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Full text of "Chronik von Sarnen"

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yälhln 









THE GIFT OF 


WILLIAM BAYARD CUTTING, Jr. 
(Class of 1900) 






OF NEW YORK 






FOR BOOKS ON SWITZERLAND 


4 





wo 





Landenberg. 


Sarnen, 


Ramersberg. 






























































MUT 
h ' 
| 








ii 

















Dorfkapelle. 


Penfionat und Waifenhaus. 


Kollegium. 


Pfarrkirche. 


Frauenklofter. 
Kapuzinerklofter. 


Hexenthurm. 


Kirchhofer. 


Kantonsfpital. 


Sarnerfee. 





Ehronik von Sarnen 
Anton &üchler, Pfarrheffer, 


in Kern?. 


a 


Sarnen. 
Buchdruckerei von Joſef Müller. 
1895. 


2 win 77 BJ 


Harvard 'Oblisfe Library 
Mum 311007 
x Glftiof N 
W.Bayard Outting, Jr 





Bormort. 


Er 5 . 
Bei vorliegender Arbeit haben wir vorzüglich benußt: 


1. 


6. 
7. 


Geſchichtsfreun 


Das Staatsarchiv: Das Staatsprotokoll, welches 
1546 und das Gerichtsprotokoll, welches 1528 beginnt. 

Im Staatsprotokoll find nicht bloß die Verhand— 
lungen des ein-, zwei: und dreifachen Rathes, ſondern 
auch die Verhandlungen der Landesgemeinde und des 
Bußengerichtee. 


. Das Pfarrardiv: ZTauf: Ehe: und Sterbebücher, 


Urkunden, Pfarrichriften. 


. Das Gemeindearchiv: Urkunden, Urbare, Kirchen: 


und Kapellenrechnungen. 


- Arhiv Des Freitbeiles, der Theilfame 


Shwändi, Kägiswil und Ramersberg. 


. Bamilienardiv der HH. Landammann und Ge: 


rihtspräfident Wirz. 
Samilienardiv des H. Dr. Stocdmann. 
Regeften von Zeugherr Wirz und P. Martin Riem. 


Bon den gedrudten Werfen benusten wir vorzüglid) 
‚ Bufinger und Eidg. Abſchiede. 


Bei dieſem Anlaß ſprechen wir herzlichen Danf aus Allen, 
die und mit der größten Bereitwilligfeit die Archive geöffnet, 
und durch gefällige Mitteilungen auf irgend eine Weife 
bei unferer Arbeit unterftüßt und befonderd der Redaction 
des Volksfreund, die uns den Drud derfelben erleichtert. 
Wenn die Vollendung der Chronif fich länger verzogen, fo 
fommt das daher, weil fie länger geworden, ald wir geglaubt 


und weil überdied noch verjchiedene Hinderniffe in den Weg 
getreten. Weil Sarnen Hauptort von Obwalden tft, deshalb _ 
haben wir darin mehrere® aufgenommen, was den ganzen 
Kanton angeht, 3.B. Rathaus, Zeughaus, Jagd, Schüßen: 
weſen, Schule und Del. Die Chronifform haben wir Des: 
wegen gewählt, Damit wir das, was wir jpäter gefunden, 
leichter nachtragen und verwerthen Fünnen. Im Regiſter findet 
man das auch einen gewiflen Gegenftand Bezügliche zufammen: 
geftellt. Wenn Diefe Chronik auch unvollkommen, fo hoffen 
wir dennoch auf eine gnädige Beurtheilung. 


Kerns, im September 1895. 


Der Berfafier.. 








Chronif von Sarnen. 


_—o — 


‘ Der Name Sarnen kommt mwahrfcheinlich daher, weil der 
Boden, auf dem dad Dorf gebaut ift, von der Melcha und der 
Aa, welche früher einen ungeregelten Lauf hatten, „verfaart” 
und überſchwemmt war. Sarnen begegnet uns zuerft in einer 
Urkunde von ungefähr 881. Gemäß derſelben ſchenkt Necho 
feinen Befig in Sarnen der Benebiktinerpropftei in Luzern, 
welche unter dem Abt von Murbach im Elfaß ftund und 1455 in 
ein Ehorberrenftift umgewandelt wurde. Zur Zeit diefer Ver: 
gabung wurde wahrjcheinlich von dem Klofter zu Murbach die 
erfte Kirche in Sarnen gebaut. Die Benediktiner 
waren ſomit die Erſten, welde in Obwalden eine 
regelmäßige Seelforge eingeführt. In dieſer Anficht 
wird man beitärft durch den Umftand, daß der bi. Petrus aud 
Batron der Kirche zu Murbach if. (Bol. P. Martin. Bro: 
gramm 1866.) Damals, als ganz Obwalden nur eine Pfarrei 
war, mar der bi. Petrus auch Landespatron; daher mag es 
wohl fommen, daß die Obwaldner einen Schlüffel im Wappen 
haben. Da der ältere Pfarrhof ein wenig von ber jeßigen Kirche 
entfernt war, fo mag es wohl fein, daß die erfte Kirche von 
Holz nicht an der nämlichen Stelle ftund, fondern näher gegen 
Wilen war und vielleicht von dem dortigen Bach Schaden ge: 


4 





litten. Die Pfaffenmatte grenzte an das Bächlein, welches 


zwilchen Flühli und Mühleberg berabfließt. 

Allein bald nad dem Jahre 1000 wurde eine größere Kirche 
bon Stein gebauti-YEim!. Ueberreft dieſes romantichen byzan⸗ 
tinifchen Baueß ill: dau Glockenthurm bis zur Höhe von 54 
Fuß. Aus diefer Kirche ſtammt ein Progeffionstreuz und das 
ältefte Glöcklein, welches die Fähren von Alpnach etwas fpäter 
derſelben geſchenkt. Da das Haus Lenzburg damals in Obwal⸗ 
den weit mehr Beſitzungen hatte, als das Kloſter Murbach oder 
die Propſtei Luzern, deßhalb hat es auch zum Bau dieſer Kirche 
am meiſten beigetragen. In Folge deſſen erhielt es drei Theile 
an ber Kirche in Sarnen d. 5. es hatte drei Theile von den 
Zehnden und Abgaben, welche die Bewohner diefer Gegend der 
Kirche und den Geiftlichen entrichten mußten. Anderjeit3 waren 
fie dann auch verpflichtet, in demfelben Grab für den Unter⸗ 
balt der Kirche und der Geiftlichen beforgt zu fein. Se mehr 
eine Gegend bewohnt wurde, deſto einträglicher war das Ge- 
ſchäft für den Stifter einer Kirche oder einer Pfründe. Diefen 
Antheil an der FKirhe in Sarnen fammt dem untern Hof 
fchentte der reiche Graf Ulrich von Lenzburg im Sahre 1036 
dem Chorhberrenftift Beromünfter im Kanton Luzern, melches 
fein Bater Bero geftiftel hatte. Durch die Zugabe eines Hofes 
aus bem Beſitze ber Lenzburger ift diefe Uebergabe zu einem 
Gefchente geworden. Nach diefer Bergabung wurde von Münfter 
der Leutpriefter oder Pfarrer und von Murbach-Luzern ber 
Pfrundberr oder Helfer gewählt. Die Helfereipfründe ift wahre 
fcheinlich beim Bau der zweiten Kirche oder bald nachher ge: 
ftiftet worden. 1464 ging die Wahl des Pfarrerd an die Ge- 
meinde über, „mit ber Bedingung, daß der Gewählte vom Bropft 
und Kapitel in Münfter belehnt und bemfelben präfentirt merbe. 
Wann die Wahl des Helfers an die Gemeinde gekommen, das 
it ung nicht befannt. 

Wir wollen nun zuerft Perſönliches und naher Sach⸗ 
liches bringen. 


5 


⸗ 


Pfarrherren. 


1234 im Herbftmonat. Ulrich. Gefchichtsfreund III, 223. 

1259, 28. Juli und 1261, 2. Oktober erfcheint Dekan 
Heinrich. Derfelbde war ein Mann von Auszeichnung und 
Talent. Er war Zeuge bei der Stiftung des Kloſters Rath: 
Haufen. Wie e8 fcheint ftammte er von Luzern und war mit 
den Stiftern verwandt. 

1266, 5. Mai und 1280. Heinrich, welcher von mütters 
licher Seite ein Bruder des Johannes von Buochs war. Kurz 
und Weiffenbach, Beiträge, I, 135. 

1316. Heinrich Roft. Derjelbe erjcheint urkundlich von 
1316—1329. Er war ein bortrefflicher Minnefänger. In der 
Maneſſiſchen Sammlung, welche 429 Bergament-Folioblätter mit 
141 blattgroßen Abbildungen enthält, ift er abgebildet, nicht als 
Pfarrer, jondern als unbärtiger Lockenkopf mit feiner Geliebten. 
Es war damals der Brauch, daß meltliche Herren oft fogar 
an mehreren Orten Kilchherren, Chorherren und dergleichen wa⸗ 
ren, das Einfommen bezogen und bie geiftlichen VBerrichtungen 
Durch Bilare beforgen ließen. Roft war auch Chorherr in Zürich, 
wo er gewöhnlich gewohnt. Johannes Maneß, der mit feinem 
Bater, Rüdiger Maneß, einem angejehenen und vechtäfundigen 
Manne in Zürich, welcher 1304 geftorben, eine Sammlung von 
Gedichten der damaligen Zeit angelegt, war ebenfalls Chorberr 
in Bürid. Der Ungefchiclichleit de Maler? bat es NRoft, 
„Kilchherre ze Sarne”, zu verbanfen, daß er mit einer Häßlich- 
Teit dargeftellt ift, die nicht befonders zur Minne einlabet. In 
dDiefem Wappen bat er einen Roft. Die Maneffiihe Samm⸗ 
fung befindet fich gegenwärtig in Heidelberg und ift von hohem 
Werth für die Forſcher der altveutfchen Sprache und Dichtung, 
für die Kultur und Kunftgefchichte. Da der ältefte Urbar, von 
dem noch einige Bruchitüde vorhanden find, aus dieſer Zeit 
ftammt und da derjelbe theilweiſe lateinifch abgefakt it, fo ift 
die Anfiht von P. Martin, dag Roſt, welcher Schreiber am 
Chorberrenftift in Zürich war, denſelben geichrieben babe, nicht 
ganz unbegründet. 

1367, 23. März. Gilio Gilg oder Aegidius. Derjelbe 
war Zeuge für Richer, Pfarrer in Zungern. 


— 

1379, 1. Mai kauft Ulrich von Bramberg mit dem 
Pfrundherren Weiner von Johann v. Mofe in Altdorf den 
Sehnten zu Ruckiſchwil. Bramberg urfundet noch den 22. März 

392 


1423, 15. Nov. erhielt Walter ISner die Drbination zu 
diefer Pfründe Derfelbe war von Sarnen oder Kernd und 
wahrfjcheinlich naher Berwandter von Oswald Isner, dem Beicht: 
vater des fel. Bruder Klaus. 

1437, 8. Suni wird Bartbolomäus Spieger von 
Kempten erlaubt, ein Jahr lang die Pfarrei zu verfehen. Er 
durfte am Fefte des hl. Sobannes des Täufers beginnen. Wahr: 
fcheinlich wurde diefe Vollmacht fpäter verlängert. Damals war 
Einer der Chorherren in Münfter eigentlich Pfarrer von Sarnen. 
Diefer aber wohnte gewöhnlich in Münſter und ließ bie geift- 
lichen Berrichtungen durch einen Bilar beſorgen. Ein ſolcher 
Vikar Tcheint Spieger geweſen zu fein. Es fcheint, daß er auch 
päter noch in Obwalden war. Gemäß Urtbeil vom Sahr 1473 
wegen dem Külmer-Jahrzeit in Zungern foll Kammerer Bartbolo: 
mäus gejagt haben: Wenn er Zeutpriefter wäre, jo würde er 
die Lungerer beißen einen guten Meßacher Taufen. 


1450, 20. Heumonat erfcheint Ingold („Mangold“) 
Eitermann als Leutpriefter von Sarnen in einem ſchieds⸗ 
richterlichen Urtheil. In einer Urkunde vom 11. und 12. Aug. 
1455 ericheint er als folcher, der zmwifchen der Gemeinde Sach: 
fen und dem dortigen Pfarrer Cafpar Hellwig umfonft zu ver= 
mitteln geſucht. 

1464, 27. Sebruar wurde Heinrih Elye Pfarrvikar. 
Diefer war wahricheinlich verwandt mit Elyas Elye von Lauffen, 
welcher Chorherr in Münfter und der erfte Buchdruder in der 
Schweiz war. 

1465, 11. Februar wurde Kafpar Linder von Mem⸗ 
mingen als Vikar der Pfarrei, die durch den Tod von Eſter⸗ 
mann ledig geiworden, vom Probſt und Convent in Münfter dem 
Biſchof präfentirt und den 3. März von bemfelben gewählt. 
Derfelbe war 1463 Pfarrer in Buochs. 1467, 28. Auguſt fies 
gelte er die Ausſcheidung des Bogtzehnten in Sachleln. 1469 
23. Nov. November erfcheint er als Zeuge bei Berleihung ber 
Amfteinpfrund in Stand an Peter Rapper. 1470, 25. Jän. 


7 





war er Zeuge bei einem Bertrag mit dem Lehnherren der Am: 
fteinpfrunb. 

1481, 18. November wurde Chriftophborus Spa von 
Uri nad dem Tode Linder vom Probſt und Kapitel in Münfter 
dem Bilchof als Vikar oder Leutpriefter präfentirt und den 
5. Dezember von bemjelben gewählt. Derjelbe Hilft 1484 und 
1485 die Jahrzeiten von Sarnen ordnen. 


ea. 1480. Heinrich von Gundolfingen, gebürtig von 
Conſtanz. Derfelbe war eigentlicher Pfarrer und ließ die 
Pfarrei durch feine Bilare Linder und Spab verwalten. Seine 
‚Dertrautheit mit dem feligen Bruder Klaus berechtiget zu der 
Bermuthung, daß er zeitweilig auch zu Sarnen war. 1460 er- 
bielt er die Anmwartichaft auf ein Canonicat in Münfter. Cr 
war Magiſter der Philoſophie und der freien Künſte. 1478 bis 
1480 war er Profeffor der Rede: und Dichtlunft an der Uni: 
verfität Freiburg im Breidgau. 1480 nahm er feine Refidenz 
in Münfter als Chorherr und wurde Pfarrer in Sarnen. Er 
verfaßte Tagzeiten zur Ehre des ſel. Bruder Klaus, welche für 
die Gefchichte desſelben eine gute und zuverläflige Duelle find. 
Eine Lebensbeſchreibung des fel. Bruder Klaus, auf Pergament 
zierlich gejchrieben, widmet er den 13. Aug. 1488 dem Rath in 
Luzern. Er fchrieb die Geichichte des Haufes Habsburg und 
Lobgedichte auf die Stabt Luzern. Seine Gedichte und fein 
Hymnus auf den fel. Bruder Klaus follen vortrefflich fein. Er 
ftarb 1490. 


ca. 1490. Heinrih Schriber von Sarnen mar 
wahricheinlich Nachfolger von Bundolfingen und Großſohn vom 
Verfafler der Chronik im „weißen Buche.” Vielleicht ift er ihm 
bei Weberfegung der Iateinifchen Urkunden behilflich gemejen. 
Um 1500 ftiftete er auf den 15. Juli ein Jahrzeit mit 100 Pfund. 
Bon ben 3 Geiftlichen bei der Kirche erhielt jever 5 Plaphart 
(& 7'/a Angft.), der fremde Geiftliche 6 Plaphart. 4 Plaph., fol 
für Brod den armen Leuten verwendet werben. Dieſes wurde 
auf feinem Grabe ausgetbeilt. Für den Sigrift ftiftet er 
2 Plaphart und für die Kirche 1 Plapbart, damit 2 Kerzen ge⸗ 
brannt werden „bie emter vß Im for vff eim duch.” Es fcheint: 
dag Schriber vorher Kaplan in Sarnen mar. 


8 





1510. Mftr. Edart, („Melcher Erkardt“). Gf. 24,99. 

1514. Ulrich Schnider, welcher 1519 geftorben. 

1519. 27. Nov. Ulrich von Hofen. Gf. 24,99. Der: 
felbe war mwahrjcheinlich ein zen Hofen bon Kern?. 

1530. Sobann Hau sknecht. Mit feiner Einwilligung 
haben Arnold: und Melchior Frunz ein Jahrzeit geftiftet. 1547 
Mont. vor Thomas war er Kammerer und hatte einen Ziwift 
mit dem Pfarrer von Sachſeln. 1523, 19. Mai wurde er von 
Abt Bar. Bürfi ald Kaplan zu Stans präfentirt. 


1553. Johann Kelber, gebürtig von St. Nillaufen im 
Viſperthal, Kt. Wallis, Sohn des Notar Markus Kelber aus 
Göppingen in Schwaben, erjcheint den 20. Auguft 1553 als ' 
neugewäbhlter Pfarrer. An diefem Tag meldet der Kirchenrath 
von Sarnen dem Stift Münfter, fie werben ihren Leutpriejter 
zur Präfjentation fenden, Tobald deſſen Streit mit dem Bilchof 
von Sitten und der Landſchaft von Walliß beendet fein werde. 
1556, 3. Februar war er Sertar und beflagt fih im Namen 
der Geijtlichfeit von Obwalden beim Kammerer und Leutprieſter 
in Luzern wegen dem Freiherrn Beffort von Mörsburg, wohn: 
baft in Einſiedeln, meil derjelbe die falfche Lehre aufgeftellt 
und behauptet, daß die Wirkung der hl. Saframente von der 
MWürdigfeit des Priefter® abhange, daß Alle verdammt feien, 
die der Mefle eines Prieſters beimohnen, ber nicht brav iſt. 
Megen diefer durchaus falfchen und gefährlichen Lehre legte 
das PBierwaldftätterfapitel den 26. Hornung an einer Konferenz 
der 5 katholiſchen Orte Klage ein. Ammann Niklaus Imfeld 
berichtete bei diefer Konferenz, biefer Freiherr babe auch ben 
Ammann Scheuber, d. i. Bruder Scheuber, abgewieſen. Wahr: 
Theinlich wollte ihm derſelbe Borftelungen machen wegen ber 
Gefährlichkeit feiner Lehre, wie dann die Leute nicht mehr in 
die Kirche gehen würden. Die Konferenz beichließt, daß jeder 
Drt Erfundigungen einziebe und Bericht erftatte. Freiberr 
bon Mördburg verantwortet fih. Was dann meiter erfolgt, 
ift in den Abfchieden nicht mehr enthalten. Vielleicht bat 
Uebertreibung oder Entftelung ftattgefunden. 1561, 31. Auguft 
wird NKelber nebft den Pfarcherren von Lungern und Giswil 
angefragt, mas fte thun follen, um fernere Ueberſchwemmungen 
des Zauibaches zu verhüten. Sie empfehlen ihnen Gebet und - 





9 





und Arbeit. 1574, 22. Mai ftiftet er zu Sarnen ein Jahrzeit mit 
100 Pfund, beſonders auch für diejenigen, die ihm zu feinem 
geiftlichen Amt geholfen. Als Unterpfand gibt er fein „hus und 
bof und hoftatt gelegen zuo chilchof“ Entweder ift er, tie Zeug: 
"herr Wirz meint, 1570 wieder Pfarrer geworden oder er bat, 
was wahricheinlicher ift, refignirt und den Reſt feines Lebens 
auf feinem Heimweſen in Kilchhofen zugebracht. Es fcheint, daß 
er mit Gebet und Segnungen den Leuten in leiblichen und gei- 
ftigen Anliegen Hülfe geleiftet und ein berühmter Exorciſt ge- 
weſen. 1572 Mittwoch vor Martini ſchreibt nämlich der Abt von 
Einfiedeln an die Regierung bon Obwalden, fie möchten ihm 
den Pfarrer von Sarnen fenden, um einen Bejeflenen zu ent: 
ledigen. Wirhaben Grund zu glauben, daß fich dieſes auf Kelber 
und nicht auf feinen Nachfolger Beter Martin beziehe. 1546 
war Kelber Pfarrer zu St. Niflaufen und 1547 Pfarrer zu 
Ernen in Wallis. 

1569, 27. Juli wurde Sigisbert de plano gewählt. 
Im gleichen Jahre erhielt er das Landrecht. Dem Kapitel in 
Münfter gab er 5 Flr., dem Probft für dag Sigil 9 Flr. und 
dem Schreiber 2 Pfund 10 Schl. 

ca. 1570. Beter Martin. 1575 ftiftete er mit Helfer 
Chriftoffel Manbard ein Jahrzeit. Dieſes wurde jpäter von 
einigen Landammännern, die vieleicht theilmeife zu ihm in bie 
Chriftenlehre gegangen, um 100 Pfund. aufgebeffert. 1579, 
11. September unterzeichnet er eine Klagejchrift an die drei Orte 
gegen den päpftlicden Nuntius, der auf Betreiben des hl. Karl 
Borromäus in die Schweiz gefommen. Dieſes Schreiben wurde 
vorzüglich von zwei Klaſſen Geiftlichen unterzeichnet, von fol: 
ten, die brav waren, allein allzufehr an den alten Gebräuchen 
und Mißbräuchen hingen, und von foldyen, die in fittlicher Be: 
ziehung zu wünſchen übrig ließen. Die Lettern befürchteten, der 
Nuntius könnte es verfuchen, Neuerungen einzuführen bezüglich 
ihrer Lebensart und könnte fie ftrenger beftrafen, al® der Bi- 
ſchof bon EConftanz, der in diefer Beziehung von der weltlichen 
Regieruug bisweilen ermahnt worden. Sn diefer Klagefchrift 
verfprechen fie, dem Bilchof von Eonftanz und der weltlichen 
Regierung in Allem zu gehorchen, wenn fie ihnen nur den päpit- 
chen Nuntius, den Biſchof von PVerzelli, abnehmen, melcher 


N 


10 





Neuerungen einführe in Bezug auf die bl. Saframente. Die 
Schrift blieb aber vorzüglich wegen den Bemühungen des Ritter 
Luſſi ohne Erfolg. Diefer Tchrieb den 6. Dftober 1579 an bie 
Regierung von Obwalden, fie möchten dad Conzil von Trient 
beobachten, und den päpftlichen Nuntius annehmen. Man wiſſe 
ſchon, wo die Geiftlichen „der Schuh trüdt” und daß der Bi- 
{hof von Conftanz nicht wohl perfünlich nach Unterwalden Tom: 
men könne. 

1584. Thomas Dnforg Bon 1579—1584 mar er 
Pfarrer in Kernd. (Siehe Chronik von Kern.) 


1590 erbiet Martin Benz als Pfarrer von Sarnen da3 
Landrecht. 1591 war er Richter bei Bruder Klaufen Selig: 
ſprechungsprozeß. | 

1592. Heinrich Räber von Meterlen in Solo: 
thurn. In diefem Sabre erhielt er ald Pfarrer von Sarnen 
das Landrecht. 1581, 11. Juli wurde er Stiftöfaplan in Solo⸗ 
tburn. 1582 308 er vielleicht als Pfarrer nah Wolfenfchießen. 
1588, 17. Sonntag nad Pfingften wurde er Pfarrer in Em: 
metten. Als firen Gehalt hatte er daſelbſt per Woche eine 
Krone und alle Fronfaften 17 Pfund Anken. 1594, 1. Dezember 
Ichrieb er im Namen der Geiftlichkeit von Obwalden eine Klag: 
fchrift gegen gewiffe Verordnungen der weltlichen Regierung be 
züglich der Geiftlichen. Gemäß Verordnung ded Conzild von 
Trient fing er beim Antritt feiner Pfründe an Tauf-, Ehe: und 
Sterbebüdher zu führen. 1593, 7. Juni wurde er Pfarrer in Olten, 
wo er den 11. Jänner 1609 geftorben. 


.. 159, 11. Sebruar—1603. Jobann Zurflub gebürtig 
von Stand, Bürger von Lnzern. 1589 fchreibt er an die Regier: 
in Luzern, er werde in kommender Epihpanie 24 Jahre alt, er bittet. 
um Reifegeld in das Collegium nach Mailand und um 8—9 Gold⸗ 
gulden, um die Werte des HI. Thomas von Aquin anzufchaffen. 1591 
im Anfang des Jahres war er Priefter im Spital zu Luzern, 
1591 und 1592 Leutpriefter in Sempach, 1593 Kaplan bei St. 
Afra in Münfter und 1594 Helfer im Hof zu Luzern. 1601 
verfaßte er das äÄltefte noch vorhandene Bruderflaufenfpiel, wel: 
ches den 16. und 17. September 1601 zu Sarnen von mehr: 
al® 100 Spielenden aufgeführt wurde. Die Regierung, der er 


11 





das Spiel gewidmet und eine Abfchrift zugeftellt, ſchenkte ibm 
befivegen 100 Gl. 1599 erfcheint er als Sertar. Bon 1603 
bi3 1613 war er fehr mwahrfcheinlih Pfarrer in Arth unb 1618 
bis 1615 wieder Pfarrer in Sarnen. 1613 mußte er dem 
Heini Koli abreden: Es ſei ihm leid, wenn er ihn aus Zorn 
oder wegen Talichen Angaben auf der Kanzel in Bann gethan. 
1603—1606. Konrad Burfard von Bremgarten. Der: 
felbe war Kaplan in Gormund und in Münfter. Bon ca 1595 
bis 1598 war er fehr wahrjcheinlich Pfarrer in Horw und von 
1598—1602 Leutpriefter bei St. Stephan in Münfter. 


1606, 10. April — 1610. Johann von Eggenburg, 
zugenannt „Jauchli“. Derjelbe wurde geboren zu Stand aus 
dem abelichen Gejchlecht der Cggenburger, deren Stammburg 
Eggenburg in der Kniri ob Stans geitanden. 1595 jtubirte er 
in Luzern, 1599 erhielt er das Stipendium in Mailand und 
primizirte in feiner Pfarrkirche 1605. Unter ibm wurde in 
Sarnen der jetige Pfarrhof gebaut, in Folge deſſen Mißhellig: 
leiten zwiſchen Sarnen und Münfter bezüglich der Conftrmation 
entftanden, die erſt den 9. Auguft 1618 zum Abſchluß gelang- 
ten. Auf den Antrag Eggenburgs befchloß die Landsgemeinde 
bon Obwalden im Jahre 1607, bei der Taufe nicht mehr drei, 
fondern nur zwei Pathen zuzulaffen. 1610 refignirte er die 
Pfarrei Sarnen und übernahm 1613 die Stabtpfarrei Frauen 
feld im Thurgau. 1617 vertaufchte er diefelbe mit der Pfarrei 
bon Lungern. Dort genoß er ebrerbietig die HI. Hoftien, welche 
Räuber im Sabre 1492 aus der Kirche von Lungern geftohlen, 
und im fogenannten Saframentswald weggeworfen, diedann aber 
in feierlicher Prozeſſion nach Lungern zurüdgetragen nnd da⸗ 
jelbft bis zu diefer Zeit aufbewahrt und verehrt wurden. Er 
that diejes, damit fie „nit verwelketen“ 1622 war er Pfarrer 
in Möringen. 1632 den 23. Febr. wurde er zum Pfarrer in 
Stand gewählt. 1637 erfcheint Pfarrer Eggenburg mit dem 
Schaffner des Grafen von Fürftenderg zu Möringen und dem 
Bürgermeifter Hand Heimann vor Rath und Landleuten wegen 
eines Geldanleihens zu Gunſteu der armen durch den, Krieg be= 
ſchädigten Bewohner von dort. In Anbetracht diefer dringenden 
Noth werden, obſchon es durch das Landesgeſetz verboten mar, 
Geld außer das Land zu leihen, 1000 Gl. geliehen, nachdem 


12 





Eggenburg mit feinem Haufe und Mattli Bürgjchaft geleiftet. 
Eggenburg trat unerfchroden auf, fobald jeine SHeerde von 
Olaubend: und NReligionsgefahr bedroht war. Den 21. Mai 
1640 hatte die Regierung einem fremden Schulmeifter geftattet, 
für bereit3 Erwachſene 2—3 Monate zu Stand Schule zu hal⸗ 
ten. Diejer benugte die Schule, um Iutherifche Lehren zu ver: 
breiten. Eggenburg trat gegen denfelben auf, drang auf Ent- 
fernung besjelben und verbot feine Schule. Dadurch gerieth die 
Regierung in nicht geringe Berlegenbeit. Da einige dag Schul: 
geld Tchon bezahlt, fo erlaubte fie ihm noch 14 Tage zu bleiben, 
unter der Bedingung, daß er über Religiongfachen weder rede, 
noch disputire. Unter ihm wurde die alte Pfarrficche zu Stan? 
abgebrochen und den 3. Mai 1642 von Abt Plazidug von 
Engelberg der Grundftein zu dem jebigen prächtigen Gotteshaufe 
gelegt. Eggenburg erlebte noch die feierliche Einweihung, welche 
den 18. Juli 1647 durch Fürftbifchof Franz Johann von Eon: 
ftanz ftattgefunden. Nun mochte er mit dem greilen Simon aus⸗ 
rufen: „Jetzt laß deinen Diener im Frieden jcheiden !" Wirklich 
entfchlief er im Frieden am 12. Aug. des folgenden Monats, 
geehrt und geliebt von feiner Heerde, geachtet von dem Vierwaid⸗ 
ftätterkapitel, das ihm bie Würde eine Sextars verliehen. 

1610—1613. Heinrich Schuhmacher, welcher ein Jahr: 
zeit geſtiſtet 

1613—1615. Johann Zurflüh. (Siehe oben.) 

1615, 6. April bis 1619. Johann Anderhirfern. 
1608 erhielt er von ber Landsgemeinde dag ‚Stipendium in 
Mailand und 1610 von der Regierung das Patrimonium oder 
den Tifchtitel. Er hatte auch den jpanifchen Platz in Mailand, 
d. 5. eine gewiſſe Summe Gelbe, die ihm alljährlid bezahlt 
wurde. Bon 1612—1615 war er Helfer in Sarnen. 1617 
weigerte er fich immer noch, die Inveftitur in Münfter in Em: 
Yfang zu nehmen. Gr ftarb im März 1619. Sein Porträt be- 
findet fih im Mufeum. 

1619, 25. März bis 1620. Nikolaus Cüfter von Uri. 
Er war Pfarrer in Baden, wurde 1607 Chorherr in Zurzach 
und 1611 Cuſtos. Gemäß einem PBertrag vom 9. Mai 1608 
leiftete er dem Dekan Johann Schmied Aushülfe in der Seel: 
Jorge gegen eine Gratififation von 4 Saum Wein und 6 Mütt 
Kernen aus den Delanatögefällen. 


13 





1620, 29. Zuni bis 1624. Nikolaus Wolf, Sohn 
des Fähnrich Balz Wolf in Sachſeln. Er ſtudirte bei ben 
Sefuiten zu Freiburg im Uechtland. Weil ihm die Regierung 
an die Stubirkoften vorgeſtreckt, deßhalb gab fein Vater ber: 
felben für 800 Pfd. Berfagung auf Bunglisfluh. 1615 wurde 
er Kaplan im Ranft. Sein Nachfolger, Jakob von Flüe, war 
ber erite Kaplan auf dem Flühli. 1619 wählten ihn die 
Schwander zu ihrem Kaplan. Als Wolfgang Blättler 1621 
nad Niederbüren in St. Gallen überfiedelte, wurde er mit der 
Würde eines Sextars bekleidet. Bon Sarnen zog er nach Lich» 
tenfteig, wo er bald nachher ftarb, jo daß ihm und feinem Nach⸗ 
folger in Sarnen den 13. Oft. 1625 zugleich Gedächtniß gehalten 
wurde. 1621 legte er für den fel. Bruder Klaus Zeugniß ab und 
war damals 31 Jahre alt. 1623 im September wurde er von der 
Regierung begnadiget unter der Bedingung, daß er früher auf: 
ftebe, fleißiger Chriftenlehre halte, felber in die Veſper gehe und 
—3 Kapuziner und andere Geiſtliche auf der Kanzel ge⸗ 

rauche. 

1624. — 13. Oktober 1625. Johann Wolf, Magiſter 
der freien Künſte. Derſelbe ſtudirte in Mailand und erhielt 
den 14. Sept.1618 das Patrimonium. Zuerſt war. er unver⸗ 
pfründet, bis er 1624 zum Pfarrer in Sarnen gewählt wurde, 
wo er den 15. Mai das erſte Kind getauft. Gleichzeitig wurde 
er auch mit der Würde eined Sextars begleitet. Im Subeljahre 
1625 entfchloß er fih Rom zu befuchen. Auf diefer Reife aber 
wurde er zu Florenz vom Tode überraſcht. Das ift innert 
10 Jahren der dritte Pfarrer von Sarnen, ber in den beften. 
Jahren geitorben. 

1625, 2. Nov. — 1637. Wolfgang Roth von Alpe 
nad. Derfelbe wurde 1597 dafelbft geboren und bejuchte bei 
den Sejuiten in Luzern die höhern Schulen. 1622, 13. Dez. 
wurde er zum Priefter geweiht und bald nachher zum Pfarrer 
Bon Alpnach gemäblt. Weil damald wenig Obwaldner Priefter 
geworden und weil man anderſeits mit. den fremden Geiftlichen 
mande unangenehme Grfahrung gemacht, deßhalb beeilte man 
fich ſo fehr, die jungen Obwaldner auf Pfarreien zu befördern. 
Sarnen hat nad Eüfter nur mehr Kantondbürger mit diefem 
Amte beebrt. In Alpnach forgte Roth dafür, daß 1624 eine 


14 





Drganiftenpfründe geftiftet und von dem dortigen berühmten 
Drgelbauer Niklaus Schönenbül eine Drgel gebaut wurde. Nach 
furzer Wirkfamleit wurde er zum großen Schmerz der Gemeinde 
Alpnach den 2. November 1625 auf bie Pfarrei Sarnen berufen 
und 1629 mit der Würbe eines Sextars befleivet. Kaum hatte 
der alte ehrwürdige Kammerer Johann Zimmermann in Sad: 
feln die Augen geichloffen, kaum war er an bie Spiße der Geiſt⸗ 
Iichfeit getreten, da wandte er ſich den 19. April 1629 in Ein- 
verftändniß mit derjelben an die hohe Regierung und bittet fie, 
den gemeinen Nugen zu fürbern und ben Eigennug 
abzujhaffen; „bern gewislich ber eigene nuß in allen fachen 
fi in höchftem ſchwang täglich ybenn und mehren thut ſunder⸗ 
lih in dem bingsfauffen und verlauffen . funderlih mit 
uBführung und abtrybung viert land? der Ipblichen uffenthal: 

tung — d. 5. defien, was zur Ernährung des Leibes dient, — 
mit ybehaltung bed verfprechen!, mit Engebürfichen sing und 
pfanden und drölen und ſchulden. Mitt diefenn vnd andern 
derglychen ſachen gewinnent nur Etliche; der gemein mann aber 
geräth hyemitt in groß noth.“ In dieſem Jahre erneuerte er 
die Auguſtinusbruderſchaft und man fing an auch weltliche Mit: 
gliever in diefelbe aufzunehmen. 

Im Wintermonat 1629 begann die Peſt oder der Beulen: 
tod und wüthete bis zum 26. März 1630 fürchterlidh. In die⸗ 
fer Schredenszeit fand Roth Gelegenheit feine Uneigennütigfeit 
und feinen Opferfinn nicht nur auf dem Papier, ſondern aud 
in ber That zu zeigen. Außer dem Kaplan in der Schwende 
und dem Pfarrer Roth var damals in ber ganzen Gemeinde 
kein anderer Geiftlicder. Er mußte die Kranken beforgen von 
Dberwilen bis auf Kägiswil hinab und vom Römersberg bis 
an die Grenzen der Gemeinde Kern? hinüber. Tag und Nacht 
hatte er feine Ruhe. Wieder bi. Karl Borromäus, jo wandelte 
auch Roth ohne Furcht und Schreden vor dem Tod mitten 
unter den Sterbenden einher und fegnete, tröftete und ftärkte fie 
auf die Neife in die Ewigkeit. Mit großem Herzeleid fah er, 
wie die Familien duch den unerbittliden Tod gewaltſam zer: 
rilfen wurden. In diefer kurzen Zeit find nur in Sarnen 450 
Perfonen geftorben. Bisweilen wurden an einem Tag, 6—8 
Zeichen zur Kirche gebracht. Als zu Diechterdmatt in Sachſeln 


18 


RI I IE SIE 


4 Rinder in einem Haufe geftorben waren, da war die Furcht 
und der Schreden fo groß, daß Niemand fie beerbigen wollte 
und daß die Regierung es den Weibeln befeblen mußte. ‚Nach: 
dem Roth diefen Vorfall erzählt, ruft er auß: „O lepore timidiores! 
D Hafenberzen !” 

1637 entichloß er fi, in das Klofter Engelberg enzutreten 
und dasjenige zu verlafien und Gott zum Opfer zu bringen, 
mas er einft beim Tode doch verlaffen mußte. Bei diefem An- 
laß ftellte ibm der Kirchenrath folgendes ehrenvolled® Zeugniß 
aus: „Wir bezügen hiemit, daß diſſer Her die 12 Jahr lang, 
fo er vnſer Pfary vorgeltanden, fich jederwilen Got jelig fromm 
und Yfrig für onfer jeelenheil in und vßer der Kirchen verbal: 
ten. Alß dz mäniflih ein guot Erempel von ime nemen, auch 
hilf und tbroft emphan können, fo wir zu ftür der Wahrheit 
biemit befbennen und zu einem Zeichen ber Dankbarkeit ihm die 
Pfarpfruondt ein Jahr lang Im fall gott ibm bei uns zu bli- 
ben Inſpirirte vffbehalten.” Umfonft ließen die Sarner ein 
Jahr lang die Pfarrei unbefegt; er kam nicht wieder. Den 
18. Oktober 1638 wurde von ibm die Profeß abgelegt. Er er: 
bielt den Namen Marianus oder Maurud. Wahrjcheinlich iſt 
er Pfarrer in Engelberg geworben. In dieſer Zeit verfaßte er 
für die Studenten mehrere Theaterftüde.. Bon 1651—1660 war 
er Pfarrer und Statthalter in Sind .und ftarb den 22. Februar 
1663. Zahlreich find die Schriften, die er hinterlaſſen. Man 
fiebt daraus, daß er fleißig gearbeitet und daß er nicht in's 
Klofter gegangen ift, um fich dem Müßiggang hinzugeben. Er 
mar auch ein beiterer und fröhliher Mann. Dieſes fieht man 
aus den lateinischen Titeln, die er feinen Sammlungen gegeben. 
Die eine nennt er „Eine Scheune voll Getreide”, eine andere: 
„Bier Rollwagen voll Heiliges, Ernte, Scherzbaftes und Welt: 
liches." In fünf Summlungen hat er Luſtiges aufgezeichnet. 
Er verfaßte auch „Die Kunft wohl zu fterben” in Verſen. Obne 
Zweifel würde man in feinen Schriften noch manches In⸗ 
tereffante von diefem merkwürdigen Manne finden. 

1637—16388 war P. Johann Bannwart Pfarrver: 
wejer, während Roth im Noviziat zu Engelberg fich befand. 
Derjelbe war mwahrjcheinlih Sohn des Richter Balz Bannmwart 
und erhielt 1608 das Stipendium in Parid. Wie e8 jcheint, 


16 





wurde ihm auch das fpanifche Stipendium gegeben. 1614 hat 
ihm die Regierung auf die fpanifche Penfion bin 112 Gl. ge⸗ 
lieben. Um diefe Zeit ift er in das Wilbelmiterflofter bei Kling: 
nau eingetreten. 1622 wurde er zum Prior gewählt; feine 
Mahl wurde aber angefochten. 1623, 19. Aug. befchließt der 
Rath von Obwalden: E3 ſoll wegen dem Herrn Bannwart nad 
Luzern gejchrieben werden, damit fie forgen, daß der Biſchof 
nicht einen beichwerlichen Fuß jeße. Den 2. September 1623 
wurde dann beichloffen: Herr Bannwart foll durch den Land⸗ 
vogt von Baden auf das Privrat eingejeßt werden. Parthei⸗ 
ungen haben, wie es fcheint, feine Wirffanifeit gehemmt, jo daß. 
die Regierung den 27. Juni 1627 den Beichluß gefaßt, den 
Weihbiſchof zu bitten, daß er ihn entlaffe. Nachdem feine Ent- 
laflung erfolgt, fam er 1630 nad Obmalden und murbe 1631 
in da8 Priefterfapitel aufgenommen, deſſen Sekretär er viele 
Sahre geweſen. Zuerft war er Frühmeffer in Sarnen. Die 
Frühmefje wurde aber nicht in der Dorffapelle, ſondern im 
Frauenklofter gehalten. 1631, nad dem Tod von Wilhelm 
Dörflinger, der 36 Jahre lang diefeg Amt mit großer Zufrieden: 
heit befleidet murde er zum Schulmeifter erwählt. Er mußte 
auch Unterricht im Lateinifchen ertheilen, da bie Schule zu Sar: 
nen damals auch Kantonsfchule war. Vom Landfädelmeifter 
erbielt er al® Bejoldung 100 Gulden. Außerdem mußte jeder 
deutfche Schüler nebit dem Holz alle Sronfaften 15 Sch. und 
jeder Lateinjchüler 20 Schl. bezahlen. Mit feinen Leiftungen 
war man fo gut zufrieden, daß die Landsgemeinde 1632 beichloß, 
er müfje nicht mehr um den Schulmeifterdienft bitten, fonbern 
er könne denſelben bebalten, jo lange er wolle und fich wohl 
halte. Zur Beit, als er Pfarrverweſer war, wurde ihm erlaubt, 
entweder im Pfarrhof oder auf der Schule zu wohnen. 1643, 
22. April. wurde der Landammann beauftragt, mit ihm zu re⸗ 
den, ob er fich nicht mit Schulden bezahlen laſſe. Nach der 
Wahl eined neuen Pfarrer verſah er wieder die Frühmeſſerei 
wie vorher. Es Tcheint aber, daß er bei Balaturen in der 
Pfarrkirche bereitwilligſt Aushilfe geleiftet. Er ftarb den 17. 
Februar 1644. 


. 1638 Dez.—20. Nov. 1663. Wolfgang Schmied Sohn 
des Wolfgang und der Katharina Blättler, geburen zu Sarnen 








17 





den 10. Februar 1600. Nachdem Roth in Engelberg ti: Pro⸗ 
feß abgelegt und feine Hoffnung war, daß er auf bie Pfarrei 
zurückkehre, ſchritt man zur Wahl eines neuen Pfarrerd. Es 
wurde nun Schmid gewählt, der damals außer dem Kanton fich be= 
fand. 1620 erhielt er da8 Stipendium in Mailand. Geine 
Brimiz feierte er den 30. Nov. 1625 zu Giswil, mo er bereit3 
zum Helfer erwählt war. 4 Jahre nachher ging er in die 
Fremde und begegnet und 1634 ald Kaplan in Appenzell. 
Bald, nachdem er zum Pfarrer gewählt worden, wurde er ver: 
dächtiget. Der Kirchenrath ſchrieb deßwegen den 16. November 
1640 an den Pfarrer und Dekan Jakob Hafner in Schwyz und 
ftellte ihm folgendes ebrenvole Zeugniß aus: „Wüflen aber 
von gedachten unferem geliebten berren Pfarrherren Wolfgang 
Schmied nitzts anderds alf daß er ſeit obngefahr in die 16 
Monate, da er nit ohne jonderbaren Frucht bei alten und ſonder⸗ 
lich der Ib. Sugendt mit vnſerem gemeinem vergnügen und 
wohlgefallen fich alfo ruhmlich und mwoll verhalten, daß wir nit 
allein in feinem tun und laffen ein gutes benügen tragen, fon: 
der? wegen feiner von Ihme underjchiblich guten vnd wohlge— 
felligen qualitäten meiterd der ohngezweifelten Zuverſicht ge: 
leben, daß aller argmohn hindangefegt wir dergleichen Slagen 
gern überhept und dergleichen gebanfen ferners bei uns nit er= 
mwedt werden.” Als er 1654 beichimpft wurde, jtellte ihın die 
Regierung das Zeugniß aus, „daß er fi), wie es einem ehr— 
lichen Pfarrherren zueftande, eremplarifch wol verbalte.” 

An die Richtigkeit der damaligen Herenprozefle glaubte er 
nicht immer ganz feſt und ungezmweifelt. 1643, 15. Juni legte 
er beim Rath Fürbitte ein für einen 6'/sjährigen Knaben, der 
von jeiner eigenen Mutter unfchuldiger Weile megen Hexerei 
angellagt worden. In einer Predigt, die er im Jahre 1657 
gehalten, bemerkte er, daß drei WeibSperfonen, die megen Un: 
holderei bingerichte: wurden, Unrecht geicheben fei. Als ihn die 
Regierung deßwegen zur Rechenjcha't aufforderte, entjchuldigte 
er fi mit einem „Ichier fpöttlichen” Zeddel. Damit nicht be= 
friedigt, drängte fteihn, bis er verfpradh, die Rede zu verbeifern. 

Nach dem Glauben der damaligen Zeit, dem auch die Re 
gierung den 24. Mai 1649 gehuldigt, verfündete er am 11. Sonn= 
tag nah Pfingiten des Jahres 1654, daß heute und morgend= 


18 





nad dem Gottesdienft 15 Baterunfer und drei Glauben gebetet 
. werden, weil am Mittivoch eine Sonnenfinfterniß ftattfinde und 
weil nach einer folchen etwas Befonderes, und zwar gewöhnlich 
mehr Böfes als Gutes folge. 

Am Pfingftfelt 1650 ermahnte er das Volk, beim Leichen 
der Betglode andächtig und mit gebogenen Knieen Gott zu bitten. 
Am 5. Sonntag nach Pfingften des gleichen Jahres kündet er 
den neuen Schulmeifter an und ermahnt die Eltern „daß fie 
ihre Kinder fleißig in die Schuol fchiden wollen”. Weil ihm 
an der Schule und Chriftenlehre viel daran gelegen, deßhalb 
ermahnte er den 15. April 1660 auch das Priefterfapitel, fleißig 
Chrijtenlehre zu halten. . 

Am Djterfeft 1657 verfündigte er, daß am nächiten Sonn: 
tag der weiße Sonntag ei, an welchem die jungen Leute, welche 
noch nicht Fommunizirt haben und denen es von dem Beichtoater 
erlaubt ift, folen fommuniziren auf die Weil’ und Form, mie 
andere Jahre. Die Prarid, den Empfang der eriten bl. Com: 
munion vom Urtheil des Beichtvaterd abhängig zu machen, ent: 
pricht zwar dem römischen Katechismus und ber Lehre des HI. 
Karl Borromäus; allein man tft doch aus guten Gründen all: 
gemein davon abgemwichen. 

Er war fehr eifrig für Einführung der Väter Kapuziner in 
Sarnen und erfchien deßwegen den 26. April 1642 vor Rath, 
um den einftimmigen Wunſch der Geiftlichfeit Fund zu geben. 
Er war auch einer von den Abgeordneten an das Provinzial: 
fapitel, welches fih am 4. Juli in Rapperswyl verfammelt. 
Da fih in der Kapuzinerbibliothef mehrere Bücher von dem- 
felben befinden, fo fcheint es, daß er ihnen feine Bibliothek ge- 
fchenft, was auch andere Geiftliche dieſer Zeit gethan. 

Noch mit größerem Eifer betrieb er die Seligiprechung des 
fl. Bruder Klaus. Er murde in diefer Angelegenheit mehr als 
einmal zum päpftlichen Nuntiu8 nad Luzern und zum Bilchaf 
nach Conſtanz gejendet und im Dftober 1652 an der Conferenz 
der katholiſchen Orte zum Profurator im Bruder⸗Klauſen⸗Prozeß 
gewählt. Seine viele Mühe und Arbeit wurde erſt nach feinem 
Tod mit dem erwünjchten Erfolg gekrönt. 

Er war auch Protonotarius Apostolicus und wurde 1642, 
nachdem Pfarrer Wanner als Chorherr nach Zurzach gezogen, 





19 


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zum Sertar gewählt und dadurch nebft Defan Mäber an bie 
Spite der Geiftlichkeit Obwalden? geftellt. Sein Tod erfolgte 
den 20. Nov. 1663 im 63. Altersjahre, nachdem er 38 Jahre 
Briefter geweſen und ber Pfarrei 25 Jahre mit dem größten 
Ruhme vorgeftanden. Sein Porträt, welches ihn barftellt, mie 
er todt auf dem Sterbebett liegt, befindet fich im Mufeum. 

1663, 9. Dez. bis zu feinem Tode, den 10. Mai 1704, 
Johann BenedittAnderhalden von Sarnen, ein Sohn des 
Andread. Derjelbe wurde 1651 zum Briefter geweiht, nachdem er 
vorher Diſpens erhalten hatte, weil er noch nicht das vorge: 
Schriebene Alter erreicht. Seine Primiz am 2. Sonntag im 
DOM. bat er mit großem Glanz gefeiert. Probft Jodokus Knab 
in Luzern und die Aebtiſſin Maria Ignatia Schäli waren feine 
geiftlichen Eltern. Beide fandten ihre Stellvertreter. Die Aeb- 
tiffin ftarb wenige Stunden nachher den 12. Dftober und wurde 
zu einer noch größeren Jubelfeier abberufen. Sein Lebrvater 
oder geiltlicher Bater war Pfarrer Wolfgang Schmid. 1651 
wurde er Kaplan in Kirchhofen, 1654 Helfer und 1663 Pfarrer 
und Bat fomit feiner Gemeinde in verjchiedenen Stellungen 
53 Jahre lang gedient Kein anderer Geijtlicher hat fo lange 
in Sarnen gewirkt. Unter ihm und feinem Borgänger hat bie 
Sittlichfeit und das Firchliche Leben einen großen Auffchwung 
erhalten, jo daß unter 200 Geburten faum eine unebeliche vor⸗ 
tommt. Nach dem Tod von Pfarrer Keller in Kern? wurde er 
im Mai 1694 zum Sextar erwählt. Sein Porträt befindet ſich 
im Mujeum. Gemäß demfelben trug er ein zierliche8 Schnäuzchen, 
wie fein Vorgänger. 

1794, 18. Mai,— + 21. Febr. 1731. Karl Leodegar Schäli 
von Sarnen. Derfelbe war der Sohn ded Hans Melchior und 
der Anna M. Weniger und wurde den 17. Auguſt 1668 ge: 
tauft. 1693 wurde er Zum Priefter geweiht und übernahm 
dann die Lateinfihule in Sarnen, mit der gewöhnlich auch die 
Frühmefſe verbunden war. Wegen diefer Schule gab ihm die 
Regierung 1693 50 Pfd. und 1694 40 GI. zur Belohnung. An 
die Prämien, die er ausgetheilt, gab. ihm die Regierung alljähr: 
ich 2 Thle. 1701, 21. Sept. wurde er Kaplan in Kirchhofen 
und 1703, 7. Jänner Helfer bis zu feiner Wahl als Pfarrer. 
Er und feine vier Nachfolger hatten eine ausgezeichnete Hand: 


20 





Schrift Im Todtenbuch wird er „beitmeritirt, Teeleneifrigft” 
genannt. 
1731,—} 28. Sept. 1749 Karl Joſ. Weniger. 1720, 
13. Jänner, wurde er vom Bapfte für 13 Monate dilpenfirt, da 
er noch zu jung war, um die Prieftermeihe empfangen zu könn en. 
Nach feiner Primiz im Auguft 1720 ſetzte er in Luzern feine 
Studien fort und bereitete fi vor zum Empfang des Doktor⸗ 
butes. 1721, 31. Mai widmet er der Regierung von Obwalden 
die Lehrjäge, die er aus der ganzen Theologie zu vertheidigen 
hatte und entfchuldigte fich, daß er die biezu geftochenen Bilder 
noch nicht bei Handen habe. Den 21. Juni erhielt dann jeder 
Rathefreund ein folches Bild und ed murden ibm bon ber 
Regierung 10 Louisdor verehrt. Dr. Arnold Rohrer, Kaplan 
im Hof in Luzern, deſſen Theſen ſammt Bild fi im Kapuziner= - 
Hofter zu Sarnen befinden, wurde von berfelben als Argumen= 
tant beitimmt, d. 5. um gegen verjchiedene Lehrſätze oder Thefen, 
die Weniger vertbeidigen Jollte, Einwürfe zu machen. Dr. Robrer 
Schreibt den 3. Juni an bie Regierung, Herr Karl Weniger werde 
ihnen mehr Ehre machen, als er. Da Weniger nirgends als 
Doktor der Theologie titulirt wird, fo ift man zur Vermuthung 
berechtiget, daß dieſes Eramen nicht mit dem gemwünjchten Erfolg 
gefrönt worden. Deffenungeachtet war er ein tüchtiger Geift- 
licher. Zuerft lebte er einige Jahre außer dem Kanton. 1727 
wurde er Kaplan im Stalden und verfpricht 200 Hi. Meffen zu 
lefen, wenn fein Bruder und befien 2 Söhne in das Nandcecht 
aufgenommen werden. Bon ber Landesgemeinde murde diejes 
Anerbieten angenommen. Nachdem Schäk geftorben, wurde 
Weniger zum Pfarrer gewählt. Bei der Enthebungsfeier in . 
Sachſeln im Jahre 1732 hielt er die Schlußprebigt ; 1738 den 
19. Sept. Vormittag predigte er zu Einfieveln an der Engel: 
mweihe und wurde von Bedienten in ber Ortsfarbe dahin begleitet. 
Unter ihm wurde eine neue Pfarrfirche gebaut. Als oh. 
Nikodem von Flüe 1731 auf die Pfarrei in Sadjeln rejignirt 
und ald Probft nach Bifchofdzell gezogen, wurde er zum Sertar 
und fpäter zum Kammerer gewählt. In der Alp Breitenfeld 
in Zungern hatte man ſeit Jahren viel Unglüd unter dem Vieh. 
Es wurden verjchiedene Mittel angewendet, allein ohne den ge⸗ 
wünfchten Erfolg. Endlich jchrieb man nad Rom. Der Bapft 


21 


RI NEST? 


gewährte ber Gemeinde Lungern einen bollfommenen Ablaß, 
unter der Bedingung, dab man beichten und fommuniziren folle, 
drei Tage Tafte und reichlich Almofen fpende. Um diefen Ab: 
Iaß zu verkünden und Frieden und Eintracht wieder berzuftellen, 
perreißte Pfarrer Weniger den 19. Sept. 1746 nach Lungern; 
allein die Wege Gottes find unerforſchlich. 5 Stunden nad feiner 
Ankunft dafelbft wurde er vom Schlag gerührt. Er konnte noch 
mit den hl. Sakramenten verjehen merden und ftarb 8 Tage 
nachher im dortigen Pfarrhof. Das ganze Land wurde in große 
Trauer verfegt. Sein Leichnam wurde, von einer großen Volks⸗ 
menge begleitet, oh Sarnen getragen und am Feſte des hl. 
Michael zur Erde beftattet. Als Pfarrer Nikolaus Berwert in 
Alpnad von diefem traurigen Todesfall Kunde erhielt, fehrieb 
er an den Priefter Dr. Nikolaus Mofer in Luzern, ber auf ber 
Mühle zu Kirchhofen feine Jugend zugebradt: „Es ift mir un- 
möglich, den Schmerz zu beichreiben, von dem ich erfüllt bin, 
wegen dem unerwarteten und allzufrüben Tod von Gamerer 
Weniger. Er mar der Gelehrtefte unter den Gelehrten, ein 
Bater der Geiftlichen, die Freude des Volkes, eine Zierde des 
Baterlandes.” 

1749, 3. Dftober—+ 14. März 1768. Franz Nilolau 
Wirz, Dr. Theo. Er mar der Sohn des Schlügenmeifter 
Zranz Ludwig und der M. Katharina Stodmann und mwurbe 
1707 geboren. Nach feiner Primiz im Jahre 1732 ging er nod 
ein Jahr nach Luzern, wahricheinlich um fich zum Empfang des 
Doktorhuts vorzubereiten. 1734 wurde er in da3 Prieſterkapitel 
aufgenommen und blieb unverpfründet, bi3 er den 1. März; 1738 
als Feldprediger zum Regiment Wir; in Spanien verreiste. 
1743 wurde er Kaplan in Stalvden, 1749 Pfarrer in Sarnen. 
Er war auch Protonotarius Apostolicus und 1746 Sekretär bes 
Bierwaldftätterfapiteld. 1755 predigte er an der Engelweihe in 
Einfiedeln und 1766, 2. Zuni, erhielt er vom Biſchof die Er: 
Iaubniß, mit zwei ober drei anderen Brieftern den Exorcismus 
in ber Kaplanei zu Kägiswil, die man 5 Jahre vorher aus 
Furcht vor Gefpenftern verlaffen hatte, vorzunehmen. Als ein: 
mal die ganze Woche hindurch feine Gedächtniß mar, da fchrieb 
er zum Troft für feine geiftlichen Mitbrüder in das Verkünd⸗ 
Huch hinein: „Seib nicht befümmert um das, was ihr efien 


22 





und trinfen und womit ihr euch befleiden werdet. Euer Bater weiß, 
daß ihr deſſen bebürfet und wird es euch geben.” In der Grabe 
fchrift wird er gerühmt wegen feinem Geift und feinen Kennt⸗ 
niffen, wegen feiner Klugheit und Berebfamteit, auch weil er in 
bie Sakriſtei Foftbare Gewänder und auf den Hodaltar ein 
vergoldetes Herz Jeſu angeihafft und ganz beionders, weil er 
die Kapelle vom guten Rat in feinen Koften gebaut. 
.. 1768, 19. März, — 14. April. Karl Ignaz Müller aus der 
Schwändi. Derfelbe war ein Sohn des Wolfgang und der Magda- 
lena Furrer und wurde zu Sarnen den 3. März 1720 getauft. 
Eein Pathe war Kaplar Franz Ignaz Zurrer. Wenn man das 
Taufbuch von Sarnen durchgeht, fo findet man, daß ein großer 
Theil der Geiftlichen diefer Gemeinde Geiftliche zu Taufpathen 
gehabt. 1739, 8. Okt. erhielt er das Stipendinm in Mailand. 
Auf der Kaplauei im Stalden find noch einige bon feinen Kol⸗ 
legienbeften. Seine Primiz feierte er den 10. Jänner 1745. 
1749, 13. Nov., wurde er Kaplan in Kägiswil, 1753 80. Sept, 
Helfer in Sarnen, und 1768 Pfarrer dafelbft- Diefe Würde 
und Bürde bat ihm aber jo ſchwer gemacht, daß er krank wurde 
und 26 Tage nach feiner Wahl ftarb, bevor er won Münfter 
corfirmirt war und die Pfarrei angetreten. 

1768, 17. April—+ 5. Dez. 1780. Joſ. Anton Schmid 
A. A. L. L. et Phil. Mag. Derfelbe mwurbe getauft den 23. 
Oftober 1728. Sein Pathe war Klojterfaplan Stör. Er war 
der ältefte Sohn des Lieutenant Karl Anton und der M.. Therefin 
Stör, welche an der Rüthi zu Sarnen gewohnt. Sein Vater 
war Kunftmaler und fein Bruder Balz Fidel mar Altarbauer 
und Bildhauer. Beide haben für die news Kirche gearbeitet. 
Kaplan Sebaftian Schmid in St. Nillaufen und Jeſuit P. Alois 
waren feine Onkel. Ein Bruder desfelben ftarb als neuge: 
weihter Priefter in Dillingen. Sein Großvater Job. Franz 
war Hauptmann in fpanifchen Dienften und verlor an ber 
fpanifchen Krone oder deren Berwaltern 11,942 Zr., bie man in 
den Sahren 1711, 1757, 1761, 1792 und 1793 umfonft rekla⸗ 
mirt. (Siehe Chronik von Kern? S. 86). In Folge deilen und 
in Folge der vielen Studierkoſten find dann die Vermögens: 
verhältniffe weniger glänzend geworden. 1762, 18. Dez., nad 
dem Tod feines Vater erbielt Läufer Büeler den Auftrag, die 





28 


N a 0 a) 


„Jeſuitenſchuld“, d. i. die Studirkoſten, welche 405 GT. betragen, 
mit Baargeld zu bezahlen. 1762, 12. Jän. beichließt der Rath, 
Dr. Ettlin fol die Gelten befriedigen gegen den Ziegelhüttenbrief 
oder biefen den Selten geben. 1750, 25. Nov. erflärt die Re: 
ierung, daß Haus und Hoftet an der Rüti als Berficherung 
ür ein Patrimonium von 1000 Thlr. für Joſ. Anton, den 
Sohn des Lieutenant Schmid, genüge. Als man fpäter das 
Heimweſen verkaufen wollte, fuchte man es von biefes Servitut 
zu entlaften. Die Regierung veriprach deßhalb den 23. Juni 
1780 gegen Grlegung von 100 Pfund dad Patrimonium zu er: 
theilen. Da er aber bald nachher, den 5. Dezember, ftarb und 
fein Nachlaß nicht großartig war, fo wurden ihm diejelben ge: 
ſchenkt. 1752 wurde er als junger Briefter in das Prieſter⸗ 
Tapitel aufgenommen und 1753, 80. Sept., zum Kaplan in 
Kägiswil gewählt, wo er blieb, bis er 1768 als Pfarrer nad 
Sarnen 308. Zu Kägiswil hielt er Borlefungen über Philoſophie, 
befaß daſelbſt ein eigenthümliches Haus und Hoftätli. Wenn er 
auch nicht rei war an zeitlichen Gütern, fo war er gleich: 
wohl ein tüchtiger Pfarrer. Klofterfaplan Jakob nennt ihn „aus: 
gezeichnet” und Pfarrer Johann Georg von Flüe Hält ihn für 
einen „gelehrten, vortrefflichen und gutgefitteten Mann”. 1777 
predigte er an der Engelmweihe und 1780 mwurbe er mit Um: 
gehung der gewöhnlichen Rangordnung zum Präſes des Kapiteld 
gewählt. Er war auch Pedell des Bierivalpftätterfapiteld und 
ftarb in Folge einer langwierigen Waſſerſucht. 

1780—} 31. Dez. 1801. Joſ. Ignaz Defiderius Zum: 
ftein von Lungern. Derjelbe ftubirte in Luzern und primizirte 
im Juni 1770. Den 20. Oktober wurde er Brofefjor im Col: 
legium, 1772 Kaplan in Kirchhofen, 1779, 2. Mai Kaplan in 
Stalden und im Dez. 1780 Pfarrer in Sarnen. 1771, 31. 
Auguft wurden ihm als Brofeflor wegen der theuren Zeit 6 GI. 
Honoranz geſprochen. Da er fchon im Sommer zum Kaplan 
in Kirchhofen gewählt worden, fo erlaubte ihm die Regierung, 
bis zur Vakanz die Schule im Collegium fortzufegen. Sonntag 
den 22. DE. 1796 verlündete er von ber Kanzel: „Es wird 
auh an diefem Tag die H. Mifffon ihren anfang nemmen. 
Andächtige werben beftmeinend erjucht biffe heilvolle Zeit Gott 
und dem fo wichtigen Gefchäfft def feelen heil3 mit warmem 


24 


V I NRIESE 


eiffer und Andacht zu ſchenken, nicht zweifelnd, ein ieder werde 
dabei in glaubenswahrheit gefterft vill nußliche® zum Zroft, 
Vergnügen und ruhe feiner feel finden. Dieſe Miffion währte 
8 Tage lang. 1798 hielt er einen Dankgottesdienſt für die 
Soldaten von No. 6, die Ende Febr. abmarſchirt und den 10. 
März aus der Gegend von Herzogenbuchjee glücklich heimge⸗ 
kehrt. Zur Zeit der Helvetit war er franzöfifch gefinnt; er fol 
es aber ſpäter bereut haben. 

1802, 6. Sän.—1. Febr. 1808. Joſ. Maria von SIüe 
von Kerns. (Siehe Chronif von Kern? S. 43.) Er war ein 
Sailer: Schüler und kollektirte 1794 für bie ausgewanderten 
franzöfifchen Geiftliden, mit Empfehlungen vom Biſchof in 
Conftanz und von Kafpar Lavater in Zürich verfehen, in ber 
franzöſiſchen und beutichen Schweiz, bei Katholifen und Prote- 
ftanten. Hätte ihn der Tod nicht fo ſchnell hinweggerafft, dann 
wäre durch feinen Freund Abbe Gerard, der zur Zeit der fran- 
zöfifchen Revolution in Sachjeln gaftliche Aufnahme gefunden 
und auf den fel. Bruder Klaus einen lateiniihen Hymnus ver- 
faßt und der Regierung gewidmet, in Sarnen ſehr wahrſchein lich 
ein Seminar für beut| de Lehr] Aipeftern gegründet worden. Volksfr. 
1885 Nr. 1 und 26; Ming. I 

1808, 7. Horn. — 7. Des. 836. Melchior Joſef Sig: 
riſſt von Sarnen wurde geb. den 7. März 1780 und zum Prieſter 
geweiht ben 26. Mai 1804, nachdem ihm Pfarrer Stodmann 
in Giswil den Tiſchtitel gegeben und er nit Auszeichnung zu 
Freiburg in der Schweiz Theologie ſtudiert. 1807, 1. Mai 
wurde er Kaplan zu Kicchhofen, nach einem halben Jahr Kap⸗ 
lan im Stalden und nach 14 Wochen Pfarrer in Sarnen. 1836, 
22. Dit. wurde er vom Prieſterkapitel in die Schultommiffion 
gewählt, der noch zwei von ber Regieruug gewählte Mitglieder 
angehörten. Er war überhaupt ein Freund der Jugend und ber 
Schulen. Statt ded untauglichen Lehrerd und Organiften nad 
ber Medintionsregierung fuchte er Karl Eitlin für die Schule 
zu gewinnen. Unter ihm fingen bie Kloſterfrauen an die ſo 
gedeihliche Töchterſchule zu halten und bauten anf eigene Koſten 
ein Schulhaus. Er betrieb auch beſonders im Jahr 1831 den 
Schulhausbau für die Knabenſchule und ſammelte Steuern. 
Wegen Seiner edlen Eigenfchaften wurde er 1830, nach dem Tode 


25 





des Pfarrers Johann Georg von Flüe, zum Kommiffar gewählt. 
Er hatte eine eigene Gabe, wiberftreitende Elemente durch fein 
Anſehen, feine Leutfeligfeit nnd feine große Klugheit zu befänf- 
tigen. Gemäß Signalement war er einMann von 5 Fuß und 
1 Zoll, mit braunen Haaren, grauen Augen, mit einer langen 
Rafe, einen mittelmäßigen Mund, einem runden Kinn, einer 
breiten Stirne und einem runden Geficht. 
1840—+ 7. Suli 1845 Kafpar Sofef Anton Wirz. Der: 

jelbe war der Sohn de Johann Anton Wir; und der Anna 
M. Ettlin und wurde geboren den 7. Auguft 1795. 1820 
wurde er zum Priefter geweiht. Nachdem er einige Zeit bei dem 
Hlinden Pfarrer und Commiffar von Flüe in Kerns Bilar ge: 
mwejen, wurde er 1825 zum Kaplan im Stalden gewählt. 1839, 
22. Dez. wurde er auf die Pfarrei zu Sarnen berufen, bie er 
dann den 8. Jän. 1840 angetreten. Nach kurzer gejegneter Wirk: 
Tamfeit ift er derfelben entriffen worden. Die Grabichrift ſchil⸗ 
dert den Schmerz der Gemeinde und den Dahbingefchiedenen in 
folgender Weiſe: 

„Entriffen ward er jedem Herzen 

„Die Schäflein alle Hagten Gott 

„Dit Thränen, Jammer und mit Schmerzen 

„Des guten Hirten frühen Tod. 


* 


„sm bellften Licht der Tugend ftrablte 
„Sein frommes Leben immerfort, 
„Das befte Prieſter⸗Bildniß malte 

. „Sich ab an ihm in That und Wort. 


* 


„Sein Geift blickt jeht vom Himmel nieder 
„Und ruft und Allen freundlich zu: 

„Bald fehen wir ung, Freunde, mwieber 
„Sm Land des Friedens und der Ruh’ 

1845, 20. Juli—5. Apr. 1888. Franz Sofef Dillier. 
Derfelbe wurde geb. den 21. Nov. 1801 und zum Priefter ge: 
weiht den 5. April 1828. Seine Primiz feierte er den 21. 
April. Er wurde dann Frühmeffer und 2 Sahre nachher Helfer 
in Alpnach. 1849 wurde er in den Erziehungsrath gewählt, 


26 


III I IS 


dem er bis zu feiner Nefignation angehörte. 1870 wurde er 
Schulinipeltor und 1874 bilchöfl. Gommiffar. 1870, 14. Auguft 
feierte er da3 2djährige Pfarrjubiläum und 1878, 19. Mai da 
5Ojährige Priefterjubiläum. Unter ihm wurden 2 Miſſionen 
gehalten und die Kirche renopirt und mit einem zweiten Thurm 
verfeben. Während feiner Amtöverwaltung wurde bad Waiſen⸗ 
haus, der Spital und das Convikt "gebaut, wobei er mit Rath 
und That mitwirkte Er tft nun, ſoweit befannt, am längiten 
Pfarrer von Sarnen geweſen und nur wenige find es, die das 
Glück hatten, fo lange Priefter zu fein. Er ftarb am 60. Jahres: 
tag feiner Priefterweibe den 5. Apr. 1888. Inter ihm wurden 
8599 Kinder getauft, find 8343 Perſonen geftorben und 888 
Chen geichloffen worden. 

1888, 22. Apr. wurde Hr. Melchior Britfehgi von 
Alpnach zum Pfarrer gewählt. Derfelbe ift ein Sohn des Raths⸗ 
herrn Melchior und der Margareth Dillier und wurde geboren 
zu Alpnach den 1. Auguft 1845, 10 Tage nachdem fein Onkel 
Pfarrer in Sarnen geworden. Nachdem er feine Studien in 
Sarnen, Innsbruck und Chur vollendet, wurde er den 7. Aug. 
1870 zum ®Briefter geweiht. 1870, den 28. Auguſt feierte er 
feine Primiz und wurde fofort von feinem Onkel als Bifar an⸗ 
geftelt. Seine Wahl zum Helfer erfolgte ebenfalls im Auguft. 
Bon 1872 5i8 im Juni 1879 war er Rebalteur des „Vollks⸗ 
freund”. Im Frühling 1877 machte er eine „NRundreije durch 
Italien“, die in einem Büchlein beichrieben ift, und im SHerbft 
1887 eine Reife durch Frankreich und Spanien. 


Dfacrhelfer. 


Die Helferei war 1275 fchon geftiftet. Das Verzeichniß 
der Helfer ift im Anfang wie bei den Pfarrberren Tüdenbaft. 
Der erite, der und begegnet ift: 

1317. Johann, Pfründer von Sarnen. GEſchf. 15,49. 

1179. Johann Beiner Er kaufte den 1. Mai 1379 
mit Pfarrer Ulrich von Bramberg und Johann von Moos den 
Zehnten zu Ruckiſchwil, Geſchf. 24, 152. 

1385. Johann Siz. 








27 


IE TED 


1575. Chriftophorus Manbard. Er ftifete mit Pfarrer 
Beter Martin ein Jahrzeit. 1588 und 89 war er Pfarrer in 
Hermetichwil. 1594—98 verfah er die Kreuzpfründe in Münfter. 

1579. „Hr. Martin” erhält das Landrecht. 

1588, 26. März wird Jörgi Melcher nebft Schulberr 
Lüthi vor dem zmeifachen Rath wegen Friedbruch und Schlägerei 
verflagt. Der Rath erfennt: Es fol ihm an Ehren unſchädlich 
fein. Er war auch Helfer in Alpnach. 

1594 unterfchreibt Johann Müller den Proteft gegen bie 
hohe Regierung. Ein Johann Müller war 1592 und 93 Pfarrer 
in Doppelfchwand, fpäter Kaplan am Hof in Quzern, Pfarrer 
in Gaiß und Kaplan in Rußwil. Er war auch Pilger nad) 
Rom und Compoftella. 

1594—1612. Beat Seymannn. Vorher war er Pfarrer 
in Zungern. 1577 erhielt er dad Lanbredt. Sein Bruder 
Klaus behauptet vor Gericht: Er habe von feinem Bruder Hrn. 
Beat gehört: „Es feien Vier im Land, denen er des glaubens 
halb In ſynem herzen nüsit trüeme". Gr mußte Widerruf 
leilten, ausgenommen in Bezug auf Landammann Balz Heinzli, 
welcher ſpäter nach Quzern gezogen. 

1613—1614. Johann Anderhirfen. Siehe Pfarrherren. 

1614— 1615. Wolfgang Blättler von Kerns. Er ftudirte 
in Mailand und wurde daſelbſt Doktor der le und ſpäter 
Prot. apost. und Sertar. 1615 wurde er Pfarrer in Alpnad. 
Dort errichtete er das erfte Taufbuch, welches aber verloren ge⸗ 
gangen, und batte überhaupt eine gute Drbnung. Wegen vielen 
Verdrießlichkeiten refignirte er 1618 freimillig, zum höchſten Be⸗ 
dauern vieler Pfarrkinder. 1619 an St. Othmar wurde er 
Pfarrer in Lungern. Schon bei ber Pfarrwahl verwendete er 
fih dafür, daß die Kirche vergrößert wurde. In Folge deſſen 
wurde dann der Dachſtuhl um ein Klafter erhöht, die Mauer 
gegen die Mühle hinab gefchliffen und um 2 Klafter verlängert 
und das Chor und die Safriftei neu gebaut. Die Ringmauer 
um ben Friedhof wurde erweitert und erhöht. Nach Turzer 
Wirkſamkeit ergriff er fchon wieder den Wanberftab. 1621 er- 
bielt er vom Fürftabt in St Gallen die Pfarrei Niederbüren. 
Weil er ein Stipendium genoffen, bittet er den 27. Horner 1621 
um die Erlaubniß, diejelbe antreten zu dürfen. Er wolle wieder 


28 





heimfehren, wenn man feiner bebürfe. Die Regierung erlaubte 
es, jedoch fol er „ehrlichen Lüten ihre dochter daheimen laffen.” 
1623 im Dt. erfcheint er als Pfarrer in Weinfelden vor ben 
Hauptleuten und bittet um Beiftand gegen die Kaiferlichen. 
Geſchf. II, 227. Er war auch am Feflelringifchen Handel be: 
ttheiliget. Bon ca.- 1638—45 war er Pfarrer in Frauenfeld 
und wurde dafelbft Dekan. An Kern? ftiftete er ein Jahrzeit 
welches alljährlich im Brachmonat gehalten wird. Die eriten 
Kapuziner in der Schweiz waren befanntlich Staliener. Als 
er einft zu Frauenfeld den Bruder Zacharias frug: Wann 
er deutjch Iernen wolle? da antwortete ihm diefer: Es wäre für 
ihn beſſer und nützlicher, wenn er ſchweigen könnte. 
| 1615—1618. Soft Kündig. 1615 erhielt er das Land: 
zecht, 1618 wurde er Pfarrer in Ingenbohl, Tpäter Pfarrer in 
Schübelbach und 1627 Pfarrer in Wolfentchießen. 

1619 u. 20. Blafius Schneider von Malterd. Derfelbe 
war von 1592—95 Pfarrer in Sempad, 1598 Pfarrer in 
Stand. 1599 ging er wahrfcheinlih als Pfarrer ins Elſaß. 
1604—06 war er Pfarrer in Sarmenftorf, 1627—29 Kaplan 
in der Senti und 1629 u. 30 Pfarrer in Romoos. Er ftiftete 
in Malter3 eine Kaplanei, auf welcher er dann nad) einem be- 
wegten Leben in hohem Alter den 9. Februar 1654 geftorben. 
1620 u. 21. Kaſpar Schmid. Diefer hatte vor 1616 das 
Stipendium in Paris. 1621 wurde er Pfarrer in Zungern und 
im gleichen Jahr noch Kaplan im Stalden. Er ftarb den 29. 
März 1626. Er war wahrſcheinlich der Sohn des Landſäckel⸗ 
meilter Conrad Schmid und der Anna Anderhalden und murde 
den 9. November 1594 getauft. | 

1621—26 und 1639— 39. Johann Martin Kniebüler 
von Wiligau. Derfelde war 1605 Vikar in Baldingen, 1612 
Pfarrer in Wolfenfchießen, von 1613—15 Pfarrer in Alpnad. 
1617 begegnet er ung als Rektor oder Pfarrer in Lötfchen, Kt. 
Wallis. 1612 Fam er wieder in’d Land und wurde neuerbingd 
in's Priefterkapitel aufgenommen. 1629 war er Pfarrer im 
Wäggithal und nennt dasſelbe „Thal der Thränen. 

1627 und 28. Jakob Krieger von Nidivalden. Er erhielt 
den 9. Horn 1619 das PBatrimonium und 1620 das Landredit. 
1620 mwurbe er Kaplan im Stalden, 1626 Pfarrer in Lungern, 











29 





wo er die Rofenfranzbruderfchaft einführte, und 1627 Helfer in 
Sarnen. 1628-80 war er wieder Kaplan im Stalden und 
1631—33 Pfarrer in Alpnach. Pfarrer Roth meint, er fei ein. 
Krieger nicht nur dem Namen nach, fondern aud in der That 
— „re et nomine”, Gr weigerte fich 1628 als Kaplan im 
Stalden an einer Prozeffion zu erfcheinen, die alljährlich am 
Teft des Heil. Thomas gehalten wurde, um bon der Peſt be- 
wahrt zu bleiben. Weberhaupt wollte er nicht® thun, wozu er 
nicht ftreng verpflichtet war. | 

1628 und 29 war die Helferei, wie es jcheint, unbefegt. 

1630— 39. Johann Martin Kniebüler. Siehe oben. 

1639 April—1641. Johann Chriftophorus Ravara von 
Enfisheim im Elfaß Beim Abſchied fchenfte er dem Pfarrer 
Wolfgang Schmid „aus befonderer Zuneigung und Liebe” ein 
Buch, welches fich in der Kapuzinerbibliothef befindet, und nennt 
ihn den „mwürdigiten und wacbarften”. 

1641, 28. Mai zog Johann Mofenrott von Luzern auf die 
Helferei und ftarb dajelbft den 11. Juli 1650. 

1651—54 Johann Walter Wirz, Sohn des Mathäus und 
der Barbara Ming, am Bürgel beim Schwibbogen. Derſelbe 
erhielt 1643 da8 Stipendium in Mailand, nachdem er zuvor 
ben weltlichen Bla oder das fpanifche Stipendium bafelbit ge- 
habt. 1647 wurde er zum Briefter geweiht und Kaplan der 
Klofterfrauen in Sarnen. 1648 wurde er von ber Landesge⸗ 
meinde neben Dech3lin, melcher die Primarfchule zu beforgen. 
hatte, zum Schulmeifter der Lateinfchule gewählt. Er war zus 
gleich bi8 1651 Kaplan in Kirchhofen. 1654 wurde er, nach: 
dem man feine Wahl als Pfarrer in Emmetten nicht anerkannt, 
Pfarrer in Iberg. 1662 hielt er fih in Obwalden auf. 1668: 
war er Pfarrer zu Redingen und dann zu Wohlen in Lothringen. 
1676 wurde ihm die Pfarrei Aadorf im Thurgau zugeftellt. 
Als er 1680 diefelbe verließ, machte er VBorfchläge zum Beten 
diefer Gegend. Es wird ihm wegen „feines hroßen fleißes und 
eyffers“ gedankt. 1683 begegnet er ung ald Kaplan in Rothen⸗ 
thurm. Seine Köchin, Maria Kathrina Möhrin von Moltzheim 
im Elfaß, machte in diefer Zeit zu feinen Gunften ein Teſta⸗ 
ment. Seine irdifche Wanderjchaft vollendete er den 2. Februar 
1686. Derfelbe war ein unrubiger und unzufriedener Mann. 


30 





Wegen feinen Schimpfereien, um die man fich jegt nicht mehr 
ſo intereffiren würde, zog er fich viele Unannehmlichkeiten und 
Strafen zu. Schon 1647 mußte er Widerruf leiften und den 
Bätern Rapuzinern ein Lagel Ejchenthaler bezahlen. 1652, 24. 
Dftober beichloß das Priefterfapitel, daß er Widerruf Ieifte, 
dem Kapitel, welches ſich wegen ihm verjfammelt, das „Morgen: 
brod” gebe und 10 GI. „in die Kammer” (Kapitelskaſſe) zahle. 
Auf den Antrag des Pfarrer? in Alpnach aber wurde dann die 
Geldftrafe in folgender Weife liquidirt: Er mußte ftatt der⸗ 
jelben den Bätern Kapuzinern 6 Map guten Wein verehren. 
1681, als er -fchon in vorgerüdtem Alter fi) befand, fchimpfte 
er über den fpanifchen Gejfandten, machte fich landesflüchtig 
und bat dadurch die Aufmerkſamkeit des ſpaniſchen Gefandten 
und des päpftlichen Internuntius auf fich gezogen. 

1654—63. Johann Benedift Anderhalten. Siehe 
Bfarrberren. 

1664, 29. Zän.-—1668, 4. Auguſt. Kaſpar Muff von 
Stand. Das Prämium, welches er 1657 in der Rhetorik er- 
hielt, befindet fich in der Kapitelsbibliothel. 1660, 12. Jän. 
wurde ibm das PBatrimonium auf den Spital in Stand gegeben. 
1661 wurde er Helfer in Gismwil, 1664 Helfer in Sarnen, 1668 
Pfarrer in Bedenried, 1675 Pfarrer in Giswil, wo er den 15. 
März 1682 ftarb. 1667 am Charfreitag hielt er zu Sarnen 
zine lateinische Rede über das Hexenweſen und bejonderd über 
das Graminiren. Die Regierung fühlte fich beleidigt und be- 
ſchloß: Er fol fich des Predigen® müffigen und im Mai fein 
Glück außer dem Land fuchen. Der Pfarrer von Sarnen und 
andere Geiftliche, die im Geheimen mit ihm einverftanden waren, 
legten den 23. April 1667 zu feinen Gunften Zeugniß ab und 
entfchuldigten ihn, indem fie fagten, er habe das nur „discursive“ 
gelagt; allein man fand die Satisfaktion ungenügend. Daß 
die Gegner des Hexenweſens fchon damals einen großen An- 
bang hatten, gebt daraus hervor, daß er dann fofort Pfarrer 
in Berfenried geiworden und daß ihm dag Briefterfapttel ein 
Zeugniß erfter Klaſſe „in optima forma“ ausgeſtellt. Weil er 
der Regierung etwas zu nahe gekommen, deßwegen wurde er 
der 15. Novbr. 1675 vom Rath nur unter der Bedingung als 
Pfarrer von Giswil konfirmirt, daß er jährlih um die Pfründe 








81 





Kitte und ſich vor allzu großem Eifer hüte. Deſſenungeachtet 
Bat diefe Rede auf die Eraminatoren bei den Herenprozefien 
einen guten Einfluß ausgeübt. 

1668, 2. September— 1683. Chriftopborus Schäli. Das 
Stipendium in Mailand wurde ihm den 22. Dftober 1650 unter 
der Bedingung gegeben, bat er den Tifch zahle, wenn er nicht 
Briefter werde. Für ſolche Stipendianten, die fein eigened Ver: 
mögen in Ausficht hatten, mußte Bürgfchaft geleiftet werden. 
Bon 1652 —54 war er Helfer in Alpnach. Alddann fcheint er 
einige Jahre außer dem Land gemweien zu fein. 1640 wurbe er 
Kaplan im Stalden und 1668 Helfer in Sarnen. Er und fein 
Nachfolger" waren auch Präſes des Prieſterkapitels. Am hohen 
Donnerftag 1683 wurde er von diefer Welt abberufen. 

1683, 1. Mai—+ 23. Dez. 1702. Abraham Stör. Er war 
ein Sohn des Färbers Caſpar Stör, welcher 1627 um 300 GI. 
das Landrecht gelauft, und der Marie Bucher, und wurde ge: 
tauft den 9. Sänner 1658. Seine Primiz feierte er den 20. 
April 1681. Nachdem er 3 Monate Helfer in Alpnach geweſen, 
309 er auf die Helferei nach Sarnen. 

1703, 7. Zän.—1704, Karl Leodegar Shäli. Sieh 
Pfarrherren. 

1704, 18. Mai—1713. EChriftian Imfeld von Sarnen 
Er war ein Sohn des Kirchenvogt Fähnrich Chriltian und der 
Barbara Seiler und wurde den 9. Yuli 1672 getauft. Seine 
Brimiz feierte er den 30. Dezember 1696. 1701 murde er 
Helfer in Lungern, 1703 Kaplan zu Kirchhofen, 1704 Helfer in 
Sarnen und 1711 Chorherr in Bilchofzel. Jedem Rathsherrn 
mußte er deßwegen 2 Thlr. Sitgeld geben. 1713, 8. April 
‘wird ihm ein Empfehlungsfchreiben an den Probſt in Bifchofzell 
und an den Pfarrer in Schwyz beiilligt, damit ibm der Hof 
des Chorberren Stromaier oder Püntener überlaflen werde. 
1713, 22. April dankt Bannerherr Nikolaus Imfeld, daß man 
feinen geiftlichen Sohn zum Chorherren gemählt. Er und Haupt: 
mann Marquard Imfeld wurden beftimmt, um ihn beim Auf- 
ritt zu begleiten, zu präfentiren und mit Creditiv zu verjehen. 
1725. 18. Nov. wurde zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten. 
Sein Porträt befindet fih im Muſeum. 

1718—1727. Johann Wolfgang Zurmühle. Er wurd 


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ILL LIE GL 


geboren den 17. Nov. 1672. 1699 3. Jän. befchloß der Rath: 
Es joll ihm feine Einladung zur Primiz verdankt und gratus 
lirt werden. Dem „jungen geiftlichen Ritter” follen 4 Kanten 
Wein verehrt und „Doppelhagen” ohne Bulver geliehen werben. 
Bon 1699—1703 war er Lehrer der Lateinfchule zu Sarnen. 
1702, 5. Dez. wurde von der Regierung beichloffen, ihm 40 Gl. 
Schullohn zu geben. 1703 wurde er Fruͤhmeſſer im Dorf, 
1704 Kaplan in Kicchhofen und 1713 Helfer in Sarnen. 
ftarb den 10. April 1727. 

1727—T 26. Sept. 1753. 305. Franz Wolfgang Stod- 
mann, geb. den 4. Dit. 1696, feierte feine Primiz am 3. Sonn: 
tag nach Dftern 1724. 1726, 8. Septemb. wurde er Kaplan 
in Kägismwil und 1727 Helfer in Sarnen. Sein Mitbewerber um 
die Helferei, Conrad Heymann, machte die Wahl ftreitig. Die 
Regierung entichied aber zu feinen Gunften. Nach feinem Tod 
erflärte die Regierung: Wenn die Erben wegen dem Batri- 
monium 30 Gl. an den Epital bezahlen, dann wollen fie die 
übrigen 30 GI. ſchenken. Wie es fcheint hat er auf der Helferei 
nicht irdiſche Schätze aufgehäuft. 

1753—1768. Karl Ignaz Müller aus der Schwänbdi. 
Siehe Pfarrherren. 

1768 — 7 7. Mai 1779. Johann of. Bürgi von 
Zungern. Er wurde 1722 geboren und primizirte im Oktober 
1745, nachdem die Regierung den 22. Februar 1744 bezeugt, 
daß die Matten Zil in Bürgeln binlängliche Berficherung biete 
für ein Patrimonium von 3000 Pfund. Zuerft war er unver- 
pfründet in Lungern und 1751 in Sachſeln. 1752 murde er 
Profeffor im Kollegium, wo er gemäß Rathsbeſchluß vom 5. 
Dftbr. 1754 125 Gl. ſammt Schulgeld erhielt, 1760 Kapları 
im Stalden und 1768 Helfer in Sarnen. 1764, 19. Sänner 
wurde beichloffen: Es fol ihm und den andern Geiftiichen, 
welche wirtben, das Ohmgeld gefordert werden. Seine Biblio- 
thek befindet fich auf der Kaplanei in Bürgeln und bezeugt, dafs 
er eine tüchtige theologische Bildung genoffen. 

1779—7 20. Sänner 1789, Kafpar Sof. Stodmann, 
Dr. Theol. et Mag. Phil. et LL. AA. Er war der Sohn des 
Johann Kafpar und der Anna M. v. Zuben., Gäßli, und wurde 
geboren den 13. Juli 1727. 1750, 14. Auguft bezeugt die 








83 


ILL 


— 


Regierung, daß die Matten Hasli für ein Patrimonium von 
1000 Gl. binlängliche Berficherung biete. Wie es fcheint, Iebte 
er zuerft einige Jahre außer dem Land. 1760 wurde er Kaps 
lan in Kirchhofen, 1768 Kaplan im Stalden und 1779 Helfer 
in Sarnen. Damals ſaß man im Briefterfapitel nach dem mutbs 
maßlichen Alter der Pfründen. 1767 behauptete er, daß bie 
Kaplanei in Kirchhofen älter fei, als die Helferei in Lungern 
und daß er deßhalb berechtiget, im Kapitel vor dem Helfer Am: 
garten zu fiten. Er verliert. Im gleichen Jahr hatte er wegen 
dem Borfig Streit mit Helfer Wolfgang von Flüe in Kern?. 
Diejer letztere Streit wurde jehr heftig, weil beide den einfluß- 
reichften Familien der damaligen Zeit angehört und biefelben 
um die Meifterfchaft kämpften. Stodmann gewinnt. In beiden 
Fällen ift aber aus Unkenntniß der Gefchichte unrichtig entſchie⸗ 
den worden. Die Kirche von Sarnen mußte an diejen geiftlichen 
„Geſpaß“ 31 Gl. 26. Schl. und 3 U. bezahlen. Sie wurde 
übrigens durch ſchöne Vergabungen von feiner Familie vollſtän⸗ 
dig ſchadlos gehalten. Zeugherr Wirz bemerkt zu diefem Streit; 
„Bewahre ung der Himmel vor berlei gelehrten Difjertationen 
und Magiftern.” Das Porträt dieſes Helfers befindet fich im 
Mufeum. 


1789, 25. Jänner — 7 24. Dftober 1807. Franz Nil: 
laus Sulian Stodmann. Derfelbe wurde geboren den 
19. Suli 1750 und primizirte den 3. Dtbr. 1773, nachdem die 
Regierung für feine Hinterlegten Gülten ein Patrimonium von 
1000 Gl. verſprochen. Nachdem er zuerit einige Jahre unver⸗ 
pfründet geweſen, wurde er 1780 zum Kaplan im Stalden und- 
1789 zum Helfer in Sarnen gewählt. 

1807, 28. Dftbr.—} 28. Dezember 1824. Franz So]. 
Zurmüble Derſelbe wurde geboren den 30. Jänner 1755. 
Die BPriefterweihe erbielt er den 20. Dezember 1777. 1777, 25. 
Dftober wurde er als zweiter Profeſſor im Kollegium angeitellt, 
Damit er nach Art der Er-Jeluiten Schule halte. Er war nun 
2 Sabre Profeifor und dann wieder ald Kaplan in Kirchhofen 
von 1785—87. Es wurde ihm aber erlaubt, auf der Kaplanei 
Schule zu halten. Rommilfar von Flüe nennt ihn einen „geübten, 
eremplarifchen, erfahrenen Seelforger.” 

1825, 2. Sanuar—+ 8. Mai 1857. Zof. Ignaz Ettlin 


3 . 


34 





Sohn des Franz Zof., Pfifter in Sarnen. Er wurde geboren 

ben 22. Sanuar 1779 und zum Briefter geweiht den 27. Mai 
1804. 1805 wurde er Pilar zu Heitenried in Freiburg, 1808, 

7. Ana Kaplan im Stalden und 1825 Helfer in Sarnen. 

Er feierte feine Jubelmeſſe. Da er eine ſchöne Anzahl Gülten 
befaß, deßhalb findet man unter den alten Schriften öfters 
Duittungen, die von einer Träftigen Hand gejchrieben find. Er 
ftudirte zu Freiburg mit Auszeichnung Theologie. 

1857, 4. Juni — + 19. Juli 1881. Franz Sebaitian 
Jakob, geiftlicher Sohn feines Vorgängers. Derfelbe wurde 
geboren den 27. November 1801 und war ein Ablömmling von 
Landammann Kafpar Jakob, Gmwand, in der Schwändi. Nach⸗ 
dem er die PBrivatfchule des Karl Ettlin an der Rüti befucht, 
kaufte er, im Alter ſchon etwas bvorgerüdt, 1818 ein Prinzipi- 
Büchlein und ging in’d Kollegium. Den 19. Dftober 1819 
ging fein „Götti“, Rathsherr Franz Sebaſtian Jakob, mit 
ihm nach Engelberg und bezahlte den 6. September 1820 für 
Koſt und Nebenköften 171 GI. 5 Schl. Das nächſte Jahr be- 
zahlte er für Gleiches 146 GL 7 Schl. Dem „Snftruder blagy“ 
d. i. P. Placidus, fpäter Abt, gab er für gegebene Bücher 6 Gl. 
1821, 6. Dezember verreiste er ind Wallis, um dafelbft feine 
Studien fortzufegen. Das Koftgeld wurde gewöhnlich dem Kap: 
lan Wirz in Kägiswil bezahlt, welcher Verwalter des Rektor 
Amſtad im Wallid war, der in Alpnach geboren wurde. Dort 
ftudirte er 41, Sabre und wurde den 2. Zuli 1826 zum Prie⸗ 
jter geweiht. Alsdann ging er als neugeweihter Priefter noch 
ungefähr 1 Jahr nah Chur. Die fämmtlichen Stubirkoften 
betrugen 2406 Gl. 12 Schl. 4 A. Zu Sitten war fein Profeſſor 

de Breur, welcher fpäter den bifchöflihen Stuhl beſtieg 
und ein berühmter Theologe war. Zuerit war er einige Zeit 
unverpfründet. 1829 treffen wir ihn als Vikar zu St. Anton 
in Nidwalden. 1830 murde er Kaplan in Nieberridenbacd, 
1831 Kaplan in Kägiswil und 1842 Helfer in LZungern, 1852 
zum zweitenmal Kaplan in Kägiswil und 1857 Helfer in Sar- 
nen. 1870, 2. Heumonat feierte er zu Sarnen feine Jubelmeſſe. 
Auch als Yubilar hatte er immer noch eine jugendliche Schrift. 
„Seine Predigten waren immer die Sprachgewandte Frucht 
der Ueberlegung und de reiflichen Studiums und zumal in 








35 


II LE TB 


feinen Chriftenlehrpredigten fühlte man ihm ganz entichieden 
ben gebildeten Theologen an. Wie ihm eine gewiſſe Selbitän- 
digfeit in Auffaffung der Tagesfragen nicht abzufpredyen war, 
fo war er immer ein durchaus treuer und cdharafterfeiter Sohn 
feiner Kirche und feine bewußte, mohlmotivirte Rechtgläubigfeit 
hatte zwei gleich fefte Stützen in feinem dogmatiſchen Wiſſen 
und Fnem braven, prieſterlichen Geiſte.“ (Volksfr. 1881, 
Nr. 30 

1881, 21. Auguft—22. April 1888. Herr Melchior 
Britſchgi. Siehe Pfarrherren. 

1888, 21. Mai. Hr. Baltbafar Smfeld. Derfelbe 
wurde geboren den 12. Mai 1835 und primizirte den 22. Auguft 
1858, nachdem er den 8. Auguft die Priefterweihe empfangen 
hatte. 1858 wurde er Frühmeſſer in Sarnen, mo er zugleich 
Schule hielt, 1860 Kaplan in Kirchhofen, 1865, 20. Auguft 
Helfer in Lungern, 1878, 27. Dftober Pfarrer in Hergismil, 
wo man ihm den 10. November inftallirte.e Während mehreren 
Jahren fammelte er Beiträge für das Werk der Glaubensver: 
breitung. 1867 machte er mit dem Hochw. Hrn. Pfarrer Rohrer 
und Kaplan M. Anderhalden eine Pilgerfahrt nach Rom. 


Kapläne in Kirchhofen. 


Die Kaplaneipfründe ift 1455 geftiftet worden. 


ca. 1470. Michael. Geſchichtsfr. 24, 97. 

ca. 1490. Heinrich Schriber. ©. Pfarrherren. 

ca. 1550. Nikolaus Keym. 

ca. 1560. Johann Sulzer, welcher vorher Helfer in 
Stan? war, ftarb an der Peſt 1565. 

1565. Hans Keller ftarb an der Belt 1566 den 9. 
Dftober. 

1590 erhält Jakob Fiel ald Kaplan von Kirchhofen das 
Landredit. 

1591 —}1594. Rudolph Uttiger von Zug Er war 
beim Seligſprechungsprozeß von 1591 betheiliget und hatte ein 
Alter von 36 Sahren. 1590 wurde er von einem ftrengen 


36 


SIERT GE NG 


Zieber heimgefucht, ging drei Freitage zu Bruder Klauſen Grab 
und murbe geheilt. 

1594—1603. Salob Strubhbar von Laufenburg. 
1589 treffen wir bdenfelben in Nidwalden. 1603 zog er als 
Kaplan nah St. Nillaufen, wo er am Felt der bi. 3 Könige 
1614 während der hl. Meffe, vom Schlag getroffen, ftarb. 

1603—1608. Johann Meier erhält das Landrecht und war 
Thon 1602 Pathe in Sarnen. 1616 verläßt er die Kaplanei 
in Ennetmoo8. Bon 1617—1624 war er wiederum Kaplan in 
Kirchbofen. 

1608. Mathäus Steiner fpielte 1608 zu Sarnen bei 
der Komödie eine Rolle. 

1614. Peter Bollinger. Er Hatte feine Seelforge. 
1606, 24. Juli wurde er Pfarrer in Doppleichivand. 

1615. Soft Kündig. Siehe Helfer. 

1616—1624& Johann Meier. Siehe oben. 

1624—1626. Thomas Baumgartner, Dr. Theolog. 
von Kaiferftuhl. Er war Helfer in Lungern, erhielt 1615 das 
Landrecht und wurde 1621 Pfarrer in Alpnach, obichon ihn der 
Kammerer und das Prieſterkapitel nicht empfohlen. Er refig- 
nirte 1622 und zog 1624 auf die Kaplanei in Sarnen. 1626 
im November wurde er Helfer in Giswil, wo er den 14. Dez. 
1631 in Folge eines unglüdlichen Falle vom Pferde ſtarb. 

1626. Johann Stapfer von Bremgarten. 1642, 4. 
September fchreibt die Regierung an den Schultbeiß und Rath 
in Bremgarten, daß fie der Gäcilie Stapfer, Frau des Wolf: 
gang AImfeld, zum Erb von Ehrw. Joh. Stapfer fel. behilflich 
fein möchten. Es fcheint, daß die Kaplanei mehrere Jahre un: 
beſetzt geweſen und daß Frühmeſſer P. Johann Bannwart in 
Nothfällen Aushilfe geleiftet. 

1639 und 1640. Johann Gherhard von Bremgarten. 
1640 wurde er Pfarrer in Wolfenfchießen, wo er den 13. März 
1659 ftarb. Er foll über Bruder Scheuber gejchrieben haben. 
Seine an theologischen und gefchichtiichen Werfen reichhaltige 
Bibliothek befindet fih im Kapuzinerflofter zu Stan?. 

1641—1642. Wolfgang Imfeld, auch „Schäfer” ge 
nannt, Sohn des Nikl. Imfeld und der Anna Schäfer, wurde 
zu Sarnen getauft den 16. April 1612. 1634 erhielt er wahr: 


87 





ſcheinlich das Stipendium nach Mailand. 1636, 19. Jänner 
gab ihm die Negierung an die Reife nach Mailand 10 Gt. und 
den 1. November an die Etudirfoften 18 GI. 30 Schi. 1636, 
9. Dezember wurden ibm von ber Regierung 18 GI. 30 Sci. 
nach Freiburg geſchickt. Für die 66 Gl., die fie ihm bis dato ge= 
lieben, wurde von des Bannerberrn Sohn, Caſpar Imfeld, eine 
Bürgichaft von 300 Pfund geleiftet. 1637, 7. Yebruar erbielt 
er das Patrimonium für die Priefterweihe zu Mittefaften. 1642, 
28. Juni zog er auf die Kaplanei im Stalden, wo er bis 1652 
geblieben. 1653 kam er als Helfer nach Zungern, wo er im 
April 1657 ftarb. 1652 wurde er angellagt, daß er im Wirths⸗ 
haus zu lang und am Altar zu wenig lang fich aufhalte. 1656, 
8 April wird ihm von der Regierung per Monat 8 Kronen 
zugeiprochen, weil er den Soldaten auf den Brünig beigeftanden. 

1642—1648. Johann Meier, Sohn des Martin und 
der Anna Humiler von Luzern. Derjelbe zog bald nach feiner 
Primiz den 14. Dftober 1642 auf die Kaplanei in Kirchhofen 
und den 5. Auguft 1648 auf die Pfarrei in Giswil, mo er ben 
3. September 1661 ftarb. 1644 erhielt er das Landrecht und 
war 1657 Curfor oder Läufer beim Seligfprechungsprozeß des 
fel. Bruder Klaus. Weil er feinen Helfer hatte, mußte er fich 
als neugewählter Pfarrer von Giswil vor der Regierung nicht 
ftelen. Diefelbe hatte ihn den Gißwilern als Pfarrer empfohlen. 
Während feiner legten Krankheit und nad deſſen Tod wurde 
Rathsherr Peter Enz zum Pfleger ernannt. 1662, 28. Juni 
wurde befchloffen, feine Mutter, Anna Humiler von Zug, mit 
Leib und Gut in den Spital aufzunehmen. 

1648—1651. Johann Walter Wirz. Siebe Helfer. 

1651— 1654. Johann Benedikt Anderhbalden. Siehe 
Pfarrer. 

1654— 1656. Caſpar $runz feierte feine Primiz am 
erften Sonntag im September 1654. 1656 wurde er Helfer in 
Sachſeln, wo er den 20. Oktober 1688 ftarb. Er war mehrere 
Jahre Sekretär des Priefterfapitel?. 

. 1657— 7 9. November 1671. Wolfgang Schmid. 1652, 

6. Juli erhielt er den außerordentlichen Play im Collegium zu 

Moiland. Er primizirte am 4. Sonntag im Ditober 1656. 
1671—+ 28. Oktober 1677. Joh. Niflaus Imfeld. 


38 


a a a a a} 


1664, 9. Februar erhielt er das Stipendium in Mailand und 
primizirte den 29. Juni des gleichen Jahres. ine Schweiter 
von ihm mit Namen Agatha war Klofterfrau und ftarb am 
Tag nach feiner Primiz. | 
1677, 14. November— + 1701. Johann Baptift Jakob. 
Da bei feiner Wahl der Dreißigfte feines Vorgängers noch nicht 
verfloffen, deßhalb ging ihm die Pfrund erft am 1. Sonntag 
in der Advent an. Er primizirte am weißen Sonntag 1675. 
1701, 21. September—1703. Karl Leodegar Schäli. 
Siehe Pfarrer. 
5 or 7. Zänner—1704. Chriftian Imfeld. Siehe 
elfer. 


1704, 18. Mai—18ll. Johann Wolfgang Zur: 
müble. Siebe Helfer. 

1711—7 19. Jänner 1760. Johann Anton Bann: 
wart, Sohn de Hans Cafpar und der Katharina von Rotz 
wurde getauft zu Sarnen den 24. Auguft 1687. 1709, 31. 
Mai beichließt der Rath, ihm zu feiner Primiz 6 Kanten Wein 
(d. ift 12 Maß) und 6 Pfund Pulver zu verehrten. Er war 
auch apoftolifcher Notar. 

r 1760—1768. Kaſpar Joſef Stodmann. Siehe 
Helfer. 

1768— + 8. Juni 1772. Karl Joſef Frunz. Er war 
ein Sohn des Chriftian Ignaz und der Anna. Maria Weniger 
und wurde getauft den 28. März 1735. Die Regierung befchloß 
ben 7. Juni 1760 ihm auf die Primiz 2 Thlr. zu geben. 

1772—1779. Sobann Defiderius Zumftein. Siebe 
Pfarrer. 

1779—1789. Franz Sofef Zurmüble Siebe Helfer. 

1789—F 17. April 1807. Johann Beter Imfeld. 
Er mar ein Sohn ded Marquard und ber Eliſabeth Burch, 
Onfel eined Nachfolger8 und murde den 2. Februar 1724 ge: 
tauft. Er wurde PBriefter 1754, Frühmeffer in Alpnach 1760, 
Heifer bafelbft 1765, mo er 1770 refignirt. 1774, 11. Dezem: 
ber erhielt er die Frühmeſſerei in Sarnen und 1789 die Kap: 
lanei in Kirchhofen. Er ftarb als Jubilat. 

1807, 1. Mai—28. Dtober. Melchior Sigrift. Siebe 
Tfarrer. 


t 


39 


II LE TE SE 


1807, 28. Oktober + 1. März 1860. Anton Imfeld. 
Derfelbe wurde den 4. Juni 1783 geboren und den 20. Septbr. 
1806 zum Priefter geweiht. Er war Feldpater in den Jahren 
1815 und 1847. Bon ihm mwurbe dad Stammbudh befjer ein- 
gerichtet. Während 20 Jahren fammelte er alljährlih Beiträge 
für die Verbreitung des Glaubend. Er war ein Mann von 
einer „entfchiedenen Firchlichen Gefinnung” und von einem „un: 
beicholtenen mufterhaften Lebenswandel”. Er ftudirte zu Sarnen 
und Freiburg und war ein tüchtiger Theolog und Philolog. 
Ihm folgte ein Nepot. 

1860— 1865. Sr. Balthaſar Imfeld. Siehe 
Pfarrhelfer. 

1865—1881. Hr. Nikolaus Amftalden von Sarnen. 
Derjelbe wurde geboren den 29, Juli 1881 und zum Briefter 
geweiht den 10. Auguft 1864. Er verreifte mit 70 Berjonen 
den 9. Mai 1881 nad St. Paul in Brafilien, um bort den 
deutfchen Katholiken, die Jahre lang nie die bl. Saframente 
empfangen konnten, das Brod des Lebens zu fpenden. 

1881, 29. Mai—1883 Hr. Jakob Burch. Derfelbe wurde 
geboren den 14. September 1819 und zum Priefter geweiht den 
29. Mai 1847. Seine Primiz feierte er den 20. Juni 1847. 
Zuerft war er Bilar in der Schwändi, 1852, 17. Juli wurde 
er Kaplan dafelbjt, 1881 Kaplan in Kirchhofen und 1883, 27. 
Mai Kaplan in Bürgeln. 1887 30g er wieder als Bilar oder 
2. Kaplan zu feinen lieben Schwandern zurüd. 

1883, 22. Juli -21. Mai 1888. Herr Valentin Spichtig 
von Alpnach, Sohn des Ratheherrn Franz und der Therefia 
Rufer, wurde geboren 1858 und primizirte den 3. September 
53 1888, 21. Mai wurde er zum Frühmeſſer in Kerns ge⸗ 
wählt. 





| Kapläne im Stalden. 


Die Kaplanei wurde 1617 geftiftel. 
1617, 30. April—1618. Leodegar Ludmiger von 
Luzern. 1592—1594 war er Frühmeſſer in Sempad). 
1619 und 1620. Niklaus Wolf. Siehe Pfarrer. 


40 


II III 


b . und 1628—1630. Jakob Krieger. Siehe 
‚Helfer. 

1621— 7 29. März 1626. Kaſpar Schmid. Siehe 
Helfer. 

1626—1628. Nikla us Wanner von Kerns, Dr. Theol. 
und Prot. Apostol. 1621 erhielt er von der Landesgemeinde 
dad Stipendium in Mailand. Bald nachher wurde dieſes 
Stipendium nicht mehr von der LZandeögemeinde, fondern vom 
Rath gegeben. 1622 lieh ibm Pannerherr Imfeld zu Mailand 
10 Dugtunen & 7 Difen. 1624 gab ihm die Regierung das 
Patrimonium und fchentte ihm 50 Gld. zur Bezahlung der 
Studierfoften. 1628 wurde er Pfarrer in Giswil und baute 
bie dortige Kirche, nachdem bie alte Kirche im Kleintheil von der 
Lauwi mweggerifien morden. Unter ibm wurde bie Kapelle im 
Saframentewald gebaut und ein Glödlein aus der alten Kirche 
dabingetragen, welches fich jegt im Mufeum befindet. 1630 
begann er das Todtenbuch. 1642, 20. Februar wurde er vom 
Landvogt Sebaftian Müller von Kern? zum Chorherr in Zur: 
zach gewählt. Bor feiner Abreife den 4. Dftober 1642 dankt 
er der Regierung für da8 Stipendium in Deailand, für die 
Pfründen und refignirt zu Handen M. g.9., indem er zu Aller 
heiligen das Canonikat antreten molle. Die Regierung ftellte 
ihm den 18. Sanuar 1652 ald Empfehlung für dad Canonifat 
folgendes Zeugniß aus: „Wann nun Kundtichafft der War: 
beit niemand verfagt, fondern mitgetheilt und von meniglichen 
. gefördert fol werden haben wihr Ihme Herr Doctor Wanner 
zu vorhabentem fin Canonikat Gezeüknus ſeines bei und wol 
und ruhmlichen Berhaltend und daſ mir mie nit weniger daſ 
ermelte Kilchgenoffen da es in fein gelegenheit weiters zu ver⸗ 
bleiben gewelen wehre, Ihn beſonders gerne bei und haben 
möchten — diſe gezeüfnuß mit gutem Willen hiemit beiter Form 
nach geben wollen.“ 1646 wird für des Niklaus Schälin jel. 
Sohn bei Dr. Wanner gebührender Unterhalt verſchafft. Er 
binterließ eine ungebrudte Chronik und ftarb als „kindiſcher 
Greis“ zu Zurzach den 15. Dezember 1656. Wie es ſcheint 
bat er erft im vorgerüdten Alter feine Studien begonnen. Er 
iſt der einzige Kernjer, welcher Chorherr geworden. 

1628—1630. Jakob Krieger. Siehe Oben. 





41 


II LTE IS 


1630—1639. Jakob Eichholzer. 1634 erhielt er von. 
der Landedgemeinde dad Landrecht. Er mar ein leidenichaft- 
licher Säger und es wurden ihm deßhalb den 12. Juli gleichen 
Sahres die Jagdhunde von der Regierung mwegerfennt. 1637 
berfaufte er dem Kafpar Imfeld ein Füllen. 


1639 14. Mai 1682. Chriftoffel Nadig von Küß— 
nad. Er war Pfarrer in Oberägeri, 1627 Pfarrer in Hergis- 
wil, 1628 Pfarrer in Alpnach, mo er das Landrecht erhielt. 
1631 verließ er dad Land und wurde 1632 Pfarrer in Küßnach. 
1639 fam er auf die Kaplanei im Stalden. Da er in biefem 
Sabre jchwer erkrankt, deßhalb bat man ihn zur befjeren Pflege 
8 Tage lang in den Spital aufgenommen. 

1642—1652. Wolfgang Zmfeld. Siehe Kapläne in 
Kirchkofen. 

1652—1659. Johann von Ah. 1659 wurde er Pfarrer 
von Wolfenſchießen und 1693 Pfarrer von Kernd. Siehe 
Chronif von Kern? ©. 15. 

1660—1668. Chriftoffel Schäli. Siehe Helfer. 

1668, 2. September—1679. Johann Franz Wir, 
Sohn des Freitheilvogt Hans Kafpar und der Marie Heymann, 
Nitter des römischen Stuhles. 1661 erhielt er das geiftliche 
und 1663 das meltliche oder fpanifche Stipendium in Mailand. 
Sm Dftober 1665 dankt er der Regierung für die empfangenen 
Wohlthaten und für die beiden Stipendien. Seine Primiz feierte 
er zu Sarnen den 28. Dftober 1665. 1677, 80. Känner wurde 
er vom Rath zum Chorberr in Bifchofgel erwählt. Er fol 
innert 14 Tagen die Recognition dem Landfchreiber einhändigen, 
d. 5. für jeden Rath 1 Dufaten. Nun wurde die Wahl von 
Conrad Stolz, dem Stifter des Elifabethengeldes, ftreitig ge= 
macht. Die Regierung beichloß den 20. Februar 1677 dem 
Commifjar in Luzern zu fchreiben, daß Herr Wirz fich Feiner 
Simonie ſchuldig gemacht und nicht? Ungutes gegen Herrn 
Stolz geredet, fondern einfältig und gebührlih in die Sache 
gegangen und bitten deßhalb, das Rechtsverbot aufzuheben. 
1679, 18. Februar wurden zu feinem Aufritt in Bifchofzell 
Landvogt Georg Schäli und Sedelmeifter Johann Wirz als 
Beiboten verordnet. 1680 jchreibt Chorherr Wirz, er glaube, 
daß er in Conſtanz Mehreres an den Kirchenbau in Sacjeln 





42 





belommen könnte. Sofort wird er erfucht zu colleftiren. Den 
28. Juni wird beichloffen, fobald Chorherr Wirz das gejam: 
melte Geld eingehändigt, ein freundliches Dankſchreiben nad 
Conſtanz, Bifchofszel und an den Prälaten von Fiſchingen ab⸗ 
gehen und ihm die drei verlangten Gredentialichreiben zu= 
fommen zu lafien. 1685, 1688 und 1689 wurden er und Ober- 
vogt Wirz zu Gottlieben von der Regierung in Obwalden er: 
jucht, mit dem Bifchof in Sonftanz zu unterbandeln, damit auch 
ihnen, wie andern Drten, ein eigener Commiſſar gegeben werde; 
fie würben „gute subjecta” vorzufchlagen haben. Wenn man 
ihnen aber feinen eigenen Commifjar geben molle, dann tolle 
man beim Commiflfar in Luzern verbleiben. Obwalden erhielt 
1815 einen eigenen Commiffar und es wurde fomit der Wunſch 
der damaligen Regierung nicht erfüllt. — Am Samftag nad 
Seragefima 1718 wurde für ihn zu Sarnen Gedächtniß gehaiten. 
Er hatte ein Alter von 78 Jahren erreicht. Balz Ettlin wurde 
beauftragt, im Namen der Freundfchaft feine Hinterlaffenichaft 
in Empfang zu nehmen. 

- 1679-7 1716. Marquard Xordi. Er primizicte 
1673, war Bilar beim Pfarrer in Lungern 1676 und 1677 
unverpfrünbet in Sarnen. 1712, 4. Mai bittet er für Franz 
Zend um Gnade und Barmherzigkeit. Sein Haus verteftamen- 
tirte er ded Joſ. Fenchen Kindern. 

1716—7. Sebruar 1727. Franz Ignaz Furrer, Sohn 
des Landfchreiber Niklaus Furrer und der Katharina Grat. 
1698, 11. Jänner bittet er die Regierung, ihm das Stipendium 
in Mailand aufzubewahren, bis er die Rhetorik abfolvirt und 
Dr. Jung zu erfuchen, e8 dem P. Rektor in Mailand anzu: 
zeigen. Es wird ihm entiprochen und an die Neife nach Solo: 
tburn 1 Thlr. aus dem Landfädel gegeben. 1702, 18. März 
erbielt er auch noch das weltliche Stipendium in Mailand, 
weil Hand Wolfgang Schallberger geftorben und Hans Meldior 
Stodmann dasſelbe nicht mil. Seine Primiz feierte er zu 
Sarnen den 30. März 1704. Die Regierung befchloß, ihm auf 
diefelbe 6 Kanten Wein und zum Gebrauch 6 Mörfer mit Pul⸗ 
ver zu geben. 1704 murde er Lehrer und Frühmeſſer im Dorf 
und 1716 Kaplan im Stalden. 1708, 4. März war er Feld: 
- Zaplan und es wurde auf fein Berwenden ein Meßgewand für 





43 


II ILL 


das Feld angefhaffl. Den 18. September 1719 begegnet er 
uns bei einer March auf der Schnellen. Nach deſſen Tod fürch⸗ 
tete jein Bruder Anton, Schullehrer in Enſisheim im Elſaß, 
er ſei beim Erb gegen feinen Bruder Dominit im Nachtheil. 
Die Regierung beichließt, ihn zu berubigen. 
1727-1731. Karl Zofef Weniger. Siehe Pfarrer. 
1731. Franz Meinrad Anderhalden Den 9. 
Dezember 1731 wurde er Pfarrer von Kernd, wo er ben 4. 
Auguſt 2,88 geftorben. Siehe Chronik von Kerns ©. 17. 
31—} 5. Mai 1748. Sobann Ludwig Jakob aus 
der Shwänti, Sohn des Sobarn Jakob und der Marie Margreth 
Pünt, geboren den 17. Mär; 1695. Den 21. Ditober 1719 
erbielt er durch da8 Loos das Stipendium in Mailand. 1725 
9. Juni befchloß der Rath, ihm auf die Primiz 2 Thaler zu 
berehren. Seine Erben bitten den 1. Juni 1743 um Nachlaß 
deffen, was er dem Spital fchuldig if. Es wird nicht ent- 
ſprochen; dagegen aber wird den 9 Erben in Aniehung ihrer 
Armuth jedem 6 Pfund aus dem Spital wieber zurüdgegeben. 
1743—1749. Dr. Franz Riflau Wirz. Siehe 
Baren 
1749 —+ 17. Februar 1759. Nikodem Burd von 
Kägiswil. Er primizirte den 20. Oktober 1743. Die Regie: 
rung beichloß feinen geiftlihen Vätern, Chorberr Pfeiffer und 
Junker Sofef Anton Pfeiffer, 6 Kanten Wein zu verehrten und 
zu erlauben, die Mahlzeit auf dem Rathhaus halten zu bürfen. 
Es fcheint, daß er bei den Sefuiten in Luzern ftubirt. Als 
Kaplan wußte er feine guten Freunde mit trefflichen Schnepfen: 
Mahlzeiten zu bedienen. 
1759—1768. Johann Joſef Bürgi. Siebe Helfer. 
1768—1779. Kaſpar Joſef Stodmann. Siehe 
Helfen. 
1779 und 1780. Joſef Ignaz Defiderius Zum: 
Rein Siehe Pfarrer. 
1780—1789. Franz Nillaud Julian Stodmann. 
Siehe ‚Delle 
789—1807. Zranz Joſef Ignaz Zurmühle. 


eice gelten 
807. Melchior Ludwig Sigrift. Siehe Pfarrer. 


44 


EL ILL 


1839, 22. Dezember — + 18. Juni 1852. Jakob Joſef 
Kathriner. Derfelbe wurde geboren den 23. Mai 1791 und 
feierte feine Primiz den 6. Juni 1815. 2 Jahre nachher wurde 
er zum Profeſſor am Collegium erwählt, wo er dann gewirkt, 
bis er ald Kaplan in die Schwänbi gezogen. Auf Antrieb von 
Hauptmann Imfeld fing er an, mit den Studenten Theater zu 
fpielen. Als er die Alpen jegnen wollte, wurde er auf der Alp 
Glaubersbül vom Tod überrafcht. 

1852, 17. Juli—1881. Hochw. Hr. Jakob Burd. Siebe 
Kapläne in Kicchbofen 

1881, 29. Mai. Hochw. Hr. Ferdinand Kaifer von 
Stans wurde geboren den 18. Mat 1847. Er ftubierte in Ein- 
fiedeln, Engelberg und wiederum in Einfiedeln, Würzburg und 
Chur. 1874 im März erhielt er das Diakonat und primizirte 
im September am eidgen. Bettag. 1874 wurde er Kaplan in 
Kebrfiten, wo er 2! Jahre gewirkt. 1877, 20. April wurde 
er Kaplan in Sarmenftorf. 1877, 18. November jtarb der 
dortige Pfarrer Rohner. Gr wurde alddann Pfarrverweſer 
und am Herz-Jeſu-Feſt 1878 als folcher für 2 Jahre inftallirt. 
Weil er bei einer Begräbniß die kirchlichen Vorfchriften nicht 
verlegen wollte, fiel er in die Ingnade der Regierung in Aarau. 
Sie verlangte nun, daß er dor einer Commilfion, in welcher 
Proteftanten und Altkatholifen faßen, ein Eramen ablege. Er 
weigerte fich, weil fie weder vom Bilchof beauftragt noch be= 
fähigt, um katholiſche Theologen zu prüfen und auch nicht hin- 
längliche Garantie für Unparteilichkeit boten. Dagegen erklärte 
er fich bereit, vor Katholiken ein foldhes abzulegen. 1881, 29. 
Sänner wurde er von der Regierung abgefegt und verließ den 
10. Februar die Gemeinde. Den 10. Suni 1881 fam er als 
Kaplan in den Stalden. Im Anfang des Jahres 1883 wurde 
er dom Bundesrath zum Feldprediger gewählt. 





Kapläne in Kägiswil. 
Die Kaplanei wurde 1666 geftiftet. 


1666, 29. Juti—} 21. Oktober 1668. Sofef Caſtell, 
Sohn des Anton, von Freiburg. 1665, 22. Jänner erhielt er 








45 





das Patrimonium auf den Spital in Sarnen und den 10. Mai 
des gleichen Jahres feierte er feine Primiz. 

1668, 9. November — 2. November 1703. Sobann 
Balthbafar Stör Mag. A. A. L. L. Er war der Sohn des 
Meifter Cajpar und der M. Bucher und wurde getauft den 13. 
Dftober 1641. Seine Primiz feierte er zu Sarnen den 23. 
April 1665. Im März 1667 befand er ſich in Rom. Zu feiner 
Romfahrt wurde ihm vom Priefterfapitel den 16. Februar 1657 
folgendes ehrenvolle Zeugniß ausgeftelt: Diele Schrift bat er 
verdient durch die genaue Erfüllung feiner priefterlichen Pflichten, 
durch feinen unbeicholtenen Lebenswandel, durch feine Ehrfurcht 
gegen feine Obern und gegen feine Mitbrüder, durch feine Leut⸗ 
feligteit und feine Klugheit im Umgang mit feinen Untergebenen, 
durch feinen unermübdeten Eifer in Spendung der hl. Saframente 
und durch andere nicht gewöhnliche Tugenden und Fähigkeiten, 
wodurch er ſowohl im Chor ald auch außerhalb deſſelben im 
Umgang mit den Menfchen ein ausgezeichnete Vorbild geivor: 
den, Biele erbaut, Allen aber ein fehr ſchönes Beifpiel gegeben 
und überhaupt eine Zierde des Priefterftandes ift. Seiner Hoch⸗ 
achtung gegen ihn bat das Priefterfapitel auch dadurch Aus: 
drud verlieben, daß es ihn, obſchon er nur Kaplan war, dennoch 
im Sabre 1688 zum Präfes erwählt. 

1703, 1. Aprii—+ 12. Ditober 1708. Franz Joſef 
Bannwart. Das Batrimonium erbielt er den 6. Hornung 
1700 und primizirte zu Sarnen den 27. Dezember. Er kam 
dann als Stiftäfaplan nach Solothurn, wo er mwahrjcheinlich 
ftudirt hatte, und wurde den 18. Mai 1701 Pfarrer in Zuch⸗ 
wil, wo er blieb bis zw feiner Refignation im Jahr 1703. 

1708, 18. Nov. —+ 12. März 1714. Johann Franz 
Bermwert Er war wahrfcheinlih Sohn des Hand und ber 
Margretd Sigrift und wurde geb. den 14. Febr. 1674. 1697 
erinnert Cardinal Caccia zu Mailand nach feiner Aufnahme ins 
Collegium, daß man inskünftig allzeit taugliche Subjekte ſchicken 
möchte. 1703 mwurbe er ind Kapitel zu Nidwalden aufgenommen 
und Scheint bafelbft als junger Priefter gewirkt zu haben. 

1714, 26. März—1726. Franz Juſtus von Flüe, 
Sohn des Hand Conrad und der Katharina Anderhalden. 1710 
ftudirte er Theologie zu Luzern. 1711 18. Juli befchließt der 


46 





Rath, ihm auf die Primiz 4 Kanten Wein und 12 Pfund Bul- 
ver zu verehren. Wie e8 fcheint, war er zuerft unberpfründet. 
1714 wurde er Kaplan in Kägiswil und 1726, 28. Auguft 
Pfarrer in Gerdau. 1728, 8. Mai wurde dem Pfarrer und 
Probſt Nikodem von Flüe erlaubt, ihn ald Pfarrverweſer anzu- 
ftelen. Nachdem Pfarrer Nikodem von Flüe auf die Propftei 
nach Bifchofzell gezogen, wurde er 1731 zum Pfarrer in Sachfeln 
gewählt, wo er den 11. April 1746 ftarb. 

Als der päpftliche Nuntius zur Enthebungsfeierlichkeit im 
Sabre 1722 nach Sachſeln gekommen, da wurde er vom Pfarrer 
im Vorzeichen der Kirche mit einer lateinifchen Rede begrüßt. 
1736, 10. Nov. offerirt er der Regierung neue Kupferftiche, 
welche angenommen und wofür ihm aus dem Salzdebit 200 
Pfund verehrt wurden. Wahrfcheinlich ift das jener große 
Kupferftich des fel. Bruder Klaus, der von Dftertag geftochen 
wurde und mit Abbildungen au dem Leben des Seligen um: 
geben ift. 

1726, 8. September—1. Mai 1227. Johann Franz 
Wolfgang Stodmann. Siehe Helfer. 

1727, 1. Mai—t+ 26. Dftober 1749. Leonz Ferdinand 
Imfeld, Sohn des Joſef Ignaz und der Margret Stodmann, 
Stiefbruder des Frühmelfer Juſt Conrad Heymann, wurde ge- 
tauft den 19. Febr. 1695. 1746, 19. Nov. wurde beſchloſſen, 
daß der Spitalberr wegen dem Patrimonium den 10. Theil 
feiner Hinterlaffenfchaft zu Handen nehme. Er war ein audges 
zeichneter Gutthäter der Pfarrkirche. 

1749, 13. Novemb.—30. September 1753. Karl Ignaz 
Müller. Siehe Pfarrer. 

1753, 30. Septemb.—17. April 1768. Sofef Anton 
Schmied. Siehe Pfarrer. 

1768— + 15. Nov.1782. Johann Schäli von Sadieln, 
welcher 1715 geboren wurde und den 30. Aug. 1738 von der 
Regierung den Tilchtitel erhielt. Er verſprach dafür 100 Pfund 
zu frommen Bmeden zu teftiren. Zuerſt war er SHelfereiver- 
wejer in Zungern und von 1741— 1768 Frühmeſſer und Schul: 
meifter in Sarnen. Um das Jahr 1754 berrichte ziemlich viel 
Erbitterung zwiſchen einigen geiftlihen und weltlichen Vorge— 
festen, theil® megen dem unfähigen Helfer Bucher in Kerns 


47 


III I DIT 


und theil wegen ber Weinauflage, die gemacht wurde, um bie 
Koften der Erneuerung des Bündniffes mit Wallis zu beftreiten und 
die von den Geiftlichen ala Berlegung von bem Privilegium der 
Steuerfreiheit betrachtet wurde. Es fcheint, dab auch Schäli 
und Kloſterkaplan Anton Anderhalden fich dabei betheiligt. Sie 
wurden wegen Schimpfereien, WirthShausbefuch und dgl. vom 
Bilhof nah Conftanz berufen und mit Arreft belegt. Als fie 
heimkehrten, zierten fie fich mit rothen und weißen Bändelchen 
und zogen unter dem Geläute der Gloden in der Dorffapelle in 
Sarnen ein. Diefer Einzug in der Landesfarbe wurde von der 
Regierung als Beleidigung betrachtet und es wurde befmegen 
beim Biſchof Klage geführt. Sie wurden zum zweiten Mal 
nach Konftanz berufen. 14 Tage nachher find fie dann ohne 
Bändelchen und ohne ©lodengeläute wieder heimgefehrt und 
haben der Regiernng Abbitte geleifte. Es fcheint, daß fie einige 
Urfache hatten zur Unzufriedenheit und daß man fie etwas zu 
ftreng behandelt. 1755, 8. Nov. erhielt die Regierung vom 
Priefterfapitel bezüglich dieſen beiden Geiftlichen eine Antwort, 
die fie „unvergnügt” in die Kanzlei gelegt. 1783, 25. Januar 
befehließt der Rath, es folk fein Teftament, fo viel thunlich, ge⸗ 
ſchirmt werben. 


1782, 16. Mai—+ 4. Sept. 1788. Kafpar Yof. Maria 
Andacher, Sohn des Franz Joſ., geboren zu Kehrfiten. 1775, 
5. Oft. befchließt der Rath, ihm an feine Studien in Quzern 
12 SI. zu fteuern und ihn der Regierung von Nidwalden zu 
empfehlen. 1781, 7. Sept. ftenert man an die Koften der Reife 
und des Diafonat3 24 GI. und den 4. Juni 1782 gibt man auf 
die Primiz 2 Thlr. Das Patrimonium erhielt er den 28. Apr. 
1781. Seine Mutter ftammte von Fähnrich Chriftian Imfeld 
ab. Er ftarb im 29. Jahre feined Alters. 


1789, 10. $ebr.—+ 13. Dt. 1831. Joſ. Ignaz Wirz, 
Sohn des Benedikt Ignaz, Gerber, und der Anna M. Schmid, 
wurde geboren den 10. Juli 1761 und zum Priefter gemeibt 
den 11. März 1786. Es fcheint, daß er als Briefter noch einige 
Zeit im Seminar zu Gerunden bei Siders in Walliß vermeilte. 
Er war ein Bruder des Johann Benedikt Wirz, melcher 1774, 
nachdem er in Mailand feine Studien vollendet, Priefter ge: 


48 


RI LE TED 


worden, 1775 und 1776 Profeſſor im Kollegium mar und den 
16. Nov. 1831 unverpfründet gejtorben. 


. 1881, 28. DE.—11. Dezember 1842. Franz Joſef 
Jakob. Siehe Helfer. 


1843, 8. SZän.—1846. Remigius Niederberger. 
1857, 2. Nov. wurde er Kaplan im Melchthal, mo er am Char: 
freitag, den 20. Apr. 1859 feine irdiſche Wanderſchaft befchloß. 
Siehe Chronif von Kerne ©. 42. | 


1846, 20. Sept.—1852. Hr. Alois Burd aus der 
Schwendi. Derielbe wurde geboren den 21. März 18321 und 
zum Priefter geweiht den 16. Auguft 1846. 1852 wurde er 
Helfer in Alpnach und 1868 Pfarrer in Sifiton, mo ihm 1888 
für 20jährige ſegensreiche Wirkſamkeit der Dank der Gemeinde 
ausgeſprochen wurde. 

1852,- 24. Aug. —1857. Yranz Sof. Jakob. Siehe 
oben. 
1857, 27. Dez. — Sept. 1858. Franz Sales Kamen- 
zind von Gerſau. Er ftarb in Amerika. 


1858, 12. De. —15 März 1863. Hr. Zoft Marzohl 
von Littau in Luzern. Er wurde geboren ben 30. Aug. 1821 
und Briefter den 7. Nob. 1858. Bon 1845—1848 war er 
Gerichtäfchreiber des Kreiſes Kriend, Malters nnd feiner Hei: 
matbgemeinde Zittau, wo fein Bater Gemeindeammann ar. 
Da er zu den Konfervativen gehörte, wurde er entlafien und 
praftizirte dann als Fürjprecher in Ruswil, mo er 1852 eine 
Schrift beraudgab über bie „Reform der Juſtizverfaſſung der 
Untergerichte de8 Kanton? Luzern.” Alsdann fehte er feine 
Studien wieder fort und wurde Prieſter. Zuerft war er Bilar 
in Neudorf und fam dann als Kaplan nah Kägiswil. 1863 
30g er nach Herbetäwil und Solothurn, dann nah Plafeyen 
oder Tafer8 in Freiburg und wurde jpäter Pfarrer in Liebigen, 
Kt. St. Gallen. Er gab mehrere Schriften heraus 3. B. „das 
Schützenweſen ein großed Gleichniß“ von Chriftian Immergrün 
und „die Fonfeffionsloje Schule” von Chriftian Republikaner, 


welche 6 Auflagen erlebt und fogar in's Polnifche überjegt 
wurde. 


49 





1863 im Aug.—+ 24. April 1874. Alois Schallber- 
ger von ungern, welcher den 18. März 1832 geboren murde. 

Sn feiner Sugend befchäftigte er ſich mit Landwirthichaft. 
Bei der Begräbniß des jungen Helferd Alois Deichwanden, der 
wie ein hl. Aloifius an feinem Felte, den 21. Brachm. 1855, 
geftorben, faßten er und fein Freund Joſ. Ming, der ald Milfio- 
när in Afrika fein Leben geopfert, den Borfag, zu ftudiren und 
Priefter zu werden. Durh eine Wallfahrt nad Maria Ein: 
ftedeln wurde er in feinem Vorhaben beitärktt. Es fcheint, daß 
diefer junge Helfer durch feinen Tod und durch das Opfer feines 
reinen Leben? zwei Sünglingen die Gnade des Berufes zum 
Priefterftand erlangt. Er trat dann mit feinem Freund jofort 
in die 4. Gymnaſialklaſſe des Collegiums zu Sarnen ein. Eine 
eigenthümliche Epifode in feinem Studium bildete der ſog. 
Preußenfeldzug 1856, den er als Feldweibel und fein Freund 
Ming ald Fourier mitgemadt. 1858 kam er nad Einfiedeln 
und ftudirte Später auch in Tübingen und Chur. Den 9. Aug. 
1863 wurde er zum Briefter geweiht. Am 4. Sonntag im 
Auguft feierte er zu Lungern feine Primiz. Am 3. Sonntag 
im Auguft primizirte in Frauenflofter zu Sarnen jein Freund 
of. Ming und am 5. Sonntag des gleichen Mona 3 Anton 
Küchler in Alpnad. Drei Primizen in einem Monat hatte 
Obwalden noch nie gejeben. Er wurde dann fofort als Kaplan 
in Kägiswil angeftellt, an einem Gnadenort der Mutter Gottes, 
bei der er fich bezüglich feiner Standesiwahl Rath geholt. Unter 
ibm wurde die Kapelle renovirt. Einen großen Theil der 
Koften bezahlte er aus feinen Mitteln. Er war ein frommer, 
gutherziger und eifriger Prieſter. Er kannte feine Falfchheit, 
fein Hehl. Wie er dachte, fo redete er. Cr liebte vorzüglidy 
die Kinder und die Kinder liebten ihn. Weil er gern bei den 
Kindern war, deßhalb ließ er fich beivegen, zu den vielen an: 
bern Beichäftigungen noch die Schule zu übernehmen, welche 
er vier Sabre lang bi8 zu feinem Tod gehalten. Gr hatte 
Freude an berfelben und erwarb fich das Zeugniß eines guten 
und praftifchen Lehrerd. Damit man in Kägiswil Etwas zur 
verdienen hätte und nicht genöthigt ei, in alle Wet hinauszu—⸗ 
wandern, bat er in ben legten Jahren dag Seidenweben einge- 
führt. Gr ließ Lehrerinnen ven Lungern kommen, ſcheffte 


50 


ILL SG 


MWebftühle an und führte die Korrefpondenzs mit den Seiden: 
herren. Für dieſes mwohlthätige Streben bat er bedeutende 
Dpfer gebracht. Sein legter Gang war ein Gang zu den 
Kranten, die er fleißig zu bejuchen pflegte. Eine heftige Zungen: 
krankheit warf ihn aufs Krankenlager. Da er feinen nahen 
Tod ahnte, ließ er fich frühzeitig die hl. Wegzehrung reichen. 
Rührend waren jeine Abſchiedsworte auf dem Sterbebett. Oft 
pflegte er zu jagen: „Was Gott will, wie Gott will!" — 
Den Arzt fragte er am lebten Abend, ob ed mit ihm noch bis 
1 Uhr gehen werde? Eine halbe Stunde vorher hauchıe er 
feine jchöne Seele aud. Die allgemeine Trauer, die GSeufzer 
und die Thränen bei feinem Xeichenbegängniß und al man 
den Sarg ind Grab verfenkte, zeigten, „daß der Berjtorbene 
bei allen feinen Seelforgsfindern als aufrichtiger Freund, zärt- 
lich beforgter Bater, vortrefflicher Erzieher der Jugend, uner⸗ 
müdlicher Arbeiter und frommer Prieſter hochgeſchätzt und innig 
geliebt war.” 

1874— November 1875. Herr Jakob Ddermatt von 
Dbbürgen wurde geboren den 19. Mai 1848 und zum Brieiter 
geweiht den 10. Auguft 1872. Nachdem er einige Zeit Pfarr- 
verweſer in Deutfchland gemwefen, fam er nach Kägismil. 1875 
wurde er Helfer in Silenen, 1878 im Auguft Kaplaneiverweſer 
in Sirnach, Kt. Thurgau, und nachher Pfarrer in Haslen, 
Kt. Appenzell. 

1876 Auguft— uni 1879. Ignaz Omlin von Sach— 
ſeln murde geboren den 8. März 1851 und den 8. Auguſt 
1875 zum Wriefter geweiht. Cr machte feine Studien in Sar- 
nen, Einfiedeln, Innsbruf und Chur. Die Kägiswiler waren 
ihm lieb und darum hatte er mehrfach angebotene, angenehmere 
Stellen audgeichlagen. An Chriſti Himmelfahrt den 22. Mai 
predigte er das legte Mal über den Text: „Unſer Wandel foll 
im Himmel fein.” Nachmittag bat er noch borgebetet und 
wurde dann von einer heftigen Lungen: und Bruftfellentzündung 
angegriffen. Die beiden hochw. Herren Britfchgi in Sarnen 
und Alpnach, die bei feiner PBrimiz levitirt, find ihm auch im 
Tode beigeftanden. Da er eine bejondere Verehrung zum ſel. 
Bruder Klaus hatte, deßhalb verlangte er aud, in Sachieln, 
in.der Nähe von feinen bi. Gebeinen begraben zu werben. „Rein 


51 





wie ein Sohannes, eifrig wie ein Petrus, war er das Bor: 
bild eine® wahrhaft frommen, thätigen und pflichtgetreuen 
Prieſters. Sein ſchönes Wiſſen war von feinem Strablenglanz 
umgeben, aber gründlich, gebiegen und praftiih. Seine auf: 
richtige Frömmigkeit beftand die Probe in Geduld und Hin: 
opferung feiner felbft. Sein unermübdlicher Seeleneifer mar 
ftet3 gepaart mit Liebe und Wohlwollen gegen alle feine Unter: 
gebenen. Kein Wunder, wenn ihm deßhalb bie ganze Kaplanei 
treu anhänglich, befonder® während feiner Krankheit und nad 
yem Iepe noch Verehrung, Dank und Liebe bezeugt.“ (Volksfr. 
. 23. 

1879, 17. Auguft wurde Herr Meinrad Etlin von 
Kägiswil gewählt, welcher 1854 geboren wurde, in Engelberg 
Innsbruck und Chur feine Studien gemacht und den 6. Sänner 
1879 zu Sarnen feine PBrimiz gefeiert. 


Frükmeſſer. 

Die Frühmeſſerei wurde 1605 geſtiftet, mit der Bedingung, 
daß das Stiftungsfapital an dag Kapuzinerklofter verwendet 
werde, wenn früher ober fpäter ein jolche® zu Stande komme. 
Die eriten Frühmeſſer find und nicht befannt. 

1612, 1. September—1614, 2. November. Sohann 
Joachim Eichhorn von Bellheim in der Nähe von Speier. 
Derjelbe war in feiner Jugend Broteftant und murde den 3. 
April 1598 durch P. Joachim Beroldingen zu Einfiedeln in den 
Schooß der Tathofifchen Kirche aufgenommen. 1602, 13. Oktober 
feierte er zu Sachſeln feine Primiz und wurde dann Kaplan 
im Ranft. Bei einem „Göttimein” wurde er von Zandammann 
und PBannerherr Melchior Amfeld für zehn Sahre zu feinem 
Hausfaplan oder Frühmeſſer in Sarnen erwählt, 1614 wurde 
er Kaplan in St. Nillaufen. Er ift einer der beiten Lebens: 
beichreiber bes jel. Bruder Klaus und ging in den Jahren 
1600, 1605 und 1608 nad Rom. (Siehe Chronik von Kerns 
S. 34 und Volksfr. 1881 Nr. 6, 7 und 9.) 

1615. Jakob Kytt oder Kyſt, welcher feit 1613 Kaplan 
im Ranft geweſen. 

1621—1631 und 1683—11689. Johann Kröpfli 





52 


WII IT 6DS? 


von Sachſeln, geboren in Sarnen. Eichhorn nennt ihn „So= 
hann SKröpfli oder Koch.” 1599 war Johann Koch Pfarrer 
in Zungern. 16038 und 1604 erfcheint Johann Kröpfli als 
Pfarrer in Sachfeln. Unter ihm wurde ben 29. Auguft 1608 
bie Benediktskapelle durch Johann Georg von Hallwil, Bilchof 
in Konftanz, eingeweiht. Bei diefem Anlaß wurde der Bilchof 
aufmerffam, daß zu Ehren des fel. Bruder Klaus eine eigene 
Meſſe gelejen werde. Nun verbot der Bilchof, ihm eine derars 
tige Verehrung zu erweifen, bevor jeine Seligiprechung erfolgt. 
Kröpfli riß nun diefe Mefle aus dem Meßbuch heraus, womit 
die Regierung nicht zufrieden war. Bon 1607 bis zu feiner 
Refignation 1614 war er Pfarrer in Eſchenbach. 1625 war er 
Zeuge beim Seligſprechungsprozeß, 55 Jahre all. Bon 1631 
bi8 1633 war er Helfer in Alpnach. Nachher fcheint er wieder 
Frühmeſſer in Sarnen geweſen zu fein. 1638 fchreibt er fich 
Kaplan der Kapelle des Herrn Imfeld, d. i. der Dorffapelle. 
Er ftarb den 10. Febr. 16389 und fchenfte feine Bücher dem 
Kapuzinerkloſter in Stans. 

1639—17. Febr. 1644. P. Johann Bannwari. Siehe 
Pfarrer. 

Nach feinem Tode wurde das Stiftungslapital an der 
Bau de3 Kapuzinerflofter® verwendet. Nachher wurde 
von den Geiftlichen, welche die Lateinfchule hielten oder auch 
don Unverpfründeten gewöhnlich eine Meſſe gelejen. Solde 
Lehrer waren: 

1648. Sobann Walter Wirz. Siebe Helfer. 
1667—1673. Heinrid Amport, abitammend von 
Mali, getauft zu Sarnen ben 8. November 1641, Sohn 
des Hans und der Elifabeth Huber. Seine Studien machte er 
theilmweije zu Freiburg in der Schweiz. 1665, 21. März erbielt 
er dad Patrimonium und wurde den 9. Februar 1666 in das 
Briefterfapitel aufgenommenen. Er war der erfte Zateinlebrer, 
welcher nicht mehr von der Landsgemeinde, jondern von ber 
Kirchgemeinde gewählt wurde. Die Lateinfchule wurde bi zur 
Zeit, wo Joh. Baptift Dillier, der Stifter des Kollegium, feine 
Schule exöffnete, bald von einem Weltlichen, bald bon einem 
Geiftlihen gehalten. 1671, 8. Auguft erhielt er von der Regie- 
sung 4 Gl. 30 Schl., um für feine Studenten Prämien anzus 
ſchaffen. Damit er auf feinem Poften bleibe, wurde ibm 1672 





53 


IL GG GG 


Das Landrecht gegeben und Aufbefferung verſprochen. Dieſes 
aber vermochte ihn nicht zurüdzubalten. Er wurde den 30. 
Dftober 1673 Domvikar und Drganift und den 18. Jän. 1674 
Domberr zu Sitten, wo er den 5. März 1678 geftorben. Er 
ftiftete ein Jahrzeit bei den SKlofterfrauen zu Sarnen., 
1673—1680. Conrad Stolz, Stifter de ſog. Elifa: 
bethengeldes. Sein Bater Hand Stolz zog von Luzern nad 
Stang, erhielt daſelbſt das Niederlaſſungsrecht und 1633 die 
Erlaubniß, fih mit Anna Maria Jung zu verehelichen. Seine 
Mutter hatte zwei geiftliche Brüber, von denen Einer Pfarrer 
in Sadjjeln geworden. Gott fchentte diefen braven Cheleuten 
7 Söhne und eine Tochter. Die Knaben erhielten ihre Anfangs: 
gründe im Latein und in der Figural⸗ und Choralmufif bei 
dem „vortrefflichen” Schulherren Rudolf Andermatt, wie Johann 
Conrad ſich ausbrüdt, der von Alpnach gebürtig war, deſſen 
Sohn Dr. Jakob Andermatt von der Regierung in Obwalden 
das Stipendium in Paris erhielt und bie Ältefte Lebensbeſchrei⸗ 
bung des ehrwürdigen „Bruder Conrad Scheuher” gefchrieben 
Hat. Fünf von den Söhnen des Hans Stolz fetten ihre Stu: 
dien in ber Fremde fort und wurden Priefter. Diejelben hießen: 
Franz, Klofterlaplan in Sarnen; Johann Heinrich, 
welcher 1672 im Konvikt zu Dillingen von der Regierung 
in Obwalden das Patrimonium erhielt, 28 Jahre Curat-PBräben: 
dar in Breifach war und den 24. Dezember 1702 ftarb; P. Al: 
bericd, Conventual von Lützel, welcher 1672 noch Frater war; 
P. Eucherius, Barfüßer in Luzern, welcher in jeiner letzten 
Krankheit von feinem Bruder Franz in Sarnen gepflegt wurde 
und dafelbft ven 25. Zänner 1670 geftorben und Johann 
Conrad. 1667 den 22. Oktober erhielt ber Lettere das Pat- 
rimonium. Wahrfcheinlich hat derjelbe feine Ferienzeit bei feinem 
Bruder Franz zugebradit. 1672 war Johann Conrad Kaplan 
im Hof zu Luzern und erbielt nebſt drei Brüdern, die vorhin 
zuerft genannt find, das Landrecht in Obwalden. 1677 beftreitet 
er dem Franz Wirz, Kaplan in ber Schwenbi, feine Wahl zum 
Chorherrn in Bifchofszel. Landammann Melchior von Ayingen 
und Statthalter Johann Deichwanden wurben beauftragt ihn 
ernftlich zu mahnen, daß er der Wahl keine weitere Hindernifie 
fee. In diefem Sinne wurde er aud vom Sertar ermahnt. 
In diefer Zeit erfchien ein eidgenöſſiſches Defenfionale (Kriegs: 


54 


. ordnung), welches mehr Gentralifation anftrebte und den katholiſchen 
Kantonen und Frankreich weniger günftig zu fein fchien. 
Mai 1677 wurde das verbefferte Defenfionale von der Landsge⸗ 
meinde angenommen und bei Eid und Buß verboten, dagegen 
zu reden. Schulmeifter Johann Conrad Stolz bat, wie es fcheint,. 
‚deffenungeachtet Dagegen geredet. Den 11. Nov. 1678 wurde das 
allgemeine Defenfionale, weil die Schwäter das Volk deßwegen 
hintereinander gerichtet, todt und kraftlos erflärt und befchloflen, 
das Sigill von dem Defenfionafbrief zurüdzunehmen, was auch 
andere Kantone gethban. Wer künftig noch gegen das Denfenftonale. 
redet, fol vogelfrei erklärt und 200 Dulaten auf feinen Kopf 
geboten fein. Dadurch war die Ruhe noch nicht hergeftellt. 

Einen Monat nachher, 11. Dez., wurde wieder eine Lands⸗ 
gemeinde gehalten und dem Volk das Sigill von dem Defenftonal- 
brief vorgewiefen. Deffenungeachtet war die Erbitterung immer 
noch fo groß, daß man barüber abftimmte, ob man fünftig noch 
eine Obrigkeit wolle oder nicht. Da die Mehrheit eine Obrigkeit: 
wollte, wurde zum Dank für den glüdlichen Verlauf dieſer 
Zandesgemeinde eine Prozeſſion nad Sachfeln angeftellt. Das 
Revolutioniven war etwas leichter, weil Landammann oh. Peter 
Imfeld kurz vorher den 10. Juni geftorben, die Landammänner 
von Akigen, Enz und Deſchwanden dem Bauernitande angehörten 
und weil es fchien, ald ob man die Herren in Sarnen zum 
Regieren nicht mehr gebrauchen Tönne. Johann Conrad Stolz 
bat diefen Stürmen nicht ruhig zugefchaut, fondern fich auf 
Seite der franzöfifchen oder Herrenpartei geftelt. Schon im 
April 1678 bittet Commiſſar Schwendimann, mit ihm Gebuld 

zu haben und das um fo mehr, da er auf Martini freiwillig 
refigniren werde. Es fei fonft ein Höherer zu fürchten. Die 
Herren Stolz waren nämlich beim päpftl. Nuntius in Luzern. 
gut angejchrieben. Im Febr. 1679 mußte er vor dem Commiſſar 
Schwendimann in Luzern und vor der Regierung in Obwalden 
Abbitte leiften, weil er über biefelbe geichimpft nnd das Defen- 
fionale Tegerifch genannt. Die Regierung war nun etwas 
empfindlicher und es wurde deshalb den 26. Auguft 1679 geklagt, 
daß er gar unfleißig Schule halte. Es fcheint, daß er im folgenden 
Jahr Obwalden verließ. 1683 wurde er und fein Bruder Franz. 
bon ihren Gegnern beichuldiget, daß fie, um Gülten zu kaufen, 


55 





außer dem Kanton Geld aufgenommen und Obwaldner Gülten 
als Caution gegeben, was damals ftreng verboten war. Ohne 
die Sache näher zu unterfuchen, wurbe ihnen deßwegen und ivegen 
einigen andern Angelegenheiten, in bie fie fich eingemifcht, von der 
Landgemeinde dad Landrecht entzogen. 

Die beiden Brüder legten Beſchwerde ein gegen bielen vor— 
eiligen Beichluß und man fing nun an die Sache zu unterjuchen 
und fie zu verhören, was fchon Einige an der Landgemeinde 
verlangt. Bon den Pfarrherren in Sarnen und Kern? und bon 
der benediktiniſchen Congregation wird für die HH. Stolz Fürbitte 
eingelegt. 1683, 16. Juni erflärt die Regierung, daß fie die 
Sache überlegt und „dz man vbel berichtet worden und alſo 
Shnen 2 5b. 5. Stolz dißfahls zu kurz vnd Unrecht beichechen 
ſye.“ Sie will ihnen ein Zeugniß geben und an der nächſten 
Zandeögemeinde — welches den 25. Horn. 1684 geſchah — 
wieder das Landrecht ertheilen, mit der Mahnung, daß fie fich 
der Welthändel nicht mehr annehmen, als ihr Stand und Amt 
erfordern. 1683, 4. Sept. befchließt man, den Commiſſar zu. 
bitten, dafür zu forgen, daB man vor diefen unruhigen Gemüthern 
Ruhe habe. Johann Conrad murde nun beim franzöfiichen 
Gefandten de Gravel für eine Domberrenftelle in Straßburg. 
empfohlen, weil er „für die Iron Frankreich, ſowohl in Aufhebung. 
des Defenfionals, als auch der Deduktion vill gethan vndt deſſent— 
wegen nüt wenig Ungelegenheiten und Schaden erlitten.” Der 
Geſandte verſprach darauf Bedacht zu nehmen. Da derfelbe 
ben 80. Suni 1684 zu Solothurn geitorben, fo wurde er von 
feinem Bruder Franz und der Regierung in Obwalden neuerdings 
empfohlen. Es wurde auch bemerkt, „daß er ein guter Mufikant, 
ſowohl im Singen, ald auch in Snfteumenten ei” und daß er 
fhon ein Jahr lang bei St. Peter in Straßburg fih aufhalte. 
Diefe Empfehlungen waren nicht umjonft. Er wurde nun zum 
Domberrn gewählt. Es iſt das der einzige Getftliche von Obwalden, 
der fich mit Politifiren eine Dombherrenftelle verdient. Sein Bruder 
Franz, der beinahe 50 Jahre Klofterfaplan in Sarnen war, 
machte ein Teftament zu wohlthätigen Zwecken, unter der Be: 
dingung, daß fein Bruder Konrad es gutheiße. 

iefer aber verweigerte nach deſſen Tod im Sahre 1711 die 
Genehmigung, mit ber Temerfung, daß er ebenfall® ein Teftament 


56 





machen werde. Dieſes Teftament wurde den 25. Nov. 1718 zu 
Straßburg unterjchrieben und befiegelt. Bon ber Regierung und 
vom Briefterlapitel in Obwalden wurde basfelbe beftend verdankt 
und dem Weberbringer 2 Thlr. Trinigeld gegeben. 1715, 14. 
Brachm. drohte er, dasselbe wieder zu annulliren, meil er gehört, 
daß man die Bedingungen nicht halte. Er wird dann durch 
Erpreßboten befänftiget. Gemäß diefem Teftament ftiftete er für 
vie Hausarmen von Db: und Nidwalden 14,447 GI. 4 Sc. 
Kapital oder 722 GI. 14. Schl Zind. Konrad Stolz ftarb den 
9. März 1717. Wenn man den damaligen Geldwerth betrachtet, 
fo ift das die größte Stiftung, die je zum Nuten unſeres Landes 
gemacht wurde, objchon die Hälfte von diefem Zins an Nidwalden 
audgehändiget werben fol. Außerdem ftiftete er mit feinem 
Bruder Franz an die Raplanei im Melchthal 1000 Pfund und 
im Srauenfiofter zu Sarnen 4 Jahrzeiten mit 600 Gl. An den 
Brandihaden in Stans fandte er 1713 200 Gl. Stolz ift fomit 
ein borzüglider Wohlthäter unferes Landes und 
verdient e8, daß fein Name in gefegnetem Andenken jei. 

1680—1688. Marquard Stodmann, welcher ben 20. 
Oftober 1683 Pfarrer in Giswil und den 1. April 1688 Pfarrer 
in Sachfeln geworben, wo er den 25. Juni 1712 geftorben. Zu 
diefer Zeit wurde die Lateinfchule von einem weltlichen Lehrer, 
Johann Franz Schäli, gehalten. 

1688—1688. Johann Baltbafar Zurmühli, welcher 
1688 Pfarrer in Giswil und 1698 Pfarrer in Kernd geworden. 
Siehe Chronif von Kern? ©. 16. 

1693 - 1701. Karl Leodegar Schäli. S. Pfarrer. 
Herr 1701—1704. Johann Wolfgang Zurmühle Siehe 

elfer. 

1702 wurde zum zweiten Mal eine Frühmeſſe 
geftiftet. 

1704—1716. Franz Ignaz Furrer. Siehe Kapläne 
im Stalden. 

1716— + 31. Aug. 1741. Juſt Conrad Heymann, 
Sohn ded Franz und ber Margreth Stodmann, Stiefbruber des 
Kaplan Leon; Imfeld in Kägiswil, wurbe getauft den 1. Dez. 
1685. 1704, 15. März erhielt er dad Stipendium in Mailand 
und 1708, 29. Nov. das PBatrimonium. 1710, 4. Jän. befchließt 
der Rath, ihm zur Primiz 6 Maß Wein und 12 Pfd. Pulver zu 








57 





‚geben. Er bielt au Schule. 1727 bewarb er fich neben 
Wolfgang Stodmann um die Helferei. 
. 1741—1768. Johann Schäli. Siehe Kapläne in 
Kägiswil. 

1768— + 15. Aug. 1769. Salob Joſ. Dillier, welcher 

"von 1768-1763 Helfer in Kerns und von 17631768 unver: 
pirünbet war. Siebe Chronik von Kernd ©. 29. 

1769— + 1. De. 1774. Franz Joſ. Amftalden, 
Sohn des Johann Franz und der M. Franziska Omlin, wurde 
getauft den 24. DH. 1737. 1761 war er Minorift und erhielt 
den 27. Juni 1762 auf die Primiz 2 Thlr. 1763, 26. Febr. 
erhielt er eine Brofeffur im Kollegium, welche er 1767 ve: 
fignirt.. Bon der Regierung wurde ihm ihre Zufriedenheit 
bezeugt. 1768 war er Briefter in Bremgarten. 1772, 7. Okt. 
wurde er als Frühmeſſer noch zweiter Profefjor im Collegium. 
„Sr fol bie Brincipi halten und fol ibm allweg die Hälfte 
zulommen.” 

1774, 11. Dez. - 1789. Johann Peter Jmfeld. Siehe 
Kapläne in Kirchhofen. 

1789—1807. Johann Melchior Ettlin, Sohn des 
Marquard, wurde geboren zu Sarnen ben 24. Juli 1764. Den 
Tiſchtitel erhielt er von Pfarrer Büeler in Giswil und wurde 
Vriefter den 22. März 1788. Bom 29. Nov. 1788—1793 mar 
er auch zweiter Profeſſor im Collegium mit einem jährlichen 
Gebalt von 150 GI. 1791, 10. Sept. wird ihm als Brofeflor 
"die obrigfeitliche Zufriedenheit ausgedrückt und eine Honoranz 
zugeiprochen. Seine Leiftungen in der Muſik, bejonderd im 
Klavier, waren nicht unbedeutend. Bon 1807 bis zu feinem 
Tod den 12. März 1846 war er Klofterlaplan in Sarnen. 

1807, 24. Aug. — * 29. März 18855. Franz So]. 
Lohmann, Sohn des Hans Melchior und der Anna M. Sträler, 
"wurde zu Sachieln geboren den 81. Zän. 1763. Er ftwdirte 
mit Auszeichnung zu Freiburg im Breisgau. Mit feinem großen 
"Talente verband er eine große Thätigfeit. Den Tifchtitel erhielt 
-er von Pfarrer Amgarten in Zungern und wurde Priefter den 
23. Sept. 1786. 1787, 3. Nov. wurbe er zweiter Profeffor und 
1788, 29. Nov. erfter Profeſſor und der dritte Rektor des 
Collegiums. Er tradirte namentlich den Cicero mit Vorliebe 


_ 
und Gefchid, in den legten Jahren feines Lebens fogar auswendig. 
Als Frühmeſſer wurde er ſehr häufig ans Krankenbett berufen, 
mar im Beichtjtuhl unermübet, predigte viel und mit Leichtigkeit, 


ſchrieb Gedichte im Dialekte, die aber leider verloren gingen. 


Er war ber erfte Geiftlihe Obwaldens, welcher in Zeitungen 
ſchrieb. (Bel. P. Martin: Programm 1864/65.) Mehr als ein- 


mal wurde ihm als Brofeffor die obrigfeitliche Zufriedenheit 


ausgeſprochen. Bon 1793—1817 war Yochmann allein Brofeffor 
am biefigen Gymnaſium. 1794, 13. Sept. wurden ihm megen 
bejonderer Bemühung 2 Louisbor und den 5. Sept. 1795 wegen 
einem bejonderen Werklein, das er für 8 Schulen errichtet, 
3 Louidbor zugefprochen: 1794 bewarb er fi umfonft um 
die Frühmeſſerei in Alpnach. Den 27. Apr. 1798 wurde er 
bom Kriegsrath zum Feldprieſter ermählt, war mährend der 
heivetiichen Regierung beigeordnetes Mitglied des Erziehungs: 
rathes. Gleichzeitig erlaubte ihm der Kriegsratb, zum Schuß 


feinee Mutter und Schwefter für die Nacht einen Mann zu. 


beftellen. Das Collegium wurde zu biefer Zeit ald Lazareth und 
als Kaſerne für die franzöfiichen Truppen verwendet. Um das 
Gymnaſium zu heben, wurde ihm 1817 Jakob Kathriner als 
zweiter Profeſſor beigegeben. Da in Folge des Nachtſchwärmens 
häufig Schlägereien und allerhand Ungeſchicklichkeiten ftattfanden, 


deßhalb verfaßte er im Auftrag des Priefterfapitals für die 


h. Regierung im Jahr 1809 ein Memorial über das Nacht: 


Ihmwärmen. Wegen Kränklichkeit und beinahe gänzlicher Erblindung . 


308 er fich in ben legten zwei Jahren auf die Frühmeſſerei zurüd. 

18385—1853. Niklaus Dillier, Sohn des Heinrich und 
der Anna M. Wirz, wurde geboren 1808 und ftudirte in Sarnen, 
Engelberg, Freiburg und Luzern. 1834 wurde er zum Prieſter 


geweiht. Er war Frühmeſſer, Organift und Schulberr zugleich, . 


weil dieſe Pfründen 2 Jahre vorher miteinander verbunden 
wurden. Da er öfters geiftesfrant war, deshalb mußte ‚häufig 
lupplirt werben. 1858, 12. Jän. ftarb er als Schulherr und 
Drganift in Giswil. Er zeichnete ſich aus durch einen milden, 
liebevollen und freundlichen Charakter, durch aufrichtige Herzen®:- 
gie, durch innige Frömmigkeit und einen muſterhaften Lebens: 
wandel. 

1853, 13. Nov.—Mai 1854. Beat Ming von Lungern 
(Siehe Volksfr. 1887, Nr. 14.) 





59 





1854—1858 mwurbe die Frühmefferei von 59. P.P. aus 
dem Gollegium oder aus dem Kapuzinerfiofter verfehen. 

1858, 11. Rov.— 11. Rov. 1861. Hr. Balthbafar Imfeld. 
Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

Seither wird die Frühmefjerei von HH. P.P. aus dem 
Collegium beforgt. 


Klofterkapläne.*) 

1647 und 1648. Walter Wirz. Siehe Helfer. 

1656 wahrſcheinlich Johann Sifferig Ein Johann 
Sifferig war 1685 Kaplan in Merenfchwanden, 1652 Pfarrer 
im Tobel und 1672 Kaplan in Lunfthofen. 

1657—1660. Franz Weniger. 1655, 50. Jän. erhielt 
des Hand Wenigerd Sohn auf Bürgfchaft dad Patrimonium 
und wurde den 26. Aug. 1657 in das Priefterkapitel aufgenommen. 
1660, 7. Febr. wurde ihm auf die Reife nach Conſtanz ein 
Schein feiner ehelichen Geburt und feines Wohlverhaltens bemwilliget, 
unter der Bedingung, daß er vorher feine Schulden bezahle. 
1667 war er Pfarrer in Sefingen und 1669 Chorherr daſelbſt. 
1669, 8. Zuni wurde befchloflen, ihm als Chorherr ein Recomen⸗ 
Dationgschreiben an Schultheiß Waldvogel von und zu Schönau 
augzuftellen. 

1660— 7 29. Des. 1709. Franz Stolz, Bruder vom 
Stifter des „Elifabethengelde8” und geboren zu Stan? den 19. 
Suli 1636. Er hatte das Stipendium in Mailand und erbielt 
den 30. Dez. das Patrimonium auf den Spital in Stand. Er 
mar ber erfte Bewohner der gegenwärtigen Klofterfaplanei, welche 
damals im Hoftättli des Hand Melchior Imfeld gebaut wurde. 
Er hatte auch feine Eltern bei fid. 1662, 14. De. ftarb 
fein „Mütterli” Anna Marie Jung und ben 16. Apr. 1672 
fein Vater Mftr. Hand Stolz. Den 23. Horn. 1703 ließ er zu 
Sarnen Gedächtniß halten für feinen Bruder Dr. Johann Heinrich, 
der al8 Präbendar zu Breifach geftorben und ven 1. Dit. 1704 
für feinen Bruder, P. Alberich, welcher Conventual von Lützel 
und Pfarrer in Schlübach war. Er war feit 1662 viele Jahre 


*) Da die Frühmefje feit 1634 einige Zeit im Frauenkloſter gehalten. 
wurde, jo wurden bie Frühmeljer zuerft bisweilen auch Klofterfapläne genannt. 





60 





Sefretär des Priefterfapiteld und wurde 1672 und 1707 zum 
Präfes deſſelben erwählt. Ueberdies mar er noch Protonotarius 
apostolieus. Die Anreden, die er gehalten im Priefterfapitel zu 
Nidwalden, ald Abgeordneter bei Erneuerung des Wallifer- 
Bündniffe® im Jahr 1678, am Auguftinusfeft 1707, bei der 

Ankunft des Bischof? und der Vifitatoren und als er der h. Re⸗ 
gierung 1672 den Ehrenwein, der früher ftatt dem Gelbbeitrag 
gegeben wurde, verdankte, befinden ſich im Kapiteldardhiv. Wie 
e3 ſcheint, war er einer ber erften und tüchtigften Geiftlichen 
Obwaldens. 1677, 28. Jän. empfiehlt ihn der päpftliche Nuntius 
der Regierung von Obwalden auf das ledig gewordene Kanonikat 
zu Bifchofzell, „meilen ich feiner Berfon halber gueter information 
und genugfamen Bericht habe, daß er zu erft gedachtem Kanonikat 
allerjeitd bequemlich und mit tauglichen qualitäten fattiam ver- 
jehen und begabt fei”. Es wurde dann deſſenungeachtet Joh. 
Franz Wirz, Kaplan im Stalden, gewählt, wogegen bie HH. 
Stolz Schwierigkeiten erhoben. Als Abt Ignaz Betichart den 
11. Jän. 1681 geftorben, bielt er ihm die Leichenrede und wurde 
deßwegen von feinem Nachfolger Abt Gregor mit der Moral von 
Gobat bejchentt, welche ſich in der Kapitelsbiliothek befindet. 
1690 predigte er am Bruberllaufenfeft. 1672 erhielt er bag 
Landrecht, welches ihm megen Gültenhandel 1683 von der 
Zandesgemeinde entzogen und den 25. Horn. 1684 wieder gegeben 
wurde. Er fucht feinen Bruder Conrad auf eine Domberrenftelle 
in Straßburg zu befördern und bittet deßhalb den 7. März 1686 
den Rath, daß man ihm erlaube mit dem Geſandten nadh 
Solothurn entweder mündlich zu reben, ihn zu beauftragen oder 
ihm wenigſtens beiliegendes jchriftliche® Memorial zur Ausführung 
zu übergeben. Sein Streben wurde, wie befannt, mit günftigem 
Erfolg getrönt. Nachdem er 34 Jahre Klofterlaplan und 18 
Jahre Beichtiger gemwejen, war cr von 1694—1703 Pfarrer und 
Beichtiger in Münfterlingen. Unterbeflen wurde feine Stelle in 
Sarnen proviforiih mahricheinlich von einem Pater aus dem 
Kapuzinerklofter oder aus dem Klofter Engelberg verfehben. Bor 
ihm war auch fein Onkel, Dr. Franz Jung, zugleich Helfer in 
Sachſeln und Pfarrer in Münfterlingen, womit freilich nicht alle 
Sachſler zufrieden waren, obfchon er die Helferei durch Väter 
Kapuziner verjehen ließ. 1693, 19. Dez. erklärt Franz Stolz 


61 


EINES TEN 


der Regierung, daß er zu verreifen gebenfe und den 11. März 
1702 erſucht ihn diefelbe die Kaplanei wieder anzutreten, weil 
einige Eonfufion entftanben fei. 1706, 28. Aug. wird ihm erlaubt, 
das Seidenſpinnen in unferem Lande einzuführen und es wird 
ihm von der hohen Regierung fein edles Streben verdankt. Er 
will deßwegen 3—4 Seidenfpinner, die Inftrumente auggenommen, 
in feinen Köften von Luzern fommen laffen. In feinem Tefta- 
mente, welches er unter Ratifilationsverbehalt feine Bruders 
Conrad abgefaßt, gedachte er der Studenten d. b. de8 Seminariums 
von Er-Sefuit Joh, Baptift Dillier, welcher das Collegium geftiftet, 
der Jünglinge, welche ein Handwerk erlernen wollten, und der 
armen Leute. An die vorbabende Stiftung einer Yrühmefferei 
in Kerns wollte er 1000 GI und für die Kirche und Muſik in 
Sadfeln 400 Gulden geben. Dieſes Teftament wurde aber von 
feinem Bruder nicht gutgeheißen, vorzüglich wegen feiner Stiftung 
an das Eeminarium in Sarnen, weil in unferm Land fchon feit 
langer Zeit fein Prieftermangel geweſen und Feiner zu befürchten 
ſei und weil es nicht gut fei, wenn viele müßige Weltpriefter 
vorhanden jeien. Damals waren faft in allen Gemeinden un: 
verpfründete Geiftlihe und es war nicht fo leicht, wie in unfern 
Tagen, in alle Welt binauszugehen und das Evangelium zu 
verfünden. Er und fein Bruder Conrad geben 1668 einen 
bebeutenden Beitrag an die NRingmauer des Frauerkloſters in 
Sarnen. Yn der Kapitel3bibliothet befinden ich die Gollegienhefte, 
die von feiner Hand zu Luzern und in Mailand gejchrieben wurden, 
ferner Ascetiſches, Liturgifche® und Arithmethiſches und eine 
gedrudte Difputation, die dem Viktor Käslin („Caseolus“), ehe: 
mals Helfer in Sachjeln, ihm und feinem Onkel, Dr. Franz 
Jung von ded Legteren Bruder Nikolaus Yung, gewidmet wurde. 
(Beber feine Familie, feinen Gültenhandel und feine Politik fiehe 
Frühmeſſer Conrad Stolz.) 

1710 — 76. Febr. 1749. Juſtus Nilolaus Stör, 
von Sarnen, Sohn des Färberd Cajpar und der Anna Maria 
Imfeld, Großſohn des Mitr. Cafpar und der Anna Maria Bucher 
welcher 1627 um 300 Gl. das Landrecht gefauft, wurde unge: 
fähr 1686 geboren. Abraham Stör, Helfer in Sarnen und Balz. 
Stör, Kaplan in Kägidwil, waren feine Onkel. Johann Franz 
Stör, welcher eine M. Kathrina Schindler von Luzern zur Mutter- 


62 





hatte, 1686 das franzöfifche Stipendium erhielt und fi zu 
Dijon verheirathete, war fein Stiefbruder. Bon biefem fchreibt 
fein Verwandter, P. Benedikt Schindler: Er war ein ausge⸗ 
zeichneter Matbematifer, er verftund das Marine und Befeiti- 
gungsweſen, die Geometrie und Aritmethik ganz vollftändig ; 
allein er hatte Feine Manieren und dachte nicht an den folgenden 
Tag. Diefem gab er den Auftrag, die Akten des Generalfapitels 
des Ciſterzienſerordens, welche zu Dijon liegen, zu Topiren. Als 
er den 4. Nov. 1733 im 72. Jahre plöglich ftarb, Hatte er Die 
Alten von 1429—1439 nahezu Fopirt. (Anzeiger für ſchweiz. 
Geſchichte 1886, S. 104. Juſtus Nikolaus erhielt den 12. Oft. 
1708 das Batrimonium. 1709, 23. Nov. beichlok der Rath, 
ihm zur Primiz 4 Kanten Wein und 12 Pfd. Pulver zu ver⸗ 
ehren. Er war Sekretär des BPriefterfapiteld, verfaßte ein Com: 
pendium zu den Statuten und machte einen Auszug aus den 
Verhandlungen des BPriefterfapitel® vom Sahre 1710—1734. 
1729 erfcheint er in Giswil ald Sekretär mit Bifitator und 
Probſt von Flüe. 


1749 — + 14. Mai 1791. Franz Niklaus Jakob 
AA.LL. et Phil. Mag. war der Sohn des Dr. Yohann Nikolaus 
und der M. Barbara Schmid, und murde geboren in Wallis 
den 2. April 1719, wohin fein Vater im Jahre 1701 gezogen, 
und wo er und feine Kinder den 13. Dez. 1708 das Landredht 
erhielten. Er wohnte zuerft im Leuferbad, nachher in Sitten 
und endlich in Brig und machte überall glüdliche Kuren, fo daß 
er ſich entichloß, daſelbſt feinen Wohnſitz aufzujchlagen und um 
das Landrecht bat. 1725, 10. Nov. fchrieb er an den Bifchof 
Fran? Joſef Superfar und erfuchte ihn, anftatt der Kapuziner 
aus Savoyen Schweizerfapuziner in Wallid einzuführen. Diefer 
machte ihn auf die Schwierigkeiten aufmerkſam. 1734 gelang es 
endlich die Zufriedenheit der Väter Kapuziner von Savoyen, 
die Zuftimmung des Biſchofs, der Regierung, des päpftl. Nuntius 
und des Generals zu erhalten und ed wurden 2 Patres ſammt 
einem Laienbruder nach Aernen gefandt. (Chronica Pag. 458). 
Nachdem feine Bemühungen mit Erfolg gelrönt waren, jcheint 
er wieder nach Obwalden gezogen zu fein. 1736, 9. März 
wurde er zum Beugberr erwählt. 1788, 22. Dezember erhielt 
fein Sohn Franz Nikolaus auf der Univerfität in Freiburg im 


63 


RING SEND 


‚Breidgau das Diplom eines Doktors der Philoſophie, welches 
fein Ontel, Jejuit Aloid Schmid, unterzeichnet und worin be- 
zeugt wird, daß er das Eramen aus der ganzen Philoſophie 
mit Auszeichnung beftanden und die gemachten Einwürfe ſehr 
Har und deutlich gelößt. 1742, 23. Febr. verzeigte ihm fein 
Vater als Patrimonium auf Hand Cajpar Jakobs Haus und 
Mätteli 2000 Pfd. und auf Haus und Hoftet Ried in der 
Schwändi 1000 Pfd. Er fcheint 1742 primizirt zu haben und 
war dann unverpfründet in Sarnen, bi8 er 1749 Klojterfaplan 
geworden. Im gleichen Jahre wurde er Bibliothefar der Kapitels: 
bibliothek und den 6. April 1769 wurde er vom Priefterfapitel 
beauftragt, die Bücher der verftorbenen Geiltlichen zu durchgehen 
und nachzufchauen, ob nicht Bücher darunter fich befinden, die 
dem Prieiterfapitel gehören. Aus feinem Tagebuch, welches für 
die Jahre 1747—56 vorhanden, erfahren wir, daß er und fein 
Bruder, welcher Doktor geworden und fih mit einer Tochter 
des Landammann Wolfgang von Flüe verbheirathet, jchon als 
Studenten Saduhren gehabt, was damald etwas Außergewöhn: 
liches war und daß ihnen die Mutter hinter dem Rüden bes 
Vaters hindurch das Geld dazu gegeben. Er meint, fie hätten 
doch den Pater darum begrüßen und fragen follen und Täßt 
durch Schieddrichter entjcheiden, was fie dafür zu thun haben, 
ebenjo bezüglich dem Vakanz- und Ertra:Geld, welches ihnen 
die Mutter reichlich zugeichöpft. Nach dem Tod feined Baters 
im Sabre 1750 und feines Bruder im Jahre 1753 führte er 
die Rechnung für feine Gefchwifter und für die zwei Söhne 
jeine8 Bruders, von denen Einer in das Klofter Filchingen ein: 
getreten und den Namen Ildephons erhalten. Wegen jeiner 
Sewiflenbaftigfeit war die Führung diefer Rechnungen für ihn 
eine große Beſchwerde und er beflagt ſich, daß dieſes ein Ge: 
Ihäft fei von einer entjeglichen Weitläufigfeit, welches einen 
tüchtigern und geſchicktern Dekonom erfordere, als er fei. Für 
die filbernen Knöpfe feines Vaters erhielt er vom Goldfchmied 
Georg Wolfgang Trarler 36 GI. 35 Schl. Wie jett die Weibs⸗ 
perfonen ftolz find auf die filbernen Haarnadeln, fo waren einft 
bie Mannsperfonen ftolz auf ihre filbernen Knöpfe. Bei feiner 
großen Gemwiffenhaftigkeit glaubte er, daß in der Zeughaus: 
Rechnung feines Vaters etwa 120 GI. fehlen, was er dann 


64 





wahricheintlich durch Schiedsrichter enticheiden ließ. Das Rechnen, 
das für viele eine Freude ift, war für ibn ein Kreuz. Unter 
den Büchern feine® Bruders fel. waren mehrere Büchlein von 
dem franzöfifhen Romanfchreiber Boltaire und ſolche, die aus 
benfelben ausgezogen waren. Er befchloß, daß alle dieſe und 
dergleihen Werklein „fähtig“ verbrannt werden. Wenn Etwas 
Neues in Gebrauh kam, dann war er Einer der Erften in 
Obwalden, der fich daffelbe angejchafft. In feinem Tagebuch 
begegnet uns ein Barometer, eine Saduhr mit Weder, eine 
Repetirubr, ein Par il sol (Sonnenfchirm), Kaffee, indianifches 
Thee, „Siocolata” und ausländifches „Rojoglio”. Er beſaß auch 
eine meſſingene Tabaksbüchſe, ein Spinet, ein Clavichordium 
und ein „Orgeli”. Mit Bannerherr Bucher, Landammann Stod: 
mann, Hauptmann Felir Imfeld, Franz Leonz Stodmann, deſſen 
Bruder, Zeugherr Dr. Dmlin und Landvogt von Flüe hielt er 
Berner Zeitungen, welche fammt Botenlohbn 10 Gl. 5 Schl. 
koſteten. Wahrfcheinlich waren diefe die einzigen Zeitungen, welche 
1751 in Obwalden gelegen wurden. Er bezog diejelben durch 
Frau Hauptmann Balthafar in Luzern. Bon feinem Vater 
erbte er die Liebe zu den Bätern Kapuzinern, denen er bei 
bei feitlichen Anläffen 3. B. auf Hirdmontag, Portiunfula u. ſ. w. 
gewöhnlih 2 Maß Wein vorausgefendet. Er hatte eine aus: 
gezeichnete Handichrift, war ein guter Zeichner, ein Tundiger 
Architekt, ein tüchtiger Mufifant und ein begabter Dichter. Als 
die Kernfer 1768 ohne Glodenthurm eine ganz neue Kirche bauten, 
die dann 1813 abgebrannt, da wurde er nach Kerns berufen, 
um den Bau der 4 unteren Altäre und der Orgel zu leiten. 
In jeinem Tagebuch find verſchiedene Regeln für den Orgelbau 
und für das Stimmen der Drgeln angegeben. Wie e8 fcheint, 
hat er fih vom DOrgelmacher Sofeph Chriftopborus Balez aus 
Frankreich, der die Orgel in der Pfarrkirche zu Sarnen gebäut, 
unterrichten laffen. In feinem Tagebuch find mehrere Gedichte 
eingetragen. Auch in der lateinifchen Sprache dichtete er mit 
großer Leichtigkeit. In feinen Gedichten gibt er uns folgende 
Ichöne Lebensregeln: 

Wenn du wohl ſpeiſen mwillft 

Muft du viel faften. 

So du wohl ruhen mwillft 

Niemals z’viel raften. 


65 

Willſt du in Ruh' und Frieden fein, 

Kein G'ſchwätz trag’ aus, auch kein's hinein. 
* 


Wer ein Haus zu Grund will richten, 
Tracht' in Ordnung nichts zu fchlichten. 


Der Bolitil, der verkehrten Welt und der Melancholie macht 
er nicht beſonders jchmeichelhafte Complimente: 


Der Teufel hat Politik g'macht 
Denn man d'Sach beim Licht betracht': 
Falichheit, Lug, 
Lift, Betrug, 
All's regiert, 
Triumpbirt, 
Pan beut fein’ Treu mehr acht. 
* , 


Man murrt fogar auch wider Gott, 
Als ob er z'grauſam wär”, 

Weil er mehr g’madt als fünf Gebot, 
Das ſechst' ift fchon zu ſchwer. 

Das Faſten taugt nicht für all’ Leut' 
D’Raturen leiden’3 nicht 

Zum Bußthun, heißt es, iſt noch Zeit, 
Wenn's nur im Alter giſchicht. 


Was iſt vmelanchoiae 

Eine ſtille Narrendei. 

Koſt' jedes Wort ein Groſchen. 
Wer kaufen will, der kauf', 
Das Maul geht ſelten auf. 


Das Geſchlecht Imfeld hat bekanntlich eine Lilie, das 


Bild der Unſchuld, im Wappen. Auf. dieſen Wappenſchild macht 
er folgenden Spruch: 


Ein junges Pflänzlein in dem Feld 
Bin ich dermalen hier, 

Zum Himmelsgarten auserwählt: 
So ſagt die Hoffnung mir. 

Drum will ich, wie ich ſoll, 

Zur Unſchuld ſchauen wohl. 


ww 


66 


RI RL IE 


Seine Wetterzeichen find abgebrudt im Volksfreund 1872 
Ro. 27—30 und „verftelte Weiberlob,“ ein deutſch⸗lateiniſches 
Gedicht, in No. 28. 


1754 wurde er vom Brieiterfapitel beauftragt, für den 
Bilhof von Conftanz ein Gutachten wegen Befteuerung der 
Geiftlihen abzufaſſen. Um die Koften der Erneuerung bes 
Bündniffes mit Walli zu beftreiten, wurde eine Weinauflage 
gemacht. Die Geiftlichkeit, geftügt auf das "Privilegium der 
Steuerfreiheit, weigerte fich, diefelbe zu bezablen. Kloſterkaplan 
Jakob handelte in diefer Angelegenheit als Bevollmächtigter des 
Priefterfapitels und bat recht dringend den Bifchof von Conftanz, 
daß doch der Abler feine ungen vor dem gallifanifchen Schnabel 
hüten möchte. Da aber Rom der Regierung von Nidwalden 
erlaubt, von ber Geiftlichfeit eine Steuer zu beziehen, deßhalb 
durfte Conftanz es der Regierung von Obwalden nicht verweigern. 
1755 ſchickte er dem Commiſſar eine Abichrift der Kapitels: 
Statuten und 1756 unternahm er im Auftrag des Biſchofs von 
Conſtanz eine NRevifion derſelben. Eine Copie, von feiner Hand 

geſchrieben, befindet fi im Kapiteldardhiv. 1757, 6. Oktober 
erhielt er vom Briefterfapitel den Auftrag, dad Maß der Geift- 
lichen, welche Wirthichaften führen, zu feden. Nachher fcheint 
er auf feiner Kaplanei ein ftille® und zurüdgezogene® Leben 
geführt zu haben. Sein Denkmal konnte noch -vor wenigen 
Jahren in der Pfarrkirche zu Sarnen gejehen werben und befjen: 
ungeachtet ift jein Name im Stammbuch nicht angegeben. In 
der Grabfchrift wird er gerühmt megen feiner Tugend und 
Wiſſenſchaft und wegen feinen vielen Verbienfte um dad Frauen: 
Hofter. Einen Theil feiner Zeit habe er der Religion, einen 
andern dem Nächten und den britten fich felber gewidmet. Sein 
ganzes Leben habe er Gott geweit. 

