häßlich-
Teit dargeftellt ift, die nicht befonders zur Minne einlabet. In
dDiefem Wappen bat er einen Roft. Die Maneffiihe Samm⸗
fung befindet fich gegenwärtig in Heidelberg und ift von hohem
Werth für die Forſcher der altveutfchen Sprache und Dichtung,
für die Kultur und Kunftgefchichte. Da der ältefte Urbar, von
dem noch einige Bruchitüde vorhanden find, aus dieſer Zeit
ftammt und da derjelbe theilweiſe lateinifch abgefakt it, fo ift
die Anfiht von P. Martin, dag Roſt, welcher Schreiber am
Chorberrenftift in Zürich war, denſelben geichrieben babe, nicht
ganz unbegründet.
1367, 23. März. Gilio Gilg oder Aegidius. Derjelbe
war Zeuge für Richer, Pfarrer in Zungern.
—
1379, 1. Mai kauft Ulrich von Bramberg mit dem
Pfrundherren Weiner von Johann v. Mofe in Altdorf den
Sehnten zu Ruckiſchwil. Bramberg urfundet noch den 22. März
392
1423, 15. Nov. erhielt Walter ISner die Drbination zu
diefer Pfründe Derfelbe war von Sarnen oder Kernd und
wahrfjcheinlich naher Berwandter von Oswald Isner, dem Beicht:
vater des fel. Bruder Klaus.
1437, 8. Suni wird Bartbolomäus Spieger von
Kempten erlaubt, ein Jahr lang die Pfarrei zu verfehen. Er
durfte am Fefte des hl. Sobannes des Täufers beginnen. Wahr:
fcheinlich wurde diefe Vollmacht fpäter verlängert. Damals war
Einer der Chorherren in Münfter eigentlich Pfarrer von Sarnen.
Diefer aber wohnte gewöhnlich in Münſter und ließ bie geift-
lichen Berrichtungen durch einen Bilar beſorgen. Ein ſolcher
Vikar Tcheint Spieger geweſen zu fein. Es fcheint, daß er auch
päter noch in Obwalden war. Gemäß Urtbeil vom Sahr 1473
wegen dem Külmer-Jahrzeit in Zungern foll Kammerer Bartbolo:
mäus gejagt haben: Wenn er Zeutpriefter wäre, jo würde er
die Lungerer beißen einen guten Meßacher Taufen.
1450, 20. Heumonat erfcheint Ingold („Mangold“)
Eitermann als Leutpriefter von Sarnen in einem ſchieds⸗
richterlichen Urtheil. In einer Urkunde vom 11. und 12. Aug.
1455 ericheint er als folcher, der zmwifchen der Gemeinde Sach:
fen und dem dortigen Pfarrer Cafpar Hellwig umfonft zu ver=
mitteln geſucht.
1464, 27. Sebruar wurde Heinrih Elye Pfarrvikar.
Diefer war wahricheinlich verwandt mit Elyas Elye von Lauffen,
welcher Chorherr in Münfter und der erfte Buchdruder in der
Schweiz war.
1465, 11. Februar wurde Kafpar Linder von Mem⸗
mingen als Vikar der Pfarrei, die durch den Tod von Eſter⸗
mann ledig geiworden, vom Probſt und Convent in Münfter dem
Biſchof präfentirt und den 3. März von bemfelben gewählt.
Derfelbe war 1463 Pfarrer in Buochs. 1467, 28. Auguſt fies
gelte er die Ausſcheidung des Bogtzehnten in Sachleln. 1469
23. Nov. November erfcheint er als Zeuge bei Berleihung ber
Amfteinpfrund in Stand an Peter Rapper. 1470, 25. Jän.
7
war er Zeuge bei einem Bertrag mit dem Lehnherren der Am:
fteinpfrunb.
1481, 18. November wurde Chriftophborus Spa von
Uri nad dem Tode Linder vom Probſt und Kapitel in Münfter
dem Bilchof als Vikar oder Leutpriefter präfentirt und den
5. Dezember von bemjelben gewählt. Derjelbe Hilft 1484 und
1485 die Jahrzeiten von Sarnen ordnen.
ea. 1480. Heinrich von Gundolfingen, gebürtig von
Conſtanz. Derfelbe war eigentlicher Pfarrer und ließ die
Pfarrei durch feine Bilare Linder und Spab verwalten. Seine
‚Dertrautheit mit dem feligen Bruder Klaus berechtiget zu der
Bermuthung, daß er zeitweilig auch zu Sarnen war. 1460 er-
bielt er die Anmwartichaft auf ein Canonicat in Münfter. Cr
war Magiſter der Philoſophie und der freien Künſte. 1478 bis
1480 war er Profeffor der Rede: und Dichtlunft an der Uni:
verfität Freiburg im Breidgau. 1480 nahm er feine Refidenz
in Münfter als Chorherr und wurde Pfarrer in Sarnen. Er
verfaßte Tagzeiten zur Ehre des ſel. Bruder Klaus, welche für
die Gefchichte desſelben eine gute und zuverläflige Duelle find.
Eine Lebensbeſchreibung des fel. Bruder Klaus, auf Pergament
zierlich gejchrieben, widmet er den 13. Aug. 1488 dem Rath in
Luzern. Er fchrieb die Geichichte des Haufes Habsburg und
Lobgedichte auf die Stabt Luzern. Seine Gedichte und fein
Hymnus auf den fel. Bruder Klaus follen vortrefflich fein. Er
ftarb 1490.
ca. 1490. Heinrih Schriber von Sarnen mar
wahricheinlich Nachfolger von Bundolfingen und Großſohn vom
Verfafler der Chronik im „weißen Buche.” Vielleicht ift er ihm
bei Weberfegung der Iateinifchen Urkunden behilflich gemejen.
Um 1500 ftiftete er auf den 15. Juli ein Jahrzeit mit 100 Pfund.
Bon ben 3 Geiftlichen bei der Kirche erhielt jever 5 Plaphart
(& 7'/a Angft.), der fremde Geiftliche 6 Plaphart. 4 Plaph., fol
für Brod den armen Leuten verwendet werben. Dieſes wurde
auf feinem Grabe ausgetbeilt. Für den Sigrift ftiftet er
2 Plaphart und für die Kirche 1 Plapbart, damit 2 Kerzen ge⸗
brannt werden „bie emter vß Im for vff eim duch.” Es fcheint:
dag Schriber vorher Kaplan in Sarnen mar.
8
1510. Mftr. Edart, („Melcher Erkardt“). Gf. 24,99.
1514. Ulrich Schnider, welcher 1519 geftorben.
1519. 27. Nov. Ulrich von Hofen. Gf. 24,99. Der:
felbe war mwahrjcheinlich ein zen Hofen bon Kern?.
1530. Sobann Hau sknecht. Mit feiner Einwilligung
haben Arnold: und Melchior Frunz ein Jahrzeit geftiftet. 1547
Mont. vor Thomas war er Kammerer und hatte einen Ziwift
mit dem Pfarrer von Sachſeln. 1523, 19. Mai wurde er von
Abt Bar. Bürfi ald Kaplan zu Stans präfentirt.
1553. Johann Kelber, gebürtig von St. Nillaufen im
Viſperthal, Kt. Wallis, Sohn des Notar Markus Kelber aus
Göppingen in Schwaben, erjcheint den 20. Auguft 1553 als '
neugewäbhlter Pfarrer. An diefem Tag meldet der Kirchenrath
von Sarnen dem Stift Münfter, fie werben ihren Leutpriejter
zur Präfjentation fenden, Tobald deſſen Streit mit dem Bilchof
von Sitten und der Landſchaft von Walliß beendet fein werde.
1556, 3. Februar war er Sertar und beflagt fih im Namen
der Geijtlichfeit von Obwalden beim Kammerer und Leutprieſter
in Luzern wegen dem Freiherrn Beffort von Mörsburg, wohn:
baft in Einſiedeln, meil derjelbe die falfche Lehre aufgeftellt
und behauptet, daß die Wirkung der hl. Saframente von der
MWürdigfeit des Priefter® abhange, daß Alle verdammt feien,
die der Mefle eines Prieſters beimohnen, ber nicht brav iſt.
Megen diefer durchaus falfchen und gefährlichen Lehre legte
das PBierwaldftätterfapitel den 26. Hornung an einer Konferenz
der 5 katholiſchen Orte Klage ein. Ammann Niklaus Imfeld
berichtete bei diefer Konferenz, biefer Freiherr babe auch ben
Ammann Scheuber, d. i. Bruder Scheuber, abgewieſen. Wahr:
Theinlich wollte ihm derſelbe Borftelungen machen wegen ber
Gefährlichkeit feiner Lehre, wie dann die Leute nicht mehr in
die Kirche gehen würden. Die Konferenz beichließt, daß jeder
Drt Erfundigungen einziebe und Bericht erftatte. Freiberr
bon Mördburg verantwortet fih. Was dann meiter erfolgt,
ift in den Abfchieden nicht mehr enthalten. Vielleicht bat
Uebertreibung oder Entftelung ftattgefunden. 1561, 31. Auguft
wird NKelber nebft den Pfarcherren von Lungern und Giswil
angefragt, mas fte thun follen, um fernere Ueberſchwemmungen
des Zauibaches zu verhüten. Sie empfehlen ihnen Gebet und -
9
und Arbeit. 1574, 22. Mai ftiftet er zu Sarnen ein Jahrzeit mit
100 Pfund, beſonders auch für diejenigen, die ihm zu feinem
geiftlichen Amt geholfen. Als Unterpfand gibt er fein „hus und
bof und hoftatt gelegen zuo chilchof“ Entweder ift er, tie Zeug:
"herr Wirz meint, 1570 wieder Pfarrer geworden oder er bat,
was wahricheinlicher ift, refignirt und den Reſt feines Lebens
auf feinem Heimweſen in Kilchhofen zugebracht. Es fcheint, daß
er mit Gebet und Segnungen den Leuten in leiblichen und gei-
ftigen Anliegen Hülfe geleiftet und ein berühmter Exorciſt ge-
weſen. 1572 Mittwoch vor Martini ſchreibt nämlich der Abt von
Einfiedeln an die Regierung bon Obwalden, fie möchten ihm
den Pfarrer von Sarnen fenden, um einen Bejeflenen zu ent:
ledigen. Wirhaben Grund zu glauben, daß fich dieſes auf Kelber
und nicht auf feinen Nachfolger Beter Martin beziehe. 1546
war Kelber Pfarrer zu St. Niflaufen und 1547 Pfarrer zu
Ernen in Wallis.
1569, 27. Juli wurde Sigisbert de plano gewählt.
Im gleichen Jahre erhielt er das Landrecht. Dem Kapitel in
Münfter gab er 5 Flr., dem Probft für dag Sigil 9 Flr. und
dem Schreiber 2 Pfund 10 Schl.
ca. 1570. Beter Martin. 1575 ftiftete er mit Helfer
Chriftoffel Manbard ein Jahrzeit. Dieſes wurde jpäter von
einigen Landammännern, die vieleicht theilmeife zu ihm in bie
Chriftenlehre gegangen, um 100 Pfund. aufgebeffert. 1579,
11. September unterzeichnet er eine Klagejchrift an die drei Orte
gegen den päpftlicden Nuntius, der auf Betreiben des hl. Karl
Borromäus in die Schweiz gefommen. Dieſes Schreiben wurde
vorzüglich von zwei Klaſſen Geiftlichen unterzeichnet, von fol:
ten, die brav waren, allein allzufehr an den alten Gebräuchen
und Mißbräuchen hingen, und von foldyen, die in fittlicher Be:
ziehung zu wünſchen übrig ließen. Die Lettern befürchteten, der
Nuntius könnte es verfuchen, Neuerungen einzuführen bezüglich
ihrer Lebensart und könnte fie ftrenger beftrafen, al® der Bi-
ſchof bon EConftanz, der in diefer Beziehung von der weltlichen
Regieruug bisweilen ermahnt worden. Sn diefer Klagefchrift
verfprechen fie, dem Bilchof von Eonftanz und der weltlichen
Regierung in Allem zu gehorchen, wenn fie ihnen nur den päpit-
chen Nuntius, den Biſchof von PVerzelli, abnehmen, melcher
N
10
Neuerungen einführe in Bezug auf die bl. Saframente. Die
Schrift blieb aber vorzüglich wegen den Bemühungen des Ritter
Luſſi ohne Erfolg. Diefer Tchrieb den 6. Dftober 1579 an bie
Regierung von Obwalden, fie möchten dad Conzil von Trient
beobachten, und den päpftlichen Nuntius annehmen. Man wiſſe
ſchon, wo die Geiftlichen „der Schuh trüdt” und daß der Bi-
{hof von Conftanz nicht wohl perfünlich nach Unterwalden Tom:
men könne.
1584. Thomas Dnforg Bon 1579—1584 mar er
Pfarrer in Kernd. (Siehe Chronik von Kern.)
1590 erbiet Martin Benz als Pfarrer von Sarnen da3
Landrecht. 1591 war er Richter bei Bruder Klaufen Selig:
ſprechungsprozeß. |
1592. Heinrich Räber von Meterlen in Solo:
thurn. In diefem Sabre erhielt er ald Pfarrer von Sarnen
das Landrecht. 1581, 11. Juli wurde er Stiftöfaplan in Solo⸗
tburn. 1582 308 er vielleicht als Pfarrer nah Wolfenfchießen.
1588, 17. Sonntag nad Pfingften wurde er Pfarrer in Em:
metten. Als firen Gehalt hatte er daſelbſt per Woche eine
Krone und alle Fronfaften 17 Pfund Anken. 1594, 1. Dezember
Ichrieb er im Namen der Geiftlichkeit von Obwalden eine Klag:
fchrift gegen gewiffe Verordnungen der weltlichen Regierung be
züglich der Geiftlichen. Gemäß Verordnung ded Conzild von
Trient fing er beim Antritt feiner Pfründe an Tauf-, Ehe: und
Sterbebüdher zu führen. 1593, 7. Juni wurde er Pfarrer in Olten,
wo er den 11. Jänner 1609 geftorben.
.. 159, 11. Sebruar—1603. Jobann Zurflub gebürtig
von Stand, Bürger von Lnzern. 1589 fchreibt er an die Regier:
in Luzern, er werde in kommender Epihpanie 24 Jahre alt, er bittet.
um Reifegeld in das Collegium nach Mailand und um 8—9 Gold⸗
gulden, um die Werte des HI. Thomas von Aquin anzufchaffen. 1591
im Anfang des Jahres war er Priefter im Spital zu Luzern,
1591 und 1592 Leutpriefter in Sempach, 1593 Kaplan bei St.
Afra in Münfter und 1594 Helfer im Hof zu Luzern. 1601
verfaßte er das äÄltefte noch vorhandene Bruderflaufenfpiel, wel:
ches den 16. und 17. September 1601 zu Sarnen von mehr:
al® 100 Spielenden aufgeführt wurde. Die Regierung, der er
11
das Spiel gewidmet und eine Abfchrift zugeftellt, ſchenkte ibm
befivegen 100 Gl. 1599 erfcheint er als Sertar. Bon 1603
bi3 1613 war er fehr mwahrfcheinlih Pfarrer in Arth unb 1618
bis 1615 wieder Pfarrer in Sarnen. 1613 mußte er dem
Heini Koli abreden: Es ſei ihm leid, wenn er ihn aus Zorn
oder wegen Talichen Angaben auf der Kanzel in Bann gethan.
1603—1606. Konrad Burfard von Bremgarten. Der:
felbe war Kaplan in Gormund und in Münfter. Bon ca 1595
bis 1598 war er fehr wahrjcheinlich Pfarrer in Horw und von
1598—1602 Leutpriefter bei St. Stephan in Münfter.
1606, 10. April — 1610. Johann von Eggenburg,
zugenannt „Jauchli“. Derjelbe wurde geboren zu Stand aus
dem abelichen Gejchlecht der Cggenburger, deren Stammburg
Eggenburg in der Kniri ob Stans geitanden. 1595 jtubirte er
in Luzern, 1599 erhielt er das Stipendium in Mailand und
primizirte in feiner Pfarrkirche 1605. Unter ibm wurde in
Sarnen der jetige Pfarrhof gebaut, in Folge deſſen Mißhellig:
leiten zwiſchen Sarnen und Münfter bezüglich der Conftrmation
entftanden, die erſt den 9. Auguft 1618 zum Abſchluß gelang-
ten. Auf den Antrag Eggenburgs befchloß die Landsgemeinde
bon Obwalden im Jahre 1607, bei der Taufe nicht mehr drei,
fondern nur zwei Pathen zuzulaffen. 1610 refignirte er die
Pfarrei Sarnen und übernahm 1613 die Stabtpfarrei Frauen
feld im Thurgau. 1617 vertaufchte er diefelbe mit der Pfarrei
bon Lungern. Dort genoß er ebrerbietig die HI. Hoftien, welche
Räuber im Sabre 1492 aus der Kirche von Lungern geftohlen,
und im fogenannten Saframentswald weggeworfen, diedann aber
in feierlicher Prozeſſion nach Lungern zurüdgetragen nnd da⸗
jelbft bis zu diefer Zeit aufbewahrt und verehrt wurden. Er
that diejes, damit fie „nit verwelketen“ 1622 war er Pfarrer
in Möringen. 1632 den 23. Febr. wurde er zum Pfarrer in
Stand gewählt. 1637 erfcheint Pfarrer Eggenburg mit dem
Schaffner des Grafen von Fürftenderg zu Möringen und dem
Bürgermeifter Hand Heimann vor Rath und Landleuten wegen
eines Geldanleihens zu Gunſteu der armen durch den, Krieg be=
ſchädigten Bewohner von dort. In Anbetracht diefer dringenden
Noth werden, obſchon es durch das Landesgeſetz verboten mar,
Geld außer das Land zu leihen, 1000 Gl. geliehen, nachdem
12
Eggenburg mit feinem Haufe und Mattli Bürgjchaft geleiftet.
Eggenburg trat unerfchroden auf, fobald jeine SHeerde von
Olaubend: und NReligionsgefahr bedroht war. Den 21. Mai
1640 hatte die Regierung einem fremden Schulmeifter geftattet,
für bereit3 Erwachſene 2—3 Monate zu Stand Schule zu hal⸗
ten. Diejer benugte die Schule, um Iutherifche Lehren zu ver:
breiten. Eggenburg trat gegen denfelben auf, drang auf Ent-
fernung besjelben und verbot feine Schule. Dadurch gerieth die
Regierung in nicht geringe Berlegenbeit. Da einige dag Schul:
geld Tchon bezahlt, fo erlaubte fie ihm noch 14 Tage zu bleiben,
unter der Bedingung, daß er über Religiongfachen weder rede,
noch disputire. Unter ihm wurde die alte Pfarrficche zu Stan?
abgebrochen und den 3. Mai 1642 von Abt Plazidug von
Engelberg der Grundftein zu dem jebigen prächtigen Gotteshaufe
gelegt. Eggenburg erlebte noch die feierliche Einweihung, welche
den 18. Juli 1647 durch Fürftbifchof Franz Johann von Eon:
ftanz ftattgefunden. Nun mochte er mit dem greilen Simon aus⸗
rufen: „Jetzt laß deinen Diener im Frieden jcheiden !" Wirklich
entfchlief er im Frieden am 12. Aug. des folgenden Monats,
geehrt und geliebt von feiner Heerde, geachtet von dem Vierwaid⸗
ftätterkapitel, das ihm bie Würde eine Sextars verliehen.
1610—1613. Heinrich Schuhmacher, welcher ein Jahr:
zeit geſtiſtet
1613—1615. Johann Zurflüh. (Siehe oben.)
1615, 6. April bis 1619. Johann Anderhirfern.
1608 erhielt er von ber Landsgemeinde dag ‚Stipendium in
Mailand und 1610 von der Regierung das Patrimonium oder
den Tifchtitel. Er hatte auch den jpanifchen Platz in Mailand,
d. 5. eine gewiſſe Summe Gelbe, die ihm alljährlid bezahlt
wurde. Bon 1612—1615 war er Helfer in Sarnen. 1617
weigerte er fich immer noch, die Inveftitur in Münfter in Em:
Yfang zu nehmen. Gr ftarb im März 1619. Sein Porträt be-
findet fih im Mufeum.
1619, 25. März bis 1620. Nikolaus Cüfter von Uri.
Er war Pfarrer in Baden, wurde 1607 Chorherr in Zurzach
und 1611 Cuſtos. Gemäß einem PBertrag vom 9. Mai 1608
leiftete er dem Dekan Johann Schmied Aushülfe in der Seel:
Jorge gegen eine Gratififation von 4 Saum Wein und 6 Mütt
Kernen aus den Delanatögefällen.
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1620, 29. Zuni bis 1624. Nikolaus Wolf, Sohn
des Fähnrich Balz Wolf in Sachſeln. Er ſtudirte bei ben
Sefuiten zu Freiburg im Uechtland. Weil ihm die Regierung
an die Stubirkoften vorgeſtreckt, deßhalb gab fein Vater ber:
felben für 800 Pfd. Berfagung auf Bunglisfluh. 1615 wurde
er Kaplan im Ranft. Sein Nachfolger, Jakob von Flüe, war
ber erite Kaplan auf dem Flühli. 1619 wählten ihn die
Schwander zu ihrem Kaplan. Als Wolfgang Blättler 1621
nad Niederbüren in St. Gallen überfiedelte, wurde er mit der
Würde eines Sextars bekleidet. Bon Sarnen zog er nach Lich»
tenfteig, wo er bald nachher ftarb, jo daß ihm und feinem Nach⸗
folger in Sarnen den 13. Oft. 1625 zugleich Gedächtniß gehalten
wurde. 1621 legte er für den fel. Bruder Klaus Zeugniß ab und
war damals 31 Jahre alt. 1623 im September wurde er von der
Regierung begnadiget unter der Bedingung, daß er früher auf:
ftebe, fleißiger Chriftenlehre halte, felber in die Veſper gehe und
—3 Kapuziner und andere Geiſtliche auf der Kanzel ge⸗
rauche.
1624. — 13. Oktober 1625. Johann Wolf, Magiſter
der freien Künſte. Derſelbe ſtudirte in Mailand und erhielt
den 14. Sept.1618 das Patrimonium. Zuerſt war. er unver⸗
pfründet, bis er 1624 zum Pfarrer in Sarnen gewählt wurde,
wo er den 15. Mai das erſte Kind getauft. Gleichzeitig wurde
er auch mit der Würde eined Sextars begleitet. Im Subeljahre
1625 entfchloß er fih Rom zu befuchen. Auf diefer Reife aber
wurde er zu Florenz vom Tode überraſcht. Das ift innert
10 Jahren der dritte Pfarrer von Sarnen, ber in den beften.
Jahren geitorben.
1625, 2. Nov. — 1637. Wolfgang Roth von Alpe
nad. Derfelbe wurde 1597 dafelbft geboren und bejuchte bei
den Sejuiten in Luzern die höhern Schulen. 1622, 13. Dez.
wurde er zum Priefter geweiht und bald nachher zum Pfarrer
Bon Alpnach gemäblt. Weil damald wenig Obwaldner Priefter
geworden und weil man anderſeits mit. den fremden Geiftlichen
mande unangenehme Grfahrung gemacht, deßhalb beeilte man
fich ſo fehr, die jungen Obwaldner auf Pfarreien zu befördern.
Sarnen hat nad Eüfter nur mehr Kantondbürger mit diefem
Amte beebrt. In Alpnach forgte Roth dafür, daß 1624 eine
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Drganiftenpfründe geftiftet und von dem dortigen berühmten
Drgelbauer Niklaus Schönenbül eine Drgel gebaut wurde. Nach
furzer Wirkfamleit wurde er zum großen Schmerz der Gemeinde
Alpnach den 2. November 1625 auf bie Pfarrei Sarnen berufen
und 1629 mit der Würbe eines Sextars befleivet. Kaum hatte
der alte ehrwürdige Kammerer Johann Zimmermann in Sad:
feln die Augen geichloffen, kaum war er an bie Spiße der Geiſt⸗
Iichfeit getreten, da wandte er ſich den 19. April 1629 in Ein-
verftändniß mit derjelben an die hohe Regierung und bittet fie,
den gemeinen Nugen zu fürbern und ben Eigennug
abzujhaffen; „bern gewislich ber eigene nuß in allen fachen
fi in höchftem ſchwang täglich ybenn und mehren thut ſunder⸗
lih in dem bingsfauffen und verlauffen . funderlih mit
uBführung und abtrybung viert land? der Ipblichen uffenthal:
tung — d. 5. defien, was zur Ernährung des Leibes dient, —
mit ybehaltung bed verfprechen!, mit Engebürfichen sing und
pfanden und drölen und ſchulden. Mitt diefenn vnd andern
derglychen ſachen gewinnent nur Etliche; der gemein mann aber
geräth hyemitt in groß noth.“ In dieſem Jahre erneuerte er
die Auguſtinusbruderſchaft und man fing an auch weltliche Mit:
gliever in diefelbe aufzunehmen.
Im Wintermonat 1629 begann die Peſt oder der Beulen:
tod und wüthete bis zum 26. März 1630 fürchterlidh. In die⸗
fer Schredenszeit fand Roth Gelegenheit feine Uneigennütigfeit
und feinen Opferfinn nicht nur auf dem Papier, ſondern aud
in ber That zu zeigen. Außer dem Kaplan in der Schwende
und dem Pfarrer Roth var damals in ber ganzen Gemeinde
kein anderer Geiftlicder. Er mußte die Kranken beforgen von
Dberwilen bis auf Kägiswil hinab und vom Römersberg bis
an die Grenzen der Gemeinde Kern? hinüber. Tag und Nacht
hatte er feine Ruhe. Wieder bi. Karl Borromäus, jo wandelte
auch Roth ohne Furcht und Schreden vor dem Tod mitten
unter den Sterbenden einher und fegnete, tröftete und ftärkte fie
auf die Neife in die Ewigkeit. Mit großem Herzeleid fah er,
wie die Familien duch den unerbittliden Tod gewaltſam zer:
rilfen wurden. In diefer kurzen Zeit find nur in Sarnen 450
Perfonen geftorben. Bisweilen wurden an einem Tag, 6—8
Zeichen zur Kirche gebracht. Als zu Diechterdmatt in Sachſeln
18
RI I IE SIE
4 Rinder in einem Haufe geftorben waren, da war die Furcht
und der Schreden fo groß, daß Niemand fie beerbigen wollte
und daß die Regierung es den Weibeln befeblen mußte. ‚Nach:
dem Roth diefen Vorfall erzählt, ruft er auß: „O lepore timidiores!
D Hafenberzen !”
1637 entichloß er fi, in das Klofter Engelberg enzutreten
und dasjenige zu verlafien und Gott zum Opfer zu bringen,
mas er einft beim Tode doch verlaffen mußte. Bei diefem An-
laß ftellte ibm der Kirchenrath folgendes ehrenvolled® Zeugniß
aus: „Wir bezügen hiemit, daß diſſer Her die 12 Jahr lang,
fo er vnſer Pfary vorgeltanden, fich jederwilen Got jelig fromm
und Yfrig für onfer jeelenheil in und vßer der Kirchen verbal:
ten. Alß dz mäniflih ein guot Erempel von ime nemen, auch
hilf und tbroft emphan können, fo wir zu ftür der Wahrheit
biemit befbennen und zu einem Zeichen ber Dankbarkeit ihm die
Pfarpfruondt ein Jahr lang Im fall gott ibm bei uns zu bli-
ben Inſpirirte vffbehalten.” Umfonft ließen die Sarner ein
Jahr lang die Pfarrei unbefegt; er kam nicht wieder. Den
18. Oktober 1638 wurde von ibm die Profeß abgelegt. Er er:
bielt den Namen Marianus oder Maurud. Wahrjcheinlich iſt
er Pfarrer in Engelberg geworben. In dieſer Zeit verfaßte er
für die Studenten mehrere Theaterftüde.. Bon 1651—1660 war
er Pfarrer und Statthalter in Sind .und ftarb den 22. Februar
1663. Zahlreich find die Schriften, die er hinterlaſſen. Man
fiebt daraus, daß er fleißig gearbeitet und daß er nicht in's
Klofter gegangen ift, um fich dem Müßiggang hinzugeben. Er
mar auch ein beiterer und fröhliher Mann. Dieſes fieht man
aus den lateinischen Titeln, die er feinen Sammlungen gegeben.
Die eine nennt er „Eine Scheune voll Getreide”, eine andere:
„Bier Rollwagen voll Heiliges, Ernte, Scherzbaftes und Welt:
liches." In fünf Summlungen hat er Luſtiges aufgezeichnet.
Er verfaßte auch „Die Kunft wohl zu fterben” in Verſen. Obne
Zweifel würde man in feinen Schriften noch manches In⸗
tereffante von diefem merkwürdigen Manne finden.
1637—16388 war P. Johann Bannwart Pfarrver:
wejer, während Roth im Noviziat zu Engelberg fich befand.
Derjelbe war mwahrjcheinlih Sohn des Richter Balz Bannmwart
und erhielt 1608 das Stipendium in Parid. Wie e8 jcheint,
16
wurde ihm auch das fpanifche Stipendium gegeben. 1614 hat
ihm die Regierung auf die fpanifche Penfion bin 112 Gl. ge⸗
lieben. Um diefe Zeit ift er in das Wilbelmiterflofter bei Kling:
nau eingetreten. 1622 wurde er zum Prior gewählt; feine
Mahl wurde aber angefochten. 1623, 19. Aug. befchließt der
Rath von Obwalden: E3 ſoll wegen dem Herrn Bannwart nad
Luzern gejchrieben werden, damit fie forgen, daß der Biſchof
nicht einen beichwerlichen Fuß jeße. Den 2. September 1623
wurde dann beichloffen: Herr Bannwart foll durch den Land⸗
vogt von Baden auf das Privrat eingejeßt werden. Parthei⸗
ungen haben, wie es fcheint, feine Wirffanifeit gehemmt, jo daß.
die Regierung den 27. Juni 1627 den Beichluß gefaßt, den
Weihbiſchof zu bitten, daß er ihn entlaffe. Nachdem feine Ent-
laflung erfolgt, fam er 1630 nad Obmalden und murbe 1631
in da8 Priefterfapitel aufgenommen, deſſen Sekretär er viele
Sahre geweſen. Zuerft war er Frühmeffer in Sarnen. Die
Frühmefje wurde aber nicht in der Dorffapelle, ſondern im
Frauenklofter gehalten. 1631, nad dem Tod von Wilhelm
Dörflinger, der 36 Jahre lang diefeg Amt mit großer Zufrieden:
heit befleidet murde er zum Schulmeifter erwählt. Er mußte
auch Unterricht im Lateinifchen ertheilen, da bie Schule zu Sar:
nen damals auch Kantonsfchule war. Vom Landfädelmeifter
erbielt er al® Bejoldung 100 Gulden. Außerdem mußte jeder
deutfche Schüler nebit dem Holz alle Sronfaften 15 Sch. und
jeder Lateinjchüler 20 Schl. bezahlen. Mit feinen Leiftungen
war man fo gut zufrieden, daß die Landsgemeinde 1632 beichloß,
er müfje nicht mehr um den Schulmeifterdienft bitten, fonbern
er könne denſelben bebalten, jo lange er wolle und fich wohl
halte. Zur Beit, als er Pfarrverweſer war, wurde ihm erlaubt,
entweder im Pfarrhof oder auf der Schule zu wohnen. 1643,
22. April. wurde der Landammann beauftragt, mit ihm zu re⸗
den, ob er fich nicht mit Schulden bezahlen laſſe. Nach der
Wahl eined neuen Pfarrer verſah er wieder die Frühmeſſerei
wie vorher. Es Tcheint aber, daß er bei Balaturen in der
Pfarrkirche bereitwilligſt Aushilfe geleiftet. Er ftarb den 17.
Februar 1644.
. 1638 Dez.—20. Nov. 1663. Wolfgang Schmied Sohn
des Wolfgang und der Katharina Blättler, geburen zu Sarnen
17
den 10. Februar 1600. Nachdem Roth in Engelberg ti: Pro⸗
feß abgelegt und feine Hoffnung war, daß er auf bie Pfarrei
zurückkehre, ſchritt man zur Wahl eines neuen Pfarrerd. Es
wurde nun Schmid gewählt, der damals außer dem Kanton fich be=
fand. 1620 erhielt er da8 Stipendium in Mailand. Geine
Brimiz feierte er den 30. Nov. 1625 zu Giswil, mo er bereit3
zum Helfer erwählt war. 4 Jahre nachher ging er in die
Fremde und begegnet und 1634 ald Kaplan in Appenzell.
Bald, nachdem er zum Pfarrer gewählt worden, wurde er ver:
dächtiget. Der Kirchenrath ſchrieb deßwegen den 16. November
1640 an den Pfarrer und Dekan Jakob Hafner in Schwyz und
ftellte ihm folgendes ebrenvole Zeugniß aus: „Wüflen aber
von gedachten unferem geliebten berren Pfarrherren Wolfgang
Schmied nitzts anderds alf daß er ſeit obngefahr in die 16
Monate, da er nit ohne jonderbaren Frucht bei alten und ſonder⸗
lich der Ib. Sugendt mit vnſerem gemeinem vergnügen und
wohlgefallen fich alfo ruhmlich und mwoll verhalten, daß wir nit
allein in feinem tun und laffen ein gutes benügen tragen, fon:
der? wegen feiner von Ihme underjchiblich guten vnd wohlge—
felligen qualitäten meiterd der ohngezweifelten Zuverſicht ge:
leben, daß aller argmohn hindangefegt wir dergleichen Slagen
gern überhept und dergleichen gebanfen ferners bei uns nit er=
mwedt werden.” Als er 1654 beichimpft wurde, jtellte ihın die
Regierung das Zeugniß aus, „daß er fi), wie es einem ehr—
lichen Pfarrherren zueftande, eremplarifch wol verbalte.”
An die Richtigkeit der damaligen Herenprozefle glaubte er
nicht immer ganz feſt und ungezmweifelt. 1643, 15. Juni legte
er beim Rath Fürbitte ein für einen 6'/sjährigen Knaben, der
von jeiner eigenen Mutter unfchuldiger Weile megen Hexerei
angellagt worden. In einer Predigt, die er im Jahre 1657
gehalten, bemerkte er, daß drei WeibSperfonen, die megen Un:
holderei bingerichte: wurden, Unrecht geicheben fei. Als ihn die
Regierung deßwegen zur Rechenjcha't aufforderte, entjchuldigte
er fi mit einem „Ichier fpöttlichen” Zeddel. Damit nicht be=
friedigt, drängte fteihn, bis er verfpradh, die Rede zu verbeifern.
Nach dem Glauben der damaligen Zeit, dem auch die Re
gierung den 24. Mai 1649 gehuldigt, verfündete er am 11. Sonn=
tag nah Pfingiten des Jahres 1654, daß heute und morgend=
18
nad dem Gottesdienft 15 Baterunfer und drei Glauben gebetet
. werden, weil am Mittivoch eine Sonnenfinfterniß ftattfinde und
weil nach einer folchen etwas Befonderes, und zwar gewöhnlich
mehr Böfes als Gutes folge.
Am Pfingftfelt 1650 ermahnte er das Volk, beim Leichen
der Betglode andächtig und mit gebogenen Knieen Gott zu bitten.
Am 5. Sonntag nach Pfingften des gleichen Jahres kündet er
den neuen Schulmeifter an und ermahnt die Eltern „daß fie
ihre Kinder fleißig in die Schuol fchiden wollen”. Weil ihm
an der Schule und Chriftenlehre viel daran gelegen, deßhalb
ermahnte er den 15. April 1660 auch das Priefterfapitel, fleißig
Chrijtenlehre zu halten. .
Am Djterfeft 1657 verfündigte er, daß am nächiten Sonn:
tag der weiße Sonntag ei, an welchem die jungen Leute, welche
noch nicht Fommunizirt haben und denen es von dem Beichtoater
erlaubt ift, folen fommuniziren auf die Weil’ und Form, mie
andere Jahre. Die Prarid, den Empfang der eriten bl. Com:
munion vom Urtheil des Beichtvaterd abhängig zu machen, ent:
pricht zwar dem römischen Katechismus und ber Lehre des HI.
Karl Borromäus; allein man tft doch aus guten Gründen all:
gemein davon abgemwichen.
Er war fehr eifrig für Einführung der Väter Kapuziner in
Sarnen und erfchien deßwegen den 26. April 1642 vor Rath,
um den einftimmigen Wunſch der Geiftlichfeit Fund zu geben.
Er war auch einer von den Abgeordneten an das Provinzial:
fapitel, welches fih am 4. Juli in Rapperswyl verfammelt.
Da fih in der Kapuzinerbibliothef mehrere Bücher von dem-
felben befinden, fo fcheint es, daß er ihnen feine Bibliothek ge-
fchenft, was auch andere Geiftliche dieſer Zeit gethan.
Noch mit größerem Eifer betrieb er die Seligiprechung des
fl. Bruder Klaus. Er murde in diefer Angelegenheit mehr als
einmal zum päpftlichen Nuntiu8 nad Luzern und zum Bilchaf
nach Conſtanz gejendet und im Dftober 1652 an der Conferenz
der katholiſchen Orte zum Profurator im Bruder⸗Klauſen⸗Prozeß
gewählt. Seine viele Mühe und Arbeit wurde erſt nach feinem
Tod mit dem erwünjchten Erfolg gekrönt.
Er war auch Protonotarius Apostolicus und wurde 1642,
nachdem Pfarrer Wanner als Chorherr nach Zurzach gezogen,
19
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zum Sertar gewählt und dadurch nebft Defan Mäber an bie
Spite der Geiftlichkeit Obwalden? geftellt. Sein Tod erfolgte
den 20. Nov. 1663 im 63. Altersjahre, nachdem er 38 Jahre
Briefter geweſen und ber Pfarrei 25 Jahre mit dem größten
Ruhme vorgeftanden. Sein Porträt, welches ihn barftellt, mie
er todt auf dem Sterbebett liegt, befindet fich im Mufeum.
1663, 9. Dez. bis zu feinem Tode, den 10. Mai 1704,
Johann BenedittAnderhalden von Sarnen, ein Sohn des
Andread. Derjelbe wurde 1651 zum Briefter geweiht, nachdem er
vorher Diſpens erhalten hatte, weil er noch nicht das vorge:
Schriebene Alter erreicht. Seine Primiz am 2. Sonntag im
DOM. bat er mit großem Glanz gefeiert. Probft Jodokus Knab
in Luzern und die Aebtiſſin Maria Ignatia Schäli waren feine
geiftlichen Eltern. Beide fandten ihre Stellvertreter. Die Aeb-
tiffin ftarb wenige Stunden nachher den 12. Dftober und wurde
zu einer noch größeren Jubelfeier abberufen. Sein Lebrvater
oder geiltlicher Bater war Pfarrer Wolfgang Schmid. 1651
wurde er Kaplan in Kirchhofen, 1654 Helfer und 1663 Pfarrer
und Bat fomit feiner Gemeinde in verjchiedenen Stellungen
53 Jahre lang gedient Kein anderer Geijtlicher hat fo lange
in Sarnen gewirkt. Unter ihm und feinem Borgänger hat bie
Sittlichfeit und das Firchliche Leben einen großen Auffchwung
erhalten, jo daß unter 200 Geburten faum eine unebeliche vor⸗
tommt. Nach dem Tod von Pfarrer Keller in Kern? wurde er
im Mai 1694 zum Sextar erwählt. Sein Porträt befindet ſich
im Mujeum. Gemäß demfelben trug er ein zierliche8 Schnäuzchen,
wie fein Vorgänger.
1794, 18. Mai,— + 21. Febr. 1731. Karl Leodegar Schäli
von Sarnen. Derfelbe war der Sohn ded Hans Melchior und
der Anna M. Weniger und wurde den 17. Auguſt 1668 ge:
tauft. 1693 wurde er Zum Priefter geweiht und übernahm
dann die Lateinfihule in Sarnen, mit der gewöhnlich auch die
Frühmefſe verbunden war. Wegen diefer Schule gab ihm die
Regierung 1693 50 Pfd. und 1694 40 GI. zur Belohnung. An
die Prämien, die er ausgetheilt, gab. ihm die Regierung alljähr:
ich 2 Thle. 1701, 21. Sept. wurde er Kaplan in Kirchhofen
und 1703, 7. Jänner Helfer bis zu feiner Wahl als Pfarrer.
Er und feine vier Nachfolger hatten eine ausgezeichnete Hand:
20
Schrift Im Todtenbuch wird er „beitmeritirt, Teeleneifrigft”
genannt.
1731,—} 28. Sept. 1749 Karl Joſ. Weniger. 1720,
13. Jänner, wurde er vom Bapfte für 13 Monate dilpenfirt, da
er noch zu jung war, um die Prieftermeihe empfangen zu könn en.
Nach feiner Primiz im Auguft 1720 ſetzte er in Luzern feine
Studien fort und bereitete fi vor zum Empfang des Doktor⸗
butes. 1721, 31. Mai widmet er der Regierung von Obwalden
die Lehrjäge, die er aus der ganzen Theologie zu vertheidigen
hatte und entfchuldigte fich, daß er die biezu geftochenen Bilder
noch nicht bei Handen habe. Den 21. Juni erhielt dann jeder
Rathefreund ein folches Bild und ed murden ibm bon ber
Regierung 10 Louisdor verehrt. Dr. Arnold Rohrer, Kaplan
im Hof in Luzern, deſſen Theſen ſammt Bild fi im Kapuziner= -
Hofter zu Sarnen befinden, wurde von berfelben als Argumen=
tant beitimmt, d. 5. um gegen verjchiedene Lehrſätze oder Thefen,
die Weniger vertbeidigen Jollte, Einwürfe zu machen. Dr. Robrer
Schreibt den 3. Juni an bie Regierung, Herr Karl Weniger werde
ihnen mehr Ehre machen, als er. Da Weniger nirgends als
Doktor der Theologie titulirt wird, fo ift man zur Vermuthung
berechtiget, daß dieſes Eramen nicht mit dem gemwünjchten Erfolg
gefrönt worden. Deffenungeachtet war er ein tüchtiger Geift-
licher. Zuerft lebte er einige Jahre außer dem Kanton. 1727
wurde er Kaplan im Stalden und verfpricht 200 Hi. Meffen zu
lefen, wenn fein Bruder und befien 2 Söhne in das Nandcecht
aufgenommen werden. Bon ber Landesgemeinde murde diejes
Anerbieten angenommen. Nachdem Schäk geftorben, wurde
Weniger zum Pfarrer gewählt. Bei der Enthebungsfeier in .
Sachſeln im Jahre 1732 hielt er die Schlußprebigt ; 1738 den
19. Sept. Vormittag predigte er zu Einfieveln an der Engel:
mweihe und wurde von Bedienten in ber Ortsfarbe dahin begleitet.
Unter ihm wurde eine neue Pfarrfirche gebaut. Als oh.
Nikodem von Flüe 1731 auf die Pfarrei in Sadjeln rejignirt
und ald Probft nach Bifchofdzell gezogen, wurde er zum Sertar
und fpäter zum Kammerer gewählt. In der Alp Breitenfeld
in Zungern hatte man ſeit Jahren viel Unglüd unter dem Vieh.
Es wurden verjchiedene Mittel angewendet, allein ohne den ge⸗
wünfchten Erfolg. Endlich jchrieb man nad Rom. Der Bapft
21
RI NEST?
gewährte ber Gemeinde Lungern einen bollfommenen Ablaß,
unter der Bedingung, dab man beichten und fommuniziren folle,
drei Tage Tafte und reichlich Almofen fpende. Um diefen Ab:
Iaß zu verkünden und Frieden und Eintracht wieder berzuftellen,
perreißte Pfarrer Weniger den 19. Sept. 1746 nach Lungern;
allein die Wege Gottes find unerforſchlich. 5 Stunden nad feiner
Ankunft dafelbft wurde er vom Schlag gerührt. Er konnte noch
mit den hl. Sakramenten verjehen merden und ftarb 8 Tage
nachher im dortigen Pfarrhof. Das ganze Land wurde in große
Trauer verfegt. Sein Leichnam wurde, von einer großen Volks⸗
menge begleitet, oh Sarnen getragen und am Feſte des hl.
Michael zur Erde beftattet. Als Pfarrer Nikolaus Berwert in
Alpnad von diefem traurigen Todesfall Kunde erhielt, fehrieb
er an den Priefter Dr. Nikolaus Mofer in Luzern, ber auf ber
Mühle zu Kirchhofen feine Jugend zugebradt: „Es ift mir un-
möglich, den Schmerz zu beichreiben, von dem ich erfüllt bin,
wegen dem unerwarteten und allzufrüben Tod von Gamerer
Weniger. Er mar der Gelehrtefte unter den Gelehrten, ein
Bater der Geiftlichen, die Freude des Volkes, eine Zierde des
Baterlandes.”
1749, 3. Dftober—+ 14. März 1768. Franz Nilolau
Wirz, Dr. Theo. Er mar der Sohn des Schlügenmeifter
Zranz Ludwig und der M. Katharina Stodmann und mwurbe
1707 geboren. Nach feiner Primiz im Jahre 1732 ging er nod
ein Jahr nach Luzern, wahricheinlich um fich zum Empfang des
Doktorhuts vorzubereiten. 1734 wurde er in da3 Prieſterkapitel
aufgenommen und blieb unverpfründet, bi3 er den 1. März; 1738
als Feldprediger zum Regiment Wir; in Spanien verreiste.
1743 wurde er Kaplan in Stalvden, 1749 Pfarrer in Sarnen.
Er war auch Protonotarius Apostolicus und 1746 Sekretär bes
Bierwaldftätterfapiteld. 1755 predigte er an der Engelweihe in
Einfiedeln und 1766, 2. Zuni, erhielt er vom Biſchof die Er:
Iaubniß, mit zwei ober drei anderen Brieftern den Exorcismus
in ber Kaplanei zu Kägiswil, die man 5 Jahre vorher aus
Furcht vor Gefpenftern verlaffen hatte, vorzunehmen. Als ein:
mal die ganze Woche hindurch feine Gedächtniß mar, da fchrieb
er zum Troft für feine geiftlichen Mitbrüder in das Verkünd⸗
Huch hinein: „Seib nicht befümmert um das, was ihr efien
22
und trinfen und womit ihr euch befleiden werdet. Euer Bater weiß,
daß ihr deſſen bebürfet und wird es euch geben.” In der Grabe
fchrift wird er gerühmt wegen feinem Geift und feinen Kennt⸗
niffen, wegen feiner Klugheit und Berebfamteit, auch weil er in
bie Sakriſtei Foftbare Gewänder und auf den Hodaltar ein
vergoldetes Herz Jeſu angeihafft und ganz beionders, weil er
die Kapelle vom guten Rat in feinen Koften gebaut.
.. 1768, 19. März, — 14. April. Karl Ignaz Müller aus der
Schwändi. Derfelbe war ein Sohn des Wolfgang und der Magda-
lena Furrer und wurde zu Sarnen den 3. März 1720 getauft.
Eein Pathe war Kaplar Franz Ignaz Zurrer. Wenn man das
Taufbuch von Sarnen durchgeht, fo findet man, daß ein großer
Theil der Geiftlichen diefer Gemeinde Geiftliche zu Taufpathen
gehabt. 1739, 8. Okt. erhielt er das Stipendinm in Mailand.
Auf der Kaplauei im Stalden find noch einige bon feinen Kol⸗
legienbeften. Seine Primiz feierte er den 10. Jänner 1745.
1749, 13. Nov., wurde er Kaplan in Kägiswil, 1753 80. Sept,
Helfer in Sarnen, und 1768 Pfarrer dafelbft- Diefe Würde
und Bürde bat ihm aber jo ſchwer gemacht, daß er krank wurde
und 26 Tage nach feiner Wahl ftarb, bevor er won Münfter
corfirmirt war und die Pfarrei angetreten.
1768, 17. April—+ 5. Dez. 1780. Joſ. Anton Schmid
A. A. L. L. et Phil. Mag. Derfelbe mwurbe getauft den 23.
Oftober 1728. Sein Pathe war Klojterfaplan Stör. Er war
der ältefte Sohn des Lieutenant Karl Anton und der M.. Therefin
Stör, welche an der Rüthi zu Sarnen gewohnt. Sein Vater
war Kunftmaler und fein Bruder Balz Fidel mar Altarbauer
und Bildhauer. Beide haben für die news Kirche gearbeitet.
Kaplan Sebaftian Schmid in St. Nillaufen und Jeſuit P. Alois
waren feine Onkel. Ein Bruder desfelben ftarb als neuge:
weihter Priefter in Dillingen. Sein Großvater Job. Franz
war Hauptmann in fpanifchen Dienften und verlor an ber
fpanifchen Krone oder deren Berwaltern 11,942 Zr., bie man in
den Sahren 1711, 1757, 1761, 1792 und 1793 umfonft rekla⸗
mirt. (Siehe Chronik von Kern? S. 86). In Folge deilen und
in Folge der vielen Studierkoſten find dann die Vermögens:
verhältniffe weniger glänzend geworden. 1762, 18. Dez., nad
dem Tod feines Vater erbielt Läufer Büeler den Auftrag, die
28
N a 0 a)
„Jeſuitenſchuld“, d. i. die Studirkoſten, welche 405 GT. betragen,
mit Baargeld zu bezahlen. 1762, 12. Jän. beichließt der Rath,
Dr. Ettlin fol die Gelten befriedigen gegen den Ziegelhüttenbrief
oder biefen den Selten geben. 1750, 25. Nov. erflärt die Re:
ierung, daß Haus und Hoftet an der Rüti als Berficherung
ür ein Patrimonium von 1000 Thlr. für Joſ. Anton, den
Sohn des Lieutenant Schmid, genüge. Als man fpäter das
Heimweſen verkaufen wollte, fuchte man es von biefes Servitut
zu entlaften. Die Regierung veriprach deßhalb den 23. Juni
1780 gegen Grlegung von 100 Pfund dad Patrimonium zu er:
theilen. Da er aber bald nachher, den 5. Dezember, ftarb und
fein Nachlaß nicht großartig war, fo wurden ihm diejelben ge:
ſchenkt. 1752 wurde er als junger Briefter in das Prieſter⸗
Tapitel aufgenommen und 1753, 80. Sept., zum Kaplan in
Kägiswil gewählt, wo er blieb, bis er 1768 als Pfarrer nad
Sarnen 308. Zu Kägiswil hielt er Borlefungen über Philoſophie,
befaß daſelbſt ein eigenthümliches Haus und Hoftätli. Wenn er
auch nicht rei war an zeitlichen Gütern, fo war er gleich:
wohl ein tüchtiger Pfarrer. Klofterfaplan Jakob nennt ihn „aus:
gezeichnet” und Pfarrer Johann Georg von Flüe Hält ihn für
einen „gelehrten, vortrefflichen und gutgefitteten Mann”. 1777
predigte er an der Engelmweihe und 1780 mwurbe er mit Um:
gehung der gewöhnlichen Rangordnung zum Präſes des Kapiteld
gewählt. Er war auch Pedell des Bierivalpftätterfapiteld und
ftarb in Folge einer langwierigen Waſſerſucht.
1780—} 31. Dez. 1801. Joſ. Ignaz Defiderius Zum:
ftein von Lungern. Derjelbe ftubirte in Luzern und primizirte
im Juni 1770. Den 20. Oktober wurde er Brofefjor im Col:
legium, 1772 Kaplan in Kirchhofen, 1779, 2. Mai Kaplan in
Stalden und im Dez. 1780 Pfarrer in Sarnen. 1771, 31.
Auguft wurden ihm als Brofeflor wegen der theuren Zeit 6 GI.
Honoranz geſprochen. Da er fchon im Sommer zum Kaplan
in Kirchhofen gewählt worden, fo erlaubte ihm die Regierung,
bis zur Vakanz die Schule im Collegium fortzufegen. Sonntag
den 22. DE. 1796 verlündete er von ber Kanzel: „Es wird
auh an diefem Tag die H. Mifffon ihren anfang nemmen.
Andächtige werben beftmeinend erjucht biffe heilvolle Zeit Gott
und dem fo wichtigen Gefchäfft def feelen heil3 mit warmem
24
V I NRIESE
eiffer und Andacht zu ſchenken, nicht zweifelnd, ein ieder werde
dabei in glaubenswahrheit gefterft vill nußliche® zum Zroft,
Vergnügen und ruhe feiner feel finden. Dieſe Miffion währte
8 Tage lang. 1798 hielt er einen Dankgottesdienſt für die
Soldaten von No. 6, die Ende Febr. abmarſchirt und den 10.
März aus der Gegend von Herzogenbuchjee glücklich heimge⸗
kehrt. Zur Zeit der Helvetit war er franzöfifch gefinnt; er fol
es aber ſpäter bereut haben.
1802, 6. Sän.—1. Febr. 1808. Joſ. Maria von SIüe
von Kerns. (Siehe Chronif von Kern? S. 43.) Er war ein
Sailer: Schüler und kollektirte 1794 für bie ausgewanderten
franzöfifchen Geiftliden, mit Empfehlungen vom Biſchof in
Conftanz und von Kafpar Lavater in Zürich verfehen, in ber
franzöſiſchen und beutichen Schweiz, bei Katholifen und Prote-
ftanten. Hätte ihn der Tod nicht fo ſchnell hinweggerafft, dann
wäre durch feinen Freund Abbe Gerard, der zur Zeit der fran-
zöfifchen Revolution in Sachjeln gaftliche Aufnahme gefunden
und auf den fel. Bruder Klaus einen lateiniihen Hymnus ver-
faßt und der Regierung gewidmet, in Sarnen ſehr wahrſchein lich
ein Seminar für beut| de Lehr] Aipeftern gegründet worden. Volksfr.
1885 Nr. 1 und 26; Ming. I
1808, 7. Horn. — 7. Des. 836. Melchior Joſef Sig:
riſſt von Sarnen wurde geb. den 7. März 1780 und zum Prieſter
geweiht ben 26. Mai 1804, nachdem ihm Pfarrer Stodmann
in Giswil den Tiſchtitel gegeben und er nit Auszeichnung zu
Freiburg in der Schweiz Theologie ſtudiert. 1807, 1. Mai
wurde er Kaplan zu Kicchhofen, nach einem halben Jahr Kap⸗
lan im Stalden und nach 14 Wochen Pfarrer in Sarnen. 1836,
22. Dit. wurde er vom Prieſterkapitel in die Schultommiffion
gewählt, der noch zwei von ber Regieruug gewählte Mitglieder
angehörten. Er war überhaupt ein Freund der Jugend und ber
Schulen. Statt ded untauglichen Lehrerd und Organiften nad
ber Medintionsregierung fuchte er Karl Eitlin für die Schule
zu gewinnen. Unter ihm fingen bie Kloſterfrauen an die ſo
gedeihliche Töchterſchule zu halten und bauten anf eigene Koſten
ein Schulhaus. Er betrieb auch beſonders im Jahr 1831 den
Schulhausbau für die Knabenſchule und ſammelte Steuern.
Wegen Seiner edlen Eigenfchaften wurde er 1830, nach dem Tode
25
des Pfarrers Johann Georg von Flüe, zum Kommiffar gewählt.
Er hatte eine eigene Gabe, wiberftreitende Elemente durch fein
Anſehen, feine Leutfeligfeit nnd feine große Klugheit zu befänf-
tigen. Gemäß Signalement war er einMann von 5 Fuß und
1 Zoll, mit braunen Haaren, grauen Augen, mit einer langen
Rafe, einen mittelmäßigen Mund, einem runden Kinn, einer
breiten Stirne und einem runden Geficht.
1840—+ 7. Suli 1845 Kafpar Sofef Anton Wirz. Der:
jelbe war der Sohn de Johann Anton Wir; und der Anna
M. Ettlin und wurde geboren den 7. Auguft 1795. 1820
wurde er zum Priefter geweiht. Nachdem er einige Zeit bei dem
Hlinden Pfarrer und Commiffar von Flüe in Kerns Bilar ge:
mwejen, wurde er 1825 zum Kaplan im Stalden gewählt. 1839,
22. Dez. wurde er auf die Pfarrei zu Sarnen berufen, bie er
dann den 8. Jän. 1840 angetreten. Nach kurzer gejegneter Wirk:
Tamfeit ift er derfelben entriffen worden. Die Grabichrift ſchil⸗
dert den Schmerz der Gemeinde und den Dahbingefchiedenen in
folgender Weiſe:
„Entriffen ward er jedem Herzen
„Die Schäflein alle Hagten Gott
„Dit Thränen, Jammer und mit Schmerzen
„Des guten Hirten frühen Tod.
*
„sm bellften Licht der Tugend ftrablte
„Sein frommes Leben immerfort,
„Das befte Prieſter⸗Bildniß malte
. „Sich ab an ihm in That und Wort.
*
„Sein Geift blickt jeht vom Himmel nieder
„Und ruft und Allen freundlich zu:
„Bald fehen wir ung, Freunde, mwieber
„Sm Land des Friedens und der Ruh’
1845, 20. Juli—5. Apr. 1888. Franz Sofef Dillier.
Derfelbe wurde geb. den 21. Nov. 1801 und zum Priefter ge:
weiht den 5. April 1828. Seine Primiz feierte er den 21.
April. Er wurde dann Frühmeffer und 2 Sahre nachher Helfer
in Alpnach. 1849 wurde er in den Erziehungsrath gewählt,
26
III I IS
dem er bis zu feiner Nefignation angehörte. 1870 wurde er
Schulinipeltor und 1874 bilchöfl. Gommiffar. 1870, 14. Auguft
feierte er da3 2djährige Pfarrjubiläum und 1878, 19. Mai da
5Ojährige Priefterjubiläum. Unter ihm wurden 2 Miſſionen
gehalten und die Kirche renopirt und mit einem zweiten Thurm
verfeben. Während feiner Amtöverwaltung wurde bad Waiſen⸗
haus, der Spital und das Convikt "gebaut, wobei er mit Rath
und That mitwirkte Er tft nun, ſoweit befannt, am längiten
Pfarrer von Sarnen geweſen und nur wenige find es, die das
Glück hatten, fo lange Priefter zu fein. Er ftarb am 60. Jahres:
tag feiner Priefterweibe den 5. Apr. 1888. Inter ihm wurden
8599 Kinder getauft, find 8343 Perſonen geftorben und 888
Chen geichloffen worden.
1888, 22. Apr. wurde Hr. Melchior Britfehgi von
Alpnach zum Pfarrer gewählt. Derfelbe ift ein Sohn des Raths⸗
herrn Melchior und der Margareth Dillier und wurde geboren
zu Alpnach den 1. Auguft 1845, 10 Tage nachdem fein Onkel
Pfarrer in Sarnen geworden. Nachdem er feine Studien in
Sarnen, Innsbruck und Chur vollendet, wurde er den 7. Aug.
1870 zum ®Briefter geweiht. 1870, den 28. Auguſt feierte er
feine Primiz und wurde fofort von feinem Onkel als Bifar an⸗
geftelt. Seine Wahl zum Helfer erfolgte ebenfalls im Auguft.
Bon 1872 5i8 im Juni 1879 war er Rebalteur des „Vollks⸗
freund”. Im Frühling 1877 machte er eine „NRundreije durch
Italien“, die in einem Büchlein beichrieben ift, und im SHerbft
1887 eine Reife durch Frankreich und Spanien.
Dfacrhelfer.
Die Helferei war 1275 fchon geftiftet. Das Verzeichniß
der Helfer ift im Anfang wie bei den Pfarrberren Tüdenbaft.
Der erite, der und begegnet ift:
1317. Johann, Pfründer von Sarnen. GEſchf. 15,49.
1179. Johann Beiner Er kaufte den 1. Mai 1379
mit Pfarrer Ulrich von Bramberg und Johann von Moos den
Zehnten zu Ruckiſchwil, Geſchf. 24, 152.
1385. Johann Siz.
27
IE TED
1575. Chriftophorus Manbard. Er ftifete mit Pfarrer
Beter Martin ein Jahrzeit. 1588 und 89 war er Pfarrer in
Hermetichwil. 1594—98 verfah er die Kreuzpfründe in Münfter.
1579. „Hr. Martin” erhält das Landrecht.
1588, 26. März wird Jörgi Melcher nebft Schulberr
Lüthi vor dem zmeifachen Rath wegen Friedbruch und Schlägerei
verflagt. Der Rath erfennt: Es fol ihm an Ehren unſchädlich
fein. Er war auch Helfer in Alpnach.
1594 unterfchreibt Johann Müller den Proteft gegen bie
hohe Regierung. Ein Johann Müller war 1592 und 93 Pfarrer
in Doppelfchwand, fpäter Kaplan am Hof in Quzern, Pfarrer
in Gaiß und Kaplan in Rußwil. Er war auch Pilger nad)
Rom und Compoftella.
1594—1612. Beat Seymannn. Vorher war er Pfarrer
in Zungern. 1577 erhielt er dad Lanbredt. Sein Bruder
Klaus behauptet vor Gericht: Er habe von feinem Bruder Hrn.
Beat gehört: „Es feien Vier im Land, denen er des glaubens
halb In ſynem herzen nüsit trüeme". Gr mußte Widerruf
leilten, ausgenommen in Bezug auf Landammann Balz Heinzli,
welcher ſpäter nach Quzern gezogen.
1613—1614. Johann Anderhirfen. Siehe Pfarrherren.
1614— 1615. Wolfgang Blättler von Kerns. Er ftudirte
in Mailand und wurde daſelbſt Doktor der le und ſpäter
Prot. apost. und Sertar. 1615 wurde er Pfarrer in Alpnad.
Dort errichtete er das erfte Taufbuch, welches aber verloren ge⸗
gangen, und batte überhaupt eine gute Drbnung. Wegen vielen
Verdrießlichkeiten refignirte er 1618 freimillig, zum höchſten Be⸗
dauern vieler Pfarrkinder. 1619 an St. Othmar wurde er
Pfarrer in Lungern. Schon bei ber Pfarrwahl verwendete er
fih dafür, daß die Kirche vergrößert wurde. In Folge deſſen
wurde dann der Dachſtuhl um ein Klafter erhöht, die Mauer
gegen die Mühle hinab gefchliffen und um 2 Klafter verlängert
und das Chor und die Safriftei neu gebaut. Die Ringmauer
um ben Friedhof wurde erweitert und erhöht. Nach Turzer
Wirkſamkeit ergriff er fchon wieder den Wanberftab. 1621 er-
bielt er vom Fürftabt in St Gallen die Pfarrei Niederbüren.
Weil er ein Stipendium genoffen, bittet er den 27. Horner 1621
um die Erlaubniß, diejelbe antreten zu dürfen. Er wolle wieder
28
heimfehren, wenn man feiner bebürfe. Die Regierung erlaubte
es, jedoch fol er „ehrlichen Lüten ihre dochter daheimen laffen.”
1623 im Dt. erfcheint er als Pfarrer in Weinfelden vor ben
Hauptleuten und bittet um Beiftand gegen die Kaiferlichen.
Geſchf. II, 227. Er war auch am Feflelringifchen Handel be:
ttheiliget. Bon ca.- 1638—45 war er Pfarrer in Frauenfeld
und wurde dafelbft Dekan. An Kern? ftiftete er ein Jahrzeit
welches alljährlich im Brachmonat gehalten wird. Die eriten
Kapuziner in der Schweiz waren befanntlich Staliener. Als
er einft zu Frauenfeld den Bruder Zacharias frug: Wann
er deutjch Iernen wolle? da antwortete ihm diefer: Es wäre für
ihn beſſer und nützlicher, wenn er ſchweigen könnte.
| 1615—1618. Soft Kündig. 1615 erhielt er das Land:
zecht, 1618 wurde er Pfarrer in Ingenbohl, Tpäter Pfarrer in
Schübelbach und 1627 Pfarrer in Wolfentchießen.
1619 u. 20. Blafius Schneider von Malterd. Derfelbe
war von 1592—95 Pfarrer in Sempad, 1598 Pfarrer in
Stand. 1599 ging er wahrfcheinlih als Pfarrer ins Elſaß.
1604—06 war er Pfarrer in Sarmenftorf, 1627—29 Kaplan
in der Senti und 1629 u. 30 Pfarrer in Romoos. Er ftiftete
in Malter3 eine Kaplanei, auf welcher er dann nad) einem be-
wegten Leben in hohem Alter den 9. Februar 1654 geftorben.
1620 u. 21. Kaſpar Schmid. Diefer hatte vor 1616 das
Stipendium in Paris. 1621 wurde er Pfarrer in Zungern und
im gleichen Jahr noch Kaplan im Stalden. Er ftarb den 29.
März 1626. Er war wahrſcheinlich der Sohn des Landſäckel⸗
meilter Conrad Schmid und der Anna Anderhalden und murde
den 9. November 1594 getauft. |
1621—26 und 1639— 39. Johann Martin Kniebüler
von Wiligau. Derfelde war 1605 Vikar in Baldingen, 1612
Pfarrer in Wolfenfchießen, von 1613—15 Pfarrer in Alpnad.
1617 begegnet er ung als Rektor oder Pfarrer in Lötfchen, Kt.
Wallis. 1612 Fam er wieder in’d Land und wurde neuerbingd
in's Priefterkapitel aufgenommen. 1629 war er Pfarrer im
Wäggithal und nennt dasſelbe „Thal der Thränen.
1627 und 28. Jakob Krieger von Nidivalden. Er erhielt
den 9. Horn 1619 das PBatrimonium und 1620 das Landredit.
1620 mwurbe er Kaplan im Stalden, 1626 Pfarrer in Lungern,
29
wo er die Rofenfranzbruderfchaft einführte, und 1627 Helfer in
Sarnen. 1628-80 war er wieder Kaplan im Stalden und
1631—33 Pfarrer in Alpnach. Pfarrer Roth meint, er fei ein.
Krieger nicht nur dem Namen nach, fondern aud in der That
— „re et nomine”, Gr weigerte fich 1628 als Kaplan im
Stalden an einer Prozeffion zu erfcheinen, die alljährlich am
Teft des Heil. Thomas gehalten wurde, um bon der Peſt be-
wahrt zu bleiben. Weberhaupt wollte er nicht® thun, wozu er
nicht ftreng verpflichtet war. |
1628 und 29 war die Helferei, wie es jcheint, unbefegt.
1630— 39. Johann Martin Kniebüler. Siehe oben.
1639 April—1641. Johann Chriftophorus Ravara von
Enfisheim im Elfaß Beim Abſchied fchenfte er dem Pfarrer
Wolfgang Schmid „aus befonderer Zuneigung und Liebe” ein
Buch, welches fich in der Kapuzinerbibliothef befindet, und nennt
ihn den „mwürdigiten und wacbarften”.
1641, 28. Mai zog Johann Mofenrott von Luzern auf die
Helferei und ftarb dajelbft den 11. Juli 1650.
1651—54 Johann Walter Wirz, Sohn des Mathäus und
der Barbara Ming, am Bürgel beim Schwibbogen. Derſelbe
erhielt 1643 da8 Stipendium in Mailand, nachdem er zuvor
ben weltlichen Bla oder das fpanifche Stipendium bafelbit ge-
habt. 1647 wurde er zum Briefter geweiht und Kaplan der
Klofterfrauen in Sarnen. 1648 wurde er von ber Landesge⸗
meinde neben Dech3lin, melcher die Primarfchule zu beforgen.
hatte, zum Schulmeifter der Lateinfchule gewählt. Er war zus
gleich bi8 1651 Kaplan in Kirchhofen. 1654 wurde er, nach:
dem man feine Wahl als Pfarrer in Emmetten nicht anerkannt,
Pfarrer in Iberg. 1662 hielt er fih in Obwalden auf. 1668:
war er Pfarrer zu Redingen und dann zu Wohlen in Lothringen.
1676 wurde ihm die Pfarrei Aadorf im Thurgau zugeftellt.
Als er 1680 diefelbe verließ, machte er VBorfchläge zum Beten
diefer Gegend. Es wird ihm wegen „feines hroßen fleißes und
eyffers“ gedankt. 1683 begegnet er ung ald Kaplan in Rothen⸗
thurm. Seine Köchin, Maria Kathrina Möhrin von Moltzheim
im Elfaß, machte in diefer Zeit zu feinen Gunften ein Teſta⸗
ment. Seine irdifche Wanderjchaft vollendete er den 2. Februar
1686. Derfelbe war ein unrubiger und unzufriedener Mann.
30
Wegen feinen Schimpfereien, um die man fich jegt nicht mehr
ſo intereffiren würde, zog er fich viele Unannehmlichkeiten und
Strafen zu. Schon 1647 mußte er Widerruf leiften und den
Bätern Rapuzinern ein Lagel Ejchenthaler bezahlen. 1652, 24.
Dftober beichloß das Priefterfapitel, daß er Widerruf Ieifte,
dem Kapitel, welches ſich wegen ihm verjfammelt, das „Morgen:
brod” gebe und 10 GI. „in die Kammer” (Kapitelskaſſe) zahle.
Auf den Antrag des Pfarrer? in Alpnach aber wurde dann die
Geldftrafe in folgender Weife liquidirt: Er mußte ftatt der⸗
jelben den Bätern Kapuzinern 6 Map guten Wein verehren.
1681, als er -fchon in vorgerüdtem Alter fi) befand, fchimpfte
er über den fpanifchen Gejfandten, machte fich landesflüchtig
und bat dadurch die Aufmerkſamkeit des ſpaniſchen Gefandten
und des päpftlichen Internuntius auf fich gezogen.
1654—63. Johann Benedift Anderhalten. Siehe
Bfarrberren.
1664, 29. Zän.-—1668, 4. Auguſt. Kaſpar Muff von
Stand. Das Prämium, welches er 1657 in der Rhetorik er-
hielt, befindet fich in der Kapitelsbibliothel. 1660, 12. Jän.
wurde ibm das PBatrimonium auf den Spital in Stand gegeben.
1661 wurde er Helfer in Gismwil, 1664 Helfer in Sarnen, 1668
Pfarrer in Bedenried, 1675 Pfarrer in Giswil, wo er den 15.
März 1682 ftarb. 1667 am Charfreitag hielt er zu Sarnen
zine lateinische Rede über das Hexenweſen und bejonderd über
das Graminiren. Die Regierung fühlte fich beleidigt und be-
ſchloß: Er fol fich des Predigen® müffigen und im Mai fein
Glück außer dem Land fuchen. Der Pfarrer von Sarnen und
andere Geiftliche, die im Geheimen mit ihm einverftanden waren,
legten den 23. April 1667 zu feinen Gunften Zeugniß ab und
entfchuldigten ihn, indem fie fagten, er habe das nur „discursive“
gelagt; allein man fand die Satisfaktion ungenügend. Daß
die Gegner des Hexenweſens fchon damals einen großen An-
bang hatten, gebt daraus hervor, daß er dann fofort Pfarrer
in Berfenried geiworden und daß ihm dag Briefterfapttel ein
Zeugniß erfter Klaſſe „in optima forma“ ausgeſtellt. Weil er
der Regierung etwas zu nahe gekommen, deßwegen wurde er
der 15. Novbr. 1675 vom Rath nur unter der Bedingung als
Pfarrer von Giswil konfirmirt, daß er jährlih um die Pfründe
81
Kitte und ſich vor allzu großem Eifer hüte. Deſſenungeachtet
Bat diefe Rede auf die Eraminatoren bei den Herenprozefien
einen guten Einfluß ausgeübt.
1668, 2. September— 1683. Chriftopborus Schäli. Das
Stipendium in Mailand wurde ihm den 22. Dftober 1650 unter
der Bedingung gegeben, bat er den Tifch zahle, wenn er nicht
Briefter werde. Für ſolche Stipendianten, die fein eigened Ver:
mögen in Ausficht hatten, mußte Bürgfchaft geleiftet werden.
Bon 1652 —54 war er Helfer in Alpnach. Alddann fcheint er
einige Jahre außer dem Land gemweien zu fein. 1640 wurbe er
Kaplan im Stalden und 1668 Helfer in Sarnen. Er und fein
Nachfolger" waren auch Präſes des Prieſterkapitels. Am hohen
Donnerftag 1683 wurde er von diefer Welt abberufen.
1683, 1. Mai—+ 23. Dez. 1702. Abraham Stör. Er war
ein Sohn des Färbers Caſpar Stör, welcher 1627 um 300 GI.
das Landrecht gelauft, und der Marie Bucher, und wurde ge:
tauft den 9. Sänner 1658. Seine Primiz feierte er den 20.
April 1681. Nachdem er 3 Monate Helfer in Alpnach geweſen,
309 er auf die Helferei nach Sarnen.
1703, 7. Zän.—1704, Karl Leodegar Shäli. Sieh
Pfarrherren.
1704, 18. Mai—1713. EChriftian Imfeld von Sarnen
Er war ein Sohn des Kirchenvogt Fähnrich Chriltian und der
Barbara Seiler und wurde den 9. Yuli 1672 getauft. Seine
Brimiz feierte er den 30. Dezember 1696. 1701 murde er
Helfer in Lungern, 1703 Kaplan zu Kirchhofen, 1704 Helfer in
Sarnen und 1711 Chorherr in Bilchofzel. Jedem Rathsherrn
mußte er deßwegen 2 Thlr. Sitgeld geben. 1713, 8. April
‘wird ihm ein Empfehlungsfchreiben an den Probſt in Bifchofzell
und an den Pfarrer in Schwyz beiilligt, damit ibm der Hof
des Chorberren Stromaier oder Püntener überlaflen werde.
1713, 22. April dankt Bannerherr Nikolaus Imfeld, daß man
feinen geiftlichen Sohn zum Chorherren gemählt. Er und Haupt:
mann Marquard Imfeld wurden beftimmt, um ihn beim Auf-
ritt zu begleiten, zu präfentiren und mit Creditiv zu verjehen.
1725. 18. Nov. wurde zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten.
Sein Porträt befindet fih im Muſeum.
1718—1727. Johann Wolfgang Zurmühle. Er wurd
82
ILL LIE GL
geboren den 17. Nov. 1672. 1699 3. Jän. befchloß der Rath:
Es joll ihm feine Einladung zur Primiz verdankt und gratus
lirt werden. Dem „jungen geiftlichen Ritter” follen 4 Kanten
Wein verehrt und „Doppelhagen” ohne Bulver geliehen werben.
Bon 1699—1703 war er Lehrer der Lateinfchule zu Sarnen.
1702, 5. Dez. wurde von der Regierung beichloffen, ihm 40 Gl.
Schullohn zu geben. 1703 wurde er Fruͤhmeſſer im Dorf,
1704 Kaplan in Kicchhofen und 1713 Helfer in Sarnen.
ftarb den 10. April 1727.
1727—T 26. Sept. 1753. 305. Franz Wolfgang Stod-
mann, geb. den 4. Dit. 1696, feierte feine Primiz am 3. Sonn:
tag nach Dftern 1724. 1726, 8. Septemb. wurde er Kaplan
in Kägismwil und 1727 Helfer in Sarnen. Sein Mitbewerber um
die Helferei, Conrad Heymann, machte die Wahl ftreitig. Die
Regierung entichied aber zu feinen Gunften. Nach feinem Tod
erflärte die Regierung: Wenn die Erben wegen dem Batri-
monium 30 Gl. an den Epital bezahlen, dann wollen fie die
übrigen 30 GI. ſchenken. Wie es fcheint hat er auf der Helferei
nicht irdiſche Schätze aufgehäuft.
1753—1768. Karl Ignaz Müller aus der Schwänbdi.
Siehe Pfarrherren.
1768 — 7 7. Mai 1779. Johann of. Bürgi von
Zungern. Er wurde 1722 geboren und primizirte im Oktober
1745, nachdem die Regierung den 22. Februar 1744 bezeugt,
daß die Matten Zil in Bürgeln binlängliche Berficherung biete
für ein Patrimonium von 3000 Pfund. Zuerft war er unver-
pfründet in Lungern und 1751 in Sachſeln. 1752 murde er
Profeffor im Kollegium, wo er gemäß Rathsbeſchluß vom 5.
Dftbr. 1754 125 Gl. ſammt Schulgeld erhielt, 1760 Kapları
im Stalden und 1768 Helfer in Sarnen. 1764, 19. Sänner
wurde beichloffen: Es fol ihm und den andern Geiftiichen,
welche wirtben, das Ohmgeld gefordert werden. Seine Biblio-
thek befindet fich auf der Kaplanei in Bürgeln und bezeugt, dafs
er eine tüchtige theologische Bildung genoffen.
1779—7 20. Sänner 1789, Kafpar Sof. Stodmann,
Dr. Theol. et Mag. Phil. et LL. AA. Er war der Sohn des
Johann Kafpar und der Anna M. v. Zuben., Gäßli, und wurde
geboren den 13. Juli 1727. 1750, 14. Auguft bezeugt die
83
ILL
—
Regierung, daß die Matten Hasli für ein Patrimonium von
1000 Gl. binlängliche Berficherung biete. Wie es fcheint, Iebte
er zuerft einige Jahre außer dem Land. 1760 wurde er Kaps
lan in Kirchhofen, 1768 Kaplan im Stalden und 1779 Helfer
in Sarnen. Damals ſaß man im Briefterfapitel nach dem mutbs
maßlichen Alter der Pfründen. 1767 behauptete er, daß bie
Kaplanei in Kirchhofen älter fei, als die Helferei in Lungern
und daß er deßhalb berechtiget, im Kapitel vor dem Helfer Am:
garten zu fiten. Er verliert. Im gleichen Jahr hatte er wegen
dem Borfig Streit mit Helfer Wolfgang von Flüe in Kern?.
Diejer letztere Streit wurde jehr heftig, weil beide den einfluß-
reichften Familien der damaligen Zeit angehört und biefelben
um die Meifterfchaft kämpften. Stodmann gewinnt. In beiden
Fällen ift aber aus Unkenntniß der Gefchichte unrichtig entſchie⸗
den worden. Die Kirche von Sarnen mußte an diejen geiftlichen
„Geſpaß“ 31 Gl. 26. Schl. und 3 U. bezahlen. Sie wurde
übrigens durch ſchöne Vergabungen von feiner Familie vollſtän⸗
dig ſchadlos gehalten. Zeugherr Wirz bemerkt zu diefem Streit;
„Bewahre ung der Himmel vor berlei gelehrten Difjertationen
und Magiftern.” Das Porträt dieſes Helfers befindet fich im
Mufeum.
1789, 25. Jänner — 7 24. Dftober 1807. Franz Nil:
laus Sulian Stodmann. Derfelbe wurde geboren den
19. Suli 1750 und primizirte den 3. Dtbr. 1773, nachdem die
Regierung für feine Hinterlegten Gülten ein Patrimonium von
1000 Gl. verſprochen. Nachdem er zuerit einige Jahre unver⸗
pfründet geweſen, wurde er 1780 zum Kaplan im Stalden und-
1789 zum Helfer in Sarnen gewählt.
1807, 28. Dftbr.—} 28. Dezember 1824. Franz So].
Zurmüble Derſelbe wurde geboren den 30. Jänner 1755.
Die BPriefterweihe erbielt er den 20. Dezember 1777. 1777, 25.
Dftober wurde er als zweiter Profeſſor im Kollegium angeitellt,
Damit er nach Art der Er-Jeluiten Schule halte. Er war nun
2 Sabre Profeifor und dann wieder ald Kaplan in Kirchhofen
von 1785—87. Es wurde ihm aber erlaubt, auf der Kaplanei
Schule zu halten. Rommilfar von Flüe nennt ihn einen „geübten,
eremplarifchen, erfahrenen Seelforger.”
1825, 2. Sanuar—+ 8. Mai 1857. Zof. Ignaz Ettlin
3 .
34
Sohn des Franz Zof., Pfifter in Sarnen. Er wurde geboren
ben 22. Sanuar 1779 und zum Briefter geweiht den 27. Mai
1804. 1805 wurde er Pilar zu Heitenried in Freiburg, 1808,
7. Ana Kaplan im Stalden und 1825 Helfer in Sarnen.
Er feierte feine Jubelmeſſe. Da er eine ſchöne Anzahl Gülten
befaß, deßhalb findet man unter den alten Schriften öfters
Duittungen, die von einer Träftigen Hand gejchrieben find. Er
ftudirte zu Freiburg mit Auszeichnung Theologie.
1857, 4. Juni — + 19. Juli 1881. Franz Sebaitian
Jakob, geiftlicher Sohn feines Vorgängers. Derfelbe wurde
geboren den 27. November 1801 und war ein Ablömmling von
Landammann Kafpar Jakob, Gmwand, in der Schwändi. Nach⸗
dem er die PBrivatfchule des Karl Ettlin an der Rüti befucht,
kaufte er, im Alter ſchon etwas bvorgerüdt, 1818 ein Prinzipi-
Büchlein und ging in’d Kollegium. Den 19. Dftober 1819
ging fein „Götti“, Rathsherr Franz Sebaſtian Jakob, mit
ihm nach Engelberg und bezahlte den 6. September 1820 für
Koſt und Nebenköften 171 GI. 5 Schl. Das nächſte Jahr be-
zahlte er für Gleiches 146 GL 7 Schl. Dem „Snftruder blagy“
d. i. P. Placidus, fpäter Abt, gab er für gegebene Bücher 6 Gl.
1821, 6. Dezember verreiste er ind Wallis, um dafelbft feine
Studien fortzufegen. Das Koftgeld wurde gewöhnlich dem Kap:
lan Wirz in Kägiswil bezahlt, welcher Verwalter des Rektor
Amſtad im Wallid war, der in Alpnach geboren wurde. Dort
ftudirte er 41, Sabre und wurde den 2. Zuli 1826 zum Prie⸗
jter geweiht. Alsdann ging er als neugeweihter Priefter noch
ungefähr 1 Jahr nah Chur. Die fämmtlichen Stubirkoften
betrugen 2406 Gl. 12 Schl. 4 A. Zu Sitten war fein Profeſſor
de Breur, welcher fpäter den bifchöflihen Stuhl beſtieg
und ein berühmter Theologe war. Zuerit war er einige Zeit
unverpfründet. 1829 treffen wir ihn als Vikar zu St. Anton
in Nidwalden. 1830 murde er Kaplan in Nieberridenbacd,
1831 Kaplan in Kägiswil und 1842 Helfer in LZungern, 1852
zum zweitenmal Kaplan in Kägiswil und 1857 Helfer in Sar-
nen. 1870, 2. Heumonat feierte er zu Sarnen feine Jubelmeſſe.
Auch als Yubilar hatte er immer noch eine jugendliche Schrift.
„Seine Predigten waren immer die Sprachgewandte Frucht
der Ueberlegung und de reiflichen Studiums und zumal in
35
II LE TB
feinen Chriftenlehrpredigten fühlte man ihm ganz entichieden
ben gebildeten Theologen an. Wie ihm eine gewiſſe Selbitän-
digfeit in Auffaffung der Tagesfragen nicht abzufpredyen war,
fo war er immer ein durchaus treuer und cdharafterfeiter Sohn
feiner Kirche und feine bewußte, mohlmotivirte Rechtgläubigfeit
hatte zwei gleich fefte Stützen in feinem dogmatiſchen Wiſſen
und Fnem braven, prieſterlichen Geiſte.“ (Volksfr. 1881,
Nr. 30
1881, 21. Auguft—22. April 1888. Herr Melchior
Britſchgi. Siehe Pfarrherren.
1888, 21. Mai. Hr. Baltbafar Smfeld. Derfelbe
wurde geboren den 12. Mai 1835 und primizirte den 22. Auguft
1858, nachdem er den 8. Auguft die Priefterweihe empfangen
hatte. 1858 wurde er Frühmeſſer in Sarnen, mo er zugleich
Schule hielt, 1860 Kaplan in Kirchhofen, 1865, 20. Auguft
Helfer in Lungern, 1878, 27. Dftober Pfarrer in Hergismil,
wo man ihm den 10. November inftallirte.e Während mehreren
Jahren fammelte er Beiträge für das Werk der Glaubensver:
breitung. 1867 machte er mit dem Hochw. Hrn. Pfarrer Rohrer
und Kaplan M. Anderhalden eine Pilgerfahrt nach Rom.
Kapläne in Kirchhofen.
Die Kaplaneipfründe ift 1455 geftiftet worden.
ca. 1470. Michael. Geſchichtsfr. 24, 97.
ca. 1490. Heinrich Schriber. ©. Pfarrherren.
ca. 1550. Nikolaus Keym.
ca. 1560. Johann Sulzer, welcher vorher Helfer in
Stan? war, ftarb an der Peſt 1565.
1565. Hans Keller ftarb an der Belt 1566 den 9.
Dftober.
1590 erhält Jakob Fiel ald Kaplan von Kirchhofen das
Landredit.
1591 —}1594. Rudolph Uttiger von Zug Er war
beim Seligſprechungsprozeß von 1591 betheiliget und hatte ein
Alter von 36 Sahren. 1590 wurde er von einem ftrengen
36
SIERT GE NG
Zieber heimgefucht, ging drei Freitage zu Bruder Klauſen Grab
und murbe geheilt.
1594—1603. Salob Strubhbar von Laufenburg.
1589 treffen wir bdenfelben in Nidwalden. 1603 zog er als
Kaplan nah St. Nillaufen, wo er am Felt der bi. 3 Könige
1614 während der hl. Meffe, vom Schlag getroffen, ftarb.
1603—1608. Johann Meier erhält das Landrecht und war
Thon 1602 Pathe in Sarnen. 1616 verläßt er die Kaplanei
in Ennetmoo8. Bon 1617—1624 war er wiederum Kaplan in
Kirchbofen.
1608. Mathäus Steiner fpielte 1608 zu Sarnen bei
der Komödie eine Rolle.
1614. Peter Bollinger. Er Hatte feine Seelforge.
1606, 24. Juli wurde er Pfarrer in Doppleichivand.
1615. Soft Kündig. Siehe Helfer.
1616—1624& Johann Meier. Siehe oben.
1624—1626. Thomas Baumgartner, Dr. Theolog.
von Kaiferftuhl. Er war Helfer in Lungern, erhielt 1615 das
Landrecht und wurde 1621 Pfarrer in Alpnach, obichon ihn der
Kammerer und das Prieſterkapitel nicht empfohlen. Er refig-
nirte 1622 und zog 1624 auf die Kaplanei in Sarnen. 1626
im November wurde er Helfer in Giswil, wo er den 14. Dez.
1631 in Folge eines unglüdlichen Falle vom Pferde ſtarb.
1626. Johann Stapfer von Bremgarten. 1642, 4.
September fchreibt die Regierung an den Schultbeiß und Rath
in Bremgarten, daß fie der Gäcilie Stapfer, Frau des Wolf:
gang AImfeld, zum Erb von Ehrw. Joh. Stapfer fel. behilflich
fein möchten. Es fcheint, daß die Kaplanei mehrere Jahre un:
beſetzt geweſen und daß Frühmeſſer P. Johann Bannwart in
Nothfällen Aushilfe geleiftet.
1639 und 1640. Johann Gherhard von Bremgarten.
1640 wurde er Pfarrer in Wolfenfchießen, wo er den 13. März
1659 ftarb. Er foll über Bruder Scheuber gejchrieben haben.
Seine an theologischen und gefchichtiichen Werfen reichhaltige
Bibliothek befindet fih im Kapuzinerflofter zu Stan?.
1641—1642. Wolfgang Imfeld, auch „Schäfer” ge
nannt, Sohn des Nikl. Imfeld und der Anna Schäfer, wurde
zu Sarnen getauft den 16. April 1612. 1634 erhielt er wahr:
87
ſcheinlich das Stipendium nach Mailand. 1636, 19. Jänner
gab ihm die Negierung an die Reife nach Mailand 10 Gt. und
den 1. November an die Etudirfoften 18 GI. 30 Schi. 1636,
9. Dezember wurden ibm von ber Regierung 18 GI. 30 Sci.
nach Freiburg geſchickt. Für die 66 Gl., die fie ihm bis dato ge=
lieben, wurde von des Bannerberrn Sohn, Caſpar Imfeld, eine
Bürgichaft von 300 Pfund geleiftet. 1637, 7. Yebruar erbielt
er das Patrimonium für die Priefterweihe zu Mittefaften. 1642,
28. Juni zog er auf die Kaplanei im Stalden, wo er bis 1652
geblieben. 1653 kam er als Helfer nach Zungern, wo er im
April 1657 ftarb. 1652 wurde er angellagt, daß er im Wirths⸗
haus zu lang und am Altar zu wenig lang fich aufhalte. 1656,
8 April wird ihm von der Regierung per Monat 8 Kronen
zugeiprochen, weil er den Soldaten auf den Brünig beigeftanden.
1642—1648. Johann Meier, Sohn des Martin und
der Anna Humiler von Luzern. Derjelbe zog bald nach feiner
Primiz den 14. Dftober 1642 auf die Kaplanei in Kirchhofen
und den 5. Auguft 1648 auf die Pfarrei in Giswil, mo er ben
3. September 1661 ftarb. 1644 erhielt er das Landrecht und
war 1657 Curfor oder Läufer beim Seligfprechungsprozeß des
fel. Bruder Klaus. Weil er feinen Helfer hatte, mußte er fich
als neugewählter Pfarrer von Giswil vor der Regierung nicht
ftelen. Diefelbe hatte ihn den Gißwilern als Pfarrer empfohlen.
Während feiner legten Krankheit und nad deſſen Tod wurde
Rathsherr Peter Enz zum Pfleger ernannt. 1662, 28. Juni
wurde befchloffen, feine Mutter, Anna Humiler von Zug, mit
Leib und Gut in den Spital aufzunehmen.
1648—1651. Johann Walter Wirz. Siebe Helfer.
1651— 1654. Johann Benedikt Anderhbalden. Siehe
Pfarrer.
1654— 1656. Caſpar $runz feierte feine Primiz am
erften Sonntag im September 1654. 1656 wurde er Helfer in
Sachſeln, wo er den 20. Oktober 1688 ftarb. Er war mehrere
Jahre Sekretär des Priefterfapitel?.
. 1657— 7 9. November 1671. Wolfgang Schmid. 1652,
6. Juli erhielt er den außerordentlichen Play im Collegium zu
Moiland. Er primizirte am 4. Sonntag im Ditober 1656.
1671—+ 28. Oktober 1677. Joh. Niflaus Imfeld.
38
a a a a a}
1664, 9. Februar erhielt er das Stipendium in Mailand und
primizirte den 29. Juni des gleichen Jahres. ine Schweiter
von ihm mit Namen Agatha war Klofterfrau und ftarb am
Tag nach feiner Primiz. |
1677, 14. November— + 1701. Johann Baptift Jakob.
Da bei feiner Wahl der Dreißigfte feines Vorgängers noch nicht
verfloffen, deßhalb ging ihm die Pfrund erft am 1. Sonntag
in der Advent an. Er primizirte am weißen Sonntag 1675.
1701, 21. September—1703. Karl Leodegar Schäli.
Siehe Pfarrer.
5 or 7. Zänner—1704. Chriftian Imfeld. Siehe
elfer.
1704, 18. Mai—18ll. Johann Wolfgang Zur:
müble. Siebe Helfer.
1711—7 19. Jänner 1760. Johann Anton Bann:
wart, Sohn de Hans Cafpar und der Katharina von Rotz
wurde getauft zu Sarnen den 24. Auguft 1687. 1709, 31.
Mai beichließt der Rath, ihm zu feiner Primiz 6 Kanten Wein
(d. ift 12 Maß) und 6 Pfund Pulver zu verehrten. Er war
auch apoftolifcher Notar.
r 1760—1768. Kaſpar Joſef Stodmann. Siehe
Helfer.
1768— + 8. Juni 1772. Karl Joſef Frunz. Er war
ein Sohn des Chriftian Ignaz und der Anna. Maria Weniger
und wurde getauft den 28. März 1735. Die Regierung befchloß
ben 7. Juni 1760 ihm auf die Primiz 2 Thlr. zu geben.
1772—1779. Sobann Defiderius Zumftein. Siebe
Pfarrer.
1779—1789. Franz Sofef Zurmüble Siebe Helfer.
1789—F 17. April 1807. Johann Beter Imfeld.
Er mar ein Sohn ded Marquard und ber Eliſabeth Burch,
Onfel eined Nachfolger8 und murde den 2. Februar 1724 ge:
tauft. Er wurde PBriefter 1754, Frühmeffer in Alpnach 1760,
Heifer bafelbft 1765, mo er 1770 refignirt. 1774, 11. Dezem:
ber erhielt er die Frühmeſſerei in Sarnen und 1789 die Kap:
lanei in Kirchhofen. Er ftarb als Jubilat.
1807, 1. Mai—28. Dtober. Melchior Sigrift. Siebe
Tfarrer.
t
39
II LE TE SE
1807, 28. Oktober + 1. März 1860. Anton Imfeld.
Derfelbe wurde den 4. Juni 1783 geboren und den 20. Septbr.
1806 zum Priefter geweiht. Er war Feldpater in den Jahren
1815 und 1847. Bon ihm mwurbe dad Stammbudh befjer ein-
gerichtet. Während 20 Jahren fammelte er alljährlih Beiträge
für die Verbreitung des Glaubend. Er war ein Mann von
einer „entfchiedenen Firchlichen Gefinnung” und von einem „un:
beicholtenen mufterhaften Lebenswandel”. Er ftudirte zu Sarnen
und Freiburg und war ein tüchtiger Theolog und Philolog.
Ihm folgte ein Nepot.
1860— 1865. Sr. Balthaſar Imfeld. Siehe
Pfarrhelfer.
1865—1881. Hr. Nikolaus Amftalden von Sarnen.
Derjelbe wurde geboren den 29, Juli 1881 und zum Briefter
geweiht den 10. Auguft 1864. Er verreifte mit 70 Berjonen
den 9. Mai 1881 nad St. Paul in Brafilien, um bort den
deutfchen Katholiken, die Jahre lang nie die bl. Saframente
empfangen konnten, das Brod des Lebens zu fpenden.
1881, 29. Mai—1883 Hr. Jakob Burch. Derfelbe wurde
geboren den 14. September 1819 und zum Priefter geweiht den
29. Mai 1847. Seine Primiz feierte er den 20. Juni 1847.
Zuerft war er Bilar in der Schwändi, 1852, 17. Juli wurde
er Kaplan dafelbjt, 1881 Kaplan in Kirchhofen und 1883, 27.
Mai Kaplan in Bürgeln. 1887 30g er wieder als Bilar oder
2. Kaplan zu feinen lieben Schwandern zurüd.
1883, 22. Juli -21. Mai 1888. Herr Valentin Spichtig
von Alpnach, Sohn des Ratheherrn Franz und der Therefia
Rufer, wurde geboren 1858 und primizirte den 3. September
53 1888, 21. Mai wurde er zum Frühmeſſer in Kerns ge⸗
wählt.
| Kapläne im Stalden.
Die Kaplanei wurde 1617 geftiftel.
1617, 30. April—1618. Leodegar Ludmiger von
Luzern. 1592—1594 war er Frühmeſſer in Sempad).
1619 und 1620. Niklaus Wolf. Siehe Pfarrer.
40
II III
b . und 1628—1630. Jakob Krieger. Siehe
‚Helfer.
1621— 7 29. März 1626. Kaſpar Schmid. Siehe
Helfer.
1626—1628. Nikla us Wanner von Kerns, Dr. Theol.
und Prot. Apostol. 1621 erhielt er von der Landesgemeinde
dad Stipendium in Mailand. Bald nachher wurde dieſes
Stipendium nicht mehr von der LZandeögemeinde, fondern vom
Rath gegeben. 1622 lieh ibm Pannerherr Imfeld zu Mailand
10 Dugtunen & 7 Difen. 1624 gab ihm die Regierung das
Patrimonium und fchentte ihm 50 Gld. zur Bezahlung der
Studierfoften. 1628 wurde er Pfarrer in Giswil und baute
bie dortige Kirche, nachdem bie alte Kirche im Kleintheil von der
Lauwi mweggerifien morden. Unter ibm wurde bie Kapelle im
Saframentewald gebaut und ein Glödlein aus der alten Kirche
dabingetragen, welches fich jegt im Mufeum befindet. 1630
begann er das Todtenbuch. 1642, 20. Februar wurde er vom
Landvogt Sebaftian Müller von Kern? zum Chorherr in Zur:
zach gewählt. Bor feiner Abreife den 4. Dftober 1642 dankt
er der Regierung für da8 Stipendium in Deailand, für die
Pfründen und refignirt zu Handen M. g.9., indem er zu Aller
heiligen das Canonikat antreten molle. Die Regierung ftellte
ihm den 18. Sanuar 1652 ald Empfehlung für dad Canonifat
folgendes Zeugniß aus: „Wann nun Kundtichafft der War:
beit niemand verfagt, fondern mitgetheilt und von meniglichen
. gefördert fol werden haben wihr Ihme Herr Doctor Wanner
zu vorhabentem fin Canonikat Gezeüknus ſeines bei und wol
und ruhmlichen Berhaltend und daſ mir mie nit weniger daſ
ermelte Kilchgenoffen da es in fein gelegenheit weiters zu ver⸗
bleiben gewelen wehre, Ihn beſonders gerne bei und haben
möchten — diſe gezeüfnuß mit gutem Willen hiemit beiter Form
nach geben wollen.“ 1646 wird für des Niklaus Schälin jel.
Sohn bei Dr. Wanner gebührender Unterhalt verſchafft. Er
binterließ eine ungebrudte Chronik und ftarb als „kindiſcher
Greis“ zu Zurzach den 15. Dezember 1656. Wie es ſcheint
bat er erft im vorgerüdten Alter feine Studien begonnen. Er
iſt der einzige Kernjer, welcher Chorherr geworden.
1628—1630. Jakob Krieger. Siehe Oben.
41
II LTE IS
1630—1639. Jakob Eichholzer. 1634 erhielt er von.
der Landedgemeinde dad Landrecht. Er mar ein leidenichaft-
licher Säger und es wurden ihm deßhalb den 12. Juli gleichen
Sahres die Jagdhunde von der Regierung mwegerfennt. 1637
berfaufte er dem Kafpar Imfeld ein Füllen.
1639 14. Mai 1682. Chriftoffel Nadig von Küß—
nad. Er war Pfarrer in Oberägeri, 1627 Pfarrer in Hergis-
wil, 1628 Pfarrer in Alpnach, mo er das Landrecht erhielt.
1631 verließ er dad Land und wurde 1632 Pfarrer in Küßnach.
1639 fam er auf die Kaplanei im Stalden. Da er in biefem
Sabre jchwer erkrankt, deßhalb bat man ihn zur befjeren Pflege
8 Tage lang in den Spital aufgenommen.
1642—1652. Wolfgang Zmfeld. Siehe Kapläne in
Kirchkofen.
1652—1659. Johann von Ah. 1659 wurde er Pfarrer
von Wolfenſchießen und 1693 Pfarrer von Kernd. Siehe
Chronif von Kern? ©. 15.
1660—1668. Chriftoffel Schäli. Siehe Helfer.
1668, 2. September—1679. Johann Franz Wir,
Sohn des Freitheilvogt Hans Kafpar und der Marie Heymann,
Nitter des römischen Stuhles. 1661 erhielt er das geiftliche
und 1663 das meltliche oder fpanifche Stipendium in Mailand.
Sm Dftober 1665 dankt er der Regierung für die empfangenen
Wohlthaten und für die beiden Stipendien. Seine Primiz feierte
er zu Sarnen den 28. Dftober 1665. 1677, 80. Känner wurde
er vom Rath zum Chorberr in Bifchofgel erwählt. Er fol
innert 14 Tagen die Recognition dem Landfchreiber einhändigen,
d. 5. für jeden Rath 1 Dufaten. Nun wurde die Wahl von
Conrad Stolz, dem Stifter des Elifabethengeldes, ftreitig ge=
macht. Die Regierung beichloß den 20. Februar 1677 dem
Commifjar in Luzern zu fchreiben, daß Herr Wirz fich Feiner
Simonie ſchuldig gemacht und nicht? Ungutes gegen Herrn
Stolz geredet, fondern einfältig und gebührlih in die Sache
gegangen und bitten deßhalb, das Rechtsverbot aufzuheben.
1679, 18. Februar wurden zu feinem Aufritt in Bifchofzell
Landvogt Georg Schäli und Sedelmeifter Johann Wirz als
Beiboten verordnet. 1680 jchreibt Chorherr Wirz, er glaube,
daß er in Conſtanz Mehreres an den Kirchenbau in Sacjeln
42
belommen könnte. Sofort wird er erfucht zu colleftiren. Den
28. Juni wird beichloffen, fobald Chorherr Wirz das gejam:
melte Geld eingehändigt, ein freundliches Dankſchreiben nad
Conſtanz, Bifchofszel und an den Prälaten von Fiſchingen ab⸗
gehen und ihm die drei verlangten Gredentialichreiben zu=
fommen zu lafien. 1685, 1688 und 1689 wurden er und Ober-
vogt Wirz zu Gottlieben von der Regierung in Obwalden er:
jucht, mit dem Bifchof in Sonftanz zu unterbandeln, damit auch
ihnen, wie andern Drten, ein eigener Commiſſar gegeben werde;
fie würben „gute subjecta” vorzufchlagen haben. Wenn man
ihnen aber feinen eigenen Commifjar geben molle, dann tolle
man beim Commiflfar in Luzern verbleiben. Obwalden erhielt
1815 einen eigenen Commiffar und es wurde fomit der Wunſch
der damaligen Regierung nicht erfüllt. — Am Samftag nad
Seragefima 1718 wurde für ihn zu Sarnen Gedächtniß gehaiten.
Er hatte ein Alter von 78 Jahren erreicht. Balz Ettlin wurde
beauftragt, im Namen der Freundfchaft feine Hinterlaffenichaft
in Empfang zu nehmen.
- 1679-7 1716. Marquard Xordi. Er primizicte
1673, war Bilar beim Pfarrer in Lungern 1676 und 1677
unverpfrünbet in Sarnen. 1712, 4. Mai bittet er für Franz
Zend um Gnade und Barmherzigkeit. Sein Haus verteftamen-
tirte er ded Joſ. Fenchen Kindern.
1716—7. Sebruar 1727. Franz Ignaz Furrer, Sohn
des Landfchreiber Niklaus Furrer und der Katharina Grat.
1698, 11. Jänner bittet er die Regierung, ihm das Stipendium
in Mailand aufzubewahren, bis er die Rhetorik abfolvirt und
Dr. Jung zu erfuchen, e8 dem P. Rektor in Mailand anzu:
zeigen. Es wird ihm entiprochen und an die Neife nach Solo:
tburn 1 Thlr. aus dem Landfädel gegeben. 1702, 18. März
erbielt er auch noch das weltliche Stipendium in Mailand,
weil Hand Wolfgang Schallberger geftorben und Hans Meldior
Stodmann dasſelbe nicht mil. Seine Primiz feierte er zu
Sarnen den 30. März 1704. Die Regierung befchloß, ihm auf
diefelbe 6 Kanten Wein und zum Gebrauch 6 Mörfer mit Pul⸗
ver zu geben. 1704 murde er Lehrer und Frühmeſſer im Dorf
und 1716 Kaplan im Stalden. 1708, 4. März war er Feld:
- Zaplan und es wurde auf fein Berwenden ein Meßgewand für
43
II ILL
das Feld angefhaffl. Den 18. September 1719 begegnet er
uns bei einer March auf der Schnellen. Nach deſſen Tod fürch⸗
tete jein Bruder Anton, Schullehrer in Enſisheim im Elſaß,
er ſei beim Erb gegen feinen Bruder Dominit im Nachtheil.
Die Regierung beichließt, ihn zu berubigen.
1727-1731. Karl Zofef Weniger. Siehe Pfarrer.
1731. Franz Meinrad Anderhalden Den 9.
Dezember 1731 wurde er Pfarrer von Kernd, wo er ben 4.
Auguſt 2,88 geftorben. Siehe Chronik von Kerns ©. 17.
31—} 5. Mai 1748. Sobann Ludwig Jakob aus
der Shwänti, Sohn des Sobarn Jakob und der Marie Margreth
Pünt, geboren den 17. Mär; 1695. Den 21. Ditober 1719
erbielt er durch da8 Loos das Stipendium in Mailand. 1725
9. Juni befchloß der Rath, ihm auf die Primiz 2 Thaler zu
berehren. Seine Erben bitten den 1. Juni 1743 um Nachlaß
deffen, was er dem Spital fchuldig if. Es wird nicht ent-
ſprochen; dagegen aber wird den 9 Erben in Aniehung ihrer
Armuth jedem 6 Pfund aus dem Spital wieber zurüdgegeben.
1743—1749. Dr. Franz Riflau Wirz. Siehe
Baren
1749 —+ 17. Februar 1759. Nikodem Burd von
Kägiswil. Er primizirte den 20. Oktober 1743. Die Regie:
rung beichloß feinen geiftlihen Vätern, Chorberr Pfeiffer und
Junker Sofef Anton Pfeiffer, 6 Kanten Wein zu verehrten und
zu erlauben, die Mahlzeit auf dem Rathhaus halten zu bürfen.
Es fcheint, daß er bei den Sefuiten in Luzern ftubirt. Als
Kaplan wußte er feine guten Freunde mit trefflichen Schnepfen:
Mahlzeiten zu bedienen.
1759—1768. Johann Joſef Bürgi. Siebe Helfer.
1768—1779. Kaſpar Joſef Stodmann. Siehe
Helfen.
1779 und 1780. Joſef Ignaz Defiderius Zum:
Rein Siehe Pfarrer.
1780—1789. Franz Nillaud Julian Stodmann.
Siehe ‚Delle
789—1807. Zranz Joſef Ignaz Zurmühle.
eice gelten
807. Melchior Ludwig Sigrift. Siehe Pfarrer.
44
EL ILL
1839, 22. Dezember — + 18. Juni 1852. Jakob Joſef
Kathriner. Derfelbe wurde geboren den 23. Mai 1791 und
feierte feine Primiz den 6. Juni 1815. 2 Jahre nachher wurde
er zum Profeſſor am Collegium erwählt, wo er dann gewirkt,
bis er ald Kaplan in die Schwänbi gezogen. Auf Antrieb von
Hauptmann Imfeld fing er an, mit den Studenten Theater zu
fpielen. Als er die Alpen jegnen wollte, wurde er auf der Alp
Glaubersbül vom Tod überrafcht.
1852, 17. Juli—1881. Hochw. Hr. Jakob Burd. Siebe
Kapläne in Kicchbofen
1881, 29. Mai. Hochw. Hr. Ferdinand Kaifer von
Stans wurde geboren den 18. Mat 1847. Er ftubierte in Ein-
fiedeln, Engelberg und wiederum in Einfiedeln, Würzburg und
Chur. 1874 im März erhielt er das Diakonat und primizirte
im September am eidgen. Bettag. 1874 wurde er Kaplan in
Kebrfiten, wo er 2! Jahre gewirkt. 1877, 20. April wurde
er Kaplan in Sarmenftorf. 1877, 18. November jtarb der
dortige Pfarrer Rohner. Gr wurde alddann Pfarrverweſer
und am Herz-Jeſu-Feſt 1878 als folcher für 2 Jahre inftallirt.
Weil er bei einer Begräbniß die kirchlichen Vorfchriften nicht
verlegen wollte, fiel er in die Ingnade der Regierung in Aarau.
Sie verlangte nun, daß er dor einer Commilfion, in welcher
Proteftanten und Altkatholifen faßen, ein Eramen ablege. Er
weigerte fich, weil fie weder vom Bilchof beauftragt noch be=
fähigt, um katholiſche Theologen zu prüfen und auch nicht hin-
längliche Garantie für Unparteilichkeit boten. Dagegen erklärte
er fich bereit, vor Katholiken ein foldhes abzulegen. 1881, 29.
Sänner wurde er von der Regierung abgefegt und verließ den
10. Februar die Gemeinde. Den 10. Suni 1881 fam er als
Kaplan in den Stalden. Im Anfang des Jahres 1883 wurde
er dom Bundesrath zum Feldprediger gewählt.
Kapläne in Kägiswil.
Die Kaplanei wurde 1666 geftiftet.
1666, 29. Juti—} 21. Oktober 1668. Sofef Caſtell,
Sohn des Anton, von Freiburg. 1665, 22. Jänner erhielt er
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das Patrimonium auf den Spital in Sarnen und den 10. Mai
des gleichen Jahres feierte er feine Primiz.
1668, 9. November — 2. November 1703. Sobann
Balthbafar Stör Mag. A. A. L. L. Er war der Sohn des
Meifter Cajpar und der M. Bucher und wurde getauft den 13.
Dftober 1641. Seine Primiz feierte er zu Sarnen den 23.
April 1665. Im März 1667 befand er ſich in Rom. Zu feiner
Romfahrt wurde ihm vom Priefterfapitel den 16. Februar 1657
folgendes ehrenvolle Zeugniß ausgeftelt: Diele Schrift bat er
verdient durch die genaue Erfüllung feiner priefterlichen Pflichten,
durch feinen unbeicholtenen Lebenswandel, durch feine Ehrfurcht
gegen feine Obern und gegen feine Mitbrüder, durch feine Leut⸗
feligteit und feine Klugheit im Umgang mit feinen Untergebenen,
durch feinen unermübdeten Eifer in Spendung der hl. Saframente
und durch andere nicht gewöhnliche Tugenden und Fähigkeiten,
wodurch er ſowohl im Chor ald auch außerhalb deſſelben im
Umgang mit den Menfchen ein ausgezeichnete Vorbild geivor:
den, Biele erbaut, Allen aber ein fehr ſchönes Beifpiel gegeben
und überhaupt eine Zierde des Priefterftandes ift. Seiner Hoch⸗
achtung gegen ihn bat das Priefterfapitel auch dadurch Aus:
drud verlieben, daß es ihn, obſchon er nur Kaplan war, dennoch
im Sabre 1688 zum Präfes erwählt.
1703, 1. Aprii—+ 12. Ditober 1708. Franz Joſef
Bannwart. Das Batrimonium erbielt er den 6. Hornung
1700 und primizirte zu Sarnen den 27. Dezember. Er kam
dann als Stiftäfaplan nach Solothurn, wo er mwahrjcheinlich
ftudirt hatte, und wurde den 18. Mai 1701 Pfarrer in Zuch⸗
wil, wo er blieb bis zw feiner Refignation im Jahr 1703.
1708, 18. Nov. —+ 12. März 1714. Johann Franz
Bermwert Er war wahrfcheinlih Sohn des Hand und ber
Margretd Sigrift und wurde geb. den 14. Febr. 1674. 1697
erinnert Cardinal Caccia zu Mailand nach feiner Aufnahme ins
Collegium, daß man inskünftig allzeit taugliche Subjekte ſchicken
möchte. 1703 mwurbe er ind Kapitel zu Nidwalden aufgenommen
und Scheint bafelbft als junger Priefter gewirkt zu haben.
1714, 26. März—1726. Franz Juſtus von Flüe,
Sohn des Hand Conrad und der Katharina Anderhalden. 1710
ftudirte er Theologie zu Luzern. 1711 18. Juli befchließt der
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Rath, ihm auf die Primiz 4 Kanten Wein und 12 Pfund Bul-
ver zu verehren. Wie e8 fcheint, war er zuerft unberpfründet.
1714 wurde er Kaplan in Kägiswil und 1726, 28. Auguft
Pfarrer in Gerdau. 1728, 8. Mai wurde dem Pfarrer und
Probſt Nikodem von Flüe erlaubt, ihn ald Pfarrverweſer anzu-
ftelen. Nachdem Pfarrer Nikodem von Flüe auf die Propftei
nach Bifchofzell gezogen, wurde er 1731 zum Pfarrer in Sachfeln
gewählt, wo er den 11. April 1746 ftarb.
Als der päpftliche Nuntius zur Enthebungsfeierlichkeit im
Sabre 1722 nach Sachſeln gekommen, da wurde er vom Pfarrer
im Vorzeichen der Kirche mit einer lateinifchen Rede begrüßt.
1736, 10. Nov. offerirt er der Regierung neue Kupferftiche,
welche angenommen und wofür ihm aus dem Salzdebit 200
Pfund verehrt wurden. Wahrfcheinlich ift das jener große
Kupferftich des fel. Bruder Klaus, der von Dftertag geftochen
wurde und mit Abbildungen au dem Leben des Seligen um:
geben ift.
1726, 8. September—1. Mai 1227. Johann Franz
Wolfgang Stodmann. Siehe Helfer.
1727, 1. Mai—t+ 26. Dftober 1749. Leonz Ferdinand
Imfeld, Sohn des Joſef Ignaz und der Margret Stodmann,
Stiefbruder des Frühmelfer Juſt Conrad Heymann, wurde ge-
tauft den 19. Febr. 1695. 1746, 19. Nov. wurde beſchloſſen,
daß der Spitalberr wegen dem Patrimonium den 10. Theil
feiner Hinterlaffenfchaft zu Handen nehme. Er war ein audges
zeichneter Gutthäter der Pfarrkirche.
1749, 13. Novemb.—30. September 1753. Karl Ignaz
Müller. Siehe Pfarrer.
1753, 30. Septemb.—17. April 1768. Sofef Anton
Schmied. Siehe Pfarrer.
1768— + 15. Nov.1782. Johann Schäli von Sadieln,
welcher 1715 geboren wurde und den 30. Aug. 1738 von der
Regierung den Tilchtitel erhielt. Er verſprach dafür 100 Pfund
zu frommen Bmeden zu teftiren. Zuerſt war er SHelfereiver-
wejer in Zungern und von 1741— 1768 Frühmeſſer und Schul:
meifter in Sarnen. Um das Jahr 1754 berrichte ziemlich viel
Erbitterung zwiſchen einigen geiftlihen und weltlichen Vorge—
festen, theil® megen dem unfähigen Helfer Bucher in Kerns
47
III I DIT
und theil wegen ber Weinauflage, die gemacht wurde, um bie
Koften der Erneuerung des Bündniffes mit Wallis zu beftreiten und
die von den Geiftlichen ala Berlegung von bem Privilegium der
Steuerfreiheit betrachtet wurde. Es fcheint, dab auch Schäli
und Kloſterkaplan Anton Anderhalden fich dabei betheiligt. Sie
wurden wegen Schimpfereien, WirthShausbefuch und dgl. vom
Bilhof nah Conftanz berufen und mit Arreft belegt. Als fie
heimkehrten, zierten fie fich mit rothen und weißen Bändelchen
und zogen unter dem Geläute der Gloden in der Dorffapelle in
Sarnen ein. Diefer Einzug in der Landesfarbe wurde von der
Regierung als Beleidigung betrachtet und es wurde befmegen
beim Biſchof Klage geführt. Sie wurden zum zweiten Mal
nach Konftanz berufen. 14 Tage nachher find fie dann ohne
Bändelchen und ohne ©lodengeläute wieder heimgefehrt und
haben der Regiernng Abbitte geleifte. Es fcheint, daß fie einige
Urfache hatten zur Unzufriedenheit und daß man fie etwas zu
ftreng behandelt. 1755, 8. Nov. erhielt die Regierung vom
Priefterfapitel bezüglich dieſen beiden Geiftlichen eine Antwort,
die fie „unvergnügt” in die Kanzlei gelegt. 1783, 25. Januar
befehließt der Rath, es folk fein Teftament, fo viel thunlich, ge⸗
ſchirmt werben.
1782, 16. Mai—+ 4. Sept. 1788. Kafpar Yof. Maria
Andacher, Sohn des Franz Joſ., geboren zu Kehrfiten. 1775,
5. Oft. befchließt der Rath, ihm an feine Studien in Quzern
12 SI. zu fteuern und ihn der Regierung von Nidwalden zu
empfehlen. 1781, 7. Sept. ftenert man an die Koften der Reife
und des Diafonat3 24 GI. und den 4. Juni 1782 gibt man auf
die Primiz 2 Thlr. Das Patrimonium erhielt er den 28. Apr.
1781. Seine Mutter ftammte von Fähnrich Chriftian Imfeld
ab. Er ftarb im 29. Jahre feined Alters.
1789, 10. $ebr.—+ 13. Dt. 1831. Joſ. Ignaz Wirz,
Sohn des Benedikt Ignaz, Gerber, und der Anna M. Schmid,
wurde geboren den 10. Juli 1761 und zum Priefter gemeibt
den 11. März 1786. Es fcheint, daß er als Briefter noch einige
Zeit im Seminar zu Gerunden bei Siders in Walliß vermeilte.
Er war ein Bruder des Johann Benedikt Wirz, melcher 1774,
nachdem er in Mailand feine Studien vollendet, Priefter ge:
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RI LE TED
worden, 1775 und 1776 Profeſſor im Kollegium mar und den
16. Nov. 1831 unverpfründet gejtorben.
. 1881, 28. DE.—11. Dezember 1842. Franz Joſef
Jakob. Siehe Helfer.
1843, 8. SZän.—1846. Remigius Niederberger.
1857, 2. Nov. wurde er Kaplan im Melchthal, mo er am Char:
freitag, den 20. Apr. 1859 feine irdiſche Wanderſchaft befchloß.
Siehe Chronif von Kerne ©. 42. |
1846, 20. Sept.—1852. Hr. Alois Burd aus der
Schwendi. Derielbe wurde geboren den 21. März 18321 und
zum Priefter geweiht den 16. Auguft 1846. 1852 wurde er
Helfer in Alpnach und 1868 Pfarrer in Sifiton, mo ihm 1888
für 20jährige ſegensreiche Wirkſamkeit der Dank der Gemeinde
ausgeſprochen wurde.
1852,- 24. Aug. —1857. Yranz Sof. Jakob. Siehe
oben.
1857, 27. Dez. — Sept. 1858. Franz Sales Kamen-
zind von Gerſau. Er ftarb in Amerika.
1858, 12. De. —15 März 1863. Hr. Zoft Marzohl
von Littau in Luzern. Er wurde geboren ben 30. Aug. 1821
und Briefter den 7. Nob. 1858. Bon 1845—1848 war er
Gerichtäfchreiber des Kreiſes Kriend, Malters nnd feiner Hei:
matbgemeinde Zittau, wo fein Bater Gemeindeammann ar.
Da er zu den Konfervativen gehörte, wurde er entlafien und
praftizirte dann als Fürjprecher in Ruswil, mo er 1852 eine
Schrift beraudgab über bie „Reform der Juſtizverfaſſung der
Untergerichte de8 Kanton? Luzern.” Alsdann fehte er feine
Studien wieder fort und wurde Prieſter. Zuerft war er Bilar
in Neudorf und fam dann als Kaplan nah Kägiswil. 1863
30g er nach Herbetäwil und Solothurn, dann nah Plafeyen
oder Tafer8 in Freiburg und wurde jpäter Pfarrer in Liebigen,
Kt. St. Gallen. Er gab mehrere Schriften heraus 3. B. „das
Schützenweſen ein großed Gleichniß“ von Chriftian Immergrün
und „die Fonfeffionsloje Schule” von Chriftian Republikaner,
welche 6 Auflagen erlebt und fogar in's Polnifche überjegt
wurde.
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1863 im Aug.—+ 24. April 1874. Alois Schallber-
ger von ungern, welcher den 18. März 1832 geboren murde.
Sn feiner Sugend befchäftigte er ſich mit Landwirthichaft.
Bei der Begräbniß des jungen Helferd Alois Deichwanden, der
wie ein hl. Aloifius an feinem Felte, den 21. Brachm. 1855,
geftorben, faßten er und fein Freund Joſ. Ming, der ald Milfio-
när in Afrika fein Leben geopfert, den Borfag, zu ftudiren und
Priefter zu werden. Durh eine Wallfahrt nad Maria Ein:
ftedeln wurde er in feinem Vorhaben beitärktt. Es fcheint, daß
diefer junge Helfer durch feinen Tod und durch das Opfer feines
reinen Leben? zwei Sünglingen die Gnade des Berufes zum
Priefterftand erlangt. Er trat dann mit feinem Freund jofort
in die 4. Gymnaſialklaſſe des Collegiums zu Sarnen ein. Eine
eigenthümliche Epifode in feinem Studium bildete der ſog.
Preußenfeldzug 1856, den er als Feldweibel und fein Freund
Ming ald Fourier mitgemadt. 1858 kam er nad Einfiedeln
und ftudirte Später auch in Tübingen und Chur. Den 9. Aug.
1863 wurde er zum Briefter geweiht. Am 4. Sonntag im
Auguft feierte er zu Lungern feine Primiz. Am 3. Sonntag
im Auguft primizirte in Frauenflofter zu Sarnen jein Freund
of. Ming und am 5. Sonntag des gleichen Mona 3 Anton
Küchler in Alpnad. Drei Primizen in einem Monat hatte
Obwalden noch nie gejeben. Er wurde dann fofort als Kaplan
in Kägiswil angeftellt, an einem Gnadenort der Mutter Gottes,
bei der er fich bezüglich feiner Standesiwahl Rath geholt. Unter
ibm wurde die Kapelle renovirt. Einen großen Theil der
Koften bezahlte er aus feinen Mitteln. Er war ein frommer,
gutherziger und eifriger Prieſter. Er kannte feine Falfchheit,
fein Hehl. Wie er dachte, fo redete er. Cr liebte vorzüglidy
die Kinder und die Kinder liebten ihn. Weil er gern bei den
Kindern war, deßhalb ließ er fich beivegen, zu den vielen an:
bern Beichäftigungen noch die Schule zu übernehmen, welche
er vier Sabre lang bi8 zu feinem Tod gehalten. Gr hatte
Freude an berfelben und erwarb fich das Zeugniß eines guten
und praftifchen Lehrerd. Damit man in Kägiswil Etwas zur
verdienen hätte und nicht genöthigt ei, in alle Wet hinauszu—⸗
wandern, bat er in ben legten Jahren dag Seidenweben einge-
führt. Gr ließ Lehrerinnen ven Lungern kommen, ſcheffte
50
ILL SG
MWebftühle an und führte die Korrefpondenzs mit den Seiden:
herren. Für dieſes mwohlthätige Streben bat er bedeutende
Dpfer gebracht. Sein legter Gang war ein Gang zu den
Kranten, die er fleißig zu bejuchen pflegte. Eine heftige Zungen:
krankheit warf ihn aufs Krankenlager. Da er feinen nahen
Tod ahnte, ließ er fich frühzeitig die hl. Wegzehrung reichen.
Rührend waren jeine Abſchiedsworte auf dem Sterbebett. Oft
pflegte er zu jagen: „Was Gott will, wie Gott will!" —
Den Arzt fragte er am lebten Abend, ob ed mit ihm noch bis
1 Uhr gehen werde? Eine halbe Stunde vorher hauchıe er
feine jchöne Seele aud. Die allgemeine Trauer, die GSeufzer
und die Thränen bei feinem Xeichenbegängniß und al man
den Sarg ind Grab verfenkte, zeigten, „daß der Berjtorbene
bei allen feinen Seelforgsfindern als aufrichtiger Freund, zärt-
lich beforgter Bater, vortrefflicher Erzieher der Jugend, uner⸗
müdlicher Arbeiter und frommer Prieſter hochgeſchätzt und innig
geliebt war.”
1874— November 1875. Herr Jakob Ddermatt von
Dbbürgen wurde geboren den 19. Mai 1848 und zum Brieiter
geweiht den 10. Auguft 1872. Nachdem er einige Zeit Pfarr-
verweſer in Deutfchland gemwefen, fam er nach Kägismil. 1875
wurde er Helfer in Silenen, 1878 im Auguft Kaplaneiverweſer
in Sirnach, Kt. Thurgau, und nachher Pfarrer in Haslen,
Kt. Appenzell.
1876 Auguft— uni 1879. Ignaz Omlin von Sach—
ſeln murde geboren den 8. März 1851 und den 8. Auguſt
1875 zum Wriefter geweiht. Cr machte feine Studien in Sar-
nen, Einfiedeln, Innsbruf und Chur. Die Kägiswiler waren
ihm lieb und darum hatte er mehrfach angebotene, angenehmere
Stellen audgeichlagen. An Chriſti Himmelfahrt den 22. Mai
predigte er das legte Mal über den Text: „Unſer Wandel foll
im Himmel fein.” Nachmittag bat er noch borgebetet und
wurde dann von einer heftigen Lungen: und Bruftfellentzündung
angegriffen. Die beiden hochw. Herren Britfchgi in Sarnen
und Alpnach, die bei feiner PBrimiz levitirt, find ihm auch im
Tode beigeftanden. Da er eine bejondere Verehrung zum ſel.
Bruder Klaus hatte, deßhalb verlangte er aud, in Sachieln,
in.der Nähe von feinen bi. Gebeinen begraben zu werben. „Rein
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wie ein Sohannes, eifrig wie ein Petrus, war er das Bor:
bild eine® wahrhaft frommen, thätigen und pflichtgetreuen
Prieſters. Sein ſchönes Wiſſen war von feinem Strablenglanz
umgeben, aber gründlich, gebiegen und praftiih. Seine auf:
richtige Frömmigkeit beftand die Probe in Geduld und Hin:
opferung feiner felbft. Sein unermübdlicher Seeleneifer mar
ftet3 gepaart mit Liebe und Wohlwollen gegen alle feine Unter:
gebenen. Kein Wunder, wenn ihm deßhalb bie ganze Kaplanei
treu anhänglich, befonder® während feiner Krankheit und nad
yem Iepe noch Verehrung, Dank und Liebe bezeugt.“ (Volksfr.
. 23.
1879, 17. Auguft wurde Herr Meinrad Etlin von
Kägiswil gewählt, welcher 1854 geboren wurde, in Engelberg
Innsbruck und Chur feine Studien gemacht und den 6. Sänner
1879 zu Sarnen feine PBrimiz gefeiert.
Frükmeſſer.
Die Frühmeſſerei wurde 1605 geſtiftet, mit der Bedingung,
daß das Stiftungsfapital an dag Kapuzinerklofter verwendet
werde, wenn früher ober fpäter ein jolche® zu Stande komme.
Die eriten Frühmeſſer find und nicht befannt.
1612, 1. September—1614, 2. November. Sohann
Joachim Eichhorn von Bellheim in der Nähe von Speier.
Derjelbe war in feiner Jugend Broteftant und murde den 3.
April 1598 durch P. Joachim Beroldingen zu Einfiedeln in den
Schooß der Tathofifchen Kirche aufgenommen. 1602, 13. Oktober
feierte er zu Sachſeln feine Primiz und wurde dann Kaplan
im Ranft. Bei einem „Göttimein” wurde er von Zandammann
und PBannerherr Melchior Amfeld für zehn Sahre zu feinem
Hausfaplan oder Frühmeſſer in Sarnen erwählt, 1614 wurde
er Kaplan in St. Nillaufen. Er ift einer der beiten Lebens:
beichreiber bes jel. Bruder Klaus und ging in den Jahren
1600, 1605 und 1608 nad Rom. (Siehe Chronik von Kerns
S. 34 und Volksfr. 1881 Nr. 6, 7 und 9.)
1615. Jakob Kytt oder Kyſt, welcher feit 1613 Kaplan
im Ranft geweſen.
1621—1631 und 1683—11689. Johann Kröpfli
52
WII IT 6DS?
von Sachſeln, geboren in Sarnen. Eichhorn nennt ihn „So=
hann SKröpfli oder Koch.” 1599 war Johann Koch Pfarrer
in Zungern. 16038 und 1604 erfcheint Johann Kröpfli als
Pfarrer in Sachfeln. Unter ihm wurde ben 29. Auguft 1608
bie Benediktskapelle durch Johann Georg von Hallwil, Bilchof
in Konftanz, eingeweiht. Bei diefem Anlaß wurde der Bilchof
aufmerffam, daß zu Ehren des fel. Bruder Klaus eine eigene
Meſſe gelejen werde. Nun verbot der Bilchof, ihm eine derars
tige Verehrung zu erweifen, bevor jeine Seligiprechung erfolgt.
Kröpfli riß nun diefe Mefle aus dem Meßbuch heraus, womit
die Regierung nicht zufrieden war. Bon 1607 bis zu feiner
Refignation 1614 war er Pfarrer in Eſchenbach. 1625 war er
Zeuge beim Seligſprechungsprozeß, 55 Jahre all. Bon 1631
bi8 1633 war er Helfer in Alpnach. Nachher fcheint er wieder
Frühmeſſer in Sarnen geweſen zu fein. 1638 fchreibt er fich
Kaplan der Kapelle des Herrn Imfeld, d. i. der Dorffapelle.
Er ftarb den 10. Febr. 16389 und fchenfte feine Bücher dem
Kapuzinerkloſter in Stans.
1639—17. Febr. 1644. P. Johann Bannwari. Siehe
Pfarrer.
Nach feinem Tode wurde das Stiftungslapital an der
Bau de3 Kapuzinerflofter® verwendet. Nachher wurde
von den Geiftlichen, welche die Lateinfchule hielten oder auch
don Unverpfründeten gewöhnlich eine Meſſe gelejen. Solde
Lehrer waren:
1648. Sobann Walter Wirz. Siebe Helfer.
1667—1673. Heinrid Amport, abitammend von
Mali, getauft zu Sarnen ben 8. November 1641, Sohn
des Hans und der Elifabeth Huber. Seine Studien machte er
theilmweije zu Freiburg in der Schweiz. 1665, 21. März erbielt
er dad Patrimonium und wurde den 9. Februar 1666 in das
Briefterfapitel aufgenommenen. Er war der erfte Zateinlebrer,
welcher nicht mehr von der Landsgemeinde, jondern von ber
Kirchgemeinde gewählt wurde. Die Lateinfchule wurde bi zur
Zeit, wo Joh. Baptift Dillier, der Stifter des Kollegium, feine
Schule exöffnete, bald von einem Weltlichen, bald bon einem
Geiftlihen gehalten. 1671, 8. Auguft erhielt er von der Regie-
sung 4 Gl. 30 Schl., um für feine Studenten Prämien anzus
ſchaffen. Damit er auf feinem Poften bleibe, wurde ibm 1672
53
IL GG GG
Das Landrecht gegeben und Aufbefferung verſprochen. Dieſes
aber vermochte ihn nicht zurüdzubalten. Er wurde den 30.
Dftober 1673 Domvikar und Drganift und den 18. Jän. 1674
Domberr zu Sitten, wo er den 5. März 1678 geftorben. Er
ftiftete ein Jahrzeit bei den SKlofterfrauen zu Sarnen.,
1673—1680. Conrad Stolz, Stifter de ſog. Elifa:
bethengeldes. Sein Bater Hand Stolz zog von Luzern nad
Stang, erhielt daſelbſt das Niederlaſſungsrecht und 1633 die
Erlaubniß, fih mit Anna Maria Jung zu verehelichen. Seine
Mutter hatte zwei geiftliche Brüber, von denen Einer Pfarrer
in Sadjjeln geworden. Gott fchentte diefen braven Cheleuten
7 Söhne und eine Tochter. Die Knaben erhielten ihre Anfangs:
gründe im Latein und in der Figural⸗ und Choralmufif bei
dem „vortrefflichen” Schulherren Rudolf Andermatt, wie Johann
Conrad ſich ausbrüdt, der von Alpnach gebürtig war, deſſen
Sohn Dr. Jakob Andermatt von der Regierung in Obwalden
das Stipendium in Paris erhielt und bie Ältefte Lebensbeſchrei⸗
bung des ehrwürdigen „Bruder Conrad Scheuher” gefchrieben
Hat. Fünf von den Söhnen des Hans Stolz fetten ihre Stu:
dien in ber Fremde fort und wurden Priefter. Diejelben hießen:
Franz, Klofterlaplan in Sarnen; Johann Heinrich,
welcher 1672 im Konvikt zu Dillingen von der Regierung
in Obwalden das Patrimonium erhielt, 28 Jahre Curat-PBräben:
dar in Breifach war und den 24. Dezember 1702 ftarb; P. Al:
bericd, Conventual von Lützel, welcher 1672 noch Frater war;
P. Eucherius, Barfüßer in Luzern, welcher in jeiner letzten
Krankheit von feinem Bruder Franz in Sarnen gepflegt wurde
und dafelbft ven 25. Zänner 1670 geftorben und Johann
Conrad. 1667 den 22. Oktober erhielt ber Lettere das Pat-
rimonium. Wahrfcheinlich hat derjelbe feine Ferienzeit bei feinem
Bruder Franz zugebradit. 1672 war Johann Conrad Kaplan
im Hof zu Luzern und erbielt nebſt drei Brüdern, die vorhin
zuerft genannt find, das Landrecht in Obwalden. 1677 beftreitet
er dem Franz Wirz, Kaplan in ber Schwenbi, feine Wahl zum
Chorherrn in Bifchofszel. Landammann Melchior von Ayingen
und Statthalter Johann Deichwanden wurben beauftragt ihn
ernftlich zu mahnen, daß er der Wahl keine weitere Hindernifie
fee. In diefem Sinne wurde er aud vom Sertar ermahnt.
In diefer Zeit erfchien ein eidgenöſſiſches Defenfionale (Kriegs:
54
. ordnung), welches mehr Gentralifation anftrebte und den katholiſchen
Kantonen und Frankreich weniger günftig zu fein fchien.
Mai 1677 wurde das verbefferte Defenfionale von der Landsge⸗
meinde angenommen und bei Eid und Buß verboten, dagegen
zu reden. Schulmeifter Johann Conrad Stolz bat, wie es fcheint,.
‚deffenungeachtet Dagegen geredet. Den 11. Nov. 1678 wurde das
allgemeine Defenfionale, weil die Schwäter das Volk deßwegen
hintereinander gerichtet, todt und kraftlos erflärt und befchloflen,
das Sigill von dem Defenfionafbrief zurüdzunehmen, was auch
andere Kantone gethban. Wer künftig noch gegen das Denfenftonale.
redet, fol vogelfrei erklärt und 200 Dulaten auf feinen Kopf
geboten fein. Dadurch war die Ruhe noch nicht hergeftellt.
Einen Monat nachher, 11. Dez., wurde wieder eine Lands⸗
gemeinde gehalten und dem Volk das Sigill von dem Defenftonal-
brief vorgewiefen. Deffenungeachtet war die Erbitterung immer
noch fo groß, daß man barüber abftimmte, ob man fünftig noch
eine Obrigkeit wolle oder nicht. Da die Mehrheit eine Obrigkeit:
wollte, wurde zum Dank für den glüdlichen Verlauf dieſer
Zandesgemeinde eine Prozeſſion nad Sachfeln angeftellt. Das
Revolutioniven war etwas leichter, weil Landammann oh. Peter
Imfeld kurz vorher den 10. Juni geftorben, die Landammänner
von Akigen, Enz und Deſchwanden dem Bauernitande angehörten
und weil es fchien, ald ob man die Herren in Sarnen zum
Regieren nicht mehr gebrauchen Tönne. Johann Conrad Stolz
bat diefen Stürmen nicht ruhig zugefchaut, fondern fich auf
Seite der franzöfifchen oder Herrenpartei geftelt. Schon im
April 1678 bittet Commiſſar Schwendimann, mit ihm Gebuld
zu haben und das um fo mehr, da er auf Martini freiwillig
refigniren werde. Es fei fonft ein Höherer zu fürchten. Die
Herren Stolz waren nämlich beim päpftl. Nuntius in Luzern.
gut angejchrieben. Im Febr. 1679 mußte er vor dem Commiſſar
Schwendimann in Luzern und vor der Regierung in Obwalden
Abbitte leiften, weil er über biefelbe geichimpft nnd das Defen-
fionale Tegerifch genannt. Die Regierung war nun etwas
empfindlicher und es wurde deshalb den 26. Auguft 1679 geklagt,
daß er gar unfleißig Schule halte. Es fcheint, daß er im folgenden
Jahr Obwalden verließ. 1683 wurde er und fein Bruder Franz.
bon ihren Gegnern beichuldiget, daß fie, um Gülten zu kaufen,
55
außer dem Kanton Geld aufgenommen und Obwaldner Gülten
als Caution gegeben, was damals ftreng verboten war. Ohne
die Sache näher zu unterfuchen, wurbe ihnen deßwegen und ivegen
einigen andern Angelegenheiten, in bie fie fich eingemifcht, von der
Landgemeinde dad Landrecht entzogen.
Die beiden Brüder legten Beſchwerde ein gegen bielen vor—
eiligen Beichluß und man fing nun an die Sache zu unterjuchen
und fie zu verhören, was fchon Einige an der Landgemeinde
verlangt. Bon den Pfarrherren in Sarnen und Kern? und bon
der benediktiniſchen Congregation wird für die HH. Stolz Fürbitte
eingelegt. 1683, 16. Juni erflärt die Regierung, daß fie die
Sache überlegt und „dz man vbel berichtet worden und alſo
Shnen 2 5b. 5. Stolz dißfahls zu kurz vnd Unrecht beichechen
ſye.“ Sie will ihnen ein Zeugniß geben und an der nächſten
Zandeögemeinde — welches den 25. Horn. 1684 geſchah —
wieder das Landrecht ertheilen, mit der Mahnung, daß fie fich
der Welthändel nicht mehr annehmen, als ihr Stand und Amt
erfordern. 1683, 4. Sept. befchließt man, den Commiſſar zu.
bitten, dafür zu forgen, daB man vor diefen unruhigen Gemüthern
Ruhe habe. Johann Conrad murde nun beim franzöfiichen
Gefandten de Gravel für eine Domberrenftelle in Straßburg.
empfohlen, weil er „für die Iron Frankreich, ſowohl in Aufhebung.
des Defenfionals, als auch der Deduktion vill gethan vndt deſſent—
wegen nüt wenig Ungelegenheiten und Schaden erlitten.” Der
Geſandte verſprach darauf Bedacht zu nehmen. Da derfelbe
ben 80. Suni 1684 zu Solothurn geitorben, fo wurde er von
feinem Bruder Franz und der Regierung in Obwalden neuerdings
empfohlen. Es wurde auch bemerkt, „daß er ein guter Mufikant,
ſowohl im Singen, ald auch in Snfteumenten ei” und daß er
fhon ein Jahr lang bei St. Peter in Straßburg fih aufhalte.
Diefe Empfehlungen waren nicht umjonft. Er wurde nun zum
Domberrn gewählt. Es iſt das der einzige Getftliche von Obwalden,
der fich mit Politifiren eine Dombherrenftelle verdient. Sein Bruder
Franz, der beinahe 50 Jahre Klofterfaplan in Sarnen war,
machte ein Teftament zu wohlthätigen Zwecken, unter der Be:
dingung, daß fein Bruder Konrad es gutheiße.
iefer aber verweigerte nach deſſen Tod im Sahre 1711 die
Genehmigung, mit ber Temerfung, daß er ebenfall® ein Teftament
56
machen werde. Dieſes Teftament wurde den 25. Nov. 1718 zu
Straßburg unterjchrieben und befiegelt. Bon ber Regierung und
vom Briefterlapitel in Obwalden wurde basfelbe beftend verdankt
und dem Weberbringer 2 Thlr. Trinigeld gegeben. 1715, 14.
Brachm. drohte er, dasselbe wieder zu annulliren, meil er gehört,
daß man die Bedingungen nicht halte. Er wird dann durch
Erpreßboten befänftiget. Gemäß diefem Teftament ftiftete er für
vie Hausarmen von Db: und Nidwalden 14,447 GI. 4 Sc.
Kapital oder 722 GI. 14. Schl Zind. Konrad Stolz ftarb den
9. März 1717. Wenn man den damaligen Geldwerth betrachtet,
fo ift das die größte Stiftung, die je zum Nuten unſeres Landes
gemacht wurde, objchon die Hälfte von diefem Zins an Nidwalden
audgehändiget werben fol. Außerdem ftiftete er mit feinem
Bruder Franz an die Raplanei im Melchthal 1000 Pfund und
im Srauenfiofter zu Sarnen 4 Jahrzeiten mit 600 Gl. An den
Brandihaden in Stans fandte er 1713 200 Gl. Stolz ift fomit
ein borzüglider Wohlthäter unferes Landes und
verdient e8, daß fein Name in gefegnetem Andenken jei.
1680—1688. Marquard Stodmann, welcher ben 20.
Oftober 1683 Pfarrer in Giswil und den 1. April 1688 Pfarrer
in Sachfeln geworben, wo er den 25. Juni 1712 geftorben. Zu
diefer Zeit wurde die Lateinfchule von einem weltlichen Lehrer,
Johann Franz Schäli, gehalten.
1688—1688. Johann Baltbafar Zurmühli, welcher
1688 Pfarrer in Giswil und 1698 Pfarrer in Kernd geworden.
Siehe Chronif von Kern? ©. 16.
1693 - 1701. Karl Leodegar Schäli. S. Pfarrer.
Herr 1701—1704. Johann Wolfgang Zurmühle Siehe
elfer.
1702 wurde zum zweiten Mal eine Frühmeſſe
geftiftet.
1704—1716. Franz Ignaz Furrer. Siehe Kapläne
im Stalden.
1716— + 31. Aug. 1741. Juſt Conrad Heymann,
Sohn ded Franz und ber Margreth Stodmann, Stiefbruber des
Kaplan Leon; Imfeld in Kägiswil, wurbe getauft den 1. Dez.
1685. 1704, 15. März erhielt er dad Stipendium in Mailand
und 1708, 29. Nov. das PBatrimonium. 1710, 4. Jän. befchließt
der Rath, ihm zur Primiz 6 Maß Wein und 12 Pfd. Pulver zu
57
‚geben. Er bielt au Schule. 1727 bewarb er fich neben
Wolfgang Stodmann um die Helferei.
. 1741—1768. Johann Schäli. Siehe Kapläne in
Kägiswil.
1768— + 15. Aug. 1769. Salob Joſ. Dillier, welcher
"von 1768-1763 Helfer in Kerns und von 17631768 unver:
pirünbet war. Siebe Chronik von Kernd ©. 29.
1769— + 1. De. 1774. Franz Joſ. Amftalden,
Sohn des Johann Franz und der M. Franziska Omlin, wurde
getauft den 24. DH. 1737. 1761 war er Minorift und erhielt
den 27. Juni 1762 auf die Primiz 2 Thlr. 1763, 26. Febr.
erhielt er eine Brofeffur im Kollegium, welche er 1767 ve:
fignirt.. Bon der Regierung wurde ihm ihre Zufriedenheit
bezeugt. 1768 war er Briefter in Bremgarten. 1772, 7. Okt.
wurde er als Frühmeſſer noch zweiter Profefjor im Collegium.
„Sr fol bie Brincipi halten und fol ibm allweg die Hälfte
zulommen.”
1774, 11. Dez. - 1789. Johann Peter Jmfeld. Siehe
Kapläne in Kirchhofen.
1789—1807. Johann Melchior Ettlin, Sohn des
Marquard, wurde geboren zu Sarnen ben 24. Juli 1764. Den
Tiſchtitel erhielt er von Pfarrer Büeler in Giswil und wurde
Vriefter den 22. März 1788. Bom 29. Nov. 1788—1793 mar
er auch zweiter Profeſſor im Collegium mit einem jährlichen
Gebalt von 150 GI. 1791, 10. Sept. wird ihm als Brofeflor
"die obrigfeitliche Zufriedenheit ausgedrückt und eine Honoranz
zugeiprochen. Seine Leiftungen in der Muſik, bejonderd im
Klavier, waren nicht unbedeutend. Bon 1807 bis zu feinem
Tod den 12. März 1846 war er Klofterlaplan in Sarnen.
1807, 24. Aug. — * 29. März 18855. Franz So].
Lohmann, Sohn des Hans Melchior und der Anna M. Sträler,
"wurde zu Sachieln geboren den 81. Zän. 1763. Er ftwdirte
mit Auszeichnung zu Freiburg im Breisgau. Mit feinem großen
"Talente verband er eine große Thätigfeit. Den Tifchtitel erhielt
-er von Pfarrer Amgarten in Zungern und wurde Priefter den
23. Sept. 1786. 1787, 3. Nov. wurbe er zweiter Profeffor und
1788, 29. Nov. erfter Profeſſor und der dritte Rektor des
Collegiums. Er tradirte namentlich den Cicero mit Vorliebe
_
und Gefchid, in den legten Jahren feines Lebens fogar auswendig.
Als Frühmeſſer wurde er ſehr häufig ans Krankenbett berufen,
mar im Beichtjtuhl unermübet, predigte viel und mit Leichtigkeit,
ſchrieb Gedichte im Dialekte, die aber leider verloren gingen.
Er war ber erfte Geiftlihe Obwaldens, welcher in Zeitungen
ſchrieb. (Bel. P. Martin: Programm 1864/65.) Mehr als ein-
mal wurde ihm als Brofeffor die obrigfeitliche Zufriedenheit
ausgeſprochen. Bon 1793—1817 war Yochmann allein Brofeffor
am biefigen Gymnaſium. 1794, 13. Sept. wurden ihm megen
bejonderer Bemühung 2 Louisbor und den 5. Sept. 1795 wegen
einem bejonderen Werklein, das er für 8 Schulen errichtet,
3 Louidbor zugefprochen: 1794 bewarb er fi umfonft um
die Frühmeſſerei in Alpnach. Den 27. Apr. 1798 wurde er
bom Kriegsrath zum Feldprieſter ermählt, war mährend der
heivetiichen Regierung beigeordnetes Mitglied des Erziehungs:
rathes. Gleichzeitig erlaubte ihm der Kriegsratb, zum Schuß
feinee Mutter und Schwefter für die Nacht einen Mann zu.
beftellen. Das Collegium wurde zu biefer Zeit ald Lazareth und
als Kaſerne für die franzöfiichen Truppen verwendet. Um das
Gymnaſium zu heben, wurde ihm 1817 Jakob Kathriner als
zweiter Profeſſor beigegeben. Da in Folge des Nachtſchwärmens
häufig Schlägereien und allerhand Ungeſchicklichkeiten ftattfanden,
deßhalb verfaßte er im Auftrag des Priefterfapitals für die
h. Regierung im Jahr 1809 ein Memorial über das Nacht:
Ihmwärmen. Wegen Kränklichkeit und beinahe gänzlicher Erblindung .
308 er fich in ben legten zwei Jahren auf die Frühmeſſerei zurüd.
18385—1853. Niklaus Dillier, Sohn des Heinrich und
der Anna M. Wirz, wurde geboren 1808 und ftudirte in Sarnen,
Engelberg, Freiburg und Luzern. 1834 wurde er zum Prieſter
geweiht. Er war Frühmeſſer, Organift und Schulberr zugleich, .
weil dieſe Pfründen 2 Jahre vorher miteinander verbunden
wurden. Da er öfters geiftesfrant war, deshalb mußte ‚häufig
lupplirt werben. 1858, 12. Jän. ftarb er als Schulherr und
Drganift in Giswil. Er zeichnete ſich aus durch einen milden,
liebevollen und freundlichen Charakter, durch aufrichtige Herzen®:-
gie, durch innige Frömmigkeit und einen muſterhaften Lebens:
wandel.
1853, 13. Nov.—Mai 1854. Beat Ming von Lungern
(Siehe Volksfr. 1887, Nr. 14.)
59
1854—1858 mwurbe die Frühmefferei von 59. P.P. aus
dem Gollegium oder aus dem Kapuzinerfiofter verfehen.
1858, 11. Rov.— 11. Rov. 1861. Hr. Balthbafar Imfeld.
Siehe Kapläne in Kirchhofen.
Seither wird die Frühmefjerei von HH. P.P. aus dem
Collegium beforgt.
Klofterkapläne.*)
1647 und 1648. Walter Wirz. Siehe Helfer.
1656 wahrſcheinlich Johann Sifferig Ein Johann
Sifferig war 1685 Kaplan in Merenfchwanden, 1652 Pfarrer
im Tobel und 1672 Kaplan in Lunfthofen.
1657—1660. Franz Weniger. 1655, 50. Jän. erhielt
des Hand Wenigerd Sohn auf Bürgfchaft dad Patrimonium
und wurde den 26. Aug. 1657 in das Priefterkapitel aufgenommen.
1660, 7. Febr. wurde ihm auf die Reife nach Conſtanz ein
Schein feiner ehelichen Geburt und feines Wohlverhaltens bemwilliget,
unter der Bedingung, daß er vorher feine Schulden bezahle.
1667 war er Pfarrer in Sefingen und 1669 Chorherr daſelbſt.
1669, 8. Zuni wurde befchloflen, ihm als Chorherr ein Recomen⸗
Dationgschreiben an Schultheiß Waldvogel von und zu Schönau
augzuftellen.
1660— 7 29. Des. 1709. Franz Stolz, Bruder vom
Stifter des „Elifabethengelde8” und geboren zu Stan? den 19.
Suli 1636. Er hatte das Stipendium in Mailand und erbielt
den 30. Dez. das Patrimonium auf den Spital in Stand. Er
mar ber erfte Bewohner der gegenwärtigen Klofterfaplanei, welche
damals im Hoftättli des Hand Melchior Imfeld gebaut wurde.
Er hatte auch feine Eltern bei fid. 1662, 14. De. ftarb
fein „Mütterli” Anna Marie Jung und ben 16. Apr. 1672
fein Vater Mftr. Hand Stolz. Den 23. Horn. 1703 ließ er zu
Sarnen Gedächtniß halten für feinen Bruder Dr. Johann Heinrich,
der al8 Präbendar zu Breifach geftorben und ven 1. Dit. 1704
für feinen Bruder, P. Alberich, welcher Conventual von Lützel
und Pfarrer in Schlübach war. Er war feit 1662 viele Jahre
*) Da die Frühmefje feit 1634 einige Zeit im Frauenkloſter gehalten.
wurde, jo wurden bie Frühmeljer zuerft bisweilen auch Klofterfapläne genannt.
60
Sefretär des Priefterfapiteld und wurde 1672 und 1707 zum
Präfes deſſelben erwählt. Ueberdies mar er noch Protonotarius
apostolieus. Die Anreden, die er gehalten im Priefterfapitel zu
Nidwalden, ald Abgeordneter bei Erneuerung des Wallifer-
Bündniffe® im Jahr 1678, am Auguftinusfeft 1707, bei der
Ankunft des Bischof? und der Vifitatoren und als er der h. Re⸗
gierung 1672 den Ehrenwein, der früher ftatt dem Gelbbeitrag
gegeben wurde, verdankte, befinden ſich im Kapiteldardhiv. Wie
e3 ſcheint, war er einer ber erften und tüchtigften Geiftlichen
Obwaldens. 1677, 28. Jän. empfiehlt ihn der päpftliche Nuntius
der Regierung von Obwalden auf das ledig gewordene Kanonikat
zu Bifchofzell, „meilen ich feiner Berfon halber gueter information
und genugfamen Bericht habe, daß er zu erft gedachtem Kanonikat
allerjeitd bequemlich und mit tauglichen qualitäten fattiam ver-
jehen und begabt fei”. Es wurde dann deſſenungeachtet Joh.
Franz Wirz, Kaplan im Stalden, gewählt, wogegen bie HH.
Stolz Schwierigkeiten erhoben. Als Abt Ignaz Betichart den
11. Jän. 1681 geftorben, bielt er ihm die Leichenrede und wurde
deßwegen von feinem Nachfolger Abt Gregor mit der Moral von
Gobat bejchentt, welche ſich in der Kapitelsbiliothek befindet.
1690 predigte er am Bruberllaufenfeft. 1672 erhielt er bag
Landrecht, welches ihm megen Gültenhandel 1683 von der
Zandesgemeinde entzogen und den 25. Horn. 1684 wieder gegeben
wurde. Er fucht feinen Bruder Conrad auf eine Domberrenftelle
in Straßburg zu befördern und bittet deßhalb den 7. März 1686
den Rath, daß man ihm erlaube mit dem Geſandten nadh
Solothurn entweder mündlich zu reben, ihn zu beauftragen oder
ihm wenigſtens beiliegendes jchriftliche® Memorial zur Ausführung
zu übergeben. Sein Streben wurde, wie befannt, mit günftigem
Erfolg getrönt. Nachdem er 34 Jahre Klofterlaplan und 18
Jahre Beichtiger gemwejen, war cr von 1694—1703 Pfarrer und
Beichtiger in Münfterlingen. Unterbeflen wurde feine Stelle in
Sarnen proviforiih mahricheinlich von einem Pater aus dem
Kapuzinerklofter oder aus dem Klofter Engelberg verfehben. Bor
ihm war auch fein Onkel, Dr. Franz Jung, zugleich Helfer in
Sachſeln und Pfarrer in Münfterlingen, womit freilich nicht alle
Sachſler zufrieden waren, obfchon er die Helferei durch Väter
Kapuziner verjehen ließ. 1693, 19. Dez. erklärt Franz Stolz
61
EINES TEN
der Regierung, daß er zu verreifen gebenfe und den 11. März
1702 erſucht ihn diefelbe die Kaplanei wieder anzutreten, weil
einige Eonfufion entftanben fei. 1706, 28. Aug. wird ihm erlaubt,
das Seidenſpinnen in unferem Lande einzuführen und es wird
ihm von der hohen Regierung fein edles Streben verdankt. Er
will deßwegen 3—4 Seidenfpinner, die Inftrumente auggenommen,
in feinen Köften von Luzern fommen laffen. In feinem Tefta-
mente, welches er unter Ratifilationsverbehalt feine Bruders
Conrad abgefaßt, gedachte er der Studenten d. b. de8 Seminariums
von Er-Sefuit Joh, Baptift Dillier, welcher das Collegium geftiftet,
der Jünglinge, welche ein Handwerk erlernen wollten, und der
armen Leute. An die vorbabende Stiftung einer Yrühmefferei
in Kerns wollte er 1000 GI und für die Kirche und Muſik in
Sadfeln 400 Gulden geben. Dieſes Teftament wurde aber von
feinem Bruder nicht gutgeheißen, vorzüglich wegen feiner Stiftung
an das Eeminarium in Sarnen, weil in unferm Land fchon feit
langer Zeit fein Prieftermangel geweſen und Feiner zu befürchten
ſei und weil es nicht gut fei, wenn viele müßige Weltpriefter
vorhanden jeien. Damals waren faft in allen Gemeinden un:
verpfründete Geiftlihe und es war nicht fo leicht, wie in unfern
Tagen, in alle Welt binauszugehen und das Evangelium zu
verfünden. Er und fein Bruder Conrad geben 1668 einen
bebeutenden Beitrag an die NRingmauer des Frauerkloſters in
Sarnen. Yn der Kapitel3bibliothet befinden ich die Gollegienhefte,
die von feiner Hand zu Luzern und in Mailand gejchrieben wurden,
ferner Ascetiſches, Liturgifche® und Arithmethiſches und eine
gedrudte Difputation, die dem Viktor Käslin („Caseolus“), ehe:
mals Helfer in Sachjeln, ihm und feinem Onkel, Dr. Franz
Jung von ded Legteren Bruder Nikolaus Yung, gewidmet wurde.
(Beber feine Familie, feinen Gültenhandel und feine Politik fiehe
Frühmeſſer Conrad Stolz.)
1710 — 76. Febr. 1749. Juſtus Nilolaus Stör,
von Sarnen, Sohn des Färberd Cajpar und der Anna Maria
Imfeld, Großſohn des Mitr. Cafpar und der Anna Maria Bucher
welcher 1627 um 300 Gl. das Landrecht gefauft, wurde unge:
fähr 1686 geboren. Abraham Stör, Helfer in Sarnen und Balz.
Stör, Kaplan in Kägidwil, waren feine Onkel. Johann Franz
Stör, welcher eine M. Kathrina Schindler von Luzern zur Mutter-
62
hatte, 1686 das franzöfifche Stipendium erhielt und fi zu
Dijon verheirathete, war fein Stiefbruder. Bon biefem fchreibt
fein Verwandter, P. Benedikt Schindler: Er war ein ausge⸗
zeichneter Matbematifer, er verftund das Marine und Befeiti-
gungsweſen, die Geometrie und Aritmethik ganz vollftändig ;
allein er hatte Feine Manieren und dachte nicht an den folgenden
Tag. Diefem gab er den Auftrag, die Akten des Generalfapitels
des Ciſterzienſerordens, welche zu Dijon liegen, zu Topiren. Als
er den 4. Nov. 1733 im 72. Jahre plöglich ftarb, Hatte er Die
Alten von 1429—1439 nahezu Fopirt. (Anzeiger für ſchweiz.
Geſchichte 1886, S. 104. Juſtus Nikolaus erhielt den 12. Oft.
1708 das Batrimonium. 1709, 23. Nov. beichlok der Rath,
ihm zur Primiz 4 Kanten Wein und 12 Pfd. Pulver zu ver⸗
ehren. Er war Sekretär des BPriefterfapiteld, verfaßte ein Com:
pendium zu den Statuten und machte einen Auszug aus den
Verhandlungen des BPriefterfapitel® vom Sahre 1710—1734.
1729 erfcheint er in Giswil ald Sekretär mit Bifitator und
Probſt von Flüe.
1749 — + 14. Mai 1791. Franz Niklaus Jakob
AA.LL. et Phil. Mag. war der Sohn des Dr. Yohann Nikolaus
und der M. Barbara Schmid, und murde geboren in Wallis
den 2. April 1719, wohin fein Vater im Jahre 1701 gezogen,
und wo er und feine Kinder den 13. Dez. 1708 das Landredht
erhielten. Er wohnte zuerft im Leuferbad, nachher in Sitten
und endlich in Brig und machte überall glüdliche Kuren, fo daß
er ſich entichloß, daſelbſt feinen Wohnſitz aufzujchlagen und um
das Landrecht bat. 1725, 10. Nov. fchrieb er an den Bifchof
Fran? Joſef Superfar und erfuchte ihn, anftatt der Kapuziner
aus Savoyen Schweizerfapuziner in Wallid einzuführen. Diefer
machte ihn auf die Schwierigkeiten aufmerkſam. 1734 gelang es
endlich die Zufriedenheit der Väter Kapuziner von Savoyen,
die Zuftimmung des Biſchofs, der Regierung, des päpftl. Nuntius
und des Generals zu erhalten und ed wurden 2 Patres ſammt
einem Laienbruder nach Aernen gefandt. (Chronica Pag. 458).
Nachdem feine Bemühungen mit Erfolg gelrönt waren, jcheint
er wieder nach Obwalden gezogen zu fein. 1736, 9. März
wurde er zum Beugberr erwählt. 1788, 22. Dezember erhielt
fein Sohn Franz Nikolaus auf der Univerfität in Freiburg im
63
RING SEND
‚Breidgau das Diplom eines Doktors der Philoſophie, welches
fein Ontel, Jejuit Aloid Schmid, unterzeichnet und worin be-
zeugt wird, daß er das Eramen aus der ganzen Philoſophie
mit Auszeichnung beftanden und die gemachten Einwürfe ſehr
Har und deutlich gelößt. 1742, 23. Febr. verzeigte ihm fein
Vater als Patrimonium auf Hand Cajpar Jakobs Haus und
Mätteli 2000 Pfd. und auf Haus und Hoftet Ried in der
Schwändi 1000 Pfd. Er fcheint 1742 primizirt zu haben und
war dann unverpfründet in Sarnen, bi8 er 1749 Klojterfaplan
geworden. Im gleichen Jahre wurde er Bibliothefar der Kapitels:
bibliothek und den 6. April 1769 wurde er vom Priefterfapitel
beauftragt, die Bücher der verftorbenen Geiltlichen zu durchgehen
und nachzufchauen, ob nicht Bücher darunter fich befinden, die
dem Prieiterfapitel gehören. Aus feinem Tagebuch, welches für
die Jahre 1747—56 vorhanden, erfahren wir, daß er und fein
Bruder, welcher Doktor geworden und fih mit einer Tochter
des Landammann Wolfgang von Flüe verbheirathet, jchon als
Studenten Saduhren gehabt, was damald etwas Außergewöhn:
liches war und daß ihnen die Mutter hinter dem Rüden bes
Vaters hindurch das Geld dazu gegeben. Er meint, fie hätten
doch den Pater darum begrüßen und fragen follen und Täßt
durch Schieddrichter entjcheiden, was fie dafür zu thun haben,
ebenjo bezüglich dem Vakanz- und Ertra:Geld, welches ihnen
die Mutter reichlich zugeichöpft. Nach dem Tod feined Baters
im Sabre 1750 und feines Bruder im Jahre 1753 führte er
die Rechnung für feine Gefchwifter und für die zwei Söhne
jeine8 Bruders, von denen Einer in das Klofter Filchingen ein:
getreten und den Namen Ildephons erhalten. Wegen jeiner
Sewiflenbaftigfeit war die Führung diefer Rechnungen für ihn
eine große Beſchwerde und er beflagt ſich, daß dieſes ein Ge:
Ihäft fei von einer entjeglichen Weitläufigfeit, welches einen
tüchtigern und geſchicktern Dekonom erfordere, als er fei. Für
die filbernen Knöpfe feines Vaters erhielt er vom Goldfchmied
Georg Wolfgang Trarler 36 GI. 35 Schl. Wie jett die Weibs⸗
perfonen ftolz find auf die filbernen Haarnadeln, fo waren einft
bie Mannsperfonen ftolz auf ihre filbernen Knöpfe. Bei feiner
großen Gemwiffenhaftigkeit glaubte er, daß in der Zeughaus:
Rechnung feines Vaters etwa 120 GI. fehlen, was er dann
64
wahricheintlich durch Schiedsrichter enticheiden ließ. Das Rechnen,
das für viele eine Freude ift, war für ibn ein Kreuz. Unter
den Büchern feine® Bruders fel. waren mehrere Büchlein von
dem franzöfifhen Romanfchreiber Boltaire und ſolche, die aus
benfelben ausgezogen waren. Er befchloß, daß alle dieſe und
dergleihen Werklein „fähtig“ verbrannt werden. Wenn Etwas
Neues in Gebrauh kam, dann war er Einer der Erften in
Obwalden, der fich daffelbe angejchafft. In feinem Tagebuch
begegnet uns ein Barometer, eine Saduhr mit Weder, eine
Repetirubr, ein Par il sol (Sonnenfchirm), Kaffee, indianifches
Thee, „Siocolata” und ausländifches „Rojoglio”. Er beſaß auch
eine meſſingene Tabaksbüchſe, ein Spinet, ein Clavichordium
und ein „Orgeli”. Mit Bannerherr Bucher, Landammann Stod:
mann, Hauptmann Felir Imfeld, Franz Leonz Stodmann, deſſen
Bruder, Zeugherr Dr. Dmlin und Landvogt von Flüe hielt er
Berner Zeitungen, welche fammt Botenlohbn 10 Gl. 5 Schl.
koſteten. Wahrfcheinlich waren diefe die einzigen Zeitungen, welche
1751 in Obwalden gelegen wurden. Er bezog diejelben durch
Frau Hauptmann Balthafar in Luzern. Bon feinem Vater
erbte er die Liebe zu den Bätern Kapuzinern, denen er bei
bei feitlichen Anläffen 3. B. auf Hirdmontag, Portiunfula u. ſ. w.
gewöhnlih 2 Maß Wein vorausgefendet. Er hatte eine aus:
gezeichnete Handichrift, war ein guter Zeichner, ein Tundiger
Architekt, ein tüchtiger Mufifant und ein begabter Dichter. Als
die Kernfer 1768 ohne Glodenthurm eine ganz neue Kirche bauten,
die dann 1813 abgebrannt, da wurde er nach Kerns berufen,
um den Bau der 4 unteren Altäre und der Orgel zu leiten.
In jeinem Tagebuch find verſchiedene Regeln für den Orgelbau
und für das Stimmen der Drgeln angegeben. Wie e8 fcheint,
hat er fih vom DOrgelmacher Sofeph Chriftopborus Balez aus
Frankreich, der die Orgel in der Pfarrkirche zu Sarnen gebäut,
unterrichten laffen. In feinem Tagebuch find mehrere Gedichte
eingetragen. Auch in der lateinifchen Sprache dichtete er mit
großer Leichtigkeit. In feinen Gedichten gibt er uns folgende
Ichöne Lebensregeln:
Wenn du wohl ſpeiſen mwillft
Muft du viel faften.
So du wohl ruhen mwillft
Niemals z’viel raften.
65
Willſt du in Ruh' und Frieden fein,
Kein G'ſchwätz trag’ aus, auch kein's hinein.
*
Wer ein Haus zu Grund will richten,
Tracht' in Ordnung nichts zu fchlichten.
Der Bolitil, der verkehrten Welt und der Melancholie macht
er nicht beſonders jchmeichelhafte Complimente:
Der Teufel hat Politik g'macht
Denn man d'Sach beim Licht betracht':
Falichheit, Lug,
Lift, Betrug,
All's regiert,
Triumpbirt,
Pan beut fein’ Treu mehr acht.
* ,
Man murrt fogar auch wider Gott,
Als ob er z'grauſam wär”,
Weil er mehr g’madt als fünf Gebot,
Das ſechst' ift fchon zu ſchwer.
Das Faſten taugt nicht für all’ Leut'
D’Raturen leiden’3 nicht
Zum Bußthun, heißt es, iſt noch Zeit,
Wenn's nur im Alter giſchicht.
Was iſt vmelanchoiae
Eine ſtille Narrendei.
Koſt' jedes Wort ein Groſchen.
Wer kaufen will, der kauf',
Das Maul geht ſelten auf.
Das Geſchlecht Imfeld hat bekanntlich eine Lilie, das
Bild der Unſchuld, im Wappen. Auf. dieſen Wappenſchild macht
er folgenden Spruch:
Ein junges Pflänzlein in dem Feld
Bin ich dermalen hier,
Zum Himmelsgarten auserwählt:
So ſagt die Hoffnung mir.
Drum will ich, wie ich ſoll,
Zur Unſchuld ſchauen wohl.
ww
66
RI RL IE
Seine Wetterzeichen find abgebrudt im Volksfreund 1872
Ro. 27—30 und „verftelte Weiberlob,“ ein deutſch⸗lateiniſches
Gedicht, in No. 28.
1754 wurde er vom Brieiterfapitel beauftragt, für den
Bilhof von Conftanz ein Gutachten wegen Befteuerung der
Geiftlihen abzufaſſen. Um die Koften der Erneuerung bes
Bündniffes mit Walli zu beftreiten, wurde eine Weinauflage
gemacht. Die Geiftlichkeit, geftügt auf das "Privilegium der
Steuerfreiheit, weigerte fich, diefelbe zu bezablen. Kloſterkaplan
Jakob handelte in diefer Angelegenheit als Bevollmächtigter des
Priefterfapitels und bat recht dringend den Bifchof von Conftanz,
daß doch der Abler feine ungen vor dem gallifanifchen Schnabel
hüten möchte. Da aber Rom der Regierung von Nidwalden
erlaubt, von ber Geiftlichfeit eine Steuer zu beziehen, deßhalb
durfte Conftanz es der Regierung von Obwalden nicht verweigern.
1755 ſchickte er dem Commiſſar eine Abichrift der Kapitels:
Statuten und 1756 unternahm er im Auftrag des Biſchofs von
Conſtanz eine NRevifion derſelben. Eine Copie, von feiner Hand
geſchrieben, befindet fi im Kapiteldardhiv. 1757, 6. Oktober
erhielt er vom Briefterfapitel den Auftrag, dad Maß der Geift-
lichen, welche Wirthichaften führen, zu feden. Nachher fcheint
er auf feiner Kaplanei ein ftille® und zurüdgezogene® Leben
geführt zu haben. Sein Denkmal konnte noch -vor wenigen
Jahren in der Pfarrkirche zu Sarnen gejehen werben und befjen:
ungeachtet ift jein Name im Stammbuch nicht angegeben. In
der Grabfchrift wird er gerühmt megen feiner Tugend und
Wiſſenſchaft und wegen feinen vielen Verbienfte um dad Frauen:
Hofter. Einen Theil feiner Zeit habe er der Religion, einen
andern dem Nächten und den britten fich felber gewidmet. Sein
ganzes Leben habe er Gott geweit.
1791 Mai — + 14. Aprit 1805. Johann Rilolaus
von Flüe, Sohn des Rathsherrn Hand Heinrich, Hirſchen⸗
wirth, und der Anna M. Wirz in Kerns, wurde geboren im
Sabre 1722. 1744, 17. Ditober wurde er als Stipendiant in
Mailand angemeldet. Die Primiz feierte er den T1. Juni 1747.
1751 wurde er Garbefaplan oder Pfarrer der 100 Schweizer
in Turin. 1757, 27. April wurde er Ritter vom goldenen Sporn
und erhielt da8 Recht, ein Schwert zu tragen und ein golbenes
X
67:
Kreuz mit einem goldenen Sporn an ben Hals zu hängen und.
das Palium mit einem ähnlichen rothfeidenen Kreuz zu zieren.
Rachdem er 25 Jahre Garbelaplan geweſen, Tehrte er wieder
nach Obwalden zurüd und war unverpfrünbet in ber Wolf:
geube zu Kerns, bis er auf die Klofterlaplanei gezogen. Einem:
Geſuch der Regierung von Obwalden an den König, ihm eine
Benfion audzuftellen, wurde nicht entiprochen. Er ftarb im. 83.
Sabre feines Alters und im 58. Sabre feine Priefterftandes.
1805—1807. Anton Wirz, Sohn des Rathsherrn Franz
Joſef Job, wurde geboren den 5. Febr. 1774 und Briefter den
22. Dez. 1799. Bor und nachdem er Klofterfaplan geweſen,
ſcheint er außer dem Kanton gewirkt zu haben. 1809 war er
Lehrer im Kanton Freiburg.
1807 — + 12. März 1846. Johann Meldior Etlin
Siehe Seübmeiier
846—1854. Joſ. Alo is Imfeld von Sarnen wurde
geboren den 15. Dit. 1813 und zum Priefter geweiht ben 10.
Auguft 1841. Bevor er die Klofterfaplanei erhielt, war er un:
verpfründet. 1854 wurde er Pfarrer beim I. Schweizer: Regiment
in königl. fizilifchen Dienften und 1860, 2. Mai, Pfarrer in
Himmelried, Kt. Solothurn. 1863 war er im Kt. Thurgau.
1866, 16. Juli wurde zur Beftreitung feiner Auswanderungskoſten
ein Credit von 800-1000 Fr. aus dem Spital bemilliget.
1884 treffen wir ihn in der Waifenanftalt Iddazell.
1854 — 7 27. Sept. 1858. Anton Nier, geb. im Jahre‘
1797, war von 1825—1845 Kaplan in Wiefenberg und nachher
unberpfrünbet in Stans, bis er auf die Kaplanei gezogen.
1858-1864. Franz Bläft. Siehe Chronil von Kerns
©. 45. 1886 zog er zum zweiten Mal al® Kaplan nad Kehr⸗
fiten, wo er den B. Juli 1888 ftarb.
1864 — 7 80. Nob. 1885. Johann Ming wurde geb.-
zu Zungern Sen 10. Juli 18%0. Im Herbft des Jahres 1885:
beſuchte er die dritte Klaffe der Sekundarſchule in Luzern und
erhielt in allen wiſſenſchaftlichen Zächern bie erfte Note. 1836,
2. Nov. empfiehlt ihn Pfarrer Imfeld als einen „überaus.
fittlicden und chriſtlich⸗ veligiöfen Menſchen.“ Mit diefem fchönen-
Zeugniß /ausgerüftet, z0g er in dad Seminar zu Kreuzlingen,
um fich dort unter. der küchtigen Leitung. von 3 3. Wehrli zum-
68
Lehrer auszubilden. Melt Deſchwanden wollte in Lungern nicht
nur den Boden, fondern burch gute Schulen auch bie Zeute
kultiviren und war deßhalb ganz befonderd für Heranbilbung
eines tüchtigen Lehrer8 beſorgt. Am Ende bed zweijährigen
Sehrerfurfes, den 27. Di. 1888, bezeugt J. J. Wehrli, dag
Johann Ming dur Fleiß, Gefittung und Fortfihritte in allen
Fächern des Seminarunterrichte8 und befonders durch einen fidy
täglich mehrenden Sinn für Erziehung und Bildung ſich derge-
ftalt außgezeichnet, daß er feinethalben die fchönften Hoffe
nungen hege, in ihm einft einen tüchttaen, erziehenden Lehrer zu
willen. Es fcheint, daß er dann einige Zeit Haußlehrer ber
Familie Deſchwanden geweſen. Alsdann gina er nad Luzern
und übernahm im Herbft 1839 als Stellpertr:ter von Brunner
die erſte Elementarfchule, welche er mit Zufriedenheit schalten.
1840, 23. Sept. wurde ihm vom Erziehungsrath erlaubt, eine
Kleinkinderichule zu eröffnen, une ber Bebingung, daß er
feine fchulpflichtigen Kinder in diefeibe aufnehme. Nebenbei be:
fuchte er noch Mathematik und Phyſik bei Profeſſor Ineichen
„mit jehr großem Fortgang." Nun entfchloß er fich, Priefter zu
werben. Im Herbit des Jahres 1841 begann er das Studium
der Philoſophie und befuchte die Borlefungen von Domberr J.
Widmer. Den Mangel an Kenntniß der Tateiniichen Sprache
fuchte er durch Privatftudium zu ergänzen. 1844 und 1845
ftudirte er in Luzern Theologie. Bei Schultheiß Siegwart-Müßer
verſah er die Stelle eine Hauslehrerd und Privatjefretärs. Die
amilie Deſchwanden in Stans, wo er den größten Theil feiner
erien zubrachte, forgte für ihn mit großer Liebe und Opfer⸗
willigkeit. Er befuchte dann ein Jahr die Univerfität zu Frei—
burg im Breisgau und hörte die VBorlefungen vor Staubenmeier
und Hirfcher. Nachdem er noch ein Sahr im Seminar zu Chur
Theologie ftudirt, wurde er den 24. Auguft 1847 zum Briefter
geweiht. Er war zuerft Bilar in Lungern und wurde dann den
4. Aug. 1850 zum Pfarrer gewählt. Ein guter Freund jchrieb
ihm nad der Wahl: „Es miſcht fich nämlich mitten unter meine
Freude über die von Lungern getroffene Wahl eine Befürchtung
und biefe befteht darin, Du laſſeſt Dich gar bald vom hl. Eifer
fortreißen und berüdfichtigeft zu wenig die Verbältniffe, unter
benen Du lebſt.“ Ein anderer Freund gab ihm die Mahnung:
69
„Stüge Dich nicht ayf die wanbelbare Liebe und Achtung der
Menſchen. Beim „Holanna” gedenke des „Kreuzige ihn“ und beim
„Rreuzige ihn” gedenke des „Hoſanna“. Sorge nur, daß Du den
für Dich haft, der alle Feinde mit dem Drude feines Fingers
vernichtet und in deſſen :Schug allein die wahre Sicherheit, in
deſſen Haus allein die wahre Ruhe und in defien Dienjt allein
die wahre ewige Seligfeit zu finden iſt.“ Sein Nachfolger
Franz Joſef Anderhalden ift der Anficht, daß befondere Klug:
beit nothwendig fei, um zum Ziele zu gelangen. „Ich finde es
Daher für Hug und rathſam, ſchreibt er, mit den vorhandenen
Mißbräuchen nicht zu Ich nellnnd nicht zu grell aufzuräumen.“
Was feine beften Freunde befürchteten, ift nur zu bald in Er:
füllung gegangen. Es entftunden Zwijtigfeiten. Beide Partheien
glaubten die richtige Anficht zu haben. Seine Freunde ermahnten
ig ; aber fie vermochten nicht, feinen Feuereifer zu dämmen.
ie Erbitterung wurde immer größer, fo daß eine gelegnete
Wirfjamteit bei einem großen Theil des Volkes nicht. mehr zu
hoffen war. 1859 fiebelte er nach Sarnen über. Als Pfarrer
erwarb er ſich befondere Berbienjte um bie Schule. Bevor er pris
mizirt, wurde ihm die Sekundarſchule im Kollegium zu Sarnen
angeboten. 1849 wurde er zum Schulinſpektor von Obwalden
gemählt, welches Amt er 8 Sabre lang bekleidet. Der erfte
obmwaldnerifhe Schulbericht wurde Landammann Her:
mann 1850 auf der Reife nach Bern ſammt deſſen Koffer ges
ftohlen. Um die Schulen zu heben, war er für tüchtigeres
Zehrerperfonal, für einheitliche, entiprechende Schulbücher, für
bequentere Schulbänte, geräumigere Schullofale und für Wieder:
holungsſchulen beforgt. 1853. wurbe ein Stipendium für einen
Zehramtslanditaten aus den Gemeinden Alpnach, Giswil oder
Zungern verheißen. Schon 1854 wollte er in Lungern bie Lehr⸗
ſchweſtern einführen, was wegen ben bort herrfchenden Zwiſtig⸗
keiten erft feinem Nachfolger gelang. In Giswil begannen fie
um biefe Zeit ihre fegendreiche Wirkſamkeit. Aus dem gleichen
Grund fcheiterte auch der Plan, in Zungern eine Exziehungsan- _
Kalt für arme Kinder einzurichten, wofür er Gertrud Leupi, die
nachmalige Vorfteherin in Maria Rikenbach, gewinnen wollte.
