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Full text of "Compendium der physiologie des menschen"

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Compendium 



der- 



Physiologie des Menschen. 



« V 




c^^^^ 



Compendium 



der 



Physiologie 



des 



Menschen. 



Von 



Dr. Julius B 




Geh. Medicinalrath und Professor aer Anatomie und Physiologie 
an der Universität Greifswald. 



Mit in den Text gedruckten Abbildungen. 



Dritte vermehrte Auflage. 



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Leipzig, 

Verlag von Ambrosius Abel. 

1875. 



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9)ruck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



Vorrede. 



Wenn dies Buch Reclame machen wollte, so könnte es, 
ohne Vorwürfe zu befürchten, sich der zehnten Auflage 
rühmen und brauchte nicht den Titel der dritten zu 
führen. In dem denkwürdigem Jahre 1848 erschien es 
zuerst unter dem anspruchslosen Namen: „Memoranda 
der Physiologie" und wachsend erlebte es in neun Jahi'en 
sieben Auflagen. Ein grösseres Werk unterbrach die 
Fortsetzung, welche dann unter der neuen Firma eines 
Compendium sich bereits zwei Mal vorstellte und nun 
zum dritten Male dem Publikum übergeben wird. Das 
Buch hat sich nicht nur in Deutschland seine Gönner 
erworben, sondern wird auch in verschiedenen Sprachen 
von Nichtdeutschen studirt. Es mögen auch in der 
neuen Gestalt ältere und jüngere Freunde sein fünfund- 
zwanzigjähriges Jubiläum mitfeiern. 

Man pflegt im Menschenleben gerne an einem sol- 
chen auf Dekaden gegründeten Abschluss einen Blick 
auf die Vergangenheit zu werfen. So sei es auch hier 
gestattet, ganz flüchtig und ohne bestimmte Fährte den 
Rückweg auf dem grossen Felde zu durchschreiten, auf 
dessen Bau soviel Geist, Talent und Fleiss verwendet 



Die physiologische Che 
tungen hin mehr Klarheit 
tirebiet ilev ErnährnBg, I 
zunächst iiuf eine btiqueinc 



ie brachte Dach zwei Rieh' 
I das früher Docfa so duuklc 
! miiachener Schule lehrt» 
ad geniiUB Welse den Harn- 



6toS, so wie die ein- und auageathmote Luft quantitativ 
heatimmen. Dann erst wurde es ntöglich, durch mühe' 
volle, lange Zeit fortgesetzte Versuche das Verhältnise 
zu entwickeln, wekhea zwischett eingeuominener XahruQg 
und Luft, HU wie aus dem Körper ausgeführten 8nh- 
stauzen und Bwiachen der vom Körper geleisteten ÄTi 
beit besteht. Ich will mir als Beispiele die Resultate 
hervorheben, welche p. 38 und 131 erwähnt sind. — 
H^ach einer zweiten Hichtving bemühte man sich, zu er- 
forschen, welcher Aufwand von chemischen Kräften 
dazu gehört, um die schwer- oder unlöslichen Nahrungs- 
Stoffe — EiweisB, Fett., Stärke — in eine lösliche Foni] 
zu bringen und dadurch erst nutzbar zu machen; wi< 
durch zahlreiche Oxydationen und Eeductioneo neui 
Stoffe entstehen und wie gewisHermaseen im AastauBCha 
gegen diese chemischen Kräfte Muskel- und Nerven' 
kraft sich entwickeln. Alle die Umsetzungen begannen 
ihre wissenschaftliche Stellung erat dnrcb dus Typen- 
aystem za erhalten, durch welches die organische Chemit 
eine ganz ueue Wissenacbaft geworden ist. "Wesentlicl 
wurden aber sowohl die chemischen als die physikalischei 
Prooesae des Lebens durch ein neu erkanntes Frinzi] 
oder Axiom über die Co u stanz der Kraft gefördert 
Man wusste nun, dass grade dieser Kraftumsatz die be 
ständige Unruhe bildet, in welcher das Leben seinei 
Ausdruck findet. Man erfuhr, dass nicht sowohl da 
Einsinken und die Auflösung der geformten Substanzei 



Vorrede. 

[leich ruHüh erfolgen, wio die Arlieit iai Kijrjier geleistet 
ird. Bondei-n daaa dies im ErwitcliBenen nur aehr all- 
ählioh erfolgt. Durch jenes Prinzip wurde zugleich 
I starren Materialismus ein wesentlicher Stachel alj- 
slirochen und die Physiologie bot auf festeren tirund- 
1 als vordem der Psychologie die Hand dar. 
3ie immenäen Fortschritte der Mechitnik' wurden 
ja den Physiologen dazu benutzt, das Wägen und 
n zu erleichtern und exaeter zu machen. In vielen 
SJlen gelang es, das Versuchsobjekt seibat an den Mass- 
ftb zu fiihreu und das Resultat durch geschickt ange- 
fachte Apparate registrlren zu lassen. So lernte man 
Ig (irflsBe «ud Geschwindigkeit der Blut- und Muskel- 
relle, die Klangfarben, die ElasticitHt und ContraotUität 
nd hundert andere Erscheinungen genauer kennen. 
^n sah ein, daaa die Methode der Diener doa Geiatee 
i und huldigte ihr. 

Indessen wurde von zahlreicben Hunden und Köpfen 
Bran gearbeitet, den mechanischen Bau der Gewebe zu 
tforsoben. Eine Menge Thataa eben wurden dadurch der 
?hysiologie erworben. Ich will nur hier beispielsweise 
Aran erinnern, wie die Kellenfortjiflanzung nicht mehr 
flurch generatio aequivoca entstanden angesehen wird, 
wie die Entstehung der Knuchen, der Durchtritt fester 
Hubstanzen durch Capillargetaase , der feinere Verlauf 
der riallengungc, die Struktur der Mila, die Verbreitung 
der Lymphgefüase , der Bau der Lymphräume, die En- 
dignngen der Nerven "öd so vieles Andere erforacbt 
wui'don und dadurch oft vollständig neue Anschanungeu 
über diese tiegenatiinde Platz griffen. — Nicht geringerer 
Fririacbi'itte erfreute sich die Entwicklungsgeschichte. 



X Vorrede. 

Durch pathopoiotische Experimente endlich ist di 
Nei'venphvBiologie sehr bedeutend fortgeschritten. 
Bclieint mir, als ob vom besonderm Einflüsse drei Rei 
von neuen Beobachtuugen gewesen sind. Ein bertthm 
Forscher zeigte, d»9ä man durch Heizung von NerT 
die DrUaenzellen zur Absonderung zwingen kann, 
die Muskeln zu Zuckungen und so war es ein Tb 
des Weges geebnet, anf welchem durch Gemiithsbeii 
gnngen nnd andere Erregangen Tliränen, Speichel e 
zum Ausströmen gebracht werden können. Eine 
wichtige Funktion, wie die Sekretion ist, war so 
sagen, faasbarer geworden. 

An dieser Stelle mag auch noch Erwähnung ( 
merkwürdigen Beobachtung geschehen, welche ein frani 
sischer Physiologe hinsichtlich der Zuckerbildung dul 
"\'6rietzung einer Stelle im verlängwten Mark machi 
8. p. 323. 

Der Nestor der deutschen Physiologen und : 
hatten gleichzeitig gefanden, daas es Ner^-en gibt, w 
che erregt den Herzmuskel zum Stillstehen bring 
können und Jener gründete darauf ein System, ( 
ebenso wie es muakelbe wegende Nerven gibt, auch n 
kelhemmende bestünden. Hierzu kam noch die wichti 
Entdeckung, daas im Körper ein Nerve ist, dessen J 
enng mit einem Schlage den Blutdruck am gan 
Körper herabsetzt. Von weitgreifondem Einflüsse s 
die Beobachtungen geworden, welche man hinsichtü 
des n. sympathicns gemacht hat. In den Wer Jahi 
galt die Selbstständigkeit des sympathischen Nerv* 
Systems für eine ausgemachte Sache. Nun wa 
aber gelungen , an einem Zweige des n. sympathicii 






ler aich aar iris begibt,, unwiderleglich ntichzuwei- 
dasB er »bb dem Rückenmai'ke entspringt und damit 
ein Bisa in der gangbaren Lehre entstanden. Nicht 
mge nachher wurde von einem der bedeutendsten Ex- 
irimentatoren die eingreifende Thatsaohe festgestellt, 
Verengerung und Erweiterung der Gefiisae, 
Blässe und Eöthe, verminderte und vermehi-te Wärme 
durch ßeiaung und Lähmung des n. eympathicus her- 
vorbringen könne und es wurde alshald von mir und 
von Andern nachgewiesen, dass auch diese "Wirkung 
vom Eückenmark ausgehe. Heutigen Tags sucht man 
nicht mehr das centrum für die iris und die Ge- 
fBssmuskeln in den Ganglien, sondern im Riiekenmarke 
snd dessen weiterer Verbreitung innerhalb der Sohädel- 
e. — Eine fernere Folge dieser UnterHUchnngen 
die Unterscheidung zwischen gangliBsen und sj-ni- 
pathischen Nerven d. h. solchen, welche aus peripheri- 
schen Ganglien entspringen und solchen, welche aus 
dem Eückeninarke hervorgehen. 

In dieser neuen Ausgabe habe ich mich bestrebt, alle 
bestätigten Thalsachen aufzunehmen und das ganze Buch 
einer sorgfaltigen Eevision zu unterwerfen. Kein Ab- 
schnitt ist ohne Verbesserung geblieben, einige z. B. 
deijenige, welcher das Gehörorgan behandelt, vollständig 
'tangearbeitet worden. Ich habe demselben in einer An- 
:kung eine Hypothese über die Wirkung des m. sta- 
»edius hinzugerägt, welche mir der Beachtung werth 
heint. Hinsichtlich der Zwangsbewegungen habe ich 
in Folge zahlreicher, noch nicht puhlicii-ter Beobach- 
tungen meine Ansichten erörtert. Endlich wollte ich 
im AnschluBB an die Anmerkung zu S. 225 auf die 



J^Bdi 



XII Verrede. 

Wirkung des schon vor langer Zeit von mir empfohlenen 
Mittels zur mikro mechanischen Analyse , nämlich einer 
Verbindung von Salpetersäure und chlorsaurem Kali 
nochmals hinweisen. Zur Demonstration der Knorpel- 
zellen, der traubenförmigen Drüsen, der glatten Muskel- 
fasern, der Achsencylinderfibrillen, des Achsencylinders- 
und vieler anderen Gewebe ist es in passender Anwen- 
dung sehr empfehlenswerth. 

Ich habe mich einer möglichen Kürze befleissigt^. 
möchte aber das Wort Compendium auch im alten 
Ciceronianischen Sinne verstanden wissen, wo es Gewinn 
und Nutzen bedeutet; und es gerne definiren: Com- 
pendium est, quod pendendo lucramur. 

Greifswald im August 1874. 



Inhaltsverzeichniss. 



Seite 

Einleitung 1 

Elementarbestandtheile des menschlichen Körpers . . 6 
Binäre (anorganische) Verbindungen, welche im Körper 

vorkommen 7 

Nahrungsstoffe 8 

Nahrungsmittel 9 

Erster Abschnitt. Respiration 13—40 

§. 1. Zweck 13 

A. Lungenathmung 15 

§. 2. Inspiration 15 

§. 3. Elasticität der Lungen 20 

§. 4. Exspiration 21 

§. 5 . Verhalten der Eespirationsorgane selbst während 

des Athmens und nach demselben 22 

§. 6. Geräusche, welche durch das Athmen hervorge- 
bracht werden * 23 

§. 7. Wirkung des Athmens auf das Herz 24 

§. 8, Bauchpresse 25 

§. 9. Grösse und Frequenz des Athmens 25 

§. 10. Erregung der Athembewegungen 26 

§.11. B. Blutathmung 30 

§. 12. C. Athmung der Gewebe 34 

§. 13. Ein- und Ausathmun^slufb 36 

§. 14. Bestimmung der Kohlensäure 39 

§. 15. Athmen in verschiedenen Gasarten 40 

Zweiter Absclinitt. Terdannng ...*... 41—78 
§. 1. Zweck 41 

Erstes Kapitel. Verdauung in der Mundhöhle 42 

§. 2. Mundflüssigkeit 42 



XIV Inhalts verzeichniss. 

Seite 

§. 3. Mundspeichel 44 

§. 4. Schleim, Oberhaut und Speichelkörperchen in 

der Mundflüssigkeit 47 

Zweites Kapitel. Kau- und Schluckbewe- 
gungen 4Ö 

§. 5. Kaubewegung 4Ö 

§. 6. Zungenbewegungen 49 

§. 7. Schlingbewegungen 49 

§. 8. Bewegungen des Schlundes und der Speiseröhre 50 

Drittes Kapitel. Funktionen des Magens. . 51 

§. 9. Chymus 51 

§. 10. Magensaft und Magenschleim 51 

§.11. Magen^ase und Darmgase 56 

§.12. Magenbewegungen 58 

Viertes Kapitel. Funktion der Leber. . . 58 

§. 13. Ueberblick 59 

|. 14. Galle 59 

§. 15. Glycogen 63 

§. 16. Fett 64 

§. 17. Faktoren der Leberprodukte 66 

Fünftes Kapitel. Funktion der Bauchspei- 
cheldrüse 68 

§. 18. Gewinnung des Bauchspeichels 68 

§. 19. Eigenscharten und Funktionen des Bauchspeichels 69 

§. 20. Chemische Bestandtheile des Bauchspeicnels . . 69 

§. 21. Absonderung 70 

SechstesKapitel. Funktionen des Dünndarms 70 

§. 22. Uebersicht 70 

§. 23. Darmsaft 71 

§. 24. Aufnahme durch Zotten und Capillargefässe der 

Darmschleimhaut 72 

§. 25. Bewegung des Dünndarms 74 

Siebentes Kapitel. Funktion des Dickdarms 76 

§. 26. Excremente 76 

§. 27. Entleerung der Excremente 76 

Dritter Abschnitt* Lymphe und Blat .... 79—123 

Erstes Kapitel. Lymphe 79 

§. 1. Allgemeines 179 



Inhaltsverzeichniss. xv 

Seite 

§. 2. Chylus 80 

§. 3. Lymphzellen 82 

§. 4. Punktion der Milz 83 

§. 5. Ljonphdrüsen und verwandte Gebilde .... 85 
§. 6. Cirkniation der Lymphe 86 

Zweites Kapitel. Blut 89 

§. 1. Allgemeine Eigenschaften und Bestandtheilc des 

Blutes 89 

§. 2. Gerinnung des Blutes 90 

§. 3. Morphologische Bestandtheile des Blutes ... 93 

§. 4. Chemische Zusammensetzung des Blutes ... 95 

§. 5. Quantität der wichtigsten Bnitbestandtheile . . 97 

§. 6. Faserstoff 98 

§. 7. Hämoglobin 99 

§. 8. Arterielles imd venöses Blut 102 

§. 9. Farbe des Blutes 103 

§. 10. Quantität des Blutes 103 

Drittes Kapitel. Blutcirculation 105 

§.11. Beschreibung des Blutumlaufs 105 

§. 12. Zweck der Blutcirculation 106 

§. 13. Bedingungen für die Herstellung des Blutlaufs 106 

§. 14. Funktion des Herzens 107 

§. 15. Bewegung des Blutes innerhalb der Arterien. . 114 

§. 16. Funktion der Kapillargefasse 121 

§. 17. Blutlauf in den Venen 122 

Vierter Abschnitt. Ernährung 124—191 

Frstes Kapitel. Allgemeine Erscheinungen . 124 

§. 1. Zweck 124 

§. 2. A. Molecularbewegungen in Flüssigkeiten . .125 

1. Diffusion 126 

2. Imbibition und Quellung 127 

3. Filtration 128 

4. Osmose 129 

B. Chemische Processe 130 

§. 3. Umsatz der stickstoffhaltigen Substanzer . . .131 
§. 4. Umsatz der stickstofffreien Substanzen . . . .134 

C. Organische oder Zellenkräfte 137 

Erscheinungen der Zellen 137 

§. 5. Wachsthum 138 

§. 6. Affinität und Fermentwirkungen der Zellen . . 140 

§. 7. Amöboide und Körnchenbewegungen .... 141 

§. 8. Flimmernde Bewegungen 142 



XVI lahaltsverzeichnias. 

Seite 
Zweites Kapitel. Besondere Ernährungser- 

scheinungea 144 

§. 9. Aufnahme von Stoffen ins Blut 144 

§. 10. Assimilation 148 

§. 11. Regeneration .' 148 

§. 12. Retention 150 

§.13. Vicariirende Einrichtungen 151 

§. 14. Inanition 152 

§. 15. Stoffv^rechsel 154 

Drittes Kapitel. Elektricität 156 

§. 16. Erkennungsmittel elektrischer Ströme .... 156 

§. 17. Muskelstrom 158 

§. 18. Nervenstrom 160 

§. 19. Froschhautstrom 161 

Viertes Kapitel. Wärme 161 

§. 20. Allgemeines 161 

§. 21. Bdstimmung der Temperatur des Körpers . . 162 

§. 22. Entstehung der Körperwärme 163 

§. 23. Fortleitung der Wärme 164 

§. 24. Wärmeverlust und Wärmeersatz 165 

§. 25. Wärmemenge 166 

Fünftes Kapitel. Absonderung. Sekretion 167 

§. 26. Allgemeines 167 

§. 27. Harnabsonderung 170 

§. 28. Eigenschaften und Bestandtheile des Urins. . 173 

§. 28a. Ausleerung des Urins. ^^^ 

§. 29. Hautabsonderung 185 

§. 30. Schweissabsonderung und Perspiration. . . . 187 

Fünfter Abschnitt. Muskelbewegungen . . . 192—220 

§. 1. Anatomische Bemerkungen 192 

§. 2. Chemische Bestandtheile 196 

§. 3. Vergleichung von Muskel und Blut 196 

§. 4. Todtenstarre (rigor mortis) 197 

§. 5. Funktion der Muskeln 198 

§. 6. Muskelreize. Irritabilität 198 

§. 7. Zustand des Muskels 199 

§. 8. Blutzufluss 199 

§. 9. Erscheinungen der Muskelcontraction .... 200 

§. 10. Wirkungen der Muskelcontraction 205 

§.11. Unterstützungsmittel der Muskelcontraction. . 208 

§. 12. Stehen 210 



Tnhaltaverzeichniss. xvii 

Seite 

§. 13. Gehen 212 

§. 14. Stimme und Sprache 214 

Sechster Abschnitt* Nervenphysiologie . . . 221—324 

£rstes Kapitel. Allgemeine Eigenschaften 

des Nervensystems 221 

' §. 1. Funktionen im Allgemeinen 221 

§. 2. Anatomische Bemerkungen 221 

§. 3. Chemische Bestandtheile der Nervensubstanz . 230 
§. 4. Funktionen der Ganglien und Nervenfasern im 

Allgemeinen 231 

§. 4a. Mittheilung der Nervenzustände 237 

§. 5. Arten der Nerven 241 

Zweites Kapitel. Reizbarkeit und Reize der 

Nervenfasern und Ganglien 244 

§. 6. Allgemeines 244 

§. 7. Die verschiedenen Reize. ........ 249 

§. 8. Erscheinungen des gereizten Nerven .... 251 

§. 9. Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Nerven . 253 
§. 10. Veränderungen der Erregbarkeit durch den 

elektrischen Strom 254 

§. 11. Zuckungsgesetz 258 

§. 12. Elektrotonus 260 

§. 13. Reizung durch den Nerven und Muskelstrom . 261 

§. 14. Modificationen der Erregbarkeit 263 

§. 15. Absterben der Nerven 266 

Drittes Kapitel. Centripetale Erscheinungen 267 

§. 16. Allgemeines 267 

§.17. Arten des Gefühls 271 

§. 18. Psychische Erscheinungen 275 

ViertesKapitel. Centrifugale Erscheinungen 276 

§. 19. Allgemeines 276 

§. 20. Automatische Bewegungen 278 

§. 21. Incitirte Bewegungen im Allgemeinen. — Keiz- 

bewegungen 282 

§. 22. Reflexbewegungen 283 

§. 23. Willkürliche Bewegungen ........ 287 

§. 24. Durch psychische Einflüsse erregte, nicht will- 
kürliche Bewegungen 292 

§. 25. Hemmungserscheinungeu 292 

Fünftes Kapitel. Funktionen der einzelnen 

Nervenorgane 293 



XVIII Inhaltiverzeichniös. 

Seite 

§. 26. Hemisphären des grossen Gehirns 293 

§. 27. Streifen- und Sehhügel 294 

§. 28. Vierhügel 295 

§. 29. Kleines Gehirn 295 

§. 30. Gehirnschenkel und verlängertes Mark . . . 296 

§. 31. Kückenmark ' 298 

§. 32. Nervus sympathicus 300 

§. 33. Funktionen der Gehirnnerv on 305 

Sechstes Kapitel. Innervation einzehier 

Organe 314 

§. 34. Innervation der Iris 314 

§. 35. Athembewegungen 315 

§. 36. Innervation des Herzens 317 

§. 37. Innervation des Magens und der Gedärme . . 320 

§. 38. Innervation der Harnblase 322 

§. 39. Innervation der Drüsenzellen 323 

Siebenter Abschnitt* Sinnesenipflndungen . . 325—370 

Erstes Kapitel. Gesichtssinn 325 

§. 1. Erfordernisse zum deutlichen Sehen .... 325 

§. 2. Entwerfung des Bildes 325 

§. 3. Akkomodation 330 

§. 4. Irisbewegung 333 

§. 5. Achromasie. 334 

§. 6. Empfindung der Retina 335 

§. 7. Erregungs Ursachen der Retina 340 

§. 8. Nachwirkungen der Erregung 341 

§. 9. Bewegung des Bulbus , . . 342 

§. 10. Das Richten der Gesichtsobjecte 344 

§.11. Einfachsehen mit zwei Augen 345 

§. 12. Sehen von Körpern 348 

§. 13. Irradiation 348 

§. 14. Beurtheilung der Grösse 349 

§. 15. Thränen. Meibom'sche Drüsen 349 

Zweites Kapitel. Gehörsinn 349 

§. 16. Allgemeines 349 

§. 17. Moditicationen des Schalles 353 

§. 18. Schalleitung 354 

§. 19. Gehörsempündungen und Gehörs Vorstellungen 360 

§. 19a. Halbcirkelförmige Kanäle 361 

Drittes Kapitel. Geruchsinn 363 

§. 20. Erfordernisse 363 



Inhaltsverzeichniss. xix 

Seite 

§. 21. Riechschleimhaut 364 

§. 22. Riechbare Stoffe 365 

Viertes Kapitel. Geschmackssinn .... 365 

§. 23. Erfordernisse 365 

§. 24. Schmeckende Stoffe 366 

§. 25. Empfindung 366 

Fünftes Kapitel. Tastsinn 366 

§. 26. Tastsinn 366 

§. 27. Temperatursinn . , 367 

§. 28. Drucksinn 367 

§. 29. Ortssinn . 368 

§. 30. Psychophysisches Gesetz 369 

Achter Abschnitt* Zeugrang and Entwickelang 371—405 

Erstes Kapitel. Von der Zeugung. . . . 371 

§. 1. Erfordernisse 371 

§. 2. Der männliche Samen 371 

§. 3. Weibliches Ei 375 

§. 4. Menstruation 376 

§. 5. Befruchtung 377 

§. 6. Schwangerschaft 378 

§. 7. Placenta 380 

Zweites Kapitel. Entwickelung des Embryo 

aus dem Ei 382 

§. 8. Abschnürung des Embryo aus dem Ei . . . 383 
§. 9. Von den Tneilen, welche den Embryo um- 
hüllen 384 

§. 10. Die Räume des Fruchthofes 385 

§.11. Die Schichten des Embryo 385 

§. 12. Blutcirculation durch Nabelblase u. die Allantois 386 

§. 13. Amnion 388 

§. 14. Nabelstrang 389 

§. 15. Blätter der Keimhaut 389 

§. 16. Nervensystem 396 

§. 17. Auge 397 

§. 18. Gehörorgan 398 

§, 19. Kiemenbogen und Kiemenspalten 398 

§. 20. Knochensystem 399 

§. 21. Darmkanal 400 

§. 22. Harn- und Geschlechtswerkzeugc 402 

§. 23. Geburt und Wochenbett 403 



XX Inhaltsverzeicliniss. 

Seite 

Anhang I* Uebersicht einigrer physiologrtseh wich- 
tiger organischer Verbindungen 406 

Kohlehydrate 406 u. 407 

Traubenzucker . — — 

Milchzucker — — 

Inosit — — 

Dextrin - — 

Glycogen — 

Alkohole. 408 

Alkoholradikal — 

Cholesterin — 

Glycerin — 

Fettsäuren 410 

Ameisensäure — 

Essigsäure — 

Buttersäure — 

Palmitinsäure 

Stearinsäure — 

Milchsäure 411 

Paramilchsäure — 

Fette. - 

Albuminate (Proteinsubstanzen) — 

Serumalbumin 412 

Eieralbumin — 

Oase'in oder Kali-Albuminat — 

Fibrin — 

Fibrinogen — 

Syntonin -- 

Myosin . . . . ' — 

Mucin 413 

Pepsin — 

Protagon — 

Amide 414 

Amidosäuren — 

Carbamid — 

Harnstoff — 

Isaethionsäure — 

Isaethionamid — 

Taurin — 

Glycin — 

Amidoessigsäure — 

Leucin — 

Amidocapronsäure — 

Capronsäure 415 

Harnsäure — 

Allantoin — 



Inhaltsverzeichniss. xxi 

Seite 

Xanthin 415 

Sarkin ' — 

Hypoxantbin — 

Kreatin — 

Kreatinin — 

Glykocholsäure — 

Taurocholsäure — 

Cholsäure — 

Hippursäure 416 

Tyrosin — 

Farbstoffe — 

Leimgebende Gewebe 417 

Glutin — 

Chondrin — 

Anhang 11* IJeberslcht einiger wichtigrerReactionen 418 

Anhangr HI. 1?ichtigste Aschenbestandtheile ... 419 

Register 420 



XII Verrede. 

Wirkung des schon vor langer Zeit von mir empfohlenen 
Mittels zur mikromechanischen Analyse, nämlich einer 
Verbindung von Salpetersäure und chlorsaurem Kali 
nochmals hinweisen. Zur Demonstration der Knorpel- 
zellen, der traubenförmigen Drüsen, der glatten Muskel- 
fasern, der Achsencylinderfibrillen, des Achsencylindera 
und vieler anderen Gewebe ist es in passender Anwen- 
dung sehr empfehlenswerth. 

Ich habe mich einer möglichen Kürze befleissigt,. 
möchte aber das Wort Compendium auch im alten 
Ciceronianischen Sinne verstanden wissen, wo es Gewinn 
und Nutzen bedeutet; und es gerne definiren: Com-^ 
pendium est, quod pendendo lucramur. 

Greifswald im August 1874. 



Inhaltsverzeichniss. 



Seite 

Einleitong 1 

Elementarbestandtheile des menschlichen Körpers . . 6 
Binäre (anorganische) Verbindungen, welche im Körper 

vorkommen 7 

Nahrungsstoffe 8 

Nahrungsmittel 9 

Erster Abschnitt. Respiration 13—40 

§. 1. Zweck 13 

A. Lungenathmung 15 

§. 2. Inspiration 15 

§. 3. Elasticität der Lungen 20 

§. 4. Exspiration ■ 21 

§. 5 . Vernalten der Eespirationsorgane selbst während 

des Athmens und nach demselben 22 

§. 6. Geräusche, welche durch das Athmen hervorge- 
bracht werden * 23 

§. 7. Wirkung des Athmens auf das Herz 24 

§. 8, Bauchpresse 25 

§. 9. Grösse und Frequenz des Athmens 25 

§. 10. Erregung der Athembewegungen 26 

§. 11. B. Blutathmuug 30 

§. 12. C. Athmung der Gewebe 34 

|. 13. Ein- und Ausathmuugslufl 36 

§. 14. Bestimmung der Kohlensäure 39 

§. 15. Athmen in verschiedenen Gasarten 40 

Zweiter Abschnitt. Terdannng ...*... 41—78 
§. 1. Zweck 41 

Erstes Kapitel. Verdauung in der Mundhöhle 42 

§. 2. Mundflüssigkeit 42 



xrv Inhaltsverzeichniss. 

Seite 

§. 3. Mundspeichel • ^^ 

§. 4. Schleim, Oberhaut und Speichelkörperchen in 

der Mundflüsßigkeit 47 

Zweites Kapitel. Kau- und Schluckbewe- 
gungen 4Ö 

§. 5. Kaubewegung 48 

§. 6. Zungenbewegungen 49 

§. 7. Schlingbewegungen 49 

§. 8. Bewegungen des Schlundes und der Speiseröhre 50 

Drittes Kapitel. Funktionen des Magens. . 51 

§. 9. Chymus 51 

§. 10. Magensaft und Magenschleim 51 

§. 11. Magen^ase imd Darmgase 56 

§. 12. Magenbewegungen 58 

Viertes Kapitel. Funktion der Leber. . . 58 

§. 13. Ueberblick 59 

|. 14. Galle 59 

|. 15. Glycogen 63 

§. 16. Fett 64 

§. 17. Faktoren der Leberprodukte 66 

Fünftes Kapitel. Funktion der Bauchspei- 
cheldrüse 68 

§. 18. Gewinnung des Bauchspeichels 68 

§. 19. Eigenscharten und Funktionen des Bauchspeichels 69 

§. 20. Chemische Bestandtheile des Bauchspeicnels . . 69 

§. 21. Absonderung 70 

SechstesKapitel. Funktionen des Dünndarms 70 

§. 22. Uebersicht 70 

§. 23. Darmsaft 71 

§. 24. Aufnahme durch Zotten und Capillargefässe der 

Darmschleimhaut 72 

§. 25. Bewegung des Dünndarms 74 

Siebentes Kapitel. Funktion des Dickdarms 76 

§. 26. Excremente 76 

§. 27. Entleerung der Excremente 76 

Dritter Abschnitt* Lymphe und Blat .... 79-123 

Erstes Kapitel. Lymphe 79 

§. 1. Allgemeines 179 



Binlntiuig. 3 

ferhält; 3) vou den WiderständeD. Wenn dui'ch die- 
selben eioe mechanische Sewegnsg aufgehoben wird und 
die bewegende Kraft in eine chemische oder sogenannte 
Verwandlschaftskraft sich umsetzt, so werden Theile 
nne ihrer Verbindung gerissen und dadurch eine grös- 
sere AuflöBuDg bewirkt. Wenn e. B. durch die Mnskel- 
bewegung KohlennÜure entsteht, so gehen Kohle und 
noch andere Stofl'e verloren, welehe zu der Bildung der 
Kohlenaäure erfordert werden. Eh wird hier also ein 
grosserer Substanz verbrauch stuttfindeu, als wenn etwa 
eine Arterie passiv ausgedehnt wird und durch ihre 
Elasticität sich wieder verengt, i) Von der Btructur 
der Organtheile. Manche widerstehen ilusseren Ein- 
wirkungen viel länger als andere. Zu jenen gehören 
die geformten und au einander gereihten C-tewebe: wäh- 
rend die Fläseigkeiten und die ungebundenen Theile 
leichter verbraucht zu werden scheinen. 

AVenn die Kräfte beständig ihre Form ändern, wenn Br««t 
die Bewegungen gleichfalls sich umwandeln, wenn die ^aia 
bewogungBlahige Substanz verbraucht wird, so müssen**™? 
iiUe diese Factoren der Erscheinungen des menschlichen 
Kiirpers fort und fort ersetzt werden. Der menschliche 
Körper kann sich daher nur erhalten, wenn von Ansäen 
passende Nahrungsmittel und atmosphärische Luft zu- 
geführt, wenn Excremente, Harn, auageathraete Luft, 
Hautausdünstung entleert, werden. Vm dies auszulllhren. 
Bind vielerlei Vorrichtungen nöthig. Indessen gibt es 
2 Funktionen, ohne deren Bestand in kurzer Zeit alle 
übrigen erlöschen, so dasa unbedingt der Tod erfolgt, 
niimlich Kespiration und Herabewegung. Um diese ^"^' 
so lange als möglich zu erhalten, gibt der übrige Kör- Retpi 
per, wenn ihm keine Nahrnng von Aussen zugeführt fg^j, 
wird, seine eigenen Vorräthe her, bis endlich nicht ^"^^ 
mehr Material genug voi-handen ist, daas jene Organe 
ihre Arbeiten verrichten können. 

Luftmangel hingegen bedingt raschen Tod, weil in 
kürzesten Zeit der Sauerstoff mit Begierde vou 



XVI lahaltsverzeichnias. 

Seite 
Zweites Kapitel. Besondere Ernähr angser- 

scbeinungeu 144 

§. 9. Aufnahme von Stoffen ins Blat 144 

§. 10. Assimilation . . . . - 148 

§. 11. Regeneration .' 148 

§. 12. Retention 150 

§.13. Vicariirende Einrichtungen 151 

§. 14. Inanition 152 

§. 15. Stoffv^rechsel 154 

Drittes Kapitel. Elektricität 156 

§. 16. Erkennungs mittel elektrischer Ströme .... 156 

§. 17. Muskelstrom 158 

§. 18. Nervenstrom 160 

§. 19. Froschhautstrom 161 

Viertes Kapitel. Wärme 161 

§. 20. Allgemeines 161 

§. 21. Bestimmung der Temperatur des Körpers . . 162 

§. 22. Entstehung der Körperwärme 163 

§. 23. Fortleitung der Wärme 164 

§. 24. Wärmeverlust und Wärmeersatz 165 

§. 25. Wärmemenge 166 

Fünftes Kapitel. Absonderung. Sekretion 167 

§. 26. Allgemeines 167 

§. 27. Hamabsonderung 170 

§. 28. Eigenschaften und Bestandtheile des Urins. . 173 

§. 28a. Ausleerung des Urins. 1^»^ 

§. 29. Hautabsonderung 185 

§. 30. Seh Weissabsonderung und Perspiration. . . . 187 

Fünfter Abschnitt. Muskelbewegnngen . . . 192—220 

§. 1. Anatomische Bemerkungen 192 

§. 2. Chemische Bestandtheile 196 

§. 3. Vergleichung von Muskel und Blut 196 

§. 4. Todtenstarre (rigor mortis) 197 

§. 5. Funktion der Muskeln 198 

§. 6. Muskelreize. Irritabilität 198 

§. 7. Zustand des Muskels 199 

§. 8. Blutzufluss 199 

§. 9. Erscheinungen der Muskelcontraction .... 200 

§. 10. Wirkungen der Muskelcontraction 205 

§.11. Unterstützungsmittel der Muskelcontraction. . 208 

§. 12. Stehen 210 



Tnhaltsyerzeichniss. xvii 

Seite 

§. 13. Gehen 212 

§. 14. Stimme und Sprache 214 

Sechster Abschnitt* Nervenphysiologie . . . 221—324 

Erstes Kapitel. Allgemeine Eigenschaften 

des Nervensystems 221 

' §. 1. Funktionen im Allgemeinen 221 

§. 2. Anatomische Bemerkungen . 221 

§. 3. Chemische Bestandtkeile der Nervensubstanz . 230 
§. 4. Funktionen der Ganglien und Nervenfasern im 

Allgemeinen 231 

§. 4a. Mittheilung der Nervenzustände 237 

§. 5. Arten der Nerven 241 

Zweites Kapitel. Reizbarkeit und Reize der 

Nervenfasern und Ganglien 244 

§. 6. Allgemeines 244 

§. 7. Die verschiedenen Reize. ........ 249 

§. 8. Erscheinungen des gereizten Nerven .... 251 

§. 9. Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Nerven . 253 
§. 10. Veränderungen der Erregbarkeit durch den 

elektrischen Strom 254 

§. 11. Zuckungsgesetz 258 

§. 12. Elektrotonus 260 

§. 13. Reizung durch den Nerven und Muskelstrom . 261 

§. 14. Modificationeu der Erregbarkeit 263 

§. 15. Absterben der Nerven 266 

Drittes Kapitel. Centripetale Erscheinungen 267 

§. 16. Allgemeines 267 

§.17. Arten des Gefühls 271 

§. 18. Psychische Erscheinungen 275 

ViertesKapitel. Cen trifugale Erscheinungen 276 

§. 19. Allgemeines 276 

§. 20. Automatische Bewegungen 278 

§. 21. Incitirte Bewegungen im Allgemeinen. — Keiz- 

bewegungen 282 

§. 22. Reflexbewegungen 283 

§. 23. Willkürliche Bewegungen 287 

§. 24. Durch psychische Einflüsse erregte, nicht will- 
kürliche Bewegungen 292 

§. 25. Hemmungserscheinungen 292 

Fünftes Kapitel. Funktionen der einzelnen 
Nervenorgane . 2^3 



6 Einleitung. 

und der WasserstofiF, welche im lebendigen Körper vom 
SanerstofP in Beschlag genommen werden , nm daraus 
Kohlensäure und Wasser zu bilden. Die Nahrunga- 
stoflPe liefern das oxydirbare Material; indem die Ele- 
mente derselben auseinandergerissen werden , entstehen 
nothwendig andere Zersetzungen. Zuletzt gehen aus 
dem Körper als Endproducte Kohlensäure und Ammo- 
niak oder Verbindungen derselben hervor. 

Spannkräfte sind aber nicht nur im Sauerstoff und 
andern chemischen Stoffen enthalten ^ sondern auch in 
den Zellen. Während die chemischen Elemente das Be- 
streben haben, neue ungleichartige Verbindungen her- 
zustellen, ist bei den Zellen umgekehrt die Tendenz 
vorhanden, sich zu erhalten. Es ist eine ausgemachte 
Sache, dass die Spannkräfte der Zellen niemals zu leben- 
Stoffwechsei. ^jggjj Kräften werden, wenn nicht Oxydationen und 
andere chemische Processe vor sich gehen. Man kann 
sagen, dass die chemischen Verwandtschaftskräfte sich 
umsetzen in Zellenkräfte und diese wieder in chemische. 
Hierauf beruht der sogenannte Stoffwechsel. 
?^8tem -^^ ^®* bemerkenswerth, dass die Spannkräfte der 

Muskeln und der Drüsen in der Begel nicht eher zur 
Aeusserung kommen, als bis zuvor eine Anregung von 
dem Nervensysteme gegeben ist. Manche Autoren 
haben diese TJebertragung der Kräfte der Nervenzellen 
in solche der Muskeln und Drüsen mit dem Namen 
der Auslösung bezeichnet. 

Elementarbestandtheile des menschlichen Körpers. 



Namen. 


Zeichen. 


Atomgewicht. *) 
H=l. 


Sauerstoff 





16,0 


Wasserstoff 


H 


1,0 


Stickstoff 


N • 


14,0 



*) Die Atomgewichte sind nach der neuem chemischen 
Theorie angegeben. 



Elementarbestandtheile. 



Name. 


Zeichen. 


Atomgewicht 


Kohlenstoff 


C 


12,0 


Schwefel 


S 


32,0 


Phosphor 


P 


31,0 


Fluor 


Fl 


19,0 


Chlor 


Cl 


35,5 


Natrium 


Na 


23,0 


Kalium 


K 


39,1 


Calcium 


Ca 


40,0 


Magnesium 


Mg 


24,0 


Silicium 


Si 


28,0 


Eisen 


Fe 


56,0 



Binäre (anorganische) Verbindungen, welche im 

Körper vorkommen. 

"Wasser Hg 
Ammoniak NHg 
Kohlensäure COg 

Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) H Cl 
Schwefelsäure SHg 0^ 
Phosphorsäure PH3 O^ 
Sumpfgas (Methylwasserstoff) CH^ 
Schwefelwasserstoff H2S 
Chlornatrium (Natriumchlorid) Na Cl 
Chlorkalium (Kaliumchlorid) K Cl 
Fluorcalcium (Calciumfluorid) Ca Fl, 
Kohlensaures Natrium (Natriumcarbonat) CNa2 O3 
Saures kohlensaures Natrium CHNa O3 
Kohlensaures Calcium (Calciumcarbonat) CCa O3 
Phosphorsaures Natrium PNag O^ 
Saures phosphorsaures Natrium PNag HO^ 
Phosphorsaures Kalium PK3 O^ oder PKg HO^ 
Dreibasich phosphorsaures Calcium Pg Ca3 0^ 
Saures phosphorsaures Calcium Pg Ca H^ O^ 
Phosphorsaures Magnesium P Mgj 0^ 



8 NaliriiDgastoffe. 



Schwefelsaures Natrium SNag 0^ 
Schwefelsaures Kalium SKg 0^ 
Kieselsäure Si Og. 



Nahrungsstoffe. 

Die meisten Nahrungsmittel sind Gemenge von 
andern zusammengesetzten Substanzen, welche aus jenen 
durch verschiedene chemische Prozeduren getrennt wer- 
den können. So scheidet man z. B. durch Auswaschen 
aus den zerriebenen Kartoffeln die Stärke als unlös- 
lichen Bodensatz, während das Wasser die Eiweissstoffe 
in Lösung hält. — Solche aus den Nahrungsmitteln 
ausgeschiedene Substanzen, welche auch einzeln genossen 
werden, nennt man Nahrungsstoffe. Die Pflanze 
bereitet dieselbe in ihrem Körper aus Bestandtheilen 
des Bodens und der Luft. Die pflanzenfressenden Thiere 
verwandeln die pflanzlichen Nahrungsstoffe in thierische. 
Das Pflanzenreich bereitet also die Nahrungsstoflfe und 
auch die Nahrungsmittel für Thiere und Menschen vor. 
Aus dem Mineralreich wird nur noch das Kochsalz ent- 
nommen. Alle übrigen Mineralbestandtheile der Nah- 
rung liefert bereits der pflanzliche Organismus. 

Die Nahrungstoffe zerfallen in: 

1) stickstofflialtige : 

a) gerinnungsfähige = Albuminate (Protein- 
substanzen). Die wichtigsten sind folgende: Fleisch- 
faserstofi* oder Syntonin, Blutfaserstoff* oder Fibrin, 
Pflanzenfaser Stoff oder Kleber; Eiweiss in dem 
Weissen und in dem Dotter des Eies; Blut- 
albumin, Käsestoff aus der Milch, Legumin der 
Hülsenfrüchte. 

Collagen- b) leimgebende Substanzen, welche durch an- 

haltendes Kochen in löslichen Leim (CoUa) umge- 
wandelt werden können: Bindegewebe, Knorpel etc. 



Proteüi- 
flobstanzen 



substanzeu. 



NahniDgsmittel. 9 

c) Alkaloide: Theobromin (C7 Hg N^ Og) in den AikaioifA 
Cacaobohnen, CoiFein und Thein (Cg Hj^ N^ O2 
+ Hg 0) im Ka£fee und Thee. 

2) stickstoiFlose : 

a) Die kohlenstoffreichen (77 ^/^C.) neutralen Fette Fette, 
aus dem Pflanzen- und Thierreiche bestehen vor- 
zugsweise aus den Glyceriden der Stearinsäure, 
Palmitinsäure und Oelsäure; 

b) Kohlehydrate (447^ C)., d. h. Kohle mit den ^^ohie- 
Elementen des Wassers: Stärke Cg Hj^^ Og, Trau- 
benzucker Cg Hj2 Og, Milchzucker Cjg H22 ^11 + 

HgO, Rohrzucker C^g Hgg O^j. 

3) Anorganische, welche oben als Elementar- salze, 
bestandtheile und als binäre Verbindungen aufgeführt 

sind, namentlich Kali-Natron- Chlor- Verbindungen, phos- 
phorsaure Erden und Eisen. 

Nahrungsmittel. 

Die drei vorgenannten Arten von Nahrungsstoffen VerhJUtnia 
sind häufig von der Natur in einer und derselben Sub- theUe de 
stanz vermischt und eine solche nennt man Nahrungs- ^^j^f" 
mittel. Instinkt und Erfahrung haben gelehrt, dass, 
wenn dieselben zur Erhaltung des individuellen Lebens 
ausreichen sollen, die Nahrungsstoffe in einem bestimm- 
ten Verhältnisse zu einander stehen müssen. So z. B. 
braucht der Körper täglich ungefähr 4 Mal so viel 
trockne Stärke oder 2^/^ Mal so viel Fett als trockne 
Albuminate. In den Nahrungsmitteln sind C und N, 
abgesehen von den Salzen, die wesentlichen Bestand- 
theile, deren absolute und relative Menge die Voll- 
ständigkeit bedingt. Es sind ungefähr täglich 20 Grm. 
N und 12 Mal so viel C zur Erhaltung erforderlich. 
Diese Elemente kann jedoch der Körper als solche 
nicht assimiliren. Sie sind nur brauchbar, wenn sie 
in einer Verbindung mit andern Elementen (namentlich 



10 Nahrungsmittel. 

O und H) gereicht werden. Aber auch diese Ver- 
bindung kann nicht beliebig sein. Zur Nahrung passen 
nur Stoffe, in denen die Atome der obengenannten Ele- 
mente in einer ganz bestimmten AVeise an einander 
gelagert sind. Eine Substanz kann N. C. 0. H. ent- 
halten und doch nicht nähren. Die leimgebende Sub- 
stanz in den Membranen enthält ungefähr 18®/^ N und 
6 Mal so viel C; das Eiweiss 16 ^/^ N und S^/z Mal 
so viel C. Würde ein Mensch anstatt des letztern blos 
leimgebende Substanz geniessen, so würde er verhungern ; 
obwohl er eben so viel N und C seinem Körper zu- 
führen könnte. Inwiefern ein bestimmter Atomencomplex 
die Ernährungsfähigkeit bedingt, darüber lässt sich bis 
jetzt keine entsprechende Antwort geben. 

Das Verhältniss der Nahrungsstolfe zu einander lehrt 
zwar die Zusammensetzung der Milch und der Eier 
(inclusive der Schale), jedoch muss man dabei ins Auge 
fassen, dass jene nur für Kinder und junge Thiere aus- 
reichen, dass aber der erwachsene Mensch und das 
ausgewachsene Thier noch andere Aufgaben zu erfüllen 
haben, als dies in der Jugend der Fall ist. Daher muss 
die Erfahrung, welche man bei den Nahrungsmitteln 
Erwachsener gemacht hat, die Lücke ausfüllen. Da in 
den Stickstoff losen Substanzen die Kohle das AVesent- 
liche ist, so kann man nach dem Kohlegehalt Fett und 
Kohlehydrate mit einander vergleichen. Grut ausge- 
lassenes Fett enthält nahezu 77 ^/^ C, ganz trockne 
Stärke 44 ®/q. Die käufliche ist indessen nicht ganz 
wasserfrei, und enthält in der Regel nur 37,5 ^/q. 2,4 
Stärke sind ungefähr gleich 1 Fett; 7 Milchzucker 
gleich 4 Fett, 500 Grm. Fett gleich 1200 G^rm. Stärke. 

Im Folgenden sollen von den wichtigsten Nahrungs- 
mitteln die in ihnen enthaltenen wesentlichen Nahrungs- 
stoffe ihrer Quantität nach angegeben werden. Es sind 
dies jedoch nur annähernde Werthe, weil die Bedin- 
gungen zur Production sowohl pflanzlicher als thieri- 
scher Substanzen ausserordentlich verschieden sind. 



Nahrungsmittel, 1 1 

Kuhmilch 86— 9ü7„ Witaser 10— 147^ feste Sub- 

fltanKen, darunter 3^4 7o Käseatoff 3,4 — 5,3 "/o 

Milchzucker und sehr variable Mengen Butter, 

meist zwischen 4 und 5'/i>; ^alze (meist Chlor- 

alkoliou und pho sp ho raaure Verbindungen) '/aVu- 

Die Milch reagirt gewöhnlich alkalisch oder 

neutral, mitunter jedoch die ganz frische bereits 

Bauer. Sie coagulirt durch Pepsin und Säuren, 

£eim Stehen i>erwftndelt sich der Miluhzacker in 

Milchsäure. 

Fettfreies Ochsenfleisch 74 7,, Wiwser 26 7„ feste 

Substanz. Aufgelöst in der Fleischflüasigkeit 

sind hauptsächlich Eiweiss und Kreatin, sowie 

die Salze. Die klare Fleischbrühe enthält das 

Kreatin und die Salze; sie gehört zu den Qe- 

unssmitteln, verj<l. V. § 2. 

Weizenmehl enthält Älbuminate 16,5 Stärke 56,2 

Roggen „ 11,9 „ 6Q,9 

Erbsen und Bohnen ,. 28 „ 38,8 

Eeis „ 7.4 „ 86,2 

Kartoffeln .. 3.5 ., 20 

Die Kartoffeln sind reicher an Kali (477n der Aache) 
id ärmer an Phospboraäure (127u der Asche), als 
tetreide und Hülsenfrüchte. 

Ausser den eigentlichen Nuhrungsmitteln bedarf der 
Cörper noch gewisse Substanzen, deren weaentlieher 
[weck Erregung des Nervensystems ist. dahin gehören 
Liiffee, Thee , Chokoliide, alkoholische Getränke, Man 
«nnt sie Genussmittel. 

Unentbehrlich sind endlich die Nährsalzo, namentlich 
Verbindungen von PhosphorsSure und Chlor mit ver- 
ohiedenen Basen. Schon das Geschmacks organ findet 
in ohne Salz fade. Im Blute und in allen fJ-eweb- 
theiten sind anorganische Verbindungen. Thiere. welchen 
nan den Salzzusatz zum Futter entzieht, verlieren ihre 
jebhaftigkeit, ihr gutes Auaaeheu. Alles dies deutet 
f die Wichtigkeit dieser Nahrungsbestandtheile. 



12 Nahrungsmittel. 

Erfahrnngsmässig erhält sich ein erwachsener thä- 
tiger Mann bei guter G-esandheit^ wenn er täglicli ver- 
zehrt, das Wasser abgerechnet: 

130 Grm. Albuminate = 20,15 N 

84 „ Fett = 64,68 C 

400 „ Kohlehydrate =: 176 C 
10 „ Salze. 
Berechnet man den Nährwerth von Fett und Kohle- 
hydraten nach ihrem Q-ehalte an C , so würden 400 
Kohlehydrate gleich 228 Fett und 84 Fett=147 Kohle- 
Jsi^draten gleichkommen. 



Erster Abschnitt. 

Respiration. 

§. 1. Zweck. 

Unter Athmen yersteht man diejenigen Vorgänge imErfordend 
thierischen Organismus, durch welche ein Verbrennen ^^^"iJJ 
von Kohle zu Kohlensäure in den lebendigen Körper- Körper, 
theilen möglich gemacht wird. Hierzu sind erforderlich : 
1) Brennmaterial, d.h. Kohle, welche unter normalen 
Verhältnissen durch die Nahrung zugeführt wird; 2) 
Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft; 3) Luft- 
zug, welcher O zu- und COg ausführt. Dies geschieht 
in der Brusthöhle wie in einem Blasebalge durch Aus- 
dehnen und Verengern des thorax; hingegen geht vom 
Blute zu den Geweben und COg von diesen ins 
Blut durch Diffusion. 4) Vermittelnde Vorrichtungen, 
um die Verbindungen von und C zu veranlassen. 
Wie die Kohle im Ofen erst zum Glühen gebracht wer- 
den muss, bevor sie sich mit verbindet, so verbrennt 
sie im Thierkörper nur in der Umgebung einer in Zer- 
setzung begriffenen stickstoffhaltigen Substanz. 

Nicht immer erfolgt aber die Bildung von Kohlen- 
säure durch einen direkten Verbrennungsprocess , son- 
dern es wird dieselbe auch aus festen schon bestehenden 
Verbindungen ausgeschieden, nachdem durch hinzutre- 



'erbren 
nung, 



14 Respiration — äussere und innere. 

tenden Sauerstoff neue chemische Processe eingeleitet 
worden sind; s. § 11. 

rteder Die Orte, an welchen die Verbrennung vor sich 

geht, sind hauptsächlich die feinsten blutführenden Ge- 
fässe und ihre Umgebung: Parenchymflüssigkeit und 
Gewebe. Nur durch Vermittlung des Blutstroms kön- 
nen die einzelnen Körpertheile ihrem Athembedürf- 
nisse genügen, weil zu allen Blut hinfliesst. Dieses 
speist die Organe mit und nimmt von ihnen COg 
auf. Andrerseits erhält das Blut überall, wo dasselbe 
mit atmosphärischer Luft in Berührung kommt, ans 
derselben, und gibt wiederum COg ab. — Eine solche 
Communication des Blutes mit der atmosphärischen 
Luft erfolgt hauptsächlich in den Lungen, aber auch 
auf der Haut und der Oberfläche des Nahrungskanals. 
Es bestehen besondere Vorrichtungen, welche regel- 
mässig die Luft in die Lungen ein- und aus denselben 
ausführen. 

iBsereund Der Athmungsprocess setzt sich aus drei Abschnit- 
ten zusammen, und in der Darstellung müssen betrach- 
tet werden: 

1) die Verhältnisse zwischen atmosphärischer Luft 
einerseits, Lungen und Haut andererseits — äussere 
Athmung — 

2) zwischen Luft der Lungen und des Blutes. 

3) zwischen den Gasen des Blutes und den Gasen^ 
welche sich in den Geweben entwickeln. 

Die unter 2) und 3) zu untersuchenden Verhältnisse 
machen die sogenannte innere Athmung aus. 
Zweck. Der Zweck des Athmens ist: 1) den Sauerstoff 

zuzuleiten, ohne welchen für die Dauer die Zellen ihre 
Bildungs- und Productionsfahigkeit verlieren und durch 
welchen die für die Erhaltung des Lebens noth- 
wendigen chemischen Verbindungen eingeleitet werden; 
2) durch die Verbrennung Wärme zu erzeugen; 3) die 
für die Lebenserhaltung schädliche Anhäufung von 
Kohlensäure zu verhindern. 



lere Ath 
mnng 



BesiÖT^fw. LuD^enäthiiLUDg. 



A. Langenathmimg, 

In rhytmiechon Bewegiingea erweitert imd verengert in 
P|ch der thorns, nimiot erst Laft auf (Inspiration), 
Itid gibt Bodann Luft ab (Exspiration). Bei jener 
i sich die Lungen und ecliieben Bich median- und 
rts l>is aui' II. Rippe, bei der Exspiration stoigen 
) wieder bis zur 6.- — 7, Hippe herauf. 
Der Zug (negative Druck), welcher von den Athem- 
■rganen beim Einathnisn ausgeübt wird und der Druck, 
FBlcher bei dem Ansathraen wirkt, lässt sich messen, 
Dan das Ende eines Queckailbermanometers lui't- 
[ ein Nasenloch einführt. Beim gewöhnlichen 
pinatbmen sinkt die Queckeilbersilule gewöhnlich nur um 
-3 Mm,, beim sehr tiefen um 30 bis 70; beim gewöhn- 
lichen Ansathmen um 3 Mm., beim möglichst starken 
—100 Mm. — Diese Masse sind indessen sehr 
Wechselnd. 

g. 2. Inspiration. 

Durch den Druck der Atmosphäre, welche mit der 
menfläche der Langen in Verbindung steht, können 
i ans unzähligen, mit einander co m m au icir enden Bläs- 
chen (Alveolen) zusammen gesetzten Lungen deshalb 
ausgedehnt werden, weil die Aussonfläche der Lungen 
' jLn ftdtcht an ihrer Umgebung, d. h. Rippen und Zwerch- 
, anliegt , daher der Druck nur eir 
enäliche wirkt. Daraus folgt, dass im i 
ide, d. h. wenn nicht geathmet wird, sowi 
1 Tode die Lungen immer ausgedehnt i 
irie ausgeschnittene Lungeu, welche ma 
cke der Luftpumpe in der Art bringt. 
?n noch befindliche Luftröhre ■ 
i Berührung bleibt. Vor der Geburt lagen die Wände 
Alveolen an einander. Sobald aber zum ersten 
[nie geiithmet worden und Luft in die Lucgen einge- 
rungen ist. bleiben letztere für immer ausgedehnt, 



eitig auf die 
ruhigen Zn- 
'e auch nach 
ind, gerade 
1 unter die 
daas die an 
Luft 



iskeln. 



16 Respiration. Inspiration. 

wenn nicht durch Verwundung oder Krankheit an die 
äussere Oberfläche der Lungen Luft gelangen kann. 
Die beständige Ausdehnung der Lungen erspart natür- 
lich einen bedeutenden Kraftaufwand, weil einmal die 
Wände der Alveolen sich nicht berühren und zweitens 
die äussere Lungenfläche nicht dem Luftdrucke ausge- 
setzt, also dieser nicht zu tiberwinden ist. 