1791 Mai — + 14. Aprit 1805. Johann Rilolaus 
von Flüe, Sohn des Rathsherrn Hand Heinrich, Hirſchen⸗ 
wirth, und der Anna M. Wirz in Kerns, wurde geboren im 
Sabre 1722. 1744, 17. Ditober wurde er als Stipendiant in 
Mailand angemeldet. Die Primiz feierte er den T1. Juni 1747. 
1751 wurde er Garbefaplan oder Pfarrer der 100 Schweizer 
in Turin. 1757, 27. April wurde er Ritter vom goldenen Sporn 
und erhielt da8 Recht, ein Schwert zu tragen und ein golbenes 


X 








67: 





Kreuz mit einem goldenen Sporn an ben Hals zu hängen und. 
das Palium mit einem ähnlichen rothfeidenen Kreuz zu zieren. 
Rachdem er 25 Jahre Garbelaplan geweſen, Tehrte er wieder 
nach Obwalden zurüd und war unverpfrünbet in ber Wolf: 
geube zu Kerns, bis er auf die Klofterlaplanei gezogen. Einem: 
Geſuch der Regierung von Obwalden an den König, ihm eine 
Benfion audzuftellen, wurde nicht entiprochen. Er ftarb im. 83. 
Sabre feines Alters und im 58. Sabre feine Priefterftandes. 

1805—1807. Anton Wirz, Sohn des Rathsherrn Franz 
Joſef Job, wurde geboren den 5. Febr. 1774 und Briefter den 
22. Dez. 1799. Bor und nachdem er Klofterfaplan geweſen, 
ſcheint er außer dem Kanton gewirkt zu haben. 1809 war er 
Lehrer im Kanton Freiburg. 

1807 — + 12. März 1846. Johann Meldior Etlin 
Siehe Seübmeiier 

846—1854. Joſ. Alo is Imfeld von Sarnen wurde 

geboren den 15. Dit. 1813 und zum Priefter geweiht ben 10. 
Auguft 1841. Bevor er die Klofterfaplanei erhielt, war er un: 
verpfründet. 1854 wurde er Pfarrer beim I. Schweizer: Regiment 
in königl. fizilifchen Dienften und 1860, 2. Mai, Pfarrer in 
Himmelried, Kt. Solothurn. 1863 war er im Kt. Thurgau. 
1866, 16. Juli wurde zur Beftreitung feiner Auswanderungskoſten 
ein Credit von 800-1000 Fr. aus dem Spital bemilliget. 
1884 treffen wir ihn in der Waifenanftalt Iddazell. 

1854 — 7 27. Sept. 1858. Anton Nier, geb. im Jahre‘ 
1797, war von 1825—1845 Kaplan in Wiefenberg und nachher 
unberpfrünbet in Stans, bis er auf die Kaplanei gezogen. 

1858-1864. Franz Bläft. Siehe Chronil von Kerns 
©. 45. 1886 zog er zum zweiten Mal al® Kaplan nad Kehr⸗ 
fiten, wo er den B. Juli 1888 ftarb. 

1864 — 7 80. Nob. 1885. Johann Ming wurde geb.- 
zu Zungern Sen 10. Juli 18%0. Im Herbft des Jahres 1885: 
beſuchte er die dritte Klaffe der Sekundarſchule in Luzern und 
erhielt in allen wiſſenſchaftlichen Zächern bie erfte Note. 1836, 
2. Nov. empfiehlt ihn Pfarrer Imfeld als einen „überaus. 
fittlicden und chriſtlich⸗ veligiöfen Menſchen.“ Mit diefem fchönen- 
Zeugniß /ausgerüftet, z0g er in dad Seminar zu Kreuzlingen, 
um fich dort unter. der küchtigen Leitung. von 3 3. Wehrli zum- 


68 





Lehrer auszubilden. Melt Deſchwanden wollte in Lungern nicht 
nur den Boden, fondern burch gute Schulen auch bie Zeute 
kultiviren und war deßhalb ganz befonderd für Heranbilbung 
eines tüchtigen Lehrer8 beſorgt. Am Ende bed zweijährigen 
Sehrerfurfes, den 27. Di. 1888, bezeugt J. J. Wehrli, dag 
Johann Ming dur Fleiß, Gefittung und Fortfihritte in allen 
Fächern des Seminarunterrichte8 und befonders durch einen fidy 
täglich mehrenden Sinn für Erziehung und Bildung ſich derge- 
ftalt außgezeichnet, daß er feinethalben die fchönften Hoffe 
nungen hege, in ihm einft einen tüchttaen, erziehenden Lehrer zu 
willen. Es fcheint, daß er dann einige Zeit Haußlehrer ber 
Familie Deſchwanden geweſen. Alsdann gina er nad Luzern 
und übernahm im Herbft 1839 als Stellpertr:ter von Brunner 
die erſte Elementarfchule, welche er mit Zufriedenheit schalten. 
1840, 23. Sept. wurde ihm vom Erziehungsrath erlaubt, eine 
Kleinkinderichule zu eröffnen, une ber Bebingung, daß er 
feine fchulpflichtigen Kinder in diefeibe aufnehme. Nebenbei be: 
fuchte er noch Mathematik und Phyſik bei Profeſſor Ineichen 
„mit jehr großem Fortgang." Nun entfchloß er fich, Priefter zu 
werben. Im Herbit des Jahres 1841 begann er das Studium 
der Philoſophie und befuchte die Borlefungen von Domberr J. 
Widmer. Den Mangel an Kenntniß der Tateiniichen Sprache 
fuchte er durch Privatftudium zu ergänzen. 1844 und 1845 
ftudirte er in Luzern Theologie. Bei Schultheiß Siegwart-Müßer 
verſah er die Stelle eine Hauslehrerd und Privatjefretärs. Die 

amilie Deſchwanden in Stans, wo er den größten Theil feiner 

erien zubrachte, forgte für ihn mit großer Liebe und Opfer⸗ 
willigkeit. Er befuchte dann ein Jahr die Univerfität zu Frei— 
burg im Breisgau und hörte die VBorlefungen vor Staubenmeier 
und Hirfcher. Nachdem er noch ein Sahr im Seminar zu Chur 
Theologie ftudirt, wurde er den 24. Auguft 1847 zum Briefter 
geweiht. Er war zuerft Bilar in Lungern und wurde dann den 
4. Aug. 1850 zum Pfarrer gewählt. Ein guter Freund jchrieb 
ihm nad der Wahl: „Es miſcht fich nämlich mitten unter meine 
Freude über die von Lungern getroffene Wahl eine Befürchtung 
und biefe befteht darin, Du laſſeſt Dich gar bald vom hl. Eifer 
fortreißen und berüdfichtigeft zu wenig die Verbältniffe, unter 
benen Du lebſt.“ Ein anderer Freund gab ihm die Mahnung: 





69 





„Stüge Dich nicht ayf die wanbelbare Liebe und Achtung der 
Menſchen. Beim „Holanna” gedenke des „Kreuzige ihn“ und beim 
„Rreuzige ihn” gedenke des „Hoſanna“. Sorge nur, daß Du den 
für Dich haft, der alle Feinde mit dem Drude feines Fingers 
vernichtet und in deſſen :Schug allein die wahre Sicherheit, in 
deſſen Haus allein die wahre Ruhe und in defien Dienjt allein 
die wahre ewige Seligfeit zu finden iſt.“ Sein Nachfolger 
Franz Joſef Anderhalden ift der Anficht, daß befondere Klug: 
beit nothwendig fei, um zum Ziele zu gelangen. „Ich finde es 
Daher für Hug und rathſam, ſchreibt er, mit den vorhandenen 
Mißbräuchen nicht zu Ich nellnnd nicht zu grell aufzuräumen.“ 
Was feine beften Freunde befürchteten, ift nur zu bald in Er: 
füllung gegangen. Es entftunden Zwijtigfeiten. Beide Partheien 
glaubten die richtige Anficht zu haben. Seine Freunde ermahnten 
ig ; aber fie vermochten nicht, feinen Feuereifer zu dämmen. 

ie Erbitterung wurde immer größer, fo daß eine gelegnete 
Wirfjamteit bei einem großen Theil des Volkes nicht. mehr zu 
hoffen war. 1859 fiebelte er nach Sarnen über. Als Pfarrer 
erwarb er ſich befondere Berbienjte um bie Schule. Bevor er pris 
mizirt, wurde ihm die Sekundarſchule im Kollegium zu Sarnen 
angeboten. 1849 wurde er zum Schulinſpektor von Obwalden 
gemählt, welches Amt er 8 Sabre lang bekleidet. Der erfte 
obmwaldnerifhe Schulbericht wurde Landammann Her: 
mann 1850 auf der Reife nach Bern ſammt deſſen Koffer ges 
ftohlen. Um die Schulen zu heben, war er für tüchtigeres 
Zehrerperfonal, für einheitliche, entiprechende Schulbücher, für 
bequentere Schulbänte, geräumigere Schullofale und für Wieder: 
holungsſchulen beforgt. 1853. wurbe ein Stipendium für einen 
Zehramtslanditaten aus den Gemeinden Alpnach, Giswil oder 
Zungern verheißen. Schon 1854 wollte er in Lungern bie Lehr⸗ 
ſchweſtern einführen, was wegen ben bort herrfchenden Zwiſtig⸗ 
keiten erft feinem Nachfolger gelang. In Giswil begannen fie 
um biefe Zeit ihre fegendreiche Wirkſamkeit. Aus dem gleichen 
Grund fcheiterte auch der Plan, in Zungern eine Exziehungsan- _ 
Kalt für arme Kinder einzurichten, wofür er Gertrud Leupi, die 
nachmalige Vorfteherin in Maria Rikenbach, gewinnen wollte. 
Trotz ben vielen paftorellen Gefchäften verfaßte er in der Zeit von 
4849—1860.14 verfchiedene Schulbücher und 6 Gebetbücdhlein 


70 
für Kinder. Die bibliſche Geſchichte nebſt einem Abriß der 
Kirchengeſchichte erlebte 9 Auflagen und bie Geographie und 
Geſchichte der Schweiz von Dr. Etlin, an ber er wejentlichen 
‘Antheil hatte, wurde in 11 Auflagen gebrudt und in's Fran⸗ 
zöfifche und Stalienifche überfegt. Mehrere von feinen Gebet- 
büchlein für Kinder. erfchienen in vielen Auflagen und wurden ftereo- 
typirt. Da P. Theodoſius nicht Zeit fand, für die Gebr. Ben: 
giger Gebetbüchlein für Kinder von verichiedenem Alter zu ver⸗ 
faffen, deßhalb wurde Pfarrer Ming darum erfucht.: Nachdem 
er fi von dem fturmbewegten Leben in Lungern nad Sarnen. 
zurüdgezogen hatte, fing er an Materialien zu einer Gejchichte 
des fel. Bruder Klaus zu fammeln. 1861 erjchien der 1. und 
1863 der 2. Band. 1871 und 1878 erſchienen dann noch 2 
Bände, welche auf die Gefchichte des Seligen Bezug hatten. 
Dieſe vier Bände find das befte Duellenwert für die Geſchichte 
des Seligen und enthalten bie vollftändige Lebensbeſchreibung 
desfelben. Ein großer Theil feines ftilen und zurüdgezogenen 
Lebens war ber Verehrung und der Bertheibigung des fel. Bruder 
"Klaus gewidmet. Er verfaßte auch gelehrie Abhandlungen, - bie 
‘aber, weil kein großer Leferfreiß zu hoffen war, meiften® unge- 
druckt geblieben. Seine Zeit war faſt ausſchließlich dem Gebet 
und ber Arbeit gewidmet. Bon ihm find etwa 30 Bücher und 
Büchlein erfchienen, von denen mehrere viele Auflagen erlebt 
und in fremde Sprachen überjegt wurden. Kein anderer Ob⸗ 
waldner bat fo viele Büher bruden laflen. Ohne Zweifel bat 
er durch feine Bücher viel Gutes gewirkt und durch fein Gebet, 
feinem Umgang und fein gutes Beifpiel nicht wenig bazu beige: 
tragen, daß Franz und Louis Defichwanden, welche zu ihm. in 
die Schule gingen, und. baß feine Brüder Beat und Joſef ſich 
entfchloffen haben, Briefter zu werben. . Louis Deichwanden, der 
als Helfer in Lungern geftorben, nennt ihn feinen „väterlichen 
Freund.” Arme Stubenten, welche Geiftlih werden wollten, 
fanden bei ihm, troß feinem ſpärlichen Einfommen, großmütbige 
Unterftügung. Was auf den fel. Bruber Klaus oder auf Ob⸗ 
walden Bezug batte,. das fuchte er zu fammeln unb er wollte, 
daß diefe Sammlung nach feinem Tod beieinander bleibe. Sein 
fegter Wille ift aber nur theilweife in Erfüllung gegangen. Er 
hab es nicht gern, wenn man Gegınftände, bie: geichichtlichen 


71 





ober künftleriichen Werth hatten und die durch ben Gebraudy oder 
die Herkunft von unſern Voreltern ehrivürdig geworden, in's 
Ausland verkaufte und er wollte einmal einen bedeutenden Bei- 
trag aus der eigenen Tafche geben, um ein altes Schwert dem 
Zande zu erhalten. Um die Gefchichte unfere® Landes, beſonders 
um bie Gefchichte des fel. Bruder Klaus, hat er fich große Ber: 
bienfte erworben. Nach feiner Entfernung von Lungern bat er 
mehr Gutes gewirkt, als wenn er unter dieſen Berhältnifien 
noch länger dafelbjt geblieben wäre. Es wurden ihm Pfarreien 
Brofefioren: und Miflionspriefterftellen angeboten; allein . alle 
biefe Anerbieten vermochten ihn nicht zu bewegen, feinen ruhigen 
Boften zu verlaffen. „Er war überhaupt ein frommer und 
und würdiger Priefter, der in mander Hinficht ftrengen Ans 
ſchauungen huldigteund biefelben mit unbeugiamem, überzeugungs⸗ 
vollem Eifer geltend gemacht wiſſen wollte. Seine kampfes⸗ 
muthige Natur tritt auch in feinen Schriften zu Tage und 
drüdtihnen nicht felten ein polemifches Gepräge auf. Trog feines 
Feuereifers war er im Grunde doch ein Mann von edler, auf: 
richtiger Herzendgüte. Als Mann des Gebeted und ald Mann 
ber Wiſſenſchaft gebührt ibm allgemeine Hochachtung. Obwalden 
und die ganzen Fatholifche Schweiz verlieren in ihm einen Schrift: 
ftellee von unermüdlichem Fleiß, hohem Verdienſt und allfeitig 
anertanntem Ruf.” (Bollsfreund 1885, No. 49.) 


1887 9. Robert Chriften von Buochs, wurde geb- 
im Jahre 1859 und primizirte den 5. Sept. 1886. 





Geſchlechter. 
Ausgeſtorbene Kilchergeſchlechter. 


Amacher. 


Jakob war 1573 Richter für Sarnen und wurde 1586 
mit Hauptmann Schönenbül abgeorbnet, um in Einfiebeln die 
Kerze aufzufteden. Hans war um das Sahr 1590 Schmied 
und Schloffer im Foribach und wurbe auch Hans Müller genannt, 
weil ex ober feine Eltern auf einer Mühle getvohnt. 








72 


IND TEE 


Ambül, Büler, Büli, adem Bül, Bülmann. 

Schon im Jahr 1280 begegnet und Mechthild a dem Bil. 
Rudolf an dem Buele ericheint 1373, 14. Mai ald Zeuge 
und ftiftet mit Ita und Walter in ber Matten, mit Berchta von 
Gebolzſchwand und Berdta, feiner Frau, zu Sarnen ein ewiges 
Licht von Anken oder Del. 1413, 18. Febr. wird Welti 
Bülmann verboten, die Käfern zu ätzen. Um dieſe Zeit ftiftet 
Ulrich und Frau Katharina 2 Schilling für eine Hl. Meffe 
im Stalden. 1447, 7. Febr. ericheint Jenni im Namen ber 
Schwander vor Gericht. Heini, der Alt, welcher mit Anna von 
Einwil, wahrfcheinlih Schwefter des Landammann Nikolaus, 
verheirathet war und im Hasli gewohnt, fchrieb 1482 im Auf: 
frag von Bruder Klaus das Dankfagungsfchreiben wegen dem 
Kelch, den die Berner ihm verehrt. 1453, 5. Aug. erfcheint 
Heini nebft Andern im Namen feiner Grau vor einem Schieds⸗ 
gericht der 8 alten Drte wegen der Alpig zu Melchiee. (Chronik 
von Kern? S. 87.) Dem Leutpriefter in Sarnen fchuldete er 1484 
2 Denar ab Hasli, das denen von Einwil war. 1481, 22. Apr. 
ericheint Bogt Ambül im Namen ber Syreitheiler vor Gericht. 
Wie es Scheint, ift derfelbe in Folge der Heirath mit Elſh 
Wiſſenbach nach Kerns überfiedelt. (Chronik von Kerns, S. 46.) 
Im Mai 1566 verkaufen Hans und Andreas ein Stüd vom Berg 
an ben Friedhof, welcher wegen der Peſtilenz von 1565 zu Klein 
geworden. Niklaus mar Rathsherr und Nichter und ftarb 
1649. 1617, 6. Sept. ftarb Nikolaus Ambül, derlegte 
dDiefes angelehenen Geſchlechtes in Sarnen. Ambül gab 
es auch in Kerns und ift gegenwärtig noch ein Kilchergeichlecht 
von Giswil. Wie es fcheint, wurden fie von Sarnen nach Kernd 
und Giswil verpflangt. 


Bär, Z’bären. 

1481, 30. Brachm. verlangt Welti einen Bibimus für die 
Schwander unb ber 11. DE. 1483 war er. Stellvertreter von 
Forft, Oberwil und Schwändi. Mebchior ging 1566 mi 
einer Gefelfhaft nah St. Jakob in Compoftella und erhielt 
eine Fürfchrift von der Negierung. 1609, 1. Mai erhielten 
Melchior, feine zwei: Kinder Hand und Maria undb..bie noch 
werben möchten, um.1000 Pfd. das Freitheilrecht in Sarnen, 


—— 


Melchior war 1570, Wolfgang 1623 und Caſpar 1648 
Rathsherr zu Sarnen. Bär waren auch Kilcher von Kern? und 
Sachſeln. Siehe Chronik von Kerns S. 47. 

Berolinger. 

Der Erfte dieſes Gefchlechtes, welcher und in den Schriften 
Obwaldens begegnet, ift Salob, melder den 16. Apr. 1606 
mit Eva Schwendimann copulirt wurde und 1618 in Piemont 
geftorben ift. 1649 beſaß Ja kob das Wilerbad. 5 Kinder bes 
Stephan und ber Barbara Heid, die außer dem Theil bad Licht 
der Welt erblidt, wurden 1673 zu Theilern in der Schwendi 
angenommen. Hand war 1675 Richter für Sarnen. Diejes 
Geſchlecht war nie zahlreich, ift aber erft 1883 mit Igfr. Karo: 
iina Berolinger ausgeftorben. 


Bröndli. 


1395, 26. Heum., 1403, 26. Weinm. und 4. Dez., 1405, 
29. Jän. und 11. Horn., 1415, 10. Apr. mwurbe in Heini 
Bröndlid Haus am Grund das gejchworne Gericht gehalten, . 
meil Obwalden damals noch Fein Rathhaus befaß. Heinrich war 
Zeuge den 5. Brachm. 1899 hei der Stiftung der Helferei in 
Kerne. 1437, 5. Dt. war Rudolf Zeuge und den 26. Aug. 
1444 fiel Hauptmann Rubolf in der Schlacht bei St. Jakob. 
Um das Jahr 1500 ftiftete Margreth für ihren Mann Beter 
Lochmann und für ihren Vetter Rudolf zu Sachſeln ein Jahr⸗ 
ieh Dieſes Geſchlecht fcheint um dieſe Zeit außgeftorben zu 
ein. Wahrjcheinlich tft dasſelbe aus dem Berneroberland einge: 
wandert. Ammann Bröndli vom Unterfeen wurde bei Lebzeiten 
bed jl. Bruder Klaus durch befien Fürbitte von „großem we 
und ſchmertzen an eim ſchenkel“ befreit. (Ming I, 405.) 

Burkhart, Burfarg, Burkhardt. 

1879, im Mai war Klaus Zeuge bei einem Zehndenverkauf 
ia Sarnen. Er war andy Zeuge den 19. Horn. 1875, ben 6. 
Mai "T982, den 6. Aug. 1887, ben 5. Brachm. 1899, ben 28. 
Jün. 1402 und’ben 19. Mai 1408. 1404, 7. Winterm. war er 
Bote zu Beggenrieb wegen dem Ueberfall von Schwyz in Zug. 
In feinem Haufe wurde ben: 8. Brachm. 1890, den 18. Febr. 
sub ben 17. Heum. 1413 das geichworne Gericht gehalten. 


14 


AL NG ID 


"1488, 7. Nov. progelfirt Klaus gegen bie Römerdberger und 
fchuldete mit feinen Brüdern Heint und Hand 16 Angfter 
Zind ab einer Hofftatt im Dorf. Seine Frau Verena hatte 
Antheil an einem Haus und an einer Hoftatt zu Bisighofen. 
Dieſes Gefchlecht ift in Obwalden fchon längft ausgeftorben. 


Diegeswand, Dieggenfhwand, Diekiſchwand. 


Diefer Gefchlechtäname ftammt von bem Heimweſen Dieges⸗ 
wand in der Schwändi. 1387, 6. Aug. erjcheint Heint als 
euge. Jenni prozelfirt den 25. Heum. 1395 wegen der Alp 
äferen und erfcheint den 10. Dt. 1450 im Namen ber Schwanber 
vor Gericht. Der Bedeutendfte biefed Gefchlechtes mar 
Fähnrich Jenni von Dieggenſchwand, melder den 4. 
Sän. 1477 Bote nach Zug und 1478, 1. Dft. und 1489 ben 
11. $ebr., 20. und 30. Mai, 15. Suni, 21. Aug. und 9. Sept, 
Abgeordneter an die Tagſatzung nach Luzern war. 1483, 30. 
Aug. war er Zeuge im Kollerhandel. Jenni, ber ältere, fchuldete 
1485 10 Angft. Zin® ab dem Yang und Zenni, der jüngere, 
deſſen Frau Ita von Tellon zu Kägiswil war, 8 Schill. 3 Heller 
ab dem Acher im Lob zu Dieggifchwand. 1471, 15. Nov. er: 
fcheint Senni der ältere gegen bie Ruggijchwiler und 1482, 25. 
Apr. gegen die Kägiswiler vor Gericht und ben 10. Nov. 1482, 
ben 11. Okt. 1483 progeffirt Jenni, wahrſcheinlich ber jüngere, 
Sohn des Fähnrich, im Namen der Schwander und verlangt den 
8. Mai 1507 für die Schwander einen* Einigungsbrief. Hänsli 
ift 1507 im Zug nach Alexandria und Genua umgelommen. Peter 
erfcheint 1541 vor Gericht und Barbara begegnet und 1549 
in den Staadprotofollen. lm biefe Zeit fiheint dieſes angeſehene 
Gefchlecht erlofchen zu fein. 


| Einmil. 

Einwil begegnen und fchon in den Bruchftüden eines alten 
Urbars von Sarnen aus dem 18. Jahrhundert. 1804, 7. März 
war Ulrich Zeuge im Streit zwiſchen Hasli und Lugern. 
Gaßmann und Rudolf waren 1371 zinspflichtig dem Klofter 
St. Blafien im Schwarzwald. Der VBebeutendfte und 
Ehrwürdigfte dieſes Geſchlechte war Landbammann 
Nikolaus. Diefer ift 1420 das erfte Mal und 1484 das Ichte 
Mal Landammann geworden. Während biefer langen Zeit bat 





75 





‘er etwa 15 Jahre lang dieſes Amt beffeidet. Sehr oft war er 
Abgeordneter an bie Tagfatung. Oft erſcheint er als Schieds⸗ 
richter und als Zeuge. 1464 war er Kaftuogt bed Klofters 
Engelberg. Mehrere Mal erfcheint er vor Gericht im Namen 
der Dorfleutevon Sarnen befonders wegen der Wuhr bei der Melcha. 
1453, 5. Aug., 1458, 15. Der, 1464, 11. Dez. und 1480, 29. 
Sept. prozeifirt er gegen die Kernſer wegen Benußung bon 
Alpen und Almenden. Er wollte für dad Vieh, welches er in 
Kerns getwintert, gleichberechtiget fein, tie Diejenigen, welche 
Kilcher find und in der Gemeinde wohnen, was ihm aber nicht 
geftattet wurde. (Siehe Chronil von Kernd ©. 86, 89—92.) 
Rah dem Brand in Sarnen, den 1. März und 12. Sept. 1469, 
wurde in feiner Stube das geſchworne Gericht gehalten. Wie 
es fcheint, ift durch ben Brand auch das Rathhaus, welches 
1417 ‘gebaut wurde, beichädigt worden. Er wohnte am Grund, 
befaß die Güter oben am Dorf und Alpen in Kerns, die dann 
jpäter durch die Heirath der Wiberta von Einwil mit Land: 
-ammann Niklaus Imfeld von Lungern, einem Stammovater ber 
59H. Imfeld in Sarnen, in die angefehene Familie Imfeld vererbt 
wurden. Bruder Klaus nennt Landammann Nikolaus von Eins 
wil feinen „Lieben fründ“ und fein ältefter Sohn, Landammann 
Johann von. Flüe, war mit Elifabeth, einer Tochter desfelben 
verheiratet. (Ming IV, 92.) Der Aamüller Heini Abſchwand 
und Heini Biel, der Alt, Schreiber des fel. Bruder Klaus, 
waren wahrfcheinlich feine Schwäger. Der Erfte hatte Kathrina 
und der Andere Anna von Einwil zur Frau. Klaus, der mit 
Elifabeth im Hof verheirathet war, erfcheint den 12. Apr. 1591 
und ben 28. Febr. 1500 vor Gericht und Johann, wahrichein: 
lich Söhne des Landammann Nikolaus, war von 1498—1500 
Lanbvogt im Rheinthal und wurde einige Mal an die Tagfagung 
abgeorbnet. 1509 fchulbete Bogt Hans dem Lanbfädel 20 Pfd. 
Zins und gibt als Unterpfand die Alp Rudſperi im Melchthal 
und ald Nachwähr feinen Theil am Kehr gu Sarnen. 1525 
wurde biefer Zins von feinen Kindern bezahlt. 1588 lebte ein 
Landfchreiber von Einwil und 1551 ein Landläufer 
Sand von Einwil. Kafpar war 1549 und Hans, für 
befien fchöned neues Haus 1580 ein Ehrenwappen verlangt 
wurbe, war: 1541 und 1875 Richter für Sarnen. Kafpar, 


76 


III 


der legte männliche Nachkomme dieſes angeſehenen 
Geſchlecht es, ſtarb den 28. Febr. 1700 auf ber Heimreiſe 
von Rom zu Luggarid und Marie, die Frau bed Landammann 
Jakob Burch, ftarb 1710. 


Frieſo, Frieß. 

1326 war ein Frieß dem Chorberrenftift in Münfter zins⸗ 
pflichtig und 1387 ericheint Hein ald Zeuge Jenni prozeſſirt 
im Namen ber Schwander den 11. Nov. 1437, den 7. Yebr- 
1447 und ben 11. DU. 1483. Hänsli war 1485 ab Görlisalp, 
Peter und feine Gefchwifter ab Kälacher zinspflichtig. 1668 wurde 
ein Anabe ded Hans, melder auf der Windegg zu Kerns 
‚geboren wurde, ald Theiler in ber Shwändi angenommen. 
Um bie Mitte des vorigen Jahrhunderts ift dieſes Gefchlecht in 
Obwalden ausgeftorben. Gegenwärtig lebt zu Cerna Hora in 
Mähren Hr. Auguft Reichdgraf von Fries, welcher von ben 
Fried bei Burgdorf im Emmenthal abzujtammen glaubt. (An: 
‚zeiger für ſchweiz. Gefchichte 1885. 8.7.) Aus Bern mögen bie 
Frieß auch nach Obwalden eingeiwandert fein. 

Gebti. 

Diefer Gefchlechtäname ftammt vom Heimweſen Gäbel im 
NRömersberg. 1408, 4. Dez. erfheint Ulrich vor Gericht. 
Heini progeffirt den 18. Horn. 1413 im Namen der Römers: 
berger und fiel 1422 vor Bellenz. 1431, 27. Apr. erfcheint 
Hänsli vor Gericht wegen Hedwigsegg und gibt 1484 die Gewand 
als Unterpfand. Heini progelfirt im Namen der Theiler von 
Ruggiſchwil den 22. Apr. 1491, den 20. Nov. 1499 unb ben 
23. Febr. 1500. Anna ftiftet um 1520 zu Sarnen eine Jahre 
zeit mit 2 Pfd. ind für 2 HL Meſſe und Grethi befaß 1567 
ein Gut beim Schürli. Um bdiefe Zeit ſcheint dieſes Geſchlecht 
erlofchen zu fein. ' 
ze Im Heimgarten. 
Diefer Grichlechtäname fimintt-vor dem uralten. Seimivefen 
Heimgarten Bei Ballingen (Balgen). Schon um das Jahr 1280" 
begegnet und Gertrud vom Heimgarten. Rudolf war den 
17. Dez. 1400 Schiedsrichter zwiſchen Uri und Schwhz und progeffirt 
den 9. Febr. 1441 'gegen-die Melchtbaler, welche ihn nicht wollten 








77 
alpen laſſen, obſchon er „ebhaftige” innert Dieffelbach gekauft 
und Vieh dafelbit gewintert. (Chronik von Kerns S. 86.) 1481, 
27. Apr. ericheint Jenni vor Gericht im Namen ber Schwanber. 
Im 16. Jahrh. begegnen uns Vinzenz und Heinrich, die wahr: 
fcheinlich einem andern Stamm angehören und nirgends Kilch⸗ 
genofien in Obwalden waren. 
Heingli | 

Diefer Geichlechtöname ftammt wahrfcheinlich von dem Tauf- 
namen Hans, Hängli. DieBerühmteften diefes vornehmen Ge— 
fchlechtes, welches um die Mitte des 17. Jahrhundert? audges 
ftorben, waren Walter, Johann, Rudolf, Dyonifius 
und Balthbafar, welde Landbammänner geworden. 

Dalter war Landammann in ben Jahren 1414, 1421, 
1430 unb wahrſcheinlich in den Jahren 1419, 1425 und 1483. 
417, 10. Mai beflagen fi bie Schwanber vor Gericht über 
ihn wegen Atzung im Wald und den 23. Apr. 1421 erfcheint er 
vor demſelben im Namen der Dorfleute von Sarnen. 1458 
ftiftet er für fi und feine Frau Richenza Swabs, für feinen 
Sohn Johann und deflen Frau Verena Anberbirfern zu Sarnen 
ein Jahrzeit mit 1 Pfd. gewöhnlicher Münze 

Johann, Sohn des Landammann Walter, wurde Lands 
ammann das erite Mal 1450 und das legte Mal 1477. Gr 
war auch Hauptmann im Thurgauerfrieg. Zur Zeit einer 
Peftilenz „flödte” er feine zwei Söhne, die er allzu zärtlich liebte 
und für deren Leib er mehr beforgt war, als für die Seele, an 
einen gefunden Ort. Bruder Klaus mißbilligte diefe Sorgfalt 
und fagte zu ihm: Er hätte mehr Acht haben follen, daß feine 
Söhne der Hölle ftatt der Belt entgehen Beide find 
nachher eines fchnellen und gewaltfamen Todes geftorben. 


Dyonifius, welcher 1485 Landammann geworden, wurde 
1485 vor feinem Haufe auf dem Dorfplag von Walter Isner 
von Kernd erftochen. Ein Kreuz von Sandftein im bortigen 
Steinhaus mit ber Inſchrift: „Dionifius Henpli aman dieſers 
lang 1486” — erinnert jet noch an dieſe grauenhafte That. 
Der andere ritt einen muthigen Gaul und wurde bei einem 
Baum fo verlegt, daß er bald darauf geftorben, oder wurde, wie 
Andere jagen, von einem umgefallenen Heuwagen erbrüdt. 


78 
Rudolf ericheint den 7. Nov. 1437, den 23. Jän. und 
13. Mai 1447, den 1. März 1464 und den 80. Apr.. 1473 vor 
Geriht und wurde. 1470 Landammann, welches Amt er nur 
dieſes Sahr bekleidet. - 

- Balthbafar wurde Landammann 1564. 1552 war er 
Richter, 1556 Statthalter und 1561 wurde er Landvogt in 
Baden. Für fein neues Haus bat er 1548 um Feniter unb 
Wappen. Derfelbe war fehr rei. Bon der Landvogtei heim: 
gelehrt, Ichentte er 1563 dem Land 500 Kronen d. i. 1000 Gl., 
damit man fie zur Vorforge aufbewahre d. i. in den Schatz lege. 
Der Rath beichloß dann in dankbarer Anerkennung: „Soll mans 
einer Gmeind rümen das vogt Hentzly Sölich® der Gmeind zu 
gutt than”. Diefed fchöne Geſchenk hat vielleicht auch dazu 
beigetragen, daß er um fo eher Landammann geworden. Doch 
bald folte er erfahren, daß die Gunft der Menjchen veränderlich 
ift. Schon 1563 wurde von Hand Büli in Gegenwart feines 
Bruders Wolfgang Heinhli über ihn geichimpft, er ſei meineid, 
er babe Ammann Scheuber müfjen gichtig fein d. h. befennen, 
„daß. fine Knecht im Krieg figen Hunger geftorben.” Cr war 
Hauptmann. Darauf antwortete Wolfgang: Wenn mein Bruder 
meineid ift, warum haft du dann geholfen ihn zum Bogt machen ? 
Weil er feine Knechte nicht gut behandelt, dad war wahr: 
Theinlih der Grund warum Hand Küchler den Haupt 
mann SHeinzli in der Kilchgaß angegriffen. Dazu Fam 
noch, daß er bie falfche Lehre verkündete, er glaube nicht, daß 
Chriftus in die Hände eines fündigen Priefterd fomme und da⸗ 
durch deſſen Gegenwart im Allerheiligften leugnete. In Folge 
defien wurde er den 22. Juni 1565 von ber Landesgemeinde 
abgefegt und aus Gericht und Rath erkennt. Er ſoll nad 
Conftanz gehen und beichten und büßen. Nach feiner Heimkehr 
wünſcht er von ber Landesgemeinde wieder in Ehren eingejeht 
zu werden. Es wird aber verfchoben auf St. Urjula des Jahres 
1566. An dieſem Tag : erklärte die Landeögemeinde, daB er 
eibbrüchig fei und daß er wider den alten chriftlichen Glauben 
gehandelt. Er folle einer jeden Kilchhöri geben, was ihr gehört, 
einer großen 200 und einer Heinen 100 Kronen. Wenn er wieder 
in's Land wolle, folle er eine Stunde an das Haldeifen geftellt 
werden und 500 Kronen meinen Herren geben. Wil er dieſe 
Strafe nicht annehmen, dann fol er gefangen genommen und 





79 





das Landgericht bejchiett werden. Obwalden wurde auf ber 
Conferenz der.5 kathol. Drte den 7. Okt. 1566 erfucht, ihn wieder 
zu begnadigen und ihm zu verzeihen. Auf die Fürbitte Nidwaldens 
wurde ihm den 5. Jän. 1567 das Haldeifen gefchenft; dafür 
aber fol er einen Tag und eine Nacht im Thurm fein. Was er 
den Kirchgängen wegen dem Fährengeld noch ſchuldig, das fol 
er bezahlen, ebenfo die 500 Kronen meinen gnädigen Herren. 
Wie e8 Scheint, hatte er wegen dem obrigfeitlichen Fahr Geld 
binterbalten. 1568 den 23. Apr. wurde er. auf die Fürbitte 
Nidwaldend von der Landedgemeinde wieder in Ehren eingefegt 
und den 29. Sept. 1571 wird erlaubt, ihn wieder an bie. 
Tagſatzung zu fchiden. Wir treffen ihn ald Abgeordneten an 
der Gonferenz der Tathol. Orte den 9. Febr. und 11. Juni 1574. 
Er war verbeirathbet mit Apollonia von Flüe Durch Fromme 
Stiftungen fuchte er für feine Vergehen, die wahrjcheinlich von 
feinen Gegnern übertrieben wurden, Genugthuung zu leijten. 
1568 ftiftete er zu Sarnen ein Jahrzeit mit 300 Pfd., ferner 
vergabte er an die Kirche 500 Pfd., an die Spend 500 Pfb. 
an die Kapelle im Stalden 50 Pfd., an die Kapellen zu St. 
Riktaufen und Kägiswil je 25 Pfd. Zu Horw ftiftet er den 
24. Febr. 1589 ein Jahrzeit mit 100 Gl. für fi und feine 
Frau Anna Zulliker. Um dad Jahr 1575 zog er nach Zuzern, 
erwarb fich das dortige Bürgerrecht und ftarb den 1. Nov. 1591. 
Sein Bruder Hauptmann Wolfgang diente im Schweizer: 
regiment Dietrich in der Halden von Schwbz und fiel im Delft: - 
naterzug bei Die ben 18. Juni 1575. Sein Sohn Hand ver: 
ebelichte fich den 9. Jän. 1577 mit Anna Bircher. 

Dad Stammhaus der Landammänner dieſes Gefchlechtes 
war das Steinhaus auf dem Dorfplatz. Nach dem Tob des 
Lieutenant Hans Heintli, des Sohnes von Hauptmann 
Wolfgang, im Jahre 1594 ift das Steinhaus auf dem Dorfplak 
ſehr wahrſcheinlich in den Befit des Landammann Beter Imfeld 
bon Lungern übergegangen. (Stambaum bei Ming IL.) 

Uli war Landweibel und ericheint ald Zeuge den 13. Mai 
1447. Bon 146567 und von 1513—15 war. Han? Land = 
vogt in Baden. 1649 gab Anna 50 Pfd. an die Kapelle zu 
St. Anton in Kernd. Bald nachher ift dieſes berühmte Gejchlecht 
ausgeftorben. 


80 


II LE SB 


Im Hof. 

Andrea? war 1334 zinspflichtig dem Chorherrenftift 
Münfter und 1371 dem Klofter St. Blafin im Schwarzwald. 
1437 hatte Ulrich (Uli) für 20 Kühe und einen Stier Alpig zu 
Aa in Kernd. Er progeflirt gegen die Kernfer und Römerdberger 


und ericheint einige. Mal vor Gericht im Namen der Kägiswiler. 


1453, 5. Aug. hatten Jenni's fel. Kinder Antheil an ber 
Alp zu Melchſee. Heini und Klaus erhielten 1565 das 
Landrecht um je 50 SI. Ob biefelben dem alten Stamme ans 
gehört und das Landrecht verloren hatten oder ob fie einem 
andern Stamme angehört, miffen wir nicht. 1678. wurden 
Benedikt Sof. und Philipp Jakob, Söhne bes Erasmus, 
als Theiler in der Schwändi eingefchrieben. 1750 jtarb gu 
Sarnen Mſtr. Hans of. im Hof und 1789 Frau Magbalena 
im Hof. Diefelben mögen die legten dieſes Gefchlechtes geweſen fein. 


Huber. 


Der Geſchlechtsname Huber ftammt von dem Wort Huobe 
welches ein Bauerngut von 4 Schupoffen ift. Der Befiker eine 
ſolchen Bauernguted wurde Huber genannt. Schon in den Bruch: 
ftüden de8 Urbars der Kirche von Sarnen aus dem 18. Jahr. 
begegnet und Sophia a der Huoba und Peter an der 
Huba. Sm 14. Jahrh. ftiftete Walter Huober, Hemma 
feine Zrau und Berchta ihre Tochter zu Sarnen für den Priefter 
4 Denar. 1481, 20. Bram. wurde Klaus zu Kägidmwil zum 
Marchen beitimmt. Im Anfang des 16. Jahrhundert? beſaß 
Leonard Hüslen, Peter Dberloo, Hand Schür und ein 
anderer Huber Laumenen in Kägiwil. Sebaftian war 1590 
Richter und 1597 Theilenvogt in Kägiswil. Hans wurbe 1681 
bafelbft Theilenvogt, 1850 Rathsherr und ftarb den 20. Febr. 
1658. Um diefe Zeit fcheint dieſes Kilchergeichlecht in Sarnen 
ausgeftorben zu jein. Huber find auch Kilder von Kerns. 
(Chronik von Kerns ©. 67.) 
Jörgi, Jöri. 

Dieſer Geſchlechtsname ſtammt vom Taufnamen Georg 
(Zöry). Aus dieſem Geſchlechte find hervorgegangen ein 
Landammann, ein Glasmaler und ein biſchöfl. 
Com miſſar. 


81 


Caſpar wurde den 20. Aug. 1574 um 40 Gl. als Frei⸗ 
theiler angenommen. Er war Landſchreiber 1575, Landvogt in 
ben freien Aemtern 1585, Statthalter 1588, Yandammann 1594 
und ftarb den 19. März 1596. 1578, 9. Juni war er Bote 
bet der Erneuerung des Bundesſchwures mit Wallis in Brieg 
und ericheint auch ald Abgeordneter an der Tagſatzung. 


Mſtr. Melchior ift der einzige und befannte Gla 8: 
maler in Dbmwalben. In den Rechnungen bed Landlädel: 
- meifter3 lefen wir von ihm Folgendes ca. 1614: „Dem melfer 
Görgi gladmaller gän vf rächneten 1 GI. minder 10 angfter.” 
AIch fol meifter melker görgi om wappen 25 Gl.“ „1628 Uf 
marthini ift gegen Melcher Göry dem Schiltbrenner an 9. Amen 
Zelgers ſel. Ehewib zalt worden um ſchildt 21 Gl.“ 1616, 
4. Apr. wurde dem Mftr. Melchior Jörgi, Schiltbrenner, vergönnt, 
daß die Kinder auch Freitheiler feien, die ihm zu Alpnach geboren 
wurden. Zu Sarnen wurde ben 11. Okt. 1623 für Mitr. Melchior 
Gräbt gehalten, der in Frankreich geitorben. Wie e8 fcheint, ift 
derſelbe, da der Kriegädienft einträglicher war, al3 feine Kunſt, 
in der Fremde geftorben und die Negierung hat nach feinem 
Tod Schulden für ihn: bezahlt. 


Auguftin wurde geboren zu Stand 1790 und war ber 
Sohn des Slgenwirtb und Spitalberren Fidel Jört, der im 
Ueberfall erfchoffen wurbe. 1816, 28. Sept. wurde eine Commiſſion 
beftimmt, welche fein Theilrecht in der Schwendi unterjuchen 
ſollte. 1816 wünfchte er von der Regierung in Obwalden für 
eine Dffizieröftele in bolländifchen und 1817 in franzöfifchen 
Dienften empfohlen zu werden. Da diefe Empfehlrng fruchtlos 
war, erhielt er den 22. Apr. dad Batrimonium und wurde dann 
zu Freiburg zum Prieſter geweiht. 1819, 6. Nov. wurde er für 
eine Stelle ai8 Feldyrediger in holländischen Dienften bei General 
Aufdermauer empfohlen. 1823 wurde er Kaplan, 1826 Pfarr: 
heifer und 1836 Pfarrer in Stand. 1846 wurde er bifchöflicher 
Commiſſar und ftarb den 7. Dit. 1857. „Der Dabingeichiedene 
war ein edler Menich und wahrer Briefter Gottes, in dem feine 
Falſchheit wohnte. Durch feinen frommen Sinn, feine Beicheiden- 
heit, feine Demuth und feine uneigennügige Frömmigkeit hat er 
fich bei feinen Pfarrlindern ein ungerftörbares Denkmal geitiftet. 


6 


82 


IR GE SEN 


Es that feiner frommen Seele nicht® fo wohl, als wenn er 
tröften und Barmherzigkeit üben konnte.“ | 
Balz wurde 1593 um 50 GI. als Freitheiler angenommen. 
ranz Hilarius erhielt ben 20. Juli 1695 ein Empfehlungs⸗ 
chreiben an ben Bifchof zu Arlesheim, damit berjelbe ihm be- 
willige, das Diakonat und Presbyterat nacheinander zu empfangen. 
1698 war er unverpfründet in Bilchofzel und machte ein Teſta⸗ 
ment mit feiner Tante Katharina Wirz, ber Schweſter des 
Chorherten Franz Wirz, bei dem fie Köchin war. 1701 wurde 
er Pfarrer zu Berg im Kt. Thurgau, wo er 1707 ftark. 

P. Hilarius, früher Meldior, Kapuziner, trat in ben 
Orden ben 16. Okt. 1658 und flarb den 8. Sept. 1691, 55 
Jahre alt. 

Diefes Geſchlecht ift noch nicht auögeftorhen, da in Stans 
noch einige Jöri von Sarnen leben. 
Jöri ift auch ein Kilchergefchlecht von Alpnach. 


Sordan, Jordin, Jordi. 


Der Berühmtefte dieſes Gefchlechtes ift Hauptmann 
Soft, der fich durch feine Tapferkeit ganz befonderd ausgezeichnet. 
Als Anführer der Unterwaldner zog er 1511 zu Gunſten Papſt 
Yulius IL in's Mailändifche. Im folgenden Jahre wurde ganz 
Italien von den Sranzojen befreit und die Schweizer als Erretter 
und Befreier von fremder Anmaßung gepriefen. Papſt Julius II. 
gab ihnen den Titel: „Protektoren und Beichüger ber Freiheiten 
der hl. Kirche” und fchenkteihnen Schöne Banner. Ganz bejonders 
bat fih Hauptmann Jordin den 4. Juni 1513 bei der Belager- 
ung bon Novara auögejeichnet. ALS die Franzofen eine große 
Deffnung in die Stadtmauer gefchoflen und bie berzoglichen 
Dberften anriethen, diefe Lüde durch Graben und Bollwerfe 
wieder audzubeflern, rief er aus: Was! die Mauern ausbeflern ? 
Sehet wadere Männer Staliend! Hier, indem er feinen Spieß 
zeigte und fehüttelte, bier, biefe Wehren find der Schweizer 
Graben und Bollwerfe. Sie follen nur fommen die Franzoſen 
und und durch die gebrochene Mauer anfallen, fo mollen wir 
ihnen zeigen, mad Muth und Stärke der Eidgenoſſen vermögen.” 
48 Stunden lang troßten fie bei offenen Thoren und unausge⸗ 
befierten Mauern der Uebermacht der Belagerer. Den 5. Juni 


88 


wurde die Belagerung aufgegeben und den 6. griffen die Eidge⸗ 
nofſen bie Franzofen unerwartet an und eroberten große: Beute 
und das Herzogthum Mailand. In diefer Schlacht Toll Jordin 
allein über 20 Mann erfchlagen baden. Ihm wurde bekhalb 
folgender Lobfpruch. gewidmet. | | 

Hauptmann Sordin, der kühne Held, 

Sich zu Novara tapfer geftellt, 

Und ihm damals in jelber Schlacht 

Groß’ Ehr, Ruhm und Namen gemadt. 

Nach der Niederlage bei Novara bewarben fich die Granzofen 
wider um die Gunſt der Eidgenoffen. Als Beringung wurbe 
feftgelegt, daß fie zuerft das Schuldige bezahlen. Als man an 
der Tagfagung in Bern den 80. Jän. 1516 franzöfifches Gelb 
vertheilt, da. erhielt Zordian von Unterwalden, der in 
Mailand oberfter Fourier gewefen, 18 Kronen und fein Gehülfe 
10 Kr. Erni Jordi mwurbe ben 7. Juli 1523 von der fiak« 
zöſiſchen Botfchaft als Hauptmann der Obwaldner auserforen. 
Er ſoll dann den 25. Horn. 1525 bei Pavia gefallen fein. Doc 
Thon im 15. Jahrhundert find die Jordi gern in den Krieg 
gezogen. Jakob fiel den 26. Aug. 1444 bei St. Jakob, Heini 
den 2. März 1476 zu Grandfon, Jenni den 5. Jän. 1477 bei 
Murten. Hand war 1603 Richter und Rathsherr in Sarnen. 
1633 am Dftermontag wurde Sebaftian, ein Kind des 
Nikolaus, als Freitheiler eingefchrieben. Marquard primizirte 
1673 und ftarb ald Kaplan in der Schwendi 1716. Um bie 
Mitte des vorigen Jahrhunderts ift diejes tapfere Gefchlecht 
außgeftorben. - 


Söner. 

Zu den Bedeutendften dieſes Gefchlechtes gehört Joſt, 
welcher Landammann mar in den Jahren 1426, 1428 und 
pielleicht 1431. 1421, 25. Apr. und 1435, 6. Febr. erfcheint er 
im Namen ber Dorfleute von Sarnen vor Gericht. Er war 
auch Bote, Zeuge, Schiebsrichter und hatte eine Hoftat am 
Grund Nicht weniger bedeutend war Oswald, 
Pfarrer in Kerns, Beichtvater des fel. Bruder 
Klaus. (Chronik von Kerns, ©. 6.) Hans wurde 1451 zu 
Sarnen erftochen und? Walter bat 1486 den Landammann 
Dioniſius Heingli erdolcht. Diefes Gefchlecht ift, wie es fcheint, 


84 


ID GI LED 


Ihon, im 16. Jahrh. ausgeftorben. Einige Isner wohnten in 
Kerns. Es fehlen die Beweiſe, daß ſie daſelbſt Kilcher geweſen. 


Kaiſer. 
| Raf par, Sohn des Konrab von Wolfenfchießen, Taufte 
itss das Kilcherrecht in Alpnach und den 6. Jän. 1562 für 
ſich und die Kinder ſeiner Frau Hertenſtein um 80 Gl. das 
Freitheilrecht in Sarnen. Er verheirathete ſich zuerſt mit einer 
Tochter des Ammann Johann Amſtein in Alpnach, welche eine 
Schweſter des Ammann Zelger zur Mutter hatte und von der 
fieseine Alp in der Tränke geerbt, nachher mit einer Hertenſtein 
von Luzern und endlich mit Margreth Wirz, melche zu Sarnen 
mit 200 Pfd. ein Jahrzeit geftiftet. 1556 wurde er Barmeifter 
und 1564 Landlädelmeifter. 1564 den 22. Aug. und den 22. 
DE. war er ald Abgeordneter an der Tagjasung in. Baden: 
Heinrich Kretz, Richter und Ra hsberr in Alpnach, von dem die 
Kregenalp wahrfcheinlich den Namen bat, beichimpfte. ihn und 
behauptete, daß er fein Landmann von Nidwalden und daß 
deßhalb feine Wahl zum Baumeifter ungültig ſei. Dieſes geſchah 
den 20. Horn. 1558 im Haufe des Niklaus Tüfel, in Gegenwart 
von vielen Geſellen. Kaſpar zitirte ihn vor das Kirchen- ober 
Siebengericht und nachher vor das geſchworne Geriht. Bruder 
Scheuber wurde ald Zeuge angerufen. Dieler bezeugte 
den 23. Juni 1558 eiblih, ba er .fih 60 Jahre zurüd 
wohl befi inne, daß „al? er noch jung und feine Hofen an 
tragen hebe,“ Klaus Kaijer, ein alter weißer Mann in die. Kirche 
gekommen, daß derfelbe lieb und werth geweien und dag man 
ihn immer für einen ehrlichen und redlichen Landmann gehalten. 
Diejer habe drei verhbeiratbete Söhne gehabt Ulrih, Stephan 
und Kafpar. Kaſpars Sohn habe Conrad geheißen und jet 
Bater de3 Baumeifterd. Aus diefem Zeugniß gebt auch berbor, 
wie alt Bruder Scheuber bei feinem Tod den 5. März 1559 
gewefen. Er bezeugte, daß er fich 60 Jahre zurüdbefinne big 
auf die Zeit, mo er noch einen Rod getragen. Wenn mir 
annehmen, daß er biß ing vierte Jahr den Rod getragen, dann 
war er bei feinem Tod 65 Jahre alt und es iſt ſomit 
unrichtig, baß er nahezu 80 Jahre alt geworben, 
wie in feinen Lebenähefchreibungen und im Stammbaum bei 
Ming angegeben wird. Caſpar ftiftete in Alpnach ein Sahrzeit 


X 


86 





mit 700 Pfd. für 6 Prieſter, jedem 6 Bz. für Efſen und Trinken, 
dem Kilchmeier 20 Schl. um den Zind ab Klaus Durrers Ried 
«inzuziehen, und ben armen Leuten für Brod und Käs 84 3. 
„An ein ewig liecht zu Bruder Klaufen Grab” gab er 1 

Münggulden. 1565. 29. Herbftm. erlaubt ihm das Gericht zu 
Sarnen, was er über 9000 Pfd. befie zu verteftamentiren: 
1551. war er Antbeilhaber am Bergwerf im Relchthal; 1556 
fordert er 200 Kronen von Marquard AImfeld, die ihm vom 
Gericht zugeiprochen wurden und ericheint 1561 vor Gericht 
wegen einem Gelbanleiben, da3 er dem Amman von Flüe gemacht. 
Er befaß eine Kreuzefti in Alpnach und ftarb zu Sarnen 1567. 
Sein Sohn Jakob war verheirathet mit Barbara Seiler, welche 
den 4. April 1620 zu Sarnen geftorben. Von 15871589 war 
er Schulmeifter in Stand. Es befaß für 3 Kühe Alpig zu 
‚ Meichfee und fchrieb das Verzeichniß der Outthäter von ber 
großen Glocke in Sarnen. Als die Regierung von Dbmalben 
1609 erfucht wurde, das „weiße Buch” nad Stans zu leihen, 
da lieh fie dasjelbe vorher „durch Jakob Keiferen Landtmann“ 
wbfchreiben, damit fie dann nachichauen können, wenn bie 
RNidwaldner „Berbeflerungen” vorgenommen hätten. Diefe Ab⸗ 
ſchrift befindet fih im Staatsardiv. Mit Jakob ſcheint dieſes 
Kilchergeichlecht von Sarnen ausgeftorben zu fein. | . 

Be Knöboſſer. 

Hans lebte ſchon um das Jahr 1280. Jenni erſcheint 
den 28. Dit. 1392 als Bürge und prozeſſirt den 26. DEE 
1403 und den 17. Yebr. 1413 im Namen der Römerdberger. 
1419, 1. Mai erfcheint Heint im Namen bderjelben vor Gericht. 
Er hatte einen Sohn, welcher Welti hieß, der wahrfcheinlich in 
ver Schlacht bei St. Jakob gefallen. Richi (Richenza) war 
1484 die Frau bed Heini Obriſt. 


Krepfinger . 

Burkard ift wahrfcheinlich der einzige Kirchgenoſſe dieſes 
Geſchlechtes und gehörte zu den einflußreichiten Männern ber 
Damaligen Zeit: Er war Zeuge, Dbmann unb prozeſſirt im 
Namen der Kirchgenoſſen von Sarnen den 19. April 1449, dent 
7. Juli 1455 und den 20. Auguft 1460. Er beſaß zu Kirch⸗ 
Hofen Flühli, Rarmettlen und Mettlerd Nußbaum, welche einers 


RIND SALE 


ſeits an Rädershalten und anberfeit3 an Mühleberg ſtoßen und 
- ein Gut an der Melcha auf der Kernſerſeite. Waheſcheinlich iſt 
er von Luzern eingewanbert, mo Joſt Krepfinger 1590 Schultheiß 

geworben. Sein Grabftein befindet fich im Beinhaus zu Sarnen 
.. und. trägt die gothiſche Infchrift: „1474 Jar da ftarb Burkhard 
Kräpſinger zu ber Dftern bem Gott gnad 1409.” Die eine 
Jahrzaähl tft fein Geburt: und die andere fein Tobesjahr. Es 
ift in den 5 Orten kaum ein Grabftein aus diefer Zeit anzus 
treffen, der noch fo gut erhalten tft. 


Kretz. 
Die bedeutenſten Männer dieſes Geſchlechtes find Prob ſt 
Andreas und Landvogt Walter, (Weiti“). 

Andreas Schinner, eigentlih Kretz, war 
Nepot und Sekretär bed berüßmten Kardinal 
Schinner und ber Sohn einer Schwefteg desfelben, die mit 
einem Kretz von Sarnen berheirathet war. Er wird nicht 
Priefter der Diözefe Sitten, was ber Fall wäre, wenn Schinner 
fein eigentlicher Geſchlechtsname geweſen, fondern Briefter ber 
Didzefe Conftanz genannt und war Mag. AA. LL. 1513, 19. März 
wird Andreas, Kleriker der Diözefe Conftanz, von Papft Leo X. 
zum Propft auf St. Bernharböberg ernannt und von ihm beit 
Domdekan und dem Domberen Peter Magni befohlen, benfelben 
in. die Propſtei einzuführen. (Hergenröther: Leonis X. Regefta Ro. 
1190 ind 1191), Wie es fcheint, ift er nicht in ben Beſitz der⸗ 
felben gelangt, weil der Savoyarde Joh. de Forefta diefelbe are 
fh gerifien und bon dem Herzog bon Savoyen beſchützt wurde. 
Umfonft Hatte Cardinal Schinner kurz vorher bei Julius II- 
über den Zerfall der Probftei bittere Klagen geführt. 1514, 
21. Febr. ericheint er als Domberr von Novara, wo Harding 
Schinner Biſchof war, Nepot und Kämmerer bes Kardinals. 1515, 
18. Aug. iſt er beim Karbinal und beim eibg. Heer zu Septima, 
zwiſchen Chiaflo u. Turin in Biemont. Unter dieſem Datum ſchreibt 
er einen längeren Brief an ben päpftlichen Nuntius, Ennius, 
Biſchof von Veroli in Luzern und beruft fi} auf ein Schreiben, 
welches er den 14. Auguſt an ihn gerichtet. Gr berichtet über 
die fchanlofen „Braktiten” der Berner: und anderer eida. 
Truppen, um binterrüds mit den Sranzofen, bie den Papſt bee 


87 





triegten, einen fchmählichen Frieden zu fchließen. „Ach ber 
Schand! fchreibt ex, es ift hüt ein Monat vergangen, daß 
der gemein Bund ift ufgericht und finer jet ift vergefien. Ja, 
8 ſeye dann, daß die Frommen, fo noch daheim find, Ebr, 
Sob, Nutz und Fromms bedenken.” Er fchreibt fpäter, daß die 
Epngenofien „hinter ſich“ gen Bercelli (d. i. zu den Franzoſen) 
ziehen und fügt bei: „Ob bafelbs Gelb funden murbe, daß 
Pe] * Farb ändretii.“ (Anshelm — Berner⸗Chronik V, 182 


1515, 22. Dez. ertheilt Kardinal Schinner auf Anhalten feines 
Sekretärs und Neffen, der eine befondere Andacht zu unferer 
lieben Grau im Stalden bei Sarnen trage, dieſer Kapelle einen 
Ablafbrief (Programm von P. Martin 1872). Diele [Vorliebe 
mag wohl baber kommen, weil im Stalben feine Wiege geftanden 
und weil er in feiner Jugend oft in biejer Stapelle gebetet. 
1516, 18. Juni fchreibt Abbate Michael an Andreas und gibt 
ihm Auskunft über den Zuftand der Dinge in Stalien. (British 
Mus. Cotton. Ms. Vitellius B. III.). 1519, 15. Nov. ericheint 
Mag. Andreas Kreg mit den beiden Brüdern des Karbinald auf 
dem Tag zu Luzern. (Abſch. III, 2, S. 1208). Wir fehen ba- 
raus, dab fih Andreas für die Politik des Karbinals in befon: 
derer Weife beibätiget. 

Welti war Landvogli in den freien Aemtern in den Jahren 
bon 149851495. 1494 murbe er von ber Tagfagung aufge: 
fordert, über die Verwaltung feiner Bogtei fpezificirte, ſchrift⸗ 
liche Rechnung abzulegen. Bei der Rechnungsablage traf es 
jedem Drt 52 Pfo. und 1495 50 Pfd., 4 Shi. Er ericheint 
einige Mal als Bote an der Tagiakung und progejfirt den 22. 
April 1491 im Namen der Freitheiler. Seine Frau bieß Bar- 
bara Zuß. Er ſcheint an der Rüti gewohnt zu haben. 1 

Hans prozeſſirte den 6. Juli 1479 im Namen ber Frei⸗ 
tbeiler und fchuldete 1484 dem Leutpriefter ab Haus und Ho⸗ 
ftatt gu Rüti an der Seegaß 4 Angfter. 


Heini“ (Heinrich) war 1546 Richter und Rathsherr für 
Earnen und 1566 für Alpnach, wo er wahrfcheinlich das Kildder- 
recht gekauft. Kretz ift auch ein Kilchergeſchlecht von Alpnach 
und Kerns. (Chronik von Sterns, ©. 68.) 


* 88 


LI III 


Ründig. 


i - Der Er fte, welcher und in ben alten Schriften begegnet, 
iſt ter, welcher 1435 im Schwarzenberg zu Kägiswil ge- 
wo nt 

„Bengii“ (Hänsli) ab Schwarzenberg progelfirtt den 25- 
Aprit 1482 wegen einen Fahrweg. „Dori“ (Dorothea) erſche int 
als Theilerin von Kägiswil. 1712 ſtarb Hans Heinrich von 
Sarnen bei Billmergen. 


. Rathsherren: Melchior 1576, Kaſpar weiber 
den 4. Febr. 1675 geftorben. 


Geiftlihe: Melchior, Dr. Theol,, welcher den 14. Win: 
termonat 1620 dad Stipendium in Mailand und den 7. Sept. 
1624 803 Patrimonium erhielt und von 1628 bis zu feinem 
Tod den 15. Horn. 1687 Pfarrer in Lungern war. Er ift, 
wie Pfarrhelfer Job. Peter Spichtig bezeugt, ‚Berfafler des weit: 
berühmten „ſchauwſpihl Bon fant hatten.“ 


Raab. 


1593, 2. Mai wurde Landfchreiber Chriftoffel um 
50 ©I. als Tyreitheiler angenommen. Bon 1596-98 war er 
Landvogt im Thurgau und 1625 Zeuge im Bruder⸗Klauſen⸗ 
Prozeß. Er bezeugt, daß er ber Sohn des Cafpar und der 
Anna Roffacher und 67 Jahre alt fei, und daß er 4000 Gl. 
Vermögen beſitze. Er war einige Mal Abgeordneter Obwaldens 
an bie Jahresrechnung und Tagſatzung. 1617 Iegte er als 
Verwalter des Kloſter Paradies Rechnung ab und wurde deß⸗ 
wegen vom Provinzial und den geiftlichen Grauen gelobt. Gr 
ftarb zu Sarnen den 20. März 16381. Da er nur 2 Töchter 
hatte, ift dieſes Geſchlecht 8 wieder ausgeſtorben. 


Bon Marg. umet lon, Mettler. 


Dieſer alte Geſchlechtsname ſtammt vom Heimweſen Mar: 
gumetlon, jetzt Margi. Heinrich, fein Sohn und Mechthild, 
Mutter des Kellners Johann und Weib des Heinrich, kaufen 
1226 vom Bropft in Münfter einen halben Hof in Sarnen mit 
dem Recht der Nachfolge. 1234 erfcheint Heinrich, ber Barmett⸗ 





89 


REIT LIE IT 


fer, als Zeuge in der Kirche zu Münfter. Werner und Ita, 
Kinder des Heinrich, hatten 1232 von Graf Rudolf von Habs: 
burg Güter in. Sarnen geliehen und? Conrad und Walter 
sen 3. Ditober 1257 von den Brübern Gottfried, Rudolf und 
Eberhard, Grafen von Habsburg⸗Laufenburg ein Gut is Gar: 
nen gelauft. 3484 fchuldete Uli Mettlers Frau, Katharina 
Wirz, 51/, Schill. ab Rädershalten. 
Mofader. 

Diefer Geſchlechtsname ftammt vom Heimweſen Moosacher 
in der Schwändi. Jenni ericheint den 25. Suli 1395 vor 
Gericht im Namen der Schwander und Heini den 15. Nov. 
1471 im Namen der Theilfame Ruggiſchwil. Hans erfcheint 
den 5. Aug. 1453 im Namen feiner Schwefter beim Schieds 
ſpruch wegen dem Hag zwifchen Tannen und Melchlee. Jenni 
welcher wahrfcheinlih ihr Vater war, prozeſſirte den 4. De. 
1403 gegen bie Kerner, weil fie glaubten, daß er zu viel Vieh 
auf Melchfee treibe. (Chronik von Kerns, S. 84.) Beter 
war ben 18. Mai 1503 Zeuge bein Aamühlekauf und Margretb 
Fuchs, feine Frau, ftiftete zu Sarnen ein Jahrzeit mit 100 Pf. 
Um diefe Zeit ſcheint dieſes Geſchlecht Aausgeftorben gu fein. 
Moſacher ift auch ein Kilchergeichlecht von Alpnach. 


AmDdrt 


Diefer Geſchlechtsname ftammt von einem verſchollenen 
-Ortönamen und ift ſchon längft ausgeftorben. Rudi erjcheint 
den 25. Juli 1895 vor Gericht im Namen der Theilfame 
Schwändi. Hänsli fehuldete 6 Schl. weniger 1 Heller und 
a abe 1 Angft. ab feinem Gut am Drt, welches an Bad: 
t. 


“ 


Rüdli. 

Auch dieſer Geſchlechtsname ſtammt von einem gleich⸗ 
namigen Heimweſen. Zuerſt begegnet und Werner, welcher 
den 24. Juli 1348 Schiedsrichter war bei einer Marchbereinig⸗ 
ung zwiſchen Uri und Schwyz. Ulrich kauft den 23. Mai 
1366 um 35 Pfd. Stäbler den Zebnten, ben bie von Rudenz 
in Sarnen beſaßen. 1370, 30. Apr. kauft er Güter vom Got: 
teshaus Engelberg und den 19. Febr. 1375 von Landammann 





Walter dv. Hunwil die Alp Balm in Kernd um 100 GL Gold 
und 5 Pfund Stäbler. Er war dfterd Zeuge und vertaufcht: 
Güter den 5. Nov. 1881. Anna und Margretb waren 
Meifterinnen oder Vorfteherinnen bes Frauenkloſters in Engel-- 
berg und Mechthild. war daſelbſt Conventfrau. 1421, 28. 
Apr. ericheint Joft, Bruder bed Lanbammann Nikolaus, im: 
Namen ber Dorfleute von Sarnen vor Grit. Im Wappen 
at dieſes Gefchlecht, welches ſchon im 15. Jahrhundert audges: 
rben, ein Lamm mit einem Stern über bem Kopf. 
Landammänner: Nikolaus L war öfter Bote an: 
die Tagſatzung, lauft 1899 von Heint Ruß mehrere Aeder im. 
Schwarzenberg, 1409 mehrere Güter in Alpnach und ftarb 
1427. Cr war, wie es fcheint, ſehr begütert. 
Nikolaus II. war öfterd Bote, erfcheint ben 21. Febr. 
1443 als Stellvertreter von Sarnen vor Gericht, war 1447 
Statthalter und ftarb ben 7. Juli 1455, nachdem er die Kaps 
lanei in Kirchhofen geftiftet. 


Bon Rüti, in ber Rüti. 


Schon im 13. Jahrh. begegnet und Goſsbrecht, Anna. 
und ihre Schwefter Hedwig. Rudolf und Heinrich waren 
Zeugen den 7. März 1304 und Soft den 14. Mai 1878.. 
Ulrich fchuldete 1484 8 Denar von feinem Gut am Turen, 
welche? an Schwyterd Rüti und an Vanßbüel ftößt., 

Ruſſo, Ruf. 

Zuerft begegnet ung Rudolf, weldger ben 24. Juli 1348: 
Scieb3richter war bei einem Grenzftreit zwiſchen Uri unb 
Schwyz. Heini verkauft 1399 dem Ammann Rüdli mehrere 
Meder am Schwarzenberg, ericheint 1409 ald Bogt ber Mech⸗ 
tbild am Bül und ftarb 1427. Klaus war 1558 Richter unb- 
Rathsherr für Sarnen und ftiftete eine Jahrzeit mit 100 Pf. 
Anna war die Frau bed Landammann Roſſacher. Im An: 
fang bed 17. Jahrh. ift dieſes Geſchlecht erlojchen. 


Bon Sarnen. 


Die Ritter von Sarnen find gemäß Blumer (Demos 
Iratien I, 78.) Bafallen der Freiherren von Wolhuſen. Ritter: 








91 


V 


Rudolf war ben 19. Auguſt 1248 Zeuge als Herr. bon 

Grünenberg Rechte in Uri an bad Kloſter Wettingen abtrat 
und 1252 war Rudolf, Ammann, Zeuge bei einer Pfandſetzung 
des Grafen Gnttfeieh von Habsburg, dem ala einem Getreuen 
ben: 8. Weinm.-1257 om Safe Habsburg: Gitter“ übergeben 
wurden. Sin den Bruchitüden des alten Urbars aus dem 13, 
Sabrb. begegnen und Peter, Mechthild, Gisla, Richenza, 
Sta, die Töchter be3 Ammann Walter. 1259, 28. Seumonat 
erfcheint Konrad und 1277, 1.. Horn. Arnold als Zeuge. 
Am Relrologium bon Seeborf ift Walter, der Ammann an 
ber bruoga aufgezeichnet. Ungefähr 1280 gab Niklaus Sar⸗ 
ner ber Kirche in Sarnen bericiebene Güter im Schild. 
Rudolf, Sohn des Heinrich, Kellners in Sarnen, läßt den 
‚30. Jän. 1313 mit Einwilligung feine® Bruberd Heinrid, 
feiner Frau Elsbeth, Tochter Berchtholds von Rinach, für ben 
Sal feines frühern Abfterbend ein Leibgeding auf verfchiedene 
Güter verſchreiben. Er beſaß auch Gülten auf den Stabt: 
mühlen bei Luzern. 18362 ftiftet Elsbeth, Grau des Kellners 
son Sarnen, Tochter eine Rinachers, zu einem Sahrzeit in 
Beromünfter 16 Viertel Kom oder Haber. 1842, 20. Jän. 
kaufte fie eine Schupoffe zu Gelfingen. Semma fiftet ein 
Jahrzeit zu Horw. Dieſes eble Geſchlecht ſcheint ſchon im 16. 
Jahrh. ausgeſtorben zu fein. 


Schäli. 
Hansli erſcheint den 27. Sprit 1481 vor Gericht im 
Kamen ber Schwander unb war den 24. Aug. 1453 Schieds⸗ 
richter der Sachsler wegen Dritannen. 1459, 19. Mai verlangt 
Klaus für die Römersberger einen Vidimus (beglaubigte Ab⸗ 
ſchrift von einer alten Urkunde). 1547 war Georg Land⸗ 
weibel, 1562 Landvogt im Rheinthal, 1565 Richter für Sarnen 
und erfcheint auch als Fürſprech vor Gericht. 1567 befaß er 
Nädershalten und feine Kinder und Conrad Schmid ſchuldeten 
dem Pfarrer jährlih 7 Schl. und. 1 Plaph. ab Flühli. Beim 
Haus des Erni Shäli im Dorf war 1550 ein Wächterruf. 
Ludwig, weldher ben 24, April 1606 geſtorben, prozeſſirt 
1578 den 14. Heum. nebft andern Freitbeilern gegen die Römerds 
berger und erhielt das Recht, auf aaſern au treiben, weil er 
Güter im Nömeräberg hatte. 


9, 

Geiftlige 1. Ehriſtoftel + 1683, Eine Helfer. 2. Karl 
Xeodegar F 1731. Siehe Pfarrer. Karl Leodegar 
erhielt den 28. Sept. 1737 auf bie Keim 2 Thlr. und ftarb 
den 16. Auguft 1741 zu Sarnen. 4. Johann T 1782. Siehe 
Kapläne in Kägiswil. 5. Franz Jo ſef wurde geboren ben 
31. Jännner 1751. Er ftudirte auch im Kollegium zu Brieg 
in Wallis und wurde den 19. Dez. 1773 zum Priefter geweiht, 
nachdem er von Pfarrer von Mood in Alpnah ben 
ZTiichtitel e:balten batte. Bon 1773-74 war er Frühmeſſer, 
von 1774 -78 Helfer und von 1778 -1811 Pfarrer in Alpnach. 
Er predigte an der Engelweihe 1788. Seine Reſignation erfolgte 
freiwillig. Die Gemeinde verſprach ihm 200 Flr. jährliche Penſion 
und fein Nachfolger hatte ihm jährlich 100 Flr. zu bezahlen. 
Sein Tod erfolgte den 17. Febr. 1812. - Bald nachher, ben 
22. Horn. meldete Pfarrer von Flüe, daß Tauf: und Tobtens 
und Ehebücher mangelhaft und unvollitändig feien. E83 wurde 
eine Sommilfion beftimmt, welche auf Koften der Erben die 
Sache ordnen fol. Die Publikationen folen in obrigkeitlichem 
Namen ergehen. Mit ihm fcheint dieſes Geflecht in Sarnen 
Siam. zu fein. Schäli find aud Klier von Sachſeln und 

iswi 


Schriber. 
Hans war Landſchreiber von 1434—74 und 
Schreiber und Berfaffer des „weißen Budes.“ 
1453 24. Aug. war er Schiedßrichter der Entlebucher wegen der 
Alp Dritannen. 1467 22. Jänner war er- Zeuge bei der Helferei⸗ 
ftiftung in Giswil und 1467, 22. Jänner Bote nach Engelberg. 
Er mar Abgeorbneter als den 2. September 1472 bie March 
zwifhen Obwalden und Entlebud erneuert wurde. 
Hänsli fchuldete 1484 4 Denar ab Grundacher zu Niverlo unb 
Hand 2 Schl. ab einem Gut im Römersberg. Heini erſcheint 
1578 als Bogt- des Ludi Gallis vor Gericht und den 5. März 
1584 wird ihm und feinen Kindern ivegen Unterfchlagung eines 
Briefes ind Rheinthal, den ihm M. g. 9. übergeben, bad Land⸗ 
recht vom zweifachen Rath entzogen. Er miag:ed um 100 GL 
wieder faufen. Seine Frau hieß Verena Schilt. ‘1595, 12. Nov. 
wurde Peter zu Sarnen mit Barbara Keller: wynüri und den 
22. April 1606 ſtarb Eliſabeth. 





93 


V 


Geiſtliche: 1. Hein rich. ↄSiehe Pfarrer. 2. Hans war 1504 
Pfarrer in Sachſeln und 1534 erſcheint ein Sr Hang, Ailbere 
in Sachſeln, vor Geridt. 

Schröter. 
Klaus und Philip p fielen 1422 bei Bellen; und Ulrich 
den 22. Mai 1443 am Hirkel. 1482, 14. Nov. ericheint veini 
im Namen der Römersberger vor Gericht. 


Schwendiner. 


1402, 28. Jänner erjcheint Jenni al® Zeuge und Welti 
erfcheint mit Andern den 27. April 1431 im Namen der 8. 
. Theile von Schwändi, Diegidwand und Fort vor Gericht. Klau 3 
fiel 1422 bei Bellenz und Welti 1444 bei Grftürmung ber 
Feſte Greifenjee. 


Switer, Schwiter. 

Zuerft begegnen und Jenni und Heini, welche 1422 bei 
Arbedo fielen. Klaus erjcheint einige Mal vor Gericht. 1447, 
13. Mai und 1459, 19. Mai war er Bertreter der Schwander.. 
Er und feine Tochter Barbara batten Antbeil an Melchfee. 
Heini fchufdete ab feinem Gut „under der flud,“ melches oben: 
bin and Bannholz ftößt, 8 Schl. und 1485 ab „jakobs Hofftet” 
10 Schilling und erfcheint den. 27. April 1527 als Vertreter der 
Schwander. Außer den genannte Gütern bejaß. er 1499 Feld, 
Rüti, Vitzna und Ammansmatt im Römerdberg. 1499 wurde 
Peters Ei geichätt 750 Pfd., Gerjchalen 170 Pfd., Bäni⸗ 
Br 100 Pfd., Sfang 40 Pfd., Garten und Schwinzuhn 
1 d. 


Ratbsherren: Hauptmann Heinrid 1545, Bei. 
defien Haus im Dorf ein Wächterruf war und beflen Frau 
ihm Folgendes zugebracht: 700 Pfd., 2 gute Bett mit durch 
gehenden Kiſſen, mit Laubſack und Spannbett, 8 Lilachen, 3 
Deden, 3 Hafen, 1 Kannen, 1 Blatten, 1 Kiften, 1,„Ladle“ (Kiftchen) 
und 2 filberne Löffel. Hang war 1536 und Jakob 1556. 
Richter und Rathsherr für Sarnen. 


Sm Anfang .ves 17. Jahrhunderts fcheint dieſes Gefchlecht. 
ausdgeftorben zu fein. 


94 


III TEL 


Bon Tellon, Tellen, Dellen. 


Schon im 13. Jahrh. begegnet und Sta von Tellon. 
Peter in Kägiswil ericheint den 25. April 1482 vor Gericht. 
Hänsli war Zeuge den 8. Mai 1507. Kafpar mar 1531 
Richter und Rathsherr und 1556 wird wegen deflen Hinter: 
ati progeffirt. . Um dieſe Zeit ift dieſes Geſchlecht ers 
ofchen. 


Tudel. 


Jenni erfcheint im Namen der Nömersberger vor Gericht 
den 17. Febr. 1413 und den 1. Mai 1419 und Klaus ben 
17. Febr. 1418 und den 7. Nov. 1437. Heini, bed Klaufen 
Sohn, ſchwört Urfehde den 11. Febr. 1436. 


Windlin. 


Hauptmann Nikolaus wurde ben 8. April 1597 um 
50 Gl. als Freitheiler angenommen. Er war zuerſt mit Kathrina 
Stu und nachher mit Margretb am Rain verbeirathet. Seine 
Tochter Anna war verheirathet mit Lieutenant Balz Meier, 
dem bie Kernfer 1597 um 100 Gl. das Kilcherrecht gegeben, 
Katbrina mit Georg Barmettler und Margreth mit Maler 
Sebajtian Giſig. Diefe 3 Töchter waren geboren, bevor er das 
eitheilrecht erhielt. Er war einige Mal Bote an die Tags 
agung. In der Kirche in Sarnen hatte er einen Stuhl bei der 
Orgelſtud auf der linken Seite gegen ben Gang, fo lange er 
und feine Nachkommen in Sarnen find. Er darf ihn nicht ver: 
faufen, wenn er fortzjieht. Er ftarb zu Sarnen ben 13. März 
1624. (Bgl. Chronif von Kern? ©. 72.) 


Winmann. 


1471, 15. Nov. 1491, 22. Apr. und 5. Nov. ericheint 
Heini im Namen ber Theilfame Ruggiſchwil vor Gericht. 
1485 fchuldete er ab der „furen” zu „ruggiswil” B1!/, Angit. 
Baul mar den 20. Rob. 1499 und den 28. ehr. 1500 Ver⸗ 
treter der Ruggifchwiler vor Gericht. Hans war 1553 Richter 
für Sarnen, gab 1558 Verjagung auf der Lugen unter feiner 
Hoftet und war zur Zeit des Glarnerhbandeld Einer von ben 
Higigften, welche verlangten, daß man die Tatholifchen Glarner 





95 

Bei ihrem Glauben fchügen und fchirmen und beimegen gegen 
die Andersgläubigen die Waffen ergreifen fol. 1567 ſchuldete 
Klaus der Kirche zu Sarnen ab Boden zu Ruggifchtwil 140 
Pf. Jakob mar 1668 Richter unb 1673 Weibel in ber 
Schwnädi. 1676 wurden die Kinder bed Karl, ber in fremben 
Zanden haufet, ald Theiler in der. Schwänbi eingelchrieben. 
1619, 17. Oft. ftarb Melchior „off der Remerſtras“. Ende bes 
vorigen Jahrhunderts Scheint diefes Gefchlecht audgeftorben zu fein. 

1571 wurde Sebaftian Kilcher in GBiswil um 100 Pfd. 
und 1602 Heini Kilder in Sachjjeln um 25 Kronen. 


Wolf. 

Dieſelben ſcheinen ſchon frühzeitig das Theilrecht in der 
Schwändi beſeſſen zu haben. 1676 wurden des Kaſpars 2 Kinder 
und 1714 des Hand Jakobs Sohn Hand Balz als Theiler 
in der Schwändi eingefehrieben. 154%, 28. Sept. Yauft Hand 
in ber Schwändi mit 2 Andern die Alp Spiß in Beggenried. 

Die Bedeutendften diefes Gefchlechtes find Baumeifter 
Heinzih, Landvogt Jakob und Pfarrer Johann. 
Heinrich war 1546 Richter und Rathöherr, erhielt 1563 einen 
Schild und das SFreitheilrecht für fich und die Kinder bon der 
Bülmann um 80 GL. ; 1564 war er Baumeifter und Vogt ber 
Heinen Pfrund. Er erfcheint den 7. März 1575 im Namen der 
Kilchgenoſſen von Sarnen vor Gericht. 1587 beſaß er das 
„blegli”, den Boden fammt Sommerweid und bie Steinmatten 
ledig und los und ftarb im Jahre 1594. 

Jakob war 1579 Richter und Rathsherr, 1580 Landweibel 
1594 mit Nikolaus Windli und Nikolaus von Flüe Hauptmann 
im Dumänifchen Feldzug, 1596 Landuogt in Sargand und 
ftarb den 27. Sept. 1610. 

Bfarrer Johann. Siehe Pfarrherren. 

Hand war 1549 Richter für Sarnen und ſpäter Rathöherr. 
Wolf ift auch ein Kilchergeichlecht von Giswil. 

Zus. 5 

„Enderli” (Andreas) war Landmweibel und ericheint den 


9. April 1437 ald Vertreter der BDorfleute von Sarnen. 
1856 war Züfen Kinder Hoftet anber Aa. 1484 jchuldeten 


96 





Hänsli und Enderli ab „vorebach” dem SLeutpriefter 8',, 
Angft. Elijabeth war am 4 Sonnt. im Dit 1656 geiſtliche 
Mutter des Kaplan Wolfg. Schmid. 


(Nachtrag) 
v. Flüe. 

1569, 28. Mai erhielt Wolfgang von Flüe, Sohn des 
Sandammann Nikolaus I. und Bruder de3 Landammann Ni⸗ 
kolaus II. da8 Freitheilrecht um 30 GI. Seinem Kinde, welches 
vorher geboren wurde, wurde es geſchenkt. Ohne Zweifel waren 
auch die Kinder Freitheiler, welche ihm nachher geboren wurden. 
Er war vermählt mit Katharina Wirz, Tochter des Landam⸗ 
mann Johann Wirz, F 1580 und hatte gemäk Stammbaum bei 
Ding, der aber nicht vollftändig it, folgende Söhne: Hans, . 
Landweibel 1603, Landvogt in Mendrid 1622—24, vermäplt 
mit Verena Stälbi; Fähnrich Jakob, zuerit vermäßlt mit 
Marie Schmid und dann mit Anna Frunz und Fähnrid 
Nikolaus, vermählt mit Kathrina zum Bad. Gemäß ben 
Staat3protofollen hatten biefelben noch einen Bruder mit 
Namen Balj. 


Die Bedeutendften diefer Nachkommenſchaft maren 
folgende Geiftlihde: 1. P. Nikolaus, Nbt, Sohn dei 
Fähnrich Jakob, FT Suli 1605 und der Anna rung, welcher 
den 21. Febr. 1598 zu Sarnen getauft wurde und den Namen 
Wolfgang erhielt. Bei feiner Taufe waren Pathen Bau: 
meifter Hans von Ab, Verena Stäldi und Barbli Dilger, Frau 
bed Balthafar von Flüe. Damals pflegte man noch brei Pathen 
anzuſtellen, obſchon es vom Conzil in Trient verboten wurde, 
weil man die Ehehinderniſſe wegen geiſtlicher Verwandtſchaft 
vermindern wollte. Der dritte konnte ohne Rückſicht auf das 
Kind vom männlichen oder weiblichen Geſchlecht genommen 
werden. Ungefähr 1614 wurde dem Wolfgang von Flüe zu 
Wettingen 49 Gl. 1Schl. entlehnt auf das Teſtament feiner 
Baſe in Stans, welches 300 Pfund beträgt. Ferner wurden 
ihm entlehnt 31 Gl. und als fie den Knaben zu Wettingen an: 
legen wollten, db. i. bei der Brofeß den 1. Nov. 1615, 21 Gl. 
Hauptmann Marquard Imfeld gab ihm zu Mailand, wo er 
wahrfcheinlich ftudirt und mo feine Schwefter verbeirathet war, 





97 





7 Silberfeonen. 1625 blieb er meinen gnädigen Herren noch 
ſchuldig 15 Gl. 21 Schl. 1616, 26. September beichloß die 
Kegierung den Prälaten zu Wettingen freundlich zu bitten, daß 
er den Frater Nikolaus von Flüe zum Studiren ſchicke und 
gab ihm für 4 Jahre das Stipendium zu Parid. Mit großen 
Kenntniffen ausgerüftet, wurde er 1623 zum Briefter gemeiht. 
Er war Profeſſor, Großfellner, Prior, ein ausgezeichneter Mu: 
fifler und Sänger und murde den 22. März 1641 zum Abt 
gewählt. 1646, 27. Febr. wurde Landfädelmeifter Heinrich 
Bucher zu ihm gejchidt, um wegen dem fel. Bruder Klaus Geld 
zu leihen. Er ftarb den 21. Suni 1649, 


2. P. Sonftantin, Sohn des Fähnrich Nikolaus und 
der Katharina zum Bach, wurde zu Sarnen getauft am Oſter⸗ 
famftag den 25. März 1595 und erhielt den Namen Sohann. 
Bei feiner Taufe waren Pathen Balz v. Ah, Magdalena Zim- 
mermann und Marie Schmid. 1613, 20. Auguſt legte er im 
Kiofter Engelberg feine Profeß ab, wurde 1621 zum BPriefter 
geweiht und ftarb den 17. Auguft 1629 an der Belt. 


Im Taufbuch zu Sarnen begegnen ung folgende Eheleute 
aus dem berühmten Gefchlechte von Flüe, die wir im Stamm: 
baum bei Ming II nicht finden konnten, nämlid: Niklaus 
mit Margretb Kiſer in den Jahren 1597, 1598, 1661, 1605, 
1607, „Reitknecht Hang” mit Barbara von Ab 1612, 15, 17, 
19 und 26, Hans mit Dttilie Fiſch 1612 und 14, Nikolaus, 
Sohn des Landvogts mit Magdalena Bühlmann 1613’ und 22, 
Thomas mit Chriftina von Ab 1615 und 20, Hans mit 
Magdalena Büchli 1615 und 18, Hans mit Katharina Kath: 
riner 1621, Mftr. Nikolaus mit Magdalena Büchli 1625, 
28 und 31, Hans mit Katharina Wänt 1626, 28, 29 und 31, 
Hang mit Marie Hermann 1633, 384 und 36, Sand mit 
Katharina Imfeld 1637, 42 und 46, Melchior mit Marie 
Lohmann 1644, mit Anna von Moo8 1647 und 56 und Anna 
Wolf 1659, Anton mit Elifabetb Ulmer 1647 und 70, Balz 
mit Katharina Winmann, Wilen, 1669. 1625, 16. Jänner 
wurde zu Sarnen Marie Schält, die Frau des Jakob von 
Glüe begraben. Am Ende des 17. Jahrh. verfchwinden die 
dv. Flüe aus dem Taufbuh in Sarnen. Der Eine oder der 


6 


98° 





Andere von den vielen Hand mag wohl mehrere Frauen gehabt 
haben. Wahrſcheinlich ftammen viele von diefen Familien bon 
Wolfgang ab und waren fomit reitheiler von Sarnen. Ein 
Theil derjelben mag von Kafpar abftammen, welcher 1546 
zu Gericht ſaß, weil er mwahricheinlich Landmeibel war, und in 
der Näbe des Rathhaufes gewohnt. Wir vermutben, daß Hand 
Azarias, welcher von 1585- -91 Landfchreiber war und 
dann bie Feder mit dem Schwert vertaufcht, Hauptmann in 
franzöfifchen Kriegddienften geworden und 1592 geftorben, ein 
Sohn des Caſpar gewejen und das Haus des Wachtmeifter 
Murel gebaut. Er liebte es, Sprüche in die Protofolle hinein: 
zufchreiben. Einen ſolchen Spruch findet man auch in ber dor⸗ 
tigen Stube. Auch diefe Familie findet man nicht im Stamm: 
baum, ebenfo die Frau von Zandammann Balthafar Heinzli. 
€3 iſt nicht unwahrfcheinlich, daß auch die Nachlommen des 
Landweibel Kaſpar Freitheiler gemejen und dag man fie nicht 
in Stammbaum aufgezeichnet, weil fie, wie bie von Flüe in 
Kerns, das Kilcherrecht in Sachjeln verloren hatten. 





Lebende Kilchergelchlechter.*) 
bon Ab. 


Der Erfte, der wahrjcheinlich dem Kilchergeſchlecht von 
Sarnen angehört, ift Walter, welcher von 1505—1507 Lands 
vogt in den freien Aemtern war. 1507, 15. Juni legte er an 
der Tagſatzung in Baden Rechnung ab unb ift jedem der Orte, 
die an der Landvogtei Antheil haben, 29 Pfund Haller und 10 
Schl. fchuldig geworden. 1533 war Welti, vielleiht Sohn 
des Landvogtes, Richter für Sarnen. Stoffel war 1547 Haupt: 
mann. Der Bedeutendfte dieſes Geſchlechts ift Hang, 
welcher den 8. Nov. 1590 als Rathsherr und Theilenvogt in 
der Schwändi wegen Homwald gegen die Ramerdberger prozeſſirt. 
1594 mwurbe er Baumeifter und zugleich Statthalter, welches 
Amt er nachher öfters befleivet. Damald wurde ber Land: 


*) Wenn nur eine einzelne Perſon bad Kilcherrecht Hatte, dann werden 
Di, aan den ausgeftorbenen Kilchergefchlechtern dieſelbe in der Regel nicht 
gen. 





99 


II NIS IS 


ftattbalter nicht vom Voll, fondern vom jeweiligen regierenden 
Zandamnann gewählt. Cr war öfters Abgeordneter an bie 
Tagſatzung. Sein Bruder bie Andreas und beiaß bag 
Flühli, feine erfte Frau hieß Barbara Fanger und bie ziveite 
Marie Schäli. Er ftarb den 20. Jän. 1616. Hans Balz 
refidirte auf dem Bürgel und mar, wie fein Vater, Scherer, 
wurde 1647 Läufer und 1651 Landweibel. 1657 mwurbe er als 
Bote an die Jahresrechnung nach Lauid gefchidt. 

Geiſtliche: 1. Johann, Sohn des Landweibel Hand 
Balz und der Margret Wir; wurbe getauft den 17. November 
1627 und Pfarrer in Kerns 1693. Siehe Chronik von Kerns, 
Seite 15. 

2. Sobann Joſef Ignaz, Domkaplan zu Sitten von 
1742— 71747. Er war wahrjcheinlih Sohn des Wolfgang und 
der Barbara Berolinger und wurde zu Sarnen den 5. Mai 
1715 getauft. . 

2. Hr. Jakob Joſ. wurde geboren den 16. Nov. 1799, 
Briefter den 29. Juli 1838 und 1889 Senior der Geiftlichkeit 
des Bisthums Chur. v. Ab find auch Kilcher von Sachfeln 
und Giswil. 


Amftalden, am Stalden, im Stalden. 


Die Amftalden find früher gern in den Krieg gezogen- 
Melti fiel in der Schlacht bei Sempadh, Joder zu Arbedo, 
Heini zu Novara, Ruodi 1557 im Römerkrieg und Philipp 
1562 zu Blauville. Dad Weib de8 Martin Amftalden 
ſchuldete 1484 dem Leutpriefter 1 Schl. ab Hobadher zu Wilen 
beim Heimgarten. Uli kaufte 1545, 28. September nebit 
Andern die Alp Spiß und ſchuldete 1567 der Pfarrpfründe 
330 Pfd. ab Gwand. 


NRathshberren*): Uli 1548, Sebaftian 1675 und 
Hans Sof. 1728. 

Geiftlide: 1. Franz Joſ. Siehe Frühmefier. 

2. Melchior wurde geboren den 15. Mär; 1779. Er 

*, Bei den Rathsherren vor 1640 iſt gewöhnlich das Jahr ihres Er⸗ 


inens mit diefem Xitel und bei ben Rathsherren nach 1640 das Jahr 
Wahl angegeben. 


100 





ftudirte in Engelberg, Luzern und im Seminar zu Mördburg 
in Gonftanz. 1804, 17. März erlaubte ihm bie Regierung, bie 
Brimiz:Mahlzeit auf dem Rathhaus zu halten. 1804 wurde er 
Pfarrvikar in Zufifon, mo er das Gemeindebürgerrecht erlangte, 
1805 Xateinlehrer und Pfarrhelfer in Bremgarten, 1815 Kaplan 
in Beriton, 1828 Pfarrer in Lengnau, mo er wegen feinen 
vielen Kränklichkeiten einen ſtändigen Vikar batte, 1842, 12. 
Sept. Chorherr in Zurzach, wo er den 15. Dez. inftallirt 
wurde und ftarb daſelbſt als Cantor, Senior und Jubilat 
den 16. Suli 1860. 
‚B. Herr Nikolaus. Siehe Kapläne in Kirchhofen 


Anderbalten, HSaltimann. 


1569, 28. Mai erhielt Jakob, mwahricheinlih Stieffohn. 
des Hauptmann Jakob Wirz, um 30 WI. das greitheilrecht. 
1593, 2. Mai erhielt ein andrer Jak ob das Freitheilreht um 
50 Gl. Jakob Anderhaldend Sohn Hans wurde 1676 als 
Greitheiler anerfannt. Es fcheint, daß dieſe beiden Jakob die 
Stammoäter der Anberhalden in Sarnen ind. 


Geiftliche: 1. Johann Benedikt, Sohn des Mitr. An⸗ 
dreas und der Margrethb Vogler wurde zu Sarnen getauft ben 
8. Febr. 1628. Sein Pathe war Pfarrer und Kammerer 
Sohann Zimmermann in Sadfeln. Er wurde 1663 Pfarrer 
in, Sarnen. Siehe Pfarrer. | 

2. P. Sylvan, früher Johann, Kapuziner, ftarb zu Sars 
nen den 81. Suli 1699. 

8. P. Rochus, früher Meldior, Kapuziner, ftarb zw 
Luzern den 3. Sän. 1718, 76 Sabre alt. Er war Lektor, Guar⸗ 
dian und. Definitor. 1663, 5. Sept. verehrt ihm die Regierung, 
da er „vorhat” in den Kapuzinerorden zu treten, an den erften 
Rock 10 SI. . 

4. P. Norbert, früher Sofef, Sohn des Mitr. Cafpar, 
Kapuziner, ftarb zu Baden den 25. Sept 1718. Gr war Pre 
diger, Drdinarius, Vikar und Guardian und wurde getauft 
ben 15. Oftober 1657. 


5. P. Amadeus, früher Benedikt, Sohn des Mftr. Ans 
dreas, Rapuziner, ftarb zu Sarnen den 26. Febr. 1731. Er war: 











101 


74 Sabre alt und Jubilat und ‚wurde getauft den 16. Aug. 1657. 
Pfarrer Benedikt Anderhbalden war fein Bathe. | 
6. P. Sylvan, früher Franz, ftarb zu Wil den 24. 
Apr. 1744. 
Sofef ftarb den 11. Apr. 1746 und war ein tüchtiger 
Orgelbauer. Anderhalden find auch Kilcher von Sachſeln. 


Anderbirfern, an der Hirfern, Hirfemann. 


Mihael war Spitalvogt und ftarb den 28. Febr. 1611. 
1625, 10. Sehr. wurde Barbara begraben, welche auf ber 
St. Jakobsſtraße geftorben und 1685, 27. Ditober Beter, 
ein Weber, welcher zuerft ein Opfer der. Beft geworden. 


Geiftlide: 1. Johann. Siehe Pfarrer. 


2. Johann Beter, Sohn ded Michael und der Mar: 
greth Zumftein, wurde getauft den 25. Mär; 1654. Seine 
Primiz feierte er zu Sarnen den 27. Dez. 1678. 1678 murbe 
er Lehrer in Sarnen, 1680 Frühmeſſer, Drganift und Schul: 
berr in Sachſeln und 1699, 21. Mai Helfer, wo er den 21. 
Gebr. 1720 geftorben. Dem Kapuzinerflofter ſchenkte er ein 
Bemälde mit dem Bild des bI. Schugengels, der Jahrzahl 1710 
und feinem Wappen. 

2. Hans Joſ., Sohn des Mitr. Hand und der Margreth 
Zumftein wurde getauft den 12. Juni 1662. 1686, 9. Febr. 
erhielt er den Tifchtitel, war von 1686—96 Helfer in Giswil, 
1696—98 Kaplan an der Hofkirche in Luzern melde Wahl 
die Regierung dem Stift verdanli, 1698—T 1702 Pfarrer in 
Alpnach. Zur Pfarrwahl endet bie Regierung Abgeordnete, 
weil fich auch der frühere Helfer Franz Arnold Gut darum be: 
warb. 1698 beginnt er Ehe: und Sterbebuch. „Er binterließ 
die trefflichfte Ordnung. Es war fehr fchade für Alpnach diefen 
trefflichen Herrn nicht länger zu beſitzen.“ Das Staat3protofoll 
nennt ihn einen „gelehrten, frommen und eremplarifchen Prieſter.“ 


Anderhirſern ift auch ein Kilchergefchlecht in Alpnach, mo 
wir fie früher unb zahlreicher antreffen. Daſelbſt lebte 
auch Landammann Heinrich. 


102 


IL IE GG 


Andermatt, an ber Matt, in der Matt, Adermatt. 


Schon im 13. Jahrh. begegnen und Hemma und 
Malter. Der Lebtere vergabt der Kirche einen Ader. 1387, 
6. Auguft und 1395, 25. Heum. erfcheint Heini ald Zeuge. 
1395, 10. Dez. war Jenni Schiedsrichter in Nidwalden, 1400, 
17. Dez. Bote Obwaldens in einem Streit zwilchen Uri und 
Schwyz. 1403, 26. Dit. beklagen fich die Ramersberger über 
ihn vor Gericht, weil er zu viel Vieh auf ihre Ueder und 
Mäder treibe. Cr war Zeuge den 19. Mai 1408 und fiel zu 
Gt. Jakob den 26. Auguft 1444. Im 15. Jahrh. ftifteten Ita 
und Walter mit Andern zu Sarnen ein ewiges Licht. 

Rathsherren: Kirchenvogt Hana Sebaftian 1744. 

Geiftlihe: Johann Jakob, Sohn de Sof. und 
ber M. Margreth Imfeld, wurde zu Sarnen getauft ben 25. 
Juli 1693. 1717, 9. DE. gibt ihm die Regierung ald Student 
8 Pfd. und den 11. Jän. 1721 auf die Primiz 2 Thlr. 1725 
war er unverpfründet zu Sarnen und 1733—1760 Helfer in 
Alpnad. Andermatt find auch Kilcher von Alpnach. 


Bannwart. 


Senni erjcheint vor Gericht im Namen ber Schwander 
den 27. Apr. 1431 und Chriftian den 27. April 1527. 
Heini Bannwarts Weib, Verena von Dieggenichiwand, 
fchuldete 1485 der Helferei ab Kapf zu Ramersrüti 8 Schl. unb 
d Angft. und Senni ab einer Matten in der Schwändi vor 
feinem Haus unter dem Kilchweg 1 Plaphart und 2 Angft. 
Rathsherr Cafpar fchuldete 1560 dem Landſeckel ab ber 
obern Hoftet beim Kapf und Später ab Kapf 10 Pfd. und Hein 
rich ab Zuhn 5 Pfd. 

Rathsherren: Caſpar 1562, Heini 1577, Balz 
1590, Sajpar 1596—+ 2. Aug. 1622, Han s 1689, Mel: 
chior 1669. 


Geiftlihe: 1. P. Johann, Prior aud dem Wil⸗ 


heimiterkiofter Sion bei Klingnau. Siebe Pfarrer. 
’ 2. Johann Franz of. Siche Kapläne in Kägis⸗ 


8, Johann Anton. Siehe Kapläne in Kicchhofen. 














103 


V — 


Berwert, Bärwart. 


Klau 8 ſchuldete 1484 dem Leutprieſter 16 Angſt. ab Gwand 
und war den 5. Nov. 1491 Zeuge. Klaus und Hänsli 
fielen 1507 bei Genua und Heini 1513 in der Schlacht bei 
Rovara. Auf des Johann Berwertd Schönenbold wurde 
den 28. Sept. 1564 aus den Beiträgen megen abgelöstenm Zehn: 
ten der Helferei ein Kapital von 500 Pfd. angelegt. | 


Rathsherren: GSebaftian 169, Joſef 1704, 
NRikolaus 1710, Hans GSebaftian 1729, Wolfgang 
‚1762, Sofef 1770, Jakob 1808, Johann Sof. 1814, 
Anton 1826, Hr. Joſef, Pofthalter, 1882. 

Geiftlihe: 1. Johann Franz. Siehe Kapläne in 
Kägidwil. 

2. Nikolaus Joſ., Sohn des Hand Franz und der 
Anna M. BWallimann wurde zu Alpnach geboren und erzogen. 
1726, 14. Dez. beichloß die Regierung, nachdem er ind Klofter 
Engelberg aufgenommen wurde, 5 GI. an die ſchuldigen Kleider 
zu berabfolgen. 1781, 7. Sept. erhielt er den Tifchtitel und 
1732, 4. DE. fchenkte ihm die Regierung zu feiner Primiz 2 
Thlr. anftatt des Ehrenweines, den fie früher bei dieſem An- 
laß zu geben pflegte. Die Regierung beftätigte ihn als Pfarrer 
in Alpnach den 12. März 1735 unter der Bedingung, daß er 
jährlich, wie gebräuchlich, um die Pfründe anhaltee 1741 ließ 
er unter der Zeitung bed P. Michael Zeh von 3 Mifftionären 
8 Tage lang die erfte Miffion abhalten. 1744 war er 38 
Jahre alt und die Pfarrei zählte 1185 Seelen. Er ftarb da- 
felbft den 4. Oft. 1753, „Diefer Herr war zu feiner Zeit einer 
ber fähigiten und gelehrieften Männer des ganzen Obwaldens 
Er war ein feeleneifriger, gottesfürchtiger, Eluger Herr.” 

8. P. Jakob, Kapuziner, ftarb zu Einfiedeln den 1. Ap⸗ 
ril 1800. 

Britſchgi. 
Wir vermuthen, daß der Geſchlechtsname Britſchgi von 
Zrichenmeige abzuleiten ſei. Dieſer hatte früher bei den 
einen Schützen für Ordnung und bei den großen für Kurzweil 
zu ſorgen. Deßwegen beſchloß die Regierung den 15. Dez. 1595 : 


104 


IR IS SZ 


„Aber angezogen von des „Britfchgenmeifter8” wegen, ift bera: 
tben, daß man ihm Tuh zu einem Paar Hofen verehren fol 
doch mit dem Borbehalt, daß er den Schüßen Kurzweil machen 
fol, wenn fie es begebren.” ALS Scepter feiner Gewalt und 
als Schlagmwaffe gegen Kleine Webelthäter trug er eine Pritfche, 
die aus klatſchendem Holz beftund. Wir glauben, daß man die 
Nachkommen eines folchen Pritſchenmeiſters Britfchgt genannt. 
Der erfte, der und in Sarnen begegnet, iſt Melchior. Diefer 
faufte 1564 einen Harnift, fchuldete 1567 der Spend 100 Pfd. 
ab Bachichweifi und erhielt 1583 ein Wappen. 

1587 wurde Landmweibel Wolfgang, welder vorher 
n. Alpnach war, nur für fi als Freitheiler angenommen. 
Diejer war 1588 Baumeifter und 1594 Landvogt im Rheinthal. 
1587, 24. Juni war er Bote an der Jahresrechnung in Lauis. 
Er faß längere Zeit im Gefchworenen Gericht und mar auch 
Bizepräfident defjelben. 

Jakob war 1608 Richter für Sarnen, progeffirte 1610, 
18. Febr. gegen feine Frau Elifabetb Schönenbül wegen ihren 
ererbten Gütern, die er vertaufcht. 

Rathsherren: Kafpar 164, Hans 1674, Hand 
Sebaftian 1717, Joſef F 1744, 27. Juli, „ausgezeichneter 
Gutthäter der Kirche” (Todtenbud), Johann F 4. Novemb. 
1768, Anton, Wilen, 1803, Hr. Franz of. 1870, Hr. 
Nilolaus 1858. 

Geiftlide: Johann, Kuratlaplan in Unterbäd, 
Raron 1642. 

Britſchgi find auch Kilcher von Alpnach und Lungern. 

Andreas, Sohn des Gebaftian, der fi Ende des 17. 
Jahrh. in Schlettftadt bürgerlich niedergelaffen, ift wahrſchein⸗ 
lich Stammvater der Britfchgi im Eljaß. 


Buder. 


Der Erfte, melder und im Stammbuch begegnet, ift 
Conrad, welcher 1620 mit Barbara Berolinger copulirt wurbe. 
Diefelben find Theiler in Kägiswil. Bei der Volkszählung von 
1880 waren 18 Köpfe 

1727, 80. April erhielt Anton Franz, welcher von Kerns 
abftammt, für ſich allein das Freitheilrecht. 1719 wurde er 











105 


LZandfchreiber und 1727 Landammann und Pannerherr. Er 
ftarb ben 9. Mai 1758. Sein Denkmal ift zu Sarnen links 
neben ber großen Kirchthüre. Bon ihm und feiner Frau Genes 
zofa Luſſi wurde der Kirche die filberne Ampel verehrt, welche 
in der Nacht vom 8.4. Sän. 1856 geftohlen wurde. Landvogt 
Johann Bucher erhielt das Freitheilvecht den 1. Mai 1794. 


Burach, Burd. 


Srüber wurde „Burady”und [päter „Burch”gejchrieben. Gegen- 
wärtig fchreiben Diejenigen „Burach“, welche Theiler von Kägis⸗ 
wil find. Schon um das Jahr 1350 begegnet und Ita. Jenni 
fiel 1444 in der Schlacht bei St. Jakob. 1455, 7. Heum. 
eriheint Rudolf im Namen der Kilcägenofien von Sarnen 
und 1459, 19. Mai verlangt er zu Handen der Schwander 
einen Vidimus. 1485 fchuldete er ab Bächli 2 Schl., 8 Heller. 
Heini erfcheint 1500, 9. März, Hans 1507, 8. Mai, Hans, 
alt-Zanduogt und Caſpar 1541, 10. Dez. im Namen ber 
Schwander vor Gericht. 1625, 15. Sept. war Gedächtniß für 
Hans, welcher in der Garde zu Rom geftorben. Die Be: 
deutendften diejes Gefchlechtes ſind: 


1. Jakob, vermählt mit Marie von Einwil, wurde 
ungefähr 1654 Rathsherr, 1682 Baumeifter, 1684 Landvogt 
im Maithal, 1689 Statthalter, 1699 Landammann und ftarb 
den 17. Juli 1704 auf dem Gehren, 81 Jahre alt. 

2. Hand erfcheint, wie wir vorhin geſehen, vor Gericht 
im Namen der Schwander und 1539, 6. Mai im Namen der 
Zreitbeiler. 1548, 17. Jän. war er Bote bei der Verſtändigung 
zwiſchen Ob⸗ und Nidwalden. 1524—26 war er Landvogt in 
Zuggaris und 1540 Statthalter. 1525, 11. Aug. verlangt bie 
Tagſatzung, daß Unterwalden den Landvogt berufe, damit er 
fih verantworte. 1525, 14. Sept. will fie ihm fchriftlich bes 
fehlen, daß er das Schloß in Dach und Fach erhalte. Als er 
an der Tagfatung erjchienen, wurde ihm vorgehalten, er babe 
einen berüchtigten Straßenräuber entlaffen und die 200 Kronen, 
welche er deßwegen erhalten, nicht in Rechnung genommen, er 
babe von einem Dieb 50 Kronen empfangen und nicht verrechnet, 
ebenfo von andern Banditen. 1525. 3. Nov. wird von ber 
Zaglagung beichloffen, die Sache auf die Lauisrechnung zu ver: 


106 


REITS IT 


fchieben. Iſt die Unterfchlagung erwieſen, dann fol er das 
fragliche Geld abgeben. Unterdeffen fol er ſchriftlich gewarnt 
werden, ſich vor folchen Fehlern zu hüten und wohl zu betrachten, 
was Ehre und Eid von ihm fordern. 1526, 18. Juli verlangt 
bie Tagfagung, daß Unterwalden den Vogt berufe, damit bie 
Sache abgethan werden Tann. Auf der Tagfagung in Luzern 
den 1. Aug. befennt Landvogt Hand weiter nichts, ald daß er 
von Zoppo 60 Kronen und von einem Andern 32 Kronen ans 
genommen, die ihm gefchenkt worden. Der Handel wurde einfts 
weilen eingeftellt und der damalige Landvogt beauftragt, von 
Zoppo Kundichaft einzuziehen. Den 30. Dftober will ihm bie 
Taglagung in Luzern nicht al3 Boten von Obwalden anerkennen, 
bis er ſich Hinlänglich gerechifertiget. Sie verlangt, daß er das 
nicht berrechnete Geld herausgebe. 1527, 26. Febr. erjucht 
Unterwalden die Tagfatung, den Vogt Burach unangefochten zu 
laffen oder vor feinen Obern zu berechtigen d. h. daß bie 
Regierung bon Dbmalden über ihn Recht ſpreche. Die Tags 
fagung aber beharrte auf dem Berlangen, daß er das unter: 
ſchlagene Geld ausliefere. Da die Tagfakung feine befonbere 
Strafe über ihn verhängt und er fpäter Statthalter geworden, 
fo war das Vergehen, wie es fcheint, nicht fo groß. Er war 
nachher dfter8 Bote an die Tagjatung. 1526, 18. und 22. 
Jän. berichtet er über die Spanier und feine ſchlechte Befagung 
und 28. Jän. meldet er, daß die Spanier gegen Bellenz vor⸗ 
rüden wollen. Dem Landfädel fchuldete er 15 Pfd. Sind ab 
der Hoftatt im Stalden. Seine Frau hieß Margret Frunz. 


3. Felix war Richter 1560, Rathsherr 1589, Landſäckel⸗ 
meifter 1592, Thalvogt in Engelberg 1598. 1556 prozeſſirt er 
als Hauptmann Schwitterd Erb mit Töni Küttel wegen bem 
„bemundifchen Zug” (piemontifchen?) und 1590 megen einem 
Speicher im Melchthal, der ihm fammt 60 Käfen durch unvor⸗ 
ſichtiges Schwenten verbrannt worden. Er erhielt 10 Kronen. 
1578 erjcheint er vor Gericht im Namen der Theiler im Ramers⸗ 
berg. Dem Fähndrih Hans Imfeld verkaufte er den 8. DE. 
1590 Haus und Hofam Ramersberg fammt dem kleinen Feldli, welches 
er Ihon 1568 beſaß, Hallimatt und Ifängli. Schon 1567 bejaß 
er Arnenried. 1562 im April kaufte er das Freitheilrecht um 
80 Gulden. Wahrfcheinlich hat er das „Zuper’fche‘ Haus ges 


Re 





107 


LEI IS TEN 


haut. Landammann Imfeld bat deu 12. Suni 1575 an ber 
Taglagung um Fenfter in fein neued Haus. 1592 gab ihm 
auch die Regierung von Obwalden Fenfter und Wappen. Er 
war öfters Abgeordneter an die Tagſatzung und 1602, 20. Okt. 
Geſandter nach Paris zu König Heinrich IV. Seine erite Frau, 
welche den 26. Juni 1598 ftarb, hieß Barbara Kijer und bie 
zweite Barbara Blättler. Er war jehr reich. Sein Geldver⸗ 
ſchluß ift noch zu fehen. . 

4 Johann Joſef, Brünifchwmand, geb. 1791, Rathsherr 
1823, Reg.⸗Rath 1850-57. 
. Ratbsherren: Kafpar 1534, Klaus 1563, Arnold 
1597, Hang 1606, Sebaftian 1619, Hans 1625, Melchior 
1631, Melchior 1649, Heinrich 1651, Sebastian ab ber 
Gafſen 1662, Balz von Kägiswil 1686, Wolfgang 1687, 
Jakob 1694, Wolfgang 1708, Franz Aegidius 1705, 
Franz 1709, Hans Benedikt 1715, Hand Peter 1729, 
Hana Nikolaus F 1748, Nikolaus T 1756, Johann 
Sofef + 1765, Sofef Anton 1761, Benedikt 1773, 
Joſef Ignaz Valentin, T 179%, Sofef Benedikt 1808, 
Franz Joſef 1808, Benedikt, Gebren 1822, Joſef 1826, 
Nikolaus 1853, Peter 1857, Hr. Franz 1870, Hr. Joſef, 
Hoftatt 1873, Hr. Melchior, Hintermatt 1876. 
Geiftlide: 1. P. Meinrad, Benediktiner zu St. Peter 
im Schwarzivald, wurde geb. 1710, legte Profeß ab den 24. 
Suni 1738, und ftarb den 7. Suni 1758. 1759, 13. Jänner 
wird zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten. 

2. Nikodem. Siehe Kapläne im Etalden. 

8. Hr. Jakob. Siehe Kapläne im Stalden. 

4. Hr. Alois. . Siehe Kapläne in. Kägiswil. 


Dillier. 


1683, 28. März wurde Nikolaus, Tuchhändler von Sarnen, 
fammt feinen Nachkommen um 1000 Pfd. als Sreitheiler ange: 
nommen. Die meisten Dilier find Nachlommen besjelben und 
fomit Freitheiler. Der Bedeutendfte unter ben Weltlichen 
it Sofef Ignaz, welcher 1844 Rathsherr, 1850 Reg.⸗Rath, 
nachher Commandant und 1858 Landſäckelmeiſter geworden. Die 
3 Rapuziner und 7 Weltgeiftlichen, welche dieſem Freitheilge⸗ 


108 


DIS IS TEIN 


Schlecht angehören, haben wir, mit Ausnahme von Hrn. Emil, 
ee in Hergiswil, in der Chronif von Kern? ©. 64 auf: 
gezählt. 

Dillier find auch Kilcher von Kernd und Engelberg. 


Etlin. 


1652 fchuldet Balz Etlin den Theilern in der Schmändt 
wegen dem Theilrecht 600 GI. Die Etlin, welche daſelbſt das 
Theilvecht befiten, find fomit Nachlommen des Balz. Bon 
diefem Gefchlecht ift uns Fein Rathsherr und Fein Geiftlicher 
befannt. Landammann Etlin und Familie dürfen wir nicht unter 
En Kilcher zählen, weil fie in Sarnen nur ein Armenrecht bes 
igen. 


ganger. 

Diefer Geſchlechtsname ift mahrjcheinlih vom Heimweſen 
Fang abzuleiten. Schon ungefähr 1280 begegnet und ein ©. 
bang. 1484 war die Frau ded Nikolaus, Elifabetb Kauf: 
mann, zinspflichtig dem Leutpriefter ab ihrem Haus zu Ober⸗ 
wil „nit der gaß entwederhalb den brunen”. Klaus erſcheint 
den 12. Dez. 1541 im Namen der Schwander vor Gericht. 
Klaus, der jüngere, Taufte den 28. Sept. 1545 mit Andern 
die Alp Spiß und befaß eine Hoftatt bei Niderbufen und Klingen 
und ein Gut, genannt Golders-Zuhn. Anton erhielt 1552 
von der Regierung für fein neue Haus einen Schild oder 4 
Kronen, wenn es 2 Höhen bat; fonft aber 2 Kronen, und 
Georg war zu diefer Zeit Färber. Einer von den Bebeu- 
tendften war Jakob, Hauptmann in nieberländifchen Dienften 
welcher in Zug den 8. Mai 1865 im Alter von 85 Jahren 
geitorben, nachdem er beinahe AO Sabre bafelbft gelebt. 1817, 
25. Jän. überiendet er der Regierung von Obwalden ein Ber: 
zeichniß der für hie Standesfompagnie angeworbenen Rekruten 
und berichtet fpäter bisweilen über den Zuſtand der Kompagnie. 
Er jtiftete für die ärmften Kinder in der Schwändi 1428 Fr. 
57 Rp. und für den Kantonal-Schütenfond 200 Fr. Er mar 
„biebern,offenen und geraden Sinnes, dabei voll freundlichen Weſens 
und Leutfeligkeit, ein froher Gejellfchafter in bürgerlichen Kreifen, 
ein warmer Förderer gemeinnüßiger Zwecke.“ Die Tbeater- 


109 





und Muſikgeſellſchaft, ſowie der Sängerverein verbanten ihm 
ſchöne Legate. Er gab verfchievene Zlugichriften heraus und 
verfaßte das Gedicht zum NRundgejang, welches im Horn. 1805 
kei der „Darjtelung des Urfprunges und der Gründung der 
ſchweiz. Freiheit in 4 Hauptfcenen” in Sachfeln gefungen wurde. 
1727 lebte Han3 Kafpar, Bruchichneider und Wundarzt, und 
1820 Joſef Maria, Doktor und Offizier in holländiſchen 
" Dienften. Wolfgang war Bildhauer und arbeitete 1636 für die 
Kirche zu Giswil. 

Rathsherren: Klaus 1551, Konrad 1552, Kaſpar 
1578, Chriftian 1587, Melchior F 21. Aug. 1626 etwa 
100 Sabre alt, Andreas 1639, Melchior 1651, Ja kob 1661 
Kaſpar 1682, (Bater desP. Karl), Sofefr 1761, Nikolaus 
1763, Kaſpar 1782, Anton F 1795, Peter Sofef 1844, 
Peter Joſef, Rädershalten 1862, Joſef 1872, Hr. Benedikt 
Kirchenvogt 1876, Hr. Melchior 1884. 


Geiſtliche: P. Karl, früher Hand Franz, wurde geboren 
den 81. Aug 1689, Iegte Profeß ab den 15. Juli 1711, wurde 
Briefter 1713, Prior der Karthauſe in Sttingen 1736 und ftarb 
den 21. Sept. 1760. Er vermehrte während jeiner 24jährigen 
Regierung das Vermögen, die Privilegien und die Rechte feines 
Klofterd bedeutend. Obwalden ehrt ihn als einen borzüglichen 
MWohlthäter des Gymnaſiums, indem er 300 GI. für oasfelbe 
gütigft übermittelte. 1755 waren in Sttingen 14 Karthäufer. 
Sn Einfiedeln ſuchte er mit großen Koften bad Waſſer zum 
Muttergottedbrunnen. P. Albert jchreibt im Programm 1882 
darüber Folgendes: „Der Karthäujer Prior ließ fich indeſſen 
durch feinen Mißerfolg nicht entmuthigen. Auf dem Freiherren- 
berg gähnte ein Kanal von 200 Fuß Länge und 70-80 Fuß 
Tiefe. Nach einer ganz unfehlbaren Methode öffnete er hierauf 
einen zweiten Graben 100 Fuß lang und 15 Fuß tief. Und 
doch rann fein Tröpfehen Wafler im Graben. Da bie Höhe fo 
unergiebig, ftieg er wieder in die Tiefe und grub auf der os 
genannten Weib, wie Schlageter fchreibt an dem S. V. 
„ordinäri SKeibenplägli." Wieder verlorne Mühe! Endlich 
im Herbfte 1753 fprudelte ein gejchwätiger Duell im nördlichen 
Hofraum bei der Bibliotbef. Es murde nun vom Brunnen 
zur „Kirchenhalde“ bis in den Hof eine gemölbte ſchöne Waffers 


110 


II SG 


leitung gebaut, ein Foftfpielige Werk; aber man war froh, 
endlich doch eine Wafferader gefunden zu haben. Der gute und 
ftandbafte Karthäufer Prior murbe reich belohnt.” 

Sebaftian wurde ungefähr 1600 Kilcher von Sachielm. 


gend. 

Adam, Huffchmied, kaufte 1619 für ſich und Fünftige Kinder 
das Landrecht um 300 GI. 1620 erbielt auch fein Sohn 
Nikolaus dad Landrecht, welcher früher geboren war. Wahr: 
Tcheinlich um diefe Zeit hat fi Adam auch ein Theilrecht er- 
muzben. Joſef war Hafner 1683 und Beter, Ochſenwirth 

7133. 


Fruonz, Frunz. 


Der Erſte, der uns in Sarnen begegnet, iſt Klaus, welcher 
nebſt Andern den 23. Aug. 1451 vor dem eidgenöſſiſchen Schieba⸗ 
gericht zu Melchſee erſcheint. Seine Frau hieß Katharina von 
Einwil, war wahrſcheinlich eine Schweſter des Landammann 
Zücigis und hatte daſelbſt Alpig. (Siehe Chronik von Kerns, 

S. 87). Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß er in Folge diefer 
Verehlichung von Lungern, wo wir die Frunz ſchon 1880 an⸗ 
treffen, nach Sarnen gezogen. 1482, 9. Nov. erſcheint Klaus 
im Namen der Ramersberger vor Gericht, 1483, 6. Sept. war 
er Zeuge im Kollerhandel (Ming IV, 125), und 1484 ſchuldete 
er dem Leutpriefter 15 Angſter ab Lowiacher, welcher „abber 
vff der numen pfrund (Kaplanei) gut” ftoßt. Ende des 15. 
Jahrhunderts waren fchon einige Frunz im Ramersberg, melde 
mehrere Güter befaflen. 1499 wurde Heini drungen Breiten 
geſchätzt zu 1000 Pfd., Sänutmalten 30 Pfd., Schlad 40 Pfd., 
und ſein Weidli 5 pfo. und Kaſpar Frunzen yurmatt 70 
Alb. Heine Breiten 300 Pfd., Hoftärtli Zu Pfo. und der Garien 

30 Pfd. Gretbi befaß Pfannenftiel, welches 450 Pfd. geſchätzt 
wurde. 1539, 6. Mai erjcheint Kafpar und 1551, 19. Mai 
Melhior im Namen der Ramerdberger vor Gericht. Kaſpar 
und Melchior waren beſondere Gutthäter der neuen Kapelle im 
Ramersberg. Rathſsherr Hans und fein füngſter Sohn 
pi p 5 t erhielten den 12. April 1632 um 1000 Pfd. das Frei⸗ 

eilre 








111 


III NIS 


Die Bedeutendften des Gefchlechtes Frunz find Land⸗ 
ammann Arnold und fein Bruder Statthalter Hans. 
Arnold war Hauptmann in päpftlicden Dienften, 1489 Lands 
fedelmeifter, wurde 1512 das erite Mal zum Landammann ges 
wählt und ftarb 1529. Cr und feine Frau ſchenkten ber Kirche 
zu Lungern 2 ſeidene Mebgewänder und war nebit Ammann 
Andrea zen Hofen Hauptftifter der Kaplaneiin St. 
Niflaufen Er war dfterd Abgeordneter an die Tagfagung. 
1513, 6. Juni befebligte ex an der Seite ded tapferen Haupt« 
mann Sordi die Unterwaldner bei Novara. Nad der Schlacht 
wurde er mit Bürgermeifter Schmid von Züri, Bent May 
bon Bern, Bogt Stadler von Schwyz, Ammann Schwargmurer 
von Zug und dem Schultheiß von Solothurn an den Markgrafen 
don Montferat abgeordnet, um mit ihm, der die Franzoſen be⸗ 
günftigt hatte und in deſſen Lande zwei eibgendffifche Läufer, 
Hana Bayer von Unterwalden und Hand Krater von Solo: 
thurn, ermordet worden, wegen Brandichagung zu unterhandeln. 
Der Markgraf übergab 6 Thäter und zahlte 3000 Kronen Ent» 
ſchädigung. Die Berfchreibung ra zu Gafali den 6. Juli 
(Glutz⸗Blotzheim. Geſch. d. Eidg. S. 329). Wie es fcheint, war 
Ammann Frunz fehr reich. 1512, 30. April eröffnet Bern ber 
züglich des fauohfchen Geldes: Bartholomäus May, den man 
darüber vernommen, erkläre, er babe fich gegen den Schulthei 
Feer von Luzern, Selelmeifter Frunz von Unterwalden und 
ihre Mithafte um 16,000 GI. verfchrieben, d. h. Bürgfchaft 
geleiftet, und beide forbern dag Geld von ihm. Da der gemeine 
Mann überall von der Sache redet, fo ſoll man das ernſtlich 
heimbringen und darüber ratbichlagen, damit nicht weitere Uns 
ruhe daraus erwachſe. 1522, 7. Juli lieh er dem König bon 
Frankreich 6000 Kronen und "hatte fih, wie es fcheint, von der 
Politik des Kardinal Schinner per Politik Franfreich® zuge: 
wendet. (Abſchiede IV., Abth. 1. 218). Es ift feither wohl 
nicht mehr vorgefommen, daß ein Ramersberger einem Könige 
Geld geliehen. Ammann und Rath von Obwalden nennt ihn 
in dem Grebitif, welches ihm den 17. Februar 1516 an König 
Franz von Frankreich zum Bezug der Penfionen audgeftellt 
murde, „einen angejehenen Mann, einen treuen und ſehr beliebs 
ten Rathgeber.” Aber auch die Tagſatzung erweift ihm befons 


112 


dere Ehre. 1522, 24. Novemb. wurde von berfelben eine Bot: 
fhaft von Luzern, Unterwalden und Zug ungefäumt zur Ber: 
mittlung nach Appenzell gefandt und dabei bemerkt: „nament: 
lich fol Ammann Fruonz von Unterwalden dabei nicht fehlen.‘ 
Ammann Arnold und Melchior ftiften in Sarnen ein Jahrzeit. 
Denn 11. März 1529 fiegelt mit dem Siegel de verftorbenen 
Ammann Frunz deffen Bruder, Statthalter Hans, welcher bald 
nachher ebenfall® geftorben. Den 11. Okt. 1483 erfchien Hans 
‚im Namen der Theiler von Schwendi, Forft und Oberwil vor 
Gericht, den 20. Juli 1513 war er Bote nach Züri) und den 
22. Nov. 1526 Abgeordneter nach Freiburg Anna Frunz, 
Tochter des Melchior war die Mutter des berühmten 
Landammann und Ritter Meldior Luffi von Stan. 
Melchior war wahrjcheinlich Bruder des Landammann Ar⸗ 
nold und Pathe des Ritter Luſſi. 1534 erfcheint Meldior vor 
Geriht und will nicht gefagt haben, daß er 20 Pfund gebe, 
wenn man eine Kapelle baue mit einem Delberg darin. 6 Jahre 
nachher fcheint er geftorben zu fein. 1540 erichienen Melchior 
Frunzen Erben, Statthalter Burch, Hand Luffi und Jakob 
Herlig vor Geriht. Burch und Herlig hatten demnach Schmwe: 
ftern von der Mutter des Ritter Luffi geheirathet. 
Rathsherren: Hans 1545, Melchior 1562, Kaſpar 
1568, Balz 1611, Nifolaus + 11. Aug. 1630, Sans + 
12. Sän. 1635, Jakob, Zeugherr 1640, Han s 1667, Ban 
kraz 1691, Hand Kafpar 1708, Johann Anton Juſt, 
+ 1770, Sof. Anton + 1796, Safob 1796, Jakob 1840. 


Geiftlide: 1 P. Banfraz, Kapuziner, jtarb den 15. 
Jän. 1757 im 66. Jahre feines Alter und im 40. feines 
Ordens. 

2. P. Demetrius, früher Johann Balz, Kapuziner, Sohn 
des Johann Joſ. und der Kathrina Jakob, ſtarb zu Baden 
den 10. Febr. 1792, 52 Jahre alt. Er war auch Guardian. 

3. P. Hierotheus, früher Jakob, Kapuziner, Sohn des 
Johann Balthaſar nnd der Margreth Berwert, wurde getauft 
den 13. Juni 1737 und legte feine Profeß ab im Jahre 17567. 
Er war Lektor und von 1776—1816 Superior in Chur. Er 
ftarb zu Sarnen als Jubilat und Senior der Provinz den 380. 
Jän. 1824 im 68. Jahre feines Prieſterthums. 


113 





P. Konrad, Benediltiner in Engelberg, Sohn des Franz 
Sof. und der Anna M. Bürgefen wurde geboren den 7. DH. 
1809. 1828, 27. Jän. legte er feine Profeß ab und primizirte 
1832. Bon 1835—50 war er Oekonom, von 1850—58 Pfarrer 
in Engelberg, wo er fegensreich wirkte und ein beliebter Kanzel: 
redner war, und von 1858—69 Beichtiger in Sarnen. Nachher 
war er 11 Sahre lang kränkelnd und Ieibend, bis ihn .der Herr 
zu fich berief den 31. Sän. 1881. Er war Mitarbeiter an dem 
Verſuch einer urfundlichen Darftellung des Stifte Engelberg. 

5. Rafpar. Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

6. Karl Joſe f. Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

7. 305. Ignaz, Sohn des Ignaz und der Jofepha Egger 
wurde geboren den 10. Des. 1751. Den Tifchtitel erbielt er 
von Pfarrer Gaffer. 1774, 18. März wurde er ald Minorift 
zum Frühmeſſer in Alpnach gewählt und den 25. Sept. zum 
Priefter geweiht. Er wurde Heifer den 14. uni 1778 und 
ftarb den 1. April 1814. Den 21. Mai 1814 beichloß der 
Rath, wegen dem Patrimonium eine Schuld oder einen guten 
Zins anzunehmen. Er war ein Freund und Kenner der vater: 
ländifhen Geſchichte und verbeflerte verjchiedene Urbare der 
Gemeinde Alpnad. 


8. Sof. Anton, Sohn des ol. Anton und der Anna 
M. Wirz, wurde geboren 1773, BPriefter 1795, Bilar in Rus— 
wil 1796, Kaplan in Oberridenbach 1801, Kaplan in Hellbül 
1806, Kaplan in Spiringen 1808, Kaplan in Stan 181U, wo 
er den 8. Heum. 1812 ftarb. Umſonſt bewarb er fich 1808 
um die Pfarrei in Sarnen und dann um die Saplanei int 
Stalden. . Im Namen Sejus heilte er Diele, wie Pfarrer Gaßner 
und Domberr Wil in Sitten. Im Muſeum iſt eine Abbildung, 
wie er betet und fegnet. Sein Grab in Stand murde nad) 
deſſen Tod fleigig bejucht und e3 haben gemäß den Aufzeichnungen 
von Pfarrer Luſſi vom 10. Dez. 1821 bis den 23. Yebr. 1826 
wegen verfchiedenartigen Anliegen 95 Gebetterhörungen ftattge- 
funden, nämlich) 30 in Stang, 12 in Kerns, 4 in Sarnen, 24 
im Kt. Luzern, je 2 in den Kantonen Wri, Schwyz und Zug 
u. f. w Sm Mufeum ift auch eine Anficht von Sarnen und 
Ruswil, die er felbft gemalt. 


7 


.. 
- 


114 





1628 erhielt Kafpar und fein Sohn Balz und ihre 
Kinder um 200 GI. das Kilcherrecht in Kerns. 

Frunz find auch Kilcher von Lungern, mo wahrſcheinlich 
Landammann Heinrich gelebt. 


Glimet. 


Dieſes Geſchlecht war nie zahlreich. Bei der Volkszählung 
von 1880 zählte es 8 Köpfe. 


Rathsherren: Melchior „Glymen“ 1578, Felix 
1608, Hans Melchior 1704. 


Herlig. 

Klaus fiel 1477 in der Schlacht vor Nanch, Hans und 
Paul 1513 vor Novara, Klaus 1515 bei Marignand. Heini 
fchulbete 1512 dem Landfedel ab Stol 5 GI. Zind und war 
den 20. Okt. 1517 Abgeordneter nad) Sitten. Jakob, welcher 
mit einer Tochter des Melchior Frunz und einer Schweiter der 
Mutter von Ritter Luffi ſich verheirathet, war 1540 Kirchenvogt. 
1566 wurde fein Haus bei der Aabrüde d. i. beim Rathhaus, 
wo früher eine gededte Brüde war, als Unterpfand für das 
Jahrzeit des Landammann Frunz abgelöft und den 12. Mai 
1551 progelfirt er gegen bie Ramersberger wegen einem Weg 
durch die Rüti. 1547, 14. Nov. erfcheint er ald Schiedßrichter. 
1549 fchenfte ihm die Regierung ein Yenfter mit ehrlichen 
Schild. Er hatte, wie es Scheint, ein neued Haus gebaut oder 
bedeutende Renovationen vorgenommen. 1590 hat fih Kafpar 
Telbft verleidet (verklagt), daß er ein „begi” (Thürli) offen ge⸗ 
laſſen. Als Rathsherr glaubte er bejondere Pflicht zu haben, 
die Webertreter des Landesgeſetzes anzuzeigen. ine feltene 
Gewiffenhaftigkeit! Hans befag 1570 die Alp Feltſchi in Kerns, 

Rathsherren: Heinrich 1545*), Jakob 1552, Mels 


*) Wir erlauben uns bier und an andern Orten geihtmorne Richter bes 
16. Jahrhunderts als Ratbeherren an betrachten, weil die meiften dem Rathe 
angehört und weil der größte Theil von denen, bie damals nocd nicht im 
Rathe waren, fpäter Rathsherren geworden find, Der Titel eines Raths—⸗ 
Herren wurde dor 1600 höchſt jelten gehraugit, Sn den älteften Gerichtspro⸗ 
tolollen, welche 1528 beginnen, find alljährlich ſämmtliche Mitglieder des ge⸗ 
ichworenen Gerichtes angefü rt. Die athäherren des ganzen Landes findet 
man nur alljährlich in den Brotolollen von 1640 bis 1730. 


115 


EINE LE Sn 


Sior 1561, Rafpar 1581, Arnold 1598, Franz Jof 
B18. | 


HSehmann. 


Zuerft begegnet und Thom a3, melcdher 1550 vor Gericht 
erſcheint. Arnold erhielt 1568 das Landrecht um 50 GI. 
und Hr. Beat, ein Briefter, erbielt e8 1577 unentgeltlich. 
Arnold Knaben, Kaſpar und Yofef und feines Sohnes ſl. 
Knab Hans Arnold wurden den 22. April 1633 um 1500 
Pfund als Freitheiler angenommen. 1651, 13. Dez. wird be: 
ftritten, daß Wolfgang und Hans Freitheiler feien. Bor Jah: 
ren ſei ibr Großvater ind Land gefommen und babe fich vor⸗ 
züglic mit Vieharznen wohl gehalten und man habe ihm aus 
Gnaden erlaubt, 1—2 Kühe auf die Allmend zu treiben. Deffen 
ungeachtet wurden fie vom Gericht ald Freitheiler anerkannt. 


Mitr. Wolfgang Kinder im Walliß wurden 1755 als 
Sreitheiler eingefchrieben.. 1714 wurde Statthalter Benedikts 
Sohn, Franz Nikolaus als Theiler in der Schwändi einge: 
fchrieben.. Zu den Bedeutenpditen dieſes Gefchlecht3 gehört 
Hand Arnold, meldher 1668 Landweibel, 1675 Zeugherr, 
1680 Landvogt nad Sargand, 1684 Landeshauptmann und 
Statthalter und 1686 Landammann geworden und im gleichen 
Jahr den 8. Juni geftorben if. Er war auch Fähnrich, Ge: 
richtSfchreiber und Schützenmeiſte. Franz Ludwig wurde 
1693 Landfchreiber, 1706 Landvogt ind Rheinthal, 1713 Statt: 
balter und! ftarb 1717. Beneditt Ignaz wurde Land: 
ichreiber 1705 und Rathsherr 1718 und ftarb den 3. Septem⸗ 
ber 1721. 1719, 2. —7. Juli war er Abgeordneter nach Baden. 


Rathsherren: Hauptmann Johann Arnold 1720, 
Hauptmann Franz Anton + 1729, Lieutenant Felix An- 
ton 7 1778. i 


Hauptleute: 1. Hans Arnold, Sohn de Landam- 
mann Hans Arnold, Hauptmann in Faiferlichen Dienften. 


2. Franz Anton, Sohn ded Hauptmann Hand Arnold, 
Hauptmann in Spanischen Dienften, wurde geboren 1687 und 
war copulirt mit Helena Omlin. Er wohnte einige Zeit im 
Schloß Zuffikon im Bezirke Bremgarten. 


116 


II NI I TE 


3. Franz Joſ., Sohn des PVorigen, Hauptmann in [pas 
niihen Dienften. 1741, 28. Jän. beflagt ſich Oberft Beßler, 
daß er trotz aller Mahnungen feine halbe Kompagnie nicht er⸗ 
gänze, obichon er Drdre habe, diejelbe zu einem Feldzug bereit 
zu halten. Es wird ihm obrigfeitlich befohlen, für diefelbe zw 
refrutiren, damit fie ihm nicht entzogen werde. Kann der Frau 
Hauptmann zu Zuffiton, die feine Mutter war, berichtet werden. 
Er ftarb den, 16. Novemb. 1792. 

4. Franz, geboren den 2. Mai 1765, wurde Hauptmann 
in franzöfifchen Dienften im Bataillon Abyberg unter General 
- Wattenwil den 20. Mai 1809 und im Bataillon Arnold unter 
General Bachmann den 1. Apr. 1815. 

Med. Dr, Major Fidel, Alexander Kafftan, Ritter 
der Ehrenlegion in Frankreich und des Spanischen Ferdinand— 
Ordens ftarb den A. April 1849. Cr wurde geboren 1773, 
war Yeldchirurg und hatte 1812 den Feldzug nach Rußland 
mitgemacht. 

Maler: of. Anton wurde in Walliß geboren und 
gehört zu den beiten Malern Obwaldens. 1775 erhielt er kaum 
18 Sahre alt das franzöſiſche Stipendium. Er ging nad) Be- 
fancon und befuchte dafelbft die Schule des berühmten Maler 
Wyrſch. Nah 4 Sahren begab er fih nad Rom, ftudirte 
dajelbft in den Jahren 1781 und 1782 die berühmtelten Kunft- 
werke, ging noch einige Zeit nach Mailand und fehrte dann in 
feine Heimat zurüd. Er malte für Lungern alle 3 Altargemälpe, 
für Giswil 2 Gemälde für die Nebenaltäre, für Sadjfeln die 
bift. Dreifaltigkeit für den Hochaltar, für St. Anton in Kerns 
einen Bruder Klaus für einen Seitenaltar. Aber auch außer 
den Kanton hinaus wanderten feine Arbeiten und fanden alls 
gemeine Anerkennung. Er malte für die Kirche‘ in Ufhuſen 
4 Delgemälde für 12 Louisdor, für die Kapitelöfapelle in St. 
Urban 1 Altargemälde für 6 Louisdor, ein großes und Kleines 
Altarblatt für Rußwil, Stationen für Cham, ein Gemälde für 
Marbach, 3 große und 3 kleine Altarblätter für Oberridenbad , 
dag Porträt von Abt Salzmann für das Klofter Engelberg. 
u. ſ. wm. Auch im Mufeum befinden ſich mehrere Gemälde vor 
ibm. Er ftarb den 8. März 1836 im 79. Jahre feines Alters. 

- 2. Andreas, Sohn des Malers of. Anton. 


117 


3. Balz. Lebtere zwei gebören nicht zu ben berühmten 
Malern. 


Geiftlihe: 1. Beat. Siehe Pfarrhelfer. 
2. Zuft Conrad. Siehe Frühmeffer. 


Franz Anton, Sohn des Franz Anton und der Anna 
Zerell, Bruder des P. Heinrich, wurde geboren den 6. Febr. 
1718. 1742, 11. Okt. feierte er die erfte Primiz in der 
neuen Kirche. Gr murbe 1746 in das Priefterfapitel auf: 
genommen und wohnte zu Luzern. Als im Sommer 1752 die 
erfte Wahl der Brofefloren für dag Gymnaſium vorgenommen 
wurde, wurde er vom Landrath zum Rektor ernannt. Er blieb 
dajelbit biß 1785. Auf den Wunfch der Regierung verließ ex 
das Collegium, ging zu Landvogt Pfyffer nach Willitau und 
ftarb dafelbft auf dem Schloß im März 1785. 1760, 1767 bi8 
1770, 1777 und 1781 war er einziger Profeſſor und erbielt 
deßwegen von der Regierung Zulagen. 1754 5. Okt. murbe be: 
Tchlofien, dem Rektor nebft den Schulgeldern 150 GI. zu verab⸗ 
folgen und der 4. Dit. 1755, daß ſich die Profeſſoren alljähr- 
lich vor Rath ftellen ſollen. Sm gleichen Jahre werden er und 
Brofeffor Bürgi ermahnt, fparfamer Vakanz zu geben und im 
Collegium nicht fo viel zu furzweilen. 1766, 18. DH. reſignirte 
er auf die Rektorſtelle. Wie es Scheint, konnte die Nefignation 
nicht angenommen werben, weil man feine geeignete Perſönlich⸗ 
fett fand. Den 10. Dit. des folgenden Jahres bat er als Vikar 
zu Giswil neuerdingd, ihm nur die Profeſſur des Collegiums 
anzuvertrauen. Es wurde ihm die Profeffur allein zugefagt. 
Man behielt ſich vor, nach Gefallen zwei Profeiforen anzu: 
ftelen. Es wird ihm aufgetragen, nad Art und Weife der 
Jeſuiten zu doziren und die neue Grammatik zu gebrauchen. 
Wie es fcheint, ift es auch da nicht gelungen, einen neuen Rektor 
zu erhalten. Sedermann mochte einfehen, daß die Stellung 
eine neuen Rektors neben einem alten etwas fchiwierig fei und 
‚Heymann hatte wohl eine geheime Freude, befonderd, wenn man 
ihn zur Refignation gedrängt. Nachher ſcheint er immer Rektor 
gewefen zu fein. Unter feinen Rektorat erfchienen 10 Geift- 
diche als zweite Profefforen, obſchon diefe Stelle einige Jahre 
unbeſetzt geblieben. 1770 wurde er vom Landamman erihahnt, 


Sl Th Du Y YA 


118 





die Knaben mit Liebe und nicht mit Strenge zu lehren. 1781, 
13, Dft- wurde er unter der Bedingung beftätiget, daß er fi) 
der obrigfeitlichen Schulordnung untermwerfe und nach der neuen 
Schulart dozire. 


4. Johann EChriftoffel wurde 1765 Kaplan in St. 
Nillaufen. Derjelbe bat 1782 wahrfcheinlih den letter 
Hirſchen in Dbmalden gefhoffen, nachdem er ihn mit 
2 Hunden aufgejagt. Siehe Chronif von Kern? ©. 87. 


5. Beter Anton, Nepot des Rektors und Bruder des 
Maler Franz Anton, feierte den 23. Mai 1779 feine Primiz. 
1780, 13. April wurde er als Profeffor im Collegium ins 
Briefterfapitel aufgenommen. Bon 1780-82 war er Yrüb- 
meilet in Alpnach und von 1782—84 Rektor zu Ulrichen im 

allis. 


6. P. Othmar, früher Joh. Caſpar, Kapuziner, trat in 
den Orden den 20. Jän. 1669 und ſtarb den 12. Dez. 1718. 

7. P. Florimund, früher Johann Joſ., trat in den 
Orden den 21. Nov. 1673. Er war’ Lektor, Guardian, Novizen⸗ 
meifter, Definitor, Prediger und römifcher Guftos und ftarb auf 
der Rüdreife von Rom zu Solothurn den 4. Mai 1713. Er 
predigte an der Engelmeihbe 1704 und 1711 und am Bruder: 
Elaufenfeft 1707. Er war ein Mann von befonderer Gelehr- 
famfeit und Frömmigkeit. Das Amt eine Predigerd übte: 
er mit vielem Fleiß und einer großen Beredtſamkeit. Er predigte 
auf den erjten Kanzeln der Provinz und erwarb fi ald Pre— 
diger einen großen Namen. Er war zwölf Sahre lang Lektor, 
lehrte ſowohl Philoſophie als auch Theologie und beſaß alle- 
Eigenfchaften eines fehr tüchtigen Profeſſors. Viele Jahre ver: 
maltete er das Amt eine? Novizenmeifter8 und gab fich alle 
Mühe, die jungen Leute gut zu erziehen. Den Novizen leuchtete 
er bor mit dem ſchönſten Tugendbeifpiele und entflammte fie- 
durch heilſame Ermahnungen zur Tugend, fo daß fie nachher 
die reichlichiten Früchte trugen. Einige Mal war er Guardian: 
und forgte für feine Familie mit väterlicher Sorgfalt. Er- 
leitete feine Brüder mit folder Milde und Sanftmuth und er- 
mahnte fie mit folchem Eifer zur Eintracht und zur Liebe zu. 


A nn 


119 





göttlichen Dingen, daß Alle von Liebe zu Gott und zu ihren 
itbrüdern entzündet wurden. Dad Amt eine? Definitord und 
Cuſtos vermaltete er einige Mal mit einer ganz befunderen 
Klugbeit und -Gefchieflichkeit. (Siehe Chronica P. 411.) Die 
Predigt, welche ev 1704 an der Engelmeihe gehalten, ift ge 
drudt. Er weitt darin nad, daß die Privilegien des Subel- 
jahres bei den Israeliten in geijtiger Beziehung auch für die 
Engelweihe gelten. 


8. P. Arnold, früher Benedikt, wurde getauft den 10. 
Febr. 1664. Er trat in den Orden der Kapuziner den 4. Nov. 
1683 und ftarb zu Zug den 25. Dez. 1738. 

9. P. Julius, früher Johann, Sohn des Hans Franz 
und der Anna M. Imfeld wurde getauft den 14. März 1673. 
Er war Lektor und Guardian. 1734, 17. Mai half er zu 
Stans die Reliquien des fel. Bruder Klaus in die Kirche tragen. 
Er trat in den Orden den 23. Juli 1691 und ftarb al? Vikar 
zu Stand den 17. Oft. 1740. 

10. P. Nikolaus, früher Johann Joſ., Kapuziner, mar 
ein Sohn de Landweibel Hand Arnold. Er galt als ein auß- 
gezeichneter Prediger. In den Orden trat er den 11. Dez. 
1695 und ftarb zu Olten eines jehr frommen Todes den 17 
April 1743, 66 Jahre alt. 


11. P. Heinrich, früher Juſtus, Sohn des Franz Anton 
und der Juſta Imfeld, wurde getauft im Juli 1725. Er trat 
den 19. Aug. 1745 in den Orden und ftarb zu Sarnen ben 
28. Aug. 1805 als Aubilat, 81 Jahre alt. 1798, 9. 
Sept. wurde er zu Stand von einem Franzoſen in den Schenkei 
geſtochen. 

12. P. Marzellian, früher Karl Wolfgang, Kapuziner, 
Sohn ded Kaſpar und der Anna M. Imfeld, geb. den 29. Febr. 
1660, war Großfohn des Landammann Arnold und Bruder 
des Statthalters Franz Ludwig und ftarb den 12. März 1724, 
65 Jahre alt und im 44. ſeines Ordens. 


Safob, Jakober. 


Das Gefchleht Jakob ftammt vom Taufnamen Jakob. 
Zuerſt begegnet und Heini, welcher den 17. Febr. 1413 und 


120 





den 4. Horn. 1422 im Namen der Namerdberger vor Gericht 
erfcheint. Peter progeffirt den 27. April 1431 im Namen dee 
Schwander. Verena, des Anton Wirzen Frau, legt 1488 Zeugs 
niß ab zu Gunften des ſel. Bruder Klaus. 1490, 29. Nov. 
erfcheinen Heini und Jenni wegen einer Brunnenleitung bor 
Gericht gegen die Rameräberger. Klaus ericheint 1547 vor 
Gericht und befaß 1557 dad Vorſäß Weißenftein in der Schwänki. 


Der Bedeutendfte diejes Gejchlechtes ift Zandammann 
Kafpar, welcher zuerft mit Verena Amfeld und nach deren 
Tod, den 6. Sänner 1594, mit Marie Bannwart („Bawart”) 
verheirathet war. 1564 wurde er Richter, 1568 SKirchenvogt, 
1583 Landfädelmeifter und 1584 Landammann. Er wohnte in 
der Gwand und ftarb den 27. Dezember 1605. 1568 half er 
als Kirchenvogt den Urbar bereinigen und erſcheint den 8. Nov. 
1590 im Namen der Schwander wegen Howald vor Gericht. 
Mit feiner Frau Verena Imfeld ſtiftete er mit 200 Pfd. ein 
Jahrzeit. 1603, 31. März wurde ihm das Freitheilrecht ge⸗ 
ſchenkt. Als Zeichen der Erkenntlichkeit bat er dann die Frei⸗ 
theiler zu Gaft geladen. Er befaß die Nünalp und war oft 
Abgeordneter an die Tagſatzung und an die Gonferenzen. Zu 
den Angeſehenſten dieſes Gefchlechte® gehört auch Dr. 
Kaſpar, verheiratet mit Dorothea Hartmann von Luzern, 
welcher den 4. Juli 1670 zu Pavia den Doftorhut in der 
Philofophie und Medizin erhielt, der erfte ſtudirte Doktor Ob⸗ 
mwaldend war und 1680 zuerft von der Regierung ein Wartgeld 
von 100 Gt. empfing. 1692, 17. Mai beichloß man, ihm noch 
30 Gl. Wartgeld zu geben unter der Bedingung, daß er bie 
Landleute nicht fo lange vor der Thüre ftehen Iaffe. 1700, 27. 
März will man ihm wieder dad alte Wartgeld von 100 GL. 
geben in ber Hoffnung, daß er die Kranken fleißiger bejuch3 
und in Forderung des Lidlohnes billiger fei. 1676 wurde er 
Rathsherr, 1694 Landvogt in Mendrid und ftarb den 13. März 
1714. Als junger Doktor war er im Leuferbad, mo ihm fein 
Sohn Johann Nikolaus geboren wurde, welcher ben IR. 
Juli 1698 zu Pavia Doktor der Philofophie und Medicin ges 
worden und 1701 ind Walliß gezogen. Dort erhielt er den 
13. Dez. 1708 das Landrecht für fich und feine Kinder. Mit 
großem Eifer fuchte er 1725 Schweizerfapuziner im Wallis eins 











121 


UIID LA 


zuführen, mas aber erft im Jahre 1734 gelang. 1715 erhielt er 
anftatt ſeines Vaters fel. 100 Gl. Wartgeld. 1719 wurde er 
Rathöherr und 1736, nachdem er aus dem Wallis wieder heim: 
gelehrt, Zeugberr. Er ftarb den 27. März 1750. 1713 wurden 
feine Töchter Marie Barbara und Marie Katharina, 
1716 Salob Ignaz, melder zu Beſançon ftubirt und zu 
Stand als junger Doktor geftorben, und 1719 Franz Nifolaug, 
‘welcher Kloſterkaplan geworden, als Theiler in der Schwändi 
eingefchrieben Ein fonderbarer Mann muß Johann Kafpar, 
Bruder des Zeugherren Dr. Nikolaus, gewejen fein, melcher 
‚ein „guter Chymicus und Med. practicus” war und 1747 ge: 
ftorben ift. Derfelbe gab ben 26. Auguft 1726 eine Schrift 
über das Auffuchen unterirdifcher Schäße heraus. Er glaubt, 
daß Solche Schäte in der Erde von den Geiftern verhütet und 
verwahrt werden, damit fie zu feiner Zeit dem Antichrift „zu 
feiner Hülf und Mächtigkeit“ gereichen mögen. An diefe Geifter, 
"welche nicht „abgelebte Menfchengeifter” find, werden mir nach 
feiner Anficht alljährlid an der Aelplerkilbi durch die Wild: 
männer erinnert und bed Nachts durch die hin und her brennenden 
Lichter. „Daß die Toftbarkeiten der erden bie geilter gleichjam 
in ihre gewalt nemen Vnd verwahren gibt ſolcheß Vnder 
Andern mer auch der Pihlerfahren und finnriche herr Mathias 
Willen (d. i. Domberr Mathias von Wil) in feinem buoch 
(folio 523) gar ſchön zu verftehen.” Zum Auffinden unter: 
irdifcher Schätze wird, mie Jakob fchreibt, erfordert 1. recht: 
mäßiger Anſpruch und Gewalt ; 2. Kenntniß und Erfahrenbeit 
in folcden Sachen; 3. Frömmigkeit, Aufrichtigfeit und eine gute 
Meinung. Bei fo vielen Bedingungen konnte man leicht eine 
"Ausrede finden, wenn der gewünſchte Schag nicht erichien. Um 
die Wiffenichaft der Auffindung und „Abkündigung” folcher 
Schätze zu erlangen, empfiehlt er Bergbücher zu lejen, wie 3. 
B. dasjenige von Mathiad Willen, Elias PMontan u. |. m. 
"Damals haben fi mehrere Männer von Sarnen mit dem 
Studium befchäftigt, wie man mit erlaubten Mitteln unterirdijche 
Schäte an’d Tageslicht befördern könnte. P. Karl Fanger, 
Prior in Sttingen, glaubte eine unfehlbare Methode zu befigen, 
um verborgene Quellen zu entdefen. Dr. Johann Baptift Dillier, 
‘der Stifter bed Kollegiums, überreichte 1713 der h. Regierung 





122 


ein Memorial, worin er zeigt, daß im hiefigen Land Eifen 
Blei, Stahl und andere& Erz zu finden fei, ganz befonders thue: 
fih eine Salzquelle in Alpnach hervor. Dad Alles wolle er 
an's Tageslicht fördern, menn die Herren ihm Gelb geben. 
Die Regierung aber zeigte wenig Luft. Die Salzquelle in Alp⸗ 
nach mwurde zwar gefucht, aber nicht gefunden. Selbit fein 
Bruder Landammann Melchior Dillier in Nidwalden hatte feinen 
großen Glauben auf feine Kunſt. Er ſchenkte ihm ein Ia- 
teinifches Büchlein mit verjchiedenen Segnungen und fchrieb- 
Folgendes hinein: 


„Wer ftet3 nah Mineralien fchnappt 
„Und doch gar felten was ertappt, 

„Der findt vielleicht ein Segen bier, 
„gu beſchwören alle Teufels-Thier.“ 


Zu diefer Schule gehört auch Dr. Jakob, welcher glaubte, 
dab man ganze Haufen Geld finden würde, wenn man müßte, 
wo dasfelbe wäre und wenn man die Geifter, melche darauf’ 
boden, davon vertreiben könnte. Es ift nicht zu läugnen, daß 
eine folche Lehre, die durchaus unbegründet und lächerlich ift, 
zum abergläubifchen und fündhaften Schatgraben Anlaß geben 
fonnte, obfchon Dr. Jakob nur mit erlaubten Mitteln diefe Schäße 
der Erde enthbeben wollte Schon vorber fcheint auch der ehr- 
ehrwürdige Mathias Wil, Domberr in Sitten, deſſen Bater 
bon Sarnen gebürtig ift, darüber ftudirt und geichrieben zu. 
haben, wie man unterirdifche Schäße finden fünnte. Aus dem 
Schweigen der Gefchichte geht hervor, daß diefe Männer in 
diefer Kunft nicht? Bemerkenswerthes geleiftet. Dr. Johann 
Baptift Dillier ftudirte mit allem Fleiß die Geheimniffe der 
Bergwerke, fuchte beim Biſchof um Privilegien nach, machte 
wiederholte Verfuche der Ausbeute und fand doch nichts, ob» 
Thon ihn diefe Spekulation mehr als 100 Gl. gefoftet. 


Ignaz bemalte 1787 die untere Kanzlei und Dr. Jakob⸗ 
welcher den 17. Febr. 1881 zu Wilen geftorben, hatte 1823 
den Feldzug nach Spanien mitgemacht. 


Ratbsherren: Heini 15386, Hang 1563, Klauß,. 
Hauptmann in portugiefifchen Dienften und Sohn ded Landam- 














123 





mann Galpar, 1593, Hang, Sohn des Landammann Cafpar, 
1600, Melchior 1649, Hans, Bruder ded Rathsherren Mels 
chior, 1651, Hans, Spitalvogt, 1697, Sebaftian 1803, 
Theilenvogt Nikolaus 1856. 


Geiftlihe: 1. Johann Baptift. Siehe Kapläne 
in Kirchhofen. 

2. Johann Ludwig. Siehe Kapläne im Stalden. 

8. Franz Nikolaus. Siehe Klofterfapläne. 

4. Franz Joſ. Siehe Helfer. 

5. P. Ildephons, früher Nikolaus, Sohn des Dr. Jakob 
Ignaz, der in Beſangon und Straßburg ftudirt, und der Maria 
Therefia von Flüe, Gonventual in Filchingen, wurde geboren 
1739 und legte Profeß ab im Jahre 1761. Er war Pfarrer 
in Au 1772-75, Pfarrer in Dußnang 1776—1783 und Pfar: 
rer in Lommis 1793—1808. 


Smfeld, im Feld, am Feld. 


Die Stammeltern diefeg vornehmen und berühmten Ge- 
TchlechteS Tebten in Lungern und fchrieben fih „am Feld“, meil 
ihre Voreltern inder Nähe eines Feldes gewohnt. ALS die Felder 
Heimmejen geworden und nicht mehr bloß Allmenden waren, 
wurde dann auch „im Feld“ gefchrieben. Wenn Leu in feinem 
Lexikon fagt: Die Imfeld feien ein Zweig de Gefchlechtes 
Hänsli, Henzli oder Heingli, — fo ift dag ein Irrthum, der 
wohl daher fommen mag, meil da3 Steinhaus auf dem Dorf: 
platz von den Hentli auf Landammann Peter Imfeld überge- 
gangen. 

Landammänner: 1. Nikolaus Derfelbe ift der 
erfte Smfeld, der uns in Sarnen begegnet und kann deßhalb 
als Stammpater dieſes angefehbenen Geſchlechtes 
betrachtet werden. Er verheirathete ſich mit Wibertha von Ein: 
wil, Tochter de Landvogt Hand. Wegen diefer Heirath wird 
er bisweilen „Emwilmann” genannt. Seine Mutter hieß Katharina 
im Dorf. Sein Bater Kafpar war 1508 Bote zum Freiherrn 
von Sar (Dieb. Schill. 229.), den 22. Dezember 1512 und den 
80. Sänner 1514 Bote nad) Zuzern. 1513 war er Hauptmann 


124 





in der Schlacht bei Novara. Im Herbft 1521 ftund er als 
Hauptmann der Obwaldner in päpftlichen und Faiferlichen Dienften 
im Mailändifchen. 1521, 831. Dftober wird von dem in franz: 
öſiſchen Dienften ftehenden Kaſpar Koch in Bafel berichtet, daß 
zu Robecco im Lager ded Kardinal Schinner Hauptmann Caſpar 
Imfeld von Obwalden, der Hauptmann von Glarud und ber 
Hauptmann Baumgartner von Bafel fich befinden, die „groß 
Tchryer find und ungefchieter worten follen reden, jo die fach 
nit guot macht.” Doch babe er es nicht von den Hauptleuten 
felbft gehört. (Stridier, Akten I. S. 98.) Bald nachher trat er 
in den Dienft Frankreichs hinüber und ift dann ohne Zweifel 
wieder ein tüchtiger Hauptmann. geworden. 1524, 20. April 
antivortet Dbmalden: „Caſpar Smfeld zücht hüit mit iüe viber 
den Bruinek.“ Er zog nämlich mit 300 Mann über den Brünig 
dem König bon Frankreich zu. Durch. diefe Kriegsdienfte find 
jeine Nachkommen zu Reichthum, Ehre und Anfehen gelangt. 
Sein Sohn Nikolaus war 1542 als Hauptmann bei der Be⸗ 
lagerung von Perpignan. 1528 erfcheint er imNamen der Lungerer 
vor Gericht, mweil fie nicht dulden wollten, daß fie halb Tutherifch 
feien, und den 11. April 1549 prozeffirt er im Namen ber 
Theiler im Dorf zu Lungern, obfhon er damals bereits in 
Sarnen wohnte Als Vizepräfident des geſchwornen Gerichte? 
amtete er 1537. 1531 erjcheint er als Nichter für Lungern 
und 1541 zum erften Mal ald Richter für Sarnen. Er war 
auch Ritter und Kaftvogt des Klofter8 Engelberg von 1538—1542. 
Schon 1547 progeffirt er im Namen der Freitheiler. 1545 wurde er 
Landvogt in Baden und 1548 Landammann. Er fcheint im 
Regieren eine ziemliche Fertigkeit bejeffen zu haben. Als er 
1546 ungefähr an der Stelle des Hauſes von Dr. Stodmann 
ein neues Haus gebaut, da fagte Hand Infanger zu ihm: 
„Wenn du nun din Hufe vfmacheft fo ſchryb dann daran: 
„Zwing Unterwalden.” Wohl wiffend, daß ed hie und da lang: 
ſam geht, bat er ſchon 1544 und 1545 an der Tagfagung um 
einen Schild für fein neues Haus. 1546 beichloß die Regierung 
bon Obwalden, ihm einen Schild und ein Fenfter zu geben. 
Bon Schwyz erhielt er erft im Jahre 1554 ein Fenfter. Um 
Geld zu feinem Hausbau zu befommen, verfaufte er die Alp 
Spiß, welche feine zweite Frau, Barbara Kreg, von ihrem Vater 


125 


— ING 


in Beggenried ererbt, den 28. September 1545 einigen Schwandern 
um 5000 Pfd. 15 Jahre nachher ift diefed Haus wieder abges 
brannt; aus diefem Grund dürfen wir nicht behaupten, daß 
feit dem Brand von Sarnen im Dorf Feine First mehr ab- 
gebrannt, wohl aber, daß der jel. Bruder Klaus daſſelbe 
in befonderer Weile vor dem Feuer befhüßt. Er war öfter 
Abgeordneter an die Tagfagung. 1545, 19. Oktober ftellte er 
mit Ammann Wirz zu Baden den Antrag: Wenn der Abt von 
Fiſchingen das Kloſter Dänikon nicht verwalten mwolle, es durch 
Conrad von Büren als Schaffner verwalten zu laſſen. 


Sm Sabre 1547 wurde Heinrich IL, König von Frankreich, 
ein Töchterlein geboren, melches in der Taufe den Namen 
Claudia erhielt. An der Taglabung zu Baden den 22. Nov. 
1547 wird ein Schreiben des Königs verlefen, worin berfelbe die 
13 alten und die 7 zugewandten Orte, die 3 Bünde und die 
Walliſer einladet, daffelbe aus dem Saframent „des bl. Taufs“ 
zu beben. Er mollte jie dadurch für die Militärfapitulation 
günftig ftimmen, melde den 7. Zuni 1549 abgefchloffen murbe. 
Es wird nun erkennt, nachdem Wallis, Abt und Stadt St. 
Gallen, Mühlhaufen, Biel und Rotweil erflärt, daß fie an ber 
Ehre der Gevatterfchaft Antheil nehmen wollen: Zürich, Schwyz, 
Unterwalden und Solothurn follen ihre Rathöbotichaften er: 
nennen, die in Aller Namen die junge Fürftin aus der Taufe 
beben follen ; Hang Jakob Stampfer, Goldjchmied in Zürich, 
Toll einen Pfennig für 300 Kronen machen, auf melchem die 
Schilde aller Drte zu ftechen find, ald Einbund für dad Kind; 
für jede der beiden „Gotten“ wird ein „Stigpfennig“ von 
gleicher Geſtalt im Werth von 50 Kronen beftellt; an die Koften 
diefer Gefchenfe gibt jedes der XIII Drte 25 Kronen, Wallif . 
und die drei Bünde, wenn fie mithalten, und der Akt von Gt. 
Gallen je 20 Kronen, die Stadt St. Gallen, —— Biel 
und Rotweil je 16 Kronen. Die Geſandten der vier Orte ſollen 
am Sonntag nach hl. Dreikönigen (8. Jan.) zu Solothurn ein⸗ 
treffen und von da gemeinſam abreiten. (Abſchied 4. B. 1. Abth. d. 
S. 899). Am 23. Jän. 1548 wird der Tagſatzung gemeldet, 
Jakob Stampfer habe geſchrieben, daß der größere Pfennig | 
viel über 300 Kronen Werth habe und daß er von den 3 Pfen- 
nigen 48 Sronen als Arbeitslohn und für feine Gejellen ein: 


126. 


RI LE SIE 


ehrliche Trinkgeld verlange. Da die Pfennige gar ichön gearbeitet 
find, fo ſoll jedes der XIII Orte zu den 25 noch 3 Kronen 
geben. Als Gejandter von Unterwalden wurde Landammann 
Nilolaus Imfeld nah Frankreich abgeordnet. Der- 
felbe erhielt al8 Andenten eine Medaille in Silber, die wahr: 
fcheinlich mit dem Stempel von einer Medaille für die „Gotten“ 
geprägt wurde. Diefe werthvolle Medaille blieb bei feinen Nach⸗ 
kommen bis in die 10. Generation. 1883 wurde ſie verfauft 
und befindet fich gegenwärtig in der Münzenfammlung bon Hrn. 
alt⸗Reg.⸗Rath Wolfgang Windlin. Am Montag den 16. San. 
Nachmittag ritten die Boten der 4 Orte mit je 3 Dienern von 
Solothurn nad Biel, um dann dem nädften Weg nach durch 
Burgund nach Paris zu reiten. Zu Solothurn, Biel und Neuen: 
burg fei ihnen, wie fie der Tagfasung berichten, viel Zucht und 
Ehre erwiejen worden, aber zu Vontarlier beim Einreiten wenig 
Reverenzen gefcheben, auch nicht eine Kanne Wein geſchenkt 
worden; Schon daraus haben fie den „guten Willen‘ wohl ge: 
fpürt; um Mitternacht feier dann fogar Einige vor der Herberge 
erichienen, um zu fingen, zu fchreien und zu blöden (,‚blegen’’) 
wie die Kälber und Geißen, ohne Zmeifel „zu Ehren‘ der O9. 
Eidgenofjen und der Boten. Aber in andern Städten der Graf: 
Thaft Burgund habe man ihnen Wein gefchentt und viel Ehre 
angetban. In bed Königs Gebiet feien fie überall prächtig 
empfangen worden; der König habe ihnen auch einige Edelleute 
entgegen geſchickt und als fie zu ihm gekommen, habe derfelbe 
‚mit freundlichem Willkomm die Hand geboten und ihnen gejagt, 
daß ihre Ankunft ihm die größte Freude gewähre. Am dritten Tag 
(d. i. 7. Febr.) fei dann die junge Fürftin mit großem „Triumpf”‘ 
und Ehren getauft worden. Die Feierlichteit dauerte von 3 bis 
6 Uhr Abends. Der Bote von Zürich habe fie zu der Kirche, 
der von Schwyz von der Kirche getragen, im Beifein vieler 
Cardinäle, Fürſten und Biſchöfe; „ſy fiegent auch mit ſppys und 
trank erhalten worden; der König babe jedem Boten eine 
goldene Kette „für“ 800 Kronen, die Königin eine für 200 
Kronen gefchentt. Bor der Abreiſe, den 11. Febr., habe der 
‚König fie zu fich berufen, jedem die Hand geboten, ihnen gedankt 
und fie feiner Liebe und Freundſchaft verfichert und den Wunſch 
ausgeſprochen, er möchte die Vereinigung, die feinBater fel. mit 








127 


IL TI TE 


den Eidgenofjen abgefchloffen und die nur noch 2 Jahre dauere, 
erneuern und allfällige Mängel verbeffern; er babe auch rund 
herausgefagt (und dabei auf fein Herz und Bruft gefchlagen), 
er würde den Eidgenofien, wenn Semand fie angreife, nicht 
bloß, wie im Bündniß beftimmt, fondern mit aller Macht, mit 
eigener Perfon und allem Bermögen beiftehen, was er auch von 
ihnen erwarte; er babe den Befehl gegeben, daß man ihnen in 
feinem Lande alle Ehre ermweife, wie wenn feine eigene Perſon 
da wäre; das fei auch geicheben ; namentlich zu „Leion‘ (Lyon), 
mo des König! Lieutenant ihnen entgegen geritten, der Rath, 
die Bürgerfchaft und die Kaufleute ihnen fo viel Ehre angethan 
haben, daß fie es nicht genug rühmen Eonnten. Sie waren den 
22. Zebr. angelommen nnd find dort geblieben bis zum 27. 
Wie wohl Vogt Wunderlich auf der Reife von Solothurn bis 
an den Hof und zurüd für fie bezahlt, jo haben fie gleichwohl 
noch bedeutende Auslagen gehabt mit Gefchenfen (,letzinen“), 
für „‚beichlacherlohn‘’, Satieln, Pferde, Kleider, für Zehrung 
von Haufe nach Solothurn und zurüd u. ſ. m; fie hoffen, daß 
ihnen diefe Koften, mie das bei andern Botichaften gefchehen, 
vergütet werden und das um fo mehr, da der König jedem 
Boten für feine Diener nur 25 Kronen gefchenkt, mas nicht ein- 
mal den gewöhnlichen Reitlohn ausmache. Ungefähr am 11. März 
find die Boten angelommen und überreichten der Tagfagung ein 
Schreiben de? Königs, worin er feinen Dank und fein Wohlge: 
fallen ausfpricht über die Ermählung fo vornehmer und acht: 
barer Leute und worin er bezeugt, daß fie ihren Auftrag ehren- 
vol und zu feinem ganz bejonderen Bergnügen ausgeführt. 
Landammann Nikolaus Imfeld, wie den übrigen Gejandten, 
wurden die goldenen Ketten gelaffen; dagegen wurde ihnen wegen 
den Nebenauslagen feine Vergütung bezahlt. Es ift das wohl 
die großartigfte „Schlotterten‘‘, an der ein Sarner Antheil ges 
nommen, (Abſchiede IV, 1. Abth. d. S. 928 und 935.) 
Nachdem ihm und feinen drei Mitgefandten auf dem Zug 
Durch Frankreich Tönigliche Ehre erwielen worden, wollte er auch 
Gott und feiner würdigen Mutter befondere Ehre erweiſen und 
fing deßhalb auf eigene Koften zu ihrer Ehre die Lorettofapelle 
im Dorf zu Sarnen zu bauen an, die bald nach feinem Tod 
durch feinen Sohn Marquard vollendet und 100 Sabre nachher 


* 128 


II N I LTD 


bedeutend vergrößert wurde. Der Spend in 2ungern vergabte 
er 52 Plaphart und St. Gallen 1 Pf. Zind. Zu Sarnen 
ftiftete er ein Jahrzeit mit 200 Pfd. Er war auch Antheilhaber 
am Eiſenbergwerk im Melchthal, mo er aber feine gute Geichäfte 
machte. Er ftarb nach einem bewegten und thatenreichen Xeben 
um das Frohnleichnamsfeſt des Jahres 1556. Bon Nidwalden wird 
deßwegen der Regierung bon Obwalden Beileid bezeugt, weil 
er „abgangen und geftorben.‘’ 

Nach feinem Tod wurde er von Einigen ber Yeigheit be= 
ſchuldiget. Da erhob fich Peter von Saanen, fein Felblaplan, 
und bezeugt, daß ,, er alwägen inlärmen, Zügen, ornungen oder 
Wachten der erft’’ geweſen. Als dem Heini von Zuben fein 
Roß erfchoffen ivorden, fein Ammann Amfeld, er und Andere 
gegangen, um ihm ein anderes zu faufen und als in Ammann 
Luſſis Herberge einige Schüffe über fie Hinausgegangen, da habe 
er fih nicht verborgen, fondern fei mit ihnen weiter gegangen. 

Bis zum Jahre 1562 wurde dad Vermögen gemeinichaftlich 
verwaltet. Vogt Smfeld, d. t. fein Sohn Marquard, vermaltete 
dasjelbe und legte befriedigende Rechnung ab. Bei der Theilung 
erjchienen: Burfard Rohrer, Hauptmann Andrea? Anderhalden, 
Hauptmann Andreas Imfeld, Kajpar Smfeld, Hang Imfeld, legtere 
drei von Zungern. Diefelben waren fehr wahrſcheinlich feine Tochter: 
männer und feine Söhne, die ihm in Lungern geboren wurden, 
bevor er Freitheiler war. Wie es fcheint, war fein Sohn 
Hauptmann Peter in franzdf. Kriegsdienften. Dazu Tamen 
noch feine Söhne Vogt Nikolaus und Vogt Marquard, die zu 
Sarnen wohnten und das Freitheilrecht befaßen. Peter ex=- 
fcheint 1547 als Richter und 1562 ald Rathsherr für Lungern. 
Gemäß den Gemälden im Saal von Hrn. Dr. Stodmann war 
er 1562 nebjt feinem Bruder Andreas Hauptmann bei Blain= 
ville. 1572, 10. Dftober vertritt er die Gemeinde Zungern. 1566 
erjcheint er vor Gericht im Namen bed Hauptmann Andreas 
Imfeld fel. Kindern wegen verheißenem Sold und 1576 gegen 
Heini und Moriz Wirz megen 12,000 Ziegeln, die er Vogt Wirz 
abgefauft und von denen er nur 6,000 erhalten. 1579 erhielt 
Hauptmann Peter von ber Regierung in Obwalden 4 Kronen 
für Fenſter und Wappen in fein neue? Haus. 1585, 24. Juni 
war er Bote an die ennetbirgifche Jahresrechnung. Andrea 8 





129 





war 1548 Zeuge bei einem Landkauf in Lungern und Wirth. 
1553 erfcheint er als Rathsherr, war den 18. Auguft 1559 Ab- 
geordneter nach Altdorf und fchuldete 200 Pfd. ab Rüti in 
Lungern. Er war Hauptmann in der Schlaht zu Blainville 
bei Dreux den 19. Dezember 1562 und ftarb im Sabre 1566. 
Eein Sohn Peter iſt Landammann und Freitheiler geworden. 
Hans war 1548 Rathsherr und Bote bei der Verftändigung 
zwiſchen Ob- und Nidwa.den. 1549, 11. April prozelfirt er im 
Namen ber Theiler im Dorf zu Lungern. 1580 war er Haupt: 
mann in franzöfifchen Dienften und ftarb 1586. 1588 erjcheint 
Kafpar gegen Bogt von Flüe vor Gericht in Betreff der Bes 
foldung, die ihm fein Brüder Hauptmann Hans Imfeld fel. 
verbeißen. Kaſpar war 1549 Richter und Rathsherr in 
Zungern, 1559 Baumeijter, 1568 Landvogt in Eargand und 
1567 ging er in die Garde nad Bologna. 1567 ericheint Vogt 
Smfeld8 Frau von Lungern vor Gericht, verbeifiandet durch 
Kaſpar zum Wiſſenbach. Er fcheint um das Jahr 1599 geftorben 
zu fein. Dem Landfädel fchuldet er ab Kildhmattli in Lungern 
5 Pd. Bind. Er hatte auch Antheil am Bergwerk im Melchthal. 
Nikolaus wohnte mit feinem Bruder Marquard uf vielleicht 
noch ledigen Echweitern in Earnen. 1563 war er Baumeifter, 
1569 Hauptmann in Frankreich und 1571 Landvogt in den 
freien Aemtern. 


Ta Nikolaus ftarb, bevor er feine Amtsdauer als Landvogt 
vollendete, jo bat dann Hauptmann Beter zung Wiſſenbach für 
ihn die Stelle verfehen. Nachdem das väterliche Haus abgebrannt, 
gab die Negierung im Mai 1562 des Ammann Imfelds fel. 
Kindern „an ir fchaden old brunft XXX Gl.“ 1563, 3. Jänner 
bittet Dog: Wirz die Tagfagung in Baden im Namen der Kinder 
des Ammann Sınfeld fel., dem vor Jahren Fenſter und Wappen 
in fein neue® Haus geſchenkt worden, welches Haus aber wieder 
abgebrannt ift, um Fenſter und Wappen in ihr neued "Haus. 
1565 wird bad Gefuch des Nikolaus Imfeld, „Sohn des um 
die Eidgenofjenichaft bochverdienten Ammann Imfeld“ erneuert. 
Seine Kinder befafjen die Alp Rudſperi, die früher den Eins 
wil gehört. | 

Der Berübmtefte von ben Söhnen bed Landammann 
Nikolaus ift 





8 


130 

2. Zandammann Marquard I., welcher 1552 als Föniglich 
franzöfifcher Hauptmann in der Picardie gedient, 1554 Kirchens 
vogt, 1558 Rathsherr, 1559—62 Lanbfädelmeifter, 1562 Statts 
balter und von 1562—66 Thalvogt von Engelberg war. 1571 
wurde er zum Landammann und 1592 zum Pannerherr gewählt, 
Er ift der erfte von ber Landsgemeinde erwählte 
Pannerherr. 1564, 30. Rovember ftiftete er zu Sarnen ein 
Jahrzeit für feine erfte Frau, Marie Halter fel., welche wahr: 
fcheinlich eine Tochter des Landammann Nikolaus Halter war. 
Seine zweite Frau hieß Verena Wirz und feine dritte, welche 
den 25. März 1598 geftorben, Kathrina Lufii, eine Tochter des 
berühmten Ritter Luſſi. Er war fehr oft Abgeordneter an bie 
Tagſatzung und die Gonferenzen. 1579, 11.—14. Januar war 
er Bote nach PBruntrut zum Bundesſchwur der Fatholifchen Orte 
mit dem Biſchof von Bafel. Derfelbe gab jedem Gefandten 
ein fchönes filberne® und vergoldetes Trinkgeſchirr im Werth 
von 100 rheiniſchen Gulden. Er befaß die Namühle und das 
Gericht mußte 1576 wegen einer Wuhr die er gemadt, den 
Augenfchein nehmen. Dasſelbe erkannte, daß fie beiler fei 
„dem waſſer und den filchen, den die alt.” 1563 kaufte er von 
den Beſitzern bed Eiſenbergwerkes im Melchtbal bie Kernmatt 
fammt Bihl und Hag, Grund und Boden, Behaufung und 
Schmiede und was fonft zur Feilſchmiede gehört mit ſammt 
dem „Waferruß" um 1500 Pfd. welche er ſofort bezahlt. Wahr: 
Tcheinlich hat er eine Mühle daraus gemacht oder wollte wenigſtens 
verbindern, daß ihm auf der Aamühle nicht Konkurrenz gemacht 
werde. Er bejaß den Grundacher, die Mürg, worin das Frauen: 
Tofter fteht, ein VBorfäß in Lungern und hatte für 43 Kübe 
Alpig zu Melchfee. 1561, 15. Heumonat beflagt er fich vor der 
Zanddgemeinde, daß man, obfchon zu beiben Seiten der Mürg, 
d. i. Frauenkloftermatte, Wege geben, dennoch zur Winterszeit 
au beiden Seiten durch diejelbe fahre und ihm ſchade. Er ver: 
fpricht, wenn bie Landsgemeinde ihn gegen dieſe Winteriwege 
Ichüße, in feinen Koften die Landftraße zwifchen de3 Ammann 
Wirzen Haus und des Trommelfchlägers an der Rüthi beſetzen 
zu lafien. Seinem Wunjche wird entiprochen. 1567 bezahlte 
er und fein Bruder Nifolaus 30 Gl., damit der bamalige Pfarrer 
und Helfer dad ganze Freitheilrecht nutzen können. 





131 





1588 begann er mit dem Bau des Haufes von Hrn. Weibel 
Wirz, welches an zwei Orten die Jahrzahl 1588 und an einem 
Drt die Jahrzahl 1589, und des Steinhauſes von Hrn. Dr. 
Stodmann, welches an einem Drt die Jahrzahl 1589 trägt. 
Das Holzhaus baute er mwahrfcheinlich für fein Gefinde, deſſen 
er fehr viel bedurfte, da er viel Vieh und Land hatte, und viel: 
leicht auch für feine Söhne und Töchter von ben zwei erften 
Hrauen. Für fih und feine dritte Frau, Katharina Luffi, Tochter 
de3 Ritter Luſſi und deren Kinder baute er das Steinhaus. 
Ohne Zweifel gab er fih Mühe, um der vornehmen Nitters- 
tochter den Aufenthalt in Sarnen recht angenehm zu machen und 
fie von dem Gelärm der Knechte und Mägde fern zu halten. 
1592 jchentte ihm die Regierung von Obwalden an dasfelbe 8 
Kronen und das SKlofter Wettingen 16 Pfd. für ein Fenſter 
Tammt dem Wappen. 1596 baute er oder einer von feinen 
Söhnen dad Haus von Hrn. alt⸗Rathsherr Aloid Stodmann. 
Er ſcheint um das Jahr 1601 geftorben zu fein, da er zu diefer 
Zeit aus den Protokollen verfchwindet. 

Seine Söhne hießen Nikolaus, Wolfgang, 
Melchior und Johann, von denen lehtere zwei Landammänner 
geworden. Nikolaus wurde Hauptmann in franzöftichen Dienften 
und zeichnet fich aus in ben Jahren 1585 und 1587 bei ben 
Belagerungen von Montſegur, Kaftilon, Ruy, NRormand und 
Chorges unter dem Überbefehl des tapfern Rudolf Reding. 
1607 war er unter Oberft Caſpar Luſſi Hauptmann in ſpaniſchen 
Dieniten. 1590 wurde er Baumeifter und 1595 Richter für 
Zungern. Er 308 dann nach Sachſeln und wurde dafelbft im 
Sabre 1597 als Kilcher angenommen. 1599, 10. Nov. befennt 
er der Kirche ober der großen Pfrund in Kern? 700 Pb. auf 
Thalacher in Sachſeln mit dem Vorbehalt, ein halbes Jahr 
vorher abfünden und mit Geld abzablen zu dürfen. 1590 er- 
fcheint er vor Gericht gegen feinen Schwager Hauptmann Meldior 
von Flüe wegen dem Gadcogner Krieg, wo Imfeld ihm die. 
Schreiberftelle verſehen. Seine erſte Frau bie Dorothea Wirz. 
Da die Ehe Finderloß war, teftirte fie den 24. Juni 1608 
1000 Pfd. der großen Pfrund unter ber Bedingung, daß der 
Inhaber wöchentlich einmal im Beinhaus Frühmeſſe lefe. Nimmt 
ber Pfarrer die Bedingung nicht an, dann ſollen fie zu einem 


.182 

andern Zmede verwendet werden. Dem Kapuzinerflofter, wenn 
man ein ſolches baut, teftirt fie 3000 Pfd., wovon Imfeld 1000 
Pfd. zu bezahlen hat, und den Freunden, bie nicht .erben, teftirt fie 
ebenfalld 3000 Pfd. Diefelbe dürfte eine Schweiter de Lande 
amnann Konrad Wirz geweſen fein, der auch ohne Nachkommen⸗ 
ſchaft geftorben. Nach ihrem Tod beiraiete er Barbara vor 
Flüe, welche den 4. Februar 1618 zu Sarnen geftorben. Dies 
jfelbe war mwahrfcheinlih Witwe von Hauptmann Paul Spidtig 
und Tochter ded Hauptmann Meldior von Ylüe und nicht des 
Landeshauptmann Melchior, wie im Stammbaum bei Ming IL 
angegeben if. Wolfgang war 1608 Rathsherr für Sarnen, 
1610 Landfädelmeifter und 1613—1615 Landvogt in den freien 
YHemtern. Da er während ber Amtsdauer ſtarb, fo bat dann 
fein Bruder, Landammann Melchior, fir ihn ausgedient. 1604, 
15. Febr. verheirathete er fih mit Dorotbea von Mentlen, die 
dann fpäter die Frau bed Landamımann Wolfgang Stodmann 
geworden. Der große Kaſten, den ſich diefe Eheleute im Jahre 
1606 machen ließen und der dem Auffag eines alten Büffet 
ähnlich ift, befand fich vor einigen Jahren auf der Rütbifluh 
in Kerns und ift feither leider in’? Ausland verhandelt worden. 
Zur Zeit, als von feinem Sohn Marquard und Mithaften das 
Bergwerk zu Melchfee betrieben wurde, kam berjelbe in’! Melch⸗ 
tbal. Kathrina, Tochter bed Landammann Marquard, ver- 
heiratbete fich mit Landammann Sebaftian Wirz, der im Haufe 
von Hrn. Weibel Wirz gewohnt. 