Trotz ben vielen paftorellen Gefchäften verfaßte er in der Zeit von
4849—1860.14 verfchiedene Schulbücher und 6 Gebetbücdhlein
70
für Kinder. Die bibliſche Geſchichte nebſt einem Abriß der
Kirchengeſchichte erlebte 9 Auflagen und bie Geographie und
Geſchichte der Schweiz von Dr. Etlin, an ber er wejentlichen
‘Antheil hatte, wurde in 11 Auflagen gebrudt und in's Fran⸗
zöfifche und Stalienifche überfegt. Mehrere von feinen Gebet-
büchlein für Kinder. erfchienen in vielen Auflagen und wurden ftereo-
typirt. Da P. Theodoſius nicht Zeit fand, für die Gebr. Ben:
giger Gebetbüchlein für Kinder von verichiedenem Alter zu ver⸗
faffen, deßhalb wurde Pfarrer Ming darum erfucht.: Nachdem
er fi von dem fturmbewegten Leben in Lungern nad Sarnen.
zurüdgezogen hatte, fing er an Materialien zu einer Gejchichte
des fel. Bruder Klaus zu fammeln. 1861 erjchien der 1. und
1863 der 2. Band. 1871 und 1878 erſchienen dann noch 2
Bände, welche auf die Gefchichte des Seligen Bezug hatten.
Dieſe vier Bände find das befte Duellenwert für die Geſchichte
des Seligen und enthalten bie vollftändige Lebensbeſchreibung
desfelben. Ein großer Theil feines ftilen und zurüdgezogenen
Lebens war ber Verehrung und der Bertheibigung des fel. Bruder
"Klaus gewidmet. Er verfaßte auch gelehrie Abhandlungen, - bie
‘aber, weil kein großer Leferfreiß zu hoffen war, meiften® unge-
druckt geblieben. Seine Zeit war faſt ausſchließlich dem Gebet
und ber Arbeit gewidmet. Bon ihm find etwa 30 Bücher und
Büchlein erfchienen, von denen mehrere viele Auflagen erlebt
und in fremde Sprachen überjegt wurden. Kein anderer Ob⸗
waldner bat fo viele Büher bruden laflen. Ohne Zweifel bat
er durch feine Bücher viel Gutes gewirkt und durch fein Gebet,
feinem Umgang und fein gutes Beifpiel nicht wenig bazu beige:
tragen, daß Franz und Louis Defichwanden, welche zu ihm. in
die Schule gingen, und. baß feine Brüder Beat und Joſef ſich
entfchloffen haben, Briefter zu werben. . Louis Deichwanden, der
als Helfer in Lungern geftorben, nennt ihn feinen „väterlichen
Freund.” Arme Stubenten, welche Geiftlih werden wollten,
fanden bei ihm, troß feinem ſpärlichen Einfommen, großmütbige
Unterftügung. Was auf den fel. Bruber Klaus oder auf Ob⸗
walden Bezug batte,. das fuchte er zu fammeln unb er wollte,
daß diefe Sammlung nach feinem Tod beieinander bleibe. Sein
fegter Wille ift aber nur theilweife in Erfüllung gegangen. Er
hab es nicht gern, wenn man Gegınftände, bie: geichichtlichen
71
ober künftleriichen Werth hatten und die durch ben Gebraudy oder
die Herkunft von unſern Voreltern ehrivürdig geworden, in's
Ausland verkaufte und er wollte einmal einen bedeutenden Bei-
trag aus der eigenen Tafche geben, um ein altes Schwert dem
Zande zu erhalten. Um die Gefchichte unfere® Landes, beſonders
um bie Gefchichte des fel. Bruder Klaus, hat er fich große Ber:
bienfte erworben. Nach feiner Entfernung von Lungern bat er
mehr Gutes gewirkt, als wenn er unter dieſen Berhältnifien
noch länger dafelbjt geblieben wäre. Es wurden ihm Pfarreien
Brofefioren: und Miflionspriefterftellen angeboten; allein . alle
biefe Anerbieten vermochten ihn nicht zu bewegen, feinen ruhigen
Boften zu verlaffen. „Er war überhaupt ein frommer und
und würdiger Priefter, der in mander Hinficht ftrengen Ans
ſchauungen huldigteund biefelben mit unbeugiamem, überzeugungs⸗
vollem Eifer geltend gemacht wiſſen wollte. Seine kampfes⸗
muthige Natur tritt auch in feinen Schriften zu Tage und
drüdtihnen nicht felten ein polemifches Gepräge auf. Trog feines
Feuereifers war er im Grunde doch ein Mann von edler, auf:
richtiger Herzendgüte. Als Mann des Gebeted und ald Mann
ber Wiſſenſchaft gebührt ibm allgemeine Hochachtung. Obwalden
und die ganzen Fatholifche Schweiz verlieren in ihm einen Schrift:
ftellee von unermüdlichem Fleiß, hohem Verdienſt und allfeitig
anertanntem Ruf.” (Bollsfreund 1885, No. 49.)
1887 9. Robert Chriften von Buochs, wurde geb-
im Jahre 1859 und primizirte den 5. Sept. 1886.
Geſchlechter.
Ausgeſtorbene Kilchergeſchlechter.
Amacher.
Jakob war 1573 Richter für Sarnen und wurde 1586
mit Hauptmann Schönenbül abgeorbnet, um in Einfiebeln die
Kerze aufzufteden. Hans war um das Sahr 1590 Schmied
und Schloffer im Foribach und wurbe auch Hans Müller genannt,
weil ex ober feine Eltern auf einer Mühle getvohnt.
72
IND TEE
Ambül, Büler, Büli, adem Bül, Bülmann.
Schon im Jahr 1280 begegnet und Mechthild a dem Bil.
Rudolf an dem Buele ericheint 1373, 14. Mai ald Zeuge
und ftiftet mit Ita und Walter in ber Matten, mit Berchta von
Gebolzſchwand und Berdta, feiner Frau, zu Sarnen ein ewiges
Licht von Anken oder Del. 1413, 18. Febr. wird Welti
Bülmann verboten, die Käfern zu ätzen. Um dieſe Zeit ftiftet
Ulrich und Frau Katharina 2 Schilling für eine Hl. Meffe
im Stalden. 1447, 7. Febr. ericheint Jenni im Namen ber
Schwander vor Gericht. Heini, der Alt, welcher mit Anna von
Einwil, wahrfcheinlih Schwefter des Landammann Nikolaus,
verheirathet war und im Hasli gewohnt, fchrieb 1482 im Auf:
frag von Bruder Klaus das Dankfagungsfchreiben wegen dem
Kelch, den die Berner ihm verehrt. 1453, 5. Aug. erfcheint
Heini nebft Andern im Namen feiner Grau vor einem Schieds⸗
gericht der 8 alten Drte wegen der Alpig zu Melchiee. (Chronik
von Kern? S. 87.) Dem Leutpriefter in Sarnen fchuldete er 1484
2 Denar ab Hasli, das denen von Einwil war. 1481, 22. Apr.
ericheint Bogt Ambül im Namen ber Syreitheiler vor Gericht.
Wie es Scheint, ift derfelbe in Folge der Heirath mit Elſh
Wiſſenbach nach Kerns überfiedelt. (Chronik von Kerns, S. 46.)
Im Mai 1566 verkaufen Hans und Andreas ein Stüd vom Berg
an ben Friedhof, welcher wegen der Peſtilenz von 1565 zu Klein
geworden. Niklaus mar Rathsherr und Nichter und ftarb
1649. 1617, 6. Sept. ftarb Nikolaus Ambül, derlegte
dDiefes angelehenen Geſchlechtes in Sarnen. Ambül gab
es auch in Kerns und ift gegenwärtig noch ein Kilchergeichlecht
von Giswil. Wie es fcheint, wurden fie von Sarnen nach Kernd
und Giswil verpflangt.
Bär, Z’bären.
1481, 30. Brachm. verlangt Welti einen Bibimus für die
Schwander unb ber 11. DE. 1483 war er. Stellvertreter von
Forft, Oberwil und Schwändi. Mebchior ging 1566 mi
einer Gefelfhaft nah St. Jakob in Compoftella und erhielt
eine Fürfchrift von der Negierung. 1609, 1. Mai erhielten
Melchior, feine zwei: Kinder Hand und Maria undb..bie noch
werben möchten, um.1000 Pfd. das Freitheilrecht in Sarnen,
——
Melchior war 1570, Wolfgang 1623 und Caſpar 1648
Rathsherr zu Sarnen. Bär waren auch Kilcher von Kern? und
Sachſeln. Siehe Chronik von Kerns S. 47.
Berolinger.
Der Erfte dieſes Gefchlechtes, welcher und in den Schriften
Obwaldens begegnet, ift Salob, melder den 16. Apr. 1606
mit Eva Schwendimann copulirt wurde und 1618 in Piemont
geftorben ift. 1649 beſaß Ja kob das Wilerbad. 5 Kinder bes
Stephan und ber Barbara Heid, die außer dem Theil bad Licht
der Welt erblidt, wurden 1673 zu Theilern in der Schwendi
angenommen. Hand war 1675 Richter für Sarnen. Diejes
Geſchlecht war nie zahlreich, ift aber erft 1883 mit Igfr. Karo:
iina Berolinger ausgeftorben.
Bröndli.
1395, 26. Heum., 1403, 26. Weinm. und 4. Dez., 1405,
29. Jän. und 11. Horn., 1415, 10. Apr. mwurbe in Heini
Bröndlid Haus am Grund das gejchworne Gericht gehalten, .
meil Obwalden damals noch Fein Rathhaus befaß. Heinrich war
Zeuge den 5. Brachm. 1899 hei der Stiftung der Helferei in
Kerne. 1437, 5. Dt. war Rudolf Zeuge und den 26. Aug.
1444 fiel Hauptmann Rubolf in der Schlacht bei St. Jakob.
Um das Jahr 1500 ftiftete Margreth für ihren Mann Beter
Lochmann und für ihren Vetter Rudolf zu Sachſeln ein Jahr⸗
ieh Dieſes Geſchlecht fcheint um dieſe Zeit außgeftorben zu
ein. Wahrjcheinlich tft dasſelbe aus dem Berneroberland einge:
wandert. Ammann Bröndli vom Unterfeen wurde bei Lebzeiten
bed jl. Bruder Klaus durch befien Fürbitte von „großem we
und ſchmertzen an eim ſchenkel“ befreit. (Ming I, 405.)
Burkhart, Burfarg, Burkhardt.
1879, im Mai war Klaus Zeuge bei einem Zehndenverkauf
ia Sarnen. Er war andy Zeuge den 19. Horn. 1875, ben 6.
Mai "T982, den 6. Aug. 1887, ben 5. Brachm. 1899, ben 28.
Jün. 1402 und’ben 19. Mai 1408. 1404, 7. Winterm. war er
Bote zu Beggenrieb wegen dem Ueberfall von Schwyz in Zug.
In feinem Haufe wurde ben: 8. Brachm. 1890, den 18. Febr.
sub ben 17. Heum. 1413 das geichworne Gericht gehalten.
14
AL NG ID
"1488, 7. Nov. progelfirt Klaus gegen bie Römerdberger und
fchuldete mit feinen Brüdern Heint und Hand 16 Angfter
Zind ab einer Hofftatt im Dorf. Seine Frau Verena hatte
Antheil an einem Haus und an einer Hoftatt zu Bisighofen.
Dieſes Gefchlecht ift in Obwalden fchon längft ausgeftorben.
Diegeswand, Dieggenfhwand, Diekiſchwand.
Diefer Gefchlechtäname ftammt von bem Heimweſen Dieges⸗
wand in der Schwändi. 1387, 6. Aug. erjcheint Heint als
euge. Jenni prozelfirt den 25. Heum. 1395 wegen der Alp
äferen und erfcheint den 10. Dt. 1450 im Namen ber Schwanber
vor Gericht. Der Bedeutendfte biefed Gefchlechtes mar
Fähnrich Jenni von Dieggenſchwand, melder den 4.
Sän. 1477 Bote nach Zug und 1478, 1. Dft. und 1489 ben
11. $ebr., 20. und 30. Mai, 15. Suni, 21. Aug. und 9. Sept,
Abgeordneter an die Tagſatzung nach Luzern war. 1483, 30.
Aug. war er Zeuge im Kollerhandel. Jenni, ber ältere, fchuldete
1485 10 Angft. Zin® ab dem Yang und Zenni, der jüngere,
deſſen Frau Ita von Tellon zu Kägiswil war, 8 Schill. 3 Heller
ab dem Acher im Lob zu Dieggifchwand. 1471, 15. Nov. er:
fcheint Senni der ältere gegen bie Ruggijchwiler und 1482, 25.
Apr. gegen die Kägiswiler vor Gericht und ben 10. Nov. 1482,
ben 11. Okt. 1483 progeffirt Jenni, wahrſcheinlich ber jüngere,
Sohn des Fähnrich, im Namen der Schwander und verlangt den
8. Mai 1507 für die Schwander einen* Einigungsbrief. Hänsli
ift 1507 im Zug nach Alexandria und Genua umgelommen. Peter
erfcheint 1541 vor Gericht und Barbara begegnet und 1549
in den Staadprotofollen. lm biefe Zeit fiheint dieſes angeſehene
Gefchlecht erlofchen zu fein.
| Einmil.
Einwil begegnen und fchon in den Bruchftüden eines alten
Urbars von Sarnen aus dem 18. Jahrhundert. 1804, 7. März
war Ulrich Zeuge im Streit zwiſchen Hasli und Lugern.
Gaßmann und Rudolf waren 1371 zinspflichtig dem Klofter
St. Blafien im Schwarzwald. Der VBebeutendfte und
Ehrwürdigfte dieſes Geſchlechte war Landbammann
Nikolaus. Diefer ift 1420 das erfte Mal und 1484 das Ichte
Mal Landammann geworden. Während biefer langen Zeit bat
75
‘er etwa 15 Jahre lang dieſes Amt beffeidet. Sehr oft war er
Abgeordneter an bie Tagfatung. Oft erſcheint er als Schieds⸗
richter und als Zeuge. 1464 war er Kaftuogt bed Klofters
Engelberg. Mehrere Mal erfcheint er vor Gericht im Namen
der Dorfleutevon Sarnen befonders wegen der Wuhr bei der Melcha.
1453, 5. Aug., 1458, 15. Der, 1464, 11. Dez. und 1480, 29.
Sept. prozeifirt er gegen die Kernſer wegen Benußung bon
Alpen und Almenden. Er wollte für dad Vieh, welches er in
Kerns getwintert, gleichberechtiget fein, tie Diejenigen, welche
Kilcher find und in der Gemeinde wohnen, was ihm aber nicht
geftattet wurde. (Siehe Chronil von Kernd ©. 86, 89—92.)
Rah dem Brand in Sarnen, den 1. März und 12. Sept. 1469,
wurde in feiner Stube das geſchworne Gericht gehalten. Wie
es fcheint, ift durch ben Brand auch das Rathhaus, welches
1417 ‘gebaut wurde, beichädigt worden. Er wohnte am Grund,
befaß die Güter oben am Dorf und Alpen in Kerns, die dann
jpäter durch die Heirath der Wiberta von Einwil mit Land:
-ammann Niklaus Imfeld von Lungern, einem Stammovater ber
59H. Imfeld in Sarnen, in die angefehene Familie Imfeld vererbt
wurden. Bruder Klaus nennt Landammann Nikolaus von Eins
wil feinen „Lieben fründ“ und fein ältefter Sohn, Landammann
Johann von. Flüe, war mit Elifabeth, einer Tochter desfelben
verheiratet. (Ming IV, 92.) Der Aamüller Heini Abſchwand
und Heini Biel, der Alt, Schreiber des fel. Bruder Klaus,
waren wahrfcheinlich feine Schwäger. Der Erfte hatte Kathrina
und der Andere Anna von Einwil zur Frau. Klaus, der mit
Elifabeth im Hof verheirathet war, erfcheint den 12. Apr. 1591
und ben 28. Febr. 1500 vor Gericht und Johann, wahrichein:
lich Söhne des Landammann Nikolaus, war von 1498—1500
Lanbvogt im Rheinthal und wurde einige Mal an die Tagfagung
abgeorbnet. 1509 fchulbete Bogt Hans dem Lanbfädel 20 Pfd.
Zins und gibt als Unterpfand die Alp Rudſperi im Melchthal
und ald Nachwähr feinen Theil am Kehr gu Sarnen. 1525
wurde biefer Zins von feinen Kindern bezahlt. 1588 lebte ein
Landfchreiber von Einwil und 1551 ein Landläufer
Sand von Einwil. Kafpar war 1549 und Hans, für
befien fchöned neues Haus 1580 ein Ehrenwappen verlangt
wurbe, war: 1541 und 1875 Richter für Sarnen. Kafpar,
76
III
der legte männliche Nachkomme dieſes angeſehenen
Geſchlecht es, ſtarb den 28. Febr. 1700 auf ber Heimreiſe
von Rom zu Luggarid und Marie, die Frau bed Landammann
Jakob Burch, ftarb 1710.
Frieſo, Frieß.
1326 war ein Frieß dem Chorberrenftift in Münfter zins⸗
pflichtig und 1387 ericheint Hein ald Zeuge Jenni prozeſſirt
im Namen ber Schwander den 11. Nov. 1437, den 7. Yebr-
1447 und ben 11. DU. 1483. Hänsli war 1485 ab Görlisalp,
Peter und feine Gefchwifter ab Kälacher zinspflichtig. 1668 wurde
ein Anabe ded Hans, melder auf der Windegg zu Kerns
‚geboren wurde, ald Theiler in ber Shwändi angenommen.
Um bie Mitte des vorigen Jahrhunderts ift dieſes Gefchlecht in
Obwalden ausgeftorben. Gegenwärtig lebt zu Cerna Hora in
Mähren Hr. Auguft Reichdgraf von Fries, welcher von ben
Fried bei Burgdorf im Emmenthal abzujtammen glaubt. (An:
‚zeiger für ſchweiz. Gefchichte 1885. 8.7.) Aus Bern mögen bie
Frieß auch nach Obwalden eingeiwandert fein.
Gebti.
Diefer Gefchlechtäname ftammt vom Heimweſen Gäbel im
NRömersberg. 1408, 4. Dez. erfheint Ulrich vor Gericht.
Heini progeffirt den 18. Horn. 1413 im Namen der Römers:
berger und fiel 1422 vor Bellenz. 1431, 27. Apr. erfcheint
Hänsli vor Gericht wegen Hedwigsegg und gibt 1484 die Gewand
als Unterpfand. Heini progelfirt im Namen der Theiler von
Ruggiſchwil den 22. Apr. 1491, den 20. Nov. 1499 unb ben
23. Febr. 1500. Anna ftiftet um 1520 zu Sarnen eine Jahre
zeit mit 2 Pfd. ind für 2 HL Meſſe und Grethi befaß 1567
ein Gut beim Schürli. Um bdiefe Zeit ſcheint dieſes Geſchlecht
erlofchen zu fein. '
ze Im Heimgarten.
Diefer Grichlechtäname fimintt-vor dem uralten. Seimivefen
Heimgarten Bei Ballingen (Balgen). Schon um das Jahr 1280"
begegnet und Gertrud vom Heimgarten. Rudolf war den
17. Dez. 1400 Schiedsrichter zwiſchen Uri und Schwhz und progeffirt
den 9. Febr. 1441 'gegen-die Melchtbaler, welche ihn nicht wollten
77
alpen laſſen, obſchon er „ebhaftige” innert Dieffelbach gekauft
und Vieh dafelbit gewintert. (Chronik von Kerns S. 86.) 1481,
27. Apr. ericheint Jenni vor Gericht im Namen ber Schwanber.
Im 16. Jahrh. begegnen uns Vinzenz und Heinrich, die wahr:
fcheinlich einem andern Stamm angehören und nirgends Kilch⸗
genofien in Obwalden waren.
Heingli |
Diefer Geichlechtöname ftammt wahrfcheinlich von dem Tauf-
namen Hans, Hängli. DieBerühmteften diefes vornehmen Ge—
fchlechtes, welches um die Mitte des 17. Jahrhundert? audges
ftorben, waren Walter, Johann, Rudolf, Dyonifius
und Balthbafar, welde Landbammänner geworden.
Dalter war Landammann in ben Jahren 1414, 1421,
1430 unb wahrſcheinlich in den Jahren 1419, 1425 und 1483.
417, 10. Mai beflagen fi bie Schwanber vor Gericht über
ihn wegen Atzung im Wald und den 23. Apr. 1421 erfcheint er
vor demſelben im Namen der Dorfleute von Sarnen. 1458
ftiftet er für fi und feine Frau Richenza Swabs, für feinen
Sohn Johann und deflen Frau Verena Anberbirfern zu Sarnen
ein Jahrzeit mit 1 Pfd. gewöhnlicher Münze
Johann, Sohn des Landammann Walter, wurde Lands
ammann das erite Mal 1450 und das legte Mal 1477. Gr
war auch Hauptmann im Thurgauerfrieg. Zur Zeit einer
Peftilenz „flödte” er feine zwei Söhne, die er allzu zärtlich liebte
und für deren Leib er mehr beforgt war, als für die Seele, an
einen gefunden Ort. Bruder Klaus mißbilligte diefe Sorgfalt
und fagte zu ihm: Er hätte mehr Acht haben follen, daß feine
Söhne der Hölle ftatt der Belt entgehen Beide find
nachher eines fchnellen und gewaltfamen Todes geftorben.
Dyonifius, welcher 1485 Landammann geworden, wurde
1485 vor feinem Haufe auf dem Dorfplag von Walter Isner
von Kernd erftochen. Ein Kreuz von Sandftein im bortigen
Steinhaus mit ber Inſchrift: „Dionifius Henpli aman dieſers
lang 1486” — erinnert jet noch an dieſe grauenhafte That.
Der andere ritt einen muthigen Gaul und wurde bei einem
Baum fo verlegt, daß er bald darauf geftorben, oder wurde, wie
Andere jagen, von einem umgefallenen Heuwagen erbrüdt.
78
Rudolf ericheint den 7. Nov. 1437, den 23. Jän. und
13. Mai 1447, den 1. März 1464 und den 80. Apr.. 1473 vor
Geriht und wurde. 1470 Landammann, welches Amt er nur
dieſes Sahr bekleidet. -
- Balthbafar wurde Landammann 1564. 1552 war er
Richter, 1556 Statthalter und 1561 wurde er Landvogt in
Baden. Für fein neues Haus bat er 1548 um Feniter unb
Wappen. Derfelbe war fehr rei. Bon der Landvogtei heim:
gelehrt, Ichentte er 1563 dem Land 500 Kronen d. i. 1000 Gl.,
damit man fie zur Vorforge aufbewahre d. i. in den Schatz lege.
Der Rath beichloß dann in dankbarer Anerkennung: „Soll mans
einer Gmeind rümen das vogt Hentzly Sölich® der Gmeind zu
gutt than”. Diefed fchöne Geſchenk hat vielleicht auch dazu
beigetragen, daß er um fo eher Landammann geworden. Doch
bald folte er erfahren, daß die Gunft der Menjchen veränderlich
ift. Schon 1563 wurde von Hand Büli in Gegenwart feines
Bruders Wolfgang Heinhli über ihn geichimpft, er ſei meineid,
er babe Ammann Scheuber müfjen gichtig fein d. h. befennen,
„daß. fine Knecht im Krieg figen Hunger geftorben.” Cr war
Hauptmann. Darauf antwortete Wolfgang: Wenn mein Bruder
meineid ift, warum haft du dann geholfen ihn zum Bogt machen ?
Weil er feine Knechte nicht gut behandelt, dad war wahr:
Theinlih der Grund warum Hand Küchler den Haupt
mann SHeinzli in der Kilchgaß angegriffen. Dazu Fam
noch, daß er bie falfche Lehre verkündete, er glaube nicht, daß
Chriftus in die Hände eines fündigen Priefterd fomme und da⸗
durch deſſen Gegenwart im Allerheiligften leugnete. In Folge
defien wurde er den 22. Juni 1565 von ber Landesgemeinde
abgefegt und aus Gericht und Rath erkennt. Er ſoll nad
Conftanz gehen und beichten und büßen. Nach feiner Heimkehr
wünſcht er von ber Landesgemeinde wieder in Ehren eingejeht
zu werden. Es wird aber verfchoben auf St. Urjula des Jahres
1566. An dieſem Tag : erklärte die Landeögemeinde, daB er
eibbrüchig fei und daß er wider den alten chriftlichen Glauben
gehandelt. Er folle einer jeden Kilchhöri geben, was ihr gehört,
einer großen 200 und einer Heinen 100 Kronen. Wenn er wieder
in's Land wolle, folle er eine Stunde an das Haldeifen geftellt
werden und 500 Kronen meinen Herren geben. Wil er dieſe
Strafe nicht annehmen, dann fol er gefangen genommen und
79
das Landgericht bejchiett werden. Obwalden wurde auf ber
Conferenz der.5 kathol. Drte den 7. Okt. 1566 erfucht, ihn wieder
zu begnadigen und ihm zu verzeihen. Auf die Fürbitte Nidwaldens
wurde ihm den 5. Jän. 1567 das Haldeifen gefchenft; dafür
aber fol er einen Tag und eine Nacht im Thurm fein. Was er
den Kirchgängen wegen dem Fährengeld noch ſchuldig, das fol
er bezahlen, ebenfo die 500 Kronen meinen gnädigen Herren.
Wie e8 Scheint, hatte er wegen dem obrigfeitlichen Fahr Geld
binterbalten. 1568 den 23. Apr. wurde er. auf die Fürbitte
Nidwaldend von der Landedgemeinde wieder in Ehren eingefegt
und den 29. Sept. 1571 wird erlaubt, ihn wieder an bie.
Tagſatzung zu fchiden. Wir treffen ihn ald Abgeordneten an
der Gonferenz der Tathol. Orte den 9. Febr. und 11. Juni 1574.
Er war verbeirathbet mit Apollonia von Flüe Durch Fromme
Stiftungen fuchte er für feine Vergehen, die wahrjcheinlich von
feinen Gegnern übertrieben wurden, Genugthuung zu leijten.
1568 ftiftete er zu Sarnen ein Jahrzeit mit 300 Pfd., ferner
vergabte er an die Kirche 500 Pfd., an die Spend 500 Pfb.
an die Kapelle im Stalden 50 Pfd., an die Kapellen zu St.
Riktaufen und Kägiswil je 25 Pfd. Zu Horw ftiftet er den
24. Febr. 1589 ein Jahrzeit mit 100 Gl. für fi und feine
Frau Anna Zulliker. Um dad Jahr 1575 zog er nach Zuzern,
erwarb fich das dortige Bürgerrecht und ftarb den 1. Nov. 1591.
Sein Bruder Hauptmann Wolfgang diente im Schweizer:
regiment Dietrich in der Halden von Schwbz und fiel im Delft: -
naterzug bei Die ben 18. Juni 1575. Sein Sohn Hand ver:
ebelichte fich den 9. Jän. 1577 mit Anna Bircher.
Dad Stammhaus der Landammänner dieſes Gefchlechtes
war das Steinhaus auf dem Dorfplatz. Nach dem Tob des
Lieutenant Hans Heintli, des Sohnes von Hauptmann
Wolfgang, im Jahre 1594 ift das Steinhaus auf dem Dorfplak
ſehr wahrſcheinlich in den Befit des Landammann Beter Imfeld
bon Lungern übergegangen. (Stambaum bei Ming IL.)
Uli war Landweibel und ericheint ald Zeuge den 13. Mai
1447. Bon 146567 und von 1513—15 war. Han? Land =
vogt in Baden. 1649 gab Anna 50 Pfd. an die Kapelle zu
St. Anton in Kernd. Bald nachher ift dieſes berühmte Gejchlecht
ausgeftorben.
80
II LE SB
Im Hof.
Andrea? war 1334 zinspflichtig dem Chorherrenftift
Münfter und 1371 dem Klofter St. Blafin im Schwarzwald.
1437 hatte Ulrich (Uli) für 20 Kühe und einen Stier Alpig zu
Aa in Kernd. Er progeflirt gegen die Kernfer und Römerdberger
und ericheint einige. Mal vor Gericht im Namen der Kägiswiler.
1453, 5. Aug. hatten Jenni's fel. Kinder Antheil an ber
Alp zu Melchſee. Heini und Klaus erhielten 1565 das
Landrecht um je 50 SI. Ob biefelben dem alten Stamme ans
gehört und das Landrecht verloren hatten oder ob fie einem
andern Stamme angehört, miffen wir nicht. 1678. wurden
Benedikt Sof. und Philipp Jakob, Söhne bes Erasmus,
als Theiler in der Schwändi eingefchrieben. 1750 jtarb gu
Sarnen Mſtr. Hans of. im Hof und 1789 Frau Magbalena
im Hof. Diefelben mögen die legten dieſes Gefchlechtes geweſen fein.
Huber.
Der Geſchlechtsname Huber ftammt von dem Wort Huobe
welches ein Bauerngut von 4 Schupoffen ift. Der Befiker eine
ſolchen Bauernguted wurde Huber genannt. Schon in den Bruch:
ftüden de8 Urbars der Kirche von Sarnen aus dem 18. Jahr.
begegnet und Sophia a der Huoba und Peter an der
Huba. Sm 14. Jahrh. ftiftete Walter Huober, Hemma
feine Zrau und Berchta ihre Tochter zu Sarnen für den Priefter
4 Denar. 1481, 20. Bram. wurde Klaus zu Kägidmwil zum
Marchen beitimmt. Im Anfang des 16. Jahrhundert? beſaß
Leonard Hüslen, Peter Dberloo, Hand Schür und ein
anderer Huber Laumenen in Kägiwil. Sebaftian war 1590
Richter und 1597 Theilenvogt in Kägiswil. Hans wurbe 1681
bafelbft Theilenvogt, 1850 Rathsherr und ftarb den 20. Febr.
1658. Um diefe Zeit fcheint dieſes Kilchergeichlecht in Sarnen
ausgeftorben zu jein. Huber find auch Kilder von Kerns.
(Chronik von Kerns ©. 67.)
Jörgi, Jöri.
Dieſer Geſchlechtsname ſtammt vom Taufnamen Georg
(Zöry). Aus dieſem Geſchlechte find hervorgegangen ein
Landammann, ein Glasmaler und ein biſchöfl.
Com miſſar.
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Caſpar wurde den 20. Aug. 1574 um 40 Gl. als Frei⸗
theiler angenommen. Er war Landſchreiber 1575, Landvogt in
ben freien Aemtern 1585, Statthalter 1588, Yandammann 1594
und ftarb den 19. März 1596. 1578, 9. Juni war er Bote
bet der Erneuerung des Bundesſchwures mit Wallis in Brieg
und ericheint auch ald Abgeordneter an der Tagſatzung.
Mſtr. Melchior ift der einzige und befannte Gla 8:
maler in Dbmwalben. In den Rechnungen bed Landlädel:
- meifter3 lefen wir von ihm Folgendes ca. 1614: „Dem melfer
Görgi gladmaller gän vf rächneten 1 GI. minder 10 angfter.”
AIch fol meifter melker görgi om wappen 25 Gl.“ „1628 Uf
marthini ift gegen Melcher Göry dem Schiltbrenner an 9. Amen
Zelgers ſel. Ehewib zalt worden um ſchildt 21 Gl.“ 1616,
4. Apr. wurde dem Mftr. Melchior Jörgi, Schiltbrenner, vergönnt,
daß die Kinder auch Freitheiler feien, die ihm zu Alpnach geboren
wurden. Zu Sarnen wurde ben 11. Okt. 1623 für Mitr. Melchior
Gräbt gehalten, der in Frankreich geitorben. Wie e8 fcheint, ift
derſelbe, da der Kriegädienft einträglicher war, al3 feine Kunſt,
in der Fremde geftorben und die Negierung hat nach feinem
Tod Schulden für ihn: bezahlt.
Auguftin wurde geboren zu Stand 1790 und war ber
Sohn des Slgenwirtb und Spitalberren Fidel Jört, der im
Ueberfall erfchoffen wurbe. 1816, 28. Sept. wurde eine Commiſſion
beftimmt, welche fein Theilrecht in der Schwendi unterjuchen
ſollte. 1816 wünfchte er von der Regierung in Obwalden für
eine Dffizieröftele in bolländifchen und 1817 in franzöfifchen
Dienften empfohlen zu werden. Da diefe Empfehlrng fruchtlos
war, erhielt er den 22. Apr. dad Batrimonium und wurde dann
zu Freiburg zum Prieſter geweiht. 1819, 6. Nov. wurde er für
eine Stelle ai8 Feldyrediger in holländischen Dienften bei General
Aufdermauer empfohlen. 1823 wurde er Kaplan, 1826 Pfarr:
heifer und 1836 Pfarrer in Stand. 1846 wurde er bifchöflicher
Commiſſar und ftarb den 7. Dit. 1857. „Der Dabingeichiedene
war ein edler Menich und wahrer Briefter Gottes, in dem feine
Falſchheit wohnte. Durch feinen frommen Sinn, feine Beicheiden-
heit, feine Demuth und feine uneigennügige Frömmigkeit hat er
fich bei feinen Pfarrlindern ein ungerftörbares Denkmal geitiftet.
6
82
IR GE SEN
Es that feiner frommen Seele nicht® fo wohl, als wenn er
tröften und Barmherzigkeit üben konnte.“ |
Balz wurde 1593 um 50 GI. als Freitheiler angenommen.
ranz Hilarius erhielt ben 20. Juli 1695 ein Empfehlungs⸗
chreiben an ben Bifchof zu Arlesheim, damit berjelbe ihm be-
willige, das Diakonat und Presbyterat nacheinander zu empfangen.
1698 war er unverpfründet in Bilchofzel und machte ein Teſta⸗
ment mit feiner Tante Katharina Wirz, ber Schweſter des
Chorherten Franz Wirz, bei dem fie Köchin war. 1701 wurde
er Pfarrer zu Berg im Kt. Thurgau, wo er 1707 ftark.
P. Hilarius, früher Meldior, Kapuziner, trat in ben
Orden ben 16. Okt. 1658 und flarb den 8. Sept. 1691, 55
Jahre alt.
Diefes Geſchlecht ift noch nicht auögeftorhen, da in Stans
noch einige Jöri von Sarnen leben.
Jöri ift auch ein Kilchergefchlecht von Alpnach.
Sordan, Jordin, Jordi.
Der Berühmtefte dieſes Gefchlechtes ift Hauptmann
Soft, der fich durch feine Tapferkeit ganz befonderd ausgezeichnet.
Als Anführer der Unterwaldner zog er 1511 zu Gunſten Papſt
Yulius IL in's Mailändifche. Im folgenden Jahre wurde ganz
Italien von den Sranzojen befreit und die Schweizer als Erretter
und Befreier von fremder Anmaßung gepriefen. Papſt Julius II.
gab ihnen den Titel: „Protektoren und Beichüger ber Freiheiten
der hl. Kirche” und fchenkteihnen Schöne Banner. Ganz bejonders
bat fih Hauptmann Jordin den 4. Juni 1513 bei der Belager-
ung bon Novara auögejeichnet. ALS die Franzofen eine große
Deffnung in die Stadtmauer gefchoflen und bie berzoglichen
Dberften anriethen, diefe Lüde durch Graben und Bollwerfe
wieder audzubeflern, rief er aus: Was! die Mauern ausbeflern ?
Sehet wadere Männer Staliend! Hier, indem er feinen Spieß
zeigte und fehüttelte, bier, biefe Wehren find der Schweizer
Graben und Bollwerfe. Sie follen nur fommen die Franzoſen
und und durch die gebrochene Mauer anfallen, fo mollen wir
ihnen zeigen, mad Muth und Stärke der Eidgenoſſen vermögen.”
48 Stunden lang troßten fie bei offenen Thoren und unausge⸗
befierten Mauern der Uebermacht der Belagerer. Den 5. Juni
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wurde die Belagerung aufgegeben und den 6. griffen die Eidge⸗
nofſen bie Franzofen unerwartet an und eroberten große: Beute
und das Herzogthum Mailand. In diefer Schlacht Toll Jordin
allein über 20 Mann erfchlagen baden. Ihm wurde bekhalb
folgender Lobfpruch. gewidmet. | |
Hauptmann Sordin, der kühne Held,
Sich zu Novara tapfer geftellt,
Und ihm damals in jelber Schlacht
Groß’ Ehr, Ruhm und Namen gemadt.
Nach der Niederlage bei Novara bewarben fich die Granzofen
wider um die Gunſt der Eidgenoffen. Als Beringung wurbe
feftgelegt, daß fie zuerft das Schuldige bezahlen. Als man an
der Tagfagung in Bern den 80. Jän. 1516 franzöfifches Gelb
vertheilt, da. erhielt Zordian von Unterwalden, der in
Mailand oberfter Fourier gewefen, 18 Kronen und fein Gehülfe
10 Kr. Erni Jordi mwurbe ben 7. Juli 1523 von der fiak«
zöſiſchen Botfchaft als Hauptmann der Obwaldner auserforen.
Er ſoll dann den 25. Horn. 1525 bei Pavia gefallen fein. Doc
Thon im 15. Jahrhundert find die Jordi gern in den Krieg
gezogen. Jakob fiel den 26. Aug. 1444 bei St. Jakob, Heini
den 2. März 1476 zu Grandfon, Jenni den 5. Jän. 1477 bei
Murten. Hand war 1603 Richter und Rathsherr in Sarnen.
1633 am Dftermontag wurde Sebaftian, ein Kind des
Nikolaus, als Freitheiler eingefchrieben. Marquard primizirte
1673 und ftarb ald Kaplan in der Schwendi 1716. Um bie
Mitte des vorigen Jahrhunderts ift diejes tapfere Gefchlecht
außgeftorben. -
Söner.
Zu den Bedeutendften dieſes Gefchlechtes gehört Joſt,
welcher Landammann mar in den Jahren 1426, 1428 und
pielleicht 1431. 1421, 25. Apr. und 1435, 6. Febr. erfcheint er
im Namen ber Dorfleute von Sarnen vor Gericht. Er war
auch Bote, Zeuge, Schiebsrichter und hatte eine Hoftat am
Grund Nicht weniger bedeutend war Oswald,
Pfarrer in Kerns, Beichtvater des fel. Bruder
Klaus. (Chronik von Kerns, ©. 6.) Hans wurde 1451 zu
Sarnen erftochen und? Walter bat 1486 den Landammann
Dioniſius Heingli erdolcht. Diefes Gefchlecht ift, wie es fcheint,
84
ID GI LED
Ihon, im 16. Jahrh. ausgeftorben. Einige Isner wohnten in
Kerns. Es fehlen die Beweiſe, daß ſie daſelbſt Kilcher geweſen.
Kaiſer.
| Raf par, Sohn des Konrab von Wolfenfchießen, Taufte
itss das Kilcherrecht in Alpnach und den 6. Jän. 1562 für
ſich und die Kinder ſeiner Frau Hertenſtein um 80 Gl. das
Freitheilrecht in Sarnen. Er verheirathete ſich zuerſt mit einer
Tochter des Ammann Johann Amſtein in Alpnach, welche eine
Schweſter des Ammann Zelger zur Mutter hatte und von der
fieseine Alp in der Tränke geerbt, nachher mit einer Hertenſtein
von Luzern und endlich mit Margreth Wirz, melche zu Sarnen
mit 200 Pfd. ein Jahrzeit geftiftet. 1556 wurde er Barmeifter
und 1564 Landlädelmeifter. 1564 den 22. Aug. und den 22.
DE. war er ald Abgeordneter an der Tagjasung in. Baden:
Heinrich Kretz, Richter und Ra hsberr in Alpnach, von dem die
Kregenalp wahrfcheinlich den Namen bat, beichimpfte. ihn und
behauptete, daß er fein Landmann von Nidwalden und daß
deßhalb feine Wahl zum Baumeifter ungültig ſei. Dieſes geſchah
den 20. Horn. 1558 im Haufe des Niklaus Tüfel, in Gegenwart
von vielen Geſellen. Kaſpar zitirte ihn vor das Kirchen- ober
Siebengericht und nachher vor das geſchworne Geriht. Bruder
Scheuber wurde ald Zeuge angerufen. Dieler bezeugte
den 23. Juni 1558 eiblih, ba er .fih 60 Jahre zurüd
wohl befi inne, daß „al? er noch jung und feine Hofen an
tragen hebe,“ Klaus Kaijer, ein alter weißer Mann in die. Kirche
gekommen, daß derfelbe lieb und werth geweien und dag man
ihn immer für einen ehrlichen und redlichen Landmann gehalten.
Diejer habe drei verhbeiratbete Söhne gehabt Ulrih, Stephan
und Kafpar. Kaſpars Sohn habe Conrad geheißen und jet
Bater de3 Baumeifterd. Aus diefem Zeugniß gebt auch berbor,
wie alt Bruder Scheuber bei feinem Tod den 5. März 1559
gewefen. Er bezeugte, daß er fich 60 Jahre zurüdbefinne big
auf die Zeit, mo er noch einen Rod getragen. Wenn mir
annehmen, daß er biß ing vierte Jahr den Rod getragen, dann
war er bei feinem Tod 65 Jahre alt und es iſt ſomit
unrichtig, baß er nahezu 80 Jahre alt geworben,
wie in feinen Lebenähefchreibungen und im Stammbaum bei
Ming angegeben wird. Caſpar ftiftete in Alpnach ein Sahrzeit
X
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mit 700 Pfd. für 6 Prieſter, jedem 6 Bz. für Efſen und Trinken,
dem Kilchmeier 20 Schl. um den Zind ab Klaus Durrers Ried
«inzuziehen, und ben armen Leuten für Brod und Käs 84 3.
„An ein ewig liecht zu Bruder Klaufen Grab” gab er 1
Münggulden. 1565. 29. Herbftm. erlaubt ihm das Gericht zu
Sarnen, was er über 9000 Pfd. befie zu verteftamentiren:
1551. war er Antbeilhaber am Bergwerf im Relchthal; 1556
fordert er 200 Kronen von Marquard AImfeld, die ihm vom
Gericht zugeiprochen wurden und ericheint 1561 vor Gericht
wegen einem Gelbanleiben, da3 er dem Amman von Flüe gemacht.
Er befaß eine Kreuzefti in Alpnach und ftarb zu Sarnen 1567.
Sein Sohn Jakob war verheirathet mit Barbara Seiler, welche
den 4. April 1620 zu Sarnen geftorben. Von 15871589 war
er Schulmeifter in Stand. Es befaß für 3 Kühe Alpig zu
‚ Meichfee und fchrieb das Verzeichniß der Outthäter von ber
großen Glocke in Sarnen. Als die Regierung von Dbmalben
1609 erfucht wurde, das „weiße Buch” nad Stans zu leihen,
da lieh fie dasjelbe vorher „durch Jakob Keiferen Landtmann“
wbfchreiben, damit fie dann nachichauen können, wenn bie
RNidwaldner „Berbeflerungen” vorgenommen hätten. Diefe Ab⸗
ſchrift befindet fih im Staatsardiv. Mit Jakob ſcheint dieſes
Kilchergeichlecht von Sarnen ausgeftorben zu fein. | .
Be Knöboſſer.
Hans lebte ſchon um das Jahr 1280. Jenni erſcheint
den 28. Dit. 1392 als Bürge und prozeſſirt den 26. DEE
1403 und den 17. Yebr. 1413 im Namen der Römerdberger.
1419, 1. Mai erfcheint Heint im Namen bderjelben vor Gericht.
Er hatte einen Sohn, welcher Welti hieß, der wahrfcheinlich in
ver Schlacht bei St. Jakob gefallen. Richi (Richenza) war
1484 die Frau bed Heini Obriſt.
Krepfinger .
Burkard ift wahrfcheinlich der einzige Kirchgenoſſe dieſes
Geſchlechtes und gehörte zu den einflußreichiten Männern ber
Damaligen Zeit: Er war Zeuge, Dbmann unb prozeſſirt im
Namen der Kirchgenoſſen von Sarnen den 19. April 1449, dent
7. Juli 1455 und den 20. Auguft 1460. Er beſaß zu Kirch⸗
Hofen Flühli, Rarmettlen und Mettlerd Nußbaum, welche einers
RIND SALE
ſeits an Rädershalten und anberfeit3 an Mühleberg ſtoßen und
- ein Gut an der Melcha auf der Kernſerſeite. Waheſcheinlich iſt
er von Luzern eingewanbert, mo Joſt Krepfinger 1590 Schultheiß
geworben. Sein Grabftein befindet fich im Beinhaus zu Sarnen
.. und. trägt die gothiſche Infchrift: „1474 Jar da ftarb Burkhard
Kräpſinger zu ber Dftern bem Gott gnad 1409.” Die eine
Jahrzaähl tft fein Geburt: und die andere fein Tobesjahr. Es
ift in den 5 Orten kaum ein Grabftein aus diefer Zeit anzus
treffen, der noch fo gut erhalten tft.
Kretz.
Die bedeutenſten Männer dieſes Geſchlechtes find Prob ſt
Andreas und Landvogt Walter, (Weiti“).
Andreas Schinner, eigentlih Kretz, war
Nepot und Sekretär bed berüßmten Kardinal
Schinner und ber Sohn einer Schwefteg desfelben, die mit
einem Kretz von Sarnen berheirathet war. Er wird nicht
Priefter der Diözefe Sitten, was ber Fall wäre, wenn Schinner
fein eigentlicher Geſchlechtsname geweſen, fondern Briefter ber
Didzefe Conftanz genannt und war Mag. AA. LL. 1513, 19. März
wird Andreas, Kleriker der Diözefe Conftanz, von Papft Leo X.
zum Propft auf St. Bernharböberg ernannt und von ihm beit
Domdekan und dem Domberen Peter Magni befohlen, benfelben
in. die Propſtei einzuführen. (Hergenröther: Leonis X. Regefta Ro.
1190 ind 1191), Wie es fcheint, ift er nicht in ben Beſitz der⸗
felben gelangt, weil der Savoyarde Joh. de Forefta diefelbe are
fh gerifien und bon dem Herzog bon Savoyen beſchützt wurde.
Umfonft Hatte Cardinal Schinner kurz vorher bei Julius II-
über den Zerfall der Probftei bittere Klagen geführt. 1514,
21. Febr. ericheint er als Domberr von Novara, wo Harding
Schinner Biſchof war, Nepot und Kämmerer bes Kardinals. 1515,
18. Aug. iſt er beim Karbinal und beim eibg. Heer zu Septima,
zwiſchen Chiaflo u. Turin in Biemont. Unter dieſem Datum ſchreibt
er einen längeren Brief an ben päpftlichen Nuntius, Ennius,
Biſchof von Veroli in Luzern und beruft fi} auf ein Schreiben,
welches er den 14. Auguſt an ihn gerichtet. Gr berichtet über
die fchanlofen „Braktiten” der Berner: und anderer eida.
Truppen, um binterrüds mit den Sranzofen, bie den Papſt bee
87
triegten, einen fchmählichen Frieden zu fchließen. „Ach ber
Schand! fchreibt ex, es ift hüt ein Monat vergangen, daß
der gemein Bund ift ufgericht und finer jet ift vergefien. Ja,
8 ſeye dann, daß die Frommen, fo noch daheim find, Ebr,
Sob, Nutz und Fromms bedenken.” Er fchreibt fpäter, daß die
Epngenofien „hinter ſich“ gen Bercelli (d. i. zu den Franzoſen)
ziehen und fügt bei: „Ob bafelbs Gelb funden murbe, daß
Pe] * Farb ändretii.“ (Anshelm — Berner⸗Chronik V, 182
1515, 22. Dez. ertheilt Kardinal Schinner auf Anhalten feines
Sekretärs und Neffen, der eine befondere Andacht zu unferer
lieben Grau im Stalden bei Sarnen trage, dieſer Kapelle einen
Ablafbrief (Programm von P. Martin 1872). Diele [Vorliebe
mag wohl baber kommen, weil im Stalben feine Wiege geftanden
und weil er in feiner Jugend oft in biejer Stapelle gebetet.
1516, 18. Juni fchreibt Abbate Michael an Andreas und gibt
ihm Auskunft über den Zuftand der Dinge in Stalien. (British
Mus. Cotton. Ms. Vitellius B. III.). 1519, 15. Nov. ericheint
Mag. Andreas Kreg mit den beiden Brüdern des Karbinald auf
dem Tag zu Luzern. (Abſch. III, 2, S. 1208). Wir fehen ba-
raus, dab fih Andreas für die Politik des Karbinals in befon:
derer Weife beibätiget.
Welti war Landvogli in den freien Aemtern in den Jahren
bon 149851495. 1494 murbe er von ber Tagfagung aufge:
fordert, über die Verwaltung feiner Bogtei fpezificirte, ſchrift⸗
liche Rechnung abzulegen. Bei der Rechnungsablage traf es
jedem Drt 52 Pfo. und 1495 50 Pfd., 4 Shi. Er ericheint
einige Mal als Bote an der Tagiakung und progejfirt den 22.
April 1491 im Namen der Freitheiler. Seine Frau bieß Bar-
bara Zuß. Er ſcheint an der Rüti gewohnt zu haben. 1
Hans prozeſſirte den 6. Juli 1479 im Namen ber Frei⸗
tbeiler und fchuldete 1484 dem Leutpriefter ab Haus und Ho⸗
ftatt gu Rüti an der Seegaß 4 Angfter.
Heini“ (Heinrich) war 1546 Richter und Rathsherr für
Earnen und 1566 für Alpnach, wo er wahrfcheinlich das Kildder-
recht gekauft. Kretz ift auch ein Kilchergeſchlecht von Alpnach
und Kerns. (Chronik von Sterns, ©. 68.)
* 88
LI III
Ründig.
i - Der Er fte, welcher und in ben alten Schriften begegnet,
iſt ter, welcher 1435 im Schwarzenberg zu Kägiswil ge-
wo nt
„Bengii“ (Hänsli) ab Schwarzenberg progelfirtt den 25-
Aprit 1482 wegen einen Fahrweg. „Dori“ (Dorothea) erſche int
als Theilerin von Kägiswil. 1712 ſtarb Hans Heinrich von
Sarnen bei Billmergen.
. Rathsherren: Melchior 1576, Kaſpar weiber
den 4. Febr. 1675 geftorben.
Geiftlihe: Melchior, Dr. Theol,, welcher den 14. Win:
termonat 1620 dad Stipendium in Mailand und den 7. Sept.
1624 803 Patrimonium erhielt und von 1628 bis zu feinem
Tod den 15. Horn. 1687 Pfarrer in Lungern war. Er ift,
wie Pfarrhelfer Job. Peter Spichtig bezeugt, ‚Berfafler des weit:
berühmten „ſchauwſpihl Bon fant hatten.“
Raab.
1593, 2. Mai wurde Landfchreiber Chriftoffel um
50 ©I. als Tyreitheiler angenommen. Bon 1596-98 war er
Landvogt im Thurgau und 1625 Zeuge im Bruder⸗Klauſen⸗
Prozeß. Er bezeugt, daß er ber Sohn des Cafpar und der
Anna Roffacher und 67 Jahre alt fei, und daß er 4000 Gl.
Vermögen beſitze. Er war einige Mal Abgeordneter Obwaldens
an bie Jahresrechnung und Tagſatzung. 1617 Iegte er als
Verwalter des Kloſter Paradies Rechnung ab und wurde deß⸗
wegen vom Provinzial und den geiftlichen Grauen gelobt. Gr
ftarb zu Sarnen den 20. März 16381. Da er nur 2 Töchter
hatte, ift dieſes Geſchlecht 8 wieder ausgeſtorben.
Bon Marg. umet lon, Mettler.
Dieſer alte Geſchlechtsname ſtammt vom Heimweſen Mar:
gumetlon, jetzt Margi. Heinrich, fein Sohn und Mechthild,
Mutter des Kellners Johann und Weib des Heinrich, kaufen
1226 vom Bropft in Münfter einen halben Hof in Sarnen mit
dem Recht der Nachfolge. 1234 erfcheint Heinrich, ber Barmett⸗
89
REIT LIE IT
fer, als Zeuge in der Kirche zu Münfter. Werner und Ita,
Kinder des Heinrich, hatten 1232 von Graf Rudolf von Habs:
burg Güter in. Sarnen geliehen und? Conrad und Walter
sen 3. Ditober 1257 von den Brübern Gottfried, Rudolf und
Eberhard, Grafen von Habsburg⸗Laufenburg ein Gut is Gar:
nen gelauft. 3484 fchuldete Uli Mettlers Frau, Katharina
Wirz, 51/, Schill. ab Rädershalten.
Mofader.
Diefer Geſchlechtsname ftammt vom Heimweſen Moosacher
in der Schwändi. Jenni ericheint den 25. Suli 1395 vor
Gericht im Namen der Schwander und Heini den 15. Nov.
1471 im Namen der Theilfame Ruggiſchwil. Hans erfcheint
den 5. Aug. 1453 im Namen feiner Schwefter beim Schieds
ſpruch wegen dem Hag zwifchen Tannen und Melchlee. Jenni
welcher wahrfcheinlih ihr Vater war, prozeſſirte den 4. De.
1403 gegen bie Kerner, weil fie glaubten, daß er zu viel Vieh
auf Melchfee treibe. (Chronik von Kerns, S. 84.) Beter
war ben 18. Mai 1503 Zeuge bein Aamühlekauf und Margretb
Fuchs, feine Frau, ftiftete zu Sarnen ein Jahrzeit mit 100 Pf.
Um diefe Zeit ſcheint dieſes Geſchlecht Aausgeftorben gu fein.
Moſacher ift auch ein Kilchergeichlecht von Alpnach.
AmDdrt
Diefer Geſchlechtsname ftammt von einem verſchollenen
-Ortönamen und ift ſchon längft ausgeftorben. Rudi erjcheint
den 25. Juli 1895 vor Gericht im Namen der Theilfame
Schwändi. Hänsli fehuldete 6 Schl. weniger 1 Heller und
a abe 1 Angft. ab feinem Gut am Drt, welches an Bad:
t.
“
Rüdli.
Auch dieſer Geſchlechtsname ſtammt von einem gleich⸗
namigen Heimweſen. Zuerſt begegnet und Werner, welcher
den 24. Juli 1348 Schiedsrichter war bei einer Marchbereinig⸗
ung zwiſchen Uri und Schwyz. Ulrich kauft den 23. Mai
1366 um 35 Pfd. Stäbler den Zebnten, ben bie von Rudenz
in Sarnen beſaßen. 1370, 30. Apr. kauft er Güter vom Got:
teshaus Engelberg und den 19. Febr. 1375 von Landammann
Walter dv. Hunwil die Alp Balm in Kernd um 100 GL Gold
und 5 Pfund Stäbler. Er war dfterd Zeuge und vertaufcht:
Güter den 5. Nov. 1881. Anna und Margretb waren
Meifterinnen oder Vorfteherinnen bes Frauenkloſters in Engel--
berg und Mechthild. war daſelbſt Conventfrau. 1421, 28.
Apr. ericheint Joft, Bruder bed Lanbammann Nikolaus, im:
Namen ber Dorfleute von Sarnen vor Grit. Im Wappen
at dieſes Gefchlecht, welches ſchon im 15. Jahrhundert audges:
rben, ein Lamm mit einem Stern über bem Kopf.
Landammänner: Nikolaus L war öfter Bote an:
die Tagſatzung, lauft 1899 von Heint Ruß mehrere Aeder im.
Schwarzenberg, 1409 mehrere Güter in Alpnach und ftarb
1427. Cr war, wie es fcheint, ſehr begütert.
Nikolaus II. war öfterd Bote, erfcheint ben 21. Febr.
1443 als Stellvertreter von Sarnen vor Gericht, war 1447
Statthalter und ftarb ben 7. Juli 1455, nachdem er die Kaps
lanei in Kirchhofen geftiftet.
Bon Rüti, in ber Rüti.
Schon im 13. Jahrh. begegnet und Goſsbrecht, Anna.
und ihre Schwefter Hedwig. Rudolf und Heinrich waren
Zeugen den 7. März 1304 und Soft den 14. Mai 1878..
Ulrich fchuldete 1484 8 Denar von feinem Gut am Turen,
welche? an Schwyterd Rüti und an Vanßbüel ftößt.,
Ruſſo, Ruf.
Zuerft begegnet ung Rudolf, weldger ben 24. Juli 1348:
Scieb3richter war bei einem Grenzftreit zwiſchen Uri unb
Schwyz. Heini verkauft 1399 dem Ammann Rüdli mehrere
Meder am Schwarzenberg, ericheint 1409 ald Bogt ber Mech⸗
tbild am Bül und ftarb 1427. Klaus war 1558 Richter unb-
Rathsherr für Sarnen und ftiftete eine Jahrzeit mit 100 Pf.
Anna war die Frau bed Landammann Roſſacher. Im An:
fang bed 17. Jahrh. ift dieſes Geſchlecht erlojchen.
Bon Sarnen.
Die Ritter von Sarnen find gemäß Blumer (Demos
Iratien I, 78.) Bafallen der Freiherren von Wolhuſen. Ritter:
91
V
Rudolf war ben 19. Auguſt 1248 Zeuge als Herr. bon
Grünenberg Rechte in Uri an bad Kloſter Wettingen abtrat
und 1252 war Rudolf, Ammann, Zeuge bei einer Pfandſetzung
des Grafen Gnttfeieh von Habsburg, dem ala einem Getreuen
ben: 8. Weinm.-1257 om Safe Habsburg: Gitter“ übergeben
wurden. Sin den Bruchitüden des alten Urbars aus dem 13,
Sabrb. begegnen und Peter, Mechthild, Gisla, Richenza,
Sta, die Töchter be3 Ammann Walter. 1259, 28. Seumonat
erfcheint Konrad und 1277, 1.. Horn. Arnold als Zeuge.
Am Relrologium bon Seeborf ift Walter, der Ammann an
ber bruoga aufgezeichnet. Ungefähr 1280 gab Niklaus Sar⸗
ner ber Kirche in Sarnen bericiebene Güter im Schild.
Rudolf, Sohn des Heinrich, Kellners in Sarnen, läßt den
‚30. Jän. 1313 mit Einwilligung feine® Bruberd Heinrid,
feiner Frau Elsbeth, Tochter Berchtholds von Rinach, für ben
Sal feines frühern Abfterbend ein Leibgeding auf verfchiedene
Güter verſchreiben. Er beſaß auch Gülten auf den Stabt:
mühlen bei Luzern. 18362 ftiftet Elsbeth, Grau des Kellners
son Sarnen, Tochter eine Rinachers, zu einem Sahrzeit in
Beromünfter 16 Viertel Kom oder Haber. 1842, 20. Jän.
kaufte fie eine Schupoffe zu Gelfingen. Semma fiftet ein
Jahrzeit zu Horw. Dieſes eble Geſchlecht ſcheint ſchon im 16.
Jahrh. ausgeſtorben zu fein.
Schäli.
Hansli erſcheint den 27. Sprit 1481 vor Gericht im
Kamen ber Schwander unb war den 24. Aug. 1453 Schieds⸗
richter der Sachsler wegen Dritannen. 1459, 19. Mai verlangt
Klaus für die Römersberger einen Vidimus (beglaubigte Ab⸗
ſchrift von einer alten Urkunde). 1547 war Georg Land⸗
weibel, 1562 Landvogt im Rheinthal, 1565 Richter für Sarnen
und erfcheint auch als Fürſprech vor Gericht. 1567 befaß er
Nädershalten und feine Kinder und Conrad Schmid ſchuldeten
dem Pfarrer jährlih 7 Schl. und. 1 Plaph. ab Flühli. Beim
Haus des Erni Shäli im Dorf war 1550 ein Wächterruf.
Ludwig, weldher ben 24, April 1606 geſtorben, prozeſſirt
1578 den 14. Heum. nebft andern Freitbeilern gegen die Römerds
berger und erhielt das Recht, auf aaſern au treiben, weil er
Güter im Nömeräberg hatte.
9,
Geiftlige 1. Ehriſtoftel + 1683, Eine Helfer. 2. Karl
Xeodegar F 1731. Siehe Pfarrer. Karl Leodegar
erhielt den 28. Sept. 1737 auf bie Keim 2 Thlr. und ftarb
den 16. Auguft 1741 zu Sarnen. 4. Johann T 1782. Siehe
Kapläne in Kägiswil. 5. Franz Jo ſef wurde geboren ben
31. Jännner 1751. Er ftudirte auch im Kollegium zu Brieg
in Wallis und wurde den 19. Dez. 1773 zum Priefter geweiht,
nachdem er von Pfarrer von Mood in Alpnah ben
ZTiichtitel e:balten batte. Bon 1773-74 war er Frühmeſſer,
von 1774 -78 Helfer und von 1778 -1811 Pfarrer in Alpnach.
Er predigte an der Engelweihe 1788. Seine Reſignation erfolgte
freiwillig. Die Gemeinde verſprach ihm 200 Flr. jährliche Penſion
und fein Nachfolger hatte ihm jährlich 100 Flr. zu bezahlen.
Sein Tod erfolgte den 17. Febr. 1812. - Bald nachher, ben
22. Horn. meldete Pfarrer von Flüe, daß Tauf: und Tobtens
und Ehebücher mangelhaft und unvollitändig feien. E83 wurde
eine Sommilfion beftimmt, welche auf Koften der Erben die
Sache ordnen fol. Die Publikationen folen in obrigkeitlichem
Namen ergehen. Mit ihm fcheint dieſes Geflecht in Sarnen
Siam. zu fein. Schäli find aud Klier von Sachſeln und
iswi
Schriber.
Hans war Landſchreiber von 1434—74 und
Schreiber und Berfaffer des „weißen Budes.“
1453 24. Aug. war er Schiedßrichter der Entlebucher wegen der
Alp Dritannen. 1467 22. Jänner war er- Zeuge bei der Helferei⸗
ftiftung in Giswil und 1467, 22. Jänner Bote nach Engelberg.
Er mar Abgeorbneter als den 2. September 1472 bie March
zwifhen Obwalden und Entlebud erneuert wurde.
Hänsli fchuldete 1484 4 Denar ab Grundacher zu Niverlo unb
Hand 2 Schl. ab einem Gut im Römersberg. Heini erſcheint
1578 als Bogt- des Ludi Gallis vor Gericht und den 5. März
1584 wird ihm und feinen Kindern ivegen Unterfchlagung eines
Briefes ind Rheinthal, den ihm M. g. 9. übergeben, bad Land⸗
recht vom zweifachen Rath entzogen. Er miag:ed um 100 GL
wieder faufen. Seine Frau hieß Verena Schilt. ‘1595, 12. Nov.
wurde Peter zu Sarnen mit Barbara Keller: wynüri und den
22. April 1606 ſtarb Eliſabeth.
93
V
Geiſtliche: 1. Hein rich. ↄSiehe Pfarrer. 2. Hans war 1504
Pfarrer in Sachſeln und 1534 erſcheint ein Sr Hang, Ailbere
in Sachſeln, vor Geridt.
Schröter.
Klaus und Philip p fielen 1422 bei Bellen; und Ulrich
den 22. Mai 1443 am Hirkel. 1482, 14. Nov. ericheint veini
im Namen der Römersberger vor Gericht.
Schwendiner.
1402, 28. Jänner erjcheint Jenni al® Zeuge und Welti
erfcheint mit Andern den 27. April 1431 im Namen der 8.
. Theile von Schwändi, Diegidwand und Fort vor Gericht. Klau 3
fiel 1422 bei Bellenz und Welti 1444 bei Grftürmung ber
Feſte Greifenjee.
Switer, Schwiter.
Zuerft begegnen und Jenni und Heini, welche 1422 bei
Arbedo fielen. Klaus erjcheint einige Mal vor Gericht. 1447,
13. Mai und 1459, 19. Mai war er Bertreter der Schwander..
Er und feine Tochter Barbara batten Antbeil an Melchfee.
Heini fchufdete ab feinem Gut „under der flud,“ melches oben:
bin and Bannholz ftößt, 8 Schl. und 1485 ab „jakobs Hofftet”
10 Schilling und erfcheint den. 27. April 1527 als Vertreter der
Schwander. Außer den genannte Gütern bejaß. er 1499 Feld,
Rüti, Vitzna und Ammansmatt im Römerdberg. 1499 wurde
Peters Ei geichätt 750 Pfd., Gerjchalen 170 Pfd., Bäni⸗
Br 100 Pfd., Sfang 40 Pfd., Garten und Schwinzuhn
1 d.
Ratbsherren: Hauptmann Heinrid 1545, Bei.
defien Haus im Dorf ein Wächterruf war und beflen Frau
ihm Folgendes zugebracht: 700 Pfd., 2 gute Bett mit durch
gehenden Kiſſen, mit Laubſack und Spannbett, 8 Lilachen, 3
Deden, 3 Hafen, 1 Kannen, 1 Blatten, 1 Kiften, 1,„Ladle“ (Kiftchen)
und 2 filberne Löffel. Hang war 1536 und Jakob 1556.
Richter und Rathsherr für Sarnen.
Sm Anfang .ves 17. Jahrhunderts fcheint dieſes Gefchlecht.
ausdgeftorben zu fein.
94
III TEL
Bon Tellon, Tellen, Dellen.
Schon im 13. Jahrh. begegnet und Sta von Tellon.
Peter in Kägiswil ericheint den 25. April 1482 vor Gericht.
Hänsli war Zeuge den 8. Mai 1507. Kafpar mar 1531
Richter und Rathsherr und 1556 wird wegen deflen Hinter:
ati progeffirt. . Um dieſe Zeit ift dieſes Geſchlecht ers
ofchen.
Tudel.
Jenni erfcheint im Namen der Nömersberger vor Gericht
den 17. Febr. 1413 und den 1. Mai 1419 und Klaus ben
17. Febr. 1418 und den 7. Nov. 1437. Heini, bed Klaufen
Sohn, ſchwört Urfehde den 11. Febr. 1436.
Windlin.
Hauptmann Nikolaus wurde ben 8. April 1597 um
50 Gl. als Freitheiler angenommen. Er war zuerſt mit Kathrina
Stu und nachher mit Margretb am Rain verbeirathet. Seine
Tochter Anna war verheirathet mit Lieutenant Balz Meier,
dem bie Kernfer 1597 um 100 Gl. das Kilcherrecht gegeben,
Katbrina mit Georg Barmettler und Margreth mit Maler
Sebajtian Giſig. Diefe 3 Töchter waren geboren, bevor er das
eitheilrecht erhielt. Er war einige Mal Bote an die Tags
agung. In der Kirche in Sarnen hatte er einen Stuhl bei der
Orgelſtud auf der linken Seite gegen ben Gang, fo lange er
und feine Nachkommen in Sarnen find. Er darf ihn nicht ver:
faufen, wenn er fortzjieht. Er ftarb zu Sarnen ben 13. März
1624. (Bgl. Chronif von Kern? ©. 72.)
Winmann.
1471, 15. Nov. 1491, 22. Apr. und 5. Nov. ericheint
Heini im Namen ber Theilfame Ruggiſchwil vor Gericht.
1485 fchuldete er ab der „furen” zu „ruggiswil” B1!/, Angit.
Baul mar den 20. Rob. 1499 und den 28. ehr. 1500 Ver⸗
treter der Ruggifchwiler vor Gericht. Hans war 1553 Richter
für Sarnen, gab 1558 Verjagung auf der Lugen unter feiner
Hoftet und war zur Zeit des Glarnerhbandeld Einer von ben
Higigften, welche verlangten, daß man die Tatholifchen Glarner
95
Bei ihrem Glauben fchügen und fchirmen und beimegen gegen
die Andersgläubigen die Waffen ergreifen fol. 1567 ſchuldete
Klaus der Kirche zu Sarnen ab Boden zu Ruggifchtwil 140
Pf. Jakob mar 1668 Richter unb 1673 Weibel in ber
Schwnädi. 1676 wurden die Kinder bed Karl, ber in fremben
Zanden haufet, ald Theiler in der. Schwänbi eingelchrieben.
1619, 17. Oft. ftarb Melchior „off der Remerſtras“. Ende bes
vorigen Jahrhunderts Scheint diefes Gefchlecht audgeftorben zu fein.
1571 wurde Sebaftian Kilcher in GBiswil um 100 Pfd.
und 1602 Heini Kilder in Sachjjeln um 25 Kronen.
Wolf.
Dieſelben ſcheinen ſchon frühzeitig das Theilrecht in der
Schwändi beſeſſen zu haben. 1676 wurden des Kaſpars 2 Kinder
und 1714 des Hand Jakobs Sohn Hand Balz als Theiler
in der Schwändi eingefehrieben. 154%, 28. Sept. Yauft Hand
in ber Schwändi mit 2 Andern die Alp Spiß in Beggenried.
Die Bedeutendften diefes Gefchlechtes find Baumeifter
Heinzih, Landvogt Jakob und Pfarrer Johann.
Heinrich war 1546 Richter und Rathöherr, erhielt 1563 einen
Schild und das SFreitheilrecht für fich und die Kinder bon der
Bülmann um 80 GL. ; 1564 war er Baumeifter und Vogt ber
Heinen Pfrund. Er erfcheint den 7. März 1575 im Namen der
Kilchgenoſſen von Sarnen vor Gericht. 1587 beſaß er das
„blegli”, den Boden fammt Sommerweid und bie Steinmatten
ledig und los und ftarb im Jahre 1594.
Jakob war 1579 Richter und Rathsherr, 1580 Landweibel
1594 mit Nikolaus Windli und Nikolaus von Flüe Hauptmann
im Dumänifchen Feldzug, 1596 Landuogt in Sargand und
ftarb den 27. Sept. 1610.
Bfarrer Johann. Siehe Pfarrherren.
Hand war 1549 Richter für Sarnen und ſpäter Rathöherr.
Wolf ift auch ein Kilchergeichlecht von Giswil.
Zus. 5
„Enderli” (Andreas) war Landmweibel und ericheint den
9. April 1437 ald Vertreter der BDorfleute von Sarnen.
1856 war Züfen Kinder Hoftet anber Aa. 1484 jchuldeten
96
Hänsli und Enderli ab „vorebach” dem SLeutpriefter 8',,
Angft. Elijabeth war am 4 Sonnt. im Dit 1656 geiſtliche
Mutter des Kaplan Wolfg. Schmid.
(Nachtrag)
v. Flüe.
1569, 28. Mai erhielt Wolfgang von Flüe, Sohn des
Sandammann Nikolaus I. und Bruder de3 Landammann Ni⸗
kolaus II. da8 Freitheilrecht um 30 GI. Seinem Kinde, welches
vorher geboren wurde, wurde es geſchenkt. Ohne Zweifel waren
auch die Kinder Freitheiler, welche ihm nachher geboren wurden.
Er war vermählt mit Katharina Wirz, Tochter des Landam⸗
mann Johann Wirz, F 1580 und hatte gemäk Stammbaum bei
Ding, der aber nicht vollftändig it, folgende Söhne: Hans, .
Landweibel 1603, Landvogt in Mendrid 1622—24, vermäplt
mit Verena Stälbi; Fähnrich Jakob, zuerit vermäßlt mit
Marie Schmid und dann mit Anna Frunz und Fähnrid
Nikolaus, vermählt mit Kathrina zum Bad. Gemäß ben
Staat3protofollen hatten biefelben noch einen Bruder mit
Namen Balj.
Die Bedeutendften diefer Nachkommenſchaft maren
folgende Geiftlihde: 1. P. Nikolaus, Nbt, Sohn dei
Fähnrich Jakob, FT Suli 1605 und der Anna rung, welcher
den 21. Febr. 1598 zu Sarnen getauft wurde und den Namen
Wolfgang erhielt. Bei feiner Taufe waren Pathen Bau:
meifter Hans von Ab, Verena Stäldi und Barbli Dilger, Frau
bed Balthafar von Flüe. Damals pflegte man noch brei Pathen
anzuſtellen, obſchon es vom Conzil in Trient verboten wurde,
weil man die Ehehinderniſſe wegen geiſtlicher Verwandtſchaft
vermindern wollte. Der dritte konnte ohne Rückſicht auf das
Kind vom männlichen oder weiblichen Geſchlecht genommen
werden. Ungefähr 1614 wurde dem Wolfgang von Flüe zu
Wettingen 49 Gl. 1Schl. entlehnt auf das Teſtament feiner
Baſe in Stans, welches 300 Pfund beträgt. Ferner wurden
ihm entlehnt 31 Gl. und als fie den Knaben zu Wettingen an:
legen wollten, db. i. bei der Brofeß den 1. Nov. 1615, 21 Gl.
Hauptmann Marquard Imfeld gab ihm zu Mailand, wo er
wahrfcheinlich ftudirt und mo feine Schwefter verbeirathet war,
97
7 Silberfeonen. 1625 blieb er meinen gnädigen Herren noch
ſchuldig 15 Gl. 21 Schl. 1616, 26. September beichloß die
Kegierung den Prälaten zu Wettingen freundlich zu bitten, daß
er den Frater Nikolaus von Flüe zum Studiren ſchicke und
gab ihm für 4 Jahre das Stipendium zu Parid. Mit großen
Kenntniffen ausgerüftet, wurde er 1623 zum Briefter gemeiht.
Er war Profeſſor, Großfellner, Prior, ein ausgezeichneter Mu:
fifler und Sänger und murde den 22. März 1641 zum Abt
gewählt. 1646, 27. Febr. wurde Landfädelmeifter Heinrich
Bucher zu ihm gejchidt, um wegen dem fel. Bruder Klaus Geld
zu leihen. Er ftarb den 21. Suni 1649,
2. P. Sonftantin, Sohn des Fähnrich Nikolaus und
der Katharina zum Bach, wurde zu Sarnen getauft am Oſter⸗
famftag den 25. März 1595 und erhielt den Namen Sohann.
Bei feiner Taufe waren Pathen Balz v. Ah, Magdalena Zim-
mermann und Marie Schmid. 1613, 20. Auguſt legte er im
Kiofter Engelberg feine Profeß ab, wurde 1621 zum BPriefter
geweiht und ftarb den 17. Auguft 1629 an der Belt.
Im Taufbuch zu Sarnen begegnen ung folgende Eheleute
aus dem berühmten Gefchlechte von Flüe, die wir im Stamm:
baum bei Ming II nicht finden konnten, nämlid: Niklaus
mit Margretb Kiſer in den Jahren 1597, 1598, 1661, 1605,
1607, „Reitknecht Hang” mit Barbara von Ab 1612, 15, 17,
19 und 26, Hans mit Dttilie Fiſch 1612 und 14, Nikolaus,
Sohn des Landvogts mit Magdalena Bühlmann 1613’ und 22,
Thomas mit Chriftina von Ab 1615 und 20, Hans mit
Magdalena Büchli 1615 und 18, Hans mit Katharina Kath:
riner 1621, Mftr. Nikolaus mit Magdalena Büchli 1625,
28 und 31, Hans mit Katharina Wänt 1626, 28, 29 und 31,
Hang mit Marie Hermann 1633, 384 und 36, Sand mit
Katharina Imfeld 1637, 42 und 46, Melchior mit Marie
Lohmann 1644, mit Anna von Moo8 1647 und 56 und Anna
Wolf 1659, Anton mit Elifabetb Ulmer 1647 und 70, Balz
mit Katharina Winmann, Wilen, 1669. 1625, 16. Jänner
wurde zu Sarnen Marie Schält, die Frau des Jakob von
Glüe begraben. Am Ende des 17. Jahrh. verfchwinden die
dv. Flüe aus dem Taufbuh in Sarnen. Der Eine oder der
6
98°
Andere von den vielen Hand mag wohl mehrere Frauen gehabt
haben. Wahrſcheinlich ftammen viele von diefen Familien bon
Wolfgang ab und waren fomit reitheiler von Sarnen. Ein
Theil derjelben mag von Kafpar abftammen, welcher 1546
zu Gericht ſaß, weil er mwahricheinlich Landmeibel war, und in
der Näbe des Rathhaufes gewohnt. Wir vermutben, daß Hand
Azarias, welcher von 1585- -91 Landfchreiber war und
dann bie Feder mit dem Schwert vertaufcht, Hauptmann in
franzöfifchen Kriegddienften geworden und 1592 geftorben, ein
Sohn des Caſpar gewejen und das Haus des Wachtmeifter
Murel gebaut. Er liebte es, Sprüche in die Protofolle hinein:
zufchreiben. Einen ſolchen Spruch findet man auch in ber dor⸗
tigen Stube. Auch diefe Familie findet man nicht im Stamm:
baum, ebenfo die Frau von Zandammann Balthafar Heinzli.
€3 iſt nicht unwahrfcheinlich, daß auch die Nachlommen des
Landweibel Kaſpar Freitheiler gemejen und dag man fie nicht
in Stammbaum aufgezeichnet, weil fie, wie bie von Flüe in
Kerns, das Kilcherrecht in Sachjeln verloren hatten.
Lebende Kilchergelchlechter.*)
bon Ab.
Der Erfte, der wahrjcheinlich dem Kilchergeſchlecht von
Sarnen angehört, ift Walter, welcher von 1505—1507 Lands
vogt in den freien Aemtern war. 1507, 15. Juni legte er an
der Tagſatzung in Baden Rechnung ab unb ift jedem der Orte,
die an der Landvogtei Antheil haben, 29 Pfund Haller und 10
Schl. fchuldig geworden. 1533 war Welti, vielleiht Sohn
des Landvogtes, Richter für Sarnen. Stoffel war 1547 Haupt:
mann. Der Bedeutendfte dieſes Geſchlechts ift Hang,
welcher den 8. Nov. 1590 als Rathsherr und Theilenvogt in
der Schwändi wegen Homwald gegen die Ramerdberger prozeſſirt.
1594 mwurbe er Baumeifter und zugleich Statthalter, welches
Amt er nachher öfters befleivet. Damald wurde ber Land:
*) Wenn nur eine einzelne Perſon bad Kilcherrecht Hatte, dann werden
Di, aan den ausgeftorbenen Kilchergefchlechtern dieſelbe in der Regel nicht
gen.
99
II NIS IS
ftattbalter nicht vom Voll, fondern vom jeweiligen regierenden
Zandamnann gewählt. Cr war öfters Abgeordneter an bie
Tagſatzung. Sein Bruder bie Andreas und beiaß bag
Flühli, feine erfte Frau hieß Barbara Fanger und bie ziveite
Marie Schäli. Er ftarb den 20. Jän. 1616. Hans Balz
refidirte auf dem Bürgel und mar, wie fein Vater, Scherer,
wurde 1647 Läufer und 1651 Landweibel. 1657 mwurbe er als
Bote an die Jahresrechnung nach Lauid gefchidt.
Geiſtliche: 1. Johann, Sohn des Landweibel Hand
Balz und der Margret Wir; wurbe getauft den 17. November
1627 und Pfarrer in Kerns 1693. Siehe Chronik von Kerns,
Seite 15.
2. Sobann Joſef Ignaz, Domkaplan zu Sitten von
1742— 71747. Er war wahrjcheinlih Sohn des Wolfgang und
der Barbara Berolinger und wurde zu Sarnen den 5. Mai
1715 getauft. .
2. Hr. Jakob Joſ. wurde geboren den 16. Nov. 1799,
Briefter den 29. Juli 1838 und 1889 Senior der Geiftlichkeit
des Bisthums Chur. v. Ab find auch Kilcher von Sachfeln
und Giswil.
Amftalden, am Stalden, im Stalden.
Die Amftalden find früher gern in den Krieg gezogen-
Melti fiel in der Schlacht bei Sempadh, Joder zu Arbedo,
Heini zu Novara, Ruodi 1557 im Römerkrieg und Philipp
1562 zu Blauville. Dad Weib de8 Martin Amftalden
ſchuldete 1484 dem Leutpriefter 1 Schl. ab Hobadher zu Wilen
beim Heimgarten. Uli kaufte 1545, 28. September nebit
Andern die Alp Spiß und ſchuldete 1567 der Pfarrpfründe
330 Pfd. ab Gwand.
NRathshberren*): Uli 1548, Sebaftian 1675 und
Hans Sof. 1728.
Geiftlide: 1. Franz Joſ. Siehe Frühmefier.
2. Melchior wurde geboren den 15. Mär; 1779. Er
*, Bei den Rathsherren vor 1640 iſt gewöhnlich das Jahr ihres Er⸗
inens mit diefem Xitel und bei ben Rathsherren nach 1640 das Jahr
Wahl angegeben.
100
ftudirte in Engelberg, Luzern und im Seminar zu Mördburg
in Gonftanz. 1804, 17. März erlaubte ihm bie Regierung, bie
Brimiz:Mahlzeit auf dem Rathhaus zu halten. 1804 wurde er
Pfarrvikar in Zufifon, mo er das Gemeindebürgerrecht erlangte,
1805 Xateinlehrer und Pfarrhelfer in Bremgarten, 1815 Kaplan
in Beriton, 1828 Pfarrer in Lengnau, mo er wegen feinen
vielen Kränklichkeiten einen ſtändigen Vikar batte, 1842, 12.
Sept. Chorherr in Zurzach, wo er den 15. Dez. inftallirt
wurde und ftarb daſelbſt als Cantor, Senior und Jubilat
den 16. Suli 1860.
‚B. Herr Nikolaus. Siehe Kapläne in Kirchhofen
Anderbalten, HSaltimann.
1569, 28. Mai erhielt Jakob, mwahricheinlih Stieffohn.
des Hauptmann Jakob Wirz, um 30 WI. das greitheilrecht.
1593, 2. Mai erhielt ein andrer Jak ob das Freitheilreht um
50 Gl. Jakob Anderhaldend Sohn Hans wurde 1676 als
Greitheiler anerfannt. Es fcheint, daß dieſe beiden Jakob die
Stammoäter der Anberhalden in Sarnen ind.
Geiftliche: 1. Johann Benedikt, Sohn des Mitr. An⸗
dreas und der Margrethb Vogler wurde zu Sarnen getauft ben
8. Febr. 1628. Sein Pathe war Pfarrer und Kammerer
Sohann Zimmermann in Sadfeln. Er wurde 1663 Pfarrer
in, Sarnen. Siehe Pfarrer. |
2. P. Sylvan, früher Johann, Kapuziner, ftarb zu Sars
nen den 81. Suli 1699.
8. P. Rochus, früher Meldior, Kapuziner, ftarb zw
Luzern den 3. Sän. 1718, 76 Sabre alt. Er war Lektor, Guar⸗
dian und. Definitor. 1663, 5. Sept. verehrt ihm die Regierung,
da er „vorhat” in den Kapuzinerorden zu treten, an den erften
Rock 10 SI. .
4. P. Norbert, früher Sofef, Sohn des Mitr. Cafpar,
Kapuziner, ftarb zu Baden den 25. Sept 1718. Gr war Pre
diger, Drdinarius, Vikar und Guardian und wurde getauft
ben 15. Oftober 1657.
5. P. Amadeus, früher Benedikt, Sohn des Mftr. Ans
dreas, Rapuziner, ftarb zu Sarnen den 26. Febr. 1731. Er war:
101
74 Sabre alt und Jubilat und ‚wurde getauft den 16. Aug. 1657.
Pfarrer Benedikt Anderhbalden war fein Bathe. |
6. P. Sylvan, früher Franz, ftarb zu Wil den 24.
Apr. 1744.
Sofef ftarb den 11. Apr. 1746 und war ein tüchtiger
Orgelbauer. Anderhalden find auch Kilcher von Sachſeln.
Anderbirfern, an der Hirfern, Hirfemann.
Mihael war Spitalvogt und ftarb den 28. Febr. 1611.
1625, 10. Sehr. wurde Barbara begraben, welche auf ber
St. Jakobsſtraße geftorben und 1685, 27. Ditober Beter,
ein Weber, welcher zuerft ein Opfer der. Beft geworden.
Geiftlide: 1. Johann. Siehe Pfarrer.
2. Johann Beter, Sohn ded Michael und der Mar:
greth Zumftein, wurde getauft den 25. Mär; 1654. Seine
Primiz feierte er zu Sarnen den 27. Dez. 1678. 1678 murbe
er Lehrer in Sarnen, 1680 Frühmeſſer, Drganift und Schul:
berr in Sachſeln und 1699, 21. Mai Helfer, wo er den 21.
Gebr. 1720 geftorben. Dem Kapuzinerflofter ſchenkte er ein
Bemälde mit dem Bild des bI. Schugengels, der Jahrzahl 1710
und feinem Wappen.
2. Hans Joſ., Sohn des Mitr. Hand und der Margreth
Zumftein wurde getauft den 12. Juni 1662. 1686, 9. Febr.
erhielt er den Tifchtitel, war von 1686—96 Helfer in Giswil,
1696—98 Kaplan an der Hofkirche in Luzern melde Wahl
die Regierung dem Stift verdanli, 1698—T 1702 Pfarrer in
Alpnach. Zur Pfarrwahl endet bie Regierung Abgeordnete,
weil fich auch der frühere Helfer Franz Arnold Gut darum be:
warb. 1698 beginnt er Ehe: und Sterbebuch. „Er binterließ
die trefflichfte Ordnung. Es war fehr fchade für Alpnach diefen
trefflichen Herrn nicht länger zu beſitzen.“ Das Staat3protofoll
nennt ihn einen „gelehrten, frommen und eremplarifchen Prieſter.“
Anderhirſern ift auch ein Kilchergefchlecht in Alpnach, mo
wir fie früher unb zahlreicher antreffen. Daſelbſt lebte
auch Landammann Heinrich.
102
IL IE GG
Andermatt, an ber Matt, in der Matt, Adermatt.
Schon im 13. Jahrh. begegnen und Hemma und
Malter. Der Lebtere vergabt der Kirche einen Ader. 1387,
6. Auguft und 1395, 25. Heum. erfcheint Heini ald Zeuge.
1395, 10. Dez. war Jenni Schiedsrichter in Nidwalden, 1400,
17. Dez. Bote Obwaldens in einem Streit zwilchen Uri und
Schwyz. 1403, 26. Dit. beklagen fich die Ramersberger über
ihn vor Gericht, weil er zu viel Vieh auf ihre Ueder und
Mäder treibe. Cr war Zeuge den 19. Mai 1408 und fiel zu
Gt. Jakob den 26. Auguft 1444. Im 15. Jahrh. ftifteten Ita
und Walter mit Andern zu Sarnen ein ewiges Licht.
Rathsherren: Kirchenvogt Hana Sebaftian 1744.
Geiftlihe: Johann Jakob, Sohn de Sof. und
ber M. Margreth Imfeld, wurde zu Sarnen getauft ben 25.
Juli 1693. 1717, 9. DE. gibt ihm die Regierung ald Student
8 Pfd. und den 11. Jän. 1721 auf die Primiz 2 Thlr. 1725
war er unverpfründet zu Sarnen und 1733—1760 Helfer in
Alpnad. Andermatt find auch Kilcher von Alpnach.
Bannwart.
Senni erjcheint vor Gericht im Namen ber Schwander
den 27. Apr. 1431 und Chriftian den 27. April 1527.
Heini Bannwarts Weib, Verena von Dieggenichiwand,
fchuldete 1485 der Helferei ab Kapf zu Ramersrüti 8 Schl. unb
d Angft. und Senni ab einer Matten in der Schwändi vor
feinem Haus unter dem Kilchweg 1 Plaphart und 2 Angft.
Rathsherr Cafpar fchuldete 1560 dem Landſeckel ab ber
obern Hoftet beim Kapf und Später ab Kapf 10 Pfd. und Hein
rich ab Zuhn 5 Pfd.
Rathsherren: Caſpar 1562, Heini 1577, Balz
1590, Sajpar 1596—+ 2. Aug. 1622, Han s 1689, Mel:
chior 1669.
Geiftlihe: 1. P. Johann, Prior aud dem Wil⸗
heimiterkiofter Sion bei Klingnau. Siebe Pfarrer.
’ 2. Johann Franz of. Siche Kapläne in Kägis⸗
8, Johann Anton. Siehe Kapläne in Kicchhofen.
103
V —
Berwert, Bärwart.
Klau 8 ſchuldete 1484 dem Leutprieſter 16 Angſt. ab Gwand
und war den 5. Nov. 1491 Zeuge. Klaus und Hänsli
fielen 1507 bei Genua und Heini 1513 in der Schlacht bei
Rovara. Auf des Johann Berwertd Schönenbold wurde
den 28. Sept. 1564 aus den Beiträgen megen abgelöstenm Zehn:
ten der Helferei ein Kapital von 500 Pfd. angelegt. |
Rathsherren: GSebaftian 169, Joſef 1704,
NRikolaus 1710, Hans GSebaftian 1729, Wolfgang
‚1762, Sofef 1770, Jakob 1808, Johann Sof. 1814,
Anton 1826, Hr. Joſef, Pofthalter, 1882.
Geiftlihe: 1. Johann Franz. Siehe Kapläne in
Kägidwil.
2. Nikolaus Joſ., Sohn des Hand Franz und der
Anna M. BWallimann wurde zu Alpnach geboren und erzogen.
1726, 14. Dez. beichloß die Regierung, nachdem er ind Klofter
Engelberg aufgenommen wurde, 5 GI. an die ſchuldigen Kleider
zu berabfolgen. 1781, 7. Sept. erhielt er den Tifchtitel und
1732, 4. DE. fchenkte ihm die Regierung zu feiner Primiz 2
Thlr. anftatt des Ehrenweines, den fie früher bei dieſem An-
laß zu geben pflegte. Die Regierung beftätigte ihn als Pfarrer
in Alpnach den 12. März 1735 unter der Bedingung, daß er
jährlich, wie gebräuchlich, um die Pfründe anhaltee 1741 ließ
er unter der Zeitung bed P. Michael Zeh von 3 Mifftionären
8 Tage lang die erfte Miffion abhalten. 1744 war er 38
Jahre alt und die Pfarrei zählte 1185 Seelen. Er ftarb da-
felbft den 4. Oft. 1753, „Diefer Herr war zu feiner Zeit einer
ber fähigiten und gelehrieften Männer des ganzen Obwaldens
Er war ein feeleneifriger, gottesfürchtiger, Eluger Herr.”
8. P. Jakob, Kapuziner, ftarb zu Einfiedeln den 1. Ap⸗
ril 1800.
Britſchgi.
Wir vermuthen, daß der Geſchlechtsname Britſchgi von
Zrichenmeige abzuleiten ſei. Dieſer hatte früher bei den
einen Schützen für Ordnung und bei den großen für Kurzweil
zu ſorgen. Deßwegen beſchloß die Regierung den 15. Dez. 1595 :
104
IR IS SZ
„Aber angezogen von des „Britfchgenmeifter8” wegen, ift bera:
tben, daß man ihm Tuh zu einem Paar Hofen verehren fol
doch mit dem Borbehalt, daß er den Schüßen Kurzweil machen
fol, wenn fie es begebren.” ALS Scepter feiner Gewalt und
als Schlagmwaffe gegen Kleine Webelthäter trug er eine Pritfche,
die aus klatſchendem Holz beftund. Wir glauben, daß man die
Nachkommen eines folchen Pritſchenmeiſters Britfchgt genannt.
Der erfte, der und in Sarnen begegnet, iſt Melchior. Diefer
faufte 1564 einen Harnift, fchuldete 1567 der Spend 100 Pfd.
ab Bachichweifi und erhielt 1583 ein Wappen.
1587 wurde Landmweibel Wolfgang, welder vorher
n. Alpnach war, nur für fi als Freitheiler angenommen.
Diejer war 1588 Baumeifter und 1594 Landvogt im Rheinthal.
1587, 24. Juni war er Bote an der Jahresrechnung in Lauis.
Er faß längere Zeit im Gefchworenen Gericht und mar auch
Bizepräfident defjelben.
Jakob war 1608 Richter für Sarnen, progeffirte 1610,
18. Febr. gegen feine Frau Elifabetb Schönenbül wegen ihren
ererbten Gütern, die er vertaufcht.
Rathsherren: Kafpar 164, Hans 1674, Hand
Sebaftian 1717, Joſef F 1744, 27. Juli, „ausgezeichneter
Gutthäter der Kirche” (Todtenbud), Johann F 4. Novemb.
1768, Anton, Wilen, 1803, Hr. Franz of. 1870, Hr.
Nilolaus 1858.
Geiftlide: Johann, Kuratlaplan in Unterbäd,
Raron 1642.
Britſchgi find auch Kilcher von Alpnach und Lungern.
Andreas, Sohn des Gebaftian, der fi Ende des 17.
Jahrh. in Schlettftadt bürgerlich niedergelaffen, ift wahrſchein⸗
lich Stammvater der Britfchgi im Eljaß.
Buder.
Der Erfte, melder und im Stammbuch begegnet, ift
Conrad, welcher 1620 mit Barbara Berolinger copulirt wurbe.
Diefelben find Theiler in Kägiswil. Bei der Volkszählung von
1880 waren 18 Köpfe
1727, 80. April erhielt Anton Franz, welcher von Kerns
abftammt, für ſich allein das Freitheilrecht. 1719 wurde er
105
LZandfchreiber und 1727 Landammann und Pannerherr. Er
ftarb ben 9. Mai 1758. Sein Denkmal ift zu Sarnen links
neben ber großen Kirchthüre. Bon ihm und feiner Frau Genes
zofa Luſſi wurde der Kirche die filberne Ampel verehrt, welche
in der Nacht vom 8.4. Sän. 1856 geftohlen wurde. Landvogt
Johann Bucher erhielt das Freitheilvecht den 1. Mai 1794.
Burach, Burd.
Srüber wurde „Burady”und [päter „Burch”gejchrieben. Gegen-
wärtig fchreiben Diejenigen „Burach“, welche Theiler von Kägis⸗
wil find. Schon um das Jahr 1350 begegnet und Ita. Jenni
fiel 1444 in der Schlacht bei St. Jakob. 1455, 7. Heum.
eriheint Rudolf im Namen der Kilcägenofien von Sarnen
und 1459, 19. Mai verlangt er zu Handen der Schwander
einen Vidimus. 1485 fchuldete er ab Bächli 2 Schl., 8 Heller.
Heini erfcheint 1500, 9. März, Hans 1507, 8. Mai, Hans,
alt-Zanduogt und Caſpar 1541, 10. Dez. im Namen ber
Schwander vor Gericht. 1625, 15. Sept. war Gedächtniß für
Hans, welcher in der Garde zu Rom geftorben. Die Be:
deutendften diejes Gefchlechtes ſind:
1. Jakob, vermählt mit Marie von Einwil, wurde
ungefähr 1654 Rathsherr, 1682 Baumeifter, 1684 Landvogt
im Maithal, 1689 Statthalter, 1699 Landammann und ftarb
den 17. Juli 1704 auf dem Gehren, 81 Jahre alt.
2. Hand erfcheint, wie wir vorhin geſehen, vor Gericht
im Namen der Schwander und 1539, 6. Mai im Namen der
Zreitbeiler. 1548, 17. Jän. war er Bote bei der Verſtändigung
zwiſchen Ob⸗ und Nidwalden. 1524—26 war er Landvogt in
Zuggaris und 1540 Statthalter. 1525, 11. Aug. verlangt bie
Tagſatzung, daß Unterwalden den Landvogt berufe, damit er
fih verantworte. 1525, 14. Sept. will fie ihm fchriftlich bes
fehlen, daß er das Schloß in Dach und Fach erhalte. Als er
an der Tagfatung erjchienen, wurde ihm vorgehalten, er babe
einen berüchtigten Straßenräuber entlaffen und die 200 Kronen,
welche er deßwegen erhalten, nicht in Rechnung genommen, er
babe von einem Dieb 50 Kronen empfangen und nicht verrechnet,
ebenfo von andern Banditen. 1525. 3. Nov. wird von ber
Zaglagung beichloffen, die Sache auf die Lauisrechnung zu ver:
106
REITS IT
fchieben. Iſt die Unterfchlagung erwieſen, dann fol er das
fragliche Geld abgeben. Unterdeffen fol er ſchriftlich gewarnt
werden, ſich vor folchen Fehlern zu hüten und wohl zu betrachten,
was Ehre und Eid von ihm fordern. 1526, 18. Juli verlangt
bie Tagfagung, daß Unterwalden den Vogt berufe, damit bie
Sache abgethan werden Tann. Auf der Tagfagung in Luzern
den 1. Aug. befennt Landvogt Hand weiter nichts, ald daß er
von Zoppo 60 Kronen und von einem Andern 32 Kronen ans
genommen, die ihm gefchenkt worden. Der Handel wurde einfts
weilen eingeftellt und der damalige Landvogt beauftragt, von
Zoppo Kundichaft einzuziehen. Den 30. Dftober will ihm bie
Taglagung in Luzern nicht al3 Boten von Obwalden anerkennen,
bis er ſich Hinlänglich gerechifertiget. Sie verlangt, daß er das
nicht berrechnete Geld herausgebe. 1527, 26. Febr. erjucht
Unterwalden die Tagfatung, den Vogt Burach unangefochten zu
laffen oder vor feinen Obern zu berechtigen d. h. daß bie
Regierung bon Dbmalden über ihn Recht ſpreche. Die Tags
fagung aber beharrte auf dem Berlangen, daß er das unter:
ſchlagene Geld ausliefere. Da die Tagfakung feine befonbere
Strafe über ihn verhängt und er fpäter Statthalter geworden,
fo war das Vergehen, wie es fcheint, nicht fo groß. Er war
nachher dfter8 Bote an die Tagjatung. 1526, 18. und 22.
Jän. berichtet er über die Spanier und feine ſchlechte Befagung
und 28. Jän. meldet er, daß die Spanier gegen Bellenz vor⸗
rüden wollen. Dem Landfädel fchuldete er 15 Pfd. Sind ab
der Hoftatt im Stalden. Seine Frau hieß Margret Frunz.
3. Felix war Richter 1560, Rathsherr 1589, Landſäckel⸗
meifter 1592, Thalvogt in Engelberg 1598. 1556 prozeſſirt er
als Hauptmann Schwitterd Erb mit Töni Küttel wegen bem
„bemundifchen Zug” (piemontifchen?) und 1590 megen einem
Speicher im Melchthal, der ihm fammt 60 Käfen durch unvor⸗
ſichtiges Schwenten verbrannt worden. Er erhielt 10 Kronen.
1578 erjcheint er vor Gericht im Namen der Theiler im Ramers⸗
berg. Dem Fähndrih Hans Imfeld verkaufte er den 8. DE.
1590 Haus und Hofam Ramersberg fammt dem kleinen Feldli, welches
er Ihon 1568 beſaß, Hallimatt und Ifängli. Schon 1567 bejaß
er Arnenried. 1562 im April kaufte er das Freitheilrecht um
80 Gulden. Wahrfcheinlich hat er das „Zuper’fche‘ Haus ges
Re
107
LEI IS TEN
haut. Landammann Imfeld bat deu 12. Suni 1575 an ber
Taglagung um Fenfter in fein neued Haus. 1592 gab ihm
auch die Regierung von Obwalden Fenfter und Wappen. Er
war öfters Abgeordneter an die Tagſatzung und 1602, 20. Okt.
Geſandter nach Paris zu König Heinrich IV. Seine erite Frau,
welche den 26. Juni 1598 ftarb, hieß Barbara Kijer und bie
zweite Barbara Blättler. Er war jehr reich. Sein Geldver⸗
ſchluß ift noch zu fehen. .
4 Johann Joſef, Brünifchwmand, geb. 1791, Rathsherr
1823, Reg.⸗Rath 1850-57.
. Ratbsherren: Kafpar 1534, Klaus 1563, Arnold
1597, Hang 1606, Sebaftian 1619, Hans 1625, Melchior
1631, Melchior 1649, Heinrich 1651, Sebastian ab ber
Gafſen 1662, Balz von Kägiswil 1686, Wolfgang 1687,
Jakob 1694, Wolfgang 1708, Franz Aegidius 1705,
Franz 1709, Hans Benedikt 1715, Hand Peter 1729,
Hana Nikolaus F 1748, Nikolaus T 1756, Johann
Sofef + 1765, Sofef Anton 1761, Benedikt 1773,
Joſef Ignaz Valentin, T 179%, Sofef Benedikt 1808,
Franz Joſef 1808, Benedikt, Gebren 1822, Joſef 1826,
Nikolaus 1853, Peter 1857, Hr. Franz 1870, Hr. Joſef,
Hoftatt 1873, Hr. Melchior, Hintermatt 1876.
Geiftlide: 1. P. Meinrad, Benediktiner zu St. Peter
im Schwarzivald, wurde geb. 1710, legte Profeß ab den 24.
Suni 1738, und ftarb den 7. Suni 1758. 1759, 13. Jänner
wird zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten.
2. Nikodem. Siehe Kapläne im Etalden.
8. Hr. Jakob. Siehe Kapläne im Stalden.
4. Hr. Alois. . Siehe Kapläne in. Kägiswil.
Dillier.
1683, 28. März wurde Nikolaus, Tuchhändler von Sarnen,
fammt feinen Nachkommen um 1000 Pfd. als Sreitheiler ange:
nommen. Die meisten Dilier find Nachlommen besjelben und
fomit Freitheiler. Der Bedeutendfte unter ben Weltlichen
it Sofef Ignaz, welcher 1844 Rathsherr, 1850 Reg.⸗Rath,
nachher Commandant und 1858 Landſäckelmeiſter geworden. Die
3 Rapuziner und 7 Weltgeiftlichen, welche dieſem Freitheilge⸗
108
DIS IS TEIN
Schlecht angehören, haben wir, mit Ausnahme von Hrn. Emil,
ee in Hergiswil, in der Chronif von Kern? ©. 64 auf:
gezählt.
Dillier find auch Kilcher von Kernd und Engelberg.
Etlin.
1652 fchuldet Balz Etlin den Theilern in der Schmändt
wegen dem Theilrecht 600 GI. Die Etlin, welche daſelbſt das
Theilvecht befiten, find fomit Nachlommen des Balz. Bon
diefem Gefchlecht ift uns Fein Rathsherr und Fein Geiftlicher
befannt. Landammann Etlin und Familie dürfen wir nicht unter
En Kilcher zählen, weil fie in Sarnen nur ein Armenrecht bes
igen.
ganger.
Diefer Geſchlechtsname ift mahrjcheinlih vom Heimweſen
Fang abzuleiten. Schon ungefähr 1280 begegnet und ein ©.
bang. 1484 war die Frau ded Nikolaus, Elifabetb Kauf:
mann, zinspflichtig dem Leutpriefter ab ihrem Haus zu Ober⸗
wil „nit der gaß entwederhalb den brunen”. Klaus erſcheint
den 12. Dez. 1541 im Namen der Schwander vor Gericht.
Klaus, der jüngere, Taufte den 28. Sept. 1545 mit Andern
die Alp Spiß und befaß eine Hoftatt bei Niderbufen und Klingen
und ein Gut, genannt Golders-Zuhn. Anton erhielt 1552
von der Regierung für fein neue Haus einen Schild oder 4
Kronen, wenn es 2 Höhen bat; fonft aber 2 Kronen, und
Georg war zu diefer Zeit Färber. Einer von den Bebeu-
tendften war Jakob, Hauptmann in nieberländifchen Dienften
welcher in Zug den 8. Mai 1865 im Alter von 85 Jahren
geitorben, nachdem er beinahe AO Sabre bafelbft gelebt. 1817,
25. Jän. überiendet er der Regierung von Obwalden ein Ber:
zeichniß der für hie Standesfompagnie angeworbenen Rekruten
und berichtet fpäter bisweilen über den Zuſtand der Kompagnie.
Er jtiftete für die ärmften Kinder in der Schwändi 1428 Fr.
57 Rp. und für den Kantonal-Schütenfond 200 Fr. Er mar
„biebern,offenen und geraden Sinnes, dabei voll freundlichen Weſens
und Leutfeligkeit, ein froher Gejellfchafter in bürgerlichen Kreifen,
ein warmer Förderer gemeinnüßiger Zwecke.“ Die Tbeater-
109
und Muſikgeſellſchaft, ſowie der Sängerverein verbanten ihm
ſchöne Legate. Er gab verfchievene Zlugichriften heraus und
verfaßte das Gedicht zum NRundgejang, welches im Horn. 1805
kei der „Darjtelung des Urfprunges und der Gründung der
ſchweiz. Freiheit in 4 Hauptfcenen” in Sachfeln gefungen wurde.
1727 lebte Han3 Kafpar, Bruchichneider und Wundarzt, und
1820 Joſef Maria, Doktor und Offizier in holländiſchen
" Dienften. Wolfgang war Bildhauer und arbeitete 1636 für die
Kirche zu Giswil.
Rathsherren: Klaus 1551, Konrad 1552, Kaſpar
1578, Chriftian 1587, Melchior F 21. Aug. 1626 etwa
100 Sabre alt, Andreas 1639, Melchior 1651, Ja kob 1661
Kaſpar 1682, (Bater desP. Karl), Sofefr 1761, Nikolaus
1763, Kaſpar 1782, Anton F 1795, Peter Sofef 1844,
Peter Joſef, Rädershalten 1862, Joſef 1872, Hr. Benedikt
Kirchenvogt 1876, Hr. Melchior 1884.
Geiſtliche: P. Karl, früher Hand Franz, wurde geboren
den 81. Aug 1689, Iegte Profeß ab den 15. Juli 1711, wurde
Briefter 1713, Prior der Karthauſe in Sttingen 1736 und ftarb
den 21. Sept. 1760. Er vermehrte während jeiner 24jährigen
Regierung das Vermögen, die Privilegien und die Rechte feines
Klofterd bedeutend. Obwalden ehrt ihn als einen borzüglichen
MWohlthäter des Gymnaſiums, indem er 300 GI. für oasfelbe
gütigft übermittelte. 1755 waren in Sttingen 14 Karthäufer.
Sn Einfiedeln ſuchte er mit großen Koften bad Waſſer zum
Muttergottedbrunnen. P. Albert jchreibt im Programm 1882
darüber Folgendes: „Der Karthäujer Prior ließ fich indeſſen
durch feinen Mißerfolg nicht entmuthigen. Auf dem Freiherren-
berg gähnte ein Kanal von 200 Fuß Länge und 70-80 Fuß
Tiefe. Nach einer ganz unfehlbaren Methode öffnete er hierauf
einen zweiten Graben 100 Fuß lang und 15 Fuß tief. Und
doch rann fein Tröpfehen Wafler im Graben. Da bie Höhe fo
unergiebig, ftieg er wieder in die Tiefe und grub auf der os
genannten Weib, wie Schlageter fchreibt an dem S. V.
„ordinäri SKeibenplägli." Wieder verlorne Mühe! Endlich
im Herbfte 1753 fprudelte ein gejchwätiger Duell im nördlichen
Hofraum bei der Bibliotbef. Es murde nun vom Brunnen
zur „Kirchenhalde“ bis in den Hof eine gemölbte ſchöne Waffers
110
II SG
leitung gebaut, ein Foftfpielige Werk; aber man war froh,
endlich doch eine Wafferader gefunden zu haben. Der gute und
ftandbafte Karthäufer Prior murbe reich belohnt.”
Sebaftian wurde ungefähr 1600 Kilcher von Sachielm.
gend.
Adam, Huffchmied, kaufte 1619 für ſich und Fünftige Kinder
das Landrecht um 300 GI. 1620 erbielt auch fein Sohn
Nikolaus dad Landrecht, welcher früher geboren war. Wahr:
Tcheinlich um diefe Zeit hat fi Adam auch ein Theilrecht er-
muzben. Joſef war Hafner 1683 und Beter, Ochſenwirth
7133.
Fruonz, Frunz.
Der Erſte, der uns in Sarnen begegnet, iſt Klaus, welcher
nebſt Andern den 23. Aug. 1451 vor dem eidgenöſſiſchen Schieba⸗
gericht zu Melchſee erſcheint. Seine Frau hieß Katharina von
Einwil, war wahrſcheinlich eine Schweſter des Landammann
Zücigis und hatte daſelbſt Alpig. (Siehe Chronik von Kerns,
S. 87). Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß er in Folge diefer
Verehlichung von Lungern, wo wir die Frunz ſchon 1880 an⸗
treffen, nach Sarnen gezogen. 1482, 9. Nov. erſcheint Klaus
im Namen der Ramersberger vor Gericht, 1483, 6. Sept. war
er Zeuge im Kollerhandel (Ming IV, 125), und 1484 ſchuldete
er dem Leutpriefter 15 Angſter ab Lowiacher, welcher „abber
vff der numen pfrund (Kaplanei) gut” ftoßt. Ende des 15.
Jahrhunderts waren fchon einige Frunz im Ramersberg, melde
mehrere Güter befaflen. 1499 wurde Heini drungen Breiten
geſchätzt zu 1000 Pfd., Sänutmalten 30 Pfd., Schlad 40 Pfd.,
und ſein Weidli 5 pfo. und Kaſpar Frunzen yurmatt 70
Alb. Heine Breiten 300 Pfd., Hoftärtli Zu Pfo. und der Garien
30 Pfd. Gretbi befaß Pfannenftiel, welches 450 Pfd. geſchätzt
wurde. 1539, 6. Mai erjcheint Kafpar und 1551, 19. Mai
Melhior im Namen der Ramerdberger vor Gericht. Kaſpar
und Melchior waren beſondere Gutthäter der neuen Kapelle im
Ramersberg. Rathſsherr Hans und fein füngſter Sohn
pi p 5 t erhielten den 12. April 1632 um 1000 Pfd. das Frei⸗
eilre
111
III NIS
Die Bedeutendften des Gefchlechtes Frunz find Land⸗
ammann Arnold und fein Bruder Statthalter Hans.
Arnold war Hauptmann in päpftlicden Dienften, 1489 Lands
fedelmeifter, wurde 1512 das erite Mal zum Landammann ges
wählt und ftarb 1529. Cr und feine Frau ſchenkten ber Kirche
zu Lungern 2 ſeidene Mebgewänder und war nebit Ammann
Andrea zen Hofen Hauptftifter der Kaplaneiin St.
Niflaufen Er war dfterd Abgeordneter an die Tagfagung.
1513, 6. Juni befebligte ex an der Seite ded tapferen Haupt«
mann Sordi die Unterwaldner bei Novara. Nad der Schlacht
wurde er mit Bürgermeifter Schmid von Züri, Bent May
bon Bern, Bogt Stadler von Schwyz, Ammann Schwargmurer
von Zug und dem Schultheiß von Solothurn an den Markgrafen
don Montferat abgeordnet, um mit ihm, der die Franzoſen be⸗
günftigt hatte und in deſſen Lande zwei eibgendffifche Läufer,
Hana Bayer von Unterwalden und Hand Krater von Solo:
thurn, ermordet worden, wegen Brandichagung zu unterhandeln.
Der Markgraf übergab 6 Thäter und zahlte 3000 Kronen Ent»
ſchädigung. Die Berfchreibung ra zu Gafali den 6. Juli
(Glutz⸗Blotzheim. Geſch. d. Eidg. S. 329). Wie es fcheint, war
Ammann Frunz fehr reich. 1512, 30. April eröffnet Bern ber
züglich des fauohfchen Geldes: Bartholomäus May, den man
darüber vernommen, erkläre, er babe fich gegen den Schulthei
Feer von Luzern, Selelmeifter Frunz von Unterwalden und
ihre Mithafte um 16,000 GI. verfchrieben, d. h. Bürgfchaft
geleiftet, und beide forbern dag Geld von ihm. Da der gemeine
Mann überall von der Sache redet, fo ſoll man das ernſtlich
heimbringen und darüber ratbichlagen, damit nicht weitere Uns
ruhe daraus erwachſe. 1522, 7. Juli lieh er dem König bon
Frankreich 6000 Kronen und "hatte fih, wie es fcheint, von der
Politik des Kardinal Schinner per Politik Franfreich® zuge:
wendet. (Abſchiede IV., Abth. 1. 218). Es ift feither wohl
nicht mehr vorgefommen, daß ein Ramersberger einem Könige
Geld geliehen. Ammann und Rath von Obwalden nennt ihn
in dem Grebitif, welches ihm den 17. Februar 1516 an König
Franz von Frankreich zum Bezug der Penfionen audgeftellt
murde, „einen angejehenen Mann, einen treuen und ſehr beliebs
ten Rathgeber.” Aber auch die Tagſatzung erweift ihm befons
112
dere Ehre. 1522, 24. Novemb. wurde von berfelben eine Bot:
fhaft von Luzern, Unterwalden und Zug ungefäumt zur Ber:
mittlung nach Appenzell gefandt und dabei bemerkt: „nament:
lich fol Ammann Fruonz von Unterwalden dabei nicht fehlen.‘
Ammann Arnold und Melchior ftiften in Sarnen ein Jahrzeit.
Denn 11. März 1529 fiegelt mit dem Siegel de verftorbenen
Ammann Frunz deffen Bruder, Statthalter Hans, welcher bald
nachher ebenfall® geftorben. Den 11. Okt. 1483 erfchien Hans
‚im Namen der Theiler von Schwendi, Forft und Oberwil vor
Gericht, den 20. Juli 1513 war er Bote nach Züri) und den
22. Nov. 1526 Abgeordneter nach Freiburg Anna Frunz,
Tochter des Melchior war die Mutter des berühmten
Landammann und Ritter Meldior Luffi von Stan.
Melchior war wahrjcheinlich Bruder des Landammann Ar⸗
nold und Pathe des Ritter Luſſi. 1534 erfcheint Meldior vor
Geriht und will nicht gefagt haben, daß er 20 Pfund gebe,
wenn man eine Kapelle baue mit einem Delberg darin. 6 Jahre
nachher fcheint er geftorben zu fein. 1540 erichienen Melchior
Frunzen Erben, Statthalter Burch, Hand Luffi und Jakob
Herlig vor Geriht. Burch und Herlig hatten demnach Schmwe:
ftern von der Mutter des Ritter Luffi geheirathet.
Rathsherren: Hans 1545, Melchior 1562, Kaſpar
1568, Balz 1611, Nifolaus + 11. Aug. 1630, Sans +
12. Sän. 1635, Jakob, Zeugherr 1640, Han s 1667, Ban
kraz 1691, Hand Kafpar 1708, Johann Anton Juſt,
+ 1770, Sof. Anton + 1796, Safob 1796, Jakob 1840.
Geiftlide: 1 P. Banfraz, Kapuziner, jtarb den 15.
Jän. 1757 im 66. Jahre feines Alter und im 40. feines
Ordens.
2. P. Demetrius, früher Johann Balz, Kapuziner, Sohn
des Johann Joſ. und der Kathrina Jakob, ſtarb zu Baden
den 10. Febr. 1792, 52 Jahre alt. Er war auch Guardian.
3. P. Hierotheus, früher Jakob, Kapuziner, Sohn des
Johann Balthaſar nnd der Margreth Berwert, wurde getauft
den 13. Juni 1737 und legte feine Profeß ab im Jahre 17567.
Er war Lektor und von 1776—1816 Superior in Chur. Er
ftarb zu Sarnen als Jubilat und Senior der Provinz den 380.
Jän. 1824 im 68. Jahre feines Prieſterthums.
113
P. Konrad, Benediltiner in Engelberg, Sohn des Franz
Sof. und der Anna M. Bürgefen wurde geboren den 7. DH.
1809. 1828, 27. Jän. legte er feine Profeß ab und primizirte
1832. Bon 1835—50 war er Oekonom, von 1850—58 Pfarrer
in Engelberg, wo er fegensreich wirkte und ein beliebter Kanzel:
redner war, und von 1858—69 Beichtiger in Sarnen. Nachher
war er 11 Sahre lang kränkelnd und Ieibend, bis ihn .der Herr
zu fich berief den 31. Sän. 1881. Er war Mitarbeiter an dem
Verſuch einer urfundlichen Darftellung des Stifte Engelberg.
5. Rafpar. Siehe Kapläne in Kirchhofen.
6. Karl Joſe f. Siehe Kapläne in Kirchhofen.
7. 305. Ignaz, Sohn des Ignaz und der Jofepha Egger
wurde geboren den 10. Des. 1751. Den Tifchtitel erbielt er
von Pfarrer Gaffer. 1774, 18. März wurde er ald Minorift
zum Frühmeſſer in Alpnach gewählt und den 25. Sept. zum
Priefter geweiht. Er wurde Heifer den 14. uni 1778 und
ftarb den 1. April 1814. Den 21. Mai 1814 beichloß der
Rath, wegen dem Patrimonium eine Schuld oder einen guten
Zins anzunehmen. Er war ein Freund und Kenner der vater:
ländifhen Geſchichte und verbeflerte verjchiedene Urbare der
Gemeinde Alpnad.
8. Sof. Anton, Sohn des ol. Anton und der Anna
M. Wirz, wurde geboren 1773, BPriefter 1795, Bilar in Rus—
wil 1796, Kaplan in Oberridenbach 1801, Kaplan in Hellbül
1806, Kaplan in Spiringen 1808, Kaplan in Stan 181U, wo
er den 8. Heum. 1812 ftarb. Umſonſt bewarb er fich 1808
um die Pfarrei in Sarnen und dann um die Saplanei int
Stalden. . Im Namen Sejus heilte er Diele, wie Pfarrer Gaßner
und Domberr Wil in Sitten. Im Muſeum iſt eine Abbildung,
wie er betet und fegnet. Sein Grab in Stand murde nad)
deſſen Tod fleigig bejucht und e3 haben gemäß den Aufzeichnungen
von Pfarrer Luſſi vom 10. Dez. 1821 bis den 23. Yebr. 1826
wegen verfchiedenartigen Anliegen 95 Gebetterhörungen ftattge-
funden, nämlich) 30 in Stang, 12 in Kerns, 4 in Sarnen, 24
im Kt. Luzern, je 2 in den Kantonen Wri, Schwyz und Zug
u. f. w Sm Mufeum ift auch eine Anficht von Sarnen und
Ruswil, die er felbft gemalt.
7
..
-
114
1628 erhielt Kafpar und fein Sohn Balz und ihre
Kinder um 200 GI. das Kilcherrecht in Kerns.
Frunz find auch Kilcher von Lungern, mo wahrſcheinlich
Landammann Heinrich gelebt.
Glimet.
Dieſes Geſchlecht war nie zahlreich. Bei der Volkszählung
von 1880 zählte es 8 Köpfe.
Rathsherren: Melchior „Glymen“ 1578, Felix
1608, Hans Melchior 1704.
Herlig.
Klaus fiel 1477 in der Schlacht vor Nanch, Hans und
Paul 1513 vor Novara, Klaus 1515 bei Marignand. Heini
fchulbete 1512 dem Landfedel ab Stol 5 GI. Zind und war
den 20. Okt. 1517 Abgeordneter nad) Sitten. Jakob, welcher
mit einer Tochter des Melchior Frunz und einer Schweiter der
Mutter von Ritter Luffi ſich verheirathet, war 1540 Kirchenvogt.
1566 wurde fein Haus bei der Aabrüde d. i. beim Rathhaus,
wo früher eine gededte Brüde war, als Unterpfand für das
Jahrzeit des Landammann Frunz abgelöft und den 12. Mai
1551 progelfirt er gegen bie Ramersberger wegen einem Weg
durch die Rüti. 1547, 14. Nov. erfcheint er ald Schiedßrichter.
1549 fchenfte ihm die Regierung ein Yenfter mit ehrlichen
Schild. Er hatte, wie es Scheint, ein neued Haus gebaut oder
bedeutende Renovationen vorgenommen. 1590 hat fih Kafpar
Telbft verleidet (verklagt), daß er ein „begi” (Thürli) offen ge⸗
laſſen. Als Rathsherr glaubte er bejondere Pflicht zu haben,
die Webertreter des Landesgeſetzes anzuzeigen. ine feltene
Gewiffenhaftigkeit! Hans befag 1570 die Alp Feltſchi in Kerns,
Rathsherren: Heinrich 1545*), Jakob 1552, Mels
*) Wir erlauben uns bier und an andern Orten geihtmorne Richter bes
16. Jahrhunderts als Ratbeherren an betrachten, weil die meiften dem Rathe
angehört und weil der größte Theil von denen, bie damals nocd nicht im
Rathe waren, fpäter Rathsherren geworden find, Der Titel eines Raths—⸗
Herren wurde dor 1600 höchſt jelten gehraugit, Sn den älteften Gerichtspro⸗
tolollen, welche 1528 beginnen, find alljährlich ſämmtliche Mitglieder des ge⸗
ichworenen Gerichtes angefü rt. Die athäherren des ganzen Landes findet
man nur alljährlich in den Brotolollen von 1640 bis 1730.
115
EINE LE Sn
Sior 1561, Rafpar 1581, Arnold 1598, Franz Jof
B18. |
HSehmann.
Zuerft begegnet und Thom a3, melcdher 1550 vor Gericht
erſcheint. Arnold erhielt 1568 das Landrecht um 50 GI.
und Hr. Beat, ein Briefter, erbielt e8 1577 unentgeltlich.
Arnold Knaben, Kaſpar und Yofef und feines Sohnes ſl.
Knab Hans Arnold wurden den 22. April 1633 um 1500
Pfund als Freitheiler angenommen. 1651, 13. Dez. wird be:
ftritten, daß Wolfgang und Hans Freitheiler feien. Bor Jah:
ren ſei ibr Großvater ind Land gefommen und babe fich vor⸗
züglic mit Vieharznen wohl gehalten und man habe ihm aus
Gnaden erlaubt, 1—2 Kühe auf die Allmend zu treiben. Deffen
ungeachtet wurden fie vom Gericht ald Freitheiler anerkannt.
Mitr. Wolfgang Kinder im Walliß wurden 1755 als
Sreitheiler eingefchrieben.. 1714 wurde Statthalter Benedikts
Sohn, Franz Nikolaus als Theiler in der Schwändi einge:
fchrieben.. Zu den Bedeutenpditen dieſes Gefchlecht3 gehört
Hand Arnold, meldher 1668 Landweibel, 1675 Zeugherr,
1680 Landvogt nad Sargand, 1684 Landeshauptmann und
Statthalter und 1686 Landammann geworden und im gleichen
Jahr den 8. Juni geftorben if. Er war auch Fähnrich, Ge:
richtSfchreiber und Schützenmeiſte. Franz Ludwig wurde
1693 Landfchreiber, 1706 Landvogt ind Rheinthal, 1713 Statt:
balter und! ftarb 1717. Beneditt Ignaz wurde Land:
ichreiber 1705 und Rathsherr 1718 und ftarb den 3. Septem⸗
ber 1721. 1719, 2. —7. Juli war er Abgeordneter nach Baden.
Rathsherren: Hauptmann Johann Arnold 1720,
Hauptmann Franz Anton + 1729, Lieutenant Felix An-
ton 7 1778. i
Hauptleute: 1. Hans Arnold, Sohn de Landam-
mann Hans Arnold, Hauptmann in Faiferlichen Dienften.
2. Franz Anton, Sohn ded Hauptmann Hand Arnold,
Hauptmann in Spanischen Dienften, wurde geboren 1687 und
war copulirt mit Helena Omlin. Er wohnte einige Zeit im
Schloß Zuffikon im Bezirke Bremgarten.
116
II NI I TE
3. Franz Joſ., Sohn des PVorigen, Hauptmann in [pas
niihen Dienften. 1741, 28. Jän. beflagt ſich Oberft Beßler,
daß er trotz aller Mahnungen feine halbe Kompagnie nicht er⸗
gänze, obichon er Drdre habe, diejelbe zu einem Feldzug bereit
zu halten. Es wird ihm obrigfeitlich befohlen, für diefelbe zw
refrutiren, damit fie ihm nicht entzogen werde. Kann der Frau
Hauptmann zu Zuffiton, die feine Mutter war, berichtet werden.
Er ftarb den, 16. Novemb. 1792.
4. Franz, geboren den 2. Mai 1765, wurde Hauptmann
in franzöfifchen Dienften im Bataillon Abyberg unter General
- Wattenwil den 20. Mai 1809 und im Bataillon Arnold unter
General Bachmann den 1. Apr. 1815.
Med. Dr, Major Fidel, Alexander Kafftan, Ritter
der Ehrenlegion in Frankreich und des Spanischen Ferdinand—
Ordens ftarb den A. April 1849. Cr wurde geboren 1773,
war Yeldchirurg und hatte 1812 den Feldzug nach Rußland
mitgemacht.
Maler: of. Anton wurde in Walliß geboren und
gehört zu den beiten Malern Obwaldens. 1775 erhielt er kaum
18 Sahre alt das franzöſiſche Stipendium. Er ging nad) Be-
fancon und befuchte dafelbft die Schule des berühmten Maler
Wyrſch. Nah 4 Sahren begab er fih nad Rom, ftudirte
dajelbft in den Jahren 1781 und 1782 die berühmtelten Kunft-
werke, ging noch einige Zeit nach Mailand und fehrte dann in
feine Heimat zurüd. Er malte für Lungern alle 3 Altargemälpe,
für Giswil 2 Gemälde für die Nebenaltäre, für Sadjfeln die
bift. Dreifaltigkeit für den Hochaltar, für St. Anton in Kerns
einen Bruder Klaus für einen Seitenaltar. Aber auch außer
den Kanton hinaus wanderten feine Arbeiten und fanden alls
gemeine Anerkennung. Er malte für die Kirche‘ in Ufhuſen
4 Delgemälde für 12 Louisdor, für die Kapitelöfapelle in St.
Urban 1 Altargemälde für 6 Louisdor, ein großes und Kleines
Altarblatt für Rußwil, Stationen für Cham, ein Gemälde für
Marbach, 3 große und 3 kleine Altarblätter für Oberridenbad ,
dag Porträt von Abt Salzmann für das Klofter Engelberg.
u. ſ. wm. Auch im Mufeum befinden ſich mehrere Gemälde vor
ibm. Er ftarb den 8. März 1836 im 79. Jahre feines Alters.
- 2. Andreas, Sohn des Malers of. Anton.
117
3. Balz. Lebtere zwei gebören nicht zu ben berühmten
Malern.
Geiftlihe: 1. Beat. Siehe Pfarrhelfer.
2. Zuft Conrad. Siehe Frühmeffer.
Franz Anton, Sohn des Franz Anton und der Anna
Zerell, Bruder des P. Heinrich, wurde geboren den 6. Febr.
1718. 1742, 11. Okt. feierte er die erfte Primiz in der
neuen Kirche. Gr murbe 1746 in das Priefterfapitel auf:
genommen und wohnte zu Luzern. Als im Sommer 1752 die
erfte Wahl der Brofefloren für dag Gymnaſium vorgenommen
wurde, wurde er vom Landrath zum Rektor ernannt. Er blieb
dajelbit biß 1785. Auf den Wunfch der Regierung verließ ex
das Collegium, ging zu Landvogt Pfyffer nach Willitau und
ftarb dafelbft auf dem Schloß im März 1785. 1760, 1767 bi8
1770, 1777 und 1781 war er einziger Profeſſor und erbielt
deßwegen von der Regierung Zulagen. 1754 5. Okt. murbe be:
Tchlofien, dem Rektor nebft den Schulgeldern 150 GI. zu verab⸗
folgen und der 4. Dit. 1755, daß ſich die Profeſſoren alljähr-
lich vor Rath ftellen ſollen. Sm gleichen Jahre werden er und
Brofeffor Bürgi ermahnt, fparfamer Vakanz zu geben und im
Collegium nicht fo viel zu furzweilen. 1766, 18. DH. reſignirte
er auf die Rektorſtelle. Wie es Scheint, konnte die Nefignation
nicht angenommen werben, weil man feine geeignete Perſönlich⸗
fett fand. Den 10. Dit. des folgenden Jahres bat er als Vikar
zu Giswil neuerdingd, ihm nur die Profeſſur des Collegiums
anzuvertrauen. Es wurde ihm die Profeffur allein zugefagt.
Man behielt ſich vor, nach Gefallen zwei Profeiforen anzu:
ftelen. Es wird ihm aufgetragen, nad Art und Weife der
Jeſuiten zu doziren und die neue Grammatik zu gebrauchen.
Wie es fcheint, ift es auch da nicht gelungen, einen neuen Rektor
zu erhalten. Sedermann mochte einfehen, daß die Stellung
eine neuen Rektors neben einem alten etwas fchiwierig fei und
‚Heymann hatte wohl eine geheime Freude, befonderd, wenn man
ihn zur Refignation gedrängt. Nachher ſcheint er immer Rektor
gewefen zu fein. Unter feinen Rektorat erfchienen 10 Geift-
diche als zweite Profefforen, obſchon diefe Stelle einige Jahre
unbeſetzt geblieben. 1770 wurde er vom Landamman erihahnt,
Sl Th Du Y YA
118
die Knaben mit Liebe und nicht mit Strenge zu lehren. 1781,
13, Dft- wurde er unter der Bedingung beftätiget, daß er fi)
der obrigfeitlichen Schulordnung untermwerfe und nach der neuen
Schulart dozire.
4. Johann EChriftoffel wurde 1765 Kaplan in St.
Nillaufen. Derjelbe bat 1782 wahrfcheinlih den letter
Hirſchen in Dbmalden gefhoffen, nachdem er ihn mit
2 Hunden aufgejagt. Siehe Chronif von Kern? ©. 87.
5. Beter Anton, Nepot des Rektors und Bruder des
Maler Franz Anton, feierte den 23. Mai 1779 feine Primiz.
1780, 13. April wurde er als Profeffor im Collegium ins
Briefterfapitel aufgenommen. Bon 1780-82 war er Yrüb-
meilet in Alpnach und von 1782—84 Rektor zu Ulrichen im
allis.
6. P. Othmar, früher Joh. Caſpar, Kapuziner, trat in
den Orden den 20. Jän. 1669 und ſtarb den 12. Dez. 1718.
7. P. Florimund, früher Johann Joſ., trat in den
Orden den 21. Nov. 1673. Er war’ Lektor, Guardian, Novizen⸗
meifter, Definitor, Prediger und römifcher Guftos und ftarb auf
der Rüdreife von Rom zu Solothurn den 4. Mai 1713. Er
predigte an der Engelmeihbe 1704 und 1711 und am Bruder:
Elaufenfeft 1707. Er war ein Mann von befonderer Gelehr-
famfeit und Frömmigkeit. Das Amt eine Predigerd übte:
er mit vielem Fleiß und einer großen Beredtſamkeit. Er predigte
auf den erjten Kanzeln der Provinz und erwarb fi ald Pre—
diger einen großen Namen. Er war zwölf Sahre lang Lektor,
lehrte ſowohl Philoſophie als auch Theologie und beſaß alle-
Eigenfchaften eines fehr tüchtigen Profeſſors. Viele Jahre ver:
maltete er das Amt eine? Novizenmeifter8 und gab fich alle
Mühe, die jungen Leute gut zu erziehen. Den Novizen leuchtete
er bor mit dem ſchönſten Tugendbeifpiele und entflammte fie-
durch heilſame Ermahnungen zur Tugend, fo daß fie nachher
die reichlichiten Früchte trugen. Einige Mal war er Guardian:
und forgte für feine Familie mit väterlicher Sorgfalt. Er-
leitete feine Brüder mit folder Milde und Sanftmuth und er-
mahnte fie mit folchem Eifer zur Eintracht und zur Liebe zu.
A nn
119
göttlichen Dingen, daß Alle von Liebe zu Gott und zu ihren
itbrüdern entzündet wurden. Dad Amt eine? Definitord und
Cuſtos vermaltete er einige Mal mit einer ganz befunderen
Klugbeit und -Gefchieflichkeit. (Siehe Chronica P. 411.) Die
Predigt, welche ev 1704 an der Engelmeihe gehalten, ift ge
drudt. Er weitt darin nad, daß die Privilegien des Subel-
jahres bei den Israeliten in geijtiger Beziehung auch für die
Engelweihe gelten.
8. P. Arnold, früher Benedikt, wurde getauft den 10.
Febr. 1664. Er trat in den Orden der Kapuziner den 4. Nov.
1683 und ftarb zu Zug den 25. Dez. 1738.
9. P. Julius, früher Johann, Sohn des Hans Franz
und der Anna M. Imfeld wurde getauft den 14. März 1673.
Er war Lektor und Guardian. 1734, 17. Mai half er zu
Stans die Reliquien des fel. Bruder Klaus in die Kirche tragen.
Er trat in den Orden den 23. Juli 1691 und ftarb al? Vikar
zu Stand den 17. Oft. 1740.
10. P. Nikolaus, früher Johann Joſ., Kapuziner, mar
ein Sohn de Landweibel Hand Arnold. Er galt als ein auß-
gezeichneter Prediger. In den Orden trat er den 11. Dez.
1695 und ftarb zu Olten eines jehr frommen Todes den 17
April 1743, 66 Jahre alt.
11. P. Heinrich, früher Juſtus, Sohn des Franz Anton
und der Juſta Imfeld, wurde getauft im Juli 1725. Er trat
den 19. Aug. 1745 in den Orden und ftarb zu Sarnen ben
28. Aug. 1805 als Aubilat, 81 Jahre alt. 1798, 9.
Sept. wurde er zu Stand von einem Franzoſen in den Schenkei
geſtochen.
12. P. Marzellian, früher Karl Wolfgang, Kapuziner,
Sohn ded Kaſpar und der Anna M. Imfeld, geb. den 29. Febr.
1660, war Großfohn des Landammann Arnold und Bruder
des Statthalters Franz Ludwig und ftarb den 12. März 1724,
65 Jahre alt und im 44. ſeines Ordens.
Safob, Jakober.
Das Gefchleht Jakob ftammt vom Taufnamen Jakob.
Zuerſt begegnet und Heini, welcher den 17. Febr. 1413 und
120
den 4. Horn. 1422 im Namen der Namerdberger vor Gericht
erfcheint. Peter progeffirt den 27. April 1431 im Namen dee
Schwander. Verena, des Anton Wirzen Frau, legt 1488 Zeugs
niß ab zu Gunften des ſel. Bruder Klaus. 1490, 29. Nov.
erfcheinen Heini und Jenni wegen einer Brunnenleitung bor
Gericht gegen die Rameräberger. Klaus ericheint 1547 vor
Gericht und befaß 1557 dad Vorſäß Weißenftein in der Schwänki.
Der Bedeutendfte diejes Gejchlechtes ift Zandammann
Kafpar, welcher zuerft mit Verena Amfeld und nach deren
Tod, den 6. Sänner 1594, mit Marie Bannwart („Bawart”)
verheirathet war. 1564 wurde er Richter, 1568 SKirchenvogt,
1583 Landfädelmeifter und 1584 Landammann. Er wohnte in
der Gwand und ftarb den 27. Dezember 1605. 1568 half er
als Kirchenvogt den Urbar bereinigen und erſcheint den 8. Nov.
1590 im Namen der Schwander wegen Howald vor Gericht.
Mit feiner Frau Verena Imfeld ſtiftete er mit 200 Pfd. ein
Jahrzeit. 1603, 31. März wurde ihm das Freitheilrecht ge⸗
ſchenkt. Als Zeichen der Erkenntlichkeit bat er dann die Frei⸗
theiler zu Gaft geladen. Er befaß die Nünalp und war oft
Abgeordneter an die Tagſatzung und an die Gonferenzen. Zu
den Angeſehenſten dieſes Gefchlechte® gehört auch Dr.
Kaſpar, verheiratet mit Dorothea Hartmann von Luzern,
welcher den 4. Juli 1670 zu Pavia den Doftorhut in der
Philofophie und Medizin erhielt, der erfte ſtudirte Doktor Ob⸗
mwaldend war und 1680 zuerft von der Regierung ein Wartgeld
von 100 Gt. empfing. 1692, 17. Mai beichloß man, ihm noch
30 Gl. Wartgeld zu geben unter der Bedingung, daß er bie
Landleute nicht fo lange vor der Thüre ftehen Iaffe. 1700, 27.
März will man ihm wieder dad alte Wartgeld von 100 GL.
geben in ber Hoffnung, daß er die Kranken fleißiger bejuch3
und in Forderung des Lidlohnes billiger fei. 1676 wurde er
Rathsherr, 1694 Landvogt in Mendrid und ftarb den 13. März
1714. Als junger Doktor war er im Leuferbad, mo ihm fein
Sohn Johann Nikolaus geboren wurde, welcher ben IR.
Juli 1698 zu Pavia Doktor der Philofophie und Medicin ges
worden und 1701 ind Walliß gezogen. Dort erhielt er den
13. Dez. 1708 das Landrecht für fich und feine Kinder. Mit
großem Eifer fuchte er 1725 Schweizerfapuziner im Wallis eins
121
UIID LA
zuführen, mas aber erft im Jahre 1734 gelang. 1715 erhielt er
anftatt ſeines Vaters fel. 100 Gl. Wartgeld. 1719 wurde er
Rathöherr und 1736, nachdem er aus dem Wallis wieder heim:
gelehrt, Zeugberr. Er ftarb den 27. März 1750. 1713 wurden
feine Töchter Marie Barbara und Marie Katharina,
1716 Salob Ignaz, melder zu Beſançon ftubirt und zu
Stand als junger Doktor geftorben, und 1719 Franz Nifolaug,
‘welcher Kloſterkaplan geworden, als Theiler in der Schwändi
eingefchrieben Ein fonderbarer Mann muß Johann Kafpar,
Bruder des Zeugherren Dr. Nikolaus, gewejen fein, melcher
‚ein „guter Chymicus und Med. practicus” war und 1747 ge:
ftorben ift. Derfelbe gab ben 26. Auguft 1726 eine Schrift
über das Auffuchen unterirdifcher Schäße heraus. Er glaubt,
daß Solche Schäte in der Erde von den Geiftern verhütet und
verwahrt werden, damit fie zu feiner Zeit dem Antichrift „zu
feiner Hülf und Mächtigkeit“ gereichen mögen. An diefe Geifter,
"welche nicht „abgelebte Menfchengeifter” find, werden mir nach
feiner Anficht alljährlid an der Aelplerkilbi durch die Wild:
männer erinnert und bed Nachts durch die hin und her brennenden
Lichter. „Daß die Toftbarkeiten der erden bie geilter gleichjam
in ihre gewalt nemen Vnd verwahren gibt ſolcheß Vnder
Andern mer auch der Pihlerfahren und finnriche herr Mathias
Willen (d. i. Domberr Mathias von Wil) in feinem buoch
(folio 523) gar ſchön zu verftehen.” Zum Auffinden unter:
irdifcher Schätze wird, mie Jakob fchreibt, erfordert 1. recht:
mäßiger Anſpruch und Gewalt ; 2. Kenntniß und Erfahrenbeit
in folcden Sachen; 3. Frömmigkeit, Aufrichtigfeit und eine gute
Meinung. Bei fo vielen Bedingungen konnte man leicht eine
"Ausrede finden, wenn der gewünſchte Schag nicht erichien. Um
die Wiffenichaft der Auffindung und „Abkündigung” folcher
Schätze zu erlangen, empfiehlt er Bergbücher zu lejen, wie 3.
B. dasjenige von Mathiad Willen, Elias PMontan u. |. m.
"Damals haben fi mehrere Männer von Sarnen mit dem
Studium befchäftigt, wie man mit erlaubten Mitteln unterirdijche
Schäte an’d Tageslicht befördern könnte. P. Karl Fanger,
Prior in Sttingen, glaubte eine unfehlbare Methode zu befigen,
um verborgene Quellen zu entdefen. Dr. Johann Baptift Dillier,
‘der Stifter bed Kollegiums, überreichte 1713 der h. Regierung
122
ein Memorial, worin er zeigt, daß im hiefigen Land Eifen
Blei, Stahl und andere& Erz zu finden fei, ganz befonders thue:
fih eine Salzquelle in Alpnach hervor. Dad Alles wolle er
an's Tageslicht fördern, menn die Herren ihm Gelb geben.
Die Regierung aber zeigte wenig Luft. Die Salzquelle in Alp⸗
nach mwurde zwar gefucht, aber nicht gefunden. Selbit fein
Bruder Landammann Melchior Dillier in Nidwalden hatte feinen
großen Glauben auf feine Kunſt. Er ſchenkte ihm ein Ia-
teinifches Büchlein mit verjchiedenen Segnungen und fchrieb-
Folgendes hinein:
„Wer ftet3 nah Mineralien fchnappt
„Und doch gar felten was ertappt,
„Der findt vielleicht ein Segen bier,
„gu beſchwören alle Teufels-Thier.“
Zu diefer Schule gehört auch Dr. Jakob, welcher glaubte,
dab man ganze Haufen Geld finden würde, wenn man müßte,
wo dasfelbe wäre und wenn man die Geifter, melche darauf’
boden, davon vertreiben könnte. Es ift nicht zu läugnen, daß
eine folche Lehre, die durchaus unbegründet und lächerlich ift,
zum abergläubifchen und fündhaften Schatgraben Anlaß geben
fonnte, obfchon Dr. Jakob nur mit erlaubten Mitteln diefe Schäße
der Erde enthbeben wollte Schon vorber fcheint auch der ehr-
ehrwürdige Mathias Wil, Domberr in Sitten, deſſen Bater
bon Sarnen gebürtig ift, darüber ftudirt und geichrieben zu.
haben, wie man unterirdifche Schäße finden fünnte. Aus dem
Schweigen der Gefchichte geht hervor, daß diefe Männer in
diefer Kunft nicht? Bemerkenswerthes geleiftet. Dr. Johann
Baptift Dillier ftudirte mit allem Fleiß die Geheimniffe der
Bergwerke, fuchte beim Biſchof um Privilegien nach, machte
wiederholte Verfuche der Ausbeute und fand doch nichts, ob»
Thon ihn diefe Spekulation mehr als 100 Gl. gefoftet.
Ignaz bemalte 1787 die untere Kanzlei und Dr. Jakob⸗
welcher den 17. Febr. 1881 zu Wilen geftorben, hatte 1823
den Feldzug nach Spanien mitgemacht.
Ratbsherren: Heini 15386, Hang 1563, Klauß,.
Hauptmann in portugiefifchen Dienften und Sohn ded Landam-
123
mann Galpar, 1593, Hang, Sohn des Landammann Cafpar,
1600, Melchior 1649, Hans, Bruder ded Rathsherren Mels
chior, 1651, Hans, Spitalvogt, 1697, Sebaftian 1803,
Theilenvogt Nikolaus 1856.
Geiftlihe: 1. Johann Baptift. Siehe Kapläne
in Kirchhofen.
2. Johann Ludwig. Siehe Kapläne im Stalden.
8. Franz Nikolaus. Siehe Klofterfapläne.
4. Franz Joſ. Siehe Helfer.
5. P. Ildephons, früher Nikolaus, Sohn des Dr. Jakob
Ignaz, der in Beſangon und Straßburg ftudirt, und der Maria
Therefia von Flüe, Gonventual in Filchingen, wurde geboren
1739 und legte Profeß ab im Jahre 1761. Er war Pfarrer
in Au 1772-75, Pfarrer in Dußnang 1776—1783 und Pfar:
rer in Lommis 1793—1808.
Smfeld, im Feld, am Feld.
Die Stammeltern diefeg vornehmen und berühmten Ge-
TchlechteS Tebten in Lungern und fchrieben fih „am Feld“, meil
ihre Voreltern inder Nähe eines Feldes gewohnt. ALS die Felder
Heimmejen geworden und nicht mehr bloß Allmenden waren,
wurde dann auch „im Feld“ gefchrieben. Wenn Leu in feinem
Lexikon fagt: Die Imfeld feien ein Zweig de Gefchlechtes
Hänsli, Henzli oder Heingli, — fo ift dag ein Irrthum, der
wohl daher fommen mag, meil da3 Steinhaus auf dem Dorf:
platz von den Hentli auf Landammann Peter Imfeld überge-
gangen.
Landammänner: 1. Nikolaus Derfelbe ift der
erfte Smfeld, der uns in Sarnen begegnet und kann deßhalb
als Stammpater dieſes angefehbenen Geſchlechtes
betrachtet werden. Er verheirathete ſich mit Wibertha von Ein:
wil, Tochter de Landvogt Hand. Wegen diefer Heirath wird
er bisweilen „Emwilmann” genannt. Seine Mutter hieß Katharina
im Dorf. Sein Bater Kafpar war 1508 Bote zum Freiherrn
von Sar (Dieb. Schill. 229.), den 22. Dezember 1512 und den
80. Sänner 1514 Bote nad) Zuzern. 1513 war er Hauptmann
124
in der Schlacht bei Novara. Im Herbft 1521 ftund er als
Hauptmann der Obwaldner in päpftlichen und Faiferlichen Dienften
im Mailändifchen. 1521, 831. Dftober wird von dem in franz:
öſiſchen Dienften ftehenden Kaſpar Koch in Bafel berichtet, daß
zu Robecco im Lager ded Kardinal Schinner Hauptmann Caſpar
Imfeld von Obwalden, der Hauptmann von Glarud und ber
Hauptmann Baumgartner von Bafel fich befinden, die „groß
Tchryer find und ungefchieter worten follen reden, jo die fach
nit guot macht.” Doch babe er es nicht von den Hauptleuten
felbft gehört. (Stridier, Akten I. S. 98.) Bald nachher trat er
in den Dienft Frankreichs hinüber und ift dann ohne Zweifel
wieder ein tüchtiger Hauptmann. geworden. 1524, 20. April
antivortet Dbmalden: „Caſpar Smfeld zücht hüit mit iüe viber
den Bruinek.“ Er zog nämlich mit 300 Mann über den Brünig
dem König bon Frankreich zu. Durch. diefe Kriegsdienfte find
jeine Nachkommen zu Reichthum, Ehre und Anfehen gelangt.
Sein Sohn Nikolaus war 1542 als Hauptmann bei der Be⸗
lagerung von Perpignan. 1528 erfcheint er imNamen der Lungerer
vor Gericht, mweil fie nicht dulden wollten, daß fie halb Tutherifch
feien, und den 11. April 1549 prozeffirt er im Namen ber
Theiler im Dorf zu Lungern, obfhon er damals bereits in
Sarnen wohnte Als Vizepräfident des geſchwornen Gerichte?
amtete er 1537. 1531 erjcheint er als Nichter für Lungern
und 1541 zum erften Mal ald Richter für Sarnen. Er war
auch Ritter und Kaftvogt des Klofter8 Engelberg von 1538—1542.
Schon 1547 progeffirt er im Namen der Freitheiler. 1545 wurde er
Landvogt in Baden und 1548 Landammann. Er fcheint im
Regieren eine ziemliche Fertigkeit bejeffen zu haben. Als er
1546 ungefähr an der Stelle des Hauſes von Dr. Stodmann
ein neues Haus gebaut, da fagte Hand Infanger zu ihm:
„Wenn du nun din Hufe vfmacheft fo ſchryb dann daran:
„Zwing Unterwalden.” Wohl wiffend, daß ed hie und da lang:
ſam geht, bat er ſchon 1544 und 1545 an der Tagfagung um
einen Schild für fein neues Haus. 1546 beichloß die Regierung
bon Obwalden, ihm einen Schild und ein Fenfter zu geben.
Bon Schwyz erhielt er erft im Jahre 1554 ein Fenfter. Um
Geld zu feinem Hausbau zu befommen, verfaufte er die Alp
Spiß, welche feine zweite Frau, Barbara Kreg, von ihrem Vater
125
— ING
in Beggenried ererbt, den 28. September 1545 einigen Schwandern
um 5000 Pfd. 15 Jahre nachher ift diefed Haus wieder abges
brannt; aus diefem Grund dürfen wir nicht behaupten, daß
feit dem Brand von Sarnen im Dorf Feine First mehr ab-
gebrannt, wohl aber, daß der jel. Bruder Klaus daſſelbe
in befonderer Weile vor dem Feuer befhüßt. Er war öfter
Abgeordneter an die Tagfagung. 1545, 19. Oktober ftellte er
mit Ammann Wirz zu Baden den Antrag: Wenn der Abt von
Fiſchingen das Kloſter Dänikon nicht verwalten mwolle, es durch
Conrad von Büren als Schaffner verwalten zu laſſen.
Sm Sabre 1547 wurde Heinrich IL, König von Frankreich,
ein Töchterlein geboren, melches in der Taufe den Namen
Claudia erhielt. An der Taglabung zu Baden den 22. Nov.
1547 wird ein Schreiben des Königs verlefen, worin berfelbe die
13 alten und die 7 zugewandten Orte, die 3 Bünde und die
Walliſer einladet, daffelbe aus dem Saframent „des bl. Taufs“
zu beben. Er mollte jie dadurch für die Militärfapitulation
günftig ftimmen, melde den 7. Zuni 1549 abgefchloffen murbe.
Es wird nun erkennt, nachdem Wallis, Abt und Stadt St.
Gallen, Mühlhaufen, Biel und Rotweil erflärt, daß fie an ber
Ehre der Gevatterfchaft Antheil nehmen wollen: Zürich, Schwyz,
Unterwalden und Solothurn follen ihre Rathöbotichaften er:
nennen, die in Aller Namen die junge Fürftin aus der Taufe
beben follen ; Hang Jakob Stampfer, Goldjchmied in Zürich,
Toll einen Pfennig für 300 Kronen machen, auf melchem die
Schilde aller Drte zu ftechen find, ald Einbund für dad Kind;
für jede der beiden „Gotten“ wird ein „Stigpfennig“ von
gleicher Geſtalt im Werth von 50 Kronen beftellt; an die Koften
diefer Gefchenfe gibt jedes der XIII Drte 25 Kronen, Wallif .
und die drei Bünde, wenn fie mithalten, und der Akt von Gt.
Gallen je 20 Kronen, die Stadt St. Gallen, —— Biel
und Rotweil je 16 Kronen. Die Geſandten der vier Orte ſollen
am Sonntag nach hl. Dreikönigen (8. Jan.) zu Solothurn ein⸗
treffen und von da gemeinſam abreiten. (Abſchied 4. B. 1. Abth. d.
S. 899). Am 23. Jän. 1548 wird der Tagſatzung gemeldet,
Jakob Stampfer habe geſchrieben, daß der größere Pfennig |
viel über 300 Kronen Werth habe und daß er von den 3 Pfen-
nigen 48 Sronen als Arbeitslohn und für feine Gejellen ein:
126.
RI LE SIE
ehrliche Trinkgeld verlange. Da die Pfennige gar ichön gearbeitet
find, fo ſoll jedes der XIII Orte zu den 25 noch 3 Kronen
geben. Als Gejandter von Unterwalden wurde Landammann
Nilolaus Imfeld nah Frankreich abgeordnet. Der-
felbe erhielt al8 Andenten eine Medaille in Silber, die wahr:
fcheinlich mit dem Stempel von einer Medaille für die „Gotten“
geprägt wurde. Diefe werthvolle Medaille blieb bei feinen Nach⸗
kommen bis in die 10. Generation. 1883 wurde ſie verfauft
und befindet fich gegenwärtig in der Münzenfammlung bon Hrn.
alt⸗Reg.⸗Rath Wolfgang Windlin. Am Montag den 16. San.
Nachmittag ritten die Boten der 4 Orte mit je 3 Dienern von
Solothurn nad Biel, um dann dem nädften Weg nach durch
Burgund nach Paris zu reiten. Zu Solothurn, Biel und Neuen:
burg fei ihnen, wie fie der Tagfasung berichten, viel Zucht und
Ehre erwiejen worden, aber zu Vontarlier beim Einreiten wenig
Reverenzen gefcheben, auch nicht eine Kanne Wein geſchenkt
worden; Schon daraus haben fie den „guten Willen‘ wohl ge:
fpürt; um Mitternacht feier dann fogar Einige vor der Herberge
erichienen, um zu fingen, zu fchreien und zu blöden (,‚blegen’’)
wie die Kälber und Geißen, ohne Zmeifel „zu Ehren‘ der O9.
Eidgenofjen und der Boten. Aber in andern Städten der Graf:
Thaft Burgund habe man ihnen Wein gefchentt und viel Ehre
angetban. In bed Königs Gebiet feien fie überall prächtig
empfangen worden; der König habe ihnen auch einige Edelleute
entgegen geſchickt und als fie zu ihm gekommen, habe derfelbe
‚mit freundlichem Willkomm die Hand geboten und ihnen gejagt,
daß ihre Ankunft ihm die größte Freude gewähre. Am dritten Tag
(d. i. 7. Febr.) fei dann die junge Fürftin mit großem „Triumpf”‘
und Ehren getauft worden. Die Feierlichteit dauerte von 3 bis
6 Uhr Abends. Der Bote von Zürich habe fie zu der Kirche,
der von Schwyz von der Kirche getragen, im Beifein vieler
Cardinäle, Fürſten und Biſchöfe; „ſy fiegent auch mit ſppys und
trank erhalten worden; der König babe jedem Boten eine
goldene Kette „für“ 800 Kronen, die Königin eine für 200
Kronen gefchentt. Bor der Abreiſe, den 11. Febr., habe der
‚König fie zu fich berufen, jedem die Hand geboten, ihnen gedankt
und fie feiner Liebe und Freundſchaft verfichert und den Wunſch
ausgeſprochen, er möchte die Vereinigung, die feinBater fel. mit
127
IL TI TE
den Eidgenofjen abgefchloffen und die nur noch 2 Jahre dauere,
erneuern und allfällige Mängel verbeffern; er babe auch rund
herausgefagt (und dabei auf fein Herz und Bruft gefchlagen),
er würde den Eidgenofien, wenn Semand fie angreife, nicht
bloß, wie im Bündniß beftimmt, fondern mit aller Macht, mit
eigener Perfon und allem Bermögen beiftehen, was er auch von
ihnen erwarte; er babe den Befehl gegeben, daß man ihnen in
feinem Lande alle Ehre ermweife, wie wenn feine eigene Perſon
da wäre; das fei auch geicheben ; namentlich zu „Leion‘ (Lyon),
mo des König! Lieutenant ihnen entgegen geritten, der Rath,
die Bürgerfchaft und die Kaufleute ihnen fo viel Ehre angethan
haben, daß fie es nicht genug rühmen Eonnten. Sie waren den
22. Zebr. angelommen nnd find dort geblieben bis zum 27.
Wie wohl Vogt Wunderlich auf der Reife von Solothurn bis
an den Hof und zurüd für fie bezahlt, jo haben fie gleichwohl
noch bedeutende Auslagen gehabt mit Gefchenfen (,letzinen“),
für „‚beichlacherlohn‘’, Satieln, Pferde, Kleider, für Zehrung
von Haufe nach Solothurn und zurüd u. ſ. m; fie hoffen, daß
ihnen diefe Koften, mie das bei andern Botichaften gefchehen,
vergütet werden und das um fo mehr, da der König jedem
Boten für feine Diener nur 25 Kronen gefchenkt, mas nicht ein-
mal den gewöhnlichen Reitlohn ausmache. Ungefähr am 11. März
find die Boten angelommen und überreichten der Tagfagung ein
Schreiben de? Königs, worin er feinen Dank und fein Wohlge:
fallen ausfpricht über die Ermählung fo vornehmer und acht:
barer Leute und worin er bezeugt, daß fie ihren Auftrag ehren-
vol und zu feinem ganz bejonderen Bergnügen ausgeführt.
Landammann Nikolaus Imfeld, wie den übrigen Gejandten,
wurden die goldenen Ketten gelaffen; dagegen wurde ihnen wegen
den Nebenauslagen feine Vergütung bezahlt. Es ift das wohl
die großartigfte „Schlotterten‘‘, an der ein Sarner Antheil ges
nommen, (Abſchiede IV, 1. Abth. d. S. 928 und 935.)
Nachdem ihm und feinen drei Mitgefandten auf dem Zug
Durch Frankreich Tönigliche Ehre erwielen worden, wollte er auch
Gott und feiner würdigen Mutter befondere Ehre erweiſen und
fing deßhalb auf eigene Koften zu ihrer Ehre die Lorettofapelle
im Dorf zu Sarnen zu bauen an, die bald nach feinem Tod
durch feinen Sohn Marquard vollendet und 100 Sabre nachher
* 128
II N I LTD
bedeutend vergrößert wurde. Der Spend in 2ungern vergabte
er 52 Plaphart und St. Gallen 1 Pf. Zind. Zu Sarnen
ftiftete er ein Jahrzeit mit 200 Pfd. Er war auch Antheilhaber
am Eiſenbergwerk im Melchthal, mo er aber feine gute Geichäfte
machte. Er ftarb nach einem bewegten und thatenreichen Xeben
um das Frohnleichnamsfeſt des Jahres 1556. Bon Nidwalden wird
deßwegen der Regierung bon Obwalden Beileid bezeugt, weil
er „abgangen und geftorben.‘’
Nach feinem Tod wurde er von Einigen ber Yeigheit be=
ſchuldiget. Da erhob fich Peter von Saanen, fein Felblaplan,
und bezeugt, daß ,, er alwägen inlärmen, Zügen, ornungen oder
Wachten der erft’’ geweſen. Als dem Heini von Zuben fein
Roß erfchoffen ivorden, fein Ammann Amfeld, er und Andere
gegangen, um ihm ein anderes zu faufen und als in Ammann
Luſſis Herberge einige Schüffe über fie Hinausgegangen, da habe
er fih nicht verborgen, fondern fei mit ihnen weiter gegangen.
Bis zum Jahre 1562 wurde dad Vermögen gemeinichaftlich
verwaltet. Vogt Smfeld, d. t. fein Sohn Marquard, vermaltete
dasjelbe und legte befriedigende Rechnung ab. Bei der Theilung
erjchienen: Burfard Rohrer, Hauptmann Andrea? Anderhalden,
Hauptmann Andreas Imfeld, Kajpar Smfeld, Hang Imfeld, legtere
drei von Zungern. Diefelben waren fehr wahrſcheinlich feine Tochter:
männer und feine Söhne, die ihm in Lungern geboren wurden,
bevor er Freitheiler war. Wie es fcheint, war fein Sohn
Hauptmann Peter in franzdf. Kriegsdienften. Dazu Tamen
noch feine Söhne Vogt Nikolaus und Vogt Marquard, die zu
Sarnen wohnten und das Freitheilrecht befaßen. Peter ex=-
fcheint 1547 als Richter und 1562 ald Rathsherr für Lungern.
Gemäß den Gemälden im Saal von Hrn. Dr. Stodmann war
er 1562 nebjt feinem Bruder Andreas Hauptmann bei Blain=
ville. 1572, 10. Dftober vertritt er die Gemeinde Zungern. 1566
erjcheint er vor Gericht im Namen bed Hauptmann Andreas
Imfeld fel. Kindern wegen verheißenem Sold und 1576 gegen
Heini und Moriz Wirz megen 12,000 Ziegeln, die er Vogt Wirz
abgefauft und von denen er nur 6,000 erhalten. 1579 erhielt
Hauptmann Peter von ber Regierung in Obwalden 4 Kronen
für Fenſter und Wappen in fein neue? Haus. 1585, 24. Juni
war er Bote an die ennetbirgifche Jahresrechnung. Andrea 8
129
war 1548 Zeuge bei einem Landkauf in Lungern und Wirth.
1553 erfcheint er als Rathsherr, war den 18. Auguft 1559 Ab-
geordneter nach Altdorf und fchuldete 200 Pfd. ab Rüti in
Lungern. Er war Hauptmann in der Schlaht zu Blainville
bei Dreux den 19. Dezember 1562 und ftarb im Sabre 1566.
Eein Sohn Peter iſt Landammann und Freitheiler geworden.
Hans war 1548 Rathsherr und Bote bei der Verftändigung
zwiſchen Ob- und Nidwa.den. 1549, 11. April prozelfirt er im
Namen ber Theiler im Dorf zu Lungern. 1580 war er Haupt:
mann in franzöfifchen Dienften und ftarb 1586. 1588 erjcheint
Kafpar gegen Bogt von Flüe vor Gericht in Betreff der Bes
foldung, die ihm fein Brüder Hauptmann Hans Imfeld fel.
verbeißen. Kaſpar war 1549 Richter und Rathsherr in
Zungern, 1559 Baumeijter, 1568 Landvogt in Eargand und
1567 ging er in die Garde nad Bologna. 1567 ericheint Vogt
Smfeld8 Frau von Lungern vor Gericht, verbeifiandet durch
Kaſpar zum Wiſſenbach. Er fcheint um das Jahr 1599 geftorben
zu fein. Dem Landfädel fchuldet er ab Kildhmattli in Lungern
5 Pd. Bind. Er hatte auch Antheil am Bergwerk im Melchthal.
Nikolaus wohnte mit feinem Bruder Marquard uf vielleicht
noch ledigen Echweitern in Earnen. 1563 war er Baumeifter,
1569 Hauptmann in Frankreich und 1571 Landvogt in den
freien Aemtern.
Ta Nikolaus ftarb, bevor er feine Amtsdauer als Landvogt
vollendete, jo bat dann Hauptmann Beter zung Wiſſenbach für
ihn die Stelle verfehen. Nachdem das väterliche Haus abgebrannt,
gab die Negierung im Mai 1562 des Ammann Imfelds fel.
Kindern „an ir fchaden old brunft XXX Gl.“ 1563, 3. Jänner
bittet Dog: Wirz die Tagfagung in Baden im Namen der Kinder
des Ammann Sınfeld fel., dem vor Jahren Fenſter und Wappen
in fein neue® Haus geſchenkt worden, welches Haus aber wieder
abgebrannt ift, um Fenſter und Wappen in ihr neued "Haus.
1565 wird bad Gefuch des Nikolaus Imfeld, „Sohn des um
die Eidgenofjenichaft bochverdienten Ammann Imfeld“ erneuert.
Seine Kinder befafjen die Alp Rudſperi, die früher den Eins
wil gehört. |
Der Berübmtefte von ben Söhnen bed Landammann
Nikolaus ift
8
130
2. Zandammann Marquard I., welcher 1552 als Föniglich
franzöfifcher Hauptmann in der Picardie gedient, 1554 Kirchens
vogt, 1558 Rathsherr, 1559—62 Lanbfädelmeifter, 1562 Statts
balter und von 1562—66 Thalvogt von Engelberg war. 1571
wurde er zum Landammann und 1592 zum Pannerherr gewählt,
Er ift der erfte von ber Landsgemeinde erwählte
Pannerherr. 1564, 30. Rovember ftiftete er zu Sarnen ein
Jahrzeit für feine erfte Frau, Marie Halter fel., welche wahr:
fcheinlich eine Tochter des Landammann Nikolaus Halter war.
Seine zweite Frau hieß Verena Wirz und feine dritte, welche
den 25. März 1598 geftorben, Kathrina Lufii, eine Tochter des
berühmten Ritter Luſſi. Er war fehr oft Abgeordneter an bie
Tagſatzung und die Gonferenzen. 1579, 11.—14. Januar war
er Bote nach PBruntrut zum Bundesſchwur der Fatholifchen Orte
mit dem Biſchof von Bafel. Derfelbe gab jedem Gefandten
ein fchönes filberne® und vergoldetes Trinkgeſchirr im Werth
von 100 rheiniſchen Gulden. Er befaß die Namühle und das
Gericht mußte 1576 wegen einer Wuhr die er gemadt, den
Augenfchein nehmen. Dasſelbe erkannte, daß fie beiler fei
„dem waſſer und den filchen, den die alt.” 1563 kaufte er von
den Beſitzern bed Eiſenbergwerkes im Melchtbal bie Kernmatt
fammt Bihl und Hag, Grund und Boden, Behaufung und
Schmiede und was fonft zur Feilſchmiede gehört mit ſammt
dem „Waferruß" um 1500 Pfd. welche er ſofort bezahlt. Wahr:
Tcheinlich hat er eine Mühle daraus gemacht oder wollte wenigſtens
verbindern, daß ihm auf der Aamühle nicht Konkurrenz gemacht
werde. Er bejaß den Grundacher, die Mürg, worin das Frauen:
Tofter fteht, ein VBorfäß in Lungern und hatte für 43 Kübe
Alpig zu Melchfee. 1561, 15. Heumonat beflagt er fich vor der
Zanddgemeinde, daß man, obfchon zu beiben Seiten der Mürg,
d. i. Frauenkloftermatte, Wege geben, dennoch zur Winterszeit
au beiden Seiten durch diejelbe fahre und ihm ſchade. Er ver:
fpricht, wenn bie Landsgemeinde ihn gegen dieſe Winteriwege
Ichüße, in feinen Koften die Landftraße zwifchen de3 Ammann
Wirzen Haus und des Trommelfchlägers an der Rüthi beſetzen
zu lafien. Seinem Wunjche wird entiprochen. 1567 bezahlte
er und fein Bruder Nifolaus 30 Gl., damit der bamalige Pfarrer
und Helfer dad ganze Freitheilrecht nutzen können.
131
1588 begann er mit dem Bau des Haufes von Hrn. Weibel
Wirz, welches an zwei Orten die Jahrzahl 1588 und an einem
Drt die Jahrzahl 1589, und des Steinhauſes von Hrn. Dr.
Stodmann, welches an einem Drt die Jahrzahl 1589 trägt.
Das Holzhaus baute er mwahrfcheinlich für fein Gefinde, deſſen
er fehr viel bedurfte, da er viel Vieh und Land hatte, und viel:
leicht auch für feine Söhne und Töchter von ben zwei erften
Hrauen. Für fih und feine dritte Frau, Katharina Luffi, Tochter
de3 Ritter Luſſi und deren Kinder baute er das Steinhaus.
Ohne Zweifel gab er fih Mühe, um der vornehmen Nitters-
tochter den Aufenthalt in Sarnen recht angenehm zu machen und
fie von dem Gelärm der Knechte und Mägde fern zu halten.
1592 jchentte ihm die Regierung von Obwalden an dasfelbe 8
Kronen und das SKlofter Wettingen 16 Pfd. für ein Fenſter
Tammt dem Wappen. 1596 baute er oder einer von feinen
Söhnen dad Haus von Hrn. alt⸗Rathsherr Aloid Stodmann.
Er ſcheint um das Jahr 1601 geftorben zu fein, da er zu diefer
Zeit aus den Protokollen verfchwindet.
Seine Söhne hießen Nikolaus, Wolfgang,
Melchior und Johann, von denen lehtere zwei Landammänner
geworden. Nikolaus wurde Hauptmann in franzöftichen Dienften
und zeichnet fich aus in ben Jahren 1585 und 1587 bei ben
Belagerungen von Montſegur, Kaftilon, Ruy, NRormand und
Chorges unter dem Überbefehl des tapfern Rudolf Reding.
1607 war er unter Oberft Caſpar Luſſi Hauptmann in ſpaniſchen
Dieniten. 1590 wurde er Baumeifter und 1595 Richter für
Zungern. Er 308 dann nach Sachſeln und wurde dafelbft im
Sabre 1597 als Kilcher angenommen. 1599, 10. Nov. befennt
er der Kirche ober der großen Pfrund in Kern? 700 Pb. auf
Thalacher in Sachſeln mit dem Vorbehalt, ein halbes Jahr
vorher abfünden und mit Geld abzablen zu dürfen. 1590 er-
fcheint er vor Gericht gegen feinen Schwager Hauptmann Meldior
von Flüe wegen dem Gadcogner Krieg, wo Imfeld ihm die.
Schreiberftelle verſehen. Seine erſte Frau bie Dorothea Wirz.
Da die Ehe Finderloß war, teftirte fie den 24. Juni 1608
1000 Pfd. der großen Pfrund unter ber Bedingung, daß der
Inhaber wöchentlich einmal im Beinhaus Frühmeſſe lefe. Nimmt
ber Pfarrer die Bedingung nicht an, dann ſollen fie zu einem
.182
andern Zmede verwendet werden. Dem Kapuzinerflofter, wenn
man ein ſolches baut, teftirt fie 3000 Pfd., wovon Imfeld 1000
Pfd. zu bezahlen hat, und den Freunden, bie nicht .erben, teftirt fie
ebenfalld 3000 Pfd. Diefelbe dürfte eine Schweiter de Lande
amnann Konrad Wirz geweſen fein, der auch ohne Nachkommen⸗
ſchaft geftorben. Nach ihrem Tod beiraiete er Barbara vor
Flüe, welche den 4. Februar 1618 zu Sarnen geftorben. Dies
jfelbe war mwahrfcheinlih Witwe von Hauptmann Paul Spidtig
und Tochter ded Hauptmann Meldior von Ylüe und nicht des
Landeshauptmann Melchior, wie im Stammbaum bei Ming IL
angegeben if. Wolfgang war 1608 Rathsherr für Sarnen,
1610 Landfädelmeifter und 1613—1615 Landvogt in den freien
YHemtern. Da er während ber Amtsdauer ſtarb, fo bat dann
fein Bruder, Landammann Melchior, fir ihn ausgedient. 1604,
15. Febr. verheirathete er fih mit Dorotbea von Mentlen, die
dann fpäter die Frau bed Landamımann Wolfgang Stodmann
geworden. Der große Kaſten, den ſich diefe Eheleute im Jahre
1606 machen ließen und der dem Auffag eines alten Büffet
ähnlich ift, befand fich vor einigen Jahren auf der Rütbifluh
in Kerns und ift feither leider in’? Ausland verhandelt worden.
Zur Zeit, als von feinem Sohn Marquard und Mithaften das
Bergwerk zu Melchfee betrieben wurde, kam berjelbe in’! Melch⸗
tbal. Kathrina, Tochter bed Landammann Marquard, ver-
heiratbete fich mit Landammann Sebaftian Wirz, der im Haufe
von Hrn. Weibel Wirz gewohnt.
3. Zandammann Meldhior, Sohn ded Landammann Mar—
quard, war 1591 Hauptmann in franzöſiſchen Dienften. 1600
diente er unter Oberſt Kafpar Luffi immer noch dem Herzog
von Savoyen. 1607 war er unter Oberft Conrad Beroldingen
und Sonnenberg in Mailand bei einem Aufbruh zu Gunften
des verbündeten Königd von Franfrei und des Herzogs von
Savoyen. 1599 wurde er Richter, 1603 Landuogt in Lauis
und mußte Jedem, der mehr als 14 Jahre alt war, 1 Krone
geben. Im gleichen Sabre wurde er Pannerberr, bevor er
Zandammann war, was feitber nie mehr vorgekommen, unb
1608 Landammann. Für feinen verftorbenen Bruder Wolfgang
beſorgte er 1615 die Landuogtei in den freien Aemtern. Schon
16608 war er Ritter. Ex war oft Abgejandter an die Tagfagung
133
V
und die Conferenzen. 1602, 29. —81 Oktober war er in Sitten
bei der Bundeserneuerung mit Wallis. 1621 wurde er „noch:
malen” als Gefandter nach Rom gefandt, einerfeit3? um nad
damaligem Gebrauch der Tatholifchen Drte dem neugewählten
Papit Gregor XV. zu gratuliren und anderſeits, um ihm bie
Geligiprehung des fel. Bruder Klaus zu empfehlen. Wir
glauben, daß er ſchon 1591 als Begleiter von Ritter Luffi in
Rom geweſen. 1618 ging er als Gejandter der 8 katholiſchen
Drte nah Rom. LZandammann Beßler war ihm beigejellt. Wegen
feiner Liebe und Berehrung für den fel. Bruder Klaus läßt Chor:
herr Johann Barzäus von Schönenwerb 1656 in feinem Büchlein
von den Helden des Schweizerlandes ihn einen Brief an Cardinal
Andrea? in Conſtanz jchreiben, worin in lateinischen Verſen das
Zeben des Seligen nach des Lebensbefchreibung von Eichhorn und
Hugo bejchrieben wird. Er zeichnete fih aus durch mohlthätige
Stiftungen, war ein beſonderer Freund der Kapuziner und ber
Klofterfrauen. Er ftiftete eine Jahrzeit von 300 Pfd. für fich
und feine rauen, Margretb Mörlet, mit der er fi den 4.
November 1592 verehelichet, Kathrina Schmid, Anıra von Fleken⸗
jtein und Barbara Hegner. Weil er und fein Sohn Marquard
Die Stühle bei dem bi. Salrament bezahlt, viel an die Orgel
vergabet, die Stiege und den Weg zur Kirche verbeflert; fo
Tollen biejelben ihnen und ihren Nachkommen gehören, mit dem
Borbebalt, daß man fie, wenn nöthig, als Beichtftühle benußen
darf. 1605 ftifteten er und feine Grau Margreth Mörlet eine
Pfründe bei der Dorffapelle mit 4400 Pfd., wozu fein Bruder
Nikolaus 640 Pfd. und Johann 400 Pfd. binzugefügt, unter der
Bedingung, daß, wenn ein Kapuzinerflofter entjtehen follte, die
ganze Stiftung an dasſelbe verwendet werde. In der Hoffnung,
daß bald Kapuziner nad Obwalden fommen, fammelte er zwei
Mal Dlaterial zu einem Kapuzinerflofter. Das erfte Mal auf
dem Plat, wo jet das Frauenklofter fteht, melches® 1616 aus
dem gefammelten Material gebaut wurde. Das zmeite Mal
Tammelte er Material bei der alten Melchabrüde, welches dann
für das Frauenklofter, für das Thürlihaus und wohl auch zum
Hofpiz für 2—3 Kapuziner bei ber Dorflapelle verwendet
worden. Sowohl die Klofterfrauen, ald auch die Kapuziner
»ürfen ihn als ihren beſondern Wohlthäter betrachten, obſchon
184
die Bäter Kapuziner mehr als 20 Sabre nach feinem Tod in
da8 neue Klofter eingezogen. Sein Porträt wurde bi 1803
aljährlih an deſſen Sabrzeit im Frauenflofter .beim Altar auf⸗
geftellt, dann kam es in die Rumpellammer und von ba in’s
Kapuzinerkloſter. Dasſelbe ift wahricheinlich von Maler Sebaftian
Gifig gemalt. Er ift dargeftellt, wie er daliegt, vem Todes⸗
pfeil burchbohrt. Seine Beerdigung hat den 2. Sornung 1622
ftattgefunden. 1607, 4. Mai wurde ihm und Landammann
Peter Imfeld von der Regierung erlaubt, in der Melcha zu:
floßen unter der Bedingung, daß fie von Sarnen an die Melcha
räumen und bei ber Kalchern Rechen in biejelbe machen laflen.