Die Ausdehnung der Lungen ist im Buhezustande 
durch den Widerstand beschränkt, den die Brust und 
die Zwerchfell Wandungen ausüben. Wird dieser Wider- 
stand vermindert, so nimmt natürlich in gleichem Grade 
die Ausdehnung zu. Dieses geschieht aber, sobald die 
Brust und die Zwerchfellwandungen von der äussern 
Fläche der Lungen abgehoben werden. 
:ung der Dieses führen die Inspirations- 

!^*2^°^" ^* * muskeln aus. Durch dieselben wird 

sowohl eine Vergrösserung des 
Längendurchmessers als auch der 
einzelnen verschieden grossen Quer- 
schnitte des Brustkorbes veranlasst. 
Gleichzeitig folgen der Bewegung 
der die Lungen umgebenden Theile 
die sich dicht anschliessenden LungjQn 
selbst. 
„ „ . „ ^ „ Der Baumzuwachs der Länffe 

Soll eine Vorstellung von i • i i t i i i i 

der Lunge im Ruhezu- nach geschieht Wesentlich durch aas 
^**°*^dehmmg^^eben.'^^^ Zwerchfell, respiratio abdomina- 
lis genannt, hingegen von vorn nach 
hinten und von einer Seite zur andern vorzugsweise 
durch die musculi intercostales und levatores costarum, 
respiratio costalis genannt, 
erchfeii. Die in der Buhe nach der Brust gerichtete Zwerch- 
fellkuppel flacht sich während der Inspiration ab. Die 
zwei Haftstellen, an welche die Pasern des Muskels 
sich festsetzen, sind einmal der Sehnenspiegel inmitten 
des Zwerchfells (centrum tendineum) und andererseits 
drei knöcherne Punkte: 1) 12. Brust-, 1. — 4. Bauch- 




Respiration. Inapiration. 17 

Wirbel, 2) die sechs untern Rippen, 3) der Schwert- 
fortsatz des Brustbeins. Das centrum tendineum muss 
diesen Knochen genähert werden, wenn die Abflachung 
des Zwerchfells geschehen soll. Wirbel und Brustbein 
sind an und für sich fester als jene Sehne, und die von 
ihnen* entspringenden Muskelfasern führen ohne Wei- 
teres die zweckentsprechenden Bewegungen aus, wenn 
sie sich contrahiren. Anders ist es bei den sehr be- 
weglichen letzten Bippen. Sie würden nach innen ge- 
zogen und somit die Brusthöhle verengt werden, wenn 
keine Q-egenwirkung stattfände. Diese ist gegeben 
durch folgende Umstände: 1) Wenn das Zwerchfell 
sich abflacht, so werden die darunter liegenden Einge- 
weide von ihrer Stelle geschoben und üben einen Druck 
auf alle sie umgebenden Theile aus. Die vordere 
Bauchwand wölbt sich bei jeder Inspiration hervor (da- 
her der Ausdruck: respiratio abdominalis) und die Sei- 
tenwände werden nach aussen gedrängt. Die untern 
Bippen können sich deshalb nicht nach innen zu be- 
wegen. Wenn man daher bei uiiversehrten "Thieren 
die untere Brustabtheilung befühlt, so erkennt man bei 
jeder Inspiration deren Erweiterung. Oeffnet man hin- 
gegen die Bauchhöhle und entfernt die Eingeweide vom 
Zwerchfell, so wenden sich wirklich die Rippen ein- 
wärts. (Budge, Duchenne.) 2) Die gleichzeitig mit 
der Zwerchfellcontraction hervortretende Thätigkeit der 
musculi intQrcostales bewirkt einen Zug nach aussen 
und oben, wodurch also die Bippen verhindert werden, 
sich nach innen und unten zu wenden. 

In der Nähe der Wirbel und in der Nähe des Brust-Muscuii ü 
beins sind die Zwischenrippenräume nur mit einer, in 
dem übrigen Abschnitte mit zwei Lagen sich deckender 
Muskeln erfüllt. Die hintern einfachen musculi inter- 
costales posteriores sind die Fortsetzungen der levatores 
costarum und verlaufen in der Richtung von den Wir- 
beln gegen das Brustbein; sie erstrecken sich bis zu 
dem Rippenwinkel. Die vordem einfachen, die inter- 

Badge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 2 



18 



Respiration. InspiratioD. 



Oa 



Fig. 2. 



e 



costales anteriores s. intercaililagiuei , liegen zwischen 
den Rippeuknorpeln und fangen am Binstbein an, 
endigen ungefähr da, wo die Knorpel aufhören. Zwi- 
schen den posteriores und anteriores ist wie gesagt eine 
doppelte Lage vorhanden, die externi sind die ununter- 
brochenen Fortsetzungen der posteriores, die interni die 
der anteriores. Die Wirkung aller intercostales besteht 
darin, das Rippenköpfchen so zu drehen, dass die vor- 
dere Fläche der E>ippeu nach oben gewendet wird, und 
femer darin, dass in demselben Sinne die Knorpel ge- 
dreht werden. Die Drehung geschieht also um eine 
durch das vordere und hintere Ende jeder E>ippe ge- 
legte Axe. Dass die erstere Wir- 
kung von den intercostales poste- 
riores, die zweite von den anteriores 
hervorgebracht wird, ist unbestrit- 
ten. Hingegen glaubte man früher, 
dass die dazwischen liegenden ex- 
terni blos bei der Inspiration, die 
interni bei der Exspiration thätig 
seien, und zwar deshalb, weil die 
interni beim Heben der Rippen sich 
verlängern müssten, wie aus Fig. 2 ■ 
hervorgeht. 

Die Verlängerung beträgt aber 

in Wirklichkeit sehr wenig und 

hindert nicht, dass die contrahirende 

f/eTm'l'ÄcoÄfx: Kraft der Muskeln das Uebergewicht 

ternus, df m. intercostaiis behält. Interni und cxternisind 

Inspirationsmuskeln. Dieses 
ist bestätigt durch Yivisectionen 
(Haller, ßudge), sowie durch 
Kranken (Duchenne, Ziemssen 
dass die obersten beiden Kippen 
fester, als die folgenden sind, bilden dieselben einen 
Fixationspunkt, gegen welchen die übrigen heraufge- 
zogen werden. Während der Inspiration sollen die 




b 



ab Wirbelsäule, cdef 2 



internus, e g und e h Lage 

der Rippen bei der In 

spiration. 



Beobachtungen an 
u. A.). Dadurch, 



RespbiiBoa. Bispiration. 1 9 

Kipper) nar gehoben, nicht einander ^enüheri nerden, 

, Bild der entgegengesetzte Verlaut' der interni und ex- 

torni bewirkt eine ii'eatatellung dieses Theils der Rippen, 

Ewiachen welchen sie liegen. Durch die Contraction 

PfLer IntercDstalninskeln wird ao-wohl der Bruetruum von 
b«ro nach hinten, als von einer Seite zur andern er- 
Ireitert. 
I Ausaer dieacn beiden himptsÜchÜclieten Tnspirationa- Hiun 
, muakeln, diaphragma und mm. interuoataleB , wird das 
Kinathinen, besondcra wenn Hindemiase obwalten, unter- 
stützt durch die mm. scaleai, stemocieidomastoidei, 
Kctoralee und alle Mnaketn , welche die Bippen dem 
hnlterblatte oder den Wii'beln nühem. 
Während die Wandungen, an welchen die Lungen sioiiu 
liegen (Innenwand dea thorax, Zwerchfell), von letz- "^f, 
1 tem sieh abheben, die Xinngen aher gleichzeitig jener 
Bewegung folgen, und daher die Luft in denselben 
verdünnt wird, stehen die AusaenflUche der ganzen 
Brnethöhle, sowie die den Kehlkopf nnd die Nasenhölile 
umgebenden Theile unter einem atärkern Drncke, ond 
es würde bei .jeder Inspiration eine Einsenkung erfol- 
gen, wenn nicht durch Knorpel (an der Nase, dem Kehl- 
kopf und der Luttröhrc), durch Bünder, Knochen und 
Jluakeln iiinlilnglich AVideratand geleistet würde. Je 
längere 2eit die Inspiration dauert, d. h. je langsamer 
die Anagleichuug des Druckea innerhalb dea Reapi- 
rattonakanals mit dem Unicke der äussern atmoaphäri- 
suhen Luft von statten geht, desto mehr tritt hingegen 
die Wirkung dea HuaHern Luftdrucks zu Tage, Daher 
I sich bei Verengerungen innerhalb des Respira- 
jonakanats oder andern Kindemtaaen die Int«rc08tal- 
ttiit Einathmen ein. Wenn hei einem Thiere 
I Bauchhöhle eröffnet uud i^ine Hälfte deH Zwerch- 
fells eingeschnitten wird, so wird Jedesmal beim Ein- 
athmen dieae Hälfte zarüuk gedrängt, wie es sonat bei 
dem Ansathraen der Fall ist. 

Die Muskelkräfte, welche die Inspiration veranlassen. 



2Ü Kespiration. Elasticität der Lungen. 

Widerstände werden theils dazu verwendet , einen gewissen Weg 
tionskr&fte. 55urückznlegen , theils dazu, die Widerstände, welche 
der Erweiterung der Brust entgegenstehen, zu über- 
winden. Diese Widerstände sind: 1) die Schwere der 
Äippen, welche gehoben werden sollen; 2) der Inhalt 
des Unterleibs, namentlich die Darmgase, welche das 
Herabsteigen des Zwerchfells verlangsamen; 3) die Ela- 
sticität der Lungen (siehe §. 3) ; 4) der Widerstand der 
äussern Luft. Wenn daher in einer comprimirten Luft 
geathmet wird, so wird das Athmen seltner, selbst um 
das Vierfache; ebenso wird, wenn Mund und Nase bei 
einem Thiere zugehalten werden und die Verdünnung 
der Luft beim Einathmen durch den Zufluss der äussern 
Luft nicht ausgeglichen werden kann, sogleich die 
Athemfrequenz beträchtlich .herabgesetzt. 

§. 3. Elastioitat der Lungen. 
Elastisohes Das Luugengewebe ist sehr reich an elastischen 

Gewebe der -ri • 

Lungen, -tasern., 

Eine ausgeschnittene und aufgeblasene Lunge zieht 
sich in Folge ihrer grossen Elasticität wieder zusammen, 
wenn die Ursache ihrer Ausdehnung aufgehört hat. 
AVährcnd des Lebens und nach dem Tode sind die 
Lungen aufgeblasen, weil die athmosphärische Luft nur 
auf die Innenfläche der Hohlräume drückt. Die Lungen 
würden sich auch innerhalb des unverletzten thorax zu- 
sammenziehen, wenn der Luftdruck nicht eine grössere 
Kraft repräsentirtc , als die Elasticität. Die Wirkung 
von jenem ist indessen um so viel vermindert, als diese 
ausmacht (s. u.), sie hört ganz auf, wenn die Lungen 
von innen und von aussen der Luft ausgesetzt sind. 
Dann erst kann sich die Elasticität vollends geltend 
machen. Entfernt man bei einem lebenden Thiere 
(Kaninchen) vorsichtig an einer hautentblösseu Stelle 
der Brust die mm. intercostales zwischen 2 Rippen, 
ohne die pleura zu verletzen, so sieht man die dicht 



Respiration. Exfipiration. 21 

anliegende Lunge durchscheinen. Sticht man dann in 
die pleura und dringt Luft ein, so fällt die Lunge der 
verletzten Seite zusammen d. h. sie contrahirt sich ver- 
möge ihrer Elasticität. Im normalen Zustande steht 
die Innenfläche der Lungen unter Atmosphärendruck 
minus elastischer Kraft. Das Streben der letztern, die 
Alveolenräume zu verengern, hat zur Folge, dass die 
mit der pleura verwachsenen Nachbartheile , wie Herz- 
beutel (s. §.7) und Zwerchfell gegen die Lungenober- 
fläche gezogen werden. Die untere Fläche des Zwerch- 
fells steht wegen der Weichheit der Bauchdecken unter 
Atmosphärendruck, die obere unter Atmosphärendruck 
minus Elasticität. In Leichen fühlt sich das Zwerchfell 
gespannt an, solange die Brusthöhle verschlossen ist, ein 
Stich in den thorax erschlafft es. 

Die Elasticität der Lungen wird dadurch gemessen, Messung < 
dass man an einer Leiche, deren Lungengewebe im 
normalen Zustande ist, ein Manometer in die Luftröhre 
einbindet und dann die Brusthöhle öffnet. Das Queck- 
silber im Manometer steigt augenblicklich mit der Er- 
öffnung der Brusthöhle infolge der elastischen Con- 
tractionen der Lungen um 2 — 5 Mm. 

§. 4, Exspiration. 

Sie wird hauptsächlich ausgeführt durch die Elasticität Exspirati 
der Lungen, sowie der Einathmungsmuskeln, der Hippen 
und des Brustbeins, welche in ihre frühere Lage zurück- 
zukehren streben, wie auch durch die Schwere der 
Hippen. Dadurch wird die Brusthöhle verengt und 
die Luft tritt aus. Ausser dieser passiven Exspiration 
kann auch activ eine vermehrte Verengerung hervor- 
gebracht werden. Dieses geschieht dadurch, dass in 
der Brusthöhle selbst der m. sternocostalis die Hippen 
einwärts zieht, in der Bauchhöhle hingegen durch die 
AponeurÖse der mm. obliqui und transversus die Wan- 
dung nach innen gedrängt und durch den m. obliquus 



22 Kespiration. Verhalten der Respirationsorgane. 

externus und m. rcctns die Kippen zugleich nach unten 
gezogen werden. 

§. 5. Verhalten der Respiratiönsorgane selbst während 
des Athmens und nach demselben. 

Beim ruhigen Ein- und Ausathmen bemerkt man an 
der Nase, dem Gaumen, dem Kehlkopf wenig Verände- 
ämmritze rung. Die Stimmritze zeigt nach Untersuchungen mit 
Lthmen. dem Kehlkopfspiegel (Czermak) in ihrer ganzen Länge 
eine weite OefFnung. Beim tiefen Athmen muss unter- 
schieden werden, ob ein Athemhinderniss vorhanden ist 
oder nicht. Im letztern Falle verengem sich die Nasen- 
öffnungen, um den Druck der äussern Luft zu vermeh- 
ren, ähnlich wie der Zug im Ofen verstärkt wird, wenn 
die Luft durch schmale Oeffnungen der Ofenthüre ein- 
dringen muss. Wenn hingegen das Athmen beschwerlich 
ist, so erweitern sich bei der Inspiration die Nasen- 
löcher, der Gaumen hebt sich, die Zunge liegt auf dem 
Boden der Mundhöhle, der Kehlkopf tritt stark ab- 
wärts, ^ie Stimmritze wird breiter. 
Lskfiin der An der hintern Fläche der Luftröhre befinden 'sich 
and der anstatt der Knorpel glatte Muskelfasern, ebenso sind in 
ronchien. ^^^ Bronchien, sogar nach neuern, richtigen Beobach- 
tungen (Moleschott, B,indfleisch) auch in den 
Alveolen Muskelfasern vorhanden, welche eine tiefe 
Exspiration zu unterstützen vermögen, 
'limmer- Die ganze Schleimhaut der Respirationsorgane mit 

jpi e . ^ugnahme weniger Stellen (siehe Abschnitt 4, §. 8) ist 
mit einem flimmernden Epithelium besetzt. Die Bewe- 
gung der Flimmerhaare ist stets von unten nach oben 
gerichtet. Es ist anzunehmen, dass durch dieselbe nicht 
nur kleine Schleimpartikel, Staub etc. gegen den Schlund 
hin befördert werden, sondern dass auch eine Art von 
Ventilation auf diesem Wege entsteht. Nur die Alveolen 
selbst tragen kein Flimmerepithel, wahrscheinlich um 
die Diffusion der Gase nicht zu beeinträchtigen, viel- 



Kespiration. Geräusche. 23 

leicht auch; weil das Pflasterepithel zugleich als secer- 
nirende Fläche dient und dazu geeigneter scheint, als 
das Flimmerepithel. 

Sowohl in der Schleimhaut des Kehlkopfes und der SohieiH 
Luftröhre als auch der Bronchien findet sich eine 
Menge von traubenfÖrmigen Drüsen, welche Schleim 
absondern. Hierdurch ist die Wand dieser Theile be- 
ständig befeuchtet. In den Bronchien wie in den Al- 
veolen wird Luft zurückgehalten und es findet sich in 
ihnen ein schaumiger Schleim. Daher liegen niemals 
die Wände der Alveolen an einander, auch dann nicht, 
wenn die Lungen von beiden Seiten von Luft umgeben 
sind. 

Aus den Lungen einer Leiche lässt sich daher stets BUcksti 
eine beträchtliche Luftmenge entleeren. ^Man schätzt den Luni 
dieselbe bei kräftigen Menschen auf ungefähr 2000 Kub. "«^^^^^ 
Cm. Wenn einmal geathmet worden ist, wird schon die 
Elasticitätsgrenze überschritten, die Lungen können 
nicht mehr von Luft ganz entleert werden, schwimmen 
daher auf dem Wasser. 



§. 6. Geräusohe, welche duroh das Athmen hervor- 

gebraoht werden. 

Während des Einathmens vernimmt das auf die Brust Athmung 
aufgelegte Ohr ein Greräusch, wie es gehört wird, wenn ^^^ "*** 
Luft durch eine enge OefFnung in einen weiten Baum 
dringt; beim Ausathmen ein Hauchen. Man nennt diese 
Athmungsgeräusche vesiculäre. 

Wird bei verschlossener Stimmritze mit Vehemenz Huston. ü 
Luft gegen dieselbe exspirirt, so wenden dadurch die chen. 
Stimmbänder ein wenig geöjffnet und zugleich zum 
Schwingen gebracht; es entsteht der Hustenton. 
Wenn die vorher verengerte vordere und hintere Nasen- 
ö£Fnung (die Choanen werden durch den vorgelegten 
Gaumen verengt) durch eine Exspirationsbewegung 
plötzlich geöffnet wird, so entsteht Niesen. Sind Mund 



24 Eespiration. Eiufluss des Athmcns auf das Herzl 

und NaseneingäDge des Schlundkopfes verengt, so ist 
das langsame Ein- und Ausäthmen mit dem Geräusche 
des Schnarchens verbunden. 

§. 7. Wirkung des Atbmens auf das Herz. 

Wirkung Zur Zeit, in welcher nicht geathmet wird, ist, wie 
, ^Jf'oben bemerkt, infolge der Elasticitat der Lungen das 
Irischen Herz ausgedehnter, oder mit andern Worten, der Druck 

ftiii d&s 

rsbiat. auf die Innenfläche des Herzens ist grösser, als auf dessen 
AuBsenfläche. Das Blut des Herzens steht nämlich unter 
dem Atmosphärendruck, weil die Blutgefässe mit Aus- 
nahme der mit festen Wänden versehenen Höhlen, näm- 
lich Brust- und Schädelhöhle, dem Luftdrucke ausge- 
setzt sind. Der von Blut gefüllte Hohlraum des Herzens 
und der von Luft gefüllte Hohlraum der Lungen, welche 
beide Hohlräume an einander grenzen, würden infolge 
des Luftdrucks keine weitere Wirkung auf einander 
ausüben; aber indem sich die Lungenwandungen ver- 
möge ihrer Elasticitat zusammenzuziehen streben, üben 
sie einen Zug (negativen Druck) auf die Herzwan- 
dungen aus, welcher bei 
^*fi^- ^' der Inspiration sich deut- 

lich geltend macht. Die 
Vorhöfe werden erweitert, 
aus den Venen strömt das 
Blut in jene ein. Die 
peripherischen Venen wer- 
den daher blässer, wie man 
das an Thieren, denen 
o , «v. A A y ,T\ inan eine Vene z. B. die 

Pulscurve währeud der In- (/) . 

und Exspiration (E). jugularis externa blossge- 

legt hat, beim tiefen Ein- 
athmen ohne Weiteres sieht. Die Ausdehnung des 
Herzens während der Inspiration hat einen verminder- 
ten Blutdruck zur Folge s. Fig. 3 /. 

Während des Ausathmens sind die Erscheinungen 




Bespiration. Banchpresse. Athemfrequenz. 25 

gerade umgekehrt. Die Luft in den Langen ist ver- 
dichtet, der Druck auf die Herzwandung vermehrt, das 
Herz nimmt weniger Blut aus den Venen auf, das 
Yenenblut staut sich; bei sehr angestrengten Exspiratio- 
nen, z. B. beim Husten, röthet sich das Gesicht, die 
Gehirnvenen, mit Blut überfüllt, drücken auf das Ge- 
hirn, es entstehen Benommenheit und Schwindel, der 
Blutdruck nimmt zu s. Fig. 3 E, 

§. 8. Bauohpresse. 

Die gleichzeitige Contraction des Zwerchfells und Bauchprofse 
der Bauchmuskeln, welche willkürlich und instinktartig 
bei Entleerung der Excremente und der überfüllten 
Blase, sowie während der Geburt erfolgt, wird Bauch- 
presse genannt. Dieselbe übt einen bedeutenden Druck 
auf die Eingeweide aus, welche in der Bauch- und 
Beckenhöhle enthalten sind. 

§. 9. Grösse und Frequenz des Athxnens. 

Athmungsgrösse ist der Ausdruck für das Luft- Vitale Capa- 
quantum, welches bei jedem Athemzug den Bespirations- 
raum passirt. Sie hängt von zwei Factoren ab, welche 
jedoch sich gegenseitig bedingen, nämlich der Ausdehn- 
barkeit der Lungen und der Contraction sfähigkeit der 
Athemmuskeln. Die Athmungsgrösse ist variabel; ihr 
Minimum ist während der Pause zwischen In- und Ex- 
spiration; ihr Maximum erreicht sie, wenn willkührlich 
so viel als möglich eingeathmet und dann ausgeathmet 
wird. Geschieht dabei das Ausathmen in ein kalibrir- 
tes Gefäss, in welchem das darin enthaltene Wasser 
durch die Ausathmungsluft verdrängt wird (Spiro- 
meter), so kann man das Volumen der ausgeathmeten 
Luftmenge messen. Man nennt dieses Volumen: vitale 
Capacität (Hutchinson.) Sie beträgt bei erwach- 
senen gesunden Mänmern zwischen 3 — 4000 Kub. Cm. 
und wächst in der Begel mit zunehmender Körperlänge. 



26 Respiration. Athemfrequcnz. 

enge und Im Mittel gehen mit jedem Athemzuge ungeföhr 
Lft^bei ge' ^OO Kub. Cm. Luft durch die Lungen. Die aasge- 
it^^^™ athmete Luft ist nahezu mit Wasserdampf gesättigt und 
mehr erwärmt, als die eingeathmete. Sie nimmt des- 
halb ein grösseres Volumen ein, als die eingeathmete. 
Athem- Die Folge der Athemzuge in der Zeiteinheit heisat 

requenz. ^.^ Frequenz der Respiration. Dieselbe hängt haupt- 
sächlich ab: einmal von der Geschwindigkeit der Athem- 
bewegungen und dann von der Dauer der Pause. Sie 
beträgt im Mittel bei Neugeborenen in der Minute 44, 
im Alter von 1 — 5 Jahren 26, von 15 — 20 Jahren 20, 
in mittlem Lebensalter 14 — 16. Stehen, Gehen, kurz 
alle Bewegungen, sowie Gemüthserregungen beschleu- 
nigen die Frequenz. Die Intensität der Bewegung d. h. 
die Tiefe des Athemholens, steht meistens in umge- 
kehrtem, sowie das Bedürfniss nach Luft in geradem 
Verhältniss zur Frequenz. 

§. 10. Erregung der Athembewegungen. 

Die einzelnen Bewegungen, welche das Athmen zu 
Stande bringen, treten nicht mehr ein, wenn die dem 
betreffenden Muskel angehörenden Nerven, wie z. B. 
die nervi phrenici für das Zwerchfell, durchgeschnitten, 
d. h. nicht mehr mit dem Centralnerventheil in Zusam- 
menhang sind. Dieser Centralnerventheil ist aber das 
verlängerte Mark und zwar die Umgebung des calamus 
scriptorius (noeud vital). Von dieser Stelle geht die 
Erregung der Athembewegungen aus (Flourens). Ver- 
letzungen einer Hälfte der meduUa oblongata hebt die- 
selben auf der entsprechender Seite, Verletzungen beider 
Hälften das gesammte Athmen für immer auf. Wird der 
Kopf eines Thieres so abgeschnitten, dass sich in dem- 
selben noch das verlängerte Mark befindet, so machen 
die betreffenden Muskeln des Rumpfes, dessen Nerven 
mithin nicht mehr mit der meduUa oblongata in Ver- 
bindung stehsn, keine Athembewegung mehr, hingegen 



ead vital. 



Eesplr 



m. Ätte inner V 



i Zeit zu Zeit Mund 
g-eachlosaen werden. 



rohl die dee Kopfes, iudem vo 

jnd Naae apontan geöffnet un 

1 aogftr noch nuter Wasser, {' 

wischenräumen) geachieht, in welches mau. den abge- 

Tfchnittonen Kopf fallen lüsst, Höft dieses (losichts- 

athmea aaf, so ist man im Staude . eine sehr karze 

Zeit hindarch dasselbe durch Reizung fjalvanisiren) des 

1 blosBliegeuden verlüngei'ten Markes wieder anzuregen. 

Ijj Die Nerven für 
w das Zwerchfell sind die nei'vi plii 

I die mm. iatercoatales 



„ Geeichtamnakeln 
„ Stimm band ermnsk, 
^ Banchniuskeln 
Alle Afhemnerven wirk 
iskeln, aber ni( 
letztere theils 



intercDHtalea 
cei^vieales 
faciales 
recurrentea 
dorsales 7—12 
wirken zuletzt auf die Äthem- 
derselben Weise. Einmal dienen 
liratiou , theila der Espiratioc, 



'Ond dieser Eintheilang entsprechend zerfaUer 

gleichnamige zwei Klae^en. £in Nerve enthält 
grosse Menge Primitivfasem, von dieses 



bekanntlich e 



I kann ein Theil zu der einen, ein anderer a 

^nphören. So z. B. kann man die Fasern des n, facialis, 

^^Helche den ieyator alae uasi Teraorgen, als für das Ein- 

^^nfamen bestimmt ansehen, und diujenigen deaaelben 

^^Herven, die sich im depressor alse nasi verbreiten, als 

^^Btspiratarische. — Die Muakel- oder motortache Nerven 

^H^^anen aber von U-efühls- oder sensiblen Nerv«n 

^Bttir Thätigkeit angeregt werden und somit hat man 

zweitens direkt und indirekt wirkende und von letzteren 

wieder diejenigen zu unterscheiden, welche indirekt die 

Binathmung und solche, welche indirekt die Äuäathmnng 

beeinflnsaen. Es ist daher möglich, duss i 

demaelben Nerven auch Fasern von diet 

enthalten sind. Der n. vagus gewährt ein 

werthea Beispiel. Er enthillt aeneiblc 

|i'aHern ftir die Einathmnng i 



ten 2 Arten 
i bemerkens- 
und motorische 
' Ausathmung. 



28 Respiration. Athemnerven. 

Wenn man nämlicli durch gelinde oder massig starke 
galvanische Schläge den Stamm des n. vagns am Halse 
reizt, und zwar nur das gegen das verlängerte Mark 
hingerichtete Ende des vorher durchgeschnittenen Ner- 
ven, so zieht sich das Zwerchfell stark, selbst bis zum 
tetanus, zusammen. Wird der n. laryngeus superior 
n. Vagi mit massiger Stromstärke, oder der ganze n« 
vagus durch starke Schläge oder der n. laryngeus inferior 
ebenso gereizt, so hört die Wirkung des Zwercbfellft 
ganz auf, das Einathmen ist inhibirt. Wird der n. la- 
ryngeus inferior peripherisch (d. h. nachdem er durch- 
schnitten worden, sein mit den Muskeln des Kehlkopfs 
noch verbundenes Ende) gereizt, so contrahiren sich 
die Muskeln, welche die Stimmritze verengen, also beim 
Exspiriren gebraucht werden; — er enthält mithin mo- 
torische Exspirationsnerven, weil die Verengerung der 
Stimmritze der Ausathmungsphase angehört. 

Bei Embryonen von Thieren, welche noch inner- 
halb der Eihäute im uterus waren, hat man Bewegungen 
beobachtet, die man wohl den respiratorischen ähnlich 
ansehen kann. Jedoch fehlen ihnen 2 wesentliche Eigen- 
schaften, sie sind nicht rhytmisch und nicht typisch d. h. 
die Form derselben ist nicht gleich, ihr Ansteigen und 
Absinken geschehen unregelmässig und in der Zeit- 
einheit erfolgt nicht die gleiche Zahl. Erst mit dem 
Zutritt der atmosphärischen Luft treten jene charakte- 
ristischen Zeichen der Athemzüge ein. Ihr muss daher 
dieser Einfiuss zugeschrieben werden, und insbesondere 
dem in derselben enthaltenen Sauerstoff. War dieser 
auch schon vor der Geburt' aus dem Mutterblute in die 
kindlichen Gefässe und also auch zu dem Centralnerven- 
systeme geführt worden, so bestand doch nur eine ver- 
hältnissmässig geringe Menge im Körper, und was das 
Wichtigste ist, die 2 grossen Flächen der Haut und der 
Lungen werden erst von der Geburt an mit Sauerstoff 
umspült. Es ist daher wohl die Vermuthung gestattet, 
dass die Erregung der Centr altheile , welche die rhyt- 



Bespiration. Athemnerven. 29 

t 

mischen und typisphen Athembewegungen • veranlasst, 
zum Theil wenigstens aus der Peripherie ihren Ursprung 
nimmt. Der Zutritt der Luft in die Lungen bleibt 
während des ganzen Lebens vom grössten Einfluss. 
Man hat femer folgende Erfahrungen gemacht. Wenn 
andere Gasarten in das Blut eines Thieres eingeleitet 
werden, welche den Sauerstoff austreiben, so entstehen 
Erstickungszustände (P f 1 ü g er) ; die Frequenz und Tiefe 
der Athemzüge nimmt ab, wenn der Sauerstoffgehalt 
im Blute sinkt, die Respiration wird seltner, die Bewe- 
gung oberflächlicher, hört endlich ganz auf (W.Müller. 
Setschenow). Sauerstoffarmes Blut bringt somit 
gleiche Wirkungen hervor, wie Zusammendrücken des 
Kehlkopfs , nämlich ein Bestreben , aufzunehmen 
und daher anstrengende, mühsame Athembewegungen 
(Dyspnoe). Man hat diese Erscheinung durch die ^*J°® 
Annahme erklärt, dass der Mangel von im Blute 
gefühlt werde, und dadurch Veranlassung zu jenen 
Bewegungen gebe. Damit scheint auch die früher schon 
von Hook, neuerdings von J. Bosenthal gemachte 
Beobachtung übereinzustimmen, dass durch Ueberfüllung 
des Bluts mit Sauerstoff das Athmen aufhört (Apnoe). 
Indess ist es fraglich, ob durch diese Thatsache jener 
Schluss vollkommen gerechtfertigt ist. 

Nach einer andern Theorie sieht man die Ueber- 
füllung des Bluts mit Kohlensäure als Beizung des 
verlängerten Marks an. Wenn diese sich angehäuft 
habe, entstehe der Trieb zu neuem Athmen. In der 
That kann man die COg als Nervenreiz betrachten. 
Sie erregt auf der Haut Prickeln, im Kehlkopf Husten, 
röthet die Conjnnctiva u. s. w. Schwarz hat beobachtet, 
dass wenn während der Geburt der Nabelstrang, welcher 
noch mit der placenta in Verbindung steht, gedrückt 
wird, Athembewegungen erfolgen. — Ferner entsteht 
Dyspnoe bei Thieren, welche ein an COg reiches Gas- 
gemenge athmen, auch dann, wenn der Gehalt desselben 
an Sauerstoff grösser ist, als der in der Atmosphäre 



30 Respiration. Athemncrven. 

(Thiry). • — Man sollte hienach denken, dass Thiere, 
denen man Mund und Nase zuhält, die also die im 
Körper angehäuft-e CO2 nicht entleeren können, auch 
häufiger athmen. Dies ist aber nicht der Fall; sie 
athmeu im Gegentheile seltner s. p. 20. Man ist meistens 
der Ansicht geneigt, dass die Unterhaltung des Athmens 
den zweierlei Ursachen zuzuschreiben ist, nämlich dem 
Gefühle von Mangel an O und der Keizung durch 
die COg. 

Es ist bemerkenswerth, dass das Athmen weder 
sofort aufhört, wenn keine Cirkulation mehr besteht^ 
noch auch wenn Haut und Lungen ihr Gefühl einge- 
büsst haben, denn der Kopf von enthaupteten Menschen, 
wie von Thieren athmet eine kurze Zeit lang fort; wenn 
ferner beide n. vagi, sowie die sensiblen Wurzeln der 
Halsnerven durchschnitten worden sind und zugleich 
die ganze Haut mit einem dichten Firnisse überzogen 
wird, hört doch nicht sogleich das Athmen auf. Man 
muss daher vermuthen, dass das E<espirationscentmm, 
einmal angeregt, seine Function noch eine Zeit lang 
fortsetzt, auch wenn die erregenden Veranlassungen zu 
wirken aufgehöi't. haben. Es ist überhaui)t eine Eigen- 
thümlichkeit des Nervensystems, dass der durch einen 
Keiz entstandene Effekt den Reiz überdauert. 

Es muss endlich noch eine Art von Erregung des 
Respirationscentrum erwähnt werden, nämlich die will- 
kührliche, welche durch Vermittlung der Hemisphären 
des grossen Gehirns zur Aeusserung gebracht wird, 
vergl. VI §. 23. 

B. Blutathmung. 

Aus den Lungenalveolen kann Luft leicht in das 
Blut diffundiren und aus dem Blute in die Alveolen. 
Letztere sind nämlich reichlich mit Capillargefässen 
versehen und deren Wandungen mit denen der Alveolen 



BeBpiration. BlutaÜimiiiig. 31 

Terschmolzen , sodass die zwischeo Laft und Slut lie- 
gende Scheidewand äusserst dünn ist. 

Ein Gas kann in einer FIUsBigkeit entweder bloB A 
abBOrbirt oder an gewisse Tbeile derselben chemisch 
gebunden sein. Im ersten 
Falle sind die Gfl,Btheilchen ^'i- *■ 

mechanisch von den Flüssig 

keitsth eilchen nrnschlossen -^'J^-Ti^^'^^—s, 

und zwar so dicht, dass dei _^ i -■ 

Raum, den die Oastheilcheu ' 

einnehmen , bei einer und ^ ^ ' i 

derselben Temperatut und )f --rA 

demselben Luftdrai,k sith , ^l^ 

nicht V er grössern kann ' j'yii 

Wird durch verstärkten fJ^ ^K 

Druck eine grössere Menge i J^ 

von Gas in die Flüssigkeit "rc .^ 

eingepresst, so nimmt aller 
dingB das Gewicht des (ra „ ~~ 

ses zu, aber die Compiession 

desselben gestattet ihm den 3 LmigcuBiTeoien omgebea mit 
gleichen Raum wie vorher kitnContuTä'ertemEii^h'sM 
zu behalten. Mit andern 

Worten: das Volumen eines Gases, welches von 
einer Flüsigkeit aufgenommen wird, ist bei 
gleicher Temperatur nicht abhängig von dem 
Drucke, unter dem es steht. Hingegen ist das Ge- 
wicht der von einer Flüssigkeit absorbirten Gasmengen 
unter übrigens gleichen Umständen dem Drucke pro- 
portional. 100 Liter Wasser absorbiren bei einer Tem- 
peratur von 8",4 C. 124 Liter CO^. Wenn nun durch 
vermehrten Druck jene 100 Liter Wasser mit 248 Liter 
COj verbunden werden , so wird dadurch der vorher 
eingenommene Kaum nicht vermehrt, obwohl 124 Liter 
OOj 243,9 Grm. und 248 Liter COj 487,8 Grm. wiegen. 
Sobald der Druck bei gleichbleibender Temperatur 
wieder abnimmt, so entweichen 124 Liter CO., Man 



32 Bespiration. Blutathmung. 

nennt Absorptionscoefficient das Volumen Gas, 
welches ein Volumen Flüssigkeit bei O^C und 760 Mm. 
Quecksilber absorbirt. Für Wasser ist der Absorptions- 
coefficient der Kohlensäure == 1,002, desSauerstoffs = 0,029. 
Mit der Zunahme der Temperatur nimmt die Absorp- 
tion ab. 

Der Raum, den die Theilchen eines Grases ein- 
nehmen, kann daneben auch von den Theilchen eines 
andern Gases erfüllt werden, gerade so, als wenn er 
ganz leer wäre, sodass also das eine Gas auf das andere 
keinen mechanischen EinÜuss ausübt. 

Die Gastheilchen, welche von einer Flüssigkeit ver- 
schluckt sind, verlassen dieselben vorzugsweise aus zwei 
Ursachen, nämlich: 1) wenn die Flüssigkeitstheilchen 
weniger dicht beisammen liegen, also z. B. durch Er- 
hitzen. Beim Siedepunkt einer Flüssigkeit ist das Ab- 
sorptionsvermögen = 0, 2) wenn der Druck, unter wel- 
chem ein in einer Flüssigkeit enthaltenes Gas steht, 
abnimmt. Die Kohlensäure in den Alveolen hat eine 
geringere Spannung, als die Kohlensäure des Blutes, 
welches in den Capillargefässen der a. pulmonalis fliesst; 
und zwar aus dem Grunde, weil der gasförmige Inhalt 
der Alveolen, und damit auch die COg durch die Ex- 
spiration beständig entleert wird, wohingegen fortwäh- 
rend kohlensäurehaltiges (venöses) Blut in die a. pul- 
monalis einlliesst. Deshalb ditfundirt die vom Lungen- 
blute absorbirte COg in die Alveolen. Wenn aber die 
Exspiration verhindert ist, sei es z. B. durch willkühr- 
liches Einhalten des Athmens bei Menschen oder durch 
Zuhalten von Mund und Nase bei Thieren, oder durch 
Athmen in einem geschlossenen Räume, so nimmt die 
Menge der Kohlensäure in den Lungen zu, die normale 
Strömung vom Blute gegen die Alveolen hört auf, ja 
zuletzt tritt sogar die entgegengesetzte Strömung ein. 
rhaitender j)jg Kohlensäure ist im Blute zu einem grossen 
Ol Blute. Theile in der Blutflüssigkeit und nur wenig in den Blut- 
körperchen enthalten. Sie ist theils absorbirt, theils 



eile 



Iteninratirra. Bliitatlimnug. 33 

isch loükei- gebunden und awar iauptaLichlicli an 
;ohlensu.iires und pbosplior saures Niitrium. Man hut 
'efanden, duas Blutserum allein, wenn es erhitzt and in 
luftleeren Raum gebracht wird, weniger Kohlen- 
abgibt, ala wenn man auf dieselbe Weise mit dem 
gesammteu Blute verfährt, weiches ausser der Flüssig- 
keit noch. Blutkörperchen enthalt. (Schoe tfer.) Man 
muas sich vorstellen, dass in einem solchen Falle die 
Blntkörperohen auf eine kohlensaure Verbindung in 
der Blutflüssigkeit so wirken, als ob sie eine Säure ent- 
hielten. Aus jenen Versuchen geht hervor, dass im 
Blute selbst sich Kohlensäure bilden kann. Der grösste 
Theil gelangt alier höchst wahrscheinlich aus den Ge- 
weben ina Blut. {S. §. 12.) In jenen muss die Dich- 
tigkeit der XohlunsSure grösser sein, als in diesem. 
In der Biutllilssigkeit ist nur eine geringe Menge 
•n Hauerstoff 0,1— 0,27o (rflüger) enthalten, unge- 
' jI, als dem AbsorptiouacoeiScieuten seines 
aBsera entspricht. Die gi'össte Menge wird sogleich, 
1 der Blutflilaaigkeit ubsorbirt wird, durch 
t« Blutkörperchen oder vielmehr von ihrem wesent- 
Bestsndtheile , dem Hämoglobin , chemisch 
loker) gebunden. Das Blnt ist beinahe mit ge- 
;igt, indem es im Vocuura fast ebenso viel (16,9"/,,, 
'flüger) abgibt, als gaafreies absorbirt (16 — 197o, s 
I w). Während dte Kohlensäure aus den 
Geweben ins Blut nud aus dem Blut in die Dongen 
difl'uüdirt, ist die Sauerstoäströmang umgekehrt von 
den Lungen nach dem Blute, von diesem nach den Ge- 
weben gerichtet. In den Geweben "findet beständig 
Oxydation, statt, diese verlieren daher ihren freien 
Sauerstoff, während aus dem Blute anderer nachfliesst. 
Da das Blut ao wenig absorbirten Saoerstotf enthält, 
so ist die Dichtigkeit des Sauerstoffs, welcher geathinet 
wird, auch dann noch grösser, als die des freien Blut- 
sauerstoffs, wenn die Lul't sehr saueratofliirm ist. Da- 

Burte.', Compend. derPhjiiolcigle. 3. AuB. 3 



34 Respiration. Athmung der Gewebe. 

her wird in einem abgeschlossenen Eaume von Thieren 
beinahe der gesammte Vorrath von SauerstoflF aufge- 
zehrt. (Ludwig, W. Müller.) 



§. 12. C. Athmung der Gewebe. 

Beweise fiir Viele Körperorgane behalten nachweisbar noch nach 
von co°^ dem Eintritte des allgemeinen Todes (Aufhören der 

innerhalb der jj^egpira^on, der Circulation und des Gehirnlebens) eine 
Zeit lang ihre Lebenseigenschaften bei. In solchen 
vom übrigen Körper getrennten Organen wurde be- 
obachtet, dass wenn man frisches sauerstoffhaltiges Blut 
in die Arterien derselben einspritzt, aus den Venen 
dunkles, kohlensäurereiches ausiliesst. Bis jetzt weiss 
man dies sicher von Muskeln und den Lungen. Ein 
frischer 211 Gramm schwerer Muskel eines Hundes 
nahm in einer Minute, während welcher 2,25 C. C. 
arterielles Blut (mit 13,20^/q 0) durch seine Gefässe 
strömte, 0,19 C. C. Sauerstoff' auf, das ausfliessende venöse 
Blut enthielt nur 5,587o ^- — -^^^ Muskel, der in 
1 Minute 0,071 0. aufnahm, entwickelte in derselben 
Zeit 0,137 COg. — Der zuckende und auch der er- 
müdete Muskel nehmen meistens mehr auf und geben 
mehr COg ab als der ruhende und unthätige. — Auch 
die ihres Sauerstoffgehaltes gänzlich entledigten frisch 
aus dem Körper geschnittenen Lungen nehmen aus 
dem haltigen Blute, welches in ihre Arterien gespritzt 
worden ist, Sauerstoff auf und geben COg ab. — Es ist 
aber noch nicht ausgemacht, ob die COg durch einfache 
Verbrennung entstellt, oder erst in Folge anderer 
Oxydationsprozesse. 

Auch entsteht COg in einem sauerstoffhaltigen 
Baume, in welchen frische Muskeln hineingebracht werden, 
(G. V. Liebig. Valentin). Ebenso nimmt noch nach 
dem Tode das Gehirn auf und gibt COg ab (J. 
Ranke). Weitere Beweise für das Athmen der Gewebe 



Respiralion. Athmnng der Gewebe. 



35 



Ktd folgende; 1) Frisches Muskelgewebe entwickelt 
luftleeren Räume so gut wie keinen Sauerstoff 
. Hermann), die Blutüüasigkeit enthüll solchen, 
.eh den Gesetzen der Diffusion muss ans den in 
Muskeln vorhandenen Ca pillargef Assen Sauerstoff 
me eindringen. Da er sich aber hier nicht nach- 
Bu lÄBst, SO ist ttaaunehmen, dass er Oxydationen 

wirkt, aieo eine Athniung einleitet. 2) Beim Hungern 

wird O durch das fortwShrende Athmen aufgenommen, 
COj entleert, die Korperorgane magern ab, d. h. sie 
geben Verbrennungsmaterial (C) her, sie athmen. 3) die 
Blutkörperchen athmen. Ihr wesentlicher Bestandtheil, 
das USmoglobin , ist im arteriellen Blute oxydirt, als 
sog. OxyhSmoglobin, im venösen znra Tbeil reducirt, 
d. b. aauerstoffloB. Das Uas des venösen Blutes ist aber rei- 
cher an COj, als das des arteriellen, 4) Wenn von einem 
Körpertheile der Blutzuflnss abgehalten wird, so erhält 
derselbe keinen Sauerstoff mehr, er hört uul:' zu athmen, 
deshalb stocken seine Fanctioneu. AVenn nun künstlich 
momentan die Thätigkelt eines aolchea seines Sauer- 
stoffs beraubten Organs vermehrt wird, so kann die 
(Quantität der entleerten CO^ steigen. Durch Compres- 
sion der aoi-ta abdominalis wird der Hiuterkörper be- 
wegungslos, Wird derselbe durch G-alvauisiren in tetanua 
versetzt, so kann die Auaacheidnng der Kohlensäure aua 
Lungen beträchtlich vermehrt werden, theils des- 
lib, weil der Vorderkörper dnrch die Nerven erregung 
■öhig wird, theila weil die gesammte Blutmenge in 
_ kleinereu Baum verthoilt ist, daher die Spannung 

der COg zunimmt. 5) Während des Wachsthums, also 
während der vermehrten Zellcnthiitigkeit wird relativ 
mehr COj entleert als nach Vollendung desselben. 
Pfd. Körpergewicht eines Erwachsenen excernirt un- 
'"■ V, COa weniger, als 1 Pfd. eines Kindes. 6) 
sine Arterie an zwei Stellen unterbunden, so 
■d das Blut dunkel: dies erfolgt nicht, wenn man das 
iterbundene Stück ausschneidet und statt dessen eine 



36 Respiration. Chemismus des Athmens. 

Glasröhre einfiigt. Bekanntlich rührt aber" das Dunkel- 
werden des Blutes hauptsächlich von COg her ; im 
erstem Falle muss also durch die (»ewebe der Gefass- 
wand die Bildung oder Ausscheidung von 00^ vermit- 
telt sein. (Hoppe -Seiler.) 7) Auch wenn im Blute 
sich gar kein mehr findet, wie dies bei Thieren der 
Fall ist, welche durch Erstickung gestorben sind, kann 
sieb der Muskel noch bewegen (Setschenow): während 
der Bewegung findet aber COg-Bildung statt. 

Viele der angeführten Beobachtungen deuten darauf 
hin, dass die Aufnahme von Sauerstoll' und die Ab- 
scheidung der Kohlensäure 2 neben einander hergehende 
Processe bilden, welche nicht in der Art von einander 
abhängig sind, dass die Zu- oder Abnahme des einen 
Faktors stets auch dieselben Phasen des andern be- 
dingen. In der ausgeathmeten COj wird innerhalb eines 
kurzen Zeitraumes niemals der Atmosphäre ebensoviel 
zurückgegeben, als durch das Einathmen aus dersel- 
ben genommen worden ist, sondern stets weniger. Es 
scheint, dass nicht nur in den oxydirten Producten, 
welche den Körper verlassen, das Plus von enthalten 
ist, sondern dass auch dieser sich unter Umständen 
aufspeichert und Oxydationen bildet, aus denen COj 
hervorgeht, s. p. 38. 

§. IB. Ein- und Ausathmungsluft. 

nennnd Es enthalten 

md^Ex- -^^^ Volumina eingeathmete ausgeathmote Luft 
ations-" Sauerstoff 20,9—21 16,(53 

Stickstoff 79—79,15 79,55 

Kohlensäure 0,04 4,38 

In runden Zahlen: 20 0, 80 N, 0,04 CO,, gegen 16 O, 
80Nund4CO2. 100 (xe wicht stheile athmosphärischer 
Luft = 23,01 0, 76,99 N. Ausserdem enthält die 
atmosphärische Luft geringe Quantitäten von Ozon, 
wechselnde Mengen von Wasserdampf und etwas Am- 



uft. 



Bespiration, Chemiainua des Athmens. 37 

(ODiak. Sie ist in der grossen Mehrzahl der Fälle 
niedrigei" temperirt, »Is die der Langen. Die ausge- 
ivthmete Luft ist nahezu mit Wasserdanipf gesättigt, 
enthält geringe Mengen Ammoniak, wahr sehe inliiih so 
viel, als eingeathmet wurde, nnd ist bei mittlei'er Tem- 
peratur der Luft nur um wenige Gradu kiilter als die 
Körpertemperatur. 

Nach filtern und neuern Beobachtungen (Hum- 
boldt. Davy. Sandern. Scheremetjewski) wer-, 
den auch kleine Mengeu äticksto^ eingeathmet; zufällig 
inspirirte Substanzen sind Kohlen- und Staub partikel- 
cheo. Keime von niedern Pflanzen und Thieren. Die 
Pigmentirung der Lungen rührt zum Theil von ein- 
geathmetem Kohlenstaub her, zum 'i'heil von eiaom im 
Körper gebildeten Farbstoff, Melanin. 

la 24 Stunden eutieert ein erwachsener Measehv, 
durch Lungen und Haut ungeföhr 800 ürra. Kohlen- ' 
saure = 406,7 Liter = 218,1 Grm, Kohle 4- 581,9 Grm. ' 
und verbraucht «ngeföhr 700 Grm. Sauerstoff. Doch 
schwankt die Menge sehr bedeutend, und zwar nach 
Versuchen von Pettenkofer und Voit, welche längere 
Keit anhielten, die Menge der Cü^ in 24 Stunden zwischen 
886 uud 1285, die Menge des ü ^Ischen 593 und 
1072. In der Kohlensaure der ausgeathmeten Luft ist 
woniger Sauerstoff enthalten, als durch die einjieathmete 
augeiührt wurde. Ein Theil (ungefähr ^j^) wird 
nitniÜch zu andern Oxydationen , z. B. Bildung von 
Hchwefel- und Phosphorstiure aus dem Schwefel und 
Phosphor der Älbuminate, sowie von Wasser u. s. w. 
verwendet. Die angegebenen Mengen des eingeathmeten 
Ü und der ausgeathmeten CO^ sind wie gesagt sehr 
variabel. Die Entleerung der Kohlensäure ist grösser 
bei niederer als bei höherer Temperatur, z. B. waren 
in 100 fiauintheilen ansgeathmeter Luft bei B'\i7 C. 
4,28 C. C. COj enthalten, bei IS^jiC nur 4 (Viorordt). 
8ie nimmt ab im Schlafe, mehr bei Entziehung der 
Nahning. aber auch bei stickstofHoser Kost, sowie dui-i?li 



38 Respiration. Bcstimmunp: der Kohlensäure. 

den Grenuss iilkoholischer Getränke; wird hingegen 
durch Bewegung und in der Yerdauungszeit vermehrt. 
— In Versuchen von Ranke wurde ausgeschieden 

im Hunger 7,5 j 

bei stickst oftloser Kost 8,3 ' C in der Stunde durch 

„ gemischter „ 9 | Lungen und Haut. 

„ sehr reichlicher „ 10,5 -' 

Derjenige Theil der exspirirten Luft desselben Athem- 
zuges, welcher zuerst entleei*t wird, enthält weniger Koh- 
lensäure, als der, welcher zuletzt entleert wird, der also 
aus einem tiefern Theil der Lungen gelangt. (Vierordt.) 
Das weibliche Greschlecht sondert von der Zeit der Puber- 
tät an im Ganzen weniger COg ab, als das männliche; 
während der Menstruation nimmt die Ausscheidung zu. 
Wird der Athem zurückgehalten, was ungeftlhr 100 Se- 
kunden lang möglich ist, so vermehrt sich die COj um 
mehr, als das Doppelte. AVenn von einem grossen 
Köriierabschnitte der Blutzutritt, wie durch Compression 
der rnterleibsaorta abgehalten wird, so athmet ein so 
behandeltes Thier meistens weniger COg aus, als vor der 
Operation, z. B. in einem Versuche vor der Compression 
11,603 C. C. in der Minute, während derselben 9,811' 
Dies erklärt sich daraus, dass der ganze Hinterkörper 
keine COg mehr bilden kann. AVenn hingegen der 
Vorderkör23er eines solchen Thieres unruhig wird, so 
gestaltet sich die Sache anders und die COg- Ausschei- 
dung mehrt sich, vgl. j). 35. 

Durch die Exspiration mögen wohl täglich 1 — l^/j 

Pfd. Wasserdampf entleert werden; die esammtwasser- 

ausgäbe durch Lungen und Haut schwankt zwischen 

814 und 2042 Grm. (v. Pettenkofcr u. Voit). 

Verschie- Bei Verrichtung von Arbeiten wird nicht um soviel 

o-Auf- mehr Sauerstoff aufgenommen, als das Plus der dabei 

nähme, ausgeleerten Kohlensäure beträgt. A'^ielmehr wird 

während der P-uhe mehr Sauerstoff geathmet und im 

Körper aufgespeichert. So athmete z. B. ein 28 jähriger 



Eespiration. Bestimmung der Kohlensäure. 39 

gesunder Mensch von 120 Pfd. durch Haut und Lungen 
in Grammen: 

CO2 O 
von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends: 532^9 234,6 
„ 6 „ abends „ 6 „ morgens: 378,6 474,3 



911,5 708,9 
Derselbe Mann entleerte und nahm auf während und 
nach einer stark ermüdenden Arbeit 

bei Tage 884,6 CO3 294,8 

in der Nacht 399,6 659,7 

(v. Pettenkofer u. Voit). 

§. 14. Bestimmung der Kohlensäure. 

Alle Methoden, die Kohlensäure der ausgeathmeten Methode 
Luft zu bestimmen, erfordern: 1) dass die gesammte bestimm« 
während einer bestimmten Zeit ausgeathmete Luft der 
Untersuchung unterworfen werden kann, dass also dieselbe 
beständig ab- und frische Luft zufiiesst ; 2) dass der Was- 
serdampf und die organischen Substanzen entfernt wer- 
den. Dies geschieht am Besten dadurch, dass man die 
ausgeathmete Luft durch concentrirte Schwefelsäure hin- 
durchleitet. 3) dass die von Wasser und organischen Sub- 
stanzen befreite Luft durch eine vorher gewogene, mit Kali, 
Natron, Kalk oder Baryt gefüllte Bohre hindurchstreicht, 
in welcher sich die Kohlensäure mit einer von diesen 
Substanzen verbindet. Die Grewichtszunahme der Bohre 
gegenüber dem früheren Grewicht ergibt die Menge der 
ausgeathmeten Kohlensäure. 

Der Apparat, welcher am Exactesten diesen Zweck 
erfüllt, ist von Pettenkofer hergerichtet worden. In 
demselben kann selbst ein Mensch beliebig lange sich 
ohne alle Athembeschwerden aufhalten, weil beständig 
die ausgeathmete Luft durch Saugpumpen, welche durch 
eine rhythmisch arbeitende Dampfmaschine getrieben 
werden, sich entfernt und ebenso frische Luft zuströmt. 



40 Bespiration. Atlimon in verschiedenen Gasarten. 

§. 15. Athmen in versohiedenen Gasarten. 

Sauerstoff. Für längere Dauer ist allein die atmosphärisch 
Luft athembar. AVenn der Gehalt des Sauerstoffs i 
der eingeathmeten Luft nicht unter 10®/q ftlUt, so ent 
steht keine sichtliche Einwirkung auf die RespiratioE 
bei gi'össerer Abnahme sinkt jedoch die Athemfrequen 
und es stellen sich Athembeschwerden ein. AVird rei 
ner Sauerstoff geathmet , so entstehen fieberhaft 
Erscheinungen und Entzündungen. 
Kohlen- Beim Athmen in kohlensäurehaltiger Luft ei 

folgt bei Thieren der Tod erst^ wenn dieselbe 8 — 10®/ 
Kohlensäure enthält. Hingegen entstehen leicht Stö 
rungen in den Nervcnfunctionen, wenn eine Zeit lanj 
eine Luft geathmet wird, welche 1 — 2®/^ davon enthält 
so namentlich Schwindel, Benommenheit, Betäubung. 
KoUenoxyd- Am Schädlichsten wirkt das Kohlenoxydga 
(CO), weil dasselbe eine innige chemische Verbindung 
mit dem wesentlichen Bestandtheil der Blutkörperchen 
dem Hämoglobin, eingeht. 

In einem mit CO geschwängerten Blute haben da 
her die Blutkörperchen die Fähigkeit verloren, Sauer 
Stoff aufzunehmen und somit wieder denselben zur Unter 
haltung des Stoffwechsels abzugeben. Die Grewebe hörei 
auf zu athmen. Es erfolgt der Tod. — Man hat des 
halb in neuerer Zeit Blut von Gesunden transfundirt 
um wieder lebensfähige Blutkörperchen zu gewinnen 
— Allmählich verbindet sich dann CO mit O zu COg 
und der Zufiuss von zu den Blutkörperchen kam 
wieder erfolgen (Masia. Pokrowsky). 



Zweiter Abschnitt. 

Terdannn^. 