3. Zandammann Meldhior, Sohn ded Landammann Mar— 
quard, war 1591 Hauptmann in franzöſiſchen Dienften. 1600 
diente er unter Oberſt Kafpar Luffi immer noch dem Herzog 
von Savoyen. 1607 war er unter Oberft Conrad Beroldingen 
und Sonnenberg in Mailand bei einem Aufbruh zu Gunften 
des verbündeten Königd von Franfrei und des Herzogs von 
Savoyen. 1599 wurde er Richter, 1603 Landuogt in Lauis 
und mußte Jedem, der mehr als 14 Jahre alt war, 1 Krone 
geben. Im gleichen Sabre wurde er Pannerberr, bevor er 
Zandammann war, was feitber nie mehr vorgekommen, unb 
1608 Landammann. Für feinen verftorbenen Bruder Wolfgang 
beſorgte er 1615 die Landuogtei in den freien Aemtern. Schon 
16608 war er Ritter. Ex war oft Abgejandter an die Tagfagung 


133 


V 


und die Conferenzen. 1602, 29. —81 Oktober war er in Sitten 
bei der Bundeserneuerung mit Wallis. 1621 wurde er „noch: 
malen” als Gefandter nach Rom gefandt, einerfeit3? um nad 
damaligem Gebrauch der Tatholifchen Drte dem neugewählten 
Papit Gregor XV. zu gratuliren und anderſeits, um ihm bie 
Geligiprehung des fel. Bruder Klaus zu empfehlen. Wir 
glauben, daß er ſchon 1591 als Begleiter von Ritter Luffi in 
Rom geweſen. 1618 ging er als Gejandter der 8 katholiſchen 
Drte nah Rom. LZandammann Beßler war ihm beigejellt. Wegen 
feiner Liebe und Berehrung für den fel. Bruder Klaus läßt Chor: 
herr Johann Barzäus von Schönenwerb 1656 in feinem Büchlein 
von den Helden des Schweizerlandes ihn einen Brief an Cardinal 
Andrea? in Conſtanz jchreiben, worin in lateinischen Verſen das 
Zeben des Seligen nach des Lebensbefchreibung von Eichhorn und 
Hugo bejchrieben wird. Er zeichnete fih aus durch mohlthätige 
Stiftungen, war ein beſonderer Freund der Kapuziner und ber 
Klofterfrauen. Er ftiftete eine Jahrzeit von 300 Pfd. für fich 
und feine rauen, Margretb Mörlet, mit der er fi den 4. 
November 1592 verehelichet, Kathrina Schmid, Anıra von Fleken⸗ 
jtein und Barbara Hegner. Weil er und fein Sohn Marquard 
Die Stühle bei dem bi. Salrament bezahlt, viel an die Orgel 
vergabet, die Stiege und den Weg zur Kirche verbeflert; fo 
Tollen biejelben ihnen und ihren Nachkommen gehören, mit dem 
Borbebalt, daß man fie, wenn nöthig, als Beichtftühle benußen 
darf. 1605 ftifteten er und feine Grau Margreth Mörlet eine 
Pfründe bei der Dorffapelle mit 4400 Pfd., wozu fein Bruder 
Nikolaus 640 Pfd. und Johann 400 Pfd. binzugefügt, unter der 
Bedingung, daß, wenn ein Kapuzinerflofter entjtehen follte, die 
ganze Stiftung an dasſelbe verwendet werde. In der Hoffnung, 
daß bald Kapuziner nad Obwalden fommen, fammelte er zwei 
Mal Dlaterial zu einem Kapuzinerflofter. Das erfte Mal auf 
dem Plat, wo jet das Frauenklofter fteht, melches® 1616 aus 
dem gefammelten Material gebaut wurde. Das zmeite Mal 
Tammelte er Material bei der alten Melchabrüde, welches dann 
für das Frauenklofter, für das Thürlihaus und wohl auch zum 
Hofpiz für 2—3 Kapuziner bei ber Dorflapelle verwendet 
worden. Sowohl die Klofterfrauen, ald auch die Kapuziner 
»ürfen ihn als ihren beſondern Wohlthäter betrachten, obſchon 





184 


die Bäter Kapuziner mehr als 20 Sabre nach feinem Tod in 
da8 neue Klofter eingezogen. Sein Porträt wurde bi 1803 
aljährlih an deſſen Sabrzeit im Frauenflofter .beim Altar auf⸗ 
geftellt, dann kam es in die Rumpellammer und von ba in’s 
Kapuzinerkloſter. Dasſelbe ift wahricheinlich von Maler Sebaftian 
Gifig gemalt. Er ift dargeftellt, wie er daliegt, vem Todes⸗ 
pfeil burchbohrt. Seine Beerdigung hat den 2. Sornung 1622 
ftattgefunden. 1607, 4. Mai wurde ihm und Landammann 
Peter Imfeld von der Regierung erlaubt, in der Melcha zu: 
floßen unter der Bedingung, daß fie von Sarnen an die Melcha 
räumen und bei ber Kalchern Rechen in biejelbe machen laflen. 
Da er viele Güter im Melchthal hatte, traf er den 27. Dezember 
1610 mit den Kernſern eine Verftändigung, gemäß welcher ihm die 
Melchtbaler Alpig geben follen, wenn er gemäß ihren Recht— 
famen bei ihnen wohne und zwar für fo viel Vieh, als er dort 
gemwintert; fonft aber die Kernfer. Er beſaß daſelbſt das Walsli 
und anbere Güter. Zu Sarnen wohnte er im väterlichen Haufe Ä 
und beſaß die Aamühle, für die er 1599, 31. Juli von der 
Regierung von Obwalden ein Ehrenwappen erhielt. Zu Diechterd- | 
matt befaß er die Suft und ein neues Haus, welches von feinen | 
Erben an dad Zollhaus bei der alten Melchabrüde in Sarnen 
abgetaufcht wurde, welches mahrfcheinlih an ber Stelle des | 
jegigen Thürlihaufes geftanden. | 

Seine Söhne Marquard und Kafpar wurden 
Zandbammänner. Seine Tochter Marie verbeirathete fick | 
mit Landammann Johann Wirz und Hauptmann Johann Müller, 
Petronella mit Landammann und Pannerherr Wolfgang, | 
Wirz, Helena mit Hauptmann Peter Schäli in Giswil, Ä 
Kathrina mit Thalvogt Andreas Schönenbüel. Margret 
war die Mutter des Landammann und Bannerberr Melchior 
von Aigen. Anna Maria wurde Klofterfrau in Paradies und 
erhielt den Namen: Maria Philippina. 1633, 31. Mai ver- 
ſprach ihr Bruder Marquard, Andreas Schönenbül, Wolfgang 
Schmid und Nikolaus Dilier dem Klofter Paradies 2000 GI. 
Ausfteuer für ihre Schweiter und Bafe. Marie Cleopha 
war die Gemahlin de3 Beat Jakob Zelger. 

4. Zandammann Johann L, Sohn bed Landammann 
Marquard J., wurde geboren im Jahre 1566. 1593 war er 





135 


II LS SE 


Hauptmann in fanzöftichen und von 1607— 1637 in fpanifchen 
Dienften. In diefer Zeit hat er ſechs Mal für Spanien eine 
Kompagnie errichtet. Er wurde auch Oberftlieutenant. 1598 
wurde er Bauherr, 1604 Landfädelmeifter, 1609 Landvogt in 
Baden und 1622 das erfte Mal Landammann ftatt ſeines ge- 
ftorbenen Bruder? Melchior. Er mar 1620 Bogt ber Kloiter: 
frauen und 1682 geheimer Kriegsrath. Als er von der Lands 
vogtei heimgefehrt, wurde er von zwei Rathöheren heimbegleitct 
und es wurde ihm vom Schultbeiß und Rath in Baden den 
14. Zuli 1611 ein höchſt ehrenvolles Zeugniß ausgeftelt. Es 
wird darin bezeugt, daß man den neuen Landvogt ſehr gelobt. 
Deffenungeachtet fei er fo „ofrichtig, ehrlich, Fürfichtiglich, 
fridfam, fründt und nachbarlich” gegen fie geweſen, daß er alle 
Erwartungen weit übertroffen babe. 1610 mar er eidgen. Bote 
zu Kaiſer Rubolf II., welcher ihm den 16. Aug. 1610 einen 
Adelsbrief ertheilte.e 1597, 11. Horn. erjcheint er vor Gericht 
als Bogt des alten Vogt von Qungern d. i. des Kaſpar, feines 
Baterd Bruder, welcher 1551 Antbeilhaber am Bergwerk ge: 
worden, gegen Zandvogt von Flüe megen dem Bergherrengeld, 
welches dem Bogt dienen mochte. Er verheirathete ſich 1599 mit 
Kathrina Wirz, welche den 27. Auguſt 1624 geftorben, nachher 
mit Gertrud Ambauen, welche den 24. Sänner 1637 verjchieden, 
und zulegt mit Regina zum Büel von Uri. Beim großen 
Bruder-Klaufen-Spiel von 1601 fpielte er den Asmodeus (Teufel). 
Um diefe Zeit baute er das große Haus an der Rüti, welches 
früher Laudfädelmeifter Dillier gehört. 1600, 19. Sept. bittet 
er an der Taglagung in Luzern um Fenſter mit der Orte 
Wappen in fein neues Haus. Den 26. Nov. wurde biejed Ges 
fudy erneuert. 1603, 3. April erhielt er endlich von ber Regie: 
rung in Obwalden Fenfter und Wappen in fein neue? Hauß. 
An ber Hauptfagade gegen den Garten wurde von Maler Se: 
baftian Gifig links Wilhelm Tel abgebildet mit dem Sprud: 


„Alb Demott weinet und Hochmot Lachtt 
Da ward der Eidgenöſſiſch Bundt gemachtt.“ 


Sn ber Mitte der Mauer fiehbt man ben Tellentnaben unter 


136 





einem meitäftigen Baume und rechts den Rütliſchwur in alt 
herkömmlicher Auffaffung mit dem Sprud: 


„In der Helgen Drifaltigfeit Namen _ 
Schmworen bie den Erften Bundt zufammen“ 


Das Haus trägt die eingemeißelte Jahrzahl 1600 und ein 
Zimmer des Erdgeſchoſſes mit fchöner Holzdecke und frommen 
Sprüchen dad Datum 1604. Den Kerniern, wo er mehrere 
Güter, wie z. 8. die Alpen Ruodlen und Bladi, befaß, verehrte 
er den 23. Juni 1614 ein Bandkeſſi unter ver Bedingung, 
baß fie ihm Iebenslänglich alljährlich einen Käs geben von fo 
viel Milch, als das Keſſi faffe. 1626 ſchenkte er meinen gnä- 
digen Deren 400 GL. und den 20. Apr. berrechnete er für 91 
Tage wegen ber Tagfagung 182 Gl. Im Kapuzinerklojter ließ 
er den Aitar auf der Weiberfeite in feinen Koften bauen. 1647, 
14. Juli wurde derfelbe zu Ehren der Heiligen Johannes Bapt., 
Karl Borromäus und des Einſiedlers Antonius eingeweiht. 
1646, 14. Apr. tejitirte er an bie Pfarrkirche in Sarnen 400 
Pfd., an bie Kapelle im Dorf 1000 Pfd. und an den Spital 
1000 ©t., damit der Zins unter die armen Leute, befonders 
Hausarme, ausgetheilt oder den Vätern Kapuzinern gegeben werbe. 
Er will, daß der Ehebrief feiner Frau Negina zum Büel ge- 
treulich gehalten werde und der Sohn Johann, fo lange fie 
ledig bleibt, forge, daß fie ehrliche Behaufung habe, daß er ihr 
jährlih 6 Ruben Anten (& 16°, Pfund), 12 Käfe, genügend 
Holz, 3 Saum Wein, ein Mütt Mehl und fonft etwas „Eſſiges“ 
gebe und eine Kuh erhalte, und daß er fie als ‚„Müeterli‘ be- 
handle, fo lange fie ſich als „Müeterli“ erzeigt. Wil fie lieber 
heimgehen nach Uri, dann fol er ihr eine Kuh mitgeben und 
aljähriich den Anken fchiden. Sie ift nach den Tod ihres Ehe: 
gemahls, welcher den 21. März 1649 erfolgte, mit ihrem Sohn 
und Sohnedfrau nach Uri gezogen. Mit feiner Frau Gertrud 
Ambauen ftifte er eine Sahrzeit mit 800 Pfd. 1648 war er 
82 Jahre alt und Zeuge im Bruber-Klaufen- Prozeß. Sein 
Denkmal befindet fich im Bozeichen zu Sarnen. Sein Sohn 
Sodann wurde Landammann und fein Sohn Anton Priefter 
und Dr. Theol. Sein Sohn Kafpar war Stammovater der fog- 


137 


RI TEST 


„weißen Linie”. Er teftirt ihm Ruͤodlen und Bladi und tar 
dann vom übrigen Erbe ausdgejchloffen. Seinem Bruder Hans 
mußte Kafpar, folange derfelbe Iebt, jährlich 20 Kälber & 1 
Gl. in diefen Alpen meiden. 


5. Zandammann Peter, Sohn des Hauptmann 
Andreas, welcher den 19. Dez. 1562 zu Blainville, bei Dreur 
tıpfer gefämpft und der Barbara Krek, Großſohn des Land: 
ammann Nikolaus, wurde ungefähr nm das Jahr 1552 in 
Zungern geboren. Sein Großvater mutterfeit3 ift über 100 
Sabre alt geworden und bat den Bruder Klaus perfönlich ge: 
Tannt. 1588 mar Lieutenant Peter Rathsherr für Lungern 
1592 wurde er Bauherr und baute die vor menigen Jahren 
befeitigte alte Melchabrüde, 1597 Landſeckelmeiſter und Landes: 
bauptmann und 1604 da3 erite Mal Landammann, 1593 diente 
er ald Hauptmann in der burgundifchen Ligue. 1602, 20.—26. 
Dft. war er Bote bei der Bundeserneuerung in der Kirche zu 
Nötre Dame in Parid. Bei derfelben leifteten bie eidg. Ge⸗ 
fandten und der König den Eidſchwur auf da3 Evangelium. 
Nachher wurde unter dem Geläute aller Gloden und unter dem 
Donner der Kanonen das „Te Deum“ angeftimmt. Wegen 
der vielen rüdjtändigen Penſionen waren die Eidgenoflen lange 
nicht geneigt, den Bund zu erneuern. Um fie geneigt zu machen, 
erklärte der franzdfiiche Gefandte an der Tagſatzung in Baden 
am 30. Juni 1602, daß vor ungefähr 8 Tagen 40 Maulthiere 
mit dem reftivenden Geld zu Solothurn angelommen, da3 alles 
zu Bezahlung der Oberften und Hauptleute und anderer Cre⸗ 
ditoren verwendet werben folle; die Austheilung werde fogleich 
vorgenommen erden, wenn der vom König begehrte Aufbruch 
abgezogen fei. Es zeigte fih dann, daß dieſes Geld noch bei 
weitem nicht genügte, um alle Schulden zu bezahlen und die 
Eidgenofjen zu befriedigen. 1604 war Landammann Beter 
Schiedsrichter zwiſchen Stadt und Amt Zug. Um diefe Beit 
Tcheint er von Lungern nach Sarnen gezogen zu fein. 1607, 
25. Apr. wurde er um 100 Kronen zum Freitheiler angenommen. 
Die vorhee gebornen Kinder wurden als ſolche nicht anerkannt. 
Er bewohnte dad Steinhaus auf dem Dorfplat und mar zuerft 


138 


verbeirathet mit Dorothea Imfeld, melde den 10. Nov. 1616 
geftorben, und dann mit Juliana, der Tochter bed Landammann 
Anton von Zuben. 1618 baute er unter der Bollfapelle die 
Mühle im Foribach. In Giswil befaß er 1621 den Rudenzer- 
fee, Mühle, Rüben und Sagen in ber Aa, mie aud 
die Mühle im Melchaloch. Letztere Mühle verkaufte er den 7. 
Horn. 1621 dem nachmaligen Landammann Melchior Halter. 
Er verſprach die obere Mühle aus der Aa binweg zu thun und 
daß weder er noch feine Nachkommen wieder eine ſolche bauen 
wollen. Im gleichen Jahre wird zwiſchen dem See und den an⸗ 
ftoßenden Gütern gemardet. Er verfpricht, den See befjer au: 
zulaffen und den „vauf” jährlich audzumerfen. Dafür über: 
geben ihm die Kilcher 3 Stüd Güter oder Almend eigenthüm⸗ 
li und die anftoßenden Güter: und Riedbeſitzer veriprechen ihm 
jährlich gewifle Tage zu arbeiten und einen Zins zu geben, fo: 
fern jährlich der Auszug gemacht wird. Sollte der Beſitzer des 
Sees in diefer Beziehung nachläffig fein, dann dürfen fie auch 
wieder filchen, wie von Alters ber. 1622, 31. März erjcheinen 
die Giswiler gegen ihn vor einem Schiedsgericht wegen der 
Mühle am Ausfluffe der Aa vom Rudenzerſee, wegen der Brüde 
über die Aa, wegen Benugung der Allmend, wegen Hagholz, 
wegen dem Fiſchen im See und wegen dem Filchverfauf. Nach 
damaligen Landesgefege durfte er die befferen Fiſche per Pfund 
um 15 Angfter und die gemeinen um 2 Schl. und in der Faſten⸗ 
zeit die befiern um einen Baten und bie gemeinen um 2 Dopp⸗ 
fer verfaufen. Bald nachher verkaufte er dem Fähnrich Jakob 
Wirz den See, 2 Weiher mit Waffer, das Fiſchrecht und 45 
Pfund von den Anftößern wegen dem Audzug. Schon 1603, 
237. Horn. erjchien er wegen dem Rudenzerfee vor Gericht. 1620, 
23. Apr. wurde ihm, feinem Schwiegervater Landammann An- 
ton von Zuben und Hauptmann Bartholomäus von Deſchwan—⸗ 
den von der Landdgemeinde unter gemwiflen Bedingungen das 
Eifenbergwerf im Melchthal übergeben. (Siehe Chronif von 
Kernd ©. 134.) 1621 legte er für den fel. Bruder Klaus Zeug: 
niß ab. Er mar damals 69 Aahbre alt und befaß ein Ber: 
mögen von 60,000 Fr. Da der Werth bed Gelded damals 
etwa 7 Mal größer war, fo war er nahezu ein Millionär. Er 
ftarb den 7. März 1628. 





189 


II DD 


Seine Kinder waren Fähnrich Nikolaus, 
Hauptmann Andreas in Lungern, deſſen Sohn das 
franzöſ. Stipendium erhielt, Hauptmann Beter in Kerns, 
der 16238 Landeshauptmann geworden und 1639 um 200 Gl. 
das Kilcherrecht in Kerns gefauft. Seine Tochter Dorothea 
verbeiratbete fih mit Landammann Marquard Imfeld, der int 
Steinhaus auf dem Dorfplag gewohnt Nachdem er das Frei⸗ 
theilrecht gefauft, wurden ihm nur zwei Töchter Marta und 
Elifabeth geboren. ' 


6. LZandammann Sohbann I, Sohn des Landam⸗ 
mann Sobann I., wurbe geboren ben 13. uni 1609. Yähn- 
rih Johann verbeirathete fich den 27. Nov. 1628 mit Maria 
Ursula Luffi im Alter von 18 Jahren. Ihre Porträts, zu diefer 
Zeit aufgenommen, befinden fich im Grundacher. Gott ſchenkte 
ihnen eine zahlreiche Nachkommenſchaft. 1636 erhielten fie fo- 
gar Zwillinge. Nach damaligem Brauch gab ihnen die Regierung 
einen Saum Efchenthaler mit der Bemerkung, daß hoffentlich 
bie Bäter Kapuziner im Hofpiz davon genießen werden. Wenn 
die Zwillinge nicht zwei Knaben maren oder nicht von vor 
nehmer Abfunft, dann war dad Fäßchen etwas meniger groß. 
Später gab die Regierung für zwei Knaben 40 und für zwei 
Mädchen 20 Pfund. Dabei wurde fie mahrfcheinlih von der 
Anficht geleitet: je mehr Knaben, defto mehr Soldaten und 
je mehr Soldaten, defto mehr Benfionen und fremde Kriegs⸗ 
gelber. 1640 wurde er Landfedelmeifter, 1641 Statthalter, 
1647 Landeshauptmann und 1649 das erjte Mal Landammann. 
Schon 1636 war er Hauptmann in fpanifchen Dienften Im 
November desſelben Jahres ftarben 15 von feinen Soldaten. 
Später murbe er Oberftlieutenant. 1652 find mieder viele von 
feinen Soldaten geftorben. Er entichuldigt fich deßwegen ben 
24. Okt. und fchreibt, die Krankheit der Soldaten komme mehr 
bon der ungewohnten Luft und weil die Soldaten zu viel ges 
geffen und getrunfen und aus Faulbeit nicht in Hütten, fondern 
auf dem harten Boden unter freiem Himmel gefchlafen. Es 
babe ein Barfüßer, der in Hibfirch daheim gemejen, alle Sol: 
daten Beicht gehört. Darauf fei der Pater etwa 8 Wochen er: 
krankt. Nachher babe er wieder allen Soldaten die Hl. Sakra⸗ 


140 


mente geſpendet. Dazwiſchen haben viele burch einen Dollmeticher 
dem Pfarrer in Pavia gebeichtet. Er babe umfonft auf Ab- 
Iöfung gebrungen. Bei feiner Compagnie feien fein Sohn, 
Hauptmann Seiler fel., Lieutenant Hand Melchior Imfeld 
und Fähnrich Hand Panthier geweſen, die alle eine Hauptmannd- 
ftelle hätten verjeben können. .1657, 3. Suni wurde ihm und 
feiner Kompagnie von ber Regierung in Obwalden ein Paß 
ausgeftellt, morin bezeugt wird, daß er. aud einer peftfreien Ge: 
gend fomme und worin er und feine Kompagnie dem Wohl: 
wollen der Regierungen empfohlen werden, durch deren Gegen- 
den fie reifen. In diefem Jahre murden in Sarnen für 22 
Mann Gedächtniß gehalten die in Stalien geftorben. 


1643 zog er nach Kicchhofen, mo er das Haus von Hrn. 
Rathsherrn Simon Wirz gebaut. Dasfelbe hat mit dem väter: 
fihen Haus an der Rüti große Aehnlichkeit. An beiden Orten 
waren früher an einem erhöhten Theil der Gartenmauer ähn- 
lihe Malereien. 1675, 19. Aug. wurden ihm vom Freith:il zu 
Kilchhofen unter feinem Haufe à 1 Gt. 5 Schl. 80 Klft. Land 
zu einem Hausplatz gegeben, worin ber Bach eingemefien tft. 
1656 hatte er eine Landesfteuer von 110 Gulden zu entrichten. 
Da die Landesfteuer wegen ben großen Koften des Villmerger⸗ 
Trieged 1 GL. pro 1000 Pfd. betrug, fo hatte er demnach ein 
Vermögen von 110,000 Pfd., d. i. nach jekigem Geldwerth mehr 
als 500,000 Pfd. Für feine® Sohnes rau, ber fi wahr: 
fcheinlich in fremden Kriegsdienften befand, fteuerte er 20 Gl. 
Er wurde oft als Bote an die Tagfagung und an die Confe- 
renzgen abgejendet. 1645 ging er als Gefandter ber Fatho- 
liſchen Orte nach Rom, um nach damaligem Brauch dem neu: 
gewählten Bapft Innocenz X. zu gratuliven und ihm zugleich bie 
Seligiprechung des fel. Bruder Klaus zu empfehlen. Bei biefem 
Anlaß wurde er zum Nitter gefchlagen. Als im Jahre 1653 in 
Zugern Unruben ausgebrochen, wurde er als Schiedsrichter bas 
hin gelandt und erhielt deßhalb für fich und feine Söhne bag 
Bürgerrecht. In Folge biefer Unruhen befchloß die Tagfagung 
zu Baden den 18. März 16588: Da die gemeinen Herrichaften, 
durch das luzerniſche Unweſen angeregt und wegen allzu fcharfer 
Regierung ſchon länger Unzufriedenheit gezeigt haben, werden 
Sedelmeifter Werbmüller von Zürich, Landammann Tanner von 








141 





Uri, Landammann Imfeld von Unterwalden und Landammanr 
Marti von Glaru3 beauftragt, die Beſchwerden derjelben einzu⸗ 
vernehmen und bis zur nächiten Tagfagung in Schrift zu ver— 
faſſen. (Abſch., 14 1. Abth. S. 152.) Sie mußten jomit Be- 
richt erftatten über bie Beſchwerden der Landvogteien gegen ihre 
Zandvögte. 1661, 16. Nov. murde er und Landammann Beßler 
bon den katholifchen Orten, welche das Rheinthal regieren, be⸗ 
auftragt, den Glarner Geſandien der andern Religion an die 
Beobachtung der Verträge nachdrücklich zu erinnern. (Abſch. VI, 
1. Abth. S. 544.) 1667 war er zu Mailand in Ynterhandlung 
wegen dent Salzbezug. Wir jehen daraus, daß er bei ber Tag- 
fagung und bei den Conferenzen in hohem Anfehen geitanden. 
Dei den Berhandlungen über die Seligiprechung bed fel. Bruder 
Klaus, welche damals häufig gepflogen wurden, war er bon 
den weltlichen Herren der Erfte und der Eifrigfte und ftund ar 
ber Spite dieſes edlen Beftrebend. Als im Jahre 1656 bie 
Dorffapelle vergrößert wurde, ließ er den Altar auf der Weiber- 
feite in feinen Koften Bauen und gab überdies noch 1000 Pfd. 
An den Spital ftiftetee er 1000 Gl. An der Landesgemeinde 
1675 wurde er zum Pannerberr gewählt und ftarb dann im 
gleihen Jahre an der Jahresrechnung zu Baden, welche den 
30. Juni gehalten wurde. Er wurde vergiftet, wie Meinrad 
Imfeld bemerkt. Seine Frau Urfula Luffi ftarb den 12. Horn. 
1679. Er batte folgende Kinder: Zr. Meinrad, Capitular in 
Einfiedeln, welcher 1639 geboren wurde, 1656 Profeß abgelegt 
und ben 26. Sept. 1660 als Subdiakon nad trefflich ablolvir: 
ter Philofophie als ein ausgezeichneter Religios geftorben ift; 
Marquard, welcher Prieſter geworden, M. Brigitte, 
Briorin im Frauenklofter zu Sarnen; M. Terefia, Klofters 
frau dafelbit; M. Sara, copulirt mit Landſeckelmeiſter Mar: 
quardb Amfeld; Daniel, cop. mit Anna M, Imfeld, Tochter 
bed Landammann Johann Peter, und Franz Ernft, cop. mit 
Franziska Imfeld. 

7. Zandammann Marquard II., Sohn des Lands 
ammann und Pannerherrn Melchior, war 1613 Hauptmann in 
Spanien. Er verhbeirathete fich zuerft mit Dorothea Imfeld, 
Tochter ded Landammann Peter, und wohnte deßhalb im Steins 
haus auf dem Dorfplag, und nachher mit Anna Ambauen. Er 


142 


wurde Landſchreiber 1620, Statthalter 1637, Landammann 1630 
und Pannerberr 1654. Er war auch Kirchenvogt und erjcheint 
fon 1623 als Ritter. Wahrſcheinlich ging er 1621 ald Be: 
gleiter mit feinem Vater nah Rom und wurde da zum Ritter 
gefchlagen. Er hatte eine ſchöne Handfchrift und eine gute Ord⸗ 
nung in ben Protokollen. 1654, 27. Dez. wurden ihm und 
feinen Söhnen vom Schultheiß und Rath in Luzern in Rüdficht 
auf die treuen Dienfte, die er zur Zeit ber dortigen Unruben 
geleiftet und er „umb die wolfahrt ivie auch Manutention unferf 
Standt3 mit Hindanſetzung aller darby Ingeloffenen gefahr Lyb 
und läbenß“ in warren truwen“ fich angenommen, das Land» 
recht ertheilt. Er wurde öfters an die Tagfakung und an Con⸗ 
ferenzen abgefandt. 1667 vergabte er 30 Gl., damit am Don: 
nerftag Abends zu Sarnen Todesangft Chrifti geläutet werde, 
und ftiftete mit feiner Frau Anna Ambauen ein Jahrzeit mit 
400 Pfr. Er befaß die Alp Walsli und wahrſcheinlich aud 
Großäcerli und wohl auch Vieh und Land. Seine Kinder 
biegen: Landammann Hans Peter, Fähnrich Meldior, 
Ehriftian, Lieutenant Karl, Hauptmann Nilolauß, 
welcher 1665 1000 Pfd. zur Aufbeflerung der Pfarrpfründe ges 
ftiftet, mit der Bedingung, daß wöchentlich eine hl. Meſſe im 
Beinhaus gelefen werde, Maria Scholaftifa, Aebiffin zu 
St. Andres, Kathrina, Klofterfrau dafelbft, P.Sonftantin, 
Eonventual in Wettingen, Dorothea, cop. mit Bhilipp Stock⸗ 
mann, Hand Kafpar, mweldher 1645 ein Fähnlein auf Mais 
ländergebiet in fpanifchen Dienften Hatte, 1677 Landſchreiber, 
1678 Landeshauptmann und Rath bed Biſchofs von Bafel wurde 
und den 31. Juli 1679 ftarb. 


8. Landammann Kohann Better, Sohn de Lanb- 
ammann Marquard IL, wurde getauft den 11. Nov. 1616. Cr 
verheirathete fi mit Anna Maria Rohrer und hatte eine zahl: 
reihe Nachlommenfchaft. 1642, 19. Sept. befahl ihm die 
Regierung von Obwalden, mit feinen Fahnen und Soldaten 
heimzukehren, fofern die fpanifche Penſion nicht bezahlt werde. 
1646 wurde er Oberſt-Wachtmeiſter im Regiment Quffi und un: 
gefähr 1657 Dberftlieutenant im Regiment Beroldingen und 
fpäter General:Major. 1678 errichtete er für Spanien ein 


E 





143 





neue? Regiment von 3000 Mann, welches 1679 abgedankt wurde, 
nachdem er 1675 Brigabier geworden. Im Jahre 1665 zeich- 
nete er ſich aud in ber Schlacht zu Villaviciofa in Portugal. 
In diefem Jahre ftarben in Spanien 19 Männer von Sarnen. 
Die Ipanifchen Befigungen, welche auf zwei Gemälden im Gruns 
dacher abgebildet find, dürften ihm angehört haben. 1649 wurbe 
er Zandichreiber, 1657 Landvogt zu Baden, 1660 Statthalter, 
1666 das erfte Mal Landammann und 1667 Rath des Bifchofs 
von Bajel. Als im Jahre 1656 Krieg ausgebrochen, da zeich⸗ 
nete er fich aus durch feine Liebe zum Baterland. Wenn er 
daheim war, ging er oft al® Abgeordneter an die Tagſatzung 
und an die Gonferenzen. Er beſaß bie Ei in Kägiswil, Hofs 
matt, Foribach, Schagli, die Alpen Großäcderli und Walsli 
und zwei Häufer, nämlich das Steinhaus auf dem Dorfplak 
und bad Thürlihbaus. Im Steinhaus wohnte nach feinem Tod 
fein Sohn, Landesfähnrih Jakob Benedikt und im Thürlihaus 
fein Sohn, Hauptmann Marquard. 1646, 14. Apr. teftirt ihm 
Zandammann Johann Imfeld I. eine Kub oder ein Zibrind. 
Seinem Tochtermann Daniel Jmfeld, Sohn ded Landammann 
Johann IL, verjpricht er im Auguft 1668 500 GI. oder 25 
GL. jährlichen Zing, was beim Erb in Abzug zu bringen ift. 
Seinen Söhnen behält er vor um einen billigen Preis die Alp 
Walsli und Willigen, die beiden Häufer jammt Mätteli und 
Garten, den Wald in der Kernmatt, zwei Stühle in der Pfarr: 
firche u. f. wm. Die Alp Großächerli und Nöfchenegg ſammt 
Zugehör und die Übrigen liegenden Güter dürfen fie annehmen 
um ben Preis, wie er fie gekauft. An die lauretaniſche Kas 
pelle teftirt er 800 Gl., an die Pfarrfirche 200 Gl., an ein 
Sabrzeit 300 GI. und an den Spital 1000 GI. Cr ftarb ben 
10. Zuni 1678 und feine Frau den 23. April 1705. Das 
Denkmal ift im Vorzeichen zu Sarnen. 


‘Seine Kinder hießen: Anna M., cop. mit Daniel Imfeld 
und Hang Safpar Stör, M. Franziska cop., mit Franz Ernft 
Imfeld und Hauptmann Arnold Heymann, Ignatia, cop. mit 
Landammann Nikolaus Imfeld, Landesfähnrich Jakob 
Benedikt, Dorothea, cop. mit Franz Othmar Imfeld, 
Gertrud mit Landammann Sebaſtian Müller, P. Hieronnymus, 


* Ze >” Sunset 


144 
Conventual in Wettingen, WM. Magdalena, Klofterfrau zu Sar- 
nen, Karl Franz, Hand of, Marquard, cop. mit 
Anna Kathrine Rüeplin, Tochter des Baron Nüeplin, Haupt: 
mann in franzöſ.⸗ſavohiſchen Dienften, Zeugherr 1713, Koms 
mandant nach Kaiſerſtuhl. 

9. Zandammann Kafpar, Sohn ded Landammann 
und Bannerberr Melchior, Bruder des Landammann Marquard 
II., wurde getauft den 2. September 1612. Gemäß Taufbuch hieß 
feine Mutter Barb. Hcgner und gemäß Stammbaum Anna Zleden- 
ftein. Er wohnte im Steinhaus von Hrn. Dr. Stodmann und 
wurde den 27. Mai 1630 mit M. Barbara Clauferin von Brem⸗ 
garten, welche den 4. Juni 1679 geftorben, copulirt. Nachher 
heiratbete er Anna M. Zelger. 1670 wurde er Landvogt zu 
Mendris, defien Etelle jein Schwiegerfohn Hauptmann Hans 
Kaſpar verjehen, 1678 Zeugherr, 1681 Statthalter und 1682 
Landammann und ftarb den 26. Juli 1685. Er war fahr: 
fcheinlich aud, Echügenhauptmann. Sein Borträt befindet fich 
im Grundacder. Er hatte 6 Söhne und 4 Töchter, von denen 
Melchior mit Katharina Seiler und M. Regina mit Land: 
Schreiber Hang Kaſpar Imfeld und Landfchreiber Franz Ludivig Hey: 
mann copulirt war. Melchior wurde Rathsherr 1679, Bau- 
meifter 1679. Landſäckelmeiſter 1682, Landvogt nad) Baden 
1689, Statthalter 1695 und ftarb 1714. Er wohnte zuerft in 
Lungern und fam dann wieder nah Sarnen, wo er aud ven 
Kehr beſaß. 

10. Landammann Nikolaus II. war Sohn des Statt⸗ 
halter Melchior, und Großlohn de Landammann Kalpar und 
wohnte im Steinhaus von Hrn. Dr. Stodmann. Gr vermählte 
fih mit Sgnatia Imfeld, Tochter des Landammann Johann 
Beter. Unter feiner Leitung wurde die Kapelle im Ramersberg 
gebaut und in feinen Koften der Hochaltar daje.bit errichtet. 
1689 wurde er Landesfähnrih, 694 Landvogt im Thurgau, 
1698 das erfte Mal Landammann, 1704 Bannerhere und ftarb 
den 19. März 1727. Er war öfters Abgeordneter an die Tagſatzung 
und Conferenzen. Seine Tochter M. Joſepha Jufta war 
verheirathet mit Landammann und Pannerherr Anton Franz 
Buder. Sein Sohn Anton Franz war 1709 Hauptmann 
1710 Oberftlieutenant und fein Sohn Nikolaus war 1744 


145 





gemäß Leu's Lerifon Hauptmann in Spanien. Des Lebteren 
Sohn Heinrich ftund ald Hauptmann in gleichen Dienften. 
1l. Zandammann Juft Ignaz wurde geboren 1691 
und war Sohn des Sebaſtian, Großiohn des Landammann 
Kafpar und Bruder von Abt Nikolaus II. in Einfiedeln. Er 
wurde 1727 Landfchreiber, 1734 Hauptmann in Eaijerlichen 
Dienften, 1737 Landeshauptmann, 1741 Zandfädelmeifter, 1746 
Landvogt im Rheinthal, 1751 zum erften Mal Landammann, 
1754 Bannerberr und ftarb den 17. September 1765. 1743 
ſollte Landammann Wolfgang von Flüe für den frangzöfifchen 
Kriegdbienft 3 Kompagnien werben. Da ihm dies nicht wohl 
möglich war, übergab er eine an Zandjädelmeifter Juft Ignaz Im: 
feld und die andere feinem Nepoten Peter von Flüe, welcher 
Tpäter Landammann geworden. Im Anfang hatten fie alle 3 
Kompagnien gemeinichaftlid. Später wurden diejelben getheilt, 
weil Smfeld, der beinahe Alles in den Händen batte, es nicht 
verftund, gute Haushaltung zu führen und fie deßhalb großen 
Schaden litten. Bon daher ftammt die Abneigung diefer beiden 
angeſehenen Familien, die ſich bis auf Meinrad Imfeld fortge- 
pflanzt. 1757, 6. Dezember ging die Hälfte, welche Imfeld 
noch an einer Kompagnie hatte, an Hauptmann Wolf über. 
Eine neue Dienſteinrichtung mit Frankreich benutzte er, um im 
Geheimen das Volk aufzuhetzen, ſo daß 2 Söhne von Land— 
ammannWolfgang von Flüe und Landammann Peter von Flüe 
den 5. Hornung 1764 in großer Gefahr geſtanden, von ber 
Landesgemeinde an Ehre und Gut geitraft zu werden und daß 
er 1764 mit Uebergehung der 3 franzöftich gelinnten Land— 
ammänner als Zandammann beftätet wurde un) fomit 2 Jahre 
nacheinander regierender Zandammann war, was feit mehr als 
360 Zahren nie vorgefommen. Ganz bejonder8 hat er fih im 
Bauweſen ausgezeichnet. Er baute dad Haus im Grundacher. 
Unter feiner Leitung wurde die Kirche, das Kollegium, das 
Schütenhaus auf dem Landenberg und die beiden Schwibbogen 
über die Aa gebaut. Seine Frau Maria Cäzilia Imfeld gebar 
ihm 18 Kinder, von denen nur 3 im Stammbud) angegeben find. 
Diefe große Zamilie ftandesgemäß zu erziehen und auszubilden 
brauchte viel Geld, wozu fein Vermögen und das geringe Eins 
kommen eine Zandammanns nicht hinreichte. Nach feinen Tod 


9 


146 





wurde auf den 6. März der Geldstag ausgefündet. Bon der 
Regierung empfangene Geld hatte Landammann Juſt fel. 4320 
Gld. 26 Schla., fein Sohn Nikolaus, welcher Landſäckelmeiſter 
war, 501 Gld. 4 Schlg., und fein Sohn Franz, welcher Salz: 
herr war, 1956 Gıd, 21 Schlg. binterhalten. Er war Salz: 
direfter und hatte mehrere Jahre feine Rechnung abgelegt, weil 
Niemand e3 wagen durfte, ihn mit einem folchen Verlangen zu 
beleidigen. Wenn er noch einige Jahre gelebt hätte, dann würde 
er ohne Zweifel das Mangelnde allmälig erjett haben. Niklaus 
und Franz baben in Folge dejlen auf ihre Aemter refignirt; 
Anton Maria, Bater des Meinrad, welcher Fein Geld hinter⸗ 
halten, hat auch ferner Ehrenämter befleidet. Auf dem Portrait, 
welches ſich im Grundacher befindet, führt Juſt Ignaz Imfeld 
den lateiniſchen Spruch: Fern ſei es von mir, mich wegen Et— 
was zu rühmen, ausgenommen wegen dem Kreuz. Darauf ant—⸗ 
twortet ihm die Frau auf ihrem Portrait vom Sahre 1748: 


„Sm Kreuz allein rühmt fich mein Dann, 
Kreuz, Glüd und Stern nimm mit ihm an.” 


Bon feinen Söhnen find bemerfenswerth: 1. Nikolaus, 
welcher 1724 geboren wurde, 1750 dad Stipendium in Paris 
erhielt, 1763 Bauherr und 1764 Zandfädelmeifter geworden und 
1783 geitorben ift. 2. Franz war Lieutenant in franzöfiichen 
Dienften, Salzfaltor und Vater von P. Sebaftian in Einftedeln. 
3. Anton Maria wurde den 23. November 1739 geboren und 
erhielt den 28. September 1759 das Stipendium in Paris. 1763 
wurde er zweiter Landſchreiber, 1769 Landeshauptmann, 1773 
Bauherr, 1780 Landvogt im Meyenibal, 1783 Gejandter nach 
Frauenfeld , 1798 öffentlicher Ankläger, wodurch er fich beim 
Volk verhaßt gemacht, und ftarb im hohen Alter von beinabe 
90 Jahren. 

12. Landammann Nikolaus IIL wurde 1792 Raths⸗ 
herr, 1797 Landesfähnrich, 1811 Statthalter und 1812 zum 
griten Mal Landammann. Da er eine große Familie und zu 
ihrem ftandeögemäßen Unterbalte zu wenig Vermögen und Ein= 
fommen hatte, und da man ihm nicht erlaubte, mit Meinrad 
Imfeld eine Eriparniklafle zu gründen, fo erflärte er einmal 

nad) dem Rath in einer Kommiffionalfitung um das Jahr 1830, 





147 


daß er nicht mehr im Stande fei, feine Gläubiger zu befriedigen. 
Es wurde der Gelddtag ausgefündet, affordirt und einige gute 
Freunde gaben SKapitalien als Bürgfchaft Hin, Am meijten 
Schaden litt fein Schwiegerfohn, Bildhauer Franz Abart. 

Außer den oben genannten Landammännern und ihren 
Söhnen haben fich noch Folgende ausgezeichnet: 

1. Marquard, Sohn des Landvogt Wolfgang, Großſohn 
des Landammann Marquard I., war in feiner Jugend Lieutenant 
in franzöfifchen Dienften und heirathete zuerft Anna Robrer, 
Tochter des Landjchreibers Melchior, nachher Anna von Flüe, 
Tochter des Landeshauptmann Melchior, dann Margreth Frunz, 
Wittwe des Landvogt Anton Bucher und endlih Sara Imfeld, 
Tochter des Landammann Johann II. Er hatte von den erften 
zwei Frauen und ber legten eine zahlreiche Nachkommenſchaft. 
Eine Tochter wurde Klofterfrau in Sarnen und zwei Söhne, 
P. Marquard und P. Lukas, haben dem Kapuzinerorden Ehre 
gemacht. Wie andere Imfeld, fo hat auch er Durch Tchöne und 
folide Bauten fich verdient gemacht. Er baute 1628 dad Thürli- 
haus, die St. Antonsfapelle bei der Melchabrüde, 1665 dad Haus 
zur „Sonne” in Kern, wo früher die Gebäulichkeiten des Land: 
vogt Anton Bucher geftanden, welche er feiner Frau Margretb 
Frunz abgefauft, und war Antheilhaber am Bergwerk im Melch— 
tbal. Bon 1657—1663 wohnte er in Kerns und befuchte auch 
»en dortigen Gemeinberatb. 1659 bezahlte er für einen Stuhl 
in der Kirche zu Kernd 3 GEld. 30 Schlg. und 1662 15 Gld. 
20 Schlg. In Sarnen befaß er früher einen Tuchladen, Wirth: 
ſchaft und Weinhandel. 1633 forderte er für 27 Paar Hofen 
201 Gld. 19 Schlg. und 1688 für 139 Ammans-Irten 69 Gld. 
20 Schlg. In früherer Zeit durfte jeder Stimmfähige, der an 
der Landsgemeinde erfchien, in einem beliebigen Wirtshaus eine 
Irti tbun, die dann der Landfedelmeifter bezahlte. Sm 16. Jahr: 
hundert bezahlte der neugewählte Landammann biefe Irti, wofür 
ihm das Bußengeld gehörte. 1638 bezahlte er das Ohmgeld 
für 8980 und 1639 für 12,320 Maß Wein. Im Sahre 1647 
war Lieutenant Marquard Feldfchreiber im Zug gegen die Fran 
zoſen und Schweden. 1657 wurde er Landfedelmeifter und 
wurde wegen feinem Reichthum der reiche Landferdelmeifter ges 
nannt. Er jtarb den 7. Oktober 1665. 


148 


nn) 


2. Nikolaus wurde 1701 Landesfähnrich, 1704 Landes⸗ 
bauptmann und ftarb den 22. März 1709. 

8. Hana Wolfgang wurde 1704 Zeugherr und Thalvogt 
von Engelberg oder vielmehr Kaftvogt des Klofters. 

4. Johann Melchior ftudirte 1714 in Paris, war 1723 
Freitheilvogt und 1725 Gerichtsjchreiber. und Siechenvogt, 1742 
Landvogt in Mendris, 1752—1761 erfter Kollegivermwalter und 
ftarb den 16. Februar 1775 im Alter von 83 Sahren. Er 
wohnte im Haufe von Hrn. Ratheherr Simon Wirz, welches 
vorher Erjefuit Johann Baptift Dillier für fein Seminar ge: 
pachtet und von 1710—19 benust batte. 

5. Felix, Großſohn des Landammann Johann Beter, 
Sohn des Hauptmann Marquard, war Hauptmann in ſpaniſchen 
Dienſten, wurde Landesfähndrich 1754 und ſtarb 1768. Er 
war verheirathet mit Anna M. Stockmann, einer Tochter des 
Landammann Marquard Anton und wohnte im Thürlihaus. 

6. Anton Franz, Sohn des Vorigen, geb. 1747, wurde 
Rathsherr 1775, Landesfähnrich 1786, Landeshauptmann 1797 
und 1811, Bolizeidirektor und Statthalter 1812 und ftarb 1818. 
Er war 1792 Hauptmann de Auszuges von 24 Mann nad 
Bafel und blieb dafelbft vom Juni bis November. Sein Bruder 
Ignaz war Sefretär bei der Garde in Turin, wo er 1830 ftarb. 
Sein Sohn Anton war Landfchreiber. 

7. Meinrad, Sohn des Landvogt Nikolaus Anton und 
Großſohn des Landammann Juſt Ignaz wurde geboren den 15. 
Auguft 1771 und war .nach vollendeten Studien 3 Jahre Ardhiv- 
ſekretär des Stiftes Einfiedeln, dem fein Großonfel Abt Nikolaus 
II. rubmvoll vorgeftanden. 1798 wurde er Sekretär der Ber- 
waltungsfammer in Zug und hat durch feine Liebe zur Helvetif 
beim Volke an Popularität bedeutend eingebüßt. Nach der Auf: 
löſung der Helvetif befchäftigte er fich in Luzern mit Geldwechſel, 
Staatd: und Privateffeftenhandel. Die Regierung von Nids 
walden übertrug ihm 1807 die Generaldireftion einer Aktien⸗ 
lotterie bon 800,000 Fr. zu Gunften der Wafferbejchädigten. 
In Folge von Verluſten, die er erlitten und in Folge unglück⸗ 
licher Spekulation wurde er 1812 genöthigt, gerichtliche Liqui⸗ 
dation zu begehren. Die Hoffnung, feine Gläubiger in Folge 
eines günftigen Bertraged mit Kafpar Hartmann befriedigen zu 


149 





Tönnen, wurde vereitelt durch einfeitigen Vertragsbruch. Dadurch 
zu Schimpfereien veranlaßt, zog er fich überdies noch Klettenftrafe 
zu. Er war mehrere Jahre in Mailand und ertbeilte Unterricht 
in ben Sprachen. Heimgekehrt wurde er dann durch feine 
Gegner, welche fürchteten, er könnte wieder in die Regierung 
bineinfommen, zu Schimpfereien gereizt und deßwegen 1829 über 
Gebühr mit Iebenslänglicher Verbannung geftraft. Die lebten 
Sahre feines Leben? hat er dann wieder in der Heimat zuge⸗ 
bracht und ftarb den 6. Juni 1858. Er war ſehr talentvoll, 
gab eine italienifche Grammatif und einen italienifch-deutfchen 
Brieffteller heraus und verfaßte mehrere Novellen. („Volksfr.“ 
1890 Nr. 10 und 11.) 

8. Hauptmann Ignaz, der feit 1825 mehr als 30 
Sabre in Neapel im 1. Schweizer-Regiment gedient, der den 
10. Februar 1881 geftorben und deifen Sohn Xaver ein be- 
zühmter Topograph ift. 

9. Hr. Johannn wurde 2. Landfchreiber 1848 und Rath3- 
berr 1868. Gr war auch Oberrichter. 

Ratbsherren: Fähnrich Kranz 1690, Chriſtoph 1803, 
Marquard 803, Boftmeifter Joſeph 1821, Hr. Joſeph, 
Alt-Pofthalter, Senior, 1839. 

Seiftlihe: 1. P. Marquard, früher Joh. Franz, Ka: 
puziner, wurde geboren den 27. Dezember 1638 und war der 
Sohn des reichen Lanpjedelmeiftere Marquard und der Anna 
von Flüe. Er trat in den Drden den 5. April 1659. Das 
Noviziat machte er zu Altvorf unter P. Criſpin Zelger.. Er 
war an verfchiedenen Drten Guardian, wurde Definitor und 
zum ziveiten Male Guftod. Er war auch Prediger und Novizen⸗ 
meilter. Wegen feiner jeltenen Baufenntniß wurde er fehr oft 
in Anfpruch genommen. Bald mußte er ein Klofter, bald eine 
Kirche, bald ein Haus, bald ein anderes Gebäude unter feine 
Zeitung und Aufficht nehmen. Er lebte eremplarifch und ftarb 
im Ruf der Heiligfeit zu Luzern den 2. Oftober 1718, 

2. P. Zufa3, früher Ferdinand, Kapuziner, Bruder de 
Borigen, wurde getauft den 3. April 1646. Er trat in den 
Drden im Sabre 1667, war an verjchiedenen Orten Guardian, 
lebte jehr fromm, war Senior der Provinz und ftarb zu Zug 
den 7. Februar 1733 im 86. Jahre feines Alter und im 65. 
feine Ordens. 


150 





3. Ein Sohn des Kafpar, Stammvaterd der weißer 
Linie und der Margret Wirz, Großfohn des Landammanız 
Johann J., war Franziskaner. 

4. P. Conſtantin, früher Andreas, Ciſterzienſer, Sohn 
des Landammann Marquard II. und der Dorothea Imfeld, 
wurde geboren den 9. September 1628, legte Profeß -ab im 
Klofter zu Wettingen den 16. April 1645, wurde Prieſter den 
21. September 1652, nachdem er zu Freiburg im Breisgau und 
in Dillingen feine theologijchen Studien vollendet. Er war 
1657—59 Subprior, wurde am 10. Dftober 1659, erft 81 Jahre 
alt, Prior und ftarb den 23. März 1663. (Gefällige Mittheilung 
von Abt P. Dominikus in Marienftatt über biefen und andere 
Obwaldner P. P. in Wettingen.) | 

5. P. Hieronymus, früher Johann Franz, Cifterzienfer, 
Sohn ded Landammann Johann Peter und der Maria Rohrer, 
wurde geboren den 19. Zänner 1662, Iegte Profeß ab im Klofter 
zu Wettingen den 17. April 1678 und wurde Priefter den 20. 
Sänner 1685. Er war Brüdermagifter 1687—88, Frühmeſſer 
in Dietifon 1688, Cuſtos 1691-95, Beichtiger in Gnadenthal 
(Aargau) 1697—98 und 1706-1709, Pfarrer in Magderau 
1698—1701 und 1709—1716, Subprior 1701—1704 und 1716 
bis 1719, Prior 1719—21, Beichtiger in Magdehau 1721—R3 
und Beichtiger in Kalchrain 1723—26. Er ſtarb den 25. De= 
zember 1727. 

6. P. Gregor, früher Anton, Benediktiner in Engelberg, 
Sohn de8 Daniel und der Anna M. Imfeld, Großjohn des 
Zandammann Johann II, wurde geboren im Jahre 1672. Er 
legte Profeß ab den 23. Dftober 1695, wurde Prieſter den 12. 
Auguft 1696, war Eufto® und ftarb den 18. September 1716. 

7. P.Leopold, früher Franz, Kapuziner, Sohn bed Fähn⸗ 
rih Melchior und der Magdalena Burch, Großſohn des Land⸗ 
ammann Marquard IL, wurde getauft den 5. Juli 1668. Er 
trat in den Drden den 5. November 1690 und ftarb als erjter 
Kaplan von St. Antondberg den 29. Dezember 1729. 

8. P. Franz Maria, früher Karl Franz, Kapuziner, Sohn 
des Fähnrich Franz und der Elifaheth Wirz, Bruder des Pfarrers 
Dr. Sohann Sof. in Lungern und der Klofterfrau M. Barbara 
in Sarnen, mwurbe getauft den 6. November 1658. Er trat in 





151 
den Orden den 8. September 1677, war 12 Jahre Lektor, 
Guardian, Definitor, Cuſtos und ftarb als Vikar zu Earnen 
an einem Schlaganfall den 9. Mai 1733. 1725 forgte er, daß 
die Prieſter des Sertariat? Obwalden Theil haben an den guten 
Werken des Ordens. 

9. P. Chriſtian, früher Nikolaus, Sohn des Gericht: 
ſchreibers Joſt Benedikt und der M. Urſula Imfeld, wurde ge— 
tauft den 28. Auguſt 1679. Er trat in den Orden den 1. März 
1700 und ſtarb zu Näfels den 25. September 1746. 

10. P. Benedikt, früher Franz Anton, Kapuziner, Sohn 
des Mitr. Hans Anton und der Maria Britſchgi, wurde getauft 
den 22. Sänner 1681, trat in ben Orden den 10. März 1701 
und ftarb als Jubilat zu Sulz den 21. Juni 1754. 

11. P. Beda, früher Karl, Kapuziner, Bruder des Borigen, 
wurde getauft den 22. Dezember 1683, trat in den Orden den 
6. November 1703 und ftarb als Jubilat zu Hagenau den 19. 
April 1760. 

12. P. Adjutus, früher Melchior, Kapuziner, Sohn de3 
Joh. Wolfgang und der Barbara Burch, wurde getauft den 
8. Dftober 1733, trat in den Orden den 5. Dezember 1753 und 
hauchte feine „ehr Fromme Seele” aus den 8. September 1783. 

13. P. Bonifaz, Sohn des Sof. Ignaz und der Margreth 
Stockmann, Bruder des Kammererd in Sarmenftorf, de3 Ferdi: 
nand Leonz, Kaplan in Kägiswil, war Benediktiner im Klofter 
St. Gallen und befand fih 1745 zu Peterszell. 

14. P. Nikolaus, Abt in Einfieveln, früher Anton Se: 
baftian, Sohn des Schulherrn und Organiften Sebajtian und 
der M. Ursula Luffi, Bruder ded Landammann Juſt Ignaz, 
wurde geboren den 25. April 1694. Er legte PBrofeß ab den 
21. Wintermonat 1714, wurde Briefter 1720, war Brüder: 
inftruftor, Brofeffor der Bhilofophie und Theologie, Subprior 
und wurde den 7. September 1734 zum Abt erwählt. In 
Folge deifen war er Abt zu Einfiedeln, Fahr, St. Gerold, 
Bellenz, Herr zu Pfäffikon, Freudenfels, Sonnenberg, Gachnang, 
Nichenburg und wurde Bifitator der Benediktiner:Congregation. 
Die Regierung von Obwalden befchloß den 16. September 1734 
ihm fchriftlich zu gratuliren und auf dem Landenberg 24 Freu: 
benfhüffe loszulaſſen. Wie jein Bruder Landammann Juſt 


150 





3. Ein Sohn des Kafpar, Stammvaterö ber weißen 
Linie und der Margretb Wirz, Großjohn des Landammanr 
Sobann I, war Franziskaner. 

4. P. Sonftantin, früher Andreas, Cifterzienfer, Sohn 
des Landammann Marquard II. und der Dorothea Imfeld, 
wurde geboren den 9. September 1628, legte Profeß -ab im 
Klofter zu Wettingen den 16. April 1645, wurbe Briefter den 
21. September 1652, nachdem er zu Freiburg im Breidgau und 
in Dillingen feine theologifchen Studien vollendet. Er war 
1657—59 Subprior, wurde am 10. Dftober 1659, erft 81 Jahre 
alt, Prior und ftarb ben 28. März 1663. (Gefäliige Nittheilung 
von Abt B. Dominikus in Marienftatt über diefen und andere 
Obmwaldner P. P. in Wettingen.) 

5. P. Hieronymus, früher Johann Franz, Cifterzienfer, 
Sohn des Landammann Kobann Peter und der Maria Rohrer, 
wurde geboren den 19. Jänner 1662, legte Profeß ab im Klojter 
zu Wettingen den 17. April 1678 und wurde Briefter den 20. 
Sänner 1685. Er war Brüdermagifter 1687—88, Frühmeſſer 
in Dietifon 1688 , Cuftos 1691-95, Beichtiger in Gnadenthal 
(Aargau) 1697—98 und 1706-1709, Pfarrer in Magdenau 
1698— 1701 und 1709—1716, Subprior 1701—1704 und 1716 
bis 1719, Prior 1719—21, Beichtiger in Magdehau 1721—23 
und Beichtiger in Kaldrain 1723—26. Er ftarb den 25. De- 
zember 1727. 

6. P. Gregor, früher Anton, Benediltiner in Engelberg, 
Sohn ded Daniel und der Anna M. Imfeld, Großfohn des 
Zandammann Johann II., wurde geboren im Sabre 1672. Er 
legte Profeß ab den 23. Oktober 1695, wurde Prieſter den 12. 
Auguft 1696, war Eufto8 und ftarb den 18. September 1716. 

7. P.Leopold, früher Franz, Kapuziner, Sohn bed Fähn— 
rih Melchior und der Magdalena Burch, Großjohn des Lande 
ammann Marquard IL, wurde getauft den 5. Juli 1668. Er 
trat in den Orden den 5. November 1690 und ftarb als erfter 
Kapları von St. Antonsberg den 29. Dezember 1729. 

8. P. Franz Maria, früher Karl Franz, Kapuziner, Sohn 
bed Fähnrich Franz und der Elifabeth Wirz, Bruder des Pfarrers 
Dr. Johann Sof. in Lungern und der Klofterfrau M. Barbara 
in Sarnen, wurde getauft den 6. November 1658. Er trat in 


151 


,e 


den Orden den 8. September 1677, war 12 Jahre Lektor, 
Guardian, Definitor, Cuſtos und ſtarb als Vikar zu Sarnen 
an einem Schlaganfall den 9. Mai 1733. 1725 ſorgte er, daß 
die Priefter des Sertariat3 Obwalden Theil haben an den guten 
Werken des Drden?. 

9. P. Chriftian, früher Nikolaus, Sohn des Gericht: 
Ichreiber8 Soft Benedikt und der M. Urfufa Smfeld, wurde ge: 
tauft den 28. Auguft 1679. Er trat in den Orden den 1. März 
1700 und ftarb zu Näfel® den 25. September 1746. 

10. P. Benedikt, früher Franz Anton, Kapuziner, Sohn 
des Mitr. Hans Anton und der Maria Britfchgi, wurde getauft 
den 22. Sänner 1681, trat in den Orden den 10. März 1701 
und ftarb als Jubilat zu Sulz den 21. Juni 1754. 

11. P. Beda, früher Karl, Kapuziner, Bruder de3 Vorigen, 
wurde getauft den 22. Dezember 1683, trat in den Orden den 
6. Rovember 1703 und ftarb als Jubilat zu Hagenau den 19. 
April 1760. 

12. P. Adjutus, früher Melchior, Kapuziner, Sohn de3 
Joh. Wolfgang und der Barbara Burch, wurde getauft den 
8. Dftober 1733, trat in den Orden den 5. Dezember 1753 und 
hauchte feine ufehe fromme Seele” aus den 8. September 1783. 

13 Bonifaz, Sohn des Joſ. Ignaz und der Margreth 
Stodmann, Bruder des Kammerers in Sarmenftorf, des Ferdi- 
nand Leonz, Kaplan in Kägiswil, war Benediktiner im Klofter 
St. Gallen und befand fich 1745 zu Peteräzell. 

14. P. Nikolaus, Abt in Einfiedeln, früher Anton Se: 
baftian, Sohn des Schulheren und DOrganiften Sebajtian und 
der M. Urfula Luffi, Bruder des Landammann Juſt Ignaz, 
wurde geboren den 25. April 1694. Er legte Profeß ab den 
21. Wintermonat 1714, wurde Prieſter 1720, war Brüder: 
inftruftor, Profeſſor der Philofophie und Theologie, Subprior 
und wurde den 7. September 1734 zum Abt erwählt. In 
Folge deffen war er Abt zu Einfiedeln, Fahr, St. Gerold, 
Bellenz, Herr zu Pfäffikon, Freudenfels, Sonnenberg, Gachnang, 
Richenburg und wurde Viſitator der Benediktiner:Congregation. 
Die Regierung von Obwalden beichloß den 16. September 1734 
ihm fchriftlich zu gratuliren und auf dem Landenberg 24 Freu: 
denſchüſſe loszulaſſen. Wie fein Bruder Landammann Juſt 


152 


II NL — 


Ignaz und wie die Imfeld überhaupt, ebenfo war aud er ein 
Freund und Liebhaber vom Bauweſen. „Der Fürftabt Nifo- 
laus II.,“ fchreibt P. Albert Kuhn, „baute meit mehr als 
irgend einer feiner Borgänger”: der innere Ausbau der Kirche 
und des Stiftes, der Umbau des Chores, die Anlage des Plate: 
vor der Kirche und dem Stifte, bie Errichtung fänmtlicher Defo- 
nomiegebäude , dies find feine vorzüglichiten Bauwerke in Ein- 
fiedeln. Dazu fommen noch u. a. ein großer Theil der Ring: 
mauer, die beiden Mühlen „bey Hof" und „in der Furren,” das 
Kanzlerhaus („Einfiedle:hof"), die Sägemühle, die Alpbrücke, 
dann die innere Ausftattung der Kirche auf der Ufenau, das 
Wirthshaus und die Mühle zu Eichenz, die Reparatur des 
Schlofjes zu Pfäffikon, der Probftei zu St. Gerold, des Amts⸗ 
hauſes in Zürich, des Amtshauſes in Surfee, der Statthalterei 
Frauenfeld, der Bau der Kaplanei in Surfee, Käfereien im 
-Sihlthal und auf dem Ekel, der Pfarrhöfe in Feufisberg und 
Männcdorf, des Gafthaufes und der Kapelle auf dem Ebel, des 
Hauſes auf der Leutichen, des Schloffed zu Gachnang, bed 
Chores zu Ettiswil und Sarmenftorf, des großen Saales auf 
Sonnenberg u. ſ. w. Gr mar ein großer Wohlthäter der 
Kirhen zu Schwyz, Sarnen und Sachſeln. Der Xebtern ber: 
ebrte er 1762 eine koſtbare Monftranz. Bon den Einfiedlern 
hatte er viel zu leiden. Im Klofter berrichte eine gute Disziplin. 
Er war Allen lieb und bob den Wohlftand feines Stifte. Er 
zeichnete ſich aus durch Belcheidenheit, durch Leutfeligkeit, durch 
jeine Liebe zu den Armen, zu den Seinigen und zu den Aus: 
mwärtigen. Er war überhaupt „eine augerwählte Zierde und Krone wie 
feined Stiftes fo ſeines Geburtälandes Obwalden.” Die Rede, 
welche bei der Subiläumsfeier feines Eintritte® in den Orden 
gehalten wurde, ift gedrudt Er ftarb den 1. Auguft 1773. 

15. P. Sebaftian, Benediltiner in Einfiedeln, Sohn des 
Lieutenant und Salzfaftor Franz und Großfohn des Landammann 
Juſt Ignaz, wurde geboren den 16. Mai .1763, legte Profeß ab 
den 24. September 1780 und ftarb den 23. April 1837. Er 
war Archivar, Beichtiger in der Au, Statthalter in Pfäffikon 
und in Einfiedeln und zwei Mal Brobft im Fahr. Mit P. 
Conrad Tanner gab er 1793 in 2 Bänden ein Leben der Heiligen 
heraus, worin die einfiedliichen Feſte beſonders gut behandelt 


153 





find. Die Predigt, welche er 1815 am Bruderflaufenfeft ge: 
Halten, ift ebenfall3 im Drud erfchienen. Bon ihm ift noch viel 
Ungedrudtes vorhanden, theologifchen und gefchichtlichen Inhalts. 

16. Anton, Sohn ded Zandammann Johann I. und der 
Katharina Wirz, wurde getauft den 10. Sänner 1603. 1622 
wurde er zu Freiburg im Breisgau Doktor der Theologie. 

1. Marquard, Sohn des Landammann Johann II., 
"wurde den 29. Zuli 1651 das PBatrimonium auf den Spital ge: 
geben unter der Bedingung, daß wenn der Spital Schaben leiden 
follte, ded Landammand und der Seinen Hab und Gut Nach: 
währ fein fol. 1654 wurde er zu Pavia zum Doktor der Theo» 
Iogie promovirt und 1656 wird für ihn zu Sarnen Gedächtniß 
gehalten. 

18. Johann, Dr. Philoſ. und Pfarrer in Wil, wurde 
1635, «1. Auguft, Wartner auf das nächite Kanonifat zu Bi: 
ſchofszell. 1639, 19. November fchreibt die Regierung nach Lu: 
zern, daß fie den bochgelehrten Dr. Johann Imfeld, Pfarrer in 
Wil, auf dad Kanonikat in Biſchofszell gewählt „wegen feinen 
befhanten wollanfehnlichen Qualitäten.” Wie e8 fcheint, wollten 
die Chorherren diefe Wahl nicht anerkennen; deßhalb beichloß 
die Regierung den 9. Februar 1641: Unſer Gefandbter fol auf 
der Tagfagung und beim Nuntius alles Ernfted daran fein, daß 
unfer Kanonikus eingefegt merbe. 1641, 25. Mai wurde bie 
Initruftion ertheilt: Wenn man die von ihnen gewählten Chor: 
berren nicht anerkennen wolle, jolle man ihre Gefälle im Thur: 
gau mit Arreft belegen. Später wurde erfennt, daß der Arreit- 
erſt dann aufgehoben werde, wenn Dr. Imfeld eingejegt und 
die von Zug getroffene Wahl anerkannt wird. Er ftarb den 
4. Hornung 1645 als Chorherr in Bifchof3zell. 

19. Wolfgang. Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

20. Johann Nikolaus, Sohn ded Wachtmeilterd Se— 
baſtian und der Maria Frunz, wurde getauft den 25. März 
1639. Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

21. Chriſtian. Siehe Helfer. 

22. Tobias, Sohn des Jakob und der Anna M. Spichtig, 
erhielt den 31. Oktober 1687 das Stipendium in Mailand, den 
9. September 1690 das Patrimonium und wurde den 29. April 
1692 in das Briefterfapitel aufgenommen. Er ſcheint zuerft un 





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verpfründet geweſen zu fein, bis er 1697 Helfer in Giswil ge— 
worden, wo er den 16. Mai 1699 ftarb. 

23. Johann Joſ., Dr. Theol., Bruder des P. Franz 
Maria, erhielt den 17. April 1670 das Stipendium in Mailand- 
und den 6. Dftober 1673 das PBatrimonium. Seine Printiz. 
feierte er zu Sarnen am meißen Sonntag den 12. April 1676. 
Er war zuerft Bilar beim alten Pfarrer Kaſpar von Zuben in 
Lungern und wurde dann, nachdem derfelbe unter gewiſſen Be= 
dingungen refignirt, den 3. März 1677 zum Pfarrer erwäbhlt. 
Er ftarb den 13. März 1678. 


24. Franz Dominif, Sohn de? geugherrn und Haupt⸗ 
mann Marquard, Großſohn des Landammann Johann Peter, 
wurde geboren 1698. Sein Vater verzeigt ihm als Patrimonium 
3000 Münzgulden auf Thürlacher und die Regierung bezeugt 
den 22. November 1721 die Richtigkeit desſelben. Den 5. Mai 
1731 wurde für ihn zu Sarnen Gedächtniß gehalten. Er war, 
wie 5. Tcheint, unverpfründet. 


Franz Ignaz erhielt den 13. Hornung 1712 das 
Batman. 1712, 27. Dezember beichloß der Rath, zu feiner 
Primiz 4 Kanten Wein und etwas Pulver zum Gloria, Sanktus 
und Benediktion zu geben. Er ftarb den 21. März 1720. 


26. Franz Anton, Sohn des Weibel Hand Franz und 
der Maria Anna Satob, wurde geboren 1724 und war Schuls 
herr und Drganift in Sarnen. 1750, 3. Jänner beichloß man, 
ihm auf bie Primiz 2 Thlr. zu geben. Der Kaften feiner Eltern 
befindet fi) im Mufeum. 


27. Johann Michael, Kaplanim Melchthal. Siehe Chro= 
nit von Kern? ©. 40, 


28. Sof. Alvid, Biuder des P. Bonifaz und des Kaplan 
Ferdinand Lorenz, wurde geboren den 10. Juni 1709, erhielt 
dag Stipendium in Mailand den 25. September 1728, das 
Patrimonium den 5. Sept. 1732 und 2 Thlr. den 28. ‚Sept. 
1733 auf die Primiz. 1744 wurde er Pfarrer in Sarmenftorf, 
1750 Sertar und 1762 Kammerer ded Kapitels Mellingen. Er 
ftarb den 5. Okt. 1779. Bu Gunften der Pfarrkirche in 
Sarnen, des Spitald und der armen Leute teftirte er 2000 SL. 


155 


PIE TE RL NL. 


29. Ferdinand Lorenz, Bruder ded Vorigen. Siehe 
Kapläne in Kägiswil. 

. Sobann Baptift wird -1806 in's Nidwaldner 
Kapitel aufgenommen und erjcheint 1807 als Helfer in Wolfen 
Ichießen. 

31. Johann Peter. Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

32. Sranz Joſ. Ignaz, Sohn dei Franz Ignaz unb- 
der Maria Anna Blättler, wurde geboren den 2. Auguft 1753, 
erhielt da8 Patrimonium den 27. Juli 1776 und feierte die 
Primiz den 12. Zuni 1777. Vom 16. März 1777 bis 18. Wein: 
monat 1783 war er Kaplan in Bürgeln und nachher bis zu 
jeinem Tod den 26. Zänner 1785 Helfer in Lungern Wie es 
ſcheint hat er fich Feine irdilchen Schäge gefammelt. 1785, 5. 
März wurde erkennt, daß die fchuldigen Meffen: und Sterbe: 
foften bezahlt und das Uebrige ſammt Schulden den Gelten 
übergeben werde, damit man fie auf einen gewiflen Tag zu= 
fammenrufe. 

33. Alois, Sohn des Landedfähnrich Anton Franz, wurde 
geboren 1772, erhielt da8 Stipendium in Mailand den 10. DE. 
1794, das Patrimonium den 11. Juni 1796, war Kaplan in 
Meyen 1807, Helfer in Wolfenfchießen 1808—1819 und Helfer 
in Hergiswil 1819—1827. Er ftarb zu Stand den 11. Nov. 
1828. 

34. Sof. Ignaz, Sohn de Dr. Hof. Valentin, wurde 
1771 zu Sarnen geboren. Seine Studien begann er im Kol: 
legium, Philofophie ftudirte er zu Solothurn und Theologie in: 


Mailand, wohin er 1792 verreift und mo er ben 20. September 


1794 zum Priefter. geweiht wurde. 1789 fteuerte man ihm 
12 Gl., 1790 gab man ihm zu Solothurn in Anjehung feines 
rühmlichen Betragens eine Münzdublone, 1791 2 Louisdor und- 
1792 fteuerte man an die Reife nad Mailand 15 Gl. 1799, 
9. Zuli, wurde er von der Verwaltungskammer in Zug zum 
Pfarrer in Lungern gewählt und 1801 wurde die Wahl von der 
Gemeinde beftätigt. Er war Pedell des VierwalpdftätterfapitelS. 
1805 erſchien von ihm im Drud „Ein Wort zur Empfehlung 
ber braben Gemeinde Zungern mit einem Hinblid auf ihren See: 
abzug” und 1813 die Predigt, die er am Felt des HI. Leodegar 
in Lugern gehalten. Gr ftarb den 8. Heumonat 1850. In feinem 


156 





Umgang war er gefällig. Seinem Vikar und Nachfolger Joh. 
“ Mina gab er da3 Kreuz vom Roſenkranz des el. Bruder Klaus. 

35. Anton. Siehe Kapläne in Kirchhofen. 

36. Nikolaus, Bruder des Borigen, wurde geboren den 
24. März 1791 und erbielt das Patrimonium den 26. April 
1817. Commiſſar von Flüe hofft, er werde nach und nach bie 
nothiwendige Praxis fü erwerben. Er war Kaplan in ber: 
rifenbach 1819—24, Bifar in Buochs 1824, Bilar in Dallenwil 
ae Nachher privatifirte er, bis er den 23. März 1866 

arb. 

37. Sof. Ignaz, Sohn des Drechäler Heinrich und der 
Anna Wirz, wurde geboren den 14. März 1809, Briefter den 
6. April 1833 und mar dann unverpfründet oder „General— 
vifar”, wie er fich nannte, bis 1841. 1841, 9. DE. wurde er 
Kaplan in Bürglen, wo er den 30. Jänner 1874 jtarb. 1831 
-ftudirte er bei den Sefuiten zu Freiburg Theologie. In der Ge: 
felfchaft war er gern bereit, ein paar Gelchichten zu erzählen. 
Er war dann auch wieder gern einfam nnd allein. In feiner 
Bibliothet befanden ſich vorzüglich Volksſchriftſteller. Cr Hatte 
eine Menge von Sagen aus allen Gemeinden zufammengefchrieben. 
‚Gegen die Armen war er friigebig. 

38. Hr. Alois. Siehe Klofterfapläne. 

89. Hr. Balthajar. Siebe Helfer. 

Jöri, Jörgi 
ſteht irrthümlich unter den ausgeſtorbenen Geſchlechtern. 
Kathrinen, Kathriner. 


Der erſte Kathriner, welcher uns in den alten Schriften 
als Bürger von Sarnen begegnet, iſt Hänsli, welcher den 6. 
Juli 1478 im Namen der Freitbeiler prozeſſirt. Oswald er: 
jcheint den 27. April 1527 im Namen der Schwander vor Ge: 
richt. Er befaß 1554 die Bachſchweifi und erhielt 1559 2 Kronen 
‚an feinen Bau. Hang war den 9. April 1528 SchiedSrichter, 
1532 Vogt des Spitald und Richter. Da ein Kathrinen wenig: 
ften® von 1537—42 Landichreiber war, deßhalb vermuthen wir, 
daß derjelbe Hand geheißen. Im Xeutprieiterrodel von 1484 
-erjcheinen mehrere Kathrinen, welche zinspflichtig waren. Hr. 
Ignaz iſt ein tüchtiger Mufifer und fein Bruder Hr. Niko: 


157 


— — 


dem Oberförſter. Kaſpar kaufte 1549 das Kilcherrecht im 
Giswil. 

Rathsherren: Oswald 1532, Klaus 1559, Chriftian. 
1583, Jakob 1623, Georg + zu Parma den 15. Aug. 1647, 
Chrifttian 1648, Nifolaus 1658, Chriftian 1680, Mel: 
hior 1685, Andreas 1722, Hans Beter 1754, Hans— 
Melchior 1767, Nikolaus 1824, Hr. Nikolaus, Spten, 
1881, Hr. Franz, Förfter, 1888. 

Geiftlide: 1. Ignaz wurde geboren 1705. Seine: 
Mutter hieß Anna M. von Flüe. 1732, 5. Sept. erhielt er das 
Batrimoninm und wurde den 28. März 1733 in das Prieſter⸗ 
tapitel aufgenommen. Bon 17387—1763 war er erjter Kaplan 
in Bürgeln und von 1769—} 28. März 1773 Kaplan der Neunuhr— 
Pfründe in Sadıfeln. 

2. Jakob Joſ. Siehe Kapläne in Stalden. 

3. P. Sfidor, früher Melchior, trat in den Kapuziner- 
orden ben 15. Dez. 1654; mar Guardian zu Moldheim 1677 
und ftarb zu Frauenfeld den 6. Juni 1693, 58 Sahre alt. 


Kifer. 

Die Kifer begegnen und zuerft auf dem Schlachtfeld. Jenni 
fiel 1386 bei Sempad, Klaus 1476 bei Murten, Hans 1477 
bei Ranch, Kafpar 1515 bei Marignano und Hand Meldior 
1712 bei Billmergen. Die Blüthezeit diefes Gejchlechtes fällt. in 
das 15. Jahrhundert. Im „Vaterland 1889 Nr. 128 wurde 
gemeldet, daß in einer mohlbebauten Farm etwa 7 Meilen öſt⸗ 
lid von Wafbington Court Houfe in Ohio eine hochbejahrte 
Familie Kifer lebe nämlich Elifabeth Hillard:Kifer 115, Margreth 
ArnoldeKifer 112, Sufan Bailay⸗Kiſer 109 und William Kifer- 
104 Sabre alt. Wenn diejfe Familie von Obwalden abjtammt, 
dann ftammt fie wahrfcheinlich von jenem Zweig, der vor mehr 
als 200 Zahren nach Worms ausgewandert. Hans warb 1595- 
Kilcher in Giswil. 

Die Bedeutenſten dieſes Geſchlechtes ſind: 

1. Heini, welcher wahrſcheinlich mit einer Schweſter des 
Amman Nikolaus Rüdli verheirathet war, prozeſſirt im Namen 
der Ramersberger den 1. Mai 1419, den 4. Febr. 1422, den 
27. April 1485, war Rathsherr und einige Mal Abgeordneter: 


158 . 


IL 7, 


an die Taglakung. Seine Söhne Welti und Klaus erfcheinen 
den 7, Heumonat 1455 als Erben bed reihen Amman Rüdli 
fel., welcher die Kaplanei zu Kirchhofen geftiftet. 

2. Welti (Walter) erjcheint 1457, 24. Nov. mit Klaus 
Kifer vor Gericht wegen der Kaplaneiftiftung. 1460, 20. Sept., 
Hei Ausbruch des Krieged der Eidgenoſſen gegen Defterreich, 
fandte er und Heinrich Wolffent, als Hauptleute der Unterwaldner, 
einen Fehdebrief an Herzog Sigmund. 1460, 20. Aug. und 
1463, 8. Juni erfcheint er vor Gericht wegen der Melhawuhr. 
Bon 1470—72 war er Kaſtvogt des Kloſters Engelberg; 
1464 macht er Anipruch auf Kernjeralpen, meil er dort Güter 

abe. 
v 3. Hans war 1486 Landjedelmeifter und erjcheint öfters 
als Abgeordneter an die Tagſatzung. 1480 hatte er einen Streit 
mit dem Grafen Oswald von Thierftein. 

Rathsherren: Welti 1551, Vertreter von Ramersberg, 
Mitftifter der dortigen Kapelle, Befiter des Gutes Zimmerthal 
und der Alp Seefeld, Morit 1563, Mathias 1590, Met- 
«hior 1598, Mathäus 1655, Wolfgang 1684, Han? Bal; 
1727, Hans Sof., Spitalherr, 1747, Melchior 1803, Franz 
30. 1830, Nikolaus 1855, Hr. Melchior 1864 und Dr. 
Theilenvogt Nikolaus 1884. 

Geiſtliche: 1. Jakob, Vikar des Domftifte® Worms. 
1691 wird für ihn zu Sarnen Hausjahrzeit gehalten und den 
2. Juni 1691 wird befchloffen, ihm aus feinen und feiner Mit- 
erben Mitteln 100 Gl. folgen zu laffen. Um dieje Zeit fam er 
nach Obwalden auf Beſuch. Als er bald wieder verreifen wollte, 
gab ihm das Priefterfapitel den 20. Mai 1692 ein Zeugnik 
erſter Klafje und die Regierung beiwilligte ihm den 31. Mai 
zinen Paß mit dem Landesfigill und den 29. Dez. eine Fürſchrift 
an feine Befreundeten in Wormd. 1693, 7. März verlangt er 
200 Gl. vom Vermögen feiner Gefchwifter zur Bezahlung des 
Koftgeldes, der Kleidung und des Zehrgelded zum Antritt eines 
fern liegenden Benefiziumd. Man glaubt, ihm 60 Gl. erlauben 
zu dürfen. Nachdem Klofterfaplan Stolz und Kapellvogt Wolf: 
gang Kiler für ihn gebürgt, wurden ihm den 4. April 1693 
wieder 200 GI. bewilligt. Nun fommen die von Wormd un) 
Serlangen ihre Sache. Da ein Theil ſchon ausgehändiget, fo 


F un = 


159 


UD 


will man nun die Bürgen dafür belangen, die ſich aber weigern. 
Es kommt nun auch der Vikar und verlangt die Herausgabe 
ſeines und ſeiner Geſchwiſter Vermögen. Er bittet, daß ihm der 
Reſt vom Kapital im Betrag von 733 Flr. 7 Schl. 4 A. über: 
fandt werde und bezeugt bei feiner priefterlichen Ehre, daß feine 
Stiefgeſchwiſter alle erwachlen und erzogen feien, daß der jüngfte 
Sohn 17—18 Sahre alt, daß die Übrigen verbeirathet, in bor- 
nehmen Dienften feien und fogar Hofmeifterftellen befiten. 

2. Johann Jakob wurde getauft zu Sarnen den 3. Nob. 
1740, erhielt das PBatrimonium den 27. Aug. 1763 und ftarb 
den 21. März 1766. 

3. Wahrſcheinlich P. Roman „Kiefer”, Abt in Prüfennig. 
Derjelbe wurde am 1. Aug. 1671 zu Worms geboren und er: 
bielt bei der Taufe den Namen Bernard. Als die Franzoſen 
Wormd und andere rheinifche Städte 1689 verheerten, fam er 
in das Kloſter Fulda, mo er wiflenichaftlich ausgebildet wurde 
und bie Benediktiner kennen lernte. Bon da ging er nach Regen®- 
burg als Berwalter des Grafen von Sailern, empfand jedoch 
bald Ueberdruß an den weltlichen Händeln und Vergnügen und 
trat in das nahe Benediktinerflofter Prüfennig, mwiewohl man 
ihn abhalten und für eine Doniherrenftelle in Worms gewinnen 
wollte. 1695 legte er Profeß ab, 1697 wurde er Priefter und 
ftarb den 13. Jänner 1756, nachdem er 25 Jahre lang dem 
Klofter vorgeftanden. (Gef. Mittheil. von Defan P. Martin 
Kiem.) Da feine Lebendverhältniffe zu obigen Angaben paffen, 
To tft es nicht unwahrjcheinlich, daß derjelbe von Obwalden ab⸗ 
ftammt. 

Ming. 


Ming begegnen und als Kilcher bon Kern? zuerft 1420, 
von ungern 1561, von Biswil 1564 und von Sarnen 159, 
wo Melchior ald Richter für Sarnen erjcheint. Derſelbe ift 
Stammpvater der HH. Ming in Sarnen und ift von Kernd nad 
Sarnen gezogen. 1640 haben Melchior und feine Söhne Mel: 
chior und Hand da3 Kilcherrecht in Kerns erneuert db. h. fich in 
das: NRütibuch einschreiben laſſen. Der Kirchenitand, den der 
Großvater in Kern? bejaß, fol der Kirche verbleiben. 1588, 
15. Dez. ericheint Fähnrich Melchior im Namen der Kirchgenofien 


160 


II I LIE SO 


von Kern? wegen Alpen vor Gericht. Derfelbe dürfte jener 
Großvater geweſen ſein, melcher dann den 7. Febr. 1627 zu 
Sarnen geftorben. Vgl. Chronit von Kern? ©. 5l. Die Be: 
deutenften dieſes Gejchlechtes find: 

1. Fähnrih Melchior ab Gaſſen, welder 1645 Rath2: 
herr wurde, 1653, 7. Juni zu Stand und den 7. DE. zu Brunner 
Schiedsrichter war im Streit zwifchen Stadt und Land Luzern 
und den 22. Juni 1658 ftarb. 

2. Peter Anton wurde geboren 1779, Rathsherr 1817, 
Zeugherr 1828 und ftarb 1854. 

3. Hr. Dr. Peter Anton wurde geboren 1851, Raths⸗ 
herr 1876, Oberrichter 1878, Kollegiverwalter 1883. Er ift 
Redaktor der „Blätter des Dbmaldner’fchen Bauernvereind”, 
deilen Präfident er war, Tchrieb Verſchiedenes über Yandwirth- 
Tchaft und die foziale Frage und bat fih um die Einführung 
der Kantonalbank und der Gültenamortifation verdient gemacht. 

Rathsherren: Melchior 159, Franz Walter 1694, 
Hans Meldior 1712, Hand Meldior + 1767, Peter 
Anton 1785, alt Weibel Sofeph 1785. 


Müller. 

Die erften Müller in Obwalden begegnen ung zu Sarnen. 
1425, 830. Mai gab Heini Müller von Ramerdberg für fi 
und für Klaufen und Margarethen, Jenni Müllers jel. Kinder, 
Haus und Hofftatt zu Kirhhofen dem Klaus Isner von Sarnen 
um 31 Pfd. Pfennig zu kaufen. Im gleichen Jahrhundert treffen 
mir auch Müller zu Giswil und etwas fpäter zu Kernd. Siebe 
Chronif ©. 51. Die Bedeutenften dieſes Gefchlechted waren: 


1. Zandammann Hans mar öfters Abgeordneter ar 
bie Tagfagung und fiel im Treffen am Hirtel den 24. Mai 
1443. 1439 war er das erfte Mal Landammann. 

2. Landammann Wolfgang aus der Schmändi wurde 
16569 Rathsherr, 1672 Baumeifter, 1679 Zandfedelmeijter, 1682 
Statthalter und 1684 das erſte Mal Landamman und ftarb den 
17. April 1694, 

3. Peter Anton, Gaffen, murbe geboren 1800, Raths⸗ 
herr 1846, Neg.:-Rath 1858. 

Rathsherren: Beat Jakob 1651, Nikolaus, welcher 
den 10. Nov. 1764, 96 Jahre alt, ftarb, Balz 1764, Niko— 





161 


—N— — 


laus Joſ. 1785, Theilenvogt Nikolaus Joſ. 1883, 
Peter Anton, Gummi 1850, Hauptmann und Gold— 
ſchmied Nikolaus 1868, Hr. Sebaftian 1878. 


Geiftlihe: 1. Joſeph, Sohn des Beter und der Marie 
Tracjel, wurde getauft zu Sarnen den 22. Sept. 1659. Sein 
Bathe war Pfarrer Wolfgang Schmid. Im Juli 1683 ver: 
theidigte er unter dem Vorſitz von Jeſuit Hämerlin in Quzern 
Theſes aus der Philoſophie, welche gedruckt erichienen und die 
er dem Pfarrer und Sertar Keller in Kerns gewidmet. Wr 
primizirte zu Sarnen den 27. Dez. 1683. 

2. Johann Wolfgang primiirte zu Sarnen den 
4. Sänner 1699. 

3. Karl Ignaz aus der Schwändi. Eiche Pfarrer. 


Omlin, Obmle. 


Die erſten Omlin in Sarnen begegnen und erft um das 
Sabre 1600. Da Jakob Schönberg, ein begüterter Mann, 
welcher 100 Pid. der Kirche in Zungern gefchentt, den 18. April 
1574 das fyreitheilrecht gefauft, da ein Schönberg gemäß Stamm: 
baum bei Ming mit Verena Omlin, einer Tochter des Land— 
ammann Sebajtian verheirathet war und die Nachfommen des: 
felben. wegen der Mutter „Omlin“ genannt wurden und da man 
feine Spur findet, daß ein Omlin in diejer Zeit das Freitheil— 
recht gefauft, jo ift es ift es ziemlich ficher, daß diefer Jakob 
Schönberg Stammpvater der 99. Omlin in Sarnen 
it. 1570 wurde Jakob Schünberg als Landmann angenommen 
und 1590 wurde er Kirchenvogt. Zu diefer Zeit lebten auch 
Anton, Balz, Beat, Kathrina und NApollonia Schönberg. Une 
richtig ift im Stammbaum bei Ding IL, daß er von Sachjeln 
war und daß er nach den Tode feiner Frau Priefter geworden. 
Jakob Schönberg ftarb zu Sarnen den 13. Dez. 1601 ohne 
Beichen einer priefterlichen Würde. Da wir von feinen geijt: 
lihen Söhnen, die im Stammbaum bald als Söhne des Jakob 
und bald als Söhne des Melchior angeführt werden, in den 
Brotofollen und von Katharina, der Aebtiffin zu Kalchrain, bei 
Mülenen — Helvetia sacra — feine Spur gefunden, fo ift auch 
diejes jehr zmeifelhaft. Gäzilia Hartmann ift nicht die Frau, 
fondern die Mutter des Melchior, welcher nach Schnifis aus: 


10 


162 





gewandert. Sie war verheirathet mit Fähnrih Hand Heinrich 
Omlin, mwelder fehr mabricheinlih Sohn des Jakob Schön: 
berg war, den 29. Jänner 1622 zu Sarnen geftorben und im 
Todtenbud ein „Gönner der Prieſter“ genannt mird. Diefes 
Gefchlecht bat ſich nach verichiedenen Nichtungen verziveigt. 
Melchior, Sohn des Fähnrich Heinrich, zog 1636 nach Schnifig, 
im Borarlberg, war dafelbft Geſchworner, verheiratbet mit 
Eufanna Duelli und fol vom Klofter Einfiedeln einen Hof 
gepachtet haben. Aus dieſer Ehe ftammen P. Eberhard und 
P. Gregor. Gegenwärtig leben in Schnifid von diefem Zweige 
noch zwei Familien. (Gefällige Mitheilung von P. BPlazid 
Banz). Philipp Jakob, Hand Jakob und deſſen Sohn 
Chriftoffel, Söhne des Melchior, kehrten 1674 nach Obwalden 
zurüd und mußten fi um 200 GI. in das Freitheilrecht ein⸗ 
faufen, weil man fie nicht einschreiben ließ. Philipp Jakob 
murde 1690 Syreitheilbogt. Zu Alpnach befaß er die Matten 
Uchtern und Feld. Ein anderer Zweig lebte in Wettingen, wo⸗ 
bin Philipp, Bruder des Melchior, ald Kanzler des Klofters 
gezogen. Ein dritter Zweig blühte in Stand, wo Michael 
feit 1739 ungefähr 30 Jahre lang Schulmeifter war. 1750 
wurden folgende Kinder des Lehrerd Joh. Joſ. Michael in Stang 
als zreitheiler zu Sarnen angenommen: Rofina Regina Bil: 
toria, Niklaus Joſ. Anton, welcher Priefter geworden, Magda= 
lena Waldburga, Joſ. Lorenz, welcher Organift und Schul: 
herr geworden, und Franz Maria Xaver, welcher ald Doktor 
nad Sarnen zurüdgefehrt, als Kilbiredner den Aelpern und 
Schützen Kurziveil gemacht, dad Gratuliren beffer verftund, als 
das Mediziniren, und daſelbſt geftorben if. Organiſt Joſef 
Lorenz hatte 1793 zu Stand einen großen Verlag von Muſik⸗ 
inftrumenten und Saiten. Er fchmeichelt ſich im Luzerner 
Wochenblatt „mit dem geneigteften Zufpruche des muftfaliichen 
Publikums, melches er verfichern kann, daß er fich feine Mühe 
und Koften reuen ließ, um dieſe Artikel ächt zu Liefern.“ 


1806, 8. März, waren des Schulberrn Lorenz Omlins Sohn 
Sgnaz, ber 1852 zu Sachſeln geftorben, und feine 2 Schweftern 
im Oberamt Bolderingen in der Nähe von Ulm. Omlin find 
auch Kilcher von Sachfeln. 


163 





Die Bedeutendften diefes Gefchlechtes find: 

1. Philipp, melcher 1648 „auf fein inftändiges Anhalten 
wegen feiner Kunft zu einem Schaffner des Klofterd Paradies 
angenommen wurde. Da er in die 8 Jahre zu Diefienhofen 
war, fo war er in der Landesart und des Gotteshaufes Beichaffen: 
beit genugfam erfahren. . . . . Nachdem er 3 Jahre fein 
Möglichftes mit nicht geringem Nuten des Gotteshaufes gethan, 
wurde er wegen feinen Berdienften und guten Beichaffenheiten 
1651 zum Kanzler in Wettingen gewählt. Er vefignicte und 
wir mußten ihn mit höchitem Bedauern entlaffen.” Da fein 
Bruder Georg, welcher am Stad eine Wirthichaft befaß, fallirt, 
bat er die Wirthichaft und die Matten Biki übernommen und 
fie auf feine Koften betreiben laſſen, bis er die Wirtbichaft 1682 
an Hand Bucher verkaufte. 1685, 8. März; wurde ibm und 
Philipp Jakob Omlin befohlen, für die binterlafjenen vier Kin⸗ 
der des Georg fel. zu forgen. 1686, 20. Sept. wurde ihm, da 
er dem Baterland zum Ruhm gereicht, ein Ehrenrathsplatz ge: 
geben. Sein Sohn Sof. Bernard erbielt den 24. Juli 1676 
dag Stipendium in Paris und fein Sohn Franz Karl wurde 
1680 Dr. med. zu Pavia und nachher Phyſikus des Stifte und 
ftarb als Hauptmann im Krieg von 1712. Söhne dieſes Haupt: 
mann waren gemäß Leu Bafilius und Nilolaus, Offiziere 
im königl. fpanifchen und in kaiſerlichen Dienften. Bafilius, 
Sohn des Bafılius, war 1773 ebenfalld Hauptmann in fpaniſchen 
Dienften 

Hr. Ignaz, geb. 1825, wurde Rathöherr 1853, Reg.⸗ 
Rath 1868, Sanbfedelmeifter 1878. Sein Sohn, Br. Haupt: 
mann Alb ert, ift Zeughausverwalter. 
Natböherren: Nikolaus Joſ., alt:Weibel 1770, Joſ. 
1803, Herr Zeugherr Albert 1886. 

Geiftlige: 1. P. Eberhard, Sohn des Melchior, wurde 
den 20. Febr. 1636 zu Schnifid geboren. Er legte in Einfiebeln 
Profeß ab den 25. Dez. 1657 und entichlief im Herren den 4. 
April 1687, nachdem er fich zur Reife in die Ewigkeit jehr gut 
vorbereitet. Er mar Profefior der Theologie und verfaßte 
mehrere Schriften. Es erfchien von ihm ein Gertrudenhuch und 
1673 Einfiedlifcher Schugmantel d. i. Leben der Heiligen vor: 
züglich in Einfiedeln. 1675 war er Pfarrer zu Müniterlingen 


164 





und gab „Einfiedlifche Auffahrt Maria der Mutter Gottes in 
dem Gnadenfaal zu Einfiedeln! mit Kupfern auf alle Tage des 
Jahres heraus. 

2. P. Gregor, früher Franz, Sohn des Melchior, Ciſter— 
zienſer in Wettingen, wurde geboren im Jahre 1647. Er legte 
Profeß ab den 9. Sept. 1663 und wurde Prieſter den 23. Mai 
1672. Noch als Diakon Profeſſor der Philofophie, wurde er 
1672 Profeſſor der Theolegie und Nopizenmeifter, war 1675 bis 
1677 Vräzeptor, 1679—80 Profeſſor des Kirchenrechtes, 1682 
bis 1684 und 1698-1702 Etatthalter in Walthersfchwil bei 
Baar, 1684—89 Pfarrer in Dietifon, 1689-91 Pfarrer in 
Magdenau (St. Gallen), 1691—94 Pfarrer und Beichtiger in 
Tännikon (Thurgau), 1694-93 Großfellner, 1702—1704 Korn: 
herr, 1704—1707 Beichtiger in Kalchrain (Thurgau). Hier fand 
. man ihn am 20. Febr. 1707 tedt im Bette. Gr wurde in Her: 
dern begraben. Nach der EciisTprechung des fel. Bruder Klaus 
erichien ein neues Offizium zu Ehren des Geligen, von dem 
Weiffenbach fchreibt: „Jedermann muß befennen, daß die Lef- 
tionen der zweiten Nokturn vor beiten Gefchmad find und die 
Hand eines Meifters verrathen. Sch war begierig, hinter den 
Berfaffer zu kommen, was mir aber noch nicht gelungen.” Da 
dieſes Offizium 1672 zu Weltin zn gedrudt worden, fo ift es nicht 
ganz unmwahrfcheinlich, daß der junge P. Gregor, ein Nachkomme 
des Seligen, welcher bafelbtt Trofeffor der Theologie war, das— 
jelbe verfaßt und daß es dann vom apoftolifchen Nuntius 
Odoardo Cibo durchgeſehen und approbirt worden. (Ming II. 
©. 84.) Unter feinem Borfis wurden 1674 zu Wettingen Theſes 
über das hlſt. Altarsſakrament vertheidiget, welche gedrudt er: 
Schienen. 

3. Sof. Anton, Sohn des Lehrers Michael, wurde zu 
Stans den 10. Sept. 1739 geboren. 1763 wurde er Domkaplan 
zu Gonftanz,. 1774 Stiftsfapian zu Luzern und Profurator der 
Nuntiatur, 1782 wieder Domkaplan zu Conftanz, 1786 Kapell- 
meifter und ftarb daſelbſt 1801. Schon al3 Student der Philos 
jophie verfaßte er ein muſikaliſches Vorſpiel, nämlich „die göft: 
liche Borfichtigfeit ermuntert den Kleinmuth”, zu dem im Nov. 
1760 zu Stans aufgeführten Schaufpiele „Orifeldis”. Am 27. 
Nov. 1781, am dritten Jubelfeit de8 Tages zu Stang, murden 





165 
eine Komödie und ein Bingfpiel, vor 
Thne Zweifel iſt e8 das Stück: „Ti 
Beute entzweyten, dur Einrathen a 

Nikolaus von Flüe vereinbarten Cid 
mufitaliicher Eingang zur erjten Hand! 
bemweint unter der Figur der Mutter 
ihrer Kinder. Zweiter mufifalijiher 
zwilchen den zanfenden Hebräern Fr 
Blunſchi gedruckt. Er foll auch Verf 
fein: „Chara Jovis soboles etc." Ein 
gleitete er mit dem Spruch: 

„Wenn dann die Krapfen glücklich fir 
Ep werden fie doch friedlich theilen, \ 
Daß ed nur Wenig und nicht groß 


Drum wollen fie verzeihen und ſchenke 
Riebli. 

Hans, der erſte uns bekannte 

bei Nancy 1477. Hans erſcheint 153 
19. Mai im Namen der Namerstir 
1555 Outthäter der neu gebauten & 
1624 auf der St. Jakobsſtraße. De 
und Mathias 1593 und Balz 164 
Schmid. 

Der erfte Schmid, der uns in 
gegnet, ift Jenni ab dem Schwarzen 
1427 gegen Joſt und Klaus von N 
und ſich meigert, 2 Aeder von bei 
Grbleben anzunehmen. 1449, 19. % 
1459, 19. Mai erfcheint Jenni als Zeu 
vater der Schmid fein, welche in Si 
figen. 1484 fchuldete Jenni von 
3 Schl. Zins ab feinem Gut an „Yı 
den 19. April 1449 Zeuge und 20. 7 
von Liebenfeld. Ein Heini Schmit 
feine Frau ftiften um diefe Zeit eine 
3 Schi. 1484 fchuldete Hang dem 


166 | _ 


„nyd (unteren) rüdbly an der mölchen“ und 1509 fchuldete 
Konrad dem Landjedel ab Rüdli 5 GI. Zins. Wegen Tödtung 
ihre8 Läufer Hensli Schmit quittict Unterwalden den Herzog 
Sigmund für 130 GI. (Abfch. IL, 545). Stammfig biefes 
angejehenen Gejchlechtes ift das rothe Haus an der Rüti. 
Schmid find auch Kilcher von Alpnach. 

Die Bedeutendften diefed Geſchlechtes find: 

1. Konrad, welcher zuerft mit Margreth Imfeld und als 
diefe den 4. Mai 1593 geftorben, 8 Wochen nachher, den 26. 
Suni mit Anna Anderhalden fich verheirathet. Er war Raths⸗ 
herr 1566, Baumeifter 1570, Landſeckelmeiſter 1573, Bote an die 
Rechnung nad) Engelberg 1574, Bote an die Jahresrechnung 
nach Lauid 1599 und ftarb den 20. Juli 1597. 

2. Wolfgang, Sohn des Ulrichs und der Petronella 
Schäli, war Zeuge beim Bruder Klaufen Prozeß von 1625 
Damals war er 60 Jahre alt und beſaß ein Vermögen von 
8000 Fir. 1600 mar er Rathsherr, 1611 und 1612 Bote an 
die Jahresrechnung in Lauis, 1618, 15. Febr. Bote nach Ennet⸗ 
m008, al® durch den Kapuziner P. Martin der Friede zwiſchen 
Ob⸗ und Nidwalden vermittelt wurde und 1634—38 Thalvogt 
von Engelberg. Er war auch-Wirth, (Semeindejedelmeifter, Zeug: 
herr von 1605—1644 und ftarb den 21. März 1653 im Alter 
von 88 Jahren. Um das Sahr 1630 ftiftete er ein Sabrzeit 
mit 300 Pfd. für fich, feine beide Frauen Katharina Blättler 
und Elifabeth Schönenbül und feinen Sohn Fähnrich Johann, 
welcher den 7. Aug. 1615 zu Luggaris geftorben. 1642, 13. 
Juni vertheilt er fein Vermögen, melche® er auf 33,000 Pfb. 
tarirt, unter feine 3 Kinder in folgender Weife. Seinem Sohn, 
Fähnrich Konrad, gibt er die Matten Ruüdli fammt dem großen 
Ried und Brunnenmätteli um 14,000 Pfd., das Kalberalpeli, 
Teufenfchlucht genannt, ſammt dem langen Ried, an die Gigen 
ftoßend, und für 2 Kühe Alpig zu Melchfee um 3000 Pfd., bie 
batbe-Alp Schiltenfluh, halbes Vorſäß Emetti fammt Alpgeſchirr 
um 7000 Pfd., die Sommermweid Steini um 1000 Pfd., Vieh 
und Roß um 2000 Pfr. Das macht zufammen 27,000 Pfd. 
Seine? Sohnes Wolfgangd fel. Kinder haben den Mühleberg 
fammt dem Ried, welches unten am Steini liegt, um 6000 Pfd. 
Fäh nrich Konrad muß fomit des Wolfgangs fel. Kinder und der 














167 
Kathrina Schmid, der zweiten Frau des Landammann und. 
Pannerherr Velchior ImAd, ſoviel herausgeben, bis jeder Theil 
11,000 Pfd. beſitzt. Ohne Zweifel bat er noch den Wohnſitz 
und einige3 Vermögen für fich zurüd behalten. 

3. Fähnrich Konrad, Sohn des Borigen, wurde Rath3: 
herr 1653, Bogt der Klofterfrauen 1655, Zeugherr 1657 und 
ftarb den 16. Dez. 1674. Er war auch Wirth mie fein Vater. 

4. Hand Franz, Sohn des Rathsherrn Bartholomäus, 
Großſohn des Fähnrich Konrad, geb. den 1. Hornung 1673, 
wurde Rathsherr und Spitalberr 1694, Bogt der Klofterfrauen 
1700, Zeugberr 1707, Landeshauptmann 1709, Landſeckelmeiſter 
1710 und ftarb den 26. Dez. 1712. Seine erfte Frau War 
Elifabetb Hartmann und die zweite Therefia Schmid. Land: 
ammann Franz Anderhalden zu Kerns, Yandesfähnrich Benedikt 
Imfeld im Steinhaus auf dem Dorfplag und Zeugherr Dr. 
Nikolaus Jakob waren feine Schwäger. 1703 war er Haupt: 
mann in fpanifchen Dienften und hatte mit Oberft Johann 
Sebaftian Müller eine Kompagnie im Mailändifchen. Er diente 
König Philipp V. von Spanien von 1702 bis zur Entlaffung 
des Regimentes Amrhyn im mailändifchen Gebiet. Als nun 
Mailand, welches früher zu Spanien gehörte, an den deutfchen 
Kaifer fam, da hatte Schmid wegen Unterhalt der Kompagnie 
an dem König bon Spanien eine Anforderung von 23,884 Pie: 
monteferpfund ca. 15 Soldi oder 11,942 Livres (Fr.) und 7 
Soldi. E3 wurde von Schmid und jeinen Nachkommen rekla— 
mirt in den Jahren 1711, 1757, 1761, 1792 und 1793; allein, 
wie es fcheint, immer umfonft. 1712 war er Hauptmann bei 
der Grenzbefegung auf dem Brünig. Sein Sohn Lieutenant 
Franz Ignaz wurde Bildhauer und arbeitete für die Kirche 
in Sarnen, Lieutenant Ka:l Anton wurde Kunjtmaler, 
Sof. Alois Zefuit, Sebajtian Weltgeiftlicher und eine 
Tochter trat in das Srauenflofter zu Sarnen. 

5. Karl Anton, Sohn des Borigen, war Lieutenant in 
franzöfifchen Dienften in der Kompagnie des nachmaligen Land: 
ammann Franz Yuft Imfeld und verheirathete fich mit Therefia 
Stör und Ignazia FZurrer. Als Kunftmaler arbeitete er in der 
Pfarrfirde zu Sarnen und malte die 4 Altargemälde in der 
Stiftskirche zu Zurzadh. Sein Sohn Balz Fidel war Bild- 


168 


II I GH, ST LE 


bauer und Altarbauer. 1759 arbeitete er im Klofter zu Otto⸗ 
bayern und 1760 zu Augsburg. 1760 wollte Balz Fidel, welcher 
auf dem Bürgel wohnte, ein „Loterijpill” errichten Er wurde 
aber immer abgemwiejen, obfchon er dreimal beim Rath um Gr: 
laubniß angehalten. Alois, ein Großſohn defjelben, war 
Haupimann in bolländiichen Dienften und Kommandant auf 
dem Werbedepot in Hüningen. Lieutenant Karl Anton binter- 
ließ jedem feiner 3 Söhne: Pfarrer Sof. Anton, Altarbauer 
Balz Fidel und Franz Nikolaus je 8992 Bf. 13 Sch. 4 N. 
In feinen Teftament verordnete er, daß fein geiftlicher Sohn 
den Zins von der Heimfteuer, die er ihm gegeben, bis zu deffen 
Tod benugen dürfe. Cr wurde geboren den 11. Mai 1697 und 
ftarb im Jahre 1756. 

Rathsherren: Hand 1575, Nikolaus 1588, 
Yeonard 1597, Barthbolomäue, Vogt der Klofterfrauen 
1675, Joſeph 1694, Andrea$ 1722, Franz Sofepp 
1730, Franz Joſeph FT 22%. April 1779, Sobann 
Joſeph 1820. 

Geiftlihe: 1. P. AuUreus, früher Nikolaus, trat in den 
Slapuzinerorden den 11. Dez. 1629. Er wurde nach Lugano 
gejendet, um den dort lebenden Deutjchen die bl. Saframente 
zu Spenden. Bon feinen Obern in Rom erbielt er aber bloß 
die Erlaubniß, den Landvogt und feine Familie Beicht zu Hören. 
In Locarno hätte er nie Beicht hören dürfen, wenn ihm der 
Yandvogt nicht Erlaubniß erlangt hätte. In Mendris durfte 
er zwei Mal des Jahres dem Beichtftubl Tfiy widmen. Wie es 
jcheint, war der eine oder andere italienifche ©eiftliche der 
deutfchen Sprache fundig und man Wollte deßhalb feinen Frem— 
den. Defjenungeachtet blieb er mehrere Jahre dort und wirkte 
mit großem Eifer, vie aus den Briefen des dortigen Provinzials 
hervorgeht. Er war aud Guardian in Sarnen, Feldpater in 
den Sahren 1646 und 1647 und ftarb den 15. April 1675 im 
71. Sahre feines Alters. 

2. P. Theodor, früher Wolfgang, Sohn des Lieutenant 
Melchior und der U. Barbara Imfeld, wurde geboren den 1. 
Jänner 1658. Er trat in den Kapuzinerorden den 9. Nov. 1680. 
Nachdem er auch Guardian geivefen, ftarb er zu Sarnen als 
Vikar den 11. Schr. 1723. 








169 





3. P. Bartholomäus, früher Franz, war gemäß 
Stammbud ein Bruder des P. Theodor. Er-trat in den Kapu= 
zinerorden den 28. April 1685 und ftarb zu Schwyz den 9. April 
1713, 48 Jahre alt. 


4. P. Theodor, früher Franz Nikolaus, Sohn des 
Bildhauers Franz Ignaz und der M. Ignazia Wallimann wurde 
getauft den 5. Dit. 1732 und ftarb zu Sarnen den 21. Sänner 
1805. 


5. P. Alois, Jeſuit, Sohn des Landeshauptmannd 
und Landſeckelmeiſters Johann Franz und der Glifabeth Hart: 
mann wurde geboren den 11. Dez. 1700. Diefer trat, wie e3 
im Todtenbuch heißt, 1718 in die zeitliche und den 5. Nov. 
1774 in die ewige Gefellfehbaft Jefu ein. 1727 war er in Ins 
golftadt, 1737 in Conſtanz, 1738 Dr. Theologie, Profeſſor der 
Mathematik und Dekan der Univerfität in Freiburg i. Breisgau, 
1756 in Neuburg und 1761 Brofurator in Straubing. Nachher 
ging er in die Milfton nach China, von wo er wegen Kränk— 
Lichfeit wieder zurückgekehrt. Derjelbe ift der einzige Obmwaldner 
Geiftliche, welcher in Alien gewirkt. Sein ererbted Vermögen 
den Sefuitenvrden zu berteftamentiren, ivurde, wie es fcheint, 
nicht geltatiet,; dagegen aber durfte er über den Zins beifelben 
lebenslänglich verfügen. 


6. Dr. Sohann, Sohn des Fihnrich Konrad, wurde ben 
-3. Auguſt 1627 geboren. 1644, 23. Sept. erhielt er das Stipendium 
in Mailand und den 15. DE. wird ihm Bürgichaft und eine 
Fürſchrift bewitliget. Wer diefes Stipendium erhielt, mußte in 
"früheren Zeiten Bürgen ftellen, weldyeverfprachen, da3 Stipendium 
zurüdzuzahlen, fofern der Stipendiant nicht Geiftlich werde. Die 
gedrudten Theſen, die er vertheidiget, als er den Doftorhut er- 
hielt, widmete er ber 5. Regierung von Obwalden. Sie freute 
-fich über diefe Widmung und ließ ihm, da er bald nachher Itarb, 
zur Dankbarkeit in ihren Koſten Gräbt, Siebenten und Dreißigften 
balten. Im Todtenbuch zu Sarnen Iefen wir: „Dr. Johann 
Schmid 1650, 17. Dit. Grebt gebalten worden, melcher zu 
Konftanz den 1. dies gejtorben.” Das Patrimonium erhielt er 
den 22. Mai 1649. Die Thefen fammt lateinijchen Gedichten 
‚von jeinen Mitfchülern befinden fi in der Kapitelsbibliothek 


Ben _ , DE 


170 


RI TI I DISS 


und einige von feinen Büchern find in ter Bibliothek des 
Kapuzinerflofters. 

1. Johann Sebaftian, Bruder des Sefuit P. Sofef 
Alois, Kaplan in St. Niklauſen. Siehe Chronik von Kerns ©. 36. 

8. Joſef Anton. Siehe Pfarrer. 

9. Juſtus, A. A. L.L. Mag. Bruder des Borigen, ftarb 
im Convikt zu Dillingen 20 Tage nach feiner PBrimiz den 29. 
Sept. 1754. 1753, 24. Nov. weist fein Bater Lieutenant Karl 
Anton ihm das Patrimonium für 1000 Thlr. auf Bildhauer 
Schmids Rüdli an und die Regierung bezeugt, daß die Unter: 
pfand genügend ſei. 


10. Meinrad, welcher bon den Schmid in Kägiswil ab⸗ 
ftammt, Sohn des Nikolaus und der Anna Mr. Aufdermauer, 
wurde geboren den 22. Dez. 1800, Priefter den 6. April 1833, 
Frühmeſſer in Alpnach 1833—39 und 1861—68, Pfarrer in 
Bosco Kt. Telfin 1839, Kaplan im Großtheil 1842, Kaplan in 
Nidenbach 1846, Kaplan in Stand 1847, Kaplan in Gurts 
nellen 1856, Kaplan in Hofpenthal 1859, Pfarrer in Römer: 
ftalden 1868, Kaplan in Bürgeln 1874, Kaplan in Kebrfiten 
1878 bis den 26. März 1880, wo er feine irdiſche Wander: 
ſchaft befchloß. 1831 ftudirte er bei den Sefuiten in Freiburg 
da8 erite Jahr Theologie. In Alpnach werden noch Scheunen 
gezeigt, die er gezimmert, bevor er anfing zu ftudiren und mit 
Eifer an dem Bau und der Reinigung geiftiger Tempel zu arbeiten. 


Schwarber. 


Han? ift von Zürich nah Obmalden gefommen. 1580 
war er Müller in Wißerlen, 1584 in Alpnach und 1585 in 
Kirhhofen. Das Landrecht erhielt er 1592. Wie e3 fcheint 
war er reich; deßhalb befchloß die Regierung 1618 von Mitr. 
Hans 33 Dublonen zu entlehnen. Um dieſe Zeit ftiftete er zu 
Sarnen für fi und feine Frauen Apollonia Wyß und Marie 
„Slofin” ein Sahrzeit mit 100 Pfd. 1616 erhielten Kaſpar 
und Jakob das Landrecht für fih und ihre Nachkommen um 
400 Gl. und 1633 erhielt Kajfpar für fich, feine Nachkommen 
und die 3 Kinder Johann, Beat und Anna Maria da3 Frei— 
theilreht um 2000 Pfd. Ter Bedeutendite diefed Gefchlechtes- 


171 


iſt Beat, welcher von 1682—86 Thalvogt von Engelberg war, 
den Rath beſucht und den 9. Mai 1688 geftorben. vanz, _ 
defien Frau Helena Imfeld der Kirche in Sarnen 1000 Gl. 
vergabte, ging im Jubeljahr 1675 mit Römerpilgern von Kerns 
nach Rom und Joſef war Wachtmeifter in der Kompagnie 
des Hauptmann Melchior Schönenbül, welcher 1688 im Dienfte 
Venedigs nad) Morea gezogen. Dieſes Gefchlecht ift am Ausſterben. 


Seiler. 


Der erfte Seiler, der uns in Sarnen begegnet, ift 
Lienhart. Derfelbe fchuldete 1484 dem Leutpriefter zu Sarnen 
Zind ab Studen am Schwarzenberg. Hand, Konrad und 
Lienhard fielen den 6. Suni 1513 in der Schlacht zu Novara. 
1569, 30. April beichloß der Rath: Erni Geiler und der 
Zandweibel follen zum Gefhüt und zu den Hagen „lungen“. 
Erni wurde 1572 zum Spitalmeifter und 1574 zum Spitalvogt 
ermählt. 1616 Fauft die Regierung von Barbara von Flüe auf 
dem Bürgel, Tochter de Landammann Nikolaus II., Wittwe des 
Hauptmann Marquard Seiler, Ritter des HI. Grabes und Kilch⸗ 
genoffe von Sachſeln, den Plab auf dem Landenberg um 500 
Pfd. und das Freitheilrecht für fich und ihren Sohn Hans, 
welcher Hanptmann geworden und als Rathsherr in Sachſeln 
den 20. Sept. 1657 geftorben. 


Die Bedeutenditen diefed Gefchlechtes find: 


1. Wolfgang, Sohn des Arnold und der Margreth Ans 
berbalben, legte 1625 für den fel. Bruder Klaus Zeugniß ab, 
befaß damals ein Vermögen von 8000 GI. und war 74 Jahre 
alt. Derſelbe war 1486 Spitalvogt oder Spitalherr. 1602 Zeug⸗ 
meifter oder Zeugherr und 1606 Richter und Rathsherr. 


2. Alois wurde Rathsherr, Zeugherr, Kollegivermwalter 
un 1838 ann igeibirektor, Zandesfähnrich 1845 und ftarb den 
4. Nov. 


8. 8* F ef wurde Gemeindeſchreiber, Rathsherr 1858, 
Kollegiverwalter 1868, Staatsanwalt 1873, Major 1876, Reg.⸗ 
Rath und Bolizeidireftor 1888. 


Rathsherren: Arnold 1629, Jakob 1827. 


172 


RENT TRITT” 


Sigrift. 


Sigrift begegnen und als Kilcher von Kerns 1403, von 
Carnen 1584 und von Sachſeln 1599. Am zahlreichiten und 
angejehenjten waren die Sigrift von Kerns. (Siehe Chronik 
©. 55) 1567 fchuldete Jakob der Kirche in Sarnen ab Rodelti 
100 Pfd. und Klaus der Spend ab dem obern Mösli in der 
Schwändi 100 Br. 

Rathsherren: Kafpar 1584, Nifolaus 1710, 
Franz Joſef erbielt den Umgänglerplag, welcher nach feinem 
Tod in den Freitheil fiel, 1770, Peter bon Kägiswil 1856, 
Nikolaus 1876, 

Geiftlihe: 1. Meldior, Sohn des Sofef und der 
Sofefa Sınfeld, Tochter des Landvogt Melchior. Siehe Pfarrer. 

2. Hr. P. Johann Gvangelift, Benediktiner, früher 
Selir Joſef, Sohn des Anton und der Anna Mr. von Matt, 
Hasli, wurde geboren den 6. April 1840. Er Iegte Profeß ab 
zu Muri-Gries den 27. Dezember 1859, primizirte den 1. Mai 
1863, wurde dann Brofeffor im Kollegium zu Sarnen und im 
Sahre 1885 Pfarrhelfer in Boswil. Zum Schulbericht des 
Sahres 1875 jchrieb er als Beilage: Abriß der römischen 
Staatsverfafiung zur Zeit der Republik. 


Stoder, Stodmann. 


Soft Stoder, Stammpater der HH. Stodmann, 
erhielt den 11. März 1564 von der Regierung in Schwyz einen 
Heimatjchein, weil er Willend war, dem Färberhandiverf nad: 
zuzieben. Darin wird bezeugt, daß er der Sohn des Ulrich und 
der Anna Entler (Enzler?) und von denjelben „Ehlich erbohren“ 
jei, und daß „er ſich die Zeit feiner bywohnung in Allweg erlich 
und fromdlich gehalten und tragen.” Gr wird gewöhnlich Soft 
Stoder oder Joſt Färber genannt; feine Nachkommen aber er: 
hielten den Geſchlechtsnamen Stodmann. Stoffer treffen mir 
Ichon 1331 zu Freienbah im Kt. Schwyz Geſchf. 45, 24.). 
Im gegenwärtigen Jahrhundert' waren mehrere Stoder Land: 
ammänner des Bezirkes Pfäffikon. 1568 erhielt Joſt um 100 
Gl. das Landrecht in Obwalden und 1583 beſaß er Haus und 
Garten bei der Aa, wahrfcheinlih an dem Drt, wo jekt die 


173 





Farb ſteht. Er verheirathete fih mit Eliſabeth Wirz, Tochter 
ded Landammann Johann II, von dem im Stammbuch behauptet 
wird, daß er feine Nachkommen gehabt. 

Aus diefem angefehenen Gejchlechte find folgende Land— 
ammänner hervorgegangen: 

1. LZandammann Wolfgang, Cohn des Joſt und der 
Elifabeth Wirz,; wurde ungefähr 1571 geboren und 1597 um 
50 Gl. als Freitheiler angenommen, 1606, 21. April begann 
er, nachden er Empfehlungen von der Regierung und dem 
päpftlichen Nuntius eingeholt, in Gefellfchaft von drei Luzernern, 
morunter Johann Habermacer, Pfarrer von Alpnach, zivei 
Uznachern und noch zehn Anderen feine Bilgerfahbrt nad 
Serujalem, die er und in einem Büchlein auf 119 Oktav— 
blättern mit einer fchönen und lesbaren Handichrift befchrieben 
hat. Diejer Reifebejchreibung ift folgende Widmung vorangeftellt : 

„Dier Läbe ich ber Sefu Chrift 

Und ftärb dier wan ınin ftinddlin ift 
Sch boff min Sell Blib nit ungedreft 
Wil du ſy mit dim dot Erleft 

Im Läben und Im dotfampf min 
Bit ich du weleſt min gleitäman ſin 
Vnd fieren mich in dinen thron 

O Jeſu Ehrift warer gottes Son.” 


Nachdem er von den Seinigen Abfchied genommen ging er 
nah Stans und hat bei Landammann Leu „zu morget gäffen’‘ 
der ihm und Seiner Geſellſchaft „fül Zucht und Er’ bewieſen. 
Alsdann gingen ſich nach Einfiedeln, ivo fie beim „Adler“ über 
Nacht waren. Dort fahen fie eine fehöne Brozeffion bei der 
fie „ Alte] das heltem (Heiligthum) fo bil fh gehan“ ungetragen 
zum Andenken an den Brand vom 25 April 1577 und um 
ferner vor Brandunglüd beivahrt zu bleiben. Am Montag zogen 
fie nach Brunnen und Flüelen und blieben in Amſteg über 
Nacht. Am Dienftag übernacdhteten fie in Grield, am Mittwoch 
zu Faido im Klöfterli und am Donnerftag zu Lauis beim Better 
Landvogt Melchior Imfeld, der ihnen „gwaltige fürgfchriften‘ 
gab an angejehene Kaufleute in Benedig. Nachdem fich ihnen 
von Lauis bis Padua drei Begleiter zugelellt, die des Meges- 


174 





und der Sprache Fundig waren, kamen fie über Bergamo, 
Brescia, Verona, Bizenza und Padua nach Benedig. Dort 
mußten fie vom 4. Mai bi 22. Heum. warten, bi fie Gelegen- 
heit fanden, mit einem venetianifhen Schiff nad Cypern zu 
fahren. Unterdeflen fonnten fie die Pracht und den Reichthum 
dieſer Stadt und ihre großartigen Feſte bewundern. 


Als fie an Ehrifti-Himmelfahrt angelommen, da fand das 
Feſt der „Ipufierung def mer?” ftatt, d. b. e8 wurde vom Her: 
zog ein jchöner goldener Ring (Brautring) in dasfelbe hinauss 
‚geworfen zum Zeichen der treuen Freundfchaft VBenedigd mit dem 
Meer, dem diefe Stadt wegen dem Handel fo viel zu verdanken 
bat. Die Gondel, worin der Herzog und der Rath fich befanden, 
‘war reich vergoldet, mit rothem Atlas bedeckt und ſoll 80,000 
Dukaten gefojtet haben. Wegen dem %eft fuhren fonjt nod 
einige Taufend Schiffe berum. Sie befuchten auch die 70 
Kirchen der Stadt. Bejonderd großartig war dad Fronleich: 
namsfeſt. Bei der Prozeffion wurden mit Caitenfpiel und 
Geſang „To fil Schöner fachen von gots ziert” umgetragen, daß 
ſie meinten, e8 wolle fein. Ende nehmen, indem ed mehr als 
‚zwei Stunden gedauert. Man trug auch einige lebende PBerfonen 
um, die als Heilige oder Engel gekleidet waren. Nachher foigte 
der Batriarch mit dem Allerheiligften, der Herzog und die Raths⸗ 
berren, „Ein ſchönen grofen wifen rabt, daf fich zu verwunderen 
waſ (mar) der bipfchen Alten lüten, Al mit rotem Allis befleit”, 
‚mit brennenden Kerzen in der Hand. Zur rechten Seite ber 
Rath3herren gingen fie als Pilger ebenfall3 mit brennenden 
Kerzen, die ihnen nachher gefchentt wurden. Sie beſuchten auch 
das Klofter, mo die hl. Helena, die Auffinderin des HI. Kreuzes 
„liblich begraben Noch unverfert.“ Dort fahen fie auch einen 
Dorn von der Dornenfrone und ein Stück vom hl. Kreuz. Den 
15. Brachm. war großes Seit in der St. Veitd:Kirche. Nachdem 
‘der Herzog mit dem ganzen Senat angeloınmen und von ber 
Briefterfchaft empfangen worden, hat das Amt angefangen „mit 
gwaltigem gſang vnnd mufigca jo lieblich auch mit orgeln 
ſchlachen, daſ Eim daf härz im lib hätt megen erfreimen”. Sie 
ſahen auch, wie ein Türfe getauft wurde. Manche Ceremonie 
war gleich wie bei ber Kindertaufe. Nach der Taufe wurde ihm 





175 


II I GEL 


ein Tchöner Tchneeiweißer damaftener Rod ſammt einem weißen 
„Hietli angedan”. . 

Den 12. Heumonat wurde mit Hülfe von zwei Kaufleuten, 
denen fie von Landvogt Imfeld empfohlen waren, mit dem 
Patron des Schiffes der Akkord geſchloſſen. Es murde dann 
Wein, „Bidgoten”, zyleifch, Eier, „faſmiß“, d. h. für Faftenmuog, 
Spezerei, Arznei und für jeden ein eigener Kaften, den er fchließen 
fonnte, eingefauft und mit Flafchenzügen auf dad große Schiff 
binaufgezogen. Dieſes Schiff hatte einen Maftbaum, der 24 
Klafter hoch und ſo did war, daß ihn zwei Mann kaum um: 
Ipannen Tonnten. Auf demfelben mar noch ein anderer Maft: 
baum, der 10 Klafter,-und eine Fahnenftange, die 6 Klft. hoch 
war. Das Ganze hatte eine Höhe von 40 Klft. Man Tonnte 
auf Seilen wie über eine Leiter binauffteigen, doch es mar 
„Schizlich in daſ mer Aben zu ſächen“. Dben darauf war ein 
Korb, der jo weit war, daß darin 3 oder 4 „züllig dich” ftehen 
konnten. Da fteigen oft 10 Sciffäfnechte auf einmal hinauf, 
um die Segel zu richten. Das Schiff war 6 Klft. breit und 
25 Klft. lang und e8 waren darin 24 „Stud“ auf Rädern, von 
denen die meiften Steine oder Kugeln fchoffen, die fo groß waren 
wie Kegelfugeln. In demfelben waren viel Kaufmanndiwaaren 
und zwei große Kaften voll Geld, die unten im Schiff in den 
Sand vergraben wurden In dad Schiff kam aud der Bilchof 
von Libano und etliche Kaufleute. 

Den 22. Heumonat wurden endlich die Anker und die Segel 
aufgezogen und zum Zeichen der Abfahrt 5 Schüffe losgebrannt. 
Sie fuhren bei Jftria, Ankona, Loretto, Lilfa, Lagofta und 
Candia vorbei. Bald fahen ſie Land und bald feined. Mit dem 
großen Schiff fuhren noch drei Heinere Schiffe, die oft weit von 
einander waren, am Abend aber zufammenfuhren, um einander 
guten Abend zu wünfhen. Mehr als einmal mußte dad große 
Schiff den Heineren warten, d. h. Iangjamer fahren und deß⸗ 
wegen Segel binabziehen. Wenn fein oder wenig Wind ging, 
dann fuhr dad Schiff gar nicht oder nur wenig vorwärts. Wenn 
Begenwind oder „entwärifmind” ging, dann wußte man die 
Segel fo einzurichten, daß dad Schiff noch ein wenig vorwärts 
getrieben wurde; mar der Wind günftig, dann fuhr dad Schiff 
in 24 Stunden 100 Meilen und einmal jogar 200 Meilen weit. 


176 





Sie ſahen manndgroße Delphine neben dem Schiffe einher: 
ſchwimmen und Fifche, die einen Steinwurf weit fliegen Fonnten. 
Morgen! und Abends zu Bettglodenzeit wurde eine Schelle ge— 
läutet und ein Süngling ging zu oberſt auf das Schiff und 
wünjchte eine glüdliche Reife. Alsdann ift Jedermann nieder 
gefniet und hat gebetet „vsgnun die vechiichen dirgen” (Türfen). 
ALS fie fich der Infel Cypern nahten und ſomit auf dem Meer 
2100 Meilen zurückgelegt hatten, wurde gegen fie geſchoſſen, weil 
man fie al3 Feinde betrachtete, und ein Segel durch eine große 
Kugel zerriffen, fo „das es ein Iuten fchranz gab”, worüber 
Etliche „übel erflüpften vnd erjchraden”. Es wurden dann von 
beiden Seiten einander Barfen entgegen geſchickt und der Irr— 
thum entdedt. Den 15. Nuguft, am Feſt Marin Himmelfahrt, 
landeten fie bei Limiſſo. Sie wurden traurig, als fie vernahmen, 
daß bei Tripoli Krieg ausgebrochen und dab auf’ dem Meer viel 
Seeräuber und vertriebenes Kriegsvolk fei „Doch festen mier 
vnſer hoffnung zu got”. Am 17. kamen fie nach Salina, wo 
fie von den Echiffleuten des venetianiſchen Schiffes Abſchied 
nahmen und bei den Barfüßern Iogirten. Der Bilger Mathias 
Rofenheim machte nun einen Akkord mit einen anderen Schiff3- 
patron für die Fahrt nach Jaffa, welches 300 Meilen von 
Cypern entfernt it. Als die übrigen Pilger das Fleine alte 
Schiff fahen, worin allerlei „hudelfolch“ ſich befand, bätten ſie 
gern den Schifflohn zurüdgelaffen und ein anderes Schiff ge: 
miethet. Sonntag, den 20. Auguit fuhren fie von Ealina nad) 
Limiſſo zurüd, wo fie erft am Donnerstag anfamen, um den 
Wind zu faſſen, mie fie jagten. Das verdroß die Bilger fehr, 
aber fie durften fich nicht „roden”, meil fie ſonſt noch Schlim— 
meres befürchten mußten. Wenn fie ein Schiff jahen, erfchraden 
fie, weil fie glaubten, e8 jeien Seeräuber. Endlich den 28. Aug. 
tahen fie Jaffa. Sie fuhren aber wieder cine Tugreife zurüc, 
fo daß fie erft den 29. dafelbft angelommen. Tas Schiff war 
fo mit Griehen und Türfen angefüllt, daß fie während ber 
ganzen Fahrt nicht Liegen fonnten. Mit größter Freude find fie 
dann außsgeftiegen, haben das hl. Erdreich gefüßt und dag Te 
Deum angeftimmt. Sie fchrieben nun um Geleit nach Rama, 
welche am andern Tag nad) Jaffa gefommen. Bor dem Aus: 
jteigen mußten fie noch die Säde und Käften öffnen und es 


177 





wurbe ihnen genommen, was beliebte Zu Rama murben 
Trauben, Brod, Eier und für jeden ein Huhn gefauft und mit 
dem größten Appetit gegefien, weil man feit 11 Tagen nicht3 
Warmes, fondern nur Brod und Wein genoffen. Wegen dem 
Geleit mußte jeder Pilger 6 Zegina erlegen. Schon um Mitter: 
nacht faßen fie auf die Efel und fuhren mit großem Eifer nach 
SJerufalem, welches 30 Meilen von Rama entfernt ift. Der Weg 
war wegen den Arabern ſehr unficher. Sie murben dreimal 
von denfelben angefallen und wieder losgelaſſen, nachdem fie 
ihnen etwas Geld gegeben. Den 81. Auguft fahen fie bie hlſt. 
Stadt Jeruſalem „glaften vnd jchinen”, mie ein lieblicher 
Morgenitern. Sie fielen auf die Kniee und dankten Go.t für die 
großen Gnaden und Wohltbaten. Die Barfüßer kamen ihnen 
entgegen und führten fie auf den Berg Sion. Am Abend nad 
der Komplet wuſchen fie ihnen mit Rosmarin-Waffer die Füße, 
küßten biefelben, ftimmten dad Magnififat an und machten noch 
anbere Geremonien, worauf bie Pilger „härzigklich“ geweinet. 
Run befuchten fie die bi. Drte, das bi. Grab, den Ort der 
Kreuzigung, den Delberg, Bethlehem, dad Grab der Mutter 
Gottes im Thal Joſaphat, den Drt, der durch ven Beſuch 
Mariend bei der Baſe Elifabetb und durch die Geburt des hr. 
Johannes des Täufers geheiliget ift und noch viele andere Orie, 
welche die Pilger zu’ befuchen pflegen. Einige Orte konnten fie 
nicht befuchen wegen den Arabern, die da und dort ihre Belte 
aufgeichlagen, und andere wegen Mangel an Zeit. Ginen Tag, 
bevor fie nach Bethlehem kamen, hatten fie da3 dortige Bar: 
füßerflcfter belagert und gebroht,. dad Klofter und die bi. 
Drte zu zerftören, wenn fie ihnen nicht 100 Zeginen geben. Die 
Mönche machten nun eine hölzerne Kanone, ließen einen Schuß 
los, worauf die Araber jo erfchraden, daß fie die Flucht er: 
griffen. Zu Bethlehem wurden fie von gutherzigen Brüdern gar 
freundlich empfangen und in Prozeffion zu den hl. Orten ge⸗ 
führt. Die Krippe, worin die reine Mutter Maria das Kind 
in das „ruche fpifig Heum” gelegt, ift 6 „Ipang” lang und 31:, 
„ſpang“ breit, mit einem jchönen weißen Marmorftein eingefaßt. 
An diefen hl. Orten batte der hl. Hieronimus verfprochen „fin 
läben zu. verichlüffen”. — Das Loc, in welchem das hl. Kreuz 
ftund, ift rund, in Zelfen gehauen, 3 „ſpang“ tief und 1 „Ipang“ 


10 


178 _ 
breit. Drei Ellen davon tft dad Loch zum Kreuz beB rechten 
Schächers und 31], Ellen das Loch zum Kreuz des linken Schächers, 
weil zwiſchen dem Kreuz bed linken Schächers und dem hl. Kreuz 
der Felſen um !/s Elle fich gefpalten. Al das BI. Kreuz auf: 
gerichtet war, ließ man dasſelbe in dad vorgenannte Loch. hinein 
„pletichen”, woburd die Wunden des göttlichen Heilandes ver- 
größert und. erneuert wurden. Nachdem fie breimal mit ber 
Prozeifion um das Hl. Grab herumgegangen, haben fie bie 
Schuhe ausgezogen und gingen auf den Knieen in basfelbe hinein. 
Es hatten nur 8—4 Mann Play. Es iſt nicht ganz 1'/s Ellen 
body, 11/4 Elle breit und 31/, Elle und ein „bivärfinger” ang. 
An dem Drte, wo Chriftus nach feiner Auferftehung Maria 
Magdalena erjchienen, tft ein weißer Marmorftein in, Geftalt 
eines „Ichiben diſchs“ (runder Tiſch). Die Barfüßer ober 
ne erwiefen den Pilgern „fül Zucht und Er’, führten 
ie in Prozeſſion von einem Drt zum andern, erllärten ihnen, 


was da Merkwürdiges begegnet und mie viel Ablak man ge: 


mwinnen könne. Auf dem Berg Sion, wo das Franzistanerflofter 
ſich befindet, erinnerte man fich an Begebenheiten, die ſich an 
folden Orten zugetragen, die in den Händen ber Türken fi 
befinden. Die Abläffe wurden deßhalb von biefen Orten auf 
den Berg Sion verlegt. E83 murbe ihnen auch eine Säule ge: 
zeigt, von der die „vechifchen” (viehifchen) Türken glauben, daß 
Mahomed einft auf derfelben fiten und die Welt richten werde. 
„Da acht ich mol”, fchreibt Wolfgang Stodmann, „er wärd 
vrtel ſprächen, daf die dirgen zu himel farend, wie ein Khu in 
ein muf lo, es fig den fach daſ ſy fich bekerend.“ Nachdem 
fte viele hl. Orte in und außerhalb der Stadt Jeruſalem beſucht 
und die Gebete verrichtet, die vorgefchrieben waren, um ben Ab: 
Ta zu gewinnen, ließen ſich Wolfgang Stodmann und noch vier 
andere Pilger bereden, Ritter des HI. Grabes zu werden. Sie 
mußten geloben, wenn möglich, täglich der hl. Meſſe beizuwohnen, 
Sünden und Lafter zu meiden, die Fatholifche Kirche zu befchügen 
und zu befhirmen und im Fall eines Kreuzzuges perſönlich an 
demfelben Theil zu nehmen oder in ihren Koften eine taugliche 
Berfon zu fchiden. Wegen dem letzten Punkt konnten nur ſolche 
aufgenommen werben, bie ein orbentliche® Vermögen befaßen. 
Die Aufnahme gefhah um Mitternacht, damit die Türken nicht 











179 


erfahren, was die Ritter des hl. Srabes geloben. Das Diplom, 
welches vom Guardian ber Franziskaner für Wolfgang Stod: 
mann ben 8. September 1606 auögeftellt und mit dem Sigill 
bed HI. Grabes befiegelt wurde, ift noch vorhanden. Die Jugend 
war bafelbft roh und ungebildet. So gingen die Pilger vom 
Haus des Herobed „gewaltig fort, den bie befen Buben unf den 
wäg zeigtend mit fteinen Nachen zu wärffen, biferö ift uns aber 
gar oft geſchächen, In. der ftatt Serufalem.” 

Racdem fie die bornehmften BI. Drte bejucht, wie Siegel 
unb Briefe weiten, die jekt noch vorhanden, nachdem fie den 
Fr nern für Speife und Trank eine „Erliche Lebe”, näm⸗ 
lich Jeber 9 Zegina gegeben, nahmen fie den 9. Sept. mit 
großer Traurigkeit Abfchied, weil fie nicht mehr hoffen Tonnten, 
biefe Hl. Drte zu befuchen und weil da unb dort Araber fidh 
gelagert hatten. Auf dem Wege nach Jaffa Tamen fie zu 
einem arabifhen Lager, wo etwa fünfhunbert ibre Zelte 
aufgeſchlagen hatten. Als fie bie Pilger erblidten, Tamen 
fie auf ihren Pferden mit Büchlen und Spießen gegen fie 
herangeiprengt. Sie ließen fi mit einem Thaler befriedigen. 
Bald nachher Tamen fie zum zweiten Mal und nahmen einen 
Türken aus ihrer Gejelfchaft weg. Vor der Abfahrt von Jaffa 
mußten fie den „gält fräjeren” fünf Mal Geld geben und „mas 
ihnen gfiel ftalend ſy nit, funders ſy Lieffend zu ſächen“, tie fie 
e8 nahmen. Auf der Fahrt nach Cypern hatten fie wieder das 
alte faule Schiff. Bald Hatten fie Furcht wegen den Seeräubern, 
bald wegen dem Sturm, ber jo geoß war, daß fie „bachnaß“ 
geworden und daß fie „Alle bot“ Türchteten, der Laden, der meit 
bineingebogen war, werde „zu folem“ zerichlagen und der Segel: 
baum werde gebrochen, weil die Segelfeile faul waren, daß es 
eine Armuth war zu eben. Da erfuhren fie, daß man auf 
dem Meere beten lernt; denn alle die hl. Nothhelfer des Meeres 
wurden „gar drülich“ angerufen. 

Den 15. Sept. landeten fie endlich bei Cypern; allein fie 
waren bon Salina, wo das benetiantjche Schiff ſich befand, mit 
dem fie akkordirt batten, noch 100 Meilen entfernt. Da ber 
alte Kaplan Frener von Ruswil fich nicht mehr dem alten Schiff 
anvertrauen, fondern zu Fuß nach Salina gehen wollte, da be: 
gleiteten ihn Rofenheim und Stodmann, trog der großen Un: 


180 





fiherbeit. Bu Salina hieß es, daß fie exit in Limifio da 
benetidnifche Schiff treffen werben. Da Frener das Schiff auf 
da nicht befteigen wollte, gingen fie wieder mit ihm über Land, 
nachdem fie den Gefährten im Schiff für ein ‚gebratenes Schaf 
geforgt. Nun erkrankten Rofenheim und Frener, jo daß fie 
kaum gehen noch reiten konnten und Stodmann war voll Kummer, 
daB venetianifche Schiff fei vielleicht abgefahren und dann müfler 
fie. 3—4 Monate warten. Endlich erreichten fie Limiſſo. Den 
benetianifchen Schiff mußte ein Jeder 8 Zegina für Sciffloh: 
und 8 Zegina für Koft per Monat bezahlen. Sie wollten bei 
19. Sept. abfahren, mußten aber wegen Windftille und wege 
Sturm 10 Tage warten. Ein franzöfifcher Priefter hatte zu 
menig Geld. . Umfonft bat er, ihn mitzunehmen, ba ein gute 
Bekannter in Venedig für ihn bezahlen werde; umfonft battı 
auch die Pilger für ihn. Als er das Schiff verlaffen und unte 
bie Türken hinausgehen folte, al® er fo „härziglich“ gemein, 
daß Einer mußte mit ihm „grinen” (meinen), dba erhob fio 
Stockmann und erklärte, daß er allein für ihn bezahlen merde, 
wenn ihm bie anderen Pilger nicht helfen wollen. Die Pilge 
haben dann für ihn bezahlt und der arme Priefter durfte in 
Schiff bleiben. Es hat fich da gezeigt, wie Stodmann bemerli, 
daß ein Pilger nach Serufalem einen Sad voll Zegina und eine 
Sad voll Gebulb nöthig habe. Den 27. Sept. war der Win 
fo beftig, daß er ein Ankerſeil brach, melches fo did mar, mr 
ein Mannsbein. Den 29. Sept. wurbe endlich abgefahren. Bab 
nach der Abfahrt hatten fie Gegenwind und fuhren deßwege 
wieder nach Limiflo zurüd, wo fie den 5. DE. zum zweiten Nal 
abgefahren. Sie hatten wieder Gegenwind, To daß fie Cypem 
drei Tage lang nicht aus den Augen verloren. Samſtag, ba 
14. Okt. entftund ein großer Lärm. Man ſah zwei Schiffe un 
glaubte, daß es Seeräuber feien. Die 24 Kanonen wurden 
„geliedert“ und die Feuerfeile (Lunten) angezündet. Man kr 
waffnete ſich mit Büchfen, Spießen und Schlachtfchwertern. Ji 
gleicher Weile rüftete man fich auf dem anderen Schiff, welde® 
ebenfal8 nach Venedig fuhr und ebenfo gut bewaffnet ma. 
Nachdem fie fich zum Kampf gerüftet Hatten, verſchwanden de 
beiden Schiffe wieder. Einen Streit zwifchen einem Knecht un 
dem Koch ſchlichtete dev Schifföpatron mit einem großen „Sparten“ 


181 


II ITS 


Der Aſtronom ober „fternenjächer”, welcher für feine Kunft nebft 
Eſſen und Trinfen 100 Thaler bezog, erllärte, fie feien näher 
dei „Barbarien” als bei Candia und wurde deßwegen vom 
Sciffepatron oder Schiffäfapitän „griſelich vsgehudlet vnd ges 
balget”, weil er und andere meinten, fie feien in der Rähe von 
Candia. Es zeigte fi dann, daß die Erklärung bed Sternen: 
ſehers richtig war. Am 18. Di. wurde das Schiff von ben 
Grundwellen gefchaufelt, fo daß fte fich deſſen gar wohl „ges 
nietet". Das Meer bat nämlich bie Eigenfchaft, baß, wenn ber 
Wind „ed rächt zwäg bringt“, die Grundwellen noch zwei Tage 
gehen, nachdem ber Wind nachgelaffen. Als zwei Tage nachher 
vie Schiffsleute merkten, daß ein Sturm in Anzug jet, da ließen 
fie ſchnell die Segel hinunter. Es entftund ein großes Gefchrei 
und Seläuf und der’ Lieutenant gab Zeichen mit einer filbernen - 
Pfeife. Weil fie einen Segel zu wenig fchnell heruntergelaflen, 
wurde er von oben bis unten zerrifien, obfchon er von doppel⸗ 
tem Zwilch gemacht war. Als die Roth am größten war, ba 
flund ber Sieutenant oben. auf das Schiff, hob Augen und Hände 
sum Himmel und vief „alfo Iut er mag” die Nothhelfer des 
Meered an und gelobte zu Venedig bei St. Salvator ein Al: 
mofen zu geben. Bald, nachdem das Opfer aufgenommen war, 
legte fich der Sturm. Nachher hatten fie noch manchen Sturm, 
In einem ſolchen Sturm mwurben auch bie großen „Stud um⸗ 
geworfen, jo daß man biefelben anbinden mußte, bamit fie nicht 
auf eine Seite rollen und das Schiff umwälzen, welches fonft 
„nit gar fül Für” hatte. Am 26. DE. rief der Lieutenant wieder 
die Rothhelfer des Meeres, befonders den hl. Franz von Paula 
an. Diefes war der fchredlichite Tag auf dem Meer. Gewöhn⸗ 
ich führt ein großes Schiff drei Barken mit. Die größte und 
die Heinfte werben nachgefchleppt und die mittlere in das Schiff 
binaufgegogen. An Yolge den Sturmes kam bie Heinfte Barke 
unter bie Anker und murbe zerichlagen und bie größte Barke 
neben das große Schiff. Nun mußte man nicht, welchen Augen: 
blid die Barke an dad Schiff geworfen und das eine oder das 
andere durchbohrt werde. Endlich gelang es, bie Varke wieder 
hinten an das Schiff zu bringen und näher mit demfelben zu 
verbinden. Wegen dem Aufs und Niederfallen bed großen - 
Schiffes gab das Seil der Barke einen „rupf”, fo daß das Schiff 


182 





beim Zufammenftoß krachte und die Schiffsleute fchrieen, «3 habe 
ein: großed Loch. Aller bemächtigte fich ein paniſcher Schreden. 
Schnell eilten die Pilger, „auch die ſchwäzer“, um zu beichten. 
Stodmann zog bie Pilgerkutte aus und rüftete fich zum Schwimmen, 
obichon fie nirgends Land fahen. In ber Angft lieb er das 
Geld im Kaften. „Da mwurb ich wol vff aflogen fin”, meinte 
er, „Iunderlich fo ich in ber birgt (Türkei) zu lanbt komen wäre". 
Es war nicht jo gefährlich, wie man geglaubt. Das Schiff hatte 
ein Loch, aber fo body, daß Fein Wafler hinein kam. Einer 
von den Schiffäleuten erklärte, er fei ſchon 30 Jahre lang auf 
dem Meere geweſen, aber noch nie haben fie acht Tage lang einen 
folgen Sturm gehabt. Die Schiffäleute meinten, Gott Babe 
deßwegen fo gezürnt, weil Einige von den Pilgern Heiligthümer 
geſtohlen; die Pilger aber antworteten, fie follen fich ein wenig 
„mit Iren vneinigleit und vunflätigen worten und fchanbdlichen 
ſchweren maflen (mäßigen), fo wärb es mol Befer werden gegen 
got”. Sonntag, den 29. Oktober hatten fie einen „bfbindigen” 
guten Nachwind. Wann der Wind Hinten nachgebt, dann be: 
wegt er das Schiff nicht befonders ftarf; aber wenn ber Wind 
„Entwäris“ gebt, dann „but baz Schiff läz“. Den 5. Winter: 
monat fchlugen bie Wellen fo in das Schiff hinein, daB einige 
. Mal ein großer Bach durch dasfelbe gelaufen. Da fie längere 
Zeit ſtill am Land bleiben mußten, trennten fich drei Pilger 
von ihnen, mietheten eine Barke und fuhren nad Benebig, was 
ein großes Wagniß mar. Als fie nach Rovigno in Iſtria famen, 
hörten fie zum erften Mal, feit der Abfahrt von Benedig, wieder 
die Glocken läuten, was ihnen „zu härzen ging von freiden, ben 
die dirgen dolend Feine glogen”. Sie Tonnten fih kaum ent- 
halten vor Freuden zu weinen. Den 20. Rob. erllärte ber 
Batron bed Schiffes, daß er wegen den Felſen in ber Nähe bes 
Landes warten müffe, bi3 ein Sternenfeher von Venedig ange: 
Tommen. Nun haben auch bie andern Pilger eine Barke ge: 
miethet und find den 28. Nov. glüdlich nach Venedig gelommen, 
wo alle Pilger von ben Wirthäleuten, von ben Deutihen und 
Melichen, die fie kannten, gar freunblid empfangen mwurben. 
Nachdem fie bie in ber Roth veriprochenen Kirchenbefuche ge: 
macht, verliehen fie ben 8. Dez. Venedig. Aus Gefälligleit gegen 
bie Pilger von Uznach gingen fie mit ihnen dur Graublinden 


183 


RERITITI IT 


nach Uznach, wo fie den 16. Dez. angelommen und mit einer 
„sierlichen procefion” empfangen wurden. Am Montag, den 18. 
zogen fie mit einander Nach Einfiedeln und ließen dort zivei ge- 
fungene Aemter balten, wie fie in ber Noth veriprochen hatten, 
und nahmen den 20. herzlichen Abjchied von ben Pilgern zu 
Uznach. Stodmann unb Herr Hand Habermacher zogen nun 
gegen Unterwalden. Zu Stans find fie wieder bei Lanbammann 
Leu eingelehrt, wo ihnen „ftatliche geſelſchafft“ geleiftet wurde. 
Am andern Tage wurben fie von einigen Herren nad) Sarnen - 
begleitet. Als fie gegen Kerns kamen, wurde mit allen Gloden 
geläutet und es zogen ihnen bie Geiftlichen, die Rathsherren 
und viele getreue liebe Landleute in Prozeſſion entgegen und 
haben fie „gar fründlich gheißen, gotwillom fin”. Nachdem in 
der Kirche etliche Schöne Lobgefänge gelungen worden, zogen fe 
gegen Sarnen. In ber Nähe vom Fleden Sarnen tft man ihnen 
wieder mit einer „zterlichen proceſion“ entgegengelommen; denn 
es war gewiß billig, Gott, dem Allmächtigen und jeiner wür⸗ 
digen Mutter zu danken, da es ohne ihre Hülfe keinem Menſchen 
möglich geweſen wäre, eine fo gefährliche Neife zu machen. 
Stodmann ift auf berfelben Teine halbe Stunde Trank geweſen. 
In der Dorflapelle und bei der Kirche wurde mit allen Gloden 
geläutet. Bon der Kapelle, wo man „Etliche fchöne mufigen 
und gfang verrichttet”, zog man in bie Kirche hinaus, wo man 
das Te Deum gefungen und andere Geremonien verrichtet „mit 
orgelen ſchlachen Vnd funderbaren lobgſängen“. Nachher find 
die geiftlihe und weltliche Obrigkeit und viele Lanbleute mit 
ihnen in ein Wirtbshaus im Dorf zum Nachtefien gegangen. 
Es wurde der Wein verehrt und fchlieglich bat man Alle gaftirt, 
die Geſellſchaft geleiftet. 


Dieſe Pilgerfahrt gibt und einen Begriff von den Befchwerben 
und Mühfeligleiten des Reiſens in der damaligen Zeit. 


Wolfgang Stodmann hat fich bei diefer Pilgerfahrt gezeigt 
als ein Mann von einer tiefen Neligiöfttät, bon einem großen 
Gottvertrauen und als ein Freund der Briefter. Er ftund an 
der Spige ber Neijegefellichaft, war gebildet und hatte einen 
guten und Haren Berftand. Nebft dem Ritter: Diplom iſt auch 
noch ber obere Theil des Pilgerftabes vorhanden, welcher in 


184 


III TI NG 


einen chlinderartigen eifernen Knopf endet, worauf eine Eichel 
von Eifen fich befindet. 

Einen Theil feiner Jugend fcheint Wolfgang Stockmann ix 
Italien zugebradht zu haben; denn da er fchreibt, wie fie vom 
Schiff aus Loretto gefehen, bemerft er „welches orth ich noch 
‚wol kanntte“. Schon vor dem Antritt feiner Bilgerreife wurbe 
er zum Rathsherrn gewählt. Er war auch Siechenvogt und 
Spitaluogt. 1609 wurbe er Baumeifter, 1618 Landfädelmeifter, 
1624 Statthalter, 1626 das erfte Mal Landammann und ſtarb 
den 20. April 1644. Im Beltlinerbandel ftund er auf Seite 
der fpanifchen Barthei; deßhalb beklagt fich Landammann Johann 
Imfeld im Jahre 1625 in einem Brief an ben franzöfiichen Ges 
fandten, daß bie fpanifche Parthei unter Anführung von Ritter 
Wolfgang Stodmann ihnen das Spiel verberbe. 1625 mar er 
Zeuge beim Bruder⸗Klauſen Prozeß, hatte ein Vermögen bon 
20,000 Flr. und war 54 Jahre alt. Um das Jahr 1596 ver⸗ 
heiratbete er fi mit Margretb von Ab, einer. Tochter bes 
Statthalter Johann von Ah von Sarnen, von mwelder er ſechs 
Kinder erbielt. Sein ältefter Sohn Johann erhielt 1618 von 
der Landedgemeinde das Stipendium in Mailand und ftarb das 
je bft den 21. Aprit 1621, nachdem er bie Philoſophie abfolvirk. 
Margreth verebelichte fich mit Kirchenvogt Melchior Bucher, 
Bruder des Landammann Heinrich, und wohnte im Haufe bon 
Melt Reinhard fel., welches letztes Jahr niebergeriffen wurde. 
Das Büffet, welches fie 1638 machen ließen, ift jet noch vor⸗ 
Banden. Katbrina wurde 1642, 27. Jän. mit dem nachmaligen 
Landammann und Pannerherr Melchior von Atigen Topulirt. 
Jakob, verehelichet mit Dorathea Imfeld und Anna Krummens 
acher, wurde 1651 Landfädelmeifter und 1658 Landvogt im 
Rheinthal. 1644 übernahm er von den Erben bed Landeshaupts 
mann Peter Imfeld das Bergwerk im Melchthal und betrieb es 
zuerft allein, bis fich ungefähr 1656 der reiche Lieutenant Mars 


4dguard Imfeld mit ihm vereiniget. Als Marquard merkte, daß 


das Gefchäft nicht gut fei, zog er ſich bon demſelben zuräd. 
1663 treffen wir ihn wieder zu Sarnen. Nachdem Landvogt 
Jakob Stodmann den 29. Jän. 1678 geftorben, übernahm das⸗ 
jelbe fein Sohn Wolfgang. Bgl. Chronik von Kern? ©. 134. 


Die zweite Frau des Landammann und Ritter Wolfgang 





185 


RI LI IE 


Stodmann war Doratben von Menteln, Wittwe bed Landvogt 
Wolfgang Imfeld, die ihm fünf Kinder gebar. 

2. Landammann Johann Meldior, Sohn bed 
Scügenmeifter Franz und ber Margareth Heumann, Großfohn 
des Philipp, weicher ein Sohn des Ritter Wolfgang aus zweiter Che 
war, und der Dorothea Imfelb, einer Tochter bed Landammann 
Marquard, wurde geboren den 12. Dftober 1681. Landammann 
Marquard Anton, Thalvogt Franz Ignaz, von welchem bie 
HH. Stockmann beim „Schlüffel” und Hans Kafpar, von welchem die 
SH. Stodmann im Gäplt abftammen, waren feine Brüder. Seine 
Schweſter Regina war verheirathet mit Landuogt Melchior Imfeld 
im großen Haus zu Kirchhofen und Dorothea mit Rathsherr 
Hans Peter Wallimann. Sein Bater ftarb 1705 und binters 
ließ ein Bermögen von 79,607 Pfd., weldhes in 8 Theile ver: 
tbeilt wurde. Da er 1815 Maß Wein binterließ, fo fcheint es, 
daß er Wirth oder MWeinhändler geweſen. Melchior ftudirte bei 
den Sefuiten in Luzern und trat in bie dortige marianiſche 
Sobalität. In der Berlobungsformel gelobte er alljährlich feinen 
Glauben an die unbefledte Empfängnig Mariend. Seine Liebe 
zur Mutter Gottes zeigte er auch dadurch, daß er 1717 auf 
feine Koften im Garten der Klofterfrauen zu Sarnen eine fog. 
Rigitapelle (Maria zum Schnee) erbauen ließ. 1704, 28. Mai 
war er Fähnrich im Regiment Reding von Biberegg in der 
Kompagnie de3 Hauptmann Marquard Imfeld beim Thürli, 
welche fih im Dienft des Viktor Amadeus IL, Herzog von 
Savoyen, Fürft von Piemont und König von Chpern, befand 
und ftellte, da die Fähnriche gewöhnlich auch Schreiber waren 
dem Korporal Johann Sofef Zurgilgen ein Zeugniß feines Wohl: 
verhalten? aus. Wie e8 feheint, ift er nicht lange in fremden 
Kriegsdienften geftanden. 1707, 5. Mai verehelichte er ſich mit 
Anna Mr. Zufta Imfeld, Tochter des Landammann und Panners 
herr Nikolaus II., welche den 22. September 1723 geftorben. 
Sein Schwager war Landammann und Pannerherr Anton Franz 
Bucher: Bon feinem Schwiegervater, der im Haufe von Hrn. 
Dr. Stodmann gewohnt, ererbte er folgende Güter nämlich: 
Bündt, Feld, Feldiwidenried, eine Sommerweid ſammt Streueluß 
auf der Gygen. Ohne Inventar hinterließ er ein Bermögen 
von 73,999 Pfd. Er Tonnte auf feinen Gütern 20 Kühe wintern 





186 





und hatte für 21'/, Kühe Sömmerung zu Melchſee. Die Schwieger⸗ 
mutter, eine Tochter des Landammann Johann Peter Imfeld. 
ſtarb den 4. Jän. 1725 und Hinterließ ein Vermögen von 28,012 
Pb. 13 Schl., welches in drei Theile getheilt wurde. Wahr: 
ſcheinlich Hatte fie dem Mann einen Kindstheil teftirt. 1710 
wurde Johann Meldior Stodmann Lanbesfähnrich, 1718 Ober: 
zeugberr, 1716 Landeshauptmann, 1718 Statthalter, welches 
Amt er 11 Jahre lang bekleidet, 1729 das erfle Mal Lanb: 
ammann und 1730 Rath des Bilchof von Baſel. Er war oft 
Abgeordneter an die Tagfatung, zu Eonferenzen und befonderen 
Feierlichkeiten. So 3. 3. war er bei ber Bundeserneuerung mit 
Wallis, welche in Schwyz vom 25.—27. Oktober 1728 ftattge- 
junden und bei der Freudenfeier in Solothurn, welche nad) ber 
glücklichen Geburt des Kronprinzen von Frankreich vom 30. Nov. 
bis 3. Dez. 1729 gehalten wurde. (Siehe Volksfreund 1890 
Nr. 88 und 42.) - . - 
Nach dem Tode feiner erften Frau verebelichte er fich in der 
Dorflapelle zu Sarnen den 80. Mai 1724 mit Jafr. Anna M. 
Britfchgi, Tochter des Rathsherrn und Kapelluogt Joſef und 
der Anna Mr. Burch, Gwand. Die Schweiter feiner Schwieger⸗ 
mutter ging in das Frauenklofter zu Sarnen und erhielt. den 
Kamen Plazida. ALS Ausſteuer gab fie die Hälfte ihres DBer- 
mögen, nämlich 13,261 Pfd. 2 Schi. 4 A. Ohne Zweifel war 
er mit biefer Tchönen Ausfteuer einverftanden, obſchon feine 
Schwiegermutter In Folge deifen weniger erben Tonnte. Seiner 
Frau veripra er am Tage der Hochzeit 100 Sonnentronen 
& 8 Gl. ald Morgengab und „jederzeit Gelb in edel zu geben 
damit Sie in allen begebenheiten dem Nebenmenſch zu lieb und 
leid Tretten Tönne, wie ef einer ehrlichen Frauen wohl anfteht”. 
Sein Schwiegervater verſprach ihm 2000 Pfd. Heimiteuer, ebenfo 
viel feinem Sohn Hans Franz, nebft der Alp Lindern und 
Schildſchwendi ob St. Rillaufen. Nachdem fein Sohn ledig ober 
wenigfteng kinderlos geftorben, verkauft. Kapellvogt Sof. Britſchgi 
die Alp - Lindern. und Schildſchwenbi den 11. Jän. 1732 ben 
Kilchern von Kerns um 7800 Bf. und 5 Dublonen Trinkgeld. 
Seine Frau erlaubt ibm den 1. Dez. 1744, einen Kindstheil 
lebendlängli zu nutzen; Stodmann dagegen erlaubt ihr bie 
Benugung feines Haufes, Gartens u. f. m. (Haus bon Hrn. 


187 





Dr. Stodmann) mit ober ohne Kinder, fo lange fie Wittwe 
bleibt und gibt ihr eigenthümlich einiges Silberzug. 1755, 8. 
Jän. kauft fie von ben Erben des Landammann und Panner⸗ 
herr Anton Franz Bucher el. Haus, Mätteli und Zubehör, 
weiches Rathshr Alvid Stodmann fel. gehörte, um 5600 Pfd. 

Wie fein Schwiegerfohn, ebenjo trat auch ber Schwieger- 
vater zum zweiten Mal in ben Eheſtand. Er war bereitd 88 
Sabre alt, al3 er fih mit Igfr. Anna Mr. Berwert verehelicht 
und glaudte deßwegen um jo mehr eine Stüge und eine Ge: 
bülfin nöthig zu haben. Ste erhielt von ihm den Wittwenftg 
‚in der Gwand, 100 Thlr. Morgengab und den Zins von 1000 
Pfd., To lang fie lebt. Er durfte feine Gras noch 7 Jahre 
lang an feiner Seite haben, da er erft ben 27. Juli 1744 
im Alter von 90 Jahren geftorben. 


Im Todtenbuch wird er ein ausgezeichneter Woblthäter der -- 


Kirche genannt. Sein Schiwiegerjohn nennt ihn den „erften” d. 6. _ 
größten Wohlthäter der neu gebauten Kirche und läßt ihm 
folgende Grabſchrift ſetzen: 

„St. Peterskirch, die ich begabet hab, 

Gibt mir nächſt bei der porten das erſt Grab. 

Hoffe, der große fürſt werd mir aldort 

Mit ſeinem ſchlüfſel öffnen die Himmelsport. 

Chrift thue guths, Gott ehre nach Vermögen 

Das bringt dir glück vnd ſeeligkeit z'wegen.“ 

Er verordnete, daß 10 Jahre lang alljährlich 60 hl. Meſſen 
für ihn geleſen werden, welches ſein Schwiegerſohn gewiſſenhaft 
beſorgt. Von den ererbten 20 Kühen ließ ſeine Tochter ſofort 
zwei ſchlachten und das Fleiſch unter die Armen austheilen. Sie 
erbte von ihm die Güter: Gwand, die obere Untermatt, Bach⸗ 
gut, Brüniſchwand, Ruoßi, halbe Alp Großächerli, Flühli, Gehren, 
Roßmatt, 85 Klftr Heu, 4 Pferde und etwa 20 Kühe. Sie 
erbte von ihm ſammt der Heimfteuer ein Vermögen bon 89,239 
Bid 9 Schl. 1. A. und. von ihrer, Mutter 16,407 Pfb. 8 Schl. 
1 4% Stodmann verkaufte die Güter Gwand, Untermait, 
Bachgut und Brünifchwand; die übrigen aber bebielt er. Nach⸗ 
dem er am 1. Dez. 1752 begraben worden, wurden feiner grau 
für die zugebrachten 108,646 Pfd. 12 Sci. 2. A. Güter 


188 


II I LEG 


und Rapitalien verzeigt. Bei den Gedächtnifſen, die für ihn ges 
Halten wurden, find 16-20 Geiftliche erfchienen. Er hinterließ 
an Gülten und Binfen 19,465 GI. 18 Schl. 2 U. und 3834 GL 
27 Schl. 3 I. an bauzem Geld, welches in 5 Theile. getheilt 
werden mußte. Darin find die 12,000 Pfd. nicht einbegriffen, 
welche er feinen brei Söhnen zum Voraus gegeben. 

In feiner Hinterlaffenfchaft befand fich auch eine golbene 
und eine „mebrichaumige” Tabakpfeife mit filbernem Dedel und 
mit Silber beichlagen, eine Tabakbuethe“ von Silber u. |. w. 
Er befaß fomit ein Vermögen von 160,000 Pfd., welches unges 
fähr To viel tft, als menn Einer jetzt 500,000 Pfd. befigen 
würde. Seine Frau ftarb den 31. Mai 1775. Ihre Porträt 
befitt Hr. Dr. Stodmann. Er hinterließ außer den fünf, welche 
in ber Jugend geftorben, noch folgende Finder: 

Anna M. Jgnazia ift, nachdem fie 4 Sabre lang 
Kofttochter geweſen und per Woche 11/, Gl. bezahlt, 1731 Klofter⸗ 
frau in Sarnen. geworben. Wie die. Landammänner aus ben 
Beichlechtern Imfeld, Wirz, von Flüe, Bucher einen beionderen 
Werth darin fetten, einen Sohn als Priefter am Altare oder 
eine Tochter im Klofter zu haben, welche gleich Mofed ihre Hände 
zum Himmel erhoben, während fie kämpften und ftritten, ebenfo 
bat auch Stodmann bie einzige Tochter, welche ihm aus ber - 
erften Ehe noch übrig geblieben, bereitwillig dem Dienfte Gottes 
gewidmet, bie fchöne Ausfteuer von 2850 St. bezahlt und ihr 
ein jährliched Leibbing von 15 Gl. und nad feinem Tode von 
25 ©L. verfprochen. Er fürchtete fich nicht. vor dem Kloftergeift. 
Nicht nur. die eigenen Töchter, fondern auch Bogtötöchter hat er 
mit Vorliebe den Klofterfrauen zur Erziehung übergeben. Wegen - 
feinem Wohlwollen gegen die Drbendperfonen haben die Gene: . 
zale des Kapuziners, Sarmeliters und Auguftinerorbens ihn und 
feine Familie der guten Werke ihrer Drben theilhaftig gemacht. 

Joſefa verbeirathete ſich mit Anton Ignaz Luſſi. 

Anna Maria wurde mit Landammann Yranz Leonz 
Bucher, Lob, kopulirt. 

Jojef Jgnaz wurde Landammann. | 

Johann Melchior Felix, geb. den 21. Jän. 1727, 
ftudirte 1740 bei ben Sefuiten in Luzern und war bei Igfr. 





189 





Anna M. Schuhmader a 1. Gl. 35 Schl. per Woche verkoft- 
geldet. Damit er nicht. muthwillig werde, beſaß er felber kein 
Sackgeld und mußte ſich deßhalb wegen jeder Kleinigkeit an die 
Safe. Schuhmacher wenden. Aus ihren Rechnungen ſehen wir, 


da die Studenten damals Haarzöpfe getragen und bepubert 


waren. Sie gab ihm Geld für Folgendes: 


„Item ein Haarſeckel gekauft 83 Schl. 
Stem ein Büöcherriemen 10 „ 
stem für Buder 12 „ 
Item ein Haarband 6 „ 
Stem ein kertzen in bag Cetus db. b. für bie 

marianifche Eongregation 12 „ 
Stem Gelt in die Formula db. h. Opfer für 

Eongregation 15 „ 


Stem ein Bar Beltbenfchen mit Golb ge⸗ 
neit” (genäht) 2 Gl. 

Troß dieſer Einſchränkung fchreibt die Koftgeberin den 2. 
Auguft 1740 feinen Eltern: „Der Herr Felix Welcher Iuftig Vnd 
Gefund laſſet durch mich fein Hoflichen refpect vermelden”. 
1753 wurde er Landbesfähnrich, 1764 bis zu feinem Tod den 
25. April 1773 Statthalter. 1755 war er Kriegskomiſſär der 
Hülfstruppen in das Livinerthal und einige Mal Gejanbter. Er 
ftarb ledig, wohnte in dem Haufe von Hrn. Dr. Stodmann und 
hinterließ ein Vermögen von 9000 Gl. 

6. Franz Joſef, geb. den 25. Sept. 1738, wurde 1763 
Rathsherr, 1766 Zeugherr und Kolegiverwalter, 1769 Land⸗ 
ſäckelmeiſter und ftarb ledig den 13. Sept. 1782. Durch Gelb: 
leihen war er für Biele ein Helfer in der Noth. 1775, 26. 
Okt. verfaufte er feinem Bruder Landvogt Joſef Ignaz feinen 
Antheil Haus und Mätteli Hoftättli für 2800 Pfd. und behält 
fih Iebenslänglich einige Zimmer vor für einen jährlichen 
Hauszins von 20 Gl. 1770, 7. April übergibt feine Mutter 
ibm und feinem Bruder Joſef Ignaz die Alp Schwandi in Kerns 
fammt der Hütte zu Melchfee um den Preis, wie fie felbe ge: 
fauft von den 99. Blättler, Höchhaus. Sollte Franz Sofef 
ohne Leiberben fterben, dann gehört fie dem Joſef Ignaz allein. 


3. Landammann Marquard Anton, Sohn bes 
Schütenmeifter Franz und der Margareth Heymann, welche eine 


190 





Tochter des Freitheilvogt Kaſpar war, Bruber bed Landammann 
Johann Meldyior, wurde geboren ben 12. DE. 1693 und flubirte 
bei den Sefuiten in Luzern und in Paris, nachdem er den 31. 
März 1712 das franzöfifche Stipenbium erhalten. 1722 wurde 
er Rathsherr, 1728 Bauherr, 1730 Landfädelmeifter und 1738 
dad erfte Mal Landammann unb farb in der Kapuzinerkirche 
am Ofterbienftag ben 1. April 1766, plötzlich vom Schlag ge: 
teoffen. Bur geit, als er Landfädelmeifter mar, wurde das 
Rathhaus gebaut; deßwegen ift beim Eingang in dasſelbe bas 
Wappen ber Stodmann angebradt. Es iſt das das einzige 
Beilpiel in der Gelchichte Obwaldens, daß zwei Brüber ab- 
wechfelnd die Würde eine Landammanns bekleidet. 1742 wurde 
. ee Landvogt im Thurgau und 1745 Landvogt in den freien 
Aemtern. Er verheirathete fi mit Anna M. Britſchgi, Bach⸗ 
fchweifi. Seine einzige Tochter Anna Maria verehelichte fich 
mit Landesfähnrih und Hauptmann Felix Imfeld, Sohn bes 
Hauptmann Marquard beim Thürli, wo die Porträts biefer 
Familie ſich befinden. 

4. Landammann Joſef Ignaz L, Sohn bed Land⸗ 
ammann Johann Melchior und der Anna M. Britſchgi, wurde 
geboren den 18. Juni 1734 und ſtudirte zu Pavia. Von da 
ſchrieb er ſeiner Mutter ohne Angabe des Jahres den 17. Juli, 
gratulirt ihr zu ihrem Namensfeſt und verſpricht, daß er an 
ihrem Namenstag in der St. Annakirche einen Roſenkranz für 
ſie beten wolle, damit ſeine Wünſche in Erfüllung gehen. Er 
meldet, daß er wegen dem Stipendium dem Vetter Landammann 
geſchrieben und daß die Heimreiſe 8 ſpaniſche Dublonen er- 
fordern würde. 1768 wurde er Landſchreiber, 1772 Landvogt 
zu Lauis, 1779 das erſte Mal Landammann und 1782 Ober⸗ 
zeugherr. 1774 wurde er als Landvogt der dort regierenden 
Stände an die königl. kaiſerliche Regierung in Mailand abgeordnet. 
1780 wurde nach vollendeter Reſtauration in der Kirche von 
der Bruderſchaft der unbefleckten Empfängniß zu Lugano ein 
feierliches Triduum abgehalten. Bei dieſem Anlaß wurde ſeinem 
unvergleichlichen Verdienſt und ſeiner beſonderen Frömmigkeit 
ein Sonnett gewidmet, worin fein Lob und das Lob der Mutter 
Gottes befungen wird. Wahrfcheinlich wurbe dieſes Gedicht mit 
einiger Abänderung auch andern Gutthätern ber Kirche zuge: 


\ 





191 


N 


jenbet. Er verehelichte ſich mit Generoſa Blättler, Tochter des 
Kirchenvogt Hans Balz, Höchhaus, Großtochter des Landſeckel⸗ 
meiſter Franz. Eine Schweſter war Kloſterfrau zu Sarnen 
mit Namen „M. Antonia”, eine Tante war bie Frau des Land— 
ammann Wolfgang von Flüe und eine andere Tante die Frau von 
Thalvogt Franz Ignaz Stodmann, dem Onkel ihres Mannes 
und de Hauptmann Marquard Imfeld beim Thürli. Ihr Onfel 
Wolfgang Blättler ging im Alter von 15 Jahren in die Fremde, 
Bat als Bedienter von Tatholifchen Grafen und Adelsperſonen 
viele Städte und Länder durchwandert, weltberühmte Wallfahrts⸗ 
orte und Toftbare Schatzkammern gefehen, ber Kirche in Kerns 
einen Kelch, den Kreuzpartifel ſammt Einfaffung und 500 Gl. 
verehrt, 1763 ein Vermögen von 63,000 Pfd. beſeſſen, welches 
in 5 Theile getheilt werden mußte. Sie war auch Miterbin von 
Zandammann und PBannerher Anton Franz Bucher, weil berfelbe 
Tinderloß geftorben und ihre Großmutter mütterlicherjeitß einzige 
Schweſter besfelben war. 1761, 18. San. veriprach‘ er ihr eine 
Morgengabe von 101 Kronenthaler und den 14. Zän. 1777 er: 
Härt er, daß, wenn er vor feiner „herzlich geliebten Ehefrau‘ 
fterben follte, fie Herr und Meifterin über feine Hinterlaffen: 
ſchaft fei „jedoch aber folle Ihro obliegen die Finder in ber 
Gottesfurcht wohl aufzuerziehen und diefelbe fünfte und Wiſſen⸗ 
ſchaften, wozu jedes fähig ift, erlehrnen zu laſſen.“ Denjenigen, 
welche ben Stand ändern, jolle fie ben betreffenden Antheil ber: 
ausgeben. Einen Kauf, den fein Bruder Statthalter Felix 
Melchior wegen feinem Haus mit feinem Schwager Landammann 
Franz Leonz Bucher getroffen, fuchte er umfonft rüdgängig zu 
wmadhen Er ritt öfter nach Solothurn, um die franzöſiſche 
Benfion abzuholen, war Abgeordneter an die Tagſatzung und 
ftarb den 31. Aug. 1788 zu Lugano, im Alter von 54 Jahren, 
als er wegen der Jahresrechnung von Lauis ſich dafelbft befand. 
In der Grabfchrift wird er ein Vater der Armen und der Ge: 
rechtigleit genannt, der fich durch Neligiongeifer, durch Sitten- 
reinheit und durch Edelfinn audgezeichnet und Gott und ben 
Menfcen lieb geworden. 

Er hatte folgende Kinder Joſ. Ignaz, Landammann, 
Alois, Pfarrer in Giswil, Generofa, Felix Joſ., der 
in feiner Jugend einige Zeit bei Goldſchmied David Stäbelin 





a 


192 


in Schwyz ber Goldſchmiedekunſt fich gewidmet, zuerft mit Regina 
Imfeld und nachher mit Anna Vok ſich verheirathet, 1785 Salz- 
auswäger geworden, weßwegen feine Nachkommen „des Salz: 
herren“ genannt wurden, und Spitalherr Franz Joſ., 
welcher mit Varbara Vok einer Schweſter der Obigen ſich 
verehelicht und ungefähr 1789 Rathsſsherr geworben. Er wurde 
geboren den 28. Sept. 1769, ſtudirte 1788 zu Pruntrut Logik und 
Metaphyſik und erhielt das Zeugniß, daß er den übrigen Sodalen 
mit gutem Beifpiel vorangeleuchtet und im Beſuch der marianiſchen 
Sodalität ſehr fleißig geweſen. 1798 war er Kommandant auf dem 
Brünig Da er der Helyetif günftig war, wurde er in die Verwal⸗ 
tungs fammer gewählt und den 6. Zuli 1799 tom Regierungd« 
Stottbalter zu deren Bräfident ernannt, nachdem er vorher Bize- 
präfident geivefen. Der vielen Unannehmlichkeiten und bes krän⸗ 
enden Verdachtes müde geworden, haben die Mitglieder der Ber: 
waltungdfammer den 4. Dez. 1800 ihre Entlaffung eingereicht, 
nachdem Stodmann fchon vorber dieſelbe umfonft nachgeſucht. 
1801, 1. Nov. bezengte die Berwaltungslammer, daß fie ihm 
eigenthümlich überlaflen und verkauft haben ein „rothfamminer 
. Goldgeftilten Meßornat." Wir vermutbhen, daß er dieſen feinem 
Bruder Alois gegeben und daß das jenes fchöne rothe Meßge- 
wand ſei, welches fich gegenwärtig in der Kirche zu Giswil be: 
findet. Für feine Herkunft mögen folgende Anhaltspunkte dienen: 
1798 wurde das Klofter Einfleveln und Au, weil fie fich gegen 
die Helvetit ungünftig ausgeſprochen, bebogtet. Dad Frauen: 
Hofter blieb dem Verwalter Joſ. Schädler, der dem Klofter zu⸗ 
gehörige Effekten von den Franken zurüdgelauft, eine größere 
Summe fhuldig. Zur Tilgung der Schuld mag nun bieles 
Meßgewand verfauft worden fein. Da er fab, daß er wegen 
feiner franzöftfchen GSefinnung beim Obwaldnervolk in Ungnade 
gekommen, zog er nach Luzern und erhielt den 17. Juli 1802 
einen Heimatſchein. Dort kaufte er den Steghof und widmete 
fih der Landwirthichaft. 1805, 27. Sänner wird ihm unb 
feinen rechtmäßigen Nachlommen von der Gemeinde Eſchenbach 
um 120 Gl. das Bürgerrecht ertheilt. Für Obwalden bejorgte 
er die Spedition des Salzes und wurde deßhalb Sälztomiffär 
genannt. Mit feinem Gefinnungdgenoffen Meinrad Imfeld ftund 
er in freundſchaftlichem Verkehr, bis er an ihm Schaden ge= 





193 


V⸗ 


litten. ALS Landammann Michael von Flüe, der als Salzbi- 
reitor mit ibm in Verkehr geftanden, alt und prefthaft gewor— 
den und feine frübern Freunde anfingen ihn zu vergefien, 
Schrieb er ihm den 9. Febr. 1829: „Auf allem ift mir daf an- 
genehmfte, daß fie mi ihre wohlmollende Freunsichaft und 
Dienftgefälligfeit in dieſer Vorfallenheit nicht entziehen wollen, 
neue proben ihrer rechtichaffenheit und edeln Charatterd, Eines 
hriftlich dentenden gemüthes gegeben, welches durch den Egoiß: 
mus des Zeitgeiftes nicht ift angegriffen worden.” Lieber feine 
Raturalienfammlung fchreibt Bufinger : „Herr Stockmanns Kol- 
lekzion beftebt in einer artigen Sammlung von berjchiedentlichen 
Mineralien, Sondilien und auch altrömiſchen Münzen” (Stadt 
Zuzern S. 75). 1809 15. Mai faufte er von Hrn. Ant. Kopp, 
Kaplan im Hof, das Naturalienfabinet für 300 GI. 1809, 
4. DU. bezahlte er Karl Ulrich und Zurgilgen für dad Natu: 
ralienfabinet 192 GI. 27 Schi. 1811 17. Juli gab er Meisner, 
Brofeffor der Naturgefhichte in Bern, für Steine 78 Gl. 
„Meine ganze Sammlung, fchreibt er, ſowohl das gefaufte, als 
das ſchon gehabte berechnet, koſtet mih 725 GL.” In das 
Kabinet zu Luzern gab er Berfchiedened für 58'1,, GL. Nach 
feinem Tod wurde der Steghof um 16000 Gl. an Corragioni: 
Drelli verfauft. Seine Frau Barbara Vok zog nah Sarnen. 
Die einzige Tochter, Generoja, ftarb den 24. Mai 1831 und 
hinterließ ein Bermögen von 9,312 Gl. 5 Schl. 3 1. 