Da er viele Güter im Melchthal hatte, traf er den 27. Dezember
1610 mit den Kernſern eine Verftändigung, gemäß welcher ihm die
Melchtbaler Alpig geben follen, wenn er gemäß ihren Recht—
famen bei ihnen wohne und zwar für fo viel Vieh, als er dort
gemwintert; fonft aber die Kernfer. Er beſaß daſelbſt das Walsli
und anbere Güter. Zu Sarnen wohnte er im väterlichen Haufe Ä
und beſaß die Aamühle, für die er 1599, 31. Juli von der
Regierung von Obwalden ein Ehrenwappen erhielt. Zu Diechterd- |
matt befaß er die Suft und ein neues Haus, welches von feinen |
Erben an dad Zollhaus bei der alten Melchabrüde in Sarnen
abgetaufcht wurde, welches mahrfcheinlih an ber Stelle des |
jegigen Thürlihaufes geftanden. |
Seine Söhne Marquard und Kafpar wurden
Zandbammänner. Seine Tochter Marie verbeirathete fick |
mit Landammann Johann Wirz und Hauptmann Johann Müller,
Petronella mit Landammann und Pannerherr Wolfgang, |
Wirz, Helena mit Hauptmann Peter Schäli in Giswil, Ä
Kathrina mit Thalvogt Andreas Schönenbüel. Margret
war die Mutter des Landammann und Bannerberr Melchior
von Aigen. Anna Maria wurde Klofterfrau in Paradies und
erhielt den Namen: Maria Philippina. 1633, 31. Mai ver-
ſprach ihr Bruder Marquard, Andreas Schönenbül, Wolfgang
Schmid und Nikolaus Dilier dem Klofter Paradies 2000 GI.
Ausfteuer für ihre Schweiter und Bafe. Marie Cleopha
war die Gemahlin de3 Beat Jakob Zelger.
4. Zandammann Johann L, Sohn bed Landammann
Marquard J., wurde geboren im Jahre 1566. 1593 war er
135
II LS SE
Hauptmann in fanzöftichen und von 1607— 1637 in fpanifchen
Dienften. In diefer Zeit hat er ſechs Mal für Spanien eine
Kompagnie errichtet. Er wurde auch Oberftlieutenant. 1598
wurde er Bauherr, 1604 Landfädelmeifter, 1609 Landvogt in
Baden und 1622 das erfte Mal Landammann ftatt ſeines ge-
ftorbenen Bruder? Melchior. Er mar 1620 Bogt ber Kloiter:
frauen und 1682 geheimer Kriegsrath. Als er von der Lands
vogtei heimgefehrt, wurde er von zwei Rathöheren heimbegleitct
und es wurde ihm vom Schultbeiß und Rath in Baden den
14. Zuli 1611 ein höchſt ehrenvolles Zeugniß ausgeftelt. Es
wird darin bezeugt, daß man den neuen Landvogt ſehr gelobt.
Deffenungeachtet fei er fo „ofrichtig, ehrlich, Fürfichtiglich,
fridfam, fründt und nachbarlich” gegen fie geweſen, daß er alle
Erwartungen weit übertroffen babe. 1610 mar er eidgen. Bote
zu Kaiſer Rubolf II., welcher ihm den 16. Aug. 1610 einen
Adelsbrief ertheilte.e 1597, 11. Horn. erjcheint er vor Gericht
als Bogt des alten Vogt von Qungern d. i. des Kaſpar, feines
Baterd Bruder, welcher 1551 Antbeilhaber am Bergwerk ge:
worden, gegen Zandvogt von Flüe megen dem Bergherrengeld,
welches dem Bogt dienen mochte. Er verheirathete ſich 1599 mit
Kathrina Wirz, welche den 27. Auguſt 1624 geftorben, nachher
mit Gertrud Ambauen, welche den 24. Sänner 1637 verjchieden,
und zulegt mit Regina zum Büel von Uri. Beim großen
Bruder-Klaufen-Spiel von 1601 fpielte er den Asmodeus (Teufel).
Um diefe Zeit baute er das große Haus an der Rüti, welches
früher Laudfädelmeifter Dillier gehört. 1600, 19. Sept. bittet
er an der Taglagung in Luzern um Fenſter mit der Orte
Wappen in fein neues Haus. Den 26. Nov. wurde biejed Ges
fudy erneuert. 1603, 3. April erhielt er endlich von ber Regie:
rung in Obwalden Fenfter und Wappen in fein neue? Hauß.
An ber Hauptfagade gegen den Garten wurde von Maler Se:
baftian Gifig links Wilhelm Tel abgebildet mit dem Sprud:
„Alb Demott weinet und Hochmot Lachtt
Da ward der Eidgenöſſiſch Bundt gemachtt.“
Sn ber Mitte der Mauer fiehbt man ben Tellentnaben unter
136
einem meitäftigen Baume und rechts den Rütliſchwur in alt
herkömmlicher Auffaffung mit dem Sprud:
„In der Helgen Drifaltigfeit Namen _
Schmworen bie den Erften Bundt zufammen“
Das Haus trägt die eingemeißelte Jahrzahl 1600 und ein
Zimmer des Erdgeſchoſſes mit fchöner Holzdecke und frommen
Sprüchen dad Datum 1604. Den Kerniern, wo er mehrere
Güter, wie z. 8. die Alpen Ruodlen und Bladi, befaß, verehrte
er den 23. Juni 1614 ein Bandkeſſi unter ver Bedingung,
baß fie ihm Iebenslänglich alljährlich einen Käs geben von fo
viel Milch, als das Keſſi faffe. 1626 ſchenkte er meinen gnä-
digen Deren 400 GL. und den 20. Apr. berrechnete er für 91
Tage wegen ber Tagfagung 182 Gl. Im Kapuzinerklojter ließ
er den Aitar auf der Weiberfeite in feinen Koften bauen. 1647,
14. Juli wurde derfelbe zu Ehren der Heiligen Johannes Bapt.,
Karl Borromäus und des Einſiedlers Antonius eingeweiht.
1646, 14. Apr. tejitirte er an bie Pfarrkirche in Sarnen 400
Pfd., an bie Kapelle im Dorf 1000 Pfd. und an den Spital
1000 ©t., damit der Zins unter die armen Leute, befonders
Hausarme, ausgetheilt oder den Vätern Kapuzinern gegeben werbe.
Er will, daß der Ehebrief feiner Frau Negina zum Büel ge-
treulich gehalten werde und der Sohn Johann, fo lange fie
ledig bleibt, forge, daß fie ehrliche Behaufung habe, daß er ihr
jährlih 6 Ruben Anten (& 16°, Pfund), 12 Käfe, genügend
Holz, 3 Saum Wein, ein Mütt Mehl und fonft etwas „Eſſiges“
gebe und eine Kuh erhalte, und daß er fie als ‚„Müeterli‘ be-
handle, fo lange fie ſich als „Müeterli“ erzeigt. Wil fie lieber
heimgehen nach Uri, dann fol er ihr eine Kuh mitgeben und
aljähriich den Anken fchiden. Sie ift nach den Tod ihres Ehe:
gemahls, welcher den 21. März 1649 erfolgte, mit ihrem Sohn
und Sohnedfrau nach Uri gezogen. Mit feiner Frau Gertrud
Ambauen ftifte er eine Sahrzeit mit 800 Pfd. 1648 war er
82 Jahre alt und Zeuge im Bruber-Klaufen- Prozeß. Sein
Denkmal befindet fich im Bozeichen zu Sarnen. Sein Sohn
Sodann wurde Landammann und fein Sohn Anton Priefter
und Dr. Theol. Sein Sohn Kafpar war Stammovater der fog-
137
RI TEST
„weißen Linie”. Er teftirt ihm Ruͤodlen und Bladi und tar
dann vom übrigen Erbe ausdgejchloffen. Seinem Bruder Hans
mußte Kafpar, folange derfelbe Iebt, jährlich 20 Kälber & 1
Gl. in diefen Alpen meiden.
5. Zandammann Peter, Sohn des Hauptmann
Andreas, welcher den 19. Dez. 1562 zu Blainville, bei Dreur
tıpfer gefämpft und der Barbara Krek, Großſohn des Land:
ammann Nikolaus, wurde ungefähr nm das Jahr 1552 in
Zungern geboren. Sein Großvater mutterfeit3 ift über 100
Sabre alt geworden und bat den Bruder Klaus perfönlich ge:
Tannt. 1588 mar Lieutenant Peter Rathsherr für Lungern
1592 wurde er Bauherr und baute die vor menigen Jahren
befeitigte alte Melchabrüde, 1597 Landſeckelmeiſter und Landes:
bauptmann und 1604 da3 erite Mal Landammann, 1593 diente
er ald Hauptmann in der burgundifchen Ligue. 1602, 20.—26.
Dft. war er Bote bei der Bundeserneuerung in der Kirche zu
Nötre Dame in Parid. Bei derfelben leifteten bie eidg. Ge⸗
fandten und der König den Eidſchwur auf da3 Evangelium.
Nachher wurde unter dem Geläute aller Gloden und unter dem
Donner der Kanonen das „Te Deum“ angeftimmt. Wegen
der vielen rüdjtändigen Penſionen waren die Eidgenoflen lange
nicht geneigt, den Bund zu erneuern. Um fie geneigt zu machen,
erklärte der franzdfiiche Gefandte an der Tagſatzung in Baden
am 30. Juni 1602, daß vor ungefähr 8 Tagen 40 Maulthiere
mit dem reftivenden Geld zu Solothurn angelommen, da3 alles
zu Bezahlung der Oberften und Hauptleute und anderer Cre⸗
ditoren verwendet werben folle; die Austheilung werde fogleich
vorgenommen erden, wenn der vom König begehrte Aufbruch
abgezogen fei. Es zeigte fih dann, daß dieſes Geld noch bei
weitem nicht genügte, um alle Schulden zu bezahlen und die
Eidgenofjen zu befriedigen. 1604 war Landammann Beter
Schiedsrichter zwiſchen Stadt und Amt Zug. Um diefe Beit
Tcheint er von Lungern nach Sarnen gezogen zu fein. 1607,
25. Apr. wurde er um 100 Kronen zum Freitheiler angenommen.
Die vorhee gebornen Kinder wurden als ſolche nicht anerkannt.
Er bewohnte dad Steinhaus auf dem Dorfplat und mar zuerft
138
verbeirathet mit Dorothea Imfeld, melde den 10. Nov. 1616
geftorben, und dann mit Juliana, der Tochter bed Landammann
Anton von Zuben. 1618 baute er unter der Bollfapelle die
Mühle im Foribach. In Giswil befaß er 1621 den Rudenzer-
fee, Mühle, Rüben und Sagen in ber Aa, mie aud
die Mühle im Melchaloch. Letztere Mühle verkaufte er den 7.
Horn. 1621 dem nachmaligen Landammann Melchior Halter.
Er verſprach die obere Mühle aus der Aa binweg zu thun und
daß weder er noch feine Nachkommen wieder eine ſolche bauen
wollen. Im gleichen Jahre wird zwiſchen dem See und den an⸗
ftoßenden Gütern gemardet. Er verfpricht, den See befjer au:
zulaffen und den „vauf” jährlich audzumerfen. Dafür über:
geben ihm die Kilcher 3 Stüd Güter oder Almend eigenthüm⸗
li und die anftoßenden Güter: und Riedbeſitzer veriprechen ihm
jährlich gewifle Tage zu arbeiten und einen Zins zu geben, fo:
fern jährlich der Auszug gemacht wird. Sollte der Beſitzer des
Sees in diefer Beziehung nachläffig fein, dann dürfen fie auch
wieder filchen, wie von Alters ber. 1622, 31. März erjcheinen
die Giswiler gegen ihn vor einem Schiedsgericht wegen der
Mühle am Ausfluffe der Aa vom Rudenzerſee, wegen der Brüde
über die Aa, wegen Benugung der Allmend, wegen Hagholz,
wegen dem Fiſchen im See und wegen dem Filchverfauf. Nach
damaligen Landesgefege durfte er die befferen Fiſche per Pfund
um 15 Angfter und die gemeinen um 2 Schl. und in der Faſten⸗
zeit die befiern um einen Baten und bie gemeinen um 2 Dopp⸗
fer verfaufen. Bald nachher verkaufte er dem Fähnrich Jakob
Wirz den See, 2 Weiher mit Waffer, das Fiſchrecht und 45
Pfund von den Anftößern wegen dem Audzug. Schon 1603,
237. Horn. erjchien er wegen dem Rudenzerfee vor Gericht. 1620,
23. Apr. wurde ihm, feinem Schwiegervater Landammann An-
ton von Zuben und Hauptmann Bartholomäus von Deſchwan—⸗
den von der Landdgemeinde unter gemwiflen Bedingungen das
Eifenbergwerf im Melchthal übergeben. (Siehe Chronif von
Kernd ©. 134.) 1621 legte er für den fel. Bruder Klaus Zeug:
niß ab. Er mar damals 69 Aahbre alt und befaß ein Ber:
mögen von 60,000 Fr. Da der Werth bed Gelded damals
etwa 7 Mal größer war, fo war er nahezu ein Millionär. Er
ftarb den 7. März 1628.
189
II DD
Seine Kinder waren Fähnrich Nikolaus,
Hauptmann Andreas in Lungern, deſſen Sohn das
franzöſ. Stipendium erhielt, Hauptmann Beter in Kerns,
der 16238 Landeshauptmann geworden und 1639 um 200 Gl.
das Kilcherrecht in Kerns gefauft. Seine Tochter Dorothea
verbeiratbete fih mit Landammann Marquard Imfeld, der int
Steinhaus auf dem Dorfplag gewohnt Nachdem er das Frei⸗
theilrecht gefauft, wurden ihm nur zwei Töchter Marta und
Elifabeth geboren. '
6. LZandammann Sohbann I, Sohn des Landam⸗
mann Sobann I., wurbe geboren ben 13. uni 1609. Yähn-
rih Johann verbeirathete fich den 27. Nov. 1628 mit Maria
Ursula Luffi im Alter von 18 Jahren. Ihre Porträts, zu diefer
Zeit aufgenommen, befinden fich im Grundacher. Gott ſchenkte
ihnen eine zahlreiche Nachkommenſchaft. 1636 erhielten fie fo-
gar Zwillinge. Nach damaligem Brauch gab ihnen die Regierung
einen Saum Efchenthaler mit der Bemerkung, daß hoffentlich
bie Bäter Kapuziner im Hofpiz davon genießen werden. Wenn
die Zwillinge nicht zwei Knaben maren oder nicht von vor
nehmer Abfunft, dann war dad Fäßchen etwas meniger groß.
Später gab die Regierung für zwei Knaben 40 und für zwei
Mädchen 20 Pfund. Dabei wurde fie mahrfcheinlih von der
Anficht geleitet: je mehr Knaben, defto mehr Soldaten und
je mehr Soldaten, defto mehr Benfionen und fremde Kriegs⸗
gelber. 1640 wurde er Landfedelmeifter, 1641 Statthalter,
1647 Landeshauptmann und 1649 das erjte Mal Landammann.
Schon 1636 war er Hauptmann in fpanifchen Dienften Im
November desſelben Jahres ftarben 15 von feinen Soldaten.
Später murbe er Oberftlieutenant. 1652 find mieder viele von
feinen Soldaten geftorben. Er entichuldigt fich deßwegen ben
24. Okt. und fchreibt, die Krankheit der Soldaten komme mehr
bon der ungewohnten Luft und weil die Soldaten zu viel ges
geffen und getrunfen und aus Faulbeit nicht in Hütten, fondern
auf dem harten Boden unter freiem Himmel gefchlafen. Es
babe ein Barfüßer, der in Hibfirch daheim gemejen, alle Sol:
daten Beicht gehört. Darauf fei der Pater etwa 8 Wochen er:
krankt. Nachher babe er wieder allen Soldaten die Hl. Sakra⸗
140
mente geſpendet. Dazwiſchen haben viele burch einen Dollmeticher
dem Pfarrer in Pavia gebeichtet. Er babe umfonft auf Ab-
Iöfung gebrungen. Bei feiner Compagnie feien fein Sohn,
Hauptmann Seiler fel., Lieutenant Hand Melchior Imfeld
und Fähnrich Hand Panthier geweſen, die alle eine Hauptmannd-
ftelle hätten verjeben können. .1657, 3. Suni wurde ihm und
feiner Kompagnie von ber Regierung in Obwalden ein Paß
ausgeftellt, morin bezeugt wird, daß er. aud einer peftfreien Ge:
gend fomme und worin er und feine Kompagnie dem Wohl:
wollen der Regierungen empfohlen werden, durch deren Gegen-
den fie reifen. In diefem Jahre murden in Sarnen für 22
Mann Gedächtniß gehalten die in Stalien geftorben.
1643 zog er nach Kicchhofen, mo er das Haus von Hrn.
Rathsherrn Simon Wirz gebaut. Dasfelbe hat mit dem väter:
fihen Haus an der Rüti große Aehnlichkeit. An beiden Orten
waren früher an einem erhöhten Theil der Gartenmauer ähn-
lihe Malereien. 1675, 19. Aug. wurden ihm vom Freith:il zu
Kilchhofen unter feinem Haufe à 1 Gt. 5 Schl. 80 Klft. Land
zu einem Hausplatz gegeben, worin ber Bach eingemefien tft.
1656 hatte er eine Landesfteuer von 110 Gulden zu entrichten.
Da die Landesfteuer wegen ben großen Koften des Villmerger⸗
Trieged 1 GL. pro 1000 Pfd. betrug, fo hatte er demnach ein
Vermögen von 110,000 Pfd., d. i. nach jekigem Geldwerth mehr
als 500,000 Pfd. Für feine® Sohnes rau, ber fi wahr:
fcheinlich in fremden Kriegsdienften befand, fteuerte er 20 Gl.
Er wurde oft als Bote an die Tagfagung und an die Confe-
renzgen abgejendet. 1645 ging er als Gefandter ber Fatho-
liſchen Orte nach Rom, um nach damaligem Brauch dem neu:
gewählten Bapft Innocenz X. zu gratuliven und ihm zugleich bie
Seligiprechung des fel. Bruder Klaus zu empfehlen. Bei biefem
Anlaß wurde er zum Nitter gefchlagen. Als im Jahre 1653 in
Zugern Unruben ausgebrochen, wurde er als Schiedsrichter bas
hin gelandt und erhielt deßhalb für fich und feine Söhne bag
Bürgerrecht. In Folge biefer Unruhen befchloß die Tagfagung
zu Baden den 18. März 16588: Da die gemeinen Herrichaften,
durch das luzerniſche Unweſen angeregt und wegen allzu fcharfer
Regierung ſchon länger Unzufriedenheit gezeigt haben, werden
Sedelmeifter Werbmüller von Zürich, Landammann Tanner von
141
Uri, Landammann Imfeld von Unterwalden und Landammanr
Marti von Glaru3 beauftragt, die Beſchwerden derjelben einzu⸗
vernehmen und bis zur nächiten Tagfagung in Schrift zu ver—
faſſen. (Abſch., 14 1. Abth. S. 152.) Sie mußten jomit Be-
richt erftatten über bie Beſchwerden der Landvogteien gegen ihre
Zandvögte. 1661, 16. Nov. murde er und Landammann Beßler
bon den katholifchen Orten, welche das Rheinthal regieren, be⸗
auftragt, den Glarner Geſandien der andern Religion an die
Beobachtung der Verträge nachdrücklich zu erinnern. (Abſch. VI,
1. Abth. S. 544.) 1667 war er zu Mailand in Ynterhandlung
wegen dent Salzbezug. Wir jehen daraus, daß er bei ber Tag-
fagung und bei den Conferenzen in hohem Anfehen geitanden.
Dei den Berhandlungen über die Seligiprechung bed fel. Bruder
Klaus, welche damals häufig gepflogen wurden, war er bon
den weltlichen Herren der Erfte und der Eifrigfte und ftund ar
ber Spite dieſes edlen Beftrebend. Als im Jahre 1656 bie
Dorffapelle vergrößert wurde, ließ er den Altar auf der Weiber-
feite in feinen Koften Bauen und gab überdies noch 1000 Pfd.
An den Spital ftiftetee er 1000 Gl. An der Landesgemeinde
1675 wurde er zum Pannerberr gewählt und ftarb dann im
gleihen Jahre an der Jahresrechnung zu Baden, welche den
30. Juni gehalten wurde. Er wurde vergiftet, wie Meinrad
Imfeld bemerkt. Seine Frau Urfula Luffi ftarb den 12. Horn.
1679. Er batte folgende Kinder: Zr. Meinrad, Capitular in
Einfiedeln, welcher 1639 geboren wurde, 1656 Profeß abgelegt
und ben 26. Sept. 1660 als Subdiakon nad trefflich ablolvir:
ter Philofophie als ein ausgezeichneter Religios geftorben ift;
Marquard, welcher Prieſter geworden, M. Brigitte,
Briorin im Frauenklofter zu Sarnen; M. Terefia, Klofters
frau dafelbit; M. Sara, copulirt mit Landſeckelmeiſter Mar:
quardb Amfeld; Daniel, cop. mit Anna M, Imfeld, Tochter
bed Landammann Johann Peter, und Franz Ernft, cop. mit
Franziska Imfeld.
7. Zandammann Marquard II., Sohn des Lands
ammann und Pannerherrn Melchior, war 1613 Hauptmann in
Spanien. Er verhbeirathete fich zuerft mit Dorothea Imfeld,
Tochter ded Landammann Peter, und wohnte deßhalb im Steins
haus auf dem Dorfplag, und nachher mit Anna Ambauen. Er
142
wurde Landſchreiber 1620, Statthalter 1637, Landammann 1630
und Pannerberr 1654. Er war auch Kirchenvogt und erjcheint
fon 1623 als Ritter. Wahrſcheinlich ging er 1621 ald Be:
gleiter mit feinem Vater nah Rom und wurde da zum Ritter
gefchlagen. Er hatte eine ſchöne Handfchrift und eine gute Ord⸗
nung in ben Protokollen. 1654, 27. Dez. wurden ihm und
feinen Söhnen vom Schultheiß und Rath in Luzern in Rüdficht
auf die treuen Dienfte, die er zur Zeit ber dortigen Unruben
geleiftet und er „umb die wolfahrt ivie auch Manutention unferf
Standt3 mit Hindanſetzung aller darby Ingeloffenen gefahr Lyb
und läbenß“ in warren truwen“ fich angenommen, das Land»
recht ertheilt. Er wurde öfters an die Tagfakung und an Con⸗
ferenzen abgefandt. 1667 vergabte er 30 Gl., damit am Don:
nerftag Abends zu Sarnen Todesangft Chrifti geläutet werde,
und ftiftete mit feiner Frau Anna Ambauen ein Jahrzeit mit
400 Pfr. Er befaß die Alp Walsli und wahrſcheinlich aud
Großäcerli und wohl auch Vieh und Land. Seine Kinder
biegen: Landammann Hans Peter, Fähnrich Meldior,
Ehriftian, Lieutenant Karl, Hauptmann Nilolauß,
welcher 1665 1000 Pfd. zur Aufbeflerung der Pfarrpfründe ges
ftiftet, mit der Bedingung, daß wöchentlich eine hl. Meſſe im
Beinhaus gelefen werde, Maria Scholaftifa, Aebiffin zu
St. Andres, Kathrina, Klofterfrau dafelbft, P.Sonftantin,
Eonventual in Wettingen, Dorothea, cop. mit Bhilipp Stock⸗
mann, Hand Kafpar, mweldher 1645 ein Fähnlein auf Mais
ländergebiet in fpanifchen Dienften Hatte, 1677 Landſchreiber,
1678 Landeshauptmann und Rath bed Biſchofs von Bafel wurde
und den 31. Juli 1679 ftarb.
8. Landammann Kohann Better, Sohn de Lanb-
ammann Marquard IL, wurde getauft den 11. Nov. 1616. Cr
verheirathete fi mit Anna Maria Rohrer und hatte eine zahl:
reihe Nachlommenfchaft. 1642, 19. Sept. befahl ihm die
Regierung von Obwalden, mit feinen Fahnen und Soldaten
heimzukehren, fofern die fpanifche Penſion nicht bezahlt werde.
1646 wurde er Oberſt-Wachtmeiſter im Regiment Quffi und un:
gefähr 1657 Dberftlieutenant im Regiment Beroldingen und
fpäter General:Major. 1678 errichtete er für Spanien ein
E
143
neue? Regiment von 3000 Mann, welches 1679 abgedankt wurde,
nachdem er 1675 Brigabier geworden. Im Jahre 1665 zeich-
nete er ſich aud in ber Schlacht zu Villaviciofa in Portugal.
In diefem Jahre ftarben in Spanien 19 Männer von Sarnen.
Die Ipanifchen Befigungen, welche auf zwei Gemälden im Gruns
dacher abgebildet find, dürften ihm angehört haben. 1649 wurbe
er Zandichreiber, 1657 Landvogt zu Baden, 1660 Statthalter,
1666 das erfte Mal Landammann und 1667 Rath des Bifchofs
von Bajel. Als im Jahre 1656 Krieg ausgebrochen, da zeich⸗
nete er fich aus durch feine Liebe zum Baterland. Wenn er
daheim war, ging er oft al® Abgeordneter an die Tagſatzung
und an die Gonferenzen. Er beſaß bie Ei in Kägiswil, Hofs
matt, Foribach, Schagli, die Alpen Großäcderli und Walsli
und zwei Häufer, nämlich das Steinhaus auf dem Dorfplak
und bad Thürlihbaus. Im Steinhaus wohnte nach feinem Tod
fein Sohn, Landesfähnrih Jakob Benedikt und im Thürlihaus
fein Sohn, Hauptmann Marquard. 1646, 14. Apr. teftirt ihm
Zandammann Johann Imfeld I. eine Kub oder ein Zibrind.
Seinem Tochtermann Daniel Jmfeld, Sohn ded Landammann
Johann IL, verjpricht er im Auguft 1668 500 GI. oder 25
GL. jährlichen Zing, was beim Erb in Abzug zu bringen ift.
Seinen Söhnen behält er vor um einen billigen Preis die Alp
Walsli und Willigen, die beiden Häufer jammt Mätteli und
Garten, den Wald in der Kernmatt, zwei Stühle in der Pfarr:
firche u. f. wm. Die Alp Großächerli und Nöfchenegg ſammt
Zugehör und die Übrigen liegenden Güter dürfen fie annehmen
um ben Preis, wie er fie gekauft. An die lauretaniſche Kas
pelle teftirt er 800 Gl., an die Pfarrfirche 200 Gl., an ein
Sabrzeit 300 GI. und an den Spital 1000 GI. Cr ftarb ben
10. Zuni 1678 und feine Frau den 23. April 1705. Das
Denkmal ift im Vorzeichen zu Sarnen.
‘Seine Kinder hießen: Anna M., cop. mit Daniel Imfeld
und Hang Safpar Stör, M. Franziska cop., mit Franz Ernft
Imfeld und Hauptmann Arnold Heymann, Ignatia, cop. mit
Landammann Nikolaus Imfeld, Landesfähnrich Jakob
Benedikt, Dorothea, cop. mit Franz Othmar Imfeld,
Gertrud mit Landammann Sebaſtian Müller, P. Hieronnymus,
* Ze >” Sunset
144
Conventual in Wettingen, WM. Magdalena, Klofterfrau zu Sar-
nen, Karl Franz, Hand of, Marquard, cop. mit
Anna Kathrine Rüeplin, Tochter des Baron Nüeplin, Haupt:
mann in franzöſ.⸗ſavohiſchen Dienften, Zeugherr 1713, Koms
mandant nach Kaiſerſtuhl.
9. Zandammann Kafpar, Sohn ded Landammann
und Bannerberr Melchior, Bruder des Landammann Marquard
II., wurde getauft den 2. September 1612. Gemäß Taufbuch hieß
feine Mutter Barb. Hcgner und gemäß Stammbaum Anna Zleden-
ftein. Er wohnte im Steinhaus von Hrn. Dr. Stodmann und
wurde den 27. Mai 1630 mit M. Barbara Clauferin von Brem⸗
garten, welche den 4. Juni 1679 geftorben, copulirt. Nachher
heiratbete er Anna M. Zelger. 1670 wurde er Landvogt zu
Mendris, defien Etelle jein Schwiegerfohn Hauptmann Hans
Kaſpar verjehen, 1678 Zeugherr, 1681 Statthalter und 1682
Landammann und ftarb den 26. Juli 1685. Er war fahr:
fcheinlich aud, Echügenhauptmann. Sein Borträt befindet fich
im Grundacder. Er hatte 6 Söhne und 4 Töchter, von denen
Melchior mit Katharina Seiler und M. Regina mit Land:
Schreiber Hang Kaſpar Imfeld und Landfchreiber Franz Ludivig Hey:
mann copulirt war. Melchior wurde Rathsherr 1679, Bau-
meifter 1679. Landſäckelmeiſter 1682, Landvogt nad) Baden
1689, Statthalter 1695 und ftarb 1714. Er wohnte zuerft in
Lungern und fam dann wieder nah Sarnen, wo er aud ven
Kehr beſaß.
10. Landammann Nikolaus II. war Sohn des Statt⸗
halter Melchior, und Großlohn de Landammann Kalpar und
wohnte im Steinhaus von Hrn. Dr. Stodmann. Gr vermählte
fih mit Sgnatia Imfeld, Tochter des Landammann Johann
Beter. Unter feiner Leitung wurde die Kapelle im Ramersberg
gebaut und in feinen Koften der Hochaltar daje.bit errichtet.
1689 wurde er Landesfähnrih, 694 Landvogt im Thurgau,
1698 das erfte Mal Landammann, 1704 Bannerhere und ftarb
den 19. März 1727. Er war öfters Abgeordneter an die Tagſatzung
und Conferenzen. Seine Tochter M. Joſepha Jufta war
verheirathet mit Landammann und Pannerherr Anton Franz
Buder. Sein Sohn Anton Franz war 1709 Hauptmann
1710 Oberftlieutenant und fein Sohn Nikolaus war 1744
145
gemäß Leu's Lerifon Hauptmann in Spanien. Des Lebteren
Sohn Heinrich ftund ald Hauptmann in gleichen Dienften.
1l. Zandammann Juft Ignaz wurde geboren 1691
und war Sohn des Sebaſtian, Großiohn des Landammann
Kafpar und Bruder von Abt Nikolaus II. in Einfiedeln. Er
wurde 1727 Landfchreiber, 1734 Hauptmann in Eaijerlichen
Dienften, 1737 Landeshauptmann, 1741 Zandfädelmeifter, 1746
Landvogt im Rheinthal, 1751 zum erften Mal Landammann,
1754 Bannerberr und ftarb den 17. September 1765. 1743
ſollte Landammann Wolfgang von Flüe für den frangzöfifchen
Kriegdbienft 3 Kompagnien werben. Da ihm dies nicht wohl
möglich war, übergab er eine an Zandjädelmeifter Juft Ignaz Im:
feld und die andere feinem Nepoten Peter von Flüe, welcher
Tpäter Landammann geworden. Im Anfang hatten fie alle 3
Kompagnien gemeinichaftlid. Später wurden diejelben getheilt,
weil Smfeld, der beinahe Alles in den Händen batte, es nicht
verftund, gute Haushaltung zu führen und fie deßhalb großen
Schaden litten. Bon daher ftammt die Abneigung diefer beiden
angeſehenen Familien, die ſich bis auf Meinrad Imfeld fortge-
pflanzt. 1757, 6. Dezember ging die Hälfte, welche Imfeld
noch an einer Kompagnie hatte, an Hauptmann Wolf über.
Eine neue Dienſteinrichtung mit Frankreich benutzte er, um im
Geheimen das Volk aufzuhetzen, ſo daß 2 Söhne von Land—
ammannWolfgang von Flüe und Landammann Peter von Flüe
den 5. Hornung 1764 in großer Gefahr geſtanden, von ber
Landesgemeinde an Ehre und Gut geitraft zu werden und daß
er 1764 mit Uebergehung der 3 franzöftich gelinnten Land—
ammänner als Zandammann beftätet wurde un) fomit 2 Jahre
nacheinander regierender Zandammann war, was feit mehr als
360 Zahren nie vorgefommen. Ganz bejonder8 hat er fih im
Bauweſen ausgezeichnet. Er baute dad Haus im Grundacher.
Unter feiner Leitung wurde die Kirche, das Kollegium, das
Schütenhaus auf dem Landenberg und die beiden Schwibbogen
über die Aa gebaut. Seine Frau Maria Cäzilia Imfeld gebar
ihm 18 Kinder, von denen nur 3 im Stammbud) angegeben find.
Diefe große Zamilie ftandesgemäß zu erziehen und auszubilden
brauchte viel Geld, wozu fein Vermögen und das geringe Eins
kommen eine Zandammanns nicht hinreichte. Nach feinen Tod
9
146
wurde auf den 6. März der Geldstag ausgefündet. Bon der
Regierung empfangene Geld hatte Landammann Juſt fel. 4320
Gld. 26 Schla., fein Sohn Nikolaus, welcher Landſäckelmeiſter
war, 501 Gld. 4 Schlg., und fein Sohn Franz, welcher Salz:
herr war, 1956 Gıd, 21 Schlg. binterhalten. Er war Salz:
direfter und hatte mehrere Jahre feine Rechnung abgelegt, weil
Niemand e3 wagen durfte, ihn mit einem folchen Verlangen zu
beleidigen. Wenn er noch einige Jahre gelebt hätte, dann würde
er ohne Zweifel das Mangelnde allmälig erjett haben. Niklaus
und Franz baben in Folge dejlen auf ihre Aemter refignirt;
Anton Maria, Bater des Meinrad, welcher Fein Geld hinter⸗
halten, hat auch ferner Ehrenämter befleidet. Auf dem Portrait,
welches ſich im Grundacher befindet, führt Juſt Ignaz Imfeld
den lateiniſchen Spruch: Fern ſei es von mir, mich wegen Et—
was zu rühmen, ausgenommen wegen dem Kreuz. Darauf ant—⸗
twortet ihm die Frau auf ihrem Portrait vom Sahre 1748:
„Sm Kreuz allein rühmt fich mein Dann,
Kreuz, Glüd und Stern nimm mit ihm an.”
Bon feinen Söhnen find bemerfenswerth: 1. Nikolaus,
welcher 1724 geboren wurde, 1750 dad Stipendium in Paris
erhielt, 1763 Bauherr und 1764 Zandfädelmeifter geworden und
1783 geitorben ift. 2. Franz war Lieutenant in franzöfiichen
Dienften, Salzfaltor und Vater von P. Sebaftian in Einftedeln.
3. Anton Maria wurde den 23. November 1739 geboren und
erhielt den 28. September 1759 das Stipendium in Paris. 1763
wurde er zweiter Landſchreiber, 1769 Landeshauptmann, 1773
Bauherr, 1780 Landvogt im Meyenibal, 1783 Gejandter nach
Frauenfeld , 1798 öffentlicher Ankläger, wodurch er fich beim
Volk verhaßt gemacht, und ftarb im hohen Alter von beinabe
90 Jahren.
12. Landammann Nikolaus IIL wurde 1792 Raths⸗
herr, 1797 Landesfähnrich, 1811 Statthalter und 1812 zum
griten Mal Landammann. Da er eine große Familie und zu
ihrem ftandeögemäßen Unterbalte zu wenig Vermögen und Ein=
fommen hatte, und da man ihm nicht erlaubte, mit Meinrad
Imfeld eine Eriparniklafle zu gründen, fo erflärte er einmal
nad) dem Rath in einer Kommiffionalfitung um das Jahr 1830,
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daß er nicht mehr im Stande fei, feine Gläubiger zu befriedigen.
Es wurde der Gelddtag ausgefündet, affordirt und einige gute
Freunde gaben SKapitalien als Bürgfchaft Hin, Am meijten
Schaden litt fein Schwiegerfohn, Bildhauer Franz Abart.
Außer den oben genannten Landammännern und ihren
Söhnen haben fich noch Folgende ausgezeichnet:
1. Marquard, Sohn des Landvogt Wolfgang, Großſohn
des Landammann Marquard I., war in feiner Jugend Lieutenant
in franzöfifchen Dienften und heirathete zuerft Anna Robrer,
Tochter des Landjchreibers Melchior, nachher Anna von Flüe,
Tochter des Landeshauptmann Melchior, dann Margreth Frunz,
Wittwe des Landvogt Anton Bucher und endlih Sara Imfeld,
Tochter des Landammann Johann II. Er hatte von den erften
zwei Frauen und ber legten eine zahlreiche Nachkommenſchaft.
Eine Tochter wurde Klofterfrau in Sarnen und zwei Söhne,
P. Marquard und P. Lukas, haben dem Kapuzinerorden Ehre
gemacht. Wie andere Imfeld, fo hat auch er Durch Tchöne und
folide Bauten fich verdient gemacht. Er baute 1628 dad Thürli-
haus, die St. Antonsfapelle bei der Melchabrüde, 1665 dad Haus
zur „Sonne” in Kern, wo früher die Gebäulichkeiten des Land:
vogt Anton Bucher geftanden, welche er feiner Frau Margretb
Frunz abgefauft, und war Antheilhaber am Bergwerk im Melch—
tbal. Bon 1657—1663 wohnte er in Kerns und befuchte auch
»en dortigen Gemeinberatb. 1659 bezahlte er für einen Stuhl
in der Kirche zu Kernd 3 GEld. 30 Schlg. und 1662 15 Gld.
20 Schlg. In Sarnen befaß er früher einen Tuchladen, Wirth:
ſchaft und Weinhandel. 1633 forderte er für 27 Paar Hofen
201 Gld. 19 Schlg. und 1688 für 139 Ammans-Irten 69 Gld.
20 Schlg. In früherer Zeit durfte jeder Stimmfähige, der an
der Landsgemeinde erfchien, in einem beliebigen Wirtshaus eine
Irti tbun, die dann der Landfedelmeifter bezahlte. Sm 16. Jahr:
hundert bezahlte der neugewählte Landammann biefe Irti, wofür
ihm das Bußengeld gehörte. 1638 bezahlte er das Ohmgeld
für 8980 und 1639 für 12,320 Maß Wein. Im Sahre 1647
war Lieutenant Marquard Feldfchreiber im Zug gegen die Fran
zoſen und Schweden. 1657 wurde er Landfedelmeifter und
wurde wegen feinem Reichthum der reiche Landferdelmeifter ges
nannt. Er jtarb den 7. Oktober 1665.
148
nn)
2. Nikolaus wurde 1701 Landesfähnrich, 1704 Landes⸗
bauptmann und ftarb den 22. März 1709.
8. Hana Wolfgang wurde 1704 Zeugherr und Thalvogt
von Engelberg oder vielmehr Kaftvogt des Klofters.
4. Johann Melchior ftudirte 1714 in Paris, war 1723
Freitheilvogt und 1725 Gerichtsjchreiber. und Siechenvogt, 1742
Landvogt in Mendris, 1752—1761 erfter Kollegivermwalter und
ftarb den 16. Februar 1775 im Alter von 83 Sahren. Er
wohnte im Haufe von Hrn. Ratheherr Simon Wirz, welches
vorher Erjefuit Johann Baptift Dillier für fein Seminar ge:
pachtet und von 1710—19 benust batte.
5. Felix, Großſohn des Landammann Johann Beter,
Sohn des Hauptmann Marquard, war Hauptmann in ſpaniſchen
Dienſten, wurde Landesfähndrich 1754 und ſtarb 1768. Er
war verheirathet mit Anna M. Stockmann, einer Tochter des
Landammann Marquard Anton und wohnte im Thürlihaus.
6. Anton Franz, Sohn des Vorigen, geb. 1747, wurde
Rathsherr 1775, Landesfähnrich 1786, Landeshauptmann 1797
und 1811, Bolizeidirektor und Statthalter 1812 und ftarb 1818.
Er war 1792 Hauptmann de Auszuges von 24 Mann nad
Bafel und blieb dafelbft vom Juni bis November. Sein Bruder
Ignaz war Sefretär bei der Garde in Turin, wo er 1830 ftarb.
Sein Sohn Anton war Landfchreiber.
7. Meinrad, Sohn des Landvogt Nikolaus Anton und
Großſohn des Landammann Juſt Ignaz wurde geboren den 15.
Auguft 1771 und war .nach vollendeten Studien 3 Jahre Ardhiv-
ſekretär des Stiftes Einfiedeln, dem fein Großonfel Abt Nikolaus
II. rubmvoll vorgeftanden. 1798 wurde er Sekretär der Ber-
waltungsfammer in Zug und hat durch feine Liebe zur Helvetif
beim Volke an Popularität bedeutend eingebüßt. Nach der Auf:
löſung der Helvetif befchäftigte er fich in Luzern mit Geldwechſel,
Staatd: und Privateffeftenhandel. Die Regierung von Nids
walden übertrug ihm 1807 die Generaldireftion einer Aktien⸗
lotterie bon 800,000 Fr. zu Gunften der Wafferbejchädigten.
In Folge von Verluſten, die er erlitten und in Folge unglück⸗
licher Spekulation wurde er 1812 genöthigt, gerichtliche Liqui⸗
dation zu begehren. Die Hoffnung, feine Gläubiger in Folge
eines günftigen Bertraged mit Kafpar Hartmann befriedigen zu
149
Tönnen, wurde vereitelt durch einfeitigen Vertragsbruch. Dadurch
zu Schimpfereien veranlaßt, zog er fich überdies noch Klettenftrafe
zu. Er war mehrere Jahre in Mailand und ertbeilte Unterricht
in ben Sprachen. Heimgekehrt wurde er dann durch feine
Gegner, welche fürchteten, er könnte wieder in die Regierung
bineinfommen, zu Schimpfereien gereizt und deßwegen 1829 über
Gebühr mit Iebenslänglicher Verbannung geftraft. Die lebten
Sahre feines Leben? hat er dann wieder in der Heimat zuge⸗
bracht und ftarb den 6. Juni 1858. Er war ſehr talentvoll,
gab eine italienifche Grammatif und einen italienifch-deutfchen
Brieffteller heraus und verfaßte mehrere Novellen. („Volksfr.“
1890 Nr. 10 und 11.)
8. Hauptmann Ignaz, der feit 1825 mehr als 30
Sabre in Neapel im 1. Schweizer-Regiment gedient, der den
10. Februar 1881 geftorben und deifen Sohn Xaver ein be-
zühmter Topograph ift.
9. Hr. Johannn wurde 2. Landfchreiber 1848 und Rath3-
berr 1868. Gr war auch Oberrichter.
Ratbsherren: Fähnrich Kranz 1690, Chriſtoph 1803,
Marquard 803, Boftmeifter Joſeph 1821, Hr. Joſeph,
Alt-Pofthalter, Senior, 1839.
Seiftlihe: 1. P. Marquard, früher Joh. Franz, Ka:
puziner, wurde geboren den 27. Dezember 1638 und war der
Sohn des reichen Lanpjedelmeiftere Marquard und der Anna
von Flüe. Er trat in den Drden den 5. April 1659. Das
Noviziat machte er zu Altvorf unter P. Criſpin Zelger.. Er
war an verfchiedenen Drten Guardian, wurde Definitor und
zum ziveiten Male Guftod. Er war auch Prediger und Novizen⸗
meilter. Wegen feiner jeltenen Baufenntniß wurde er fehr oft
in Anfpruch genommen. Bald mußte er ein Klofter, bald eine
Kirche, bald ein Haus, bald ein anderes Gebäude unter feine
Zeitung und Aufficht nehmen. Er lebte eremplarifch und ftarb
im Ruf der Heiligfeit zu Luzern den 2. Oftober 1718,
2. P. Zufa3, früher Ferdinand, Kapuziner, Bruder de
Borigen, wurde getauft den 3. April 1646. Er trat in den
Drden im Sabre 1667, war an verjchiedenen Orten Guardian,
lebte jehr fromm, war Senior der Provinz und ftarb zu Zug
den 7. Februar 1733 im 86. Jahre feines Alter und im 65.
feine Ordens.
150
3. Ein Sohn des Kafpar, Stammvaterd der weißer
Linie und der Margret Wirz, Großfohn des Landammanız
Johann J., war Franziskaner.
4. P. Conſtantin, früher Andreas, Ciſterzienſer, Sohn
des Landammann Marquard II. und der Dorothea Imfeld,
wurde geboren den 9. September 1628, legte Profeß -ab im
Klofter zu Wettingen den 16. April 1645, wurde Prieſter den
21. September 1652, nachdem er zu Freiburg im Breisgau und
in Dillingen feine theologijchen Studien vollendet. Er war
1657—59 Subprior, wurde am 10. Dftober 1659, erft 81 Jahre
alt, Prior und ftarb den 23. März 1663. (Gefällige Mittheilung
von Abt P. Dominikus in Marienftatt über biefen und andere
Obwaldner P. P. in Wettingen.) |
5. P. Hieronymus, früher Johann Franz, Cifterzienfer,
Sohn ded Landammann Johann Peter und der Maria Rohrer,
wurde geboren den 19. Zänner 1662, Iegte Profeß ab im Klofter
zu Wettingen den 17. April 1678 und wurde Priefter den 20.
Sänner 1685. Er war Brüdermagifter 1687—88, Frühmeſſer
in Dietifon 1688, Cuſtos 1691-95, Beichtiger in Gnadenthal
(Aargau) 1697—98 und 1706-1709, Pfarrer in Magderau
1698—1701 und 1709—1716, Subprior 1701—1704 und 1716
bis 1719, Prior 1719—21, Beichtiger in Magdehau 1721—R3
und Beichtiger in Kalchrain 1723—26. Er ſtarb den 25. De=
zember 1727.
6. P. Gregor, früher Anton, Benediktiner in Engelberg,
Sohn de8 Daniel und der Anna M. Imfeld, Großjohn des
Zandammann Johann II, wurde geboren im Jahre 1672. Er
legte Profeß ab den 23. Dftober 1695, wurde Prieſter den 12.
Auguft 1696, war Eufto® und ftarb den 18. September 1716.
7. P.Leopold, früher Franz, Kapuziner, Sohn bed Fähn⸗
rih Melchior und der Magdalena Burch, Großſohn des Land⸗
ammann Marquard IL, wurde getauft den 5. Juli 1668. Er
trat in den Drden den 5. November 1690 und ftarb als erjter
Kaplan von St. Antondberg den 29. Dezember 1729.
8. P. Franz Maria, früher Karl Franz, Kapuziner, Sohn
des Fähnrich Franz und der Elifaheth Wirz, Bruder des Pfarrers
Dr. Sohann Sof. in Lungern und der Klofterfrau M. Barbara
in Sarnen, mwurbe getauft den 6. November 1658. Er trat in
151
den Orden den 8. September 1677, war 12 Jahre Lektor,
Guardian, Definitor, Cuſtos und ftarb als Vikar zu Earnen
an einem Schlaganfall den 9. Mai 1733. 1725 forgte er, daß
die Prieſter des Sertariat? Obwalden Theil haben an den guten
Werken des Ordens.
9. P. Chriſtian, früher Nikolaus, Sohn des Gericht:
ſchreibers Joſt Benedikt und der M. Urſula Imfeld, wurde ge—
tauft den 28. Auguſt 1679. Er trat in den Orden den 1. März
1700 und ſtarb zu Näfels den 25. September 1746.
10. P. Benedikt, früher Franz Anton, Kapuziner, Sohn
des Mitr. Hans Anton und der Maria Britſchgi, wurde getauft
den 22. Sänner 1681, trat in ben Orden den 10. März 1701
und ftarb als Jubilat zu Sulz den 21. Juni 1754.
11. P. Beda, früher Karl, Kapuziner, Bruder des Borigen,
wurde getauft den 22. Dezember 1683, trat in den Orden den
6. November 1703 und ftarb als Jubilat zu Hagenau den 19.
April 1760.
12. P. Adjutus, früher Melchior, Kapuziner, Sohn de3
Joh. Wolfgang und der Barbara Burch, wurde getauft den
8. Dftober 1733, trat in den Orden den 5. Dezember 1753 und
hauchte feine „ehr Fromme Seele” aus den 8. September 1783.
13. P. Bonifaz, Sohn des Sof. Ignaz und der Margreth
Stockmann, Bruder des Kammererd in Sarmenftorf, de3 Ferdi:
nand Leonz, Kaplan in Kägiswil, war Benediktiner im Klofter
St. Gallen und befand fih 1745 zu Peterszell.
14. P. Nikolaus, Abt in Einfieveln, früher Anton Se:
baftian, Sohn des Schulherrn und Organiften Sebajtian und
der M. Ursula Luffi, Bruder ded Landammann Juſt Ignaz,
wurde geboren den 25. April 1694. Er legte PBrofeß ab den
21. Wintermonat 1714, wurde Briefter 1720, war Brüder:
inftruftor, Brofeffor der Bhilofophie und Theologie, Subprior
und wurde den 7. September 1734 zum Abt erwählt. In
Folge deifen war er Abt zu Einfiedeln, Fahr, St. Gerold,
Bellenz, Herr zu Pfäffikon, Freudenfels, Sonnenberg, Gachnang,
Nichenburg und wurde Bifitator der Benediktiner:Congregation.
Die Regierung von Obwalden befchloß den 16. September 1734
ihm fchriftlich zu gratuliren und auf dem Landenberg 24 Freu:
benfhüffe loszulaſſen. Wie jein Bruder Landammann Juſt
150
3. Ein Sohn des Kafpar, Stammvaterö ber weißen
Linie und der Margretb Wirz, Großjohn des Landammanr
Sobann I, war Franziskaner.
4. P. Sonftantin, früher Andreas, Cifterzienfer, Sohn
des Landammann Marquard II. und der Dorothea Imfeld,
wurde geboren den 9. September 1628, legte Profeß -ab im
Klofter zu Wettingen den 16. April 1645, wurbe Briefter den
21. September 1652, nachdem er zu Freiburg im Breidgau und
in Dillingen feine theologifchen Studien vollendet. Er war
1657—59 Subprior, wurde am 10. Dftober 1659, erft 81 Jahre
alt, Prior und ftarb ben 28. März 1663. (Gefäliige Nittheilung
von Abt B. Dominikus in Marienftatt über diefen und andere
Obmwaldner P. P. in Wettingen.)
5. P. Hieronymus, früher Johann Franz, Cifterzienfer,
Sohn des Landammann Kobann Peter und der Maria Rohrer,
wurde geboren den 19. Jänner 1662, legte Profeß ab im Klojter
zu Wettingen den 17. April 1678 und wurde Briefter den 20.
Sänner 1685. Er war Brüdermagifter 1687—88, Frühmeſſer
in Dietifon 1688 , Cuftos 1691-95, Beichtiger in Gnadenthal
(Aargau) 1697—98 und 1706-1709, Pfarrer in Magdenau
1698— 1701 und 1709—1716, Subprior 1701—1704 und 1716
bis 1719, Prior 1719—21, Beichtiger in Magdehau 1721—23
und Beichtiger in Kaldrain 1723—26. Er ftarb den 25. De-
zember 1727.
6. P. Gregor, früher Anton, Benediltiner in Engelberg,
Sohn ded Daniel und der Anna M. Imfeld, Großfohn des
Zandammann Johann II., wurde geboren im Sabre 1672. Er
legte Profeß ab den 23. Oktober 1695, wurde Prieſter den 12.
Auguft 1696, war Eufto8 und ftarb den 18. September 1716.
7. P.Leopold, früher Franz, Kapuziner, Sohn bed Fähn—
rih Melchior und der Magdalena Burch, Großjohn des Lande
ammann Marquard IL, wurde getauft den 5. Juli 1668. Er
trat in den Orden den 5. November 1690 und ftarb als erfter
Kapları von St. Antonsberg den 29. Dezember 1729.
8. P. Franz Maria, früher Karl Franz, Kapuziner, Sohn
bed Fähnrich Franz und der Elifabeth Wirz, Bruder des Pfarrers
Dr. Johann Sof. in Lungern und der Klofterfrau M. Barbara
in Sarnen, wurde getauft den 6. November 1658. Er trat in
151
,e
den Orden den 8. September 1677, war 12 Jahre Lektor,
Guardian, Definitor, Cuſtos und ſtarb als Vikar zu Sarnen
an einem Schlaganfall den 9. Mai 1733. 1725 ſorgte er, daß
die Priefter des Sertariat3 Obwalden Theil haben an den guten
Werken des Drden?.
9. P. Chriftian, früher Nikolaus, Sohn des Gericht:
Ichreiber8 Soft Benedikt und der M. Urfufa Smfeld, wurde ge:
tauft den 28. Auguft 1679. Er trat in den Orden den 1. März
1700 und ftarb zu Näfel® den 25. September 1746.
10. P. Benedikt, früher Franz Anton, Kapuziner, Sohn
des Mitr. Hans Anton und der Maria Britfchgi, wurde getauft
den 22. Sänner 1681, trat in den Orden den 10. März 1701
und ftarb als Jubilat zu Sulz den 21. Juni 1754.
11. P. Beda, früher Karl, Kapuziner, Bruder de3 Vorigen,
wurde getauft den 22. Dezember 1683, trat in den Orden den
6. Rovember 1703 und ftarb als Jubilat zu Hagenau den 19.
April 1760.
12. P. Adjutus, früher Melchior, Kapuziner, Sohn de3
Joh. Wolfgang und der Barbara Burch, wurde getauft den
8. Dftober 1733, trat in den Orden den 5. Dezember 1753 und
hauchte feine ufehe fromme Seele” aus den 8. September 1783.
13 Bonifaz, Sohn des Joſ. Ignaz und der Margreth
Stodmann, Bruder des Kammerers in Sarmenftorf, des Ferdi-
nand Leonz, Kaplan in Kägiswil, war Benediktiner im Klofter
St. Gallen und befand fich 1745 zu Peteräzell.
14. P. Nikolaus, Abt in Einfiedeln, früher Anton Se:
baftian, Sohn des Schulheren und DOrganiften Sebajtian und
der M. Urfula Luffi, Bruder des Landammann Juſt Ignaz,
wurde geboren den 25. April 1694. Er legte Profeß ab den
21. Wintermonat 1714, wurde Prieſter 1720, war Brüder:
inftruftor, Profeſſor der Philofophie und Theologie, Subprior
und wurde den 7. September 1734 zum Abt erwählt. In
Folge deffen war er Abt zu Einfiedeln, Fahr, St. Gerold,
Bellenz, Herr zu Pfäffikon, Freudenfels, Sonnenberg, Gachnang,
Richenburg und wurde Viſitator der Benediktiner:Congregation.
Die Regierung von Obwalden beichloß den 16. September 1734
ihm fchriftlich zu gratuliren und auf dem Landenberg 24 Freu:
denſchüſſe loszulaſſen. Wie fein Bruder Landammann Juſt
152
II NL —
Ignaz und wie die Imfeld überhaupt, ebenfo war aud er ein
Freund und Liebhaber vom Bauweſen. „Der Fürftabt Nifo-
laus II.,“ fchreibt P. Albert Kuhn, „baute meit mehr als
irgend einer feiner Borgänger”: der innere Ausbau der Kirche
und des Stiftes, der Umbau des Chores, die Anlage des Plate:
vor der Kirche und dem Stifte, bie Errichtung fänmtlicher Defo-
nomiegebäude , dies find feine vorzüglichiten Bauwerke in Ein-
fiedeln. Dazu fommen noch u. a. ein großer Theil der Ring:
mauer, die beiden Mühlen „bey Hof" und „in der Furren,” das
Kanzlerhaus („Einfiedle:hof"), die Sägemühle, die Alpbrücke,
dann die innere Ausftattung der Kirche auf der Ufenau, das
Wirthshaus und die Mühle zu Eichenz, die Reparatur des
Schlofjes zu Pfäffikon, der Probftei zu St. Gerold, des Amts⸗
hauſes in Zürich, des Amtshauſes in Surfee, der Statthalterei
Frauenfeld, der Bau der Kaplanei in Surfee, Käfereien im
-Sihlthal und auf dem Ekel, der Pfarrhöfe in Feufisberg und
Männcdorf, des Gafthaufes und der Kapelle auf dem Ebel, des
Hauſes auf der Leutichen, des Schloffed zu Gachnang, bed
Chores zu Ettiswil und Sarmenftorf, des großen Saales auf
Sonnenberg u. ſ. w. Gr mar ein großer Wohlthäter der
Kirhen zu Schwyz, Sarnen und Sachſeln. Der Xebtern ber:
ebrte er 1762 eine koſtbare Monftranz. Bon den Einfiedlern
hatte er viel zu leiden. Im Klofter berrichte eine gute Disziplin.
Er war Allen lieb und bob den Wohlftand feines Stifte. Er
zeichnete ſich aus durch Belcheidenheit, durch Leutfeligkeit, durch
jeine Liebe zu den Armen, zu den Seinigen und zu den Aus:
mwärtigen. Er war überhaupt „eine augerwählte Zierde und Krone wie
feined Stiftes fo ſeines Geburtälandes Obwalden.” Die Rede,
welche bei der Subiläumsfeier feines Eintritte® in den Orden
gehalten wurde, ift gedrudt Er ftarb den 1. Auguft 1773.
15. P. Sebaftian, Benediltiner in Einfiedeln, Sohn des
Lieutenant und Salzfaftor Franz und Großfohn des Landammann
Juſt Ignaz, wurde geboren den 16. Mai .1763, legte Profeß ab
den 24. September 1780 und ftarb den 23. April 1837. Er
war Archivar, Beichtiger in der Au, Statthalter in Pfäffikon
und in Einfiedeln und zwei Mal Brobft im Fahr. Mit P.
Conrad Tanner gab er 1793 in 2 Bänden ein Leben der Heiligen
heraus, worin die einfiedliichen Feſte beſonders gut behandelt
153
find. Die Predigt, welche er 1815 am Bruderflaufenfeft ge:
Halten, ift ebenfall3 im Drud erfchienen. Bon ihm ift noch viel
Ungedrudtes vorhanden, theologifchen und gefchichtlichen Inhalts.
16. Anton, Sohn ded Zandammann Johann I. und der
Katharina Wirz, wurde getauft den 10. Sänner 1603. 1622
wurde er zu Freiburg im Breisgau Doktor der Theologie.
1. Marquard, Sohn des Landammann Johann II.,
"wurde den 29. Zuli 1651 das PBatrimonium auf den Spital ge:
geben unter der Bedingung, daß wenn der Spital Schaben leiden
follte, ded Landammand und der Seinen Hab und Gut Nach:
währ fein fol. 1654 wurde er zu Pavia zum Doktor der Theo»
Iogie promovirt und 1656 wird für ihn zu Sarnen Gedächtniß
gehalten.
18. Johann, Dr. Philoſ. und Pfarrer in Wil, wurde
1635, «1. Auguft, Wartner auf das nächite Kanonifat zu Bi:
ſchofszell. 1639, 19. November fchreibt die Regierung nach Lu:
zern, daß fie den bochgelehrten Dr. Johann Imfeld, Pfarrer in
Wil, auf dad Kanonikat in Biſchofszell gewählt „wegen feinen
befhanten wollanfehnlichen Qualitäten.” Wie e8 fcheint, wollten
die Chorherren diefe Wahl nicht anerkennen; deßhalb beichloß
die Regierung den 9. Februar 1641: Unſer Gefandbter fol auf
der Tagfagung und beim Nuntius alles Ernfted daran fein, daß
unfer Kanonikus eingefegt merbe. 1641, 25. Mai wurde bie
Initruftion ertheilt: Wenn man die von ihnen gewählten Chor:
berren nicht anerkennen wolle, jolle man ihre Gefälle im Thur:
gau mit Arreft belegen. Später wurde erfennt, daß der Arreit-
erſt dann aufgehoben werde, wenn Dr. Imfeld eingejegt und
die von Zug getroffene Wahl anerkannt wird. Er ftarb den
4. Hornung 1645 als Chorherr in Bifchof3zell.
19. Wolfgang. Siehe Kapläne in Kirchhofen.
20. Johann Nikolaus, Sohn ded Wachtmeilterd Se—
baſtian und der Maria Frunz, wurde getauft den 25. März
1639. Siehe Kapläne in Kirchhofen.
21. Chriſtian. Siehe Helfer.
22. Tobias, Sohn des Jakob und der Anna M. Spichtig,
erhielt den 31. Oktober 1687 das Stipendium in Mailand, den
9. September 1690 das Patrimonium und wurde den 29. April
1692 in das Briefterfapitel aufgenommen. Er ſcheint zuerft un
154
verpfründet geweſen zu fein, bis er 1697 Helfer in Giswil ge—
worden, wo er den 16. Mai 1699 ftarb.
23. Johann Joſ., Dr. Theol., Bruder des P. Franz
Maria, erhielt den 17. April 1670 das Stipendium in Mailand-
und den 6. Dftober 1673 das PBatrimonium. Seine Printiz.
feierte er zu Sarnen am meißen Sonntag den 12. April 1676.
Er war zuerft Bilar beim alten Pfarrer Kaſpar von Zuben in
Lungern und wurde dann, nachdem derfelbe unter gewiſſen Be=
dingungen refignirt, den 3. März 1677 zum Pfarrer erwäbhlt.
Er ftarb den 13. März 1678.
24. Franz Dominif, Sohn de? geugherrn und Haupt⸗
mann Marquard, Großſohn des Landammann Johann Peter,
wurde geboren 1698. Sein Vater verzeigt ihm als Patrimonium
3000 Münzgulden auf Thürlacher und die Regierung bezeugt
den 22. November 1721 die Richtigkeit desſelben. Den 5. Mai
1731 wurde für ihn zu Sarnen Gedächtniß gehalten. Er war,
wie 5. Tcheint, unverpfründet.
Franz Ignaz erhielt den 13. Hornung 1712 das
Batman. 1712, 27. Dezember beichloß der Rath, zu feiner
Primiz 4 Kanten Wein und etwas Pulver zum Gloria, Sanktus
und Benediktion zu geben. Er ftarb den 21. März 1720.
26. Franz Anton, Sohn des Weibel Hand Franz und
der Maria Anna Satob, wurde geboren 1724 und war Schuls
herr und Drganift in Sarnen. 1750, 3. Jänner beichloß man,
ihm auf bie Primiz 2 Thlr. zu geben. Der Kaften feiner Eltern
befindet fi) im Mufeum.
27. Johann Michael, Kaplanim Melchthal. Siehe Chro=
nit von Kern? ©. 40,
28. Sof. Alvid, Biuder des P. Bonifaz und des Kaplan
Ferdinand Lorenz, wurde geboren den 10. Juni 1709, erhielt
dag Stipendium in Mailand den 25. September 1728, das
Patrimonium den 5. Sept. 1732 und 2 Thlr. den 28. ‚Sept.
1733 auf die Primiz. 1744 wurde er Pfarrer in Sarmenftorf,
1750 Sertar und 1762 Kammerer ded Kapitels Mellingen. Er
ftarb den 5. Okt. 1779. Bu Gunften der Pfarrkirche in
Sarnen, des Spitald und der armen Leute teftirte er 2000 SL.
155
PIE TE RL NL.
29. Ferdinand Lorenz, Bruder ded Vorigen. Siehe
Kapläne in Kägiswil.
. Sobann Baptift wird -1806 in's Nidwaldner
Kapitel aufgenommen und erjcheint 1807 als Helfer in Wolfen
Ichießen.
31. Johann Peter. Siehe Kapläne in Kirchhofen.
32. Sranz Joſ. Ignaz, Sohn dei Franz Ignaz unb-
der Maria Anna Blättler, wurde geboren den 2. Auguft 1753,
erhielt da8 Patrimonium den 27. Juli 1776 und feierte die
Primiz den 12. Zuni 1777. Vom 16. März 1777 bis 18. Wein:
monat 1783 war er Kaplan in Bürgeln und nachher bis zu
jeinem Tod den 26. Zänner 1785 Helfer in Lungern Wie es
ſcheint hat er fich Feine irdilchen Schäge gefammelt. 1785, 5.
März wurde erkennt, daß die fchuldigen Meffen: und Sterbe:
foften bezahlt und das Uebrige ſammt Schulden den Gelten
übergeben werde, damit man fie auf einen gewiflen Tag zu=
fammenrufe.
33. Alois, Sohn des Landedfähnrich Anton Franz, wurde
geboren 1772, erhielt da8 Stipendium in Mailand den 10. DE.
1794, das Patrimonium den 11. Juni 1796, war Kaplan in
Meyen 1807, Helfer in Wolfenfchießen 1808—1819 und Helfer
in Hergiswil 1819—1827. Er ftarb zu Stand den 11. Nov.
1828.
34. Sof. Ignaz, Sohn de Dr. Hof. Valentin, wurde
1771 zu Sarnen geboren. Seine Studien begann er im Kol:
legium, Philofophie ftudirte er zu Solothurn und Theologie in:
Mailand, wohin er 1792 verreift und mo er ben 20. September
1794 zum Priefter. geweiht wurde. 1789 fteuerte man ihm
12 Gl., 1790 gab man ihm zu Solothurn in Anjehung feines
rühmlichen Betragens eine Münzdublone, 1791 2 Louisdor und-
1792 fteuerte man an die Reife nad Mailand 15 Gl. 1799,
9. Zuli, wurde er von der Verwaltungskammer in Zug zum
Pfarrer in Lungern gewählt und 1801 wurde die Wahl von der
Gemeinde beftätigt. Er war Pedell des VierwalpdftätterfapitelS.
1805 erſchien von ihm im Drud „Ein Wort zur Empfehlung
ber braben Gemeinde Zungern mit einem Hinblid auf ihren See:
abzug” und 1813 die Predigt, die er am Felt des HI. Leodegar
in Lugern gehalten. Gr ftarb den 8. Heumonat 1850. In feinem
156
Umgang war er gefällig. Seinem Vikar und Nachfolger Joh.
“ Mina gab er da3 Kreuz vom Roſenkranz des el. Bruder Klaus.
35. Anton. Siehe Kapläne in Kirchhofen.
36. Nikolaus, Bruder des Borigen, wurde geboren den
24. März 1791 und erbielt das Patrimonium den 26. April
1817. Commiſſar von Flüe hofft, er werde nach und nach bie
nothiwendige Praxis fü erwerben. Er war Kaplan in ber:
rifenbach 1819—24, Bifar in Buochs 1824, Bilar in Dallenwil
ae Nachher privatifirte er, bis er den 23. März 1866
arb.
37. Sof. Ignaz, Sohn des Drechäler Heinrich und der
Anna Wirz, wurde geboren den 14. März 1809, Briefter den
6. April 1833 und mar dann unverpfründet oder „General—
vifar”, wie er fich nannte, bis 1841. 1841, 9. DE. wurde er
Kaplan in Bürglen, wo er den 30. Jänner 1874 jtarb. 1831
-ftudirte er bei den Sefuiten zu Freiburg Theologie. In der Ge:
felfchaft war er gern bereit, ein paar Gelchichten zu erzählen.
Er war dann auch wieder gern einfam nnd allein. In feiner
Bibliothet befanden ſich vorzüglich Volksſchriftſteller. Cr Hatte
eine Menge von Sagen aus allen Gemeinden zufammengefchrieben.
‚Gegen die Armen war er friigebig.
38. Hr. Alois. Siehe Klofterfapläne.
89. Hr. Balthajar. Siebe Helfer.
Jöri, Jörgi
ſteht irrthümlich unter den ausgeſtorbenen Geſchlechtern.
Kathrinen, Kathriner.
Der erſte Kathriner, welcher uns in den alten Schriften
als Bürger von Sarnen begegnet, iſt Hänsli, welcher den 6.
Juli 1478 im Namen der Freitbeiler prozeſſirt. Oswald er:
jcheint den 27. April 1527 im Namen der Schwander vor Ge:
richt. Er befaß 1554 die Bachſchweifi und erhielt 1559 2 Kronen
‚an feinen Bau. Hang war den 9. April 1528 SchiedSrichter,
1532 Vogt des Spitald und Richter. Da ein Kathrinen wenig:
ften® von 1537—42 Landichreiber war, deßhalb vermuthen wir,
daß derjelbe Hand geheißen. Im Xeutprieiterrodel von 1484
-erjcheinen mehrere Kathrinen, welche zinspflichtig waren. Hr.
Ignaz iſt ein tüchtiger Mufifer und fein Bruder Hr. Niko:
157
— —
dem Oberförſter. Kaſpar kaufte 1549 das Kilcherrecht im
Giswil.
Rathsherren: Oswald 1532, Klaus 1559, Chriftian.
1583, Jakob 1623, Georg + zu Parma den 15. Aug. 1647,
Chrifttian 1648, Nifolaus 1658, Chriftian 1680, Mel:
hior 1685, Andreas 1722, Hans Beter 1754, Hans—
Melchior 1767, Nikolaus 1824, Hr. Nikolaus, Spten,
1881, Hr. Franz, Förfter, 1888.
Geiftlide: 1. Ignaz wurde geboren 1705. Seine:
Mutter hieß Anna M. von Flüe. 1732, 5. Sept. erhielt er das
Batrimoninm und wurde den 28. März 1733 in das Prieſter⸗
tapitel aufgenommen. Bon 17387—1763 war er erjter Kaplan
in Bürgeln und von 1769—} 28. März 1773 Kaplan der Neunuhr—
Pfründe in Sadıfeln.
2. Jakob Joſ. Siehe Kapläne in Stalden.
3. P. Sfidor, früher Melchior, trat in den Kapuziner-
orden ben 15. Dez. 1654; mar Guardian zu Moldheim 1677
und ftarb zu Frauenfeld den 6. Juni 1693, 58 Sahre alt.
Kifer.
Die Kifer begegnen und zuerft auf dem Schlachtfeld. Jenni
fiel 1386 bei Sempad, Klaus 1476 bei Murten, Hans 1477
bei Ranch, Kafpar 1515 bei Marignano und Hand Meldior
1712 bei Billmergen. Die Blüthezeit diefes Gejchlechtes fällt. in
das 15. Jahrhundert. Im „Vaterland 1889 Nr. 128 wurde
gemeldet, daß in einer mohlbebauten Farm etwa 7 Meilen öſt⸗
lid von Wafbington Court Houfe in Ohio eine hochbejahrte
Familie Kifer lebe nämlich Elifabeth Hillard:Kifer 115, Margreth
ArnoldeKifer 112, Sufan Bailay⸗Kiſer 109 und William Kifer-
104 Sabre alt. Wenn diejfe Familie von Obwalden abjtammt,
dann ftammt fie wahrfcheinlich von jenem Zweig, der vor mehr
als 200 Zahren nach Worms ausgewandert. Hans warb 1595-
Kilcher in Giswil.
Die Bedeutenſten dieſes Geſchlechtes ſind:
1. Heini, welcher wahrſcheinlich mit einer Schweſter des
Amman Nikolaus Rüdli verheirathet war, prozeſſirt im Namen
der Ramersberger den 1. Mai 1419, den 4. Febr. 1422, den
27. April 1485, war Rathsherr und einige Mal Abgeordneter:
158 .
IL 7,
an die Taglakung. Seine Söhne Welti und Klaus erfcheinen
den 7, Heumonat 1455 als Erben bed reihen Amman Rüdli
fel., welcher die Kaplanei zu Kirchhofen geftiftet.
2. Welti (Walter) erjcheint 1457, 24. Nov. mit Klaus
Kifer vor Gericht wegen der Kaplaneiftiftung. 1460, 20. Sept.,
Hei Ausbruch des Krieged der Eidgenoſſen gegen Defterreich,
fandte er und Heinrich Wolffent, als Hauptleute der Unterwaldner,
einen Fehdebrief an Herzog Sigmund. 1460, 20. Aug. und
1463, 8. Juni erfcheint er vor Gericht wegen der Melhawuhr.
Bon 1470—72 war er Kaſtvogt des Kloſters Engelberg;
1464 macht er Anipruch auf Kernjeralpen, meil er dort Güter
abe.
v 3. Hans war 1486 Landjedelmeifter und erjcheint öfters
als Abgeordneter an die Tagſatzung. 1480 hatte er einen Streit
mit dem Grafen Oswald von Thierftein.
Rathsherren: Welti 1551, Vertreter von Ramersberg,
Mitftifter der dortigen Kapelle, Befiter des Gutes Zimmerthal
und der Alp Seefeld, Morit 1563, Mathias 1590, Met-
«hior 1598, Mathäus 1655, Wolfgang 1684, Han? Bal;
1727, Hans Sof., Spitalherr, 1747, Melchior 1803, Franz
30. 1830, Nikolaus 1855, Hr. Melchior 1864 und Dr.
Theilenvogt Nikolaus 1884.
Geiſtliche: 1. Jakob, Vikar des Domftifte® Worms.
1691 wird für ihn zu Sarnen Hausjahrzeit gehalten und den
2. Juni 1691 wird befchloffen, ihm aus feinen und feiner Mit-
erben Mitteln 100 Gl. folgen zu laffen. Um dieje Zeit fam er
nach Obwalden auf Beſuch. Als er bald wieder verreifen wollte,
gab ihm das Priefterfapitel den 20. Mai 1692 ein Zeugnik
erſter Klafje und die Regierung beiwilligte ihm den 31. Mai
zinen Paß mit dem Landesfigill und den 29. Dez. eine Fürſchrift
an feine Befreundeten in Wormd. 1693, 7. März verlangt er
200 Gl. vom Vermögen feiner Gefchwifter zur Bezahlung des
Koftgeldes, der Kleidung und des Zehrgelded zum Antritt eines
fern liegenden Benefiziumd. Man glaubt, ihm 60 Gl. erlauben
zu dürfen. Nachdem Klofterfaplan Stolz und Kapellvogt Wolf:
gang Kiler für ihn gebürgt, wurden ihm den 4. April 1693
wieder 200 GI. bewilligt. Nun fommen die von Wormd un)
Serlangen ihre Sache. Da ein Theil ſchon ausgehändiget, fo
F un =
159
UD
will man nun die Bürgen dafür belangen, die ſich aber weigern.
Es kommt nun auch der Vikar und verlangt die Herausgabe
ſeines und ſeiner Geſchwiſter Vermögen. Er bittet, daß ihm der
Reſt vom Kapital im Betrag von 733 Flr. 7 Schl. 4 A. über:
fandt werde und bezeugt bei feiner priefterlichen Ehre, daß feine
Stiefgeſchwiſter alle erwachlen und erzogen feien, daß der jüngfte
Sohn 17—18 Sahre alt, daß die Übrigen verbeirathet, in bor-
nehmen Dienften feien und fogar Hofmeifterftellen befiten.
2. Johann Jakob wurde getauft zu Sarnen den 3. Nob.
1740, erhielt das PBatrimonium den 27. Aug. 1763 und ftarb
den 21. März 1766.
3. Wahrſcheinlich P. Roman „Kiefer”, Abt in Prüfennig.
Derjelbe wurde am 1. Aug. 1671 zu Worms geboren und er:
bielt bei der Taufe den Namen Bernard. Als die Franzoſen
Wormd und andere rheinifche Städte 1689 verheerten, fam er
in das Kloſter Fulda, mo er wiflenichaftlich ausgebildet wurde
und bie Benediktiner kennen lernte. Bon da ging er nach Regen®-
burg als Berwalter des Grafen von Sailern, empfand jedoch
bald Ueberdruß an den weltlichen Händeln und Vergnügen und
trat in das nahe Benediktinerflofter Prüfennig, mwiewohl man
ihn abhalten und für eine Doniherrenftelle in Worms gewinnen
wollte. 1695 legte er Profeß ab, 1697 wurde er Priefter und
ftarb den 13. Jänner 1756, nachdem er 25 Jahre lang dem
Klofter vorgeftanden. (Gef. Mittheil. von Defan P. Martin
Kiem.) Da feine Lebendverhältniffe zu obigen Angaben paffen,
To tft es nicht unwahrjcheinlich, daß derjelbe von Obwalden ab⸗
ftammt.
Ming.
Ming begegnen und als Kilcher bon Kern? zuerft 1420,
von ungern 1561, von Biswil 1564 und von Sarnen 159,
wo Melchior ald Richter für Sarnen erjcheint. Derſelbe ift
Stammpvater der HH. Ming in Sarnen und ift von Kernd nad
Sarnen gezogen. 1640 haben Melchior und feine Söhne Mel:
chior und Hand da3 Kilcherrecht in Kerns erneuert db. h. fich in
das: NRütibuch einschreiben laſſen. Der Kirchenitand, den der
Großvater in Kern? bejaß, fol der Kirche verbleiben. 1588,
15. Dez. ericheint Fähnrich Melchior im Namen der Kirchgenofien
160
II I LIE SO
von Kern? wegen Alpen vor Gericht. Derfelbe dürfte jener
Großvater geweſen ſein, melcher dann den 7. Febr. 1627 zu
Sarnen geftorben. Vgl. Chronit von Kern? ©. 5l. Die Be:
deutenften dieſes Gejchlechtes find:
1. Fähnrih Melchior ab Gaſſen, welder 1645 Rath2:
herr wurde, 1653, 7. Juni zu Stand und den 7. DE. zu Brunner
Schiedsrichter war im Streit zwifchen Stadt und Land Luzern
und den 22. Juni 1658 ftarb.
2. Peter Anton wurde geboren 1779, Rathsherr 1817,
Zeugherr 1828 und ftarb 1854.
3. Hr. Dr. Peter Anton wurde geboren 1851, Raths⸗
herr 1876, Oberrichter 1878, Kollegiverwalter 1883. Er ift
Redaktor der „Blätter des Dbmaldner’fchen Bauernvereind”,
deilen Präfident er war, Tchrieb Verſchiedenes über Yandwirth-
Tchaft und die foziale Frage und bat fih um die Einführung
der Kantonalbank und der Gültenamortifation verdient gemacht.
Rathsherren: Melchior 159, Franz Walter 1694,
Hans Meldior 1712, Hand Meldior + 1767, Peter
Anton 1785, alt Weibel Sofeph 1785.
Müller.
Die erften Müller in Obwalden begegnen ung zu Sarnen.
1425, 830. Mai gab Heini Müller von Ramerdberg für fi
und für Klaufen und Margarethen, Jenni Müllers jel. Kinder,
Haus und Hofftatt zu Kirhhofen dem Klaus Isner von Sarnen
um 31 Pfd. Pfennig zu kaufen. Im gleichen Jahrhundert treffen
mir auch Müller zu Giswil und etwas fpäter zu Kernd. Siebe
Chronif ©. 51. Die Bedeutenften dieſes Gefchlechted waren:
1. Zandammann Hans mar öfters Abgeordneter ar
bie Tagfagung und fiel im Treffen am Hirtel den 24. Mai
1443. 1439 war er das erfte Mal Landammann.
2. Landammann Wolfgang aus der Schmändi wurde
16569 Rathsherr, 1672 Baumeifter, 1679 Zandfedelmeijter, 1682
Statthalter und 1684 das erſte Mal Landamman und ftarb den
17. April 1694,
3. Peter Anton, Gaffen, murbe geboren 1800, Raths⸗
herr 1846, Neg.:-Rath 1858.
Rathsherren: Beat Jakob 1651, Nikolaus, welcher
den 10. Nov. 1764, 96 Jahre alt, ftarb, Balz 1764, Niko—
161
—N— —
laus Joſ. 1785, Theilenvogt Nikolaus Joſ. 1883,
Peter Anton, Gummi 1850, Hauptmann und Gold—
ſchmied Nikolaus 1868, Hr. Sebaftian 1878.
Geiftlihe: 1. Joſeph, Sohn des Beter und der Marie
Tracjel, wurde getauft zu Sarnen den 22. Sept. 1659. Sein
Bathe war Pfarrer Wolfgang Schmid. Im Juli 1683 ver:
theidigte er unter dem Vorſitz von Jeſuit Hämerlin in Quzern
Theſes aus der Philoſophie, welche gedruckt erichienen und die
er dem Pfarrer und Sertar Keller in Kerns gewidmet. Wr
primizirte zu Sarnen den 27. Dez. 1683.
2. Johann Wolfgang primiirte zu Sarnen den
4. Sänner 1699.
3. Karl Ignaz aus der Schwändi. Eiche Pfarrer.
Omlin, Obmle.
Die erſten Omlin in Sarnen begegnen und erft um das
Sabre 1600. Da Jakob Schönberg, ein begüterter Mann,
welcher 100 Pid. der Kirche in Zungern gefchentt, den 18. April
1574 das fyreitheilrecht gefauft, da ein Schönberg gemäß Stamm:
baum bei Ming mit Verena Omlin, einer Tochter des Land—
ammann Sebajtian verheirathet war und die Nachfommen des:
felben. wegen der Mutter „Omlin“ genannt wurden und da man
feine Spur findet, daß ein Omlin in diejer Zeit das Freitheil—
recht gefauft, jo ift es ift es ziemlich ficher, daß diefer Jakob
Schönberg Stammpvater der 99. Omlin in Sarnen
it. 1570 wurde Jakob Schünberg als Landmann angenommen
und 1590 wurde er Kirchenvogt. Zu diefer Zeit lebten auch
Anton, Balz, Beat, Kathrina und NApollonia Schönberg. Une
richtig ift im Stammbaum bei Ding IL, daß er von Sachjeln
war und daß er nach den Tode feiner Frau Priefter geworden.
Jakob Schönberg ftarb zu Sarnen den 13. Dez. 1601 ohne
Beichen einer priefterlichen Würde. Da wir von feinen geijt:
lihen Söhnen, die im Stammbaum bald als Söhne des Jakob
und bald als Söhne des Melchior angeführt werden, in den
Brotofollen und von Katharina, der Aebtiffin zu Kalchrain, bei
Mülenen — Helvetia sacra — feine Spur gefunden, fo ift auch
diejes jehr zmeifelhaft. Gäzilia Hartmann ift nicht die Frau,
fondern die Mutter des Melchior, welcher nach Schnifis aus:
10
162
gewandert. Sie war verheirathet mit Fähnrih Hand Heinrich
Omlin, mwelder fehr mabricheinlih Sohn des Jakob Schön:
berg war, den 29. Jänner 1622 zu Sarnen geftorben und im
Todtenbud ein „Gönner der Prieſter“ genannt mird. Diefes
Gefchlecht bat ſich nach verichiedenen Nichtungen verziveigt.
Melchior, Sohn des Fähnrich Heinrich, zog 1636 nach Schnifig,
im Borarlberg, war dafelbft Geſchworner, verheiratbet mit
Eufanna Duelli und fol vom Klofter Einfiedeln einen Hof
gepachtet haben. Aus dieſer Ehe ftammen P. Eberhard und
P. Gregor. Gegenwärtig leben in Schnifid von diefem Zweige
noch zwei Familien. (Gefällige Mitheilung von P. BPlazid
Banz). Philipp Jakob, Hand Jakob und deſſen Sohn
Chriftoffel, Söhne des Melchior, kehrten 1674 nach Obwalden
zurüd und mußten fi um 200 GI. in das Freitheilrecht ein⸗
faufen, weil man fie nicht einschreiben ließ. Philipp Jakob
murde 1690 Syreitheilbogt. Zu Alpnach befaß er die Matten
Uchtern und Feld. Ein anderer Zweig lebte in Wettingen, wo⸗
bin Philipp, Bruder des Melchior, ald Kanzler des Klofters
gezogen. Ein dritter Zweig blühte in Stand, wo Michael
feit 1739 ungefähr 30 Jahre lang Schulmeifter war. 1750
wurden folgende Kinder des Lehrerd Joh. Joſ. Michael in Stang
als zreitheiler zu Sarnen angenommen: Rofina Regina Bil:
toria, Niklaus Joſ. Anton, welcher Priefter geworden, Magda=
lena Waldburga, Joſ. Lorenz, welcher Organift und Schul:
herr geworden, und Franz Maria Xaver, welcher ald Doktor
nad Sarnen zurüdgefehrt, als Kilbiredner den Aelpern und
Schützen Kurziveil gemacht, dad Gratuliren beffer verftund, als
das Mediziniren, und daſelbſt geftorben if. Organiſt Joſef
Lorenz hatte 1793 zu Stand einen großen Verlag von Muſik⸗
inftrumenten und Saiten. Er fchmeichelt ſich im Luzerner
Wochenblatt „mit dem geneigteften Zufpruche des muftfaliichen
Publikums, melches er verfichern kann, daß er fich feine Mühe
und Koften reuen ließ, um dieſe Artikel ächt zu Liefern.“
1806, 8. März, waren des Schulberrn Lorenz Omlins Sohn
Sgnaz, ber 1852 zu Sachſeln geftorben, und feine 2 Schweftern
im Oberamt Bolderingen in der Nähe von Ulm. Omlin find
auch Kilcher von Sachfeln.
163
Die Bedeutendften diefes Gefchlechtes find:
1. Philipp, melcher 1648 „auf fein inftändiges Anhalten
wegen feiner Kunft zu einem Schaffner des Klofterd Paradies
angenommen wurde. Da er in die 8 Jahre zu Diefienhofen
war, fo war er in der Landesart und des Gotteshaufes Beichaffen:
beit genugfam erfahren. . . . . Nachdem er 3 Jahre fein
Möglichftes mit nicht geringem Nuten des Gotteshaufes gethan,
wurde er wegen feinen Berdienften und guten Beichaffenheiten
1651 zum Kanzler in Wettingen gewählt. Er vefignicte und
wir mußten ihn mit höchitem Bedauern entlaffen.” Da fein
Bruder Georg, welcher am Stad eine Wirthichaft befaß, fallirt,
bat er die Wirthichaft und die Matten Biki übernommen und
fie auf feine Koften betreiben laſſen, bis er die Wirtbichaft 1682
an Hand Bucher verkaufte. 1685, 8. März; wurde ibm und
Philipp Jakob Omlin befohlen, für die binterlafjenen vier Kin⸗
der des Georg fel. zu forgen. 1686, 20. Sept. wurde ihm, da
er dem Baterland zum Ruhm gereicht, ein Ehrenrathsplatz ge:
geben. Sein Sohn Sof. Bernard erbielt den 24. Juli 1676
dag Stipendium in Paris und fein Sohn Franz Karl wurde
1680 Dr. med. zu Pavia und nachher Phyſikus des Stifte und
ftarb als Hauptmann im Krieg von 1712. Söhne dieſes Haupt:
mann waren gemäß Leu Bafilius und Nilolaus, Offiziere
im königl. fpanifchen und in kaiſerlichen Dienften. Bafilius,
Sohn des Bafılius, war 1773 ebenfalld Hauptmann in fpaniſchen
Dienften
Hr. Ignaz, geb. 1825, wurde Rathöherr 1853, Reg.⸗
Rath 1868, Sanbfedelmeifter 1878. Sein Sohn, Br. Haupt:
mann Alb ert, ift Zeughausverwalter.
Natböherren: Nikolaus Joſ., alt:Weibel 1770, Joſ.
1803, Herr Zeugherr Albert 1886.
Geiftlige: 1. P. Eberhard, Sohn des Melchior, wurde
den 20. Febr. 1636 zu Schnifid geboren. Er legte in Einfiebeln
Profeß ab den 25. Dez. 1657 und entichlief im Herren den 4.
April 1687, nachdem er fich zur Reife in die Ewigkeit jehr gut
vorbereitet. Er mar Profefior der Theologie und verfaßte
mehrere Schriften. Es erfchien von ihm ein Gertrudenhuch und
1673 Einfiedlifcher Schugmantel d. i. Leben der Heiligen vor:
züglich in Einfiedeln. 1675 war er Pfarrer zu Müniterlingen
164
und gab „Einfiedlifche Auffahrt Maria der Mutter Gottes in
dem Gnadenfaal zu Einfiedeln! mit Kupfern auf alle Tage des
Jahres heraus.
2. P. Gregor, früher Franz, Sohn des Melchior, Ciſter—
zienſer in Wettingen, wurde geboren im Jahre 1647. Er legte
Profeß ab den 9. Sept. 1663 und wurde Prieſter den 23. Mai
1672. Noch als Diakon Profeſſor der Philofophie, wurde er
1672 Profeſſor der Theolegie und Nopizenmeifter, war 1675 bis
1677 Vräzeptor, 1679—80 Profeſſor des Kirchenrechtes, 1682
bis 1684 und 1698-1702 Etatthalter in Walthersfchwil bei
Baar, 1684—89 Pfarrer in Dietifon, 1689-91 Pfarrer in
Magdenau (St. Gallen), 1691—94 Pfarrer und Beichtiger in
Tännikon (Thurgau), 1694-93 Großfellner, 1702—1704 Korn:
herr, 1704—1707 Beichtiger in Kalchrain (Thurgau). Hier fand
. man ihn am 20. Febr. 1707 tedt im Bette. Gr wurde in Her:
dern begraben. Nach der EciisTprechung des fel. Bruder Klaus
erichien ein neues Offizium zu Ehren des Geligen, von dem
Weiffenbach fchreibt: „Jedermann muß befennen, daß die Lef-
tionen der zweiten Nokturn vor beiten Gefchmad find und die
Hand eines Meifters verrathen. Sch war begierig, hinter den
Berfaffer zu kommen, was mir aber noch nicht gelungen.” Da
dieſes Offizium 1672 zu Weltin zn gedrudt worden, fo ift es nicht
ganz unmwahrfcheinlich, daß der junge P. Gregor, ein Nachkomme
des Seligen, welcher bafelbtt Trofeffor der Theologie war, das—
jelbe verfaßt und daß es dann vom apoftolifchen Nuntius
Odoardo Cibo durchgeſehen und approbirt worden. (Ming II.
©. 84.) Unter feinem Borfis wurden 1674 zu Wettingen Theſes
über das hlſt. Altarsſakrament vertheidiget, welche gedrudt er:
Schienen.
3. Sof. Anton, Sohn des Lehrers Michael, wurde zu
Stans den 10. Sept. 1739 geboren. 1763 wurde er Domkaplan
zu Gonftanz,. 1774 Stiftsfapian zu Luzern und Profurator der
Nuntiatur, 1782 wieder Domkaplan zu Conftanz, 1786 Kapell-
meifter und ftarb daſelbſt 1801. Schon al3 Student der Philos
jophie verfaßte er ein muſikaliſches Vorſpiel, nämlich „die göft:
liche Borfichtigfeit ermuntert den Kleinmuth”, zu dem im Nov.
1760 zu Stans aufgeführten Schaufpiele „Orifeldis”. Am 27.
Nov. 1781, am dritten Jubelfeit de8 Tages zu Stang, murden
165
eine Komödie und ein Bingfpiel, vor
Thne Zweifel iſt e8 das Stück: „Ti
Beute entzweyten, dur Einrathen a
Nikolaus von Flüe vereinbarten Cid
mufitaliicher Eingang zur erjten Hand!
bemweint unter der Figur der Mutter
ihrer Kinder. Zweiter mufifalijiher
zwilchen den zanfenden Hebräern Fr
Blunſchi gedruckt. Er foll auch Verf
fein: „Chara Jovis soboles etc." Ein
gleitete er mit dem Spruch:
„Wenn dann die Krapfen glücklich fir
Ep werden fie doch friedlich theilen, \
Daß ed nur Wenig und nicht groß
Drum wollen fie verzeihen und ſchenke
Riebli.
Hans, der erſte uns bekannte
bei Nancy 1477. Hans erſcheint 153
19. Mai im Namen der Namerstir
1555 Outthäter der neu gebauten &
1624 auf der St. Jakobsſtraße. De
und Mathias 1593 und Balz 164
Schmid.
Der erfte Schmid, der uns in
gegnet, ift Jenni ab dem Schwarzen
1427 gegen Joſt und Klaus von N
und ſich meigert, 2 Aeder von bei
Grbleben anzunehmen. 1449, 19. %
1459, 19. Mai erfcheint Jenni als Zeu
vater der Schmid fein, welche in Si
figen. 1484 fchuldete Jenni von
3 Schl. Zins ab feinem Gut an „Yı
den 19. April 1449 Zeuge und 20. 7
von Liebenfeld. Ein Heini Schmit
feine Frau ftiften um diefe Zeit eine
3 Schi. 1484 fchuldete Hang dem
166 | _
„nyd (unteren) rüdbly an der mölchen“ und 1509 fchuldete
Konrad dem Landjedel ab Rüdli 5 GI. Zins. Wegen Tödtung
ihre8 Läufer Hensli Schmit quittict Unterwalden den Herzog
Sigmund für 130 GI. (Abfch. IL, 545). Stammfig biefes
angejehenen Gejchlechtes ift das rothe Haus an der Rüti.
Schmid find auch Kilcher von Alpnach.
Die Bedeutendften diefed Geſchlechtes find:
1. Konrad, welcher zuerft mit Margreth Imfeld und als
diefe den 4. Mai 1593 geftorben, 8 Wochen nachher, den 26.
Suni mit Anna Anderhalden fich verheirathet. Er war Raths⸗
herr 1566, Baumeifter 1570, Landſeckelmeiſter 1573, Bote an die
Rechnung nad) Engelberg 1574, Bote an die Jahresrechnung
nach Lauid 1599 und ftarb den 20. Juli 1597.
2. Wolfgang, Sohn des Ulrichs und der Petronella
Schäli, war Zeuge beim Bruder Klaufen Prozeß von 1625
Damals war er 60 Jahre alt und beſaß ein Vermögen von
8000 Fir. 1600 mar er Rathsherr, 1611 und 1612 Bote an
die Jahresrechnung in Lauis, 1618, 15. Febr. Bote nach Ennet⸗
m008, al® durch den Kapuziner P. Martin der Friede zwiſchen
Ob⸗ und Nidwalden vermittelt wurde und 1634—38 Thalvogt
von Engelberg. Er war auch-Wirth, (Semeindejedelmeifter, Zeug:
herr von 1605—1644 und ftarb den 21. März 1653 im Alter
von 88 Jahren. Um das Sahr 1630 ftiftete er ein Sabrzeit
mit 300 Pfd. für fich, feine beide Frauen Katharina Blättler
und Elifabeth Schönenbül und feinen Sohn Fähnrich Johann,
welcher den 7. Aug. 1615 zu Luggaris geftorben. 1642, 13.
Juni vertheilt er fein Vermögen, melche® er auf 33,000 Pfb.
tarirt, unter feine 3 Kinder in folgender Weife. Seinem Sohn,
Fähnrich Konrad, gibt er die Matten Ruüdli fammt dem großen
Ried und Brunnenmätteli um 14,000 Pfd., das Kalberalpeli,
Teufenfchlucht genannt, ſammt dem langen Ried, an die Gigen
ftoßend, und für 2 Kühe Alpig zu Melchfee um 3000 Pfd., bie
batbe-Alp Schiltenfluh, halbes Vorſäß Emetti fammt Alpgeſchirr
um 7000 Pfd., die Sommermweid Steini um 1000 Pfd., Vieh
und Roß um 2000 Pfr. Das macht zufammen 27,000 Pfd.
Seine? Sohnes Wolfgangd fel. Kinder haben den Mühleberg
fammt dem Ried, welches unten am Steini liegt, um 6000 Pfd.
Fäh nrich Konrad muß fomit des Wolfgangs fel. Kinder und der
167
Kathrina Schmid, der zweiten Frau des Landammann und.
Pannerherr Velchior ImAd, ſoviel herausgeben, bis jeder Theil
11,000 Pfd. beſitzt. Ohne Zweifel bat er noch den Wohnſitz
und einige3 Vermögen für fich zurüd behalten.
3. Fähnrich Konrad, Sohn des Borigen, wurde Rath3:
herr 1653, Bogt der Klofterfrauen 1655, Zeugherr 1657 und
ftarb den 16. Dez. 1674. Er war auch Wirth mie fein Vater.
4. Hand Franz, Sohn des Rathsherrn Bartholomäus,
Großſohn des Fähnrich Konrad, geb. den 1. Hornung 1673,
wurde Rathsherr und Spitalberr 1694, Bogt der Klofterfrauen
1700, Zeugberr 1707, Landeshauptmann 1709, Landſeckelmeiſter
1710 und ftarb den 26. Dez. 1712. Seine erfte Frau War
Elifabetb Hartmann und die zweite Therefia Schmid. Land:
ammann Franz Anderhalden zu Kerns, Yandesfähnrich Benedikt
Imfeld im Steinhaus auf dem Dorfplag und Zeugherr Dr.
Nikolaus Jakob waren feine Schwäger. 1703 war er Haupt:
mann in fpanifchen Dienften und hatte mit Oberft Johann
Sebaftian Müller eine Kompagnie im Mailändifchen. Er diente
König Philipp V. von Spanien von 1702 bis zur Entlaffung
des Regimentes Amrhyn im mailändifchen Gebiet. Als nun
Mailand, welches früher zu Spanien gehörte, an den deutfchen
Kaifer fam, da hatte Schmid wegen Unterhalt der Kompagnie
an dem König bon Spanien eine Anforderung von 23,884 Pie:
monteferpfund ca. 15 Soldi oder 11,942 Livres (Fr.) und 7
Soldi. E3 wurde von Schmid und jeinen Nachkommen rekla—
mirt in den Jahren 1711, 1757, 1761, 1792 und 1793; allein,
wie es fcheint, immer umfonft. 1712 war er Hauptmann bei
der Grenzbefegung auf dem Brünig. Sein Sohn Lieutenant
Franz Ignaz wurde Bildhauer und arbeitete für die Kirche
in Sarnen, Lieutenant Ka:l Anton wurde Kunjtmaler,
Sof. Alois Zefuit, Sebajtian Weltgeiftlicher und eine
Tochter trat in das Srauenflofter zu Sarnen.
5. Karl Anton, Sohn des Borigen, war Lieutenant in
franzöfifchen Dienften in der Kompagnie des nachmaligen Land:
ammann Franz Yuft Imfeld und verheirathete fich mit Therefia
Stör und Ignazia FZurrer. Als Kunftmaler arbeitete er in der
Pfarrfirde zu Sarnen und malte die 4 Altargemälde in der
Stiftskirche zu Zurzadh. Sein Sohn Balz Fidel war Bild-
168
II I GH, ST LE
bauer und Altarbauer. 1759 arbeitete er im Klofter zu Otto⸗
bayern und 1760 zu Augsburg. 1760 wollte Balz Fidel, welcher
auf dem Bürgel wohnte, ein „Loterijpill” errichten Er wurde
aber immer abgemwiejen, obfchon er dreimal beim Rath um Gr:
laubniß angehalten. Alois, ein Großſohn defjelben, war
Haupimann in bolländiichen Dienften und Kommandant auf
dem Werbedepot in Hüningen. Lieutenant Karl Anton binter-
ließ jedem feiner 3 Söhne: Pfarrer Sof. Anton, Altarbauer
Balz Fidel und Franz Nikolaus je 8992 Bf. 13 Sch. 4 N.
In feinen Teftament verordnete er, daß fein geiftlicher Sohn
den Zins von der Heimfteuer, die er ihm gegeben, bis zu deffen
Tod benugen dürfe. Cr wurde geboren den 11. Mai 1697 und
ftarb im Jahre 1756.
Rathsherren: Hand 1575, Nikolaus 1588,
Yeonard 1597, Barthbolomäue, Vogt der Klofterfrauen
1675, Joſeph 1694, Andrea$ 1722, Franz Sofepp
1730, Franz Joſeph FT 22%. April 1779, Sobann
Joſeph 1820.
Geiftlihe: 1. P. AuUreus, früher Nikolaus, trat in den
Slapuzinerorden den 11. Dez. 1629. Er wurde nach Lugano
gejendet, um den dort lebenden Deutjchen die bl. Saframente
zu Spenden. Bon feinen Obern in Rom erbielt er aber bloß
die Erlaubniß, den Landvogt und feine Familie Beicht zu Hören.
In Locarno hätte er nie Beicht hören dürfen, wenn ihm der
Yandvogt nicht Erlaubniß erlangt hätte. In Mendris durfte
er zwei Mal des Jahres dem Beichtftubl Tfiy widmen. Wie es
jcheint, war der eine oder andere italienifche ©eiftliche der
deutfchen Sprache fundig und man Wollte deßhalb feinen Frem—
den. Defjenungeachtet blieb er mehrere Jahre dort und wirkte
mit großem Eifer, vie aus den Briefen des dortigen Provinzials
hervorgeht. Er war aud Guardian in Sarnen, Feldpater in
den Sahren 1646 und 1647 und ftarb den 15. April 1675 im
71. Sahre feines Alters.
2. P. Theodor, früher Wolfgang, Sohn des Lieutenant
Melchior und der U. Barbara Imfeld, wurde geboren den 1.
Jänner 1658. Er trat in den Kapuzinerorden den 9. Nov. 1680.
Nachdem er auch Guardian geivefen, ftarb er zu Sarnen als
Vikar den 11. Schr. 1723.
169
3. P. Bartholomäus, früher Franz, war gemäß
Stammbud ein Bruder des P. Theodor. Er-trat in den Kapu=
zinerorden den 28. April 1685 und ftarb zu Schwyz den 9. April
1713, 48 Jahre alt.
4. P. Theodor, früher Franz Nikolaus, Sohn des
Bildhauers Franz Ignaz und der M. Ignazia Wallimann wurde
getauft den 5. Dit. 1732 und ftarb zu Sarnen den 21. Sänner
1805.
5. P. Alois, Jeſuit, Sohn des Landeshauptmannd
und Landſeckelmeiſters Johann Franz und der Glifabeth Hart:
mann wurde geboren den 11. Dez. 1700. Diefer trat, wie e3
im Todtenbuch heißt, 1718 in die zeitliche und den 5. Nov.
1774 in die ewige Gefellfehbaft Jefu ein. 1727 war er in Ins
golftadt, 1737 in Conſtanz, 1738 Dr. Theologie, Profeſſor der
Mathematik und Dekan der Univerfität in Freiburg i. Breisgau,
1756 in Neuburg und 1761 Brofurator in Straubing. Nachher
ging er in die Milfton nach China, von wo er wegen Kränk—
Lichfeit wieder zurückgekehrt. Derjelbe ift der einzige Obmwaldner
Geiftliche, welcher in Alien gewirkt. Sein ererbted Vermögen
den Sefuitenvrden zu berteftamentiren, ivurde, wie es fcheint,
nicht geltatiet,; dagegen aber durfte er über den Zins beifelben
lebenslänglich verfügen.
6. Dr. Sohann, Sohn des Fihnrich Konrad, wurde ben
-3. Auguſt 1627 geboren. 1644, 23. Sept. erhielt er das Stipendium
in Mailand und den 15. DE. wird ihm Bürgichaft und eine
Fürſchrift bewitliget. Wer diefes Stipendium erhielt, mußte in
"früheren Zeiten Bürgen ftellen, weldyeverfprachen, da3 Stipendium
zurüdzuzahlen, fofern der Stipendiant nicht Geiftlich werde. Die
gedrudten Theſen, die er vertheidiget, als er den Doftorhut er-
hielt, widmete er ber 5. Regierung von Obwalden. Sie freute
-fich über diefe Widmung und ließ ihm, da er bald nachher Itarb,
zur Dankbarkeit in ihren Koſten Gräbt, Siebenten und Dreißigften
balten. Im Todtenbuch zu Sarnen Iefen wir: „Dr. Johann
Schmid 1650, 17. Dit. Grebt gebalten worden, melcher zu
Konftanz den 1. dies gejtorben.” Das Patrimonium erhielt er
den 22. Mai 1649. Die Thefen fammt lateinijchen Gedichten
‚von jeinen Mitfchülern befinden fi in der Kapitelsbibliothek
Ben _ , DE
170
RI TI I DISS
und einige von feinen Büchern find in ter Bibliothek des
Kapuzinerflofters.
1. Johann Sebaftian, Bruder des Sefuit P. Sofef
Alois, Kaplan in St. Niklauſen. Siehe Chronik von Kerns ©. 36.
8. Joſef Anton. Siehe Pfarrer.
9. Juſtus, A. A. L.L. Mag. Bruder des Borigen, ftarb
im Convikt zu Dillingen 20 Tage nach feiner PBrimiz den 29.
Sept. 1754. 1753, 24. Nov. weist fein Bater Lieutenant Karl
Anton ihm das Patrimonium für 1000 Thlr. auf Bildhauer
Schmids Rüdli an und die Regierung bezeugt, daß die Unter:
pfand genügend ſei.
10. Meinrad, welcher bon den Schmid in Kägiswil ab⸗
ftammt, Sohn des Nikolaus und der Anna Mr. Aufdermauer,
wurde geboren den 22. Dez. 1800, Priefter den 6. April 1833,
Frühmeſſer in Alpnach 1833—39 und 1861—68, Pfarrer in
Bosco Kt. Telfin 1839, Kaplan im Großtheil 1842, Kaplan in
Nidenbach 1846, Kaplan in Stand 1847, Kaplan in Gurts
nellen 1856, Kaplan in Hofpenthal 1859, Pfarrer in Römer:
ftalden 1868, Kaplan in Bürgeln 1874, Kaplan in Kebrfiten
1878 bis den 26. März 1880, wo er feine irdiſche Wander:
ſchaft befchloß. 1831 ftudirte er bei den Sefuiten in Freiburg
da8 erite Jahr Theologie. In Alpnach werden noch Scheunen
gezeigt, die er gezimmert, bevor er anfing zu ftudiren und mit
Eifer an dem Bau und der Reinigung geiftiger Tempel zu arbeiten.
Schwarber.
Han? ift von Zürich nah Obmalden gefommen. 1580
war er Müller in Wißerlen, 1584 in Alpnach und 1585 in
Kirhhofen. Das Landrecht erhielt er 1592. Wie e3 fcheint
war er reich; deßhalb befchloß die Regierung 1618 von Mitr.
Hans 33 Dublonen zu entlehnen. Um dieſe Zeit ftiftete er zu
Sarnen für fi und feine Frauen Apollonia Wyß und Marie
„Slofin” ein Sahrzeit mit 100 Pfd. 1616 erhielten Kaſpar
und Jakob das Landrecht für fih und ihre Nachkommen um
400 Gl. und 1633 erhielt Kajfpar für fich, feine Nachkommen
und die 3 Kinder Johann, Beat und Anna Maria da3 Frei—
theilreht um 2000 Pfd. Ter Bedeutendite diefed Gefchlechtes-
171
iſt Beat, welcher von 1682—86 Thalvogt von Engelberg war,
den Rath beſucht und den 9. Mai 1688 geftorben. vanz, _
defien Frau Helena Imfeld der Kirche in Sarnen 1000 Gl.
vergabte, ging im Jubeljahr 1675 mit Römerpilgern von Kerns
nach Rom und Joſef war Wachtmeifter in der Kompagnie
des Hauptmann Melchior Schönenbül, welcher 1688 im Dienfte
Venedigs nad) Morea gezogen. Dieſes Gefchlecht ift am Ausſterben.
Seiler.
Der erfte Seiler, der uns in Sarnen begegnet, ift
Lienhart. Derfelbe fchuldete 1484 dem Leutpriefter zu Sarnen
Zind ab Studen am Schwarzenberg. Hand, Konrad und
Lienhard fielen den 6. Suni 1513 in der Schlacht zu Novara.
1569, 30. April beichloß der Rath: Erni Geiler und der
Zandweibel follen zum Gefhüt und zu den Hagen „lungen“.
Erni wurde 1572 zum Spitalmeifter und 1574 zum Spitalvogt
ermählt. 1616 Fauft die Regierung von Barbara von Flüe auf
dem Bürgel, Tochter de Landammann Nikolaus II., Wittwe des
Hauptmann Marquard Seiler, Ritter des HI. Grabes und Kilch⸗
genoffe von Sachſeln, den Plab auf dem Landenberg um 500
Pfd. und das Freitheilrecht für fich und ihren Sohn Hans,
welcher Hanptmann geworden und als Rathsherr in Sachſeln
den 20. Sept. 1657 geftorben.
Die Bedeutenditen diefed Gefchlechtes find:
1. Wolfgang, Sohn des Arnold und der Margreth Ans
berbalben, legte 1625 für den fel. Bruder Klaus Zeugniß ab,
befaß damals ein Vermögen von 8000 GI. und war 74 Jahre
alt. Derſelbe war 1486 Spitalvogt oder Spitalherr. 1602 Zeug⸗
meifter oder Zeugherr und 1606 Richter und Rathsherr.
2. Alois wurde Rathsherr, Zeugherr, Kollegivermwalter
un 1838 ann igeibirektor, Zandesfähnrich 1845 und ftarb den
4. Nov.
8. 8* F ef wurde Gemeindeſchreiber, Rathsherr 1858,
Kollegiverwalter 1868, Staatsanwalt 1873, Major 1876, Reg.⸗
Rath und Bolizeidireftor 1888.
Rathsherren: Arnold 1629, Jakob 1827.
172
RENT TRITT”
Sigrift.
Sigrift begegnen und als Kilcher von Kerns 1403, von
Carnen 1584 und von Sachſeln 1599. Am zahlreichiten und
angejehenjten waren die Sigrift von Kerns. (Siehe Chronik
©. 55) 1567 fchuldete Jakob der Kirche in Sarnen ab Rodelti
100 Pfd. und Klaus der Spend ab dem obern Mösli in der
Schwändi 100 Br.
Rathsherren: Kafpar 1584, Nifolaus 1710,
Franz Joſef erbielt den Umgänglerplag, welcher nach feinem
Tod in den Freitheil fiel, 1770, Peter bon Kägiswil 1856,
Nikolaus 1876,
Geiftlihe: 1. Meldior, Sohn des Sofef und der
Sofefa Sınfeld, Tochter des Landvogt Melchior. Siehe Pfarrer.
2. Hr. P. Johann Gvangelift, Benediktiner, früher
Selir Joſef, Sohn des Anton und der Anna Mr. von Matt,
Hasli, wurde geboren den 6. April 1840. Er Iegte Profeß ab
zu Muri-Gries den 27. Dezember 1859, primizirte den 1. Mai
1863, wurde dann Brofeffor im Kollegium zu Sarnen und im
Sahre 1885 Pfarrhelfer in Boswil. Zum Schulbericht des
Sahres 1875 jchrieb er als Beilage: Abriß der römischen
Staatsverfafiung zur Zeit der Republik.
Stoder, Stodmann.
Soft Stoder, Stammpater der HH. Stodmann,
erhielt den 11. März 1564 von der Regierung in Schwyz einen
Heimatjchein, weil er Willend war, dem Färberhandiverf nad:
zuzieben. Darin wird bezeugt, daß er der Sohn des Ulrich und
der Anna Entler (Enzler?) und von denjelben „Ehlich erbohren“
jei, und daß „er ſich die Zeit feiner bywohnung in Allweg erlich
und fromdlich gehalten und tragen.” Gr wird gewöhnlich Soft
Stoder oder Joſt Färber genannt; feine Nachkommen aber er:
hielten den Geſchlechtsnamen Stodmann. Stoffer treffen mir
Ichon 1331 zu Freienbah im Kt. Schwyz Geſchf. 45, 24.).
Im gegenwärtigen Jahrhundert' waren mehrere Stoder Land:
ammänner des Bezirkes Pfäffikon. 1568 erhielt Joſt um 100
Gl. das Landrecht in Obwalden und 1583 beſaß er Haus und
Garten bei der Aa, wahrfcheinlih an dem Drt, wo jekt die
173
Farb ſteht. Er verheirathete fih mit Eliſabeth Wirz, Tochter
ded Landammann Johann II, von dem im Stammbuch behauptet
wird, daß er feine Nachkommen gehabt.
Aus diefem angefehenen Gejchlechte find folgende Land—
ammänner hervorgegangen:
1. LZandammann Wolfgang, Cohn des Joſt und der
Elifabeth Wirz,; wurde ungefähr 1571 geboren und 1597 um
50 Gl. als Freitheiler angenommen, 1606, 21. April begann
er, nachden er Empfehlungen von der Regierung und dem
päpftlichen Nuntius eingeholt, in Gefellfchaft von drei Luzernern,
morunter Johann Habermacer, Pfarrer von Alpnach, zivei
Uznachern und noch zehn Anderen feine Bilgerfahbrt nad
Serujalem, die er und in einem Büchlein auf 119 Oktav—
blättern mit einer fchönen und lesbaren Handichrift befchrieben
hat. Diejer Reifebejchreibung ift folgende Widmung vorangeftellt :
„Dier Läbe ich ber Sefu Chrift
Und ftärb dier wan ınin ftinddlin ift
Sch boff min Sell Blib nit ungedreft
Wil du ſy mit dim dot Erleft
Im Läben und Im dotfampf min
Bit ich du weleſt min gleitäman ſin
Vnd fieren mich in dinen thron
O Jeſu Ehrift warer gottes Son.”
Nachdem er von den Seinigen Abfchied genommen ging er
nah Stans und hat bei Landammann Leu „zu morget gäffen’‘
der ihm und Seiner Geſellſchaft „fül Zucht und Er’ bewieſen.
Alsdann gingen ſich nach Einfiedeln, ivo fie beim „Adler“ über
Nacht waren. Dort fahen fie eine fehöne Brozeffion bei der
fie „ Alte] das heltem (Heiligthum) fo bil fh gehan“ ungetragen
zum Andenken an den Brand vom 25 April 1577 und um
ferner vor Brandunglüd beivahrt zu bleiben. Am Montag zogen
fie nach Brunnen und Flüelen und blieben in Amſteg über
Nacht. Am Dienftag übernacdhteten fie in Grield, am Mittwoch
zu Faido im Klöfterli und am Donnerftag zu Lauis beim Better
Landvogt Melchior Imfeld, der ihnen „gwaltige fürgfchriften‘
gab an angejehene Kaufleute in Benedig. Nachdem fich ihnen
von Lauis bis Padua drei Begleiter zugelellt, die des Meges-
174
und der Sprache Fundig waren, kamen fie über Bergamo,
Brescia, Verona, Bizenza und Padua nach Benedig. Dort
mußten fie vom 4. Mai bi 22. Heum. warten, bi fie Gelegen-
heit fanden, mit einem venetianifhen Schiff nad Cypern zu
fahren. Unterdeflen fonnten fie die Pracht und den Reichthum
dieſer Stadt und ihre großartigen Feſte bewundern.
Als fie an Ehrifti-Himmelfahrt angelommen, da fand das
Feſt der „Ipufierung def mer?” ftatt, d. b. e8 wurde vom Her:
zog ein jchöner goldener Ring (Brautring) in dasfelbe hinauss
‚geworfen zum Zeichen der treuen Freundfchaft VBenedigd mit dem
Meer, dem diefe Stadt wegen dem Handel fo viel zu verdanken
bat. Die Gondel, worin der Herzog und der Rath fich befanden,
‘war reich vergoldet, mit rothem Atlas bedeckt und ſoll 80,000
Dukaten gefojtet haben. Wegen dem %eft fuhren fonjt nod
einige Taufend Schiffe berum. Sie befuchten auch die 70
Kirchen der Stadt. Bejonderd großartig war dad Fronleich:
namsfeſt. Bei der Prozeffion wurden mit Caitenfpiel und
Geſang „To fil Schöner fachen von gots ziert” umgetragen, daß
ſie meinten, e8 wolle fein. Ende nehmen, indem ed mehr als
‚zwei Stunden gedauert. Man trug auch einige lebende PBerfonen
um, die als Heilige oder Engel gekleidet waren. Nachher foigte
der Batriarch mit dem Allerheiligften, der Herzog und die Raths⸗
berren, „Ein ſchönen grofen wifen rabt, daf fich zu verwunderen
waſ (mar) der bipfchen Alten lüten, Al mit rotem Allis befleit”,
‚mit brennenden Kerzen in der Hand. Zur rechten Seite ber
Rath3herren gingen fie als Pilger ebenfall3 mit brennenden
Kerzen, die ihnen nachher gefchentt wurden. Sie beſuchten auch
das Klofter, mo die hl. Helena, die Auffinderin des HI. Kreuzes
„liblich begraben Noch unverfert.“ Dort fahen fie auch einen
Dorn von der Dornenfrone und ein Stück vom hl. Kreuz. Den
15. Brachm. war großes Seit in der St. Veitd:Kirche. Nachdem
‘der Herzog mit dem ganzen Senat angeloınmen und von ber
Briefterfchaft empfangen worden, hat das Amt angefangen „mit
gwaltigem gſang vnnd mufigca jo lieblich auch mit orgeln
ſchlachen, daſ Eim daf härz im lib hätt megen erfreimen”. Sie
ſahen auch, wie ein Türfe getauft wurde. Manche Ceremonie
war gleich wie bei ber Kindertaufe. Nach der Taufe wurde ihm
175
II I GEL
ein Tchöner Tchneeiweißer damaftener Rod ſammt einem weißen
„Hietli angedan”. .
Den 12. Heumonat wurde mit Hülfe von zwei Kaufleuten,
denen fie von Landvogt Imfeld empfohlen waren, mit dem
Patron des Schiffes der Akkord geſchloſſen. Es murde dann
Wein, „Bidgoten”, zyleifch, Eier, „faſmiß“, d. h. für Faftenmuog,
Spezerei, Arznei und für jeden ein eigener Kaften, den er fchließen
fonnte, eingefauft und mit Flafchenzügen auf dad große Schiff
binaufgezogen. Dieſes Schiff hatte einen Maftbaum, der 24
Klafter hoch und ſo did war, daß ihn zwei Mann kaum um:
Ipannen Tonnten. Auf demfelben mar noch ein anderer Maft:
baum, der 10 Klafter,-und eine Fahnenftange, die 6 Klft. hoch
war. Das Ganze hatte eine Höhe von 40 Klft. Man Tonnte
auf Seilen wie über eine Leiter binauffteigen, doch es mar
„Schizlich in daſ mer Aben zu ſächen“. Dben darauf war ein
Korb, der jo weit war, daß darin 3 oder 4 „züllig dich” ftehen
konnten. Da fteigen oft 10 Sciffäfnechte auf einmal hinauf,
um die Segel zu richten. Das Schiff war 6 Klft. breit und
25 Klft. lang und e8 waren darin 24 „Stud“ auf Rädern, von
denen die meiften Steine oder Kugeln fchoffen, die fo groß waren
wie Kegelfugeln. In demfelben waren viel Kaufmanndiwaaren
und zwei große Kaften voll Geld, die unten im Schiff in den
Sand vergraben wurden In dad Schiff kam aud der Bilchof
von Libano und etliche Kaufleute.
Den 22. Heumonat wurden endlich die Anker und die Segel
aufgezogen und zum Zeichen der Abfahrt 5 Schüffe losgebrannt.
Sie fuhren bei Jftria, Ankona, Loretto, Lilfa, Lagofta und
Candia vorbei. Bald fahen ſie Land und bald feined. Mit dem
großen Schiff fuhren noch drei Heinere Schiffe, die oft weit von
einander waren, am Abend aber zufammenfuhren, um einander
guten Abend zu wünfhen. Mehr als einmal mußte dad große
Schiff den Heineren warten, d. h. Iangjamer fahren und deß⸗
wegen Segel binabziehen. Wenn fein oder wenig Wind ging,
dann fuhr dad Schiff gar nicht oder nur wenig vorwärts. Wenn
Begenwind oder „entwärifmind” ging, dann wußte man die
Segel fo einzurichten, daß dad Schiff noch ein wenig vorwärts
getrieben wurde; mar der Wind günftig, dann fuhr dad Schiff
in 24 Stunden 100 Meilen und einmal jogar 200 Meilen weit.
176
Sie ſahen manndgroße Delphine neben dem Schiffe einher:
ſchwimmen und Fifche, die einen Steinwurf weit fliegen Fonnten.
Morgen! und Abends zu Bettglodenzeit wurde eine Schelle ge—
läutet und ein Süngling ging zu oberſt auf das Schiff und
wünjchte eine glüdliche Reife. Alsdann ift Jedermann nieder
gefniet und hat gebetet „vsgnun die vechiichen dirgen” (Türfen).
ALS fie fich der Infel Cypern nahten und ſomit auf dem Meer
2100 Meilen zurückgelegt hatten, wurde gegen fie geſchoſſen, weil
man fie al3 Feinde betrachtete, und ein Segel durch eine große
Kugel zerriffen, fo „das es ein Iuten fchranz gab”, worüber
Etliche „übel erflüpften vnd erjchraden”. Es wurden dann von
beiden Seiten einander Barfen entgegen geſchickt und der Irr—
thum entdedt. Den 15. Nuguft, am Feſt Marin Himmelfahrt,
landeten fie bei Limiſſo. Sie wurden traurig, als fie vernahmen,
daß bei Tripoli Krieg ausgebrochen und dab auf’ dem Meer viel
Seeräuber und vertriebenes Kriegsvolk fei „Doch festen mier
vnſer hoffnung zu got”. Am 17. kamen fie nach Salina, wo
fie von den Echiffleuten des venetianiſchen Schiffes Abſchied
nahmen und bei den Barfüßern Iogirten. Der Bilger Mathias
Rofenheim machte nun einen Akkord mit einen anderen Schiff3-
patron für die Fahrt nach Jaffa, welches 300 Meilen von
Cypern entfernt it. Als die übrigen Pilger das Fleine alte
Schiff fahen, worin allerlei „hudelfolch“ ſich befand, bätten ſie
gern den Schifflohn zurüdgelaffen und ein anderes Schiff ge:
miethet. Sonntag, den 20. Auguit fuhren fie von Ealina nad)
Limiſſo zurüd, wo fie erft am Donnerstag anfamen, um den
Wind zu faſſen, mie fie jagten. Das verdroß die Bilger fehr,
aber fie durften fich nicht „roden”, meil fie ſonſt noch Schlim—
meres befürchten mußten. Wenn fie ein Schiff jahen, erfchraden
fie, weil fie glaubten, e8 jeien Seeräuber. Endlich den 28. Aug.
tahen fie Jaffa. Sie fuhren aber wieder cine Tugreife zurüc,
fo daß fie erft den 29. dafelbft angelommen. Tas Schiff war
fo mit Griehen und Türfen angefüllt, daß fie während ber
ganzen Fahrt nicht Liegen fonnten. Mit größter Freude find fie
dann außsgeftiegen, haben das hl. Erdreich gefüßt und dag Te
Deum angeftimmt. Sie fchrieben nun um Geleit nach Rama,
welche am andern Tag nad) Jaffa gefommen. Bor dem Aus:
jteigen mußten fie noch die Säde und Käften öffnen und es
177
wurbe ihnen genommen, was beliebte Zu Rama murben
Trauben, Brod, Eier und für jeden ein Huhn gefauft und mit
dem größten Appetit gegefien, weil man feit 11 Tagen nicht3
Warmes, fondern nur Brod und Wein genoffen. Wegen dem
Geleit mußte jeder Pilger 6 Zegina erlegen. Schon um Mitter:
nacht faßen fie auf die Efel und fuhren mit großem Eifer nach
SJerufalem, welches 30 Meilen von Rama entfernt ift. Der Weg
war wegen den Arabern ſehr unficher. Sie murben dreimal
von denfelben angefallen und wieder losgelaſſen, nachdem fie
ihnen etwas Geld gegeben. Den 81. Auguft fahen fie bie hlſt.
Stadt Jeruſalem „glaften vnd jchinen”, mie ein lieblicher
Morgenitern. Sie fielen auf die Kniee und dankten Go.t für die
großen Gnaden und Wohltbaten. Die Barfüßer kamen ihnen
entgegen und führten fie auf den Berg Sion. Am Abend nad
der Komplet wuſchen fie ihnen mit Rosmarin-Waffer die Füße,
küßten biefelben, ftimmten dad Magnififat an und machten noch
anbere Geremonien, worauf bie Pilger „härzigklich“ geweinet.
Run befuchten fie die bi. Drte, das bi. Grab, den Ort der
Kreuzigung, den Delberg, Bethlehem, dad Grab der Mutter
Gottes im Thal Joſaphat, den Drt, der durch ven Beſuch
Mariend bei der Baſe Elifabetb und durch die Geburt des hr.
Johannes des Täufers geheiliget ift und noch viele andere Orie,
welche die Pilger zu’ befuchen pflegen. Einige Orte konnten fie
nicht befuchen wegen den Arabern, die da und dort ihre Belte
aufgeichlagen, und andere wegen Mangel an Zeit. Ginen Tag,
bevor fie nach Bethlehem kamen, hatten fie da3 dortige Bar:
füßerflcfter belagert und gebroht,. dad Klofter und die bi.
Drte zu zerftören, wenn fie ihnen nicht 100 Zeginen geben. Die
Mönche machten nun eine hölzerne Kanone, ließen einen Schuß
los, worauf die Araber jo erfchraden, daß fie die Flucht er:
griffen. Zu Bethlehem wurden fie von gutherzigen Brüdern gar
freundlich empfangen und in Prozeffion zu den hl. Orten ge⸗
führt. Die Krippe, worin die reine Mutter Maria das Kind
in das „ruche fpifig Heum” gelegt, ift 6 „Ipang” lang und 31:,
„ſpang“ breit, mit einem jchönen weißen Marmorftein eingefaßt.
An diefen hl. Orten batte der hl. Hieronimus verfprochen „fin
läben zu. verichlüffen”. — Das Loc, in welchem das hl. Kreuz
ftund, ift rund, in Zelfen gehauen, 3 „ſpang“ tief und 1 „Ipang“
10
178 _
breit. Drei Ellen davon tft dad Loch zum Kreuz beB rechten
Schächers und 31], Ellen das Loch zum Kreuz des linken Schächers,
weil zwiſchen dem Kreuz bed linken Schächers und dem hl. Kreuz
der Felſen um !/s Elle fich gefpalten. Al das BI. Kreuz auf:
gerichtet war, ließ man dasſelbe in dad vorgenannte Loch. hinein
„pletichen”, woburd die Wunden des göttlichen Heilandes ver-
größert und. erneuert wurden. Nachdem fie breimal mit ber
Prozeifion um das Hl. Grab herumgegangen, haben fie bie
Schuhe ausgezogen und gingen auf den Knieen in basfelbe hinein.
Es hatten nur 8—4 Mann Play. Es iſt nicht ganz 1'/s Ellen
body, 11/4 Elle breit und 31/, Elle und ein „bivärfinger” ang.
An dem Drte, wo Chriftus nach feiner Auferftehung Maria
Magdalena erjchienen, tft ein weißer Marmorftein in, Geftalt
eines „Ichiben diſchs“ (runder Tiſch). Die Barfüßer ober
ne erwiefen den Pilgern „fül Zucht und Er’, führten
ie in Prozeſſion von einem Drt zum andern, erllärten ihnen,
was da Merkwürdiges begegnet und mie viel Ablak man ge:
mwinnen könne. Auf dem Berg Sion, wo das Franzistanerflofter
ſich befindet, erinnerte man fich an Begebenheiten, die ſich an
folden Orten zugetragen, die in den Händen ber Türken fi
befinden. Die Abläffe wurden deßhalb von biefen Orten auf
den Berg Sion verlegt. E83 murbe ihnen auch eine Säule ge:
zeigt, von der die „vechifchen” (viehifchen) Türken glauben, daß
Mahomed einft auf derfelben fiten und die Welt richten werde.
„Da acht ich mol”, fchreibt Wolfgang Stodmann, „er wärd
vrtel ſprächen, daf die dirgen zu himel farend, wie ein Khu in
ein muf lo, es fig den fach daſ ſy fich bekerend.“ Nachdem
fte viele hl. Orte in und außerhalb der Stadt Jeruſalem beſucht
und die Gebete verrichtet, die vorgefchrieben waren, um ben Ab:
Ta zu gewinnen, ließen ſich Wolfgang Stodmann und noch vier
andere Pilger bereden, Ritter des HI. Grabes zu werden. Sie
mußten geloben, wenn möglich, täglich der hl. Meſſe beizuwohnen,
Sünden und Lafter zu meiden, die Fatholifche Kirche zu befchügen
und zu befhirmen und im Fall eines Kreuzzuges perſönlich an
demfelben Theil zu nehmen oder in ihren Koften eine taugliche
Berfon zu fchiden. Wegen dem letzten Punkt konnten nur ſolche
aufgenommen werben, bie ein orbentliche® Vermögen befaßen.
Die Aufnahme gefhah um Mitternacht, damit die Türken nicht
179
erfahren, was die Ritter des hl. Srabes geloben. Das Diplom,
welches vom Guardian ber Franziskaner für Wolfgang Stod:
mann ben 8. September 1606 auögeftellt und mit dem Sigill
bed HI. Grabes befiegelt wurde, ift noch vorhanden. Die Jugend
war bafelbft roh und ungebildet. So gingen die Pilger vom
Haus des Herobed „gewaltig fort, den bie befen Buben unf den
wäg zeigtend mit fteinen Nachen zu wärffen, biferö ift uns aber
gar oft geſchächen, In. der ftatt Serufalem.”
Racdem fie die bornehmften BI. Drte bejucht, wie Siegel
unb Briefe weiten, die jekt noch vorhanden, nachdem fie den
Fr nern für Speife und Trank eine „Erliche Lebe”, näm⸗
lich Jeber 9 Zegina gegeben, nahmen fie den 9. Sept. mit
großer Traurigkeit Abfchied, weil fie nicht mehr hoffen Tonnten,
biefe Hl. Drte zu befuchen und weil da unb dort Araber fidh
gelagert hatten. Auf dem Wege nach Jaffa Tamen fie zu
einem arabifhen Lager, wo etwa fünfhunbert ibre Zelte
aufgeſchlagen hatten. Als fie bie Pilger erblidten, Tamen
fie auf ihren Pferden mit Büchlen und Spießen gegen fie
herangeiprengt. Sie ließen fi mit einem Thaler befriedigen.
Bald nachher Tamen fie zum zweiten Mal und nahmen einen
Türken aus ihrer Gejelfchaft weg. Vor der Abfahrt von Jaffa
mußten fie den „gält fräjeren” fünf Mal Geld geben und „mas
ihnen gfiel ftalend ſy nit, funders ſy Lieffend zu ſächen“, tie fie
e8 nahmen. Auf der Fahrt nach Cypern hatten fie wieder das
alte faule Schiff. Bald Hatten fie Furcht wegen den Seeräubern,
bald wegen dem Sturm, ber jo geoß war, daß fie „bachnaß“
geworden und daß fie „Alle bot“ Türchteten, der Laden, der meit
bineingebogen war, werde „zu folem“ zerichlagen und der Segel:
baum werde gebrochen, weil die Segelfeile faul waren, daß es
eine Armuth war zu eben. Da erfuhren fie, daß man auf
dem Meere beten lernt; denn alle die hl. Nothhelfer des Meeres
wurden „gar drülich“ angerufen.
Den 15. Sept. landeten fie endlich bei Cypern; allein fie
waren bon Salina, wo das benetiantjche Schiff ſich befand, mit
dem fie akkordirt batten, noch 100 Meilen entfernt. Da ber
alte Kaplan Frener von Ruswil fich nicht mehr dem alten Schiff
anvertrauen, fondern zu Fuß nach Salina gehen wollte, da be:
gleiteten ihn Rofenheim und Stodmann, trog der großen Un:
180
fiherbeit. Bu Salina hieß es, daß fie exit in Limifio da
benetidnifche Schiff treffen werben. Da Frener das Schiff auf
da nicht befteigen wollte, gingen fie wieder mit ihm über Land,
nachdem fie den Gefährten im Schiff für ein ‚gebratenes Schaf
geforgt. Nun erkrankten Rofenheim und Frener, jo daß fie
kaum gehen noch reiten konnten und Stodmann war voll Kummer,
daB venetianifche Schiff fei vielleicht abgefahren und dann müfler
fie. 3—4 Monate warten. Endlich erreichten fie Limiſſo. Den
benetianifchen Schiff mußte ein Jeder 8 Zegina für Sciffloh:
und 8 Zegina für Koft per Monat bezahlen. Sie wollten bei
19. Sept. abfahren, mußten aber wegen Windftille und wege
Sturm 10 Tage warten. Ein franzöfifcher Priefter hatte zu
menig Geld. . Umfonft bat er, ihn mitzunehmen, ba ein gute
Bekannter in Venedig für ihn bezahlen werde; umfonft battı
auch die Pilger für ihn. Als er das Schiff verlaffen und unte
bie Türken hinausgehen folte, al® er fo „härziglich“ gemein,
daß Einer mußte mit ihm „grinen” (meinen), dba erhob fio
Stockmann und erklärte, daß er allein für ihn bezahlen merde,
wenn ihm bie anderen Pilger nicht helfen wollen. Die Pilge
haben dann für ihn bezahlt und der arme Priefter durfte in
Schiff bleiben. Es hat fich da gezeigt, wie Stodmann bemerli,
daß ein Pilger nach Serufalem einen Sad voll Zegina und eine
Sad voll Gebulb nöthig habe. Den 27. Sept. war der Win
fo beftig, daß er ein Ankerſeil brach, melches fo did mar, mr
ein Mannsbein. Den 29. Sept. wurbe endlich abgefahren. Bab
nach der Abfahrt hatten fie Gegenwind und fuhren deßwege
wieder nach Limiflo zurüd, wo fie den 5. DE. zum zweiten Nal
abgefahren. Sie hatten wieder Gegenwind, To daß fie Cypem
drei Tage lang nicht aus den Augen verloren. Samſtag, ba
14. Okt. entftund ein großer Lärm. Man ſah zwei Schiffe un
glaubte, daß es Seeräuber feien. Die 24 Kanonen wurden
„geliedert“ und die Feuerfeile (Lunten) angezündet. Man kr
waffnete ſich mit Büchfen, Spießen und Schlachtfchwertern. Ji
gleicher Weile rüftete man fich auf dem anderen Schiff, welde®
ebenfal8 nach Venedig fuhr und ebenfo gut bewaffnet ma.
Nachdem fie fich zum Kampf gerüftet Hatten, verſchwanden de
beiden Schiffe wieder. Einen Streit zwifchen einem Knecht un
dem Koch ſchlichtete dev Schifföpatron mit einem großen „Sparten“
181
II ITS
Der Aſtronom ober „fternenjächer”, welcher für feine Kunft nebft
Eſſen und Trinfen 100 Thaler bezog, erllärte, fie feien näher
dei „Barbarien” als bei Candia und wurde deßwegen vom
Sciffepatron oder Schiffäfapitän „griſelich vsgehudlet vnd ges
balget”, weil er und andere meinten, fie feien in der Rähe von
Candia. Es zeigte fi dann, daß die Erklärung bed Sternen:
ſehers richtig war. Am 18. Di. wurde das Schiff von ben
Grundwellen gefchaufelt, fo daß fte fich deſſen gar wohl „ges
nietet". Das Meer bat nämlich bie Eigenfchaft, baß, wenn ber
Wind „ed rächt zwäg bringt“, die Grundwellen noch zwei Tage
gehen, nachdem ber Wind nachgelaffen. Als zwei Tage nachher
vie Schiffsleute merkten, daß ein Sturm in Anzug jet, da ließen
fie ſchnell die Segel hinunter. Es entftund ein großes Gefchrei
und Seläuf und der’ Lieutenant gab Zeichen mit einer filbernen -
Pfeife. Weil fie einen Segel zu wenig fchnell heruntergelaflen,
wurde er von oben bis unten zerrifien, obfchon er von doppel⸗
tem Zwilch gemacht war. Als die Roth am größten war, ba
flund ber Sieutenant oben. auf das Schiff, hob Augen und Hände
sum Himmel und vief „alfo Iut er mag” die Nothhelfer des
Meered an und gelobte zu Venedig bei St. Salvator ein Al:
mofen zu geben. Bald, nachdem das Opfer aufgenommen war,
legte fich der Sturm. Nachher hatten fie noch manchen Sturm,
In einem ſolchen Sturm mwurben auch bie großen „Stud um⸗
geworfen, jo daß man biefelben anbinden mußte, bamit fie nicht
auf eine Seite rollen und das Schiff umwälzen, welches fonft
„nit gar fül Für” hatte. Am 26. DE. rief der Lieutenant wieder
die Rothhelfer des Meeres, befonders den hl. Franz von Paula
an. Diefes war der fchredlichite Tag auf dem Meer. Gewöhn⸗
ich führt ein großes Schiff drei Barken mit. Die größte und
die Heinfte werben nachgefchleppt und die mittlere in das Schiff
binaufgegogen. An Yolge den Sturmes kam bie Heinfte Barke
unter bie Anker und murbe zerichlagen und bie größte Barke
neben das große Schiff. Nun mußte man nicht, welchen Augen:
blid die Barke an dad Schiff geworfen und das eine oder das
andere durchbohrt werde. Endlich gelang es, bie Varke wieder
hinten an das Schiff zu bringen und näher mit demfelben zu
verbinden. Wegen dem Aufs und Niederfallen bed großen -
Schiffes gab das Seil der Barke einen „rupf”, fo daß das Schiff
182
beim Zufammenftoß krachte und die Schiffsleute fchrieen, «3 habe
ein: großed Loch. Aller bemächtigte fich ein paniſcher Schreden.
Schnell eilten die Pilger, „auch die ſchwäzer“, um zu beichten.
Stodmann zog bie Pilgerkutte aus und rüftete fich zum Schwimmen,
obichon fie nirgends Land fahen. In ber Angft lieb er das
Geld im Kaften. „Da mwurb ich wol vff aflogen fin”, meinte
er, „Iunderlich fo ich in ber birgt (Türkei) zu lanbt komen wäre".
Es war nicht jo gefährlich, wie man geglaubt. Das Schiff hatte
ein Loch, aber fo body, daß Fein Wafler hinein kam. Einer
von den Schiffäleuten erklärte, er fei ſchon 30 Jahre lang auf
dem Meere geweſen, aber noch nie haben fie acht Tage lang einen
folgen Sturm gehabt. Die Schiffäleute meinten, Gott Babe
deßwegen fo gezürnt, weil Einige von den Pilgern Heiligthümer
geſtohlen; die Pilger aber antworteten, fie follen fich ein wenig
„mit Iren vneinigleit und vunflätigen worten und fchanbdlichen
ſchweren maflen (mäßigen), fo wärb es mol Befer werden gegen
got”. Sonntag, den 29. Oktober hatten fie einen „bfbindigen”
guten Nachwind. Wann der Wind Hinten nachgebt, dann be:
wegt er das Schiff nicht befonders ftarf; aber wenn ber Wind
„Entwäris“ gebt, dann „but baz Schiff läz“. Den 5. Winter:
monat fchlugen bie Wellen fo in das Schiff hinein, daB einige
. Mal ein großer Bach durch dasfelbe gelaufen. Da fie längere
Zeit ſtill am Land bleiben mußten, trennten fich drei Pilger
von ihnen, mietheten eine Barke und fuhren nad Benebig, was
ein großes Wagniß mar. Als fie nach Rovigno in Iſtria famen,
hörten fie zum erften Mal, feit der Abfahrt von Benedig, wieder
die Glocken läuten, was ihnen „zu härzen ging von freiden, ben
die dirgen dolend Feine glogen”. Sie Tonnten fih kaum ent-
halten vor Freuden zu weinen. Den 20. Rob. erllärte ber
Batron bed Schiffes, daß er wegen den Felſen in ber Nähe bes
Landes warten müffe, bi3 ein Sternenfeher von Venedig ange:
Tommen. Nun haben auch bie andern Pilger eine Barke ge:
miethet und find den 28. Nov. glüdlich nach Venedig gelommen,
wo alle Pilger von ben Wirthäleuten, von ben Deutihen und
Melichen, die fie kannten, gar freunblid empfangen mwurben.
Nachdem fie bie in ber Roth veriprochenen Kirchenbefuche ge:
macht, verliehen fie ben 8. Dez. Venedig. Aus Gefälligleit gegen
bie Pilger von Uznach gingen fie mit ihnen dur Graublinden
183
RERITITI IT
nach Uznach, wo fie den 16. Dez. angelommen und mit einer
„sierlichen procefion” empfangen wurden. Am Montag, den 18.
zogen fie mit einander Nach Einfiedeln und ließen dort zivei ge-
fungene Aemter balten, wie fie in ber Noth veriprochen hatten,
und nahmen den 20. herzlichen Abjchied von ben Pilgern zu
Uznach. Stodmann unb Herr Hand Habermacher zogen nun
gegen Unterwalden. Zu Stans find fie wieder bei Lanbammann
Leu eingelehrt, wo ihnen „ftatliche geſelſchafft“ geleiftet wurde.
Am andern Tage wurben fie von einigen Herren nad) Sarnen -
begleitet. Als fie gegen Kerns kamen, wurde mit allen Gloden
geläutet und es zogen ihnen bie Geiftlichen, die Rathsherren
und viele getreue liebe Landleute in Prozeſſion entgegen und
haben fie „gar fründlich gheißen, gotwillom fin”. Nachdem in
der Kirche etliche Schöne Lobgefänge gelungen worden, zogen fe
gegen Sarnen. In ber Nähe vom Fleden Sarnen tft man ihnen
wieder mit einer „zterlichen proceſion“ entgegengelommen; denn
es war gewiß billig, Gott, dem Allmächtigen und jeiner wür⸗
digen Mutter zu danken, da es ohne ihre Hülfe keinem Menſchen
möglich geweſen wäre, eine fo gefährliche Neife zu machen.
Stodmann ift auf berfelben Teine halbe Stunde Trank geweſen.
In der Dorflapelle und bei der Kirche wurde mit allen Gloden
geläutet. Bon der Kapelle, wo man „Etliche fchöne mufigen
und gfang verrichttet”, zog man in bie Kirche hinaus, wo man
das Te Deum gefungen und andere Geremonien verrichtet „mit
orgelen ſchlachen Vnd funderbaren lobgſängen“. Nachher find
die geiftlihe und weltliche Obrigkeit und viele Lanbleute mit
ihnen in ein Wirtbshaus im Dorf zum Nachtefien gegangen.
Es wurde der Wein verehrt und fchlieglich bat man Alle gaftirt,
die Geſellſchaft geleiftet.
Dieſe Pilgerfahrt gibt und einen Begriff von den Befchwerben
und Mühfeligleiten des Reiſens in der damaligen Zeit.
Wolfgang Stodmann hat fich bei diefer Pilgerfahrt gezeigt
als ein Mann von einer tiefen Neligiöfttät, bon einem großen
Gottvertrauen und als ein Freund der Briefter. Er ftund an
der Spige ber Neijegefellichaft, war gebildet und hatte einen
guten und Haren Berftand. Nebft dem Ritter: Diplom iſt auch
noch ber obere Theil des Pilgerftabes vorhanden, welcher in
184
III TI NG
einen chlinderartigen eifernen Knopf endet, worauf eine Eichel
von Eifen fich befindet.
Einen Theil feiner Jugend fcheint Wolfgang Stockmann ix
Italien zugebradht zu haben; denn da er fchreibt, wie fie vom
Schiff aus Loretto gefehen, bemerft er „welches orth ich noch
‚wol kanntte“. Schon vor dem Antritt feiner Bilgerreife wurbe
er zum Rathsherrn gewählt. Er war auch Siechenvogt und
Spitaluogt. 1609 wurbe er Baumeifter, 1618 Landfädelmeifter,
1624 Statthalter, 1626 das erfte Mal Landammann und ſtarb
den 20. April 1644. Im Beltlinerbandel ftund er auf Seite
der fpanifchen Barthei; deßhalb beklagt fich Landammann Johann
Imfeld im Jahre 1625 in einem Brief an ben franzöfiichen Ges
fandten, daß bie fpanifche Parthei unter Anführung von Ritter
Wolfgang Stodmann ihnen das Spiel verberbe. 1625 mar er
Zeuge beim Bruder⸗Klauſen Prozeß, hatte ein Vermögen bon
20,000 Flr. und war 54 Jahre alt. Um das Jahr 1596 ver⸗
heiratbete er fi mit Margretb von Ab, einer. Tochter bes
Statthalter Johann von Ah von Sarnen, von mwelder er ſechs
Kinder erbielt. Sein ältefter Sohn Johann erhielt 1618 von
der Landedgemeinde das Stipendium in Mailand und ftarb das
je bft den 21. Aprit 1621, nachdem er bie Philoſophie abfolvirk.
Margreth verebelichte fich mit Kirchenvogt Melchior Bucher,
Bruder des Landammann Heinrich, und wohnte im Haufe bon
Melt Reinhard fel., welches letztes Jahr niebergeriffen wurde.
Das Büffet, welches fie 1638 machen ließen, ift jet noch vor⸗
Banden. Katbrina wurde 1642, 27. Jän. mit dem nachmaligen
Landammann und Pannerherr Melchior von Atigen Topulirt.
Jakob, verehelichet mit Dorathea Imfeld und Anna Krummens
acher, wurde 1651 Landfädelmeifter und 1658 Landvogt im
Rheinthal. 1644 übernahm er von den Erben bed Landeshaupts
mann Peter Imfeld das Bergwerk im Melchthal und betrieb es
zuerft allein, bis fich ungefähr 1656 der reiche Lieutenant Mars
4dguard Imfeld mit ihm vereiniget. Als Marquard merkte, daß
das Gefchäft nicht gut fei, zog er ſich bon demſelben zuräd.
1663 treffen wir ihn wieder zu Sarnen. Nachdem Landvogt
Jakob Stodmann den 29. Jän. 1678 geftorben, übernahm das⸗
jelbe fein Sohn Wolfgang. Bgl. Chronik von Kern? ©. 134.
Die zweite Frau des Landammann und Ritter Wolfgang
185
RI LI IE
Stodmann war Doratben von Menteln, Wittwe bed Landvogt
Wolfgang Imfeld, die ihm fünf Kinder gebar.
2. Landammann Johann Meldior, Sohn bed
Scügenmeifter Franz und ber Margareth Heumann, Großfohn
des Philipp, weicher ein Sohn des Ritter Wolfgang aus zweiter Che
war, und der Dorothea Imfelb, einer Tochter bed Landammann
Marquard, wurde geboren den 12. Dftober 1681. Landammann
Marquard Anton, Thalvogt Franz Ignaz, von welchem bie
HH. Stockmann beim „Schlüffel” und Hans Kafpar, von welchem die
SH. Stodmann im Gäplt abftammen, waren feine Brüder. Seine
Schweſter Regina war verheirathet mit Landuogt Melchior Imfeld
im großen Haus zu Kirchhofen und Dorothea mit Rathsherr
Hans Peter Wallimann. Sein Bater ftarb 1705 und binters
ließ ein Bermögen von 79,607 Pfd., weldhes in 8 Theile ver:
tbeilt wurde. Da er 1815 Maß Wein binterließ, fo fcheint es,
daß er Wirth oder MWeinhändler geweſen. Melchior ftudirte bei
den Sefuiten in Luzern und trat in bie dortige marianiſche
Sobalität. In der Berlobungsformel gelobte er alljährlich feinen
Glauben an die unbefledte Empfängnig Mariend. Seine Liebe
zur Mutter Gottes zeigte er auch dadurch, daß er 1717 auf
feine Koften im Garten der Klofterfrauen zu Sarnen eine fog.
Rigitapelle (Maria zum Schnee) erbauen ließ. 1704, 28. Mai
war er Fähnrich im Regiment Reding von Biberegg in der
Kompagnie de3 Hauptmann Marquard Imfeld beim Thürli,
welche fih im Dienft des Viktor Amadeus IL, Herzog von
Savoyen, Fürft von Piemont und König von Chpern, befand
und ftellte, da die Fähnriche gewöhnlich auch Schreiber waren
dem Korporal Johann Sofef Zurgilgen ein Zeugniß feines Wohl:
verhalten? aus. Wie e8 feheint, ift er nicht lange in fremden
Kriegsdienften geftanden. 1707, 5. Mai verehelichte er ſich mit
Anna Mr. Zufta Imfeld, Tochter des Landammann und Panners
herr Nikolaus II., welche den 22. September 1723 geftorben.
Sein Schwager war Landammann und Pannerherr Anton Franz
Bucher: Bon feinem Schwiegervater, der im Haufe von Hrn.
Dr. Stodmann gewohnt, ererbte er folgende Güter nämlich:
Bündt, Feld, Feldiwidenried, eine Sommerweid ſammt Streueluß
auf der Gygen. Ohne Inventar hinterließ er ein Bermögen
von 73,999 Pfd. Er Tonnte auf feinen Gütern 20 Kühe wintern
186
und hatte für 21'/, Kühe Sömmerung zu Melchſee. Die Schwieger⸗
mutter, eine Tochter des Landammann Johann Peter Imfeld.
ſtarb den 4. Jän. 1725 und Hinterließ ein Vermögen von 28,012
Pb. 13 Schl., welches in drei Theile getheilt wurde. Wahr:
ſcheinlich Hatte fie dem Mann einen Kindstheil teftirt. 1710
wurde Johann Meldior Stodmann Lanbesfähnrich, 1718 Ober:
zeugberr, 1716 Landeshauptmann, 1718 Statthalter, welches
Amt er 11 Jahre lang bekleidet, 1729 das erfle Mal Lanb:
ammann und 1730 Rath des Bilchof von Baſel. Er war oft
Abgeordneter an die Tagfatung, zu Eonferenzen und befonderen
Feierlichkeiten. So 3. 3. war er bei ber Bundeserneuerung mit
Wallis, welche in Schwyz vom 25.—27. Oktober 1728 ftattge-
junden und bei der Freudenfeier in Solothurn, welche nad) ber
glücklichen Geburt des Kronprinzen von Frankreich vom 30. Nov.
bis 3. Dez. 1729 gehalten wurde. (Siehe Volksfreund 1890
Nr. 88 und 42.) - . -
Nach dem Tode feiner erften Frau verebelichte er fich in der
Dorflapelle zu Sarnen den 80. Mai 1724 mit Jafr. Anna M.
Britfchgi, Tochter des Rathsherrn und Kapelluogt Joſef und
der Anna Mr. Burch, Gwand. Die Schweiter feiner Schwieger⸗
mutter ging in das Frauenklofter zu Sarnen und erhielt. den
Kamen Plazida. ALS Ausſteuer gab fie die Hälfte ihres DBer-
mögen, nämlich 13,261 Pfd. 2 Schi. 4 A. Ohne Zweifel war
er mit biefer Tchönen Ausfteuer einverftanden, obſchon feine
Schwiegermutter In Folge deifen weniger erben Tonnte. Seiner
Frau veripra er am Tage der Hochzeit 100 Sonnentronen
& 8 Gl. ald Morgengab und „jederzeit Gelb in edel zu geben
damit Sie in allen begebenheiten dem Nebenmenſch zu lieb und
leid Tretten Tönne, wie ef einer ehrlichen Frauen wohl anfteht”.
Sein Schwiegervater verſprach ihm 2000 Pfd. Heimiteuer, ebenfo
viel feinem Sohn Hans Franz, nebft der Alp Lindern und
Schildſchwendi ob St. Rillaufen. Nachdem fein Sohn ledig ober
wenigfteng kinderlos geftorben, verkauft. Kapellvogt Sof. Britſchgi
die Alp - Lindern. und Schildſchwenbi den 11. Jän. 1732 ben
Kilchern von Kerns um 7800 Bf. und 5 Dublonen Trinkgeld.
Seine Frau erlaubt ibm den 1. Dez. 1744, einen Kindstheil
lebendlängli zu nutzen; Stodmann dagegen erlaubt ihr bie
Benugung feines Haufes, Gartens u. f. m. (Haus bon Hrn.
187
Dr. Stodmann) mit ober ohne Kinder, fo lange fie Wittwe
bleibt und gibt ihr eigenthümlich einiges Silberzug. 1755, 8.
Jän. kauft fie von ben Erben des Landammann und Panner⸗
herr Anton Franz Bucher el. Haus, Mätteli und Zubehör,
weiches Rathshr Alvid Stodmann fel. gehörte, um 5600 Pfd.
Wie fein Schwiegerfohn, ebenjo trat auch ber Schwieger-
vater zum zweiten Mal in ben Eheſtand. Er war bereitd 88
Sabre alt, al3 er fih mit Igfr. Anna Mr. Berwert verehelicht
und glaudte deßwegen um jo mehr eine Stüge und eine Ge:
bülfin nöthig zu haben. Ste erhielt von ihm den Wittwenftg
‚in der Gwand, 100 Thlr. Morgengab und den Zins von 1000
Pfd., To lang fie lebt. Er durfte feine Gras noch 7 Jahre
lang an feiner Seite haben, da er erft ben 27. Juli 1744
im Alter von 90 Jahren geftorben.
Im Todtenbuch wird er ein ausgezeichneter Woblthäter der --
Kirche genannt. Sein Schiwiegerjohn nennt ihn den „erften” d. 6. _
größten Wohlthäter der neu gebauten Kirche und läßt ihm
folgende Grabſchrift ſetzen:
„St. Peterskirch, die ich begabet hab,
Gibt mir nächſt bei der porten das erſt Grab.
Hoffe, der große fürſt werd mir aldort
Mit ſeinem ſchlüfſel öffnen die Himmelsport.
Chrift thue guths, Gott ehre nach Vermögen
Das bringt dir glück vnd ſeeligkeit z'wegen.“
Er verordnete, daß 10 Jahre lang alljährlich 60 hl. Meſſen
für ihn geleſen werden, welches ſein Schwiegerſohn gewiſſenhaft
beſorgt. Von den ererbten 20 Kühen ließ ſeine Tochter ſofort
zwei ſchlachten und das Fleiſch unter die Armen austheilen. Sie
erbte von ihm die Güter: Gwand, die obere Untermatt, Bach⸗
gut, Brüniſchwand, Ruoßi, halbe Alp Großächerli, Flühli, Gehren,
Roßmatt, 85 Klftr Heu, 4 Pferde und etwa 20 Kühe. Sie
erbte von ihm ſammt der Heimfteuer ein Vermögen bon 89,239
Bid 9 Schl. 1. A. und. von ihrer, Mutter 16,407 Pfb. 8 Schl.
1 4% Stodmann verkaufte die Güter Gwand, Untermait,
Bachgut und Brünifchwand; die übrigen aber bebielt er. Nach⸗
dem er am 1. Dez. 1752 begraben worden, wurden feiner grau
für die zugebrachten 108,646 Pfd. 12 Sci. 2. A. Güter
188
II I LEG
und Rapitalien verzeigt. Bei den Gedächtnifſen, die für ihn ges
Halten wurden, find 16-20 Geiftliche erfchienen. Er hinterließ
an Gülten und Binfen 19,465 GI. 18 Schl. 2 U. und 3834 GL
27 Schl. 3 I. an bauzem Geld, welches in 5 Theile. getheilt
werden mußte. Darin find die 12,000 Pfd. nicht einbegriffen,
welche er feinen brei Söhnen zum Voraus gegeben.
In feiner Hinterlaffenfchaft befand fich auch eine golbene
und eine „mebrichaumige” Tabakpfeife mit filbernem Dedel und
mit Silber beichlagen, eine Tabakbuethe“ von Silber u. |. w.
Er befaß fomit ein Vermögen von 160,000 Pfd., welches unges
fähr To viel tft, als menn Einer jetzt 500,000 Pfd. befigen
würde. Seine Frau ftarb den 31. Mai 1775. Ihre Porträt
befitt Hr. Dr. Stodmann. Er hinterließ außer den fünf, welche
in ber Jugend geftorben, noch folgende Finder:
Anna M. Jgnazia ift, nachdem fie 4 Sabre lang
Kofttochter geweſen und per Woche 11/, Gl. bezahlt, 1731 Klofter⸗
frau in Sarnen. geworben. Wie die. Landammänner aus ben
Beichlechtern Imfeld, Wirz, von Flüe, Bucher einen beionderen
Werth darin fetten, einen Sohn als Priefter am Altare oder
eine Tochter im Klofter zu haben, welche gleich Mofed ihre Hände
zum Himmel erhoben, während fie kämpften und ftritten, ebenfo
bat auch Stodmann bie einzige Tochter, welche ihm aus ber -
erften Ehe noch übrig geblieben, bereitwillig dem Dienfte Gottes
gewidmet, bie fchöne Ausfteuer von 2850 St. bezahlt und ihr
ein jährliched Leibbing von 15 Gl. und nad feinem Tode von
25 ©L. verfprochen. Er fürchtete fich nicht. vor dem Kloftergeift.
Nicht nur. die eigenen Töchter, fondern auch Bogtötöchter hat er
mit Vorliebe den Klofterfrauen zur Erziehung übergeben. Wegen -
feinem Wohlwollen gegen die Drbendperfonen haben die Gene: .
zale des Kapuziners, Sarmeliters und Auguftinerorbens ihn und
feine Familie der guten Werke ihrer Drben theilhaftig gemacht.
Joſefa verbeirathete ſich mit Anton Ignaz Luſſi.
Anna Maria wurde mit Landammann Yranz Leonz
Bucher, Lob, kopulirt.
Jojef Jgnaz wurde Landammann. |
Johann Melchior Felix, geb. den 21. Jän. 1727,
ftudirte 1740 bei ben Sefuiten in Luzern und war bei Igfr.
189
Anna M. Schuhmader a 1. Gl. 35 Schl. per Woche verkoft-
geldet. Damit er nicht. muthwillig werde, beſaß er felber kein
Sackgeld und mußte ſich deßhalb wegen jeder Kleinigkeit an die
Safe. Schuhmacher wenden. Aus ihren Rechnungen ſehen wir,
da die Studenten damals Haarzöpfe getragen und bepubert
waren. Sie gab ihm Geld für Folgendes:
„Item ein Haarſeckel gekauft 83 Schl.
Stem ein Büöcherriemen 10 „
stem für Buder 12 „
Item ein Haarband 6 „
Stem ein kertzen in bag Cetus db. b. für bie
marianifche Eongregation 12 „
Stem Gelt in die Formula db. h. Opfer für
Eongregation 15 „
Stem ein Bar Beltbenfchen mit Golb ge⸗
neit” (genäht) 2 Gl.
Troß dieſer Einſchränkung fchreibt die Koftgeberin den 2.
Auguft 1740 feinen Eltern: „Der Herr Felix Welcher Iuftig Vnd
Gefund laſſet durch mich fein Hoflichen refpect vermelden”.
1753 wurde er Landbesfähnrich, 1764 bis zu feinem Tod den
25. April 1773 Statthalter. 1755 war er Kriegskomiſſär der
Hülfstruppen in das Livinerthal und einige Mal Gejanbter. Er
ftarb ledig, wohnte in dem Haufe von Hrn. Dr. Stodmann und
hinterließ ein Vermögen von 9000 Gl.
6. Franz Joſef, geb. den 25. Sept. 1738, wurde 1763
Rathsherr, 1766 Zeugherr und Kolegiverwalter, 1769 Land⸗
ſäckelmeiſter und ftarb ledig den 13. Sept. 1782. Durch Gelb:
leihen war er für Biele ein Helfer in der Noth. 1775, 26.
Okt. verfaufte er feinem Bruder Landvogt Joſef Ignaz feinen
Antheil Haus und Mätteli Hoftättli für 2800 Pfd. und behält
fih Iebenslänglich einige Zimmer vor für einen jährlichen
Hauszins von 20 Gl. 1770, 7. April übergibt feine Mutter
ibm und feinem Bruder Joſef Ignaz die Alp Schwandi in Kerns
fammt der Hütte zu Melchfee um den Preis, wie fie felbe ge:
fauft von den 99. Blättler, Höchhaus. Sollte Franz Sofef
ohne Leiberben fterben, dann gehört fie dem Joſef Ignaz allein.
3. Landammann Marquard Anton, Sohn bes
Schütenmeifter Franz und der Margareth Heymann, welche eine
190
Tochter des Freitheilvogt Kaſpar war, Bruber bed Landammann
Johann Meldyior, wurde geboren ben 12. DE. 1693 und flubirte
bei den Sefuiten in Luzern und in Paris, nachdem er den 31.
März 1712 das franzöfifche Stipenbium erhalten. 1722 wurde
er Rathsherr, 1728 Bauherr, 1730 Landfädelmeifter und 1738
dad erfte Mal Landammann unb farb in der Kapuzinerkirche
am Ofterbienftag ben 1. April 1766, plötzlich vom Schlag ge:
teoffen. Bur geit, als er Landfädelmeifter mar, wurde das
Rathhaus gebaut; deßwegen ift beim Eingang in dasſelbe bas
Wappen ber Stodmann angebradt. Es iſt das das einzige
Beilpiel in der Gelchichte Obwaldens, daß zwei Brüber ab-
wechfelnd die Würde eine Landammanns bekleidet. 1742 wurde
. ee Landvogt im Thurgau und 1745 Landvogt in den freien
Aemtern. Er verheirathete fi mit Anna M. Britſchgi, Bach⸗
fchweifi. Seine einzige Tochter Anna Maria verehelichte fich
mit Landesfähnrih und Hauptmann Felix Imfeld, Sohn bes
Hauptmann Marquard beim Thürli, wo die Porträts biefer
Familie ſich befinden.
4. Landammann Joſef Ignaz L, Sohn bed Land⸗
ammann Johann Melchior und der Anna M. Britſchgi, wurde
geboren den 18. Juni 1734 und ſtudirte zu Pavia. Von da
ſchrieb er ſeiner Mutter ohne Angabe des Jahres den 17. Juli,
gratulirt ihr zu ihrem Namensfeſt und verſpricht, daß er an
ihrem Namenstag in der St. Annakirche einen Roſenkranz für
ſie beten wolle, damit ſeine Wünſche in Erfüllung gehen. Er
meldet, daß er wegen dem Stipendium dem Vetter Landammann
geſchrieben und daß die Heimreiſe 8 ſpaniſche Dublonen er-
fordern würde. 1768 wurde er Landſchreiber, 1772 Landvogt
zu Lauis, 1779 das erſte Mal Landammann und 1782 Ober⸗
zeugherr. 1774 wurde er als Landvogt der dort regierenden
Stände an die königl. kaiſerliche Regierung in Mailand abgeordnet.
1780 wurde nach vollendeter Reſtauration in der Kirche von
der Bruderſchaft der unbefleckten Empfängniß zu Lugano ein
feierliches Triduum abgehalten. Bei dieſem Anlaß wurde ſeinem
unvergleichlichen Verdienſt und ſeiner beſonderen Frömmigkeit
ein Sonnett gewidmet, worin fein Lob und das Lob der Mutter
Gottes befungen wird. Wahrfcheinlich wurbe dieſes Gedicht mit
einiger Abänderung auch andern Gutthätern ber Kirche zuge:
\
191
N
jenbet. Er verehelichte ſich mit Generoſa Blättler, Tochter des
Kirchenvogt Hans Balz, Höchhaus, Großtochter des Landſeckel⸗
meiſter Franz. Eine Schweſter war Kloſterfrau zu Sarnen
mit Namen „M. Antonia”, eine Tante war bie Frau des Land—
ammann Wolfgang von Flüe und eine andere Tante die Frau von
Thalvogt Franz Ignaz Stodmann, dem Onkel ihres Mannes
und de Hauptmann Marquard Imfeld beim Thürli. Ihr Onfel
Wolfgang Blättler ging im Alter von 15 Jahren in die Fremde,
Bat als Bedienter von Tatholifchen Grafen und Adelsperſonen
viele Städte und Länder durchwandert, weltberühmte Wallfahrts⸗
orte und Toftbare Schatzkammern gefehen, ber Kirche in Kerns
einen Kelch, den Kreuzpartifel ſammt Einfaffung und 500 Gl.
verehrt, 1763 ein Vermögen von 63,000 Pfd. beſeſſen, welches
in 5 Theile getheilt werden mußte. Sie war auch Miterbin von
Zandammann und PBannerher Anton Franz Bucher, weil berfelbe
Tinderloß geftorben und ihre Großmutter mütterlicherjeitß einzige
Schweſter besfelben war. 1761, 18. San. veriprach‘ er ihr eine
Morgengabe von 101 Kronenthaler und den 14. Zän. 1777 er:
Härt er, daß, wenn er vor feiner „herzlich geliebten Ehefrau‘
fterben follte, fie Herr und Meifterin über feine Hinterlaffen:
ſchaft fei „jedoch aber folle Ihro obliegen die Finder in ber
Gottesfurcht wohl aufzuerziehen und diefelbe fünfte und Wiſſen⸗
ſchaften, wozu jedes fähig ift, erlehrnen zu laſſen.“ Denjenigen,
welche ben Stand ändern, jolle fie ben betreffenden Antheil ber:
ausgeben. Einen Kauf, den fein Bruder Statthalter Felix
Melchior wegen feinem Haus mit feinem Schwager Landammann
Franz Leonz Bucher getroffen, fuchte er umfonft rüdgängig zu
wmadhen Er ritt öfter nach Solothurn, um die franzöſiſche
Benfion abzuholen, war Abgeordneter an die Tagſatzung und
ftarb den 31. Aug. 1788 zu Lugano, im Alter von 54 Jahren,
als er wegen der Jahresrechnung von Lauis ſich dafelbft befand.
In der Grabfchrift wird er ein Vater der Armen und der Ge:
rechtigleit genannt, der fich durch Neligiongeifer, durch Sitten-
reinheit und durch Edelfinn audgezeichnet und Gott und ben
Menfcen lieb geworden.
Er hatte folgende Kinder Joſ. Ignaz, Landammann,
Alois, Pfarrer in Giswil, Generofa, Felix Joſ., der
in feiner Jugend einige Zeit bei Goldſchmied David Stäbelin
a
192
in Schwyz ber Goldſchmiedekunſt fich gewidmet, zuerft mit Regina
Imfeld und nachher mit Anna Vok ſich verheirathet, 1785 Salz-
auswäger geworden, weßwegen feine Nachkommen „des Salz:
herren“ genannt wurden, und Spitalherr Franz Joſ.,
welcher mit Varbara Vok einer Schweſter der Obigen ſich
verehelicht und ungefähr 1789 Rathsſsherr geworben. Er wurde
geboren den 28. Sept. 1769, ſtudirte 1788 zu Pruntrut Logik und
Metaphyſik und erhielt das Zeugniß, daß er den übrigen Sodalen
mit gutem Beifpiel vorangeleuchtet und im Beſuch der marianiſchen
Sodalität ſehr fleißig geweſen. 1798 war er Kommandant auf dem
Brünig Da er der Helyetif günftig war, wurde er in die Verwal⸗
tungs fammer gewählt und den 6. Zuli 1799 tom Regierungd«
Stottbalter zu deren Bräfident ernannt, nachdem er vorher Bize-
präfident geivefen. Der vielen Unannehmlichkeiten und bes krän⸗
enden Verdachtes müde geworden, haben die Mitglieder der Ber:
waltungdfammer den 4. Dez. 1800 ihre Entlaffung eingereicht,
nachdem Stodmann fchon vorber dieſelbe umfonft nachgeſucht.
1801, 1. Nov. bezengte die Berwaltungslammer, daß fie ihm
eigenthümlich überlaflen und verkauft haben ein „rothfamminer
. Goldgeftilten Meßornat." Wir vermutbhen, daß er dieſen feinem
Bruder Alois gegeben und daß das jenes fchöne rothe Meßge-
wand ſei, welches fich gegenwärtig in der Kirche zu Giswil be:
findet. Für feine Herkunft mögen folgende Anhaltspunkte dienen:
1798 wurde das Klofter Einfleveln und Au, weil fie fich gegen
die Helvetit ungünftig ausgeſprochen, bebogtet. Dad Frauen:
Hofter blieb dem Verwalter Joſ. Schädler, der dem Klofter zu⸗
gehörige Effekten von den Franken zurüdgelauft, eine größere
Summe fhuldig. Zur Tilgung der Schuld mag nun bieles
Meßgewand verfauft worden fein. Da er fab, daß er wegen
feiner franzöftfchen GSefinnung beim Obwaldnervolk in Ungnade
gekommen, zog er nach Luzern und erhielt den 17. Juli 1802
einen Heimatſchein. Dort kaufte er den Steghof und widmete
fih der Landwirthichaft. 1805, 27. Sänner wird ihm unb
feinen rechtmäßigen Nachlommen von der Gemeinde Eſchenbach
um 120 Gl. das Bürgerrecht ertheilt. Für Obwalden bejorgte
er die Spedition des Salzes und wurde deßhalb Sälztomiffär
genannt. Mit feinem Gefinnungdgenoffen Meinrad Imfeld ftund
er in freundſchaftlichem Verkehr, bis er an ihm Schaden ge=
193
V⸗
litten. ALS Landammann Michael von Flüe, der als Salzbi-
reitor mit ibm in Verkehr geftanden, alt und prefthaft gewor—
den und feine frübern Freunde anfingen ihn zu vergefien,
Schrieb er ihm den 9. Febr. 1829: „Auf allem ift mir daf an-
genehmfte, daß fie mi ihre wohlmollende Freunsichaft und
Dienftgefälligfeit in dieſer Vorfallenheit nicht entziehen wollen,
neue proben ihrer rechtichaffenheit und edeln Charatterd, Eines
hriftlich dentenden gemüthes gegeben, welches durch den Egoiß:
mus des Zeitgeiftes nicht ift angegriffen worden.” Lieber feine
Raturalienfammlung fchreibt Bufinger : „Herr Stockmanns Kol-
lekzion beftebt in einer artigen Sammlung von berjchiedentlichen
Mineralien, Sondilien und auch altrömiſchen Münzen” (Stadt
Zuzern S. 75). 1809 15. Mai faufte er von Hrn. Ant. Kopp,
Kaplan im Hof, das Naturalienfabinet für 300 GI. 1809,
4. DU. bezahlte er Karl Ulrich und Zurgilgen für dad Natu:
ralienfabinet 192 GI. 27 Schi. 1811 17. Juli gab er Meisner,
Brofeffor der Naturgefhichte in Bern, für Steine 78 Gl.
„Meine ganze Sammlung, fchreibt er, ſowohl das gefaufte, als
das ſchon gehabte berechnet, koſtet mih 725 GL.” In das
Kabinet zu Luzern gab er Berfchiedened für 58'1,, GL. Nach
feinem Tod wurde der Steghof um 16000 Gl. an Corragioni:
Drelli verfauft. Seine Frau Barbara Vok zog nah Sarnen.
Die einzige Tochter, Generoja, ftarb den 24. Mai 1831 und
hinterließ ein Bermögen von 9,312 Gl. 5 Schl. 3 1.
5. Landammann of. Ignaz IL, Sohn de Lands
ammann Sof. Ignaz I, murde geboren im Jahre 1762 und
ftudirte bei den Sejuiten in Luzern. Schon frühzeitig wünfchte
er feine Kräfte dem Wohle feiner Gemeinde zu widmen und
es entftund deßhalb 1782 ein heftiger Streit zwiſchen ihm und
dem nachmaligen Landammann Felie Stodmann wegen einer
Rathsherrenwahl, weil ein Jeder glaubte, gewählt zu fein. Nach
vielen BZeugenverbören und nachdem die Regierung eine neue
Wahl angeordnet, ift er mit 246 Stimmen gegen 30% unterlegen
und wurde dann 1783 zum Rathsherr gewählt. Mit befferem.
Erfolg ift er gegen LZandammann Franz Lecnz Bucher aufge-
treten, ber mit einer Tante verheiratbet war. Gegen dieſen
Hatte er Abneigung, weil fein Onkel, Statthalter Felix Meldior
Das Steinhaus nicht feinem Bater, fondern feiner Tante in:
11
194
Kerns verkauft. Wahrfcheinlich war er auch im Rathsherren⸗
ftreit al8 regierender Landammann ihm nicht günftig.. Um ihm
einen Streich zu fpielen, ftellte er an der Landesgemeinde ben
Antrag, den Zoll zu Lauid und Luggaris, ein Einkommen
welches ihm laut altem Brauch als Gefandter nad Lauis zus
kommen follte, unter das Bolt zu vertheilen, was bdemjelben
fo wohl gefiel, daß es ihn zum Landesfähnrich gewählt. Das
tbat Landammann Franz Leonz Bucher fehr web, er aß beim
Ammannwahl nur wenig, ging heim, legte jich in’3 Bett und
ftarb den 12. Zuli 1783, indem er 12 großentheild unerzogene
Kinder hinterließ. Das bat der junge ftrebfame Rathsherr
allerdings nicht gewollt. Es mag aber doch dazu beigetragen
haben, feinen Eifer abzufühlen. 1786. wurde er. Landeshaupt⸗
mann, 1795 Bauberr, 1796 LZandfedelmeifter, 1803 Statthalter
und 1811 das erfte Mal Landammann. Der Helvetit war er
nicht günftig, mie fein Bruder Franz Iof., und bat deßwegen
zur Zeit derfelben feine befonderen Beamtungen befleidet. 1810,
13. Jän. erhielt er wegen dem Staatdfalender 18 GI. und
1822,5. Sän. 30 GI. weil er das Staatsregiment zum Drud
befördert. Diefe Staatsfalender von 1810 und 1822 find ge:
nau und zuverläffig und es ift auch das Jahr der Wahl an:
gegeben. Er verbeirathete fich den 28. Mai 1780 mit Zofepha
Deſchwanden, Tochter des Balz in Sarnen. Nach einer lang: '
fvierigen Krankheit ftarb er den 1. Mai 1837 im 75. Sabre
feines Alters. Der Waldftätter Bote fchreibt: „Obwalden bes
trauert durch diefen Todfall den Berluft eines feiner älteften
Dagiftraten, der feit früher Jugend ununterbrochen mit Talent
und Eifer den Gefchäften des Landes fich gewidmet.” Sein
Sohn Alois war Hauptmann in römifchen Dienften und ftarb
den 9. Aug. 1869, Joſefa Ignazia Aloifia war Kfofterfrau in
Altdorf, Joſefa war verheirathet mit Rathsherr Sof. Omlin,
Leonz erhielt 1815 das Stipendium in Engelberg und war
Sreitheilfchreiber und Felix war Hutmacher.
6. Landammann Felir Sofef, Sohn des Landſchreiber
Franz Leonz, ' wurde geboren im Sahre 1753 und erbielt den
3. Okt. 1772 das Stipendium in Paris. 1782 wurde er Raths⸗
herr, 1781 Statthalter, 1794 Landammann und 1797 Salz:
direktor. 1798, 23. Mai präfibirte er die probiforifche Regiers
195
ung don Ob⸗ und Nidwalden und war 1801 wegen feiner Liebe
zur Helvetif Unterftatthalter des Diftrikte® Sarnen. Nach ber
Helvetit war er nur noch Rathsherr und murde 1819 Polizei:
direftor. 1792 bemerkte er an der Tagſatzung in Frauenfeld,
daß Biederfinn und eidgendffiiche Treue ebenſo gut in den Ver:
ſammlungen freier Landleute, als in verichloflenen Rathjälen
pohnen können. An der Berfammlung der belvetifchen Behörde
Aarau votirt er den 5. Zuli 1798 bezüglich der fremden
Kriegsdienfte in folgender Weife: „Wenn e8 um Errichtung
neuer Regimenter zu thun wäre, fo würde er ganz in Laflechirs
Grundſätze eintreten ; ba aber jett eigentlich nur von Strolchen-
und Gefindelwerbung die Rede ift und bie Kapitulation dazu
verpflichtet, fo glaubt er, diefe müſſe gehalten werden. Wir
tönnen? meint er, unfer Ehrenwort um fo unbedenklicher halten,
da die Auflöfung der Monarchien viel näher fei, al8 das Ende.
der Rapitulationen. In den demokratiſchen Kantonen feien es
Doch nicht bloß die Ariftofraten geweſen, die allen Vortheil von
ven Regimentern gezogen haben; wenn dieje8 auch der Yal
wäre, fo wollte er gerade dieſe Ariftofraten nicht zurüdfommen
laſſen und er ſähe fie lieber in Indien ald nur in Spanien, er
wünſcht auch, nicht bloß Strolchengefindel, fondern alle Ariftos
Traten der Schweiz würden angeworben und weggeführt. Wo
die Entfchädigungen herkommen follten, begreife er auch nicht.”