§. 1. Zweck. 

Der wesentliche Zweck der Verdauung besteht darin, Function der 
die Nahrungsmittel so vorzubereiten, dass sie ins Blut ^(^^ISef*" 
übergeführt werden können. 

Hierzu ist erforderlich: 

1) mechanische Zerkleinerung der festen Nahrungs- 1) Speisever- 

mittel; kleinenmg. 

2) Auflösung der in Wasser löslichen Bestandtheile 2) Solution, 
der Nahrungsmittel (z. B. Zucker, viele Salze) durch 

die Flüssigkeiten des Nahrungskanales. 

3) Verwandlung der in Wasser unlöslichen Kohle- 3) Zuckerbii- 
hydrate (besonders Stärke) in lösliche (Traubenzucker), 

weil nur die Lösungen durch die feinen Poren der Ca- 
pillargefässe hindurchzudringen vermögen; 

4) die neutralen Fette 4) Doppelte 

'^ , , Einwirkung 

a) fein zu vertheilen (emulgiren), weil nur in auf Fette, 
dieser Form dieselben von den Epithelien der 
Darmzotten aufgenommen werden können, 

oder sie 

b) in Glycerin und fette Säuren zu zerlegen; 

5) die Albuminate aufzulösen und leicht diflfundirbar 5) Lösung 

V der Albumi- 

ZU macnen; nate. 

6) die Stoffe durch den sranzen Darmkanal fort- «) Fortbewe- 
/...i e^e des 

ZUIunren. Darminhalts. 



42 Verdauung in der Mundhöhle. 

Die Umwandlung der Stärke gescbiebt durch die 
verschiedenen Speichelarten^ wahrscheinlich auch durch 
den Schleim; die Lösung, der Albuminate durch den 
Magen- und pankreatischen Saft^ wenig durch den 
Darmsaft; Zerlegung derselben in Glycerin und fette 
Säuren gleichfalls durch *den pancreatischen Saft. 

Erstes Kapitel. 
Terdauungr in der Mandhöhle« 

§. 2. MundflüBsigkeit. 

fenschaf- Die Organe der Mundhöhle sind ausserordentlich 
üStheife empfindlich gegen Mangel an Feuchtigkeit. Das G-efühl 
^ ?^k°?t ^^^ Trockenheit wird an den Lippen, der Zunge, dem 
harten und weichen Graumen lästig und unangenehm. 
Beim Athmen durch die Nase streicht die Luft an der 
Rachenhöhle, und dadurch auch an der Mundhöhle vor- 
bei, und entzieht dieser, je nachdem sie mehr odei: 
weniger AVasserdampf enthält, Feuchtigkeit. Noch mehr 
ist dies der Fall, wenn durch den Mund geathmet wird. 
Sowohl zur Geschmacksempfindung als zu der Durch- 
feuchtung der Speisen, als endlich auch bei der Stimm- 
bildung ist das Bediirfniss vorhanden, in der Mundhöhle 
Flüssigkeit vorräthig zu haben. Diesem ist durch die 
Drüsen, vielleicht auch vermittelst der Diffusion durch 
die Epithelien der Mundhöhle genügt. 

Die Mundflüssigkeit ist trübe, pehr oder weniger 
zähe, fadenziehend, gemischt mit Luftblasen, sie reagirt 
gewöhnlich alkalisch oder neutral, zuweilen besonders 
im nüchternen Zustande sauer, hingegen jedesmal nach 
dem Essen alkalisch. Bleibt sie stehen, so bildet sich 
ein Bodensatz und die überstehende Flüssigkeit klärt 
sich mehr auf. Mit destillirtem Wasser versetzt, lässt 
sie sich filtriren, und ein Zusatz von Essigsäure zum 
Filtrat bringt einen hautartigen hellen Niederschlag 
(Mucin) hervor. Unter dem Mikroskope zeigt sie eine 



Verdauung in der Mundhöhle. 43 

grosse Meuge Epithelzellen und sogenannter Speichel- 
körperchen, welche mit den unten (Abschn. III. 1) zu 
beschreibenden Lymphkörperchen identisch zu sein 
scheinen (s. Fig. 5). 

Durch ihren Wassergehalt wirkt sie auflösend; sie 
bringt 'ferner eine gewisse Menge Luft in den Magen, 
hüllt scharfe Substanzen ein und hat das Vermögen, 
Stärke in Dextrin und Traubenzucker umzuwandeln. 
(Entdeckung von L e u c h s.) 

Mischt man nämlich gekochte Stärke (Kleister) mit 
Mundflüssigkeit zusammen und erwärmt dieselbe nur 

Fig. 5. 




a Epitbelien. b Speichelkörperchcn. 

wenige Minuten in der Hand, so kann man Trauben- 
zucker in ihr nachweisen. Zu dem Behufe wird die 
Mischung mit einem TJeberschusse von Natron- oder Tromm 
Kalilauge versetzt , dann tropfenweise eine verdünnte zum N* 
Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd hinzugefügt, T®^Ji,e5 
solange der entstehende blaue Niederschlag sich wieder zucker 
auflöst, endlich bis zum Kochen erhitzt. Bei Anwesen- 
heit von Zucker verschwindet die blaue Farbe, die Flüs- 
sigkeit wird erst klar (weil nämlich der Traubenzucker 
in einer alkalischen Flüssigkeit das gebildete Kupfer- 
oxydhydrat löst), dann gelb (indem sich das Kupfer- 
oxyd rasch zersetzt und Kupferoxydul ausscheidet). 



44 Verdauung in der Mundhöhle. Speichel. 

reaction Wenn man eine geringe Menge Stärkemehl in einem 
eisterf Heagenzglas mit AVasser kocht and die FlüBsigkeit in 
zwei gleiche Theile theilt, zu dem einen etwas frischen 
Speichel bringt ^ schüttelt und Jodlösung hinzufügt, 
so entsteht nach der kurzen, nur wenige Bekunden 
dauernden Operation schon keine blaue Färbung mehr, 
welche natürlich in dem andern Theile nach Jodzusatz 
sich deutlich ausspricht, 
eiimimg Der Stoff, welchem das Saccharificationsvermögen 
yaiin. zukommt, wird Ptyalin genannt. !Man gewinnt den- 
selben, indem man frische Mundflüssigkeit mit Phos- 
phorsäure stark ansäuert, dann durch Kalkwasser einen 
Niederschlag von basisch-phosphorsaurem Kalk hervor- 
bringt. Hierdurch werden Eiweisskörper und Ptyalin 
mit zu Boden gerissen. Destillirtes Wasser nimmt dar- 
aus das Ptyalin auf, welches durch Alkohol als weisses 
Sediment gefällt wird. (Cohnheim). 
stand- Die Mundflüssigkeit enthält 

dflüsdg- 1) ^^^ Secret der sechs Speicheldrüsen, 
•^«i^ 2) Schleim, 

3) Epithel der Schleimhaut und Lymphkörperchen. 

§. 3. Mundspelohel. 

eiohei. Er stammt aus sechs Drüsen: den Parotiden, den 

Unterkiefer- und TJnterzungendrüsen , deren AusfÜh- 
rungsgänge sämmtlich in der Mundhöhle endigen. Die 
drei Speichelarten sind von einander verschieden. 

1) Parotidenspeichel. 

otiden- Gewinnung: Eine feine Canüle wird in die OeflF- 

nung des ductus Stenonianus (dem zweiten obern Back- 
zahn gegenüber in der Schleimhaut der Mundhöhle) 
eingeführt (Eckhardt, Ordenstein), etwas Senf oder 
Essig auf die Zunge gebracht, wonach der Speichel aus 
der Bohre ausfliesst. Bei Thieren gewinnt man ihn aus 
Fisteln (Bernard), ebenso bei Menschen, die an einer 
Speichelfistel leiden (Mit scherlich). 



Eichel. 



Verdauung. Speichel. 45 

Eigenschaften: klare, nicht ' fadenziehende ^ al- 
kalisch reagirende Flüssigkeit; wandelt Stärke in Dex- • 
trin und Zucker um. 

Chemische Bestandtheile: Wasser 99,4 — 99,5, 
feste Bestandtheile 0,6 — 0,5, Spuren von Eiweiss, Rho- 
dankalium (dadurch erkennbar, dass Eisenchloridlösung 
eine stark rothe Färbung hervorbringt, welche durch 
Zusatz von Salzsäure nicht schwindet), Kohlensäure, 
Extrajctivstoffe und Salze, nämlich Chlorkalium, Chlor- 
natrium 0,21, Calciumcarbonat 0,12. 

2) Submaxillar-Sp eichel. 

Grewinnung: 1) Bei Thieren durch Einlegen von Gewinnung 
Canülen in den blossgelegten ductus Whartonianus, bei maxiiiwv 
Menschen durch Einführen von Canülen in die Oefi- Speichels, 
nung der caruncula subungualis unter der Zunge, wobei 
aber zugleich Sublingual- Speichel mit ausfiiesst. Bei 
manchen Menschen spritzt aus dieser Oeffnung in einem 
Strahle Speichel aus, wenn die Zungenspitze gegen den 
harten Gaumen angedrückt und eine scharfe Substanz 
auf die Zunge gebracht wird. 

Eigenschaften: eine klare, mehr oder weniger Eigenschaf- 
opalescirende,Yadenziehende Flüssigkeit, reagirt alkalisch, maxiuar- 
ohne geformte Substanzen, enthält Bhodankalium, ver- Speichels, 
wandelt rasch Stärke in Dextrin und Traubenzucker. 

2) Durch Nervenreizung (Entdeckung von Ludwig). Nerven- 
Die Submaxillardrüse lässt sich in Bezug auf den Ner- die Absonde- 
veneinfiuss mit einem dem Willen nicht unterworfenen ^^l^j^^^'^" 
Muskel vergleichen. In einem solchen entsteht sowohl Speichels. 
Bewegung, wenn die motorischen Nerven, welche zu ihm 
hingehen, direct gereizt werden, als durch Beflex vom 
Grefühl aus, als auch endlich, wenn alle die Nerven 
durchschnitten sind, welche eine Verbindung des Mus- 
kels mit Rückenmark oder Gehirn herstellen. — Zur 
Submaxillardrüse gehen 

a) centripetal leitende Fasern vom n. lingualis, 

b) centrifugal leitende (sekretorische), 



46 



VerdauuDg. Speichel. 



«) von der chorda tympani (n. fiicialis), 
ß) vom n. sympathicas cervicaliö; 

c) sind in der Drüse Cranglienzellen enthalten, von 
welchen noch besondere (gangliöse) Fasern ausgehen. 

Beizung des centralen Endes des n. lingualia (n. 
trigemini) bringt refiectorisch eine Erregung der chorda 
hervor. Direct auf die Absonderung wirken nur die 
oben unter of) und ß) genannten Nerven. 

Man unterscheidet 1) Chorda-, 2) SympathicoB-, 
3) paralytischen Speichel als Arten des Sabmaxillar- 
Speichels. Die zwei ersten erhält man durch Keiznng 
der chorda und des n. sympathicus, der letztgenannte 
fliesst aus, wenn alle Nerven durcngeschnitten sind 
(Bernard). 

Chordaspeiche]. 

fehlen 



Feste Bestandtheile, 
durch das Mikro- 
skop erkennbar 

Reaction 

Schleimgehalt 



Specifisches (xewicht 
Eiweissgehalt 



Sympathioasspeichel. 

eigenthümliche 
Klümpchen 



alkalisch 
fadenziehend 



stark alkalisch 
stark fadenzie- 
hend 
1,0075—1,01 
vorhanden 



1,0039—1,0056 
vorhanden 

Mineralbestandtheile : Chlornatrium, Chlorkalium, phos- 
phorsaures Calcium , phosphor- 
saures Magnesium , kohlensaures 
Calcium 
Saccharificationsver- 



mogen 
Besondere Eigen- 
schaften 



fehlt 



vorhanden 

Durch öfteres Reizen 
dos n. sympathicuB 
nimmt bald die Se- 
cretion ab, die Aus- 
führuiigsgänge wer- 
den durch Schleim 
verstopft , schliess- 
lich verkleinert sich 
die Drüse. 



VerdauniiE im Munde. 

Die Menge dea Speichels, welche durch Eeiüung der 
chorda gewonnen wird, k.inn sehr liedeutend sein (in 
1 Stunde bei einem Hunde 55,2 Orm. Lndwig und 
liecker), jedenfalls ist sie immer grösser, als die durch 
Reiznng des n. sympiithicna gewonnene. Auch kann 
der Secretionsdruck des abgesonderten Chorda Speichel 9 
den des Blutdrucks itbertreiTen. (Ludwig.) 

Während der Absonderung siih Ludwig die Tem- 
peratnr dea Speichels die des Blutes bis 1,5" C. über- 
treffen; aber auch das Venenhlut wurde wärmer. 

Die Eigenschaften des Snblingual-Speichela sind 
noch nicht aufgeklärt. 



In der Mund- und Riichenhöhle finden sich in reich- SoMrti 
licher Menge und zwar am Rande und Hucken ' der onii ni 
Zunge, an den Lippen, Wangen, dem Gaumen, der hin- '"'"'! 
dorn Schlnndwand acinöse Briischen, deren kurze Ana- 
fiihrungsgänge in der Schleimhaut der Mundhöhle mün- 
den. Ihr Lihalt wird (wegen des Mucingehaltea) in 
Wuaaer schleimifi and bildet mit Eaaigsüure Klümpchen. 
Von den eigentlichen Speichpldriisen sind die 8ub- 
maxillar- und Sublingnaldrüsen gleicbfalla echleimhaltig, 
wiihrend die Drüse nepithelien der Parotis keinen Schleim 

Die Oberhaut in der Mund flüssigkeil gehört der Epii^ 
Zunge und Mundhöhle an und wird in gi-osser Menge 
ahgestüssen. S. Fig. 5 p. 43. 

Der Ursprung der Speichel körperchen ist nicht vol- 
" ' t sehr unwahrscheinlich, dass sie 
Mundhöhle 
ermuthet 

{algdrii 



lends aufgeklart. Es 

ans irgend welchen 

stammen , wie man - 

sie möglich erweise vi 

uuB den Capillargerässeu dringen. 

Kap. 1, §, 6. 



Hingegon können 

m herrühren oder 

S. Abachn. III, 



»nd 3chlntkbewpgnngcn, 



Ksn- Bud Sohlockbewegnnfen. 
§. 5. Kanbewegimg. 

arkiefar- a) Hernbziehen des Unterkiefers. Ks wird hanpt- 

""'""*■ siichlich vom vordem Bauuhe des m. digaatricua (uervns 

mylohyoideus vom dritten Ast dea nervus ti-igem.), aber 

anch m. mylohyoideus (nervus mylohyoideus) und m. 

geniohyoideus (nervus hypoglossus) bewirkt. Dabei wird 




das Zungenbein durch den ra. stylübyoideus und bia- 
tern Bauch des digastricus vom ächlütenhein, sterno- 
hyoideus vom Brustbein, omohyoideus vom Subulterblatt 
aus tixirt. Bei dem OefTneu des Mundes rückt jedesmal 
der Gelenkkopf des Unterkiefers Fig. C d uuf das tuberc. 
articulare c. indem er die l'ossa glenoidalis h verläsat. 



Kau- und Schluckbewegungen. 49 

In der Grelenkkapsel des Kiefergelenkes liegt ein Zwi- 
schenknorpel y. Dieser ist sowohl nach oben als nach 
unten concav. Er kann sich daher nach oben dem 
tuberc. articulare, als nach unten dem Grelenkkopfe an- 
passen. Wenn nun beim Oeffnen des Mundes der 
Unterkiefer herabgezogen wird, so zieht der m. ptery- 
goideus internus den proc. condyloideus nach vorn und 
da die Kapselmembran mit der Bandscheibe verbunden 
ist, so wird diese mit hervorgezogen und bildet eine 
untere Pfanne für das tuberc. articulare und eine obere 
für den Gelenkkopf des Unterkiefers, 
b) Heraufziehen des Unterkiefers, 
a) Bewegung von unten nach oben, durch m. mas- 

seter, m. pterygoideus internus, vordem Theil 

des m. temporalis; 
ß) von vorn nach hinten; durch die beiden mm. 

pterygoidei externi wird er hervorgezogen, durch 

die interni und den hintern Theil des temporalis 

zurückgezogen ; 
^) Von rechts nach links und von links nach rechts 

wird die Bewegung durch den m. pterygoideus 

externus einer Seite ausgeführt. 

%, 6. Zungenbewegungen. 

Zurückziehen — mm. hyo- und styloglossus. Zungenb 

Herausstrecken — m. genioglossus. wegunge 

Verbreitern — mm. hyoglossus und longitudinalis. 
Verschmälern und Verdicken — m. transversus. 
Erhebung gegen den harten Gaumen — mm. stylo- 
glossus und longitudinalis. 
Anlegen an den Boden der Mundhöhle — m. hyo- 
glossus. 

§. 7. Schlingbewegungen. • 

1) Zwischen der Zungenwurzel und dem harten Gau- Aquäheni 
men entsteht eine Annäherung. Dies geschieht durch den Oaua 

Budge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 4 



50 Verdauung. Schlund. Speiseröhre. 

Hebung der Zunge mittels des m. mylohyoideus, welcher 

bei seiner Contraction dicker wird; ferner durch die 

Contraction der Zungenmuskeln, welche gleichfalls die 

Zunge verdicken und verkürzen: endlich durch den m. 

glossopalatinus. 

•ttokzieheu 2) Die Zunge wird zurückgezogen (mm. stylogloBsi), 

r unge. ^a^(j^j.ß]j ^qj. Kehldeckel herabgedrückt, die Höhle des 

Kehlkopfs verschlossen: gleichzeitig yerengert sich da- 

* bei die Stimmritze. 

trizontaie 3) Während dies geschieht, stellt sich der Gaumen 

wmeiiB?' horizontal durch die mm. levatores veli palatini, er 

wird zugleich nach den Seiten hin ausgedehnt durch 

die mm. tensores palati, endlich nähert sich der Schlund 

dem Gaumen. Letzteres erfolgt theils durch die 

mm. pharyngopalatini, theils durch das Vorrücken des 

Zungenbeins und des Kehlkopfs (geniohyoideus, vorderer 

Bauch des digastricus, mylohyoideus), theils durch die 

Contraction der constrictores superiores. 

apfchen. 4) Durch den bolus wird das Zäpfchen nach hinten 

gedrückt, und durch den m. azygos horizontal gestellt. 

Auf diese Weise entsteht ein Abschluss desjenigen 

Schlundtheils , welcher oberhalb des weichen Gaumens 

liegt, der sogenannten pars respiratoria pharyngis, von 

demjenigen Theile, welcher unterhalb liegt, pars digestiva^ 

§. 8. Bewegungen des Schlundes und der Speiseröhre» 

Sobald der Bissen den Schlundkopf erreicht hat^ 
steigt der Kehlkopf abwärts, die Bewegung des Schlun- 
des erfolgt mit einer sehr grossen Geschwindigkeit. Die 
Speiseröhre hingegen zieht sich langsam zusammen, was 
wahrscheinlich davon herrührt, dass der Schlund quer- 
gestreifte und die Speiseröhre mehr glatte Muskelfasern 
hat. Mitunter geht vom untern Ende der Speiseröhre 
der Bissen in die Höhe, um wieder hinabzurücken, und 
. diese Bewegungen wiederholen sich in manchen Fällen 
öfters. 



ytfäxaaag im Bfagen. 



Drittes Kapitel. 
Fimetioiieu des Marens. 

§. 9. Cbymus. 
Der Magen iat durch seine Schleimhaut ein Seore- 
tioDB', durch seine Muakelhaut eiii uontractiles Organ. — 
Während der Verdauung lindet eich in ihm der Speiae- 
brei. chymns, in Farbe, Coneiatenz und Quantität je 
nach der genoHBenen Nahrung verschieden. Er enthält: 
1) Nahmngamittel , theils noch unverändert oder nur 
inecbaniseh verkleinert, theik durch die Absonderungen 
im Munde uud Magen gelöst, 2} Mund- und Magen- 
seerete, 3) fiase. 



K»ti 



§. 10. MagenBaft und Hagensotaleim. 



lie von der Magenschleimhaut abgesonderte Flüssig- > 
■welche die Eigenachaft hat, Albuniinate (Prot«in- 
Btoffe) und teimgebende Subatanaen aufzulösen, wird 
Mageneaft, buccus gaatricua, genaniit. 

Fundort: die ganze Schleimhaut des Magens mit 
AuBnahroe der portio pylorica. Doch soll nach neuem 
Untersuchungen von G-rUtzner und Ebstein auch 
diese Magenparthie verdauende Eigenschaften beaitaen. 

Gewinnung: 1) am Reinalen, wenn weder Mund- > 
flüssigkeit, noch Speisen im Magen aind, daher bei Thie- 
ren, denen Magonfisteln (Bio ndlot) angelegt wuren, 
wenn man durch indifferente Mittel die Magenschleim- 
haut reizt; 

2) aas Magenßateln bei Menseben, welche durch eine 
Verwnndung entstanden sind (Beanmoqt, Bidder 
und Schmidt, Grünewaldt); 

3) durch AuspreHseu der Schleimhaut des fundas j 
und corpus vom Magen bei frisch geschlachteten Thie- j^' 
ren, welche in der Verdiioung fcegritfen waren; 

4) so^enannterkiinstlicher Magensaft (Eberle), Mar 



52 Verdauung im Magen. 

l)ereltet ihn gewöhnlich so, dass man den vierten Magen 
(Labmagen) eines Kalbes aufschneidet, entleert, mit 
destiilirtem Wasser auswäscht, bis er nicht mehr Bauer 
reagirt, die Mnskelhant abzieht, die Schleimhaut in viele 
kleine Stücke zertheilt und in einem Olascylinder mit 
salzsäurehaltigem Wasser (0,0 l^o — ^i^^lo Salzsäure) bei 
35^ 0. einen Tag lang hinstellt und dann abfiltrirt. — 
Wird eine zu grosse Menge Salzsäure angewandt, bo 
löst die Flüssigkeit die Albuminate wenig oder gar 
nicht auf. Anstatt Salzsäure lässt sich auch Milch- 
und Phosphorsäure, jedoch mit geringerer Wirkung, 
. anwenden, 
sigenschaf- Eigenschaften: eine fast klare, eigenthümlich 
fdfeestMd- riechende, schwer faulende, sauer reagirende FläBsigkeit^ 
**eMaftes ^ö^^he in der Wärme rasch die Albuminate, besonders 
Blutfibrin, löst und in Peptone (s. u.) verwandelt; eben- 
so auch die Icimgebendon Substanzen. Nicht gelöst 
werden: Mucin, Hörn- und elastisches Gewebe, Starke, 
Fett. — Spec. Gewicht = 1,001—1,01. Die Ebene des 
polarisirten Lichts wird vom Magensaft nach Link-B 
gedreht. Der künstliche Magensaft verliert seine Wirk- 
samkeit durch Kochen, Behandeln mit Alkohol, Galle, 
Sublimat. 

Menge des abgesonderten Magensaftes. "Von 
einer Frau mit einer Mag^nfistel wurden in einer Stunde 
im Mittel 580 Grm. Magensaft entleert, was auf 24 Stun- 
den 13 — 14 Kilo und auf 1 Kilo Körporgewicht über 
200 Grm. ausmacht. 

Chemische Bestandtheile. Der Magensaft vom 
Menschen enthält Wasser . . . 99,46^/q, 

feste Bestandtheile 0,54 „ 
von letztern , 0,3 organische, 0,2 anorganische. Unter 
den organischen ist das Pepsin (Bereitung s. Anh.) am 
Meisten beachtenswerth. Angesäuert bewirkt dasselbe 
die Auflösung der Proteinsubstanzen. — Von anorgani- 
schen Substanzen fand man im Magensafte freie Ohlor- 
vrasserstoffsäure, Chlorkalium, Chlor natrium, 'Chloram- 



Yerdaunng' bn'MBgeti, 



53 



_ D, Cblorcalciniu, phosphorsaures (Jalcium, Mague- 

Binm, Eisenoxyd. In 1000 TheUea meiiachliuhen Magen- 
eaftca waren imr 0,217 Salzsäure, (beim Hunde 3,05, 
beim Schafe 1,23), hingegen 1,34 Chlornatrimn enthal- 
ten. — Neben Salzsäure wurden auch Milchsiture, But- 
tersSoro, EaBigsäure angetroffen, welche SuhstanKcn 
wuhrBcheinlich nicht nurmal sind. 

Peptone werden die durch den Hageusaft gelösten PopioJ 
Pro teinaub stanzen genannt, welche sich vorzugaweiae ^ 
durch Bwet Ei genac haften von den nicht geronnenen 
Älbnminaten auezeichnen, daee sie nämlich durch Kochen 
und die meisten Metallaalze nicht gerinnen und dass 
sie zweitens leicht diffundircn (Funke), im Verhiilt- 
niaa KU Eiweiea = 7 ; 100. Durch den Magensaft wird 
BIntflbrin in Syntonin (i= Parapepton, Meis's^er) ver- 
wandelt. (Schwann.) 

Zur Production des Magensaftes treten mehrere Bt 
Eactoren zusammen: 1) die Drüseuzellen. Bekannt- 5t 
lieh finden sich in der Magenschleimhaut zweierlei 
Drüsen. Ihre Verschiedenheit ist anatomisch dwch die 
verschiedenen Zellen ausgezeichnet. Die eine Art der- ^^ 
Beiben ist runder, färbt sich durch Anilin, Karmin etc. 
stärker und leichter, nnd hat vorzugsweise ihren Sitz 
an der Wandung nnd dem Grruude der Drüsen, man 
nennt sie nach Heidenhain Belegzeilen; die andere 
Art ist eckiger, cyündrisch, färbt sich wenig oder nur 
um Kerne und findet sich in der Mitte der Drüsen, 
Hauptzellen genannt (a. Fig. 10). Diese beiderlei 
Zellen finden sich zwar überall, aber in der Pylornsgegend 
gTÖBstentheila die letztere Art. — Man nennt die mit 
Hauptzellen vorwaltend verselienen Drüsen Schleim- 
drüsen, die andern, welche beiderlei Zellen fuhren, 
Lafadrüsen. Die eratern, wie geaagt. fast ganz anf 
die Pyloruagend beschrankt, sind mit Cy linder epithel" 
ausgekleidete Schläuche, welche wesentlich zur Scbleim- 
abBonderung bestimmt scheinen, da ihre Zellen Mucin- 
reaction geben (Fig- 7). Die übrige Magenschleimhaut 



54 



y«!nla.uui]g im Magen. 



ist mit Lubdrüsen (Fig. fi a. 9) versehen aud w 
lässt sieb hauptatlchlich Magensaft gewinnen. ZnP 
der Verdauung werden viele dieser Kellen eDt]i 
Man findet sie niimlich auf dem Speiaebreie mit 8cU 
hei Thieren. welche man bald nach der Fütternnj 

Klg. 10; 




tödtet hat. Hieraua kann auf ei 
mehrung (Fortpflanzung) deraelben geschlossen wei 
Wührend im Innern der Lahdrüaen also Pepi 



y^rdanairg im Hngen, 56 

Beugt wird, geht an ihren Miindnugen wJlhrend dor Vor- 
tiftnung ein eigener chemiecher Frouess vor aioh. Ea 
bildet sich nfimlich hier nnd hier allein ChlorwaBserstoff- 
fläure. Wird blaues Lackmuepapier an den Drüaengrund 
^edrfickt, Bo wird eö nicht geröthet, wohl aber an der 
-iJrüaanmündung. (Brücke.) Wenn man in eine Vene 
i-eines lebenden T hie res eine Lösung von Ferrocyau- 
kalium und in eine andere Vene eine Lösung von einem 
Siseuoxydaaize einspritzt und alsbald daa Thier tödtet, 
Bo ist nor die Oberfläche der Drüsen mündungea blau 
von Berlinerblau gefärbt. Dies beweist, daas nur diese 
reagiren. Denn nur La einer sauren, nicht in 
■ alkalischen Plüssigkeit verbinden sich obige zwei 
Substanzen, (Bernard.) — So sind also die Labdrüsen , 
jfeeiguet, die beiden Produkte zu liefern, welche mit 
einander verbunden die Auflösungsmitte! der Aihnminate 
darbieten. Weder Pepsin noch Säure sind allein für 
eich im Stande, diese Wirkung hervorzubringen. (Ent- 
äßukong von Eberle.) 

2) Nerven, Bei leerem Magen wird kein Magensaft, i 
sondern nur SchJeim entleert; die Absonderung entsteht 

afolge einer Beizung, einerlei ob es Nahrungsmittel 
oder unverdauliche Substanzen sind. Man kann daher 
irermuthen, dass die Absondernug in Folge eines Nerven- 
reizes vor sich gebt. Es ist noch nicht ermittelt, ob 
, vagna, eyrapathicua oder die gangliösen Nerven 
»uf die Magendrllsen wirken; nur das ist ausgemacht, 
daaa nach Durchscbneidung beider m. vagi und beider 
jin. splaachnici doch die Verdauung nicht beeinträch- 
tigt wird. (Budge.) Während der Absonderung röthet 
isich die Magenschleimhaut. Bern ard beobachtete, dass 
dabei die Qetaase sich erweitern und das Venenblat 
heller wird. In wie weit diese Erscheinung vi>n den 
Nerven und insbesondere von den ÖefiLasnerven abhängt, 
3East sich nicht bestimmen. 

3) Blut. Die Arterien laufen gestreckt neben den 
Drüsen und umgeben ringförmig deren Mlindangen, 



56 VerdaunDg im Magen. 

e. Fig. 11. Welche Bedeatnng diese VerbreitnngaaH hkt, 
ist noch anermittelt. Man bat eis anf -eine KeBorptiona- 




BlBi^fMise Tom Mügsn d«> HnadcB, a Artaris. t Vene. 

(Frey) oder anch anfeine S,eapirationsthittigkeit(Henle) 
bezogen; ea wäre anch an eine Beziehung znr Bereitung 

der CblorwasBeratofTaänre zu denken. 

g. 11. Hagengnse and Darmgase. 
Que Im Ea gibt drei Veranlasanngen, durch welche G-aa im 

^^™ Magen und Darm sich vorfinden kann, namlicli 1) das 
Einströmen der äussern atmosphärischen Luft, 2) Ein- 
tritt von Blutgaaen, 3) Zersetzungen. 

Sie atmosphärische Luft kommt mit dem Speichel, 
den Speisen, beim Athmen und durch Schlucken von 
Luft in den Magen. An der geöffneten Bauchhöhle too 
Hunden bemerkt man oft, dasa sie in kurzer Zeit den 
Magen durch Schlucken vou Luft enorm ausdehnen; ■ 
auch gibt ea viele Menschen, welche mit Leichtigkeit 
sich auf diesem Wege Men Magen willkührlich auf- 



■ Verdinung im Mageii, 57 

. Wahrscheinlich geschieht dies, indem man eiu- 
athmet, während zng'leich der Respirationskanal durch 
den Kehldeckel oder Stimmritze abgesperrt wird. — Der 
beim Schlacken in den Magen gelangte Tersehwindet 
aber rasch, indem er ins Blut diffundirt. Die an einem 
Hingerichteten angestellten üutcr Buchungen von Ma- 
gendie und Chevreul ergaben 11,0 0, 14,0 COj, 
71,45 N, 3,55 H. Pianer fand bei einem mehrere 
Tage mit Leguminosen gefütterten Hunde nnr 0,79 0, 
32,9 CO^ 66,30 N; in andern Fällen 6,12 0. — Ks 
findet alao im Mageu eine Kespiration Statt. Während 
nämlich Sauerstoff' durch die Capillaren tritt, veriäast die 
OOg dieselben. Die Diffusion der letztern aus dem Blute 
in den Darmkanal ist denselben Gesetzen unterworfen, 
welche bei dem Atlimen erörtert wurden. Je gröaaer 
die Spannung der im Darme schon vorhandenen OOj 
ist, desto weniger wird vom Blute aus ditfundiren, und 
umgekehrt. 

Zersetzangen von Nahrnnga st offen und deren Lil- 
sungen können auch Bildung von CO^ und H veran- 
lassen. So z. B. 1 Atom Zucker = Cg H^ Og aer- 
ßllt in 

tAt, MilchBilui-e = 2 (CaH^ 0^) 
1 1 Buttersäure C^ Hg 0^, 
= CaHijO.,= l2CO, Ca 0,. 

) 4 H _J{^ 

Cg H~Ö«". 
ChymuH von Thieren, die mit Hülsenfrüchten ge- 
itert varen, entwickelte ausserhalb des Körpers noch 
eine bedeutende Menge von COj. (Planer.) Die Ent- 
wickelang von H wechselt ganz ausserordentlich, (weil 
sie ledigliuh von der Zersetzung der Nahrungsmittel und 
von sehr variablen Bedingungen abhängt,) nämlich von 
2 bis 60"/«. Im Dünndarme verschwindet der Sauerstoff 
güuzlich. Im ganzen Darrakanal findet sich auch N", 
:' der von der eingeathmeten Luft herrührt. — Im Diuk- 
1 kann sich nuch Sumpf- oder Grubengas (= Methyl- 



58 Verdauung im Magen. Magenbewegong. 

Wasserstoff CH^) bilden. Man weiss, daas unter 
Luftabschluss und bei trockener Destillation organischer 
Substanzen dieses brennbare Gas entsteht; unter wel- 
chen Veranlassungen es im Darm sic}^ bildet-, ist unbe- 
kannt. — Selten ist auch SH im Dickdarm gefunden 
worden. 

§. 12. Magenbewegungen. 

Asreumus- Die Magenhöhle ist von drei in verschiedener Biok- 
tung (fibrae longitudinales, circulares, obliquae) verlau- 
fenden Lagen von Muskelringen umschlossen, deren 
vereinigte Wirkung eine gleichmässige Verengerung 
des Magens hervorbringt. Der dichtere Muskelring am 
{)ylorus und die hier befindliche Schleimhaut&lte (val- 
vula pylori) erklären die Erfahrung, dass während der 
Verdauung die Pylorusöffnung mehr oder weniger ver- 
schlossen ist. Die Zusammenziehung des Magens wech- 
selt mit einer Expansion, wie dies bei vielen Bewe- 
gungen (s. Nervenphysiologie) der Fall ist. Man sieht 
bei Thieren, deren Magen während der Verdauung be- 
obachtet wurde (Spallanzani), nicht viel mehr als 
ein geringes Aufblähen und Zusammenfallen, 
ittingder An Magenfisteln hat man constatirt (Beaumont), 
giSig7 dass die Bewegung von der cardia nach dem pylorus 
und wieder zurück erfolgt. Auch durch Beizung des 
n. vaguB am Halse beginnt eine Contraction des Magens 
an der cardia und breitet sich von da weiter aus. 

. Die Magenbewegungen führen allmälig die weich 
gewordenen Substanzen durch den pylorus zum Dünn- 
darm. Man rechnet im Allgemeinen die Verdauungszeit 
auf 4 — 5 Stunden. 

Viertes Kapitel. 
Functionen der Leber» 

§. 13. UeberbUok. 
fenthüm- Die eigenthümliche Einrichtung, dass die im Magen 
r Leber, und Darme aufgelösten Nahrungsmittel, sowie auch Pro- 



Ken 



Verdauung. Oafle. 

dnkte, welche in der Mila (Lymphkörperchon) und in 
dem paiicreaa (Leucin etc.) entstehen, durch die Venen 
des irnterleiha nicht direkt in die vena cava gelangen, 
sondern erat mit Elementen der Leber zusammenkommen; 
ferner die unverhältniss massige Gröeae der Leber bei 
Embryonen und die Theilnahme dieses Organa an dem 
embryonalen Blutlaufe (a. Äbachn. 8), endlich die immer 
noch bedeutende Maseonhaftigkoit desselben bei Er- 
wachsenen (Gewicht 2000—2500 Grm.) lassen auf einen 
wichtigen Cemplex von Functionen schlieasen, die in- 
deas bia jetzt nur theilweiao bekannt sind. 

In der Leber werden stickst ofilialtige (Gallen säuren, i 
Farbstoffe etc.) und atickatofflose (Glyoogeu, Cholesterin, 
Fett) Subatunzen producirt. Es entatehen namentlich 
Galle und (ilycogen in ihr, von denen jene zunächst in 
dieaea direkt ins Blut übergeführt wird. — Ea 
ifat kein Organ, in welchem aich so leicht Fett abaetzt 
In der Leber (§. 16), wahrscheinlich aus Albamina- 
heiTorgehend. — Aach hat man die Leber als den 
Ort betrachtet, in welchem neue Blutkörperchen ent- 
stehen. Eine solche Annahme scbeiat mir wenig be- 
det, während vielmehr Thatwachen dafür sprecheü, 
grade in der Leber ein lebhafter Zeraetzungaproceas 
'on Blutbeatan dt heilen vor sich geht, a, u. §. 17. 



§. 14. Galle. 

Man erhalt Galle aus der Gallenblase eben geachlach- sen 
r Thiere und Enthaupteter, Diese ist aber nicht ^' 
) Galle, sondern mit dem Schleime der Gallenblase 
vermischt. Zur genauem Unterauchang der Function 
legt man Gallenfiateln an, aus denen die Galle nach ^ 
j.Auaaen abflieast, (Schwann. Blondlot.) Thiere ver- 
die völlige Entziehung, wenn ihnen eine sehr 
icbliche Nahrung gegeben wird. 
Die gesunde monsehliche Galle iat röthlichgelb oder 
;ht eigenthüimlich, achmeckt stark bitter, reagirt 



60 Verdauung. Galle. 

BxiBobaf- schwach alkalisch oder neutral , hat ein spec. Gewicht 
erGalle. ^^^ 1,026 — 1,03; mit Gallenhlasenschleim vermischt 
fault sie leicht, von demselben befreit, hingegen lang- 
sam. Sie hemmt die Gährung, sowie auch die künst- 
liche Verdauung. Wenn man Oel oder durch Erwärmnng 
flüssig gemachtes Fett mit Galle vermischt, so zertheilt 
sich dasselbe in sehr feine Theilchen, welche in der 
Flüssigkeit sich eine Zeit lang schwebend erhalten, es 
entsteht eine Emulsion. Wird eine solche Emulsion 
von einer alkalischen Lösung durch eine Membran ge- 
trennt, so diffuudiren die beiderlei Flüssigkeiten gegen 
einander, das Alkali bildet mit dem Oel Seife and es 
gehen zugleich Fetttropfen über. (Wistinghausen.) 
Während eine Diffusion zwischen Fett und Wasser be- 
kanntlich nicht Statt findet, wird diese möglich, wenn 
zwischen beiden eine gallengetränkte poröse Scheidewand 
sich befindet. Hieraus lässt sich auch erklären, dass 
das im Darme befindliche Fett durch die nassen Mem- 
branen hindurchgeht. 
nn^(^e j)^^ quantitative Analyse der Galle eines 49 jährigen 
die der enthaupteten Mannes ergab folgende Bestandtheile in 
**"^- 1000: 

Wasser 822,7 



177,3 

107,9 

47,3 

22,1 

10,8 



feste Substanzen 
gallensaure Alkalien . 
Fett und Cholesterin . 
Schleim mit Farbstofi" 
anorganische Salze . . 

(Gorup-Besanez.) 
Bei Hunden, Katzen und Schafen fanden sich feste 
Substanzen nur ungefähr 5^/q. (B i d d e r und Schmidt.) 
Von organischen Bestandtheilen der Galle sind be- 
kannt : 

1) die Natriumsalze der Glycochol- und Tau - 
rocholsäure, von denen die letztere in der mensch- 
lichen Galle vorwaltet. Beide Gallensäuren lassen sich 
i p?obe. durch die Pettenkofer'sche Pr«be nachweisen. Man 



VetdannnB. ßaUe. 61 

fetüt der Galle in einer Porzellan aehale einige Tropfen 
vecdtinnte Schwefelsäure and eine sehr geringe Meng'e 
Znckertoaung zu und erliitzt langsam. Es euteteht ein 
1 rother Fleck. — Sehr kleine Quantitäten Gallen- 
aäure können in dieser Weise nachgewiesen werden. — 
jnttiUt eine PlüsBigkeit Eiweiss, so rnuas zuvor dieses 
BTch Ooagnlfttion entfernt werden, weil Schwefelsäure 
liit Zucker dasselbe gleiehfalls rötliet. 

2) Galle nfurbstofle. Der haupt sächlichste Gallen- G 
farhstoff ist roth, Bilirubin (Biliphäin, Cholepyrrhin), 
welcher durch Schütteln der Galle mit Chloroform er- 
halten wird. (Yalentiniir.) Eine alkalische Lösung 
desselben färbt sich au der Luft (durch Oxydation) 
grün, es entsteht Biliverdin, welches in der alkalisch 
reagirenden Galle niemals fehlt. Durch Zersetzung bil- 
den sich noch andere Farbstofie, namentlich der braune: 
BilifuBcin, Bilihnmin. — Das Bilirubin scheint identisch 
I Farbstoffe zu sein, der in alten Blutextru- 
^TSaaten , z. B, des Gehirns vorkommt , dem H Hma - 
^Oidin. — In der Gelbsacht finden sich Gallenfarb- 
1 Blute und Urtne, sowie mit wenigen Ausnah- 
allen Körperorganen. Auch wenn man viel 
"Wftsser oder gallensaure Alknlien ins Blut von ThJeren 
spritzt, lassen sich im Urine Gallenfiirbatofle naehwei- 
aen. Man erklärt dies daraus , dnss das Wasser und 

Ki.e gailensauren Alkalien den Blutfarbstoff lösen, Hä- 
latoidln bilden, aus dem wiederum Bilirubin entsteht. 
Die GftUenfarbstoffe werden durch die Gmelin'sche Oi^ 
rohe erkannt. In ein Frobirglos, in welchem ver- 
Sante, alkalisch gemachte Galle enthalten ist, l&sst 
man eine Mischung von starker Salpetersüure und sal- 
petriger Säure sehr vorsichtig tropfenweise einfliessen, 
ohne umzusohütteln. Nach einiger Zeit bilden sich far- 
bige Ringe und zwar folgen sich Grün. Blau, Violett, 
Hotb.j Gelb. Sehr gut ist auch eine neuerdings von 
Maly angegebene Methode zur Grkenntniss der Gallen- 
Kforbstoffe : ^Man schütte iu ein Reagenzglas etwas i-eine 



H^thi 
^Kircli 



^^rsaat 
Wotd 



62 



Verdauung. Galle. 



Fig. 12. 




Salpetersäure^ auf diese 1 oder 2 Tropfen Brom, dann 
lasse man verdünnten Gallenfarbstoff auffallen. Es 
entsteht dadurch oben eine ziemlich starke Schicht 
von blauer Farbe, darunter eine schmale von Roth, 
zwischen beiden Violett, unten etwas Grün und Gelb. 
ioiesterin. 3) Cholesterin, früher wegen seiner Auflöslichkeit 
in Aether Gallenfett genannt (s. Anhang), krystalli- 

sirt in grossen rhombischen Ta- 
feln (Fig. 12). 

Bringt man auf Cholesterin- 
krystalle etwas concentrirte Schwe- 
felsäure, so färben sich die Ränder 
vorübergehend roth. Es findet 
sich in den meisten Gallensteinen, 
aus denen es durch Kochen in Al- 
kohol erhalten wird. Das Cho- 
lesterin ist löslich in heissem Al- 
kohol, Aether, Chloroform, Benzol 
und Lösungen von gallensauren 
Alkalien^ daher auch in der Galle, 
nicht aber in Wasser. Seine Lösungen drehen die 
Polarisationsebene nach Links. 

4) Lecithin (Diakon ow) und Neurin oder Cholin 
(Strecker) auch Harnstoff und Harnsäure. 

5) Fette und Seifen in sehr geringer Menge. 

6) Salze: Chlornatrium und phosphorsaures Natrium, 
etwas phosphorsaures Calcium, Eisenoxyd. Nach Young 
enthält die menschliche Galle zwischen 0,004 und 0,01®/q 
Eisen. 

[enge der Die Quantität Galle, welche ein mit einer Fistel 
jiT Gaiie.^ versehener Hund entleerte, betrug für jedes Kilo Kör- 
pergewicht im Mittel aus 67 Versuchen: 

in 1 Stunde 1,023 Grm. frische, 0,049 trockene, 
„ 24 Stunden 24,55 „ „ 1,176 „ 

(Bidder und Schmidt). Nimmt man an, dass 
ein Mensch von 60 Kilo Körpergewicht gleichviel ab- 
sondert, so würde ein solcher in 24 Stunden zwischen 



Cholesterinkrystalle, 

aus einem Gallensteiue 

dar^ stellt, 155mal ver- 

grössert. 



Fette. 
Salze. 



Verdaniiiig. 6a!le. 63 

'.' ood 3 Pfd. entleeren. Reichliche Fleischnahrung ver- 
mehrt, Brod und Fett mit geringerer Fleischnahrung 
vermindert die Ahsonderang. Sie beginnt einige Stun- 
den nach der Nahrungsaufnahme sich zu steigern und 
nimmt von Stunde zu Stunde noch zu (während 8, 
Kölliker u. Müller, selbst 15 Standen, Bidderund 
Schmidt). Die Seoretion scheint ölso mit dem Ein- 
tritte von Nahrungsmitteln in das Duodenum zuBammen- 
zuhangen. Die bekannten Wirkungen der flalle sind; 

1) Werden Galle, GJallena&uren oder gallenBanrfe AI- wirkm 
kftlien mit Blutkörperchen in Verbindung gebracht, so 
loseu diese sich auf (Hüne fei d) und man kann mit 
ausreichender Galienmenge in einer gewissen Blntquan- 
titat alle Korperchen verschwinden machen. 

2) (Jalle oder (ütiUensäuren, auf motorische Nerven 
oder Muskeln gebracht, reizen dieselben, es entstehen 
Zuckungen (B od g e) und später durch Ueberreizung 
Tjähmnng. Gelangt nicht genug Galle in den Darm, so 
wird aeine Bewegung verlangsamt. 

3) Der emulgirenden Eigenschaft der Galle, welche 
wohl die wichtigste Function derselben ausmacht, wnrde 
oben schon Erwähnung gethan. 

4) Der tralleufarbstoff färltt die Excremente und 
trägt wesentlich zum Geruch deraelbeu bei. 

5) Das Natrium der gallensauren Verbindungen bil- 
det jnit Fettaänren Seifen. Da nnn der pankreatiache 
Saft die Fette zerlegt, so entstehen durch die Galle 

6) Bei Thieren, denen alle Galle durch die angelegte 
Fistel ahflieast, erfolgt eine grosse Mattigkeit, Versto- 
pfung, GefriiBsigkeit ; im Chylue ist das Fett sehi" ver- 
mindert, während die Ejtcremente fettreicher sind. 

§. ir>. Glyoogen. 
Aus der Leber ist ein stickstofffreier Körper darstell- Giyooi 
bar (a. Anhang), welcher durch verschiedene Fermente 
(Speichel, Blutserum, verdünnte Schwelelaüi 



64 Verdauung. Glycogen. 

ges Lebcrextract) in Dextrin und Traubenzucker um- 
gewandelt werden kann, nämlich das Glycogen, wel- 
ches ^2 — ^^U^lo ^®^ ganzen Lebergewichts betragen kann 
(Bernard). Diese Umwandlung scheint im normalen Zu- 
stande in der Leber selbst nicht zu erfolgen. Denn wenn 
man die Bauchhöhle eines gesunden Thieres öffnet, einen 
Theil der Leber ausschneidet und in kochenden Alkohol 
wirft, dann das Thier tödtet und mit einem andern 
Stücke Leber ebenso verfährt, so kann mau in jenem 
keinen Zucker nachweisen (Pavy), während er aicli in 
diesem sehr deutlich erkennen lässt. Der Zucker ent- 
steht unmittelbar nach dem Tode. — Durch Hungern 
verliert sich das (.ilycogen, durch den Genuss von Al- 
buminaten in Verbindung mit amylum- oder zuckerrei- 
cher Nahrung wird die Bildung am Meisten befördert. 
Stärke allein reicht nicht aus, wohl aber 'Fleischkost 
allein, um jenen Stoff in der Leber zu erzeugen; hin- 
gegen sinkt seine Menge, wenn Thiere bloss Fett und 
Fleisch erhalten. Es ist wahrscheinlich, dass das Gly- 
cogen in der Leber durch Spaltung von Albuminaten 
entstehen kann, da es auch bei blosser Fleischkost sich 
findet. — Ob dasselbe und wo es in Zucker verwandelt 
wird, ist noch nicht ausgemacht und auch nicht zn 
sagen, ob es zur Bildung von COg verwandt wird. Im 
Blute des rechten Herzens sollen nach Pavy nur Spu- 
ren von Zucker vorkommen. Krankhaft kann die Bil- 
dung von Zucker im Körper so gesteigert werden, dass 
er pfundweise durch den Urin abgeht. Es steht aber 
noch nicht ganz fest, dass dieser Zustand von einer 
Leberaffection herrührt. Bei V^erletzungen der 4. Hirn- 
hohle, Durchschneidung der n. splanchnici, bei bedeuten- 
den Athem- und Cirkulationshinderungen sah man bei 
Thieren Zuckerharnruhr entstehen. 

§. 16. Fett. 

ett in der Es existirt keine Leber, deren Zellen nicht mehr oder 
weniger Fetttropfen in sich enthielten. Sie vermehren 



Vendauiiog. I-cberfVinction. 65 

bei mimgelmier Beweguag nnd reichlicher Nahrung 
1 und Bind in dem i'rühesteu Emhryoitu stände ac-hun 
bifzufiudea. Verfettung der Leber ist sicher niüht allein 



I 




M, -^ 



vom Fette der Nahrung oder von im Körper aufgespei- 
chertem Fette herzuleiten; sie erfolgt nicht nur durch 
|f<0(Lnohe Sabetinaen (Arsenik, Phosphor) sehr rasch, 

le, Compend. der Phyiioloaii.-. i. Anil. ^^ 



Verdauung. Li^bt^rfunotion. 



sondera aach bei einer Mischung von Nahrnngamitteln, 
welche viel Alburainate und wenig Fett enthaltea. 



§. n. raotoren der Leberproduote. 

Bekanntlich ist die ganze Leber in eine grosse Meng» 

von kleinen, etwa 1 — 2 lim. measenden Feldern getheilt. 

(. portinuo. Die Abgrenzung wird durch Verzweigungen der vena 

oiuScBpS'- portarum, der a. hepatica, der ductua biliferi und im 

i»ren. noitualen Zustande durch eine ungemein geringe Menge 




von Bindegewebe bewirkt. Dadurch entstehen die sog, 
Jj eberläpp che n oder Leberinselchen. In dieaea linden 
sich ausser den in ihrer Verbreitung weniger bekannten 
Nerven und Lymphgefässen drei benierkenswerthe 
Theile: 1) Capillargerüsso, hauptsächlich der vena por- 
tarum angehürig, welche in die Mittelvene, t. intralo- 
bnlaris, münden (s. Fig. 14). 2) Leberzellen; 3) die 
von mir entdeckten Anfänge der (Tallengef^isso, die bo- 
genannten (rallencapillsren (s. Fig. 13), derea 
Wandungen die Leber/ eilen bilden. Feber ihr Ver- 



Verdaming. LeberAmotioa. 



er 



Sltnisa zu diesen vgl. die Arbeiten von H ö r i u g, 
ölliker u. A. 
Der groHse Durchmeaaer der Pfortader, die Aeste, 
I welchen aie sich bildet, sowie die eigenthüinLiche 
t ihrer Anabreitiing machen es wahrscheinlich, dasB 
das in ihr kreisende Blnt den Stoff liefert, aua welchem 
die Leberzellen die Secretionsproducte erzeugen, Der 
Querschnitt der a, hepatica ist ungefähr = 5,5 Mra., der 
der vena purtorum =^ 16 Mm. Letztere wurzelt in 
Organen, welche die gelösten Nahrungsmittel enthalten 
(Magen , Dann) und in Organen, welche die haupt- 
Gächlichsten Bildungsstätten der Lympbzellen sind (Milz, 
eolitäre ^ — Peyeraohe — Lymphdrüaen). Sie ergiesst sich 
endlich nicht in eine andre Vene, sondern geht In einem 
neuen Blute apillarsyatom auf. 

"~ ä Blnt, welches in die Leber gelangt, ist zwar 
^ttreicher als das, welches aua der Lober ahfliesst. 
Lehmmjn's Untersnchnngen an einem Hunde 
enthielt daa Blut der v. portArum in 100 Theilen des 
baten Kückstandea 5,0 , das der venae hepaticae 3,0. 
l)agegen war der Znckergehalt der y. portarum beim 
Hnnde 0, der veu. hepaticae 0,7 — 0,8. Jedenfalls ist 
"aber die Menge der stickatoffloaen Substanzen, welche 
der Leber angeführt werden, sehr gering. Aua der Leber 
geht eine viel grÖBBere Menge solcher Substanzen heraus. 
Die Gftllensäuren sind viel ärmer an Stickstoff', als die 
Albuminate; das Glycogen iat stickstoffloa. ^ — Ans diesen 
Thataachen läaat sich der Schluss ziehen, dass die Albumi- 
nate, welche ira Pfortaderblut zur Leber gelangen, sich 
KtÜBr spalten und zwar in stickstoffloae, stickstoffarme 
^d weiterhin stickstofEr eiche Suhatunzen. Zu letztem 
I der Harnstoff (s. IV. §. 3) zu rechnen. 
Pur die Spaltung der Albuminate spricht auch der 
iSehalt der G-aUe an Schwefel (s. IV. §. 3) und an Eisen 
2, sowie auch der Öallenfarbstoff, weicher mit 
lecht als Derivat des Blutfarbstoffs anzusehen ist. Da 
ich die Galle Blutkörjierchen auflöst, so scheint 



68 Verdauung. Lebcrfunction. Bauchspcichcl. 

die Annahme berechtigt, das» in der Lober ein grosser 
Theil des Blutes zu andern Bildungen verwendet wird. 
Aus liem Pfortaderblut entsteht eine Diffusion gegen 
die Leberzellen hin, welche dadurch Material zu drei 
Produkten erhalten: 1) der Grtalle, 2) dem Glycogen, 
3) zu Fett. — Auf welchen Processen die Spaltung 
oder Bildung dieser Stoffe beruht, ist noch nicht auf- 
geklärt. Die Gralle dringt in die Gallencapillaren und 
von da aus in die ductus biliferi. Von den wesentliolien 
Gallensubstanzen hat man bis jetzt vergeblich die Gal- 
lensäuren im Blute gesucht (Lieb ig, Hoppe), die- 
selben auch nicht nach Exstirpation der Leber (Kunde, 
Mole seh Ott) gefunden. Dadurch ist wahrscheinlich 
geworden, dass die Leberzellen nicht etwa schon die 
gallensauren Alkalien aus dem Blute erhalten und die- 
selben den Gallencapillaren ül)erliefern , sondern dass 
sich jene erst durch Vermittlung der Zellen in ihnen 
bilden. 

Fünftes Kapitel. 

Function der Bauchspeicheldrfise. 

§.18. Gewinnung des Bauohspeiohels. 

1) Bei Hunden wird zur Zeit der Verdauung der 
grössere Ausführungsgang des pancreas in der eröffne- 
ten Bauchhöhle aufgesucht, eingeschnitten und in den- 
selben eine Canüle eingebunden. Nachdem der Bauch- 
speichel ausgeflossen, wird die AVunde verheilt. (Cl. 
Bernard.) 
■manente 2) Es wird eine bleibende nach Aussen mündende 
'i8tein. pistel angelegt. (Ludwig und Wein mann.) 

3) Es wird ein kaltes Infusum der Drüse bereitet, 
welche frisch aus der Bauchhöhle eines etwa 6 Stunden 
nach einer reichlichen Fütterung geschlachteten Thie- 
res genommen worden ist. 

4) Es wird aus frischem pancreas ein Auszug mit- 
telst Glycerin bereitet (v. Witt ich). 



. 19. Eigenschaften und Functionen des 
BanehapelcliBls. 
Er int eine klare FliisBigkeit, ohne morphologische Ei 
BeEtandtheile, echmeckt äalzi^ und i-eagirt alkuüeuh. 
Nor dos InluBum zeigt eine eaure Reaction, weil im 
pancreBB Fett enthalten ist und dieses zerlegt wird (s. n.). 
— Priaeh gewonnen ist der Eauchspeichel zähflüsalg, 
_dei' aus bleibenden Fistelt erhaltene hingegen ist dUnn- 
isBiger. Der Gehalt desselben au festen Befltandthei- 
L ist auBBerordentliuh abweichend nnd dieselben Be- 
■ haben in verschiedenen Analysen über 3 und 
inter 2"/u gefunden. 