5. Landammann of. Ignaz IL, Sohn de Lands 
ammann Sof. Ignaz I, murde geboren im Jahre 1762 und 
ftudirte bei den Sejuiten in Luzern. Schon frühzeitig wünfchte 
er feine Kräfte dem Wohle feiner Gemeinde zu widmen und 
es entftund deßhalb 1782 ein heftiger Streit zwiſchen ihm und 
dem nachmaligen Landammann Felie Stodmann wegen einer 
Rathsherrenwahl, weil ein Jeder glaubte, gewählt zu fein. Nach 
vielen BZeugenverbören und nachdem die Regierung eine neue 
Wahl angeordnet, ift er mit 246 Stimmen gegen 30% unterlegen 
und wurde dann 1783 zum Rathsherr gewählt. Mit befferem. 
Erfolg ift er gegen LZandammann Franz Lecnz Bucher aufge- 
treten, ber mit einer Tante verheiratbet war. Gegen dieſen 
Hatte er Abneigung, weil fein Onkel, Statthalter Felix Meldior 
Das Steinhaus nicht feinem Bater, fondern feiner Tante in: 


11 


194 





Kerns verkauft. Wahrfcheinlich war er auch im Rathsherren⸗ 
ftreit al8 regierender Landammann ihm nicht günftig.. Um ihm 
einen Streich zu fpielen, ftellte er an der Landesgemeinde ben 
Antrag, den Zoll zu Lauid und Luggaris, ein Einkommen 
welches ihm laut altem Brauch als Gefandter nad Lauis zus 
kommen follte, unter das Bolt zu vertheilen, was bdemjelben 
fo wohl gefiel, daß es ihn zum Landesfähnrich gewählt. Das 
tbat Landammann Franz Leonz Bucher fehr web, er aß beim 
Ammannwahl nur wenig, ging heim, legte jich in’3 Bett und 
ftarb den 12. Zuli 1783, indem er 12 großentheild unerzogene 
Kinder hinterließ. Das bat der junge ftrebfame Rathsherr 
allerdings nicht gewollt. Es mag aber doch dazu beigetragen 
haben, feinen Eifer abzufühlen. 1786. wurde er. Landeshaupt⸗ 
mann, 1795 Bauberr, 1796 LZandfedelmeifter, 1803 Statthalter 
und 1811 das erfte Mal Landammann. Der Helvetit war er 
nicht günftig, mie fein Bruder Franz Iof., und bat deßwegen 
zur Zeit derfelben feine befonderen Beamtungen befleidet. 1810, 
13. Jän. erhielt er wegen dem Staatdfalender 18 GI. und 
1822,5. Sän. 30 GI. weil er das Staatsregiment zum Drud 
befördert. Diefe Staatsfalender von 1810 und 1822 find ge: 
nau und zuverläffig und es ift auch das Jahr der Wahl an: 
gegeben. Er verbeirathete fich den 28. Mai 1780 mit Zofepha 
Deſchwanden, Tochter des Balz in Sarnen. Nach einer lang: ' 
fvierigen Krankheit ftarb er den 1. Mai 1837 im 75. Sabre 
feines Alters. Der Waldftätter Bote fchreibt: „Obwalden bes 
trauert durch diefen Todfall den Berluft eines feiner älteften 
Dagiftraten, der feit früher Jugend ununterbrochen mit Talent 
und Eifer den Gefchäften des Landes fich gewidmet.” Sein 
Sohn Alois war Hauptmann in römifchen Dienften und ftarb 
den 9. Aug. 1869, Joſefa Ignazia Aloifia war Kfofterfrau in 
Altdorf, Joſefa war verheirathet mit Rathsherr Sof. Omlin, 
Leonz erhielt 1815 das Stipendium in Engelberg und war 
Sreitheilfchreiber und Felix war Hutmacher. 

6. Landammann Felir Sofef, Sohn des Landſchreiber 
Franz Leonz, ' wurde geboren im Sahre 1753 und erbielt den 
3. Okt. 1772 das Stipendium in Paris. 1782 wurde er Raths⸗ 
herr, 1781 Statthalter, 1794 Landammann und 1797 Salz: 
direktor. 1798, 23. Mai präfibirte er die probiforifche Regiers 


195 
ung don Ob⸗ und Nidwalden und war 1801 wegen feiner Liebe 
zur Helvetif Unterftatthalter des Diftrikte® Sarnen. Nach ber 
Helvetit war er nur noch Rathsherr und murde 1819 Polizei: 
direftor. 1792 bemerkte er an der Tagſatzung in Frauenfeld, 
daß Biederfinn und eidgendffiiche Treue ebenſo gut in den Ver: 
ſammlungen freier Landleute, als in verichloflenen Rathjälen 
pohnen können. An der Berfammlung der belvetifchen Behörde 

Aarau votirt er den 5. Zuli 1798 bezüglich der fremden 
Kriegsdienfte in folgender Weife: „Wenn e8 um Errichtung 
neuer Regimenter zu thun wäre, fo würde er ganz in Laflechirs 
Grundſätze eintreten ; ba aber jett eigentlich nur von Strolchen- 
und Gefindelwerbung die Rede ift und bie Kapitulation dazu 
verpflichtet, fo glaubt er, diefe müſſe gehalten werden. Wir 
tönnen? meint er, unfer Ehrenwort um fo unbedenklicher halten, 
da die Auflöfung der Monarchien viel näher fei, al8 das Ende. 
der Rapitulationen. In den demokratiſchen Kantonen feien es 
Doch nicht bloß die Ariftofraten geweſen, die allen Vortheil von 
ven Regimentern gezogen haben; wenn dieje8 auch der Yal 
wäre, fo wollte er gerade dieſe Ariftofraten nicht zurüdfommen 
laſſen und er ſähe fie lieber in Indien ald nur in Spanien, er 
wünſcht auch, nicht bloß Strolchengefindel, fondern alle Ariftos 
Traten der Schweiz würden angeworben und weggeführt. Wo 
die Entfchädigungen herkommen follten, begreife er auch nicht.” 
(Strifier II, 504.) Troß diefem Votum murden bie fremden 
Kriegsdienſte dennoch verboten. Er verbeirathete fich mit Anna 
Maria Perola, war Schwager des Landammann Peter Ignaz 
von Flüe, ded fpätern Pfarrerd in Alpnach, und zog vom 
Steinhaus Auf dem Dorfplag in's Gäßlihaus, mo fich fein 
Borträt, dad Borträt feiner Frau, feined Vaters und feiner 
Großmutter befindet. Er ftarb den 25. Nov. 1834. Eine 
Tochter war verheirathet mit Zeugherr Franz Joſ. Wirz und 
Mutter von Landammann Franz Wirz. 


Außer denjenigen,. welche der Familie ber Landammänner 
angehörten, haben ſich noch folgende Stodmann ausgezeichnet: . 


1. Wolfgang, Sohn des Landvogt Jakob, mar Antheil- 
Haber am Bergwert im Melchthal, wurde 1670 Thalvogt in 
Engelberg, 1679 Landesfähnrich und ftarb den 7. Apr. 1704. 


196 | ; 


2. Franz Ignaz Stammvater der Stodmann beim 
„Schlüffel,” wurde 1716 Thalvogt in Engelberg und erhielt 
dadurch auch dad Recht, den Rath zu befuchen. 

8. Franz Peter, Sohn des Lieutenant Meldior und 
Großſohn des Thalvogt Franz Ignaz, wurde Landeshauptmann 
1779 und ftarb den 12. Brachm. 1784. Er war berbeirathet 
mit einer Tochter bed Seugberren Dr. Nikolaus Jakob. 

4. Franz Leonz, Sohn des Kirchenvogt Hand Kalpar, 
ftubierte in Pfäffers, erhielt 1735 das Stipendium in Paris, 
Bu 1771 Zandfchreiber und wohnte im Steinhaus auf dem 

orfplag. 

. 5. Dr. Felix Joſ., Sohn bed Salzherrn und Kirchen 
vogt Felix, geboren den 12. Juli 1794, F 7. Zänner 1847, 
wurde Rathsherr 1825 und Landfekelmeiſter 1838, fubierte 
1814 und 15 in Solothurn am Lyceum, 1816 Medicin in Landd« 
but auf ber damals noch bejtehenden ſpäter nad Münden 
beriegten Univerfität, 1817 in Freiburg, 1818 und 19 in 

ien 

6. Hr. Feliz, Sohn des Borigen, wurde Rathsherr 1858, 
Spitalvermalter 1868, Zeugherr 1868, Reg⸗Rath und Lands 
fedfelmeifter 1871 und Oberrichter 1881. Bon 1857 — 1886 
war er Verwalter ber Sefparnipterfie Obwaldens. 

7. Hr. Dr. Melchior, Bruder des Vorigen, wurde 
Kantonsrichter 1859 und Oberrichter 1868. Von feinen H. 9 
Söhnen ift Julian Doktor, Karl Apotheker, Felix Banktaffier 
und Anton Kunftmaler. 

Rathsherren: ganz Wolfgang 1714, Alois 1847 
und Kollegiverwalter 1857 

Geiftlide: 1. P. Simplicien, früher Solch Sohn 
des Philipp und der Dorothea Smfeld, wurde getauft ben 23. 
März 1654, trat in den Kapuzinerorden ben 23. April 1677 
und ftarb zu Sarnen den 14. Feb. 1714. Er predigte am 
Bruderflaufenfeft 1691 und war öfters Vikar. 

2. P. Johann Walter, früher Johann Jakob, Sohn 
des Landesfähnrih Wolfgang und ber Maria Barnuettler, trat 
in den Kapuzinerorben den 7. Sept. 1677 und ftarb als Jubilat 
zu Alwerf den 5. Aug. 1732. 

P. Marquard, früher Sof. Anton, Sohn bed Johann 











197 


III LS 


Sof. und der Maria Sigrift, legte als Kapuziner Profeß ab im 
Sabre 1746 und farb zu Sarnen den 10. Aug. 1791. Er 
war Pfarrer in Untervak und an verfchiedenen Drten Vikar. 

4. P. Joachim, früher Franz Zof., Sohn bed Bona- 
ventura und der M. Therefia von Rob, wurde geboren 1763 
und trat in den SKapuzinerorden den 6. Nov. 1778. Er war 
Profeſſor der Tateinifchen Sprache in Urfern. Zur Zeit der 
Helvetik wurde er vom Freiheitäfchwindel erfaßt und Fam dadurch 
Hei Geiftlihen und Weltlichen in Mißkredit. 1806 trat er zu 
Uri aus dem Drden, zog zu Schwyz in einem Privathaus bie 
Kleider eined Weltgeiftlicden an und ging in den Nargau, imo 
er buch ben Delan in Beinwil die Crlaubniß erhielt, als 
MWeltgeiftlicher zu funktioniren. Die Regierung von Obwalden 
beiwilligte ihm den 24. Oft. 1807 als Pfarrvifar in Beinwil 
einen Heimatfchein. 1813 wurde er Kaplan in Mellingen und 
den 15. Dez 1816 Pfarrer in Wohlenfchwil. Als er fich mei: 
gerte, zwei Fatholifche Gefchwifterkinder, welche feine Firchliche 
Diſpens hatten, zu bverfünden und zu Fopuliren wurde er bon 
der Regierung abgeſetzt. 1832, 1. März war er Kaplan in 
Frick. 


5. Johann Jakob war Pfarrer zu Saas im Viſperthal 
1651—54 und Kaplan von St. German-bei Raron 1664. 

6. Marquard, Sohn bed Andread und ber SKathrina 
Imfeld, wurde getauft den 25. April- 1655 und ftudirte bei 
den Jeſuiten zu Freiburg und in Mailand. Seine Primiz 
feierte er zu Sarnen den 19. Mai 1680. Bon 168083 hielt 
er bafelbjt die Frühmeſſe. 1683, 20. DM. wurde er vom Rath 
als Pfarrer in Giswil und den 1. Apr. 1688 al! Pfarrer in 
Sachſeln tonfiemirt, wo er den 25. Juni 1712 ſtarb. Als er 
einft im Sabre 1686 zu Giswil im ftillen Kämerlein betele, 
da feien ihm, wie die MWeberlieferung erzählt, der HI. Karl 
Borromäud und der fel. Bruder Klaus erfchienen. Auf dem 
Glasgemälde, welches Hr. Ignaz Egger befitt, ift dieſe Erſchein⸗ 
ung und Marquard als jugendlicher Priefter bargeftellt. Er 
kniet vor einem Altärchen, ift mit Talar, Ueberröd und Moſes⸗ 
tafeln dargeftellt und trägt in ben gefalteten Händen den Rojen- 
Trans. Der bl. Karl Borromäus ſtrekt ihm das Kreuz ent: 
gegen. Bon feinem Hündchen, welches für folche Dinge Fein 


” mr ” 


198 


II LE TS 


Verſtändniß hat, wird bie Erſcheinung angebellt. Auf dem 
Glasgemälde ift die Inſchrift: „Herr Marquardt Stodmann 
von Sarnen ber Zeit Pfabrher zuo Gyſwil Anno 1686.” Auf 
demjelben ift auch dad Wappen ber Familie Stodmann fammt 
einem Kelch abgebildet. 1700 machte er eine Pilgerreife nad Rom. 
Hand Meldior von Flüe war fein Stiefvater. Seine Schwefter 
Maria Johanna war mehr ald als 30 Jahre bei ihm Köchin und 
bat zum Wohl feines Leibe und feiner Seele „jehr forgfältig 
gehaufet,” ohne daß er ihr irgend welchen Lohn gegeben. Sie 
berwenbete überdie® noch ben eigenen Zins, alle Trinfgelder 
und Verehrungen in die Haushaltung; deßwegen teftirte er ihr 
den 30. Nov. 1711 fein fämmtliched Vermögen mit Ausnahme 
von ungefähr 3000 Pfund. 

7. Johann Franz Wolfgang. Siehe Helfer. 

8. Kaſpar Joſef. Siehe Helfer. 

9, Franz Nikolaus Julian. Siehe Helfer. 

10. Felix Joſ., Sohn des Kirchenvogt Kafpar und der 
Anna M. von Zuben, wurde geboren 1722 und ftarb unvers 
pfründet 1748. 


1l. Franz Joſ., Sohn des Ochſenwirth Franz Ignaz 
und der Anna M. von Moog, wurde den 21. Horn. 1787 Kapları 
im Melchthal. (Siehe Chronik von Kernd ©. 41.) 1802 waren 
5 Strafoffiziere 9 Tage lang bei ihm einquartirt. Er Binter- 
ließ ein Vermögen von 21,420 GI. 

12. Franz Felix Julian, Sohn des Salzherren Felic 
und der Anna M. Bol, wurde 1820 Kaplan im Melchthal. 
(Siehe Chronik von Kerns ©. 41.) 


13. Beter von Sarnen wurde geboren zu Lar im Wallis 
und ftubirte 1769 zu Brieg die erfte Rhetorik. 1776 murbe 
er Rektor zu Zar, 1784 Rektor zu Ulrichen und 1793 Kapları 
zu Münfter, wo er den 29. Nov. 1803 ftarb. 


14. Aloig, Sohn ded Landammann Sof. Ignaz und der 
Generoja Blättler, wurde geboren den 15. April 1771. Einen 
‚Theil feiner Jugend verlebte er in Lugano, wo ſich fein Bater 
als Landvogt aufhielt. Sein Onkel Franz 30. fchrieb den 
11. Suli 1774 nad Lugano: „Den lieben götti Nloifli bin 
ih recht begihrig in feinen nehen hoffen zu fechen.” Er ftu= 





199 





Dirte zu Luzern und etwa drei Jahre in Solothurn. Zwei 
Jahre widmete er fich daſelbſt dem Studium der Philofophie 
mit folchem Erfolg, daß er Theſen aus der ganzen Philoſophie 
mit Auszeichnung öffentlich vertheidigte. Gemäß dem Zeugniß 
der Marianifchen Sodalität vom 1. Apr. 1795 zeichnete er 

aus durch ein mufterhaftes Betragen und durch eine große 
Liebe zur Mutter Gotted. 1792 6. Brachm. befchloß der Rath, 
ihn beim päftlihen Nuntius zu empfehlen, damit er in dad 
Kollegium Germanikum zu Rom aufgenommen werde. Nachdem . 
nicht einmal drei Jahre verfloffen waren, wurde den 7. März 
1795 dem Papft geichrieben, daß er ihn vor Verfluß bon bier 
Jahren aus dem Kollegium entlaffen’ möchte. 1793, 24 Dez. 
wurde e auf den Miffionstitel im lateranenfifchen Tempel zum 
Subdiafon, den 5. Apr. 1794 zum Diafon und den 14. Juni 
1794 zum Prieſter geweiht. Beim Eintritt in's Kollegium 
mußten ald Reifegeld für die Rückkehr 100 „seuteta“ hinterlegt 
werden. Bor feiner Abreife von Rom, welche den 8. Apr. 
1795 erfolgte, verfchaffte er fich verfchiedene Privilegien. 1795 
3l. März wurde er Notarins apostolicus; er erhielt einen 
volfommenen Ablaß in der Todesftunde für die Verwandten 
bis zum 3. Grad inclufive und noch für 300 Andere. Zweimal 
in der Woche hatte er die perfönliche Begünftigung eined privi: 
legirten Altard, Auf der Heimreife durfte er ftatt des Brevieres 
den Pjalter beten. Zuerft war er, wie es fcheint, unverpfründet. 
Nah dem Tod von Pfarrer Büeler, der eine ſehr freifinnige 
Bertheidigung ber helvetifchen Konftitution dem Drud übergeben, 
wurde er 1799 vom Kantondgericht zum Pfarrer in Giswil ge: 
wählt und nachher vom Volk und von der Regierung als folcher 
anerfannt. Er ſchenkte der Kirche in Giswil dad ſchöne rothe 
Meßgewand, von dem wir oben erzählt, und ftarb den 22. März 
1834. „Er hatte, wie die „Kirchenzeitung” fchreibt, eine tiefe 
Verehrung für den bl. Vater, einen lebendigen und warmen 
Eifer für Gott und die Religion, gepaart mit einer angebornen 
Zeutfeligfeit, Klugheit und Herablaſſung.“ 


. von Wil 
Der Stammbvater dieſes Gefchlechted wohnte fehr wahrſchein⸗ 
lich zu Wilen, woher dann feine Nachkommen den Gefchlechtönamen 
von Wilen, von Wil und in den älteften Zeiten auch von Riches⸗ 


200 


wil erhielten. Ein Theil von. Wilen wurde früher Richeswil (des 
Reiches Weiler,) Rückiſchwyl genannt, weil das römische Neich 
das Land gegeben hatte „zu Rüten und da ze wönen“. — (Weißes 
Buh 27. 3.) Im Brudftüd des älteften Ucbard von Sarnev 
um das Jahr 1280 begegnen und Hemma und Walter van 
„wile“ und gleichzeitig Adelheid und Berta von „Rice: 
wile“, deren Mann Ulrih von „obmwile” war. Nach ber Ser: 
treibung der Vögte verſchwand das Andenken an das Reich aus 
dem Geichlechtänamen und auch aus dem Ortsnamen, der dann 
in Rückiſchwil umgewandelt wurde. 1372 war ein Welti von 
Mil zu Alpnach und 1418 im Ramersberg. Der erfte bon 
Wil, der un? in Kägiswil begegnet, ift Ruodi, welcher 
ven 25. April 1482 wegen einem Holzweg zu Kägiswil bor Ge⸗ 


richt erfcheint und 1498 10 Pfd. an den Kirchenbau zu Kerns: 


vergabt. 

Rathsherren: Hans 1685, Joſef 1779, Joſef Va— 
lentin 1780, Sof. Anton 1797, Felix Aunton 1828, 
Joſef 1843, Melchior 1850, Hr. Melchior 1858. 

Geiftlihe: 1. Der ehrwürdige Mathias, befien 
Bater gemäß feinem Teftament bon Sarnen ftammt, wurde 
1612 zu Glis in Wallis geboren und ftudirte zu Brieg und 
wahrfcheinlih auch zu Mailand. Heimgekehrt als Doktor ber 
Philoſophie wurde er Spitalregend zu Brieg und hatte 1642 
noch die Pfarrei Glis zu beforgen. 1643 wurde er nach Sitten 
berufen, um die Stadtichulen zu leiten. Der Bilchof ernannte 
ihn zum Verwalter des Gottedhaufed Gerunden und das Dom: 
fapitel von Sitten 1646 zu feinem Titular-Domberen. Bald 
nachher wurde er beauftragt, in Mifot die erfte Pfarrei zu 
gründen. Nach furzem Aufenthalt dafelbft wurde er vom Dom: 
fapitel zum Pfarrer in Leuf ernannt. Er arbeitete mit großem 
Eifer, um verfchiedened Unkraut auszurotten. Nun ließ e8 Gott 
geichehen, daß er von einer fchlechten Weibsperfon der Unſitt⸗ 
lichkeit beichuldiget wurde. Weil er fich nicht vertheibigte, im 
Vertrauen, daß Gott ihn zu feiner Zeit beſchützen und beſchirmen 
werde, deßwegen wurde der Verläumdung von feiner Gemeinde 
und auch von feinen Mitgeiftlichen Glauben geſchenkt. Abgelegt, 
verachtet und tief gekränkt ging er, mahrfcheinlich im Sommer 
1654, mit feinem Brevier und jeiner Mutter, bie feither nie mehr 


201 





gefund war, nah Sitten. Dort wurde ihm von den Domberren 
der Eintritt in ihre Gefelichaft verweigert; dagegen aber erbielt 
er wegen feiner großen Armuth die Pfründe des hl. Roſen⸗ 
Tranzed. Nach. wenigen Monaten wurde bie bo8hafte Verläum- 
derin gefährlich krank und belannte dann öffentlich, daß fie 
ihren Pfarrer auf Geheiß ihres Berführer® unfchuldiger Weife 
angeffagt. Bon der Pfarrei Leuk wurde ihm Abbitte geleiftet 
und vom Domkapitel wurde er in allen Ehren wieder unter bie 
Domberren aufgenommen. Er war ein tüchtige® Mitglieb bes 
Kapiteld und in der geiftlihen Geichäftsführung fehr gewandt. 
Den Abt von St. Moriz war er behülflich bei der Einführung 
von Reformen. Er war Fabrikator (Kirchenvogt) der Kathe⸗ 
drallirche zu Sitten und der Kirche St. Maria auf Baleria. 
Sm Domlfapitel befleivete Mathias faft alle Aemter. Er war 
Offizial, Großlantor , Generalprofurator, Defan von Baleria 
u. f. w. Den Bilchöfen Adrian IV. und V. leiftete er weſent⸗ 
liche Dienfte. Adrian IV. wählte ihn zum Kanzler, Rathgeber 
und bald nachher Zum Generalvifar. Den Klöftern, befonders 
den Jeſuiten zu Brieg, war er ganz befonders zugethban. Geine 
Berordnungen, die er für die Urfulinerinnen in Brieg und für 
die Bernhardinerinnen in Colombey erlafien, athmen ben Geift 
der Liebe und der Frömmigkeit. Seine vielen Geſchäfte binder- 
ten ihn nicht, immer wieder dem Gebete obzuliegen. Auf 
fein Gebet haben viele Erbörungen ftattgefunden. In Folge 
deffen bat er weit umber einen glänzenden Ruf erhalten. Da: 
er medizinische Kenntniffe befaß, wurden nebft Gebet auch Arznei: 
mittel angewendet. Selbft über das Reich der finfteren Geifter 
übte er eine große Gewalt aus. Da er fich dem Tode nahe fühlte, 
machte er ben 6. Brachmonat 1696 fein Teſtament und ftarb 
den 14. Brachmonat 1696 ruhig und gottergeben. Nach feinem 
Tode wurde er wie ein Heiliger verehrt. Auf feinen Grabftein 
wurde ein lateinifches Diftichon gejeßt, welches Tautet: 
„Hier liegt ein Wundersmann, der die Geifter 
bannte und Kranken « 
„Wunderbar Heilung verlieh, war einft ber 
\ Kirche zur Bierde.” 

Dr. Scinner fehreibt über ihn: „Der größte Theil des 

Walliſer Volles betrachtet ihn als einen fehr heiligen Mann.” 


202 


II SL 


Da fi das Gerücht verbreitete, feine Gebeine ſeien 1798 ge⸗ 
ftoblen worden, wurde 1875 eine Graböffnung vorgenommen, 
welche bewies, daß dasſelbe grunblos fei. (Dgl. Volksfr. 1889. 
Nr. 88 und 39.) 


2. P. Meinrad, früher Hans Kafpar, war wahrfcheinlich 
Sohn des Hand und der Marie Amftalden und wurde den 17. 
Auguft 1656 getauft. 1673 legte er Profeß ab im Klofter Muri. 
Er war ein trefflihder Organift. Die von ibm fomponirten 
Mufikftüde zeichnen fich aus durch Gehalt und Lieblichkeit. In 
Murbach und Muri verwaltete er dad Amt eined Novizenmeiſters 
‚und war ein ftrenger Beobachter der Ordensdisziplin. Er pres 
digte 1683 am Bruberflaufenfefl. Bon 1697—1705 war er 
Pfarrer in Muri und 1716 Kaplan in Dießenhofen. Er ftarb 
den 18. Juli 1717. 


3. P. Maurus, früber Sohann of. Nikolaus, Sohn des 
Johann Niklaus und der Anna M. Burch, wurde geboren den 
13. Heum. 1748 und legte Profeß ab im Klofter Einfiedeln im 
Jahre 1768. Er wirkte als Profeffor, Bibliothelar, Beichtiger 
in Fahr, Statthalter auf Freudenfel® und feit 1827 als Statt: 
halter von Sonnenberg und Gachnang. Bei feiner Aufnahme 
machte man Schwierigfeiten wegen feiner ſchwachen Gefundheit 
und doch erlangte er ein Alter von beinahe 90 Jahren, wurde 
Subilat, Senior bed Klofter® und der ganzen fchweizerifchen 
benediftinifchen Kongregation. Er wurde Briefter 1772 und ftarb 
in Einfiedeln den 8. Auguft 1837. 


Wirz. 


Dasſelbe iſt das berühmteſte und eines von dem 
älteſten noch lebenden Geſchlechtern Obwaldens. Wäh—⸗ 
rend andere Geſchlechter höchſtens zwei Jahrhunderte lang ge— 
blüht, bat dasſelbe einzig und allein in allen Jahrhunderten 
jeit der Gründung der Eidgenoffenfchaft berühmte Männer auf- 
zumweifen. Der Stammvater dieſes edlen Gefchlechtes ift, wie es 
Icheint, ein Wirth gewejen. Die Nachlommen desfeiben ‚wurden 
— des Wirths — Wirz genannt. Zu Gunften diefer Anfiht 
legen auch einige alte Urkunden Beugniß ab. Die Iateinifche 
Umſchrift des Sigills von Johann Wirz, welcher 1403 Landam- 


203 


IN NL ASTGE 


mann geworden, lautet: Sigill von Johann, genannt Wirth. 
Unter den Zeugen erfcheint den 15. Weinm. 1375 Claus bes 
Wirt. Derjelbe begegnete und fchon den 20. März 1367 als 
Zeuge, Tauft den 30. April 1870 mit Ulrich von Rüdli von Abt 
Rudolf und Convent in Engelberg den zwölften Theil der Alp 
zu Melchjee und ift der ältejte und befannte Wirz in Obwalden. 
Da e3 Schon in ber alten Zeit Wirthe gabe, deßhalb wird diefer 
Gefchlechtöname, wie der Gefchlechtäname Müller, häufig ange- 
troffen. Es wird deßhalb nie gelingen, eine Zufammengehörig- 
Teit zwifchen den Wirz in Züri und den Wirz in Obwalden 
herauszufinden. Es kann auch nicht nachgewiefen werden, daß 
die Wirz gleihjam in das Erbe der von Nubdenz eingetreten. 
Zür die Annahme, daß Landammann Sohann Wirz eine Eliſa⸗ 
betb von Rudenz geheiratbet, findet man gar Feine Anhalts- 
punkte. Wäre das der Fall, dann würden wir fie al8 Inhaber der 
ehemaligen Belitungen der Edlen von Rudenz erbliden, fie wür: 
den uns in den älteften Schriften von Giswil begegnen und 
ohne Zweifel auch Kirchengenofjen diefer Gemeinde fein. Web: 
rigens hat diefes Gefchlecht, wie’wir bald fehen werden, nicht: 
nothwendig, fich mit Federn von Rudenz zu ſchmücken. Wenn 
auch am Ende des 17. Jahrhunderts einige Herren Wirz ſich 
„Wirz von Rudenz“ gefchrieben haben, To beweist das noch keines⸗ 
wegs, daß fie von Rudenz abftammen. Wie die Weihbiſchöfe 
ben Titel von ehemaligen Bilchofsfigen führen, ebenfo pflegen: 
Gefchlechter, die in den Adelsſtand erhoben werden, den Titel 
von einem ausgeftorbenen Adeldgefchlechte Tich anzueignen. Es 
gab auch einige Epp von Uri, die Epp bon Rudenz fchrieben. 
fchrieben. In den älteften Wappen der Herren Wir; findet 
man feine Spur vom Thurm, den die Edlen von Rudenz int 
Wappen geführt. Landammann Johann I. 1403 und Landam⸗ 
man Peter 1503 haben im Wappen ein Kreuz mit einem Ring, 
oben und unten an demfelben, Landammann Sohann III. ein Kreuz 
mit einem Stern oben auf beiden Seiten und mit einem. 
Ring unten auf beiden Seiten und Landammmann Sebaftian 
ein Kreuz mit einem Ring an allen vier Enden und einem Stern. 
oben auf beiden Seiten des Kreuzed. Nachdem wir Nikolaus 
und Sohann, von denen es fehr zweifelhaft iſt, daß fie 1347 
und 1359 Landammann gemwefen, mit Stillfchweigen übergangen,, 


204 


RITWL SL SS 


kommen wir zu denjenigen Zandammännern, bon denen 
man gewiß weiß, daß fie Landammann geweſen und baß fie 
diefem Gejchlechte angehört. 

l. LZandammann Yobann I TDerfelbe war wahr: 
fcheinlich ein Sohn des Nikolaus, da er die Alpig in Melchfee 
beſaß, die diefer vom Klofter Engelberg gekauft. Bon Einigen 
wird er fchon für dad Jahr 1397 als Landammann angegeben, 
gewiß dagegen ift ed, daß er 1403 und 1404 Landammann ge: 
weien und daß er 1423 das letzte Mal diefed Amt befleibet. 
Er war öfters Bote und 1404 Schiebörichter in dem Streit 
zwiſchen Stadt und Amt Bug. Er ftiftet zu Sarnen auf feinen 
Todestag ben 17. Dez. ein Jahrzeit und gab als Unterpfand 
das Bachgut ob der Kapelle im Stalden. Seine Söhne hießen 
Arnold und Ulrich und find, wie es fcheint, frühzeitig, und 
tinderlos geftorben, da die Alpig zu Melchfee auf Werner 
Wirz, welcher wahrjcheinlich Bruder des Landammann Johann 
war und den 25. Febr. 1441, als Zeuge erfcheint, übergegangen, 
defien Söhne Thomas, Rudolf, Heinrih und Hänsli 
hießen, die 1484 bie Breiten beim Sant Chriftoffel zu Kird: 
bofen befaßen. 


2. Zandammann Johann IL. 1487, 16. Nov. erhielt 
ein Sobann Wir; von Kaifer Marimilian einen Wappenbrief. 
In welchem Jahre er Landammann geweſen, wiflen wir nid. 
Gemäß Stammbaum wäre er 1494 und 1495 Landammann 
geweſen. Das ift nicht richtig, mweil Nikolaus von Zuben im 
Sabre 1494 Landammann war. P. Martin, der mit großem 
Fleiß ein BVerzeichniß der Landammänner Obwaldens gemacht, 
ftelt ibn für das Jahr 1508 als Landammann hin. Die von 
ihm zitirte Urkunde in Lungern ift aber nicht von Sobann, 
fondern von Beter befiegelt. In den Abfchieden begegnet uns 
ven 9. Sept. 1505 und den 9. Zuli 1507 Hand Wirz, Amann. 
Da diefer fonft nirgends als Bote erfcheint, fo ift dad wahr- 
Tcheinlich eine Verwechdlung mit Peter, der 1504 Landammann 
geworden. Im Güterfchatungsrodel vom Ramersberg vom 
Jahre 1499 heißt es: „tem des amann Wirk guot, dad heng⸗ 
enlo Stab vmb 420 Pfund.” Es muß alfo um diefe Zeit doch 
ein Ammann Wirz gewefen fein, objchon im zuverläßigen Ver- 


205 


II IS TED 


zeichniß vom P. Martin bis auf 1423: zurüd feiner angegeben 
ift. Wahrjcheinlich hat er 1495 oder 1496 regiert und iſt bald 
nach der Wahl geftorben. 

3. Zandammann Peter fol ein Sohn ded Landam⸗ 
mann Johann fein. Schon im Sabre 1497 war er Abgeordneter 
an die Tagfatung. Er war auch im Schwahbenfrieg; deßwegen 
beichloß die Tagjagung den 26. März 1499: Dem Beter 
Dir; und Mathis Steli (Stäldi) von Unterwalden, die im 
Dberland geweſen, ſich in der Schlacht ehrlich gehalten und 2 
Roſſe verloren, wil man 24 ©I. geben. 1500 war er Statt: 
halter, 1501 Landjedlelmeifter und 1504 das erfte Mal Land: 
ammann. Er war auch Fähnrich und 1512 Anführer der Ob⸗ 
waldner Truppen, welche Papft Julius II. zu Hülfe gefchidt 
wurden. Er murde deßwegen den 20. Dez. 1512 vom Papit 
belobt. 1503 18. Mai kaufte er zu Handen des Freitheils Die 
Mühle, Rölle, Sagen und Plöwe im Unterdorf um 50 GI. und 
1505, 9.—15. Nov. war er Abgeordneter in einem Gtreit 
zwilchen dem Klofter Engelberg und Pfarrer Wolleb in Brienz. 
Im Rod. und Dez. 1510 ging er mit Andern ald Gejandter 
nach Bologna, wo damals der bl. Vater fih aufbielt, um fi 
zu entfchuldigen wegen einem Schreiben, welches den, bl. Pater 
ſehr beleidigte, indem das nicht mit ihrem Wiflen geſchehen, 
und um um für 6000 Mann den Sold für 2 Monate zu ber: 
langen. Der bl. Bater erklärte, daß er laut Kapitulation zur 
Bezahlung des Soldes nicht verpflichtet fei, weil fie ihm nicht 
zu Hülfe gezogen. Die Eidgenofien erllärten, fie haben ihm 
zu Hülfe ziehen wollen, feien bis Mailand marjchirt und da 
Niemand ihnen den Weg gezeigt, Niemand für Proviant und 
Munition geforgt und da die Franzofen ihnen den Weg ver: 
Ipeerrt, feien fie dann wieder heimgekehrt. 

Es gab folche, welche jagten, die Schweizer feien bon den 
Franzoſen beftochen worden und deßhalb beimgefehrt. Nah 2 
Sahren war das gute Verhältniß mit dem Hi. Vater wieder 
bergeätellt, indem er Obwalden und andern Kantonen prächtige 
Banner verehrt. Ohne Zweifel bat auch. Beter das Seinige 
dazu beigetragen. Bon Venedig, welches damald dem Papft 
günflig war, erhielt er den 7. Juli 1512 eine Benfion von 50 
Dulaten. 1521, 2. März dankt ihm Freiburg für geleiftete Dienfte. 


206 





Er ftarb um das Jahr 1523. Zu Sarnen ftiftete er für ſich 
und feine Frau Anna von Einwil ein Jahrzeit mit 300 Pfd. 
Für den Pfarrer in Kerns, Alpnad und Giswil ftiftete er eben- 
falls je 100 Pfd. und will, daß fie wenn möglich, zu Sarnen 
an feinem Jahrzeit erfcheinen. Sollte das mehrere Jahre nicht 
mebr gefchehen, dann fol der Pfrundvogt die 5 Pfd. zurüdhe- 
balten und fie zum Seelenheil des Stifterd verwenden. Seine 
Söhne waren Nikolaus und Johannes, melde Landam- 
männer geworden. 

4. Landammann Heinrich war Bruder von Landam: 
mann Peter. 1526 war er Landvogt im Thurgau und berich⸗ 
tete den 4. Jänner 1528 dem Rath von Obwalden über die 
dortigen Verhältniſſe. Im März 1528 reifte er mit feinem 
Diener Landweibel Marx Wehrli nah Zürich. Dort fchimpfte 
derfelbe in der Weinfeuchti megen den Neugläubigen und wurde 
in Folge deffen in feinem Unterwaldner Amtsrocke in den Wellen: 
berg geführt. Wirz legte den 2, April 1528 Fürbitte ein für 
feinen gefangenen Diener. Er wurde aber deſſenungeachtet den 
5. Mai mit dem Schwert hingerichtet. Auh Wirz ließ Hand 
Müller, der gegen Webrli gefchimpft, in Gefangenichaft ſetzen. 
Zürich verlangte den 8. Zuni 1528, daß-er gegen Hand Müller 
einhalte. Es war damald beim Beginn der Reformation ein 
ſehr gefpanntes Verhälntiß, weil die Reformirten fich alle Mühe 
gaben, die Reformation immer mehr auszubreiten und die Ka: 
tholiken das nicht geftatten wollten. In der Schlacht bei Kappel 
fol er Landeshauptmann gemefen fein. 1529 wurde er das 
erfte Mal zum Landammann gewählt. 1532 war er Bräfident 
des gejchwornen Gerichtes und ericheint 1537 vor demſelben 
als Bogt ded Wolfgang von Flüe. Er war öfterd Abgeordneter 
"an die Tagſatzung. Mit Agatha Krei. verheirathet, fcheint er 

um dag Jahr 1544 geftorben zu fein. j 

Seine Söhne wahren Nikolaus, Heinrich und Melch⸗ 
ior. Nifolaus war gemäß Stammbaum Oberft über 3000 
Schweizer in päpftlichen Dienften, was aber unrichtig iſt, da 
zu diefer Zeit Ritter Luffi Oberft eines foichen Regimentes mit 
10 Fahnen & 300 Mann war; dagegen war er Hauptmann, 
hatte jehr wahrſcheinlich mit feinem Bruder ein Fähnlein bei 
diejem Regiment und mag bie und da Stellvertreter bon Oberft 


207 


INDIE GE AED 


Luſſi geweſen fein. Bekanntlich hat Bruber Scheuber biejen 
Feldzug mißbilligt und einen unglüdlichen Ausgang vorhergefagt, 
weil er „den wahren Glauben, noch der Kirchen Nothdurft 
nichts angeht, fondern mehr um eigene und eitele Ding zu thun 
ift“. 1558 wird wegen Hauptmann Nikolaus Wir; fel. pro⸗ 
zeſſirt Er ift fomit, wie es fcheint, in der unglüdtichen 
Schlacht bei Balliano den 27. Juli 1557 oder in Folge derjelben 
bald nachher geftorben. Er hatte einen Sohn mit Namen Jakob 
und war nicht Tinderlos, wie es im Stammbuch beißt. Sein 
Bruder Heinrich wurde 1554 Landvogt im Thurgau und er: 
hielt den 17. Sept. 1555 von Kaiſer Ferdinand I. in Anjehung 
feines ehrlichen, adelichen Herfommend und Geſchlechtes und in 
Anfehung feiner Geſchicklichkeit, Nedlichkeit und guten adelichen 
Sitten für fi und feine Nachkommen einen Wappenbrief. Bei 
einer Strafe von 50 Mark Löthiges Gold wird befohlen, das 
vorgefchriebene Wappen anzuerkennen. Er war ald Hauptmann 
im Regiment Luffi bei der unglüdlichen Schlacht bei Palliano. 
Bei derjelben Fonnte er fein Fähnlein retten; dagegen aber mußte 
für Loskauf aus der Gefangenichaft dem Feind 60 Kronen be: 
zahlt werben. „Item des hoptman wurtz Luthiner (Lieutenant) 
bat zallen fampt fim andern Landmann — 60 kronen“. (Zütolf 
Schweizergarde S. 58). 1561 erfcheint er vor Gericht gegen 
Arnold und Ammann Luffi weil er Tchlecht bezahlt worden iegen - 
des Zuges: zu päpftlicher Heiligkeit. Er war. Rathsherr, einige 
Mal Bote an die Tagſatzung und Conferenzen und 1564 Statt⸗ 
Halter.” In diefem. Jahre wird für fein neues Hau um Schild 
und Fenſter gebeten. 1565, 28. Mai unterjchreibt er an erfter 
Stelle den Stiftbrief der Pfarrei in Kerns und ſcheint daſelbſt 
gewohnt zu haben. Er war auch römischer Ritter. und ift um. 
das Yahr 1568 dafelbft geftorben. : | nn 
5. Landammann Nikolaus, Sohn des Landammann 
Peter, war PBannermeifter in der Schlacht bei Kappel. 1533 
war er Landfädelmeifter und wurde nach dem Tode feines 
Onkels 1545 zum Landammann gewählt. 1539, 6. Mai erjchien 
er im Namen der Freitheiler vor Gericht gegen die Ramerfperger. 
Er mar einige Mal Präfident und Vizepräfinent des geſchworenen 
Gerichtes. Schon den 29. April 1528 erfchien er an einer 
Zagfagung in Luzern. Ulrich Nie, der Gefandte von Freiburg, 


208 


I I IS Sn 


erhielt den 14. Auguft 1589 den Auftrag, fich bei ihm zu bes 
werben, damit er die Stelle eines Bermittlerd zwiſchen Freiburg 
und dem Grafen von Greyerz übernehme Als Bote von Dbr 
walden bezeugte er zu Luzern den 20. Auguft 1548 im Namen 
der Obrigkeit bad Mißfallen, daß man dem König von Franfs 
reich in drei wichtigen Punkten nachgegeben. 1548, 17. Jän. 
war er Bote beim Verſöhnungsvergleich zwilchen Ob: und Rib- 
walden und wurde 1551 Antbeilhaber am Bergwerk in Meldh: 
tbal. Gr ftiftete zu Sarnen ein ewiged Licht und ein Jahrzeit 
für feine beiden Frauen Margretb Rohrer und Elifabeth Krez 
mit je 200 Pf. Er und feine Frau Margreth Rohrer gaben 
200 Pfd., damit an unferer lieben Frauen Abend, St. Michael 
und an allen Samftagen im Beinhaus da3 Salve gejungen 
werde. Der Kirche in Zungern fchentte er 4 Kronen. Gemäß 
Stammbaum hatte er noch Anna Zweyer zur Frau gehabt. Er 
baute dad Haus von Hrn. Landammann Wırz, wie die Rappen 
Wirz und Krez bezeugen, die an einer feuerficheren Mauernifche, 
die mit einer eiferner Thüre geichloffen werben kann, angebracht 
find, und worin wahrfcheinlich Gegenftände von befonderen Werth 
aufbewahrt wurden. Solche Mauernifchen findet man auch bei 
Hrn. Dr. Stodmann und beim „Landenberg.”" Da Ammann 
Johann Wirz ben 16. Dftober 1558 die Tagſatzung bittet, Fen⸗ 
fter zu ſchenken in das neue Haus der Kinder feines feligen 
Bruders, fo geht daraus hervor, daß er dasſelbe kurz vor jei- 
nem Tod gebaut. 1556, 14. Juni wirb von Seite Nidwaldens 
wegen feinem Tod Beileid bezeugt. 


Seine Söhne hießen Konrad, Weldher Landammann 
geworden, Sebaftian und Jakob. Sebaftian iftim Stamm-= 
baum nicht angegeben; dagegen aber findet man ihn im Jahre 
zeitbuch. Er ftiftete ein ZJahrzeit mit 100 Pfd. und war Gut- 
tbäter der Kirche von Sachſeln. 1557, 10. Nov. gibt er feinen 
Söhnen Franz und Peter um 1000 GL. Zins folgende Güter 
zu lehen nämli Haus und Hoftat zu Bisighofen ſammt Herbft- 
weid, Steinweid, Gtefried, Guggenmoos, Briggi, Schwarzens 
berg, Ried, Zeiſſel, Rütli ſammt NRiedern, Oberhujen, balbe 
Längmatt im Melchtbal, für 12 Kühe Sömmerig zu Melchſee 
oder jo viel Oberhuſen und Längmatt „erliden”, 25 Kühe u. ſ. 
w. Es fcheint, daß vorzüglich Sebaftian Vieh und Land feines 





209 


II IT ID 


Baterd an fich gezogen. Sein Bruder Jakob mar verheirathet 
mit Brigitta Hasler, einer Tochter des Richters und Raths⸗ 
berren Balz in Alpnach. 1565 hat er dem Landfedel fchuldige 
7 Gl. Zin® ab der Breiten abgelöst. 1567 fchuldete er dem 
Gelagjahrzeit ab Berg. Er hatte auch den Spiß. 1575, 6. 
Juni war er Rathsherr und Bote nad Pfäffer® und den 12. 
Febr. 1579 nach Luzern. Als Ritter Luffi den 2. Dez. 1577 
für 25,000 Kronen und Pannerberr Wafer für 20,000 Kronen 
Güter verpfänden mollte, um in Bafel ein Geldanleihen zu 
machen und deßwegen bei der Regierung in Nid- und Obwalden 
um Erlaubniß nachgeſucht, da war Jakob einer von den bier 
Männern, weiche für diefelben überdied noch Bürgfchaft leiſten 
wollten. Wie es fcheint, hatten diefe beiden Herren Hoffnung, 
Eigenthümer eine® Regimentes in franzöftichen Dienften zu 
werden. Ob. nun Obwalden Bewilligung an diefem Geldan- 
leihen ertbeilt und ob ihre Hoffnungen in Erfüllung gegangen, 
wiſſen mwir- nicht. Dagegen ift es aber gewiß, daß Jakob in 
Diefer Zeit Hauptmann geworden. 1578, 3. Mai wird ihm und 
Sauptmann Kaſpar von Flüe, Sohn de Hauptmann Melchior, 
erlaubt, 2000 Kronen Geld außer dem Land zu entlehnen und 
ihre Güter zu verpfänden; jedoch jollen fie geloben, von Mar: 
tini über drei Sahre zurüdzuzahlen, die Güter zu ledigen und 
das Geld nur für Kriegsfachen zu gebrauchen. 1579 madıten 
Die beiden Hauptleute ein Verkommniß mit ihren Kriegsleuten. 
Hauptmann Jakob Wırz war auch Richter und erjcheint den 
14. Heum. 1578 vor Gericht wegen der Alp Käfern Jakob 
Anderhalten, weicher 1580 das Stipendium in Mailand erhielt, 
war jein Stieffohn. 

6. Zandammann Johann III, Bruder des Landam— 
mann Nitolaus, war 1546 Baunteifter, 1548 Landſeckelmeiſter 
und 1558 dag erjte Mal Landammann. Er mar verbeirathet 
mit Barbara Luſſi. Da Ritter Luffi mit den Wir; gut be: 
freundet war, fo dürfte diefe eine Schmwefter desfelben fein. Eine 
andere rau bieß Verena. Mit derfjelben ftiftete er zu Sarnen 
ein Jahrzeit und beftimmte dem Schulmeifter 6 Plaphart. Es 
ift das eine von den älteften Stifungen zu Gunjten eines Sul: 
meiftere. Da er den 16. Oft. 1558 um Fenfter und Wappen 
für das neue Haus der Kinder feines feligen Bruderd und den 


13 


210 


SEI IE TI 


5. Febr. 1560 für fein neues Haus gebeten, deßhalb vermuthen 
wir, daß das Haus feines Bruders ſel. unterdeifen in feinen 
Befig übergegangen und daß die Tagfagung mit Berabfolgung 
von Fenfter und Wappen fich nicht beeilt. 1551 wurde er An: 
theilhaber am Bergwerf im Melchtbal und bereinigte 1568 
den Urbar zu Sarnen. Im Jahre 1580 wurde zwiſchen Am: 
mann Wirzen fel. Erben u. m. g. 9. erfennt, daß fie für die 
500 Kronen, die er nach Bern ſchuldet, veriprechen zwei Bür: 
gen zu ftellen und in 4 Jahren zu zahlen. Meinen Herren 
teftirte er 4000 Pfd. und dem Spita! 1000 Pfd. Darauf ba: 
ben meine Herren und die Yandesgemeinde den Erben 2C00 Kid. 
bon dem gejchentt, mag er dem Lanpdjedel teftirt. Es waren 
jomit noch 3000 Pfd. zu bezahlen. 

Seine Tochter Katharina mar verheirathet mit Wolfs 
gang. von Flüe, dem Stammpvaier der dv. Flüe in Sarnen, Eti: 
ſabeth mit Joſt Stoder, dem Stammvater der HH. Stod: 
mann, und Margreth legte 1625 zu Gunften des fel. Br. 
Klaus Zeugniß ab. 


7. Zandammann Konrad, Sohn des Landammann 
Nikolaus, war 1569 Richter und Rathsherr, 1578 Statthal.er 
und 1598 das erjte Mal Landammann. 1575 erfcheinen „Lip” 
(Philipp) und Erni Burch gegen ibn vor Gericht wegen Bejol: 
dung, da er fie in fpanifchen Krieg dinget. Es fcheint, daß er 
ſchon damals Offizier in ſpaniſchen Dienften gewefen. Trei 
Jahre nachher erfcheint er vor Gericht für feinen Bruder Haupt: 
mann Jakob, der wahrjcheinlich abweſend war. 1587, 21. Aug. 
wurde vom franzöfifchen Gefandten mit den beiden Hauptleuten 
Konrad Wirz und Balthafar Müller zu Solothurn ein Militär: 
vertrag abgeſchloſſen und den 1. Sept. des nämlichen Jahres 
haben fie dann von meinen Herren Urlaub genommen. Gr 
war öfters Abgeordneter an die Tagfakung und verreiäte den 
14. Mai 1585 von Freiburg als Abgeordneter nach Parid. Als 
Bote nach Frankreich wird ihm von ber Landesgemeinde Die 
Gewart gegeben „dab er ein Friden machen helfe vnd nitt 
witer ..... und diewil er (der König) deß allten glaubens 
fige fo welle mier nitt von im ftan vndt ſunderß fein fule pradig 
(Bündniß mit den Türken) maden beifen folle witter in befelch 
zu gäben, daß fie bem küenüg zulegen, daß er dem fürften von 


211 


ILL LG 


Güſen (Haupt der Ligue) nütt vübergeben und feine andere 
nüwe Herren an Tuch zehenken.“ Dbmalden wollte dein ſchwachen 
König Heinrich III. treu bleiben und die zwar gut gemteinte, 
aber doch nicht rechtmäßige Erhebung der Ligue gegen den König 
nicht begünftigen. 1580 erhielt fein Sohn das Stipendium in 
Barid. Wie es fcheint, hat derfelbe den Tod feined Baters 
Konrad nicht überlebt, da e8 im Stammbaum beißt, er ſei ohne 
Nachlommen geftorben. Die Hochzeit mit feiner zweiten 
Frau Verena Neyer (Nier), welche den 31. Mai 1623 geftorben, 
wurde großartig gefeiert: Der Rath beichloß den 24. Jünn r 
1537, 12 Kronen an die Hochzeitkoften und an der Nachhochzeit 
für Dann und Frau die Tagirti zu bezahlen. Wir fünnen ung 
nicht erinnern, daß noch an eine andere Hochzeit ein folcher 
Beitrag gegeben worden. Er ftarb um das Jahr 1611. 


8. Zandammann Johann IV. Sohn de3 Anton und 
der Margretb Specher von Eachfeln, murde geboren um das 
Jahr 1566. Er wohnte wahrjcheinlich im Schrottenhaug, melches 
an der Stelle der Wafchhütte geftanten, da auch fein Großvater 
„Hänsli” dasjelbe beſaß. Er wurde Landfchreiber 1595, Land— 
vogt im Rheinthal 1610 und da3 erjte Mal Yandammann 1613. 
Sn diefem Sahre wurde er beichuldigt, daß er als Landvogt zı 
wenig verrechnet. Er entfchuldigte fich mit den großen Untoften. 
1615 wurde ihm als Strafe für die Exceſſen mwuhrend feiner 
Amt3rermwaltung, liber die er fich nicht genügend verantworten 
kann, auferlegt, jedem Drt 50 Kronen zu bezahlen, die der Yand- 
vogt einziehen und auf fünftiger Jahresrechnung verrechnen oil. 
Tabei Steht e8 jedem Ort frei, feinen Theil anzunehmen oder 
zu Schenken. (Abfch. V. ©. 1402). Daß diefe Exceſſe nicht ſo 
groß gemefen, geht daraus hervor, daß er gerade in dieſer Zeit 
Vandammann geworden und öfter8 Bote var. 1608 fchuldete 
er dem Landjedel ab der Alp Gibel bei Meifen und ab Hasi 
100 Pfd. Zind. Er war zuerft verheirathet mit Barbara Wy— 
mann und um das Jahr 1612 mit Marie Imfeld, Tochter des 
Zandammann und PBannerheren Melchior. Dieje beiden Frauen 
folen ihn 19 Kinder geboren haben. 1599, 15. Mai beichloß 
Der Rath, feiner Frau 12 GI. in die Kindbetti zu geben, weil 
ihr zwei Söhne geworden. 1625 war er Zeuge beim Bruder: 


212 


REEL LE LE SE 


Klaufen- Prozeß. Er befaß ein Vermögen von 20,000 Flr. und 
ftarb den 2. Oftbr. 1625. 

Bon feinen Söhnen ift Hans Landammann und Hans 
Kafpar Freitheiluogt geworben. 


9. Zandammann Sebaftian, Sohn des Hauptmanır 
Jakob und der Brigitta Hasler, wurde um bad Jahr 1565 ge- 
boren. 1598 war er Rathsherr und Dorfvogt zu Sarnen. 1608 
wurde er Landfädelmeifter, 1610 Landvogt im Thurgau, 1616 
Statthalter, 1621 das erfte Mal Landammann, 1622 Banner: 
berr und 1632 geheimer Rath des Biſchofs in Bafel. Er be: 
theiligte fich lebhaft für den Bau eines Kapuzinerklofterd, in 
deſſen Baufommilfion er fich befand, lieb 100 Dufaten und er- 
baute in feinen Koften den Altar auf der Spangeliumfeite. Bon 
1682 — 18. April 1633 war er 170 Tage auf Tagfatungen und 
forderte per Tag 2 GL. Er war zuerit verheirathet mit Kathrina 
Yarbara Imfeld, einer Tochter ded Landammann und Panner: 
heren Marquard I, nachher mit Kathrina Anderbirjern, welche 
den 11. Mai 1601 geitorben, im Mai 1604 mit Margrethb Locher 
von Frauenfeld und endlich mit Marie Burch, Witwe ded Hans 
von Abigen, welche den 25. Dezember 1640 begraben wurde. 
Eeine Frau Margarethb Locher ftiftete zu Alpnach ein Jahrzeit 
mit 20 Sonnenfronen und in Sarnen ein Jahrzeit mit 40 
Kronen. Er und feine Frau Marie Burdh, fein Sohn Sebaſtian 
mit Marie Bär ftiften zu Sarnen ein Sahrzeit mit 500 Ppfd. 
1625 war er Zeuge beim Bruder-Klaufen- Prozeß, befaß damals 
ein Vermögen von 80,000 Flr. und ftarb den 28. Sept. 1653, 
83 Jahre alt. Bon den 100 Dufaten Morgengab von feiner 
letzten Frau fel., welche kinderlos geitorben, teitirte er den Ge— 
meinden Sarnen, Kerns, Sachleln, Giswil und Lungern je 100 
Pfd. und dem Spital 644 Pfd. 10 Schl. Seiner Magd Kathrina 
Burch teftirte er 500 Bid. 1629, 20. Oktober verkaufte er Die 
Zwingelmatte fammt Sommerweid in Giswil als Pfarrmatte 
und SKirchenpla um 6800 Pfd. 


Rinder: Jakob und Wolfgang, melde Landam: 
männer, Sebaftian, melcher 1667 Rathsherr geworden, den 
16. Juni 1678 geftorben und 1656 ein Vermögen von. 145,500 
Pd. verfteuerte, und Johann, Stammvater der frauenfeldiichen 
und Ichtwäbifchen Linie Schon als Jüngling widmete ibm 


213 





Kaplan Eichhorn ein Exemplar von der Lebensbefchreibung bes 
fl. Bruder Klaus, melche 1608 erjchien und welches fich in der 
Bibliothel des Kloſters Engelberg befindet. Er entichuldiget 
fich darin wegen dem mangelhaften Drud, er bedauert e8, daß 
die guten Buchdruder der Schweiz proteftantifch gemorden und 
bittet um Geduld, bis bayrifche oder rheinifche Typen Befleres 
zu Tage fördern. 1612, 5. Apr. wurde Johann Landichreiber 
im Thurgau. Wahrfcheinlich hat er dieſe Stelle dem Umſtand 
zu verdanken, meil fein Bater eine Tochter aus der angejehenen 
Familie Locher in Frauenfeld geheirathet. Dieſe Schreiberftelle 
ging nach dem Tod feine? Sohnes Johann Sebajtian im Jahre 
1642 in die Familie Reding über und wurde erblid. Auch 
die Amtmannichaft der Reichenau ging an die Familie MWirz 
über. Dadurch wurden zwei einträgliche Aemter der Bürger: 
Tchaft entzogen. Die neuen Inhaber diefer Aemter verlangten 
als Bürger mitregierender Orte, ald Säfte oder Ehrenbürger 
der Stadt von Bermögengfteuern, Anfäßengeldern und andern 
auf Bürgern und Anſäßen laftenden Berbindtichfeiten verfchont 
und demnach bei allen Ehrenanläßen gaitfrei gehalten zu werden. 
Einzig für Brunnen, Etege, Wege, Wachten u. d. gl. bezahlte 
Zandichreiber Johann Wirz jährlich 5 Gl. Die verlangten Be: 
günftigungen wurden geftattet, weil der Rath es nicht wagen 
durfte, dem Berwalter der reichenauiichen Gefälle die Nieder: 
lafjung in der Stadt zu verweigern und den Anfauf eines 
Mohngebäudes zu verwehren. Er bätte dadurch den Stand 
Unterivalden beleidiget, die Achtung gegen die alte Grundherr— 
Tchaft Reichenau verlegt und im glüdlichjten Falle die Verlegung 
der Amtmannichaft auf außerftädtifches Gebiet, vielleicht nach 
Yangbdorf, veranlaßt und hiemit der Stadt die Mitbenukung 
der reichenauifchen Fruchtvorräthe abgeſchnitten. Dadurch ſah 
ſich der Rath gedrängt, dem fremden Amtmann zu geſtatten, 
daß er in der Hintergaſſe drei Häuſer erwerbe und die drei 
Hofſtätten mit einem nach damaligem Urtheil palaſtähnlichen 
Wodhnſitz überbaue. (Pupikofer Geſchichte von Frauenfed S. 
233 und 250.) Landſchreiber Johann verheirathete ſich mit 
Helena von Locher von Freudenberg, Tochter des Landſchreibers 
Dietrich von Locher und der Magdalena „Trittin“ von Wildern. 
Blumenſtein und Burggut Junkholz, wo ein Luſthaus gebaut 


214 E 





worden, wurde Freudenberg genannt und war im Belt ber 
Locher, bi8 er 1630 nach dem Tod des Schultheiß Locher 
theils durch Erbe, theild durch Kauf an die Familie Wir 
überging. 1659 murde er von Obervogt Wirz wenigſtens theil: 
weile an Großratb Leonhard Müller verfauft. (Pupikofer S. 
323.) Seine ziveite Frau war eine Schwefter des Weihbifchof 
Johann Anton Tritt in Conftanz, welcher ihn in einem Briefe 
feinen Schwager nennt. Im Bruder:Klaufen- Prozeß von 1618, 
1621 und 1625 ftund er mit diefem Weihbifchof, mit der Re- 
gierung von Obwalden und mit Pfarrer und Kammerer ob. 
Zimmermann in lebhaften" Verkehr und war gleichfam Agent. 
Er ftarb den den 31. Auguft 1629. Im Sahre 1631 murde 
von der Landögemeinde des Landfchreibers Sohann Wirz Tel. 
Eohn dad Stipendium in Paris gegeben. 

Seine Schweiter Margretb mar mahricheinlih Haus: 
hälterin bei Weihbifchof Ant. Tritt, da derjelbe ihm in einem 
Briefe vom 20. März 1625 Folgendes berichtet: „Mit ſchw. 
Wtargret hatt e8 Leider die alte conftitution oder beier, dan 
man noch fchwerlicher fi von und zu bett bringt. Gott erhalte 
fi und vnns.“ " 


10. Zandammann Jakob, Sohn des Landammann 
und Bannerherren Sebaftian, wurde um das Sahr 1594 geboren 
1622, 26. März übergab der SKirchenrath* von Alpnach ihm, 
feinem Bruder Sohann, Zandfchreiber im Thurgau, und ihren 
Nachkommen die Salzquellen der Gemeinde als Eigenthum 
Gin Schieddgericht von 5 Männern Soll Streitigkeiten fchlichten. 
Einheimifche Arbeiter follen jo viel möglich den Borzug haben. 
Dieſe Uebergabe wurde von der Landsgemeinde mit Vorbehalt 
des Zolles gutgeheißen. Berfchiedene Umſtände verhinderten 
die Ausbeutung. 1645, 29. Jän. hatte er ein Fähnlein in 
jranzdjiichen Dienften d. 5. er war Hauptmann. In diefem 
Jahre befand er ſich in Flandern. Bei Rocroy Tämpfte er 
nıit großer Tapferkeit. Gleiche Tapferkeit bewied er auch in 
den einheimifchen Kriegen. 1647 war er wieder babeim und 
zog als Studhauptmann gegen die Frangofen und Schweden. 
In der Schlacht bei Billmergen, den 24. Jän. 1656, war er 
Anführer der Mannfchaft aus den freien Aemtern, imo er gerade 
Landvogt war, und zeichnete firh aus durch Tapferkeit. Unauf: 


215 


III IS Sr 


baltfam drang er als Landeshauptmann mit feinen Leuten 
aus dem Torf PVillmergen vor, trennte die Schlachtorbnung 
der Berner und errang fo den Sieg für die FKatholiten, mas 
bon der Geſchichte allgemein anerkannt wird. Für feine 
Tapferkeit legen auch Pfarrer und Felbprediger P. Baſilius 
von Engelberg und Landedhauptmann Zurlauben Zeugniß ab. 
Im Todtendbuh zu Sarnen heißt ed: „Ware zur Zeit der 
Bilmergerfchlacht Landvogt der freienempter und auch derjelben 
Führer mit glüd und großem lob.“ Vom päpftlicden Nuntius 
wurde er im Namen Sr. päpftl. Heiligkeit in Anerkennung 
feiner ausgezeichneten Tapferkeit zum Ritter erhoben. Bor dem 
Angriff verfprah er eine Wallfahrt nah Maria Einfiedeln. 
An St Joſefstage haben dann die Freienämter diefe Prozeflion 
gemacht mit allen Geiftlichen, die bei der Schlacht gemefen. 
Dort wurden fie vom Abt und Convent feierlich empfangen 
und e8 wurde dann Amt und Predigt gehalten. (Argovia V, 
202 und 204.) Aber nicht nur im Krieg, jondern auch im 
Frieden war er brauchbar und tüchtig. 1646 wurde er Thal: 
vogt von Engelberg, 1652 Bogt der Kiofterfrauen, 1655 Land: 
vogt in den freien Aemtern, 1656 Statthalter und 1660 das 
erite Mal Landammann. Er war öfters Abgeordneter an die 
Tagfagungen und Gonferenzen. 1625 legte er Zeugniß ab zu 
Gunſten des fl. Bruder Klaus und war verheirathet mit Barbara 
Nüeplin, Tochter ded Landammann und Ritter Soahim und 
der Anna Müller zu Frauenfeld. Seine Frau mar damals 
27 Jahre alt, war, wie es fcheint kinderlos, und farb im 
Jahre 1645. Nun murde Landammann GSebaltian zu deren 
Verwalter erwählt. Er aber fchrieb den 28. März 1645 nad 
Frauenfeld, daß es ihn unangenehm berührt, daß er fich wegen 
einigem „Plunder” feine® Sohnes Frau fl. bemühen follte, 
und bittet um Geduld, bis fein Sohn Jakob aus Flandern 
heimgetehrt Derſelbe hat nachher nicht mehr geheirathet. Er 
ftarb den 17. März 1667. 


1l. Landammann Wolfgang, Bruder des BVorigen, 
Sohn des Landammann und Pannerherrn Sebaftian und der 
Margreth Locher, wurde getauft den 20. Dit. 1605. Landam: 
mann Wolfgang Schönenbül war fein Pathe. 1624 erhielt er 
von der Landsgemeinde dad Stipendium in Parid, Bald nach 


216 


II GL TEL? 


her wurde er Fähnrich, 1639 Landfchreiber, 1649 Landfedel- 
meifter, 1652 Landvogt im Thurgau, wo er den 13. März 
1653 1000 Mann zum Aufbruch gegen die aufrührerifchen 
Zuzernerbauern in Bereitfchaft hatte. 1656 wurde er nach dem 
Tod des Landeshauptmann Melchior von Flüe, welcher den 23. 
Jän. erfölgt, von den Soldaten auf dem Brünig zum Landes- 
hauptmann erwählt und nachher von ber Landsgemeinde be⸗ 
ftätiget, 1665 wurde er das erfte Mal Landammann und 1676 
Pannerherr. 1633, 15.—25. Aug. hatte Commandant Woif- 
gang Wirz fein Lager zu Diefienhofen. Dan war damald zur 
Sränzbefegung gegen die Schweden ausgezogen. Er war auch 
Ritter und ſehr oft Abgeordneter an die Tagjagung ; 1675 im 
Sept. war er im Pruntrutifchen. Repräfentant der 7 kathol. 
Orte und fommandirte daſelbſt die eidg. Hülfstruppen. 


Im DE. 1663 verreiste er ftatt feine® Bruderd, Land— 
ammann Jakob Wirz, mit einer zahlreichen ſchweizeriſchen Ge: 
Tandtichaft zur Bundederneuerung nach Paris. Er mußte Land— 
ammann Heinrich Bucher und Landammann Yohann Imfeld 
je 150 Gl. und jedem NRathöherren und Beamteten 2 Dreißig- 
bägler bezahlen. Als Begleiter hatte er Hauptmann Franz 
Ulrich Wirz, fürftbifchöfl. konft. Amtmann zu Frauenfeld, einen 
Sohn feines Bruders Landjchreiber Johann, ſammt zwei Dienern 
zu Pferd und einen Fußgänger bei fih. Sn diefer Geſandt— 
Ichaft befand fi auch als Abgeordneter des Abtes von St. 
Gallen Fidel vom Thurm zu Eppenberg und Bichwil, Ritter, 
Ihro fürſtl. Gnaden geheimer Rath und Landhofneijter, welcher 
eine Schweſter feine8 Begleiter3 geheirathet. Die ganze Ge— 
fandtichaft jammt Begleitern und Dienern beitund aus 212 
Verfonen. Diefe Gefandtfchaft verreiste um Mitte Oftober. 
Der größte Theil, mworunter aud der Gefandte Obmwaldens, 
ritt durch Neuenburg, Burgund über Dijon nah Charenton 
und der andere Theil über Langred. Die Erfteren famen den 
3. Nov. und die Letzteren einige Tage vorher nach Charenton, 
wo man abgeredet, auf einander zu arten. Schon an der 
Gränze von Frankreich wurden ſie von föniglichen Abgeordneten 
begrüßt. In einigen Städten wurden fie, nachdem fie begrüßt 
worden, „recht Zürftlih tradtirt und mit allerhand Saiten 
Spiel die ganze Mahlzeit auß treffentlich erluftiget.” Einige, 


217 





„denen die lang und breite guten Theild Eyß graue Schmwehtzer=. 
Bärt feltziam vorfommen”, konnten fich des Lachens nicht ent=- 
balten. Den 4., 5. und 6. Nov. fanden zu Charenton in der 
Nähe von Paris verfchienene Begrüßungen ftatt und fie wurden 
mit köſtlichem Wein und andern Bräfenten beſchenkt. Stadt: 
fchreiber Wagner von Solothurn, Sekretär der Gefandtichaft, 
der difje Reife befchrieben, verlangte bei den Füniglichen Abges: 
ordneten Audfunft, ob man den fchmeizerifchen Gefandten beim. 
Ginzug, wie 1602, die rechte Hand und Präcedenz, den Titel 
„Excellenz“ und Bedeckung des Haupte® bei der Füniglichen 
Audienz geitatten werde, erhielt aber erft nach Anfrage beim 
Hof den Bericht, es merde damit wie 1602 gehalten iverden, 
Doch in Bezug auf die Bededung des Hauptes fei damal3 nur 
gemeldet, daß der König den Hut aufgefegt babe. Das Kopf: 
bedecken betrachtete man al® Zeichen der Selbitftändigfeit und 
daß man auf diefer Erde feinen andern Herrn über fidh aner= 
fenne. Nachdem man noch die Gegenbemerfung gemacht, daß. 
die Eidgenofjenfchaft feit 1602 am Rang nicht nur nicht? ein— 
gebüßt, fondern durch ten Friedengfchluß von 1648 und die 
Ablöjfung vom Neich gewonnen, bat man endlich auf das Be: 
bedien des Hauptes bei der königlichen Audienz Verzicht geleiftet 
und zwar vorzüglich deßwegen, weil der König die Berficherung. 
gegeben, daß er die fchmeizerifchen Abgeordneten befjer, als 
andere Geſandte empfangen werde. Endlich am Freitag den 9. 
Nov. bat der feierliche Einzug in die Stadt Paris ftattgefunden. 
Am gleihen Tage um 12 Uhr wurde im föniglichen Schloß 
Bincenned ein prächtiges Filchmahl mit 4 Gängen zu je 100: 
Platten aufgetragen. Wie e8 fcheint, wurde das Abftinenzgebot 
beobachtet, troß den vielen Abgeordneten aus proteftantifchen 
Kantonen. Auch an den folgenden Tagen beichäftigte man fich 
mit Befuchen und Gaftmählern bei vornehmen Herren. Beim 
föniglichen Gaſtmahl faßen auf der einen Seite Eidgenoffen 
und auf der andern Seite Franzofen. Sonntag den 11. Nov. 
Abends wurden fie in ded Königs Kutfchen in den Louvre zur 
erften Audienz bei dem Könige g-führt, mo fie vom Könige und 
vom Hof mit entblößtenm Haupt empfangen wurden, worauf‘ 
dann nur der König dad Haupt bededte. ALS die ſchweizeriſchen 
Gefandten bei einem Gitter durch eine große Menge Volkes 


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ſich durchdrängen mußten, da wurden Einigen von den Beutel- 
Tchneidern mit großer Behendigfeit Geld und „Zeig-Uhrlein“ ab: 
genommen. Freitag den 16. war mwieder großartiges Filchmahl 
bei Marfchall D’Aumont. Sonntag den 18. Nov. hat dann in 
"der Frauenfirche (Nötre Dame) von Seite der eidgenöfftichen 
Abgeordneten und von Seiten ded Königd unter großartigen 
Ceremonien die feierliche Beſchwörung des neuen Bündniſſes 
ſtattgefunden. Zu Ehren der ſchweizeriſchen Geſandtſchaft wur- 
‘den Feuerwerke, Schaufpiele und bejondere großartige Zeltlich- 
keiten gehalten. Montag den 19. erhielten die Gefandten der 
13. Orte, des Abted von St. Gallen und von Wallis je eine vier⸗ 
fache goldene Kette mit Pfenning und einigen filbernen dfenn- 
ningen im Werth von 1800 Fr. Die Gefandten der zugewandten 
Orte erhielten ebenfall® goldene Ketten, jedoch bon geringerem 
Werth. Die Begleiter, meiftens nahe Verwandte von den Ge: 
fandten, erhielten kleinere Geſchenke. Nachher mar großartige 
Mahlzeit im Stadthof. Es waren Springbrunnen mit mohl: 
riehendem Waſſer angebracht Waldvögelein mit Kleinen Schel: 
len flogen im Zimmer herum. Für das Volk follen Brunnen 
‘mit rothbem und weißen Wein errichtet worden fein. Den 20. 
Nov. war Heerfchau und den 21. wurden die Behr: oder Weile: 
gelder audgetheilt. Ein Gefandter der 13 Orte erhielt 1200 
und ein Gefandter der zugewandten Urte 900 Fr. Samſtag 
den 24. November wurde nach eidgendififchem Brauch der Ab: 
Thied gemacht und dem Bürgermeifter Wafer, der an der Spibe 
der Gelandtichaft fund, feine Bemühung beften® verdanft. 
Nachher durfte jeder Gefandte nach Belieben die Heimreife an: 
treten. Wirz war auch Austheiler der franzöſiſchen Benfion. 1673 
Ichiieb Landammann Kafpar Imfeld in ein Rechnungdbüchlein, 
daß ihm Wolfgang 28 Pfo. franzöfiihe Penſion ſchulde. Wahr: 
Icheinlich hat er dieſes jehr einträgliche Geſchäft ſchon von feiner 
Geſandtſchaft nach Paris beforg. Er war überdied ehr be- 
gütert. Alljährlich pflegte er feinen Vermögensbeſtand auszu— 
rechnen. 1653 befaß er ein reined Vermögen bon 112,331 Pfd. 
13 Schl. 3 A. Des Baterd fel. Behauſung (d. i. ded Hrn. 
Weibels) tarirt er zu 6000 Pfd., fein Haus im Dorf 5000 
Pfd., Hasli und Schakliried 24,000 Pfd.. Oberberg 9000 Bid., 
‚halbe Alp Längmatt und für 15 Kühe Sömmerig zu Melchfee 





219 





6000 Pfd., Lehn: oder Tornerrüti 6000 Pfd., Brunnenmätteli 
ſamt Riedli im Foribach 5000 Pfd., beide Walkisrüti-Rieden 
5000 Pfd., Alp Stollen im Sachdlerberg 3600 Pfd., Schwändli 
im Sachslerberg 1600 Pfd., 4 Kühe Sömmerig zu Seefeid 1200 
Pfd. und 4 Kühe zu Melchje 340 Pfd. u. f. w. Später faufte 
er noch Halbe Unterflub im Römersberg, Unterfhwandi, Berg 
und Bergli zu Kilchhofen, Alp Unterftöd, Feld, große Buchen, 
Hallematt und Ei. 1667 belaß er die obere und untere Läng— 
matt und für 30 Kühe Sömmerig zu Melchfee und 1669 ge: 
hörten ihm 32 Kühe, 20 Rinder und Kälber, 4 Etiere, 5 Ochſen 
11 Pferde, 11 Schweine, 5 Geißen und 8 Giki. 1657 wieher⸗ 
ten fogar 22 verfchiedene Pferde in feinen Etällen. 1666 be: 
xechnet er dad Geld, Silbergeſchirr, die Kleinodien und goldenen 
Ketten zu 6000 Pfd., die Mobilien, Kleider, Wehr, Viktualien, 
Werkzeug zu 4000 pfd. 

1666, 19. Sept. wurden ihm, feinen männlichen Nachkom— 
men oder wenn er ſie ſonſt einem Landmann verkaufen wollte, 
die Salzquellen in Alpnach, ſofern „der Allmächtige Gott vnd 
Jin würdige Mutter Maria ir geliebt Vaterland mit einem fol: 
hen ſchatz begaben würde” von der dortigen Gemeinde ald Eigen: 
thum übergeben. Sie veriprachen ihm das nöthige Holz, Steg 
und Weg; behalten ſich aber vor, bei der Schlieren, wo Gefahr 
iſt wegen Rüfen, zu zeigen, wie weit man Holz hauen dürfe. 
Von dem Salz, welches der jeweilige Inhaber außer das 
Land führt, ſolle er ihnen nach Abzug der laufenden Koſten 
je das 45. Faß geben. Derſelbe ſoll, wenn möglich, geborne 
Landleute als Arbeiter annehmen und ihnen einen billigen Lohn 
geben. Den 27. Sept. wurde dieſer Vertrag auch vom drei— 
fachen Rath gebilliget. Schon im Brachmonat, bevor er diejen 
Vertrag abgejchloffen, ift er wegen den Salzquellen nah Willis— 
au zu Urſus Bucher gegangen. In Alpnach hat er einen 
Tıunf bezahlt und einige Verehrungen gemacht. Bom 25.—27. 
Dit. Tieß er 6 Mann am alten Ort araben, wo fchon feine 
Brüder graben ließen. Wie feine Brüder, ebenjo hat auch er, 
nachdem er deßwegen einige Koften gehabt, aufgehört nachzu⸗ 
graben. 1678, 23. Juli wurde ihm intimirt, daß er wegen dem 
Salzwaſſer nachforſche; ſonſt ſollen die ertheilten Briefe Fraft- 
108 und ungültig fein. Alsdann ſtellt er ihnen die Briefe wie— 
der zurüd. 


9 


Er mar zuerſt verbeirathet mit Petronella Imfeld, einer 
Tochter des Landammann und Pannerherrn Meldior, melche 
den 3. Dt. 1665 begraben wurde und von welcher er 11 Kin⸗ 
der erbielt. Sie befaß ein Vermögen von 31,038 Pfd. Seine 
zweite rau war Anna M. Ambauen, welche ihm 4 Kinder ge= 
bar. 


220 





Kinder: 3 Söhne und eine Tochter von der erften 
Frau gingen ind Kloſte. Anna Margretb, melde 
Klofterfrau in Sarnen geworden, erhielt den Slofter- 
namen Betronella. Als Ausfteuer bezahlte er 1000 GI. 
und überdied dag Koftgeld für ein Jahr und einiges Leibgeding. 
Wolfgang ftarb ald Student in Engelberg den 4. Apr. 1668. 
Auch feine übrigen Söhne ließ er ftudiren. Franz Dominil, 
Bater des berühinten Marichall Wolfgang Ignaz, wurde gebo= 
ren den 17. Juli 1660 und verbeirathete fih mit Margret 
Wirz, einer Tochter. de Landammann Johann V. Er murde 
Gerichtichreiber und erhielt 1700 eine Rathsſtelle. Umſonſt be= 
‘ warb er fich den 22. Sept. 1690 um eine Hauptmannftelle in 

franzöſiſchen Dienften. Ä 


1691 wurde ein Schweizerregiment in Faiferlidden Dienften 
errichtet mit 10 SKompagnien & 170 Mann. Unterwalden und 
Appenzell hatten miteinander eine Kompagnie. Die ökonomiſche 
Adntiniftration dieſer Kompagnie beforgte zuerft Franz Karl 
Jakob Wirz von Rudenz und nad deilen Tod fein Bruder 
Rudolf Chriftoph. Zum fommandirenden Hauptmann wurde 
zuerft Johann Sof. von Hallmil und nad deſſen Refignation 
in Rüdficht feiner perjfönlichen Verdienſte und der Verdienſte 
feiner Familie Franz Dominif Wirz den 18. Dez. 1693 zu ' 
Innsbruk zum Hauptmann ernannt. Schon den 9. Dez. meldıt 
General Rudolf Chriftopb, daß er demfelben die Haup.mann= 
jtelle conferirt und hofft, daß die Regierung von Obwalden 
mit ihm zufrieden ſei. Er ftarb zu Konftanz den 14. Mai 
1703. Eeine sRompagnie, welche fich dafelbft befand, wurde 
nach feinem Tod durch Lieutenant Arnold Heymann k ommandirt. 
Kurz vor feinem Tod, den 30. April, verordnete er auf einem 
geddel, mit unficherer Hand gefchrieben, was, im Yall’.er in 
diefer Krankheit zu Gott berufen werden follte, nach feinem 











221 





Abſterben mit Baargeld bezahlt werben folle. Er teitirte nebft 
Anderm Spital und Gottedhäufern 100 SL. Sein Stiefbruder 
Wolfgang Ignaz wurde Landammann. 


12. Zandammann Johann V., Sohn ded Landams 

mann Johann IV., war Spitalvogt, Gerichtichreiber, Salzherr, 
wurde 1656 Landſchreiber, 1676 Landfedelmeilter, 1679 Lands 
vogt im Rheinthal, 1686 Statthalter, 1687 Landeshauptmann, 
1689 das erfte Mal Landammann, 1700" Bannerberr und ftarb 
am legten Tag feiner Regierung den 27. Apr. 1704, Cr beſaß 
eine große Erfahrung und wurde deßhalb in den Landesge⸗ 
Ichäften häufig gebraucht. Als Landfchreiber' hat er dad Archiv 
geordnet. Er war Befiser der Aamühle und mit Magdalena 
Kaiſer von Stand verbeirathet. 
Kinder: M. Margreth war verheirathet mit Haupt: 
mann Dominik Wirz, Joſe f mit Berena Zimmermann von Luzern 
und Kathrina Anderhalden, einer Schweiter des Pfarrerd bon 
Sarnen. Diefer trat 1688 ald Lieutenant unter Hauptmann 
Achermann in venetianifche Dienfte, nahm Antheil an dem uns 
glüdlichen Feldzug gegen die Türken in Morea und ijt fpäter 
zum Kommandanten und zum Hauptmann vorgerüdt Nach 
dem Tod von Hauptmann Schönenbül murden feine Soldaten 
mit den Scldaten von Hauptmann Achermann zu einem Fähn⸗ 
dein vereinigt. Sein Bater hatte mit LZandammann Joh. De: 
ſchwanden für Schönenbül Bürgjchaft geleiftet und ift beim 
Falliment desjeiben mit dem Schreden davon gefommen. Er 
Br auch Befiger der Aamühle und jcheint um 1732 geftorben 
zu fein. 

13. Zandammann Wolfgang Ignaz, Sohn de 
Zandammann Wolfgang und der Anna M. Ambauen, Bruder 
des Hauptinann Dominik, wurde geboren den 18. Apr. 1671, 
erhielt den 18. Sept. 1687 da8 Stipendium in Paris u. verheirathete 
ſich mit Marie Regina Leu. 1700 wurde er Landeshauptmann, 
1705 Zeugberr, 1712 Landjedelmeifter und Generalkommiſſar, 
1715 das erfte Mal Landammann und Rath des Biſchofs von 
Baſel. Er wohnte im Haus von Hrn. Landammann Theodor 
Wirz und ſtarb den 18. Febr. 1728. 

Kinder: Freitheilvogt Franz Kaper, Joſef 
Ignaz, Spitalhberr und Rathsherr 1725, T 1770, 


222 


—— 


Maria Thereſia, verheirathet mit Landvogt Franz Joſ. Müller. 
Er hatte auch 8 andere Kinder, von denen nur noch eines im 
Stammbaum angegeben iſt. 


14. Landammann Franz, Sohn des Zeugherrn und 
Goldſchmied Franz Joſ. und der Joſepha Stockmann, wurde 
geboren den 13. Jän. 1816. Im März 1827 ſtarb fein Vater 
und Landammann und Pannerherr Spichtig übernahm auf 
defien Wunſch, die Bormundichaft über die früh vermwaiste- 
Familie. Er ftudirte ein Jahr im Kollegum zu Sarnen, 5 
Jahre im Klofter Engelberg und 3 Jahre bei den Zefuiten in 
Freiburg, wo er unter 100 Mitfchülern im Hauptfach den erften 
lab erhielt. Kaum beimgefehrt wurde er zum Kanzleigehülfen 
und 1838 zum erften Landjchreiber gewählt. Er verebelichte 
fich den 28. Mai 1838 mit Igfr. Regina Hermann, die ihm, 
nachdem fie 46 Jahre lang in ebelfter Liebe und Treue an 
feiner Seite geftanden, den 29. Apr. 1884 durch den Toy 
entriffen wurde. Sm Jahre 1841 wurde Franz Wirz im Alter 
von 25 Jahren zum Landammann gewählt, mweiche® Amt er 
14 Mal und auch in den fchwierigften Zeiten, wie 3. B. 1844 
und 1847, befleivet. Bon allen Zandammännern Obwaldens 
hat nur Nikolaus von Einwil, der ein jehr hohes Alter erreicht, 
diefeg Amt noch öfter verwaltet. Bei der Wahl veriprad er 
dem Landvolf, dab er ihm „ein für fein Wohl warm ſchlagendes 
Herz, eine gegen Alle aufrichtige und offene Gefinnung, mit 
einem Wort einen guten, ja den beften Willen entgegenbringe” — 
ein Berfprechen, welches er gewiſſenhaft beobachtet. Sein Wort: 
war bon großen Einfluß nicht wegen dem Glanz der Beredt- 
famteit, fondern weil e8 wohl abgemwogen, gut gemeint war 
und von Herzen fam. Bon der gleichen Landsgemeinde wurde 
er auch zum Gefandten an die Tagſatzung erwählt. Er war 
auch Einer von den 57 Männern aus 14 Kantonen, welche in 
Zug den 15. und 16. Sept. 1845 getagt, um einen ſchweizer— 
iſchen Katholifenverein zu gründen. Obſchon erft 28 Jahre 
alt, wurde er dennoch 1844 in einem wichtigen Rechtsſtreit 
Echiedsrichter zwifchen Uri und Schwyz. Den 22. Dit. 1848 
wurde er einftimmig zum Nationalrath -gewählt. Als dieſe 
Wahl wegen der damit verbundenen Rechtsverwahrung kaſſirt 


223 


ILL LT DE DL 


wurde, wurbe er den 19. Non. von der Landsgemeinde neuerdings 
ohne NRechtöverwahrurg gewählt. Im Nationalrath zählte die 
fonfervative Gruppe anfangs nur 8 Mann. Dr. Gegeffer, 
welcher diefer Gruppe ebenfall3 angehörte, rühmte ihn als 
einen „treuen, jtet3 freundlichen und bienfibereiten Berather,“ 
als „ein Mufter patriotifcher Eelbitverläugnung und liebens— 
würdiger Befcheidenheit.” Echon 1849 wurde er in eine Ko—⸗ 
mifjion gewählt, während Dr. Segeffer 6 volle Jahre bon ben: 
felben audgefchloffen blieb. Den 5. Te. 1854 wurde er 
Stimmenzähler, mwelcheg Amt er bis 1862 bekleidet. Als Mit: 
glied des Bureau übte er einen bedeutenden Einfluß auf die: 
Komiffionswahlen. Sein feiner Takt, verbunden mit gewählten 
Umgangdformen, ficherten ihm in allen Kreilen eine angefehene 
Stellung. Die Wahrung der obmwaldnerifchen Landesintereſſen 
lag ihm als Nationalrath ſehr am Herzen. Ihm und Stände: 
rath Hermann ift e8 mefentlich zu verdanken, daß der Beitrag 
an die Brünigftraße von 300,000 Fr. auf 400,000 Fr. erhöht, 
und daß dadurch die Ausführung des Unternehmen? ermöglichet 
wurde. Sm Dft. 1866 Wurde bon ihm eine Wiederwahl im 
den Nationalrath mit folgender Erklärung abgelehnt: „Indem 


‚ich aus diefem Wirkungskreiſe jcheide, bleibt mir als angenehmite: 


Erinnerung das Bemwußtfein, daß mich Feine meiner Stimm: 
gebungen mit Reue erfüllt.“ 


ALS Landammann fuchte er nach dem Sonderbundäfrieg 
„einerſeits die Antereffen des Landes bei der Gidgenofjenichaft 
unter ſchwierigen Umſtänden fo gut als möglich zu wahren. 
und anderjeits die Förderung der inneren Wohlfahrt zum Ge: 
genftand der forgfältigften Aufmerkfamkeit zu machen.” Er übte 
einen großen Einfluß auf die Kantondverfoffungen und Geſetze, 
die in dieſer Zeit erlaffen wurden, beſonders auf dad Schul:, 
Armen-, Hypothekar- und SKriminalitrafgeieg. Er befaß eine 
große Metiterichaft, das Befte von verfchiedenartigen Anträgen 
zu einem Mittelantrag zu vereinigen. Auch bei öffentlichen Wer: 
ten, wie 3. B. bei den großen Straßenbauten, beim Bau‘ des 
Kantonsipitald, des Studentinpenfionates ſpielte er eine be- 
deutende Rolle und ſuchte die Ausführung derfelben nach Kräf: 
ten zu befördern. Anftatt eine Altiengefellihaft zu bilden und- 
eine Bank oder Sparkaffe zu gründen und den Gewinn in bie 


224 


IL ALS ASP ö 


Taſchen der Altionäre zu leiten, gründete er den 21. Herbftm. 
1849 mit anderen gemeinnügigen Männern, melde Kaution 
‚Leifteten, eine Fantonale Erſparnißkaſſa und ließ den Gewinn 
‚zu gemeinnügigen Zwecken verwenden, jo daß das Kapital, 
welches fie gewonnen und die Binfen, welche fie ausgetheilt, 
die Schöne Summe von 200,000 Fr. betragen mögen. Bon 
1849—1881 war er ſehr umfichtiger und gewiſſenhafter Bräfi- 
dent diejer gemeinnüßigen Geſellſchaft. Er widmete feine Kräfte 
-ganz und ungetheilt dem Dienft des Baterlanded und ging nicht 
darauf aus, ſich auf Koften des Landes ober durch Handel und 
Erwerb zu bereichern. 

Auf die Hebung des Schulwefend war er ganz befonders 
:bedacht. Bei der Berufung der Benediktiner bed aufgehobenen 
Klofterd Muri im Jahre 1841 ftand er an der Spike und 
nahm auch jeither an dem Gedeihen der kantonalen Zehranftalt 
Aebhaften Antheil. Als man diefelbe 1865 durch Errichtung 
eined Penſionates zu erweitern fuchte, da redigirte er die Sta: 
tuten für eine Gefelfchaft und wurde als Präfident an die 
Spite des Gründungskomites geftellt. Er fpendete überdied zu 
dieſem edeln Zwed einen Beitrag von 1000 Zr. Schon 1841 
wurde er in die fantonale Landesſchulkommiſſion gewählt. 835 
Jahre lang war er Mitglied der Fantonalen Erziehungsbehörde 
"und während 20 Jahren befleivete er das Präfivium. Zur 
‚Gründung eines fantonalen Schulfondes gab er im Jahre 1849 
100 Louisdor. Die „Schule, die Bildungsftätte der Jugend, 
fagte er 1864, fie fei dem Borjteher und Bürger eine Herzens 
fahe! Wo die Sonde nicht ausreichen, verbolljtändiget fie, 
marktet nicht, denn eine beffere Anlage gibt es nicht.” 

Er fuchte vor Allem den Frieden im Land aufrecht zu er: 
halten, bemühte fi) unabläffig für ein einträchtige® Zufammen- 
wirken aller einflußreichen Männer und verwendete fein Anſehen, 
um bei Wahrung des konſervativen Standpunftes die fortichritt: 
liche Entmwidelung de3 Landes ‘zu befördern. Sn der Bermal: 
tung bethätigte und forderte er den Geiſt der Ordnung, Der 
Arbeit und der Pflichttreue. 1876 fchied er aus der oberften 
‚Sandeöbehörde, weil er nicht mehr in einer Stellung verharren 
‘wollte, die er wegen Kränflichteit nicht mehr glaubte mit unge: 
ſchwächter Kraft ausfüllen zu Tönnen. Bon 1851—84 beforgte 
<r aud die Stelle eines Salzdirektors mit „außerordentlicher 
Opferwilligkeit und ausgezeichneter Pünktlichkeit.” 


225 


IT IE TAGE 


Mit dem Sabre 1841 begann auch feine Wirkfamteit in ber 
GSemeindenerwaltung, welcher er 43 Sabre lang, bis zu feinen: 
Tod, angehört und deren Präſidium ihm öfters übertragen 
wurde. In der Regelung von Bormundfchaftd: und Armenfachen 
war er fehr gewandt. Während vielen Jahren war er Präfident 
und Mitglied der Armenlommilfion. Er fuchte den Gaffenbettel 
abzuichaffen und wollte, daß die Theilfamen durch Anfchaffung 
bon Lebensmitteln für ihre unterſtützungsbedürftigen Armen ſorgen. 
Die „Organiſation der Armenverwaltung der Gemeinde Sarnen 
von 1852” ift ihm weſentlich zu verbanfen. Cr betheiliate ſich 
mit Rath und That bei der Gründung des Waiſenhauſes im 
Jahre 1854 und war bis in die letzten Jahre ſeines Lebens 
Bräfident der Verwaltungskommiſſion. Das Kirchen- und Schul: 
weſen und bie Handhabung der Sittenpolizei waren ebenfalls 
Gegenftände eines eifrigen und zielbewußten Wirkens. Er war 
ein thätiger Förderer und Tuger Beratber der Allmenb: 
tbeilung und Heforgte von 1867 —74 die Rechnung und das 
Präſidium des Freitheiles. 

Wit großer Umſicht und Klugheit arbeitete er für die kon— 
ſervative Preſſe. Den 3. März 18°8 erſchien von ihm in der 
„Schildwache am Aura” der erfte Zeitungdartifel. Cr fchrieb in 
bie „Staatd-, Schwyzer⸗ u. Schweizer: Zeitung”, in das „Vaterland“ 
nnd übernahm vom März 1879 bid Ende Auguft 1882 die Re- 
daktion des „Obmaldner Volksfreund“, deſſen Programm 1870 
nicht ohne fein Vorwiſſen und völliges Einverftändniß feitgeftellt 
wurde. „Nicht mit Schwung und Glanz, nicht mit fprudelndem 
Witz und ſpitziger Feder hat er geſchrieben, wohl aber ſtets mit 
würdevollem Ernſt, mit überzeugender, ſtreng logiſcher Wahrheit, 
mit ſicherem Takt und in präziſer gewählter Form”. Er war 
fein Freund der Polemik und pflegte zu fagen: „Perlünliche 
Angriffe laflen einen Stachel zurüd, der bitter wehe thut und 
dem Angreifer und der Sade, die er vertritt, nicht nügt, wohl 
aber viel ſchaden Tann“. Die wichtigſten Regierungsproklamati 
onen floſſen aus ſeiner Feder. 

Reges und thätiges Intereſſe hatte er auch für vaterländiſche 
Geſchichte und ſuchte geſchichtliche Forſchung zu befördern. Seine 
Mußeſtunden benutzte er, um Auszüge aus den Rathsprotokollen 
Ei maden. Im Sommer 1876 murbe ber hiſtoriſch⸗ antiquariſche 


14 


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226 


EI LE TED 


—* gegründet und er als Präſident an die Spitze desſelben 
geſtellt. 

Die Pflichten eines Katholiken erfüllte er mit der größten 
Gewiſſenhaftigkeit. Auch fein öffentliches Leben war bon dent 
Geiſt tiefer Religiöſität durchweht. Seine daherige Anſchauungs⸗ 
weiſe hat er an der Landesgemeinde 1858 in den Worten ge⸗ 
zeichnet: „Glaube und Kirche allein bürgen der Geſellſchaft für 
treue und gute Bürger. Wer ohne Glaube iſt, hat kein Gewiſſen 
und dei Gemwiffenloje ift ein gefährlicher Menſch“. Er liebte 
deshalb die Priefter, welche ben Glauben und das Gewiſſen 
pflegen, und ſprach 1868 in feierlicher Verſammlung: „Daß 
ich der Prieſterſchaft diejenigen Gefühle bewahren werde, die ich 
gegen dieſel be ſtets an den Tag gelegt habe, dafür liegt die 
Gewähr in meiner Ueberzeugung, daß Vollkswohl und Völkerglück 
bom einträcdhtigen Zuſammenwirken beider Autoritäten, ber geift- 
lichen und der meltlichen, unzertrennlich find”. Er war aud 
ein inniger Verehrer des fel. Bruder Klaus, Als 1368 bie 
Stage der Canonijation des Seligen angeregt wurde, da wurde 
er an die Spige der betreffenden Commiſſion geftellt. Am 26. De: 
zember 1878 bielt er in der Verfammlung bed Piusvereined von 
Sarnen einen längeren Bortrag „behufs Wiederbelebung de 
Vertrauens und der Verehrung zu unferem vielfeligen Landesvater 
Nikolaus von Flüe“, welcher 1881 im Drud erfchien. Groß war 
fein unwandelbares Gottvertrauen, dad ihn auch in ſchweren 
Tagen aufrecht erhielt. An der Landesgemeinde 1848 ſprach 
er: „Wenn biertieden Alles wankt und ftürzt, wollen wir zu Dem 
unfere Zuflucht nehmen, der in ewiger Baterforge die Schidjale 
der Welt regiert”. Seine Liebe zu Gott und zu den Menſchen 
zeigte er auch durch Werke der Barmherzigkeit. Seine größeren 
Vergabungen mögen ſich auf: 20,000 Fr. belaufen. Er vergabte 
an den Srrenfond 4,000 Fr.,zur Erlernung eines Handwerkes 
2,000 Fr., zu Gunſten der Schulen, zur Aufbeflerung von 
Vfründen u.d. gl. Dazu Tommen noch die vielen Heineren Al⸗ 
mofen, die er im Geheimen, bejonderd an Hausarme gefpenbet 
bat. Er hat mehr Almofen gegeben, ald man glaubte. Wenn 
er auch konſervativ und religiös war, fo war er dennoch Freund 
und Förderer eines zeitgemäßen Fortſchrittes und er ſprach deß⸗ 
dalb in öffentlicher Verfammlung: Fortſchreiten müffen wir, 


227 


V 


wollen wir auf der Höhe der Zeit uns bewegen, aber fortſchreiten 
in dem, was wahr und gut und zeitgemäß“. Am 29. Winterm. 
1884 Schloß er feine beinahe fünfzigjährtige ſegensreiche Öffentliche 
Wirkſamkeit. Bei Teiner Leichenfeier ſah man, in welch’ hoher 
Achtung der Berftorbene geftanden und in. der Leichenrede wurde 
vom damaligen Hrn. Pfarrhelfer Britfchgi gezeigt, daß er ein 
Freund der Religion und bed Baterlandes geweſen. 


Söhne von Landammann Franz Wirz: Hr. Theodor, 
welcher Zandammann geworden, und Hr. Adalbert. Hr. 
Adalbert Wirz wurde 1848 geboren, ftubirte zu Sarnen, Frei: 
burg, Zürich und Heidelberg und verebelicht fih im jahre 
1879 mit Fräulein Rofalia Etlin, Tochter des Landammann 
Dr. Simon. 1876 wurde er Gerichtöpräfident, 1885 Rathsherr 
ftatt feined verftorbenen Baterd. Im gleichen Jahre wurde er 
zu Einfiedeln zum Präſidenten des fchweizer. Piusvereins ge= 
wählt. Als Hr. Gerichtspräfident Adalbert Wirz im Jahre 
1888 mit feinem Hrn. Bruder Rom beſuchte, da bat ibm Papſt 
Leo XIII das Ritterkreuz des Pius⸗Ordens verliehen, zur 
Belohnung und zur Aufmunterung für feinen Eifer und feine 
Dpfermilligfeit als Präfident des fchweizerifchen Piusvereins. 
Hr. Adalbert war mehrfach publiziftifch thätig, verfaßte zum 
Theil den 2. und 3, „Amtsberiht über die Staatövermwaltung 
und über die Recht3pflege des Kt. Unterwalden ob dem Wald” 
Jahresberichte des ſchweizeriſchen Piusvereind und war einige 
Sabre Mitglied de8 Redaktionskomite des „Obwaldner Volks⸗ 
freundes“. Während längerer Zeit bekleidete er auch die Stelle 
eines Kantons⸗Kriegskommiſſärs. 


15. Hr. Landammann Theodor murbe geboren ben 
21. Aug. 1842, ftudirte zu Sarnen und zu Freiburg im Breis: 
gau und wurde 1867 Präfibent des ſchweizeriſchen Studenten» 
vereined. Bon 1868—1878 gehörte er — größtentheild als 
Bräfident — ben erftinftanglipen fantonalen Gerichten an. 
1871 wurde er Mitglied des Nationalratbes, 1872 Mitglied 
bes Ständerathes, 1884 Präfident desfelben und 1885 Präſi⸗ 
dent der FTonfervativen Fraktion der Bundesverſammlung. 
Zanbammann war. er in ben Jahren 1876, 1879, 1882, 1885, 
1888 und 1890. Bei Ausarbeitung neuer Gelege ift er in ann 


228 


veſonderer W:ife betbeiliget. An der fo gelungenen Durchführ> 
ung der Subelfeier de3 fel. Bruder Klaus im Jahre 1887 Hatte 
er bervorragenden Antheil. Er war auch mehrere Jahre 
Präſident der Einwohners und Bürgergemeinde. 1888 wurde 
er vom Bundesrath zum. Abſchluß ded Vertrages zwiſchen der 
Schweiz und dem bl. Stuhle betr. Löſung der Teſſiner Bis: 
thumsfrage zum Bl. Vater nah Rom geihidt. Um feiner 
befonderen Achtung Ausdruck zu verleihen und als Anerfenung 
für feine Berdienfte verlieh ibn Papſt Leo XII. die gol- 
dene Papfts Medaille, welche 1888 zum Andenken an feine 
Bermittlung zwiſchen Spanien und Deutfchland - geprägt 
wurde. Zugleich ließ er Hrn. Landammann Theodor Wirz 
durch ein Schreiben bed Staatsſekretars Kardinal Rampolla melden, 
daß er ihn als Beweis feines befondern Wohlwollens zum Com: 
mandeur des Pius-⸗Ordens erwählt Hätte, wenn die Beſtim⸗ 
mungen der Bunbedverfaffung dies erlaubt baben würden. 

Mehr als 50 Reden, die er gehalten, und viele ftände- 
räthliche Kommiffionalberichte, find gedrudt. Aus feiner Feder 
ftammen die Berichte aud der Bundesverfammlung im „Volks⸗ 
freund”, die von den Männern ber Politik gern gelelen werben. 
Er fchrieb außerdem für die „Monatrofen” und für den „Volks⸗ 
freund”; die Borträge, welche er an den Sahresverfamm: 
Aungen des fchweizerifchen Piusvereined in den Jahren 1881 
"und 1887 gehalten, find ebenfald® dem Drud übergeben 
mworben. ' 

Außer denjenigen, welche wir bei den Familien der Land: 
ammänner angeführt, find noch folgende „Ringberren” oder 
Höhere Beamtete aus dem Gefchlechte Wirz hervorgegangen : 


1. Heinrich, Sohn ded Werner und Großfohn des Land: 
ammann Johaun I., hatte Alpig zu Melchjee und bat 1452 am 
-Sonntag vor Wlrih mit Heinrich Amftein von Alpnach die 
:Kernfer, daß man ihnen erlaube, in Keffelen und SKeffelenwald 
je eine Hütte d. i. Speicher bauen zu dürfen, um die „mulchen 
(Gemolkenens d. i. Käfe) ab melchfe darin vnd dannen zu 
ſöumen“. 1458, 23 bezeugten: er und feine Brüder Thomas, 


 ändli und Rudolf, daß das Gericht ihnen bie Zuflucht unter 


Aa gegen Balm bin und durch den. Kennel gegen die Schmitten 
:Hinab,. d. i. gegen Keſſeln, abgefprochen. (Siehe Chronik von 


- tt. 


oh. 


j ee , . un . 
Ne; el . 2 er 
, —* el, 


229 

Kerns ©. 88.) 1467, 22. Zän. war er Landweibel und präfis- 
birte in Abweſenheit ves reg. Landammanns Hans Heinzli das 
Gericht. Als Abgeordneter Obwaldens nad Luzern ericheint ’ 
er 1475 ben 24. Apr. und 15. Mai und 1487 ben 4. Dftob. 
1483, 4 Dft. war er Zeuge im Kollerhandel und 1484 ſchuldete 
Heinrich Wirz 13 Angſt. Zind ab Breiten zu Kirchhofen und 
ab Haus und Hofftat „baby zuo ſant criftoffel”. Aus dem. 
Umftand, daß er Bote an die Tagſatzung und Conferenzen 
war, darf man ſchließen, daß er auch im Kanton eine höhere 
Beamtung bekleidet, obſchon wir dieſelbe nirgends aufgezeichnet 
gefunden. Ohne Zweifel haben noch andere Wirz, z. B. bie 
Söhne von Landammann Johann J., höhere Aemter bekleidet. 
Weil man aber damals die Beamtungen in den Schriften nicht 
anzuführen pflegte, deßhalb ift e8 ung unmöglid, ihre Ramen 
vollftändig anzugeben. Wenn aber Jemand öfters im Namen 
des ganzen Landes handelt, dann darf man ziemlich ficher an: 
nehmen, daß er ein „Ringherr” und wenn er öfterd im Namen. 
einer ganzen Gemeinde handelt, daß er we nigſtens ein Raths 
berr gemejen. | 


2. Rudolf, Bruder des Borigen, hatte 1453 Antheil an 
der Alpig zu Melchſee und erſcheint den 22. Jän. 1467 bei der 
Stiftung der Helferei in Giswil als Zeuge. 1480, 1. Aug. 
war er Landſäckelmeiſter und erſcheint vor Gericht. Er nimmt 
den 30. Aug. 1483 im Kollerhandel Kundſchaft auf im Namen 
des Ammann Johann von Flüe. Er war oft Abgeordneter an. 
die Tagfagung und Conferenzen. Den 2. Aug. 1484 war er 
zu Luzern und hatte Vollmacht, der Bundederneuerung mit Karl. 
VII. von Frankreich, welche den 4. Aug. ftattgefunden, beizu: 
ftimmen, fofern die rüdftändigen Penfionen und Anfprüce be: - 
richtiget werden. 1484 fchulbete er dem Leutpriefler in Sarnen 
1 Sci. 1 Heiler ab Breiten zu Kirchhofen. Er ſcheint um das 
Jahr 1491 geſtorden zu ſein. 


3. Nik olaus, gemäß Stammbaum Sohn des Sandvogt . 
Heinrich und Großſohn des Landammann Heinrich, wurde 1548 - 
Landvogt in Luggaris. Es iſt unrichtig, daß er keine Nach⸗ 
kommen gehabt. Der nachmalige Ritter Luſſi, welcher der la: 
teiniſchen und italieniſchen Sprache kundig war, war fein Doll⸗ 


230 





meid. Im Frühjahr 1544 kam Johann de Becaris, ein 
Franziskaner, aus Italien nach Locarno, verbreitete als Lehrer 
an der Öffentlichen Schule reformatorifche Grundſätze und ftund 
in freundfchaftlichem Verkehr mit Pellikan in Zürih. Die ka⸗ 
tbolifchen Sefandten befablen dem neuen Landvogt Wirz, den 
Scuimeifter zu verweilen und auch Andere, welche die neue 
Lehre verbreiten „bu der Gappen zu erwütfchen” und fie nad 
ihrem Verdienen zu ſtrafen. Becarid wandte fich, mie es fcheint, 
wegen dieler Verweiſung an die Tagjagung. Dieje bat ihn 
den 24. Sept. 1548 begnadiget, dagegen aber hat man dem 
Vogt geichrieben, er folle ein fcharfes Augenmert auf ihn haben 
und wenn befannt werde, daß er unfern wahren chriftlichen 
Glauben antafte und fchelte, folle er ihn an Leib und Leben 
ftrafen. Die Gefandten von Uri, Schwyz und Unterwalden 
blieben bei ihrer Inſtruktion d. h. ihn nicht zu begnabdigen. 
Auf den 5 Aug. 1549 wurde ein Diiputation zwiſchen den Alt: 
und Neugläubigen angeſetzt, welche im Gerichtdjaal des land⸗ 
vögtlichen Schloffed ftattgefunden. Wie es ſcheint fiengen bie 
Neugläubigen an, den chriftlihen Glauben anzutaften und zu 
fchelten und Wirz fol den Befehl ertheilt haben, Becarid ge: 
fangen zu nehmer. Damit nicht unangenehme Auftritte ent= 
ſtehen, bat er den Berhafteten gegen Bürgichaft bald wieder 
freigelaffen. Alddann ging Wirz nad Stand, um fich mit den 
dort verfammelten Boten der 5 Drte zu berathen. Unterdeflen 
begab fich Becaris nach Zürich und fuchte nachher einige Jahre 
in Mifor die neue Lehre auszubreiten. Es iſt ſehr begreiflich, 
daß er wegen den Schritten, die er gethban, um den Fatholifchen 
Glauben in der Landvogtei Luggaris zu erhalten, im Reujahrs: 
blatt der Stabtbibliothef in Zürich, welches 1835 erfchien, nicht 
gelobt wird und wenn die Sache fich fo verhalten würde, wie 
fie dort dargeftellt ift, jo Iann man auch nicht Alles billigen. 
Dagegen fand er mehr Anertennung bei Bernarbin de la Eroce, 
Biſchof von Como, der ibm 1555 jenen filbernen Becher ges 
ichentt, au8 dem der bl. Karl Borromäus getrunfen. „Deb 
Wolfgang Wirz des vogts feligen fon im den Drunk gän“, als 
cr 1570 das Grab des fel. Bruder Klaus befucht. Durch Ber: 
heirathung feiner Tochter Anna. mit Jakob von Flüe ift derfelbe 
in die Familie von Flüe und durch Kaplan Conrad bon Flüe 


231 


in bie Pfarrkirche in Sachfeln gefommen. Wahrfcheinlich wegen 
feinen Berdienften um die Erhaltung des katholiſchen Glaubens 
im Teſſin ift er auch römifcher Ritter getvorden. 1565 war er 
Richter für Kerns, wo er gewohnt. Seine Frau Margreth 
Durrer ftiftete zu Kerns und fein Diener Hand Stüdi zu Sar⸗ 
nen eine Jahrzeit mit je 100 Pfd. 


4. Melchior ift nicht ein Sohn des Heinrich, Tondern 
ein Sohn des Melchior und der Katharina Hafner von Entlebuch 
und wahricheinlich Großſohn des Landvogt Heinrich. Er wurde 
geboren um das Jahr 1578, verehelichte ſich 1604 mit Barbara 
Blättler, welche den 21. Apr. 1660 begraben wurde, war 1625 
Zeuge beim Bruderflaufen- Prozeß und befa damals ein Ber- 
mögen von 16,000 Gl. 1610 erfcheint er vor Gericht wegen 
einem Markt um Obftoden. 1618 war er Rathsherr, 1621 
wurde er Landjedelmeifter und 1628 Lanbvogt in Lauid. Um 
das Jahr 1618 baute er das große Haus ded Hutmacher Stock⸗ 
mann fel. im Unterdorf, wie die Wappen beim Eingang bes 
zeugen. Dad Büffet, welche® er 1619 durch die kunſtvolle 
Hand, welde für die Kapelle auf dem Flühli gearbeitet, machen 
ließ, befindet fich im Gafthof zum „Pilatus“ in Alpnach und 
ift wahrfcheinfich das werthvollſte Büffet, welches wir in unferem 
Zande befigen. 1622 gab ihm Schwyz für das Fenſter „über 
ven Schild" 3 GI. 30 Schill. Er ftarb den 5. Apr. 1646 und 
hinterließ 9 Kinder, von denen Nikolaus Maler geworden. Der 
in Stammbaum angegebene Melchior, welcher 1582 Landvogt 
zu Sargand geweſen fein fol, ift in keinem Berzeichniß der 
Xanbvögte zu finden. 


5. Peter Anton, Sohn des Rathsherrn Sof. und der 
Anna M. Kündig von Kägiswit, wurde 1696 geboren und ftarb 
den 25. Nov. 1784. 1729 wurde er Rathsherr, 1730 Läufer, 
1784 Landfchreiber, 1764 Landvogt in Luggarid, 1774 Statt: 
Halter, 1777 wurde er lebenslänglich zum Statthalter gewählt 
und bie Zandedgemeinde ift erft im Sabre 1785 zur Wahl 
eines neuen Statthalterd gefchritten. Er war zwei Mal Ge: 
fandter nad Frauenfeld. Obſchon er mehr ala 50 Jahre dem 
Staat gewiflenhaft gedient, obichon er ledig war und manche 
gute Gült gefchrieben, gerieth er dennoch in feinen alten Tagen 


.232 _ 


III IE 


en Armuth und wurde von der Regierung bereitwiltig unter⸗ 
tützt. 


6. Franz Nikolaus Ignaz, Sohn des Hauptmann 
Joh. Melchior uud der M. Katharina Cäzilia Perig — einer. 
Tochter des Dr. Joſeph und der Anna M. Jakob, welche den 
3. Juni 1724 zu Glis in Wallid getauft wurde und den. 23. 
Jän. 1796 zu Sarnen geftorben ift — wurde getauft den 23. 
Apr. 1752 und verehelichte fi mit M. Katbrina Barbara 
Omlin von Sachfeln. 1784 wurde er Rathsherr, von 1786-99 
war er Zeugherr und Kollegiverwalter und wird deßwegen ge= 
wöhnlich „Zeugberer Wirz“ genannt. Er füllte zwei Folianten 
mit Auszügen aus den Staatsprotofollen, fammelte aus ver⸗ 
fchiedenen Gefchichten, Chroniken und alten Schriften Material 
zu einer Chronik von Obwalden und fchrieb e3 in hronologifcher 
Ordnung in einen großen Folianten hinein. Es iſt das eine 
verdienftliche Arbeit und wenn auch Manches dabei tft, welches 
die Kritik nicht aushält. Er machte auch Abfchriften von den 
meiften Urkunden der Gemeinde Sarnen und hinterließ manche 
geichichtliche Notiz, die dem Gefchichtöforfcher ſehr willkommen 
ift. Einen Folianten fülte er mit verſchiedenen Bünbniffen, 
die man jetzt großentheild in den Abichieden abgedruckt findet. 
Er war „ein Mann von tiefer Neligiöfttät und nicht geringer 
Bildung” und ftarb den 2. März 1807. Seine Schriften be⸗— 
finden fih im Familienarhiv der HH. Wirz. Zwei Söhne 
wurden Prieſte. MWoifgang Ignaz wurde Goldfchmieb 
und Kathrina Nilodema verbeiratbete fich mit Land⸗ 
ammann und PBannerberr Nilodem Spichtig. 


1. Franz Joſ., Sohn des Rathsherrn Franz Sof. Job 
und der Anna M. Stodmann, Bater ded Landammann Franz, 
wurde geboren 1770 und ftarb den 24. März 1827. 1817 
wurde er Rathsherr und 1820 Zeugherr und Gollegiverwalter. 
Einen Kelch, den erald Goldfchmied ausgearbeitet, findet man 
in der St. Antondfapelle zu Sarnen. 


. 8. Hr. Simon, geb. 1848, wurde Rathsherr 1872, Ober- 
richter 1887. Er war auch in der Konkurskomiſſion und ifk 
Civilſtandsbeamter. 


233 
IL NTALG SE 


Rathsherren: Heinrich 1555, Melchior, Bater des 
Zandjedelmeifterd Melchior, 1566, Wolfgang, Sohn bes 
Landvogt Rilolaus, 1575, Beat 1625, Matbäus 1646, 
Sebaftian 1667, Melchior 1669, Spitalvogt, Salz 
herr und Lieutenant Yobann Franz 1680, Bona⸗ 
ventura 1704, — nrich Franz 1703, Joſeph 1714, 
Spitalherr Joſ. Ignaz 1725, Nikolaus 1739, Franz 
Ignaz 1748, Freitheilvogt Anton Franz 1769, Franz 
30f. 305 179, Landweibel Franz Anton 1794, Frei: 
thbeilvogt Ignaz 1834, Kronenwirth Joſ. Ignaz 1848. 

Außer den Landammännern Beter, Konrad, Jakob, 
Zandvogt Heinridh, Hauptmann Nikolaus, Haupt: 
mann Jakob, Hauptmann Franz Dominifund Haupt⸗ 
mann Johann Sof. haben noch folgende Anhörige dieſes 
Geſchlechtes in Obwalden als höhere Offiziere in fremden 
Kriegddienften gedient: 

1, Wolfgang Ignaz Wirz von Ruden,, welcher 
fi in fremden Kriegsdienſten von allen Obwaldnern am meiften 
ausgezeichnet, war Sohn bed Hauptmann Franz Dominik und 
der Margretb Wirz, Tochter ded Landammann Johann V., und 
mwurbe getauft zu Sarnen ben 31. Zuli 1689. Er ftudirte zuerft 
bei den Seluiten in Luzern und kam dann in das Benediktiner⸗ 
Hofter zu St. Gallen, wo gemäß der Leichenrebe ein väterlicher 
Oheim, der dafelbft berühmter Brofeffor war, ihn unter feine 
bejondere Leitung nahm. Als er 1706 dahin verreißte, wurden 
ihm fammt dem Tifchgeld für 4 Wochen 15 GI. 10 Schl: ‘ge: 
geben. Zu Luzern wurde er in die Marianifche Sopdalität aufs 
genommen. Schon 1716 trat er als Lieutenant in den Dienft 
von Benedig unter das Regiment Müller und kämpfte in dieſem 
und dem folgenden Sabre auf den Feldzügen in Dalmatien und 
Moren mit feltener Tapferkeit gegen die Türken. 1718 trat er 
in Öfterreichifchen Dienft und wurde als Adjutant des General 
Merey bei der Belagerung von Meſſina verwundet. Bei der 
Errichtung des Negimented Behler in Spanien trat er in das⸗ 
felbe ald Hauptınann. 1727 wurde er Major und dann Oberft- 
lieutenant. Als ihm mitgetheilt worden, daß er zum Ehren⸗ 
rath von Dbmwalden gewählt. da verdankte er diefe Ehre und 
entichuldigte fi, indem er den 29. Sept 1728 zu Tarragona 





254 


REITS SEE 


in Spanien, ſchrieb: „Weilen alfo mi nur allein für das 
Militärifche Sacrifizirt und folgendt3 für das Civilifche noch 
Luft noch Willen noch Zeit noch Gelegenheit genommen mid 
zu Capacitiren. Alß erfcheint, dab bey mir die Prerogativa 
des militäriſchen und Democratifchen Standtd nicht vereyniget 
und alfo daß Iettere in Anfehung meiner Untauglichfeit mir 
mehrer zur Confuffion ald Ehr gereichen werde, daß deſſent⸗ 
wegen billigft Uhrſach hätte, dehmütigift zu bitten mit biefer mir 
gethanen hohen Gnadt einen andern tauglichern und in Civili⸗ 
bus Sapazitirten Herren zu begnaden.“ Seine militäriichen Stel: 
len verſah er mit folcher Geichidlichkeit, daß ihm die Würde 
eine® Majors der Garde ber Wallonen anerboten wurde. Er fchlug 
diefelbe aus, weil fie ihn in Spanien zurüdgebalten hätte und 
‘weil er bei der Eroberung von Neapel und beider Sizilien 
‚mehr Ruhm zu ernten hoffte. Die Spanier befiegten bann bie 
Kaiferlichen oder Deutfchen und zogen den 10. Mai 1734 in 
Neapel ein und Don Karlos, der jpanifche Anfant, wurde 1735 
‚zum König beider Sizilien gekrönt. 1736 erhielt Wir; das 
Regiment Nideröft, welches das ältefte Schweizerregiment in 
ipanifchen Dienften ift, vorzüglich in Folge feines ruhmvollen 
Betragend in der Schlacht bei Bitonto, und feiner befonderen 
Befähigung. Kriegdminifter Thubiered bezeugt den 8. Mai 1733, 
„daß Dr. Ig. Wirk, Major vnd Oberftlieuthenant vom Cath. 
Schweiger-Regiment Bebler Ein würbigft und Tauglichfter officier 
ſeye durch ſeyn befante Dapferfeit Erfabrenheit fleiß und gute 
Capacität Und Ein fonderbar neigung für den Königl. Dienft 
Trage, wie ſolches bezeuget die gute Sinftruction und Dißciplin, 
jo Er bey dem beflerifchen Regiment Eingeführt, welche® der 
König ihm allein zum verdankhen, Ihme auch andurch die freund: 
ſchaft und gewogenheit aller Superioren und vorgefekten Häup⸗ 
tern an fich gezogen und bey allen Königl. Truppen Sn fondere 
hochachtung fich gelegt, alfo zwar daf durch diſen allgemeinen 
guten Willen und boche äftimation Ich Ihne würdig achte aller 
Confideration, Beförderung. Ehre Bnd prärogativen mit benen 
Ihro Majeft. Ihme begnaden möchte, wie auch Eined Regiments 
von 4 Battaillonen welches Ihr Königl. Majeft. Ihme zue accor: 
diren jonderbar geneigt iſt. Er war bei der Belagerung von 
Capua, Meffina und Trapani. NIS die Feinde im Jahre 1744 


235 


einen Angriff auf das königl. Lager bei Belletri machten, ba 
gelang e8 feiner ausgezeichneten Tapferkeit, die Perfon des Kö⸗ 
nigs in Sicherheit zu bringen, meldyer ihm dafür ſehr erkennt: 
th war. Er hatte in feinem Regiment eine bewundernswürdige 
Digciplin und zeigte eine befondere Tüchtigleit in der Anord⸗ 
nung der Schlacdhtreifen. Man bewunderte fein würdevolles 
Auftreten. Mit feiner deutlihen und Hangvollen Stimme be- 
fehligte er gleichzeitig 4 Bataillone. Unter großen Schwierig: 
Zeiten beftieg er mit feinem Heere den Berg Balzarano, führte 
€3 in das Abruszen-Gebirg, nah S. Germano und endlich auf 
das Feld unter Agnagni, wo ihm 6 Schweizer Bataillone (auch 
Die von Jauch und Tſchudi) anvertraut wurden. 1746 machte 
er den Yeldzug in die Lombarbei mit, er befebligte die blutige 
Schlacht bei PBiacenza, erfocht einen glänzenden Sieg und wurde 
mit 4 Schüffen und 6 Säbelbieben verwundet und dadurch für 
ferneren wirklichen Kriegädienft unbrauchbar gemacht. Wegen 
feiner beroifchen Tapferkeit wurde er mit Ehren und Auszeich⸗ 
nungen überhäuft. 1734 wurde er Ritter vom bi. Franz bon 
Paula, 1737 Ritter ded Drdend vom bi. Stephanus, 1741 bei 
der Abreife des Königs nad Spanien Generalinipeftor der In⸗ 
fanterie bei der königl. fizilifchen Armee, 1742 Brigadier, 1743 
Gouverneur von Pescara, 1744 FYeldmarfchall, 1746 Gouver⸗ 
neur der Abruzzen und Markgraf von S. Pascal für fi und 
feine Nachkommen, 1748 geheimer Hof-Kriegsrath und Kammer - 
berr, 1758 Gouverneur von Trapani, 1759 Generallieutenant 
und 1767 Gouverneur von Capua. Er war auch Direktor der 
milden Stiftungen für milttärifche Wittwen und erhielt 1766 
das Großkreuz des conftantinifchen Ordend. Marſchall Wirz 
war aber, wie der Dominilaner P. Vinzenz Thomas Becchiami 
in der Leichenrede den 9. Nov. 1774 bemerkt, nicht nur ein 
Held im Kampf für den König, fondern auch im Kampf für 
ChHriftus. Er Fämpfte mutbig gegen die trügerifche Melt, gegen 
fi jelbft und gegen den Satan Er zeichnete ſich aus durch 
Freigebigkeit gegen die Hülfsbedürftigen bejonderd gegen die 
Drdendleute bed bl. Franz von Paula und gegen die Paſſio⸗ 
niften auf dem Berg Argentaro. Gegen die Armen war er fo 
freigebig, daß er fogar feine Fingerringe an biefelben verjchentte. 
Obſchon er fchwer verwundet war, fo ertrug er es dennoch 


236 





ruhig und gottergeben, als ibm gleichzeitig feine erfte Gemahlin 
fammt dem neugebornen Kinde zu Genua durch frübzeitigen Tob 
entrifien wurde. Er beflagte fich nicht, ald er vernahm, daß 
ihm fein reichlicher Hausrath zu PVelletri theild geraubt und 
theil® verbrannt worden. Bei diefem Anlaß verlor er die Quit⸗ 
tungen für 2000 fpanifche Thaler, die er Oberftlieutenant Beß⸗ 
ler bezahlt Hatte und die er den beblerifchen Erben noch einmal 
bezahlen mußte, weil er Feine Duittungen vorweiſen Tonnte. 
Später find dann diefe Duittungen zu Wien wieder in Vor— 
ichein gelommen. Er zeichnete fich aus durch pünktlichen Ge⸗ 
borfam gegen bie Vorgeleßten, dur Freundlichkeit gegen Gleich: 
geftellte, durch Schonung und Gefälligkeit gegen feine Unter: 
gebenen. Der Kirche in Sarnen fchentte er den ganzen Leib 
des bi. Deobat, wofür er den 8. März 1745 die Authentik er- 
hielt. Mit feiner zweiten Frau, Magdalena Imfeld, Schweiter 
des Hauptmann Marquard, beim Thürli, wurbe er 1723 zu 

Engelberg Topulirt, wo fein Onkel, P. Eugen, Subprior war. 

Bon derfelben erhielt er 3 Kinder, die theild zu Genua, theils 

zu Tarragona in Spanien geboren wurden. Das Portrait des- 

Marfhals und feiner Frau befindet fih bei Hrn. Gerichtäpräs 

fident Wirz. Ein Sohn derfelben war zuerit Hauptmann und 

wurde dann Jeſuit. Ein anderer Sohn wurde Oberſt des 

Regimented. Maria Franziska verbeiratbete ih 1751 mit 

Baron Heinrich de Chieti in Neapel. Gemäß einer Notiz hätte 

diefe Tochter auch mit B. Villanova zu Kiel in der Provinz. 

Abrezzo geheiratbet. Frau Marſchall Wirz ftarb zu Neapel den 

29. Bradım. 1776 und er den 7. Nov. 1774 Bei feinem. 

Denkmal in der Kirche von der SKongregation des hi. Geiſtes 

find 6 verfchiedene Tateinifche Infchriften angebracht, worin er 

gerühmt wird ivegen feiner ZTugendhaftigleit und wegen feiner 

Tapferkeit. Kein Obwaldner und nur wenige Schweizer in. 

ausländischen Dienften haben den Ruhm des Feldmarſchall 

Wolfgang Ignaz Wirz überftrahblt. 

8% Sof. Igna z, Sohn des Marfhall Wolfgang Ignaz, . 
wurde den 14. DE. 1725 wahricheinlih zu Genua geboren.. 
1736 mwurbe er im Alter von 11 Jahren Hauptmann, 1746, 

22. Aug. nebft feinem Vater Markgraf von St. Pascal, 1762. 

Dberft, 1765 Brigadier, 1766 Ritter des Eonftantinifchen Orbens- 


237 


III IS SEG 


und 1776 Feldbmarfchall. 1775 erhielt er das Großkreuz des 
Zonftantinifchen Orden? und den 25. Aug. 1786 die goldene 
Kette diefed Drdend und wurde dadurch in ben Borfig oder 
unter die Großmeifter deffelben aufgenommen. Im Diplom 
"wird er gerühmt wegen feinen und ſeines Vaters vielen Ber: 
dienften wegen feiner Chrenfeftigfeit Tugend und erprobten 
Tapferkeit. Er war auch Generallieutenant der Armee, zwei⸗ 
mal fommandirender General im Königreih Sizilien, bevoll- 


“ mäÄchtigter. Kommandant und General aller Präfidien von Tos⸗ 


Tana. Als fein Bater wegen den vielen Wunden, die er in 
der Schlacht bei Pincenza erhielt, für den Kriegsdienft unbrauch- 
Bar geworden, da wurde ihm erlaubt, das Negiment feinen: 
Sohne zu überlaffen. Seit diefer Zeit ift er im Beſitze des 
Regimented und die Regierung von Obwalden hat öfter® er: 
laubt, für ihn zu werben. 1759, 3. Nov. wurde der Vertrag 


‚ wegen dem Regiment verlängert, welche Berlängernng aber erſt 


im Sabre 1764 beginnen fol. 1763 wurde er Ehrenrath von 
Obwalden, nachdem fein Bater zu feinen Gunften vefignirte. 
Wenn er auch den Ruhm feines Vaters nicht erreichte, fo ftand 
er ihm doch in mehrfacher Beziehung ziemlich nahe. 1754, 9. 
Aug. wurbe ihm von der Negierung in Obwalden erlaubt, mit 
Einigen aus feiner Mannfchaft gegen die Türken zu ziehen. 
Seine zwei Söhne Hauptmann Joſ. Maria und Aide-Major 
Felix Maria verreidten im Aug. 1781, um ihr Baterland zu 
feben. Er empfahl fie und überfchidte durch Ddiefelben zwei 
Gruzifire, bad eine für die Pfarrfirche in Sarnen und das 
andere für dag Rathhaus, welches den 2. Apr. 1785 von der 
Regierung der Pfarrfirhe in Sachſeln geſchenkt wurde. Als 
ſchwaches Denkzeichen fandte er auch zwei mit Silber garnirte 


Helmi, von denen das eine im Zeughaus zu Sarnen aufbe: 


wahrt wird und das andere den Kilchgenofien von Sarnen 
überlaffen wurde, die für einen eigenen SHelmibläfer zu forgen 
haben. 1789 bat er wegen bedauerlichen Umſtänden mit Er: 
laubniß der Regierung von Obwalden auf fein Regiment und 
die Hauptleute auf ihre Compagnien Berzicht geleiftet. Mit 
Ende diefed Jahres wurde das Regiment Wirz aufgelöst. Für 
die Offiziere und Coldaten wurde geſorgt. Zum Zeichen der 
Zufriedenheit mit ihm und dem Regiment wurde er 1790 vom 


. -.. .. 
rn .. B -. - u 24 


2— 


238 


König zum Gouverneur bed Platzes Drbitello ernannt. Er 
war verheirathet mit M. Barbara Freuler bon Näfeld, von 
welcher er wenigſten 4 Söhne und eine Tochter erbielt. Die 
Söhne find ledig geftorben und die Tochter Maria Magdalena 
verehelichte fi mit Baron Fridolin von Tſchudi, deren Sohn 
Vizekönig von Neapel wurbe. Leider find die auf dieje Familien 
bezüglichden Schriften beim ‚Brand von Glarus verbrannt. 
Oberft Zof. Ignaz ftarb zu Orbitello den 3. Horn. 1792 und 
für feine Frau, geboren 7. Juli 1728, wurde zu Sarnen den 
1. Mai 1801 Gedächtniß gehalten. Die Porträts diefer Familie 
befinden ſich bei Hrn. Gerichtspräſident Wirz. 


8. Joſ. Maria, Sohn des Oberſt Joſ. Ignaz, wurde 
geboren den 24. Okt. 1754, war Hauptmann und Ehrenrath 
von Obwalden. 


4. Felix Maria, Sohn des Oberſt Joſ. Ignaz, wurde 
geboren 1755 und war Hauptmann. 1792, 18. Juli wurde zu 
Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten. 


5. Philipp Maria, Sohn des Oberſt Joſ. Ignaz, wurde 
geboren den 1. Mai 1757 und ſtarb zu Neapel ben 3. Nov. 
1815. Er war Öberft und ftarb zulegt von feinen Brüdern 
nach einem achttägigen Fieber. Seine Erben waren Oberft Sof. 
Tſchudi, fein Bruder Karl und feine Schweiter Franziska. 
Dberft Tſchudi erfucht Landammann Spichtig, auch ferner deffen 
Zinſen und Kapitalien zu verwalten. 


6. Sof. Ignaz, Bruder des Borigen, war Major. 1797 
20. DE. wurde zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten. 


71. Joſ. Maria war Major und ftarb zu Neapel. Den 
11. pr 1769 wurde zu Sarnen für ihn Gedächtniß gehalten. 


8. Franz Joſ. war Hauptmann in unbefannten Dienften 
und ftarb 1747, 87 Sabre alt. 


9. Joſ. Ignaz, Sohn des Rathsherrn und Spitalherrn 
Joſ. Ignaz und Grobfohn bed Landammann Wolfgang Ignaz, 
war Hauptmann in ſpaniſchen Dienften uub ertrank bei feiner 
Heimreife auf dem Meer. 


239 


10. Felix Anton Bruber bed Vorigen, ivar ebenfalls 
Hauptmann in ſpaniſchen Dienften. Er mar verheirathet mit 
Regina Stodmann und ftarb Finderlo8 im Sabre 1768, 46: 
Sabre alt. Im Familienardiv Stodmann befindet fich ein 
Entwurf, der um das Jahr 1765 gefchrieben wurde. Gemäß 
demjelben will man den Tpanifchen Gefandten, Graf von Aſalto, 
bitten, daß er einerſeits wegen feinem alten Bater und anderfeits, 
weil er ſchon 23 Jahre mit einer Gjährigen Kriegäzeit in Tpa- 
niſchen Dienften zugebracdht, zu Haufe feinen Rüdtrittögehalt 
(Invalide) genichen dürfe. Man hofft, daß ihm diefes Andenken 
Iöniglicher Gnade geftattet werde. Frankreich und Sardinien 
belohnen weniger Dienft mit lebenslänglicher Befoldung. Nebft 
Martgrafvon St. Bascal, feinem Onkel (wahrſcheinlich Großonkel) 
befinden fich gegenwärtig 13 Dffiziere von diefer Familie in 
fpanifchen und nenpolitanifchen Dienften. Ohne Zweifel find 
da auch die Dffiziere der Frauenfeldiichen Linie dazu gerechnet. 
Spaniſche und neapolitanifche Dienfte waren dantald gleichbe- 
beutend, weil Neapel von Spanien regiert murbe. 


11. Franz Nikolaus, Bruder des Vorigen, wurde ge: 
boren den 29. Mai 176%, war Oberftlieutenant in Ipanifchen 
Dienften, verheirathete fi mit Anna Stifthoferin von Konſtanz 
und ftarb den 18. Aug. 1796. Seine Tochter Franziska ver- 
ebelichte fih mit Hauptmann Franz Boitel von Solothurn. 
Hr. Gerichtäpräfident Wirz befitt fein Porträt. 


12. Johann Melchior, Sohn bed Freitheilvogt Johann 
Eugen, welcher den 20. Sept. 1660 zu Engelberg getauft wurde 
und der Erfte war, welcher nach der Ankunft der Reliquien 
des bi. Martyrers Eugen diefen Namen erhielt, wurde zu Sars 
nen geboren den 21. Nov. 1699. Gr war Hauptmann, 28 
Sabre Kommandant in ſpaniſchen Dienften -und ftarb. den 2. 
* 1751. Er verheirathet ſich mit Maria Cäzilia Perig von 

rieg. 


13. Wolfgang, wahrſcheinlich Sohn des Freitheilvogt 
Franz Xaver, war Hauptmann, ſtarb den 18. Okt. 1799 zu Tol⸗ 
mes und hinterließ ein reines Bermögen von 10 ‘le. 18 

reuzer. 


240 


V 


14. Joſ. Fidel, Hauptmann und Habilitudo in ſpaniſchen 
Dienſten ſtarb zu Neapel den 15. Febr. 1803. Die Regierung 
von Obwalden befchloß, ſich mit dem Landammann der Schweiz 
zu berathen, wie man das Vermögen hieher ziehen könnte. Wie 
es ſcheint, hat man ſich mit der Aushändigung des Vermögens 
nicht beeilt. 1829, 9. Mat beſchloß der Rath: Der Vollmacht⸗ 
jchein für die Erben bes Hauptmann Fidel Wirz fel. zur Be: 
treibung der Erbſchaft fol an Crivelli audgeftellt und kann durch 
die Kanzlei legalifiet werben. 


Srauenfeldifche Linie Diefer Linie gehören mehrere 
Dffiziere an, welche fich in fremden SKriegsdienften befanden. 
Stammvater berfelben ift, wie wir gefeben, Landfchreiber Johann 
Wirz, Sohn des Landammann Sebaftian. 


1. Johann Franz Ulrich Wirz von Rudenz, Sohn 
des Landjchreiberd Johann, war zuerft Hauptmann in franzö⸗ 
ſiſchen, nachher in fpanifchen und endlich in ſchwäbiſchen Dien- 
ften, wo er unter Brinz Fürftenberg ſchwäbiſcher Kreiöregimente: 
Oberftlieutenant gewejen. Er war auch fürftlih St. Galliſcher 
Rath, Landeshauptmann zu Wil und feit 1643 fürftlich kon⸗ 
Stanzifcher Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Sein Tod er: 
folgte den 16. Dezbr. 1695. Seine erſte Gemahlin Maria So: 
anna Roll, Tochter des berühmten Schultbeiß in Solothurn, 
gebar ihm 10 Kinder. In Folge deffen erhielt er 1650 für 
fh und feine Familie das Bürgerrecht in Solothurn. Sie 
ftarb den 14. Juni 1668. Seine zweite Gemahlin M. Jakobea 
von Gal ftarb kinderlos. Er war Ehrenrath von Obwalden 
und dankt den 24. Nobbr. 1687 der Regierung, daß fie Für: 
bitte beim Bifhof in Konitanz eingelegt, damit fein Sohn 
ihm in feinem Amt folgen dürfe. Sein Bruder Johann An: 
ton war Stammpater der jchwäbifchen Linie. Seine Schiwes 
fter Eliſabeth verheirathete fich mit Franz Luſſi, Magdalena 
"mit Hauptmann Hüfi von Glarud und M. Margretb mit 
- Baron Fidel von Thurn und Balfaffia, Herr zu Wartegg, Ber⸗ 
gen, Ritter des Tönigl. Tpanifchen Drdend von Calaſtrava. 
fürftl. St. Gallifcher geheimer Conferenz:Minifter, auch Erbmar: 
ſchall und Landeshofmeifter, welcher den 21. Sept. 1696 geftorben, 
und uner der eriten bamaligen Staatsmänner der Schweiz 
gewe en. 


241 


RISSE 


2. Johann Sebaftian, Bruder des Borigen, fürſtlich 


konſtang Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Er war verhei⸗ 
vathet mit Sibilla von Stuben und flarb kinderlos. 


8. Johann Franz Ignaz, Sohn des Johann Franz 
Uri, war Lieutenant in franzöftichen Dienften, Hauptmann 
in Portugal, fürftl. Fonftanzifcher Rath, Amtmann zu Frauen: 
feld, wurbe 1695 Ehrenratb bon Obwalden "und ftarb den 23. 
Sept. 1710. Seine erfte Gemahlin Maria X. von Bernbaufen, 
ftarb den 10. Rob. 1699 finderlod. Von feiner zweiten Gemahl⸗ 
in: M. Urfula Johanna Blarer von Wartenfee erbielt er meh⸗ 
rere Kinder. 1711, 2. Rov. dankt Wittwe Urſula Wirz-Blarer- 
der Regierung von Obwalden, daß fie fich beim Bifchof von 
Konftanz verwendet, daß das Amt auf ihre Kinder übertragen: 
werde und beflagt fi über Landammann Rüepplin, der ihr 
dasſelbe entreiken wollte. Das franzöfiche Stipendium, welches 
die Regierung von Obwalden den 28. Sept. 1720 ihrem Sohn 
Franz Sof. Anton ‚gegeben, bat fie den 5. Oktober beſtens ver⸗ 
danft. Kernmann bezeugt den 80. Apr. 1710, daß Johann 
Franz Ignaz Wirz und fein Bater fel. das NRheinifche Amt mit 
aller Satisfaktion einer gnädigſten Herrfchaft bedient. 

7. Karl Joſ., Bruder des Vorigen, ftarb als Dffizier bei 
der Belagerung von Dfen den 11. Dftober 1684. 


5. Franz Joſ. Anton, Sohn des Johann Franz Ignaz, 
war auerft Lieutenant in franzöfifchen Dienften, alddann Haupt: 
mann im Regiment Beßler, 1734 bei Errichtung des Jauchiſchen 
Regimentes in königl. neapolitanifchen Dienften Kommandant 
vom 8. Bataillon und defretirter Oberftlieutenant, 1743 wirk—⸗ 
licher Öberftlieutenant und 1753 befretirter Dberft. Er fämpfte 
1784 mit Tapferkeit bei der Einnahme von Neapel und Sizilien 
von Seite der Spaniolen und befand fich zur Zeit der Belt im 
Sabre 1743 in Meifina. 1746 wurde er bei Piacenza, nebft 
mehreren andern Wirz, verwundet. Seine Gemahlin war M. 
Clara Beatrig von Jauch, Tochter des Oberft Karl Franz 
Heinrich, Beſitzer des Regimentes, und der M. Elifabetb Beßler 
von Wattingen, die ihm fünf Kinder gebar. 

"6. Karl Franz Ignaz Xaver Joſ. Anton, Sohn 
des Franz Sof. Anton, wurde zuerft Hauptmann im Regiment 


15 


0 


III INT 


14. Joſ. Fibdel, Hauptmann und Habilitubo in fpaniigen 
erung 
von Obwalden beſchloß, fih mit dem Landammann ber Schweiz 


| b ch 
nicht beeilt. 1829, 9. Mai beſchloß der Rath: Der Boll 


rauenfeldiſche Linie. Diefer Linie gehören mehrere 
Offiziere an, welche fi in fremden Arlegäbienften befanden. 
Stammpvater derfelben Ift, wie wir gefeben, Landſchreiber Johann 
Wirz, Sohn des Laudammann Sebaſtian. 


1. Johann Franz Ulrich Wirz von Rudenz, Sohn 
des Landſchreibers Johann, war zuerft Hauptmann in franzo⸗ 
ſiſchen, nachher in ſpaniſchen und endlich in ſchwäbiſchen Dien⸗ 
ſten, wo er unter Prinz Fürftenberg ſchwäbiſcher Kreiöregiments> 
Oberſtlieutenant geweſen. Er war auch fürftlih &t. Galliſchet 
Rath, Landeshauptmann zu Wi und feit 1648 fürſtlich Ton: 
ſtanziſcher Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Sein Top er; 
folgte den 16. Dezbr. 1695, Seine erſte Gemahlin Maria Jo: 
Hanna Roll, Tochter des berühmten Schultheiß in Solotkurn, 
nebar ihm 10 Kinder. In Folge deffen erhielt er 1650 für 
fh und feine Zamilie das Bürgerreht in Solothurn. Sie 
ftarb den 14. Juni 1668. Seine zweite Gemahlin M. Jalobea 
von Gall ftarb linderlos. Er war Ehrenrath von Obwalden 
und dankt den 24. Novbr 1687 der Regierung, daß fie Zür» 
biste beim Biſchof in Konftanz eingelegt, damit fein Sohn 
ihm in feinem Amt folgen dürfe. Sein Bruder Johann Ans 
ton war Stammbvater der ſchwäbiſchen Linie Seine Schwe⸗ 
ſter Eliſabeth verheirathete fih mit Franz Luſſi, Magdalena 
mit Hauptmann Hüfſi von Glarus und M. Margreih weit 
Baron Fidel von Thurn und Balfaffia, Herr zu Wartegg, s 
gen, Ritter des königl. Ipanifchen Ordens von —— 
ürftt. St. Galliſcher geheimer Conferenz⸗Miniſter, auch Erbmar⸗ 
ſchall und Landeshofmeiſter, weicher den 21. Sept. 1696 geftorben, 
erg der erften damaligen Staatemänner der Schweiz 
. geweien. 


241 


2. Johann Sebaſtian, Bruder des Vorigen, fürſtlich 
konſtanz. Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Gr war verhei⸗ 
rathet mit Sibilla von Stuben und ſtarb kinderlos. 


8. Johann Franz Janaz, Sohn des Johann Franz 
Ulrich, war Lieutenant in —RV Dienſten, Hauptmann 
in Portugal, fürſtl. Bonftanzgtfcher Rath, Amtmann zu frauen: 
feld, wurde 1695 Ehrenratb bon Obwalden und ftarb den 23. 
Sept. 1710, Seine erfte Gemahlin Maria W. von Bernhaufen, 
ftarb den 10. Nov. 1609 kinderlos. Bon feiner zweiten Gemahl⸗ 
in M. Urfula Johanna Blarer von Wartenfee erbielt er meh⸗ 
sere Rinder. 1711, 2. Rob. dankt Wittive Urſula Wirz⸗Blarer 
der Regierung von Dbmwalden, daß fie ſich beim Biſchof von 
Konftanz verivendet, dab dad Amt auf ihre Kinder übertragen 
werde und beflagt fick über Lanbammann Rüehplin, ber ibr 
dasfelde entreißen wollte Das hangdfige Stipendium, welches 
die Regierung bon Obwalden den 28. Sept. 1720 ihrem Sobn 
Franz Joſ. Anton gegeben, bat fie ben 5. Oktober beſtens ver: 
dankt. Kernmann bezeugt den 80. Apr. 1710, daß Johann 
Franz Ignaz Wiry und fein Bater fel. das Rheiniſche Amt mit 
aller Satidfaltion einer gnäbdigfien Herrſchaft bedient. 


7. Karl Joſ., Bruder bed Vorigen, ftarb als Dfflgier bei 
der Belagerung von Dfen ben 11. Ditober 1884. 


5. Franz Jof. Anton, Sohn des Johann Franz Ignaz, 
war zuerſt Lieutenant in franzdfifchen Dienften, alddann Haupt: 
mann im Regiment Beßler, 1784 bei Errichtung des Jauchiſchen 
Negimented in königl. neapolitanifhen Dienften Kommandant 
vom 8. Bataillon und dekretirter Oberftlieutenant, 1748 wirt: 
licher Oberftlieutenant und 1758 dekretirter Dberft. Er kämpfte 
1784 mit Tapferkeit bei der Einnahme von Neapel und Sizilten 
von Seite der Spanivlen und befand fich zur Zeit der Belt im 
Seht 1748 in Meſſina. 1746 wurde er bei Piacenza, nebft 
mehreren andern Wirz, verwundet. Seine Gemahlin war M. 
Clara Bentrig von Jauch, Tochter des Oberſt Karl franz 
Seinrich, Beſitzer des Negimentes, und der M. Elifabetb Veßler 
von Wattingen, die ihm fünf Kinder gebar. 

6. Rarl Franz Ignaz Xaver Joſ. Anton, Sohn 
des Franz Joſ. Anton, wurde zjuerft Hauptmann im Regiment 
18 


umarn — 


240 


V 


14. Joſ. Fidel, Hauptmann und Habilitudo in ſpaniſchen 
Dienſten ſtarb zu Neapel den 15. Febr. 1803. Die Regierung 
von Obwalden beſchloß, ſich mit dem Landammann der Schweiz 
zu berathen, wie man das Vermögen hieher ziehen könnte. Wie 
es ſcheint, hat man ſich mit der Aushändigung des Vermögens 
nicht beeilt. 1829, 9. Mai beſchloß der Rath: Der Vollmacht⸗ 
ſchein für die Erben des Hauptmann Fidel Wirz fel. zur Be: 
treibung der Erbſchaft fol an Crivelli audgeftellt und kann dur 
die Kanzlei legalifirt werden. 

Srauenfeldifche Linie Diefer Linie gehören mehrere 
Dffiziere an, melde ſich in fremden SKriegsdieniten befanden. 
Stammbater derfelben ift, wie wir geſehen, Landfchreiber Johann 
Wirz, Sohn ded Landammann Sebaftian. 

1. Johann Franz Ulrih Wir; von Rudenz, Sohn 
des Landfchreiberd Johann, war zuerft Hauptmann in franzö⸗ 
jifchen, nachher in fpanifchen und endlich in ſchwäbiſchen Dien- 
ften, wo er unter Prinz Fürftenberg ſchwäbiſcher Kreisregiments⸗ 
Oberftlieutenant geiwefen. Er war auch fürftlih St. Galliſcher 
Rath, Landeshauptmann zu Mil und feit 1648 fürftlich Ton- 
ftanzifcher Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Sein Tob er: 
folgte den 16. Dezbr. 1695. Seine erite Gemahlin Daria So: 
hanna Roll, Tochter de berühmten Schultheiß in Solothurn, 
gebar ihm 10 Kinder. In Folge deſſen erhielt er 1650 für 
fh und feine. Familie das Bürgerrecht in Solothurn. Sie 
ftarb den 14. Juni 1668. Seine zweite Gemahlin M. Jakobea 
von Gall jtarb Tinderlod. Gr war Ehrenrath von Obwalden 
und dankt den 24. Novbr. 1687 der Regierung, daß fie Für: 
bitte beim Bifhof in Konitanz eingelegt, damit fein Sohn 
ihm in feinem Amt folgen dürfe. Sein Bruder Johann An: 
ton war Stammpoater der fchwäbifchen Linie. Seine Schwe⸗ 
fter Elifabeth verheirathete fih mit Franz Luffi, Magdalena 

"mit Hauptmann Hüſſi von Glarus und M. Margretb mit 
- Baron Fidel von Thurn und Balfaffia, Herr zu Wartegg, Ber: 
gen, Ritter be3 Fönigl. ſpaniſchen Drdend von Calaſtrava. 
fürftl. St. Gallifcher geheimer Gonferenz-Minifter, auch Erbmar: 
ſchall und Landeshofmeifter, welcher den 21. Sept. 1696 geftorben, 
und einer der erften damaligen Staatdmänner ber Schweiz 
geweſen. 


241 
2. Johann Sehaftian, Bruder des Borigen, fürſtlich 
Tonflanz. Rath und Amtmann zu Frauenfeld. Gr war verheis 
rathet mit Sibilla von Stuben und ſtarb kinderlos. 


3. Johann Franz Ignaz, Sohn des Johann Franz 
Ulrich, war Lieutenant in franzöſiſchen Dienſten, Hauptmann 
in Portugal, fürſtl. Tonftanzifcher Rath, Amtmann zu Frauen⸗ 
feld, wurde 1695 Ehrenrath bon Obwalden "und ftarb den 23. 
Sept. 1710. Seine erfte Gemahlin Maria A. von Bernhauſen, 
ftarb den 10. Rob. 1699 kinderlos. Bon feiner zweiten Gemahl⸗ 
in M. Urfula Johanna Blarer von Wartenfee erhielt er meh⸗ 
rere Kinder. 1711, 2. Rov. dankt Wittwe Urfula Wirz-Blarer 
der Regierung von Obwalden, daß fie fich beim Biſchof von 
Konftanz verwendet, daß das Amt auf ihre Kinder übertragen: 
werde und beflagt fich über Landammann Rüepplin, ber ihr 
dasselbe entreiken wollte Das hangöfine Stipendium, welches 
die Regierung von Obwalden den 28. Sept. 1720 ihrem Sohn 
Stanz Sof. Anton gegeben, bat fie den 5. Oktober beſtens ver: 
dankt. SKernmann bezeugt den 30. Apr. 1710, daß Johann 
Franz Ignaz Wirz und fein Vater fel. das Rheiniſche Amt mit 
aller Satisfaktion einer gnädigſten Herrichaft bedient. 

7. Karl Joſ., Bruder bes Borigen, ftarb als Offizier bei 
der Belagerung von Dfen den 11. Oftober 1684. 

5. Franz Joſ. Anton, Sohn des Johann Franz Ignaz, 
war zuerft Lieutenant in franzöfifchen Dienften, alddann Haupt: 
mann im Regiment Beßler, 1734 bei Errichtung des Jauchifchen 
Regimentes in königl. neapolitanifhen Dienften Kommandant 
vom 8. Bataillon und befretirter Oberftlieutenant, 1743 wirt: 
licher Oberftlieutenant und 1753 defretirter Oberft. Er kämpfte 
1734 mit Tapferkeit bei der Einnahme von Neapel und Sizilien 
von Seite der Spaniolen und befand fih zur Zeit der Peſt im 
Sabre 1743 in Meffina. 1746 mwurbe er bei Piacenza, nebit 
mehreren andern Wirz, verwundet. Seine Gemahlin war M. 
Clara Beatrie von Jauch, Tochter des Oberſt Karl Franz 
Heinrich, Befiger ded Regimentes, und der M. Elifabetb Beßler 
von Wattingen, die ihm fünf Kinder gebar. 

6. Karl Franz Ignaz Xaver of. Anton, Sohn 
des Franz Zof. Anton, wurde zuerft Hauptmann im Regiment 
15 


= 


242 


Jauch, 1757 bifchöfl. konft. Rath und Oberamtmann zu Frauen 
feld, 1761 Landlieutenant der Grafſchaft Thurgau, 1762 Herr 
des Freifige8 bon Degerfchen und Landeshauptmann obiger 
Grafſchaft. Er wurde auch bifchöflicher Tonftanz. Dberbogt von 
Arbon und 1768 Ehrenrath von Dbmalden. - Er fchreibt fich 
Oberft Baron Franz Xaver oder Franz Joſ. Wirz von Ruden;. 
Wahrjcheinlich wünſchte er von der Regierung in Obwalden einen 
Schein, daß er wegen feiner Abjtammung von Johann Wirz, 
welcher ‚1487 von Kaifer Marimilian, oder von Heinrich Wirz, 
welcher. 1555 von Kaiſer Ferdinand für fih und feine Nach— 
fommen einen Brief erhielt, geadelt fei. Landammann Leonz 
Bucher läßt ihm deßhalb den 22. Sept. 1764 mittheilen, daß 
der vbrigfeitliche Adelöbrief vom 16. April 1764 wegen der an: 
gehängten filbernen Kapfel 11 Gl. 23 Sc. koſte, wovon die 
Hälfte ald Schreib: und Sigilltare dem reg. Landamnıann 
und die andere Hälfte der Kanzlei gehöre. Wie es fcheint, Hat 
ihn diefe8 Zeugniß der Regierung von Obwalden nicht befrie- 
diget, da die Briefe von 1487 und 1555 eigentlih nur Wap— 
penbriefe find, mas mir Tehen, wenn wir den im Gefcichtäfr. 
V, 306 abgedrudten Adel3brief damit vergleihen. Er erlangte 
deßhalb den 18. Auguft 1766 von Kaifer Yofef IL. für fich und 
feine Nachkommen einen wirklichen Adelsbrief mit dem. Titel: 
Freiherr oder Baron von Rudenz. 1771, 1. Aug. bittet er um 
eine Beifteuer für die durch Brand befchädigte Stadt Frauen— 
feld und erbielt 1000 Gl. und den 9. Aug. bittet er um eine 
milde Beilteuer an fein eigenes abgebranntes Haus und Mobiliar 
und erbielt auf nochmalige Bitte 6 Louißdor. Der Brandicha= 
den wurde ohne die Häufer der HH. Nüeplin, Wirz und Reding 
auf 148,600 Gl. tarirt. 1791 war der Brandplat des ehema— 
ligen Wohngebäuded des Baron Wirz in der bintern Häuſer⸗ 
reihe der Hintergafle, welcher von der Pflegihaft im Sabre 
ı782 für 830 Gl. gekauft worden, nod nicht bebaut. Bon 
1797, 27. De. bis 1798, 31. Jän. war er Bote des Abtes 
von St. Gallen an die Tagfakung in Yarau. 1798, 30. Yän. 
Ichreibt Baron Wirz von Urbon, wo er wahricheinlih nad 
dem Brand in Zrauenfeld gewohnt, an Bürgermeifter Kilchfper- 
ger zu Zürich über die aufrührerifchen Gebr. Brüfchwiler (Thur⸗ 
gauer Beiträge 20 9. 25 ©). Er verbeirathete fich den 4 


243 





Oktober mit Maria Johanna Apollonia Wilhelmina von 
Bucher von Konſtanz, Tochter des Andreas, k. k. Rath und 
General⸗Einnehmer, von welcher er 11 Kinder erhielt. 


7. Florian, Sohn des Baron Franz Wirz, war 1816 
Hauptmann. 1763, 9. April ließ Baron Wirz feinen erſtge— 
bornen Sohn Florian in Obwalden als Landeskind einfchreiben. 


8. Baron Joh. Nepomuk, Sohn ded Baron Franz, 
war geheimer Rath und Reichsvogt zu Wil, mo er gewohnt. 
1797, 3.—25. Juli war er Bote des Abtes von St. Gallen 
an die Tagſatzung in Frauenfeld und 1798, 8. Okt. wurde er 
für die Landſchaft St. Gallen zum Gefandten an die Tagſatzung 
gewählt. Er und Schaffhbaujer wurden aber nur unter der 
Bedingung den 23. Okt. zur Tagſatzung zugelaffen, daß aus 
diefer Aufnahme feine befondere Berechtigung für die Repräjen: 
tation des Kantons St. Gallen gefolgert werde. Cr war nicht 
Freund der Helvetif, dagegen aber Freund des Fürſtabtes und 
des Stiftes Et. Gallen und er benuste jeden Anlaß, um dein: 
felben wieder zu feinen Rechten behülflich zu fein, die ihm wider: 
rechtlich genommen murden. Bon jeinen Gefinnungsgenoffen 
wurde er 1798 zum Zandjedelmeifter und 1808 in den Großen 
Rath gewählt. Der Sturz Napoleon! im Jahre 1814 war 
eine Aufmunterung, alte Rechte wieder zurüdzufordern, ſo daß 
vom Rleinen Rath, welcher dem Stifte feindlich war, die Ab- 
baltung von Gemeindeverfammlungen verboten wurde. Es folg: 
ten neue Unterzeichnungen mit Wirz von Nudenz an der Spiße. 
Diefer, dem aufgehobenen Stifte ganz ergeben, fegte fich gleich— 
zeitig mit dem Fürftabt in jchriftliche Verbindung und bejuchte 
ihn perjönlih in Zürih, (Baumgartner IL, 312). Er ver 
wendete fih für Wiederherftellung des Stiftes im Sinne „mobi: 
fizirter politifcher Ordnung,” die Unterftüßung der Alliirten 
vorausgeſetzt, und fchrieb, dag Wil und die gefammten benach— 
barten Gemeinden für eine folche Umgeftaltung ſeien. Gr be: 
gab fih mit Schaffhbaufer auh zum Fürftabt in das Klofter 
Muri, wo er in den fpäteren Jahren wohnte, und hatte die 
Unterfchriften der Borfteher von zwanzig Gemeinden bei fich, 
welche die Wiedereinfegung der ehevorigen fürftlichen Regierung 
verlangten. Es wurde aber nicht? Beſtimmtes vereinbart. Als 


244 


II LT ISD 


im Jahre 1814 eine Kommiſſion an einem Berfaffungdentwurf 
arbeitete, da erhielt fie eine Mahnung, den Begehren der fa: 
tbolifhen Bevölkerung in angemefjener Weile zu entipredhen 
und den Entwurf vor deffen Einführung dem Volke vorzulegen. 
Diefe Mahnung erfcheint als Folge bitterer Klagen, melde Ba: 
ron Wirz in einer Denlichrift an die beiden Minifter vom 21. 
Mai über den Berfall der Fatholifchen Religion in St. gallifchen 
Landen feit 1798 erhoben hatte. Als nun gemäß ber Kantond- 
verfaflung vom. 31. Aug. 1814, worin bie Volksrechte befchränft 
waren und die dem Volle nicht zur Annahme oder Verwerfung 
vorgelegt wurde, Wahlen zu treffen waren, da ftellte Baron 
Wirz den Antrag, dab man nicht wählen wolle, weil dadurch 
die Berfaffung indirekt angenommen wäre und man den Ent- 
Tcheid des Wiener Congreſſes bezüglih Stift und Kanton ab: 
Warten wolle. In Folge deffen wurde in Wil nicht gewählt, 
So machten ed noch viele andere Gemeinden. Run zürnte bie 
Regierung und befchloß, alle Widerfpännigen zur ftrengften Ber- 
antwortung zu ziehen. Mit Waffengewalt wurde eingeichritten. 
Baron Wirz, auf den die Regierung am „gierigiten” War, 
wurde in Berbaft gefeßt, er mußte ein vierftündiged® Verhör 
beftehen und wurde im Verhör auf höchſt verlegende Weife „apo⸗ 
ſtrophirt“. 888 Bürger wurden zu einer Strafe von 69,006 
Gl. 17 Kr. verurtheilt, wovon Wirz allein, der mit einem fteuer- 
baren Bermögen von 110,000 Gl. eingefchrieben war, 10,175 Gl. 
bezahlen mußte, obichon er Fein anderes Verbrechen begangen 
hatte, al8 den obgenannten Berfchiebungsantrag geftelt. Aller: 
dings hatte man feinen Eifer für Wiederheritellung des aufger 
hobenen Klofter8 St. Gallen noch nicht vergefien. Wirz klagte 
mit Redt: die Summe, zu der er verurtheilt ivorden, könnte 
man nah dem Kriminalloder felbft dem größten Verbrecher 
nicht auflegen. Den Reft diefer durchaus unverdienten Strafe 
entrichtete er Ende 1837. „Diefer Mann, fchreibt Landammann 
Baumgartner, war einer der Angejehenften ded Landes bon 
Zangem her, Mitglied des Großen Rathes, im Jahre 1812 Le- 
gationdrath für St. Gallen an der Tagfagung zu Bafel, feiner 
Bildung und vornehmen Weſens, gutmüthig und ohne alle 
Eigenihaften der Staatsgefährlichkeit; fein Verhältniß zum 
Sürften war Pietäts- und Gemiflenfache” (Baumgartner IL 


245 





837, 861, 363, 875, 449—451). Seiner Treue und Ergeben- 
beit bat man es vielleicht nicht wenig zu verdanken, daß Abt 
Pankratius aus feiner Penſion an mehreren Drten der Ur- 
ſchweiz, in Sarnen. Stand, an den Hauptorten von Uri und 
Schwyz ſchöne Stiftungen von je 6000 Fr. gemadt. 

Mit ibm erlofch die männliche Nachkommenſchaft der Frauen⸗ 
feldifchen Linie. Eine Tochter defielben war die Gemahlin des 
Bezirksammann Sahlern von Wil und die andere war bie 
Mutter des langjährigen Nationalrath Hofmann in Rorſchach. 


Shwäbifde Linie. 


1. Johann Anton, Sohn des Landfchreiberd Johann, 
Stammvater der ſchwäbiſchen Linie, zog von Frauenfeld ins 
römische Reh. Er wurde des 5.1 römischen Reiches Ritter, 
Kaifer Leopolds Rath den 17. März 1674 und war von 1673 
bis 1678 bald für den Kaifer, bald für Deftreich Geſandter 
in bie Eidgenoſſenſchaft. 1663 wird er zuerft Wir; von Ru: 
den; genannt, mahrjcheinlich in Folge eines Adelsbriefes. Auch 
feine Nachkommen nannten fih von Rudenz und führten das 
entiprechende Wappen Wirz⸗Rudenz. Er war aud fürftl. St. 
Galliſcher Rath, Mitglied der öfterreichifchen und fchwäbilchen 
Regierung, DObervogt zu Rorſchach und zu Gottlieben, einen 
Ihönen Schloß am Bodenfee. 1667 wurde er Chrenrath von 
Obwalden. 1658 den 12. und 13. Aug. wurde bon der Con⸗ 
ferenz der vier Drte Luzern, Schwhz, Untermalden und Zug 
befchloffen, den Obervogt Anton Wirz zu Gottlieben an ben 
Kaifer zn ſchicken. Er follte nämlich den „Sünden und Strei⸗ 
hen“ des Beregrin Zwyhers, der dafelbft großen Einfluß bes 
jaß, entgegen arbeiten. Da diefer Berfuch nicht den gewünſch⸗ 
ten Erfolg hatte und diefe Abordnung bereitd 200. Dulaten 
geloftet, wurde er wieder zurückberufen. 1663 erhielt er von 
ben Eidgenofien den Auftrag, mit Defterreih einen günftigen 
Salzvertrag abzufchließen, um auf dieſe Weife für die rück⸗ 
ftändigen Penfionen bezahlt zu werden. Im Namen des Kaiſers 
beklagte er fi 1676 und 1677 bei den Eidgenoflen, daß fie 
dem König von Frankreich anftatt 16,000 20,000 Mann liefern 
und bemerlt, daß die Eidgenofien nur Angriffe auf alte Beſitz⸗ 


Be Di 


246 


LINIE GE 


ungen Franfreich® abmwehren, nicht aber bei Angriffe: und Er⸗ 
oberung3friegen mithelfen dürfen. Er mar verbeirathet mit 
Maria Cleopha von Breitenlandeuberg, von welcher er 3 Kin⸗ 
der erhielt. Seine Tochter Maria Barbara war verheiratbet 

mit Joh. Michael Freiherr von Girard, von Gartel und Lim⸗ 
urg. ZZ 


2. Franz Karl Jakob, Sohn de DBorigen, war 
hochfürſtlicher konſtanz. Rath, Obervogt zu Gottlieben, auch 
faiferlicher Hauptmann über eine Kompagnie Schweizer im Re: 
giment Bürkli. 1691 den 23. April bittet er um Crlaubniß, 
das Chrenwappen von Obwalden in der Fahne führen zu dür— 
fen und den 4. Mai dankt er dafür, daß er durch Schreiben 
bom 18. April die faiferlicde Compagnie erhalten und daß es 
ihm erlaubt worden, ın Gottlieben zur Fahne zu ſchwören. Er 
Ichreibt, daß er gern Obwalden ganz beſonders berüdfichtigen 
tolle; er fürchte aber, daß er wegen voraudgegangenen Wer— 
bungen nicht tüchtige Mannfchaft befomme. Bon Obwalden 
wurde ihm ein Rathsplat verehrt. 1686, 15. Sept. ftiftet er 
zu Sarnen ein Yahrzeit mit 200 guten Gulden, Er war ver- 
heirathet mit Maria Veronika von Baaden, Tochter des Johann 
Oswald und der Chriftiana Häbfthmanin. Sie ftarb den 10. 
April 1690 und er den 19. April 1691 kinderlos. 

3. Rudolf Ehriftof, Bruder des PVorigen, wurde 1642 
geboren und trat 1661 in den Dienft des Kaiſers Levpold als 
Lieutenant der Infanterie Er machte den Feldzug nad Un: 
garn mit. Seine Tapferkeit, welche er den 1. Aug. 1664 in 
ver Schlacht bei St. Gotthard bewies, verichaffte ihm eine 
Compagnie Infanterie. 1669 wurde er Major und 1672 
Oberftlieutenant. Mit Genehmigung des Kaiſers Leopold begab 
er fih 1672 in den Dienft des ſchwäbiſchen Kreifed als Oberft 
eined Regimentes der Infanterie. An der Spite dieſes Regi: 
ment? machte er die Feldzüge von 1674 unter dem Herzog. von 
Bournonville und. von 1675 unter dem großen General Mon: 
tecuculi mit und zeichnete fich unter legterem bei verjchiedenen 
Interne, mungen aus. Gr wurde Generalmajor 1676, Souver: 
neur der Feitung Kehl 1679, Marichall-Lieutenant 1688, Ge: 
neral:Wachtmeifter 1692 und machte die Feldzüge Deutſchlands 
von 1689— 1644 in Gefellichaft der kaiſerlichen Truppen mit 


247 


INES SE 


Das Schwert, inelched er den 2. Sept. 1686 bei der Groberung 
von Dfen den Händen eines Türken entriß, ſchenkte er als An: 
denten dem Zeughaus feines tbeuren DBaterlandes Obwalden, | 
100 es jet noch gejehen werden fann. 1692, 10. Apr. bittet 
er um bie halbe Kompagnie feined® Bruberd, der ſchwer Tranf 
Sarniederliegt und den 19. Mai dankt er ber Regierung Obmwals 
dens für die nach dem Tod feines Bruderd ihm verehrte Haupt: 
mannd: und Rathsſtelle. Er veripricht die beiden zugejchidten 
Dffiziere Sof. Wirz und Wolfgang of. Schwarber zu empfeh: 
len und bei Refrutirungen Obwalden befonder8 zu. berüdfichtigen. 
Er entjcehuldiget fi den 15. Dez. 1699, weil er. nicht willfahren 
und den Hauptmann Wir; zu einem Verwalter ber Obervogtei 
Gottlieben beſtellen konnte. 1694 wurde er nebſt feines und 
ſeines Vaters Bruders Nachkommen unter die in Schwaben be— 
findlichen unmittelbaren drei Reichsritterſchaften des Canton am 
Nekar, Schwarzwald und Ortenau einverleibt. Er vermählte 
ſich mit Urfula Franziska von Härde, von welcher er 30,000 
GI. auf der djterreichifchen Herrihaft Dttofchweier in Breisgau 
erbte. Seine Tochter M. Franziska Antonie war verheirathet 
mit Frobenius Bernard Freiherr Reichlin von Meldegg. Er 
itarb den 19, Febr. 1701. Seine rau bat den 11. Juni 1701 
die Regierung von Obwalden, daß fie ihrem jüngern Sohn 
Zeopold die Hauptmanngjtelle des Vaters fl. übergeben tolle. 
Er ftudire noch, könne aber in 3 Jahren den Platz felbit ver: 
fehen und unterdeffen einen Stellvertreter haben. Wie e8 
fcheint, bat fich die Regierung nicht beeilt, deßwegen ‚empfiehlt 
fie den 27. Nov. ihre beiden Söhne für diefe Compagnie. 


4.%05 Rudolf Albin, Sohn des Borigen,' wurde 
nebft feinem Bruder Franz Ant. Sof. und feiner Schweiter 
Sranzisfa den 7. Apr. 1682 als Obmwaldner anerkannt. Er 
war Rath des Stiftes St Gallen und wurde 1728 Obervogt 
von Blatten und nachher bon Roſenberg. Er war verebelichet 
mit M. Anna Franziska Dreyin von Straßburg und starb ohne 
Nachkommenſchaft. 

5. Leopold Wilhelm Notger, Bruder des Vorigen, 
war Lieutenant des fürſtenbergiſchen⸗ ſtühlingiſchen⸗ igmäbiigen 
Kreidregimented, welches fein Bater inne batte. Er wohnte 
bei Offenburg in ber Drtenauifchen freien Reichsritterſchaft 


246 


III GE 


ungen Franfreich® abmwehren, nicht aber bei Angriffd: und Er⸗ 
oberung3friegen mithelfen. dürfen. Er mar verbeirathet mit 
Maria Cleopha von Breitenlandeuberg, von welcher er 3 Kin: 
der erhielt. Seine Tochter Maria Barbara war verbeirathet 

mit Joh. Michael Freiherr von Girard, von Gartel und Lim: 
urg. ZZ 


2. Franz Karl Jakob, Sohn des Vorigen, war 
hochfürſtlicher konſtanz. Rath, Obervogt zu Gottlieben, auch 
fatferlicher Hauptmann über eine Kompagnie Schweizer im Re⸗ 
giment Bürkli. 1691 den 23. April bittet er um Erlaubniß, 
das Chrenwappen von Obwalden in der Fahne führen zu dür: 
fen und den 4. Mai dankt er dafür, daß er dur Schreiben 
vom 18. April die faiferliche Compagnie erhalten und daß es 
ihm erlaubt worden, ın Gottlieben zur Fahne zu jchwören. Er 
jchreibt, daß er gern Dbmalden ganz bejonderd berüdfichtigen 
wolle; er fürchte aber, daß er wegen borausgegangenen Wer: 
bungen nicht tüchtige Mannfchaft befomme Bon Obwalden 
wurde ihm ein Rathsplatz verehrt. 1686, 15. Sept. ftiftet er 
zu Sarnen ein SJahrzeit mit 200 guten Gulden, Er mar ber 
heirathet mit Maria Veronika von Baaden, Tochter des Johann 
Oswald und der Chriftiana Häbfthmanin. Sie ftarb den 10. 
April 1690 und er den 19. April 1691 kinderlos. 

3. Rudolf Christof, Bruder ded Vorigen, wurbe 1642 
geboren und trat 1661 in den Dienft des Kaiſers Leopold als 
Lieutenant der Infanterie Er machte den Feldzug nad Un: 
garn mit. Seine Tapferfeit, welche er den 1. Aug. 1664 in 
der Schlacht bei St. Gotthard bewies, verfchaffte ihm eine 
Compagnie Infanterie. 1669 wurde er Major und 1672 
Oberftlieutenant. Mit Genehmigung ded Kaiſers Leopold begab 
er fih 1672 in den Dienft des ſchwäbiſchen Kreiſes als Oberft 
eined Regimentes der Infanterie. An der Spige dieſes Regi- 
ment? machte er die Feldzüge von 1674 unter bem Herzog von 
Bournonville und. von 1675 unter dem großen General Mon— 
tecuculi mit und zeichnete fich unter legterem bei verjchiedenen 
Unterne; mungen aus. Er wurde Generalmajor 1676, Goubver- 
neur der Feftung Kehl 1679, Dearfchall:Lieutenant 1688, Ger - 
neral:Wachtmeifter 1692 und machte die Feldzüge Deutſchlands 
von 1689—16%4 in Gejellfchaft der Zaiferlichen Truppen mit 


247 


—N7;)7 


Das Schwert, welches er den 2. Sept. 1686 bei der Eroberung 
von Ofen den Händen eines Türken entriß, ſchenkte er als An⸗ 
denken dem Zeughaus ſeines theuren Vaterlandes Obwalden, 
wo es jetzt noch geſehen werden kann. 1692, 10. Apr. bittet 
er um die halbe Kompagnie ſeines Bruders, der ſchwer krank 
darniederliegt und den 19. Mai dankt er der Regierung Obwal⸗ 
dens für die nach dem Tod feines Bruderd ihm verehrte Haupt: 
mannd: und Rathöftelle. Er veripricht die beiden zugeichidten 
Dffiziere Joſ. Wirz und Wolfgang Jof. Schwarber zu empfeh: 
len und bei Refrutirungen Obwalden beſonders zu.berüdfichtigen. 
Er entfchuldiget fih den 15. Dez. 1699, weil er. nicht willfahren 
und den Hauptmann Wirz zu einem Verwalter der Obervogtei 
Gottlieben beftelen konnte. 1694 wurde er nebſt ſeines und 
ſeines Vaters Bruders Nachkommen unter die in Schwaben be: 
findlichen unmittelbaren drei Reichäritterfchaften ded3 Canton am 
Nekar, Schwarzivald und Drtenau einverleibt. Er vermählte 
ſich mit Urſula Franziska von Härde, von welcher er 30,000 
Gl. auf der öſterreichiſchen Herrſchaft Ottoſchweier in Breisgau 
erbte. Seine Tochter M. Franziska Antonie war verheirathet 
mit Frobenius Bernard Freiherr Reichlin von Meldegg. Er 
ſtarb den 19. Febr. 1701. Seine Frau bat den 11. Juni 1701 
die Regierung von Obwalden, daß fie ihrem jüngern Sohn 
Zeopold die Hauptmannsftelle des Vater ſl. übergeben molle. 
Er ftudire noch, könne aber in 3 Jahren den Platz jelbft ver: 
Kae und unterdejfen einen Stellvertreter haben. Wie es 
fcheint, bat fich die Regierung nicht beeilt, deßwegen ‚empfiehlt 
fie den 27. Nov. ihre beiden Söhne für diefe Compagnie. - 


4. 305. Rudolf Albin, Sohn de Vorigen, wurde 
nebit feinem Bruder Franz Ant. Sof. und feiner Schweſter 
Franziska den 7. Apr. 1682 als Obmwaldner anerkannt. Er 
war Rath des GStifte® St Gallen und murde 1728 Obervogt 
von Blatten und nachher von Roſenberg. Er war verehelichet 
mit M. Anna Franziska Dreyin von Straßburg und ſtarb ohne 
Nachkommenſchaft. 

5. Leopold Wilhelm Notger, Bruder des Vorigen,. 
war Lieutenant des fürſtenbergiſchen— ftüpfingifchen- ſchwäbiſchen. 
Kreisregimentes, welches ſein Vater inne hatte. Er wohnte 
bei Offenburg in der Ortenauiſchen freien Reichsritterſchaft 


248 





und befaß daſelbſt Walterſchwin und Steffenäberg. Seine Ge⸗ 
mahlin war Marie Therefia Freyin von Hornftein. Er ftarb 
obne männliche Nachkommen. In Folge beffen ift die ſchwäbiſche 
Zinie erlofchen. 0 
B. Johann Raria Karl Sof., Bruder bed Borigen, mar 
des fürftl. Abtes von Kempten Hofrath und Pfleger zu Falben 
und Thingau Wie die frauenfeldiiche, ebenfo fchrieb auch bie 
ſchwäbiſche Linie „von Rudenz“ unb hatte auch deren Wappen. 

Geiftlie: 1. P. Karl, Eifterzienier, wurde geboren 
im Sabre 1608 und legte Profeß ab im Klofter zu Wettingen 
den 20. Aug. 1625. 1633 mwurbe er ®Priefter, 1635 Eufto®, 
1637 Novizenmeifter, 1688 Cantor und Subprior, 1641 Prior, 
1648 Beichtiger in Feldbach (Thurgau), wo er ben 26. Okt. 
1650 ftarb. ' 

2. P. Leonz, früher Franz Karl, Sohn ded Landam⸗ 
mann Wolfgang und der Petronella Imfeld, wurde geboren 
ven 25. Dez. 1641 und legte Profeß ab im Kloſter zu Muri 
im Sabre 1658. Er war von 1670-1680 Pfarrer in Kom: 
burg (Thurgau), Subprior und ftarb den 22. Apr. 1695. 

8. P. Eugen, früher Franz Benebilt, Bruder des Vorigen, 
wurde geboren ben 15. Apr. 1658 und legte Profeß ab im 
Klofter Engelberg den 20. Dit. 1675. 1683 wurde er Priefter, 
war einige Jahre Beichtiger in Sarnen, wurbe Subprior und 
ftarb den 10. Aug. 1725. 

4. P. Benedikt, früher Sebaftian, Sapuziner, Bruber 
des Vorigen, wurde getauft den 25. März 1640 und trat in 
den Orden den 20. Jän. 1659. 1680 war er Bilar zu Arth 
und ftarb zu Altborf den 9. Juli 1712, 

5. P. Kornelius, früher Wolfgang, trat in den Kapu: 
zinerorden den 8. Apr. 1656. Nachdem er an berfchiedenen 
Orten Vikar geivefen, ftarb er als Vikar zu Schüpfbeim den 29 
Aug. 1685. 

6. P. Benno, früher Zofef, Kapuziner, Sohn des Hans 
Heinrich und der Katharina Zurmühle, wurde getauft den 19. 
März 1646. Er war Leltor in Solothurn und Baden, mehrere 
Sahre Guardian, zeichnete fih aus durh Frömmigkeit und 
jtarh zu Zug den 6. Apr. 1724, 


249 


71. P. Beter, früher Beter Anton, Kapuziner, Sohn bes 
Siechenvogt Peter und der Maria Etlin, wurde getauft ben 20. 
Febr. 1681 und trat in den Orden ben 25. Rob. .1699. 1745, 
13. März bat er für Kafpar Joh. Schnorpf um Aufnahme in’ 
Sandregt. Er ladet meine gnädigen Herren an feine Jubel= 
meffe , welche er den 28. DE. 1754 las. Dieſe verehrten 
ihm 4 Thlr. Er ftarb zu-Sarnen den Ti. Febr. 1758. J 

8. P. Franz Ignaz, früher Franz Alois, Kapuziner, 
Sohn des Landammann Wolfgang Ignaz und der M. Regina 
Leu, wurde getauft den 7. DE. 1700 und trat in den Örben 
den 2. März 1720. Er war Pfarrer zu Untervak, drei Mal 
Superior auf dem Rigi und ftarb zu Stans ben 13. Sept. 

47. 


9. P. Meinrad, früher Nikolaus, Sohn des Schulherren: 
Franz Xaver und der M. Helena Imfeld, wurde geboren ben 
7. Zän. 1720 und Profeß des Klofterd Engelberg ben 11. Juni: 
1741. Nachdem er den 12. Juni 1745 zum Priefter geweiht: 
worden u. Inſtruktor in der Muſik geweſen, wurde er Pfarrer in 
Abtwil, Engelberg und Au. Beim Antritt der Pfarrei Au 
rühmt ihn Kommiſſar Hartmann wegen feiner Tugend und Ge: 
lebrfamteit, daß er die Pfarreien Engelberg und Abtwil wäh: 
rend vielen Fahren ruhmvoll verwaltet, empfiehlt ihn als einen 
Mann, der zur Seelforge fehr geeignet ift und nimmt von ihm 
das Glaubensbekenntniß und das Gelübde des Gehorſams ent- 
gegen. Er ſtarb den 18. April 1792. 


10. P. Rupert, Benediktiner, Sohn des Schulherren 
Franz XZaver und der M. Ottilia Röthlin in Kerns, wurde ges 
boren den 7. Mai 1730 und Prieſter 1753. Profeß hat er im 
Klofter Einfiedein den 21. Nov. 1748 abgelegt. Er war Diref- 
tor der Druderei ded Klofters, 1760 Profeffor in Bellen; und 
von 1762-1774 Pfarrer zu Eſchenz (Thurgau). Dur ihr 
wurde eine Reliquie ded bi. Othmar auf die Infel Werd ge- 
bracht. Er ftarb ben 15. Aug. 1787. 

11. P. Hieronymus, früher Beter Joſ., Benediktiner zu: 
Pfäffers, Sohn des Gerber3 Marquard Ignaz und ber Anna 
M. Meier, wurde getauft den 22. Jän. 1742 und legte Profeß 
ab den 5. Okt. 1760. Seine feierliche. Brimiz hielt er zu Sar— 
nen den 23. Apr. 1766. Er war GSubprior. 1775, 5. Nov. 


250 
Mielt er bie Feftprebigt,: ale Landvogt Benedikt Nikolaus von 
Flüe Reliquien. des fel. Br. Klaus in die feiner Ehre gewidmete 
Kapelle zu Curtnatfch verehrt und 1785 predigte er am Bruder: 
Haufenfejt zu Sachſeln. 

12. P. Felix, Iefuit, Sohn bed Feldmarſchall Wolfgang 
Ignaz und der Magdalena Imfeld, wurde geboren den 2. Juli 
1727. Er war Hauptmann in ſeines Vaters Regiment, erhielt 
1746 in der Schlacht bei Piacenza einen Schuß durch den Leib, 
trat nach dem Beiſpiel des Stifters dieſes Ordens den 25. 
Apr. 1747 in den Sefuitenorden und wurbeim Jahre 1759 zum 
Priefter geweiht. Das Jahr 1762 war das dritte Jahr feiner 
Prüfung und den 15. Aug. 1764 Iegte er das vierte Gelübde 
ab, nämlich daß ihn der bi. Vater binfenden dürfe, wohin er 
wole. Gr ftudirte Philoſophie und Theologie bei den Jejuiten, 
Aehrte 5 Jahre. lang Rhetorik zu Tivoli und an andern Orten 
and 3 Sahre lang Philoſophie zu Siena und in Perugia. 1766 
Hofpitirte er im römilchen Kollegium. Gr war Beichtvater im 
Kollegium zu Sora 1767, Dperariud im. Kollegium zu Sezze 
1768 und wohnte in der Relidenz zu Fradcati 1769, wo er ben 
17. Febr. 1770 im Alter von. 43 Jahren ftarb. Seine Kräfte 
Avaren zuerit gut und ausdauernd, in den legten Jahren mittel: 
mäßig. Es fcheint, daß er geeignet war zum Studium der 
Rhetorik, der Philofophie und Theologie; für's Praktiſche da⸗ 
gegen war er iveniger geeignet. Er War deßwegen nur 5 
Monate lang Vizerektor des Kollegiums zu Sora. Sein Tem— 
perament war feurig; aber er wußte ſich zu mäßigen und zu 
veherrſchen. (Gefällige Mittheilung) von P. Steinhuber). 

13. P. Cosmas, Sohn des Hutmachers oh. Sof. und 
der Anna M Muggli, war gemäß Stammbaum Franziskaner 
und lebte im vorigen Jahrhundert. 

14.P.Leodegar, Bruder des Vorigen, war gemäß Stamm: 
baum Guardian bei den Kapuzinern. 

15. P. Beter, früher Zofepb, Sohn ded oh. Sof. und 
der M. Urfula Wirz, Kapuziner, wurde geboren den 15. Apr. 
1747, trat in den Orden. 1765 und ftarb zu Sarnen den 19. 
Febr. 1694. 

16. P. Marquard, früher Julian Hans Melchior, Sohn 
Des Marquard Anton und der Anna M. Dägelo, wurde getauft 


251 
den 28. Dez. 1773, trat in den Orden zu Altdorf im Sept. 
1793, primizirte zu Sarnen den 1. Mai 1797 und ftarb zu 
Altdorf den 22. Dez. 1826. Er war auch Guardian und 1822 
Strantenwart zu Zug. 