(Strifier II, 504.) Troß diefem Votum murden bie fremden
Kriegsdienſte dennoch verboten. Er verbeirathete fich mit Anna
Maria Perola, war Schwager des Landammann Peter Ignaz
von Flüe, ded fpätern Pfarrerd in Alpnach, und zog vom
Steinhaus Auf dem Dorfplag in's Gäßlihaus, mo fich fein
Borträt, dad Borträt feiner Frau, feined Vaters und feiner
Großmutter befindet. Er ftarb den 25. Nov. 1834. Eine
Tochter war verheirathet mit Zeugherr Franz Joſ. Wirz und
Mutter von Landammann Franz Wirz.
Außer denjenigen,. welche der Familie ber Landammänner
angehörten, haben ſich noch folgende Stodmann ausgezeichnet: .
1. Wolfgang, Sohn des Landvogt Jakob, mar Antheil-
Haber am Bergwert im Melchthal, wurde 1670 Thalvogt in
Engelberg, 1679 Landesfähnrich und ftarb den 7. Apr. 1704.
196 | ;
2. Franz Ignaz Stammvater der Stodmann beim
„Schlüffel,” wurde 1716 Thalvogt in Engelberg und erhielt
dadurch auch dad Recht, den Rath zu befuchen.
8. Franz Peter, Sohn des Lieutenant Meldior und
Großſohn des Thalvogt Franz Ignaz, wurde Landeshauptmann
1779 und ftarb den 12. Brachm. 1784. Er war berbeirathet
mit einer Tochter bed Seugberren Dr. Nikolaus Jakob.
4. Franz Leonz, Sohn des Kirchenvogt Hand Kalpar,
ftubierte in Pfäffers, erhielt 1735 das Stipendium in Paris,
Bu 1771 Zandfchreiber und wohnte im Steinhaus auf dem
orfplag.
. 5. Dr. Felix Joſ., Sohn bed Salzherrn und Kirchen
vogt Felix, geboren den 12. Juli 1794, F 7. Zänner 1847,
wurde Rathsherr 1825 und Landfekelmeiſter 1838, fubierte
1814 und 15 in Solothurn am Lyceum, 1816 Medicin in Landd«
but auf ber damals noch bejtehenden ſpäter nad Münden
beriegten Univerfität, 1817 in Freiburg, 1818 und 19 in
ien
6. Hr. Feliz, Sohn des Borigen, wurde Rathsherr 1858,
Spitalvermalter 1868, Zeugherr 1868, Reg⸗Rath und Lands
fedfelmeifter 1871 und Oberrichter 1881. Bon 1857 — 1886
war er Verwalter ber Sefparnipterfie Obwaldens.
7. Hr. Dr. Melchior, Bruder des Vorigen, wurde
Kantonsrichter 1859 und Oberrichter 1868. Von feinen H. 9
Söhnen ift Julian Doktor, Karl Apotheker, Felix Banktaffier
und Anton Kunftmaler.
Rathsherren: ganz Wolfgang 1714, Alois 1847
und Kollegiverwalter 1857
Geiftlide: 1. P. Simplicien, früher Solch Sohn
des Philipp und der Dorothea Smfeld, wurde getauft ben 23.
März 1654, trat in den Kapuzinerorden ben 23. April 1677
und ftarb zu Sarnen den 14. Feb. 1714. Er predigte am
Bruderflaufenfeft 1691 und war öfters Vikar.
2. P. Johann Walter, früher Johann Jakob, Sohn
des Landesfähnrih Wolfgang und ber Maria Barnuettler, trat
in den Kapuzinerorben den 7. Sept. 1677 und ftarb als Jubilat
zu Alwerf den 5. Aug. 1732.
P. Marquard, früher Sof. Anton, Sohn bed Johann
197
III LS
Sof. und der Maria Sigrift, legte als Kapuziner Profeß ab im
Sabre 1746 und farb zu Sarnen den 10. Aug. 1791. Er
war Pfarrer in Untervak und an verfchiedenen Drten Vikar.
4. P. Joachim, früher Franz Zof., Sohn bed Bona-
ventura und der M. Therefia von Rob, wurde geboren 1763
und trat in den SKapuzinerorden den 6. Nov. 1778. Er war
Profeſſor der Tateinifchen Sprache in Urfern. Zur Zeit der
Helvetik wurde er vom Freiheitäfchwindel erfaßt und Fam dadurch
Hei Geiftlihen und Weltlichen in Mißkredit. 1806 trat er zu
Uri aus dem Drden, zog zu Schwyz in einem Privathaus bie
Kleider eined Weltgeiftlicden an und ging in den Nargau, imo
er buch ben Delan in Beinwil die Crlaubniß erhielt, als
MWeltgeiftlicher zu funktioniren. Die Regierung von Obwalden
beiwilligte ihm den 24. Oft. 1807 als Pfarrvifar in Beinwil
einen Heimatfchein. 1813 wurde er Kaplan in Mellingen und
den 15. Dez 1816 Pfarrer in Wohlenfchwil. Als er fich mei:
gerte, zwei Fatholifche Gefchwifterkinder, welche feine Firchliche
Diſpens hatten, zu bverfünden und zu Fopuliren wurde er bon
der Regierung abgeſetzt. 1832, 1. März war er Kaplan in
Frick.
5. Johann Jakob war Pfarrer zu Saas im Viſperthal
1651—54 und Kaplan von St. German-bei Raron 1664.
6. Marquard, Sohn bed Andread und ber SKathrina
Imfeld, wurde getauft den 25. April- 1655 und ftudirte bei
den Jeſuiten zu Freiburg und in Mailand. Seine Primiz
feierte er zu Sarnen den 19. Mai 1680. Bon 168083 hielt
er bafelbjt die Frühmeſſe. 1683, 20. DM. wurde er vom Rath
als Pfarrer in Giswil und den 1. Apr. 1688 al! Pfarrer in
Sachſeln tonfiemirt, wo er den 25. Juni 1712 ſtarb. Als er
einft im Sabre 1686 zu Giswil im ftillen Kämerlein betele,
da feien ihm, wie die MWeberlieferung erzählt, der HI. Karl
Borromäud und der fel. Bruder Klaus erfchienen. Auf dem
Glasgemälde, welches Hr. Ignaz Egger befitt, ift dieſe Erſchein⸗
ung und Marquard als jugendlicher Priefter bargeftellt. Er
kniet vor einem Altärchen, ift mit Talar, Ueberröd und Moſes⸗
tafeln dargeftellt und trägt in ben gefalteten Händen den Rojen-
Trans. Der bl. Karl Borromäus ſtrekt ihm das Kreuz ent:
gegen. Bon feinem Hündchen, welches für folche Dinge Fein
” mr ”
198
II LE TS
Verſtändniß hat, wird bie Erſcheinung angebellt. Auf dem
Glasgemälde ift die Inſchrift: „Herr Marquardt Stodmann
von Sarnen ber Zeit Pfabrher zuo Gyſwil Anno 1686.” Auf
demjelben ift auch dad Wappen ber Familie Stodmann fammt
einem Kelch abgebildet. 1700 machte er eine Pilgerreife nad Rom.
Hand Meldior von Flüe war fein Stiefvater. Seine Schwefter
Maria Johanna war mehr ald als 30 Jahre bei ihm Köchin und
bat zum Wohl feines Leibe und feiner Seele „jehr forgfältig
gehaufet,” ohne daß er ihr irgend welchen Lohn gegeben. Sie
berwenbete überdie® noch ben eigenen Zins, alle Trinfgelder
und Verehrungen in die Haushaltung; deßwegen teftirte er ihr
den 30. Nov. 1711 fein fämmtliched Vermögen mit Ausnahme
von ungefähr 3000 Pfund.
7. Johann Franz Wolfgang. Siehe Helfer.
8. Kaſpar Joſef. Siehe Helfer.
9, Franz Nikolaus Julian. Siehe Helfer.
10. Felix Joſ., Sohn des Kirchenvogt Kafpar und der
Anna M. von Zuben, wurde geboren 1722 und ftarb unvers
pfründet 1748.
1l. Franz Joſ., Sohn des Ochſenwirth Franz Ignaz
und der Anna M. von Moog, wurde den 21. Horn. 1787 Kapları
im Melchthal. (Siehe Chronik von Kernd ©. 41.) 1802 waren
5 Strafoffiziere 9 Tage lang bei ihm einquartirt. Er Binter-
ließ ein Vermögen von 21,420 GI.
12. Franz Felix Julian, Sohn des Salzherren Felic
und der Anna M. Bol, wurde 1820 Kaplan im Melchthal.
(Siehe Chronik von Kerns ©. 41.)
13. Beter von Sarnen wurde geboren zu Lar im Wallis
und ftubirte 1769 zu Brieg die erfte Rhetorik. 1776 murbe
er Rektor zu Zar, 1784 Rektor zu Ulrichen und 1793 Kapları
zu Münfter, wo er den 29. Nov. 1803 ftarb.
14. Aloig, Sohn ded Landammann Sof. Ignaz und der
Generoja Blättler, wurde geboren den 15. April 1771. Einen
‚Theil feiner Jugend verlebte er in Lugano, wo ſich fein Bater
als Landvogt aufhielt. Sein Onkel Franz 30. fchrieb den
11. Suli 1774 nad Lugano: „Den lieben götti Nloifli bin
ih recht begihrig in feinen nehen hoffen zu fechen.” Er ftu=
199
Dirte zu Luzern und etwa drei Jahre in Solothurn. Zwei
Jahre widmete er fich daſelbſt dem Studium der Philofophie
mit folchem Erfolg, daß er Theſen aus der ganzen Philoſophie
mit Auszeichnung öffentlich vertheidigte. Gemäß dem Zeugniß
der Marianifchen Sodalität vom 1. Apr. 1795 zeichnete er
aus durch ein mufterhaftes Betragen und durch eine große
Liebe zur Mutter Gotted. 1792 6. Brachm. befchloß der Rath,
ihn beim päftlihen Nuntius zu empfehlen, damit er in dad
Kollegium Germanikum zu Rom aufgenommen werde. Nachdem .
nicht einmal drei Jahre verfloffen waren, wurde den 7. März
1795 dem Papft geichrieben, daß er ihn vor Verfluß bon bier
Jahren aus dem Kollegium entlaffen’ möchte. 1793, 24 Dez.
wurde e auf den Miffionstitel im lateranenfifchen Tempel zum
Subdiafon, den 5. Apr. 1794 zum Diafon und den 14. Juni
1794 zum Prieſter geweiht. Beim Eintritt in's Kollegium
mußten ald Reifegeld für die Rückkehr 100 „seuteta“ hinterlegt
werden. Bor feiner Abreife von Rom, welche den 8. Apr.
1795 erfolgte, verfchaffte er fich verfchiedene Privilegien. 1795
3l. März wurde er Notarins apostolicus; er erhielt einen
volfommenen Ablaß in der Todesftunde für die Verwandten
bis zum 3. Grad inclufive und noch für 300 Andere. Zweimal
in der Woche hatte er die perfönliche Begünftigung eined privi:
legirten Altard, Auf der Heimreife durfte er ftatt des Brevieres
den Pjalter beten. Zuerft war er, wie es fcheint, unverpfründet.
Nah dem Tod von Pfarrer Büeler, der eine ſehr freifinnige
Bertheidigung ber helvetifchen Konftitution dem Drud übergeben,
wurde er 1799 vom Kantondgericht zum Pfarrer in Giswil ge:
wählt und nachher vom Volk und von der Regierung als folcher
anerfannt. Er ſchenkte der Kirche in Giswil dad ſchöne rothe
Meßgewand, von dem wir oben erzählt, und ftarb den 22. März
1834. „Er hatte, wie die „Kirchenzeitung” fchreibt, eine tiefe
Verehrung für den bl. Vater, einen lebendigen und warmen
Eifer für Gott und die Religion, gepaart mit einer angebornen
Zeutfeligfeit, Klugheit und Herablaſſung.“
. von Wil
Der Stammbvater dieſes Gefchlechted wohnte fehr wahrſchein⸗
lich zu Wilen, woher dann feine Nachkommen den Gefchlechtönamen
von Wilen, von Wil und in den älteften Zeiten auch von Riches⸗
200
wil erhielten. Ein Theil von. Wilen wurde früher Richeswil (des
Reiches Weiler,) Rückiſchwyl genannt, weil das römische Neich
das Land gegeben hatte „zu Rüten und da ze wönen“. — (Weißes
Buh 27. 3.) Im Brudftüd des älteften Ucbard von Sarnev
um das Jahr 1280 begegnen und Hemma und Walter van
„wile“ und gleichzeitig Adelheid und Berta von „Rice:
wile“, deren Mann Ulrih von „obmwile” war. Nach ber Ser:
treibung der Vögte verſchwand das Andenken an das Reich aus
dem Geichlechtänamen und auch aus dem Ortsnamen, der dann
in Rückiſchwil umgewandelt wurde. 1372 war ein Welti von
Mil zu Alpnach und 1418 im Ramersberg. Der erfte bon
Wil, der un? in Kägiswil begegnet, ift Ruodi, welcher
ven 25. April 1482 wegen einem Holzweg zu Kägiswil bor Ge⸗
richt erfcheint und 1498 10 Pfd. an den Kirchenbau zu Kerns:
vergabt.
Rathsherren: Hans 1685, Joſef 1779, Joſef Va—
lentin 1780, Sof. Anton 1797, Felix Aunton 1828,
Joſef 1843, Melchior 1850, Hr. Melchior 1858.
Geiftlihe: 1. Der ehrwürdige Mathias, befien
Bater gemäß feinem Teftament bon Sarnen ftammt, wurde
1612 zu Glis in Wallis geboren und ftudirte zu Brieg und
wahrfcheinlih auch zu Mailand. Heimgekehrt als Doktor ber
Philoſophie wurde er Spitalregend zu Brieg und hatte 1642
noch die Pfarrei Glis zu beforgen. 1643 wurde er nach Sitten
berufen, um die Stadtichulen zu leiten. Der Bilchof ernannte
ihn zum Verwalter des Gottedhaufed Gerunden und das Dom:
fapitel von Sitten 1646 zu feinem Titular-Domberen. Bald
nachher wurde er beauftragt, in Mifot die erfte Pfarrei zu
gründen. Nach furzem Aufenthalt dafelbft wurde er vom Dom:
fapitel zum Pfarrer in Leuf ernannt. Er arbeitete mit großem
Eifer, um verfchiedened Unkraut auszurotten. Nun ließ e8 Gott
geichehen, daß er von einer fchlechten Weibsperfon der Unſitt⸗
lichkeit beichuldiget wurde. Weil er fich nicht vertheibigte, im
Vertrauen, daß Gott ihn zu feiner Zeit beſchützen und beſchirmen
werde, deßwegen wurde der Verläumdung von feiner Gemeinde
und auch von feinen Mitgeiftlichen Glauben geſchenkt. Abgelegt,
verachtet und tief gekränkt ging er, mahrfcheinlich im Sommer
1654, mit feinem Brevier und jeiner Mutter, bie feither nie mehr
201
gefund war, nah Sitten. Dort wurde ihm von den Domberren
der Eintritt in ihre Gefelichaft verweigert; dagegen aber erbielt
er wegen feiner großen Armuth die Pfründe des hl. Roſen⸗
Tranzed. Nach. wenigen Monaten wurde bie bo8hafte Verläum-
derin gefährlich krank und belannte dann öffentlich, daß fie
ihren Pfarrer auf Geheiß ihres Berführer® unfchuldiger Weife
angeffagt. Bon der Pfarrei Leuk wurde ihm Abbitte geleiftet
und vom Domkapitel wurde er in allen Ehren wieder unter bie
Domberren aufgenommen. Er war ein tüchtige® Mitglieb bes
Kapiteld und in der geiftlihen Geichäftsführung fehr gewandt.
Den Abt von St. Moriz war er behülflich bei der Einführung
von Reformen. Er war Fabrikator (Kirchenvogt) der Kathe⸗
drallirche zu Sitten und der Kirche St. Maria auf Baleria.
Sm Domlfapitel befleivete Mathias faft alle Aemter. Er war
Offizial, Großlantor , Generalprofurator, Defan von Baleria
u. f. w. Den Bilchöfen Adrian IV. und V. leiftete er weſent⸗
liche Dienfte. Adrian IV. wählte ihn zum Kanzler, Rathgeber
und bald nachher Zum Generalvifar. Den Klöftern, befonders
den Jeſuiten zu Brieg, war er ganz befonders zugethban. Geine
Berordnungen, die er für die Urfulinerinnen in Brieg und für
die Bernhardinerinnen in Colombey erlafien, athmen ben Geift
der Liebe und der Frömmigkeit. Seine vielen Geſchäfte binder-
ten ihn nicht, immer wieder dem Gebete obzuliegen. Auf
fein Gebet haben viele Erbörungen ftattgefunden. In Folge
deffen bat er weit umber einen glänzenden Ruf erhalten. Da:
er medizinische Kenntniffe befaß, wurden nebft Gebet auch Arznei:
mittel angewendet. Selbft über das Reich der finfteren Geifter
übte er eine große Gewalt aus. Da er fich dem Tode nahe fühlte,
machte er ben 6. Brachmonat 1696 fein Teſtament und ftarb
den 14. Brachmonat 1696 ruhig und gottergeben. Nach feinem
Tode wurde er wie ein Heiliger verehrt. Auf feinen Grabftein
wurde ein lateinifches Diftichon gejeßt, welches Tautet:
„Hier liegt ein Wundersmann, der die Geifter
bannte und Kranken «
„Wunderbar Heilung verlieh, war einft ber
\ Kirche zur Bierde.”
Dr. Scinner fehreibt über ihn: „Der größte Theil des
Walliſer Volles betrachtet ihn als einen fehr heiligen Mann.”
202
II SL
Da fi das Gerücht verbreitete, feine Gebeine ſeien 1798 ge⸗
ftoblen worden, wurde 1875 eine Graböffnung vorgenommen,
welche bewies, daß dasſelbe grunblos fei. (Dgl. Volksfr. 1889.
Nr. 88 und 39.)
2. P. Meinrad, früher Hans Kafpar, war wahrfcheinlich
Sohn des Hand und der Marie Amftalden und wurde den 17.
Auguft 1656 getauft. 1673 legte er Profeß ab im Klofter Muri.
Er war ein trefflihder Organift. Die von ibm fomponirten
Mufikftüde zeichnen fich aus durch Gehalt und Lieblichkeit. In
Murbach und Muri verwaltete er dad Amt eined Novizenmeiſters
‚und war ein ftrenger Beobachter der Ordensdisziplin. Er pres
digte 1683 am Bruberflaufenfefl. Bon 1697—1705 war er
Pfarrer in Muri und 1716 Kaplan in Dießenhofen. Er ftarb
den 18. Juli 1717.
3. P. Maurus, früber Sohann of. Nikolaus, Sohn des
Johann Niklaus und der Anna M. Burch, wurde geboren den
13. Heum. 1748 und legte Profeß ab im Klofter Einfiedeln im
Jahre 1768. Er wirkte als Profeffor, Bibliothelar, Beichtiger
in Fahr, Statthalter auf Freudenfel® und feit 1827 als Statt:
halter von Sonnenberg und Gachnang. Bei feiner Aufnahme
machte man Schwierigfeiten wegen feiner ſchwachen Gefundheit
und doch erlangte er ein Alter von beinahe 90 Jahren, wurde
Subilat, Senior bed Klofter® und der ganzen fchweizerifchen
benediftinifchen Kongregation. Er wurde Briefter 1772 und ftarb
in Einfiedeln den 8. Auguft 1837.
Wirz.
Dasſelbe iſt das berühmteſte und eines von dem
älteſten noch lebenden Geſchlechtern Obwaldens. Wäh—⸗
rend andere Geſchlechter höchſtens zwei Jahrhunderte lang ge—
blüht, bat dasſelbe einzig und allein in allen Jahrhunderten
jeit der Gründung der Eidgenoffenfchaft berühmte Männer auf-
zumweifen. Der Stammvater dieſes edlen Gefchlechtes ift, wie es
Icheint, ein Wirth gewejen. Die Nachlommen desfeiben ‚wurden
— des Wirths — Wirz genannt. Zu Gunften diefer Anfiht
legen auch einige alte Urkunden Beugniß ab. Die Iateinifche
Umſchrift des Sigills von Johann Wirz, welcher 1403 Landam-
203
IN NL ASTGE
mann geworden, lautet: Sigill von Johann, genannt Wirth.
Unter den Zeugen erfcheint den 15. Weinm. 1375 Claus bes
Wirt. Derjelbe begegnete und fchon den 20. März 1367 als
Zeuge, Tauft den 30. April 1870 mit Ulrich von Rüdli von Abt
Rudolf und Convent in Engelberg den zwölften Theil der Alp
zu Melchjee und ift der ältejte und befannte Wirz in Obwalden.
Da e3 Schon in ber alten Zeit Wirthe gabe, deßhalb wird diefer
Gefchlechtöname, wie der Gefchlechtäname Müller, häufig ange-
troffen. Es wird deßhalb nie gelingen, eine Zufammengehörig-
Teit zwifchen den Wirz in Züri und den Wirz in Obwalden
herauszufinden. Es kann auch nicht nachgewiefen werden, daß
die Wirz gleihjam in das Erbe der von Nubdenz eingetreten.
Zür die Annahme, daß Landammann Sohann Wirz eine Eliſa⸗
betb von Rudenz geheiratbet, findet man gar Feine Anhalts-
punkte. Wäre das der Fall, dann würden wir fie al8 Inhaber der
ehemaligen Belitungen der Edlen von Rudenz erbliden, fie wür:
den uns in den älteften Schriften von Giswil begegnen und
ohne Zweifel auch Kirchengenofjen diefer Gemeinde fein. Web:
rigens hat diefes Gefchlecht, wie’wir bald fehen werden, nicht:
nothwendig, fich mit Federn von Rudenz zu ſchmücken. Wenn
auch am Ende des 17. Jahrhunderts einige Herren Wirz ſich
„Wirz von Rudenz“ gefchrieben haben, To beweist das noch keines⸗
wegs, daß fie von Rudenz abftammen. Wie die Weihbiſchöfe
ben Titel von ehemaligen Bilchofsfigen führen, ebenfo pflegen:
Gefchlechter, die in den Adelsſtand erhoben werden, den Titel
von einem ausgeftorbenen Adeldgefchlechte Tich anzueignen. Es
gab auch einige Epp von Uri, die Epp bon Rudenz fchrieben.
fchrieben. In den älteften Wappen der Herren Wir; findet
man feine Spur vom Thurm, den die Edlen von Rudenz int
Wappen geführt. Landammann Johann I. 1403 und Landam⸗
man Peter 1503 haben im Wappen ein Kreuz mit einem Ring,
oben und unten an demfelben, Landammann Sohann III. ein Kreuz
mit einem Stern oben auf beiden Seiten und mit einem.
Ring unten auf beiden Seiten und Landammmann Sebaftian
ein Kreuz mit einem Ring an allen vier Enden und einem Stern.
oben auf beiden Seiten des Kreuzed. Nachdem wir Nikolaus
und Sohann, von denen es fehr zweifelhaft iſt, daß fie 1347
und 1359 Landammann gemwefen, mit Stillfchweigen übergangen,,
204
RITWL SL SS
kommen wir zu denjenigen Zandammännern, bon denen
man gewiß weiß, daß fie Landammann geweſen und baß fie
diefem Gejchlechte angehört.
l. LZandammann Yobann I TDerfelbe war wahr:
fcheinlich ein Sohn des Nikolaus, da er die Alpig in Melchfee
beſaß, die diefer vom Klofter Engelberg gekauft. Bon Einigen
wird er fchon für dad Jahr 1397 als Landammann angegeben,
gewiß dagegen ift ed, daß er 1403 und 1404 Landammann ge:
weien und daß er 1423 das letzte Mal diefed Amt befleibet.
Er war öfters Bote und 1404 Schiebörichter in dem Streit
zwiſchen Stadt und Amt Bug. Er ftiftet zu Sarnen auf feinen
Todestag ben 17. Dez. ein Jahrzeit und gab als Unterpfand
das Bachgut ob der Kapelle im Stalden. Seine Söhne hießen
Arnold und Ulrich und find, wie es fcheint, frühzeitig, und
tinderlos geftorben, da die Alpig zu Melchfee auf Werner
Wirz, welcher wahrjcheinlich Bruder des Landammann Johann
war und den 25. Febr. 1441, als Zeuge erfcheint, übergegangen,
defien Söhne Thomas, Rudolf, Heinrih und Hänsli
hießen, die 1484 bie Breiten beim Sant Chriftoffel zu Kird:
bofen befaßen.
2. Zandammann Johann IL. 1487, 16. Nov. erhielt
ein Sobann Wir; von Kaifer Marimilian einen Wappenbrief.
In welchem Jahre er Landammann geweſen, wiflen wir nid.
Gemäß Stammbaum wäre er 1494 und 1495 Landammann
geweſen. Das ift nicht richtig, mweil Nikolaus von Zuben im
Sabre 1494 Landammann war. P. Martin, der mit großem
Fleiß ein BVerzeichniß der Landammänner Obwaldens gemacht,
ftelt ibn für das Jahr 1508 als Landammann hin. Die von
ihm zitirte Urkunde in Lungern ift aber nicht von Sobann,
fondern von Beter befiegelt. In den Abfchieden begegnet uns
ven 9. Sept. 1505 und den 9. Zuli 1507 Hand Wirz, Amann.
Da diefer fonft nirgends als Bote erfcheint, fo ift dad wahr-
Tcheinlich eine Verwechdlung mit Peter, der 1504 Landammann
geworden. Im Güterfchatungsrodel vom Ramersberg vom
Jahre 1499 heißt es: „tem des amann Wirk guot, dad heng⸗
enlo Stab vmb 420 Pfund.” Es muß alfo um diefe Zeit doch
ein Ammann Wirz gewefen fein, objchon im zuverläßigen Ver-
205
II IS TED
zeichniß vom P. Martin bis auf 1423: zurüd feiner angegeben
ift. Wahrjcheinlich hat er 1495 oder 1496 regiert und iſt bald
nach der Wahl geftorben.
3. Zandammann Peter fol ein Sohn ded Landam⸗
mann Johann fein. Schon im Sabre 1497 war er Abgeordneter
an die Tagfatung. Er war auch im Schwahbenfrieg; deßwegen
beichloß die Tagjagung den 26. März 1499: Dem Beter
Dir; und Mathis Steli (Stäldi) von Unterwalden, die im
Dberland geweſen, ſich in der Schlacht ehrlich gehalten und 2
Roſſe verloren, wil man 24 ©I. geben. 1500 war er Statt:
halter, 1501 Landjedlelmeifter und 1504 das erfte Mal Land:
ammann. Er war auch Fähnrich und 1512 Anführer der Ob⸗
waldner Truppen, welche Papft Julius II. zu Hülfe gefchidt
wurden. Er murde deßwegen den 20. Dez. 1512 vom Papit
belobt. 1503 18. Mai kaufte er zu Handen des Freitheils Die
Mühle, Rölle, Sagen und Plöwe im Unterdorf um 50 GI. und
1505, 9.—15. Nov. war er Abgeordneter in einem Gtreit
zwilchen dem Klofter Engelberg und Pfarrer Wolleb in Brienz.
Im Rod. und Dez. 1510 ging er mit Andern ald Gejandter
nach Bologna, wo damals der bl. Vater fih aufbielt, um fi
zu entfchuldigen wegen einem Schreiben, welches den, bl. Pater
ſehr beleidigte, indem das nicht mit ihrem Wiflen geſchehen,
und um um für 6000 Mann den Sold für 2 Monate zu ber:
langen. Der bl. Bater erklärte, daß er laut Kapitulation zur
Bezahlung des Soldes nicht verpflichtet fei, weil fie ihm nicht
zu Hülfe gezogen. Die Eidgenofien erllärten, fie haben ihm
zu Hülfe ziehen wollen, feien bis Mailand marjchirt und da
Niemand ihnen den Weg gezeigt, Niemand für Proviant und
Munition geforgt und da die Franzofen ihnen den Weg ver:
Ipeerrt, feien fie dann wieder heimgekehrt.
Es gab folche, welche jagten, die Schweizer feien bon den
Franzoſen beftochen worden und deßhalb beimgefehrt. Nah 2
Sahren war das gute Verhältniß mit dem Hi. Vater wieder
bergeätellt, indem er Obwalden und andern Kantonen prächtige
Banner verehrt. Ohne Zweifel bat auch. Beter das Seinige
dazu beigetragen. Bon Venedig, welches damald dem Papft
günflig war, erhielt er den 7. Juli 1512 eine Benfion von 50
Dulaten. 1521, 2. März dankt ihm Freiburg für geleiftete Dienfte.
206
Er ftarb um das Jahr 1523. Zu Sarnen ftiftete er für ſich
und feine Frau Anna von Einwil ein Jahrzeit mit 300 Pfd.
Für den Pfarrer in Kerns, Alpnad und Giswil ftiftete er eben-
falls je 100 Pfd. und will, daß fie wenn möglich, zu Sarnen
an feinem Jahrzeit erfcheinen. Sollte das mehrere Jahre nicht
mebr gefchehen, dann fol der Pfrundvogt die 5 Pfd. zurüdhe-
balten und fie zum Seelenheil des Stifterd verwenden. Seine
Söhne waren Nikolaus und Johannes, melde Landam-
männer geworden.
4. Landammann Heinrich war Bruder von Landam:
mann Peter. 1526 war er Landvogt im Thurgau und berich⸗
tete den 4. Jänner 1528 dem Rath von Obwalden über die
dortigen Verhältniſſe. Im März 1528 reifte er mit feinem
Diener Landweibel Marx Wehrli nah Zürich. Dort fchimpfte
derfelbe in der Weinfeuchti megen den Neugläubigen und wurde
in Folge deffen in feinem Unterwaldner Amtsrocke in den Wellen:
berg geführt. Wirz legte den 2, April 1528 Fürbitte ein für
feinen gefangenen Diener. Er wurde aber deſſenungeachtet den
5. Mai mit dem Schwert hingerichtet. Auh Wirz ließ Hand
Müller, der gegen Webrli gefchimpft, in Gefangenichaft ſetzen.
Zürich verlangte den 8. Zuni 1528, daß-er gegen Hand Müller
einhalte. Es war damald beim Beginn der Reformation ein
ſehr gefpanntes Verhälntiß, weil die Reformirten fich alle Mühe
gaben, die Reformation immer mehr auszubreiten und die Ka:
tholiken das nicht geftatten wollten. In der Schlacht bei Kappel
fol er Landeshauptmann gemefen fein. 1529 wurde er das
erfte Mal zum Landammann gewählt. 1532 war er Bräfident
des gejchwornen Gerichtes und ericheint 1537 vor demſelben
als Bogt ded Wolfgang von Flüe. Er war öfterd Abgeordneter
"an die Tagſatzung. Mit Agatha Krei. verheirathet, fcheint er
um dag Jahr 1544 geftorben zu fein. j
Seine Söhne wahren Nikolaus, Heinrich und Melch⸗
ior. Nifolaus war gemäß Stammbaum Oberft über 3000
Schweizer in päpftlichen Dienften, was aber unrichtig iſt, da
zu diefer Zeit Ritter Luffi Oberft eines foichen Regimentes mit
10 Fahnen & 300 Mann war; dagegen war er Hauptmann,
hatte jehr wahrſcheinlich mit feinem Bruder ein Fähnlein bei
diejem Regiment und mag bie und da Stellvertreter bon Oberft
207
INDIE GE AED
Luſſi geweſen fein. Bekanntlich hat Bruber Scheuber biejen
Feldzug mißbilligt und einen unglüdlichen Ausgang vorhergefagt,
weil er „den wahren Glauben, noch der Kirchen Nothdurft
nichts angeht, fondern mehr um eigene und eitele Ding zu thun
ift“. 1558 wird wegen Hauptmann Nikolaus Wir; fel. pro⸗
zeſſirt Er ift fomit, wie es fcheint, in der unglüdtichen
Schlacht bei Balliano den 27. Juli 1557 oder in Folge derjelben
bald nachher geftorben. Er hatte einen Sohn mit Namen Jakob
und war nicht Tinderlos, wie es im Stammbuch beißt. Sein
Bruder Heinrich wurde 1554 Landvogt im Thurgau und er:
hielt den 17. Sept. 1555 von Kaiſer Ferdinand I. in Anjehung
feines ehrlichen, adelichen Herfommend und Geſchlechtes und in
Anfehung feiner Geſchicklichkeit, Nedlichkeit und guten adelichen
Sitten für fi und feine Nachkommen einen Wappenbrief. Bei
einer Strafe von 50 Mark Löthiges Gold wird befohlen, das
vorgefchriebene Wappen anzuerkennen. Er war ald Hauptmann
im Regiment Luffi bei der unglüdlichen Schlacht bei Palliano.
Bei derjelben Fonnte er fein Fähnlein retten; dagegen aber mußte
für Loskauf aus der Gefangenichaft dem Feind 60 Kronen be:
zahlt werben. „Item des hoptman wurtz Luthiner (Lieutenant)
bat zallen fampt fim andern Landmann — 60 kronen“. (Zütolf
Schweizergarde S. 58). 1561 erfcheint er vor Gericht gegen
Arnold und Ammann Luffi weil er Tchlecht bezahlt worden iegen -
des Zuges: zu päpftlicher Heiligkeit. Er war. Rathsherr, einige
Mal Bote an die Tagſatzung und Conferenzen und 1564 Statt⸗
Halter.” In diefem. Jahre wird für fein neues Hau um Schild
und Fenſter gebeten. 1565, 28. Mai unterjchreibt er an erfter
Stelle den Stiftbrief der Pfarrei in Kerns und ſcheint daſelbſt
gewohnt zu haben. Er war auch römischer Ritter. und ift um.
das Yahr 1568 dafelbft geftorben. : | nn
5. Landammann Nikolaus, Sohn des Landammann
Peter, war PBannermeifter in der Schlacht bei Kappel. 1533
war er Landfädelmeifter und wurde nach dem Tode feines
Onkels 1545 zum Landammann gewählt. 1539, 6. Mai erjchien
er im Namen der Freitheiler vor Gericht gegen die Ramerfperger.
Er mar einige Mal Präfident und Vizepräfinent des geſchworenen
Gerichtes. Schon den 29. April 1528 erfchien er an einer
Zagfagung in Luzern. Ulrich Nie, der Gefandte von Freiburg,
208
I I IS Sn
erhielt den 14. Auguft 1589 den Auftrag, fich bei ihm zu bes
werben, damit er die Stelle eines Bermittlerd zwiſchen Freiburg
und dem Grafen von Greyerz übernehme Als Bote von Dbr
walden bezeugte er zu Luzern den 20. Auguft 1548 im Namen
der Obrigkeit bad Mißfallen, daß man dem König von Franfs
reich in drei wichtigen Punkten nachgegeben. 1548, 17. Jän.
war er Bote beim Verſöhnungsvergleich zwilchen Ob: und Rib-
walden und wurde 1551 Antbeilhaber am Bergwerk in Meldh:
tbal. Gr ftiftete zu Sarnen ein ewiged Licht und ein Jahrzeit
für feine beiden Frauen Margretb Rohrer und Elifabeth Krez
mit je 200 Pf. Er und feine Frau Margreth Rohrer gaben
200 Pfd., damit an unferer lieben Frauen Abend, St. Michael
und an allen Samftagen im Beinhaus da3 Salve gejungen
werde. Der Kirche in Zungern fchentte er 4 Kronen. Gemäß
Stammbaum hatte er noch Anna Zweyer zur Frau gehabt. Er
baute dad Haus von Hrn. Landammann Wırz, wie die Rappen
Wirz und Krez bezeugen, die an einer feuerficheren Mauernifche,
die mit einer eiferner Thüre geichloffen werben kann, angebracht
find, und worin wahrfcheinlich Gegenftände von befonderen Werth
aufbewahrt wurden. Solche Mauernifchen findet man auch bei
Hrn. Dr. Stodmann und beim „Landenberg.”" Da Ammann
Johann Wirz ben 16. Dftober 1558 die Tagſatzung bittet, Fen⸗
fter zu ſchenken in das neue Haus der Kinder feines feligen
Bruders, fo geht daraus hervor, daß er dasſelbe kurz vor jei-
nem Tod gebaut. 1556, 14. Juni wirb von Seite Nidwaldens
wegen feinem Tod Beileid bezeugt.
Seine Söhne hießen Konrad, Weldher Landammann
geworden, Sebaftian und Jakob. Sebaftian iftim Stamm-=
baum nicht angegeben; dagegen aber findet man ihn im Jahre
zeitbuch. Er ftiftete ein ZJahrzeit mit 100 Pfd. und war Gut-
tbäter der Kirche von Sachſeln. 1557, 10. Nov. gibt er feinen
Söhnen Franz und Peter um 1000 GL. Zins folgende Güter
zu lehen nämli Haus und Hoftat zu Bisighofen ſammt Herbft-
weid, Steinweid, Gtefried, Guggenmoos, Briggi, Schwarzens
berg, Ried, Zeiſſel, Rütli ſammt NRiedern, Oberhujen, balbe
Längmatt im Melchtbal, für 12 Kühe Sömmerig zu Melchſee
oder jo viel Oberhuſen und Längmatt „erliden”, 25 Kühe u. ſ.
w. Es fcheint, daß vorzüglich Sebaftian Vieh und Land feines
209
II IT ID
Baterd an fich gezogen. Sein Bruder Jakob mar verheirathet
mit Brigitta Hasler, einer Tochter des Richters und Raths⸗
berren Balz in Alpnach. 1565 hat er dem Landfedel fchuldige
7 Gl. Zin® ab der Breiten abgelöst. 1567 fchuldete er dem
Gelagjahrzeit ab Berg. Er hatte auch den Spiß. 1575, 6.
Juni war er Rathsherr und Bote nad Pfäffer® und den 12.
Febr. 1579 nach Luzern. Als Ritter Luffi den 2. Dez. 1577
für 25,000 Kronen und Pannerberr Wafer für 20,000 Kronen
Güter verpfänden mollte, um in Bafel ein Geldanleihen zu
machen und deßwegen bei der Regierung in Nid- und Obwalden
um Erlaubniß nachgeſucht, da war Jakob einer von den bier
Männern, weiche für diefelben überdied noch Bürgfchaft leiſten
wollten. Wie es fcheint, hatten diefe beiden Herren Hoffnung,
Eigenthümer eine® Regimentes in franzöftichen Dienften zu
werden. Ob. nun Obwalden Bewilligung an diefem Geldan-
leihen ertbeilt und ob ihre Hoffnungen in Erfüllung gegangen,
wiſſen mwir- nicht. Dagegen ift es aber gewiß, daß Jakob in
Diefer Zeit Hauptmann geworden. 1578, 3. Mai wird ihm und
Sauptmann Kaſpar von Flüe, Sohn de Hauptmann Melchior,
erlaubt, 2000 Kronen Geld außer dem Land zu entlehnen und
ihre Güter zu verpfänden; jedoch jollen fie geloben, von Mar:
tini über drei Sahre zurüdzuzahlen, die Güter zu ledigen und
das Geld nur für Kriegsfachen zu gebrauchen. 1579 madıten
Die beiden Hauptleute ein Verkommniß mit ihren Kriegsleuten.
Hauptmann Jakob Wırz war auch Richter und erjcheint den
14. Heum. 1578 vor Gericht wegen der Alp Käfern Jakob
Anderhalten, weicher 1580 das Stipendium in Mailand erhielt,
war jein Stieffohn.
6. Zandammann Johann III, Bruder des Landam—
mann Nitolaus, war 1546 Baunteifter, 1548 Landſeckelmeiſter
und 1558 dag erjte Mal Landammann. Er mar verbeirathet
mit Barbara Luſſi. Da Ritter Luffi mit den Wir; gut be:
freundet war, fo dürfte diefe eine Schmwefter desfelben fein. Eine
andere rau bieß Verena. Mit derfjelben ftiftete er zu Sarnen
ein Jahrzeit und beftimmte dem Schulmeifter 6 Plaphart. Es
ift das eine von den älteften Stifungen zu Gunjten eines Sul:
meiftere. Da er den 16. Oft. 1558 um Fenfter und Wappen
für das neue Haus der Kinder feines feligen Bruderd und den
13
210
SEI IE TI
5. Febr. 1560 für fein neues Haus gebeten, deßhalb vermuthen
wir, daß das Haus feines Bruders ſel. unterdeifen in feinen
Befig übergegangen und daß die Tagfagung mit Berabfolgung
von Fenfter und Wappen fich nicht beeilt. 1551 wurde er An:
theilhaber am Bergwerf im Melchtbal und bereinigte 1568
den Urbar zu Sarnen. Im Jahre 1580 wurde zwiſchen Am:
mann Wirzen fel. Erben u. m. g. 9. erfennt, daß fie für die
500 Kronen, die er nach Bern ſchuldet, veriprechen zwei Bür:
gen zu ftellen und in 4 Jahren zu zahlen. Meinen Herren
teftirte er 4000 Pfd. und dem Spita! 1000 Pfd. Darauf ba:
ben meine Herren und die Yandesgemeinde den Erben 2C00 Kid.
bon dem gejchentt, mag er dem Lanpdjedel teftirt. Es waren
jomit noch 3000 Pfd. zu bezahlen.
Seine Tochter Katharina mar verheirathet mit Wolfs
gang. von Flüe, dem Stammpvaier der dv. Flüe in Sarnen, Eti:
ſabeth mit Joſt Stoder, dem Stammvater der HH. Stod:
mann, und Margreth legte 1625 zu Gunften des fel. Br.
Klaus Zeugniß ab.
7. Zandammann Konrad, Sohn des Landammann
Nikolaus, war 1569 Richter und Rathsherr, 1578 Statthal.er
und 1598 das erjte Mal Landammann. 1575 erfcheinen „Lip”
(Philipp) und Erni Burch gegen ibn vor Gericht wegen Bejol:
dung, da er fie in fpanifchen Krieg dinget. Es fcheint, daß er
ſchon damals Offizier in ſpaniſchen Dienften gewefen. Trei
Jahre nachher erfcheint er vor Gericht für feinen Bruder Haupt:
mann Jakob, der wahrjcheinlich abweſend war. 1587, 21. Aug.
wurde vom franzöfifchen Gefandten mit den beiden Hauptleuten
Konrad Wirz und Balthafar Müller zu Solothurn ein Militär:
vertrag abgeſchloſſen und den 1. Sept. des nämlichen Jahres
haben fie dann von meinen Herren Urlaub genommen. Gr
war öfters Abgeordneter an die Tagfakung und verreiäte den
14. Mai 1585 von Freiburg als Abgeordneter nach Parid. Als
Bote nach Frankreich wird ihm von ber Landesgemeinde Die
Gewart gegeben „dab er ein Friden machen helfe vnd nitt
witer ..... und diewil er (der König) deß allten glaubens
fige fo welle mier nitt von im ftan vndt ſunderß fein fule pradig
(Bündniß mit den Türken) maden beifen folle witter in befelch
zu gäben, daß fie bem küenüg zulegen, daß er dem fürften von
211
ILL LG
Güſen (Haupt der Ligue) nütt vübergeben und feine andere
nüwe Herren an Tuch zehenken.“ Dbmalden wollte dein ſchwachen
König Heinrich III. treu bleiben und die zwar gut gemteinte,
aber doch nicht rechtmäßige Erhebung der Ligue gegen den König
nicht begünftigen. 1580 erhielt fein Sohn das Stipendium in
Barid. Wie es fcheint, hat derfelbe den Tod feined Baters
Konrad nicht überlebt, da e8 im Stammbaum beißt, er ſei ohne
Nachlommen geftorben. Die Hochzeit mit feiner zweiten
Frau Verena Neyer (Nier), welche den 31. Mai 1623 geftorben,
wurde großartig gefeiert: Der Rath beichloß den 24. Jünn r
1537, 12 Kronen an die Hochzeitkoften und an der Nachhochzeit
für Dann und Frau die Tagirti zu bezahlen. Wir fünnen ung
nicht erinnern, daß noch an eine andere Hochzeit ein folcher
Beitrag gegeben worden. Er ftarb um das Jahr 1611.
8. Zandammann Johann IV. Sohn de3 Anton und
der Margretb Specher von Eachfeln, murde geboren um das
Jahr 1566. Er wohnte wahrjcheinlich im Schrottenhaug, melches
an der Stelle der Wafchhütte geftanten, da auch fein Großvater
„Hänsli” dasjelbe beſaß. Er wurde Landfchreiber 1595, Land—
vogt im Rheinthal 1610 und da3 erjte Mal Yandammann 1613.
Sn diefem Sahre wurde er beichuldigt, daß er als Landvogt zı
wenig verrechnet. Er entfchuldigte fich mit den großen Untoften.
1615 wurde ihm als Strafe für die Exceſſen mwuhrend feiner
Amt3rermwaltung, liber die er fich nicht genügend verantworten
kann, auferlegt, jedem Drt 50 Kronen zu bezahlen, die der Yand-
vogt einziehen und auf fünftiger Jahresrechnung verrechnen oil.
Tabei Steht e8 jedem Ort frei, feinen Theil anzunehmen oder
zu Schenken. (Abfch. V. ©. 1402). Daß diefe Exceſſe nicht ſo
groß gemefen, geht daraus hervor, daß er gerade in dieſer Zeit
Vandammann geworden und öfter8 Bote var. 1608 fchuldete
er dem Landjedel ab der Alp Gibel bei Meifen und ab Hasi
100 Pfd. Zind. Er war zuerft verheirathet mit Barbara Wy—
mann und um das Jahr 1612 mit Marie Imfeld, Tochter des
Zandammann und PBannerheren Melchior. Dieje beiden Frauen
folen ihn 19 Kinder geboren haben. 1599, 15. Mai beichloß
Der Rath, feiner Frau 12 GI. in die Kindbetti zu geben, weil
ihr zwei Söhne geworden. 1625 war er Zeuge beim Bruder:
212
REEL LE LE SE
Klaufen- Prozeß. Er befaß ein Vermögen von 20,000 Flr. und
ftarb den 2. Oftbr. 1625.
Bon feinen Söhnen ift Hans Landammann und Hans
Kafpar Freitheiluogt geworben.
9. Zandammann Sebaftian, Sohn des Hauptmanır
Jakob und der Brigitta Hasler, wurde um bad Jahr 1565 ge-
boren. 1598 war er Rathsherr und Dorfvogt zu Sarnen. 1608
wurde er Landfädelmeifter, 1610 Landvogt im Thurgau, 1616
Statthalter, 1621 das erfte Mal Landammann, 1622 Banner:
berr und 1632 geheimer Rath des Biſchofs in Bafel. Er be:
theiligte fich lebhaft für den Bau eines Kapuzinerklofterd, in
deſſen Baufommilfion er fich befand, lieb 100 Dufaten und er-
baute in feinen Koften den Altar auf der Spangeliumfeite. Bon
1682 — 18. April 1633 war er 170 Tage auf Tagfatungen und
forderte per Tag 2 GL. Er war zuerit verheirathet mit Kathrina
Yarbara Imfeld, einer Tochter ded Landammann und Panner:
heren Marquard I, nachher mit Kathrina Anderbirjern, welche
den 11. Mai 1601 geitorben, im Mai 1604 mit Margrethb Locher
von Frauenfeld und endlich mit Marie Burch, Witwe ded Hans
von Abigen, welche den 25. Dezember 1640 begraben wurde.
Eeine Frau Margarethb Locher ftiftete zu Alpnach ein Jahrzeit
mit 20 Sonnenfronen und in Sarnen ein Jahrzeit mit 40
Kronen. Er und feine Frau Marie Burdh, fein Sohn Sebaſtian
mit Marie Bär ftiften zu Sarnen ein Sahrzeit mit 500 Ppfd.
1625 war er Zeuge beim Bruder-Klaufen- Prozeß, befaß damals
ein Vermögen von 80,000 Flr. und ftarb den 28. Sept. 1653,
83 Jahre alt. Bon den 100 Dufaten Morgengab von feiner
letzten Frau fel., welche kinderlos geitorben, teitirte er den Ge—
meinden Sarnen, Kerns, Sachleln, Giswil und Lungern je 100
Pfd. und dem Spital 644 Pfd. 10 Schl. Seiner Magd Kathrina
Burch teftirte er 500 Bid. 1629, 20. Oktober verkaufte er Die
Zwingelmatte fammt Sommerweid in Giswil als Pfarrmatte
und SKirchenpla um 6800 Pfd.
Rinder: Jakob und Wolfgang, melde Landam:
männer, Sebaftian, melcher 1667 Rathsherr geworden, den
16. Juni 1678 geftorben und 1656 ein Vermögen von. 145,500
Pd. verfteuerte, und Johann, Stammvater der frauenfeldiichen
und Ichtwäbifchen Linie Schon als Jüngling widmete ibm
213
Kaplan Eichhorn ein Exemplar von der Lebensbefchreibung bes
fl. Bruder Klaus, melche 1608 erjchien und welches fich in der
Bibliothel des Kloſters Engelberg befindet. Er entichuldiget
fich darin wegen dem mangelhaften Drud, er bedauert e8, daß
die guten Buchdruder der Schweiz proteftantifch gemorden und
bittet um Geduld, bis bayrifche oder rheinifche Typen Befleres
zu Tage fördern. 1612, 5. Apr. wurde Johann Landichreiber
im Thurgau. Wahrfcheinlich hat er dieſe Stelle dem Umſtand
zu verdanken, meil fein Bater eine Tochter aus der angejehenen
Familie Locher in Frauenfeld geheirathet. Dieſe Schreiberftelle
ging nach dem Tod feine? Sohnes Johann Sebajtian im Jahre
1642 in die Familie Reding über und wurde erblid. Auch
die Amtmannichaft der Reichenau ging an die Familie MWirz
über. Dadurch wurden zwei einträgliche Aemter der Bürger:
Tchaft entzogen. Die neuen Inhaber diefer Aemter verlangten
als Bürger mitregierender Orte, ald Säfte oder Ehrenbürger
der Stadt von Bermögengfteuern, Anfäßengeldern und andern
auf Bürgern und Anſäßen laftenden Berbindtichfeiten verfchont
und demnach bei allen Ehrenanläßen gaitfrei gehalten zu werden.
Einzig für Brunnen, Etege, Wege, Wachten u. d. gl. bezahlte
Zandichreiber Johann Wirz jährlich 5 Gl. Die verlangten Be:
günftigungen wurden geftattet, weil der Rath es nicht wagen
durfte, dem Berwalter der reichenauiichen Gefälle die Nieder:
lafjung in der Stadt zu verweigern und den Anfauf eines
Mohngebäudes zu verwehren. Er bätte dadurch den Stand
Unterivalden beleidiget, die Achtung gegen die alte Grundherr—
Tchaft Reichenau verlegt und im glüdlichjten Falle die Verlegung
der Amtmannichaft auf außerftädtifches Gebiet, vielleicht nach
Yangbdorf, veranlaßt und hiemit der Stadt die Mitbenukung
der reichenauifchen Fruchtvorräthe abgeſchnitten. Dadurch ſah
ſich der Rath gedrängt, dem fremden Amtmann zu geſtatten,
daß er in der Hintergaſſe drei Häuſer erwerbe und die drei
Hofſtätten mit einem nach damaligem Urtheil palaſtähnlichen
Wodhnſitz überbaue. (Pupikofer Geſchichte von Frauenfed S.
233 und 250.) Landſchreiber Johann verheirathete ſich mit
Helena von Locher von Freudenberg, Tochter des Landſchreibers
Dietrich von Locher und der Magdalena „Trittin“ von Wildern.
Blumenſtein und Burggut Junkholz, wo ein Luſthaus gebaut
214 E
worden, wurde Freudenberg genannt und war im Belt ber
Locher, bi8 er 1630 nach dem Tod des Schultheiß Locher
theils durch Erbe, theild durch Kauf an die Familie Wir
überging. 1659 murde er von Obervogt Wirz wenigſtens theil:
weile an Großratb Leonhard Müller verfauft. (Pupikofer S.
323.) Seine ziveite Frau war eine Schwefter des Weihbifchof
Johann Anton Tritt in Conftanz, welcher ihn in einem Briefe
feinen Schwager nennt. Im Bruder:Klaufen- Prozeß von 1618,
1621 und 1625 ftund er mit diefem Weihbifchof, mit der Re-
gierung von Obwalden und mit Pfarrer und Kammerer ob.
Zimmermann in lebhaften" Verkehr und war gleichfam Agent.
Er ftarb den den 31. Auguft 1629. Im Sahre 1631 murde
von der Landögemeinde des Landfchreibers Sohann Wirz Tel.
Eohn dad Stipendium in Paris gegeben.
Seine Schweiter Margretb mar mahricheinlih Haus:
hälterin bei Weihbifchof Ant. Tritt, da derjelbe ihm in einem
Briefe vom 20. März 1625 Folgendes berichtet: „Mit ſchw.
Wtargret hatt e8 Leider die alte conftitution oder beier, dan
man noch fchwerlicher fi von und zu bett bringt. Gott erhalte
fi und vnns.“ "
10. Zandammann Jakob, Sohn des Landammann
und Bannerherren Sebaftian, wurde um das Sahr 1594 geboren
1622, 26. März übergab der SKirchenrath* von Alpnach ihm,
feinem Bruder Sohann, Zandfchreiber im Thurgau, und ihren
Nachkommen die Salzquellen der Gemeinde als Eigenthum
Gin Schieddgericht von 5 Männern Soll Streitigkeiten fchlichten.
Einheimifche Arbeiter follen jo viel möglich den Borzug haben.
Dieſe Uebergabe wurde von der Landsgemeinde mit Vorbehalt
des Zolles gutgeheißen. Berfchiedene Umſtände verhinderten
die Ausbeutung. 1645, 29. Jän. hatte er ein Fähnlein in
jranzdjiichen Dienften d. 5. er war Hauptmann. In diefem
Jahre befand er ſich in Flandern. Bei Rocroy Tämpfte er
nıit großer Tapferkeit. Gleiche Tapferkeit bewied er auch in
den einheimifchen Kriegen. 1647 war er wieder babeim und
zog als Studhauptmann gegen die Frangofen und Schweden.
In der Schlacht bei Billmergen, den 24. Jän. 1656, war er
Anführer der Mannfchaft aus den freien Aemtern, imo er gerade
Landvogt war, und zeichnete firh aus durch Tapferkeit. Unauf:
215
III IS Sr
baltfam drang er als Landeshauptmann mit feinen Leuten
aus dem Torf PVillmergen vor, trennte die Schlachtorbnung
der Berner und errang fo den Sieg für die FKatholiten, mas
bon der Geſchichte allgemein anerkannt wird. Für feine
Tapferkeit legen auch Pfarrer und Felbprediger P. Baſilius
von Engelberg und Landedhauptmann Zurlauben Zeugniß ab.
Im Todtendbuh zu Sarnen heißt ed: „Ware zur Zeit der
Bilmergerfchlacht Landvogt der freienempter und auch derjelben
Führer mit glüd und großem lob.“ Vom päpftlicden Nuntius
wurde er im Namen Sr. päpftl. Heiligkeit in Anerkennung
feiner ausgezeichneten Tapferkeit zum Ritter erhoben. Bor dem
Angriff verfprah er eine Wallfahrt nah Maria Einfiedeln.
An St Joſefstage haben dann die Freienämter diefe Prozeflion
gemacht mit allen Geiftlichen, die bei der Schlacht gemefen.
Dort wurden fie vom Abt und Convent feierlich empfangen
und e8 wurde dann Amt und Predigt gehalten. (Argovia V,
202 und 204.) Aber nicht nur im Krieg, jondern auch im
Frieden war er brauchbar und tüchtig. 1646 wurde er Thal:
vogt von Engelberg, 1652 Bogt der Kiofterfrauen, 1655 Land:
vogt in den freien Aemtern, 1656 Statthalter und 1660 das
erite Mal Landammann. Er war öfters Abgeordneter an die
Tagfagungen und Gonferenzen. 1625 legte er Zeugniß ab zu
Gunſten des fl. Bruder Klaus und war verheirathet mit Barbara
Nüeplin, Tochter ded Landammann und Ritter Soahim und
der Anna Müller zu Frauenfeld. Seine Frau mar damals
27 Jahre alt, war, wie es fcheint kinderlos, und farb im
Jahre 1645. Nun murde Landammann GSebaltian zu deren
Verwalter erwählt. Er aber fchrieb den 28. März 1645 nad
Frauenfeld, daß es ihn unangenehm berührt, daß er fich wegen
einigem „Plunder” feine® Sohnes Frau fl. bemühen follte,
und bittet um Geduld, bis fein Sohn Jakob aus Flandern
heimgetehrt Derſelbe hat nachher nicht mehr geheirathet. Er
ftarb den 17. März 1667.
1l. Landammann Wolfgang, Bruder des BVorigen,
Sohn des Landammann und Pannerherrn Sebaftian und der
Margreth Locher, wurde getauft den 20. Dit. 1605. Landam:
mann Wolfgang Schönenbül war fein Pathe. 1624 erhielt er
von der Landsgemeinde dad Stipendium in Parid, Bald nach
216
II GL TEL?
her wurde er Fähnrich, 1639 Landfchreiber, 1649 Landfedel-
meifter, 1652 Landvogt im Thurgau, wo er den 13. März
1653 1000 Mann zum Aufbruch gegen die aufrührerifchen
Zuzernerbauern in Bereitfchaft hatte. 1656 wurde er nach dem
Tod des Landeshauptmann Melchior von Flüe, welcher den 23.
Jän. erfölgt, von den Soldaten auf dem Brünig zum Landes-
hauptmann erwählt und nachher von ber Landsgemeinde be⸗
ftätiget, 1665 wurde er das erfte Mal Landammann und 1676
Pannerherr. 1633, 15.—25. Aug. hatte Commandant Woif-
gang Wirz fein Lager zu Diefienhofen. Dan war damald zur
Sränzbefegung gegen die Schweden ausgezogen. Er war auch
Ritter und ſehr oft Abgeordneter an die Tagjagung ; 1675 im
Sept. war er im Pruntrutifchen. Repräfentant der 7 kathol.
Orte und fommandirte daſelbſt die eidg. Hülfstruppen.
Im DE. 1663 verreiste er ftatt feine® Bruderd, Land—
ammann Jakob Wirz, mit einer zahlreichen ſchweizeriſchen Ge:
Tandtichaft zur Bundederneuerung nach Paris. Er mußte Land—
ammann Heinrich Bucher und Landammann Yohann Imfeld
je 150 Gl. und jedem NRathöherren und Beamteten 2 Dreißig-
bägler bezahlen. Als Begleiter hatte er Hauptmann Franz
Ulrich Wirz, fürftbifchöfl. konft. Amtmann zu Frauenfeld, einen
Sohn feines Bruders Landjchreiber Johann, ſammt zwei Dienern
zu Pferd und einen Fußgänger bei fih. Sn diefer Geſandt—
Ichaft befand fi auch als Abgeordneter des Abtes von St.
Gallen Fidel vom Thurm zu Eppenberg und Bichwil, Ritter,
Ihro fürſtl. Gnaden geheimer Rath und Landhofneijter, welcher
eine Schweſter feine8 Begleiter3 geheirathet. Die ganze Ge—
fandtichaft jammt Begleitern und Dienern beitund aus 212
Verfonen. Diefe Gefandtfchaft verreiste um Mitte Oftober.
Der größte Theil, mworunter aud der Gefandte Obmwaldens,
ritt durch Neuenburg, Burgund über Dijon nah Charenton
und der andere Theil über Langred. Die Erfteren famen den
3. Nov. und die Letzteren einige Tage vorher nach Charenton,
wo man abgeredet, auf einander zu arten. Schon an der
Gränze von Frankreich wurden ſie von föniglichen Abgeordneten
begrüßt. In einigen Städten wurden fie, nachdem fie begrüßt
worden, „recht Zürftlih tradtirt und mit allerhand Saiten
Spiel die ganze Mahlzeit auß treffentlich erluftiget.” Einige,
217
„denen die lang und breite guten Theild Eyß graue Schmwehtzer=.
Bärt feltziam vorfommen”, konnten fich des Lachens nicht ent=-
balten. Den 4., 5. und 6. Nov. fanden zu Charenton in der
Nähe von Paris verfchienene Begrüßungen ftatt und fie wurden
mit köſtlichem Wein und andern Bräfenten beſchenkt. Stadt:
fchreiber Wagner von Solothurn, Sekretär der Gefandtichaft,
der difje Reife befchrieben, verlangte bei den Füniglichen Abges:
ordneten Audfunft, ob man den fchmeizerifchen Gefandten beim.
Ginzug, wie 1602, die rechte Hand und Präcedenz, den Titel
„Excellenz“ und Bedeckung des Haupte® bei der Füniglichen
Audienz geitatten werde, erhielt aber erft nach Anfrage beim
Hof den Bericht, es merde damit wie 1602 gehalten iverden,
Doch in Bezug auf die Bededung des Hauptes fei damal3 nur
gemeldet, daß der König den Hut aufgefegt babe. Das Kopf:
bedecken betrachtete man al® Zeichen der Selbitftändigfeit und
daß man auf diefer Erde feinen andern Herrn über fidh aner=
fenne. Nachdem man noch die Gegenbemerfung gemacht, daß.
die Eidgenofjenfchaft feit 1602 am Rang nicht nur nicht? ein—
gebüßt, fondern durch ten Friedengfchluß von 1648 und die
Ablöjfung vom Neich gewonnen, bat man endlich auf das Be:
bedien des Hauptes bei der königlichen Audienz Verzicht geleiftet
und zwar vorzüglich deßwegen, weil der König die Berficherung.
gegeben, daß er die fchmeizerifchen Abgeordneten befjer, als
andere Geſandte empfangen werde. Endlich am Freitag den 9.
Nov. bat der feierliche Einzug in die Stadt Paris ftattgefunden.
Am gleihen Tage um 12 Uhr wurde im föniglichen Schloß
Bincenned ein prächtiges Filchmahl mit 4 Gängen zu je 100:
Platten aufgetragen. Wie e8 fcheint, wurde das Abftinenzgebot
beobachtet, troß den vielen Abgeordneten aus proteftantifchen
Kantonen. Auch an den folgenden Tagen beichäftigte man fich
mit Befuchen und Gaftmählern bei vornehmen Herren. Beim
föniglichen Gaſtmahl faßen auf der einen Seite Eidgenoffen
und auf der andern Seite Franzofen. Sonntag den 11. Nov.
Abends wurden fie in ded Königs Kutfchen in den Louvre zur
erften Audienz bei dem Könige g-führt, mo fie vom Könige und
vom Hof mit entblößtenm Haupt empfangen wurden, worauf‘
dann nur der König dad Haupt bededte. ALS die ſchweizeriſchen
Gefandten bei einem Gitter durch eine große Menge Volkes
218
ſich durchdrängen mußten, da wurden Einigen von den Beutel-
Tchneidern mit großer Behendigfeit Geld und „Zeig-Uhrlein“ ab:
genommen. Freitag den 16. war mwieder großartiges Filchmahl
bei Marfchall D’Aumont. Sonntag den 18. Nov. hat dann in
"der Frauenfirche (Nötre Dame) von Seite der eidgenöfftichen
Abgeordneten und von Seiten ded Königd unter großartigen
Ceremonien die feierliche Beſchwörung des neuen Bündniſſes
ſtattgefunden. Zu Ehren der ſchweizeriſchen Geſandtſchaft wur-
‘den Feuerwerke, Schaufpiele und bejondere großartige Zeltlich-
keiten gehalten. Montag den 19. erhielten die Gefandten der
13. Orte, des Abted von St. Gallen und von Wallis je eine vier⸗
fache goldene Kette mit Pfenning und einigen filbernen dfenn-
ningen im Werth von 1800 Fr. Die Gefandten der zugewandten
Orte erhielten ebenfall® goldene Ketten, jedoch bon geringerem
Werth. Die Begleiter, meiftens nahe Verwandte von den Ge:
fandten, erhielten kleinere Geſchenke. Nachher mar großartige
Mahlzeit im Stadthof. Es waren Springbrunnen mit mohl:
riehendem Waſſer angebracht Waldvögelein mit Kleinen Schel:
len flogen im Zimmer herum. Für das Volk follen Brunnen
‘mit rothbem und weißen Wein errichtet worden fein. Den 20.
Nov. war Heerfchau und den 21. wurden die Behr: oder Weile:
gelder audgetheilt. Ein Gefandter der 13 Orte erhielt 1200
und ein Gefandter der zugewandten Urte 900 Fr. Samſtag
den 24. November wurde nach eidgendififchem Brauch der Ab:
Thied gemacht und dem Bürgermeifter Wafer, der an der Spibe
der Gelandtichaft fund, feine Bemühung beften® verdanft.
Nachher durfte jeder Gefandte nach Belieben die Heimreife an:
treten. Wirz war auch Austheiler der franzöſiſchen Benfion. 1673
Ichiieb Landammann Kafpar Imfeld in ein Rechnungdbüchlein,
daß ihm Wolfgang 28 Pfo. franzöfiihe Penſion ſchulde. Wahr:
Icheinlich hat er dieſes jehr einträgliche Geſchäft ſchon von feiner
Geſandtſchaft nach Paris beforg. Er war überdied ehr be-
gütert. Alljährlich pflegte er feinen Vermögensbeſtand auszu—
rechnen. 1653 befaß er ein reined Vermögen bon 112,331 Pfd.
13 Schl. 3 A. Des Baterd fel. Behauſung (d. i. ded Hrn.
Weibels) tarirt er zu 6000 Pfd., fein Haus im Dorf 5000
Pfd., Hasli und Schakliried 24,000 Pfd.. Oberberg 9000 Bid.,
‚halbe Alp Längmatt und für 15 Kühe Sömmerig zu Melchfee
219
6000 Pfd., Lehn: oder Tornerrüti 6000 Pfd., Brunnenmätteli
ſamt Riedli im Foribach 5000 Pfd., beide Walkisrüti-Rieden
5000 Pfd., Alp Stollen im Sachdlerberg 3600 Pfd., Schwändli
im Sachslerberg 1600 Pfd., 4 Kühe Sömmerig zu Seefeid 1200
Pfd. und 4 Kühe zu Melchje 340 Pfd. u. f. w. Später faufte
er noch Halbe Unterflub im Römersberg, Unterfhwandi, Berg
und Bergli zu Kilchhofen, Alp Unterftöd, Feld, große Buchen,
Hallematt und Ei. 1667 belaß er die obere und untere Läng—
matt und für 30 Kühe Sömmerig zu Melchfee und 1669 ge:
hörten ihm 32 Kühe, 20 Rinder und Kälber, 4 Etiere, 5 Ochſen
11 Pferde, 11 Schweine, 5 Geißen und 8 Giki. 1657 wieher⸗
ten fogar 22 verfchiedene Pferde in feinen Etällen. 1666 be:
xechnet er dad Geld, Silbergeſchirr, die Kleinodien und goldenen
Ketten zu 6000 Pfd., die Mobilien, Kleider, Wehr, Viktualien,
Werkzeug zu 4000 pfd.
1666, 19. Sept. wurden ihm, feinen männlichen Nachkom—
men oder wenn er ſie ſonſt einem Landmann verkaufen wollte,
die Salzquellen in Alpnach, ſofern „der Allmächtige Gott vnd
Jin würdige Mutter Maria ir geliebt Vaterland mit einem fol:
hen ſchatz begaben würde” von der dortigen Gemeinde ald Eigen:
thum übergeben. Sie veriprachen ihm das nöthige Holz, Steg
und Weg; behalten ſich aber vor, bei der Schlieren, wo Gefahr
iſt wegen Rüfen, zu zeigen, wie weit man Holz hauen dürfe.
Von dem Salz, welches der jeweilige Inhaber außer das
Land führt, ſolle er ihnen nach Abzug der laufenden Koſten
je das 45. Faß geben. Derſelbe ſoll, wenn möglich, geborne
Landleute als Arbeiter annehmen und ihnen einen billigen Lohn
geben. Den 27. Sept. wurde dieſer Vertrag auch vom drei—
fachen Rath gebilliget. Schon im Brachmonat, bevor er diejen
Vertrag abgejchloffen, ift er wegen den Salzquellen nah Willis—
au zu Urſus Bucher gegangen. In Alpnach hat er einen
Tıunf bezahlt und einige Verehrungen gemacht. Bom 25.—27.
Dit. Tieß er 6 Mann am alten Ort araben, wo fchon feine
Brüder graben ließen. Wie feine Brüder, ebenjo hat auch er,
nachdem er deßwegen einige Koften gehabt, aufgehört nachzu⸗
graben. 1678, 23. Juli wurde ihm intimirt, daß er wegen dem
Salzwaſſer nachforſche; ſonſt ſollen die ertheilten Briefe Fraft-
108 und ungültig fein. Alsdann ſtellt er ihnen die Briefe wie—
der zurüd.
9
Er mar zuerſt verbeirathet mit Petronella Imfeld, einer
Tochter des Landammann und Pannerherrn Meldior, melche
den 3. Dt. 1665 begraben wurde und von welcher er 11 Kin⸗
der erbielt. Sie befaß ein Vermögen von 31,038 Pfd. Seine
zweite rau war Anna M. Ambauen, welche ihm 4 Kinder ge=
bar.
220
Kinder: 3 Söhne und eine Tochter von der erften
Frau gingen ind Kloſte. Anna Margretb, melde
Klofterfrau in Sarnen geworden, erhielt den Slofter-
namen Betronella. Als Ausfteuer bezahlte er 1000 GI.
und überdied dag Koftgeld für ein Jahr und einiges Leibgeding.
Wolfgang ftarb ald Student in Engelberg den 4. Apr. 1668.
Auch feine übrigen Söhne ließ er ftudiren. Franz Dominil,
Bater des berühinten Marichall Wolfgang Ignaz, wurde gebo=
ren den 17. Juli 1660 und verbeirathete fih mit Margret
Wirz, einer Tochter. de Landammann Johann V. Er murde
Gerichtichreiber und erhielt 1700 eine Rathsſtelle. Umſonſt be=
‘ warb er fich den 22. Sept. 1690 um eine Hauptmannftelle in
franzöſiſchen Dienften. Ä
1691 wurde ein Schweizerregiment in Faiferlidden Dienften
errichtet mit 10 SKompagnien & 170 Mann. Unterwalden und
Appenzell hatten miteinander eine Kompagnie. Die ökonomiſche
Adntiniftration dieſer Kompagnie beforgte zuerft Franz Karl
Jakob Wirz von Rudenz und nad deilen Tod fein Bruder
Rudolf Chriftoph. Zum fommandirenden Hauptmann wurde
zuerft Johann Sof. von Hallmil und nad deſſen Refignation
in Rüdficht feiner perjfönlichen Verdienſte und der Verdienſte
feiner Familie Franz Dominif Wirz den 18. Dez. 1693 zu '
Innsbruk zum Hauptmann ernannt. Schon den 9. Dez. meldıt
General Rudolf Chriftopb, daß er demfelben die Haup.mann=
jtelle conferirt und hofft, daß die Regierung von Obwalden
mit ihm zufrieden ſei. Er ftarb zu Konftanz den 14. Mai
1703. Eeine sRompagnie, welche fich dafelbft befand, wurde
nach feinem Tod durch Lieutenant Arnold Heymann k ommandirt.
Kurz vor feinem Tod, den 30. April, verordnete er auf einem
geddel, mit unficherer Hand gefchrieben, was, im Yall’.er in
diefer Krankheit zu Gott berufen werden follte, nach feinem
221
Abſterben mit Baargeld bezahlt werben folle. Er teitirte nebft
Anderm Spital und Gottedhäufern 100 SL. Sein Stiefbruder
Wolfgang Ignaz wurde Landammann.
12. Zandammann Johann V., Sohn ded Landams
mann Johann IV., war Spitalvogt, Gerichtichreiber, Salzherr,
wurde 1656 Landſchreiber, 1676 Landfedelmeilter, 1679 Lands
vogt im Rheinthal, 1686 Statthalter, 1687 Landeshauptmann,
1689 das erfte Mal Landammann, 1700" Bannerberr und ftarb
am legten Tag feiner Regierung den 27. Apr. 1704, Cr beſaß
eine große Erfahrung und wurde deßhalb in den Landesge⸗
Ichäften häufig gebraucht. Als Landfchreiber' hat er dad Archiv
geordnet. Er war Befiser der Aamühle und mit Magdalena
Kaiſer von Stand verbeirathet.
Kinder: M. Margreth war verheirathet mit Haupt:
mann Dominik Wirz, Joſe f mit Berena Zimmermann von Luzern
und Kathrina Anderhalden, einer Schweiter des Pfarrerd bon
Sarnen. Diefer trat 1688 ald Lieutenant unter Hauptmann
Achermann in venetianifche Dienfte, nahm Antheil an dem uns
glüdlichen Feldzug gegen die Türken in Morea und ijt fpäter
zum Kommandanten und zum Hauptmann vorgerüdt Nach
dem Tod von Hauptmann Schönenbül murden feine Soldaten
mit den Scldaten von Hauptmann Achermann zu einem Fähn⸗
dein vereinigt. Sein Bater hatte mit LZandammann Joh. De:
ſchwanden für Schönenbül Bürgjchaft geleiftet und ift beim
Falliment desjeiben mit dem Schreden davon gefommen. Er
Br auch Befiger der Aamühle und jcheint um 1732 geftorben
zu fein.
13. Zandammann Wolfgang Ignaz, Sohn de
Zandammann Wolfgang und der Anna M. Ambauen, Bruder
des Hauptinann Dominik, wurde geboren den 18. Apr. 1671,
erhielt den 18. Sept. 1687 da8 Stipendium in Paris u. verheirathete
ſich mit Marie Regina Leu. 1700 wurde er Landeshauptmann,
1705 Zeugberr, 1712 Landjedelmeifter und Generalkommiſſar,
1715 das erfte Mal Landammann und Rath des Biſchofs von
Baſel. Er wohnte im Haus von Hrn. Landammann Theodor
Wirz und ſtarb den 18. Febr. 1728.
Kinder: Freitheilvogt Franz Kaper, Joſef
Ignaz, Spitalhberr und Rathsherr 1725, T 1770,
222
——
Maria Thereſia, verheirathet mit Landvogt Franz Joſ. Müller.
Er hatte auch 8 andere Kinder, von denen nur noch eines im
Stammbaum angegeben iſt.
14. Landammann Franz, Sohn des Zeugherrn und
Goldſchmied Franz Joſ. und der Joſepha Stockmann, wurde
geboren den 13. Jän. 1816. Im März 1827 ſtarb fein Vater
und Landammann und Pannerherr Spichtig übernahm auf
defien Wunſch, die Bormundichaft über die früh vermwaiste-
Familie. Er ftudirte ein Jahr im Kollegum zu Sarnen, 5
Jahre im Klofter Engelberg und 3 Jahre bei den Zefuiten in
Freiburg, wo er unter 100 Mitfchülern im Hauptfach den erften
lab erhielt. Kaum beimgefehrt wurde er zum Kanzleigehülfen
und 1838 zum erften Landjchreiber gewählt. Er verebelichte
fich den 28. Mai 1838 mit Igfr. Regina Hermann, die ihm,
nachdem fie 46 Jahre lang in ebelfter Liebe und Treue an
feiner Seite geftanden, den 29. Apr. 1884 durch den Toy
entriffen wurde. Sm Jahre 1841 wurde Franz Wirz im Alter
von 25 Jahren zum Landammann gewählt, mweiche® Amt er
14 Mal und auch in den fchwierigften Zeiten, wie 3. B. 1844
und 1847, befleivet. Bon allen Zandammännern Obwaldens
hat nur Nikolaus von Einwil, der ein jehr hohes Alter erreicht,
diefeg Amt noch öfter verwaltet. Bei der Wahl veriprad er
dem Landvolf, dab er ihm „ein für fein Wohl warm ſchlagendes
Herz, eine gegen Alle aufrichtige und offene Gefinnung, mit
einem Wort einen guten, ja den beften Willen entgegenbringe” —
ein Berfprechen, welches er gewiſſenhaft beobachtet. Sein Wort:
war bon großen Einfluß nicht wegen dem Glanz der Beredt-
famteit, fondern weil e8 wohl abgemwogen, gut gemeint war
und von Herzen fam. Bon der gleichen Landsgemeinde wurde
er auch zum Gefandten an die Tagſatzung erwählt. Er war
auch Einer von den 57 Männern aus 14 Kantonen, welche in
Zug den 15. und 16. Sept. 1845 getagt, um einen ſchweizer—
iſchen Katholifenverein zu gründen. Obſchon erft 28 Jahre
alt, wurde er dennoch 1844 in einem wichtigen Rechtsſtreit
Echiedsrichter zwifchen Uri und Schwyz. Den 22. Dit. 1848
wurde er einftimmig zum Nationalrath -gewählt. Als dieſe
Wahl wegen der damit verbundenen Rechtsverwahrung kaſſirt
223
ILL LT DE DL
wurde, wurbe er den 19. Non. von der Landsgemeinde neuerdings
ohne NRechtöverwahrurg gewählt. Im Nationalrath zählte die
fonfervative Gruppe anfangs nur 8 Mann. Dr. Gegeffer,
welcher diefer Gruppe ebenfall3 angehörte, rühmte ihn als
einen „treuen, jtet3 freundlichen und bienfibereiten Berather,“
als „ein Mufter patriotifcher Eelbitverläugnung und liebens—
würdiger Befcheidenheit.” Echon 1849 wurde er in eine Ko—⸗
mifjion gewählt, während Dr. Segeffer 6 volle Jahre bon ben:
felben audgefchloffen blieb. Den 5. Te. 1854 wurde er
Stimmenzähler, mwelcheg Amt er bis 1862 bekleidet. Als Mit:
glied des Bureau übte er einen bedeutenden Einfluß auf die:
Komiffionswahlen. Sein feiner Takt, verbunden mit gewählten
Umgangdformen, ficherten ihm in allen Kreilen eine angefehene
Stellung. Die Wahrung der obmwaldnerifchen Landesintereſſen
lag ihm als Nationalrath ſehr am Herzen. Ihm und Stände:
rath Hermann ift e8 mefentlich zu verdanken, daß der Beitrag
an die Brünigftraße von 300,000 Fr. auf 400,000 Fr. erhöht,
und daß dadurch die Ausführung des Unternehmen? ermöglichet
wurde. Sm Dft. 1866 Wurde bon ihm eine Wiederwahl im
den Nationalrath mit folgender Erklärung abgelehnt: „Indem
‚ich aus diefem Wirkungskreiſe jcheide, bleibt mir als angenehmite:
Erinnerung das Bemwußtfein, daß mich Feine meiner Stimm:
gebungen mit Reue erfüllt.“
ALS Landammann fuchte er nach dem Sonderbundäfrieg
„einerſeits die Antereffen des Landes bei der Gidgenofjenichaft
unter ſchwierigen Umſtänden fo gut als möglich zu wahren.
und anderjeits die Förderung der inneren Wohlfahrt zum Ge:
genftand der forgfältigften Aufmerkfamkeit zu machen.” Er übte
einen großen Einfluß auf die Kantondverfoffungen und Geſetze,
die in dieſer Zeit erlaffen wurden, beſonders auf dad Schul:,
Armen-, Hypothekar- und SKriminalitrafgeieg. Er befaß eine
große Metiterichaft, das Befte von verfchiedenartigen Anträgen
zu einem Mittelantrag zu vereinigen. Auch bei öffentlichen Wer:
ten, wie 3. B. bei den großen Straßenbauten, beim Bau‘ des
Kantonsipitald, des Studentinpenfionates ſpielte er eine be-
deutende Rolle und ſuchte die Ausführung derfelben nach Kräf:
ten zu befördern. Anftatt eine Altiengefellihaft zu bilden und-
eine Bank oder Sparkaffe zu gründen und den Gewinn in bie
224
IL ALS ASP ö
Taſchen der Altionäre zu leiten, gründete er den 21. Herbftm.
1849 mit anderen gemeinnügigen Männern, melde Kaution
‚Leifteten, eine Fantonale Erſparnißkaſſa und ließ den Gewinn
‚zu gemeinnügigen Zwecken verwenden, jo daß das Kapital,
welches fie gewonnen und die Binfen, welche fie ausgetheilt,
die Schöne Summe von 200,000 Fr. betragen mögen. Bon
1849—1881 war er ſehr umfichtiger und gewiſſenhafter Bräfi-
dent diejer gemeinnüßigen Geſellſchaft. Er widmete feine Kräfte
-ganz und ungetheilt dem Dienft des Baterlanded und ging nicht
darauf aus, ſich auf Koften des Landes ober durch Handel und
Erwerb zu bereichern.
Auf die Hebung des Schulwefend war er ganz befonders
:bedacht. Bei der Berufung der Benediktiner bed aufgehobenen
Klofterd Muri im Jahre 1841 ftand er an der Spike und
nahm auch jeither an dem Gedeihen der kantonalen Zehranftalt
Aebhaften Antheil. Als man diefelbe 1865 durch Errichtung
eined Penſionates zu erweitern fuchte, da redigirte er die Sta:
tuten für eine Gefelfchaft und wurde als Präfident an die
Spite des Gründungskomites geftellt. Er fpendete überdied zu
dieſem edeln Zwed einen Beitrag von 1000 Zr. Schon 1841
wurde er in die fantonale Landesſchulkommiſſion gewählt. 835
Jahre lang war er Mitglied der Fantonalen Erziehungsbehörde
"und während 20 Jahren befleivete er das Präfivium. Zur
‚Gründung eines fantonalen Schulfondes gab er im Jahre 1849
100 Louisdor. Die „Schule, die Bildungsftätte der Jugend,
fagte er 1864, fie fei dem Borjteher und Bürger eine Herzens
fahe! Wo die Sonde nicht ausreichen, verbolljtändiget fie,
marktet nicht, denn eine beffere Anlage gibt es nicht.”
Er fuchte vor Allem den Frieden im Land aufrecht zu er:
halten, bemühte fi) unabläffig für ein einträchtige® Zufammen-
wirken aller einflußreichen Männer und verwendete fein Anſehen,
um bei Wahrung des konſervativen Standpunftes die fortichritt:
liche Entmwidelung de3 Landes ‘zu befördern. Sn der Bermal:
tung bethätigte und forderte er den Geiſt der Ordnung, Der
Arbeit und der Pflichttreue. 1876 fchied er aus der oberften
‚Sandeöbehörde, weil er nicht mehr in einer Stellung verharren
‘wollte, die er wegen Kränflichteit nicht mehr glaubte mit unge:
ſchwächter Kraft ausfüllen zu Tönnen. Bon 1851—84 beforgte
<r aud die Stelle eines Salzdirektors mit „außerordentlicher
Opferwilligkeit und ausgezeichneter Pünktlichkeit.”
225
IT IE TAGE
Mit dem Sabre 1841 begann auch feine Wirkfamteit in ber
GSemeindenerwaltung, welcher er 43 Sabre lang, bis zu feinen:
Tod, angehört und deren Präſidium ihm öfters übertragen
wurde. In der Regelung von Bormundfchaftd: und Armenfachen
war er fehr gewandt. Während vielen Jahren war er Präfident
und Mitglied der Armenlommilfion. Er fuchte den Gaffenbettel
abzuichaffen und wollte, daß die Theilfamen durch Anfchaffung
bon Lebensmitteln für ihre unterſtützungsbedürftigen Armen ſorgen.
Die „Organiſation der Armenverwaltung der Gemeinde Sarnen
von 1852” ift ihm weſentlich zu verbanfen. Cr betheiliate ſich
mit Rath und That bei der Gründung des Waiſenhauſes im
Jahre 1854 und war bis in die letzten Jahre ſeines Lebens
Bräfident der Verwaltungskommiſſion. Das Kirchen- und Schul:
weſen und bie Handhabung der Sittenpolizei waren ebenfalls
Gegenftände eines eifrigen und zielbewußten Wirkens. Er war
ein thätiger Förderer und Tuger Beratber der Allmenb:
tbeilung und Heforgte von 1867 —74 die Rechnung und das
Präſidium des Freitheiles.
Wit großer Umſicht und Klugheit arbeitete er für die kon—
ſervative Preſſe. Den 3. März 18°8 erſchien von ihm in der
„Schildwache am Aura” der erfte Zeitungdartifel. Cr fchrieb in
bie „Staatd-, Schwyzer⸗ u. Schweizer: Zeitung”, in das „Vaterland“
nnd übernahm vom März 1879 bid Ende Auguft 1882 die Re-
daktion des „Obmaldner Volksfreund“, deſſen Programm 1870
nicht ohne fein Vorwiſſen und völliges Einverftändniß feitgeftellt
wurde. „Nicht mit Schwung und Glanz, nicht mit fprudelndem
Witz und ſpitziger Feder hat er geſchrieben, wohl aber ſtets mit
würdevollem Ernſt, mit überzeugender, ſtreng logiſcher Wahrheit,
mit ſicherem Takt und in präziſer gewählter Form”. Er war
fein Freund der Polemik und pflegte zu fagen: „Perlünliche
Angriffe laflen einen Stachel zurüd, der bitter wehe thut und
dem Angreifer und der Sade, die er vertritt, nicht nügt, wohl
aber viel ſchaden Tann“. Die wichtigſten Regierungsproklamati
onen floſſen aus ſeiner Feder.
Reges und thätiges Intereſſe hatte er auch für vaterländiſche
Geſchichte und ſuchte geſchichtliche Forſchung zu befördern. Seine
Mußeſtunden benutzte er, um Auszüge aus den Rathsprotokollen
Ei maden. Im Sommer 1876 murbe ber hiſtoriſch⸗ antiquariſche
14
u}
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226
EI LE TED
—* gegründet und er als Präſident an die Spitze desſelben
geſtellt.
Die Pflichten eines Katholiken erfüllte er mit der größten
Gewiſſenhaftigkeit. Auch fein öffentliches Leben war bon dent
Geiſt tiefer Religiöſität durchweht. Seine daherige Anſchauungs⸗
weiſe hat er an der Landesgemeinde 1858 in den Worten ge⸗
zeichnet: „Glaube und Kirche allein bürgen der Geſellſchaft für
treue und gute Bürger. Wer ohne Glaube iſt, hat kein Gewiſſen
und dei Gemwiffenloje ift ein gefährlicher Menſch“. Er liebte
deshalb die Priefter, welche ben Glauben und das Gewiſſen
pflegen, und ſprach 1868 in feierlicher Verſammlung: „Daß
ich der Prieſterſchaft diejenigen Gefühle bewahren werde, die ich
gegen dieſel be ſtets an den Tag gelegt habe, dafür liegt die
Gewähr in meiner Ueberzeugung, daß Vollkswohl und Völkerglück
bom einträcdhtigen Zuſammenwirken beider Autoritäten, ber geift-
lichen und der meltlichen, unzertrennlich find”. Er war aud
ein inniger Verehrer des fel. Bruder Klaus, Als 1368 bie
Stage der Canonijation des Seligen angeregt wurde, da wurde
er an die Spige der betreffenden Commiſſion geftellt. Am 26. De:
zember 1878 bielt er in der Verfammlung bed Piusvereined von
Sarnen einen längeren Bortrag „behufs Wiederbelebung de
Vertrauens und der Verehrung zu unferem vielfeligen Landesvater
Nikolaus von Flüe“, welcher 1881 im Drud erfchien. Groß war
fein unwandelbares Gottvertrauen, dad ihn auch in ſchweren
Tagen aufrecht erhielt. An der Landesgemeinde 1848 ſprach
er: „Wenn biertieden Alles wankt und ftürzt, wollen wir zu Dem
unfere Zuflucht nehmen, der in ewiger Baterforge die Schidjale
der Welt regiert”. Seine Liebe zu Gott und zu den Menſchen
zeigte er auch durch Werke der Barmherzigkeit. Seine größeren
Vergabungen mögen ſich auf: 20,000 Fr. belaufen. Er vergabte
an den Srrenfond 4,000 Fr.,zur Erlernung eines Handwerkes
2,000 Fr., zu Gunſten der Schulen, zur Aufbeflerung von
Vfründen u.d. gl. Dazu Tommen noch die vielen Heineren Al⸗
mofen, die er im Geheimen, bejonderd an Hausarme gefpenbet
bat. Er hat mehr Almofen gegeben, ald man glaubte. Wenn
er auch konſervativ und religiös war, fo war er dennoch Freund
und Förderer eines zeitgemäßen Fortſchrittes und er ſprach deß⸗
dalb in öffentlicher Verfammlung: Fortſchreiten müffen wir,
227
V
wollen wir auf der Höhe der Zeit uns bewegen, aber fortſchreiten
in dem, was wahr und gut und zeitgemäß“. Am 29. Winterm.
1884 Schloß er feine beinahe fünfzigjährtige ſegensreiche Öffentliche
Wirkſamkeit. Bei Teiner Leichenfeier ſah man, in welch’ hoher
Achtung der Berftorbene geftanden und in. der Leichenrede wurde
vom damaligen Hrn. Pfarrhelfer Britfchgi gezeigt, daß er ein
Freund der Religion und bed Baterlandes geweſen.
Söhne von Landammann Franz Wirz: Hr. Theodor,
welcher Zandammann geworden, und Hr. Adalbert. Hr.
Adalbert Wirz wurde 1848 geboren, ftubirte zu Sarnen, Frei:
burg, Zürich und Heidelberg und verebelicht fih im jahre
1879 mit Fräulein Rofalia Etlin, Tochter des Landammann
Dr. Simon. 1876 wurde er Gerichtöpräfident, 1885 Rathsherr
ftatt feined verftorbenen Baterd. Im gleichen Jahre wurde er
zu Einfiedeln zum Präſidenten des fchweizer. Piusvereins ge=
wählt. Als Hr. Gerichtspräfident Adalbert Wirz im Jahre
1888 mit feinem Hrn. Bruder Rom beſuchte, da bat ibm Papſt
Leo XIII das Ritterkreuz des Pius⸗Ordens verliehen, zur
Belohnung und zur Aufmunterung für feinen Eifer und feine
Dpfermilligfeit als Präfident des fchweizerifchen Piusvereins.
Hr. Adalbert war mehrfach publiziftifch thätig, verfaßte zum
Theil den 2. und 3, „Amtsberiht über die Staatövermwaltung
und über die Recht3pflege des Kt. Unterwalden ob dem Wald”
Jahresberichte des ſchweizeriſchen Piusvereind und war einige
Sabre Mitglied de8 Redaktionskomite des „Obwaldner Volks⸗
freundes“. Während längerer Zeit bekleidete er auch die Stelle
eines Kantons⸗Kriegskommiſſärs.
15. Hr. Landammann Theodor murbe geboren ben
21. Aug. 1842, ftudirte zu Sarnen und zu Freiburg im Breis:
gau und wurde 1867 Präfibent des ſchweizeriſchen Studenten»
vereined. Bon 1868—1878 gehörte er — größtentheild als
Bräfident — ben erftinftanglipen fantonalen Gerichten an.
1871 wurde er Mitglied des Nationalratbes, 1872 Mitglied
bes Ständerathes, 1884 Präfident desfelben und 1885 Präſi⸗
dent der FTonfervativen Fraktion der Bundesverſammlung.
Zanbammann war. er in ben Jahren 1876, 1879, 1882, 1885,
1888 und 1890. Bei Ausarbeitung neuer Gelege ift er in ann
228
veſonderer W:ife betbeiliget. An der fo gelungenen Durchführ>
ung der Subelfeier de3 fel. Bruder Klaus im Jahre 1887 Hatte
er bervorragenden Antheil. Er war auch mehrere Jahre
Präſident der Einwohners und Bürgergemeinde. 1888 wurde
er vom Bundesrath zum. Abſchluß ded Vertrages zwiſchen der
Schweiz und dem bl. Stuhle betr. Löſung der Teſſiner Bis:
thumsfrage zum Bl. Vater nah Rom geihidt. Um feiner
befonderen Achtung Ausdruck zu verleihen und als Anerfenung
für feine Berdienfte verlieh ibn Papſt Leo XII. die gol-
dene Papfts Medaille, welche 1888 zum Andenken an feine
Bermittlung zwiſchen Spanien und Deutfchland - geprägt
wurde. Zugleich ließ er Hrn. Landammann Theodor Wirz
durch ein Schreiben bed Staatsſekretars Kardinal Rampolla melden,
daß er ihn als Beweis feines befondern Wohlwollens zum Com:
mandeur des Pius-⸗Ordens erwählt Hätte, wenn die Beſtim⸗
mungen der Bunbedverfaffung dies erlaubt baben würden.
Mehr als 50 Reden, die er gehalten, und viele ftände-
räthliche Kommiffionalberichte, find gedrudt. Aus feiner Feder
ftammen die Berichte aud der Bundesverfammlung im „Volks⸗
freund”, die von den Männern ber Politik gern gelelen werben.
Er fchrieb außerdem für die „Monatrofen” und für den „Volks⸗
freund”; die Borträge, welche er an den Sahresverfamm:
Aungen des fchweizerifchen Piusvereined in den Jahren 1881
"und 1887 gehalten, find ebenfald® dem Drud übergeben
mworben. '
Außer denjenigen, welche wir bei den Familien der Land:
ammänner angeführt, find noch folgende „Ringberren” oder
Höhere Beamtete aus dem Gefchlechte Wirz hervorgegangen :
1. Heinrich, Sohn ded Werner und Großfohn des Land:
ammann Johaun I., hatte Alpig zu Melchjee und bat 1452 am
-Sonntag vor Wlrih mit Heinrich Amftein von Alpnach die
:Kernfer, daß man ihnen erlaube, in Keffelen und SKeffelenwald
je eine Hütte d. i. Speicher bauen zu dürfen, um die „mulchen
(Gemolkenens d. i. Käfe) ab melchfe darin vnd dannen zu
ſöumen“. 1458, 23 bezeugten: er und feine Brüder Thomas,
ändli und Rudolf, daß das Gericht ihnen bie Zuflucht unter
Aa gegen Balm bin und durch den. Kennel gegen die Schmitten
:Hinab,. d. i. gegen Keſſeln, abgefprochen. (Siehe Chronik von
- tt.
oh.
j ee , . un .
Ne; el . 2 er
, —* el,
229
Kerns ©. 88.) 1467, 22. Zän. war er Landweibel und präfis-
birte in Abweſenheit ves reg. Landammanns Hans Heinzli das
Gericht. Als Abgeordneter Obwaldens nad Luzern ericheint ’
er 1475 ben 24. Apr. und 15. Mai und 1487 ben 4. Dftob.
1483, 4 Dft. war er Zeuge im Kollerhandel und 1484 ſchuldete
Heinrich Wirz 13 Angſt. Zind ab Breiten zu Kirchhofen und
ab Haus und Hofftat „baby zuo ſant criftoffel”. Aus dem.
Umftand, daß er Bote an die Tagſatzung und Conferenzen
war, darf man ſchließen, daß er auch im Kanton eine höhere
Beamtung bekleidet, obſchon wir dieſelbe nirgends aufgezeichnet
gefunden. Ohne Zweifel haben noch andere Wirz, z. B. bie
Söhne von Landammann Johann J., höhere Aemter bekleidet.
Weil man aber damals die Beamtungen in den Schriften nicht
anzuführen pflegte, deßhalb ift e8 ung unmöglid, ihre Ramen
vollftändig anzugeben. Wenn aber Jemand öfters im Namen
des ganzen Landes handelt, dann darf man ziemlich ficher an:
nehmen, daß er ein „Ringherr” und wenn er öfterd im Namen.
einer ganzen Gemeinde handelt, daß er we nigſtens ein Raths
berr gemejen. |
2. Rudolf, Bruder des Borigen, hatte 1453 Antheil an
der Alpig zu Melchſee und erſcheint den 22. Jän. 1467 bei der
Stiftung der Helferei in Giswil als Zeuge. 1480, 1. Aug.
war er Landſäckelmeiſter und erſcheint vor Gericht. Er nimmt
den 30. Aug. 1483 im Kollerhandel Kundſchaft auf im Namen
des Ammann Johann von Flüe. Er war oft Abgeordneter an.
die Tagfagung und Conferenzen. Den 2. Aug. 1484 war er
zu Luzern und hatte Vollmacht, der Bundederneuerung mit Karl.
VII. von Frankreich, welche den 4. Aug. ftattgefunden, beizu:
ftimmen, fofern die rüdftändigen Penfionen und Anfprüce be: -
richtiget werden. 1484 fchulbete er dem Leutpriefler in Sarnen
1 Sci. 1 Heiler ab Breiten zu Kirchhofen. Er ſcheint um das
Jahr 1491 geſtorden zu ſein.
3. Nik olaus, gemäß Stammbaum Sohn des Sandvogt .
Heinrich und Großſohn des Landammann Heinrich, wurde 1548 -
Landvogt in Luggaris. Es iſt unrichtig, daß er keine Nach⸗
kommen gehabt. Der nachmalige Ritter Luſſi, welcher der la:
teiniſchen und italieniſchen Sprache kundig war, war fein Doll⸗
230
meid. Im Frühjahr 1544 kam Johann de Becaris, ein
Franziskaner, aus Italien nach Locarno, verbreitete als Lehrer
an der Öffentlichen Schule reformatorifche Grundſätze und ftund
in freundfchaftlichem Verkehr mit Pellikan in Zürih. Die ka⸗
tbolifchen Sefandten befablen dem neuen Landvogt Wirz, den
Scuimeifter zu verweilen und auch Andere, welche die neue
Lehre verbreiten „bu der Gappen zu erwütfchen” und fie nad
ihrem Verdienen zu ſtrafen. Becarid wandte fich, mie es fcheint,
wegen dieler Verweiſung an die Tagjagung. Dieje bat ihn
den 24. Sept. 1548 begnadiget, dagegen aber hat man dem
Vogt geichrieben, er folle ein fcharfes Augenmert auf ihn haben
und wenn befannt werde, daß er unfern wahren chriftlichen
Glauben antafte und fchelte, folle er ihn an Leib und Leben
ftrafen. Die Gefandten von Uri, Schwyz und Unterwalden
blieben bei ihrer Inſtruktion d. h. ihn nicht zu begnabdigen.
Auf den 5 Aug. 1549 wurde ein Diiputation zwiſchen den Alt:
und Neugläubigen angeſetzt, welche im Gerichtdjaal des land⸗
vögtlichen Schloffed ftattgefunden. Wie es ſcheint fiengen bie
Neugläubigen an, den chriftlihen Glauben anzutaften und zu
fchelten und Wirz fol den Befehl ertheilt haben, Becarid ge:
fangen zu nehmer. Damit nicht unangenehme Auftritte ent=
ſtehen, bat er den Berhafteten gegen Bürgichaft bald wieder
freigelaffen. Alddann ging Wirz nad Stand, um fich mit den
dort verfammelten Boten der 5 Drte zu berathen. Unterdeflen
begab fich Becaris nach Zürich und fuchte nachher einige Jahre
in Mifor die neue Lehre auszubreiten. Es iſt ſehr begreiflich,
daß er wegen den Schritten, die er gethban, um den Fatholifchen
Glauben in der Landvogtei Luggaris zu erhalten, im Reujahrs:
blatt der Stabtbibliothef in Zürich, welches 1835 erfchien, nicht
gelobt wird und wenn die Sache fich fo verhalten würde, wie
fie dort dargeftellt ift, jo Iann man auch nicht Alles billigen.
Dagegen fand er mehr Anertennung bei Bernarbin de la Eroce,
Biſchof von Como, der ibm 1555 jenen filbernen Becher ges
ichentt, au8 dem der bl. Karl Borromäus getrunfen. „Deb
Wolfgang Wirz des vogts feligen fon im den Drunk gän“, als
cr 1570 das Grab des fel. Bruder Klaus befucht. Durch Ber:
heirathung feiner Tochter Anna. mit Jakob von Flüe ift derfelbe
in die Familie von Flüe und durch Kaplan Conrad bon Flüe
231
in bie Pfarrkirche in Sachfeln gefommen. Wahrfcheinlich wegen
feinen Berdienften um die Erhaltung des katholiſchen Glaubens
im Teſſin ift er auch römifcher Ritter getvorden. 1565 war er
Richter für Kerns, wo er gewohnt. Seine Frau Margreth
Durrer ftiftete zu Kerns und fein Diener Hand Stüdi zu Sar⸗
nen eine Jahrzeit mit je 100 Pfd.
4. Melchior ift nicht ein Sohn des Heinrich, Tondern
ein Sohn des Melchior und der Katharina Hafner von Entlebuch
und wahricheinlich Großſohn des Landvogt Heinrich. Er wurde
geboren um das Jahr 1578, verehelichte ſich 1604 mit Barbara
Blättler, welche den 21. Apr. 1660 begraben wurde, war 1625
Zeuge beim Bruderflaufen- Prozeß und befa damals ein Ber-
mögen von 16,000 Gl. 1610 erfcheint er vor Gericht wegen
einem Markt um Obftoden. 1618 war er Rathsherr, 1621
wurde er Landjedelmeifter und 1628 Lanbvogt in Lauid. Um
das Jahr 1618 baute er das große Haus ded Hutmacher Stock⸗
mann fel. im Unterdorf, wie die Wappen beim Eingang bes
zeugen. Dad Büffet, welche® er 1619 durch die kunſtvolle
Hand, welde für die Kapelle auf dem Flühli gearbeitet, machen
ließ, befindet fich im Gafthof zum „Pilatus“ in Alpnach und
ift wahrfcheinfich das werthvollſte Büffet, welches wir in unferem
Zande befigen. 1622 gab ihm Schwyz für das Fenſter „über
ven Schild" 3 GI. 30 Schill. Er ftarb den 5. Apr. 1646 und
hinterließ 9 Kinder, von denen Nikolaus Maler geworden. Der
in Stammbaum angegebene Melchior, welcher 1582 Landvogt
zu Sargand geweſen fein fol, ift in keinem Berzeichniß der
Xanbvögte zu finden.
5. Peter Anton, Sohn des Rathsherrn Sof. und der
Anna M. Kündig von Kägiswit, wurde 1696 geboren und ftarb
den 25. Nov. 1784. 1729 wurde er Rathsherr, 1730 Läufer,
1784 Landfchreiber, 1764 Landvogt in Luggarid, 1774 Statt:
Halter, 1777 wurde er lebenslänglich zum Statthalter gewählt
und bie Zandedgemeinde ift erft im Sabre 1785 zur Wahl
eines neuen Statthalterd gefchritten. Er war zwei Mal Ge:
fandter nad Frauenfeld. Obſchon er mehr ala 50 Jahre dem
Staat gewiflenhaft gedient, obichon er ledig war und manche
gute Gült gefchrieben, gerieth er dennoch in feinen alten Tagen
.232 _
III IE
en Armuth und wurde von der Regierung bereitwiltig unter⸗
tützt.
6. Franz Nikolaus Ignaz, Sohn des Hauptmann
Joh. Melchior uud der M. Katharina Cäzilia Perig — einer.
Tochter des Dr. Joſeph und der Anna M. Jakob, welche den
3. Juni 1724 zu Glis in Wallid getauft wurde und den. 23.
Jän. 1796 zu Sarnen geftorben ift — wurde getauft den 23.
Apr. 1752 und verehelichte fi mit M. Katbrina Barbara
Omlin von Sachfeln. 1784 wurde er Rathsherr, von 1786-99
war er Zeugherr und Kollegiverwalter und wird deßwegen ge=
wöhnlich „Zeugberer Wirz“ genannt. Er füllte zwei Folianten
mit Auszügen aus den Staatsprotofollen, fammelte aus ver⸗
fchiedenen Gefchichten, Chroniken und alten Schriften Material
zu einer Chronik von Obwalden und fchrieb e3 in hronologifcher
Ordnung in einen großen Folianten hinein. Es iſt das eine
verdienftliche Arbeit und wenn auch Manches dabei tft, welches
die Kritik nicht aushält. Er machte auch Abfchriften von den
meiften Urkunden der Gemeinde Sarnen und hinterließ manche
geichichtliche Notiz, die dem Gefchichtöforfcher ſehr willkommen
ift. Einen Folianten fülte er mit verſchiedenen Bünbniffen,
die man jetzt großentheild in den Abichieden abgedruckt findet.
Er war „ein Mann von tiefer Neligiöfttät und nicht geringer
Bildung” und ftarb den 2. März 1807. Seine Schriften be⸗—
finden fih im Familienarhiv der HH. Wirz. Zwei Söhne
wurden Prieſte. MWoifgang Ignaz wurde Goldfchmieb
und Kathrina Nilodema verbeiratbete fich mit Land⸗
ammann und PBannerberr Nilodem Spichtig.
1. Franz Joſ., Sohn des Rathsherrn Franz Sof. Job
und der Anna M. Stodmann, Bater ded Landammann Franz,
wurde geboren 1770 und ftarb den 24. März 1827. 1817
wurde er Rathsherr und 1820 Zeugherr und Gollegiverwalter.
Einen Kelch, den erald Goldfchmied ausgearbeitet, findet man
in der St. Antondfapelle zu Sarnen.
. 8. Hr. Simon, geb. 1848, wurde Rathsherr 1872, Ober-
richter 1887. Er war auch in der Konkurskomiſſion und ifk
Civilſtandsbeamter.
233
IL NTALG SE
Rathsherren: Heinrich 1555, Melchior, Bater des
Zandjedelmeifterd Melchior, 1566, Wolfgang, Sohn bes
Landvogt Rilolaus, 1575, Beat 1625, Matbäus 1646,
Sebaftian 1667, Melchior 1669, Spitalvogt, Salz
herr und Lieutenant Yobann Franz 1680, Bona⸗
ventura 1704, — nrich Franz 1703, Joſeph 1714,
Spitalherr Joſ. Ignaz 1725, Nikolaus 1739, Franz
Ignaz 1748, Freitheilvogt Anton Franz 1769, Franz
30f. 305 179, Landweibel Franz Anton 1794, Frei:
thbeilvogt Ignaz 1834, Kronenwirth Joſ. Ignaz 1848.
Außer den Landammännern Beter, Konrad, Jakob,
Zandvogt Heinridh, Hauptmann Nikolaus, Haupt:
mann Jakob, Hauptmann Franz Dominifund Haupt⸗
mann Johann Sof. haben noch folgende Anhörige dieſes
Geſchlechtes in Obwalden als höhere Offiziere in fremden
Kriegddienften gedient:
1, Wolfgang Ignaz Wirz von Ruden,, welcher
fi in fremden Kriegsdienſten von allen Obwaldnern am meiften
ausgezeichnet, war Sohn bed Hauptmann Franz Dominik und
der Margretb Wirz, Tochter ded Landammann Johann V., und
mwurbe getauft zu Sarnen ben 31. Zuli 1689. Er ftudirte zuerft
bei den Seluiten in Luzern und kam dann in das Benediktiner⸗
Hofter zu St. Gallen, wo gemäß der Leichenrebe ein väterlicher
Oheim, der dafelbft berühmter Brofeffor war, ihn unter feine
bejondere Leitung nahm. Als er 1706 dahin verreißte, wurden
ihm fammt dem Tifchgeld für 4 Wochen 15 GI. 10 Schl: ‘ge:
geben. Zu Luzern wurde er in die Marianifche Sopdalität aufs
genommen. Schon 1716 trat er als Lieutenant in den Dienft
von Benedig unter das Regiment Müller und kämpfte in dieſem
und dem folgenden Sabre auf den Feldzügen in Dalmatien und
Moren mit feltener Tapferkeit gegen die Türken. 1718 trat er
in Öfterreichifchen Dienft und wurde als Adjutant des General
Merey bei der Belagerung von Meſſina verwundet. Bei der
Errichtung des Negimented Behler in Spanien trat er in das⸗
felbe ald Hauptınann. 1727 wurde er Major und dann Oberft-
lieutenant. Als ihm mitgetheilt worden, daß er zum Ehren⸗
rath von Dbmwalden gewählt. da verdankte er diefe Ehre und
entichuldigte fi, indem er den 29. Sept 1728 zu Tarragona
254
REITS SEE
in Spanien, ſchrieb: „Weilen alfo mi nur allein für das
Militärifche Sacrifizirt und folgendt3 für das Civilifche noch
Luft noch Willen noch Zeit noch Gelegenheit genommen mid
zu Capacitiren. Alß erfcheint, dab bey mir die Prerogativa
des militäriſchen und Democratifchen Standtd nicht vereyniget
und alfo daß Iettere in Anfehung meiner Untauglichfeit mir
mehrer zur Confuffion ald Ehr gereichen werde, daß deſſent⸗
wegen billigft Uhrſach hätte, dehmütigift zu bitten mit biefer mir
gethanen hohen Gnadt einen andern tauglichern und in Civili⸗
bus Sapazitirten Herren zu begnaden.“ Seine militäriichen Stel:
len verſah er mit folcher Geichidlichkeit, daß ihm die Würde
eine® Majors der Garde ber Wallonen anerboten wurde. Er fchlug
diefelbe aus, weil fie ihn in Spanien zurüdgebalten hätte und
‘weil er bei der Eroberung von Neapel und beider Sizilien
‚mehr Ruhm zu ernten hoffte. Die Spanier befiegten bann bie
Kaiferlichen oder Deutfchen und zogen den 10. Mai 1734 in
Neapel ein und Don Karlos, der jpanifche Anfant, wurde 1735
‚zum König beider Sizilien gekrönt. 1736 erhielt Wir; das
Regiment Nideröft, welches das ältefte Schweizerregiment in
ipanifchen Dienften ift, vorzüglich in Folge feines ruhmvollen
Betragend in der Schlacht bei Bitonto, und feiner befonderen
Befähigung. Kriegdminifter Thubiered bezeugt den 8. Mai 1733,
„daß Dr. Ig. Wirk, Major vnd Oberftlieuthenant vom Cath.
Schweiger-Regiment Bebler Ein würbigft und Tauglichfter officier
ſeye durch ſeyn befante Dapferfeit Erfabrenheit fleiß und gute
Capacität Und Ein fonderbar neigung für den Königl. Dienft
Trage, wie ſolches bezeuget die gute Sinftruction und Dißciplin,
jo Er bey dem beflerifchen Regiment Eingeführt, welche® der
König ihm allein zum verdankhen, Ihme auch andurch die freund:
ſchaft und gewogenheit aller Superioren und vorgefekten Häup⸗
tern an fich gezogen und bey allen Königl. Truppen Sn fondere
hochachtung fich gelegt, alfo zwar daf durch diſen allgemeinen
guten Willen und boche äftimation Ich Ihne würdig achte aller
Confideration, Beförderung. Ehre Bnd prärogativen mit benen
Ihro Majeft. Ihme begnaden möchte, wie auch Eined Regiments
von 4 Battaillonen welches Ihr Königl. Majeft. Ihme zue accor:
diren jonderbar geneigt iſt. Er war bei der Belagerung von
Capua, Meffina und Trapani. NIS die Feinde im Jahre 1744
235
einen Angriff auf das königl. Lager bei Belletri machten, ba
gelang e8 feiner ausgezeichneten Tapferkeit, die Perfon des Kö⸗
nigs in Sicherheit zu bringen, meldyer ihm dafür ſehr erkennt:
th war. Er hatte in feinem Regiment eine bewundernswürdige
Digciplin und zeigte eine befondere Tüchtigleit in der Anord⸗
nung der Schlacdhtreifen. Man bewunderte fein würdevolles
Auftreten. Mit feiner deutlihen und Hangvollen Stimme be-
fehligte er gleichzeitig 4 Bataillone. Unter großen Schwierig:
Zeiten beftieg er mit feinem Heere den Berg Balzarano, führte
€3 in das Abruszen-Gebirg, nah S. Germano und endlich auf
das Feld unter Agnagni, wo ihm 6 Schweizer Bataillone (auch
Die von Jauch und Tſchudi) anvertraut wurden. 1746 machte
er den Yeldzug in die Lombarbei mit, er befebligte die blutige
Schlacht bei PBiacenza, erfocht einen glänzenden Sieg und wurde
mit 4 Schüffen und 6 Säbelbieben verwundet und dadurch für
ferneren wirklichen Kriegädienft unbrauchbar gemacht. Wegen
feiner beroifchen Tapferkeit wurde er mit Ehren und Auszeich⸗
nungen überhäuft. 1734 wurde er Ritter vom bi. Franz bon
Paula, 1737 Ritter ded Drdend vom bi. Stephanus, 1741 bei
der Abreife des Königs nad Spanien Generalinipeftor der In⸗
fanterie bei der königl. fizilifchen Armee, 1742 Brigadier, 1743
Gouverneur von Pescara, 1744 FYeldmarfchall, 1746 Gouver⸗
neur der Abruzzen und Markgraf von S. Pascal für fi und
feine Nachkommen, 1748 geheimer Hof-Kriegsrath und Kammer -
berr, 1758 Gouverneur von Trapani, 1759 Generallieutenant
und 1767 Gouverneur von Capua. Er war auch Direktor der
milden Stiftungen für milttärifche Wittwen und erhielt 1766
das Großkreuz des conftantinifchen Ordend. Marſchall Wirz
war aber, wie der Dominilaner P. Vinzenz Thomas Becchiami
in der Leichenrede den 9. Nov. 1774 bemerkt, nicht nur ein
Held im Kampf für den König, fondern auch im Kampf für
ChHriftus. Er Fämpfte mutbig gegen die trügerifche Melt, gegen
fi jelbft und gegen den Satan Er zeichnete ſich aus durch
Freigebigkeit gegen die Hülfsbedürftigen bejonderd gegen die
Drdendleute bed bl. Franz von Paula und gegen die Paſſio⸗
niften auf dem Berg Argentaro. Gegen die Armen war er fo
freigebig, daß er fogar feine Fingerringe an biefelben verjchentte.
Obſchon er fchwer verwundet war, fo ertrug er es dennoch
236
ruhig und gottergeben, als ibm gleichzeitig feine erfte Gemahlin
fammt dem neugebornen Kinde zu Genua durch frübzeitigen Tob
entrifien wurde. Er beflagte fich nicht, ald er vernahm, daß
ihm fein reichlicher Hausrath zu PVelletri theild geraubt und
theil® verbrannt worden. Bei diefem Anlaß verlor er die Quit⸗
tungen für 2000 fpanifche Thaler, die er Oberftlieutenant Beß⸗
ler bezahlt Hatte und die er den beblerifchen Erben noch einmal
bezahlen mußte, weil er Feine Duittungen vorweiſen Tonnte.
Später find dann diefe Duittungen zu Wien wieder in Vor—
ichein gelommen. Er zeichnete fich aus durch pünktlichen Ge⸗
borfam gegen bie Vorgeleßten, dur Freundlichkeit gegen Gleich:
geftellte, durch Schonung und Gefälligkeit gegen feine Unter:
gebenen. Der Kirche in Sarnen fchentte er den ganzen Leib
des bi. Deobat, wofür er den 8. März 1745 die Authentik er-
hielt. Mit feiner zweiten Frau, Magdalena Imfeld, Schweiter
des Hauptmann Marquard, beim Thürli, wurbe er 1723 zu
Engelberg Topulirt, wo fein Onkel, P. Eugen, Subprior war.
Bon derfelben erhielt er 3 Kinder, die theild zu Genua, theils
zu Tarragona in Spanien geboren wurden. Das Portrait des-
Marfhals und feiner Frau befindet fih bei Hrn. Gerichtäpräs
fident Wirz. Ein Sohn derfelben war zuerit Hauptmann und
wurde dann Jeſuit. Ein anderer Sohn wurde Oberſt des
Regimented. Maria Franziska verbeiratbete ih 1751 mit
Baron Heinrich de Chieti in Neapel. Gemäß einer Notiz hätte
diefe Tochter auch mit B. Villanova zu Kiel in der Provinz.
Abrezzo geheiratbet. Frau Marſchall Wirz ftarb zu Neapel den
29. Bradım. 1776 und er den 7. Nov. 1774 Bei feinem.
Denkmal in der Kirche von der SKongregation des hi. Geiſtes
find 6 verfchiedene Tateinifche Infchriften angebracht, worin er
gerühmt wird ivegen feiner ZTugendhaftigleit und wegen feiner
Tapferkeit. Kein Obwaldner und nur wenige Schweizer in.
ausländischen Dienften haben den Ruhm des Feldmarſchall
Wolfgang Ignaz Wirz überftrahblt.
8% Sof. Igna z, Sohn des Marfhall Wolfgang Ignaz, .
wurde den 14. DE. 1725 wahricheinlih zu Genua geboren..
1736 mwurbe er im Alter von 11 Jahren Hauptmann, 1746,
22. Aug. nebft feinem Vater Markgraf von St. Pascal, 1762.
Dberft, 1765 Brigadier, 1766 Ritter des Eonftantinifchen Orbens-
237
III IS SEG
und 1776 Feldbmarfchall. 1775 erhielt er das Großkreuz des
Zonftantinifchen Orden? und den 25. Aug. 1786 die goldene
Kette diefed Drdend und wurde dadurch in ben Borfig oder
unter die Großmeifter deffelben aufgenommen. Im Diplom
"wird er gerühmt wegen feinen und ſeines Vaters vielen Ber:
dienften wegen feiner Chrenfeftigfeit Tugend und erprobten
Tapferkeit. Er war auch Generallieutenant der Armee, zwei⸗
mal fommandirender General im Königreih Sizilien, bevoll-
“ mäÄchtigter. Kommandant und General aller Präfidien von Tos⸗
Tana. Als fein Bater wegen den vielen Wunden, die er in
der Schlacht bei Pincenza erhielt, für den Kriegsdienft unbrauch-
Bar geworden, da wurde ihm erlaubt, das Negiment feinen:
Sohne zu überlaffen. Seit diefer Zeit ift er im Beſitze des
Regimented und die Regierung von Obwalden hat öfter® er:
laubt, für ihn zu werben. 1759, 3. Nov. wurde der Vertrag
‚ wegen dem Regiment verlängert, welche Berlängernng aber erſt
im Sabre 1764 beginnen fol. 1763 wurde er Ehrenrath von
Obwalden, nachdem fein Bater zu feinen Gunften vefignirte.
Wenn er auch den Ruhm feines Vaters nicht erreichte, fo ftand
er ihm doch in mehrfacher Beziehung ziemlich nahe. 1754, 9.
Aug. wurbe ihm von der Negierung in Obwalden erlaubt, mit
Einigen aus feiner Mannfchaft gegen die Türken zu ziehen.
Seine zwei Söhne Hauptmann Joſ. Maria und Aide-Major
Felix Maria verreidten im Aug. 1781, um ihr Baterland zu
feben. Er empfahl fie und überfchidte durch Ddiefelben zwei
Gruzifire, bad eine für die Pfarrfirche in Sarnen und das
andere für dag Rathhaus, welches den 2. Apr. 1785 von der
Regierung der Pfarrfirhe in Sachſeln geſchenkt wurde. Als
ſchwaches Denkzeichen fandte er auch zwei mit Silber garnirte
Helmi, von denen das eine im Zeughaus zu Sarnen aufbe:
wahrt wird und das andere den Kilchgenofien von Sarnen
überlaffen wurde, die für einen eigenen SHelmibläfer zu forgen
haben. 1789 bat er wegen bedauerlichen Umſtänden mit Er:
laubniß der Regierung von Obwalden auf fein Regiment und
die Hauptleute auf ihre Compagnien Berzicht geleiftet. Mit
Ende diefed Jahres wurde das Regiment Wirz aufgelöst. Für
die Offiziere und Coldaten wurde geſorgt. Zum Zeichen der
Zufriedenheit mit ihm und dem Regiment wurde er 1790 vom
. -.. ..
rn .. B -. - u 24
2—
238
König zum Gouverneur bed Platzes Drbitello ernannt. Er
war verheirathet mit M. Barbara Freuler bon Näfeld, von
welcher er wenigſten 4 Söhne und eine Tochter erbielt. Die
Söhne find ledig geftorben und die Tochter Maria Magdalena
verehelichte fi mit Baron Fridolin von Tſchudi, deren Sohn
Vizekönig von Neapel wurbe. Leider find die auf dieje Familien
bezüglichden Schriften beim ‚Brand von Glarus verbrannt.
Oberft Zof. Ignaz ftarb zu Orbitello den 3. Horn. 1792 und
für feine Frau, geboren 7. Juli 1728, wurde zu Sarnen den
1. Mai 1801 Gedächtniß gehalten. Die Porträts diefer Familie
befinden ſich bei Hrn. Gerichtspräſident Wirz.
8. Joſ. Maria, Sohn des Oberſt Joſ. Ignaz, wurde
geboren den 24. Okt. 1754, war Hauptmann und Ehrenrath
von Obwalden.
4. Felix Maria, Sohn des Oberſt Joſ. Ignaz, wurde
geboren 1755 und war Hauptmann. 1792, 18. Juli wurde zu
Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten.
5. Philipp Maria, Sohn des Oberſt Joſ. Ignaz, wurde
geboren den 1. Mai 1757 und ſtarb zu Neapel ben 3. Nov.
1815. Er war Öberft und ftarb zulegt von feinen Brüdern
nach einem achttägigen Fieber. Seine Erben waren Oberft Sof.
Tſchudi, fein Bruder Karl und feine Schweiter Franziska.
Dberft Tſchudi erfucht Landammann Spichtig, auch ferner deffen
Zinſen und Kapitalien zu verwalten.
6. Sof. Ignaz, Bruder des Borigen, war Major. 1797
20. DE. wurde zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten.
71. Joſ. Maria war Major und ftarb zu Neapel. Den
11. pr 1769 wurde zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten.
8. Franz Joſ. war Hauptmann in unbefannten Dienften
und ftarb 1747, 87 Sabre alt.
9. Joſ. Ignaz, Sohn des Rathsherrn und Spitalherrn
Joſ. Ignaz und Grobfohn bed Landammann Wolfgang Ignaz,
war Hauptmann in ſpaniſchen Dienften uub ertrank bei feiner
Heimreife auf dem Meer.
239
10. Felix Anton Bruber bed Vorigen, ivar ebenfalls
Hauptmann in ſpaniſchen Dienften. Er mar verheirathet mit
Regina Stodmann und ftarb Finderlo8 im Sabre 1768, 46:
Sabre alt. Im Familienardiv Stodmann befindet fich ein
Entwurf, der um das Jahr 1765 gefchrieben wurde. Gemäß
demjelben will man den Tpanifchen Gefandten, Graf von Aſalto,
bitten, daß er einerſeits wegen feinem alten Bater und anderfeits,
weil er ſchon 23 Jahre mit einer Gjährigen Kriegäzeit in Tpa-
niſchen Dienften zugebracdht, zu Haufe feinen Rüdtrittögehalt
(Invalide) genichen dürfe. Man hofft, daß ihm diefes Andenken
Iöniglicher Gnade geftattet werde. Frankreich und Sardinien
belohnen weniger Dienft mit lebenslänglicher Befoldung. Nebft
Martgrafvon St. Bascal, feinem Onkel (wahrſcheinlich Großonkel)
befinden fich gegenwärtig 13 Dffiziere von diefer Familie in
fpanifchen und nenpolitanifchen Dienften. Ohne Zweifel find
da auch die Dffiziere der Frauenfeldiichen Linie dazu gerechnet.
Spaniſche und neapolitanifche Dienfte waren dantald gleichbe-
beutend, weil Neapel von Spanien regiert murbe.
11. Franz Nikolaus, Bruder des Vorigen, wurde ge:
boren den 29. Mai 176%, war Oberftlieutenant in Ipanifchen
Dienften, verheirathete fi mit Anna Stifthoferin von Konſtanz
und ftarb den 18. Aug. 1796. Seine Tochter Franziska ver-
ebelichte fih mit Hauptmann Franz Boitel von Solothurn.
Hr. Gerichtäpräfident Wirz befitt fein Porträt.
12. Johann Melchior, Sohn bed Freitheilvogt Johann
Eugen, welcher den 20. Sept. 1660 zu Engelberg getauft wurde
und der Erfte war, welcher nach der Ankunft der Reliquien
des bi. Martyrers Eugen diefen Namen erhielt, wurde zu Sars
nen geboren den 21. Nov. 1699. Gr war Hauptmann, 28
Sabre Kommandant in ſpaniſchen Dienften -und ftarb. den 2.
* 1751. Er verheirathet ſich mit Maria Cäzilia Perig von
rieg.
13. Wolfgang, wahrſcheinlich Sohn des Freitheilvogt
Franz Xaver, war Hauptmann, ſtarb den 18. Okt. 1799 zu Tol⸗
mes und hinterließ ein reines Bermögen von 10 ‘le. 18
reuzer.
240
V
14. Joſ. Fidel, Hauptmann und Habilitudo in ſpaniſchen
Dienſten ſtarb zu Neapel den 15. Febr. 1803. Die Regierung
von Obwalden befchloß, ſich mit dem Landammann der Schweiz
zu berathen, wie man das Vermögen hieher ziehen könnte. Wie
es ſcheint, hat man ſich mit der Aushändigung des Vermögens
nicht beeilt. 1829, 9. Mat beſchloß der Rath: Der Vollmacht⸗
jchein für die Erben bes Hauptmann Fidel Wirz fel. zur Be:
treibung der Erbſchaft fol an Crivelli audgeftellt und kann durch
die Kanzlei legalifiet werben.
Srauenfeldifche Linie Diefer Linie gehören mehrere
Dffiziere an, welche fich in fremden SKriegsdienften befanden.
Stammvater berfelben ift, wie wir gefeben, Landfchreiber Johann
Wirz, Sohn des Landammann Sebaftian.
1. Johann Franz Ulrich Wirz von Rudenz, Sohn
des Landjchreiberd Johann, war zuerft Hauptmann in franzö⸗
ſiſchen, nachher in fpanifchen und endlich in ſchwäbiſchen Dien-
ften, wo er unter Brinz Fürftenberg ſchwäbiſcher Kreiöregimente:
Oberftlieutenant gewejen. Er war auch fürftlih St. Galliſcher
Rath, Landeshauptmann zu Wil und feit 1643 fürftlich kon⸗
Stanzifcher Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Sein Tod er:
folgte den 16. Dezbr. 1695. Seine erſte Gemahlin Maria So:
anna Roll, Tochter des berühmten Schultbeiß in Solothurn,
gebar ihm 10 Kinder. In Folge deffen erhielt er 1650 für
fh und feine Familie das Bürgerrecht in Solothurn. Sie
ftarb den 14. Juni 1668. Seine zweite Gemahlin M. Jakobea
von Gal ftarb kinderlos. Er war Ehrenrath von Obwalden
und dankt den 24. Nobbr. 1687 der Regierung, daß fie Für:
bitte beim Bifhof in Konitanz eingelegt, damit fein Sohn
ihm in feinem Amt folgen dürfe. Sein Bruder Johann An:
ton war Stammpater der jchwäbifchen Linie. Seine Schiwes
fter Eliſabeth verheirathete fich mit Franz Luſſi, Magdalena
"mit Hauptmann Hüfi von Glarud und M. Margretb mit
- Baron Fidel von Thurn und Balfaffia, Herr zu Wartegg, Ber⸗
gen, Ritter des Tönigl. Tpanifchen Drdend von Calaſtrava.
fürftl. St. Gallifcher geheimer Conferenz:Minifter, auch Erbmar:
ſchall und Landeshofmeifter, welcher den 21. Sept. 1696 geftorben,
und uner der eriten bamaligen Staatsmänner der Schweiz
gewe en.
241
RISSE
2. Johann Sebaftian, Bruder des Borigen, fürſtlich
konſtang Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Er war verhei⸗
vathet mit Sibilla von Stuben und flarb kinderlos.
8. Johann Franz Ignaz, Sohn des Johann Franz
Uri, war Lieutenant in franzöftichen Dienften, Hauptmann
in Portugal, fürftl. Fonftanzifcher Rath, Amtmann zu Frauen:
feld, wurbe 1695 Ehrenratb bon Obwalden "und ftarb den 23.
Sept. 1710. Seine erfte Gemahlin Maria X. von Bernbaufen,
ftarb den 10. Rob. 1699 finderlod. Von feiner zweiten Gemahl⸗
in: M. Urfula Johanna Blarer von Wartenfee erbielt er meh⸗
rere Kinder. 1711, 2. Rov. dankt Wittwe Urſula Wirz-Blarer-
der Regierung von Obwalden, daß fie fich beim Bifchof von
Konftanz verwendet, daß das Amt auf ihre Kinder übertragen:
werde und beflagt fi über Landammann Rüepplin, der ihr
dasſelbe entreiken wollte. Das franzöfiche Stipendium, welches
die Regierung von Obwalden den 28. Sept. 1720 ihrem Sohn
Franz Sof. Anton ‚gegeben, bat fie den 5. Oktober beſtens ver⸗
danft. Kernmann bezeugt den 80. Apr. 1710, daß Johann
Franz Ignaz Wirz und fein Bater fel. das NRheinifche Amt mit
aller Satisfaktion einer gnädigſten Herrfchaft bedient.
7. Karl Joſ., Bruder des Vorigen, ftarb als Dffizier bei
der Belagerung von Dfen den 11. Dftober 1684.
5. Franz Joſ. Anton, Sohn des Johann Franz Ignaz,
war auerft Lieutenant in franzöfifchen Dienften, alddann Haupt:
mann im Regiment Beßler, 1734 bei Errichtung des Jauchiſchen
Regimentes in königl. neapolitanifchen Dienften Kommandant
vom 8. Bataillon und defretirter Oberftlieutenant, 1743 wirk—⸗
licher Öberftlieutenant und 1753 befretirter Dberft. Er fämpfte
1784 mit Tapferkeit bei der Einnahme von Neapel und Sizilien
von Seite der Spaniolen und befand fich zur Zeit der Belt im
Sabre 1743 in Meifina. 1746 wurde er bei Piacenza, nebft
mehreren andern Wirz, verwundet. Seine Gemahlin war M.
Clara Beatrig von Jauch, Tochter des Oberft Karl Franz
Heinrich, Beſitzer des Regimentes, und der M. Elifabetb Beßler
von Wattingen, die ihm fünf Kinder gebar.
"6. Karl Franz Ignaz Xaver Joſ. Anton, Sohn
des Franz Sof. Anton, wurde zuerft Hauptmann im Regiment
15
0
III INT
14. Joſ. Fibdel, Hauptmann und Habilitubo in fpaniigen
erung
von Obwalden beſchloß, fih mit dem Landammann ber Schweiz
| b ch
nicht beeilt. 1829, 9. Mai beſchloß der Rath: Der Boll
rauenfeldiſche Linie. Diefer Linie gehören mehrere
Offiziere an, welche fi in fremden Arlegäbienften befanden.
Stammpvater derfelben Ift, wie wir gefeben, Landſchreiber Johann
Wirz, Sohn des Laudammann Sebaſtian.
1. Johann Franz Ulrich Wirz von Rudenz, Sohn
des Landſchreibers Johann, war zuerft Hauptmann in franzo⸗
ſiſchen, nachher in ſpaniſchen und endlich in ſchwäbiſchen Dien⸗
ſten, wo er unter Prinz Fürftenberg ſchwäbiſcher Kreiöregiments>
Oberſtlieutenant geweſen. Er war auch fürftlih &t. Galliſchet
Rath, Landeshauptmann zu Wi und feit 1648 fürſtlich Ton:
ſtanziſcher Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Sein Top er;
folgte den 16. Dezbr. 1695, Seine erſte Gemahlin Maria Jo:
Hanna Roll, Tochter des berühmten Schultheiß in Solotkurn,
nebar ihm 10 Kinder. In Folge deffen erhielt er 1650 für
fh und feine Zamilie das Bürgerreht in Solothurn. Sie
ftarb den 14. Juni 1668. Seine zweite Gemahlin M. Jalobea
von Gall ftarb linderlos. Er war Ehrenrath von Obwalden
und dankt den 24. Novbr 1687 der Regierung, daß fie Zür»
biste beim Biſchof in Konftanz eingelegt, damit fein Sohn
ihm in feinem Amt folgen dürfe. Sein Bruder Johann Ans
ton war Stammbvater der ſchwäbiſchen Linie Seine Schwe⸗
ſter Eliſabeth verheirathete fih mit Franz Luſſi, Magdalena
mit Hauptmann Hüfſi von Glarus und M. Margreih weit
Baron Fidel von Thurn und Balfaffia, Herr zu Wartegg, s
gen, Ritter des königl. Ipanifchen Ordens von ——
ürftt. St. Galliſcher geheimer Conferenz⸗Miniſter, auch Erbmar⸗
ſchall und Landeshofmeiſter, weicher den 21. Sept. 1696 geftorben,
erg der erften damaligen Staatemänner der Schweiz
. geweien.
241
2. Johann Sebaſtian, Bruder des Vorigen, fürſtlich
konſtanz. Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Gr war verhei⸗
rathet mit Sibilla von Stuben und ſtarb kinderlos.
8. Johann Franz Janaz, Sohn des Johann Franz
Ulrich, war Lieutenant in —RV Dienſten, Hauptmann
in Portugal, fürſtl. Bonftanzgtfcher Rath, Amtmann zu frauen:
feld, wurde 1695 Ehrenratb bon Obwalden und ftarb den 23.
Sept. 1710, Seine erfte Gemahlin Maria W. von Bernhaufen,
ftarb den 10. Nov. 1609 kinderlos. Bon feiner zweiten Gemahl⸗
in M. Urfula Johanna Blarer von Wartenfee erbielt er meh⸗
sere Rinder. 1711, 2. Rob. dankt Wittive Urſula Wirz⸗Blarer
der Regierung von Dbmwalden, daß fie ſich beim Biſchof von
Konftanz verivendet, dab dad Amt auf ihre Kinder übertragen
werde und beflagt fick über Lanbammann Rüehplin, ber ibr
dasfelde entreißen wollte Das hangdfige Stipendium, welches
die Regierung bon Obwalden den 28. Sept. 1720 ihrem Sobn
Franz Joſ. Anton gegeben, bat fie ben 5. Oktober beſtens ver:
dankt. Kernmann bezeugt den 80. Apr. 1710, daß Johann
Franz Ignaz Wiry und fein Bater fel. das Rheiniſche Amt mit
aller Satidfaltion einer gnäbdigfien Herrſchaft bedient.
7. Karl Joſ., Bruder bed Vorigen, ftarb als Dfflgier bei
der Belagerung von Dfen ben 11. Ditober 1884.
5. Franz Jof. Anton, Sohn des Johann Franz Ignaz,
war zuerſt Lieutenant in franzdfifchen Dienften, alddann Haupt:
mann im Regiment Beßler, 1784 bei Errichtung des Jauchiſchen
Negimented in königl. neapolitanifhen Dienften Kommandant
vom 8. Bataillon und dekretirter Oberftlieutenant, 1748 wirt:
licher Oberftlieutenant und 1758 dekretirter Dberft. Er kämpfte
1784 mit Tapferkeit bei der Einnahme von Neapel und Sizilten
von Seite der Spanivlen und befand fich zur Zeit der Belt im
Seht 1748 in Meſſina. 1746 wurde er bei Piacenza, nebft
mehreren andern Wirz, verwundet. Seine Gemahlin war M.
Clara Bentrig von Jauch, Tochter des Oberſt Karl franz
Seinrich, Beſitzer des Negimentes, und der M. Elifabetb Veßler
von Wattingen, die ihm fünf Kinder gebar.
6. Rarl Franz Ignaz Xaver Joſ. Anton, Sohn
des Franz Joſ. Anton, wurde zjuerft Hauptmann im Regiment
18
umarn —
240
V
14. Joſ. Fidel, Hauptmann und Habilitudo in ſpaniſchen
Dienſten ſtarb zu Neapel den 15. Febr. 1803. Die Regierung
von Obwalden beſchloß, ſich mit dem Landammann der Schweiz
zu berathen, wie man das Vermögen hieher ziehen könnte. Wie
es ſcheint, hat man ſich mit der Aushändigung des Vermögens
nicht beeilt. 1829, 9. Mai beſchloß der Rath: Der Vollmacht⸗
ſchein für die Erben des Hauptmann Fidel Wirz fel. zur Be:
treibung der Erbſchaft fol an Crivelli audgeftellt und kann dur
die Kanzlei legalifirt werden.
Srauenfeldifche Linie Diefer Linie gehören mehrere
Dffiziere an, melde ſich in fremden SKriegsdieniten befanden.
Stammbater derfelben ift, wie wir geſehen, Landfchreiber Johann
Wirz, Sohn ded Landammann Sebaftian.
1. Johann Franz Ulrih Wir; von Rudenz, Sohn
des Landfchreiberd Johann, war zuerft Hauptmann in franzö⸗
jifchen, nachher in fpanifchen und endlich in ſchwäbiſchen Dien-
ften, wo er unter Prinz Fürftenberg ſchwäbiſcher Kreisregiments⸗
Oberftlieutenant geiwefen. Er war auch fürftlih St. Galliſcher
Rath, Landeshauptmann zu Mil und feit 1648 fürftlich Ton-
ftanzifcher Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Sein Tob er:
folgte den 16. Dezbr. 1695. Seine erite Gemahlin Daria So:
hanna Roll, Tochter de berühmten Schultheiß in Solothurn,
gebar ihm 10 Kinder. In Folge deſſen erhielt er 1650 für
fh und feine. Familie das Bürgerrecht in Solothurn. Sie
ftarb den 14. Juni 1668. Seine zweite Gemahlin M. Jakobea
von Gall jtarb Tinderlod. Gr war Ehrenrath von Obwalden
und dankt den 24. Novbr. 1687 der Regierung, daß fie Für:
bitte beim Bifhof in Konitanz eingelegt, damit fein Sohn
ihm in feinem Amt folgen dürfe. Sein Bruder Johann An:
ton war Stammpoater der fchwäbifchen Linie. Seine Schwe⸗
fter Elifabeth verheirathete fih mit Franz Luffi, Magdalena
"mit Hauptmann Hüſſi von Glarus und M. Margretb mit
- Baron Fidel von Thurn und Balfaffia, Herr zu Wartegg, Ber:
gen, Ritter be3 Fönigl. ſpaniſchen Drdend von Calaſtrava.
fürftl. St. Gallifcher geheimer Gonferenz-Minifter, auch Erbmar:
ſchall und Landeshofmeifter, welcher den 21. Sept. 1696 geftorben,
und einer der erften damaligen Staatdmänner ber Schweiz
geweſen.
241
2. Johann Sehaftian, Bruder des Borigen, fürſtlich
Tonflanz. Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Gr war verheis
rathet mit Sibilla von Stuben und ſtarb kinderlos.
3. Johann Franz Ignaz, Sohn des Johann Franz
Ulrich, war Lieutenant in franzöſiſchen Dienſten, Hauptmann
in Portugal, fürſtl. Tonftanzifcher Rath, Amtmann zu Frauen⸗
feld, wurde 1695 Ehrenrath bon Obwalden "und ftarb den 23.
Sept. 1710. Seine erfte Gemahlin Maria A. von Bernhauſen,
ftarb den 10. Rob. 1699 kinderlos. Bon feiner zweiten Gemahl⸗
in M. Urfula Johanna Blarer von Wartenfee erhielt er meh⸗
rere Kinder. 1711, 2. Rov. dankt Wittwe Urfula Wirz-Blarer
der Regierung von Obwalden, daß fie fich beim Biſchof von
Konftanz verwendet, daß das Amt auf ihre Kinder übertragen:
werde und beflagt fich über Landammann Rüepplin, ber ihr
dasselbe entreiken wollte Das hangöfine Stipendium, welches
die Regierung von Obwalden den 28. Sept. 1720 ihrem Sohn
Stanz Sof. Anton gegeben, bat fie den 5. Oktober beſtens ver:
dankt. SKernmann bezeugt den 30. Apr. 1710, daß Johann
Franz Ignaz Wirz und fein Vater fel. das Rheiniſche Amt mit
aller Satisfaktion einer gnädigſten Herrichaft bedient.
7. Karl Joſ., Bruder bes Borigen, ftarb als Offizier bei
der Belagerung von Dfen den 11. Oftober 1684.
5. Franz Joſ. Anton, Sohn des Johann Franz Ignaz,
war zuerft Lieutenant in franzöfifchen Dienften, alddann Haupt:
mann im Regiment Beßler, 1734 bei Errichtung des Jauchifchen
Regimentes in königl. neapolitanifhen Dienften Kommandant
vom 8. Bataillon und befretirter Oberftlieutenant, 1743 wirt:
licher Oberftlieutenant und 1753 defretirter Oberft. Er kämpfte
1734 mit Tapferkeit bei der Einnahme von Neapel und Sizilien
von Seite der Spaniolen und befand fih zur Zeit der Peſt im
Sabre 1743 in Meffina. 1746 mwurbe er bei Piacenza, nebit
mehreren andern Wirz, verwundet. Seine Gemahlin war M.
Clara Beatrie von Jauch, Tochter des Oberſt Karl Franz
Heinrich, Befiger ded Regimentes, und der M. Elifabetb Beßler
von Wattingen, die ihm fünf Kinder gebar.
6. Karl Franz Ignaz Xaver of. Anton, Sohn
des Franz Zof. Anton, wurde zuerft Hauptmann im Regiment
15
=
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Jauch, 1757 bifchöfl. konft. Rath und Oberamtmann zu Frauen
feld, 1761 Landlieutenant der Grafſchaft Thurgau, 1762 Herr
des Freifige8 bon Degerfchen und Landeshauptmann obiger
Grafſchaft. Er wurde auch bifchöflicher Tonftanz. Dberbogt von
Arbon und 1768 Ehrenrath von Dbmalden. - Er fchreibt fich
Oberft Baron Franz Xaver oder Franz Joſ. Wirz von Ruden;.
Wahrjcheinlich wünſchte er von der Regierung in Obwalden einen
Schein, daß er wegen feiner Abjtammung von Johann Wirz,
welcher ‚1487 von Kaifer Marimilian, oder von Heinrich Wirz,
welcher. 1555 von Kaiſer Ferdinand für fih und feine Nach—
fommen einen Brief erhielt, geadelt fei. Landammann Leonz
Bucher läßt ihm deßhalb den 22. Sept. 1764 mittheilen, daß
der vbrigfeitliche Adelöbrief vom 16. April 1764 wegen der an:
gehängten filbernen Kapfel 11 Gl. 23 Sc. koſte, wovon die
Hälfte ald Schreib: und Sigilltare dem reg. Landamnıann
und die andere Hälfte der Kanzlei gehöre. Wie es fcheint, Hat
ihn diefe8 Zeugniß der Regierung von Obwalden nicht befrie-
diget, da die Briefe von 1487 und 1555 eigentlih nur Wap—
penbriefe find, mas mir Tehen, wenn wir den im Gefcichtäfr.
V, 306 abgedrudten Adel3brief damit vergleihen. Er erlangte
deßhalb den 18. Auguft 1766 von Kaifer Yofef IL. für fich und
feine Nachkommen einen wirklichen Adelsbrief mit dem. Titel:
Freiherr oder Baron von Rudenz. 1771, 1. Aug. bittet er um
eine Beifteuer für die durch Brand befchädigte Stadt Frauen—
feld und erbielt 1000 Gl. und den 9. Aug. bittet er um eine
milde Beilteuer an fein eigenes abgebranntes Haus und Mobiliar
und erbielt auf nochmalige Bitte 6 Louißdor. Der Brandicha=
den wurde ohne die Häufer der HH. Nüeplin, Wirz und Reding
auf 148,600 Gl. tarirt. 1791 war der Brandplat des ehema—
ligen Wohngebäuded des Baron Wirz in der bintern Häuſer⸗
reihe der Hintergafle, welcher von der Pflegihaft im Sabre
ı782 für 830 Gl. gekauft worden, nod nicht bebaut. Bon
1797, 27. De. bis 1798, 31. Jän. war er Bote des Abtes
von St. Gallen an die Tagfakung in Yarau. 1798, 30. Yän.
Ichreibt Baron Wirz von Urbon, wo er wahricheinlih nad
dem Brand in Zrauenfeld gewohnt, an Bürgermeifter Kilchfper-
ger zu Zürich über die aufrührerifchen Gebr. Brüfchwiler (Thur⸗
gauer Beiträge 20 9. 25 ©). Er verbeirathete fich den 4
243
Oktober mit Maria Johanna Apollonia Wilhelmina von
Bucher von Konſtanz, Tochter des Andreas, k. k. Rath und
General⸗Einnehmer, von welcher er 11 Kinder erhielt.
7. Florian, Sohn des Baron Franz Wirz, war 1816
Hauptmann. 1763, 9. April ließ Baron Wirz feinen erſtge—
bornen Sohn Florian in Obwalden als Landeskind einfchreiben.
8. Baron Joh. Nepomuk, Sohn ded Baron Franz,
war geheimer Rath und Reichsvogt zu Wil, mo er gewohnt.
1797, 3.—25. Juli war er Bote des Abtes von St. Gallen
an die Tagſatzung in Frauenfeld und 1798, 8. Okt. wurde er
für die Landſchaft St. Gallen zum Gefandten an die Tagſatzung
gewählt. Er und Schaffhbaujer wurden aber nur unter der
Bedingung den 23. Okt. zur Tagſatzung zugelaffen, daß aus
diefer Aufnahme feine befondere Berechtigung für die Repräjen:
tation des Kantons St. Gallen gefolgert werde. Cr war nicht
Freund der Helvetif, dagegen aber Freund des Fürſtabtes und
des Stiftes Et. Gallen und er benuste jeden Anlaß, um dein:
felben wieder zu feinen Rechten behülflich zu fein, die ihm wider:
rechtlich genommen murden. Bon jeinen Gefinnungsgenoffen
wurde er 1798 zum Zandjedelmeifter und 1808 in den Großen
Rath gewählt. Der Sturz Napoleon! im Jahre 1814 war
eine Aufmunterung, alte Rechte wieder zurüdzufordern, ſo daß
vom Rleinen Rath, welcher dem Stifte feindlich war, die Ab-
baltung von Gemeindeverfammlungen verboten wurde. Es folg:
ten neue Unterzeichnungen mit Wirz von Nudenz an der Spiße.
Diefer, dem aufgehobenen Stifte ganz ergeben, fegte fich gleich—
zeitig mit dem Fürftabt in jchriftliche Verbindung und bejuchte
ihn perjönlih in Zürih, (Baumgartner IL, 312). Er ver
wendete fih für Wiederherftellung des Stiftes im Sinne „mobi:
fizirter politifcher Ordnung,” die Unterftüßung der Alliirten
vorausgeſetzt, und fchrieb, dag Wil und die gefammten benach—
barten Gemeinden für eine folche Umgeftaltung ſeien. Gr be:
gab fih mit Schaffhbaufer auh zum Fürftabt in das Klofter
Muri, wo er in den fpäteren Jahren wohnte, und hatte die
Unterfchriften der Borfteher von zwanzig Gemeinden bei fich,
welche die Wiedereinfegung der ehevorigen fürftlichen Regierung
verlangten. Es wurde aber nicht? Beſtimmtes vereinbart. Als
244
II LT ISD
im Jahre 1814 eine Kommiſſion an einem Berfaffungdentwurf
arbeitete, da erhielt fie eine Mahnung, den Begehren der fa:
tbolifhen Bevölkerung in angemefjener Weile zu entipredhen
und den Entwurf vor deffen Einführung dem Volke vorzulegen.
Diefe Mahnung erfcheint als Folge bitterer Klagen, melde Ba:
ron Wirz in einer Denlichrift an die beiden Minifter vom 21.
Mai über den Berfall der Fatholifchen Religion in St. gallifchen
Landen feit 1798 erhoben hatte. Als nun gemäß ber Kantond-
verfaflung vom. 31. Aug. 1814, worin bie Volksrechte befchränft
waren und die dem Volle nicht zur Annahme oder Verwerfung
vorgelegt wurde, Wahlen zu treffen waren, da ftellte Baron
Wirz den Antrag, dab man nicht wählen wolle, weil dadurch
die Berfaffung indirekt angenommen wäre und man den Ent-
Tcheid des Wiener Congreſſes bezüglih Stift und Kanton ab:
Warten wolle. In Folge deffen wurde in Wil nicht gewählt,
So machten ed noch viele andere Gemeinden. Run zürnte bie
Regierung und befchloß, alle Widerfpännigen zur ftrengften Ber-
antwortung zu ziehen. Mit Waffengewalt wurde eingeichritten.
Baron Wirz, auf den die Regierung am „gierigiten” War,
wurde in Berbaft gefeßt, er mußte ein vierftündiged® Verhör
beftehen und wurde im Verhör auf höchſt verlegende Weife „apo⸗
ſtrophirt“. 888 Bürger wurden zu einer Strafe von 69,006
Gl. 17 Kr. verurtheilt, wovon Wirz allein, der mit einem fteuer-
baren Bermögen von 110,000 Gl. eingefchrieben war, 10,175 Gl.
bezahlen mußte, obichon er Fein anderes Verbrechen begangen
hatte, al8 den obgenannten Berfchiebungsantrag geftelt. Aller:
dings hatte man feinen Eifer für Wiederheritellung des aufger
hobenen Klofter8 St. Gallen noch nicht vergefien. Wirz klagte
mit Redt: die Summe, zu der er verurtheilt ivorden, könnte
man nah dem Kriminalloder felbft dem größten Verbrecher
nicht auflegen. Den Reft diefer durchaus unverdienten Strafe
entrichtete er Ende 1837. „Diefer Mann, fchreibt Landammann
Baumgartner, war einer der Angejehenften ded Landes bon
Zangem her, Mitglied des Großen Rathes, im Jahre 1812 Le-
gationdrath für St. Gallen an der Tagfagung zu Bafel, feiner
Bildung und vornehmen Weſens, gutmüthig und ohne alle
Eigenihaften der Staatsgefährlichkeit; fein Verhältniß zum
Sürften war Pietäts- und Gemiflenfache” (Baumgartner IL
245
837, 861, 363, 875, 449—451). Seiner Treue und Ergeben-
beit bat man es vielleicht nicht wenig zu verdanken, daß Abt
Pankratius aus feiner Penſion an mehreren Drten der Ur-
ſchweiz, in Sarnen. Stand, an den Hauptorten von Uri und
Schwyz ſchöne Stiftungen von je 6000 Fr. gemadt.
Mit ibm erlofch die männliche Nachkommenſchaft der Frauen⸗
feldifchen Linie. Eine Tochter defielben war die Gemahlin des
Bezirksammann Sahlern von Wil und die andere war bie
Mutter des langjährigen Nationalrath Hofmann in Rorſchach.
Shwäbifde Linie.
1. Johann Anton, Sohn des Landfchreiberd Johann,
Stammvater der ſchwäbiſchen Linie, zog von Frauenfeld ins
römische Reh. Er wurde des 5.1 römischen Reiches Ritter,
Kaifer Leopolds Rath den 17. März 1674 und war von 1673
bis 1678 bald für den Kaifer, bald für Deftreich Geſandter
in bie Eidgenoſſenſchaft. 1663 wird er zuerft Wir; von Ru:
den; genannt, mahrjcheinlich in Folge eines Adelsbriefes. Auch
feine Nachkommen nannten fih von Rudenz und führten das
entiprechende Wappen Wirz⸗Rudenz. Er war aud fürftl. St.
Galliſcher Rath, Mitglied der öfterreichifchen und fchwäbilchen
Regierung, DObervogt zu Rorſchach und zu Gottlieben, einen
Ihönen Schloß am Bodenfee. 1667 wurde er Chrenrath von
Obwalden. 1658 den 12. und 13. Aug. wurde bon der Con⸗
ferenz der vier Drte Luzern, Schwhz, Untermalden und Zug
befchloffen, den Obervogt Anton Wirz zu Gottlieben an ben
Kaifer zn ſchicken. Er follte nämlich den „Sünden und Strei⸗
hen“ des Beregrin Zwyhers, der dafelbft großen Einfluß bes
jaß, entgegen arbeiten. Da diefer Berfuch nicht den gewünſch⸗
ten Erfolg hatte und diefe Abordnung bereitd 200. Dulaten
geloftet, wurde er wieder zurückberufen. 1663 erhielt er von
ben Eidgenofien den Auftrag, mit Defterreih einen günftigen
Salzvertrag abzufchließen, um auf dieſe Weife für die rück⸗
ftändigen Penfionen bezahlt zu werden. Im Namen des Kaiſers
beklagte er fi 1676 und 1677 bei den Eidgenoflen, daß fie
dem König von Frankreich anftatt 16,000 20,000 Mann liefern
und bemerlt, daß die Eidgenofien nur Angriffe auf alte Beſitz⸗
Be Di
246
LINIE GE
ungen Franfreich® abmwehren, nicht aber bei Angriffe: und Er⸗
oberung3friegen mithelfen dürfen. Er mar verbeirathet mit
Maria Cleopha von Breitenlandeuberg, von welcher er 3 Kin⸗
der erhielt. Seine Tochter Maria Barbara war verheiratbet
mit Joh. Michael Freiherr von Girard, von Gartel und Lim⸗
urg. ZZ
2. Franz Karl Jakob, Sohn de DBorigen, war
hochfürſtlicher konſtanz. Rath, Obervogt zu Gottlieben, auch
faiferlicher Hauptmann über eine Kompagnie Schweizer im Re:
giment Bürkli. 1691 den 23. April bittet er um Crlaubniß,
das Chrenwappen von Obwalden in der Fahne führen zu dür—
fen und den 4. Mai dankt er dafür, daß er durch Schreiben
bom 18. April die faiferlicde Compagnie erhalten und daß es
ihm erlaubt worden, ın Gottlieben zur Fahne zu ſchwören. Er
Ichreibt, daß er gern Obwalden ganz beſonders berüdfichtigen
tolle; er fürchte aber, daß er wegen voraudgegangenen Wer—
bungen nicht tüchtige Mannfchaft befomme. Bon Obwalden
wurde ihm ein Rathsplat verehrt. 1686, 15. Sept. ftiftet er
zu Sarnen ein Yahrzeit mit 200 guten Gulden, Er war ver-
heirathet mit Maria Veronika von Baaden, Tochter des Johann
Oswald und der Chriftiana Häbfthmanin. Sie ftarb den 10.
April 1690 und er den 19. April 1691 kinderlos.
3. Rudolf Ehriftof, Bruder des PVorigen, wurde 1642
geboren und trat 1661 in den Dienft des Kaiſers Levpold als
Lieutenant der Infanterie Er machte den Feldzug nad Un:
garn mit. Seine Tapferkeit, welche er den 1. Aug. 1664 in
ver Schlacht bei St. Gotthard bewies, verichaffte ihm eine
Compagnie Infanterie. 1669 wurde er Major und 1672
Oberftlieutenant. Mit Genehmigung des Kaiſers Leopold begab
er fih 1672 in den Dienft des ſchwäbiſchen Kreifed als Oberft
eined Regimentes der Infanterie. An der Spite dieſes Regi:
ment? machte er die Feldzüge von 1674 unter dem Herzog. von
Bournonville und. von 1675 unter dem großen General Mon:
tecuculi mit und zeichnete fich unter legterem bei verjchiedenen
Interne, mungen aus. Gr wurde Generalmajor 1676, Souver:
neur der Feitung Kehl 1679, Marichall-Lieutenant 1688, Ge:
neral:Wachtmeifter 1692 und machte die Feldzüge Deutſchlands
von 1689— 1644 in Gefellichaft der kaiſerlichen Truppen mit
247
INES SE
Das Schwert, inelched er den 2. Sept. 1686 bei der Groberung
von Dfen den Händen eines Türken entriß, ſchenkte er als An:
denten dem Zeughaus feines tbeuren DBaterlandes Obwalden, |
100 es jet noch gejehen werden fann. 1692, 10. Apr. bittet
er um bie halbe Kompagnie feined® Bruberd, der ſchwer Tranf
Sarniederliegt und den 19. Mai dankt er ber Regierung Obmwals
dens für die nach dem Tod feines Bruderd ihm verehrte Haupt:
mannd: und Rathsſtelle. Er veripricht die beiden zugejchidten
Dffiziere Sof. Wirz und Wolfgang of. Schwarber zu empfeh:
len und bei Refrutirungen Obwalden befonder8 zu. berüdfichtigen.
Er entjcehuldiget fi den 15. Dez. 1699, weil er. nicht willfahren
und den Hauptmann Wir; zu einem Verwalter ber Obervogtei
Gottlieben beſtellen konnte. 1694 wurde er nebſt feines und
ſeines Vaters Bruders Nachkommen unter die in Schwaben be—
findlichen unmittelbaren drei Reichsritterſchaften des Canton am
Nekar, Schwarzwald und Ortenau einverleibt. Er vermählte
ſich mit Urfula Franziska von Härde, von welcher er 30,000
GI. auf der djterreichifchen Herrihaft Dttofchweier in Breisgau
erbte. Seine Tochter M. Franziska Antonie war verheirathet
mit Frobenius Bernard Freiherr Reichlin von Meldegg. Er
itarb den 19, Febr. 1701. Seine rau bat den 11. Juni 1701
die Regierung von Obwalden, daß fie ihrem jüngern Sohn
Zeopold die Hauptmanngjtelle des Vaters fl. übergeben tolle.
Er ftudire noch, könne aber in 3 Jahren den Platz felbit ver:
fehen und unterdeffen einen Stellvertreter haben. Wie e8
fcheint, bat fich die Regierung nicht beeilt, deßwegen ‚empfiehlt
fie den 27. Nov. ihre beiden Söhne für diefe Compagnie.
4.%05 Rudolf Albin, Sohn des Borigen,' wurde
nebft feinem Bruder Franz Ant. Sof. und feiner Schweiter
Sranzisfa den 7. Apr. 1682 als Obmwaldner anerkannt. Er
war Rath des Stiftes St Gallen und wurde 1728 Obervogt
von Blatten und nachher bon Roſenberg. Er war verebelichet
mit M. Anna Franziska Dreyin von Straßburg und starb ohne
Nachkommenſchaft.
5. Leopold Wilhelm Notger, Bruder des Vorigen,
war Lieutenant des fürſtenbergiſchen⸗ ſtühlingiſchen⸗ igmäbiigen
Kreidregimented, welches fein Bater inne batte. Er wohnte
bei Offenburg in ber Drtenauifchen freien Reichsritterſchaft
246
III GE
ungen Franfreich® abmwehren, nicht aber bei Angriffd: und Er⸗
oberung3friegen mithelfen. dürfen. Er mar verbeirathet mit
Maria Cleopha von Breitenlandeuberg, von welcher er 3 Kin:
der erhielt. Seine Tochter Maria Barbara war verbeirathet
mit Joh. Michael Freiherr von Girard, von Gartel und Lim:
urg. ZZ
2. Franz Karl Jakob, Sohn des Vorigen, war
hochfürſtlicher konſtanz. Rath, Obervogt zu Gottlieben, auch
fatferlicher Hauptmann über eine Kompagnie Schweizer im Re⸗
giment Bürkli. 1691 den 23. April bittet er um Erlaubniß,
das Chrenwappen von Obwalden in der Fahne führen zu dür:
fen und den 4. Mai dankt er dafür, daß er dur Schreiben
vom 18. April die faiferliche Compagnie erhalten und daß es
ihm erlaubt worden, ın Gottlieben zur Fahne zu jchwören. Er
jchreibt, daß er gern Dbmalden ganz bejonderd berüdfichtigen
wolle; er fürchte aber, daß er wegen borausgegangenen Wer:
bungen nicht tüchtige Mannfchaft befomme Bon Obwalden
wurde ihm ein Rathsplatz verehrt. 1686, 15. Sept. ftiftet er
zu Sarnen ein SJahrzeit mit 200 guten Gulden, Er mar ber
heirathet mit Maria Veronika von Baaden, Tochter des Johann
Oswald und der Chriftiana Häbfthmanin. Sie ftarb den 10.
April 1690 und er den 19. April 1691 kinderlos.
3. Rudolf Christof, Bruder ded Vorigen, wurbe 1642
geboren und trat 1661 in den Dienft des Kaiſers Leopold als
Lieutenant der Infanterie Er machte den Feldzug nad Un:
garn mit. Seine Tapferfeit, welche er den 1. Aug. 1664 in
der Schlacht bei St. Gotthard bewies, verfchaffte ihm eine
Compagnie Infanterie. 1669 wurde er Major und 1672
Oberftlieutenant. Mit Genehmigung ded Kaiſers Leopold begab
er fih 1672 in den Dienft des ſchwäbiſchen Kreiſes als Oberft
eined Regimentes der Infanterie. An der Spige dieſes Regi-
ment? machte er die Feldzüge von 1674 unter bem Herzog von
Bournonville und. von 1675 unter dem großen General Mon—
tecuculi mit und zeichnete fich unter legterem bei verjchiedenen
Unterne; mungen aus. Er wurde Generalmajor 1676, Goubver-
neur der Feftung Kehl 1679, Dearfchall:Lieutenant 1688, Ger -
neral:Wachtmeifter 1692 und machte die Feldzüge Deutſchlands
von 1689—16%4 in Gejellfchaft der Zaiferlichen Truppen mit
247
—N7;)7
Das Schwert, welches er den 2. Sept. 1686 bei der Eroberung
von Ofen den Händen eines Türken entriß, ſchenkte er als An⸗
denken dem Zeughaus ſeines theuren Vaterlandes Obwalden,
wo es jetzt noch geſehen werden kann. 1692, 10. Apr. bittet
er um die halbe Kompagnie ſeines Bruders, der ſchwer krank
darniederliegt und den 19. Mai dankt er der Regierung Obwal⸗
dens für die nach dem Tod feines Bruderd ihm verehrte Haupt:
mannd: und Rathöftelle. Er veripricht die beiden zugeichidten
Dffiziere Joſ. Wirz und Wolfgang Jof. Schwarber zu empfeh:
len und bei Refrutirungen Obwalden beſonders zu.berüdfichtigen.
Er entfchuldiget fih den 15. Dez. 1699, weil er. nicht willfahren
und den Hauptmann Wirz zu einem Verwalter der Obervogtei
Gottlieben beftelen konnte. 1694 wurde er nebſt ſeines und
ſeines Vaters Bruders Nachkommen unter die in Schwaben be:
findlichen unmittelbaren drei Reichäritterfchaften ded3 Canton am
Nekar, Schwarzivald und Drtenau einverleibt. Er vermählte
ſich mit Urſula Franziska von Härde, von welcher er 30,000
Gl. auf der öſterreichiſchen Herrſchaft Ottoſchweier in Breisgau
erbte. Seine Tochter M. Franziska Antonie war verheirathet
mit Frobenius Bernard Freiherr Reichlin von Meldegg. Er
ſtarb den 19. Febr. 1701. Seine Frau bat den 11. Juni 1701
die Regierung von Obwalden, daß fie ihrem jüngern Sohn
Zeopold die Hauptmannsftelle des Vater ſl. übergeben molle.
Er ftudire noch, könne aber in 3 Jahren den Platz jelbft ver:
Kae und unterdejfen einen Stellvertreter haben. Wie es
fcheint, bat fich die Regierung nicht beeilt, deßwegen ‚empfiehlt
fie den 27. Nov. ihre beiden Söhne für diefe Compagnie. -
4. 305. Rudolf Albin, Sohn de Vorigen, wurde
nebit feinem Bruder Franz Ant. Sof. und feiner Schweſter
Franziska den 7. Apr. 1682 als Obmwaldner anerkannt. Er
war Rath des GStifte® St Gallen und murde 1728 Obervogt
von Blatten und nachher von Roſenberg. Er war verehelichet
mit M. Anna Franziska Dreyin von Straßburg und ſtarb ohne
Nachkommenſchaft.
5. Leopold Wilhelm Notger, Bruder des Vorigen,.
war Lieutenant des fürſtenbergiſchen— ftüpfingifchen- ſchwäbiſchen.
Kreisregimentes, welches ſein Vater inne hatte. Er wohnte
bei Offenburg in der Ortenauiſchen freien Reichsritterſchaft
248
und befaß daſelbſt Walterſchwin und Steffenäberg. Seine Ge⸗
mahlin war Marie Therefia Freyin von Hornftein. Er ftarb
obne männliche Nachkommen. In Folge beffen ift die ſchwäbiſche
Zinie erlofchen. 0
B. Johann Raria Karl Sof., Bruder bed Borigen, mar
des fürftl. Abtes von Kempten Hofrath und Pfleger zu Falben
und Thingau Wie die frauenfeldiiche, ebenfo fchrieb auch bie
ſchwäbiſche Linie „von Rudenz“ unb hatte auch deren Wappen.
Geiftlie: 1. P. Karl, Eifterzienier, wurde geboren
im Sabre 1608 und legte Profeß ab im Klofter zu Wettingen
den 20. Aug. 1625. 1633 mwurbe er ®Priefter, 1635 Eufto®,
1637 Novizenmeifter, 1688 Cantor und Subprior, 1641 Prior,
1648 Beichtiger in Feldbach (Thurgau), wo er ben 26. Okt.
1650 ftarb. '
2. P. Leonz, früher Franz Karl, Sohn ded Landam⸗
mann Wolfgang und der Petronella Imfeld, wurde geboren
ven 25. Dez. 1641 und legte Profeß ab im Kloſter zu Muri
im Sabre 1658. Er war von 1670-1680 Pfarrer in Kom:
burg (Thurgau), Subprior und ftarb den 22. Apr. 1695.
8. P. Eugen, früher Franz Benebilt, Bruder des Vorigen,
wurde geboren ben 15. Apr. 1658 und legte Profeß ab im
Klofter Engelberg den 20. Dit. 1675. 1683 wurde er Priefter,
war einige Jahre Beichtiger in Sarnen, wurbe Subprior und
ftarb den 10. Aug. 1725.
4. P. Benedikt, früher Sebaftian, Sapuziner, Bruber
des Vorigen, wurde getauft den 25. März 1640 und trat in
den Orden den 20. Jän. 1659. 1680 war er Bilar zu Arth
und ftarb zu Altborf den 9. Juli 1712,
5. P. Kornelius, früher Wolfgang, trat in den Kapu:
zinerorden den 8. Apr. 1656. Nachdem er an berfchiedenen
Orten Vikar geivefen, ftarb er als Vikar zu Schüpfbeim den 29
Aug. 1685.
6. P. Benno, früher Zofef, Kapuziner, Sohn des Hans
Heinrich und der Katharina Zurmühle, wurde getauft den 19.
März 1646. Er war Leltor in Solothurn und Baden, mehrere
Sahre Guardian, zeichnete fih aus durh Frömmigkeit und
jtarh zu Zug den 6. Apr. 1724,
249
71. P. Beter, früher Beter Anton, Kapuziner, Sohn bes
Siechenvogt Peter und der Maria Etlin, wurde getauft ben 20.
Febr. 1681 und trat in den Orden ben 25. Rob. .1699. 1745,
13. März bat er für Kafpar Joh. Schnorpf um Aufnahme in’
Sandregt. Er ladet meine gnädigen Herren an feine Jubel=
meffe , welche er den 28. DE. 1754 las. Dieſe verehrten
ihm 4 Thlr. Er ftarb zu-Sarnen den Ti. Febr. 1758. J
8. P. Franz Ignaz, früher Franz Alois, Kapuziner,
Sohn des Landammann Wolfgang Ignaz und der M. Regina
Leu, wurde getauft den 7. DE. 1700 und trat in den Örben
den 2. März 1720. Er war Pfarrer zu Untervak, drei Mal
Superior auf dem Rigi und ftarb zu Stans ben 13. Sept.
47.
9. P. Meinrad, früher Nikolaus, Sohn des Schulherren:
Franz Xaver und der M. Helena Imfeld, wurde geboren ben
7. Zän. 1720 und Profeß des Klofterd Engelberg ben 11. Juni:
1741. Nachdem er den 12. Juni 1745 zum Priefter geweiht:
worden u. Inſtruktor in der Muſik geweſen, wurde er Pfarrer in
Abtwil, Engelberg und Au. Beim Antritt der Pfarrei Au
rühmt ihn Kommiſſar Hartmann wegen feiner Tugend und Ge:
lebrfamteit, daß er die Pfarreien Engelberg und Abtwil wäh:
rend vielen Fahren ruhmvoll verwaltet, empfiehlt ihn als einen
Mann, der zur Seelforge fehr geeignet ift und nimmt von ihm
das Glaubensbekenntniß und das Gelübde des Gehorſams ent-
gegen. Er ſtarb den 18. April 1792.
10. P. Rupert, Benediktiner, Sohn des Schulherren
Franz XZaver und der M. Ottilia Röthlin in Kerns, wurde ges
boren den 7. Mai 1730 und Prieſter 1753. Profeß hat er im
Klofter Einfiedein den 21. Nov. 1748 abgelegt. Er war Diref-
tor der Druderei ded Klofters, 1760 Profeffor in Bellen; und
von 1762-1774 Pfarrer zu Eſchenz (Thurgau). Dur ihr
wurde eine Reliquie ded bi. Othmar auf die Infel Werd ge-
bracht. Er ftarb ben 15. Aug. 1787.
11. P. Hieronymus, früher Beter Joſ., Benediktiner zu:
Pfäffers, Sohn des Gerber3 Marquard Ignaz und ber Anna
M. Meier, wurde getauft den 22. Jän. 1742 und legte Profeß
ab den 5. Okt. 1760. Seine feierliche. Brimiz hielt er zu Sar—
nen den 23. Apr. 1766. Er war GSubprior. 1775, 5. Nov.
250
Mielt er bie Feftprebigt,: ale Landvogt Benedikt Nikolaus von
Flüe Reliquien. des fel. Br. Klaus in die feiner Ehre gewidmete
Kapelle zu Curtnatfch verehrt und 1785 predigte er am Bruder:
Haufenfejt zu Sachſeln.
12. P. Felix, Iefuit, Sohn bed Feldmarſchall Wolfgang
Ignaz und der Magdalena Imfeld, wurde geboren den 2. Juli
1727. Er war Hauptmann in ſeines Vaters Regiment, erhielt
1746 in der Schlacht bei Piacenza einen Schuß durch den Leib,
trat nach dem Beiſpiel des Stifters dieſes Ordens den 25.
Apr. 1747 in den Sefuitenorden und wurbeim Jahre 1759 zum
Priefter geweiht. Das Jahr 1762 war das dritte Jahr feiner
Prüfung und den 15. Aug. 1764 Iegte er das vierte Gelübde
ab, nämlich daß ihn der bi. Vater binfenden dürfe, wohin er
wole. Gr ftudirte Philoſophie und Theologie bei den Jejuiten,
Aehrte 5 Jahre. lang Rhetorik zu Tivoli und an andern Orten
and 3 Sahre lang Philoſophie zu Siena und in Perugia. 1766
Hofpitirte er im römilchen Kollegium. Gr war Beichtvater im
Kollegium zu Sora 1767, Dperariud im. Kollegium zu Sezze
1768 und wohnte in der Relidenz zu Fradcati 1769, wo er ben
17. Febr. 1770 im Alter von. 43 Jahren ftarb. Seine Kräfte
Avaren zuerit gut und ausdauernd, in den legten Jahren mittel:
mäßig. Es fcheint, daß er geeignet war zum Studium der
Rhetorik, der Philofophie und Theologie; für's Praktiſche da⸗
gegen war er iveniger geeignet. Er War deßwegen nur 5
Monate lang Vizerektor des Kollegiums zu Sora. Sein Tem—
perament war feurig; aber er wußte ſich zu mäßigen und zu
veherrſchen. (Gefällige Mittheilung) von P. Steinhuber).
13. P. Cosmas, Sohn des Hutmachers oh. Sof. und
der Anna M Muggli, war gemäß Stammbaum Franziskaner
und lebte im vorigen Jahrhundert.
14.P.Leodegar, Bruder des Vorigen, war gemäß Stamm:
baum Guardian bei den Kapuzinern.
15. P. Beter, früher Zofepb, Sohn ded oh. Sof. und
der M. Urfula Wirz, Kapuziner, wurde geboren den 15. Apr.
1747, trat in den Orden. 1765 und ftarb zu Sarnen den 19.
Febr. 1694.
16. P. Marquard, früher Julian Hans Melchior, Sohn
Des Marquard Anton und der Anna M. Dägelo, wurde getauft
251
den 28. Dez. 1773, trat in den Orden zu Altdorf im Sept.
1793, primizirte zu Sarnen den 1. Mai 1797 und ftarb zu
Altdorf den 22. Dez. 1826. Er war auch Guardian und 1822
Strantenwart zu Zug.
17. P. Columban, Kapuziner, wurde geboren den 4.
April 1804, legte Profeß ab am 23. Oft. 1824 und erhielt
die Priefterweihe den 8. Dft. 1826. Wie jeine Primiz, ebenfo
feierte er auch feine Yubelmeffe zu Sarnen, den 16. Okt. 1876.
Er war Senior dei Kapuzinerprovinz; und ftarb am 31. Dez.
1888, nachdem er mehr als 61 Jahre lang ein pflichtgetreuer
Prieſter geweſen. Er bekleidete 18 Jahre lang dad Amt eines
Guardiand und zwar in Sarnen 6 Jahre nämlich 1860 und
1866, in Nifeld 1816, Appenzell 1856, Rapperswil 1859, ,
Schüpfheim 1862. Er war auf in den Klöftern Dornach,
Wol, Frauenfeld, von deifen Aufhebung er Zeuge war, Diten,
Stand, Zug und Arth. P. Columban war ein mürdiger Sohn
de3 Hl. Franziskus, Äußerit anipruch3los, dem Orden ergeben,
ein Freund und Bater der Armen und Kinder, ein Mann des
Volkes, unermüdlich im Beichtftuhl, immer freundlich und heiter.
Er war der Erfte, der auf dem Friedhof außer der Rapuziner-
kirche begraben wurde. |
18. P,k Engelbert, Bruder des Borigen, wurde geboren
den 29. Dft. 1809, trat in den Drden 1832 und wurde Prie-
fter 1834. Er war von 1834—41l in Baden, wo er vertrieben
wurde, 9 Jahre in Appenzell, 2 Mal in Rapperdwil, ferner
in Mels, Altdorf und feit 1863 in Sarnen, wo er den 2. Febr.
1881 ftarb. Gr war ‚ein frommer pflichtgetreuer Briefter und
im Beichtitubl raſtlos thätig.
19. Johann Walter. Siehe Helfer.
20. Zohann Franz, Cyorherr. Siehe Kapläne im
Stalden.
21. Sobann, wahrſcheinlich Sohn des Hand Melchior
und der Katharina Egger, wurde getauft den 3. Jänner 1655.
1678, 6. uni wurbe er in das Briefterfapitel aufgenommen und -
ivar von 1680—83 Helfer in Alpnach. 1683, 28. Jänner wurde
fir ihn zu Sarnen Gedächtniß g:halten.
22. Stanislaus, Sohn ded Hauptmann Johann Sof.
und ber M, Katharina Anderbalden, Schweiter ded Pfarrers im
252
Sarnen, wurde getauft ben 28. Febr. 1694. Pfarrer Benebilt
Anderhalden war fein Pathe. Er primizirte zu Sarnen am
weißen Sonntag 1717 und war bafelbft zuerfi unverpfrünbet.
1722 ericheint er als Helfer in Lungern, wo er den 80. Heum.
1735 ftarb.
28. Franz Juftus, Sohn des Hauptmanns, erhielt dag
Batrimonium den 20. Nov. 1716. Wahrfcheinlih ging er als
Zeldpriefter außer die Schtweiz. R
24. Hans Nilolau 8, wahrſcheinlich Sohn bed Schüken-
meifter8 Hand Ludwig und der Katharina Imfeld, erhielt den
10. Rov. 1712 das PBatrimonium. 1714. 20. Sept. ſchenkte
ibm die Negierung zur Primiz 2 Thlr. Er ftarb in Frankreich
an den 4. Jän. 1723 wurde für ihn zu Sarnen Gebädhtniß.
gehalten.