Jeder Bauchspeichel wandelt, wie die Muudflüssig- Si 
, raech Stärke in Dextrin und Tranbeuzucker 
jben S. 43), hat aber zweitens die merkwürdige ^'J 
igenschaft, die neutralen Fette in Ihre BestaudtheOe; i 
Pettsäureu und Glj-cerin, zu zerlegen. Deshalb röthet, 
! oben bemerkt, Paucreasiufusum sehon au und tiir 
sich die blaue Lackmc^stinctur, weil im pancreas stets 
Fett sich findet, noch mehr bei Zusatz von Fett, in- 
folge der frei werdenden Säure. — AuBserdem kann der 
^^ Bauchspeichel wie die Galle das Fett fein zertheilen 
^bnd eine Emulaion hervorbringen. 

^^F Frisch gewonnener Bauchspeichel, sowie das Infusnm l< 
^Rus pancreas lösen hei Körperwarme die Albuminate, ^' 
^ciesondera Fibrin auf, ohne dass die Verdauungsflüssig- 
keit aufhört, alkalisch zu bleiben; jedoch scheint ein 
Znsatz von einer sehr geringen Menge Säure dieee 
Wirkung zu erhöhen. Diese Eigenschaft des Bauch- 
speichels ist nicht beständig vorhanden, am Sichersten 
ist sie zur Zeit der Verdauung zu beobachten. — Die 
aufgelösten Albuminate werden, wie die Peptone (s. 



1 8. 53), nicht mehr durch Kochen etc. 



;oagalirt. 



i §. SO. Ohemisohe Bestandtheile des Bauehspeichels, 

1) Wasser 90— 98,G"/„; 2)Eiwei8s, gewöhulichei 
flIi-AIbuminat; 3) Leucin iti grosser Menge in 



70 Verdauung. Bauchspcichel. 

itandthei- frischen Safte und im Infusum : wenn der Speichel in 
veisafLeu- Zersetzung übergeht, auch Tyrosin; 4) ein die Stärke 
' ^1™®'*" umwandelndes Ferment, welches auf dieselbe Weise 
erhalten wird, wie das der Mundflüssigkeit (Cohn- 
heim); 5) das Fan creaspepsin, welches man e'rhält, 
wenn man das mit Wasser verdünnte Fancreassecret mit 
Collodium behandelt. Der dadurch entstehende , wohl 
ausgewaschene Niederschlag wird getrocknet, das Collo- 
dium in Alkoholäther gelöst und der rückbleibende 
farblose Satz mit Wasser verdünnt (Danilewßky); 
6) Salze, vorzugsweise Chlornatrium, Chlorkalium, 
kohlensaures Natrium, phosphorsaures Calcium. 

§. 21. Absondemng. 

Die absondernden Elemente sind die Drüsenzellen. 
Beichlich wird das pancreas von Nerven (plexus hepa- 
ticus, lienalis, mesentericus sup.) und G-efässen versorgt. 
Durch Reizung des centralen Endes vom n. vagus wird die 
Absonderung gehemmt, nach Durchschneidung der Ge- 
fässnerven beträchtlich vermehi*t. — Die Menge des 
abgesonderten Bauchspeichels hängt sehr von der Nah- 
rung ab, sodass z. B. bei hungernden Thieren in 1 Stunde 
nicht ^/g und nach reichlicher Fütterung beinahe 100 Gr. 
entleert werden können (AV e i n m a n n) ; nach den Be- 
obachtungen von Bernstein steigt das Secret von der 
1. bis 6. Stunde nach der Nahrungsaufnahme von 1,5 
bis 5 C. C. in 10 Minuten und nimmt dann wieder ab. 

Sechstes Kapitel. 
Functionen des Dünndarms. 

§. 22. Uebersioht. 

»armsaft. Die wesentlichen Functionen des Dünndarms sind 

on.'MotaBfolgeiide: 1) die Schleimhaut sondert gewisse Flüssig- 
istaiticus. j^ßi^ßjj ab, nämlich Darmsaft (succus entericus) und 




Verdannng. I>«MMBft. ^ 1 

B i 111. Die aecornirondoD Orgnne sind die 
LiöberkUhiiBchen ßrlison, violleicht aucii die Epithelien. 
Xlie im Anfange des duodenum hefindUcheü Brunner'- 
acliBii Dr&sen haben Sacchnrilicatiunsvermügeu and 
lösen Fibrin (Krolow, deatten Versuche ich bestätigen 
kann). 2) Die Zotten reaorbiren das eranlsionirte 
Fett und andere Substanzen, üe Capillargeiaase die ge- 
lösten und veränderten Nahrungsmittel. 3) Die Darm- 
iQuskeln bewirken die Fortleitung des D or min halt b, 
4) In den solitiii'en resp. Pej-orschen Drüsen, sowie in 
der adenoiden Substanz der Schleimbaut werdeu wahr- 
-^Acbeinlich Lyniphzellen producirt. 



Darmsaft. 



H 1) Man erhält ihn rein, wenn man aus der geöffneten 

^■Bauchhöhle eines Hundes eine Darrascblinge herauB- 

^Baieht, dieselbe, ohne sie vom Mesenterium also auch 

"■ohne sie von ihren ÖefaBäen und Nerven zu trennen, 

qner an beiden Enden durchschneidet, das eine Ende 

nnwegsam macht, das andere zum Verwachsen mit der 

Sanchwand bringt, die Darrawunden, zwischen welchen 

die Schlinge heruuBgeschnitten worden ist, mit einander 

durch die Darmnaht und endlich die Bauch Wandungen 

wieder lege artis vereinigt. Unter glücklichen ümstän- 

^ den können solche Thiero längere Zeit am Leben blei- 

^Umu. Durch Heizung der Schleimbaut der nach Aussen 

^Esffenen Darmschlinge wird Darmsaft gewonnen, manch- 

^^jBttl 4 Gnu. auf 30 Qnadratcentimeler Oherfiäche in 

dar Stunde. (Thiry.) 2) Durch Anlegung von Dami- 

flsteln nach Unterbindung des ductus choledochus und 

pancreaticus. (Bidder und Schmidt, Zander,) 

Der Darmsaft ist eine gelbliche, dünne, alkalische Gigemi 
Flüssigkeit , welche Albnminate, namentlich Fibrin Dum» 
aufzulösen vermag, auch aacchnrificirend aa wir- 
ken acheint, — Er hat ein apec. Uewicht von 1,0115 
ry), enthalt 2,57^ feste Bestandtheile, von denen 



72 Verdauung. Zotten. 

ungefähr Ys Eiweiss, ^/^ andere organische Babstunzen, 
^3 Asche (darin kohlensaures Natrium) ausmacht. 

bsonde- Der Darmsaft wird nur ])ei Heiznus der Schleimhaut 

^^' abgesondert. 



§. 24. Aufnahme duroh Zotten und Capillargefftsse der 

Darmschlelmliaat. 

Millionen kleiner, 0.2 — 1 Mm. langer Fädchen (Zot^ 
ten) erheben sich vom duodenum bis zum coecum aus 
der Schleimhaut des Dünndarms. Jede Zotte ist von 
einer Schicht Epithelzellen mantelartig umhüllt (s. 
Fig. 16), und reichliche Gefiissvcrzweigungen sprechen 
dafür, dass in den Zotten wichtige Processe vor sich 
gehen. In die Epithelzellen geht das Fett des Darm- 
inhalts. Zur Zeit der Verdauung findet man in der 
That diese mit zahllosen Fettstäubchen erfüllt (Grood- 
sir), Fig. 17c, An der Basis jeder Zelle findet sich 
ein verdickter Saum, der jene gewissermassen deckel- 
artig verschliesst (Fig. 17 a) und sich sogar durch ver- 
schiedene Umstände, schon durch AV asser, abheben kann. 
Dieser Saum ist häufig mit . Streifen versehen (Köl- 
liker, Funke), welche von KöUiker u. A. für Poren- 
kanäle angesehen werden. — Ausserdem findet sich noch 
eine andere Art von Epithelzellen, dunkler, keulenförmig 
und öfters mit einer Oeffnung versehen (d) (Becher- 
z eilen, von Andern Vacuolen genannt). Üb nun das 
Fett durch Porenkanäle, durch Oeffnungen der Becher- 
zellen, durch Abheben der Deckel als neutrales Fett in 
die Epithelzellen, oder ob, was wenig wahrscheinlich ist, 
das Fett in Seife übergeht und in den Epithelien wie- 
der in neutrales Fett umgesetzt wird, oder ob endlich 
die Epithelzellen im Leben wanduugslos sind und sich 
also mit Fett iraprägniren können, ist bis jetzt nicht 
mit Sicherheit zu sagen. 

Von dem Epithelmantel wandert die Fettmasse ins 
Innere der Zotte und gelangt in einen Mittelkanal, 



■I'' 



welchei- nach ueoei'n Untersu-chungen (v. ReckHng- 

laen) mit Epithel begrenzt ist und den Anfang 

i Lyiaphgefnsaöu Li)det, „,_ ,, 

Während der Verdauung vor- 

zeu sich die Zotten (Gruliy 

,d DeUrund) vermittelst Mus- 

ilfasei'n (Brücke), welche mit 

kelscbicht der mucosa 

2usammenh»ngeu (Kölliker). Da 

während de» Lebens die Muskebi 

fast boatändig in einer 

jinausgesetztou Schwankung von 

' [eringer Ountraction und Ex- 

laneion sich befinden, 8ü ist zu 

irmnthen, daas ea sich ebenso 

Zotten i'erhält und dass 

ladorch der Uebergang von Fett 

'esentlich gefördert wird. 

In die Zotten gelangen al)er 

ich Lösungen von Alhnminftlen 

td Kohlehydraten, die Lymph- 

_ ifässe dee Darms führen daher . 

eine wahre Emulsion, gemischt 

mit Lymphzellen, den aogenatin- 

ten Milchsaft oder Chylua (b. 

80). 

Mittlerweile entatflht auch ein 
lifinsionaatrom durch Vermitte- 
ig der Capiliarge fasse zwischen 
gelösten Substanzen ane dem 
Dünndarm (Peptonen, Trauben- a/ i' :c J'h ii 
und Milchzucker, Seifen, Salz- i"^""" ?""° B™^ 
loHungenJ eineraeita und dem Blute Ansrieo. t Vene, d ch 
Hndererseits , wobei jedoch das "'^^ '' 

letztere mehr Stoffe aufnimmt, als abgibt (s. 
»orijtion). 



74 Verdauung. Düundarmbcwcgunj^eu. 



§. 25. Bewegung des Dünndarms. 

anninas- Die Schleimhaut des Dünndurmkanals wird von einer 
itwMstion! innern, stärkern Lage von ringförmig verlaufenden und 
einer äussern Lage von longitudinalen Muskelfasern um- 
geben. Durch die Contraction jener entsteht Verenge- 
rung, durch die Contraction dieser Verkürzung des 
Darms. Diese Veränderungen betreffen aber nicht alle 
Theile zusammen, sondern nur einzelne Abschnitte. 
Beobachtet man den Darm gesunder lebender Thiere, 

Fig. 17. 






Epithelzellen des Dünndarms. 

a Zellen mit gestreiftem Saum, b BecherzcUe nach He nie. 

c Zelle ganz mit Fett erflillt. 

sogleich nachdem das peritoneum blossgelegt worden, 
aber unverletzt geblieben ist, bei gewöhnlicher Zimmer- 
temperatur, so bemerkt man fast beständig bald hier, 
bald dort eine sehr geringe, wellenartige Bewegung. 
Einzelne Theile heben und senken sich ein wenig, ohne 
dass eine stärkere Einschnürung oder ein Aufrichten 
ganzer Strecken sich sichtbar machte. Mancherlei Um- 
iristaitik. stände jedoch rufen eine sogenannte peristaltische 
(wurmförmige) Bewegung hervor, bei welcher einzelne 
Theile oft plötzlich sich stark einschnüren, aufblähen, 
fortkriechen, sich wie in einem Bogen erheben. Dieser 
Erscheinung liegen zwei Veranlassungen zu Grunde, 
nämlich erstens solche, welche die allgemeine Ernährung 
herabsetzen, z. B. Compression der aorta abdominalis 
(Schiff), sowie auch bei eintretendem Tode, so beson- 



Verdauung. Dünndarmbewegungen. 75 

ders deutlich nach einer unglücklichen Chloroformnar- 
kose u. 8. w. Bei sehr geschwächten Individuen sah 
ich zuweilen starke peristaltische Bewegungen durch 
die Bauchdecken hindurch ganz deutlich. Diese Art 
von Vermehrungsbewegung hängt wahrscheinlich von 
einem Zustande des Gangliennorvensystems ab, dessen 
Uebergewicht sich nach der grössern oder geringern 
Paralyse des Cerebrospinalnervensystems geltend macht. 
Die zweite Veranlassung ist Erregung des Darms, ent- 
weder von der Schleimhaut aus, wie durch den Inhalt 
des Darms, die Nahrung, durch fremde reizende Sub- 
stanzen, Luft etc., oder von der Muskolhaut aus, z. B. 
durch Elektrisiren, wobei sich stets die circulären Fasern 
am Meisten zusammenziehen. Mit solchen Contractionen 
sind auch Erscheinungen verbunden, welche auf Schmerz- 
gefühl deuten. Es lässt sich vermuthen, dass Colik- 
schmerzen häufig von Contractionen der cirkulären 
Darmmuskeln herrühren, die durch äussere Wärme wie- 
der ausgedehnt werden. — Es hängt von den "Wider- 
ständen ab, ob eine Bewegung gegen den Dickdarm 
oder gegen den Magen gerichtet ist; in der Regel ist 
die erstere die gewöhnliche, doch kommen auch, wie 
die Beobachtung lehrt, sogenannte antiperistaltische Be- Antiperfi 
wegungen vor. pmgen 

Getrennte Darmstücke eben getödteter Thiere zeigen 
spontan peristaltische Bewegungen. Auch durch Bei- 
zung können vorher ruhende wieder in Thätigkeit ver- 
setzt werden. Beides dauert freilich nur eine kurze 
Zeit. Die Kräfte, von denen diese Bewegungen aus- 
gehen, müssen entweder in den Nerven und Ganglien 
des Darms oder in dessen Muskelfasern sich ent- 
wickeln. 

lieber den Einflnss des n. vagus und n« splanch- 
nicus auf den Darm s. Nervenphysiol. VI. 



76 Verdauung. Excremente. 

Siebentes Kapitel. 

Fnnction des Dickdarms. 

Die wesentliche Function des Dickdarms besteht in 
der Fortführung und Ausleerung der Excremente. 

§. 26. Excremente. 

Ihre Menge beträgt zwischen 67 und 306 Grm., im 
Mittel 130. Hie enthalten Wasser 75^Iq, Nahrungsreste, 
Cellulose, Spiralgefässe, Fett, Holzfaser und Zersetznngs- 
produkte der Galle, namentlich Dyslysin, Cholo'idin- 
säure, veränderten Gallenfarbstoff, Cholesterin und einen 
Extractivstoff: Excretin (Marcet). Die Asche beträgt 
1,9% und enthält kohlensaure, phosphorsaure, schwefel- 
saure und Chlor- Verbindungen, mit Magnesium, Calcium, 
Eisen und Kieselerde. 

§. 27. Entleerung der Excremente. 

Zu dieser Function sind 2 Apparate von entgegen- 
gesetzter Wirkung in Anwendung. Der eine dient 
dazu, die Entleerung zu veranlassen, der andere dieselbe 
unter die Herrschaft des Willens zu bringen. Zum 
erstem gehören der Mastdarm, der m. levator ani und 
die Bauchpresse; zum zweiten der m. sphincter ani 
extemus. — a) Mastdarm. Die Musculatur des Mast- 
darms ist von der des übrigen Dickdarms dadurch ver- 
schieden, das die Längsmuskelfasern ununterbrochen 
neben einander liegen, während sie im colon zu 3 band- 
artigen Streifen geordnet sind. Diese sog. taeniae coli 
erzeugen, weil sie kürzer sind, als das Darmrohr, die 
Ausbuchtungen des colon, in welchem die Excremente 
aufgehalten werden und einen grossen Theil ihrer Flüs- 
sigkeit verlieren. Das ganze colon, vorzugsweise sein 
sehr beweglicher, gekrümmter Endtheil, das 8. Romanum, 
stellen ein Reservoir für die Excremente dar, welches 



Verdamng. Exoramente. 



77 



nur KeitweisB den in grÖBBerer Menge angesumnielten 
Inhalt in den Maatdarm überfuhrt. Hier sind die Be- 
wegungen Kwar wegen des Mangeta der tiiemae gleich- 
massiger; jedouh walten die zur Verengerung dienenden 
tiroulär verlaufenden Muskeln vor den longitudioalen, 
welche zur Verkürzung dienen, vor. Am ünde des Mast- 
darms bildet der BphiDcttir ani internus einen starken 
Verengerer dieses TheÜes und hilft ganz besonders bei 
einem von oben wirkenden Druck zur Entleerung der 
Escrcmente. 

b) m. levator nni. Seine i'unction ist nicht bloss 
die gewöhnlich angegebene, nämlich den Mastdarm in 
die Höhe zu ziehen. Heine Hanptwirkung besteht viel- 
mehr darin, den Mastdarm zu vorengerti. Man kann 
sich davon durch die electiische Heizung dieses Muskels 
bei Thieren (z. B. Hunden, bei denen er sehr entwickelt 
ist) überzeugen. Wenn man Wasser in den obero Theil 
des Mastdarms fortwährend einfliesaen lässt, und reizt 
indessen beiderseits den levator ani, so zieht sich der 
Mastdarm ao sehr zusammen, doas der Ausfluas des 
Wassers aufhört. Man musa nach meiner Anaicht den 
m. levator ani als \einen Muskel betrachten, welcher, 
wahrend die Lünga- und Circulür-Faaern des Mastdärme 
unwUlkUhr liehe Coutractionen bewirken, seinerseits will- 
kiibrlieh die Aualeerang sehr onterstützt. Er setzt sich 

^^inige Ceutimeter oberhalb des Afters an den Mastdarm 
^Kp. Da zugleich bei seiner Contraction ein Drnck auf 
^^■bh Maatdarm durch die Baucbpresae ausgeübt wird, 
^Hd mnea der Inhalt nach unten, d. h, gegen den After 
^Tiin getrieben werden. Dieser Muske! ist um so wich- 
tiger, well sehr gewöhnlich der Maatdarm oberhalb des 
Afters erweitert ist uud hier leicht ein Aufenthalt der 
Excremente Statt tindeu könnte. 

c) Die Bauehpreaae. Durch dieaelbe wird ein 
Druck auf den Mastdarm in der Sichtung von oben 
uach unten und von vom nach hinten ausgeübt. Die 

icbjireBse wird durch eine Beugung der Oberscheuke! 



78 Verdauung. Ezcremente. 

gegen den Unterleib unterstützt. Daher ist bei ob- 
structio das Sitzen aaf einem niedrigen Gefässe sn 
empfehlen. 

d) m. sphincter ani externus. Im normalen 
Zustande ist der After durch die Elasticität geschloBsen; 
die Wände der Schleimhaut liegen aneinander. Der 
m. sphincter externus ist nicht contrahirt. Sobald hin- 
gegen Kothmassen gegen den After andrängen, zieht er 
sich (reflectorisch) zusammen, so lange bis der durch 
die Muskeln des Mastdarms und den levator ani ent- 
standene Druck oder der Wille den Widerstand des 
sphincter überwindet. — Nach Dnrchschneidnng der 
Sakralneryen steht der After offen. Es ist aber nicht 
ermittelt, ob diese Erscheinung durch vermehrte Con- 
traction der Mastdarmmuskeln oder durch Abnahme der 
Elasticität bedingt ist. 



Dritter Abschnitt. 

liymphe und Blut. 

Erstes Kapitel. 
Lymphe. 

§. 1. Allgemeines, 

Man nennt Lymphe eine helle Flüssigkeit, welche Definitio 
Eiweiss, Fibrinogen (s. Kapitel 2) und Lymphkörper- 
chen enthält. Die Flüssigkeit wird liquor s. plasma 
lymphae genannt. 

Sie kommt vor 1) verbunden mit fibrinoplastischer Vorkomm 
Substanz (Kap. II. p. 92) : in denLymphgefässen und ist ge- 
rinnungsfähig ; 2) ohne oder mit geringen Mengen fibri- 
noplastischer Substanz und ohne Mucin: in den serösen 
Säcken, als liquor pericardii, pleurae, peritonei, sowie 
im Subarachnoidalraum(S e r u m genannt) ; 3) ohne fibrino- 
plastische Substanz mit Mucin: in Synovialsäcken, wahr- 
scheinlich in der conjunctiva bulbi und auf den Schleim- 
häuten. Man nennt sie mit einer grössern Menge von 
Mucin gemischt: Schleim. 4) Sie ist in dem Blute 
enthalten, in welches sie durch den ductus thoracicus 
geführt wird, und kann wieder unter gewissen Um- 
ständen aus den Capillargefässen austreten. Dadurch 
ist es möglich, dass sie infolge von Entzündung in der 
Form von Eiter in allen G-eweben erscheint, und im 
normalen Zustande entstehen vielleicht die sogenannten 
Speichelkörperchen und Schleimkörperchen durch Aus- 
treten der Lymphzellen aus dem Blute. (Oohnheim). 



so Lyini»ho. Cliyhis. 

bellen der Der liquor lymphae hat thcils seine Qaelle in den 

ymphe. A^aiirungsmittolii, welche im Diirmkanal in die Zotten 

übergeführt werden, theils in den (xewebsiiüssigkeiten. 

Die cellulae lyraphae entstehen in gewiasen Drüsen, 

welche man conglobirte oder folliculilre Drüaen 



nennt. 



§. 2. Chylus. 



ffenschaf- DJe in den Lymphgefassen des Darmkanals und des 
Shyias. Mesenteriums vorhandene Flüssigkeit heisst Chylns 
oder Milchsaft. Den letztern Namen hat sie erbal- 
ten, weil sie nach Genuss von fetthaltigen Substanzen, 
also auch von Milch, ein weisses Ausseben zeigt. Die 
weisse Farbe rührt von den in der Flüssigkeit anfge- 
schlemmten Fettkügelchen her. Der Chylus reagirt 
alkalisch, hat ein spec. Gewicht von 1,012 — 1,022. 
Er verwandelt Stärke in Dextrin und Traubenzucker 
(vom beigemischten 2)ancrcati8chen Safte?), hat die 
Eigenschaft, wenn er einige Zeit steht, zu gerinnen, 
und scheidet sich dann in einen weichen Kuchen pla- 
centa chyli, und eine Flüssigkeit, serum chyli. 
oheBe- Die mo rpho logisc he n Substanzen, welche man nnter 
.ndtheiie. ^^^^^ Mikroskope bemerkt, sind 1) Fettkügelchen, von 
denen ein jedes mit einer dünnen Eiweissmembran (Hap- 
togenmembran) umgeben ist. Aus diesem Grunde wird 
der Chylus nicht eher durch Aether entfärbt, liis zuvor 
durch einen Zusatz von Natron jene ^Membran aufge- 
löst ist, gerade so wie dies bei der Milch der Fall ist 
Das Fett im Chylus ist in sehr feinen, staubförmigen 
Theilchen vorhanden. 2) (.'hyluszellen oder LymphzeÜen 
(s. p. 82). 3) Im ductus thoracicus finden sich in der 
Kegel auch Blutköii)erchen. 
lemische Chemische Bestandtheile sind: 1) Wasser un- 

(eständ- getilhr 95^7,^; 2) Fett, theils als neutrales, dem Nahrungs- 
fettc entsprechend, theils verseift: 3) fibrinogeiie und 
librino2)lastische Substanz (s. Kapitel 2): 4) Eiweiss, 
und zwar dieselben Arten, welche im Blute vorkommen. 



Lymphe. 



81 



Wenn auch noch Pepton im Chylus sich findet, so . ist 
doch der grösste Theil desselben schon in Albumin um- 
gewandelt. 5) Zucker und HarnstoflP in sehr geringer 
Menge. 6) Milchsaure Alkalien. 7) Von anorganischen 
Substanzen ist vorzugsweise Chlornatrium vorhanden; 
ferner Kali, Natron, Phosphorsäure, Kalk, Magnesia 
und Spuren -von Eisen. . 

Der Chylus unterscheidet sich selbstverständlich von yon^cK^j 
der Lymphe anderer Gegenden, z. B. von der des Halses undLymp 
oder der Extremitäten dadurch, dass jener Substanzen 
aus Nahrungsmitteln, namentlich Fett, Eiweiss und 
Salze aufgenommen hat, aber auch mehr Fibrin ent- 
halten soll. Als Beispiel dienen zwei Analysen von 
Chylus und Lymphe des Pferdes. (C. Schmidt.) Es 
enthalten 1000 Grm. 



Lymphe 



Wasser . . . . , 
feste Stoffe . . 

Fett '. i 

Seifen | 

Fibrin . . . . ' 
Albumin . . . | 
Extractivstoffe , 
Humatin . . . 

Salze 

Chlornatrium 
Natron .... 

Kali 

Schwefelsäure 
An Alkalien 
geb. Phos- 
phorsäure . 



Seram 

957,61 

42,39 

1,23 



32,02 

1,78 



7,36 
5,65 
1,30 
0,11 
0,08 



0,02 



Kuchen 

907,32 
92,68 



48,66 
I 34,36 

\ iucl. Fett. 



9,66 
6,07 
0,60 
1,07 
0,18 



Chylu 
ductus 

Serum 

958,50 

41,50 

0,50 

0,28 



•\ 



0,15 

Budge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 



7,55 
5,95 
1,17 
0,11 
0,05 



s aus dem 
thoracicus 

Kuchen 

887,59 

112,41 

1,54 

0,27 

38,95 



I 30,85 I 65,96 



2,05 

(incl. 0,14 Ei- 
sen). 

5,46 
2,30 
1,32 
0,70 
0,01 



0,02 0,85 

6 



82 Lymph Zellen. . 

Lymphe Chylus aus dem 

ductns thoracicus 

■ 

Phosphorsau- \ ; ^ ^ i 

resCalcium ' ' ' ' ^-'^ : 0,25 

Phosphorsaur.. ( ! . 

Magnesium J 0,05 0,03 



§. 3. Lymphzellen. 

Fundorte: Im Blute als farblose Blutkörperchen, 
im Schleim als Schleimkörperchen, in der Mundflüssig- 
keit als Speichelkörperchen , im Eiter als Eiterkörper- 
chen, in der Lymphe, im Chylus, in den Lymphdrüsen, 
den coi*pora Malpighiana und der pulpa der Milz, den 
solitären und Peyer'schen, überhaupt in allen folliculären 
Drüsen, an vielen, violleicht allen Schleimhäuten unter 
dem Epithel; endlich auch im Knochenmark. 

Eigenschaften. Es sind membranloöe Protoplas- 
makugeln, meist gegen ^l2()o" gi'oss, jedoch auch viel 

kleiner, bis V400'" ^^^ sogar 

^'^* ^^' Vsüo'"- ^i® variii;en also zwi- 

j sehen 0,01 1 Mm. und 0,004 Mm. 

« sind resistent gegen Wasser, 

B ® © Alkohol , Säureil , Galle (?), 



unrni d haben meist einen, oft zwei 

tiM""' und mehrere Kerne, welche 

^ durch Essigsäure stärker her- 

a Blutkörperchen von der Fläche, vortreten. (Siehe Fig. 18 d.) 

6 vom Rande aus gesehen, c wie EntsffihnTio' Tn «^ah 

Geldrollen an einander liegend. i^n LS lenung. ±n den 

d Lymphzellen. folliculären, den Lymphdrüsen 

und der Milz ist ein netz- 
artiges (]iewebe, reticulum, nachzuweisen, in dessen 
Maschen Lymphzellen in ungeheurer Anzahl vorhanden 
sind, adenoide Substanz (His), cytogene Binde- 
substanz (Kölliker). Wahrscheinlich vermehren sie 
sich in diesen Räumen durch Theiluug. Sie werden von 



Müz. 83 

da aus dem Blute auf directem Wege durch die Milz, 
auf indirectem Wege durch die Lymphgefasse zugeführt. . 
Die ausserordentliche Verbreitung von Brutstellen der 
Lymphzellen im Körper lässt auf die grosse, noch nicht 
vollends gekannte Bedeutung derselben schliessen. 

§. 4. Funotion der Milz. 

I. Aus physiologischen und anatomischen Grründen Entstehong 
lässt sich schliessen, dass die Milz eines der wichtigsten zeUen^der 
Organe ist, in welchen die Entstehung von Lymph- ""*^^' 
Zellen erfolgt und wahrscheinlich ist grade dies die 
vorwaltende Function derselben. 

1) Bei Thieren kann ohne allen bleibenden . Nach- 
theil für Gesundheit und Leben die Milz exstirpirt 
werden. Andere Organe, welche Lymphzellen produ- 
ciren, vertreten dann die Veridchtung jener , und nehmen 
auch an Grösse gewöhnlich zu. Hierhin gehören nament- 
lich die Lymphdrüsen. Mitunter sieht man auch nach 
einer solchen Exstirpation Nebenmilzen anwachsen. 

2) Das aus der Milz durch die vena lienalis aus- 
fliessende Blut ist viel reicher an Lymphzellen, als 
das Venenblut anderer Organe. Gewöhnlich kommt 
auf 500 rothe Blutkörperchen 1 farbloses, im Milzblute 
hingegen auf 70 rothe 1 farbloses. (Hirt). 

3) Die Vergrösserung der Milz kann in Krankheiten 
eine bedeutende Höhe erreichen. Mit derselben ist eine 
ganz beträchtliche Zunahme der Lymphzellen im Blute 
verbunden. 

4) Man hat beobachtet, dass nach dem Essen die 
Milz anschwillt und andrerseits, dass 1 bis 1^2 Stunden 
nach dem Essen die weissen Blutkörperchen zunehmen. 
Es ist daher die Vermuthung eines Zusammenhangs 
beider Erscheinungen zulässig. Das Anschwellen der 
jVIilz hängt mit dem Vorhandensein von Muskelfasern 
im Gewebe der Milz zusammen, vorzugsweise aber ist 
es abhängig von den Gefassmuskeln und deren Nerven. 

6* 



84 ^^'^^7.. 

Man kann die Erscheinung fuglich der Erection ver- 
gleichen; die Structur des penis und der Milz bietet 
viele Analogien. Es ist nicht unwahrscheinlich, dasa 
gleichzeitig mit der aktiven Hyperämie der ^Magenschleim- 
haut; wie sie bei vollem Magen beobachtet wird, auch 
eine Hyperämie in der blutreichen Milz entsteht, zumal 
eine Communication zwischen dem plcxu» nervosus 
gastricus und lienalis besteht. --- Das Abschwellen der 
Milz ist leicht aus dem sehr elastischen (iewebe der- 
selben zu erklären. Das Netz- und Balkengewebe der 
Milz ist nämlich ausserordentlich dehnbar und elastisch. 
Hauptsächlich scheint die Bildung oder Vermehrimg 
der Lymphzcllen in dem reticulum und den corpora Mal- 
pighianji zu erfolgen, welche ganz von solchen Zellen, 
öfters doppeltkeniigen, erfüllt sind. Auf welche Weise 
nun dieselben ihre geschlossnen Follikel verlassen, ob sie 
sich durch die AVandung durchpressen oder ob Follikel 
geradezu bersten, ist unbekannt. Mir erscheint das Letz- 
tere um deshalb wahrscheinlicher, weil man nicht selten 
in der Milz Blutkörperchen in einem Verhalten bemerkt, 

Entstehung ^ic in Extravasaten, s. u. 

von Blut- II. Die Milz wird ausserdem als der Ort angesehen. 

in der Milz, in welchem aus Lymphzellen Blutkörperchen entstehen. 
Von Kölliker sind solche ITebergänge wirklich ange- 
geben. — In der Milzasche sind über 7 % Eisen ent- 
halten, in der Leberaschc nur 2,34% (0 idtmann). 
Man könnte daher vcrmuthen, dass die Milz besonders 
geeignet wäre, das in der Nahrung dem Blute zuge- 
führte Eisen aufzunehmen und zur Hämoglobinbildimg 
zu verwenden. - Li der Milz sind mannichfaltige StofFe, 
welche auf einen regen Bildungsprocess hinweisen, ge- 
funden worden: stickstofiTialtige: Xautin, Hippoxantin, 
Leucin, Harnsäure — , stickstoÖlose: Inosit in grosser 
Menge, Ameisensäure, Milchsäure, Essigsäure, Hutter- 
säure; von anorganischen Su})stanzen: Natron, Kali, 
Phosi)horsäure, Eisenoxyd. Kalk 

Manche Beobycliter nehmen an, dass im Gegensatze 



Milz. Lymphdrüsen. 85 

zu der obigen Theorie in der Milz Blutkörperchen zu®^"^*^^ 
Grunde gehen. Diese Ansicht gründet sich darauf, dass Zeilen, 
man in der Milz öfters, jedoch durchaus nicht constant, der^Bi?tk 
eine kleine Anzahl von Blutkörperchen neben einander ^^''jä.* 
von einer Membran umschlossen findet. Man hielt jene 
für eingekapselt, der allgemeinen Cirkulation entzogen, 
zur Zersetzung bestimmt. Indessen trifft man solche 
Bildungen auch in andern Organen, wenn kleine Extra- 
vasate Statt gefunden haben, z. B. im Gehirn. Yergl. 
auch IV. §. 9. 

§. 5. Lymphdrüsen und verwandte Gebilde. 

Die Lymphdrüsen sind ebenso, wie die Milz, Bil- 
dungsheerde für die Lymphkörperchen. In dieselben 
^ehen Lymphgefasse hinein, vasa afferentia, und andere 
heraus, vasa efferentia. In letztem sind reichlich Lymph- 
zellen enthalten. — Die Drüsensubstanz der Lymph- 
drüsen ist im Ganzen der der Milz und der andern 
ähnlichen meist folliculären Gebilde (s. u.) vergleichbar. 
AVährend in den Drüsen mit Ausführungsgängen die 
Kanalform die typische ist, zeigen die folliculären Drüsen 
eine Maschenform. Die Bälkchen vertreten hier die 
Wandung. An ihnen verlaufen in den Lymphdrüsen 
die blutführenden Gefässe. Durch die Maschen hindurch 
gehen Gänge, die Lymph^inus genannt, mit welchen 
die vasa afferentia und efferentia communiciren und in 
welche die Lymphzellen, die sich beständig loslösen, 
hineingelangen. 

Den Lymphdrüsen ähnlichen Bau zeigen auch die Foiukei 
Follikel an der conjunctiva des Auges, Trachomdrüsen 
genannt, in der Zunge, in den Mandeln, im Gaumen, den 
Holitären und Peyer'schen Drüsen, welche man wahr- 
scheinlich sämmtlich als Lymphzellen bereitende Organe 
zu betrachten hat. Man zählt auch die Thymus diesen 
Organen zu, deren Bau aber noch nicht vollständig 
aufgedeckt ist. 



86 Circulation der Lymphe. 

Durch die Untersuchungen von Neu manu und 
Bözzozero scheint auch das rothe Knochenmark, wie 
es besonders in den kurzen Knochen (Wirbeln) gefun- 
den wird, zu den Organen zu gehören, in denen sich 
nicht nur die verschiedensten Formen von Lymphzellen 
finden, sondern auch Entwicklungsstufen zu ^Intkor- 
chen. 

§. 6. Circulation der Lymphe. 

Aufaahme^ An welcher Stelle die Aufnahme der Lymphe dnrcli 
durch die Lymphgefässe stattfindet, wird durch die Kenntniss 
gefÄse! von den peripherischen Anfiingen dieser Gefässe be- 
stimmt. Diese sind jedoch noch nicht überall mit 
Sicherheit ermittelt. Man weiss indess. dass in serösen 
Häuten zwischen den Epithelzollen Lücken vorhanden 
sind, welche direct mit den Lymph^cfilssen commnuiciren. 
Wenn man z. B. in die Bauchhöhle eines Thieres Miloh 
einspritzt, so dringt dieselbe durch jene Lücken in die 
Lymphgefässe des Peritonealüberzugs vom Zwerchfell 
(Entdeckung von v. Kecklinghausen.) Dasselbe zeigt 
sich in der Pleurahöhle (Dybkowski). Wahrscheinlich 
finden sich im Bindegewebe offene Mündungen der 
Lymphgefässe. In den Zotten füllen sich die Epithel- 
zellen mit dem feinzertheilten Fett und andern gelösten 
Substanzen und bei der Contraction der Zotten wird 
der Inhalt der Zellen in das Innere der Zotten getrieben 
und gelangt in den mittlem Kanal. (S. Fig. 16 und 17. 
S. 73 und 74). Mit diesem Kanal hängen nun die 
mit Wandungen versehenen Lymphgefässe des Darmkanalfl 
zusammen. 

Treibonde Welche Kräfte wirken, um die Flüssigkeiten in die 
Anfänge der Lymphgefässe einzutreiben und dieselben 
auf ihrer Bahn weiter bis zum ductus thoracicus zu 
leiten, ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Dass jene 
Kräfte zum Theil wenigstens von der Peripherie gegen 
das Herz hin wirken, geht daraus hervor, dass ein Druck 



Kräfte. 



Clrenlatioii der Xymphe. 87 

Lymphgefiiaa eine Änachweüung jenseita der 
lompression erzeTig+. Der Druck, unter welchem die 
tewegung der Lj'iuphe steht, ist im Ällgemeinea sekr 
gering; so z.B. am HalalymphBtamm bei Htiuden war 
der Seitöndrnck 5 — 20 Mm. einer Löanng von Natrium- 
carbon at. Der geringe Druck erfordert auch relativ 
geringe treibende Kräfte, zumal die reichlichen KlAppen 
in den LympbgefäB^en den £,(LckäuBB hindern. Sowohl 
die benachbarten Muskeln als der Seltendrnck der be- 
nachbarten Blutgefässe wtrkeu in diesem Sinne ; denn 
bei stärkerer Bewegung und bei Zunahme des Blut* 
drucks ist auch der Lymphatrom verstärkt. In dieser 
Weiee mag in den Lymphgeßiiisen der Estremitäten das 
Einfliessea von FlüsHigkeiteo in deren Mündungen vor- 
an ga weise geschehen. In der Bmst- und Bauchhöhle 
kann durch den Drnck, den die in diesen Höhlen be- 
ständig vorhandenen Flüssigkeiten (iiquor pleurfie etc.) 
während der Exspiration erfahren, ein Zuflues zu den 
Änfiingen der Lyinphgefäaae erfolgen. (Dybküweki, 
Ludwig nnd Schweigger-Heidel.) Ob ferner die 
Muskelhaut der LymphgefitaBe, wie die in den Arterlen, 
während des Lebens einer wechselnden Dilatation nnd 
Controction unterworfen ist, ISsat sich bis jetzt nur 
hypothetisch aussprechen. Neuerdinga hat Goltz be- 
obachtet, dass bei Fröschen eine Kochsalzlösung ans 
diesen Thieren unter der Haut befindlichen 
mphsäcken schnell resorbirt wird, solange die Central- 
»•gane des Nervensystems unversehrt sind, nicht aber 
■ach deren Zeratörnng. Endlich wirkt auch auf den 
BihftU des dnctna thoracicua die Ansaugnng, durch 
telche das VenenbJnt während der Inspiration dem 
I zugeführt wird, da ja jenes Lymphgefiiss in die 
mbclavia mfindet. 
Bei der Eispirat ion sahen Bidder und Weiss den 
8eit«ndrnck im dnctna thoracicus von 12 auf 15 Mm. Hg. 
Bteigen; bei der Inspiration betrug der negative Druck 
'fi,78 Mm. Hg. 



88 Circulation dor Lympho. * 

L'^^'h^e aus ^^^ ^^ ^**'* ^^^^ ül)ergefuhi*te Lymphe kann in dem- 
dem Blute, selben nicht als solche bleiben^ sonst würde die Menge 
der Lymphkörperchen bei jedem ZnfluRs derselben das 
Blut Übertüllen. Entweder müsHCU die eingeführten 
Lymphzellen das Blut wieder verlassen, oder es muss 
eine Verwandlung der Lymphzellen vor sich gehen, oder 
die Lymphzellen müssen sich zersetzen. Dadurch ist 
es möglich, dass dieselben ungefähr in einem gleichen 
"Verhältnisse zu den rothen Blutkörperchen (0,2 ^j^) 
im Allgemeinen bleiben. 

Es ist erwiesen, dass bei Entzündungen masBenhaft 
die farblosen Blutkörperchen, welche den Lymphzellen 
identisch sind, aus den Capillargefassen austreten, in- 
dem sie zwischen den Epithelien, welche die intima der 
Gefässwand sowie die Capillargefässe bilden, dorch- 
dringen. (Entdeckung von Co hn he im.) Es liegt daher 
die Annahme nahe, dass auch unter normalen Verhält- 
nissen, wenn das Blut eine «»rössere Menge von Lymph- 
zellen aufgenommen hat, diese auf dem oben angege- 
benen Woge das Blut wieder verlassen und dass auf 
diese Weise in den serösen Säcken die sogenannten 
Transsudate entstehen, welche nichts Anderes sind, als 
wasserreiche Blutflüssigkeit mit Lymphzellen ; dass femer 
auf gleiche Weise auch auf den Schleimhäuten die Spei- 
chel- und Schleimkörperchen ihre Entstehung haben, 
so auch unter krankhaften Umständen die Eiterkörper- 
chen. Ob zum Theil in den Transsudaten die Lymph- 
zellen zersetzt werden, ist nicht bekannt, hingegen ist 
es sicher, dass die Lymphzellen auf den Schleimhäuten 
zu einem grossen Theil den Körper verlassen und 
zwar durch die Schleimhaut des Darmkanals in den 
Excrementen und auch bei gesunden Thieren (Hunden) 
öfters durch die Schleimhaut der Urethra. Damit er- 
klärt sich freilich nicht die Bedeutung, welche diese 
Zellen in serösen Säcken und auf Schleimhäuten haben. 
Man hat wiederholt vermuthet, dass die Lymph- 
körperchen in Blutkörperchen sich umwandeln, nament- 



Blut. Allgemeine Eigenschaften. 89 

lieh sind in der Milz solche TJebergänge von verschie- Jj^^^*"^* 
denen Beobachtern (Funke, Kölliker) gesehen wor- körperch 
den, ebenso im Knochenmarke (Naumann), v. Reck- %räer 
linghausen gibt an, im Froschblute sogar ausserhalb 
des Organismus eine Neubildung rother Blutkörperchen 
aus Lymphzellen bemerkt zu haben. Indess ist es noch 
nicht gelungen, mit hinlänglicher Sicherheit im Blute 
einen Uebergang der Lymphzellen in Blutkörperchen 
zu beobachten, so wahrscheinlich dieser Process auch ist. 



Zweites Kapitel. 

Blat. 

§. 1. Allgemeine Eigensohaften und Bestandtheile 

des Blutes. 

Das Blut (spec. Gewicht: 1,045 — 1,075, Wärme: ^^1%^ 
36 — 39® C, Beaction: alkalisch), wie es in den Adern wärme, 
fliesst oder lebendiges Blut, besteht aus einer Flüs- lebende' 
sigkeit, plasma sanguinis, und aus zahlreichen, darin ^3*°^^' 
aufgeschlemmten , sehr kleinen Körperchen (s. S. 93). 
Wenn das Blut die Adern verlassen hat oder nicht mehr 
circulirt, so stirbt es ab. Hierbei geht folgende Verän- 
derung in demselben vor sich. Ein im plasma des leben- 
digen Blutes flüssiger Stoff, das Fibrinogen, wird fest 
und während dies geschieht, hängen sich die Blutkörper- 
chen an denselben an. Weil er fest wird, d. h. weil seine 
Theilchen immer enger an einander treteuf so presst er 
die Flüssigkeit, welche ihn umgibt, aus. Diesen Process 
nennt man die Gerinnung des Blutes, coagulatio 
sanguinis. Das geronnene Blut besteht daher aus einer 
zusammenhängenden rothen, ziemlich festen Masse, demi 
Blutkuchen, placenta s. coagulum s. crassamentum 
sanguinis und einer Flüssigkeit, dem serum san- 
guinis (mit einem spec. Gewicht von 1,026 — 1,029), 
in welchem der Kuchen schwimmt. Jener enthält das 
gesammte Fibrin, in diesem fehlt es. 



90 Blut. Gerinnung. 

unotion ^^g ^^^ plasma schöpfen alle Organe ihren Bedarf 
au O; an Eiweiss und andern oxydirbaren Substaasen, 
in dasselbe fliessen COg und andere oxydirte Stoffe 
zurück. 

r^B?^" -^^^ Blutkörperchen sind die Magazine für den Saner- 
-perohen. stoff^ der beständig von ihnen aufgenommen and ab- 
gegeben wird; sie sind wesentliche Erreger der vielen 
Verbrennungsprocesse, welche im Körper vorkommen. 

Das Blut erhält seinen Zufluss aus 3 Quellen, 

1) aus den flüssigen und gasförmigen Stoffen, welche 
die Digestions- und Bespirationsorgane ihm zuführen; 

2) aus den in den organischen Geweben gebildeten 
Zersetzungsproducten ; 3) aus den cytogenen Organen 
s. p. 82 u. 85. 

§. 2. GKerinnung des Blutes. 

a^^usma -^^® beiden genannten Bestandtheile des lebenden 
td Blut- Blutes ; plasma und Blutkörperchen, lassen sich nicht 
rperc en. ^^^.^ji^ Filtriren von einander ohne Weiteres trennen. Es 
sind dazu vielmehr verschiedene Hülfsmittel erforderlich. 
Beim Froschblut ist dies durch manche Sorten von Fil- 
trirpapier, wenn dasselbe mit Zuckerwasaer von ^/^ pCt. 
imprägnirt ist, möglich. Die Blutkörperchen bleiben 
auf dem Filtrum; eine helle Flüssigkeit geht dnrch, in 
welcher sich nach einiger Zeit mit einer Nadel weisse 
geronnene Flöckchen aufheben lassen. (J. Müller.) — 
Lässt man Säugethierblut aus der Ader in ein G-efSss 
fliessen, welches zur Hälfte mit einer concentrirten Lö- 
sung von Glaubersalz gefüllt ist, und stellt es ruhig hin, 
so setzen sich nach einiger Zeit die Blutkörperchen auf 
den Boden des G-erässes und darüber steht eine ziemlich 
klare Flüssigkeit. Bringt man zu dieser Brunnenwasser 
hinzu, so scheidet sich eine faserige Masse ab. (Denis.) 
Auch andere Salze, wie Kochsalz, zeigen ähnliche Wir- 
kungen. Ferner hat Grünhagen angegeben, dass auch 



Rlut. Gerinnttng. 



Ol 



ßljoeiiii (10—40 Volumina) TroBchblnt (1 Vol.) vom 

Terinnen «abhält. Setzt man xa dieser Misohung d^a 

^^Ofache von WaHser hinzu, so enteteht ein gaüertifeB 

pSPibrmeongulum. — Pferdeblut, welches in kalten öe- 

lufgefangen wird, scheidet von aelbet das helle 

, welches über den Blutkügelthen steht und 

ein gleichförmigen Pfropfe ge- 



dasa die B!ut;(ei'innung von 
enthalten ist 



Hieraus geht h 

)r Substanz herrührt, welche im pliia 

. im todten Blute eraturrt. Man nennt, wie gesagt, 

die flüssige Fibrinogen und die erstaiTte Fibrin, An "b" 

das anfangs klehrige, gallertartige, später faserige, sehr 

elastische Fibrin hängen sich die Blutkörperchen und 

dadurch eutateht der Blatkuchen, der sich wegen der 

,.£laaticität des Fibrins mehr und mehr zusammenzieht 

laund die Fläasigkett, welche nun ihr Fibrinogen verloren 

qittt und serura heisst, auapreast, — Schon wenige 

Minuten, nachdem daa menschliche Blut aua der Ader 

gelaasen iat, langt es an, lest zu werden, nach 12 — 

li Stunden ist es gewöhnlich in plncenta und semm 

geschieden. Gerinnt das Fibria, wie es mitunt«r durch 

.nkhati« Zustände geschieht, langsamer, ao haben 

ih die specifisch schwereren Blatkörperchen mit einem 

'heile des Faseratoffs zu Boden gesenkt, während in 

"flem überstehenden semm ein Theil des Faserstoffs erat 

•Untälig gerinnt und eine weisse Decke, crusta phlo-Crni 

gietica, bildet. ^ 

An der Oberfläche, wo der Kuchen mit der atmo- 

L<Bphäriachen Luft in Berührung ist, wird sein Farbeatoff 

Äydirt und hellroth, im Innern zeigt er eine dunkel- 

twthe Färbung. Schneidet man einen Biutknchen durch, 

wird er zwar heller, aber in der Regel nur dann, 

[wenn dies bald geachieht. nachdem er sich gebildet hat. 

Denn die Blntkfigelchen verlieren das Vermögen «ich 

»Kn oxydiren. einige Zeit, nachdem sie aua der Circn- 

^ntion gekommen sind. 



_«es< 

KChe 
^a 



92 Blut. Gerinnung. 

Fibrinogen. Das Fibrinogen ist aber nicht nur im plasina enthal- 
ten, sondern :iuch in den Flüsuigkeiten seröser Höhlen, 
also in der des Herzbeutels, des Bauchfells, der Schei- 
denhant des Hodens u. s. w. Im gesunden Zustande sind 
diese Flüssigkeiten vollkommen klar, bei manchen 
Krankheiten zeigen sie Gerinsel, d. h. das Fibrinogen 
ist in Fibrin übergegangen. Es gibt aber eine Sub- 
stanz, welche dieselben sehr rasch erstarren macht, das 

Pibrinopia- sogenannte (Tlobulin oder Paraglobulin oder fibrino- 
stanz." "plastische Substanz (A. Schmidt). Man kann 
dieselbe aus verschiedenen Theilen des Köi'pers bereiten, 
so z. B. aus den Blutkörperchen, dem serum, der 
Krystalllinse, der Milch, demChylos. der Hornhaut u.s.w. 
Am Leichtesten erhält man es. wenn man COo eine Zeit 
lang in stark mit Wasser verdünntes serum streichen 
lässt; dies wird dadurch getrübt und es setzt sich ein 
weisser Bodensatz. Wird dieser zum liquor pericardü 
oder einem andern Transsudat gebracht, so verwandelt 
sich die Flüssigkeit in eine geleeartige feste Masse. 

Obgleich nun im plasma sowohl eine gerinnungs- 
fähige (Fibrinogen), als eine Gerinnung erzeugende (Glo- 
bulin) Substanz vorhanden ist, so gerinnt dasselbe doch 
nicht innerhalb der le])endigen Gefässe, in denen Blut 
circulirt. Wird ein Gefüss unterbunden, so gerinnt 
gleichfalls das Blut in demselben; ebenso wenn fremde 
Körper (kleine Glasstücke, Quecksilberkügelchen u. s.» w.) 
in ein solches gebracht werden. Hiernach ist wahr- 
scheinlich, dass während des Lebens von der Gefässwand 
ein Stoff abgesondert oder überhaupt eine Wirkung 
ausgeübt wird, welche das Globulin seiner Gerinnung 
erzeugenden Eigenschaft beraubt (Brücke), oder auch, 
dass das Globulin erst im todten Blute aus vei^wandten 
Substanzen sich bildet. Bis jetzt kennt man die Ur- 
sache der Gerinnung nicht. Indessen haben die neuesten 
Untersuchungen von A. Schmidt gelehrt, dass zu den 
oben genannten beiden Substanzen dem Fibrinogen und 
der fibrinoplastischen Substanz noch eine dritte, welche 



Blut. Eothe Blutkörperchen. 93 

als Ferment dient, hinzukommen muss. Um diese zu 
bereiten, verfährt Schmidt in folgender Weise: Er 
bringt 1 Th. Blutserum mit 15 — 20 Th. starken Alko- 
hols in Verbindung und lässt diese 14 Tage lang stehen, 
filtrirt dann und trocknet den Rückstand. Dies Fer- 
ment bildet sich unter gewöhnlichen Umständen erst 
nach dem Tode. 

Mittel, welche die Gerinnung verzögern, sind foi- Verzöger 
gende: sehr geringe Mengen kaustischer Alkalien, fer- ^Lung. 
ner kohlensaure Alkalien, schwefelsaures Natrium, 
Salpeter, Chlornatrium, Chlorkalium, Zuckerwasser, 
Grefrierenlassen des Blutes. 

Beschleunigt wird das Gerinnen durch Luftzutritt, Beschiem 
durch etwas über Körperwärme erhöhte Temperatur, ^^'riSuimg 
durch Bewegung des Blutes ausserhalb des Körpers. 

§. 3. Morphologlsohe Bestandthelle des Blutes. 

Die morphologischen Bestandtheile des lebenden 

Blutes sind so klein, dass sie nur bei starker Vergrösse- 

rung erkennbar werden, und leisten dadurch den sie in 
den Gefässen fortbewegenden 

Kräften einen geringen Wi- *' 

derstand. Man unterscheidet : \ 

1) die rothen Blutkör- ** o /^ ^^ Rotte Bii 
p e r c h e n , weitaus die grösste g) ® ß %^ körperchi 
Menge der festen Bestand- ^fnffl) g 
theile ausmachend. Es sind 
glatte, schlüpfrige, sehr ela- 
stische Scheibchen, die man « .F®*^® Blutkörperchen von der 
. ^,.. 1 • 1 Flache gesehen. &aaf dem Rande 
mit Münzen vergleichen kann, stehend, c geldrollenartlg anein- 
-rrr/^nn -rv. <^ ■» «l-U J,' * 'T- KoAvt liogeud. A farWose Blut- 
wenn man sich diese in ihrer * körperchen. 

Mitte mit einem Eindrucke 

versehen vorstellt, oder mit biconcaven optischen Linsen. 
Sie sind also breiter (im Mittel 0,0076 Mm. = 7i3i Mm. 
= ungefähr Vsoo'") als dick (0,0017 Mm., ungefähr Vieoo'")- 
Wenn sie auf dem Rande stehen, haben sie ein stab- 



94 Blut. Rothe Blutkörperchen. 

förmiges Aussebon, wenn sie liegen, sind sie kreismnd 
mit einem zai*ten Schatten im (-entrnm, den man früher 
als Kern ansah. Wenn sie sich mit ihren Flächen so 
auf einander legen, dass der Kand des einen vor dem 
des andern etwas vorsteht, so adhäriren sie leicht und 
bilden die sogenannten geldrollenartigen Formen. (S. 
Fig. 19.) 

Einzeln gesehen erscheinen sie gelb, mitunter ins 
(Irünlicbe spielend, in grösserer Menge nebeneinander 
roth. Ihre grosse Elasticität bemerkt man im circn- 
lirenden Blute, besonders bei Fröschen, leicht, wo sie 
in engen Gefässen, in denen sie nicht Platz genug 
haben, ihre Form ändern. Ihr specifisches Gewicht ist 
grösser als das der Blutflüssigkeit, sie sinken daher zn 
Boden. 
:roxna und Ein jedes Blutkörperchen besteht aus einer unge- 
xnechani' färbten Grundsubstanz, dem sogenannten stroma des- 
iSSth^fie s^^'^®^? ^^^ ^"^ einer farbigen Substanz, dem Hümo- 
lerBiut- gl ob in. Man kann letzteres vom erstem scheiden, so- 
rperc en. ^^^^^ ^^^ farblose stroma zurückbleibt. Dies geschieht 
durch Wasser, den elektrischen Entladungsschlag, An- 
wendung grosser Kälte (Rollet), Essigsäure, Aether, 
Khodankalium, Schwefelkohlenstofl" etc. Ob der zurück- 
bleibende kleine runde Körper eine besondere Membran 
besitzt oder nicht, ob überhaupt dem unversehrten Blut- 
körperchen eine Hülle zuzusprechen sei, ist noch nicht 
endgültig festgestellt. Die Beobachtungen, nach wel- 
chen jene durch Harnstoff (KöUiker), wiederholtes 
Aufthauen vorher eingefrorener Blutkörperchen (Rol- 
let) durch Wärme über 50^* C. (M. Schnitze) in 
Stücke zerfallen, sprechen dagegen. Eine Membran ist 
])ei Säugethierblutkörperchen bis jetzt nicht dargestellt, 
erinnung — Die Blutkörperchen schrumpfen ein und scheinen zu 
iperchen. gerinnen durch Alkohol. Gerbsäure, Kreosot, Salpeter- 
säure, sie werden durch. Alkalien und durch Gallen- 
sriuren aufgelöst. Durch manche Substanzen zei-fällt 
(las Hämoglobin in kleine Körnchen, welche aus dem 



Blut. Rothe und farblose Blutkörperchen. 95 

ström a austreten und dann eine moleculare Bewegung 
annehmen,* z. B. durch Rhodankalium. Durch mannich- 
fache Veranlassungen, so z. B. durch Elektrisiren des 
Blutes, werden die Blutkörperchen zackig; ich finde, 
dass bei manchen Menschen dieses Zackigwerden ausser- 
ordentlich rasch eintritt, und, wie mir scheint, besonders 
bei sdiwächlichen Individuen. 