17. P. Columban, Kapuziner, wurde geboren den 4. 
April 1804, legte Profeß ab am 23. Oft. 1824 und erhielt 
die Priefterweihe den 8. Dft. 1826. Wie jeine Primiz, ebenfo 
feierte er auch feine Yubelmeffe zu Sarnen, den 16. Okt. 1876. 
Er war Senior dei Kapuzinerprovinz; und ftarb am 31. Dez. 
1888, nachdem er mehr als 61 Jahre lang ein pflichtgetreuer 
Prieſter geweſen. Er bekleidete 18 Jahre lang dad Amt eines 
Guardiand und zwar in Sarnen 6 Jahre nämlich 1860 und 
1866, in Nifeld 1816, Appenzell 1856, Rapperswil 1859, , 
Schüpfheim 1862. Er war auf in den Klöftern Dornach, 
Wol, Frauenfeld, von deifen Aufhebung er Zeuge war, Diten, 
Stand, Zug und Arth. P. Columban war ein mürdiger Sohn 
de3 Hl. Franziskus, Äußerit anipruch3los, dem Orden ergeben, 
ein Freund und Bater der Armen und Kinder, ein Mann des 
Volkes, unermüdlich im Beichtftuhl, immer freundlich und heiter. 
Er war der Erfte, der auf dem Friedhof außer der Rapuziner- 
kirche begraben wurde. | 

18. P,k Engelbert, Bruder des Borigen, wurde geboren 
den 29. Dft. 1809, trat in den Drden 1832 und wurde Prie- 
fter 1834. Er war von 1834—41l in Baden, wo er vertrieben 
wurde, 9 Jahre in Appenzell, 2 Mal in Rapperdwil, ferner 
in Mels, Altdorf und feit 1863 in Sarnen, wo er den 2. Febr. 
1881 ftarb. Gr war ‚ein frommer pflichtgetreuer Briefter und 
im Beichtitubl raſtlos thätig. 

19. Johann Walter. Siehe Helfer. 

20. Zohann Franz, Cyorherr. Siehe Kapläne im 
Stalden. 

21. Sobann, wahrſcheinlich Sohn des Hand Melchior 
und der Katharina Egger, wurde getauft den 3. Jänner 1655. 
1678, 6. uni wurbe er in das Briefterfapitel aufgenommen und - 
ivar von 1680—83 Helfer in Alpnach. 1683, 28. Jänner wurde 
fir ihn zu Sarnen Gedächtniß g:halten. 

22. Stanislaus, Sohn ded Hauptmann Johann Sof. 
und ber M, Katharina Anderbalden, Schweiter ded Pfarrers im 


252 


Sarnen, wurde getauft ben 28. Febr. 1694. Pfarrer Benebilt 
Anderhalden war fein Pathe. Er primizirte zu Sarnen am 
weißen Sonntag 1717 und war bafelbft zuerfi unverpfrünbet. 
1722 ericheint er als Helfer in Lungern, wo er den 80. Heum. 
1735 ftarb. 

28. Franz Juftus, Sohn des Hauptmanns, erhielt dag 
Batrimonium den 20. Nov. 1716. Wahrfcheinlih ging er als 
Zeldpriefter außer die Schtweiz. R 

24. Hans Nilolau 8, wahrſcheinlich Sohn bed Schüken- 
meifter8 Hand Ludwig und der Katharina Imfeld, erhielt den 
10. Rov. 1712 das PBatrimonium. 1714. 20. Sept. ſchenkte 
ibm die Negierung zur Primiz 2 Thlr. Er ftarb in Frankreich 
an den 4. Jän. 1723 wurde für ihn zu Sarnen Gebädhtniß. 
gehalten. 

25. Johann Ignaz, wahrſcheinlich Bruder bed Vorigen 
wurde getauft den 23. Mai 1700. Er war Nepot bed Chor- 
herren Chriftian Imfeld und Onkel des nachmaligen Chorberren 
Wolfgang von Flüe. Zur Brimiz erhielt er 1725, 7. Apr. 
ftatt ded Meines 2 Thlr. 1744, 6. Juni wurde er Chorberr 
zu Bilchofszel und mußte jedem Rathsherrn 2 Thlr. Siggelb 
bezahlen. Bor feiner Abreife wurbe ihm ein Partikel des fel. 
Nikolaus von Flüe verehrt. Er ftarb zu Biichofszell den 24. 
März 1752. 

26. Dr. Franz Nikolaus. Siehe Pfarrer. 

27. Joſ. Ignaz Siehe Kapläne in Kägiswil. 

28. Anton. Siehe Klofterlapläne. 

29. JZobann Benedikt, Sohn des Gerberd Benebilt 
Ignaz und der Anna M. Schmid, Bruder ded Kapland in 
Kägidwil, wurde geboren den 8. Dez. 1750. 1768, 17. Sept. 
erhielt er.da8 Stipendium in Mailand. 1774 wurde er Priefter, 
erhielt von der Negierung den 11. Brachm. auf die Primiz 
2 Thlr. und die Erlaubniß, feine Gäfte auf dem Rathhaus zu 
traftiren. 1775 und 76 war er Brofeflor im Kollegium und 
nachher unverpfrünbet bis zu feinem Tod den 16. Nov. 1831. 

50. Nilolaus, Sohn bed Schneiders Joſ. Nilolaud und 
der Elifabeth Salatin von Münfter, wurde geboren im Jahre 
1770. 1800 war er Stiftöfaplan in Sedingen, 1811 Pfarrer 
zu Oberlauchingen in Deutichland, 1828 Pfarrer zu Beulen im 


258 


Babilhen und ftarb den 20. Oktober 1850 als Pfarrer und 
Definitor in Beuggen. Zu Sarnen ftiftete er 3 bi. Meffen. 

31. Birmin, Sohn ded Beugheren Marquard Nikolaus 
und der M. Kathrina Barbara Omlin, wurde geboren ben 1. 
März 1778. Sein Bater war ein Freund ber Briefter und 
feine Mntter eine Mutter der Armen. Er ftubdirte in Muri 
und mollte dafelbft in's Klofter treten, wenn er nicht für einen 
Seelforgspoften verwendet werde. Wie es fcheint, wollte man 
diefe Bedingung nicht annehmen. Er madte dann philofophifche 
und tbeologifche Studien zu Freiburg. 1794, 20. Sept. wurde 
er zu Sonftanz zum Subdiafon, 1795, 80. Mai zum Diakon 
und den 27. Dez. 1795 durch den Nuntius Grapina zu Luzern 
. zum Briefter geweiht: Er feierte feine Primiz ohne Äußeres 
GSepränge mit Affiftenz des Frühmeſſers Sebaftian Michael 
Omlin. Als den 9. Sept. 1798 180 verwundete und fterbende 
Franzoſen in das Kollegium, in dad Magazin im Unterdorf und 
und in das Rath⸗, Schügen: und Zeughaus gebracht wurden, 
da widmete er fih mit großem Eifer ihrem Seelenheil. 1798, 
24. Dez. wurde er Vikar beim alten Pfarrer Rohrer in Sad: 
Ten. Aus der Zeit feines Vikariates find noch viele Predigten 
vorhanden, die er im verfchiebenen Gemeinden des Landes ger 
balten und die fih durch Originalität und gute Gedanken 
auszeichnen. Nach dem Tod des Delan und Pfarrerd Rohrer 
wurde er den 19. Mai 1805 zum Pfarrer in Sachſeln gewählt 
und den 25. Mai von der Regierung beftätiget. Nach einer 
folden Erklärung für Luzern den 10. Dez. 1804, für Aargau 
ven 13. Dez. 1807 und für St. Gallen den 12. Mai 18U8, 
baten au er ald Kapiteldpräfe® und Commiljar von Flüe 
den Bifchof, daß er erklären möchte, um den vielen Streitig:- 
Zeiten wegen Eheverfprechen vorzubeugeu, daß nur Diejenigen 
Eheverjprechen vor Gericht gültig feien, die vor dem Ortspfarrer 
gemacht würden. Eine foldhe Erklärung erfolgte für Ob- und 
Nidwalden den 2. Aug. 1808. Es verſteht fich von felbit, 
Daß man im Gemwiffen verpflichtet ift, ein wirkliche Ehever⸗ 
iprechen wie einen andern wichtigen Bertrag zu halten und 
wenn man auch bom Gericht freigelprochen würde. Damals 
jind fehr viele Walfahrter nad Sacdjfeln gelommen. Er bat 
deßhalb den 4. Dez. 1815 den Generalvifar Göldlin, daß er 


254 





ibm erlauben möchte, während den Sommer aud an ber 
Sonntagen zu predigen, an denen dad Stundengebet gehalten. 
werde. ALS Beweggrund führt er an: „Die große Freude, 
Hunger und Durft nah dem Worte Gotted bei den frommen. 
Wallfahrtsperfonen, die jehr oft unter Thränen und Zähren, 
mit unglaublicher Rührung des Herzen zuhören. Ach das gute 
Volk! NB. Dies ift ein Umftand von der größten Wichtig- 
feit. Meine Kanzel iſt nicht nur eine einzelne Pfarrkanzel, ſie 
ift eine Kanzel der ganzen Fatholifchen Schweiz und oft 
noch mehr." Würde ihm da3 nicht erlaubt, dann würde er 
beim Anblid der vielen Walfahrter mit Wehmuth denfen: „Mich. 
»erbarmt das arme Volk, weil e8 nichts zu effen bat.“ 1816, 
5. Juli bittet fein Bruder Nikolaus Ignaz den Generalvikar 
Göldlin für ihn und für fih um Erlaubniß, die Exorcismen 
an den Perfonen vornehmen zu dürfen, die von allen Seiten 
herfommen, die auf verfchiedene Weife vom böfen Feind geplagt‘ 
werden und bisweilen wirklich beſeſſen find, und die beiihnen Hilfe 
ſuchen. Sie hätten diefe Vollmacht fchon lange und ſchon oft. 
notbwendig haben follen. Auf die vierhundertjährige Geburts- 
feier des fel. Bruder Klaus im Jahre 1817 verfaßte Pirmin 
2 Meilen, die eine für den Ranft und die andere für Sachſeln, 
mit einer eigenen Präfation. Die Oration, worin fein Geficht: 
bon der hlſt. Dreifaltigkeit erwähnt wird, nahm er von der 
alten Meſſe hinüber. Generalvifar Göldlin ftrich die eigene 
Präfation und die Dration aus der alten Meſſe, weil die Kirche 
dadurch die Erfcheinung von der bift. Dreifaltigkeit indireft be— 
glaubiget hätte, und fügte eine Dration hinein, die man für: 
jeden beliebigen Heiligen gebrauchen Tann. Alsdann murde: 
eine von diefen Meffen approbirt und fie wird nun alljährlid) 
am Feſt des fel. Bruder Klaus gelefen. 1819, 4. Zuni bat er 
den Generalvifar Göldlin dringend, er möchte in Rom um Er— 
laubniß nachfuchen, die Worte bezüglich der Erfcheinung der hlſt. 
Dreifaltigkeit aus der alten Oration in die neue hinübernehmen. 
zu dürfen. Er babe fchon hundertmal gedacht: „Ach hätte ich: 
doch Feine neue Meffe gemacht!" Das Geſuch wurde war 
fcheinlich nicht geftellt, da Göldlin bald nachher geftorben. Zur 
hundertjährigen Enthebungsfeier des fel. Br. Klaus im Jahre 
1832. gab er die Lebensbejchreibung des Seligen von Weißen— 


x 


255 





bach mit MWeglaffung der gelehrten Abhandlungen und mit Hin= 
zufügung bon praftifchen Anwendungen heraus. 

Pirmin war nicht nur ein beſonderer Verehrer des ſel. Br. 
Klaus, ſondern auch ein großer Wohlthäter der Kirche und 
der Kapellen- im Ranft. Er ſchenkte der Kirche die große ſil⸗ 
berne Lampe, einen föjtlichen Baldadhin für das Hochwürdigſte, 

Zevitenröde u. a. m., was ihn 423 Louisdor gekoſtet. An die 
Bergoldung und Reftauration des Mittelaltare8 gab er 200* 
Neuthaler. Auf feinen Geburtstag den 1. März ftiftete er eim. 
Jahrzeit niit Kreuzgang in den Nanft und gab zu diefem edlen. 
Zweck 502 Gl. 12 Schl. Auf feine Koften ließ er von Sad“ 
teln bis in den Ranft die Stationen und in der größeren Kanft: 
fapelle eine Kleine Drgel errichten. Zu Sachſeln ftiftete er eilt, 
Jahrzeit mit 1015 GI. 20 Schl. Defjenungeachtet fand er immer“ 


noch Mittel, um auch den Armen, bejonder8 den Hausarmen, 


reichliche Almojen Spenden zu fünnen. Um mehr Almojen pen: 


den zu können, lebte er höchſt einfah. Seine Kleidung war 


bejcheiden, jein Hausgeräth ärmlich, fein Tifch jehr frugal. Er 
war ein Mufter und Vorbild für Fatholifche Priejter. „Pirmin 
war, wie Pfarrer Ming fchreibt, ein Mann von langer Statur, 


mit hagerm, abgezehrtem Geficht, beſonders im Alter. Die 


ſchwarzen, mit rau durchmifchten Haare floßen auf den Naden 
hinab. Was er fagte, ſprach er langſam, bedächtlich, außdruds- 
vol, mit wenigen Worten; im Alter ging er langjamen Schrit: 
te8 und gebüdt daher, ſtets in langem, talarähnlichem Prieſter- 
rode, den Kopf mit einem an drei Seiten aufgeftülpten But, 
wie ihn die Briefter der alten Zeit trugen, bededt. Trotz feiner 
Strenge gegen fich, war er heiter und fröhlich und hatte e8 gern,. 
wenn es auch Andere waren. Noch lebt er in gefegnetem Anz 
benfen, ja bei Vielen in wahrer Verehrung.” Er ftarb den 23. 
San. 1833 Nachmittags beim Sonnenfcein, mie er borherge: 
fagt und „bat, wie der Priefter erklärt, der ihm am Kranfens- 
lager beigeftanden, wunderbar gelebt und iſt wun der⸗ 
bar geſtorben.“ 

82. Nikolaus Ignaz, Bruder des Vorigen, wurde ge⸗ 
boren und getauft den 26. Nov 1777 und gefirmt ben 26. Juli 
1780. Nachdem er die erften Studien in Sarnen gemacht, kam 
er den 24. Sept. 1793 als Student nach Engelberg, wo er den. 


256 ' 





13. Mai 1797 ind Noviziat getreten. Als 1798 bon ber helbe⸗ 
tifchen Regierung die Aufnahme von Profeflen verboten wurbe, 
wurde er mit feiner fhönen und Träftigen Handſchrift Schreiber 
beim Bezirtäftatthalter Beter Ignaz bon lite. 1799 z0g er als 
Sergeant bei der Garde unter Nilodem von Flüe nad Luzern 
und Bern und wurde dann ehrenvoll abgedankt. 1800 war 
er Sekretär bei alt: Bannerherr Nilodem bon Flüe und ging 
1801 nach Freiburg, um die franzöfiiche Sprache ir erlernen 
und auch in Handelägefchäften. Als Anftruftor bei alt:Zanb: 
vogt Müller treffen wir ihn 1802. Nun fing er an Theologie 
zu fludiren und wurde den 24. Sept. 1804 zum Priefter ge: 
weibt. Seine Primiz feiente er den 30. Sept., bei welcher fein 
Bruder Pirmin die Primizprebigt gehalten. 1805 wurde er 
Vikar bei feinem geiftlichen Bruder in Sachſeln, 1829 Schul: 
berr und Drganift dafelbft, 1833, 28 Sept. Brofefior am Kol: 
legium zu Sarnen. Rektor Lochmann, welcher 46 Sabre der 
Zehranftalt vorgeitanden, war beinahe erblindet und wurde deß⸗ 
balb mit einem jährlichen Rubegehalt von 75 Gl. in den Rube: 
ftand verfegt. Nun wurde Wirz zum Profeffor erwählt, welcher 
diefe Stelle bi8 zu feinem Tod den 3. Aug. 1840 bekleidet. 


ALS junger Priefter glaubte er befondere Erleuchtungen und. 


Erfcheinungen zu haben. 1815 verfiel er in große Schwer: 
muth und Traurigkeit. Er glaubte fich verlafien und verach⸗ 
tet. In diefer Zeit fchrieb er in fein Notizenbuch, betitelt: 
„Disharmoniſche Töne aus meinem Leben”: 

„ie wenn ein ganzer Dgean 

Die Fluthen alle thürmt 

Zu ftürzen meinen ſchwachen Kahn; 

So wird mein Geiſt beftürmt. 

Ich ſchäme mich zu leben, weil ich Teine Fortichritte mache. 

Ich wage es nicht zu fterben, weil ich nicht vorbereitet bin.” Zu 
den befondern Erleuchtungen, die er aufgezeichnet, bemerkte er 
fpäter am Rand: „Lauter Einbildungen u. dgl.“ An biefer 
Schwermuth fcheint er mehr oder weniger bis zu feinem Tod 
gelitten zu haben. Dan findet jebt noch bie und da Bildchen 
und Zeddelchen mit frommen Sprüchen, die er gefchrieben. 1819 
wurde er vom Briefterfapite” beauftragt, die Schriften in der 
Kapiteldfifte zu ordnen und 1821, 9. Apr. wurden ihm 100 Bz. 





257 





geiprochen, weil er bie wichtigften Aktenſtücke des Kapitelsarchivs 
in ein Buch zufammiengefchrieben. Ginen Theil feiner Bücher 
ſchenkte er der Kapitelsbibliothbet. Er ftiftete 1833 mit feinem 
Bruder Pirmin vorzüglich für. Anfchaffung von Kleidern und 
Schulbühern für arme Kinder in Sachſeln 3052 Pf. und 
jchrieb einige Gebet⸗ und Erbauungsbücher. 

833. Rafpar. Siehe Pfarrer. on 

34. Hr. Ignaz, Sohn ded Rathsherrn of. Ignaz und 
der M. There fia Schäli, wurde geboren den 15. Juli 1844 und 
zum Priefter geweiht den 3. Juni 1871. 1871, 83. Öftober 
wurde er Zrühmefler in Alpnach und 1871, 27. Dez. Pfarrer 
dafelbit. 1877 den 19. März trat er mit Hrn. Vikar Melchior 
Britſchgi, Hrn. Friedendrichter Michel und Hrn. Berchthold die 
Keife nah Rom an, die dann von Hrn, Britfchgi befchrieben wurde 
und im Drud erichienen ift. Unter ihm wurde die Kirche mit 
Gemälden von Deichwanden, Balmer und Trogler geziert, der 
abgebrannte Kirchthurm wieder aufgebaut, eine neue Orgel, 
eine große Glocke unb einige kleinere Gloden angeichafft oder 
umgegofien. Die Predigt, worin er die neuen Gemälde am 
Gewölbe ertlärt, ift 1873 im Druck erfchienen. 1878 gab er 
auch eine Anleitung zur Obſtbaumkunde heraus. 

Zurmüble, zur Mühle. . 

Diefes Gefchlecht begegnet uns ſchon 1326 in Kerns. Heini 
progejjirt 1464 im Namen der Kernſer. Bon Kerns fcheinen 
die Zurmühle nad Sarnen gezogen zu fein. Dort begegnen 
uns die erſten Zurmübhle im Sabre 1484. Heini beſaß 
damals ein Heimmwefen zu Bitighofen und Hänsli fchuldete 
dem Leutpriefter zu Sarnen 4 Denar „ab kurzſtücki zu fteinis 
bach am vieftern graben.” 1527, 27. April und 1541, 10. 
Dez. erfcheint Hans ald Vertreter der Schwander vor Gericht, 
1569 am Dftermontag wird Shriftian um 30 GI. als Frei: 
tbeiler angenommen und um 1600 kauft Georg das Theil: 
recht zu Kägiswil. 

Rathsherren: Hans 1531, Melchior 1566, Chri- 
ſtian 1568, Balz 1585, Lieutenant Hand Meldior 1687. 

Geiſthiche: 1. Joh. Balthafar wurde 1698 Pfarrer 
zu Kernd. Siehe Chronil von Kernd. S. 16. 

2. Johann Wolfgang. Siehe Pfarrhelfer. 

8. Franz Sof. Siehe Pfarrheifer. 16 


258 


INS I AG 


Begebenheiten. 


Um 300 nach Chriftu8 war Sarnen von Römern bewohnt. 
' Darauf deuten die 11 Römermünzen, die um das Jahr 
1825 bei Anlegung der Kirchhofftraße gefunden wurden, 
bon denen 3 das Bild des Kaiferd Licinius Gallienus, 
3 des Kaiſers Piapionius Viktorinus, 2 des Kaifers 
Peſuvius Patricius, 1 des Kaiſers Veſpaſian tragen und 
2 unleſerlich ſind. Darauf deutet auch das Römergrab, 
welches beim Bau des Hauſes von Landammann Etlin 
auf dem Landenberg entdeckt wurde und worin ſich 2 
orientaliſche Münzen, eine irdene Lampe, ein Thränen— 
fläſchchen, eine Olla oder Urne und einige Ziegelſtücke 
befanden. In der Nähe von römiſchen Kaſtellen, 
ſchreibt Ferd. Keller (Heidengräber S. 63), find häufig 
römiſche Dachziegel zur Einfaſſung der Gräber benutzt 
worden. Jahn bemerkt in feinem Buch: Der Kanton 
Bern ©. 332: „Sn ber Gegend der Burg Kien fcheint 
die römische Straße einerfeitd in's Haslithal, anderfeits 
"hinter dem Bellenberg hinauf nach Hofftetten und Wyler 
oder Brienzwiler und von da über den Brünig geführt 
“ zu haben.” Wenn diefe Bermuthung richtig ift, dann tft 
auf dem Landenberg fehr mahricheinlich ein römiſches 
Straßenfaftell geftanden und ed würden die aufgefundenen 
Ziegelſtücke mit Keller Beobachtungen vollftändig überein 
ſtimmen. Der Quarzit von Fauftgröße mit Fünftlich 
durchbohrtem Loch, vergleichbar einer Steinfeule, melcher 
im Schwandbadh gefunden wurde, der Speer oder Wurf: 
fpieß, welcher gemäß Erklärung von einigen Mitgliedern 
der .antiquarifchen Gefellfchaft in Zürich der Bronzezeit 
angehört und in der Schwändi in einem Graben fidy 
befand, die groben Töpferwaaren, die bei Grabung eines 
Sodbrunnens im Hasli 22 Fuß unter der Erbe zu Tag 
gefördert wurden und die auf Pfahlbauten im Sarner: 
fee binbeuten, berechtigen zur Annahme, daß Sarnen 
Thon vor Chrifti Geburt von Kelten bewohnt gewefen. 
Nach 400 mwöhnten in Sarnen Alemannen und die Rö⸗ 
mer verihwanden immer mehr. 


20. 


Um. 000. Redo, der im Begriffe tft die Belt zu verlaffen 


und der fpäter Vorfteher dieſes Kloſters geworden, ſchenkt 
der Benediftinerprobftei, jet Chorherrenttift, 


in Luzern, feinen Beiig in Küßnach, Alpnad und 


Sarnen (farnono). Wenn Einer feiner Nadfommen 


dieſe Schenkung angreifen würde, foll er vierfachen Gr: 


fa leiften und überdies 14 Unzen Gold und 70 Pfd. 
Silber an den Fiskus des Königs entrichten. Wahr⸗ 


ſcheinlich hat das Benediktinerſtift Luzern, welches unter 


der Abtei Murbach im Elſaß ſtund, ſchon früher in 
Sarnen einigen Beſitz gehabt. Dieſe Schenkung hat 


wahrſcheinlich weſentlich zur Gründung der Pfarrei Sar- 
nen und zum Bau der erſten Pfarrkirche beige— 


. tragen; denn ohne Zweifel war es dem Klofter Murbach- 


Qugern fehr viel daran, ‚gelegen, daß bie Leute, welche 


ihre Beſitzungen bearbeiteten, auch Gelegenheit hatten, 
ihre religiöfen Bedürfniffe zu befriedigen. Daher mag- 
es Tommen, dab Sarnen ben gleichen Kirchenpatron hat, 


vie das Rofter Murbach. Der Kirchenpatron der da⸗ 
mals einzigen Pfarrei Obmwaldend war mahrjcheinlich 


auch Landesparon. Das mag ber Grund fein, warum . 
wir im Kantonswappen einen Schlüffel haben. Zum 
Bau der erften Kirche fcheinen die Grafen von Lenzburg 
noch mehr beigetragen zu haben, weil fie dafelbjt größeren 


Beſitz gehabt. Wir vermuthen auch, daß vie Grafen von 


Lenzburg das römifche Straßenfaftell auf dem Landen⸗ 
berg in ein Schloß umgewandelt, wie das im Mittelalter 
öfters gefchehen. Zur Zeit, da man noch keine Glocken 
und Kanonen hatte, un auf eine drohende Gefahr auf- 
merkſam zu machen und die Leute zur Lilfe herbeizu— 
rufen, gab e8 auch befondere Machtpoften. Bur 

eit der Römer war ein folder Wachtpoſten wahrichein = 


- lich auf dem Yandenberg. Später waren gemäß Dr. 


Brandftetter im Geſchichtsfrd. Bd. 44, 238 und ff. foldje 
Wachtpoften oder Sigralpunfe Lugen, Rapf und Guggen- 
moo8 in Earnen, Wart in Sterns, Guggen oder Giglen 
in Giswil, Kapf in Lungern. In Kriegszeiten hatte 
man Solche Signalpunfte bi8 zum Sonderbundäfrieg. 


260 


RI LG INS 


Später wurden dieſelben dur den Telegraphen erfekt. 
Schon zur Zeit ded Julius Cäfar (de bello Gallico Lib. 
VIE Cap. II.) ift eine wichtige Nachricht vermittelft Ruf: 
fignalen vom Morgen bi8 am Abend 240 Meilen weit 
gelangt. Begetiud, der im vierten Jahrhundert gelebt, 
erzählt, wie man an ben Wacht: und Stadtthürmen 
Ballen befeftiget und durch Erbeben und Senken derfelben 
angedeutet, was gefcheben fei. 


10886, 9. Febr. meist Graf Ulrich von Lenzburg drei Theile 
der Kirche zu Sarnen fammt dem untern Hof dem Stift 
Beromünfter zum Unterhalte zu. Diefer untere Hof 
wurbe mwahrjcheinlih Kirchhofen genannt, meil er zur 
Kirche gehörte. Ein Stüd Land dafelbft wird jekt noch 
Hofmatt genannt. Der obere Hof der Grafen von Lenz 
burg war wahrſcheinlich zu Wilen (villa), wo früher, 
wie der Name andeutet, ein Hof geweſen. Außer den⸗ 
feiben gab es noch einen Hof zu Bitighofen, Kägiswil 
und mwahrfcheinlich Oberwil. P. Martin glaubt, daß die 
Wildniß d. h. alled nicht bebaute Land damals Eigens 
thum ber Frankenkönige geweſen, wie auch jetzt das nicht 
bebaute und verkaufte Land in Amerika Eigenthum des 
Staates iſt, daß der Forſt, Schwendi und Ramersberg 
ein königliches Jagdrevier geweſen, daß auf dieſem Eigen⸗ 
thum der Frankenkönige Villen oder Höfe entſtanden, 
die ſie dann ihren Getreuen zur Bebauung übergeben 
und daß Graf Ulrich von Lenzburg in Sarnen ſolche 
Höfe und auch das Fönigliche Jagdrevier ald Reichslehen 
befeffen habe. Ein folcher Reichshof (Richeswil, Rücki⸗ 
ſchwil) war 5. 3. bei Wilen. Ob dad Mauerwerk, welches 
im Forſtwald durch den Gerlisbach hervorgeſpült worden 
und einen Meter tief unter dem Waldboden ſich befindet, 
von einem lenzburgiſchen Schloß herrührt, wiſſen wir 
nicht. Gemäß einer alten Sage haben die Lenzburger, 
welche 1171 ausgeſtorben, in der Schwendi ein Jagd⸗ 
ſchloß gebabt. 


1048, 30. Jän. nimmt König Heinrich III. auf Bitte des Gra⸗ 
fen Ulrich von Lenzburg das Chorherrenſtift Beromünſter 














261 


I LEI IS 


in der Graffchaft des Grafen Arnold in. feinen Schu 
fammt deſſen Bei, darunter den Hof und die Kirche 
in Sarnen mit Ausnahme ded .vierten 
Theile. 


Um 1045. rüber hatte Beromünfter einen Drittel bes Kirchen: 
faßed zu Küßnach und Ubligenfchwil. Da Beromünfter 
um 1045 tiefen Kirchenſatz nicht mehr befigt, Dagegen 

‚aber im Befik von 3 Höfen in Sarnen ift, beßs 
halb ift zu vermutben, daß man mit dem Grafen von 
Habsburg die 2 Kirchenfäge gegen die 2 Höfe in Sarnen 
umgetaufcht (Riedmeg ©. 6.). 


1178, 4. März. Kaifer Friedrich I. nimmt, wie fein Vorgänger 
König Heinrich e3 gethan, das Gotteshaus Müniter in 
feinen Schirm und beftätigt bemfelben alle feine Beſitz⸗ 
ungen, darunter die Kirche in Sarnen auggenoms 
men den vierten Theil mit Höfen und Zehn: 
den... . ein But in Margumetlon (jet Hinter: 
u. Vorderflüli in der Schwändi) u. ſ. w. Kaifer Friedrich 
erflärt, daß alle diefe Güter dem Reiche nie entfrembet 
werden follen; die Chorherren follen den Probft unter 
fi frei wählen, welchem das Amt von föniglicher Ges 
walt übertragen wird, der die Pfarrkirchen unter Bus 
jtimmung der Chorberren bejegt, in den Höfen die Am: 
männer entjegt, wenn fte unnüt find; bei den Gerichts⸗ 
verfammlungen follen 2 Theile der Einkünfte den Chor: 
herren, ein Drittel dem Bogt zulommen. 


1200 vergabte Freiherr Walter von Reiden, der feine Leiberben 
hatte, feine nähft ob dem Dorf Sarnen gelegen 
Burg dem Benediftinerftift in Quzern zu einer Gottes: 

“gab (Zeugherr Wirz.). 


1210 vor dem 24. Sept. Graf Rudo f von Habeburg, Land: 
graf vom Elſaß und feine Söhne taufchen mit Abt 
Heinrich von Engelberg ein Gut, das am Nieverberge - 
zwilchen dem Fluß Surenen und ber befannten, Berg 
und Wald im Bogen theilenden Gränze bis zum Sulz: 
bach gelegeu ift, mit ſammt der Bogtei an ein folches in 


260 





Später wurden biefelben durch den Telegrapben erfekt. 
Schon zur Zeit ded Julius Cäſar (de bello Gallico Lib. 
VII Cap. IL.) ift eine wichtige Nachricht vermittelft Ruf⸗ 
. fignalen vom Morgen bis am Abend 240 Meilen weit 
gelangt. Vegetius, der im vierten Jahrhundert gelebt, 
erzäbtt, wie man an ben Wacht⸗ und Stadtthürmen 
Ballen befeftiget und burch Erheben und Senken berjelben 
angebeutet, was geſchehen fei. 


1086, 9. Febr. weißt Graf Ulrich von Lenzburg drei Theile 
der Kirche zu Sarnen fammt dem untern Hof dem Stift 
Beromünfter zum Unterhalte zu. Diefer untere Hof 
wurde mwahrjcheinlih Kirchhofen genannt, meil er zur 
Kirche gehörte. Ein Stüd Land daſelbſt wirb jetzt noch 
Hofmatt genannt. Der obere Hof der Grafen von Lenz⸗ 
burg war wahrſcheinlich zu Wilen (villa), wo früber, 
wie der Name andeutet, ein Hof geweſen. Außer ben 
ſelben gab ed noch einen Hof zu Bitighofen, Kägiswil 
und wahrſcheinlich Oberwil. P. Martin glaubt, dab die 
Wildniß d. h. alle® nicht bebaute Land damals Eigens 
tbum der Frankenkönige geweſen, wie auch jegt das nicht 
bebaute und verfaufte Land in Amerifa Eigentbum des 
Staates ift, daß der Forſt, Schwendi und Ramerdberg 
ein königliches Jagdrevier geweſen, daß auf diefem Eigens 
tbum der Frankenkönige Villen oder Höfe entitanden, 
die fie dann ihren Getreuen zur Bebauung übergeben 
und daß Graf Ulrich von Lenzburg in Sarnen folde 
Höfe und auch dad Fönigliche Sagdrevier als Reichslehen 
bejeffen habe. Ein folcher Reichshof (Richeswil, Rücki⸗ 
ſchwil) war 3. B. bei Wilen. Ob das Mauerwert, welches 
im Forſtwald durch den Gerlißbach bervorgeipült morben 
und einen Meter tief unter dem Waldboden fich befindet, 
von einem Ienzburgifchen Schloß herrührt, willen wir 
nit. Gemäß einer alten Sage haben die Lengburger, 
welche 1171 außgeftorben, in der Schwendi ein Jagd: 
ſchloß gebabt. 


1045, 80. Jän. nimmt König Heinrich III. auf Bitte des Gras 
fen Ulrich von Lenzburg das Chorberrenftift Beromünfter 


261 


I LEI IL 


in der Graffchaft des Grafen Arnold in. feinen Schu 
ſammt deſſen Befig, darunter den Hof und die Kirde 
in Sarnen mit Audnahbme ded .vierten 
Theiles. 


Um 1045. Früher hatte Beromünfter einen Drittel des Kirchen: 
fates zu Küßnach und Udligenihwil. Da Beromünfter 
um 1045 gieſen Kirchenſatz nicht mehr beſitzt, dagegen 

‚aber im Beſitz von 3 Höfen in Sarnen ift, deß⸗ 
halb ift zu vermutben, daß man mit dem Grafen von 
Habsburg die 2 Riccenfäge gegen die 2 Höfe in Sarnen 
umgetaufcht (Riediweg ©. 6.). 


1173, 4. März. Kaiſer Friedrich I. nimmt, wie fein Vorgänger 
König Heinrich e3 gethan, das Gotteshaus Münſter in 
feinen Schirm und beftätigt demfelben ale feine Beſitz⸗ 
ungen, darunter die Kirche in Sarnen außgenoms 
men den vierten Theil mit Höfen und Zehn 
den... . ein Gutin MNargumetlon (jet Hinter: 
u. Borderflült in der Schwändi) u. 1. mw. Kaifer Friedrich 
erklärt, daß alle diefe Güter dem Reiche nie entfrembet 
werden follen; die Chorberren ſollen den Probft unter 
fich frei wählen, welchem das Amt von Föniglicher Ges 
walt übertragen wird, der die Pfarrlirchen unter Zus 
jtimmung der Chorherren bejegt, in den Höfen die Am: 

‘ männer entfegt, wenn fie unnüg find; bei den Gerichts⸗ 
verfammlungen follen 2 Theile der Einkünfte den Chor: 
herren, ein Drittel dem Bogt zukommen. | 


1200 vergabte Freiherr Walter von Neiden, der feine Leiberben 
hatte, feine nächft ob vem Dorf Sarnen gelegen 
Burg dem Benediktinerftift in Luzern zu einer Gottes— 

"gab (Zeugherr Wirz.). 


1210 vor dem 24. Sept. Graf NRudo f von Habsburg, Land: 
graf vom Elfaß und feine Söhne taufchen mit Abt 
Heinrich von Engelberg ein Gut, das am Niederberge 
zwilchen dem Fluß Surenen und der befannten, Berg 
und Wald im Bogen theilenden Gränze bi8 zum Sulz- 
bach gelegeu ift, mit ſammt der Vogtei an ein ſolches in 


262 
Sarnen ein, mit allem Necht, mit welchem es Ritter 
Walter. von Reiden dem Abt Heinrich übertragen hatte. 
Abt Heinrich urkundet, daß der obige Taufch unter ge⸗ 
wiſſen Bedingungen mit Zuftimmung bed Nitterd Walter 
geichehen ei. 


or 1216. Abt Arnold von Murbach und Probſt Dietrich von 
Beromünſter vergleichen ſich nach langem Streit über 
das Patronatsrecht der Pfarrfirde von Sar—⸗ 
nen babin, daß Münfter den Pfarrer (Bleban) und 
Murbach den Helfer (Präbendar) zu mählen bat, bie 
Woche für Woche in der Seeljorge abwechſeln follen ; 
doch hat an den Einkünften (Zehnden, Opfer u. |. w.) 
der Pfarrer zwei, der Helfer einen Theil. Weil Münſter, 
welches ſeinen Antheil an der Kirche von Sarnen von 
den Grafen von Lenzburg geſchenkt erhielt, bei der Wahl 
der Geiſtlichen und an den Einkünften größeren Antheil 
bat, deßwegen glauben wir, daß die Grafen von Lenz: 
burg zur Gründung der Pfarrei Sarnen. mehr beige⸗ 
tragen. als Murbach-Luzern. 


1926, Luzern in’ der Kirche. Probſt Dietrich von Beromünfter 
leiht den halben Theil des dem Gotteshaus 
gehörigen Hofes zu Sarnen, welchen Ulrich von 

Kilchhofen gegen ging innegebabt, aber in die Hände 
bed 9. Kuſtos und Johannes des Kellners des Gottes: 
hauſes aufgegeben hat, dem Heinrich von Margimetlon, 
feinem Sohne Johannes und der Mechthilbis, der Mutter 
ded Johannes und Gattin Heinrich, um den gleichen 
Zins. Sollte der Sohn ohne der Kirche Beromünfter 
gehörige Kinder fterben, gebt die Beſitzung an feine 
“ Mutter, wenn fie ihn überlebt und von dieſer auf ihre 
Töchter aus erfter Ehe über, die zu den Eigenleuten bes 
HE Michaels, ded Patrons von Beromüniter,. gehören 
und fchon die andere Hälfte des Hofes befißen, in ber 
Meinung, daß von ihren Söhnen und Töchtern immer 
der eine oder andere, welchen das Gotteshaus auswählen 
wird, gegen Entrichtung eined großen Zigerd an den je: 
weiligen Probſt und der Zinfen an das Gotteshaus fel- 


263 


ILL IL 


ber den Hof befiken fol. Falls der Hof an einen, ber 

u den Eigenen des edeln Grafen R. von Habsburg oder 
einer Nachkommen gehört, fiele, und derjelbe ohne Kin: 
der ftürbe, werden die Grafen Fein Recht darauf bean- 
fpruchen, fondern ihn dem Gotteshaus Beromünfter frei 
zu Handen ftellen (Dechslin Urkunden⸗Regeſt. S. 24.). 


1226 begegnet und in Sarnen der erfte Kellner des Stif- 
tes Beromünfter, welcher für Bebauung und Ber: 
lehnung der Güter bes Stifte in Obwalden zu forgen 
und die baherigen Zehnten und Abgaben zu Handen des⸗ 
felben in Empfang zu nehmen hatte. Derfelbe hieß Jo: 
dann und war fehr wahrjcheinlidh Sohn des Ammann 
Walter von Hunmwil, da diefe Familie mehr als 100 
Sabre das Kellneramt in Sarnen bekleidet. Der Hof 
Hunwil gehört politifch in die - Gemeinde Römerswil und 
Tirhlih in die Pfarrei Hochdorf und verbantt feinen 
Namen dem altveutfchen Wort „Duni“, der Rieſe. Ur: 
kundlich erfcheint „Hunnenwilare” zuerft den 21. April 
1101. Diefe Edelfamilievon Hunmil begegnet und 
zuerit 1230 und erliicht 1474. Konrad von Hunwil war 
1235 Meier und Schultheiß in Luzern. Dieſe Familie 
hatte in Luzern, Ob: und Nidwalden während zwei 
Jahrhunderten einen mächtigen Einfluß. Walter, welcher 
den 3, Weinm. 1257 als Kellner erfcheint ift ſehr wahr⸗ 
fcheinlih Sohn des Ammann Walter I, pon Hunwil. 
1291, 18. Winterm. war Heinrich von Hunmwil Ritter 
und Bürgermeifter in Luzern, 1804, 7. März.fein Sohn 
Heinrich, 1313, 10. Jän. Rudolf, Bruder des Vorigen 
und nad defjen frübzeitigem Tod wiederum Heinrich II. 
von Hunmwil Kellner ven 1326-34. Frau Elifabeth 
von Rinach, Tochter Berchtholds, „Rudolfs fel. des kelners 
wilant eheliche Wirtin” ftarb den 5. Apr. 1362. Da 
die Edelfamilte von Hunwil mit dem Benebdiltinerftift 
in Luzern ſehr befreundet war, fo hat fie wahrfcheinlich 
auch die Verwaltung der Güter dieſes Etiftes in Ob- 
walden beſorgt. Dieſes Kellnerami mag die Urſache fein, 
daß ein Zmeig diefer Familie fi in Giswil niederließ 
und auf dem Hügel, auf dem die jegige Pfarrlirche ftebt, 


264 





ein Schloß gebaut. 1328 war Peter von Hunmwil Land» 


. ammann von Db: und Nidwalden, 1348 war Heinrich, 


1862 Georg und 1374 Walter von Hunwil Landammann 
bon. Dbmalden. . Walter wurde den 13. Horn. 1382 
wegen dem Ringgenberger:Handel von der Lanbedgemeinde 
in Wißerlen, in die Verbunnung geihidt und ift dann 
nad Luzern gezogen. Schultheiß Heinrich von Hunwil 
ſiegelte 1470 mit einem Siegel, das einen Wolf oder 
Wolfshund darſtellte, wie die Hunwil in Obwalden 
(Eſtermann-Hochdorf S. 346 und ff.). 


1234 Graf Ulrich von Habsburg übergibt der Kirche Bero⸗ 


münfter Werner und Sta, die Kinder Heinrich von 


Margimetlin zur Hälfte, indem er die andere Hälfte 


mit allem Vogtrecht fich und feinen Erben vorbehält, To 
daß die Nachkommen bderielben zur Hälfte dem Grafen 
und feinen Erben, zur Hälfte der genannten Kirche zu⸗ 
fallen ſollen. 


1234, Werner, Probſt zu Beromünſter verleiht ein Gut in 


Richeswile (Wilen), das Ulrich von Kerns aufgegeben, 
an Arnold, den Sohn von deſſen Oheim und‘ feine Nach⸗ 
fommen, fo lange fie freien Standes ober Eigene von 
Beromünfter find unter dem gleichen Rechte, wie Ulrich 
dagjelbe beiaß, mit der Bedingung jedoch, daB wenn 
das Gut an andere, welche zu ben Eigenleuten eines 
Gotteshauſes oder eined Grafen oder einer andern welt- 
lien Berfon gehören, fallen würde, e8 ohne weiteres 


. an das Gotteshaus zurüdfallen folle. 


1240 Graf Rubolf II. von Habsburg beftätiget den Taufch, 


1245 


den fein Vater fel. mit dem Klofter Engelberg um Güter 
jenfeit3 ber Beinftraße, gegen ſolche in Sarnen 
getroffen Hatte. 


verflagen die Chorberren von Münfter ben Biſchof von 
Konftanz, daß er bei feinen Bifitationen die Borfchriften 
des III. Lateranenfifchen Conzils nicht beobachte, durch 
große Begleitichaft bei feinen Pifitationen dem Stifte 
allzugroße Koften verurſache und oft unter dem Titel 


1247, 


1250, 


265 


EL IT LED 


„guwart” Entfhädigung für PBifitation verlange, ohne ' 
daß er fie halte oder halten laſſe: Auch fordere er bie 
Quart' (vierten Theil) von dem Zehnten zu 
Sarnen, ohne daß er dazı dad Recht habe. Den 
26. Okt. desfelben Jahres beauftragte nun Papſt Inno⸗ 
zen; IV. den Abt von Hauterive ‚und den Propft bon: 
Interlaken die Angelegenheit wegen der Bilitation zu. 
unterfuchen und endgültig zu entfcheiden. Den 9. Nov. 

gibt er denielben auch bezüglid der Duart Vollmacht 
dasfelbe Verfahren einzufchlagen. Beide Vollmachten 
find in Lyon ausgeftellt; wohin der Papft vor Kaifer 
Sriebrich II. geflohen war, weil er Gemwalt befürchtete. 
Riedweg S. 78. 

28. Aug. Papſt Innozenz IV. beauftragt den Propſt 
von Delenberg, die Leute von Schwyz und Sarnen, die 
laut Mittheilung ſeines geliebten Sohnes, Graf Rudolf, 

bed Aeltern, von Habsburg, von biefem, dem fie nach 
erblichem Rechte angehören, freventlich abgefallen find 
und Friedrich, dem einftigen Kaifer, nach dem gegen ihn 
gefällten Exkommunikationsurtheil leichtfertig angehangen 
baben und obwohl fie ihm hernach wieder Treue ges 
ſchworen haben, ſich doch wieger feiner Herrichaft ent⸗ 
ziehen und Friedrich beiftehen,‘ dfern fie innerhalb einer 
gewiſſen Frift nicht zur Einheit der Kirche uud zum 
Gehorſam gegen den Grafen zurüdfehren, mit Bann 
und Interdikt zu belegen, desgleichen die Leute 
der Stadt Luzern, wofern fie mit jenen berfehren und 
ebenfall® Friedrich anhangen. 

17. Nov. Bifhof Eberhard von Konſtanz und Probſt 
und Kapitel von Beromünſter vergleichen ſich in einem 
Streit, der ſich zwiſchen dem verſtorbenen Biſchof Hein- 
rich bon Konſtanz und dem Kapitel von Beromünfter 
wegen der Zehntenquart der Kirchen in Hochdorf, 
Pfäffikon und Sarnen erhoben hatte dahin, daß das 
Kapitel gegen Abtretung von Gütern im Thurgau und- 
am Rhein, im Werth von 200 Mark, mworunter die Fi: 
fchenzen und die Vogtei Eggen ob Ronftanz, aller Anz 
Iprüge des Viſchofs auf jene Zehnten gänzlich entlediget 
wir 


1252. 


266 


IN I LEGE 


Gottfried, Graf von Habsburg, verpfändet mit Zuftim- 
mung feiner Brüder, dem Heinrih Blafi für 20 Pfd. 
fieben Biger von ihren Gütern im Sarnerthal (Sarntal), 
von welchem vier in Kernd, nämlich zivei von 9. dem 
Wirth, einer von dem Sohne der Richenza, einer bon 


Heinrich Unterfluo, dann drei zu Forite (Forſt) zu ent: 


1867, 


1257 


richten find. Unter den Zeugen befindet ſich Rudolf, 
der Ammann, Werner von Sarnen und Walter von 
Kägiswil. Diefer Rudolf, Ammann in Sarnen, war 
ein Getreuer des Grafen Gottfried von Habsburg und 
begegnet und auch 1248 und den 3. Oft. 1257. Die 
Ammänner befaffen im Namen des Stifte oder des 
Grundherren, deffen Amtsleute fie waren, wenigſtens 
bezüglich der Hörigen eine gewiſſe Gerichtöbarkeit. Da: 
ber.mag es kommen, daß früher der veg. Landammann 
PVräfident des geichworenen Gerichte war. Außer diefem 
ift und noch Walter von Sarnen als Ammann eines 
Grundherren befannt, der um dad Jahr 1280 geitorben. 
1304, 7. März war Thomann Ammann zu Kägiswil. 


8. DE. Die Grafen Gottfried, Rudolf und Eberhard 
von Habsburg veriqufen an ihre Getreuen Rudolf, den 
Ammann von Garnen, Konrad und Walter von 
Margumetlon ihr Gut in Sarnen von 9 Zigern 
Einkünften zu freiem Befig uud verfprechen, mofern 
das Gut verpfändet ober verjegt wäre, dasſelbe ihnen 
frei und ledig zu übergeben, wofür im Notbfall Graf 
Rudolf mit dem jüngeren Vogt von Göskon und Ritter 
C. von Wülflingen fi in Sempach als Geifel zu 
ftelen bat. 


wahrfcheinlih 3. DE. Die Brüder Gottfried, Rudolf 
und Eberhard von Habsburg veräußern an ihre Ge: 
treuen Wirich Hasler von Alpnach, die Meifter Heinrich 
von Kerns und Burlard von Zuben, an Rudolf, den 
Ammann von Sarnen, Konrad von Einmwile, Walter 
bon Oberdorf und Meifter Heinrich im ‘Feld ihr Be: 
fistbum in Unterwalden, nämli zu Alpnach bie Er: 
trägniffe von 4 Zigern, in Kägiswil bon zwei |. minder 


267 


de a a 7 „0 


als ‘ebenfalls vier, und zu Sarnen von 1011, Zigern 
unter benfelben Bedinnungen, wie oben. 
Um 1264 batte das Klofter Muri in Sarnen 1 Tagwerf und 
im Schwarzenberg 3 Tagwerle 


10 hatte der Pfarrer 45 Pfund Zurcherwährung Einkünfte 
und bezahlte während 6 Jahren an die Koſten bes 
Kreuzzuged jährlich 90 Schl. 4 Denar. Der Pfründer 
oder Helfer hatte ein Einkommen von 20 Pfund und 
bezahlte eine Steuer bon 40 Schl. 


Am 1280 wurde für die Kirche ein Jahrzeitenbuch ober 
Gutthäter-Verzeichniß geichrieben. Bon demfelben 
find nur noch Bruchftüde vorhanden, die als Einfafjung 

für den 1485 gefchriebenen Pfrumdrodel verwendet 
‘wurden. Diefe Bruchjtüde umfaflen die Zeit vom 11. 
MWeinm. bis 6. Dez. In einem Anhang von ber:gleichen 
Zeit findet man bie fpäteren Eintragungen bis 1486. 

In den Bruchſtücken bon der älteften Hand ift nirgends 
die Rede bon "einem Jahrzeit und im Anhang nur an 
4 Stellen. Wie es fcheint mußte man, um in dieſes 
Verzeichniß aufgenommen zu werben, eine gewiffe Tare 
bezablen, wie man auch heute noch in einigen Gemein: 

den eine gewiſſe "Tage bezahlen muß, damit eine ver: 
ftorbene Perſon ein Zahr lang alle Sonntage von ber 
Kanzel verfündet und damit alsdann für fie gebetet 
werde. Nach unferer Anficht ift es nur bei denjenigen 
angegeben, was fie bezahlt, die mehr. ald die gewohnte 
Taxe entrichtet. Diefe Guttbäter wurden dann auf die 
verichiedenen Tage bed Jahres vertbeilt. Wahrſchein⸗ 

lich wurden dann diefelben an den betreffenden Tagen 
verliefen und für fie gebetet. Der Briefter aber war 
nicht verpflichtet, wie bei Sahrzeiten, die Hi. Meile für 
dielelben +zu leſen. Später famen die Wochengebächt: 
nifje für die Stifter u. Gutthäter der Kirche und die Namen 

. der bauptfädhlichften Gutthäter der Kirche aus der neueren 
Zeit wurden im 17. Jahrh. nur noch am Stifterjahrzeit 
verliefen, was jeßt auch nicht mehr gefchieht. Es fcheint, 
daß die eigentlichen Sahrzeitftiftungen damals noch ehr 
ſelten waren. Es kommen in diefem Verzeichniß auch 


1807, 


268 


ILL SS? 


foldde vor, die nicht in der Gemeinde gewohnt mie z. 
3. Cuno, der Vogt von Briend, Ulrich von Lungern- 
In diefem Verzeichniß begegnen und nebft Andern fol- 
gende Perfonen : Peter von Sarnen ; Walter von Sarnen. 
Ammann; Heinrich, der Kellner von Sarnen ; Her von 
Einmwile; Her Walter, der Kellner von Sarnen; Riko⸗ 
laus Sarner; Nonne Adelheid, von Ramersberg; Adel⸗ 
beid von Forſt; Frau Adelheid von Kegenswile; Ida 
von Sarnen, Walters Tochter; Richenza von Sarnen; 
Frau Sophia an der Huoba; Frau Mechthild von Forſt 
und Adelheid von Kerns (BVgl. Geſchichtsfreund 21, 
187 und ff). 


26. Jän. Zu den Einkünften der Konventualen in 
Luzern gehörte auch Getreide in Sarnen. 


1807, 12. Heum. Abt Rudolf und Konvent von Engelberg ver⸗ 


taufen verichtedene Güter in Alpnach, ferner das 


Gut zu Kägiswil, dad 80 Schi. jährlich zindt und- 


auch Herren Heinrich dem Kellner war, dad Gut zu Schlie: 
ven und zu Schwarzenberg, dad 1 Pfr. jährlich zinst 
und aud) demjelben Kellner war, bad Gut zu Kägis— 
wil, das 1 Pfd jährlich zindt und Hrn. Nikolaus, 
dem Kellner fel. war, u. f. w. der gnädigen Frau Elifa=- 
beth, der Königin von Rom, welche diefelben Güter zu 
ihrem und unfered gnädigen Herren Albrechts, des rö— 
mifchen Königs und ihrer Kinder und ihrer Vorfahren. 
Seelenheil dem Gotteshaus twieder Ichenkt, fo daß man 
den Schweftern im Konvent alle Jahre zur Verbeſſerung 
ihres Nachtmahls 5 Mark vom Zins der genannten Güter 
geben fol, ohne ihre alte Pfründe zu vermindern, auch- 
follen die Schmweftern einen eigenen Pfleger, wenn fie wol⸗ 
len, zur Verwaltung dieſes Zinſes ſetzen. Ferner vers 
pflichten fi Abt und Convent auf Bilte ber Königin, 
für die Schweftern alle Tage eine zweite Meſſe im Con: 
vent zu lefen Der Abt in Muri foll alle 3 Jahre oder 
wenn die Meifterin des Conventes ihn- ruft perjönlich 
oder durch einen Boten auf Roften der Schweitern ſich 
vergemwiffern, ob denfelben in diefen Dingen fein Abbrudy 
gefchehe. Daher mag es kommen, daß im Frauenkloſter 


1308 


> 


269 


NINE I AO 


zu Sarnen täglich 2 Meſſen gelefen werden unb baß 
ſich Aegidius, Abt von Muri, im Jahre 1659 fo eifrig 
für den Bau des Kaplaneihaufed bemüht. 

Neujahr. Die Gewaltthat und die Bertreib- 
ung des Landvogtes wird vom obmwaldnerifchen 
Landfchreiber Hand Schriber im Weiten Buch, welches 
er bald nach dem Brand von Sarnen im Jahre 1468 


geſchrieben, auf folgende Weife erzählt: Nu was uf 


Sarnen einer von Landenberg vogt zuo bed richd handen, 
der vernam, daß einer im Melchı wäre, der hetti ein 
hübſchen Zügg mit ochfen. Da fuor der ber zuo und 
fchigt ein fie Inecht dabinn und bie dem arm man 
fegen, puren folten den pfluog zien und er mölti bie 
ochſen han. Der Inecht der tett das inn der herr ge: 
beißen hat und gieng dar und wolt die ochfen entwätten 
und die gan Sarnen triben. Nu hat der arm man ein 
fun, dem geviel das nitt und wolt imm die ochlen nit 
gern lan, und als des herren knecht das joch angrehf 
und die ochjen wolt entmwetten, duo fluog er mit bem 
gart dar und fluog ded herren knecht ein vinger ent: 


zwey. Der Inecht der gehat fich ubel und [üf beim und 


klagt fim herren, wie e8 imm mad gangen. “Der berr 
ward zornig und mwolt den menner (Treiber) ubel an; 
der muo8t entrünen. Der berr ſchigt umb fin vatter 
und bieß inn gan Sarnen füeren uf das hus und er- 
blant inn und nam imm, was .er bat, und tet imm 
groß übel :c. 


Nu was dem. allem nach das hus 30 Sarnen fo mechtig, 


. bag man bed nit gewinnen mocht, und mas ber herr, 


ber da herr was, ein übermüetig bofertig, ftreng man 
und tett ben lüten großen trang an, und fuor zuo und 
machet, wenn hochzyte (hohe Feſte) Tamen, fo muost 
man imm fchenten (Geichente) bringen ie darnach einer 
guot bat: einer ein kalb, einer ein fchaff oder einer 
ein: bachen (Schinfen) und alfo twang er bie lüt mit 
ftüren. und bat fy hart. 

Nu was der Eidanofjen fo vill heimlich worden, das fh 
zuofuoren und leiten mit einander an, dad ſy uf ein 


270 





mwienacht, fo man imm aber fchenlen und guote iar 
bringen fdlt, das ſy ie einer mit dem andern foltt 
gan, fo ſy imm die guoten jar (Weihnachts- oder Neu: 
jahrsgaben) und die beljatten brechten. Si folten aber 
fein were tragen anders den einer ein fteden. Und 
alfo fam ir vil inbin in bie kuche zuo dem für. Nu 
waren die andern ira vil nid der Müliin ben 
erlen verborgen und hatten mit einandern gemacht: 
wenn die imm hus düchti, das ir fo vill wäre, das 
ſy die tor offen behan möchten, fo ſöli einer fürhin 
gan und folt eins hörnli blafen; denn folten die in den | 
erien uf fi und innen zuo hilf komen. Das taten die 
im hus. Duo ſy ducht, das ir gnuog wäre, duo gieng 
einer in ein balfen (Balkon) und blies fin börnli, das 
ir warzeichen war. Nu was es der tagzyt, ald mar 
die ſchenkine bracht, das der herr zur kilchen was; buo 
nu die, fo in den erlen lagen, dad hörnli hörten, duo 
lüffen fy dür das waſſer, das die nidreften fchier nina 
waſſer hatten und lüffen ufbin binden uf und an das 
hus und gewunnen dad. Das geichrey Fam zuo der 
kilchen; die herren erfraden und lüffen us dem berg uf 
und famen vom land.” j 
Man fieht, daß der Schreiber des Weißen Buches mit ber 
Zage der Drte fehr aut befannt war. Die Verſchwornen 
hatten fich bei der Aamühle im linterborf in den "Erlen 
verſteckt. Damals hatte die Melcha unterhalb dent 
Dorf einen ungeregelten Lauf und deßhalb mar der 
Boden zwilchen der Melcha und dem Aawaſſer, wie das 
an ſolchen Orten gebräuchlich ift, mit Erlen bemachjen. 
. Damald galt nicht der Kaienberftil fondern der Nativi- 
tätsftil d. b. das neue Jahr begann am Weihnachtäfeft. 
Daber kommt «8, daß fowohl die Angabe des Weißen 
Buches, man habe dem Landvogt zu Weihnacht Ge: 
fchente gebracht und dann dad Schloß erftürmt, als 
auch die Angabe der Gefchichtäbücher, der Landvogt fet 
am Neujahr vertrieben worden, richtig ift. Die Ruinen 
des Schloffes Landenberg konnten noch im 17. Jahrh. 
geſehen werden. Wir finden bdiefelben auf einem alten 


271 


Gemälde abgebildet, welches ſich bis vor eima 50 
Jahren am Haufe bon Hrn. Gerichtspräfident Mirz 
befand. (Ming I, 401.) 


Um 1311 empfing der NKufter des Gotteshauſes Luzern bei 


N 


ber uaibeitung des⸗ Chrismas zu Ditern bon 
Sarnen 2 Schl. 4 . 


1814 hatte die Probſtei —* Kloſters —A nebſt vielen 


andern Einkünften von Sarnen, I Filz und fols 
gende Geißhautpfenninge zu beziehen: nämlid im Ruͤdli 
1, in Sarnen 1, in Riggeswile (Wilen) 4, in der. Hube 
1, Richeningen 1, Grubl, Reteröhalten l, Rameröberg !/n 
in der Rüti (Ramerdrüti) 2/, Haut. üirich von Einwil 
zinſet 2 Denar. Unter den Mühlezinſen in Luzern wird 
aufgeführt: Die Mühle der Erben des Hrn. H. von Sarnen. 
3 Mütt Weizen. Damals beſaſſen die von Hunwil, welche 
des Kellneramt in Sarnen bekleideten, auch eine Mühle 
in Luzern. Das Almosneramt im Stift Luzern hatte 
Einkünfte in Sarnen: Bom Gut NRamerdberg 18 D., 
vom Gut ob Zöifen, dad Anna von Durſpis baut 1 f., 
vom Gut am Egli, dad Welf baut, 


Um 1320. Berzeichniß von Bersebunien an daß Got- 


teshaus Engelberg: Don der Frau von Sarnen 
(vermuthlich Berchta von Sarnen Gf. 26, 264) von dem 
Ader Hinter der Mühle bei dem Bache, von dem Ader 
an der Ruwinon am Bange (Fang?) und von dem Zub= 
ader 1 Pfd und 1 Pfd. von. dem Gut an der Waets 


fluo 
1823, 31. Huguft. Herzog Leopold Fauft da8 Ammannamt in 


1323. 


Luzern von Herrn Walter von Hunwil und verſett ihm 
dafür 14 Mark Silbers auf den Kelnhof zu Sar—⸗ 
nen, den Hof zu Alpnach und die äußere Steuer von 
Molbufen. 

Kammerbuch des Stifte Beromünfter; Unter den 
Gefällen bes Stiftes werden angeführt: Sr 
Kirchhofen: in den Stuben 4 f., von der Schuppoffe 
Wiſſen 5'/, f.,in Margumetlen 11 ., welche B. von Huns 
wil gibt, von dem Gut Burkhards von Kirchl, ofen in 
Sarnen 2'/, D., in Butzikon (Bigighofen) 2 D. Ael⸗ 


272 


terer Selleramtörodel von Beromünfter: In Sarnen: 
Drei Höfe, die 13 Hämmel, 18 Ziegenhäute, 2 ſ., 7 

iger, 18 Käfe, 1 Mütt Nüffe und 18 Becher zinfen. 

on biejen gibt Ranzo 6 Hämmel, 14 Quart NRüffe, 1 
iger, 18 Käfe und 18 Becher, 6 Gaißhäute. Einzelne 
Häute gelten 9 D. H. der Kellner gibt 2 Hämmel und 1 
Haut, R., genannt Friefo, 1 Hammel und 1 Haut, Ulrich 
Stuber 1 Hammel und 1 Haut, Hofimeifter von Rig⸗ 
geröwil 1 Sammel und 1 Haut, die von Bitighofen 2 
Häute, 2 Hämmel und 6 Biger, B. von Hunwile 5 
Duart Nüffe, 9. und So. von Rudenz 5 Duart Nüffe. 
Wir fehen daraus, daß die Nüffe fchon damals in 
Sarnen gediehen. 

2826, 15. Sept. befhloß das Kapitel Beromünfter feine Colla⸗ 
turpfründen, alfo auch die von Sarnen, als Convent- 
leben an die acht älteften Chorherren folgen zu laſſen. 
Dielelben verjprachen, ausreichend für die Pflege ber 
GSeelforge in ihren Pfarreien zu ſorgen und auch bie 
Hälfte des übrigen Ertrages einer folchen Pfründe dem 
Kapitelötifche zuzumenden. Auf biefe Weife blieb dem 
betreffenden Chorberren, ber feine Pfründe meiftens durch 
Vikare beforgen ließ, von der Pfarrei nicht viel mehr 
als der leere Titel und ed mag auch vorgelommen fein, 
bag Sarnen feinen Pfarrherrn ‚nie zu -jehen die Ehre 
hatte. Deſſenungeachtet wurde dieſer Gonventbeichluß 
vom Biſchof genehmigt; mußte aber im Jahre 1358 einer 
vollftändigen Incorporation (Einverleibung) weichen. 


1329, 16 Nov. fordert Meifter Walter Kufter an riefen bon 
Sarnen auf dem Markt zu Luzern, da zugegen waren 
N. Kotmann, Klaus von Wiferlen und Her Jo. ber 
Sigrift und E. von Rotje, daß er empfange bad Gut, 
das er von Kufterie bat zu Sarnen und ben Fall wegen 
ſeines Baterg fl. Tod gebe. Da ſprach er, daß er daß 
Gut empfangen habe von 9. von Liebenftein, ‘da ber: 
felbe die Kufterei verfahb und daß er demielben 2!1s ſ. 
sum Sal gegeben. Hierauf bemerkte Mitr. Walter, daß 
ihm von Liebenftein das verfchwiegen, und daß er ihn 
bafür entihädigen müffe Friefo anerkannte, daß ber 


1338, 


1350, 


273 





bie Zinfen ſchulde, die der Kufterei von der Zeit an ver: 
fallen, da Her 9. von Liebenftein nicht mehr Kufter war 
(Sf. 19, 128). 

8. Mai gibt Johann von Hallwil, Hauptmann der Her: 
goge bon Defterreih im Thurgau, Aargau und Elfaf, 
feine Zuftimmung zu einer Webereinktunft, die der Com: 
thur Peter von Stoffeln zu Hitzkirch mit den Landleuten, 
die in den Hof zu Sarnen gehören, wegen der ber: 
ſeſſenen Zinfe und Nubungen getroffen bat. 

10. März abfolvirt Biſchof Ulrich von Conftanz den 
Ulrich von Wolfenfchießen, Ammann, und die ganze Ge- 


meinde von Unterwalden und alle Leute beiderlei Ge: 


fchlechte8 in den Pfarrfirchen Buochs, Stand, Kerns, 
Alpnach, Sarnen, Sachſeln, Gidwil und Lungern, fowie 
die dazu gehörigen Filialen und Kapellen von dem Urs 
theil des Banned, der Sufpenfion und des 
Interdiktes, in die fie als Anhänger des berftorbenen 
Ludwig des Baier? gefallen waren. 


Am 1350. Süngerer Kelleramtörodel des Stiftes Beromünfter. 


1366, 


1379, 


Darin werden aufgeführt: An Sarnen drei Höfe, 
bon denen einer Kilchhof beißt. Der Probft ſoll im erften 
mit den Chorberren, Amtsleuten und Meiern zweimal im 
Jahre, im Herbft und im Mai, zur Abendmahlzeit und 
zum Nachtlager empfangen werben. Im ziveiten foll 
der Probſt mit feinem Gefolge am andern Tag zu Mits 
tag eſſen. Im dritten fol er mit feinem Gefolge zum 
Abendefjen und Nachtlager aufgenommen erden; am 
folgenden Tag hat er nicht? mehr zu empfangen. 


23. Mai. Die Brüder Zohann und Werner. von Rudenz, 
‚Heinzli, Margreth und Cäzilia, Soft von Rudenz ſel. 


- Kinder, geben mit dem Willen ihres Betterd und Vogtes 


Johann von Rudenz den freien Fehnden zu Sarnen 
dem Ulrich Rüdli von Sarnen um 85 Pfd. zu Taufen. 
1. Mai. Johannes von Mofe von Altdorf, der ältere, 
gibt dem Kirchherren Ulrich Bramberg und dem Pfrunds 
herren Johannes Werner von Sarnen, feinen Theil des 
Zehnten zu Rüfejwile, den nad Herkommen ber 
Inhaber je über das Jahr genießen kann, um 27 guter 
j 17 


1381, 


274 


ALS SR 


Luzerner Gulden mit aller Rechtung, ald er an ihn ge⸗ 
fommen ift, zu verfaufen. Zeugen: Sobannes in der 
Dme, fein Schwäber; Hartmann von Stans, Burger zu 
Luzern; Wlrich von Rüdli; Klaus Burkart, Rudolf Meien- 
berg von Untermwalben. 

5. Nov. Probſt Hugo don Signau und Konvent bon 
Luzern erllären den Theil an der Alp zu Melchſee, ben 
Uri von Rübli vom Gotteshaus zum Erbe gehabt 
und mit der Gemeinde Kern? um andere liegende Güter 
getaufcht hat, für freied und lediges Cigen, ba ihnen 
Ulrich einen freien Ader in Ramersberg, den Widader, 
dafür zugeeignet hat. 


1390, 8. Brachm. haben die drei Theile der Schwändi „obrent 


dem blatte zu Sarnen” und die Ramersberger den Dorf: 
leuten von Sarnen und benen bon Bigighofen, welche 
„ob jnen uf in dem wald mit ir ve legen uf je weid und 
ba ein gaben gemacht hetten“ und bie meinten „in bem 
fryen wald als einem offenen ſchhwald“ ebenjo Recht zu 
haben, als der oberft Schwander, die Waldweid abge⸗ 
wonnen, d. h. die Sarner und Bigighofer durften Bloß 
jenes Bieh in die dortigen Wälder treiben, welches fie 
auf Gütern, welche zu Schwändi und Ramersberg ge⸗ 
hören, gemwintert. Laut diefer Urkunde und laut der Ur: 
funde von 1435 gab es damals in Sarnen folgende jie- 
ben felbftändige Korporationen nämlid: 1. 
Der Theil am Stalden (Diekeſwand); 2. in der Schwändi; 
3. zu Forft; 4. zu Ruggiſchwil; 5. zu Ramerdberg - 

. zu Sarnen, Kirchhofen u. Bibighofen; 7. zu agiswil 


1395, 25. Juli erfchienen vor dem geſchworenen Gericht in Heini 


1397, 


Bröndlid Haus megen den Marien der Alp Käferen 
einerfeit8 Senni von Diegeswand, Jenni am Moſacher 
und Rudi am Drt und anderfeitS die Dorfleute bon 
Namerdberg. 

29. Mai. Der Guardian Stephan Schwertfürbe und ber 
Eonvent der Franziskaner zu Luzern geben den gemeinen 
Kirchgenoffen zu Sarnen eine Haushofftatt und 


: einen Garten, gelegen bei der Kirche zu Sar- 


nen, was ihnen” vor Zeiten durch Gotted willen ge⸗ 


275 





fchentt worden war, um 15 Gl. (& 20 Plapbart) mit 
allen Rechtungen zu faufen. Zur Aushilfe in der Seel: 
forge famen zu diejer Zeit Franziskaner von Luzern, nach 
der Gründung des Yefuitenkollegium3 in Luzern und des 
Rapuzinerklofterd in Stand entweder Sefuicen oder Kapus 
ziner. Nachdem Dbwalden ein eigened Kıpuzinerflofter 
befaß, war man fremder Aushilfe nicht mehr fo bebürf: 
tig. Diele Haus wurde den Franziskanern wohl deß⸗ 
wegen geſchenkt, damit fie, wenn fie nach Sarnen fommen, 
darin wohnen fünnen. Wie es fcheint, haben fie wenig 
ober feinen Gebrauch davon gemacht und es bewegen 
verkauft. 

1898, 29. Brachm. erfchienen die Dorfleute von Bitigbofen vor 
bem geichiworenen Gericht in des Rudi Meienbergs ſel. 
Haus und beklagten fih gegen bie Ramersberger „fi 
hettin einen bag gemachet in dem zimertal da ein offener 
fchitwalt (d. 1. Wald, für Schindel: Zimmer: und Brenn: 
holz) jöltin fin und etzweid vnd getrumeten dba got vnd 
dem rechten daz fi da enhein bag noch fürichlacht machen 
fölten, wan es inen ein fihedlicher bag wer,” ihr Vieh fei 
dem Hag nach binaufgegangen, der nicht gut gemacht 
war und fei oben bineingegangen. Es könnte die Noth 
eintreten, daß fie an dem Hay ft:hen und „daz es inen 
die wölf und beren effen.” Die Ramersberger antwor: 
teten: Dad Gericht habe vor Zeiten erkennt, daß das ihre 
eigene Etzweid jei, wie die Ziel und Marchitein unb ein 

x verfiegelter Brief meifen. Das Gericht erkennt: Die 
Ramerdberger dürfen den Has machen. Sie follen ihn 
fo madhen, daß das Vieh nicht zu fchaden gebe; fonft 
bürfen fie keinen Schadenerjag verlangen. Die Bitzig⸗ 
bofer dürfen den Hag wohl aufthun; aber follen wieber 
zumachen, wenn fie mit Vieh oder Holz durchgefahren. Sie 
follen mit dem Holz fahren zu Zeiten, wo e8 am billigs 
ften und ohne Sefährbe geichieht. 

1399, 25. Heum. Heini Ruß von Schwarzenberg gibt Lands» 
ammann Claus von Rüdli 2 Aeder (Brunn: und Fre 
nenacker;, gelegen auf dem’ „enren ſchwartzenberg hinderm 
Dorf (Kägiswil) vfhin” mit allen Rechtungen um 18 Gl. 
(& 20 Plaphart) zu Laufen. 





276 





1403, 26. Dit. erichienen vor dem gefchworenen Gericht in Heini 


Bröndlis Haus Jenni Knöboſſer und Mithafte bon 
Ramerdberg und beklagten fich gegen Jenni in der Matt, 
feinen Sohn und Mithafte, daß „Sie übertriben 
mit ir Vieh an dem Herbft und an dem Langfe (Lan⸗ 


- zig, Frühling) vf ir achren und vf ir Mebren jo zu dem 


Dorf zu Ramerdberg gehöre" und fie haben ihre Aeder 
und Güter überfhägt. Sie „getrumettin got und dem 
rechten föllin nüt me in den teil trieben den öch fi in 
dem teil gemwintren möchten oder aber ein gemein ſchatzung 
tun.” Das Gericht erkennt, „daz nieman me in den teil 
triben fol ... den fo viel er darvf gewintren mag” 
und. er foll die Winterung fo rechnen, daß er deßwegen 
einen Eid ſchwören darf Wenn Jemand das GSeinige 
einschlagen will (zu Aedern) 10, mag er das tbun; er fol 
aber fo viel Bieh „duſ laſſen.“ 


1413, 17. Horn. erfcheinen vor dem geichiworenen Gericht in 


1415, 


1417, 


des Klaus Burkart’3 Haus Heini Kifer, Jenni Knöbofler, 
Heini Gebli, Heini Jakob, Jenni und Klaus Tuchel im 
Namen der Ramerdberger und beflagen fih gegen Welti 
Bülmann, weil er das Bieh in die Alp Käferen treibt. 
Das Gericht erkennt: Er fol das nicht mehr thun. 


10. April erjchienen vor dem geſchworenen Gericht in 
Heinis Haus am Grund in Sarnen die Rameräberger 
und beflagen fich gegen Uli Lachmann ab Roggeren, weil 
er mit feinem Vieh in ihre Allmend an der Einmattort 
bi8 an die Dftflue fahre Da zwei Ramerdberger mit 
einem Eid bezeugten, daß fie dabei gemwefen, als kuntlich 
gemacht wurde, daß diefe Etzweid den Ramersbergern 
gehöre, deßhalb hat das Gericht erkennt, daß er nicht 
mehr fahren dürfe. 

10. Mai. . Die. Theiler im Stalden, in der Schwändi und 
zu Forft beklagen fi vor dem gefchwornen Gericht in 


- „Heini Swartz wernlis Hus” gegen Walter Heinzli, daß 


er fie wegen Gütern, bie nıcht in ihren Theil gehören, 
überfahre. ‚Deinzli meinte, er habe dad Recht in ben 
offenen. Schitwald und deffen Weide zu fahren, meil die 
Güter in dem Theil zu „ruggeswil“ Liegen. Das Gericht 


277 





erfennt, Heinzli fol. nicht mehr Vieh in den offenen 

Schitwald treiben, als er in ihren Theilen wintern kann. 
Wie es ſcheint, hat nur ein Theil von Ruggiſchwil zu 
den 3 Theilen in der Schwändi gehört. 


1418 wurde das erſte Rathhaus oder Landleutenhaus 


1419, 


gebaut. Bis zu dieſer Zeit wurde das geſchworene Ge: 
richt und auch der Landrath, fofern ein folder eriftirt, 
in Brivathäufern gehalten. 


1. Mat. Bor dem gefchworenen Gericht in der Zandleuten 
Haus erfcheinen einerfeit? Hans Wirz und anderjeit3 die 
Ramersberger. Wirz meinte, daß die Matten ob ber 
Halten bis Mitte Maien Etz weid fein follen für die Güter, 
die in dem Theil find, ausgenommen „da die bitage alf 
guot mwerie, dz man dz ve möchti vfſrent den zünen han 
bnd meiden.” Die Ramerdberger ermwiderten, fie wiſſen 


nichts davon, daß diefe Matten Etzweiden fein jollten, 


fie glauben auch, fie dürften diefe Matten „inzunen,” 
wenn fie Zuft hätten. Das Gericht erkennt: Wenn die 
Ramersberger ſchwören bürfen, daß biefe Matten nicht 
Etzweiden jeien, dann bürfe fie Hans Wirz nicht als 
folhde benügen. Als dann die Namerdberger Treue 
gaben, verlangte Wirz nicht mehr, daß fie ſchwören 
müffen. Wie e3 fcheint, war man beiderfeitd der Anficht, 
dab man ohne wichtigen Grund feinen Eid’ ſchwören 
folle. Zu diefer Zeit gab es faft in allen Theilfamen 
ein fog. „Feld,“ d. 5. Matten, die nicht eingezäunt ter: 
den durften und auf denen das Vieh, welches in den 
übrigen Gütern gemintert worden, ein gewiſſes Atzungs⸗ 
recht befaß. Die daran ftoßenden Güter beißen oft Zuhn 
oder Bündt, d. h. eingezäuntes oder eingebundenes Land. 
Mahricheinlich waren diefe Felder urſprünglich Allmend 
und es find dann diefelken unter Vorbehalt eines gewiſſen 
Atzungsrechtes zur Kultivirung übergeben mworten. Ein 
derartiges allgemeine® Weidrecht beiteht im Kt. Grau: 
bündten in einigen Gegenden bis in die neuefte Zeit. 
Im vorliegenden Prozeß mollte Johann Wirz gewiſſe 
Matten als Etzweide oder Feld benugen, mas die Ramers⸗ 
berger nicht geftatten wollten. Der Loskauf des Atzungs⸗ 


278 





rechts von den Feldern bat wahrſcheinlich im 16. Jahrh. 
ftattgefunden. 

1421, 25. April. Abgeordnete der drei Theile zu Sarnen „ob 
dem Blatten” erfcheinen vor dem gefchworenen Gericht 
in der Landleuten Haug und melden, daß Klaus von 
Einwil, Zoft von Rüdli und Soft Isner und die Dorf: 
leute von Sarnen fie wegen einer Weib in den Wäl:- 
dern beklagt haben. Unterdeſſen hatten diefe angeſehenen 
Sarner eingefehen, daß fie Unrecht haben. Als nun 
Landamnmann Walter Heinzlı und die drei obgenannten 
Männer vom Landmweibel Enderli Zuß eingeladen murden, 
vor dem verfanmelten Gericht die Klage zu vertheidigen, 
wollten fie „damit nüt ze fchaffen han zu ihrer felbit 
Handen.” Nun wurde der Landmweibel von Haus zu 
Haus geſchickt, damit die Dorfleute zum Rechte ftehen. 
Diefelben verlangten Bedenkzeit und erklärten dann, daß 
fie nicht3 damit wollen zu thun haben. In Folge beifen 
wurde die Weid den Schwandern zuerfannt; doch follen 
die Sarner das Vieh, welches fie in der Schwändi wins 
tern, auf die Güter, d. h. auf die Felder dafelbft treiben 
dürfen. Es ift dag ein ſchönes Beifpiel von Chr: 
fichleit, daß man, nachdem man das Unrecht erkannt, 

basfelbe vor Gericht nicht vertheidigen und auch nichts 
Unrechtes verlangen mollte. 

1422, 4. Horn. Landammann Walter Heinzli erfcheint gegen 
die Ramersberger vor dem geichiworenen Gericht in ber 
Zandleuten Hau und behauptete, daß er mit feinen 
Gütern in Balingen (Balgen), die zu Ruggiſchwil in 
den Theil gehören, Theil babe an den Etzweiden, 
Alpen und andern Gütern der Ramerdberger. 
Heinzli fagte, er habe gehört, daß Jenni Mojacher und 
Imhof, die auch Güter zu Ruggifchwil hatten, in Ramers⸗ 
berg „gebmer und gezimert” gehabt. Er wird abgemwiejen, 
weil Senni Mofacher auch Güter im Ramerdberg befaß. 

1425, 23. Mai. Heini Müller und Klaus und Margretb, Jenni 
Müllers fl. Kinder von Ramersberg, geben dem Klaus 
Isner zu Sarnen Haus und Hofftatt zu Kirch— 
bofen, die Erni Lachmanns war, um 31 Pfd. Pfennig 
zu kaufen. 


279 





1427, 20. Mai erfcheint vor dem geſchworenen Gericht Joſt und 


1431, 


1433, 


1484, 


Klaus von Rüdli gegen Senni Schmid ab dem anderen 
Schwarzenberg. Soft von Rüdli erklärt, dab Amann, 
fein Bruder fl., von Heint Ruß fl. 2 Weder gekauft, 
ben Brunnader und den Frenenader auf dem Schwar⸗ 
zenberg. Ammann gab diefe Aeder dem Heini Ruß um 
1 rhein. GI. als Erblehen. Schmid, deflen Erbe, will 
dieſes Erblehen nicht mehr. Er muß es behalten, meil 
es erbliche8 Lehen ift. 


27. April beſchweren fih Uli Imhof, Klaus Mofacher, 
Henſli Gebli, Welti Lachmann, Greth, Heini Friefen 
Weib, und ihr Bogt Nikolaus von Einwil vor dem 
geſchworenen Gericht, daß ihnen, obichon fie ihre Geb: 
mer und Hütten auf Hedwigsegg und ihre Bebmer haben, 
die 3 Theile von Schwändi, Diegifwand und Forſt, feit- 
dem fie einen neuen Einung gemacht, mit dem Bieh 
in die Egweiden und in den Schitwald zu 
fahren verbieten. Die Schwander beweiſen, daß fie 
fhon einmal den gleichen Handel den Sarnern und 
Bibighofern abgemonnen. Das Gericht erkennt: Die 
Schiwander follen bei ihrem Briefe bleiben. 


24. Juni geben der Abt Johann und das Kapitel von 
Engelberg der Kirche und den Kirchgenofjen von Sarnen 
den Zehnten zu Forſt und Bitighofen um 65 
SI. und um den Behnten, welchen die Kirche von Sarnen 
in der Kirchgemeinde Kerns hatte, zu faufen. 


6. Juli ericheint vor dem gefchiworenen Gericht der Vier⸗ 
theil Ruggifchtwil gegen die drei Theile Forſt, Schwändi 
und Diegiſwand. Es war Streit, welche bon beiden 
Partheien auf Furrerdegg, Hedwigdegg und Bodmen 
Etzweid babe. Das Gericht erfennt: „dz die drü theil 
forft in der ſchwendi und diegiſchwand an dien obgenann-: 
ten etzweiden, jo die obgenannten von Rügifihmwil da ans 
ſprüchig waren gefin, babent wärin, (d. h. Anſprache 
machen Tönnen,) doch bett jemand daſelbs dahein eigen- 
haft (d. 5. keine Liegenfchaft) die haben, wir nieman 
vf noch abgeiprochen.“ 


280 


IL GP SL. 


1435, 26. April erfcheint Peter Kündig ab Schwarzenberg vor 
dem geſchworenen Gericht und verſpricht Heini Sattler, 
Uli Imhof mit ihren Theilen in Kägiswil einen Holz- 
laß zu geben, bittet aber, ihm nicht fo fehr an Hägen, 
Gütern und Saaten zu ſchaden. Dad Gericht ftimmt 
ibm bei und macht einige vorforgliche Berorbnnungen. 


27. April. Uli Smfeld und feine Mitgefellen von „Rügi⸗ 
ſwila“ erfchienen vor dem gejchmworenen Gericht gegen 
Heini Kifer und feine Mitgejelen ab Namerdberg. Uli 
Imhof behauptet: Die Ruggifchiviler geben Steuer nach 
Ramersberg und wären nach dem vierten Theil geichägt 
und der halbe zu Ruggiſchwil gehörte vielleicht in ben 
Freitheil. Die Güter zu Ruggifchivil aber haben weder 
Alpen noch Allmenden nnd fie glauben, fie follten doch 
wenigſtens Etzweiden haben. Die Ramerdberger wider: 
fprachen und das Gericht erklärt, daß man fie bei ihren 
Alpen und Weiden unbefümmert laffe Ein Biertel bon 
Ruggiſchwil gehörte mwahrjcheinlich zur Schwändi. 


1437, 27. April. Bor der Landesgemeinde zu Sarnen am 
Grund beflagen ſich alt:Zandammann Nikolaus von 
Einmwil, Zandweibel Andrea? Zug und die Dorfleute von 
Sarnen, Kilchhofen und Bitighofen, daß die Minderheit 
bezüglich der Melchawuhr und des Einigs ſich nicht fügen 
wolle. Die Landedgemeinde erklärt, daß ſich die Min- 
berbeit der Mebrheit fügen folle. 


1437, 7. Nov. war Streit wegen einem Weg vom Dorf zu 
Ramerdberg durch die Halten auf den Gebbel. Das 
geſchworene Gericht bezeichnete den Weg, den man von 
St. Gallen bis Anfang? April und von ba bis Gt. 
Gallen möglichit unfchähblich fahren dürfe. 


1437, 11. Nov. verklagt Peter von Deſchwanden den Rubi Wiß, 
Senni Frieß und die drei Theile zu Forſt, Diegiſchwand 
und Schwändi, daß fie ihn die Matten, in einem Boden 
gelegen, oben in dem Wald, welche feine Finder von 
feinem Schwager Keimgarten erbten, nicht als fein eigen 
Gut gerleßen laffe d. b. die drei Theile wollten fie als 


1435 


= 


1448 


> 


1447, 


1447, 


1449, 


281 


Feld benugen und beanfpruchten ein gewiſſes Atzung s⸗ 
recht. Das Gericht erkennt: Die drei Theile follen 
ſchwören, daß die Eigenfchaft „fine gefin were; die etz⸗ 
weid aber ira were.” 


21. Febr. erfcheinen die Kägiswiler und Schmarzenberger 
vor dem gefchworenen Gericht und beflagen fich über die 
Dorfleute von Sarnen, Kirchhofen und Bitighofen weil 
fie zu wenig fteuern. Wenn eine Steuer enthoben 
weryen mußte, dann mußten die drei Theile Schwändi 
und der Theil zu Ramersberg ?/; bezahlen. Bon dem 
legten Drittel mußte Kägiswil und Schwarzenberg ?/s 
und Sarnen, Kirchhofen, Bisighofen und ?/, von Ruggis 
ſchwil nur 1; bezahlen. Das Gericht erfennt: Die 
Sarner follen bei ihrem Brief gefchirmt fein. 


7. Febr. Die Namersberger beklagen fich über bie drei 
Theile von der Schwändi, weil fie ihren Theil Hag bei 
der Alp Käferen nicht wollen machen laffen. Das Ge= 
richt erfennt: Wenn die Namerdberger das Ihrige 
wollen einhagen laſſen, jo mögen fie ed thun; doch Nies 
manden zum Schaden, da fie den Sag nicht Tollen „bes 
zogen” haben d. h. zur Zeit, als fie die Alp an fi 
gebracht, fei kein Hag geweſen. 


13. Mai. Die Ramerdberger erjcheinen vor Gericht und 
fragen an, ob fie gleichwohl einen Einig machen dürfen, 
obſchon fie diejenigen, welche Güter unter ihnen haben, 
durch Nichterfcheinen daran hindern wollen. Das Gericht 
erfennt: Die NRamerdberger follen einen beftimmter 
Tag ausfünden und dann mögen fie einen Einig machen, 
ob fie fommen oder nicht und diefer Einig fol dann 
Kraft haben. 


19. April. Altlandammann Nifolaud von Einwil und 
die Kirchgenoffen von Sarnen erfcheinen vor den am 
Grund verfammelten Landammann und Landleuten und 
erflären, daß fie vom Gotteshaus Quzern die Sehnten 
in Sarnen und Sachſeln um 100 Gl. in Pfand genom: 
men und befchlofien hätten, die Sahrzeiten abzulöfen und 


1449, 


282 


IN NS IE SE 


die 100 Gl. 19 mal anzufchlagen. Die Minderheit aber 
wolle fich dieſen Beichlüffen nicht fügen. Die Lanbdleute 
befchließen: Was das Mehr geworden, dem 
folle die Minderheit nachkommen. 


1. Mai. Probſt Johann und das Gotteshaus zu Luzern 
berjegten den Kirchgenoffen allen ihren Zehnten zu 
Sarnen und Sachſeln, ausgenommen ben Vieh⸗ 
und Sungzehnten um 100 Gt. unter PBorbehalt der 
Wiederlöfung. 


1450, 10. OHM. Die drei Theile in der Schwändi bringen dem 


Zandammann, der am Grund zu Gericht faß, vor, daß 
fie, wenn fie etwas wegen den Alpen und Allmenden be« 
fchließen wollen, nicht einig werden und bitten deßhalb 
um da3 Urtbeil, daß die Minderheit der Mehr: 


beit fi fügen folle Die vom Landammann an: 


gefragten Zandleute erkennen bei ihrem Eid: Die Min: 
berheit folle halten, was die Mehrheit beichließe. Glaubt 
fie, daß ihr Unrecht gefchehen, dann mag fie die Sache 
dur das Gericht enticheiden laſſen. Wie es fcheint, 
wurden gemwiffe Fragen durch ein fog. Landgericht oder 
durch die Landedgemeinde entichieden. Bid zum Jahre 
1629 mwurden auch die Todesurtheile von dem Land: 
gericht oder der Landedgemeinde ausgeſprochen. 


1450 wurde da3 Einfommen ded Pfarrers auf 30 Mark tarirt. 


Er mußte deßhalb dem Bilchof jährlid A Plaph. und 
11 Heller Bannales bezahlen. 


1453, 24. Auguft. Streit der Sachjler mit den Entlebuchern 


wegen March, Tränfweg und dgl. in der Alp Drie- 
tannen, die fie großentheiß von den Entlebuchern 
gefauft. 


1454, 5. Jän. war zu Sarnen eine Taagf atzung. 


1455, 


7. Zuli wurde die Stiftung der Kaplanei zu 
Kirchhofen, welche Ammann Nikolaud von Rüdli ge: 
macht, von den Kiſern, welche die Hälfte feiner Hinter: 
lafienfchaft geerbt, angeftritten. Er ftiftete dieſe ewige 
Meſſe mit 100 Pfd. (a 12 Plaphart) und zudem eine 
Spend von 4 Plaph. zum Ankauf von 4 Broden für 


283 


EINEN IN 


den Leutpriefter, Helfer, Sigrift und die armen Leute, 
welche jeden Montag an feinem Grabe ausgetheilt werben 
- follen. Das geſchworene Gericht erfennt: 1. den Kirch⸗ 
genoſſen von Sarnen bleibt die ewige Meſſe d. 5. die 
Kaplaneiftiftung; dagegen follen fie dafür den Kifern 
den halben Theil des Geldes, melche® Ammann von 
Rüdli jel. wegen des Loskaufes feiner Jahrzeiten (1449) 
ausgegeben hatte, an unferer 2. Frauentag im Winter 
baar zurüd geben; fie find auch gehalten, nach Weifung 
des Rodels zur Aufrichtung der Kaplanei ihr Beites zu 
thun und mit dem Probſte zu Luzern fich in's Einver: 
nehmen zu fegen. Bid zu St. Johann, de Täufers: 
Tag, Toll nach dem Stiftrodel gehandelt fein. 2. Die Gülten 
und Erblehen verbleiben nach Inhalt des Rodeld der 
- Bfrund. 83. Die ewige Meſſe beginnt, jobald bie Kirch⸗ 
genoſſen von Sarnen einen geeigneten Prieſter für die 
Pfrund finden; denſelben haben der Landammann und 
der Rath von Obwalden zu „leihen“ (belehnen). 4. Sollte 
die Kapelle zu Kägisiwil nicht gemacht werben, fo ift 
die gejtiftete Meffe in Sarnen zu lefen. Das iſt die 
erfte urkundliche Erwähnung einer Kapelle in Kägiswil, 
die aber damals im Zerfall war. Wie es fcheint, bat 
man ſchon vor der Stiftung der Kaplanei einen Kaplan 
gehabt. So 3. B. wurde den 22. Nov. 1436 einem 
Weltgeijtlichen von Bifchof die Erlaubniß gegeben, die 
noch nicht geftiftete Pfründe bei ber Kirche in Sarnen 
zu verjehen. Der erite uns befannte Kaplan heißt 
Michael, welcher ungefähr 1488 geftorben. 

1487, 24. Nov. erjcheinen die Kirchgenofjen von Sarnen bor 
dem geſchworenen Gericht und beklagen ich über Johann 
von Büren, welcher die Hälfte der Hinterlaffenichaft von 
Nikolaus von Rüdli geerbt, daß er wegen der möchent: 
lihen Spend von 4 Blaphart für Brod nicht genügenbe 
Unterpfand geboten. Das Gericht erkennt: Die bon 
Büren ſollen als Wehrfchaft (Unterpfand) für die Spend 

» einjeßen die Hälfte von ihrem Haufe, die Hälfte vom 
Bürgel und Weingarten, den Kehr, foweit er eingehagt 
it, das Rüdli beiderſeits der Gaſſe und ihren Antheil 
an Kirchſchwand. 


ER 


1459, 


1459, 


284 


24. Aug. wurde bie Kapelle zu Kägiswil, nad: 
dem ſie umgebaut worden, von Weihbiſchof Johann im 
Auftrag des Biſchof Heinrich mit drei Allären eingeweiht. 


25. Aug. wurde die Kapelle im Stalden reconzilürt 
und ein Altar auf der rechten Seite zu Ehren der HI. 
Blaſius, Wendelinus und Apollonia geweiht. 


1459, 26. Aug. wurde die Kirche und der Friedhof in- 


1460, 


Sarnen reconziliirt. Der Hochaltar wurde zu 
Ehren der hl. Apoftel Petrus und Paulus und des Br. 
Apofteld Jakobus und der Mittelaltar zu Ehren ber BI. 
Jungfrauen Dorothea, Margaritha, Lucia und Ottilia 

geweiht. Da3 Gemälde ded damaligen Hochaltars befins 

det fih Sehr mwahrfcheinlich im Klofter Enzelberg. Das 

Saframentähäuschen zur Aufbewahrung des Allerheilig— 

ſten aus dieſer Zeit befindet ſih in der Sakriſtei der 

Kapelle im Stalden und iſt von Sandſtein in gothiſcher 

Form. „Die Zeichnung ift. gemäß P. Martin, wenn auch 

überfüllt, vortrefflich und finnreich — ein Eihitamm au3 

dem drei Fräftige Arme Herborfchießen (allerhlſt. Drei: 

einigfeit), die fteinerne Bank durchbrechen, (den Menfchen 

fich offenbarend) in verjchiedene Aeſte und Zweige fich 

tbeilend (Gnadenftröme) und über dem Aherheiligiten in 

Fruchtknöpfe fich abfchließen (Früchte ded erhabenen Er: 

löſungswerkes). Die Knäufe und einige Stäbe find ber- 

goldet. Unmittelbar ob dem Allerheiligften ift unter 
einem Spisbogen der bi. Petrud, in ber rechten Hand 
den Schlüffel und in der Linken ein Buch haltend. Die: 
fe8 Qunſtwerk aus dem 15. Jahrhundert ift ſehenswerth 

und läßt auf opfermwillige und wohlhabende Gemeinbe: 

bürger fchließen.“ 


20. Aug. erfcheinen die Dorfleute vor dem geſchworenen 
Gericht gegen die Kifer und Burkard SKrepfinger „bon 
bed waſſers wegen” » i. wegen der Melchawuhr, 
In diefer Urkunde begegnet ung zuerft der Name „rei: 
theil.” Kiſer und Krepfinger wurden befchuldiget,” daß 
fie durch hohe Wuhren, die fie zum Schug ihrer Güter 
auf der Seite gegen Kerns errichtet, das Waſſer gegen 








285 





das Dorf geleitet. Vom Geriht wird genau beftimmt, 
mer, mo und wie mın mehren fol. 

1463, 6. Juni erjchienen die Dorfleute ſchon wieder vor Gericht 
wegen der Melhamubr. 


1464, 5. Jän. haben fich die Kirchzenoffen von Sarnen durch 
Vermittlung von Shied3richtern mit: dem Stift Müniter 
dahin veritändiget, daß fie in Zukunft die Pfarrer 
frei ernennen und erwählen fünnen; daß fie da: 
gegen verpflichtet feien, den Neugewählten dem Stift zur 
Beitätigung zu präfentiren. alljährlich 8 rheiniihe Gl. 
zu bezahlen, welche den 6. Nov. 1473 abgelöst wurden, 
und die Kirche ohne Beitrag ded S:iftes in Day, Gemach 
und Zierden. zu erhalten. Jeder neue Leutpriefter tunrbe 
verpflich:et, den Stiftäherren für den „Stouff“ d. 1.4 Maß 
Wein für jeden Ehorberren, 5 rh. Gulden und die übrigen 
Präfentationskoiten zu bezahlen. Di: Kirche und der Leut⸗ 
priefter von Sarnen waren frei von Beladnifjen d. h. von 
Steuern der Päpfte, Biſchöfe und Aebte, mweil diefelben 
die Chorherren von Miüniter in ihren Koften abzutragen 
hatten. Deſſenungeachtet mußte der Leutpriefter gemäß 
Rodel von 1434 dem Biſchof :die Bannaled bezahlen. 
1568 machten die Kirchgenoffen zu Sarnen den Berfud, 
den letzten Reit des Collaturrechte® an ſich zu bringen 
und boten Müniter einen angemeflenen Auskaufſchilling 

Münjter aber wollte da3 BPräfentationsrecht nicht 
eniäußern und befitt dasjelbe immer noch. 


1467, 28. Aug. bat die Ausſcheidung des Vogtſehnten 
in Sadfeln ſtattgefunden. Dieſer, welcher ß her zum 
Theil dem Probſt in Lazern gehörte, jetzt aber | n Kirch: 
genofien von Sarnen an ihre Fleine Pfründe (Helferei) 
berpfändet war, lag wegen Veränderung der Namen von 
den zehentpflichtigen Aeckern und Gütern im Argen. 
Deßhalb nahmen die Pfarrgenoffen von: Sarnen für die 
Heine Pfrund und die van Sachſeln für ihren‘ Pfarrer 
mit Erlaubniß des Probftes und Kapiteld zu Luzern eine 
Bereinigung des WBogtzehnten vor. Diefe Ausfcheidung 
beftätigten der damalige Leutpriefter von Sarnen, Kalpar 
"Linder, und Hand Burkard, Kirchherr zu Sachſeln, und fie 


286 


ITS SG 


beftegelten die Urkunde zugleich mit dem Probft u. Kapitel zu 
Luzern und Rudolf Zimmermann, Landammann von 
Obwalden, der im Namen der Kirchgenofjen von Sarnen. 
und Sachſeln handelte. 


1468, 13. Aug. an der Bigil von Maria Himmelfahrt, die am 


Montag gefeiert wurde, verbrannten Nachmittag um 
1—2 Uhr im Dorf zu Sarnen 22 ſchöne Häuser. 
In diefer Noth wurde ein Bote zu Bruder Klaus in 
den Ranft geichicdt, der dann fchnel auf das Flühli 
binaufftieg und durch das Kreuzzeichen die mächtige 
Feuersbrunſt ausgelöfht. Am Sonntag nah St. Mar: 
tinstag d. i. am 13. Nov. 1468 verfammelte fich bie 
Landesgemeinde und befchloß, dab man die abgebrannten 
Häufer wieder zimmern (bauen) und den Platz nicht zu. 
Gärten, fondern zu einem. Dorf maden wolle. Wenn 
Semand bauen will, dann. follen diejenigen enticheiden, 
die das Rathhaus „aeornett” und die von allen Kilchern 


und Kilhhören dazu gewählt worden. Diefelben follen . 


auch beftimmen, wie lange berjenige Berenkzeit („ein 
tag”) bat, der nicht wieder zu bauen vermag. Wer aber 
nicht wieder bauen will, ber fol den Pla einem Land» 
mann zu faufen geben, der bauen will, und die zum 
Rathhausbau Verordneten follen den Bodenzins beftimmen. 
Man fieht daraus, daß auch dad Rathhaus durch den 
Brand beichädiget wurde. Das geſchworene Gericht 
wurde damals im Haufe ded Landammann Nilolaus von 
Ginwil, der am Grund (beim Grundacher) gewohnt, ges 
halten. In dem großen SKaften, der fih im Mufeum 
befindet, follen damals die Regierungsfchriften aufbewahrt 
worden fein. Die Arbeit an diefem Kaften hat Aehnlich⸗ 
feit mit den Arbeiten am Plafond im Beinhaus in 
Sarnen und in. der Kapelle im Mödli. Diefer Brand, 
in Folge deffen vielleicht einige Schriften verbrannt aber 
in große Gefahr gelommen zu verbrennen, war fehr 
wahrfcheinlich die Veranlaffung, daß die Regierung dem 
damaligen Landfchreiber Hand Schriber ben Auftrag gab, 
die wichtigſten Aktenſtücke ſammt einer Chronit in das 
„Weiße Bu” zufammen zu fchreiben, damit man wenig⸗ 


2387 





ſtens Copien habe, wenn die Originalien verloren gehen 


ſollten. Solche Copienbücher wurden auch an andern 
Orten geſchrieben. Ohne Zweifel hat es damals in der 
Regierung Männer gegeben, welche geeignet waren, zu 
prüfen, ob die Tradition bezüglich der Vertreibung der 
Bögte in der Hauptfache richtig fei, deren Großväter 
vielleicht bei diefer Handlung betheiligt waren. 


1469, 16. April wurde dem Hand Münginger, dem jüngeren, 


feinen Erben und Nachlommen von den Dorfleuten ein 
Hausplag im Dorf auf der Allmend bei der Aa ob feines 
„ätten Haus” bewilliget. Abgeorbnete des ganzen Landes 
hatten nur über die Hausplätze zu verfügen, die durch 
den Brand ledig geworden. Ueber neue Hauspläße 
verfügten die Dorfleute oder Freitbeiler. 1442, 28. Febr. 
geben fie einen Hausplatz dem Hänsli Schäfer, dem 
ältern, mit der Bedingung, daß er die Melchawuhr von 
des Maus Kifer8 Hoftat bis an den Weg, der zur 
Melcha gebt, erhalte 1456, 31. Okt. dem Hänsli Kreg und 
feinen Erben anf der Alnıend int Unterdorf bei der Aa, 1469, 
3. Mai dem Uri Schäli bei der Melha unter dem 
Steg, 1469, Sonntag nad U. 2. Frauentag zu mitten 
Winter dem Hand Münkinger, dem alten und feinen 
Erben im Unterdorf auf der Allmend bei der Aa unter 
feine® Sohnes Haus und 1477, 22%. Juni dem Simon 
Sa mader im Dorf bei der Aa unter bes pfiſters 
aus 


1471 haben die Schwander einen Einung gemacht. Es wird 


darin feſtgeſetzt, wer auf die Allmenden, Etzweiden und 
Wälder treiben, wann und wie viele Tage er ſchwänten 
ſoll, welche Pflichten ein Einiger zu erfüllen habe und 
daß die Minderheit ſich der Mehrheit fügen ſoll. 


1471, 15. Nov. erſchienen vor dem geſchworenen Gericht Heini 


Moſacher, Heini Wimann nnd Peter Birgi im Namen 
ber Theiler von „Rikiſwil“ (nicht Kägiswil, wie 
man bisher gelefen) gegen Heini Wirz, Jenni von Dieggis 
ſchwand, den älteren und Jakob Kifer wegen Benutzung 
des Theilwalded. Heini Wir; nahm Holz aus dem 
Wald der Theilfame „Rikiſwil“ ob Lanzenmatt, weil feine 


1478, 


1480, 


288 





Vorfahren es auch gethan, die daſelbſt Gut hatten. Kiſer 


und Dieggiſchwand wohnten ebenfalls nicht im Theil; 


hatten jedoch Gut daſelbſt. Das Gericht entſchied: Mer 
nicht im Theil wohnt und nicht einmal Gut daſelbſt Bat, 
darf nur Holz zu einem „flittfuchen” oder „ſileſchyt“ 
bauen. Wer Güter im Theil hat, darf im Tannenwald 
Holz hauen zum Unterhalt der Gebäulichkeit auf dieſem 


. Gut und der dahin führenden Stege. Wer nicht mehr 


als für 10 oder 20 Pfd. Gut im Theil hat, darf Fein 
Brennholz bauen. Die Theiler von Rütiſchwil dürfen 
kein Holz außer den Theil verkaufen, wie Heini Moſacher 
gethan. 

6. Juni wurden die Ramersberger von den Freitheilern 
beſchuldiget, daß fie beim Retersbach bei ihrer All: 
mend und bei dem Wald zu weit hinausge— 
haget. Das Gericht entſchied: Wir laſſen die Ramers⸗ 
berger bei ihrem Brief bleiben, von Balzenmatt den Weg 
hin bis an den Bach, wie ſie das von den Vordern ver⸗ 
nommen haben. Bekämen ſie aber über dieſe Ziel hinauf 


Streit, ſo ſollen fie zwei unpartheiſche, Männer nebſt 


einem unpartheiiſchen Obmann nehmen und die drei 
Männer ſollen nach Billigkeit die Marchen ausgehen; 
ferner iſt ihr Urtheil, daß die Ramersberger den Hag 


. wieder auf das Ihrige jegen nebſt dem Thürlein über 


dem Graben, Balzenmatt halb. Dabei fol es bleiben. 


20. Brachm. bitten die Ramerdberger den Landammann 
und bie Landsleute, ihnen zu erlauben, wie ihre Vor⸗ 
fahren,. um deſto eher durch Gott und feine liebe, wür— 
dige Mutter Maria vor Ungemitter, Reif, Hagel und 
Anderm gejchirmt zu fein, ale Samftag und alle U. 2. 
F.⸗Abend, ausgerommen U. L. Frauen Abend nad St. 
Johann im Sommer, wo die Priefter nach Nothdurft 
zu arbeiten erlauben fünnen, von der Zeit an, als man 


- „ichwebend” in ihrer Leutfirche Ieutet, Feierabend 


zu halten und diejenigen, welche Güter 'unter ihnen hätten 


und ſich nicht darnach halten “wollten, um 5 Schilling 


oder um 1 Pfund Wachs zu’ betrafen. Wie e8 fcheint, 


; Wurden die Glocken nicht: immer ſchwebend“ geläutet, 


289 


ILL AGP TE 


Tondern nur an biefelben gehämmert, wie in Stalien. 
Beide Bitten wurden den Ramersbergern von ber Landes: 
« gemeinde gewährt. Dieſes Gelübde wurde 1617 in andere 
gute Werke umgewandelt. Es mußte deßwegen 1. St. 
Wendel als ein ‚Feiertag gehalten und an biefem Tag 
"in der Kapelle ein Amt gejungen werben. 2. Es fol 
alljährlich zwifchen Oſtern und Pfingiten von Ramerd: 
berg eine Prozeifion in den Stalden gehalten werden. 
Um die baherigen Koften zu beitreiten wurden 200 Pfd. 

-  geftiftet. 
1481, 20. Brachmonat erfcheinen die» Freitheiler gegen bie 
' Ramerdberger vor dem gelchworenen Gericht zu Bal: 
zenmatt und am Rättersbach. Es bleibt beim 
Spruch von 1478. Es wurden drei unparteilfche Männer 
beftimmt , zu denen die vom Freitheil Hänsli Kathriner 
und bie am Namersberg Claus Frunz und Senni 
Schönrübli nahmen, welche an St. Johann des Täufers 
Tag die Ziel und March von Berriht8 Matt von ben 
Brunnen vorwärts hinauf in die Holzfluh fchauen follen. 


1482, 25. April erfcheinen Beter von Tellen, Jenni von Dieggie 

ſchwand und Klaus Huber gegen Hänsli Kündig ab 

Schwarzenberg und Rudolf von Wil vor Gericht wegen 

einem Holzweg oben und unten ind Dörfli zu Kägiswil. 

Das Gericht erkennt, daß fie denſelben geben ſollen; je: 

doch fol man ihn bei ſchlechtem Wetter nur befcheidents 

li brauchen. Den Schaden an den Bäumen fol man 
vergüten. 

1482, 14. WMWinterm. erjcheinen bie NRameröberger gegen 
die Schwander wegen einem Hag zwifchen „käſeren 
und dem fiewellen brunnen“ und wegen 
„Salberwengi.” Das Gericht erkennt, dab die March 
gehen joll, wie die Ramer&berger gezeigt und daß Kalber- 
wengen den Rameröbergern unb zu Käſeren gehöre, 
dagegen aber follen fie den Schwandern wegen ihrer An⸗ 

ſprache an Kalberwengen 5 Do. an baarem Geld ent⸗ 
richten. 

1483, 21. Jän. Klaus Frunz von Rameröberg erfcheint vor 

Gericht gegen Hand Kiler, Pfrundoogt, wegen eines Fahr⸗ 

much “222.01J8 


290 


weged von Ramersberg nah Kirdhofen. 

Kiſer wünfcht, daß das Pfrundgut und: die Güter Filchen- 
halb mehr gefchütt werden. Das Gericht erfennt: Jeder, 
der eiwas zu führen bat von Ramersberg außer dem 
Dorf gegen Kirchhofen, mag dem Holziveg nadyfahren, 
fo oft ihm das notwendig ift, audgenommen mit Brenn= 
holz; wenn man nad St. Martin bi Mitte März etwas 
zu führen hätte, dann fol man von Ramersberg den 
hohlen Weg „inher” fahren bis unter Frunzen Gaben in 
der Breiten und dann den Berg -„inher“ bis oben in ber 
gemeldeten Pfrund Gut, wo ber Gaben ftebt, und bon 
dannen den kommlichſten Weg wieder in den Hohlweg. 
Hätte aber Jemand Heu, Streue oder dergleichen zu 
führen, der ſoll und mag obenau8 fahren durch des alten 
Kiſers Hofjtat, daß er fomme auf Bergidacher und in's 
Sengenlo und da nieder in der Kilcheren Gut (Gut der 
Kaplanei) bis auf den Kirchweg. Und ob man Holz zu 
führen bätte vorn Ramersberg „inber”, das drei Klaf⸗ 
ter oder länger wäre, jol man auch durch des 
vielgenannten alten Kiſers Hofitat hinaus auf Bergis⸗ 
acher fahren, wo dann der Anlaß ift und das Holz da 
zufammen „mennen” (führen) und legen und wenn das 
Einer gern binablaffen würde, fo ſoll er das den Dorf: 
leuten zu Sarnen jagen; biejelben follen bann zwei bes 
fcheidene Mann dazu ordnen, die dem, ber das begehrt 
und dem das Holz gehört, Zeit und Tag feben, wann er 
fein Holz am kommlichſten und unſchädlichſten da nieder 
laffen mag; und jollen die, melde das begehren-, den 
dazu geordneten und gegebenen Männern gehorjam fein ; 
doch alfo, daß eine Zeit gemacht nd gegeben werde, daß 
einer fein Holz „gevertigen“ möge. 

1483, 11. Okt. Beflagen fich die Theiler von ber Schwändi, vom 
Forſt und Oberwil vor dem gefchworenen Gericht, das 
in die Schwändi gemahnt worden , gegen Heint Grifiger, 
weil er den laut eine Urtbeild von 9 Männern bes 
zeichneten Weg von Schönenbold und den Wäldern 
durch feine Güter mit gebundenem und ungebundenem 
Gut nicht will fahren laſſen. Das Gericht erllärt, wie 
und wo man fahren. Dürfe 


291 / 


[a 2 20 2 ad 


1484 wurde der Rode! des Leutpriefterd und 1485 
derjenige des Pfrundherren bereinigt. Ge: 
* mäß B. Martin im Programm 1867,68 gehörte da: 
mal? 
I. dem Leutpriefter oder Pfarrer: 

1. Der Zehnten zu Dieggenichwand, jtaldenhalb bis an 
den Huberbach, das ift der Bach, der diesſeits der 
Hub herabfließt, und von da binauf Hi8 zum Wald. 
Andererfeit3 ftoßt dieſer Zehnten an die Kirchſchwand 
und unten an die Gmwand zu Rückiſchwil. Hier foll 
man geben drei Kernen: Dinkel, Haber. und Gerfte. 

2. Der Zehnten zu Rüdiichwil, zu Wilen und am Heim: | 

. garten hinauf big zur Rüti. Davon hat aber der Zeut: 
priejter dem Pfrundherren jährlih 12 Plaphart an | 
baarem Geld an St. Mortgen Tag zu entrichten. | 

3. Der Behnten zu Ramersberg, hinauf bis an die 
Kirchſchwand und hinab Bid Bitighofen., 

4 Der Zehnten zu Kirchhofen, der am Bächlein be- 
ginnt, das zwiſchen dem Flühli und dem Mühleberg 
binabfließt. Er reicht hinab bi! zur Mühle bei der Aa. 

5. Der Zehnten jenfeitd der Aa und Melcha bis an die 
Grenzmarchen von Kerns und Sachſein. 

6. Der Zehnten zu Kägiswil, wozu die obere Hofftat 
zu Tellen, die Klaus Kathrinere war, gehört und 
der hinabgeht bis zu den Grenzen des Kirchipieles 
von Alpnach. 

7. Die Matte, „Pfaffenmatt” genannt, - ftößt jenfeit® 
an das Bächlein, das zwiſchen dem Flühli und dem 
Mühleberg binabfließt, oberhalb an den Mühleberg, 
unten an die Gaß und kirhhofhalb an die Steine, 
die davon verkauft find. Diefe Matte kann ber 

Zeutpriefter leihen oder felbft nugen nach Belieben. 
I. Beiden Pfrundherren gemeinfam gehört: 

1. Der AJungzebnten zu FKirchhofen, Bitighofen und 
Kägiswil; hievon bezieht der Leutprieſter ?/, und 
der pfrundherr '/z Vom Jungzehnten zu Sarnen, 
mas „enet” der Melcha und „enet“ der Aa, gehört 
2/, dem Probft, '/, dem Leutprieſter und '/, dem 
Pfrundherren. Yinfichtlich bes Jungzehnten ift für 





292 

ein Kalb ein Angiter, für ein Füllen ein Kreuzer, 
. für ein Sigi ein Häller, für ein Lamm ein Schilling 

oder ein Häller oder aber der Zehnten zu entrichten. 
Jegliches Haus in ber Kirchgemeinde Sarnen tft 
ben zwei Prieſtern ein Plaphart (7'/, Angfter) zu 
geben ſchuldig. Sft in einem Haufe mehr al® eine 
Haushaltung („gehüfet”), dann foll jede, bie ihre 
beſondere Koft bat, den Plaphart (Brimizplaphart) 
verabreichen, der am St. Maurizentag fällig ift. 
Hievon nimmt der Leutpriefter ?/, und der Pfrund⸗ 


herr '/,. 
. Das „Selgrät“ (Geld wegen Gedächtniß für einen 
Kommunilanten) ift fieben Plaphart. . Verlangte 
man,. daß der Berftorbene in den Wochendrief ge: 
tban, d. b. das Jahr hindurch alle Sonntage ver⸗ 
fünbet werde, dann mußte noch ein Plaphart hinzu⸗ 
gefügt werden. Für das „Selgrät” follen die Prie⸗ 
fter den Begräbnißtag, den Siebenten und Dreißig: 
ften begehen und während diefer Zeit, auögenommen 
an Sonn» und gebotenen Fefttagen, das Grab be- 
ſuchen („milen”). Die Vertheilung des Geldes ge: 
fchieht mie beim Primizphlaphart. 
. Bon allen Opfern u. ſ. w. in der Kirche und auf 
dem Friedhof befommt der Leutpriefter ebenfalls 
zwei Theile. 
. Was ein Priefter für die Mühe der Ausſpendung 
der Saframente empfängt, das ift fein Eigenthum. 
. Der Behnten zu Sadjeln und Kägiswil gehört 
eigentlich nicht . den Prieftern, weil er pfandimeife 
auf die Pfründen verjegt und nach Anhalt eines 
Briefes mit 100 Gl. ablößbar ift. Bei allfälliger 
Ablöfung müßte das Geld angelegt und der Zins 
bievon. in 10 Theile getheilt werden, wovon 6 Theile 
dem Leutprieſter und 4 dem BPfrundberren zuge: 
Tchieden würden, iveil der Zehnten zu Kägiswil für 
6.Bfd. und der Bogtzehnten zu Suchfeln für 4 Pfb. 
in der Theilung angelchlagen ift. Das Verbältnig 
wäre fomit 10 GL. zu.1 Pfd. und wüßte man, wie 

der Zins zu theilen wäre. 


293 


V—5 


III. Verpflichtungen für die zwei Pfrundherren 


1. 


Die „Bannſchätze“ (Strafgelver wegen Hebertretung. 
von Kirchengeboten) kommen dem Leutpriefter zu. 
Er bezahlt auh dem Biſchof von Konflanz die 
„Bannales“ (zum Zeichen der Untermürfigfeit und bis— 
teilen Strafgelder) ohne Hilfe des Pfrundkerren. Der 
Bannſchatz ift 3 Pfd. und 4 Schilling. Eoäte der - 
Biſchof eine Steuer oder „Täll“ auf die Priefter 
von Earnen legen, fo zahlt der Leutpriefter zwei 
Theile und der Pfrundberr einen. Iſt die Steuer 
beiden Pfrundherren zugejchlagen, fo verjteuert, weil 
beide Pfründen zufammen 40 Mark geſchätzt find, 
der Leutpriefter 25 und der Pfrundherr 15 Mar. 
Dasfelbe gilt von den Confolationen, die dem Bis 
ichofe von Gonftanz zu feinem Unterhalt oder auch 
als Siegeltare zu entrichten find und Melde für 
beide PBriefter 40 Plaphart betragen. 


. Der Leutpriefter foll je zwei Wochen der Kirche 
'marten und fie an Sonn: und Feiertagen mit Pre: 


digen verjehen, an Werktagen die Kinder taufen, Die 
Kranfen vermahren u. |. iv.; dagegen hat der Pfrund: 
herr je eine Woche die Kirche mit Predigen, Taufen 
en und andern geziemenden Dingen zu ber: 
eben 


. Beide follen einander gegenfeitig aushelfen. 
. Beide kaufen und bezahlen die Oblaten (Hoftien) 


5. 


für Sarnen. 
Der Leutpriefter tft jchuldig, die Kirchweihe am ' 
Maitag und Peter: und Paulstag in feinen FKoften 
auszurichten; dagegen bat der Pfrundherr die Kirch— 
weihbe an St. Jakobstag in feinen Koften auszu— 
halten. Unter Kirchweihen find da Feſte der Kirchen: 
patrone zu berjtehen. 


. Zür den Rüdifchwiler Zehnten, den Gilg unter der 


Fluh und feine Frau Katharina als Loskauf für das 
Sahrzeit gegeben, jollen die zwei Priefter jährlich 
an Weihbnadt, St. Stephan, St. Johann, an U 
2. Frauentag in der Faften und am hohen Don: 
nerdtag je 4 Maß Wein geben „die lüt z'trencken“ 


294 


II ISIS? 


‚and jolen, wenn es nötig tft, den vierten Theil der 
Kirche deden fonnenhald. Der Pfrundherr oder 
Helfer hatte Damals zu Kirchhofen Pfrundpläße, die 
er nach Belieben verlehnen oder nuten durfte. Er 
beſaß auch Pfrundried zu Bisighofen, welches an 
die Aa ftieß, ſpäter verfauft wurde und wofür er 
dann jährlich 10 Pfd. Zins erhielt. 

Dieje Pfrundbereinigung hatte ftattgefunden, nach 
dem die SKirchgenofjen 1484 die Erlaubniß von 
Münfter eingeholt. Diefe beiden Zindrodel find 
merkwürdig wegen ben Gelchlechtd: und Güternamen, 
welche darin vorfommen. Der Zind beträgt mei: 
ften® nur einige Angfter, Häller, Schillinge oder 
Plaphart. Die Summe von ben geftifteten Jahr: 
zeiten beträgt 33 Pfd. und 29 Plaphart, wovon 

\ dem LZeutpriefter ?/, und dem Pfrundberren */, ge: 
bören. Im Rodel des Pfrundherren heißt es: 
„Hank Bülman fol 2 Schilling an ein meß, die 
fol ban ein pfruonder iärlih am ſtalden.“ Dar: 
aus jehen wir, daß man jchon damals im Stalden 
Meſſe gelefen und daß das Stipendium 2 Sl. 
betrug. - Weber die verjchiedenen Zehnten ſiehe 
Chronif von Kern? ©. 112. 


1490, 29. Nov. waren Sand von Rob und Rudi Bülman 
Schieb3richter der Dorfleute von Ramersberg gegen die 
Gebr. Heini und Senni Jakob wegen dem Brunnen, 
der in das Dorf gebt. Wenn Heini und Senni nicht 
einig werden, dann foll Heini dem Senni feinen Theil 
zu kaufen geben-, wie er von frommen Leuten angelchla: 
gen wird. Senni foll den Hag „vß dem Bach rumen“ 
und den Dorfleuten im Herbft und „vftagen” einmal zu 
gelegener Beit verfünden, daß fie den Graben „rumen” 


1491, 22. April beflagen fich die Dorfleute von Ruggiſchwil vor 
dem Gericht in der Heinen Ratbitube, weil. die rei: 
theiler von den von ibren Herren zugetbeilten Mann 
nicht einen „[oldner” abnehmen. Das Gericht er: 
fennt, daß die Sreitheiler einen folchen abnehmen jollen. 
Zur Beit als nur noch wenige Häufer im Freitheil ſtun⸗ 


295 





den, wurde eine Eintheilung der Gemeinde gemacht. Ge: 
mäß diefer Eintheilung bilbele die Schwänbt ’/,,, Ramers⸗ 
berg “15 Kägiswil ? /, und der Freitheil ſammt Ruggi⸗ 
Tchwil ?/,, der Gemeinde, wovon Ruggiſchwil, d. i. einige 
Güter beim Flühli, als die Hälfte betrachtet wurde. Nach 
dieſer Eintheilung mußten die Steuern bezahlt und die 
Mannfchaft zum Banner geftellt wurde. Wahrfcheinlich 
mußte ſchon damals eine große Gemeinde 100 und eine 
Heine Gemeinde 50 Mann zum Banner fiellen. Wie es 
fcheint, bat man dent Freitheil wegen der außerordent⸗ 
lichen Zunahme der Bevölkerung 7 anjtatt 6 Mann zu: 
geteilt, wovon Ruggiſchwil 3'/, Mann ftellen Tollte Mit 
Recht befchwerten fich die Ruggifchwiler, weil fie an die: 
fer Mehrzutheilung Antheil haben follten und anderſeits 
war e3 ſehr unbillig, daß das Feine Ruggiſchwil fo viel 
Mann ftellen, fo viel Steuer bezahlen follte, wie der ganze 
Freitheil. 1500, 28. Febr. erjchienen die Sreitheiler vor 
Gericht und beklagten ſich, meil fie den Nuggifchwilern 
einen Mann abnehmen follten, wenn das Banner aus; 
ziehe. In gleicher Angelegenheit erichienen fie auch den 
20. Nov. 1499 vor Gericht und wurden abgemiefen, bis 
fie beffere Kundfchaft haben. Die Ruggiſchwiler erwi— 
derten, daB fie wegen biefem Handel fchon einmal vor 
Gericht erfchienen und daß fie ihn gewonnen haben, wors 
auf das Gericht erklärt, daß fie ihnen den Mann laut 
Brief auch ferner abnehmen follen. Wären die Benfionen 
nach diefer Eintheilung vertheilt worden, dann hätte wie— 
der eine Audgleichung ftattgefunden; allein die Penſionen 
wurden, wenigſtens jpäter, nicht in diefer Weife vertheilt, 
fondern nach dem Anfehen und dem Einfluß, den Jemand 
befaß. Auf dieſe MWeife kamen die Freitheiler wieder in 
den Bortheil. Weil diefe Theilfame von Steuern, Ab- 
gaben und Militärlaften fozufagen frei war, das ijt 
wahrscheinlich der Grund, warum man biejelbe reis 
theil genannt. Das ift auch der Grund, warum man 
ſich mit Vorliebe im Freitheil niedergelafjen und warum 
die urfprüngliche Laftenverteilung immer unbilliger ge- 
worden Nun haben die Ruggifchwiler die Luft ber: 
Ioren, für die Freitbeiler die Hälfte der Steuern und Ab: 


296 


III TETTN 


gaben zu bezahlen, fie hörten auf eine eigene Theilfame 
zu bilden und haben ftch dann an die Schwändi anges 
ſchloſſen. Diefer Anſchluß fcheint zwiſchen dem 28. Febr. 
und 9. März 1500 erfolgt zu fein. Am 9. März ers 
Icheinen reitheiler gegen die Schwander vor Gericht 
und verlangen, daß jte ihnen den Mann abnehmen, ben 
die NRuggifchwiler ihnen abgewonnen. Die Schwander 
ermwiderten, daß fie deßwegen feinen Bortheil haben; 
wollten fie ihnen die Güter laffen, die fie dort (in Ruggi- 
ſchwil) haben, dann wollten fie ihnen wegen dem Mann 
feine Einwendungen machen. Die früheren Urteile wur: 
den alsdann beftätiget. Es fcheint, daß da die Recht 
haberei eine größere Rolle Ipielte, als das Sntereffe. 

1491, 5. Nov. erjcheinen die Ruggiſchwiler vor Gericht und er- 

Hären, daß fie den Zehnten abgefauft mit Ausnahme 
der drei Korn: Dinkel, Gerfte und Haber, und daß ihnen 
Brief und Siegel in einem Haufe verbrannt. Das Ge⸗ 
richt erfennt, daß die Kundichaften vorgeführt werden 
und bei Eiden reden. Es erjchienen als Kundichaften 
Chriftoffel Spa, Kilcäherr zu Sarnen, Fähnrich von 
Dieggenſchwand, Heini Wirz und Andere Gemäß biefem 
Urteil hatte die Theilfame Ruggiſchwil folgende 
Grenzen: „Das erften zu kilchhoff hind (hinter) des 
pfaffen matten an das buochlh und von dem buochly dem . 
Se nad vff vnen in das niderholz an ein bächly das 
gat hinder der fchünen appen in fe demfelben bächly 
nach vffen die Richte nach an die Ittenflu vnd der jels 
ben flu. nad) vnder dem gut zu brüny Schwand durch 
ob der gmwandt an den Holzwäg und dem holzwäg vffe 
nah vnz an den mwäg, der bon brüni Schwand vom 
Huſſ gan lanzenmatt gadt und dem ramerfperg wäg 
nach oben durd vnz gan lanzenmatt für das Huf) Hin 
ein armbruft fchug an den graben an Ruffs ruggli und 
dem graben nach nider in das bächly, dag man nempt 
den ſchwarzbach und dem Jälben bächly nad Hinan durch 
den langen acer nider vntz (bis) in den ſe Hinder des 
Kilchherren mat.“ 

1495 wurde beſchloſſen, daß jeder Kilchherr den Beſtätigungs— 
brief von Münfter in den Kaſten lege. Del: 


297 





ſenungeachtet find nicht mehr alle Beftätigungäbriefe 
vorhanden. | 
1499 murde im Ramerdberg eine Güterſchatzung vorge: 
nommen. Daß ſchon damals eine Kapelle im Ramers⸗ 
berg geftanden, geht aus folgender Stelle hervor: „Aber 
der gart oder mättely, da Capell in Stad, vmb 5 Pfd.“ 
Die Hoftat zwiſchen den Bächen wurde 200 Pfd. ge: 
hätt, Unterfad 400 Pfd., Oberfad 500 Pfd., Unters 
rütti 800 Pfd., Langenmatt 100 Pfd., Tobeldhalten, 
130 Pfb., Gäbel 200 Pfd, die Hoftat, welche an der 
Kilchweg und an dag Dorf ftoßt. 900 Pfd., Breiten 
1000 Pfd., Heine Breiten 300 Bfd., Rüti und Studi: 
120 Pfd., Berg 1000 Pfd., Halliberg 800 Pfd., Halli: 
matt 160 Pfd., Unterflub 800 Pfd., Feld 560 Pfd., 
Rüti 230 Pfd., Ei 800 Pfd., Serfchalen 170 Bfp., 
Bennifchwand 100 Pfd., Hengenloh 420 Pfd., Egerten 
190 Pfd., Pfannenftil 500 Pfd., Zimmerthal 300 Pfb. 
‚u f. w. Aus diefer Schätung fieht man, daß die 
Güterpreife jeither bedeutend geftiegen find. 


Um 1500 wurde bon Antonier:Ordendhaus in Uznach an der 
Stelle des Kapuzinerklojterd eine Antoniusfapelle gebaut 
und darin ein Opferftod für die am Antoniusfeuer Lei- 
denden aufgeltelt. Wahrfcheinlich haben die Antonier 
auch andere mit peftartiger Krankheit Behaftete verpflegt 
und einwenig oberhalb der Kapelle ein Abjonderung?s 
haus gehabt, wohin fie zur Zeit der Pelt Brüder ſandten, 
um die Kranken zu verpflegen. Daher mag es wohl ge: 
fommen fein, daß das um diefe Zeit von der Regierung 
gebaute Siechenhaus das Unterfiechenhaus (untere Siechen- 
haus) genannt wurde. Nach dem Bau des Unterfiechen: 
hauſes fcheinen die Antonier nicht mehr nah Sarnen 
gekommen zu fein; dagegen aber wurde hie und da ein 
mit pejtartiger Krankheit Behafteter nah Uznach geſchickt. 
Die Regierung wollte den Antoniern nicht geftatten, einen 
DOpferftod in der neu gebauten Kapelle aufzuftellen. Als 
fie aber päpftliche Schreiben vorgewieſen, da veriprach 
die Landedgemeinde im Jahre 1501, fie deßwegen nicht 
weiter behelligen zu wollen. Rudolf Lyaffe vom Thurm, 


298 


IL SE SIE 


Präzeptor der Häufer und Spitäler St. Antoniud im 
Konftanzer Bisthum befiegelte die Urkunde, In Luzern 
hatten fie ſchon 1392 ein eigenes Haus. 


1501, 21. Rov. wurde dad Beinhaus von Weihbifchof Balthafar 


zu Ehren des bi. Erzengel® Michael, der 14 Nothhelfer 
des hl. Martyrerd Stephanusd und der hl. Helena ein= 
geweiht. „Das merkwürdigſte Kunſtwerk in Obwalden aus 
dem 16. Sahrhundert, fchreibt P. Martin, ift das Pla: 
fond bdiefer einfachen Todtenfapelle, ausgeführt 1505. 
Wir haben eine Holzmofait vor und, ausgezeichnet in 
Zeichnung und Arbeit. Das Plafond iſt flach und läuft 
al® ein Rechteck ohne Unterbrechung bis zum Hodaltar 
borwärtd, dort in ein Oktoeder fich abjchließeud. Das 
Ganze ift in 72 Kleinere, nach der Länge und Breite 
gehende Felder in der Form von Rechteden eingetheilt, 
wovon 24 leer find. Jedes bearbeitete Feld bietet dem 
Auge eine andere Zeichnung. Schnitzwerke (Badrelief) 
wechſeln mit eingelegter Arbeit ab. Königliche Geftalten, 
fämpfende Ritter, Jagdicenen und Genien machen neben 
fpringenden Hirfchen, ftolzen Löwen, fliegenden Adlern, 
prangenden Aepfeln und zarten Blumen die Voritellung 
lebhaft und reizend. Eine der ganzen Länge nad) fi 
hinziehbende Inſchrift in gothiichen Leitern nennt und 
den Namen des Künftlers. Diefelbe lautet: „Diss werch 
hat gemacht petter Tissmacher von Ure, in dem iar do 
man zalt von der geburt Christi MCCCCC vnd V iar.“ 
Jedes Wort hat nad fih ein Emblem. Dad Kunſtwerk 
ift gut erhalten.” Dieſes Kunftwerf wurde demnad bon 
einem Tiſchmacher aus dem Kanton Uri gemadit. Der: 


ſelbe machte auch das Plafond in der Kapelle im Mösli 


und arbeitete in der damald neu gebauten Kirche zu 
Kernd. Motive von diejen beiden PBlafond wurden in 
der Lebensbeſchreibung des jel. Nikolaus von Flüe von 
Wetzel zu Kopfleiften verwendet. Ein Holzgemälde in 
diefem Beinhaus, die 14 Nothhelfer darftellend, ſtammt 
ebenfall® aus diefer Zeit. Das Beinhausglöcklein wurde 
1811 von Brandenberg in Zug gegoffen. Als das Bein: 
haus im Jahre 1886 im gothiſchen Stile renovirt wurde, 


1503, 


299 


— 


da kam bein. Hochaltar desſelben ein gut erhaltener Grab⸗ 
ftein für Burkard Krepfinger, geft. 1474, zum Borfchein, 
welcher vorher ſehr mahrfcheinlih außerhalb an ber 
Mauer des alten Beinhaufes lag und der durch ben Um: 
bau und die Vergrößerung in dasſelbe hineingefommen. 
18. Mai fauften die Freitheiler von Heini ab Schwanden 
Mühle, Rölle, Sagen, Plöwe im Unterdorf um 
50 Pfd., welche fie dann wieder um Mi:te Mai 1514 an 
Jörg Müller verfauft. Diefelbe ift wohl die Ältefte Mühle 
in Sarnen. Gemäß dem Weißen Bud iſt dafelbit ſchon 
1308 eine „Müli” geftanden. Ueber Heini ab Schwan: 
den, der 1453 mit Kathrina von Einmwil verheiratet war, 
fiebe Chronit von Kern ©. 58. Das Geſchirr durfte 
er noch lebenslängli nugen. Ab Schwanden wurde 
den 25. Apr. 1475 vor Gericht angeflagt, daß er ents 
gegen dem Einigbuch die Wuhr erhöht, jo daß dad Waſſer 
überfchlage, daß die Güterbefiger am Waſſer deßwegen 
großen Schaden leiden und die Filche in ihrem Gang 
gehindert werden. Der Angeklagte verſprach, ohne Wider: 
rede das Unrecht wieder gutzumachen. 


Um 1508 wurde dad Siechenhaus an der Stelle, wo gegen: 


wärtig der Spital fteht, gebaut. In der alten Kirchen: 
baurechnung von Kerns leſen wir bein Sabre 1508 Fols 
gendes: „aber X Pfd. hanſ . ... duft ze brechen . 

vnd fiehenhufmuren plati of fridhofmur legen.” „Aber 
XXX pl. (PBlaphart) ond III bh. (Heller) ötlin und pauli 
Ichwefterman fom Holgwerf zu fichenhuf ze machen.” Wie 
e8 fcheint, hatte man beim Bau ded Siechenhaufes, dag 
man wahrfcheinlih mit hohen Mauern von der Außen: 
welt abgefchloffen, zu viel Platten, die dann für die 
Friedhofmauer in Kerns verwendet wurden. Für dieſe 
Platten haben dann zwei Zimmerleute von Kerns am 
Holzwerk des Siechenhauſes gearbeitet. 68 wird in den 
alten Schriften „Unterſiechenhaus“ genannt, weil die Anto⸗ 
nier weiter oben ein Siechenhaus oder Abſonderungshaus 
hatten, und „Armenleutenhaus”, weil fpäter, wenn feine 
anfterfende Krankheiten errichten, auch arme Leute darin 
aufgenommen wurden. Die erfte und befannte Stiftung 
an dagjelbe wurde 1525 gemacht. Zur Zeit des Spital: 


‚800 
baues wurde dasfelbe niedergeriffen und der Siechenfond 
mit dem Spitalfond verichmolzen. Vgl. Geſchichte der 
fantonalen Fonds ©. 29. 


Um 1508 wurde auch ein Spital gebaut. : Die erfte Ver: 


gabung an denfelben begegnet ung ebenfal3 im Sabre 
1525. 1695 wurde oberhalb der Aabrüde beim Kehr 
ein neuer Spital gebaut. Dal. Geſchichte ber fantonalen 
Sonde ©. 26. 


1519 erhielt die Barrfirhe Reliquien vom bl. Land. 


1528, 


1534 


Da P. Heinrih Stulz, Conventherr von Engelberg im 
biefen Jahre die Pilgerreife nach dem hl. Land gemacht, 
da ihm bei der Abreije viele Theilnahne bemwiefen, 10 
Dufaten und 5 Kronen gefchenft wurden und da fie 
den 17. Aug. bei der Abreife von Serufalem von den 
Stanzisfanern viele gejegnete Andenken von den Bl. 
Orten erhalten, deßhalb ift es wahricheinlih, daß P. 
Heinrich Stulz der Kirche diefe Andenfen verehrt. Wir 
vermuthen aud, daß folhe ſich in der Kirche von 
Kerns befinden. 

9. Aprit am hoben Donnerftag erſcheinen die Ramers⸗ 
berger vor den Spruchleuten Vogt Omlin, Hans Cathriner 
und Hans von Einwil gegen Hans Bacıtbal von Sachſeln, 
der da jelbft ein Gut Hatte und beflagen fi wegen 
einem Holzlaß, der ob Ramerdberg am Gäbel beginnt 
und durch das Feld geht. Die Ramerdberger erklären, 
Ihon ihre Boreltern haben den Laß gebraucht, fie wollen 
dad mit: Kundichaft darthun. Bachthal gibt zu, daß 
fie ihn fchon von alterd® ber gebraudht aber „So lief 
man bill ..... hölger Da In har, die zerichliegen 
Im die berenden böum vnd die heg“ und meinte, fie 
jollten „ziemlicher faren.” Dad Schiedsgericht erkennt : 
Sie jollen den „Las“ gebrauchen und dad Holz fo gut 
als möglich gegen Ramersberg richten, — „ob aber dan 
das Holz ober Zwercht drollet So mus man es laſſen 
geichebenn und das beft dar nach thun.“ 

erſcheint Amann Heinrich Wirz im Namen der Kilcher 
gegen Melchior Frunz, Bruder des Landammann Heinrich, 
vor Gericht. Dieſer ſoll geſagt haben, daß. er 20 Gl. 
gebe, wenn man eine Kapelle baue und einen Oelberg 


[4 


301 





darin. Das Gericht erkennt, daß er 10 Gl. geben Toll. 
Wie e8 jcheint hatte man, wie in Stand, ebenfo aud 
auf dem Friedhof in Sarnen eine Kapelle mit einem 
Delberg. Ein folder Delberg war damals auch bei der 
Kirche in Kernd. Im vorigen Jahrhundert wurden die 
Deiberge durch die Stationen großentheild verdrängt. 


1539, 6. Mai erfcheinen Pannerherr Wirz, Ammann Wirz und 


Hand Burch im Namen der Freitheiler vor Gericht gegen 


die Ramerdberger wegen Wäldern, die fie in den Bann 


getban. Das Gericht erkennt: Sie follen den Wald 
miteinander bauen und nutzen. 


1540, 9. Nov. Melchior Frunz, mwahrfcheinlih im Hüsli zu 


1541, 


Kägismwil, bittet die Kägiswiler um ein Stüd Allmend 
zur Bergrößerung feines Hauſes und verjpricht dafür, Die 
Gab ob dem Haus bid an die Schüpfi zu fäubern. 

9. Nov. wird ein Stüd Buchenwald zum Hüdli ge: 
geben unter der Bedingung, daß der Inhaber unter dem 


- Gaden einen Fahrweg geftatte von St. Martin bis Mitte 


März. 

10. Dez. erfcheinen Hand Abegg und Peter Lemann, 
welche vor einigen Jahren ald Theiler angenommen wor: 
den, bor Gericht gegen die Schwander und beflagen fich, 
baß der neue Einig ihnen ſchädlich ſei. In demfelben 
war die Satung, daß ein Hinterfäß nicht mehr als zwei 
melche Kühe auf die Allmenden und Alpen treiben dürfe. 
Mer das Theilrecht gelauft, dürfe das galte Vieh, das 
er auf eigenem oder geliehenem Gut gemwintert, in bie 
Wälder treiben, jedoch nicht zuſammentreiben und ftaffeln, 
außer wenn Gefahr ift megen Wetter oder wegen Thieren. 
Ein Solcher mag dasjelbe mitten in die Wälder oder in 
ein Gut treiben, dag er am Wald befitt. Sie beflagten 
ſich fomit, weil fie da8 galte Vieh nicht ftaffeln 


durften. Die Schivander erklären, es fei wahr, daß man 


fie zu Theilern angenommen, jedoch mit einigem Bor: 


. bebalt, ben fie troß alles Mahnens nicht beobachtet. Das 


1545, 


Gericht erflärt, daß die Schwander bei ihren Auffägen 
gefehirmt feien. 
28. Herbftm. verkaufte Niloldus Imfeld, Landvogt zu 


802 





Baden, fpäter Landammann, dem Klaus Fanger, Ulrich 
Amftalden und Hand Wolf um 5000 Pfd. die Alp— 
Spiß in Beggenried, welche feine Frau Barbara Fre 
von ihrem Vater, Landvogt Hans Kretz, ererbt. Da in 
der Theillade Kägiswil nur diefer Kaufbrief vorhanden, 
. fo ſcheint es, daß fie bald nachher um den gleichen Preis 
von den Kägidwilern gelauft worden. Diele Alp wurde 
um das Jahr 1440 vom Klofter Engelberg an Welti 
Kreg verkauft und als diefer bald nachher ftarb, kam fie 
1445 in die Hände von Händli und Jaggli Kretz, ſowie 
von Klaus und Jaggli Wyrſch Tel. Erben. Den 18. Mai 
1482 erflärt dag Gericht gegenüber den Dorfleuten von 
‚Beggenried, wie Hans Kretz die Alp Spiß nugen dürfe. 


1548 verlangen alt Landvogt Nikolaus Imfeld und Baumeifter 
Wirz im Namen der Freitheiler vor Gericht, daß Zwei 
die Saffen und Plätze vor den Häufern be: 
fihtigen, und daß das Kraft babe, was fie in ben 
Urbar ftellen. Das Gericht gejlattet es, jedoch follen fie 
nichts Unrechtes bineinftellen. . 

1549 gibt Heint Schuhmacher 200 Pfd. an ein ewiges Licht 
bor dem Saframentshäuschen. 

Um 1550 wurde der ältefteEinig bes Freitheils gemadt 
Gemäß demjelben gab es damals einen Dorfvogt, Bau: 
meifter, Melchavogt, Aavogt und drei Einiger. Der Ya: 
vogt mußte Treue geben „zu der Aa zu warten das nies 
man nütt darein werfe, das da ze boden gange, weder 
ftein noch bein noch fampt ander vunflätig Ding vſ ber 
Meg! Wer das thut, bezahlt 5 Scht. Buß. Ter 
Einiger mußte Treue geben „zu den linden zu Marten 
und zu dem ſchießhuß fo bydenlinden ftatt, das 
niemer das fchießhuß zergange noch die linden zer Howe 
noch zer bräche. So är ein ſäche oder einy old ime ans 
gezeigt wird,” fol er fie verleiven. Ammann und Rath 
beichließt: „Wer vß dem altten ſchießhus jo by der linden 
ftatt trüge zuge old wärfe, äß wäre tiſch, laden, türen, 
muren old ftein“ fol kommen um ein Pfund Buß. Wer 
eine Zinde haut, bezahlt 5 Pfd. Buß, mer einen Aft abs 
bricht oder abhaut 5 Sch!. Daraus geht hervor, baf 


803 





damals bei den Linden ein altes und neues Schügenhaus 
geitanden, und daß man über die Allmend hinabgefchoffen. 
Die Straße von Alpnach ging damals über Kernmatt 
und FJoribad. 1544, 11. Jän. bat PBannerherr Wirz die 
Tagfagung um Senfter und Wappen für das neue oft: 
bare Schügenhaus. 1575, 12. Juni bat Landammann 
Amfeld wieder um Fenfter für das neue Schüßenhausß. 
Der Wächter mußteſchwören: „Trümlich zu wachen 
Inn ein Dorff Sarnen vnd zu dem Radt Huß ze wart—⸗ 
ten. So Etwan (jemand) mere, der vntrüw welte be: 
zeigen, da8 er femlichd nach finem vermögen welle ber: 
bütten.” Bon Michaelistag bis Mitte März foll er von 
8—4 Uhr und nachher von 9—3 Uhr alle Stunden rufen. 
Alle Stunden foll er einen heimlichen Gang thun in den 
Gaflen. Wenn G’jellen ftößig würden, dann ſoll er fchei- 
den; ſonſt aber andere Leute herbeirufen. Wenn ihm 
Einer oder Eine nach 9 Uhr auf der Gaſſe ohne Licht 
begegnet, dann: foll er fie anreden und wenn fie feine 
Antwort gibt, nach Gutfinden gefänglich einziehen. Wenn 
Semand Unfugen anfängt, fol er ihn dem Landammann 
berzeigen. An 12 Orten mußte er die Stunde rufen. 


1551, 12. Mai. erfcheinen die Ramersberger vor Gericht gegen 
Jakob Herlig bei der Aabrüde. Die Ramerdberger er: 
Hären: Sie haben Sommer und Winter für gebundenes 
und ungebundenes Gut einen Weg durch die Rüti ges 
habt. Als aber Herlig die Rüti gekauft, habe er ihnen 
den Weg für die Sommerzeit verboten, obichon er nicht 
dazu berechtigt ſei. Diefer Weg fei der nächte und un: 
Tchädlichfte zu ihren Alpen, Atungen, Hölzern und Weis: 
den. Sie hoffen, man werde ihnen erlauben, den Weg 
durch die Rüti, die an Guber und Halliberg ftößt, zu ge: 
brauchen. Herlig erwiberte, er habe die Matten des 
Weges halben ledig erfauft und glaube, daß berfelbe 
durch Halliberg, Guber und Gerſthalb gebe. Das Gericht 
erkennt: Die Theiler von Namerdberg und ihre Nach: - 
fommen, und wer Landmann ift, Nichtlandleute ausge⸗ 
nommen, mögen den: Weg gebrauchen, mie fie deflen von 
St. Martin bis St. Jörgen nothbürftig und mangelbar 


804 





feien. Im Sommer fol man fein Brennbolz berführen. 
Für Anderes mögen die Ramerdberger und die Qandleute 
den „menweg“ gebrauchen, ben der Befiger der Rüti 
brauchbar machen fol. Wenn man von oder zur Alp 
fährt, foll man einen. Hirt oder Treiber beim Vieh haben 
und fürberlic fahren. Die vom Ramerdberg und vor⸗ 
genannte Perſonen dürfen den Weg durch die Matten mit 
Seifen und anderem Vieh von und zu ber Weide be 
nugen; fie follen aber fürderlihft fahren und dem Hag 
nad, wo es am unfchäblidhiten ift. Die nur Güter unter 
ihnen, aber nicht? aufzutreiben haben, follen die von 


-Namerdberg „in ir meiden, mettlen, atungen und krüte⸗ 


ren, vnnbeſchwört vnnd vimbeläftiget laffenn.” Wenn 
man mit Vieh durchfährt, fol man „blege und dürle“ 
vermachen; ſonft aber den Schaden zahlen Wenn Her: 
lig glaubt, den Weg auf die nächſten Güter werfen zu 
fönnen, jo mag er innert Jahresfriſt das Recht ge: 
brauchen. Die Ramersberger find auch bereit, die Rüti 
anzunehmen, wie er ſie gekauft. 


1551 wurde ein neues Rathhaus gebaut. Der unterſte 


1551 


Stod wurde auch für das jehige Rathhaus beibehalten, 
wie die Jahrzahl über der Thüre zur Mekg bezeugt. 
Das erſte und ältefte Rathhaus, ein Holzbau, fiebt man 
auf der Anficht von Sarnen in der Chronik von Stumpf 
abgebildet. Da, alle die abgebrannten Hauspläge wieder 
überbaut werden mußten, fo fiebt man auf dieſer Anficht 
vom Jahre 1546, wie Sarnen auch zur Zeit bed Brandes 
geweſen. Beim Rathhaus war damals eine gededte und 
über die Melcha gegen Kernd eine offene Brüde Die 
Güter waren mit Gerthägen eingehaget. 

nahmen die Freitheiler die außer dem Theil gebornen 
Kinder der Freitheiler als Freitheiler an; 1572 nur mehr 
bie dor dem Wegzug im Freitheil gebornen. Später 
wurden wieder die außer dem Theil gebornen Kinder ala 
Hreitheiler anerfannt, wenn man um ihre Aufnahme in 
den Freitheil nachgefucht. 


1554, '21. Sept. beichließen die Freitheiler, daß ‘wer mehr als 


2 rübe auftreibt, von einem Roß twöchentlih 12 Schl. 
gebe u ' 








. 806 

Um 1554 begegnet und als erfter noch befannter Schul— 
meiſter von Sarnen Johann Küntzig von Kling⸗ 
nau. Derſelbe war Prieſter und 1551 Proviſor oder 
Schulmeiſter in Luzern. Er ſchrieb ein „Geſchichtsbuch“, 
worin der Zürcherkrieg beſchrieben wird und „Anfang 
vnd Urſprung des Krieges, ſo ſich Erhoben In der lob⸗ 
lichen Eidgnoſchaft zwiſchen den V alten Chriſtenlichen 
Orten vnd den: ...nüwen Secteren, dB was Ur: 
fach der entſprungen iſt“. 181 S. S. in Fol. „Geſchriben 
vnd vollendet vff Samſtag der Pfingſt Fronvaſten, was 
der 12. Tag Brachmonats zu der XI Stund des Tags 
Im Jar 1557 dur Johann Küntzig von Glingnov, der 
Zit Schulmeifter in Sarnen In Unterwalden find Dienfts 
im legten Zar.” — Damald war der Lehrer in Sarnen 
Zandesfhulmeifter und wurde beöhalb bon ber 
Landesgemeinde gewählt. Er mußte ſowohl in der beut- 
ſchen als fateinifchen Sprache Unterricht ‚ertheilen. ALS 
im Sabre 1559 ein Küfer in Sarnen anfing, eine Privat: 
jchule zu halten, da wurde es ihm bom zweifachen Rath 
verboten, den Knaben Schule zu halten. Die „Meitli“ 
- möge er fernen, wenn fie zu ihm kommen. Vom Nußen 
des Schulunterrichte8 überzeugt, fing man an, auch in 
andern Gemeinden Schulmeiiter anzujtellen. Ueber diefe 
Konkurrenz befchwerte fich der Landesfchulmeifter und der 
- Rath beichloß den 7. November 1579, daß außer ber 
Landesſchule in Kerns, Alpnach, Sachſein und Sarnen 
nur für die Mädchen bürfe Schule gehalten werden. — 
Deffenungeachtet glauben mir, daß um 1600 in allen 
Gemeinden des Landes auch für die Knaben Schule ge: 
halten worden. Der Drganift war gewöhnlich Proviſor 

oder Gehülfe des Landesichulmeifters. 

Bis jegt- find und die Namen’ von folgenden Landes⸗ 
Tchulmeiftern befannt: 1579 wadtſcheingich Martin Schäfer, 
1584 Ludwig Bantli, 1585 Hechli, 1588 Jakob Lüthi von 
Bremgarten, welcher 1590 ein „Bruder Klauſen-Spiel“ 

aufgeführt, 1594 Wilhelm Dörflinger von Münſter, mit 
46 Gulden Gehalt, welcher ein ausgezeichneter Schul⸗ 
meiſter und Sekretär des Prieſterkapitels war, 1608 ein 
Spiel aufgeführt, ſich mit Margareth Z'nideriſt verheira⸗ 


19 


806 


RI I I SD 


thete und den 9. Dezember 1680 ftarb, 1680 P. Johanu 
Bannwart, mit 100 Gulden Gehalt, 1644 Leonard Wyß 
von Sädingen, 1848 Hans Walter Wirz, Kaplan bei ven 
Klofterfrauen, für bie Zateinfchule, und Nikolaus Dechslin 
für die Primarſchule. 1649, 25. April befchloß bie Lands⸗ 
gemeinde: Da von Altem ber ein Schulmeifter zu Sar⸗ 
nen theilmeife aus bem Lanbesfädel befolbet worben unb 
da nun alle anderen Gemeinden ihre Schulmeifter ſelbſt 
erhalten, deshalb if} für gut erfunden worden, daß, went 
die zu Sarnen einen Schulmeifter haben wollen, fie ihr 
felöft wählen und daß ber Landesſäckel deswegen nicht 
mehr beſchwert werde. In Folge dieſes Beſchluſſes haben 
die Schulmeifter in Sarnen aufgehört Lanbesfchulmeifter 


zu fein. — 

1555 fteuerten Heinrih und Walter Kiſer, Hand Riebli, Kafpar 
und Meldior Frunz und Andere zufammen, um im 
Namersberg eine Kapelle zu bauen. 1557 wurbe 
fie vom Weibbifchof Jakob von Konftanz eingeweiht. In 
der Kapelle, bie 1499 geftanden und die ber fel. Bruder 
Klaus öfters befucht Haben foll, durfte nicht Meſſe ges 
lefen werden. Die Kapelle von 1555 ftanb in der Kapell⸗ 
matt und wurde 1692 gefchlifien. Die gegenwärtigen 
Glöcklein tragen die Jahreszahl 1557 und 1580. 


1556 lichen Landammann Nikolaus Imfeld und Barbara Kretz 
auf ibre Koften die Dorflapelle bauen und ba ders 
fetbe in diefem Jahre farb, wurde ber Bau durch feinen 
Sohn Marquard vollendet. Am St. Nilolaustag 1556 
Yonnte in ber neuen Kapelle bie erfte heil. Mefie. gelejen 
werben. Das erfte Salve wurde an St. Katharingabend 
gelungen. Die zwei Gloden weihte Abt Jodokus Krämer 
von Engelberg am St. Othmarstag 1556. Bow biefen 
Glöcklein ift nur noch das größere vorhanden. Das Tleis 
nere wurbe 1821 durch ein anderes erieht. Die größere 
Glocke heißt „Antonius”. Die Bathenftelle wurde bon ben 
angefebenften Männern und Frauen bed Landes verſehen. 
Die Regierung war diefer Stiftung fehr gewogen. Sie 
gab für die Gloden das Erz, lieb bad Kapellendach auf 
ihre Koften erftellen und fchidte bezüglich biefer Kapelle 


807 


II GIGS 


eine Bittfchrift an Bapft Paul IV., worin fie nebft Ans 
berem verlangte, daß ber Frühmeſſer, für den man eine 
Pfrunde zu ftiften gedenke, nur am Kirchenweihfeſt in ber 
Kirche Mefle zu leſen verpflichtet fei, daß die Stifter, 
Wohlthäter und unfchuldigen Kinder in biefer Kapelle 
beigefegt werden bürfen, daB es geftattet ſei, in berielben 
dad Allerheiligfte aufzubewahren und baß die Opfer, 
weiche auf die Altäre fallen, in drei Theile getheilt und 
die, welche in bie Opferſtöcke fallen, nur für die Kapelle 
berivenbet werden. Bekanntlich mußteifrüher an gewiſſen 
Tagen bei jedem Altar ein Meines Opfer abgelegt werben: 
Bon diefem Opfer wollte man mwahricheinlich dem Früh⸗ 
meffer, Pfarrer und der Kapelle je einen Drittel geben. 
Ob diefe Bittfchrift nicht vorgelegt worden oder ob ber 
heilige Bater nicht entſprochen, meil er die Rechte eines 
Pfarrers nicht verlegen wollte und burfte, willen mir 
nicht. Bon der Beifeyung einer Leiche in die Kapelle 
fchweigt die Geſchichte. 

1559 wurbe das Feſt des Hi. German von der Kirchgemeinde megen 
den Engerlingen als Halbfeiertag angenommen. Kägis⸗ 
wil dagegen feierte das Feſt bes heil. Goar. An biejem 
Tag mwurbe für die Ingerkerze das Opfer aufgenommen. 

1862 beginnt das noch vorhandene Berzeichnik Derjenigen, bie 
in den vorigen Jahrhunderten in den Freitbeil auf: 
genommen wurben. In benfelben wurden aufgenommen: 
1562 Baumeifter Kaſpar Kaifer, früher in Alpnach, und 
die Kinder von ber Hertenftein, um 30 Gulden, 1562 

fig Burrach und feine zwei Töchter Margaretb und 

atharina um 830 Gulden, 1563 Heinrich Wolf und bie 
fünf Kinder von ber Bülmann, 1569 Chriftian Zurmühle 
und nach feinem Ableben feine Tochter (fofern er feine 
andern Kinder bat) um 380 Gulden, 1569 Jakob Ander: 
balden um 80 Gulden, Wolfgang von Flüe um 80 Gl., 
defien Kind wurde es geichentt, 1578 Nikolaus Hofer, 
wenn er 60 Gulden erlegt, 1574 Jakob Schönenberg, 
Stammpater der HH. Omlin, um 60 Guiden, 1574 Kaſpar 
Gergi (Jörgi), um 40 Gulden, 1587 Landweibel Wolf: 
gang Britfchgi und Moriz Fluri für ſich allein, 1893 
Zandfchreiber Chriftoffel Laab, Jakob Zurrer, Wirth zum 


„308 _ 
„Ochſen“, Jakob Anderhakden und Balthafar Jörgi um 
je 50 Gulden, 1597 Hauptmann Nikolaus Windlin und 
Wolfgang Stodmann um je 50 Gulden, 1693 Land: 
ammann Jakob gefchenkt, 1607 alt-Landammann Peter 
Imfeld um 100 Kronen, 1609 Melchior Bär und zwei 
Kinder um 1000 Pfund, 1622 Rathsherr Hand Frunz 
und deffen Sohn Kafpar um 1000 Pfund, 1633 Niklaus 
Dilier und feine Nachfommen um 1000 Pfund, 1683 
Kaſpar Schwarber und feine Nachkommen und die drei 
Kinder, die er Jchon gehabt, um 2000 Pfund, 1654 das 
syrauenflofter in Sarnen um 1600 Pfund, 1727 Anton 
Franz Bucher, fpäter Landammann und Bannerherr, ge⸗ 
ſchenkt u. ſ. w. Gewöhnlich waren bie Kinder nicht Frei- 
theiler, die vor der Aufnahme in das Freitheilrecht ges 
boren morben. Außer dem Theil geborene Kinder ber 
Hreitheiler mußte man einfchreiben laffen. Solche, die ſich 
längere Zeit nicht einſchreiben ließen, mußten eine gewifſe 
Tare oder Strafe bezahlen, um nachher noch als Frei: 
theiler anerfannt zu werden. So z. B. mußten 1674 des 
. Meichior Omlind Söhne Hans. Jakob und Philipp Jakob 
des Gerichte zu Jagberg in Schniffis, und ded Hand 
Jakobs Sohn Chriftoffel 200 Gulden bezahlen, tobon 
jedem Freitheiler 20 Baten gegeben wurden. 

1563 war in der Kernmatt eine Feilfchmiede, die ben 
Befikern des Eiſenbergwerkes im Melchthal gehörte. Als 
dasſelbe bald nachher in Verfall gerieth, iſt fie dann in 
eine Mühle verwandelt worden. 

1564 Deine g. Herren geben den Freitbeilern 31], Kronen an 
den Bau des Naftegesd. Es ift das wahrfcheinlich ber 
Steg gegen Bigighofen und für die Fußgänger von Kägis- 
mil und Alpnad. 

1564, 4. Mai gab e8 eine Wirthin in ber „Räbgruben“. 
Sie Jollte gegen Melchior von Ah vor Gericht erfcheinen 
und erfchien nicht. 1566 befchließt der Rath, mit der 
Wirthin zu reden, daß fie des unnügen Volkes müſſig 
gehe; fonft werde man ihr das Wirthen. verbieten. Gie 
Toll auch feinen Wein für das „Nüni“ geben. 1593 be» 
gegnet ung eine Wirtbichaft zum „Ochfen”, 1647 zum 
„Löwen“ (Salzberren), 1650 zu den „Drei Königen” 


809 





(Thürlihaus), 1659 zum „Weißen Kreuz”, 1669 zum 
„Sternen“, auf der Allmend im Unterdorf, 1669 zum 
„Adler”,. 1728 zum „Schlüfjel”, 1744 zur „Linde”, 1774 
zum Roßli⸗ u. ſ m. 

1564, 28. September, beklagen ſich die Prieſter, daß ſie einen 
großen Zehnten hinter dem Huberbach bis zum Steinibach 
haben, „da jnenn wenig darus gangen von wegen das 
innen zu mut ſy daſ ſy jnn nyt ſälbs ſamlen.“ Sie 
wünſchen deshalb, daß er abgelösſt werde. Die Kirchge⸗ 
noſſen geſtatten es. Sie verkaufen nun den Moritz—⸗ 
oder Primizplaphart aller jungen zenden 
von dem fe ouch von denen bymen old Innp auch hanf, 
räben old krutt gaml? öpfel vnnd byren ärbs vnd bonen 
old. allerlei zenden, vſſenom dryerkei Kornß kärnen, ‚gär- 
ften old roggen auch denn Haber fol man zenden” um 
500 Pfd. welche zu 5°/, auf Johann Bermwertd Schönen- 
bold geichlagen wurden. 

1566 im Mai. eriuchten die Kirchgenoffen bie Gebrüder Hans 
und Andread am Bül um ein Stüd Land von ihrem 
Berg, jet Bergli genannt, zur Bergrößerung de? 
Friedhofes, da derjelbe „in Berfchinenem 65. Jahr 

durch infallung der Peſtilenz faft durchgraben.” Zur Zeit 
- biefer Peſt find zwei Kapläne in Kirchhofen geftorben. 
Das gewünfchte Land wurde gegeben unter der Beding⸗ 
ung, daß man ihnen zunächit bei der Kleinen Kirchthüre 
. eine eigene Begräbnißitätte gebe, wo früher die Begräb- 
nißftätte de Ammann Nikolaus von Rüdli war. 

Um 1568 wurde zu Wilen beim Helgenftod eine Kapelle gebaut 
und. 1692 wieder niebergeriffen. 1568, 7. Auguft beichloß 
die Regierung, an dieſe Kapelle wei Kronen zu geben. 
„So Sy wend Eine thafflenn machen”, d. h. Altartafel, 
einen gothiſchen Altar mit Gemälden oder Tafeln. Es 
ſcheint, daß man erſt 1604 ein ſolches Altärchen ange⸗ 
ſchafft oder aber das damals angeſchaffte mit einem alten 
Altärchen aus der Kapelle im Ramersberg oder in der 
Schwendi vertauſchte. Das alte gothiſche Altärchen aus 
der Kapelle in Wilen, welches ſich im Muſeum befindet, 
trägt am Fuß des Muttergottesbildes im Altärchen die 
Jahrzahl 1604 und am Unterjag, der im Renaiffanceftil 


1568 


- 


810 


RAIL ILL 


gemacht ift, bie Jahrzahl 1684. An biefem Altärchen 
find die Bilder von Gott dem Vater und Gott dem Sohn, 
Marin Berkündigung, die Heil. Petrus, Wendelin, Eher: 
hard, Margreth, Johann und Sebaßian. Merkwürdig if, 
daß fich Fein Bild des Erzengeld Michael dabei befindet, 
der gegenwärtig Patron biefer Kapelle ifl. Ob die Kapelle 
früher einen andern Patron gehabt oder ob bad Altärs 
chen vorher einer anderen Kapelle angehört, willen wir 
nicht. Alte Altartücher, Antipendien, Hanbtüchlein aus 
biefer Kapelle mit Derfchiedenen alten Stidereien, worunter 
ein Altartuch mit Holbeinſtickerei, befinden ih im Mus 
feum. Wahrſcheinlich find diefelben Arbeiten von vorneh⸗ 
men Töchtern in Sarnen ober au von Klofterfrauen. 
Die Glöcklein, welche jekt noch im Thürmchen bangen, 
tragen die Jahrzahl 1578 und 1579. 

25. Jänner wurden Landammann Johann Wir; und 
Kirchenvogt Kafpar Jakob, der ſpäter Landammann ges 
worden, von ber Kirchgemeinde beauftragt, den Urbar 
su ordnen, d. 5. die Verpflichtungen ber Geiftlichen, 
die theilweife in Vergeflenheit und Abgang gelommen, 
feftzufegen, und das Berzeichniß der Zehnten und Sülten, 
welche dem Gotteshaus, den Pfründen, Lichtern, Spenden 
und geftifteten Jahrzeiten gehören und bie theilweife ab- 
gelöst worden ober wegen neuen Stiftungen binzugelom: 
men, zu berichtigen und zu ergänzen. Diefer rebibirte 
Urbar wurde den 7. November 1568 bon ber Kirchges 
meinbe gutgebeißen. 

Gemäß dieſem Urbar hatten die drei Geiftlichen bei der 
Kirche in Sarnen nebft andern folgende Verpflichtungen: 
Ein neugewählter Kilcäherr oder Pfrundherr mußte ges 
Ioben bei feinem priefterlihen Amt „bad er vnnß vnnd 
vnnſer Gotzhuß wolle lafien biyben bei allen vnnſeren 
alten Löblihen brüchen gutten fitten unndb gewohnheitten 
fo nach Ordnung fagung der Chriftenlichen Kildden gebrucht.” 
Er durfte Teine Neuerung ohne Wiflen und Bewilligung 
gemeiner Kilchgenoſſen vornehmen und durfte auch vor Zein 
fremdes Gericht laden. Die erftere Beftimmung ift gegen 
eine Reformation ober Aenderung im Glauben, bie letziere 


Bus 


311 





gegen das Privileg der Immunität gerichtet, gemäß welchem 
ein Geiftlicher auch in weltlichen Angelegenheiten nicht 
vor den weltlichen Richter gezogen werden durfte. Ein 
neugewählter Pfarrer war verpflichtet, ſich in Münfter 
zu präfenticen und die üblichen Taxen zu bezahlen. Je 
zwei Wochen war der Leutpriefter verbunden „mitt mäß 
predigen vnnd Kindt zu tauffen vnnd mit bem Saframent 
au gen «8 fe witt oder noch, es fige in fpital ober 
fiedenhuß”. Damals waren in ber Schwändi und in 
Kägiswyl noch Feine Kapläne. Jede dritte Woche war 
der Pfrundherr dazu verbunden. Zum Verwahren durfte 
man einen Beliebigen verlangen. Die drei Geiftlichen 
ſollen dafür forgen, daß die Pfarrkirche Leinen Tag ohne 
Mefie iſt. Sie follen alle Samftag, Sonntag, unferer 
Zrauen:Abend, Zwölfboten- Abend, d. h. am Abend vor den 
Apofteltagen und an anbern großen Feſten Veſper fingen 
und alle Freitag in das Beinhaus und um die Kirche gefen 
und „wyſen“ wie am Montag. Daher mag wohl ber 
Ausdrud „Veſperläuten“ kommen, obſchon jet die Veſper 
an den Vorabenden nicht mehr geſungen wird. Sie ſollen 
mit dem Schulmeiſter alle Samſtag und unſerer Frauen 
Abend nach der Veſper im Beinhaus das Salve ſingen. 
Bon einem bi. Kreuztag bis zum andern ſollen fie alle 
Tage „fannt Johannes evangelium vnd ben fägen für 
das Wetter zu fprechen nah altem Bruch vnder der 
großen Kirchthüren fchuldig fein, es fige denn das fy funft 
umgan möüeflen mit ber Prozeffion als fiy auch das 
Zhyt alle mendig zu thun fchuldig find.” Es follen bie 
Priefter und Kirchendiener an keiner Hochzeit oder „Kindes; 
fuppe” d. i. Göttimein gehen, außer fie werben gelaben. 
Daburh wollte man borforgen, daß keine Pflicht ents 
stehe, fie einzuladen. Es foll ber Priefter, wenn er 
Wochner ift, Feine goldene Meſſe, d. i. Votivmeſſe verdingen; 
ſonſt darf er es thun. Einem Kaplan die Woche vers 
dingen ift in Ziemlichkeit nachgelafien. Es fol aut 
Stiftung gewhſet und alle Freitag ein Amt gehalten 
werben, welches von Melchior Frunz für den Kaplarr 
geftiftet worden. In Nothfällen waren die Barfüfler in 


312 


RI e— 


Luzern verpflichtet, einen Priefter zur Aushülfe zu ſchicken, 
„ber genügſam fige, thodt vnd Tebendig zu verſechent, ſo 
man. ſy oarum angefucht, vm fin zimliche. belohnung. 
‚Herum ift ihnen vergonnen Zweymall im Jar vnd jär- 
lichen das helig almufen von vns zu empfangen”. Das 
Seelgrät für eine verwahrte Perion ift 10 Schl., wovon 
2/; dem: Pfarrer nnd 1l; dem Helfer gehören. Es wird _ 
verordnet, daß ein Jeder, dem. die Seinigen fterben, 
Gewalt habe, ben Dreißigiten den Prieftern oder einer 
weltlichen Berfon zu übergeben ; das. Seelgrät aber ge; 
hört den Priftern dafür, daß fie den „ Dryßigſt vß“ verfünden. 
Wie es fcheint, hat man früher, anftatt bei ihren Gräbern 


zu beten, die Namen derjenigen, die fich unter bem 


Dreißigiten befanden, täglich verkündet. Der. Bialter, 
der an einigen Orten ‚während dem Dreißigften täglich 
von Verwandten und Nachbaren gebetet. wird, wurde 
früber den Geiftlichen zu beten übergeben ober auch einer 
weltlichen Perſon (Dreißigftbeterin).: Anftatt den Pſalter 
zu beten, wurden von den Geiftlichen wohl auch die Tog. 
gregorianifchen Meffen gelefen. . Tag „Seelgeräth” war 
Belohnung für befondere Gebete und Bemühungen, 
worin aber, wie es fcheint, Seelenvefper und Meßappli⸗ 
fatıon nicht. einbegriffen find. Auch ift 3 Schl. der Lohn 
einen Kranken mit dem bl. Sacrament zu verjehen, e3 
fei weit oder nahe, wovon 1 Schl. dem. Sigrift gehört. 

Jede Haushaltung im Freitheil und zu Kägiswil ift 
verpflichtet, den BPrieftern jährlih ‚auf St. Moriz den 
Primigplapbart zu geben, wovon ?/, dem Pfarrer und !s 
dem Helfer gehören. Diefer wurde jpäter abgelöft. Die 
Schwander und Ramerdberger. hatten Schon damals alle 
Zehnten und Primizplaphart mit Ausnahme der drei Korn, 
nämlich Dinkel, Gerften und Roggen, abgelöfl. Der 
Zehnten zu Kilchhofen, Sarnen und Kägiswil gehört ganz 
dem Leutpriefter u. der zu Bigighofen dem Pfrundherren. Die 
Grenzenfind „das bächlin, ſo zwiſchen guggenmoß und thellen 
abhin loufft in das Aawaſſer, dem Aawaſſer nach uffhin, 
biß oben In die millimatten an dem gütjch, da ber 
ſchiesblatz ift vnnd ob fi an bie hechen flu fo Im Ey⸗ 


813 





walt iſt vnnd für vber zwifchen dem Juch und der Rüti 
‚hber die barhthalen, dem Hag nach zwilchen dem fat 
vnnd Renfperg bis in das Zimmerthal” Wir fehen 
daraus, daß der Schießplag von den Linden über das 
Aawaſſer hinüber verlegt. wurde. Es mag das wohl 
deßwegen geichehen fein, weil auf der Allmenb in Unter⸗ 
dorf, wo man die Hauspläte am wohlfeilſten erhielt, 
immer mehr Häufer gebaut wurden. Die Verlegung des 
Schüßenftandes mag um dieſe Beit gefchehen fein. Der 
Sungzehnten von einem Kalb ift 1 Angfter, von einem 
‚Hüllen 2 Angfter, von einem Lamm, welches vom Ans 
fang April bis St. Jakobstag wird, 1 Schl., wenn es 
- aber zu anderer Zeit wird ı Heller und von ‘einem 
„Gitzi“ 1 Angfter oder. das zehnte. Diefer Zehnten ges 
hörte dem Probft in Luzern; wurde aber demfelben ab- 
gefauft und dem Einfommen des Leutpriefters einverleibt, 
wofür dann diefer alljährlich dem Probſt einen Münz- 
gulden geben fol. Der Bannſchatz gehört bem Leutpriefter 
allein; dafür aber muß er auch allein dem Biſchof die 
Bannalien, welche 3. Pfd, 4 Heller betragen, bezahlen. Wer 
z. B. eim uneheliche8 Kind hatte, an Sonn und Feier- 
tagen ohne Erlaubniß arbeitete, oder mer die Gebote des 
Kicchberren bezüglich den Saframenten übertrat, bezahlte 
den Bannſchatz. Gefährliche Frevler wurden bon ber 
Obrigfeit noch weiter beitrafl. Wenn der. Bifchof zu 
Conſtanz eine Steuer verlangt, dann foll der Zeutpriefter ?/, 
und der Pfrundherr 1/; bezahlen. Der Pfrundherr foll 
dem Kilchheren in allen ziemlichen Sachen gehorfam fein. 
Keiner foll ohne Boriviffen des anderen aus der „Kilch⸗ 
böri” gehen. Die Kilbi am Maitag, St. Peter: und 
Pauldtag fol der Kilchherr und an St. Jakob der Pfrund- 
herr in feinen Koften ausrichten. An St. Stephan und 
. St. Johann zu Weihnacht fol der Kirchenvogt aus St. 
Peters Seckel 4 Maß Wein geben und braahlen. 
Wenn es genügt, fol er denſelben aus dem Opfer⸗ 
geld bezahlen, um dem Volke den Segen zu geben. 
Die „pätten” (Opfer), ‚welche das Jahr hindurch mit 
dem Kreuz aufgenommen werben, find auf folgende Weife 


314 


II ILL 


zu vertheilen. Vom „pätt” in ber Kreuzwoche gehört St. 
Peter (d. h. der Kirche) die Hälfte und die andere Hälfte 
den BPrieftern d. 1.?/, dem Kilchherren und !/s dem Pfrund⸗ 
herren. Vom „pätt“ anben Kilbenen gehört dem Herrn hinter 
der Kirche (Kaplan), dem Schulmeifter und Sigrift je 1 
Plaphart und vom Uebrigen gehören ?/s St. Peter und 1, dem 
Kilchherren und Pfrundherren. Auf gleiche Weife ift das 
„pätt“ in ber Faften und an unferer lieben Frauentagen 
zu vertheilen. Das „pätt“ am Charfreitag gehört ben 
Zwei Prieftern allein. Es if} auch berorbnet, daß, wenn 
Einer bei Lebzeiten bie Kirche mit einem halben Gulden 
begabet oder wenn deſſen Erben es zu thun beriprechen, 
fo fol man ibm an ſeiner Gräht dad Kreuz auf den 
Baum (Tobtenbaum) ftellen. In früherer Zeit war bie 
Leiche während dem Gottesdienft in der Kirche, wie das 
jegt noch bei den Geiſtlichen zu geicheben pflegt, und 
wurde erſt nach dem Gottesdienſt beerdigt. Die Priefter 
ſollen getreulich dem Stifibrief nachleben. Nach dem Zus 
fammenläuten ſollen ſie fogleich über Altar gehen „bas 
einer ber mit gefchäfften beladen ein mäß geſähen kann 
und nit dem ganten ampt vßwarten müfli“. Der Gang 
in den Stalden, wo damals noch Tein Kaplan war, tft 
auf ben Samftag beftimmt, fofern es möglich if. Wenn 


der Herr hinter ber Kirche an einem Gefabjahrzeit ben 


Gang in die Schwändi ſchuldig ift, foll ed ihm angerechnet 
werben, als ob er in der Kirche geweſen. Die Pfründen 
geben auf St. Andreas an und aud. Das kommt wohl 
daher, weil die Grundherren auf diefen Tag Zehnten und 
Abgaben einzufammeln pflegten. 1579 beſchloß die Lan⸗ 
deögemeinde, daß in Zukunft die Zinjen nicht mehr an 
St. Andreas, fondern an St. Martin verfallen und daß 
fomit auch die Pfründen am 11. Nov. ans und ausgehen. 
Pfrundherr und Kaplan follen jährlich um die Pfrünbe 
bitten. „Obglich mol. der Kilchherr wohl nit pitten muß 
fol er nüd deft minber für gemeine Kilchhöri keren und 
fo er etwas befchwerben an vns bat, pm biefelbigen 
fürzebringen, und zu Uagen. Hinmwieberum fo den ge 
meine Kilchdri etwad Klagſ vnnd mangeld an ben pfarr⸗ 


815 
berren fh im daß felbig auch Anzeigen köndent. Hiemit 
in einigleit by einanberen bliben köndent“. Die brei 


. Bfründen follen! einen Pfrundvogt haben. Es ift auch, 


1568 


gemacht, daß, wenn Priefter, Schulmeifter und Sigrift 
lieber das Geld haben, als das Mahl, ober ein Kilchherr 
das lieber geben wollte, ſoll ſich deßwegen Keiner „wiberen”, 
fondern fo viel nehmen, als gebräuchlich und ber „gemein 
Lauff ift om ein mal zu geben ibn einem offnen würths⸗ 
huß.“ Wie es fcheint, mußte der Pfarrer an gewiſſen 
Tagen den SKirchendienern eine Mahlzeit geben, wie das 
jegt noch hie und da der Braud if. Auch bei Gedächt⸗ 
niffen wurde früher oft als Bräfent eine Mahlzeit ges 


geben. 
Pflichten des Sigriften. 


Der Sigriſt mußte Treue geben für das Gotteshaus, für 
Kelche und Meßgewand, Schlüffel und mas ihm übers 
geben wird, getreulich zu forgen, den Brieftern zu bienen 
und zu gehorfamen in aller Ziemlichkeit, für die Altäre, 
Lichter und Gloden fleißig zu forgen und Gebührendes 
zu verſchweigen. Wenn er etwas verwahrlofet, fol er 
den Schaben fo viel wie möglich erjegen. Er fol ben 
Kitchherren ober Pfrundberren fragen, wann und wie 
er „Wyſe“ oder Beiper läuten ſolle. Er ift auch vers 
pfligtet zur Sommerzeit über dad Wetter zu läuten, es 
fei Tag ober Nacht fobald es ſich „ſorglich“ erzeigt ober 
anfängt „bondeen” ober wenn an andern Drten über 
das Wetter geläutet wird. Er ift auch fchuldig, alle 
Samftag zu Nacht, an allen lieben Grauen» und Zwölf: 
boten: Abend um Mitternacht Wette zu läuten und an 
andern Sen nach chriftlicder Drbnung. Es wurden 100 
Kronen geitiftet, damit bie Sigriften mit Erlaubniß einer 
ganzen „Kilchhöri“ alle Samftag ein wenig nad ber 
Spätbetglode mit der größten Bode läuten zw. einer 
Gedächtniß aller Abgeftorbenen. 
begegnet und ber erſte Walbbruber in ber 
Shwändi. In biefem Jahre beichloß die Regierung, 
dem Bruder am Stalben Feine Fürfchriften zu geben. Wie 
es fcheint, wollte er außer dem Kanton Almofen fammeln. 


316. 


—N—N7 


1578, 20. Brachm. beſchloß ſie, an das Bruderhaus im 


Stalden 3113 Kronen zu ſteuern. Bon einem Waldbruder 
in der Schwändi, wird laut gefälliger Mittheilung von 
Herrn Kapian Kaifer Folgendes erzählt: Eines Tages habe 


es in Sarnen „geflentt” d. h. es habe an die Gloden 


gefchlagen. Der Sigriſt habe nicht gewußt, mie das 
fomme und fei in den Thurm binaufgeftiegen. Da jeien 


. zwei Raben zum Thurm hinaus gegen den Stalden ge= 
. flogen, die an der Glode gepickt hatten. Der Sigrift fet 
dann zum Kaplan in der Schwändi gegangen und habe 


ihm den Vorgang erzählt. Diefer babe ihm gelagt, er 


ſolle zum Waldbruder gehen und fehen, wie es mit ihm 


ftehe und da habe er ihn todt angetroffen. Die Naben 
hatten jomit das Enbzeichen geläutet. Die Beranlaffung zu 
diefer Legende mag ein Glasgemälde im Wolfengeltäppeli, 


welches fich noch im Anfang biefes Jahrhunderts daſelbſt 


befand, gewefen fein. Auf demfelben war ein Wald- 
bruder, vieleicht der hl. Franziskus, von Raben umgeben, 
abgebildet. Die Waldbruberei tft wahrſcheinlich in der 
Nähe diefer Kapelle geweſen. 1631, 1. März wurde vom 
Rath dem Bruder Tillmann Graf erlaubt, in des Land⸗ 


ammann Imfelds Rädershalten ein Häuschen zu bauen, 


1569 _ 
1569, 


welches nach deſſen Tod dem Spital zufallen oder wieder 
abgefchliffen werden fol, wenn man es verlangt. Der 
nämlihe Waldbruder erhielt 1629 die Erlaubniß, im 
Sakramentswald zu wohnen und nad der Regel des 
dritten Ordens zu leben. Wegen feinem hohen Alter und 
wegen der weiten Entfernung von ber Kirche hat er, wie 
es ſcheint, von biefer Erlaubniß feinen Gebrauch gemacht. 
1689, 3. Dez. wurde ihm erlaubt, eine Zeit lang im 
Spital zu wohnen. Er ſtarb den 5. Dez. 1648. 

wurde im Zimmerthal gemardet. Die zwei Eggen 
gehören zum Freitheil. | 
9. Jän. bezeugen die Räth und Kilchgenofjen von Sarnen, 
dag die Ramersberger mit Bewilligung ber 'geiftlichen 
Herren allen Zehnten im ganzen Kirchgang losgekauft, 
ausgenommen dreierlei Korn und aud den Primiz 
plaphart und denſelben zu Gülten gefchlagen., Sie er⸗ 


817 


klären nun alle Güter für gehntenfrei, ausgenommen dies 
jenigen, auf.denen vielleicht der darauf geſchlagene Zins 
nicht angenommen worden. Gemäß einer Notiz im 


Staatsprotokoll von 1566 ſoll Uli Amſtalden der großen 


Pfrund ab Giglen 830 Pfd. „kumpt vom abkouff des 
Zenden vnd primizple. am Ramersberg“. 1561 wird in 
diefem Protokoll bemerkt, daß Chriftian Fanger ab Huſen 
der kleinen Pfrund (Helferei) 200 Gt mit 10 Gl. Zins 
fchulde, „von wägen bed Zächenden In der ſchwendy To 
man nempt ben vnderen theill dem fee nach vff gelegen“, 


ſo daß dadurch aller Zebnten, Primizplaphart, Yung: 


zehnten losgekauft ift, ausgenommen „var allein dry korn, 


- al® fernen, roggen und gerſten“, „Auch des Haber, den 


. fel man Zenden mit guten Thrümen wie von alter har.” 


1570 verftändigten ſich die Kagiswiler und Freitheiler, daß aus 


I) 


dem Wald im Zimmertbal bei 5 Pfd. Buß fein Holz 
außer. den Theil oder an Beiſaſſen verfauft mer: 
den darf. 