25. Johann Ignaz, wahrſcheinlich Bruder bed Vorigen
wurde getauft den 23. Mai 1700. Er war Nepot bed Chor-
herren Chriftian Imfeld und Onkel des nachmaligen Chorberren
Wolfgang von Flüe. Zur Brimiz erhielt er 1725, 7. Apr.
ftatt ded Meines 2 Thlr. 1744, 6. Juni wurde er Chorberr
zu Bilchofszel und mußte jedem Rathsherrn 2 Thlr. Siggelb
bezahlen. Bor feiner Abreife wurbe ihm ein Partikel des fel.
Nikolaus von Flüe verehrt. Er ftarb zu Biichofszell den 24.
März 1752.
26. Dr. Franz Nikolaus. Siehe Pfarrer.
27. Joſ. Ignaz Siehe Kapläne in Kägiswil.
28. Anton. Siehe Klofterlapläne.
29. JZobann Benedikt, Sohn des Gerberd Benebilt
Ignaz und der Anna M. Schmid, Bruder ded Kapland in
Kägidwil, wurde geboren den 8. Dez. 1750. 1768, 17. Sept.
erhielt er.da8 Stipendium in Mailand. 1774 wurde er Priefter,
erhielt von der Negierung den 11. Brachm. auf die Primiz
2 Thlr. und die Erlaubniß, feine Gäfte auf dem Rathhaus zu
traftiren. 1775 und 76 war er Brofeflor im Kollegium und
nachher unverpfrünbet bis zu feinem Tod den 16. Nov. 1831.
50. Nilolaus, Sohn bed Schneiders Joſ. Nilolaud und
der Elifabeth Salatin von Münfter, wurde geboren im Jahre
1770. 1800 war er Stiftöfaplan in Sedingen, 1811 Pfarrer
zu Oberlauchingen in Deutichland, 1828 Pfarrer zu Beulen im
258
Babilhen und ftarb den 20. Oktober 1850 als Pfarrer und
Definitor in Beuggen. Zu Sarnen ftiftete er 3 bi. Meffen.
31. Birmin, Sohn ded Beugheren Marquard Nikolaus
und der M. Kathrina Barbara Omlin, wurde geboren ben 1.
März 1778. Sein Bater war ein Freund ber Briefter und
feine Mntter eine Mutter der Armen. Er ftubdirte in Muri
und mollte dafelbft in's Klofter treten, wenn er nicht für einen
Seelforgspoften verwendet werde. Wie es fcheint, wollte man
diefe Bedingung nicht annehmen. Er madte dann philofophifche
und tbeologifche Studien zu Freiburg. 1794, 20. Sept. wurde
er zu Sonftanz zum Subdiafon, 1795, 80. Mai zum Diakon
und den 27. Dez. 1795 durch den Nuntius Grapina zu Luzern
. zum Briefter geweiht: Er feierte feine Primiz ohne Äußeres
GSepränge mit Affiftenz des Frühmeſſers Sebaftian Michael
Omlin. Als den 9. Sept. 1798 180 verwundete und fterbende
Franzoſen in das Kollegium, in dad Magazin im Unterdorf und
und in das Rath⸗, Schügen: und Zeughaus gebracht wurden,
da widmete er fih mit großem Eifer ihrem Seelenheil. 1798,
24. Dez. wurde er Vikar beim alten Pfarrer Rohrer in Sad:
Ten. Aus der Zeit feines Vikariates find noch viele Predigten
vorhanden, die er im verfchiebenen Gemeinden des Landes ger
balten und die fih durch Originalität und gute Gedanken
auszeichnen. Nach dem Tod des Delan und Pfarrerd Rohrer
wurde er den 19. Mai 1805 zum Pfarrer in Sachſeln gewählt
und den 25. Mai von der Regierung beftätiget. Nach einer
folden Erklärung für Luzern den 10. Dez. 1804, für Aargau
ven 13. Dez. 1807 und für St. Gallen den 12. Mai 18U8,
baten au er ald Kapiteldpräfe® und Commiljar von Flüe
den Bifchof, daß er erklären möchte, um den vielen Streitig:-
Zeiten wegen Eheverfprechen vorzubeugeu, daß nur Diejenigen
Eheverjprechen vor Gericht gültig feien, die vor dem Ortspfarrer
gemacht würden. Eine foldhe Erklärung erfolgte für Ob- und
Nidwalden den 2. Aug. 1808. Es verſteht fich von felbit,
Daß man im Gemwiffen verpflichtet ift, ein wirkliche Ehever⸗
iprechen wie einen andern wichtigen Bertrag zu halten und
wenn man auch bom Gericht freigelprochen würde. Damals
jind fehr viele Walfahrter nad Sacdjfeln gelommen. Er bat
deßhalb den 4. Dez. 1815 den Generalvifar Göldlin, daß er
254
ibm erlauben möchte, während den Sommer aud an ber
Sonntagen zu predigen, an denen dad Stundengebet gehalten.
werde. ALS Beweggrund führt er an: „Die große Freude,
Hunger und Durft nah dem Worte Gotted bei den frommen.
Wallfahrtsperfonen, die jehr oft unter Thränen und Zähren,
mit unglaublicher Rührung des Herzen zuhören. Ach das gute
Volk! NB. Dies ift ein Umftand von der größten Wichtig-
feit. Meine Kanzel iſt nicht nur eine einzelne Pfarrkanzel, ſie
ift eine Kanzel der ganzen Fatholifchen Schweiz und oft
noch mehr." Würde ihm da3 nicht erlaubt, dann würde er
beim Anblid der vielen Walfahrter mit Wehmuth denfen: „Mich.
»erbarmt das arme Volk, weil e8 nichts zu effen bat.“ 1816,
5. Juli bittet fein Bruder Nikolaus Ignaz den Generalvikar
Göldlin für ihn und für fih um Erlaubniß, die Exorcismen
an den Perfonen vornehmen zu dürfen, die von allen Seiten
herfommen, die auf verfchiedene Weife vom böfen Feind geplagt‘
werden und bisweilen wirklich beſeſſen find, und die beiihnen Hilfe
ſuchen. Sie hätten diefe Vollmacht fchon lange und ſchon oft.
notbwendig haben follen. Auf die vierhundertjährige Geburts-
feier des fel. Bruder Klaus im Jahre 1817 verfaßte Pirmin
2 Meilen, die eine für den Ranft und die andere für Sachſeln,
mit einer eigenen Präfation. Die Oration, worin fein Geficht:
bon der hlſt. Dreifaltigkeit erwähnt wird, nahm er von der
alten Meſſe hinüber. Generalvifar Göldlin ftrich die eigene
Präfation und die Dration aus der alten Meſſe, weil die Kirche
dadurch die Erfcheinung von der bift. Dreifaltigkeit indireft be—
glaubiget hätte, und fügte eine Dration hinein, die man für:
jeden beliebigen Heiligen gebrauchen Tann. Alsdann murde:
eine von diefen Meffen approbirt und fie wird nun alljährlid)
am Feſt des fel. Bruder Klaus gelefen. 1819, 4. Zuni bat er
den Generalvifar Göldlin dringend, er möchte in Rom um Er—
laubniß nachfuchen, die Worte bezüglich der Erfcheinung der hlſt.
Dreifaltigkeit aus der alten Oration in die neue hinübernehmen.
zu dürfen. Er babe fchon hundertmal gedacht: „Ach hätte ich:
doch Feine neue Meffe gemacht!" Das Geſuch wurde war
fcheinlich nicht geftellt, da Göldlin bald nachher geftorben. Zur
hundertjährigen Enthebungsfeier des fel. Br. Klaus im Jahre
1832. gab er die Lebensbejchreibung des Seligen von Weißen—
x
255
bach mit MWeglaffung der gelehrten Abhandlungen und mit Hin=
zufügung bon praftifchen Anwendungen heraus.
Pirmin war nicht nur ein beſonderer Verehrer des ſel. Br.
Klaus, ſondern auch ein großer Wohlthäter der Kirche und
der Kapellen- im Ranft. Er ſchenkte der Kirche die große ſil⸗
berne Lampe, einen föjtlichen Baldadhin für das Hochwürdigſte,
Zevitenröde u. a. m., was ihn 423 Louisdor gekoſtet. An die
Bergoldung und Reftauration des Mittelaltare8 gab er 200*
Neuthaler. Auf feinen Geburtstag den 1. März ftiftete er eim.
Jahrzeit niit Kreuzgang in den Nanft und gab zu diefem edlen.
Zweck 502 Gl. 12 Schl. Auf feine Koften ließ er von Sad“
teln bis in den Ranft die Stationen und in der größeren Kanft:
fapelle eine Kleine Drgel errichten. Zu Sachſeln ftiftete er eilt,
Jahrzeit mit 1015 GI. 20 Schl. Defjenungeachtet fand er immer“
noch Mittel, um auch den Armen, bejonder8 den Hausarmen,
reichliche Almojen Spenden zu fünnen. Um mehr Almojen pen:
den zu können, lebte er höchſt einfah. Seine Kleidung war
bejcheiden, jein Hausgeräth ärmlich, fein Tifch jehr frugal. Er
war ein Mufter und Vorbild für Fatholifche Priejter. „Pirmin
war, wie Pfarrer Ming fchreibt, ein Mann von langer Statur,
mit hagerm, abgezehrtem Geficht, beſonders im Alter. Die
ſchwarzen, mit rau durchmifchten Haare floßen auf den Naden
hinab. Was er fagte, ſprach er langſam, bedächtlich, außdruds-
vol, mit wenigen Worten; im Alter ging er langjamen Schrit:
te8 und gebüdt daher, ſtets in langem, talarähnlichem Prieſter-
rode, den Kopf mit einem an drei Seiten aufgeftülpten But,
wie ihn die Briefter der alten Zeit trugen, bededt. Trotz feiner
Strenge gegen fich, war er heiter und fröhlich und hatte e8 gern,.
wenn es auch Andere waren. Noch lebt er in gefegnetem Anz
benfen, ja bei Vielen in wahrer Verehrung.” Er ftarb den 23.
San. 1833 Nachmittags beim Sonnenfcein, mie er borherge:
fagt und „bat, wie der Priefter erklärt, der ihm am Kranfens-
lager beigeftanden, wunderbar gelebt und iſt wun der⸗
bar geſtorben.“
82. Nikolaus Ignaz, Bruder des Vorigen, wurde ge⸗
boren und getauft den 26. Nov 1777 und gefirmt ben 26. Juli
1780. Nachdem er die erften Studien in Sarnen gemacht, kam
er den 24. Sept. 1793 als Student nach Engelberg, wo er den.
256 '
13. Mai 1797 ind Noviziat getreten. Als 1798 bon ber helbe⸗
tifchen Regierung die Aufnahme von Profeflen verboten wurbe,
wurde er mit feiner fhönen und Träftigen Handſchrift Schreiber
beim Bezirtäftatthalter Beter Ignaz bon lite. 1799 z0g er als
Sergeant bei der Garde unter Nilodem von Flüe nad Luzern
und Bern und wurde dann ehrenvoll abgedankt. 1800 war
er Sekretär bei alt: Bannerherr Nilodem bon Flüe und ging
1801 nach Freiburg, um die franzöfiiche Sprache ir erlernen
und auch in Handelägefchäften. Als Anftruftor bei alt:Zanb:
vogt Müller treffen wir ihn 1802. Nun fing er an Theologie
zu fludiren und wurde den 24. Sept. 1804 zum Priefter ge:
weibt. Seine Primiz feiente er den 30. Sept., bei welcher fein
Bruder Pirmin die Primizprebigt gehalten. 1805 wurde er
Vikar bei feinem geiftlichen Bruder in Sachſeln, 1829 Schul:
berr und Drganift dafelbft, 1833, 28 Sept. Brofefior am Kol:
legium zu Sarnen. Rektor Lochmann, welcher 46 Sabre der
Zehranftalt vorgeitanden, war beinahe erblindet und wurde deß⸗
balb mit einem jährlichen Rubegehalt von 75 Gl. in den Rube:
ftand verfegt. Nun wurde Wirz zum Profeffor erwählt, welcher
diefe Stelle bi8 zu feinem Tod den 3. Aug. 1840 bekleidet.
ALS junger Priefter glaubte er befondere Erleuchtungen und.
Erfcheinungen zu haben. 1815 verfiel er in große Schwer:
muth und Traurigkeit. Er glaubte fich verlafien und verach⸗
tet. In diefer Zeit fchrieb er in fein Notizenbuch, betitelt:
„Disharmoniſche Töne aus meinem Leben”:
„ie wenn ein ganzer Dgean
Die Fluthen alle thürmt
Zu ftürzen meinen ſchwachen Kahn;
So wird mein Geiſt beftürmt.
Ich ſchäme mich zu leben, weil ich Teine Fortichritte mache.
Ich wage es nicht zu fterben, weil ich nicht vorbereitet bin.” Zu
den befondern Erleuchtungen, die er aufgezeichnet, bemerkte er
fpäter am Rand: „Lauter Einbildungen u. dgl.“ An biefer
Schwermuth fcheint er mehr oder weniger bis zu feinem Tod
gelitten zu haben. Dan findet jebt noch bie und da Bildchen
und Zeddelchen mit frommen Sprüchen, die er gefchrieben. 1819
wurde er vom Briefterfapite” beauftragt, die Schriften in der
Kapiteldfifte zu ordnen und 1821, 9. Apr. wurden ihm 100 Bz.
257
geiprochen, weil er bie wichtigften Aktenſtücke des Kapitelsarchivs
in ein Buch zufammiengefchrieben. Ginen Theil feiner Bücher
ſchenkte er der Kapitelsbibliothbet. Er ftiftete 1833 mit feinem
Bruder Pirmin vorzüglich für. Anfchaffung von Kleidern und
Schulbühern für arme Kinder in Sachſeln 3052 Pf. und
jchrieb einige Gebet⸗ und Erbauungsbücher.
833. Rafpar. Siehe Pfarrer. on
34. Hr. Ignaz, Sohn ded Rathsherrn of. Ignaz und
der M. There fia Schäli, wurde geboren den 15. Juli 1844 und
zum Priefter geweiht den 3. Juni 1871. 1871, 83. Öftober
wurde er Zrühmefler in Alpnach und 1871, 27. Dez. Pfarrer
dafelbit. 1877 den 19. März trat er mit Hrn. Vikar Melchior
Britſchgi, Hrn. Friedendrichter Michel und Hrn. Berchthold die
Keife nah Rom an, die dann von Hrn, Britfchgi befchrieben wurde
und im Drud erichienen ift. Unter ihm wurde die Kirche mit
Gemälden von Deichwanden, Balmer und Trogler geziert, der
abgebrannte Kirchthurm wieder aufgebaut, eine neue Orgel,
eine große Glocke unb einige kleinere Gloden angeichafft oder
umgegofien. Die Predigt, worin er die neuen Gemälde am
Gewölbe ertlärt, ift 1873 im Druck erfchienen. 1878 gab er
auch eine Anleitung zur Obſtbaumkunde heraus.
Zurmüble, zur Mühle. .
Diefes Gefchlecht begegnet uns ſchon 1326 in Kerns. Heini
progejjirt 1464 im Namen der Kernſer. Bon Kerns fcheinen
die Zurmühle nad Sarnen gezogen zu fein. Dort begegnen
uns die erſten Zurmübhle im Sabre 1484. Heini beſaß
damals ein Heimmwefen zu Bitighofen und Hänsli fchuldete
dem Leutpriefter zu Sarnen 4 Denar „ab kurzſtücki zu fteinis
bach am vieftern graben.” 1527, 27. April und 1541, 10.
Dez. erfcheint Hans ald Vertreter der Schwander vor Gericht,
1569 am Dftermontag wird Shriftian um 30 GI. als Frei:
tbeiler angenommen und um 1600 kauft Georg das Theil:
recht zu Kägiswil.
Rathsherren: Hans 1531, Melchior 1566, Chri-
ſtian 1568, Balz 1585, Lieutenant Hand Meldior 1687.
Geiſthiche: 1. Joh. Balthafar wurde 1698 Pfarrer
zu Kernd. Siehe Chronil von Kernd. S. 16.
2. Johann Wolfgang. Siehe Pfarrhelfer.
8. Franz Sof. Siehe Pfarrheifer. 16
258
INS I AG
Begebenheiten.
Um 300 nach Chriftu8 war Sarnen von Römern bewohnt.
' Darauf deuten die 11 Römermünzen, die um das Jahr
1825 bei Anlegung der Kirchhofftraße gefunden wurden,
bon denen 3 das Bild des Kaiferd Licinius Gallienus,
3 des Kaiſers Piapionius Viktorinus, 2 des Kaifers
Peſuvius Patricius, 1 des Kaiſers Veſpaſian tragen und
2 unleſerlich ſind. Darauf deutet auch das Römergrab,
welches beim Bau des Hauſes von Landammann Etlin
auf dem Landenberg entdeckt wurde und worin ſich 2
orientaliſche Münzen, eine irdene Lampe, ein Thränen—
fläſchchen, eine Olla oder Urne und einige Ziegelſtücke
befanden. In der Nähe von römiſchen Kaſtellen,
ſchreibt Ferd. Keller (Heidengräber S. 63), find häufig
römiſche Dachziegel zur Einfaſſung der Gräber benutzt
worden. Jahn bemerkt in feinem Buch: Der Kanton
Bern ©. 332: „Sn ber Gegend der Burg Kien fcheint
die römische Straße einerfeitd in's Haslithal, anderfeits
"hinter dem Bellenberg hinauf nach Hofftetten und Wyler
oder Brienzwiler und von da über den Brünig geführt
“ zu haben.” Wenn diefe Bermuthung richtig ift, dann tft
auf dem Landenberg fehr mahricheinlich ein römiſches
Straßenfaftell geftanden und ed würden die aufgefundenen
Ziegelſtücke mit Keller Beobachtungen vollftändig überein
ſtimmen. Der Quarzit von Fauftgröße mit Fünftlich
durchbohrtem Loch, vergleichbar einer Steinfeule, melcher
im Schwandbadh gefunden wurde, der Speer oder Wurf:
fpieß, welcher gemäß Erklärung von einigen Mitgliedern
der .antiquarifchen Gefellfchaft in Zürich der Bronzezeit
angehört und in der Schwändi in einem Graben fidy
befand, die groben Töpferwaaren, die bei Grabung eines
Sodbrunnens im Hasli 22 Fuß unter der Erbe zu Tag
gefördert wurden und die auf Pfahlbauten im Sarner:
fee binbeuten, berechtigen zur Annahme, daß Sarnen
Thon vor Chrifti Geburt von Kelten bewohnt gewefen.
Nach 400 mwöhnten in Sarnen Alemannen und die Rö⸗
mer verihwanden immer mehr.
20.
Um. 000. Redo, der im Begriffe tft die Belt zu verlaffen
und der fpäter Vorfteher dieſes Kloſters geworden, ſchenkt
der Benediftinerprobftei, jet Chorherrenttift,
in Luzern, feinen Beiig in Küßnach, Alpnad und
Sarnen (farnono). Wenn Einer feiner Nadfommen
dieſe Schenkung angreifen würde, foll er vierfachen Gr:
fa leiften und überdies 14 Unzen Gold und 70 Pfd.
Silber an den Fiskus des Königs entrichten. Wahr⸗
ſcheinlich hat das Benediktinerſtift Luzern, welches unter
der Abtei Murbach im Elſaß ſtund, ſchon früher in
Sarnen einigen Beſitz gehabt. Dieſe Schenkung hat
wahrſcheinlich weſentlich zur Gründung der Pfarrei Sar-
nen und zum Bau der erſten Pfarrkirche beige—
. tragen; denn ohne Zweifel war es dem Klofter Murbach-
Qugern fehr viel daran, ‚gelegen, daß bie Leute, welche
ihre Beſitzungen bearbeiteten, auch Gelegenheit hatten,
ihre religiöfen Bedürfniffe zu befriedigen. Daher mag-
es Tommen, dab Sarnen ben gleichen Kirchenpatron hat,
vie das Rofter Murbach. Der Kirchenpatron der da⸗
mals einzigen Pfarrei Obmwaldend war mahrjcheinlich
auch Landesparon. Das mag ber Grund fein, warum .
wir im Kantonswappen einen Schlüffel haben. Zum
Bau der erften Kirche fcheinen die Grafen von Lenzburg
noch mehr beigetragen zu haben, weil fie dafelbjt größeren
Beſitz gehabt. Wir vermuthen auch, daß vie Grafen von
Lenzburg das römifche Straßenfaftell auf dem Landen⸗
berg in ein Schloß umgewandelt, wie das im Mittelalter
öfters gefchehen. Zur Zeit, da man noch keine Glocken
und Kanonen hatte, un auf eine drohende Gefahr auf-
merkſam zu machen und die Leute zur Lilfe herbeizu—
rufen, gab e8 auch befondere Machtpoften. Bur
eit der Römer war ein folder Wachtpoſten wahrichein =
- lich auf dem Yandenberg. Später waren gemäß Dr.
Brandftetter im Geſchichtsfrd. Bd. 44, 238 und ff. foldje
Wachtpoften oder Sigralpunfe Lugen, Rapf und Guggen-
moo8 in Earnen, Wart in Sterns, Guggen oder Giglen
in Giswil, Kapf in Lungern. In Kriegszeiten hatte
man Solche Signalpunfte bi8 zum Sonderbundäfrieg.
260
RI LG INS
Später wurden dieſelben dur den Telegraphen erfekt.
Schon zur Zeit ded Julius Cäfar (de bello Gallico Lib.
VIE Cap. II.) ift eine wichtige Nachricht vermittelft Ruf:
fignalen vom Morgen bi8 am Abend 240 Meilen weit
gelangt. Begetiud, der im vierten Jahrhundert gelebt,
erzählt, wie man an ben Wacht: und Stadtthürmen
Ballen befeftiget und durch Erbeben und Senken derfelben
angedeutet, was gefcheben fei.
10886, 9. Febr. meist Graf Ulrich von Lenzburg drei Theile
der Kirche zu Sarnen fammt dem untern Hof dem Stift
Beromünfter zum Unterhalte zu. Diefer untere Hof
wurbe mwahrjcheinlih Kirchhofen genannt, meil er zur
Kirche gehörte. Ein Stüd Land dafelbft wird jekt noch
Hofmatt genannt. Der obere Hof der Grafen von Lenz
burg war wahrſcheinlich zu Wilen (villa), wo früher,
wie der Name andeutet, ein Hof geweſen. Außer den⸗
feiben gab es noch einen Hof zu Bitighofen, Kägiswil
und mwahrfcheinlich Oberwil. P. Martin glaubt, daß die
Wildniß d. h. alled nicht bebaute Land damals Eigens
thum ber Frankenkönige geweſen, wie auch jetzt das nicht
bebaute und verkaufte Land in Amerika Eigenthum des
Staates iſt, daß der Forſt, Schwendi und Ramersberg
ein königliches Jagdrevier geweſen, daß auf dieſem Eigen⸗
thum der Frankenkönige Villen oder Höfe entſtanden,
die ſie dann ihren Getreuen zur Bebauung übergeben
und daß Graf Ulrich von Lenzburg in Sarnen ſolche
Höfe und auch das Fönigliche Jagdrevier ald Reichslehen
befeffen habe. Ein folcher Reichshof (Richeswil, Rücki⸗
ſchwil) war 5. 3. bei Wilen. Ob dad Mauerwerk, welches
im Forſtwald durch den Gerlisbach hervorgeſpült worden
und einen Meter tief unter dem Waldboden ſich befindet,
von einem lenzburgiſchen Schloß herrührt, wiſſen wir
nicht. Gemäß einer alten Sage haben die Lenzburger,
welche 1171 ausgeſtorben, in der Schwendi ein Jagd⸗
ſchloß gebabt.
1048, 30. Jän. nimmt König Heinrich III. auf Bitte des Gra⸗
fen Ulrich von Lenzburg das Chorherrenſtift Beromünſter
261
I LEI IS
in der Graffchaft des Grafen Arnold in. feinen Schu
fammt deſſen Bei, darunter den Hof und die Kirche
in Sarnen mit Ausnahme ded .vierten
Theile.
Um 1045. rüber hatte Beromünfter einen Drittel bes Kirchen:
faßed zu Küßnach und Ubligenfchwil. Da Beromünfter
um 1045 tiefen Kirchenſatz nicht mehr befigt, Dagegen
‚aber im Befik von 3 Höfen in Sarnen ift, beßs
halb ift zu vermutben, daß man mit dem Grafen von
Habsburg die 2 Kirchenfäge gegen die 2 Höfe in Sarnen
umgetaufcht (Riedmeg ©. 6.).
1178, 4. März. Kaifer Friedrich I. nimmt, wie fein Vorgänger
König Heinrich e3 gethan, das Gotteshaus Müniter in
feinen Schirm und beftätigt bemfelben alle feine Beſitz⸗
ungen, darunter die Kirche in Sarnen auggenoms
men den vierten Theil mit Höfen und Zehn:
den... . ein But in Margumetlon (jet Hinter:
u. Vorderflüli in der Schwändi) u. ſ. w. Kaifer Friedrich
erflärt, daß alle diefe Güter dem Reiche nie entfrembet
werden follen; die Chorherren follen den Probft unter
fi frei wählen, welchem das Amt von föniglicher Ges
walt übertragen wird, der die Pfarrkirchen unter Bus
jtimmung der Chorberren bejegt, in den Höfen die Am:
männer entjegt, wenn fte unnüt find; bei den Gerichts⸗
verfammlungen follen 2 Theile der Einkünfte den Chor:
herren, ein Drittel dem Bogt zulommen.
1200 vergabte Freiherr Walter von Reiden, der feine Leiberben
hatte, feine nähft ob dem Dorf Sarnen gelegen
Burg dem Benediftinerftift in Quzern zu einer Gottes:
“gab (Zeugherr Wirz.).
1210 vor dem 24. Sept. Graf Rudo f von Habeburg, Land:
graf vom Elſaß und feine Söhne taufchen mit Abt
Heinrich von Engelberg ein Gut, das am Nieverberge -
zwilchen dem Fluß Surenen und ber befannten, Berg
und Wald im Bogen theilenden Gränze bis zum Sulz:
bach gelegeu ift, mit ſammt der Bogtei an ein folches in
260
Später wurden biefelben durch den Telegrapben erfekt.
Schon zur Zeit ded Julius Cäſar (de bello Gallico Lib.
VII Cap. IL.) ift eine wichtige Nachricht vermittelft Ruf⸗
. fignalen vom Morgen bis am Abend 240 Meilen weit
gelangt. Vegetius, der im vierten Jahrhundert gelebt,
erzäbtt, wie man an ben Wacht⸗ und Stadtthürmen
Ballen befeftiget und burch Erheben und Senken berjelben
angebeutet, was geſchehen fei.
1086, 9. Febr. weißt Graf Ulrich von Lenzburg drei Theile
der Kirche zu Sarnen fammt dem untern Hof dem Stift
Beromünfter zum Unterhalte zu. Diefer untere Hof
wurde mwahrjcheinlih Kirchhofen genannt, meil er zur
Kirche gehörte. Ein Stüd Land daſelbſt wirb jetzt noch
Hofmatt genannt. Der obere Hof der Grafen von Lenz⸗
burg war wahrſcheinlich zu Wilen (villa), wo früber,
wie der Name andeutet, ein Hof geweſen. Außer ben
ſelben gab ed noch einen Hof zu Bitighofen, Kägiswil
und wahrſcheinlich Oberwil. P. Martin glaubt, dab die
Wildniß d. h. alle® nicht bebaute Land damals Eigens
tbum der Frankenkönige geweſen, wie auch jegt das nicht
bebaute und verfaufte Land in Amerifa Eigentbum des
Staates ift, daß der Forſt, Schwendi und Ramerdberg
ein königliches Jagdrevier geweſen, daß auf diefem Eigens
tbum der Frankenkönige Villen oder Höfe entitanden,
die fie dann ihren Getreuen zur Bebauung übergeben
und daß Graf Ulrich von Lenzburg in Sarnen folde
Höfe und auch dad Fönigliche Sagdrevier als Reichslehen
bejeffen habe. Ein folcher Reichshof (Richeswil, Rücki⸗
ſchwil) war 3. B. bei Wilen. Ob das Mauerwert, welches
im Forſtwald durch den Gerlißbach bervorgeipült morben
und einen Meter tief unter dem Waldboden fich befindet,
von einem Ienzburgifchen Schloß herrührt, willen wir
nit. Gemäß einer alten Sage haben die Lengburger,
welche 1171 außgeftorben, in der Schwendi ein Jagd:
ſchloß gebabt.
1045, 80. Jän. nimmt König Heinrich III. auf Bitte des Gras
fen Ulrich von Lenzburg das Chorberrenftift Beromünfter
261
I LEI IL
in der Graffchaft des Grafen Arnold in. feinen Schu
ſammt deſſen Befig, darunter den Hof und die Kirde
in Sarnen mit Audnahbme ded .vierten
Theiles.
Um 1045. Früher hatte Beromünfter einen Drittel des Kirchen:
fates zu Küßnach und Udligenihwil. Da Beromünfter
um 1045 gieſen Kirchenſatz nicht mehr beſitzt, dagegen
‚aber im Beſitz von 3 Höfen in Sarnen ift, deß⸗
halb ift zu vermutben, daß man mit dem Grafen von
Habsburg die 2 Riccenfäge gegen die 2 Höfe in Sarnen
umgetaufcht (Riediweg ©. 6.).
1173, 4. März. Kaiſer Friedrich I. nimmt, wie fein Vorgänger
König Heinrich e3 gethan, das Gotteshaus Münſter in
feinen Schirm und beftätigt demfelben ale feine Beſitz⸗
ungen, darunter die Kirche in Sarnen außgenoms
men den vierten Theil mit Höfen und Zehn
den... . ein Gutin MNargumetlon (jet Hinter:
u. Borderflült in der Schwändi) u. 1. mw. Kaifer Friedrich
erklärt, daß alle diefe Güter dem Reiche nie entfrembet
werden follen; die Chorberren ſollen den Probft unter
fich frei wählen, welchem das Amt von Föniglicher Ges
walt übertragen wird, der die Pfarrlirchen unter Zus
jtimmung der Chorherren bejegt, in den Höfen die Am:
‘ männer entfegt, wenn fie unnüg find; bei den Gerichts⸗
verfammlungen follen 2 Theile der Einkünfte den Chor:
herren, ein Drittel dem Bogt zukommen. |
1200 vergabte Freiherr Walter von Neiden, der feine Leiberben
hatte, feine nächft ob vem Dorf Sarnen gelegen
Burg dem Benediktinerftift in Luzern zu einer Gottes—
"gab (Zeugherr Wirz.).
1210 vor dem 24. Sept. Graf NRudo f von Habsburg, Land:
graf vom Elfaß und feine Söhne taufchen mit Abt
Heinrich von Engelberg ein Gut, das am Niederberge
zwilchen dem Fluß Surenen und der befannten, Berg
und Wald im Bogen theilenden Gränze bi8 zum Sulz-
bach gelegeu ift, mit ſammt der Vogtei an ein ſolches in
262
Sarnen ein, mit allem Necht, mit welchem es Ritter
Walter. von Reiden dem Abt Heinrich übertragen hatte.
Abt Heinrich urkundet, daß der obige Taufch unter ge⸗
wiſſen Bedingungen mit Zuftimmung bed Nitterd Walter
geichehen ei.
or 1216. Abt Arnold von Murbach und Probſt Dietrich von
Beromünſter vergleichen ſich nach langem Streit über
das Patronatsrecht der Pfarrfirde von Sar—⸗
nen babin, daß Münfter den Pfarrer (Bleban) und
Murbach den Helfer (Präbendar) zu mählen bat, bie
Woche für Woche in der Seeljorge abwechſeln follen ;
doch hat an den Einkünften (Zehnden, Opfer u. |. w.)
der Pfarrer zwei, der Helfer einen Theil. Weil Münſter,
welches ſeinen Antheil an der Kirche von Sarnen von
den Grafen von Lenzburg geſchenkt erhielt, bei der Wahl
der Geiſtlichen und an den Einkünften größeren Antheil
bat, deßwegen glauben wir, daß die Grafen von Lenz:
burg zur Gründung der Pfarrei Sarnen. mehr beige⸗
tragen. als Murbach-Luzern.
1926, Luzern in’ der Kirche. Probſt Dietrich von Beromünfter
leiht den halben Theil des dem Gotteshaus
gehörigen Hofes zu Sarnen, welchen Ulrich von
Kilchhofen gegen ging innegebabt, aber in die Hände
bed 9. Kuſtos und Johannes des Kellners des Gottes:
hauſes aufgegeben hat, dem Heinrich von Margimetlon,
feinem Sohne Johannes und der Mechthilbis, der Mutter
ded Johannes und Gattin Heinrich, um den gleichen
Zins. Sollte der Sohn ohne der Kirche Beromünfter
gehörige Kinder fterben, gebt die Beſitzung an feine
“ Mutter, wenn fie ihn überlebt und von dieſer auf ihre
Töchter aus erfter Ehe über, die zu den Eigenleuten bes
HE Michaels, ded Patrons von Beromüniter,. gehören
und fchon die andere Hälfte des Hofes befißen, in ber
Meinung, daß von ihren Söhnen und Töchtern immer
der eine oder andere, welchen das Gotteshaus auswählen
wird, gegen Entrichtung eined großen Zigerd an den je:
weiligen Probſt und der Zinfen an das Gotteshaus fel-
263
ILL IL
ber den Hof befiken fol. Falls der Hof an einen, ber
u den Eigenen des edeln Grafen R. von Habsburg oder
einer Nachkommen gehört, fiele, und derjelbe ohne Kin:
der ftürbe, werden die Grafen Fein Recht darauf bean-
fpruchen, fondern ihn dem Gotteshaus Beromünfter frei
zu Handen ftellen (Dechslin Urkunden⸗Regeſt. S. 24.).
1226 begegnet und in Sarnen der erfte Kellner des Stif-
tes Beromünfter, welcher für Bebauung und Ber:
lehnung der Güter bes Stifte in Obwalden zu forgen
und die baherigen Zehnten und Abgaben zu Handen des⸗
felben in Empfang zu nehmen hatte. Derfelbe hieß Jo:
dann und war fehr wahrjcheinlidh Sohn des Ammann
Walter von Hunmwil, da diefe Familie mehr als 100
Sabre das Kellneramt in Sarnen bekleidet. Der Hof
Hunwil gehört politifch in die - Gemeinde Römerswil und
Tirhlih in die Pfarrei Hochdorf und verbantt feinen
Namen dem altveutfchen Wort „Duni“, der Rieſe. Ur:
kundlich erfcheint „Hunnenwilare” zuerft den 21. April
1101. Diefe Edelfamilievon Hunmil begegnet und
zuerit 1230 und erliicht 1474. Konrad von Hunwil war
1235 Meier und Schultheiß in Luzern. Dieſe Familie
hatte in Luzern, Ob: und Nidwalden während zwei
Jahrhunderten einen mächtigen Einfluß. Walter, welcher
den 3, Weinm. 1257 als Kellner erfcheint ift ſehr wahr⸗
fcheinlih Sohn des Ammann Walter I, pon Hunwil.
1291, 18. Winterm. war Heinrich von Hunmwil Ritter
und Bürgermeifter in Luzern, 1804, 7. März.fein Sohn
Heinrich, 1313, 10. Jän. Rudolf, Bruder des Vorigen
und nad defjen frübzeitigem Tod wiederum Heinrich II.
von Hunmwil Kellner ven 1326-34. Frau Elifabeth
von Rinach, Tochter Berchtholds, „Rudolfs fel. des kelners
wilant eheliche Wirtin” ftarb den 5. Apr. 1362. Da
die Edelfamilte von Hunwil mit dem Benebdiltinerftift
in Luzern ſehr befreundet war, fo hat fie wahrfcheinlich
auch die Verwaltung der Güter dieſes Etiftes in Ob-
walden beſorgt. Dieſes Kellnerami mag die Urſache fein,
daß ein Zmeig diefer Familie fi in Giswil niederließ
und auf dem Hügel, auf dem die jegige Pfarrlirche ftebt,
264
ein Schloß gebaut. 1328 war Peter von Hunmwil Land»
. ammann von Db: und Nidwalden, 1348 war Heinrich,
1862 Georg und 1374 Walter von Hunwil Landammann
bon. Dbmalden. . Walter wurde den 13. Horn. 1382
wegen dem Ringgenberger:Handel von der Lanbedgemeinde
in Wißerlen, in die Verbunnung geihidt und ift dann
nad Luzern gezogen. Schultheiß Heinrich von Hunwil
ſiegelte 1470 mit einem Siegel, das einen Wolf oder
Wolfshund darſtellte, wie die Hunwil in Obwalden
(Eſtermann-Hochdorf S. 346 und ff.).
1234 Graf Ulrich von Habsburg übergibt der Kirche Bero⸗
münfter Werner und Sta, die Kinder Heinrich von
Margimetlin zur Hälfte, indem er die andere Hälfte
mit allem Vogtrecht fich und feinen Erben vorbehält, To
daß die Nachkommen bderielben zur Hälfte dem Grafen
und feinen Erben, zur Hälfte der genannten Kirche zu⸗
fallen ſollen.
1234, Werner, Probſt zu Beromünſter verleiht ein Gut in
Richeswile (Wilen), das Ulrich von Kerns aufgegeben,
an Arnold, den Sohn von deſſen Oheim und‘ feine Nach⸗
fommen, fo lange fie freien Standes ober Eigene von
Beromünfter find unter dem gleichen Rechte, wie Ulrich
dagjelbe beiaß, mit der Bedingung jedoch, daB wenn
das Gut an andere, welche zu ben Eigenleuten eines
Gotteshauſes oder eined Grafen oder einer andern welt-
lien Berfon gehören, fallen würde, e8 ohne weiteres
. an das Gotteshaus zurüdfallen folle.
1240 Graf Rubolf II. von Habsburg beftätiget den Taufch,
1245
den fein Vater fel. mit dem Klofter Engelberg um Güter
jenfeit3 ber Beinftraße, gegen ſolche in Sarnen
getroffen Hatte.
verflagen die Chorberren von Münfter ben Biſchof von
Konftanz, daß er bei feinen Bifitationen die Borfchriften
des III. Lateranenfifchen Conzils nicht beobachte, durch
große Begleitichaft bei feinen Pifitationen dem Stifte
allzugroße Koften verurſache und oft unter dem Titel
1247,
1250,
265
EL IT LED
„guwart” Entfhädigung für PBifitation verlange, ohne '
daß er fie halte oder halten laſſe: Auch fordere er bie
Quart' (vierten Theil) von dem Zehnten zu
Sarnen, ohne daß er dazı dad Recht habe. Den
26. Okt. desfelben Jahres beauftragte nun Papſt Inno⸗
zen; IV. den Abt von Hauterive ‚und den Propft bon:
Interlaken die Angelegenheit wegen der Bilitation zu.
unterfuchen und endgültig zu entfcheiden. Den 9. Nov.
gibt er denielben auch bezüglid der Duart Vollmacht
dasfelbe Verfahren einzufchlagen. Beide Vollmachten
find in Lyon ausgeftellt; wohin der Papft vor Kaifer
Sriebrich II. geflohen war, weil er Gemwalt befürchtete.
Riedweg S. 78.
28. Aug. Papſt Innozenz IV. beauftragt den Propſt
von Delenberg, die Leute von Schwyz und Sarnen, die
laut Mittheilung ſeines geliebten Sohnes, Graf Rudolf,
bed Aeltern, von Habsburg, von biefem, dem fie nach
erblichem Rechte angehören, freventlich abgefallen find
und Friedrich, dem einftigen Kaifer, nach dem gegen ihn
gefällten Exkommunikationsurtheil leichtfertig angehangen
baben und obwohl fie ihm hernach wieder Treue ges
ſchworen haben, ſich doch wieger feiner Herrichaft ent⸗
ziehen und Friedrich beiftehen,‘ dfern fie innerhalb einer
gewiſſen Frift nicht zur Einheit der Kirche uud zum
Gehorſam gegen den Grafen zurüdfehren, mit Bann
und Interdikt zu belegen, desgleichen die Leute
der Stadt Luzern, wofern fie mit jenen berfehren und
ebenfall® Friedrich anhangen.
17. Nov. Bifhof Eberhard von Konſtanz und Probſt
und Kapitel von Beromünſter vergleichen ſich in einem
Streit, der ſich zwiſchen dem verſtorbenen Biſchof Hein-
rich bon Konſtanz und dem Kapitel von Beromünfter
wegen der Zehntenquart der Kirchen in Hochdorf,
Pfäffikon und Sarnen erhoben hatte dahin, daß das
Kapitel gegen Abtretung von Gütern im Thurgau und-
am Rhein, im Werth von 200 Mark, mworunter die Fi:
fchenzen und die Vogtei Eggen ob Ronftanz, aller Anz
Iprüge des Viſchofs auf jene Zehnten gänzlich entlediget
wir
1252.
266
IN I LEGE
Gottfried, Graf von Habsburg, verpfändet mit Zuftim-
mung feiner Brüder, dem Heinrih Blafi für 20 Pfd.
fieben Biger von ihren Gütern im Sarnerthal (Sarntal),
von welchem vier in Kernd, nämlich zivei von 9. dem
Wirth, einer von dem Sohne der Richenza, einer bon
Heinrich Unterfluo, dann drei zu Forite (Forſt) zu ent:
1867,
1257
richten find. Unter den Zeugen befindet ſich Rudolf,
der Ammann, Werner von Sarnen und Walter von
Kägiswil. Diefer Rudolf, Ammann in Sarnen, war
ein Getreuer des Grafen Gottfried von Habsburg und
begegnet und auch 1248 und den 3. Oft. 1257. Die
Ammänner befaffen im Namen des Stifte oder des
Grundherren, deffen Amtsleute fie waren, wenigſtens
bezüglich der Hörigen eine gewiſſe Gerichtöbarkeit. Da:
ber.mag es kommen, daß früher der veg. Landammann
PVräfident des geichworenen Gerichte war. Außer diefem
ift und noch Walter von Sarnen als Ammann eines
Grundherren befannt, der um dad Jahr 1280 geitorben.
1304, 7. März war Thomann Ammann zu Kägiswil.
8. DE. Die Grafen Gottfried, Rudolf und Eberhard
von Habsburg veriqufen an ihre Getreuen Rudolf, den
Ammann von Garnen, Konrad und Walter von
Margumetlon ihr Gut in Sarnen von 9 Zigern
Einkünften zu freiem Befig uud verfprechen, mofern
das Gut verpfändet ober verjegt wäre, dasſelbe ihnen
frei und ledig zu übergeben, wofür im Notbfall Graf
Rudolf mit dem jüngeren Vogt von Göskon und Ritter
C. von Wülflingen fi in Sempach als Geifel zu
ftelen bat.
wahrfcheinlih 3. DE. Die Brüder Gottfried, Rudolf
und Eberhard von Habsburg veräußern an ihre Ge:
treuen Wirich Hasler von Alpnach, die Meifter Heinrich
von Kerns und Burlard von Zuben, an Rudolf, den
Ammann von Sarnen, Konrad von Einmwile, Walter
bon Oberdorf und Meifter Heinrich im ‘Feld ihr Be:
fistbum in Unterwalden, nämli zu Alpnach bie Er:
trägniffe von 4 Zigern, in Kägiswil bon zwei |. minder
267
de a a 7 „0
als ‘ebenfalls vier, und zu Sarnen von 1011, Zigern
unter benfelben Bedinnungen, wie oben.
Um 1264 batte das Klofter Muri in Sarnen 1 Tagwerf und
im Schwarzenberg 3 Tagwerle
10 hatte der Pfarrer 45 Pfund Zurcherwährung Einkünfte
und bezahlte während 6 Jahren an die Koſten bes
Kreuzzuged jährlich 90 Schl. 4 Denar. Der Pfründer
oder Helfer hatte ein Einkommen von 20 Pfund und
bezahlte eine Steuer bon 40 Schl.
Am 1280 wurde für die Kirche ein Jahrzeitenbuch ober
Gutthäter-Verzeichniß geichrieben. Bon demfelben
find nur noch Bruchftüde vorhanden, die als Einfafjung
für den 1485 gefchriebenen Pfrumdrodel verwendet
‘wurden. Diefe Bruchjtüde umfaflen die Zeit vom 11.
MWeinm. bis 6. Dez. In einem Anhang von ber:gleichen
Zeit findet man bie fpäteren Eintragungen bis 1486.
In den Bruchſtücken bon der älteften Hand ift nirgends
die Rede bon "einem Jahrzeit und im Anhang nur an
4 Stellen. Wie es fcheint mußte man, um in dieſes
Verzeichniß aufgenommen zu werben, eine gewiffe Tare
bezablen, wie man auch heute noch in einigen Gemein:
den eine gewiſſe "Tage bezahlen muß, damit eine ver:
ftorbene Perſon ein Zahr lang alle Sonntage von ber
Kanzel verfündet und damit alsdann für fie gebetet
werde. Nach unferer Anficht ift es nur bei denjenigen
angegeben, was fie bezahlt, die mehr. ald die gewohnte
Taxe entrichtet. Diefe Guttbäter wurden dann auf die
verichiedenen Tage bed Jahres vertbeilt. Wahrſchein⸗
lich wurden dann diefelben an den betreffenden Tagen
verliefen und für fie gebetet. Der Briefter aber war
nicht verpflichtet, wie bei Sahrzeiten, die Hi. Meile für
dielelben +zu leſen. Später famen die Wochengebächt:
nifje für die Stifter u. Gutthäter der Kirche und die Namen
. der bauptfädhlichften Gutthäter der Kirche aus der neueren
Zeit wurden im 17. Jahrh. nur noch am Stifterjahrzeit
verliefen, was jeßt auch nicht mehr gefchieht. Es fcheint,
daß die eigentlichen Sahrzeitftiftungen damals noch ehr
ſelten waren. Es kommen in diefem Verzeichniß auch
1807,
268
ILL SS?
foldde vor, die nicht in der Gemeinde gewohnt mie z.
3. Cuno, der Vogt von Briend, Ulrich von Lungern-
In diefem Verzeichniß begegnen und nebft Andern fol-
gende Perfonen : Peter von Sarnen ; Walter von Sarnen.
Ammann; Heinrich, der Kellner von Sarnen ; Her von
Einmwile; Her Walter, der Kellner von Sarnen; Riko⸗
laus Sarner; Nonne Adelheid, von Ramersberg; Adel⸗
beid von Forſt; Frau Adelheid von Kegenswile; Ida
von Sarnen, Walters Tochter; Richenza von Sarnen;
Frau Sophia an der Huoba; Frau Mechthild von Forſt
und Adelheid von Kerns (BVgl. Geſchichtsfreund 21,
187 und ff).
26. Jän. Zu den Einkünften der Konventualen in
Luzern gehörte auch Getreide in Sarnen.
1807, 12. Heum. Abt Rudolf und Konvent von Engelberg ver⸗
taufen verichtedene Güter in Alpnach, ferner das
Gut zu Kägiswil, dad 80 Schi. jährlich zindt und-
auch Herren Heinrich dem Kellner war, dad Gut zu Schlie:
ven und zu Schwarzenberg, dad 1 Pfr. jährlich zinst
und aud) demjelben Kellner war, bad Gut zu Kägis—
wil, das 1 Pfd jährlich zindt und Hrn. Nikolaus,
dem Kellner fel. war, u. f. w. der gnädigen Frau Elifa=-
beth, der Königin von Rom, welche diefelben Güter zu
ihrem und unfered gnädigen Herren Albrechts, des rö—
mifchen Königs und ihrer Kinder und ihrer Vorfahren.
Seelenheil dem Gotteshaus twieder Ichenkt, fo daß man
den Schweftern im Konvent alle Jahre zur Verbeſſerung
ihres Nachtmahls 5 Mark vom Zins der genannten Güter
geben fol, ohne ihre alte Pfründe zu vermindern, auch-
follen die Schmweftern einen eigenen Pfleger, wenn fie wol⸗
len, zur Verwaltung dieſes Zinſes ſetzen. Ferner vers
pflichten fi Abt und Convent auf Bilte ber Königin,
für die Schweftern alle Tage eine zweite Meſſe im Con:
vent zu lefen Der Abt in Muri foll alle 3 Jahre oder
wenn die Meifterin des Conventes ihn- ruft perjönlich
oder durch einen Boten auf Roften der Schweitern ſich
vergemwiffern, ob denfelben in diefen Dingen fein Abbrudy
gefchehe. Daher mag es kommen, daß im Frauenkloſter
1308
>
269
NINE I AO
zu Sarnen täglich 2 Meſſen gelefen werden unb baß
ſich Aegidius, Abt von Muri, im Jahre 1659 fo eifrig
für den Bau des Kaplaneihaufed bemüht.
Neujahr. Die Gewaltthat und die Bertreib-
ung des Landvogtes wird vom obmwaldnerifchen
Landfchreiber Hand Schriber im Weiten Buch, welches
er bald nach dem Brand von Sarnen im Jahre 1468
geſchrieben, auf folgende Weife erzählt: Nu was uf
Sarnen einer von Landenberg vogt zuo bed richd handen,
der vernam, daß einer im Melchı wäre, der hetti ein
hübſchen Zügg mit ochfen. Da fuor der ber zuo und
fchigt ein fie Inecht dabinn und bie dem arm man
fegen, puren folten den pfluog zien und er mölti bie
ochſen han. Der Inecht der tett das inn der herr ge:
beißen hat und gieng dar und wolt die ochfen entwätten
und die gan Sarnen triben. Nu hat der arm man ein
fun, dem geviel das nitt und wolt imm die ochlen nit
gern lan, und als des herren knecht das joch angrehf
und die ochjen wolt entmwetten, duo fluog er mit bem
gart dar und fluog ded herren knecht ein vinger ent:
zwey. Der Inecht der gehat fich ubel und [üf beim und
klagt fim herren, wie e8 imm mad gangen. “Der berr
ward zornig und mwolt den menner (Treiber) ubel an;
der muo8t entrünen. Der berr ſchigt umb fin vatter
und bieß inn gan Sarnen füeren uf das hus und er-
blant inn und nam imm, was .er bat, und tet imm
groß übel :c.
Nu was dem. allem nach das hus 30 Sarnen fo mechtig,
. bag man bed nit gewinnen mocht, und mas ber herr,
ber da herr was, ein übermüetig bofertig, ftreng man
und tett ben lüten großen trang an, und fuor zuo und
machet, wenn hochzyte (hohe Feſte) Tamen, fo muost
man imm fchenten (Geichente) bringen ie darnach einer
guot bat: einer ein kalb, einer ein fchaff oder einer
ein: bachen (Schinfen) und alfo twang er bie lüt mit
ftüren. und bat fy hart.
Nu was der Eidanofjen fo vill heimlich worden, das fh
zuofuoren und leiten mit einander an, dad ſy uf ein
270
mwienacht, fo man imm aber fchenlen und guote iar
bringen fdlt, das ſy ie einer mit dem andern foltt
gan, fo ſy imm die guoten jar (Weihnachts- oder Neu:
jahrsgaben) und die beljatten brechten. Si folten aber
fein were tragen anders den einer ein fteden. Und
alfo fam ir vil inbin in bie kuche zuo dem für. Nu
waren die andern ira vil nid der Müliin ben
erlen verborgen und hatten mit einandern gemacht:
wenn die imm hus düchti, das ir fo vill wäre, das
ſy die tor offen behan möchten, fo ſöli einer fürhin
gan und folt eins hörnli blafen; denn folten die in den |
erien uf fi und innen zuo hilf komen. Das taten die
im hus. Duo ſy ducht, das ir gnuog wäre, duo gieng
einer in ein balfen (Balkon) und blies fin börnli, das
ir warzeichen war. Nu was es der tagzyt, ald mar
die ſchenkine bracht, das der herr zur kilchen was; buo
nu die, fo in den erlen lagen, dad hörnli hörten, duo
lüffen fy dür das waſſer, das die nidreften fchier nina
waſſer hatten und lüffen ufbin binden uf und an das
hus und gewunnen dad. Das geichrey Fam zuo der
kilchen; die herren erfraden und lüffen us dem berg uf
und famen vom land.” j
Man fieht, daß der Schreiber des Weißen Buches mit ber
Zage der Drte fehr aut befannt war. Die Verſchwornen
hatten fich bei der Aamühle im linterborf in den "Erlen
verſteckt. Damals hatte die Melcha unterhalb dent
Dorf einen ungeregelten Lauf und deßhalb mar der
Boden zwilchen der Melcha und dem Aawaſſer, wie das
an ſolchen Orten gebräuchlich ift, mit Erlen bemachjen.
. Damald galt nicht der Kaienberftil fondern der Nativi-
tätsftil d. b. das neue Jahr begann am Weihnachtäfeft.
Daber kommt «8, daß fowohl die Angabe des Weißen
Buches, man habe dem Landvogt zu Weihnacht Ge:
fchente gebracht und dann dad Schloß erftürmt, als
auch die Angabe der Gefchichtäbücher, der Landvogt fet
am Neujahr vertrieben worden, richtig ift. Die Ruinen
des Schloffes Landenberg konnten noch im 17. Jahrh.
geſehen werden. Wir finden bdiefelben auf einem alten
271
Gemälde abgebildet, welches ſich bis vor eima 50
Jahren am Haufe bon Hrn. Gerichtspräfident Mirz
befand. (Ming I, 401.)
Um 1311 empfing der NKufter des Gotteshauſes Luzern bei
N
ber uaibeitung des⸗ Chrismas zu Ditern bon
Sarnen 2 Schl. 4 .
1814 hatte die Probſtei —* Kloſters —A nebſt vielen
andern Einkünften von Sarnen, I Filz und fols
gende Geißhautpfenninge zu beziehen: nämlid im Ruͤdli
1, in Sarnen 1, in Riggeswile (Wilen) 4, in der. Hube
1, Richeningen 1, Grubl, Reteröhalten l, Rameröberg !/n
in der Rüti (Ramerdrüti) 2/, Haut. üirich von Einwil
zinſet 2 Denar. Unter den Mühlezinſen in Luzern wird
aufgeführt: Die Mühle der Erben des Hrn. H. von Sarnen.
3 Mütt Weizen. Damals beſaſſen die von Hunwil, welche
des Kellneramt in Sarnen bekleideten, auch eine Mühle
in Luzern. Das Almosneramt im Stift Luzern hatte
Einkünfte in Sarnen: Bom Gut NRamerdberg 18 D.,
vom Gut ob Zöifen, dad Anna von Durſpis baut 1 f.,
vom Gut am Egli, dad Welf baut,
Um 1320. Berzeichniß von Bersebunien an daß Got-
teshaus Engelberg: Don der Frau von Sarnen
(vermuthlich Berchta von Sarnen Gf. 26, 264) von dem
Ader Hinter der Mühle bei dem Bache, von dem Ader
an der Ruwinon am Bange (Fang?) und von dem Zub=
ader 1 Pfd und 1 Pfd. von. dem Gut an der Waets
fluo
1823, 31. Huguft. Herzog Leopold Fauft da8 Ammannamt in
1323.
Luzern von Herrn Walter von Hunwil und verſett ihm
dafür 14 Mark Silbers auf den Kelnhof zu Sar—⸗
nen, den Hof zu Alpnach und die äußere Steuer von
Molbufen.
Kammerbuch des Stifte Beromünfter; Unter den
Gefällen bes Stiftes werden angeführt: Sr
Kirchhofen: in den Stuben 4 f., von der Schuppoffe
Wiſſen 5'/, f.,in Margumetlen 11 ., welche B. von Huns
wil gibt, von dem Gut Burkhards von Kirchl, ofen in
Sarnen 2'/, D., in Butzikon (Bigighofen) 2 D. Ael⸗
272
terer Selleramtörodel von Beromünfter: In Sarnen:
Drei Höfe, die 13 Hämmel, 18 Ziegenhäute, 2 ſ., 7
iger, 18 Käfe, 1 Mütt Nüffe und 18 Becher zinfen.
on biejen gibt Ranzo 6 Hämmel, 14 Quart NRüffe, 1
iger, 18 Käfe und 18 Becher, 6 Gaißhäute. Einzelne
Häute gelten 9 D. H. der Kellner gibt 2 Hämmel und 1
Haut, R., genannt Friefo, 1 Hammel und 1 Haut, Ulrich
Stuber 1 Hammel und 1 Haut, Hofimeifter von Rig⸗
geröwil 1 Sammel und 1 Haut, die von Bitighofen 2
Häute, 2 Hämmel und 6 Biger, B. von Hunwile 5
Duart Nüffe, 9. und So. von Rudenz 5 Duart Nüffe.
Wir fehen daraus, daß die Nüffe fchon damals in
Sarnen gediehen.
2826, 15. Sept. befhloß das Kapitel Beromünfter feine Colla⸗
turpfründen, alfo auch die von Sarnen, als Convent-
leben an die acht älteften Chorherren folgen zu laſſen.
Dielelben verjprachen, ausreichend für die Pflege ber
GSeelforge in ihren Pfarreien zu ſorgen und auch bie
Hälfte des übrigen Ertrages einer folchen Pfründe dem
Kapitelötifche zuzumenden. Auf biefe Weife blieb dem
betreffenden Chorberren, ber feine Pfründe meiftens durch
Vikare beforgen ließ, von der Pfarrei nicht viel mehr
als der leere Titel und ed mag auch vorgelommen fein,
bag Sarnen feinen Pfarrherrn ‚nie zu -jehen die Ehre
hatte. Deſſenungeachtet wurde dieſer Gonventbeichluß
vom Biſchof genehmigt; mußte aber im Jahre 1358 einer
vollftändigen Incorporation (Einverleibung) weichen.
1329, 16 Nov. fordert Meifter Walter Kufter an riefen bon
Sarnen auf dem Markt zu Luzern, da zugegen waren
N. Kotmann, Klaus von Wiferlen und Her Jo. ber
Sigrift und E. von Rotje, daß er empfange bad Gut,
das er von Kufterie bat zu Sarnen und ben Fall wegen
ſeines Baterg fl. Tod gebe. Da ſprach er, daß er daß
Gut empfangen habe von 9. von Liebenftein, ‘da ber:
felbe die Kufterei verfahb und daß er demielben 2!1s ſ.
sum Sal gegeben. Hierauf bemerkte Mitr. Walter, daß
ihm von Liebenftein das verfchwiegen, und daß er ihn
bafür entihädigen müffe Friefo anerkannte, daß ber
1338,
1350,
273
bie Zinfen ſchulde, die der Kufterei von der Zeit an ver:
fallen, da Her 9. von Liebenftein nicht mehr Kufter war
(Sf. 19, 128).
8. Mai gibt Johann von Hallwil, Hauptmann der Her:
goge bon Defterreih im Thurgau, Aargau und Elfaf,
feine Zuftimmung zu einer Webereinktunft, die der Com:
thur Peter von Stoffeln zu Hitzkirch mit den Landleuten,
die in den Hof zu Sarnen gehören, wegen der ber:
ſeſſenen Zinfe und Nubungen getroffen bat.
10. März abfolvirt Biſchof Ulrich von Conftanz den
Ulrich von Wolfenfchießen, Ammann, und die ganze Ge-
meinde von Unterwalden und alle Leute beiderlei Ge:
fchlechte8 in den Pfarrfirchen Buochs, Stand, Kerns,
Alpnach, Sarnen, Sachſeln, Gidwil und Lungern, fowie
die dazu gehörigen Filialen und Kapellen von dem Urs
theil des Banned, der Sufpenfion und des
Interdiktes, in die fie als Anhänger des berftorbenen
Ludwig des Baier? gefallen waren.
Am 1350. Süngerer Kelleramtörodel des Stiftes Beromünfter.
1366,
1379,
Darin werden aufgeführt: An Sarnen drei Höfe,
bon denen einer Kilchhof beißt. Der Probft ſoll im erften
mit den Chorberren, Amtsleuten und Meiern zweimal im
Jahre, im Herbft und im Mai, zur Abendmahlzeit und
zum Nachtlager empfangen werben. Im ziveiten foll
der Probſt mit feinem Gefolge am andern Tag zu Mits
tag eſſen. Im dritten fol er mit feinem Gefolge zum
Abendefjen und Nachtlager aufgenommen erden; am
folgenden Tag hat er nicht? mehr zu empfangen.
23. Mai. Die Brüder Zohann und Werner. von Rudenz,
‚Heinzli, Margreth und Cäzilia, Soft von Rudenz ſel.
- Kinder, geben mit dem Willen ihres Betterd und Vogtes
Johann von Rudenz den freien Fehnden zu Sarnen
dem Ulrich Rüdli von Sarnen um 85 Pfd. zu Taufen.
1. Mai. Johannes von Mofe von Altdorf, der ältere,
gibt dem Kirchherren Ulrich Bramberg und dem Pfrunds
herren Johannes Werner von Sarnen, feinen Theil des
Zehnten zu Rüfejwile, den nad Herkommen ber
Inhaber je über das Jahr genießen kann, um 27 guter
j 17
1381,
274
ALS SR
Luzerner Gulden mit aller Rechtung, ald er an ihn ge⸗
fommen ift, zu verfaufen. Zeugen: Sobannes in der
Dme, fein Schwäber; Hartmann von Stans, Burger zu
Luzern; Wlrich von Rüdli; Klaus Burkart, Rudolf Meien-
berg von Untermwalben.
5. Nov. Probſt Hugo don Signau und Konvent bon
Luzern erllären den Theil an der Alp zu Melchſee, ben
Uri von Rübli vom Gotteshaus zum Erbe gehabt
und mit der Gemeinde Kern? um andere liegende Güter
getaufcht hat, für freied und lediges Cigen, ba ihnen
Ulrich einen freien Ader in Ramersberg, den Widader,
dafür zugeeignet hat.
1390, 8. Brachm. haben die drei Theile der Schwändi „obrent
dem blatte zu Sarnen” und die Ramersberger den Dorf:
leuten von Sarnen und benen bon Bigighofen, welche
„ob jnen uf in dem wald mit ir ve legen uf je weid und
ba ein gaben gemacht hetten“ und bie meinten „in bem
fryen wald als einem offenen ſchhwald“ ebenjo Recht zu
haben, als der oberft Schwander, die Waldweid abge⸗
wonnen, d. h. die Sarner und Bigighofer durften Bloß
jenes Bieh in die dortigen Wälder treiben, welches fie
auf Gütern, welche zu Schwändi und Ramersberg ge⸗
hören, gemwintert. Laut diefer Urkunde und laut der Ur:
funde von 1435 gab es damals in Sarnen folgende jie-
ben felbftändige Korporationen nämlid: 1.
Der Theil am Stalden (Diekeſwand); 2. in der Schwändi;
3. zu Forft; 4. zu Ruggiſchwil; 5. zu Ramerdberg -
. zu Sarnen, Kirchhofen u. Bibighofen; 7. zu agiswil
1395, 25. Juli erfchienen vor dem geſchworenen Gericht in Heini
1397,
Bröndlid Haus megen den Marien der Alp Käferen
einerfeit8 Senni von Diegeswand, Jenni am Moſacher
und Rudi am Drt und anderfeitS die Dorfleute bon
Namerdberg.
29. Mai. Der Guardian Stephan Schwertfürbe und ber
Eonvent der Franziskaner zu Luzern geben den gemeinen
Kirchgenoffen zu Sarnen eine Haushofftatt und
: einen Garten, gelegen bei der Kirche zu Sar-
nen, was ihnen” vor Zeiten durch Gotted willen ge⸗
275
fchentt worden war, um 15 Gl. (& 20 Plapbart) mit
allen Rechtungen zu faufen. Zur Aushilfe in der Seel:
forge famen zu diejer Zeit Franziskaner von Luzern, nach
der Gründung des Yefuitenkollegium3 in Luzern und des
Rapuzinerklofterd in Stand entweder Sefuicen oder Kapus
ziner. Nachdem Dbwalden ein eigened Kıpuzinerflofter
befaß, war man fremder Aushilfe nicht mehr fo bebürf:
tig. Diele Haus wurde den Franziskanern wohl deß⸗
wegen geſchenkt, damit fie, wenn fie nach Sarnen fommen,
darin wohnen fünnen. Wie es fcheint, haben fie wenig
ober feinen Gebrauch davon gemacht und es bewegen
verkauft.
1898, 29. Brachm. erfchienen die Dorfleute von Bitigbofen vor
bem geichiworenen Gericht in des Rudi Meienbergs ſel.
Haus und beklagten fih gegen bie Ramersberger „fi
hettin einen bag gemachet in dem zimertal da ein offener
fchitwalt (d. 1. Wald, für Schindel: Zimmer: und Brenn:
holz) jöltin fin und etzweid vnd getrumeten dba got vnd
dem rechten daz fi da enhein bag noch fürichlacht machen
fölten, wan es inen ein fihedlicher bag wer,” ihr Vieh fei
dem Hag nach binaufgegangen, der nicht gut gemacht
war und fei oben bineingegangen. Es könnte die Noth
eintreten, daß fie an dem Hay ft:hen und „daz es inen
die wölf und beren effen.” Die Ramersberger antwor:
teten: Dad Gericht habe vor Zeiten erkennt, daß das ihre
eigene Etzweid jei, wie die Ziel und Marchitein unb ein
x verfiegelter Brief meifen. Das Gericht erkennt: Die
Ramerdberger dürfen den Has machen. Sie follen ihn
fo madhen, daß das Vieh nicht zu fchaden gebe; fonft
bürfen fie keinen Schadenerjag verlangen. Die Bitzig⸗
bofer dürfen den Hag wohl aufthun; aber follen wieber
zumachen, wenn fie mit Vieh oder Holz durchgefahren. Sie
follen mit dem Holz fahren zu Zeiten, wo e8 am billigs
ften und ohne Sefährbe geichieht.
1399, 25. Heum. Heini Ruß von Schwarzenberg gibt Lands»
ammann Claus von Rüdli 2 Aeder (Brunn: und Fre
nenacker;, gelegen auf dem’ „enren ſchwartzenberg hinderm
Dorf (Kägiswil) vfhin” mit allen Rechtungen um 18 Gl.
(& 20 Plaphart) zu Laufen.
276
1403, 26. Dit. erichienen vor dem gefchworenen Gericht in Heini
Bröndlis Haus Jenni Knöboſſer und Mithafte bon
Ramerdberg und beklagten fich gegen Jenni in der Matt,
feinen Sohn und Mithafte, daß „Sie übertriben
mit ir Vieh an dem Herbft und an dem Langfe (Lan⸗
- zig, Frühling) vf ir achren und vf ir Mebren jo zu dem
Dorf zu Ramerdberg gehöre" und fie haben ihre Aeder
und Güter überfhägt. Sie „getrumettin got und dem
rechten föllin nüt me in den teil trieben den öch fi in
dem teil gemwintren möchten oder aber ein gemein ſchatzung
tun.” Das Gericht erkennt, „daz nieman me in den teil
triben fol ... den fo viel er darvf gewintren mag”
und. er foll die Winterung fo rechnen, daß er deßwegen
einen Eid ſchwören darf Wenn Jemand das GSeinige
einschlagen will (zu Aedern) 10, mag er das tbun; er fol
aber fo viel Bieh „duſ laſſen.“
1413, 17. Horn. erfcheinen vor dem geichiworenen Gericht in
1415,
1417,
des Klaus Burkart’3 Haus Heini Kifer, Jenni Knöbofler,
Heini Gebli, Heini Jakob, Jenni und Klaus Tuchel im
Namen der Ramerdberger und beflagen fih gegen Welti
Bülmann, weil er das Bieh in die Alp Käferen treibt.
Das Gericht erkennt: Er fol das nicht mehr thun.
10. April erjchienen vor dem geſchworenen Gericht in
Heinis Haus am Grund in Sarnen die Rameräberger
und beflagen fich gegen Uli Lachmann ab Roggeren, weil
er mit feinem Vieh in ihre Allmend an der Einmattort
bi8 an die Dftflue fahre Da zwei Ramerdberger mit
einem Eid bezeugten, daß fie dabei gemwefen, als kuntlich
gemacht wurde, daß diefe Etzweid den Ramersbergern
gehöre, deßhalb hat das Gericht erkennt, daß er nicht
mehr fahren dürfe.
10. Mai. . Die. Theiler im Stalden, in der Schwändi und
zu Forft beklagen fi vor dem gefchwornen Gericht in
- „Heini Swartz wernlis Hus” gegen Walter Heinzli, daß
er fie wegen Gütern, bie nıcht in ihren Theil gehören,
überfahre. ‚Deinzli meinte, er habe dad Recht in ben
offenen. Schitwald und deffen Weide zu fahren, meil die
Güter in dem Theil zu „ruggeswil“ Liegen. Das Gericht
277
erfennt, Heinzli fol. nicht mehr Vieh in den offenen
Schitwald treiben, als er in ihren Theilen wintern kann.
Wie es ſcheint, hat nur ein Theil von Ruggiſchwil zu
den 3 Theilen in der Schwändi gehört.
1418 wurde das erſte Rathhaus oder Landleutenhaus
1419,
gebaut. Bis zu dieſer Zeit wurde das geſchworene Ge:
richt und auch der Landrath, fofern ein folder eriftirt,
in Brivathäufern gehalten.
1. Mat. Bor dem gefchworenen Gericht in der Zandleuten
Haus erfcheinen einerfeit? Hans Wirz und anderjeit3 die
Ramersberger. Wirz meinte, daß die Matten ob ber
Halten bis Mitte Maien Etz weid fein follen für die Güter,
die in dem Theil find, ausgenommen „da die bitage alf
guot mwerie, dz man dz ve möchti vfſrent den zünen han
bnd meiden.” Die Ramerdberger ermwiderten, fie wiſſen
nichts davon, daß diefe Matten Etzweiden fein jollten,
fie glauben auch, fie dürften diefe Matten „inzunen,”
wenn fie Zuft hätten. Das Gericht erkennt: Wenn die
Ramersberger ſchwören bürfen, daß biefe Matten nicht
Etzweiden jeien, dann bürfe fie Hans Wirz nicht als
folhde benügen. Als dann die Namerdberger Treue
gaben, verlangte Wirz nicht mehr, daß fie ſchwören
müffen. Wie e3 fcheint, war man beiderfeitd der Anficht,
dab man ohne wichtigen Grund feinen Eid’ ſchwören
folle. Zu diefer Zeit gab es faft in allen Theilfamen
ein fog. „Feld,“ d. 5. Matten, die nicht eingezäunt ter:
den durften und auf denen das Vieh, welches in den
übrigen Gütern gemintert worden, ein gewiſſes Atzungs⸗
recht befaß. Die daran ftoßenden Güter beißen oft Zuhn
oder Bündt, d. h. eingezäuntes oder eingebundenes Land.
Mahricheinlich waren diefe Felder urſprünglich Allmend
und es find dann diefelken unter Vorbehalt eines gewiſſen
Atzungsrechtes zur Kultivirung übergeben mworten. Ein
derartiges allgemeine® Weidrecht beiteht im Kt. Grau:
bündten in einigen Gegenden bis in die neuefte Zeit.
Im vorliegenden Prozeß mollte Johann Wirz gewiſſe
Matten als Etzweide oder Feld benugen, mas die Ramers⸗
berger nicht geftatten wollten. Der Loskauf des Atzungs⸗
278
rechts von den Feldern bat wahrſcheinlich im 16. Jahrh.
ftattgefunden.
1421, 25. April. Abgeordnete der drei Theile zu Sarnen „ob
dem Blatten” erfcheinen vor dem gefchworenen Gericht
in der Landleuten Haug und melden, daß Klaus von
Einwil, Zoft von Rüdli und Soft Isner und die Dorf:
leute von Sarnen fie wegen einer Weib in den Wäl:-
dern beklagt haben. Unterdeſſen hatten diefe angeſehenen
Sarner eingefehen, daß fie Unrecht haben. Als nun
Landamnmann Walter Heinzlı und die drei obgenannten
Männer vom Landmweibel Enderli Zuß eingeladen murden,
vor dem verfanmelten Gericht die Klage zu vertheidigen,
wollten fie „damit nüt ze fchaffen han zu ihrer felbit
Handen.” Nun wurde der Landmweibel von Haus zu
Haus geſchickt, damit die Dorfleute zum Rechte ftehen.
Diefelben verlangten Bedenkzeit und erklärten dann, daß
fie nicht3 damit wollen zu thun haben. In Folge beifen
wurde die Weid den Schwandern zuerfannt; doch follen
die Sarner das Vieh, welches fie in der Schwändi wins
tern, auf die Güter, d. h. auf die Felder dafelbft treiben
dürfen. Es ift dag ein ſchönes Beifpiel von Chr:
fichleit, daß man, nachdem man das Unrecht erkannt,
basfelbe vor Gericht nicht vertheidigen und auch nichts
Unrechtes verlangen mollte.
1422, 4. Horn. Landammann Walter Heinzli erfcheint gegen
die Ramersberger vor dem geichiworenen Gericht in ber
Zandleuten Hau und behauptete, daß er mit feinen
Gütern in Balingen (Balgen), die zu Ruggiſchwil in
den Theil gehören, Theil babe an den Etzweiden,
Alpen und andern Gütern der Ramerdberger.
Heinzli fagte, er habe gehört, daß Jenni Mojacher und
Imhof, die auch Güter zu Ruggifchwil hatten, in Ramers⸗
berg „gebmer und gezimert” gehabt. Er wird abgemwiejen,
weil Senni Mofacher auch Güter im Ramerdberg befaß.
1425, 23. Mai. Heini Müller und Klaus und Margretb, Jenni
Müllers fl. Kinder von Ramersberg, geben dem Klaus
Isner zu Sarnen Haus und Hofftatt zu Kirch—
bofen, die Erni Lachmanns war, um 31 Pfd. Pfennig
zu kaufen.
279
1427, 20. Mai erfcheint vor dem geſchworenen Gericht Joſt und
1431,
1433,
1484,
Klaus von Rüdli gegen Senni Schmid ab dem anderen
Schwarzenberg. Soft von Rüdli erklärt, dab Amann,
fein Bruder fl., von Heint Ruß fl. 2 Weder gekauft,
ben Brunnader und den Frenenader auf dem Schwar⸗
zenberg. Ammann gab diefe Aeder dem Heini Ruß um
1 rhein. GI. als Erblehen. Schmid, deflen Erbe, will
dieſes Erblehen nicht mehr. Er muß es behalten, meil
es erbliche8 Lehen ift.
27. April beſchweren fih Uli Imhof, Klaus Mofacher,
Henſli Gebli, Welti Lachmann, Greth, Heini Friefen
Weib, und ihr Bogt Nikolaus von Einwil vor dem
geſchworenen Gericht, daß ihnen, obichon fie ihre Geb:
mer und Hütten auf Hedwigsegg und ihre Bebmer haben,
die 3 Theile von Schwändi, Diegifwand und Forſt, feit-
dem fie einen neuen Einung gemacht, mit dem Bieh
in die Egweiden und in den Schitwald zu
fahren verbieten. Die Schwander beweiſen, daß fie
fhon einmal den gleichen Handel den Sarnern und
Bibighofern abgemonnen. Das Gericht erkennt: Die
Schiwander follen bei ihrem Briefe bleiben.
24. Juni geben der Abt Johann und das Kapitel von
Engelberg der Kirche und den Kirchgenofjen von Sarnen
den Zehnten zu Forſt und Bitighofen um 65
SI. und um den Behnten, welchen die Kirche von Sarnen
in der Kirchgemeinde Kerns hatte, zu faufen.
6. Juli ericheint vor dem gefchiworenen Gericht der Vier⸗
theil Ruggifchtwil gegen die drei Theile Forſt, Schwändi
und Diegiſwand. Es war Streit, welche bon beiden
Partheien auf Furrerdegg, Hedwigdegg und Bodmen
Etzweid babe. Das Gericht erfennt: „dz die drü theil
forft in der ſchwendi und diegiſchwand an dien obgenann-:
ten etzweiden, jo die obgenannten von Rügifihmwil da ans
ſprüchig waren gefin, babent wärin, (d. h. Anſprache
machen Tönnen,) doch bett jemand daſelbs dahein eigen-
haft (d. 5. keine Liegenfchaft) die haben, wir nieman
vf noch abgeiprochen.“
280
IL GP SL.
1435, 26. April erfcheint Peter Kündig ab Schwarzenberg vor
dem geſchworenen Gericht und verſpricht Heini Sattler,
Uli Imhof mit ihren Theilen in Kägiswil einen Holz-
laß zu geben, bittet aber, ihm nicht fo fehr an Hägen,
Gütern und Saaten zu ſchaden. Dad Gericht ftimmt
ibm bei und macht einige vorforgliche Berorbnnungen.
27. April. Uli Smfeld und feine Mitgefellen von „Rügi⸗
ſwila“ erfchienen vor dem gejchmworenen Gericht gegen
Heini Kifer und feine Mitgejelen ab Namerdberg. Uli
Imhof behauptet: Die Ruggifchiviler geben Steuer nach
Ramersberg und wären nach dem vierten Theil geichägt
und der halbe zu Ruggiſchwil gehörte vielleicht in ben
Freitheil. Die Güter zu Ruggifchivil aber haben weder
Alpen noch Allmenden nnd fie glauben, fie follten doch
wenigſtens Etzweiden haben. Die Ramerdberger wider:
fprachen und das Gericht erklärt, daß man fie bei ihren
Alpen und Weiden unbefümmert laffe Ein Biertel bon
Ruggiſchwil gehörte mwahrjcheinlich zur Schwändi.
1437, 27. April. Bor der Landesgemeinde zu Sarnen am
Grund beflagen ſich alt:Zandammann Nikolaus von
Einmwil, Zandweibel Andrea? Zug und die Dorfleute von
Sarnen, Kilchhofen und Bitighofen, daß die Minderheit
bezüglich der Melchawuhr und des Einigs ſich nicht fügen
wolle. Die Landedgemeinde erklärt, daß ſich die Min-
berbeit der Mebrheit fügen folle.
1437, 7. Nov. war Streit wegen einem Weg vom Dorf zu
Ramerdberg durch die Halten auf den Gebbel. Das
geſchworene Gericht bezeichnete den Weg, den man von
St. Gallen bis Anfang? April und von ba bis Gt.
Gallen möglichit unfchähblich fahren dürfe.
1437, 11. Nov. verklagt Peter von Deſchwanden den Rubi Wiß,
Senni Frieß und die drei Theile zu Forſt, Diegiſchwand
und Schwändi, daß fie ihn die Matten, in einem Boden
gelegen, oben in dem Wald, welche feine Finder von
feinem Schwager Keimgarten erbten, nicht als fein eigen
Gut gerleßen laffe d. b. die drei Theile wollten fie als
1435
=
1448
>
1447,
1447,
1449,
281
Feld benugen und beanfpruchten ein gewiſſes Atzung s⸗
recht. Das Gericht erkennt: Die drei Theile follen
ſchwören, daß die Eigenfchaft „fine gefin were; die etz⸗
weid aber ira were.”
21. Febr. erfcheinen die Kägiswiler und Schmarzenberger
vor dem gefchworenen Gericht und beflagen fich über die
Dorfleute von Sarnen, Kirchhofen und Bitighofen weil
fie zu wenig fteuern. Wenn eine Steuer enthoben
weryen mußte, dann mußten die drei Theile Schwändi
und der Theil zu Ramersberg ?/; bezahlen. Bon dem
legten Drittel mußte Kägiswil und Schwarzenberg ?/s
und Sarnen, Kirchhofen, Bisighofen und ?/, von Ruggis
ſchwil nur 1; bezahlen. Das Gericht erfennt: Die
Sarner follen bei ihrem Brief gefchirmt fein.
7. Febr. Die Namersberger beklagen fich über bie drei
Theile von der Schwändi, weil fie ihren Theil Hag bei
der Alp Käferen nicht wollen machen laffen. Das Ge=
richt erfennt: Wenn die Namerdberger das Ihrige
wollen einhagen laſſen, jo mögen fie ed thun; doch Nies
manden zum Schaden, da fie den Sag nicht Tollen „bes
zogen” haben d. h. zur Zeit, als fie die Alp an fi
gebracht, fei kein Hag geweſen.
13. Mai. Die Ramerdberger erjcheinen vor Gericht und
fragen an, ob fie gleichwohl einen Einig machen dürfen,
obſchon fie diejenigen, welche Güter unter ihnen haben,
durch Nichterfcheinen daran hindern wollen. Das Gericht
erfennt: Die NRamerdberger follen einen beftimmter
Tag ausfünden und dann mögen fie einen Einig machen,
ob fie fommen oder nicht und diefer Einig fol dann
Kraft haben.
19. April. Altlandammann Nifolaud von Einwil und
die Kirchgenoffen von Sarnen erfcheinen vor den am
Grund verfammelten Landammann und Landleuten und
erflären, daß fie vom Gotteshaus Quzern die Sehnten
in Sarnen und Sachſeln um 100 Gl. in Pfand genom:
men und befchlofien hätten, die Sahrzeiten abzulöfen und
1449,
282
IN NS IE SE
die 100 Gl. 19 mal anzufchlagen. Die Minderheit aber
wolle fich dieſen Beichlüffen nicht fügen. Die Lanbdleute
befchließen: Was das Mehr geworden, dem
folle die Minderheit nachkommen.
1. Mai. Probſt Johann und das Gotteshaus zu Luzern
berjegten den Kirchgenoffen allen ihren Zehnten zu
Sarnen und Sachſeln, ausgenommen ben Vieh⸗
und Sungzehnten um 100 Gt. unter PBorbehalt der
Wiederlöfung.
1450, 10. OHM. Die drei Theile in der Schwändi bringen dem
Zandammann, der am Grund zu Gericht faß, vor, daß
fie, wenn fie etwas wegen den Alpen und Allmenden be«
fchließen wollen, nicht einig werden und bitten deßhalb
um da3 Urtbeil, daß die Minderheit der Mehr:
beit fi fügen folle Die vom Landammann an:
gefragten Zandleute erkennen bei ihrem Eid: Die Min:
berheit folle halten, was die Mehrheit beichließe. Glaubt
fie, daß ihr Unrecht gefchehen, dann mag fie die Sache
dur das Gericht enticheiden laſſen. Wie es fcheint,
wurden gemwiffe Fragen durch ein fog. Landgericht oder
durch die Landedgemeinde entichieden. Bid zum Jahre
1629 mwurden auch die Todesurtheile von dem Land:
gericht oder der Landedgemeinde ausgeſprochen.
1450 wurde da3 Einfommen ded Pfarrers auf 30 Mark tarirt.
Er mußte deßhalb dem Bilchof jährlid A Plaph. und
11 Heller Bannales bezahlen.
1453, 24. Auguft. Streit der Sachjler mit den Entlebuchern
wegen March, Tränfweg und dgl. in der Alp Drie-
tannen, die fie großentheiß von den Entlebuchern
gefauft.
1454, 5. Jän. war zu Sarnen eine Taagf atzung.
1455,
7. Zuli wurde die Stiftung der Kaplanei zu
Kirchhofen, welche Ammann Nikolaud von Rüdli ge:
macht, von den Kiſern, welche die Hälfte feiner Hinter:
lafienfchaft geerbt, angeftritten. Er ftiftete dieſe ewige
Meſſe mit 100 Pfd. (a 12 Plaphart) und zudem eine
Spend von 4 Plaph. zum Ankauf von 4 Broden für
283
EINEN IN
den Leutpriefter, Helfer, Sigrift und die armen Leute,
welche jeden Montag an feinem Grabe ausgetheilt werben
- follen. Das geſchworene Gericht erfennt: 1. den Kirch⸗
genoſſen von Sarnen bleibt die ewige Meſſe d. 5. die
Kaplaneiftiftung; dagegen follen fie dafür den Kifern
den halben Theil des Geldes, melche® Ammann von
Rüdli jel. wegen des Loskaufes feiner Jahrzeiten (1449)
ausgegeben hatte, an unferer 2. Frauentag im Winter
baar zurüd geben; fie find auch gehalten, nach Weifung
des Rodels zur Aufrichtung der Kaplanei ihr Beites zu
thun und mit dem Probſte zu Luzern fich in's Einver:
nehmen zu fegen. Bid zu St. Johann, de Täufers:
Tag, Toll nach dem Stiftrodel gehandelt fein. 2. Die Gülten
und Erblehen verbleiben nach Inhalt des Rodeld der
- Bfrund. 83. Die ewige Meſſe beginnt, jobald bie Kirch⸗
genoſſen von Sarnen einen geeigneten Prieſter für die
Pfrund finden; denſelben haben der Landammann und
der Rath von Obwalden zu „leihen“ (belehnen). 4. Sollte
die Kapelle zu Kägisiwil nicht gemacht werben, fo ift
die gejtiftete Meffe in Sarnen zu lefen. Das iſt die
erfte urkundliche Erwähnung einer Kapelle in Kägiswil,
die aber damals im Zerfall war. Wie es fcheint, bat
man ſchon vor der Stiftung der Kaplanei einen Kaplan
gehabt. So 3. B. wurde den 22. Nov. 1436 einem
Weltgeijtlichen von Bifchof die Erlaubniß gegeben, die
noch nicht geftiftete Pfründe bei ber Kirche in Sarnen
zu verjehen. Der erite uns befannte Kaplan heißt
Michael, welcher ungefähr 1488 geftorben.
1487, 24. Nov. erjcheinen die Kirchgenofjen von Sarnen bor
dem geſchworenen Gericht und beklagen ich über Johann
von Büren, welcher die Hälfte der Hinterlaffenichaft von
Nikolaus von Rüdli geerbt, daß er wegen der möchent:
lihen Spend von 4 Blaphart für Brod nicht genügenbe
Unterpfand geboten. Das Gericht erkennt: Die bon
Büren ſollen als Wehrfchaft (Unterpfand) für die Spend
» einjeßen die Hälfte von ihrem Haufe, die Hälfte vom
Bürgel und Weingarten, den Kehr, foweit er eingehagt
it, das Rüdli beiderſeits der Gaſſe und ihren Antheil
an Kirchſchwand.
ER
1459,
1459,
284
24. Aug. wurde bie Kapelle zu Kägiswil, nad:
dem ſie umgebaut worden, von Weihbiſchof Johann im
Auftrag des Biſchof Heinrich mit drei Allären eingeweiht.
25. Aug. wurde die Kapelle im Stalden reconzilürt
und ein Altar auf der rechten Seite zu Ehren der HI.
Blaſius, Wendelinus und Apollonia geweiht.
1459, 26. Aug. wurde die Kirche und der Friedhof in-
1460,
Sarnen reconziliirt. Der Hochaltar wurde zu
Ehren der hl. Apoftel Petrus und Paulus und des Br.
Apofteld Jakobus und der Mittelaltar zu Ehren ber BI.
Jungfrauen Dorothea, Margaritha, Lucia und Ottilia
geweiht. Da3 Gemälde ded damaligen Hochaltars befins
det fih Sehr mwahrfcheinlich im Klofter Enzelberg. Das
Saframentähäuschen zur Aufbewahrung des Allerheilig—
ſten aus dieſer Zeit befindet ſih in der Sakriſtei der
Kapelle im Stalden und iſt von Sandſtein in gothiſcher
Form. „Die Zeichnung ift. gemäß P. Martin, wenn auch
überfüllt, vortrefflich und finnreich — ein Eihitamm au3
dem drei Fräftige Arme Herborfchießen (allerhlſt. Drei:
einigfeit), die fteinerne Bank durchbrechen, (den Menfchen
fich offenbarend) in verjchiedene Aeſte und Zweige fich
tbeilend (Gnadenftröme) und über dem Aherheiligiten in
Fruchtknöpfe fich abfchließen (Früchte ded erhabenen Er:
löſungswerkes). Die Knäufe und einige Stäbe find ber-
goldet. Unmittelbar ob dem Allerheiligften ift unter
einem Spisbogen der bi. Petrud, in ber rechten Hand
den Schlüffel und in der Linken ein Buch haltend. Die:
fe8 Qunſtwerk aus dem 15. Jahrhundert ift ſehenswerth
und läßt auf opfermwillige und wohlhabende Gemeinbe:
bürger fchließen.“
20. Aug. erfcheinen die Dorfleute vor dem geſchworenen
Gericht gegen die Kifer und Burkard SKrepfinger „bon
bed waſſers wegen” » i. wegen der Melchawuhr,
In diefer Urkunde begegnet ung zuerft der Name „rei:
theil.” Kiſer und Krepfinger wurden befchuldiget,” daß
fie durch hohe Wuhren, die fie zum Schug ihrer Güter
auf der Seite gegen Kerns errichtet, das Waſſer gegen
285
das Dorf geleitet. Vom Geriht wird genau beftimmt,
mer, mo und wie mın mehren fol.
1463, 6. Juni erjchienen die Dorfleute ſchon wieder vor Gericht
wegen der Melhamubr.
1464, 5. Jän. haben fich die Kirchzenoffen von Sarnen durch
Vermittlung von Shied3richtern mit: dem Stift Müniter
dahin veritändiget, daß fie in Zukunft die Pfarrer
frei ernennen und erwählen fünnen; daß fie da:
gegen verpflichtet feien, den Neugewählten dem Stift zur
Beitätigung zu präfentiren. alljährlich 8 rheiniihe Gl.
zu bezahlen, welche den 6. Nov. 1473 abgelöst wurden,
und die Kirche ohne Beitrag ded S:iftes in Day, Gemach
und Zierden. zu erhalten. Jeder neue Leutpriefter tunrbe
verpflich:et, den Stiftäherren für den „Stouff“ d. 1.4 Maß
Wein für jeden Ehorberren, 5 rh. Gulden und die übrigen
Präfentationskoiten zu bezahlen. Di: Kirche und der Leut⸗
priefter von Sarnen waren frei von Beladnifjen d. h. von
Steuern der Päpfte, Biſchöfe und Aebte, mweil diefelben
die Chorherren von Miüniter in ihren Koften abzutragen
hatten. Deſſenungeachtet mußte der Leutpriefter gemäß
Rodel von 1434 dem Biſchof :die Bannaled bezahlen.
1568 machten die Kirchgenoffen zu Sarnen den Berfud,
den letzten Reit des Collaturrechte® an ſich zu bringen
und boten Müniter einen angemeflenen Auskaufſchilling
Münjter aber wollte da3 BPräfentationsrecht nicht
eniäußern und befitt dasjelbe immer noch.
1467, 28. Aug. bat die Ausſcheidung des Vogtſehnten
in Sadfeln ſtattgefunden. Dieſer, welcher ß her zum
Theil dem Probſt in Lazern gehörte, jetzt aber | n Kirch:
genofien von Sarnen an ihre Fleine Pfründe (Helferei)
berpfändet war, lag wegen Veränderung der Namen von
den zehentpflichtigen Aeckern und Gütern im Argen.
Deßhalb nahmen die Pfarrgenoffen von: Sarnen für die
Heine Pfrund und die van Sachſeln für ihren‘ Pfarrer
mit Erlaubniß des Probftes und Kapiteld zu Luzern eine
Bereinigung des WBogtzehnten vor. Diefe Ausfcheidung
beftätigten der damalige Leutpriefter von Sarnen, Kalpar
"Linder, und Hand Burkard, Kirchherr zu Sachſeln, und fie
286
ITS SG
beftegelten die Urkunde zugleich mit dem Probft u. Kapitel zu
Luzern und Rudolf Zimmermann, Landammann von
Obwalden, der im Namen der Kirchgenofjen von Sarnen.
und Sachſeln handelte.
1468, 13. Aug. an der Bigil von Maria Himmelfahrt, die am
Montag gefeiert wurde, verbrannten Nachmittag um
1—2 Uhr im Dorf zu Sarnen 22 ſchöne Häuser.
In diefer Noth wurde ein Bote zu Bruder Klaus in
den Ranft geichicdt, der dann fchnel auf das Flühli
binaufftieg und durch das Kreuzzeichen die mächtige
Feuersbrunſt ausgelöfht. Am Sonntag nah St. Mar:
tinstag d. i. am 13. Nov. 1468 verfammelte fich bie
Landesgemeinde und befchloß, dab man die abgebrannten
Häufer wieder zimmern (bauen) und den Platz nicht zu.
Gärten, fondern zu einem. Dorf maden wolle. Wenn
Semand bauen will, dann. follen diejenigen enticheiden,
die das Rathhaus „aeornett” und die von allen Kilchern
und Kilhhören dazu gewählt worden. Diefelben follen .
auch beftimmen, wie lange berjenige Berenkzeit („ein
tag”) bat, der nicht wieder zu bauen vermag. Wer aber
nicht wieder bauen will, ber fol den Pla einem Land»
mann zu faufen geben, der bauen will, und die zum
Rathhausbau Verordneten follen den Bodenzins beftimmen.
Man fieht daraus, daß auch dad Rathhaus durch den
Brand beichädiget wurde. Das geſchworene Gericht
wurde damals im Haufe ded Landammann Nilolaus von
Ginwil, der am Grund (beim Grundacher) gewohnt, ges
halten. In dem großen SKaften, der fih im Mufeum
befindet, follen damals die Regierungsfchriften aufbewahrt
worden fein. Die Arbeit an diefem Kaften hat Aehnlich⸗
feit mit den Arbeiten am Plafond im Beinhaus in
Sarnen und in. der Kapelle im Mödli. Diefer Brand,
in Folge deffen vielleicht einige Schriften verbrannt aber
in große Gefahr gelommen zu verbrennen, war fehr
wahrfcheinlich die Veranlaffung, daß die Regierung dem
damaligen Landfchreiber Hand Schriber ben Auftrag gab,
die wichtigſten Aktenſtücke ſammt einer Chronit in das
„Weiße Bu” zufammen zu fchreiben, damit man wenig⸗
2387
ſtens Copien habe, wenn die Originalien verloren gehen
ſollten. Solche Copienbücher wurden auch an andern
Orten geſchrieben. Ohne Zweifel hat es damals in der
Regierung Männer gegeben, welche geeignet waren, zu
prüfen, ob die Tradition bezüglich der Vertreibung der
Bögte in der Hauptfache richtig fei, deren Großväter
vielleicht bei diefer Handlung betheiligt waren.
1469, 16. April wurde dem Hand Münginger, dem jüngeren,
feinen Erben und Nachlommen von den Dorfleuten ein
Hausplag im Dorf auf der Allmend bei der Aa ob feines
„ätten Haus” bewilliget. Abgeorbnete des ganzen Landes
hatten nur über die Hausplätze zu verfügen, die durch
den Brand ledig geworden. Ueber neue Hauspläße
verfügten die Dorfleute oder Freitbeiler. 1442, 28. Febr.
geben fie einen Hausplatz dem Hänsli Schäfer, dem
ältern, mit der Bedingung, daß er die Melchawuhr von
des Maus Kifer8 Hoftat bis an den Weg, der zur
Melcha gebt, erhalte 1456, 31. Okt. dem Hänsli Kreg und
feinen Erben anf der Alnıend int Unterdorf bei der Aa, 1469,
3. Mai dem Uri Schäli bei der Melha unter dem
Steg, 1469, Sonntag nad U. 2. Frauentag zu mitten
Winter dem Hand Münkinger, dem alten und feinen
Erben im Unterdorf auf der Allmend bei der Aa unter
feine® Sohnes Haus und 1477, 22%. Juni dem Simon
Sa mader im Dorf bei der Aa unter bes pfiſters
aus
1471 haben die Schwander einen Einung gemacht. Es wird
darin feſtgeſetzt, wer auf die Allmenden, Etzweiden und
Wälder treiben, wann und wie viele Tage er ſchwänten
ſoll, welche Pflichten ein Einiger zu erfüllen habe und
daß die Minderheit ſich der Mehrheit fügen ſoll.
1471, 15. Nov. erſchienen vor dem geſchworenen Gericht Heini
Moſacher, Heini Wimann nnd Peter Birgi im Namen
ber Theiler von „Rikiſwil“ (nicht Kägiswil, wie
man bisher gelefen) gegen Heini Wirz, Jenni von Dieggis
ſchwand, den älteren und Jakob Kifer wegen Benutzung
des Theilwalded. Heini Wir; nahm Holz aus dem
Wald der Theilfame „Rikiſwil“ ob Lanzenmatt, weil feine
1478,
1480,
288
Vorfahren es auch gethan, die daſelbſt Gut hatten. Kiſer
und Dieggiſchwand wohnten ebenfalls nicht im Theil;
hatten jedoch Gut daſelbſt. Das Gericht entſchied: Mer
nicht im Theil wohnt und nicht einmal Gut daſelbſt Bat,
darf nur Holz zu einem „flittfuchen” oder „ſileſchyt“
bauen. Wer Güter im Theil hat, darf im Tannenwald
Holz hauen zum Unterhalt der Gebäulichkeit auf dieſem
. Gut und der dahin führenden Stege. Wer nicht mehr
als für 10 oder 20 Pfd. Gut im Theil hat, darf Fein
Brennholz bauen. Die Theiler von Rütiſchwil dürfen
kein Holz außer den Theil verkaufen, wie Heini Moſacher
gethan.
6. Juni wurden die Ramersberger von den Freitheilern
beſchuldiget, daß fie beim Retersbach bei ihrer All:
mend und bei dem Wald zu weit hinausge—
haget. Das Gericht entſchied: Wir laſſen die Ramers⸗
berger bei ihrem Brief bleiben, von Balzenmatt den Weg
hin bis an den Bach, wie ſie das von den Vordern ver⸗
nommen haben. Bekämen ſie aber über dieſe Ziel hinauf
Streit, ſo ſollen fie zwei unpartheiſche, Männer nebſt
einem unpartheiiſchen Obmann nehmen und die drei
Männer ſollen nach Billigkeit die Marchen ausgehen;
ferner iſt ihr Urtheil, daß die Ramersberger den Hag
. wieder auf das Ihrige jegen nebſt dem Thürlein über
dem Graben, Balzenmatt halb. Dabei fol es bleiben.
20. Brachm. bitten die Ramerdberger den Landammann
und bie Landsleute, ihnen zu erlauben, wie ihre Vor⸗
fahren,. um deſto eher durch Gott und feine liebe, wür—
dige Mutter Maria vor Ungemitter, Reif, Hagel und
Anderm gejchirmt zu fein, ale Samftag und alle U. 2.
F.⸗Abend, ausgerommen U. L. Frauen Abend nad St.
Johann im Sommer, wo die Priefter nach Nothdurft
zu arbeiten erlauben fünnen, von der Zeit an, als man
- „ichwebend” in ihrer Leutfirche Ieutet, Feierabend
zu halten und diejenigen, welche Güter 'unter ihnen hätten
und ſich nicht darnach halten “wollten, um 5 Schilling
oder um 1 Pfund Wachs zu’ betrafen. Wie e8 fcheint,
; Wurden die Glocken nicht: immer ſchwebend“ geläutet,
289
ILL AGP TE
Tondern nur an biefelben gehämmert, wie in Stalien.
Beide Bitten wurden den Ramersbergern von ber Landes:
« gemeinde gewährt. Dieſes Gelübde wurde 1617 in andere
gute Werke umgewandelt. Es mußte deßwegen 1. St.
Wendel als ein ‚Feiertag gehalten und an biefem Tag
"in der Kapelle ein Amt gejungen werben. 2. Es fol
alljährlich zwifchen Oſtern und Pfingiten von Ramerd:
berg eine Prozeifion in den Stalden gehalten werden.
Um die baherigen Koften zu beitreiten wurden 200 Pfd.
- geftiftet.
1481, 20. Brachmonat erfcheinen die» Freitheiler gegen bie
' Ramerdberger vor dem gelchworenen Gericht zu Bal:
zenmatt und am Rättersbach. Es bleibt beim
Spruch von 1478. Es wurden drei unparteilfche Männer
beftimmt , zu denen die vom Freitheil Hänsli Kathriner
und bie am Namersberg Claus Frunz und Senni
Schönrübli nahmen, welche an St. Johann des Täufers
Tag die Ziel und March von Berriht8 Matt von ben
Brunnen vorwärts hinauf in die Holzfluh fchauen follen.
1482, 25. April erfcheinen Beter von Tellen, Jenni von Dieggie
ſchwand und Klaus Huber gegen Hänsli Kündig ab
Schwarzenberg und Rudolf von Wil vor Gericht wegen
einem Holzweg oben und unten ind Dörfli zu Kägiswil.
Das Gericht erkennt, daß fie denſelben geben ſollen; je:
doch fol man ihn bei ſchlechtem Wetter nur befcheidents
li brauchen. Den Schaden an den Bäumen fol man
vergüten.
1482, 14. WMWinterm. erjcheinen bie NRameröberger gegen
die Schwander wegen einem Hag zwifchen „käſeren
und dem fiewellen brunnen“ und wegen
„Salberwengi.” Das Gericht erkennt, dab die March
gehen joll, wie die Ramer&berger gezeigt und daß Kalber-
wengen den Rameröbergern unb zu Käſeren gehöre,
dagegen aber follen fie den Schwandern wegen ihrer An⸗
ſprache an Kalberwengen 5 Do. an baarem Geld ent⸗
richten.
1483, 21. Jän. Klaus Frunz von Rameröberg erfcheint vor
Gericht gegen Hand Kiler, Pfrundoogt, wegen eines Fahr⸗
much “222.01J8
290
weged von Ramersberg nah Kirdhofen.
Kiſer wünfcht, daß das Pfrundgut und: die Güter Filchen-
halb mehr gefchütt werden. Das Gericht erfennt: Jeder,
der eiwas zu führen bat von Ramersberg außer dem
Dorf gegen Kirchhofen, mag dem Holziveg nadyfahren,
fo oft ihm das notwendig ift, audgenommen mit Brenn=
holz; wenn man nad St. Martin bi Mitte März etwas
zu führen hätte, dann fol man von Ramersberg den
hohlen Weg „inher” fahren bis unter Frunzen Gaben in
der Breiten und dann den Berg -„inher“ bis oben in ber
gemeldeten Pfrund Gut, wo ber Gaben ftebt, und bon
dannen den kommlichſten Weg wieder in den Hohlweg.
Hätte aber Jemand Heu, Streue oder dergleichen zu
führen, der ſoll und mag obenau8 fahren durch des alten
Kiſers Hofjtat, daß er fomme auf Bergidacher und in's
Sengenlo und da nieder in der Kilcheren Gut (Gut der
Kaplanei) bis auf den Kirchweg. Und ob man Holz zu
führen bätte vorn Ramersberg „inber”, das drei Klaf⸗
ter oder länger wäre, jol man auch durch des
vielgenannten alten Kiſers Hofitat hinaus auf Bergis⸗
acher fahren, wo dann der Anlaß ift und das Holz da
zufammen „mennen” (führen) und legen und wenn das
Einer gern binablaffen würde, fo ſoll er das den Dorf:
leuten zu Sarnen jagen; biejelben follen bann zwei bes
fcheidene Mann dazu ordnen, die dem, ber das begehrt
und dem das Holz gehört, Zeit und Tag feben, wann er
fein Holz am kommlichſten und unſchädlichſten da nieder
laffen mag; und jollen die, melde das begehren-, den
dazu geordneten und gegebenen Männern gehorjam fein ;
doch alfo, daß eine Zeit gemacht nd gegeben werde, daß
einer fein Holz „gevertigen“ möge.
1483, 11. Okt. Beflagen fich die Theiler von ber Schwändi, vom
Forſt und Oberwil vor dem gefchworenen Gericht, das
in die Schwändi gemahnt worden , gegen Heint Grifiger,
weil er den laut eine Urtbeild von 9 Männern bes
zeichneten Weg von Schönenbold und den Wäldern
durch feine Güter mit gebundenem und ungebundenem
Gut nicht will fahren laſſen. Das Gericht erllärt, wie
und wo man fahren. Dürfe
291 /
[a 2 20 2 ad
1484 wurde der Rode! des Leutpriefterd und 1485
derjenige des Pfrundherren bereinigt. Ge:
* mäß B. Martin im Programm 1867,68 gehörte da:
mal?
I. dem Leutpriefter oder Pfarrer:
1. Der Zehnten zu Dieggenichwand, jtaldenhalb bis an
den Huberbach, das ift der Bach, der diesſeits der
Hub herabfließt, und von da binauf Hi8 zum Wald.
Andererfeit3 ftoßt dieſer Zehnten an die Kirchſchwand
und unten an die Gmwand zu Rückiſchwil. Hier foll
man geben drei Kernen: Dinkel, Haber. und Gerfte.
2. Der Zehnten zu Rüdiichwil, zu Wilen und am Heim: |
. garten hinauf big zur Rüti. Davon hat aber der Zeut:
priejter dem Pfrundherren jährlih 12 Plaphart an |
baarem Geld an St. Mortgen Tag zu entrichten. |
3. Der Behnten zu Ramersberg, hinauf bis an die
Kirchſchwand und hinab Bid Bitighofen.,
4 Der Zehnten zu Kirchhofen, der am Bächlein be-
ginnt, das zwiſchen dem Flühli und dem Mühleberg
binabfließt. Er reicht hinab bi! zur Mühle bei der Aa.
5. Der Zehnten jenfeitd der Aa und Melcha bis an die
Grenzmarchen von Kerns und Sachſein.
6. Der Zehnten zu Kägiswil, wozu die obere Hofftat
zu Tellen, die Klaus Kathrinere war, gehört und
der hinabgeht bis zu den Grenzen des Kirchipieles
von Alpnach.
7. Die Matte, „Pfaffenmatt” genannt, - ftößt jenfeit®
an das Bächlein, das zwiſchen dem Flühli und dem
Mühleberg binabfließt, oberhalb an den Mühleberg,
unten an die Gaß und kirhhofhalb an die Steine,
die davon verkauft find. Diefe Matte kann ber
Zeutpriefter leihen oder felbft nugen nach Belieben.
I. Beiden Pfrundherren gemeinfam gehört:
1. Der AJungzebnten zu FKirchhofen, Bitighofen und
Kägiswil; hievon bezieht der Leutprieſter ?/, und
der pfrundherr '/z Vom Jungzehnten zu Sarnen,
mas „enet” der Melcha und „enet“ der Aa, gehört
2/, dem Probft, '/, dem Leutprieſter und '/, dem
Pfrundherren. Yinfichtlich bes Jungzehnten ift für
292
ein Kalb ein Angiter, für ein Füllen ein Kreuzer,
. für ein Sigi ein Häller, für ein Lamm ein Schilling
oder ein Häller oder aber der Zehnten zu entrichten.
Jegliches Haus in ber Kirchgemeinde Sarnen tft
ben zwei Prieſtern ein Plaphart (7'/, Angfter) zu
geben ſchuldig. Sft in einem Haufe mehr al® eine
Haushaltung („gehüfet”), dann foll jede, bie ihre
beſondere Koft bat, den Plaphart (Brimizplaphart)
verabreichen, der am St. Maurizentag fällig ift.
Hievon nimmt der Leutpriefter ?/, und der Pfrund⸗
herr '/,.
. Das „Selgrät“ (Geld wegen Gedächtniß für einen
Kommunilanten) ift fieben Plaphart. . Verlangte
man,. daß der Berftorbene in den Wochendrief ge:
tban, d. b. das Jahr hindurch alle Sonntage ver⸗
fünbet werde, dann mußte noch ein Plaphart hinzu⸗
gefügt werden. Für das „Selgrät” follen die Prie⸗
fter den Begräbnißtag, den Siebenten und Dreißig:
ften begehen und während diefer Zeit, auögenommen
an Sonn» und gebotenen Fefttagen, das Grab be-
ſuchen („milen”). Die Vertheilung des Geldes ge:
fchieht mie beim Primizphlaphart.
. Bon allen Opfern u. ſ. w. in der Kirche und auf
dem Friedhof befommt der Leutpriefter ebenfalls
zwei Theile.
. Was ein Priefter für die Mühe der Ausſpendung
der Saframente empfängt, das ift fein Eigenthum.
. Der Behnten zu Sadjeln und Kägiswil gehört
eigentlich nicht . den Prieftern, weil er pfandimeife
auf die Pfründen verjegt und nach Anhalt eines
Briefes mit 100 Gl. ablößbar ift. Bei allfälliger
Ablöfung müßte das Geld angelegt und der Zins
bievon. in 10 Theile getheilt werden, wovon 6 Theile
dem Leutprieſter und 4 dem BPfrundberren zuge:
Tchieden würden, iveil der Zehnten zu Kägiswil für
6.Bfd. und der Bogtzehnten zu Suchfeln für 4 Pfb.
in der Theilung angelchlagen ift. Das Verbältnig
wäre fomit 10 GL. zu.1 Pfd. und wüßte man, wie
der Zins zu theilen wäre.
293
V—5
III. Verpflichtungen für die zwei Pfrundherren
1.
Die „Bannſchätze“ (Strafgelver wegen Hebertretung.
von Kirchengeboten) kommen dem Leutpriefter zu.
Er bezahlt auh dem Biſchof von Konflanz die
„Bannales“ (zum Zeichen der Untermürfigfeit und bis—
teilen Strafgelder) ohne Hilfe des Pfrundkerren. Der
Bannſchatz ift 3 Pfd. und 4 Schilling. Eoäte der -
Biſchof eine Steuer oder „Täll“ auf die Priefter
von Earnen legen, fo zahlt der Leutpriefter zwei
Theile und der Pfrundberr einen. Iſt die Steuer
beiden Pfrundherren zugejchlagen, fo verjteuert, weil
beide Pfründen zufammen 40 Mark geſchätzt find,
der Leutpriefter 25 und der Pfrundherr 15 Mar.
Dasfelbe gilt von den Confolationen, die dem Bis
ichofe von Gonftanz zu feinem Unterhalt oder auch
als Siegeltare zu entrichten find und Melde für
beide PBriefter 40 Plaphart betragen.
. Der Leutpriefter foll je zwei Wochen der Kirche
'marten und fie an Sonn: und Feiertagen mit Pre:
digen verjehen, an Werktagen die Kinder taufen, Die
Kranfen vermahren u. |. iv.; dagegen hat der Pfrund:
herr je eine Woche die Kirche mit Predigen, Taufen
en und andern geziemenden Dingen zu ber:
eben
. Beide follen einander gegenfeitig aushelfen.
. Beide kaufen und bezahlen die Oblaten (Hoftien)
5.
für Sarnen.
Der Leutpriefter tft jchuldig, die Kirchweihe am '
Maitag und Peter: und Paulstag in feinen FKoften
auszurichten; dagegen bat der Pfrundherr die Kirch—
weihbe an St. Jakobstag in feinen Koften auszu—
halten. Unter Kirchweihen find da Feſte der Kirchen:
patrone zu berjtehen.
. Zür den Rüdifchwiler Zehnten, den Gilg unter der
Fluh und feine Frau Katharina als Loskauf für das
Sahrzeit gegeben, jollen die zwei Priefter jährlich
an Weihbnadt, St. Stephan, St. Johann, an U
2. Frauentag in der Faften und am hohen Don:
nerdtag je 4 Maß Wein geben „die lüt z'trencken“
294
II ISIS?
‚and jolen, wenn es nötig tft, den vierten Theil der
Kirche deden fonnenhald. Der Pfrundherr oder
Helfer hatte Damals zu Kirchhofen Pfrundpläße, die
er nach Belieben verlehnen oder nuten durfte. Er
beſaß auch Pfrundried zu Bisighofen, welches an
die Aa ftieß, ſpäter verfauft wurde und wofür er
dann jährlich 10 Pfd. Zins erhielt.
Dieje Pfrundbereinigung hatte ftattgefunden, nach
dem die SKirchgenofjen 1484 die Erlaubniß von
Münfter eingeholt. Diefe beiden Zindrodel find
merkwürdig wegen ben Gelchlechtd: und Güternamen,
welche darin vorfommen. Der Zind beträgt mei:
ften® nur einige Angfter, Häller, Schillinge oder
Plaphart. Die Summe von ben geftifteten Jahr:
zeiten beträgt 33 Pfd. und 29 Plaphart, wovon
\ dem LZeutpriefter ?/, und dem Pfrundberren */, ge:
bören. Im Rodel des Pfrundherren heißt es:
„Hank Bülman fol 2 Schilling an ein meß, die
fol ban ein pfruonder iärlih am ſtalden.“ Dar:
aus jehen wir, daß man jchon damals im Stalden
Meſſe gelefen und daß das Stipendium 2 Sl.
betrug. - Weber die verjchiedenen Zehnten ſiehe
Chronif von Kern? ©. 112.
1490, 29. Nov. waren Sand von Rob und Rudi Bülman
Schieb3richter der Dorfleute von Ramersberg gegen die
Gebr. Heini und Senni Jakob wegen dem Brunnen,
der in das Dorf gebt. Wenn Heini und Senni nicht
einig werden, dann foll Heini dem Senni feinen Theil
zu kaufen geben-, wie er von frommen Leuten angelchla:
gen wird. Senni foll den Hag „vß dem Bach rumen“
und den Dorfleuten im Herbft und „vftagen” einmal zu
gelegener Beit verfünden, daß fie den Graben „rumen”
1491, 22. April beflagen fich die Dorfleute von Ruggiſchwil vor
dem Gericht in der Heinen Ratbitube, weil. die rei:
theiler von den von ibren Herren zugetbeilten Mann
nicht einen „[oldner” abnehmen. Das Gericht er:
fennt, daß die Sreitheiler einen folchen abnehmen jollen.
Zur Beit als nur noch wenige Häufer im Freitheil ſtun⸗
295
den, wurde eine Eintheilung der Gemeinde gemacht. Ge:
mäß diefer Eintheilung bilbele die Schwänbt ’/,,, Ramers⸗
berg “15 Kägiswil ? /, und der Freitheil ſammt Ruggi⸗
Tchwil ?/,, der Gemeinde, wovon Ruggiſchwil, d. i. einige
Güter beim Flühli, als die Hälfte betrachtet wurde. Nach
dieſer Eintheilung mußten die Steuern bezahlt und die
Mannfchaft zum Banner geftellt wurde. Wahrfcheinlich
mußte ſchon damals eine große Gemeinde 100 und eine
Heine Gemeinde 50 Mann zum Banner fiellen. Wie es
fcheint, bat man dent Freitheil wegen der außerordent⸗
lichen Zunahme der Bevölkerung 7 anjtatt 6 Mann zu:
geteilt, wovon Ruggiſchwil 3'/, Mann ftellen Tollte Mit
Recht befchwerten fich die Ruggifchwiler, weil fie an die:
fer Mehrzutheilung Antheil haben follten und anderſeits
war e3 ſehr unbillig, daß das Feine Ruggiſchwil fo viel
Mann ftellen, fo viel Steuer bezahlen follte, wie der ganze
Freitheil. 1500, 28. Febr. erjchienen die Sreitheiler vor
Gericht und beklagten ſich, meil fie den Nuggifchwilern
einen Mann abnehmen follten, wenn das Banner aus;
ziehe. In gleicher Angelegenheit erichienen fie auch den
20. Nov. 1499 vor Gericht und wurden abgemiefen, bis
fie beffere Kundfchaft haben. Die Ruggiſchwiler erwi—
derten, daB fie wegen biefem Handel fchon einmal vor
Gericht erfchienen und daß fie ihn gewonnen haben, wors
auf das Gericht erklärt, daß fie ihnen den Mann laut
Brief auch ferner abnehmen follen. Wären die Benfionen
nach diefer Eintheilung vertheilt worden, dann hätte wie—
der eine Audgleichung ftattgefunden; allein die Penſionen
wurden, wenigſtens jpäter, nicht in diefer Weife vertheilt,
fondern nach dem Anfehen und dem Einfluß, den Jemand
befaß. Auf dieſe MWeife kamen die Freitheiler wieder in
den Bortheil. Weil diefe Theilfame von Steuern, Ab-
gaben und Militärlaften fozufagen frei war, das ijt
wahrscheinlich der Grund, warum man biejelbe reis
theil genannt. Das ift auch der Grund, warum man
ſich mit Vorliebe im Freitheil niedergelafjen und warum
die urfprüngliche Laftenverteilung immer unbilliger ge-
worden Nun haben die Ruggifchwiler die Luft ber:
Ioren, für die Freitbeiler die Hälfte der Steuern und Ab:
296
III TETTN
gaben zu bezahlen, fie hörten auf eine eigene Theilfame
zu bilden und haben ftch dann an die Schwändi anges
ſchloſſen. Diefer Anſchluß fcheint zwiſchen dem 28. Febr.
und 9. März 1500 erfolgt zu fein. Am 9. März ers
Icheinen reitheiler gegen die Schwander vor Gericht
und verlangen, daß jte ihnen den Mann abnehmen, ben
die NRuggifchwiler ihnen abgewonnen. Die Schwander
ermwiderten, daß fie deßwegen feinen Bortheil haben;
wollten fie ihnen die Güter laffen, die fie dort (in Ruggi-
ſchwil) haben, dann wollten fie ihnen wegen dem Mann
feine Einwendungen machen. Die früheren Urteile wur:
den alsdann beftätiget. Es fcheint, daß da die Recht
haberei eine größere Rolle Ipielte, als das Sntereffe.
1491, 5. Nov. erjcheinen die Ruggiſchwiler vor Gericht und er-
Hären, daß fie den Zehnten abgefauft mit Ausnahme
der drei Korn: Dinkel, Gerfte und Haber, und daß ihnen
Brief und Siegel in einem Haufe verbrannt. Das Ge⸗
richt erfennt, daß die Kundichaften vorgeführt werden
und bei Eiden reden. Es erjchienen als Kundichaften
Chriftoffel Spa, Kilcäherr zu Sarnen, Fähnrich von
Dieggenſchwand, Heini Wirz und Andere Gemäß biefem
Urteil hatte die Theilfame Ruggiſchwil folgende
Grenzen: „Das erften zu kilchhoff hind (hinter) des
pfaffen matten an das buochlh und von dem buochly dem .
Se nad vff vnen in das niderholz an ein bächly das
gat hinder der fchünen appen in fe demfelben bächly
nach vffen die Richte nach an die Ittenflu vnd der jels
ben flu. nad) vnder dem gut zu brüny Schwand durch
ob der gmwandt an den Holzwäg und dem holzwäg vffe
nah vnz an den mwäg, der bon brüni Schwand vom
Huſſ gan lanzenmatt gadt und dem ramerfperg wäg
nach oben durd vnz gan lanzenmatt für das Huf) Hin
ein armbruft fchug an den graben an Ruffs ruggli und
dem graben nach nider in das bächly, dag man nempt
den ſchwarzbach und dem Jälben bächly nad Hinan durch
den langen acer nider vntz (bis) in den ſe Hinder des
Kilchherren mat.“
1495 wurde beſchloſſen, daß jeder Kilchherr den Beſtätigungs—
brief von Münfter in den Kaſten lege. Del:
297
ſenungeachtet find nicht mehr alle Beftätigungäbriefe
vorhanden. |
1499 murde im Ramerdberg eine Güterſchatzung vorge:
nommen. Daß ſchon damals eine Kapelle im Ramers⸗
berg geftanden, geht aus folgender Stelle hervor: „Aber
der gart oder mättely, da Capell in Stad, vmb 5 Pfd.“
Die Hoftat zwiſchen den Bächen wurde 200 Pfd. ge:
hätt, Unterfad 400 Pfd., Oberfad 500 Pfd., Unters
rütti 800 Pfd., Langenmatt 100 Pfd., Tobeldhalten,
130 Pfb., Gäbel 200 Pfd, die Hoftat, welche an der
Kilchweg und an dag Dorf ftoßt. 900 Pfd., Breiten
1000 Pfd., Heine Breiten 300 Bfd., Rüti und Studi:
120 Pfd., Berg 1000 Pfd., Halliberg 800 Pfd., Halli:
matt 160 Pfd., Unterflub 800 Pfd., Feld 560 Pfd.,
Rüti 230 Pfd., Ei 800 Pfd., Serfchalen 170 Bfp.,
Bennifchwand 100 Pfd., Hengenloh 420 Pfd., Egerten
190 Pfd., Pfannenftil 500 Pfd., Zimmerthal 300 Pfb.
‚u f. w. Aus diefer Schätung fieht man, daß die
Güterpreife jeither bedeutend geftiegen find.
Um 1500 wurde bon Antonier:Ordendhaus in Uznach an der
Stelle des Kapuzinerklojterd eine Antoniusfapelle gebaut
und darin ein Opferftod für die am Antoniusfeuer Lei-
denden aufgeltelt. Wahrfcheinlich haben die Antonier
auch andere mit peftartiger Krankheit Behaftete verpflegt
und einwenig oberhalb der Kapelle ein Abjonderung?s
haus gehabt, wohin fie zur Zeit der Pelt Brüder ſandten,
um die Kranken zu verpflegen. Daher mag es wohl ge:
fommen fein, daß das um diefe Zeit von der Regierung
gebaute Siechenhaus das Unterfiechenhaus (untere Siechen-
haus) genannt wurde. Nach dem Bau des Unterfiechen:
hauſes fcheinen die Antonier nicht mehr nah Sarnen
gekommen zu fein; dagegen aber wurde hie und da ein
mit pejtartiger Krankheit Behafteter nah Uznach geſchickt.
Die Regierung wollte den Antoniern nicht geftatten, einen
DOpferftod in der neu gebauten Kapelle aufzuftellen. Als
fie aber päpftliche Schreiben vorgewieſen, da veriprach
die Landedgemeinde im Jahre 1501, fie deßwegen nicht
weiter behelligen zu wollen. Rudolf Lyaffe vom Thurm,
298
IL SE SIE
Präzeptor der Häufer und Spitäler St. Antoniud im
Konftanzer Bisthum befiegelte die Urkunde, In Luzern
hatten fie ſchon 1392 ein eigenes Haus.
1501, 21. Rov. wurde dad Beinhaus von Weihbifchof Balthafar
zu Ehren des bi. Erzengel® Michael, der 14 Nothhelfer
des hl. Martyrerd Stephanusd und der hl. Helena ein=
geweiht. „Das merkwürdigſte Kunſtwerk in Obwalden aus
dem 16. Sahrhundert, fchreibt P. Martin, ift das Pla:
fond bdiefer einfachen Todtenfapelle, ausgeführt 1505.
Wir haben eine Holzmofait vor und, ausgezeichnet in
Zeichnung und Arbeit. Das Plafond iſt flach und läuft
al® ein Rechteck ohne Unterbrechung bis zum Hodaltar
borwärtd, dort in ein Oktoeder fich abjchließeud. Das
Ganze ift in 72 Kleinere, nach der Länge und Breite
gehende Felder in der Form von Rechteden eingetheilt,
wovon 24 leer find. Jedes bearbeitete Feld bietet dem
Auge eine andere Zeichnung. Schnitzwerke (Badrelief)
wechſeln mit eingelegter Arbeit ab. Königliche Geftalten,
fämpfende Ritter, Jagdicenen und Genien machen neben
fpringenden Hirfchen, ftolzen Löwen, fliegenden Adlern,
prangenden Aepfeln und zarten Blumen die Voritellung
lebhaft und reizend. Eine der ganzen Länge nad) fi
hinziehbende Inſchrift in gothiichen Leitern nennt und
den Namen des Künftlers. Diefelbe lautet: „Diss werch
hat gemacht petter Tissmacher von Ure, in dem iar do
man zalt von der geburt Christi MCCCCC vnd V iar.“
Jedes Wort hat nad fih ein Emblem. Dad Kunſtwerk
ift gut erhalten.” Dieſes Kunftwerf wurde demnad bon
einem Tiſchmacher aus dem Kanton Uri gemadit. Der:
ſelbe machte auch das Plafond in der Kapelle im Mösli
und arbeitete in der damald neu gebauten Kirche zu
Kernd. Motive von diejen beiden PBlafond wurden in
der Lebensbeſchreibung des jel. Nikolaus von Flüe von
Wetzel zu Kopfleiften verwendet. Ein Holzgemälde in
diefem Beinhaus, die 14 Nothhelfer darftellend, ſtammt
ebenfall® aus diefer Zeit. Das Beinhausglöcklein wurde
1811 von Brandenberg in Zug gegoffen. Als das Bein:
haus im Jahre 1886 im gothiſchen Stile renovirt wurde,
1503,
299
—
da kam bein. Hochaltar desſelben ein gut erhaltener Grab⸗
ftein für Burkard Krepfinger, geft. 1474, zum Borfchein,
welcher vorher ſehr mahrfcheinlih außerhalb an ber
Mauer des alten Beinhaufes lag und der durch ben Um:
bau und die Vergrößerung in dasſelbe hineingefommen.
18. Mai fauften die Freitheiler von Heini ab Schwanden
Mühle, Rölle, Sagen, Plöwe im Unterdorf um
50 Pfd., welche fie dann wieder um Mi:te Mai 1514 an
Jörg Müller verfauft. Diefelbe ift wohl die Ältefte Mühle
in Sarnen. Gemäß dem Weißen Bud iſt dafelbit ſchon
1308 eine „Müli” geftanden. Ueber Heini ab Schwan:
den, der 1453 mit Kathrina von Einmwil verheiratet war,
fiebe Chronit von Kern ©. 58. Das Geſchirr durfte
er noch lebenslängli nugen. Ab Schwanden wurde
den 25. Apr. 1475 vor Gericht angeflagt, daß er ents
gegen dem Einigbuch die Wuhr erhöht, jo daß dad Waſſer
überfchlage, daß die Güterbefiger am Waſſer deßwegen
großen Schaden leiden und die Filche in ihrem Gang
gehindert werden. Der Angeklagte verſprach, ohne Wider:
rede das Unrecht wieder gutzumachen.
Um 1508 wurde dad Siechenhaus an der Stelle, wo gegen:
wärtig der Spital fteht, gebaut. In der alten Kirchen:
baurechnung von Kerns leſen wir bein Sabre 1508 Fols
gendes: „aber X Pfd. hanſ . ... duft ze brechen .
vnd fiehenhufmuren plati of fridhofmur legen.” „Aber
XXX pl. (PBlaphart) ond III bh. (Heller) ötlin und pauli
Ichwefterman fom Holgwerf zu fichenhuf ze machen.” Wie
e8 fcheint, hatte man beim Bau ded Siechenhaufes, dag
man wahrfcheinlih mit hohen Mauern von der Außen:
welt abgefchloffen, zu viel Platten, die dann für die
Friedhofmauer in Kerns verwendet wurden. Für dieſe
Platten haben dann zwei Zimmerleute von Kerns am
Holzwerk des Siechenhauſes gearbeitet. 68 wird in den
alten Schriften „Unterſiechenhaus“ genannt, weil die Anto⸗
nier weiter oben ein Siechenhaus oder Abſonderungshaus
hatten, und „Armenleutenhaus”, weil fpäter, wenn feine
anfterfende Krankheiten errichten, auch arme Leute darin
aufgenommen wurden. Die erfte und befannte Stiftung
an dagjelbe wurde 1525 gemacht. Zur Zeit des Spital:
‚800
baues wurde dasfelbe niedergeriffen und der Siechenfond
mit dem Spitalfond verichmolzen. Vgl. Geſchichte der
fantonalen Fonds ©. 29.
Um 1508 wurde auch ein Spital gebaut. : Die erfte Ver:
gabung an denfelben begegnet ung ebenfal3 im Sabre
1525. 1695 wurde oberhalb der Aabrüde beim Kehr
ein neuer Spital gebaut. Dal. Geſchichte ber fantonalen
Sonde ©. 26.
1519 erhielt die Barrfirhe Reliquien vom bl. Land.
1528,
1534
Da P. Heinrih Stulz, Conventherr von Engelberg im
biefen Jahre die Pilgerreife nach dem hl. Land gemacht,
da ihm bei der Abreije viele Theilnahne bemwiefen, 10
Dufaten und 5 Kronen gefchenft wurden und da fie
den 17. Aug. bei der Abreife von Serufalem von den
Stanzisfanern viele gejegnete Andenken von den Bl.
Orten erhalten, deßhalb ift es wahricheinlih, daß P.
Heinrich Stulz der Kirche diefe Andenfen verehrt. Wir
vermuthen aud, daß folhe ſich in der Kirche von
Kerns befinden.
9. Aprit am hoben Donnerftag erſcheinen die Ramers⸗
berger vor den Spruchleuten Vogt Omlin, Hans Cathriner
und Hans von Einwil gegen Hans Bacıtbal von Sachſeln,
der da jelbft ein Gut Hatte und beflagen fi wegen
einem Holzlaß, der ob Ramerdberg am Gäbel beginnt
und durch das Feld geht. Die Ramerdberger erklären,
Ihon ihre Boreltern haben den Laß gebraucht, fie wollen
dad mit: Kundichaft darthun. Bachthal gibt zu, daß
fie ihn fchon von alterd® ber gebraudht aber „So lief
man bill ..... hölger Da In har, die zerichliegen
Im die berenden böum vnd die heg“ und meinte, fie
jollten „ziemlicher faren.” Dad Schiedsgericht erkennt :
Sie jollen den „Las“ gebrauchen und dad Holz fo gut
als möglich gegen Ramersberg richten, — „ob aber dan
das Holz ober Zwercht drollet So mus man es laſſen
geichebenn und das beft dar nach thun.“
erſcheint Amann Heinrich Wirz im Namen der Kilcher
gegen Melchior Frunz, Bruder des Landammann Heinrich,
vor Gericht. Dieſer ſoll geſagt haben, daß. er 20 Gl.
gebe, wenn man eine Kapelle baue und einen Oelberg
[4
301
darin. Das Gericht erkennt, daß er 10 Gl. geben Toll.
Wie e8 jcheint hatte man, wie in Stand, ebenfo aud
auf dem Friedhof in Sarnen eine Kapelle mit einem
Delberg. Ein folder Delberg war damals auch bei der
Kirche in Kernd. Im vorigen Jahrhundert wurden die
Deiberge durch die Stationen großentheild verdrängt.
1539, 6. Mai erfcheinen Pannerherr Wirz, Ammann Wirz und
Hand Burch im Namen der Freitheiler vor Gericht gegen
die Ramerdberger wegen Wäldern, die fie in den Bann
getban. Das Gericht erkennt: Sie follen den Wald
miteinander bauen und nutzen.
1540, 9. Nov. Melchior Frunz, mwahrfcheinlih im Hüsli zu
1541,
Kägismwil, bittet die Kägiswiler um ein Stüd Allmend
zur Bergrößerung feines Hauſes und verjpricht dafür, Die
Gab ob dem Haus bid an die Schüpfi zu fäubern.
9. Nov. wird ein Stüd Buchenwald zum Hüdli ge:
geben unter der Bedingung, daß der Inhaber unter dem
- Gaden einen Fahrweg geftatte von St. Martin bis Mitte
März.
10. Dez. erfcheinen Hand Abegg und Peter Lemann,
welche vor einigen Jahren ald Theiler angenommen wor:
den, bor Gericht gegen die Schwander und beflagen fich,
baß der neue Einig ihnen ſchädlich ſei. In demfelben
war die Satung, daß ein Hinterfäß nicht mehr als zwei
melche Kühe auf die Allmenden und Alpen treiben dürfe.
Mer das Theilrecht gelauft, dürfe das galte Vieh, das
er auf eigenem oder geliehenem Gut gemwintert, in bie
Wälder treiben, jedoch nicht zuſammentreiben und ftaffeln,
außer wenn Gefahr ift megen Wetter oder wegen Thieren.
Ein Solcher mag dasjelbe mitten in die Wälder oder in
ein Gut treiben, dag er am Wald befitt. Sie beflagten
ſich fomit, weil fie da8 galte Vieh nicht ftaffeln
durften. Die Schivander erklären, es fei wahr, daß man
fie zu Theilern angenommen, jedoch mit einigem Bor:
. bebalt, ben fie troß alles Mahnens nicht beobachtet. Das
1545,
Gericht erflärt, daß die Schwander bei ihren Auffägen
gefehirmt feien.
28. Herbftm. verkaufte Niloldus Imfeld, Landvogt zu
802
Baden, fpäter Landammann, dem Klaus Fanger, Ulrich
Amftalden und Hand Wolf um 5000 Pfd. die Alp—
Spiß in Beggenried, welche feine Frau Barbara Fre
von ihrem Vater, Landvogt Hans Kretz, ererbt. Da in
der Theillade Kägiswil nur diefer Kaufbrief vorhanden,
. fo ſcheint es, daß fie bald nachher um den gleichen Preis
von den Kägidwilern gelauft worden. Diele Alp wurde
um das Jahr 1440 vom Klofter Engelberg an Welti
Kreg verkauft und als diefer bald nachher ftarb, kam fie
1445 in die Hände von Händli und Jaggli Kretz, ſowie
von Klaus und Jaggli Wyrſch Tel. Erben. Den 18. Mai
1482 erflärt dag Gericht gegenüber den Dorfleuten von
‚Beggenried, wie Hans Kretz die Alp Spiß nugen dürfe.
1548 verlangen alt Landvogt Nikolaus Imfeld und Baumeifter
Wirz im Namen der Freitheiler vor Gericht, daß Zwei
die Saffen und Plätze vor den Häufern be:
fihtigen, und daß das Kraft babe, was fie in ben
Urbar ftellen. Das Gericht gejlattet es, jedoch follen fie
nichts Unrechtes bineinftellen. .
1549 gibt Heint Schuhmacher 200 Pfd. an ein ewiges Licht
bor dem Saframentshäuschen.
Um 1550 wurde der ältefteEinig bes Freitheils gemadt
Gemäß demjelben gab es damals einen Dorfvogt, Bau:
meifter, Melchavogt, Aavogt und drei Einiger. Der Ya:
vogt mußte Treue geben „zu der Aa zu warten das nies
man nütt darein werfe, das da ze boden gange, weder
ftein noch bein noch fampt ander vunflätig Ding vſ ber
Meg! Wer das thut, bezahlt 5 Scht. Buß. Ter
Einiger mußte Treue geben „zu den linden zu Marten
und zu dem ſchießhuß fo bydenlinden ftatt, das
niemer das fchießhuß zergange noch die linden zer Howe
noch zer bräche. So är ein ſäche oder einy old ime ans
gezeigt wird,” fol er fie verleiven. Ammann und Rath
beichließt: „Wer vß dem altten ſchießhus jo by der linden
ftatt trüge zuge old wärfe, äß wäre tiſch, laden, türen,
muren old ftein“ fol kommen um ein Pfund Buß. Wer
eine Zinde haut, bezahlt 5 Pfd. Buß, mer einen Aft abs
bricht oder abhaut 5 Sch!. Daraus geht hervor, baf
803
damals bei den Linden ein altes und neues Schügenhaus
geitanden, und daß man über die Allmend hinabgefchoffen.
Die Straße von Alpnach ging damals über Kernmatt
und FJoribad. 1544, 11. Jän. bat PBannerherr Wirz die
Tagfagung um Senfter und Wappen für das neue oft:
bare Schügenhaus. 1575, 12. Juni bat Landammann
Amfeld wieder um Fenfter für das neue Schüßenhausß.
Der Wächter mußteſchwören: „Trümlich zu wachen
Inn ein Dorff Sarnen vnd zu dem Radt Huß ze wart—⸗
ten. So Etwan (jemand) mere, der vntrüw welte be:
zeigen, da8 er femlichd nach finem vermögen welle ber:
bütten.” Bon Michaelistag bis Mitte März foll er von
8—4 Uhr und nachher von 9—3 Uhr alle Stunden rufen.
Alle Stunden foll er einen heimlichen Gang thun in den
Gaflen. Wenn G’jellen ftößig würden, dann ſoll er fchei-
den; ſonſt aber andere Leute herbeirufen. Wenn ihm
Einer oder Eine nach 9 Uhr auf der Gaſſe ohne Licht
begegnet, dann: foll er fie anreden und wenn fie feine
Antwort gibt, nach Gutfinden gefänglich einziehen. Wenn
Semand Unfugen anfängt, fol er ihn dem Landammann
berzeigen. An 12 Orten mußte er die Stunde rufen.
1551, 12. Mai. erfcheinen die Ramersberger vor Gericht gegen
Jakob Herlig bei der Aabrüde. Die Ramerdberger er:
Hären: Sie haben Sommer und Winter für gebundenes
und ungebundenes Gut einen Weg durch die Rüti ges
habt. Als aber Herlig die Rüti gekauft, habe er ihnen
den Weg für die Sommerzeit verboten, obichon er nicht
dazu berechtigt ſei. Diefer Weg fei der nächte und un:
Tchädlichfte zu ihren Alpen, Atungen, Hölzern und Weis:
den. Sie hoffen, man werde ihnen erlauben, den Weg
durch die Rüti, die an Guber und Halliberg ftößt, zu ge:
brauchen. Herlig erwiberte, er habe die Matten des
Weges halben ledig erfauft und glaube, daß berfelbe
durch Halliberg, Guber und Gerſthalb gebe. Das Gericht
erkennt: Die Theiler von Namerdberg und ihre Nach: -
fommen, und wer Landmann ift, Nichtlandleute ausge⸗
nommen, mögen den: Weg gebrauchen, mie fie deflen von
St. Martin bis St. Jörgen nothbürftig und mangelbar
804
feien. Im Sommer fol man fein Brennbolz berführen.
Für Anderes mögen die Ramerdberger und die Qandleute
den „menweg“ gebrauchen, ben der Befiger der Rüti
brauchbar machen fol. Wenn man von oder zur Alp
fährt, foll man einen. Hirt oder Treiber beim Vieh haben
und fürberlic fahren. Die vom Ramerdberg und vor⸗
genannte Perſonen dürfen den Weg durch die Matten mit
Seifen und anderem Vieh von und zu ber Weide be
nugen; fie follen aber fürderlihft fahren und dem Hag
nad, wo es am unfchäblidhiten ift. Die nur Güter unter
ihnen, aber nicht? aufzutreiben haben, follen die von
-Namerdberg „in ir meiden, mettlen, atungen und krüte⸗
ren, vnnbeſchwört vnnd vimbeläftiget laffenn.” Wenn
man mit Vieh durchfährt, fol man „blege und dürle“
vermachen; ſonft aber den Schaden zahlen Wenn Her:
lig glaubt, den Weg auf die nächſten Güter werfen zu
fönnen, jo mag er innert Jahresfriſt das Recht ge:
brauchen. Die Ramersberger find auch bereit, die Rüti
anzunehmen, wie er ſie gekauft.
1551 wurde ein neues Rathhaus gebaut. Der unterſte
1551
Stod wurde auch für das jehige Rathhaus beibehalten,
wie die Jahrzahl über der Thüre zur Mekg bezeugt.
Das erſte und ältefte Rathhaus, ein Holzbau, fiebt man
auf der Anficht von Sarnen in der Chronik von Stumpf
abgebildet. Da, alle die abgebrannten Hauspläge wieder
überbaut werden mußten, fo fiebt man auf dieſer Anficht
vom Jahre 1546, wie Sarnen auch zur Zeit bed Brandes
geweſen. Beim Rathhaus war damals eine gededte und
über die Melcha gegen Kernd eine offene Brüde Die
Güter waren mit Gerthägen eingehaget.
nahmen die Freitheiler die außer dem Theil gebornen
Kinder der Freitheiler als Freitheiler an; 1572 nur mehr
bie dor dem Wegzug im Freitheil gebornen. Später
wurden wieder die außer dem Theil gebornen Kinder ala
Hreitheiler anerfannt, wenn man um ihre Aufnahme in
den Freitheil nachgefucht.
1554, '21. Sept. beichließen die Freitheiler, daß ‘wer mehr als
2 rübe auftreibt, von einem Roß twöchentlih 12 Schl.
gebe u '
. 806
Um 1554 begegnet und als erfter noch befannter Schul—
meiſter von Sarnen Johann Küntzig von Kling⸗
nau. Derſelbe war Prieſter und 1551 Proviſor oder
Schulmeiſter in Luzern. Er ſchrieb ein „Geſchichtsbuch“,
worin der Zürcherkrieg beſchrieben wird und „Anfang
vnd Urſprung des Krieges, ſo ſich Erhoben In der lob⸗
lichen Eidgnoſchaft zwiſchen den V alten Chriſtenlichen
Orten vnd den: ...nüwen Secteren, dB was Ur:
fach der entſprungen iſt“. 181 S. S. in Fol. „Geſchriben
vnd vollendet vff Samſtag der Pfingſt Fronvaſten, was
der 12. Tag Brachmonats zu der XI Stund des Tags
Im Jar 1557 dur Johann Küntzig von Glingnov, der
Zit Schulmeifter in Sarnen In Unterwalden find Dienfts
im legten Zar.” — Damald war der Lehrer in Sarnen
Zandesfhulmeifter und wurde beöhalb bon ber
Landesgemeinde gewählt. Er mußte ſowohl in der beut-
ſchen als fateinifchen Sprache Unterricht ‚ertheilen. ALS
im Sabre 1559 ein Küfer in Sarnen anfing, eine Privat:
jchule zu halten, da wurde es ihm bom zweifachen Rath
verboten, den Knaben Schule zu halten. Die „Meitli“
- möge er fernen, wenn fie zu ihm kommen. Vom Nußen
des Schulunterrichte8 überzeugt, fing man an, auch in
andern Gemeinden Schulmeiiter anzujtellen. Ueber diefe
Konkurrenz befchwerte fich der Landesfchulmeifter und der
- Rath beichloß den 7. November 1579, daß außer ber
Landesſchule in Kerns, Alpnach, Sachſein und Sarnen
nur für die Mädchen bürfe Schule gehalten werden. —
Deffenungeachtet glauben mir, daß um 1600 in allen
Gemeinden des Landes auch für die Knaben Schule ge:
halten worden. Der Drganift war gewöhnlich Proviſor
oder Gehülfe des Landesichulmeifters.
Bis jegt- find und die Namen’ von folgenden Landes⸗
Tchulmeiftern befannt: 1579 wadtſcheingich Martin Schäfer,
1584 Ludwig Bantli, 1585 Hechli, 1588 Jakob Lüthi von
Bremgarten, welcher 1590 ein „Bruder Klauſen-Spiel“
aufgeführt, 1594 Wilhelm Dörflinger von Münſter, mit
46 Gulden Gehalt, welcher ein ausgezeichneter Schul⸗
meiſter und Sekretär des Prieſterkapitels war, 1608 ein
Spiel aufgeführt, ſich mit Margareth Z'nideriſt verheira⸗
19
806
RI I I SD
thete und den 9. Dezember 1680 ftarb, 1680 P. Johanu
Bannwart, mit 100 Gulden Gehalt, 1644 Leonard Wyß
von Sädingen, 1848 Hans Walter Wirz, Kaplan bei ven
Klofterfrauen, für bie Zateinfchule, und Nikolaus Dechslin
für die Primarſchule. 1649, 25. April befchloß bie Lands⸗
gemeinde: Da von Altem ber ein Schulmeifter zu Sar⸗
nen theilmeife aus bem Lanbesfädel befolbet worben unb
da nun alle anderen Gemeinden ihre Schulmeifter ſelbſt
erhalten, deshalb if} für gut erfunden worden, daß, went
die zu Sarnen einen Schulmeifter haben wollen, fie ihr
felöft wählen und daß ber Landesſäckel deswegen nicht
mehr beſchwert werde. In Folge dieſes Beſchluſſes haben
die Schulmeifter in Sarnen aufgehört Lanbesfchulmeifter
zu fein. —
1555 fteuerten Heinrih und Walter Kiſer, Hand Riebli, Kafpar
und Meldior Frunz und Andere zufammen, um im
Namersberg eine Kapelle zu bauen. 1557 wurbe
fie vom Weibbifchof Jakob von Konftanz eingeweiht. In
der Kapelle, bie 1499 geftanden und die ber fel. Bruder
Klaus öfters befucht Haben foll, durfte nicht Meſſe ges
lefen werden. Die Kapelle von 1555 ftanb in der Kapell⸗
matt und wurde 1692 gefchlifien. Die gegenwärtigen
Glöcklein tragen die Jahreszahl 1557 und 1580.
1556 lichen Landammann Nikolaus Imfeld und Barbara Kretz
auf ibre Koften die Dorflapelle bauen und ba ders
fetbe in diefem Jahre farb, wurde ber Bau durch feinen
Sohn Marquard vollendet. Am St. Nilolaustag 1556
Yonnte in ber neuen Kapelle bie erfte heil. Mefie. gelejen
werben. Das erfte Salve wurde an St. Katharingabend
gelungen. Die zwei Gloden weihte Abt Jodokus Krämer
von Engelberg am St. Othmarstag 1556. Bow biefen
Glöcklein ift nur noch das größere vorhanden. Das Tleis
nere wurbe 1821 durch ein anderes erieht. Die größere
Glocke heißt „Antonius”. Die Bathenftelle wurde bon ben
angefebenften Männern und Frauen bed Landes verſehen.
Die Regierung war diefer Stiftung fehr gewogen. Sie
gab für die Gloden das Erz, lieb bad Kapellendach auf
ihre Koften erftellen und fchidte bezüglich biefer Kapelle
807
II GIGS
eine Bittfchrift an Bapft Paul IV., worin fie nebft Ans
berem verlangte, daß ber Frühmeſſer, für den man eine
Pfrunde zu ftiften gedenke, nur am Kirchenweihfeſt in ber
Kirche Mefle zu leſen verpflichtet fei, daß die Stifter,
Wohlthäter und unfchuldigen Kinder in biefer Kapelle
beigefegt werden bürfen, daB es geftattet ſei, in berielben
dad Allerheiligfte aufzubewahren und baß die Opfer,
weiche auf die Altäre fallen, in drei Theile getheilt und
die, welche in bie Opferſtöcke fallen, nur für die Kapelle
berivenbet werden. Bekanntlich mußteifrüher an gewiſſen
Tagen bei jedem Altar ein Meines Opfer abgelegt werben:
Bon diefem Opfer wollte man mwahricheinlich dem Früh⸗
meffer, Pfarrer und der Kapelle je einen Drittel geben.
Ob diefe Bittfchrift nicht vorgelegt worden oder ob ber
heilige Bater nicht entſprochen, meil er die Rechte eines
Pfarrers nicht verlegen wollte und burfte, willen mir
nicht. Bon der Beifeyung einer Leiche in die Kapelle
fchweigt die Geſchichte.
1559 wurbe das Feſt des Hi. German von der Kirchgemeinde megen
den Engerlingen als Halbfeiertag angenommen. Kägis⸗
wil dagegen feierte das Feſt bes heil. Goar. An biejem
Tag mwurbe für die Ingerkerze das Opfer aufgenommen.
1862 beginnt das noch vorhandene Berzeichnik Derjenigen, bie
in den vorigen Jahrhunderten in den Freitbeil auf:
genommen wurben. In benfelben wurden aufgenommen:
1562 Baumeifter Kaſpar Kaifer, früher in Alpnach, und
die Kinder von ber Hertenftein, um 30 Gulden, 1562
fig Burrach und feine zwei Töchter Margaretb und
atharina um 830 Gulden, 1563 Heinrich Wolf und bie
fünf Kinder von ber Bülmann, 1569 Chriftian Zurmühle
und nach feinem Ableben feine Tochter (fofern er feine
andern Kinder bat) um 380 Gulden, 1569 Jakob Ander:
balden um 80 Gulden, Wolfgang von Flüe um 80 Gl.,
defien Kind wurde es geichentt, 1578 Nikolaus Hofer,
wenn er 60 Gulden erlegt, 1574 Jakob Schönenberg,
Stammpater der HH. Omlin, um 60 Guiden, 1574 Kaſpar
Gergi (Jörgi), um 40 Gulden, 1587 Landweibel Wolf:
gang Britfchgi und Moriz Fluri für ſich allein, 1893
Zandfchreiber Chriftoffel Laab, Jakob Zurrer, Wirth zum
„308 _
„Ochſen“, Jakob Anderhakden und Balthafar Jörgi um
je 50 Gulden, 1597 Hauptmann Nikolaus Windlin und
Wolfgang Stodmann um je 50 Gulden, 1693 Land:
ammann Jakob gefchenkt, 1607 alt-Landammann Peter
Imfeld um 100 Kronen, 1609 Melchior Bär und zwei
Kinder um 1000 Pfund, 1622 Rathsherr Hand Frunz
und deffen Sohn Kafpar um 1000 Pfund, 1633 Niklaus
Dilier und feine Nachfommen um 1000 Pfund, 1683
Kaſpar Schwarber und feine Nachkommen und die drei
Kinder, die er Jchon gehabt, um 2000 Pfund, 1654 das
syrauenflofter in Sarnen um 1600 Pfund, 1727 Anton
Franz Bucher, fpäter Landammann und Bannerherr, ge⸗
ſchenkt u. ſ. w. Gewöhnlich waren bie Kinder nicht Frei-
theiler, die vor der Aufnahme in das Freitheilrecht ges
boren morben. Außer dem Theil geborene Kinder ber
Hreitheiler mußte man einfchreiben laffen. Solche, die ſich
längere Zeit nicht einſchreiben ließen, mußten eine gewifſe
Tare oder Strafe bezahlen, um nachher noch als Frei:
theiler anerfannt zu werden. So z. B. mußten 1674 des
. Meichior Omlind Söhne Hans. Jakob und Philipp Jakob
des Gerichte zu Jagberg in Schniffis, und ded Hand
Jakobs Sohn Chriftoffel 200 Gulden bezahlen, tobon
jedem Freitheiler 20 Baten gegeben wurden.
1563 war in der Kernmatt eine Feilfchmiede, die ben
Befikern des Eiſenbergwerkes im Melchthal gehörte. Als
dasſelbe bald nachher in Verfall gerieth, iſt fie dann in
eine Mühle verwandelt worden.
1564 Deine g. Herren geben den Freitbeilern 31], Kronen an
den Bau des Naftegesd. Es ift das wahrfcheinlich ber
Steg gegen Bigighofen und für die Fußgänger von Kägis-
mil und Alpnad.
1564, 4. Mai gab e8 eine Wirthin in ber „Räbgruben“.
Sie Jollte gegen Melchior von Ah vor Gericht erfcheinen
und erfchien nicht. 1566 befchließt der Rath, mit der
Wirthin zu reden, daß fie des unnügen Volkes müſſig
gehe; fonft werde man ihr das Wirthen. verbieten. Gie
Toll auch feinen Wein für das „Nüni“ geben. 1593 be»
gegnet ung eine Wirtbichaft zum „Ochfen”, 1647 zum
„Löwen“ (Salzberren), 1650 zu den „Drei Königen”
809
(Thürlihaus), 1659 zum „Weißen Kreuz”, 1669 zum
„Sternen“, auf der Allmend im Unterdorf, 1669 zum
„Adler”,. 1728 zum „Schlüfjel”, 1744 zur „Linde”, 1774
zum Roßli⸗ u. ſ m.
1564, 28. September, beklagen ſich die Prieſter, daß ſie einen
großen Zehnten hinter dem Huberbach bis zum Steinibach
haben, „da jnenn wenig darus gangen von wegen das
innen zu mut ſy daſ ſy jnn nyt ſälbs ſamlen.“ Sie
wünſchen deshalb, daß er abgelösſt werde. Die Kirchge⸗
noſſen geſtatten es. Sie verkaufen nun den Moritz—⸗
oder Primizplaphart aller jungen zenden
von dem fe ouch von denen bymen old Innp auch hanf,
räben old krutt gaml? öpfel vnnd byren ärbs vnd bonen
old. allerlei zenden, vſſenom dryerkei Kornß kärnen, ‚gär-
ften old roggen auch denn Haber fol man zenden” um
500 Pfd. welche zu 5°/, auf Johann Bermwertd Schönen-
bold geichlagen wurden.
1566 im Mai. eriuchten die Kirchgenoffen bie Gebrüder Hans
und Andread am Bül um ein Stüd Land von ihrem
Berg, jet Bergli genannt, zur Bergrößerung de?
Friedhofes, da derjelbe „in Berfchinenem 65. Jahr
durch infallung der Peſtilenz faft durchgraben.” Zur Zeit
- biefer Peſt find zwei Kapläne in Kirchhofen geftorben.
Das gewünfchte Land wurde gegeben unter der Beding⸗
ung, daß man ihnen zunächit bei der Kleinen Kirchthüre
. eine eigene Begräbnißitätte gebe, wo früher die Begräb-
nißftätte de Ammann Nikolaus von Rüdli war.
Um 1568 wurde zu Wilen beim Helgenftod eine Kapelle gebaut
und. 1692 wieder niebergeriffen. 1568, 7. Auguft beichloß
die Regierung, an dieſe Kapelle wei Kronen zu geben.
„So Sy wend Eine thafflenn machen”, d. h. Altartafel,
einen gothiſchen Altar mit Gemälden oder Tafeln. Es
ſcheint, daß man erſt 1604 ein ſolches Altärchen ange⸗
ſchafft oder aber das damals angeſchaffte mit einem alten
Altärchen aus der Kapelle im Ramersberg oder in der
Schwendi vertauſchte. Das alte gothiſche Altärchen aus
der Kapelle in Wilen, welches ſich im Muſeum befindet,
trägt am Fuß des Muttergottesbildes im Altärchen die
Jahrzahl 1604 und am Unterjag, der im Renaiffanceftil
1568
-
810
RAIL ILL
gemacht ift, bie Jahrzahl 1684. An biefem Altärchen
find die Bilder von Gott dem Vater und Gott dem Sohn,
Marin Berkündigung, die Heil. Petrus, Wendelin, Eher:
hard, Margreth, Johann und Sebaßian. Merkwürdig if,
daß fich Fein Bild des Erzengeld Michael dabei befindet,
der gegenwärtig Patron biefer Kapelle ifl. Ob die Kapelle
früher einen andern Patron gehabt oder ob bad Altärs
chen vorher einer anderen Kapelle angehört, willen wir
nicht. Alte Altartücher, Antipendien, Hanbtüchlein aus
biefer Kapelle mit Derfchiedenen alten Stidereien, worunter
ein Altartuch mit Holbeinſtickerei, befinden ih im Mus
feum. Wahrſcheinlich find diefelben Arbeiten von vorneh⸗
men Töchtern in Sarnen ober au von Klofterfrauen.
Die Glöcklein, welche jekt noch im Thürmchen bangen,
tragen die Jahrzahl 1578 und 1579.
25. Jänner wurden Landammann Johann Wir; und
Kirchenvogt Kafpar Jakob, der ſpäter Landammann ges
worden, von ber Kirchgemeinde beauftragt, den Urbar
su ordnen, d. 5. die Verpflichtungen ber Geiftlichen,
die theilweife in Vergeflenheit und Abgang gelommen,
feftzufegen, und das Berzeichniß der Zehnten und Sülten,
welche dem Gotteshaus, den Pfründen, Lichtern, Spenden
und geftifteten Jahrzeiten gehören und bie theilweife ab-
gelöst worden ober wegen neuen Stiftungen binzugelom:
men, zu berichtigen und zu ergänzen. Diefer rebibirte
Urbar wurde den 7. November 1568 bon ber Kirchges
meinbe gutgebeißen.
Gemäß dieſem Urbar hatten die drei Geiftlichen bei der
Kirche in Sarnen nebft andern folgende Verpflichtungen:
Ein neugewählter Kilcäherr oder Pfrundherr mußte ges
Ioben bei feinem priefterlihen Amt „bad er vnnß vnnd
vnnſer Gotzhuß wolle lafien biyben bei allen vnnſeren
alten Löblihen brüchen gutten fitten unndb gewohnheitten
fo nach Ordnung fagung der Chriftenlichen Kildden gebrucht.”
Er durfte Teine Neuerung ohne Wiflen und Bewilligung
gemeiner Kilchgenoſſen vornehmen und durfte auch vor Zein
fremdes Gericht laden. Die erftere Beftimmung ift gegen
eine Reformation ober Aenderung im Glauben, bie letziere
Bus
311
gegen das Privileg der Immunität gerichtet, gemäß welchem
ein Geiftlicher auch in weltlichen Angelegenheiten nicht
vor den weltlichen Richter gezogen werden durfte. Ein
neugewählter Pfarrer war verpflichtet, ſich in Münfter
zu präfenticen und die üblichen Taxen zu bezahlen. Je
zwei Wochen war der Leutpriefter verbunden „mitt mäß
predigen vnnd Kindt zu tauffen vnnd mit bem Saframent
au gen «8 fe witt oder noch, es fige in fpital ober
fiedenhuß”. Damals waren in ber Schwändi und in
Kägiswyl noch Feine Kapläne. Jede dritte Woche war
der Pfrundherr dazu verbunden. Zum Verwahren durfte
man einen Beliebigen verlangen. Die drei Geiftlichen
ſollen dafür forgen, daß die Pfarrkirche Leinen Tag ohne
Mefie iſt. Sie follen alle Samftag, Sonntag, unferer
Zrauen:Abend, Zwölfboten- Abend, d. h. am Abend vor den
Apofteltagen und an anbern großen Feſten Veſper fingen
und alle Freitag in das Beinhaus und um die Kirche gefen
und „wyſen“ wie am Montag. Daher mag wohl ber
Ausdrud „Veſperläuten“ kommen, obſchon jet die Veſper
an den Vorabenden nicht mehr geſungen wird. Sie ſollen
mit dem Schulmeiſter alle Samſtag und unſerer Frauen
Abend nach der Veſper im Beinhaus das Salve ſingen.
Bon einem bi. Kreuztag bis zum andern ſollen fie alle
Tage „fannt Johannes evangelium vnd ben fägen für
das Wetter zu fprechen nah altem Bruch vnder der
großen Kirchthüren fchuldig fein, es fige denn das fy funft
umgan möüeflen mit ber Prozeffion als fiy auch das
Zhyt alle mendig zu thun fchuldig find.” Es follen bie
Priefter und Kirchendiener an keiner Hochzeit oder „Kindes;
fuppe” d. i. Göttimein gehen, außer fie werben gelaben.
Daburh wollte man borforgen, daß keine Pflicht ents
stehe, fie einzuladen. Es foll ber Priefter, wenn er
Wochner ift, Feine goldene Meſſe, d. i. Votivmeſſe verdingen;
ſonſt darf er es thun. Einem Kaplan die Woche vers
dingen ift in Ziemlichkeit nachgelafien. Es fol aut
Stiftung gewhſet und alle Freitag ein Amt gehalten
werben, welches von Melchior Frunz für den Kaplarr
geftiftet worden. In Nothfällen waren die Barfüfler in
312
RI e—
Luzern verpflichtet, einen Priefter zur Aushülfe zu ſchicken,
„ber genügſam fige, thodt vnd Tebendig zu verſechent, ſo
man. ſy oarum angefucht, vm fin zimliche. belohnung.
‚Herum ift ihnen vergonnen Zweymall im Jar vnd jär-
lichen das helig almufen von vns zu empfangen”. Das
Seelgrät für eine verwahrte Perion ift 10 Schl., wovon
2/; dem: Pfarrer nnd 1l; dem Helfer gehören. Es wird _
verordnet, daß ein Jeder, dem. die Seinigen fterben,
Gewalt habe, ben Dreißigiten den Prieftern oder einer
weltlichen Berfon zu übergeben ; das. Seelgrät aber ge;
hört den Priftern dafür, daß fie den „ Dryßigſt vß“ verfünden.
Wie es fcheint, hat man früher, anftatt bei ihren Gräbern
zu beten, die Namen derjenigen, die fich unter bem
Dreißigiten befanden, täglich verkündet. Der. Bialter,
der an einigen Orten ‚während dem Dreißigften täglich
von Verwandten und Nachbaren gebetet. wird, wurde
früber den Geiftlichen zu beten übergeben ober auch einer
weltlichen Perſon (Dreißigftbeterin).: Anftatt den Pſalter
zu beten, wurden von den Geiftlichen wohl auch die Tog.
gregorianifchen Meffen gelefen. . Tag „Seelgeräth” war
Belohnung für befondere Gebete und Bemühungen,
worin aber, wie es fcheint, Seelenvefper und Meßappli⸗
fatıon nicht. einbegriffen find. Auch ift 3 Schl. der Lohn
einen Kranken mit dem bl. Sacrament zu verjehen, e3
fei weit oder nahe, wovon 1 Schl. dem. Sigrift gehört.
Jede Haushaltung im Freitheil und zu Kägiswil ift
verpflichtet, den BPrieftern jährlih ‚auf St. Moriz den
Primigplapbart zu geben, wovon ?/, dem Pfarrer und !s
dem Helfer gehören. Diefer wurde jpäter abgelöft. Die
Schwander und Ramerdberger. hatten Schon damals alle
Zehnten und Primizplaphart mit Ausnahme der drei Korn,
nämlich Dinkel, Gerften und Roggen, abgelöfl. Der
Zehnten zu Kilchhofen, Sarnen und Kägiswil gehört ganz
dem Leutpriefter u. der zu Bigighofen dem Pfrundherren. Die
Grenzenfind „das bächlin, ſo zwiſchen guggenmoß und thellen
abhin loufft in das Aawaſſer, dem Aawaſſer nach uffhin,
biß oben In die millimatten an dem gütjch, da ber
ſchiesblatz ift vnnd ob fi an bie hechen flu fo Im Ey⸗
813
walt iſt vnnd für vber zwifchen dem Juch und der Rüti
‚hber die barhthalen, dem Hag nach zwilchen dem fat
vnnd Renfperg bis in das Zimmerthal” Wir fehen
daraus, daß der Schießplag von den Linden über das
Aawaſſer hinüber verlegt. wurde. Es mag das wohl
deßwegen geichehen fein, weil auf der Allmenb in Unter⸗
dorf, wo man die Hauspläte am wohlfeilſten erhielt,
immer mehr Häufer gebaut wurden. Die Verlegung des
Schüßenftandes mag um dieſe Beit gefchehen fein. Der
Sungzehnten von einem Kalb ift 1 Angfter, von einem
‚Hüllen 2 Angfter, von einem Lamm, welches vom Ans
fang April bis St. Jakobstag wird, 1 Schl., wenn es
- aber zu anderer Zeit wird ı Heller und von ‘einem
„Gitzi“ 1 Angfter oder. das zehnte. Diefer Zehnten ges
hörte dem Probft in Luzern; wurde aber demfelben ab-
gefauft und dem Einfommen des Leutpriefters einverleibt,
wofür dann diefer alljährlich dem Probſt einen Münz-
gulden geben fol. Der Bannſchatz gehört bem Leutpriefter
allein; dafür aber muß er auch allein dem Biſchof die
Bannalien, welche 3. Pfd, 4 Heller betragen, bezahlen. Wer
z. B. eim uneheliche8 Kind hatte, an Sonn und Feier-
tagen ohne Erlaubniß arbeitete, oder mer die Gebote des
Kicchberren bezüglich den Saframenten übertrat, bezahlte
den Bannſchatz. Gefährliche Frevler wurden bon ber
Obrigfeit noch weiter beitrafl. Wenn der. Bifchof zu
Conſtanz eine Steuer verlangt, dann foll der Zeutpriefter ?/,
und der Pfrundherr 1/; bezahlen. Der Pfrundherr foll
dem Kilchheren in allen ziemlichen Sachen gehorfam fein.
Keiner foll ohne Boriviffen des anderen aus der „Kilch⸗
böri” gehen. Die Kilbi am Maitag, St. Peter: und
Pauldtag fol der Kilchherr und an St. Jakob der Pfrund-
herr in feinen Koften ausrichten. An St. Stephan und
. St. Johann zu Weihnacht fol der Kirchenvogt aus St.
Peters Seckel 4 Maß Wein geben und braahlen.
Wenn es genügt, fol er denſelben aus dem Opfer⸗
geld bezahlen, um dem Volke den Segen zu geben.
Die „pätten” (Opfer), ‚welche das Jahr hindurch mit
dem Kreuz aufgenommen werben, find auf folgende Weife
314
II ILL
zu vertheilen. Vom „pätt” in ber Kreuzwoche gehört St.
Peter (d. h. der Kirche) die Hälfte und die andere Hälfte
den BPrieftern d. 1.?/, dem Kilchherren und !/s dem Pfrund⸗
herren. Vom „pätt“ anben Kilbenen gehört dem Herrn hinter
der Kirche (Kaplan), dem Schulmeifter und Sigrift je 1
Plaphart und vom Uebrigen gehören ?/s St. Peter und 1, dem
Kilchherren und Pfrundherren. Auf gleiche Weife ift das
„pätt“ in ber Faften und an unferer lieben Frauentagen
zu vertheilen. Das „pätt“ am Charfreitag gehört ben
Zwei Prieftern allein. Es if} auch berorbnet, daß, wenn
Einer bei Lebzeiten bie Kirche mit einem halben Gulden
begabet oder wenn deſſen Erben es zu thun beriprechen,
fo fol man ibm an ſeiner Gräht dad Kreuz auf den
Baum (Tobtenbaum) ftellen. In früherer Zeit war bie
Leiche während dem Gottesdienft in der Kirche, wie das
jegt noch bei den Geiſtlichen zu geicheben pflegt, und
wurde erſt nach dem Gottesdienſt beerdigt. Die Priefter
ſollen getreulich dem Stifibrief nachleben. Nach dem Zus
fammenläuten ſollen ſie fogleich über Altar gehen „bas
einer ber mit gefchäfften beladen ein mäß geſähen kann
und nit dem ganten ampt vßwarten müfli“. Der Gang
in den Stalden, wo damals noch Tein Kaplan war, tft
auf ben Samftag beftimmt, fofern es möglich if. Wenn
der Herr hinter ber Kirche an einem Gefabjahrzeit ben
Gang in die Schwändi ſchuldig ift, foll ed ihm angerechnet
werben, als ob er in der Kirche geweſen. Die Pfründen
geben auf St. Andreas an und aud. Das kommt wohl
daher, weil die Grundherren auf diefen Tag Zehnten und
Abgaben einzufammeln pflegten. 1579 beſchloß die Lan⸗
deögemeinde, daß in Zukunft die Zinjen nicht mehr an
St. Andreas, fondern an St. Martin verfallen und daß
fomit auch die Pfründen am 11. Nov. ans und ausgehen.
Pfrundherr und Kaplan follen jährlich um die Pfrünbe
bitten. „Obglich mol. der Kilchherr wohl nit pitten muß
fol er nüd deft minber für gemeine Kilchhöri keren und
fo er etwas befchwerben an vns bat, pm biefelbigen
fürzebringen, und zu Uagen. Hinmwieberum fo den ge
meine Kilchdri etwad Klagſ vnnd mangeld an ben pfarr⸗
815
berren fh im daß felbig auch Anzeigen köndent. Hiemit
in einigleit by einanberen bliben köndent“. Die brei
. Bfründen follen! einen Pfrundvogt haben. Es ift auch,
1568
gemacht, daß, wenn Priefter, Schulmeifter und Sigrift
lieber das Geld haben, als das Mahl, ober ein Kilchherr
das lieber geben wollte, ſoll ſich deßwegen Keiner „wiberen”,
fondern fo viel nehmen, als gebräuchlich und ber „gemein
Lauff ift om ein mal zu geben ibn einem offnen würths⸗
huß.“ Wie es fcheint, mußte der Pfarrer an gewiſſen
Tagen den SKirchendienern eine Mahlzeit geben, wie das
jegt noch hie und da der Braud if. Auch bei Gedächt⸗
niffen wurde früher oft als Bräfent eine Mahlzeit ges
geben.
Pflichten des Sigriften.
Der Sigriſt mußte Treue geben für das Gotteshaus, für
Kelche und Meßgewand, Schlüffel und mas ihm übers
geben wird, getreulich zu forgen, den Brieftern zu bienen
und zu gehorfamen in aller Ziemlichkeit, für die Altäre,
Lichter und Gloden fleißig zu forgen und Gebührendes
zu verſchweigen. Wenn er etwas verwahrlofet, fol er
den Schaben fo viel wie möglich erjegen. Er fol ben
Kitchherren ober Pfrundberren fragen, wann und wie
er „Wyſe“ oder Beiper läuten ſolle. Er ift auch vers
pfligtet zur Sommerzeit über dad Wetter zu läuten, es
fei Tag ober Nacht fobald es ſich „ſorglich“ erzeigt ober
anfängt „bondeen” ober wenn an andern Drten über
das Wetter geläutet wird. Er ift auch fchuldig, alle
Samftag zu Nacht, an allen lieben Grauen» und Zwölf:
boten: Abend um Mitternacht Wette zu läuten und an
andern Sen nach chriftlicder Drbnung. Es wurden 100
Kronen geitiftet, damit bie Sigriften mit Erlaubniß einer
ganzen „Kilchhöri“ alle Samftag ein wenig nad ber
Spätbetglode mit der größten Bode läuten zw. einer
Gedächtniß aller Abgeftorbenen.
begegnet und ber erſte Walbbruber in ber
Shwändi. In biefem Jahre beichloß die Regierung,
dem Bruder am Stalben Feine Fürfchriften zu geben. Wie
es fcheint, wollte er außer dem Kanton Almofen fammeln.
316.
—N—N7
1578, 20. Brachm. beſchloß ſie, an das Bruderhaus im
Stalden 3113 Kronen zu ſteuern. Bon einem Waldbruder
in der Schwändi, wird laut gefälliger Mittheilung von
Herrn Kapian Kaifer Folgendes erzählt: Eines Tages habe
es in Sarnen „geflentt” d. h. es habe an die Gloden
gefchlagen. Der Sigriſt habe nicht gewußt, mie das
fomme und fei in den Thurm binaufgeftiegen. Da jeien
. zwei Raben zum Thurm hinaus gegen den Stalden ge=
. flogen, die an der Glode gepickt hatten. Der Sigrift fet
dann zum Kaplan in der Schwändi gegangen und habe
ihm den Vorgang erzählt. Diefer babe ihm gelagt, er
ſolle zum Waldbruder gehen und fehen, wie es mit ihm
ftehe und da habe er ihn todt angetroffen. Die Naben
hatten jomit das Enbzeichen geläutet. Die Beranlaffung zu
diefer Legende mag ein Glasgemälde im Wolfengeltäppeli,
welches fich noch im Anfang biefes Jahrhunderts daſelbſt
befand, gewefen fein. Auf demfelben war ein Wald-
bruder, vieleicht der hl. Franziskus, von Raben umgeben,
abgebildet. Die Waldbruberei tft wahrſcheinlich in der
Nähe diefer Kapelle geweſen. 1631, 1. März wurde vom
Rath dem Bruder Tillmann Graf erlaubt, in des Land⸗
ammann Imfelds Rädershalten ein Häuschen zu bauen,
1569 _
1569,
welches nach deſſen Tod dem Spital zufallen oder wieder
abgefchliffen werden fol, wenn man es verlangt. Der
nämlihe Waldbruder erhielt 1629 die Erlaubniß, im
Sakramentswald zu wohnen und nad der Regel des
dritten Ordens zu leben. Wegen feinem hohen Alter und
wegen der weiten Entfernung von ber Kirche hat er, wie
es ſcheint, von biefer Erlaubniß feinen Gebrauch gemacht.
1689, 3. Dez. wurde ihm erlaubt, eine Zeit lang im
Spital zu wohnen. Er ſtarb den 5. Dez. 1648.
wurde im Zimmerthal gemardet. Die zwei Eggen
gehören zum Freitheil. |
9. Jän. bezeugen die Räth und Kilchgenofjen von Sarnen,
dag die Ramersberger mit Bewilligung ber 'geiftlichen
Herren allen Zehnten im ganzen Kirchgang losgekauft,
ausgenommen dreierlei Korn und aud den Primiz
plaphart und denſelben zu Gülten gefchlagen., Sie er⸗
817
klären nun alle Güter für gehntenfrei, ausgenommen dies
jenigen, auf.denen vielleicht der darauf geſchlagene Zins
nicht angenommen worden. Gemäß einer Notiz im
Staatsprotokoll von 1566 ſoll Uli Amſtalden der großen
Pfrund ab Giglen 830 Pfd. „kumpt vom abkouff des
Zenden vnd primizple. am Ramersberg“. 1561 wird in
diefem Protokoll bemerkt, daß Chriftian Fanger ab Huſen
der kleinen Pfrund (Helferei) 200 Gt mit 10 Gl. Zins
fchulde, „von wägen bed Zächenden In der ſchwendy To
man nempt ben vnderen theill dem fee nach vff gelegen“,
ſo daß dadurch aller Zebnten, Primizplaphart, Yung:
zehnten losgekauft ift, ausgenommen „var allein dry korn,
- al® fernen, roggen und gerſten“, „Auch des Haber, den
. fel man Zenden mit guten Thrümen wie von alter har.”
1570 verftändigten ſich die Kagiswiler und Freitheiler, daß aus
I)
dem Wald im Zimmertbal bei 5 Pfd. Buß fein Holz
außer. den Theil oder an Beiſaſſen verfauft mer:
den darf.
1571 10. Nov. verfauft Rafpar Kiffer als Bfrunds
bogt die der Kaplanei gehörenden liegenden
Güter dem Hänsli Ambül; dem Kaplan foll dad Haus
und der Garten im Berg.jammt „fyer guetter bromende
boumen” gehören. Ambüt und feine Geben follen wöchent:
lich den armen Leute für 2 Plaphart Brod und jährlich
ber Kirche 2 Biertel Nuß geben. Als Unterpfand feßt
Ambül die Bünt ein. 1575, 1. März erfcheinen die Kirch-
genoffen vor Gericht gegen Stoffel Ambül und Hand
Ambüls fel. Erben, denen die Matten Berg um 22 Pfund
Pfrundzind verfauft worden. Die Pünt wurde an land:
ammann Marquard Imfeld verfauft, ohne zu bemerken,
daß fie Unterpfand oder Nachwähr fei. Ammann Rüdli
ließ in der Matten Berg ein Haus bauen, ohne bezüglich
des Unterhaltes Beftimmungen zu treffen. Nun mollten
die Kirchgenoffen den Kauf rüdgängig machen oder aber,
daß die Ambül ein neues Haus bauen. oder wenigſtens
einen Biertel der Matten Berg zurüdgeben. Dad Ge:
richt erklärt, daß die Käufe gültig feienz : Dagegen aber
follen fie ein für alle Mal 100 GL. an das neue Haus
318
bezahlen. Da die Kirchgenoſſen dieſes geichiworene Ur⸗
theil nicht anertennen wollten, deßhalb faßte ein Schiebd=
gericht den 7. Nov. 1577 folgenden Entſcheid: Es ſoll
ein neuer Pfrundbrief aufgerichtet werden. Die Inhaber
der Matten Berg follen einem Priefter einen Kraut u.
Hanfgarten geben, 4 Kift. breit und 8 Kift. lang unb
Steg und Weg dazu, ferner 4 gute „bromenbe" Bäume
und „Schien” zum Hagen. Wenn einer unnüg wird,
follen fie einen andern geben. An den Hausbau und für
. den Bierling follen fie ein für alle Mat 800 Pfund,
fammt Zins auf nädften Martini bezahlen. Für die &
Viertel Nüffe Sollen fie der Kirche jährlih 5 Pfund Zins
bezahlen und 5 Pfb. Zins für den Plapbart Spenbbrob
- ale Montag und no 5 Pfund Sind für den anderen
1572,
1574
1876,
1578,
Plaphart Spendbrod für den Sigrift und bie übrigen
Kiechendiener. Die Inhaber find ſomit jährlich 87 Pfb.