2) Weisse oder farblose Blut- oder Lymphkör- Farbioa 
perchen (s. o. S. 82), kleine ungefärbte Kugeln, im Mit- 
tel 0,011 Mm. = Yss ^™- = V2oo"^ welche kein Hämo- 
globin, wie die rothen, hingegen einen oder mehrere 
Kerne und eine feinkörnige contractile Masse (proto- 
plasma) enthalten. Erwärmt verändern die frisch ent- 
nommenen ihre runde Gestalt, werden zackig, es treten 
Ausläufer aus ihnen hervor, wie dies bei Amöben der 
Fall ist, und nehmen sogar kleine Körperchen von Zin- 
nober etc. aus der Nachbarschaft auf. (M. Schnitze.) 
Ihre Contractilität erlischt nach Neu mann durch Zu- 
satz von Wasser oder Anwendung der inducirten Elek- 
tricität rasch. 

Im Blute kommt ungefähr auf 500 gefärbte 1 farb- 
loses. Nach dem Genüsse von Nahrungsmitteln, von 
tonischen Arzneimitteln, besonders aber im Blute von 
Kranken, welche an Milztumoren leiden, sind sie be- 
trächtlich vermehrt. Sie entstehen in folliculären 
Drüsen (s. S. 88) und sind wahrscheinlich vielen Meta- 
morphosen unterworfen. Man vermuthet, dass sie sich 
in rothe Blutkörperchen umwandeln s. p. 88. 

B) Kleine staubförmige Körperchen von dunkler 
Farbe, wahrscheinlich Trümmer von Blutkörperchen und 
zertheiltes Fett. Man nennt sie Elementarkörn- Eiementa 

-. kömchei 

eben. 

§. 4. Chemisohe Zusammensetziing des Blutes. 

Im Blute finden sich Stoffe aus drei verschiedenen 
Quellen: 1) solche, welche durch den ductus fhoracicus 



96 IBlut. Chemisclie Bestandtlieilc. 

und die Hohlvenen zugeführt worden: 2) solche, welche 
durch chemische Processe im Blute selbst entstanden; 
3) solche, welche durch Diffusion aus den Geweben ein- 
getreten sind. 

Im Blute sind Gase (nämlich CGg« ^^ und X) ferner stick- 
stoffhaltige, stickstofflose und mineralische Bestandtheile 
enthalten, jedoch nicht in dem Verhältnisse, wie in 
der Nahrung, in welcher auf 4 — 5 Th. Kohlehydrate oder 
ungefähr 2 Th. Fett etwa 1 Th/ Albuminate kommt. 
Bestand- Im Blute sind von stickstofflosen Substanzen nur Fett 
*Wute8.°^ und sehr geringe Mengen von Zucker vorhanden. Das 
Fett ist gleichfall» nur sehr spärlich, auf 1000 Theile 
Blut ungefähr 1,6 — 1,9 (Becquerel u. Rodier), und 
zwar im plasma, theils als neutrales Fett, theils verseift. 
Dagegen sind in 1000 Theilen Blut nahezu 200 Theile 
Albuminate. Es lässt sich vermuthen, dass das Fett 
sehr rasch im Blute zerlegt oder aus demselben abge- 
setzt wird. 
Zersetzimgs- Zersetzungsprodukte sind gleichfalls im Blute nach- 
^^° *®' gewiesen, wie Harnstoff. Harnsäure. Hippursäure, Krea- 
i tin, Kreatinin, Sarkin. Milchsäure, jedoch in änsserst 
geringer Menge, sodass auch von diesen anzunehmen 
ist, dass sie ausserordentlich rasch aus dem Blute ent- 
Aibuminate. fernt werden. Von Albuminaten finden sich im Blute 
verschiedene Modificationen: 1) Fil)rinogen, resp. Fibrin 
im plasma; 2) Globulin oder librinoplastische Substanz 
(s. S. 92) im plasma und im serum: 3) Natronalbuminat 
oder Serumcasein (Panum), durch geringe Mengen von 
Essigsäure aus dem serum fällbar: 4) eigentliches Serum- 
albumin. Es zeigt die für die Albuminarten angegebenen 
(s. Anh.) Kennzeichen. Tom Eicralbumin unterscheidet 
es sich dadurch, dass dieses durch Aether coagulirt und 
eine geringere Drehung nach Links im polarisirten 
Lichte zeigt, als das Serumalbumin. — Tom Globulin 
unterscheidet sich letzteres dadurch, dass jenes beim 
Erhitzen sich zwar trübt, aber keine coagula bildet und 
durch COg-Gas gefällt wird. 5) Hämoglobin in den 



Blut. Chemisclie Bestandtheile. 



97 



Blutkörperchen (s. S. 99). 6) Eine dem Pepton ähn- 
liche Modification, durch Hitze nicht fällbar, Prote'in- 
bioxyd (Mulder), eine Substanz, welche ähnlich dem 
Protagon sich verhält (L. Hermann) und XlJholesterin. 

Ungefähr die Hälfte der Blutasche besteht aus Mineraiia 
Kochsalz, welches zum grössten, vielleicht alleinigen Iheüe. 
Theile dem serum zukommt, während Chlorkalium in 
grösserer Menge in den Blutkörperchen sich findet. 
Ueberhaupt enthalten letztere, ähnlich wie die Muskeln, 
mehr Kalium — , das serum mehr Natriumsalze. Es ist 
bemerkenswerth, daBs in der Blutsache von Thieren, 
welche sich von Yegetabilien nähren, weniger Kali und 
weniger Phosphorsäure vorkommt als bei Omni- und 
Carnivoren. lieber die Bestandtheile der Blutasche 
s. Anhang III. 



§. 5. Quantität der wichtigsten Blntbestandtheile. 

In 1000 Theilen Blut sind enthalten (nach C. 
Schmidt): 



Blutkörper- 
chen 513,04 
Plasma 486,96 



Wasser 

349,71 
439, 



788,71 



Feste 
Stoffe 



Hämo- 
globin 



163,33 159,59 
47,96 



211,291 



Albumin- 

und 

Extractiv- 

Moffe 



39,89 



Fibrin 



3,93 



Salze 

3,74 
4,14 

7,88 



N 

2,56 
0,62 



In runden Zahlen enthält das Gesammtblut 
78% "Wasser c 

16% Hämoglobin darin 8,67 
47q Albumin „ 2,14 

0,4^/o Pibrin 
0,2% Fett 
0,8% Salze. 

Im serum sind 8 — 9% Albumin, in den Körperchen 
307o Hämoglobin. 

Bndge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 7 



98 Blut. Chemische Be^tandtheile. 

Nach Welckor verhält sich die Menge der Blut- 
körperchen zum plasma bei 

Säugethicren 32 -.68 es kommt also auf 100 BlutkÖrp. 212 plasma 
Vöo^eln 28:72 „ „ „ „ „ „ 257 „ 

Reptilien 27.73 „ „ „ „ „ „ 270.8 „ 

Amphibien 25:75 „ „ „ „ „ „ 800 „ 

Während also bei Säugethieren annähernd die Hälfte 
des vom Blute eingenommenen Baumes von Blatkör- 
perchen erfüllt wird d. h. von dem respiratorischen 
Theile des Blutes, wird bei Amphibien nur der dritte 
Theil davon erfüllt. — Die Blutköi^erchen der Sänge- 
thiere unterscheiden sich von denen der übrigen Thier- 
klassen dadurch, dass sie bei letztern grösser nnd 
elliptisch sind, während sie bei Säugethieren mit wenigen 
Ausnahmen eine zirkelrunde Form haben. 

§. 6. Faserstoff. 

Den geronneneu Faserstoff erhält man durch Schla- 
gen des frischen Blutes oder durch Auswaschen des 
Blutkuchens. Diesen knetet man in Wasser, bis er 
weiss ist, und behandelt ihn mit verdünnter Chlorwasser- 
stoffsäure (Letzteres wegen der ])eigemengten Kalk- und 
Magnesiaphosphatc). Er ist im feuchten Zustande sehr 
elastisch, weiss, formlos oder l)esteht, wenn er durch 
Schlagen des Blutes erhalten wü'd, aus verworrenen 
Fäden und fault ziemlich leicht; im getrockneten Zu- 
stande ist er grau und sehr spröde. Fr enthält immer 
unorganische Bestandtheile , welche nach dem Glühen 
zurückbleiben. Er ist unlöslich in AVasser, Alkohol und 
Aether, löslich in Alkalien, wohl auch in Essigsäure; 
er zersetzt AVasserstoftTiyperoxj'd. Der geronnene Faser- 
stoff aus dem Blute des Menschen und einiger (nicht 
aller) Thiere, z. B. des Schweins, wird durch warmes 
(30 — 40^ G.) Salpeterwasser, sowie durch Fäulniss in 
Eiweiss umgewandelt und ist überhaupt diesem sehr 
nahe vei*wandt. 



Blut. Cliendsohe Bcatanfltheilo. 



g. 7, Häjaoglobln. 

Synon.: HänmtoglobnliJi, HäuiatokrystnlliD, irüher- 
''^Tiin oraoi-, Blntroth. 

Hämoglobin entwickelt wie Platiuiaohr aus Wasser- 
stüffBoperoxyd raach Sunerstoff. Diese Wirkung wird 
aat'gehnbcn duruh Blut, welches Blausiiui-e enthält. 
■(Schönbeio.) 

»Blutkörperchen mit Wasaer versetzt geben das HUrao- 
globin an dieses ab, welches sich dadurch roth färbt. In 
dünnen Schichten orscbeint ea jedoch grün. Ea ist also 
dichroitisch. Es ist in physiologischer Beziehung durch 
drei Eigenachaften auage>teichnet: 1) dnruh seinen Eisen- 
gehait, 2) durch seine KrjatalliButionsfUhigkeit (Rei- 
chert), 3) durch seine leichte Oxydati onsfTibigkeit. In 
100 Theilen HSmoglobin sind 0,42 Eiaen (ausaerdem: 
C 54,2, H 7,2, N 16,0, 21,5, S 0,7). 
Das Eisen wird durch die gewöhnlichen Reagentien 
auf Eisen im frischen Blute nicht angezeigt. 

Wird Äache odoi- auch nur die Kohle des Blut- 
kvichena*) mit Salzsäure erhitzt, so färbt sich die filtrirto 
Lösung durch Kalinmeiaencyanür blau, durch Rhodan- 
" " n roth. Leitet man Chlorgas in Blut, ao werden 
die ofganiacheu Beatandtheile desselben zerstört, es ent- 
stehen starke Blasen, das Blut wird entfärbt, grauweiaa; 
-die liitrirte , gelbliche Elüasigkeit reagirt auf Eisen. 
'Auch andere organische Substanzen lassen , wenn sie 
Alkalisch gemacht werden, das Eisen nicht erkennen. 
"Wird Zuckei-waaser in einem Reagenzglas mit einem 
Tropfen einer Lösung von aalzBaurom Eisenoxyd ver- 
•mischt und werden einige Tropfen Ammoniak hinzn- 
• geragt and urageschiittelt, so wird die briinnliche Flüs- 
sigkeit durch die gewöhnlichen Eeagontien auf Eiaen 
jiicht geändert. Diese wirken erst, wenn etwas Säure 



•) Iti der Aache des e 
Kiaen naohweisbar. 



n sanguinis tat kaum eine Spur 



100 



Blnt. Chemüche BeEtandtlieilf. 



hinzngethan wird. (Roae.) Im Blnte gind nnge^U 
OiOS^/o Eieen, also id 12 Pfnnd 4,8 Grm. In der Abo! 
ist das Eieen wahrauheinlich als Oxyd vorhtuiden. 
lo. Die Hämoglnhinkryatalle sind prismatisch 
tafeliormig und gehören dem rhombischen System« t 
Man erhalt eie ane Hnndeblut anf folgende Wei§ei 
QeBchlagenes Blnt wird mit gleiohera Volnm "WanBet- 
und '/j Volum Alkohol vermischt und 24 Stunden 1 
0" stehen gelassen. — Auch bilden sie sich häufig i 
Huudeblutc, welches lange steht, ohne Weiteres. 

Im Magen von Blutegeln, welche gesogen haben t 
nngeföhr 8 — 14 Tage aufbewahrt wurden, finden i 
die meist rhombischen Hämo g lob inkry st alle oft in groBB 
Menge {Bndge). 

Die Hämo gl obinkry stalle sind nach C. Sehn 
doppelbrechend und pieo chromatisch, d. h, ein dorcft 
gehender Lichtstrahl wird in zwei Strahlen geapalte 
und die Krystalle zeigen drei verschiedene Flächenf 
hen und drei verschiedene Achsenfarhen. 

Durch Alkalien und Säuren zerfallt das Hämoglobd 
in Hämatin und eine Eiweisss üb stanz. — Dat 
Blntextravasaten. im Magen nach Blutungen gefnnd« 
Hämatoidiu ist wahrscheinlich identisch mit Büi 
' ruhin, s. S. 61. Das Hämatin ist blauschwarz, 
löslich in Wasser, Alkohol nnd Aether, hinterläsBt bü 
Verbrennen 12,87o Eisen, löst sich leicht in Säuren t 
Allcalien. Diese letztern Lösungen sind bei aoffalle^ 
dem Lichte braunroth, bei durchfallendem griin 

Man bereitet dasselbe aus Hämin (s. u.) oder i 
I Blute durch Behandeln mit kohJ 



Hämin ist eine Verbindung von Hämatin mit Bad 
Bäure. Eh hat grosse praktische Wichtigkeit zur ] 
kenntniaa von Blutflecken. Es krystallisirt in dünnejl 
rhombischen Blättchen (s. Fig. 20). Um aus Blut Hän 
darzustellen, reiht man etwas getrocknetes Blut 
einer sehr kleinen Menge Kochsalz zusammen auf ein«! 



B]ul. Chemische Bestandtheile. 

tJhrgks, eetüt EiBesrigraij und erhitzt gelinde, bis Blu- 
D der FlaBsigkeit tfirtEtehea vmd kleiae hautartige 
StUokchen obenauf Bchwfihinefl, In diesen finden sich 
die bräunlichen Kryatalle. 

Das EiweisB des Hänioglobiiifl: ist um Nächeten dam 
Globulin verwandt, wofür es schoE' vdn Berzelius ge- 
halten wurde, der die Blutkörperchen a^b 
Hämatogiobulin ansah. - / • -Fig. 20, 

Das Hämoglobin, wie es durch Was--'. .;' ■. 25fl "*?* 
fler, Gefrieren, den elektrischen Entladungs- ^CS^^ * 
schlag ans den Blutkörperchen gewonnen ^'»?* ■ 
wird, entbiilt locker gebunden, Betracb- Häminkrs-iiii'ie. 

lan eine Lösung von HUmoglobin in 
"Wasser durch den Spectralap parat, bo erscheinen im 
Gelb 2 Absorptionastreifen, welche sich durch ihre 
ifeehwarze Farbe leicht zu erkennen geben. Der eine 
ist breiter, der andere, mehr nach Grän hingerichtete 
ichmäler. "Wenn hingegen das Hämoglobin saueretoff- 
Ifrei ist, Bo sieht man anstatt zweier nur einen Ab- 
Borptionsst reifen in der Mitte zwischen beiden (Stokes). 
2u den Stoffen, an welche das Hiiraoglobin seinen 
ßanerstofl' leicht wieder abgibt, gehören z. B, Bchwefel- 
ammonium, ammoniakaliBches Weinsteins aiires Eisen- 
OKydul etc., kurz alle rednzirende Substanzen. 

Bekanntlich kann der gewöhnliche dorch gewisse 
Mittel, a. B. das Durchschlagen des elektrischen Funkens, 
fias Verbrennen von Phosphor, eine Modification er- 
&hren, das sogenannt« Ozon, welches in viel höherem 
Grade als der gewöhnliche Sauerstoff die Fähigkeit an. 
OTydiren zeigt. Körper, welche diesen erregten Saner- 
itoff enthalten , greifen die Korkatöpael an , bleichen 
JTarbstoffe und filrben eine Auflösung von tiuajokhara 
in "Weingeist blau. Dies ist a. B. der Fall bei Terpen- 
tinöl, das lungere Zeit dem Lichte und der Luft aus- 
zt war; es verwandelt einen Tbeil des gewöhn- 
lichen Sauerstoffs in den activen, aber hall ihn so ge- 
bunden, dass die oxydirenden Eigenschaften nur lang- 



102 Blnt. Arterielle« und ttwöbsb. 

sam ei'scfaeineii. Eb gibt hiog^geu f^toffe, welch«, mit] 
jenen oeoHbindonden Körpern, ■■!! Beriihruug gebracht, 
das Ozon frei machen uäd d\nu die oxydirende Wir- 
kung sogleich hervurbringön. Solche Stoffe nennt man 
Ozontriiger. Ea g^JiiJren daztt Platinachwarz, Eiaen- 
oxydal, aber auch Blutkörperchen , resp. Hämoglobin. 
Wenn man dalier altes Terpentinöl und GuajactiBCtiir 
allein mit.- uinartder verbindet, so entateht die Bliluung 
sehr IsiiigBnia oder gar niclit, aebald aber Blatkügelchsn 
noch hiipugefügt werden, ao entateht auf der ätoUe der 
blftne neck. — Jod färbt Stärke blau, nicht aber Jod- 
katium. Läaet mau hingegen auf Jodkai turnst ärkepapier 
Ozoo einwirken, ao wird diesea gebläat, weshalb jenes 
auch als Mittel "dieut, um die Anwesenheit von Uzoa zu 
zeigen. Altea Terpentinöl bringt sehr raach die Bläuung 
des genannten Papiers hervor, wenn man Blutkörperchen 
hinzufügt. (Schönhein.) Aber das Hämoglobin ist 
nicht nur Ozouträgor, sondern es aoll auch selbst 
Ozonreactionen zeigen, daher daa Vermögen haben, den 
gewöhnlichen in activen zu verwandeln. "Wird G-uajak- 
löBung auf Papier gebracht und lässt man diese ver- 
dnnaten, fügt dann eine concentrirte Lösung von Hämo- 
globin hinzu, 30 aoll eine blaue J:''iirbung entstehen. 
(A. Schmidt.) 

|. S. Arterielles vnä venOses Blut. 

Das arterielle Blut ist i'eicher an Gasen überhaupt, 
als das venöse. Hingegen ist dort 0, hier OO^ vor- 
waltend. 

100 Volumen Blut enthalten im Mittel nach 
Schöffer: 
arterieUee: 45,37 Gaa, -14,60 0, 2,02 N, 20,99 COj 
venöses: 41,24 ,,■ 9,05 0, 1,52 N, 34,40 COj. 

Das arterielle Blut gerinnt rascher, ist heilroth, beide 
Eigenschaften sind vermuthlich Wirkungen dea grossem 0- 
Gehaltee; das veuöae Blut gerinnt laugsamer, ist blaurot h. 



Blut. Farlie nnd Qduititiit. 

Wührend der Muskel bewegung verliert das Venen- 
blit and gewinnt 00g, ohne dass es dadurch gerade 
duakler wird. (Ludwig und Szelkow.) 

§. D. Farbe des Blutes. 

Las Hümoglohin, welches den gefärbten Theil des 
Blntej, den Farbstoff der Blutkörpercheh ausmacht, 
wird Mjn verschiedenen Gasarten verändert. Httueratoff 
färbt ei hellroth, 00^ dnnkelroth, Kohlenoxyd and öl- 
bildendsa Gras kirschroth, Mineralslluren brauwoth. ' — 
Stoffe, Teiche die Blutkörperchen ausdehnen, wie Wub- 
1 das Blut dunkler, während solche, welche 
die Blutkörperchen zusanunenziehen, wie die meisten 
Balze, dab Blut heller machen. In diesem Falle gleichen 
die Bintkorperchen ooncaven Spiegeln und refiectiren 
das Licht, in jenem können die farbigen Elemente diehr 
^nrchdringcQ und werden eichthar, zugleich wirken 
die «phiiriachen BlutkÖrpemhen , wie Convexspiegel 
.(H.nl..) 

Da Wasser das Hämoglobin auflöst, so wird das mit 
^iner gröaaern Menge "Wasser versetzte Blut durchaich- 
4Jg nnd nimmt eine Lackfarbe an. Die TTrsauhe liegt 
darin, dass die Blutkörperchen das Blut undurchsiohtig 
■machen, und alle Stoffe, welche die Blutkörperchen auf- 
, bringen daher diese Lacltfarbe hervor. In dicken 
Schichten ist das venöse Blut dnnkelroth, in dünnen 
ünlich, — mithin dichroitisch (Brücke). 

g. 11). Qaantltat des Blntes. 

TJm die Blutmeuge eines Thieres au büatiiunien, hat 
man in neuerer Zeit folgende Methode (AVelcker) an- 
gewendet. Eine kleine Quantität Blut (A) wird aus 
fiiner Ader eines Thieres, deeseu Blutmenge bestimmt 
werden soll, gelassen, durch Schlagen detibrinlrt, ge- 
messen und gewogen nnd in verschiedene gleich grossu 



104 Blut. Quantität. 

Portionen getheils. Eine Portion bleibt unvermiBclrty 
eine zweite enthält ^/g Wasser, ^/g Blut, eine dritte Yg 
Wasser, ®/g Blut u. s. w. Die Färbung der verscKe- 
denen Mischungen ist natürlich verschieden and deut- 
lich unterscheidbar. Das Thier wird dann durch Ver- 
bluten getödtet, das Blut (B) aufgefangen und gewagen. 
— Aus dem Thiere wird der Inhalt des Magens, des 
Darms, der Grallen- und Harnblase entleert, sodann das 
Cadaver zerhackt und mit einer gewogenen Menge 
Wasser ausgewaschen. Dieses Wasser wird von: Blate, 
welches noch im Körper geblieben ist, geröthet. Ver- 
gleicht man nun die rothe Farbe desselben mit der 
Farbe der verschiedenen aus A gewonnenen Proben, 
so finden sich 2 gleichgefärbte Flüssigkeiten heraus. 
Da man nun weiss, wieviel Wasser und wieviel Blut 
in jeder der Proben von A enthalten ist, so kann man 
auch berechnen, wieviel Blut der gesammte Auszug ent- 
hält. Hierzu addirt man A und B, um die ganze Summe 
zu finden. £s ergab sich, dass die Blutmenge bei Hun- 
den Yj3, bei Kaninchen Yis» ^®^ Menschen Yis — Vi4 
des Körpergewichts beträgt. Ungefähr lässt sich an- 
nehmen, dass ein erwachsener Mensch 5 — 6 Kilogrm. 
Blut fühi-t. In 6 Kilo sind ungefähr (s. p. 97): 

Wasser 4680 Grm. 

Hämoglobin 960 ,. enthalten 520 C 153,6 N 



Albumin 140 

Fibrin 24 

Fett 12 

Salze 48 



„ 128,4 C 37,2 N 
12,8 C 3,7 N 
9.24 C 



r 



Blut- Man schätzte früher die Quantität des Blutes im 

ihiung. menschlichen Körper zu 20 Pfund. 

Die Zählung der einzelnen Blutkörperchen von einer 
gemessenen kleinen Blutmenge geschieht auf einer- ge- 
theilten Glastafel unter dem Mikroskope. (Vierer dt.) 
Sie hat ergeben, dass in einem Kubikmillimeter Blut 
ungefähr 4 — 5^/a Millionen Blutzellen vorkommen. 



BtutdMiilabuin. 



105 



Denkt man sich sämmtliche Blutkörperchen dea 

f[en8chen, die Menge des GesamnitblnteB zu 4400 CC. 
igenomiuen, neben einaader gelegt, so würden sie eine 
lache von 2816 Quadrat- Meter decken. 



)rittea Kapitel 
Blutcircnlation. 



BesahrelbnnK des Blatnmlanis. 



Das urterielle Blut gelangt aua dem linken Ventrikel fln 
in die aort» und deren Verzweigungen, geht ununter- " 
hr liehen aus den feinsten Arterien in CapillargefaBBe 
über und von da gleichfalla ununterbrochen wieder in 
Venen. In den Capiilargefasaen ist das Blut dunkel 
geworden. Das Blut der Venen, welche als directe 
Fortaetznngen der aus den Arterien hervorgehenden 
CapiUargefaaae zu betrachten giad, Bammelt sielt endlich 
in zwei groasen Venen, vena cava auperior (20 Mm. 
Durchmeaser) und inferior (30 Mm, Dnrchmeaaer). Beide 
münden an der hintern "Wand des rechten Vorhofa. Die 
Herzvenen münden direct in dieaen, ohne erst in die 
Hohlvenen einzutreten. - — Den Umlauf, welchen das 
Blut vom linken Ventrikel bis zum rechten Vorhof 
macht, nennt man den grossen Kreialauf. 

Aua dein rechten Vorhofo t.vitt daa dunkle Blut in ki 
den rechten Ventrikel, aus ihm in die arteria pnlmonalis, 
vertheilt sich durch deren Ausbreitungen in ihren Ca- 
pillargefäBsen, wird in deueelbon wieder . hellroth und 
kehrt als arterielles Blnt in den linken Vorhof anrück, 
in welchen die vier conae pulmonales münden. — Den 
Umlauf, welchen daa Blut vom rechten Ventrikel bia 
m linken Vorhofe macht, nennt man den kleinen ' 

Man pflegt endlich auch von einem Pfortader- pM^ 
'eisliiuf zu sprechen und versteht durunter den Um- 



106 BlnteiMiilitioB. 

weg, (leu diis Veuenbliit der Mik, des pauoreaa, i 
MftgenB, des groBBten Theils des Darms und kleiner 
Aaste der ßitlleiibluse and (itillenkaiiülB macht, in- 
detn es, ehe es in die vena cfiva inferior überäiesat, 
erst durch die vona niosentevica superior, vena Uenalis, 
TeniL mesentorica inferior und vena coronaria venti'icali 
in dio Vena portamm übergeht und durch die aas der 
Vena portarum entstehondon CapÜlargefitase sich in der 
Leber verbreitet und du.nn erst durch die Lebervenen 
in die vena cava inferior gelaugt. 

§. 12. Z^eok der Blutolroulation. 
WäLrcnii das Blut innerhalb der Gefsisae zu allen 
Körpertheilen mit Ausnahme der Oberhäute gefBirt 
■wird , dringen plaaina und Oase durch die Watt- 
düngen der Capillaren. Ändererseita können wiederuni 
die zwischen den üefaason vorhandenen PlüaeigkeiteQ 
tmndUtid Oase in da» Blut diSundiren. Es ist inithin ein 
P"?'' doppelter Strum des Blutes vorhanden, nämlich 1) ein 
Flieaacn durch das Bett der Q-effisBe und 2) ein Diffn- i 
sionsatrom durch die Wandungen. 

§. IS. Bedingungen für die Herstellung des Blatleiufä. 
Die Bewegung des Biutes wird dadurch ermßgiicht, 
■ daBS, wie hei Bewegungen alier Flüssigkeiten, dasselbe 
von dem Orte des stärkern Druckes nach dem Orte gö- 
ringern Druckes hingeführt wird; mit andern Worten; 
es musH eine beständige Druckdifferenz unterhalten wor- 
den. Am Anfange des (refäss Systems, d. h. da, wo die 
Arterien aus den Ventrikeln herauskommen, ist der 
Druck grösser als am Ende, d. h. da, wo die Venen ihren 
Inhalt in die Atrien ergiessen. Indem durch die Zu- 
Bammeoziehung des Herzens die Bluttheikhen gedrückt 
werden, entsteht in ihnen eine Spannung, sich von dem 
Drucke zu befreien und dahin sich zn verschieben, wo 
nem geringern Drucke ausgesetzt sind. Die Span- 



BlntcirculsKon. Hewcontraction 



107 



mgaftifferenz gleicht aich also dm-ch Bewegung aus, 
sie wird veranlaBst diirc(i bewegende Kräfte. Diejeni- 
gen, welche hei der BlutcircTiiation in Betracht konunen, 
heatehen : 

11) in der Contraction der Mnakeliasern des Herzens, 
2) in der Elasticität der Arterien. 
3) in der Contractu i tat der Arterien, 
4) in dem Luftdrücke. 
Br 



§. 14. Fnnation des Herzens. 
Die Mnskelu der Vorkammern sind ohne maaknlö, 
Verbindung mit den Muitkelii der Kammern, wovon au 
sich am Besten, an gekochten Herzen überzeugt., b 
denen sich die Vorhöt'e leiuht von den Ventrikeln löse 
Hingegen gehen sowohl in den Atrien als in den Ven- 



trikeln die Mnakelfasern 
An den Ostia der Ventrikel hängen di 
mit den iinnuli hbrocartÜaginei zusamm 
Anfang nnd Ende. Nur die 8pit: 
sind mit den chordae tendineao 

An jedem Ventrikel sind zw 
den: die eine führt aus dem atriui 

indeSB liegen 



Seite zur andern. 

Muskel bündel 

Hier ist ihr 

der mm. papilläres 

■bunden. 

Oeffnungon vorhan- 

u den Ventrikel, die 

in die zugehörende Arterie (Fig. 19); 

Oeffnnngen der art. pulmonalis 



die rechte Atrio -Ventricularöfliinng viel weiter ausein- 
ander als die entsprechenden OeSnungcn auf der linken 
Seite. Ein Zipfel der Mitralklappe geht ununterbrochen 
in die innere Wandung der aorta, da, wo der einns 
VftUalvae ist, über. An gekochten Herzen, an welchen 
die Klappenresto weggenoramea sind, sieht man daher 
nur drei Oeffnungen, indem die Aortenöffnung nur eine 
Aiisbunhtung der linken Ätrio-Yentricularöffnung aus- 
macht. 

Die Muskelfasern des Herzens sind quergestreift und 
sind dadurch ausgezeichnet, i&sa die einzelnen Bündel- 
chen sich theilen und mit andern in Verbindung treten, 
uskelstämmchen verzweigt sich zu Aesten, welche 



Blatairtndation. Paltiu tordta. 



wieder mit andern Äestcben sich vereinigen. 
durch werden die Herzmuskelfaeem unter einander 3 
einen innigem Zusammenhang gebracht, ähnlich me| 
bei der Hurnblase der Fall ist. 

Die rege) massige Hchlagfolge der Herzmiukc 
oder der Herzrhytmus, wechselt zwischen ContrtUitioä 
und Erschluffung der einzelnen Äbtbeilungen des fiar- 
zens. Die Contraction nennt man eystole, die Er- 
schlaffung diastole. Man unterscheidet: 

1) Byetole atriorum , bei welcher sich sehr raacli 
'' gleichzeitig die beiden Atrien contrahiren und zwar in 
f' der Richtung von denVenenmttn düngen gegen die Ven- 

trikelöfEnnngen hin ; 

2) Systole vontriculorura. welche unmittelbar der er- 
stem folgt oder vielmehr schon vor der völligen Voli- 
endnng derselben beginnt und in der sich beide Ven- 
trikel gSeichzeitig znaammenziehea; 

3) eine kurze Pause. 

"Wenn 70 Pulsschläge auf 1 Minute kommen, so ver- 
geht zwischen dem Anfange des einen und des darauf 
folgenden eine Zeit von 0,857 Sekunden, von welchen 
ungefähr ^/^ die sj-stole atriorum, ^/^ die Systole vontri- 
culorum, '/^ die Pause in Anspruch nimmt. (Dondera. 



L. Lai 



a.) 



"Wähi-end der Z 
man den Pulsschlag, p 
der 5. und der 6. liippi 
Längen du rchm esse r dci 
Ventrikel zur Spitze ab 
der Dickendurchmesser 



iehung der Ventrikel fiihlt 
ulsus cordia, in der Oregend 
. Er entsteht dadurch, dase der 
Herzens von der Basis der 
und der Querdurchmesser wie 
zunehmen. — Nach Ludwig 
nimmt der contrahirte Ventrikel die Form eines regel- 
mässigen Kegels mit beinahe kreisrunder Basis und 'mit 
senkrecht über deren Mitte stehender Spitze an. Letztere 
hebt sich von ihrer Unterlage und nähert sich der Basis, 
drängt eich an die Brust wand und stöest an einen 
Zwischenrippenraum. Alle einzelnen Theile der Herz- 
ventrikei bewegen sich in einer Richtung, welche dem 



Blute ireulation, Klappen, 1 09 

septnm in der Nähe der ostia arteriosa eatspriclit, und 
bei der nngefäbi' 2^/j — 3 mal starkem Muskulatur des 
linken Herzens kommt eine Drehung von Links nach 
Rechts an Stande, Der jinlsua cordis wird auch gefühlt 
bei geöffneter Brusthöhle. Die Wirkung der Systole 
atriorum besteht darin, dass ein Druck auf das in den 
Atrien befindliche Blut ausgeübt wird. Dasselbe weicht 
zwar auch gegen die Venen aiia, wovon man sich durch 
den Augenschein überzeugen kann und wodurch nach 
den Beobachtungen von Mogk, Lndwig, Wejrich in 
den Yenenanfängen die Spannung des Bluts sich steigert. 
Am Meisten weicht es in die Ventrikel aua, theils weil 
dahin eine grössere Oefi'nnng führt, während diecontracti- 
lenVeuenmünduugen sieh zusammenziehen, theilsweil der 
Druck in den gefüllten Venen stUrker, als in dem grössten- 
theils entleerten Ventrikel ist. Bei der Systole -ventri- 
culorum kann das Biut nur in die Arterien treten, weil 
die Atrio ■ Ventricularmündung durch die Klappen ver- 
Bchlössen wird. 

"Während des Lebens iat das Herz niemals blutleer, 
ebenso wenig, als das ■ gesammte tiefässyatem. Es be- ^1 
findet sich auch Blut zur Zeit vor der diastole ventri- 
cnlorura in dem Räume zwischen den Atrio -Ventricnlar- 
klappen und der Ventrikel wandung, s. Fig. 21 •*. Sobald 
die Ventrikel von Blut gefüllt sind, werden durch dei) 
Blutdruck die Klappen (11) geschlossen. Man bekommt 
davon eine gute Vorstellung, wenn man in das ausge- 
schnittene frische Herz eines grössern Thieres von den 
Ai-terien ans einen Wasserstrom leitet. Man sieht 
dann, wie die Klapponsegel schwellend sich heben und 
sieb eng an einander schliessen , so dass kein Tropfen 
Wasser mehr austlieast. Der Wasaerdiuok ist nicht im 
Stande, die leicht bewegliche Klappenwand in den Vor- 
hof hinein zu drängen, weil die Sehnenfaden, chordae 
tendineae (Fig. 21 die punktirten Linien), welche einer- 
seits mit den Klappen, andererseits mit den Papillar- 
l ttuakeln verwachsen sind, dies verhindern. Der Zug 



1 10 Blutcirculation. Klappen. 

der chordae tendinene ist f^erado ao stark, als der Dmck 
des Wassers auf die Kluppen — dem Druck anf die 
Fapillikrinuskeln, von welchen die chordae auBgeheii (]t). 
Bei der Systole vontriculornm wird die Spannung des 
Blutes vermehrt, und zwiir proportional der Maskel- 
contraction der A^enti-ikol. Hio Papillarmuskeln machen 
aber einen Theil der Muskolwand der Ventrikel aui 
und ihre Contruction ist genan so stark, als die der 




Ventrikel überhaupt. Je mehr sich die letutern contra' 
hiren, je grösser daher die Spannung des Blutes wird, 
desto mehr uontrahiren sich auch die FapillarmuBkeln, 
desto stärker werden die chordüe gcffen die Ventrikel- 
höhle angozogon und daduruh der Eintritt des BlntM 
in die Vorhöfe verhindert. Zum vollständigen Ver- 
atändoiss muss noch bemerkt werden, dass die Klappen- 



BlutOireulation. Klappen, Hei'ztSae. 111 

ajpfel nicht zu den Vontrikelu, sondern zu den Atrien 
jrGliöreu und daes jene nur sehr wenige Muskelfusern 
enthalten. 

Da während der ayatole vontriculorura das Blut in Si 
den Ventrikeln eiaem grossem Drucke ausgeaetzt ist, 
als Am der übrigen BlatBäule, so weicht es in die Ar- 
terien AHB and öflhet die Semilanar klappen (II). Mit- 
unter liegen eine oder auch beide Ooä'naugen der »ft. 
coronariae (Fig. 21 neben 1, 1) zwischen der imssern 
Wand dieser Klappen und der Arterienwaud. Dies hat 
keinen wesentlichen Einünss. Denn das Blut, welches 
den letztgenannten ßauiu erlullt, reicht aus, um die aa. 
Speisen, wovon man sich durch Injeetionen 
todten Herzen überzeugen kann. Rina Annahme, 
dasB das Herz erst während der diastüle ventriculorum 
init Blut versehen werde (Selbsteteuernng des Herzens, 
"""antoni, Brücke) ist unbegründet. — Ist die Systole 
'orüber, so sackt sich das Blut in die Tascheoräume 
ir genannten Klappen und ihre Kiinder legen aich 
vollständig an einander, eodass kein Blut in die Ven- 
trikel zurückflieaaen kann. 

Durch das in die Herzgegend angelegte Hörrohr 
»rnimnit das Ohr 2 rasch hintereinander folgende 
welche bei Thieren auch nach geöffneter Bruat- 
solnnge das Herz noch kräftig schlägt, hörbar 
TOnd (Willisms). Sie können also nicht durch An- 
Bchlagen des Herzens an die Brustwand entstehen, son- 
dern müssen vom Herzen seibat ausgehen. 

Während des HerzstoBsea und der Systole ventri- z^ 
culorum, wird der erste, länger dauernde und dumpfere 
Herzton am Deutlichsten gewohnlieh nuter der 4. Rippe 
gehört, jedoch auch am ganzen Ventrikel. Da derselbe 
während der Systole andauert, die Anspannung der 
Atrioventricularklappen aber rascher vergeht, so hat 
man geschlossen (Ludwig und Dogiel ), dass er nicht 
in der Spannung der Klappen zu suchen, Bondem ein 
Muskeltou sei. s. V. §. 9. Während der Ausdehnung 



de 



Kveri 



112 Blnteirculation, Stärk« a. Frequenz des Herzpnlapa. 

der Semilnnarklappen , welche anf der rechten I 
dem Sternaleiide des zweiten Intercostalraums, itaf i 
Unken Seite der hinter der Sternalarticnlfttion der ä 
linken Kippe und dem daranstoäsenden BrnBtbeinBtftok 
liegenden Partie entsprechen, wird der zweite kürzere, 
hellere und höhere Ton gehört, 
uofl Au der Bewegung des Herzens nntei-Hcheidet man 
S! seine Intensität und die Frequenz. Die Intensität 
""- ist die Kraft, mit weluher die Herzmuskeln anf ihren 
Inhalt, das Blut, drücken. Hie ist yon den Mnskein 
xmi Nerven des Herzens abhängig. Der Qaerechnitt 
der Herzmuskulatur gibt einen Änhnltaiiunlct für dis 
Mnakelkraff. Der Querschnitt des linken Ventrikel» 
ist ungefähr 2^/^—3 Mal so groas, als der des rechten; 
hiermit stimmt im Ganzen die verschiedene Druckkraft, 
welche siuh im grossen und kleinen Kreisläufe äussert. 
Nicht selten findet sich innerhalb der Muskelfasern und 
zwischen denselben Fett , besonders bei alten Leuten, 
welches von dem Vorrath der contractilen Masse in Äbzn; 
zubringen ist, wenn man vom Querschnitt auf die Muskel- 
kraft schliesat. — Ferner hat die BlutniaaBe, welche die 
Herzmuskeln durchströmt, einen grossen Einflaas anf 
ihre Contraetionsgrßsse. Die Ernährung des Herzens, 
insofern dieselbe sowohl vom Sauerstoff, ate vom plasma 
des Blutes abhängig ist, kann, sowohl vorübergehend, 
als anhaltend leiden. Daher kann, um ein Beispiel an- 
zuführen, die Fnlsstärke schon abnehmen, wenn in einer 
uni'e inen Luft geathmet wird, wie auch, wenn die Nah- 
rung unzureichend ist. 

Der Einflnaa des Nervensystems anf das Herz und 
namentlich auf die Intensität desselben wird durch die 
tägliche Erfahrung bewiesen; indem öemüthsafiecte bald 
den Herzschlag betrachtlich verstärken, bald achwüchen. 
Aber auch künstliche Heizungen und Dnrohschneidun- 
gen der Herznerven zeigen auf experimentellem Wege 
"äderen Wirkung. 8. VI. §, 36. 



Blatoironlation. 113 

Die lutcnaität der Ventrikelcontraction würde man 
direkt raeasen können, wenn man den Blutdruck an 
dem Ursprung der aorta und a. pulmonalis bestimmen 
köuuto. Bu dies nicht möglich ist, so hat man aus 
dem Blutdruck anderer dem Herzen naher Arterien, 
welche dem Experimente zugänglich sind, wie der carotis, 
anf den Blutdruck des Herzens geschlossen, indem dabei 
die verschiedenen Querschnitte der aorta und carotis 
in Rechnung gezogen worden sind, — Eine directe Hea- 
eung hat man durch den Cardiograph von Marey 
erreicht. Dieser besteht wesentlich aus einer Feder, welche 
auf die Herzgegend aufgesetzt wird, deren Exkursiouon 
mau graphiach darstellt, s. u. Herzkrat't. 

Die Frequenz der Herzsehliige innerhalb einer ge- 
wissen Zeit hängt von der Oegenwirkung zweier Kräfte 
ab, von denen die eine die uontructile, die andere die 
ausdehnende Kraft der Herzmuskeln ist. Es sind in- 
dessen nuch nicht alle die Bedingungen bekannt, unter 
welchen eine Vermehrung oder Verminderung der Herz- 
schläge erfolgt. — Man kennt nur aus Erfahrung einige 
Umstände, welche auf die Frequenz wii'ken. Im All- 
gemeinen steht die Körperläng« (und namentlich die 
der Brusthöhle) in gradem Verhältnisse au der Puls- 
frequenz (Kameau). Nach dem Essen nimmt letztere 
zu, durch Hungern ab. Bei kleinen Thieren ist sie 
meistens grösser, als bei grossen. Bei neugeborenen 
Kindern ist sie im Mittel 136, im mittlem Lehensalter 
etwa 70. im hohen Alter etwas mehr; sie ist im Ali- 
gemeinen grosser beim weihlichen als beim männlichen 
(reachleuhte. 

Es gibt Mittel, welche zur Erhaltung der Muskel- 
contractilität erforderlich sind oder dieaeibe vermehren 
und umgekehrt. Da das aus dem Körper ausgeschnit- 
tene Kerz sich noch eine Zeit lang fortbewegt, so kann 
man an einem solchen Versuche anatoUen. In Sauer- 
stoff dauern die Bewegungen bet rächt lieh länger, als in 
■~ ' ' ■ oder Wasserstoff. Ferner schlägt auch ein Herz, 

!«, Compenii. der Fhyilolojie- 3. AuH. 8 



114 Blutcirculation. Herzkraft. 

welches Elat führt, länger uls ein leeres. Massige Er- 
wärmung befördert den Herzschlag, zu hohe "Wärme 
(über 40^ C.) lähmt die Muskeln: Kalisalze (6 ran de au 
und Bernard), Galle (Budge) sistii'en die Herzbe- 
wegungen, elektrische Reizung der Muskeln vermehrt 
dieselben. — Ueber den Eintiuss der Nerven auf die 
Herzbewegung s. Abschn. G, über die Wirkung des 
Luftdrucks oben 8. 24. 
Brzkraft. Die Arbeit, welche der linke Herzventrikel verrichtet^ 

besteht darin, dass derselbe ungefähr 180 Grm. Blut, 
welche bei jeder Contraction entleert werden, in die 
aorta hineinpresst. Um die mechanische Leistung des 
Ventrikels mit einer andern vergleichen zu können^ 
muss man bestimmen, bis zu welcher Höhe diese 180 
(Irm. Blut vom Herzen gehoben werden können, d. h. 
den Druck, den das Herzblut auf das in der aorta ent- 
Tialtene Blut oder was dasselbe sagen will auf die 
AVandungen derselben ausübt. AVenn der mittlere Blut- 
druck der carotis etwa 150 Mm. Hg. entspricht, so 
kann man den am Anfange der aorta auf 250 Mm. Hg. 
annehmen = 3500 Mm. Wasser = 3,238 Meter Blut. — 
Die mechanische Leistung setzt sich zusammen aus dem 
Producte der Blutmenge in die Hubhöhe d. h. 0,180 X 
3,23 Kilogrammeter = 0,58 Kilogrammeter, die linke 
Herzkammer hebt bei jeder Systole ungefähr 1 Kilo 
Blut ^/g Meter in die Höhe. 



§. 15. Bewegung des Blutes innerhall) der Arterien. 

nctioiicu Während das Blut durch die Arterien läuft, werden 
renen. j^,^- ^j^j^^jgg Zwecke erlangt, nämlich 1) wird durch 

die vielfältigen Theiluugen dieser (iefässe das Blut an 
alle Körperstellen gebracht, welche überhaupt Blut er- 
halten sollen, und dadurch zugleich ein langsameres 
Fliessen veranlasst, welches für die Verrichtungen der 
Capillargefässe von so grosser Bedeutung ist; 2) aus 



Bluteireulation in ilen Arterien. 

lier durch die Vcatrikeleontrsctioa resultir enden inter- 
mittirenden Bewegung entsteht eine ununterbrochene ; 
3) kann das Blut in einzelnen Bezirken, vorübergehend 
Gich mehr ansammeln und entleeren, langsumer nnil 
rascher duroh dieselben dnrchöiesaen. 

Der erste Zweck wird durch die Wideratünda dar 
Bewegung erreicht, der zweit« durch die Einaticität 
der Arterien, der dritte durch die Muskeluontracti- 
lität derselben. — So bereiten die Arterien die Function 
vor, welche durch die CupiüargefHase zur Anaftihrung 
kommt. 

Der Bau jener -entspricht den Anforderungen. Für 
die ausgedehnteste Versorgung der Körpertheile mit 
Arterien sind nicht um- die Theilnngen, sondern auch 
die Verbindungen der tiefässe untereinander bestimmt. 
Es gibt kanm einen Ürgaütheil, welcher nicht rainde- 
stene von zwei Seiten her mit Arterien versorgt, wäre. — 
Zweige, welche aus einem Stamme hervorgehen, haben 
zusammen in der Kegel einen viel grossem Querschnitt, 
nis der Ktitmm. Bo ist z. £. die a. suhclavia nngciUbr 
9 — 10 Mm. dick, ihre H Aeste aber zusammengenommen 
20 Mm. Die Ar-terleu bestehen aus drei Membranen, 
Die innerste, welche mit dem Blute in unmittelbarer 
BerUhrang ist, wird auf der Iiinendiiche mit einer ans 
spindelförmigen Zellen zuaantmen gesetzten Oberhant 
überzogen nnd dadurch sehr geglättet, wodurch die 
Reibung beträchtlich vermindert wird. Alle drei Häute 
haben elastische Fasern, am m.eiBfen aber ist dies Ge- 
webe in der mittlem oder R in gfas erbaut der grossen 
Ärterienhttute verbreitet. In derselben Haut linden sich 
bestündig anuh Muskelfasern, jedoch iu grösserer Menge 
in denkleinen, als grossen Arterien, sodass man sagen 
kann, dass die Elasticität im tÜ-anzen genommen gegen 
die Capilkrgefiisse hin ab- und die Cuntracfilitiit zu- 
nimmt. 

Die Theilungen der Arterien und die daraus folgende w 
Zunabrae des Gesammtquerachnitts sind, wie schon er- 



116 Bluti-in-ulation in den Arterien. 

wtihnt. die wesentliche Veranlassung der BewegongB- 
widerstände in den Arterien. 

Eine nothwendi^e Bedingung zur regelmSssigeii Blat- 
circulation ist. dass innerhalb einer gewissen 2 eit, z.B. 
einer Minute, eine genau ebenso grosse Menge Bht 
durch die lieiden Hohlvenen in den rechten Vorhof hin- 
einHiesBt, als in derselben Zeit aus dem linken Ventrikel 
in die aorta hineingeworfen worden ist. Der Quer- 
hchnitt einer jeden von den beiden Hohlvenen ist aber 
wenigstens so gross, als der der aorta. Es folgt darsnSf 
dasä das Blut mit viel geringerer Geschwindigkeit in 
das Atrium, als aus dem Ventrikel fliesst. Genan eben- 
so ist das Verhält niss zwischen a. und vv. pulmonales. 
Ks müssen also AViderstände obwalten, welche die 6e- 
Hcliwindigkeit des Blutstroms beeinträchtigen. Diese 

. liegen in der Reibung. 

So glatt die innere Arterienwand auch ist, es he- 
Htehen doch wie auf jeder glatten Fläche Unebenheiten, 
an welchen das vorbeiÜiessende Blut adhärirt nnd sich 
HlÖHst. Denkt man sich den Querschnitt der Arterie 
mit F'lüssigkeitsringen erfüllt, so ist derjenige !Eting. 
welcher der Arterienwand am Nächsten liegt, am We- 
nigsten beweglich. Je näher der Achse des G-efasses, 
desto mehr nimmt die Bewegung zu, sie ist am G-rÖssten 
in dem Achsenfaden. Ausser der Unebenheit der Wan- 
dung übt a])er auch die Flüssigkeit selbst einen grossen 
KinflusM auf die Stärke des Beibungswiderstands aus. 
Ho lässt sich aus Versuchen schliessen, dass die Keibang 
' des Blutes etwa viermal grösser als die des Wassers ist. 
(Yüung.) Mit der Zunahme der Wandfläche, also 
auch mit der Theilung der Arterien, vermehrt sich 
nattlrUch der Beibungswiderstand. Durch denselben 
entfltoht ein Verlust von bewegender Kraft, indem diese 
lieb in Wilrme umsetzt. Wenn daher das Blut in die 

M^ Uaintni Arterien gelangt, so ist die Geschwindigkeit 
^fllJllQhÜioh geringer geworden. Indem man durch yer- 
* dUlB^® Vorrichtungen (Volkmann 's Hämodromome- 



BluleircTilatinn in den Arterien, 



117 



Vierordt's Hämutachoraeter, Ludwig's Htrom- 

ahr) das Blut aus der Arterie eines lebenden Thieres 
'■ine gewisBö kurze Zeit hindurch fliesBen liese, hat man 
die Geschwindigkeit, geraesaen. Die mittlere tlesotwin- 
digkeit betrn^ bei Hunden in der carotis 261 Mm., in 
^«r a. metatarsea 56 Mm. in der Sekunde. 

Mit der Abnahme der bewegenden Kraft vermindert ' 
I aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch 
e Druck. 

Grösse der bewegenden Kraft proportional iet 
Spannung der Bluttheilchen. Diese haben na- 
' ttttlich um ao weniger das Bestreben, sich von dem 
Drucke, der sie an einander treibt, zu befreien, je ge- 
ringer dieser ist. Die Befriedigung dieses Bestrebens 
ist aber niehts Anderes, als die Geschwindigkeit der 
römung, welche wie gesagt mit der Verzweigung der 
I abnimmt. 

Obwohl die Spannung grösser und geringer je nach 
: Grösse der bewegenden Kraft sein kann, ao muas 
I doch überall , wo Bewegung entsteht , vorhanden 
an diese beruht aufSpannungsdiäerenzen; fehlen 
pBBe, so erfolgt Hube. — Aber die jeweilige Spannung 
I einer bestimmten Stelle dea Arteriensyateme kann 
loch annehmen, wenn auch die bewegende Kraft sich 
Utht vermehrt hat; nämlleh daun, wenn durch örtliche 
widerstände die Ausgleichung zwischen den mehr und 
minder gespannten Blnttheilcheu gehindert ist. So tritt 
dieser Fall ein, wenn eine Arterie unterbunden ist, oder 
wenn in kleinern Zweigen die Blutkörperchen stocken, 
bei Entzündung etc. Hier fiihlt man als Zeichen 
vermehrten Spannung eioe verstärkte Pulsation 
griachen dem Hemmniaa und dem Herzen in der Nähe ' 
t ersten). ^ 

e Spannung der Bluttheilche'n oder der Blutdruck 
EETcnhart sich utcht nur nach der Längsriehtung des 
efÜBses, sondern auch gegen die Wandungen des üo- 
Denn nach bekannton physikalischen GeaetKeu 



Tl8 Blute ircidatibn ia den Arterien. Artorlenpal«. 

jjflanzeD flflasige Körper jeden DrucTi, welcher 
einen Theü ihrer OberflKche ausgeübt wird, gleichmäaij 
nach allen 8eit«n fort. Mit gleichem Druck werden * 
(liiher an einer gewissen IStelle die Biuttheilchen naeh> 
der Längsrichtung des U-efasses fortgetrieben, wie nuohi 
gegen die Wundung hin. Wenn man also weiss 
stark die Wandung einer Arterie au einer gewissea < 
Stelle gedrückt wird, so kennt man auch den Druck 
welcher auf die ganze Blutsäule , die vor dieser Stell*'. 
Dies kann man dadurch ( 
I Arterie eines lebenden ThiereB 
ein Quccksilhermauometer (=Hämotodynanionieter, 
seuille) einsetzt, oder auuh in das Arterienende d« 
Exti-emität eines Äniputirten (Fai vre), und die Hol 
der Quecksilbersäule abliest. Der Blutdruck fand eii 
beim Hunde iu der carotis im Mittel 150 Mm. (Ludwi 

Yolkmann), 
beim Menschen in der brachialisllO — 120Mm. (Faivri 
in der a. pulmouulis eines Hundes 3 mal geringer als 
der a. carotis. (Beutner). 

Hm den Blutdruck graphisch darzustellen, wur 
theils das Manumeter mit einem Schreibapparat 
Verbindung gesetzt (Kymographion von Ludwig, d 
Bourdon'sche Federmanometer damit verbanden v( 
l'ick), theila ein federnder, an einer Platte vorübept 
gehender Hebel auf die Arterie aufgesetzt (Vierordt^ 
und Marey's Spbygmograph. 
lllisMi Durch den Druck des Blutes gegen die Arteriei 

Wandung wird diese ausgedehnt; wodurch der Ärt< 
rienpnls entsteht. Mit der Ausdehnung nimmt i 
elastische Kraft zu. Sie äussert aber erat ihre Wi 
kuug, nachdem die Systole ventriculomm aufgehört ha' 
und :<war insofern, als sie das Lumen der Arterie t 
denselben Durchmesser zurückbringt , auf dem es \ 
der Systole gewesen ist. — Durch diese elastisch» 
Contraction der Arterie wird ein Druck auf das Blut 



BTttteiveolstitm in 5en Arterien? Pills. 



119 




hBgeübt, welches dahin ausweicht, wohin es nuBweichen 
in, d. h. noch der Peripherie. Nach vollendeter Ven- 
trikel ayatole, also mit dem Bog-inu der Elasticitäts Wir- 
kung, schliessen eich nämlich die Semilunarklappcn und 
—verhindern den Rücktritt des Blutes. Nichtadestowe- 
wird das Blnt auch gegen die Klappen ange- 
1 und zuräekgeworfen. Daher eieht man gewöhn- 
|eh an den Pnlscurven bcBonders bei manchen Krank- 
i absteigenden Schenkel noch eine Erhe- 
, dicrotna. 
"Wirkung der Elasticität fiir die Blutcirculation 
Rit aehr bedeutend. Waren die Arterienhäute starr, ao 
würde in der Zeit, iu welcher der Ventrikel sich nicht 
contrahirt, nur noch unmittelbar nach der Systole eine 
I ee hr kurze Zeit das Blut in Bewegung bleiben, aber 
■Bann in Ruhe kommen und nahe '/^ Sekunde stillstehen, 
^We Qewehe würden indessen keinen Znfluss von Blut 
^^Khalten (während eines Tages etwa 10 Stunden), die 
^^Brnührnng würde leiden, abgesehen davon, dass, wie 
oben bemerkt, das Herz einen grösaern Kraftaufwand 
zu machen hätte, — Je niiher die Arterie durch die 
Elrtsticität ihrem natürlichen Dnrchmeaser, d. h. ihrem 
relativen Ruhezustände, gebracht ist, desto geringer ist 
die elastische Spannung. Wenn man die Arterie eines 
lebenden Thieres öffnet, so springt bei jeder Ventrikel- 
Gontraction das Blut in einem grossen Bogen, nach 
vollendeter Contraction in einem kleine^n. 