1571 10. Nov. verfauft Rafpar Kiffer als Bfrunds 


bogt die der Kaplanei gehörenden liegenden 
Güter dem Hänsli Ambül; dem Kaplan foll dad Haus 
und der Garten im Berg.jammt „fyer guetter bromende 
boumen” gehören. Ambüt und feine Geben follen wöchent: 
lich den armen Leute für 2 Plaphart Brod und jährlich 
ber Kirche 2 Biertel Nuß geben. Als Unterpfand feßt 
Ambül die Bünt ein. 1575, 1. März erfcheinen die Kirch- 
genoffen vor Gericht gegen Stoffel Ambül und Hand 
Ambüls fel. Erben, denen die Matten Berg um 22 Pfund 
Pfrundzind verfauft worden. Die Pünt wurde an land: 
ammann Marquard Imfeld verfauft, ohne zu bemerken, 
daß fie Unterpfand oder Nachwähr fei. Ammann Rüdli 
ließ in der Matten Berg ein Haus bauen, ohne bezüglich 
des Unterhaltes Beftimmungen zu treffen. Nun mollten 
die Kirchgenoffen den Kauf rüdgängig machen oder aber, 
daß die Ambül ein neues Haus bauen. oder wenigſtens 
einen Biertel der Matten Berg zurüdgeben. Dad Ge: 
richt erklärt, daß die Käufe gültig feienz : Dagegen aber 
follen fie ein für alle Mal 100 GL. an das neue Haus 


318 





bezahlen. Da die Kirchgenoſſen dieſes geichiworene Ur⸗ 
theil nicht anertennen wollten, deßhalb faßte ein Schiebd= 
gericht den 7. Nov. 1577 folgenden Entſcheid: Es ſoll 
ein neuer Pfrundbrief aufgerichtet werden. Die Inhaber 
der Matten Berg follen einem Priefter einen Kraut u. 
Hanfgarten geben, 4 Kift. breit und 8 Kift. lang unb 
Steg und Weg dazu, ferner 4 gute „bromenbe" Bäume 
und „Schien” zum Hagen. Wenn einer unnüg wird, 
follen fie einen andern geben. An den Hausbau und für 


. den Bierling follen fie ein für alle Mat 800 Pfund, 


fammt Zins auf nädften Martini bezahlen. Für die & 
Viertel Nüffe Sollen fie der Kirche jährlih 5 Pfund Zins 
bezahlen und 5 Pfb. Zins für den Plapbart Spenbbrob 


- ale Montag und no 5 Pfund Sind für den anderen 


1572, 
1574 


1876, 


1578, 


Plaphart Spendbrod für den Sigrift und bie übrigen 
Kiechendiener. Die Inhaber find ſomit jährlich 87 Pfb. 
Zins ſchuldig. Die anderen 2 Plaphart Spendbrod 
ftehen nicht auf diefem Gut. Sollte ber Berg zu wenig, 
Unterpfand fein, fo mögen fie andere Unterpfand feßen 
ober das Hauptgut auszahlen. Gine fpätere Schrift: uns 
efäbr vom Jahre 1640 bemerkt: Die andern zwei Bäume 
For fir. Hans Kathriner ab feinem Berg. Bon diefen 
4 frudtbaren Bäumen hat Ehriftoffel Ambül fel. feine 
zwei mit dem Haus binter ber Kirche und dem jekt ber 
Pfrund angehörigen Haus und Platz abgetaufcht, fo daß 
er Bäumen halber ledig if. Wie ed fcheint, wurde um 
biefe Zeit durch Taufch die Kaplanei vor bie Kirche 
verlegt, wo fie jegt ift. 1574 wurde erflärt, daß bie 
Beftätigung ded Kaplans Sache der Regierung fei. 
1589, 1595, 1621, 1771 und 1817 war große Theurung. 
beriprechen die Kirchgenofien am Sonntag vor Verena 
für eine IInger kerze“ das Opfer aufzunehmen, welche 
bei jedem Amt durch das ganze Jahr brennen fol. 
1586, 1588, 1677 unb fchon 1568 war das große 
0° bet, Mehrered darüber fiehe Chronik von Kerns 
14. Heum. erfcheinen bie Freitheilee vor Gericht gegen 
die Ramerdberger wegen Benützung der Alp Käſern. 


319 
Das Gericht erkennt: Die Freitheiler dürfen das Vieh 
auf Käfern treiben, dad fie auf ihren Gütern in 
Ramersberg gewintert; jeboch dürfen fie es nicht ftaffeln. 
12. San. wurbe ber Sungzehnten, welcher indem Ramers⸗ 
berg und in ber Schwendi ganz -und im Boden zum 


dritten Theil dem Brobft in Luzern gebörte unb den bie 


Kicchgenofien ihm abgelauft und der Zeutpriefterei einbers 
leibt, wofür der Leutpriefter dem Probſt 1 GL. Zins zu bes 
zahlen hatte, durch Probſt Ulrich Hermann, Gtadtichreiber 
Renward Chyhſat und durch bie Kirchenrätbe. zu Sarnen 
bereiniget. 

erflärt Landammann Marquarb Smfelb: Der Brief 
wegen der Wuhr im Grundader fi „In Sines 
Vaters fäligen Huß ver Brunnen.” Er wünidt, baß 
bewegen Kundfchaft aufgenommen werde. Heini Schriber 
bezeugt, er babe etliche Mal geholfen, die Wuhr zu 
machen, ?/s bed Lohnes habe ihm der Freitheilvogt und 
1/5 der Ammann Imfeld (Beliger des Grunbacherd) ges 
geben. Die Theiler mußten bad Holz im Erniwalb zu 
bereiten und der Ammann in feinen Koften binzuführen. 
An des „Salzberren” Haus find Beſtandtheile von biefem 
abgebrannten Haufe. 


— Um 1582 gab Ammann Schönenbül Kundſchaft wegen 


1585 


> 


1590, 


Altenhuſen in Kägiswil. Heini Kündigs fel. Schwefter 
babe Altenbufen von ihrem Vater fel. ererbt. Diele habe 
Heini Infanger geheirathet. Er wiſſe wohl, bezeugs 
Schönenbül, als er die Güter am Schwarzenberg von 
Ammann Wirz ſel. gekauft, da haben die Theiler zu Kägis⸗ 
wil einen Aufſatz gemacht, daß Einer, der nicht Theiler 
ſei und Güter bei ihnen hade, bloß den dritten Klauen 
auftreiben dürfe. 

28. Jän. gibt Hand Imhof von Beggenried unter ge⸗ 
wihten Bedingungen den Kägiswilern Plak in feinem - 

Speider für die Käſe aus der Alp Spik. 

2 Jän. beichließt der Rath: Wer die Schwefter in 
der Shmwändi bebaufen will bis auf St. Jörgentag, 
der fol nicht gefehlt haben. Wie es fcheint, bat fich bies 
felbe durch ihr Betragen nicht bie Gunſt ber Regierung 


820 





erworben. Da eine Schweiter, die beim Sigrift im 
Stalden war, nicht von dannen gebracht werden konnte, 
fo befchloß der Rath den 9. Mai 1596, daß man fie mit 
dem Eid verweilen fol. Diefelbe war wahrſcheinlich Die 


J erſte und bie letzte Waldſchweſter oder Beghine im 


1690, 


1591, 


GStalden. 
4. Juni, erjcheinen die Theiler von Kägidwil vor Ges 


richt gegen die dortigen Beiläffen. Sie wollten gemwiffe 


Weiden von den Beifäffen niht nutenlaffen 
So 3. B. haben fie Altenhuſen aus ihrem Sädel gekauft. 
Das Gericht erfennt: Ale Wun und Weid ob dem Kreuz: 
weg, (Hochwald u. f. m.) follen die nußen, die Güter im 
Theil haben. 

16. Jän. begann ‚auf dem Rathhaus zu Sarnen ber 
erfte Bruders Klaufen-Proze$, d. 5. es wurde 
ein Berhör über die Wunder aufgenonmen, die er ges 
wirkt. haben fol. Dieje Akten wurden durch Ritter Lufft 
und den jungen Melchior Imfeld, fpäter LYandammann 
und PBannerberr, dem bl. Bater überfchidt, fie find aber 
wegen Formfehlern erfolglod geblieben. Bei diefem An: 
laſſe wurde Melchior Smfeld den 19. März 1591 durd 
ben Gardehauptmann Zoft Segeiler zum Ritter gefchlagen, 
indem er ihn mit einen gejegneten Schwert umgürtete 
und ihm unter den gebräuchlichen Geremonien Kuß, 
Badenftreich und vergoldete Spuren gab. 

18. Heum. wurde von Pfarrer Heinrich Räber das äl⸗ 
tefte Todtenbuch in folgender Weife begonnen: 
„Sttem den 18. Hornungs Iſt in Gott Berfchieden: Der 
Erfam Melchior Burach, und mit beiden Heilig Sacra: 
menten vorhin verivaret vnnd vf den Fridhoff Kriltenlich 
vergraben worden. Dem gott gnädig ſhe.“ Die ges 
ftorbenen Kinder find in demjelben nicht aufgezeichnet. 
Im gleichen Jahre beginnt auch das ältefte Ehebuch. 
Den 12. Jän. d. 3 murde Nikolaus Wymann mit Ka- 
thrina Wyrſch Fopulirt. Mitten unter den jungen Che: 
leuten findet man folgende Aufzeichnung: „1628 den 7 
meyen bield Sin erfted Amt (PBrimiz) und geiftliche Hoch: 
zit der Ehrwürdig geiftlich Herr Melchior Meyer.” Den 


u 321 
17. Jän. 1594 beginnt das ältefte Taufbud. Das 
mals wurden noch gegen bie Berorbaung bed Conzild 
bon Trient drei Pathen angeftelt Erſt im Sabre 1607 
fieng man an, die Vorſchrift des Conzils zu beobachten, 
welche deßwegen gegeben wurde, damit das Ehehinderniß 
der geiftlichen Verwandtſchaft nicht To häufig vorkomme. 
Im Taufbuch ftebt deßwegen folgende Aufzeichnung : 
„1607 Zar den 21. tag Apl. vff Sant Yörgitag ift ab: 
gemeret worden dad brit gfäterti an der gantzen Lands⸗ 


.gemeinb (doch ſchwerlich, d. h. nicht ohne bedeutende 


1592, 


1592 


Dppofition) vnd ift befhäcen durch Anbaltung (auf 
Antrag) Johann Jauchli pfarrherr alhier im Hauptfleden 
Sarnen”. Das Conzil von Trient 'verorbnete, daß ein 
jeder Pfarrer ein Tauf- Ehe⸗ und Todtenbuch führe. 
Die katholiſche Kirche Hat fi dadurch um das Givil- 
ftandaweien fehr verdient gemacht. Als man noch Teine 
Taufbücher hatte — um das Jahr 1585 — da murbe 
das Alter bed CHprian Trüeb von Sarnen, welcher Bar- 
füffer in Luzern werden wollte, auf folgende Weife aus⸗ 
A: Der Landichreiber Azarias von Flüe berief 
eine Pathen Hand von Emil, Margret Zingg und 
Leon; Gerig. „Sp Zigendt by jr gemwifle das er ver⸗ 
gangener Liechtmeh 25 Zärrich worden fig adhtag barvor.” 
9. Septbr. wurden von Weihbiſchof Balthaſar in ber 
Dorffapelle 877 Berjonen gefirmt. War bie 
Kapelle noch nicht geweiht, dann ift fie ohne Zweifel bei 
diefem Anlaß geiveibt worden. 

im Herbft wurde bie Melhabrüde bei der St. An: 
tonsfapelle gebaut und mit eihenen Schindeln gebedt. 
Die Regierung gab den Kilchern zu Kern? für jeben 
Stod Holz zu biefer Brüde 1 Gl. und ben Freitheilern 
1, Gl. 1593, 20. März, befchloß die Regierung, dem 
Wachtmeifter einen Schein zu geben, daß er bie Brücke 
wohl und genugſam gemacht habe. Als Trinkgeld („beieret“) 
wurben ihm gegeben 4 Kr., der Frau ein „Ichirlüß” und 
bem Knecht Tuch zu Hoſen. Diefe Brüde war fo gut 
gebaut, daß fie erit vor einigen Jahren bei Anlaß der 
Melchakorrektion befeitigt murbe und während beinahe 

20 


820 


erworben. Da eine Schwelter, die beim Sigrift im 
Stalden war, nicht von bannen gebracht werben fonnte, 
fo befchloß der Rath den 9. Mai 1596, daß man fie mit 
dem Eid verweilen fol. Diefelbe war mahrfcheinlich Die 


erſte und die - leßte Waldſchweſter oder Beghine im 


1690, 


1591, 


1592, 





Stalden. 
4. Juni, erſcheinen die Theiler von Kägiswil vor Ges 


richt gegen die dortigen Beiſäſſen. Sie wollten gewiſſe 


Weiden von den Beifäffen nicht nugenlaffen 
So 3. 3. haben fie Altenhufen aus ihrem Sädel gekauft. 
Das Gericht erkennt: Alle Wun und Weid ob dem Kreuz: 


‘weg, (Hochwald u, ſ. mw.) follen die nußen, die Güter im 


Theil haben. 
16. Jän. begann ‚auf dem Rathhau3 zu Sarnen der 
erite Bruder-Klaufen:Brozeß, d. h. ed wurde 
ein Verhör über die Wunder aufgenommen, die er ges 
wirft: haben fol. Diefe Akten wurden durch Ritter Luffi 
und den jungen Melchior Imfeld, Später LYandammann 
und Pannerherr, dem bl. Vater überſchickt, fie find aber 
wegen Formfehlern erfolglo8 geblieben. Bei diefem An- 
laſſe wurde Melchior Imfeld den 19. März 1591 durd 
den Gardehauptmann Soft Segefler zum Ritter geichlagen, 
indem er ihn mit einen gejegneten Schwert umgürtete 
und ihm unter den gebräuchlichen Ceremonien Kuß, 
Backenſtreich und vergoldete Sporen gab. 
18. Heum. wurde von Pfarrer Heinrich Räber das Al: 
tefte Todtenbuch in folgender Weile begonnen: 
„Sttem den 18. Hornungs Sit in Gott Berfchieden: Der 
Erſam Melchior Burach, und mit beiden Heilig Sacra= 
menten vorhin verivaret vnnd vf den Zridhoff Kriftenlich 
vergraben worden. Dem gott gnädig ſye.“ Die ges 
ftorbenen Kinder find in demjelben nicht aufgezeichnet. 
Sm gleichen Jahre beginnt auch das ältefte Chebud. 
Den 12. Jän. d. J wurde Nikolaus Wymann mit Ka: 
thrina Wyrſch kopulirt. Mitten unter den jungen Ehe: 
leuten findet man folgende Aufzeichnung: „1628 den 7 
meyen bield Sin erfted Amt (Primiz) und geiftliche Hoch: 
zit der Ehrwürdig geiftlich Herr Melchior Meyer.” Den 








1592, 


1592 


" 821 


17. Jän. 1594 beginnt das älteſte Taufbud. Das 
mals wurden noch gegen die Berorbaung bes Conzils 
von Trient drei Pathen angeftelt Erſt im Sabre 1607 
fieng man an, bie Borfhrift des Conzils zu beobachten, 
welche deßwegen gegeben wurde, damit das Ehehinderniß 
der geiftlichen Verwandtſchaft nicht fo häufig vorkomme. 
Im Taufbuh fteht deßwegen folgende Aufzeichnung : 
„1607 Sar den 21. tag Apl. vff Sant Yörgitag ift ab: 
gemeret worden das brit gfäterti an der ganken Lands⸗ 


.gemeinb (boch fchwerlih, d. h. nicht ohne bedeutende 


Dppofition) und iſt beſchächen durch Anbaltung (auf 
Antrag) Johann Jauchli pfarrherr albier im Hauptfleden 
Sarnen”. Das Eonzil von Trient 'verorbnete, daß ei 
jeder Pfarrer ein Tauf: Ehes und Todtenbuch führe. 
Die Tatbolifche Kirche hat ſich dadurch um bad Civil⸗ 
ſtandsweſen fehr verdient gemacht. Als man noch feine 
Taufbücher hatte — um das Jahr 1585 — ba wurbe 
das Alter ded Cyprian Trüeb von Sarnen, welcher Bar: 
füfler in Luzern werben wollte, auf folgende Weife aus: 
gemittelt. Der Landichreiber Azarias von Flüe berief 
feine Pathen Hans von Emil, Margreth Zingg und 
Leonz Gerig. „Sy Zigendt by jr gewiſſe das er ver- 
gangener Liechtmeh 25 Järrich worden fig achtag darvor.“ 
9. Septbr. wurden von Weihbifchof Baltbafar in ber 
Dorftapelle 877 Berfonen gefirmt. War bie 
Kapelle noch nicht geweiht, dann ift fie ohne Zweifel bei 
biefem Anlaß geweiht mworben. 

im Herbft wurbe die Nelhabrüde bei der St. An: 
tonsfapelle gebaut und mit eichenen Schinbeln gebedt. 
Die Regierung gab den Kilhern zu Kernd für jeben 
Stod Holz zu dieſer Brüde 1 GI. und den Freitheilern 
1 Gl. 1593, 20. März, beichloß die Regierung, dem 
Wachtmeifter einen Schein zu geben, daß er bie Brüde 
wohl und genugfamgemacht habe. Als Trinkgeld („beieret”) 
wurben ihm gegeben 4 Kr., der Frau ein „Ichirlüg” und 
dem Knecht Tuch zu Hofen. Dieſe Brüde war fo gut 
gebaut, daß fie erft vor einigen Jahren bei Anlaß ber 
Melchakorrektion befeitigt wurde und während beinahe 

20 


3%» 


300 Jahren wenig Reparatur bedurfte. Vorher war da⸗ 
ſelbſt eine ungebedte Brüde. 1567, 4. Dit. wurde be⸗ 
ſchloſſen, dem Steinmeß, der die Meihabrüde gemacht, 
fol der Sedelmeifter ein Paar Hofen geben. Im fols 


” genden Jahre den 22. Sept. beſchloß die Landesgemeinde: 


Wenn fi etwas „Wuft” daran fegt, dann hat ber Statt⸗ 
balter Gewalt, Leute zu rufen und fie follen gehorſam 
fein. Wie es jcheint, war biefelbe nicht fo Dauerhaft 
wie die legte. Ueber die Aa beim Rathhaus war früher 
eine gebedte hölzerne Brüde 1665 8. Jän. beit der 
Rath: Wenn Baumeifter und Sedelmeifter es für gut 
finden, beim Rathhaus ftatt der alten hölzer⸗ 
nen Brüde eine fleinerne oder einen Schwibbogen zu 
machen, jo bürfen fie Anftalten treffen... 1665 wurde 
Hans Imfeld für Zehrung wegen dem Schwibbogen bes» 
zahlt. Wahricheinlih wurde der jetzt noch beſtehende 
Schwibbogen gebaut. 

1600 wurdeim Unterdorfgegen Bitzighofen bie 
erſte Brücke über die Aa gemacht, 1668 bie 
zweite Durch Mitr. Andreas Michel, dem als Trinkgeld 
ein Baar Hofen gegeben wurben, und 1827 die britte, 
wozu das Holz aus den obrigkeitlichen Waldungen ge: 
nommen wurde. Bei der Aaforreftion wurde fie um: 
gebaut. 1588 wurde die Brüde zu Kägiswil unge: 
fähr da, wo jegt die Eifenbahnbrüde über die Aa geht, 
gejchliffen und den 4. Nov. 1589 Statthalter Jörgi 
beauftragt, dem Peter Winmann anzuzeigen daß er in 
Monatzfrift die neue Brücke ausmache; ſonſt werde man 
fie in feinen Koſten machen laſſen. 1681, 8. Nov. wurde 
beichloffen, die Aabrüde zu Kägidwil neu zu bauen 


. und fie durch Andreas Michel meiſtern zu laſſen. Nach⸗ 


dem ſie einige Mal reparirt worden, nachdem die Land⸗ 
ſtraße über die Gigen hinauf gebaut war, beſchloß die 
Straßenkomiſſion den 29. Dez. 1821, fie, ſobald es die 
Umftände erlauben, zur neuen Straße gegen die Kern: 
matt zu übertragen und bafelbft eine leichte fahrbare 
Brüde zu errichten. An der Stelle ber alten Kägis- 
wilersBrüde, deren Holz zur Kernmattbrüde vers 





1592, 


323 





wendet wurde, wurde ein ficherer Steg gemadt. Die 
alte Rernmattbrüde - aber wurde vor einigen Jahren 
durch eine ‚neue erjegt. 1677, 15. Mai befchlok der 
Rath, dag die Brüde beim Spital oder an der 


"der Rüti „zu der Selben nothivendigfeit angent® ge: 


baut werde.” Meine Herren werden dann beratben, mer 
die Koften zu bezahlen habe. 13 Jahre ſpäter fand der 


Rath, dab die Brüde bei dem Spital von den Kirchge⸗ 
noffen zu Sarnen zu bezahlen und zu unterhalten fei. 1756, 


5. Dez. wurde ber jetige Schwibbogen dem BaumeifterSieger 


um 340 Gl veraccordirt. Die Freitheiler mußten das Material 
berbeifchaffen u. tägl. 5—6 Arbeiter ftellen. 1622 wurde bei 5 


Bf. Buße verboten, nit gebundenem oder ungebundenem'Bieh 
über den Rüdlifteg zu fahren und Nikolaus oder Os— 
wald von Rot als Auffeher bejtellt. Ein gleiche® Berbot 
wurde 1660 auch bezügli des Steged über die 
Melcha beim Kapuzinerflofter erlafien. Dieſer 
Weg, vom Foribach hinüber, ift eine Folge. vom Bau 
bed SKapuzinerflofterd. Dadurch bat man bie SKernfer 
beſchwichtiget, welche jehr unzufrieden waren, daß man 
dasſelbe nicht bei der St. Antonsfapelle bauen wollte, 
wo der Eckſtein bereit3 eingejegnet war. 

28. Dftober murbe beichloffen, dem Hand Wirz und des 
Hauptmann Wirzen Tochter je eine Krone zu geben, weil 
fie in Feuersgefahr zuerft die Feuerkübel (hölzerne Hand: 


ſpritze) vom Dachſtuhi der Aabrüde beim Rathhaus hinab: 


getoorfen. Aus gleicher Urfadye wurden den 22. Dftbr. 
1599 dem Hand Sigrift oder demjenigen, der die euer: 
fübel zuerft binabgeworfen, Guttuch zu einem Baar Hofen 
verehrt. Deßwegen erhielten 1600 Stoffel Ambül und 


Nikolaus Imfeld je 2 Gl. Im folgenden Jahre wurde 


ber Schuhmader bei der Brüde beftellt, damit er zu 
den Feuerkübeln „Luge“ und deren Bogt fei. Bisweilen 
erhielten auch diejenigen eine Belohnung, welche zuerit 
„Feuer“ gerufen. So 3. B. befchloß der Rath den 19. 
Heum. 1601: Der „Dorfbrut fo mans nennt," „Scir: 
liz“ zu einem „Schirlaz“ zu geben, weit fie zuerft Feuer 
gejehen und Fürio! gerufen bat. Die Feuerkübel mur- 


‚324 





den theils von der Regierung, theils vom Freitheil und 
theil® von ben vermöglicdern Privaten angeichafft. 1570, 
9. Zän. erhielt der Baumeifter Vollmacht, 60 Yeuerfübel 
machen zu laffen und zu 1 GI. an Lanbleute zu ver⸗ 
taufen. Wer 10 Kühe Winterig vermag, fol bei 10 
Gl. Buß einen Seuerfübel haben, befchloß der Rath im 
Sabre 1624. 1670, 22. Febr. wurbe beichloffen: Hr. 
Sedelmeifter foll forgen, daß noch 6 Feuerkübel gemacht 
werden und ſowohl an dieſe, ald auch an die alten ber 
Landesfchild gemalt werde. Die Freitheiler werben 
forgen, daß die Vermöglichften von ihnen ebenfall® einen 
folchen anichaffen. 1784 mußte der Freitheil nah alter 
Mebung für 6 Feuerkübel forgen. Beim GErfcheinen der 
Feuerfprigen find die alten Feuerkübel immer mehr ver: 
fchwunben, jo daß nur noch ein Exemplar im Mufeum 
vorhanden if. Um mit dieſen Sandfiprigen oder Feuers 
tübeln nahe zum Feuer zu fommen, mußte man viele 
Leitern haben. Deßhalb verordnete ber Rath den 
80. März 1624, daß eine jede Behauſung eine Leiter 
habe. Gemäß ber Feuerverordnung vom 16. März 1687 
war zu Kicchhofen eine Feuerleiter, welche zwei Mann 
erforderte. Beim Rathhaus maren 4 Feuerleitern, welche 
je 4 Mann, bei der Melchabrüde 2, welche je 4_ und 
beim untern und obern Zeughaus 2, welche je 4 Mann 
erforderten. Gemäß diefer Verordnung hatte man auch 
Zzeuerbaden beim Rathhaus, weiche von 4 Männern 
getragen wurden. 1710 murde die erfte Feuerſpritze ans 
geboten, 1722 die zweite und 1730 die dritte Die 
zweite wurde nicht gefauft, weil fie ſchlecht war und die 
erfte und dritte murde nicht gefauft wegen bem Zeug: 
haus: und Rathhausbau. 1733 wurbe bon Andreas 
Schultheiß von Bamberg, mohnbaft zu Schwyz, eine 
Wafferfprige feilgeboten und man beſchloß, dieſelbe 
anzunehmen, wenn fie währichaft ſei. 1766, 4. Däbr. 
wird erlaubt, die Feuerſpritze, welche fonft im. Zeughaus 
aufbewahrt murde, auf Unkoſten der SFreitheifer „zur 
befieren Gelegenheit” beim Steinhaus unter der Borlaube 
zu verforgen. Der Dorfſchaft Sarnen murde den 26. 





385 _ 

Auguft 1769 aufgetragen, dem Mftr. Nikolaus Dillier 
feine Feuerfprige abzufaufen, woran meine gnädigen 
Herren aus dem Zeughaus 50 GL. gaben. 1784 wurde 
die alte obrigkeitliche Feuerſpritze dem Nikolaus Dillier, 
welcher 100 Kronen dafür fordert, zur Reparatur übers 
geben. "1823 mwurbe eine neue Geurrfprige ri 
und ein Sprikenhaus gebaut, was 1123 Gt. 18 © 

1%. gefoftet und wovon 804 GI. dem Samuel Pa 
von Burgdorf für die Feueriprige bezahlt wurden. Heggi 
veraccordirte fie ſammt Zugehör und 100 Schub hänfener _ 
Schläudhe für 77 Louisdor, wovon er 10 Louisdor 3 
Sabre als Währſchaft ftehen ließ. An die Koften be—⸗ 
zablte Pannerherr von Flüe 180 Gld. Landammann 
Spichtig 120 Gld., die Regierung 20 vouisbor u. ſ. w. 
1851 wurde von Alois Lampart eine Saugfprige ange: 
ſchafft. In den letzten Jahrzehnten wurden für Ans 
Thaffung von Feueriprigen, für Derbefierung des Löſch⸗ 
Apparated und für Ausbildung einer Feuerwehr große 
Dpfer gebracht. 

Man. machte auch verichiedene Berorpnungen, . 
um ben Ausbrud des Feuers zu verhindern. 
1608, 5. April wurde bei 10 Pfd. Buße im Dorf ver: 
boten, bie Wäfche im Haufe zu haben. Diefed Verbot 
wurde fpäter von Zeit zu Zeit erneuert und auch auf die 
Häufer außer dem. Dorf ausgedehnt. Schon damals 
mußten die Amtöleute von Zeit zu Zeit die Feuerſtätten 
und Defen „geihoumwen”, die Kamine und „Firſten“ bes 
fichtigen und Mangelbaftes zu verbeflern, befeblen. 1661, 
15. Oft. wurde das „Einftügen”, 1713, 12. Auguft dad 
Heigen für das „Rätfchwert“, 1720, 9. März dad Pachen 
Verkaufen und Schießen von „Ragetlünen“ ‚1796 das 

„Potafchern” in den Häufern und 1807 das Tragen bon 
brennenben Fackeln durch das Dorf verboten. 1674, 9. 
Juni wurde den Bewohnern des großen Hauſes im 
Unterdorf, welches Landvogt Melchior Wirz gebaut, ver⸗ 
boten, dasſelbe Nachts zu ſchließen, weder Tags noch 
Nachts „Dörf“ oder „Stubeten“ zu halten und bei 
Strafe des Thurmes im Haufe keinen Tabak zu rauden. 


826 


Der Maria Kathrina Wirz, melde bafelbii gewohnt, 
wurde ftreng verboten, gebrannte. und ungebrannte Meine 
und Waffer, welche trunten machen, zu trinfen. Schon 
frübzeitig war wahrfcheinlich auf Veranlaffung von Mein: 
rad Imfeld von Feuer: und Mobiliarverfiherung die 
Kede. So 3. B. mwurde den 4. Sept. 1813 beichlofien, 
an der nächlten Landesgemeinde fol der Antrag zu einer 
Feueraſſekuranz im Lande. gemacht werden. 1828, 21. 
April wurde von der fchweizerifchen Mobiliar-Verficherung 
die Statuten und bie erfte Rechnung müitgetheilt und 
Meinrad Imfeld als Agent unfered Standes empfohlen. 
Die Sache wurde an eine Kommiffion gewieſen. Wie es 
- Scheint, wurden beide Anträge abgelehnt. 

1592 wird den Beifaffen verboten, bei 5 Pfd. Buß Schweine 
auf der Freitheiler Holz und Feld zu treiben. Bei gleicher 
Buße wurde ihnen auch verboten, aus Hägen und Wäls 
bern Holz zu nehmen. Diefed Verbot murbe 1767 er: 
neuert bei Verluſt des Holzes und 15 Sci. Buß von 
jedem Stod. Der Freitheilvogt darf ihnen etwas Holz 

beiwilligen. 

1595, 17. April wurde von der Negierung die Bruderſchaft 
der ehrw, Priefter ob dem Kern wald beftätiget, 
gleichwie fie auch von Gardinal von Deiterreih, Biſchof 
in Konftanz, bejtätiget worden. Sie beichloß, an bie 
Koiten der Bruderfchaft des hl. Auguftin alljährlich 5 Pfd. 
zu fpenden. . In diefem Jahre wurde fomit das ob⸗ 
waldnerifhe Priefterfapitel unter dem 
Schuß des Hl. Auguftin gegründet. Daß erfte 
und ältefte gothifche Sigill diefer Bruderfchaft mit dem 
Bild des hl. Auguftin ift immer noch vorhanden. Das 
ältefte Protokoll des Prieſterkapitels gebt zurüd bis auf 
das Jahr 1612, wo Schulmeilter Wilhelm Dörflinger 
Sefretär war. Am Ende d.ffelben wurden von ihm die 
Wappen ber damaligen Kapitularen gezeichnet. Schon 
im Anfang konnten auch weltliche Berjonen in die Bruder: 
ſchaft aufgenommen erden. Deßwegen wurde an bem 
Auguftinusfeft 1629 von Pfarrer Wolfgang Roth in 
Sarnen verfündet: „EI wird vf den Hütiger Tag 


827 


INES EAN 


iar zit gehalten für alle Ehrwürdige priefter jo in un: 
ſerem Batterland pfründen hand befeflen von Anno 1594 
bis vf dato. Ittem auch für alle wältliche perjonen, 
welche fich band Iaffen infchriben in diefe pruoberfchaft 
des Heiligen Kilchenlehrerd Auguftin” u. ſ. w. Hierauf 
wurden die geiftlichen und weltlichen Mitglieder ber 
Bruderſchaft verlefen. Pfleger ober Kaffier der Bruder⸗ 
Schaft war in- früheren Zeiten ein weltlicder Herr. Die 
Mitglieder des Priefterfapitels find verpflichtet, alljährlich 
. eine hl. Meffe zu leſen, für ihre leiblichen und geiftlichen 
Eltern; - für ihre Wohltbäter, für bie. Mitglieder des 
Priefterfapiteld und für die übrigen lebenden und ver⸗ 
ftorbenen Brüder und Schweftern diefer Bruderſchaft. 1629 
befhloß man nebft dem Sabrzeit der Bruderfchaft, wel: 
ches früher am Felt des hl. Auguftin und jet am Diens⸗ 
tag nach dem Feſt gehalten wird, abmwechjelnd in den 
Pfarreien auf Koften des ‚betreffenden Pfarrers und Hel- 
fer3 für die verftorbenen Eltern und für die man zu be- 
ten ſchuldig war, noch ein eigene? Jahrzeit zu balten, 
welches dann Später wieder mit dem Jahrzeit der Bruders 
ſchaft verfchmolzen und in die Verpflichtung umgewandelt 
wurde, in dieſer Meinung, ſowie für die Mitglieder ber 
Bruberfchaft jährlich eine Hi. Mefle.zu Iefen. Die Mit» 
- glieder de Priefterfapitels verpflichteten ſich unter einans 
der, daß ein jeder nach dem Tod eined Mitbruders für 
denfelben eine HI Meſſe appliziren wolle. Diefe Verpflich⸗ 
- tung wurbe 1648 auf die Mitglieder des Priefterfapitels 
von Nidwalden und 1866 auf die Mitglieder des Benes 
‚ biltinerftifte® von Engelberg ausgedehnt, die bezüglich 
dem Brieiterfapitel von Obwalden Gleiches beobachten. 
Alle zwei Jahre wird das Bruderfchaftsjahrzeit feierlich 
gehalten und es erfcheinen dabei Abgeordnete der hoben 
Regierung, vom BPriefterfapitel Nidwalden und vom Klo⸗ 
fter Engelberg, welche gaftfrei gehalten werden An bie 
Koften gab die Negierung 1606 8 fl. und jpäter Cham⸗ 
Pagner. Als das Priefterfapitel vor einigen Jahrzehnten 
den Wunſch äußerte, man möchte bei diefem Anlaß nicht 
mehr toaftiren, da erflärte bie Regierung, dag das Cham⸗ 


828 


III IL 


pagnertrinken unb das Zoaſtiren aufammengehören unb 
beſchloß, anftatt Champagner in Zukunft 50 
Geld zu geben, was dem BPriefterfapitel fehr angenehm 


war 

1596 turbe bievondenHanbmwerktäleutenaufgerid = 
tete Bruderfchaft gutgebeißen; doch follen fie fi 
an Jahrzeiten mäßig halten und Niemanden in bie Vru⸗ 
derſchaft zwingen. Schon 1566 wollten fie eine Bruber« 
ſchaft errichten, fie wurden aber bon ber Regierung freund: 
lich abgewieſen. Schon frühzeitig hat die Regierung für 
die Handwerker Vorfchriften erlaffen. Ungefähr 1556 
wurde verordret, daß die Schneider, welde nicht Lands⸗ 
leute find, enttveber bom Schneiderhandwerk, ober aber 
vom „Tuchichärren” (Zuchbanbel) laſſen. An ber Lan- 
dedgemeinde bed Jahres 1558 wurde beſchloffen daß die 
Handwerksgeſellen in allen Kirchgängen „Temal” Feier⸗ 
abend) halten und darnach „nit waͤrchind.“ Wird Einer 
„berleibet,“ dann wirb er um 10 Pfund geſtraft, ausge⸗ 
nommen, es ſei nothwendig an „Hochziten doch ſollen 
ſie es nicht thun, bevor ſie von einem Landammann und 
Rath Urlaub genommen. 1562 beſchloß ber Rath, den 
Schuhmachern, welche nicht um ben alten Lohn arbeis 
ten wollen, dad Handwerk zu verbieten. Gin Jahr vor⸗ 
ber wurde gemadt, daß ein Mftr. Schmieb täglih 2 
Batzen, ein Meifterfnecht 14 Schl. und ein anderer Knecht 
2 Schl., 1625 wurde gemacht, daß ein Schuhmacher von 
einem Baar Schuhe, das nicht geftudt ift, 10 Angft. 
von einem geftudten Baar 2 Schi. und von einem dop⸗ 
pelten Paar 8 Schl. habe. 1681, 80. Rai wurde ihnen 
bei 5 GI. Buße verboten, ben Dienftboten Rabmenfchube 
machen. An der Lanbeögemeinde 1632 wurbe bie 
Sandiverföleuten-Debnung aufgehoben und beſchloſſen 
daß ein Jeder eine Gebühr erhalte, wie er Tann und 
mag. Wie es fcheint, hatte man den Handwerkern bors 
: gefchrieben, wie viel fie fordern dürfen. Einige Jahre 
nachher ſah ſich bie Regierung veranlaßt, die Handwerks⸗ 
leute zu ermahnen, baß fie mit dem Arbeitälohn beider 
bentlih fahren. Für den Schmied, Niber, Sager und 





829 


III ISO 


Küfer wurde wieder der Arbeitälohn theilmeife von ber 
Regierung beftimmt. 

Fremden Handwerkern, die Keßler audgenommen, wurbe 
gewöhnlich nur unter der Bedingung erlaubt, im Lande 
zu wohnen, wenn fie nicht von Haus zu Haus der Ar: 
beit nachlaufen. Die Beifaffen durften gewöhnlich auch 
nicht mehr als ein Getverbe treiben. Nachbem bie bie 
figen Handwerker Klage geführt, daß ihnen die fremden 
Handwerker vor dem Brob feien und daß fie theilweile 
hauſieren, d. b. von Haus zu Haus der Arbeit nachgeben, 
da befchloß der Rath den 7. Juni 1788, daß der fremde 
" Schneider in Kerne, der Rädermacher in Sadjfeln, der 
Tiſchmacher Martin Lieb in Oberwil, der Tiſchmacher 

von Uznach in Kerns, der Kohler Huber und die Strobs 
hutmacherin in Kerns fortgeiwiefen werden unb innert 8 
Tagen aus dem Land ſich machen. Ebenſo wurden alle 
Haufirer, fremden Glafer, Delträger, Seiler, Hutfärber, 
Segefienträger fortgewiejen in der Abficht, die hiefigen 
Meifter zu ſchützen und in ber Hoffnung, daß fie ſich 
gegen die Landleute nicht überlohnen.” 

1811, 8. Aug., bejchloß der Rath, dab für die Haud⸗ 
werksgeſellen, wie an anderen Drten, ftatt ber Kund⸗ 
ſchaften Wanderbücher eingeführt werben und daß bie 
Zunft fie anfchaffe und die Kanzlei audfertige. Dem 
Tiſchmacher Johann Brändli in Sarnen wurde den 13, 
Febr 1813 verboten, Gefellen anzunehmen, wenn er fid 
nicht in die Zunft aufnehmen laſſe. Ein Lehrling mußte 
in früheren Seiten, nach Abfchluß der Lehrzeit, vor kun⸗ 
Digen Meiftern ein Examen befteben und erhielt dann, 
wenn ihm das Meifterftük gelungen, einen befiegelten 
Brief, daß er das Handwerk „nach aller Gattung und 
Manier” gelernt. Für folge „Lehrbriefe” hatte man im 
vorigen Jahrhundert gedrudte Formulare. Die Meifter, 
welche mit dem Lebrjungen das Eramen machten, waren 
gewöhnlich auch dabei, wenn er ald Lehrling aufgebungen 
wurde. Beim Aufbingen von Meifterföhnen war die 
Anweſenheit von zwei fremden Meiftern nicht erforderlich, 
bagegen mußten auch fie.1 Gl. oder ein Pfund Wade 


> 


330 


zu Handen ber Bruberfchaft entrichten. Für dad Schreiben 
und Siegeln eines Lehrbriefe® mußten 1 81. 10 Sit. 
bezahlt werben. In früheren Beiten mußten beim Auf - 
dingen und Prüfen Meifter von der Zunft in Luzern bei: 
gezogen werden. Es ſcheint aber, daß man das ſchon 
beim Beginn des 17, Jahrhunderts nicht mehr getban. 
ALS einige Meifter von Obwalden ald Abgeordnete von 
der Zunft in Luzern erfchienen und fich auf ihre mehr 
als hundertjährigen Rechte beriefen, da erklärte biefelbe 
ben 30. Aug. 1756, daß fie von ihnen nichts anderes 
verlangen, als die treue Beichüsung ber Handwerks⸗ 
bräuche und genaue Einhaltung der Rechte und baß fie 
diefelben für ‚tüchtig halten, ehrliche Knaben als Lehr: 
junge und Gefelen zu fördern. Darunter ſeien aber 
die nicht zunftbaren Landesmeifter ob dem Wald nicht 
gemeint und es jeien biefelben bi8 zu ihrem Abfinden 
mit ber Meifterfihaft als „Störrer” zu halten. Im 
gleichen Jahre wurde von ber Zunft und Meifterichaft 
in Obwalben verordnet, daß fein Meifter einen Lehrling 
aufdinge, bevor er 2% Jahre Meifter geweſen, daß Fein 
Meifter 2 Lebrjunge neben einander halten dürfe und 
daß nur ein Meifter 4 Baten pro Tag fordern dürfe, 
daß er aber von Morgens 5 Uhr bid Abends 9 Uhr ar- 
beiten fol. Zugleich wird alled Haufiren mit Schuhen 
verboten. 1641, 25. Mai wurde ihnen erlaubt, den 
Ueberſchuß zur Bekleidung von Armen zu verwenden und 
den 30. Mai 1648 beſchloß man, beim Probſt zu Solo: 
thurn um Reliquien des bi. Urfus für die Handwerks⸗ 
leutensBruderfchaft anzubalten. Gemäß Zunftbefchluß 
bom Jahre 1678 mußte jeder Meifter, wenn nicht ehren» 
bafte Roth ihn entfchuldigte, unter einer Strafe von 2 
Schl. beim Jahrzeit ericheinen und 1823, 26. Jän., 
wurde verorbnet, daß die Meilter von Sarnen bei 5 

Schl. Buß jedem verftorbenen Mitglievde die letzte Ehre 


1697 und 1815 wurde auf Koften der Bruberjchaft 
‚in die Pfarrkirche zu Sarnen ein neuer Mefacher ange: 
ſchafft. Das Felt des hl. Erffpin umb Crifpinien wurde 


831 


RI LS IS SL w a 


1756 von den Schuftern als Feiertag angenommen. 1795 
wurde die Herberg fammt Zunfttafel zum „Schlüffel” in 


das Haus des Landweibel Anton Wir; und 1859 zum 


„Poſthorn“ verlegt. Bon der BZunfttafel Tonnten bie 
fremden Handwerksburſchen die Namen der zünftigen 
Meifter erfahren. 1819 wurde befchloffen, auch bei der 
Krone in Kernd eine Herberg fammt Zunfttafel zu ers 
rihten Die Meiſter, welche in biefelbe ein „Täfeli“ 
tbun wollten, mußten es auf eigene Koften verfertigen 
lafien. Es wurde dann auch beichlofien, das Zunfbot 
zwei Jahre in Sarnen und das dritte Jahr auf der Her: 
berge in Kernd zu halten. .1825 murbe dem Bilbhauer 


Etlin übertragen, für Sarnen eine BZunfttafel nad 


Form ber Kernfertafel zu machen. Bon der Zunft wurbe 


1598, 


1859 die Sonntagszeichnungsfchule eingeführt und bie 
Sparkaffagefenfchaft um einen Beitrag erfucht. 1864 ge: 
nehmigte fie die Statuten der Geſellenkrankenkaſſe und 
den 15. Dez. 1865 befchloß fie die Auflöfung der Zunft. 
Gemäß Beichluß vom 15. Dez. 1867 wurde das Zunft: 
vermögen, welches, nachdem es mit Kerns getheilt var, 
höchitend 800 Fr. betrug, dem Männerkrankenverein von 
Sarnen zugewendel. Zum Leichen ihres befonberen 
Schutzes hatte die Regierung der Zunft zwei von den 
angejehenften Männern als Obmänner gegeben. Der 
Birth, bei dem die Herberge für die fremden Handwerks⸗ 
burſchen fammt der Bunfttafel war, wurde „Stuben: 
vater” genannt. Vgl. Volksfr. 1886 No. 45, 50 u. ff. 
4. Horn. erjcheinen vor Gericht Rathsherr Melchior 
Kifer und Wendel Kiſer im Namen der Ramerdberger 
gegen Fähnrich, Rathsherr und Torfvogt Baſchi Wirz 
und Heini Wir; im Namen ber Freitheiler. Die Ramers⸗ 
berger erflären, daß fie Holz und Allmend haben 
und den Sreitheilern, die Güter im Theil haben, es nicht 
mehren dürfen, Holz zu hauen und auf die Allmend zu 


- treiben. Die Freitheiler haben Wald und Allmend im 


BZimmerthal und laflen bort Wald ausrüten. Nun aber 
baben auch die Nameräberger Güter, die ihm Freitheil 
liegen. Sie hoffen, fie werben daſelbſt aud) Sömmerig 


332 


IL I TAT 


Baben für das Vieh, das fie im Freitheil gewintert. Das 
rauf antworteten bie reitheiler, daß fie zu ihren Gütern 
weder Alpen noch Allmenden haben und daß bie All⸗ 
menden den Freitheilern und nicht den Gütern gehören. 
Sie rüten im Zimmerthal ohne der Ramersberger Koften 
aus. Das Gericht eriennt, daß das Urtheil von 1539 
bei feinen Kräften verbleibe. Wenn die Hamersberger 
Güter haben, die auf dem Freitheil-Steuerrodel ftehen, 
dann find fie auch berechtiget, in das Zimmertbal zu 


treiben. 

1598 war dad Schulhaus baulos geworben. Der Baumei⸗ 
fter erhielt den Auftrag, das Landesſchulhaus dem Beter 
Winmann, welcher die Mühle in Schoried befak, zw 
berafforbiren. Wir vermutben, daß berfelbe die Schö⸗ 
nenbülbäufer in Alpnach und bie in dieſem Stil gebaus- 
ten Häufer biefer Zeit in Sarnen: und Kerns gebaut. 
Das neue Schulhaus wurde damals noch nicht gebaut. 
1619, 27. Juli, wurbe beichloffen, daß das alte Schuls 
haus noch ein Jahr gebraucht werde. Im gleichen Jahre 
erhielt der Baumeifter den Auftrag, zu „Iuegen,” was 
zu bauen nöthig fei. Es bat fomit nur eine Reparatur 
ftattgefunden. Nah dem Bau bed Kapuzinerkloſters 
wurde den 10. November 1646 beichloffen, das Hoſpiz 
der ®. V. Kapuziner bei ber Dorflapelle, wo 2 bis 3 
Kapuziner während mehreren Jahren gewohnt, für ben 
Sculdienft zu verwenden und bem Schulherr zu befehlen, 
förderlichft bineinzuzichen.. 1686 murbe um 1500 Pfd ein 
Schulhaus gefauft. Die Regierung gab daran 100 Pfb., 
der Freitheil 600, Schwänbi 550, Kägiswil 175 und Ras 
mer&berg 175 Pfd. Es war das wohl jenes Haus bei der 
Dorffapelle, welches jetzt noch für die Schule verivendet 
wird. Die ältefte Rantonalfchule ſtund auf dem Seefeld. 

wifchen der jegigen und ber damaligen Kantondichule 
it ein großer Unterfchied. 1661 kaufte Fähnrich Franz 
Imfeld den Garten im Seefeld, mo das „ſchulhauß“ 
geftanden, von den Freitheileen um 20 Gl. Geldsrecht 
‚und um 100 Pfd. nad Landredt. Um 1680 mußte bie 
Regierung den Freitheileen wegen Schul: nnd Ziegel: 


1599, 


833 


III SIE 


bütte, weiche beim Pulverthurm geftanden, jährlich 10 
Pfund Bodenzind bezahlen. Wie es jcheint, gehörte die 
BZiegelhütte dem ganzen Land: 

10. Jän., wurde wegen der größten Glode (Jakobs⸗ 
glode) mit Morik Schwarz, Glodengießer in Luzern, 
ein Akkord gemacht. Sie fol etwa 70 Zir. ſchwer fein 
bon engliſchem Zinn und anderem jehr gutem Metall. 
Für jeden Zentner follen ihm 17 Kronen gegeben werden. 
Für das Wägen der Glode in Luzern und für den Trands 
port in das Schiff find 8 Kronen zu verwenden. Wenn 
die Glode gejegnet im Thurm hängt und den Kirchge⸗ 
nofien gefällt, dann erhält der Meifter die Bezahlung 
bis auf 500 Gulden, welche noch ein Jahr unverzinslich 
anfteben miüflen, bis die Glocke fich bewährt. Wenn 
man gut zufrieden ift, dann mußte aud ein größeres 
Trinkgeld gegeben werden. Am 25. Heumonat gl. J. 
wurde die Glodentaufe vorgenommen. Die P56 Wohl: 
tbäter, von denen Feiner weniger als eine Krone gab, 
wurden alle zur Taufe eingeladen. Darunter waren 623 
Wohlthäter, welche in Obwalden wohnten und von denen 
jeder wenigftend® 3 Kronen gab. Der Wohlthäterrodel, 
auf welchem 295 Nidwaldner, wurde von Jakob Kaifer 
von Nidwalden, Sohn des Baumeiſters Kafpar in Alps 


nad, von dem auch eine Abichrift des weißen Buches 


vorhanden, gefchrieben. Für. die Wohlthäter wirb all: 
jährliih an St. Annatag ein Glodenjahrzeit gehalten. 
Diefe Glode wurde von Mori Schwarz in Luzern ge 
gofien. Sie wird Jakobsglocke genannt. Auf bderfelben 
find die Bilder der 12 Apoftel und die Inſchrift: „Zu 
der Er Gotted und Maria Iutet man mid + Alle Got: 
tes Heiligen er ih + Alle Ungewitter vertrieb ih + 
Alle Todten bewein ich.” Die zweitgrößte wird Peters⸗ 
glode genannt. Nachdem fie gefpalten, wurde fie 1687 
von Daniel Springli und Johann Schuhmacher in Zo⸗ 
fingen umgegoffen und Toftete 843 Gl. 27 Schl., wovon 
408 Gl. 87 Schl. durch Bergabungen gebedt wurden. 
1786, 9. April, wurde befchloflen, die geipaltene Peters: 
glode umzugießen. Mit Anton Brandenberg und Sohn 


334 


WINE NLA 


von Zug wurde ben 6. Brachmonat 1786 ein Akkord 
geſchloſſen. Nebft der erforderlichen Glockenſpeiſe und 
einen: Duartier wurden ibm 40 neue Dublonen verſpro⸗ 
chen. Den 27. Heumonat murde die Glode aus dem 
Thurm binabgenommen. Sie wog 4152%/, Pfund. Die 
Umgießung ift vor der Sollegigartenmauer am: 16. Aug. _ 
unglüdlih und am 26. September 1786 -glüdtih vor 
ſich gegangen. 1827. zeriprang bie Peteröglode zum- 
dritten Mal. Den 9. Jänner 1829 wurde fie dem af. 
Rietichi, dem Nachfolger von Heinrich Bär, bei dem er 
20. Jahre lang als erfter Xrbeiter gedient, zum Umguß 
. übergeben. Sie wurde den 24. Auguft 1829 von Abt 
Eugen in Engelberg geweiht und den 29. Augujt wurden 
für dieſelbe 2059 Fr. 6 Bz. bezahlt. Die alte zeripal- 
tene Glod wog 8685 Pfund und die neue 4415 Pfund. 
1886, 23. September, jchreibt Pannerherr Spichtig dem 
Jakob Rietfchi, daB die von ihm gegoffene Glode ſeit 
einiger Zeit einen Mißton gebe, der immer mehr zu=: 
nehme. Wenn die Kanone fertig fei, dann möchte er mit: 
berfelben bieherfommen und die Glocke unterfuchen. Riet- 
[hi räth, die Glode zu Tehren. Doch fchon den 14. No⸗ 
vember fchreibt Pannerherr Spichtig, e8 ſei kein Zweifel, 
daß die Glocke geſpalten ſei und die Gemeinde babe be— 
reits den Umguß beichloffen. Rietfchi Tieferie nun eine 
Glocke von 4550 Pfund Zurzachergemwicht, welche 581 GI. 
11 Schl. 5 X. gefoftet. Die 24 Gl. Honoranz, melde 
Bannerherr Spichtig geiprochen wurden, fchentte er wie⸗ 
der der Kirche. Den 29. Mai 1837 fchrieb. Bannerberr 
Spichtig dem Glockengießer Rietſchi, man babe wegen 
der neuen Glode einige Beſorgniß, weil der Schwengel 
bei einem Anfchlag eine Brefche geichlagen. Er möchte 
fommen und bie Glode anfchauen. Wie e8 fcheint, Hatte 
die Sache Feine weitere Folgen. Die lateinische Inſchriſt 
. Tautet: „Hl. Petrus! beftärfe deine Brüder im Glauben.” 
Die dritte Glocke wurde 1698 von Daniel Springli 
und Samuel Kuon in Zofingen gegofien. Darauf find die 
Namen ded damaligen Pfarrerd, Landammannd und 
Kirchenvogts. Sie wurde vom Probft in Luzern geweiht. 


1601, 


1601, 


885 


III SS 


Die Reparatur der Gloden, melde ben 13. Mai 1703 
durch einen Blitzſtrahl beichädigt wurden, koſtete 540 GI. 
Die vierte Glode wurde 1493 gegoffen und trat mit 
dem guten Borfat in die Welt: „An dem tüfel mil ich 


mich rechen mit der Hilf go alle bofen meter zerbrechen.” 


Die fünfte oder kleinſte Gelocke ift die ältefte und 
ftammt, da fie ein Gejchen? ber Fähren („Berg Bar”) in 
Alpnach ift, mahrfcheinlich aus ber Zeit, wo Alpnach von 
der Pfarrei Sarnen noch nicht abgetrennt war, db. b. 
aus der Zeit vor 1275. In der. Infchrift bittet fie die 
Mutter Gottes, daß fie mit ihrem Schal die böfen Wet: 
ter verfcheuchen möge. 

31. Suli, war in Sarnen Bundeserneuerung ber 


katholiſchen Drte mit Wallis. 68 erfchienen Ab⸗ 


geordnete von den 7 Fatholifchen Orten und den verſchie⸗ 
denen Zehnten in Wallid. Das Burg: und Landrecht 
bon 1533 wurde in der Pfarrkirche nach gebaltenem 
Gottesdienft verlefen und feierlich beichworen. Bon Nid⸗ 
mwalden erfchienen außer den Geſandten über 100 Mann. 
Dem Abt von St. Moriz wird ernftlich aufgetragen, beim 
Bifchof dahin zu wirken, daß die Reformation der Prie⸗ 
fterichaft in Wallis vorgenommen werde, wozu der Nun- 
tiu8 bereits feine Dienften anerboten babe; auch fol er 
den Bifchof erinnern, in Zukunft über die den Fatbolifchen 
Glauben betreffenden Dinge, wie ex verjprochen, befler 
als bisher zu berichten. 

16. und 17. Sept. wurde das ältefte noch vorhandene 
Bruders: Klaufen= Spiel auf dem Dorfplag zu 
Sarnen aufgeführt. Dasfelbe bat 8 Alte, ift gereim: 
und murde vom damaligen Pfarrer Sohann Yurfluh 
fomponirt. Mehr ald 100 Spielende waren babei bes 
theiligt.” Zurfluh verfaßte dieſes Spiel, um ba3 Leben 
bed Bruder Klaus dem Volk auch Ipielmeile zur Nach⸗ 
ahmung vorzuftellen, weil bie aufgeheiterte Jugend ihn 
erfuchte, eine Komödie zu machen, die noch nirgend® ge: 
fpielt worden, und teil die Regierung ihn unterftükte 
und die Koften der Aufführung übernehme Cr widmete 
das Spiel, welches ungefähr 234 Blätter umfaßt, ber 


336 





hoben Regierung, welche ihm eine Gratifilation bon 100 
SI. zuerkannt, und dankte den Spielenden, werunter bie 
höchſten Würbenträger ſich befanden, weil fie jo gut ges 
fpielt haben „in folcher geftaltt, daß niemand ſolches 
binder ihnen gefucht hätte.” Das. Spiel wurde dann 
zum Panner gelegt und befindet fich jet no im Staats: 
archiv. Im Geifte der damaligen Zeit wirb in bemjelben 
ziemlich viel moralifirt 3. B. über ben Eheftand, bie 
Kinderzucht, das Spielen und d. dgl. Denjenigen, bie 
weniger fleißig in die Predigt kamen, fuchte man auf 
biefe Weife die Sittenlehren einzuprägen. Es iſt das 
größte Spiel, welches je in Sarnen aufgeführt worden. 
Schon vorher hat man bie und da ein Spiel aufgeführt. 
So z 3. beſchloß der Rath den 23. Horn. 1583 den 
Spielgefellen, welche an der alten Faßnacht zu Sarnen 
den „Weltlauf” geipielt, 12 Kronen zu geben. 1590 
wurde von Schulmeifter Jakob Lüthi ein Bruder: 
laufen: Spiel aufgeführt und vielleicht auch verfaßt. 
Der Rath beihloß den 20. Sän.: Man ſoll'das Bruder: 
Klaufen:Spiel anhören vndt dem fehulmeifter „etwas 
Dante” thun. 1599, 22. Sept. beichloß der zweifache 
Rath, den Kägidwilern an die Koften, fo fie von bes 
Spiel wegen den 10 Altern gehabt, 4 Kronen zu 
verehren. Dieſes Stüd wurde von Buchdrucker Pam⸗ 
philus Gengenbach in Bafel um das Jahr 1515 gebichtet 
und fand überall Anklang, fo daß bis zum Sabre 1700 
13 Nachdrücke befannt find. Er dbramatifirte die befanns 
ten Berfe: „X jor ein Kind,” „XX jor ein Süngling,“ 
„XXX jor ein man“, XL jor ftill ftann”, L jor mol: 
gethan“, „LX jor abgon”, „LXX jor die feel bewar“, 
„LXXX jor der welt narr“, „XC jor der Kinder ſpot“, 
„O jor gnad dir got.“ Alle zehn Alter fchreiten an einem 
frommen Einfiebler vorüber, der Jeden zu beſſerem Wan⸗ 
del ermabnt. Aber „Leider e8 niemandt zu herken gobdt. 

1608 murbe wieder in Sarnen ein Spiel aufgeführt. 
Die Regierung bewilligte am 5. Jänner, daß der Schul: 
meifter Wilhelm Dörflinger mit dem Spiel fortfahre. 
Es wird ihm der Pannerherr beigegeben. Wer in das 





1603, 


837 


V 


Spiel geht, der ſoll gehorſam ſein in dem, was die 
Spielgeſellen aufſetzen, oder aber 5 Pfund Buß bezahlen. 
Bei dielem Spiel hatte der Pfarrer in Kerns Gott dar⸗ 
auftellen, der Pfarrer in Alpnach Maria, der Pfarrer in 
Sarnen den Briefter und der Pfarrer in Giswil den Bericht: 
vater. Der Helfer in Kern? fpielte die Rolle des BI. 
Petrus und der Kaplan in Kirchhofen die de hl. Ja⸗ 
kobus u. ſ. w. 1627, 8. Dtober beichloß der Rath: 
Dem Schulmeifter Wilhelm Dörflinger will man Zeug 
zu einem Mantel und den Spielleuten jedem eine Irte 
wegen des componirten oder gehabten Spiele8 oder Co⸗ 
mödie geben. 

Ein Bruchſtück von diefem Spiel dürfte fi unter 
den Schriften von Landammann Wolfgang Stodmann 
befinden. Es treten darin mehrere Kantone auf. 1649, 
22. Mai verehrt die Regierung denen, welche dad Spiel 
oder die Comödie bei unferer lieben Frau im Stalden 
gehalten, 20 Pfd. Nachher bis zum Anfang dieſes Jahr: 
hundert® wurde, tie e8 fcheint, in Sarnen feine Ko- 
mödie mehr gefpielt. 

8. Ditober wurde zwiſchen Freitheil und Kägiswil ge- 
market. 


1603, 24. Dftober wollen meine gnädige Herren an die Brunn: 


ftube im Dorf 80 Kronen geben unter der Bedingung, 
daß man etwas Rechte made. Wenn fie m. g. 9. und 
den Landleuten gefällt, dann ift man geneigt, den Frei: 
theilern etwas mehr zu geben. 1604 wurde dann die 
ganze Brunnenichale mit darin fpielenden Trommlern u. 
Pfeifern aus dem Galgenmätteli in das Dorf gebracht. 
Die Eifen und Hämmer mährend der Arbeit zu fpiken 
und zu ftäblen, fol 100 Thlr. gekoftet Haben. Den 16. 
September 1604 wurden 5 Männer verordnet, damit fie 
eine Brunnenordnung machen. Am Sabre 1656 wurde 
bei 5 GI. Buß verboten, etwas Unfauberes oder Steine 
bineinzuwerfen, Gelchirre „geheben” zu thun und bergl. 
Diefes Verbot wurde fpäter wieder erneuert. Es fcheint, 
dat man das Wafler zum Dorfbrunnen zuerft auß dem 
Flühli bezog. Um das Sahr 1630 murbe von einigen 


21 





838 


ILL LE SE 


Landammännern und alten reitheilvögten verordnet, 
daß das Frauenklofter vom Klofter an der Rüti bis in’ 
Flühli, wo die Brunnenftube fich befindet, die Hälfte ber 
Koften bezahle und jährlich 10—12 Dünfel aus dem 
Simmertbal zum Brunnenvogt führe. Demnach mußte 
. der Freitheil die andere Hälfte bezahlen. Nach dem Bau 
des Kapuzinerkloſters wurde mahrfcheinlich auch diefem 
von dem gleichen Wafler gegeben. 1656 erflären bie 
Väter Kapuziner, daß fie mit ihrem Brunnen nicht wohl 
getröftet feien. Für Herbeilchaffung der nothiwendigen 
Dünfel mußten die verfchiedenen Gemeinden forgen. 
Eine große Gemeinde mußte die Hälfte mehr berbeifchaffen, 
als eine Kleine. Damit die Bäter Kapuziner „nit an 
Waſſer mangel leiden müſſen“ befchäftigte man fich nad) 
dem Wunfch derfelben mit dem Plan, wie man aus der 
Melha das nothwendige Waffer in dag Klofter hinein 
leiten könnte. 1670, 17. Mai erklären die Freitheiler und das 
Frauenflofter, daß fie nicht? an die Koften geben und 
daß fie Gefahr fürchten für das Dorf. Nun wurde auß 
der Kalchern beim Rüdli Waffer zum Kapuzinerflofter 
geleitet. 1672, 25. Mai findet ein Ehrenausjchuß, daß 
in der Kalchern genügend Waſſer fei, um nicht nur den 
KRapuzinerbrunnen, fondern auch den Dorfbrunnen zu 
verjehen. Es wurde nun ein Accord gemacht und den 
11. Suni genehmiget. Gemäß demifelben follen die Frei⸗ 
theiler deflen, was die Kapuziner entmangeln fünnen, zu 
ihrem Brunnen im Dorf und deifen drei Röhren habhaft 
werden, dafür alljährlich dem Landfedelmeifter 10 Pfd. 
bezahlen und es von da, wo fie es annehmen, in ihren 
Koiten leiten. Was die Freitheiler nicht nöthig haben, 
will man den Klofterfrauen laſſen. 1673, 6. Mai wird 
auch der Bauerfame an der Rüti eine Röhre erlaubt, ſo⸗ 
fern es ohne obrigkeitlichen Schaden gejchehen Tann. 
Wenn Waffermangel entitehe, dann follten die an ber 
Rüti „entratten” fein. Im Herbft de Jahres 1684 
wurde im Rath bemerkt, es babe den Anfchein, daß ber 
Brunnen aus dem Melchabord, der mit allem Fleiß und 





339 


großen Koſten hervorgeleitet worden, kein beſtändiges 
Werk ſei. Wie es ſcheint, hat man in der Kalchern einen 
zweiten Brunnen angetroffen oder den gleichen an einem 
andern Ort. 1685, 18. Auguſt entſchließt ſich der Rath, 
den Brunnen in der Kalchern zum Kapuzinerkloſter hin⸗ 
auszuleiten. Es wird eine Kommiſſion beſtimmt, welche 
nah Gutfinden mit Mſtr. Martin Schwytzer von Zell 
aus dem Weiffentbal traftiren mag. Den Reiſenden zur 
Bequemlichkeit findet man es für nothiwendig, daß vor 
dem Kapuzinerflofter ein Stodbrunnen gemacht werde, 
fofern die V. V. Kapuziner zufrieden find. Früher ging 
nämlich die Landftraße bein Klofter vorbei. Am Receß 
an die Freitheiler ſoll ausdrücdlich ſtehen, daß die Klofter: 
frauen nur eine Röhre haben. Nun bitten die Klojter: 
frauen um Milderung der Auflage wegen dem Brunnen, 
ba fie wegen vielem Bauen merklich gejchwächt worden. 
Die Freitheiler bitten um gänzlichen Nachlaß der Auf: 
lage, indem fie die Kapuziner alljährlich mit Gefchenten 
betrachten wollen. Man mildert den Klofterfrauen die 
Auflage auf 60 Gl. und jährlihd 10 GI. an den Unter: 
. halt, den Freitheilern wird die Auflage in Anfehung der 
geleifteten Dienfte auf 20 Gl. und jährlid 20 Pfo. an 
die laufenden Koſten gemildert. Die Haushaltungen an 
der Rüti follten für 1 Röhre 5 SI. und jährlid 1 Gl. 
an den Unterhalt zahlen. Nun kommen die Kloiter- 
frauen und wünfchen, daß man den Beichluß bezüglich des 
Brunnen? aufbebe. Sie wollen lieber !/s der laufenden 
Koften bezahlen. Es wird aber an demselben feitgehalten. 
Hana Caſpar Wir; wird zum Brunnenvogt bejtimmt, 
damit er zum Kapuzinerbrunnen ſchaue, und damit er den 
im Melchabord wegen dem Brunnen gebannten Wald bes 
wache und beauftragt, einen Brunnenftod bei dem Kloſter 
zu machen. 1719, 30. Juli wird befchloffen, den Brun⸗ 
nenftod zu binterft in der Kalchern, welcher von Steinen 
ganz zerftört war, zu fäubern. Doch ſchon den 19. Aug. 
wird gemeldet, daß der Brunnen deßwegen abgegangen 
fei, weil die Duelle verfiegt und daß fein beftändiges 
Waffer mehr zu hoffen fei. Nun wurde ein Brunnen: 


840 





meifter zu verſchiedenen Quellen geführt. Diefer erflärte, 
daß die Quelle im Flübli dad meifte und das befte 
Waſſer Habe. E3 fol dem Brunnenmeifter laut Märcht 
nebſt ehrlichem Eſſen und Zrinfen per Tag ein guter 
Gulden bezahlt werden. Den 28. Sept. wurde beichloflen, 
daß man jchiwarzerlene Dünfel legen wolle Für den 
durch die Brunnenleitung zugefügten Schaden wird billiger 
Erſatz geleiftet. Am Sabre 1727 kamen die Klofterfrauen 
und befchwerten fich, meil der Brunnen aus dem Flübli 
Duft führe. Es wird ihnen erlaubt, auf ihre Koften 
mit einem andern zu probiren. Wenn fie dann wieder 
deu alten gebrauchen wollen, dann haben fie nur bie ge- 
wohnte Auflage zu bezahlen. Wie es fcheint, wurde von 
biefer Erlaubniß Fein Gebrauch gemadt. 1722, 2. Mai 
befchloß der Rath: Weil dermalen bei ven Klofterbrunnen 
überflüſſiges Waſſer, deshalb will man ohne einige nach⸗ 
ziebende Schuldigkeit denen an der Rüti, den Klöftern 
unſchädlich, mit einer jährlichen Auflage von 10 Pfund 
eine Röhre zukommen laſſen. Es fol der Brunnen vor 
des Landeshauptmann Nikolaus Imfeld fel. Haus auf 
dem Plätzli geftellt werden. Wie, e8 jcheint, bezogen die 
Ssreitheiler damals das Waffer von einer andern Seite. 
1726 erhielten fie die Weifung, ihren Brunnen in einen 
beſſeren Stand zu fegen, damit man nicht obrigfeitlich folches 
zu thun bemüffiget werde und 1728, 3. April wurde in 
Anſehung des unbejtändigen Wafjer oder Brunnen? zu 
Sarnen ine Dorf den Freitheilern bemilliget, gegen eine 
jährliche Bezahlung von 20 Pfund von dem Kapuziner⸗ 
brunnen Waffer zu nehmen. Diejelben folen fi ange 
legen fein laffen, da8 Waffer fürderfam in da8 Dorf zu 
Ichaffen und den Brunnen in ihren Koften einzurichten. 
Sollte aber am Trog und Stod oder an den. Röhren 
etwas zu repariven nöthig fein, dann fol das in obrig⸗ 
feitlichen Koſten gefchehen. 1740 murde der Duelle im 
Flühli ein anderer Lauf gegeben und diefelbe oben durch 
den Mübhleberg und die Wilergab geleitet. Die Ges 
meinden mußten 300 Dünkel berbeilchaffen. 1759, 28. 
Juli wurbe eine Kommiffion gewählt, um den obrigfeit- 


1605 


341 


ILL SS? 


lichen Klofterbrunnen durch’3 Wafler oder über ben 
Schwibbogen zu leiten. Es fcheint, daß man um biele 
Zeit den Schwibbogen an der Rüti gebaut. Um 1779 
wurde das Waſſer zum Kapuzinerbrunnen wieder in der 
Kalchern genommen und das Mangelnde mit Wafjer aus 
der Melcha ergänzt. Da der Brunnen aus der Melcha 
nicht dauerhaft, deßhalb wurde den 31. März 1792 dem 
Bauherrn der Auftrag gegeben, den alten Brunnen aus 
dem Flübli, von wo man feither dad Waſſer bezog, 


wieder in guten Stand zu feßen. Um die „abgehenden” 


Dünkel des Dorfbrunnen® zu erfegen, wurde den 15. 
Horn. 1794 bejchloffen, die alten noch dienlichen Düntel 
vom Rüdlis oder Kalchernbrunnen herauszugraben. 1661 
beichlofjen die Freitheilen das Bruder-Klaufen:Bild, wel⸗ 
ches ohne ihre Erlaubniß auf den Brunnen geftellt wurde, 
nicht zu bezahlen. Man will einen Erni aus dem Melch: 
thal darauf ftelen. Das Hauptmotiv dieſes Bejchluffes 
war, weil man fie nicht vorher begrüßt. 1675, 8. Mai 
erflärte der Rath, nachdem er das Bruder-Klauſen-Bild 
auf das Rathhaus verwahrt, daß er, wenn fie eine 
meinen Herren gefällige Statue machen laſſen, geneigt 
fei, diefelbe ganz oder theilweife zu bezahlen. 1708, 28. 
Okt. wurde dem Landammann erlaubt, den Brunnenjtod 
aus Gridbergerftein und den fel. Bruder Klaus aus 
Sandftein aushauen zu laflen. Da der: Brunenftod im 
Dorf geipalten und da die Regierung bis dahin denfelben 
erhalten, deßwegen befchloß der Rath den 18. Dftober 
1755, daß der Baumeister verjchaffe, daß ein neuer 
Brunnenftod verfertiget und die Brunnenröhren ſo biel 
nöthig, verbeffert werden. 1834, 19. Juli überläßt e3 
der Rath, zu der bereit befchloffenen Reparation des 
Dorfbrunnend Geisbergerftein zu verwenden und tft be: 
reit, aus dem Zeughaus Geißfus und Zangen zu leihen. 
Bor einigen Jahren wurde dad Waſſer durch eijerne Röh- 
ren geleitet, die man etwas tiefer gelegt. 

wurde die Frühmeſſerei geftiftet mit 5840 Pf. Da⸗ 
ran gab Landammann und Ritter Melchior Jmfeld und 
feine Frau Maria Mörlet 4400 Pfd., fein Bruder Niko: 


A\ 





342 





lau 640 und fein Bruder Johann 400 Pfd. Man er: 
wartete, daß bie fehlenden 400 Pfd. von der Kirche ge⸗ 
geben werden. Der Frühmeſſer hatte mit dem Sigrift 
Behaufung. Wöchentlich mußte er zwei Seelmeflen für 
die Stifter Iefen und an Sonn, Feier: und Halbfeier: 
tagen vor oder nach dem Gottesdienſt Frühmeſſe halten. 
Für den Fall, daß ein Kapuzinerflofter gebaut wird, 
fol diefe Stiftung dem Kapuzinerflofter zugewendet wer⸗ 
den, was dann wirklich geſchah. Da das Frauenklofter 
damals gewöhnlich einen Pfarrer zum Beichtvater und 
noch feinen Slofterfaplan hatte, deßhalb wurde den 80. 
Nov. 1634 ein Vergleich getroffen. Gemäß bemfelben 
mußte die Frühmeſſe mit befonderer Bewilligung nicht 
in der Dorflapelle, fondern im Frauenklofter gehalten 
werden und follte von St. Michael bis Dftern um 6 
Uhr und die übrige Zeit um 5 Uhr Eeginnen, nachdem 
eine Viertelftunde vorher das Zeichen gegeben morden. 
An größeren Feften mußte durch einen Kaplan in der 
Kirche Frühmeſſe gelefen werden und der Gottesbienft 
durfte im Kiofter beginnen, wenn, in ber Kirchezum 
Evangelium geläutet wurde. Später wurde hinzugefügt, 
daß wöchentlich wenigſtens eine Meſſe in der Dorffapelle 
gelejen werde. Nach dem Bau des Kapuzinerkiofters fiel 
dieſer Vergleich von felbft dahin. 1701, 11. Nov. fans 
den die Geiftlichen und Räthe, daß man von der Dorf: 
fapelle 2400 GI. Kapital nehmen und zur Stiftung 
einer Frühmeſſerei verwenden Tönnte und daß bie 
Kapelle gleichwohl noch ganz gut beftehe. Diefe Stif: 
tung wurde den 18. Jän. 1702 vom Biſchof in Kon⸗ 
ftanz genehmigt Gemäß diefer Stiftung follte ein Früh⸗ 
meſſer zur obgenannten Zeit Frühmeſſe halten; einzig 
die Frühmeſſe an Halbfeiertagen im Sommer follte er 
um 4 Uhr beginnen. Er foll aud in der Muſik, bes 
ſonders Figuralmufif, bewandert fein, damit er belfen 
fann, den Gottesdienft in der Pfarrkirche zu zieren und 
ſoll lateiniſche Schule halten, folange die Regierung 40 
GI. dafür bezahlt. Man hofft, daß man ihm eine Be⸗ 
baufung verjchaffen fann und daß durch Bergabungen 





843 


die Pfründe berbeffert werde. ALS bald nachher Johann 
Baptift Dillier, der Stifter des Kollegiums, eine Latein: 
ſchule eröffnete, da wurde vom Frühmeſſer nicht mehr 
verlangt, daß er Lateinfchule Halte. 1833 mwurben bie 
Frühmeſſerei-⸗, Drganiften: und Schulberrenpfründe mit 
einander vereinigt und den 80. Sept. 1854 wieder ge- 
theilt. Gegenwärtig wird die Frühmeffe von einem Pater 
aus dem Kollegium gelefen. 

1605 wurde in der Kirche eine Orgel gebaut. Diefelhe war 
nicht die erfte Drgel; denn den 2. Febr. 1605 ftarb zu 
Sarnen Drganift Balthafar Langenftein, welcher gemäß 
Todtenbuh „Im 26. Zar Organift und im 27. zu Sar: 
nen” war. Seine Frau hieß Barbara Wyrſch. An die 
neue Orgel gab die Regierung 100 Gl., Landichreiber 
Hans Wir; 50 Gl., Baſchi Burd 45 Gl., Landammann 
Wolfg. Stodmann 105 Pfd., Landammann Meldior Sm: 
feld und Landammann Peter Imfeld je 100 Pd. uſw. 
Für die Stifter und Gutthäter der Orgel wird alljähr- 
lich ein Jabrzeit gehalten. 1606, 6. März wurde für 
den Drganiften eine neue Drdnung gemalt. 
Sein Jahrlohn betrug 300 Pfd., wovon die Kirche, die 
Kapelle im Stalden und bie Kilcher je 100 Pfd. gaben. 
Die Gemeinde fol ihm auch nach Billigfeit Haus und 
barten geben. Wenn ein Geiftlicher, der Orgel fchlagen 
fann, auf eine Bfründe fommt, dann follen ihm deß- 
wegen 90 Münzgulden gegeben werden. Alddann murde 
Lorenz Stapfer zum Drganiften gewählt, welcher den 20. 
Auguft 1626 geftorben, worauf Johann Egger von Kerns 
gefolgt. 1638 wurde dem Nikolaus Schönenbül wegen 
Reparatur der Orgel 256 Pfd. 10 Schi. und 1731 dem 
Orgelmacher Sof. Anderbalden für eine kleine Orgel im 
Chor 230 Gl. bezahlt. Klofterfaplan Jakob hat und eine 
Beichreibung derjelben hinterlaffen. Im Dezbr. 1803 
wurde die große Drgel durch Rudolf Schmiblin reparirt 
und die neue Drgel 1846 zu Dftern das erfte Mal ge: 
braucht. 

1607, 4. Mai erlaubt die Regierung dem Landammann Peter 
Smfeld und dem Pannerherr Melchior Imfeld mit Ges 


344 


WIRT IS SG 


nehmigung des Treitheil® Holz buch bie Melda zu 
flößen, unter der Bedingung, daß fie in Sarnen an ber 
Melcha „rumen“, fo weit möglich, daß fie in der Kal: 
chern ein oder zwei „vffeng vnd Rechen“ machen lafien, 
baß fie ein Stüd Schindelholz oder anderes Holz einem 
Sreitheilee um einen halben Schl. billiger geben. Sie 
geben ihnen um einen ziemlichen Pfenning Pla und 
Holz zu einem Rechen. Ohne Erlaubniß biefer Herren 
darf Niemand flößen. Affäligen Schaden follen fie er: 


fegen. 
1609, 9. Dez. hatten die Theiler in ber Schwändi zu Dritas 


nen (Staffel) für 40 Kühe und Sebaftian Burch für 
24 Kühe Alpig. Die Theiler geben ihm bafür die Roß⸗ 
weid und den oberjten Staffel und erlaubten ihm, einen 
Käsgaden zu bauen; dafür gab ihnen Burch feinen Ans 
theil an Dritannen. Zuerſt wollte man bie Alp theilen, 
nachher aber fand man, daß diefer Taufch beffer fei. Im 
März 1666 verkauft Hans Heinrich Auffi die Alp Un- 
terwengen den Theilern in der Schwändi um 5800 
Pfr. Rudſperi im Schild wurde von denjelben 
den 31. Dft. 1674 um 3700 Gld., ein Pferd und 2"), 
Dublonen Trinkgeld gekauft. Zu Lichtmeß mußten 400 
und in nächſten 6 Jahren alljährlich 550 GL. fammt Zins 
bezahlt werden. Diefelbe gehörte dem Sedelmeifter Hans 
MelchiorSchönenbül imHofmätteli zu Alpnach, ber ald Haupt: 
mann im unglücklichen Moreanerzug ſein Leben und ſein 
Vermögen verloren. Von den reichen Imfeld iſt ſie 
wahrſcheinlich durch Erbſchaft auf Seckelmeiſter Johann 
Schönenbül übergegangen, der mit Anna Imfeld ver⸗ 
heirathet war. 1695, 5. Mai wurden von den Theilern 
in der Schwändi von Hans Kathriner oder Geblis ſel. 
Kindern für 4 Kühe Alpig im kleinen Drittannen 
um 200 GI. und 1 Louisthaler Trinkgeld gekauft. Wie 
es jcheint, find ein Zweig bed Gejchlechted Kathriner 
eigentlih Nachfommen des alten ausgeftorbenen Ges 
ſchlechtes Gebli. Wahrfcheinlich erhielten fie von einer 
Mutter den Gefchlechtönamen Kathriner. Ruodlen 


845 





und Blafi in Kern? wurden ben 1. März; 1696 vor 
Rathsherr Franz Imfeld, Fähnrich Nikolaus Imfeld und 
Schüßenmeilter Wolfgang Stodmann um 10,000 Pfd. 
und 6 Dublonen (& 100 Basen) Trinkgeld ſammt 8 
„greſatz? für gſchiff und gſchür“ gefauft. Die Theiler 
bezahlten 400 GI. an Baar, 1676 Pfd. an Kapital und 
verfprachen von den übrigen 72638 Pfd. 5 Schl. alljähr: 
lich "/io ſammt Zins zu zahlen. Diefe Alpen gehörten 
1646 Zandammann Hans Amfeld an der Rüti und nad} 
feinem Tod feinem Sohn Kafpar, dem Stammpvater ber 
weißen Linie. 1563 waren fie im Befit des Klaus und 
Sebaftian Fanger. 1723, 7. Dez. Laufen die Theiler 
von Kapellvogt Zuft Ignaz Imfeld, fpäter Landammann, 
8/, vom Thuren im Melchthal um 13,000 Pfb. 
und 100 Thaler Trinkgeld. Der legte Viertel vom 
Thuren und die Neunalp in Giswil! wurde den 
25. April 1736 von denfelben um 10,000 Pfd. und 2 
Spezied-Dublonen Trinkgeld gefaufl. Die Alp Schnabel 
wurde ben 5. Febr. 1786 dv. Koh. Nil. Burch u. Joh. Sof. 
Berwerts jel. Söhnen um 3000 Pfb. u. 6 SL. u. 12 Hl. Meſſen 
Trinkgeld und der hintere Schnabel den 23. Dez. 
1818 von einem Entlibucher um 930 Gl. und 2 Kronen 
tbaler Trinfgeld gefauft. Den 4. Jän. 1806 ivurde die 
Alp Rid von Joſef Birer in Entlebuhd um 2650 GI. 
den Theilern in der Schwändi übergeben. Bon Rath3: 
herr Sob. Burch, alt Rapellvogt Burch und Kaſpar of. 
Fanger wurde die Alp Remſiboden den 19. Dezbr. 
1840 zu Handen ber Theiler um 12,600 Pſd. gefauft. 
Die Alp Großächerli ging fchon im 17. Jahrhundert 
in den Privatbefiß der Schwander über. Alt:Landammann 
Joh. Peter Imfeld verfaufte fie den 9. Oktober 1679 
den Rathsherren und Theilenvogt Hand Britfchgi und 
Wolfgang Burd. Die Alp Furrmatt ift erft in die: 
fem Jahrhundert Privateigentbum der Schwanber ger 
worden. Aus diefem Anlauf von Alpen ſehen wir, daß 
fich die Viehzucht in der Schwändi in den legten zivei 
Sabrhunderten bedeutend gehoben; vorher wurde biejelbe 
mehr von den Herren in Sarnen betrieben. Die 9.9. 


1609, 


846 


RINI NIE LE TE 


Wirz belaßen im 17. Jahrhundert in Kerns die Alpen 
Stod, Eglibrunnen, Lengmatt und Stöck mit Klyſter 
und die H.H. Imfeld Großäderli, Ruodlen, Blafi, 
Ruodſperi und Walsli. Zu Melchfee hatten die Imfeld 
im Jahre 1574 für 43 und die Wirz für 28 Kübe 
lpig. 
26. Sept. bat der Kirchenrath das Stift Münſter um⸗ 
fonft um einen Beitrag an den neuen Pfarrhof, 
der dor einigen Jahren umgebaut wurde. Der alte 
Pfarrhof fei zu weit von der Kirche entfernt. Er mar 
wahricheinlich am Weg gegen Wilen bei der Pfaffenmatt. 
Sie baten um einen Beitrag „nicht aus pflichtiger oder 
ſchuldiger Anſprache, fondern aus friedlicher Red’ und 
Anwerbung.” Dieſes Gefuch wurde von Wilhelm Dörf: 
linger, Schulmeifter zu Sarnen und Bürger bon Mün- 
fter, überreicht und warm empfohlen. Sie entjchuldigten 
fih, daß fie auch einen freiwilligen Beitrag nicht geben 
Tönnen, meil fie wegen Bauten an ihrer Kirche große 
Auslagen gehabt. Es Scheint, daß dieſe Antwort das 
gute Einvernehmen geftört. Als bald darauf die Pfarrei 
ledig wurde, da unterliegen die Sarner ed, den neuge— 
wählten Pfarrer pflichtgemäß zu präfentiren. ALS fie 
deßwegen gemahnt wurden, da fchrieben die Kirchenräthe 
dem Kapital von Münfter: „Sie feien im Wahne ge: 
mweien, dab das Stift pflichtig fei, etwad an den 
Pfarrhofbau beizutragen und daß fie daher unterlaffen 
hätten, den Leutpriefter zu präfen:iren, daß dieſes aber 
fünftig nicht mehr geicheben ſolle.“ Deffenungeachtet 
wollten fie Johann Zurflüh, der im Sommer 1613 zum 
zweiten Mal zum Pfarrer gewählt wurde, nicht nach 
Münfter gehen laffen, um fich zu präfentiren. Später 
lenkten fie wieder ein und ſchickten ihn mit einem 
Schreiben vom 10. Novbr. nach Münfter, worin fie das 
Kapitel erfuchten, e8 möge den neuen Pfarrer bezüglich 
des ſchuldigen Geldes väterlich halten, damit bei ben 
Kirchenrätben und SKirchgenofien von Sarnen Feine 
Klagen müſſen vorgebracht werden. Als zwei Jahre nachs 
ber im Jahre 1615 Johann Anderbirfern zum Pfarrer 


160, 


847 





gewählt wurde, da hatten die Sarner bie abfchlägige 
Antwort bezüglich des Beitrages an den Pfarrhof immer 


„noch nicht vergeſſen und die Bräfentation ließ neuerdings 


auf fich warten. Den 27. Dftober 1617 Hefchloß endlich 
da8 Kapitel von Münfter, einen? Brief an Leonard 
Sründ in Uri, Dekan des Bierwaldftätterfapitels, zu rich- 
ten, damit der hartnädige Pfarrer veranlaft werde, bie 
Inveſtitur don ihnen zu empfangen, damit er gefeklich 
im Genuffe des Pfarreinfommens fei, rechtmäßig feine 
Heerde weide und fie nicht genöthiget feien, weitere 
Schritte zu thun. Endlich erſchien Sohann Anderhirfern 
am 9. Auguft 1618 mit einem Schreiben des Kirchen 
rathes von Sarnen vor dem Kapitel in Münfter. Der: 
felbe fchrieb: „ES follte fich Zeiger dieſes, längft vor 
dem Kapitel ftelen und ſich auf die Pfarrpfrund Tonfir- 
miren und beftätigen laſſen. Weit wir aber an unfere 
Kirche wie auch an unjeren Pfrundhäujern bis in die 
1500 SI. oder mehr verbauten und vermeinten, Euer 
Ehrwürden ung vielleicht an den Kirchenbau etwas ſchul⸗ 
dig fein möchten, deßwegen haben wir den Pfarrer bis 
dahin die Konfirmation auf die Pfrund zu empfangen, 
aufgehalten. Weil wir aber in unferer „Gewahrſam“ 
(Archiv) finden, daß Euer Ehrwürden im Abfauf der 
Kolatur aller Beichwerdnuß Iedig gelaffen, allein die 
Konfirmation vorbehalten, deßwegen wollet Shr den 
Pfarrherren für entichuldiget halten und feines Ausblei⸗ 
bend (wegen) und die Schuld geben. Langt auch hie: 
mit unfere freundliche Bitte an Guer Ehrwürden, Ihr 
wollet den guten Herren, weil er uns lieb und angenehm 
und auf der Pfarrei tugendlih, gnädigit Fonfirmiren 
und beftätigen. Es fol auch ferner fein Pfarrer, fo von 
uns fünftig angenommen, aufgehalten werden.” Ander⸗ 
birfern wurde auf dieſes Schreiben inveftirt und mußte 
laut Uebereinfommen nebft der Summe für die Ines 
ftitur no 5 GI. an den Kapitelstifch erlegen. Hiemit 
war der Streit beendet. (P. Martin.) 

19. Jän. bewilligte Bifchof Jakob den Loskauf des 
Kornzehnten. Schon im vorigen Jahrhundert wur: 


m — — — — — — — — — — 


348 


—ö— 


den allmählig die Zehnten losgekauft, „oBgenommen den 


allein dry korn als kernen roggen vnd gerſten.“ Nun 
handelte es ſich darum, auch dieſe drei Korn loszukaufen. 
Weil man fonjt wenig Vieh wintern und bie Alpen nicht 
benugen konnte, deßhalb hat der Kornbau immer mehr 
abe und die Viehzucht immer mehr zugenommen. In 
Folge deffen aber wurde das Pfrundeintommen ge: 
ſchwächt. Um daffelbe zu verbefiern, wurde im (Sabre 
1605 von der Landesgemeinde befchlofien, daß jeber 
Güterbefiger nach der Lage, Belchaffenheit und Menge 
feiner Güter einen beftimmten Theil derjelben in Pflanz- 
land verwandle. Doch bald nachher fah man, daß „bie 
Verminderung der Viehzucht dem Lande zum großen 
Schaden gereiche und der Befchluß murde mwieder aufge: 
hoben. Den 17. Juni 1608 wurde das Verkommniß ge⸗ 
troffen, ftatt dem Zehnten eine gewiffe Summe zu geben. 
Es wurde nach der Zahl des Viehs, dad Einer intern 
fann, eine Auflage gemacdt und auf dieſe Weile ein 
Kapital von 4680 Pfd. für den Pfarrer und Helfer zu: 
fanımengelegt. Weil man damals feine Schrift gemacht, 
deßhalb mwollten?Einige lieber ven Zehnten bezahlen, wie 
vor Altem. Man ließ deshalb dad Verfommmiß nieder: 
fchreiben und. holte die Ratififation des Biſchofs ein. 


1610 wurde befchlofien, auf !Soderstag einen Roßmarkt 


zu halten. Der Roßmarft beftund noch im Jahre 1763. 
Der ältefte noch beftehende Markt ift der Maienmarkt, 
welcher gewöhnlich den 16. Mai gehalten wurde. Schon 


im Sabre 1572 wurde von der Landes gemeinde be: 


ſchloſſen: Man fol nachdenken, ob man den Maienmarft 
auf einen anderen Tag verlegen wolle. Ein alter Markt, 
der aber 1711 abgefchafft wurde, ift der Thomasmarkt. 
Derfelbe begegnet ung fchon im Jahre 1571. Ebenfalls 
ein alter jet noch beftehender Markt ift der St. Gallen: 
marft. 1585 mwurbe von der Landeögemeinbe beichloffen, 
den Herbftmartt am Fy hg vor dem rechten „meß 
Zieſtag“ zu halten. chon im Sahre 1597 wurde 
derjelbe an St. Galle alten, 

1831 beſchloß f drei Herbftmärkte auf zwei 


⸗ 







849 





zu reduziren und den St. Gallenmarft abzufchaffen. Wie 
es fcheint war dieſe Abjchaffung von Turzer Dauer. Zwei 
Jahre nachher wurde er wieder am erften Tag nad 
Gallus abgehalten. 1597 war ein Michaelsmarkt, der 
aber, wie e8 jcheint, nicht lange beſtanden. Wahrfchein: 
lich ſtatt deſſen wurde 1650 ein neuer Viehmarkt auf den 
- erften Montag nach dem bl. Kreuztag im Herbitmonat 
eingeführt, welcher nach einigen Sahrzehnten wieder ab- 
geihafft wurde. 1640 wurde ein Markt auf Mittwoch 
nach Allerheiligen eingeführt, der noch im Sahre 1826 
an biefem Tage gehalten wurde. 1831 wurde er auf 
Montag vor Simon und Judas und 1864 auf Mitte 
Wintermonat verlegt, um welche Zeit er jet noch ge: 
halten wird. Im Jahre 1692 beichloß man einen Vieh 
markt auf den erften Werktag nad) St. Andreas einzu⸗ 
führen, an welchem man auch Waaren für den St. Niko⸗ 
laus feilbieten dürfe. Im Anfang diejed Jahrhunderts 
wurde er gewöhnlich am 1. Dez. gehalten bis er 1864 
abgeichafft wurde. 1591 wurde von der Landedgemeinde 
eine Commiſſion beftimmt, um Artikel für einen Wochen: 
markt aufzufeßen und den Tag zu bezeichnen. Zwei 
Jahre nachher mwurten die Artikel der Landesgemeinde 
vorgelefen und beichloffen, den Markt an einem Donner: 
ftag zu balten. 1594, 30. April beichloß man, wegen 
den Zeilläden am Wochenmarkt mit Wolfgang Wirz zu 
reden und daß von einem Ruben (16?/; Pfund) Anken 
ein Angfter und von einem Biertel Kernen ebenfalld ein 
Angiter Waglohn bezahlt werde. Nachdem der Wochen: 
markt faum ein Sahr beftanden, wurde den 3. September 
1594 befchlofjen, in Luzern anzufragen, wie fie ung halten 
wollen, wenn Mir den Wochenmarkt abgehen laſſen; 
fonft werde man bauen und den Markt fortjeten. Da 
nachher von dem Wochenmarkt nicht mehr die Rede ift, 
fo fcheint e8, daß man befriedigende Zuficherungen er: 
halten. In den Jahren 1660 und 1771 war wieder die 
Rede von einem Wochenmarkt. Man ließ es aber dabei 
beiwenden. Endlich wurde wieder ein MWochenmarft ein: 
geführt, der aber von kurzer Dauer war. Derjelbe ber 


1610 


348 


RI I SD 


den allmählig die Zehnten Losgefauft, „vßgenommen ben 


allein dry korn als kernen roggen vnd gerften.” Nun 
handelte es ſich darum, auch dieſe drei Korn loszukaufen. 
Weil man ſonſt wenig Vieh wintern und die Alpen nicht 
benutzen konnte, deßhalb hat der Kornbau immer mehr 
ab⸗ und die Viehzucht immer mehr zugenommen. In 
Folge deſſen aber wurde das Pfrundeinkommen ge⸗ 
ſchwächt. Um daſſelbe zu verbeſſern, wurde im Jahre 
1605 von der Landesgemeinde beſchloſſen, daß jeder 
Güterbeſitzer nach der Lage, Beſchaffenheit und Menge 
feiner Güter einen beftimmten Theil derſelben in Pflanz: 
land verwandle. Doch bald nachher jah man, daß „die 
Verminderung der Viehzucht dem Lande zum großen 
Schaden gereihe und der Beſchluß wurde wieder aufge: 
hoben. Den 17. Juni 1608 wurde das Verkommniß ge⸗ 
troffen, ftatt bem Zehnten eine gewifle Summe zu geben. 
Es wurde nach der Zahl des Viehs, das Einer mwintern 
fann, eine Auflage gemacht und auf biefe Weile ein 
Kapital von 4680 Pfd. für den Pfarrer und Helfer zu: 
fanımengelegt. Weil man damals feine Schrift gemacht, 
deßhalb mwolltenEinige lieber den Zehnten bezahlen, wie 
vor Altem. Man ließ deshalb das Verkommniß nieder: 
fchreiben und. holte die Ratifitation des Biſchofs ein. 
wurde befchloffen, auf "Soderdtag einen Roßmarkt 
zu halten. Der Roßmarkt beftund noch im Jahre 1763. 
Der ältefte noch beftehende Markt ift der Maienmarft, 
melcher gewöhnlich den 16. Mai gehalten wurde. Schon 
im Sabre 1572 murde von der Landesgemeinde be: 
Ichloffen: Man foll nachdenken, ob man den Maienmarft 
auf einen anderen Tag verlegen wolle Ein alter Markt, 
der aber 1711 abgeichafft wurde, ift der Thomasmarft. 
Derjelbe begegnet uns fchon im Sahre 1571. Ebenfalls 
ein alter jet noch beftehender Markt ift der St. Gallen: 
markt. 1585 wurde von ber Zandeögemeinde beichlofien, 
den Herbitmarft am Freitag vor dem rechten „meß 
Bieftag” zu Halten. Doch fchon im Jahre 1597 wurde 
derfelbe an St. Gallentag gehalten. 

1831 beſchloß man, die drei Herbſtmärkte auf zwei 








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zu reduziren und ben St. Gallenmarkt abzufchaffen. Wie 
es jcheint war dieſe Abjchaffung von kurzer Dauer. Zwei 
Sahre nachher wurde er, wieder am eriten Tag nad 
Gallus abgehalten. 1597 war ein Michaeldmarft, der 
aber, wie e3 jcheint, nicht lange beftanden. Wahrjchein: 
lich ftatt deffen wurde 1650 ein neuer Viehmarft auf den 
 erften Montag nach dem HI. Kreuztag im Herbitmonat 
eingeführt , welcher nach einigen Zahrzehnten wieder ab: 
geihafft wurde. 1640 wurde ein Markt auf Mittwoch 
nach Allerheiligen eingeführt, der noch im Jahre 1826 
an biefem Tage gehalten wurde. 1831 wurde er auf 
Montag vor Simon und Judas und 1864 auf Mitte 
Wintermonat verlegt, um melde Zeit er jetzt noch ge- 
halten wird. Im Sabre 1692 befchloß man einen Vieh⸗ 
markt auf den erften Werktag nad St. Andread einzu⸗ 
führen, an welchem man auch Waaren für den St. Nifo- 
laus feilbieten dürfe. Im Anfang dieſes Sahrhunderts 
wurde er gewöhnlihd am 1. Dez. gehalten bis er 1864 
abgeichafft wurde. 1591 wurde von ber Landesgemeinde 
eine Commiſſion beftimmt,. um Artikel für einen Wochen: 
markt. aufzufegen und ben Tag zu bezeichnen. Zwei 
Jahre nachher mwurten die Artitel der Landesgemeinde 
vorgelefen und beichlofjen, den Markt an einem Donner: 
ftag zu halten. 1594, 30. April befchloß man, wegen 
den Feilläden am Wochenmarkt mit Wolfgang Wirz zu 
reden und daß von einem Ruben (16?/; Pfund) Anken 
ein Angfter und von einem Biertel Kernen ebenfall® ein 
Angiter Waglohn bezahlt werde. Nachdem der Wochen: 
markt faum ein Sahr beftanden, wurde den 3. September 
1594 bejchlofjen, in Luzern anzufragen, mie fie uns halten 
wollen, wenn Mir den Wochenmarkt abgeben laſſen; 
fonft werde man bauen und den Markt fortjegen. Da 
nachher von dem Wochenmarkt nicht mehr die Rebe ift, 
fo fcheint e8, daß man befriedigende Zuficherungen er: 
halten. Sn den Sahren 1660 und 1771 war wieder die 
Rede von einem Wochenmarkt. Man ließ e8 aber babei 
bewenden. Endlich wurde wieder ein Wochenmarkt ein: 
geführt, der aber von kurzer Dauer war. Derjelbe ber 


1615 


850 . 


REIT TE GT LE 


gann Montag den 10. März 186% und endete Montag 


den 11. Auguft. In früheren Zeiten wurden die Märkte 


an den bejtimmten Tagen gehalten, bi8 die Synode von 
Conſtanz im Fahre 1567 erklärte, dag an den Feittagen 
feine Märkte gehalten werden dürfen. Den 6. Hornung 
1570 bejchloß die Landesgemeinde: Es ift in dem Buch, 
bag unfer Bilhof von Conſtanz herausgegeben, „abkündt“ 
daß man dem Jahrmarkt auf einen Sonntag, Zmwölfboten- 
tag und Lieb-Frauentag halte. Man läßt ihn dieſes Jahr 
noch halten, wie von Alter ber. Später will man ein 
Einfehen thbun. 1650 wurde das Vieh auf der Allmend 
unter dem Zeughaus und jeit 1685 auf der Allmend 
außer der Melchabrüde aufgeftelt. Gemäß Berorbnung 
vom 4. Dit. 1642 mußten die Tuchleute ihre Tücher auf 
der Tanzlaube d. 5. im unterften Ring des Rathhauſes 
feilhalten. Der Landweibel hatte über die Stände zu 
verfügen. 

wurde verordnet, daß man zu Sarnen einen Bettelvogt 
fege. Alsdann wurde Kalpar am Bül zu diefem Amte 
auserforen. 1626, 30. März wurde die Bettlerordnung 
von Kerns beftätiget und die übrigen Kilchhören beauf— 
tragt, gleiche Ordnungen zu machen und den „Fründen“ 
die Kinder zuzutbeilen, welche dann bei 10 GI. Buß ge 
borchen ſollen. Was jett die Landjäger zu beforgen 
haben, da3 mußten früher die Weibel und Untermweibel 
beforgen. Bisweilen erhielt der Landweibel und Läufer 
den Auftrag, die freniden Bettler vom Kapuzinerflofter 
wegzujagen. Die Stelle eine Bettelvogted war nicht 
immer bejeßt und zu dem gab es für dag ganze Land 
nur einen Bettelvogt. In Tpäteren Zeiten batte er in 
weniger wichtigen Fällen das Auspeitfchen zu bejorgen. 
Größere Verbrecher wurden durch den Nachrichter aus: 
gepeiticht. 1753, 16. Juni wurde verordnet, daß jeder 
Kirchgang menigftend einen Harfchierer anftelle und be: 
folde. Im Anfang diefes Jahrhunderts pflegte man dies 
felben Landjäger zu nennen. 1761 wurde den Har⸗ 
Ichierern ein „Landtözeicheli” angehängt. Bon Zeit zu 
Beit wurde eine allgemeine Betteljagd angeftellt. Um den 


351 





Gaffenbettel abzuftellen, wurde 1808 von einer obrigfeit- 
lichen Ehrenfommilfion und den Pfarrherren des Landes 
das Projekt zu einer Armenanftalt entworfen, welches 
aber wieder aufgegeben wurde, teil e8 zu koſtſpielig war. 
E3 wurde nun eine Berordnung für Beſchränkuug bes 
Gaffenbettel3 gemadht und für dag ganze Land wurden 
zwei Landjäger angeftellt, welchen ein Paar Schuhe, 
- Meberftrümpfe und jährlich ein Paar Hofen angelchafft 
wurden. 1812, 20. Juni wurde vom Rath befchloffen, 
daß wieder jeder Kirchgang einen Harfchierer oder Land⸗ 
jäger habe und daß überdied noch ein obrigfeitlicher Lands 
jäger ernannt werde, welcher zu Sarnen feinen Wodnſitz 
habe. Gemäß Gutachten zur Beichränfung des Gaſſen⸗ 
bettel8 vom Sabre 1813 wurde neuerdings unterfagt, aus 
einem Kirchgang in den andern dem Bettel nachzugehen. 
Die Kirchenräthe werden erfudht, die Berzeichniffe ber 
Armen zu revidiren, welchen fie ſowohl von Haus zu 
Haus, als auch in den Kirchen und an ben Fronfaften 
das Almofen aufzunehmen beiilliget haben. Die Armen, 
denen von Haus zu Haus zu betteln erlaubt tft, follen 
ein Unterfcheidungdzeichen haben. Es fol in jeder Ges 
meinde eine permanente Armenfommiffion fein, welche 
aus einem Geiftlichen, einem Kirchenratb und einem ans 
gefehenen Bürger beſteht. Dieſelbe fol darauf bedacht 
fein, durch zwedmäßige Mittel dem Gaffenbettel abzu⸗ 
helfen und den Hülfsbebürftigen durch Arbeit und andere 
Mittel den nöthigen Unterhalt zu verichaffen. Sämmts 
lichen Gemeinden will man empfehlen, daß die Anver⸗ 
wandten folcher Armen, die tauglich find, durch Arbeit 
etwas zu verdienen, folche irgendwo unterzubringen und 
dem Bettel zu entziehen trachten. In der erften Hälfte 
dieſes Jahrhunderts und fchon in früherer Zeit wurden 
beim Beginn des Rathes auf den Antrag des jüngiten 
Rathsherrn der betreffendon Gemeinde einer Reihe von 
Armen Unterftügungen aus dem Spitals oder Siechenfonb 
bemilliget. Als der Spital gebaut und die Armenbers 
waltung eingeführt worden, da hörten diefe Unterftügungen 
auf und e8 wurden noch einige Jahre Beiträge an bie 


1615, 


352 

Armenverwaltungen gegeben. Endlich hörten auch dieſe 
auf und es wurden ftatt denfelben Arme aus den Ge⸗ 
meinden um ein billiges Koftgeld in den Spital aufger 
nommen. 1851, 26. Weinmonat wurde ein Armengejeß 
erlaffen und mit bemjelben auch die Armenvermaltung 
eingeführt. Sm Jän. 1852 folgte eine Berorbnung über 
Umfang, Audmittlung und Bezug der Armenfteuern. 
Seit diefer Zeit wird das Armenweſen in ber jeßt noch 
üblichen Weife beforgt. In Folge deſſen ift nun für die 
Armen befjer geforgt, als in früheren Zeiten. Es gibt 
nun Niemand , ber zum Stehlen oder Betteln eigentlich 
genöthiget ift. 

18. Febr. find 15 Klofterfrauen nach Uebereinkunft mit 
der Regierung von Dbmwalden und der Nuntiatur in 
Luzern in Begleitung bon Ritter und Landammann 
Wolfgang Stodmann und bon zwei Gonventualen von 
Engelberg nach Sarnen überfiedelt. Diefed alte, einft 
fehr bevölferte Frauenklofter wär in der „Wetti“ unter: 
halb dem Männerflofter in Engelberg gelegen und wurde 
deßwegen das untere Klofter genannt. Gemäß von 
Mülenen verdankt dieſes Kloſter fein Dafein entweder 
dem Stifter der Abtei Engelberg, Konrad von Selden- 
büren, einem Freien aus dem Zürichgau, der den 2. Mai 
1126 geftorben, oder Heinrich, dem LZeutpriefter zu Buochs 
in Nidwalden, melcher fein großes Hab und Gut beiden 
Klöftern vergabte. Jedenfalls waren Klofterfrauen in 
Engelberg fchon zur Zeit des Abtes Fromin, welcher von 
1144—1178 regiert, und im Jahre 1199 zählt der Con- 
vent Schon 80 Nonnen. Doch erft den 18. Suni 1254 
unter Abt Walter I. wurden die Klofterficche und fünf 


Altäre von Bifchof Eberhardt IL. von Conſtanz feierlich 


eingeweiht und am folgenden Tag 45 Klofterfrauen ein: 
gekleidet. Abt Rudolf I erweiterte das Gebäude ber 
Frauen nad dem Brand des Kloſters in Jahre 1806 und 
unter Abt Walter III. wurde am 1. September 1825 
durch Bifchof Rudolf von Konftanz und auf Veranftal- 
tung und in Gegenwart der bermwittiveten Königin Agnes 
don Ungarn, geborne Herzogin von Deftreich, bie alle 





883 . 


Koften bafür beftritt, nicht weniger als 139 abelige 
Frauen zugleich in ben Konvent aufgenommen. Unter 
Abt Wilhelm von zeotfenfepießen wurden den 27. Nov. 
1345 wiederum 90 Kiofterfrauen eingeffeidet, fo daß ba: 
mals bei 200 Nonnen beifammen geweſen. 1364 mwurben 
80 und 1390: 24 Frauen aufgenommen. Dagegen raffte 
die Belt in den Sahren 1348 und 1349 116 Frauen, 
darunter auch die Meifterinnen Beatrir, Gräfin von Aar⸗ 
berg, und Mechtildid von Wolfenfchießen und im Jahre 
1441 37 Frauen dahin. 1449, 16. Juni verbrannte das 
Srauenflofter, wobei viele alte Schriften zu Grunde gin- 
- gen. €3 wurde aber wieder aufgebaut und den 9. Juli 

1455 durch den damaligen Weihbiſchof von Konftanz 
feierlich eingeweiht. 

Vom Yrauentlofter Engelberg wurden im Jahre 1549 
brei Frauen nad Münfterlingen und fpäter zwei nad 
Fahr, unweit Zürich, gefchiekt, um biefe beiden Nonnen: 
tlöfter, die in Folge der Reformation eingegangen waren, 
wieder zu bevölfern und herzuftellen. Nachdem fie biefe 
Klöfter wieder hergeftellt, gerieth bie Disziplin und die. 
Defonomie im eigenen Klofter in Zerfall. Es wurde feine 
Clauſur beobachtet, bis man im Jahre 1602 wieder ftrenge 
Slaufur eingeführt. Schon im Jahre 1583 erhielt der 
Adgeordnete Obwalden? vom zmweifachen Rath den Auf⸗ 
trag: Unfer Bote folleingeden? fein auf einer Tagjagung, 
daß Ordnung geſchehe wegen der Unordnung im Frauen 
Hofter zu Engelberg. 1587 beichloß die Tagfakung, mit 
dem Nuntius Rüdipradhe zu nehmen, daß das Frauen: 
Hofter in ein Mannskloſter umgewandelt werde. Etwa 
20 Jahre fpäter Sprach man befonderd von einem Priorat in 
Sacdjeln, welches dann die Wallfahrt zu beforgen hätte. 
Wahrfheinlic wollte diefer Plan nicht allen Klofterfrauen 
gefallen. 1592 wurde Obwalden erfucht, das Frauen: 
kloſter ſammt feinen Einfünften zu übernehmen. Ob⸗ 

- walden feheint damals noch keine Zuft gehabt zu haben. 
1604 ſprach man von einer Verlegung nad) Neuenkirch 
in Luzern. Auch diefer Plan fcheint nicht Allen gefalle 
zu ‚haben. Dan fol auch vom Kaltbab in ber Schwän 


— 


854 

gerebet haben; ebenfo gedachte man auch, das Frauen- 
Hofter nach Sachjeln zu verlegen. Die Mehrheit ber 
Klofterfrauen war für Verlegung Im Sabre 1614 er: 
‚Härte endlich die Regierung von Dbivalden, daß fie geneigt 
fei, ftatt des projektierten Sapuzinerklofters das Kloſter 
bei ihnen zu bauen, oder aber die Frauen anderwärts 
zu verforgen und aus beren Einfommen ein Briorat ein: 
zurichten. Schon 1608 hatte LZandammann und Rath 
die Geneigtheit ausgeiprochen, wenn bad Landvolk nicht 
dagegen jei, und angefragt, warum man dad Vermögen 
des Frauenkloſters nur 6000 Fler. geihätt, mährenb es 
fih auf 10,000 Flr. belaufe. ALS der päpftliche Nuntius 
vernahm, daß manin Sarnen für die Klofterfrauen bauen 
wolle, da brüdte er der Regierung feine Verwunderung 
und Unzufriedenheit aus, daß ſolches ohne Zuftimmung 
der Nonnen, ihrer Obern und des apoftolifchen Stuhles 
gefcheben fei und verlangte ernftlih, daß dieſe Beding- 
ungen zuerft erfüllt werden. Den 27. Jän. befahl er den 
Klofterfrauen unter Androhung der Exkommunikation, 
daß fie fich einftweilen nicht von Engelberg anderswohin 
begeben. Der thatlfräftige Abt Jakob Benebilt Sigrift 
‚ von Kernd glaubte aber, man babe jeßt fchon lange be: 
rathen und nun müfle einmal gehandelt werden. Ohne 
Smeife! belebrte er den päpftliden Nuntius, daß bie 

ppofition gegen Weberfieblung nicht fo groß fet, wie er 
glaube und bewog ihn, feine Drohungen zurüdzunehmen. 
1615, 14. Horn. wurde durch Renwarb Chſat das In: 
fteument bezüglich Verſetzung der Klofterfrauen von Engel: 
berg nach Sarnen: verfaßt, den 18. Hornung: fand bie 
Weberfiedlung ftatt und den 16. März murbe das In: 
ſtrument vom päpftlichen Nuntius beftätiget. Da gemäß 
Eichhorn mit dem Bau des Frauenklofterd erft den 30. 
Brachmonat 1615 begonnen wurbe, fo fcheint ed, daß 
‚bie Klofterfrauen zuerft in einem Brivathaufe Aufnahme 
gefunden und es ift nicht unwahrſcheinlich, daß fie auch 
beim Bau bed Klofterd bebülflih maren. ZumBau bes 
Aloſters wurde dad Material verwendet, welches Land: 
ammann und PBannerherr Melchior Imfeld zum Bau 





868 


ILS SG 


eines Kapuzinerkloſters aufgehäuft. Ziegel murben von 
Hergiswil bezogen. 2000 GI. wurden von der Regierung 
und 1600 Gl. von Landammann und Pannerherr Meldior 
Imfeld geliehen. Sm Sabre 1625 wurde ihnen von ber 
Landesgemeinde erlaubt, bie beiden Matten Schloßacher 
und Rädersdalten zu behalten. Der Schloßacher gehörte 
früher dem Hans Anderbalden und Rädershalten einer 
Jakoberin. Nun gedachte Margretb Imfeld, Tochter des 
Landvogt Wolfgang und Großtochter ded Landammann 
Marquard, ind Klofter zu gehen und beichloß deßhalb 
folgende Verordnung. Sie will, daß ihr Bruder Nikolaus 
ihr das Feld abnehme und dafür die Mürg, worin das 
Klofter fteht und die zwei Gigenrieder „damit Sy Streui 
gnug beuget” den Klofterfrauen überlafie. Nikolaus be- 
hält fih vor, ein Stüdlein von der Mürg dem Better 
Johann Imfeld geben zu dürfen, damit bie Mauer 
deſto „grader werdte“, welches aber, wie es Scheint, nicht 
gejchehen. Sie will auch, daß man die Alp verfaufe und davon 
noch 1000 Gl. den Klofterfrauen gebe „damit fy die Mürg 
fenet In Muren”. An die beiden Gigenrieber wollen die 
Klofterfrauen ihrem Bruder Nikolaus das Ried geben, 
welches zum Schloßacher gehört. Wenn die KHlofterfrauen 
Rädershalten verkaufen wollen, dann mwünfcht fie, daß 
fie biefelbe ihrem Bruder Marquard geben, welcher das 
Thürlihaus gebaut. Sie trat dann wirklich ind Klofter 
und erhielt den Namen ‚Andrea. Vorher wohnte fie im 
väterlichen Heimweſen, zu dem damals die Mürg gehörte 
‚und wo fpäter der „Salzberr” gewohnt. Da fich Land: 
ammann Wolfgang Stodmann gerade um bie Zeit, in 
welcher er die Klofterfrauen abgebolt, mit ihrer Stief: 
mutter, Dorothea v. Mentlen, verheiratbet, To ift es fehr 
mwabrfcheinlich,, daß er von ber Farb in diefed Haus ge- 
zogen und daß auch die Klofterfrauen in dieſem großen 
Haus gewohnt, bis fie den 28. Februar 1618 das Frauen: 
Hofter beziehen Fonnten, moran die Regierung etwa 500 
Gulden verehrt. Seither bat in biefem Haus immer em 
kloſterfreundlicher Geiſt geweht. Den 8. April 1628 


356 





wurde dann den Klofterfrauen bie Mürg bemilliget, wenn 
fie Räder3halten verfaufen, weil fie laut Landesgemeinde⸗ 
beichluß nur für etwa drei Kühe Sömmerig und Winterig 
haben dürfen und es laut Landbuch Auswärtigen nicht 
geftattet ift, Güter und Gülten zu erwerben. Als bas 
Frauenklofter im Jahre 1654 um 1600 Pfund das Frei» 
- teilrecht erhielt, hörten fie auf, Auswärtige zu fein. 1659 
27. Sept. bat der Abt von Muri ald Bifttator des 
Klofterd, um Plag zu einem Kaplaneihaus, welches man 
auch zur Beberbergung der Fremden und für die Dienfts 
boten zu gebrauchen gedachte. Aus Refpekt gegen ben Brälaten 
wird dann bewilliget, 200 Klafter von des Hans Melchior 
Imfeld's Hoftättli bei der Klofterfieche zufaufen. 1661, 1. Juli 
gibt die Regierung für Schild und Fenfter 4 Kronen. 
Im Sabre 1666 wünſcht Abt Aegidius, dab die Mürg 
mit einem „SInfang” umgeben werde und daß man er: 
laube, bei allen Gotteshäufern und Klöſtern deßwegen 
eine Steuer aufzunehmen. In ben Jahren 1667 und 
1668 wurde alddann die Kloftermauer errichtet. 1686, 
12. Mai wurden die Gebeine des bl. Juſtus in feierlicher 
Prozeſſion in die Klofterfirche übertragen. Bei dieſem 
Anlaß wurde die Klofterficche vergrößert und die beiben 
Seitenaltäre gebaut. Die Regierung von. Obwalden gab 
daran 100 Gl. und Schild und Yenfter. Abt Ignaz 
verehrte den Altar des Hl. Juſtus, Junker Heinrich von 
Sonnenberg den Altar des bi. Joſeph und Kloſterkaplan 
Stolz den Altar in der Safriftei. 1657, 1677 und 1724 
wurden Stüde Wald im Forft gefauft. 1677 Faufte man 
von Hand Beat Imfeld Wald auf den Kaiferftujl und 
1751 von Marſchall Wir; um. 1200 Pfund Wald in ber 
Kernmatt. Damit die Klofterfrauen für 3 bis 4 Kühe 
Sömmerig haben, wurde 1664 erlaubt, den dritten Teil 
bes untern Feldes als Sommerweid zu Taufen. Feld⸗ 
wibden wurbe 1708 von Banfraz Frunz gefauft, der einen 
Theil des Ertrages als Ausfteuer feiner Xochter ver: 
wendet und Hasli erhielten die Klofterfrauen um 8800 
Pfd. als Audfteuer für die Tochter ded Lanbvogt Im⸗ 


857 
feld. 1820 wurde der Kauf eine? Streuerieded von 
Rathsherr Chriftoffel Imfeld um 6900 Pfund be: 
williget. 

1617, 81. Aug. beſtätigte gemäß Straumeher der 
päpftliche Nuntius die Wahl der Waldburga Viol zur ' 
Meifterin der Klofterfrauen in Sarnen, welche mit Gut: 
beißung besjelben von nun an Xebtiffin genannt Wird. 
Jedes dritte Jahr fol eine Neuwahl ftattfinden. Längere 
Zeit war nun Streit bezüglich der Bifitation 
des Klofterd. Die Regierung von Obwalden behauptete 
als Schuk: und Schirmherr bed Klofterd, daß das 
Klofter Engelberg den SKlofterfrauen 600 Gl. jchulbe, 
die der frühere Abt verfprochen. Das Klofter Engelberg 
wollte diefe Schuld nicht anerkennen. In Folge deſſen 
wollte die Regierung dem Abt von Engelberg auch bie 
Bifitation des Frauenkloſters nicht geitatten. Al im 
Sahre 1667 der Abt von Engelberg erflärte, daß er die 
prätendirten 600 GI. bezahlen molle, da beichloß bie 
Regierung von Obwalden, ihm die fufpendirte Bifitation 
wieder zuzuſtellen. Wahrjcheinlih ftunden auch die 
Klofterfrauen auf Seite der Regierung. Während des 
Streited wurde die Bifitation vom Abt in Muri beforgt, 
der bisweilen den Probſt Jodokus Knab in Luzern 
. Tubdelegirt. Nun entftund Streit wegen dem Beicht— 
ftubl der Klofterfrauen. Als die Klofterfrauen nad 
Sarnen kamen, da beforgten zuerft die Pfarrer Zimmer: 
mann und Mäder in Sachjeln den Beichtftuhl derfelben. 
Nah dem Bau des SKapuzinerflofterd murbe er den 
V. V. Kapuzinern übergeben. Während 18 Jahren war 
Klofterlaplan Franz Stolz zugleich auch Beichtiger des 
Frauenkloſters. 1667, 2. April wurde bon der Regier: 
ung in Obwalden dem päpftlihen Nuntiug Vollmacht 
ertheilt, einen außerorbentlichen Beichtuater zu beiwilligen. 
Diefer bat dann von Zeit zu Zeit zwei Sefuiten von 
Luzern abgeordnet. Als der Abt von Engelberg im. 
Sabre 1689 nach dem Abfterben oder nach der Nefignation 
des Klofterfaplan Stolz einen Beichtiger aus dem Klofter 
bieber zu jegen gedachte, da wurde Bartholomäus Schmid 


358 





den 2. Auguft beauftragt, mit ber gnädigen Frau zu 
reden, damit fie mit der Zuftimmung einhalte. Den 
5. Nov. beichloß die Regierung, dem Prälaten zu Engel: 
berg freundlich zu antworten, daß man wegen den zu 
beforgenden Confequenzen gar feine engelbergifche Re: 
Iigiofen bier dulden werde. 1690, 21. Oft. wurde be: 
fchloffen, die Klofterfrauen zu warnen, damit fie bem 
P. Beichtiger, den der Abt gejendet, nicht alzu fehr 
„glimpfen”, und Abgeordnete an den Nuntius zu fenden, 
damit er ihn entferne. Der päpftlide Nuntius ließ fich 
fo weit bewegen, daß er feine Geneigtheit ausſprach, 
für einen Beichtiger aus dem Kapuzinerflofter oder aus 
den Weltgeiftlichen un) daß er einem Beichtiger von 
Engelberg verbot, im Kloſter zu wohnen, oder längere 
Zeit in Sarnen fih aufzuhalten. Diefer Snticheid warde 
im Sabre 1691 der Landesgemeinde vorgelefen und in 
allen Punkten gutgeheißen: Während dem vieljährigen 
Streit berief fich die Regierung immer wieder auf dieſen 
Entiheid und auf den Beichluß der Landeögemeinde. 
Die Klofterfrauen erklärten fich für einen Beichtiger ihres 
Drdend und der Abt in Engelberg war der Anjicht, daß 
. der Beichtftuhl dem Frauenklofter gehöre und ſandte von 
Zeit zu Zeit einen Beichtiger von Engelberg, der fich 
dann im Frauenklofter aufbielt. Wenn bann die Re: 
gierung Abgeordnete fandte, um ihn an den Entſcheid 
des päpftlichen Nuntius zu erinnern und anzufragen, ob 
er auf eigene Koften nder auf Koſten ded Frauenkloſters 
bier fei, da erhielten fie höflichen Beſcheid z. B. er fei 
wegen Franken Klofterfrauen bier, ee mache eine Kur 
u. d. gl. Zudem heißt ed im Bertrag vom 16. Juni 
1625: Der Abt fol einen exremplarifchen Mann als 
Beichtiger erivählen. 1702, 11. März beichloß die Ne: 
gierung, den früheren Beichtiger Franz Stolz freundlich 
zu erfuchen, von Münfterlingen wieder bieher zu kommen, 
da wegen dem Beichtſtuhl Confuſion entftanden. Er 
verfah nun wieder dad Amt eines Beichtigerd und Klofter: 
kaplans bis zu feinem Tod im Sahre 1709. Nun famen 
die Klofterfrauen und wünfchten, daß man ihnen erlaube, 


859 





weil das Klofter fehr „nothwendig,“ d. h. nothdürftig fei, 
die Kaplanei mit einem Geiftlichen aus ihrem Orden zu 
befegen, was fie nicht8 Toften würde. Wenn fie mieber 
in beſſeren Berhältniffen fich befinden, dann feien fie 
gar nicht dagegen, wieder einen Weltgeiftlicden als 
Kaplan anzuftellen. Das mollte die Regierung nicht 
geftatten; dägegen aber erlaubte fie mit Zufriedenheit 
bed Biſchofs einem Klofterkaplan nur 150 Gl. von feinem 
Einfommen und bie frühere Behanfung zu geben, bis 
fih das Klofter wieder in einem befferen Zuſtand be: 
finde. Nach dem Tob des Klofterfaplan Stolz murben 
wieder Beichtiger bon Engelberg gefendet. 1720, 
26. Dit. fpricht der Rath fein Bedauern aus, daß ber 
Beichtiger fich faft beftändig bier aufhält, während biefer 
Zeit in dem Kloſter ißt und fchläft, meil diejed „ſchnur⸗ 
ſtraks“ gegen die Sentenz vom Legat Menatti vom Jahre 
1691 ift. Der regierende Landammann wurde deßwegen 
beauftragt, fih mit den Amtsleuten in der Farbe zum 
P. Beichtiger zu verfügen und ihn an diefe Sentenz zu 
erinnern. Sie erhielten freundliche Antwort und bie 
Berficherung, daß fte nicht darauf losgehen, die Klofter- 
faplanei an fich zu ziehen. Die Landesgemeinde befchloß 
im Sabre 1722, daß das Dekret vom Nuntius Menatti 
ftreng eingehalten werde. Am 10. Weinm. 1722 murbe 
im Rath eiu Schreiben vom päpftlichen Nuntiuß vorge: 
Iefen. Aus demſelben erfuhr man „mit Beftürzung”, 
als follte dieſes Gefchäft eine unbedingt überlafjene 
Sade fein, wozu eine Obrigkeit feine Gewalt habe. 
Nachdem man noch einige Verſuche gemacht, diefe Sentenz 
rüdgängig zu machen, ließ man die Sache auf fich be: 
ruben. 

Wohl mochte man auch einfehen, daß es nicht 
Sache der weltlichen Regierung, in den Beichtſtuhl hinein 
zu regieren und daß es ihr eigentlich gleichgültig fein: 
fann, wem die Klofterfrauen beichten wollen. Seither 
bat man fowohl mit dem Klofter Engelberg, als aud 
mit den von ihn gefandten Beichtigern im beften Frieden 
gelebt. 


—— 

Die Kloſterkaplanei wurde 1655 mit 6037 Gl. 
20 Sc. geftiftet und den 17. Dezbr. 1655 vom Biſchof 
in Conftanz beftätiget. An diefe Stiftung gab das 
Frauenkloſter 5200 Gl., die. ed durch einfache Lebens⸗ 
weiſe eripart, Hauptmann Nikolaus Meier 500 GI. und 
andere Gutthäter gaben 3371: Gl. Im Bittfchreiben 
an den Bilchof bemerkte der Viſitator Abt Bonaventura 
in Muri,: daß die Klofterfrauen nicht gut getröftet feien, 
weil fie bisweilen nur fchwer einen Geiftlichen befommen, 
der ihnen die bi. Mefje Lieft und daß die V. V. Kapuziner 
oft anderswo befchäftiget feien. Ad im Jahre 1714 
Maria Kathrina Burch, mit dem Klofternamen Placida, 
Schweſter von der Schwiegermutter ded Landammann 
Hand Meldior Stodmann, in das Klofter aufgenommen 
wurde, da gab. fie als Ausſteuer die Hälfte ihres Ver⸗ 
mögens, nämli 13,261 Pfr. 2 Schl. 4 A., mit ber 
Bedingung, daß dem Klofterfaplan Stör die. Pfründe 
alljährlich um 50 GI. aufgebeffert werde. Wenn ficdh die 
Berhältniffe geändert, dann ift man nad feinem Tod 
oder Wegzug nicht mehr dazu verpflichtet. 1798 im März 
machte das Srauenklofter der Regierung ein generöfes 
Gefchent von 1500 Gl., welchem fpäter noch 500 Gl. 
hinzugefügt wurden. 1668 hatte das Frauenklofter zu 
Küßnach Zehnten 31 Malter, zu Adligenfchwil 25 Malter, 
zu Rickenbach 24 Malter Zürhermaß oder 14 Malter 
Zuzernermaß und zu Römerfchwil 3 Malter Bodenzind. 
Diefe Zehnten und Bodenzinfe wurden mahricheinlich 
zur Beit der Helvetif Iosgefauft. Für den Loskauf des 
Sichel- Zehnten zu Küßnach wurden im Jahre 1804 
500 Louis dor feftgelegt. 1669 beſaß das Kiofter 29,825 GI. 
Kapital und 1841 betrug das fämmtliche Vermögen 
95,772 Gl. 30 Schl. 4 A. Den 14. Dft. 1798 ver: 
ordnete die Verwaltungdfammer der Walpftätte, daß fie 
gemäß Gefe vom 19. Zuli weder Novizen noch Pros 
feffen annehmen bürfen, daß das Kloftervermögen 
Nationaleigentum fei, daß fie das Klofter verlaffen 
dürfen und daß fie in dieſem Fall eine angemefjene 
Penfion erhalten, daß fie nur fo lange den Schu bes 


861 


II TIL? 


Gefetes genießen, als fie dem Geſetz und ber neuen 
Verfaſſung nicht zumiderhandeln, daß der Verwalter ein 
Inventar aufnehmen und alle drei Monate fpezifizirte 
Rechnung ablegen fol. Deffenungeachtet hat auch nicht 
eine einzige Klofterfrau das Klofter verlaffen. Da bie 
Nebtiffin im Sahre 1799 und auch der Abt in Engelberg 
geftorben und fie in Folge der Helvetik an der Aus— 
übung ihrer Rechte gehemmt waren, deßhalb ftund die, 
Priorin an der Spike des Klofters, Bid fie den 27. Sept. 
1803 zur Xebtiffin gewählt wurde. 1803, 26. NRobbr. 
befchloß der Rath, dem Landammann d'Affry anzuzeigen, 
bag man dem Frauenflofter die Aufnahme von Novizen 
wieder bewilligt habe. 


Ein beſſeres Gefchäft als mit dem Beichtftuhl machte 
bie Regierung mit dem Frauenklofter bezüglich der 
Mäpdchenfhule Es war im Jahre 1816 als fi 
Engelberg an Obwalden angefchloffen. Diele freundliche 
Stimmung benugte die Negierung und beichloß den 
5. Dit. 1816, der gnädigen Frau Aebtiſſin den Wunſch 
zu äußern, fie möchte im Klofter unentgeltlich eine 
Mädchenfchule einrichten. Eine ſolche Schule entſpreche 
den Anordnungen anderer Iöhlicher Stände und dem 
Willen des Hl. Baterd. Sie fei nicht im Widerſpruch 
mit den Ordensregeln. Allfälige Schwierigfeiten laſſen 
fich leicht befeitigen. Der Abt in Engelberg erklärte fi} 
bereit, zur Errichtung einer folchen Lehranftalt mitzu⸗ 
wirken, wenn man die Sache noch ein Jahr verfchiebe, 
damit fich die Kiofterfrauen unterdeffen zu Lehrerinnen 
bilden Tönnen. Am Herbft 1817 wurde mit der Schule 
begonnen und den 31. Oft. 1818 vom Rath beichloflen, 
der wohlehrw. Kathrina Sofepha Billiger, Lehrerin der 
neu errichteten Töchterfchule, als Beweis obrigfeitlicher 
Zufriedenheit eine Gratififation von 18 Gl. von der 
Zeughausverwaltung verabfolgen zu laflen. Dieſes jähr⸗ 
liche Geſchenk wurde von einer Landesfondation ges 
nommen, weil auch einige Mädchen von anderen Ge: 
meinden diefe Schule beſuchten. Nun trachtete man 
diefe Bürde wieder abzufchütteln. Im Auguft 1820 


362 


EL LS SE LE 


meldete die Aebtiffin, daß 5 Töchter, welche in's Noviziat 
zu treten gejonnen feien, fih nicht für die Schule 
wollen gebrauchen Iaffen. Die Regierung erflärte, der 
Fortbeftand der Schule fei befchloffen und fprach der 
Aebtiffin das Mißfalen aus. Der Abt von Engelberg 
verdankte der Regierung dieſes Schreiben an die Aeb—⸗ 
tiffin. 1822 wurde Abt Eugen gewählt. Diefer erklärte 
im Dezbr. 1822, daß er das Frauenflofter von der Fort: 
fegung der Töchterfchule durch eine Averſalſumme los⸗ 
faufen möchte. Die Regierung wollte das nicht geitatten. 
1818 beichloß man die Webtiffin einzuladen, das nöthige 
Holz zu den Stühlen anzufchaffen, die Schreinerarbeit 
werde von der Zeughaußverwaltung bezahlt. 1820 ſprach 
man bie Hoffnung aus, daß fie der Lehrerin eine Ge- 
bülfin geben werde und 1822 wurde dad Frauenflofter 
erfucht, ein dienliches Gebäude für die Schule einzurichten. 
Im Jahre 1833 wünfchte man, daß die Lehrfrau täglich 
zwei Mal Schule halte. Ein Haus für den Beichtiger 
und bie Schule wurde in den 1830er Jahren gebaut. 


Gemäß Vertrag vom 16. Juni 1625 hatte bie 
Regierung das Hecht, einen ehrlichen Mann als Vogt 
oder Schaffner zu verordnen. Gewöhnlich überließ 
fie es den Klofterfrauen, den Mann ihres Vertrauens 
zu bezeichnen und beftätigte dann die getroffene Wahl, 
Nach der Helvetit hatte das Klofter einige Zeit gar 
feinen Schaffner. Den 18. Aug. 1823 befchloß der 
Rat: Man hält e8 für gut wegen ben öfonomifchen 
Verhältniſſen die früherhin beftandene vertragdgemäße 
Verwaltung wieder berzuftelen und Landammann Nilo- - 
laus Imfeld als Verwalter zu beftimmen und die Aeb⸗ 
tiffin einzuladen, demfelben eine vollftändige Rechnung 
abzulegen. Der Abt von Engelberg und die Xebtiflin 
verbanfen die getroffene Verfügung. Auf den Wunid 
der gnädigen Frau wurde den 2. Mai 1829 Landammann 
Spichtig zum Berwalter ernannt. Nach der Aufhebung 
des Kloſters zu Hermetfchwil fanden die Klofterfrauen 
zu Sarnen gaftlihe Aufnahme «und nahmen vor ihrer 
Rückkehr ind Klofter den 2. Dezbr. 1843 die Wahl einer 


863 

Aebtiffin vor. 1885, 11. Horn. verließen drei Klofters 
frauen und zwei Novizinnen das Mutterklofter in Sarnen, 
um zu Union Town: in Amerifa ein Klofter zu gründen, 
Die bezügliche Reifebefchreibung einer SKlofterfrau Hat 
mehrere Auflagen erlebt. Seit Jahrhunderten wird im 
Frauenkloſter ein Bild bed Kindes Jeſu ganz befonders 
verehrt und es haben deßwegen fchon viele Gebetser- 
börungen ftattgefunden. - 


1616 gibt Witwe Barbara von Flüe, des Hauptmann Mar: 
quard Seilers fel. Frau, im Beifein ihres Vogtes Haupt: 
mann Windlin und ihres Bruders Jakob von Flüe, dem 
Pannerberen Melchior Imfeld und Baumeifter Wolfgang 
Stodmann im Namen der b. Regierung den Bla ober 
Boden aufdem Bürgel oder Lahdenberg, wo 
bor Zeiten dad Schloß geftanden, um 500 Pf. zu 
faufen, damit die gnädigen Herren daſelbſt das Schüßen- 
haus und Anderes bauen fünnen. Die Frau, auch In: 
haberin des unteren Bürgeld, fol Steg und Weg dazu 
geben und die gnädigen Herren denfelben unterhalten. 
Die Schügen mögen daſelbſt ihre Kurzmeil halten mit 
Schießen, Kegeln und Tanzen. Das Grad, das nicht 
zertreten wird, und das Obſt mag fie nugen als Ent: 
Ihädigung für den befeßten Weg durch ihr Land. Wenn 
Wein binaufgeführt wird, fol fie öffnen. Die Kauffumme 
wurde von Landlädelmeifter Robrer dem Freitheilvogt 
Han? Anderhalten bezahlt, weil der Freitheil fich ver: 
pflichtet, um diefen Betrag obiger Frau und ihrem Sohn 
Hand Geiler, dem Stammovater der HH. Seiler in 
Sarnen, das Freitheilrecht zu geben. Die Atzung auf 
dem Bürgel murde fpäter an die Befiter der Mühle⸗ 
matten binter dem Waffer um 30 Gl. verfauft. Bald 
nachher wurde auf dem Landenberg anftatt auf der 
Tanzlaube im Rathaus die erite Laudesgemeinde ges 
halten. 1622 wurde dem Baumeifter erlaubt, auf den 
Zandenberg zu jeken und Plattentifch zu machen. Wahr: 
Tcheinlich wurden damals die Ringmauern gemacht, melche 
1661 reparirt wurden. In diefem Sabre ließ man aud 
bie in der Mauer ftehenden fchäplichen Nußbäume um: 


364 


bauen, nachdem man fich deßwegen mit Mathäus Wirz 
verftändiget. Um das neu gemachte Gemäuer zu Dienften 
ber Landesgemeinde vor dem Vieh zu fchüten, murben 

. im Jahre 1669 Latten geipannt. Im Jahre 1687 
wurden wiederum bie Ningmauern reparict und die 
Reparationstoften aus dem Landfädel bezahlt. 1770, 
18. Aug. wurde befchloffen, daß Mſtr. Baptift Wirz in 
feinem Bürgel das Thürli gegen den Zandenberg erhalte. 
Den Hag vom Thürli gegen der Knaben „Schieß-Dätfch”, 
wo vor Zeiten eine Mauer geweſen, werden M. g. 9. 
erhalten. Wil Baptift dieſe Beſchwerde übernehmen, 
fo kann ihm der Landfäckelmeifter etivad dafür bezahlen. 
An der Stelle, wo das alte Kreuz geftanden, wurde 
1804 ein neues errichtet. 

1617, 2. Nov. wurde der Stiftbrief der Kaplanei im 
Stalden beftätiget und 1618 das Pfrundhaus 
gebaut. Mit Ausnahme der hohen Feſttage, ber Ge: 
dächtniffe, bei denen er beftellt ift, und von zwei Wochen» 
tagen fol er im Stalden die bi. Meſſe Iefen.. Er fol 
an Sonn: und Feiertagen Predigt und GChriftenlehre 
halten. Ein jeweiliger Kaplan ift Theiler in der Schwändi. 
Die Gemeinde befist das Kollaturrecht. An den Bau 
Ei Pfrundhaufes gab die Regierung 100 Pfd. und einen 

id. 


Um 1618 wurde auf dem Landenberg ein Schützen haus ges 
baut, welches an der Schützennachkilbi im Herbſtmonat 
1747 abgebrannt. Daſſelbe war von Holz, mit rother 
Delfarbe angeftrichen, drei Stod hoch, ziemlich groß und 
mit einem Federdach gededt. In demfelben befanden 
fich viele Glaßgemälde. 1621 erhielt der Gejandte an 
die Tagfagung den Auftrag, um Schilde für das neue 
Schützenhaus anzubalten. Es wurde auch beichlofien, 
bie alten Schilde im Schüßenhaus zu verbeflern. “Der 
LZandfädelmeifter bezahlte wegen dem Schützenhaus ben 
Freitheilern 500 Pf., dem Baumeifter 23 Dufaten und 
bed Baumeifterd? Sohn 200 Gl. Vorher ftund das 
Schützenhaus, welches damals auch Landesſchützenhaus 
war, bei den Linden und ſeit ungefähr 1574 bei ber 








365 


RIALIIGZAL GE 


Aamühle An das jetige Schükenhaus, welches 1752 
an die Stelle des abgebrannten gebaut wurde, gab bie 
Regierung 1200 Gl. Für das Mebrige forgten die 
Schüten, die Dorfleute von Sarnen und die nächitge: 
legenen Gemeinden. (Vgl. Volksfr. 1892 Nr. 28.) 1764 
wurde das Schübenhäuschen für die Heinen Knaben neu 
aufgebaut und 1720 wurde ihnen ein „Tätſch“ gemacht. 
Wahrſcheinlich ſchon im 15. Jahrh. bat die Regierung 
den Schüben aljährlid Gaben zum Berfchieken ges 
geben. Ohne Zmeifel ift zu diefer Zeit auch eine Schüßen- 
gejellichaft entitanden. Weil die Regierung wegen den 
fremden SKriegädienften Geld erhielt, deßhalb fand fie, 
es fei billig, daß fie einige Gaben gebe, um: daburch die 
jungen Leute anzutreiben, ſich im Schießen zu üben und 
zu tüchtigen Soldaten heranzubilden. Bon der Nüß: 
lichkeit dieſer Uebungen mar fie jo überzeugt, daß 
fie 1558 befchloß, die Gaben follen gegeben werben, wie von 
Alters ber, ob der König bezahle oder nit. Schon 
1550 wurden wie bon Alter8 ber 24 Baar Ho fen zum 
Berfchießen gegeben, die alle zu Sarnen auf dem Landes: 
ſchützenhaus verfchoffen werden mußten. Dieje Hojen 
‚wurden in früheiten Zeiten zu 12/,, fpäter zu 2 und 
endlich zu 2!/s Ellen berechnet. Sie waren van Guttuch, 
(welſches Tuch) „Doppeit Tafet daruf und daran”, inder 
Zandesfarbe d. i. weiß und rot, wie fie jet noch bon 
den Helmiblafern an der Landesgemeinde getragen werben. 
Man konnte deßhalb Schon von Weiten die guten Schützen 
erfennen. Der tüchtige Hafner GChriftoffel Baumann 
von Uri, der in Sarnen gelebt und von dem noch ein 
‚ ganzer Ofen mit Bilderfacheln vorhanden ift, gewann im 
Sabre 1631 zwei Baar Hofen. Später konnte man ftatt 
den Hofen 4—4'l; GL. und Später noch 2 Thlr. erhalten. 
1627 beichloß man, denen, die M. ©. H.⸗Farb nicht 
tragen wollen, nur 4 GI. zu geben. Allmählig fing man 
an, außer dem Gewohnten noch einige Baar Hofen für 
befondere Waffenarten zu geben. So 3. B. murben 
15678 noch 6 Baar, 1580 und 1581 3 Paar ‘für die 
Hagenſchützen, 1593 4 Baar fir Doppelhagen: und 4 Baar 


866 


ILL LES 


für Kriegswaffen, 1647 6 Baar für die Schügen unter 
dem Beichen, d. b. für die militärpflidhtige Mannfchaft, 
und 1648 6 Paar für die Schügen mit „rollendem Stein 
und brennenden Lunden“ gegeben. Sin diefen zwei Jahren 
gab die Regierung 34 Baar Hofen, bon denen dann 
6 Baar zu obengenannten Zweck ausgeſchieden mwurben. 
Schon frühzeitig beſchwerten fich die Melchthaler, Lungerer 
und Giswiler darüber, da man nur in Sarnen um 
die obrigfeitlihen Gaben fchießen durfte Es wurde 
deßhalb 1586 erlaubt, in Zungern und Giswil an einem 
fügliden Tag um ein Baar Hofen zu fehießen, bie 
übrigen aber follen in Sarnen verichoflen werben. 
1604 und 1608 murden außer den gemohnten Hofen noch 
6 Paar und fpäter 8 Paar für Lungern und Giswil 
gegeben. Den Schüten im Melchthal gab die Regierung 
1630 Schürlig zu einem Wamiſch und bann wieder 
20 Pfb. 1682 wurden ben Schüßen oben im Land und 
im Melchtbal 12 GL. gegeben. Nun kamen auch andere 
Gemeinden, bis man endlich im Jahre 1662 beichloß, bie 
obrigkeitlichen Gaben auf die einzelnen Gemeinden zu 
bertheilen und einer großen Gemeinde 6 Paar und einer 
Heinen Gemeinde 3 Baar Hofen zu geben. Da bie 
Schwändi früher als die Hälfte der Gemeinde betrachtet 
murde, fo verlangten fie, daß ihnen auch die Hälfte von 
den Hofen herausgegeben werde. Dieſes Verlangen ers 
neuerten fie in ben Jahren 1685, 1713, 1726, 1736 und 
1791. Dan fuchte fie zu befchmwichtigen und gab ihnen 
bebhalb 1736 12 GI. jedoch ohne Eonfequenz und 1782 
und in den folgenden Jahren eine Münzdublone (7'/s SL.) 
als Extra⸗Gabe zu verfchießen. 1805 wurden auch ben 
Schüten zu Kägiswil und Ramersberg je 5 Gl. gegeben. 
Der Schübenftand in Kägidwil wurde 18243 megen bem 
-Bau der jegigen Landftraße zum Allmendläppeli verlegt 
und es wurde über das Aawaſſer binübergefchofien. 
Später wurbe dad Schligenhaus bei der Straße gebaut 
und in ben legten Jahren mußte der Schützenſtand 
wegen ber Eifenbahn wiederum verlegt werben. Die 
Ehrengaben vom franzöfifchen Gefandten, die gewöhnlich 





867 


II I ST TG 


70 Sr. betrugen, wurden biömeilen auf bie Gemeinden 
verteilt und bisweilen in Sarnen verfchoffen. Die Gaben 
don gnädigen Herren, die gewöhnlich in einem Silber- 
geihirr beftunden und nicht geteilt werden Tonnten, 
wurden meiftend am Landfchießet (Kantonalfchießet) vers 
ſchoſſen. Am Tage, an welchem bie Hofen verſchoſſen 
wurden, war am Abend eine Irti, — Hoſen⸗Irti, — 
jegt Hanjen:Srti — genannt. Bisweilen war es vor⸗ 
gejchrieben, in die Irti zu doppeln, meiftend aber frei⸗ 
geftelt. Der Landſchießet wurde früher gemäß Be: 
ſchluß von 1618 am Pfingftmontag und fpäter im Herbft 
gehalten. Bei diefem Anlaß war bann ein Umzug oder 
Mufterung, wo die militärpflichtige Mannfchaft mit ber 
ihr auferlegten Wehr und Waffe ericheinen mußte. Der 
Sagenfchüte erfchien mit der Hagenbüchfe, der Musketier 
mit der Muskete, der Hellebardier mit der Hellebarbe. 
Wem ein Harnifch auferlegt war, erichien im Harniſch. 
Damal8 mußte die militärpflichtige Mannſchaft fih auf 
eigene Koften bewaffnen. Als Entſchädigung und damit 
gute Schügen herangebildet werden zum Schu des 
Baterlandes gegen den Feind und gegen wilde Thiere, 
wurden von der Regierung alljährlich Gaben verabfolgt. 
Außer den gewohnten Hofen, für die jegt Gelb gegeben 
wird, wurde gewöhnlich auch für den Lanbichießet eine 
Gabe gegeben. So 3. B. gab fie 1644 2 Silbergefchirre 
und 1661 ein Paar Hofen. "Als 1736 der filberne und 
vergoldete Becher bed neu erwählten Abtes Nikolaus 
Smfeld in Einfiedeln verfchoflen wurde, da legte bie 
Regierung 24 GI. hiezu. Der Erfte gewann ben Becher, 
der Zweite 15 Gl., der Dritte 9 Gl., der Vierte 6 Gl. 
u. ſ. w. auß dem Doppel nad Dispofition der beiden 
Landfchreiber. Der Doppel war 1 B. per Schub. Es 
wurden gewöhnlich 3 Scheiben aufgeftelt und burften 
3 Schüffe gethan werden. Als 1669 das 43 Loth ſchwere 
Silbergefchirr des außerordentlichen ſavoyſchen Gefanbten 
verfchoflen wurde, da burften ‘alle fchießen, bie auf 
den Kriegsrödeln ſich befanden und baffelbe wurde dann 
von den zwei Nächſten getvonnen, fo daß ber Erfte dem 


368 


ILL TEL 


Andern 20 Gl. bezahlen mußte. An die Koften mußte 
der Erfie 20 Maß Wein und der Ardere 10 Maß bes 
zahlen. Der Doppel war 5 Schl. 1704 wurde der große 
Becher des franzöfifchen Gefandten und ein Stier ber: 
. Ihoffen. Der großartigite Landichießet älterer Zeit mag 
wohl 1727 geweſen fein. Derjelbe wurde vom 29. Sept. 
bis den 2. Okt gehalten. Bon der Regierung und dem 
Briefterfapitel wurden fie mit filbernen Bechern beſchenkt. 
Den filbernen und vergolbeten Becher ber Regierung ge: 
wann Mitr. Hand Peter Rohrer, der ihn dann an die 
„unüberwindliche Gefellichaft" oder Bruderfchaft in Stand 
verfaufte. Derfelbe war mit dem Landeöwappen ges 
ziert und batte bie Inſchrift: „Schüßenbecher von Ob 
dem Wald 1727". Bismweilen wurden auch Gaben von 
Bartitularen am Ausſchießet verichoffen. Land: 
Tchießet und Audfchießet wurden nicht alle. Jahre ger 
balten. Bisweilen wurden auch die Luzerner uud Nib- 
waldner dazu eingeladen. In diefem Fall beflimmte bie 
Regierung den Redner. der die anfommenden Schüßen 
empfangen follte, ebenfo wenn die Obmaldner.an einen 
Schießet gingen. - So 3. 3. gingen fie 1619 nach Entle: 
vuch, 1627 an ben Landſchießet nad St. Jakob, 1635, 
1637, 1662 an den Schießet nad Stand, 1672, 1687, 
1704 und 1707 an den Ausfchießet nach Luzern. Ge: 
wöhnlich ließ die Regierung ein Paar Höfen in der 
Landesfarbe überbringen. 1687 nahmen die Schügen 
ein Baar weiße und rothe Holen im Werth von 3 Thlr. 
mit. Schon frühzeitig findet man Spuren bon ber 
Schützenkilbi. 1617, 6. Mai wurde verordnet, daß 
die Schügenfilbi am Landfchießet gehalten werde. 1621, 
1646, 166% wurde erlaubt, die Schügenlilbi auf dem 
Rathaus zu halten. Laut Verordnung vom 8. Mai 1632 
durfte der Schüenmeifter nur bie Kirchendiener und 
feine Amtsleute an ber Kilbi gaftiren. Nah und nad 
fing man au an in anderen Gemeinden Schügenfilbi 
zu halten. In Lungern treffen wir dieſelbe fchon 1682. 
1688, 4. Sept. wurde ben Schüben das Tanzen an 
ihren Kilbenen „bei dieſer armen Zeit” verboten. Früher 


III SEE 


gab es für dad ganze Lanb nur einen Schügenmeifter 
und nur ein Schügenfähndhen. 1645 war Kaſpar von 
Moo3 und 1662 Ratsherr Hand Burch Schüßenmeiiter. 
1630 wurde den Schüßen von der Regierung ein Fähnli 
verehrt. Wie der Wildmann ben Xelplern, jo mußte 
der „Britfchermeifter” den. Schügen Kurzweil machen. 
Es gab in früheren Zeiten Hagenbüchſen, Musteten, 
Büchſen mit Stichſchloß, Büchſen mit vollendem 
Stein oder Roll» oder Trolbühfen, mo die. Kugel 
durch das Rohr Hinuntergerollt oder getrolt, Büchien 
„mit rollendem Stein und. brünenden Lunden“, 
d. h. mit angefchraubter brennender Zündfchnur, Büchſen 
mit Zwangſtein oder beichloffenem Stein, wo man bie 
Kugel mit dem Ladſtock binunterfchieben mußte, Büchſen 
mit Schnapper, der wahrſcheinlich auf einen Feuerftein 
geichnappt, und offener Abfiht. Ein Schießet mit rols 
lendem Stein wurde NRolfchießet und bie Hofen, 
die bei demfelben gewonnen wurden, Trolbofen ges 
nannt. | 


Die Hagenbüchjen haben ben Namen von dem Hafen, 
der an dem Rohrſchaft befeitiget mar und in den Pfoften 
eingehängt wurde, um ben Rüditoß weniger empfindlich 
zu machen. (Pupitofer, Gef. von Frauenfeld ©. 151.) 
1594, 10. Sept. wurde beichlofien: Ob man fürthin mit 
Hebelhagen ſchießen wolle, will man einer höheren Ges 
walt überlaffen. Doppelhagen maren Büchfen mit langem 


Schaft auf einer Gabel, die vom Schügen am Schwanz ° 


- gehalten wurden, um zu zielen und abzufeuern. Musketen 
und Doppelhagen waren anfangs gleichbedeutend. Weil 
die Neiterei die Harnifche verdoppelte, wurden ſchwerere 
Büchfen mit größeren Kugeln, d. 5. Doppelbagen einge: 
führt. (Alte und N. Welt 1889 ©. 334.) Eine Mus⸗ 
tete durfte nicht fchwerer als 13 und nicht leichter als 
8 Pfund fein. 

Für die Schügen wurden verfchiedene Verord⸗ 


nungen gemadt. 1549 wurde den Schüßen gegeben, : 


wie von Alter her, „Doch jol einer Sin Ichießzüg das 
Sar um behalten”. 1552 wurde gegeben unter der Be: 
23 


- 


870 


RI GI TANTE 


dingung, daß fie „lugenn“ und der Ordonnanz nachgeben, 
fonft würde man ein anderes Sahr nicht3 mehr geben. 
Es fol „Feiner nebent zubar jchüßen türer den um 1 ß 
eins ſchützens und bargelt fegen und nit Witter“. (1561.) 
Die Büchfen follen ganz „Icheftig”" fein. (1562.) Es 
fol keiner mit einer „geichnäpten büchſen“ Tchießen. (1564.) 
Im gleichen Jahre wurde es von der Landeögemeinde 
erlaubt. Dan fol ale Hofen auf M. ©. H. Stand 
verichießen. (1568.) Es ift nicht erlaubt, einander ben 
„Deckel“ abzuziehen. (1569.) Die Schügen follen Büchien 
haben, bie zu Schimpf und Ernft gut find. (1570.) Die 
Schützen follen fonft nicht fpielen, noch um Geld fchießen. 
(1571.) Es wurde den Schügen bad Gewohnte gegeben 
mit dem Vorbehalt, daß jeder bie Kriegsrüftung habe bei 
5 Pfund Buß. (1592) In ber Schügenoronung bon 
1620 heißt e3: „Ein Musgethen ſchütz Sol han zu finer 
mufgetben Zwei pfund pulver Zwei pfund goflen ftein 
oder Tuglen und ein büfchel zünbftrif im Vorrath aud 
fin eigen gabblenn, Banbelieren und fläfchen. Ein 
Haggenſchütz fol haben im Borrath ein pfund pulver, 
ein pfund gosne ftein, ein büfchell Zündſtrik, Bandelliere 
oder pulver fläſchen fampt dem härzu. verordneten oder 
nothwendigen fchheßzeig.” Wem mehr ald ein Gewehr 
aufgelegt wurde, ber fol für beide verfehen ‚fein, wie ob: 
ftat. Bei 10 Pfund Buß darf Kleiner fein Geſchütz ver: 
faufen oder ein anderes bafür Taufen. Es fol jährlich 
ein Landfchießet gehalten werden, wozu jeder Ausge⸗ 
bobene verpflichtet ift mit feinem eigenen Gewehr zu ers 
fcheinen. Seder muß jelber laden. Die Muskete darf 
gegen beide Scheiben ſchießen. Zuerſt fehießt um 10 Uhr. 
Sarnen, dann Kerns. Die von Sachſeln fangen bei den 
andern Scheiben um 10 Uhr an, dann Alpnach, Giswil 
und Lungern. Es iſt Feiner fchuldig zu boppeln. Wenn 
Semand doppelt, dann fol der. Schüßenmeifter Gaben 
daraus machen, welche wahrjcheinlich nur von ben Dopp⸗ 
lern gewonnen werben Zonnten. Es fol Jeder verbunden 
fein mit feiner Rüftung umzuziehen, „vom ſchützenhuß ab 
im Dorf uhmen”. Aus jeder Kilchöri fol Einer abge: 





87T. - 





orbnnet werden mit dem Auszug oder Schüßenrodel, um 
nachzufeben, ob Jeder fchieße. Die Geübten und Er⸗ 
fabrnen follen den Ungeübten freundlich zuſprechen. Mar 
fol bei jedem Stand fchauen „das man lüthe oder rieffe 
und ob ber Zeiger das Beichen gen”. Sie follen ernftlich 
ermahnt merden, daß fie nach dem Schießen heimgeben 
und zwiſchen den ordentlichen Schießtagen nicht fchießen 
und dampfen (rauchen) follen. (1624) Sie follen mit 
„abngeftrubeten Zündtſtricken“ fchießen. (1647.) Es fol. 
in allen Kirchgängen verfünbet werden, „nun binfüro | 
meiner 9. 9. gaaben mit Eigener riftung zue verſchiefſen | 
oder nit gewinnen möge". (1654) Es ſoll jeder Schütz | 
auf dem Stand ben Schuß ſelbſt laden, fo baß er die 

Kugel richtig mit den Händen Hinunterfioße „und mit 
angebenfhtem Dägen und tragendem Huet darvon nit 

zuegehen, biß er Die büchfen felbft uff die gabell uffge: 

hebt, felbft geliedert und abgefchoffen mwürb haben.” 

(1664.) Die Schübenfahne fol nicht aus dem Zeughaus 

gegeben werden, ausgenommen für Sarnen bei gutem 

Wetter. (1682.) M. 9. Gab han eines Sommers uß 

einer Bichfen nur einmal gemunnen werden.” . (1689.) 

Dem Joſ. Röthlin werden die Hoſen, die er beim Rolls 

jchießet gewonnen, weil er mit dem Harniſch und feinem 

Gewehr bei der Mufterung und bei ben Umzug er: 

fchienen. (1695.) Jeder, ber auf bag Geſchütz audges 

nommen, foll mit feiner eigenen Ruftig fchießen, ausge⸗ 

nommen bie Spießfnecht und Hallbartier, menn fie beim 

Umzug und bei der Mufterung erjcheinen. (1696.) Iſt 

befchloffen, daß indfünftig „jchneller, beichlofine abgeficht, 

ftelftrübli auch Kuglen mit Zapfen” follen rund abge: 

ſchlagen fein. (1713.) Stecher ober Schneller wurden 

1724 neuerbing® verboten. Es fol auch Seder, dem der 

Schuß drei Mal wegen „retfchen”, aufbrennen ober in 

bie Rube fchlagen bed Hahnens verfagt wird, mie auch der, 

welcher drei Mal Ieer ohne Hahnenichlagen abſetzt, all» 

wegen laut Art. 10 der DOrbonnanz um ben Schuß ver: 

fallen fein. (1767) Nidelfchießet und Kehrſcheiben 

wurben bisweilen verboten und biömweilen erlaubt. 1809 





3723 


II LE TER 


wurde verordnet, daß die von 20-80 Jahren jährlich 
mwenigften® drei Mal zur Scheibe fchießen müſſen, unb 
1818, daß diejenigen, bie auf dem Piquet ftehen, doppel⸗ 
frei fchießen dürfen. Der Stanbituger wurde am 1. Mai 
1864 befeitiget und bafür ber Drdonnanzftußer eingeführt. 
In Folge deffen kam die Schußlinie auf dem Landen 
berg mehr nördlid. Freifchießen wurden - abgehalten 
durch Landvogt Sof. Bucher 1775, durch Sof. Ignaz 
Wirz und Viktor Wagner 1805 und durch Adlermwirth 
Nikolaus Sigrift in Kägiswil 1824. Gemeinfchaftlich 
mit der Regierung befaflen die Schüßen fchon frübzeitig 
einige Becher. 1596 beichloflen die Schügen, daß ein 
Seder einen Franken gebe und daß fie meine Herren um 
eine Steuer bitten wollen. Den 8. Juni befchloß bann 
die Regierung, daß man 20 Kronen baran verehren 
wolle; „boch fol das Silbergefhürr minen Heren fin und 
in ihrem Gwald fin.” Um das Silbergejchirr zu vers 
mehren, befchloß der Kath den 19. Okt. 1647, daß bie 
Schüten und auch die Schüßenmeilter bis zur alten 
Faßnacht 10 Bz. bezahlen. 1666 mwurben die neuen 
jungen Schügen verpflichtet, 10 Schi. an das Silber: 
geichirr zu geben. Dasfelbe wurde in einem Gänterli 
auf der Kleinen Rathſtube aufbewahrt. Gemäß Berorb: 
nung vom 27. April 1619 mußte ein entlehnter Schüßen: 
becher bei 2 GL. Buß in drei Tagen wieder gepukt zus 
rüdgeftellt werden. 1626, 9. Mai befak man folgendes 
Silbergefchirr, nämlich 18 Tifchbecher, 4 vergoldete Tiſch⸗ 
becher und 2 große Schalen, 1788, 5 Becher und 1 
Stüge im Gewicht von 11 Pfund 21 Loth, wovon einer 
auf dem Dedel einen alten Schweizer, ein anderer eine 
Traube und die Stüße einen Pelikan hatte und überdies 
noch den Ichnorpfifchen Becher, worin ber regierende Land⸗ 
ammann dad Landesfigil und den Schakfchlüffel auf- 
bewahrte. Diefed Silbergefchirr im Gewicht von 13 Pfd. 
und !/s Loth wurde den 20. Mai 1799 der Verwaltungs: 
fammer übergeben und ift von da in den Schmelstigel 
geivandert. 

Schon frühzeitig baten die Knaben um eine Gabe 


1618, 


878 


für den kleinen Schützenſtand. Wan befchloß 
deßhalb im Sabre 1561 die Lanbedgemeinde anzufragen: 
„Ob Man den jungen Knaben wolle zu verfchießen gäben.” 
Die Landesgemeinde beichloß, „das es eine gutte jach 
blibe und man ihnen nützit (nichts) gebe”. „Die Knaben 
ließen aber die gute Sache nicht ruhen. 1604 wurde 
den Knaben 12 GI. verehrt mit der Bedingung, daß fie 
feinen Bogen zulafjen, den ſie aufmwinden müffen. An: 
ftatt 12 Gl. wurden jpäter alljährlich 24 zinnerne Platten 
zu 20 Schl. gegeben; deßwegen wird dad Schießen um 
bie obrigkeitlichen Gabe, die jest in Geld befteht, jetzt 
noch Plattenfchießet genannt. Nah und nach burften 
biefe Gaben auch in den Gemeinden verichofien werben. 
20. Hornung erjcheinen vor Gericht die Theiler im Ra⸗ 
merdberg gegen Chriftoffel Ambül und Melchior Riebli. 
Die Theiler beflagen fih, daß ihnen ber Kilchweg 
durch das Wafler gefchändet werde, fo daß fie Meder 
Sommer noh Winter wandeln fünnen. Gie erwiberten, 
daß bie ab Ramerdberg und Andere ungebührlih mit 
bem Holz durch den Weg fahren, die Häge zerbrechen 
und es fei ihnen, nicht wohl möglich, das Waſſer aus 
dem Weg zu reilen. Das Gericht erkennt: Des Fahr⸗ 
und Holzwegs halben läßt man e8 bei den pergamentenen 
Briefen und beim Urtheil von 1617. Da das letztere 
Urtbeil bis jeßt nicht ausgeführt worden, jo ſoll für jedes 
Stüd, das dem Urtheil zumider binabgeführt wird, M. 
g. 9. 10 Pfund Buß bezahlt werden. Glaubt man den 
Holzweg rechtlich anderswohin verlegen zu können, fo 
bleibt das Necht vorbehalten. Wil Ambül und NRiebli 
die Gaß anfprechen, dann fol Riebli dad Waffer neben 
feinem Gut dem Kilchweg ohne Schaden durch einen 
großen Kennel in Anıbüld Gut reifen und biefer dems 
felben ohne Schaben des Kilchwegs einen Abzug geben. 
Das Brünbli, das durch die Gaſſe binabfließt, fol Am⸗ 
bül durch einen Kennel abreiſen. Er fol. auch die 
Hölzer in der Gaſſe neben dem Weg bejeitigen. Daß 
Waſſer aus dem Bach, welches Hauptmann Hans Im⸗ 
feld bisweilen zum Gaben in der Breiten veifet, jol er 
in ben Spiß reifen, wie von Alters ber. 


274 


⸗ 


1619, 12. Aug. wurde für die Schule in Sarnen, die damals 
noch LZandesfchule war, eine Schulordnung erlafien. 
Gemäß berfelben ‚mußten Schulherr und Drganift das 

"ganze Jahr Schule halten, wofür erfterem eine Gebalt- 
erhöbung von 8 und letzterem eine von 4 Kronen aus 
bem Lanbfädel zugeiprochen wurde. Ein Lateinfchüiler 
mußte dem Schulherren alle Fronfaften 30 Schl. und 
ein beutfcher Schüler 20 Sch. bezahlen, wovon ber 
DOrganift oder Provifor je2 und 195 erhielt. Schulherr und 
Organift follen Sommer und Winter .eine Stunde bor 
dem Läuten zum Hauptgottesbienft fi in der Schule 
einfinden und die Schüler in Zudt und Ordnung zu 
und von der Kirche ind Schulhaus führen, wo fie zuerft 
noch abgefragt und dann erft zum „Imbis“ (Morgen: 
brod) entlaffen werben. Nuch dem DMorgenbrod fol jeber 
Knabe fofort wieder zur Schule fommen und bi8 12 Uhr 
verbleiben. Nach einer Stunde um 1 Uhr mußten fie 
zur Nachmittagsfchule erjcheinen. Wer ber lebte in ber 
Schule erfcheint, d. 5. zu fpät, der wird „allweg nad) 
altem Brauch mit dem Efel“ und wer nicht in guter 
Ordnung von und zu der Kirche geht, mit der „Ruthe” 
beftraft. Muß der Schulberr in eine andere Gemeinde 
gehen, dann foll er ben Pfarrer zuerft um Erlaubnis 
bitten und der Drganift unterbeffen die Schule verſehen. 
Viſitator der Schule ift der Pfarrer von Sarnen, ber 
Pannerberr und der LZandfchreiber. Wer feine Kinder 
in die Schule fchiden will, der hat fie gehorjamft der 
Strafe und Disziplin des Lehrer zu unter: 
werfen, d. bh. in der Schule iſt ber Lehrer Herr unb 
Meifter. In früheren Seiten mußten bie Kinder im 
Winter da8 Holz, d. i. ein Scheit mitbringen nach dem 
Grundlag: Wenn fie warm haben wollen , fo müffen fie 
jeldft für die Wärme ſorgen. Diefer Brauch beftund in 
vielen Primarjchulen noch bis in die Mitte dieſes Jahr: 
hundert3. 

Nachdem bie Landesfchule eine Gemeindeichule ges 
worden und biejelbe nicht mehr vom Landſäckelmeiſter 
bezahlt wurde, legte man ber Kirche und den Kapellen 





815 

im Stalden, Ramerdberg und Kägiswil eine Steuer auf. 
1683 mwurbe eine neue Schulordnung gemacht, worin als 
Lehrfächer nebft Latein auch Gefang und Muſik. mit bes 
fonderer Hervorhebung des Katechiämusdunterrichtes am 
Freitag, angeführt werden. Diefe Schulordnung hatte 
wefentlich den Charakter eines Konviktes, mornac die 
Schüler den ganzen Tag beichäftiget und beauffichtigt find. 

Schon morgend? um 6 Uhr hatten von Martini 
an die Lateinfchüler in der Schule zu ericheinen und 
zwet Stunden Unterricht zu nehmen. Um 8 Uhr führte 
der Schulherr die Schüler in den Gottesdienſt und half 
mit Singen und Orgelſchlagen. Nach "dem Gottesdienſt 
Rerſchien eine andere Abtheilung der Lateinfchüler nebft 
der Dorfjugend, welche im Buchftabiren, Lejen, Schreiben 
und Rechnen unterrichtet wurden. Diele mußten bis 11 
Uhr bleiben. Allein auch die Lateinfchüler des Morgen: 
furfe8 mußten in einem bejonderen Lehrzimmer er- 
Tcheinen und ſich im Figural: und Choralgefang üben. 
Nachmittags begann die Schule um halb 1 Uhr. Die 
Schüler hatten ihre Lektionen zu überfehen und aufzu= 
lagen, wornach für den folgenden Tag neue aufgegeben 
und erklärt wurden. Bon 2 bid 3 Uhr mwurben bie 
fchriftlicden Arbeiten Forrigirt und neue gegeben. SHie- 
rauf ging der Lehrer mit den Kindern zum NRofenfranz 
und „Salve“. Nachher war für die betreffenden Schüler 
Mufikunterricht. " Waren in der Woche Feine Feiertage, 
‚dann maren zwei halbe Vakanztage geftattet. Die Mäd- 
hen mußten immer getrennt von den Knaben ihre Auf: 
gabe lernen. (Programm 1871, S. 5 und 6.) Schon 
1666 wurden den Lateinſchülern mahrfcheinlich Medaillen, 
mit dem Bilbe der Iauretanifchen Mutter Gottes und bes 
fel. Bruder Klaus als Prämien ausgeteilt. ALS Erjefuit 
Dr. Johann Baptift Dillier von Wolfenfchießen in dem 
Sabre 1709 nad Obwalden kam, ba murbde. die Latein: 
ſchule von der Primarfchule getrennt unb erhielt burd 
benfelben einen neuen Aufihwung. 1799 waren in der 
Primarſchule in Sarnen 23 Knaben und 7 Mädchen, die 
nur im Leſen und Schreiben unterrichtet wurden. Der 


878 


N 


Lehrer Franz Xaver Imfeld, geft. ben 14. Novemb. 1800, 
hatte bereitd 42 Jahre lang Schule gehalten und „war 
ftudiert”. Als Lehrer Hatte er vom Freitheil 36 GI. 
und das Schulgeld, welches für Nichtbürger im Winter 
1 Gl. und im Sommer 80 Schl. und für Bürger im 
Winter 10 SchL betrug Als Drganift erhielt er außer 
ben Gebühren noch 155 Gl. Im Stalden murbe bon 
einem Weibel, Unteragent und Landwirth, im Sigrift- 
hauſe Schule gehalten. Die Schule wurde von 45 Kindern 
befucht. Er ertheilte von Ende November bi Dftern 
Unterricht im Leſen und Schreiben und erhielt von der 
Gemeinde 24 Gl. Es waren auch Schulen in Kägiswil, 
Ramerdberg und Dberwil. Wegen Ueberbürbung beflagt 
fich der Lehrer in Sarnen in folgender Weiſe: „Defient- 
wegen bie einwohner dijed Orts mir durch freye Wahl 
bife Drganiften Pfrund mit deren dan das Schullehrers 
ambt immer verbunden zugeftellt, welch beyde Aembter 
bon vilen bemübungeu; als Drganift fol ich bey allen 
Gottödienften der Pfarrkirchen ſowohl als auch ber Fi: 
lialen täglich mit Orgel fchlagen Palmen vorfingen ꝛc. 
zu mehreren Seiten des tags 2 auch 8 mal wie ſolches 
mein Beruf fordert meine dienfte weyſen welches beito 
beichwerlicher weil die Pfar Kirch vom Schulhaufe gar 
weit entfernt ich auch über bad mit einem namhaften 
Alter beſchwährt; zu deme fol ich zugleich in der Mufif 
inftruiren von welcher Inftruftion mir über die 30 jahr 
fehr vile mühſeligkeiten zu geftoßen ohne das ich disfals 
einige belohnung zu genießen hatte.” 1886 befuchten bie 
Schule in Sarnen 80 Knaben, welche von zwei Lehrern, 
0.100 Mädchen, welche von zwei Klofterfrauen unterrichtet 
mwurben. Sn der Schule im Stalden waren 150, in 
Kägiswil 50, in Ramersberg 25 und in Wilen 20 Kinder. 
Die erftern zwei Schulen wurden von Geiftlichen und bie 
leßteren von Weltlichen gehalten. Weber die Primar: 
ſchulen in den legten Jahrzehnten ertheilen bie Schul: 
berichte nähere Auskunft. 


1619, 11. November fchuldet Sobann Bannwart ber Bruder: 


ſchaft der „Römerbilgern“ 280 Pfund. Eichhorn 


1620 
1620, 


877 





widmet jein Büchlein bie „Chriftlicde Romfarth“, welches 
1613 guerft und bann wieder 1614, 1640 und 1708 im 
Drud erfchien, der Römerbruderfchaft von Ob⸗ und Nids 
walden. Johann Jakob Wolf, Pfarrer in Sarnen, nennt 


ſich 1625 einen „Römerbruder”. Er ftarb auf der Römer 


reife zu Florenz den 13. Oftober 1625. Wahrfcheinlich 
beftund für das ganze Land nur eine Römerbruderfchaft - 
und es murde vielleicht das Jahrzeit bald in der einen, 
bald in der andern Gemeinde gehalten. Gemäß ber 
Widmung von Eichhorn, die aber in der Ausgabe von 
1614 nicht mehr enthalten ift, Hatten die Unterivalbner 
bon jeher eine große Liebe und Anhänglichleit an Nom 
und ben bl. Bater gehabt und deßwegen murben fie 
weder durch die Beichwerden und Mühjeligfeiten bes 
Weges, noch durch die große Entfernung abgejchredt, 
„bauffenweig” Rom zu bejuchen. 

waren in Kägiswil ungefähr 80 Häufer. 

4. Jänner erklärte fi Pannerherr Melchior Imfeld bes 
reit, oben und unten am See eine Suft und 
Haus fammt Ziegelhütte zu bauen, und ben See abzus 
graben, d. h. tiefer zu legen, wenn er mit den umliegen« 
ben Güterbefitern übereinfomme. Gr erflärte fih auch 
bereit, dem Landjädel von jedem Mäß Salz 8 Angfter 
zu geben und dennoch nicht mehr Fuhrlohn zu fordern, 
als die Zubrleute, wenn die Regierung verorbne, daß 
alles Salz über den See binaufgeführt werde. Das 
Monopol wegen ber Salzfuhr mwurde dann von ber 
nächſten Landesgemeinde bewilliget. Die Tieferlegung bed 
Sarnerjeed aber bat, wie es fcheint, nicht ftattgefunden. 
Nach feinem Tod im Jahre 1622 hat dann die Kegierung 
mit deſſen Erben das Zollhaus bei der Melchabrüde 
gegen fein neues Haus und die Suft zu Diechterdmatt 
abgetaufcht und in Folge deſſen dad Zollhaus für das 
Obland von Sarnen nad) Giswil verlegt. Der Dfen 
aus diefem neuen Haus zu Diechterömatt befand fich 
noch vor wenigen Jahren in einem Berggut zu Lungern. 
Die Erben mußten 100 Pfd. binausgeben. Auch das 
Haus und die Saft unten am See wurde denfelben ab» 


. 878 


gefauft. 1622, 17. Dez. wurde verordnet: Es foll aber: 
mal verkündet werben, daß Sebermann gemahnt fein 
folle, alles Salz, welches über den Brünig gehört, zur 
Suft zu Sarnen an die Rüti zu führen bei 10 Gl. Buß. 
Die Ziegelhütte wurbe wahricheinlich nicht gebaut. 1641 
befchloß man, eine Salz:Suft zu bauen, 1648 die Suſt 
im Seefeld an das alte Haus des Malers ober fonft an 
einen bequemen Drt zu verſetzen und 1751 eine neue zu 
bauen. Da Niemand Luft Hatte, den Suftichlüffel zu 
behalten, deshalb will man ihn 1811 der Magd im Ar: 
menhaus übergeben, fofern ſich Juſt Etlin nicht mit 9 
Gl. Gehalterlohn begnügt. 


1620, 19. Sept. finden wir die erſte Spur von einem 
Kornhaus. Die Regierung hat bisweilen, beſonders 
zur Zeit einer Theuerung, Korn aufgekauft und dasſelbe 
ausgetheilt. 1563, 2. Juli beſchloß die Landesgemeinde: 

Wer ſäen will, dem will man das erſte Jahr den Sa: 
men und Acherlohn geben und fürderhin den Acherlohn. 
Wenn Einer fäet, will man per Tag 2 Viertel geben 
und wenn Einer eine Rüte aufthut, die fol geichägt 
werden, wie viel man Einem geben will. Allein jchon 
nah 4 Jahren hörte man wieder auf, Samen auszu⸗ 
tbeilen und beſchloß: Wer feinen Ader 3 Jahre nicht ge 
fäet, jol den Samen bezahlen. Wie es fcheint, hat man 
dann Später wieder Korn als Haderlohn in den Rüten 
gegeben. 1579 beſchloß man aber, daß man nichts mehr 
als Haderlohn in den Rüten geben wolle, med Korns dad 
ſei und 1580 wurde von ber Landesgemeinde der Bejchluß 
gefaßt, Haß man gemeine Zandleute nicht zwingen wolle, 
Korn zu pflanzen. Nun fam eine Theuerung und bie 
Regierung theilte Kernen aus. An Folge deſſen wurde 
den 12. Brachm. 1595 angezogen, ob man ben Kernen, 
den man zur Zeit der Theuerung ausgegeben, bei ber 
Geldtheilung abziehen molle oder nicht. Iſt beratbichlagt, 
daß man denjenigen, die„mohlhabend find oder ein Nam: 
baftes erhalten, abziehen wolle; denjenigen aber, die nur 
wenig und um Gottes willen erhalten, Toll es nicht abs 
gezogen werben. Um 1620 begann die Regierung wieber 


... 379 





ben Kornbanbel. Den 19. Herbfim. gl. J. murbe eine 
Kommiſſion aufgeftellt, damit fie mit denjenigen rechne, 
welche Kernen erhalten. Im Hornung 1621 murde be: 
rathichlagt, daß die Kirchenräthe in allen Kirchhören 
ſehen follen, mo die größte Noth fei. Es foll dann einer 
großen Kilchhöri 10, einer Leinen 5 und dem Lanbfädel- 
meifter zu Handen M. g. H. gegeben werden. Bom Klo: 
fier Wettingen, mo damals der nachmalige Abt Nikolaus 
von Flüe von Sarnen lebte, wurbe alddann für 13121]: 
GI. Korn gefauft. 1625 verrechnete Landammann Hans 
Imfeld 1000 Gl., die er von der Regierung wegen Ser: 
nen erhalten und 1680 war fie dem Landammann Roll 
in Solothurn wegen Kernen 1485 GI. fchuldig. Nun bat 
die Regierung längere Zeit vom Kornhandel ausgeruht. 
Erft den 8. Okt. 1712 wurde mwieber befchloffen, daß der 
Lanbfädelmeifter Samen vorftrede, bis bie Leute an⸗ 
deren Samen haben und fomit reftituiren oder das Gelb 
dafür geben können. Die Vermöglicheren follen fofort 
bezahlen. Im folgenden Jahre hat der Fruchthandel 
wieder aufgehört. 1721, 24. Mai wurde befchloffen, daß 
Kirchenvogt Hug und Mitr. Nikolaus Mofer den Waizen 
in dem Magazin auf dem Landenberg vifitiren. Diefer 
Fruchthandel wurde getrieben biß zum Jahre 1734 und 
dann wieder von 1770—1775 und 1789—1798. 1772, 
4. Jän. wurde den Pfiftern, Müllern, Gremplern bei 
hoher Strafe befohlen, Teine andere als obrigfeitliche 
Frucht anzufchaffen. Doch ſchon an der nächſten Landes⸗ 
gemeinde wurde der Fruchthandel wieder freigegeben. 
Um zum Aderbau aufzumuntern und damit die Zehn: 
ten nicht alzufehr in Abgang kommen, deswegen gab 
die Regierung in ber zweiten Hälfte des 16. und in der 
erften Hälfte des 17. Jahrhunderts den Aderleuten eine 
gewilfe Belohnung. 1563 gab fie nebft dem Samen 
noch einen Aderlohn. 1571 erhielten die Ackerleute 2 
Ellen Linfch, 1573 ein Baar Hofen und: im „vötagen” 
1Gl. und im Herbft 10 Bz. Taglohn, 1588 erhielten 
fie per Tag 12 Bz. und fpäter per Tag 1 GI. An diefer 
Zeit wurden vom Landfädelmeifter wegen Aderfahren 


0) 


RINGEN 


bisweilen größere Summen bezahlt. So 3. B. erhielt 
1614 Heinrich Etlin 85 Gl., 1628 Jakob Etlin 321 Gl. 
und 1651 Hand von Ab 130 Gl. Ackerlohn. Wie es 
fcheint, hatten dieſelben Pferde, mit denen fie zu Ader 
fuhren. Defienungeachtet wandte man fih immer mehr 
der Viehzucht zu. Die Regierung hörte auf, für das 
Aderfahren beiondere Belohnungen zu ertheilen und bes 
ſchränkte fi darauf, dad Boll von Zeit zu Zeit zu er: 
mahnen, mehr anzupflanzen. 

1621 wurden 5 Stühle in den Chor geftellt, damit das 
Bolt beſſer Platz babe. Die ältefte noch vorhandene 
Kirchenrechnung beginnt mit dem Sabre 1636. Damals 
batte die Kirche an Zinfen 5891], Pfd. Die Einnahmen 
belaufen fi von 1636-1690 auf 210—260 GI. In 
diefem Sabre wurde die Thurmuhr und 1729 ein 
Viertel⸗Schlagwerk gemacht. Wie es fcheint, war biejelbe 
bie erſte. Man befchloß, dem Sigrift jährlich 3 Gl. 30 
Schl. zu geben, damit er die Uhr aufziehe. Den Dienft 
berfelben mußte vorher wohl die Sonnenuhr und bie 
Sanduhr verfeben. Dem Bildhauer wurden wegen Ges 
baftiandaltar 40 GL. gegeben. Bei einem Kreuzaltar 
wurde geopfert. An der Orgel baben gearbeitet 1688 
Orgelmader Nikolaus Schönenbül von Alpnach, 1698 
Joh Melchior v. Buben, verbeirathet mit Barbara Schös 
nenbül, und 1720 Sof. Halter oder Anderhalden von 
Sarnen, der auch in der Barfüflerfirche zu Luzern ges 
arbeitet. 1639 beſaß die Kirche eigene Jmmen (Bienens 
ftöde) „worbon Kertznet und das honig verlauft worden”. 
Den Kirchenfigriften wurde ale 2 Jahre je 3 Ellen 
Sammet zu einem Rödli gegeben. Statt bed Tuches 
dab man Ipäter 5 GI. 25 Sch. An die Glode zu Schwyz 
gab die Kirche im Jahre 1642 100 GI. Sn ber Rech⸗ 
‚nung bon 1648 wird zuerit bed Hungertuches gedacht. 