Zins ſchuldig. Die anderen 2 Plaphart Spendbrod
ftehen nicht auf diefem Gut. Sollte ber Berg zu wenig,
Unterpfand fein, fo mögen fie andere Unterpfand feßen
ober das Hauptgut auszahlen. Gine fpätere Schrift: uns
efäbr vom Jahre 1640 bemerkt: Die andern zwei Bäume
For fir. Hans Kathriner ab feinem Berg. Bon diefen
4 frudtbaren Bäumen hat Ehriftoffel Ambül fel. feine
zwei mit dem Haus binter ber Kirche und dem jekt ber
Pfrund angehörigen Haus und Platz abgetaufcht, fo daß
er Bäumen halber ledig if. Wie ed fcheint, wurde um
biefe Zeit durch Taufch die Kaplanei vor bie Kirche
verlegt, wo fie jegt ift. 1574 wurde erflärt, daß bie
Beftätigung ded Kaplans Sache der Regierung fei.
1589, 1595, 1621, 1771 und 1817 war große Theurung.
beriprechen die Kirchgenofien am Sonntag vor Verena
für eine IInger kerze“ das Opfer aufzunehmen, welche
bei jedem Amt durch das ganze Jahr brennen fol.
1586, 1588, 1677 unb fchon 1568 war das große
0° bet, Mehrered darüber fiehe Chronik von Kerns
14. Heum. erfcheinen bie Freitheilee vor Gericht gegen
die Ramerdberger wegen Benützung der Alp Käſern.
319
Das Gericht erkennt: Die Freitheiler dürfen das Vieh
auf Käfern treiben, dad fie auf ihren Gütern in
Ramersberg gewintert; jeboch dürfen fie es nicht ftaffeln.
12. San. wurbe ber Sungzehnten, welcher indem Ramers⸗
berg und in ber Schwendi ganz -und im Boden zum
dritten Theil dem Brobft in Luzern gebörte unb den bie
Kicchgenofien ihm abgelauft und der Zeutpriefterei einbers
leibt, wofür der Leutpriefter dem Probſt 1 GL. Zins zu bes
zahlen hatte, durch Probſt Ulrich Hermann, Gtadtichreiber
Renward Chyhſat und durch bie Kirchenrätbe. zu Sarnen
bereiniget.
erflärt Landammann Marquarb Smfelb: Der Brief
wegen der Wuhr im Grundader fi „In Sines
Vaters fäligen Huß ver Brunnen.” Er wünidt, baß
bewegen Kundfchaft aufgenommen werde. Heini Schriber
bezeugt, er babe etliche Mal geholfen, die Wuhr zu
machen, ?/s bed Lohnes habe ihm der Freitheilvogt und
1/5 der Ammann Imfeld (Beliger des Grunbacherd) ges
geben. Die Theiler mußten bad Holz im Erniwalb zu
bereiten und der Ammann in feinen Koften binzuführen.
An des „Salzberren” Haus find Beſtandtheile von biefem
abgebrannten Haufe.
— Um 1582 gab Ammann Schönenbül Kundſchaft wegen
1585
>
1590,
Altenhuſen in Kägiswil. Heini Kündigs fel. Schwefter
babe Altenbufen von ihrem Vater fel. ererbt. Diele habe
Heini Infanger geheirathet. Er wiſſe wohl, bezeugs
Schönenbül, als er die Güter am Schwarzenberg von
Ammann Wirz ſel. gekauft, da haben die Theiler zu Kägis⸗
wil einen Aufſatz gemacht, daß Einer, der nicht Theiler
ſei und Güter bei ihnen hade, bloß den dritten Klauen
auftreiben dürfe.
28. Jän. gibt Hand Imhof von Beggenried unter ge⸗
wihten Bedingungen den Kägiswilern Plak in feinem -
Speider für die Käſe aus der Alp Spik.
2 Jän. beichließt der Rath: Wer die Schwefter in
der Shmwändi bebaufen will bis auf St. Jörgentag,
der fol nicht gefehlt haben. Wie es fcheint, bat fich bies
felbe durch ihr Betragen nicht bie Gunſt ber Regierung
820
erworben. Da eine Schweiter, die beim Sigrift im
Stalden war, nicht von dannen gebracht werden konnte,
fo befchloß der Rath den 9. Mai 1596, daß man fie mit
dem Eid verweilen fol. Diefelbe war wahrſcheinlich Die
J erſte und bie letzte Waldſchweſter oder Beghine im
1690,
1591,
GStalden.
4. Juni, erjcheinen die Theiler von Kägidwil vor Ges
richt gegen die dortigen Beiläffen. Sie wollten gemwiffe
Weiden von den Beifäffen niht nutenlaffen
So 3. B. haben fie Altenhuſen aus ihrem Sädel gekauft.
Das Gericht erfennt: Ale Wun und Weid ob dem Kreuz:
weg, (Hochwald u. f. m.) follen die nußen, die Güter im
Theil haben.
16. Jän. begann ‚auf dem Rathhaus zu Sarnen ber
erfte Bruders Klaufen-Proze$, d. 5. es wurde
ein Berhör über die Wunder aufgenonmen, die er ges
wirkt. haben fol. Dieje Akten wurden durch Ritter Lufft
und den jungen Melchior Imfeld, fpäter LYandammann
und PBannerberr, dem bl. Bater überfchidt, fie find aber
wegen Formfehlern erfolglod geblieben. Bei diefem An:
laſſe wurde Melchior Smfeld den 19. März 1591 durd
ben Gardehauptmann Zoft Segeiler zum Ritter gefchlagen,
indem er ihn mit einen gejegneten Schwert umgürtete
und ihm unter den gebräuchlichen Geremonien Kuß,
Badenftreich und vergoldete Spuren gab.
18. Heum. wurde von Pfarrer Heinrich Räber das äl⸗
tefte Todtenbuch in folgender Weife begonnen:
„Sttem den 18. Hornungs Iſt in Gott Berfchieden: Der
Erfam Melchior Burach, und mit beiden Heilig Sacra:
menten vorhin verivaret vnnd vf den Fridhoff Kriltenlich
vergraben worden. Dem gott gnädig ſhe.“ Die ges
ftorbenen Kinder find in demjelben nicht aufgezeichnet.
Im gleichen Jahre beginnt auch das ältefte Ehebuch.
Den 12. Jän. d. 3 murde Nikolaus Wymann mit Ka-
thrina Wyrſch Fopulirt. Mitten unter den jungen Che:
leuten findet man folgende Aufzeichnung: „1628 den 7
meyen bield Sin erfted Amt (PBrimiz) und geiftliche Hoch:
zit der Ehrwürdig geiftlich Herr Melchior Meyer.” Den
u 321
17. Jän. 1594 beginnt das ältefte Taufbud. Das
mals wurden noch gegen bie Berorbaung bed Conzild
bon Trient drei Pathen angeftelt Erſt im Sabre 1607
fieng man an, die Vorſchrift des Conzils zu beobachten,
welche deßwegen gegeben wurde, damit das Ehehinderniß
der geiftlichen Verwandtſchaft nicht To häufig vorkomme.
Im Taufbuch ftebt deßwegen folgende Aufzeichnung :
„1607 Zar den 21. tag Apl. vff Sant Yörgitag ift ab:
gemeret worden dad brit gfäterti an der gantzen Lands⸗
.gemeinb (doch ſchwerlich, d. h. nicht ohne bedeutende
1592,
1592
Dppofition) vnd ift befhäcen durch Anbaltung (auf
Antrag) Johann Jauchli pfarrherr alhier im Hauptfleden
Sarnen”. Das Conzil von Trient 'verorbnete, daß ein
jeder Pfarrer ein Tauf- Ehe⸗ und Todtenbuch führe.
Die katholiſche Kirche Hat fi dadurch um das Givil-
ftandaweien fehr verdient gemacht. Als man noch Teine
Taufbücher hatte — um das Jahr 1585 — da murbe
das Alter bed CHprian Trüeb von Sarnen, welcher Bar-
füffer in Luzern werden wollte, auf folgende Weife aus⸗
A: Der Landichreiber Azarias von Flüe berief
eine Pathen Hand von Emil, Margret Zingg und
Leon; Gerig. „Sp Zigendt by jr gemwifle das er ver⸗
gangener Liechtmeh 25 Zärrich worden fig adhtag barvor.”
9. Septbr. wurden von Weihbiſchof Balthaſar in ber
Dorffapelle 877 Berjonen gefirmt. War bie
Kapelle noch nicht geweiht, dann ift fie ohne Zweifel bei
diefem Anlaß geiveibt worden.
im Herbft wurde bie Melhabrüde bei der St. An:
tonsfapelle gebaut und mit eihenen Schindeln gebedt.
Die Regierung gab den Kilchern zu Kern? für jeben
Stod Holz zu biefer Brüde 1 Gl. und ben Freitheilern
1, Gl. 1593, 20. März, befchloß die Regierung, dem
Wachtmeifter einen Schein zu geben, daß er bie Brücke
wohl und genugſam gemacht habe. Als Trinkgeld („beieret“)
wurben ihm gegeben 4 Kr., der Frau ein „Ichirlüß” und
bem Knecht Tuch zu Hoſen. Diefe Brüde war fo gut
gebaut, daß fie erit vor einigen Jahren bei Anlaß der
Melchakorrektion befeitigt murbe und während beinahe
20
820
erworben. Da eine Schwelter, die beim Sigrift im
Stalden war, nicht von bannen gebracht werben fonnte,
fo befchloß der Rath den 9. Mai 1596, daß man fie mit
dem Eid verweilen fol. Diefelbe war mahrfcheinlich Die
erſte und die - leßte Waldſchweſter oder Beghine im
1690,
1591,
1592,
Stalden.
4. Juni, erſcheinen die Theiler von Kägiswil vor Ges
richt gegen die dortigen Beiſäſſen. Sie wollten gewiſſe
Weiden von den Beifäffen nicht nugenlaffen
So 3. 3. haben fie Altenhufen aus ihrem Sädel gekauft.
Das Gericht erkennt: Alle Wun und Weid ob dem Kreuz:
‘weg, (Hochwald u, ſ. mw.) follen die nußen, die Güter im
Theil haben.
16. Jän. begann ‚auf dem Rathhau3 zu Sarnen der
erite Bruder-Klaufen:Brozeß, d. h. ed wurde
ein Verhör über die Wunder aufgenommen, die er ges
wirft: haben fol. Diefe Akten wurden durch Ritter Luffi
und den jungen Melchior Imfeld, Später LYandammann
und Pannerherr, dem bl. Vater überſchickt, fie find aber
wegen Formfehlern erfolglo8 geblieben. Bei diefem An-
laſſe wurde Melchior Imfeld den 19. März 1591 durd
den Gardehauptmann Soft Segefler zum Ritter geichlagen,
indem er ihn mit einen gejegneten Schwert umgürtete
und ihm unter den gebräuchlichen Ceremonien Kuß,
Backenſtreich und vergoldete Sporen gab.
18. Heum. wurde von Pfarrer Heinrich Räber das Al:
tefte Todtenbuch in folgender Weile begonnen:
„Sttem den 18. Hornungs Sit in Gott Berfchieden: Der
Erſam Melchior Burach, und mit beiden Heilig Sacra=
menten vorhin verivaret vnnd vf den Zridhoff Kriftenlich
vergraben worden. Dem gott gnädig ſye.“ Die ges
ftorbenen Kinder find in demjelben nicht aufgezeichnet.
Sm gleichen Jahre beginnt auch das ältefte Chebud.
Den 12. Jän. d. J wurde Nikolaus Wymann mit Ka:
thrina Wyrſch kopulirt. Mitten unter den jungen Ehe:
leuten findet man folgende Aufzeichnung: „1628 den 7
meyen bield Sin erfted Amt (Primiz) und geiftliche Hoch:
zit der Ehrwürdig geiftlich Herr Melchior Meyer.” Den
1592,
1592
" 821
17. Jän. 1594 beginnt das älteſte Taufbud. Das
mals wurden noch gegen die Berorbaung bes Conzils
von Trient drei Pathen angeftelt Erſt im Sabre 1607
fieng man an, bie Borfhrift des Conzils zu beobachten,
welche deßwegen gegeben wurde, damit das Ehehinderniß
der geiftlichen Verwandtſchaft nicht fo häufig vorkomme.
Im Taufbuh fteht deßwegen folgende Aufzeichnung :
„1607 Sar den 21. tag Apl. vff Sant Yörgitag ift ab:
gemeret worden das brit gfäterti an der ganken Lands⸗
.gemeinb (boch fchwerlih, d. h. nicht ohne bedeutende
Dppofition) und iſt beſchächen durch Anbaltung (auf
Antrag) Johann Jauchli pfarrherr albier im Hauptfleden
Sarnen”. Das Eonzil von Trient 'verorbnete, daß ei
jeder Pfarrer ein Tauf: Ehes und Todtenbuch führe.
Die Tatbolifche Kirche hat ſich dadurch um bad Civil⸗
ſtandsweſen fehr verdient gemacht. Als man noch feine
Taufbücher hatte — um das Jahr 1585 — ba wurbe
das Alter ded Cyprian Trüeb von Sarnen, welcher Bar:
füfler in Luzern werben wollte, auf folgende Weife aus:
gemittelt. Der Landichreiber Azarias von Flüe berief
feine Pathen Hans von Emil, Margreth Zingg und
Leonz Gerig. „Sy Zigendt by jr gewiſſe das er ver-
gangener Liechtmeh 25 Järrich worden fig achtag darvor.“
9. Septbr. wurden von Weihbifchof Baltbafar in ber
Dorftapelle 877 Berfonen gefirmt. War bie
Kapelle noch nicht geweiht, dann ift fie ohne Zweifel bei
biefem Anlaß geweiht mworben.
im Herbft wurbe die Nelhabrüde bei der St. An:
tonsfapelle gebaut und mit eichenen Schinbeln gebedt.
Die Regierung gab den Kilhern zu Kernd für jeben
Stod Holz zu dieſer Brüde 1 GI. und den Freitheilern
1 Gl. 1593, 20. März, beichloß die Regierung, dem
Wachtmeifter einen Schein zu geben, daß er bie Brüde
wohl und genugfamgemacht habe. Als Trinkgeld („beieret”)
wurben ihm gegeben 4 Kr., der Frau ein „Ichirlüg” und
dem Knecht Tuch zu Hofen. Dieſe Brüde war fo gut
gebaut, daß fie erft vor einigen Jahren bei Anlaß ber
Melchakorrektion befeitigt wurde und während beinahe
20
3%»
300 Jahren wenig Reparatur bedurfte. Vorher war da⸗
ſelbſt eine ungebedte Brüde. 1567, 4. Dit. wurde be⸗
ſchloſſen, dem Steinmeß, der die Meihabrüde gemacht,
fol der Sedelmeifter ein Paar Hofen geben. Im fols
” genden Jahre den 22. Sept. beſchloß die Landesgemeinde:
Wenn fi etwas „Wuft” daran fegt, dann hat ber Statt⸗
balter Gewalt, Leute zu rufen und fie follen gehorſam
fein. Wie es jcheint, war biefelbe nicht fo Dauerhaft
wie die legte. Ueber die Aa beim Rathhaus war früher
eine gebedte hölzerne Brüde 1665 8. Jän. beit der
Rath: Wenn Baumeifter und Sedelmeifter es für gut
finden, beim Rathhaus ftatt der alten hölzer⸗
nen Brüde eine fleinerne oder einen Schwibbogen zu
machen, jo bürfen fie Anftalten treffen... 1665 wurde
Hans Imfeld für Zehrung wegen dem Schwibbogen bes»
zahlt. Wahricheinlih wurde der jetzt noch beſtehende
Schwibbogen gebaut.
1600 wurdeim Unterdorfgegen Bitzighofen bie
erſte Brücke über die Aa gemacht, 1668 bie
zweite Durch Mitr. Andreas Michel, dem als Trinkgeld
ein Baar Hofen gegeben wurben, und 1827 die britte,
wozu das Holz aus den obrigkeitlichen Waldungen ge:
nommen wurde. Bei der Aaforreftion wurde fie um:
gebaut. 1588 wurde die Brüde zu Kägiswil unge:
fähr da, wo jegt die Eifenbahnbrüde über die Aa geht,
gejchliffen und den 4. Nov. 1589 Statthalter Jörgi
beauftragt, dem Peter Winmann anzuzeigen daß er in
Monatzfrift die neue Brücke ausmache; ſonſt werde man
fie in feinen Koſten machen laſſen. 1681, 8. Nov. wurde
beichloffen, die Aabrüde zu Kägidwil neu zu bauen
. und fie durch Andreas Michel meiſtern zu laſſen. Nach⸗
dem ſie einige Mal reparirt worden, nachdem die Land⸗
ſtraße über die Gigen hinauf gebaut war, beſchloß die
Straßenkomiſſion den 29. Dez. 1821, fie, ſobald es die
Umftände erlauben, zur neuen Straße gegen die Kern:
matt zu übertragen und bafelbft eine leichte fahrbare
Brüde zu errichten. An der Stelle ber alten Kägis-
wilersBrüde, deren Holz zur Kernmattbrüde vers
1592,
323
wendet wurde, wurde ein ficherer Steg gemadt. Die
alte Rernmattbrüde - aber wurde vor einigen Jahren
durch eine ‚neue erjegt. 1677, 15. Mai befchlok der
Rath, dag die Brüde beim Spital oder an der
"der Rüti „zu der Selben nothivendigfeit angent® ge:
baut werde.” Meine Herren werden dann beratben, mer
die Koften zu bezahlen habe. 13 Jahre ſpäter fand der
Rath, dab die Brüde bei dem Spital von den Kirchge⸗
noffen zu Sarnen zu bezahlen und zu unterhalten fei. 1756,
5. Dez. wurde ber jetige Schwibbogen dem BaumeifterSieger
um 340 Gl veraccordirt. Die Freitheiler mußten das Material
berbeifchaffen u. tägl. 5—6 Arbeiter ftellen. 1622 wurde bei 5
Bf. Buße verboten, nit gebundenem oder ungebundenem'Bieh
über den Rüdlifteg zu fahren und Nikolaus oder Os—
wald von Rot als Auffeher bejtellt. Ein gleiche® Berbot
wurde 1660 auch bezügli des Steged über die
Melcha beim Kapuzinerflofter erlafien. Dieſer
Weg, vom Foribach hinüber, ift eine Folge. vom Bau
bed SKapuzinerflofterd. Dadurch bat man bie SKernfer
beſchwichtiget, welche jehr unzufrieden waren, daß man
dasſelbe nicht bei der St. Antonsfapelle bauen wollte,
wo der Eckſtein bereit3 eingejegnet war.
28. Dftober murbe beichloffen, dem Hand Wirz und des
Hauptmann Wirzen Tochter je eine Krone zu geben, weil
fie in Feuersgefahr zuerft die Feuerkübel (hölzerne Hand:
ſpritze) vom Dachſtuhi der Aabrüde beim Rathhaus hinab:
getoorfen. Aus gleicher Urfadye wurden den 22. Dftbr.
1599 dem Hand Sigrift oder demjenigen, der die euer:
fübel zuerft binabgeworfen, Guttuch zu einem Baar Hofen
verehrt. Deßwegen erhielten 1600 Stoffel Ambül und
Nikolaus Imfeld je 2 Gl. Im folgenden Jahre wurde
ber Schuhmader bei der Brüde beftellt, damit er zu
den Feuerkübeln „Luge“ und deren Bogt fei. Bisweilen
erhielten auch diejenigen eine Belohnung, welche zuerit
„Feuer“ gerufen. So 3. B. befchloß der Rath den 19.
Heum. 1601: Der „Dorfbrut fo mans nennt," „Scir:
liz“ zu einem „Schirlaz“ zu geben, weit fie zuerft Feuer
gejehen und Fürio! gerufen bat. Die Feuerkübel mur-
‚324
den theils von der Regierung, theils vom Freitheil und
theil® von ben vermöglicdern Privaten angeichafft. 1570,
9. Zän. erhielt der Baumeifter Vollmacht, 60 Yeuerfübel
machen zu laffen und zu 1 GI. an Lanbleute zu ver⸗
taufen. Wer 10 Kühe Winterig vermag, fol bei 10
Gl. Buß einen Seuerfübel haben, befchloß der Rath im
Sabre 1624. 1670, 22. Febr. wurbe beichloffen: Hr.
Sedelmeifter foll forgen, daß noch 6 Feuerkübel gemacht
werden und ſowohl an dieſe, ald auch an die alten ber
Landesfchild gemalt werde. Die Freitheiler werben
forgen, daß die Vermöglichften von ihnen ebenfall® einen
folchen anichaffen. 1784 mußte der Freitheil nah alter
Mebung für 6 Feuerkübel forgen. Beim GErfcheinen der
Feuerfprigen find die alten Feuerkübel immer mehr ver:
fchwunben, jo daß nur noch ein Exemplar im Mufeum
vorhanden if. Um mit dieſen Sandfiprigen oder Feuers
tübeln nahe zum Feuer zu fommen, mußte man viele
Leitern haben. Deßhalb verordnete ber Rath den
80. März 1624, daß eine jede Behauſung eine Leiter
habe. Gemäß ber Feuerverordnung vom 16. März 1687
war zu Kicchhofen eine Feuerleiter, welche zwei Mann
erforderte. Beim Rathhaus maren 4 Feuerleitern, welche
je 4 Mann, bei der Melchabrüde 2, welche je 4_ und
beim untern und obern Zeughaus 2, welche je 4 Mann
erforderten. Gemäß diefer Verordnung hatte man auch
Zzeuerbaden beim Rathhaus, weiche von 4 Männern
getragen wurden. 1710 murde die erfte Feuerſpritze ans
geboten, 1722 die zweite und 1730 die dritte Die
zweite wurde nicht gefauft, weil fie ſchlecht war und die
erfte und dritte murde nicht gefauft wegen bem Zeug:
haus: und Rathhausbau. 1733 wurbe bon Andreas
Schultheiß von Bamberg, mohnbaft zu Schwyz, eine
Wafferfprige feilgeboten und man beſchloß, dieſelbe
anzunehmen, wenn fie währichaft ſei. 1766, 4. Däbr.
wird erlaubt, die Feuerſpritze, welche fonft im. Zeughaus
aufbewahrt murde, auf Unkoſten der SFreitheifer „zur
befieren Gelegenheit” beim Steinhaus unter der Borlaube
zu verforgen. Der Dorfſchaft Sarnen murde den 26.
385 _
Auguft 1769 aufgetragen, dem Mftr. Nikolaus Dillier
feine Feuerfprige abzufaufen, woran meine gnädigen
Herren aus dem Zeughaus 50 GL. gaben. 1784 wurde
die alte obrigkeitliche Feuerſpritze dem Nikolaus Dillier,
welcher 100 Kronen dafür fordert, zur Reparatur übers
geben. "1823 mwurbe eine neue Geurrfprige ri
und ein Sprikenhaus gebaut, was 1123 Gt. 18 ©
1%. gefoftet und wovon 804 GI. dem Samuel Pa
von Burgdorf für die Feueriprige bezahlt wurden. Heggi
veraccordirte fie ſammt Zugehör und 100 Schub hänfener _
Schläudhe für 77 Louisdor, wovon er 10 Louisdor 3
Sabre als Währſchaft ftehen ließ. An die Koften be—⸗
zablte Pannerherr von Flüe 180 Gld. Landammann
Spichtig 120 Gld., die Regierung 20 vouisbor u. ſ. w.
1851 wurde von Alois Lampart eine Saugfprige ange:
ſchafft. In den letzten Jahrzehnten wurden für Ans
Thaffung von Feueriprigen, für Derbefierung des Löſch⸗
Apparated und für Ausbildung einer Feuerwehr große
Dpfer gebracht.
Man. machte auch verichiedene Berorpnungen, .
um ben Ausbrud des Feuers zu verhindern.
1608, 5. April wurde bei 10 Pfd. Buße im Dorf ver:
boten, bie Wäfche im Haufe zu haben. Diefed Verbot
wurde fpäter von Zeit zu Zeit erneuert und auch auf die
Häufer außer dem. Dorf ausgedehnt. Schon damals
mußten die Amtöleute von Zeit zu Zeit die Feuerſtätten
und Defen „geihoumwen”, die Kamine und „Firſten“ bes
fichtigen und Mangelbaftes zu verbeflern, befeblen. 1661,
15. Oft. wurde das „Einftügen”, 1713, 12. Auguft dad
Heigen für das „Rätfchwert“, 1720, 9. März dad Pachen
Verkaufen und Schießen von „Ragetlünen“ ‚1796 das
„Potafchern” in den Häufern und 1807 das Tragen bon
brennenben Fackeln durch das Dorf verboten. 1674, 9.
Juni wurde den Bewohnern des großen Hauſes im
Unterdorf, welches Landvogt Melchior Wirz gebaut, ver⸗
boten, dasſelbe Nachts zu ſchließen, weder Tags noch
Nachts „Dörf“ oder „Stubeten“ zu halten und bei
Strafe des Thurmes im Haufe keinen Tabak zu rauden.
826
Der Maria Kathrina Wirz, melde bafelbii gewohnt,
wurde ftreng verboten, gebrannte. und ungebrannte Meine
und Waffer, welche trunten machen, zu trinfen. Schon
frübzeitig war wahrfcheinlich auf Veranlaffung von Mein:
rad Imfeld von Feuer: und Mobiliarverfiherung die
Kede. So 3. B. mwurde den 4. Sept. 1813 beichlofien,
an der nächlten Landesgemeinde fol der Antrag zu einer
Feueraſſekuranz im Lande. gemacht werden. 1828, 21.
April wurde von der fchweizerifchen Mobiliar-Verficherung
die Statuten und bie erfte Rechnung müitgetheilt und
Meinrad Imfeld als Agent unfered Standes empfohlen.
Die Sache wurde an eine Kommiffion gewieſen. Wie es
- Scheint, wurden beide Anträge abgelehnt.
1592 wird den Beifaffen verboten, bei 5 Pfd. Buß Schweine
auf der Freitheiler Holz und Feld zu treiben. Bei gleicher
Buße wurde ihnen auch verboten, aus Hägen und Wäls
bern Holz zu nehmen. Diefed Verbot murbe 1767 er:
neuert bei Verluſt des Holzes und 15 Sci. Buß von
jedem Stod. Der Freitheilvogt darf ihnen etwas Holz
beiwilligen.
1595, 17. April wurde von der Negierung die Bruderſchaft
der ehrw, Priefter ob dem Kern wald beftätiget,
gleichwie fie auch von Gardinal von Deiterreih, Biſchof
in Konftanz, bejtätiget worden. Sie beichloß, an bie
Koiten der Bruderfchaft des hl. Auguftin alljährlich 5 Pfd.
zu fpenden. . In diefem Jahre wurde fomit das ob⸗
waldnerifhe Priefterfapitel unter dem
Schuß des Hl. Auguftin gegründet. Daß erfte
und ältefte gothifche Sigill diefer Bruderfchaft mit dem
Bild des hl. Auguftin ift immer noch vorhanden. Das
ältefte Protokoll des Prieſterkapitels gebt zurüd bis auf
das Jahr 1612, wo Schulmeilter Wilhelm Dörflinger
Sefretär war. Am Ende d.ffelben wurden von ihm die
Wappen ber damaligen Kapitularen gezeichnet. Schon
im Anfang konnten auch weltliche Berjonen in die Bruder:
ſchaft aufgenommen erden. Deßwegen wurde an bem
Auguftinusfeft 1629 von Pfarrer Wolfgang Roth in
Sarnen verfündet: „EI wird vf den Hütiger Tag
827
INES EAN
iar zit gehalten für alle Ehrwürdige priefter jo in un:
ſerem Batterland pfründen hand befeflen von Anno 1594
bis vf dato. Ittem auch für alle wältliche perjonen,
welche fich band Iaffen infchriben in diefe pruoberfchaft
des Heiligen Kilchenlehrerd Auguftin” u. ſ. w. Hierauf
wurden die geiftlichen und weltlichen Mitglieder ber
Bruderſchaft verlefen. Pfleger ober Kaffier der Bruder⸗
Schaft war in- früheren Zeiten ein weltlicder Herr. Die
Mitglieder des Priefterfapitels find verpflichtet, alljährlich
. eine hl. Meffe zu leſen, für ihre leiblichen und geiftlichen
Eltern; - für ihre Wohltbäter, für bie. Mitglieder des
Priefterfapiteld und für die übrigen lebenden und ver⸗
ftorbenen Brüder und Schweftern diefer Bruderſchaft. 1629
befhloß man nebft dem Sabrzeit der Bruderfchaft, wel:
ches früher am Felt des hl. Auguftin und jet am Diens⸗
tag nach dem Feſt gehalten wird, abmwechjelnd in den
Pfarreien auf Koften des ‚betreffenden Pfarrers und Hel-
fer3 für die verftorbenen Eltern und für die man zu be-
ten ſchuldig war, noch ein eigene? Jahrzeit zu balten,
welches dann Später wieder mit dem Jahrzeit der Bruders
ſchaft verfchmolzen und in die Verpflichtung umgewandelt
wurde, in dieſer Meinung, ſowie für die Mitglieder ber
Bruberfchaft jährlich eine Hi. Mefle.zu Iefen. Die Mit»
- glieder de Priefterfapitels verpflichteten ſich unter einans
der, daß ein jeder nach dem Tod eined Mitbruders für
denfelben eine HI Meſſe appliziren wolle. Diefe Verpflich⸗
- tung wurbe 1648 auf die Mitglieder des Priefterfapitels
von Nidwalden und 1866 auf die Mitglieder des Benes
‚ biltinerftifte® von Engelberg ausgedehnt, die bezüglich
dem Brieiterfapitel von Obwalden Gleiches beobachten.
Alle zwei Jahre wird das Bruderfchaftsjahrzeit feierlich
gehalten und es erfcheinen dabei Abgeordnete der hoben
Regierung, vom BPriefterfapitel Nidwalden und vom Klo⸗
fter Engelberg, welche gaftfrei gehalten werden An bie
Koften gab die Negierung 1606 8 fl. und jpäter Cham⸗
Pagner. Als das Priefterfapitel vor einigen Jahrzehnten
den Wunſch äußerte, man möchte bei diefem Anlaß nicht
mehr toaftiren, da erflärte bie Regierung, dag das Cham⸗
828
III IL
pagnertrinken unb das Zoaſtiren aufammengehören unb
beſchloß, anftatt Champagner in Zukunft 50
Geld zu geben, was dem BPriefterfapitel fehr angenehm
war
1596 turbe bievondenHanbmwerktäleutenaufgerid =
tete Bruderfchaft gutgebeißen; doch follen fie fi
an Jahrzeiten mäßig halten und Niemanden in bie Vru⸗
derſchaft zwingen. Schon 1566 wollten fie eine Bruber«
ſchaft errichten, fie wurden aber bon ber Regierung freund:
lich abgewieſen. Schon frühzeitig hat die Regierung für
die Handwerker Vorfchriften erlaffen. Ungefähr 1556
wurde verordret, daß die Schneider, welde nicht Lands⸗
leute find, enttveber bom Schneiderhandwerk, ober aber
vom „Tuchichärren” (Zuchbanbel) laſſen. An ber Lan-
dedgemeinde bed Jahres 1558 wurde beſchloffen daß die
Handwerksgeſellen in allen Kirchgängen „Temal” Feier⸗
abend) halten und darnach „nit waͤrchind.“ Wird Einer
„berleibet,“ dann wirb er um 10 Pfund geſtraft, ausge⸗
nommen, es ſei nothwendig an „Hochziten doch ſollen
ſie es nicht thun, bevor ſie von einem Landammann und
Rath Urlaub genommen. 1562 beſchloß ber Rath, den
Schuhmachern, welche nicht um ben alten Lohn arbeis
ten wollen, dad Handwerk zu verbieten. Gin Jahr vor⸗
ber wurde gemadt, daß ein Mftr. Schmieb täglih 2
Batzen, ein Meifterfnecht 14 Schl. und ein anderer Knecht
2 Schl., 1625 wurde gemacht, daß ein Schuhmacher von
einem Baar Schuhe, das nicht geftudt ift, 10 Angft.
von einem geftudten Baar 2 Schi. und von einem dop⸗
pelten Paar 8 Schl. habe. 1681, 80. Rai wurde ihnen
bei 5 GI. Buße verboten, ben Dienftboten Rabmenfchube
machen. An der Lanbeögemeinde 1632 wurbe bie
Sandiverföleuten-Debnung aufgehoben und beſchloſſen
daß ein Jeder eine Gebühr erhalte, wie er Tann und
mag. Wie es fcheint, hatte man den Handwerkern bors
: gefchrieben, wie viel fie fordern dürfen. Einige Jahre
nachher ſah ſich bie Regierung veranlaßt, die Handwerks⸗
leute zu ermahnen, baß fie mit dem Arbeitälohn beider
bentlih fahren. Für den Schmied, Niber, Sager und
829
III ISO
Küfer wurde wieder der Arbeitälohn theilmeife von ber
Regierung beftimmt.
Fremden Handwerkern, die Keßler audgenommen, wurbe
gewöhnlich nur unter der Bedingung erlaubt, im Lande
zu wohnen, wenn fie nicht von Haus zu Haus der Ar:
beit nachlaufen. Die Beifaffen durften gewöhnlich auch
nicht mehr als ein Getverbe treiben. Nachbem bie bie
figen Handwerker Klage geführt, daß ihnen die fremden
Handwerker vor dem Brob feien und daß fie theilweile
hauſieren, d. b. von Haus zu Haus der Arbeit nachgeben,
da befchloß der Rath den 7. Juni 1788, daß der fremde
" Schneider in Kerne, der Rädermacher in Sadjfeln, der
Tiſchmacher Martin Lieb in Oberwil, der Tiſchmacher
von Uznach in Kerns, der Kohler Huber und die Strobs
hutmacherin in Kerns fortgeiwiefen werden unb innert 8
Tagen aus dem Land ſich machen. Ebenſo wurden alle
Haufirer, fremden Glafer, Delträger, Seiler, Hutfärber,
Segefienträger fortgewiejen in der Abficht, die hiefigen
Meifter zu ſchützen und in ber Hoffnung, daß fie ſich
gegen die Landleute nicht überlohnen.”
1811, 8. Aug., bejchloß der Rath, dab für die Haud⸗
werksgeſellen, wie an anderen Drten, ftatt ber Kund⸗
ſchaften Wanderbücher eingeführt werben und daß bie
Zunft fie anfchaffe und die Kanzlei audfertige. Dem
Tiſchmacher Johann Brändli in Sarnen wurde den 13,
Febr 1813 verboten, Gefellen anzunehmen, wenn er fid
nicht in die Zunft aufnehmen laſſe. Ein Lehrling mußte
in früheren Seiten, nach Abfchluß der Lehrzeit, vor kun⸗
Digen Meiftern ein Examen befteben und erhielt dann,
wenn ihm das Meifterftük gelungen, einen befiegelten
Brief, daß er das Handwerk „nach aller Gattung und
Manier” gelernt. Für folge „Lehrbriefe” hatte man im
vorigen Jahrhundert gedrudte Formulare. Die Meifter,
welche mit dem Lebrjungen das Eramen machten, waren
gewöhnlich auch dabei, wenn er ald Lehrling aufgebungen
wurde. Beim Aufbingen von Meifterföhnen war die
Anweſenheit von zwei fremden Meiftern nicht erforderlich,
bagegen mußten auch fie.1 Gl. oder ein Pfund Wade
>
330
zu Handen ber Bruberfchaft entrichten. Für dad Schreiben
und Siegeln eines Lehrbriefe® mußten 1 81. 10 Sit.
bezahlt werben. In früheren Beiten mußten beim Auf -
dingen und Prüfen Meifter von der Zunft in Luzern bei:
gezogen werden. Es ſcheint aber, daß man das ſchon
beim Beginn des 17, Jahrhunderts nicht mehr getban.
ALS einige Meifter von Obwalden ald Abgeordnete von
der Zunft in Luzern erfchienen und fich auf ihre mehr
als hundertjährigen Rechte beriefen, da erklärte biefelbe
ben 30. Aug. 1756, daß fie von ihnen nichts anderes
verlangen, als die treue Beichüsung ber Handwerks⸗
bräuche und genaue Einhaltung der Rechte und baß fie
diefelben für ‚tüchtig halten, ehrliche Knaben als Lehr:
junge und Gefelen zu fördern. Darunter ſeien aber
die nicht zunftbaren Landesmeifter ob dem Wald nicht
gemeint und es jeien biefelben bi8 zu ihrem Abfinden
mit ber Meifterfihaft als „Störrer” zu halten. Im
gleichen Jahre wurde von ber Zunft und Meifterichaft
in Obwalben verordnet, daß fein Meifter einen Lehrling
aufdinge, bevor er 2% Jahre Meifter geweſen, daß Fein
Meifter 2 Lebrjunge neben einander halten dürfe und
daß nur ein Meifter 4 Baten pro Tag fordern dürfe,
daß er aber von Morgens 5 Uhr bid Abends 9 Uhr ar-
beiten fol. Zugleich wird alled Haufiren mit Schuhen
verboten. 1641, 25. Mai wurde ihnen erlaubt, den
Ueberſchuß zur Bekleidung von Armen zu verwenden und
den 30. Mai 1648 beſchloß man, beim Probſt zu Solo:
thurn um Reliquien des bi. Urfus für die Handwerks⸗
leutensBruderfchaft anzubalten. Gemäß Zunftbefchluß
bom Jahre 1678 mußte jeder Meifter, wenn nicht ehren»
bafte Roth ihn entfchuldigte, unter einer Strafe von 2
Schl. beim Jahrzeit ericheinen und 1823, 26. Jän.,
wurde verorbnet, daß die Meilter von Sarnen bei 5
Schl. Buß jedem verftorbenen Mitglievde die letzte Ehre
1697 und 1815 wurde auf Koften der Bruberjchaft
‚in die Pfarrkirche zu Sarnen ein neuer Mefacher ange:
ſchafft. Das Felt des hl. Erffpin umb Crifpinien wurde
831
RI LS IS SL w a
1756 von den Schuftern als Feiertag angenommen. 1795
wurde die Herberg fammt Zunfttafel zum „Schlüffel” in
das Haus des Landweibel Anton Wir; und 1859 zum
„Poſthorn“ verlegt. Bon der BZunfttafel Tonnten bie
fremden Handwerksburſchen die Namen der zünftigen
Meifter erfahren. 1819 wurde befchloffen, auch bei der
Krone in Kernd eine Herberg fammt Zunfttafel zu ers
rihten Die Meiſter, welche in biefelbe ein „Täfeli“
tbun wollten, mußten es auf eigene Koften verfertigen
lafien. Es wurde dann auch beichlofien, das Zunfbot
zwei Jahre in Sarnen und das dritte Jahr auf der Her:
berge in Kernd zu halten. .1825 murbe dem Bilbhauer
Etlin übertragen, für Sarnen eine BZunfttafel nad
Form ber Kernfertafel zu machen. Bon der Zunft wurbe
1598,
1859 die Sonntagszeichnungsfchule eingeführt und bie
Sparkaffagefenfchaft um einen Beitrag erfucht. 1864 ge:
nehmigte fie die Statuten der Geſellenkrankenkaſſe und
den 15. Dez. 1865 befchloß fie die Auflöfung der Zunft.
Gemäß Beichluß vom 15. Dez. 1867 wurde das Zunft:
vermögen, welches, nachdem es mit Kerns getheilt var,
höchitend 800 Fr. betrug, dem Männerkrankenverein von
Sarnen zugewendel. Zum Leichen ihres befonberen
Schutzes hatte die Regierung der Zunft zwei von den
angejehenften Männern als Obmänner gegeben. Der
Birth, bei dem die Herberge für die fremden Handwerks⸗
burſchen fammt der Bunfttafel war, wurde „Stuben:
vater” genannt. Vgl. Volksfr. 1886 No. 45, 50 u. ff.
4. Horn. erjcheinen vor Gericht Rathsherr Melchior
Kifer und Wendel Kiſer im Namen der Ramerdberger
gegen Fähnrich, Rathsherr und Torfvogt Baſchi Wirz
und Heini Wir; im Namen ber Freitheiler. Die Ramers⸗
berger erflären, daß fie Holz und Allmend haben
und den Sreitheilern, die Güter im Theil haben, es nicht
mehren dürfen, Holz zu hauen und auf die Allmend zu
- treiben. Die Freitheiler haben Wald und Allmend im
BZimmerthal und laflen bort Wald ausrüten. Nun aber
baben auch die Nameräberger Güter, die ihm Freitheil
liegen. Sie hoffen, fie werben daſelbſt aud) Sömmerig
332
IL I TAT
Baben für das Vieh, das fie im Freitheil gewintert. Das
rauf antworteten bie reitheiler, daß fie zu ihren Gütern
weder Alpen noch Allmenden haben und daß bie All⸗
menden den Freitheilern und nicht den Gütern gehören.
Sie rüten im Zimmerthal ohne der Ramersberger Koften
aus. Das Gericht eriennt, daß das Urtheil von 1539
bei feinen Kräften verbleibe. Wenn die Hamersberger
Güter haben, die auf dem Freitheil-Steuerrodel ftehen,
dann find fie auch berechtiget, in das Zimmertbal zu
treiben.
1598 war dad Schulhaus baulos geworben. Der Baumei⸗
fter erhielt den Auftrag, das Landesſchulhaus dem Beter
Winmann, welcher die Mühle in Schoried befak, zw
berafforbiren. Wir vermutben, daß berfelbe die Schö⸗
nenbülbäufer in Alpnach und bie in dieſem Stil gebaus-
ten Häufer biefer Zeit in Sarnen: und Kerns gebaut.
Das neue Schulhaus wurde damals noch nicht gebaut.
1619, 27. Juli, wurbe beichloffen, daß das alte Schuls
haus noch ein Jahr gebraucht werde. Im gleichen Jahre
erhielt der Baumeifter den Auftrag, zu „Iuegen,” was
zu bauen nöthig fei. Es bat fomit nur eine Reparatur
ftattgefunden. Nah dem Bau bed Kapuzinerkloſters
wurde den 10. November 1646 beichloffen, das Hoſpiz
der ®. V. Kapuziner bei ber Dorflapelle, wo 2 bis 3
Kapuziner während mehreren Jahren gewohnt, für ben
Sculdienft zu verwenden und bem Schulherr zu befehlen,
förderlichft bineinzuzichen.. 1686 murbe um 1500 Pfd ein
Schulhaus gefauft. Die Regierung gab daran 100 Pfb.,
der Freitheil 600, Schwänbi 550, Kägiswil 175 und Ras
mer&berg 175 Pfd. Es war das wohl jenes Haus bei der
Dorffapelle, welches jetzt noch für die Schule verivendet
wird. Die ältefte Rantonalfchule ſtund auf dem Seefeld.
wifchen der jegigen und ber damaligen Kantondichule
it ein großer Unterfchied. 1661 kaufte Fähnrich Franz
Imfeld den Garten im Seefeld, mo das „ſchulhauß“
geftanden, von den Freitheileen um 20 Gl. Geldsrecht
‚und um 100 Pfd. nad Landredt. Um 1680 mußte bie
Regierung den Freitheileen wegen Schul: nnd Ziegel:
1599,
833
III SIE
bütte, weiche beim Pulverthurm geftanden, jährlich 10
Pfund Bodenzind bezahlen. Wie es jcheint, gehörte die
BZiegelhütte dem ganzen Land:
10. Jän., wurde wegen der größten Glode (Jakobs⸗
glode) mit Morik Schwarz, Glodengießer in Luzern,
ein Akkord gemacht. Sie fol etwa 70 Zir. ſchwer fein
bon engliſchem Zinn und anderem jehr gutem Metall.
Für jeden Zentner follen ihm 17 Kronen gegeben werden.
Für das Wägen der Glode in Luzern und für den Trands
port in das Schiff find 8 Kronen zu verwenden. Wenn
die Glode gejegnet im Thurm hängt und den Kirchge⸗
nofien gefällt, dann erhält der Meifter die Bezahlung
bis auf 500 Gulden, welche noch ein Jahr unverzinslich
anfteben miüflen, bis die Glocke fich bewährt. Wenn
man gut zufrieden ift, dann mußte aud ein größeres
Trinkgeld gegeben werden. Am 25. Heumonat gl. J.
wurde die Glodentaufe vorgenommen. Die P56 Wohl:
tbäter, von denen Feiner weniger als eine Krone gab,
wurden alle zur Taufe eingeladen. Darunter waren 623
Wohlthäter, welche in Obwalden wohnten und von denen
jeder wenigftend® 3 Kronen gab. Der Wohlthäterrodel,
auf welchem 295 Nidwaldner, wurde von Jakob Kaifer
von Nidwalden, Sohn des Baumeiſters Kafpar in Alps
nad, von dem auch eine Abichrift des weißen Buches
vorhanden, gefchrieben. Für. die Wohlthäter wirb all:
jährliih an St. Annatag ein Glodenjahrzeit gehalten.
Diefe Glode wurde von Mori Schwarz in Luzern ge
gofien. Sie wird Jakobsglocke genannt. Auf bderfelben
find die Bilder der 12 Apoftel und die Inſchrift: „Zu
der Er Gotted und Maria Iutet man mid + Alle Got:
tes Heiligen er ih + Alle Ungewitter vertrieb ih +
Alle Todten bewein ich.” Die zweitgrößte wird Peters⸗
glode genannt. Nachdem fie gefpalten, wurde fie 1687
von Daniel Springli und Johann Schuhmacher in Zo⸗
fingen umgegoffen und Toftete 843 Gl. 27 Schl., wovon
408 Gl. 87 Schl. durch Bergabungen gebedt wurden.
1786, 9. April, wurde befchloflen, die geipaltene Peters:
glode umzugießen. Mit Anton Brandenberg und Sohn
334
WINE NLA
von Zug wurde ben 6. Brachmonat 1786 ein Akkord
geſchloſſen. Nebft der erforderlichen Glockenſpeiſe und
einen: Duartier wurden ibm 40 neue Dublonen verſpro⸗
chen. Den 27. Heumonat murde die Glode aus dem
Thurm binabgenommen. Sie wog 4152%/, Pfund. Die
Umgießung ift vor der Sollegigartenmauer am: 16. Aug. _
unglüdlih und am 26. September 1786 -glüdtih vor
ſich gegangen. 1827. zeriprang bie Peteröglode zum-
dritten Mal. Den 9. Jänner 1829 wurde fie dem af.
Rietichi, dem Nachfolger von Heinrich Bär, bei dem er
20. Jahre lang als erfter Xrbeiter gedient, zum Umguß
. übergeben. Sie wurde den 24. Auguft 1829 von Abt
Eugen in Engelberg geweiht und den 29. Augujt wurden
für dieſelbe 2059 Fr. 6 Bz. bezahlt. Die alte zeripal-
tene Glod wog 8685 Pfund und die neue 4415 Pfund.
1886, 23. September, jchreibt Pannerherr Spichtig dem
Jakob Rietfchi, daB die von ihm gegoffene Glode ſeit
einiger Zeit einen Mißton gebe, der immer mehr zu=:
nehme. Wenn die Kanone fertig fei, dann möchte er mit:
berfelben bieherfommen und die Glocke unterfuchen. Riet-
[hi räth, die Glode zu Tehren. Doch fchon den 14. No⸗
vember fchreibt Pannerherr Spichtig, e8 ſei kein Zweifel,
daß die Glocke geſpalten ſei und die Gemeinde babe be—
reits den Umguß beichloffen. Rietfchi Tieferie nun eine
Glocke von 4550 Pfund Zurzachergemwicht, welche 581 GI.
11 Schl. 5 X. gefoftet. Die 24 Gl. Honoranz, melde
Bannerherr Spichtig geiprochen wurden, fchentte er wie⸗
der der Kirche. Den 29. Mai 1837 fchrieb. Bannerberr
Spichtig dem Glockengießer Rietſchi, man babe wegen
der neuen Glode einige Beſorgniß, weil der Schwengel
bei einem Anfchlag eine Brefche geichlagen. Er möchte
fommen und bie Glode anfchauen. Wie e8 fcheint, Hatte
die Sache Feine weitere Folgen. Die lateinische Inſchriſt
. Tautet: „Hl. Petrus! beftärfe deine Brüder im Glauben.”
Die dritte Glocke wurde 1698 von Daniel Springli
und Samuel Kuon in Zofingen gegofien. Darauf find die
Namen ded damaligen Pfarrerd, Landammannd und
Kirchenvogts. Sie wurde vom Probft in Luzern geweiht.
1601,
1601,
885
III SS
Die Reparatur der Gloden, melde ben 13. Mai 1703
durch einen Blitzſtrahl beichädigt wurden, koſtete 540 GI.
Die vierte Glode wurde 1493 gegoffen und trat mit
dem guten Borfat in die Welt: „An dem tüfel mil ich
mich rechen mit der Hilf go alle bofen meter zerbrechen.”
Die fünfte oder kleinſte Gelocke ift die ältefte und
ftammt, da fie ein Gejchen? ber Fähren („Berg Bar”) in
Alpnach ift, mahrfcheinlich aus ber Zeit, wo Alpnach von
der Pfarrei Sarnen noch nicht abgetrennt war, db. b.
aus der Zeit vor 1275. In der. Infchrift bittet fie die
Mutter Gottes, daß fie mit ihrem Schal die böfen Wet:
ter verfcheuchen möge.
31. Suli, war in Sarnen Bundeserneuerung ber
katholiſchen Drte mit Wallis. 68 erfchienen Ab⸗
geordnete von den 7 Fatholifchen Orten und den verſchie⸗
denen Zehnten in Wallid. Das Burg: und Landrecht
bon 1533 wurde in der Pfarrkirche nach gebaltenem
Gottesdienft verlefen und feierlich beichworen. Bon Nid⸗
mwalden erfchienen außer den Geſandten über 100 Mann.
Dem Abt von St. Moriz wird ernftlich aufgetragen, beim
Bifchof dahin zu wirken, daß die Reformation der Prie⸗
fterichaft in Wallis vorgenommen werde, wozu der Nun-
tiu8 bereits feine Dienften anerboten babe; auch fol er
den Bifchof erinnern, in Zukunft über die den Fatbolifchen
Glauben betreffenden Dinge, wie ex verjprochen, befler
als bisher zu berichten.
16. und 17. Sept. wurde das ältefte noch vorhandene
Bruders: Klaufen= Spiel auf dem Dorfplag zu
Sarnen aufgeführt. Dasfelbe bat 8 Alte, ift gereim:
und murde vom damaligen Pfarrer Sohann Yurfluh
fomponirt. Mehr ald 100 Spielende waren babei bes
theiligt.” Zurfluh verfaßte dieſes Spiel, um ba3 Leben
bed Bruder Klaus dem Volk auch Ipielmeile zur Nach⸗
ahmung vorzuftellen, weil bie aufgeheiterte Jugend ihn
erfuchte, eine Komödie zu machen, die noch nirgend® ge:
fpielt worden, und teil die Regierung ihn unterftükte
und die Koften der Aufführung übernehme Cr widmete
das Spiel, welches ungefähr 234 Blätter umfaßt, ber
336
hoben Regierung, welche ihm eine Gratifilation bon 100
SI. zuerkannt, und dankte den Spielenden, werunter bie
höchſten Würbenträger ſich befanden, weil fie jo gut ges
fpielt haben „in folcher geftaltt, daß niemand ſolches
binder ihnen gefucht hätte.” Das. Spiel wurde dann
zum Panner gelegt und befindet fich jet no im Staats:
archiv. Im Geifte der damaligen Zeit wirb in bemjelben
ziemlich viel moralifirt 3. B. über ben Eheftand, bie
Kinderzucht, das Spielen und d. dgl. Denjenigen, bie
weniger fleißig in die Predigt kamen, fuchte man auf
biefe Weife die Sittenlehren einzuprägen. Es iſt das
größte Spiel, welches je in Sarnen aufgeführt worden.
Schon vorher hat man bie und da ein Spiel aufgeführt.
So z 3. beſchloß der Rath den 23. Horn. 1583 den
Spielgefellen, welche an der alten Faßnacht zu Sarnen
den „Weltlauf” geipielt, 12 Kronen zu geben. 1590
wurde von Schulmeifter Jakob Lüthi ein Bruder:
laufen: Spiel aufgeführt und vielleicht auch verfaßt.
Der Rath beihloß den 20. Sän.: Man ſoll'das Bruder:
Klaufen:Spiel anhören vndt dem fehulmeifter „etwas
Dante” thun. 1599, 22. Sept. beichloß der zweifache
Rath, den Kägidwilern an die Koften, fo fie von bes
Spiel wegen den 10 Altern gehabt, 4 Kronen zu
verehren. Dieſes Stüd wurde von Buchdrucker Pam⸗
philus Gengenbach in Bafel um das Jahr 1515 gebichtet
und fand überall Anklang, fo daß bis zum Sabre 1700
13 Nachdrücke befannt find. Er dbramatifirte die befanns
ten Berfe: „X jor ein Kind,” „XX jor ein Süngling,“
„XXX jor ein man“, XL jor ftill ftann”, L jor mol:
gethan“, „LX jor abgon”, „LXX jor die feel bewar“,
„LXXX jor der welt narr“, „XC jor der Kinder ſpot“,
„O jor gnad dir got.“ Alle zehn Alter fchreiten an einem
frommen Einfiebler vorüber, der Jeden zu beſſerem Wan⸗
del ermabnt. Aber „Leider e8 niemandt zu herken gobdt.
1608 murbe wieder in Sarnen ein Spiel aufgeführt.
Die Regierung bewilligte am 5. Jänner, daß der Schul:
meifter Wilhelm Dörflinger mit dem Spiel fortfahre.
Es wird ihm der Pannerherr beigegeben. Wer in das
1603,
837
V
Spiel geht, der ſoll gehorſam ſein in dem, was die
Spielgeſellen aufſetzen, oder aber 5 Pfund Buß bezahlen.
Bei dielem Spiel hatte der Pfarrer in Kerns Gott dar⸗
auftellen, der Pfarrer in Alpnach Maria, der Pfarrer in
Sarnen den Briefter und der Pfarrer in Giswil den Bericht:
vater. Der Helfer in Kern? fpielte die Rolle des BI.
Petrus und der Kaplan in Kirchhofen die de hl. Ja⸗
kobus u. ſ. w. 1627, 8. Dtober beichloß der Rath:
Dem Schulmeifter Wilhelm Dörflinger will man Zeug
zu einem Mantel und den Spielleuten jedem eine Irte
wegen des componirten oder gehabten Spiele8 oder Co⸗
mödie geben.
Ein Bruchſtück von diefem Spiel dürfte fi unter
den Schriften von Landammann Wolfgang Stodmann
befinden. Es treten darin mehrere Kantone auf. 1649,
22. Mai verehrt die Regierung denen, welche dad Spiel
oder die Comödie bei unferer lieben Frau im Stalden
gehalten, 20 Pfd. Nachher bis zum Anfang dieſes Jahr:
hundert® wurde, tie e8 fcheint, in Sarnen feine Ko-
mödie mehr gefpielt.
8. Ditober wurde zwiſchen Freitheil und Kägiswil ge-
market.
1603, 24. Dftober wollen meine gnädige Herren an die Brunn:
ftube im Dorf 80 Kronen geben unter der Bedingung,
daß man etwas Rechte made. Wenn fie m. g. 9. und
den Landleuten gefällt, dann ift man geneigt, den Frei:
theilern etwas mehr zu geben. 1604 wurde dann die
ganze Brunnenichale mit darin fpielenden Trommlern u.
Pfeifern aus dem Galgenmätteli in das Dorf gebracht.
Die Eifen und Hämmer mährend der Arbeit zu fpiken
und zu ftäblen, fol 100 Thlr. gekoftet Haben. Den 16.
September 1604 wurden 5 Männer verordnet, damit fie
eine Brunnenordnung machen. Am Sabre 1656 wurde
bei 5 GI. Buß verboten, etwas Unfauberes oder Steine
bineinzuwerfen, Gelchirre „geheben” zu thun und bergl.
Diefes Verbot wurde fpäter wieder erneuert. Es fcheint,
dat man das Wafler zum Dorfbrunnen zuerft auß dem
Flühli bezog. Um das Sahr 1630 murbe von einigen
21
838
ILL LE SE
Landammännern und alten reitheilvögten verordnet,
daß das Frauenklofter vom Klofter an der Rüti bis in’
Flühli, wo die Brunnenftube fich befindet, die Hälfte ber
Koften bezahle und jährlich 10—12 Dünfel aus dem
Simmertbal zum Brunnenvogt führe. Demnach mußte
. der Freitheil die andere Hälfte bezahlen. Nach dem Bau
des Kapuzinerkloſters wurde mahrfcheinlich auch diefem
von dem gleichen Wafler gegeben. 1656 erflären bie
Väter Kapuziner, daß fie mit ihrem Brunnen nicht wohl
getröftet feien. Für Herbeilchaffung der nothiwendigen
Dünfel mußten die verfchiedenen Gemeinden forgen.
Eine große Gemeinde mußte die Hälfte mehr berbeifchaffen,
als eine Kleine. Damit die Bäter Kapuziner „nit an
Waſſer mangel leiden müſſen“ befchäftigte man fich nad)
dem Wunfch derfelben mit dem Plan, wie man aus der
Melha das nothwendige Waffer in dag Klofter hinein
leiten könnte. 1670, 17. Mai erklären die Freitheiler und das
Frauenflofter, daß fie nicht? an die Koften geben und
daß fie Gefahr fürchten für das Dorf. Nun wurde auß
der Kalchern beim Rüdli Waffer zum Kapuzinerflofter
geleitet. 1672, 25. Mai findet ein Ehrenausjchuß, daß
in der Kalchern genügend Waſſer fei, um nicht nur den
KRapuzinerbrunnen, fondern auch den Dorfbrunnen zu
verjehen. Es wurde nun ein Accord gemacht und den
11. Suni genehmiget. Gemäß demifelben follen die Frei⸗
theiler deflen, was die Kapuziner entmangeln fünnen, zu
ihrem Brunnen im Dorf und deifen drei Röhren habhaft
werden, dafür alljährlich dem Landfedelmeifter 10 Pfd.
bezahlen und es von da, wo fie es annehmen, in ihren
Koiten leiten. Was die Freitheiler nicht nöthig haben,
will man den Klofterfrauen laſſen. 1673, 6. Mai wird
auch der Bauerfame an der Rüti eine Röhre erlaubt, ſo⸗
fern es ohne obrigkeitlichen Schaden gejchehen Tann.
Wenn Waffermangel entitehe, dann follten die an ber
Rüti „entratten” fein. Im Herbft de Jahres 1684
wurde im Rath bemerkt, es babe den Anfchein, daß ber
Brunnen aus dem Melchabord, der mit allem Fleiß und
339
großen Koſten hervorgeleitet worden, kein beſtändiges
Werk ſei. Wie es ſcheint, hat man in der Kalchern einen
zweiten Brunnen angetroffen oder den gleichen an einem
andern Ort. 1685, 18. Auguſt entſchließt ſich der Rath,
den Brunnen in der Kalchern zum Kapuzinerkloſter hin⸗
auszuleiten. Es wird eine Kommiſſion beſtimmt, welche
nah Gutfinden mit Mſtr. Martin Schwytzer von Zell
aus dem Weiffentbal traftiren mag. Den Reiſenden zur
Bequemlichkeit findet man es für nothiwendig, daß vor
dem Kapuzinerflofter ein Stodbrunnen gemacht werde,
fofern die V. V. Kapuziner zufrieden find. Früher ging
nämlich die Landftraße bein Klofter vorbei. Am Receß
an die Freitheiler ſoll ausdrücdlich ſtehen, daß die Klofter:
frauen nur eine Röhre haben. Nun bitten die Klojter:
frauen um Milderung der Auflage wegen dem Brunnen,
ba fie wegen vielem Bauen merklich gejchwächt worden.
Die Freitheiler bitten um gänzlichen Nachlaß der Auf:
lage, indem fie die Kapuziner alljährlich mit Gefchenten
betrachten wollen. Man mildert den Klofterfrauen die
Auflage auf 60 Gl. und jährlihd 10 GI. an den Unter:
. halt, den Freitheilern wird die Auflage in Anfehung der
geleifteten Dienfte auf 20 Gl. und jährlid 20 Pfo. an
die laufenden Koſten gemildert. Die Haushaltungen an
der Rüti follten für 1 Röhre 5 SI. und jährlid 1 Gl.
an den Unterhalt zahlen. Nun kommen die Kloiter-
frauen und wünfchen, daß man den Beichluß bezüglich des
Brunnen? aufbebe. Sie wollen lieber !/s der laufenden
Koften bezahlen. Es wird aber an demselben feitgehalten.
Hana Caſpar Wir; wird zum Brunnenvogt bejtimmt,
damit er zum Kapuzinerbrunnen ſchaue, und damit er den
im Melchabord wegen dem Brunnen gebannten Wald bes
wache und beauftragt, einen Brunnenftod bei dem Kloſter
zu machen. 1719, 30. Juli wird befchloffen, den Brun⸗
nenftod zu binterft in der Kalchern, welcher von Steinen
ganz zerftört war, zu fäubern. Doch ſchon den 19. Aug.
wird gemeldet, daß der Brunnen deßwegen abgegangen
fei, weil die Duelle verfiegt und daß fein beftändiges
Waffer mehr zu hoffen fei. Nun wurde ein Brunnen:
840
meifter zu verſchiedenen Quellen geführt. Diefer erflärte,
daß die Quelle im Flübli dad meifte und das befte
Waſſer Habe. E3 fol dem Brunnenmeifter laut Märcht
nebſt ehrlichem Eſſen und Zrinfen per Tag ein guter
Gulden bezahlt werden. Den 28. Sept. wurde beichloflen,
daß man jchiwarzerlene Dünfel legen wolle Für den
durch die Brunnenleitung zugefügten Schaden wird billiger
Erſatz geleiftet. Am Sabre 1727 kamen die Klofterfrauen
und befchwerten fich, meil der Brunnen aus dem Flübli
Duft führe. Es wird ihnen erlaubt, auf ihre Koften
mit einem andern zu probiren. Wenn fie dann wieder
deu alten gebrauchen wollen, dann haben fie nur bie ge-
wohnte Auflage zu bezahlen. Wie es fcheint, wurde von
biefer Erlaubniß Fein Gebrauch gemadt. 1722, 2. Mai
befchloß der Rath: Weil dermalen bei ven Klofterbrunnen
überflüſſiges Waſſer, deshalb will man ohne einige nach⸗
ziebende Schuldigkeit denen an der Rüti, den Klöftern
unſchädlich, mit einer jährlichen Auflage von 10 Pfund
eine Röhre zukommen laſſen. Es fol der Brunnen vor
des Landeshauptmann Nikolaus Imfeld fel. Haus auf
dem Plätzli geftellt werden. Wie, e8 jcheint, bezogen die
Ssreitheiler damals das Waffer von einer andern Seite.
1726 erhielten fie die Weifung, ihren Brunnen in einen
beſſeren Stand zu fegen, damit man nicht obrigfeitlich folches
zu thun bemüffiget werde und 1728, 3. April wurde in
Anſehung des unbejtändigen Wafjer oder Brunnen? zu
Sarnen ine Dorf den Freitheilern bemilliget, gegen eine
jährliche Bezahlung von 20 Pfund von dem Kapuziner⸗
brunnen Waffer zu nehmen. Diejelben folen fi ange
legen fein laffen, da8 Waffer fürderfam in da8 Dorf zu
Ichaffen und den Brunnen in ihren Koften einzurichten.
Sollte aber am Trog und Stod oder an den. Röhren
etwas zu repariven nöthig fein, dann fol das in obrig⸗
feitlichen Koſten gefchehen. 1740 murde der Duelle im
Flühli ein anderer Lauf gegeben und diefelbe oben durch
den Mübhleberg und die Wilergab geleitet. Die Ges
meinden mußten 300 Dünkel berbeilchaffen. 1759, 28.
Juli wurbe eine Kommiffion gewählt, um den obrigfeit-
1605
341
ILL SS?
lichen Klofterbrunnen durch’3 Wafler oder über ben
Schwibbogen zu leiten. Es fcheint, daß man um biele
Zeit den Schwibbogen an der Rüti gebaut. Um 1779
wurde das Waſſer zum Kapuzinerbrunnen wieder in der
Kalchern genommen und das Mangelnde mit Wafjer aus
der Melcha ergänzt. Da der Brunnen aus der Melcha
nicht dauerhaft, deßhalb wurde den 31. März 1792 dem
Bauherrn der Auftrag gegeben, den alten Brunnen aus
dem Flübli, von wo man feither dad Waſſer bezog,
wieder in guten Stand zu feßen. Um die „abgehenden”
Dünkel des Dorfbrunnen® zu erfegen, wurde den 15.
Horn. 1794 bejchloffen, die alten noch dienlichen Düntel
vom Rüdlis oder Kalchernbrunnen herauszugraben. 1661
beichlofjen die Freitheilen das Bruder-Klaufen:Bild, wel⸗
ches ohne ihre Erlaubniß auf den Brunnen geftellt wurde,
nicht zu bezahlen. Man will einen Erni aus dem Melch:
thal darauf ftelen. Das Hauptmotiv dieſes Bejchluffes
war, weil man fie nicht vorher begrüßt. 1675, 8. Mai
erflärte der Rath, nachdem er das Bruder-Klauſen-Bild
auf das Rathhaus verwahrt, daß er, wenn fie eine
meinen Herren gefällige Statue machen laſſen, geneigt
fei, diefelbe ganz oder theilweife zu bezahlen. 1708, 28.
Okt. wurde dem Landammann erlaubt, den Brunnenjtod
aus Gridbergerftein und den fel. Bruder Klaus aus
Sandftein aushauen zu laflen. Da der: Brunenftod im
Dorf geipalten und da die Regierung bis dahin denfelben
erhalten, deßwegen befchloß der Rath den 18. Dftober
1755, daß der Baumeister verjchaffe, daß ein neuer
Brunnenftod verfertiget und die Brunnenröhren ſo biel
nöthig, verbeffert werden. 1834, 19. Juli überläßt e3
der Rath, zu der bereit befchloffenen Reparation des
Dorfbrunnend Geisbergerftein zu verwenden und tft be:
reit, aus dem Zeughaus Geißfus und Zangen zu leihen.
Bor einigen Jahren wurde dad Waſſer durch eijerne Röh-
ren geleitet, die man etwas tiefer gelegt.
wurde die Frühmeſſerei geftiftet mit 5840 Pf. Da⸗
ran gab Landammann und Ritter Melchior Jmfeld und
feine Frau Maria Mörlet 4400 Pfd., fein Bruder Niko:
A\
342
lau 640 und fein Bruder Johann 400 Pfd. Man er:
wartete, daß bie fehlenden 400 Pfd. von der Kirche ge⸗
geben werden. Der Frühmeſſer hatte mit dem Sigrift
Behaufung. Wöchentlich mußte er zwei Seelmeflen für
die Stifter Iefen und an Sonn, Feier: und Halbfeier:
tagen vor oder nach dem Gottesdienſt Frühmeſſe halten.
Für den Fall, daß ein Kapuzinerflofter gebaut wird,
fol diefe Stiftung dem Kapuzinerflofter zugewendet wer⸗
den, was dann wirklich geſchah. Da das Frauenklofter
damals gewöhnlich einen Pfarrer zum Beichtvater und
noch feinen Slofterfaplan hatte, deßhalb wurde den 80.
Nov. 1634 ein Vergleich getroffen. Gemäß bemfelben
mußte die Frühmeſſe mit befonderer Bewilligung nicht
in der Dorflapelle, fondern im Frauenklofter gehalten
werden und follte von St. Michael bis Dftern um 6
Uhr und die übrige Zeit um 5 Uhr Eeginnen, nachdem
eine Viertelftunde vorher das Zeichen gegeben morden.
An größeren Feften mußte durch einen Kaplan in der
Kirche Frühmeſſe gelefen werden und der Gottesbienft
durfte im Kiofter beginnen, wenn, in ber Kirchezum
Evangelium geläutet wurde. Später wurde hinzugefügt,
daß wöchentlich wenigſtens eine Meſſe in der Dorffapelle
gelejen werde. Nach dem Bau des Kapuzinerkiofters fiel
dieſer Vergleich von felbft dahin. 1701, 11. Nov. fans
den die Geiftlichen und Räthe, daß man von der Dorf:
fapelle 2400 GI. Kapital nehmen und zur Stiftung
einer Frühmeſſerei verwenden Tönnte und daß bie
Kapelle gleichwohl noch ganz gut beftehe. Diefe Stif:
tung wurde den 18. Jän. 1702 vom Biſchof in Kon⸗
ftanz genehmigt Gemäß diefer Stiftung follte ein Früh⸗
meſſer zur obgenannten Zeit Frühmeſſe halten; einzig
die Frühmeſſe an Halbfeiertagen im Sommer follte er
um 4 Uhr beginnen. Er foll aud in der Muſik, bes
ſonders Figuralmufif, bewandert fein, damit er belfen
fann, den Gottesdienft in der Pfarrkirche zu zieren und
ſoll lateiniſche Schule halten, folange die Regierung 40
GI. dafür bezahlt. Man hofft, daß man ihm eine Be⸗
baufung verjchaffen fann und daß durch Bergabungen
843
die Pfründe berbeffert werde. ALS bald nachher Johann
Baptift Dillier, der Stifter des Kollegiums, eine Latein:
ſchule eröffnete, da wurde vom Frühmeſſer nicht mehr
verlangt, daß er Lateinfchule Halte. 1833 mwurben bie
Frühmeſſerei-⸗, Drganiften: und Schulberrenpfründe mit
einander vereinigt und den 80. Sept. 1854 wieder ge-
theilt. Gegenwärtig wird die Frühmeffe von einem Pater
aus dem Kollegium gelefen.
1605 wurde in der Kirche eine Orgel gebaut. Diefelhe war
nicht die erfte Drgel; denn den 2. Febr. 1605 ftarb zu
Sarnen Drganift Balthafar Langenftein, welcher gemäß
Todtenbuh „Im 26. Zar Organift und im 27. zu Sar:
nen” war. Seine Frau hieß Barbara Wyrſch. An die
neue Orgel gab die Regierung 100 Gl., Landichreiber
Hans Wir; 50 Gl., Baſchi Burd 45 Gl., Landammann
Wolfg. Stodmann 105 Pfd., Landammann Meldior Sm:
feld und Landammann Peter Imfeld je 100 Pd. uſw.
Für die Stifter und Gutthäter der Orgel wird alljähr-
lich ein Jabrzeit gehalten. 1606, 6. März wurde für
den Drganiften eine neue Drdnung gemalt.
Sein Jahrlohn betrug 300 Pfd., wovon die Kirche, die
Kapelle im Stalden und bie Kilcher je 100 Pfd. gaben.
Die Gemeinde fol ihm auch nach Billigfeit Haus und
barten geben. Wenn ein Geiftlicher, der Orgel fchlagen
fann, auf eine Bfründe fommt, dann follen ihm deß-
wegen 90 Münzgulden gegeben werden. Alddann murde
Lorenz Stapfer zum Drganiften gewählt, welcher den 20.
Auguft 1626 geftorben, worauf Johann Egger von Kerns
gefolgt. 1638 wurde dem Nikolaus Schönenbül wegen
Reparatur der Orgel 256 Pfd. 10 Schi. und 1731 dem
Orgelmacher Sof. Anderbalden für eine kleine Orgel im
Chor 230 Gl. bezahlt. Klofterfaplan Jakob hat und eine
Beichreibung derjelben hinterlaffen. Im Dezbr. 1803
wurde die große Drgel durch Rudolf Schmiblin reparirt
und die neue Drgel 1846 zu Dftern das erfte Mal ge:
braucht.
1607, 4. Mai erlaubt die Regierung dem Landammann Peter
Smfeld und dem Pannerherr Melchior Imfeld mit Ges
344
WIRT IS SG
nehmigung des Treitheil® Holz buch bie Melda zu
flößen, unter der Bedingung, daß fie in Sarnen an ber
Melcha „rumen“, fo weit möglich, daß fie in der Kal:
chern ein oder zwei „vffeng vnd Rechen“ machen lafien,
baß fie ein Stüd Schindelholz oder anderes Holz einem
Sreitheilee um einen halben Schl. billiger geben. Sie
geben ihnen um einen ziemlichen Pfenning Pla und
Holz zu einem Rechen. Ohne Erlaubniß biefer Herren
darf Niemand flößen. Affäligen Schaden follen fie er:
fegen.
1609, 9. Dez. hatten die Theiler in ber Schwändi zu Dritas
nen (Staffel) für 40 Kühe und Sebaftian Burch für
24 Kühe Alpig. Die Theiler geben ihm bafür die Roß⸗
weid und den oberjten Staffel und erlaubten ihm, einen
Käsgaden zu bauen; dafür gab ihnen Burch feinen Ans
theil an Dritannen. Zuerſt wollte man bie Alp theilen,
nachher aber fand man, daß diefer Taufch beffer fei. Im
März 1666 verkauft Hans Heinrich Auffi die Alp Un-
terwengen den Theilern in der Schwändi um 5800
Pfr. Rudſperi im Schild wurde von denjelben
den 31. Dft. 1674 um 3700 Gld., ein Pferd und 2"),
Dublonen Trinkgeld gekauft. Zu Lichtmeß mußten 400
und in nächſten 6 Jahren alljährlich 550 GL. fammt Zins
bezahlt werden. Diefelbe gehörte dem Sedelmeifter Hans
MelchiorSchönenbül imHofmätteli zu Alpnach, ber ald Haupt:
mann im unglücklichen Moreanerzug ſein Leben und ſein
Vermögen verloren. Von den reichen Imfeld iſt ſie
wahrſcheinlich durch Erbſchaft auf Seckelmeiſter Johann
Schönenbül übergegangen, der mit Anna Imfeld ver⸗
heirathet war. 1695, 5. Mai wurden von den Theilern
in der Schwändi von Hans Kathriner oder Geblis ſel.
Kindern für 4 Kühe Alpig im kleinen Drittannen
um 200 GI. und 1 Louisthaler Trinkgeld gekauft. Wie
es jcheint, find ein Zweig bed Gejchlechted Kathriner
eigentlih Nachfommen des alten ausgeftorbenen Ges
ſchlechtes Gebli. Wahrfcheinlich erhielten fie von einer
Mutter den Gefchlechtönamen Kathriner. Ruodlen
845
und Blafi in Kern? wurden ben 1. März; 1696 vor
Rathsherr Franz Imfeld, Fähnrich Nikolaus Imfeld und
Schüßenmeilter Wolfgang Stodmann um 10,000 Pfd.
und 6 Dublonen (& 100 Basen) Trinkgeld ſammt 8
„greſatz? für gſchiff und gſchür“ gefauft. Die Theiler
bezahlten 400 GI. an Baar, 1676 Pfd. an Kapital und
verfprachen von den übrigen 72638 Pfd. 5 Schl. alljähr:
lich "/io ſammt Zins zu zahlen. Diefe Alpen gehörten
1646 Zandammann Hans Amfeld an der Rüti und nad}
feinem Tod feinem Sohn Kafpar, dem Stammpvater ber
weißen Linie. 1563 waren fie im Befit des Klaus und
Sebaftian Fanger. 1723, 7. Dez. Laufen die Theiler
von Kapellvogt Zuft Ignaz Imfeld, fpäter Landammann,
8/, vom Thuren im Melchthal um 13,000 Pfb.
und 100 Thaler Trinkgeld. Der legte Viertel vom
Thuren und die Neunalp in Giswil! wurde den
25. April 1736 von denfelben um 10,000 Pfd. und 2
Spezied-Dublonen Trinkgeld gefaufl. Die Alp Schnabel
wurde ben 5. Febr. 1786 dv. Koh. Nil. Burch u. Joh. Sof.
Berwerts jel. Söhnen um 3000 Pfb. u. 6 SL. u. 12 Hl. Meſſen
Trinkgeld und der hintere Schnabel den 23. Dez.
1818 von einem Entlibucher um 930 Gl. und 2 Kronen
tbaler Trinfgeld gefauft. Den 4. Jän. 1806 ivurde die
Alp Rid von Joſef Birer in Entlebuhd um 2650 GI.
den Theilern in der Schwändi übergeben. Bon Rath3:
herr Sob. Burch, alt Rapellvogt Burch und Kaſpar of.
Fanger wurde die Alp Remſiboden den 19. Dezbr.
1840 zu Handen ber Theiler um 12,600 Pſd. gefauft.
Die Alp Großächerli ging fchon im 17. Jahrhundert
in den Privatbefiß der Schwander über. Alt:Landammann
Joh. Peter Imfeld verfaufte fie den 9. Oktober 1679
den Rathsherren und Theilenvogt Hand Britfchgi und
Wolfgang Burd. Die Alp Furrmatt ift erft in die:
fem Jahrhundert Privateigentbum der Schwanber ger
worden. Aus diefem Anlauf von Alpen ſehen wir, daß
fich die Viehzucht in der Schwändi in den legten zivei
Sabrhunderten bedeutend gehoben; vorher wurde biejelbe
mehr von den Herren in Sarnen betrieben. Die 9.9.
1609,
846
RINI NIE LE TE
Wirz belaßen im 17. Jahrhundert in Kerns die Alpen
Stod, Eglibrunnen, Lengmatt und Stöck mit Klyſter
und die H.H. Imfeld Großäderli, Ruodlen, Blafi,
Ruodſperi und Walsli. Zu Melchfee hatten die Imfeld
im Jahre 1574 für 43 und die Wirz für 28 Kübe
lpig.
26. Sept. bat der Kirchenrath das Stift Münſter um⸗
fonft um einen Beitrag an den neuen Pfarrhof,
der dor einigen Jahren umgebaut wurde. Der alte
Pfarrhof fei zu weit von der Kirche entfernt. Er mar
wahricheinlich am Weg gegen Wilen bei der Pfaffenmatt.
Sie baten um einen Beitrag „nicht aus pflichtiger oder
ſchuldiger Anſprache, fondern aus friedlicher Red’ und
Anwerbung.” Dieſes Gefuch wurde von Wilhelm Dörf:
linger, Schulmeifter zu Sarnen und Bürger bon Mün-
fter, überreicht und warm empfohlen. Sie entjchuldigten
fih, daß fie auch einen freiwilligen Beitrag nicht geben
Tönnen, meil fie wegen Bauten an ihrer Kirche große
Auslagen gehabt. Es Scheint, daß dieſe Antwort das
gute Einvernehmen geftört. Als bald darauf die Pfarrei
ledig wurde, da unterliegen die Sarner ed, den neuge—
wählten Pfarrer pflichtgemäß zu präfentiren. ALS fie
deßwegen gemahnt wurden, da fchrieben die Kirchenräthe
dem Kapital von Münfter: „Sie feien im Wahne ge:
mweien, dab das Stift pflichtig fei, etwad an den
Pfarrhofbau beizutragen und daß fie daher unterlaffen
hätten, den Leutpriefter zu präfen:iren, daß dieſes aber
fünftig nicht mehr geicheben ſolle.“ Deffenungeachtet
wollten fie Johann Zurflüh, der im Sommer 1613 zum
zweiten Mal zum Pfarrer gewählt wurde, nicht nach
Münfter gehen laffen, um fich zu präfentiren. Später
lenkten fie wieder ein und ſchickten ihn mit einem
Schreiben vom 10. Novbr. nach Münfter, worin fie das
Kapitel erfuchten, e8 möge den neuen Pfarrer bezüglich
des ſchuldigen Geldes väterlich halten, damit bei ben
Kirchenrätben und SKirchgenofien von Sarnen Feine
Klagen müſſen vorgebracht werden. Als zwei Jahre nachs
ber im Jahre 1615 Johann Anderbirfern zum Pfarrer
160,
847
gewählt wurde, da hatten die Sarner bie abfchlägige
Antwort bezüglich des Beitrages an den Pfarrhof immer
„noch nicht vergeſſen und die Bräfentation ließ neuerdings
auf fich warten. Den 27. Dftober 1617 Hefchloß endlich
da8 Kapitel von Münfter, einen? Brief an Leonard
Sründ in Uri, Dekan des Bierwaldftätterfapitels, zu rich-
ten, damit der hartnädige Pfarrer veranlaft werde, bie
Inveſtitur don ihnen zu empfangen, damit er gefeklich
im Genuffe des Pfarreinfommens fei, rechtmäßig feine
Heerde weide und fie nicht genöthiget feien, weitere
Schritte zu thun. Endlich erſchien Sohann Anderhirfern
am 9. Auguft 1618 mit einem Schreiben des Kirchen
rathes von Sarnen vor dem Kapitel in Münfter. Der:
felbe fchrieb: „ES follte fich Zeiger dieſes, längft vor
dem Kapitel ftelen und ſich auf die Pfarrpfrund Tonfir-
miren und beftätigen laſſen. Weit wir aber an unfere
Kirche wie auch an unjeren Pfrundhäujern bis in die
1500 SI. oder mehr verbauten und vermeinten, Euer
Ehrwürden ung vielleicht an den Kirchenbau etwas ſchul⸗
dig fein möchten, deßwegen haben wir den Pfarrer bis
dahin die Konfirmation auf die Pfrund zu empfangen,
aufgehalten. Weil wir aber in unferer „Gewahrſam“
(Archiv) finden, daß Euer Ehrwürden im Abfauf der
Kolatur aller Beichwerdnuß Iedig gelaffen, allein die
Konfirmation vorbehalten, deßwegen wollet Shr den
Pfarrherren für entichuldiget halten und feines Ausblei⸗
bend (wegen) und die Schuld geben. Langt auch hie:
mit unfere freundliche Bitte an Guer Ehrwürden, Ihr
wollet den guten Herren, weil er uns lieb und angenehm
und auf der Pfarrei tugendlih, gnädigit Fonfirmiren
und beftätigen. Es fol auch ferner fein Pfarrer, fo von
uns fünftig angenommen, aufgehalten werden.” Ander⸗
birfern wurde auf dieſes Schreiben inveftirt und mußte
laut Uebereinfommen nebft der Summe für die Ines
ftitur no 5 GI. an den Kapitelstifch erlegen. Hiemit
war der Streit beendet. (P. Martin.)
19. Jän. bewilligte Bifchof Jakob den Loskauf des
Kornzehnten. Schon im vorigen Jahrhundert wur:
m — — — — — — — — — —
348
—ö—
den allmählig die Zehnten losgekauft, „oBgenommen den
allein dry korn als kernen roggen vnd gerſten.“ Nun
handelte es ſich darum, auch dieſe drei Korn loszukaufen.
Weil man fonjt wenig Vieh wintern und bie Alpen nicht
benugen konnte, deßhalb hat der Kornbau immer mehr
abe und die Viehzucht immer mehr zugenommen. In
Folge deffen aber wurde das Pfrundeintommen ge:
ſchwächt. Um daffelbe zu verbefiern, wurde im (Sabre
1605 von der Landesgemeinde befchlofien, daß jeber
Güterbefiger nach der Lage, Belchaffenheit und Menge
feiner Güter einen beftimmten Theil derjelben in Pflanz-
land verwandle. Doch bald nachher fah man, daß „bie
Verminderung der Viehzucht dem Lande zum großen
Schaden gereiche und der Befchluß murde mwieder aufge:
hoben. Den 17. Juni 1608 wurde das Verkommniß ge⸗
troffen, ftatt dem Zehnten eine gewiffe Summe zu geben.
Es wurde nach der Zahl des Viehs, dad Einer intern
fann, eine Auflage gemacdt und auf dieſe Weile ein
Kapital von 4680 Pfd. für den Pfarrer und Helfer zu:
fanımengelegt. Weil man damals feine Schrift gemacht,
deßhalb mwollten?Einige lieber ven Zehnten bezahlen, wie
vor Altem. Man ließ deshalb dad Verfommmiß nieder:
fchreiben und. holte die Ratififation des Biſchofs ein.
1610 wurde befchlofien, auf !Soderstag einen Roßmarkt
zu halten. Der Roßmarft beftund noch im Jahre 1763.
Der ältefte noch beftehende Markt ift der Maienmarkt,
welcher gewöhnlich den 16. Mai gehalten wurde. Schon
im Sabre 1572 wurde von der Landes gemeinde be:
ſchloſſen: Man fol nachdenken, ob man den Maienmarft
auf einen anderen Tag verlegen wolle. Ein alter Markt,
der aber 1711 abgefchafft wurde, ift der Thomasmarkt.
Derfelbe begegnet ung fchon im Jahre 1571. Ebenfalls
ein alter jet noch beftehender Markt ift der St. Gallen:
marft. 1585 mwurbe von der Landeögemeinbe beichloffen,
den Herbftmartt am Fy hg vor dem rechten „meß
Zieſtag“ zu halten. chon im Sahre 1597 wurde
derjelbe an St. Galle alten,
1831 beſchloß f drei Herbftmärkte auf zwei
⸗
849
zu reduziren und den St. Gallenmarft abzufchaffen. Wie
es fcheint war dieſe Abjchaffung von Turzer Dauer. Zwei
Jahre nachher wurde er wieder am erften Tag nad
Gallus abgehalten. 1597 war ein Michaelsmarkt, der
aber, wie e8 jcheint, nicht lange beſtanden. Wahrfchein:
lich ſtatt deſſen wurde 1650 ein neuer Viehmarkt auf den
- erften Montag nach dem bl. Kreuztag im Herbitmonat
eingeführt, welcher nach einigen Sahrzehnten wieder ab-
geihafft wurde. 1640 wurde ein Markt auf Mittwoch
nach Allerheiligen eingeführt, der noch im Sahre 1826
an biefem Tage gehalten wurde. 1831 wurde er auf
Montag vor Simon und Judas und 1864 auf Mitte
Wintermonat verlegt, um welche Zeit er jet noch ge:
halten wird. Im Jahre 1692 beichloß man einen Vieh
markt auf den erften Werktag nad) St. Andreas einzu⸗
führen, an welchem man auch Waaren für den St. Niko⸗
laus feilbieten dürfe. Im Anfang diejed Jahrhunderts
wurde er gewöhnlich am 1. Dez. gehalten bis er 1864
abgeichafft wurde. 1591 wurde von der Landedgemeinde
eine Commiſſion beftimmt, um Artikel für einen Wochen:
markt aufzufeßen und den Tag zu bezeichnen. Zwei
Jahre nachher mwurten die Artikel der Landesgemeinde
vorgelefen und beichloffen, den Markt an einem Donner:
ftag zu balten. 1594, 30. April beichloß man, wegen
den Zeilläden am Wochenmarkt mit Wolfgang Wirz zu
reden und daß von einem Ruben (16?/; Pfund) Anken
ein Angfter und von einem Biertel Kernen ebenfalld ein
Angiter Waglohn bezahlt werde. Nachdem der Wochen:
markt faum ein Sahr beftanden, wurde den 3. September
1594 befchlofjen, in Luzern anzufragen, wie fie ung halten
wollen, wenn Mir den Wochenmarkt abgehen laſſen;
fonft werde man bauen und den Markt fortjeten. Da
nachher von dem Wochenmarkt nicht mehr die Rede ift,
fo fcheint e8, daß man befriedigende Zuficherungen er:
halten. In den Jahren 1660 und 1771 war wieder die
Rede von einem Wochenmarkt. Man ließ es aber dabei
beiwenden. Endlich wurde wieder ein MWochenmarft ein:
geführt, der aber von kurzer Dauer war. Derjelbe ber
1610
348
RI I SD
den allmählig die Zehnten Losgefauft, „vßgenommen ben
allein dry korn als kernen roggen vnd gerften.” Nun
handelte es ſich darum, auch dieſe drei Korn loszukaufen.
Weil man ſonſt wenig Vieh wintern und die Alpen nicht
benutzen konnte, deßhalb hat der Kornbau immer mehr
ab⸗ und die Viehzucht immer mehr zugenommen. In
Folge deſſen aber wurde das Pfrundeinkommen ge⸗
ſchwächt. Um daſſelbe zu verbeſſern, wurde im Jahre
1605 von der Landesgemeinde beſchloſſen, daß jeder
Güterbeſitzer nach der Lage, Beſchaffenheit und Menge
feiner Güter einen beftimmten Theil derſelben in Pflanz:
land verwandle. Doch bald nachher jah man, daß „die
Verminderung der Viehzucht dem Lande zum großen
Schaden gereihe und der Beſchluß wurde wieder aufge:
hoben. Den 17. Juni 1608 wurde das Verkommniß ge⸗
troffen, ftatt bem Zehnten eine gewifle Summe zu geben.
Es wurde nach der Zahl des Viehs, das Einer mwintern
fann, eine Auflage gemacht und auf biefe Weile ein
Kapital von 4680 Pfd. für den Pfarrer und Helfer zu:
fanımengelegt. Weil man damals feine Schrift gemacht,
deßhalb mwolltenEinige lieber den Zehnten bezahlen, wie
vor Altem. Man ließ deshalb das Verkommniß nieder:
fchreiben und. holte die Ratifitation des Biſchofs ein.
wurde befchloffen, auf "Soderdtag einen Roßmarkt
zu halten. Der Roßmarkt beftund noch im Jahre 1763.
Der ältefte noch beftehende Markt ift der Maienmarft,
melcher gewöhnlich den 16. Mai gehalten wurde. Schon
im Sabre 1572 murde von der Landesgemeinde be:
Ichloffen: Man foll nachdenken, ob man den Maienmarft
auf einen anderen Tag verlegen wolle Ein alter Markt,
der aber 1711 abgeichafft wurde, ift der Thomasmarft.
Derjelbe begegnet uns fchon im Sahre 1571. Ebenfalls
ein alter jet noch beftehender Markt ift der St. Gallen:
markt. 1585 wurde von ber Zandeögemeinde beichlofien,
den Herbitmarft am Freitag vor dem rechten „meß
Bieftag” zu Halten. Doch fchon im Jahre 1597 wurde
derfelbe an St. Gallentag gehalten.
1831 beſchloß man, die drei Herbſtmärkte auf zwei
849
zu reduziren und ben St. Gallenmarkt abzufchaffen. Wie
es jcheint war dieſe Abjchaffung von kurzer Dauer. Zwei
Sahre nachher wurde er, wieder am eriten Tag nad
Gallus abgehalten. 1597 war ein Michaeldmarft, der
aber, wie e3 jcheint, nicht lange beftanden. Wahrjchein:
lich ftatt deffen wurde 1650 ein neuer Viehmarft auf den
erften Montag nach dem HI. Kreuztag im Herbitmonat
eingeführt , welcher nach einigen Zahrzehnten wieder ab:
geihafft wurde. 1640 wurde ein Markt auf Mittwoch
nach Allerheiligen eingeführt, der noch im Jahre 1826
an biefem Tage gehalten wurde. 1831 wurde er auf
Montag vor Simon und Judas und 1864 auf Mitte
Wintermonat verlegt, um melde Zeit er jetzt noch ge-
halten wird. Im Sabre 1692 befchloß man einen Vieh⸗
markt auf den erften Werktag nad St. Andread einzu⸗
führen, an welchem man auch Waaren für den St. Nifo-
laus feilbieten dürfe. Im Anfang dieſes Sahrhunderts
wurde er gewöhnlihd am 1. Dez. gehalten bis er 1864
abgeichafft wurde. 1591 wurde von ber Landesgemeinde
eine Commiſſion beftimmt,. um Artikel für einen Wochen:
markt. aufzufegen und ben Tag zu bezeichnen. Zwei
Jahre nachher mwurten die Artitel der Landesgemeinde
vorgelefen und beichlofjen, den Markt an einem Donner:
ftag zu halten. 1594, 30. April befchloß man, wegen
den Feilläden am Wochenmarkt mit Wolfgang Wirz zu
reden und daß von einem Ruben (16?/; Pfund) Anken
ein Angfter und von einem Biertel Kernen ebenfall® ein
Angiter Waglohn bezahlt werde. Nachdem der Wochen:
markt faum ein Sahr beftanden, wurde den 3. September
1594 bejchlofjen, in Luzern anzufragen, mie fie uns halten
wollen, wenn Mir den Wochenmarkt abgeben laſſen;
fonft werde man bauen und den Markt fortjegen. Da
nachher von dem Wochenmarkt nicht mehr die Rebe ift,
fo fcheint e8, daß man befriedigende Zuficherungen er:
halten. Sn den Sahren 1660 und 1771 war wieder die
Rede von einem Wochenmarkt. Man ließ e8 aber babei
bewenden. Endlich wurde wieder ein Wochenmarkt ein:
geführt, der aber von kurzer Dauer war. Derjelbe ber
1615
850 .
REIT TE GT LE
gann Montag den 10. März 186% und endete Montag
den 11. Auguft. In früheren Zeiten wurden die Märkte
an den bejtimmten Tagen gehalten, bi8 die Synode von
Conſtanz im Fahre 1567 erklärte, dag an den Feittagen
feine Märkte gehalten werden dürfen. Den 6. Hornung
1570 bejchloß die Landesgemeinde: Es ift in dem Buch,
bag unfer Bilhof von Conſtanz herausgegeben, „abkündt“
daß man dem Jahrmarkt auf einen Sonntag, Zmwölfboten-
tag und Lieb-Frauentag halte. Man läßt ihn dieſes Jahr
noch halten, wie von Alter ber. Später will man ein
Einfehen thbun. 1650 wurde das Vieh auf der Allmend
unter dem Zeughaus und jeit 1685 auf der Allmend
außer der Melchabrüde aufgeftelt. Gemäß Berorbnung
vom 4. Dit. 1642 mußten die Tuchleute ihre Tücher auf
der Tanzlaube d. 5. im unterften Ring des Rathhauſes
feilhalten. Der Landweibel hatte über die Stände zu
verfügen.
wurde verordnet, daß man zu Sarnen einen Bettelvogt
fege. Alsdann wurde Kalpar am Bül zu diefem Amte
auserforen. 1626, 30. März wurde die Bettlerordnung
von Kerns beftätiget und die übrigen Kilchhören beauf—
tragt, gleiche Ordnungen zu machen und den „Fründen“
die Kinder zuzutbeilen, welche dann bei 10 GI. Buß ge
borchen ſollen. Was jett die Landjäger zu beforgen
haben, da3 mußten früher die Weibel und Untermweibel
beforgen. Bisweilen erhielt der Landweibel und Läufer
den Auftrag, die freniden Bettler vom Kapuzinerflofter
wegzujagen. Die Stelle eine Bettelvogted war nicht
immer bejeßt und zu dem gab es für dag ganze Land
nur einen Bettelvogt. In Tpäteren Zeiten batte er in
weniger wichtigen Fällen das Auspeitfchen zu bejorgen.
Größere Verbrecher wurden durch den Nachrichter aus:
gepeiticht. 1753, 16. Juni wurde verordnet, daß jeder
Kirchgang menigftend einen Harfchierer anftelle und be:
folde. Im Anfang diefes Jahrhunderts pflegte man dies
felben Landjäger zu nennen. 1761 wurde den Har⸗
Ichierern ein „Landtözeicheli” angehängt. Bon Zeit zu
Beit wurde eine allgemeine Betteljagd angeftellt. Um den
351
Gaffenbettel abzuftellen, wurde 1808 von einer obrigfeit-
lichen Ehrenfommilfion und den Pfarrherren des Landes
das Projekt zu einer Armenanftalt entworfen, welches
aber wieder aufgegeben wurde, teil e8 zu koſtſpielig war.
E3 wurde nun eine Berordnung für Beſchränkuug bes
Gaffenbettel3 gemadht und für dag ganze Land wurden
zwei Landjäger angeftellt, welchen ein Paar Schuhe,
- Meberftrümpfe und jährlich ein Paar Hofen angelchafft
wurden. 1812, 20. Juni wurde vom Rath befchloffen,
daß wieder jeder Kirchgang einen Harfchierer oder Land⸗
jäger habe und daß überdied noch ein obrigfeitlicher Lands
jäger ernannt werde, welcher zu Sarnen feinen Wodnſitz
habe. Gemäß Gutachten zur Beichränfung des Gaſſen⸗
bettel8 vom Sabre 1813 wurde neuerdings unterfagt, aus
einem Kirchgang in den andern dem Bettel nachzugehen.
Die Kirchenräthe werden erfudht, die Berzeichniffe ber
Armen zu revidiren, welchen fie ſowohl von Haus zu
Haus, als auch in den Kirchen und an ben Fronfaften
das Almofen aufzunehmen beiilliget haben. Die Armen,
denen von Haus zu Haus zu betteln erlaubt tft, follen
ein Unterfcheidungdzeichen haben. Es fol in jeder Ges
meinde eine permanente Armenfommiffion fein, welche
aus einem Geiftlichen, einem Kirchenratb und einem ans
gefehenen Bürger beſteht. Dieſelbe fol darauf bedacht
fein, durch zwedmäßige Mittel dem Gaffenbettel abzu⸗
helfen und den Hülfsbebürftigen durch Arbeit und andere
Mittel den nöthigen Unterhalt zu verichaffen. Sämmts
lichen Gemeinden will man empfehlen, daß die Anver⸗
wandten folcher Armen, die tauglich find, durch Arbeit
etwas zu verdienen, folche irgendwo unterzubringen und
dem Bettel zu entziehen trachten. In der erften Hälfte
dieſes Jahrhunderts und fchon in früherer Zeit wurden
beim Beginn des Rathes auf den Antrag des jüngiten
Rathsherrn der betreffendon Gemeinde einer Reihe von
Armen Unterftügungen aus dem Spitals oder Siechenfonb
bemilliget. Als der Spital gebaut und die Armenbers
waltung eingeführt worden, da hörten diefe Unterftügungen
auf und e8 wurden noch einige Jahre Beiträge an bie
1615,
352
Armenverwaltungen gegeben. Endlich hörten auch dieſe
auf und es wurden ftatt denfelben Arme aus den Ge⸗
meinden um ein billiges Koftgeld in den Spital aufger
nommen. 1851, 26. Weinmonat wurde ein Armengejeß
erlaffen und mit bemjelben auch die Armenvermaltung
eingeführt. Sm Jän. 1852 folgte eine Berorbnung über
Umfang, Audmittlung und Bezug der Armenfteuern.
Seit diefer Zeit wird das Armenweſen in ber jeßt noch
üblichen Weife beforgt. In Folge deſſen ift nun für die
Armen befjer geforgt, als in früheren Zeiten. Es gibt
nun Niemand , ber zum Stehlen oder Betteln eigentlich
genöthiget ift.
18. Febr. find 15 Klofterfrauen nach Uebereinkunft mit
der Regierung von Dbmwalden und der Nuntiatur in
Luzern in Begleitung bon Ritter und Landammann
Wolfgang Stodmann und bon zwei Gonventualen von
Engelberg nach Sarnen überfiedelt. Diefed alte, einft
fehr bevölferte Frauenklofter wär in der „Wetti“ unter:
halb dem Männerflofter in Engelberg gelegen und wurde
deßwegen das untere Klofter genannt. Gemäß von
Mülenen verdankt dieſes Kloſter fein Dafein entweder
dem Stifter der Abtei Engelberg, Konrad von Selden-
büren, einem Freien aus dem Zürichgau, der den 2. Mai
1126 geftorben, oder Heinrich, dem LZeutpriefter zu Buochs
in Nidwalden, melcher fein großes Hab und Gut beiden
Klöftern vergabte. Jedenfalls waren Klofterfrauen in
Engelberg fchon zur Zeit des Abtes Fromin, welcher von
1144—1178 regiert, und im Jahre 1199 zählt der Con-
vent Schon 80 Nonnen. Doch erft den 18. Suni 1254
unter Abt Walter I. wurden die Klofterficche und fünf
Altäre von Bifchof Eberhardt IL. von Conſtanz feierlich
eingeweiht und am folgenden Tag 45 Klofterfrauen ein:
gekleidet. Abt Rudolf I erweiterte das Gebäude ber
Frauen nad dem Brand des Kloſters in Jahre 1806 und
unter Abt Walter III. wurde am 1. September 1825
durch Bifchof Rudolf von Konftanz und auf Veranftal-
tung und in Gegenwart der bermwittiveten Königin Agnes
don Ungarn, geborne Herzogin von Deftreich, bie alle
883 .
Koften bafür beftritt, nicht weniger als 139 abelige
Frauen zugleich in ben Konvent aufgenommen. Unter
Abt Wilhelm von zeotfenfepießen wurden den 27. Nov.
1345 wiederum 90 Kiofterfrauen eingeffeidet, fo daß ba:
mals bei 200 Nonnen beifammen geweſen. 1364 mwurben
80 und 1390: 24 Frauen aufgenommen. Dagegen raffte
die Belt in den Sahren 1348 und 1349 116 Frauen,
darunter auch die Meifterinnen Beatrir, Gräfin von Aar⸗
berg, und Mechtildid von Wolfenfchießen und im Jahre
1441 37 Frauen dahin. 1449, 16. Juni verbrannte das
Srauenflofter, wobei viele alte Schriften zu Grunde gin-
- gen. €3 wurde aber wieder aufgebaut und den 9. Juli
1455 durch den damaligen Weihbiſchof von Konftanz
feierlich eingeweiht.
Vom Yrauentlofter Engelberg wurden im Jahre 1549
brei Frauen nad Münfterlingen und fpäter zwei nad
Fahr, unweit Zürich, gefchiekt, um biefe beiden Nonnen:
tlöfter, die in Folge der Reformation eingegangen waren,
wieder zu bevölfern und herzuftellen. Nachdem fie biefe
Klöfter wieder hergeftellt, gerieth bie Disziplin und die.
Defonomie im eigenen Klofter in Zerfall. Es wurde feine
Clauſur beobachtet, bis man im Jahre 1602 wieder ftrenge
Slaufur eingeführt. Schon im Jahre 1583 erhielt der
Adgeordnete Obwalden? vom zmweifachen Rath den Auf⸗
trag: Unfer Bote folleingeden? fein auf einer Tagjagung,
daß Ordnung geſchehe wegen der Unordnung im Frauen
Hofter zu Engelberg. 1587 beichloß die Tagfakung, mit
dem Nuntius Rüdipradhe zu nehmen, daß das Frauen:
Hofter in ein Mannskloſter umgewandelt werde. Etwa
20 Jahre fpäter Sprach man befonderd von einem Priorat in
Sacdjeln, welches dann die Wallfahrt zu beforgen hätte.
Wahrfheinlic wollte diefer Plan nicht allen Klofterfrauen
gefallen. 1592 wurde Obwalden erfucht, das Frauen:
kloſter ſammt feinen Einfünften zu übernehmen. Ob⸗
- walden feheint damals noch keine Zuft gehabt zu haben.
1604 ſprach man von einer Verlegung nad) Neuenkirch
in Luzern. Auch diefer Plan fcheint nicht Allen gefalle
zu ‚haben. Dan fol auch vom Kaltbab in ber Schwän
—
854
gerebet haben; ebenfo gedachte man auch, das Frauen-
Hofter nach Sachjeln zu verlegen. Die Mehrheit ber
Klofterfrauen war für Verlegung Im Sabre 1614 er:
‚Härte endlich die Regierung von Dbivalden, daß fie geneigt
fei, ftatt des projektierten Sapuzinerklofters das Kloſter
bei ihnen zu bauen, oder aber die Frauen anderwärts
zu verforgen und aus beren Einfommen ein Briorat ein:
zurichten. Schon 1608 hatte LZandammann und Rath
die Geneigtheit ausgeiprochen, wenn bad Landvolk nicht
dagegen jei, und angefragt, warum man dad Vermögen
des Frauenkloſters nur 6000 Fler. geihätt, mährenb es
fih auf 10,000 Flr. belaufe. ALS der päpftliche Nuntius
vernahm, daß manin Sarnen für die Klofterfrauen bauen
wolle, da brüdte er der Regierung feine Verwunderung
und Unzufriedenheit aus, daß ſolches ohne Zuftimmung
der Nonnen, ihrer Obern und des apoftolifchen Stuhles
gefcheben fei und verlangte ernftlih, daß dieſe Beding-
ungen zuerft erfüllt werden. Den 27. Jän. befahl er den
Klofterfrauen unter Androhung der Exkommunikation,
daß fie fich einftweilen nicht von Engelberg anderswohin
begeben. Der thatlfräftige Abt Jakob Benebilt Sigrift
‚ von Kernd glaubte aber, man babe jeßt fchon lange be:
rathen und nun müfle einmal gehandelt werden. Ohne
Smeife! belebrte er den päpftliden Nuntius, daß bie
ppofition gegen Weberfieblung nicht fo groß fet, wie er
glaube und bewog ihn, feine Drohungen zurüdzunehmen.
1615, 14. Horn. wurde durch Renwarb Chſat das In:
fteument bezüglich Verſetzung der Klofterfrauen von Engel:
berg nach Sarnen: verfaßt, den 18. Hornung: fand bie
Weberfiedlung ftatt und den 16. März murbe das In:
ſtrument vom päpftlichen Nuntius beftätiget. Da gemäß
Eichhorn mit dem Bau des Frauenklofterd erft den 30.
Brachmonat 1615 begonnen wurbe, fo fcheint ed, daß
‚bie Klofterfrauen zuerft in einem Brivathaufe Aufnahme
gefunden und es ift nicht unwahrſcheinlich, daß fie auch
beim Bau bed Klofterd bebülflih maren. ZumBau bes
Aloſters wurde dad Material verwendet, welches Land:
ammann und PBannerherr Melchior Imfeld zum Bau
868
ILS SG
eines Kapuzinerkloſters aufgehäuft. Ziegel murben von
Hergiswil bezogen. 2000 GI. wurden von der Regierung
und 1600 Gl. von Landammann und Pannerherr Meldior
Imfeld geliehen. Sm Sabre 1625 wurde ihnen von ber
Landesgemeinde erlaubt, bie beiden Matten Schloßacher
und Rädersdalten zu behalten. Der Schloßacher gehörte
früher dem Hans Anderbalden und Rädershalten einer
Jakoberin. Nun gedachte Margretb Imfeld, Tochter des
Landvogt Wolfgang und Großtochter ded Landammann
Marquard, ind Klofter zu gehen und beichloß deßhalb
folgende Verordnung. Sie will, daß ihr Bruder Nikolaus
ihr das Feld abnehme und dafür die Mürg, worin das
Klofter fteht und die zwei Gigenrieder „damit Sy Streui
gnug beuget” den Klofterfrauen überlafie. Nikolaus be-
hält fih vor, ein Stüdlein von der Mürg dem Better
Johann Imfeld geben zu dürfen, damit bie Mauer
deſto „grader werdte“, welches aber, wie es Scheint, nicht
gejchehen. Sie will auch, daß man die Alp verfaufe und davon
noch 1000 Gl. den Klofterfrauen gebe „damit fy die Mürg
fenet In Muren”. An die beiden Gigenrieber wollen die
Klofterfrauen ihrem Bruder Nikolaus das Ried geben,
welches zum Schloßacher gehört. Wenn die KHlofterfrauen
Rädershalten verkaufen wollen, dann mwünfcht fie, daß
fie biefelbe ihrem Bruder Marquard geben, welcher das
Thürlihaus gebaut. Sie trat dann wirklich ind Klofter
und erhielt den Namen ‚Andrea. Vorher wohnte fie im
väterlichen Heimweſen, zu dem damals die Mürg gehörte
‚und wo fpäter der „Salzberr” gewohnt. Da fich Land:
ammann Wolfgang Stodmann gerade um bie Zeit, in
welcher er die Klofterfrauen abgebolt, mit ihrer Stief:
mutter, Dorothea v. Mentlen, verheiratbet, To ift es fehr
mwabrfcheinlich,, daß er von ber Farb in diefed Haus ge-
zogen und daß auch die Klofterfrauen in dieſem großen
Haus gewohnt, bis fie den 28. Februar 1618 das Frauen:
Hofter beziehen Fonnten, moran die Regierung etwa 500
Gulden verehrt. Seither bat in biefem Haus immer em
kloſterfreundlicher Geiſt geweht. Den 8. April 1628
356
wurde dann den Klofterfrauen bie Mürg bemilliget, wenn
fie Räder3halten verfaufen, weil fie laut Landesgemeinde⸗
beichluß nur für etwa drei Kühe Sömmerig und Winterig
haben dürfen und es laut Landbuch Auswärtigen nicht
geftattet ift, Güter und Gülten zu erwerben. Als bas
Frauenklofter im Jahre 1654 um 1600 Pfund das Frei»
- teilrecht erhielt, hörten fie auf, Auswärtige zu fein. 1659
27. Sept. bat der Abt von Muri ald Bifttator des
Klofterd, um Plag zu einem Kaplaneihaus, welches man
auch zur Beberbergung der Fremden und für die Dienfts
boten zu gebrauchen gedachte. Aus Refpekt gegen ben Brälaten
wird dann bewilliget, 200 Klafter von des Hans Melchior
Imfeld's Hoftättli bei der Klofterfieche zufaufen. 1661, 1. Juli
gibt die Regierung für Schild und Fenfter 4 Kronen.
Im Sabre 1666 wünſcht Abt Aegidius, dab die Mürg
mit einem „SInfang” umgeben werde und daß man er:
laube, bei allen Gotteshäufern und Klöſtern deßwegen
eine Steuer aufzunehmen. In ben Jahren 1667 und
1668 wurde alddann die Kloftermauer errichtet. 1686,
12. Mai wurden die Gebeine des bl. Juſtus in feierlicher
Prozeſſion in die Klofterfirche übertragen. Bei dieſem
Anlaß wurde die Klofterficche vergrößert und die beiben
Seitenaltäre gebaut. Die Regierung von. Obwalden gab
daran 100 Gl. und Schild und Yenfter. Abt Ignaz
verehrte den Altar des Hl. Juſtus, Junker Heinrich von
Sonnenberg den Altar des bi. Joſeph und Kloſterkaplan
Stolz den Altar in der Safriftei. 1657, 1677 und 1724
wurden Stüde Wald im Forft gefauft. 1677 Faufte man
von Hand Beat Imfeld Wald auf den Kaiferftujl und
1751 von Marſchall Wir; um. 1200 Pfund Wald in ber
Kernmatt. Damit die Klofterfrauen für 3 bis 4 Kühe
Sömmerig haben, wurde 1664 erlaubt, den dritten Teil
bes untern Feldes als Sommerweid zu Taufen. Feld⸗
wibden wurbe 1708 von Banfraz Frunz gefauft, der einen
Theil des Ertrages als Ausfteuer feiner Xochter ver:
wendet und Hasli erhielten die Klofterfrauen um 8800
Pfd. als Audfteuer für die Tochter ded Lanbvogt Im⸗
857
feld. 1820 wurde der Kauf eine? Streuerieded von
Rathsherr Chriftoffel Imfeld um 6900 Pfund be:
williget.
1617, 81. Aug. beſtätigte gemäß Straumeher der
päpftliche Nuntius die Wahl der Waldburga Viol zur '
Meifterin der Klofterfrauen in Sarnen, welche mit Gut:
beißung besjelben von nun an Xebtiffin genannt Wird.
Jedes dritte Jahr fol eine Neuwahl ftattfinden. Längere
Zeit war nun Streit bezüglich der Bifitation
des Klofterd. Die Regierung von Obwalden behauptete
als Schuk: und Schirmherr bed Klofterd, daß das
Klofter Engelberg den SKlofterfrauen 600 Gl. jchulbe,
die der frühere Abt verfprochen. Das Klofter Engelberg
wollte diefe Schuld nicht anerkennen. In Folge deſſen
wollte die Regierung dem Abt von Engelberg auch bie
Bifitation des Frauenkloſters nicht geitatten. Al im
Sahre 1667 der Abt von Engelberg erflärte, daß er die
prätendirten 600 GI. bezahlen molle, da beichloß bie
Regierung von Obwalden, ihm die fufpendirte Bifitation
wieder zuzuſtellen. Wahrjcheinlih ftunden auch die
Klofterfrauen auf Seite der Regierung. Während des
Streited wurde die Bifitation vom Abt in Muri beforgt,
der bisweilen den Probſt Jodokus Knab in Luzern
. Tubdelegirt. Nun entftund Streit wegen dem Beicht—
ftubl der Klofterfrauen. Als die Klofterfrauen nad
Sarnen kamen, da beforgten zuerft die Pfarrer Zimmer:
mann und Mäder in Sachjeln den Beichtftuhl derfelben.
Nah dem Bau des SKapuzinerflofterd murbe er den
V. V. Kapuzinern übergeben. Während 18 Jahren war
Klofterlaplan Franz Stolz zugleich auch Beichtiger des
Frauenkloſters. 1667, 2. April wurde bon der Regier:
ung in Obwalden dem päpftlihen Nuntiug Vollmacht
ertheilt, einen außerorbentlichen Beichtuater zu beiwilligen.
Diefer bat dann von Zeit zu Zeit zwei Sefuiten von
Luzern abgeordnet. Als der Abt von Engelberg im.
Sabre 1689 nach dem Abfterben oder nach der Nefignation
des Klofterfaplan Stolz einen Beichtiger aus dem Klofter
bieber zu jegen gedachte, da wurde Bartholomäus Schmid
358
den 2. Auguft beauftragt, mit ber gnädigen Frau zu
reden, damit fie mit der Zuftimmung einhalte. Den
5. Nov. beichloß die Regierung, dem Prälaten zu Engel:
berg freundlich zu antworten, daß man wegen den zu
beforgenden Confequenzen gar feine engelbergifche Re:
Iigiofen bier dulden werde. 1690, 21. Oft. wurde be:
fchloffen, die Klofterfrauen zu warnen, damit fie bem
P. Beichtiger, den der Abt gejendet, nicht alzu fehr
„glimpfen”, und Abgeordnete an den Nuntius zu fenden,
damit er ihn entferne. Der päpftlide Nuntius ließ fich
fo weit bewegen, daß er feine Geneigtheit ausſprach,
für einen Beichtiger aus dem Kapuzinerflofter oder aus
den Weltgeiftlichen un) daß er einem Beichtiger von
Engelberg verbot, im Kloſter zu wohnen, oder längere
Zeit in Sarnen fih aufzuhalten. Diefer Snticheid warde
im Sabre 1691 der Landesgemeinde vorgelefen und in
allen Punkten gutgeheißen: Während dem vieljährigen
Streit berief fich die Regierung immer wieder auf dieſen
Entiheid und auf den Beichluß der Landeögemeinde.
Die Klofterfrauen erklärten fich für einen Beichtiger ihres
Drdend und der Abt in Engelberg war der Anjicht, daß
. der Beichtftuhl dem Frauenklofter gehöre und ſandte von
Zeit zu Zeit einen Beichtiger von Engelberg, der fich
dann im Frauenklofter aufbielt. Wenn bann die Re:
gierung Abgeordnete fandte, um ihn an den Entſcheid
des päpftlichen Nuntius zu erinnern und anzufragen, ob
er auf eigene Koften nder auf Koſten ded Frauenkloſters
bier fei, da erhielten fie höflichen Beſcheid z. B. er fei
wegen Franken Klofterfrauen bier, ee mache eine Kur
u. d. gl. Zudem heißt ed im Bertrag vom 16. Juni
1625: Der Abt fol einen exremplarifchen Mann als
Beichtiger erivählen. 1702, 11. März beichloß die Ne:
gierung, den früheren Beichtiger Franz Stolz freundlich
zu erfuchen, von Münfterlingen wieder bieher zu kommen,
da wegen dem Beichtſtuhl Confuſion entftanden. Er
verfah nun wieder dad Amt eines Beichtigerd und Klofter:
kaplans bis zu feinem Tod im Sahre 1709. Nun famen
die Klofterfrauen und wünfchten, daß man ihnen erlaube,
859
weil das Klofter fehr „nothwendig,“ d. h. nothdürftig fei,
die Kaplanei mit einem Geiftlichen aus ihrem Orden zu
befegen, was fie nicht8 Toften würde. Wenn fie mieber
in beſſeren Berhältniffen fich befinden, dann feien fie
gar nicht dagegen, wieder einen Weltgeiftlicden als
Kaplan anzuftellen. Das mollte die Regierung nicht
geftatten; dägegen aber erlaubte fie mit Zufriedenheit
bed Biſchofs einem Klofterkaplan nur 150 Gl. von feinem
Einfommen und bie frühere Behanfung zu geben, bis
fih das Klofter wieder in einem befferen Zuſtand be:
finde. Nach dem Tob des Klofterfaplan Stolz murben
wieder Beichtiger bon Engelberg gefendet. 1720,
26. Dit. fpricht der Rath fein Bedauern aus, daß ber
Beichtiger fich faft beftändig bier aufhält, während biefer
Zeit in dem Kloſter ißt und fchläft, meil diejed „ſchnur⸗
ſtraks“ gegen die Sentenz vom Legat Menatti vom Jahre
1691 ift. Der regierende Landammann wurde deßwegen
beauftragt, fih mit den Amtsleuten in der Farbe zum
P. Beichtiger zu verfügen und ihn an diefe Sentenz zu
erinnern. Sie erhielten freundliche Antwort und bie
Berficherung, daß fte nicht darauf losgehen, die Klofter-
faplanei an fich zu ziehen. Die Landesgemeinde befchloß
im Sabre 1722, daß das Dekret vom Nuntius Menatti
ftreng eingehalten werde. Am 10. Weinm. 1722 murbe
im Rath eiu Schreiben vom päpftlichen Nuntiuß vorge:
Iefen. Aus demſelben erfuhr man „mit Beftürzung”,
als follte dieſes Gefchäft eine unbedingt überlafjene
Sade fein, wozu eine Obrigkeit feine Gewalt habe.
Nachdem man noch einige Verſuche gemacht, diefe Sentenz
rüdgängig zu machen, ließ man die Sache auf fich be:
ruben.
Wohl mochte man auch einfehen, daß es nicht
Sache der weltlichen Regierung, in den Beichtſtuhl hinein
zu regieren und daß es ihr eigentlich gleichgültig fein:
fann, wem die Klofterfrauen beichten wollen. Seither
bat man fowohl mit dem Klofter Engelberg, als aud
mit den von ihn gefandten Beichtigern im beften Frieden
gelebt.
——
Die Kloſterkaplanei wurde 1655 mit 6037 Gl.
20 Sc. geftiftet und den 17. Dezbr. 1655 vom Biſchof
in Conftanz beftätiget. An diefe Stiftung gab das
Frauenkloſter 5200 Gl., die. ed durch einfache Lebens⸗
weiſe eripart, Hauptmann Nikolaus Meier 500 GI. und
andere Gutthäter gaben 3371: Gl. Im Bittfchreiben
an den Bilchof bemerkte der Viſitator Abt Bonaventura
in Muri,: daß die Klofterfrauen nicht gut getröftet feien,
weil fie bisweilen nur fchwer einen Geiftlichen befommen,
der ihnen die bi. Mefje Lieft und daß die V. V. Kapuziner
oft anderswo befchäftiget feien. Ad im Jahre 1714
Maria Kathrina Burch, mit dem Klofternamen Placida,
Schweſter von der Schwiegermutter ded Landammann
Hand Meldior Stodmann, in das Klofter aufgenommen
wurde, da gab. fie als Ausſteuer die Hälfte ihres Ver⸗
mögens, nämli 13,261 Pfr. 2 Schl. 4 A., mit ber
Bedingung, daß dem Klofterfaplan Stör die. Pfründe
alljährlich um 50 GI. aufgebeffert werde. Wenn ficdh die
Berhältniffe geändert, dann ift man nad feinem Tod
oder Wegzug nicht mehr dazu verpflichtet. 1798 im März
machte das Srauenklofter der Regierung ein generöfes
Gefchent von 1500 Gl., welchem fpäter noch 500 Gl.
hinzugefügt wurden. 1668 hatte das Frauenklofter zu
Küßnach Zehnten 31 Malter, zu Adligenfchwil 25 Malter,
zu Rickenbach 24 Malter Zürhermaß oder 14 Malter
Zuzernermaß und zu Römerfchwil 3 Malter Bodenzind.
Diefe Zehnten und Bodenzinfe wurden mahricheinlich
zur Beit der Helvetif Iosgefauft. Für den Loskauf des
Sichel- Zehnten zu Küßnach wurden im Jahre 1804
500 Louis dor feftgelegt. 1669 beſaß das Kiofter 29,825 GI.
Kapital und 1841 betrug das fämmtliche Vermögen
95,772 Gl. 30 Schl. 4 A. Den 14. Dft. 1798 ver:
ordnete die Verwaltungdfammer der Walpftätte, daß fie
gemäß Gefe vom 19. Zuli weder Novizen noch Pros
feffen annehmen bürfen, daß das Kloftervermögen
Nationaleigentum fei, daß fie das Klofter verlaffen
dürfen und daß fie in dieſem Fall eine angemefjene
Penfion erhalten, daß fie nur fo lange den Schu bes
861
II TIL?
Gefetes genießen, als fie dem Geſetz und ber neuen
Verfaſſung nicht zumiderhandeln, daß der Verwalter ein
Inventar aufnehmen und alle drei Monate fpezifizirte
Rechnung ablegen fol. Deffenungeachtet hat auch nicht
eine einzige Klofterfrau das Klofter verlaffen. Da bie
Nebtiffin im Sahre 1799 und auch der Abt in Engelberg
geftorben und fie in Folge der Helvetik an der Aus—
übung ihrer Rechte gehemmt waren, deßhalb ftund die,
Priorin an der Spike des Klofters, Bid fie den 27. Sept.
1803 zur Xebtiffin gewählt wurde. 1803, 26. NRobbr.
befchloß der Rath, dem Landammann d'Affry anzuzeigen,
bag man dem Frauenflofter die Aufnahme von Novizen
wieder bewilligt habe.
Ein beſſeres Gefchäft als mit dem Beichtftuhl machte
bie Regierung mit dem Frauenklofter bezüglich der
Mäpdchenfhule Es war im Jahre 1816 als fi
Engelberg an Obwalden angefchloffen. Diele freundliche
Stimmung benugte die Negierung und beichloß den
5. Dit. 1816, der gnädigen Frau Aebtiſſin den Wunſch
zu äußern, fie möchte im Klofter unentgeltlich eine
Mädchenfchule einrichten. Eine ſolche Schule entſpreche
den Anordnungen anderer Iöhlicher Stände und dem
Willen des Hl. Baterd. Sie fei nicht im Widerſpruch
mit den Ordensregeln. Allfälige Schwierigfeiten laſſen
fich leicht befeitigen. Der Abt in Engelberg erklärte fi}
bereit, zur Errichtung einer folchen Lehranftalt mitzu⸗
wirken, wenn man die Sache noch ein Jahr verfchiebe,
damit fich die Kiofterfrauen unterdeffen zu Lehrerinnen
bilden Tönnen. Am Herbft 1817 wurde mit der Schule
begonnen und den 31. Oft. 1818 vom Rath beichloflen,
der wohlehrw. Kathrina Sofepha Billiger, Lehrerin der
neu errichteten Töchterfchule, als Beweis obrigfeitlicher
Zufriedenheit eine Gratififation von 18 Gl. von der
Zeughausverwaltung verabfolgen zu laflen. Dieſes jähr⸗
liche Geſchenk wurde von einer Landesfondation ges
nommen, weil auch einige Mädchen von anderen Ge:
meinden diefe Schule beſuchten. Nun trachtete man
diefe Bürde wieder abzufchütteln. Im Auguft 1820
362
EL LS SE LE
meldete die Aebtiffin, daß 5 Töchter, welche in's Noviziat
zu treten gejonnen feien, fih nicht für die Schule
wollen gebrauchen Iaffen. Die Regierung erflärte, der
Fortbeftand der Schule fei befchloffen und fprach der
Aebtiffin das Mißfalen aus. Der Abt von Engelberg
verdankte der Regierung dieſes Schreiben an die Aeb—⸗
tiffin. 1822 wurde Abt Eugen gewählt. Diefer erklärte
im Dezbr. 1822, daß er das Frauenflofter von der Fort:
fegung der Töchterfchule durch eine Averſalſumme los⸗
faufen möchte. Die Regierung wollte das nicht geitatten.
1818 beichloß man die Webtiffin einzuladen, das nöthige
Holz zu den Stühlen anzufchaffen, die Schreinerarbeit
werde von der Zeughaußverwaltung bezahlt. 1820 ſprach
man bie Hoffnung aus, daß fie der Lehrerin eine Ge-
bülfin geben werde und 1822 wurde dad Frauenflofter
erfucht, ein dienliches Gebäude für die Schule einzurichten.
Im Jahre 1833 wünfchte man, daß die Lehrfrau täglich
zwei Mal Schule halte. Ein Haus für den Beichtiger
und bie Schule wurde in den 1830er Jahren gebaut.
Gemäß Vertrag vom 16. Juni 1625 hatte bie
Regierung das Hecht, einen ehrlichen Mann als Vogt
oder Schaffner zu verordnen. Gewöhnlich überließ
fie es den Klofterfrauen, den Mann ihres Vertrauens
zu bezeichnen und beftätigte dann die getroffene Wahl,
Nach der Helvetit hatte das Klofter einige Zeit gar
feinen Schaffner. Den 18. Aug. 1823 befchloß der
Rat: Man hält e8 für gut wegen ben öfonomifchen
Verhältniſſen die früherhin beftandene vertragdgemäße
Verwaltung wieder berzuftelen und Landammann Nilo- -
laus Imfeld als Verwalter zu beftimmen und die Aeb⸗
tiffin einzuladen, demfelben eine vollftändige Rechnung
abzulegen. Der Abt von Engelberg und die Xebtiflin
verbanfen die getroffene Verfügung. Auf den Wunid
der gnädigen Frau wurde den 2. Mai 1829 Landammann
Spichtig zum Berwalter ernannt. Nach der Aufhebung
des Kloſters zu Hermetfchwil fanden die Klofterfrauen
zu Sarnen gaftlihe Aufnahme «und nahmen vor ihrer
Rückkehr ind Klofter den 2. Dezbr. 1843 die Wahl einer
863
Aebtiffin vor. 1885, 11. Horn. verließen drei Klofters
frauen und zwei Novizinnen das Mutterklofter in Sarnen,
um zu Union Town: in Amerifa ein Klofter zu gründen,
Die bezügliche Reifebefchreibung einer SKlofterfrau Hat
mehrere Auflagen erlebt. Seit Jahrhunderten wird im
Frauenkloſter ein Bild bed Kindes Jeſu ganz befonders
verehrt und es haben deßwegen fchon viele Gebetser-
börungen ftattgefunden. -
1616 gibt Witwe Barbara von Flüe, des Hauptmann Mar:
quard Seilers fel. Frau, im Beifein ihres Vogtes Haupt:
mann Windlin und ihres Bruders Jakob von Flüe, dem
Pannerberen Melchior Imfeld und Baumeifter Wolfgang
Stodmann im Namen der b. Regierung den Bla ober
Boden aufdem Bürgel oder Lahdenberg, wo
bor Zeiten dad Schloß geftanden, um 500 Pf. zu
faufen, damit die gnädigen Herren daſelbſt das Schüßen-
haus und Anderes bauen fünnen. Die Frau, auch In:
haberin des unteren Bürgeld, fol Steg und Weg dazu
geben und die gnädigen Herren denfelben unterhalten.
Die Schügen mögen daſelbſt ihre Kurzmeil halten mit
Schießen, Kegeln und Tanzen. Das Grad, das nicht
zertreten wird, und das Obſt mag fie nugen als Ent:
Ihädigung für den befeßten Weg durch ihr Land. Wenn
Wein binaufgeführt wird, fol fie öffnen. Die Kauffumme
wurde von Landlädelmeifter Robrer dem Freitheilvogt
Han? Anderhalten bezahlt, weil der Freitheil fich ver:
pflichtet, um diefen Betrag obiger Frau und ihrem Sohn
Hand Geiler, dem Stammovater der HH. Seiler in
Sarnen, das Freitheilrecht zu geben. Die Atzung auf
dem Bürgel murde fpäter an die Befiter der Mühle⸗
matten binter dem Waffer um 30 Gl. verfauft. Bald
nachher wurde auf dem Landenberg anftatt auf der
Tanzlaube im Rathaus die erite Laudesgemeinde ges
halten. 1622 wurde dem Baumeifter erlaubt, auf den
Zandenberg zu jeken und Plattentifch zu machen. Wahr:
Tcheinlich wurden damals die Ringmauern gemacht, melche
1661 reparirt wurden. In diefem Sabre ließ man aud
bie in der Mauer ftehenden fchäplichen Nußbäume um:
364
bauen, nachdem man fich deßwegen mit Mathäus Wirz
verftändiget. Um das neu gemachte Gemäuer zu Dienften
ber Landesgemeinde vor dem Vieh zu fchüten, murben
. im Jahre 1669 Latten geipannt. Im Jahre 1687
wurden wiederum bie Ningmauern reparict und die
Reparationstoften aus dem Landfädel bezahlt. 1770,
18. Aug. wurde befchloffen, daß Mſtr. Baptift Wirz in
feinem Bürgel das Thürli gegen den Zandenberg erhalte.
Den Hag vom Thürli gegen der Knaben „Schieß-Dätfch”,
wo vor Zeiten eine Mauer geweſen, werden M. g. 9.
erhalten. Wil Baptift dieſe Beſchwerde übernehmen,
fo kann ihm der Landfäckelmeifter etivad dafür bezahlen.
An der Stelle, wo das alte Kreuz geftanden, wurde
1804 ein neues errichtet.
1617, 2. Nov. wurde der Stiftbrief der Kaplanei im
Stalden beftätiget und 1618 das Pfrundhaus
gebaut. Mit Ausnahme der hohen Feſttage, ber Ge:
dächtniffe, bei denen er beftellt ift, und von zwei Wochen»
tagen fol er im Stalden die bi. Meſſe Iefen.. Er fol
an Sonn: und Feiertagen Predigt und GChriftenlehre
halten. Ein jeweiliger Kaplan ift Theiler in der Schwändi.
Die Gemeinde befist das Kollaturrecht. An den Bau
Ei Pfrundhaufes gab die Regierung 100 Pfd. und einen
id.
Um 1618 wurde auf dem Landenberg ein Schützen haus ges
baut, welches an der Schützennachkilbi im Herbſtmonat
1747 abgebrannt. Daſſelbe war von Holz, mit rother
Delfarbe angeftrichen, drei Stod hoch, ziemlich groß und
mit einem Federdach gededt. In demfelben befanden
fich viele Glaßgemälde. 1621 erhielt der Gejandte an
die Tagfagung den Auftrag, um Schilde für das neue
Schützenhaus anzubalten. Es wurde auch beichlofien,
bie alten Schilde im Schüßenhaus zu verbeflern. “Der
LZandfädelmeifter bezahlte wegen dem Schützenhaus ben
Freitheilern 500 Pf., dem Baumeifter 23 Dufaten und
bed Baumeifterd? Sohn 200 Gl. Vorher ftund das
Schützenhaus, welches damals auch Landesſchützenhaus
war, bei den Linden und ſeit ungefähr 1574 bei ber
365
RIALIIGZAL GE
Aamühle An das jetige Schükenhaus, welches 1752
an die Stelle des abgebrannten gebaut wurde, gab bie
Regierung 1200 Gl. Für das Mebrige forgten die
Schüten, die Dorfleute von Sarnen und die nächitge:
legenen Gemeinden. (Vgl. Volksfr. 1892 Nr. 28.) 1764
wurde das Schübenhäuschen für die Heinen Knaben neu
aufgebaut und 1720 wurde ihnen ein „Tätſch“ gemacht.
Wahrſcheinlich ſchon im 15. Jahrh. bat die Regierung
den Schüben aljährlid Gaben zum Berfchieken ges
geben. Ohne Zmeifel ift zu diefer Zeit auch eine Schüßen-
gejellichaft entitanden. Weil die Regierung wegen den
fremden SKriegädienften Geld erhielt, deßhalb fand fie,
es fei billig, daß fie einige Gaben gebe, um: daburch die
jungen Leute anzutreiben, ſich im Schießen zu üben und
zu tüchtigen Soldaten heranzubilden. Bon der Nüß:
lichkeit dieſer Uebungen mar fie jo überzeugt, daß
fie 1558 befchloß, die Gaben follen gegeben werben, wie von
Alters ber, ob der König bezahle oder nit. Schon
1550 wurden wie bon Alter8 ber 24 Baar Ho fen zum
Berfchießen gegeben, die alle zu Sarnen auf dem Landes:
ſchützenhaus verfchoffen werden mußten. Dieje Hojen
‚wurden in früheiten Zeiten zu 12/,, fpäter zu 2 und
endlich zu 2!/s Ellen berechnet. Sie waren van Guttuch,
(welſches Tuch) „Doppeit Tafet daruf und daran”, inder
Zandesfarbe d. i. weiß und rot, wie fie jet noch bon
den Helmiblafern an der Landesgemeinde getragen werben.
Man konnte deßhalb Schon von Weiten die guten Schützen
erfennen. Der tüchtige Hafner GChriftoffel Baumann
von Uri, der in Sarnen gelebt und von dem noch ein
‚ ganzer Ofen mit Bilderfacheln vorhanden ift, gewann im
Sabre 1631 zwei Baar Hofen. Später konnte man ftatt
den Hofen 4—4'l; GL. und Später noch 2 Thlr. erhalten.
1627 beichloß man, denen, die M. ©. H.⸗Farb nicht
tragen wollen, nur 4 GI. zu geben. Allmählig fing man
an, außer dem Gewohnten noch einige Baar Hofen für
befondere Waffenarten zu geben. So 3. B. murben
15678 noch 6 Baar, 1580 und 1581 3 Paar ‘für die
Hagenſchützen, 1593 4 Baar fir Doppelhagen: und 4 Baar
866
ILL LES
für Kriegswaffen, 1647 6 Baar für die Schügen unter
dem Beichen, d. b. für die militärpflidhtige Mannfchaft,
und 1648 6 Paar für die Schügen mit „rollendem Stein
und brennenden Lunden“ gegeben. Sin diefen zwei Jahren
gab die Regierung 34 Baar Hofen, bon denen dann
6 Baar zu obengenannten Zweck ausgeſchieden mwurben.
Schon frühzeitig beſchwerten fich die Melchthaler, Lungerer
und Giswiler darüber, da man nur in Sarnen um
die obrigfeitlihen Gaben fchießen durfte Es wurde
deßhalb 1586 erlaubt, in Zungern und Giswil an einem
fügliden Tag um ein Baar Hofen zu fehießen, bie
übrigen aber follen in Sarnen verichoflen werben.
1604 und 1608 murden außer den gemohnten Hofen noch
6 Paar und fpäter 8 Paar für Lungern und Giswil
gegeben. Den Schüten im Melchthal gab die Regierung
1630 Schürlig zu einem Wamiſch und bann wieder
20 Pfb. 1682 wurden ben Schüßen oben im Land und
im Melchtbal 12 GL. gegeben. Nun kamen auch andere
Gemeinden, bis man endlich im Jahre 1662 beichloß, bie
obrigkeitlichen Gaben auf die einzelnen Gemeinden zu
bertheilen und einer großen Gemeinde 6 Paar und einer
Heinen Gemeinde 3 Baar Hofen zu geben. Da bie
Schwändi früher als die Hälfte der Gemeinde betrachtet
murde, fo verlangten fie, daß ihnen auch die Hälfte von
den Hofen herausgegeben werde. Dieſes Verlangen ers
neuerten fie in ben Jahren 1685, 1713, 1726, 1736 und
1791. Dan fuchte fie zu befchmwichtigen und gab ihnen
bebhalb 1736 12 GI. jedoch ohne Eonfequenz und 1782
und in den folgenden Jahren eine Münzdublone (7'/s SL.)
als Extra⸗Gabe zu verfchießen. 1805 wurden auch ben
Schüten zu Kägiswil und Ramersberg je 5 Gl. gegeben.
Der Schübenftand in Kägidwil wurde 18243 megen bem
-Bau der jegigen Landftraße zum Allmendläppeli verlegt
und es wurde über das Aawaſſer binübergefchofien.
Später wurbe dad Schligenhaus bei der Straße gebaut
und in ben legten Jahren mußte der Schützenſtand
wegen ber Eifenbahn wiederum verlegt werben. Die
Ehrengaben vom franzöfifchen Gefandten, die gewöhnlich
867
II I ST TG
70 Sr. betrugen, wurden biömeilen auf bie Gemeinden
verteilt und bisweilen in Sarnen verfchoffen. Die Gaben
don gnädigen Herren, die gewöhnlich in einem Silber-
geihirr beftunden und nicht geteilt werden Tonnten,
wurden meiftend am Landfchießet (Kantonalfchießet) vers
ſchoſſen. Am Tage, an welchem bie Hofen verſchoſſen
wurden, war am Abend eine Irti, — Hoſen⸗Irti, —
jegt Hanjen:Srti — genannt. Bisweilen war es vor⸗
gejchrieben, in die Irti zu doppeln, meiftend aber frei⸗
geftelt. Der Landſchießet wurde früher gemäß Be:
ſchluß von 1618 am Pfingftmontag und fpäter im Herbft
gehalten. Bei diefem Anlaß war bann ein Umzug oder
Mufterung, wo die militärpflichtige Mannfchaft mit ber
ihr auferlegten Wehr und Waffe ericheinen mußte. Der
Sagenfchüte erfchien mit der Hagenbüchfe, der Musketier
mit der Muskete, der Hellebardier mit der Hellebarbe.
Wem ein Harnifch auferlegt war, erichien im Harniſch.
Damal8 mußte die militärpflichtige Mannſchaft fih auf
eigene Koften bewaffnen. Als Entſchädigung und damit
gute Schügen herangebildet werden zum Schu des
Baterlandes gegen den Feind und gegen wilde Thiere,
wurden von der Regierung alljährlich Gaben verabfolgt.
Außer den gewohnten Hofen, für die jegt Gelb gegeben
wird, wurde gewöhnlich auch für den Lanbichießet eine
Gabe gegeben. So 3. B. gab fie 1644 2 Silbergefchirre
und 1661 ein Paar Hofen. "Als 1736 der filberne und
vergoldete Becher bed neu erwählten Abtes Nikolaus
Smfeld in Einfiedeln verfchoflen wurde, da legte bie
Regierung 24 GI. hiezu. Der Erfte gewann ben Becher,
der Zweite 15 Gl., der Dritte 9 Gl., der Vierte 6 Gl.
u. ſ. w. auß dem Doppel nad Dispofition der beiden
Landfchreiber. Der Doppel war 1 B. per Schub. Es
wurden gewöhnlich 3 Scheiben aufgeftelt und burften
3 Schüffe gethan werden. Als 1669 das 43 Loth ſchwere
Silbergefchirr des außerordentlichen ſavoyſchen Gefanbten
verfchoflen wurde, da burften ‘alle fchießen, bie auf
den Kriegsrödeln ſich befanden und baffelbe wurde dann
von den zwei Nächſten getvonnen, fo daß ber Erfte dem
368
ILL TEL
Andern 20 Gl. bezahlen mußte. An die Koften mußte
der Erfie 20 Maß Wein und der Ardere 10 Maß bes
zahlen. Der Doppel war 5 Schl. 1704 wurde der große
Becher des franzöfifchen Gefandten und ein Stier ber:
. Ihoffen. Der großartigite Landichießet älterer Zeit mag
wohl 1727 geweſen fein. Derjelbe wurde vom 29. Sept.
bis den 2. Okt gehalten. Bon der Regierung und dem
Briefterfapitel wurden fie mit filbernen Bechern beſchenkt.
Den filbernen und vergolbeten Becher ber Regierung ge:
wann Mitr. Hand Peter Rohrer, der ihn dann an die
„unüberwindliche Gefellichaft" oder Bruderfchaft in Stand
verfaufte. Derfelbe war mit dem Landeöwappen ges
ziert und batte bie Inſchrift: „Schüßenbecher von Ob
dem Wald 1727". Bismweilen wurden auch Gaben von
Bartitularen am Ausſchießet verichoffen. Land:
Tchießet und Audfchießet wurden nicht alle. Jahre ger
balten. Bisweilen wurden auch die Luzerner uud Nib-
waldner dazu eingeladen. In diefem Fall beflimmte bie
Regierung den Redner. der die anfommenden Schüßen
empfangen follte, ebenfo wenn die Obmaldner.an einen
Schießet gingen. - So 3. 3. gingen fie 1619 nach Entle:
vuch, 1627 an ben Landſchießet nad St. Jakob, 1635,
1637, 1662 an den Schießet nad Stand, 1672, 1687,
1704 und 1707 an den Ausfchießet nach Luzern. Ge:
wöhnlich ließ die Regierung ein Paar Höfen in der
Landesfarbe überbringen. 1687 nahmen die Schügen
ein Baar weiße und rothe Holen im Werth von 3 Thlr.
mit. Schon frühzeitig findet man Spuren bon ber
Schützenkilbi. 1617, 6. Mai wurde verordnet, daß
die Schügenfilbi am Landfchießet gehalten werde. 1621,
1646, 166% wurde erlaubt, die Schügenlilbi auf dem
Rathaus zu halten. Laut Verordnung vom 8. Mai 1632
durfte der Schüenmeifter nur bie Kirchendiener und
feine Amtsleute an ber Kilbi gaftiren. Nah und nad
fing man au an in anderen Gemeinden Schügenfilbi
zu halten. In Lungern treffen wir dieſelbe fchon 1682.
1688, 4. Sept. wurde ben Schüben das Tanzen an
ihren Kilbenen „bei dieſer armen Zeit” verboten. Früher
III SEE
gab es für dad ganze Lanb nur einen Schügenmeifter
und nur ein Schügenfähndhen. 1645 war Kaſpar von
Moo3 und 1662 Ratsherr Hand Burch Schüßenmeiiter.
1630 wurde den Schüßen von der Regierung ein Fähnli
verehrt. Wie der Wildmann ben Xelplern, jo mußte
der „Britfchermeifter” den. Schügen Kurzweil machen.
Es gab in früheren Zeiten Hagenbüchſen, Musteten,
Büchſen mit Stichſchloß, Büchſen mit vollendem
Stein oder Roll» oder Trolbühfen, mo die. Kugel
durch das Rohr Hinuntergerollt oder getrolt, Büchien
„mit rollendem Stein und. brünenden Lunden“,
d. h. mit angefchraubter brennender Zündfchnur, Büchſen
mit Zwangſtein oder beichloffenem Stein, wo man bie
Kugel mit dem Ladſtock binunterfchieben mußte, Büchſen
mit Schnapper, der wahrſcheinlich auf einen Feuerftein
geichnappt, und offener Abfiht. Ein Schießet mit rols
lendem Stein wurde NRolfchießet und bie Hofen,
die bei demfelben gewonnen wurden, Trolbofen ges
nannt. |
Die Hagenbüchjen haben ben Namen von dem Hafen,
der an dem Rohrſchaft befeitiget mar und in den Pfoften
eingehängt wurde, um ben Rüditoß weniger empfindlich
zu machen. (Pupitofer, Gef. von Frauenfeld ©. 151.)
1594, 10. Sept. wurde beichlofien: Ob man fürthin mit
Hebelhagen ſchießen wolle, will man einer höheren Ges
walt überlaffen. Doppelhagen maren Büchfen mit langem
Schaft auf einer Gabel, die vom Schügen am Schwanz °
- gehalten wurden, um zu zielen und abzufeuern. Musketen
und Doppelhagen waren anfangs gleichbedeutend. Weil
die Neiterei die Harnifche verdoppelte, wurden ſchwerere
Büchfen mit größeren Kugeln, d. 5. Doppelbagen einge:
führt. (Alte und N. Welt 1889 ©. 334.) Eine Mus⸗
tete durfte nicht fchwerer als 13 und nicht leichter als
8 Pfund fein.
Für die Schügen wurden verfchiedene Verord⸗
nungen gemadt. 1549 wurde den Schüßen gegeben, :
wie von Alter her, „Doch jol einer Sin Ichießzüg das
Sar um behalten”. 1552 wurde gegeben unter der Be:
23
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870
RI GI TANTE
dingung, daß fie „lugenn“ und der Ordonnanz nachgeben,
fonft würde man ein anderes Sahr nicht3 mehr geben.
Es fol „Feiner nebent zubar jchüßen türer den um 1 ß
eins ſchützens und bargelt fegen und nit Witter“. (1561.)
Die Büchfen follen ganz „Icheftig”" fein. (1562.) Es
fol keiner mit einer „geichnäpten büchſen“ Tchießen. (1564.)
Im gleichen Jahre wurde es von der Landeögemeinde
erlaubt. Dan fol ale Hofen auf M. ©. H. Stand
verichießen. (1568.) Es ift nicht erlaubt, einander ben
„Deckel“ abzuziehen. (1569.) Die Schügen follen Büchien
haben, bie zu Schimpf und Ernft gut find. (1570.) Die
Schützen follen fonft nicht fpielen, noch um Geld fchießen.
(1571.) Es wurde den Schügen bad Gewohnte gegeben
mit dem Vorbehalt, daß jeder bie Kriegsrüftung habe bei
5 Pfund Buß. (1592) In ber Schügenoronung bon
1620 heißt e3: „Ein Musgethen ſchütz Sol han zu finer
mufgetben Zwei pfund pulver Zwei pfund goflen ftein
oder Tuglen und ein büfchel zünbftrif im Vorrath aud
fin eigen gabblenn, Banbelieren und fläfchen. Ein
Haggenſchütz fol haben im Borrath ein pfund pulver,
ein pfund gosne ftein, ein büfchell Zündſtrik, Bandelliere
oder pulver fläſchen fampt dem härzu. verordneten oder
nothwendigen fchheßzeig.” Wem mehr ald ein Gewehr
aufgelegt wurde, ber fol für beide verfehen ‚fein, wie ob:
ftat. Bei 10 Pfund Buß darf Kleiner fein Geſchütz ver:
faufen oder ein anderes bafür Taufen. Es fol jährlich
ein Landfchießet gehalten werden, wozu jeder Ausge⸗
bobene verpflichtet ift mit feinem eigenen Gewehr zu ers
fcheinen. Seder muß jelber laden. Die Muskete darf
gegen beide Scheiben ſchießen. Zuerſt fehießt um 10 Uhr.
Sarnen, dann Kerns. Die von Sachſeln fangen bei den
andern Scheiben um 10 Uhr an, dann Alpnach, Giswil
und Lungern. Es iſt Feiner fchuldig zu boppeln. Wenn
Semand doppelt, dann fol der. Schüßenmeifter Gaben
daraus machen, welche wahrjcheinlich nur von ben Dopp⸗
lern gewonnen werben Zonnten. Es fol Jeder verbunden
fein mit feiner Rüftung umzuziehen, „vom ſchützenhuß ab
im Dorf uhmen”. Aus jeder Kilchöri fol Einer abge:
87T. -
orbnnet werden mit dem Auszug oder Schüßenrodel, um
nachzufeben, ob Jeder fchieße. Die Geübten und Er⸗
fabrnen follen den Ungeübten freundlich zuſprechen. Mar
fol bei jedem Stand fchauen „das man lüthe oder rieffe
und ob ber Zeiger das Beichen gen”. Sie follen ernftlich
ermahnt merden, daß fie nach dem Schießen heimgeben
und zwiſchen den ordentlichen Schießtagen nicht fchießen
und dampfen (rauchen) follen. (1624) Sie follen mit
„abngeftrubeten Zündtſtricken“ fchießen. (1647.) Es fol.
in allen Kirchgängen verfünbet werden, „nun binfüro |
meiner 9. 9. gaaben mit Eigener riftung zue verſchiefſen |
oder nit gewinnen möge". (1654) Es ſoll jeder Schütz |
auf dem Stand ben Schuß ſelbſt laden, fo baß er die
Kugel richtig mit den Händen Hinunterfioße „und mit
angebenfhtem Dägen und tragendem Huet darvon nit
zuegehen, biß er Die büchfen felbft uff die gabell uffge:
hebt, felbft geliedert und abgefchoffen mwürb haben.”
(1664.) Die Schübenfahne fol nicht aus dem Zeughaus
gegeben werden, ausgenommen für Sarnen bei gutem
Wetter. (1682.) M. 9. Gab han eines Sommers uß
einer Bichfen nur einmal gemunnen werden.” . (1689.)
Dem Joſ. Röthlin werden die Hoſen, die er beim Rolls
jchießet gewonnen, weil er mit dem Harniſch und feinem
Gewehr bei der Mufterung und bei ben Umzug er:
fchienen. (1695.) Jeder, ber auf bag Geſchütz audges
nommen, foll mit feiner eigenen Ruftig fchießen, ausge⸗
nommen bie Spießfnecht und Hallbartier, menn fie beim
Umzug und bei der Mufterung erjcheinen. (1696.) Iſt
befchloffen, daß indfünftig „jchneller, beichlofine abgeficht,
ftelftrübli auch Kuglen mit Zapfen” follen rund abge:
ſchlagen fein. (1713.) Stecher ober Schneller wurden
1724 neuerbing® verboten. Es fol auch Seder, dem der
Schuß drei Mal wegen „retfchen”, aufbrennen ober in
bie Rube fchlagen bed Hahnens verfagt wird, mie auch der,
welcher drei Mal Ieer ohne Hahnenichlagen abſetzt, all»
wegen laut Art. 10 der DOrbonnanz um ben Schuß ver:
fallen fein. (1767) Nidelfchießet und Kehrſcheiben
wurben bisweilen verboten und biömweilen erlaubt. 1809
3723
II LE TER
wurde verordnet, daß die von 20-80 Jahren jährlich
mwenigften® drei Mal zur Scheibe fchießen müſſen, unb
1818, daß diejenigen, bie auf dem Piquet ftehen, doppel⸗
frei fchießen dürfen. Der Stanbituger wurde am 1. Mai
1864 befeitiget und bafür ber Drdonnanzftußer eingeführt.
In Folge deffen kam die Schußlinie auf dem Landen
berg mehr nördlid. Freifchießen wurden - abgehalten
durch Landvogt Sof. Bucher 1775, durch Sof. Ignaz
Wirz und Viktor Wagner 1805 und durch Adlermwirth
Nikolaus Sigrift in Kägiswil 1824. Gemeinfchaftlich
mit der Regierung befaflen die Schüßen fchon frübzeitig
einige Becher. 1596 beichloflen die Schügen, daß ein
Seder einen Franken gebe und daß fie meine Herren um
eine Steuer bitten wollen. Den 8. Juni befchloß bann
die Regierung, daß man 20 Kronen baran verehren
wolle; „boch fol das Silbergefhürr minen Heren fin und
in ihrem Gwald fin.” Um das Silbergejchirr zu vers
mehren, befchloß der Kath den 19. Okt. 1647, daß bie
Schüten und auch die Schüßenmeilter bis zur alten
Faßnacht 10 Bz. bezahlen. 1666 mwurben die neuen
jungen Schügen verpflichtet, 10 Schi. an das Silber:
geichirr zu geben. Dasfelbe wurde in einem Gänterli
auf der Kleinen Rathſtube aufbewahrt. Gemäß Berorb:
nung vom 27. April 1619 mußte ein entlehnter Schüßen:
becher bei 2 GL. Buß in drei Tagen wieder gepukt zus
rüdgeftellt werden. 1626, 9. Mai befak man folgendes
Silbergefchirr, nämlich 18 Tifchbecher, 4 vergoldete Tiſch⸗
becher und 2 große Schalen, 1788, 5 Becher und 1
Stüge im Gewicht von 11 Pfund 21 Loth, wovon einer
auf dem Dedel einen alten Schweizer, ein anderer eine
Traube und die Stüße einen Pelikan hatte und überdies
noch den Ichnorpfifchen Becher, worin ber regierende Land⸗
ammann dad Landesfigil und den Schakfchlüffel auf-
bewahrte. Diefed Silbergefchirr im Gewicht von 13 Pfd.
und !/s Loth wurde den 20. Mai 1799 der Verwaltungs:
fammer übergeben und ift von da in den Schmelstigel
geivandert.
Schon frühzeitig baten die Knaben um eine Gabe
1618,
878
für den kleinen Schützenſtand. Wan befchloß
deßhalb im Sabre 1561 die Lanbedgemeinde anzufragen:
„Ob Man den jungen Knaben wolle zu verfchießen gäben.”
Die Landesgemeinde beichloß, „das es eine gutte jach
blibe und man ihnen nützit (nichts) gebe”. „Die Knaben
ließen aber die gute Sache nicht ruhen. 1604 wurde
den Knaben 12 GI. verehrt mit der Bedingung, daß fie
feinen Bogen zulafjen, den ſie aufmwinden müffen. An:
ftatt 12 Gl. wurden jpäter alljährlich 24 zinnerne Platten
zu 20 Schl. gegeben; deßwegen wird dad Schießen um
bie obrigkeitlichen Gabe, die jest in Geld befteht, jetzt
noch Plattenfchießet genannt. Nah und nach burften
biefe Gaben auch in den Gemeinden verichofien werben.
20. Hornung erjcheinen vor Gericht die Theiler im Ra⸗
merdberg gegen Chriftoffel Ambül und Melchior Riebli.
Die Theiler beflagen fih, daß ihnen ber Kilchweg
durch das Wafler gefchändet werde, fo daß fie Meder
Sommer noh Winter wandeln fünnen. Gie erwiberten,
daß bie ab Ramerdberg und Andere ungebührlih mit
bem Holz durch den Weg fahren, die Häge zerbrechen
und es fei ihnen, nicht wohl möglich, das Waſſer aus
dem Weg zu reilen. Das Gericht erkennt: Des Fahr⸗
und Holzwegs halben läßt man e8 bei den pergamentenen
Briefen und beim Urtheil von 1617. Da das letztere
Urtbeil bis jeßt nicht ausgeführt worden, jo ſoll für jedes
Stüd, das dem Urtheil zumider binabgeführt wird, M.
g. 9. 10 Pfund Buß bezahlt werden. Glaubt man den
Holzweg rechtlich anderswohin verlegen zu können, fo
bleibt das Necht vorbehalten. Wil Ambül und NRiebli
die Gaß anfprechen, dann fol Riebli dad Waffer neben
feinem Gut dem Kilchweg ohne Schaden durch einen
großen Kennel in Anıbüld Gut reifen und biefer dems
felben ohne Schaben des Kilchwegs einen Abzug geben.
Das Brünbli, das durch die Gaſſe binabfließt, fol Am⸗
bül durch einen Kennel abreiſen. Er fol. auch die
Hölzer in der Gaſſe neben dem Weg bejeitigen. Daß
Waſſer aus dem Bach, welches Hauptmann Hans Im⸗
feld bisweilen zum Gaben in der Breiten veifet, jol er
in ben Spiß reifen, wie von Alters ber.
274
⸗
1619, 12. Aug. wurde für die Schule in Sarnen, die damals
noch LZandesfchule war, eine Schulordnung erlafien.
Gemäß berfelben ‚mußten Schulherr und Drganift das
"ganze Jahr Schule halten, wofür erfterem eine Gebalt-
erhöbung von 8 und letzterem eine von 4 Kronen aus
bem Lanbfädel zugeiprochen wurde. Ein Lateinfchüiler
mußte dem Schulherren alle Fronfaften 30 Schl. und
ein beutfcher Schüler 20 Sch. bezahlen, wovon ber
DOrganift oder Provifor je2 und 195 erhielt. Schulherr und
Organift follen Sommer und Winter .eine Stunde bor
dem Läuten zum Hauptgottesbienft fi in der Schule
einfinden und die Schüler in Zudt und Ordnung zu
und von der Kirche ind Schulhaus führen, wo fie zuerft
noch abgefragt und dann erft zum „Imbis“ (Morgen:
brod) entlaffen werben. Nuch dem DMorgenbrod fol jeber
Knabe fofort wieder zur Schule fommen und bi8 12 Uhr
verbleiben. Nach einer Stunde um 1 Uhr mußten fie
zur Nachmittagsfchule erjcheinen. Wer ber lebte in ber
Schule erfcheint, d. 5. zu fpät, der wird „allweg nad)
altem Brauch mit dem Efel“ und wer nicht in guter
Ordnung von und zu der Kirche geht, mit der „Ruthe”
beftraft. Muß der Schulberr in eine andere Gemeinde
gehen, dann foll er ben Pfarrer zuerft um Erlaubnis
bitten und der Drganift unterbeffen die Schule verſehen.
Viſitator der Schule ift der Pfarrer von Sarnen, ber
Pannerberr und der LZandfchreiber. Wer feine Kinder
in die Schule fchiden will, der hat fie gehorjamft der
Strafe und Disziplin des Lehrer zu unter:
werfen, d. bh. in der Schule iſt ber Lehrer Herr unb
Meifter. In früheren Seiten mußten bie Kinder im
Winter da8 Holz, d. i. ein Scheit mitbringen nach dem
Grundlag: Wenn fie warm haben wollen , fo müffen fie
jeldft für die Wärme ſorgen. Diefer Brauch beftund in
vielen Primarjchulen noch bis in die Mitte dieſes Jahr:
hundert3.
Nachdem bie Landesfchule eine Gemeindeichule ges
worden und biejelbe nicht mehr vom Landſäckelmeiſter
bezahlt wurde, legte man ber Kirche und den Kapellen
815
im Stalden, Ramerdberg und Kägiswil eine Steuer auf.
1683 mwurbe eine neue Schulordnung gemacht, worin als
Lehrfächer nebft Latein auch Gefang und Muſik. mit bes
fonderer Hervorhebung des Katechiämusdunterrichtes am
Freitag, angeführt werden. Diefe Schulordnung hatte
wefentlich den Charakter eines Konviktes, mornac die
Schüler den ganzen Tag beichäftiget und beauffichtigt find.
Schon morgend? um 6 Uhr hatten von Martini
an die Lateinfchüler in der Schule zu ericheinen und
zwet Stunden Unterricht zu nehmen. Um 8 Uhr führte
der Schulherr die Schüler in den Gottesdienſt und half
mit Singen und Orgelſchlagen. Nach "dem Gottesdienſt
Rerſchien eine andere Abtheilung der Lateinfchüler nebft
der Dorfjugend, welche im Buchftabiren, Lejen, Schreiben
und Rechnen unterrichtet wurden. Diele mußten bis 11
Uhr bleiben. Allein auch die Lateinfchüler des Morgen:
furfe8 mußten in einem bejonderen Lehrzimmer er-
Tcheinen und ſich im Figural: und Choralgefang üben.
Nachmittags begann die Schule um halb 1 Uhr. Die
Schüler hatten ihre Lektionen zu überfehen und aufzu=
lagen, wornach für den folgenden Tag neue aufgegeben
und erklärt wurden. Bon 2 bid 3 Uhr mwurben bie
fchriftlicden Arbeiten Forrigirt und neue gegeben. SHie-
rauf ging der Lehrer mit den Kindern zum NRofenfranz
und „Salve“. Nachher war für die betreffenden Schüler
Mufikunterricht. " Waren in der Woche Feine Feiertage,
‚dann maren zwei halbe Vakanztage geftattet. Die Mäd-
hen mußten immer getrennt von den Knaben ihre Auf:
gabe lernen. (Programm 1871, S. 5 und 6.) Schon
1666 wurden den Lateinſchülern mahrfcheinlich Medaillen,
mit dem Bilbe der Iauretanifchen Mutter Gottes und bes
fel. Bruder Klaus als Prämien ausgeteilt. ALS Erjefuit
Dr. Johann Baptift Dillier von Wolfenfchießen in dem
Sabre 1709 nad Obwalden kam, ba murbde. die Latein:
ſchule von der Primarfchule getrennt unb erhielt burd
benfelben einen neuen Aufihwung. 1799 waren in der
Primarſchule in Sarnen 23 Knaben und 7 Mädchen, die
nur im Leſen und Schreiben unterrichtet wurden. Der
878
N
Lehrer Franz Xaver Imfeld, geft. ben 14. Novemb. 1800,
hatte bereitd 42 Jahre lang Schule gehalten und „war
ftudiert”. Als Lehrer Hatte er vom Freitheil 36 GI.
und das Schulgeld, welches für Nichtbürger im Winter
1 Gl. und im Sommer 80 Schl. und für Bürger im
Winter 10 SchL betrug Als Drganift erhielt er außer
ben Gebühren noch 155 Gl. Im Stalden murbe bon
einem Weibel, Unteragent und Landwirth, im Sigrift-
hauſe Schule gehalten. Die Schule wurde von 45 Kindern
befucht. Er ertheilte von Ende November bi Dftern
Unterricht im Leſen und Schreiben und erhielt von der
Gemeinde 24 Gl. Es waren auch Schulen in Kägiswil,
Ramerdberg und Dberwil. Wegen Ueberbürbung beflagt
fich der Lehrer in Sarnen in folgender Weiſe: „Defient-
wegen bie einwohner dijed Orts mir durch freye Wahl
bife Drganiften Pfrund mit deren dan das Schullehrers
ambt immer verbunden zugeftellt, welch beyde Aembter
bon vilen bemübungeu; als Drganift fol ich bey allen
Gottödienften der Pfarrkirchen ſowohl als auch ber Fi:
lialen täglich mit Orgel fchlagen Palmen vorfingen ꝛc.
zu mehreren Seiten des tags 2 auch 8 mal wie ſolches
mein Beruf fordert meine dienfte weyſen welches beito
beichwerlicher weil die Pfar Kirch vom Schulhaufe gar
weit entfernt ich auch über bad mit einem namhaften
Alter beſchwährt; zu deme fol ich zugleich in der Mufif
inftruiren von welcher Inftruftion mir über die 30 jahr
fehr vile mühſeligkeiten zu geftoßen ohne das ich disfals
einige belohnung zu genießen hatte.” 1886 befuchten bie
Schule in Sarnen 80 Knaben, welche von zwei Lehrern,
0.100 Mädchen, welche von zwei Klofterfrauen unterrichtet
mwurben. Sn der Schule im Stalden waren 150, in
Kägiswil 50, in Ramersberg 25 und in Wilen 20 Kinder.
Die erftern zwei Schulen wurden von Geiftlichen und bie
leßteren von Weltlichen gehalten. Weber die Primar:
ſchulen in den legten Jahrzehnten ertheilen bie Schul:
berichte nähere Auskunft.
1619, 11. November fchuldet Sobann Bannwart ber Bruder:
ſchaft der „Römerbilgern“ 280 Pfund. Eichhorn
1620
1620,
877
widmet jein Büchlein bie „Chriftlicde Romfarth“, welches
1613 guerft und bann wieder 1614, 1640 und 1708 im
Drud erfchien, der Römerbruderfchaft von Ob⸗ und Nids
walden. Johann Jakob Wolf, Pfarrer in Sarnen, nennt
ſich 1625 einen „Römerbruder”. Er ftarb auf der Römer
reife zu Florenz den 13. Oftober 1625. Wahrfcheinlich
beftund für das ganze Land nur eine Römerbruderfchaft -
und es murde vielleicht das Jahrzeit bald in der einen,
bald in der andern Gemeinde gehalten. Gemäß ber
Widmung von Eichhorn, die aber in der Ausgabe von
1614 nicht mehr enthalten ift, Hatten die Unterivalbner
bon jeher eine große Liebe und Anhänglichleit an Nom
und ben bl. Bater gehabt und deßwegen murben fie
weder durch die Beichwerden und Mühjeligfeiten bes
Weges, noch durch die große Entfernung abgejchredt,
„bauffenweig” Rom zu bejuchen.
waren in Kägiswil ungefähr 80 Häufer.
4. Jänner erklärte fi Pannerherr Melchior Imfeld bes
reit, oben und unten am See eine Suft und
Haus fammt Ziegelhütte zu bauen, und ben See abzus
graben, d. h. tiefer zu legen, wenn er mit den umliegen«
ben Güterbefitern übereinfomme. Gr erflärte fih auch
bereit, dem Landjädel von jedem Mäß Salz 8 Angfter
zu geben und dennoch nicht mehr Fuhrlohn zu fordern,
als die Zubrleute, wenn die Regierung verorbne, daß
alles Salz über den See binaufgeführt werde. Das
Monopol wegen ber Salzfuhr mwurde dann von ber
nächſten Landesgemeinde bewilliget. Die Tieferlegung bed
Sarnerjeed aber bat, wie es fcheint, nicht ftattgefunden.
Nach feinem Tod im Jahre 1622 hat dann die Kegierung
mit deſſen Erben das Zollhaus bei der Melchabrüde
gegen fein neues Haus und die Suft zu Diechterdmatt
abgetaufcht und in Folge deſſen dad Zollhaus für das
Obland von Sarnen nad) Giswil verlegt. Der Dfen
aus diefem neuen Haus zu Diechterömatt befand fich
noch vor wenigen Jahren in einem Berggut zu Lungern.
Die Erben mußten 100 Pfd. binausgeben. Auch das
Haus und die Saft unten am See wurde denfelben ab»
. 878
gefauft. 1622, 17. Dez. wurde verordnet: Es foll aber:
mal verkündet werben, daß Sebermann gemahnt fein
folle, alles Salz, welches über den Brünig gehört, zur
Suft zu Sarnen an die Rüti zu führen bei 10 Gl. Buß.
Die Ziegelhütte wurbe wahricheinlich nicht gebaut. 1641
befchloß man, eine Salz:Suft zu bauen, 1648 die Suſt
im Seefeld an das alte Haus des Malers ober fonft an
einen bequemen Drt zu verſetzen und 1751 eine neue zu
bauen. Da Niemand Luft Hatte, den Suftichlüffel zu
behalten, deshalb will man ihn 1811 der Magd im Ar:
menhaus übergeben, fofern ſich Juſt Etlin nicht mit 9
Gl. Gehalterlohn begnügt.
1620, 19. Sept. finden wir die erſte Spur von einem
Kornhaus. Die Regierung hat bisweilen, beſonders
zur Zeit einer Theuerung, Korn aufgekauft und dasſelbe
ausgetheilt. 1563, 2. Juli beſchloß die Landesgemeinde:
Wer ſäen will, dem will man das erſte Jahr den Sa:
men und Acherlohn geben und fürderhin den Acherlohn.
Wenn Einer fäet, will man per Tag 2 Viertel geben
und wenn Einer eine Rüte aufthut, die fol geichägt
werden, wie viel man Einem geben will. Allein jchon
nah 4 Jahren hörte man wieder auf, Samen auszu⸗
tbeilen und beſchloß: Wer feinen Ader 3 Jahre nicht ge
fäet, jol den Samen bezahlen. Wie es fcheint, hat man
dann Später wieder Korn als Haderlohn in den Rüten
gegeben. 1579 beſchloß man aber, daß man nichts mehr
als Haderlohn in den Rüten geben wolle, med Korns dad
ſei und 1580 wurde von ber Landesgemeinde der Bejchluß
gefaßt, Haß man gemeine Zandleute nicht zwingen wolle,
Korn zu pflanzen. Nun fam eine Theuerung und bie
Regierung theilte Kernen aus. An Folge deſſen wurde
den 12. Brachm. 1595 angezogen, ob man ben Kernen,
den man zur Zeit der Theuerung ausgegeben, bei ber
Geldtheilung abziehen molle oder nicht. Iſt beratbichlagt,
daß man denjenigen, die„mohlhabend find oder ein Nam:
baftes erhalten, abziehen wolle; denjenigen aber, die nur
wenig und um Gottes willen erhalten, Toll es nicht abs
gezogen werben. Um 1620 begann die Regierung wieber
... 379
ben Kornbanbel. Den 19. Herbfim. gl. J. murbe eine
Kommiſſion aufgeftellt, damit fie mit denjenigen rechne,
welche Kernen erhalten. Im Hornung 1621 murde be:
rathichlagt, daß die Kirchenräthe in allen Kirchhören
ſehen follen, mo die größte Noth fei. Es foll dann einer
großen Kilchhöri 10, einer Leinen 5 und dem Lanbfädel-
meifter zu Handen M. g. H. gegeben werden. Bom Klo:
fier Wettingen, mo damals der nachmalige Abt Nikolaus
von Flüe von Sarnen lebte, wurbe alddann für 13121]:
GI. Korn gefauft. 1625 verrechnete Landammann Hans
Imfeld 1000 Gl., die er von der Regierung wegen Ser:
nen erhalten und 1680 war fie dem Landammann Roll
in Solothurn wegen Kernen 1485 GI. fchuldig. Nun bat
die Regierung längere Zeit vom Kornhandel ausgeruht.
Erft den 8. Okt. 1712 wurde mwieber befchloffen, daß der
Lanbfädelmeifter Samen vorftrede, bis bie Leute an⸗
deren Samen haben und fomit reftituiren oder das Gelb
dafür geben können. Die Vermöglicheren follen fofort
bezahlen. Im folgenden Jahre hat der Fruchthandel
wieder aufgehört. 1721, 24. Mai wurde befchloffen, daß
Kirchenvogt Hug und Mitr. Nikolaus Mofer den Waizen
in dem Magazin auf dem Landenberg vifitiren. Diefer
Fruchthandel wurde getrieben biß zum Jahre 1734 und
dann wieder von 1770—1775 und 1789—1798. 1772,
4. Jän. wurde den Pfiftern, Müllern, Gremplern bei
hoher Strafe befohlen, Teine andere als obrigfeitliche
Frucht anzufchaffen. Doch ſchon an der nächſten Landes⸗
gemeinde wurde der Fruchthandel wieder freigegeben.
Um zum Aderbau aufzumuntern und damit die Zehn:
ten nicht alzufehr in Abgang kommen, deswegen gab
die Regierung in ber zweiten Hälfte des 16. und in der
erften Hälfte des 17. Jahrhunderts den Aderleuten eine
gewilfe Belohnung. 1563 gab fie nebft dem Samen
noch einen Aderlohn. 1571 erhielten die Ackerleute 2
Ellen Linfch, 1573 ein Baar Hofen und: im „vötagen”
1Gl. und im Herbft 10 Bz. Taglohn, 1588 erhielten
fie per Tag 12 Bz. und fpäter per Tag 1 GI. An diefer
Zeit wurden vom Landfädelmeifter wegen Aderfahren
0)
RINGEN
bisweilen größere Summen bezahlt. So 3. B. erhielt
1614 Heinrich Etlin 85 Gl., 1628 Jakob Etlin 321 Gl.
und 1651 Hand von Ab 130 Gl. Ackerlohn. Wie es
fcheint, hatten dieſelben Pferde, mit denen fie zu Ader
fuhren. Defienungeachtet wandte man fih immer mehr
der Viehzucht zu. Die Regierung hörte auf, für das
Aderfahren beiondere Belohnungen zu ertheilen und bes
ſchränkte fi darauf, dad Boll von Zeit zu Zeit zu er:
mahnen, mehr anzupflanzen.
1621 wurden 5 Stühle in den Chor geftellt, damit das
Bolt beſſer Platz babe. Die ältefte noch vorhandene
Kirchenrechnung beginnt mit dem Sabre 1636. Damals
batte die Kirche an Zinfen 5891], Pfd. Die Einnahmen
belaufen fi von 1636-1690 auf 210—260 GI. In
diefem Sabre wurde die Thurmuhr und 1729 ein
Viertel⸗Schlagwerk gemacht. Wie es fcheint, war biejelbe
bie erſte. Man befchloß, dem Sigrift jährlich 3 Gl. 30
Schl. zu geben, damit er die Uhr aufziehe. Den Dienft
berfelben mußte vorher wohl die Sonnenuhr und bie
Sanduhr verfeben. Dem Bildhauer wurden wegen Ges
baftiandaltar 40 GL. gegeben. Bei einem Kreuzaltar
wurde geopfert. An der Orgel baben gearbeitet 1688
Orgelmader Nikolaus Schönenbül von Alpnach, 1698
Joh Melchior v. Buben, verbeirathet mit Barbara Schös
nenbül, und 1720 Sof. Halter oder Anderhalden von
Sarnen, der auch in der Barfüflerfirche zu Luzern ges
arbeitet. 1639 beſaß die Kirche eigene Jmmen (Bienens
ftöde) „worbon Kertznet und das honig verlauft worden”.
Den Kirchenfigriften wurde ale 2 Jahre je 3 Ellen
Sammet zu einem Rödli gegeben. Statt bed Tuches
dab man Ipäter 5 GI. 25 Sch. An die Glode zu Schwyz
gab die Kirche im Jahre 1642 100 GI. Sn ber Rech⸗
‚nung bon 1648 wird zuerit bed Hungertuches gedacht.
Um dasſelbe berabzunehmen, werben ben Sigerften
2 Maß Wein gegeben. Mit diefem Hungertuch, worauf‘
ein Bild des Gefreuzigteu fich befand, wurde während
der Yaftenzeit ba8 Gemälde des Hochaltar bedeckt. Ein
ſolches Hungertud aus der Kirche in Kerns befindet ſich
881
im Mufeum. Die Oſterkerze wurde 1643 vom Sigrift
Hans Fanger gemacht. Er erbielt dafür 11/, Gl. Das
mal? gab e8 auch eine „Ingerkerze“, moran bie ver:
fchiedbenen Teilfamen gefteuert und die angezündet wurbe,
um bor den Engerlingen verſchont zu bleiben. Kägismil
gab an diefelbe 1 Gl. 1642 wurde von Goldſchmied
Adam Claus in Luzern ein filberne® Rauchfaß, 1645
ein ſilbernes „Schiffli”, 1647 filberne Meßkännchen, 1683
von Goldſchmied Kalpar Landwing eine filberne Meß:
fännchen-Blatte, 1724 eine Mutter Gottes fammt
Kindlein angefhafft, mofür dem Goldſchmied Kaſpar
Kaifer von Zug 292 GI. 23 Schl. bezahlt wurden. Wenn
ber Bifchof oder die PVifitatoren erfchienen, mußte bie
Kirche bisweilen einen Beitrag geben. Die 72 Gl. 23
Schl., melde während 5 Sahren in den Opferftod ber
Mutter Gotted geopfert wurden, wurden an ben Kapellens
bau im Dorf gegeben. 1667 gab Landammann und
Pannerherr Marquard Imfeld 30 GI. Kapital, damit
alle Donnerdtage Abends unſeres „Herrn Gottes Angft”
oder zum fog. Donnerstagdgebet geläutet werde. Den
12. Nov 1684 wurden von einem Sturmwind bie Dächer
vom Beinhaus und vom Sonberfiechenhäuschen auf dem
Friedhof abgeworfen. Der Siechenvogt Nikolaus Robrer
mußte die Kirche deswegen mit 5 Gl. 35. Schl. entſchä⸗
digen. Die Sonderjiehen mußten damals in einem
befonderen Häuschen dem Gottesdienfte beimohnen. 1685
wurden bem Heinrich Spichtig für einen neuen Taufftein
45 GI. und dem Glaſer Melchior Barmettler , weil die
Senfter und die Schilde im Chor vom Winde verberbt
worden , 5 Gl. 18 Schi. 2 9. bezahlt. Es waren bem:
nach im Chor Gladgemälde angebradt. Es wurde ein-
mal auch Anken verkauft, der in der Kirche „nit: hed
mwellen brennen”. Wegen geleifteten Dienften erhielt Ni:
kolaus Imfeld 1686 eine vergoldete filberne Schale im
Wert von 25 GI. 82 Schl. und Pfarrer Anderbalden
1683 einen: Becher oder Taten im Wert von 57 GI.
30 Schl. 1641: und 1696 wurden hl. Gräber gemacht.
Durch dert Blig, der den 13. Mai 17038 in Glodenturm
1621,
1622,
„382...
geichlagen, wurden die Glocken und die Uhr befchädiget.