Durch die elastische Ai-terienwand wird die Art der st 
Blutbewegung modificirt. Dadurch, daas der flüasige^'l 
Inhalt der A'^entrikel gegen eine elaatiache Wand angc-* 
trieben wird, entsteht mit d-er Strombewegung eine 
Wellenbewegung, welche von der Wand ausgehend und 
ihr fortschreitend sich dem Blute mittheilt. Die 
Igenannten Pclswellen verbreiten sich von der Stelle 
I ersten Entstehens an, d. h. von dem Anfange der 
i (rosp, der a. pulraonalis), durch daa Arteriea- 
)Ta, immer kleiner und kleiner werdend, und ver- 



120 BlntoiroalatnOs jn dea Arterien. Pul«. Oontrsetilität. 

Heren sich endlich; in den kleinetca Arterien ist der 
Puls nicht mehr zu fühlen. Die Bluttheilchen , welche 
in den Wellen enthalten aind. können aher nicht mehr 
an die Stelle zurückkehren, welche 
wie dies hei andern Wellen der Fall ist, sondi 
ein Stück weiter fortrücken, weil in das Kunalsyetemi 
hei der Ventrikelcontraction eine neue Masse von Flüs- 
sigkeit hineingeworfen worden ist nud diese wegen des 
Yerschlusaes der Ventrikelhöhlen durch die Semilunar-* 
klappen nicht wieder ins Herz znriickfliossen kann. — 
Daher wird also auch durch die Pnlawelle (Berg- 
welle) (las Blut weiter gegen die Peripherie hin ge- 
fördert. 
I Sie Elaeticität verdrängt nach dem Tode, wenn d&ft 

* Herz zu schlagen aufgehört hat, das Blut und treibt 
CS in die Venen. Die ÄxterieuwÜnde lii 
der. Werden sie angeschnitten, so bleiben sie geötftiet, 
weil die Luft eindringt, 
p- , Während die Elasticitüt wu'ksam in die Beförderung 
''des allgemeinen Biutlaufs eingreil't, sind auch für diei 
lokalen Blutvertheilungeu hesondere Vorrichtungen ge- 
troffen. Sie beHtehen iii der zwar langsamen, aber stetigen 
Verengerung und Erweiterung der Arterien, Die klei- 
nern Arterien unter 2,2^2,8 Mm. bis zu den Capillaröi 
hin haben eine rein muskulöse mittlere Haut. Ihre Faser- 
zellen sind zu hautartigeD Lagen vereint. (KöUiker.) 
Sie stehen unter dem Einflüsse besonderer Nerven, der 
Gefäss- oder vasomotorischen Nerven. Werdea 
diese durchschnitten, so erweitern sich die Arterien sehr 
rasch. Hieraus geht hervor, dass, wenn jene Nerven 
ihrer von dem Bücken marke cutlehnten Wirkung nicht 
berauht sind, sie bestlindig eine Contraction veranlassen^ 
der eine Dilatation folgt. Am Kauiuchenohr kann man 
sogar ein solches periodisches An- und Abschwellen 
der GeiUsse (Schiff) beobachten. Durch diese Anord- 
nung der kleinen Arterien ist es mögüch, dass ein Theil 
vorübergehend mit einer grössern Menge von Blut 



SlutcircolHtioii in den ÜBpiUarg&fäBBen. 131 

i werden kann, wie der Mugen während der Ver- 
Qg, das Grehirn bei g-eiatigeii Anstrengungen, dne 
) bei scharfem Sehen. 

S. 16. Fnnotlon der Gapillargefässe. 

Die Capillaron aind feine Rohren, welche blOB aus 
1 znaammeii gesetzt sind. (Entdeukung x'on Auer- 
, Aeby und Elierth.) Sie sind also gewisaer- 
maasen die Fortsetzung des Epithels der intimu. Es ist 
noch nicht ganz ausgemacht, ob dies Epithel auf einer 
jedenfallH sehr dünnen Membran aufsitzt oder nicht. — 
Dnich diese epithelialen Röhi-eu findet eine Diffusioi» 
mit den umliegenden Theilen statt, was hei den Arte- 
rien wegen ihrer grössern Dicke kuuin geschehen kann. 
In den CapiliargefSssen ist der Blutlauf beträchtlich 
^fiiaer, als in den Arterien. Er wurde für die retiua 
U Menschen zu U,7ö Mm. (Vierordt), für den Schwanz 
r FroBchlttrve zu 0,57 (E. H. Weber) ip der Sekunde 
bestimmt. Das Blut kann daher eine längere Zeit in 
den Capillaren verweilen. Dieselben sind ferner ganz 
ausserordentlich ausdehnbar, viel mehr als die Arterien 
mehr als die Venen, wie Injeetionen beweisen. 
Wahrscheinlich ist auch die £lasticität jener Oefiisse 
T»r bedeutend. 

Bei dem ei-heblichen "Widerstände, den die Capillar- 
tese der StrÖmuug entgegensetzen (nach einer Un- 
ehren Berechnung ist der Querschnitt aller Körper- 
IftillHTen zusammengenommen 80ü mal grösser, als der 
p aorta, Vierürdt), erscheint dieselbe nicht mehr 
a den Arterien rhythmisch Terstärkt, sondern gleich- 
mig continuirlich. Die Wirkung der Herakraft und 
■ Slacrticität ist gleich gross geworden; snbald sich 
r Blutstockung in der Umgebung einstellt, so ver- 
mehrt sich die Spannung und man bemerkt ein zwar 
eontinuiriiches, aber bei jedem Pulssohlage verstärktes 
"fortrücken der Blutkörperchen. 



^B 1 22 BlatoiFculfttUni in den CqtUUrgeftiMea und: Y«taeii. 

H Die Circulation des Blutes in Capillargefä^aeu be- 

" ohachtet man an dnroh sichtigen Theilen von lebenden 

Thiereu. Besondei-B eignen sich FroBche daza. Mac 

henntzt dazu die Schwimmhant. deren dunkles Pigmenl 

freilich ettvas Btörend ist, oder das Mesenteriam oder die 

Lunge, welche einen prachtvollen Anblick gewährt. Zweck' 

määsig ist es, die Thiere zuvor mit Curare zn vergiften 

Man hat dabei auf Folgendes zn achten; 

Boobichiiing 1) Am Rande bleibt ein sehr sei) maier, heller Saum 

pircuiaiioo der PoiBeuille'scbe Raum, frei von Blutkörperchen 

Mftr'ojkopB. ^'^^^ äiesaen vielmehr in dem Achsenranm des GelasBea 

'2) Am Rande üieBsen ungefähr 10 Mal laugBamer. 

als die rothen die weissen Blutkörperchen. Sie sind 

klebrig und ndhüriron deshalb leicht an der Wand. 

3) In engen GefilsBen verändern die Blutkörperchen 
öfters ihre Fonn, besonders an Stellen, an welchen durch 
Lymphkörper eben das Bett noch mehr verengt wird. 

4) In den Blutkörperchen des Froaches, welche ausser- 
halb der Gefüsse einen deutlichen Kern zeigen, ist wäh- 
rend der Circulfttion ein solcher nicht zu bemerken. 

5) "Wenn der zu untersuchende Tbeil trocken wird, 
oft auch ohne dies liei grosser Ruhe des Thieres, läuft 
das Blut langsamer und stockt an einzelnen Stellen. 

6) Ehe die Stockung eintritt, häufen sich in ein- 
zelnen GefiisBen die Blutkörperchen an, £e entsteht eine 
intermittirende , mit der Herze ontraction zusammenfal- 
lende Bewegung. 

7) Das Blut in den kleinen Arterien läuft rascher 
als in den "Venen, welche letztere weiter sind und mehr 
Blutkörperchen enthalten. ^M 

g. 17. Blutlauf In den Venen. ^^ 

Der Bau der Venen gleicht im Allgemeinen dem 
der Arterien. Sie unterscheiden sich in Folgendem: 

1) Das Epithel ist nicht spindelförmig, sondern be- 
steht aus mehr rundlichen PlFLttchen. 



BlutcirculatLon in den Capillargefässen und Venen. 1 23 

2) In der media sind das elastische Gewebe und die 
Muskelfasern in geringerer Menge vorhanden. In den 
kleinern Venen fehlen die letztern ganz. Die kleinsten 
Venen, derjenige Theil der v. cava, welcher der Leber 
anliegt, und die grössern Lebervenen entbehren der 
media. 

3) Am Meisten ausgebildet ist die adventitia. Sie 
enthält in grössern Venen viel Muskel-, Binde- und 
elastisches Gewebe. 

4) Die Venen sind viel ausdehnbarer und weniger 
zerreissbar als die Arterien. 

5) In den mittelgrossen Venen sind Klappen vor- 
handen, welche in den kleinsten und grössten, sowie in 
den Venen des Pfortadersystems, der Lungen und des 
(xehirns fehlen. 

Der Blutdruck in den Venen ist ungefähr, wie aus 
manometrischen Versuchen hervorgeht, 10 mal geringer, 
als in den Arterien. — Der Blutlauf in den Venen 
wird durch die Muskeln, welche in ihrer Nähe liegen, 
beeinflusst. 



Vierter Abschnitt. 

Ernährung. 

Erstes Kapitel. 
Allgemeine Erscheinungen. 

§. 1. Zweck. 

Definition. Unter Ernährung versteht man den Complex von 
Erscheinungen, welche die Bildung und Erhaltung der 
einzelnen zum individuellen Leben gehörenden Körper- 
organe umfassen.*) 
Ernährung Diese Erscheinungen bestehen also mit andern Wor- 
aroh lieber- ten aus solchen, welche zum Wachsthume (s. §. 5) und 
'^^^J^^'^aus solchen, welche zum Wiederersatz des stetig erfol- 
genden Verbrauchs dienen. Dieser letztere kann ge- 
formte und ungeformte Theile des Körpers betreffen. 
Wenn also z. B. die Muskelfaser sich in Faserstoff, Ei- 
weissstoff etc. oder noch weiter in andre stickstoffhaltige 
Producte oder gar in Gasarten auflöst, so würde dieser 
Verbrauch zur ersten Kategorie gehören; wenn aber z. 
B. das flüssige Eiweisa oder das Glycogen, welches zwi- 
schen den organischen Elementen sich befindet, zersetzt 
werden, so würde ein dadurch entstandener Verbrauch 
zur zweiten Kategorie gehören. Obwohl die Gesetze, 



*) Obwohl nach obiger Definition auch die Bildung der 
einzelnen Körperorgane aus dem Eie ein Ernährungsact ist, 
so pflegt man doch diese in der Entwickelungsgeschichte (s. 
Abschnitt 8) gesondert zu behandeln. 



Kraälinüig. Mölecolarbewegangen 



125 



wiilchen dieser doppelte Process vor Hich geht, 
)iiig gekannt fiind, ea steht doch bo viel feat, daaa 
l'äer Umsatz der geformten Elemente jedenfalls viel 
B langsamer erfolgt, als der der ungeformten Stoffe. 
r Während letztere ihre Umwandlungen vollziehen, ent- 
irickeln sich verschiedene Krüfte, welche Bewegungen 
\ der verachte denaten Art hervorhringen, 



A. Molecularbewegungen in Flüssigkeiten. 

Flüssigkeiten und das vorziigaweise hier in Betracht 

('kommende "Waaser mit den in ihm gelösten Stoffen zei-' 

_ 1 Bewegungen, durch welche sie sich mit andern un- 

kgleichurtigen Flüssigkeiten vermischen, ohwohl sie in 

t'Tollkomuiener Kühe neben einander zu sein scheinen. 

|I)iese dadurch entstehenden molecularen Bewegungen 

^gen aich: 1) wenn zwei ungleichartige, nber miech- 

^'lue FlöBsigkeiten über oder neben einander stehen, 

f.ohne dasa ein fremder Körjier zwischen ihnen ist, 

aion; 2) wenn eine Flüssigkeit mit einem relativ 

rockenen Körper in Berührung kommt, ohne das» ein 

(Druck anf jene einwirkt, Imbibition und Quellung; 

■3) wenn unter denselben Umständen ein Druck einwirkt, 

'iltration; 4) wenn zwei verschiedenartige, misch- 

[bare Flüssigkeiten die beiden Flächen einer imbibitiona- 

fShigen Bubatanz berühren, Osmoae. 

Die Geach windigkeit dieser raoleculiiren Bewegungen 
'jiKngt wesentlich von zwei verschiedenen Umstünden 
fcftb, nämlich, 1) von der Temperatur, 2) von der Natur ''""'»'"S' 

r Flflaaigkeiten. Man unterscheidet in letzterer Bö- 
^ehung sogenannte KrystnlloTde, welche leicht dif- Kij-itaiio» 
fdndiren, von den ColloTden. welche nicht kryatalli-"" 
n und schwer diffundircn. (Graham.) Doch macht 
Bdfts Hämoglobin, obgleich ee krystalliairt, den Ueber- 
Vgang za den CoUoideu. 



126 Ernährung. Molecularbewegungen. Diffosion. . 



1. Diffusion. 



# 



gang der Wenn zwei mischbare Flüssigkeiten, z. B. destillirtes 
Wasser und eine Salzlösung, zusammen gegossen werden, 
so findet eine gegenseitige Strömung statt, welche an 
der Schicht, an welcher sich die ungleichen Flüssig- 
keiten berühren, beginnt und allmälig sich über alle 
übrigen verbreitet, bis beide Flüssigkeiten ganz gleich 
gemischt sind. Man kann sich das destillirte Wasser 
einerseits und die Salzlösung andererseits je aus einer 
grossen Anzahl von Querschnitten, die über einander 
liegen, zusammengesetzt vorstellen. In denjenigen bei- 
den Querschnitten, an denen sich die ungleichartigen 
Flüssigkeiten berühren, welche wir w und 8 nennen 
wollen, begeben sich die Wassertheilchen zu denen der 
Salzlösung und diese betten sich wiederum in den Quer- 
schnitt w ein. Der letztere wird daher salzreicher, der 
andere s salzärmer. Dadurch entsteht eine Strömung 
von w gegen die nächste Wasserschicht, welche mit w 
nun nicht mehr gleichartig ist, und wiederum von 8 nach 
der salzreichern Schicht, und so geht es fort bis zur 
vollständigen Ausgleichung, sodass in jedem Querschnitte 
gleichviel Salz enthalten ist. 
ftigions- Folgende Beispiele zeigen die Geschwindigkeit der 
Ku ^*^" Strömungsbewegungen. In 8 Tagen diflfundirten von 
20 Theilen wasserfreiem 

Chlornatrium 58,5 Gran 

Harnstoff 58,5 „ 

schwefelsaurem ^Magnesium 27,42 ,, 

Rohrzucker 26,74 ., 

Albumin; 3^08 !, 

(Graham). 

Bei einer Temperatur von 
15,80—14,8^ C. diffundirten 9,67 
20—21 11,89 Chlornatrium. 

(Fick.) 



Ernährrmg. Imbibition. 



2. Imbibition und Quellaiig. 

Die FlüSfiiglceiten und namentlich das "Wasser drin-}' 
ji aueh in diß Poren fester Körper. Diese Poren u 
innen entweder offen st eben, wie 2. B. bei einem 
Thoncy linder, oder ihre Wände liegen dicht an einan- 
ii, wie 2. B. bei getrockneten organischen Substanzen. 
An pflegt das Ebidringen von Woaaer in poröse Körper 
sbibition zu nennen und die Anschvellting infolge 
ieMB Eindringens die Quellung, was sich an gotrock- 
etem Leim, Eiweiss, Muskeln, Membranen u. a. w. be- 
baohten liisst. Wahrschein Lieh kann man die Erschei- 
Amg auf den Wasserdruck znrilckführen. In dem 
^händigen Körper spielt die QueUung eine bedeutende 
. Einzelne Organe, z. B. die Mik, können vor- 
Ibergeheud an- und abschwellen, je nachdem in ihnen 
lehr oder weniger Eliisaigkeit abgeaetat ist. Die 
sre oder geringere Imhibitiona- und Quellungsfilhig- 
flit lüngt YOn verschiedenen Momenten ab: 1) von der 
loncentration der B'lüssigkeit. Die Bewegung der Theil- 
hen einer minder concentrirten Flüssigkeit ist eine 
ere, als die einer mehr concentrirten. 80 nimmt 
leispi elfiweise eine getrocknete OchsenhamblaBe auf: 

von reinem Wasser 310 Gewichtatheile, 

„ ■ Sprocentiger Kochsalzlösung 2S8 
„ 18 „ „ 218 (v. Liebig). 

^ Von der Natur der Flliasigkeit; Glaub er aalKlöaung 
irbält sich verschieden von Kochsalzlösung. 3) Von 
gr Natur der trockenen Substanz; eo zeigt sich eine 
'erschiedenheit zwiachen dem Herzbeotel und der Harn- 
I&Be, ja sogar zwischen den beiden Flächen einer nnd 
erselben Membran. 

Alle festen Theile des Körpers sind von Flüssig- 
liteu imbibtrt, welche man Tränkungsflüssigkeitea 
ler Purenchymsiifte z, B. Muskelsaft, Drüaenaaft etc., 
ennt und aus ihnen auspressen kann. Der Wasaer- 
ehalt des Körpers beträgt ungefähr 70 — 75 "/„. 



■ Quellun 



Emähran^. PHtration. 



3. Jr'ilti-atit 



^j "Wenn auf die Plüasigkeit, welche eine organiscki 

m Subatunz imbibirt, zugleich ein Druclc ausgeübt wirj' 

so ueunen wir diesen Hergang Filtration, Zwiachei 

dem. äüBHigen und gasförmigen Inhalte der Cupillarge 

füsao des ganzen Körpers und der Parelichymäüssig; 

keit und deren Gasen findet eine bestiiudige Strömui 

nach beiden Eichtungeu hin Statt. Im Ganzen tu 

Grossen muss heim Erwauhaenen, dessen Korpergewicli 

conatant bleibt, innerhalb einer gewissen Zeit ebeoll 

viel i'liiaaigkeit aus dem Blute dringen, als w 

dasselbe hinein gelangt, wenn keine Störung entsteh« 

aoll, Diese Strömung ist theila Osmose, theila Filtration 

Letztere erfolgt haupsächliuh dnrch den Blutdruck, : ~ 

die Herzkraft. Demnach würde eine grössere Menge ati 

den Capillaren austreten, ala in dieselben hinein, 

nicht in der Blutflüssigkeit die schwer diffundirende) 

Colloido, in der Parenchymfläasigkeit die Krystalloiä 

prävalirten. 

' "Wenn Salzlösungen durch thierische Membranen S 

d trirt werden, so findet sich in dem Filtrate 

'' ebenso viel Salz, als in der aufgegosaenen Flüssigkeit 

Werden hingegen Collo'ide, z. B. Eiweisslösnngen flitrir 

äo halten die Membranen dasselbe zurück und das F£ 

trat ist wässeriger. Bei höherer Temperatur imbibit 

mehr ala bei niedriger, und bei stürkerm Druck enÜ^ 

das FUtrat mehr coUo'ide Substanz. (W. Schmidt.) 

°^ Die Menge von Eiweiss, welche in dem lebende 

iD Körper filtrirt wird, scheint auch von den Organen at 

"' hängig zu sein. So ist der Eiweissgehalt von Piassig 

keiten, die in Organen mit Epithelien abgesondert vei 

den, geringer als in Organen ohne Epithelien; z, B, ei 

halten die Auaschwitznngen der serösen Säcke und { 

Secret der Drüsen weniger Eiweiss alx der Saft c 

Muskeln und Nerven, (In der Peritouealflüasigkeit finde 

" "i 0,6 bis 0,7 "/o- '" der Cerehrospinalüüsstgkeit 0,(i, 



Eraähruiig. Filtration. Osmose. 129 

in der Fleichflüssigkeit 2 — 3^/^,. Hiernach scheint es, 
als ob die Epithelien dem Durchtritt von Eiweiss einen 
AViderstand entgegensetzten. 

4. Osmose. 

Trennt eine Scheidewand zwei ungleiche, aber misch- EndotmoM. 
bare Elüssigkeiten , so dringen dieselben von beiden *®*™® 
Seiten in jene ein und es entsteht ein Diffusionsstrom 
zwischen beiden Flüssigkeiten — Endosmose, Ex- 
osmose. 

Um ein Mass für die Geschwindigkeit zu erhalten, Endosmoti- 
mit welcher verschiedene Flüssigkeiten diffundiren, wandte *^ vJient? 
Jelly folgendes Verfahren an: In eine mit einem Stück 
Bchweinsblase am Ende zugebundene und gewogene Glas- 
röhre wurde eine bestimmte Gewichtsmenge einer trok- 
kenen Substanz, z. B. Kochsalz, gebracht und die 
Köhre in ein Gefäss mit destillirtem "Wasser gesetzt. 
Das Wasser wanderte durch die Blase zum Kochsalz 
und löste dasselbe auf. Zwischen dieser Lösung in 
. der E-öhre und dem Wasser des Gefässes, welches täg- 
lich ausgegossen und durch frisches ersetzt wurde, fand 
natürlich eine Strömung statt. Das Gewicht der Röhre 
wechselte, solange die Strömung dauerte. Sobald hin- 
gegen alles Salzwasser in das Gefäss übergegangen und 
aus demselben weggegossen war, also in flöhre und 
Gefäss sich nur Wasser befand, blieb das Gewicht der 
Röhre unverändert, weil nun die Diffusion aufgehört 
hatte. Damit war der Versuch beendigt. Je langsamer 
nun der Uebergang ^ einer Substanz zum Wasser ist, 
desto mehr geht von dem letztern in die Röhre über, 
desto schwerer wird diese. So ergab sich, dass, während 
z. B. ein Grm. Kochsalz ins Wasser gegangen war, da- 
gegen 4,3 Grm. Wasser in die Röhre traten. Diejenige 
Zahl, welche die Gewichtstheile Wasser angibt, die 
gegen ein Gewichtstheil der zu bestimmenden Substanz 
durch die Blase gehen, heisst das endosmotische 

Budge, Compend. der Physiologie. 3. Aufi- , 9 



180 IlniKhriuig. OamöBe. Cheraiiclve Ftooease. 

AeqniTtvlent, Es iet gross bei langsam difi'nDdire 
den, klein bei rasch diffuodir enden Substanzen, z. B. vi 

Kochsalz 4,3 

Zucker 7,1 

Bchwelsaurer Magnesia 11,7 

Kalihydrat 215. 

Das endoBiuotische Aeqmvalent fällt jedoch nach de 
Concentiationagi-ade verschieden aus. (Ludwig). Eij 
SalzlösuBg von i,67o hat ein Äequivalent von 1,5, et] 
solehG von 26,5 "/„ ein Äequivalent von 3. 
noie "Wenn gesalzene Speisen genossen werden, so find 
™°' schon auf der Zunge, mehr im Magen und Darm q 
Diffusionsstrum zwischen BlntSiissigkeit und dem Saj 
statt. Das Blnt wird salzreichei- und es diffundiil; v« 
diesem wieder in die Gewebe, z. B. die salzariaea ICq 
kein. Wenn Thieren, bei denen die "W aase rauf nah»! 
gehindert ist, mehr Salz gegeben wird, als gewohnlic 
so findet ein stärkerer Diffusionsstrom statt, indem ai 
den öeweben mehr "Wasser ins Blut und aus dem Bl« 
mehr Salz in die Gewebe tritt: der Harn wird wasaa 
reicher. (Voit.) 

B. Chemisclie Processe. 

Die chemischen Processe, welche bei der Erniihrui 
stattfinden , lassen sich hnuptsäcblicU auf die allmälij 
Umwandlnug der Hauptnahrun ^'s Stoffe In gewisse £& 
producte zurückführen, die den Körper verlassen. Jei 
sind nun wesentlich: 1) Albuminate, 2) Fett und Kol ' 
hydrate, 3) anorganische Substanaen; die wesentlich* 
Endprodnote sind; 1) Harnstoff nnd Harnsäure, 2) Kol 
lensäure, 3) anorganische Substanzen, Eine nothwend!_ 
Bedingung zu der Einleitung und Futerhaltung diese 
chemischen Processe ist die durch Zuführung von Sauet 
Stoff veranlasste Ojtjdation, Die Verbrennung von 
zu COq ist bereits im ersten Abschnitt auseinandt 
gesetzt. 



Eraäbinng. Chem. Pro 



ise, StickatoffTeibrnacl). 131 



i. 3. Umsatz der BtlokstoSbaltlgen Sabstanzen. 

Die Albuminato in unscrn NahrungBmitteln enthal-Aiier itsm 
ten JD Procenten ungefithi-: 53, 5 C, 7 H, 15,5 N, 22,4 0, aur°<i lu 
1,6 S. Der Stickstofti welcher sowohl in dieaen, nls »acih '^'«^ 
in den leimgebenden Substanzen enthalten ist, wird , 

unter nonnalen Verhiiltniaaen lediglich dnrch Harn und * 

Koth ana dem Körper geführt. (Entdeckung' von Yoit.) J 

Wenn alao beispielsweiae von einem gesunden Erwach- I 

senen während eines Tages 130 Urm. trockene Alb urai- j 

nate (in weluhen 20,2 N und 69,55 C) verzehrt werden, -1 

so findet sich nahezu dieselbe Menge N in Koth und I 

Urin wieder, vom C hingegen nur etwa 30 Grm. Der 
Rest" = 39,55 C wird aU COg durch Haut und Lun- 
gen ausgeführt. 

Der gröaate Theil von SticbstoiF ist im Harnstoff 
enthalten, von 20 N kommen 17 auf den Harnstoff; die 
IVfenge des Stick-, resp. Harnstoffs steigt nnd fällt mit 
der genossenen Menge der Albuminate. 

Das Bedürfniss nach Albuminaten wächst mit der VerhiiM 
Grösse der Arbeit, welche der Körper leistet. Soldaten boitag^ 
brauchen in Kriegszeiten erfahr uugsmüaaig täglich 30 ™Ja*3 
bis 60 ÖPin. Albuminate mehr als im Frieden. (Play- ^ 

fair.) Thiere, welche zur Arbeit benutzt werden, z. B, 1 

Pferde, können bei Mimgel an Albuminaten betnlcht- 
lioh weniger leisten. Bei stickst offloser Kost entsteht 1 

' iht ein Zustand im Nervenayatem , welcher einen 

Igel an Leistnngsrilhigkeit bekundet, die sogenannte 
itthte Heilbarkeit. Die Albuminate sind demnach 

Arbeit im Körper nothwendig. 

'Während der Arbeit jedoch hat man (Voit) dieM-Varimn 
merkwürdige Beobachtung gemacht, dass mehr CO^, nicht Aibaii, 
ulier mehr N excernirt wird. Nach den Arbeitstagen 
almmt die entleerte N-Menge gleichfalls nur wenig zu. j 

pb wurde z. B. während der Besteigung eines hohen I 

Bferges, nachdem 17 Standen vorher znm letzten Male 
Kbuminate genossen waren, 3,31 N, in der folgenden 



Uoh 



132 Em^urang. ' Chei^die Frooetaa. ' Albüiniiista. 

Kuüht 4,8 K enlleert. Die Theorie, dasa durch die Ärbej 
der Muskel an Subatonz verliere, mnsa demnach falle« 
C ohne K iat werthloa, b. p. 134. Der arbeitsfähige K3| 
])er braucht viel N, weil in ihm viel C verbrannt wiüB 
Mit der Arbeit wird zugleich ein grüsserer Blntzufluj 
nach der Haut und daher ein geringerer nach den Xiei^ 
bewirkt und durch die SchweissubBonderang eine griJag 
Quantität von Wasser nach jenem Organe hingeleia 
Ob dann Harnatofi' durch den Sehweiss entleert ' 
ist problematisch, 
t Ea ist unbekannt, wo der Harnatofl' entsteht, ob i 

'' Blute, in den Geweben, in den Nieren. In den Muakd 
findet sich keine Spur davon (v. Liebig), wohl aber,] 
verschiedenen Driiaen, namentlich der Leber (Me: 
Neuerlich fand y o n , daaa Blnt , welches mehrt 
durch die frische Leber geleitet worden war, reiche! 9 
Harnstoff wird. Von anderer Seite ist diese Thataaq 
jedoch wieder bestritten worden, (ti-scheidlen). 
Blute ist er unter normalen Verhältnissen nur in 
ringer Menge vorhanden. Er vermehrt sich naoh ] 
Htirpation der Nieren. (Prevost und Dumaa). In d 
Leber eeheint der Zerfall der Albuminate beBOndlj| 
stark zn sein, Wenn z. B. mit der Nahrung tSgU 
etwa 9 (irm. Schwefel verzehrt und in derselben Z^ 
1000 Grm. Galle in der Leber producirt werden, 
sind in denselben mindestena 0,9 S enthalten, weld 
ungefähr 56 Grm. Albuminaten entsprechen, die mlthl 
in der Leber zerfallen. Dies ist sehr bedeutend, da e' 
130 Grm. Albuminate in der tiiglichen Nahrung aifl 
genommen werden. 
le Es ist zu bezweifeln, dasa der Harnstuff direct i 
j_ den Albuminaten entsteht. Man kennt verschiede 
1. stickstofibaltige Substanzen, welche wahrscheinlich i 
Zwischenstufen zu betrachten sind, ohne dass man \ 
jefzt noch einen Ueborgang derselben von all 
zuweisen vermochte. Das Kreatin enthält 32,0ö */o 
Harnsäure 33,33, Xanthin 36,84, Kreatinin 37,18, SarlJ 



Ernährung. CtemiBclie ProneBse. Albnminate. 



Harnstoff 4Cj6. Alle diese SuLstanzen haben 
weniger C, als die Albuminate. Auf der andern Seite 
zeiclinen sich das im Körper so häufig vorkommende 
Leucin, sowie dae Tyrosin durch ihren Kohlengehalt 
Lencin 54,HG C, 9.92 H, 10,63 N, 24,43 in 100 
Tyrosin 59,67 0, «,08 H, 7,73 N, 26,.52 O „ „ 
igegen 

Harnstoff 20 C, 6,66 H, 46,66 N, 26,66 0, 
Jedenfalls mnas, wie schon oben bemerkt, bei dem 
kieata der Albuminate in Harnstoff Kohle frei werden 
l als Kohlensiiure den Körper yerlaesen, Beobach- 
i machen es wahrBcheinlich , daes aas den Albn- 
latea auch die Kohlenaäure nicht direct entsteht, 
pdem Fett zuvor sich bildet. Beweise der Entstehung Bi 
I Fett aus den Albuminate» sind folgende : b 

. 1) In uiithatigeu Theilen, e. B. durchgeschnittenen 
Tvea, gelähmten Muskeln, dem entleerten GrraafBcheu 
llikel etc. lagert sich i'ett ab — fettige Degene- 
Ktion — welches wahrscheinlich aus den stickatofi'- 
^iigen Gewchstheilen seibat hervorgeht. 

2) Leichen , welche lange Zeit in Wasser liegen, 
Werden in sogensnutes Fettwaebs, Ädipocirc, umge- 
wandelt, eine weisse Siilistann, weiche 94—97 "j^ fette 
San reu enthalt. 

3) Wenn man Ki-ystalllinaen des Auges, Knochen- 
atiicfce etc. in die Bauchhöhle lebender Thiere bringt, so 
werden dieselben aum grossen Theile unter Verlust ihrer 
frühem Substanz mit Fett durchtränkt. (R.Wagner.) 
jedoch iat dieses kein bestimmter Beweis . weil mau 

ardach) beobachtet hat, daas auch Stücke von Hol- 
pdermark. auf dieselbe Weise behandelt, sich mit. Fett 
Fallen. 

4) Vögel werden bekanntlich sehr fett durch Fiitte- 
Ing mit fettlosem Fleisch. 

I fl) Die Butter der Milch vermehrt sich beträchtlich 
i blosser Fleischuahrung. (Subbotin, Keraraerich-l 



134 Brnähnmg. Cheiniache ProceSBe. Älbuminate. 

(i) l>as Glycögen in der Leber entsteht auch, 
die Thiere nur Fleiechnahrung erhalten. (Bernard).. 

7) Der Roquefortküae bleibt einige Tage in Höhle 
vergraben, bedeckt sich hier luit einem Pilze und vej 



Uert dabei 


an CttBei- 


n, w-ühfcnd sein Fettgehalt zmii 


DCDLtlllULU 


Ca sein 

Fett 

Wasaae 


des Machen! nach 2 Monat 
85,43 43,28 
1,85 32,31 
r 11.84 19,26. 



(Blond. HU.) , 
"- Durch energiaehe Oxydationsmittel werdei 
ai. halb des Körpers die Albnminate in fette 8äi 
gewandelt, ■welche zum Theil auch im Körper 
men, wie AmeisenBäure, Esfligsäure etc., dan; 
Aldehyde dieser BiLQi'en, in Ajnmoniak und flllcht^ 
urganiache Baaen. — Durch Säuren, durch Alkaliei 
durch Fänlniss entstehen aus den Alburainaten glei 
falle Substanzen, welche auch in dem Körper Torkt^ 
men, als flüchtige Fettsäuren, Leucin, Tyrosin 
!f Die Albuminate erfüllen in dem Körper « 
' pelte Function; sie dienen nämlich 1) gewissermaBd 
ab Ferment oder sie leiten durch ihre chemische T~^ 
Wandlungen organische Processe ein. Während ( 
Albuminaten znletzt sich Harnstofi' bildet, wird die KoH 
oKydirt, entwickelt, sich die Wärme und werden Zella^ 
bewegungen veranlasst. So vermitteln also die AlB 
minate beständig Ueb ertragungen verschiedener KrB| 
2) Es vergrÖBsem sich wührend des Wachsthums du^ 
Aufnahme von Albuminaten die Körperorgaue. 



§. 4. Umsatz der stiokstoffä'eien Sabstanzen. 

Die stickst offlosen Substanzen — Kohlehydrate i 

1 Fette — werden theils durch die Nahrung in den T 

™ per eingeführt, theils in dem Körper gebildet. 

Kohlehydi-ate, die in der Nahrung enthalten sind, \ 



Ernälining. CbLem. Frocesse. Stickstoffißr. Substanzen. 135 

irgend einem Organe sich finden, wie z. B. in den 
Muskeln der Traubenzucker und das Dextrin, bo lässt 
äicli nicht entscheiden, ob dieselben aus dem Blute aus- 
geschieden oder neu entstanden sind. Das Olycogen in 
der Leber (s. S. 63) ist aber sicher erst hier producirt. 
Das Fett, welches in dem Körper sich vorfindet, ist 
nicht gerade dasselbe, welches in der Nahrung vorhan« 
den ist. Man hat Thieren verschiedene Arten von 
Pett gegeben, welche im Körjjer normal nicht vorkom- 
men, z. B. B/übölseife (Radziejewsky) oder Spermacet 
(Subbotin), es setzte sich Fett an, aber nur das 
normale. Die Zellen ordnen also die Elemente eines 
verwandten Stoffes so, wie es ihrer eigenartigen Function 
ei\tspricht. In derselben Richtung offenbaren sie ihre 
spezifische Thätigkeit, wenn sie aus dem C, H und 
der Albuminate Fette bilden. Nichtsdestoweniger hat 
die Art des Fettes, wenn solches in grosser Menge ge- 
nossen wird, einigermassen Einfluss auf das im Körper 
abgesetzte. Erhalten z. B. Schweine vorwaltend flüssi- 
ges Fett, so ist auch dasjenige der Fettzellen flüssiger, 
als unter andern Umständen. 

Stickstofflose Substanzen, welche in den Körper ge- Uebergai 
bracht werden, können mit stickstoffhaltigen Verbin- stofffose 
düngen eingehen. So gehen z. B. Benzoesäure, Zimmtsäure 2u"st? k°t 
(CgHgOa), Toluol- (C7H3), Bittermandelöl- (C^H^O), liaitigen 
Chinasäure (C7 H^g Og) in Hippursäure über und er- 
scheinen als solche im Urin. 

Gj Hg Og = Benzoesäure 
Ca H5 NOg = GlycocoU 

Cg Hg NO3 -|- Hg O SS Hippursäure. 

Im Blute sowie in den Geweben machen die Kohle- Die Gewe 
hydrate nur einen kleinen Theil aus, trotzdem dass sie nur weni 
in grosser Menge in der Nahrung enthalten sind. Es ^^^^^^^ 
ist unentschieden, ob dieselben direkt zu Kohlensäure 
verbrennen, oder zuvor in Fett, welches fast in keinem 
Organe fehlt, umgesetzt werden. Jedenfalls kann eine 



136 



Brnähnmg. Ctemiache Proee«St. ^eit: 



solche Verwandlung in dem Körper stattfinden. 
Schwein, welches in 13 "Wochen 333 Pfd- Erbaeu 
2275 Pfd. gekochte Kartoflfeln frass, iu welchen Nah^ 
rnngsmittcln znaammen nur 8,6 Pfd. Fett enthalten'! 
varen, wnrde in dieser Zeit um 23,4 Pfd. fetter. Dasil 
Fett mneste sich aus dem StUrkemehl gebildet babfln.n 
Bienen hereiten Wachs ans dem Zucker de? Honigs, i 
(Hub er, Gundlach.) Jedoch erfordert, wie schoiir 
oben erwähnt, die Fetthildimg das Vorhjindenae. 
Albnminaten. 

BB Bas Pett erscheint in dem Körper theils als tientralei 

pe Fett, theils verseift. Die Anhilufung von jenem in ~~" 
'■ per kommt nur unter 3 Bedingungen zu Stande, welchen 
zuBammeu wirken müssen: 1) wenn zu wenig Snuerstoffi 
in den Körper gelangt; 2) wenu zu wenig N consumirt , 
wird { geringe Muskel bewegung, geringer Nervenver- \ 
brauch) ; 3) wenn zu viel C in den Körper eingeführt" j 
wird. Keiner von diesen Factoren wirkt allein, unter, J 
den entgegengesetzten Umstünden wird Fett verbranchti i 
So nimmt z. B. das Fettpolster unter der Haut bei ] 
Entziehung von Nahrung rasch ab. Es ist unermittelt, "" 
ob in einem solchen Falle das neutrale Fett i 
Blnt übergehen kann, oder oh durch das Alkali de»'] 
Blutes eine Verseifung stattfindet und auf diesem Wege'] 
die fetten Säuren in die Circulation gelangen und za 1 
Kohlensäure verbrennen. 
*< Die Fette dienen, abgesehen von ihrem mechani». 
sehen Nutzen, vorzugsweise als Respirationa mittel, woza ,1 
die Albnminate nur zum geringern Theil anareichea,^ 
"Wenn der Körper nur Albuminate- erhält und kein T 
oder Kohlehydrat, so muss eine viel grössere Menge ■ 
jenen zur Erhaltung gereicht werden. Ein Hund, i 
eher 500 Grm. Eiweissnahrung erhielt, entleerte duroS 
den Urin mehr N, als in der Nahrung enthalten i 
Dieses Plus musste ans dem Fleische des eigenen KSn 
pers hergegeben sein, nm die nothwendige Menge i 
zu BchafTen. "Wurde hingegen den 500 Grm. Fleisch ri 



Bmährnng, ZeUenkräftc. 137 

1 Fett zugesetzt, ale zur ßoapii-ation erforderlich war, 
intsprach die Stickstoffinenge dea Hama der des 
kiBchcB. (Biachoff und Voit). 

C. Organische oder Zellenkräfte. 

Eine Zelle scheint urspriingHch ein weiches Körper- 
I sein, welches wesentlich aus zwei Theilen be- ^ 
flteht, dem i^ügenannten Frotoplasrnn (gewiaaemiaseen 
ein bewegungsfahiger Keimstoff) und dem Kerne. Oft 
sogar fehlt der letztere, aodasa das Protoplasma den 
einzigen Bestandtheil ausmacht. Dasselbe ist eine schein- 
bar gleichförmige, stractnrlose, öfters körnige Substanz. 
An dem äassem Umfange besteht aber sehr hänfig, ^ 
leicht als Verdichtung des ProtoplasmaklümpchenB, i 
Membran. Zwischen denZelien findet sich in derSegel ' 
bald flÜBsigo bald feste Masse in grösserer oder geringerer 
Menget 'welche man Intercellular Substanz nennt, 
die man wahrscheinlich als Produkt des Protoplasmas 
nach Aussen anzusehen hat. Hierdurch werden die ein- 
zelnen Zellen mehr oder weniger von einander getrennt. 
Bei niedem Organismen, z. B. Hydren, ist die ganze 
KGrpermBBse gleichfi5rmiges Protoplasma, ungeformt, 
aher bewegungsfiihig und wird Sarkode (Dujardiu) 
genannt. — Es gibt ferner niedre Organismen, die Mo- 
neren, bei welchen Zellen bereits sich gebildet haben, 
die sich fortpflanzen, aber keinen Kern haben. Dies 
führt zu der Anschauung, das» kernhaltige Zellen wie- 
derum eine weitre Entwicklungsstufe des Protoplasma 
darstellen, welches sich wie nach Aussen zu einer Mem- 
bran, nach Innen zu einem Kerne verdichten kann. — 
Die Beetandtheile einer voUständigea. Zelle sind also: 
Halle, Protoplasma, Kern mit Kernkorperchen. 



Ersehe 



L der Zelle: 



Die wesentlichen Erscheinungen, welche bis jetzt a 
Zellen beobachtet worden sind, bestehen: 1) i 



138 Ernährung. Zelle nktSfte. Wuchathüm. 

■VVachathum, VermeUrun^ und deren Folgen;, 2) in ein«r^' 
Affinitfit zu gewlssea Blutbestandtheilen und einer fer» 
mentartigen Wirkung anf dieselbeii; 3) in Bewegongen. 



3 VcrgröHseranj, 



g. 5. Wachatham. 

Unter "WacliBthuin versteht man ei 
dea QuerBchnitts und der Längendim 
Körpers oder eines einzelnea Theilea. — Das b 
"Wachaen kann einen verschiedenen Ursprung habe 
Entweder nämlich vermehren sich die Zellen und c 
aus ihnen entstandenen organischen Elemente (Faser 
Membranen), oder sie nehmen an Tolumen zu oder die 
Intercellularsubstanz dehnt sich ans. Alle 3 Bedin- 
gungen kommen gewöhnlich zu 
lg Daaa eine Vermehrung von Zellen, also eine wahret 

Uon.geugung stattfindet, ergibt aich beispielsv 

genden Beohachtnngen : 

ng 1) Der FurchungsprocesB. Bei der Entwickelung 

pndjeg Eies bemerkt man Zellen mit Einschnürungen, so- 

1. dass neben einfaulieu Zellen S, 4, 8 um 

Kapsel znsammenllegen , von denen 

muBS, dnsB sich die erste Zelle In zwei i 

hat. Die Theilung soll hier immer v 

gehen. 

Bei den Knorpeln sieht man neben einander einfache' 
Zellen, dann andere, an welchen zwei dicht zusammefl. 
in einer Kapsel liegen , geschieden durch eine zarts 
Linie, ferner oft auch drei, selbst mehr in einer Kapse 
woraus mau auf eine Zerklüftung geschloa 
wohl sichere Beobachtungen hierüber noch nicht yo 
banden sind. 
,. 2) Die Milchdrüsen Bind Irauben förmige DrÜM 
.welche, wie alle Drüsen, aus einer structurlosen Men 
bran bestehen, die an ihrer Innenfläche mit DrüsM 
epithel ausgekleidet ist. Im Inhalte der Epithelzellfl 
entsteht am Ende der Schwangerschaft Fett, die Zella 



n annehmen 
3. w. getheilt 
I Kerne aaa- 



V ■ 



Emähmng. Zellcnkräftc. Wachsthuiu. 13<J 

lÖBen sich ab, dringen in die AuäfUhruii;rs<ränrre der 

Drüsen nach der Oebart Ynassenhaft ein. beraten und 

entleeren ihren Inhalt , die Milch, •luhrelan«^ kann 

die MilchabBondernng unterhalten werden, und es wäre 

absurd, anzunehmen , dass der Bc;<tand der Zellen im 

jungfräulichen Zustande ausreichte, die ^^rosse Quantität 

Yon Milch zu liefern. Wenn eine milchende Kuh in 

10 Monaten 3000 Kilo Milch und damit unirefähr 120 

Xilo Fett entleeren kann, und dies jahraus Jahrein sicli 

wiederholt, so ist dies Beweis ^enu<; für Xeuhildun«? 

▼on Zellen. 

3) Aus der Milz werden tätlich Lymjilikrirperchoii i ymphzo 
in grrosser Zahl ins Blut übergeführt, während verhält- 
nissmässig wenige in die Milz vom Blute aus eintreten. 

In der a. lienalis kommen auf 1 far1)loäes 2200 rnthe. 
ff „ y- lienalis „ „ 1 ,, 70 

(Hirt). 

4) Dass die Zahl der Muskelfasern bei erwachsenen vermehn 
Thieren gfrösser, als bei Jüngern ist, lehrt die direkte ^^^faseJii* 
Zfihlung. (Budge). 

5) Viele pathologische Neubildungen. 

6) Auch das "Wachsen der Epithelialbildungen ge- 
hört hieher. Die Nägel an den Fingern verläuirern 
sich in einer Woche ungefähr um 1 Mm., an den lYisäeu 
4 mal langsamer. Ein Nagel, der im Sommer 116 Tage 
zum "Wachsen braucht, erreicht im "Winter erst in lo'i 
Tagen dieselbe Länge. Auch wachsen meistens auf der 
rechten Seite die Nägel rascher, als auf der linken. 
(Beau). — Eine Vermehrung der die Nageloberhaut 
bildenden Zellen ist die Ursache des AVachsthums. — 
Nach ähnlichen Gesetzen erfolgt das "Wachsthum der 
Haare, der Epidermis, der Epithelien. Neue Zöllen 
bilden sich, während die vorhandenen vorgeschoben oder 
abgestossen werden. 

In manchen Organen des Körpers wachsen die Zellen 
der Länge und Breite nach, so z. B. in den Knorpeln. 
An den Kippenknorpeln eines Neugeborneu beträgt die 



140 Eroälining. Zollenkräfte. Fennentwirkang. 

Breite 0,0086 Mm,; eines Erwachsenen die Breite 0,0215 
Mm. — Die Muskelfaser einca Erwachsenen kann 3 Mal 
und mehr hreiter sein, bIb die Muskelfiiaer oines Kii 

Acdro Organ elemente Biud hingegen bei Neugehor- 
nen bo gross, ala bei Erwachsenen, z. B. die Epithelien. 

Sehr häutig geht die neue Bildung von G-ewebs- 
elementeu von bestimmten Stellen eines Organs aoa. 
Man nennt eine solche Stelle matrix. Für die Knochen 
ist es das Periost (vergl. übrigens §. 11), für die Linse 
die Kapsel, für den Nagel das Nagelbett und die Nagel-. 
Wurzel etc. ■ — Man hat dieser Art des Wachsthuma den 
Namen appositio gegeben, entgegen gesetzt der 
tuaausueptio, bei welcher das Wacbathum von jedem 
Elemente an allen Stellen etnea Organa erfolgt. Bis zu 
den vierziger Jahren nehmen Kärperlänge und Q«wicht 
2U, von da an bia zum Lehensende ah. Ein neugeboi 
Knabe miaat im Mittel '/^ Meter, ein neugehor« 
Mädchen 0,49. Das Gewicht dea erstem beträgt ini 
Mittel 3,20 Kilogramm, des letztem 2,91. Im vierzig- 
sten Jahre miast ein Mann 1,68, eine Frau 1,579 Meter, 
das mittlere Gewicht von jenem ist 63,67, von dlesec 
55,23 Kilo. 

In entsprochonder Weise nehmen (jewicht und LängB 
der einzelneu Organe bis gegen die mittlem Lebensjahre 
zu. Manche Organe aollen sogar wiihi-ead des ganzen 
Lehens an Grösse zunehmen, z. B. das Herz. 



Affinität und Fermeatwirknngen der Zellen- 



Verwindi- Die Beobachtung, dass manc 
'ztikn i" hracbte Substanzen leicht von c 
ejDiBinen andern Secretionsorganen aufgeni 

geschieden werden, läsat auf t 

Zellen zu beatinuntE 
8. B. wird Jod 



durch die Nieren entleert. 



n den Körper 
einen, schwer i 
en und wieder abi 
Afhnität ge wisset 
chemischen Substanzen schlieaaen, 
1 leichter durch den Speichel i 



Ernährung. Zellenkräfte. Bewegungen. 141 

Ebenso möchte hierhin die "Wirkung specifischer 
Mittel auf bestimmte Organe in Krankheiten zu rechnen 
sein. Dies unterstützt die Annahme specifischer 
Zellen. 

Unter Permentwirkung wollen wir hier den Einfluss 
verstehen, den die Zellen auf die Zerlegung von Blut- 
bestandtheilen durch ihre Berührung haben. "Wenigstens 
erleichtert eine solche hypothetische Auffassung die 
Erklärung von manchen Secretionsvorgängen. So z. B. 
wird man sich denken können, dass das Albumin des 
Blutes, welches mit den Leberzellen in Berührung kommt, 
durch dieselbe eine Zersetzung erfährt, infolge welcher 
sich Gallensäuren bilden. Es enthalten 100 Theile 
Albumin 53,5 C, 7,0 H, 15,5 N, 22,4 O, 1,6 S 

Taur ocholsäure 60,5 C, 8,73 H, 2,81 N, 20,74 O, 6,21 S 

— 7,0 — 1,73 + 12,69 + 1,66—4,61. 
Aus dem stickstoffreichen Albumin spalten sich in 
der Leber die stickstoffarmen Tauro- und Glycochol- 
säuren ab. — Ebenso lässt es sich als Eermentwirkung 
auffassen, wenn in den Epithelien der Schleimhäute 
aus Albumin sich Mucin, gleichfalls stickstoffarm, ab- 
spaltet. 

Mucin =48,940, 6,81 H, 8,50 N, 35,750, 
Albumin_= 53,50 C, 7,00 H , 15,5 N, 22,4 O, 1,6 S 

~+~~4,"56C+Ö7l9~H, + 7,00 N,^^3,350+ 1,6 S. 

Zellenbewegungen. 

Man unterscheidet 1) amöboide und Körnchen-, 2) 
flimmernde, 3) Muskelfaserbewegungen und 4) die mo- 
lecularen Bewegungen in den Nerven. — Von den bei- 
den letztem ist in den folgenden Abschnitten die Rede. 

§. 7. Amöboide und Kömohenbewegungen. 

Amöben sind niedere Organismen aus der Klasse Amöboi 
der Rhizopoden, deren einfacher Körper nur aus Proto- ®^®*^^ 



142 



Eänabratig. 



ameiDewegni^. 



plaamasulistana Iiefiteht. Xias runde Körpcrchoa kann 
seine Gestnlt ganz veründern, Ankäufer aueeenden, so- 
dass es ein radiäree Aussehen ansizuint, sich gleichsam 
fortrutachend von der Stelle bewegen, seine Fortsätze 
können einen fremden Körper in sich aufnehmen und 
dadurch sich ttä,hren. — Die AmÖhen sind mit hüllenlo- 
sen Zeilen au vergleichen. Solche amöboiide Bewegungen 
wurden heobachtet un larhlosen Blutkörperchen, Eiter- 
nnd Schleimkörperchen, Leberzellen, Fi gnieutz eilen, Btn- 
degewebsz eilen u. s. w. Sogar wurde an gewissen Zellen 
der comen heobachtet, dass sie ihren Ort verlassen; an 
den Eiterzellen, dass sie Farbeatoffe in sich aufnehmen 

Bei allen diesen Zellen muss man annehmen, dasa sie 
aus hüllenlosem Protoplaaina heatehen. Sehen oben wurde 
darauf hingewiesen, dass in den einzelnen Pro top laamafor- 
mationen ein Gegensatz zwischen Peripherie und Centruin 
besteht, ein Bestreben zur Conoentration der Moleciile 
gegen die Mitte hin, wo sich der Kern gestaltet, und 
von Hülle und Intercellnlar- 
io. Diese anziehenden und ab- 
auch die Bewegungen bediu- 
Bede gewesen ist. 
Bei verdichteter Hülle bemerkt man Körnchenbe- 
wegung im Protoplasma, wie dies hei den Speichelkör- 
perchen leicht zu constatiren ist. (Brücke). 



I Ah Scheidung 



I Substanz 

I etossenden K 

i denen oben di 



|. S. Flimmernde Bewegungen. ■ 

Es gibt Zellen, die in einen oder mehrere Pädeff 
igehen, welche eine schwingende Bewegung zeigen. 
iTXM gehören die sogenannten Flimmerepithelien 
und die Samenzellen. 

Flimmerbewegung kommt bei dem Menschen vor 
■ an der Oberhaut: 

1) der. ganzen Respiratiouaschleiinhaut, d. h. Nasen- 
höhle mit Ausnahme der sogenannten regio olfactorMa 



Ernährung. Flimmerbewegung. 143 

des Thränensackes und Thränenganges, der Nebenhöhlen 
der Nase, tnba Eustachii, Paukenhöhle, der pars respi- 
ratoria pharyngis, des Kehlkopfs mit Ausnahme der die 
stimmbildenden Theile (Stimmbänder) umgebenden Par- 
tien, der Luftröhre; der Bronchien, soweit dieselben 
nocb eine Muskellage haben; 

2) der Schleimhaut der Innern weiblichen Geschlechts- 
tbeile, in denen das Ei fortgeleitet und entwickelt wird, 
d. h. Tuben, uterus bis zur Mitte des Mutterhalses; 

3) der Schleimhaut von Organen, welche Koste des 
Wolff 'sehen Körpers darstellen ; dahin gehören im 
männlichen Geschlechte die vasa e£ferentia testis, die 

Fig. 22. 




Flimmerepithelicn, 300 mal yergrössert. 

coni vasculosi und die Nebenhoden bis zu ihrer Mitte, 
beim weiblichen Geschlechte die Gänge des Nebeneier- 
stocks (Becker); 

4) im Centralkanale des Rückenmarks, im sinus 
rhomboidalis, aquaeductus Sylvii, den Seitenventrikeln. 

Die Richtung, in welcher die Cilien, von denen die 
Bewegung ausgeht, schwingen, ist in den Respirations- 
und Geschlechtsorganen von Innen nach Aussen. Der 
Zweck ist noch nicht vollends aufgeklärt (vgl. S. 22). — 
Die Bewegung geht wahrscheinlich nicht vom Innern 
der Zelle, sondern von den Fäden selbst aus; ob die- 
selben Protoplasma enthalten, ist unbekannt. 



144 



Ernährung. Besorpfioi 



AV^iilirend jede Fliranierepitheizelle weuigateas ii 
deii.Reg*il "lit inehrereu Püden (bis 30) versehen ist, findeöfl 
sich in dem Samen nur Zellen oder vielmehr Zeüea-s^ 
kerne mit je einem schwingenden Faden. 



Zweites Kapitel. 

Besondere Ernährnn^Berscheiniingeti, 
§. 9. AnfnaJune von Stoffen ins Blat. 

Es gibt zwei AV'ege, nuf welehen unter normalfti 
in Verhältnissen Stoffe in die Blutgefiisse gelangen, 
■"'■ weder nämlich, indem eine ofl'ene Verbindung mit andenwl 
Eäumeu besteht oder indem durch die Wandungen der T 
Oapillargefüsse endosmotiach Flüssigkeit und tiaae ein- 1 
dringen. Man nennt diese letztere Art der Au&iahmet | 
Resorption. Den ersten "Weg bieten die Mila andl 
der ductua thoraoieus dar, den zweiten alle Oapillar-' j 
gefUHse des Körpers, aber auch die Venen und feinera 1 
Arterien, jedoch in geringerem Grade, da ihre "Waa--. 
düngen schon eine relativ beträchtliche Dicke habeffi^tj 
Die Wandungen der feinsten Milzarterien gehen unuB* 
terbrochen lu die Sahstauü der Milzfasern Über i 
aus den Milzräumen entstehen die Anfänge der Venen 
Der ductua thoracicus mündet in eine Vene. Somf 
können sich also Milzproducte und Inhalt der Lympb« 
gefasae mit dem Blute mischen. 

Zur Resorption gehört auch die' Aufnahme ■ 
Stoffen in die Anfange der Lymphgcfdaae. 

ßesorbirt werden theila Stoffe, welche von ÄMsat 
in den Körper geführt werden: nÄmlich die atmosp] 
rische Luft nnd die aufgelösten Nahrungsmittel; iSiat 
Sto_ffe, welche in der Umgebung der bluffUhreudeuGeffi 
in der Tränkung aflussigkeit sich befinden. — Die U 
gebung der G-eRisse ist natürlich nach den Körperthaila 
verschieden, bald sind es Membranen, bald Kan&le, 
massige Organe. Die ersten beiden sind mit ein^ 



ICi>nJUiTOii9' R^aOTßtton. 



145 



teith ei Überzug lieldeidet, welcher bei den Jetuten fehlt. 
;' Prouesa wird natürlich compücirter, ■wenn vor der 
jentUchen ReBorptionsfläclie noch eine besondere Wand 
t durchdringen ist. Anf einitr solchen können chemi- 
: Prouoaae erfolgen, und vun Keuem fieBorptiona- 
stottc ontBtehen. So können eich k. B. aus den Nah- 
rungemitteln selbst, welche in dem Darmkunal enthalten 
fitnd, gewiEs« Zoraetzangsproducte bilden, die nicht nr- 
Bprüngüch Bestandtheile jener waren. 