Um dasſelbe berabzunehmen, werben ben Sigerften 
2 Maß Wein gegeben. Mit diefem Hungertuch, worauf‘ 
ein Bild des Gefreuzigteu fich befand, wurde während 
der Yaftenzeit ba8 Gemälde des Hochaltar bedeckt. Ein 
ſolches Hungertud aus der Kirche in Kerns befindet ſich 


881 





im Mufeum. Die Oſterkerze wurde 1643 vom Sigrift 
Hans Fanger gemacht. Er erbielt dafür 11/, Gl. Das 
mal? gab e8 auch eine „Ingerkerze“, moran bie ver: 
fchiedbenen Teilfamen gefteuert und die angezündet wurbe, 
um bor den Engerlingen verſchont zu bleiben. Kägismil 
gab an diefelbe 1 Gl. 1642 wurde von Goldſchmied 
Adam Claus in Luzern ein filberne® Rauchfaß, 1645 
ein ſilbernes „Schiffli”, 1647 filberne Meßkännchen, 1683 
von Goldſchmied Kalpar Landwing eine filberne Meß: 
fännchen-Blatte, 1724 eine Mutter Gottes fammt 
Kindlein angefhafft, mofür dem Goldſchmied Kaſpar 
Kaifer von Zug 292 GI. 23 Schl. bezahlt wurden. Wenn 
ber Bifchof oder die PVifitatoren erfchienen, mußte bie 
Kirche bisweilen einen Beitrag geben. Die 72 Gl. 23 
Schl., melde während 5 Sahren in den Opferftod ber 
Mutter Gotted geopfert wurden, wurden an ben Kapellens 
bau im Dorf gegeben. 1667 gab Landammann und 
Pannerherr Marquard Imfeld 30 GI. Kapital, damit 
alle Donnerdtage Abends unſeres „Herrn Gottes Angft” 
oder zum fog. Donnerstagdgebet geläutet werde. Den 
12. Nov 1684 wurden von einem Sturmwind bie Dächer 
vom Beinhaus und vom Sonberfiechenhäuschen auf dem 
Friedhof abgeworfen. Der Siechenvogt Nikolaus Robrer 
mußte die Kirche deswegen mit 5 Gl. 35. Schl. entſchä⸗ 
digen. Die Sonderjiehen mußten damals in einem 
befonderen Häuschen dem Gottesdienfte beimohnen. 1685 
wurden bem Heinrich Spichtig für einen neuen Taufftein 
45 GI. und dem Glaſer Melchior Barmettler , weil die 
Senfter und die Schilde im Chor vom Winde verberbt 
worden , 5 Gl. 18 Schi. 2 9. bezahlt. Es waren bem: 


nach im Chor Gladgemälde angebradt. Es wurde ein- 


mal auch Anken verkauft, der in der Kirche „nit: hed 
mwellen brennen”. Wegen geleifteten Dienften erhielt Ni: 
kolaus Imfeld 1686 eine vergoldete filberne Schale im 
Wert von 25 GI. 82 Schl. und Pfarrer Anderbalden 
1683 einen: Becher oder Taten im Wert von 57 GI. 
30 Schl. 1641: und 1696 wurden hl. Gräber gemacht. 
Durch dert Blig, der den 13. Mai 17038 in Glodenturm 


1621, 


1622, 


„382... 

geichlagen, wurden die Glocken und die Uhr befchädiget. 
Die Reparatur der Gloden koſtete 540 GI. Ueberdies 
wurden noch wegen Reparatur 275 GI. 5 Schl. ausge⸗ 
geben. Bon der Verpflichtung , der Kirche Nüffe zu ges 
ben, bat ſich Ramerdberg im Jahre 1723 mit 33 GL 
31 Schl. und 4 N. losgekauft. Die 3 Marmorfteine zu 
einer Gießfaßſchooß in der Safriftei Fofteten 10 SI. Im 
Jahre 1650 fing die Kirche an, den Kapuzinern 2 Lagel 
Mein zu verehren, weil fie wegen ihnen weniger Roms 
munionwein braudt. 1696 wurde bie Kirche mit 
Schindeln und ob dem Chor mit Ziegeln gebedt. 1720 
wurde von Goldſchmied Kaſpar Kaiſer in Zug ein neuer 
Kelh im Wert von 127 Gl. 5 Schl. argeichafft, woran 
Sof. Kathrina Wir; 74 GI. 26 Schl. gegeben. 1736 
verehrte einen Kelch im Wert von 83 GI. 10 Schl., Joſt 
Anton Schmid und Regina Imfeld einen im Wert von 
96 GI. 34! Schl. Bon Landammann Johann Imfeld 
an der Rüti wurden 1649 auf dem Tobbett 400 Pfd., 
von Pfarrer Wolfg. Schmid 1663 240 GI. und von 
Helene Imfeld, Witwe des Franz Schwarber, 1000 Gl. 
an bie Kirche vergabt. 

5 Febr. haben fi bie Kägiswiler und Alpnacher mit» 
einander verftändiget. Die Alpnacher jollen im S hlierens 
wald den Hag madhen und die Kägiswiler Die 
Schien dazu geben. "Die Kägiswiler follen dad Wichel⸗ 
tbürli an ber Landitraße machen und erhalten. Wenn 
das Vieh durchgeht, dann muß den allenfallfigen Schaden 
derjenige erſetzen, der das Thürli offen gelafien; fonft 
aber derjenige, den das Vieh if. Den 23. Nov. gl. 3. 
wurbe ob dem hinteren Schwarzenberg zwiſchen Alpnach 
und Kägiswil gemarchet. Innert der March unter Alten⸗ 
bufen mögen die Theiler von Kägiswil Schindel: und 
Brennholz Bauen zu ihren Gütern und Häufern in bem 
Theil laut Urtbeil vom 26. Juli 1580. 

20. Aug. murde der Baumeifter beauftragt, daß bie 
Tanzlaube geſchloſſen werde. Dem Seiler mwurbe 
erlaubt, auf berjelben zu feilen. 1660 wurbe.bie Rat h⸗ 
Rube, melde zu Hein war, vergrößert, 1678 in ber 


1623, 


883. 

großen Rathſtube ein fteinerner Dfen gemacht, 1691 das 
Rathhausftiegendach geflidt, 1694 das große Vordach 
„gegen der Dilleren Hans” befeitiget, das Rathhaus 
weiß angeftrichen und oben der Unterwaldner-Schild ge— 
malt. Weil die Parteien in der Fleinen Rathſtube oder 
Küche oder vor der großen Ratbftubenthüre gehört, was 
beratfchlagt wurde, deßhalb befchloß man- den 3. Aug. 
1661, diefelben beſonders zur Sommergzeit nicht in. 
der kleinen Ratbftube oder Kühe, fondern auf ber 
Laube warten zu laffen. Schon 1582 wurde bejchloffen, 
daß man die Leute heiße auf die Borlauben binaus:: 
ftehen. An die Reparatur ber Uhr auf dem Rathhaus 
fteuerte die Regierung 1649 14 Gl. und 1709 veraccor=: 
dierte fie den Uhrenmacher in Schwyz eine neue Uhr, 
die auch die Viertel fchlagen foll, um 90 Thlr. Wegen. 
der großen Koften lieg man in der Rathitube Teinen 
Zeiger machen. 1680, 4. Mai, wurde dem Landiweibel 
erlaubt, ferner auf dem Rathhaufe zu mirten. Spielen, 
Tanzen und Tabakrauchen foll aber gänzlich vermieden 
fein. 1702 murbe noch verordnet, daß er Schild, Großen 
und die Ratbftube nicht gebrauche und den Gang neben 
der Rathftube von Holz und Stauden frei erhalte Statt 
der alten hölzernen Stiege, bei welcher Feuerdgefahr zu 
befürchten war, wurde 1695 eine bequeme Stiege von 
Stein und Mauer gemacht und die übrigen Stiegen 
außen herum befeitigt. Man ging durch einen Thurm in 
die Tanzlaube hinein. Es ift das mwahrfcheinlich die 
gegenwärtige Stiege, die beim Bau bed Rathhaufes nicht 
befeitiget worden. Es durften Feine alten Mauern meber 
des Salzhauſes, noch des Ankenhauſes, noch der Mebg 
gebrochen werden; befivegen werde der Eingang von 
außenber gemacht. Das Rathhaus war fchon 1575 mit 
Biegeln gededt. Seit 1576 gab man dem Wächter nicht 
mehr auf dem Rathaus Behaufung. 

25. Jän. wurde vom Kirchenrath erkannt, dab vom 
„pät“ (Opfer), welches man im Stalden mit bem 
Kreuz oder jonft in der Kapelle aufnimmt, dem Pfarrer 
und Helfer laut Jahreszeitbuch das Gebührende gehöre 


1623, 


1624 


1628, 


884 





und daß vom Mebrigen zwei Zeile ber Kirche und ein 
Teil der Kapelle zufomme. Dom „pät“, dad man in 
ber Faften, an unferer I. Srauentag, am Maitag, an 
Peter und Baul, an St. Jakob, an Michaelitag aufnimmt, 
gehört laut Jahrzeitbuch den BPriefleen 1), vom „pät“ 
in der Kreuzwoche ?/s und am Charfreitag Alles. 

25, Horn. erfchienen bie Freitheiler vor Gericht gegen 
Lieutenant Marquard Imfeld, der von 
einer Magd des Hand Schwarber geboren worden. Sie 
behaupteten, ed fei ber Sohn des Hand Krämer unb 
babe jomit keinen Anfpruch auf das Freitheilrecht. Das 
Gericht aber erfennt, er fei der uneheliche Sohn des ver: 
ftorbenen Landvogts Wolfgang Imfeld, weil die Magb 
auf ihrem Todbett den Beishtvater zu diefer Erklärung 
bevollmächtigt und die Landeögemeinde ihn als foldhen 
anerfannt. Da der Erbauer bes Thürlihaufes und der 
St. Antonstapelle eine zahlreiche Nachkommenſchaft hatte, 
deßhalb war diefer Entjcheib nicht ohne Bedeutung. 
treffen wir in der Schwänbdi eine Aelplertilbi. Scon 
1624 ftiftete Sedlelmeifter Sobann Schönenbül 5 Pfund 
an bie Nelplerfilbi in Alpnach. Es fcheint, daß die Ab- 
haltung derfelben ſchon damals gebräuchlich war. 

19. Horn. wurde verordnet, daß die Metzger bag 
Fleiſch denjenigen, welche mit baarem Geld bezahlen, 
um 2 Angfter billiger geben. Schon 1561 haben bie Fleiſch⸗ 
fchäßer laut Ordonnanz das Fleifch geſchätzt. 1575 ſchätzten 
fie gutes Rindfleifch 10 Angit., gutes Kalb: und Geißfleifch 
8 AUngft., und 1814 wurde nach Luzern gejchrieben, daß 
im Winter ein Pfund Kalbfleiich zu 3'/s—4!/s und im 
Sommer zu 61/),—7'/, Schi. verkauft werde. Die Mebg 
wurde 1550 um 8 Gl. und 1808 um 54 Gl. geliehen. 
1803 mußten die 6 größeren Metzger je 7'/s und die 3 
teineren je 4 GI. bezahlen. Wer ein unzeitige® Kalb 
verkauft, das nicht 3 Wochen alt iſt, ift fommen um 5 
Pfund Buß. (1564.) Die Weinichäter follen alle Sams 


tage das Fleilch ſchätzen nad Kauf und Lauf und je 


nachdem das Fleiſch iſt. Vor 9 Uhr am Samödtag follen 
die Metzger nicht verkaufen. (1569) Die Mebger follen 


385 


RI LE BE NSS 


der Mebgerorbnung von Luzern nachleben und fein Vieh 
- auf Fürfauf kaufen. (1576.) Die Mebg folle befchloffen 
werden, bi8 bie Metger ſchwören, nach der Luzerner Orb: 
nung zu meßgen und daß fie für St. Jakobstag hin die 
Abtheilung machen, daß alle Wochen ein Rind gemebget 
wird, welches mwährfchaft ift und welches die Schäger für 
gut achten Tönnen. (1579) Ale 4 Mekger ſollen am 
Samstag gleiches Fleiſch mebgen und es fol Keiner 
metgen, bevor die Andern ibr Fleiſch aerfauft. Alle Sams⸗ 
tage, außer in ber Faften, follen fie abwechlelnd ein Rind 
mebgen. Was gemekget wird, jollen Weibel und Läufer 
ſchätzen. (1600.) Es fol einer nicht mehr als drei 
Stüde metzgen und dann warten, bis das verkauft ift 
und dann wieder anfangen. Wer ein Stüd zum Mebgen 
tauft und es dann wieder verfauft, zahlt von jedem Stüd 
5 Gl. Buß. (1602) Es ift verboten, Schmalvieh und 
Metzgvieh auf Berfauf zu Laufen. (1805.) Sie follen 
das Fleifch um bares Geld, wie zu Luzern geben; wenn 
fie aber bis auf Herbft Ding geben müffen, dann mögen 
fie 2 Angft. daraufſchlagen. (1685.) Es fol zu Sarnen 
außer der Metzg Niemand auf Verkauf mebgen, noch 
Tleifh auß anderen Drten auf Verkauf nah Sarnen 
bringen, bei 10 Gl. Buß. (1724) Die Mebger follen 
alles Zleifch in der Metzg und nicht anderswo ausmehgen. 
(1720.) Fürohin fol ein jeder fein eigenes Vieh in der 
Megg auf die Freibank führen, meßgen und nach Belieben 
audgeben mögen und nicht weiters. (Landögem. v. 1751) 
Das Fleifh auf der obrigkeitlichen Metzg fol im Sommer 
um 7 Uhr und im Winter um 8 Uhr geichätt erben. 
Die Nebenmebger find nicht befugt, ihr Fleiſch vor 11 
. Uhr audzumwägen. (1806.) In Zukunft ſoll ohne in der 
obrigfeitlichen Metzg Tein Vieh beim Pfund, fondern beim 
Viertel oder „Lidweis“ ausgewogen werden. Es Toll 
felbe8 beim Tag gemebget und jedesmal von einem 
Fleiſchſchätzer befichtiget werden, dem für jeine Bemühung 
10 BB. zu bezahlen find. (1809.) Es follen feine Pferde 
A napeitöfihein eingeführt und gemeßget erden. 
2 . 0 ? R 


lern” Bun “ — 24 


1628, 


1633, 


386 


III IT 


9..Dezember ftarb ber Erfte an der Peſt, nämlich „Hand 
Danner von Lucern, ein Krämer, der erft da malen an 
der Belt”, welche den 26. März 1620 geendet. In dieſer 


Beit ftarben nur in Sarnen 430 Berfonen. 280 Ber: 
fonen wurden in einem großen Graben beim größeren 
Kreuz bei der Sakriftei gegen Sonnenaufgang, wo man 
dermalen da3 Dfterfeuer fegnet, begraben. Auf dem da⸗ 


bei aufgeftellten Kreuz war ehemals folgender Vers: 


„Iſt da3 nicht ein grofe Klag! 

Drythalb hundert in Einem Grab.” 
 Beugh. Wirz.) 
1635 wüthete die Peft neuerdbingd. Den 27. Okt. ftarb 
Peter Anderhirfern, ein Schneider , zuerft an der Belt. 
Im Spital find in Turzer Zeit mehr ald 40 Perfonen 
geftorben. Seither hat die Belt unfer Land nicht mehr 

heimgejucht. 

14. Heum. ward „Gricht (Siebengericht) offenlich zu 
Sarna (Im Grund vor alten Ziten genempt) Jetzo vff 
dem Platz vor dem ſteinhuß Gricht gehalten.“ Bor vier 
fem Steinhaus waren vor der Renovation uralte 
Steinbänfe mit Bedachung angebracht. Dafelbft fol auch 
der reg. Landammann Aubdienzen erteilt und Gericht ges 
halten haben. Im gleichen Jahre wurbe in das Brotos 
fol geichrieben: Es ift bon den Altvordern verordnet, 
daß ein Seder ohne Berzug und ohne große wid: 
tige Urfache erjcheinen fol, wenn das Gericht zuſammen⸗ 
berufen wird — nämlich im Sommer nach ber bi. Mefle 
längftend um 9 Uhr und im Winter um 10 oder 11 Uhr. 
Wenn ein Richter von einer Bartei als Yürfprech erwählt 
wird, fol er gehorchen, ausgenommen der Gerichtichreiber, 
Wer diefe Punkte nicht beobachtet, verfällt in eine Buße 
von 5 Pfd. 1637 wurde noch binzugefügt, daß er bei 


- 10 Sch. Buß, wenn er nicht erfcheinen Tann, für einen 





Stellvertreter forge. Es fol ein Jeder feine Seitenwehr, 
Mantel und Hut ind Gericht tragen und bei einem Gul⸗ 
den Buß die Urteile verhehlen. Es fcheint, daß fie fich, 
nachdem die Parteien auf dem Platz vor dem Steinhaus 
geiprochen, in ein Zimmer zurüdgezogen, um das Urtheil 





887 





zu fällen. 1633, 1634 unb 1685 war das Siebengericht 
immer wieder mit anderen Männern bejegt. Wie e8 
ſcheint, Tonnte nur der Gerichtichreiber wieder gewählt 
werden. Damals wurde einer jungen Frau ald Morgengabe, 
Gürtel und Meffer gegeben. 1639, 26. Mai erfcheint vor 
dem Siebengericht Marie Haberbry gegen Johann Spichtig. 

1633 zog Jörgi Kathriner in ben Krieg gegen Lindau 
d. b. an den Bodenſee. Am 22. Herbftimonat waren die 
Untermwaldner 600 Mann ftarf in Einfiedeln, wo fie zu 
Zugern ftießen. Den 12 November ivaren die Unter: 
maldner wieber beim gefehrt. Im Herbite des Jahres 
1633 war der jchmwedifche General Horn an der Spite 
ſeines Heeres auf turgauischen Boden vorgedrungen. 
Megen diefer Grenzverlegung zogen.gemäß Bufinger die 
bier Orte Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug mit 3000 
Mann in Eile an den Bodenfee. ALS der Kriegsausbruch 
unvermeidlich Ichien, da kam plößlich die Nachricht, daß 
die Schweden von Konftanz abgetrichen worden und, den 
eidgenöflifchen Boden verlaffen haben. 


1637 beginnt das ältefte Rechnungsbuch der Teiler 
in der Schwendi. Jährlich wurde ausgegeben, um „ſelb 
fierth“ nach „eifelen” (Einfiedeln) zu geben, 6 Gl. und 
dort eine Hl. Mefje leſen zu laſſen, 20 Schl., an der 
„meyen Eilmü” den Borftelleen für 2 Maß Wein 
8 Baten, am Kreuzgang in den Ramerdberg 20 Schl., 
am Kreuzgang um die Kapellen den wBrieftern und 
„ſchullern“ (Choralfnaben) 21 Bagen 1 Schl., am Kreuz: 
gang nad Giswil 1 Gl. 1 Schl., an die Ingerkerze 3 
Gl., an der Herbitfiliwi für 2 Maß Wein 26 Scl., dem 
Drganift an Zinsfchulden 30 Pfd., an St. Bläfi drei 
Prieftern, dem Schullehrer und einem „Schuller” 29 Bz., 
der Hebamm 5 Gli., dem Baſchi Britichgi für 2 Map 
Mein und daß er 3 Mal an den Kilwenen (zum Tanz) 
aufgemadt 1Gl. 15 Schl., am Eidgenoffenjahrzeit 1Gl. 
16 Schl. und 1638 8 GI. 7 Schi. Wenn mehr fremde 
Geiftliche dabei erfchienen, dann mußte auch mehr bezablt 
werden. Später wurden alljährlih für eine Büchſe 2 
SL. bezahlt. Wahrſcheinlich mußte fie der Eigenthümer 


388 


RI DL SEE 


an einem Schießet von denjenigen gebrauchen laſſen, bie 
feine eigene Büchfe hatten und zum Schießen berechtigt 
waren. Nach dem Bau bed Kapuzinerflofter8 erhielten 
diefelben jährlich einen Saum, d. i. 60 Maß Wein. Wer 
gen den Kreuzen auf der Egg, welche im Winter megges 
noınmen wurden, werden jährlich 20 Schl. bezahlt. Beim 
gemeinfamen Schwäntwerf hinter der Egg wurden im 
Sabre 1652 4 Ruben, db. i. 66%]; Pfd. Anfen gebraucht, 
welche 8 Gl. gefoftet. 1655 find noch 6 Pfd. Anken übrig 
geblieben, wofür man 30 Schl. erhielt. Branntwein war 
damals noch wenig befannt. 1664 wurden beim gemein- 
famen Schwändten 12 GI. 30 Schl. für Brot und 7 GI. 
34 Schl. AN. für Anfen bezahlt. Für je 10 Kubfchwere, 
die man in bie Wälder und Meiden der Schwändi trieb, 
mußte man zwifchen „nüffen” (Dionyſius) und St. Johann 
einen Tag „Imäntten”; ebenfo wenn man tveniger als 
10 Kuhſchwere tried. An ein neue3 Haus in der Theil- 
fame wurden früher ein Schild oder ein Fenfter und nad 
1665 3 Gl. gegeben. Ein Schild Foftete 3 GI. und ein 
Senfter ungefähr 31a Gl. Der Theilenvogt mußte zum 
Bau und Unterhalt der Pfrunpbäufer beitragen , fo 
3. B. im Jahr 1661 zum Bau der Helferei. 1639 wur: 
den dem Kafpar Stör für 1!/5 Ellen Sammet zu des 
Sigriften Rod 31 Bz. 1 Schl. und den Maurern wegen 
dem Schwibbogen in dem „Blatty" 241/, GI. und im 
folgenden Jahre wegen der Brüde in dem Blatti 21 GI. 
20 Schl. bezahlt. Wegen des Barfüfler wurden 1649 
64 GI. 33 Schl. 4 A. bezahlt, die im Pfarrhof aufge: 
Ioffen. Wahrjcheinlich waren damals Pfarrer und Helfer 
träntlih und man gebrauchte bdenfelben zur Aushilfe. 
Schütenhauptmann Kaſpar Imfeld erhielt 12 Gl. 38 Sc. 
wegen den Spielgefellen ; wie es fcheint, hat derſelbe die 
Theaterjpieler in der Schwendi unterrichtet. Die Kapelle im 
MWolfengel Eoftete im Sahr 1650 12 Gl., Maler Nikolaus 
Wirz erhielt 1651 wegen Arbeit in diefer Kapelle 3 GI. 
11 Schl. Bisweilen mußte auch etwas bezahlt werden 
wegen der Landedmufterung oder wenn bie Verorbneten 
bie Kriegdleute auggehoben. und die Fähnli erfüllt. 1654 





389 


LIED GLS 


wurde 79 Theilern, die keine Alpig erhielten, je 1 Gl. 
gegeben und 1674 unter 140 baushäbliche Theiler je 3 
SI. d. i. 420 Gl. audgeteilt. Der Alpzind für Sümel- 
brunnen betrug im Jahre 1651 221/, Gl. für Rüſchi 50 
Gl., für Dritannen (Staffel) 82'/s Gl., für Grund und 
Gerlisilp 60 Gl., für obere und untere Schwand 45 GI. 
und für Olauberöberg 22’); Gl. Später wurde der 
Alpzind etwas gefteigert. Im Sabre 1675 betrug der 
Alpzind von allen Alpen 659 Gl. Rudſperi bezahlte 180 
Gl., Unterivengen 75 Gl., Dritannen 1261); Gl. u. f. w. 
Im Sabre 1637 fcheinen bie Theiler bloß Dritannen be- 
ſeſſen zu baben, wofür fie 50 Gl. Alpzin® bezogen. 
Gerlisalp war 1563 im Befis des Oswald Kathriner. 
Für 4 Eichen erhielt der Theilenvogt 1639 8 Gl., für 
Eicheln im Sabre 1646 3 GI. 10 Schl. Gemöhnlich 
wurden die Eicheln von den Schweinen gefreffeu , welche 
man auf Martini Abend laufen ließ, nachdem man fie 
vorher geringt und ihnen die Zähne audgebrocdhen. 

Wenn Eicheln oder „Buoch“ (Buchnüſſe) fein follten, dann 
“ mag man fie früher darin treiben; doch fol ein Hirt 
dabei fein. Schon 1553 wurde von der Zandedgemeinde 
befchloffen, e8 jeder Kilchhöri anheim zu ftellen, wie man 
fih wegen den Schweinen verhalten mwolle. Wenn man 
aber die Schweine „vſmeret“, d. 5. fie will laufen 
laffen, dann foll man es Andern ohne Schaden thun 
und fie wohl ringen. 1562 iſt an der Landedgemeinde 
zu mehr worden, „dal man vff Sankt gallen Tag laß 
laufen in] aß”. 1575 wollte man fie nur von St. Mar: 
tin bis Weihnacht laufen laffen. Im März wurde dann 
gewöhnlich ausgefündet, daß man fie bei 5 Pfd. Buß 
auf dem Seinigen habe. Noch im Aufang dieſes Jahr: 
hunderts ließ man die Schweine laufen und es 
wurde deswegen den 2. Dezember 1820 beichloffen, 
auszufünden, daß Jedermann laut Nandesartifel bie 
Schweine auf dem Seinigen haben fol. Aus diefer Ur: 
ſache wurden bis in die legten Jahrzehnte auf den All: 
menden jo viele Eichen gepflanzt. Beim Wolfengel-Käp⸗ 
peli, welches und 1647 das erjte Mal begegnet, ftund 


390 








ein Aepfelbaum, von welchem der Theilenvogt 1645 6 
und 1647 4 Säde Aepfel erhielt. 1659 betrugen ſämt⸗ 
lie Einnahmen 352 GI. 34. Schl. 3 U. und die Aus- 
gaben 268 Gl. 35 Schl. 4 A. 

1637 machte fich in der Schwendi ein Wolf bemerkbar. Marr 
und Melchior Ming, zwei gute Jäger, wurden: dem Wolf 
nachgeſchickkt und erhielten deßwegen vom Theilenvogt 
1 Gl.; 3 Gl. bezahlte er Botenbrod megen dem Wolf. 
Laut dem älteften Yandbuch mußten Sarnen und Kerns 
zwei und die übrigen Gemeinden eine Wolfgrube haben. 
1560 ließ die Negierung verkünden , daß man fich hüte, 
denn man habe die Wolfgruben „gricht”. Wenn Etwas 
dreinfalle, wollen fie geantwortet haben. Es fol Jeder⸗ 
mann die Hunde daheim behalten und Niemand um bie 
Gegend berumlaufen, nämlich zmifchen Mühleberg und 
Binmerthal. In diefer Gegend lagen, wie es fcheint, die 
MWolfgruben von Sarnen. Weber diefelben wurde wahr: 
Icheinlich ein Garn gelegt, welches mit Tannäftchen be: 
dedt war und worauf vielleicht gebeigt mar. Sobald der 
Wolf auf da8 Garn hinausfprang, verwickelte er ſich in 
demfelben und fiel in die Grube hinab. Wenn dem Wolf 
gerichtet war, dann mußte man gewöhnlich die Hunde 
einfperren. 1701, 15. Sän., wurde verordnet: Weil viel 
Büchfen bin und ber dem Wolf gelegt und ſolche Schon 
mehrmald von den Hunden losgelaſſen worden, deßhalb 
ſoll man bie Hunde einschließen; fonft bat der Betreffende 
für den erfchoffenen Hund noh 5 Gl. zu bezahlen, ihm 
zur Strafe und dem Lader zur Belohnung. Im Dezem: 
ber 1701 verbot man, fchon bevor man dem Wolf gerichtet, 
Hunde und Schweine Nacht laufen zu lafien, wenn es 
Ichneit. Man hoffte dann die Spur des Wolfes Ieichter 
zu entdeden. Bisweilen wurden dem Wolf auch Kloben 
und Fuchsfallen gelegt. In diefem Fall mußte dann die 
Umgebung gewarnt werden. Um auf einen Wolf zu 
warten, find 1606 zwei gute Jäger alle Tage mit einem 
Haufen Geiſſen aus und wieder heimgezogen. Das 
Luder für einen Wolf betrug 1571 40 Bfd. und bald 
nachher 30 Gl. Hie und da wurde mehr al! das 





891 


IR ET IE 


Luder gegeben. 1703 fette man für einen Wolf eine 
Belohnung von 150 und 1704 100 Thaler aud. Der 
Mehrbetrag wurde alddann durch einen Beitrag von einer 
jeven Gemeinde oder durch eine Steuer auf jedes Haupt 
Vieh oder auf jeden Kilchgenoffen gebedt. Beim Beginn 
einer allgemeinen Wolfsjagd wurde geltürmt. Alddann 
mußte ein Seder laufer, der 14 Jahre alt war und „ders 
vermag lüb3 halben”. Wer nicht lief, mußte 1605 20 
Schi. und 1606 2 GI. Buß bezahlen. 1606, 4. Horn., 
wurde verordnet: Es foll Heiner heim, bis die Leute, die 
verordnet find, e3 erlauben Wer aus der Jagd geht 
und nicht, wenn die Sagd angeht, dem Garn zuläuft, 
fol 20 Gl. geben. Dort wurden wahrfcheinlich die not: 
wendigen Anorbnungen getroffen. Den 6. Horn. 1638 
war ein Wolf im Kernwald. Es wurde nun das Wolfs⸗ 
garn gerichtet und der ganze Kernwald umzingelt. Die 
von Sarnen und Kerns waren bei Siebeneich und Kalti- 
Brunnen aufgeftellt. Unterhalb dem Kernwald und zu 
beiden Seiten waren gute Schüßen und junge ſtarke 
Männer und Knaben, die ihn „wader vffen triben“ gegen 
das Garn. „Die wuber hend in währendem iag in di 
Kilchen ür gebet verricht vnd da hatt vnß gott glück 
darzu gän, vnd darnach thett man Gott zu Lob und 
Eren Ein Krützgang gan St. Nicklouſſen“. Es ſcheint 
das Wolfsgarn habe man nicht nur bei den Wolfsgruben, 
ſondern auch noch an anderen Orten gebrauchen können. 
Der Theilenvogt in der Schwändi bezahlte im Sabre 
1638 für das Tragen des MWolfgarnes, wobei wohl auch dad 
Richten desjelben inbegriffen, 12 Gl. Da bei einer alls 
gemeinen Jagd oft Unordnung entitanden,, deshalb bat 
man im vorigen Sahrhundert meiftend einen Ausſchuß 
von guten Schüßen dem Wolf nachgefchidt. Gewöhnlich 
wurden aus einer großen Gemeinde 12 und aus einer 
Heinen 6 Männer ausgewählt. Das Tabakrauchen und 
unnüte Schießen vor und während der Jagd wurde ge: 
mwöhnlich verboten. Bon Zeit zu Zeit wurden die Wolfs⸗ 
aruben neuerdingd audgemworfen und der Hag um die: 
felben gemadt. So 3. B. beſchloß man im Sahre 1606 


892 


II LES 


den 12 Männern, welche den Hag gemacht und bie Wolfs 
gruben ausgeworfen, 12 Kronen zu geben. Wie es fcheint, 
bat man. fich mit der Bezahlung des Haggeldes nicht bes 
eilt; deshalb wurde den 29. Auguft 1608 ausgekündet, 
daß diejenigen, welche das Haggeld noch nicht erlegt, es 
in 4 Tagen bei 5 Gl. Buß erlegen folen. 1647, 20. 
April, wurden die Schwander beauftragt, ein fleißiges 
Auffehen zu haben, wo der Wolf fei, und fobald fie es 
wiffen, Sturm zu läuten und ed ben Nächitgelegenen 
fund zu thun. Den Jägern, welche im Jahre 1653 dem 
Wolf nachgeſetzt, wurde erlaubt, wenn fie etwa einen 
Hirſchen antreffen, ihn zu Tchießen, 1664 mußte jede Ge: 
meinde ihre Schützen, welche auf Wölfe ausgingen, mit 
Pulver verjehen. Wolfdjagden waren in den Sahren 
1560, 1567, 1585, 1605, 1638, 1686, 1692, 1698, 1730, 
. 1733, 1734, 1766, 1779, 1797, 1803, 1807, 1823 und 

1834. 1560 meinte die Landedgemeinde: Da die Schügen 
alljährlich fchöne Gaben erhalten, jo follten eigentlich 
diefelben dem Wolf nachgehen. Dejjenungeachtet ver⸗ 
fprach fie demjenigen, der ihn fängt, ein Luder von 80 
Gl. und jedem, der auf die Wolfsjagd geht, 5 Bz. Im 
Sabre 1698 wurde demjenigen, der den Wolf außer der 
Landjagd erlegt, von jedem Haupt allerhand Vieh ein 
Nappen verfprochen und 1733 100 Gl., jedoch fol der 
Wolf an dad Rathhaus gehängt werden. Die Theil: 
nehmer an der Wolfsjagd echielten 1734 pro Tag 221/z 
Shi. Die Schwander waren fo glüdlich, denfelben zu 
erlegen. Unter Trommeln und Pfeifen und in zahlreicher 
Begleitichaft wurde er dem reg. Landammann zu Banden 
der Regierung überbracht. 

Weil aber bei diefem Anlaß etwas Unglüd begegnet, 
deshalb wurde verordnet, daß in Zukunft ein ſolches Un: 
thier nur mehr von 12 Männern überbracht werde. Bei der 
Sagd vom Jahre 1766 bat of. Burch den Wolf mit 
einem Schuß fo blefjiert, daß er Blut vergoffen und es 
wurden ihm deßwegen 2 Thl. verehrt. 1803 wurde von 
Blaſius Andermatt in der Schwändi und Ignaz Frunz 
von Sarnen zu Teifimatt ein Wolf erlegt. Sie erhielten 


393 





das gewohnte Luder, wurden in allen Gemeinden für 
einen Beitrag empfohlen und burften in Quzern, Bern, 
Uri und Nidwalden eine Blutfteuer aufnehmen. Anton 
Burch's Sohn auf dem Thuren in der Schwändi und 


. Mithafte, welche 1807 den Wolf erlegt, erhielten einen 


Schilling auf jede Kuhſchwere und ein Empfehlungs: 
Ichreiben an die benachbarten Orte. Die aufgenommene 
Taxe betrug 146 Gl. 14 Schl. 2 A, mwozu ber Land: 
fedelmeifter den Reſt hinzugelegt, damit es das beftimmte 
MWolfdluder von 150 GL. ausmache. Auf den Wolf, der 
1823 im Ramerdberg verfpürt wurde, wurde eine Be⸗ 
Iohnung von 60 Gl. geſetzt. Am Dfterdienftag 1834 
wurde in Sarnen ber lette Wolf erlegt, der fich in Ob⸗ 
malden bemerkbar gemacht. An diefem Tage fiel ein 
friiher Schnee. Diefer wurde von den Jägern benutzt 
und e3 find deshalb etwa 200 Männ bei Tagesanbruch 
ausgezogen. Sie ftellten fich gegen bie Schnellen auf 
und binter dem Grat gegen die Schlieren. Bald ver⸗ 
ſpürten fie den Wolf auf der Seite gegen Sarnen, Tonnten 
aber nicht zum Schuffe fommen und er entwiichte hinter 
den Berg. Alle Auswege wurden nun gut befegt. End⸗ 
lich Fonnten 5 Mann auf ihn losſsfeuern, wo er dann, 
bon einem Jäger aud ber Schwändi getroffen, zus 
fammenftürzte. Nun war großer Jubel und ein Iuftiger 
Einzug. Es wurde geichoffen getrommelt und mufiziert, 
und es verfammelte fich eine Menge Volkes, wie an einer 
Landesgemeinde. 

Die Bären waren ſeltener und man hat ſie auch 
weniger gefürchtet. Bärenjagden waren in den Jahren 
1561, 1579, 1585, 1593, 1619, 1651, 1688, 1689, 1711 
und 1753. Als Welti Kiſer und Joſt Schilt im Jahre 
1561 auf den Bären ausgingen, da wurden ihnen 3 Gl. 
gegeben. 1579 wurde von Meldior Fanger und Heinrich 
Bannwart und 1593 von Meldior Kathriner ein 
Bär geichoffen. Die Regierung gab deswegen außer 
dem Luder einem Seden Tuch zu einem Baar Hofen. 
Für den Bären, der fich 1585 bemerkbar gemacht, wurde 
eine Belohnung von 20 GI. ausgeſetzt. 1651 haben die 


344 





Theiler in der Schwändi megen dem Bären 6 Mann 
nah Einfiedeln gefchidt und deswegen 9 GI. bezahlt. 
Koler, der ihn gefangen, erhielt von den Schwandern 
8 81. 10 Schl. Als man den 18. Sept. 1688 eine all: 
gemeine Zandjagb auf den Bären beichloß, da wurde zu⸗ 
gleich verordnet, daß die Geiftlichen mit dem übrigen Bolt 
unterdeiien beten ſollen. Wie es fcheint, hat man ihn 
nicht befommen. In Folge deflen erhieltendie Schwanber 
und Giswiler die Mahnung , daß fie befjere Anftalten 
treffen, wenn der Bär noch einmal gejagt werde. Zur 
Bärenjagd , welche 1689 angeftelt wurde, Murden aus 
einem großen Kirchgang 4 die beiten Schüßen und 2 
Hellebardiere und aus einem Fleinen die Hälfte ausge: 
ſchoſſen. Wenn fie den Büren erlegen, dann wird ihnen 
das Luder bezahlt, fonft aber eine billige Belohnung au? 
dem Landfädel geihöpft. Sie follen aber nicht länger 
als 8 oder 10 Tage dem Bären nadjagen. Endlich 
wurbe er von den Brienzern gefchoffen und die Regierung 
gab ihnen 6 Ortsthaler. Hans Müller, der den Bären 
ſo verwundet, daß er nachher nicht mehr gefchabet, erhielt 
20 Gl. Wegen dem Bären und wegen anderen Urfachen 
wurde eine Prozeſſion nach Sachfeln gehalten. 1711 wurde 
eine allgemeine Bärenjagd befchloffen. Unterdeſſen fol 
Niemand in den Wäldern fich verfteden oder diefelben 
beimlicher Weile durchftreifen. Wird er außer der all- 
gemeinen Jagd erlegt, dann merden 50 Thl. aud dem 
Landläckel bezahlt. Nach 1753 haben die Bären nur noch 
infognito unfer Zand bereift. Bon einem Wildſchweine 
wurde dad Land nur felten durchwühlt. 1764 wurde bon 
Jakob Kiferd Sohn und 1765 von Nikolaus Sigrift ein 
„Gyr“ (L2ämmer : Geier, „alben giren”) geſchoſſen, 
wofür fie je 21/, GL. Luder erhielten. Häufiger ald Wild: 
fhweine und Lämmergeier begegnen und die Luchſe. 
1583 nach Oſtern befchloß der Rath, dem Hand Murer 
2 Ellen Tuch zu geben und daß an St. Sörgentag ans 
gezogen werden fol „um vdel um lüchs.“ Es wurde 
dann bon der Landesgemeinde befchloffen, daß Jedem, 
der einen Luchs fängt, von M. g. 9. 4 GI. werden. Im 





895 


Sabre 1596 wurde das Luder für einen Luchs auf drei 
Kronen erhöht. Einem Schwander, der einen Luchs fing, 
bezahlte die Theilfame gewöhnlich 30 Scht., einem andern 
Obwaldner aber 20 Schl Das Luder für einen Fifch: - 
otter betrug‘ 1 GL. 10 Schl. Gemfen, Hirfche und Rebe 
wurden von der Regierung geſchützt. Das Schießen von 
Neben war gänzlich verboten. 1650 und 1762 wurden 
die Vebertreter diefed Verbotes fogar mit einer Strafe 
bon 50 GI. bedroht. Hirſchen zu fchießen murbe 1649 
bon der Landsgemeinde von St. Berena bis St. Gallen: 
tag erlaubt. Für die Gemfen und Hirfhen gab es 
Bannberge, mo fie das ganze Jahr nie gefchoffen werden 
durften. Solche Bannberge waren 3. B. Klyſter und Stanfer: 
born, („Brandhorn”, „Wiefenbera”.) Auf feftliche Anläffe 
oder um einem großen Herrn ein Gefchenf zu machen, murbe 
bisweilen erlaubt, eine Gemfe zu fchießen, einen Hirfchen 
oder ein Reh zu fällen. So 3. B. wurde dem päpftlichen Nuntius 
Menotti, deffen Entſcheid einem Beichtiger aa? dem Klofter - 
Engelberg nicht günftig war, im Jahre 1691 als Zeichen 
der Erkenntlichkeit eine Gemfe verehrt. Bor St. Jakob 
durfte feine Gemſe gefchoffen merden. Auf Kräben, 
Raben, Herrenvögel, Bollenbider und Aeger— 
ften wurden bisweilen ein Zuder feitgefegt und biömeilen 
dasjelbe wieder aufgehoben. 1591, 4. Mai wurde be- 
Ichloffen: „Vff ein Kräu rapen und Agerften hend mine 
Herren 1 33. vffboten; doch fol einer den Kopf dem Ver: 
ordnetten zum Wortt Zeichen bringen” und 1593 murde 
binzugefügt: Sie follen „alt Fogel Sin vnd nit Jung 
v8 den nefteren”. Nicht einmal die Mäufe waren vor 
Verfolgung von Seite der Menſchen gefichert. 1592 wurde 
von der Landedgemeinde das „Muffengeld” aufgelekt, 
„wie von Alter ber brucht ift”, und den 4. Dit. 1595 
wurde beichloffen, daß dem PWaufer von einer Maus 2 
Angfter und von einem Schär 1 Schi. werden Tolle. 
1596 wurde von ber Landgemeinde wieder das 
„Vogelgeld“ eingeführt und das „Mülengeld” abges 
ſchafft. Man hat aber deſſenungeachtet fortgefahren, 
denfelben immer noh einige Aufmerkſamkeit zu fchenfen. 


896 


II IS LE 


So 3. B. hat man dem „Mufer” 4 Monate nachher er: 
laubt zu baufieren, doch foll er „mufen”. Er burfte ſo⸗ 
mit fein frühere Gewerbe nicht an den Nagel hängen. 
An „bannen“ Feiertagen war das „mufjen” nicht erlaubt. 
Tür die Jagd hatte man 1564 eigene Büchſen. Arnold 
Seiler wurde verordnet, daß er dazu „lugy” und erbielt 
deßwegen ein Baar Hofen. 1588 wurde neuerding® ver: 
ordnet, daß Niemand Gewild außer dad Land verfaufe, 
bevor er dasfelbe in dem Kirchgang, in dem er ed gefangen 
und zu Sarnen feilgeboten. Es war auch bei 10 Pfb. 
Buß verboten, Gewild auf Berfauf aufzufaufen und es 
aus dem Land zu führen. 


1640 hatte Sarnen und Kerns je 15 und die übrigen Ge- | 
meinden je 7 Rathsherren. Ein. neuer Rathöherr 
mußte im 17. Sabrhundert 15 Gl. zum Anlauf von 
Silbergefhirr und feit 1713 bis zur Helvetit an das 
Zeughaus bezahlen. Man beichloß deßwegen den 27. Oft. 
1635, bie erjte Benfion entweder vom König in Spanien 
oder in Frankreich zurüdzubehalten und dem Pannerherrn 
einzubändigen. Wie es fcheint, erhielt ein Rathsherr bei 
Ankunft ıiner Penfion 15 GI. 1637 wurde gejtattet, ftatt 
der Benfion einen Becher im Werth von 15 Gl. zu geben. 
Am erften Rathstag nach der Landedgemeinde war der 
Schmwörtag, wo die neugewählten Rathsherren, Amtsleute, 
Wirthe, Fähren, Karrer u. drgl. beeidiget wurden. Weil 
einige ſaumſelig waren, deßwegen wurde den 1. Mai 1562: 
beichloffen: Der Räthen wegen, die nicht gelobt, fol in allen 
Kilchhören verkündet werden, daß fie von heute über 8 Tage- 
nad Sarnen geben und Treu geben ; fonft ſollen fie unehren⸗ 
halber entiegt fein. Damals war die Landedgemeinde an St. 
Georg (23. April), früher am 1. Mai, und wie e3 fcheint, 
wurden am 1. Sonntag nach der Zandedgemeinde die 
Kirchgemeinden gehalten. Den 6. Mai 1600 wurde bes 
ſchloſſen: An einem Rathstag fol man nicht auf meine 
Herren zehren, jondern 20 Sch!. geben. Früher durften. 
demnach die Rathöherren an einem Rathstage auf Koften- - 
des Landjädeld eine Irte thun. Später wurden bie: 
jenigen, die im Rath erfchienen, auf den 6 Baten-Robek 








397 _ 


AIR LI SD 


. geftellt, der dann vor der Rechnung dem Landfädelmeifter 
eingehändigt wurde. Wenn einem fremden Fürften ein 
Aufbruch (Militär) bewilliget wurde, wenn eine Benfion 
erjchien oder ein Ehorherr gewählt wurde, dann erbielten 
fie bisweilen außerordentliche nicht unbedeutende Sitzungs⸗ 
gelder. Schon zur Zeit des jel. Bruder Klaus mußten 
die Rathsherren in Gericht und Rath und an Sonn: und 
Feiertagen in die Slirche eine „Wehr“ oder Degen tragen. 
Die „Wehr, die Bruder Klaus, fein Sohn Landammann 
Walter und fein Großfohn Landammann Nikolaus getragen, 
befindet fich gegenwärtig in die Kirche zu Hernd. An der 
Zandedgemeinde trug früher ein jeder flimmfähige Bürger 
eine folche Wehr; deswegen wird jeßt noch derjenige, der 
dad Stimmredt verloren, wehrlos genannt. 1645 wurde 
verordnet, daß jeder Rathsherr am Kreuzgang nach Ennet: 
mo08 die Seitenwehr mit fich nehme. Den 8. Mai 1660 
wurbe beichloffen: „Alle Geſchwornen vnnd die Ambtsleüth 
follen alle Feyr- und Sonntag bei 20 Schl. Bueß Ihre 
Seitenwehr zue Kirchen tragen, auch Menigflichen fo bei 
vnnd vor Gricht ond Rhat zu thun haben, Ihr Wehr 
antragen follen”. Später- wurde nur mehr der Wunfch 
audgeiprochen, daß man doch an hohen Feittagen den 
Degen in die Kirche tragen möchte. Nach der Helvetik 
bat diefer Brauch, wie es fcheint, aufgehört. In den 
Rat wurde der Degen noch bei Mannsgedenken getragen. 
Später trugen ihn nur mehr die Ringberren und nad 
dem Sonderbund verſchwand derielbe. Noch häufiger als 
. der Degen wurde die ſog. „Mofestafel” getragen, die erft 
: jeit Manndgedenfen verjchmunden. Sm vorigen Jahr: 
hundert wurden auch Perüden getragen; deswegen haben 
2 Zungerer im Jahre 1755 gedroht, daß fie an der Landes⸗ 
gemeinde „d' Parüggen Steüppen daf in Luft ummen 
flüegen“. Einzelne Stüde konnten noch im Anfang dieſes 
Jahrhunderts geſehen werden. Der Gebrauch, den Mantel 
in ben Rath zu tragen, wurde vor einigen Jahrzehnten 
abgeichafft; in die Kirche dagegen wird er bei gewiſſen 
Anläffen immer noch getragen. Die Rathsherrenſeſſel 
waren jchon in ber alten Zeit fehr gefucht, troß ber 


398 
großen Koften, die damit verbunden maren. “Deß: 
Balb verordnete die St. Zörgen-Landesgemeinde im Jahre 
1550: „Die fi zu ämpterenn, ann rat, vogtyenn ritten 
zu befouffen vnnd zu beftellen. vnnd ernännen myetten 
unnd gaben bietten oder gäbenn ouch ber empfienge ober 
näme, wer das wäre, die find und fellend vonn allenn 
eeren gejegt fin, erloß fin und von allen fin verachtet 
wärden zu feinen eerenn gud fin noch werden. Nach 
bermög der dry Lender Bünde ouch bed geſchworenen 
brieff zu Wyßerlen durch ein Landammann vnnd ganze 
Gemeinde gemadt.” In einigen Gemeinden beftunb ber 
Gebrauch, daß ein neuer Rathsherr jedem Kilchgenoffen 
eine Irte zahlen mußte. Diefer Mißbrauch wurde ben 
20. April 1686 bei 20 Gl. Buß verboten, fofern ein neuer 
Rathsherr nicht freimillig etwas thun will. Sieben Sabre 
nachher wurde es gänzlich verboten, den Kirchenräthen 
oder Kirchgenofjen etwas zu zahlen. Diefed Verbot gerieth 
allmählig in Vergeffenheit. Es wurde deßwegen ben 28. 
April 1776 erkennt, dem Praftizier-Artifei beizufügen, 
baß alle® Herumlaufen und Trölen für Andere und An: 
dere zu verläumden bei 1000 Pfd. Buß, movon dem 
Kläger bie Hälfte zulommt, verboten fei. Wer die Buße 
nicht bezahlen Tann, der fol am Leibe büßen und ibm 
die Haare abgeichnitten werden. Diefer Artikel ift jähr⸗ 
li vor der Landsgemeinde in allen Pfarrkirchen zu ver: 
lefen. Den 24. April 1783 wurde noch hinzugefügt, daß 
der neu erwählte Rathsherr, bevor er in den Rath ge⸗ 
lafien, dem reg. Landammann Treue gebe, daß er die 
Rathſtelle nicht erfauft, noch erloffen, weder durch fich, 
noch durch andere Leute, auch weber Mietb noch Gaben 
geboten babe, noch heißen bieten. Wenn er aber bie 
Treue nicht geben darf, ſoll er der Stelle unfähig erfennt 
fein. In früheren Jahren war auch das „Meieniteden” 
der Brauch, welches aber von Zeit zu Beit verboten wurde 
und erft im Anfange diefe® Jahrhunderts aufgehört. 
Wenn ein neuer Rathsherr gewählt wurde, dann wurde 
aus dem Wald eine Tanne geholt , die Rinde entfirnt, 
diefelbe mit Bändern und Blumen geziert und vor bem 











1640, 


899 


IL LE LES? 


Haufe des Neugewählten aufgeftell}, der dann einen Trunf 


verabfolgt.: Diefer Baum hatte Aebnlichkeit mit dem 
Sreiheit3baum zur Zeit der Helvetit und blieb einige Zeit 
vor dem Haufe ftehen, fofern ihn feine Gegner nicht eins 
mal während der Nacht befeitigten, daher mag wohl ber 
Ausdrud kommen: Er bat ihm feinen Meien geftedt. 
Ein. ähnlicher Brauch ift der fog. Firftwein. Die Ver⸗ 
fchwiegenheit der Rathsherren ließ in früheren Jahren 
etwas zu mwünfchen übrig; deßwegen hatte man fchon 1554 
heimliche Räte. 1567, 20. Dez. hat Ammann Schönenbül 
angezogen, ob man auch einen heimlichen Rath wolle, wie 
die anderen 6 Orte. Sft beratbichlagt, daß man in einer 
großen Kilchhöri zwei und in einer Heinen einen heim: 
lihen Rath mähle. 1585 beftund der heimliche Rath nur 
mebr aus den 5 Landammännern und ben Zwei, 
die fie dazu genommen. An ber Landesgemeinde 1586 
befchloß man, feinen heimlihen Rath mehr zu mäblen, 
fondern dem Rath zu vertrauen. Alte Landvögte, die 
mit Ehren ihr Amt verwaltet, mußten auch in den Rath 
gehen und wurden an die erfte ledig gewordene Stelle der 
betreffenden Gemeinde gewählt. Der Name eines jeden 
Nathöherren ſammt dem Wahljahbr murde im vorigen 
Sahrhundert auf ein Täfelchen gefchrieben und an feinem 
Pla in der Rathſtube angeheftet. Die geivefenen Ge: 
fandten pflegten in früheren Zeiten jedem Rathsherren 
uud jedem Weibel Lederhandſchuhe zu verehren 1782 
beichloß man, ſich mit einem Rubel oder bayrifchen Dertli 
(ca. 12 Schl.) zu begnügen. Botenbrot zu geben wurde 
bisweilen verboten. Als Wolfgang Windlin den 2. Nov. 
1774 Rathsherr geworden, bezahlte er 74 GI. 26'/, Sch. 
Botenbrot. Wahrfcheinlich waren e3 meiftend arme Leute, 
die ihm gratuliert und denen er dann ein Almoſen ges 
geben. 1733, 2. Mai, wurde e8 dem reg. Landammann 
überlaffen, vor Nath nach Diskretion den Hut auf: oder 
abzufegen. Wenn er aber gegen Semand Klage führt, 
findet man ed anftändig, daß er den Hut auffege. 

21. und 22. Dftober wurden vom päpftlicden Legaten 
Legaten Hieronymus Yarnefius zu Sarnen 536 Finder 


1641, 


400 


II ILS 


gefirmt. Pfarrer Wolfgang Schmid hatte 9, Meifter 
Kafpar Mofer 19 und Marie Bär 18 Pathenfinder. 
Weihbiſchof Franz Zobann von Pradperg firmte den 
1. Aug. 1642, verfelbe als Bifchof den 16. Suli 1647 
und im Jahre 1654. Weihbiſchof Georg Sigismund 
weihte den 17. Juli 1662 die Dorfkapelle und firmte da⸗ 
ſelbſt nachher 86 Kinder. Von demſelben wurden den 
28. Aug. 1667 zu Sachſeln 39 Kinder von Sarnen ge⸗ 
firmt. Im Kapuzinerkloſter wurde den 23. und 24. Juni 
1675 vom päpſtlichen Nuntius Odorard Cybo 117 und 
den 17. und 18. Sept. 1776 vom Weibiſchof Georg Si⸗ 
gismund zu Sachieln 62 und von demielben den 17. und 
18. Okt. 1684 bei der Einweihung der Kirche in Sadjleln 
und zu Sarnen ungefähr 400 Kindern das Saframent 
der Firmung ertheilt. Weihbiſchof Konrad Ferdinand 
firmte den 8. Okt. 1693 in der Dorfkapelle und den 9. 
Okt. in der Kapelle im Ramersberg, nachdem er dieſelbe 
eingeweiht und den 26. Sept. 1708 bei der Einweihung 
ber Kapelle im Stalden. Die Firmung wurde ferner er⸗ 
theilt von Weihbifchof Franz Johann Anton den 28. Juni 
und den 2. Suli 1723 und 4. Dft. 1731, von Weihbifchof 
Franz Karl Joſef den 2. und 3. Aug. 1742 und ben 6. 
und 9. Okt. 1753, von Weihbiſchof Auguft Sobann Re: 
pomuf Aug. 1768, von Weihbilchof Johann Leopold 
Juli 1780, vom päpftl. Nuntius Okt. 1795 und Aug. 1806, 
von Weihbiſchof Erneft Maria Ferdinand 12. Aug. 1807, 
von Biſchof Karl Rudolf von Chur den 30. Dt. 1821, 
bom päpftlichen Nuntius Dft. 1834, von Biſchof Kaſpar 
bon Karl den 13. Okt. 1844 und Dit. 1857, von Biſchof 
Kafpar 1869 und Oft. 1875, von Bilchof Franz Kon⸗ 
ftantin 18. Mai 1882 und von hochw. Biſchof Johann 
Fidelis den 19. Mai 1889. 


11. Mai beklagen ſich die im Forſt, daß die Freitheiler 
ihnen Sömmerig zu geben ſchuldig ſeien und daß deſſen⸗ 


ungeachtet Einige verlauten laffen, fie wollen ihre Wälder 


in diefem Bezirk einichlagen, wodurch ihnen die Sömmerig 


. genommen würde. Sie mollen bei ihren Rechten bleiben 
oder dann follen die Freitheiler fie aus dem Steuerrodel 


401 





ftreichen. Die Sreitheiler verfprechen, fie bei ihren Rechten 
zu Ichügen und die Sache bleibt beim Alter. Den 23. 
Oft. 16323 wurde beichloffen, daß meine Herren im Yorft 
den Wald ennet der Holzleite haben wollen. Bon dem 
Wald diesjeitd der Holzleite gehörte ein Theil dem Spital. 
Zur Verhütung von großem Waflerichaden wurde von 
der Landsgemeinde den 24. April 1650 beichloffen: „Wegen 
des Holtzes vnndt Rütes (Waldjchlagend) halben vſ den 
greben unndt deleren (Thälern), daruff ſchädliche Waſſer⸗ 
fliß kommen möchten und foll ein jede Kilchhöri darummen 
fliſſiges vorſehen thunn und erforderliche verpet machen.“ 
Als Belohnung für das Forſtamt der meinen gnädigen 
Herren Spital und Siechenhaus gehörigen Wälder erhielt 
Michael Kathriner im Sabre 1666 ein Paar Hofen mit 
ber "Bedingung, daß er noch 2 Jahre in diefem Amte 
fein Beftes thue. 1672, 1. Zuli murde im Zimmerthal 
ein Stüd Wald für 10 Sabre in den Bann gethban und 
ben 23. Juni 1685 ein Projekt, mie ein gewiſſer Bezirk 
des den Freitheilern und den Theilern zu Kägiswil und 
Ramersberg gemeinfamen Waldes gebannt fein fol, vom 
Rath genehmiget. Eichhäume außer das Land zu ver: 
faufen, wurde 1587 und den 21. Aug. 1697 verboten; 
Bartilularen dagegen darf man es erlauben. Der jährs 
liche Verbrauch des Holzes im Spital wurde im Sabre 
1710 auf 50 Klafter feftgefegt. Später wurden nod 
etwa 5—6 Rlafter mehr bemwilliget. Im gleichen Jahre, 
1750 und 1784 wurde für Sarnen eine Holzordnung er⸗ 
lajien und vom Rath genehmiget. Als den 18. Jän. 1739 
ein „borrend” eingebrochener Sturmmwind im Forſtwald 
des Spital bei 1000 Bäumen zu Boden gelegt, da er: 
bielt der Waldvogt Hans Melchior Sigrift den Auftrag, 
die zum Sägen und Schindeln brauchbaren Tannbäume 
beſtmöglich an die Loſung zu bringen, die übrigen aber 
liegen zu laflen und davon dem Spital das nöthige Holz 
zu verſchaffen. 

1760, 10. Mai wurde nicht nur den Geißhirten, fon 
dern Sedermann bei empfindlicher Strafe verboten , in 
den Hoch: und Bannwald Geiſſe zu führen. In der Bach⸗ 


25 








402 





talen im Dellenbach wurde im Jahre 1765 Holz zu 
fällen gänzlich verboten. Brennholz außer dad Land zu 
verfaufen, wurde 1768 von ber Landesgemeinde gänzlich 
verboten, ausgenommen von den Bartifularmäldern in 
Alpnad. 1779 wurde von derfelben Hinzugefügt, daß 
man fein Holz ohne Bewilligung der Regierung außer 
das Land verkaufen bürfe und daß denjenigen, welche 
Wald Laufen, erft nach 15 Jahren um Bewilligung nach: 
zufuchen geftattet ſei. 1786, 22. April wurde verboten, 
Schafe und Geißen auf bie Atung in die Forftmälder 
zu treiben. Wegen den obrigfeitlichen Gebäuden wurde 
1788 eine eigene Holgordnung gemacht. 
1642, 6. Sept. begegnet und das erfte Mal dad kalte Bad. 
E83 wird verordnet, daß die Schwander daſelbſt auf 
Koſten der Regierung einen Brunnen machen lajjen. 1672 
wurde der Badkaſten erneuert. Man findet ed immer 
noch bedenklich, dafelbit eine Hütte zu bauen. Erſt den 
17. Juni 1676 erhielt der Baumeiſter den Auftrag, eine 
geringe Hütte mit 4 „ftüd” und einen Dad) zu bauen, 
damit die „Bader Leüth Sm fall der noth Schatten und 
fhärmen haben Tönen”. Da das kalte Bad allmählig 
in Zerfall gerietb, wurde den 7. Mai 1689 beichlofjen, 
e3 wieder aufzurichten. Einem gänzlichen Zerfall vorzu: 
beugen, wurden 1711 die Einfaffung und das Dad) ers 
neuert. 1720, 20. April wurde erfennt, daß man bei 
demfelben möge Hütten bauen; jedoch folle man weder 
Mein noch Branntwein ausmwirthen und bad Bad unbe: 
ſchwert gebrauchen lafjen. In Anfehung der guten Wirk: 
ungen bei Fremden und Einheimifchen wurde den 1. April 
1730 beſchloſſen, die Theiler in der Schwändi zu er= 
fuchen , daffelbe bequemer einzurichten ,„ die Beforgung 
defjelben einem ehrlichen Manne zu übergeben und von 
den Badenden eine billige Auflage zu fordern. Die Res 
gierung erlaubte den 31. Mai 1732, von den Zandleuten 
für ein kaltes Bad 4 Angft., für ein warmes 2 Schl. 
und für ein nachgewärmtes 1 Schl. und von ben rem: 
den für ein Taltes und nachgewärmtes je 11), Schl. unb 
für em warmes 4 Kreuzer zu fordern. Dr. Kappeler 








- 408 





bon Luzern, der dafjelbe im Auftrag de3 berühmten Al: 
brecht u. Haller befucht und über die Heilwirkungen Erfuns 
digungen eingezogen, ſpricht fich ſehr begeiftert über 
dafjelbe aus. Erſt im Jahre 1761 wurde dem Nikolaus 
Britfchgi erlaubt, wie vor SZahren wieder Wein auszu⸗ 
geben; Branntwein jedoch nur .den Fremden und bedürf— 

tigen Zandleuten. 1762 wurden die Schwander erfucht, 
daß fie beim Falten Bad eine anftändige Gelegenheit für 
die Badenden erbauen und ein „Rüßli“ verfertigen möchten, 
wie das Bad beſſer eingerichtet werden fünnte. Das Geſuch 
um befjere Einrichtung wurde 1789 erneuert und 1806 
eine neue Badordnung obrigfeitlich genehntiget,, nachdem 
man ein größere Bauernhaus gebaut, welches für 15 


bis 18 Perſonen nothdürftigen Raum gewährte. Drei 


1643, 


roh gezimmerte Tröge in kellerähnlichen Räumen bildeten 
die Babdeinrichtungen. Dr, Etlin befürmwortete die Heb— 
ung dieſer Kuranftalt. Sm Winter 1857/58 wurde 
das Bad Alt:Kirchenvogt Burch und feinen Söhnen 
für 20 Jahre in Pacht gegeben und den 9. April 1859 
ein Bertrag für Erftellung eines Kurhauſes mit ca. 40 
Zimmern abgefchloffen. Durch Kaufalt vom 26. Dftbr. 
1861 wurden die biäherigen Pachtleute und Erbauer der 
Anstalt Eigenthümer derfelben. Bald nachher wurde aud) 
der Weg verbefjert und eine Kapelle gebaut und der Kur— 
ort erfreut fich eines zahlreichen Beſuches. 

8. Febr. wurde von Abt Plazidus in Engelberg der 
Eckſtein zum Kapuzinerflofter bei der St. Anton®- 
fapelle gelegt und Später auf die Allmend ob dem 
Grundader veriegt. „Gut Ding braudt Weile” Tann 
man auch da jagen. 1619, 19. Sept. fchrieb die Re— 
gierung von Obwalden an den P. Provinzial und das 


“Kapitel, daß fie nun in die 34 Jahre um BB. Kapu: 


zinern angehalten und dieſes Bittgefuch ſei fchon drei: 
mal von der LZandesgemeinde genehmiget worden. Sie 
erfucht, noch diefen Herbit zu fommen und dad Kreuz 
aufzurichten, damit „dem gemeinen man und völflein 
ein troft möge geben werden.” Man bat demnach fchon 
1585, 4 Sahre nachdem Jie in die Schweiz gefommen, 


404 


V⸗ 


Kapuziner verlangt. 1596, 15. Horn., wurde angezogen, 
ob man ein Kapuzinerkloſter bauen will, und beſchloſſen: 
Man will dem „brüntzival“ (Provinzial) Befehl (!) geben, 
bei päpftl. Heiligfeit anzubalten, daß er und Gewalt 
gebe eine? zu bauen. Bon der nächiten Landesgemeinde 
wurde dann die Baute befchlofien. 1608 und 1614 
mandte man fi in diefer Angelegenheit nach Rom. 
Sm Sabre 1618 beichloß die Landesgemeinde neuer 
dings, ein Kapuzinerflofter zu bauen, und ed kam nad 
einigen Monaten die freudige Botichaft, daß das Kapitel 
die Errichtung eines Conventes beichloffen babe. Lande 
ammann und PBannerherr Melchior Imfeld, der 3,130 
Pfund an eine Frübmefferei in der Dorflapelle geftiftet 
unter der Bebingung, daß fie, wenn man Kapuziner 
berufe, an den Bau eines Kloſters verwendet werden, 
wurde im Sabre 1619 beauftragt, an die Tagſatzung 
nah Baden zu gehen und die Sade endgültig abzu= 
fchließen. Er hatte aber fchon vorher da, mo 1616 das 
Srauenklofter gebaut wurde, Material zu einem Kapus 
zinerflofter aufgehäuft und das Holz in der „Kapuziner⸗ 
hütte“ untergebracht. Es geſchah dies auf Koften feiner 
Stiftung As die Kapuziner wieder nicht erichienen, 
weil man zu wenig Patred Hatte, und als Imfeld im 
Jahre 1622 geftorben war, da wurde von deſſen Erben 
Nechnung abgelegt. 1621 übernahm die Regierung das 
Material und forgte für den Fortbeftand der Früh—⸗ 
mefjereiftiftung. 1625 verfaufte fie Steine, Kalk und 
Holz dem Mitr. Adam Fench; die großen Steine unb 
die Eichen aber verehrte fie der Kirche in Sachleln. 


Um die Sarner einigermaßen zu tröften, murde ers 
faubt, daß ein oder zwei Batred von Stand während der 
Advent und Faften in Sarnen bleiben dürfen und 1624 
beichloß die Landgemeinde ein Kapuzinerhofpiz zu bauen. 
1631 hatte der Hafner am Rathhaus und Kapuzinerbaus 
neben der Dorflapelle 14 GI. verdient, melche ihm ber 
Zandfädelmeifter bezahlt. Bon Zeit zu Zeit wurde ben 
Kapuzinern im Hofpiz ein Lagel Wein verehrt. Endlich, 
nachdem die Bäter Kapuziner in Folge des 3Ojährigen 





405 


IL I TG 


Krieges mehrere Klöfter im Elfaß verloren hatten, glaubte 
man am Biel feiner Wünfche angelangt zu fein. Es ers 
ſchienen deshalb den 26. April 1642 die Pfarrhesren von 
Sarnen, Sachſeln und Giswil und meldeten, die Prieſter⸗ 
ſchaft hoffe, daß man nun Kapuziner erhalten werde, 
wenn M.g. 9. darin einwilligen. Als am folgenden Tag 
Ritter und Landammann Marquard Imfeld, Sohn des 
Pannerherrn Melchior, die Landögemeinde angefragt, ob 
man bie Kapuziner berufen wolle, da riefen alle einſtim⸗ 
mig mit Herz und Mund: Ja! Ja! E3 wurden nun bie 
drei obengenannten Pfarrberren Schmid, Mäder u. Wanner 
die Landammänner Wolfgang Stodmann und Johann 
Imfeld an das Brovinzialkapitel, welches fich den 4. Juli 
zu Rapperswil verfammelte, abgeorbnet, um, wenn immer 
möglich, einen Kapuzinerlonvent zu erhalten. Einftimmig. 
wurde diefem Wunfch entfprochen und bald nachher den 
27. Auguft, dieſem Beichluß vom B. General die Genehmig⸗ 
ung erteilt. In dem Begleitfchreiben und der Inftruftion. 
ber Landesgemeinde, die diefer Abordnung mitgegeben 
wurbe, heißt e8: „Diemweil dem Menfchengeichlecht nichts 
mehrere alß die Ehr Gotted zu betrachten vnd bero- 
feelenbeil zue fuechen angelegen und billichen zue beför⸗ 
derung, daß einen und erhaltung des andern Thein ge: 
legenheit zue unterlafien haben und wir . . . Thein befier 
mittel zu fein erachtet, alß daß wir den heiligen Sera⸗ 
phifhden Orden S. Franzisci in vnſer Land bringen. 
möchten”; deßwegen haben wir uns einbellig entfchloffen, am. 
nächſten Kapitel um Kapuziner anzuhalten, baß fie uns 
„mit dero väterlichen Troft und heilfamen Tugenten bes 
ſuechen wollen”. Schon vorher, den 22. Juni, beſchloß die 
Landsgemeinde, die Hälfte der Tünftigen Penfton des 
Königd von Spanien an den Bau des Kapuzinerflofters: 
zu berivenden. Damals burfle jeber ftimmfähige Bürger, 
der an der Landeögemeinde erſchien, in einer beliebigen 
Wirtbichaft auf Koften des Landfädelmeifters eine Irti 
von etwa 6 Bz. thun. Diefelbe wurde Ammannirti 
genannt, weil fie früher auf Koften des neu gewählten 
Landammanns geſchah, der dann als Entſchädigung die 


40 


II TED 


Strafgelder für fich behalten durfte. Auf diefe Srti wurde 
nun bon der Landedgemeinde in den Jahren 1643-1647 
bereitwillig Verzicht geleiftet, damit die Koften derfelben 
zum Bau des Kapuzinerflofterd verwendet werden. Wegen 
verfchiedenen Schwierigkeiten Tonnte mit dem Bau erft 
1644 begonnen mwerden. Nachdem man die Sadje noch 
einmal reiflich überlegt, wurde der Plan geändert und 
der Örundftein und das Kreuz an die Rüti getragen, mo 
bis dahin die Verbrecher hingerichtet wurden. Alle Pfarr- 
eien fuchten den Bau zu fördern und fchafften Material 
herbei. Unter der Auflicht ded P. Baſil von Schwyz, 
des erjten Vorſtehers dieſes Conventes, war die Kirch⸗ 
bis zum Ende des Jahres 1644 gebaut. In der Fahren 
1645 und 1646 wurde der Bau ded Kloſters vollendet. 
Den 30 Juli 1646 wurde dafelbft die erfte hl. Meſſe ge⸗ 
lefen und den 31. Zuli, nachdem die V. V. Kapuziner 
vom Haus neben der Dorffapelle hinaufgezogen, von 
Pfarrer Wolfgang Schmid in Sarnen die erfte Predigt 
gehalten. 1647, 14. Juli, wurde die Klofterlicche von 
Biſchof Johann von KRonftanz zu Ehren des Hl. Paulus 
eingeweiht. Der erfte oder Hochaltar wurde auf Koften 
des Landes, derzmweite auf der Evangelienſeite auf Koften 
de3 Landammann Johann Imfeld und der dritte auf 
Koften des Landammann und Bannerheren Sebaftian 
Wirz gebaut. Der Landfädelmeifter bezahlte dem Maler 
Sobann Wilhelm Claus von Luzern für Bergoldung des 
Zabernafel 60 GI. und für. das Bild Bauli Belehrung 
200 Gl. Der Hodaltar wurde von Meifter Hans Tiſch⸗ 
macher, db. i. Hand Trögli in Sarnen gebaut. Das 
Klofter wurde mit Dachfchindeln gebedt. An das Kapu⸗ 
zinerglödlein, welches der Probſt in Zuzern 1644 geweiht 
welches 1660 gebrochen, mußte jeder Haudvater 20 Schl. 
bezahlen. Nachdem es wiederum gebrochen, wurde 1779 
von Hand Sutermeifter in Zofingen das jetige Glödlein 
gegofien. Das nebit den Guttbaten noch erforderliche 
Geld wurde entweder aus dem Schab genommen ober 
von Privaten geliehen. Landammann Sebaftian Wirz, 
welcher die Rechnung geführt, lieh 100 Dufaten, Land⸗ 





407 


IL LI SG? 


ammann Joh. Imfeld 30 Dufaten und Thalvogt Wolf 
gang Schmid 20 fpanifche Dublonen. Den 28; Dezember 
1651 wurde von den Freitheilern der Plab zum Kapus 
zinerflofter gefchentt Der Abt von Muri gab 150 Gl. 
1660 mwurbe die Kloftermauer mit Ziegeln neu gebedt und 

beſtochen, 1670 wurde im Holzhaus Keller und Kranken 
ftübli gemacht, 1691 das Gitter in der Kirche geändert, 
1695 das Klofter gededt, 1707 für den P. Provinzial 
und „Seine Gelellen” . (Begleiter) drei Stübli gemacht, 
‘ 1711 wurden im Kreuzgang und 1734 in ber Kirche 
Platten gelegt. 1716 wurde in ber Küche gebaut und 
1764 da8 Thürmlein renovirt, welches ein Blitzſtrahl 
binuntergeiworfen. 

1744 gab man aus dem Spitalmalb eine Tanne für 
Spaliere, 1809 wurde in der Kirche ein Gewölbe von 
Gyps gemadt, 1824 die Bibliothek beſſer eingerichtet 
und 1834 eine größere Renovation vorgenommen, welche 
2,810 Gl. 1 Schl. 19. gefoftet. In den letzten Jahr: 
zehnten wurde bie Kirche renovirt und außer derſelben 
eine Grabftätte angelegt. Bon Zeit zu Zeit verehrte 
die Regierung den BB. Kapuzinern ein Lagel Wein. 
1675, 29. Nov. wurde befchloffen, daß eine große Ges 
meinde alljäbrlih 2 und eine Tleine 1 Lagel Rommus 
nionmwein gebe. Im Sahre 1690 wurde vom Nath ers 
Härt, daß Zürcherwein ald Kommunionmwein gut genug 
ſei. 1735 beichloß man, daß die Kapuziner. an ben 
Seelenfonntagen ftatt Wein friſches Wafler geben follen. 
Diefer Beichluß wurde 1750 von der Landeögemeinde 
abgeändert und verordnet, daß der Wein aus dem Om: 
geld angeichafft werde. Statt Kommunionwein befchloß 
man den 23 Jän. 1812 24 GI. aus dem Zeughaus zu 
bezahlen. 1646 wurde verordnet, daß eine große Gemeinde 
4 und eine Fleine 2 Maß Del gebe. Wachs erhielten 
fie von einer großen Gemeinde 8 und von einer kleinern 
4 Pfd. 1671 durften fie aus dem Spital Stodfifche 
beziehen und 1706 möchentlih 10 Pfd. Fleiſch. Auf 
ihren Wunfch durften fie 1681 das Fleiſch von Luzern 
beziehen. Einige Zeit nahmen fie es von Sarnen und 


408 


III TE 


1713 wieder von Luzern, wie bon Altem ber. Der 
Klofterbote war wahrſcheinlich auch Bote für Obwalden 
d. h. er mußte die Briefe nach und von Luzern mitnehmen. 
1766, 20. Dez. wurde berorbnet, daß Fidelis Durrer, 
der feit 1759 Kloſterbote war und eine Bürgſchafft von 
100 Tölr. Teiften mußte, nicht nur alle Dienftage, ſondern 
auch alle Samftage als Bote nach Luzern gehe und bie 
Briefe Überbringe. Als Lohn will man ihm jährlich 10 
gute Gulden geben. Seit 1786 mußte er, wie bie Boten 
anderer Drte, ein filbernes rundes Schiltli tragen. Weil 
ber Kiofterbote zugleich auch Bote für Obwalden War, 
bat mwahrfcheinlich die Regierung den 20. Mär; 1728 
den P. Guardian erſucht, einen ehrlichen Mann als 
Klofterboten zu beftellen; die Wahl wurde dann bom 
Klofter der Regierung überlafien. Mit der Regierung 
ftunden die Kapuziner immer in einem freundidhaftlichen 
Verhältnig, das höchſt felten und nur theilmeife und 
vorübergehend getrübt wurde. Als fie 1682 beim franz« 
öftichen Botichafter in Solothurn fälſchlich verklagt wurden, 
fie haben gepredigt und in Privatgefprächen erflärt, ber 
König in Frankreich fei geizig, vergieße unfchulbiges Blut 
und man fünne ihm nicht dienen, wenn man felig werden 
tolle und als berjelbe die Kapuziner aus dem Elfaß zu ver: 
treiben drohte, wenn nicht Satisfaktion geleiftet werde, ba 
wurden fie von der Regierung fräftig in Schuß genommen. 
Der bamalige Guardian vertheidigte feinen Convent beim P. 
Provinzial muthig und unerſchrocken und der franzöſiſche Bots 
ſchafter ließ ſich wieder beſänftigen. Man hatte Verdacht auf 
bie Gebrüder Kloſterkaplan Franz und Lehrer Conrad Stolz, 
Stifter des GElifabethengelded und war über diefelben fo 
erbittert, daß ihnen an der. Landögemeinde 1683 nebft 
Anderm auch wegen der Verklagung der V. V. Kapuziner 
das Landesrecht entzogen wurde. Bald nachher erflärte 
die Regierung, daß fie übel berichtet worden und daß 
ihnen Unrecht gefchehen fei und auf Fürbitte der Pfarr» 
herren von Sarnen und Kerns und der benebiktinifchen 
Songregation wurde ihnen 1684 von der Landesgemeinbe 
wieder dad Landrecht ertheilt. Man fieht daraus, in 





409 


IL LE LS 


welch hohem Anfehen die Rapuziner beim Volle unb ber 
Regierung geftanden. Diefe unangenehmen Erlebniſſe be⸗ 
nutzte Klofterfaplan Stoltz, um feinen Bruder Conrad 
beim franzöfiichen Gefandten als Marthrer für die franzs 
öſiſche Sache darzuftellen und ihn für eine Domberrenftelle 
in Straßburg zu empfehlen, die er dann wirklich erhielt. 
Conrad Spricht fih in feinem Teftament vom 25. Nob. 
1713 für die Kapuziner fehr günftig aus. Wenn P. 
Provinzial zur Vifitation erfchien, dann wurde gewöhnlich 
beim Sefteflen von Abgeordneten der Negierung Gefell: 
[haft geleistet und Wein verehrt. 1757, 3. Sept. über: 
gab B. Provinzial der Regierung ald Zeichen ber Ers 
kenntlichkeit für die vielfältigen Gutthaten eine Generals 
Filianz d. 5. eine Erklärung der Theilnabme an allen 
guten Werten des Drdens, in einer vergolbeten und ges 
ſchnittenen Rahme eingefaßt. Diefelbe wurde in ber 
Rathftube unter dem Cruzifix angebracht. 1728, 28. 
Mai und 1776 25. Brachm. wurde der Landrath im 
Kapuzinerflofter, 1728, 12. Suli im Kloftergarten gehalten. 
Als das NKlofter 1772 mehr als 1400 GI. und 1792 
mebr als 800 Gl. Schulden hatte, da war die Regierung 
fofort bereit, da8 erfte Mal 1000 und das zweite Mal 
800 GI. Schulden zu bezahlen, fo daß fie deßwegen in 
ber Chronik gerühmt wird. Allerdings war fie auch bes 
forgt, damit e8 nicht allzu fehr in Schulden gerathe. 
1766, 20. Sept. bat die Definition nm Erlaubniß das 
Studium für 6 Studenten einzurichten. Sie geftattete es 
unter ber Bedingung, daß ber Gonvent nicht verftärkt 
werde. 


ALS der Sonvent gleichwohl verftärkt wurde, ba erfuchte bie 
Regierung den B. Provinzial, entiweder dad Studium abzu⸗ 
thun oder aber den Sonvent auf die alte Zahl zu ftellen. 
vorigen Jahrhundert waren gewöhnlich 13 oder 14 Patres, 
2 Kleriker und 4 Laienbrüber und in biefem Sabrb. 
6- 8 BP. und 2—8 Laienbrüder im Klofter. Wegen 
Bunabme der Schulden wurde der Convent den B. Des. 
1791 von einer Ehrentommifion auf 10 P. P., einen Kleriker 
und 2 Brüder geftellt.e Damit die Kapuziner mehr Meßs 


410 


ftipendien u. Almofen erhalten, will man ben Karmelitern in 
Como, denoccolanteninBellenz, den granzisfanern in2uzern 
und andern Mendilanten verbieten, in Zukunft in unferm 
Land Almofen zu fammeln. Bor 1661 haben die Franzis- 
faner oder Barfüfler in Luzern fogar 2 Mal im Jahre 
Käs und Anfen gefammelt. 1688, 23. Febr. beſchloß 
man, dem Läufer und Weibel zu befehlen, die Bettler mit 
Ernst vom Kapuzinerflofter wegzumahnen und, als das 
ivenig fruchtete, den P. Guarbian zu erfuchen, wöchentlich 
nur 2 Mal das Almofen audzutheilen. Pan ging noch 
weiter und befchloß den 23. Mat 1693 durch die Weibel 
auszufünden, daß fremde und einheimifche Bettler nur 
am Donnerftag beim Kapuzinerflofter um Almoſen betteln 
dürfen, fonft werden fie mit dem Taubhaus beftraft. 
1691, 10. Febr. wurde den Gremplern gedroht, die Waaren 
mwegzunehmen, wenn fie vor dem Kapuzinerflofter feilhaben. 
Vom Bolfe erhielten die Kapuziner ehr viel. Käs und Anken; 
deßhalb wurde 1725 ein meltlicher Herr beftellt, damit er 
dag Weberflüfjige verkaufe und dafür andere Lebendmittel 
anichaffe. Wenn auch die Regierung einmal mißftimmt 
war, jo war biefe Mipftimmung von kurzer Dauer und 
nur gegen Einzelne gerichtet. So 3. B. ſcheint 1685 
ein wenig Mißitimmung geberricht zu haben, als man 
bom Pfleger der Kapuziner ‚Rechnung verlangte, meil 
man nicht wiſſe, wohin die vielen Gaben Tommen. Ohne 
Bweifel bat e8 Landammann Conrad von Flüe, der 
„hübſchli“ zum Frieden rieth, nicht gefallen, als an ber 
Landesgemeinde vor dem unglüdlichen Krieg von 1712 
ein Rapuziner fich in Hebereinftimmung mit der göttlichen 
Gerechtigkeit fühlte, den Frieden und diejenigen, welche 
zum Frieden viethen, verfluchte und das Volk ermahnte, 
den „Fluchpſalm“ (Pf. 108) naczufprechen, mas aud 
bon einigen Geiftlichen gefchah, die meinten, daß fie 
unfeblbar fiegen werden. Es ift begreiflich, daß das 
Volk bei der Abftimmung keine Luſt hatte, des foeben 
ausgefprochenen Fluches theilhaftig zu werben. Seither 
bat es fein Kapuziner mehr fo gut verftanden, bie Landes: 
gemeinde auf feine Seite zu bringen. Ohne Zweifel 


411 


waren nicht alle Kapuziner mit diefem kräftigen Vorgehen 
einverftanden. In Folge deſſen wurde den Geiftlichen 
das Reden an der Landesgemeinde verboten, obſchon es 
vorher der Brauch war. Als man vernahm, daß P. 
Erprovinzial Nikolaus Egger von Kerns ſich im Klofter 
befinde, da befchloß man den 11. Mai 1798 dem P. 
Guardian die Ordre zu ertheilen, daß er ihn meber 
ausgehen, noch befuchen laffe und ihm zu Handen des 
Convents zu empfehlen, fich bei gegenwärtigen Umftänben 
rubig zu verhalten und feine Mißhelligfeiten unter dem 
Volk zu ftiften. AS fpäter 3 oder 4 Tage Franzoſen 
bei den Kapuzinern einquartirt waren, haben fie fich jo gut 
verhalten, daß fie von denſelben gelobt und vom Lande ſchad⸗ 
[08 gehalten wurden. Deffenungeachtet wurde der Guardian 
%of. Maria von Stans im Anfang des Mai 1799 auf 
geheime? Betreiben des Unterftatthalter® Peter Ignaz 
von Flüe, Später Pfarrer in Alpnach, verhaftet und als 
Gefangener nach Morfee abgeführt, wo er bis Anfang 
Juli bleiben mußte. Dan glaubte, er müße nothwendig 
ein Feind der Helvetif fein, weil er von Stang gebürtig 
fei. Als 1802 die Feinde der Helvetif an bie Regierung 
gelangt, da wurde das Kapuzinerflofter benüßt, um 
“einige franzöſiſch gefinnte Geiftliche in daffelbezu interniren. 

Selten wurde von der Regierung ein Wunfch geäußert 
und man fuchtefich auch in die Angelegenheiten der Kapu⸗ 
ziner nicht einzumifchen. 1672, 2. Mai, wurde dem Kapuziners 
kapitel der Wunfch ausgefprochen, zu erlauben, daB morgens 
um 5 Uhr im Klofter eine hl. Mefje gelefen werde und 
1826 verlangte man ftatt 2 alten 2 junge Patred. Die 
weltlichen Angelegenheiten hatte theilmeife der Kapuziners 
vogt oder Kapuzinervater zu beſorgen, welcher von der 
Regierung gewählt wurde. Befondere Feſte waren Heilig: 
Iprechungsfeier des HI. Br. Felix von Gantalicio vom 
23.—80. Dftober 1712, SHeiligfprechungsfeier bed HI. Fis 
deli pon Sigmaringen vom 25.—27. Nov. 1729, Heiligs 
ſprechungsfeier des bi. Zaurentiud von Brundufio vom 
13.—15. Aug. 1882, 700jährige Subelfeier vom Geburt8: 
feſt des HI. Franz von Aſſiſi den 4. Ditbr. 1882, Selig: 


412 


RI NIIT D 


ſprechungsfeier des el. Felix von Nilofia vom 8. bis 
10. Dezbr. 1888. Die Einführung der Seelenfonntage 
wurde der ſchweizeriſchen Kapuzinerprovinz im Jahre 1671 
bon Clemens X. erlaubt und den 25. Juli gl. 3. von der 
biſchöfl. Curie in Conſtanz geftattet, dieſen Ablaß in ber Diö⸗ 
zeſe zu publizieren u. in jeder Gemeinde einen beliebigenSonn: 
tag im Monat ala Seelenfonntag zu bezeichnen, an weichem 
fie dann hingehen , um Aushilte im Beichtftuhl und auf 
ber Kanzel zu leiften und an welchem ein vollkommener 
Ablaß geivonnen und den armen Seelen zugemenbet wer⸗ 
den Tann. Nachdem die Sefuiten mit gutem Erfolg bie 
felben eingeführt, haben einzelne Kapuzinerprovinzen 
fon vor 1622 ebenfalld® um Grlaubniß nachgeſucht. 
Als die Sarner im Spmmer 1682 infolge einer Vieh: 
feuche mehr ald 1000 Stüd Bieh verloren, eilten fie zu 
den Kapuzinern und wurden durch ihre Segnungen bon 
biefer Seuche befreit. 1673 mwurben bie Kapuziner vom 
Abt in Engelberg als gewöhnliche und außergewöhnliche 
Beichtväter des Frauenflofter8 beftelt. Als aber bie 
Klofterfrauen lieber andere außerordentliche Beichtoäter 
wollten, da lehnten fie e8 auch ab, gewöhnliche Beicht⸗ 
väter zu fein. 1691 geftattete bie Definition den Kapu⸗ 
zinern den Klofterfrauen nur auf dem Tobbett die hl. 
Saframente zu fpenden, wofür ber Abt von Engelberg 
Dank abgeftattet. Sie hielten auch Chriftenlehre für bie 
armen Leute. Bettelvogt Joſ. Dillier beflagt ſich den 
7. Dezember 1720, daß er deßwegen viel Zeit verliere 
und daß er wegen dem Schirmen an hoben Feſten jehr 
große Mühe habe. Es wird ihm wegen den Chriftenlehren 
jäbhrlih 5 GI. und wegen dem Schirmen für jedes Feſt 
10 Schl. geſprochen. 1754 erbielten diejenigen, - bie ben 
V. 3. Kapuzinern Baumfrücdhte „geflaubet”, vom reg. 
Zandammann einen ernftbaften Zuſpruch. Das Kapu⸗ 
tinerfapitel wurde zu Sarnen 1734, 1788, 1757 unb 
770 abgehalten. Die zu Heinen Gefchirre und „butteli” 
wurden 1772 ind Kapuzinerklofter übertragen, obne daß 
fie fürchten mußten, geftraft zu werden, weil fie ihren 
Gäften zu Kleines Maß gegeben. 1778, 29. Suni, abends 


’ 413 


II NL I SP 


nad; 4 Uhr, fchlug der Blik ins Küchenfamin und tödtete 
ben Bruder Koch Deicola, von Ragaz gebürtig. Es ift 
unglaublich, fchreibt der Annalift, welcher vor mehr als 
200 Jahren die Gründung diejed Klofterd mit beſonderer 
Begeifterung beichrieben, wie die Sarner den Kapuzinern 
mit fo viel Wohlwollen begegnen und biejelben bis auf 
den heutigen Tag mit fo vielen Wohlthaten überhäufen, 
1645 wurde von der Theilfame Käſgiswil beſchloſſen, daß 
ein junger Theiler, der nicht geholfen habe, Gülten ab 
Alpen und Allmenden abzulöſen, 4 GI. Eintritt bezahle, 
wenn er das Theilrecht nuben will. In den Theiler: 
fädel fol jeder haushäbliche Theiler 20 Schl. bezahlen. 
1587 durfte ein junger Theiler nicht alpen, bevor er ein 
Jahr haushäblich geweſen. Um eine Kuh auf die Als 
mend zu treiben, mußte ein Theiler im Jahre 1597 
2 Schl. bezahlen. 1618 wurde aufgejegt: Wenn einer 
eine galte Kuh in die Alp treibt, die „tragend” ift und 
an St. Sohanndtag, wenn der Hirtbub die Kühe zu— 
fammentreibt, gefalbert hat, dann mag er für die Kuh 
die ganze Milch meflen; das Kalb aber ift indgemein, 
d. 5. den Alpgenofien. Wenn fie nad St. Johann 
Tälbert, dann gehört halbe Milch und das Kalb dem⸗ 
jenigen, dem die Kuh ift. Er mag ed 10 Tage fäugen 
lafien. Damals gab es wenige Aelpler, die eine Mildh- 
rechnung führen fonnten, deshalb wurde die Milch nicht 
ale Tage gemeflen, fondern nur um St. Johann — 
wahrfcheinlih von unpartheiifhen Männern — und 
diefed Maß war dann maßgebend für die ganze Alpzeit. 
Noch im Zahre 1799 Hat man die Rechnungskunſt in 
feiner PBrimarfchule Dbmaldend, ausgenommen im Melde 
thal, gelehrt. Diefe Art, die Mitch zu meſſen, beftund in 
Unterwalden ſchon im 13. Jahrhundert. (Alta Murenjta 
von PB. Martin ©. 84.) 1620 bezogen die Theiler von 
den beiden Alpen Spiß und Maltersboden in Sachſeln 
einen Alpzins von 150 Pfd. und 1687 von halbem 
Spik 120 Gl., von Malterboden 100 GL., von Kretzen⸗ 
alp 75 GL. und von der Schwandi 20 SL. 1695 kauften 
fie Lindern um 6001 Pfd. und 1715 befaffen fie Lachen. 


414 





Jetzt befigt die Theilfame noch die Alp Spiß. Privaten 
von Kägismwil gehörte die Alp Schwandi in Kerns 1667, 
Lachen 1774 und Furmatt 1824. Sm 15: und 16. 
Jahrhundert hatten fie auch für einige Kühe Alpig in 
Melchjee. 


1645 wurde verorbnet, daß die Wirthe und Gaftgeber die 
Mahlzeit nicht theuter, al8 um 7 Bz. aufftellen, daß fie 
nicht Dingszehren laffen und nad 9 Uhr feinen Wein 
mehr auftragen. Das Spielen und Tanzen in den 
Wirthbshäufern wurde abgefchlagen. Den Spielleuten 
war dag „Aufmachen” nad Betgloden verboten. Da: 
mals hatte man in einer jeden Gemeinde eine Tanz: 
laube, d. i. ein öffentliches Lofal, welches aud zum 
Theaterfpielen und zu Gemeindeverfammlungen benugt 
wurde. Man Fonnte damald zum Tanze gehen, ohne 
daß man gendthiget war, dad Wirthshaus zu befuchen 
und zu trinten. Die Tanzlaube für Sarnen mar bis 
zum Anfang dieſes Jahrhunderts der unterfte Ring des 
Kathhaufes. Aehnliche Verordnungeu für die Wirthe 
und Gaftgeber beitunden fchon früher. Schon 1584 
wurde bon der Landesgemeinde verordnet, daß die Wirthe 
einem Mann dad Mahl nicht theurer, als um Schl 
und einer Frau um 2 gute Baten (6 Schl.) geben. Dad 
Dingszehren in andern Gemeinden wurde fchon 1560 
verboten und in der eigenen Gemeinde durfte man nicht 
mehr als für eine Krone auf Rechnung zehren, welches 
dann ſpäter gänzlich verboten wurde. Bon diejer Regel 
wurden gewöhnlich ausgenommen meiner gnädigen Herren 
Sachen, Hochzeiten, Verträge, Gerichtöfoften, Kirchen- 
Kapellene und Bogtörechnungen. Gemäß Beſchluß der 
Zandesgemeinde von 1558 durften die Wirthe 3 Faß 
Wein und gemäß Landesgemeindebefhluß von 1561 nur 
1 Faß Wein auf Rechnung faufen. 1575 murbe der 
Landesgemeinde der Antrag geftellt, das Dingsfaufen 
von Wein: gänzlich zu verbieten, welcher aber . nicht an- 
genommen wurde; dagegen aber beichloß man, nach Luzern 
zu jchreiben, fie mögen forgen, daß fie bezahlt merden, 
fonft werde man ihnen weder Gericht, noch Recht halten. 


415 





Bon andern geiftigen Getränfen ift feine Rebe, weil die- 
felben, den Moſt audgenommen, damald noch nicht be⸗ 
fannt waren. Der „Putſch“ oder Moft begegnet und in 
den Protofollen znerft 1562, das „Rriefiwafler“ 1608, 
das Bier („Pier”) 1652 und "der Brantwein 1659. 
1603, 21. Juni wurde den Wirthen bei 5 GI. Buß ver: 
boten, nach 9 Uhr weder in noch außer das Haus Wein 
zu geben, ausgenommen den Fremden. Diefer 9 Uhr⸗ 
Artikel mußte nachher immer wieder erneuert werden. 
Schon 1566 wurde von Heini Steinibach verlangt, daß 
er Diejenigen anzeige, die er in feinem Wirthshauſe 
ipielen ließ. Man wollte nicht, daß die Leute durch 
Gelegenheit zu Spiel und Tanz zum Wirthshausſitzen 
verleitet werden. 

Wer mirthen wollte, mußte damals für 200 GI. 
Bürgichaft ftellen und Schon 1546 wurde berorbnet, 
daß fie alljährlich fchwören, wenn die Räthe „lobend“, 
d. h. am Schwörtag. Wer nicht erjchien, durfte nicht 
wirthen. Auch die Frauen der Wirthe mußten Treue 
geben Sie mußten jedes Faß Wein, bevor fie von dem⸗ 
felben auszumirtben anfingen, durh die Weinfchäßer 
Ihäßen Taffen und denfelben aufrichtig angeben, mie viel 
fie der Wein oder das Getränf gefoftet und dann be— 
ftimmten fie den Preis, zu dem er ausgewirthet iverden 
durfte. Nach der Schatung war es nicht mehr erlaubt, 
denfelben zu mijchen oder zu verändern. Bor Angabe 
der Schaßung oder wenigſtens balb nachher mußte auch 
das Dmgeld entrichtet werden, ausgenommen beim erjten 
Faß eine? neuen Wirthed. Auf die Maß Wein durften 
höchſtens 3—4 Schi. und auf den Moft 1 Angiter ge: 
fchlagen werden. 1630, 7. Dez. wurde verordnet, daß 
die Wirthe den Bevogteten nichts zu zehren geben. Um 
ein Wirtbsrecht zu erlangen, wurde geivähnlich erfordert, 
daß die betreffende Gemeinde oder der Kirchenrath er: 
Häre, daß eine neue Wirthichaft Bedürfniß fej, und daß 


‚dann der Landrath die Bewilligung ertbeile.e Damit 


folde Erklärungen nicht zu häufig vorkommen, wurde 
1648 von der Landsgemeinde verordnet, daß in Sarnen, 


416 





Kerns und Sachſeln nur 3 Wirthe und ein Weinſchenk, 
und in den andern 3 Gemeinden 2 Wirthe und ein 
Weinſchenk feien. In den früheren Jahrhunderten war 
die Zahl der Wirthe ziemlich befchräntt. 1579 unb 
1590 haben am: Schwörtag je 13 Wirthe geichiworen. 
Zur Zeit der Helvetif wurden dann mit ber größten Be⸗ 
reitwilligfeit Wirthsrechte ertheilt. Die neuen Wirtbe 
waren gewöhnlich auch Lobredner der Helvetik. Nach 
dem Sturz der Helvetif wagte man es nicht, den Kampf 
mit den Wirthen aufzunehmen, und. es fcheint, daß Die 
Ausübung des Wirthsrechtes ziemlich freigeftellt war. 
1822, 80. März mwünfchte die Landespriefterihaft, DaB 
die Bewilligung zum Wirthen eingefchräntt und ber 
Regierung übertragen merde, melde dann bon ber 
Landsgemeinde außfchließlich derfelben übergeben wurde. 
Da bald nachher, den 8. $uni, vom Landrath für Sarnen 
25 Wirth: und Schentrechte erteilt wurden, deßhalb jcheint 
e8 nicht, daß die Eingabe der Priefterfchaft einen großen 
Erfolg gehabt. Es mag das wohl daher fommen, weil 
man nicht Luſt hatte, bei den Wirthen und den jungen 
Leuten in Mißkredit zu Tommen. 1756 wurde 
in einer jeden Gemeinde eine Wirthſchaft bezeich: 
net, welche nur Moft und eine andere, welche nur Brannt⸗ 
wein ausmwirten dürfte. Diejer Verſuch wurde aber bald 
wieder aufgegeben. Obſchon die Wirthe von Sarnen 
den 80. April 1766 inftändig baten, daß man ihnen er- 
laube, auf jede Maß Wein anftatt 1 Sch. einen Halb: 
baten zu fchlagen und von 100 Maß wegen Hausgebraud 
für 10 Maß fein Dmgeld zu bezahlen, fo wurde dennoch 
beſchloſſen, daß es beim Alten bleibe. In Folge von 
derartigen Beſchränknngen war früher der Appetit zu 
mwirthen weniger groß. Da Lungern längere Zeit feinen 
guten Wirth hatte, deßhalb gab die Regierung 1551 dem 
Nikolaus Frunz 100 GI. damit er wirthe. Wenn er aber 
nicht wirthe, dann ſoll er fie wieder zurückgeben. Wirthen, 
die Teine gute Wirtbichaft führten, wurde das Wirtbrecht 
entzogen. So 3. B. wurde 1556 verordnet: „Anderli“ 
Imfeld (Lungern) fol Wirth bleiben und Schallberger 





1646 


417 





„abitahn” und 1561 beſchloß man: Martin Lagger will 
man beißen „hören“ wirthen. Webertretung einer Verord⸗ 
nung wurde gewöhnlich mit einer Geldftrafe von 5 oder 
10 Gl. belegt. Die Wein: oder Zapfenſchenke (Reftauras 
teurs) durften nicht? Warmes, fondern nur Käs und 
Brod geben und nicht beherbergen. 1570, 26. Juni wurde 


vekordnet, daß die Wirthe einen Schild oder Reif hinaus: 


[4 


hängen. Wer zu viel trank, mußte laut Landsgemeinde⸗ 
beſchluß von 1524 5 GL. Buß bezahlen. War derfelbe 
ein Rathsherr, dann wurde er abgejeht. Später mußte 
ein folcher ein Vierteljahr d. i. von einer Fronfaſten zur 
andern den Wein verſchwören, db. h. ſchwören, daß er in 
diefer Zeit keinen Wein trinten wolle. Ein Rathsherr, 
der zu biel getrunfen, mußte ihn für ein halbes Jahr 
verfchmören Bisweilen wurde ein jolcher in den Thurm 
eingefperrt, wo er dann bei Wafler und Brod einen Tag 
und eine Nacht zubringen mußte. Der „Saufzebdel” bes 
gegnet ung zuerjt 1731 Bgl. „Volksfr.“ 1885 No. 35—388, 
25. Juli wurde vom Rath verordnet: Weil beim Kapu⸗ 
zinerflofter eine Kapelle vom heil. Antoniu® und bet des 
Lieutenant Marquard Imfeld neuerbautem Haus (Thürlis 
haus) eine Kapelle der bi. 8 Könige geftanden, bie fchlecht 
in Ehren gehalten worben, deßhalb fol Lieutenant Im⸗ 
feld dafür forgen, daß außerhalb der Melchabrüde eine 
fleine Kapelle (St. Antonstapelle) gebaut 
werde, gute Leute um Beiträge anfprechen, für das Klofter 
Uznach einen Opferftod darin aufitellen und eine Tafel 
machen laffen, worauf ber hl Antoniuß und die heil. 3 
Könige gemalt find.. Den 27. Juni 1647 wurde befchlofien, 
daß Lieutenant Imfeld Rechnung ablege, dab man bie 
Kapelle nicht wolle weihen lafjen, weil man gleichwohl 
darin Meſſe leſen Tann, weil fie kein Einkommen befige, 
das Opfer nach Uznach gehöre und man nicht weiß, in 
vie weit ſich das Kloſter an den Koften der Einweihung 
beteiligen würde. Da bie Regierung bezüglich der Kapelle 
Berordnnungen erließ, deßhalb meinte man im Jahre 1665, 
ed wäre nicht unbillig, wenn fie auch einen Beitrag an 


die Bauloften geben würde. Sie wollte fi aber nicht 


26 





1649, 


418 


III TE SS 


erinnern, einen Beitrag verfprochen zu haben. Als nad 


dem Tob des „reichen” Landjädelmeifterd Marquard Im⸗ 
feld die Erben fich neuerdings bittlich an die Regierung 
gewendet, da beichloß fie 100 Gl an die Koften der Ka: 
pelle zu geben. 169, 4. Septbr., verzichtete das Klofter 
in Uznach auf die Erträgniffe des Opferftodsd, Sarnen 
bezahlte deßwegen 60 Münzgulden, woran die Regierung 
20 Gl. gefteuert und übernahm den Unterhalt der Kapelle. 
Landfädelmeifter Imfeld und Joh. Chryſoſtomus Lagger 
von Giswil, Schloßfaplan auf Sonnenberg, deflen Eltern 
in Sarnen gewohnt und der ein Gebetbüchlein mit dem 
Titel: „Kleines Rofengärtlein” herausgegeben, hatten 25 
Gl. geftiftet, wofür jährlich 2 hl. Meffen gelefen werden 
mußten. Der Unterhalt mußte demnach aus dem Opfer 
beftritten werden, welches ohne Zwefej nach dem Loskauf 
reichlich gefloßen. 1672 legte Pfarrer Anderhalden wegen 
ber Kapelle Rechnung ab und blieb 16 GL. 18 Schl. 51. 
und 2 alte Alpkäs ſchuldig. Erſt nach deflen Tod wurde 
die Rechnung bon einem weltlichen Herren beforgt. 1661 
und 1767 wurden die beiden Glödlein angeichafft, welches 
Iegtere. 1776 von Abt Leodegar Salzmann geweiht wurde. 
Pathe deſſelben war Frühmeſſer Peter Anton Imfeld. 
1804 wurden Goldfchmied F. J. Wirz für einen filbernen 
und vergoldeten, von ihm felbft gemachten Kelch 123 SL 
27 Schl. 4 A. bezahlt. Thürmlein, Dach, Bordadh, Kreuz, 
Kuppelknopf, mwerin eine pergamentene Schrift gelegt 
wurde, wurden 180%, gemacht. Am St. Antonstag wurde 
dafelbjt 1794 und an St. Wendel 1785 das erfte Mal 
Gotteödienjt gehalten. 1731, 8. Oktbr., wurde fie bon 
Weihbiſchof Franz Joh. Anton von Konftanz mit einem Al⸗ 
tar zu Ehren der hl. 3 Könige eingeweiht. Durch Dpfer: 
willigfeit ift fie nach und nach zu einem ordentlichen Ber: 
mögen gelangt. 

20. Febr. wurde vom Rath „mäniglich“ gewarnt, Über 
den gefrornen See zu geben. Schon ben 2. Rob. 1580 
wurde verorbnet: „Welcher in Sarner fey (See) gat 


-ane not ber Iſt der Kilchen verfallen für 5 Pfd. bus 


ber Kilchen“. Solche Verbote wurden ‚ferner eclaflen 





1650 


419 

1653, 8. Horn. 1658, 17. Horn., 1683, 13. Horn., : 
1695, 12. März, 1696, 3. März, 1700, 27. vorn, 
1709, 9. März, 1711, 18. Horn, 1731, 10. Horn., 
1750, 24. Sän., 1753, 27. Sän., 1754, 25. Horn., 
1757, 26. Horn, 1758, 4. Horn., 1767, 7. Horn., 
1776, 10. Horn., 1779, 80. Sän., 1782, 23. Horn., 
1784, 4. Horn., 1785, 26. März, 1787, 10. Horn., 1789, 
8. Sän., 1813, 20. Horn., und 1816, 10. Horn. Es 
ift da3 ein Zeichen, daß um dieſe Zeit eine große Kälte 
geweien. Als Strafe mußten gewöhnlich 10 Gl. bezahlt 
werden oder ed wurde gedroht, daß die Ertrinfenden 
unter dem Hochgericht oder wenigſtens nicht auf gemweihter 
Erde begraben werden. Es ift uns aber fein Fall be: 
fannt, daß Jemand deßwegen geftraft worden. 1703, 
15. Dez. wurde fogar verboten, Schneeballen zu werfen 
und auf Kirchwegen, Brüden und Schwibbogen mit 
Schlitten zu reiten. 


beginnt das ältefte Verkündbuch von Sarnen 


Mit Ausnahme des Verkündbuches von 1662— 1675 find 
noch alle vorhanden. Schon damals wurden Prozelfionen 
zu den Kapellen, nach Sachſeln, Kerns, Kägiswil, Ennet: 
moos, Einfiedeln, um die Kirche mit 4 Evangelien ınd 
der Ramerdberger in den Stalden ausgekündet. 1650 
wurde das Boll ermahnt, bei der Lytanie fleißig zu er⸗ 
fheinen und beim Zeichen der Betglode mit gebogenen 
Knieen andäcdhtig zu beten. Am 2. Eonmag im Juli 
war Kirchweihe bei den Kapuzinern und am 3. Sonntag 
im Suli bei den Klofterfrauen. Hie und da murden 
Ordensperſonen, Gonvertiten oder preithafte Berfonen 
für ein Almofen empfohlen. Selten wurde eine verftorbene 
Perfon aus einer andern Gemeinde verfündet. Haus⸗ 
jahrzeiten wurden damals von einigen verwandten Fa—⸗ 


milien von verſchiedenen Gefchlechtern gehalten. Erſt 


ungefähr 1719 begannen die Angehörigen des nämlichen 
Geſchlechtes mit einander Hausjahrzeit zu halten. Bor 
Beginn der. Faftenzeit wurde gewöhnlich ausgekündet, 
daß in der Falten der Genuß von Fleiich und Eiern 


‚verboten. Diejed wurde noch am Ende des vorigen Jahr: 


420 


RI BL TG 


hunderts audgefündet, Der Genuß von Milchipeifen an 
den Fafttagen ift für Ob: und Nidwalden von Bapft 
Sirtu8 IV, den 4. Apr. 1473 geftattet worden. Dad 
Felt der bi. Johannes und Paulus wird „Hagelfirtig”, 
das Feſt des bi. Magnus „Ingerfirtig”" und dad Rofen- 
tranzfeft „Meerichlacht: Sonntag” genannt. Am Feſt des 
bi. Blafius „wird man auch den Hal meſſen.“ Beim 
5. Sonntag nach Pfingiten 1640 heißt ed: „Den nümen 
fchuolmeifter anfünden und auch die Eltern ermanen, 
ba ſie ihre Kinder fleißig fürderhin in ſchuol fchiden 
wollen”. Aljährlic wurde bie „Ingerkertze“ verkündet 
d. 5. ein Opfer für diefelbe aufgenommen. 


Am Montag nach dem erften Sonntag nach 3 Königen 
. 1651 war „der Weiber Faßnacht und ihr Jarzit“. Diele 
Faßnacht findet man bald nachher nicht mehr im Ber: 
kündbuch. 1658 d. i. vor der Seligfprehung wurde auf 
den 21. März audgefündet: „St. Benebicti ift firtig vnd 
des S. Bruder Glaufen gebachtnuß ift vollkommner 
ablaß zu farlen”. Seit 1612 wurde diefer Tag aus 
Rückſicht auf den fel. Br. Klaus als Feiertag gefeiert 
und das Jahrzeit der 9.9. von Flüe, welches jonft an 
diefem Tag gehalten wurde, auf einen andern Tag ber: 
legt. 1650 wurde das Volk ermahnt die Wunder anzu: 
zeigen, die auf feine Fürbitte gefcheben und Lebensbe—⸗ 
fchreibungen des fel. Bruder Klaus, nämlich die bon 
Heinrih Wölflin, Deinrih von Gundelfingen, Johann 
Salat, Ulrich Wittwiler und Adam Walaffer einzuhändigen. 
Am 9. Sonntag nach Pfingiten 1677 wurde ein Opfer 
für Bruder Klaus audgefündet. „ES wirds der hohe 
Gott durch des theuerwen Fürbitt des S. Manns mit 
fonderbaren Gnaden belohnen”. Am Seit des heiligen 
Apofteld Thomas war Prozeffion nach Sachſeln. „Gott 
und feiner lieben Mutter, wie auch dem feligen Landes: 
bater Bruderklaufen zu danken, wegen den beigelegten 
Zandesunruhen”. Schon bamald wurde Bruder Klaus 
als „Landesvater“ verehrt. 1679 wurbe ausgefündet: Am 
Feſt des HI. Pelagius (28. Aug.) „werden bie hl. Ge: 
bein unſers vielfeligen Landesvaters des feligen Bruder 





421 


Klaufen aus dem alten Grab erhebt und in verſchloſſenem 
Sarg dem Volk vorgeftellt und nach gehaltenem Gottes⸗ 
bienft, Amt und Predigt in dag neue Grab (unter dem 
Altartifch des Kreuzaltars) gelegt werden, zu welcher 
Ceremonie und Gottesdienft Euer Lieb und Andacht 
mit eifrigem Gebet und beliebendem Opfer zu erfcheinen 
freundlichft eingeladen wird”. Damals wurden bie Ge: 
beine aus ber Seitenfapelle der alten in die jeßige neue 
Kirche übertragen. Am 11, Sonntag nah Pfingften 
1690, (80. Zuli,) war Prozeffion nah Sachſeln megen 
mehreren Urſachen, „allwo und mit diefer Gelegenheit 
eine fonderbare und wie es fchon erhört, wunberthätige 
Tafel wird abgeholt und in die Kirche der wohlehrw. 
Klofterfrauen allhier einbegleitet werben”. Es ift das 
jene Tafel von der Ablöfung EChrifti, die ein Wirth und 
Rathsherr von einem Wann von Unterfee im Berners 
oberland ftatt der „Zäch“ erhalten und bie berfelbe 
gegen eine neue Tafel dem Klofterlaplan Franz Stolz 
überlafien bat. Bei derjelben baben dann in Furzer 
Zeit viele Gebetderhörungen ftattgefunden. (Lang, 
Grundriß J. 899.) Es wurde auch für eine Sebaſtians⸗ 
ferze das Opfer aufgenommen. Zu Weihnadt war ein 
40 ftündige® Gebet im Kapuzinerkloſter und zu Oſtern 
und Pfingiten in der Kirche, welches aber auf 4 Tage vers 
theilt wurde. Schwändi hatte die Stunden in ber 
Kirche von 7—9, Wilen und Oberwilen von 9—I1, 
Kirchhofen und Rüti von I1—1, Kägiswil, Schwarzen: 
berg, Bitzighofen und Namerdberg von 1—3 und Dorf 
und Unterborf von 8—5. Am 9. Sonntag nach Pfingiten 
wurde audgefündet: „Es werden von heut über 8 Tag 
etliche geiftliche Hochzit (Brofeffen) bei ven Elofterfraumen 
gehalten werden”. Zur Kapellweihe im Dorf erfehienen 
bisweilen auch Jeſuiten als Beichtväter. Einige ältere 
Sabrzeiten, bei denen für den Prieſter nur einige 
Scillinge geftiftet waren, wurden zufammengezogen. 
1679 wurde eine Andacht ausgekündet, und dad Volk 
ermahnt, vorher zu beichten, weil Gott das Gebet des⸗ 
jenigen nicht erhört, an dem er Böſes bemerft. Das 





1651 


422 





Bolf wurde auch ermahnt, den Sigriften pflichtgemäß ben 
Pfingitbagen zu geben. Schon damald war GChriften- 
Iehre in Wilen. 1765 wurde audgefündet, daß die 
Zandedobrigfeit angeordnet, den hohen Donnerftag und 
Charlamjtag Vormittag zu feiern. Die Auferftehungds 
feier war früher am Charjamjtag um 9 Uhr und nadh- 
ber wurde die Mette gehalten. Sn der Yaltenzeit bes 
Jahres 1651 murde gie Mittivoch Predigt gehalten. 
Am Ende des vorigen Jahrhundert? Fonnten diejenigen, 
welche zu Weihnacht bei allen 3 Mefjen zugegen waren, 
unter den gewöhnlichen Bedingungen einen volllommenen 
Ablaß gewinnen. Daber mag es fommen, daß an 
dieſem Tag an einigen Orten immer noch viele zur Bl. 
Beicht gehen. Schon damald wurde. in den Sommer: 
monaten das 10-ftündige.. Gebet gehalten. 1681, am 
8. Sonntag nach Pfingften murben Gebete angeordnet 
wegen dem Türkenkrieg und zu Pfingften 1685, jo lange 


ein Soldat im Felde ſteht. 1725, 5. Febr. war Ein: 


begleitung der. Neliquien des hi. Urſus. 

zu Martini, wurde vom Kirchenrath erlaubt, in ber 
Schwändi alle Samftag Abendd zum Troft der armen 
Seelen mit allen Gloden zu läuten, wie in den Kir: 
chen. Wie es fcheint, hat man in früheren Zeiten am Aſcher⸗ 
mittwoch die Faßnacht begraben und zu diefer Komödie mit 
allen Gloden geläutet. Die St. Jörgenlandesgemeinde des 
Jahres 1575 beichloß deßhalb: „Erftlih von wägen 
das man an der Eſchygen mitwurhen nit Sol ftürmen 
von feigfpil® wägen.“ (Veigen beißt töten, vernichten.) 
Man fol nicht „ftürmen”, ausgenommen, es ſeien 
„Kriegsläuf old Vnthier vorhanden ouch für old 
waſſersnot und welcher vſſ mutmwillen So fturmpti der 
-Sft fommen vm dv (5) Pfd. bus zu der Selben Kilchen 
handen”. Mit dem Läuten der Betglode begann man 
ſchon im Mittelalter. Am Ofterfamftag 1578 wurde ber 
fchloffen, daß man in allen Kirchen verfünde, daß bis 
zum Herbſt Abends eine Stunde vor Betglode ein 
Zeichen geläutet werde, damit der Prieſter und das 
Bolt 5 Baterunfer und Ave Maria bete für den „Erb: 
wuchs”. Mit dem Frühbetläuten wurde 1575 zu Dftern, 


423 





1604 am bl. Kreuztag im Mai, 1700 am „rothen“ 
Sonntag, 1707 zu Mittefaften und dann iwieder am BI. 
Kreuztag begonnen und gewöhnli am hl. Kreuztag im 
Herbit aufgehört. Auf mehrfache Anregung des Kapu⸗ 
ziner3 P. Elektus murde den‘ 16. Auguft 1695 vom 
Rath beichloffen, daß zur Gedächtnis und zur Ehre des 
bitteren Leidens Jeſu Chrifti alle Freitag um 3 Uhr 
in allen Kirchgängen mit der großen Ölode ein Zeichen 
gegeben werde. 1823 wurde verordnet, daß alle Sigerften 
während dem Sommer Abends um 10 Uhr die Glode 
läuten, was jeßt nicht mehr gebräuchlich ift. Eine Zeit 

lang mußte diefelbe auch während dem Winter Abends 
um 9 Uhr geläutet werben. In Kriegszeiten oder bei 
großer Kälte wurde die große Glode bißmeilen ftillgeftellt, 
einerfeit3, damit die Mannfchaft weiß, daß fie fich vers 
jammeln fol, jfobald die große Glode geläutet wird, 

“ und anderfeit3, meil man fürchtete, baß fie bei großer 
‚Kälte leichter zeripringe. 


1651, 9. Dez. wurde ‚befchlofien, daß der Baumeifter in jedem 
Kirchgang einen Straßer beftelle. Seit 1786 bis in die 
Mitte dieſes Jahrhunderts wurde fat alljährlich von der 
Landsgemeinde beſchloſſen, daß eine jede Haushaltung 
einen Tag an der Straße arbeiten ſoll. Jeder Kirch⸗ 
gang mußte die ihm auferlegten Trag- und Stoßbären 
anichaffen.. Damit es mit den Straßen befjer vorwärts 
gebe, wurde 1787 befchloffen, jedem guten Arbeiter, wenn 
er 6 Stunden arbeite, 6 Schl. zu bezahlen. 1788, 18. 

Oktober, wurde denen im Schild, Melchthal und in der 
Schmwändi erlaubt, ftatt dem „Tagmen” 2 33. zu bes 
zahlen. Später mußten 10 Schl. bezahlt werben. Im 
Frühling oder wenn ein großer Herr ins Land kam, 
wurde gewöhnlich befohlen, innert 14 Tagen die Häge zu 
beſchneiden. Die anſtoßenden Güter waren verpflichtet, 
dem Waſſer auf der Straße den nöthigen Abzug zu geben. 
Die Zoll: und Weggelder wurden für den Bau- und Unter 
halt der Straßen verwendet, die aber fpäter nicht mehr 

‚ Hingereicht. 1588 wurde bon ber Landögemeinde be⸗ 
Ichloffen, daß derjenige, welcher. Landammann wird, 6 


424 





Mann zu ſich nehme und Weggelder auffete. Die gleiche 
Landägemeinde berordnete, dag man mit Kaufmann: 
gütern bei 20 Pfd. Buß nicht durch die Matten fahre. 
Die Freitheiler follen auf der Allmend jo viel Land zur 
Straße geben, daß 2 Karren bei einander vorbeifaßren 
fönnen. Nachher mögen fie Schranken fchlagen. Ohne 
Erlaubniß des Baumeifterd oder Landfädelmeifters durfte 
laut Berordnung vom 13. Mai 1589 Niemand ftraßen. 
Wie es fcheint, hatten die „Straßer” in einzelnen Ge: 
meinden auf Roften des Landes allzuviel geftraßt. Bon 
Beit zu Zeit wurde eine Kommiſſion beitellt, welche ein 
Gutachten über die nötigen Verbeſſerungen an der Straße 
abfaſſen fol. Die herabhängenden Aeſte mußten bis 5 
Ellen in die Höhe abgefchnitten werden. 1823, 27. Sept. 
wurde verordnet, daß Nußbäume, 8 Kiftr. von der Lands 
ftraße und dem daran ftoßenden Hag entfernt, geſetzt 
werden und andere Bäume zwei Klftr. Die alte Lands 
jtraße von Alpnach nach Sarnen hatte von unten hinauf 
ungefähr die Richtung von der Eifenbabnlinie, machte 
danıı wegen Kernd einen Abftecher gegen die Kernmait 
und Voribach, ging dann über die Melchabrüde neben 
des Salzherren vorbei gegen das Kapuzinerklofter. Der 
Fußweg von Alpnach ging neben der Kapelle in Kägis⸗ 
mil vorbei gegen Dellen und Bitighofen. 1818, 28. Febr. 
wurde nach angehörtem Gutachten der-Straßenfommilfion 
beichloffen, die neu anzulegenden Straße vom Schlieren: 
gäßli Über das Gigenried in möglich gerader Richtung 
gegen Sarnen zu ziehen. In Folge deffen wurde ben 
15, Juni 1822 von der Straßenfommifftion angefragt, 
ob die Landftraße von der Nabrüde hinauf bi zum 
Schloßacdher nach ihrer bisherigen Richtung beim Kapu⸗ 
sinerklofter vorbei oder aber über die Allmend. beim Stolles 
gium hinauf gezogen werden fol. E3 wurde erfannt, 
daß fie von der Rüti über die Allmend beim Kollegium hin- 
auf gebaut werde. An den Unterhalt der Gaſſe, die 
früher neben dem Frauenklofter gegen bie Rüti hinauf: 
ging, mußten auch die Klofterfrauen etwas beitragen 
wegen einem Winteriveg, der früher durch die Mürg ging. 


425 


ILL TED 


1727, 21. Juni, wurde erflärt, daß, wo ein Fuß: 
weg durch die Landitraße geht, da follen die anftoßenden 
Güter halbe Koften bezahlen ober aber den halben Theil 
ber Straße machen, den andern halben Theil jollen meine 
en. H. machen und erhalten laffen. Wo aber fein Fuß: 
* durch die Landſtraße geht, ſondern nur Karrenſtraße 
iſt, ſollen meine gn. H. ſie allein erhalten. Die Fußwege, 
welche durch Güter, obwohl ſie Landſtraße ſind, d. h. vom 
Landvolk viel gebraucht werden, ſollen die Güter allein 
erhalten. Aus dieſer Urſache mußte der Fußweg von 
Alpnach über Dellen und Bitzighofen nach Sarnen von 
den Gütern erhalten werden. Es bedurfte aber hie und 
da der Mahnung. Solchen Landfußwegen nach mußten 
‚laut Verordnung vom 2. März 1754 Thürli gemacht und 
die Lüden abgethban werden, ausgenommen bei Allmenden. 
An der Landitraße im Voribach wurde 1675 ftatt bes 
ungefallenen ein neues Kreuz errichtet. Hie und da 
fuchte die Regierung den Unterhalt der Landftraße ber 
. betreffenden Gemeinde aufzuladen. So 3. B. verorbnete 
fie, den 15. Oft. 1692, daß die Kirchgenoffen von Sarnen 
ermahnt werden, die preſthafte Landftraße bei der Kern⸗ 
matt in ihren Koften zu verbefiern. ALS die Landftraße 
über die Gigen vollendet war, da wurde den 6. Mat 1820 
verboten, einftweilen mit ſchweren Laften und großem 
ungebundenem Bieh über die neue Straße zu fahren. 
Später wurden für fchmwerere Laften Deichfelmagen mit 
31/3 Zoll breiten Radſchienen vorgefchrieben. 

1814, 4. Juni wurde beichlofien, die Belege im 


Sarnerdorf von der Brüde hinweg bis zu Landammann 


Imfelds Haus, zu welcher die Anftöß die Materialien 
herbeigefchafft, unter der Direktion von Landammann 
Imfeld auf Koften ded Landes zu repariren. Die Lands 
ſtraße beim Wyher wurde 1748 mit PBrügeln und grobem 
Holz reparirt. Im gleichen Sabre wurde den Karrern 
nochmals angezeigt, daß fie niemals über den Schwibbogen 
beim Rathhaus, fondern über die Spitalbrüde und durch 
-die große Gaffe und nicht über den Fußweg fahren. Um 
den Weg durch die große Gaſſe zu verbeffern, mußten 


426 


die Harrer 1738 Sand herbeiführen unb bie }yreitheiler 
dasjelbe fchöpfen. 1639 wurde in allen Kirchgängen 
verkündet, daß Niemand weder mit Roß noch Bieh bei 
5 Gt. Buß über das Rüdli fahre Niklaus von Rotz 
wurde als Aufjeher bejtimmt. Den Güterinhabern vom 
Woher bis Rüdli wurde im Sabre 1824 befohlen, den 
Fußweg zu repariren. 1661 hat Sarnen und Kern? 
das Material zu einer FZußbjegi für diefen Weg herbeis 
geſchafft und die Regierung die eine Hälfte der Koften 
und die Gemeinde Sarnen die andere bezahlt. Die Koften 
eined Weges oder einer Straße wurden demnad nicht 
immer nach den gleichen Grundfäßen vertbeilt. Schon 
den 6. Juli 1583 wurde der Baumeifter beauftragt, 
einen Fußweg über die Melcha hinauf machen zu laflen. 
1552 murden von Wegen ber Straße von Wilen 
über Obermwilen 3 Gl. gegeben, damit man diejelben da 
verwerche, wo e8 am nötbigiten ift. An die Wege in 
der Schwändi gab die Regierung 1566 6 Kronen. 1861 
wurde eine beſſere Straße in die Schwändi gemadjt und 
1870 in den Rameräberg. 


1652, 21. Sept. ertranfen 7 Berfonen aus der Schwändi im 
Sarnerfee, nachdem fie in der Kapelle im Dorf die Hl. 
Saframente empfangen und eine Wallfahrt nach Sachſeln 

gemacht. Sie haben ein „beſes Schiff gehabt vndt das— 
jelbige vberladen”. 1687, ebenfalld den 21. Septbr., er: 
tranten bei Brunnen 6 Berfonen von Sarnen, die nad) 
Einfiedeln zum Feſt der Engelmweihe wollten. Es war in 
- diefem Jahre die große Engelmweihe und fic find, wie es 
fcheint, mitten in der Nacht gefahren. Auf dem Heims 
weg vom Mufegger Umgang ben 23. März 1766 wurden 
bei einem beftigen Sturmwinh in ber Nähe von Kehr⸗ 
fiten 15 Berfonen von Sarnen von den Wellen vers 
ſchlungen. Am Feſt des feligen Bruder Klaus 1803 er: 
tranfen im Sarnerfee 11 Perfonen aus der Schwänbi. 
Darunter befanden ſich Rathsherr Peter Anton Ming, Karl 
Kathriner, Anton Burh und feine Frau u. ſ. w. Das 
Schiff verfant bald nad der Abfahrt. Große ‚Opfer 
wurden den fremben Kriegsbdienften gebracht. Im Novbr. 








427 


V 


1636 ſtarben in Italien 15 Mann von Sarnen aus der 
Kompagnie des Hauptmann Hans Imfeld, 1657 22 Mann 
1665 ſtarben in Spanien 19 Sarner. 1652, 5. Septbr. 
ſtarb Jakob im Sand, ein Walſer. „Iſt etwan 30 oder 
40 Jar Knecht allhie gſin vnd hat vil tauſend pfund 
fürgſchlagen“. Den 23. Jän. 1655 ſtarb eine alte Jung⸗ 
frau Maria Hirfimann. „Iſt vil Jahr lang offleten 
bacheri gſin“, d. h. fie Hat die Hoftien für die Kirchen 
und Kapellen gebaden. Vorher bejorgte diefes Geſchäft 
Anna Wirz, „die alt ofleterin”, die den 1. Septbr. 1633 
geftorben. Das Dfleten : Eifen, welches einige Stuben: 
brüder 1614 um 3’); Gl. in Mailand gefauft und der 
Stube (Briefterfapitel) verehrt, wurde, mie e8 fcheint, 
einer folchen braven Jungfrau übergeben. Später forgten 
die Kapuzinerbrüder für Hoftien und es wurde etwas für 
Dfletenmehl bezahlt. 1668, 26. Dezbr. wurde Kaſpar 
Shaffer oder Schäfer begraben, der letzte 
feine Geſchlechtes. Schäfer begegnen uns zu 
Sarnen Schon im 15. Jahrhundert. 1442, 28, Februar 
wurde Hänsli Schäfer ein Stüd Allmend mwahrfcheinlich 
zu einem Hausplatz gegeben mit der Bedingung: „Er fol 
die melchen weren von Klaus Kifferd Hohftat abhin uns 
(bis) an den meg, der vſ dem Dorf in melden gat“. 
Balz Schäfer® Kinder erhielten 1565 um 50 Gl. das 
Landrecht und Martin Schäfer 1579 das Stipendium in 
Mailand. 1676, 1. Jän. ftarb der alte betagte Chris 
tian Schilt, der letzte feines Geſchlechtes. 
(Todtenbuch). Schon den 6. Juni 1468 erjcheint Gerin Schild 
vor Gericht wegen der Melchawuhr. 1567 ſchuldete JoſtſSchilt 
dem Geſatzjahrzeit 5 Pfd. Zind ab der Ei im Ramersberg. 
Wenn es auch im Stammbaum bes fel. Bruder Klaus heißt, 
die erite Grau des Conrad Scheuber, feines Großſohnes, 
jei die Witwe eine Schild vom Berner Oberland ges 
weſen, fo ift e8 doch wahrfcheinlicher, daß derfelbe von 
Sarnen geweſen und daß Br. Scheuber nicht ind Berner 
Oberland gewandert, um ſich eine Frau auszuwählen 
und das um jo mehr, da Wendel Schilt, Sohn des Joſt 
und der Katharina Frunz, obfchoner Feine Beamtungen 


428 


VV 


hatte, im Bruderklauſen⸗-Prozeß von 1625 als Zeuge aufs 
gerufen wurde. Die beiden Gefchlechter Schäfer unb 
Schilt hatten in Obwalden dad Landrecht, aber kein 
Kilcherredit. 

1652 gab es zu Sarnen Melady:, Strifriche, Miſach⸗ und Ror⸗ 
nachbäume. 

1652, 27. April kauften bie Sreitheiler von Schügenhauptmann 
Imfeld das Hasli und gaben Stüde davon gegen einen 
gewiflen Zind zu Hanfgärten. Auch in anderen Gemeinden 
ließ man um diefe Zeit auf der Allmend Hanfgärten an: 
legen. So 3. B. bezog der Sädelmeifter in Sachfeln 1674 
wegen Hanfgärten auf beiden Allmenden 12 SI. 18 Scht. 
1745 Tauften die Sreitheiler dad Hasli, welches der 
Marie Therefia Müller gehörte um 7800 Pfd. und 1710 
dag Rüdli fammt Ried von der Witwe des Karl Franz 
Smfeld um 5040 Pfd. Diefe beiden Hasli und daß 
Rüdli werden jegt zu Gärten verwendet. 1740, 3. April 
wurde die Alp Schwand um 6450 Pfd. gefauft; Teufi⸗ 
matt, war 1662 im Belike ber Freitheiler. 1848 befaß 
der Freitheil fchon 145,180 Kiftr. Allmendland. 


1653 wurde zu Ehren des Alter? Chrifti und in Anbetracht ihrer 
beionderen Freundſchaft, der Kürze bed Lebend, der Bitter: 
feit des Todes und der Strenge des Fegfeuers bie 
Bruderfchaft der 33 Brüder geftiftet. Sie nab: 
men fih vor, Franke Brüder zu befuchen, ihren Leichnam 
zur Kirche zu begleiten, für fie zu beten und zu opfern, 
„jedoch alles ohne gefährbe”, d. h. ohne fich unter einer 
Sünde dazu zu verpflichten. Der. Pfleger fol forgen, 
daß für den verftorbenen Mitbruder eine befondere „Bes 
ſinkhnus“ (Gedächtniß) gehalten werde. 1667, 29. März, 
wurde beichloflen, bei 20 Schl. Buß jährlih am Sonn» 
tag nach Allerfeelen eine Zufammentunft zu halten und 
1670, 21. Rov., daß jeder Bruder 10 Schi. gebe, um den 
V. V. Kapuzinern „guotten beütfhen Wyn“ daraus zu 
kaufen und 6 Schl, um 33 Kerzen machen zu laflen, bie 
fie dann an den Muttergotteötagen und am Frohnleich⸗ 
namsfeft nach ben Rathöherren paarweije umtragen. 
Mer abwefend ift, darf einen ehrbaren Mann ald Stell: 


429 


III SH? 


bertreter ftelen. ‘Einen ähnlichen Zweck, d. 5. Werke der 
Barmherzigkeit auszuüben gegen kranke und verfitorbene Mit: 
glieder, verfolgt auch die 1680 geftiftete Bruderfchaft der 
Bweiundfiebenziger, der fpäter geftiftete ung: 
frauenverein und bie verfchiedenen Krankenver—⸗ 
eine, die erſt in den letten Jahrzehnten gefti,tet wurden. 
Durch den Mütterverein fucht man eine gute Kinder: 
zucht zu fördern. Die. ältefte befannte Bruderfchaft in 
Sarnen ift die Bruderihaft „Unferer lieben 
Frau”, die gemäß einer Notiz vom Jahre 1560 an 
Maria PBerfündigung und Maria Geburt ihre Bruder: 
Ichaftäfefte hielt und melche dann mwahrfcheinlich in bie 
1624 errichtete Rofenfranzbruderfchaft überging. 
Wie das 1594 gegründete Briefterfapitel Obwalden? fich 
unter den Schug und Schirm des heil. Auguftin geftelt, 
ebenſo ftellte fich die 1596 gegründete Zunft und Meifter: 
Schaft unter den Schuß und Schirm des HI. Urfus. Bon 
daher entitanden dann die Auguftinu®: und Urfen: 
Bruderſchaft. 1637 wurde, durch ie Belt, welche in 
den letten Jahren mehr als einmal gemwüthet, veranlaßt, 
die Sebajftian:, Rochus: oder bi. Kreuzgbruder: 
Tchaft eingeführt, Sorge für die Peſtkranken und für 
Begräbniß der an der Belt Seftorbenen war der Haupt: 
zweck dieſer Bruderfchaft.e Die „Kreuzbrüder“ ſollen 
wöchentlich den ſchmerzhaften Roſenkranz und die Prieſter 
das hl. Kreuzoffizium beten, jedoch Alles ohne Sünde im 
Unterlaſſungsfalle. 1689 wurden derſelben die beiden alten 
Bruderichaften gewohnten Abläffe verliehen, nämlich voll: 
fommenerAblaß unter den gewohnten Bedingungen am Tage 
der Aufnahme, in der Todesitunde u. alljährlich am Bruder: 
Ichaftsfeft und dann noch einige unvollkommene Abläffe. 
Als 1744 Reliquien des heil. Julians von Rom nad 
. Sarnen übertragen wurden, wurde bdiefe Bruderfchaft 
au unter den Schug und Schirm de heil. Märthrers 
Julian geitellt. 1728 wurde die Bruderſchaft vom 
Stapulier, 1752 vom bi. Aloiſius und 1766 vom 
bit. Herzen Jeſu eingeführt. Wie jchon früher an: 
gedeutet, ift dafeldft auch eine Schützen⸗ und Römer: 


480 


RI IL LEG 


bruderfhaft. Im 18. Jahrhundert gab e8 auch Ge- 
re Jungfrauen und eine St. Annabruder: 
art 
1654, 18. Horn., beichloß der Rath, daß. in allen Kirchgängen 
ein Opfer für eine Kerze zu Ehren des Hl. Blaſius 
im Stalden aufgenpmmen merde. 
1656, Was die Sarner in Zeiten der Gefahr, d. i. zur Beit des 
erſten Villmergerkrieges gethan, meldet das Verkündbuch. 
Den 17. Jän. hielten ſie eine Prozeſſion um das Dorf, 
zu den Kapellen und zum Frauenkloſter. Den 20. Jän. 
war Prozeffion zu den Kapuzinern und zur Kapelle im 
Dorf. Am Montag, den 6. Horn., war Pſalter bei dem 
lauretaniichen Bild, am Dienftag Kreuzgang ind Kapu⸗ 
ziners und Frauenflofter, am Mittwoch Kreuzgang nad 
Kernd, am Donnerftag aufs Flühli, am Freitag nad 
Sachfeln und am Samstag in Stalden. In der Woche 
nad Septuageſima wurde alle Tage nad dem gewöhn⸗ 
lichen Gottesdienſte ein Pſalter gebetet und nach dem 
Pſalter, den Montag ausgenommen, eine heil. Meſſe ge- 
lefen „zur Erlangung eines guten Friedens, bis die Tag: 
fagung aus ift”. Am Sonntag Seragefima war Pros» 
zeifton nach Rägiswil. Am folgenden Dienftag mar 
Prozeiftion in beide Klöfter und in die Kapellen, am 
Donnerftag nach Kern? und am Freitag nah Sachſeln. 
An der Woche Duinquagefima war 3 Mal Prozelfion zu 
den Klöftern und zur Kapelle im Dorf und wurde an 
jedem Ort ein Roſenkranz gebetet. Am Freitag nach 
Oftern. war Prozeſſion nah Sachſeln zur Dankſagung 
für den erlangten Frieden. Ohne Bieifel wurden auch 
‚in andern Gemeinden ähnliche Bittgänge abgehalten. 
Am Mittwoch vor Pfingften machten je 24 Männer aus 
einem großen Kirchgang und je 12 Männer aus einem 
Heinen Kirchgang mit „tägen und mantel” eine Wallfahrt 
nad) Maria Einfieveln. Für diejenigen, bie. fonft mits 
gingen, bezahlte die Regierung den Schifflohn. Gemäß 
demſelben Verfündbuch murbe 1712 bei weiten nicht mehr 
ſoviel 'gebetet. Die Felpfchlinge, welche Junker von Er: 
lad), Oberſt ber Berner, bei Villmergen verlor, foll Haupts 


431 


III SING 


mann Jakob Wirz, der ſich bafelbft audgezeichnet, der 
Kirche in Sarnen verehrt haben. Sie wurde zum Tragen 
der Monftranz mit dem Allerheiligften gebraucht und war 
ganz ſchwer von Gold mit rothſeidenem Taffet gefüttert. 
(Zeugherr Wirz.) 

1659 wurde die Kapelle im Dorf vergrößert. Drei 
Altäre waren ſchon in der von Landammann "Niklaus 
und feinem Sohn Landammann Marquard Imfeld er⸗ 
bauten Kapelle. Zu diefem Zweck wurden Frohndienſte 
geleiftet. Am 4. Sonntag nad Pfingften 1657 wurde 
das Volk von Pfarrer Schmid erfucht, am nächſten reis 
tag Steine aus dem Schwanbbad an den See zu thun. 
1658 am Magnudtag Nacymittag wurde wiederum für 
bie Kapelle gearbeitet. Am 4. Sonntag nad) 3 Königen 
wurde ber ganze Kirchgang höchſtens gebeten, am erfteı 
Tag, an dem es jchneit und „Mennmweg” gibt, Holz, Sand, 
Stein, „Ips“ und Duft zu führen. Am Felt des Heil. 
Konrad 1659 wurden die Sarner erſucht, nad dent 
Gottesdienſt an der Kapelle zu arbeiten und am Feſt des 
bt. Sofeph 1660 Nachmittag „Blatten” über die Melcha 
zu ziehen. Den Hochaltar ließ die Obrigkeit auf’ ihre 
Koften erbauen, den Nebenaltar auf der Männerjeite 
Pfarrer Wolfgang Schmid und den Nebenaltar auf der 
Meiberfeite Ritter, Landammann und Landeshauptmann 
Johann Smfeld. Derfelbe fchenkte der, Kapelle überdies 
noch 1000 Pfd. Die Schöne Kanzel ift mwahrjcheinlich 
eine Arbeit von Meifter Johann Trögli, der, wie es 
fcheint, ein Schüler von dem audgezeichnreten Möbelfchreiner 
geweſen, welcher in der Kapelle auf dem Flühli gearbeitet. 
Trögli wurde den 26. Sept. 1667 zu Sarnen begraben. 
Die Einweihung durch Weihbiſchof Georg Sigismund 
von Konftanz hat den 18. September 1662. ftattgefunden. 
1767 wurde ein neuer Hochaltar gebaut und von ber 
Regierung 50 Gl. daran gefteuert. Der Tiichmacher 
inftete 225 Gl. 1869, 17. Juni, wurden die Stationen 

durch P. Columban eimgejegnet, 1874 erhielt die Dorf: 
Tapelle eine neue Drgel von Scheffold unb vor einigen 
Jahren wurde fie renoviert. Die Wappen des Stifters 


432 





und feiner Frau, in Stein ausgehauen, find hinten an 
der Kapelle angebracht. 


1658 wurde der Bulverthburm gebaut. Vorher befand ſich 
das Pulver im fog. Herentburm. Nun fing man an 
„zu Gemüth zu führen,“ es Tönnte einmal der Schaf 
fammt den alten Schriften, die ebenfalld daſelbſt aufbes 
wahrt wurden, in die Luft fliegen und deßwegen murbe 
beichlofien für das Pulver einen eigenen Thurm zu bauen 
und das alte Gemäuer. und den Ziegelofen im Seefeld 
zu diefem Zwecke zu gebrauchen und Materialien berbei- 
zuichaffen. Alsdann wurde eine Commiſſion feitgelegt, 
welche dem Hauptmann Kulpar Ymfeld das Gemäuer 
ablaufen und den Bau beforgen follte. Die alte Ziegel: 
bütte und das Haus im Seefeld, welches die Regierung 
mit den Erben des Pannerherr Melchior Imfeld gegen 
bad Zollhaus bei der Melchabrüde in Sarnen abgetaufcht, 
wurde von berfelben im Jahre 1646 verfauft. Für das 
Gemäuer und den Ziegelofen wurden 100 Pfd. fammt 
30 Bz. Trinkgeld bezahlt. 1708 wurde an der Landes: 
gemeinde der Antrag geftellt auf Koften des Landes eine 
Biegeihütte und ein Magazin zu bauen, welches aber 
verichoben wurde. 1713 bat dann Erjefuit Dillier der 
Stifter des Kollegium, am Seegelände bei Kirchhofen 
eine folche errichtet und mit derfelben gute. Geſchäfte ge 


macht. 

1661 kam Bruder Georg Grimm nach Sarnen und führte 
während dem Sommer im Voribach das Leben eines 
Waldbruder. Er war der Sohn des Thomas und der 
Margreth Nuetſchin und wurde geboren um das Jahr 
1580 zu Aufhauſen bei Freiburg im Breisgau. Mit 
feinem Jugendfreund Johann Meier trat er in dad 
Noviziat der Kapuziner, welches fie aber bald wieder 
verließen. Nachdem fie noch einige Zeit bie Freuden ber 
Welt verkoftet, wurde Johann Meier Pfarrer und Georg 
Grimm Walddruder. Nachdem er am verichiedenen Drten 
als jolcher gelebt, kam er endlich nach Sarnen. Um 
ganz arm zu fein, ſchenkte er die 14 Dukaten, welche er 
ind Land gebracht, dem Spital. Die Regierung zeigte 


433 
fih ihm dankbar und beichloß den 19. Oktb. 1661, ohne 
daß Georg ein Geſuch eingereicht: Der Spitalvogt folle 
ibn, fofern er für den Winter feine warme Stube oder 
Kammer habe, : die Tleine Stube im Spital bewohnen 
lafien und ihm „zur nothwendigfeit warm machen.” 
«Cr mußte aber nicht in den Spital, fondern Niklaus 
Imfeld, Sohn des Landammann Beter, welcher außer 
der Melchabrüde bei der St. Antönifapelle wohnte, nahm 
ihn gaftfreundlich in fein Haus auf und er durfte dafelbft 
mohnen bis zu feinem feligen Ende. 1663 wurden beim 
Kardinal und Landgraf von Heflen Erfundigungen einge: 
zogen. Diefer fchrieb den 13. Febr. 1664 von Heiters- 
beim: . „Wir erfreuen ung, da befagter Eremit finn 
frommes leben alfo continuirt, daß es zu auferbauung 
und gutem exempell dafiger einwohner gereichet.” Den 
3. Sept. 1664 mwurde Bartholomäus Schmid beauftragt 
dafür zu Torgen, daß dem Bruder Georg auf Koften bes 
Spitald „ein nümer rofh und Manttel von guet graumem 
tuech gemacht werde.“ 1670 murde ihm vom Spital 
auch Holz zum Heiten und Anfen und Mehl zu feinem 
Unterhalt gegeben, Er ftarb den 28, Nov. 1670 u. wurde 
im Chor des Beinhaufes auf der Evangelienfeite beerdiget. 
1702 wurden die Gebeine heraudgenoinmen, in ein Rift: 
lein gelegt und in den Fuß des Altared hineingemauert. 
Niklaus Imfeld erhielt vom Spital 150 Pfd., weil er ihn 
9 Sabre lang behaufet. Pfarrer Anderhalden fette ihm 
im Todtenbudy folgende jchöne Denkmal: „29. Nov. ift 
zu begraben gfin der Ehrbare frome in gott andächtige 
und geiftiiche nun 90 Jahre und 9 monat bedagte bruder 
Göry Grimm von friburg aus brysgaw, are wegen 
feined frommen und gleichfam heiligen Wandels, abftinenz 
vnd eremplarifch leben mäniglich wohl befannt und hoch 


berühmt.” Die Regierung aber gab den 12.. Jän. 1671 


LZandammann Bet. Joh. Imfeld den Auftrag mit ben 
Geiftlichen gu. reden, daß meine gnädigen Herren ein 
Wohlgefallen hätten, wenn von ihnen des felig „abge: 
leibten” Gremiten Bruder „Geörg Grimmen” Leben und 
Sterben beichrieben würde. 


27 


1665, 


1666, 


484 


23. Horn. wurden bie Beifaffen angehalten, den rei: 
tbeilern wegen Unfoften per Haushaltung 12 Sch. zu 
bezahlen. 

22. Nov. wurde vom Bifchof in Konitanz die Stiftung 
einer Kaplaneiin Kägidmwil gutgeheißen. Als 
Beweggründe erben angegeben, dab Kägiswil 200 
Seelen zähle, welche eine Stunde bon der Kirche entfernt 
find. Infolge deſſen ſei Kindern und Greifen der Beſuch 
des Gottesdienſtes und des nötbigen Unterrichted oft un: 
möglih und in dringenden Fällen fterben die Kranken 


ohne Empfang der bl. Sakramente. Dem Pfarrer fei - 


dieſe Stiftung nicht nachtheilig, indem fie an Sonn= und 
Feiertagen meiften® die Pfarrkirche in Alpnach befucht 
und ihm dadurch mehrere Zajten abgenommen werben. 
Dem Kaplan veriprechen die Kägiswiler nebft Wohnung 
und 2 Gärten wöchentlich 30 Bz. oder 117 Gl., genügend 
Hol und Weidrecht. Sie wollen trachten, das 
Einlommen auf 3 Gl. per Woche zu erhöhen. Sie 
melden dem Bilhof, baß die Kapelle 1071), Gl. Zins 
befite und daß man ſie immer noch anftändig erhalten 
fönne, wenn 70 ©I. für die Kaplanei davon genommen 
werden. In der Woche bat er nur 2 Applikationen frei. 
Der Pfrundinhaber bat die gewohnten Berpflichtungen 
eined Kapland zu erfüllen. Da die Kägiswiler fpäter 
dem Kaplan wöchentlich 10 Bz. mehr gaben, wollten fie 
ihm fein Holz mehr geben. Die Bifitatoren entichieden 
den 8. Oktober 1731, daß fie dem Staplan das nöthige 
Holz; an einem gelegenen Drt anzeichnen und daß er es 
auf feine Koften beimtransportiren laſſe. Sie follen 
trachten , fpäter auch die Koſten des Trandportes zu 
übernehmen. 1742, 5. Aug. erhielt der Kaplan wegen 
geringem Einlommen Dispen?, To daß er wöchentlich 
nur mehr eine Mefje für die Gutthäter appliziren und 
an den übrigen 4 Tagen der Gutthäter beim Memento 
gedenken mußte. 


1668 wurde der Wald im Stuoffärich, den Nikolaus Ambül 


der Dorffapelle verehrt, dem Landammann Wolf: 
gang Wir; um 100 Gt. verfauft. Die Kapelle batte 


1672 


1673 


1675, 


435 





aud einen Stand, welcher 1710 Hautt in Luzern und 
1711 dem Buchdbrufer von Zug um 33 Sc. geliehen 
wurde. Den Zefuiten in Luzern murden alljährlich 
wahrſcheinlich megen Aushilfe im Beichtftuhl an der 
Kapellweihe 2 Käfe verehrt. Da die vornehmen Sarner 
damals meiltend in Luzern fiudirt, deshalb bot die 
Kapellmeihe einen günftigen Anlaß, um bie frühere 
Freundſchaft wieder zu erneuern. 

mußten die Schwander an drei Gloden in Sarnen, 
die nicht mehr vorhanden find und die ber Flirchenrath 
1670 veraffordirt, 183 Gl. 5 Schl. bezahlen. 

wurden wegen Kriegegefahr im Stalden und auf der 
Egg in Kernd die Feuerzeichen aufgerichtet. Diejes 
geſchah auch ſpäter bei Kriegsgefahren. Eo 3. B. wurde 
den 1. März 1734 verordnet: Wegen dem Wachtfeuer 
nimmt man vom Rogberg das Zeichen, geht auf bie Egg 
in Kernd, von dannen auf den Hubel in der Schwenbi 
und von der Schwendi auf die Mühleflub in Lungern. 
3. Suni war PBannerfhwur des neugemwählten 
Pannerherrn, Landammann und NRitter Joh. Imfeld. 
Die 400 Obwaldner, melde zum Banner gehörten, 
mußten ſich auf der obern Allmend fammeln und auf: 
ftelen. Alsdann marſchirte man am SKapuzinerflofter 
vorbei. Beim Kapuzinerfreuz; im Anfang der großen 
Gaſſe ließ der Bannerherr jedem, der ed annehmen wollte, 
„einen großen bächer vol gueten Weind vnd ein 
Mutichli brot” darreichen. Nachher marfchirte man zu 
Landammann Joh. Beter Imfelds Haus (Steinhaus auf 
dem Dorfplat), wo bie Banner aufbewahrt wurden. 
Dem Pannerherrn murde dad vom römiſchen Bapite 
verehrte Banner übergeben und die übrigen zur Befidh- 
tigung hinausgehängt. Auf der untern Allmend murde 
in Gegenwart der Abgeorbnneten von Nidwalden der Pan: 
nerſchwur „vorgemundet”. Nachher war Salve mit ben 
Musqueten und dem großen Geihüß, Zug in die Dorf: 
fapelle, Te Deum und Heimbegleitung des Pannerherrn 
mit dem Panner. Aehnlich waren auch die Geremonien 
beim Pannerſchwur bed neu gewählten Bannerherrn in 





436 





den Jahren 1681, 1685, 1700, 1704 u. f. wm. 1685 
murben 14, 1704 6 und 1766 nur zwei kleine Panner 


zum Fenſter hinausgehängt. Alle diefe kleineren Banner 


find zur Zeit der Helvetif verloren gegangen. 


1675, 20. Sept. wurde befchlofjen: „Aller in dem Archiv des 


1675, 


1679, 


Turns liegenden Abfchieden und Gefchriften eine geng: 
liche information zu erheben, au in ‚eine Regiftratur 
zu Stellen und biefelbe hernach in Driginali oder durch 
ein Copeybuch in der Gantlei oder vermitelit eines vf 
dem Rathauß machenden gänterlin® oder Küften vfzube: 
halten zlaffen.” Wie es fcheint, wurde dad Archiv noch 
nicht geordnet. 1679, 19. Aug. wurbe neuerdings ver: 


ordnet, daß. „in der hinderen Rhatſtuben gegen der Klei: 


nen Rhatftuben an der Wand ein gehäuß oder Genterlin 
gemadjt werde.” 1680 wurde dem Landfchreiber erlaubt, 
in fein Haus zu tragen, was er öfters nöthig hat und 
1726, 9. Febr. würde wieder ein Anzug’ ivegen dem Re: 
giſtriren und wegen Durchſuchung unſerer Kanzlei im 
Thurm gemacht, weil ſolches Werk für erſprießlich ja 
nothwendig erachtet worden. 3 Jahre nachher wurde 
dieſer Beſchluß auch auf die im Rathhaus liegende Kanz⸗ 
lei ausgedehnt und Lundammann und Pannerherr Bucher 
beauftragt. 1749, 1757, 1805 und 1819 wurden neuer: 
dings Beichlüffe gefaßt, das Archiv beffer zu ordnen. 
Deſſenungeachtet blieb es größtenteils ungeordnet, bis es 


endlich in ben letzten Jahren im Auftrag der Regierung 


duch Hrn. Fürfprech Küchler geordnet wurde. _ 

25. Nov., wurde wegen dem Kaplan von Stalden 
verordnet, daß ihm für Zehrung der auf ben 1. Sonn: 
tag in der Abvent beitellten Beichtuäter und Prediger 
3 Gl. gegeben werben. Er foll am Sonntag verfünben, 
an welchen Tagen in ber Woche Meſſe gehalten wird 
und es fol mit der Glode ein Zeichen gegeben werben. 
Er ſoll auch Schule halten. 


7. Jän., wurde verordnet: „Wan der Müller in der 
Aamüli daſ Aawaſſer under der Rohrlukhen abſchlagen 
würd, ſollen die Kirchgäng Sarnen, Sachſeln und Gis—⸗ 
wyl und ſondertich jenige, welche Güeter dem See nach 


437 





haben alsdann dorten bey der ſchwölle und hinunder 
zuegraben ericheinen.” Schon den 23. April 1475 bat 
man fih mit dem Aawaſſer beſchäjtiget. Die alt: 
Ammänner Nikolaus dv. Einwil und Rudolf Heinzli, 
Hänsli Zu8 und Hänsli am Büel, der ältere, erſchienen 
vor Gericht gegen Heini Abſwand, weil er die Wuhr und 
die Düle bei der Mühle an ber Ya erhöht, jo daß das 
Waſſer überjchlug und einen trägeren Lauf erhielt, wo⸗ 
burch diejenigen, welche Güter an der Aa hatten, großen 
Schaden litten „und volleti (füllte) die Aa, das es dem 
Dorf aud großen fchaden möchti bringen.” Sie erflärten, 
daß es gegen den Mrtilel im Landredt fe, — „da 
wären ſy wohl im finn Es wäre verfchrieben in vnſers 
einigbüch.” Sie bemerkten, daß frühere Müller oft 
nicht mahlen konnten, meil. fie das Waſſer nicht Schwellen 
durften. „Da war vor Zeiten auch ein müli gefin, die 
dikh nit malen möchti das ſy nit Waſſer hätti denn die 
Dorflüt nit meinten, das man da8 Waffer alfo ober: 
lan follti. Sie beriefen fih auf Kundichaften, und er: 
Härten, daß es „Erbar lüt reden vnd oben im land nit 
gern han vnd die vifch nit iren gang han möchten zu 
züten fo ir gang vor vnd nach iſt“. Amfchwand vers 
tpricht die Düle niederzulaffen. Er habe das nur ge⸗ 
than, um denjenigen, welche zum mahlen bringen, beffer 
entiprechen zu fünnen. Das Gericht erfennt: Er fol 
die Düle „vmb ein gut gemünd niderlan”, (d. h. ge⸗ 
mäß Dr. Schoch um eine Handbreite, Faufthöge.) Die 
Schwelle fol er entfernen. Er darf einen Sellen darin 
thun, den er bei Ueberſchwall ded Waſſers entfernen 
fann, fonft dürfen e8 die Dorfleute in feinen Koften 
tbun. Das Aawaſſer wurde gefchöpft in den Jahren 
1696, 1701, 1744, 1758, 1768, 6771, 1784, 1795, 
1817 u. f. w. Gewöhnlich wurde au Mannichaft aus 
den benachbarten Gemeinden dazu berufen. Bisweilen 
hatte man auch Anjtände mit den Aamüllern, die immer 
wieder geneigt waren, dad Waſſer anzufchwellen. Solche 
Anftände gab es 3. B. 1641, 1701, 1778 und 1820. Bor 
einigen Jahren erfolgte endlich die Korreftion des Aa⸗ 








438 





waſſers. Auch die Melcha mußte fchon frübzeitig die 
Aufmerkſamkeit auf fich zu lenken. Im Anfange des 
15. Sahrhundert3 Hatten die Dorfleute mit den Güter: 
befigern jenjeit8 der Melcha wegen der Melchamuhr ver: 
fchiedene Brozeffe. Im Urtheil vom 25. April 1475 heißt 
ed: „Die Dorflüt hatten die melden vber güter gelan, 
die ſy köuft hatten.“ Vorher batte die Melcha den 
Lauf indie Aa, wo jebt dad Dorf oder Unterborf fteht. 
Um die Melcha neben dem Dorf vorbeizuleiten, wurden 
dann Güter gekauft. Frübzeitig wurde das Melchabett 
mit Geichieb angefült; daher die Wuhrftreitigfeiten. 
1657, 23. Yän,, wurden Verordnete beauftragt, darüber 
nachzudenfen, wie die Melcha einzuferchen wäre. Die 
Syreitheiler und Dorfleute wurden den .29. Nov. 1748 
beauftragt, nach Anordnung von Landvogt und Landes: 
hauptmann Imfeld und Bauherr Bucher der Melcha ein 
tiefere8 Bett zu graben. 1775, 23. uni, mwurbe bei 
bober Strafe verboten, im Melchabord Holz zu Tällen, 
weil ſonſt Rübenen entfteyen und Sarnen in Gefahr 
kommen könnte. In den Sahren 1826 und 1827 wurde 
beichloffen, der Melcha beim Grundacher und bei ber 
Kalchern eine gerade Richtung zu geben. Nachdem bie 
Melcha 1831 einen Schaden von 40,000 Fr. angerichtet 
und nachdem man deßwegen in 200 Gremplaren einen 
Aufruf erlafien, wurde den 30. Suni 1832 beichlofien, 
daß die ftarf befchädigte Muhr beim Grundacher beför- 
derlichft bergeftellt werde. Im März 1879 murbe mit 
der Kanalgrabung des neuen Melchabettd begonnen und 
den 8. Brachm. 1880 wurde die Melcha durch dasſelbe 
in den Sarnerfee geleitet 1758 fiel beim Bifchlig eine 
Rüfe in den Steinibach beim Forſt und die „Hölle“ 
drohte ebenfall® zu verfinfen. 1759 wurde . bemielben 
wieder der Mlte Lauf gegeben. Biele Klagen murbden 
gegen den Dellen: und Boribad geführt, meil in: 
folge de3 geringen Gefälles vor dem Einfluß in das 
Aawaſſer Gefchiebsanhäufungen und viele Ueberſchwem— 
mungen ftattgefunden. Dem Dellenbach wurde Wegen 
feinem unordentlichen Betragen ein Vogt gegeben. 1719 





va 
u 


1679 


1680, 


439 


wird berfelbe beichulbigt, er beabfichtige das Gigenrieb 
beinahe ganz zu überſchwemmen, wenn man nicht bors 
forge. 1734 wurde der Boribach angeklagt, daß er 
bolftändig ausgebrochen, Straßen und Wege ruinirt 
und Güter beſchädigt Habe. Es wurde alddann bie 
ganze Gemeinde Sarnen aufgeboten, um ihn wieder in 
den alten Zauf zu bringen. Gewöhnlich mußten nur bie 
Anſtößer Ichöpfen. Sie machten die Sache fo gut, daß 
1785 vom Rath beichloffen wurde: Er folle aljähr- 
lich geichöpft werben. Im Jahr 1824 bat der Blatti- 
bad bei SKicchbofen Holz „Rohnen“ und Gtauben 
gebracht. 

blieb ber Kapellenvogt im Stalden dem Wolfengel- 
fäppeli, welches und 1647 zuerft begegnet unb 1871 


‘ein wenig weiter oben im Mattacher an ber neuen 


Straße gebaut wurde, 130 Gl. 4 Schl. 5 A. ſchuldig. 
Es hatte früher 2 Gladgemälbde. 

27. April, wurde bon der Landsgemeinde beichloffen, dem 
Dr. Joh. Caspar Jakob ein Wartgeld von 
100 und Sof. v. Ab von 25 Gulden zu geben. Aehn⸗ 
liche Wartgelder erhielten die Doktoren und Scherer audh 
im 18. Jahrhundert. Sn früheren Zeiten gab es in 
jeder Gemeinde ein Bad, dem ein Badmeiſter vorftund. 
1562 verlangte Balchian Scherer, daß ihm die Landes: 
gemeinde alle Badſtuben im Land zuftellen möchte, er 
wolle fir während der Woche mit Knechten verfjehen. 
Die Landögemeinde mollte eine ſolche Gentralifation nicht 
geftatten und verlangte, daß es bleibe, wie von Alters 
ber. 1597, 29. Sept., beichloß der Rath: Der Scherer 
iſt angenommen. Landweibel und Landjchreiber follen 
ihm die Badftube lehnen wie es recht ift und er ſoll bis 
Martindtag bier fein. Man will ihn freien, daß ihn 
niemand ftürte, weder Mitr. Conrad noch Andere. Was 
er an der Badſtube baut, ſoll der zahlen, der fie an fich 
zieht. Im Jahre 1598 wurde eine neue Badftube gebaut, 
wofür der Scherer 12 GL. Zind bezahlen mußte. Die 
Babftube in Sarnen war wahrſcheinlich am Weg nad 
Kirchhofen. Es fcheint, daß man fchon dazumal gefühlt, 


440 


III II” 


bafı die Kneippifche Heilmethode nicht ganz werthlos fei- 
Bevor Dr. oh. Caſpar Jakob, der erfte gebildete Ob— 
waldner Arzt erjchien, und auch nachher noch verſchafften 
fi Diejenigen, welche Aerzte werben wollten, Kräuter: 
bücher und gingen dann zu einem anderen Arzt einige 
Monate in die Lehre und dann- waren fie ſchon zum 
Scherer oder Doktor berangebildet Bisweilen verfprach 
der Kranke dem Doktor eine gewilfe Summe Geldes 
unter der Bedingung, daß er ihn wieder gefund mache. 
Wurde der Kranke nicht gefund , dann weigerte er fich, 
etwas zu bezahlen; der Doktor aber erklärte, daß ber 
Kranke die Mittel nicht recht angewendet und fo entftand 
dann bie und da ein Prozeß. War Jemand von einer 
anjtedenden Krankheit behaftet, dann wurde er nad 
Luzern auf die „Gſchauwi“ gefhidt. Vor 200 Jahren 
waren meiftend fremde Doktoren - in unferem Lande, 
wie 3. 3. Hand Wolfgang Reiſt von Blüdegg 1611, 
Dr. Brandenberg von Zug, welcher 1666 ein Wartgelb 
bon 125 Gl. erhielt, Operator Burkhard 1663, Joh. 
Aegidiuß Gerber 1621, Scherer Johann Heller 1666, 
Heiger, Arzt und Deulift 1667. Der erfte Spitalarzt 
begegnet und 1757. Den 7. Mai beichließt ber Rath: 
Dem Scherer Nikolaus Imfeld will man es überlaffen, 
den Spital auf vorigem Fuß zu bedienen. 1765, 
13. Juli, wurde bejchlofien: Dem Sebaftian Wyman 
fol durch den Weibel mwiffenhaft gemacht werden, daß er 
fih vom Kaltenbad hinmwegbegebe und das Mediziniren 
und Diöputiren unterlaffe. Später wurde dann dem 
Baddoktor erlaubt, in Sarnen mit Wderlaffen und 
Balbiren etwas zu verdienen. Daß man eine gewifle 
DWeibsperfon aus dem Melchthal, die mit dem Ausfag 
‚behaftet war, in das Siechenhaus gethan, wurde bon der 
Regierung den 7. Brachm. 1766 gebilliget. 1768 wurde 
befchloffen, daß de3 Viktor Wallimanns Kind wegen feinem 
Ausſatz in das Siechenhaus gethan werde. Wenn bad 
wirklich der Ausſatz geweſen, dann find das wohl bie 
legten Fälle von Ausfaß, die in Obwalden vorgelommen. 
Bor 1458 lebte in Giswil ein Pfarrer, der mit demfelben 








1681 


441 


behaftet war. Um die Belt abzumenden, wurde den 
22. Nov. 1804 beichloffen , daß alle Sonn: und Feier: 
tage ein Pjalter und an den Werktagen ein Roſenkranz 
vor dem ausgeſetzten hochw. Gut in allen Kirchen und 
Filialkapellen gebetet werde, daß man wöchentlich ein 
und das andere Mal eine allgemeine Betteljagd anſtelle 
und verdächtige Landſtreicher beobachte. 
kam der wunderthätige Kapuziner P. Markus 
d'Aviano in die Schweiz, um zu predigen und den 
Segen zu ertheilen, bei welchem öfters auffallende Wunder 
geſchehen ſind. Derſelbe ſtund in Korreſpondenz mit 
Kaiſer Leopold J. Dieſe Korreſpondenz wurde zuerſt von 
Onno Klopp in ſeiner Geſchichte vom großen Türkenkrieg 
benutzt. Auf die Bitte des Kaiſers und mit der Boll- 
macht ded Papſtes Innozenz XI. begleitete er die faifer: 
liche Armee in den erften ſechs Feldzügen gegen bie 
Zürfen bis zur Erftürntung von Belgrad 1688. Während 
diefer Zeit und auch nachher bis zu feinem Tode im 
Jahre 1699 ftand er mit dem Kaifer über die wichtigften 
Angelegenheiten der Chriftenheit in unausgeſetztem brief: 
lichen Berfehre. Ohne Zweifel bat dieſer wunderthätige 
Mann auch zur Hülfe gegen die Türken aufgefordert. 
Ed murde deshalb öfters gebetet um Sieg über bie. 
Türfen und wenn die Nachricht von einem erlangten 
Sie angelangt, dann wurde ein Te Deum gehalten. 
Das Schwert, welches General Rudolf Chriſtophorus Wirz 
von Rudenz bei der Erſtürmung von Ofen einem Türken 
entriſſen, befindet ſich im Zeughaus zu Sarnen. Im 


Jahre 1681 hat P. Markus oder ein Stellvertreter des⸗ 


felben auch in ber Kirche zu Sarnen einige Mal den 
wunderthätigen Segen ertheilt. Am 4. Sonntag in der 
Falten wurde ausgefündigt: Auf Fünftigen Mittwoch 
(St. Zofephstag) wird dann abermal der bemußte 
hl. Segen um die bewußte Stunde zwiſchen 9 und 10 Uhr 
allbier in der Kirche gegeben werden mit Bitte, Euer 
Lieb und Andacht mollen ſich befleißen deſſelben mit 
vorangehender Beicht und Kommunion fo viel möglich 
theilhaftig zu machen. Vorher wurde derjelbe wahrſchein⸗ 


:1685 
1686, 


442 


RI LE LS LES 


ih am 2. Sonntag nach 3 Königen ertbeilt. In diefer 
Zeit wurden auch Prozeſſionen angeftelt, um von der 
Peft verichont zu bleiben, mit denen man am 5. Sonntag 
nad) Oftern aufgehört. 1681, 14. Xug., berichtet Statt: 
halter Kaſpar Smfeld über feine Berrichtungen beim 
munbertbätigen P. Markus d'Aviano. Auf da Feft 
des HI. Erzengel Michael wird mieder ein Segen von 
P. Markus ausgefündet. Ein folder Segen wurde zu 
Allerheiligen nach der Predigt zwiſchen 10 und 11 Uhr 
in der Kirche ertheilt. Alle wurden erfucht, vorher zu 
beichten. Diejenigen, welche nicht dabei fein können, 
mögen daheim bie Meinung machen Dieler Segen wurde 
ferner ertbeilt am 21. Nov., am 2. Sonntag in der 
Advent, an den 3 Weihnachtdtagen und das letzte Mal 
am Neujahr 1682. In Luzern war er perfönlidh. So: 
gleich verfammelte fich eine fo große Menge Volkes, daß 
die Hofkirche dafjelbe nicht faſſen konnte. Er prebigte 
deshalb aus dem Haufe eines Chorherren. Obſchon er 
italienifch predigte, jo war doch dag Schludzen und 
Weinen allgemein. Am Schluße einer Predigt pflegte er 
Alte ded Glaubens, ber Hoffnung, der Liebe und der 
Reue zu erwecken. Seine Predigten und Segnungen 
waren gewöhnlich mit auffallenden Wundern begleitet. 
Den 4. Febr. 1681 ermahrte der Bilchof von Conftanz 
feine Diözefanen , fich dieſes Segend mürdig zu machen. 
In Muri war er den 8. Sept. 1681, wo er auf ber 
Treppe des Friedhofe an 10,000 Gläubige eine Anrede 
bielt und den Segen ertbeilte. Er befuchte Muri zum 
zweiten Male den 23. Oft. 1686, nachdem er am Tag dor: 
ber dem zulammenftrömenden Volk zu Bremgarten feinen 
Segen gegeben. Am folgenden Tag fuhr er nach Zuzern. 
Ein Büchlein, worin feine Wunderzeichen beiprochen find, 
befand fih in der Kapitelsbibliothek. 

lieg man die Kerze zu Ehren des HI. Blafius 
das ganze Sahr brennen. 

27. April wurde die Fiſcher ordnung vom Rath ba- 
bin erläutert, daß bei 100 Klft. vom Einfluß oder Ab- 
fluß von rinnenden Gewäſſern in See nicht jol verſetzt 


443 





werden. Schon 1475 war man für bie Filche beiorgt 
und mußte theilwmeife auch deswegen bie Schwelle bei der 
Ahmühle geändert werden. 1586 wurde ausgekündet, 
daß Riemand mit feinem „ftreipfgarn und gernezen” im 
rinnenden Waffer nicht fifchen fol bei 20 Gl. Buß, daß 
Keiner ein Pfund Fiſch außer der Yaftenzeit höher als 
um 2 Schl. und während der Faftenzeit höher als um 
3 Schl. geben dürfe. In diejer Zeit war e8 audh ber: 
boten, Fifhe außer das Land zu verlaufen bei 5 Pfd. 
Buß. Im Jahre 1587 erlaubte die Landedgemeinde zu 
fiſchen, fo viel man will, jedoch laut Landrecht. 1598 
wurde verordnet, daß jede KHilchhöri ihrem Land nad 
Fiſche fangen und „Bären” feßen dürfe. Laut Ber: 
ordnung vom ı. Oft. 1703 darf im Voribach nur mit 
Angeln gefifcht werden. 1755, 11. Okt., befchloß man 
durch Öffentlichen Kirchenruf zu verbieten zwiſchen beiben 
Aabrüden bei nächtlicher Zeit den Fifchen zu zünden. 
1793 murde dieſe Verordnung fowie die Berordnung 
wegen „Zetichen” in das Berlesbüchlein d. h. in die 
Sammlung der mwichtigften Gefeße, die noch vor wenigen 
Sahren alljährlich von der Kanzel verlefen wurden, aufs 
zunehmen. Nachdem geklagt worden, daß die Filcher 
die guten Filche wider die alte Ordnung und das obrig: 
feitliche Verbot außer da® Land verfaufen, murde den 
12. Aug. 1797 beichloffen, daß fie das bei obrigfeitlicher 
Strafe nicht mehr thun dürfen. 1834, 5. April wurde 
der Entwurf einer Fifcherordnung genehmiget und von 
der Landesgemeinde den 27. April zum Gefek erhoben. 
Daß der Nath bezüglich des Fiſchens ftrenger war als 
das Volk, fieht man aus folgenden Verordnungen. 1595, 
14. Dez., beichloß der Rath: Wegen dem silchen in der 
Melchden und an andern Orten ift beratben, daß 3 Jahre 
lang Niemand in der Melcha fifchen foll bei 5 Gl. Buß, 
weder mit dem Angel, noch auf eine andere Weile, auch 
nicht mit „Gernezen“. Es fol auch Niemand „fernen“ 
(Forellen) „ftellen” (nachftellen), fo lange fie im Leich, 
weder hauen noch ftehen. Nun kam die nädjite St. 
Sörgenlandesgemeinde und erklärte: Wegen den Filchen 





1687, 


1691, 


1692 


1692 


444 





iſt Alles erlaubt, wie vor Alten. Auch im Lei ift es 


erlaubt, Geren und „deſchbären“ zu gebrauchen. 

21. Oft., wurde befchloffen: Man würde eö gern jehen, 
wenn Kafpar Berolinger über dad Schwefelbad zu 
Wilen, welches uns fchon 1605 in den Staatsproto- 
follen begegnet, eine Behaufung bauen würde. Man 
ift bereit, einen Beitrag zu geben. 1819 wurde das Bad 
von Melchior Müller gebaut und 1818 die Heilquelle, 
welche auf einer Bergwiefe aus einem Gefchiebe von 
Flyſchſandſtein entſpringt, gefaßt. Nach Dr. Odermatt 
ift das Waffer hell, perlt und riecht nach Schwefelwaſſerſtoff 
(Dr. Meyer-Ahrens ©. 323). 

3. Nov., wurde Freitheilvogt Omlin beauftragt , das im 
Boribad niebergefallene Kreuz wieder aufs 
richten zu laſſen. 

wurden die jährlichen Auslagen der Kapelle in Wilen 
zu 72 Gl. berechnet. Da man in Wilen und Ramers⸗ 
berg neue Kapellen bauen will und viele unverpfründete 
Geiftlihe da find, fo fol, um den Koften zu fchonen, 
in jeder von diejen Kapellen wöchentlich nur eine bl. 
Mefje gelelen werden. Die Kapellmeſſen find den VV. 
Kapuzinern überlaffen, bis der Herr Pfarrer folche 
„mit beiter Manier” wieder auf einen weltlichen Priefter 
bringen mag. Fürſtbiſchof Marquard Rudolf von Conftanz 
gejtattete den 24. Juli 1692 den Neubau der Kapelle in 
Wilen mit 3 Altären, wie vorher. 1702 22. Dt. wurde 
die neue Kapelle vun Weihbiſchof Conrad Ferdinand ein- 
geweiht. Der Hochaltar wurde geiveiht zu Ehren bes 
bl. Erzengeld Michael und die Nebenaltäre zu Ehren ber 
bi. Urfula und Eliſabeth. Die Erinnerung an bie 
Kapellweihe wurde auf den ziweiten Sonntag im Dftober 
feſtgeſetzt. 

24. Juli wurde der Neubau einer Kapelle im 
Ramersberg geſtattet. Bor .1555 war daſelbſt keine 
Kapelle, in welcher die bi. Meſſe geleſen wurde. 1693 
9. Ott. wurde dieſelbe von Weihbiſchof Conrad Ferdinand 
eingeweiht. Der Hochaltar wurde geweiht zu Ehren des 
bi. Wendelin und bie Nebenaltäre zu Ehren der unbe 





445 


fleckten Empfängniß Mariens und der hl. Antonius von 
Padua und Sgnatiug von Lohola. Die Erinnerung an 
die Kapellweihe wurde auf den nächjten ‚Sonntag nach 
St. Wendelin feſtgeſetzt. Damals war eine „gar düre“ 
Zeit. Der Mütt Kernen galt lange Zeit 19—23 GI. 
und ber Ruben Anten (16%), Pfd.) 48-54 Bz. Wegen 

. dem Fürftwein für Maurer und Zimmermann, d. i. für 
23 Perjonen wurden 42 GI. 14 Schl. bezahlt. Die 
Ausgaben betrugen in diefem Jahre 1040 GI. 28 Schl. 
und die Einnahmen 689 GI. 26 Schl Aljährlich wurden 
aus dem Kapellengut den BB. Kapuzinern 2 Lagel Wein, 
d. i. 70 Maß verehrt. 17388 betrug der Bin 117 Gl. 
16 Schl. Den SHodaltar ließ Laudammann Nikolaus 
Imfeld 1698 in feinen Koften bauen. 

1693, 24. April erfennt das geſchworne Gericht, daß die Kä— 
gismwiler laut alten Briefen !s an die Ge: 
meindefoften bezahlen follen; dagegen follen fie 
auch ?!/s aller Nugbarfeiten genießen in Gericht und Rat, 


Weizen und Rodelgeld. Um die Schübengaben follen fie 


auf dem Landenberg kurzweilen. Die gemeinen Werke 
und Gebäude follen die Theilenvögte mit einander ver; 
dingen. Der Sigerften wegen follen die Kägiswiler zur 
Ruh geiviefen fein. Auch die Ramerdberger follen ?/e 
zahlen Mit diefem Urtbheil waren die Freitheiler nicht 
zufrieden. Sie erklärten, daß fie über mehr als hun: 
dertjährige Nechte nicht abmehren lafjen. Durch Raths— 
erfanntnuß vom 3. Weinm. 1693 wurde dieſes Urtheil 
wieder aufgehoben und erflärt, daß man beim gejchivor: 
. nen Urtbeil von 1435 und 1443 bleiben fol. Die Ge: 
richts- und Rathsplätze follen ferner mit der mehreren Hand 
befegt werden Gemäß dem Urtheil vom 21. Febr. 1443 
mußten Schwändi und Ramersberg ®lo, Kägiswil und 
Schwarzenberg ?/o, Sarnen, Kirchhofen, Bitighofen und 
ein Theil von Ruggifchwil nur '/, an die Geſammtkoſten 
bezahlen. 1787, 30. März erichienen die Ramerdberger 
vor Gericht und erflärten: „Sie haben Seit undenklichen 
Zeiten an die Kleinen Kirchgangskoſten den fechdten Theil 
bezahlt. In außerordentlichen Fällen nnd bei erheblichen 


446 





Auslagen babe ihnen der Freitheil ihr Kontingent öfters 
merklich erleichtert. Sie beklagen ſich, daß fie nun den 
fehsten Theil an die St. Petersglocke bezahlen follten, 
ba fie nicht der ſechſte Theil feien meber dem Vermögen, 
noch der Mannſchaft nad. Sie hoffen, man würde fie 
nah Billigfeit, Schagung, Land, Gütern und Einwohner: 
zahl befteuern ; fonft aber verlangen fie bezüglich Raths⸗ 
pläßen, Aemtern,Robelgeld und andern vortheilhaftenSacdhen 
auch den fechäten Theil. Es fcheint, daß man das auf: 
gehobene Urtheil vom 24. April 1693 doch berüdfichtiget. 
Die Freitbeiler erflären: Die Schwändi bilde bie Hälfte 
und Freitheil, Kägiswil und Ram röberg bie andere 
Hälfte der Gemeinde oder je */e. Diele Abtbeilung bes 
ftehe feit undenklichen Zeiten. Wenn fie ihnen bie und 
da etwas abgenommen, jo diene das zu feinem Recht. 
Die Rathsplätze werden nad der Mannichaft oder den 
Kriegdrotten abgetheilt. Auf gleiche Weile werde das 
Rodelgeld ausgeteilt. Das Gericht erkennt: Bezüglich 
Rathsplätzen, Aemtern, Rodelgeld und den gemöhn- 
lichen Auslagen fol e8 beim Alten bleiben. Bezüglich 
den außergewöhnlichen Auslagen, die 600 Gulden übers 
fteigen, follen die Yreitheiler von den ſchuldigen ?/e ?ls 
und die NRamerdberger !/s übernehmen. Daraus gebt 
hervor, dab auch den Kägiswilern von der Steuerlaft 
etwas abgenommen worden, indem fie ftatt ?/, nur mehr 
1!s bezahlen mußten. Es ift nicht unmwayricheinlich, daß 
die Kägiswiler infolge deffen gegen die Freitheiler bezüg- 
lich Benutzung der Wälder, die damals weniger gefhäkt 
wurden, auch meniger ftreng gewejen. Durch die Ber- 
mögengfteuer wurde endlich diefer unbilligen Bertheilung 
der Steuerlaft ein Ende gemacht. 
1694, 7: Auguft wurde befchloffen: Es fol wöchentlich der mit: 
telfte Preiß des Kernens, was er zu Luzern gilt, an dad 
Rathhaus angefchlagen werden. Wenn die Pfifter und 
Müller höher baden, vorbehalten den Arbeitslohn, oder ! 
beim Berfauf von Brod und Mehl ungebührlich umgehen, 
dann follen fie nach Befinden ihres Fehlers abgeftraft 
werden. 1698 wurde verorbnet, daß fie das grnße Brod 


447 





zu jo viel Schilling verkaufen follen, als der Mütt in 
Luzern Gulden gefoftet. Für die Koften mögen fie von 
jedem Mütt 1 GI. rechnen. Die Brodwäger Sollen wöchent: 
lich da8 Brod wägen und .die Übelgebadenen und zu 
leichten Brode unter die Armen austbeilen und die Fehl: 
baren dem Landammann verzeigen. Se nach dem Preis 
des Kernend mußte da8 2 Angiter:, 1 Kreuger:, 15 Ang- 
fter- und 5 Schilling: Brod eine beftimmte Gewicht haben. 
Beim Haudbrod mußte das 5 Schl. werthige 3 Pfund 
und das 15 Angfter werthige Brod 1'/; Pfund fein. 
1840 wurden von. Landammann Britichgi, Statthalter 
Michel und dem Weibel in Kerns Tabellen zur Feſtſetzung 
des Mehl: und Brodpreife® gemacht. Seit mehreren 
Sahren wurde der Mehl: und Brodpreid nicht mehr. 
amtlich feftgefegt. Für die Zeiten, in denen die Regie: 
rung den Kornhandel betrieb, wurden auch für die Nüller 
und Pfiſter befondere Berordnungen erlaflen. Schon 
frübzeitig bat die Regierung auf diejelben ein aufmerf:. 
ſames Auge gehabt, objchon die Landammänner damals 
nicht ungern Befiger einer Mühle waren. So 3. B be: 
fa Landammann Andreas Schönenbül eine Mühle in 
Alpnach 1561 und 1587 fein Sohn Landamınann Wolfs 
gang, Zandammann Marquard Imfeld die Mühle in 
der Kernmatt 1563 und die Ahmühle 1576, Landam⸗ 
mann Melchior Ymfeld die unterfte Mühle zu Kirchhofen 
1599, LZaudammann Johann Wirz die Ahmühle 1618 
und Landammann Peter Imfeld die Mühle im Boribach 
1620. Schon 1551 wurde im Rath geflagt, daß die 
Pfifter unziemlich baden und die Müller unziemlich Lohn 
abnehmen. Man will fie nochmal® warnen und dad 
Brod befichtigen laffen. „Ob (wenn) ſy nit Wärfchafft, 
mann inen dad nämen fol... vnd das armen Tüten 
gäben om got3 mwillen.” An der Landeögemeinde 1558 
wurde beichloffen, daß der Landweibel und Hand Müller 
zu Luzern einen Mütt Kernen laufen und daß ihn Hans 
Müller felbft mahlen fol im Beilein des MWeibeld und 
dad Maß meinen Herren anzeigen. Es follen die Wein: 
ſchätzer alle Monat die Pfifter einmal beißen eine Mütt 


448 





® 
oder eine halbe in die „Mülten” (Mulde) thun und fie 
feben „beblenn und wirden vnd lugen“, was es gebe und 
die Rechnung machen und wenn fie unziemlich find, an die 
Räth bringen. Mit dem Erfolg biefer Verordnung war 
man nicht befriediget. 1559, 6. Mai beichloß der Rath: 
Der Müller und Pfiftern halb ift abgeredet: Hans Müller 
und der Landmweibel follen einen Mütt Kernen Taufen 
und balb zu Luzern und halb bier mahlen und baden 
lafien und miteinander vergleichen. Bald nachher wurden 


‚ alle Pfifter ernftlich ermahnt, daß fie unflagbar baden; 


1694, 


fonft werde man fie ftillftelen. Gemäß altem Auffag 
durften fie auf einen Becher 2 Angft. und ein Biertel 2 
Plaphart Schlagen. Wer das überfieht, Tol in 20 Pfund 
Buß verfallen fein. 1562 mußte der Müller zu Kirch: 
bofen einen Eid thun, daß er der Schagung nad ſich 
halte und dem Jakob Pfiſter wurde erlaubt, für bie 
Spend zu baden. . Man will ihn heißen „abitan, wenn 
er nit werjchafft backe”. 1564 wurde den Gremplern 
zu Sarnen verboten, Brod feil zu haben; denn die Pfifter 
follen es felbft feil haben. Man fürchtete Bertheurung 
oder Berfchlechterung des Broded. Im Jahre 1567 be: 
Hagte man ich, daß die Müller an feinen Feittagen un: 
terlaffen mit der Mühle zu mahlen. Wird erkennt, daß 
fie an den Sonntagen und ben 4 hochzeitlichen Feften 
gar nicht und an den Frauen: und Zmwölfbotentagen nicht 
Vormittag mahlen follen bei 10 Pfund Straf: und Bann: 
ha. Damals waren alle Apofteltage Feiertage, wäh: 
rend jest nur mehr einer Feiertag. ift. 