Die Reparatur der Gloden koſtete 540 GI. Ueberdies
wurden noch wegen Reparatur 275 GI. 5 Schl. ausge⸗
geben. Bon der Verpflichtung , der Kirche Nüffe zu ges
ben, bat ſich Ramerdberg im Jahre 1723 mit 33 GL
31 Schl. und 4 N. losgekauft. Die 3 Marmorfteine zu
einer Gießfaßſchooß in der Safriftei Fofteten 10 SI. Im
Jahre 1650 fing die Kirche an, den Kapuzinern 2 Lagel
Mein zu verehren, weil fie wegen ihnen weniger Roms
munionwein braudt. 1696 wurde bie Kirche mit
Schindeln und ob dem Chor mit Ziegeln gebedt. 1720
wurde von Goldſchmied Kaſpar Kaiſer in Zug ein neuer
Kelh im Wert von 127 Gl. 5 Schl. argeichafft, woran
Sof. Kathrina Wir; 74 GI. 26 Schl. gegeben. 1736
verehrte einen Kelch im Wert von 83 GI. 10 Schl., Joſt
Anton Schmid und Regina Imfeld einen im Wert von
96 GI. 34! Schl. Bon Landammann Johann Imfeld
an der Rüti wurden 1649 auf dem Tobbett 400 Pfd.,
von Pfarrer Wolfg. Schmid 1663 240 GI. und von
Helene Imfeld, Witwe des Franz Schwarber, 1000 Gl.
an bie Kirche vergabt.
5 Febr. haben fi bie Kägiswiler und Alpnacher mit»
einander verftändiget. Die Alpnacher jollen im S hlierens
wald den Hag madhen und die Kägiswiler Die
Schien dazu geben. "Die Kägiswiler follen dad Wichel⸗
tbürli an ber Landitraße machen und erhalten. Wenn
das Vieh durchgeht, dann muß den allenfallfigen Schaden
derjenige erſetzen, der das Thürli offen gelafien; fonft
aber derjenige, den das Vieh if. Den 23. Nov. gl. 3.
wurbe ob dem hinteren Schwarzenberg zwiſchen Alpnach
und Kägiswil gemarchet. Innert der March unter Alten⸗
bufen mögen die Theiler von Kägiswil Schindel: und
Brennholz Bauen zu ihren Gütern und Häufern in bem
Theil laut Urtbeil vom 26. Juli 1580.
20. Aug. murde der Baumeifter beauftragt, daß bie
Tanzlaube geſchloſſen werde. Dem Seiler mwurbe
erlaubt, auf berjelben zu feilen. 1660 wurbe.bie Rat h⸗
Rube, melde zu Hein war, vergrößert, 1678 in ber
1623,
883.
großen Rathſtube ein fteinerner Dfen gemacht, 1691 das
Rathhausftiegendach geflidt, 1694 das große Vordach
„gegen der Dilleren Hans” befeitiget, das Rathhaus
weiß angeftrichen und oben der Unterwaldner-Schild ge—
malt. Weil die Parteien in der Fleinen Rathſtube oder
Küche oder vor der großen Ratbftubenthüre gehört, was
beratfchlagt wurde, deßhalb befchloß man- den 3. Aug.
1661, diefelben beſonders zur Sommergzeit nicht in.
der kleinen Ratbftube oder Kühe, fondern auf ber
Laube warten zu laffen. Schon 1582 wurde bejchloffen,
daß man die Leute heiße auf die Borlauben binaus::
ftehen. An die Reparatur ber Uhr auf dem Rathhaus
fteuerte die Regierung 1649 14 Gl. und 1709 veraccor=:
dierte fie den Uhrenmacher in Schwyz eine neue Uhr,
die auch die Viertel fchlagen foll, um 90 Thlr. Wegen.
der großen Koften lieg man in der Rathitube Teinen
Zeiger machen. 1680, 4. Mai, wurde dem Landiweibel
erlaubt, ferner auf dem Rathhaufe zu mirten. Spielen,
Tanzen und Tabakrauchen foll aber gänzlich vermieden
fein. 1702 murbe noch verordnet, daß er Schild, Großen
und die Ratbftube nicht gebrauche und den Gang neben
der Rathftube von Holz und Stauden frei erhalte Statt
der alten hölzernen Stiege, bei welcher Feuerdgefahr zu
befürchten war, wurde 1695 eine bequeme Stiege von
Stein und Mauer gemacht und die übrigen Stiegen
außen herum befeitigt. Man ging durch einen Thurm in
die Tanzlaube hinein. Es ift das mwahrfcheinlich die
gegenwärtige Stiege, die beim Bau bed Rathhaufes nicht
befeitiget worden. Es durften Feine alten Mauern meber
des Salzhauſes, noch des Ankenhauſes, noch der Mebg
gebrochen werden; befivegen werde der Eingang von
außenber gemacht. Das Rathhaus war fchon 1575 mit
Biegeln gededt. Seit 1576 gab man dem Wächter nicht
mehr auf dem Rathaus Behaufung.
25. Jän. wurde vom Kirchenrath erkannt, dab vom
„pät“ (Opfer), welches man im Stalden mit bem
Kreuz oder jonft in der Kapelle aufnimmt, dem Pfarrer
und Helfer laut Jahreszeitbuch das Gebührende gehöre
1623,
1624
1628,
884
und daß vom Mebrigen zwei Zeile ber Kirche und ein
Teil der Kapelle zufomme. Dom „pät“, dad man in
ber Faften, an unferer I. Srauentag, am Maitag, an
Peter und Baul, an St. Jakob, an Michaelitag aufnimmt,
gehört laut Jahrzeitbuch den BPriefleen 1), vom „pät“
in der Kreuzwoche ?/s und am Charfreitag Alles.
25, Horn. erfchienen bie Freitheiler vor Gericht gegen
Lieutenant Marquard Imfeld, der von
einer Magd des Hand Schwarber geboren worden. Sie
behaupteten, ed fei ber Sohn des Hand Krämer unb
babe jomit keinen Anfpruch auf das Freitheilrecht. Das
Gericht aber erfennt, er fei der uneheliche Sohn des ver:
ftorbenen Landvogts Wolfgang Imfeld, weil die Magb
auf ihrem Todbett den Beishtvater zu diefer Erklärung
bevollmächtigt und die Landeögemeinde ihn als foldhen
anerfannt. Da der Erbauer bes Thürlihaufes und der
St. Antonstapelle eine zahlreiche Nachkommenſchaft hatte,
deßhalb war diefer Entjcheib nicht ohne Bedeutung.
treffen wir in der Schwänbdi eine Aelplertilbi. Scon
1624 ftiftete Sedlelmeifter Sobann Schönenbül 5 Pfund
an bie Nelplerfilbi in Alpnach. Es fcheint, daß die Ab-
haltung derfelben ſchon damals gebräuchlich war.
19. Horn. wurde verordnet, daß die Metzger bag
Fleiſch denjenigen, welche mit baarem Geld bezahlen,
um 2 Angfter billiger geben. Schon 1561 haben bie Fleiſch⸗
fchäßer laut Ordonnanz das Fleifch geſchätzt. 1575 ſchätzten
fie gutes Rindfleifch 10 Angit., gutes Kalb: und Geißfleifch
8 AUngft., und 1814 wurde nach Luzern gejchrieben, daß
im Winter ein Pfund Kalbfleiich zu 3'/s—4!/s und im
Sommer zu 61/),—7'/, Schi. verkauft werde. Die Mebg
wurde 1550 um 8 Gl. und 1808 um 54 Gl. geliehen.
1803 mußten die 6 größeren Metzger je 7'/s und die 3
teineren je 4 GI. bezahlen. Wer ein unzeitige® Kalb
verkauft, das nicht 3 Wochen alt iſt, ift fommen um 5
Pfund Buß. (1564.) Die Weinichäter follen alle Sams
tage das Fleilch ſchätzen nad Kauf und Lauf und je
nachdem das Fleiſch iſt. Vor 9 Uhr am Samödtag follen
die Metzger nicht verkaufen. (1569) Die Mebger follen
385
RI LE BE NSS
der Mebgerorbnung von Luzern nachleben und fein Vieh
- auf Fürfauf kaufen. (1576.) Die Mebg folle befchloffen
werden, bi8 bie Metger ſchwören, nach der Luzerner Orb:
nung zu meßgen und daß fie für St. Jakobstag hin die
Abtheilung machen, daß alle Wochen ein Rind gemebget
wird, welches mwährfchaft ift und welches die Schäger für
gut achten Tönnen. (1579) Ale 4 Mekger ſollen am
Samstag gleiches Fleiſch mebgen und es fol Keiner
metgen, bevor die Andern ibr Fleiſch aerfauft. Alle Sams⸗
tage, außer in ber Faften, follen fie abwechlelnd ein Rind
mebgen. Was gemekget wird, jollen Weibel und Läufer
ſchätzen. (1600.) Es fol einer nicht mehr als drei
Stüde metzgen und dann warten, bis das verkauft ift
und dann wieder anfangen. Wer ein Stüd zum Mebgen
tauft und es dann wieder verfauft, zahlt von jedem Stüd
5 Gl. Buß. (1602) Es ift verboten, Schmalvieh und
Metzgvieh auf Berfauf zu Laufen. (1805.) Sie follen
das Fleifch um bares Geld, wie zu Luzern geben; wenn
fie aber bis auf Herbft Ding geben müffen, dann mögen
fie 2 Angft. daraufſchlagen. (1685.) Es fol zu Sarnen
außer der Metzg Niemand auf Verkauf mebgen, noch
Tleifh auß anderen Drten auf Verkauf nah Sarnen
bringen, bei 10 Gl. Buß. (1724) Die Mebger follen
alles Zleifch in der Metzg und nicht anderswo ausmehgen.
(1720.) Fürohin fol ein jeder fein eigenes Vieh in der
Megg auf die Freibank führen, meßgen und nach Belieben
audgeben mögen und nicht weiters. (Landögem. v. 1751)
Das Fleifh auf der obrigkeitlichen Metzg fol im Sommer
um 7 Uhr und im Winter um 8 Uhr geichätt erben.
Die Nebenmebger find nicht befugt, ihr Fleiſch vor 11
. Uhr audzumwägen. (1806.) In Zukunft ſoll ohne in der
obrigfeitlichen Metzg Tein Vieh beim Pfund, fondern beim
Viertel oder „Lidweis“ ausgewogen werden. Es Toll
felbe8 beim Tag gemebget und jedesmal von einem
Fleiſchſchätzer befichtiget werden, dem für jeine Bemühung
10 BB. zu bezahlen find. (1809.) Es follen feine Pferde
A napeitöfihein eingeführt und gemeßget erden.
2 . 0 ? R
lern” Bun “ — 24
1628,
1633,
386
III IT
9..Dezember ftarb ber Erfte an der Peſt, nämlich „Hand
Danner von Lucern, ein Krämer, der erft da malen an
der Belt”, welche den 26. März 1620 geendet. In dieſer
Beit ftarben nur in Sarnen 430 Berfonen. 280 Ber:
fonen wurden in einem großen Graben beim größeren
Kreuz bei der Sakriftei gegen Sonnenaufgang, wo man
dermalen da3 Dfterfeuer fegnet, begraben. Auf dem da⸗
bei aufgeftellten Kreuz war ehemals folgender Vers:
„Iſt da3 nicht ein grofe Klag!
Drythalb hundert in Einem Grab.”
Beugh. Wirz.)
1635 wüthete die Peft neuerdbingd. Den 27. Okt. ftarb
Peter Anderhirfern, ein Schneider , zuerft an der Belt.
Im Spital find in Turzer Zeit mehr ald 40 Perfonen
geftorben. Seither hat die Belt unfer Land nicht mehr
heimgejucht.
14. Heum. ward „Gricht (Siebengericht) offenlich zu
Sarna (Im Grund vor alten Ziten genempt) Jetzo vff
dem Platz vor dem ſteinhuß Gricht gehalten.“ Bor vier
fem Steinhaus waren vor der Renovation uralte
Steinbänfe mit Bedachung angebracht. Dafelbft fol auch
der reg. Landammann Aubdienzen erteilt und Gericht ges
halten haben. Im gleichen Jahre wurbe in das Brotos
fol geichrieben: Es ift bon den Altvordern verordnet,
daß ein Seder ohne Berzug und ohne große wid:
tige Urfache erjcheinen fol, wenn das Gericht zuſammen⸗
berufen wird — nämlich im Sommer nach ber bi. Mefle
längftend um 9 Uhr und im Winter um 10 oder 11 Uhr.
Wenn ein Richter von einer Bartei als Yürfprech erwählt
wird, fol er gehorchen, ausgenommen der Gerichtichreiber,
Wer diefe Punkte nicht beobachtet, verfällt in eine Buße
von 5 Pfd. 1637 wurde noch binzugefügt, daß er bei
- 10 Sch. Buß, wenn er nicht erfcheinen Tann, für einen
Stellvertreter forge. Es fol ein Jeder feine Seitenwehr,
Mantel und Hut ind Gericht tragen und bei einem Gul⸗
den Buß die Urteile verhehlen. Es fcheint, daß fie fich,
nachdem die Parteien auf dem Platz vor dem Steinhaus
geiprochen, in ein Zimmer zurüdgezogen, um das Urtheil
887
zu fällen. 1633, 1634 unb 1685 war das Siebengericht
immer wieder mit anderen Männern bejegt. Wie e8
ſcheint, Tonnte nur der Gerichtichreiber wieder gewählt
werden. Damals wurde einer jungen Frau ald Morgengabe,
Gürtel und Meffer gegeben. 1639, 26. Mai erfcheint vor
dem Siebengericht Marie Haberbry gegen Johann Spichtig.
1633 zog Jörgi Kathriner in ben Krieg gegen Lindau
d. b. an den Bodenſee. Am 22. Herbftimonat waren die
Untermwaldner 600 Mann ftarf in Einfiedeln, wo fie zu
Zugern ftießen. Den 12 November ivaren die Unter:
maldner wieber beim gefehrt. Im Herbite des Jahres
1633 war der jchmwedifche General Horn an der Spite
ſeines Heeres auf turgauischen Boden vorgedrungen.
Megen diefer Grenzverlegung zogen.gemäß Bufinger die
bier Orte Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug mit 3000
Mann in Eile an den Bodenfee. ALS der Kriegsausbruch
unvermeidlich Ichien, da kam plößlich die Nachricht, daß
die Schweden von Konftanz abgetrichen worden und, den
eidgenöflifchen Boden verlaffen haben.
1637 beginnt das ältefte Rechnungsbuch der Teiler
in der Schwendi. Jährlich wurde ausgegeben, um „ſelb
fierth“ nach „eifelen” (Einfiedeln) zu geben, 6 Gl. und
dort eine Hl. Mefje leſen zu laſſen, 20 Schl., an der
„meyen Eilmü” den Borftelleen für 2 Maß Wein
8 Baten, am Kreuzgang in den Ramerdberg 20 Schl.,
am Kreuzgang um die Kapellen den wBrieftern und
„ſchullern“ (Choralfnaben) 21 Bagen 1 Schl., am Kreuz:
gang nad Giswil 1 Gl. 1 Schl., an die Ingerkerze 3
Gl., an der Herbitfiliwi für 2 Maß Wein 26 Scl., dem
Drganift an Zinsfchulden 30 Pfd., an St. Bläfi drei
Prieftern, dem Schullehrer und einem „Schuller” 29 Bz.,
der Hebamm 5 Gli., dem Baſchi Britichgi für 2 Map
Mein und daß er 3 Mal an den Kilwenen (zum Tanz)
aufgemadt 1Gl. 15 Schl., am Eidgenoffenjahrzeit 1Gl.
16 Schl. und 1638 8 GI. 7 Schi. Wenn mehr fremde
Geiftliche dabei erfchienen, dann mußte auch mehr bezablt
werden. Später wurden alljährlih für eine Büchſe 2
SL. bezahlt. Wahrſcheinlich mußte fie der Eigenthümer
388
RI DL SEE
an einem Schießet von denjenigen gebrauchen laſſen, bie
feine eigene Büchfe hatten und zum Schießen berechtigt
waren. Nach dem Bau bed Kapuzinerflofter8 erhielten
diefelben jährlich einen Saum, d. i. 60 Maß Wein. Wer
gen den Kreuzen auf der Egg, welche im Winter megges
noınmen wurden, werden jährlich 20 Schl. bezahlt. Beim
gemeinfamen Schwäntwerf hinter der Egg wurden im
Sabre 1652 4 Ruben, db. i. 66%]; Pfd. Anfen gebraucht,
welche 8 Gl. gefoftet. 1655 find noch 6 Pfd. Anken übrig
geblieben, wofür man 30 Schl. erhielt. Branntwein war
damals noch wenig befannt. 1664 wurden beim gemein-
famen Schwändten 12 GI. 30 Schl. für Brot und 7 GI.
34 Schl. AN. für Anfen bezahlt. Für je 10 Kubfchwere,
die man in bie Wälder und Meiden der Schwändi trieb,
mußte man zwifchen „nüffen” (Dionyſius) und St. Johann
einen Tag „Imäntten”; ebenfo wenn man tveniger als
10 Kuhſchwere tried. An ein neue3 Haus in der Theil-
fame wurden früher ein Schild oder ein Fenfter und nad
1665 3 Gl. gegeben. Ein Schild Foftete 3 GI. und ein
Senfter ungefähr 31a Gl. Der Theilenvogt mußte zum
Bau und Unterhalt der Pfrunpbäufer beitragen , fo
3. B. im Jahr 1661 zum Bau der Helferei. 1639 wur:
den dem Kafpar Stör für 1!/5 Ellen Sammet zu des
Sigriften Rod 31 Bz. 1 Schl. und den Maurern wegen
dem Schwibbogen in dem „Blatty" 241/, GI. und im
folgenden Jahre wegen der Brüde in dem Blatti 21 GI.
20 Schl. bezahlt. Wegen des Barfüfler wurden 1649
64 GI. 33 Schl. 4 A. bezahlt, die im Pfarrhof aufge:
Ioffen. Wahrjcheinlich waren damals Pfarrer und Helfer
träntlih und man gebrauchte bdenfelben zur Aushilfe.
Schütenhauptmann Kaſpar Imfeld erhielt 12 Gl. 38 Sc.
wegen den Spielgefellen ; wie es fcheint, hat derſelbe die
Theaterjpieler in der Schwendi unterrichtet. Die Kapelle im
MWolfengel Eoftete im Sahr 1650 12 Gl., Maler Nikolaus
Wirz erhielt 1651 wegen Arbeit in diefer Kapelle 3 GI.
11 Schl. Bisweilen mußte auch etwas bezahlt werden
wegen der Landedmufterung oder wenn bie Verorbneten
bie Kriegdleute auggehoben. und die Fähnli erfüllt. 1654
389
LIED GLS
wurde 79 Theilern, die keine Alpig erhielten, je 1 Gl.
gegeben und 1674 unter 140 baushäbliche Theiler je 3
SI. d. i. 420 Gl. audgeteilt. Der Alpzind für Sümel-
brunnen betrug im Jahre 1651 221/, Gl. für Rüſchi 50
Gl., für Dritannen (Staffel) 82'/s Gl., für Grund und
Gerlisilp 60 Gl., für obere und untere Schwand 45 GI.
und für Olauberöberg 22’); Gl. Später wurde der
Alpzind etwas gefteigert. Im Sabre 1675 betrug der
Alpzind von allen Alpen 659 Gl. Rudſperi bezahlte 180
Gl., Unterivengen 75 Gl., Dritannen 1261); Gl. u. f. w.
Im Sabre 1637 fcheinen bie Theiler bloß Dritannen be-
ſeſſen zu baben, wofür fie 50 Gl. Alpzin® bezogen.
Gerlisalp war 1563 im Befis des Oswald Kathriner.
Für 4 Eichen erhielt der Theilenvogt 1639 8 Gl., für
Eicheln im Sabre 1646 3 GI. 10 Schl. Gemöhnlich
wurden die Eicheln von den Schweinen gefreffeu , welche
man auf Martini Abend laufen ließ, nachdem man fie
vorher geringt und ihnen die Zähne audgebrocdhen.
Wenn Eicheln oder „Buoch“ (Buchnüſſe) fein follten, dann
“ mag man fie früher darin treiben; doch fol ein Hirt
dabei fein. Schon 1553 wurde von der Zandedgemeinde
befchloffen, e8 jeder Kilchhöri anheim zu ftellen, wie man
fih wegen den Schweinen verhalten mwolle. Wenn man
aber die Schweine „vſmeret“, d. 5. fie will laufen
laffen, dann foll man es Andern ohne Schaden thun
und fie wohl ringen. 1562 iſt an der Landedgemeinde
zu mehr worden, „dal man vff Sankt gallen Tag laß
laufen in] aß”. 1575 wollte man fie nur von St. Mar:
tin bis Weihnacht laufen laffen. Im März wurde dann
gewöhnlich ausgefündet, daß man fie bei 5 Pfd. Buß
auf dem Seinigen habe. Noch im Aufang dieſes Jahr:
hunderts ließ man die Schweine laufen und es
wurde deswegen den 2. Dezember 1820 beichloffen,
auszufünden, daß Jedermann laut Nandesartifel bie
Schweine auf dem Seinigen haben fol. Aus diefer Ur:
ſache wurden bis in die legten Jahrzehnte auf den All:
menden jo viele Eichen gepflanzt. Beim Wolfengel-Käp⸗
peli, welches und 1647 das erjte Mal begegnet, ftund
390
ein Aepfelbaum, von welchem der Theilenvogt 1645 6
und 1647 4 Säde Aepfel erhielt. 1659 betrugen ſämt⸗
lie Einnahmen 352 GI. 34. Schl. 3 U. und die Aus-
gaben 268 Gl. 35 Schl. 4 A.
1637 machte fich in der Schwendi ein Wolf bemerkbar. Marr
und Melchior Ming, zwei gute Jäger, wurden: dem Wolf
nachgeſchickkt und erhielten deßwegen vom Theilenvogt
1 Gl.; 3 Gl. bezahlte er Botenbrod megen dem Wolf.
Laut dem älteften Yandbuch mußten Sarnen und Kerns
zwei und die übrigen Gemeinden eine Wolfgrube haben.
1560 ließ die Negierung verkünden , daß man fich hüte,
denn man habe die Wolfgruben „gricht”. Wenn Etwas
dreinfalle, wollen fie geantwortet haben. Es fol Jeder⸗
mann die Hunde daheim behalten und Niemand um bie
Gegend berumlaufen, nämlich zmifchen Mühleberg und
Binmerthal. In diefer Gegend lagen, wie es fcheint, die
MWolfgruben von Sarnen. Weber diefelben wurde wahr:
Icheinlich ein Garn gelegt, welches mit Tannäftchen be:
dedt war und worauf vielleicht gebeigt mar. Sobald der
Wolf auf da8 Garn hinausfprang, verwickelte er ſich in
demfelben und fiel in die Grube hinab. Wenn dem Wolf
gerichtet war, dann mußte man gewöhnlich die Hunde
einfperren. 1701, 15. Sän., wurde verordnet: Weil viel
Büchfen bin und ber dem Wolf gelegt und ſolche Schon
mehrmald von den Hunden losgelaſſen worden, deßhalb
ſoll man bie Hunde einschließen; fonft bat der Betreffende
für den erfchoffenen Hund noh 5 Gl. zu bezahlen, ihm
zur Strafe und dem Lader zur Belohnung. Im Dezem:
ber 1701 verbot man, fchon bevor man dem Wolf gerichtet,
Hunde und Schweine Nacht laufen zu lafien, wenn es
Ichneit. Man hoffte dann die Spur des Wolfes Ieichter
zu entdeden. Bisweilen wurden dem Wolf auch Kloben
und Fuchsfallen gelegt. In diefem Fall mußte dann die
Umgebung gewarnt werden. Um auf einen Wolf zu
warten, find 1606 zwei gute Jäger alle Tage mit einem
Haufen Geiſſen aus und wieder heimgezogen. Das
Luder für einen Wolf betrug 1571 40 Bfd. und bald
nachher 30 Gl. Hie und da wurde mehr al! das
891
IR ET IE
Luder gegeben. 1703 fette man für einen Wolf eine
Belohnung von 150 und 1704 100 Thaler aud. Der
Mehrbetrag wurde alddann durch einen Beitrag von einer
jeven Gemeinde oder durch eine Steuer auf jedes Haupt
Vieh oder auf jeden Kilchgenoffen gebedt. Beim Beginn
einer allgemeinen Wolfsjagd wurde geltürmt. Alddann
mußte ein Seder laufer, der 14 Jahre alt war und „ders
vermag lüb3 halben”. Wer nicht lief, mußte 1605 20
Schi. und 1606 2 GI. Buß bezahlen. 1606, 4. Horn.,
wurde verordnet: Es foll Heiner heim, bis die Leute, die
verordnet find, e3 erlauben Wer aus der Jagd geht
und nicht, wenn die Sagd angeht, dem Garn zuläuft,
fol 20 Gl. geben. Dort wurden wahrfcheinlich die not:
wendigen Anorbnungen getroffen. Den 6. Horn. 1638
war ein Wolf im Kernwald. Es wurde nun das Wolfs⸗
garn gerichtet und der ganze Kernwald umzingelt. Die
von Sarnen und Kerns waren bei Siebeneich und Kalti-
Brunnen aufgeftellt. Unterhalb dem Kernwald und zu
beiden Seiten waren gute Schüßen und junge ſtarke
Männer und Knaben, die ihn „wader vffen triben“ gegen
das Garn. „Die wuber hend in währendem iag in di
Kilchen ür gebet verricht vnd da hatt vnß gott glück
darzu gän, vnd darnach thett man Gott zu Lob und
Eren Ein Krützgang gan St. Nicklouſſen“. Es ſcheint
das Wolfsgarn habe man nicht nur bei den Wolfsgruben,
ſondern auch noch an anderen Orten gebrauchen können.
Der Theilenvogt in der Schwändi bezahlte im Sabre
1638 für das Tragen des MWolfgarnes, wobei wohl auch dad
Richten desjelben inbegriffen, 12 Gl. Da bei einer alls
gemeinen Jagd oft Unordnung entitanden,, deshalb bat
man im vorigen Sahrhundert meiftend einen Ausſchuß
von guten Schüßen dem Wolf nachgefchidt. Gewöhnlich
wurden aus einer großen Gemeinde 12 und aus einer
Heinen 6 Männer ausgewählt. Das Tabakrauchen und
unnüte Schießen vor und während der Jagd wurde ge:
mwöhnlich verboten. Bon Zeit zu Zeit wurden die Wolfs⸗
aruben neuerdingd audgemworfen und der Hag um die:
felben gemadt. So 3. B. beſchloß man im Sahre 1606
892
II LES
den 12 Männern, welche den Hag gemacht und bie Wolfs
gruben ausgeworfen, 12 Kronen zu geben. Wie es fcheint,
bat man. fich mit der Bezahlung des Haggeldes nicht bes
eilt; deshalb wurde den 29. Auguft 1608 ausgekündet,
daß diejenigen, welche das Haggeld noch nicht erlegt, es
in 4 Tagen bei 5 Gl. Buß erlegen folen. 1647, 20.
April, wurden die Schwander beauftragt, ein fleißiges
Auffehen zu haben, wo der Wolf fei, und fobald fie es
wiffen, Sturm zu läuten und ed ben Nächitgelegenen
fund zu thun. Den Jägern, welche im Jahre 1653 dem
Wolf nachgeſetzt, wurde erlaubt, wenn fie etwa einen
Hirſchen antreffen, ihn zu Tchießen, 1664 mußte jede Ge:
meinde ihre Schützen, welche auf Wölfe ausgingen, mit
Pulver verjehen. Wolfdjagden waren in den Sahren
1560, 1567, 1585, 1605, 1638, 1686, 1692, 1698, 1730,
. 1733, 1734, 1766, 1779, 1797, 1803, 1807, 1823 und
1834. 1560 meinte die Landedgemeinde: Da die Schügen
alljährlich fchöne Gaben erhalten, jo follten eigentlich
diefelben dem Wolf nachgehen. Dejjenungeachtet ver⸗
fprach fie demjenigen, der ihn fängt, ein Luder von 80
Gl. und jedem, der auf die Wolfsjagd geht, 5 Bz. Im
Sabre 1698 wurde demjenigen, der den Wolf außer der
Landjagd erlegt, von jedem Haupt allerhand Vieh ein
Nappen verfprochen und 1733 100 Gl., jedoch fol der
Wolf an dad Rathhaus gehängt werden. Die Theil:
nehmer an der Wolfsjagd echielten 1734 pro Tag 221/z
Shi. Die Schwander waren fo glüdlich, denfelben zu
erlegen. Unter Trommeln und Pfeifen und in zahlreicher
Begleitichaft wurde er dem reg. Landammann zu Banden
der Regierung überbracht.
Weil aber bei diefem Anlaß etwas Unglüd begegnet,
deshalb wurde verordnet, daß in Zukunft ein ſolches Un:
thier nur mehr von 12 Männern überbracht werde. Bei der
Sagd vom Jahre 1766 bat of. Burch den Wolf mit
einem Schuß fo blefjiert, daß er Blut vergoffen und es
wurden ihm deßwegen 2 Thl. verehrt. 1803 wurde von
Blaſius Andermatt in der Schwändi und Ignaz Frunz
von Sarnen zu Teifimatt ein Wolf erlegt. Sie erhielten
393
das gewohnte Luder, wurden in allen Gemeinden für
einen Beitrag empfohlen und burften in Quzern, Bern,
Uri und Nidwalden eine Blutfteuer aufnehmen. Anton
Burch's Sohn auf dem Thuren in der Schwändi und
. Mithafte, welche 1807 den Wolf erlegt, erhielten einen
Schilling auf jede Kuhſchwere und ein Empfehlungs:
Ichreiben an die benachbarten Orte. Die aufgenommene
Taxe betrug 146 Gl. 14 Schl. 2 A, mwozu ber Land:
fedelmeifter den Reſt hinzugelegt, damit es das beftimmte
MWolfdluder von 150 GL. ausmache. Auf den Wolf, der
1823 im Ramerdberg verfpürt wurde, wurde eine Be⸗
Iohnung von 60 Gl. geſetzt. Am Dfterdienftag 1834
wurde in Sarnen ber lette Wolf erlegt, der fich in Ob⸗
malden bemerkbar gemacht. An diefem Tage fiel ein
friiher Schnee. Diefer wurde von den Jägern benutzt
und e3 find deshalb etwa 200 Männ bei Tagesanbruch
ausgezogen. Sie ftellten fich gegen bie Schnellen auf
und binter dem Grat gegen die Schlieren. Bald ver⸗
ſpürten fie den Wolf auf der Seite gegen Sarnen, Tonnten
aber nicht zum Schuffe fommen und er entwiichte hinter
den Berg. Alle Auswege wurden nun gut befegt. End⸗
lich Fonnten 5 Mann auf ihn losſsfeuern, wo er dann,
bon einem Jäger aud ber Schwändi getroffen, zus
fammenftürzte. Nun war großer Jubel und ein Iuftiger
Einzug. Es wurde geichoffen getrommelt und mufiziert,
und es verfammelte fich eine Menge Volkes, wie an einer
Landesgemeinde.
Die Bären waren ſeltener und man hat ſie auch
weniger gefürchtet. Bärenjagden waren in den Jahren
1561, 1579, 1585, 1593, 1619, 1651, 1688, 1689, 1711
und 1753. Als Welti Kiſer und Joſt Schilt im Jahre
1561 auf den Bären ausgingen, da wurden ihnen 3 Gl.
gegeben. 1579 wurde von Meldior Fanger und Heinrich
Bannwart und 1593 von Meldior Kathriner ein
Bär geichoffen. Die Regierung gab deswegen außer
dem Luder einem Seden Tuch zu einem Baar Hofen.
Für den Bären, der fich 1585 bemerkbar gemacht, wurde
eine Belohnung von 20 GI. ausgeſetzt. 1651 haben die
344
Theiler in der Schwändi megen dem Bären 6 Mann
nah Einfiedeln gefchidt und deswegen 9 GI. bezahlt.
Koler, der ihn gefangen, erhielt von den Schwandern
8 81. 10 Schl. Als man den 18. Sept. 1688 eine all:
gemeine Zandjagb auf den Bären beichloß, da wurde zu⸗
gleich verordnet, daß die Geiftlichen mit dem übrigen Bolt
unterdeiien beten ſollen. Wie es fcheint, hat man ihn
nicht befommen. In Folge deflen erhieltendie Schwanber
und Giswiler die Mahnung , daß fie befjere Anftalten
treffen, wenn der Bär noch einmal gejagt werde. Zur
Bärenjagd , welche 1689 angeftelt wurde, Murden aus
einem großen Kirchgang 4 die beiten Schüßen und 2
Hellebardiere und aus einem Fleinen die Hälfte ausge:
ſchoſſen. Wenn fie den Büren erlegen, dann wird ihnen
das Luder bezahlt, fonft aber eine billige Belohnung au?
dem Landfädel geihöpft. Sie follen aber nicht länger
als 8 oder 10 Tage dem Bären nadjagen. Endlich
wurbe er von den Brienzern gefchoffen und die Regierung
gab ihnen 6 Ortsthaler. Hans Müller, der den Bären
ſo verwundet, daß er nachher nicht mehr gefchabet, erhielt
20 Gl. Wegen dem Bären und wegen anderen Urfachen
wurde eine Prozeſſion nach Sachfeln gehalten. 1711 wurde
eine allgemeine Bärenjagd befchloffen. Unterdeſſen fol
Niemand in den Wäldern fich verfteden oder diefelben
beimlicher Weile durchftreifen. Wird er außer der all-
gemeinen Jagd erlegt, dann merden 50 Thl. aud dem
Landläckel bezahlt. Nach 1753 haben die Bären nur noch
infognito unfer Zand bereift. Bon einem Wildſchweine
wurde dad Land nur felten durchwühlt. 1764 wurde bon
Jakob Kiferd Sohn und 1765 von Nikolaus Sigrift ein
„Gyr“ (L2ämmer : Geier, „alben giren”) geſchoſſen,
wofür fie je 21/, GL. Luder erhielten. Häufiger ald Wild:
fhweine und Lämmergeier begegnen und die Luchſe.
1583 nach Oſtern befchloß der Rath, dem Hand Murer
2 Ellen Tuch zu geben und daß an St. Sörgentag ans
gezogen werden fol „um vdel um lüchs.“ Es wurde
dann bon der Landesgemeinde befchloffen, daß Jedem,
der einen Luchs fängt, von M. g. 9. 4 GI. werden. Im
895
Sabre 1596 wurde das Luder für einen Luchs auf drei
Kronen erhöht. Einem Schwander, der einen Luchs fing,
bezahlte die Theilfame gewöhnlich 30 Scht., einem andern
Obwaldner aber 20 Schl Das Luder für einen Fifch: -
otter betrug‘ 1 GL. 10 Schl. Gemfen, Hirfche und Rebe
wurden von der Regierung geſchützt. Das Schießen von
Neben war gänzlich verboten. 1650 und 1762 wurden
die Vebertreter diefed Verbotes fogar mit einer Strafe
bon 50 GI. bedroht. Hirſchen zu fchießen murbe 1649
bon der Landsgemeinde von St. Berena bis St. Gallen:
tag erlaubt. Für die Gemfen und Hirfhen gab es
Bannberge, mo fie das ganze Jahr nie gefchoffen werden
durften. Solche Bannberge waren 3. B. Klyſter und Stanfer:
born, („Brandhorn”, „Wiefenbera”.) Auf feftliche Anläffe
oder um einem großen Herrn ein Gefchenf zu machen, murbe
bisweilen erlaubt, eine Gemfe zu fchießen, einen Hirfchen
oder ein Reh zu fällen. So 3. B. wurde dem päpftlichen Nuntius
Menotti, deffen Entſcheid einem Beichtiger aa? dem Klofter -
Engelberg nicht günftig war, im Jahre 1691 als Zeichen
der Erkenntlichkeit eine Gemfe verehrt. Bor St. Jakob
durfte feine Gemſe gefchoffen merden. Auf Kräben,
Raben, Herrenvögel, Bollenbider und Aeger—
ften wurden bisweilen ein Zuder feitgefegt und biömeilen
dasjelbe wieder aufgehoben. 1591, 4. Mai wurde be-
Ichloffen: „Vff ein Kräu rapen und Agerften hend mine
Herren 1 33. vffboten; doch fol einer den Kopf dem Ver:
ordnetten zum Wortt Zeichen bringen” und 1593 murde
binzugefügt: Sie follen „alt Fogel Sin vnd nit Jung
v8 den nefteren”. Nicht einmal die Mäufe waren vor
Verfolgung von Seite der Menſchen gefichert. 1592 wurde
von der Landedgemeinde das „Muffengeld” aufgelekt,
„wie von Alter ber brucht ift”, und den 4. Dit. 1595
wurde beichloffen, daß dem PWaufer von einer Maus 2
Angfter und von einem Schär 1 Schi. werden Tolle.
1596 wurde von ber Landgemeinde wieder das
„Vogelgeld“ eingeführt und das „Mülengeld” abges
ſchafft. Man hat aber deſſenungeachtet fortgefahren,
denfelben immer noh einige Aufmerkſamkeit zu fchenfen.
896
II IS LE
So 3. B. hat man dem „Mufer” 4 Monate nachher er:
laubt zu baufieren, doch foll er „mufen”. Er burfte ſo⸗
mit fein frühere Gewerbe nicht an den Nagel hängen.
An „bannen“ Feiertagen war das „mufjen” nicht erlaubt.
Tür die Jagd hatte man 1564 eigene Büchſen. Arnold
Seiler wurde verordnet, daß er dazu „lugy” und erbielt
deßwegen ein Baar Hofen. 1588 wurde neuerding® ver:
ordnet, daß Niemand Gewild außer dad Land verfaufe,
bevor er dasfelbe in dem Kirchgang, in dem er ed gefangen
und zu Sarnen feilgeboten. Es war auch bei 10 Pfb.
Buß verboten, Gewild auf Berfauf aufzufaufen und es
aus dem Land zu führen.
1640 hatte Sarnen und Kerns je 15 und die übrigen Ge- |
meinden je 7 Rathsherren. Ein. neuer Rathöherr
mußte im 17. Sabrhundert 15 Gl. zum Anlauf von
Silbergefhirr und feit 1713 bis zur Helvetit an das
Zeughaus bezahlen. Man beichloß deßwegen den 27. Oft.
1635, bie erjte Benfion entweder vom König in Spanien
oder in Frankreich zurüdzubehalten und dem Pannerherrn
einzubändigen. Wie es fcheint, erhielt ein Rathsherr bei
Ankunft ıiner Penfion 15 GI. 1637 wurde gejtattet, ftatt
der Benfion einen Becher im Werth von 15 Gl. zu geben.
Am erften Rathstag nach der Landedgemeinde war der
Schmwörtag, wo die neugewählten Rathsherren, Amtsleute,
Wirthe, Fähren, Karrer u. drgl. beeidiget wurden. Weil
einige ſaumſelig waren, deßwegen wurde den 1. Mai 1562:
beichloffen: Der Räthen wegen, die nicht gelobt, fol in allen
Kilchhören verkündet werden, daß fie von heute über 8 Tage-
nad Sarnen geben und Treu geben ; fonft ſollen fie unehren⸗
halber entiegt fein. Damals war die Landedgemeinde an St.
Georg (23. April), früher am 1. Mai, und wie e3 fcheint,
wurden am 1. Sonntag nach der Zandedgemeinde die
Kirchgemeinden gehalten. Den 6. Mai 1600 wurde bes
ſchloſſen: An einem Rathstag fol man nicht auf meine
Herren zehren, jondern 20 Sch!. geben. Früher durften.
demnach die Rathöherren an einem Rathstage auf Koften- -
des Landjädeld eine Irte thun. Später wurden bie:
jenigen, die im Rath erfchienen, auf den 6 Baten-Robek
397 _
AIR LI SD
. geftellt, der dann vor der Rechnung dem Landfädelmeifter
eingehändigt wurde. Wenn einem fremden Fürften ein
Aufbruch (Militär) bewilliget wurde, wenn eine Benfion
erjchien oder ein Ehorherr gewählt wurde, dann erbielten
fie bisweilen außerordentliche nicht unbedeutende Sitzungs⸗
gelder. Schon zur Zeit des jel. Bruder Klaus mußten
die Rathsherren in Gericht und Rath und an Sonn: und
Feiertagen in die Slirche eine „Wehr“ oder Degen tragen.
Die „Wehr, die Bruder Klaus, fein Sohn Landammann
Walter und fein Großfohn Landammann Nikolaus getragen,
befindet fich gegenwärtig in die Kirche zu Hernd. An der
Zandedgemeinde trug früher ein jeder flimmfähige Bürger
eine folche Wehr; deswegen wird jeßt noch derjenige, der
dad Stimmredt verloren, wehrlos genannt. 1645 wurde
verordnet, daß jeder Rathsherr am Kreuzgang nach Ennet:
mo08 die Seitenwehr mit fich nehme. Den 8. Mai 1660
wurbe beichloffen: „Alle Geſchwornen vnnd die Ambtsleüth
follen alle Feyr- und Sonntag bei 20 Schl. Bueß Ihre
Seitenwehr zue Kirchen tragen, auch Menigflichen fo bei
vnnd vor Gricht ond Rhat zu thun haben, Ihr Wehr
antragen follen”. Später- wurde nur mehr der Wunfch
audgeiprochen, daß man doch an hohen Feittagen den
Degen in die Kirche tragen möchte. Nach der Helvetik
bat diefer Brauch, wie es fcheint, aufgehört. In den
Rat wurde der Degen noch bei Mannsgedenken getragen.
Später trugen ihn nur mehr die Ringberren und nad
dem Sonderbund verſchwand derielbe. Noch häufiger als
. der Degen wurde die ſog. „Mofestafel” getragen, die erft
: jeit Manndgedenfen verjchmunden. Sm vorigen Jahr:
hundert wurden auch Perüden getragen; deswegen haben
2 Zungerer im Jahre 1755 gedroht, daß fie an der Landes⸗
gemeinde „d' Parüggen Steüppen daf in Luft ummen
flüegen“. Einzelne Stüde konnten noch im Anfang dieſes
Jahrhunderts geſehen werden. Der Gebrauch, den Mantel
in ben Rath zu tragen, wurde vor einigen Jahrzehnten
abgeichafft; in die Kirche dagegen wird er bei gewiſſen
Anläffen immer noch getragen. Die Rathsherrenſeſſel
waren jchon in ber alten Zeit fehr gefucht, troß ber
398
großen Koften, die damit verbunden maren. “Deß:
Balb verordnete die St. Zörgen-Landesgemeinde im Jahre
1550: „Die fi zu ämpterenn, ann rat, vogtyenn ritten
zu befouffen vnnd zu beftellen. vnnd ernännen myetten
unnd gaben bietten oder gäbenn ouch ber empfienge ober
näme, wer das wäre, die find und fellend vonn allenn
eeren gejegt fin, erloß fin und von allen fin verachtet
wärden zu feinen eerenn gud fin noch werden. Nach
bermög der dry Lender Bünde ouch bed geſchworenen
brieff zu Wyßerlen durch ein Landammann vnnd ganze
Gemeinde gemadt.” In einigen Gemeinden beftunb ber
Gebrauch, daß ein neuer Rathsherr jedem Kilchgenoffen
eine Irte zahlen mußte. Diefer Mißbrauch wurde ben
20. April 1686 bei 20 Gl. Buß verboten, fofern ein neuer
Rathsherr nicht freimillig etwas thun will. Sieben Sabre
nachher wurde es gänzlich verboten, den Kirchenräthen
oder Kirchgenofjen etwas zu zahlen. Diefed Verbot gerieth
allmählig in Vergeffenheit. Es wurde deßwegen ben 28.
April 1776 erkennt, dem Praftizier-Artifei beizufügen,
baß alle® Herumlaufen und Trölen für Andere und An:
dere zu verläumden bei 1000 Pfd. Buß, movon dem
Kläger bie Hälfte zulommt, verboten fei. Wer die Buße
nicht bezahlen Tann, der fol am Leibe büßen und ibm
die Haare abgeichnitten werden. Diefer Artikel ift jähr⸗
li vor der Landsgemeinde in allen Pfarrkirchen zu ver:
lefen. Den 24. April 1783 wurde noch hinzugefügt, daß
der neu erwählte Rathsherr, bevor er in den Rath ge⸗
lafien, dem reg. Landammann Treue gebe, daß er die
Rathſtelle nicht erfauft, noch erloffen, weder durch fich,
noch durch andere Leute, auch weber Mietb noch Gaben
geboten babe, noch heißen bieten. Wenn er aber bie
Treue nicht geben darf, ſoll er der Stelle unfähig erfennt
fein. In früheren Jahren war auch das „Meieniteden”
der Brauch, welches aber von Zeit zu Beit verboten wurde
und erft im Anfange diefe® Jahrhunderts aufgehört.
Wenn ein neuer Rathsherr gewählt wurde, dann wurde
aus dem Wald eine Tanne geholt , die Rinde entfirnt,
diefelbe mit Bändern und Blumen geziert und vor bem
1640,
899
IL LE LES?
Haufe des Neugewählten aufgeftell}, der dann einen Trunf
verabfolgt.: Diefer Baum hatte Aebnlichkeit mit dem
Sreiheit3baum zur Zeit der Helvetit und blieb einige Zeit
vor dem Haufe ftehen, fofern ihn feine Gegner nicht eins
mal während der Nacht befeitigten, daher mag wohl ber
Ausdrud kommen: Er bat ihm feinen Meien geftedt.
Ein. ähnlicher Brauch ift der fog. Firftwein. Die Ver⸗
fchwiegenheit der Rathsherren ließ in früheren Jahren
etwas zu mwünfchen übrig; deßwegen hatte man fchon 1554
heimliche Räte. 1567, 20. Dez. hat Ammann Schönenbül
angezogen, ob man auch einen heimlichen Rath wolle, wie
die anderen 6 Orte. Sft beratbichlagt, daß man in einer
großen Kilchhöri zwei und in einer Heinen einen heim:
lihen Rath mähle. 1585 beftund der heimliche Rath nur
mebr aus den 5 Landammännern und ben Zwei,
die fie dazu genommen. An ber Landesgemeinde 1586
befchloß man, feinen heimlihen Rath mehr zu mäblen,
fondern dem Rath zu vertrauen. Alte Landvögte, die
mit Ehren ihr Amt verwaltet, mußten auch in den Rath
gehen und wurden an die erfte ledig gewordene Stelle der
betreffenden Gemeinde gewählt. Der Name eines jeden
Nathöherren ſammt dem Wahljahbr murde im vorigen
Sahrhundert auf ein Täfelchen gefchrieben und an feinem
Pla in der Rathſtube angeheftet. Die geivefenen Ge:
fandten pflegten in früheren Zeiten jedem Rathsherren
uud jedem Weibel Lederhandſchuhe zu verehren 1782
beichloß man, ſich mit einem Rubel oder bayrifchen Dertli
(ca. 12 Schl.) zu begnügen. Botenbrot zu geben wurde
bisweilen verboten. Als Wolfgang Windlin den 2. Nov.
1774 Rathsherr geworden, bezahlte er 74 GI. 26'/, Sch.
Botenbrot. Wahrfcheinlich waren e3 meiftend arme Leute,
die ihm gratuliert und denen er dann ein Almoſen ges
geben. 1733, 2. Mai, wurde e8 dem reg. Landammann
überlaffen, vor Nath nach Diskretion den Hut auf: oder
abzufegen. Wenn er aber gegen Semand Klage führt,
findet man ed anftändig, daß er den Hut auffege.
21. und 22. Dftober wurden vom päpftlicden Legaten
Legaten Hieronymus Yarnefius zu Sarnen 536 Finder
1641,
400
II ILS
gefirmt. Pfarrer Wolfgang Schmid hatte 9, Meifter
Kafpar Mofer 19 und Marie Bär 18 Pathenfinder.
Weihbiſchof Franz Zobann von Pradperg firmte den
1. Aug. 1642, verfelbe als Bifchof den 16. Suli 1647
und im Jahre 1654. Weihbiſchof Georg Sigismund
weihte den 17. Juli 1662 die Dorfkapelle und firmte da⸗
ſelbſt nachher 86 Kinder. Von demſelben wurden den
28. Aug. 1667 zu Sachſeln 39 Kinder von Sarnen ge⸗
firmt. Im Kapuzinerkloſter wurde den 23. und 24. Juni
1675 vom päpſtlichen Nuntius Odorard Cybo 117 und
den 17. und 18. Sept. 1776 vom Weibiſchof Georg Si⸗
gismund zu Sachieln 62 und von demielben den 17. und
18. Okt. 1684 bei der Einweihung der Kirche in Sadjleln
und zu Sarnen ungefähr 400 Kindern das Saframent
der Firmung ertheilt. Weihbiſchof Konrad Ferdinand
firmte den 8. Okt. 1693 in der Dorfkapelle und den 9.
Okt. in der Kapelle im Ramersberg, nachdem er dieſelbe
eingeweiht und den 26. Sept. 1708 bei der Einweihung
ber Kapelle im Stalden. Die Firmung wurde ferner er⸗
theilt von Weihbifchof Franz Johann Anton den 28. Juni
und den 2. Suli 1723 und 4. Dft. 1731, von Weihbifchof
Franz Karl Joſef den 2. und 3. Aug. 1742 und ben 6.
und 9. Okt. 1753, von Weihbiſchof Auguft Sobann Re:
pomuf Aug. 1768, von Weihbilchof Johann Leopold
Juli 1780, vom päpftl. Nuntius Okt. 1795 und Aug. 1806,
von Weihbiſchof Erneft Maria Ferdinand 12. Aug. 1807,
von Biſchof Karl Rudolf von Chur den 30. Dt. 1821,
bom päpftlichen Nuntius Dft. 1834, von Biſchof Kaſpar
bon Karl den 13. Okt. 1844 und Dit. 1857, von Biſchof
Kafpar 1869 und Oft. 1875, von Bilchof Franz Kon⸗
ftantin 18. Mai 1882 und von hochw. Biſchof Johann
Fidelis den 19. Mai 1889.
11. Mai beklagen ſich die im Forſt, daß die Freitheiler
ihnen Sömmerig zu geben ſchuldig ſeien und daß deſſen⸗
ungeachtet Einige verlauten laffen, fie wollen ihre Wälder
in diefem Bezirk einichlagen, wodurch ihnen die Sömmerig
. genommen würde. Sie mollen bei ihren Rechten bleiben
oder dann follen die Freitheiler fie aus dem Steuerrodel
401
ftreichen. Die Sreitheiler verfprechen, fie bei ihren Rechten
zu Ichügen und die Sache bleibt beim Alter. Den 23.
Oft. 16323 wurde beichloffen, daß meine Herren im Yorft
den Wald ennet der Holzleite haben wollen. Bon dem
Wald diesjeitd der Holzleite gehörte ein Theil dem Spital.
Zur Verhütung von großem Waflerichaden wurde von
der Landsgemeinde den 24. April 1650 beichloffen: „Wegen
des Holtzes vnndt Rütes (Waldjchlagend) halben vſ den
greben unndt deleren (Thälern), daruff ſchädliche Waſſer⸗
fliß kommen möchten und foll ein jede Kilchhöri darummen
fliſſiges vorſehen thunn und erforderliche verpet machen.“
Als Belohnung für das Forſtamt der meinen gnädigen
Herren Spital und Siechenhaus gehörigen Wälder erhielt
Michael Kathriner im Sabre 1666 ein Paar Hofen mit
ber "Bedingung, daß er noch 2 Jahre in diefem Amte
fein Beftes thue. 1672, 1. Zuli murde im Zimmerthal
ein Stüd Wald für 10 Sabre in den Bann gethban und
ben 23. Juni 1685 ein Projekt, mie ein gewiſſer Bezirk
des den Freitheilern und den Theilern zu Kägiswil und
Ramersberg gemeinfamen Waldes gebannt fein fol, vom
Rath genehmiget. Eichhäume außer das Land zu ver:
faufen, wurde 1587 und den 21. Aug. 1697 verboten;
Bartilularen dagegen darf man es erlauben. Der jährs
liche Verbrauch des Holzes im Spital wurde im Sabre
1710 auf 50 Klafter feftgefegt. Später wurden nod
etwa 5—6 Rlafter mehr bemwilliget. Im gleichen Jahre,
1750 und 1784 wurde für Sarnen eine Holzordnung er⸗
lajien und vom Rath genehmiget. Als den 18. Jän. 1739
ein „borrend” eingebrochener Sturmmwind im Forſtwald
des Spital bei 1000 Bäumen zu Boden gelegt, da er:
bielt der Waldvogt Hans Melchior Sigrift den Auftrag,
die zum Sägen und Schindeln brauchbaren Tannbäume
beſtmöglich an die Loſung zu bringen, die übrigen aber
liegen zu laflen und davon dem Spital das nöthige Holz
zu verſchaffen.
1760, 10. Mai wurde nicht nur den Geißhirten, fon
dern Sedermann bei empfindlicher Strafe verboten , in
den Hoch: und Bannwald Geiſſe zu führen. In der Bach⸗
25
402
talen im Dellenbach wurde im Jahre 1765 Holz zu
fällen gänzlich verboten. Brennholz außer dad Land zu
verfaufen, wurde 1768 von ber Landesgemeinde gänzlich
verboten, ausgenommen von den Bartifularmäldern in
Alpnad. 1779 wurde von derfelben Hinzugefügt, daß
man fein Holz ohne Bewilligung der Regierung außer
das Land verkaufen bürfe und daß denjenigen, welche
Wald Laufen, erft nach 15 Jahren um Bewilligung nach:
zufuchen geftattet ſei. 1786, 22. April wurde verboten,
Schafe und Geißen auf bie Atung in die Forftmälder
zu treiben. Wegen den obrigfeitlichen Gebäuden wurde
1788 eine eigene Holgordnung gemacht.
1642, 6. Sept. begegnet und das erfte Mal dad kalte Bad.
E83 wird verordnet, daß die Schwander daſelbſt auf
Koſten der Regierung einen Brunnen machen lajjen. 1672
wurde der Badkaſten erneuert. Man findet ed immer
noch bedenklich, dafelbit eine Hütte zu bauen. Erſt den
17. Juni 1676 erhielt der Baumeiſter den Auftrag, eine
geringe Hütte mit 4 „ftüd” und einen Dad) zu bauen,
damit die „Bader Leüth Sm fall der noth Schatten und
fhärmen haben Tönen”. Da das kalte Bad allmählig
in Zerfall gerietb, wurde den 7. Mai 1689 beichlofjen,
e3 wieder aufzurichten. Einem gänzlichen Zerfall vorzu:
beugen, wurden 1711 die Einfaffung und das Dad) ers
neuert. 1720, 20. April wurde erfennt, daß man bei
demfelben möge Hütten bauen; jedoch folle man weder
Mein noch Branntwein ausmwirthen und bad Bad unbe:
ſchwert gebrauchen lafjen. In Anfehung der guten Wirk:
ungen bei Fremden und Einheimifchen wurde den 1. April
1730 beſchloſſen, die Theiler in der Schwändi zu er=
fuchen , daffelbe bequemer einzurichten ,„ die Beforgung
defjelben einem ehrlichen Manne zu übergeben und von
den Badenden eine billige Auflage zu fordern. Die Res
gierung erlaubte den 31. Mai 1732, von den Zandleuten
für ein kaltes Bad 4 Angft., für ein warmes 2 Schl.
und für ein nachgewärmtes 1 Schl. und von ben rem:
den für ein Taltes und nachgewärmtes je 11), Schl. unb
für em warmes 4 Kreuzer zu fordern. Dr. Kappeler
- 408
bon Luzern, der dafjelbe im Auftrag de3 berühmten Al:
brecht u. Haller befucht und über die Heilwirkungen Erfuns
digungen eingezogen, ſpricht fich ſehr begeiftert über
dafjelbe aus. Erſt im Jahre 1761 wurde dem Nikolaus
Britfchgi erlaubt, wie vor SZahren wieder Wein auszu⸗
geben; Branntwein jedoch nur .den Fremden und bedürf—
tigen Zandleuten. 1762 wurden die Schwander erfucht,
daß fie beim Falten Bad eine anftändige Gelegenheit für
die Badenden erbauen und ein „Rüßli“ verfertigen möchten,
wie das Bad beſſer eingerichtet werden fünnte. Das Geſuch
um befjere Einrichtung wurde 1789 erneuert und 1806
eine neue Badordnung obrigfeitlich genehntiget,, nachdem
man ein größere Bauernhaus gebaut, welches für 15
bis 18 Perſonen nothdürftigen Raum gewährte. Drei
1643,
roh gezimmerte Tröge in kellerähnlichen Räumen bildeten
die Babdeinrichtungen. Dr, Etlin befürmwortete die Heb—
ung dieſer Kuranftalt. Sm Winter 1857/58 wurde
das Bad Alt:Kirchenvogt Burch und feinen Söhnen
für 20 Jahre in Pacht gegeben und den 9. April 1859
ein Bertrag für Erftellung eines Kurhauſes mit ca. 40
Zimmern abgefchloffen. Durch Kaufalt vom 26. Dftbr.
1861 wurden die biäherigen Pachtleute und Erbauer der
Anstalt Eigenthümer derfelben. Bald nachher wurde aud)
der Weg verbefjert und eine Kapelle gebaut und der Kur—
ort erfreut fich eines zahlreichen Beſuches.
8. Febr. wurde von Abt Plazidus in Engelberg der
Eckſtein zum Kapuzinerflofter bei der St. Anton®-
fapelle gelegt und Später auf die Allmend ob dem
Grundader veriegt. „Gut Ding braudt Weile” Tann
man auch da jagen. 1619, 19. Sept. fchrieb die Re—
gierung von Obwalden an den P. Provinzial und das
“Kapitel, daß fie nun in die 34 Jahre um BB. Kapu:
zinern angehalten und dieſes Bittgefuch ſei fchon drei:
mal von der LZandesgemeinde genehmiget worden. Sie
erfucht, noch diefen Herbit zu fommen und dad Kreuz
aufzurichten, damit „dem gemeinen man und völflein
ein troft möge geben werden.” Man bat demnach fchon
1585, 4 Sahre nachdem Jie in die Schweiz gefommen,
404
V⸗
Kapuziner verlangt. 1596, 15. Horn., wurde angezogen,
ob man ein Kapuzinerkloſter bauen will, und beſchloſſen:
Man will dem „brüntzival“ (Provinzial) Befehl (!) geben,
bei päpftl. Heiligfeit anzubalten, daß er und Gewalt
gebe eine? zu bauen. Bon der nächiten Landesgemeinde
wurde dann die Baute befchlofien. 1608 und 1614
mandte man fi in diefer Angelegenheit nach Rom.
Sm Sabre 1618 beichloß die Landesgemeinde neuer
dings, ein Kapuzinerflofter zu bauen, und ed kam nad
einigen Monaten die freudige Botichaft, daß das Kapitel
die Errichtung eines Conventes beichloffen babe. Lande
ammann und PBannerherr Melchior Imfeld, der 3,130
Pfund an eine Frübmefferei in der Dorflapelle geftiftet
unter der Bebingung, daß fie, wenn man Kapuziner
berufe, an den Bau eines Kloſters verwendet werden,
wurde im Sabre 1619 beauftragt, an die Tagſatzung
nah Baden zu gehen und die Sade endgültig abzu=
fchließen. Er hatte aber fchon vorher da, mo 1616 das
Srauenklofter gebaut wurde, Material zu einem Kapus
zinerflofter aufgehäuft und das Holz in der „Kapuziner⸗
hütte“ untergebracht. Es geſchah dies auf Koften feiner
Stiftung As die Kapuziner wieder nicht erichienen,
weil man zu wenig Patred Hatte, und als Imfeld im
Jahre 1622 geftorben war, da wurde von deſſen Erben
Nechnung abgelegt. 1621 übernahm die Regierung das
Material und forgte für den Fortbeftand der Früh—⸗
mefjereiftiftung. 1625 verfaufte fie Steine, Kalk und
Holz dem Mitr. Adam Fench; die großen Steine unb
die Eichen aber verehrte fie der Kirche in Sachleln.
Um die Sarner einigermaßen zu tröften, murde ers
faubt, daß ein oder zwei Batred von Stand während der
Advent und Faften in Sarnen bleiben dürfen und 1624
beichloß die Landgemeinde ein Kapuzinerhofpiz zu bauen.
1631 hatte der Hafner am Rathhaus und Kapuzinerbaus
neben der Dorflapelle 14 GI. verdient, melche ihm ber
Zandfädelmeifter bezahlt. Bon Zeit zu Zeit wurde ben
Kapuzinern im Hofpiz ein Lagel Wein verehrt. Endlich,
nachdem die Bäter Kapuziner in Folge des 3Ojährigen
405
IL I TG
Krieges mehrere Klöfter im Elfaß verloren hatten, glaubte
man am Biel feiner Wünfche angelangt zu fein. Es ers
ſchienen deshalb den 26. April 1642 die Pfarrhesren von
Sarnen, Sachſeln und Giswil und meldeten, die Prieſter⸗
ſchaft hoffe, daß man nun Kapuziner erhalten werde,
wenn M.g. 9. darin einwilligen. Als am folgenden Tag
Ritter und Landammann Marquard Imfeld, Sohn des
Pannerherrn Melchior, die Landögemeinde angefragt, ob
man bie Kapuziner berufen wolle, da riefen alle einſtim⸗
mig mit Herz und Mund: Ja! Ja! E3 wurden nun bie
drei obengenannten Pfarrberren Schmid, Mäder u. Wanner
die Landammänner Wolfgang Stodmann und Johann
Imfeld an das Brovinzialkapitel, welches fich den 4. Juli
zu Rapperswil verfammelte, abgeorbnet, um, wenn immer
möglich, einen Kapuzinerlonvent zu erhalten. Einftimmig.
wurde diefem Wunfch entfprochen und bald nachher den
27. Auguft, dieſem Beichluß vom B. General die Genehmig⸗
ung erteilt. In dem Begleitfchreiben und der Inftruftion.
ber Landesgemeinde, die diefer Abordnung mitgegeben
wurbe, heißt e8: „Diemweil dem Menfchengeichlecht nichts
mehrere alß die Ehr Gotted zu betrachten vnd bero-
feelenbeil zue fuechen angelegen und billichen zue beför⸗
derung, daß einen und erhaltung des andern Thein ge:
legenheit zue unterlafien haben und wir . . . Thein befier
mittel zu fein erachtet, alß daß wir den heiligen Sera⸗
phifhden Orden S. Franzisci in vnſer Land bringen.
möchten”; deßwegen haben wir uns einbellig entfchloffen, am.
nächſten Kapitel um Kapuziner anzuhalten, baß fie uns
„mit dero väterlichen Troft und heilfamen Tugenten bes
ſuechen wollen”. Schon vorher, den 22. Juni, beſchloß die
Landsgemeinde, die Hälfte der Tünftigen Penfton des
Königd von Spanien an den Bau des Kapuzinerflofters:
zu berivenden. Damals burfle jeber ftimmfähige Bürger,
der an der Landeögemeinde erſchien, in einer beliebigen
Wirtbichaft auf Koften des Landfädelmeifters eine Irti
von etwa 6 Bz. thun. Diefelbe wurde Ammannirti
genannt, weil fie früher auf Koften des neu gewählten
Landammanns geſchah, der dann als Entſchädigung die
40
II TED
Strafgelder für fich behalten durfte. Auf diefe Srti wurde
nun bon der Landedgemeinde in den Jahren 1643-1647
bereitwillig Verzicht geleiftet, damit die Koften derfelben
zum Bau des Kapuzinerflofterd verwendet werden. Wegen
verfchiedenen Schwierigkeiten Tonnte mit dem Bau erft
1644 begonnen mwerden. Nachdem man die Sadje noch
einmal reiflich überlegt, wurde der Plan geändert und
der Örundftein und das Kreuz an die Rüti getragen, mo
bis dahin die Verbrecher hingerichtet wurden. Alle Pfarr-
eien fuchten den Bau zu fördern und fchafften Material
herbei. Unter der Auflicht ded P. Baſil von Schwyz,
des erjten Vorſtehers dieſes Conventes, war die Kirch⸗
bis zum Ende des Jahres 1644 gebaut. In der Fahren
1645 und 1646 wurde der Bau ded Kloſters vollendet.
Den 30 Juli 1646 wurde dafelbft die erfte hl. Meſſe ge⸗
lefen und den 31. Zuli, nachdem die V. V. Kapuziner
vom Haus neben der Dorffapelle hinaufgezogen, von
Pfarrer Wolfgang Schmid in Sarnen die erfte Predigt
gehalten. 1647, 14. Juli, wurde die Klofterlicche von
Biſchof Johann von KRonftanz zu Ehren des Hl. Paulus
eingeweiht. Der erfte oder Hochaltar wurde auf Koften
des Landes, derzmweite auf der Evangelienſeite auf Koften
de3 Landammann Johann Imfeld und der dritte auf
Koften des Landammann und Bannerheren Sebaftian
Wirz gebaut. Der Landfädelmeifter bezahlte dem Maler
Sobann Wilhelm Claus von Luzern für Bergoldung des
Zabernafel 60 GI. und für. das Bild Bauli Belehrung
200 Gl. Der Hodaltar wurde von Meifter Hans Tiſch⸗
macher, db. i. Hand Trögli in Sarnen gebaut. Das
Klofter wurde mit Dachfchindeln gebedt. An das Kapu⸗
zinerglödlein, welches der Probſt in Zuzern 1644 geweiht
welches 1660 gebrochen, mußte jeder Haudvater 20 Schl.
bezahlen. Nachdem es wiederum gebrochen, wurde 1779
von Hand Sutermeifter in Zofingen das jetige Glödlein
gegofien. Das nebit den Guttbaten noch erforderliche
Geld wurde entweder aus dem Schab genommen ober
von Privaten geliehen. Landammann Sebaftian Wirz,
welcher die Rechnung geführt, lieh 100 Dufaten, Land⸗
407
IL LI SG?
ammann Joh. Imfeld 30 Dufaten und Thalvogt Wolf
gang Schmid 20 fpanifche Dublonen. Den 28; Dezember
1651 wurde von den Freitheilern der Plab zum Kapus
zinerflofter gefchentt Der Abt von Muri gab 150 Gl.
1660 mwurbe die Kloftermauer mit Ziegeln neu gebedt und
beſtochen, 1670 wurde im Holzhaus Keller und Kranken
ftübli gemacht, 1691 das Gitter in der Kirche geändert,
1695 das Klofter gededt, 1707 für den P. Provinzial
und „Seine Gelellen” . (Begleiter) drei Stübli gemacht,
‘ 1711 wurden im Kreuzgang und 1734 in ber Kirche
Platten gelegt. 1716 wurde in ber Küche gebaut und
1764 da8 Thürmlein renovirt, welches ein Blitzſtrahl
binuntergeiworfen.
1744 gab man aus dem Spitalmalb eine Tanne für
Spaliere, 1809 wurde in der Kirche ein Gewölbe von
Gyps gemadt, 1824 die Bibliothek beſſer eingerichtet
und 1834 eine größere Renovation vorgenommen, welche
2,810 Gl. 1 Schl. 19. gefoftet. In den letzten Jahr:
zehnten wurde bie Kirche renovirt und außer derſelben
eine Grabftätte angelegt. Bon Zeit zu Zeit verehrte
die Regierung den BB. Kapuzinern ein Lagel Wein.
1675, 29. Nov. wurde befchloffen, daß eine große Ges
meinde alljäbrlih 2 und eine Tleine 1 Lagel Rommus
nionmwein gebe. Im Sahre 1690 wurde vom Nath ers
Härt, daß Zürcherwein ald Kommunionmwein gut genug
ſei. 1735 beichloß man, daß die Kapuziner. an ben
Seelenfonntagen ftatt Wein friſches Wafler geben follen.
Diefer Beichluß wurde 1750 von der Landeögemeinde
abgeändert und verordnet, daß der Wein aus dem Om:
geld angeichafft werde. Statt Kommunionwein befchloß
man den 23 Jän. 1812 24 GI. aus dem Zeughaus zu
bezahlen. 1646 wurde verordnet, daß eine große Gemeinde
4 und eine Fleine 2 Maß Del gebe. Wachs erhielten
fie von einer großen Gemeinde 8 und von einer kleinern
4 Pfd. 1671 durften fie aus dem Spital Stodfifche
beziehen und 1706 möchentlih 10 Pfd. Fleiſch. Auf
ihren Wunfch durften fie 1681 das Fleiſch von Luzern
beziehen. Einige Zeit nahmen fie es von Sarnen und
408
III TE
1713 wieder von Luzern, wie bon Altem ber. Der
Klofterbote war wahrſcheinlich auch Bote für Obwalden
d. h. er mußte die Briefe nach und von Luzern mitnehmen.
1766, 20. Dez. wurde berorbnet, daß Fidelis Durrer,
der feit 1759 Kloſterbote war und eine Bürgſchafft von
100 Tölr. Teiften mußte, nicht nur alle Dienftage, ſondern
auch alle Samftage als Bote nach Luzern gehe und bie
Briefe Überbringe. Als Lohn will man ihm jährlich 10
gute Gulden geben. Seit 1786 mußte er, wie bie Boten
anderer Drte, ein filbernes rundes Schiltli tragen. Weil
ber Kiofterbote zugleich auch Bote für Obwalden War,
bat mwahrfcheinlich die Regierung den 20. Mär; 1728
den P. Guardian erſucht, einen ehrlichen Mann als
Klofterboten zu beftellen; die Wahl wurde dann bom
Klofter der Regierung überlafien. Mit der Regierung
ftunden die Kapuziner immer in einem freundidhaftlichen
Verhältnig, das höchſt felten und nur theilmeife und
vorübergehend getrübt wurde. Als fie 1682 beim franz«
öftichen Botichafter in Solothurn fälſchlich verklagt wurden,
fie haben gepredigt und in Privatgefprächen erflärt, ber
König in Frankreich fei geizig, vergieße unfchulbiges Blut
und man fünne ihm nicht dienen, wenn man felig werden
tolle und als berjelbe die Kapuziner aus dem Elfaß zu ver:
treiben drohte, wenn nicht Satisfaktion geleiftet werde, ba
wurden fie von der Regierung fräftig in Schuß genommen.
Der bamalige Guardian vertheidigte feinen Convent beim P.
Provinzial muthig und unerſchrocken und der franzöſiſche Bots
ſchafter ließ ſich wieder beſänftigen. Man hatte Verdacht auf
bie Gebrüder Kloſterkaplan Franz und Lehrer Conrad Stolz,
Stifter des GElifabethengelded und war über diefelben fo
erbittert, daß ihnen an der. Landögemeinde 1683 nebft
Anderm auch wegen der Verklagung der V. V. Kapuziner
das Landesrecht entzogen wurde. Bald nachher erflärte
die Regierung, daß fie übel berichtet worden und daß
ihnen Unrecht gefchehen fei und auf Fürbitte der Pfarr»
herren von Sarnen und Kerns und der benebiktinifchen
Songregation wurde ihnen 1684 von der Landesgemeinbe
wieder dad Landrecht ertheilt. Man fieht daraus, in
409
IL LE LS
welch hohem Anfehen die Rapuziner beim Volle unb ber
Regierung geftanden. Diefe unangenehmen Erlebniſſe be⸗
nutzte Klofterfaplan Stoltz, um feinen Bruder Conrad
beim franzöfiichen Gefandten als Marthrer für die franzs
öſiſche Sache darzuftellen und ihn für eine Domberrenftelle
in Straßburg zu empfehlen, die er dann wirklich erhielt.
Conrad Spricht fih in feinem Teftament vom 25. Nob.
1713 für die Kapuziner fehr günftig aus. Wenn P.
Provinzial zur Vifitation erfchien, dann wurde gewöhnlich
beim Sefteflen von Abgeordneten der Negierung Gefell:
[haft geleistet und Wein verehrt. 1757, 3. Sept. über:
gab B. Provinzial der Regierung ald Zeichen ber Ers
kenntlichkeit für die vielfältigen Gutthaten eine Generals
Filianz d. 5. eine Erklärung der Theilnabme an allen
guten Werten des Drdens, in einer vergolbeten und ges
ſchnittenen Rahme eingefaßt. Diefelbe wurde in ber
Rathftube unter dem Cruzifix angebracht. 1728, 28.
Mai und 1776 25. Brachm. wurde der Landrath im
Kapuzinerflofter, 1728, 12. Suli im Kloftergarten gehalten.
Als das NKlofter 1772 mehr als 1400 GI. und 1792
mebr als 800 Gl. Schulden hatte, da war die Regierung
fofort bereit, da8 erfte Mal 1000 und das zweite Mal
800 GI. Schulden zu bezahlen, fo daß fie deßwegen in
ber Chronik gerühmt wird. Allerdings war fie auch bes
forgt, damit e8 nicht allzu fehr in Schulden gerathe.
1766, 20. Sept. bat die Definition nm Erlaubniß das
Studium für 6 Studenten einzurichten. Sie geftattete es
unter ber Bedingung, daß ber Gonvent nicht verftärkt
werde.
ALS der Sonvent gleichwohl verftärkt wurde, ba erfuchte bie
Regierung den B. Provinzial, entiweder dad Studium abzu⸗
thun oder aber den Sonvent auf die alte Zahl zu ftellen.
vorigen Jahrhundert waren gewöhnlich 13 oder 14 Patres,
2 Kleriker und 4 Laienbrüber und in biefem Sabrb.
6- 8 BP. und 2—8 Laienbrüder im Klofter. Wegen
Bunabme der Schulden wurde der Convent den B. Des.
1791 von einer Ehrentommifion auf 10 P. P., einen Kleriker
und 2 Brüder geftellt.e Damit die Kapuziner mehr Meßs
410
ftipendien u. Almofen erhalten, will man ben Karmelitern in
Como, denoccolanteninBellenz, den granzisfanern in2uzern
und andern Mendilanten verbieten, in Zukunft in unferm
Land Almofen zu fammeln. Bor 1661 haben die Franzis-
faner oder Barfüfler in Luzern fogar 2 Mal im Jahre
Käs und Anfen gefammelt. 1688, 23. Febr. beſchloß
man, dem Läufer und Weibel zu befehlen, die Bettler mit
Ernst vom Kapuzinerflofter wegzumahnen und, als das
ivenig fruchtete, den P. Guarbian zu erfuchen, wöchentlich
nur 2 Mal das Almofen audzutheilen. Pan ging noch
weiter und befchloß den 23. Mat 1693 durch die Weibel
auszufünden, daß fremde und einheimifche Bettler nur
am Donnerftag beim Kapuzinerflofter um Almoſen betteln
dürfen, fonft werden fie mit dem Taubhaus beftraft.
1691, 10. Febr. wurde den Gremplern gedroht, die Waaren
mwegzunehmen, wenn fie vor dem Kapuzinerflofter feilhaben.
Vom Bolfe erhielten die Kapuziner ehr viel. Käs und Anken;
deßhalb wurde 1725 ein meltlicher Herr beftellt, damit er
dag Weberflüfjige verkaufe und dafür andere Lebendmittel
anichaffe. Wenn auch die Regierung einmal mißftimmt
war, jo war biefe Mipftimmung von kurzer Dauer und
nur gegen Einzelne gerichtet. So 3. B. ſcheint 1685
ein wenig Mißitimmung geberricht zu haben, als man
bom Pfleger der Kapuziner ‚Rechnung verlangte, meil
man nicht wiſſe, wohin die vielen Gaben Tommen. Ohne
Bweifel bat e8 Landammann Conrad von Flüe, der
„hübſchli“ zum Frieden rieth, nicht gefallen, als an ber
Landesgemeinde vor dem unglüdlichen Krieg von 1712
ein Rapuziner fich in Hebereinftimmung mit der göttlichen
Gerechtigkeit fühlte, den Frieden und diejenigen, welche
zum Frieden viethen, verfluchte und das Volk ermahnte,
den „Fluchpſalm“ (Pf. 108) naczufprechen, mas aud
bon einigen Geiftlichen gefchah, die meinten, daß fie
unfeblbar fiegen werden. Es ift begreiflich, daß das
Volk bei der Abftimmung keine Luſt hatte, des foeben
ausgefprochenen Fluches theilhaftig zu werben. Seither
bat es fein Kapuziner mehr fo gut verftanden, bie Landes:
gemeinde auf feine Seite zu bringen. Ohne Zweifel
411
waren nicht alle Kapuziner mit diefem kräftigen Vorgehen
einverftanden. In Folge deſſen wurde den Geiftlichen
das Reden an der Landesgemeinde verboten, obſchon es
vorher der Brauch war. Als man vernahm, daß P.
Erprovinzial Nikolaus Egger von Kerns ſich im Klofter
befinde, da befchloß man den 11. Mai 1798 dem P.
Guardian die Ordre zu ertheilen, daß er ihn meber
ausgehen, noch befuchen laffe und ihm zu Handen des
Convents zu empfehlen, fich bei gegenwärtigen Umftänben
rubig zu verhalten und feine Mißhelligfeiten unter dem
Volk zu ftiften. AS fpäter 3 oder 4 Tage Franzoſen
bei den Kapuzinern einquartirt waren, haben fie fich jo gut
verhalten, daß fie von denſelben gelobt und vom Lande ſchad⸗
[08 gehalten wurden. Deffenungeachtet wurde der Guardian
%of. Maria von Stans im Anfang des Mai 1799 auf
geheime? Betreiben des Unterftatthalter® Peter Ignaz
von Flüe, Später Pfarrer in Alpnach, verhaftet und als
Gefangener nach Morfee abgeführt, wo er bis Anfang
Juli bleiben mußte. Dan glaubte, er müße nothwendig
ein Feind der Helvetif fein, weil er von Stang gebürtig
fei. Als 1802 die Feinde der Helvetif an bie Regierung
gelangt, da wurde das Kapuzinerflofter benüßt, um
“einige franzöſiſch gefinnte Geiftliche in daffelbezu interniren.
Selten wurde von der Regierung ein Wunfch geäußert
und man fuchtefich auch in die Angelegenheiten der Kapu⸗
ziner nicht einzumifchen. 1672, 2. Mai, wurde dem Kapuziners
kapitel der Wunfch ausgefprochen, zu erlauben, daB morgens
um 5 Uhr im Klofter eine hl. Mefje gelefen werde und
1826 verlangte man ftatt 2 alten 2 junge Patred. Die
weltlichen Angelegenheiten hatte theilmeife der Kapuziners
vogt oder Kapuzinervater zu beſorgen, welcher von der
Regierung gewählt wurde. Befondere Feſte waren Heilig:
Iprechungsfeier des HI. Br. Felix von Gantalicio vom
23.—80. Dftober 1712, SHeiligfprechungsfeier bed HI. Fis
deli pon Sigmaringen vom 25.—27. Nov. 1729, Heiligs
ſprechungsfeier des bi. Zaurentiud von Brundufio vom
13.—15. Aug. 1882, 700jährige Subelfeier vom Geburt8:
feſt des HI. Franz von Aſſiſi den 4. Ditbr. 1882, Selig:
412
RI NIIT D
ſprechungsfeier des el. Felix von Nilofia vom 8. bis
10. Dezbr. 1888. Die Einführung der Seelenfonntage
wurde der ſchweizeriſchen Kapuzinerprovinz im Jahre 1671
bon Clemens X. erlaubt und den 25. Juli gl. 3. von der
biſchöfl. Curie in Conſtanz geftattet, dieſen Ablaß in ber Diö⸗
zeſe zu publizieren u. in jeder Gemeinde einen beliebigenSonn:
tag im Monat ala Seelenfonntag zu bezeichnen, an weichem
fie dann hingehen , um Aushilte im Beichtftuhl und auf
ber Kanzel zu leiften und an welchem ein vollkommener
Ablaß geivonnen und den armen Seelen zugemenbet wer⸗
den Tann. Nachdem die Sefuiten mit gutem Erfolg bie
felben eingeführt, haben einzelne Kapuzinerprovinzen
fon vor 1622 ebenfalld® um Grlaubniß nachgeſucht.
Als die Sarner im Spmmer 1682 infolge einer Vieh:
feuche mehr ald 1000 Stüd Bieh verloren, eilten fie zu
den Kapuzinern und wurden durch ihre Segnungen bon
biefer Seuche befreit. 1673 mwurben bie Kapuziner vom
Abt in Engelberg als gewöhnliche und außergewöhnliche
Beichtväter des Frauenflofter8 beftelt. Als aber bie
Klofterfrauen lieber andere außerordentliche Beichtoäter
wollten, da lehnten fie e8 auch ab, gewöhnliche Beicht⸗
väter zu fein. 1691 geftattete bie Definition den Kapu⸗
zinern den Klofterfrauen nur auf dem Tobbett die hl.
Saframente zu fpenden, wofür ber Abt von Engelberg
Dank abgeftattet. Sie hielten auch Chriftenlehre für bie
armen Leute. Bettelvogt Joſ. Dillier beflagt ſich den
7. Dezember 1720, daß er deßwegen viel Zeit verliere
und daß er wegen dem Schirmen an hoben Feſten jehr
große Mühe habe. Es wird ihm wegen den Chriftenlehren
jäbhrlih 5 GI. und wegen dem Schirmen für jedes Feſt
10 Schl. geſprochen. 1754 erbielten diejenigen, - bie ben
V. 3. Kapuzinern Baumfrücdhte „geflaubet”, vom reg.
Zandammann einen ernftbaften Zuſpruch. Das Kapu⸗
tinerfapitel wurde zu Sarnen 1734, 1788, 1757 unb
770 abgehalten. Die zu Heinen Gefchirre und „butteli”
wurden 1772 ind Kapuzinerklofter übertragen, obne daß
fie fürchten mußten, geftraft zu werden, weil fie ihren
Gäften zu Kleines Maß gegeben. 1778, 29. Suni, abends
’ 413
II NL I SP
nad; 4 Uhr, fchlug der Blik ins Küchenfamin und tödtete
ben Bruder Koch Deicola, von Ragaz gebürtig. Es ift
unglaublich, fchreibt der Annalift, welcher vor mehr als
200 Jahren die Gründung diejed Klofterd mit beſonderer
Begeifterung beichrieben, wie die Sarner den Kapuzinern
mit fo viel Wohlwollen begegnen und biejelben bis auf
den heutigen Tag mit fo vielen Wohlthaten überhäufen,
1645 wurde von der Theilfame Käſgiswil beſchloſſen, daß
ein junger Theiler, der nicht geholfen habe, Gülten ab
Alpen und Allmenden abzulöſen, 4 GI. Eintritt bezahle,
wenn er das Theilrecht nuben will. In den Theiler:
fädel fol jeder haushäbliche Theiler 20 Schl. bezahlen.
1587 durfte ein junger Theiler nicht alpen, bevor er ein
Jahr haushäblich geweſen. Um eine Kuh auf die Als
mend zu treiben, mußte ein Theiler im Jahre 1597
2 Schl. bezahlen. 1618 wurde aufgejegt: Wenn einer
eine galte Kuh in die Alp treibt, die „tragend” ift und
an St. Sohanndtag, wenn der Hirtbub die Kühe zu—
fammentreibt, gefalbert hat, dann mag er für die Kuh
die ganze Milch meflen; das Kalb aber ift indgemein,
d. 5. den Alpgenofien. Wenn fie nad St. Johann
Tälbert, dann gehört halbe Milch und das Kalb dem⸗
jenigen, dem die Kuh ift. Er mag ed 10 Tage fäugen
lafien. Damals gab es wenige Aelpler, die eine Mildh-
rechnung führen fonnten, deshalb wurde die Milch nicht
ale Tage gemeflen, fondern nur um St. Johann —
wahrfcheinlih von unpartheiifhen Männern — und
diefed Maß war dann maßgebend für die ganze Alpzeit.
Noch im Zahre 1799 Hat man die Rechnungskunſt in
feiner PBrimarfchule Dbmaldend, ausgenommen im Melde
thal, gelehrt. Diefe Art, die Mitch zu meſſen, beftund in
Unterwalden ſchon im 13. Jahrhundert. (Alta Murenjta
von PB. Martin ©. 84.) 1620 bezogen die Theiler von
den beiden Alpen Spiß und Maltersboden in Sachſeln
einen Alpzins von 150 Pfd. und 1687 von halbem
Spik 120 Gl., von Malterboden 100 GL., von Kretzen⸗
alp 75 GL. und von der Schwandi 20 SL. 1695 kauften
fie Lindern um 6001 Pfd. und 1715 befaffen fie Lachen.
414
Jetzt befigt die Theilfame noch die Alp Spiß. Privaten
von Kägismwil gehörte die Alp Schwandi in Kerns 1667,
Lachen 1774 und Furmatt 1824. Sm 15: und 16.
Jahrhundert hatten fie auch für einige Kühe Alpig in
Melchjee.
1645 wurde verorbnet, daß die Wirthe und Gaftgeber die
Mahlzeit nicht theuter, al8 um 7 Bz. aufftellen, daß fie
nicht Dingszehren laffen und nad 9 Uhr feinen Wein
mehr auftragen. Das Spielen und Tanzen in den
Wirthbshäufern wurde abgefchlagen. Den Spielleuten
war dag „Aufmachen” nad Betgloden verboten. Da:
mals hatte man in einer jeden Gemeinde eine Tanz:
laube, d. i. ein öffentliches Lofal, welches aud zum
Theaterfpielen und zu Gemeindeverfammlungen benugt
wurde. Man Fonnte damald zum Tanze gehen, ohne
daß man gendthiget war, dad Wirthshaus zu befuchen
und zu trinten. Die Tanzlaube für Sarnen mar bis
zum Anfang dieſes Jahrhunderts der unterfte Ring des
Kathhaufes. Aehnliche Verordnungeu für die Wirthe
und Gaftgeber beitunden fchon früher. Schon 1584
wurde bon der Landesgemeinde verordnet, daß die Wirthe
einem Mann dad Mahl nicht theurer, als um Schl
und einer Frau um 2 gute Baten (6 Schl.) geben. Dad
Dingszehren in andern Gemeinden wurde fchon 1560
verboten und in der eigenen Gemeinde durfte man nicht
mehr als für eine Krone auf Rechnung zehren, welches
dann ſpäter gänzlich verboten wurde. Bon diejer Regel
wurden gewöhnlich ausgenommen meiner gnädigen Herren
Sachen, Hochzeiten, Verträge, Gerichtöfoften, Kirchen-
Kapellene und Bogtörechnungen. Gemäß Beſchluß der
Zandesgemeinde von 1558 durften die Wirthe 3 Faß
Wein und gemäß Landesgemeindebefhluß von 1561 nur
1 Faß Wein auf Rechnung faufen. 1575 murbe der
Landesgemeinde der Antrag geftellt, das Dingsfaufen
von Wein: gänzlich zu verbieten, welcher aber . nicht an-
genommen wurde; dagegen aber beichloß man, nach Luzern
zu jchreiben, fie mögen forgen, daß fie bezahlt merden,
fonft werde man ihnen weder Gericht, noch Recht halten.
415
Bon andern geiftigen Getränfen ift feine Rebe, weil die-
felben, den Moſt audgenommen, damald noch nicht be⸗
fannt waren. Der „Putſch“ oder Moft begegnet und in
den Protofollen znerft 1562, das „Rriefiwafler“ 1608,
das Bier („Pier”) 1652 und "der Brantwein 1659.
1603, 21. Juni wurde den Wirthen bei 5 GI. Buß ver:
boten, nach 9 Uhr weder in noch außer das Haus Wein
zu geben, ausgenommen den Fremden. Diefer 9 Uhr⸗
Artikel mußte nachher immer wieder erneuert werden.
Schon 1566 wurde von Heini Steinibach verlangt, daß
er Diejenigen anzeige, die er in feinem Wirthshauſe
ipielen ließ. Man wollte nicht, daß die Leute durch
Gelegenheit zu Spiel und Tanz zum Wirthshausſitzen
verleitet werden.
Wer mirthen wollte, mußte damals für 200 GI.
Bürgichaft ftellen und Schon 1546 wurde berorbnet,
daß fie alljährlich fchwören, wenn die Räthe „lobend“,
d. h. am Schwörtag. Wer nicht erjchien, durfte nicht
wirthen. Auch die Frauen der Wirthe mußten Treue
geben Sie mußten jedes Faß Wein, bevor fie von dem⸗
felben auszumirtben anfingen, durh die Weinfchäßer
Ihäßen Taffen und denfelben aufrichtig angeben, mie viel
fie der Wein oder das Getränf gefoftet und dann be—
ftimmten fie den Preis, zu dem er ausgewirthet iverden
durfte. Nach der Schatung war es nicht mehr erlaubt,
denfelben zu mijchen oder zu verändern. Bor Angabe
der Schaßung oder wenigſtens balb nachher mußte auch
das Dmgeld entrichtet werden, ausgenommen beim erjten
Faß eine? neuen Wirthed. Auf die Maß Wein durften
höchſtens 3—4 Schi. und auf den Moft 1 Angiter ge:
fchlagen werden. 1630, 7. Dez. wurde verordnet, daß
die Wirthe den Bevogteten nichts zu zehren geben. Um
ein Wirtbsrecht zu erlangen, wurde geivähnlich erfordert,
daß die betreffende Gemeinde oder der Kirchenrath er:
Häre, daß eine neue Wirthichaft Bedürfniß fej, und daß
‚dann der Landrath die Bewilligung ertbeile.e Damit
folde Erklärungen nicht zu häufig vorkommen, wurde
1648 von der Landsgemeinde verordnet, daß in Sarnen,
416
Kerns und Sachſeln nur 3 Wirthe und ein Weinſchenk,
und in den andern 3 Gemeinden 2 Wirthe und ein
Weinſchenk feien. In den früheren Jahrhunderten war
die Zahl der Wirthe ziemlich befchräntt. 1579 unb
1590 haben am: Schwörtag je 13 Wirthe geichiworen.
Zur Zeit der Helvetif wurden dann mit ber größten Be⸗
reitwilligfeit Wirthsrechte ertheilt. Die neuen Wirtbe
waren gewöhnlich auch Lobredner der Helvetik. Nach
dem Sturz der Helvetif wagte man es nicht, den Kampf
mit den Wirthen aufzunehmen, und. es fcheint, daß Die
Ausübung des Wirthsrechtes ziemlich freigeftellt war.
1822, 80. März mwünfchte die Landespriefterihaft, DaB
die Bewilligung zum Wirthen eingefchräntt und ber
Regierung übertragen merde, melde dann bon ber
Landsgemeinde außfchließlich derfelben übergeben wurde.
Da bald nachher, den 8. $uni, vom Landrath für Sarnen
25 Wirth: und Schentrechte erteilt wurden, deßhalb jcheint
e8 nicht, daß die Eingabe der Priefterfchaft einen großen
Erfolg gehabt. Es mag das wohl daher fommen, weil
man nicht Luſt hatte, bei den Wirthen und den jungen
Leuten in Mißkredit zu Tommen. 1756 wurde
in einer jeden Gemeinde eine Wirthſchaft bezeich:
net, welche nur Moft und eine andere, welche nur Brannt⸗
wein ausmwirten dürfte. Diejer Verſuch wurde aber bald
wieder aufgegeben. Obſchon die Wirthe von Sarnen
den 80. April 1766 inftändig baten, daß man ihnen er-
laube, auf jede Maß Wein anftatt 1 Sch. einen Halb:
baten zu fchlagen und von 100 Maß wegen Hausgebraud
für 10 Maß fein Dmgeld zu bezahlen, fo wurde dennoch
beſchloſſen, daß es beim Alten bleibe. In Folge von
derartigen Beſchränknngen war früher der Appetit zu
mwirthen weniger groß. Da Lungern längere Zeit feinen
guten Wirth hatte, deßhalb gab die Regierung 1551 dem
Nikolaus Frunz 100 GI. damit er wirthe. Wenn er aber
nicht wirthe, dann ſoll er fie wieder zurückgeben. Wirthen,
die Teine gute Wirtbichaft führten, wurde das Wirtbrecht
entzogen. So 3. B. wurde 1556 verordnet: „Anderli“
Imfeld (Lungern) fol Wirth bleiben und Schallberger
1646
417
„abitahn” und 1561 beſchloß man: Martin Lagger will
man beißen „hören“ wirthen. Webertretung einer Verord⸗
nung wurde gewöhnlich mit einer Geldftrafe von 5 oder
10 Gl. belegt. Die Wein: oder Zapfenſchenke (Reftauras
teurs) durften nicht? Warmes, fondern nur Käs und
Brod geben und nicht beherbergen. 1570, 26. Juni wurde
vekordnet, daß die Wirthe einen Schild oder Reif hinaus:
[4
hängen. Wer zu viel trank, mußte laut Landsgemeinde⸗
beſchluß von 1524 5 GL. Buß bezahlen. War derfelbe
ein Rathsherr, dann wurde er abgejeht. Später mußte
ein folcher ein Vierteljahr d. i. von einer Fronfaſten zur
andern den Wein verſchwören, db. h. ſchwören, daß er in
diefer Zeit keinen Wein trinten wolle. Ein Rathsherr,
der zu biel getrunfen, mußte ihn für ein halbes Jahr
verfchmören Bisweilen wurde ein jolcher in den Thurm
eingefperrt, wo er dann bei Wafler und Brod einen Tag
und eine Nacht zubringen mußte. Der „Saufzebdel” bes
gegnet ung zuerjt 1731 Bgl. „Volksfr.“ 1885 No. 35—388,
25. Juli wurde vom Rath verordnet: Weil beim Kapu⸗
zinerflofter eine Kapelle vom heil. Antoniu® und bet des
Lieutenant Marquard Imfeld neuerbautem Haus (Thürlis
haus) eine Kapelle der bi. 8 Könige geftanden, bie fchlecht
in Ehren gehalten worben, deßhalb fol Lieutenant Im⸗
feld dafür forgen, daß außerhalb der Melchabrüde eine
fleine Kapelle (St. Antonstapelle) gebaut
werde, gute Leute um Beiträge anfprechen, für das Klofter
Uznach einen Opferftod darin aufitellen und eine Tafel
machen laffen, worauf ber hl Antoniuß und die heil. 3
Könige gemalt find.. Den 27. Juni 1647 wurde befchlofien,
daß Lieutenant Imfeld Rechnung ablege, dab man bie
Kapelle nicht wolle weihen lafjen, weil man gleichwohl
darin Meſſe leſen Tann, weil fie kein Einkommen befige,
das Opfer nach Uznach gehöre und man nicht weiß, in
vie weit ſich das Kloſter an den Koften der Einweihung
beteiligen würde. Da bie Regierung bezüglich der Kapelle
Berordnnungen erließ, deßhalb meinte man im Jahre 1665,
ed wäre nicht unbillig, wenn fie auch einen Beitrag an
die Bauloften geben würde. Sie wollte fi aber nicht
26
1649,
418
III TE SS
erinnern, einen Beitrag verfprochen zu haben. Als nad
dem Tob des „reichen” Landjädelmeifterd Marquard Im⸗
feld die Erben fich neuerdings bittlich an die Regierung
gewendet, da beichloß fie 100 Gl an die Koften der Ka:
pelle zu geben. 169, 4. Septbr., verzichtete das Klofter
in Uznach auf die Erträgniffe des Opferftodsd, Sarnen
bezahlte deßwegen 60 Münzgulden, woran die Regierung
20 Gl. gefteuert und übernahm den Unterhalt der Kapelle.
Landfädelmeifter Imfeld und Joh. Chryſoſtomus Lagger
von Giswil, Schloßfaplan auf Sonnenberg, deflen Eltern
in Sarnen gewohnt und der ein Gebetbüchlein mit dem
Titel: „Kleines Rofengärtlein” herausgegeben, hatten 25
Gl. geftiftet, wofür jährlich 2 hl. Meffen gelefen werden
mußten. Der Unterhalt mußte demnach aus dem Opfer
beftritten werden, welches ohne Zwefej nach dem Loskauf
reichlich gefloßen. 1672 legte Pfarrer Anderhalden wegen
ber Kapelle Rechnung ab und blieb 16 GL. 18 Schl. 51.
und 2 alte Alpkäs ſchuldig. Erſt nach deflen Tod wurde
die Rechnung bon einem weltlichen Herren beforgt. 1661
und 1767 wurden die beiden Glödlein angeichafft, welches
Iegtere. 1776 von Abt Leodegar Salzmann geweiht wurde.
Pathe deſſelben war Frühmeſſer Peter Anton Imfeld.
1804 wurden Goldfchmied F. J. Wirz für einen filbernen
und vergoldeten, von ihm felbft gemachten Kelch 123 SL
27 Schl. 4 A. bezahlt. Thürmlein, Dach, Bordadh, Kreuz,
Kuppelknopf, mwerin eine pergamentene Schrift gelegt
wurde, wurden 180%, gemacht. Am St. Antonstag wurde
dafelbjt 1794 und an St. Wendel 1785 das erfte Mal
Gotteödienjt gehalten. 1731, 8. Oktbr., wurde fie bon
Weihbiſchof Franz Joh. Anton von Konftanz mit einem Al⸗
tar zu Ehren der hl. 3 Könige eingeweiht. Durch Dpfer:
willigfeit ift fie nach und nach zu einem ordentlichen Ber:
mögen gelangt.
20. Febr. wurde vom Rath „mäniglich“ gewarnt, Über
den gefrornen See zu geben. Schon ben 2. Rob. 1580
wurde verorbnet: „Welcher in Sarner fey (See) gat
-ane not ber Iſt der Kilchen verfallen für 5 Pfd. bus
ber Kilchen“. Solche Verbote wurden ‚ferner eclaflen
1650
419
1653, 8. Horn. 1658, 17. Horn., 1683, 13. Horn., :
1695, 12. März, 1696, 3. März, 1700, 27. vorn,
1709, 9. März, 1711, 18. Horn, 1731, 10. Horn.,
1750, 24. Sän., 1753, 27. Sän., 1754, 25. Horn.,
1757, 26. Horn, 1758, 4. Horn., 1767, 7. Horn.,
1776, 10. Horn., 1779, 80. Sän., 1782, 23. Horn.,
1784, 4. Horn., 1785, 26. März, 1787, 10. Horn., 1789,
8. Sän., 1813, 20. Horn., und 1816, 10. Horn. Es
ift da3 ein Zeichen, daß um dieſe Zeit eine große Kälte
geweien. Als Strafe mußten gewöhnlich 10 Gl. bezahlt
werden oder ed wurde gedroht, daß die Ertrinfenden
unter dem Hochgericht oder wenigſtens nicht auf gemweihter
Erde begraben werden. Es ift uns aber fein Fall be:
fannt, daß Jemand deßwegen geftraft worden. 1703,
15. Dez. wurde fogar verboten, Schneeballen zu werfen
und auf Kirchwegen, Brüden und Schwibbogen mit
Schlitten zu reiten.
beginnt das ältefte Verkündbuch von Sarnen
Mit Ausnahme des Verkündbuches von 1662— 1675 find
noch alle vorhanden. Schon damals wurden Prozelfionen
zu den Kapellen, nach Sachſeln, Kerns, Kägiswil, Ennet:
moos, Einfiedeln, um die Kirche mit 4 Evangelien ınd
der Ramerdberger in den Stalden ausgekündet. 1650
wurde das Boll ermahnt, bei der Lytanie fleißig zu er⸗
fheinen und beim Zeichen der Betglode mit gebogenen
Knieen andäcdhtig zu beten. Am 2. Eonmag im Juli
war Kirchweihe bei den Kapuzinern und am 3. Sonntag
im Suli bei den Klofterfrauen. Hie und da murden
Ordensperſonen, Gonvertiten oder preithafte Berfonen
für ein Almofen empfohlen. Selten wurde eine verftorbene
Perfon aus einer andern Gemeinde verfündet. Haus⸗
jahrzeiten wurden damals von einigen verwandten Fa—⸗
milien von verſchiedenen Gefchlechtern gehalten. Erſt
ungefähr 1719 begannen die Angehörigen des nämlichen
Geſchlechtes mit einander Hausjahrzeit zu halten. Bor
Beginn der. Faftenzeit wurde gewöhnlich ausgekündet,
daß in der Falten der Genuß von Fleiich und Eiern
‚verboten. Diejed wurde noch am Ende des vorigen Jahr:
420
RI BL TG
hunderts audgefündet, Der Genuß von Milchipeifen an
den Fafttagen ift für Ob: und Nidwalden von Bapft
Sirtu8 IV, den 4. Apr. 1473 geftattet worden. Dad
Felt der bi. Johannes und Paulus wird „Hagelfirtig”,
das Feſt des bi. Magnus „Ingerfirtig”" und dad Rofen-
tranzfeft „Meerichlacht: Sonntag” genannt. Am Feſt des
bi. Blafius „wird man auch den Hal meſſen.“ Beim
5. Sonntag nach Pfingiten 1640 heißt ed: „Den nümen
fchuolmeifter anfünden und auch die Eltern ermanen,
ba ſie ihre Kinder fleißig fürderhin in ſchuol fchiden
wollen”. Aljährlic wurde bie „Ingerkertze“ verkündet
d. 5. ein Opfer für diefelbe aufgenommen.
Am Montag nach dem erften Sonntag nach 3 Königen
. 1651 war „der Weiber Faßnacht und ihr Jarzit“. Diele
Faßnacht findet man bald nachher nicht mehr im Ber:
kündbuch. 1658 d. i. vor der Seligfprehung wurde auf
den 21. März audgefündet: „St. Benebicti ift firtig vnd
des S. Bruder Glaufen gebachtnuß ift vollkommner
ablaß zu farlen”. Seit 1612 wurde diefer Tag aus
Rückſicht auf den fel. Br. Klaus als Feiertag gefeiert
und das Jahrzeit der 9.9. von Flüe, welches jonft an
diefem Tag gehalten wurde, auf einen andern Tag ber:
legt. 1650 wurde das Volk ermahnt die Wunder anzu:
zeigen, die auf feine Fürbitte gefcheben und Lebensbe—⸗
fchreibungen des fel. Bruder Klaus, nämlich die bon
Heinrih Wölflin, Deinrih von Gundelfingen, Johann
Salat, Ulrich Wittwiler und Adam Walaffer einzuhändigen.
Am 9. Sonntag nach Pfingiten 1677 wurde ein Opfer
für Bruder Klaus audgefündet. „ES wirds der hohe
Gott durch des theuerwen Fürbitt des S. Manns mit
fonderbaren Gnaden belohnen”. Am Seit des heiligen
Apofteld Thomas war Prozeffion nach Sachſeln. „Gott
und feiner lieben Mutter, wie auch dem feligen Landes:
bater Bruderklaufen zu danken, wegen den beigelegten
Zandesunruhen”. Schon bamald wurde Bruder Klaus
als „Landesvater“ verehrt. 1679 wurbe ausgefündet: Am
Feſt des HI. Pelagius (28. Aug.) „werden bie hl. Ge:
bein unſers vielfeligen Landesvaters des feligen Bruder
421
Klaufen aus dem alten Grab erhebt und in verſchloſſenem
Sarg dem Volk vorgeftellt und nach gehaltenem Gottes⸗
bienft, Amt und Predigt in dag neue Grab (unter dem
Altartifch des Kreuzaltars) gelegt werden, zu welcher
Ceremonie und Gottesdienft Euer Lieb und Andacht
mit eifrigem Gebet und beliebendem Opfer zu erfcheinen
freundlichft eingeladen wird”. Damals wurden bie Ge:
beine aus ber Seitenfapelle der alten in die jeßige neue
Kirche übertragen. Am 11, Sonntag nah Pfingften
1690, (80. Zuli,) war Prozeffion nah Sachſeln megen
mehreren Urſachen, „allwo und mit diefer Gelegenheit
eine fonderbare und wie es fchon erhört, wunberthätige
Tafel wird abgeholt und in die Kirche der wohlehrw.
Klofterfrauen allhier einbegleitet werben”. Es ift das
jene Tafel von der Ablöfung EChrifti, die ein Wirth und
Rathsherr von einem Wann von Unterfee im Berners
oberland ftatt der „Zäch“ erhalten und bie berfelbe
gegen eine neue Tafel dem Klofterlaplan Franz Stolz
überlafien bat. Bei derjelben baben dann in Furzer
Zeit viele Gebetderhörungen ftattgefunden. (Lang,
Grundriß J. 899.) Es wurde auch für eine Sebaſtians⸗
ferze das Opfer aufgenommen. Zu Weihnadt war ein
40 ftündige® Gebet im Kapuzinerkloſter und zu Oſtern
und Pfingiten in der Kirche, welches aber auf 4 Tage vers
theilt wurde. Schwändi hatte die Stunden in ber
Kirche von 7—9, Wilen und Oberwilen von 9—I1,
Kirchhofen und Rüti von I1—1, Kägiswil, Schwarzen:
berg, Bitzighofen und Namerdberg von 1—3 und Dorf
und Unterborf von 8—5. Am 9. Sonntag nach Pfingiten
wurde audgefündet: „Es werden von heut über 8 Tag
etliche geiftliche Hochzit (Brofeffen) bei ven Elofterfraumen
gehalten werden”. Zur Kapellweihe im Dorf erfehienen
bisweilen auch Jeſuiten als Beichtväter. Einige ältere
Sabrzeiten, bei denen für den Prieſter nur einige
Scillinge geftiftet waren, wurden zufammengezogen.
1679 wurde eine Andacht ausgekündet, und dad Volk
ermahnt, vorher zu beichten, weil Gott das Gebet des⸗
jenigen nicht erhört, an dem er Böſes bemerft. Das
1651
422
Bolf wurde auch ermahnt, den Sigriften pflichtgemäß ben
Pfingitbagen zu geben. Schon damald war GChriften-
Iehre in Wilen. 1765 wurde audgefündet, daß die
Zandedobrigfeit angeordnet, den hohen Donnerftag und
Charlamjtag Vormittag zu feiern. Die Auferftehungds
feier war früher am Charjamjtag um 9 Uhr und nadh-
ber wurde die Mette gehalten. Sn der Yaltenzeit bes
Jahres 1651 murde gie Mittivoch Predigt gehalten.
Am Ende des vorigen Jahrhundert? Fonnten diejenigen,
welche zu Weihnacht bei allen 3 Mefjen zugegen waren,
unter den gewöhnlichen Bedingungen einen volllommenen
Ablaß gewinnen. Daber mag es fommen, daß an
dieſem Tag an einigen Orten immer noch viele zur Bl.
Beicht gehen. Schon damald wurde. in den Sommer:
monaten das 10-ftündige.. Gebet gehalten. 1681, am
8. Sonntag nach Pfingften murben Gebete angeordnet
wegen dem Türkenkrieg und zu Pfingften 1685, jo lange
ein Soldat im Felde ſteht. 1725, 5. Febr. war Ein:
begleitung der. Neliquien des hi. Urſus.
zu Martini, wurde vom Kirchenrath erlaubt, in ber
Schwändi alle Samftag Abendd zum Troft der armen
Seelen mit allen Gloden zu läuten, wie in den Kir:
chen. Wie es fcheint, hat man in früheren Zeiten am Aſcher⸗
mittwoch die Faßnacht begraben und zu diefer Komödie mit
allen Gloden geläutet. Die St. Jörgenlandesgemeinde des
Jahres 1575 beichloß deßhalb: „Erftlih von wägen
das man an der Eſchygen mitwurhen nit Sol ftürmen
von feigfpil® wägen.“ (Veigen beißt töten, vernichten.)
Man fol nicht „ftürmen”, ausgenommen, es ſeien
„Kriegsläuf old Vnthier vorhanden ouch für old
waſſersnot und welcher vſſ mutmwillen So fturmpti der
-Sft fommen vm dv (5) Pfd. bus zu der Selben Kilchen
handen”. Mit dem Läuten der Betglode begann man
ſchon im Mittelalter. Am Ofterfamftag 1578 wurde ber
fchloffen, daß man in allen Kirchen verfünde, daß bis
zum Herbſt Abends eine Stunde vor Betglode ein
Zeichen geläutet werde, damit der Prieſter und das
Bolt 5 Baterunfer und Ave Maria bete für den „Erb:
wuchs”. Mit dem Frühbetläuten wurde 1575 zu Dftern,
423
1604 am bl. Kreuztag im Mai, 1700 am „rothen“
Sonntag, 1707 zu Mittefaften und dann iwieder am BI.
Kreuztag begonnen und gewöhnli am hl. Kreuztag im
Herbit aufgehört. Auf mehrfache Anregung des Kapu⸗
ziner3 P. Elektus murde den‘ 16. Auguft 1695 vom
Rath beichloffen, daß zur Gedächtnis und zur Ehre des
bitteren Leidens Jeſu Chrifti alle Freitag um 3 Uhr
in allen Kirchgängen mit der großen Ölode ein Zeichen
gegeben werde. 1823 wurde verordnet, daß alle Sigerften
während dem Sommer Abends um 10 Uhr die Glode
läuten, was jeßt nicht mehr gebräuchlich ift. Eine Zeit
lang mußte diefelbe auch während dem Winter Abends
um 9 Uhr geläutet werben. In Kriegszeiten oder bei
großer Kälte wurde die große Glode bißmeilen ftillgeftellt,
einerfeit3, damit die Mannfchaft weiß, daß fie fich vers
jammeln fol, jfobald die große Glode geläutet wird,
“ und anderfeit3, meil man fürchtete, baß fie bei großer
‚Kälte leichter zeripringe.
1651, 9. Dez. wurde ‚befchlofien, daß der Baumeifter in jedem
Kirchgang einen Straßer beftelle. Seit 1786 bis in die
Mitte dieſes Jahrhunderts wurde fat alljährlich von der
Landsgemeinde beſchloſſen, daß eine jede Haushaltung
einen Tag an der Straße arbeiten ſoll. Jeder Kirch⸗
gang mußte die ihm auferlegten Trag- und Stoßbären
anichaffen.. Damit es mit den Straßen befjer vorwärts
gebe, wurde 1787 befchloffen, jedem guten Arbeiter, wenn
er 6 Stunden arbeite, 6 Schl. zu bezahlen. 1788, 18.
Oktober, wurde denen im Schild, Melchthal und in der
Schmwändi erlaubt, ftatt dem „Tagmen” 2 33. zu bes
zahlen. Später mußten 10 Schl. bezahlt werben. Im
Frühling oder wenn ein großer Herr ins Land kam,
wurde gewöhnlich befohlen, innert 14 Tagen die Häge zu
beſchneiden. Die anſtoßenden Güter waren verpflichtet,
dem Waſſer auf der Straße den nöthigen Abzug zu geben.
Die Zoll: und Weggelder wurden für den Bau- und Unter
halt der Straßen verwendet, die aber fpäter nicht mehr
‚ Hingereicht. 1588 wurde bon ber Landögemeinde be⸗
Ichloffen, daß derjenige, welcher. Landammann wird, 6
424
Mann zu ſich nehme und Weggelder auffete. Die gleiche
Landägemeinde berordnete, dag man mit Kaufmann:
gütern bei 20 Pfd. Buß nicht durch die Matten fahre.
Die Freitheiler follen auf der Allmend jo viel Land zur
Straße geben, daß 2 Karren bei einander vorbeifaßren
fönnen. Nachher mögen fie Schranken fchlagen. Ohne
Erlaubniß des Baumeifterd oder Landfädelmeifters durfte
laut Berordnung vom 13. Mai 1589 Niemand ftraßen.
Wie es fcheint, hatten die „Straßer” in einzelnen Ge:
meinden auf Roften des Landes allzuviel geftraßt. Bon
Beit zu Zeit wurde eine Kommiſſion beitellt, welche ein
Gutachten über die nötigen Verbeſſerungen an der Straße
abfaſſen fol. Die herabhängenden Aeſte mußten bis 5
Ellen in die Höhe abgefchnitten werden. 1823, 27. Sept.
wurde verordnet, daß Nußbäume, 8 Kiftr. von der Lands
ftraße und dem daran ftoßenden Hag entfernt, geſetzt
werden und andere Bäume zwei Klftr. Die alte Lands
jtraße von Alpnach nach Sarnen hatte von unten hinauf
ungefähr die Richtung von der Eifenbabnlinie, machte
danıı wegen Kernd einen Abftecher gegen die Kernmait
und Voribach, ging dann über die Melchabrüde neben
des Salzherren vorbei gegen das Kapuzinerklofter. Der
Fußweg von Alpnach ging neben der Kapelle in Kägis⸗
mil vorbei gegen Dellen und Bitighofen. 1818, 28. Febr.
wurde nach angehörtem Gutachten der-Straßenfommilfion
beichloffen, die neu anzulegenden Straße vom Schlieren:
gäßli Über das Gigenried in möglich gerader Richtung
gegen Sarnen zu ziehen. In Folge deffen wurde ben
15, Juni 1822 von der Straßenfommifftion angefragt,
ob die Landftraße von der Nabrüde hinauf bi zum
Schloßacdher nach ihrer bisherigen Richtung beim Kapu⸗
sinerklofter vorbei oder aber über die Allmend. beim Stolles
gium hinauf gezogen werden fol. E3 wurde erfannt,
daß fie von der Rüti über die Allmend beim Kollegium hin-
auf gebaut werde. An den Unterhalt der Gaſſe, die
früher neben dem Frauenklofter gegen bie Rüti hinauf:
ging, mußten auch die Klofterfrauen etwas beitragen
wegen einem Winteriveg, der früher durch die Mürg ging.
425
ILL TED
1727, 21. Juni, wurde erflärt, daß, wo ein Fuß:
weg durch die Landitraße geht, da follen die anftoßenden
Güter halbe Koften bezahlen ober aber den halben Theil
ber Straße machen, den andern halben Theil jollen meine
en. H. machen und erhalten laffen. Wo aber fein Fuß:
* durch die Landſtraße geht, ſondern nur Karrenſtraße
iſt, ſollen meine gn. H. ſie allein erhalten. Die Fußwege,
welche durch Güter, obwohl ſie Landſtraße ſind, d. h. vom
Landvolk viel gebraucht werden, ſollen die Güter allein
erhalten. Aus dieſer Urſache mußte der Fußweg von
Alpnach über Dellen und Bitzighofen nach Sarnen von
den Gütern erhalten werden. Es bedurfte aber hie und
da der Mahnung. Solchen Landfußwegen nach mußten
‚laut Verordnung vom 2. März 1754 Thürli gemacht und
die Lüden abgethban werden, ausgenommen bei Allmenden.
An der Landitraße im Voribach wurde 1675 ftatt bes
ungefallenen ein neues Kreuz errichtet. Hie und da
fuchte die Regierung den Unterhalt der Landftraße ber
. betreffenden Gemeinde aufzuladen. So 3. B. verorbnete
fie, den 15. Oft. 1692, daß die Kirchgenoffen von Sarnen
ermahnt werden, die preſthafte Landftraße bei der Kern⸗
matt in ihren Koften zu verbefiern. ALS die Landftraße
über die Gigen vollendet war, da wurde den 6. Mat 1820
verboten, einftweilen mit ſchweren Laften und großem
ungebundenem Bieh über die neue Straße zu fahren.
Später wurden für fchmwerere Laften Deichfelmagen mit
31/3 Zoll breiten Radſchienen vorgefchrieben.
1814, 4. Juni wurde beichlofien, die Belege im
Sarnerdorf von der Brüde hinweg bis zu Landammann
Imfelds Haus, zu welcher die Anftöß die Materialien
herbeigefchafft, unter der Direktion von Landammann
Imfeld auf Koften ded Landes zu repariren. Die Lands
ſtraße beim Wyher wurde 1748 mit PBrügeln und grobem
Holz reparirt. Im gleichen Sabre wurde den Karrern
nochmals angezeigt, daß fie niemals über den Schwibbogen
beim Rathhaus, fondern über die Spitalbrüde und durch
-die große Gaffe und nicht über den Fußweg fahren. Um
den Weg durch die große Gaſſe zu verbeffern, mußten
426
die Harrer 1738 Sand herbeiführen unb bie }yreitheiler
dasjelbe fchöpfen. 1639 wurde in allen Kirchgängen
verkündet, daß Niemand weder mit Roß noch Bieh bei
5 Gt. Buß über das Rüdli fahre Niklaus von Rotz
wurde als Aufjeher bejtimmt. Den Güterinhabern vom
Woher bis Rüdli wurde im Sabre 1824 befohlen, den
Fußweg zu repariren. 1661 hat Sarnen und Kern?
das Material zu einer FZußbjegi für diefen Weg herbeis
geſchafft und die Regierung die eine Hälfte der Koften
und die Gemeinde Sarnen die andere bezahlt. Die Koften
eined Weges oder einer Straße wurden demnad nicht
immer nach den gleichen Grundfäßen vertbeilt. Schon
den 6. Juli 1583 wurde der Baumeifter beauftragt,
einen Fußweg über die Melcha hinauf machen zu laflen.
1552 murden von Wegen ber Straße von Wilen
über Obermwilen 3 Gl. gegeben, damit man diejelben da
verwerche, wo e8 am nötbigiten ift. An die Wege in
der Schwändi gab die Regierung 1566 6 Kronen. 1861
wurde eine beſſere Straße in die Schwändi gemadjt und
1870 in den Rameräberg.
1652, 21. Sept. ertranfen 7 Berfonen aus der Schwändi im
Sarnerfee, nachdem fie in der Kapelle im Dorf die Hl.
Saframente empfangen und eine Wallfahrt nach Sachſeln
gemacht. Sie haben ein „beſes Schiff gehabt vndt das—
jelbige vberladen”. 1687, ebenfalld den 21. Septbr., er:
tranten bei Brunnen 6 Berfonen von Sarnen, die nad)
Einfiedeln zum Feſt der Engelmweihe wollten. Es war in
- diefem Jahre die große Engelmweihe und fic find, wie es
fcheint, mitten in der Nacht gefahren. Auf dem Heims
weg vom Mufegger Umgang ben 23. März 1766 wurden
bei einem beftigen Sturmwinh in ber Nähe von Kehr⸗
fiten 15 Berfonen von Sarnen von den Wellen vers
ſchlungen. Am Feſt des feligen Bruder Klaus 1803 er:
tranfen im Sarnerfee 11 Perfonen aus der Schwänbi.
Darunter befanden ſich Rathsherr Peter Anton Ming, Karl
Kathriner, Anton Burh und feine Frau u. ſ. w. Das
Schiff verfant bald nad der Abfahrt. Große ‚Opfer
wurden den fremben Kriegsbdienften gebracht. Im Novbr.
427
V
1636 ſtarben in Italien 15 Mann von Sarnen aus der
Kompagnie des Hauptmann Hans Imfeld, 1657 22 Mann
1665 ſtarben in Spanien 19 Sarner. 1652, 5. Septbr.
ſtarb Jakob im Sand, ein Walſer. „Iſt etwan 30 oder
40 Jar Knecht allhie gſin vnd hat vil tauſend pfund
fürgſchlagen“. Den 23. Jän. 1655 ſtarb eine alte Jung⸗
frau Maria Hirfimann. „Iſt vil Jahr lang offleten
bacheri gſin“, d. h. fie Hat die Hoftien für die Kirchen
und Kapellen gebaden. Vorher bejorgte diefes Geſchäft
Anna Wirz, „die alt ofleterin”, die den 1. Septbr. 1633
geftorben. Das Dfleten : Eifen, welches einige Stuben:
brüder 1614 um 3’); Gl. in Mailand gefauft und der
Stube (Briefterfapitel) verehrt, wurde, mie e8 fcheint,
einer folchen braven Jungfrau übergeben. Später forgten
die Kapuzinerbrüder für Hoftien und es wurde etwas für
Dfletenmehl bezahlt. 1668, 26. Dezbr. wurde Kaſpar
Shaffer oder Schäfer begraben, der letzte
feine Geſchlechtes. Schäfer begegnen uns zu
Sarnen Schon im 15. Jahrhundert. 1442, 28, Februar
wurde Hänsli Schäfer ein Stüd Allmend mwahrfcheinlich
zu einem Hausplatz gegeben mit der Bedingung: „Er fol
die melchen weren von Klaus Kifferd Hohftat abhin uns
(bis) an den meg, der vſ dem Dorf in melden gat“.
Balz Schäfer® Kinder erhielten 1565 um 50 Gl. das
Landrecht und Martin Schäfer 1579 das Stipendium in
Mailand. 1676, 1. Jän. ftarb der alte betagte Chris
tian Schilt, der letzte feines Geſchlechtes.
(Todtenbuch). Schon den 6. Juni 1468 erjcheint Gerin Schild
vor Gericht wegen der Melchawuhr. 1567 ſchuldete JoſtſSchilt
dem Geſatzjahrzeit 5 Pfd. Zind ab der Ei im Ramersberg.
Wenn es auch im Stammbaum bes fel. Bruder Klaus heißt,
die erite Grau des Conrad Scheuber, feines Großſohnes,
jei die Witwe eine Schild vom Berner Oberland ges
weſen, fo ift e8 doch wahrfcheinlicher, daß derfelbe von
Sarnen geweſen und daß Br. Scheuber nicht ind Berner
Oberland gewandert, um ſich eine Frau auszuwählen
und das um jo mehr, da Wendel Schilt, Sohn des Joſt
und der Katharina Frunz, obfchoner Feine Beamtungen
428
VV
hatte, im Bruderklauſen⸗-Prozeß von 1625 als Zeuge aufs
gerufen wurde. Die beiden Gefchlechter Schäfer unb
Schilt hatten in Obwalden dad Landrecht, aber kein
Kilcherredit.
1652 gab es zu Sarnen Melady:, Strifriche, Miſach⸗ und Ror⸗
nachbäume.
1652, 27. April kauften bie Sreitheiler von Schügenhauptmann
Imfeld das Hasli und gaben Stüde davon gegen einen
gewiflen Zind zu Hanfgärten. Auch in anderen Gemeinden
ließ man um diefe Zeit auf der Allmend Hanfgärten an:
legen. So 3. B. bezog der Sädelmeifter in Sachfeln 1674
wegen Hanfgärten auf beiden Allmenden 12 SI. 18 Scht.
1745 Tauften die Sreitheiler dad Hasli, welches der
Marie Therefia Müller gehörte um 7800 Pfd. und 1710
dag Rüdli fammt Ried von der Witwe des Karl Franz
Smfeld um 5040 Pfd. Diefe beiden Hasli und daß
Rüdli werden jegt zu Gärten verwendet. 1740, 3. April
wurde die Alp Schwand um 6450 Pfd. gefauft; Teufi⸗
matt, war 1662 im Belike ber Freitheiler. 1848 befaß
der Freitheil fchon 145,180 Kiftr. Allmendland.
1653 wurde zu Ehren des Alter? Chrifti und in Anbetracht ihrer
beionderen Freundſchaft, der Kürze bed Lebend, der Bitter:
feit des Todes und der Strenge des Fegfeuers bie
Bruderfchaft der 33 Brüder geftiftet. Sie nab:
men fih vor, Franke Brüder zu befuchen, ihren Leichnam
zur Kirche zu begleiten, für fie zu beten und zu opfern,
„jedoch alles ohne gefährbe”, d. h. ohne fich unter einer
Sünde dazu zu verpflichten. Der. Pfleger fol forgen,
daß für den verftorbenen Mitbruder eine befondere „Bes
ſinkhnus“ (Gedächtniß) gehalten werde. 1667, 29. März,
wurde beichloflen, bei 20 Schl. Buß jährlih am Sonn»
tag nach Allerfeelen eine Zufammentunft zu halten und
1670, 21. Rov., daß jeder Bruder 10 Schi. gebe, um den
V. V. Kapuzinern „guotten beütfhen Wyn“ daraus zu
kaufen und 6 Schl, um 33 Kerzen machen zu laflen, bie
fie dann an den Muttergotteötagen und am Frohnleich⸗
namsfeft nach ben Rathöherren paarweije umtragen.
Mer abwefend ift, darf einen ehrbaren Mann ald Stell:
429
III SH?
bertreter ftelen. ‘Einen ähnlichen Zweck, d. 5. Werke der
Barmherzigkeit auszuüben gegen kranke und verfitorbene Mit:
glieder, verfolgt auch die 1680 geftiftete Bruderfchaft der
Bweiundfiebenziger, der fpäter geftiftete ung:
frauenverein und bie verfchiedenen Krankenver—⸗
eine, die erſt in den letten Jahrzehnten gefti,tet wurden.
Durch den Mütterverein fucht man eine gute Kinder:
zucht zu fördern. Die. ältefte befannte Bruderfchaft in
Sarnen ift die Bruderihaft „Unferer lieben
Frau”, die gemäß einer Notiz vom Jahre 1560 an
Maria PBerfündigung und Maria Geburt ihre Bruder:
Ichaftäfefte hielt und melche dann mwahrfcheinlich in bie
1624 errichtete Rofenfranzbruderfchaft überging.
Wie das 1594 gegründete Briefterfapitel Obwalden? fich
unter den Schug und Schirm des heil. Auguftin geftelt,
ebenſo ftellte fich die 1596 gegründete Zunft und Meifter:
Schaft unter den Schuß und Schirm des HI. Urfus. Bon
daher entitanden dann die Auguftinu®: und Urfen:
Bruderſchaft. 1637 wurde, durch ie Belt, welche in
den letten Jahren mehr als einmal gemwüthet, veranlaßt,
die Sebajftian:, Rochus: oder bi. Kreuzgbruder:
Tchaft eingeführt, Sorge für die Peſtkranken und für
Begräbniß der an der Belt Seftorbenen war der Haupt:
zweck dieſer Bruderfchaft.e Die „Kreuzbrüder“ ſollen
wöchentlich den ſchmerzhaften Roſenkranz und die Prieſter
das hl. Kreuzoffizium beten, jedoch Alles ohne Sünde im
Unterlaſſungsfalle. 1689 wurden derſelben die beiden alten
Bruderichaften gewohnten Abläffe verliehen, nämlich voll:
fommenerAblaß unter den gewohnten Bedingungen am Tage
der Aufnahme, in der Todesitunde u. alljährlich am Bruder:
Ichaftsfeft und dann noch einige unvollkommene Abläffe.
Als 1744 Reliquien des heil. Julians von Rom nad
. Sarnen übertragen wurden, wurde bdiefe Bruderfchaft
au unter den Schug und Schirm de heil. Märthrers
Julian geitellt. 1728 wurde die Bruderſchaft vom
Stapulier, 1752 vom bi. Aloiſius und 1766 vom
bit. Herzen Jeſu eingeführt. Wie jchon früher an:
gedeutet, ift dafeldft auch eine Schützen⸗ und Römer:
480
RI IL LEG
bruderfhaft. Im 18. Jahrhundert gab e8 auch Ge-
re Jungfrauen und eine St. Annabruder:
art
1654, 18. Horn., beichloß der Rath, daß. in allen Kirchgängen
ein Opfer für eine Kerze zu Ehren des Hl. Blaſius
im Stalden aufgenpmmen merde.
1656, Was die Sarner in Zeiten der Gefahr, d. i. zur Beit des
erſten Villmergerkrieges gethan, meldet das Verkündbuch.
Den 17. Jän. hielten ſie eine Prozeſſion um das Dorf,
zu den Kapellen und zum Frauenkloſter. Den 20. Jän.
war Prozeffion zu den Kapuzinern und zur Kapelle im
Dorf. Am Montag, den 6. Horn., war Pſalter bei dem
lauretaniichen Bild, am Dienftag Kreuzgang ind Kapu⸗
ziners und Frauenflofter, am Mittwoch Kreuzgang nad
Kernd, am Donnerftag aufs Flühli, am Freitag nad
Sachfeln und am Samstag in Stalden. In der Woche
nad Septuageſima wurde alle Tage nad dem gewöhn⸗
lichen Gottesdienſte ein Pſalter gebetet und nach dem
Pſalter, den Montag ausgenommen, eine heil. Meſſe ge-
lefen „zur Erlangung eines guten Friedens, bis die Tag:
fagung aus ift”. Am Sonntag Seragefima war Pros»
zeifton nach Rägiswil. Am folgenden Dienftag mar
Prozeiftion in beide Klöfter und in die Kapellen, am
Donnerftag nach Kern? und am Freitag nah Sachſeln.
An der Woche Duinquagefima war 3 Mal Prozelfion zu
den Klöftern und zur Kapelle im Dorf und wurde an
jedem Ort ein Roſenkranz gebetet. Am Freitag nach
Oftern. war Prozeſſion nah Sachſeln zur Dankſagung
für den erlangten Frieden. Ohne Bieifel wurden auch
‚in andern Gemeinden ähnliche Bittgänge abgehalten.
Am Mittwoch vor Pfingften machten je 24 Männer aus
einem großen Kirchgang und je 12 Männer aus einem
Heinen Kirchgang mit „tägen und mantel” eine Wallfahrt
nad) Maria Einfieveln. Für diejenigen, bie. fonft mits
gingen, bezahlte die Regierung den Schifflohn. Gemäß
demſelben Verfündbuch murbe 1712 bei weiten nicht mehr
ſoviel 'gebetet. Die Felpfchlinge, welche Junker von Er:
lad), Oberſt ber Berner, bei Villmergen verlor, foll Haupts
431
III SING
mann Jakob Wirz, der ſich bafelbft audgezeichnet, der
Kirche in Sarnen verehrt haben. Sie wurde zum Tragen
der Monftranz mit dem Allerheiligften gebraucht und war
ganz ſchwer von Gold mit rothſeidenem Taffet gefüttert.
(Zeugherr Wirz.)
1659 wurde die Kapelle im Dorf vergrößert. Drei
Altäre waren ſchon in der von Landammann "Niklaus
und feinem Sohn Landammann Marquard Imfeld er⸗
bauten Kapelle. Zu diefem Zweck wurden Frohndienſte
geleiftet. Am 4. Sonntag nad Pfingften 1657 wurde
das Volk von Pfarrer Schmid erfucht, am nächſten reis
tag Steine aus dem Schwanbbad an den See zu thun.
1658 am Magnudtag Nacymittag wurde wiederum für
bie Kapelle gearbeitet. Am 4. Sonntag nad) 3 Königen
wurde ber ganze Kirchgang höchſtens gebeten, am erfteı
Tag, an dem es jchneit und „Mennmweg” gibt, Holz, Sand,
Stein, „Ips“ und Duft zu führen. Am Felt des Heil.
Konrad 1659 wurden die Sarner erſucht, nad dent
Gottesdienſt an der Kapelle zu arbeiten und am Feſt des
bt. Sofeph 1660 Nachmittag „Blatten” über die Melcha
zu ziehen. Den Hochaltar ließ die Obrigkeit auf’ ihre
Koften erbauen, den Nebenaltar auf der Männerjeite
Pfarrer Wolfgang Schmid und den Nebenaltar auf der
Meiberfeite Ritter, Landammann und Landeshauptmann
Johann Smfeld. Derfelbe fchenkte der, Kapelle überdies
noch 1000 Pfd. Die Schöne Kanzel ift mwahrjcheinlich
eine Arbeit von Meifter Johann Trögli, der, wie es
fcheint, ein Schüler von dem audgezeichnreten Möbelfchreiner
geweſen, welcher in der Kapelle auf dem Flühli gearbeitet.
Trögli wurde den 26. Sept. 1667 zu Sarnen begraben.
Die Einweihung durch Weihbiſchof Georg Sigismund
von Konftanz hat den 18. September 1662. ftattgefunden.
1767 wurde ein neuer Hochaltar gebaut und von ber
Regierung 50 Gl. daran gefteuert. Der Tiichmacher
inftete 225 Gl. 1869, 17. Juni, wurden die Stationen
durch P. Columban eimgejegnet, 1874 erhielt die Dorf:
Tapelle eine neue Drgel von Scheffold unb vor einigen
Jahren wurde fie renoviert. Die Wappen des Stifters
432
und feiner Frau, in Stein ausgehauen, find hinten an
der Kapelle angebracht.
1658 wurde der Bulverthburm gebaut. Vorher befand ſich
das Pulver im fog. Herentburm. Nun fing man an
„zu Gemüth zu führen,“ es Tönnte einmal der Schaf
fammt den alten Schriften, die ebenfalld daſelbſt aufbes
wahrt wurden, in die Luft fliegen und deßwegen murbe
beichlofien für das Pulver einen eigenen Thurm zu bauen
und das alte Gemäuer. und den Ziegelofen im Seefeld
zu diefem Zwecke zu gebrauchen und Materialien berbei-
zuichaffen. Alsdann wurde eine Commiſſion feitgelegt,
welche dem Hauptmann Kulpar Ymfeld das Gemäuer
ablaufen und den Bau beforgen follte. Die alte Ziegel:
bütte und das Haus im Seefeld, welches die Regierung
mit den Erben des Pannerherr Melchior Imfeld gegen
bad Zollhaus bei der Melchabrüde in Sarnen abgetaufcht,
wurde von berfelben im Jahre 1646 verfauft. Für das
Gemäuer und den Ziegelofen wurden 100 Pfd. fammt
30 Bz. Trinkgeld bezahlt. 1708 wurde an der Landes:
gemeinde der Antrag geftellt auf Koften des Landes eine
Biegeihütte und ein Magazin zu bauen, welches aber
verichoben wurde. 1713 bat dann Erjefuit Dillier der
Stifter des Kollegium, am Seegelände bei Kirchhofen
eine folche errichtet und mit derfelben gute. Geſchäfte ge
macht.
1661 kam Bruder Georg Grimm nach Sarnen und führte
während dem Sommer im Voribach das Leben eines
Waldbruder. Er war der Sohn des Thomas und der
Margreth Nuetſchin und wurde geboren um das Jahr
1580 zu Aufhauſen bei Freiburg im Breisgau. Mit
feinem Jugendfreund Johann Meier trat er in dad
Noviziat der Kapuziner, welches fie aber bald wieder
verließen. Nachdem fie noch einige Zeit bie Freuden ber
Welt verkoftet, wurde Johann Meier Pfarrer und Georg
Grimm Walddruder. Nachdem er am verichiedenen Drten
als jolcher gelebt, kam er endlich nach Sarnen. Um
ganz arm zu fein, ſchenkte er die 14 Dukaten, welche er
ind Land gebracht, dem Spital. Die Regierung zeigte
433
fih ihm dankbar und beichloß den 19. Oktb. 1661, ohne
daß Georg ein Geſuch eingereicht: Der Spitalvogt folle
ibn, fofern er für den Winter feine warme Stube oder
Kammer habe, : die Tleine Stube im Spital bewohnen
lafien und ihm „zur nothwendigfeit warm machen.”
«Cr mußte aber nicht in den Spital, fondern Niklaus
Imfeld, Sohn des Landammann Beter, welcher außer
der Melchabrüde bei der St. Antönifapelle wohnte, nahm
ihn gaftfreundlich in fein Haus auf und er durfte dafelbft
mohnen bis zu feinem feligen Ende. 1663 wurden beim
Kardinal und Landgraf von Heflen Erfundigungen einge:
zogen. Diefer fchrieb den 13. Febr. 1664 von Heiters-
beim: . „Wir erfreuen ung, da befagter Eremit finn
frommes leben alfo continuirt, daß es zu auferbauung
und gutem exempell dafiger einwohner gereichet.” Den
3. Sept. 1664 mwurde Bartholomäus Schmid beauftragt
dafür zu Torgen, daß dem Bruder Georg auf Koften bes
Spitald „ein nümer rofh und Manttel von guet graumem
tuech gemacht werde.“ 1670 murde ihm vom Spital
auch Holz zum Heiten und Anfen und Mehl zu feinem
Unterhalt gegeben, Er ftarb den 28, Nov. 1670 u. wurde
im Chor des Beinhaufes auf der Evangelienfeite beerdiget.
1702 wurden die Gebeine heraudgenoinmen, in ein Rift:
lein gelegt und in den Fuß des Altared hineingemauert.
Niklaus Imfeld erhielt vom Spital 150 Pfd., weil er ihn
9 Sabre lang behaufet. Pfarrer Anderhalden fette ihm
im Todtenbudy folgende jchöne Denkmal: „29. Nov. ift
zu begraben gfin der Ehrbare frome in gott andächtige
und geiftiiche nun 90 Jahre und 9 monat bedagte bruder
Göry Grimm von friburg aus brysgaw, are wegen
feined frommen und gleichfam heiligen Wandels, abftinenz
vnd eremplarifch leben mäniglich wohl befannt und hoch
berühmt.” Die Regierung aber gab den 12.. Jän. 1671
LZandammann Bet. Joh. Imfeld den Auftrag mit ben
Geiftlichen gu. reden, daß meine gnädigen Herren ein
Wohlgefallen hätten, wenn von ihnen des felig „abge:
leibten” Gremiten Bruder „Geörg Grimmen” Leben und
Sterben beichrieben würde.
27
1665,
1666,
484
23. Horn. wurden bie Beifaffen angehalten, den rei:
tbeilern wegen Unfoften per Haushaltung 12 Sch. zu
bezahlen.
22. Nov. wurde vom Bifchof in Konitanz die Stiftung
einer Kaplaneiin Kägidmwil gutgeheißen. Als
Beweggründe erben angegeben, dab Kägiswil 200
Seelen zähle, welche eine Stunde bon der Kirche entfernt
find. Infolge deſſen ſei Kindern und Greifen der Beſuch
des Gottesdienſtes und des nötbigen Unterrichted oft un:
möglih und in dringenden Fällen fterben die Kranken
ohne Empfang der bl. Sakramente. Dem Pfarrer fei -
dieſe Stiftung nicht nachtheilig, indem fie an Sonn= und
Feiertagen meiften® die Pfarrkirche in Alpnach befucht
und ihm dadurch mehrere Zajten abgenommen werben.
Dem Kaplan veriprechen die Kägiswiler nebft Wohnung
und 2 Gärten wöchentlich 30 Bz. oder 117 Gl., genügend
Hol und Weidrecht. Sie wollen trachten, das
Einlommen auf 3 Gl. per Woche zu erhöhen. Sie
melden dem Bilhof, baß die Kapelle 1071), Gl. Zins
befite und daß man ſie immer noch anftändig erhalten
fönne, wenn 70 ©I. für die Kaplanei davon genommen
werden. In der Woche bat er nur 2 Applikationen frei.
Der Pfrundinhaber bat die gewohnten Berpflichtungen
eined Kapland zu erfüllen. Da die Kägiswiler fpäter
dem Kaplan wöchentlich 10 Bz. mehr gaben, wollten fie
ihm fein Holz mehr geben. Die Bifitatoren entichieden
den 8. Oktober 1731, daß fie dem Staplan das nöthige
Holz; an einem gelegenen Drt anzeichnen und daß er es
auf feine Koften beimtransportiren laſſe. Sie follen
trachten , fpäter auch die Koſten des Trandportes zu
übernehmen. 1742, 5. Aug. erhielt der Kaplan wegen
geringem Einlommen Dispen?, To daß er wöchentlich
nur mehr eine Mefje für die Gutthäter appliziren und
an den übrigen 4 Tagen der Gutthäter beim Memento
gedenken mußte.
1668 wurde der Wald im Stuoffärich, den Nikolaus Ambül
der Dorffapelle verehrt, dem Landammann Wolf:
gang Wir; um 100 Gt. verfauft. Die Kapelle batte
1672
1673
1675,
435
aud einen Stand, welcher 1710 Hautt in Luzern und
1711 dem Buchdbrufer von Zug um 33 Sc. geliehen
wurde. Den Zefuiten in Luzern murden alljährlich
wahrſcheinlich megen Aushilfe im Beichtftuhl an der
Kapellweihe 2 Käfe verehrt. Da die vornehmen Sarner
damals meiltend in Luzern fiudirt, deshalb bot die
Kapellmeihe einen günftigen Anlaß, um bie frühere
Freundſchaft wieder zu erneuern.
mußten die Schwander an drei Gloden in Sarnen,
die nicht mehr vorhanden find und die ber Flirchenrath
1670 veraffordirt, 183 Gl. 5 Schl. bezahlen.
wurden wegen Kriegegefahr im Stalden und auf der
Egg in Kernd die Feuerzeichen aufgerichtet. Diejes
geſchah auch ſpäter bei Kriegsgefahren. Eo 3. B. wurde
den 1. März 1734 verordnet: Wegen dem Wachtfeuer
nimmt man vom Rogberg das Zeichen, geht auf bie Egg
in Kernd, von dannen auf den Hubel in der Schwenbi
und von der Schwendi auf die Mühleflub in Lungern.
3. Suni war PBannerfhwur des neugemwählten
Pannerherrn, Landammann und NRitter Joh. Imfeld.
Die 400 Obwaldner, melde zum Banner gehörten,
mußten ſich auf der obern Allmend fammeln und auf:
ftelen. Alsdann marſchirte man am SKapuzinerflofter
vorbei. Beim Kapuzinerfreuz; im Anfang der großen
Gaſſe ließ der Bannerherr jedem, der ed annehmen wollte,
„einen großen bächer vol gueten Weind vnd ein
Mutichli brot” darreichen. Nachher marfchirte man zu
Landammann Joh. Beter Imfelds Haus (Steinhaus auf
dem Dorfplat), wo bie Banner aufbewahrt wurden.
Dem Pannerherrn murde dad vom römiſchen Bapite
verehrte Banner übergeben und die übrigen zur Befidh-
tigung hinausgehängt. Auf der untern Allmend murde
in Gegenwart der Abgeorbnneten von Nidwalden der Pan:
nerſchwur „vorgemundet”. Nachher war Salve mit ben
Musqueten und dem großen Geihüß, Zug in die Dorf:
fapelle, Te Deum und Heimbegleitung des Pannerherrn
mit dem Panner. Aehnlich waren auch die Geremonien
beim Pannerſchwur bed neu gewählten Bannerherrn in
436
den Jahren 1681, 1685, 1700, 1704 u. f. wm. 1685
murben 14, 1704 6 und 1766 nur zwei kleine Panner
zum Fenſter hinausgehängt. Alle diefe kleineren Banner
find zur Zeit der Helvetif verloren gegangen.
1675, 20. Sept. wurde befchlofjen: „Aller in dem Archiv des
1675,
1679,
Turns liegenden Abfchieden und Gefchriften eine geng:
liche information zu erheben, au in ‚eine Regiftratur
zu Stellen und biefelbe hernach in Driginali oder durch
ein Copeybuch in der Gantlei oder vermitelit eines vf
dem Rathauß machenden gänterlin® oder Küften vfzube:
halten zlaffen.” Wie es fcheint, wurde dad Archiv noch
nicht geordnet. 1679, 19. Aug. wurbe neuerdings ver:
ordnet, daß. „in der hinderen Rhatſtuben gegen der Klei:
nen Rhatftuben an der Wand ein gehäuß oder Genterlin
gemadjt werde.” 1680 wurde dem Landfchreiber erlaubt,
in fein Haus zu tragen, was er öfters nöthig hat und
1726, 9. Febr. würde wieder ein Anzug’ ivegen dem Re:
giſtriren und wegen Durchſuchung unſerer Kanzlei im
Thurm gemacht, weil ſolches Werk für erſprießlich ja
nothwendig erachtet worden. 3 Jahre nachher wurde
dieſer Beſchluß auch auf die im Rathhaus liegende Kanz⸗
lei ausgedehnt und Lundammann und Pannerherr Bucher
beauftragt. 1749, 1757, 1805 und 1819 wurden neuer:
dings Beichlüffe gefaßt, das Archiv beffer zu ordnen.
Deſſenungeachtet blieb es größtenteils ungeordnet, bis es
endlich in ben letzten Jahren im Auftrag der Regierung
duch Hrn. Fürfprech Küchler geordnet wurde. _
25. Nov., wurde wegen dem Kaplan von Stalden
verordnet, daß ihm für Zehrung der auf ben 1. Sonn:
tag in der Abvent beitellten Beichtuäter und Prediger
3 Gl. gegeben werben. Er foll am Sonntag verfünben,
an welchen Tagen in ber Woche Meſſe gehalten wird
und es fol mit der Glode ein Zeichen gegeben werben.
Er ſoll auch Schule halten.
7. Jän., wurde verordnet: „Wan der Müller in der
Aamüli daſ Aawaſſer under der Rohrlukhen abſchlagen
würd, ſollen die Kirchgäng Sarnen, Sachſeln und Gis—⸗
wyl und ſondertich jenige, welche Güeter dem See nach
437
haben alsdann dorten bey der ſchwölle und hinunder
zuegraben ericheinen.” Schon den 23. April 1475 bat
man fih mit dem Aawaſſer beſchäjtiget. Die alt:
Ammänner Nikolaus dv. Einwil und Rudolf Heinzli,
Hänsli Zu8 und Hänsli am Büel, der ältere, erſchienen
vor Gericht gegen Heini Abſwand, weil er die Wuhr und
die Düle bei der Mühle an ber Ya erhöht, jo daß das
Waſſer überjchlug und einen trägeren Lauf erhielt, wo⸗
burch diejenigen, welche Güter an der Aa hatten, großen
Schaden litten „und volleti (füllte) die Aa, das es dem
Dorf aud großen fchaden möchti bringen.” Sie erflärten,
daß es gegen den Mrtilel im Landredt fe, — „da
wären ſy wohl im finn Es wäre verfchrieben in vnſers
einigbüch.” Sie bemerkten, daß frühere Müller oft
nicht mahlen konnten, meil. fie das Waſſer nicht Schwellen
durften. „Da war vor Zeiten auch ein müli gefin, die
dikh nit malen möchti das ſy nit Waſſer hätti denn die
Dorflüt nit meinten, das man da8 Waffer alfo ober:
lan follti. Sie beriefen fih auf Kundichaften, und er:
Härten, daß es „Erbar lüt reden vnd oben im land nit
gern han vnd die vifch nit iren gang han möchten zu
züten fo ir gang vor vnd nach iſt“. Amfchwand vers
tpricht die Düle niederzulaffen. Er habe das nur ge⸗
than, um denjenigen, welche zum mahlen bringen, beffer
entiprechen zu fünnen. Das Gericht erfennt: Er fol
die Düle „vmb ein gut gemünd niderlan”, (d. h. ge⸗
mäß Dr. Schoch um eine Handbreite, Faufthöge.) Die
Schwelle fol er entfernen. Er darf einen Sellen darin
thun, den er bei Ueberſchwall ded Waſſers entfernen
fann, fonft dürfen e8 die Dorfleute in feinen Koften
tbun. Das Aawaſſer wurde gefchöpft in den Jahren
1696, 1701, 1744, 1758, 1768, 6771, 1784, 1795,
1817 u. f. w. Gewöhnlich wurde au Mannichaft aus
den benachbarten Gemeinden dazu berufen. Bisweilen
hatte man auch Anjtände mit den Aamüllern, die immer
wieder geneigt waren, dad Waſſer anzufchwellen. Solche
Anftände gab es 3. B. 1641, 1701, 1778 und 1820. Bor
einigen Jahren erfolgte endlich die Korreftion des Aa⸗
438
waſſers. Auch die Melcha mußte fchon frübzeitig die
Aufmerkſamkeit auf fich zu lenken. Im Anfange des
15. Sahrhundert3 Hatten die Dorfleute mit den Güter:
befigern jenjeit8 der Melcha wegen der Melchamuhr ver:
fchiedene Brozeffe. Im Urtheil vom 25. April 1475 heißt
ed: „Die Dorflüt hatten die melden vber güter gelan,
die ſy köuft hatten.“ Vorher batte die Melcha den
Lauf indie Aa, wo jebt dad Dorf oder Unterborf fteht.
Um die Melcha neben dem Dorf vorbeizuleiten, wurden
dann Güter gekauft. Frübzeitig wurde das Melchabett
mit Geichieb angefült; daher die Wuhrftreitigfeiten.
1657, 23. Yän,, wurden Verordnete beauftragt, darüber
nachzudenfen, wie die Melcha einzuferchen wäre. Die
Syreitheiler und Dorfleute wurden den .29. Nov. 1748
beauftragt, nach Anordnung von Landvogt und Landes:
hauptmann Imfeld und Bauherr Bucher der Melcha ein
tiefere8 Bett zu graben. 1775, 23. uni, mwurbe bei
bober Strafe verboten, im Melchabord Holz zu Tällen,
weil ſonſt Rübenen entfteyen und Sarnen in Gefahr
kommen könnte. In den Sahren 1826 und 1827 wurde
beichloffen, der Melcha beim Grundacher und bei ber
Kalchern eine gerade Richtung zu geben. Nachdem bie
Melcha 1831 einen Schaden von 40,000 Fr. angerichtet
und nachdem man deßwegen in 200 Gremplaren einen
Aufruf erlafien, wurde den 30. Suni 1832 beichlofien,
daß die ftarf befchädigte Muhr beim Grundacher beför-
derlichft bergeftellt werde. Im März 1879 murbe mit
der Kanalgrabung des neuen Melchabettd begonnen und
den 8. Brachm. 1880 wurde die Melcha durch dasſelbe
in den Sarnerfee geleitet 1758 fiel beim Bifchlig eine
Rüfe in den Steinibach beim Forſt und die „Hölle“
drohte ebenfall® zu verfinfen. 1759 wurde . bemielben
wieder der Mlte Lauf gegeben. Biele Klagen murbden
gegen den Dellen: und Boribad geführt, meil in:
folge de3 geringen Gefälles vor dem Einfluß in das
Aawaſſer Gefchiebsanhäufungen und viele Ueberſchwem—
mungen ftattgefunden. Dem Dellenbach wurde Wegen
feinem unordentlichen Betragen ein Vogt gegeben. 1719
va
u
1679
1680,
439
wird berfelbe beichulbigt, er beabfichtige das Gigenrieb
beinahe ganz zu überſchwemmen, wenn man nicht bors
forge. 1734 wurde der Boribach angeklagt, daß er
bolftändig ausgebrochen, Straßen und Wege ruinirt
und Güter beſchädigt Habe. Es wurde alddann bie
ganze Gemeinde Sarnen aufgeboten, um ihn wieder in
den alten Zauf zu bringen. Gewöhnlich mußten nur bie
Anſtößer Ichöpfen. Sie machten die Sache fo gut, daß
1785 vom Rath beichloffen wurde: Er folle aljähr-
lich geichöpft werben. Im Jahr 1824 bat der Blatti-
bad bei SKicchbofen Holz „Rohnen“ und Gtauben
gebracht.
blieb ber Kapellenvogt im Stalden dem Wolfengel-
fäppeli, welches und 1647 zuerft begegnet unb 1871
‘ein wenig weiter oben im Mattacher an ber neuen
Straße gebaut wurde, 130 Gl. 4 Schl. 5 A. ſchuldig.
Es hatte früher 2 Gladgemälbde.
27. April, wurde bon der Landsgemeinde beichloffen, dem
Dr. Joh. Caspar Jakob ein Wartgeld von
100 und Sof. v. Ab von 25 Gulden zu geben. Aehn⸗
liche Wartgelder erhielten die Doktoren und Scherer audh
im 18. Jahrhundert. Sn früheren Zeiten gab es in
jeder Gemeinde ein Bad, dem ein Badmeiſter vorftund.
1562 verlangte Balchian Scherer, daß ihm die Landes:
gemeinde alle Badſtuben im Land zuftellen möchte, er
wolle fir während der Woche mit Knechten verfjehen.
Die Landögemeinde mollte eine ſolche Gentralifation nicht
geftatten und verlangte, daß es bleibe, wie von Alters
ber. 1597, 29. Sept., beichloß der Rath: Der Scherer
iſt angenommen. Landweibel und Landjchreiber follen
ihm die Badftube lehnen wie es recht ift und er ſoll bis
Martindtag bier fein. Man will ihn freien, daß ihn
niemand ftürte, weder Mitr. Conrad noch Andere. Was
er an der Badſtube baut, ſoll der zahlen, der fie an fich
zieht. Im Jahre 1598 wurde eine neue Badftube gebaut,
wofür der Scherer 12 GL. Zind bezahlen mußte. Die
Babftube in Sarnen war wahrſcheinlich am Weg nad
Kirchhofen. Es fcheint, daß man fchon dazumal gefühlt,
440
III II”
bafı die Kneippifche Heilmethode nicht ganz werthlos fei-
Bevor Dr. oh. Caſpar Jakob, der erfte gebildete Ob—
waldner Arzt erjchien, und auch nachher noch verſchafften
fi Diejenigen, welche Aerzte werben wollten, Kräuter:
bücher und gingen dann zu einem anderen Arzt einige
Monate in die Lehre und dann- waren fie ſchon zum
Scherer oder Doktor berangebildet Bisweilen verfprach
der Kranke dem Doktor eine gewilfe Summe Geldes
unter der Bedingung, daß er ihn wieder gefund mache.
Wurde der Kranke nicht gefund , dann weigerte er fich,
etwas zu bezahlen; der Doktor aber erklärte, daß ber
Kranke die Mittel nicht recht angewendet und fo entftand
dann bie und da ein Prozeß. War Jemand von einer
anjtedenden Krankheit behaftet, dann wurde er nad
Luzern auf die „Gſchauwi“ gefhidt. Vor 200 Jahren
waren meiftend fremde Doktoren - in unferem Lande,
wie 3. 3. Hand Wolfgang Reiſt von Blüdegg 1611,
Dr. Brandenberg von Zug, welcher 1666 ein Wartgelb
bon 125 Gl. erhielt, Operator Burkhard 1663, Joh.
Aegidiuß Gerber 1621, Scherer Johann Heller 1666,
Heiger, Arzt und Deulift 1667. Der erfte Spitalarzt
begegnet und 1757. Den 7. Mai beichließt ber Rath:
Dem Scherer Nikolaus Imfeld will man es überlaffen,
den Spital auf vorigem Fuß zu bedienen. 1765,
13. Juli, wurde bejchlofien: Dem Sebaftian Wyman
fol durch den Weibel mwiffenhaft gemacht werden, daß er
fih vom Kaltenbad hinmwegbegebe und das Mediziniren
und Diöputiren unterlaffe. Später wurde dann dem
Baddoktor erlaubt, in Sarnen mit Wderlaffen und
Balbiren etwas zu verdienen. Daß man eine gewifle
DWeibsperfon aus dem Melchthal, die mit dem Ausfag
‚behaftet war, in das Siechenhaus gethan, wurde bon der
Regierung den 7. Brachm. 1766 gebilliget. 1768 wurde
befchloffen, daß de3 Viktor Wallimanns Kind wegen feinem
Ausſatz in das Siechenhaus gethan werde. Wenn bad
wirklich der Ausſatz geweſen, dann find das wohl bie
legten Fälle von Ausfaß, die in Obwalden vorgelommen.
Bor 1458 lebte in Giswil ein Pfarrer, der mit demfelben
1681
441
behaftet war. Um die Belt abzumenden, wurde den
22. Nov. 1804 beichloffen , daß alle Sonn: und Feier:
tage ein Pjalter und an den Werktagen ein Roſenkranz
vor dem ausgeſetzten hochw. Gut in allen Kirchen und
Filialkapellen gebetet werde, daß man wöchentlich ein
und das andere Mal eine allgemeine Betteljagd anſtelle
und verdächtige Landſtreicher beobachte.
kam der wunderthätige Kapuziner P. Markus
d'Aviano in die Schweiz, um zu predigen und den
Segen zu ertheilen, bei welchem öfters auffallende Wunder
geſchehen ſind. Derſelbe ſtund in Korreſpondenz mit
Kaiſer Leopold J. Dieſe Korreſpondenz wurde zuerſt von
Onno Klopp in ſeiner Geſchichte vom großen Türkenkrieg
benutzt. Auf die Bitte des Kaiſers und mit der Boll-
macht ded Papſtes Innozenz XI. begleitete er die faifer:
liche Armee in den erften ſechs Feldzügen gegen bie
Zürfen bis zur Erftürntung von Belgrad 1688. Während
diefer Zeit und auch nachher bis zu feinem Tode im
Jahre 1699 ftand er mit dem Kaifer über die wichtigften
Angelegenheiten der Chriftenheit in unausgeſetztem brief:
lichen Berfehre. Ohne Zweifel bat dieſer wunderthätige
Mann auch zur Hülfe gegen die Türken aufgefordert.
Ed murde deshalb öfters gebetet um Sieg über bie.
Türfen und wenn die Nachricht von einem erlangten
Sie angelangt, dann wurde ein Te Deum gehalten.
Das Schwert, welches General Rudolf Chriſtophorus Wirz
von Rudenz bei der Erſtürmung von Ofen einem Türken
entriſſen, befindet ſich im Zeughaus zu Sarnen. Im
Jahre 1681 hat P. Markus oder ein Stellvertreter des⸗
felben auch in ber Kirche zu Sarnen einige Mal den
wunderthätigen Segen ertheilt. Am 4. Sonntag in der
Falten wurde ausgefündigt: Auf Fünftigen Mittwoch
(St. Zofephstag) wird dann abermal der bemußte
hl. Segen um die bewußte Stunde zwiſchen 9 und 10 Uhr
allbier in der Kirche gegeben werden mit Bitte, Euer
Lieb und Andacht mollen ſich befleißen deſſelben mit
vorangehender Beicht und Kommunion fo viel möglich
theilhaftig zu machen. Vorher wurde derjelbe wahrſchein⸗
:1685
1686,
442
RI LE LS LES
ih am 2. Sonntag nach 3 Königen ertbeilt. In diefer
Zeit wurden auch Prozeſſionen angeftelt, um von der
Peft verichont zu bleiben, mit denen man am 5. Sonntag
nad) Oftern aufgehört. 1681, 14. Xug., berichtet Statt:
halter Kaſpar Smfeld über feine Berrichtungen beim
munbertbätigen P. Markus d'Aviano. Auf da Feft
des HI. Erzengel Michael wird mieder ein Segen von
P. Markus ausgefündet. Ein folder Segen wurde zu
Allerheiligen nach der Predigt zwiſchen 10 und 11 Uhr
in der Kirche ertheilt. Alle wurden erfucht, vorher zu
beichten. Diejenigen, welche nicht dabei fein können,
mögen daheim bie Meinung machen Dieler Segen wurde
ferner ertbeilt am 21. Nov., am 2. Sonntag in der
Advent, an den 3 Weihnachtdtagen und das letzte Mal
am Neujahr 1682. In Luzern war er perfönlidh. So:
gleich verfammelte fich eine fo große Menge Volkes, daß
die Hofkirche dafjelbe nicht faſſen konnte. Er prebigte
deshalb aus dem Haufe eines Chorherren. Obſchon er
italienifch predigte, jo war doch dag Schludzen und
Weinen allgemein. Am Schluße einer Predigt pflegte er
Alte ded Glaubens, ber Hoffnung, der Liebe und der
Reue zu erwecken. Seine Predigten und Segnungen
waren gewöhnlich mit auffallenden Wundern begleitet.
Den 4. Febr. 1681 ermahrte der Bilchof von Conftanz
feine Diözefanen , fich dieſes Segend mürdig zu machen.
In Muri war er den 8. Sept. 1681, wo er auf ber
Treppe des Friedhofe an 10,000 Gläubige eine Anrede
bielt und den Segen ertbeilte. Er befuchte Muri zum
zweiten Male den 23. Oft. 1686, nachdem er am Tag dor:
ber dem zulammenftrömenden Volk zu Bremgarten feinen
Segen gegeben. Am folgenden Tag fuhr er nach Zuzern.
Ein Büchlein, worin feine Wunderzeichen beiprochen find,
befand fih in der Kapitelsbibliothek.
lieg man die Kerze zu Ehren des HI. Blafius
das ganze Sahr brennen.
27. April wurde die Fiſcher ordnung vom Rath ba-
bin erläutert, daß bei 100 Klft. vom Einfluß oder Ab-
fluß von rinnenden Gewäſſern in See nicht jol verſetzt
443
werden. Schon 1475 war man für bie Filche beiorgt
und mußte theilwmeife auch deswegen bie Schwelle bei der
Ahmühle geändert werden. 1586 wurde ausgekündet,
daß Riemand mit feinem „ftreipfgarn und gernezen” im
rinnenden Waffer nicht fifchen fol bei 20 Gl. Buß, daß
Keiner ein Pfund Fiſch außer der Yaftenzeit höher als
um 2 Schl. und während der Faftenzeit höher als um
3 Schl. geben dürfe. In diejer Zeit war e8 audh ber:
boten, Fifhe außer das Land zu verlaufen bei 5 Pfd.
Buß. Im Jahre 1587 erlaubte die Landedgemeinde zu
fiſchen, fo viel man will, jedoch laut Landrecht. 1598
wurde verordnet, daß jede KHilchhöri ihrem Land nad
Fiſche fangen und „Bären” feßen dürfe. Laut Ber:
ordnung vom ı. Oft. 1703 darf im Voribach nur mit
Angeln gefifcht werden. 1755, 11. Okt., befchloß man
durch Öffentlichen Kirchenruf zu verbieten zwiſchen beiben
Aabrüden bei nächtlicher Zeit den Fifchen zu zünden.
1793 murde dieſe Verordnung fowie die Berordnung
wegen „Zetichen” in das Berlesbüchlein d. h. in die
Sammlung der mwichtigften Gefeße, die noch vor wenigen
Sahren alljährlich von der Kanzel verlefen wurden, aufs
zunehmen. Nachdem geklagt worden, daß die Filcher
die guten Filche wider die alte Ordnung und das obrig:
feitliche Verbot außer da® Land verfaufen, murde den
12. Aug. 1797 beichloffen, daß fie das bei obrigfeitlicher
Strafe nicht mehr thun dürfen. 1834, 5. April wurde
der Entwurf einer Fifcherordnung genehmiget und von
der Landesgemeinde den 27. April zum Gefek erhoben.
Daß der Nath bezüglich des Fiſchens ftrenger war als
das Volk, fieht man aus folgenden Verordnungen. 1595,
14. Dez., beichloß der Rath: Wegen dem silchen in der
Melchden und an andern Orten ift beratben, daß 3 Jahre
lang Niemand in der Melcha fifchen foll bei 5 Gl. Buß,
weder mit dem Angel, noch auf eine andere Weile, auch
nicht mit „Gernezen“. Es fol auch Niemand „fernen“
(Forellen) „ftellen” (nachftellen), fo lange fie im Leich,
weder hauen noch ftehen. Nun kam die nädjite St.
Sörgenlandesgemeinde und erklärte: Wegen den Filchen
1687,
1691,
1692
1692
444
iſt Alles erlaubt, wie vor Alten. Auch im Lei ift es
erlaubt, Geren und „deſchbären“ zu gebrauchen.
21. Oft., wurde befchloffen: Man würde eö gern jehen,
wenn Kafpar Berolinger über dad Schwefelbad zu
Wilen, welches uns fchon 1605 in den Staatsproto-
follen begegnet, eine Behaufung bauen würde. Man
ift bereit, einen Beitrag zu geben. 1819 wurde das Bad
von Melchior Müller gebaut und 1818 die Heilquelle,
welche auf einer Bergwiefe aus einem Gefchiebe von
Flyſchſandſtein entſpringt, gefaßt. Nach Dr. Odermatt
ift das Waffer hell, perlt und riecht nach Schwefelwaſſerſtoff
(Dr. Meyer-Ahrens ©. 323).
3. Nov., wurde Freitheilvogt Omlin beauftragt , das im
Boribad niebergefallene Kreuz wieder aufs
richten zu laſſen.
wurden die jährlichen Auslagen der Kapelle in Wilen
zu 72 Gl. berechnet. Da man in Wilen und Ramers⸗
berg neue Kapellen bauen will und viele unverpfründete
Geiftlihe da find, fo fol, um den Koften zu fchonen,
in jeder von diejen Kapellen wöchentlich nur eine bl.
Mefje gelelen werden. Die Kapellmeſſen find den VV.
Kapuzinern überlaffen, bis der Herr Pfarrer folche
„mit beiter Manier” wieder auf einen weltlichen Priefter
bringen mag. Fürſtbiſchof Marquard Rudolf von Conftanz
gejtattete den 24. Juli 1692 den Neubau der Kapelle in
Wilen mit 3 Altären, wie vorher. 1702 22. Dt. wurde
die neue Kapelle vun Weihbiſchof Conrad Ferdinand ein-
geweiht. Der Hochaltar wurde geiveiht zu Ehren bes
bl. Erzengeld Michael und die Nebenaltäre zu Ehren ber
bi. Urfula und Eliſabeth. Die Erinnerung an bie
Kapellweihe wurde auf den ziweiten Sonntag im Dftober
feſtgeſetzt.
24. Juli wurde der Neubau einer Kapelle im
Ramersberg geſtattet. Bor .1555 war daſelbſt keine
Kapelle, in welcher die bi. Meſſe geleſen wurde. 1693
9. Ott. wurde dieſelbe von Weihbiſchof Conrad Ferdinand
eingeweiht. Der Hochaltar wurde geweiht zu Ehren des
bi. Wendelin und bie Nebenaltäre zu Ehren der unbe
445
fleckten Empfängniß Mariens und der hl. Antonius von
Padua und Sgnatiug von Lohola. Die Erinnerung an
die Kapellweihe wurde auf den nächjten ‚Sonntag nach
St. Wendelin feſtgeſetzt. Damals war eine „gar düre“
Zeit. Der Mütt Kernen galt lange Zeit 19—23 GI.
und ber Ruben Anten (16%), Pfd.) 48-54 Bz. Wegen
. dem Fürftwein für Maurer und Zimmermann, d. i. für
23 Perjonen wurden 42 GI. 14 Schl. bezahlt. Die
Ausgaben betrugen in diefem Jahre 1040 GI. 28 Schl.
und die Einnahmen 689 GI. 26 Schl Aljährlich wurden
aus dem Kapellengut den BB. Kapuzinern 2 Lagel Wein,
d. i. 70 Maß verehrt. 17388 betrug der Bin 117 Gl.
16 Schl. Den SHodaltar ließ Laudammann Nikolaus
Imfeld 1698 in feinen Koften bauen.
1693, 24. April erfennt das geſchworne Gericht, daß die Kä—
gismwiler laut alten Briefen !s an die Ge:
meindefoften bezahlen follen; dagegen follen fie
auch ?!/s aller Nugbarfeiten genießen in Gericht und Rat,
Weizen und Rodelgeld. Um die Schübengaben follen fie
auf dem Landenberg kurzweilen. Die gemeinen Werke
und Gebäude follen die Theilenvögte mit einander ver;
dingen. Der Sigerften wegen follen die Kägiswiler zur
Ruh geiviefen fein. Auch die Ramerdberger follen ?/e
zahlen Mit diefem Urtbheil waren die Freitheiler nicht
zufrieden. Sie erklärten, daß fie über mehr als hun:
dertjährige Nechte nicht abmehren lafjen. Durch Raths—
erfanntnuß vom 3. Weinm. 1693 wurde dieſes Urtheil
wieder aufgehoben und erflärt, daß man beim gejchivor:
. nen Urtbeil von 1435 und 1443 bleiben fol. Die Ge:
richts- und Rathsplätze follen ferner mit der mehreren Hand
befegt werden Gemäß dem Urtheil vom 21. Febr. 1443
mußten Schwändi und Ramersberg ®lo, Kägiswil und
Schwarzenberg ?/o, Sarnen, Kirchhofen, Bitighofen und
ein Theil von Ruggifchwil nur '/, an die Geſammtkoſten
bezahlen. 1787, 30. März erichienen die Ramerdberger
vor Gericht und erflärten: „Sie haben Seit undenklichen
Zeiten an die Kleinen Kirchgangskoſten den fechdten Theil
bezahlt. In außerordentlichen Fällen nnd bei erheblichen
446
Auslagen babe ihnen der Freitheil ihr Kontingent öfters
merklich erleichtert. Sie beklagen ſich, daß fie nun den
fehsten Theil an die St. Petersglocke bezahlen follten,
ba fie nicht der ſechſte Theil feien meber dem Vermögen,
noch der Mannſchaft nad. Sie hoffen, man würde fie
nah Billigfeit, Schagung, Land, Gütern und Einwohner:
zahl befteuern ; fonft aber verlangen fie bezüglich Raths⸗
pläßen, Aemtern,Robelgeld und andern vortheilhaftenSacdhen
auch den fechäten Theil. Es fcheint, daß man das auf:
gehobene Urtheil vom 24. April 1693 doch berüdfichtiget.
Die Freitbeiler erflären: Die Schwändi bilde bie Hälfte
und Freitheil, Kägiswil und Ram röberg bie andere
Hälfte der Gemeinde oder je */e. Diele Abtbeilung bes
ftehe feit undenklichen Zeiten. Wenn fie ihnen bie und
da etwas abgenommen, jo diene das zu feinem Recht.
Die Rathsplätze werden nad der Mannichaft oder den
Kriegdrotten abgetheilt. Auf gleiche Weile werde das
Rodelgeld ausgeteilt. Das Gericht erkennt: Bezüglich
Rathsplätzen, Aemtern, Rodelgeld und den gemöhn-
lichen Auslagen fol e8 beim Alten bleiben. Bezüglich
den außergewöhnlichen Auslagen, die 600 Gulden übers
fteigen, follen die Yreitheiler von den ſchuldigen ?/e ?ls
und die NRamerdberger !/s übernehmen. Daraus gebt
hervor, dab auch den Kägiswilern von der Steuerlaft
etwas abgenommen worden, indem fie ftatt ?/, nur mehr
1!s bezahlen mußten. Es ift nicht unmwayricheinlich, daß
die Kägiswiler infolge deffen gegen die Freitheiler bezüg-
lich Benutzung der Wälder, die damals weniger gefhäkt
wurden, auch meniger ftreng gewejen. Durch die Ber-
mögengfteuer wurde endlich diefer unbilligen Bertheilung
der Steuerlaft ein Ende gemacht.
1694, 7: Auguft wurde befchloffen: Es fol wöchentlich der mit:
telfte Preiß des Kernens, was er zu Luzern gilt, an dad
Rathhaus angefchlagen werden. Wenn die Pfifter und
Müller höher baden, vorbehalten den Arbeitslohn, oder !
beim Berfauf von Brod und Mehl ungebührlich umgehen,
dann follen fie nach Befinden ihres Fehlers abgeftraft
werden. 1698 wurde verorbnet, daß fie das grnße Brod
447
zu jo viel Schilling verkaufen follen, als der Mütt in
Luzern Gulden gefoftet. Für die Koften mögen fie von
jedem Mütt 1 GI. rechnen. Die Brodwäger Sollen wöchent:
lich da8 Brod wägen und .die Übelgebadenen und zu
leichten Brode unter die Armen austbeilen und die Fehl:
baren dem Landammann verzeigen. Se nach dem Preis
des Kernend mußte da8 2 Angiter:, 1 Kreuger:, 15 Ang-
fter- und 5 Schilling: Brod eine beftimmte Gewicht haben.
Beim Haudbrod mußte das 5 Schl. werthige 3 Pfund
und das 15 Angfter werthige Brod 1'/; Pfund fein.
1840 wurden von. Landammann Britichgi, Statthalter
Michel und dem Weibel in Kerns Tabellen zur Feſtſetzung
des Mehl: und Brodpreife® gemacht. Seit mehreren
Sahren wurde der Mehl: und Brodpreid nicht mehr.
amtlich feftgefegt. Für die Zeiten, in denen die Regie:
rung den Kornhandel betrieb, wurden auch für die Nüller
und Pfiſter befondere Berordnungen erlaflen. Schon
frübzeitig bat die Regierung auf diejelben ein aufmerf:.
ſames Auge gehabt, objchon die Landammänner damals
nicht ungern Befiger einer Mühle waren. So 3. B be:
fa Landammann Andreas Schönenbül eine Mühle in
Alpnach 1561 und 1587 fein Sohn Landamınann Wolfs
gang, Zandammann Marquard Imfeld die Mühle in
der Kernmatt 1563 und die Ahmühle 1576, Landam⸗
mann Melchior Ymfeld die unterfte Mühle zu Kirchhofen
1599, LZaudammann Johann Wirz die Ahmühle 1618
und Landammann Peter Imfeld die Mühle im Boribach
1620. Schon 1551 wurde im Rath geflagt, daß die
Pfifter unziemlich baden und die Müller unziemlich Lohn
abnehmen. Man will fie nochmal® warnen und dad
Brod befichtigen laffen. „Ob (wenn) ſy nit Wärfchafft,
mann inen dad nämen fol... vnd das armen Tüten
gäben om got3 mwillen.” An der Landeögemeinde 1558
wurde beichloffen, daß der Landweibel und Hand Müller
zu Luzern einen Mütt Kernen laufen und daß ihn Hans
Müller felbft mahlen fol im Beilein des MWeibeld und
dad Maß meinen Herren anzeigen. Es follen die Wein:
ſchätzer alle Monat die Pfifter einmal beißen eine Mütt
448
®
oder eine halbe in die „Mülten” (Mulde) thun und fie
feben „beblenn und wirden vnd lugen“, was es gebe und
die Rechnung machen und wenn fie unziemlich find, an die
Räth bringen. Mit dem Erfolg biefer Verordnung war
man nicht befriediget. 1559, 6. Mai beichloß der Rath:
Der Müller und Pfiftern halb ift abgeredet: Hans Müller
und der Landmweibel follen einen Mütt Kernen Taufen
und balb zu Luzern und halb bier mahlen und baden
lafien und miteinander vergleichen. Bald nachher wurden
‚ alle Pfifter ernftlich ermahnt, daß fie unflagbar baden;
1694,
fonft werde man fie ftillftelen. Gemäß altem Auffag
durften fie auf einen Becher 2 Angft. und ein Biertel 2
Plaphart Schlagen. Wer das überfieht, Tol in 20 Pfund
Buß verfallen fein. 1562 mußte der Müller zu Kirch:
bofen einen Eid thun, daß er der Schagung nad ſich
halte und dem Jakob Pfiſter wurde erlaubt, für bie
Spend zu baden. . Man will ihn heißen „abitan, wenn
er nit werjchafft backe”. 1564 wurde den Gremplern
zu Sarnen verboten, Brod feil zu haben; denn die Pfifter
follen es felbft feil haben. Man fürchtete Bertheurung
oder Berfchlechterung des Broded. Im Jahre 1567 be:
Hagte man ich, daß die Müller an feinen Feittagen un:
terlaffen mit der Mühle zu mahlen. Wird erkennt, daß
fie an den Sonntagen und ben 4 hochzeitlichen Feften
gar nicht und an den Frauen: und Zmwölfbotentagen nicht
Vormittag mahlen follen bei 10 Pfund Straf: und Bann:
ha. Damals waren alle Apofteltage Feiertage, wäh:
rend jest nur mehr einer Feiertag. ift.
13. Aug. wurde verordnet, daß Becher un Maß im
ganzen Land nädhftens von ben Amtsleuten
gefett und die, welche zu ſpitz find, zerfchlagen werben.
Sie follen auch unten und oben beinahe gleich fein. Bor
und nach biefer Zeit wurde bie und da verordnet, daß
Gewicht und Maß gefekt werden. 1569, 18. Jän. wurde
beſchloſſen: In 14 Tagen follen die Viertel, Halbviertel,
Halbbecher, Maß, Halbmaß und Gwärtli gefeft werden.