Dorch die Anfänge der Lymphgefäsee können nicht 

nur fliiäsige Stofie, weiche überall im Körper, besonders 

^^U) den liäcken des Bindegewebes sich Terlinden, aon- 

^^■nrii auch feiazertheilt« feste Substtinzeu dem Blute 

^^Kgefülirt werden. Dass Fett durch die Uarmzotten in 

^^HsLyrophgefUsBe gelangt, ist schon erwähnt, vergl. H. 12. 

^^öjahlenntaub und andere aehr feine Pulver, auf die Zunge 

von Thieren gestreut, bat mau Lm Blnte wieder gefunden 

(Uesterlen), wus wahra che Lu lieh durch Aufnahme in 

; AafäDge der LymphgerUsse müglich wird. 

Von der Kesorption hängt natürlich auch wieder 
t Abgiibe Tun FlQssigkeiten und Gasen aus dem Blute 
t and davon der StofiVerbrauch, also auch die Ent- 
■eklnsg von Kräften, welche den Haushalt des Körpers 
möglichen. Die Resorption ist die Wirkung einer 
r 4 beatändigeu Strömungen, welche ungehindert vor 
. gehen müssen und die alle sich gegenseitig be- 
nämlicb 1) von Lungen (0) and Darm (aui- 
iBsta Nahrung) ins Blut, 3) vom Blut (0 und vorwal- 
d Albuminute) in die Gewebe, 3) von den Uewebeu 
Oj und ZersetüUQgsprodukte) ins Blut, 4) vom Blut 
i die tiecretionaorgane (Nieren, Lungen, Haut). Diese 
tännmgen sind allen den Gesetzen unterworfen, welche 
i den molecnlareu Bewegungen in Betracht kommen. 
Smentlich wu-ken sowohl mechanische, als chemische 
^rhiiltnisse. Unter den erstem sind besonders der 
mck des Blutes auf die öefäss Wandungen und dann 
> Scheidewand zwischen deui Blut und den in den 



!t PhytU 



10 



146 



EmäkraDg, > Berarption. 



Kanälen und den G-eweben befindlicheu Ftiissigkeitd 
zu beachten. - X7nter iibrigeus gleichen VerhUltnisM 
wii'd die Resorption vermindert bei Zunahme dee !Bliu 
drucks und amgekelirt. Der Arzt wird alao bei harte| 
und vollem Pulse iui Allgemeinen nicht ei-warteu köni 
daE3 die im Darm befindlichen, aufgelösten Nahrung 
stüife eben bo leicht ins Blut aufgenommen werden, 
früher, — sondern mehr im Magen und Darm lieg< 
bleiben und sich vielleicht zersetzen. Das Umgekehrt 
wird bei Hungernden erfolgen. AndrerseitB wird auch 
der tonus der Gewehö einen beträchtlichen EintiuBS 
üben. Sind dieselben suhlatf, ho wird leichter ans de at 
Blute Flüssigkeit austreten können, als wenn sie dichtjg 
und voller sind. 

Was die poröse Scheidewand zwischen den bei4) 
Flüssigkeiten betrifft, so ist die verschiedene Dicke d 
selben Helbetversttlndtich zuerst massgebend. Die 1 
schichtige IQpidermis lässt nicht so leicht Sesorptid 
zu, als das weichere and dünnere Magen epithel. 

Yon der Natnr der FldsBigkeiten selbst hangt s 
ebenso sehr der Durchtritt durch die Membranen al^ 

So ist beispielsweise die Diffusionsgeschwindigkf 
des HaruHtoffa mehr iils 18 mal gi'össer, als die .<* 
Eiweisses. Wenn daher in den Geiussen eine 
von Eiweiss und Harnstotl' zusammen enthalten ist,i| 
wird wenig von eraterm und viel von letzterm dnj 
treten. 

Fei'ner hangt sehr viel davon ab, ob die MembraA^ 
welche zur Difl'naion benutzt werden, auf eil 
auf beiden Seiten mit Epithel bedeckt sind. Im Ie£ 
ten Falle sind in der Regel die "Widerstände, welel 



dem Durchgang entgegenstehe 
"Wenn z. B. aus deu Gefässen 
Blutflüssigkeit durchtritt, so rai 
schiebt der Capillareu, dann die 
des aerösen Sackes darcbwandcm 
daher wenig Albumin; dasselbe 



, als im erst 
Membrai 
s» sie erst die Epitb 
endothelbe deckte Wai 
, Das Transsudat ei 
geschieht hei DrCUiea 



BmähFunf. Reaorptioti 



147 



treten z. B. dem Harne. Nur wo der Keitendruck 
im Blnte atark vermehrt ist, wie bei Entzündung, stei- 
gert sich aacti die Menge des Eiweissea. 

"Wenn hingegen nur eine mit Epithel bekleidete 
Schicht zu pasitircQ ist, so geht leicht Albumin dnrch, 
so B. B. aus den CapllWen in die Muskeln. Die auf- 
gelösten ftlbuminreichen Nahrnngs mittel, welche aus dem 
Kanäle der Darmsohleimhaut in das Blat gelangen, müssen 
freilich durch zwei mit Epithel veraehene Membranen 
dringen. Hinge^'cn ist das schwer diö'nudirbiire Albu- 
min in das leicht difl'nndirbore Pepton im Magen um- 

1 soll nach den neuerlich publiuirten Ver- 

Czernj" und Latachenberger der menach- 

Dickdarm das lösliche Eiweise unverändert ab 

irbiren, ebenso Kleister und Fett emu Ist one n ; 

;egen die Resorption durch Chlornatrium verhindert 

Uq. 

Manche hierhin gehörende Erscheinungen sind noch 
nicht aufgeklärt. Der Magensaft greift während dea 
Lebens die t>ehleinihaut des Magens nicht un, der 
G-ftIlenfurbatoi5' gebt erst nach dem Tode alsbald durch 

Iie Blasenwände; ebenso ist die Harnblase nach dem 
bde eher enr Diffusion geneigt, als während des Lebens. 
BTch die Magenschleimhaut werden Curare nud Emulsiu 
pr scbver reaorbirt. Wenn man Emulain in den Ma- 
fa oineB Thieres bringt und Amj-gdolin ins Blut spritzt, 
^ bleibt das Thier gesund. Wenn man hingegen am 
Mem Tage demselben Thiere Amygdalin eingibt und 
mnlain ins Blnt injicirt, so stirbt dasaelbe sehr rasch, 
weil Amygdalin vom Magen aus leicht resorbirt wird 
and beide Stoffe zusammenkommen und dadurch Blaa- 
sänre entsteht. (Bernard). — Wird in der Nahrung 
einem Thiere Fett gegeben, so hat die Aufnahme des- 
selben doch bald ihre Grenze erreicht; Zotten, Ljmph- 
gerässe und Blut können nur eine bestimmte Menge 
hfaehmen. (Bous^ingault). 

10* 



^jrpsetzt woi 
^^K Indesse 
^^Bchen von 

^Kchea res' 
^■^egen d 
^Blrden. 
^B Manch« 



148 Ernährang. Assimilation. Eegeneration. 

§. 10. Assimilation. 

Unter Assimilation versteht man die Fähigkeit der 
Organe, aus dem Blnte sich wieder zu restitniren, da 
sie beständig verbraucht werden und zerfallen. Die 
Assimilation ist im Kleinen nichts Anderes als die 
Fortpflanzung eines ganzen Organismus. Wie bei die- 
ser sind drei Factoren auch bei der Zellenfortpflanzung 
erforderlich: 1) eine Anregung (resp. Befruchtung), 
2) keimfähige Substanz, 3) Material, welches zur Bil- 
dung verbraucht wird. Dazu dienen 1) die Nerven, 
2) die Zellen, 3) die Tränkungsflüssigkeit und das Blut. 

§.11. Kegeneration. 

Die ganze Anlage des Körpers aus productiven 
Zellen fordert unabweislich, dass sich in allen Theilen, 
welche einen Substanzverlust erfahren haben, ein "Wieder- 
ersatz einstellen kann. Jedoch ist derselbe nicht überall 
thatsächlich constatirt, und bei einigen Organen gelingt 
es leichter, als bei andern. Kegeneration ist beobach- 
tet an: 

a) den Ep i dermo idalgebilden : Epidermis, 
Epithel, Nägel, Haare. lieber die Reproduction des 
Epithels herrschen zwei verschiedene Ansichten. Nach der 
einen entwickelt sich dasselbe aus BindegewebekÖrper- 
chen, nach der andern wahrscheinlichem aus den be- 
nachbarten noch unversehrten Zellen, vgl. S. 168. 

b) der Krystalllinse, solange die Linsenkapsel 
noch vorhanden ist; 

c) den Knochen. Ihre Regeneration hängt wesent- 
lich von dem Periost ab (Duhamel), an dessen innerer 
Fläche sich neue Zellen bilden, aus denen Knochen- 
zellen hervorgehen. Es entsteht sogar Knochen an 
einem Perioststücke , welches getrennt an eine andere 
Stelle des Körpers gelegt wird. (0 1 1 i e r.) In neuerer 
Zeit sind viele Thatsachen, theils anatomische, theils 



Eroälining; Regeneration. 



149 



ologiache, welche, zur Annahme herechHgeu, dass 

die Knochen an allen Stellen, an wclcliifn ihra 

iDtinnitilt aufgehoben war, sich reprodaciren können. 

d) den Nerven. Sie heilen rasch zusammen, wenn 

Trennung mit einem atharf achneidenden Werk- 

e geachehen ist. Qaetachnngen oder Verletzungen 

Snbetanzverluat haben hingegen zur Folge , daaa 

nicht mehr mit den Centralorganen ztfsammen- 

'ende Theil des Nerven lettig degenerirt, während 

centrale Theil sich erhält:. Dasjenige Ende der 

■chachnitteueu hintern Nervenwurzeln von Fröschen 

umgewandelt, welches nicht mehr mit dem Spinal- 

gangUan in Verbindung ist. Ist aber der Schnitt so 

geführt, dass das Spiualganglion an dem Nerven bleibt, 

BO degenerirt keine Faser desselben, während das andere 

ide, welches mit dem Riickenmarte , aber nicht mit 

Ganglion zu a am meu hängt, umgewandelt wird. (Wal- 

,) Man hat indess auch neuerdings beobachtet, dasa 

'erven, welche von den Centraltheilen getrennt sind, 

der Fettrae tum orp hose unterliegen, daas aber spfi- 

lIb Narvent'aaern sich wieder ent- 

Vcrbinduug mit den Central- 

war. (Vnlpian und 

1 nah man zuweilen sich 

ilbst daa Gehirn scheint 



ihnei 
_'irickeln, ohne dass ( 
Stande 
P^ilippeanx.) Auch Ganglie 
Igentriren (Valentin) und i 



i theilweiae wiederersetzen zu können (Toit). 

e) Auch die Hornhaut kann sich theilweiae re- 
{enerireu. 

f) Bindegewebe. Unter allen Thcilen des K5r- 
regenorirt sich das Bindegewebe, das tiberal! mit 

itaander communicirt, am Iieichteaten. Alle LUcken 
a ihm ausgefüllt, und wo andere Theile unter- 
khen oder in ihrer Entwickelung leiden, wuchert das 
Kndegewebe. 

g) Muskelgewehe. Bei abaichtlichen Verwnn- 
kngen regeneriren sich quergestreifte Mnskelu achon 

ia-ah i Wochen vollständig (0. Weber), ebenso hei 



150 



E müh [HD". Retention. 



Friisebeu im Pi'ähjiilir, nRcMem wShrend des Wint«! 
BChlafes viele fettig degenerirt waren (v. Wittich).- 
Glatt« Muskelfasern cntstelieu massenhaft im schwangei^ 
utenia. 

Wo kein Wiederersatz stattfinilet, wie dies bei i 
Hant nnd den Drüsen bis jetzt als Regel gilt, wird c 
Lacke von Bindeijewebe ausgefüllt, 



g. 12. Betantion. 

In einem wohlgenährten Körper ist ein gewiss« 
Vorrftth von Nahrmaterial aufgespeichert, welcher 
gröBsereiu Gebrauche vernutzt wird. Diese Znrückhall 
taug von Stoffen, gewiss ermassen Reaervekapital : 
ungewöhnliche Ausgaben, kann man als Rctenti 
bezeichnen. So beobachtet man namentlich iu ein 
Körper, welcher mehr Kohle durch die Nahrnng erhftU 
aU verbrannt wird, Fettablagerung, z. B. b " _ 
Mnskelruhe oder Dnthätigkeit im Nervenleben i 
gleiohüeitigei' reichlicher Nahrung. 

In der Ruhe während des Hchlales wird meiaiei 
mehr Sauerstoff als während des Tages aufgenc 
um wieder des andern Tags verbraucht zu werden, 

Auch das Eiweiss sammelt sich im Körper 
kann verbraucht werden, wenn die Zufuhr von Aus^e 
, sich vermindert. Erhält, z, B, ein Thier reichliche 3 
weissnuhrung und wird ihm nachher jede Nahrang e 
zogen, so ist die am ersten Hungertage entleerte I" 
stoffmenge viel bedeutender, als bei einem schlechtj 
genährten Thiere, So betrug bei einem Hunde 



2.^00 Grm. Fleisch 
1500 „ „ 

800 „ „ 200 ] 

(Voit.) 1 



Hraährnog. Retention. Vlcariireude Emriohtang<^n, 151 

Wird ein Hund mit einer zunehme Eden Menge 
^TleUch gefüttert, und ist der Verbrauch mehr als ge- 
leckt, 80 bleibt Eiweiee im KSrper zurllck. Ein Sund 
nhielt 

' IfiOO Cirm. Fleisch täglich, entleerte 106 Grm, Harnatoff 
2000 „ „ ,. ,. 144 „ „ 

2K60 ., „ „ „ 181 „ . „ 

1500 Orra. Fleisch = 51 N 106 Ur. = 49,4 N 

2000 ,. ,. = US N 144 „ = 67,10 N" 

2660 „ ., =90,4N 181 .. = 84.34 S 

(Voit.) 
Dabei* mug es auch komratin, dasK, wenn ein schwä* 
clicinder Eintiuss auf den Körper eingewirkt hat, hei 
Menschen, welche Vorrath haben, die Folge nicht so- 

_gleich, sondern gewöhnlich erst nach einem Tage ein- 
Ütt. Der Körjier zehrt unterdessen vom A'orrath. 



§. Vd. Vioarllrende £liuioIituiig;ea. 

Obwohl jeder Körpertheil aeinc besondere Function 

I kann doch mehr oder weniger eine Stellvertra' 

)Biig eiotreteii bei Verlust, und dadurch kann das Lehen 

md die ßesundheit erhalten bleiben, aelbst wenn sehr 

iriohtige Organe nicht mehr fangiren. So wurden ohne 

^achtheile bei Thieren exatirpirt: ailmnitliche tjpeiche!- 

Isen des IV tun des (Budge), selbst das pancrcas, sehr 

btüig die Milz ; es kfinnen groase Gefasse (aorta ahdomiDa- 

, Vena portarnm) nndurchg&ngig werden, weil durch 

Enttstomosen die Verbindung hergcHtellt wird. Die 

Ustatische Eigenschaft zeigen die verschiedenen Spci- 

■elurten, selbst ächicim, Chylus, Darmsaft; die emulsive 

'^nschnft Galle und pancreatisoher Saft; die Eähig- 

7.UT Umwandlung der Albuminate in Peptone 

Hagensaft, Bauchspetchel, selbst Dariosaft, Die Milz 

durch Lymphdrüsen vertreten werden. Häufig 

^halten Muskeln, welche gleichartige Function haben, 

I verschiedenen Seiten Nerven. — Dazu kommt, daaa 



152 ErnähniDg. Inanition. 

sich der Körper dem Material, das er yerwenden kann, 
sehr accommodirt. Die Leistungen werden auf das 
Nothwendigste beschränkt, um das unentbehrliche 
(Circulation und Respiration) zu erhalten. 

§. 14. Inanition. 

Den Zustand des Körpers, welcher entsteht, wenn 
demselben alle Nahrung entzogen wird, bezeichnet man 
als Inanition. Die Erscheinungen wurden an Thie- 
ren beobachtet. (Chossat, Bidder und Schmidt, 
Bischoff, Voit.) Nahrungsentziehung tödtet den 
Körper, aber nicht so plötzlich als Sauerstoffentziehung, 
weil in jenem Falle der Körper selbst Muskeln und 
Fett hergeben muss, um die von Aussen zuzuführende 
Nahrung zu ersetzen. Alle Lebenserscheinungen sind 
wesentlich concentrirt in der Athem- und Herzbewe- 
gung. Ihre Unterhaltung hängt zunächst von der Er- 
regbarkeit gewisser Nervenparthien ab, und diese bedarf 
wiederum des Sauerstoffs und des Blutes. Zu jenen 
beiden Muskelarbeiten selbst gehören aber gleichfalls 
Sauerstoff und Blut und im Blute wieder stickstoff- 
haltige und stickstofflose Substanz, Albumin und Fett, 
plastische und Bespirationsmittel. So bilden Nerven, 
Herz- und Athemmuskeln und Blut die drei in einander 
greifenden Bedingungen ihres gegenseitigen Bestehens. 
— Um diese Bedingungen zu erfüllen, ist nothwendig: 
1) gleichmassige Erwärmung, d. h. eine dem jeweiligen 
Körpergewicht entsprechende Bildung von COg, welche 
das wesentlichste Moment der Entstehung von Wärme 
ausmacht. — Die Kohle für COg gibt zum grössten 
Theil das im Körper vorhandene Fett, zum kleinern 
das Eiweiss her (s. o. S. 136). Je mehr das Fett ver- 
braucht ist, desto mehr wird das Eiweiss angegriffen. 

2) Zerfall von Albuminaten und schliesslich Ent- 
stehung von Harnstoff. — Ohne diese chemischen 
Processe können weder Verbrennung von C, noch auch 



BT" 



Srnähmng. Inanition. 153 



• die wBhrend des Hungers nnenthehrlichen Körpcr- 
[ iMwegiuigexi entstehen. — In den ersten Hangertagen 
\ ist die Menge des Harnstoffs, welche abgesondert wird, 
grSsief, später steht sie im Yerhältniss zum Körper- 
gewicht. (Bidder nnd Schmidt.) Je besser ein 
TlÜAr vor dem Hangern gefüttert war, je mehr „Vor- 
nfJunweiss" in seinem Kori)er sich befand, desto grösser 
[ iit die in den ersten Tagen entleerte Haiiistoffquantität. 
(Voif) Immerhin wird aber am ersten Tage betracht- 
lieh weniger Harnstoff entleert, als bei ausreichender 
Ihkrang. So wurden z. B. von einem gntgenährtcn 
Arbeitamtinn bei mittlerer Kost und Kühe 37, bei 
Hvnger nnd Bnhe 26 Grm. Harnstoff secernirt. 

Ein Thier, dem die Nahrung entzogen wird, kann 
■eh Ton seinem eigenen Kör2)er nicht sättigen, weil die 
YsflfiaBignng der Theile nur langsam vor sich geht, 
da die Albuminate dem Magensafte nicht ausgesetzt 
ud. Dflher bleibt das peinigende Hungergefühl. 

3) Tftglich werden die Herzbewegungen, täglich die 
Athembewegungen matter, endlich reicht das Material 
, nickt mehr aas, die Nerven erreglmr zu erhalten, der 
lapalB hart auf. Es erfolgt der Tod. An den letzten 
Hangertagen nimmt COg-Bildung, AVärme, Athein- und 
Polsfreqnenz, Harnst ofiPexcrct unverhältnissmässig ab. 

Bemerkenswerth ist, dass .,im Beginn der Inanitions- 
daaer nnr ein kleiner Theil der secernirten Galle mit 
dm Fices aasgeschieden wird, bis vom zehnten Tn<rc 
la die Galle vollständig Excret wird^^ (Bidder und 
Schmidt.) 

Nach den Untersuchungen von Voit verlieren durch 
die Inanition in ^JqI 

Fett 79, 

Milz 66,7, 

Leber 58,7, 

Hoden 40, 

Maskeln 80,5, 

Blat 27, 



Nieren 25.9, 

Hant mit Haaren 20,6, 

Leerer Darm 18,0, 

Lungen 17,7, 

Pancreas 17, 

Knochen 13,9, 

Hirn und Sückenmurk 3,2, 

§. lö. StoSweohael. 
Wenn mau die or^auischea Stoffe, welche der menBo]l*4 
liehe Kiirper von Aussen iii sich aufnimmt, mit dem 
vergleicht, weiche er wieder nach ÄusBeji abgibt, 
sind beide von einander sehr verschieden: indem di<^ 
auBgeleerteu Substanzen ganz anderer Art sind, als t 
H"tthrnngg mittel und die eingeathmete Luft. Hingeg* 
gleichen sich die Einnahmen und Ansgabeu dadurobfl 
aus, dasB dieselbe Quantität derselben Elemente de»^ 
Körper verlusst, als in denselben gebracht worden eisdij 
Nur die Form, in welcher diese Elemente neben eii 
der gelagert waren, hat einen Wechsel erfahren 
diese Umwandlung der Form nennt man Stoffwe 
sei. Was zunächst die Aggregatzastände betrifft, 
werden Grase, Flüssigkeiten und feste Substanzen aitf^ 
genommen und ausgeleert, jedoch in sehr verschiedene! 
Verhältnisse. Wenn man als Flüssigkeit bloss 
Wasser betrachtet und die in demselben aufgelSst« 
Stoffe als feste, und die alkoholischen Flüssigkeite 
welche genossen werden, vernachlässigt, so ergibt e 
dasB ein erwachsener Mensch in 2500 — 3000 ~ 
Nahrung etwa 2000—2400 Waaaer und 500—600 C 
feste Sabstpnz zu sieh nimmt. Von den Ansleerus^ 
kann man die Epidermis, Haare, Nägel nnd MniH 
epithelien wegen ihrer unbedentendeo rTewicht-smen« 
unbeachtet lassen. Feste Stoffe sind enthalten, uagef 

im ürine 65—65 Grra. 

in den Excreioenten 30—50 „ 



Ernährung. Stoffwechsel. 



155 



für den Tag. Durch Haut und Lunten wird Wasser 
in Dampfform, durch die Haut auch flüssiger Schweiss 
entleert. Die festen auf diesem Wege aus dem Körper 
entfernten Stoffe betragen sehr wenig. Aber gesetzt, 
es würden dadurch 20 Gramm entleert, so würden gegen 
500 — 600 Q-rm. fester Substanz, welche der Mensch in 
der Nahrung geniesst, höchstens 135 Grm., also etwa 
der vierte Theil in dieser Form entleert. 

Von den in den Nahrungsmitteln enthaltenen Ele- 
menten sind weitaus die wichtigsten Stick- und Kohlen- 
stoff. Jener wird durch Urin und Koth, dieser durch 
die ansgeathmete Luft hauptsächlich aus dem Körper 
geschafft. 

Wir geben eine von J. E,anke beobachtete Zusam- 
menstellung der Nahrungsmittel und der Entleerungen 
nach ihrem Gehalte an den genannten beiden Elementen. 



Einnahmen j in Grammen Ausgaben 



250 Fleisch = 
400 Brod 

70 Stärke 

70 Eiereiweiss 

70 Schmalz 

30 Butter 



N 


C 


8,5 


31,8 


5,1 


97,44 





26,05 


1,52 


5,99 


jo,i 


67,94 


15,22 


228,"7~ 



Urin = 
Koth 
Ansgeath- 
mete Luft 



N 
14,84 
1.12 





C 

6,52 
10,6 

207,0 



15,96 I 224,6 



Hiernach stimmte der Verbrauch von C und N an- 
nähernd genug mit den aufgenommenen Substanzen. 

Wenn man in runden Zahlen annimmt, dass täglich 
3000 Grm. Wasser, 130 Albuminate, 84 Fett und 
400 Kohlehydrate genossen werden, so entsprechen 
diesen Einnahmen ungefähr 1500 Wasser, welches durch 
Harn, nahezu ebensoviel, welches durch Haut und 
Lungen, etwa 100 Grm., welches durch Excremente 
entleert wird; ferner 30 — 40 Grm. Harnstoff und 
800 COj. 



Drittea Kapitel. 
Elebtrlcltät. 

EleEctriaclie Btrümu zeigen sich am BeBtimm teste» g 
an Mnakeln Tind Nerven. Sie wurden jedoch anch « 
der »aeBern Hunt z. B, des Froschea nnd an ScMein 
häntcu beobachtet. 



§. m. Erkennang'smlttel elektrischer Ströme. 

Miui erkennt das Vorhanden sein der £lektricit3 
dnroh den Mnltiplicutor und durch den stromprüfendH 
Prosch schenke!. Der Multiplicator besteht ans 
'weBenttiuhen Theilen: 1} ans zwei parallel anter ei 
der befindlichen Magnetnadcsln, die durch ein vertical 
Stäbchen mit einander Terbimden sind. 
der einen und der Südpol der andern sind nach i 
seihen Seite gerichtet, wudurtb die Einwirkung 
Erdmagnetismus vermindert wird. (Astasie der 
nadeln.) 

2) Aus einer groBBcn Anzahl von Drahtwindungt 
Die eine Nadel hängt innerhalb derselben, die t 

"Wenn ein elektrischer Strom eine Magnetnadel i 
flieset, Bo entsteht eine Abweichung deraelben. ~' 
Abweicbnng ist verschieden , je mich dem Eintritt i 
Elektricität, sodass, wenn z. B. die positive } 
gegen den Nordpol einströmt nnd gegen den Sfic 
wieder aasBtrömt, die Magnetnadel sich nooh i 
andern Seite umwendet, «1b wenn die positive Elektr 
am Südpol ein- nnd am Nordpol austritt. Die Bichto] 
des Stroms nua der Richtung der Ablenkung i 
kennen, dient die bekannte Ämpöre'ache Anweiff 
(S. Fig. 23 der folgenden Seite.') 

Der Maltiplicator ist sowohl durch seine Astaste i 
durch die Drahtwin düngen 



Elektrophysiolo^e. 



157 



selbst für schwache elektrische Strömungen, und man 
kann nicht nur dieselben überhaupt durch ihn erken- 
nen , sondern auch die Dichtungen der Ströme, welche 
in einem Körper stattfinden. Zugleich kann unter 
besondem Umständen der Multiplicator als das Mass 
für die Stärke des Stroms benutzt werden, wozu übrigens 
andere Vorrichtungen, besonders die Tangentenboussole, 
dienen. 

Bei der Anwendung des Multiplicators kommt es 
wesentlich darauf an, dass nicht andere Elektricitäts- 

Fig. 23. 




Schemstische Darstellung zur Erläuterung des Muskelstroms. 
b Zinkgefässe. c Bäusche, a künstlicher Querschnitt des 
Moskela r, welcher mit seinem Längsschnitt am Aequator auf 
dem einen Bauseh aufliegt, während der Querschnitt a den 
andern Bausch berührt, d Multiplicator. 

qaellen vorhanden sind, welche auf denselben wirken, 
sondern dass nur die in dem thierischen Theile ent- 
wickelten Ströme erkannt werden. Es entstehen aber 
schon Ströme, wenn man Wasser durch Kupferdrähte 
verbindet und werden durch einen empfindlichen Mul- 
tiplicator angezeigt. Der AVasserstoff tritt an den 
negativen, der Sauerstoff an den positiven Pol (Polari- Polaris 
sationsstrom). Deshalb müssen die G-efässe und die 



158 Blektrophy Biologie. 

Elüssigkeiten , mit welchen die thierischen Theile in 
Verbindung kommen, solche sein, von denen man aus 
Erfahrung weiss, dass sie keine Zersetzung erleiden. 
Aus diesem Grunde wendet man Gefasse von amalga- 
mirtem Zink an, und die Papierbäusche, auf welchß 
die thierischen Theile gelegt werden, müssen mit einer 
beinahe concentrirten Lösung von schwefelsaurem Zink 
getränkt sein. (Dubois-Reymond.) 
fcromprfifeu- Der Froschnerv hat darin einen Vorzug vor dem 
gchenkei " Multiplicator, dass er viel rascher die Elektricitätsspan- 
nung durch Zuckungen in den mit ihm verbundenen 
Muskeln anzeigt, jedoch nicht so empfindlich ist, als 
jenes Instrument. 

§. 17. Maskeistrom. 

•ingMcimitt, Man nennt die äussere Oberfläche eines aus paral- 
Uqwitor * lelen Fasern bestehenden Muskels den natürlichen 
•^y^jj[^" Längsschnitt, die Sehnen, in welche die Muskel- 
fasern auslaufen, den natürlichen Querschnitt, 
einen im Querdurchmesser des Muskels gemachten 
Schnitt den künstlichen Querschnitt. Die geo- 
metrische Linie, welche die Längsachse des Muskels in 
zwei Hälften theilt, heisst der Aequator. 

Wird ein aus parallelen Fasern bestehender Muskel, 
z. B. der sartorius des Frosches, so auf die Bäusche 
(Fig. 23 c) gelegt, dass sein Querschnitt a den einen, 
sein Längsschnitt gerade im Aequator den andern 
Bausch berührt, so weicht die Magnetnadel so aus, als 
ob mit a der positive, mit c der negative Pol in Ver- 
bindung gesetzt worden wäre, d. h. der elektrische Strom 
des Muskels geht vom Längsschnitte im Multiplicator 
durch den Querschnitt und im Muskel selbst vom Quer- 
schnitt zum Längsschnitt, wie dies die Pfeile in Fig. 23 
angeben. — Dieser starken Anordnung steht die 
schwache entgegen, wenn nur zwei Punkte des Längs- 
oder zwei Punkte des Querschnitts mit einander ver- 



KtebtriqiliyHiologie. 



159 



Leqoator ( 



Q weiden. Eia AuBsclilag erfolgt nicht, wl'üii die 
durch dea leitenden £ogen mit »inander yer- 
jndenen Punkte des Muskela gleichen Abstund vom 
: Mittelpunkte dea Querschuitta 
(Entdeckung Ton Dnbois-Reyniond.) 
"Wird MiBtatt eines Muskels, dessen Fasern parallel 
I einander liegen, ein solcher geooninieD, der wie 
: gastrocueraius gebaut ist, also z. B. beim FroBohe 
I dar gaBtrocueniiuB , der tibiulia anticus, peroneus, 
an alle dieee Kracheinungen gewahren, wenn 
ich der Zehe hin liegende Hälfte prüft, d. h. 
I gastrocuemiu^ das AchilleBsehnenende; nicht aber 
am obern Ende, an dem sich der Äneachlag, welcher 
einen Strom im Sinne vom Längs- zum Querschnitte 
anzeigt, stets betracbtüch aubwächer, oft im umgekehr- 
ten Sinne aeigt. (Budge.) 

Diesen Strom in Muskeln, an denen mau das natür- 
liche Schema der ebengenunnten Muskeln künstlich 
Uichbildet, indem luau einen achrägeu Querschnitt 
Boakelrhombus) anlegt, nennt Dubois-ßeymond: 
Vignngss trom und suchtzu beweisen, dass erwesent- 
~i anf dieselben GrundsJltze zui-iickzufdhreu ist, aaf 
welchen die KtrÖmung in purallelfaserigeu Muskeln be- 
ruht. Es soll sich nämlich zu dem gewöhnlichen 
Strome noch ein anderer gesellen, der von den spitzen 
^^Eokea zu den stumpfen Ecken dos Muskelrbombus geht. 
^^■L Nach meiner Ansicht beruht diese VerBchiedenheit 
^^^K den genannten Muskeln darauf, dass zu dem ge- 
^^Ktimlicheu Strome sich ein zweiter gesellt, welcher vom 
^^Puasende nach dem Kopfende verläuft und daher 



na ehh 



Strom in der untern Hälfte vei-atärkt, ii 
»uhwücht. 

Dnbois denkt sich jede Muskelfaser au 

Cyliuderform zueammengesetzt , welch 
mndiläche negative, au dem Mantel positi 
t Keigen und von einer indifierenten leiten 
rageben sind. Es entsteht mithin 



der ( 



160 Elektrophysiologie. 

welcher iin Elektricitätsleiter vom positiven Mantel 
(Längsschnitt) zur negativen Grundfläche' (Querschnitt) 
geht. Da, wo zwei Flächen gleichnamiger Elek^icitäten 
sich berühren, wie an den Grundflächen, heben sich 
dieselben auf, daher die Negativität nur am Querschnitte 
sich offenbart. — Weil das Sehnenende (natürlicher 
Querschnitt) die Negativität öfters nicht zeigt, so 
nimmt Dubois nahe der Sehne noch eine eigene 
Schicht an, welche positive Elektricität hätte und die 
er parelektronomische Schicht nennt. Nach frühem 
Beobachtungen dieses .Forschers nimmt dieselbe eine 
unmessbare Dicke ein, nach neuern kann sie sich weit 
in den Muskel hinein erstrecken, wodurch ein weites 
Feld zu Erklärungen gewonnen ist. — Vergl. auch 
Abschn. 5. 

Nach den Untersuchungen von Hermann entstehen 
erst die Ströme bei der Präparation der Frösche, indem 
schädliche Einflüsse, bei Fröschen unter andern spur- 
weises Zutreten des ätzend wirkenden Hautsecretes, 
die Oberfläche treffen. Im ganz unversehrten unent- 
häuteten Thiere sind die ruhenden Muskeln vollkommen 
stromlos. 

§. 18. Nervenstrom. 

Nerven-' Zwischen zwei Längsschnitten des Nerven findet ein 

Strom statt, wenn die beiden Punkte ungleich weit von 
dem Aequator des angewendeten Nervenstücks liegen. 
Ebenso ist auch nur eine schwache Wirkung vorhan- 
den, wenn die beiden Querschnitte angelegt werden. 
Der stärkere Strom gibt sich zu erkennen zwischen 
Längs- und Querschnitt und hat wie im Muskel durch 
den Multiplicatordraht eine Richtung von dem Längs- 
zu dem Querschnitt. — Der Nervenstrom steht aber 
hinter dem Muskelstrom an Stärke weit zurück. 



Strom. 



Elöttro[)!iy9Lologie. Tliierii 



§. 3. FrosolUuiatstroiD. 



HL Köllcheu zuäaianieiigewick alten FToa< 
Bclies, bei welchem die äussere 
sen liegt , zeigen sich gleichfalls 
Ströme. Die schwachen Ströme 



He*'' ' 



' Bei einem za ein 
Eaatstück elnea Fri 
Q^Autfläulie nach Am 
starke nnd schwache 

entstehen von zwei Punkten der »usaern Oberfläche oder 
ei Funkten des Querschnitts. Hie nehmen in dem 
8u, je näher der eine Punkt der äuBaem Ober- 
dem Querschnitte liegt. Starke Ströme zeigen 
enn die äussere Überfläche und der Querschnitt 
mit dem Multiplicator verbunden werden. Die Rich- 
tung derselben ist umgekehrt wie die des Muskels und 
Nerven, nämlich im Multiplicatordrabt vom Querschnitt 
SuBBern Obcrflriche. (Budge.) Dnbois hat nach- 
daaa an der Froschhaut eine elektromotorische 
I von aussen nach innen gerichtet ist, besteht. 
Auch an der Magenschleimhaut sind Strome . vor- 
,den, welclie indessen von innen mich aussen gehen. 



Viertes Kapitel. 

Wärme. 
g. 20. Allgemeines. 
BKw innerhalb gewisser Temperaturgrenzen bewah- 
ßi' die Korpertheile ihre chemischen, physikalischen 
organischen Eigenschaftea. Werden sie höhern 
' tiefem Graden bleibend ausgesetzt, so verlieren 
i rasch die Fähigkeit zu functioniren. — Indeas sind 
F Organismus Vorrichtungen vorhanden, um die Con- 
einer bestimmten Breite zu erhalten. 
Bei allen warmblütigen Thieren bleibt die Körper- Or»d 
würme nahezu ant' derselben Hohe und ist nur innerhalb 
«eringer Grenzen Schwankungen unterworfen. Sie be- 
t bei dem Menschen in der Mundhöhle, Achselhöhle, 
jompend. der Pbyiiolo^B. s.AuS. n 



1C2 ThjeTiBoTie WSrme. _ 

Kniekehle nnd allen Theilen, welche nicht, 
üaseere Haat, einer beständigen Äbkühlnng nnterworfi 
sind, 35— 37,5" C, 28—30" R., 95— OBift*"?. Die "War 
der umgebenden Luft hat einigen, aber nnr gerina 
£inflnsB. Im Sommer ist die Eigenwärme etwas höa 
als im "Winter. In heiasen Klimaten zeigt sich 
einem und demselben Menschen die Temperatur i 
nm '/s" C. höber als in warmen. Bei einer tünat" 
Erwärmung der Luft von 99,14" C. können knrze 2 
Menschen aushalten. (Blagdeu.) Thiere sterben i 
einigen Stunden, wenn sie einer Temperatur voi 
und 40 " C. ausgesetzt ((^bernier, Acke 
ebenso, wenn sie bis 18" C. abgekühlt werden (Bn 
nard, Walther). Bei Thieron, welche ii " "" 
der Pole leben, z. B. dem Polarfuchse, war die Körj 
tenIperatur+40'' C, die Lufttemperatur ^ — 25 bie 3Cr 
Bei Kaninchen stieg in einer Temperatur von 50 — 90''J 
die Temperatur nur nm einige Grade. (Dela 
und Berger.) 

§. 21. Bestimmung der Temperatur des Körpers, 

«t- Der "Warme gi'ad kann durch die lüefühlBnerv 
j.jedoch nur wenig genau bestimmt werden. Durch Tili 
■ mometer und Therm omultiplicator lässt sich die T«S 
peratur in Zahlen ausdrücken. Letzterer dient niU*! 
ein Mittel, nm zwei verschieden temperirte 
stellen mit einander zu vergleichen. Wenn awe 
Stabe, von denen jeder ans zwei zusammeng 
Metallen besteht, durch einen Schltessungshogen Terbsl 
den sind und die eine Lothstelle mehr erwärm.t y 
als die andere, so entsteht von dem höher tempei 
zu dem niedriger temperirten Metalle ein Strom, ' 
eben die Magnetnadel eines Thermomultiplicators . 
zeigt, welcher in die Kette eingeschaltet, wird. Tim 3 
einem thierischen Theile Versuche der Art anznstelll 
läast man zwei Nadeln anfertigen, von denen eine J 



.Thierische "Wärme. 163 

Ins Eieeu and Kupfer oder besser aus Eisen und Neu- 
eilber besteht, uud verbiadet ■dieHelban mit dem Mul- 
tiplicator. Wird die Löthstelle der einen Nadel nur 
mit den Fingern berührt, so weicht die Magnetnadel 
al). Sticht man eine Nadel in einen Körpertheil und 
die andere in einen zweiten, so entsteht eine Ab- 
weichung, wenn die Löthstelle der einen Nadel mehr 
als die der lindern infolge der etwa vorhandenen ver- 
Bchiedenen Temperatur erwärmt wird. So kann man 
z. B, anch ermitteln, oh vielleicht ein Muskel im Momente 
der Bewegnug einen höhern Wärmegrad erreicht, als er 

Ihrend der Ruhe neigte. 
§. 22. Entstehang der Körperwärme. 
Wärme ist Aetherbewegung. Nach dem Cresetze der WSnno 
natonz der Kraft entsteht sie dnrch Widerstände c"V 1 
ioT bewegenden Kraft, und da mit jeder Bewegung 
th Widerstände verbanden sind, bei jeder Bewegung 
im Verhältniase zur Grösse der Widerstände. Bei 
Jlnsbelhewegungen dnrch directe Reizung der Mnakeln 
(Becqnerel) oder der Nerven (Helmholtz), bei 
Drlisenarbeit, z. B. Spei che Isecretion (Ludwig), wäh- 
^U^ad der Terdanung, erhöht sich die Temperatur. Die 
^BneentlichBte Quelle der Körperwärme bildet die Ver- 
^^V^dul^K ^'^'^ ^ "^'^ '-' °'^^ ^1 '^'^'^ ^^ scheinen hanpt- 
'B%chlich die stickst offlosen NahrnngshaBtondtheile, welche 
im Körper verbrannt werden und ihren C und H zur 
Verbindung mit dem O hergehen, dazu vorwendet zn 
werden; die Körperwärme entsteht also wesentlich da- 
(tnrch, das« Eiweiss, Kohlehydrate nnd Fett verbrannt 
werden. Die Verbrennung des EiweiBsea ist indessen 
nicht vollständig, weil die Excreta der Nieren und des 
I>Srros noch brennbare Stoffe enthalten , z. B. Harn- 
Durch Versuche an Thieren bat man festzuatel- 
I gesucht, ob durch die Verbrennung des durch die 
Käbmng in den Körper gebrachten H nnd C und des 
feathrueten so viel Würnao erzeugt wird, um eine 



164 



Ernahiiing. Warme. 



Leatändige Temperatur von 37 " 0. zu erhalten. 
dieeeiu Wege wurde gefunden, diisa wenigstens 
92'*/o der Körperwäruie durch diese Verhrennung j 
Htande kginmea. Auch bei den SpaltungspruceBsen i 
Albuminate und Kohlehydrate wird Wärme t 

Die Veraohiedenheiten, welche mun hesonderg J 
Blute der eiuzelnen Gefäsae beobachtet hat, 
thella davon her, dass die Geffiaae mehr oder * 
oherflächlJch liegen und daher ihr Inhalt Jeiohter I 
gekühlt werden kann, tbeih davon, dasa dus Slut diu 
Organe strömt, in welchen die ÄaaimilatioD lebhi 
vor sich geht. Das Blnt der veiia portarum und der v 
hepatica ist wärmer, als dua Blut der aortn, weil in i 
Darme und in der Lehar mehr chemische VcrbLndnii) 
erfolgea. Das Blut der vena eava ini'erior ist wäi 
als das der vena cava superior, die Muskeln mit i 
grösaern Stoffwechsel wSrmer, als das Bindegew 
Daa Blut des rechten Herzens ist nach v. Liebig i 
Bernard wärmer, als das des linken, was man von j 
Abkühlung durch die LungenJul't herleitet Die Kör| 
temperatur nimmt etwas ab durch Entbehrung 
Uahrung, durch Mangel an U, also dnrcTi 
Athemholen, in der Ruhe, im Schlafe. Beim Aufenti 
im kalten Bade hat man ein Sinken der Wärme 1 
obachtet (Virchow), jedoch kann auch ao viel prodttw 
werden , dass der Verlust unmerklic!! ist (L i ( " 
meiater). 

§. 23. Fortleltung der Wärme. 

i- Die wesentliche Ursprungs stelle der Wärme j 
, Überall da, wo C und zusammeukommen, 
und in der Umgebung der Gertisse. Das Blut 1 
rme an alle Körpertheile. Es hängt daher | 

eines Körpertheila sein- davon ab, ob 
I Blutmeuge in demselben enthulteu lat, . 
in der grösaern oder geringem Weite der i 
Verengerung der Arterien bringt AbkuhJiJ 



die Wä 

Wärme 






Ernährnog. W^rme. 



165 



weiterong derselben "Wärroevermelirung bervor. Rei- 
zBng' der Arterien uder der &efHB8neryen verengt die 
Arterien und Lähmung der Gefösencrven erweitert sie. 
Hier&us folgt, dass mnn fociile Ei-würmung nicht 
mit einer Zunahme der Wilnnemenge im Körper ver- 
wechseln darf. Es kann z. B. die ganze Haut eine 
höhere Temperntur zeigen, ohne daRB mehr Wärme er- 
zeugt worden ist, wenn ein grÖBsaree Blutqnantum auf 
r HautfiSche enthalten iat. — Nach Jacobson und 
^ndr6 nimmt die Temperatur in den KSrperhöhlen 
Q in Folge von Durch schnei düng von (.-ieräss- 
ie äuBBere Wärme sich erhöht. 
I liobile Erweiterung der GefäBBe und daher Bl«t- 
länfnng wird veranlasst, wenn man den n. Eympathi- 
, welcher in dem Rückenmarke aeinen Uraprnng hat, 
. diesem trennt d. h. durchschneidet; ebenso wenn 
D clasHalamark zerquetscht (TschetBchichin U.A.). 
bberhanpt erhöht Dnrchschueidnng des RUckenmurktn 
> Wärrae der darunter liegenden Theüe, aber nur 
! eine gewisse Zeit. Später tritt wegen der Abnahme 
(er Maskelthätigkeit die grade entgegengesetzte Br- 
iieinDHg ein. nilmlioh Verminderung der Temperatur. 



5. 24. Wänaeverluat und Wänneeraatz. 

Da die Körpertemperatur im normalen Zustande un- 
verändert bleibt, so muss stet» ebenso viel Wärme erzeugt 
werden, alti verloren geht. Damit das Gleichgewicht 
zwischen Verbrauch und Jfeubildung erhalten werde, 
) eine WSr meregulirnng Statt finde, ist es er- 
lerlich, daBs bei Warmeverlust WHrrae produuirt, und 
Steigerung derselben eine Verminderung bewirkt 

[ Der Körper verliert. Wärme 1) indem den Oberflächen 
r Hant, der Lungen und des Magens die äussere kältere 
t nnd bei letzterem auch die kältern Nahrungsmittel 
tne entziehen; 2) durch die Verdunstung auf Haut 



161 



Bmährmig. Warme. 



und Lungen; 3) durch Abgabe der erwänatec üxcre 
(Speiche! , IFrin , ExcrBmente ; 4) duruh mechanisc 
Arbeit. 

Van dorn gunzen tiuf dlesom AVege entatandea 
"Wärme Verluste kommen nach Helmholtz aaf die Hl 
77,57u, "if »i'e Lunge IS-ö^/o» ^^^ ^^'^ Magen 2,6* 
Die durch mechanische Arbeit verbranchte "Wän 
Bchätzt Ludwig anl' T^/q. 

Zum Ersatz der verloreueu Wärme dienen wesel 
lieh Mnakelbewegungen und dadurch gesteigerte Zufn 
von 0. 

Zur Wahrnehmung der bestimmten Eigenwärme ( 
Körpers sind die Grefiihlsnerven in hohem Grade j 
eignet und namentlich die der Haut und der Luog 
Abnahme der Temperatur hat einen Einftusa dui 
Vermittelnng dieser ^Nerven auf dae verlängerte Ml 
und dadurch auf die ReBpiration. Die vermehrte E 
nuhnie des bat eine vermehrte Wärmeerzeagnng i 
Folge. In dem verlängerten Marke liegt das Gentr 
orgau für das Gefühl und für die ßespiration. 8te 
die äussere Temperatur, so dehnen »ich die Haut u 
deren Gefäaae aus. Es dringt eine gröasere Menge y 
Flüssigkeit durch dieselbe. Die Verdunstung wird ti 
mehrt und dadurch nimmt die Wärme ab. Es empßLi 
die Hnnt eine grossere Menge Blut, welches von andc 
Theilen abgeleitet wird. — Wird der K.örj)er in ei 
kältere Temperatur längere Zeit gebracht, so macht 
zuerst stärkere Muskelbewegungeu , Kespiration o] 
Herzschlag vermehren sich, — bald aber leidet i 
Nerventbätigkeit, die ßeizbarkeit wird erhöht. — T] 
den normalen Zustand wiederherzustellen, hat man ei 
lange fortgesetzte künstliche Hespiration angewan 
(Walther.) 

§. 25. Wärmemenge. 



erschiedenen Substat 



EraähniDg. "Wärme, 



167 



ine . Vera cb jeden e Menge von "Wärme; so z. B. gibt 
m. "Wasser yoe 0" und 1 Grm. Quecksilber vou 
' eine Mischung von 'j^" C. — "Wenn 1 Grm. C mit 

1 COg, oder 1 Grm. H mit 8 zu Wusaer 

Brbrennt, ho entsteht dabei ao viel Wartne, daaa da- 
li im ersten Falle 8080 Grm., im zweiten 34462 Grm. 
fTasaer um 1" C wärmer werden können. Man nennt 
1 di^enige Würmemenge, welche uöthig ist, um die 
Temperatur der Gewichtseinheit AVasser um 1" C. zu 
«rhSben, Wärmeeinheit oder Calorie. Sie ist für 
C = 8080, für H ^ 34462. 

"Wenn von einem Menachen 200 Grm. C durch' die 
Exspiration in Form von CO^ entleert, also vebrannt 
wotden sind, ao wui-de dadurch ho viel "Wärme erzengt, 
alB hinreicht, nm ^00 X 8080= 1616000 Grm. "Waaaer 
von 0* auf 1" G, zn erwSrmen. — Mau kann sonach 
ana der durch Oxydation im Körper gewonnenen Quan- 
tität COj iiud H^O die "Wärmeeinheiten berechnen, wel- 
oho der Körper verausgabt. Diea iat früher vou Helm- 
boltz, neuerdinge von J. !ßanke geschehen, wonach 
sich, ergibt, daaa täglich von einem geaunden Menschen 
ougefäbr 2200000 Wärmeeinheiten verausgabt werden, 
lehr bei stickstoffhaltiger als stickstofffreier Kost, Mit 
ir "Wärmemenge kann die Temperatur von 22Kilogr. 
ron 0*^ auf 100" C. steigen. 



Fünftes Kapitel. 
ÄlisoDdernng. Secretion. 

§. 26. Allgemeines, 

Unter Absonderung im engem Sinne versteht mB__ 
üBDJenigen Frocess, durch welchen unter Vermittlung f^^^ 
von Zellen Fltissigkeiten oder dieae Zeilen Helbst aus "* 
Ürgaocn sich abtrenuen. Solche Organe beisaen Ab- 
Bonderungaorgane und, wenn sie einen compiicirteren 

i haben, Drüsen. Alle Abaunderungsorgane, alao 



168 



Ernähmng, Abaondomiig, 



Buch alle DrüBen, haben zwei wesentliche EoBtandtHeiloS 
eine Grundmembran (btiaement membrane) und Secre« 
tiona- (reBp. Drüsen-) Zellen, Zur Äufifilbrnng ihr«; 
Function gehören aber anch ncilhwendig Blut und ^exi 
Ten, ferner Lyraphgerasse und mitunter MuskelftiBerE 

Die Absfinderungszellen, resp. das Drüsenepithel, bj 
ben Bebi' geringe Intercellnlar Substanz, Bind nicbt zi 
Fasern verlängert, nur au Bnahms weise mit Anbfinga 
verseben und gewöhnlich reichlich von Nerven und Iw 
sonders G-efassen umgeben. 

Sie sind wahrscbeinlieb specifisch in den einzelne^ 
Abs onderunga Organen; indess ist hierüber noch Vielei 

Die Absonderungen lassen sich in zwei, jedooh. hei- 
neswegs streng zn scheidende Klassen bringen, nSmliol 
1) solche, welche voi-waltend ans Zellen, und 2) solche 
welche vurwaltend aus Beet and 1 heilen des Blutes 
deren Derivaten bestehen, — Sehr häufig sind bei 
Produkte mit einander vermiecht, 

n Ad 1) Die als Beeret sich abstoasenden Zellen könnei 
sich a) auf flUcheuhaften Ausbreitungen , Membranejt 
bilden, die oberste Schicht stÖBst sich ab und es folgl 
immer neuer Nachwuchs aus der Tiefe. Es si 

».die Oberhäute, epidermis auf der äussern Haut,, Epithal 
auf Schleimhüuten und Endothel auf Berösen Häat«a 
Die Oberhünte sah man früher als aus der cutis o 
Schleimhäuten etc. hervorgehend an. Sie regenerireo 
sich aber nicht in dieser selbst, sondern haben ihn 
matris auf derselben in einer Schicht, welche mau aal 
der Entwickelungage schichte kennen gelernt bat. 

Die Oberhäute sind theils vorwaltend Schutzmitt*^ 
für die unterliegende ä nervenreichen Gebilde, thAtll 
sondern sie Flüssigkeit ab und gehören insoweit ia 
unsere zweite Klaaae. - — Die Abschilferung ist sehf 
verschieden nach ihren Ijagerstätten nnd nach Indivi 
dnalitäten. Tu dem Darnakanale von der Zunge bis snn 
After ist sie reichlich, viel weniger in den drüsigeifc 



Ernährang. Absonderung. 



169 



Anhängen, sowie auch in TJrogenitalkanale, in den Ge- 
lenken. Die epidermis schilfert sich leicht am Kopf^ 
in den Ohren, (wo sie den überwiegend grössten Theil 
des Ohrenschmalzes ausmacht), an den Füssen, be- 
sonders bei manchen Individualitäten, ab. — Sehr ge- 
ring ist sie an serösen Häuten. 

b) Zellen entleeren sich von compacten Organen, Congiow 
den sogenannten conglobirten Drüsen, Milz, Lymph- 
drüsen etc. — Auch die periodische Entleerung der 
Keimzelle (ovulum) aus dem Eierstock gehört hierher. 

Ad 2) Insofern die Zellen die Absonderung einer Fiüasi« 
Flüssigkeit vermitteln, finden sich dabei die mannich- ruiigex 
faltigsten Abstufungen, welche sich namentlich durch 
das verschiedene Yerhalten gegen die Albuminate des 
Blutes auszeichnen. 

a) Manche lassen nur äusserst geringe Mengen von 
Albuminaten durchdringen und die secernirte Flüssig- 
keit ist wesentlich Wasser, in welchem die Blutsalze 
(nahezu in demselben Verhältnisse wie in der Blut- 
flüssigkeit 0,8 — 0,9^/q), gelöst sind. Dahin gehören: 





In lOOOTheilen: 






Wasser 


Albiiminate 


Salze 




Cerobrospinal- 








Mit wei 


flüssigkeit 


987,49 


1,62 


10,52 


(mit Extractiv- ^^^«^ 
Stoffen) 

(Hoppe) 


AmnioBwasser 


991,4 


0,82 


7,10 


(Scherer) 


Humor aqueus 


986,87 


1,22 


7,69 


(Lohrneyer) 


Thränen 


982,0 


5,0 


13,2 


(Lerch). 



xne 



b) An sie schliessen sich solche Epithelien, welche Mit 
schon eine grössere Menge Albuminate durchlassen, die Tr^n^Ju^ 
sogenannten Transsudate in den meisten geschlosse- 
nen Höhlen. 



Hamsb «ondemug. 



Pericardialflüs- 

BLgkeit 95; 



Hydrops plei 
Hydro cele 



934 



51,7 



7,10 (Goru 

Beaanez> 

7,4 (C. Schmidt 
9,2 (W. Müller' 



Ueber das Verhalten der Epilhelien in der Harn' 
alisonderung s. u. §. 27 und Hautubaonderung §. : 
fishisimiga. o) Mucin bereitende Spitbelien auf den Schleim- 
häuten, vgl. Abschn. 4, S. 141. Die Zellen der cott 
juQctiva oculi machen einen TJebergang von a) und b 
KU c) in physiologischer Beziehung. Anatomisch sin« 
sie hieiher zn zählen. 

d) Zellen, welche Gollenaiiure und Olycogea abspat 

ten in der Leber. 

a. e) Formaute bildende Kellen iu den Speicheldrüsen 

dem Magen, dem Darm. 

f) Zellen, in welchen Eiweisa zui' Fettnmwaudtun 
vernutzt wird, vorzüglich in den Milchdrüsen (s. o. 8. 138^ 
den glandulae Meibomianae, sefaaceae, ceruminosae 

g) Endlich sind die Fettzellen noch aufziil'üliren, übe 
deren physiologische Stellung sich noch nicht etwa 
Bestimmtes aussagen läsat. 

Man nennt nach altem Herkommen Secret ein 
Absonderung, welche noch zu andern Erhol tu ngszweckei 
vernutzt wird. z. B. Speichel, Samen; Excret eine iU 
den Körper nicht mehr zu verwendende, z. B. Urin. 

§. 2T. Hamabsonderung. 

Die wichtigste Substanz im Harn des Meuschei 

und der fleischire säen den Säugethiere ist der Harnatof 

1 findet denselben in sehr geringer Menge im ge 



Bm der ITieie. 



lundeu Blute; Ijeträchtlich vermehrt sich jedoch der- 
dbe, wenn bei ThiereD beide Nieren exstirpirt worden 




\aA, oder wenn dieselben durch Krankheit zerstört 
"Orden. Daraus mu^s mau schUeasen, dasa der Harn- 



172 



Bsrt der Were. 