13. Aug. wurde verordnet, daß Becher un Maß im 
ganzen Land nädhftens von ben Amtsleuten 
gefett und die, welche zu ſpitz find, zerfchlagen werben. 
Sie follen auch unten und oben beinahe gleich fein. Bor 
und nach biefer Zeit wurde bie und da verordnet, daß 
Gewicht und Maß gefekt werden. 1569, 18. Jän. wurde 
beſchloſſen: In 14 Tagen follen die Viertel, Halbviertel, 
Halbbecher, Maß, Halbmaß und Gwärtli gefeft werden. 
Bald nachher wurbe verordnet, daß ber Baumeifter nad) 
Luzern fahre und ein Faß machen lafle und ben „Sinner“ 


449 


IRRE TTe 


bitte, daß er ihm's „finne”. Wenn dann etwa ein 
Wirth „beburenn” will, mag er den Landweibel bitten, 
bag er ihm’! „finnen” fol. Ungeeichte® Maß murde 
bisweilen zu unferer Herren Handen genommen. Im 
Mai 1610 wurde ein Bote zur Bergleichung ber Gold- 
und Silbergewicht nach Luzern geichikt. 1656, 2. Sept. 
wurde verordnet: Wenn bei größerem Gewicht verfauft 
‚wird, befonders in Sarnen, fo fol auf meiner Herren 
Maag geivogen und dem Landmweibel der gewohnte Lohn 
gegeben werden. Es find dazu beſonders die Fremden 
verpflichtet, welche in unferem Land etwas faufen. Wenn 
fie aud) eine andere Waage ‚gebrauchen, fo Toll doch 
wenigſtens der Landweibel dazu berufen und ihm der 
Lohn gegeben werden. Die amtliche Fekung wurde durch 
gewiſſe Zeichen angedeutet. Für jede zu klein befundene 
Kante mußte 1757 20 Schl., für jede Stütze 15 Schl., 
für jede Bouteille 15 Schl. und für jeden „Meyel“ 15 
Schl. innert 14 Tagen bezahlt werden. 1775, 26. Aug. 
wurde verordnet, daß die Weibel in den Kirchgängen 
ihre Waagen laut älterer Erkenntniß bei dem Landweibel 
und dem verordneten Schloſſer neuerdings feken laſſen, 
daß die Käſe, welche auf Verkauf gekauft werden, von 
dem Landweibel im Ankenhaus oder von den Weibeln 
in den Kirchgängen, wo die Käſe gekauft wurden, ge⸗ 
wogen werden ſollen und daß ihnen für das erſte Mal 
vom Zentner 2 Schl. und wenn fie das zweite Mal ge⸗ 
wogen werben, 1 Sch. bezahlt werben. Die Handel3: 
leute dürfen fi mit den Weibeln bezüglich dem Wang: 
lohn auch anders vergleichen. Um ein gleiche Maß für 
dad Obſt, Nuß und Erdäpfel zu haben, wurde 1785 be- 
Ichloffen, daß jeder Kirchgang fih mit einem Biertel und 
Halbviertel veriehe, welches im Land bei Kauf und Ver: 
fauf durchaus foll beachtet werden. Gemäß Berordnung 
vom 15. Juni 1803 mußte jede Gemeinde ein gefeftes 
Milhquärtli anfchaffen und dasfelbe binter dem Weibel 
aufbewahren, der Landweibel aber mußte für einen Stempel 
forgen, um die fturzenen und Fupfernen Quärtli, bie 
als richtig befunden worven, ftempeln zu fünnen. 1837 


28 





1695, 


1696, 


1701, 


450 


III IL? 


wurden von Pannerherr Spichtig Mufter für dad Map 
und Gewicht angefhafft und die Koften im Betrag won 
625 Fr. 4 Bz. aus der Salzkaſſe bezahlt. Bor einigen 
Jahren mwurbe wieder ein neued® Maß und Gewicht ein- 
geführt. 

20. März wurde dem Schloffermeifter Hand Balz Durrer, 
Bater desKapuziners P.Fidelis,der Bau einer Schmiede 
unter gewiflen Bedingungen erlaubt, die dann 1727 bon 
Mftr. Hand Franz Frunz zum Hutmachen benügt wurde, 
und 1739 dem Schlofjer Ignaz von Rotz. 

28. Dez. wurde Breitholz, welches bisher im reis: 
theil gelegen, in den Theil Ramerdberg aufgenommen. 
Hand Nikolaus Kifer mußte deßwegen 500 Pfb. bezahlen. 
7. Aug. wurde die neue Kapelle im Stalden dem 
Mſtr. Ignaz von Flüe, Sohn des Nathöherrn Martin, 
um 1200 Gl. veraceordirt. Der Grundftein wurde den 
8. Mai 1702 gelegt. Nachdem der päpftl. Nuntiug ben 
12. Oft. 1703 erlaubt, nad vorgenommener Berediltion 
in derſelben die hl. Mefle zu lefen, wurde fie den 26. 
Sept. 1708 von Weihbifchof Conrad Ferdinand mit 4 
Altären zu Ehren der unbefleften Empfängniß, des BI. 
Blaſius, des HI. Kreuzes und des HI. Theodul eingemeibt. 
Um 1760 haben die renovierten untern 2 Altäre 300 
GI. und 1779 der renovierte Hochaltar 400 Gl. gefoftet, 
welche durch freiwillige Beiträge gedeft wurden, mie die 
Koſten der legtjährigen Renovation. Die Renovation 
bon 1859 foftete ungefähr 2000 Fr. 1515, 22. Dez. 
verlieh Cardinal Schinner, deifen Nepot und Sefretär 
Andreas Kretz von Sarnen war, der Kapelle im Stalden 
einen Ablaß von 100 Tagen. 1626 blieb der Kapellen- 
bogt wegen den Gloden 75 GI. 15 Schi. 3 X. fchulbig 
und 1627 wurden dafür eingenommen 249 Gi. 25 Sci. 
3 U. und ausgegeben 317 Gl. 34 Schl. Am 4. Mai 
1669 erjuchte der Kirchgang Sarnen die übrigen Kirch): 
gänge des Landes freundlich und bittlich, ihre Steuern 
zu den neu zu gießenden Gloden im Stalden darzureichen, 
wofür diefelben das Möglichfte zu thun ſich anerboten. 
Der Rath überließ e8 ſodann im Yuni 1670 den Kirch⸗ 





451 


genofjen in Sarnen die Gloden im Stalden, d. i. die 
2. und B., dur Soft Rütimann in Luzern umgießen zu 
lafſſen. Am 8. Apr. 1678 ſchloſſen die Kirchenräthe von 
Sarnen megen des Umguſſes der beichädigten Gloden. 
d. i. wegen der größern, einen Accord mit Ludwig Kaifer 
in Zug, welche den 2. Juli in Zug geweiht wurde. 
1811, 15. Juni fchlug ber Blig in den Thurm und verurs 
fachte einen Schaden von ungefähr 500 GI. 


1707, 9. Apr. Landvogt Bucher bringt vor, daß die Fähren 
| im Seefeld wünſchen, daß man fie bei der Erfenntniß 
bom 20. Dez. 1704 fihügen möchte, weil Hand Wyn⸗ 
mann, der Ded, und Andere Alles führen wollen, wie | 

, 3 U Käs, Anken und andere Sachen, fo daß fie große | 
Beichwerden haben megen dem Zoll. Iſt erfennt, daß 

bie Rathserfenntnik nur den Sinn habe, daß: die Fähren 
Alles berechtigt feien zu führen, was verzollt werben 
muß und was über den Brünig gebt oder Tommt. Dad 
Uebrige, nämlich Käs, Anfen, Kernen dürfen aud) Ans 
dere fühbreu 1708, 12. Horn. bitten die Fähren zu 
Sarnen, daß der Landfädelmeifter den neuen Naumen 
bezahlen möchte, den fie haben machen laſſen, meil der 

alte gar fchlecht gewejen. Die Bezahlung desielben wurde 
bewilliget. Alle Waaren, welche auf „Fürkauf“ durch 
unjer Land geführt werden, mußten gemäß Berorbnung 
vom 16. Febr. 1661 in bie Suft zu Sarnen geliefert 
und durch die Fähren geführt werben. 1667, 12.. März, 
wurde verordnet, daß der Boller zu Sarnen für ben 
Gebrauch eine? Schiffes 6 Schl., die Fähven 4 Sci. 
bezahlen, ausgenommen menn fie Kaufmanndmwaaren 
„fergen“. Wie es fcheint, befaß die Regierung damals 
mehr als ein Schiff auf den Sarnerfee. Im Yahre 
1761 wurden alle, welche am Sarnerſee Schiffe haben, 
avifiert, bei Tag und Nacht mit Jedermann um einen 
billigen Lohn zu fahren. AS die Fähren zu Seefeld 
und Diechterdmatt den 25. Yuni 1768 bemerften, daß 
ihnen vor Zeiten die Faßbinder von jedem über den See 
geführten leeren Faß 1 Schl. 3A. bezahlt, wurde ihnen 
diefe Tare auch für die Zukunft zuerfannt. 1772, 28. 





1708, 


AR 


Nov. beichloß der Rath, bis auf Meitere Verordnung 
ober Abänderung den Fähren am obern See wegen 


. ber Aufficht über die untere Suft jährlich 11 SL. 10 Schl. 


aus dem Landfädel zu bezahlen. Den 12. Dez. 1795 
wurde folgende Verordnung erlaffen: 1. Bezüglich ber 
Tahrgerechtigfeit mit fremden SKaufmanndgütern ſoll es 
bei der Erfenntniß von 1707 bleiben; 2. die Leutefuhr 
betreffend an Märkten, Landesgemeinden u. f. w. foll der 
Zoller als Suftfähr, To lang er eigene Schiffe in Bereit- 
Ihaft hat, den Vorzug haben; mit geliehenen Schiffen 
aber nicht; 3. es fol ein Zoller und: Suftfähr einen 
Schlüffel zu der obrigkeitlichen Suſt im Geefeld halten 
lafjen, damit die in Spedition übergebenen Güter ohne 
Verzug und Hinderniß von ben Karren abgeladen und 
in Sicherheit gebracht werden können. Er ift nur für 
die Waaren feiner Fuhr verantwortlich und bie von ihm 
oder den Seinigen übernommenen. Er fol in der Suft 
gute Orbnung halten und nicht Heu und Streue barin 
dulden. Die Schlüffel ol er einem ficheren Mann über: 
geben, der beim Ein- und Austragen zugegen fein fol. 
Die Landleute, welche Waaren, Landesprodukte n. ſ. w. 
der Sicherheit wegen in bie Suft legen, follen einen ent- 
fprechenden Beitrag an bie Koften geben. Sn Sabre 
1819 wurden die Graben im Seeim Seefeld und zu Diechterd: 
matt beaugenfcheiniget und veranftaltet, daß felbe ge- 
börig gefhöpft werden, damit die Schiffe ungehindert ein 
laufen fünnen. ° 

14. April, beflagt ſich der Nachrichter Kafpar Groß: 
holz von Wilifau, gebürtig von Baden, daß die Leute 
alles Vieh, welches abgehe, auch „belzen” (Haut abzie⸗ 
hen) und begehrt, daß man ihn bei den Rechten und 
Schriften ſchirme. Iſt erkennt, daß man ihn ſchirme 


" und ihm anzeige, daß er Leute anftelle, welche das Vieh 


verlochen, damit nicht andere Leute in Koften Tommen 
oder es felbjt verlochen müſſen. Auch im Winter foll er es 
vergraben, wenn es möglich iſt, oder es auf die Seite 
ſchaffen. Sobald Obwalden einen eigenen Nachrichter 
hatte, war derſelbe auch Waſenmeiſter. Vorher wurde 


453 





gewöhnlich der Nachrichter von Luzern berufen Schon 
1549 wurden dem „Hännder” 9 Gl. 18 Schl. bezahlt. 
Der erfte bekannte Nachrichter in Obwalden war Leo⸗ 
nord Molch 1612. Ihm folgten Joh. Martin Dftertag 
1685, Yoft Tübler von Mindelheim 1644.und nachher 
beffen Sohn Kafpar, Kafpar Großholz 1704, Franz 
Syneſius Volmar 1712, der mit’ded verftorbenen Nach⸗ 
richters Wittwe geheiratet und der 1724 zum Bau des 
Haufes für den Nacrichter auf Bigi-Egg ein Nams 
baftes beigetragen. 1599, 8 Sept, mwurbe beichlofien : 
dem Wafenmeifter fol man auf den Frühling fein Häus⸗ 
lein zur Biegelhütte (jegt Pulverthurm) fegen. In dem⸗ 
felben wohnte dann auch der Nachrichter 5i8 zum Baue 
be neuen Hauſes. Auf Volmar folgte fein Stiefiohn 
Balz Großholz 1756, Ignaz Großholz 1796 und Johann 
Großholz 1838. 1761 wurde von der Regierung von 
des Mitr. Volmars jel. Erben. das Fleine Brüggli um 
2000 Pfund gefauft und dem Nachrichter ftatt dem 
Sahrlohn von 40 GI. zur Benügung übergeben. Eines 
der einträglichften Geſchäfte für den Wafenmeifter war 
dor 200 Jahren das Hundeichlagen. Für jeden Hund, 
“den er todgeichlagen, erhielt er von ber Regierung einen 
Baben. Bon 1620—1680 hat er jährlich ungefähr 80 
Hunde totgefhhlagen. Wie es fcheint, wurden diejelben 
als ein Luxus betrachtet und unfere Boreltern hatten an 
dem Gebell der Hunde Fein beionderes Wohlgefallen. 
1588, am Sonntag nah Maria Geburt wurde dem 
Waſenmeiſter befohlen, die Hunde zu fchlagen, „zeichnet 
und unzeichnet”. E3 war ihm verboten, einen Hund 
ausfaufen zu laffen mit einem Baten oder mehr. Man 
durfte die Hunde nicht „inhan“. Gewöhnlich wurde ihm 
zu bdiejer Jagd auf die Hunde ein Monat Zeit gegeben. 
Im vorigen Jahrhundert jcheint der Gebrauch, die Hunde 
durch den Wafenmeifter oder Nachrichter totichlagen zu . 
lafjen, aufgehört zu haben. Das Foltern und Aus: 
peitfchen ber größeren Berbrecher war ebenfall® ein Ge⸗ 
ſchäft des Nachrichters. Die Mannsperjonen wurden 
öffentlich ausgepeitſcht. Schon den 23. Horn. 1587 


454 


RI GL LE LE 


wurde dem Nacdrichter ein armer Sünder übergeben, 
damit er ihn bi! zur Melchabrüde und zurüd mit der 
Ruthe auspeitiche. Das Auspeitfchen der Fleineren Ber: 
brecher in geſchloſſenem Raum beforgte der Bettelvogt. 
Am meijten verdiente der Nachrichter im Jahre 1629, 
wo ihm für die Hinrichtung und für das Verbrennen 
von 85 Berfonen 140 Gl. bezahlt wurden. Damald 
berrichte der Aberglaube, daß die Hexen die Zerſtörung 
der Kirche in Giswil und den Ausbruch der Peſt ver: 
u ſacht. Wer wegen Hexerei angellagt war, wurde ge: 
foltert, bi man ihm ein Geftändnid ausgepreßt. Diejes 
Foltern und Hinrichten wegen Hexerei war damals allgemein. 
Dr. Kafpar Jakob, welcher Berbörrichter bei den Heren: 
progeifen war, bat aus einem lateinischen Buche, wel⸗ 
ches 1618 zu Mailand gebrudt wurde, 15 Beiden bon 
Hexerei notirt Gemäß demjelben ift e8 ein Zeihen von 
Hererei, wenn Jemand die Speilen nicht behalten Tann 
und mit heftigen Erbrechen geplagt ift, wenn Jemand 
an Unverbaulichfeit leidet und es ihm ſchwer ift auf 
dem Magen, wenn ber Leib zu .einem Stelett abmergelt, 
wenn Jemand fo fchwermüthig ift, daB er nicht reden 
und nicht mit den Leuten umgehen mag u. f. w Zus 
legt beißt e8: das deutlichfte Zeichen, daß Jemand ver: 
bert fei, ift, menn die angewandten Medizinen nicht wir: 
fen. Wenn nun an Gefolterte dergleichen ragen ge 
ftelt wurden, dann gab es folche, die diefelben bejahen 
mußten und die dann ala Hexen betrachtet und verur: 
theilt wurden. Weil ein Zimmermann von St. Rillaufen 
das Kreuzzeichen nicht recht gemacht, deßwegen meinte man,er 
ſei verhext. Wären dergleichen Erſcheinungen fichere 
Beiden von Hexerei, dann gäbe ed auch jegt noch in 
unferem Lande eine ſchöne Anzahl von Hexen. . Wenn 
auch katholiſche Geiftlicye, 3. B. Jeſuit Spee in Deutſch⸗ 
land und Kafpar Muff, Helfer in Sarnen, zuerft öffent: 
lich gegen. das Hexenweſen aufgetreten, ivenn auch Rom 
Milderung des Hexenprozeſſes angeordnet, jo gab es doch 
Geiftliche, welche dem Hexenweſen allzu jehr Vorſchub 
geleiftet und auf die ber Geift der damaligen Zeit nicht 


. 455 
obne Einfluß geblieben Liest man : Sagen u. Volksmeinun⸗ 
gen in Obwalden von Louis Stodmann(Monat:Rojen 1892), 
dann findet man, daß Einiges davon Weberbleibfel vom 
“ alten Herenglauben find. Diefen bei PBroteftanten und 
Katholilen allgemein verbreiteten Aberglauben, dem Tau: 
fende von Menfchenleben zum Opfer. gebracht mwurben, 
fann man in unjern Tagen nicht mehr begreifen. Defien- 
ungeachtet follen wir unſere Vorfahren deßwegen nicht 
verachten. Andere Zeiten, andere Sitten. Hätten mir 
damals gelebt, dann würde der Geift der damaligen 
Zeit auch auf uns nicht ohne Einfluß geblieben fein. 
Zudem war e3 fehr gefährlich, die Hexenprozefle zu miß⸗ 
billigen. Helfer Muff ift deßwegen in bie Ungnade meiner 
gnädigen Herren gefallen und es mwurbe ihm dad Pre- 
digen verboten und angezeigt, daß er fein Glüd außer 
dem Land ſuche, obichon ihn das Priefterfapitel in 
Shut genommen. Wenn ein Pfarrer oder ein Kapu— 
jiner von Sarnen Bedenken äußerten, -ob das Urtheil 
richtig ei, dann wurden fie fofort von der Regierung 
aufgefordert, die Nichtigkeit desfelben anzuerkennen. Bei 
Berlefung eines Todesurtheiles murde ausbrüdlich 
bemertt, daß derjenige, welcher ben Hingerichteten in 
Schug nehme, in feine Fußftapfen treten müffe Auf 
diefe Weife war die öffentliche Meinung ziemlich gez. 
knechtet. Das Todesurhteil wurde feit 1629 bis zur Abs. 
fchaffung desſelben vom dreifachen Rath, vorber von 
der Landdgemeinde ober dem Landtag gefprochen, mo 
jeder 14jährige Bube Über Leben und Tod abftimmen 
fonnte. Bielleicht wurde das Todesurtheil ſchon vorher 
von einerBehörde unter Ratifikationsvorbehalt einer Lands⸗ 
gemeinde ausgeſprochen. So werben auch jet noch 
Ion gemachte Geſetze zur Annahme oder Verwerfung 
vorgelegt. Wer wegen Hererei zum Tob verurtbeilt war, 
wurde dem Scharfrichter übergeben, daß er ihn „an bie 
gwonliche Grichtftatt füeren, aldorten fol _er ihn mit 
gebundenen augen, auch hend und füeflen auf einen 
Icheiterhauffen lebendig werffen, benfeldigen anzünden, 
ihn alſo zu ftaub und nfchen verbrennen, die ejchen als⸗ 





456 





dann wol vergraben und bie feel Gott befehlen.” Bi3- 
weilen wurde zuerft der Kopf vom Rumpf getrennt, fo 
bag ein Wagenrad dazwiſchen hindurch fahren konnte 

- und der Leib erft nachher verbrannt und die Aſcheknie⸗ 
tief vergraben. Schon vor 300 Jahren pflegte man bie 
Zeichen Derjenigen zu verbrennen, von: denen man 
glaubte, daß fie mit dem Teufel in freundichaftlicher 
Beziehung geftanden. Andere Verbrecher wurden an ben 
Galgen gehängt, der ſchon im 15. SZahrbundert im 
Brüggi geftanden, ober mit bem Schwert hingerichtet, 
ohne verbrannt zu werden. Die Hinrichtungen fanden 
bis ungefähr 1620 an der Rüti fiatt an der Stelle, wo 
jet das Kapuzinerkloſter fteht, nachher im Brüggi beim 
Galgen, feit 1730 unter dem Siechenbaus (jet Spital) 
und feit 1823 bis zur Melchakorrektion zwiſchen 
Schloſſer von Matts und Spittler Berwerts Hasli bei 
der jetzigen Melchabrücke. Um die Leute herbeizulocken 
und damit der Anblick der Hinrichtungen vom Ver 
abſchrecke, wurde bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts 
jedem für 4 Angſt. oder auch für einen Kreuzer Brod 
ausgetheilt. Bisweilen wurde nur ben Kindern Brod 
gegeben. Ueber den Werth der Hinrichtungen als Er⸗ 
ziehungsmittel für die Kinder iſt man jetzt ebenfalls an⸗ 
derer Anſicht. 

1708, 8. Dez., wird vorgebracht, daß Hans Jakob in Sarnen 
einen gewiſſen Steinberg gefunden, aus dem er gute 
Schleifſteine und gute Bodaſche machen könnte, wenn er 
dieſe Kunſt in der Fremde gelernt. Er bittet, dag ihm 
bie Regierung zur Erlernung der Kunft und zur Au⸗ 
Ihaffung von Inſtrumenten bi St. Jakobstag einiges 
Gelb vorftreden möchte. Sie leiht ihm 15 Thlr. Wie 

es fcheint, bat er Niemanden- gefunden, der ihn biefe 
Kunft gelehrt. 

1710 wurde mit bem Bau des Zeugbaufes auf dem Lan: 
benberg begonnen» Das erſte und ältefte Zeughaus, 
meiches 1599 gebaut wurde, fund auf der Allmendb beim 
Unterborf und wurde 1887 als Salzhaus gebrandt. Die 
Maurer unb Steinhauerärbeit des jetzigen Beughaufes 


487. 


IE GE 


wurde dem Mftr. Hans Sof. v. Flüe verallordiert und - 
foftete 4929 Gl., dazu kamen noch 906 Gl. 10 Sch. 5N. 
wegen Fenſtern, „Porten”, Taglohn und berg, Die 
Zimmerleute fofteten 193 Gl. 10 Schl. und Schloffer, 
Glafer, Landentihädigung u. |. tw. zirfa 1000 Gl. Die 
Hälfte der Maurerarbeit mußte mit Geld bezahlt werben 
Die Mauer fol 21: Schuh did fein und vom SKlafter 
d. i. 36 Schub „hol und fol” gemeflen, mußte man 2!/, 
GL. bezahlen. Landfädelmeifter war damals Job. Franz 
Schmid. Das Material mußte von den Gemeinden auf 
den Pla geichafft werden. Dem Zimmermeifter Hans 
Melchior Rohrer wurde der Dachſtuhl und 2% Böden ver: 
akkordirt. Er erhielt täglich 80 Sch., !|, Maß Wein und 
Speife. Für „Aufrichters Wein“, bis fie „ehrlich genug” 
haben, mußte der Landfädelmeifter forgen. Um bie 
Baukoſten zu deden, wurde ben 30. Apr. 1718 von ber- 
Zandedgemeinde eine. Auflage auf verfchiedene Aemter 
gemadt. Ein neu gewählter Landammann mußte 3. 8. 
100 Gl. und bei einer Wiederwahl 15 GI., ein neu ges 
wählter Ratsherr 15 Gt. bezahlen. Bon 1786—1785 
betrug die Aemterauflage 5805 GI. 15. Schl. Weberdied 
hatte man noch etwa 1800 Gl. zu. fordern. Die Haupt: 
einnabme für das Zeughaus war das Ohbmgeld. Das 
Obmgeld von einer Maß Wein betrug 3 Angft. und von 
einer Maß Moft feit dem 7. Dt. 1713 1 Angft. Bon 
1786-1786 betrug das Ohmgeld für Moft und Wein 
ohne das Ausſtefende 28,788 SI. 18 Sch. 4X. Für 
Bier wurde fein Ohmgeld bezogen, weil ber Verbrauch nur 
unbedeutend war. Die Einfuhr von Branntwein war 
verboten. Gegenüber von Branntmweinträgern wurde bis⸗ 
weilen einige Nachfiht ausgeübt. Als man aber 1737 
vernahm, daß im verflojlenen Jahr 2594 Maaß Brannt» 
wein in’8 Land gebracht worden, da wurde die Geiftlichs 
feit bon der Regierung erfucht, daß fie ihr helfe, den 
„höchſt ſchädlichen überfluß des brantzgebrauchs“ abzu⸗ 
ſchaffen und bie Landesgemeinde beſchloß im Jahre 1738: 
„Dann tft nach alter Erkhanntniß brantz auff fürkauf 
in's Land zu kaufen, auch im Land auf fürkauf zu 


‘ 


1711, 


458 
brennen, bey Straff M. ©. 9. verbotten.” Es war ſo⸗ 
mit nur für: den Hausgebrauh außer dem Land zu 
Taufen und zu brennen geftattet. Bon 1742-1785 wur⸗ 
den 50 Zentner Pulver und 17811782 ftählerne Lad⸗ 
ftöde angeſchafft. Bon den Einnahmen des Zeughaufes 
‚wurden von 1786--1778 10,725 GI. 15 Schi. in den 
Thurm gelegt. Als man aber 1785 die 6 Kanonen, 
welche jebt noch vorhanden find, aus der königlichen 
Gießerei in Straßburg angefchafft, da wurden 3000 SI. 
aus dem Thurm genommen. 1750 beishloß die Landes⸗ 
gemeinde, da am Kapuzinerflofter den Kommunizirenden 
ftatt Wafler wieder Wein gegeben werde und 1751 zahlte 
der Beugherr den Kapuzinern für Kommunionwein das 
erite Mal 68 Gl. 380 Schl. Im Sabre 1754 gab er das 
; erfte Mal an das Kollegium. 45 Gulden. 1762 wurden 
. bon Hammerfchmied Schorno in Schwyz 160 Pfund alte 
zerbrochene Harniſch gefchmolzen und Schaufeln daraus 
gemacht. Bor der. Helvetif befanden fid, in Zeughaus 
10 Kanonen, 893 Büchlen, am Kolben mit O gezeich⸗ 
net, und an den Wänden zur Zierde des Alterthums 24 
Musqueten oder Gablengewehr, 48 vollgezogene Gewehr, 
wovon 4 zierlich mit Bein eingelegt, 5 Schartenbüchſen 
mit einem ſchrägen Zug, 2 Radbüchſen und 94 Spieß 
oder Hellebarden, wovon ‚ein Spieß von Herzog bon Bur⸗ 
gund mit gelben „dallia“ beſetzt und einer bon Solo: 
thurn zierlich geftochen war. Zur Zeit der Helvetik wur: 
den diefe Gegenftände weggenommen und es fcheint, daß 
die. mertwürbigften Altertümer nicht mehr zurüdgegeben 
wurden. | | Ä 
10. Aug erichien Pfarrvikar 3. Franz Mayr von Füllen 
mit dem mwunderthätigen Stab des Hl. Magnus, um 
Vie Engerlinge zu vertreiben. Er wurde zu Kerns 
bewillkommt und nad Sarnen begleitet. Nachdem er 
‚morgend in ber Dorffapelle dad Amt gelungen, wurde 
eine Prozeifion um das Dorf herum angeftellt. Bei ber» 
jelben wurden bie bier Evangelien gefungen, Segnungen 
und · Exorcismen vorgenommen. P. Franz that dad mit 
grtoßem Eifer und höchſter Auferbanung. Bei ber Stapelle 


459 


II RISSE 


fegnete er Wafler, Erde, Aſche, Salz und überhaupt 
Alles, mad man ihm gebracht. Er befuchte auch die an- 
bern Gemeinden mit Ausnahme von Lungern, und übers 
al wurde ihm gebübrende Ehre .erwiefen. Dem BPrälat 
zu Wüflen fandte die Regierung ein Dankſchreiben, B. 
Mayr gab fie 10 franzöfifche Dublonen, dem Diener eine 
und dem bl. Magnus verehrte fie 20 Thlr. Schon 1685 
wurde ein Conventual, ®. Cöleftin Stadler, mit dem 
wWunderthätigen Stod von Füſſen berufen. Die Koften 
wurden auf die Gemeinden vertheilt. Eine folche Berus 
fung geihab auch in den Jahren 1726 und 1747. Im 
Jahre 1747 wurden bem B. Cuſtos 20 Dulaten, bem 
Diener eine fpanifche Dublone und dem hl. Magnus als 
Opfer 6 Dukaten gegeben, welche auf den Landſäckel, 
das Zeughaus und die Salzkaffe vertheilt wurden. Die 
befonderen Koften wurden jedem Kirchgang überlafien. 
Bisweilen bat man zur Vertreibung der Engerlinge auch 
‚ andere Mittel angewendet. So 3. B. wurde 1720 ange: 
ordnet, daß man fajte und nach 9 Uhr in der Gewahr- 
fame bleibe. 1726 wurde Sertar und Pfarrer von Steinen 
berufen, welcher in dieſer Hinſicht eine befondere Gnade 
bon Gott empfangen. Es murden ibm 6 und dem 
‘ Diener eine halbe Dublone verehrt. Im Jahre 1732 
verordnete die Geiftlichkeit, vom BI. Vater bevollmädhtigt, 
auf den 28., 27. und 28. Juni einen allgemeinen Faſt⸗ 
tag, auf ben 24. eine Prozeffion nah Sachſeln und am 
28. wurden Prozejfionen gehalten und die erforderlichen 
Erorcismen und Benebiltionen norgenommen. 

“Um den Engerlingen vorzubeugen, wurden fchon früh: 
zeitig Verordnungen wegen ben Käfern erlaffen. 
1593, 3. Mai wurde beſchloſſen, für einen Becher Käfer 
1 Schl. zu geben, fo lange die „Bluft” währt. Im Jahre 
1626 verordnete bie Landesgemeinde, daß für jede Per: 
fon ein Becher gefammelt werde. Wer mehr fammelt, 
erhält für jeden Becher einen halben Schilling. Aehnliche 
Verordnungen wurden fpäter auch vom Rath erlaffen. 
Bisweilen mußten für jede Perſon 2 bis 4 Becher ge⸗ 
fammelt werden, bisweilen nur für die verwahrten d. 5. 


460 





für die KRommunifanten. 1689 wurden für jede Haus⸗ 


haltung 3 Becher vorgefchrieben. In jeder Gemeinde 
gab es einen Käfervogt, dem bie Käfer: lebendig einge- 
liefert werden mußten. Gewöhnlich wurde bad Nähere 
ber Difpofition des Kirchenrathed überlafien, und für 
jeden Becher Mehrleiftung 1 Schl, bezahlt. 


1711 wurde erkennt, daß Pfarrer und Helfer in Sarnen keine 


1716, 


Auflage entrichten müfjen, dagegen aber die Frohn⸗ 
tage thun. 

20. Sept. Es ift angezogen worden wegen unjerm 
Thurm, dab es fehr nothiwendig wäre, denſelben zu 


decken, bamit der Dachftuhl nicht weiters verfaule. Man 


findet, e8 wäre befier, wenn man ihn wegen Feuersge⸗ 
fahr nicht mit Heinen Schindeln decken, fondern ben 
ganzen Dachſtuhl entfernen , eine mit Ziegel gebedte 
Kuppel fammt einem Zimmer zum Examiniren bauen 
und auch die vordere hölzerne Stiege, welche zum Thurme 
führt, mit einer fteinernen vertaufchen würde. Landes- 
fähnrih Stockmann foll Baumeifter fein. Vorder fol 
Zandammann Anderhalden, Maurermeifter von Ylüe 
nnd Zimmermann Rohrer die Sache mit ihm befichtigen. 
Den 4. Dit. 1715 murde Hrn. Stodmann überlaflen, 


den Thurm nad feinem Gutfinden zu bauen. Das 


Holz foll er aus meiner gnädigen Herren und dem Spitals 


wald nehmen, zum Spital führen und dort ausarbeiten 


laffen. Man fol. noch diefen Herbft bauen und foll beim 
Taglohn verbingt werden und nicht überhaupt. 1716 
wurden dem Landeshauptmann Stedmann wegen dem 
Thurmbau 15 GI. verehrt. Diefer Thurm mar wahr: 
fcheinlih im der älteften Zeit ein Burgverließ, imo der 
Landvogt vder die Bewohner aüf dent Schloß Landens 


berg bie Verbrecher eingefperrt. Wäre Heinrich Ander: 


balden nicht fo alt geweſen, dann würde er wohl bort- 


bin gefommen fein, wo er dann fein Sonnenlicht mehr 


geliehen hätte. Es iſt nicht glaublich, daß in -Diefem 
Thurm mit jeinen engen Löchern, wie man fie vor einis 
gen Jahrzehnten noch gefehen, bie Herren von Sarnen 
ober von Aa gewöhnt. Ein ſolches Burßverlteß' mar bei 


1 


Küßnacht, wohin Landvogt Geßler den Wilhelm Tel 
bringen wollte ‚und ber Waflerthurm in Luzern. In 
einem ſolchen Verließ mar gewöhnlich eir großes Loch, 
wo für Licht und Luft biöweilen gar keine Oeffnung war 
und aus welchem ber Delinquent, mit einer Haſpel, auf 
einem Steden veitend, zum Berhör oder aucd zum Fol⸗ 
tern heraufgetvunden wurde. Noch in der Mitte dieſes Jahr⸗ 
hunderts konnte im Hexenthurm das unterirdiſche Gemach, 
nebſt einigen andern Kerkern, die Haſpel und der um 
das Seil befeſtigte, vor Alter ganz mürbe gewordene 
Knebel geſehen werden. GGeſchichtsfr. 34, S. 395.) 
Dem urſprünglichen Zweck entſprechend, wurde dieſer 
Thurm ſchon frühzeitig auch von der Regierung als 
Gefängniß gebraucht. Auf den Abbildungen eines gothi: 
ſchen Altärchens aus dem Sakramentswald, melde fich 
im Mufeum befinden, fieht man, mie einer von den 
Verbrechern, welche die bi. Hoſtien ausgejchüttet, in den 
Herenthurm geführt wird. 1568, 3. Okt. befchloß man, 
den Thurm - beim Folterhaus zu bertäfeln. 1589, 15. 
Juli wurde ber Baumeifter beauftragt, eine Heine Ge: 
fangenſchaft im Thurm ob der Stiege machen zu laſſen. 
Im Jahre 1663 wurde der Aathurm von „Gilgi“ Furrer 
mit eichenen Schindeln gedeckt, wobei er mehr als 100 
Kronen verdient und 1769 wurden zur Verſicherung des 
Schatzthurmes an den 4 Fenſtern eiſerne Sprengel ge- 
macht. Seit mehreren. Jahren wurde er für das Muſeum 
und dad Staatsarchiv gebraucht und mußte deßhalb ein 
wenig umgebaut merden. 


1716, 26. Apr. wurde von der Zandedgemeinde verordnet: Die 
- alte Landesgemeinde-Erkenntnis von 1709 wird erneuert, 
jo daß unter 20 Jahren Niemand Tabat trinfen, 
d. h. rauchen darf. Es ift auch in Wirths⸗ und Wein: 
Ichenfhäufern außer der Küche und auf den Kilchwegen ver» 
boten bei 15 Pfund Buß, wovon dem Kläger !/s gehört. 
Die erſte Erwähnung von dem Rauchen gefchieht in den 
Sahren 1627 und 1628. 1627 wurde der Stäldenen das 
„heimliche Dämpfen” in ihrem Hauje verboten und 1628, 
6. Mai, mußte ſich der Lieutenant am Stab in Alpnach 





462 


III 


vor Rath ftellen, weil er feine Tranfe Nachbarin mit 
Rauch und ungebührenden Worten moleftirt und er er: 
hielt dann. vom reg. Zandammann einen „guten Filzen“. 
Den 15. November 165% wurde ber „trinfh oder rauch 
tabad) gentlichen verbantifirt”, doch fchon im folgenden 
Jahre wurde geftattet, befcheiden und mäßig zu rauchen 
und es wurde nur in Wirtbshäufern und auf öffentlichen 
Straßen und Gaffen verboten. 1656, 16. Sept., erhielt 
der Bote nach Baden folgende Anfteuftion: Weil von. 
ſämmtlichen Drten der Eidgenoffenfchaft die Abichaffung 
des Tabaks für nothwendig erachtet, will man unjeren 
Theil® dazu halter. Den 8. Oft. 1657 mwurbe bad 
Tabaktrinken außer feinem eigenen Haufe verboten. Es 
fol auch Niemand Tabak feil haben heimlich oder öffent: 
ih bei 10 Gl. Buß. Das Tabatverbot wurde bon 
Zeit zu Zeit mit mehr ober weniger Beichränfung er⸗ 
neuert. 1732 und 1743 wurde erfennt, daß das Pfund 
nicht höher als zu 5 Schl. verfauft werde. Die Landes: 
gemeinde bejchloß im Jahre 1769, daß aller Tabak, wel: 
cher in das Sand fommt, nach altem Brauch mit 1 Angft. 
vom Pfund zu verzollen fei. 1787, 28. Apr. beſchloß 
man, den Tabafartitel frifch auszukünden. Erft in dies 
jem Jahrhundert haben die Raucher die Freiheit erlangt, 
jährlich eine große Summe Geld in Rauch zu verwandeln. 

1717 baute Fähnrich, Tpäter Landammann Melchior Stodmann 
die ſog. Rigifapelle am Klofterfrauengarten. 

1721 wird Sarnen ein Faſten- und DOrdinari:-Prediger 
aus dem. Kapuzinerklofter bewilliget. 

1722, 1. Dit. begann die zweite Volksmiſſion in Sarnen, 
nochdent gerade vor 29 Jahren eine folche ihren Anfang 
genommen. Auf St. Michael 1693 kamen zwei Sefuiten 
al8 außerordentliche Beichtpäter in das Frauenkloſter nach 
Sarnen. Nachher begannen fie mit der Miffton. Bor: 
ber bat der Sefuit B. Johann Hader den Rlofterfaplan 
Zranz Stolz, ihn in feinem Streben eine Mifftion abzu- 
halten, zu unterftügen und der biſchöfl. Kommiſſar in 
Luzern befahl den 23. September 1693 eine foldye anzu: 
nehmen, indem alle Geiftlichen zu ſolchen Miffionen hel⸗ 





463 





fen follen. Der Rath erhielt kein Schreiben und lie 
es ftillfchiweigend gefcheben. Nachher überließ es bderfelbe 
dem Zandfchreiber, für die überfandten Milfionäre dem 
Herrn Nuntius zu banken. Bei der zweiten Miffion 
wurde derfelbe vorher. in Kenntniß geſetzt. Den 29. Aug. 
1722 meldet der reg. Landammann Joh. Franz Ander⸗ 
balden, daß die Geiftliden wegen überflüffigem Trinken 
und Tanzen ſowohl auf der Kanzel als in dem Beicht- 
ftuhl alles Mögliche thun wollen. Sie hoffen, daß bie 
weltliche Obrigkeit fie unterftüge und glauben, es wäre 
fehr nüglich,menn man vom P. Rektor inLuzern die Miffionär 
verlangen würde, welche letzten Frühling in Uri und 
Schwyz Milfionen gehalten und im Weinmonat in Nib: 
walden halten werben. Dem Rath gefällt es Miſſionäre 
zu berufen, welche am 1. Oktober erfchienen. Der Zeug: 
herr wurde deßhalb beauftragt, 20 Mütt Kernen anzu: 
fhaffen. Es wurde für die Miffionäre ein Theater oder 
eine Bühne errichtet nach dem Mufter, welches der Sefnit 
P. Biffelig der Regierung geiendet hat. Sie durfte nicht 
gegen Sonnenaufgang und gegen ben Anjchlag des Regens 
gerichtet fein. Wenn fie bei Häufern errichtet merbe, 
dann follen die Leute nicht bei den Fenſtern, jondern 
unter dem übrigen Volk der Predigt beiwohnen. P. 
Biljelig ſandte auch ein Mujter zu einem Wilfiondfreuz 
und erſuchte, für drei Perſonen Herberge zu bereiten. 
Diefe Rednerbühne foR unterhalb der Gartenmauer bes 
Hrn. Rathsherrn Simon Wirz aufgerichtet geweſen fein, fo 
daß das Bolf beim Anhören der Milfionäre die Bilder 
ander Gartenmauer, die man noch vor einigen Jahren 
fehen Eonnte, im Auge Hatte. Die alte Kirche wäre zu 
flein geweſen, um die große Bolfdmenge zu faſſen. Das 
Kapitelöprotofoll bemerkt, daß Diele achttägige Miſſion 
den MWiifftonären zu großem Troft gereicht. 1741, 13. 
Horn. gab Erjefuit Johann Baptift Dilier, Stifter des 
Kolegiumsd, 2000 Pfund, damit alle 10 Sabre in 
Sarnen und menn es dort angenommen wird, auch in 
Stang, von 2—3 BP. PB. eine Miffion oder aber in den 
Pfarreien 3—4 Tage geiftliche Exercitien gehalten wer: 


464 


IL IEISTGL 


den. P. Superior der Mifftonen fol allein über bie 
Kapitalien bisponieren, auch wenn alle Miffionen auf: 
gehoben werden. 1741, 10, Juli wurde biefe Stiftung 
im Auftrage des P. provinzials von P.Michael Zeh, Super 
rior der Miffionen gutgebeißen. (Bgl. Gelchichte der kant. 
Fonds. S. 3). Noch im gleichen Herbft wurde von 3 
Sefuiten in allen Gemeinden Miffion oder hl. Erercitien 
abgehalten. Im Kapiteldprotofol wird bemerkt, daß 
beſonders die Standeslehren von.fehr großem Nugen ge: 
weſen. Die 4. Volksmiſſion wurde im Jahr 1752 ges 
halten. Das Priefterfapitel befchloß, man wolle e8 jedem 
Pfarrherrn überlaffen, mit welchen Geremonien er bie 
3 Miffionäre aufnehmen wolle, melche den 21. Mai be: 
ginnen. PBannerherr Franz Anton Bucher wurde beauf: 
tragt, mit den Pfarrherren zu reden, melche fich wegen 
den Beſchwerden der Miffion beklagten. Das Kapitels: 
protofoll bezeugt, daß dieſe Miffton beinahe in allen 
Pfarreien von ſehr großem, ja von einem ungewönlichen 
Nugen für das Seelenheil getvefen. Nach der Miſſion 
befchloffen die Bfarrherren einen Unterſuch anzuftellen, 
ob nicht verbotene Bücher anzutreffen feier. 10 Jahre 
nachber, Ende DE. 1762 murde tieder bon Gemeinde 
zu Gemeinde Miffton gehalten. Im Briefterfapitet kam 
bie Miffion zu Sarnen den 14. Dit. zur Sprade. Das⸗ 
felbe bat aber nichts befchloffen, fondern es den Ge 
meindevorftebern überlaflen, Miffionäre zu berufen. Ge: 
mäß der Stiftung von Dillier müſſe bloß in Sarnen 
eine ganze und vollftändige Miſſion gehalten merden. 
Im Staatsprotofoll wirb bemerkt, daß in allen Gemein: 
den Erxercitien gehalten wurden, melde aber, Sarnen 
ausgenommen, wahrſcheinlich nur drei Tage geauert 
und mit Unterbruch gehalten wurden. 1762, 6. Nov., 
beſchloß der Rath, den Miſſionären für ihren großen 
Seeleneifer einen Duadrupel als Recompenje mit höflich» 
ſter Danfedbezeugung zu verabfolgen. 1773, 17. DH. 
folte die 6. Volksmiſſion beginnen. „Aber ach”, heißt 
es im SKapitelöprotofoll, „unterdeffen murde die Ge 
felfchaft Sefu aufgehoben. Sie begann am erften Sonn: 





465 


NW VS 


tag im Mai 1775, nachdem Joſef Herzog, Borfteher ver 
geweſenen SJejuiten-Miffton, feine Bereitmwilligfeit er: 
Härt. Es wurde dann wieder eine Milfion begonnen 
bon dem ‚alten Superior den 21. Mai 1786 und am 4. 
Sonntag im Okt. 1796. Als man im Sabre 1812 eine 
Miffion abhalten wollte, da erklärte der freifinnige 
Generalvifar Weflenberg gegenüber den bundertjährigen 
Erfahrungen, gegenüber den Zeugniffen der Päpfte und 
bi. Männer, daß die Miffionen ſchädlich feien. Sm 
Kapiteldprotofoll wird dazu bemerkt: Gott verzeihe ihm ! 
Die 9. Volksmiſſion wurde von den Jeſuiten Burgſtaler, 
Schloſſer und Damberger am 1. Sonntag in der Faſten 
1841 begonnen und am Montag nach dem 2. Sonntag, 
d. h. am 8. März, beendet. Es war ſehr viel Volk aus 
dem ganzen Land dabei. „Sieben Nächte wurde die 
Kirche nie geſchloſſen. Die hl. Miſſion hat ſehr großen 
geiſtlichen Nutzen und Vortheil gebracht” bemerkt Land⸗ 
ammann F. Wirz. Vorher, den. 19. Dez. 1840 meldete 
Pannerherr Spichtig im Rath, dab Pfarrer und Com: 
miffar Wirz in der nächften Faſten wünſche, eine Miffton 
abzuhalten und dab der Gemeinderath einmüthig feinen 
Beifall gegeben. Die 10. und 11. Volksmiſſion wurde 
1865 von Sapuzinern und 1882 von Benebiltinern aus 
dem Klofter Engelberg gehalten. An die Miffion von 
1865 wurden bom Spital wegen der Dillerifchen Stif: 
tung 380 Fr. und an die von 1841 116 Gl. gegeben. 


1789 in den drei erften Tagen der Charwoche wurden 
dem Rath auf der Rathitube von P. Joſef Herzog Exer: 
eitien gegeben. Diejelben begannen Bormittag um 8 Uhr 
und Nachmittag um 1 Uhr. An den Vorträgen, welche 
1792 und 1831 im Drud erfchienen, wurde der fel. Brus 
der Klaus als ein Mujter einer chriftlichen Obrigkeit dar- 
geſtellt. (Vgl. Volksfr. 1882 Nr. 45 u. ff.) - 


1723. Wegen den Ramersberger Nüffen fol nichts mehr 
in die Rechnung fommen, weil geiftliche und weltliche 
Borgejeßte jür gut befunden, anstatt diefer uralten Bes 
Ichiverde, gemäß welcher jede Hofitatt am Ramersberg 


29 


466 


ILL SS 


eine Imme Nuß oder 3 Sch. geben fol, eine Schuld 


1724. 


bon 33 Gl. 31 Schl. und 4 X. anzunehmen. 

Die Freitheiler erfuchen die. Regierung, den Karrern zu 
verbieten, mit 4:-räderigen Wagen durd die 
Kichgaffe zu fahren. Wer weder Treue noch Rech 
nung dem Freitheilvogt ablegt, ift für ein Sahr von der 
Nutznießung ausgeſchloſſen. 


1724, 12. Aug. Mitte Auguſt ſoll man bei der Kapelle zu 


1725, 


Kägis wil nicht Dbft feilhaben. 

5. Mai, war in der Schwändi Streit wegen All— 
mendnußung. Gegen die Theiler erfcheinen vor Ge: 
richt Hand Baſchi Berwert, Hand Melchior Andermatt, 
Beat Burch und Andere. Die Theiler erklären: Da bie 
obere Almend zu den Gütern gehöre und die untere den 
Theilern gemeinfam jet, deßhalb ftehen fie nicht in gleichem 
Recht. Sie glauben, daß Diejenigen, die auf die untere 
Allmend treiben, zu Handen Derjenigen, die nicht auf: 
treiben, eine Auflage bezahlen follen. Die Gegenpartei 
meint, Diejenigen, bie auf die obere Allmend treiben, 
follen an diefer Auflage Feinen Antheil haben. Den 
Armen, die auf feine Allmend auftreiben, gehöre etwas 
aud dem gemeinen Sädel, wie bis dabin gebräuchlich 
war. Sie findet es unbillig, daß gewiſſe jährliche oder 
zufällige Unfoften, 3. B. Anken in die Schwand, Mar- 
chen, Kreuzaufrichten, Jagdgeld megen Unthieren aus 
dem Theilerfädel, d. 5. von Reichen und Armen gleich: 
mäßig, bezahit werden. Die Theiler antivorien, daß 
man ſolche Opfer immer aus dem Theilerfädel bezahlt, 
und daß ſich die Armen nicht zu beklagen haben, „indem 
befhannt, daf alleß Einkhommen Ihreß Teilen Seckels, 


deſſen ſich auch dermahlen die armen zu genießen haben; 


Urſprünglich Von der obern Allmend vnd darvon auf 
gewüſſe Jahr abgehageten ſchwanden herfließe". Das 
Gericht erkennt: Es ſoll in Zukunft Jeder, der auf die 
untere Allmend treibt, für die erſte Kuh 5 Bz., für die 
zweite 10 Bz. und für die dritte 20 Bz. bezahlen und 
es ſoll dieſes Geld unter alle Theiler gleichmäßig vertheilt 
werden. Die obere Allmend und den Howald fol man 








1725. 


1726. 
1726 


467 


WIRT GT 


gemäß Urtheil und Erfanntnuß benugen. Mit den Un» 
often fol man etwas behutſam fein. 


Der Hirt von Teufimatt foll 10 Th. Jahrlohn 


haben und 8 Kühe aufzutreiben berechtigt ſein. Er darf 
nur 5 Tage vorfahren und ſoll zu jeder Hütte 2 Schatz 
Schindeln thun. 

Man will trachten, der Melcha auf der untern Allmend 
einen andern Lauf zu geben. 

wurde im Stalden die Roſenkranzbruder— 
Schaft eingeführt durch den Superior des Predigerordeng 
von Gonftanz, PB. Mathias Lorinfer. 


1727 wird dem Gerbermeiiter Marquard Wirz an der Aa unter 


1729 


der Aamühle rin Hauspla gegeben. 

wird mit dem Rathhausbau begonnen. Zuerſt wollte 
man dasſelbe nicht fo weit binabichleifen. Weil aber 
fomohl die Mauer als die Träm fich Schlecht und baulos 
gezeigt und weil man auf folche Weile nicht3 dauerbaftes 
machen Tonnte, deßwegen wurde den 20. Juli 1729 er: 
fennt, daB die verordneten Bauherren, nämlich Zand: - 
ammann und Pannerherr Bucher, Landvogt von Flüe 
und Bauherr Marquard Anton Stodmanı fo weit und 
fo viel jchleifen und abbrechen laffen, bis fie ein qutes 
und dauerhafied Fundament haben und verſichert feien, 
daß ſolches währfchaft fei. Da das ganze Werk ihnen 
übergeben, jo follen fie deßwegen meine gnädigen Herren 
nicht mehr bebelligen. Wie es feheint, wurde dasſelbe 
bis auf den erſten Stod abgeichlifien, indem dag jtrinerne 
Portal gegen ven Schwibbogen die Jahreszahl 1551 mit 
einem Steinmeßzeichen trägt. Wihrend dem Rathhausbau 
wurden dent Landweibel wegen Behauſung 20 Gl. vers 
gütet. Die Rathhausuhr wurde während dem Bau in 
der Kapelle aufgeitellt und die Regierung zahlte an die 
Einrichtung 2? Pfund. Während der Bauzeit wurde mit 
der kleinern Glocke in der Dorffapelle das Zeichen zum 
Rath gegeben. Derielbe wurde unterdeflen im Saal des 
Landesfähnrich Imfeld, d. h. im Steinhaus auf dem 
Dorfplag, gehalten. Die Gemeinden mußten an diefen 
Bau Beiträge liefern. Da fih Bauherr Stodimann wegen 


468 





den vielen Arbeiten beim angefangenen Bau beflagt, 
wird ihm Joſ. Wirz beigegeben. Als er zum Landfädel: 
meifter befördert wurde, wollte man ihn „bei der bamaligen 
Unvollflommenbeit diefed Werkes" nicht entlaffen. Er fol 
mit Zuzug ded neuen Bauherrn dad Gefchäftzur Vollendung 
führen. Da da8 Bermögen des bingerichteten Ratsherrn 
Kaſpar Schmidhalter von Alpnach nicht Hinreichte, deß⸗ 
wegen wurde 1730, 23. Dez. erlaubt, hierlands Gelb 
aufzubrechen. Baumeifter war Hans Georg Urban, ge: 
. bürtig von Bafel, mohnhaft in Zuzern, der 1734 mit 
Lorenz Rey den Plan zum Neubau der abgebrannten 
Stadt Surſee entwarf. Diefer erbielt den 22. Dez. 1731 
von der Regierung dad Zeugniß, dab er dad Rathhaus⸗ 
gebäude, Maurer: und Steinhauerarbeit belangend, zur 
Genüge aufgeführt. Im Oftober 1731 fonnte der Land: 
weibel die oberen Zimmer im Rathhaus beziehen. 1732, 
13. Febr. hatte Landfädelmeiiter Marg. Ant. Stodmann 
wegen dem NRathhaus eingenommen 14,147 Gl. 22 Schl. 
2 U. und ausgegeben 13,814 GI. 17 Schl. 1X. Bon 
Maler Aufdermauer von Schwyz murde die Gerechtigkeit 
mit etwas anderen Figuren in die Rathſtube verehrt. 
“ Der Rath beichloß den 2. Aug. 1732, ihm deßwegen ein 
Gegengeichent von 3 Louisdor zu machen und als er 
vernabm, daß das Gemälde ein namhafte? Knnſtwerk 
jei, da wurden noch 6 Dublonen hinzugefügt. Der Land: 
fädelmeifter wurde beauftragt, Arnold aus dem Meld: 
tbal vor die Rathsſtube malen zu laſſen. Im Febr. 
1733 überfandte der Weihbifchof von Konftanz ein ſchönes 
Kruzifie für die neue Rathsſtube. Dagsfelbe wurde beiten? 
berdanft und als Zeichen der Erfenntlichkeit ein Partikel 
von des sel. Bruder Klaufen Gebeinen überfchidt. 1756, 
6. DE. wurde befchloffen, auf dent unteren Saal eine 
Kanzleiftube zu bauen. und den 21. Mai 1746 beim Ein: 
tritt in da8 Rathhaus ein Steingewölbe zu machen. Im 
Sahre 1751 wurde in der Natbftube ein Ofen von Gilt: 
fteinen aufgerichtet. Landammann Wolfgang von Flüe 
will man twegen Bemühung beim Rathhausbau entweder 
15 Gl. oder den alten Dfen in der Rathſtube in fein 





469 


LIT LEID 


neu gebaute® Haus zu Obkilchen verebren. 1765, 9. 
März wurde beichloffen : demLandweibel will man den großen . 
Dfen in der Ratbftube zu heizen, ftatt 20 jedesmal 24 
Schl. geben, weil das Holz bedeutend aufgeichlagen. Den 
20. Nov. 1769 wurde bewilligt, zur Zierde des Rath: 
hauſes die Bildniffe der geweſenen Landammänner in 
der Rathſtube aufzuhängen. Landammann Nikolaus bon 
Slüe und Landvogt Peter Anton Wirz foden die 
Sache beiorgen. Die Porträt follen gleihmäßig fein. 
Die Abbildungen der älteften Landammänner find deß⸗ 
balb großentbeild Bhantafieftüde Später wurde von 
den Erben verftorbener Landammänner gewöhnlich um 
Erlaubniß gefragt, dad Borträt in der Rathftube auf: 
hängen zu dürfen. Es mwaltete auch der Gedanke, das 
Bildniß unfere® vielfel. Landesvaters Nikolaus in der 
Ratbitube prächtiger machen zu laffen. Dieſes geichah 
im Jahre 1774, wo Maler Wyrſch für das Gemälde 5 
Louisdor oder 60 Gl., Ferdinand Röſch für das 
Schnitzwerk 5 GI. und Maler Jakob für Vergoldung der 
Rahmen 371); GI. erhielt. 1771, 16. Nov. wird vom 
Rath einhellig erlaubt, da3 Porträt von General:Sxfipeltor 
Wirz von Rudenz und Markgraf von St. Pasqual und 
1792 dasjenige feine® Sohnes, General Joſ. Wirz Mark: 
graf ron Pascal u. f. mw. in der Rathftube zu plaziren, 
weil ſie einen Rathsplatz befeffen und dem Land durch 
ihre Heldenthaten große Ehre gemacht. Abt zu Engelberg 
und Ammann Müller wurden den 12. Heumonat 1817: 
erfucht, ihre Porträt zu überfenden, um fie in Betrady: 
tung ihrer Anhänglichkeit und Geneigtheit auf der Rat⸗ 
tube zum Andenken aufzuhängen. Im folgenden Sahre 
wurde diefem Wunfch entfprochen. 1777, 25. Dft. wurde 
Landweibel Schäli angezeigt, daß er die große Rathhaus: 
thüre zu Beigloden beichließe und zu Nacht durch die 
bintere Kleine Thüre einlaffe. Ein eigenes Gebäude für 
die Kanzlei wurde auf 3390 GI. berechnet. Man be- 
ſchloß deßhalb, für die Kanzlei einen Anbau. an bag 
Rathhaus zu machen. 1787, 10. Jän. wurde Maurer: 
und Steinhauerarbeit dem Mftr. Nikolaus Burtfcher für 


470 


RI NI NIS G 


1000 Gl. veraffordirt. Baumeifter of. Anton Elfäfler 
erhielt 925 Gl., Schloffer Ignaz von Matt 263 GL, 19 
Schi. 2 U. und Schreiner Kaſpar Joſ. Wafer 101 Gl. 
30 Scht. 1789 wurden durch Zimmermeiſter Balz Triner 
der Dachituhl und die Oberbalken in der Ratbitube repa⸗ 
tiert und 1812 murden wiederum Reparaturen vorge: 
nommen. 1812 wurden in die NRathftube neue Seffel 
angefchafft. Der junge Maria Etlin fchnigte dad Wappen 
auf dem Seffel des Laudanmannd. Als Bildhauer 
Abart basjelbe fah, verwunderte er fich über den Kunſt— 
finn dieſes Jünglings und lud ihn ein, mit ihm gemein- 
Ichaftlich zu arbeiten Der Umbau ber fog. Tanzlaube 
(untere Ring) und die Abtheilung in verjchievene Zimmer 
wurde den 25. Mai 1822 beichloffen. 1824, 29. Rovember 
hatte Landammann Spicdhtig für das Rathhaus 4046 
Gl. 22 Sch. 2 N. ausgegeben. Es wurde dann in die 
untere neue Ratbftube ein Kruzifix und eine neue Uhr 
angeichafft. Nachdem ingenieur Joachim Eugen Müller 
ein von ihm verfertigtes Relief, den ganzen Kanton 
Unterwalden und einige Umgebungen vorftellend, verehrt und 
dasfelbe bereit3 in dem dazu eingerichteten Zimmer auf dent 
Rathhausaufgeitelt war, wurde den 29. Sänn. 1825 vom 
Kath erkennt: Ein höfliches Dankſchreiben an ihn zu erlaffen 
und al® geringes Zeichen dankbarer Gefinnungen ihm 
eine Öratififation von 20 Louisdor zu überreichen. Weber- 
dies wurde in einer Urkunde verfprochen, dieſes Kunit- 
ſtück niemals zu verkaufen oder zu veräußern oder Ab- 
drüdfe davon zu ziehen. Es wurde auch ber Wunſch 
geäußert, daß er fein Borträt einfenden möchte, um 
jelbe3 ‚neben fein Kunſtwerk aufzuhängen. 1826 wurden 
dafelbft auch Kunftiwerfe von Bildhauer Franz Abart 
aufgeftelt. Auf dem Rathhaus kann aud eine Vogel: 
fanınlung von Herren Dr. Regierungsrath Etlin und ein 
vortreffliches Relief von Herrn Topograph X. Imfeld 
geliehen merden. Ein Theil don den 150 Dublonen, 
welche Theodor Adel, Ritter, Duartiermeifter unter dem 
Schweizerregiment Bontems bezahlen mußte, weil er 1827 
in das Landrecht aufgenonimen worden, wurbe 1829 für 


471 


III I LG 


neue Fenſter und Umbänge in die Rathſtube und andere 
Reparaturen verwendet. 

1731, 3. März. Meine g. Herren glauben, daß die Bei- und 
Hinterfäßen fein Recht zur Pfarrmwahl be— 
figen. Der Entjcheid mag richtig fein, weil die Kilch- 
genofjen von Sarnen in Folge von freimwilligen Beiträgen 
an den Unterhalt ded Pfarrerd 1464 das Necht erhielten, 
ben Leutpriefter frei zu mählen. In Alpnach durften 
ſchon 1675 die Bei- und Hinterfäflen an der Pfarrwahl 
fich betheiligen. Auch diefer Entfcheid fcheint richtig zu 
fein. In Folge der Eroberung ded Thurgau Tamen 1460 
die Kollaturrechteder Pfarreien Sachfeln, Alpnach und Gis⸗ 
wil auf Verwenden des Ammann und Hauptm. H8. Heinzli 
mit Buftimmung bed Biſchofs von Konſtanz und des Vier⸗ 
waldftätterfapitel® an die Regierung von Obwalden und 
von da an die betreffenden Gemeinden unter der Bedin⸗ 
gung eines ftandesgemäßen Unterbalte® und daß der neu 
gewählte Pfarrer bei der Regierung ſich präfentire. Da 

richt bloß Kirchgenoffen von Alpnach, fondern auch Bei: 
fällen geholfen, das Thurgau zu erobern, deßhalb ift auch 
diefer Entfcheid berechtigt. Später erhielten die Bei: und 
Hinterfäflen in allen Gemeinden außer Engelberg das 
Wahlreht. Dafür aber follen fie auch zum Unterhalt 
der Gemwählten beitragen. 

1731 vom 29. April bis den 20. Suni wurde in der Sirche 
zu Sarnen Niemand getauft. 

1783 und 34 wurde für eine Monftranz an die Kapelle im 
Stalden 9 GI. 7 Sch. 4 U., 1759 dem Maler die 
Eidgenofjen und die Sonnenuhr zu malen 8 GI. 18 Sc. 
1 A., dem Goldſchmied Wir; für filberne Meßkändli— 
blatten zu fchlagen Arbeitdlohn 11 Gl. 28 Sch. 3 N. 
und 1833 für ein neued Rauchfaß ſammt Schifflein 24 
SI. bezahlt. Die Reparatur der Rapellmauer, die 1777 
wegen Erdbeben zerrifien worden und des Sigerften Haufes 
tofteten 81 Gl. 7 Sch 3 4X. 1810 wird die Uhr dem 
Uhrenmacher Rajpar Kreb für A Dublonen veraccordirt. 

1738, 30. Nov. wurde von der zahlreich verfammelten Kirchges 
meinde befchloffen, dieneue Kirche, für dieman 1723 


472 





anfing eine Kirchenſteuer von 5 Sch. für 1000 Pf. zu 
beziehen, auf dem alten Platz, auf das alte Fundament 
und ohne Vergrößerung zu bauen. Dieſer Beſchluß ge⸗ 
fiel den Sarnern nicht, weil ſie die neue Kirche lieber 
im Kehr oberhalb dem Dorf gebaut. In der Baukom⸗ 
miſſion ſaſſen 4 Rathsherren aus der Schwändi und 4 
Rathsherren aus den übrigen Theilſamen. Baudirektor 
war der nachmalige Landammann Juſt Ignaz Imfeld, 
Grundacher. Mit Baumeifter Anton Singer, gebürtig bon 
Tyrol, wohnhaft in Luzern, wurde der Bau mit Beibe- 
haltung des romanifchen Thurmes um 6000 Gl. verac: 
eordirt. Den 5. April 1739 hielt Pfarrer Karl of. 
Meniger bei der Beiper eine kurze Predigt, nahm das 
Allerheiligſte aus dem Tabernafel und trug es prozeffi- 
onsmeife in die Marianifche Kapelle im Dorf. Am fol: 
genden Tag war der legte Gotteddienft in der alten 
Pfarrkirche. Den 7. April fingen die Arbeiter an, das 
Mauerwerk niederzureißen. Diefes aber war fo fchlecht, 
daß Baumcifter Singer erklärte, er wage es nicht, den 
Neubau auf diefe alten morfchen Fundamente zu erftellen. 
Am 1. Mai wurde diefe Angelegenheit der Kirchgemeinde 
vorgelegt. Es wurde nun mit Mehrheit bejicjloflen, es 
folle mit Außeracdytlaffung des alten Fundamentes eine 
größere Kirche gebaut werden. Plan und Stellung der 
Kirche fanden de&halb eine zweckmäßige Abänderung und 
Baumeijter Singer mußte 1000 Gl. mehr bezahlt werden. 
Gemäß der Anfiht von Sarnen bei Simler (1608), 
welche derjenigen bei Stumpf (1546) nachgemacht tft, 
war der Eingang in die alte Kirche auf der Seite gegen 
das Dorf und der Glodenthurm ftund damals neben dem 
Chor, wie das bei den meiften Kirchen der Yall if. An 
die alte Kirche war ein Anbau oder ein großes Borzeichen 
angebaut. Die Kirche felbft ſcheint kaum die Größe vom 
jegigen Kirchenfchiff gehabt zu haben. Diefe Acnderung 
in der Stellung wurde mahrfjcheinlich deßwegen borge:- 
nommen, mweil man glaubte, daß für diefen Theil der 
Kirche ein jolideres Fundament erfordert werde, al3 für 
den Chorbau. Die Kirchgenofien hatten ſchon im Winter 


473 


EL SL IS? 


mit großem Eifer Materialien herbeigefchafft und wurben 
bierin von den Nachbargemeinden Kerns, Sachſeln und 
Alpnach unterftüht. Nachdem am 4. Mai 1739 die Länge 
und Breite der Kirche dom Kirchenrathe feitgefegt war, 
wurde den 15. Mai der Grundftein gelegt. 1740, 12. 
Aug. fing man an ben Dachſtuhl und 1742, 31. März 
die Kanzel aufzurichten. welche aber fanımt -den 2 Auf: 
fägen der Safrifteithüren erſt 1773 vollendet wurde. 
Weihbiſchof Fugger bat Samftag den 4. Aug. 1742 den 
noch unvollendeten Hochaltar zu Ehren der Hl. Petrus 
und Paulus, den Sreuzaltar und die 2 GSeitenaltäre 
Joſeph und Anna und Sonntag den 5. Aug. den Mutter 
Gotted und Jakobsaltar, den Altar in der Schmerzens— 
fapelle und den Friedhof eingeweiht. Den 29. Sept. d. 
3. wurde in zahlreicher Prozeifion das Allerheiligite aus 
der Dorffapelle in die neue Kirche übertragen und am 
folgenden Tage der erfte vormittägige Gottesdienft und 
zugleich die Zahrzeit der Urfusbruverfchaft gehalten. 1742 
11. Okt. feierte Franz Anton Heymann, welcher Tpäter 
Rektor des Kollegiungd geworden, in der neuen Kirche die 
erfte Primiz und Nikodem Burch 1743, 20. Dft. bie erfte 
auf dem neuen Hochaltar. Im Anfang des Dftober 1743 
wurden die 4 untern Altäre aufgerichtet, welche zufammen 
1012 Gulden gefoftet. E83 fcheint, daß bei der Kirchweihe 
nur die Altartifche vorhanden waren. Den 14. Auguft 
1744 wurde das Gemälde auf dem Hochaltar, Maria 
Himmelfahrt, enthüllt, welches Lieuten. Karl Ant. Schmied 
bon Sarnen gemalt und verehrt. Beim Beginn des 
Baues verfügte die Kirchgemeinde über eine Baarichaft 
bon 9861 GL. Bid zum Jahr 1745 waren die Buufoften 
auf 27,050 GI. 22 Sch. geftiegen. Hievon bezog Bau: 
meijter Singer 9384 St. 18 Sc., Sofef Hafner von 
Türfenbeim für drei Frescogemälde 99 GI. An den Hoch: 
altar gab die Regierung 2000 Gulden, an die Kirche das 
Klofter St. Gallen 531 GI. 10 Sch., dad Klofter Muri 
502 GI. Die Seitenaltäre trugen folgende Wappen : der 
Mutter Gotte8 Altar hatte das Wappen von Einfiedeln, 
der Jakobsaltar das ton Zurzadh, der Yofephsaltar das 


474 





von St. Gallen und der Annaaltar da von Muri. Bon 
der Regierung lieh die Kirchgemeinde 1500 Gl., vom 
Frauenkloſter 4000 Gl., welche bis 1759 und von Am: 
mann Kafpar Müller in Urfern 10,490 Gl., melde bie 
1754 bezahlt wurden. 1757 betrug die Schuldenlaft. noch 
5085 Gl. 6 Sch., wovon den 10. Jän. 1758 freimillig 
die Hälfte von der Schwändi und die andere Hälfte von 
den übrigen Theilfamen übernommen wurde. 1752 wurden 
von Lteut. Karl Anton Schmied, der noch andere Ars 
beiten für die Kirche gemacht, 2 Altäre gebaut, auf denen 
den 20. Juni erlaubt wurde, auf einem gemweibten Stein 
die bi. Meſſe zu leſen und die dann den 6. Sept. 1753 
von Weihbiſchof Fugg r zu Ehren von Maria vom Berg 
Carmel und zu Ehren des heiligen Sebaitian eingeweiht 
murden. Die Koften des Altared auf der Cpiftelfeite 
bezahlte Kommandant Johann Meldior Wir; mit 225 
SL. (Bol. B. Martin- Programm 1874.) 1755 murde 
ber Kirche von Landammann urd PBannerherr Ant. Franz 
Bucher und feiner Gemahlin Maria Generofa Luſſi eine 
filberne Ampel verehrt. Diefelbe hatte 3 Arme mit einem 
Engeldfopf. Sie war von durchbrochener Bunzenarbeit 
mit einer flach geichlagenın Kette, an welcher in ber 
Mitte 3 Schilde von Bunzenarbeit fich befanden. Auf 
einem Schilde mar dad Familienwappen Bucher d. i. 
Buche und 2 Ilgen auf den andern dag Yamilientvanpen 
Luſſi und auf dem dritten die Namen der Donatoren. 
Eie wurde in der Nacht vom 3. zum 4. Sänner 1856 
geitoblen und hatte einen Werth von 1360 Fr.. woran 
die Kirche durch Erbfali 1076 Fr. 72 Gt8. erhielt. Die 
Lampe wurde an Goldichmied Bell und die Kette an Gold: 
Ichmied Leu verfauft. Eliſabeth Imfeld, Frau des Fähn⸗ 
drich Heinrich Bucher, vergabte 1742 an die neue Kirche 
1200 Pf. Die Kilcher von Alpnach bezahlten 1748 für 
den alten Hochaltar 40 GI. Dem Ueberbringer de Me: 
geivandes von Abt Imfeld in Einfiedeln wurden 1762 
16 Gl. 10 Sch. bezahlt. 1763 ftiftete Felix Imfeld in 
der Kapelle vom guten Rath ein ewiges Licht mit 225 
GI. Um dieje Zeit hat man, um im Beinhaud Pla zu 


475 





newinnen, die Gebeine wieder hinausgethan und auf dem 
Friedhof begrabeu. Für die Saduhr, melde Kaplan 
Bannwart fel. der Kirche verehrt, erhielt man 1764 13 
Gl. 1767 wurde die Kirche mit Blätteli von Engelberg 
und mit eichenen Schindeln gededt und von Fidel Bran- 
denburg in Zug 6 filberne Leuchter gemacht, welche 926 
Gl. 34 Sch. 3 N. gefoftet und mit dem Wappen Stod- 
mann verjeben find. Marfchal Wir; von Rudenz ver- 
ehrte Der Kirche ein Kreuz von Agatitein mit einen Geis 
land aus einem einzigen Stüd Elfenbein gemadt. Das 
neue Rauchfaß ohne Ketten koſtete 120 Gl. 9 Sch. 1783 
27 Juni ſchlug der Blitz in das Chordach, ohne zu ent: 
zünden. 1784 wurde von den Gebr. Franz Joſeph und 
Beit Rey der alte Thurm und dad alte Gemäuer bis 
auf den erjten Abſatz abgebrochen und ein neuer mit 
einer Kuppel aufgeführt. Dieſer Bau foftete ohne die 
Srontage 4885 GI. 10 Sch. Mit dem Dachgerüft zur 
Scleifung des alten Thurmes begann man den 21. Apr. 
1784. Den 2. Aug. wurde auf den neuen Bau der Meien 
und den 27. Aug. das neue Kreuz und der Ainopf auf: 
geitedt. In den Knopf murden 5 alte pergamentene 
Schriften und drei neue Zeddel eingejchlojjen. 1796 
wurden für 1000 Pf. 5 Sch. Kirchenfteuer bezogen. Es 
fteuerte ded Salzherrn Stodmanng Haus 18 GI. 15 Sch. 
Major Wirz 12 Gl. Der Freitheil fteuerte zufammen 
275 GI. 24 Sch. 4 A., Schwändi 285 GI. 23 Sch. 3X. 
Ramersberg 33 Gl. 15 Sch. 3 N. Kägiswil 43 GL. 4 
Sch. 5 X. 1859 wurde der Bau des zmeiten Thurmes 
bejchloffen und 1881 ausgeführt. Frau Kirchenvogt Stod: 
mann verehrte der Kirche einen Kelch, welcher 51 Loth 
wog und 147 Gl. 28 Sch. gefoftet. 1803, 18. Dez. wurde 
dem Drgelmacher Rudolf Schmidli die große und kleine 
Orgel um 8 neue Dublonen zur Reparatur übergeben 
1841 wurde das Beinhaus renopirt und von der Dorfer⸗ 
ftiege bi8 zur Stiege gegen das Bergli eine Mauer um 
ben Friedhof gemacht, zu dem man 1743 60 Kit. vom 
Bergli um 90 Gl. gekauft. 


476 





Der Suplementsfriephof wurde 1859 eingefegnet. 1883 
wurde bon Knnftmaler Nieberberger und Maler Häring 
die Kirche renovirt. 1862 kam auf. den Hodaltar ein 
Gemälde — Chriſtus am Kreuz — von Heinrich Kaifer, 
welcher auch 4 Gemälde auf andere Altäre und das BI. 
Grab gemalt. Andere Gemälde und die Stationen find 
von Paul Deſchwanden. 


1740, 3. Apr. haben die Freitheiler für die Alp Schwand 


6450 Pf. 6 Sch. bezahlt und den 29. Mai 1880 die Alp 
Zeufimatt um 32000 Fr. an Luzern verkauft. 


1744 waren in Sarnen 2730 Seelen, wovon 2050 Kommunilanten 


1746, 


und 680 Nichtlommunifanten. 1640 waren zur öfterlichen 
Zeit 1100 Kommunikanten, 1672 1400, fpäter 1600. 
1769 waren 2340 Kommunifanten und 730 Nichtkom⸗ 
munifanten. 1811 hatte Sarnen 3800 Seelen, wovon 
2156 Rommunifanten. 

20. März murbe der Leib des bl. Marthyrer$ 
Sulian, welcher von dem damaligen Kaplan bei den 
Klofterfrauen in Stans prächtig eingefaßt und geziert 
worden in feierlicher Prozeffion aus der Kapelle im Dorf 
in bie neue Pfarrkirche übertragen, und in den Kreuzaltar 
gelegt. Bei Anbruch des Tages wurden öfter! alle Stude 
abgefeuert. Aus obrigfeitlicher Verordnung wurden wäh⸗ 
rend der Prozeſſion alle Gloden im ganzen Land geläutet. 
Laut Rechnung von Ludwig Anton Maria Zelger Toftete 
die Einfaſſung 628 GI. 24 Sch., worin 80 GI. Faller: 
lohn inbegriffen. 1745, 8 März erhielt General Wolf: 
gang Ign. Wirz den autentifirten aanzen bI.2eibfammt 
Blut des hl. Deodat, welchen Schaf er fpäter ber 
lobiv. Pfarrkirche in Sarnen verehrt.. 1787 beichloß Die 
Maiengemeinde diefen hl. Leib der Kapelle in der Schwendi 
zu überlaffen, welcher dann den 19. Dit. 1788 trans⸗ 
ferirt werde. Reliquien des bI. Urſus murden 
den 5. Horn. 1725 einbegleitet. 1787 murden unter dem, 
Geläute aller Gloden und dem Gefrach der Mörfer Re: 
liquien des fel. Bruder Klaus aus der Dorffapelle 
in die Pfarrkirche übertragen. Dort wurde der gemohnte 
Gottesdienſt mit entfprechender Predigt gehalten. Das 





477 





Bildnig mit den Reliquien zum Umtragen wurde bon den 
Schüten verehrt und koſtete 39 SL. 11 Sch. 


1746, 3. Apr. wurde von den SFreitheilern ob dem Grundacher 
beim SKapuzinerflofter Pla zu einem Kollegium 
gegeben. Als die V. V. Kapuziner fich beichwerten, weil 
fie Störungen beim Gotteödienft befürchteten, wurde dann 
der jegige Play geſchenkt. Der Stifter des Kollegiums war 
305. Bapt.Dillier von Wolfenichießen, welcher einige 
Sabre dem Jeſuitenor den angehört, mit Erlaubniß ber 
Obern wegen einem gewiſſen phyſiſchen Webel, melches 
immer mehr zunahm, nur ungern ausgetreten und 1709 
bon Luzern nach Sarnen gefommen wır, um ein Semi: 
narium zu gründen Cr malte Weltgeijtliche um ſich 
ſammeln, fie an eine gewiſſe Regel nnd an ein gemein: 
ſames Leben gewöhnen, und fie als Profefloren gebraus 
chen, bis fie auf Pfründen berufen würden. Nach feinem 
Tode ſollte über die Aufnahme von Weltgeijtlichen in den 
Berband der Rektor der Sejuiten in Luzern entjcheiden. 
Wenn er die gemwünjchte Unterftügung finden würde, 
dann gedachte er ein Lyceum zu errichten und |päter auch 
Theologie zu dozieren. Pfründen hätten dieje Regular: 

kleriker nur mit Erlaubniß des Obern annehmen dürfen. 
Gr wollte diefem Priefterverein ein Snabenjeminar zur 
Zeitung übergeben und dadurch einem Wunſche des Concils 
von Trient entfprechen. Es iſt das ein Gedanke, der dann 
mebr als 100 Jahre jpäter durch PB. Theodojius in 
Schwyz großentheild verivirflicht wurde. Auch in Sarnen 
ift mehr als 100 Jahre fpäter ein Convikt und Lyceum 
entitanden. Das Samenkorn, welche! Dillier unter großen 
Sorgen und Mühfeligfeiten audgeftreut, hat nun reichliche 
Früchte gebracht. 1709 miethete er zu Sirchhofen das 
„Großhaus,“ welches Landammann Sobann II. Imfeld 
gebaut und 1713. baute er am See eine Ziegelhütte, mit 
der er gute Gefchäfte gemadt, und die nach feinem Ab- 
leben um 4800 Pf. verfauft wurde. Er bejaß auch die 
Dellenmatten und halbe Alp Laden in Kerns. Das 
Haus, welche? er bei der giegelgütte gebaut, be30g or 
mit feinen Studenten den 5. Dezember 1719. Er hatte 


478 


⸗, 


gewöhnlich 7—8 Studenten, Die Schule wurde auch noch 
von einigen Externen bejucht. Schon mehr als. 150 Jahre 
vor der Ankunft Dillierd wurde bald von einem weltlichen, - 
bald von einem geiftlichen Lehrer Unterricht im Lateinifchen 
ertheilt. Früher mußte. der gleiche Lehrer auch noch bie 
Primarſchule halten. 1713 hatten die Scminariften einen 
Uhu, ein Sinnbild der Gelehrfamkeit, welche ſieht und 
erkennt, mo Andere nicht? fehen und nicht® erfennen. 
Nachdem Meinrad Burch dem „Huwel“ Leides zugefügt, 
batten ihm 3 Seminariften eine fo große Portion Schläge 
al8 Andenfen mitgegeben, daß ihnen der Statthalter 
wegen dieſer Freigebigkeit einen Verweis ertheilt. Derfelbe 
mußte nachher aus eigener Erfahrung, was „Studenten 
ftreiche” find, Die Studenten, die bei ihm nur Unterricht 
genofjen, mußten wöchentlich 221], Sch. und die Koſtgänger 
ohne Wein 1 Gl. 10 Sch. und mit Wein 2 Gt. bezahlen. 
Die Schule begann zu Allerheiligen und endete am Bor: 
abend- von Bartholomäus. Sein edle Beftreben fand 
wenig Unterftüßung und doch mar dasſelbe bejonderg 
damals fehr zeitgemäß, indem in Konftanz erjt zu Licht: 
me 1735 ein Seminar mit 14 Kandidaten eröffnet 
worden, welches der damalige Biſchof mit einem Koften- 
aufmand von 64,000 Gl., gebaut damit man fich dafelbft 
auf die Weihen vorbereiten kann. Vorher ftudirte man 
irgendwo ein wenig Theologie und ging dann fchnell nach 
Konjtanz, um geweiht zu werden. Viele haben fich dazu 
mal mit allzuivenig Ernft auf den Briefteritand vorbes 
reitet. Erft nachdem der bl. Karl Borromäus die Stipen- 
dien in Mailand geftiftet, .nachdent: die Sefuiten Schulen 
in Luzern, Freiburg und an andern Orten eröffnet, 
ging es in diefer Beziehung beifer. Der Gedanfe von 
Dillier var gut und wirklich zeitgemäß, allein er fonnte 
ihn nicht ausführen, weil ınan ihn nur mit guten Worten 
und Empfehlungen unterftüßte. Gelbbeiträge wollten Feine 
fließen und nur ein einziger Geiitlicher, Joſeph Bucher, 
der mwahrjcheinlich damals Helfer in Alpnach mar, begab 
fih 1709 für furze Zeit unter feine Zeitung. Dazu kamen 
noh 2 Punkte, die das Vertrauen auf das Gelingen 


-479 


II TED 


feiner Pläne erjchütterten. Es war im Sabre 1712, ala 
er mit großem Eifer zum Krieg aufmunterte und fie 
der bl. Joh. von Capiſtran mit den Freiwilligen ins Feld 
‚gezogen, während Landammann Konrad von Flüe und 
andere angelebene Männer lieber einen etwas ungünftigen 
Frieden annehmen wollten. Er meinte, die Katholiken 
werden wie 1656 auch dieſes Mal fiegen. Durch den 
Sieg der Proteftanten über die Katholifen. wurde das 
Vertrauen auf Dillier gefhwächt. 1713 bat er die tes 
gierung nm die Grlaubniß, eine Salzquelle in Alpnach 
ausbeuten zu dürfen. Sie erlaubte ihm Berfucdhe zu mas 
chen -und verſprach ihm Unterftüßung, wenn diefelben ge: 
lingen. Er hoffte mit feinen Segnungen, mit feiner Ge⸗ 
lehrſamkeit und feinen Büchern über die Geheimniſſe des 
Bergbaues ganz gewiß eine Salzquelle zu eritveden. Die 
verichiedenen Berfuche mißlangen, obſchon ihn diefelben 
mebr als 100 Gulden gefoftet. In Folge deſſen wurde 
er von feinem eigenen Bruder Landammann Meldyior 
Dillier in Nidwalden gefoppt. (Siehe Geſchlecht Jakob.) 
Er fam nun in den Ruf eined Mannes, der ed zwar gut 
. meint, deifen Pläne aber nicht gelingen wollen und der 
ein wenig überfpannt if. Dazu fam noch ein Umftand, 
der ihn der Unterftügung des päpftlichen Nuntius und 
feiner Freunde beraubte. Er hoffte, der hi. Vater werde 
feinem Seminar Difpensgelder, die der Nuntiud für 
fromme Zmede bezog, zumenden und für einige Jahre 
nur einen Internuntius oder Auditor fenden, der weniger 
Koften verurfachen würde und das Erfparte dem Semi: 
nar ſchenken. Er hoffte auch, daß der hl Vater zu Gunſten 
besjelben das Klofter Sion in Klingnau aufheben und die 
reichen Klöfter ermahnen werde, Beiträge an dasjelbe zu 
geben und daß fein Seminar ald ein Werk der ganzen 
katholiſchen Schweiz betrachtet und unterſtützt werde. 
Diefer etwas unfluge Plan zu Gunften de Seminars 
die Nuntiatur für einige Jahre aufzuheben, mag zu den 
Obren des päpftlichen Nuntius und der mit ihm be- 
freundeten Sejuiten und fatholifchen Regierungen gelangt 
fein und ihn der Mitwirtung bon dieſer Seite beraubt 


480 


I IL LEG 


baben. Das Mißlingen diefer ziemlich großartigen und 
gutgemeinten Pläne mag ihn auch etwas mißſtimmt und 
den Umgang mit ihm weniger angenehm gemacht haben. 
Um das Jahr 1835 fcheint er feinen Studenten mehr 
gehabt zu haben, wahrjcheinlich wegen Alter und Gebrech⸗ 
lichkeit. Da er aber nicht wohl müſſig fein fonnte, Taufte 
er eine Druderei und ift dann der erfte Buchd rucker 
Obwaldens geworden. Aus feiner Druderei bei der 
Ziegelhütte find folgende Schriften hervorgegangen; 1. 
Glück und Glas, wie bald bricht das. 1736, 80 SE. 2. 
Was bilft3? 1736. 3. Br. Klaufend heilfame Unterwei— 
fungen. 1737. 4. Teftament Jeſu Chrifti in der geiitlichen 
Stadt Gottes. 1738. 5. Denkwürdige Anmerkungen aus 
der geiftlichen Stadt Gottes. 1788. 6. Auszug aus der 
geiftlichen Stadt Gottes. Leben und Tod Jeſu, Maria 
und Joſeph. 1738. 7. Br. Nicolai bon Flüe munderfames 
Leben und heiliger Wanbel. 1737, 18 SS. Es ift dies 
ein Auszug au8 Hugos größerem Leben, den der Sefuit 
Hug mwahrfcheintich ſelbſt gemacht und ber nachher ſehr 
oft nachgedrudt wurde. Nur in diefem Jahrhundert wurde 
diefer Auszug 4 Mal gedrudt nämlih in den Jahren 
1816, 22, 29 und 42. Seine Schriften fchidlte er zum 
Verkauf nah Einfieveln und Sacjeln. In Sachſeln 
wurden fie verfauft entweder burch Claudius Perula 
oder durch Meldior von Flüe: Perula hatte bald 
nachher eine Spezereihandlung im Steinhaus auf dem 
Dorfplag zu Sarnen. Er murde ber „Welfche” ges 
nannt, mweil er von Stalien gekommen. Diefe Handlung 
ift dann fpäter an den Bater von Sandammann Dr. 
Etlin übergegangen. In den letten Sahren fcheint Dil: 
lier wegen zunehmender Kränflichfeit nicht mehr gedrudt 
zu haben. Sein Buchdruders und Buchbindermwerkzeug 
wurde nach feinem Ableben an Buchdruder Hautt verlehnt, 
welcher in den 1760ger Jahren 80 Gulden Lehnzind be- 
zahlt. Nachher wurde die Druderpreife ſammt Lettern an 
Jakob Anton Hiltenfperger in Zug um 233 Gulden ver: 
fauft. In den Büchlein, die Dillier gedrudt, ift der Dru: 
cker nicht angegeben, fondern nur die Berfaufsitellen, in 


481 


III GIER 


den Büchlein Dagegen, die er druden ließ, bebor er eine 
eigene Vreſſe befaß, find die Druder immer angegeben. 
Der zweite Buhdruder in Sarnen war Johann 
Eugen Bogel. Diefer drudte 1831 ein Büchlein für die 
Bruderfchaft vom hl. Urfus und feiner Gefellen, welche 
gemäß bemfelben 1595 ihren Anfang genommen, 1833 
ein katholiſches Gebetbüchlein von B. Galura, 1834 Ans 
gachtsübungen zu dem allerheiligften Herzen Jeſu von 
. Liguori 


Die letzten Jahre feines Lebens fcheinen für Dillier 
fehr ſchmerzvoll gemwefen zu fein. Er hatte zur fchmerz: 
haften Wutter ein ganz befondered Vertrauen. Bon feinen 
Leiden wurde er am 12. oder 13. Dezember 1745 im 78. 
Sahre feines Lebend erlöst. Beim Bolfe war der „Semi: 
narherr“ ſehr beliebt und dasfelbe fette auf fein Gebet 
und feine Segnungen ein ganz beſonderes Bertrauen. 
Dillier, welcher 1704 zu Rom den Doftorhut erhielt, 
war auch ſehr gelehrt; aber er verftand es nicht, feine 
Gelehrſamkeit auf eine möglichſt nügliche Weile zu ver: 
mwertben. Er fchrieb in lateinischer, Leicht verftändlicher 
Sprache über die Standeöwahl und über die PVortheile 
des Ordensſtandes In diefer Sprache waren diefe Büch⸗ 
lein nur einigen Studenten zugänglid und aud Diele 
haben nicht alle eine befondere Borliebe für lateiniſche 
Schriften. Hätte er diefelben im- deutſcher Sprache ges 
fchrieben, dann wären fie allen jungen Leuten in deutfchen 
Landen, die eine Standeöwahl zu treffen hatten und 
lefen konnten, zugänglich gemefen. Er konnte ziemlich 
volksthümlich ſchreiben. Diefes fieht mar aus dem „Lehr: 
reihen Gebet lediger Weiböperfonen um guien Heurath,“ 
welches aus feiner Druderei hervorgegangen und worin 
er ‚angibt, vor was fie fih hüten ſollen und welche Ei- 
genſchaften ein guter Mann nicht haben fol. (‚Volksfr. 
1882, Nr. 6.) Bon der Regierung in Obwalden murbe 
ihm den 29. Jänner 1746 folgended Zeugniß ausgeftellt: 
„Wenn Zeugſame ver Wahrheit Niemand abgeftridt wer: 
den ſoll, als fol sub Sigillo majori befcheint werden, 
daſ Ihr Exell. H. Doctor Didjer in Zeit feines hierſeyns 


80 


! 


482 





durdauf Ein Exemplariſch recht priefterlich zu Sedermann 
satisfaction beft gefittetes leben geführet und in diem 
beiten ruof auch abgeftorben” Schon 1714 errichtete er 
ein Teftament, gemäß welchem feine ganze Hinterlaffen: 
Ihaft auf feinen Nachfolger übergehen follte, welcher 
Schule zu halten verpflichtet if. Im Verlaufe der Zeit 
bezeichnete er verichiedene Briefter als feine Nachfolger 
und ftrich fie wieder durch. Zulekt blieb Joh. Niklaus 
Mofer. Diefer ging mit dem Teſtament zum Reltor ber 
Sefuiten in Luzern, um ihm den Inhalt desfelhen mit: 
zutheilen. Nachdem derjelbe erllärt, daß er das Teſtament 
wegen den Bedingungen, bie damit verbunden find, nicht 
annehmen könne noch wolle, nahm Mofer die ganze Hin- 
terlaffenfchaft in Anfprud. Nun kamen die Erben von 
Nidwalden und beftritten daſsſelbe. Das gejchworne 
Gericht erflärte aber den 21. Zän. 1746, dag es gültig 
fei, weil er das Bermögen nicht ererbt, ſondern feldft 
erworben babe. Die fernere Difpofition folle Sache der 
boben Behörden jein. 

1746 beichloß die Regierung ven Bau eines Kollegium und 
beftellte eine Kommilfion, welche den Bau leiten fol. In 
diefer Kommiſſion befanden fih Bannerherr Bucher, Land⸗ 
vogt von Flüe, Landvogt Müller und Landeshauptmann 
Juſt Ignaz Imfeld, Grundacher. Der Accord des Kolle⸗ 
giumbaued wurde ben 5. Apr. 1746 mit Mſtr. Jakob 
Singer aus Tyrol im Namen der Regierung abgefchloffen. 
Im Herbit fcheint der Bau ſchon unter Dach gemefen 
zu fein, weil Pannerherr Bucher bereits behauenes Holz 
dazu gegeben. Auf den raſchen Anfang folgte ein lang⸗ 
famer Fortgang, jo daß Pannerherr Bucher erſt den 10. 
Dftober 1750 eine fpezifizierte Rechnung ablegen Tonnte 
und auch dann noch nicht alle Theile ausgebaut waren. 
Die Bauloften des Kollegiums beliefen ſich auf 5300 Gl. 
Die Hinterlaffenichaft Dillier’8 beitrug nach Abzug von 
750 Gl. für die Miffionsftiftung und 750 Gt. für Prä⸗ 
mien 8400 Gulden: Da von der. Stiftung für Schul: 
prämien fpäter. Feine Spur mehr vorhanden ift, deßhalb 
ift zu vermuthen, daß man diefe Summe mit Outheißung 


483 


I III NS 


der Gemeinden zum Kolligiumbau verivenbet babe. Die 
Hinterlaffenfhaft Dillierd war fomit nicht einmal für 
den Kollegiumbau hinreichend. Mit feinen Büchern grüns 
dete er. die Kapitelsbibliothek und erfuchte Klo: 
fterlfaplan Stolz, Pfarrer Sung und Andere um Ge: 
fchente. Er wünſchte überhaupt, daß die Geiftlichen dieſe 
Bibliothek vermehren möchten, da ihre Bücher für die 
Erben wenig Werth haben. Diefem Wunfche wurde erft 
im Jahre 1820 einigermaßen entfprochen, indem be: 
ſchloſſen wurde, daß das Briefterfapitel berechtigt ſei, 
aus der Bibliothek eines in Dbmalden verftorbener Welt: 
geiftlichen ein Werf auszumählen. 1834, 21. Suni wurbe 
beichlofien, die Kapitelsbibliothek in das 4. Stockwerk zu 
übertragen und 1840 wurde vom Beugherr ein Zimmer 
eingerichtet. Durch die großmütbige Bergabung von Pfar. 
F. J. Anderhalden in Lungern wurde diefelbe um einige 
hundert Bände vermehrt. Bor 2 Jahren wurde die Ka: 
pitel3bibliothef unter Vorbehalt des Eigenthumsrechtes 
mit der Kantonsbibliothek vereinigt. | 


Nachdem das Kollegium theilmeife auf Koften des 
Zandes gebaut war, fehlte e8 noch an Profefforen und 
an einem Fond zum Unterhalt derfelben. Um einen 
Fond zu bilden, wurden vom Landjädel 1012 GI. 20 
Sch ; von der Salztaffe 2097 GL, 20 Sch.; vom Zeug: 
haus 900 Gl.; vom Spitat 1012 Gl. 20 Sch.; vom 
Armenbaus 597 Gl. 20 Sch.; von ber Vergabung ven 
P. Karl Fanger 300 GI. und eine Anforderung an ber 
Pfarrkirche in Sachjeln im Betrag von 700 GI. zujam: 
mengelegt. Zum erften Verwalter dieſes Fondes, welcher _ 
. 1450 Gl. betrug, wurde alt Landvogt Melchior Imfeld 
. erwählt. 1868 betrug der Zind 1781 Fr. 19 Et8. und ift ſo⸗ 
mit mehr als die Hälfte größer geworden. Bur Dr: 
ganifation des Gymnaſiums wurde 1751 eine. befondere 
Kommilfton gewählt. Es wurde nun ein Stiftbrief ab- 
gefaßt und derſelbe dem Bifchuf in Konftanz zur Geneh: 
migung vorgelegt, welche den 30. Juni 1752 erfolgt unter 
der Bedingung, daß der Drtöpfarrer die Inſpektion der 
Schulen und die Superiorität des Biſchofs beizubehalten 


INS — 


beforgt fei. Das Einfonmen für einen Rektor murbe 
auf 150 Gl. und für einen 2. Brofeflor auf 125 Gl. feſtgeſetzt. 
Für den Unterhalt des Gebäudes wurde ein Kapital von 400 
GL. audgeworfen. Die Profeſſoren mußten für bie Stifter 
wöchentlich einmal eine HI, Meife lejen und täglich ein 
Memento maden. Sie follen die Studenten in Zudt 
und Ordnung halten, den Pfarrgotteddienft „Tolemnis 
fieren” helfen, ivenn möglich eine gemeinfchaftliche Haus: 
haltung führen und erbaulich leben; fie follen ferner 
ber bilchäflichen Bifitation unterworfen fein,- das Ge: 
bäude in Ehren halten und die Schulgimmer mit Ent: 
Tchädigung von ſechs Gt. von jedem Studenten heizen. 
Ohne Borwiffen des Ortöpfarrerd dürfen fie während 
der Schulzeit nicht außer dad Land reifen und follen 
bei der Obrigfeit alljährlich mieder um die Pfründen 
anhalten. Die Schulordnung wurde vom Pfarrer in 
Sarnen und den Schulvifitatoren abgefaßt und von ber 
Regierung den 5. Yän. 1753 beftätigt. Darin wird den 
Studierenden die Furcht und Liebe Gotted aneımpfohlen, 
jedes unartige Betragen ftrengftend unterfagt und der 
Beſuch des Gotteddienfte an Sonn: und Feiertagen in 
den betreffenden Pfarrkirchen, ar Werktagen im Kolle⸗ 
gium — Später Frauenkloſter und dann Convikt vorge: 
fchrieben. Die große Vakanz war von Maria Geburt bi? 
18. Dt. Seit Stiftung des Kolegiumd wurden folgende 
zu Reltorengewählt: I.Franz AntonHeimann 
1752; 2. Johann Baptift Luſſi 1784; 8. Johann 
Joſef Lochmann 1788; 4. Nikolaus Ign. Birz 
1833; 5. P. delhelm Frei von Engelberg 1840; 6. P. 
Ambros Criſten von Urſern 1841: 7. P. Bened. 
Waltenſpüel 1845; 8. P. Auguſtin Grüniger 
jetzt Abt in Muri⸗Gries 1863; 9. P. Karl Prevoſt 
1887. 1766, 18. Okt. hat Heimann auf die Stelle eines 
Rektors vefignirt und 1767, 10. Oft. bittet er ale Früh— 
mefjer von Giswil, daß man ibm die Profellur des 
-Kollegiums allein anvertrauen möchte. Wenn‘ er allein 
war, dann durfte er die ganze Behaufung und den ganzen 
Garten benugen und fonnte auch mehr Studenten an 


485 


III I TG 


die Koft nehmen. Er erhielt dann Überdies: von der Re⸗ 
gierung eine Gratififation. Das mag ein Grund gewesen 
fein, warum Heimann nicht ganz befonders befliffen war, 
mit dem 2. Brofefjor gut audzulommen und warum des⸗ 
balb häufiger Wechfel und Vakatur ftattgefunden. Zudem 
wurde der zweite Profeſſor nicht von ihm, fondern bon 
der Regierung gewählt. Weil man immer glaubte, einen 
zweiten Profeſſor wählen zu follen und wenn noch fo 
wenig Schüler waren, wahrjcheinlich deßwegen hat Hei: 
mann 1766 refignirt. In Folge deſſen ift dann ein Jahr 
lang das Rektorat unbefegt geblieben. Amftalden wurde 
nur zum zweiten Brofeffor erwählt und bat wohl deß⸗ 
wegen 1767 refignirt, weil man ihn nicht zum Neltor 
wählen wollte, worauf dann wieder Heimann als Rektor 
in dag Kollegium eingezogen. Er erhielt die Weifung 
nah Art und Weife der Jeſuiten zu doziren und die 
neue Gramatif zu gebrauden und die Studenten mit 
Liebe zu behandeln. . 1781, 27. Dftober wurde Rektor 
Luffi die Weifung ertheilt, ſowohl die Prinzipia als Ru: 
diment nach dem Einfiedlerifchen Werke zu doziren. Rek⸗ 
tor Lochmann feheint eine eigene Gramatif verfaßt zu 
haben. 1795, 5. Septemb. wird er wieder beftätet und 
weil er drei Schulen ein befondere® Werklein errichtet, 
werden ihm ohne Konſequenz brei Louisdor zuerkannt. 
Wahrjcheinlich hat er bei Abfaffung deſſelben ganz be⸗ 
ſonders die lateinifche Gramatik benußt, welche Johann 
Bapt. Amſtad von Alpnach, Profefjor zu Sitten für die 
2. 3. und 4. Klaſſe umgearbeitet und 1787 dem Drude 
übergeben. " 
Zweite Profefforen waren folgende: 1. Sof. Bürgi, 
fpäter Helfer in Sarnen, 1752—59; 2. Nikolaus 
Sofefevon Büren 1759-61, fpäter Kaplan in Ob» 
bürgen, welcher 2 Bändchen Gedichte in fließendem La⸗ 
tein Binterließ , Marfus Anderhalden, fpäter Hel- 
fer in Sachfeln und Berfaffer des dortigen Stammbaus 
mes, 1762, 2. Jän. bis Gebr. 1763; Franz Sof. Um: 
ftalden, ſpäter Frühmeſſer in Sarnen, 1768, 26. Febr. 
bi8 1767 und 1773—74 ; 5. Sof. Ignaz Defideriug 


—— 
Zumftein, ſpäter Pfarrer in Sarnen, 1770 -72; 
6. Joſ. Benedikt Wirz fpäter unverpfründet, 1775 
und 76; 7. Franz Jof. Ignaz Zurmühli, fpäter 
Helfer in Sarnen, 1777, 25. Dt. bi8 1779 und 1785 
bis 1787, wo ihm ald Kaplan in Kirchhofen erlaubt 
wurde, in feinem Pfrundhauſe Schule zu halten; 8. 
Vikar Franz Sof. Rohrer, Bruder bed Pfarrerd 
in Sachſeln, der ſich anerbot Nacdhmittagg von "/s12 
big 4 Uhr Schule zu halten und 2 Klaffen zu übernehmen 
und der dann 2 Donate nachher entlaflen wurde, weil 
nur wenig Studenten in das Kollegium gingen, 1780, 
18, Nov. bis 16. Dez. und 1784; 9%. Joh. Baptift 
Kaſpar Luſſi, welcher nachher noch 4 Jahre Rektor 
war, und 1798 von den Franzofen am Altar erfchoffen 
wurde, (Gut 586) 1781 Dftob. bis 1784; 10. Joh. 
Sof Lohmann 1787, 8. Nov. bis 1788, wo er Ref: 
tor geworden, wo Luſſi megen Lochmannd um: 
higer Haushaltung refignit; 11. Melchior Ett- 
lin, fpäter Rlofterfaplan, 1788-94; 12. Jakob Ka: 
thriner, fpäter Kaplan in der Schwändi, 1827—39. 
Bon 1752—54 mar Nikolaus von Moos, jpäter Pfarrer 
in Alpnach, als dritter Profeſſor angeftellt. In den 
Sahren, in welchen Rektor Lochmann allein Schule hielt, 
erhielt er gewöhnlich eine Gratififation von 36 GI. 1838 
wurde der Gehalt der beiden Brofefioren auf 180 Gl. 
und dad Schulgeld auf 7’; Gl. erhöht. Gewöhnlich 
wurde das Kollegium von 10—20 Schülern befucht. 
Viele Obwaldner befuchten damald auswärtige Lehrdh- 
ftalten. Im Berzeichniß ver Marianifchen Sodalität von Qus 
zern vom Jahre 1749 find 50, vom Jahre 1783 52 und vom 
Jahre 1793 49 Obmaldner, wobei ungefähr 20 iveltliche 
Herren angeführt, welche wahrjcheinlich bei den Sefuiten 
in Luzern ftudirt. Wenn die Abgeordneten Obwaldens 
mit der Penfion von Solothurn heimfehrten, da pflegten 
die Studenten in Luzern ihnen einen freundlichen Bes 
fu zu machen und e3 erhielt dann ein jeder 1 GL. 5 
Sch. Einmal wurden ihnen 25 foldye Befuche gemacht. 
Im vorigen Jahrhundert ftudierten Obwaldner auch bei 





487 


. IRINIRINT 


den Jeſuiten in Mailand, in beiden Freiburg, in Wallis, 
Dilingen, in den Klöſtern zu Engelberg, Einſiedeln, 
Muri, Pfäffers und Fiſchingen, bei den Benebiltinern von 
Einfiedeln in Bellenz, ferner in Turin, Pavia, Lyon, 
Straßburg und Befancon. 


Bor 1771 ſchreibt P. Jldefons Jakob dem Landammann 
Niklaus von Flüh hätte er es mißrathen müffen, feinen 
Sohn Heinrich nach Fiſchingen zu ſchicken, weil die Wiſſen⸗ 
fchaft und die Disziplin „mehr gehunken alf def Doctor 
Dorli" . 1769, 10. Aug. ſchickt ihm P. Robert Kech feinen 
Sohn Nikodem von Bellenz zurüd. Seine Schweiter Mar: 
greth Ignatia, Frau des Dr. Heinrich Omlin, fchrieb ihm 
ben 21. Weinm. 1764: Sie habe ihre Söhne nad Wallis 
zum Studiren geihidt. Es feien noch 7 Sachsler in 
Brieg; 3 Söhne von Kirchenvogt Rohrer, Michael Omlin, 
Rohrers auf dem Brüel und Murerd. Im Kollegium zu 
Sarnen hätte man wöchentlich 1 Thlr Kofigeld zahlen 
müffen, bei den Zefuiten in Luzern 2 GI. und in Wallis 
wiſſe fie noch nicht. Es fcheint, daß auch dad hohe Koft« 
geld vom Befuch des Kollegium abgejchredt. Diejenigen, 
die das franzöfiiche Stipendium erhielten, befuchten eine 
Öffentliche Schule in Frankreich. Malergefell Franz Anton 
Heimann ging nach Belancon, um fich unter der Leitung 
von Profeffor Melchior Wyrſch, der auf dem Plat St. 
Duentin gewohnt, zum Kunftmaler auszubilden. Einige 
Zeit ging man nicht mehr nach Frankreich, bis der fran⸗ 
zöfifche Gefandte 1759 die Bedingung daran geknüpft, 
dag man, um dad Stipendium zu genießen, in Fran: 
reich ftudiren und daß man beim Empfang de Geldes 
bejcheinen müfle, daß man bafelbft ftudirt. Bei dieſer 
Frequenz der ausmwärtigen Schulen ift e8 begreiflich, was 
rum für dad Kollegium nicht mehr viele Studenten übrig 
geblieben find. PBrämten murden von 1753—1820 
. 1-11 und von 1841—65, wo man diefelben abgeichafft, 

12—27 audgeteilt. Es gab 5 verfchiedene Arten bon 
Prämien, auf deren Avers ſich gemöhnlich das Bild des 
fol. Bruder Klaus befand. 1763 wurde verordnet, daß 
höchſtens 8 Prämien im Werth von 20 oder 21 GI. 


488 


RITTI NIIT 


audgetheilt werben follen. 1771 wurden bem Goldfchmieb 
Anton von Matt für 10 Pränien 23 Gt. 7 Sch. und 
1787 dem Goldfchmied Franz Joſ. Heimann für 6 Prä- 
mien 13 Gl. 31 Ed. bezahlt. Es wurden aud Prämien 
wieder zurüdgefauft. 1781 und 92 machte Kaſpar Brup: 
pacher in Wädenſchwil 3 Prägftörde. Auf dem einen war 
Bruder Klaus auf der Tagfagung, auf dem andern bie 
Blendung des Heinrich Anderhalden und auf bem dritten 
die Prämieninfchrift abgebildet. 1829, 6. Juni erhielt 
Landammann Spichtig den Auftrag, mit den Prägftöden 
bon Bruppader 100 Schulprämien und 300 Br. Klaufen 
dufaten in Bern prägen zu laflen. Die Salzkafſe fol 
dafür allmählig entfchädigt werden. Nachdem die Brofefforen 
in da8 Kollegium eingezogen, Tuchten fie um Grlaubniß 
nach, im Kollegium die hi. Mefje leien zu dürfen. Diefelbe 
mußte zuerft alle 3 Sabre und fpäter alle 7 Sabre er: 
neuert werben. Für Prämien wurden im Sabre 10 SL. 
5 Sch. ausgegeben. Unter Seugherr Zranz Sof. Stod- 
mann 1766—82 wurde für dad Kollegium ein Kelch von 
82 Loth 1 Duentchen, das Loth zu 24 Bz., angeſchafft. 
Die Kollegigartenmauer, welche 1855 bei Anlegung eines 
neuen Gartens abgebrochen wurde, wurde ben 23. Aug. 
1754 Pannerherr Imfeld zu Aufführung übergeben. 1798 
bis 1800 murde das Kollegium zugleich ald Kaferne und 
Lazareth für die franzöfiichen Truppen benußt, ohne daß 
die Schule bedeutend unterbrochen wurde. Zeugherr Wolf 
wurde den 31. Juli 1813 bevollmädhtiget, beim Kollegium 
einen Sodbrunnen fchönfen zu laffen und dem Zeugherr 
Spichtig wurde den 17. Mai 1815 Vollmacht ertheilt, einen 
Brunnen zum Kollegium leiten zu laffen, fofern er nicht 
durch eigene Güter geführt werden muß. 1822 wurde 
das erſte Mal während der Vakanz von den Studenten 
des Kollegium unter: der. Aufficht der Profefloren und 
der obrigfeitlichen Schulfommilfion Komödie gefpielt. Auf 
dem eriten Platz Toftete e8 5 und auf dem zweiten 3 Bz. 
Die Hälfte davon, welche 67 GI. 21 Sch. betrug, gehörte dem 
Kollegium. Das nächſte Jahr durften fie noch einmal bie 
gleiche Komödie im Zeughaus aufführen und den ganzen 


489 


RAIL LTE 


Betrag für ſich behalten. 1824, 2. DM. wurde ben Bro: 
fefforen mit ihren Studenten bemilliget, eine Komödie, 
bie Schlacht bei Senipady, und als Nachſpiel — bie Schaf: 
gräber — 3—4 Mal aufzuführen. An die Reparations- 
toften mußte dem Kollegium die Hälfte von den Einnah⸗ 
men gegeben werden. Bei Meier in Luzern wurden 200 
Komödizeddel gedruckt Sm Jahre 1848 wurden 
unter der Leitung von P. Beat Fuchs Theater⸗ 
ſtücke zur Aufführung gebracht. Seit 1858 haben alljähr⸗ 
lich in den Faſtnachttagen Aufführungen ſtattgefunden. 
1838 wurden für den Ausbau vom obern Stock des Kol⸗ 
legiums 1086 Gl. und 1855 für den neuen Garten 1654 
Fr. 50 CEts. ausgegeben. Um das Jahr 1849 wurden 
dem Freitheil für 600 Klftr Land 495 Gl. bezahlt. 1841 
bis 1843 beliefen ſich die Baukoſten auf 1323 SI. und 
1864 und 65 auf 2603 Fr. (Bgl. PB. Martin Brogramm 
1865 und 1866.) 


Nach der Aufhebung des Klofterd Muri den 13. San. 
1841 begaben fich einige Gonventunle nach Zug und ans 
dere in das Klofter Engelberg, welches nach dem Tod 
von Brofeffor Nikolaus Ignaz Wirz, welcher den 3. Aug. 
1840 erfolgte, auf das Anfuchen der Regierung P. Adels 
beim nach Sarnen gejdhidt, damit er einftiweilen am 
Kollegium Schule halte, bis es gelinge, dieſelbe einem 
geiftlichen Orden zu übergeben. In Cngelberg wurden 
die Conventualen von Muri darauf aufmerkſam gemacht. 
Durch ein Schreiben vom 11. März 1841 erfundigte fich 
alddann der Abt von Muri, ob und unter welchen 
Bedingungen man geneigt wäre, einigen Gonventualen 
den Aufenthalt im Kollegium zu gejtatten. Die Regierung 
erflärte, daß fie gern geneigt fei, gegen Uebernahme der 
Schule dad Kollegiumd zum einftweiligen Aufenthalt 
zu überlaffen. Am 16. Dftober wurde mit Abt Adalbert 
der Vertrag abgelchloffen und den 23. Dftober vom Lands 
rath genehmiget. Er veriprach, drei Profefforen abzuſen⸗ 
den, einen für die Sefundarjchule und zwei für das Gym⸗ 
nafium. Am 18. Nov. 1841 wurde die Schule mit 25 
Studenten eröffnet. 1848 wurde die Sefundarfchule in 


* 





4% 


2 Klaſſen getheilt und 1863 in eine Realfchule umgewan⸗ 
delt. Einige Zeit gab es auch eine dritte Realflaffe und 
für. die franzöfifchen und italienifchen Zöglinge einen 
Vorbereitungskurs, die aber ſpäter wieder wegfielen. Wegen 
- Mangel an Lehrkräften mußte der Abt von Muri die 
Eefundarfchule von 1845—53 weltlichen Lehrern übers 
geben laffen. Das Fächerſyſtem bat fich immer mehr Bahn 
gebrochen. Die Zahl der Fächer, Profeſſoren und Zöglinge 
wurde immer größer. Am Gymnaſium wurden in ben 
erften Sahren je nach Umftänden 2 Klaſſen unter einem 
Lehrer vereinigef. Die Trennung der einzelnen Klafſen 
erfolgte nach dem Bau des Konviktes und der 5. und 6. 
Klaffe im Jahre 1876. Der Unterricht in der franzd: 
fifhen Sprache wurde Anfangs in zwei, ſpäter brei, 
feit 1867 in vier und feit 1891 in fünf Kurſen ertheilt. 
Für den Unterricht im Stalienifchen und im Englifchen 
beſtehen feit 1875 zwei Freikurſe. Das Turnen wurde 
1884 für alle Zöglinge obligatorifch erklärt, melde 
no nicht das 14. Sahr zurüdgelegt. 1863 wurde 
mit der Anlage eine Naturalienfabinete® begonnen. 
Unter dem Rektorat des hochwürdigſten Abtes Auguftin 
nahm die Schule einen neuen Aufſchwung. 1868 wurde 
auf dem Wege der chriftlichen Liebe das Convikt gebaut 
und zu diefem Zived eine Privatgefelichaft gebildet und 
durch unverzindliche Aktien und freiwillige Beiträge das 
nöthige Geld berbeigefchafft. Schon 1881 wandte fi 
der Erziehungstath mit einem Bittgefuh an Abt Bona- 
ventura und erfuchte ihn, dad Gymnafium auf 8 Klaffen 
zu erweitern. Wegen Mangel an Gonventualen Tonnte 
die Ausführung dieſes Planes erjt im Jahre 1887 ernfts 
lich ind Auge gefaßt werden. Borerft war aber ein Neu: 
bau erforderlihd. Im Sahre 1889 entichloß fih Abt 
Auguftin, denfelben gegenüber dem Convikt auf eigenem 
Grund und Boden und auf Koften des Kloſters Muri- 
Gries aufzuführen. Die Regierung begrüßte diefen Ent: 
fchluß mit Freuden und ſuchte die Herbeifchaffuug des 
Baumateriald möglichjt zu erleichtern. Den 22. März 
1890 wurde mit dem Bau begonnen und den 15. DE. 


1748, 


1749. 
1750, 


1754, 


491 





1891 die Lyceumskirche eingeweiht. Die Schülerzahl bes 
lief ſich 1894 auf 240, die Zahl der Profefloren auf 
17, wovon 3 weltliche. (Bgl. P. Aupert, Programm 
bon 1891.) 
Die Ramersberger dürfen nur fo bie Vieh in’3 Zimmer: 
tbal treiben, als fie im Freitheil gemintert. 

Der Blag zum neuen Salzhaus koſtete 32 GI. 

12. Brahm. Die Beifaffen beflagen fih, daß bie Frei: 
theiler mit den Ramerdbergern eine Holzordnung ges 
macht, die ihnen fehr nachtheilig fei. Das Gericht ers 
fennt, daß die Freitheiler bei ihrem Briefen gefchirmt 
fein follen. | 

23. Febr. wird beichloffen: Wenn Ignaz Wirz ald In⸗ 
baber der Matten Schagli fich verbinden will, daß ein je: 
meiliger Inhaber diefer Matten da3 darin aufgerichtete 
fteinerne Kreuz anftändig fchirme und jederzeit er- 


“ alte, fo will man obne weitere Koften M. g. 9. eine 


Bußſchuld von 20 GI. vom Landfädel verabfolgen laffen. 
1765, 26. Juni wird erlaubt, den Stein zum Kreuz 
aufder Sarner Allmend gegen die Aa:Brüde aus 
dem Landfädel zu bezahlen. Es foll aber unter anderem 
Titel eingefchrieben werden, da man nicht weiß, wer vor 
diefen Zeiten dieſes Kreuz hergeftellt und erhalten bat. 


7754. 9. Aug. Bauberr von Flüe Tann fürderlih auf dem 


Schwibbogen eine Trille erbauen laffen, und dann 
Diejenigen, welche fich bezüglich Baum: nnd Erdfrüditen 
verfehlt, und 20 Pfd. Buße nicht bezahlen können, barin 
durch den Bettelvogt büßen laffen. Ein Jahr nachher 
wurde neuerdings verboten, einander Baum» oder Erd⸗ 
früchte zu ftehlen bei 20 Pfd. Buß oder bei der Trillen 
und Prügel durch den Bettelvog.. Zur Abichredung 
wurden derartige Diebftäble ziemtich hart beftraft. ALS 
im Sabre 1771 eine große Theurung war, da wurden 
wiederholte Diebftähle fogar mit Tod am Galgen gebüßt. 


Denn Eltern ihre Kinder fchlecht erzogen, dann mußten 


fie bisweilen zufehen, mie dieſelben durch den Bettelvogt 
audgepeiticht wurden. Solche, bie fih dem Trunk ers 
gaben, mußten auf den Dorfbrunnen Hinaufftehen, mit 


1762, 


492 





einem Glas Waſſer in der Hand. Wer fih der Bers 
läumdung ſchuldig gemacht, wurde mit einer diesbezüglichen 
Snichrift am Hals auf den Lafterftein geftellt. E83 wurden 
auch hie und da zur Strafe die langen Haare abgeschnitten. 
Ehebrecherifche Weiber mußten früher gelbe Rappen tragen. 
Bisweilen mußten unfitilide Menfchen mit einem Strobs 
franz auf dem Kopfe den „leßen‘ Weg um den Dorfs 
brunnen berumgeben. Größere Verbrecher mußten an 
einem Sonn⸗ oder Feiertag mit einer Ruthe in der Hand 
in der Pfarrkirche vorfnieen. Diejelben murden dann 
bom Drtöpfarrer dem Volke ald warnendes Beispiel por: 
geftelt und e8 wurde gezeigt, wad man meiden müffe, 
um nicht in die gleichen Verbrechen zu fallen. 1791 fing 
man an, die Lumpen derart zu ftrafen, daß fie einen 
grünen Hut tragen mußten. Nach dem Grundfag: Wo: 
mit Jemand gefündiget, damit fol er auch geftraft werben, 
wurden diejenigen, welche Kühe gemolken mit einem Milch- 
gefchirr und diejenigen, welche Holz geftohlen, mit einer 
Art vorgeftellt. 1600, 80. Dez wurde wegen einem 
Weibel, der zugleich Wirth war, folgendes Urtheil gefällt: 
„Er fol meine gnädigen Herren alle einmal zu Gaft haben, 
warn es jedem beliebt. Und ehrenhalber laſens Ihne 
meine gnädigen Herren bliben wie er ift und ſyg er gut 
bergangen, fo fol er gut wieder hinweggan.“ 

22. April erjcheinen die Kägiswiler gegen die Freitheiler 
vor Gericht und beklagen fich, weil fie nicht zwei Rat 
berrenplähte erhalten, obſchon fie den fecheten Theil 
der Steuern entrichten müffen. Die Sreitheiler antworten, 
die Rathöherrenpläße feien nach der Stellung ber Kriegs⸗ 
mannfchaft beftimmt und nicht nach der Steuer. Kägis⸗ 
mil liefere nur wenig Bolt. Bezüglich der Steuern haben 
fte ihnen freiwillig abgenommen und können fomit rechts 
lich nicht angehalten werden, mehr zu fteuern. 


1762, 26. Dez. wurde auf der Entlibucherfeite für 400 SI. Wald 


1767, 


verfauft. 

14. Nov murde dem Balz Schmid, Bürgel, abgefchlagen, 
ein „Lotariſpill“ anzuftellen. Beinebens fol den Frem⸗ 
ben verboten fein, an Märkten Würfel: und Trillfpiel. 








‘493 





feilgubalten. 1768, 30. Juli wird vom Schultheiß und 
Rath Augsburg ein gewiſſes Lotteriefpiel angeboten. Man 
beichließt, Feine Untwort zu geben. Saft einhellig wurde 
1775 Perüquiers und. Galanterielrämer Schobinger in 
Luzern mit feiner Lotterie abgemiefen. 1807 wurde Nibs 
walden abgewieſen, objchon man bajelbit: zu Gunften der 
Waſſerbeſchädigten von Wolfenichießen und Dalmwil eine 
Zotterie unter der: Direltion von Meinrad Imfeld einge: 
richtet hatte. Dagegen gab die Regierung den Waſſer⸗ 
befhädigten 103 Gt. 24 Schl., nachdem fie im gleichen 
Jahr den Berunglüdten in Goldau 666 Gl. gegeben. 
Dit dem Geſuch, den Abfak von Lotteriebillet® in Ob⸗ 
malden zu bemilligen, wurde 1819 Uri, 1825 Schwyz 
und 1834 Huber u. Comp. in Neuenburg abgemiefen, 
obſchon Letzterer für Bewilligung jährlich 100 Louisdor 
angeboten. Als Bernard Jenner an der jungen Faſtnacht 
1833 eine Lotterie gehalten, wurde er zur Verantwortung 
berufen. Die Regierung.erklärte in ſolchen Fällen, daß 
das Landesgeſetz das Lotterieſpiel nicht geftaite, daß das⸗ 
ſellbe in ökonomiſcher und moraliſcher Beziehung nach⸗ 
theilig ſei. Lotterien zu wohltätigen Zwecken waren 
früher noch weniger bekannt. 

1772 wurde Läufer Büeler ein Stück Land zu einem Tenn 
verehrt, unter der Bedingung, daß er die Freitheiler un⸗ 
entgeltlich dreſchen Lafie. 

1773 20. Mai wurde beſchloſſen, daß in der Schwändi ohne 
Erlaubniß des Kirchenrathe3 Niemand ein Haus oder einen 
Gaden baue. Es ſoll ftallhoch gemauert werden, wenn 
Steine erhältlich find. Am Jahre 1784 den 20. Mai 
wurde verordnet, daß, wer Bau: oder anderes Holz will, 
fih bei den Theilern anmelde. Es foll auch Keiner mehr 
als 2 Theile Holz ſtehen laſſen; fonft ift eg den Theilern 
verfallen. 

1774, 11. Juli fchreibt Zandfädelmeifter Franz $. Stodmann an 
feinen Bruder, Landvogt in Lugano: „Bor 2 Tagen hat 
es in einem Theil von Kernd, Ramersberg und Schwändi 
ziemlich ſtark geriefelt. Die Käfe wollen dem Anfchein 
nad dieſes Jahr wieder „‚brav’’ gelten. Es find fchon 


494 


INS I I SE 


einige Maienfäfe verkauft. Der Preis ifl aber noch nicht 
befannt. Das Emd fchlägt in .allen Gütern wohl an 
und man- hofft deshalb mehr Emd ala Heu einzufammeln. 
1776, 25. Brachm meldet der Sanitätdratb von Luzern, er 
babe von gefchiwornen Viehärzten vernommen, daß in 
Kägiswil 60 Stüd Vieh am gelben Knopf, Lungen- und 
Milzfuht erkrankt feien und daß anderes Vieh davon 
angeftet worden. Sie feien deßhalb gendthiget, den 
Verkehr abzufchneiden. Es wurde geäntwortet und auch 
nach Nidwalden, Bern und Uri gefchrieben, daß bie 
Sache meiften® nicht begründet, daß außer der Allmend 
fein Vieh krank und die Krankheit nicht anftedend fei. 
Diefe Meldung war etwas verfrühbt. Die Milzkrankheit 
nahm immer mebr zu, fo daß außer Alpnach faft in 
allen Gemeinden Vieh gefallen und daß man den 23. Aug. 
1776 des Wafenmeifters Knecht erlaubt, zum Berfcharren 
bed gefallenen Viehes auch fremde Keßler anzuitellen. 
Es durfte auch Jedermann felbft und durch Andere mit 
oder ohne Haut das Vieh verfcharren laffen. Den Theis 
lern im Ramerdberg gelang es, durch ein alte® bewähr— 
tes Mittel mehrere Stüde zu retten. Bei großer Hitze, 
wenn das Bieh nicht vom Waſſer abgehalten oder wieder: 
holt gearknet worden, halfen die Mittel wenig, Man 
ließ einen. erfahrenen, fremden Bieharzt fommen. Im 
Herbitmonat wurde von Luzern und Nidivalden, von 
Schwyz und Zug Biehiperre verhängt, welche dann wieder 
aufgehoben wurde, nachdem die Regierung von Obwalden 
den 12. Dftober gemeldet, daß. die Viehkrankheit aufge: 
hört. Den Kägiswilern wurde an den Schaben bon ber 
Obrigkeit 200 Pfd. und den armen Gebr. Burch zu Wilen 
100 Pfd. gefteuert. Bern glaubte, das befte Mittel gegen 
biefe Krankheit fei, das angegriffene Vieh tobtzufchlagen. 
1777, 8. Horn. In Anfehung, daß fich geftern morgend 1/2 Uhr 
ein Erdbeben fehr ftarf und fchredbar geäußert, welches 
noch täglich und, wie es fich nachher gezeigt, über ſechs 
Wochen gedauert und die Erde ob Dummli und bei ber 
Dafferlaumi im Bimmerthal einen großen Bezirk geöffnet, 
tft dDiefe Faßnachttage das Tanzen, wie auch Tünftige 


495 


III SE 


Faſten alles Spielen bei 6 Thlr. Buß, wovon bem 
Kläger ein Drittel zulommt, durch Öffentlichen Kirchenruf 
abzufchlagen. 1777, 27. Sept wurde beſchloſſen: Bon 
Morgen über 14 Tage fol zur Abwendung des Erbbebend 
und der Trödene von jeder Gemeinde eine Prozeifion in 
Form des 10ftündigen Gebete vor dem Wllerbeiligften 
im Ciborium gehalten werden. Noch ein ftärkere® Erd⸗ 
beben war den 18. Sept. 1601. Weber dasſelbe fchreibt 

tadtfchreiber R. Biefat als Augen. und Obrenzeuge: 
„Es bat auch diefer Erbbiben uff dem Land an keinem 
ort Schädlicher und ungeftümmer fich erzeigt, denn in 
diefem Land Unterwalden, wie ich dann das Landvolk 
felb8 hab erzählen hören, und den Augenfchun allent: 
halben im Land, fo ich durchreijet, ſelbs geſehen, an ge: 
bümwen, glych kleinen und großen und fonderlih an 
Kilhen und glockenthürnen, die es fo heftig erjchüttet, 
daß die Gloden Klein und groß fich felb8 gelüttet und 
angefchlagen und alfo die Thürn u. Kilchen gefchäbiget, 
das man ettlich Theil müſſen abſchlyſſen und mieder nüw 
machen, ettlich8 aber fonften mit großem Koften wieder 
erbefjern. Diefer Jammer ift zwar uff unſerm theil (d. h. 
in Zuzern) aroß, aber by unfern nachpuren bon unders 
mwalden noch vil größer und ſchwerer gfin, nüt allein fo 
vil das erfchütten des Erdrichs belangt, ſondern auch ber 
Kilchen, Hüfern und gebümen, dann es in felbigen bil 
beftiger ſich erzeigt, ja auch ettliche gemurte gebüm gar 
nidergemworfen und in den übrigen hölzinen uffs menigft 
die öffen alfo zergengt, da8 man (ber gemeinen fag nach) 
vermeint, fein offen im ganzen Lande mer ganz oder uns 
beichädiget blyben he.” (Geicichtäfe. III. 113). Zängere 
Zeit Hat man immer wieder ein heftiges Erdbeben ver: 
fpürt, fo daß der Zandammann den 19. Juli 1602 ans 
gezogen, wie Gott, der Allmächtige, durch die Erdbeben 
uns täglich warne. Iſt beratben, daß eine jegliche Kilchs 
höre Etwas fol thun nach ihrer Gelegenheit etwa einen 
Kreuzgang oder Andered. Durch diefed Erbbeben wurbe 
die obere Kapelle im Ranft fo befchädiget, daß der Altar 
neu gebaut, die Riffe der Mauer ausgebeflest und das 


1779 


596 


IRINA SE 


Waſſer durch zwei Abzugskanäle fortgeleitet werben mußte. 
Ein ziemlich heftige® Erdbeben war in Sarnen bom 28. 
bi 29. Oftober 1836. „Die Gebäude wurden ftarf er: 
fhüttert und Schlafende aus dem Schlummer geweckt. 


Vorzüglich auffallend und fehauerlihd war das Getöfe, 


welches man noch lange im Gebirge widerhallen hörte.” 


wurde die Kapelle aufder Kägiswiler Allmend 


(„DonnstagsKäppeli”) von der dortigen Theilfame ge- 
baut, wahrfcheinlih um in Zukunft durch die Fürbitte 
der hl. Antonius und Wendelin vor PViehpreften bewahrt 
zu bleiben. | 


1785 mußten 18 Gl. 30 Schl. bezahlt werden, wenn Jemand 


anfangen wollte, das Freitheilrecht zu benuten. Früher 
mußten als Eintritt 10, 25 oder 50 Pfd. bezahlt werben. 
1786, 8. Mai wurde ein neuer reitheileinung ges 
macht, und 1789, .6. Brachm. erklärt das gefchworene 
Gericht, daß das Freitheyl Protokoll beb feinen Fräften 
geihirmt ſeyn fol.” Den B.B. Kapuzinern wurde ben 


19. März 1796 erlaubt, eine Kuh auf die Allmend zu 


treiben unter der Bedingung, daß fie 4 Meſſen in der 
St. Antonskapelle lefen und ald Neujahrsgefchent wurde 
ihnen gewöhnlich 27 GI. gegeben. Die -Allmenden und 
da8 Zimmerthal wurden vom-H. Pfarrer und B. Guar⸗ 
dian benedizirt und fie mußten an demfelben Tag eine 
bl. Meſſe lefen. Als Zeichen der Erfenntlichkeit wurden 
ihnen 6 Gl. gegeben. Schon 1800 hatte man feit Manns⸗ 
gedenken auf der Allmend, bei den Linden und bei der 
mittleren’ Mühle Kegelpläge Den 10. Auguft 1800 ift 
im obern Zimmerthalwald eine Feuersbrunſt auöges 
brochen. Im Sommer ded Jahres 1803 wurden auf 
beiden Almenden bis Michaeld:Abend 744 Kühe ge: 
fömmert. In diefer Zeit wurde das Vermögen des Frei: 
theils auf 60,000 Pfd. geihägt. Am Neujahr 1809 wurde 
„in dankvoller Erinnerung, daß der allmächtige, gütige 
Gott nicht nur die Herren Freitheiler, fondern auch ihr 
Gemeinweſen mit häufigem Segen begnadiget und er: 
halten bat — beim „Schlüffel” ein gutes Mittagmabt 
gehalten”, — Im. gleichen Sabre wurden dem See nad 


⁊ 


497 
RETTEN 


Pappelbäume gejegt und im folgenden Sahre auf der 
obern und untern "Allmend 2 „Schattgäden” errichtet. 
1812, 29. Juni befchloß die Dorfihaft auf ihre Koften 
einen Kaminfeger von Luzern zu berufen und ben 6. Jän. 
1813 wurde befchlofien: Da Alpnach beim Kirchenbau 
in Sarnen Frohndienfte geleiftet, bei ihrem Kirchenbau 
ebenfall® Frohndienfte zu leiften und in 2 'Rotten am 
7. und 8. Jän. dahin zu gehen und einem Dann 
mit Roß 15 Schl. und ohne Roß 71/3 Schl. gu bezahlen. 
Weil dad Hagelwetter im verfloffenen Sabre viel g 
ſchadet, deßhalb wurden 1813 vom Freitheil „Erbäpfel 
angeſchafft, außgetbeilt-und der Betrag vom Freitheilgut⸗ 
haben zurüdbehalten. 

1786 betrug dag Rodelgeld fürSarnen 561 &1. 15 Schl. 
Davon erhielten 20 höhere Beamtete uud Rathsherren 
jeder 17 Gl. 11-Schl. 5.4. Bom: Uebrigen wurde bie 
Hälfte in ber Theilfame Schwändi und die andere Hälfie 
in den übrigen Theilfamen ausgetheilt. 

1786, 4 Heum. hatten die Sarner in Melchjee Sömmerig 131%]; 
und im übrigen Kerns für 2031/, Kühe. 
"1788, 2. Horn. war das Aawaſſer ganz überfroren. 
1788 wurde verboten, mit Geiſſen und Schafen auf 

der Gigen zu äßen. 

1789 waren in Sarnen 826 ftimmfähige Männer, welche 
do8 14. Fahr erfült, nämlih 294 Freitbeiler, 104 
Kägiswiler, 64 Ramersberger, 170 Oberjchwander und 
194 Unterjchwander. 

1790 erklären fich die Sarner mit dem Abzug ded Lunge: 
rerſees befriediget, wenn fie Fallthüren anbringen. 

1798, 27. April wurde Sarnen proviſoriſch ftatt 
Stand, zum Hauptort des Kanton? Unter: 
walden beftimmt, weil fih Nidwalden weigerte, die 
Konftitution anzunehmen. Das Direitorium befchloß 
den 30. Auguft 1798: Der Unterftattbalter und die Ein- 
wohner des Diftrikte® Sarnen follen für ihre Haltung 
belobt und zur Stanphaftigfeit ermuntert werben. 

1798 wurden im Kollegium Soldaten vwerpflegt, die beim Weber: 
fall verwundet worden. Mit dem noch nicht zufrieden, 


öl 


498 


IL I EG 


wurde noch geftohlen. So 3. B. wurden dem Lindenwirth 
Heumann Wein, Lebensmittel, Silberzeug, Kieider u. dgl. 
im Wert von 1419 SI. 30 Schi. genommen. Ein anderer 
Wirth wurde für 792 GI. 5 Sch. gefchädige. Auch aus 
bem Schützenhaus murde Ginige® entwendet. Bon 
. Beit zu Zeit wurde Sarnen während der Helvetif mit. Große 
Einquartierungen heimgeſucht. inquartierungen von 
frangöfifchen Truppen waren borzügliid vom 6.— 16. 
September 1798, d. h. vor und nad dem Weberfall. 
Einquartierungen von eidgenöſſiſchen Trupyen haben in 
den Monaten Auguft, Sept. und Dftober 1802 ftattge: 
funden. In diefer Zeit wurben im ganzen Land 877 
Dffiziere und 23,094 Gemeine einen Tag einquartiert. Bon 
diefen unterhielt Sarnen 526 Offiziere und 7434 Gemeine. 
Sarnen mußte deswegen von anderen Gemeinden ent: 
ſchädiget werden, weil dafelbft mehr als ber betreffende 
Theil einquartiert geweſen. Ein Offizier wurde zu 1'/z GL. 
und ein Gemeiner zu 20 Schl. berechnet. Größere und 
kleinere Einquartierungen waren auch im Heumonat und 
Herbit 1799, im Zänner und März 1800 und im Mai 
und Nov. 1802. Dazwiſchen wurden dann wieder Heu, 
Pferde und Schladtvieh verlangt, fo daß nach und nad 
dad. ganze Land ausgefogen wurde. Weber das Glüd 
der Helvetik fchrieb Wolfgang von Flüe, Chorberr in 
Bifchof3gell, früher Helfer in Kerns, den 25. Apr. 1801 
dem Hauptmann Karl von Flüe: „Schon lange erwartet 
‚man bie neue verfprochene Slüdfeligfeit; aber wann — 
von wem — mie wird diefe erfcheinen? Hier ift endlid 
Alles fatt mit den erften Früchten der Anfangs jo ſehr 
beliebten, neuen Freiheitsbäͤume, alfo zwar, daß Jogar 
die Freudenprediger jeßt gerne auch die Leichenreden mit 
ebenfo großer Freude halten würden. Ein altes Sprich: 
wort war: Berfprechen fei herrifch und Halten bäuerifch. 
Weil nun jest feine Herren und Feine Bauern mebr, 
(fondern Bürger), fo wird dies eben. die Urſache fein, 
warum mir nicht® mehr. bekommen.” Weil das ver: 
beißene Glüd nicht erjcheirten wollte, find die Schwander 
Ihon beim Beginn der Helvetif etwas ungebuldig ge: 


499 


IL LESE 


worden. Den 29. Auguft 1758 wurde geflagt, daß im 
Diftritt Sarnen viele Perfonen in der Schwündi ob 
. Sarnen fehr unruhig gemefen. Den 13. Dezember 1799 
fchrieb Regierungskommiſſär Zſchokke von Sarnen aus 
an die Gemeinde Schwändi: Ihr habt euch miber die 
Regierung ſchwer verfehlt, indem Biele aus euerer Ge: 
meinde andern Gemeinden mit Mord und Brand gedroht, 
indem verfchiedene Bürger aus euerer Gemeinde, dba fie 
bor Gericht gerufen wurden, den Gehorſam aufgefünbet, 
indem verichiedene Bürger aus euerer Gemeinde ben 
3. Statthalter Stodmann am veriwichenen Sonntag ben 
8. Dez. ſchwer beleidiget haben, da er doch ihr Vorge— 
fegter ift und indem verfchiedene Bürger aus euerer Ge: 


meinde fich am Bürger Weibel vergriffen haben. Die Be: .. 


treffenden mußten dann dem Statthalter und dem Weibel 
Abbitte leiten. „Legtens endlich, jchreibt Zſchokke: Die 
Gemeinde Schwändi foll fi) einverftehen unter einander, 
die wegen ihren innerlichen Unordnungen entjtandenen 
Einquartierungsföften der fremden und der Landiwachten 
in der allerfürzeften Frift zu bezahlen”. 1799, 10. Heum. 
wurden bie Kägiswiler vom Unterftatthalter Peter Ignaz 
von Flüe ermahnt, daß fie in zweimal 24 Stunden das 
von der Municipalität zugetheilte Geldfontingent der an— 
gewiefenen Behörde bezahlen. Seibft ſolche Gemeinden, 
die mit Truppen befchwert find, haben e3 entrichtet. 
Im Wintermonat 1799 wurde von 1000 Pfd. 5 Schl. 
Steuer bezogen. Die Begräbnid von Johann Slaipar 
Kathriner, Melchior Kathriner und Nikolaus Burch, welche 
von den Franken auf dem Aecherli, mo fie ‚gea.pet, er: - 
[hoffen wurden, war den 12. Sept. 1798. Den IT. Nov. 
. wurde eine proviforifche Municipalität (Gemeinderath) ge⸗ 

wählt. Den 16. Dezember 1798 Hat die Wahl ber 
Municipalität durh die Urverſammlung ftattgefunden ; 
die Municipalität regierte biß den 2. Auguft 1802. Als⸗ 
dann trat ber Kirchenrath wieder an deren Stelle, welcher 
den 25. Nov. durch den Gemeinderath erfegt wurde. Es 
nabte nun die Stunde der Erldfung. Die frangöfifchen 
Truppen verließen im Aug. 1802 die Schweiz. Mehrere 


500 


AAAASIGI 


Kantone erhoben fich gegen die helvetifchen Truppen und 
es mwurben biefelben den 28. Auguft auf der Rengg und 
fpäter noch an anderen Drten gefchlagen. Nun erfchienen 
wieder 40,000 Franzofen, welche verlangten, daß beide 
Parteien ihre Waffen niederlegen. 1802, 2. Nov. ver: 
fprach Terier, Kommandant der 1Q4. Halbbrigade dem 
Statthalter des Diltriftes Sarnen, fein Möglichfted zu 
thun, um den Kanton von franzöfilchen Truppen zu be: 
freien, wenn die Obwaldner die Waffen bei ihm ablegen. 
Den 19. Horn. 1803 erfolgten die Vermittlungsakte und 
damit eine theilweiſe Rückkehr zum Alten. 
1799 waren Brimarfhulen in Sarnen, Sialden, Ober: 
| wil, Ramerdberg und Kägiswil. Außer Sarnen wurde 
nur im Winter Schule gehalten, welche ungefähr 520 
Kinder befuchten. Die Sommerfchule in Sarnen ivurde 
von 65 Kındern beſucht. In allen diefen Schulen wurde 
nur Unterricht im Leſen und Schreiben ertheilt. Welche 
Schulbücher zu gebrauchen ſeien, war in Sarnen ber 
Dispoſition des jeweiligen Lehrerd überlaffen. Im 
Stalden wurden gejchriebene und gedrudte Namenbüdhlein, 
Briefe und andere Handichriften gebraucht. Die tägliche 
Schulzeit betrug 4—5 Stunden. Damals hatt? Sarnen 
2516Cinmwohner und 443 Häufer und 1870 3720 Ein: 
wohner und 574 Häufer. Seit 1649 ar bie. Primar: 
Thule in Sarnen nicht mehr Landes⸗-, fondern Gemeinde: 
Thule. In Ddiefer Zeit waren Folgende als Lehrer an: 
geftellt: Hr. Nikolaus Dechslin 1649, Hand Benedilt 
MWeninger 1650, Jakob Wolfgang Ramsiperg 1658, 
Sebaftian von Wil 1661, Hr. Hein. Amport 1672, Hr. Conr. 
Stolz 1673, Hr. Joh. Peter Anderhirfern 1679, Hr. Joh. 
Franz Schäli 1681, Hr. Balz Zurmühli 1683, Balz 
Imfeld 1688, Joh. Broger von Appenzell 1694, Franz 
NE. Kaver Ymfeld 1733, Hr. Franz Ant. Imfeld 1749, 
Franz Xaver Amfeld, Sohn ded Franz Nikolaus Xaver 
und Nepot des PBorigen, 1758, Joſ. Ignaz Imfeld, 
Sohn des Xaver, 1800-1833, mo er freiwillig refignirte. 
Seine Schule war: weniger gut; deshalb fab man «8 
nicht ungern, als Karl Etlin anfing, eine Peivatfchule 


501 


———7—— — 


zu halten und man pflegte ihm ſeit 1812 alljährlich eine 
Gratification von 24 GI. zu geben. Dieſe Gratification 
begegnet uns bis 1829. Seit 1817 wird den Mädchen 
von wohlehrw. Kloſterfrauen unentgeltlich Schule gehal- 
ten 1833 bis 9. Nov. 1854, wo er refignirt, war 
Hr. Nikol. Dilier Lehrer. Zur Zeit feiner Krank⸗ 
heit fupplirte Ignaz Dillier 1841 und 1842, P. Bene: 
dit Waltenfpül 1842, Bühlmann 1851. 1854 murbe 
Sebaftian Ming Uberlehrer und 1857 Alois von Wil. 
Als Unterlehrer ivaren in dieſer Zeit angeftellt: Sofef 
Ignaz Britfchgi, Aloid von Wil, Karl Meyerhofer von 
Augsburg, der eine Zeit lang Schulbruder gemefen, 
nachher das Kollegium befucht und jetzt Kapuziner in 
Amerika ift. 1858 übernahm die Unterfchule Hochw. Hr. 
Balth. Imfeld. Nachher wurde von Lehrichweftern, Frz. 
Dillier, Arnold Anderhalden und den jetigen Lehrern 
Schule gehalten 1805 hielten Schweftern der chrijt- 
lichen Einſamkeit Schule. 

1800 27. Dez. verbrannte die Kapelle in Kägiswyl 
Mahrfcheinlic haben Kohlen, die in der Safriftei aus 
dem Rauchfaß oder ber Gluthpfanne hinaudgefallen, dies 
felbe entzündet. Als man Abende? um 8 Uhr Licht 
ſah in der Safriftei, glaubte man, Kaplan Wir; wolle 
Jemanden verwahren. Das Kniſtern des brennenden 
Schindeldache® hielt man zuerft für das „Brafcheln” 
frangöfifcher Bajonnete, die in diefer Zeit hie und da auf 
Befuch gelommen. Da in den Prntofollen feine Erwähnung 
Befchieht von einem Neubau der Kapelle, fo dürfte dad 
Diejenige gemweien fein, die 1459 eingeweiht worden. 
1688 wurde diefelbe repariert und ben 6. Dftober 1731 
ein neuer Hochaltar geweiht. Die ältefte Vototafel, au 
denen man fehen kann, wie damals die Dbmaldner ges 
kleidet geweſen, ftammt aus dem SJahre 1705. Die 
Rofentrangbruderfchaft wurde den 28. Dit. 1738 ein- 
gerichtet. 1797 wurde «in Kapital an die Roſenkranz⸗ 
bruderfchaft vergabt, damit Kerzen für die Geheimniß⸗ 
töchter angeſchafft und das Uebrige zu geiftlichen Zwecken 
verwendet werde. Im Jahre 1756 wurde ein neuer 


w 


502 





Kapelthurm gebaut. Der Zins der Kapelle betrug 1764 
101 ©. 33 Sdil. 4 X. und 1833 175 GI. 24 Schl. 
4 a. 1734 betrugen bie verfchiedenen Dpfer 20 GI. 38 
Schl. 1 9. 1801, 25. März wurde mit Baumeilter 
Nikolaus Burtfcher in Luzern der Accord für den Neu: 
bau einer Kapelle abgefchloffen. Diefelbe wurde um bie 
Vordiele vergrößert. Er mußte Chor, Safriftei und obere 
Hauptmauer feft und dauerhaft aufführen. Es fcheint, 
daß die untere Hauptmauer und der Haupteingang nod 
bon der alten Kapelle herrühren. Die Theillame mußte 
im Herbeiihaffen von Baumaterialien behülflich fein. 
Burticher erhielt dafür 1150 Gulden und überdied noch 
für Haufteine von Luzern, für 2 Säulen, für Reben: 
und Safrifteithüren, für Altar: und andere Tritt, Beſetz⸗ 
platten u. dgl. 250. Gl., welche in 8 Terminen bezahlt 
oder berzinfet werden mußten Für Ertra-Arbeit wurden 
ihn 81 Gl. 20 Schl bezahlt. Die 2 Glödlein wurden 
1801 von Jakob Philipp Brandenberg in Zug gegofjen. 
1801, 5. Heum. haben die Theiler von Kägiswil von den 
Theilern in Alpnad 600 GI. geliehen, wofür fie mit 
ihrem Theilverindgen und die 3 Abgeordneten mit ihrem 
Privatvermögen Bürgihaft geleiftet. Den 9. Dezember 
1803 wurden 363: und den 14. Oftober 1804 322 Gl. 
13. Schi. zurüdbezahlt. Balz Bucher verhielt für Ziegel 
und Kalch an den Kapellenbau 484 Gl. 1 Sch. 1806 
12. Aug. wurden von den Slilhern in Alpnach wieder 
400 Gulden geliehen, "welche den 20. Hornung 1815 
ſammt Zins wieder zur ückgegeben wurden. 1807, 11. Aug., 
erhielt der Biſchof an der Kapellweihe eine Gratifikation 
on 36 Gl. und die 2 Bedienten erhielten 24 Gl. Weib: 
bifchof Kaſpar mweihte den 17. September 1869 den Hoch: 
altır. Für die filberne Ampel wurden 1813 27 Gl., 
und für 4 SKerzerftöde 1838 45 GI. bezahlt. Kaum 
batten fie die Schulden bezahlt, welche vom Kapellenbau 
berrührten, da wurden den 25. Hornung 1815 die Schul: 
den der Pfarrkirche auf die Theilfamen vertheilt. Den 
Kägiswilern traf e8 120 Gl., welche fie fammt Zind den 
1. Dezember 1817 dem Kirchenvogt Felix Joſ. Stodmann 











1802, 


1813 


.503 


II LI GS 


entrichtet. 1887, 24. Juni, glaubt Buchbinder Melchior 
Rohrer, e8 märe nicht unbillig, wenn ihm nebſt Trinf- 
geld, welches er erhalten, 10 GI. vergütet würden, meil 
er 30 Mal nah Kägiswyl gefonmen, um in deutſchen 
barmonifchen Liedern, melche beim Gottesdienſt gefungen 
werben, Unterricht zu ertheilen. 

5. Horn. ſchreibt Sekretär Gölblin in Münfter, Tpäter 
Generalvifar, dem ueugewählten Pfarrer von Flüe, 
Daß es Pflicht fei, fih zur Snveftitur zu präfenti- 
ren. Als Canon fei laut Vertrag von 1464 5 Flr., für 
die Inveſtitur 10 Flr., für die Refektion 1 Flr. und 
Schreibgebühr 1 Flr. zu bezahlen. Diefe Tare ift für 
jeden neugewählten Pfarrer gleich. Um den Koften zu 
fchonen, wollte Pfarrer Sigrift nicht nad) Münfter gehen. 
Münfter verlangte den 12. Hornung 1808 perjönliche 


. Stellung, damit er gemäß dem Konzil von Trient dag 


Glaubensbefenntniß ablegen fünne. Sigrift bemerkt, daß 
ihn die Reife nah Münfter 26 SI. 10 Schl. gekoſtet. 

ftiftet alt Kapelloogt Joſ Alois Wirz zu Gunften ber 
Familie Wirz 15,040 Pfd., damit der Zind verwendet 
werde für arme und brave Jünglinge, welche fich dem 
geiftlichen Stand midmen wollen, zur Unterftüßung des 
ärmften Priefter8 aus der Familie, damit ein Jüngling 
aus dem Gefchlecht Wirz defto eher ein Handwerk oder 
eine Kunſt erlernen könne, zur Ausbildung einer Hebamme, 
zur Anſchaffung von Schulmaterialien für arme wirziſche 
Kinder u. dgl. Die näheren Bedingungen find in ber 
Stiftungdurfunde angegeben. Sarnen hat auch Antheil - 
an der ftolzifchen Stiftung, an der Etiftung von Bannerherr 
Spichtig, Hauptm. Fanger und Landam. F. Wirz. (Brot. 
Geichichte der Fantonalen Fonds ©. 82, 43, 50 und 52.) 
1806 jtiftete Johann Müller 600 Pfd., damit der Zins 
für arme Studenten au? der Schwändi, welche Geiftlich 
werden wollen und wenn feine vorhanden, für die Haus: 
armen verivendet werde. Joh. Dillier gab 1808 2320 
Pfd. für die Anftalten zur Aufhebung des Gaſſenbettels. 
1819, 1. Juli ftiftete Abt Pankraz, der Iekte Abt bes 
Klofterd St. Gallen, zuerft abwechjelnd für Stand und 


Da a una 


Samen und den 1. März 1822 für Sarnen allein 6000 
Fr., damit alljährlich ein Jahrzeit gehalten werde für die 
- Stifter und Gutthäter des aufgehobenen Kloſters St. 
Gallen. Der Ueberſchuß von ungefähr 200 alten Franfen 
fol unter die Hausarmen veriheilt werden. Weil reis 
burg aus NRüdficht auf die Regierung von St. Gallen 
die ihm zugebachte Stiftung nicht annehmen wollte, deß⸗ 
wegen wurde fie dann Sarnen zugewendet. Reg,-Rath 
Zurgilgen ftiftete für die Kirche 1159 Fr. 28 Ct., Pfarrer 
Wirz in Beuggen für die Spend 856 Fr., Igfr. Joſepha 
Zurgilgen für Unterftügung von Armen durch den Orts⸗ 
pfarrer 1707 Fr. 14 Ct. und für Schul: und Armen: 
zwecke der Theilfame Schwändi 2714 Fr. 28 Ct. Lands 
ammann Dr. Etlin vergabte nad dem Tod von zivei 
lieben Kindern aus ihrer Sparkaſſe 4789 Fr. 96 St. für 
eine Kleinkinderſchule. Nach Todesfällen in der Familie 
wurde die Stiftung immer: wieder vermehrt, bi? fie 1888 
7406 Fr. 71 Et. betrug. 1871 gab rau Landesfefel- 
meifter Dillier für die Kaplanei in Kirchhofen 739 Fr. 
72 Ct. und 1872, 30. Jän. 8662 Fr. 24 Ct. für Mittag- 
fuppe, Belleivung von armen Schulfindern und Erlern- 
ung von Handwerken. Commiſſar Dillier ftiftete 1879 
für einen armen Studenten von Sarnen, welcher Geift: 
lich werden will, 2449 Fr. 76 Ct, Conditor Meldior 
Ettlin 1023 Sr. 57 Ct., für die Aufbeflerung der Ka: 
planei in Kirchhofen und Kägiswil uno im Jahre 1880 
Landammann Frz. Wirz: an bie Helferei und Kaplanei 
in Sarnen 1000 Fr. Für die Suppenanftalt in Sarnen 
gab Banquier Melchior Durrer 1906 Sr. und fein Bruder, 
Fürſprech Alois für diejenige in Kägiswil 1020 Fr. 
Landammann Hermann ftiftete 1881 an den Schulfond 
1000 Sr. 1884 und 1886 wurde von den Herren Theo: 
dor und Adalbert Wirz zum Andenken an liebe Ber: 
ftorbene eine Stiftung von ungefähr 4000 Fr. für kirchl. 
religiöfe u. mohlthätige Zwecke gemacht u. 1886 die Helferei 
um 1030 Fr. 44 Ct. und die Kaplanei um 1028 Fr. 57 Et. 
aufgebeflert. Für die Suppenanftalt in der Schwändi ber» 
gabte Reg.» Rath Alois Michel 1651 Fr. Bon Hm. 


508. 


III I TE 


Dr. Etlin wurden 1893 für alle 3 Suppenanftalten 
zulammen 979 Fr. 29 Ct. vergabt. Für Mittagsfuppe, 
für Befleidung armer Schulkinder, Tür die Arbeitsfchule, 
für Aufbefferung der Kaplanei in Kägiswil, der Früh—⸗ 
mefferei in Sarnen und für Stiftung einer zweiten 
Kaplanei im Stalden gab Friedendrichter Michel unge⸗ 
fähr 10,000 Fr. Alois Berwert und feine Frau ließen 
1870 auf ihre Koſten die Kapelle im Mattacher binter 
dem Graben bauen, die zu Ehren von Jeſus, Maria 
und Joſeph gefegriet ift und worin die bl. Mefje gelefen 
werden kann. Auf Privatfoften wurde auch die heil. 
Kreuz⸗Kapelle gebaut. Außer den genannten wurden in 
den legten Jahrzehnten noch verjchiedene andere Stift: 
ungen gemadt. Dazu kommt noch, daß 1856 das 
Waiſenhaus großentheild aus Beiträgen vun Sarnen ge: 
baut und fundirt wurde, daß an den Conviktbau bon 
Privaten und Korporationen 15,000 Fr. freiwillige Bei: 
träge gefloffen und daß man in den lebten Jahrzehnten 
verfchiedene SKranfenvereine gegründet. Wenn mir biefe 
vielen mohlthätigen Stiftungen betrachten, dann finden 
wir, daß die chriftliche Nächftenliebe, welche fich vorzüg⸗ 
lich durch Werke der Barmherzigkeit Tundgibt, in ben 
legten Zeiten ganz beſonders geblübt. 

1814 wurde verboten, mehrere Liegenfhaften in 
Einem Briefe zu verpfänden. Dan bielt aber 
gleichwohl noch bie und da an dem alten Gebraude feit, 
und es entftunden dann in Folge deffen ungefeglidhe 
Kapitalien. 1783 wurde von der Landedgemeinde ver⸗ 
ordnet, daß Fünftighin Kauf: und Gültbriefe nur in dem 
Kilchgang, mo da8 Gut oder das Unterpfand liegt, ver: 
Tchrieben, daß fie beiden Partheien vorgelefen und gut: 
geheißen merden, und daß die Gültbriefe nur ein Ges 
fchworner fchreiben dürfe, und daß fie, wenn die eine 
oder andere Bedingung nicht erfüllt ift, kraftlos feien. 
Die älteften Gültbriefe, melche bis in den Anfang des 
16. Jahrhunderts zurückgehen, find vom Landfchreiber 
gefchrieben und vom reg. Landammann befiegelt. In 
diefer Weile wurden die Gültbriefe bis ungefähr in bie 


506 


ILS IE SG 


Mitte de8 17. Jahrhunderts gefchrieben. 1859 wurde 
die Gültenbereinigung im Jreitheil, Kägiswil und 
Ramersberg vorgenommen. Die älteften Gülten wurden 
1530 und 1554 errightet und find auf Pergament ge⸗ 
fchrieben.. Es wurden 2226 Gülten zur Bereinigung ein 
gegeben, wovon 2144 protofollirt wurden, melde einen 
Werth von 1,192,207 Fr 55 Ct. haben. 71°. von 
diefen Gülten gehören Privaten oder Korporationen in 
der Gemeinde. 1860 murbe die Gültenbereinig- 
ung in der Schmwändi vorgenommen. °js von den 
Gülten wurden nach 1800 errichtet, während in Kägis⸗ 
wil die meiften aus der Zeit von 1700—1800 datirt 
find. Die zwei älteften Gülten tragen die Jahrzahl 1555 und 
1563 und find auf Papier gefchrieben. ?/s der Gülten 
find Eigentbum der Schwander. Nur 14 °/, von diefen 
Gülten gehören dem Ausland. Es wurden 2000 Gülten 
im Werth von 1,182,676 Fr. 60 Et. protofollirt. 

1817 wurde das ANamwaffer gefhöpft. Die betbei- 
ligten Güterbefiter von Sarnen mußten daran 1822 GI. 
9 Schi. und die Giüterbefiter von Sachſeln 1249 GI. 
bezahlen. 1823, 10. und 11. QSuli wurde bon Lande 
ammann Spichtig Rechnung abgelegt. Er hatte wegen der 
Aawafferfhöpfung eingenommen. 3567 GI. 5 Schl. und 
ausgegeben 4193 Gl. 11 Schl. 3 A. Gegen den jes 
meiligen Aamüller wurde von Zeit zu Zeit Klage ge- 
führt, daß er das Aawaſſer allzu fehr ſchwelle, fo daß 
die anftoßenden Güter deswegen gefchädiget werden und 
die Filche ihren freien Lauf nicht mehr haben. Es wur: 
den dann Männer abgeordbnet, damit fie die Aamühles 
wuhr befichtigen und die nothwendige Weifung ertheilen. 
1650, 3. Nov. wurden Männer beauftragt, nachzufchauen, 
was Diejenigen geben würden, welche Güter am Aawaſſer 
und am See haben, wenn die Regierung die Mühle 
faufen und niederreißen würde. Es wurden 6000 Pfd. 
angeboten. Man fand aber, daß es mehr. Toften, würde, 
und daß das Angebotene nicht ganz ficher fei. Nachdem 
Schügenhauptm. Kafpar Imfeld 1651 das Zugrecht aus: 
geübt und die Yamühle an fich gezogen und als er im 








807 


III IS SG 


Begriffe war, diefelbe umzubauen, da bot er fie der Re: 

gierung zums Kaufe an. Dielelbe aber erkennt, die 
Mühle nicht hinwegzuthun, meil bei großer Kälte das 
Waſſer beinahe bei allen Mühlen im Land gefriere und 
dann beinabe nur auf der Aamühle gemahlt werden 
fünne. Bor einigen Jahren bei der Korreftion bed Aa⸗ 
waſſers wurde fie endlich doch befeitigt. 

1817 am Xelplerfeftinder Shwändt hatte Kaplan 
Etlin ausgegeben 887 Gl. 27 Sch. 3 A. und eingenom: 
men 400 Gl. 5 Sch. 5 Ar. 

1819 brennt ein Wald ob dem Ramersberg. 

1819 ift Sebaftian Wir; nah Brafilien außge 
wandert 3 fcheint nicht, daß Sarner: oder Ob: 
maldner bei der Auswanderung von Schweizern nad 
Preußen im Jahre 1712, nah Süd-Garolina und Geor⸗ 

gien in den Sahren 1711 und 1734, nach Preußifch- 
Pommern 1770 und 1771, nach Kentufy in Nordamerifa 
1793, nach der Halbinfel Krimm 1804, nach Piedemonte 
in Neapel 1812, nach Nordamerifa 1816—1819 fih ans 
gefchlofien Haben. Wir; war wohl der erfte, der fih an 
einer größern fchmweizerifchen Auswanderung betheiliget. 
Der König von Portugal erflärte fih den 16. Mai 1818 
bereit, eine gewiſſe Anzahl ſchweizeriſcher Koloniften unter 
ſehr bortheilhaften Bedingungen in die ſüdamerikaniſchen 
Staaten aufzunehmen und bevollmächtigte Gaſchet zu Unter⸗ 
handlungen mit den Regierungen von Freiburg, Bern u. eini⸗ 
gen andern Kantonen. Bald war die Zahl der Reiſeſeluſtigen 
auf 2017 angewachſen, wovon 873 von Freiburg, 587 von 
Bern, 300 von Wallis und die übrigen von Luzern, Schwyz, 
Solothurn, Aargau u. f. w. Sie nahmen eigene Geift: 
lihe und Schullehrer mit. 1819, 4. Juli waren die 
Koloniften von Freiburg und Wallis bei Stäffis ver⸗ 
ſammelt. Dieſelben vereinigten ſich zu Baſel mit den 
Koloniſten aus den übrigen Kantonen und fuhren über 
den Rhein nach Dortredt. Erſt den 11. Sept. waren 
die 7 Schiffe zur Abfahrt bereit. Das erfte Schiff er: 
reichte Rio Saneiro in 7 Wochen und das lebte in 5 
Monaten. Bon 2021 Audwanderern ftarben 313 und 


1825 
1826 


1626 


1832 


1832 


508%. 





wurden in die: Tiefe des Meeres verſenkt. Der König 
von Portugal that das Mögliche, um den Anlümmlingen 
ihr Schickſal zu erleichtern. Sie wurden nad Morro 
Cueimado, jett Neu: Freiburg, einem von hohen Bergen. 
umgebenen Thale, 50 Stunden von Rio Saneiro am 
Fluſſe Bengala geführt. (Vergl. Neujahrsblatt der Zür⸗ 
cheriſchen Hülfsgeſellſchaft 1821.) 1852 und 1854 find 
219 Dbmaldner, wovon 45 von Sarnen, nad Brafilien 
ausgewandert. Für diefelben murden bon. ben betreffen 


“den Gemeinden zufammen 41,209 Fr. 99 Gt. vorges 


fhoffen. Sarnen machte einen Borfchuß von 5056 Fr. 
70 ©. Einzig Alpnach wurden 2506 Fr. 65 Ct. zurück⸗ 
bezahlt. Es fcheint, daß von den Koloniften geleiftete- 
Abzahlungen nicht ausgehändigt worden. 

am erften Sonntag im Seumonat war Ueberſchwem— 
mung in Bigigbofen. Ä . 
wurde beichloffen, die Jahrzeit von. der Bruder: 
haft des hl. Nuguftin aljährlid am Dienstag 
nach Auguftin abzuhalten. 

26. Oktober wurde vom gefchiwornen Gericht ein Urtbeil 
gefält über dag Atzungsrecht im Shwanbiwalb, 
welcher den Kägiswilern und SFreitheilern gemeinfam ift. 
bat die Melcha einen Theil der neu erbauten Steine 
wuhr eingeriffen. Es wurde in diefem Jahr eifrig am 
Schulbauß gearbeitet und das Haus von Lanb- 
ammann Spicdhtig ausgebaut, daß mar es nicht 
mehr erkennen konnte 

im Nov. wurde der Sarnerbund geſchloſſen. Die 
Julirevolution in Paris im Jahre 1830 hatte auch in 
der Schweiz den Kanıpf gegen die fath. Kirche und ihre 
Snftitute machgerufen. ‘Die radikalen Regierungen von 
Bern, Zürich, Luzern, Solothurn, St. Gallen, Aargau, 
Thurgau fchlofien im März 1832 daS fogen. Siehner: 
Concordat, dem die Fatholifch:konfervative Sarner-Confes 
renz im November desſelben Jahres folgte, welche dem 
Bund von 1815 treu bleiben wollte. Während erftere 
Verbindung nebft dem fchon 1831 gebildeten radikalen. 
„Schugvereine” belafien wurde, erflärte die Tagſatzung 


| 


am 12." Nuguft 1833 die Sarner-Sonferenz für auf: 
gehoben. 

1834 bis 1835 wurden burch die Suft in Alpnad für 
Obwalden 81,601 Maß Wein eingeführt. Da: 
bon kamen nad Sarnen 54,706 Maß. Landammann 
Spichtig allein, welcher eine Weinhandlung befaß, führte 
34,998 Maß ein. Nah ihm folgt Meldior Zurgilgen 
mit 4247, Schlüffelwirtb Nil. Stodmann mit 3095, 
Adlerwirth Melchior Bucher mit 2618 Maß. 

1837, 1. März waren in Sarnen 8007 Seelen wovon 2878 
Bürger, 123 Bürger anderer Kantone un, v Ausländer. 
Männlid waren 1478, weiblich 1529. 

1838—1848 betrugen bie duͤrchſchnutlichen Ausgaben des 
Freitheils 1530 Gl. 1848 beſaßen die Freitheiler 
Kalchern⸗Allmend 7695 Klftr., Allmend hinter dem Rüdli 
9898 Alft., Allmend hinter der Rüdliſchür 1204 Kiftr., 
Allmend hinter dem Hasli 17,457 Klft., Schloßacher⸗ 
gärten 4600 Alftr., Allmend ob dem Kollegium 15,839 Kiftr. 
Almend ob dem Rapuzinerflofter bei der Suft 5362 Klft. 
Sämmtliches Allmendland betrug 145,180 Klft, wovon 
17,000 unfichere® u. unbebaute® Land u. 8000 Rıf. Fuß 
und Fahrwege. Die Zahl der Freitbeiler war ungefähr 
115. Man will jedem Freitheiler 1000 Klafter Allmend 
geben. Dad im Zimmerthal und Teufimatt zu ſöm— 
mernde Vieh wurde auf 140 Kuhſchwere bejtim mt. 

1839, 22. Dez. wird zuerft bei der Pfarrwahl beftimmt, daß die⸗ 
„Gotte“ ftatt der Kerze und dem „Zuchentragen“ IOo⸗ 
alte Batzen zu bezahlen habe. 

1840, 28.—30. Juni war der Wettfchießet’ ber 3Ur 
tantone, nachdem der Rath den 23. Mai die Abhals 
tung desſelben geſtattet. Er erlaubte auch einen Freit 
ſchießet auf dem Landenberg, der aber 2000 Fr. nicht 

überſteigen ſollte ind gab 4 Bruder-Klauſen-Dukaten mit 
dem Wunfch, daß fie auf die 4 Orte Uri, Schwyz, Ob⸗ 
und Nidwalden vertbeilt werden. Er geftattet die vor⸗ 
rätigen Zelte im Zeughaus zu benugen. Der Wett: 
Thießet wurde auf der Allmend beim Kollegium gehalten, 
wo auch die Zelte fich befanden, unter denen ein Theil 


510 





ber fremden Schügen während der Nacht ausgeruht. Es 
waren 30 Scheiben aufgeftelt. WERNE 

Zum Feſtmahl wurden die beiden Rathfäle benugt. “Der 
legte Wettichießet wurde den 9. September 1832 zu Alt: 
dorf gehalten. Kanonendonner verkündete den Beginn 
des Schütenfefted. Sonntag den 283. Juni famen 590 
Urner und Schwyhzer im Dampficiffe „Stadt Luzern”, 
melches 1837 feine Fahrten begann. Auf 2 Ihöngezierten 
Nauen erichienen 200 Nidwaldner mit ihren Vorgeſetzten. 
In der Kirche zu Alpnach wurde denjelben Gottesdienft 
gehalten. Auf dem Wege nach Sarnen waren verfchiedene 
Triumpbbogen errichtet. Bon allen Hügeln und Bergen 
grüßte die eberne Stimme des Gefchüged. Auf dem 
Dorfplag zu Sarnen war eine 64 Fuß hohe und 24 Fuß 
breite Pyramide errichtet, mit den Wappenjchilden ber 
3 Urfantone und Gemälden aus der Gründungsgefchichte 
der Eidgenoflenichaft geziert. Am Fuß derjelben war 
eine Rednerbühne angebracht. Beim Erſcheinen der 
Schügen aus der Urjchweiz war dad Bolf vom ganzen 
Land berbeigeftrömt. Die Mufifanten trugen Tſchakos 
und Uniformen. Nach dem Schießet wurde befchlofjen, 
daß die Malereien in dag untere Zeughaus gebracht und 
zoſelxn roh aufbewahrt werden. (Vgl. Volksfr. 1884 

r 85. 


1841 und 1852 war mit Sachfeln Streit wegen dem Floßen 
inder Melde. Be 

1842, 8. Dit. erfcheinen die Freitheiler vor dem Siebengericht 
gegen die Rägiäwiler wegen Benugung des Kägis— 
wiler- Waldes, Atzung und Abholzung. Dad 

Gericht entfcheidet zu Gunften der Freitheiler.. 

1842, 8. Okt erfcheinen die Freitheiler vor Gericht gegen die 
Ramerdberger wegen Benugung der Waldungen 
Die Freitheiler werden in ihrer alten langen Beſeſſenheit 
geſchirmt. 

1843, 18. Heum. beſuchte der päpſtliche Nuntius und der fran⸗ 
zöſiſche Geſandte die Muriherren im Kollegium. 

1844 wurde zu Sarnen die erfte Maiandacht in Ob: 
walden gehalten und 1848 die erite in der Dorf: 











1844 


1848 


1849, 


1849, 


1853 


1855, 


1856, 
1856, 


511 





fapelle. Bei den Studenten in Engelberg wurde fie 
eingeführt 1848, in Giswil 1852, in Melchthal 1858, in 
Zungern 1854 u. |. mw. 

wurde bon der Regierung ein Unterfuch verlangt, ob 
fanged Bauholz unfchäblih duch dad Aawaſſer ges 
floßt werden könne. Die Anftößer des Aakanals und die 
Sreitheiler proteftieren dagegen den 8. Mai 1844. Es 
fei alte Uebung, daß nit mehr als 2 Schuh langes 
Holz durch rinnendes Waſſer geflößt merbe. 

im Auguft befchloß das Freitheil Sarnen die Allmend 
zu vertbeilen und die Alpen zu berpachten. Die 
Minderheit fchlug den Rechtsweg ein und gewann in 
eriter Inſtanz, verlor aber beim Apellationdgericht. Die 
Almend wurde nun fo fchnell als möglich vertbeilt. Der 
jedem Genoffen durch dad 2008 zugefallene Theil bleibt 
ihm lebenslänglich. Nach feinem Tod fällt er wieder der 
Korporation anheim. Kein Genofje darf fein Stüd All⸗ 
mend berpfänden. 

26. Aug. wurde befchloffen, bie noch unveriheilten eidgen. 
Duartiergelder im Betrag von 1125 Fr. für Ankauf einer 
neuen Feuerſpritze zu verwenden. 

13. Dez. wurde die Arbeitjchule eröffnet, nachdem 
man vorher ungefähr 12 Louisdor freiwillige Beiträge 
gefammelt, um bie Lehrerin zu bezahlen und den armen 
Kindern Arbeitsftoff anzufchaffen. 

wurde die Kägidwiler Allmend vermeflen durch Statt: 
halter Michel. 

26. Dez. war das erfte Vereinsfeſt vonder Kind— 
beit Jeſu. 

22. Nän. war Einzug in den neuen Spital. 

17. Dez. begannen die Berhbandlungen wegen dem Opfer: 
lostauf. 1860 wollte das biſchöfl. Ordinariat den- 
felben nicht geftatten, 1861 erklärte es, daß es denfelben 
im Grundfag nicht billige, aber dulde und ignorire. 
1863, 81. Juli wurde die Opferentichäbigung geregelt. 
1871 wurde bejchloflen, bei Gedächtnifien und Jahrzeiten 
anftatt zwei nur ein Mal zum Opfer zu geben und bei 
Gedächtniffen 3 und beim Leidbopfer 1 Ct. zu opfern. 


12 


et 


:1858 zeigte fich in einem Wald zu Sarnen ber Borken: 
täfer. 

1860 wurde die Beihnungsfch ule unter dem PBatronat der 
Zunft: und Meifterfchaft eröffnet. 


Hiemit wollen mir die Chronik fchließen. Mehrere aus 
der neueften Beit haben mir gelegentlich gebracht, Anderes findet 
man im Amtsblatt und in der Zeitung, die in — Zeit zu 
erſcheinen begannen. 





5183 


REIN LT 


Regiſter. 


Aa 322, 436, 437, 497, 506, 511. 

. Yamühle 130, 221, 270, 299, 437, 467, 476. 
Aderbau 379. 

Aecker 275, 279. 

Neplerfilbi 384, 507. 

Allmend 301, 331, 413, 466, 491, 511. 


Alpen 124,129, 130, 136, 137, 142, 143, 166, 186, 189, 208, 
228, 274, 276, 278, 281, 282, 302, 318, 319, 344—346, 


389, 413, 467. 
Ammänner 266. 
Antontusfapelle 297. 
Arbeitsichule 511. 
Archiv 436. 
Armenweſen 351. 
Auguftinus-Bruderfchaft 326—328,. 508. 
Auswanderung 507. - 


Bad in Wilen 444. 

Bäche, Iteberihwernmungen 438, 508. 

Bäder 439. 

Bann, Suspenfion und Interdikt 265, 272. 

Bannales 282. 

Beinhaus 142, 208, 298. 

Beilajlen 320, 326, 434, 471, 491. 

Bettelvogt 350, 351. 

DBevölferung 377, 476, 500, 509. 

Breitholz 450. 

Sel. Bruder Klaus 7, 10, 18, 46, 51, 52, 73, 75, 83, 85, 133, 
141, 156, 164, "165, 197, 213, 228, 280, 254, 255, 306, 
320, 335, 336, 341, 397, 420, 421, 497, 465, 469, 
476, 480, 

Bruder Scheuber 497. 

Bruderfchaften 428—430, 467, 508, 511. 

Brüden 137, 321—323. 

Brunnen 294, 337 —341. 

Bundegerneuerung mit Paris 137, 216218. 

Bundeserneuerung mit Wallis 335. 


514 





Ehrisma 271. 
Commiſſariat 42. 
Conzil von Trient 10, 96, 


Dillier Joh. Bapt., Stifter des Kollegiums, 122, 477482. 
Dorf, Dorfbrand 286, 287, 302. 
Dorfbrunnen 337—--341. 
Dorfkapelle. Siehe Kapelle im Dorf. 


Ehebuch 320. . 
Eheverſprechen 253. Ä 

Ginig 281, 287, 302. 

Eisgehen 419. 

Eliſabethengeld 56. 

Engerlinge 307, 458, 459. 

Erdbeben 494, 495. 

Ehweiden, Ahung 274—281, 319, 320, 491, 508. 


Fähren 451, 452. 

Feierabend im Ramersberg 288. 

Feld 277, 281. 

Feuerpolizei 323—826, 511, 

Feuerzeichen 435. 

Firmung 321, 200. 

Fiſchen 138, 442—444. 

Franzisfaner oder Barfüßer in Luzern 274, 311. 

Freuenflofter 133, 134, 337—340, 352--363, 

Sreitheil 295, 304, 307, 337, 341, 384, 428, 476, 491, 498, 
196 3 


‚909. 
Friedhof 284, 309, 475, 476. 
Fruchthandel 379. | ’ 
Frühmeſſer 51—59. | 
‚srühmefferei 341, 342. 


Gebet große 318. 

Gelübde Der NRamersberger 288. 

Gefchlechter, ausgeſtorbene: Amacer 71, Ambül 72, 
Bär 72, Berolinger 73, Bröndli 73, Burfhart 73, 
Dieggenihwand 74, Einwil 74, von Flüe 76, Frieß 76, 
Gebli 76, im Heimgarten 76, Heintzli 77, im Hof 80, 


515 





Huber 80, Jordi 82, Isner 83, Kaifer 84, Knöboſſer 
85, Krepfinger 85, Kreb 86, Kündig 88, Raab 88, Margu— 
metlon 88, 261, 264, Mofacher 89, am Ort 89, Rüdli 
89, von Rüti 90, Ruß 90, von Sarnen 90, Schäli 91, 
Schriber 92, Schröter 93, Schwendiner 98, Schwitter 
93, von Tellon 94, Tuchei 94, Windlin 94, MWinmann 
84, Molf 95, Zus 95. 


Geſchlechter; lebende! von Ah 98, Amſtalden 99, Inder: 


halden 100, Anderhirfern 101, Andermatt 102, Bann: 
wart 102, "Berwert 103, Britfchg i 103, Bucher 104, 
Burd) 105, Dillier 107, Etlin Fanger 108, Fench 
110, Frunz 110, Glimet 114, Herlig 114, Heymann 115, 
Zafober 119, Imfeld 123) Jöri 80, Kathriner 156, 
Kifer 157, Ming 159, Müller 160, Omlin 161, Riebli 
165, Schmib 165, Schwarber 170, Seiler 171, Stock⸗ 
mann 172, von Wil 199, Wirz 202, Zurmühle 257. 


Getreide 268, 

Gewicht und Maß 448, 449. 
Gigen 497. 

Slasmaler 81. 

Glauben 210, 280. 

Gloden 333—835, 435, 451. 
Gülten, Gültenbereinigung 505. 
Güterſchatzung 297. 


Hag 275, 281, 288, 289, 382. 
Hausplatz 8 287. 

Helvetif, Ueberfall 253, 497500. 
Herenprogzelle, Hexenweſen, 17, 30, 454 - 456. 
Hexenthurm, Arhivthurm 460, 461. 
Höfe 260—262, 271, 273. 

Holz 317, 331, 491, 498. 

Holzlaß 280, 289, 300. 
Hundeſchlagen 453. 

von Hunwil, Edelfamilie 263. 


agd 390-396. 
—— 267. 
— 307, 318. 


516 


IR LS SIE 


Käfer”459, 460. 

Käppeli auf der Kägiswiler Allmend 496. 

Käppeli im Mattacher 505. 

Raltbad 402, 403. 

Kapelle bei der Brüde, St. Antonsfapelle 417. 

Kapelle im Dorf, Dorfapelle 141, 306, 321, 431, 434. 

Kapelle in Kägiswil 283, 284, 466, 501503. 

Kapelle im Ramersberg 306, 444, 

Kapelle im Stalden 284, 294, 450, 467, 471, 476. 

Kapelle in Wilen 309, AA4, 

Kapitelsbibliothef 483, 

Kapläne in Kägiswil 44—51. 

Kapläne in Klirchhofen 85—39. 

Kapläne im Stulden 39—44, 

Kaplanei des Frauenfloiters 360. 

Kaplanei in Kägiswil 434, 

Kaplanei in Kirchhofen 282, 291—293, 317. 

Kaplanei im Stulden 364, 436. 

Kapuzinerkloſter 18, 183, 134, 212, 337—843, 403—313, 442. 

Stellner 263. 

Kirche 3, 4, 259—262, 284, 380—382, 431, 434, 471-- 476, 

Kloſter Engelberg 264, 268, 271, 489° 

Kloſter Muri 268 ‚356, 360, 489491, 510, 

Kloſterkapläne 59-71. 

- Kollegium 477—491, 510. 

Kornhaus 378, 

Kreuze 441, 491. 

Krieg, Kriegsdienfte 294, 387, 430. 

Kriegsdienjte fremde 137, 139, 142, 148, 145, 167, 195, 205, 
207, 209, 210, 214, 233—243, 245 — 248, 


Läuten 142, 288, 422, 423, 
Zandenberg 261, 269, 270, 363. 
Landvogt 269, 270. 

Licht ewiges 302. 

Linden 302. 

Lotterie 168, 492, 493, 


Maiandacht 510. 
Markt 348-350. 


517 


—⸗— — 


Melcha. Relazwuhr 134, 280, 284, 285, 321, 844, 426, 


Mebger — 386. 
aninderheit ga fügen 280, 282. 
Mühlen 138, 308. 
Miller 446.448 


Nachrichter 452, 453. 
Nüſſe 465. 


Oelberg 300. 

Ohmgeld 457. 

Opfer 383, 480, 511. 
Orgel, Organift 343, 475. 


Panner päpftl. 82. 

Pannerfhmwur 435. 

Peſt 14, 386, 

Pfarrer. 9—26, 267, 285, 291, 296, 310—315, 347, 400, 503. 
Pfarrhelfer 26-35, 291293) 310— 315, 460. 
Pfarrhof 3, 11, 346, 

Pfifter 446-448, 

Pilgerfahrt nah Serufalem 173. 

Priefterfapitel 33, 326—328, 483, 

Probſtei Luzern 4, 259, 262, 268, 271, 272, 274, 313. 
Pulverthurm 432. 


Quart 265, 


Rathhaus 277, 286, 304, 882, 383, 467—471. 
Rathsherren 396899 

Relief von Ing. Müller 470. 

Reliquien hl. 800, 476. 

Rigifapelle 462. 

Rodelgeld 497. 

Römerbruderichaft 377. 

Ruggiſchwil 5, 200, 264, 274, 276, 287, 294—296. 


Sagen 299. 
Salzhaus 491. | 
Salzquelle in Alpnach 214, 219. 


518 


WELL GL IE 


Sammlung, maneſſiſche 5. 

Sanitätöwejen 120, 439, 440, 

Surnen 3, 258, 265, 286, 476. 

Sarnerbund 508, 

Schäfer 427. 

Schätze, unterirdiſche 121. 
Schilt 427. 


Shritſtein 456, 

Schüben 104, 302, 364—373, 477—491. 
Schule 305, 332, 361, 362, 374376, 500, 508. 
Segnungen des P. Markus diAviano 44l. 
Geidenfpinnen 61. 
Siebengericht 8386. 

Siehenhaug 299. 

Sigriſt 315. 

Sömmerung 497. 

Spend 283, 

Spital 800, 511. 

Stege 308, 323. 

Staffeln 301. 

Steuer 140, 281, 445, 446. 

Stift Beromünfter 4, 262, 264, 271—273, 285. 
Stiftungen 503—505. 

Stimmfähige 497. 

Stipendium in Mailand 42, 45, 169. 


Strafarten 491, 492. » 
Straßen 423—426, 466, 
Suſt 377. 


Tabak, Tabakrauchen 461, 462. 

Tanzlaube 414, 470 

Taufe der Claudia, „octer Heinrich II, 125. 
Taufen, Taufbud) 321, 471. 

Theater 335—837. 

Theiler in Kägiswil 413. 

Theiler in der Schwändi 387890. 
Theurung 318. 

Todtenbucdh 320, 426, 427 


519 
Urbar 5, 8310-315. 


Berfündbuch 419-423, 430. 
Viehpreſten 494. 
Volksmiſſion 23, 462 -465. 


Wachtpoſten 259, 

Mächter 308, 

Wald 274, 278, 8301, 317, 401, 491, 492, 508, 510. 
MWaldbrüper 315, 316, 432, 433. 

Waldſchweſtern 319. 

Wege 280, 282, 290, 291, 303, 373, 425, 426, 
Weiße Buch 7, ‚85, 92, 269. 

Wirthichaftsweien ‚308, 414—417, 461, 462, 509. 
Wolfengelfäppeli 439. 


Zehnten 273, 279, 282, 281, 285, 291—293, 296, 809, 312, 
313, 316, 319, 347, 360, 
Zeichnungsſchule 512. 
Zeughaus 456—458, 
iger 266, 267. 
unft⸗ und Meifterfchaft 328—331, 429, 


— — — 


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