Bald nachher wurbe verordnet, daß ber Baumeifter nad)
Luzern fahre und ein Faß machen lafle und ben „Sinner“
449
IRRE TTe
bitte, daß er ihm's „finne”. Wenn dann etwa ein
Wirth „beburenn” will, mag er den Landweibel bitten,
bag er ihm’! „finnen” fol. Ungeeichte® Maß murde
bisweilen zu unferer Herren Handen genommen. Im
Mai 1610 wurde ein Bote zur Bergleichung ber Gold-
und Silbergewicht nach Luzern geichikt. 1656, 2. Sept.
wurde verordnet: Wenn bei größerem Gewicht verfauft
‚wird, befonders in Sarnen, fo fol auf meiner Herren
Maag geivogen und dem Landmweibel der gewohnte Lohn
gegeben werden. Es find dazu beſonders die Fremden
verpflichtet, welche in unferem Land etwas faufen. Wenn
fie aud) eine andere Waage ‚gebrauchen, fo Toll doch
wenigſtens der Landweibel dazu berufen und ihm der
Lohn gegeben werden. Die amtliche Fekung wurde durch
gewiſſe Zeichen angedeutet. Für jede zu klein befundene
Kante mußte 1757 20 Schl., für jede Stütze 15 Schl.,
für jede Bouteille 15 Schl. und für jeden „Meyel“ 15
Schl. innert 14 Tagen bezahlt werden. 1775, 26. Aug.
wurde verordnet, daß die Weibel in den Kirchgängen
ihre Waagen laut älterer Erkenntniß bei dem Landweibel
und dem verordneten Schloſſer neuerdings feken laſſen,
daß die Käſe, welche auf Verkauf gekauft werden, von
dem Landweibel im Ankenhaus oder von den Weibeln
in den Kirchgängen, wo die Käſe gekauft wurden, ge⸗
wogen werden ſollen und daß ihnen für das erſte Mal
vom Zentner 2 Schl. und wenn fie das zweite Mal ge⸗
wogen werben, 1 Sch. bezahlt werben. Die Handel3:
leute dürfen fi mit den Weibeln bezüglich dem Wang:
lohn auch anders vergleichen. Um ein gleiche Maß für
dad Obſt, Nuß und Erdäpfel zu haben, wurde 1785 be-
Ichloffen, daß jeder Kirchgang fih mit einem Biertel und
Halbviertel veriehe, welches im Land bei Kauf und Ver:
fauf durchaus foll beachtet werden. Gemäß Berordnung
vom 15. Juni 1803 mußte jede Gemeinde ein gefeftes
Milhquärtli anfchaffen und dasfelbe binter dem Weibel
aufbewahren, der Landweibel aber mußte für einen Stempel
forgen, um die fturzenen und Fupfernen Quärtli, bie
als richtig befunden worven, ftempeln zu fünnen. 1837
28
1695,
1696,
1701,
450
III IL?
wurden von Pannerherr Spichtig Mufter für dad Map
und Gewicht angefhafft und die Koften im Betrag won
625 Fr. 4 Bz. aus der Salzkaſſe bezahlt. Bor einigen
Jahren mwurbe wieder ein neued® Maß und Gewicht ein-
geführt.
20. März wurde dem Schloffermeifter Hand Balz Durrer,
Bater desKapuziners P.Fidelis,der Bau einer Schmiede
unter gewiflen Bedingungen erlaubt, die dann 1727 bon
Mftr. Hand Franz Frunz zum Hutmachen benügt wurde,
und 1739 dem Schlofjer Ignaz von Rotz.
28. Dez. wurde Breitholz, welches bisher im reis:
theil gelegen, in den Theil Ramerdberg aufgenommen.
Hand Nikolaus Kifer mußte deßwegen 500 Pfb. bezahlen.
7. Aug. wurde die neue Kapelle im Stalden dem
Mſtr. Ignaz von Flüe, Sohn des Nathöherrn Martin,
um 1200 Gl. veraceordirt. Der Grundftein wurde den
8. Mai 1702 gelegt. Nachdem der päpftl. Nuntiug ben
12. Oft. 1703 erlaubt, nad vorgenommener Berediltion
in derſelben die hl. Mefle zu lefen, wurde fie den 26.
Sept. 1708 von Weihbifchof Conrad Ferdinand mit 4
Altären zu Ehren der unbefleften Empfängniß, des BI.
Blaſius, des HI. Kreuzes und des HI. Theodul eingemeibt.
Um 1760 haben die renovierten untern 2 Altäre 300
GI. und 1779 der renovierte Hochaltar 400 Gl. gefoftet,
welche durch freiwillige Beiträge gedeft wurden, mie die
Koſten der legtjährigen Renovation. Die Renovation
bon 1859 foftete ungefähr 2000 Fr. 1515, 22. Dez.
verlieh Cardinal Schinner, deifen Nepot und Sefretär
Andreas Kretz von Sarnen war, der Kapelle im Stalden
einen Ablaß von 100 Tagen. 1626 blieb der Kapellen-
bogt wegen den Gloden 75 GI. 15 Schi. 3 X. fchulbig
und 1627 wurden dafür eingenommen 249 Gi. 25 Sci.
3 U. und ausgegeben 317 Gl. 34 Schl. Am 4. Mai
1669 erjuchte der Kirchgang Sarnen die übrigen Kirch):
gänge des Landes freundlich und bittlich, ihre Steuern
zu den neu zu gießenden Gloden im Stalden darzureichen,
wofür diefelben das Möglichfte zu thun ſich anerboten.
Der Rath überließ e8 ſodann im Yuni 1670 den Kirch⸗
451
genofjen in Sarnen die Gloden im Stalden, d. i. die
2. und B., dur Soft Rütimann in Luzern umgießen zu
lafſſen. Am 8. Apr. 1678 ſchloſſen die Kirchenräthe von
Sarnen megen des Umguſſes der beichädigten Gloden.
d. i. wegen der größern, einen Accord mit Ludwig Kaifer
in Zug, welche den 2. Juli in Zug geweiht wurde.
1811, 15. Juni fchlug ber Blig in den Thurm und verurs
fachte einen Schaden von ungefähr 500 GI.
1707, 9. Apr. Landvogt Bucher bringt vor, daß die Fähren
| im Seefeld wünſchen, daß man fie bei der Erfenntniß
bom 20. Dez. 1704 fihügen möchte, weil Hand Wyn⸗
mann, der Ded, und Andere Alles führen wollen, wie |
, 3 U Käs, Anken und andere Sachen, fo daß fie große |
Beichwerden haben megen dem Zoll. Iſt erfennt, daß
bie Rathserfenntnik nur den Sinn habe, daß: die Fähren
Alles berechtigt feien zu führen, was verzollt werben
muß und was über den Brünig gebt oder Tommt. Dad
Uebrige, nämlich Käs, Anfen, Kernen dürfen aud) Ans
dere fühbreu 1708, 12. Horn. bitten die Fähren zu
Sarnen, daß der Landfädelmeifter den neuen Naumen
bezahlen möchte, den fie haben machen laſſen, meil der
alte gar fchlecht gewejen. Die Bezahlung desielben wurde
bewilliget. Alle Waaren, welche auf „Fürkauf“ durch
unjer Land geführt werden, mußten gemäß Berorbnung
vom 16. Febr. 1661 in bie Suft zu Sarnen geliefert
und durch die Fähren geführt werben. 1667, 12.. März,
wurde verordnet, daß der Boller zu Sarnen für ben
Gebrauch eine? Schiffes 6 Schl., die Fähven 4 Sci.
bezahlen, ausgenommen menn fie Kaufmanndmwaaren
„fergen“. Wie es fcheint, befaß die Regierung damals
mehr als ein Schiff auf den Sarnerfee. Im Yahre
1761 wurden alle, welche am Sarnerſee Schiffe haben,
avifiert, bei Tag und Nacht mit Jedermann um einen
billigen Lohn zu fahren. AS die Fähren zu Seefeld
und Diechterdmatt den 25. Yuni 1768 bemerften, daß
ihnen vor Zeiten die Faßbinder von jedem über den See
geführten leeren Faß 1 Schl. 3A. bezahlt, wurde ihnen
diefe Tare auch für die Zukunft zuerfannt. 1772, 28.
1708,
AR
Nov. beichloß der Rath, bis auf Meitere Verordnung
ober Abänderung den Fähren am obern See wegen
. ber Aufficht über die untere Suft jährlich 11 SL. 10 Schl.
aus dem Landfädel zu bezahlen. Den 12. Dez. 1795
wurde folgende Verordnung erlaffen: 1. Bezüglich ber
Tahrgerechtigfeit mit fremden SKaufmanndgütern ſoll es
bei der Erfenntniß von 1707 bleiben; 2. die Leutefuhr
betreffend an Märkten, Landesgemeinden u. f. w. foll der
Zoller als Suftfähr, To lang er eigene Schiffe in Bereit-
Ihaft hat, den Vorzug haben; mit geliehenen Schiffen
aber nicht; 3. es fol ein Zoller und: Suftfähr einen
Schlüffel zu der obrigkeitlichen Suſt im Geefeld halten
lafjen, damit die in Spedition übergebenen Güter ohne
Verzug und Hinderniß von ben Karren abgeladen und
in Sicherheit gebracht werden können. Er ift nur für
die Waaren feiner Fuhr verantwortlich und bie von ihm
oder den Seinigen übernommenen. Er fol in der Suft
gute Orbnung halten und nicht Heu und Streue barin
dulden. Die Schlüffel ol er einem ficheren Mann über:
geben, der beim Ein- und Austragen zugegen fein fol.
Die Landleute, welche Waaren, Landesprodukte n. ſ. w.
der Sicherheit wegen in bie Suft legen, follen einen ent-
fprechenden Beitrag an bie Koften geben. Sn Sabre
1819 wurden die Graben im Seeim Seefeld und zu Diechterd:
matt beaugenfcheiniget und veranftaltet, daß felbe ge-
börig gefhöpft werden, damit die Schiffe ungehindert ein
laufen fünnen. °
14. April, beflagt ſich der Nachrichter Kafpar Groß:
holz von Wilifau, gebürtig von Baden, daß die Leute
alles Vieh, welches abgehe, auch „belzen” (Haut abzie⸗
hen) und begehrt, daß man ihn bei den Rechten und
Schriften ſchirme. Iſt erkennt, daß man ihn ſchirme
" und ihm anzeige, daß er Leute anftelle, welche das Vieh
verlochen, damit nicht andere Leute in Koften Tommen
oder es felbjt verlochen müſſen. Auch im Winter foll er es
vergraben, wenn es möglich iſt, oder es auf die Seite
ſchaffen. Sobald Obwalden einen eigenen Nachrichter
hatte, war derſelbe auch Waſenmeiſter. Vorher wurde
453
gewöhnlich der Nachrichter von Luzern berufen Schon
1549 wurden dem „Hännder” 9 Gl. 18 Schl. bezahlt.
Der erfte bekannte Nachrichter in Obwalden war Leo⸗
nord Molch 1612. Ihm folgten Joh. Martin Dftertag
1685, Yoft Tübler von Mindelheim 1644.und nachher
beffen Sohn Kafpar, Kafpar Großholz 1704, Franz
Syneſius Volmar 1712, der mit’ded verftorbenen Nach⸗
richters Wittwe geheiratet und der 1724 zum Bau des
Haufes für den Nacrichter auf Bigi-Egg ein Nams
baftes beigetragen. 1599, 8 Sept, mwurbe beichlofien :
dem Wafenmeifter fol man auf den Frühling fein Häus⸗
lein zur Biegelhütte (jegt Pulverthurm) fegen. In dem⸗
felben wohnte dann auch der Nachrichter 5i8 zum Baue
be neuen Hauſes. Auf Volmar folgte fein Stiefiohn
Balz Großholz 1756, Ignaz Großholz 1796 und Johann
Großholz 1838. 1761 wurde von der Regierung von
des Mitr. Volmars jel. Erben. das Fleine Brüggli um
2000 Pfund gefauft und dem Nachrichter ftatt dem
Sahrlohn von 40 GI. zur Benügung übergeben. Eines
der einträglichften Geſchäfte für den Wafenmeifter war
dor 200 Jahren das Hundeichlagen. Für jeden Hund,
“den er todgeichlagen, erhielt er von ber Regierung einen
Baben. Bon 1620—1680 hat er jährlich ungefähr 80
Hunde totgefhhlagen. Wie es fcheint, wurden diejelben
als ein Luxus betrachtet und unfere Boreltern hatten an
dem Gebell der Hunde Fein beionderes Wohlgefallen.
1588, am Sonntag nah Maria Geburt wurde dem
Waſenmeiſter befohlen, die Hunde zu fchlagen, „zeichnet
und unzeichnet”. E3 war ihm verboten, einen Hund
ausfaufen zu laffen mit einem Baten oder mehr. Man
durfte die Hunde nicht „inhan“. Gewöhnlich wurde ihm
zu bdiejer Jagd auf die Hunde ein Monat Zeit gegeben.
Im vorigen Jahrhundert jcheint der Gebrauch, die Hunde
durch den Wafenmeifter oder Nachrichter totichlagen zu .
lafjen, aufgehört zu haben. Das Foltern und Aus:
peitfchen ber größeren Berbrecher war ebenfall® ein Ge⸗
ſchäft des Nachrichters. Die Mannsperjonen wurden
öffentlich ausgepeitſcht. Schon den 23. Horn. 1587
454
RI GL LE LE
wurde dem Nacdrichter ein armer Sünder übergeben,
damit er ihn bi! zur Melchabrüde und zurüd mit der
Ruthe auspeitiche. Das Auspeitfchen der Fleineren Ber:
brecher in geſchloſſenem Raum beforgte der Bettelvogt.
Am meijten verdiente der Nachrichter im Jahre 1629,
wo ihm für die Hinrichtung und für das Verbrennen
von 85 Berfonen 140 Gl. bezahlt wurden. Damald
berrichte der Aberglaube, daß die Hexen die Zerſtörung
der Kirche in Giswil und den Ausbruch der Peſt ver:
u ſacht. Wer wegen Hexerei angellagt war, wurde ge:
foltert, bi man ihm ein Geftändnid ausgepreßt. Diejes
Foltern und Hinrichten wegen Hexerei war damals allgemein.
Dr. Kafpar Jakob, welcher Berbörrichter bei den Heren:
progeifen war, bat aus einem lateinischen Buche, wel⸗
ches 1618 zu Mailand gebrudt wurde, 15 Beiden bon
Hexerei notirt Gemäß demjelben ift e8 ein Zeihen von
Hererei, wenn Jemand die Speilen nicht behalten Tann
und mit heftigen Erbrechen geplagt ift, wenn Jemand
an Unverbaulichfeit leidet und es ihm ſchwer ift auf
dem Magen, wenn ber Leib zu .einem Stelett abmergelt,
wenn Jemand fo fchwermüthig ift, daB er nicht reden
und nicht mit den Leuten umgehen mag u. f. w Zus
legt beißt e8: das deutlichfte Zeichen, daß Jemand ver:
bert fei, ift, menn die angewandten Medizinen nicht wir:
fen. Wenn nun an Gefolterte dergleichen ragen ge
ftelt wurden, dann gab es folche, die diefelben bejahen
mußten und die dann ala Hexen betrachtet und verur:
theilt wurden. Weil ein Zimmermann von St. Rillaufen
das Kreuzzeichen nicht recht gemacht, deßwegen meinte man,er
ſei verhext. Wären dergleichen Erſcheinungen fichere
Beiden von Hexerei, dann gäbe ed auch jegt noch in
unferem Lande eine ſchöne Anzahl von Hexen. . Wenn
auch katholiſche Geiftlicye, 3. B. Jeſuit Spee in Deutſch⸗
land und Kafpar Muff, Helfer in Sarnen, zuerft öffent:
lich gegen. das Hexenweſen aufgetreten, ivenn auch Rom
Milderung des Hexenprozeſſes angeordnet, jo gab es doch
Geiftliche, welche dem Hexenweſen allzu jehr Vorſchub
geleiftet und auf die ber Geift der damaligen Zeit nicht
. 455
obne Einfluß geblieben Liest man : Sagen u. Volksmeinun⸗
gen in Obwalden von Louis Stodmann(Monat:Rojen 1892),
dann findet man, daß Einiges davon Weberbleibfel vom
“ alten Herenglauben find. Diefen bei PBroteftanten und
Katholilen allgemein verbreiteten Aberglauben, dem Tau:
fende von Menfchenleben zum Opfer. gebracht mwurben,
fann man in unjern Tagen nicht mehr begreifen. Defien-
ungeachtet follen wir unſere Vorfahren deßwegen nicht
verachten. Andere Zeiten, andere Sitten. Hätten mir
damals gelebt, dann würde der Geift der damaligen
Zeit auch auf uns nicht ohne Einfluß geblieben fein.
Zudem war e3 fehr gefährlich, die Hexenprozefle zu miß⸗
billigen. Helfer Muff ift deßwegen in bie Ungnade meiner
gnädigen Herren gefallen und es mwurbe ihm dad Pre-
digen verboten und angezeigt, daß er fein Glüd außer
dem Land ſuche, obichon ihn das Priefterfapitel in
Shut genommen. Wenn ein Pfarrer oder ein Kapu—
jiner von Sarnen Bedenken äußerten, -ob das Urtheil
richtig ei, dann wurden fie fofort von der Regierung
aufgefordert, die Nichtigkeit desfelben anzuerkennen. Bei
Berlefung eines Todesurtheiles murde ausbrüdlich
bemertt, daß derjenige, welcher ben Hingerichteten in
Schug nehme, in feine Fußftapfen treten müffe Auf
diefe Weife war die öffentliche Meinung ziemlich gez.
knechtet. Das Todesurhteil wurde feit 1629 bis zur Abs.
fchaffung desſelben vom dreifachen Rath, vorber von
der Landdgemeinde ober dem Landtag gefprochen, mo
jeder 14jährige Bube Über Leben und Tod abftimmen
fonnte. Bielleicht wurde das Todesurtheil ſchon vorher
von einerBehörde unter Ratifikationsvorbehalt einer Lands⸗
gemeinde ausgeſprochen. So werben auch jet noch
Ion gemachte Geſetze zur Annahme oder Verwerfung
vorgelegt. Wer wegen Hererei zum Tob verurtbeilt war,
wurde dem Scharfrichter übergeben, daß er ihn „an bie
gwonliche Grichtftatt füeren, aldorten fol _er ihn mit
gebundenen augen, auch hend und füeflen auf einen
Icheiterhauffen lebendig werffen, benfeldigen anzünden,
ihn alſo zu ftaub und nfchen verbrennen, die ejchen als⸗
456
dann wol vergraben und bie feel Gott befehlen.” Bi3-
weilen wurde zuerft der Kopf vom Rumpf getrennt, fo
bag ein Wagenrad dazwiſchen hindurch fahren konnte
- und der Leib erft nachher verbrannt und die Aſcheknie⸗
tief vergraben. Schon vor 300 Jahren pflegte man bie
Zeichen Derjenigen zu verbrennen, von: denen man
glaubte, daß fie mit dem Teufel in freundichaftlicher
Beziehung geftanden. Andere Verbrecher wurden an ben
Galgen gehängt, der ſchon im 15. SZahrbundert im
Brüggi geftanden, ober mit bem Schwert hingerichtet,
ohne verbrannt zu werden. Die Hinrichtungen fanden
bis ungefähr 1620 an der Rüti fiatt an der Stelle, wo
jet das Kapuzinerkloſter fteht, nachher im Brüggi beim
Galgen, feit 1730 unter dem Siechenbaus (jet Spital)
und feit 1823 bis zur Melchakorrektion zwiſchen
Schloſſer von Matts und Spittler Berwerts Hasli bei
der jetzigen Melchabrücke. Um die Leute herbeizulocken
und damit der Anblick der Hinrichtungen vom Ver
abſchrecke, wurde bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts
jedem für 4 Angſt. oder auch für einen Kreuzer Brod
ausgetheilt. Bisweilen wurde nur ben Kindern Brod
gegeben. Ueber den Werth der Hinrichtungen als Er⸗
ziehungsmittel für die Kinder iſt man jetzt ebenfalls an⸗
derer Anſicht.
1708, 8. Dez., wird vorgebracht, daß Hans Jakob in Sarnen
einen gewiſſen Steinberg gefunden, aus dem er gute
Schleifſteine und gute Bodaſche machen könnte, wenn er
dieſe Kunſt in der Fremde gelernt. Er bittet, dag ihm
bie Regierung zur Erlernung der Kunft und zur Au⸗
Ihaffung von Inſtrumenten bi St. Jakobstag einiges
Gelb vorftreden möchte. Sie leiht ihm 15 Thlr. Wie
es fcheint, bat er Niemanden- gefunden, der ihn biefe
Kunft gelehrt.
1710 wurde mit bem Bau des Zeugbaufes auf dem Lan:
benberg begonnen» Das erſte und ältefte Zeughaus,
meiches 1599 gebaut wurde, fund auf der Allmendb beim
Unterborf und wurde 1887 als Salzhaus gebrandt. Die
Maurer unb Steinhauerärbeit des jetzigen Beughaufes
487.
IE GE
wurde dem Mftr. Hans Sof. v. Flüe verallordiert und -
foftete 4929 Gl., dazu kamen noch 906 Gl. 10 Sch. 5N.
wegen Fenſtern, „Porten”, Taglohn und berg, Die
Zimmerleute fofteten 193 Gl. 10 Schl. und Schloffer,
Glafer, Landentihädigung u. |. tw. zirfa 1000 Gl. Die
Hälfte der Maurerarbeit mußte mit Geld bezahlt werben
Die Mauer fol 21: Schuh did fein und vom SKlafter
d. i. 36 Schub „hol und fol” gemeflen, mußte man 2!/,
GL. bezahlen. Landfädelmeifter war damals Job. Franz
Schmid. Das Material mußte von den Gemeinden auf
den Pla geichafft werden. Dem Zimmermeifter Hans
Melchior Rohrer wurde der Dachſtuhl und 2% Böden ver:
akkordirt. Er erhielt täglich 80 Sch., !|, Maß Wein und
Speife. Für „Aufrichters Wein“, bis fie „ehrlich genug”
haben, mußte der Landfädelmeifter forgen. Um bie
Baukoſten zu deden, wurde ben 30. Apr. 1718 von ber-
Zandedgemeinde eine. Auflage auf verfchiedene Aemter
gemadt. Ein neu gewählter Landammann mußte 3. 8.
100 Gl. und bei einer Wiederwahl 15 GI., ein neu ges
wählter Ratsherr 15 Gt. bezahlen. Bon 1786—1785
betrug die Aemterauflage 5805 GI. 15. Schl. Weberdied
hatte man noch etwa 1800 Gl. zu. fordern. Die Haupt:
einnabme für das Zeughaus war das Ohbmgeld. Das
Obmgeld von einer Maß Wein betrug 3 Angft. und von
einer Maß Moft feit dem 7. Dt. 1713 1 Angft. Bon
1786-1786 betrug das Ohmgeld für Moft und Wein
ohne das Ausſtefende 28,788 SI. 18 Sch. 4X. Für
Bier wurde fein Ohmgeld bezogen, weil ber Verbrauch nur
unbedeutend war. Die Einfuhr von Branntwein war
verboten. Gegenüber von Branntmweinträgern wurde bis⸗
weilen einige Nachfiht ausgeübt. Als man aber 1737
vernahm, daß im verflojlenen Jahr 2594 Maaß Brannt»
wein in’8 Land gebracht worden, da wurde die Geiftlichs
feit bon der Regierung erfucht, daß fie ihr helfe, den
„höchſt ſchädlichen überfluß des brantzgebrauchs“ abzu⸗
ſchaffen und bie Landesgemeinde beſchloß im Jahre 1738:
„Dann tft nach alter Erkhanntniß brantz auff fürkauf
in's Land zu kaufen, auch im Land auf fürkauf zu
‘
1711,
458
brennen, bey Straff M. ©. 9. verbotten.” Es war ſo⸗
mit nur für: den Hausgebrauh außer dem Land zu
Taufen und zu brennen geftattet. Bon 1742-1785 wur⸗
den 50 Zentner Pulver und 17811782 ftählerne Lad⸗
ftöde angeſchafft. Bon den Einnahmen des Zeughaufes
‚wurden von 1786--1778 10,725 GI. 15 Schi. in den
Thurm gelegt. Als man aber 1785 die 6 Kanonen,
welche jebt noch vorhanden find, aus der königlichen
Gießerei in Straßburg angefchafft, da wurden 3000 SI.
aus dem Thurm genommen. 1750 beishloß die Landes⸗
gemeinde, da am Kapuzinerflofter den Kommunizirenden
ftatt Wafler wieder Wein gegeben werde und 1751 zahlte
der Beugherr den Kapuzinern für Kommunionwein das
erite Mal 68 Gl. 380 Schl. Im Sabre 1754 gab er das
; erfte Mal an das Kollegium. 45 Gulden. 1762 wurden
. bon Hammerfchmied Schorno in Schwyz 160 Pfund alte
zerbrochene Harniſch gefchmolzen und Schaufeln daraus
gemacht. Bor der. Helvetif befanden fid, in Zeughaus
10 Kanonen, 893 Büchlen, am Kolben mit O gezeich⸗
net, und an den Wänden zur Zierde des Alterthums 24
Musqueten oder Gablengewehr, 48 vollgezogene Gewehr,
wovon 4 zierlich mit Bein eingelegt, 5 Schartenbüchſen
mit einem ſchrägen Zug, 2 Radbüchſen und 94 Spieß
oder Hellebarden, wovon ‚ein Spieß von Herzog bon Bur⸗
gund mit gelben „dallia“ beſetzt und einer bon Solo:
thurn zierlich geftochen war. Zur Zeit der Helvetik wur:
den diefe Gegenftände weggenommen und es fcheint, daß
die. mertwürbigften Altertümer nicht mehr zurüdgegeben
wurden. | | Ä
10. Aug erichien Pfarrvikar 3. Franz Mayr von Füllen
mit dem mwunderthätigen Stab des Hl. Magnus, um
Vie Engerlinge zu vertreiben. Er wurde zu Kerns
bewillkommt und nad Sarnen begleitet. Nachdem er
‚morgend in ber Dorffapelle dad Amt gelungen, wurde
eine Prozeifion um das Dorf herum angeftellt. Bei ber»
jelben wurden bie bier Evangelien gefungen, Segnungen
und · Exorcismen vorgenommen. P. Franz that dad mit
grtoßem Eifer und höchſter Auferbanung. Bei ber Stapelle
459
II RISSE
fegnete er Wafler, Erde, Aſche, Salz und überhaupt
Alles, mad man ihm gebracht. Er befuchte auch die an-
bern Gemeinden mit Ausnahme von Lungern, und übers
al wurde ihm gebübrende Ehre .erwiefen. Dem BPrälat
zu Wüflen fandte die Regierung ein Dankſchreiben, B.
Mayr gab fie 10 franzöfifche Dublonen, dem Diener eine
und dem bl. Magnus verehrte fie 20 Thlr. Schon 1685
wurde ein Conventual, ®. Cöleftin Stadler, mit dem
wWunderthätigen Stod von Füſſen berufen. Die Koften
wurden auf die Gemeinden vertheilt. Eine folche Berus
fung geihab auch in den Jahren 1726 und 1747. Im
Jahre 1747 wurden bem B. Cuſtos 20 Dulaten, bem
Diener eine fpanifche Dublone und dem hl. Magnus als
Opfer 6 Dukaten gegeben, welche auf den Landſäckel,
das Zeughaus und die Salzkaffe vertheilt wurden. Die
befonderen Koften wurden jedem Kirchgang überlafien.
Bisweilen bat man zur Vertreibung der Engerlinge auch
‚ andere Mittel angewendet. So 3. B. wurde 1720 ange:
ordnet, daß man fajte und nach 9 Uhr in der Gewahr-
fame bleibe. 1726 wurde Sertar und Pfarrer von Steinen
berufen, welcher in dieſer Hinſicht eine befondere Gnade
bon Gott empfangen. Es murden ibm 6 und dem
‘ Diener eine halbe Dublone verehrt. Im Jahre 1732
verordnete die Geiftlichkeit, vom BI. Vater bevollmädhtigt,
auf den 28., 27. und 28. Juni einen allgemeinen Faſt⸗
tag, auf ben 24. eine Prozeffion nah Sachſeln und am
28. wurden Prozejfionen gehalten und die erforderlichen
Erorcismen und Benebiltionen norgenommen.
“Um den Engerlingen vorzubeugen, wurden fchon früh:
zeitig Verordnungen wegen ben Käfern erlaffen.
1593, 3. Mai wurde beſchloſſen, für einen Becher Käfer
1 Schl. zu geben, fo lange die „Bluft” währt. Im Jahre
1626 verordnete bie Landesgemeinde, daß für jede Per:
fon ein Becher gefammelt werde. Wer mehr fammelt,
erhält für jeden Becher einen halben Schilling. Aehnliche
Verordnungen wurden fpäter auch vom Rath erlaffen.
Bisweilen mußten für jede Perſon 2 bis 4 Becher ge⸗
fammelt werden, bisweilen nur für die verwahrten d. 5.
460
für die KRommunifanten. 1689 wurden für jede Haus⸗
haltung 3 Becher vorgefchrieben. In jeder Gemeinde
gab es einen Käfervogt, dem bie Käfer: lebendig einge-
liefert werden mußten. Gewöhnlich wurde bad Nähere
ber Difpofition des Kirchenrathed überlafien, und für
jeden Becher Mehrleiftung 1 Schl, bezahlt.
1711 wurde erkennt, daß Pfarrer und Helfer in Sarnen keine
1716,
Auflage entrichten müfjen, dagegen aber die Frohn⸗
tage thun.
20. Sept. Es ift angezogen worden wegen unjerm
Thurm, dab es fehr nothiwendig wäre, denſelben zu
decken, bamit der Dachftuhl nicht weiters verfaule. Man
findet, e8 wäre befier, wenn man ihn wegen Feuersge⸗
fahr nicht mit Heinen Schindeln decken, fondern ben
ganzen Dachſtuhl entfernen , eine mit Ziegel gebedte
Kuppel fammt einem Zimmer zum Examiniren bauen
und auch die vordere hölzerne Stiege, welche zum Thurme
führt, mit einer fteinernen vertaufchen würde. Landes-
fähnrih Stockmann foll Baumeifter fein. Vorder fol
Zandammann Anderhalden, Maurermeifter von Ylüe
nnd Zimmermann Rohrer die Sache mit ihm befichtigen.
Den 4. Dit. 1715 murde Hrn. Stodmann überlaflen,
den Thurm nad feinem Gutfinden zu bauen. Das
Holz foll er aus meiner gnädigen Herren und dem Spitals
wald nehmen, zum Spital führen und dort ausarbeiten
laffen. Man fol. noch diefen Herbft bauen und foll beim
Taglohn verbingt werden und nicht überhaupt. 1716
wurden dem Landeshauptmann Stedmann wegen dem
Thurmbau 15 GI. verehrt. Diefer Thurm mar wahr:
fcheinlih im der älteften Zeit ein Burgverließ, imo der
Landvogt vder die Bewohner aüf dent Schloß Landens
berg bie Verbrecher eingefperrt. Wäre Heinrich Ander:
balden nicht fo alt geweſen, dann würde er wohl bort-
bin gefommen fein, wo er dann fein Sonnenlicht mehr
geliehen hätte. Es iſt nicht glaublich, daß in -Diefem
Thurm mit jeinen engen Löchern, wie man fie vor einis
gen Jahrzehnten noch gefehen, bie Herren von Sarnen
ober von Aa gewöhnt. Ein ſolches Burßverlteß' mar bei
1
Küßnacht, wohin Landvogt Geßler den Wilhelm Tel
bringen wollte ‚und ber Waflerthurm in Luzern. In
einem ſolchen Verließ mar gewöhnlich eir großes Loch,
wo für Licht und Luft biöweilen gar keine Oeffnung war
und aus welchem ber Delinquent, mit einer Haſpel, auf
einem Steden veitend, zum Berhör oder aucd zum Fol⸗
tern heraufgetvunden wurde. Noch in der Mitte dieſes Jahr⸗
hunderts konnte im Hexenthurm das unterirdiſche Gemach,
nebſt einigen andern Kerkern, die Haſpel und der um
das Seil befeſtigte, vor Alter ganz mürbe gewordene
Knebel geſehen werden. GGeſchichtsfr. 34, S. 395.)
Dem urſprünglichen Zweck entſprechend, wurde dieſer
Thurm ſchon frühzeitig auch von der Regierung als
Gefängniß gebraucht. Auf den Abbildungen eines gothi:
ſchen Altärchens aus dem Sakramentswald, melde fich
im Mufeum befinden, fieht man, mie einer von den
Verbrechern, welche die bi. Hoſtien ausgejchüttet, in den
Herenthurm geführt wird. 1568, 3. Okt. befchloß man,
den Thurm - beim Folterhaus zu bertäfeln. 1589, 15.
Juli wurde ber Baumeifter beauftragt, eine Heine Ge:
fangenſchaft im Thurm ob der Stiege machen zu laſſen.
Im Jahre 1663 wurde der Aathurm von „Gilgi“ Furrer
mit eichenen Schindeln gedeckt, wobei er mehr als 100
Kronen verdient und 1769 wurden zur Verſicherung des
Schatzthurmes an den 4 Fenſtern eiſerne Sprengel ge-
macht. Seit mehreren. Jahren wurde er für das Muſeum
und dad Staatsarchiv gebraucht und mußte deßhalb ein
wenig umgebaut merden.
1716, 26. Apr. wurde von der Zandedgemeinde verordnet: Die
- alte Landesgemeinde-Erkenntnis von 1709 wird erneuert,
jo daß unter 20 Jahren Niemand Tabat trinfen,
d. h. rauchen darf. Es ift auch in Wirths⸗ und Wein:
Ichenfhäufern außer der Küche und auf den Kilchwegen ver»
boten bei 15 Pfund Buß, wovon dem Kläger !/s gehört.
Die erſte Erwähnung von dem Rauchen gefchieht in den
Sahren 1627 und 1628. 1627 wurde der Stäldenen das
„heimliche Dämpfen” in ihrem Hauje verboten und 1628,
6. Mai, mußte ſich der Lieutenant am Stab in Alpnach
462
III
vor Rath ftellen, weil er feine Tranfe Nachbarin mit
Rauch und ungebührenden Worten moleftirt und er er:
hielt dann. vom reg. Zandammann einen „guten Filzen“.
Den 15. November 165% wurde ber „trinfh oder rauch
tabad) gentlichen verbantifirt”, doch fchon im folgenden
Jahre wurde geftattet, befcheiden und mäßig zu rauchen
und es wurde nur in Wirtbshäufern und auf öffentlichen
Straßen und Gaffen verboten. 1656, 16. Sept., erhielt
der Bote nach Baden folgende Anfteuftion: Weil von.
ſämmtlichen Drten der Eidgenoffenfchaft die Abichaffung
des Tabaks für nothwendig erachtet, will man unjeren
Theil® dazu halter. Den 8. Oft. 1657 mwurbe bad
Tabaktrinken außer feinem eigenen Haufe verboten. Es
fol auch Niemand Tabak feil haben heimlich oder öffent:
ih bei 10 Gl. Buß. Das Tabatverbot wurde bon
Zeit zu Zeit mit mehr ober weniger Beichränfung er⸗
neuert. 1732 und 1743 wurde erfennt, daß das Pfund
nicht höher als zu 5 Schl. verfauft werde. Die Landes:
gemeinde bejchloß im Jahre 1769, daß aller Tabak, wel:
cher in das Sand fommt, nach altem Brauch mit 1 Angft.
vom Pfund zu verzollen fei. 1787, 28. Apr. beſchloß
man, den Tabafartitel frifch auszukünden. Erft in dies
jem Jahrhundert haben die Raucher die Freiheit erlangt,
jährlich eine große Summe Geld in Rauch zu verwandeln.
1717 baute Fähnrich, Tpäter Landammann Melchior Stodmann
die ſog. Rigifapelle am Klofterfrauengarten.
1721 wird Sarnen ein Faſten- und DOrdinari:-Prediger
aus dem. Kapuzinerklofter bewilliget.
1722, 1. Dit. begann die zweite Volksmiſſion in Sarnen,
nochdent gerade vor 29 Jahren eine folche ihren Anfang
genommen. Auf St. Michael 1693 kamen zwei Sefuiten
al8 außerordentliche Beichtpäter in das Frauenkloſter nach
Sarnen. Nachher begannen fie mit der Miffton. Bor:
ber bat der Sefuit B. Johann Hader den Rlofterfaplan
Zranz Stolz, ihn in feinem Streben eine Mifftion abzu-
halten, zu unterftügen und der biſchöfl. Kommiſſar in
Luzern befahl den 23. September 1693 eine foldye anzu:
nehmen, indem alle Geiftlichen zu ſolchen Miffionen hel⸗
463
fen follen. Der Rath erhielt kein Schreiben und lie
es ftillfchiweigend gefcheben. Nachher überließ es bderfelbe
dem Zandfchreiber, für die überfandten Milfionäre dem
Herrn Nuntius zu banken. Bei der zweiten Miffion
wurde derfelbe vorher. in Kenntniß geſetzt. Den 29. Aug.
1722 meldet der reg. Landammann Joh. Franz Ander⸗
balden, daß die Geiftliden wegen überflüffigem Trinken
und Tanzen ſowohl auf der Kanzel als in dem Beicht-
ftuhl alles Mögliche thun wollen. Sie hoffen, daß bie
weltliche Obrigkeit fie unterftüge und glauben, es wäre
fehr nüglich,menn man vom P. Rektor inLuzern die Miffionär
verlangen würde, welche letzten Frühling in Uri und
Schwyz Milfionen gehalten und im Weinmonat in Nib:
walden halten werben. Dem Rath gefällt es Miſſionäre
zu berufen, welche am 1. Oktober erfchienen. Der Zeug:
herr wurde deßhalb beauftragt, 20 Mütt Kernen anzu:
fhaffen. Es wurde für die Miffionäre ein Theater oder
eine Bühne errichtet nach dem Mufter, welches der Sefnit
P. Biffelig der Regierung geiendet hat. Sie durfte nicht
gegen Sonnenaufgang und gegen ben Anjchlag des Regens
gerichtet fein. Wenn fie bei Häufern errichtet merbe,
dann follen die Leute nicht bei den Fenſtern, jondern
unter dem übrigen Volk der Predigt beiwohnen. P.
Biljelig ſandte auch ein Mujter zu einem Wilfiondfreuz
und erſuchte, für drei Perſonen Herberge zu bereiten.
Diefe Rednerbühne foR unterhalb der Gartenmauer bes
Hrn. Rathsherrn Simon Wirz aufgerichtet geweſen fein, fo
daß das Bolf beim Anhören der Milfionäre die Bilder
ander Gartenmauer, die man noch vor einigen Jahren
fehen Eonnte, im Auge Hatte. Die alte Kirche wäre zu
flein geweſen, um die große Bolfdmenge zu faſſen. Das
Kapitelöprotofoll bemerkt, daß Diele achttägige Miſſion
den MWiifftonären zu großem Troft gereicht. 1741, 13.
Horn. gab Erjefuit Johann Baptift Dilier, Stifter des
Kolegiumsd, 2000 Pfund, damit alle 10 Sabre in
Sarnen und menn es dort angenommen wird, auch in
Stang, von 2—3 BP. PB. eine Miffion oder aber in den
Pfarreien 3—4 Tage geiftliche Exercitien gehalten wer:
464
IL IEISTGL
den. P. Superior der Mifftonen fol allein über bie
Kapitalien bisponieren, auch wenn alle Miffionen auf:
gehoben werden. 1741, 10, Juli wurde biefe Stiftung
im Auftrage des P. provinzials von P.Michael Zeh, Super
rior der Miffionen gutgebeißen. (Bgl. Gelchichte der kant.
Fonds. S. 3). Noch im gleichen Herbft wurde von 3
Sefuiten in allen Gemeinden Miffion oder hl. Erercitien
abgehalten. Im Kapiteldprotofol wird bemerkt, daß
beſonders die Standeslehren von.fehr großem Nugen ge:
weſen. Die 4. Volksmiſſion wurde im Jahr 1752 ges
halten. Das Priefterfapitel befchloß, man wolle e8 jedem
Pfarrherrn überlaffen, mit welchen Geremonien er bie
3 Miffionäre aufnehmen wolle, melche den 21. Mai be:
ginnen. PBannerherr Franz Anton Bucher wurde beauf:
tragt, mit den Pfarrherren zu reden, melche fich wegen
den Beſchwerden der Miffion beklagten. Das Kapitels:
protofoll bezeugt, daß dieſe Miffton beinahe in allen
Pfarreien von ſehr großem, ja von einem ungewönlichen
Nugen für das Seelenheil getvefen. Nach der Miſſion
befchloffen die Bfarrherren einen Unterſuch anzuftellen,
ob nicht verbotene Bücher anzutreffen feier. 10 Jahre
nachber, Ende DE. 1762 murde tieder bon Gemeinde
zu Gemeinde Miffton gehalten. Im Briefterfapitet kam
bie Miffion zu Sarnen den 14. Dit. zur Sprade. Das⸗
felbe bat aber nichts befchloffen, fondern es den Ge
meindevorftebern überlaflen, Miffionäre zu berufen. Ge:
mäß der Stiftung von Dillier müſſe bloß in Sarnen
eine ganze und vollftändige Miſſion gehalten merden.
Im Staatsprotofoll wirb bemerkt, daß in allen Gemein:
den Erxercitien gehalten wurden, melde aber, Sarnen
ausgenommen, wahrſcheinlich nur drei Tage geauert
und mit Unterbruch gehalten wurden. 1762, 6. Nov.,
beſchloß der Rath, den Miſſionären für ihren großen
Seeleneifer einen Duadrupel als Recompenje mit höflich»
ſter Danfedbezeugung zu verabfolgen. 1773, 17. DH.
folte die 6. Volksmiſſion beginnen. „Aber ach”, heißt
es im SKapitelöprotofoll, „unterdeffen murde die Ge
felfchaft Sefu aufgehoben. Sie begann am erften Sonn:
465
NW VS
tag im Mai 1775, nachdem Joſef Herzog, Borfteher ver
geweſenen SJejuiten-Miffton, feine Bereitmwilligfeit er:
Härt. Es wurde dann wieder eine Milfion begonnen
bon dem ‚alten Superior den 21. Mai 1786 und am 4.
Sonntag im Okt. 1796. Als man im Sabre 1812 eine
Miffion abhalten wollte, da erklärte der freifinnige
Generalvifar Weflenberg gegenüber den bundertjährigen
Erfahrungen, gegenüber den Zeugniffen der Päpfte und
bi. Männer, daß die Miffionen ſchädlich feien. Sm
Kapiteldprotofoll wird dazu bemerkt: Gott verzeihe ihm !
Die 9. Volksmiſſion wurde von den Jeſuiten Burgſtaler,
Schloſſer und Damberger am 1. Sonntag in der Faſten
1841 begonnen und am Montag nach dem 2. Sonntag,
d. h. am 8. März, beendet. Es war ſehr viel Volk aus
dem ganzen Land dabei. „Sieben Nächte wurde die
Kirche nie geſchloſſen. Die hl. Miſſion hat ſehr großen
geiſtlichen Nutzen und Vortheil gebracht” bemerkt Land⸗
ammann F. Wirz. Vorher, den. 19. Dez. 1840 meldete
Pannerherr Spichtig im Rath, dab Pfarrer und Com:
miffar Wirz in der nächften Faſten wünſche, eine Miffton
abzuhalten und dab der Gemeinderath einmüthig feinen
Beifall gegeben. Die 10. und 11. Volksmiſſion wurde
1865 von Sapuzinern und 1882 von Benebiltinern aus
dem Klofter Engelberg gehalten. An die Miffion von
1865 wurden bom Spital wegen der Dillerifchen Stif:
tung 380 Fr. und an die von 1841 116 Gl. gegeben.
1789 in den drei erften Tagen der Charwoche wurden
dem Rath auf der Rathitube von P. Joſef Herzog Exer:
eitien gegeben. Diejelben begannen Bormittag um 8 Uhr
und Nachmittag um 1 Uhr. An den Vorträgen, welche
1792 und 1831 im Drud erfchienen, wurde der fel. Brus
der Klaus als ein Mujter einer chriftlichen Obrigkeit dar-
geſtellt. (Vgl. Volksfr. 1882 Nr. 45 u. ff.) -
1723. Wegen den Ramersberger Nüffen fol nichts mehr
in die Rechnung fommen, weil geiftliche und weltliche
Borgejeßte jür gut befunden, anstatt diefer uralten Bes
Ichiverde, gemäß welcher jede Hofitatt am Ramersberg
29
466
ILL SS
eine Imme Nuß oder 3 Sch. geben fol, eine Schuld
1724.
bon 33 Gl. 31 Schl. und 4 X. anzunehmen.
Die Freitheiler erfuchen die. Regierung, den Karrern zu
verbieten, mit 4:-räderigen Wagen durd die
Kichgaffe zu fahren. Wer weder Treue noch Rech
nung dem Freitheilvogt ablegt, ift für ein Sahr von der
Nutznießung ausgeſchloſſen.
1724, 12. Aug. Mitte Auguſt ſoll man bei der Kapelle zu
1725,
Kägis wil nicht Dbft feilhaben.
5. Mai, war in der Schwändi Streit wegen All—
mendnußung. Gegen die Theiler erfcheinen vor Ge:
richt Hand Baſchi Berwert, Hand Melchior Andermatt,
Beat Burch und Andere. Die Theiler erklären: Da bie
obere Almend zu den Gütern gehöre und die untere den
Theilern gemeinfam jet, deßhalb ftehen fie nicht in gleichem
Recht. Sie glauben, daß Diejenigen, die auf die untere
Allmend treiben, zu Handen Derjenigen, die nicht auf:
treiben, eine Auflage bezahlen follen. Die Gegenpartei
meint, Diejenigen, bie auf die obere Allmend treiben,
follen an diefer Auflage Feinen Antheil haben. Den
Armen, die auf feine Allmend auftreiben, gehöre etwas
aud dem gemeinen Sädel, wie bis dabin gebräuchlich
war. Sie findet es unbillig, daß gewiſſe jährliche oder
zufällige Unfoften, 3. B. Anken in die Schwand, Mar-
chen, Kreuzaufrichten, Jagdgeld megen Unthieren aus
dem Theilerfädel, d. 5. von Reichen und Armen gleich:
mäßig, bezahit werden. Die Theiler antivorien, daß
man ſolche Opfer immer aus dem Theilerfädel bezahlt,
und daß ſich die Armen nicht zu beklagen haben, „indem
befhannt, daf alleß Einkhommen Ihreß Teilen Seckels,
deſſen ſich auch dermahlen die armen zu genießen haben;
Urſprünglich Von der obern Allmend vnd darvon auf
gewüſſe Jahr abgehageten ſchwanden herfließe". Das
Gericht erkennt: Es ſoll in Zukunft Jeder, der auf die
untere Allmend treibt, für die erſte Kuh 5 Bz., für die
zweite 10 Bz. und für die dritte 20 Bz. bezahlen und
es ſoll dieſes Geld unter alle Theiler gleichmäßig vertheilt
werden. Die obere Allmend und den Howald fol man
1725.
1726.
1726
467
WIRT GT
gemäß Urtheil und Erfanntnuß benugen. Mit den Un»
often fol man etwas behutſam fein.
Der Hirt von Teufimatt foll 10 Th. Jahrlohn
haben und 8 Kühe aufzutreiben berechtigt ſein. Er darf
nur 5 Tage vorfahren und ſoll zu jeder Hütte 2 Schatz
Schindeln thun.
Man will trachten, der Melcha auf der untern Allmend
einen andern Lauf zu geben.
wurde im Stalden die Roſenkranzbruder—
Schaft eingeführt durch den Superior des Predigerordeng
von Gonftanz, PB. Mathias Lorinfer.
1727 wird dem Gerbermeiiter Marquard Wirz an der Aa unter
1729
der Aamühle rin Hauspla gegeben.
wird mit dem Rathhausbau begonnen. Zuerſt wollte
man dasſelbe nicht fo weit binabichleifen. Weil aber
fomohl die Mauer als die Träm fich Schlecht und baulos
gezeigt und weil man auf folche Weile nicht3 dauerbaftes
machen Tonnte, deßwegen wurde den 20. Juli 1729 er:
fennt, daB die verordneten Bauherren, nämlich Zand: -
ammann und Pannerherr Bucher, Landvogt von Flüe
und Bauherr Marquard Anton Stodmanı fo weit und
fo viel jchleifen und abbrechen laffen, bis fie ein qutes
und dauerhafied Fundament haben und verſichert feien,
daß ſolches währfchaft fei. Da das ganze Werk ihnen
übergeben, jo follen fie deßwegen meine gnädigen Herren
nicht mehr bebelligen. Wie es feheint, wurde dasſelbe
bis auf den erſten Stod abgeichlifien, indem dag jtrinerne
Portal gegen ven Schwibbogen die Jahreszahl 1551 mit
einem Steinmeßzeichen trägt. Wihrend dem Rathhausbau
wurden dent Landweibel wegen Behauſung 20 Gl. vers
gütet. Die Rathhausuhr wurde während dem Bau in
der Kapelle aufgeitellt und die Regierung zahlte an die
Einrichtung 2? Pfund. Während der Bauzeit wurde mit
der kleinern Glocke in der Dorffapelle das Zeichen zum
Rath gegeben. Derielbe wurde unterdeflen im Saal des
Landesfähnrich Imfeld, d. h. im Steinhaus auf dem
Dorfplag, gehalten. Die Gemeinden mußten an diefen
Bau Beiträge liefern. Da fih Bauherr Stodimann wegen
468
den vielen Arbeiten beim angefangenen Bau beflagt,
wird ihm Joſ. Wirz beigegeben. Als er zum Landfädel:
meifter befördert wurde, wollte man ihn „bei der bamaligen
Unvollflommenbeit diefed Werkes" nicht entlaffen. Er fol
mit Zuzug ded neuen Bauherrn dad Gefchäftzur Vollendung
führen. Da da8 Bermögen des bingerichteten Ratsherrn
Kaſpar Schmidhalter von Alpnach nicht Hinreichte, deß⸗
wegen wurde 1730, 23. Dez. erlaubt, hierlands Gelb
aufzubrechen. Baumeifter war Hans Georg Urban, ge:
. bürtig von Bafel, mohnhaft in Zuzern, der 1734 mit
Lorenz Rey den Plan zum Neubau der abgebrannten
Stadt Surſee entwarf. Diefer erbielt den 22. Dez. 1731
von der Regierung dad Zeugniß, dab er dad Rathhaus⸗
gebäude, Maurer: und Steinhauerarbeit belangend, zur
Genüge aufgeführt. Im Oftober 1731 fonnte der Land:
weibel die oberen Zimmer im Rathhaus beziehen. 1732,
13. Febr. hatte Landfädelmeiiter Marg. Ant. Stodmann
wegen dem NRathhaus eingenommen 14,147 Gl. 22 Schl.
2 U. und ausgegeben 13,814 GI. 17 Schl. 1X. Bon
Maler Aufdermauer von Schwyz murde die Gerechtigkeit
mit etwas anderen Figuren in die Rathſtube verehrt.
“ Der Rath beichloß den 2. Aug. 1732, ihm deßwegen ein
Gegengeichent von 3 Louisdor zu machen und als er
vernabm, daß das Gemälde ein namhafte? Knnſtwerk
jei, da wurden noch 6 Dublonen hinzugefügt. Der Land:
fädelmeifter wurde beauftragt, Arnold aus dem Meld:
tbal vor die Rathsſtube malen zu laſſen. Im Febr.
1733 überfandte der Weihbifchof von Konftanz ein ſchönes
Kruzifie für die neue Rathsſtube. Dagsfelbe wurde beiten?
berdanft und als Zeichen der Erfenntlichkeit ein Partikel
von des sel. Bruder Klaufen Gebeinen überfchidt. 1756,
6. DE. wurde befchloffen, auf dent unteren Saal eine
Kanzleiftube zu bauen. und den 21. Mai 1746 beim Ein:
tritt in da8 Rathhaus ein Steingewölbe zu machen. Im
Sahre 1751 wurde in der Natbftube ein Ofen von Gilt:
fteinen aufgerichtet. Landammann Wolfgang von Flüe
will man twegen Bemühung beim Rathhausbau entweder
15 Gl. oder den alten Dfen in der Rathſtube in fein
469
LIT LEID
neu gebaute® Haus zu Obkilchen verebren. 1765, 9.
März wurde beichloffen : demLandweibel will man den großen .
Dfen in der Ratbftube zu heizen, ftatt 20 jedesmal 24
Schl. geben, weil das Holz bedeutend aufgeichlagen. Den
20. Nov. 1769 wurde bewilligt, zur Zierde des Rath:
hauſes die Bildniffe der geweſenen Landammänner in
der Rathſtube aufzuhängen. Landammann Nikolaus bon
Slüe und Landvogt Peter Anton Wirz foden die
Sache beiorgen. Die Porträt follen gleihmäßig fein.
Die Abbildungen der älteften Landammänner find deß⸗
balb großentbeild Bhantafieftüde Später wurde von
den Erben verftorbener Landammänner gewöhnlich um
Erlaubniß gefragt, dad Borträt in der Rathftube auf:
hängen zu dürfen. Es mwaltete auch der Gedanke, das
Bildniß unfere® vielfel. Landesvaters Nikolaus in der
Ratbitube prächtiger machen zu laffen. Dieſes geichah
im Jahre 1774, wo Maler Wyrſch für das Gemälde 5
Louisdor oder 60 Gl., Ferdinand Röſch für das
Schnitzwerk 5 GI. und Maler Jakob für Vergoldung der
Rahmen 371); GI. erhielt. 1771, 16. Nov. wird vom
Rath einhellig erlaubt, da3 Porträt von General:Sxfipeltor
Wirz von Rudenz und Markgraf von St. Pasqual und
1792 dasjenige feine® Sohnes, General Joſ. Wirz Mark:
graf ron Pascal u. f. mw. in der Rathftube zu plaziren,
weil ſie einen Rathsplatz befeffen und dem Land durch
ihre Heldenthaten große Ehre gemacht. Abt zu Engelberg
und Ammann Müller wurden den 12. Heumonat 1817:
erfucht, ihre Porträt zu überfenden, um fie in Betrady:
tung ihrer Anhänglichkeit und Geneigtheit auf der Rat⸗
tube zum Andenken aufzuhängen. Im folgenden Sahre
wurde diefem Wunfch entfprochen. 1777, 25. Dft. wurde
Landweibel Schäli angezeigt, daß er die große Rathhaus:
thüre zu Beigloden beichließe und zu Nacht durch die
bintere Kleine Thüre einlaffe. Ein eigenes Gebäude für
die Kanzlei wurde auf 3390 GI. berechnet. Man be-
ſchloß deßhalb, für die Kanzlei einen Anbau. an bag
Rathhaus zu machen. 1787, 10. Jän. wurde Maurer:
und Steinhauerarbeit dem Mftr. Nikolaus Burtfcher für
470
RI NI NIS G
1000 Gl. veraffordirt. Baumeifter of. Anton Elfäfler
erhielt 925 Gl., Schloffer Ignaz von Matt 263 GL, 19
Schi. 2 U. und Schreiner Kaſpar Joſ. Wafer 101 Gl.
30 Scht. 1789 wurden durch Zimmermeiſter Balz Triner
der Dachituhl und die Oberbalken in der Ratbitube repa⸗
tiert und 1812 murden wiederum Reparaturen vorge:
nommen. 1812 wurden in die NRathftube neue Seffel
angefchafft. Der junge Maria Etlin fchnigte dad Wappen
auf dem Seffel des Laudanmannd. Als Bildhauer
Abart basjelbe fah, verwunderte er fich über den Kunſt—
finn dieſes Jünglings und lud ihn ein, mit ihm gemein-
Ichaftlich zu arbeiten Der Umbau ber fog. Tanzlaube
(untere Ring) und die Abtheilung in verjchievene Zimmer
wurde den 25. Mai 1822 beichloffen. 1824, 29. Rovember
hatte Landammann Spicdhtig für das Rathhaus 4046
Gl. 22 Sch. 2 N. ausgegeben. Es wurde dann in die
untere neue Ratbftube ein Kruzifix und eine neue Uhr
angeichafft. Nachdem ingenieur Joachim Eugen Müller
ein von ihm verfertigtes Relief, den ganzen Kanton
Unterwalden und einige Umgebungen vorftellend, verehrt und
dasfelbe bereit3 in dem dazu eingerichteten Zimmer auf dent
Rathhausaufgeitelt war, wurde den 29. Sänn. 1825 vom
Kath erkennt: Ein höfliches Dankſchreiben an ihn zu erlaffen
und al® geringes Zeichen dankbarer Gefinnungen ihm
eine Öratififation von 20 Louisdor zu überreichen. Weber-
dies wurde in einer Urkunde verfprochen, dieſes Kunit-
ſtück niemals zu verkaufen oder zu veräußern oder Ab-
drüdfe davon zu ziehen. Es wurde auch ber Wunſch
geäußert, daß er fein Borträt einfenden möchte, um
jelbe3 ‚neben fein Kunſtwerk aufzuhängen. 1826 wurden
dafelbft auch Kunftiwerfe von Bildhauer Franz Abart
aufgeftelt. Auf dem Rathhaus kann aud eine Vogel:
fanınlung von Herren Dr. Regierungsrath Etlin und ein
vortreffliches Relief von Herrn Topograph X. Imfeld
geliehen merden. Ein Theil don den 150 Dublonen,
welche Theodor Adel, Ritter, Duartiermeifter unter dem
Schweizerregiment Bontems bezahlen mußte, weil er 1827
in das Landrecht aufgenonimen worden, wurbe 1829 für
471
III I LG
neue Fenſter und Umbänge in die Rathſtube und andere
Reparaturen verwendet.
1731, 3. März. Meine g. Herren glauben, daß die Bei- und
Hinterfäßen fein Recht zur Pfarrmwahl be—
figen. Der Entjcheid mag richtig fein, weil die Kilch-
genofjen von Sarnen in Folge von freimwilligen Beiträgen
an den Unterhalt ded Pfarrerd 1464 das Necht erhielten,
ben Leutpriefter frei zu mählen. In Alpnach durften
ſchon 1675 die Bei- und Hinterfäflen an der Pfarrwahl
fich betheiligen. Auch diefer Entfcheid fcheint richtig zu
fein. In Folge der Eroberung ded Thurgau Tamen 1460
die Kollaturrechteder Pfarreien Sachfeln, Alpnach und Gis⸗
wil auf Verwenden des Ammann und Hauptm. H8. Heinzli
mit Buftimmung bed Biſchofs von Konſtanz und des Vier⸗
waldftätterfapitel® an die Regierung von Obwalden und
von da an die betreffenden Gemeinden unter der Bedin⸗
gung eines ftandesgemäßen Unterbalte® und daß der neu
gewählte Pfarrer bei der Regierung ſich präfentire. Da
richt bloß Kirchgenoffen von Alpnach, fondern auch Bei:
fällen geholfen, das Thurgau zu erobern, deßhalb ift auch
diefer Entfcheid berechtigt. Später erhielten die Bei: und
Hinterfäflen in allen Gemeinden außer Engelberg das
Wahlreht. Dafür aber follen fie auch zum Unterhalt
der Gemwählten beitragen.
1731 vom 29. April bis den 20. Suni wurde in der Sirche
zu Sarnen Niemand getauft.
1783 und 34 wurde für eine Monftranz an die Kapelle im
Stalden 9 GI. 7 Sch. 4 U., 1759 dem Maler die
Eidgenofjen und die Sonnenuhr zu malen 8 GI. 18 Sc.
1 A., dem Goldſchmied Wir; für filberne Meßkändli—
blatten zu fchlagen Arbeitdlohn 11 Gl. 28 Sch. 3 N.
und 1833 für ein neued Rauchfaß ſammt Schifflein 24
SI. bezahlt. Die Reparatur der Rapellmauer, die 1777
wegen Erdbeben zerrifien worden und des Sigerften Haufes
tofteten 81 Gl. 7 Sch 3 4X. 1810 wird die Uhr dem
Uhrenmacher Rajpar Kreb für A Dublonen veraccordirt.
1738, 30. Nov. wurde von der zahlreich verfammelten Kirchges
meinde befchloffen, dieneue Kirche, für dieman 1723
472
anfing eine Kirchenſteuer von 5 Sch. für 1000 Pf. zu
beziehen, auf dem alten Platz, auf das alte Fundament
und ohne Vergrößerung zu bauen. Dieſer Beſchluß ge⸗
fiel den Sarnern nicht, weil ſie die neue Kirche lieber
im Kehr oberhalb dem Dorf gebaut. In der Baukom⸗
miſſion ſaſſen 4 Rathsherren aus der Schwändi und 4
Rathsherren aus den übrigen Theilſamen. Baudirektor
war der nachmalige Landammann Juſt Ignaz Imfeld,
Grundacher. Mit Baumeifter Anton Singer, gebürtig bon
Tyrol, wohnhaft in Luzern, wurde der Bau mit Beibe-
haltung des romanifchen Thurmes um 6000 Gl. verac:
eordirt. Den 5. April 1739 hielt Pfarrer Karl of.
Meniger bei der Beiper eine kurze Predigt, nahm das
Allerheiligſte aus dem Tabernafel und trug es prozeffi-
onsmeife in die Marianifche Kapelle im Dorf. Am fol:
genden Tag war der legte Gotteddienft in der alten
Pfarrkirche. Den 7. April fingen die Arbeiter an, das
Mauerwerk niederzureißen. Diefes aber war fo fchlecht,
daß Baumcifter Singer erklärte, er wage es nicht, den
Neubau auf diefe alten morfchen Fundamente zu erftellen.
Am 1. Mai wurde diefe Angelegenheit der Kirchgemeinde
vorgelegt. Es wurde nun mit Mehrheit bejicjloflen, es
folle mit Außeracdytlaffung des alten Fundamentes eine
größere Kirche gebaut werden. Plan und Stellung der
Kirche fanden de&halb eine zweckmäßige Abänderung und
Baumeijter Singer mußte 1000 Gl. mehr bezahlt werden.
Gemäß der Anfiht von Sarnen bei Simler (1608),
welche derjenigen bei Stumpf (1546) nachgemacht tft,
war der Eingang in die alte Kirche auf der Seite gegen
das Dorf und der Glodenthurm ftund damals neben dem
Chor, wie das bei den meiften Kirchen der Yall if. An
die alte Kirche war ein Anbau oder ein großes Borzeichen
angebaut. Die Kirche felbft ſcheint kaum die Größe vom
jegigen Kirchenfchiff gehabt zu haben. Diefe Acnderung
in der Stellung wurde mahrfjcheinlich deßwegen borge:-
nommen, mweil man glaubte, daß für diefen Theil der
Kirche ein jolideres Fundament erfordert werde, al3 für
den Chorbau. Die Kirchgenofien hatten ſchon im Winter
473
EL SL IS?
mit großem Eifer Materialien herbeigefchafft und wurben
bierin von den Nachbargemeinden Kerns, Sachſeln und
Alpnach unterftüht. Nachdem am 4. Mai 1739 die Länge
und Breite der Kirche dom Kirchenrathe feitgefegt war,
wurde den 15. Mai der Grundftein gelegt. 1740, 12.
Aug. fing man an ben Dachſtuhl und 1742, 31. März
die Kanzel aufzurichten. welche aber fanımt -den 2 Auf:
fägen der Safrifteithüren erſt 1773 vollendet wurde.
Weihbiſchof Fugger bat Samftag den 4. Aug. 1742 den
noch unvollendeten Hochaltar zu Ehren der Hl. Petrus
und Paulus, den Sreuzaltar und die 2 GSeitenaltäre
Joſeph und Anna und Sonntag den 5. Aug. den Mutter
Gotted und Jakobsaltar, den Altar in der Schmerzens—
fapelle und den Friedhof eingeweiht. Den 29. Sept. d.
3. wurde in zahlreicher Prozeifion das Allerheiligite aus
der Dorffapelle in die neue Kirche übertragen und am
folgenden Tage der erfte vormittägige Gottesdienft und
zugleich die Zahrzeit der Urfusbruverfchaft gehalten. 1742
11. Okt. feierte Franz Anton Heymann, welcher Tpäter
Rektor des Kollegiungd geworden, in der neuen Kirche die
erfte Primiz und Nikodem Burch 1743, 20. Dft. bie erfte
auf dem neuen Hochaltar. Im Anfang des Dftober 1743
wurden die 4 untern Altäre aufgerichtet, welche zufammen
1012 Gulden gefoftet. E83 fcheint, daß bei der Kirchweihe
nur die Altartifche vorhanden waren. Den 14. Auguft
1744 wurde das Gemälde auf dem Hochaltar, Maria
Himmelfahrt, enthüllt, welches Lieuten. Karl Ant. Schmied
bon Sarnen gemalt und verehrt. Beim Beginn des
Baues verfügte die Kirchgemeinde über eine Baarichaft
bon 9861 GL. Bid zum Jahr 1745 waren die Buufoften
auf 27,050 GI. 22 Sch. geftiegen. Hievon bezog Bau:
meijter Singer 9384 St. 18 Sc., Sofef Hafner von
Türfenbeim für drei Frescogemälde 99 GI. An den Hoch:
altar gab die Regierung 2000 Gulden, an die Kirche das
Klofter St. Gallen 531 GI. 10 Sch., dad Klofter Muri
502 GI. Die Seitenaltäre trugen folgende Wappen : der
Mutter Gotte8 Altar hatte das Wappen von Einfiedeln,
der Jakobsaltar das ton Zurzadh, der Yofephsaltar das
474
von St. Gallen und der Annaaltar da von Muri. Bon
der Regierung lieh die Kirchgemeinde 1500 Gl., vom
Frauenkloſter 4000 Gl., welche bis 1759 und von Am:
mann Kafpar Müller in Urfern 10,490 Gl., melde bie
1754 bezahlt wurden. 1757 betrug die Schuldenlaft. noch
5085 Gl. 6 Sch., wovon den 10. Jän. 1758 freimillig
die Hälfte von der Schwändi und die andere Hälfte von
den übrigen Theilfamen übernommen wurde. 1752 wurden
von Lteut. Karl Anton Schmied, der noch andere Ars
beiten für die Kirche gemacht, 2 Altäre gebaut, auf denen
den 20. Juni erlaubt wurde, auf einem gemweibten Stein
die bi. Meſſe zu leſen und die dann den 6. Sept. 1753
von Weihbiſchof Fugg r zu Ehren von Maria vom Berg
Carmel und zu Ehren des heiligen Sebaitian eingeweiht
murden. Die Koften des Altared auf der Cpiftelfeite
bezahlte Kommandant Johann Meldior Wir; mit 225
SL. (Bol. B. Martin- Programm 1874.) 1755 murde
ber Kirche von Landammann urd PBannerherr Ant. Franz
Bucher und feiner Gemahlin Maria Generofa Luſſi eine
filberne Ampel verehrt. Diefelbe hatte 3 Arme mit einem
Engeldfopf. Sie war von durchbrochener Bunzenarbeit
mit einer flach geichlagenın Kette, an welcher in ber
Mitte 3 Schilde von Bunzenarbeit fich befanden. Auf
einem Schilde mar dad Familienwappen Bucher d. i.
Buche und 2 Ilgen auf den andern dag Yamilientvanpen
Luſſi und auf dem dritten die Namen der Donatoren.
Eie wurde in der Nacht vom 3. zum 4. Sänner 1856
geitoblen und hatte einen Werth von 1360 Fr.. woran
die Kirche durch Erbfali 1076 Fr. 72 Gt8. erhielt. Die
Lampe wurde an Goldichmied Bell und die Kette an Gold:
Ichmied Leu verfauft. Eliſabeth Imfeld, Frau des Fähn⸗
drich Heinrich Bucher, vergabte 1742 an die neue Kirche
1200 Pf. Die Kilcher von Alpnach bezahlten 1748 für
den alten Hochaltar 40 GI. Dem Ueberbringer de Me:
geivandes von Abt Imfeld in Einfiedeln wurden 1762
16 Gl. 10 Sch. bezahlt. 1763 ftiftete Felix Imfeld in
der Kapelle vom guten Rath ein ewiges Licht mit 225
GI. Um dieje Zeit hat man, um im Beinhaud Pla zu
475
newinnen, die Gebeine wieder hinausgethan und auf dem
Friedhof begrabeu. Für die Saduhr, melde Kaplan
Bannwart fel. der Kirche verehrt, erhielt man 1764 13
Gl. 1767 wurde die Kirche mit Blätteli von Engelberg
und mit eichenen Schindeln gededt und von Fidel Bran-
denburg in Zug 6 filberne Leuchter gemacht, welche 926
Gl. 34 Sch. 3 N. gefoftet und mit dem Wappen Stod-
mann verjeben find. Marfchal Wir; von Rudenz ver-
ehrte Der Kirche ein Kreuz von Agatitein mit einen Geis
land aus einem einzigen Stüd Elfenbein gemadt. Das
neue Rauchfaß ohne Ketten koſtete 120 Gl. 9 Sch. 1783
27 Juni ſchlug der Blitz in das Chordach, ohne zu ent:
zünden. 1784 wurde von den Gebr. Franz Joſeph und
Beit Rey der alte Thurm und dad alte Gemäuer bis
auf den erjten Abſatz abgebrochen und ein neuer mit
einer Kuppel aufgeführt. Dieſer Bau foftete ohne die
Srontage 4885 GI. 10 Sch. Mit dem Dachgerüft zur
Scleifung des alten Thurmes begann man den 21. Apr.
1784. Den 2. Aug. wurde auf den neuen Bau der Meien
und den 27. Aug. das neue Kreuz und der Ainopf auf:
geitedt. In den Knopf murden 5 alte pergamentene
Schriften und drei neue Zeddel eingejchlojjen. 1796
wurden für 1000 Pf. 5 Sch. Kirchenfteuer bezogen. Es
fteuerte ded Salzherrn Stodmanng Haus 18 GI. 15 Sch.
Major Wirz 12 Gl. Der Freitheil fteuerte zufammen
275 GI. 24 Sch. 4 A., Schwändi 285 GI. 23 Sch. 3X.
Ramersberg 33 Gl. 15 Sch. 3 N. Kägiswil 43 GL. 4
Sch. 5 X. 1859 wurde der Bau des zmeiten Thurmes
bejchloffen und 1881 ausgeführt. Frau Kirchenvogt Stod:
mann verehrte der Kirche einen Kelch, welcher 51 Loth
wog und 147 Gl. 28 Sch. gefoftet. 1803, 18. Dez. wurde
dem Drgelmacher Rudolf Schmidli die große und kleine
Orgel um 8 neue Dublonen zur Reparatur übergeben
1841 wurde das Beinhaus renopirt und von der Dorfer⸗
ftiege bi8 zur Stiege gegen das Bergli eine Mauer um
ben Friedhof gemacht, zu dem man 1743 60 Kit. vom
Bergli um 90 Gl. gekauft.
476
Der Suplementsfriephof wurde 1859 eingefegnet. 1883
wurde bon Knnftmaler Nieberberger und Maler Häring
die Kirche renovirt. 1862 kam auf. den Hodaltar ein
Gemälde — Chriſtus am Kreuz — von Heinrich Kaifer,
welcher auch 4 Gemälde auf andere Altäre und das BI.
Grab gemalt. Andere Gemälde und die Stationen find
von Paul Deſchwanden.
1740, 3. Apr. haben die Freitheiler für die Alp Schwand
6450 Pf. 6 Sch. bezahlt und den 29. Mai 1880 die Alp
Zeufimatt um 32000 Fr. an Luzern verkauft.
1744 waren in Sarnen 2730 Seelen, wovon 2050 Kommunilanten
1746,
und 680 Nichtlommunifanten. 1640 waren zur öfterlichen
Zeit 1100 Kommunikanten, 1672 1400, fpäter 1600.
1769 waren 2340 Kommunifanten und 730 Nichtkom⸗
munifanten. 1811 hatte Sarnen 3800 Seelen, wovon
2156 Rommunifanten.
20. März murbe der Leib des bl. Marthyrer$
Sulian, welcher von dem damaligen Kaplan bei den
Klofterfrauen in Stans prächtig eingefaßt und geziert
worden in feierlicher Prozeffion aus der Kapelle im Dorf
in bie neue Pfarrkirche übertragen, und in den Kreuzaltar
gelegt. Bei Anbruch des Tages wurden öfter! alle Stude
abgefeuert. Aus obrigfeitlicher Verordnung wurden wäh⸗
rend der Prozeſſion alle Gloden im ganzen Land geläutet.
Laut Rechnung von Ludwig Anton Maria Zelger Toftete
die Einfaſſung 628 GI. 24 Sch., worin 80 GI. Faller:
lohn inbegriffen. 1745, 8 März erhielt General Wolf:
gang Ign. Wirz den autentifirten aanzen bI.2eibfammt
Blut des hl. Deodat, welchen Schaf er fpäter ber
lobiv. Pfarrkirche in Sarnen verehrt.. 1787 beichloß Die
Maiengemeinde diefen hl. Leib der Kapelle in der Schwendi
zu überlaffen, welcher dann den 19. Dit. 1788 trans⸗
ferirt werde. Reliquien des bI. Urſus murden
den 5. Horn. 1725 einbegleitet. 1787 murden unter dem,
Geläute aller Gloden und dem Gefrach der Mörfer Re:
liquien des fel. Bruder Klaus aus der Dorffapelle
in die Pfarrkirche übertragen. Dort wurde der gemohnte
Gottesdienſt mit entfprechender Predigt gehalten. Das
477
Bildnig mit den Reliquien zum Umtragen wurde bon den
Schüten verehrt und koſtete 39 SL. 11 Sch.
1746, 3. Apr. wurde von den SFreitheilern ob dem Grundacher
beim SKapuzinerflofter Pla zu einem Kollegium
gegeben. Als die V. V. Kapuziner fich beichwerten, weil
fie Störungen beim Gotteödienft befürchteten, wurde dann
der jegige Play geſchenkt. Der Stifter des Kollegiums war
305. Bapt.Dillier von Wolfenichießen, welcher einige
Sabre dem Jeſuitenor den angehört, mit Erlaubniß ber
Obern wegen einem gewiſſen phyſiſchen Webel, melches
immer mehr zunahm, nur ungern ausgetreten und 1709
bon Luzern nach Sarnen gefommen wır, um ein Semi:
narium zu gründen Cr malte Weltgeijtliche um ſich
ſammeln, fie an eine gewiſſe Regel nnd an ein gemein:
ſames Leben gewöhnen, und fie als Profefloren gebraus
chen, bis fie auf Pfründen berufen würden. Nach feinem
Tode ſollte über die Aufnahme von Weltgeijtlichen in den
Berband der Rektor der Sejuiten in Luzern entjcheiden.
Wenn er die gemwünjchte Unterftügung finden würde,
dann gedachte er ein Lyceum zu errichten und |päter auch
Theologie zu dozieren. Pfründen hätten dieje Regular:
kleriker nur mit Erlaubniß des Obern annehmen dürfen.
Gr wollte diefem Priefterverein ein Snabenjeminar zur
Zeitung übergeben und dadurch einem Wunſche des Concils
von Trient entfprechen. Es iſt das ein Gedanke, der dann
mebr als 100 Jahre jpäter durch PB. Theodojius in
Schwyz großentheild verivirflicht wurde. Auch in Sarnen
ift mehr als 100 Jahre fpäter ein Convikt und Lyceum
entitanden. Das Samenkorn, welche! Dillier unter großen
Sorgen und Mühfeligfeiten audgeftreut, hat nun reichliche
Früchte gebracht. 1709 miethete er zu Sirchhofen das
„Großhaus,“ welches Landammann Sobann II. Imfeld
gebaut und 1713. baute er am See eine Ziegelhütte, mit
der er gute Gefchäfte gemadt, und die nach feinem Ab-
leben um 4800 Pf. verfauft wurde. Er bejaß auch die
Dellenmatten und halbe Alp Laden in Kerns. Das
Haus, welche? er bei der giegelgütte gebaut, be30g or
mit feinen Studenten den 5. Dezember 1719. Er hatte
478
⸗,
gewöhnlich 7—8 Studenten, Die Schule wurde auch noch
von einigen Externen bejucht. Schon mehr als. 150 Jahre
vor der Ankunft Dillierd wurde bald von einem weltlichen, -
bald von einem geiftlichen Lehrer Unterricht im Lateinifchen
ertheilt. Früher mußte. der gleiche Lehrer auch noch bie
Primarſchule halten. 1713 hatten die Scminariften einen
Uhu, ein Sinnbild der Gelehrfamkeit, welche ſieht und
erkennt, mo Andere nicht? fehen und nicht® erfennen.
Nachdem Meinrad Burch dem „Huwel“ Leides zugefügt,
batten ihm 3 Seminariften eine fo große Portion Schläge
al8 Andenfen mitgegeben, daß ihnen der Statthalter
wegen dieſer Freigebigkeit einen Verweis ertheilt. Derfelbe
mußte nachher aus eigener Erfahrung, was „Studenten
ftreiche” find, Die Studenten, die bei ihm nur Unterricht
genofjen, mußten wöchentlich 221], Sch. und die Koſtgänger
ohne Wein 1 Gl. 10 Sch. und mit Wein 2 Gt. bezahlen.
Die Schule begann zu Allerheiligen und endete am Bor:
abend- von Bartholomäus. Sein edle Beftreben fand
wenig Unterftüßung und doch mar dasſelbe bejonderg
damals fehr zeitgemäß, indem in Konftanz erjt zu Licht:
me 1735 ein Seminar mit 14 Kandidaten eröffnet
worden, welches der damalige Biſchof mit einem Koften-
aufmand von 64,000 Gl., gebaut damit man fich dafelbft
auf die Weihen vorbereiten kann. Vorher ftudirte man
irgendwo ein wenig Theologie und ging dann fchnell nach
Konjtanz, um geweiht zu werden. Viele haben fich dazu
mal mit allzuivenig Ernft auf den Briefteritand vorbes
reitet. Erft nachdem der bl. Karl Borromäus die Stipen-
dien in Mailand geftiftet, .nachdent: die Sefuiten Schulen
in Luzern, Freiburg und an andern Orten eröffnet,
ging es in diefer Beziehung beifer. Der Gedanfe von
Dillier var gut und wirklich zeitgemäß, allein er fonnte
ihn nicht ausführen, weil ınan ihn nur mit guten Worten
und Empfehlungen unterftüßte. Gelbbeiträge wollten Feine
fließen und nur ein einziger Geiitlicher, Joſeph Bucher,
der mwahrjcheinlich damals Helfer in Alpnach mar, begab
fih 1709 für furze Zeit unter feine Zeitung. Dazu kamen
noh 2 Punkte, die das Vertrauen auf das Gelingen
-479
II TED
feiner Pläne erjchütterten. Es war im Sabre 1712, ala
er mit großem Eifer zum Krieg aufmunterte und fie
der bl. Joh. von Capiſtran mit den Freiwilligen ins Feld
‚gezogen, während Landammann Konrad von Flüe und
andere angelebene Männer lieber einen etwas ungünftigen
Frieden annehmen wollten. Er meinte, die Katholiken
werden wie 1656 auch dieſes Mal fiegen. Durch den
Sieg der Proteftanten über die Katholifen. wurde das
Vertrauen auf Dillier gefhwächt. 1713 bat er die tes
gierung nm die Grlaubniß, eine Salzquelle in Alpnach
ausbeuten zu dürfen. Sie erlaubte ihm Berfucdhe zu mas
chen -und verſprach ihm Unterftüßung, wenn diefelben ge:
lingen. Er hoffte mit feinen Segnungen, mit feiner Ge⸗
lehrſamkeit und feinen Büchern über die Geheimniſſe des
Bergbaues ganz gewiß eine Salzquelle zu eritveden. Die
verichiedenen Berfuche mißlangen, obſchon ihn diefelben
mebr als 100 Gulden gefoftet. In Folge deſſen wurde
er von feinem eigenen Bruder Landammann Meldyior
Dillier in Nidwalden gefoppt. (Siehe Geſchlecht Jakob.)
Er fam nun in den Ruf eined Mannes, der ed zwar gut
. meint, deifen Pläne aber nicht gelingen wollen und der
ein wenig überfpannt if. Dazu fam noch ein Umftand,
der ihn der Unterftügung des päpftlichen Nuntius und
feiner Freunde beraubte. Er hoffte, der hi. Vater werde
feinem Seminar Difpensgelder, die der Nuntiud für
fromme Zmede bezog, zumenden und für einige Jahre
nur einen Internuntius oder Auditor fenden, der weniger
Koften verurfachen würde und das Erfparte dem Semi:
nar ſchenken. Er hoffte auch, daß der hl Vater zu Gunſten
besjelben das Klofter Sion in Klingnau aufheben und die
reichen Klöfter ermahnen werde, Beiträge an dasjelbe zu
geben und daß fein Seminar ald ein Werk der ganzen
katholiſchen Schweiz betrachtet und unterſtützt werde.
Diefer etwas unfluge Plan zu Gunften de Seminars
die Nuntiatur für einige Jahre aufzuheben, mag zu den
Obren des päpftlichen Nuntius und der mit ihm be-
freundeten Sejuiten und fatholifchen Regierungen gelangt
fein und ihn der Mitwirtung bon dieſer Seite beraubt
480
I IL LEG
baben. Das Mißlingen diefer ziemlich großartigen und
gutgemeinten Pläne mag ihn auch etwas mißſtimmt und
den Umgang mit ihm weniger angenehm gemacht haben.
Um das Jahr 1835 fcheint er feinen Studenten mehr
gehabt zu haben, wahrjcheinlich wegen Alter und Gebrech⸗
lichkeit. Da er aber nicht wohl müſſig fein fonnte, Taufte
er eine Druderei und ift dann der erfte Buchd rucker
Obwaldens geworden. Aus feiner Druderei bei der
Ziegelhütte find folgende Schriften hervorgegangen; 1.
Glück und Glas, wie bald bricht das. 1736, 80 SE. 2.
Was bilft3? 1736. 3. Br. Klaufend heilfame Unterwei—
fungen. 1737. 4. Teftament Jeſu Chrifti in der geiitlichen
Stadt Gottes. 1738. 5. Denkwürdige Anmerkungen aus
der geiftlichen Stadt Gottes. 1788. 6. Auszug aus der
geiftlichen Stadt Gottes. Leben und Tod Jeſu, Maria
und Joſeph. 1738. 7. Br. Nicolai bon Flüe munderfames
Leben und heiliger Wanbel. 1737, 18 SS. Es ift dies
ein Auszug au8 Hugos größerem Leben, den der Sefuit
Hug mwahrfcheintich ſelbſt gemacht und ber nachher ſehr
oft nachgedrudt wurde. Nur in diefem Jahrhundert wurde
diefer Auszug 4 Mal gedrudt nämlih in den Jahren
1816, 22, 29 und 42. Seine Schriften fchidlte er zum
Verkauf nah Einfieveln und Sacjeln. In Sachſeln
wurden fie verfauft entweder burch Claudius Perula
oder durch Meldior von Flüe: Perula hatte bald
nachher eine Spezereihandlung im Steinhaus auf dem
Dorfplag zu Sarnen. Er murde ber „Welfche” ges
nannt, mweil er von Stalien gekommen. Diefe Handlung
ift dann fpäter an den Bater von Sandammann Dr.
Etlin übergegangen. In den letten Sahren fcheint Dil:
lier wegen zunehmender Kränflichfeit nicht mehr gedrudt
zu haben. Sein Buchdruders und Buchbindermwerkzeug
wurde nach feinem Ableben an Buchdruder Hautt verlehnt,
welcher in den 1760ger Jahren 80 Gulden Lehnzind be-
zahlt. Nachher wurde die Druderpreife ſammt Lettern an
Jakob Anton Hiltenfperger in Zug um 233 Gulden ver:
fauft. In den Büchlein, die Dillier gedrudt, ift der Dru:
cker nicht angegeben, fondern nur die Berfaufsitellen, in
481
III GIER
den Büchlein Dagegen, die er druden ließ, bebor er eine
eigene Vreſſe befaß, find die Druder immer angegeben.
Der zweite Buhdruder in Sarnen war Johann
Eugen Bogel. Diefer drudte 1831 ein Büchlein für die
Bruderfchaft vom hl. Urfus und feiner Gefellen, welche
gemäß bemfelben 1595 ihren Anfang genommen, 1833
ein katholiſches Gebetbüchlein von B. Galura, 1834 Ans
gachtsübungen zu dem allerheiligften Herzen Jeſu von
. Liguori
Die letzten Jahre feines Lebens fcheinen für Dillier
fehr ſchmerzvoll gemwefen zu fein. Er hatte zur fchmerz:
haften Wutter ein ganz befondered Vertrauen. Bon feinen
Leiden wurde er am 12. oder 13. Dezember 1745 im 78.
Sahre feines Lebend erlöst. Beim Bolfe war der „Semi:
narherr“ ſehr beliebt und dasfelbe fette auf fein Gebet
und feine Segnungen ein ganz beſonderes Bertrauen.
Dillier, welcher 1704 zu Rom den Doftorhut erhielt,
war auch ſehr gelehrt; aber er verftand es nicht, feine
Gelehrſamkeit auf eine möglichſt nügliche Weile zu ver:
mwertben. Er fchrieb in lateinischer, Leicht verftändlicher
Sprache über die Standeöwahl und über die PVortheile
des Ordensſtandes In diefer Sprache waren diefe Büch⸗
lein nur einigen Studenten zugänglid und aud Diele
haben nicht alle eine befondere Borliebe für lateiniſche
Schriften. Hätte er diefelben im- deutſcher Sprache ges
fchrieben, dann wären fie allen jungen Leuten in deutfchen
Landen, die eine Standeöwahl zu treffen hatten und
lefen konnten, zugänglich gemefen. Er konnte ziemlich
volksthümlich ſchreiben. Diefes fieht mar aus dem „Lehr:
reihen Gebet lediger Weiböperfonen um guien Heurath,“
welches aus feiner Druderei hervorgegangen und worin
er ‚angibt, vor was fie fih hüten ſollen und welche Ei-
genſchaften ein guter Mann nicht haben fol. (‚Volksfr.
1882, Nr. 6.) Bon der Regierung in Obwalden murbe
ihm den 29. Jänner 1746 folgended Zeugniß ausgeftellt:
„Wenn Zeugſame ver Wahrheit Niemand abgeftridt wer:
den ſoll, als fol sub Sigillo majori befcheint werden,
daſ Ihr Exell. H. Doctor Didjer in Zeit feines hierſeyns
80
!
482
durdauf Ein Exemplariſch recht priefterlich zu Sedermann
satisfaction beft gefittetes leben geführet und in diem
beiten ruof auch abgeftorben” Schon 1714 errichtete er
ein Teftament, gemäß welchem feine ganze Hinterlaffen:
Ihaft auf feinen Nachfolger übergehen follte, welcher
Schule zu halten verpflichtet if. Im Verlaufe der Zeit
bezeichnete er verichiedene Briefter als feine Nachfolger
und ftrich fie wieder durch. Zulekt blieb Joh. Niklaus
Mofer. Diefer ging mit dem Teſtament zum Reltor ber
Sefuiten in Luzern, um ihm den Inhalt desfelhen mit:
zutheilen. Nachdem derjelbe erllärt, daß er das Teſtament
wegen den Bedingungen, bie damit verbunden find, nicht
annehmen könne noch wolle, nahm Mofer die ganze Hin-
terlaffenfchaft in Anfprud. Nun kamen die Erben von
Nidwalden und beftritten daſsſelbe. Das gejchworne
Gericht erflärte aber den 21. Zän. 1746, dag es gültig
fei, weil er das Bermögen nicht ererbt, ſondern feldft
erworben babe. Die fernere Difpofition folle Sache der
boben Behörden jein.
1746 beichloß die Regierung ven Bau eines Kollegium und
beftellte eine Kommilfion, welche den Bau leiten fol. In
diefer Kommiſſion befanden fih Bannerherr Bucher, Land⸗
vogt von Flüe, Landvogt Müller und Landeshauptmann
Juſt Ignaz Imfeld, Grundacher. Der Accord des Kolle⸗
giumbaued wurde ben 5. Apr. 1746 mit Mſtr. Jakob
Singer aus Tyrol im Namen der Regierung abgefchloffen.
Im Herbit fcheint der Bau ſchon unter Dach gemefen
zu fein, weil Pannerherr Bucher bereits behauenes Holz
dazu gegeben. Auf den raſchen Anfang folgte ein lang⸗
famer Fortgang, jo daß Pannerherr Bucher erſt den 10.
Dftober 1750 eine fpezifizierte Rechnung ablegen Tonnte
und auch dann noch nicht alle Theile ausgebaut waren.
Die Bauloften des Kollegiums beliefen ſich auf 5300 Gl.
Die Hinterlaffenichaft Dillier’8 beitrug nach Abzug von
750 Gl. für die Miffionsftiftung und 750 Gt. für Prä⸗
mien 8400 Gulden: Da von der. Stiftung für Schul:
prämien fpäter. Feine Spur mehr vorhanden ift, deßhalb
ift zu vermuthen, daß man diefe Summe mit Outheißung
483
I III NS
der Gemeinden zum Kolligiumbau verivenbet babe. Die
Hinterlaffenfhaft Dillierd war fomit nicht einmal für
den Kollegiumbau hinreichend. Mit feinen Büchern grüns
dete er. die Kapitelsbibliothek und erfuchte Klo:
fterlfaplan Stolz, Pfarrer Sung und Andere um Ge:
fchente. Er wünſchte überhaupt, daß die Geiftlichen dieſe
Bibliothek vermehren möchten, da ihre Bücher für die
Erben wenig Werth haben. Diefem Wunfche wurde erft
im Jahre 1820 einigermaßen entfprochen, indem be:
ſchloſſen wurde, daß das Briefterfapitel berechtigt ſei,
aus der Bibliothek eines in Dbmalden verftorbener Welt:
geiftlichen ein Werf auszumählen. 1834, 21. Suni wurbe
beichlofien, die Kapitelsbibliothek in das 4. Stockwerk zu
übertragen und 1840 wurde vom Beugherr ein Zimmer
eingerichtet. Durch die großmütbige Bergabung von Pfar.
F. J. Anderhalden in Lungern wurde diefelbe um einige
hundert Bände vermehrt. Bor 2 Jahren wurde die Ka:
pitel3bibliothef unter Vorbehalt des Eigenthumsrechtes
mit der Kantonsbibliothek vereinigt. |
Nachdem das Kollegium theilmeife auf Koften des
Zandes gebaut war, fehlte e8 noch an Profefforen und
an einem Fond zum Unterhalt derfelben. Um einen
Fond zu bilden, wurden vom Landjädel 1012 GI. 20
Sch ; von der Salztaffe 2097 GL, 20 Sch.; vom Zeug:
haus 900 Gl.; vom Spitat 1012 Gl. 20 Sch.; vom
Armenbaus 597 Gl. 20 Sch.; von ber Vergabung ven
P. Karl Fanger 300 GI. und eine Anforderung an ber
Pfarrkirche in Sachjeln im Betrag von 700 GI. zujam:
mengelegt. Zum erften Verwalter dieſes Fondes, welcher _
. 1450 Gl. betrug, wurde alt Landvogt Melchior Imfeld
. erwählt. 1868 betrug der Zind 1781 Fr. 19 Et8. und ift ſo⸗
mit mehr als die Hälfte größer geworden. Bur Dr:
ganifation des Gymnaſiums wurde 1751 eine. befondere
Kommilfton gewählt. Es wurde nun ein Stiftbrief ab-
gefaßt und derſelbe dem Bifchuf in Konftanz zur Geneh:
migung vorgelegt, welche den 30. Juni 1752 erfolgt unter
der Bedingung, daß der Drtöpfarrer die Inſpektion der
Schulen und die Superiorität des Biſchofs beizubehalten
INS —
beforgt fei. Das Einfonmen für einen Rektor murbe
auf 150 Gl. und für einen 2. Brofeflor auf 125 Gl. feſtgeſetzt.
Für den Unterhalt des Gebäudes wurde ein Kapital von 400
GL. audgeworfen. Die Profeſſoren mußten für bie Stifter
wöchentlich einmal eine HI, Meife lejen und täglich ein
Memento maden. Sie follen die Studenten in Zudt
und Ordnung halten, den Pfarrgotteddienft „Tolemnis
fieren” helfen, ivenn möglich eine gemeinfchaftliche Haus:
haltung führen und erbaulich leben; fie follen ferner
ber bilchäflichen Bifitation unterworfen fein,- das Ge:
bäude in Ehren halten und die Schulgimmer mit Ent:
Tchädigung von ſechs Gt. von jedem Studenten heizen.
Ohne Borwiffen des Ortöpfarrerd dürfen fie während
der Schulzeit nicht außer dad Land reifen und follen
bei der Obrigfeit alljährlich mieder um die Pfründen
anhalten. Die Schulordnung wurde vom Pfarrer in
Sarnen und den Schulvifitatoren abgefaßt und von ber
Regierung den 5. Yän. 1753 beftätigt. Darin wird den
Studierenden die Furcht und Liebe Gotted aneımpfohlen,
jedes unartige Betragen ftrengftend unterfagt und der
Beſuch des Gotteddienfte an Sonn: und Feiertagen in
den betreffenden Pfarrkirchen, ar Werktagen im Kolle⸗
gium — Später Frauenkloſter und dann Convikt vorge:
fchrieben. Die große Vakanz war von Maria Geburt bi?
18. Dt. Seit Stiftung des Kolegiumd wurden folgende
zu Reltorengewählt: I.Franz AntonHeimann
1752; 2. Johann Baptift Luſſi 1784; 8. Johann
Joſef Lochmann 1788; 4. Nikolaus Ign. Birz
1833; 5. P. delhelm Frei von Engelberg 1840; 6. P.
Ambros Criſten von Urſern 1841: 7. P. Bened.
Waltenſpüel 1845; 8. P. Auguſtin Grüniger
jetzt Abt in Muri⸗Gries 1863; 9. P. Karl Prevoſt
1887. 1766, 18. Okt. hat Heimann auf die Stelle eines
Rektors vefignirt und 1767, 10. Oft. bittet er ale Früh—
mefjer von Giswil, daß man ibm die Profellur des
-Kollegiums allein anvertrauen möchte. Wenn‘ er allein
war, dann durfte er die ganze Behaufung und den ganzen
Garten benugen und fonnte auch mehr Studenten an
485
III I TG
die Koft nehmen. Er erhielt dann Überdies: von der Re⸗
gierung eine Gratififation. Das mag ein Grund gewesen
fein, warum Heimann nicht ganz befonders befliffen war,
mit dem 2. Brofefjor gut audzulommen und warum des⸗
balb häufiger Wechfel und Vakatur ftattgefunden. Zudem
wurde der zweite Profeſſor nicht von ihm, fondern bon
der Regierung gewählt. Weil man immer glaubte, einen
zweiten Profeſſor wählen zu follen und wenn noch fo
wenig Schüler waren, wahrjcheinlich deßwegen hat Hei:
mann 1766 refignirt. In Folge deſſen ift dann ein Jahr
lang das Rektorat unbefegt geblieben. Amftalden wurde
nur zum zweiten Brofeffor erwählt und bat wohl deß⸗
wegen 1767 refignirt, weil man ihn nicht zum Neltor
wählen wollte, worauf dann wieder Heimann als Rektor
in dag Kollegium eingezogen. Er erhielt die Weifung
nah Art und Weife der Jeſuiten zu doziren und die
neue Gramatif zu gebrauden und die Studenten mit
Liebe zu behandeln. . 1781, 27. Dftober wurde Rektor
Luffi die Weifung ertheilt, ſowohl die Prinzipia als Ru:
diment nach dem Einfiedlerifchen Werke zu doziren. Rek⸗
tor Lochmann feheint eine eigene Gramatif verfaßt zu
haben. 1795, 5. Septemb. wird er wieder beftätet und
weil er drei Schulen ein befondere® Werklein errichtet,
werden ihm ohne Konſequenz brei Louisdor zuerkannt.
Wahrjcheinlich hat er bei Abfaffung deſſelben ganz be⸗
ſonders die lateinifche Gramatik benußt, welche Johann
Bapt. Amſtad von Alpnach, Profefjor zu Sitten für die
2. 3. und 4. Klaſſe umgearbeitet und 1787 dem Drude
übergeben. "
Zweite Profefforen waren folgende: 1. Sof. Bürgi,
fpäter Helfer in Sarnen, 1752—59; 2. Nikolaus
Sofefevon Büren 1759-61, fpäter Kaplan in Ob»
bürgen, welcher 2 Bändchen Gedichte in fließendem La⸗
tein Binterließ , Marfus Anderhalden, fpäter Hel-
fer in Sachfeln und Berfaffer des dortigen Stammbaus
mes, 1762, 2. Jän. bis Gebr. 1763; Franz Sof. Um:
ftalden, ſpäter Frühmeſſer in Sarnen, 1768, 26. Febr.
bi8 1767 und 1773—74 ; 5. Sof. Ignaz Defideriug
——
Zumftein, ſpäter Pfarrer in Sarnen, 1770 -72;
6. Joſ. Benedikt Wirz fpäter unverpfründet, 1775
und 76; 7. Franz Jof. Ignaz Zurmühli, fpäter
Helfer in Sarnen, 1777, 25. Dt. bi8 1779 und 1785
bis 1787, wo ihm ald Kaplan in Kirchhofen erlaubt
wurde, in feinem Pfrundhauſe Schule zu halten; 8.
Vikar Franz Sof. Rohrer, Bruder bed Pfarrerd
in Sachſeln, der ſich anerbot Nacdhmittagg von "/s12
big 4 Uhr Schule zu halten und 2 Klaffen zu übernehmen
und der dann 2 Donate nachher entlaflen wurde, weil
nur wenig Studenten in das Kollegium gingen, 1780,
18, Nov. bis 16. Dez. und 1784; 9%. Joh. Baptift
Kaſpar Luſſi, welcher nachher noch 4 Jahre Rektor
war, und 1798 von den Franzofen am Altar erfchoffen
wurde, (Gut 586) 1781 Dftob. bis 1784; 10. Joh.
Sof Lohmann 1787, 8. Nov. bis 1788, wo er Ref:
tor geworden, wo Luſſi megen Lochmannd um:
higer Haushaltung refignit; 11. Melchior Ett-
lin, fpäter Rlofterfaplan, 1788-94; 12. Jakob Ka:
thriner, fpäter Kaplan in der Schwändi, 1827—39.
Bon 1752—54 mar Nikolaus von Moos, jpäter Pfarrer
in Alpnach, als dritter Profeſſor angeftellt. In den
Sahren, in welchen Rektor Lochmann allein Schule hielt,
erhielt er gewöhnlich eine Gratififation von 36 GI. 1838
wurde der Gehalt der beiden Brofefioren auf 180 Gl.
und dad Schulgeld auf 7’; Gl. erhöht. Gewöhnlich
wurde das Kollegium von 10—20 Schülern befucht.
Viele Obwaldner befuchten damald auswärtige Lehrdh-
ftalten. Im Berzeichniß ver Marianifchen Sodalität von Qus
zern vom Jahre 1749 find 50, vom Jahre 1783 52 und vom
Jahre 1793 49 Obmaldner, wobei ungefähr 20 iveltliche
Herren angeführt, welche wahrjcheinlich bei den Sefuiten
in Luzern ftudirt. Wenn die Abgeordneten Obwaldens
mit der Penfion von Solothurn heimfehrten, da pflegten
die Studenten in Luzern ihnen einen freundlichen Bes
fu zu machen und e3 erhielt dann ein jeder 1 GL. 5
Sch. Einmal wurden ihnen 25 foldye Befuche gemacht.
Im vorigen Jahrhundert ftudierten Obwaldner auch bei
487
. IRINIRINT
den Jeſuiten in Mailand, in beiden Freiburg, in Wallis,
Dilingen, in den Klöſtern zu Engelberg, Einſiedeln,
Muri, Pfäffers und Fiſchingen, bei den Benebiltinern von
Einfiedeln in Bellenz, ferner in Turin, Pavia, Lyon,
Straßburg und Befancon.
Bor 1771 ſchreibt P. Jldefons Jakob dem Landammann
Niklaus von Flüh hätte er es mißrathen müffen, feinen
Sohn Heinrich nach Fiſchingen zu ſchicken, weil die Wiſſen⸗
fchaft und die Disziplin „mehr gehunken alf def Doctor
Dorli" . 1769, 10. Aug. ſchickt ihm P. Robert Kech feinen
Sohn Nikodem von Bellenz zurüd. Seine Schweiter Mar:
greth Ignatia, Frau des Dr. Heinrich Omlin, fchrieb ihm
ben 21. Weinm. 1764: Sie habe ihre Söhne nad Wallis
zum Studiren geihidt. Es feien noch 7 Sachsler in
Brieg; 3 Söhne von Kirchenvogt Rohrer, Michael Omlin,
Rohrers auf dem Brüel und Murerd. Im Kollegium zu
Sarnen hätte man wöchentlich 1 Thlr Kofigeld zahlen
müffen, bei den Zefuiten in Luzern 2 GI. und in Wallis
wiſſe fie noch nicht. Es fcheint, daß auch dad hohe Koft«
geld vom Befuch des Kollegium abgejchredt. Diejenigen,
die das franzöfiiche Stipendium erhielten, befuchten eine
Öffentliche Schule in Frankreich. Malergefell Franz Anton
Heimann ging nach Belancon, um fich unter der Leitung
von Profeffor Melchior Wyrſch, der auf dem Plat St.
Duentin gewohnt, zum Kunftmaler auszubilden. Einige
Zeit ging man nicht mehr nach Frankreich, bis der fran⸗
zöfifche Gefandte 1759 die Bedingung daran geknüpft,
dag man, um dad Stipendium zu genießen, in Fran:
reich ftudiren und daß man beim Empfang de Geldes
bejcheinen müfle, daß man bafelbft ftudirt. Bei dieſer
Frequenz der ausmwärtigen Schulen ift e8 begreiflich, was
rum für dad Kollegium nicht mehr viele Studenten übrig
geblieben find. PBrämten murden von 1753—1820
. 1-11 und von 1841—65, wo man diefelben abgeichafft,
12—27 audgeteilt. Es gab 5 verfchiedene Arten bon
Prämien, auf deren Avers ſich gemöhnlich das Bild des
fol. Bruder Klaus befand. 1763 wurde verordnet, daß
höchſtens 8 Prämien im Werth von 20 oder 21 GI.
488
RITTI NIIT
audgetheilt werben follen. 1771 wurden bem Goldfchmieb
Anton von Matt für 10 Pränien 23 Gt. 7 Sch. und
1787 dem Goldfchmied Franz Joſ. Heimann für 6 Prä-
mien 13 Gl. 31 Ed. bezahlt. Es wurden aud Prämien
wieder zurüdgefauft. 1781 und 92 machte Kaſpar Brup:
pacher in Wädenſchwil 3 Prägftörde. Auf dem einen war
Bruder Klaus auf der Tagfagung, auf dem andern bie
Blendung des Heinrich Anderhalden und auf bem dritten
die Prämieninfchrift abgebildet. 1829, 6. Juni erhielt
Landammann Spichtig den Auftrag, mit den Prägftöden
bon Bruppader 100 Schulprämien und 300 Br. Klaufen
dufaten in Bern prägen zu laflen. Die Salzkafſe fol
dafür allmählig entfchädigt werden. Nachdem die Brofefforen
in da8 Kollegium eingezogen, Tuchten fie um Grlaubniß
nach, im Kollegium die hi. Mefje leien zu dürfen. Diefelbe
mußte zuerft alle 3 Sabre und fpäter alle 7 Sabre er:
neuert werben. Für Prämien wurden im Sabre 10 SL.
5 Sch. ausgegeben. Unter Seugherr Zranz Sof. Stod-
mann 1766—82 wurde für dad Kollegium ein Kelch von
82 Loth 1 Duentchen, das Loth zu 24 Bz., angeſchafft.
Die Kollegigartenmauer, welche 1855 bei Anlegung eines
neuen Gartens abgebrochen wurde, wurde ben 23. Aug.
1754 Pannerherr Imfeld zu Aufführung übergeben. 1798
bis 1800 murde das Kollegium zugleich ald Kaferne und
Lazareth für die franzöfiichen Truppen benußt, ohne daß
die Schule bedeutend unterbrochen wurde. Zeugherr Wolf
wurde den 31. Juli 1813 bevollmädhtiget, beim Kollegium
einen Sodbrunnen fchönfen zu laffen und dem Zeugherr
Spichtig wurde den 17. Mai 1815 Vollmacht ertheilt, einen
Brunnen zum Kollegium leiten zu laffen, fofern er nicht
durch eigene Güter geführt werden muß. 1822 wurde
das erſte Mal während der Vakanz von den Studenten
des Kollegium unter: der. Aufficht der Profefloren und
der obrigfeitlichen Schulfommilfion Komödie gefpielt. Auf
dem eriten Platz Toftete e8 5 und auf dem zweiten 3 Bz.
Die Hälfte davon, welche 67 GI. 21 Sch. betrug, gehörte dem
Kollegium. Das nächſte Jahr durften fie noch einmal bie
gleiche Komödie im Zeughaus aufführen und den ganzen
489
RAIL LTE
Betrag für ſich behalten. 1824, 2. DM. wurde ben Bro:
fefforen mit ihren Studenten bemilliget, eine Komödie,
bie Schlacht bei Senipady, und als Nachſpiel — bie Schaf:
gräber — 3—4 Mal aufzuführen. An die Reparations-
toften mußte dem Kollegium die Hälfte von den Einnah⸗
men gegeben werden. Bei Meier in Luzern wurden 200
Komödizeddel gedruckt Sm Jahre 1848 wurden
unter der Leitung von P. Beat Fuchs Theater⸗
ſtücke zur Aufführung gebracht. Seit 1858 haben alljähr⸗
lich in den Faſtnachttagen Aufführungen ſtattgefunden.
1838 wurden für den Ausbau vom obern Stock des Kol⸗
legiums 1086 Gl. und 1855 für den neuen Garten 1654
Fr. 50 CEts. ausgegeben. Um das Jahr 1849 wurden
dem Freitheil für 600 Klftr Land 495 Gl. bezahlt. 1841
bis 1843 beliefen ſich die Baukoſten auf 1323 SI. und
1864 und 65 auf 2603 Fr. (Bgl. PB. Martin Brogramm
1865 und 1866.)
Nach der Aufhebung des Klofterd Muri den 13. San.
1841 begaben fich einige Gonventunle nach Zug und ans
dere in das Klofter Engelberg, welches nach dem Tod
von Brofeffor Nikolaus Ignaz Wirz, welcher den 3. Aug.
1840 erfolgte, auf das Anfuchen der Regierung P. Adels
beim nach Sarnen gejdhidt, damit er einftiweilen am
Kollegium Schule halte, bis es gelinge, dieſelbe einem
geiftlichen Orden zu übergeben. In Cngelberg wurden
die Conventualen von Muri darauf aufmerkſam gemacht.
Durch ein Schreiben vom 11. März 1841 erfundigte fich
alddann der Abt von Muri, ob und unter welchen
Bedingungen man geneigt wäre, einigen Gonventualen
den Aufenthalt im Kollegium zu gejtatten. Die Regierung
erflärte, daß fie gern geneigt fei, gegen Uebernahme der
Schule dad Kollegiumd zum einftweiligen Aufenthalt
zu überlaffen. Am 16. Dftober wurde mit Abt Adalbert
der Vertrag abgelchloffen und den 23. Dftober vom Lands
rath genehmiget. Er veriprach, drei Profefforen abzuſen⸗
den, einen für die Sefundarjchule und zwei für das Gym⸗
nafium. Am 18. Nov. 1841 wurde die Schule mit 25
Studenten eröffnet. 1848 wurde die Sefundarfchule in
*
4%
2 Klaſſen getheilt und 1863 in eine Realfchule umgewan⸗
delt. Einige Zeit gab es auch eine dritte Realflaffe und
für. die franzöfifchen und italienifchen Zöglinge einen
Vorbereitungskurs, die aber ſpäter wieder wegfielen. Wegen
- Mangel an Lehrkräften mußte der Abt von Muri die
Eefundarfchule von 1845—53 weltlichen Lehrern übers
geben laffen. Das Fächerſyſtem bat fich immer mehr Bahn
gebrochen. Die Zahl der Fächer, Profeſſoren und Zöglinge
wurde immer größer. Am Gymnaſium wurden in ben
erften Sahren je nach Umftänden 2 Klaſſen unter einem
Lehrer vereinigef. Die Trennung der einzelnen Klafſen
erfolgte nach dem Bau des Konviktes und der 5. und 6.
Klaffe im Jahre 1876. Der Unterricht in der franzd:
fifhen Sprache wurde Anfangs in zwei, ſpäter brei,
feit 1867 in vier und feit 1891 in fünf Kurſen ertheilt.
Für den Unterricht im Stalienifchen und im Englifchen
beſtehen feit 1875 zwei Freikurſe. Das Turnen wurde
1884 für alle Zöglinge obligatorifch erklärt, melde
no nicht das 14. Sahr zurüdgelegt. 1863 wurde
mit der Anlage eine Naturalienfabinete® begonnen.
Unter dem Rektorat des hochwürdigſten Abtes Auguftin
nahm die Schule einen neuen Aufſchwung. 1868 wurde
auf dem Wege der chriftlichen Liebe das Convikt gebaut
und zu diefem Zived eine Privatgefelichaft gebildet und
durch unverzindliche Aktien und freiwillige Beiträge das
nöthige Geld berbeigefchafft. Schon 1881 wandte fi
der Erziehungstath mit einem Bittgefuh an Abt Bona-
ventura und erfuchte ihn, dad Gymnafium auf 8 Klaffen
zu erweitern. Wegen Mangel an Gonventualen Tonnte
die Ausführung dieſes Planes erjt im Jahre 1887 ernfts
lich ind Auge gefaßt werden. Borerft war aber ein Neu:
bau erforderlihd. Im Sahre 1889 entichloß fih Abt
Auguftin, denfelben gegenüber dem Convikt auf eigenem
Grund und Boden und auf Koften des Kloſters Muri-
Gries aufzuführen. Die Regierung begrüßte diefen Ent:
fchluß mit Freuden und ſuchte die Herbeifchaffuug des
Baumateriald möglichjt zu erleichtern. Den 22. März
1890 wurde mit dem Bau begonnen und den 15. DE.
1748,
1749.
1750,
1754,
491
1891 die Lyceumskirche eingeweiht. Die Schülerzahl bes
lief ſich 1894 auf 240, die Zahl der Profefloren auf
17, wovon 3 weltliche. (Bgl. P. Aupert, Programm
bon 1891.)
Die Ramersberger dürfen nur fo bie Vieh in’3 Zimmer:
tbal treiben, als fie im Freitheil gemintert.
Der Blag zum neuen Salzhaus koſtete 32 GI.
12. Brahm. Die Beifaffen beflagen fih, daß bie Frei:
theiler mit den Ramerdbergern eine Holzordnung ges
macht, die ihnen fehr nachtheilig fei. Das Gericht ers
fennt, daß die Freitheiler bei ihrem Briefen gefchirmt
fein follen. |
23. Febr. wird beichloffen: Wenn Ignaz Wirz ald In⸗
baber der Matten Schagli fich verbinden will, daß ein je:
meiliger Inhaber diefer Matten da3 darin aufgerichtete
fteinerne Kreuz anftändig fchirme und jederzeit er-
“ alte, fo will man obne weitere Koften M. g. 9. eine
Bußſchuld von 20 GI. vom Landfädel verabfolgen laffen.
1765, 26. Juni wird erlaubt, den Stein zum Kreuz
aufder Sarner Allmend gegen die Aa:Brüde aus
dem Landfädel zu bezahlen. Es foll aber unter anderem
Titel eingefchrieben werden, da man nicht weiß, wer vor
diefen Zeiten dieſes Kreuz hergeftellt und erhalten bat.
7754. 9. Aug. Bauberr von Flüe Tann fürderlih auf dem
Schwibbogen eine Trille erbauen laffen, und dann
Diejenigen, welche fich bezüglich Baum: nnd Erdfrüditen
verfehlt, und 20 Pfd. Buße nicht bezahlen können, barin
durch den Bettelvogt büßen laffen. Ein Jahr nachher
wurde neuerdings verboten, einander Baum» oder Erd⸗
früchte zu ftehlen bei 20 Pfd. Buß oder bei der Trillen
und Prügel durch den Bettelvog.. Zur Abichredung
wurden derartige Diebftäble ziemtich hart beftraft. ALS
im Sabre 1771 eine große Theurung war, da wurden
wiederholte Diebftähle fogar mit Tod am Galgen gebüßt.
Denn Eltern ihre Kinder fchlecht erzogen, dann mußten
fie bisweilen zufehen, mie dieſelben durch den Bettelvogt
audgepeiticht wurden. Solche, bie fih dem Trunk ers
gaben, mußten auf den Dorfbrunnen Hinaufftehen, mit
1762,
492
einem Glas Waſſer in der Hand. Wer fih der Bers
läumdung ſchuldig gemacht, wurde mit einer diesbezüglichen
Snichrift am Hals auf den Lafterftein geftellt. E83 wurden
auch hie und da zur Strafe die langen Haare abgeschnitten.
Ehebrecherifche Weiber mußten früher gelbe Rappen tragen.
Bisweilen mußten unfitilide Menfchen mit einem Strobs
franz auf dem Kopfe den „leßen‘ Weg um den Dorfs
brunnen berumgeben. Größere Verbrecher mußten an
einem Sonn⸗ oder Feiertag mit einer Ruthe in der Hand
in der Pfarrkirche vorfnieen. Diejelben murden dann
bom Drtöpfarrer dem Volke ald warnendes Beispiel por:
geftelt und e8 wurde gezeigt, wad man meiden müffe,
um nicht in die gleichen Verbrechen zu fallen. 1791 fing
man an, die Lumpen derart zu ftrafen, daß fie einen
grünen Hut tragen mußten. Nach dem Grundfag: Wo:
mit Jemand gefündiget, damit fol er auch geftraft werben,
wurden diejenigen, welche Kühe gemolken mit einem Milch-
gefchirr und diejenigen, welche Holz geftohlen, mit einer
Art vorgeftellt. 1600, 80. Dez wurde wegen einem
Weibel, der zugleich Wirth war, folgendes Urtheil gefällt:
„Er fol meine gnädigen Herren alle einmal zu Gaft haben,
warn es jedem beliebt. Und ehrenhalber laſens Ihne
meine gnädigen Herren bliben wie er ift und ſyg er gut
bergangen, fo fol er gut wieder hinweggan.“
22. April erjcheinen die Kägiswiler gegen die Freitheiler
vor Gericht und beklagen fich, weil fie nicht zwei Rat
berrenplähte erhalten, obſchon fie den fecheten Theil
der Steuern entrichten müffen. Die Sreitheiler antworten,
die Rathöherrenpläße feien nach der Stellung ber Kriegs⸗
mannfchaft beftimmt und nicht nach der Steuer. Kägis⸗
mil liefere nur wenig Bolt. Bezüglich der Steuern haben
fte ihnen freiwillig abgenommen und können fomit rechts
lich nicht angehalten werden, mehr zu fteuern.
1762, 26. Dez. wurde auf der Entlibucherfeite für 400 SI. Wald
1767,
verfauft.
14. Nov murde dem Balz Schmid, Bürgel, abgefchlagen,
ein „Lotariſpill“ anzuftellen. Beinebens fol den Frem⸗
ben verboten fein, an Märkten Würfel: und Trillfpiel.
‘493
feilgubalten. 1768, 30. Juli wird vom Schultheiß und
Rath Augsburg ein gewiſſes Lotteriefpiel angeboten. Man
beichließt, Feine Untwort zu geben. Saft einhellig wurde
1775 Perüquiers und. Galanterielrämer Schobinger in
Luzern mit feiner Lotterie abgemiefen. 1807 wurde Nibs
walden abgewieſen, objchon man bajelbit: zu Gunften der
Waſſerbeſchädigten von Wolfenichießen und Dalmwil eine
Zotterie unter der: Direltion von Meinrad Imfeld einge:
richtet hatte. Dagegen gab die Regierung den Waſſer⸗
befhädigten 103 Gt. 24 Schl., nachdem fie im gleichen
Jahr den Berunglüdten in Goldau 666 Gl. gegeben.
Dit dem Geſuch, den Abfak von Lotteriebillet® in Ob⸗
malden zu bemilligen, wurde 1819 Uri, 1825 Schwyz
und 1834 Huber u. Comp. in Neuenburg abgemiefen,
obſchon Letzterer für Bewilligung jährlich 100 Louisdor
angeboten. Als Bernard Jenner an der jungen Faſtnacht
1833 eine Lotterie gehalten, wurde er zur Verantwortung
berufen. Die Regierung.erklärte in ſolchen Fällen, daß
das Landesgeſetz das Lotterieſpiel nicht geftaite, daß das⸗
ſellbe in ökonomiſcher und moraliſcher Beziehung nach⸗
theilig ſei. Lotterien zu wohltätigen Zwecken waren
früher noch weniger bekannt.
1772 wurde Läufer Büeler ein Stück Land zu einem Tenn
verehrt, unter der Bedingung, daß er die Freitheiler un⸗
entgeltlich dreſchen Lafie.
1773 20. Mai wurde beſchloſſen, daß in der Schwändi ohne
Erlaubniß des Kirchenrathe3 Niemand ein Haus oder einen
Gaden baue. Es ſoll ftallhoch gemauert werden, wenn
Steine erhältlich find. Am Jahre 1784 den 20. Mai
wurde verordnet, daß, wer Bau: oder anderes Holz will,
fih bei den Theilern anmelde. Es foll auch Keiner mehr
als 2 Theile Holz ſtehen laſſen; fonft ift eg den Theilern
verfallen.
1774, 11. Juli fchreibt Zandfädelmeifter Franz $. Stodmann an
feinen Bruder, Landvogt in Lugano: „Bor 2 Tagen hat
es in einem Theil von Kernd, Ramersberg und Schwändi
ziemlich ſtark geriefelt. Die Käfe wollen dem Anfchein
nad dieſes Jahr wieder „‚brav’’ gelten. Es find fchon
494
INS I I SE
einige Maienfäfe verkauft. Der Preis ifl aber noch nicht
befannt. Das Emd fchlägt in .allen Gütern wohl an
und man- hofft deshalb mehr Emd ala Heu einzufammeln.
1776, 25. Brachm meldet der Sanitätdratb von Luzern, er
babe von gefchiwornen Viehärzten vernommen, daß in
Kägiswil 60 Stüd Vieh am gelben Knopf, Lungen- und
Milzfuht erkrankt feien und daß anderes Vieh davon
angeftet worden. Sie feien deßhalb gendthiget, den
Verkehr abzufchneiden. Es wurde geäntwortet und auch
nach Nidwalden, Bern und Uri gefchrieben, daß bie
Sache meiften® nicht begründet, daß außer der Allmend
fein Vieh krank und die Krankheit nicht anftedend fei.
Diefe Meldung war etwas verfrühbt. Die Milzkrankheit
nahm immer mebr zu, fo daß außer Alpnach faft in
allen Gemeinden Vieh gefallen und daß man den 23. Aug.
1776 des Wafenmeifters Knecht erlaubt, zum Berfcharren
bed gefallenen Viehes auch fremde Keßler anzuitellen.
Es durfte auch Jedermann felbft und durch Andere mit
oder ohne Haut das Vieh verfcharren laffen. Den Theis
lern im Ramerdberg gelang es, durch ein alte® bewähr—
tes Mittel mehrere Stüde zu retten. Bei großer Hitze,
wenn das Bieh nicht vom Waſſer abgehalten oder wieder:
holt gearknet worden, halfen die Mittel wenig, Man
ließ einen. erfahrenen, fremden Bieharzt fommen. Im
Herbitmonat wurde von Luzern und Nidivalden, von
Schwyz und Zug Biehiperre verhängt, welche dann wieder
aufgehoben wurde, nachdem die Regierung von Obwalden
den 12. Dftober gemeldet, daß. die Viehkrankheit aufge:
hört. Den Kägiswilern wurde an den Schaben bon ber
Obrigkeit 200 Pfd. und den armen Gebr. Burch zu Wilen
100 Pfd. gefteuert. Bern glaubte, das befte Mittel gegen
biefe Krankheit fei, das angegriffene Vieh tobtzufchlagen.
1777, 8. Horn. In Anfehung, daß fich geftern morgend 1/2 Uhr
ein Erdbeben fehr ftarf und fchredbar geäußert, welches
noch täglich und, wie es fich nachher gezeigt, über ſechs
Wochen gedauert und die Erde ob Dummli und bei ber
Dafferlaumi im Bimmerthal einen großen Bezirk geöffnet,
tft dDiefe Faßnachttage das Tanzen, wie auch Tünftige
495
III SE
Faſten alles Spielen bei 6 Thlr. Buß, wovon bem
Kläger ein Drittel zulommt, durch Öffentlichen Kirchenruf
abzufchlagen. 1777, 27. Sept wurde beſchloſſen: Bon
Morgen über 14 Tage fol zur Abwendung des Erbbebend
und der Trödene von jeder Gemeinde eine Prozeifion in
Form des 10ftündigen Gebete vor dem Wllerbeiligften
im Ciborium gehalten werden. Noch ein ftärkere® Erd⸗
beben war den 18. Sept. 1601. Weber dasſelbe fchreibt
tadtfchreiber R. Biefat als Augen. und Obrenzeuge:
„Es bat auch diefer Erbbiben uff dem Land an keinem
ort Schädlicher und ungeftümmer fich erzeigt, denn in
diefem Land Unterwalden, wie ich dann das Landvolk
felb8 hab erzählen hören, und den Augenfchun allent:
halben im Land, fo ich durchreijet, ſelbs geſehen, an ge:
bümwen, glych kleinen und großen und fonderlih an
Kilhen und glockenthürnen, die es fo heftig erjchüttet,
daß die Gloden Klein und groß fich felb8 gelüttet und
angefchlagen und alfo die Thürn u. Kilchen gefchäbiget,
das man ettlich Theil müſſen abſchlyſſen und mieder nüw
machen, ettlich8 aber fonften mit großem Koften wieder
erbefjern. Diefer Jammer ift zwar uff unſerm theil (d. h.
in Zuzern) aroß, aber by unfern nachpuren bon unders
mwalden noch vil größer und ſchwerer gfin, nüt allein fo
vil das erfchütten des Erdrichs belangt, ſondern auch ber
Kilchen, Hüfern und gebümen, dann es in felbigen bil
beftiger ſich erzeigt, ja auch ettliche gemurte gebüm gar
nidergemworfen und in den übrigen hölzinen uffs menigft
die öffen alfo zergengt, da8 man (ber gemeinen fag nach)
vermeint, fein offen im ganzen Lande mer ganz oder uns
beichädiget blyben he.” (Geicichtäfe. III. 113). Zängere
Zeit Hat man immer wieder ein heftiges Erdbeben ver:
fpürt, fo daß der Zandammann den 19. Juli 1602 ans
gezogen, wie Gott, der Allmächtige, durch die Erdbeben
uns täglich warne. Iſt beratben, daß eine jegliche Kilchs
höre Etwas fol thun nach ihrer Gelegenheit etwa einen
Kreuzgang oder Andered. Durch diefed Erbbeben wurbe
die obere Kapelle im Ranft fo befchädiget, daß der Altar
neu gebaut, die Riffe der Mauer ausgebeflest und das
1779
596
IRINA SE
Waſſer durch zwei Abzugskanäle fortgeleitet werben mußte.
Ein ziemlich heftige® Erdbeben war in Sarnen bom 28.
bi 29. Oftober 1836. „Die Gebäude wurden ftarf er:
fhüttert und Schlafende aus dem Schlummer geweckt.
Vorzüglich auffallend und fehauerlihd war das Getöfe,
welches man noch lange im Gebirge widerhallen hörte.”
wurde die Kapelle aufder Kägiswiler Allmend
(„DonnstagsKäppeli”) von der dortigen Theilfame ge-
baut, wahrfcheinlih um in Zukunft durch die Fürbitte
der hl. Antonius und Wendelin vor PViehpreften bewahrt
zu bleiben. |
1785 mußten 18 Gl. 30 Schl. bezahlt werden, wenn Jemand
anfangen wollte, das Freitheilrecht zu benuten. Früher
mußten als Eintritt 10, 25 oder 50 Pfd. bezahlt werben.
1786, 8. Mai wurde ein neuer reitheileinung ges
macht, und 1789, .6. Brachm. erklärt das gefchworene
Gericht, daß das Freitheyl Protokoll beb feinen Fräften
geihirmt ſeyn fol.” Den B.B. Kapuzinern wurde ben
19. März 1796 erlaubt, eine Kuh auf die Allmend zu
treiben unter der Bedingung, daß fie 4 Meſſen in der
St. Antonskapelle lefen und ald Neujahrsgefchent wurde
ihnen gewöhnlich 27 GI. gegeben. Die -Allmenden und
da8 Zimmerthal wurden vom-H. Pfarrer und B. Guar⸗
dian benedizirt und fie mußten an demfelben Tag eine
bl. Meſſe lefen. Als Zeichen der Erfenntlichkeit wurden
ihnen 6 Gl. gegeben. Schon 1800 hatte man feit Manns⸗
gedenken auf der Allmend, bei den Linden und bei der
mittleren’ Mühle Kegelpläge Den 10. Auguft 1800 ift
im obern Zimmerthalwald eine Feuersbrunſt auöges
brochen. Im Sommer ded Jahres 1803 wurden auf
beiden Almenden bis Michaeld:Abend 744 Kühe ge:
fömmert. In diefer Zeit wurde das Vermögen des Frei:
theils auf 60,000 Pfd. geihägt. Am Neujahr 1809 wurde
„in dankvoller Erinnerung, daß der allmächtige, gütige
Gott nicht nur die Herren Freitheiler, fondern auch ihr
Gemeinweſen mit häufigem Segen begnadiget und er:
halten bat — beim „Schlüffel” ein gutes Mittagmabt
gehalten”, — Im. gleichen Sabre wurden dem See nad
⁊
497
RETTEN
Pappelbäume gejegt und im folgenden Sahre auf der
obern und untern "Allmend 2 „Schattgäden” errichtet.
1812, 29. Juni befchloß die Dorfihaft auf ihre Koften
einen Kaminfeger von Luzern zu berufen und ben 6. Jän.
1813 wurde befchlofien: Da Alpnach beim Kirchenbau
in Sarnen Frohndienfte geleiftet, bei ihrem Kirchenbau
ebenfall® Frohndienfte zu leiften und in 2 'Rotten am
7. und 8. Jän. dahin zu gehen und einem Dann
mit Roß 15 Schl. und ohne Roß 71/3 Schl. gu bezahlen.
Weil dad Hagelwetter im verfloffenen Sabre viel g
ſchadet, deßhalb wurden 1813 vom Freitheil „Erbäpfel
angeſchafft, außgetbeilt-und der Betrag vom Freitheilgut⸗
haben zurüdbehalten.
1786 betrug dag Rodelgeld fürSarnen 561 &1. 15 Schl.
Davon erhielten 20 höhere Beamtete uud Rathsherren
jeder 17 Gl. 11-Schl. 5.4. Bom: Uebrigen wurde bie
Hälfte in ber Theilfame Schwändi und die andere Hälfie
in den übrigen Theilfamen ausgetheilt.
1786, 4 Heum. hatten die Sarner in Melchjee Sömmerig 131%];
und im übrigen Kerns für 2031/, Kühe.
"1788, 2. Horn. war das Aawaſſer ganz überfroren.
1788 wurde verboten, mit Geiſſen und Schafen auf
der Gigen zu äßen.
1789 waren in Sarnen 826 ftimmfähige Männer, welche
do8 14. Fahr erfült, nämlih 294 Freitbeiler, 104
Kägiswiler, 64 Ramersberger, 170 Oberjchwander und
194 Unterjchwander.
1790 erklären fich die Sarner mit dem Abzug ded Lunge:
rerſees befriediget, wenn fie Fallthüren anbringen.
1798, 27. April wurde Sarnen proviſoriſch ftatt
Stand, zum Hauptort des Kanton? Unter:
walden beftimmt, weil fih Nidwalden weigerte, die
Konftitution anzunehmen. Das Direitorium befchloß
den 30. Auguft 1798: Der Unterftattbalter und die Ein-
wohner des Diftrikte® Sarnen follen für ihre Haltung
belobt und zur Stanphaftigfeit ermuntert werben.
1798 wurden im Kollegium Soldaten vwerpflegt, die beim Weber:
fall verwundet worden. Mit dem noch nicht zufrieden,
öl
498
IL I EG
wurde noch geftohlen. So 3. B. wurden dem Lindenwirth
Heumann Wein, Lebensmittel, Silberzeug, Kieider u. dgl.
im Wert von 1419 SI. 30 Schi. genommen. Ein anderer
Wirth wurde für 792 GI. 5 Sch. gefchädige. Auch aus
bem Schützenhaus murde Ginige® entwendet. Bon
. Beit zu Zeit wurde Sarnen während der Helvetif mit. Große
Einquartierungen heimgeſucht. inquartierungen von
frangöfifchen Truppen waren borzügliid vom 6.— 16.
September 1798, d. h. vor und nad dem Weberfall.
Einquartierungen von eidgenöſſiſchen Trupyen haben in
den Monaten Auguft, Sept. und Dftober 1802 ftattge:
funden. In diefer Zeit wurben im ganzen Land 877
Dffiziere und 23,094 Gemeine einen Tag einquartiert. Bon
diefen unterhielt Sarnen 526 Offiziere und 7434 Gemeine.
Sarnen mußte deswegen von anderen Gemeinden ent:
ſchädiget werden, weil dafelbft mehr als ber betreffende
Theil einquartiert geweſen. Ein Offizier wurde zu 1'/z GL.
und ein Gemeiner zu 20 Schl. berechnet. Größere und
kleinere Einquartierungen waren auch im Heumonat und
Herbit 1799, im Zänner und März 1800 und im Mai
und Nov. 1802. Dazwiſchen wurden dann wieder Heu,
Pferde und Schladtvieh verlangt, fo daß nach und nad
dad. ganze Land ausgefogen wurde. Weber das Glüd
der Helvetik fchrieb Wolfgang von Flüe, Chorberr in
Bifchof3gell, früher Helfer in Kerns, den 25. Apr. 1801
dem Hauptmann Karl von Flüe: „Schon lange erwartet
‚man bie neue verfprochene Slüdfeligfeit; aber wann —
von wem — mie wird diefe erfcheinen? Hier ift endlid
Alles fatt mit den erften Früchten der Anfangs jo ſehr
beliebten, neuen Freiheitsbäͤume, alfo zwar, daß Jogar
die Freudenprediger jeßt gerne auch die Leichenreden mit
ebenfo großer Freude halten würden. Ein altes Sprich:
wort war: Berfprechen fei herrifch und Halten bäuerifch.
Weil nun jest feine Herren und Feine Bauern mebr,
(fondern Bürger), fo wird dies eben. die Urſache fein,
warum mir nicht® mehr. bekommen.” Weil das ver:
beißene Glüd nicht erjcheirten wollte, find die Schwander
Ihon beim Beginn der Helvetif etwas ungebuldig ge:
499
IL LESE
worden. Den 29. Auguft 1758 wurde geflagt, daß im
Diftritt Sarnen viele Perfonen in der Schwündi ob
. Sarnen fehr unruhig gemefen. Den 13. Dezember 1799
fchrieb Regierungskommiſſär Zſchokke von Sarnen aus
an die Gemeinde Schwändi: Ihr habt euch miber die
Regierung ſchwer verfehlt, indem Biele aus euerer Ge:
meinde andern Gemeinden mit Mord und Brand gedroht,
indem verfchiedene Bürger aus euerer Gemeinde, dba fie
bor Gericht gerufen wurden, den Gehorſam aufgefünbet,
indem verichiedene Bürger aus euerer Gemeinde ben
3. Statthalter Stodmann am veriwichenen Sonntag ben
8. Dez. ſchwer beleidiget haben, da er doch ihr Vorge—
fegter ift und indem verfchiedene Bürger aus euerer Ge:
meinde fich am Bürger Weibel vergriffen haben. Die Be: ..
treffenden mußten dann dem Statthalter und dem Weibel
Abbitte leiten. „Legtens endlich, jchreibt Zſchokke: Die
Gemeinde Schwändi foll fi) einverftehen unter einander,
die wegen ihren innerlichen Unordnungen entjtandenen
Einquartierungsföften der fremden und der Landiwachten
in der allerfürzeften Frift zu bezahlen”. 1799, 10. Heum.
wurden bie Kägiswiler vom Unterftatthalter Peter Ignaz
von Flüe ermahnt, daß fie in zweimal 24 Stunden das
von der Municipalität zugetheilte Geldfontingent der an—
gewiefenen Behörde bezahlen. Seibft ſolche Gemeinden,
die mit Truppen befchwert find, haben e3 entrichtet.
Im Wintermonat 1799 wurde von 1000 Pfd. 5 Schl.
Steuer bezogen. Die Begräbnid von Johann Slaipar
Kathriner, Melchior Kathriner und Nikolaus Burch, welche
von den Franken auf dem Aecherli, mo fie ‚gea.pet, er: -
[hoffen wurden, war den 12. Sept. 1798. Den IT. Nov.
. wurde eine proviforifche Municipalität (Gemeinderath) ge⸗
wählt. Den 16. Dezember 1798 Hat die Wahl ber
Municipalität durh die Urverſammlung ftattgefunden ;
die Municipalität regierte biß den 2. Auguft 1802. Als⸗
dann trat ber Kirchenrath wieder an deren Stelle, welcher
den 25. Nov. durch den Gemeinderath erfegt wurde. Es
nabte nun die Stunde der Erldfung. Die frangöfifchen
Truppen verließen im Aug. 1802 die Schweiz. Mehrere
500
AAAASIGI
Kantone erhoben fich gegen die helvetifchen Truppen und
es mwurben biefelben den 28. Auguft auf der Rengg und
fpäter noch an anderen Drten gefchlagen. Nun erfchienen
wieder 40,000 Franzofen, welche verlangten, daß beide
Parteien ihre Waffen niederlegen. 1802, 2. Nov. ver:
fprach Terier, Kommandant der 1Q4. Halbbrigade dem
Statthalter des Diltriftes Sarnen, fein Möglichfted zu
thun, um den Kanton von franzöfilchen Truppen zu be:
freien, wenn die Obwaldner die Waffen bei ihm ablegen.
Den 19. Horn. 1803 erfolgten die Vermittlungsakte und
damit eine theilweiſe Rückkehr zum Alten.
1799 waren Brimarfhulen in Sarnen, Sialden, Ober:
| wil, Ramerdberg und Kägiswil. Außer Sarnen wurde
nur im Winter Schule gehalten, welche ungefähr 520
Kinder befuchten. Die Sommerfchule in Sarnen ivurde
von 65 Kındern beſucht. In allen diefen Schulen wurde
nur Unterricht im Leſen und Schreiben ertheilt. Welche
Schulbücher zu gebrauchen ſeien, war in Sarnen ber
Dispoſition des jeweiligen Lehrerd überlaffen. Im
Stalden wurden gejchriebene und gedrudte Namenbüdhlein,
Briefe und andere Handichriften gebraucht. Die tägliche
Schulzeit betrug 4—5 Stunden. Damals hatt? Sarnen
2516Cinmwohner und 443 Häufer und 1870 3720 Ein:
wohner und 574 Häufer. Seit 1649 ar bie. Primar:
Thule in Sarnen nicht mehr Landes⸗-, fondern Gemeinde:
Thule. In Ddiefer Zeit waren Folgende als Lehrer an:
geftellt: Hr. Nikolaus Dechslin 1649, Hand Benedilt
MWeninger 1650, Jakob Wolfgang Ramsiperg 1658,
Sebaftian von Wil 1661, Hr. Hein. Amport 1672, Hr. Conr.
Stolz 1673, Hr. Joh. Peter Anderhirfern 1679, Hr. Joh.
Franz Schäli 1681, Hr. Balz Zurmühli 1683, Balz
Imfeld 1688, Joh. Broger von Appenzell 1694, Franz
NE. Kaver Ymfeld 1733, Hr. Franz Ant. Imfeld 1749,
Franz Xaver Amfeld, Sohn ded Franz Nikolaus Xaver
und Nepot des PBorigen, 1758, Joſ. Ignaz Imfeld,
Sohn des Xaver, 1800-1833, mo er freiwillig refignirte.
Seine Schule war: weniger gut; deshalb fab man «8
nicht ungern, als Karl Etlin anfing, eine Peivatfchule
501
———7—— —
zu halten und man pflegte ihm ſeit 1812 alljährlich eine
Gratification von 24 GI. zu geben. Dieſe Gratification
begegnet uns bis 1829. Seit 1817 wird den Mädchen
von wohlehrw. Kloſterfrauen unentgeltlich Schule gehal-
ten 1833 bis 9. Nov. 1854, wo er refignirt, war
Hr. Nikol. Dilier Lehrer. Zur Zeit feiner Krank⸗
heit fupplirte Ignaz Dillier 1841 und 1842, P. Bene:
dit Waltenfpül 1842, Bühlmann 1851. 1854 murbe
Sebaftian Ming Uberlehrer und 1857 Alois von Wil.
Als Unterlehrer ivaren in dieſer Zeit angeftellt: Sofef
Ignaz Britfchgi, Aloid von Wil, Karl Meyerhofer von
Augsburg, der eine Zeit lang Schulbruder gemefen,
nachher das Kollegium befucht und jetzt Kapuziner in
Amerika ift. 1858 übernahm die Unterfchule Hochw. Hr.
Balth. Imfeld. Nachher wurde von Lehrichweftern, Frz.
Dillier, Arnold Anderhalden und den jetigen Lehrern
Schule gehalten 1805 hielten Schweftern der chrijt-
lichen Einſamkeit Schule.
1800 27. Dez. verbrannte die Kapelle in Kägiswyl
Mahrfcheinlic haben Kohlen, die in der Safriftei aus
dem Rauchfaß oder ber Gluthpfanne hinaudgefallen, dies
felbe entzündet. Als man Abende? um 8 Uhr Licht
ſah in der Safriftei, glaubte man, Kaplan Wir; wolle
Jemanden verwahren. Das Kniſtern des brennenden
Schindeldache® hielt man zuerft für das „Brafcheln”
frangöfifcher Bajonnete, die in diefer Zeit hie und da auf
Befuch gelommen. Da in den Prntofollen feine Erwähnung
Befchieht von einem Neubau der Kapelle, fo dürfte dad
Diejenige gemweien fein, die 1459 eingeweiht worden.
1688 wurde diefelbe repariert und ben 6. Dftober 1731
ein neuer Hochaltar geweiht. Die ältefte Vototafel, au
denen man fehen kann, wie damals die Dbmaldner ges
kleidet geweſen, ftammt aus dem SJahre 1705. Die
Rofentrangbruderfchaft wurde den 28. Dit. 1738 ein-
gerichtet. 1797 wurde «in Kapital an die Roſenkranz⸗
bruderfchaft vergabt, damit Kerzen für die Geheimniß⸗
töchter angeſchafft und das Uebrige zu geiftlichen Zwecken
verwendet werde. Im Jahre 1756 wurde ein neuer
w
502
Kapelthurm gebaut. Der Zins der Kapelle betrug 1764
101 ©. 33 Sdil. 4 X. und 1833 175 GI. 24 Schl.
4 a. 1734 betrugen bie verfchiedenen Dpfer 20 GI. 38
Schl. 1 9. 1801, 25. März wurde mit Baumeilter
Nikolaus Burtfcher in Luzern der Accord für den Neu:
bau einer Kapelle abgefchloffen. Diefelbe wurde um bie
Vordiele vergrößert. Er mußte Chor, Safriftei und obere
Hauptmauer feft und dauerhaft aufführen. Es fcheint,
daß die untere Hauptmauer und der Haupteingang nod
bon der alten Kapelle herrühren. Die Theillame mußte
im Herbeiihaffen von Baumaterialien behülflich fein.
Burticher erhielt dafür 1150 Gulden und überdied noch
für Haufteine von Luzern, für 2 Säulen, für Reben:
und Safrifteithüren, für Altar: und andere Tritt, Beſetz⸗
platten u. dgl. 250. Gl., welche in 8 Terminen bezahlt
oder berzinfet werden mußten Für Ertra-Arbeit wurden
ihn 81 Gl. 20 Schl bezahlt. Die 2 Glödlein wurden
1801 von Jakob Philipp Brandenberg in Zug gegofjen.
1801, 5. Heum. haben die Theiler von Kägiswil von den
Theilern in Alpnad 600 GI. geliehen, wofür fie mit
ihrem Theilverindgen und die 3 Abgeordneten mit ihrem
Privatvermögen Bürgihaft geleiftet. Den 9. Dezember
1803 wurden 363: und den 14. Oftober 1804 322 Gl.
13. Schi. zurüdbezahlt. Balz Bucher verhielt für Ziegel
und Kalch an den Kapellenbau 484 Gl. 1 Sch. 1806
12. Aug. wurden von den Slilhern in Alpnach wieder
400 Gulden geliehen, "welche den 20. Hornung 1815
ſammt Zins wieder zur ückgegeben wurden. 1807, 11. Aug.,
erhielt der Biſchof an der Kapellweihe eine Gratifikation
on 36 Gl. und die 2 Bedienten erhielten 24 Gl. Weib:
bifchof Kaſpar mweihte den 17. September 1869 den Hoch:
altır. Für die filberne Ampel wurden 1813 27 Gl.,
und für 4 SKerzerftöde 1838 45 GI. bezahlt. Kaum
batten fie die Schulden bezahlt, welche vom Kapellenbau
berrührten, da wurden den 25. Hornung 1815 die Schul:
den der Pfarrkirche auf die Theilfamen vertheilt. Den
Kägiswilern traf e8 120 Gl., welche fie fammt Zind den
1. Dezember 1817 dem Kirchenvogt Felix Joſ. Stodmann
1802,
1813
.503
II LI GS
entrichtet. 1887, 24. Juni, glaubt Buchbinder Melchior
Rohrer, e8 märe nicht unbillig, wenn ihm nebſt Trinf-
geld, welches er erhalten, 10 GI. vergütet würden, meil
er 30 Mal nah Kägiswyl gefonmen, um in deutſchen
barmonifchen Liedern, melche beim Gottesdienſt gefungen
werben, Unterricht zu ertheilen.
5. Horn. ſchreibt Sekretär Gölblin in Münfter, Tpäter
Generalvifar, dem ueugewählten Pfarrer von Flüe,
Daß es Pflicht fei, fih zur Snveftitur zu präfenti-
ren. Als Canon fei laut Vertrag von 1464 5 Flr., für
die Inveſtitur 10 Flr., für die Refektion 1 Flr. und
Schreibgebühr 1 Flr. zu bezahlen. Diefe Tare ift für
jeden neugewählten Pfarrer gleich. Um den Koften zu
fchonen, wollte Pfarrer Sigrift nicht nad) Münfter gehen.
Münfter verlangte den 12. Hornung 1808 perjönliche
. Stellung, damit er gemäß dem Konzil von Trient dag
Glaubensbefenntniß ablegen fünne. Sigrift bemerkt, daß
ihn die Reife nah Münfter 26 SI. 10 Schl. gekoſtet.
ftiftet alt Kapelloogt Joſ Alois Wirz zu Gunften ber
Familie Wirz 15,040 Pfd., damit der Zind verwendet
werde für arme und brave Jünglinge, welche fich dem
geiftlichen Stand midmen wollen, zur Unterftüßung des
ärmften Priefter8 aus der Familie, damit ein Jüngling
aus dem Gefchlecht Wirz defto eher ein Handwerk oder
eine Kunſt erlernen könne, zur Ausbildung einer Hebamme,
zur Anſchaffung von Schulmaterialien für arme wirziſche
Kinder u. dgl. Die näheren Bedingungen find in ber
Stiftungdurfunde angegeben. Sarnen hat auch Antheil -
an der ftolzifchen Stiftung, an der Etiftung von Bannerherr
Spichtig, Hauptm. Fanger und Landam. F. Wirz. (Brot.
Geichichte der Fantonalen Fonds ©. 82, 43, 50 und 52.)
1806 jtiftete Johann Müller 600 Pfd., damit der Zins
für arme Studenten au? der Schwändi, welche Geiftlich
werden wollen und wenn feine vorhanden, für die Haus:
armen verivendet werde. Joh. Dillier gab 1808 2320
Pfd. für die Anftalten zur Aufhebung des Gaſſenbettels.
1819, 1. Juli ftiftete Abt Pankraz, der Iekte Abt bes
Klofterd St. Gallen, zuerft abwechjelnd für Stand und
Da a una
Samen und den 1. März 1822 für Sarnen allein 6000
Fr., damit alljährlich ein Jahrzeit gehalten werde für die
- Stifter und Gutthäter des aufgehobenen Kloſters St.
Gallen. Der Ueberſchuß von ungefähr 200 alten Franfen
fol unter die Hausarmen veriheilt werden. Weil reis
burg aus NRüdficht auf die Regierung von St. Gallen
die ihm zugebachte Stiftung nicht annehmen wollte, deß⸗
wegen wurde fie dann Sarnen zugewendet. Reg,-Rath
Zurgilgen ftiftete für die Kirche 1159 Fr. 28 Ct., Pfarrer
Wirz in Beuggen für die Spend 856 Fr., Igfr. Joſepha
Zurgilgen für Unterftügung von Armen durch den Orts⸗
pfarrer 1707 Fr. 14 Ct. und für Schul: und Armen:
zwecke der Theilfame Schwändi 2714 Fr. 28 Ct. Lands
ammann Dr. Etlin vergabte nad dem Tod von zivei
lieben Kindern aus ihrer Sparkaſſe 4789 Fr. 96 St. für
eine Kleinkinderſchule. Nach Todesfällen in der Familie
wurde die Stiftung immer: wieder vermehrt, bi? fie 1888
7406 Fr. 71 Et. betrug. 1871 gab rau Landesfefel-
meifter Dillier für die Kaplanei in Kirchhofen 739 Fr.
72 Ct. und 1872, 30. Jän. 8662 Fr. 24 Ct. für Mittag-
fuppe, Belleivung von armen Schulfindern und Erlern-
ung von Handwerken. Commiſſar Dillier ftiftete 1879
für einen armen Studenten von Sarnen, welcher Geift:
lich werden will, 2449 Fr. 76 Ct, Conditor Meldior
Ettlin 1023 Sr. 57 Ct., für die Aufbeflerung der Ka:
planei in Kirchhofen und Kägiswil uno im Jahre 1880
Landammann Frz. Wirz: an bie Helferei und Kaplanei
in Sarnen 1000 Fr. Für die Suppenanftalt in Sarnen
gab Banquier Melchior Durrer 1906 Sr. und fein Bruder,
Fürſprech Alois für diejenige in Kägiswil 1020 Fr.
Landammann Hermann ftiftete 1881 an den Schulfond
1000 Sr. 1884 und 1886 wurde von den Herren Theo:
dor und Adalbert Wirz zum Andenken an liebe Ber:
ftorbene eine Stiftung von ungefähr 4000 Fr. für kirchl.
religiöfe u. mohlthätige Zwecke gemacht u. 1886 die Helferei
um 1030 Fr. 44 Ct. und die Kaplanei um 1028 Fr. 57 Et.
aufgebeflert. Für die Suppenanftalt in der Schwändi ber»
gabte Reg.» Rath Alois Michel 1651 Fr. Bon Hm.
508.
III I TE
Dr. Etlin wurden 1893 für alle 3 Suppenanftalten
zulammen 979 Fr. 29 Ct. vergabt. Für Mittagsfuppe,
für Befleidung armer Schulkinder, Tür die Arbeitsfchule,
für Aufbefferung der Kaplanei in Kägiswil, der Früh—⸗
mefferei in Sarnen und für Stiftung einer zweiten
Kaplanei im Stalden gab Friedendrichter Michel unge⸗
fähr 10,000 Fr. Alois Berwert und feine Frau ließen
1870 auf ihre Koſten die Kapelle im Mattacher binter
dem Graben bauen, die zu Ehren von Jeſus, Maria
und Joſeph gefegriet ift und worin die bl. Mefje gelefen
werden kann. Auf Privatfoften wurde auch die heil.
Kreuz⸗Kapelle gebaut. Außer den genannten wurden in
den legten Jahrzehnten noch verjchiedene andere Stift:
ungen gemadt. Dazu kommt noch, daß 1856 das
Waiſenhaus großentheild aus Beiträgen vun Sarnen ge:
baut und fundirt wurde, daß an den Conviktbau bon
Privaten und Korporationen 15,000 Fr. freiwillige Bei:
träge gefloffen und daß man in den lebten Jahrzehnten
verfchiedene SKranfenvereine gegründet. Wenn mir biefe
vielen mohlthätigen Stiftungen betrachten, dann finden
wir, daß die chriftliche Nächftenliebe, welche fich vorzüg⸗
lich durch Werke der Barmherzigkeit Tundgibt, in ben
legten Zeiten ganz beſonders geblübt.
1814 wurde verboten, mehrere Liegenfhaften in
Einem Briefe zu verpfänden. Dan bielt aber
gleichwohl noch bie und da an dem alten Gebraude feit,
und es entftunden dann in Folge deffen ungefeglidhe
Kapitalien. 1783 wurde von der Landedgemeinde ver⸗
ordnet, daß Fünftighin Kauf: und Gültbriefe nur in dem
Kilchgang, mo da8 Gut oder das Unterpfand liegt, ver:
Tchrieben, daß fie beiden Partheien vorgelefen und gut:
geheißen merden, und daß die Gültbriefe nur ein Ges
fchworner fchreiben dürfe, und daß fie, wenn die eine
oder andere Bedingung nicht erfüllt ift, kraftlos feien.
Die älteften Gültbriefe, melche bis in den Anfang des
16. Jahrhunderts zurückgehen, find vom Landfchreiber
gefchrieben und vom reg. Landammann befiegelt. In
diefer Weile wurden die Gültbriefe bis ungefähr in bie
506
ILS IE SG
Mitte de8 17. Jahrhunderts gefchrieben. 1859 wurde
die Gültenbereinigung im Jreitheil, Kägiswil und
Ramersberg vorgenommen. Die älteften Gülten wurden
1530 und 1554 errightet und find auf Pergament ge⸗
fchrieben.. Es wurden 2226 Gülten zur Bereinigung ein
gegeben, wovon 2144 protofollirt wurden, melde einen
Werth von 1,192,207 Fr 55 Ct. haben. 71°. von
diefen Gülten gehören Privaten oder Korporationen in
der Gemeinde. 1860 murbe die Gültenbereinig-
ung in der Schmwändi vorgenommen. °js von den
Gülten wurden nach 1800 errichtet, während in Kägis⸗
wil die meiften aus der Zeit von 1700—1800 datirt
find. Die zwei älteften Gülten tragen die Jahrzahl 1555 und
1563 und find auf Papier gefchrieben. ?/s der Gülten
find Eigentbum der Schwander. Nur 14 °/, von diefen
Gülten gehören dem Ausland. Es wurden 2000 Gülten
im Werth von 1,182,676 Fr. 60 Et. protofollirt.
1817 wurde das ANamwaffer gefhöpft. Die betbei-
ligten Güterbefiter von Sarnen mußten daran 1822 GI.
9 Schi. und die Giüterbefiter von Sachſeln 1249 GI.
bezahlen. 1823, 10. und 11. QSuli wurde bon Lande
ammann Spichtig Rechnung abgelegt. Er hatte wegen der
Aawafferfhöpfung eingenommen. 3567 GI. 5 Schl. und
ausgegeben 4193 Gl. 11 Schl. 3 A. Gegen den jes
meiligen Aamüller wurde von Zeit zu Zeit Klage ge-
führt, daß er das Aawaſſer allzu fehr ſchwelle, fo daß
die anftoßenden Güter deswegen gefchädiget werden und
die Filche ihren freien Lauf nicht mehr haben. Es wur:
den dann Männer abgeordbnet, damit fie die Aamühles
wuhr befichtigen und die nothwendige Weifung ertheilen.
1650, 3. Nov. wurden Männer beauftragt, nachzufchauen,
was Diejenigen geben würden, welche Güter am Aawaſſer
und am See haben, wenn die Regierung die Mühle
faufen und niederreißen würde. Es wurden 6000 Pfd.
angeboten. Man fand aber, daß es mehr. Toften, würde,
und daß das Angebotene nicht ganz ficher fei. Nachdem
Schügenhauptm. Kafpar Imfeld 1651 das Zugrecht aus:
geübt und die Yamühle an fich gezogen und als er im
807
III IS SG
Begriffe war, diefelbe umzubauen, da bot er fie der Re:
gierung zums Kaufe an. Dielelbe aber erkennt, die
Mühle nicht hinwegzuthun, meil bei großer Kälte das
Waſſer beinahe bei allen Mühlen im Land gefriere und
dann beinabe nur auf der Aamühle gemahlt werden
fünne. Bor einigen Jahren bei der Korreftion bed Aa⸗
waſſers wurde fie endlich doch befeitigt.
1817 am Xelplerfeftinder Shwändt hatte Kaplan
Etlin ausgegeben 887 Gl. 27 Sch. 3 A. und eingenom:
men 400 Gl. 5 Sch. 5 Ar.
1819 brennt ein Wald ob dem Ramersberg.
1819 ift Sebaftian Wir; nah Brafilien außge
wandert 3 fcheint nicht, daß Sarner: oder Ob:
maldner bei der Auswanderung von Schweizern nad
Preußen im Jahre 1712, nah Süd-Garolina und Geor⸗
gien in den Sahren 1711 und 1734, nach Preußifch-
Pommern 1770 und 1771, nach Kentufy in Nordamerifa
1793, nach der Halbinfel Krimm 1804, nach Piedemonte
in Neapel 1812, nach Nordamerifa 1816—1819 fih ans
gefchlofien Haben. Wir; war wohl der erfte, der fih an
einer größern fchmweizerifchen Auswanderung betheiliget.
Der König von Portugal erflärte fih den 16. Mai 1818
bereit, eine gewiſſe Anzahl ſchweizeriſcher Koloniften unter
ſehr bortheilhaften Bedingungen in die ſüdamerikaniſchen
Staaten aufzunehmen und bevollmächtigte Gaſchet zu Unter⸗
handlungen mit den Regierungen von Freiburg, Bern u. eini⸗
gen andern Kantonen. Bald war die Zahl der Reiſeſeluſtigen
auf 2017 angewachſen, wovon 873 von Freiburg, 587 von
Bern, 300 von Wallis und die übrigen von Luzern, Schwyz,
Solothurn, Aargau u. f. w. Sie nahmen eigene Geift:
lihe und Schullehrer mit. 1819, 4. Juli waren die
Koloniften von Freiburg und Wallis bei Stäffis ver⸗
ſammelt. Dieſelben vereinigten ſich zu Baſel mit den
Koloniſten aus den übrigen Kantonen und fuhren über
den Rhein nach Dortredt. Erſt den 11. Sept. waren
die 7 Schiffe zur Abfahrt bereit. Das erfte Schiff er:
reichte Rio Saneiro in 7 Wochen und das lebte in 5
Monaten. Bon 2021 Audwanderern ftarben 313 und
1825
1826
1626
1832
1832
508%.
wurden in die: Tiefe des Meeres verſenkt. Der König
von Portugal that das Mögliche, um den Anlümmlingen
ihr Schickſal zu erleichtern. Sie wurden nad Morro
Cueimado, jett Neu: Freiburg, einem von hohen Bergen.
umgebenen Thale, 50 Stunden von Rio Saneiro am
Fluſſe Bengala geführt. (Vergl. Neujahrsblatt der Zür⸗
cheriſchen Hülfsgeſellſchaft 1821.) 1852 und 1854 find
219 Dbmaldner, wovon 45 von Sarnen, nad Brafilien
ausgewandert. Für diefelben murden bon. ben betreffen
“den Gemeinden zufammen 41,209 Fr. 99 Gt. vorges
fhoffen. Sarnen machte einen Borfchuß von 5056 Fr.
70 ©. Einzig Alpnach wurden 2506 Fr. 65 Ct. zurück⸗
bezahlt. Es fcheint, daß von den Koloniften geleiftete-
Abzahlungen nicht ausgehändigt worden.
am erften Sonntag im Seumonat war Ueberſchwem—
mung in Bigigbofen. Ä .
wurde beichloffen, die Jahrzeit von. der Bruder:
haft des hl. Nuguftin aljährlid am Dienstag
nach Auguftin abzuhalten.
26. Oktober wurde vom gefchiwornen Gericht ein Urtbeil
gefält über dag Atzungsrecht im Shwanbiwalb,
welcher den Kägiswilern und SFreitheilern gemeinfam ift.
bat die Melcha einen Theil der neu erbauten Steine
wuhr eingeriffen. Es wurde in diefem Jahr eifrig am
Schulbauß gearbeitet und das Haus von Lanb-
ammann Spicdhtig ausgebaut, daß mar es nicht
mehr erkennen konnte
im Nov. wurde der Sarnerbund geſchloſſen. Die
Julirevolution in Paris im Jahre 1830 hatte auch in
der Schweiz den Kanıpf gegen die fath. Kirche und ihre
Snftitute machgerufen. ‘Die radikalen Regierungen von
Bern, Zürich, Luzern, Solothurn, St. Gallen, Aargau,
Thurgau fchlofien im März 1832 daS fogen. Siehner:
Concordat, dem die Fatholifch:konfervative Sarner-Confes
renz im November desſelben Jahres folgte, welche dem
Bund von 1815 treu bleiben wollte. Während erftere
Verbindung nebft dem fchon 1831 gebildeten radikalen.
„Schugvereine” belafien wurde, erflärte die Tagſatzung
|
am 12." Nuguft 1833 die Sarner-Sonferenz für auf:
gehoben.
1834 bis 1835 wurden burch die Suft in Alpnad für
Obwalden 81,601 Maß Wein eingeführt. Da:
bon kamen nad Sarnen 54,706 Maß. Landammann
Spichtig allein, welcher eine Weinhandlung befaß, führte
34,998 Maß ein. Nah ihm folgt Meldior Zurgilgen
mit 4247, Schlüffelwirtb Nil. Stodmann mit 3095,
Adlerwirth Melchior Bucher mit 2618 Maß.
1837, 1. März waren in Sarnen 8007 Seelen wovon 2878
Bürger, 123 Bürger anderer Kantone un, v Ausländer.
Männlid waren 1478, weiblich 1529.
1838—1848 betrugen bie duͤrchſchnutlichen Ausgaben des
Freitheils 1530 Gl. 1848 beſaßen die Freitheiler
Kalchern⸗Allmend 7695 Klftr., Allmend hinter dem Rüdli
9898 Alft., Allmend hinter der Rüdliſchür 1204 Kiftr.,
Allmend hinter dem Hasli 17,457 Klft., Schloßacher⸗
gärten 4600 Alftr., Allmend ob dem Kollegium 15,839 Kiftr.
Almend ob dem Rapuzinerflofter bei der Suft 5362 Klft.
Sämmtliches Allmendland betrug 145,180 Klft, wovon
17,000 unfichere® u. unbebaute® Land u. 8000 Rıf. Fuß
und Fahrwege. Die Zahl der Freitbeiler war ungefähr
115. Man will jedem Freitheiler 1000 Klafter Allmend
geben. Dad im Zimmerthal und Teufimatt zu ſöm—
mernde Vieh wurde auf 140 Kuhſchwere bejtim mt.
1839, 22. Dez. wird zuerft bei der Pfarrwahl beftimmt, daß die⸗
„Gotte“ ftatt der Kerze und dem „Zuchentragen“ IOo⸗
alte Batzen zu bezahlen habe.
1840, 28.—30. Juni war der Wettfchießet’ ber 3Ur
tantone, nachdem der Rath den 23. Mai die Abhals
tung desſelben geſtattet. Er erlaubte auch einen Freit
ſchießet auf dem Landenberg, der aber 2000 Fr. nicht
überſteigen ſollte ind gab 4 Bruder-Klauſen-Dukaten mit
dem Wunfch, daß fie auf die 4 Orte Uri, Schwyz, Ob⸗
und Nidwalden vertbeilt werden. Er geftattet die vor⸗
rätigen Zelte im Zeughaus zu benugen. Der Wett:
Thießet wurde auf der Allmend beim Kollegium gehalten,
wo auch die Zelte fich befanden, unter denen ein Theil
510
ber fremden Schügen während der Nacht ausgeruht. Es
waren 30 Scheiben aufgeftelt. WERNE
Zum Feſtmahl wurden die beiden Rathfäle benugt. “Der
legte Wettichießet wurde den 9. September 1832 zu Alt:
dorf gehalten. Kanonendonner verkündete den Beginn
des Schütenfefted. Sonntag den 283. Juni famen 590
Urner und Schwyhzer im Dampficiffe „Stadt Luzern”,
melches 1837 feine Fahrten begann. Auf 2 Ihöngezierten
Nauen erichienen 200 Nidwaldner mit ihren Vorgeſetzten.
In der Kirche zu Alpnach wurde denjelben Gottesdienft
gehalten. Auf dem Wege nach Sarnen waren verfchiedene
Triumpbbogen errichtet. Bon allen Hügeln und Bergen
grüßte die eberne Stimme des Gefchüged. Auf dem
Dorfplag zu Sarnen war eine 64 Fuß hohe und 24 Fuß
breite Pyramide errichtet, mit den Wappenjchilden ber
3 Urfantone und Gemälden aus der Gründungsgefchichte
der Eidgenoflenichaft geziert. Am Fuß derjelben war
eine Rednerbühne angebracht. Beim Erſcheinen der
Schügen aus der Urjchweiz war dad Bolf vom ganzen
Land berbeigeftrömt. Die Mufifanten trugen Tſchakos
und Uniformen. Nach dem Schießet wurde befchlofjen,
daß die Malereien in dag untere Zeughaus gebracht und
zoſelxn roh aufbewahrt werden. (Vgl. Volksfr. 1884
r 85.
1841 und 1852 war mit Sachfeln Streit wegen dem Floßen
inder Melde. Be
1842, 8. Dit. erfcheinen die Freitheiler vor dem Siebengericht
gegen die Rägiäwiler wegen Benugung des Kägis—
wiler- Waldes, Atzung und Abholzung. Dad
Gericht entfcheidet zu Gunften der Freitheiler..
1842, 8. Okt erfcheinen die Freitheiler vor Gericht gegen die
Ramerdberger wegen Benugung der Waldungen
Die Freitheiler werden in ihrer alten langen Beſeſſenheit
geſchirmt.
1843, 18. Heum. beſuchte der päpſtliche Nuntius und der fran⸗
zöſiſche Geſandte die Muriherren im Kollegium.
1844 wurde zu Sarnen die erfte Maiandacht in Ob:
walden gehalten und 1848 die erite in der Dorf:
1844
1848
1849,
1849,
1853
1855,
1856,
1856,
511
fapelle. Bei den Studenten in Engelberg wurde fie
eingeführt 1848, in Giswil 1852, in Melchthal 1858, in
Zungern 1854 u. |. mw.
wurde bon der Regierung ein Unterfuch verlangt, ob
fanged Bauholz unfchäblih duch dad Aawaſſer ges
floßt werden könne. Die Anftößer des Aakanals und die
Sreitheiler proteftieren dagegen den 8. Mai 1844. Es
fei alte Uebung, daß nit mehr als 2 Schuh langes
Holz durch rinnendes Waſſer geflößt merbe.
im Auguft befchloß das Freitheil Sarnen die Allmend
zu vertbeilen und die Alpen zu berpachten. Die
Minderheit fchlug den Rechtsweg ein und gewann in
eriter Inſtanz, verlor aber beim Apellationdgericht. Die
Almend wurde nun fo fchnell als möglich vertbeilt. Der
jedem Genoffen durch dad 2008 zugefallene Theil bleibt
ihm lebenslänglich. Nach feinem Tod fällt er wieder der
Korporation anheim. Kein Genofje darf fein Stüd All⸗
mend berpfänden.
26. Aug. wurde befchloffen, bie noch unveriheilten eidgen.
Duartiergelder im Betrag von 1125 Fr. für Ankauf einer
neuen Feuerſpritze zu verwenden.
13. Dez. wurde die Arbeitjchule eröffnet, nachdem
man vorher ungefähr 12 Louisdor freiwillige Beiträge
gefammelt, um bie Lehrerin zu bezahlen und den armen
Kindern Arbeitsftoff anzufchaffen.
wurde die Kägidwiler Allmend vermeflen durch Statt:
halter Michel.
26. Dez. war das erfte Vereinsfeſt vonder Kind—
beit Jeſu.
22. Nän. war Einzug in den neuen Spital.
17. Dez. begannen die Berhbandlungen wegen dem Opfer:
lostauf. 1860 wollte das biſchöfl. Ordinariat den-
felben nicht geftatten, 1861 erklärte es, daß es denfelben
im Grundfag nicht billige, aber dulde und ignorire.
1863, 81. Juli wurde die Opferentichäbigung geregelt.
1871 wurde bejchloflen, bei Gedächtnifien und Jahrzeiten
anftatt zwei nur ein Mal zum Opfer zu geben und bei
Gedächtniffen 3 und beim Leidbopfer 1 Ct. zu opfern.
12
et
:1858 zeigte fich in einem Wald zu Sarnen ber Borken:
täfer.
1860 wurde die Beihnungsfch ule unter dem PBatronat der
Zunft: und Meifterfchaft eröffnet.
Hiemit wollen mir die Chronik fchließen. Mehrere aus
der neueften Beit haben mir gelegentlich gebracht, Anderes findet
man im Amtsblatt und in der Zeitung, die in — Zeit zu
erſcheinen begannen.
5183
REIN LT
Regiſter.
Aa 322, 436, 437, 497, 506, 511.
. Yamühle 130, 221, 270, 299, 437, 467, 476.
Aderbau 379.
Aecker 275, 279.
Neplerfilbi 384, 507.
Allmend 301, 331, 413, 466, 491, 511.
Alpen 124,129, 130, 136, 137, 142, 143, 166, 186, 189, 208,
228, 274, 276, 278, 281, 282, 302, 318, 319, 344—346,
389, 413, 467.
Ammänner 266.
Antontusfapelle 297.
Arbeitsichule 511.
Archiv 436.
Armenweſen 351.
Auguftinus-Bruderfchaft 326—328,. 508.
Auswanderung 507. -
Bad in Wilen 444.
Bäche, Iteberihwernmungen 438, 508.
Bäder 439.
Bann, Suspenfion und Interdikt 265, 272.
Bannales 282.
Beinhaus 142, 208, 298.
Beilajlen 320, 326, 434, 471, 491.
Bettelvogt 350, 351.
DBevölferung 377, 476, 500, 509.
Breitholz 450.
Sel. Bruder Klaus 7, 10, 18, 46, 51, 52, 73, 75, 83, 85, 133,
141, 156, 164, "165, 197, 213, 228, 280, 254, 255, 306,
320, 335, 336, 341, 397, 420, 421, 497, 465, 469,
476, 480,
Bruder Scheuber 497.
Bruderfchaften 428—430, 467, 508, 511.
Brüden 137, 321—323.
Brunnen 294, 337 —341.
Bundegerneuerung mit Paris 137, 216218.
Bundeserneuerung mit Wallis 335.
514
Ehrisma 271.
Commiſſariat 42.
Conzil von Trient 10, 96,
Dillier Joh. Bapt., Stifter des Kollegiums, 122, 477482.
Dorf, Dorfbrand 286, 287, 302.
Dorfbrunnen 337—--341.
Dorfkapelle. Siehe Kapelle im Dorf.
Ehebuch 320. .
Eheverſprechen 253. Ä
Ginig 281, 287, 302.
Eisgehen 419.
Eliſabethengeld 56.
Engerlinge 307, 458, 459.
Erdbeben 494, 495.
Ehweiden, Ahung 274—281, 319, 320, 491, 508.
Fähren 451, 452.
Feierabend im Ramersberg 288.
Feld 277, 281.
Feuerpolizei 323—826, 511,
Feuerzeichen 435.
Firmung 321, 200.
Fiſchen 138, 442—444.
Franzisfaner oder Barfüßer in Luzern 274, 311.
Freuenflofter 133, 134, 337—340, 352--363,
Sreitheil 295, 304, 307, 337, 341, 384, 428, 476, 491, 498,
196 3
‚909.
Friedhof 284, 309, 475, 476.
Fruchthandel 379. | ’
Frühmeſſer 51—59. |
‚srühmefferei 341, 342.
Gebet große 318.
Gelübde Der NRamersberger 288.
Gefchlechter, ausgeſtorbene: Amacer 71, Ambül 72,
Bär 72, Berolinger 73, Bröndli 73, Burfhart 73,
Dieggenihwand 74, Einwil 74, von Flüe 76, Frieß 76,
Gebli 76, im Heimgarten 76, Heintzli 77, im Hof 80,
515
Huber 80, Jordi 82, Isner 83, Kaifer 84, Knöboſſer
85, Krepfinger 85, Kreb 86, Kündig 88, Raab 88, Margu—
metlon 88, 261, 264, Mofacher 89, am Ort 89, Rüdli
89, von Rüti 90, Ruß 90, von Sarnen 90, Schäli 91,
Schriber 92, Schröter 93, Schwendiner 98, Schwitter
93, von Tellon 94, Tuchei 94, Windlin 94, MWinmann
84, Molf 95, Zus 95.
Geſchlechter; lebende! von Ah 98, Amſtalden 99, Inder:
halden 100, Anderhirfern 101, Andermatt 102, Bann:
wart 102, "Berwert 103, Britfchg i 103, Bucher 104,
Burd) 105, Dillier 107, Etlin Fanger 108, Fench
110, Frunz 110, Glimet 114, Herlig 114, Heymann 115,
Zafober 119, Imfeld 123) Jöri 80, Kathriner 156,
Kifer 157, Ming 159, Müller 160, Omlin 161, Riebli
165, Schmib 165, Schwarber 170, Seiler 171, Stock⸗
mann 172, von Wil 199, Wirz 202, Zurmühle 257.
Getreide 268,
Gewicht und Maß 448, 449.
Gigen 497.
Slasmaler 81.
Glauben 210, 280.
Gloden 333—835, 435, 451.
Gülten, Gültenbereinigung 505.
Güterſchatzung 297.
Hag 275, 281, 288, 289, 382.
Hausplatz 8 287.
Helvetif, Ueberfall 253, 497500.
Herenprogzelle, Hexenweſen, 17, 30, 454 - 456.
Hexenthurm, Arhivthurm 460, 461.
Höfe 260—262, 271, 273.
Holz 317, 331, 491, 498.
Holzlaß 280, 289, 300.
Hundeſchlagen 453.
von Hunwil, Edelfamilie 263.
agd 390-396.
—— 267.
— 307, 318.
516
IR LS SIE
Käfer”459, 460.
Käppeli auf der Kägiswiler Allmend 496.
Käppeli im Mattacher 505.
Raltbad 402, 403.
Kapelle bei der Brüde, St. Antonsfapelle 417.
Kapelle im Dorf, Dorfapelle 141, 306, 321, 431, 434.
Kapelle in Kägiswil 283, 284, 466, 501503.
Kapelle im Ramersberg 306, 444,
Kapelle im Stalden 284, 294, 450, 467, 471, 476.
Kapelle in Wilen 309, AA4,
Kapitelsbibliothef 483,
Kapläne in Kägiswil 44—51.
Kapläne in Klirchhofen 85—39.
Kapläne im Stulden 39—44,
Kaplanei des Frauenfloiters 360.
Kaplanei in Kägiswil 434,
Kaplanei in Kirchhofen 282, 291—293, 317.
Kaplanei im Stulden 364, 436.
Kapuzinerkloſter 18, 183, 134, 212, 337—843, 403—313, 442.
Stellner 263.
Kirche 3, 4, 259—262, 284, 380—382, 431, 434, 471-- 476,
Kloſter Engelberg 264, 268, 271, 489°
Kloſter Muri 268 ‚356, 360, 489491, 510,
Kloſterkapläne 59-71.
- Kollegium 477—491, 510.
Kornhaus 378,
Kreuze 441, 491.
Krieg, Kriegsdienfte 294, 387, 430.
Kriegsdienjte fremde 137, 139, 142, 148, 145, 167, 195, 205,
207, 209, 210, 214, 233—243, 245 — 248,
Läuten 142, 288, 422, 423,
Zandenberg 261, 269, 270, 363.
Landvogt 269, 270.
Licht ewiges 302.
Linden 302.
Lotterie 168, 492, 493,
Maiandacht 510.
Markt 348-350.
517
—⸗— —
Melcha. Relazwuhr 134, 280, 284, 285, 321, 844, 426,
Mebger — 386.
aninderheit ga fügen 280, 282.
Mühlen 138, 308.
Miller 446.448
Nachrichter 452, 453.
Nüſſe 465.
Oelberg 300.
Ohmgeld 457.
Opfer 383, 480, 511.
Orgel, Organift 343, 475.
Panner päpftl. 82.
Pannerfhmwur 435.
Peſt 14, 386,
Pfarrer. 9—26, 267, 285, 291, 296, 310—315, 347, 400, 503.
Pfarrhelfer 26-35, 291293) 310— 315, 460.
Pfarrhof 3, 11, 346,
Pfifter 446-448,
Pilgerfahrt nah Serufalem 173.
Priefterfapitel 33, 326—328, 483,
Probſtei Luzern 4, 259, 262, 268, 271, 272, 274, 313.
Pulverthurm 432.
Quart 265,
Rathhaus 277, 286, 304, 882, 383, 467—471.
Rathsherren 396899
Relief von Ing. Müller 470.
Reliquien hl. 800, 476.
Rigifapelle 462.
Rodelgeld 497.
Römerbruderichaft 377.
Ruggiſchwil 5, 200, 264, 274, 276, 287, 294—296.
Sagen 299.
Salzhaus 491. |
Salzquelle in Alpnach 214, 219.
518
WELL GL IE
Sammlung, maneſſiſche 5.
Sanitätöwejen 120, 439, 440,
Surnen 3, 258, 265, 286, 476.
Sarnerbund 508,
Schäfer 427.
Schätze, unterirdiſche 121.
Schilt 427.
Shritſtein 456,
Schüben 104, 302, 364—373, 477—491.
Schule 305, 332, 361, 362, 374376, 500, 508.
Segnungen des P. Markus diAviano 44l.
Geidenfpinnen 61.
Siebengericht 8386.
Siehenhaug 299.
Sigriſt 315.
Sömmerung 497.
Spend 283,
Spital 800, 511.
Stege 308, 323.
Staffeln 301.
Steuer 140, 281, 445, 446.
Stift Beromünfter 4, 262, 264, 271—273, 285.
Stiftungen 503—505.
Stimmfähige 497.
Stipendium in Mailand 42, 45, 169.
Strafarten 491, 492. »
Straßen 423—426, 466,
Suſt 377.
Tabak, Tabakrauchen 461, 462.
Tanzlaube 414, 470
Taufe der Claudia, „octer Heinrich II, 125.
Taufen, Taufbud) 321, 471.
Theater 335—837.
Theiler in Kägiswil 413.
Theiler in der Schwändi 387890.
Theurung 318.
Todtenbucdh 320, 426, 427
519
Urbar 5, 8310-315.
Berfündbuch 419-423, 430.
Viehpreſten 494.
Volksmiſſion 23, 462 -465.
Wachtpoſten 259,
Mächter 308,
Wald 274, 278, 8301, 317, 401, 491, 492, 508, 510.
MWaldbrüper 315, 316, 432, 433.
Waldſchweſtern 319.
Wege 280, 282, 290, 291, 303, 373, 425, 426,
Weiße Buch 7, ‚85, 92, 269.
Wirthichaftsweien ‚308, 414—417, 461, 462, 509.
Wolfengelfäppeli 439.
Zehnten 273, 279, 282, 281, 285, 291—293, 296, 809, 312,
313, 316, 319, 347, 360,
Zeichnungsſchule 512.
Zeughaus 456—458,
iger 266, 267.
unft⸗ und Meifterfchaft 328—331, 429,
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