Stoff liereits im Blute ge>rildet ist. ncd steta durch diel 
Nieren nur entleert wird. (Prevost und Dumas»).:! 
Der Bau der Niere eignet sich ineiir als der irgend) I 
einer andorn Drüse im Körper zum Durchtritt für FIÜb- J 
sigkeiten aus dem Blute. In der E^indensnli stanz decJ 
Nieren liegen sehr niihlreiche gewundene, '/gg — ^/j^ 
breite KanSlohen (tubuli uriniferi contorti, Pig. 24 _^Xj 
welche an ihrer Innenfläche mit Zellen ansgekieiilet a,' 
Der Anfung derselben wird durch eine Anachwellung tiM 
(die JCftpsel) gebildet, BodasH von .jeder Kapse! e" 
renkanälchen ausgeht. Jede Kayisel ist durchbrochea J 
von einem eintretenden und einem anstretendeu G-ei^ea- ] 
stänimohen b und e. Das vaa affcvens ist ein Zweit 
eines Ärterienastes, und das vas efferens geht in Ca^ 
pillargefässe über, Zwischen dem zu- und abführendes 
G-etasse liegt ein rundes Knitnel d vielfach mit einandei 

1, verbundener Zweige; man nennt dieses Knänel glo; 

'. rnluB. Es ist umhüllt von der Kapsel des Hamka^fl 
nUkhens; Kapsel und glomernlns haben den N'ameän 
corpus Malpighiannm. Die zahlreichen Malpighi'-F 
sehen Körperchen erscheinen dem blossen Auge als 
Funkte in der Bindensubatanz der Niere. In der Mark*l 
Substanz verlani'en die Kanälchen gerade (tubuli nriniferll 
recti) und öfters treten zwei zusammen, um sich zu einem J 
zu verbinden. — Nachdom ein gewundenes Nierenk»^ 
nälchen ein Stück gegen die Marks üb stanz hin verlaufen | 
ist, wendet es in einer Schleife uio (Entdeckung ■ 
Henle), s. 25 e, und begibt sich nach mehreren J 
gangen in eine sogenannte Sammelröhre f, in welch»'! 
von versohiedenen Seiten her die gewundenen Hara-f 
kanälcbeu münden. Mit einer solchen Sammelröhre ver- 1 
einigen sich andere und alle endigen in den papillae.J 

•) In neuerer Zeit ist die Ansirht aufgestellt worden, (__- 
ein Theil des Harnstoffs in den Nieren sich bildet (Opplei 
Zalesky), weil niioh Esstirpation der Nieren die Menge v" 
Hamrtfiff, welche iio Blute aicU dann vorfindet, doch ii " 
zen g-egen die nnrmalc Menge unbodeiiti'iid ist. 



r 



Niere. BestandtheUc des Urins. 



173 



Hinsichtlich der genauem Angabe 
der Hamkanäle und der Gcfässe der 
Handbücher über die Histologie und 
Anatomie zu vergleichen. 

Der Blutdruck innerhalb der Mul- 
pighi'schen Körperchen ist wegen Zu- 
nahme des Querschnitts bedeutend 
vermehrt ; die Stromgeschindigkeit 
vermindert, daher kann der Durch- 
tritt von Blutflüssigkeit beträchtlich 
gein. Die austretende Flüssigkeit 
wird sofort in den Kapseln gesam- 
melt. Es ist bemerkeuswerth , dass 
unter normalen Verhältnissen trotz 
des beträchtlichen Druckes doch kein 
Eiweiss im Urin sich vorfindet. Ol) 
die Ursache darin liegt , dass die 
Gefasswandungen den Durchtritt 
nicht gestatten, oder dass die Zellen 
das Eiweiss in sich aufnehmen, ist 
unermittelt. 



der Verbreitung 
Nieren sind die 



Fig. 25. 




Druck a: 

, Gescliwln 

d keit de 

Nicrenbla 



Schematische Darstel- 
lung der Harnkauälchen. 
d glomeruli. e Schleifen. 
/ SammelrOhren. 



§. 28. Eigenschaften und Bestandtheile des Urins. 

Der gesunde Urin reagirt (wesentlich durch seinen Eigenschj 
Gehalt an sauren, phosporsauren Salzen, v. Liebig) 'urina* 
sauer, ist je nach der Men^e von Wasser und Farb- 
stoffen mehr oder weniger gelb gefärbt, hat meistens 
ein specifisches Gewicht von 1,05 — 1,03. Der eigen- 
thümlich aromatische Geruch rührt vielleicht von Phe- 
nylsäure her, neben welcher im Kuhharn auch Tauryl-, 
Damalur- und Damolsäure gefunden worden sind. (Stae- 
deler). Durch den Genuss essigsaurer, weinsaurer Salze, 
auch durch kaustische und kohlensaure Alkalien wird 
die B/Caction des Urins alkalisch, so z. B. schon nach 
einer guten halben Stunde, wenn man eine Lösung von 
7 — 8 Grm. Kali tartaricmn in 120 Wasser einnimmt. 



m 



Bestandtlieile des Urin«, HamBtoff. 



Bleibt frischer Kam an der Luft stehen, so wird ^ 
wolkig (Epithel, Schleimkörperchen , körnige zerfallt 
Masse) und alabald tritt die sogenannte sou ~ 
rung ein, indem wahrHcheinlich dnrch Einwirkung i 
BlasenschleiniB nnter Bildung von Gährnngspilzet 
Harnfarhstofi' in MilchBS.nre serrällt, weiche die hai 
sauren Salze zerlegt. Im Bedimente erscbeineu die rhoid 
hiachen Kryatalle von HarnBÜnre und Ocfca^der 
sanrem Calcium. — Der sauren Gähmng folgt Irähin 
oder später die alkalische, gleichfalls mit Pilzhildoi 
(tornla) verbunden. Der Harnstoff zersetzt sie' 
lensaures Ammoniak. 

Der Tliin enthalt ungefähr 93"/^ Wasser und 7«J 
feste Substanzen Die festen Substanzen sind 
Bf«ff, Harnaiure Spuren von Hippnrsäure, Kreat« 
Xanthin ein gelber Farbstoff und Indican; v 
stoffloaen Substanzen kleine Mengen von Tranbenzackt 
und Milchsäure ferner ( 'blomatrium , Chlorkaliui 
Hchwefelaaure bat/e, sanres phosphoraaures Natrim 
phosphorsaure Xalk- und Talkerde; sehr geringe Mn 
gen von Eisenoxid und Kieselerde; nach Schö; 
auch Salpetersäure Sal/e und Waaaerstoffhyperoxyd; eltq 
lieh von Uaaeni 0,N und CO^. 

Er ist leicht löslich in Alkohol und Waas 
stalliairt in farblosen Nadeln, entsteht künstlich dni 
eine Verbindung von Cyanaäure und Ammoniak, böW 
auch bei TJersetzuug der Harnsäure durch SaipetersStu 
;. Man bereitet jhn ans dem Urine, indem man dieeol 

bis znr Syrupsdicke verdunstet und gleichviel WsbbcI 
nnd Salpetersäure hinzufügt. Die entsteh endet 
stalle des salpetersauren Harnstoffs werden im WasB^j 
aufgelöst, aus der Lösung der Salpeteraäure durch kolt^ 
lensaures Baryum gefällt und das FiJtrat zum Krysta 
lisiren des Harnstoffs hingestellt. 

Bei gewöhnlicher Kost enthalt der ITrin eineü J 
wachsenen, welcher innerhalb eines Tages gelassen wird 

—40 Grm. Harnstoff, Um diesen quantifjitiv s 



Btimmen, mnss der gesammte TTrin eines Tages zusam- 
men gegossea, nsd ein Theil desBelbeu zur UntersncliDiig 
genommen werden. Man bedient sieb dazn einer genan 
titrirtfln Löanng von Salpeters anrem Qnecksilberoxyd, 
welche in Apotheken nnd chemischen Fabriken vorräthig 
zn sein pfifft. — Das salpetersanre Qneksilberoxyd- ver- 
bindet rieh mit Harnstoff zn einem nnlöslicben Tripel- 
mIz. Wenn man nämlich zn einer verdünnten Lösnng 




von Harnstoff eine verdünnte Lösung von salpeter 
Qnecksilberoxyd setzt nnd von Zeit zn Zeit die freie 
SSnre mit kohlensanrem Natrinm neutralisirt, so füllt 
solange ein weisser nnlöslicher Niederschlag zn Boden, 
als noch in der Flüssigkeit Harnstoff enthalten ist. 

Die Affinität zwischen Harnstoff nnd salpetersanrem 
Qaeckeilberoxyd ist grösser, als die zwischen Salpeter- 
sanre nnd Natrinm, Deshalb verbindet sich die Salpe- 
tertftnre des Qnecksilberoxyd s nicht mit Natrinm, solange 



17B Harnstoff. 

Iruiur Hai-ustuff nt>uh in der Lösuug sich beüudet. 
bald über die letzte 8pur deeselbeii verschwnndeu iJ 
tritt die Salpetersäure an das Nutrium und d&s Qaed 
BÜberoxyd (rother Prücipitat) wird als rothgelbea Putvq 
ansgeachiedcn. 

Die LüBUHg des solpeternauren Quecksilberosyda i 
ao titrirt, daes mau zu 0,1 Grm. Harnstoff genau 10 C.fl 
der Lösung gebraucht, oder 1 G. C. Lösung entsprioT 
10 Miligrainm Ur. 

Bei der Äusfuhranff der Untersuchung verfilhrt u 
in folgender Weise. Von dem zusammengegoaseia 
Urine eines vollen Tagea uehme man eine faeHtim 
Menge z. B. 40 C. C, aetse 20 C. C. Barytlösang (1 \ 
aalpeteraanrea Barjum 2 Vol. Aetzbarytwaaser) i 
die Phosphoraäure uod Schwefelsäure an entfernen, i 
trire sodann und messe 15 C. C. der FlüHBigkeit 
<Dieae enthält genau 10 C. C. Harn). Man läBst uj 
aUH einer Pipette, welche mit der t i tri rten Lösung i 
aatpeter sauren Quecksilberoxyd bia gefüllt iat, \" 
in das tiias eiufliesaen, welches den Harn enthält, 
entsteht dadurch eine stark weisse Tröbuiig, 
allmählich abnimmt. Wenn dieses Moment eiagetrotl 
ist, so lasse mau mit eiuem Ulasstab einige Tropi^ 
der getrübten Flüssigkeit auf eine Porzellan schale fij[ 
nnd bringe einen Tropfen einer Lösung von kohl« 
aaurem Natrium daau. Ist der HaruHtoif srimmtUoh | 
Verbindung mit dem Salpetersäuren Quecksilherox} 
so entsteht nach einigen Sekunden eine braungelbe Fä 
bung. Ist dtea nicht der Fall, ho mnss soviel der <^ 
trirten Lösung tropfenweise hinzugefügt werden, ■ 
diese Veränderung eintritt. Angenommen, es 
Stand der Flüssigkeit in der Pipette von bii 
C. C, gesunken, so bedeutet der Verbrauch von 40 C.( 
aalpetersaoreB Queckaitberosyda die Auwesen' 
40 . 10 Mgrm. Harnstoff = 40 C'tgrm. Wenn die ( 
sammte während des Tages gelassene Urinmenge 1 Lib 
betrug, so waren darin 40 Grm. enthalten. 



i 25 CG auBflies 



HarOBtoff. 177 

Da auch ein an Harnstoff iirmer Urin selten unter 
^.^"In enthalt, ao wird man in der BeRBl ans der 
Pipette von vorn bereit 
man eine Probeanatellt. 

Der Harnstoff ist unter den Endgliedern, welche Hunii 
aus der Zersetzung der durch die l^ahrnng in den Eär- ,', gi 
per gelang'enden stickst off hiilügen Körper, namentlich ''"ff«> 
der Albaminate entstehen, das bei weitem wichtigst« 
und wesentlichste. 

Die Menge des durch den Urin ausgeleerten Harnstoffs bjhui«« 
hängt mit der Quantität der genossenen stickstoffhaltigen 

irnng zusammen, Während z. B. bei reiner Fleisch- 

rung in 24 Stunden 53 Grm. Harnstoff entleert wur- 

, betrug die Menge desselben bei gemischter Kost 
8 Orm., bei vegetabilischer 22, bei stickstofffreier 15 Grm. 
VeiU gar keine Nahrung dem Körper geboten wird, so 
i doch die Harns toffsecre tion nicht auf, sondern nimmt 
r bedeutend ab. (Laesaigne.) — Die stickstoffhaltigen 
KBipersubatanzen selbst bilden die Quelle der Abson- 
derung. Vermehrter Zusatz von Kochsalz zur Nahrung 
steigert die Menge dea Harnstoffs, also anch den Um- 
satz des Stickstoffs. 

Bei Kindern kommen iingöfähr 0,81 Grm.. bei Er- 
wnchaenen nnr 0,42 auf l Kilogrm. Körpergewicht. In 
der Nacht wird beinahe um '/g weniger Harnstoff ent- 
leert, als bei Tage. Wenn stickstoffhaltige Substanzen 
allein genommen werden, so wird mehr Harnstoff ent- 
leert, als wenn mit derselben Menge stickstoffhaltiger 
Nahrungsmittel zugleich Zacker oder Eett eingeführt 
wird. Im erstem Falle müssen die stickstoffhaltigen 
Substanzen anch dazu verwendet werden , um COj zu 
bilden, es findet daher eine stärkere Zersetzung Statt, 
aU wenn zugleich stickstoffloee Stoffe gegeben werden, 
aus welchen die Bildung von COj leicht von Statten 
geht. Mus ke tan a treu gung wirkt nicht direct auf Zn- 
salune des Harnstoffs. Wenn der Urin länger in der 



178 



BarnaäiiTC. 



Blase bleibt, wird die HarnstoffmeDge durch Zt 
vermin dort. 

"Wuhracheinliob bildet siuli der Harnstoff nicht allein 
aus schon geformten Gewebatheilen, eondern sogar amm 
grÖBsern Theile ^ub der Tränkuugsäüaaigkeit. X)iea gebt 
daraus hervor , dasa scton wenige Stunden nach dem 
Geuuaae st ickatofF haltig er Subatanaen der Harnstoff an- 
sehnlich vermehrt ist, wahrend andere Erfahrungen 
darauf hinweisen , dasa die Rügeneration der Körper- 
theÜR nur langsam erfolgt. In verschiedenen Tageszeiten 
ändert aich die Harnet oflab bo n dero ng , gleichviel ob 
Nahrung genommen wird oder nicht. Im Allgemeinen 
steigt sie vom Morgeu bis zu den Nachmittagaetuuden 
und filllt dann wieder. 
'■ Harnsäiire erhält man durch Eintröpfeln vou Sab- 
säure in den Urin, wodnrch dieselbe zu Boden fällt, Sie 
braucht 10000 Theile kaltes und 1800 heiasea Wasser 
zur Lösung. Die Löalichkeit wird hingegen durch phoa- 
phorsanres Natrium heträchtlich vermehrt. Dieaes Sah 
befindet aich beatündig im Urin. Im Mittel wird in 24 
Stunden von einem Erwaoh9enen0,5 — l.lSörra.Harnaäiire 
bei gewöhnlicher Koat entleert. Die Menge steigt bei 
animalischer und nimmt bei vegetabilischer Koat ab. 

Die Harnsäure krystalliairt 
Flg. 37. in rhombischen Priamen und 

rectangulären Tafeln. "Wo siu 
im Urin krystallisirt gefnnden 
wird, erscheint aie theila in 
Rhomben, theila in Form von 
Tönnchen, und zwar gelb gcförbt 
von dem Farbstoff des Urine. 
Ein solcher Bodensatz löst sich 
durch warme Natronlauge voll- 



<ap 







Kry>iaUe 



a 



t Hitufig bilden die harnaauren Salze einen Bodensatz 
im Urin, besonders nach Indigestionen, nach Anstreu- 
gnngen, im Fieber, Derselbe hat meistens eine gelbliche 



"ffippursäure, Znoker, und Tarbstoffe im Vnn. 179 

' farännliche Färbung, wird durch warmes Waaaer 
erscheint anter dem Mikroskope amorph, und 
t ans harnaanrem Natrium. Harnsäure und honi- 
' ijnare Salae lassen »ich leicht erkeuuen, wenn man ein 
solches Pol V er in einer Pora eil an schale mit einigen 
Tropfen Salpetersäure langsam verdunstet nnd einen 
ZuaatB von einer geringen Menge Ammoniak macht. 
Es entsteht dadurch ein purpurrother Fleck, Muresid 
^.ft anres porpurEanres Ammonium) ; durch Kali wird doB- 

* - Hipporaüare (BenaoilgJycocoll s. Anh.) ist mei-BH 
Etena im Uriue Erwachsener in geringer Menge, mehr 
hei Kindern vorhanden. Man erhält sie, wenn man den 
Rückstand des verdunsteten Urins mit Barytpulver reiht 
und das alkoholische Extract mit UherschilBBiger Oxal- 
aanre vermischt und eindampft. Daraus entnieht Aether, 
vermischt mit '/^ Weingeist , Oxalsäure und Hippnr- 
Bäüre. Kocht man nun die verdunstete LöHung mit 
Kalkmilch, so fiillt der osalaaure Kalk nieder nnd aus 
der abhltrirten Flüssigkeit erhiilt raan durch Salzsäure 
die Hippursäure. 

Im normalen Harn kommt Traubenzucker gewöhn- 
lich nur in geringer Menge vor. Man behandelt Urin 
mit Bleizncker und mit Eleiessig und fällt das Fütrat 
mit Ammoniak. In dem Niederschlag ist aller vorhan- 
dene Zucker enthalten. Viele noch unbekannte Ver- 
hältnisse veranlassen, dass mauchmal die Zuukermenge 
im Urin verschwindend klein, manchmal deutlich nach- 
weisbar ist. (Brücke.) 

Man unterscheidet einen rothen eisenhaiti^en Fa b i 
Stoff, der walirscheinlieh aus dem Blutroth ab tammt p, 
und einen braunen, der wahr achein lieh von dem ( llen 
farbstoff herröhrt. "Wiederholt bat man im I n e nen 
indigobildenden StofP (Indlcan) entdeckt, wel ho du b 
Sünren in Zncker und Indigo zerlegt werden kann be ne 
Abetammnng ist unbekannt. 

"* 12* 



180 



Saiie und Wasai 



aUrin. 



Die Menge von Chlor im Urin nimmt je nach c 
Menge des Chlors in der Nahrung zu. Wenn alles ( 
möglichst entfernt wird, so zeigen sich dennoch i 
Chlorverbindungen, dan Chlornatriam verachwindet i 
fillmälig aus demselben. Im Allgemeinen rii^btet c 
unter gleichbleibenden VerbältnisHen nach der Med 
der Harnentleerung. Eb macht ungefähr ^/j — 'JA 
des UrinB aas. Man bestimmt das Chlor darch 
titrirte Salpetersäure SLIberlÖaung. 

Die Schwefelsäure im TJrin ist an KaUnm 1 
Natrium gebunden und beträgt ungetabr '/s "/o- 

Im Urin kommen phoaphorsaure Erden und J 
" kalien. namentlich pbospboreaui-er Kalk, phoaphoi 
Magnesium, Kalium und Natrium vor. Die l 
wechseln ungefähr in dem VerhältnisB wie der HaraBfel 
sie sollen im Schlafe abnehmen, während die phoBpfai 
sauren Erden zunehmen. (Böcker.) Durch Zusate 1 
Ammoniak znm Urin wird derselbe trübe, der gelfl 
phuaphorsanre Kalk wird basisch und dadurch nnlösl! 
die phoephorsaure Magnesia verbindet sieb mit Atnqj 
uiak zn dem unlöslichen Tripelsalz : phoephoi 
Ammoniak-Magnesia, welches in Prismen krystal 

Die Phosphoraäure, welche man in der Nabrno^ ^ 
einnimmt, wird grösstentbeils (^^/is) durch den Harn 
entfernt, (B. Bischof f.) — Täglich werden ungetabr 
2 Grm. Phoaphorsaure durch Harn und Koth entleert. — 
Die Bestimmung geschieht am Beaten durch Titrirnng 
mit salpetersaurem Uranoxyd. (Neubauer.) 
9- Die Menge des Harns, welche täglich aus der Harn- 
röhre entleert wird, ist im Mittel nach Angabe von 
Vogel; 

bei gut genährten, reich- 
lich trinkenden Personen 1400—1600 0cm. 
bei weniger Trinkenden 1200—1400 „ 
beträgt auf die Stunde 50 — 70, beziebnngaweiae 40 bis 
60 Com. Auf 1 Kilo Körpergewicht entleert ein Er- 
wachsener in der Stunde durchuittlicb l 0cm. Urin. ^ 



Hanimeage. 1S1 

I grosste Menge wird Nu hnutt-ags nnch der Haupt' 

mahlzeit, die geringste in dei Nucht entleert. 

Den grÖBBten. Antheil an dfr Harnquantität bat das 
Wasser, welches baajitsachhcb da» Volumen bestimmt, 
während die festen Substanzen, welehe aufgelöst sind, 
grossen Einünss aat die Yeracbiedenheit des Uewichts 
bsbeo. — Nacb Vogel werden täglich von erwachaenen 
Männern im Mittel 55^05 &rm. fester Bestandtbeile 
dnrcli den Urin entleert. 

Mag aach der Urin auf dem "Wege durch die haru- 
führenden Gänge von dem Anlange der tubuli uriniferi 
BD bis zar äusHerii Harnrührenmundung Veränderiingen 
erfahren nnd Beimischungen erhalten, immerhin ist Beine 
Menge abhängig von dem Zuäusse dea Blutes zu den 
glomernli und den Kapseln und von dem AhfluBse des 
Harns. Kann in einer gewissen 2eit eine grossere 
Menge von Flüssigkeit in die Anfänge der Hamkanäle 
gelangen und sind die "Widerstände der Stromgeschwin- 
^^igkeit in diesen und den folgenden Kanälen gering, 
^^b vird hienach auch die Urinmenge grösser ausfallen, 
^^^b im mngekehrten Falle. Das Blut muss also waaset- 
B^ch sein und der Abflnss des Wassers aus dem Blute 
muss geringern Widerstand iu den Nieren, als an andern 
KörpertheUen finden. Das eind die beiden Grundlagen, 
nach denen die Vermehrung der Harnmenge beurtheilt 
werden muss, abgesehen von den ausführenden Kanälen. 
Das Blut hat ein Bestreben, eine gleiche Mischung 
eicb an erhalten , — wenn wir auch die Mittel und 
Wege nicht kennen, durch welche dieses Ziel erreicht 
■ wird, so erweist sich doch die Thatsache durch alle 
Beobachtnngen. Daher werden alle fremdartigen Be- 
standtbeile zu eliminiren gesucht. Für Wasser and 
die in ihm gelösten Substanzen sind die Nieren die 
hauptsächlichsten Abzngsorte. — Durch Diffusion im- 
prSgnirt sich das Blut andrerseits mit allen löslichen 
I Bubstanzen, welche in seiner Umgebung befindlich sind, 
die Diffus! ouHgesehwindigkeit der die Blutgefässe 



182 



Harnmenge. 



umgebenden Flüssigkeiten grösaer, als diejenigi 
innerhalb der BlutgeRlBse vorhandenen Flüaaigkeitl 
30 Btrömen erster« zum Blute. Wenn daher viel ^fl 
aer in den Magen gebracht wird, bo dauert t 
lange, das» daa Blut waeserreicher wird und das WaH 
wird rasch in die Nieren abgeführt. Sind umgekdj 
in einem Organe Stoffe der Art vorhanden, 
DifFusionsgeachwindigkeit aue den BlntgefUa! 
der Umgebung hin die grösaere iat, so wird moment^ 
daa Blut waaB er ärmer. Die Folge davon 
Empfindnng dea Duratea, angleich aber daa Eindringj 
von Flüasigkeit aua andern Körpert heilen ins Bi| 
'Wenn Salz in den Magen kommt, so flieast i 
FlÜBBigkeit aua dem Blute zum Sake, bia dleaea f 
verdünnt ist, daaa Heine DiffuaionsgeBch windigkeit : 
der dem Blute eigenen SalzmiBcbung gleichkom 
Dann fliesst wieder Salzwasser ana dem Magen j 
Blut. Mittlerweile war Durat eingetreten, weU. i' 
Blut Fliisaigkeit abgeben mnaste; er ist von 
sehwunden, nachdem das Salzwasser im Magen verd&i 
genug war, ihs Blut überzugehen, and nachdem i 
Blut sich aua andern Geweben mit mehr Wasser 1 
sehen hatte. 

Bei der Honigharnruhr wird im Körper, wahrschnC 
lieh in der Leber, abnormer Weise der achwer diffi 
dirende Traubenzucker gebildet. Der Difinsionastr 
vom Blute gegen einen solchen Theil nimmt z 
ZuckerloBung ao verdünnt ist, dasa aie in die Geßl 
übergebt. Das mit Zucker überladene Blut auoht t 
dea abnormen Stoffes mittelst der Nieren zu e 
Durch beide Veranlassungen wird das Blut waaaera 
es entsteht Durst und von Aussen :<ugeführtes WaaH 
veranlasst Zunahme der Marnmenge. 

Wassermangel im Blute kann auch ent^stehen, 
die kleinern Blutgefässe mit Blutkörperchen vollgefü 
sind, wie es bei Entzündungen und Blutstockang|| 
überhaupt der Fall ist. Dadurch wird der Drnck i 



Menge det TMns. Aiuleemi^. 183 

ind vermehrt, die erweitortea Poren laaaen 

J'lusBigkeit leioliter durch. Man hat heobacbtet, daas 
gewisse Verletzungen am verlängerten Marke die Harn- 
eecretion rermehrün. (Diabetes inBipidus.) Ka lägst 
dich diese Erscheinung darauf wahrscheinlich zurück- 
fahren, dase die öeiaaauerven gelähmt werden, dadurch 
Erweiterungen der Gefasse, Anhäufung von Blutkörper- 
chen , vermehrter Druck der Innenwand , vermehrter 
Austritt von Blutfiüasigkeit , "Wasser raangel im Blute, 
Termahrter Durst entstehen. 

Südlich muäs noch erwähnt werden, dass von der 
DifiitsionsBtröranng nach andern Körperorganen gleioh- 
faila die Harnmeuge bestimmt wird. Bei vermehrter 
HantBecretiou , Durchfiilien , Wassersucht nimmt Bofort 
die Quantität dea ausgeleerten Tlrina ab. 

^^ §. aSa. Ausleerung des Urins. 

^^ Barch den fortwährenden Austritt von Flüssigkeit 
ane den Oef^asen der glomeruli in die Anfiinge der 
H&rnkanälcheu wird der Urin auf dem mit vielen 
Windungen versehenen Wege bia au den Papillen der 
Nierenpyramiden getrieben. Ea ist nicht wahrschein- 
lich, daes die Pöhren, durch die er läuft, ohne EinfiuBS 
anf seine Zuaammensetzung sind, — da die Wand der- 
selben von verschiedenartigen Epithelien bekleidet ist. 
— Am Ende der Papillen, da wo diese von den Nieren- 
kelcben umgeben werden, beginnt echou eine Muskel- 
fit^hioht, welche sich durch den ganzen nun folgenden 
Kanal (Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) 
fortsetzt. Die Bewegung im Ureter schreitet . wie in 
einer Welle vom Nieren- bia zum Blaaenende weiter. 
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit demselben betmg nach 
Engelmann'a Untersuchungen hei Kaninehen 20— 
30 Mm. in der Becunde. Ea kommt eine angeborne 
Misabildnng vor, die sog. ectopia veaicae. Die Vorder- 
wand der Blase fehlt fast ganz ond die hintere Fläche 



184 Äusleerdng des ürist. 

eteht wie eine rothe , unförmliche G-escIiwulst herv« 
Man siebt an derselbeQ die sciilitzrörmigen OefTnui^fd 
der Urtiteren. Ans deaselben flieest fast bostäadig 0-' 



"Lluterbrechttngen tropl'ei 

auch in einem kleiaen Strable. 

mmelt 3ii;h in der Harnblase an 

zu Zeit nach Aussen entleert, 
aalige Menge ist, hiingt von man 
n ab, wie von dem Volamen der ] 

Muskeln und Nerven, der Gewohi^J 

i schwankt bei Erwachsenen v 



nur mit wenigi 
ans, ub und zu 
Der Urin s. 
■wird von Zeit 
gross die jedeai 
fachen UmBtiindi 
der Reizbarkeit dt 

350 C. C. 

Die Blasenmuskeln liegen in 3 Schichten aufeiu 
der, von denen die tiefste die unvollständigste 
sind fibrae longitndinales, circnlares, obliquae. IndsBae 
beugen in der menschlichen Blase die Längsfas 
und nehmen eine circuläre ßichtung an, und diese wei 
den auch wieder zu Lüngafasern. Die einzelnen Ztlg 
spalten sich in mehr oder weniger spitzen "Winkeln v(^ 
einander ab, AJles igt darauf angelegt, dass der 1 
hälter wie zwischen einer zusammengeballten ~~ 
gleichförmig zusammengedrückt werde. Man hat i 
mit Unrecht den Faservcrlanf mit dem des Herze 
verglichen. Die circnlären Fasern liegen am dichteste 
am Dstium vesico-uretlirale oder dem sogenannten ] 

Wenn die Blase leer ist, liegen ihre Wände . 
einander. Sie füllt sich von nnten, weil die Mündnt _ 
der Ureteron sehr nahe ihrem nntern Abschnitte liegen 
Sobald ihre Füllnng eine gewisse Ausdehnung < 
hat, zieht sie sich gleichförmig zusammen und entleei 
ihren Inhalt in die Harnröhre. Die Muskelkraft : 
so groSE, dass die Flüssigkeit noch strahlenförmig 
der Oefinnng der Harnröhre, welche beim Manne ii 
schlafften Zustande ungefähr IG Cm. lang ist, ausflies 

In Leichen findet sich sehr häufig Urin '. 
geringer Menge in der Blase. Auch kann man, ' 



Ainleeraug des ürina. Haatsbsonäerun^. 



185 



leer int, sie bia za einem gewiasen Grade mit 

Waaeer füllen, ohne iarna dasBelbe sofort aafiüieBst. Der 
Ihmck des Wasaers muea erst eine beHtimmti» Höhe 
erreicht halten, ehe dies geschieht. Die Ursache liegt 
wesentlich darin, dass der Anfang der Harnröhre sehr 
alsstiach ist nnd die Wunde dicht aneinander gehalten 

M&n kann bekanntlich den ITrinabfluss willkiihrlick 
zurfickhalten. Dies geschieht nicht in der Blase selbst, 
sondern am Anfange der Harnröhre. Im männlichen 
Geschlechte ist es die den Driisentheil der prostat» 
umgebende ans quergestreiften und glatten Fasern be- 
stehende Mnskelmaaee, some der um die pars inembra- 
nacea gelegene m. urethralia ; im weiblichen Gesohlechte 
der m. nrethraliu. Diese Muskeln sind im Stande, den 
Kanal vollkommen zu schliesHen, wenn sie sich willkühr- 
lich oder reflectorisch zusammenziehen. 

Früherhin glaabte man, dass die Längsfasem der 
Blase, detrusor genannt, die Aasleernng des UrinH be< 
Tirken, und die am ostinm urethrale angehäuften Cirkel- 



faaem, der sog. sphincter ' 
A m UriDB KU Stande h ringe 



Di 



die Zariickhaltnng 
Be Annahme hat eich 



Anf der Haut werden ^ 
I Epidermis,' 

2) Hsnttalg, 

3) Schweiss, 

4) Gase. 

Die Haut besteht aus 



■ Produkte secemirt; 






einander iie- 



iden und mit einanderverhundenen Schichten, Dämlich 
der eigentlichen Haut (cntis) und der Epidermis. Jene 
enthält in einem aus Binde- und elastischem Gewebe 
beetehenden stroma sweierlei Driisen, Muskelfasern, Ge- 
le und Nerven. Der Oberhaut fehlen diese Theile, 



186 



Hantabeon deruQg. 



sie bestebt nur aus Zellen, vou denea raaii die tiefei1| 
welche der catls zuniioliat liegen, von den ol 
lichern unterBcheidefc. Jene bildet die S o 
Bcbicbt, durch kernhaltige, weiche, iMinde oder dod 
regelmäsaige Zellen ausgezeichnet, diese kernlos, trocktq 
hart , die Hornschicht oder Epidermis im 
Sinne. Jone iat auch die actlve prodnctiTB Schloq 
diese die abgestorbene, sich loslösende, daa Excret. 
Sie Entwicklungageschichte lehrt , dass die ontis i 
die Ohcrhaot versehiedenen Ursprungs sind. Dab^ 
ist es nnwabrscbeinlich , daas die cutis die matrix i 
die Oberhaut ist und diese von jener aus sieb regenerüd 
sondern daas die Zellen der Sohleimschicht, durcbträi '~ 
von der Blutflilsaigkeit der cutis sich fortznpflai 
vermögen. — Obwohl die Epidermis sich atets ablöA| 
bei manchen Individuen mehr, bei andern weniger, i 
obwohl daher dieselbe als stickatoSh altig es Excret i 
betrachten ist, so kommt es doch gegen die üfarig^ 
Becretionen der Haut., wie anch derjenigen der Lun^ 
und Nieren wenig in Betracht. Hingegen dient die Obei 
haut, und zwar grade deren Hornachicht, aow 
die Nügel sehr aum Schutze der Nerven der darnnto 
liegenden cutis. Nach Entfernung jener schmerzt ( 
Hantatelle schon durch Luftzutritt. Wenn die Nägu 
zu kurz geschnitten sind, wird der Band des 3. Fingex 
glindes sehr empändlich. 
t. Die chemische Zusammensetzung der Epider 
sowie der Nilgel und Haare, wekbe der Epiderm 
nahe stehen, ist: 

50—517,, ^oUe, 
6— 7 7o "Waaserstoff, 
17— IT^'/Zo Stickstoff, 
20— 25 7o Sauerstoff 



und Schwefel, welcher 
Haaren enthalten ist. 



I grÖSBter Menge (S^o) i 



HantabBond^niBg. Schweb». 



187 



In das ström» der cutis sind eingebettet; B. 

1) glatte MuBkelfaHeni ; 

2) peichliche G-eräBse; 

3) zahlreiche Nerven; 

4) ia der Tiefe, aum Theii in dein UntÄrhautzeil- 
webo, die SchveiSBdrüaen; 

5) TftlgdrüBen neben den Haarwurzeln. 

_ Die Oberfläche der Hant ist mit vielen "Wärzchen 
versehen, papilloe, welche wesentlich dieselbe Zusam- 
meneetzimg wie die Hant haben and grosaentheils zur 
Tastempfindung dienen (a. Abscbu. 7). 




188 Schn-EiBaabsondeniTi^ und PersfäratloE 

Edgar ftnch der gael'örmigen (Cü^ und Wassergas) Si 
cretion angceeheD. Hie sind kDäaelförmig gewnnde) 
'/g — 1"' gross, haben einen korkzieherarügen, mitnnt^ 
mit MuBkelfaaerE verBehenen Ausführt! ngagang, Bin 
mit Epithel ausgekleidet nud enthalten eine kömif 
und ZTlm Theil (wa brache in lieh in Folge fettiger E» 
itrtung der Zellen) fettige Masse. Wuhrscheinlicli wii 
indesB nicht die ganze Absonderung der HaDt dorc 
dieee Organe hervorgebracht; sondern die Zellen 



Oberhaut Bind auch 
athmnng) betheiligt, 
poröse Scheidewand 
Gtaaen, v eiche aus 
cutis dringen , and 
bedenkt, daas durch 
ström stattfinden kann 
meist kaum '/, 
Ebnuttusong. Wird hloae 



lg. Ferspiration ( = HaQ 
i bilden gewiBBermasBen eil 
ichen den Flüssigkeiten ml 
Blnte der Ca pillarge fasse 6i 
Luft. — Wenn ma 
mern ein DiffaBioni 
ist dies auch durch ein 
Mm. dicke Membran möglich, 
durch Mund nnd Nase geathmet, so ü 
ittärgu- ^e Menge der entleerten Kohlensäure geringer, & 
neun der ganze Körper im Athmungsap parate sich 1« 
findet. Aus darüber angestellten Beobachtungen {Schar 
ling. Gerlach) hat man den SchlnsB gezogen, dag 

»ungefähr 100 Mal mehr CO^ durch die Lungen, a1 
durch die Haut ausgeatbmet wird. — Wahrscbeiniiol 
dringt auch Sauerstoff in sehr geringer Menge ai 
diesem Wege ins Blut. — Don gröasten Theil dt 
Perspiration bildet immer das WassergaB. — Der Köi 
per eines gesunden Erwachsenen verändert sein Qewiot 
onmerkiich. Die genommene Nahrung nnd Luft wiege 
aber schwerer als Urin, Koth und ausgeathmete Sul 
stanzen. Die Diflerens! (nngefähr 1000 Grm.) mui 
dnrch die Ferspiration entstehen. (Sauutorin 
Segnin. Valentin.) 
Ösaingmigen Wie bei allen Secretionen kommen auch bei dei 
bbcrsiiod! jenigen der Haut 3 Faktoren in Betracht: 1) di 
Zeilen, 2) das Blut, 3) die Nerven. — Mag man di 
Schweissdriisen allein oder diese und die Oberhantzelle 



Men 
I B tsn 



geh weis sabBonderang und PeiBplratioii. 189 

die Organe der Perspiration und des fl üb eigen 
Sc&weiBaee (perBpiratto insenaitiilia uad perspiratio 
senaibilis) aoaehen, jedenl'atle sind ob die mit Blut- 
flQsHigkett getränkten bellen, wolche die Absunderimg 
aalilieBHlicli bewirken, sowohl -durch physikalische (Dif- 
fusion) als durch organische Vorgänge. — Bei manchen 
Menschen kommt sehr schwer die MautauadüaBtung zu 
Btsnde, bei andern sehr leicht. .Dicäe Tersohiedenheit 
frahrsiiheinlich von den Zellen abhängig, ohne dasa 

die Ursache hie .jetzt bestimmen kann. 
Die Haut bedarf in der Regel einer gewiesen Blut- 
die Zellen thätig werden. Zur Schweiss- 
werden daher innerlich Mittel gegeben, von 
denen liie Erfahrung gelehrt hat, daas die Hautgefäaae 
erw^tert werden, oder es wird der Haut von der Um- 
inöglichat wenig Wärme entzogen, sei es durch 
Ltmg der Luft oder durch Einhüllung in schlechte 
Krmeleitei' (Wolle, Löschpapier u. b.w.). Die Tort- 
Feitnng der Wärme geachiehi: durch das Blut. — Nichts 
desto weniger kann aui;h Schweisa bei vollständig küh- 
ler und dem Aussehen nach blutleerer Haut erfolgen. 
In BolfAen Fallen entsteht dus Secret ana der in den 
I eilen enthaltenen Triinkangeäüssigkeit. (Auch die 
ipeicheldrüsen können noch absondern, wenn der Blat- 
luBS aufgehört hat, und nach dem Tode wird noch 
der Leber Zucker erzeugt). — Daaa auch drittens 
die Nerveu Einflnas auf die Schweissseuretion haben, 
ergibt sich 1) daraus, dasB Gemtithsaifecte in kürzeater 
Zeit sie hervorrufen; 2) daraus, dass nicht selten Fälle 
ibachtet werden, in welchen der Schweias an einer 
iz' beschränkten Stelle auftritt; 3) dass kurz vor dem 
>de, wenn die Norvcnthätigkeit erlahmt, sehr häufig 
irofuser SchweisH ausbricht. — Diese genannten Arten 
vermehrter Hecretion können der paralytisohen 
BpeichelabsonderuDg (s. p. 46) an die Seite gesetzt 
werden. — üb auch durch Nervenreizung SchweisB- 
ideraug entstehen kann, ist unermittelt. 



erwMtert 

^l^wärmui 
^^Hp^Knaelei 
^^eitung dl 

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tritt ih:.' ^H 


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(hrt H ^H 


1 


^H 



Hautabsondernng. Bespiration durch die Haut. 191 

seröse Ansammlnng in den Höhlen, das Blnt in den 
Arterien dunkel, Leber, Milz, G-ehirn, Darmschleimhaut 
mit Blut überfüllt. Der Zusammenhang der Erschei- 
nungen ist noch nicht klar, indem man nicht weiss, 
einen wie grossen Antheil die verhinderte Verdunstung 
and einen wie grossen die Hautneryen an demselben 
haben. 

Die Oberfläche der cutis resorbirt sehr leicht, wenn Re«orpti< 
sie von der Epidermis entblösst ist. Die Epidermis hin- Haut. 
gegen lässt nur schwer Stoffe hindurchgehen. Man 
nimmt an, dass Wasserdampf sowie flüchtige Substanzen 
an^sogen werden; über Resorption von Flüssigkeiten, 
welche die Epidermis nicht angreifen, sind die Beobach- 
tungen sehr abweichend. 



Ftinfter Abschuitt. 
UHuskelbewef^unj^en 



§. 1. Anatomische Bemerkungen. 

iB ÄUe Fasern, (d. li. solche ElementargeUlde, bei deqj 
die XiüngtiadimeiiBion nm ein Merkliches die Breit« 
dimenBion übertrifft), welche die Fähigkeit haben, i 
anf Beize zu verkürzen, gehören zu den Muskelf&ae 
Diese, zu Bündeln an einander gelagert, bilden die e 
zelnen Mnakeln und sind von der sogenannten 
flüsaigkeit durchtränkt. Die Muskeln lassen aioli dt« 
verschiedene chemische Mittel in die Fasern zerleg 
namentlich durch Salpetersäure (1:1 Wasser) mit chJ 
auurem Kali und durch eine (32<*/„) KalilÖsung; 
sind iiut' Längs- und Querschnitten des Muskels an] 
dem Mikroskope seine Fasern leicht. au erkennen. 

Man unterscheidet zwei Arten von Muskeln: 
gestreifte und glatte, 

1) Quergestreifte Muskeln. Jede Faser best^ 

'^' aus einer unzählbaren Menge von sehr kleinen 

,1- matischen Körperchen, Fleischtheilchen (aa 
elenients, Bowman) genannt, welche wiederamin lia< 
Iteiheu geordnet sind and dann die sogenannten Mra 

' kel-Fifarillen bilden. Am ILeiuhtestcn erkennt n 
bei genügender Vergröaeemng die Fibrillen an Um 
fasern, welche eine Zeit lang in verdünnter Chrom 



Uaskeln, Uigtotogiielie BesirluiffenlieLt;. 



193 



gelegeu habeu, sowie auch ohne weitere Einwirkung 
von Reagentien au Munkeln von Cmstaceen. Zwiscben 
den einzelnen Fleiscbth eileben ist eme helle, ftiissige 
Substanz enthalten, Bodaaa m«tt also dunkle und helle 



ätellon unterscheidet (b. Fig. 
d, h. brechen diitt Licht doppelt, diea 
etuiach brechend (Brücke), wovon 
m&a aicb bei mikroskopischer Be- 
trachtung von Muskeln hn polarialr- 
ten Lichte überzengt. Jodes Fleisch- 
theilcben ist von heiler, flüaeiger 
Substanz umgeben, beide liegen also 
gewiss ermaeseu wie in einem oben 
offenen Kästchen, welches durch das 
üch anfügende Muskclkästcheu ge- 
^"VIosBen wird. (Krause.) Die Qner- 
.. der Kästchen bedinge 

lergestroifte Ausseht 
l Muskeln in Mag 

P serfhllen sie leicht 






rop. 



isotroi), d, 




Fasern (Fig, 29). Legt 
ft oder verdünnte Salzsäure, 
Je sogenannten Scheiben oder 



r' Die MuskelfaBBr vordankt ihre grosBe ElasticitSt zu- 
t einer düunen, sehr elastischen nnd membranSsen 
nie, dem sarcolemma. 

Man kann die Muskeln, deren Fasern querge- Fi 
ind, füglich in folgende Äbtheilungen bringen: ti 
1) solche, welche Hohlräume and Kanüle, sowie Spalt- 
Öll'unngeu erweitern oder verengern oder verschllessen, 
die man kurzweg Kanalmaskeln 'nennen kann. Da- 
1 gehören die Sphincteren, ferner die Muskeln des 
fax, des ohern Theils der Speiseröhre, des Kehl- 
, die äussern Ohr- und Nasenmaekelu, der in. bnl- 
Rcavoronsns. 2) Zar ßewegaag gewisser Organe nach 
verschiedener Richtung dienende, -so die Augenmuskeln 
zur Drehung des bnihns, die Muskeln der Zunge, die 
ina em Ohrmuakeln, der cremaster. 3) Zur Spannung 
■ ZuaammenBiehnng der äuaseru Haut, der Faacien, 

ul^BDrl. dar rii7alaloEl>!. 3. AoS. I3 



Mmkeln. HiBtölngische Beschaffenheit. 

Äponeurosen, Gelenkkapseln dienende, 
pUtyfima, man-cbe Geeichtsmtiakeln, diaphi 
ma, traHSversi perinei, iachiocavernosn§, 
maris, plantaris, pyramidaÜH, anbcraraliB ( 
4) Kuoehen bewegende JVJuekeln des Knmg 
und der ^xtramitäten. 

2) Muskeln. mit glatten Faei 
sog. contractilen Faaeraellen. Die sp^ 
delförmigen Fasern (s. Fig. 30), welche uM 
kürzer, als ^1^ Mm., öfter länger (bis Vb-'*''^ 
Bind, machen sich durch den etabförm" 
Kern erkennbar, welcher im dicksten T^j 
der Faser sich befindet und durch BehandlaJ 
mit Essig- oder Chromsäure deutlich 
Die mit blossem Auge sichtbaren Muskelat^ 
fen z. B. am Darme oder der Harnblase \ 
stehen ans einer grossen Zahl solcher Fat 
welche mit einander sowohl der Breite, 
der Ltinge nach verkittet sind. 

Die quergestreiften Muskelfasern sind I 
ihrem ersten Entstehen den glatten sehr 1 
lieh. Beide erscheinen nämlich als letn^Iitd 
einkernige Zellen, Auf diesem Stadium V 
in der Hegel die glatte Faser stehec 
sie sich an ihren beiden Enden mehr verjib 
Oefters aber sieht man anoh an ihr eine f 
tung und statt eines Kernes zwei, sotrie ij 
dem Kerne einen linienartigen Faden fei^ 
Körnchen' zusammenhängen,*) 
Thieren sogar eine Art von QnerstreUia 
(Ma r g o). Die quergestreifte MnskeKa^ 
bleibt hingegen nie anf dem embryoni 

') Es ist eine sehr bäiiüge Erscheinung, weh 
man an Kernen von Zellen und wohl noch ö" 
Qiule Mal- diesen selbst beobachtet, dasa ihr 
' " ' (Frotoflasma-)Inhalt an dem Ende der Zelle ci 
ihresKerns einen zarten linienartigenFortsatEbT 



Uuskelu. Hia{D]ogiscIie SeschafTeiiheit. 



195 



Ten 

1k 



mdpDnkle nnd kehrt auuh, wenn aie zu Grunde geht, 
wie es Bcheint, nie wieder zu jenem zurück. Vielmehr 
laehren sich hei weiterer Entwickelung' ihre Kerne so- 
wohl der Breite als der Länge nach und der Zellen- 
Inhalt wandelt sich in die qaerge streifte Maaae am. — 
Man ist aus dieser Verschiedenheit in der Entwickelung 
beider 'Arten von Muskeli'aaern schon berechtigt , zn 
Tennnthen, dass die Leistungen der glatten hinter denen 

quergestreiften zurückatehen. 
t- Die glatte MuBcnlatup ist im Körper weit verbrei- p 

Man kann ihre Fundorte iiuter einige allgemeine 
Rubriken bringen; 1) auch sie, wie die quergestreifte, 
macht einen wichtigen Theil vieler Hohlräume aus, 
sowohl von Keservoirs als von Kanälen nnd wirkt da- 
durch auf die forthewegnng des Inhalts derselben. 
Dahin gehören: der Darmkanal von dem untern Theile 
der Speiseröhre bis zum After, die Gallen-, Harn- und 
äamenblaaen, die ductus deferentes, die üreteren, das 
Nierenhecken, die Harnröhre, der nterus, die Eileiter, 
die AuaRlhmngagänge der Milchgänge an ihrem Ende 
(Brnstwnrae, Warzenhof), die hintere Wand der Luft- 
röhre , die Bronchien , die Alveolen ; die Blut * und 
-Jjymphe- führenden Gefiisae. 

■ 2) Sie hnden sich in der IJmhIillung und in dem 
%li der Umhüllung ausgehenden reticuläreu Gewebe 
vieler DrUaen und ähnlicher Bildungen. Dahin gehören: 
ilie Nieren, die Milz, die Lymphdrüsen, die proatata, 
' 'owpersche Drüsen, das ovarium, die epididymis, das 
oorpOB ciliare, die ohorioidea, die mnscnlaria i 
"t Corpora cavernosa. 

3) Sie bilden Membranen u 
jeatrent. Dahin gehören : 
^a and breite Hutterbäader, fascia perinei, Binde- 
kebeT zwischen tunica teatia propria und communis. 



tunica dartoa, 



Muskeln. Chemiaclie Bestsndtheile. 



§. 2. Gliemiaclie Bestaadthelle. 

a) Sticketoffhaltige, Dieselben Albm 
i' frelche im Blute vorküminen, tindun eich mit eiaigq 
Modificatiooen ftuch in frischen Muskeln; der fibrinogeM 
Snbstanz entspricht das Myosin dee lebenden Muskc' 
£s geht nach dem Tode und durch Säuren In Syntoqi 
über, indem es gerinnt (a. §. 4). Neben dem Myod 
findet eich in der Muskelflüssigkeit auch CftB«in ' 
Kali-Albuminat und (fewühnliches Eiweias. Änsserde] 
enthält der Muskel von stickstoffhaltigen Sabstaiu 
noch Kreatin, Xanthin, Hypoxanthin (Sarkin), Iuon 
aäui'e und nach Brücke auch Fepsin; sowie fenj 
rarhatoffo, (Hämoglobin, Kühne), 
.»e b) Stickatoffloae: Glycogen (Bernavd), Deit 
g. (Limpi'icht) , Beides bei jungen Thieren, Traabi 
Zucker (Meissner) Inoait und Fleischmilchsäure. £bJ 
möglich, dasa aus dem Glycogen sich das Dextrin t 
der Zucker, sowie die Milchsäare erat bilden. 

c) Anorganiache Substanzen: ^i—BO'*!a^ 
ser; Yorwalt«nd sind die Kalisalze, es findet sich i 
Tähr sechs mal so viel Kali als Natron in den Muali 

Während des Lebens reagiren die rnhendei 
neutral oder alkalisch (Dubois-EeymonA), 
Bewegung und nach dem Tode aaner. 

|. 3. Verglelchimg von Kuskel und Blat. 
Wenn man davon absieht, daaa die MitskelfaM 
neben einander fest zusammengefügt sind und 
ihre Stelle nicht verlassen können, und dass sie kn 
trän slatoris che, sondern eine undnlirende Bewegui 
(b. S. 1) ausführen, so aeigen aich zwischen Muskel i 
Blnt manche Äehnlichkeiten. Die Muskeln respir 
wie das Blnt, wenn auch nicht in gleicher Ausdehnn; 
sie gerinnen nach dem Tode (e. §. 4), schon 1 
der Gerinnung nimmt die Älkaleacenz des Blutes glela 
FbUb ab und es tritt saure Keaction ein (Zunz), 



Muskel. Dieser besteht aus feeten elaEtischen 
KörperchsD, den Fleiechtheilchea, anoJog den Blntkör- 
archen, und aus einer Flüsaigkeit, dem Musketplasma 
"■■• ,e). 

§. 4. Todtenatarre (rigor moTtls). 
Sie beginnt i'riihestens zehn Miauten und spätestens 
äeben Stunden uauh dem Tode, and zwnr danu, wenn 
die Reizbarkeit der Muskeln aufgehört hat, und geht 
der Päulniia voraus. Durch dieselbe werden alle Mus- 
kels des Körpei-s steif und unbeweglich; sie sobreitet 
1 Allgemeinen von den obern Körpertbeilen nach den 
1 fort. Je früher ein Mnakel seine Keizborkeit 
erliert, desto früher tritt die Todtenstarre ein, daher 
i Vögeln eher aU bei Amphibien, an den Extremitäten 
^her ala am Herzen, Eine Muskelpartie, welche vor 
dem Tode stark angestrengt ist, verliert früher ihre 
Iteizbarkeit und wird eher todtenstarr als im entgegen- 
^^gesetaten Ealle. ßlatte Muskelfasern sind ebenso wie 
^tÄQBrgestr elfte dieser Erscbeinnng nnterwurfen, 
^^T^ Die Todtenstarre beruht «uf einer Gerinnung des 
^^myoains, uod wiibrend derselben tiudet eine Wärme- 
ppodnction statt, daher auch nach dem Tode die "Wärme 
noeh zunehmen kann. Es dauert oft einen vollen Tag 
und gelbst noch länger, ehe die Temperatur der erstair- 

ten Muskeln eich mit der äussern Temperatur ausge- 

1 hat. — Mit der Todtenstarre fängt der Maakel 
sauer zu reagiren , vielleicht durch Bildung von 
leis chmilchsäu re . 

Die Gerinnung des Myosins entatebt in einem 
Pnskel : 

1) wenn die Blntzufuhr abgeschnitten wird, daher 

allgemeine Starre des ganzen Körpers nach dem 

(.nfhöreu des Herzschlages oder eine lokale Starre nach 

jTnterb indang der Arterien eines Gliedes. (Stenaon.) 

un das Myosin noch niebt vollständig geronnen 

n durch Einspritzung von gesundem Blute die 



l9S £Hmeti<m derMiiakeln. ImtAbiUtfit denetbeiC 

Starre wieder verschwindou (Bro wn-Sequard), 
tec nicht mehr (Kühne), oder nur dann, wenn doi 
Einspritzen einer zehn procent igen Kochaalzlöenng < 
Gerinnung wieder aufgehoben wird (Preyer). 

2) Durch eine erhöhte Temperatur (von 48— 50*0 J 
bei warmblütigen Thieren CWärmest ari-e). 

3) Durch Säuren, selbst durch Kohlensäure. 
Hingegen wird die Gerinuung'anfgehalten, wenn difl 

Muskeln iu kochendea Wasser gebracht werden ; daiu 
erstarren sie nicht. 

g. ■>, Fnnotlon der Uuskela, 
Zu den wesentlichen Thätigkeiten des Muskels { 

1) seine Contractilität, welche auf der Aani 
rang der Fleischtheilchen beruht; 

2) seine Elasticität. — lieber den elektrigol] 
Strom in den Muskeln s. 8. 158. 

Auf das ZuBtandekommen einer MuskelcontractitJ 
üben drei Fattoren ihren Einöuss aus: 1) der Be9 
2) der Zustand des Mnakels, 3) Zufiusa von Blut. 

§. 6. MuBkelrelze. IrritabUltftt. 
Im gesunden Körper entstehen , soviel 
eicher feststeht, Bewegungen nur dann, wenn die Noj 
ven, welche zu den betreffenden Muskeln hingehen, i 
regt Würden sind. Damit ist aber nicht gesagt, 
die Muskeln gar nicht anders zur Conti'action 
lasst werden konnten, als durch Vermittlung der NfC 
ven — , wie man früher allgemein annahm. Yi,elmB9 
beobachtet man, dasB M!uskeln, - ■ ■ — 

mitte] angebracht hat, anch dann i 



versetzt werden können, wenn 
Muskelnerven nicht mehr affizii 
a. B. der Fall, wenn man das 
Curare, in den Blutstroni bringt 
riachen Nerveu lahmt. Ferne i 



iolche Reizmittel 
in können. 

indianische Pfeilgifl 
nd dadurch die n 

zeigen eich MuskC 



Itiukelbewegaiig. Knatatid de« Jütukels, 199 

^Bcbnitte reizliar, in denen das Mikroskoji Nerven- 
i nicht nachweist, so nach Kühne an gevriseen 
Theilen des m. HUrtoriua vom Frosche, nach Engel- 
mann am Ureter, nach meinen Beobachtungen am "Her- 
Es zeigt sich ferner ein Uuterachied awischen der 
Uuakelzackung, welche vermittelst der Ncrvenrsizung 
U»d der directen Reizung des Muskels (bei curarisirtea 
Siieren) hervorgerufen wird. Wenn nämlich duruh 
I constanten Strom ein Tkluskelnerv gereizt wird , so 
ptateht eiae Zacknng uuv dann, wenn die Kette geöff- 
md geschlossen wird ; wenn hingegen ein Muaket 
uhat gereizt wird, ao bleibt er dauernd contrahirt, bo- 
tge die Kette geschlossen ist, (Wundt.) 
Die Fähigkeit eines Muskels, sich selbststündig d. h. 
t Erregung der ihm zugehörigen Muskelnerven zu 
rahiren, nennt man Irritabilität. 

§. T. Der Zastfind des Muskela. 
Die Muskeln sind während des Lebens wesentlichen M 
'erEnderungen unterworfen. — Diese sind hauptsüchllch 
abhängig: 1) vom Alter. Bei Kindern ist der Durch- 
messer der Muskelfasern meist um das Vier- bis Seohs- 
^^S£he schmäler, als bei Erwachsenen; im hohen Alter 
^^wterliegen sehr viele der fettigen Entartung, sodüsa, 
^^^tenn man einen ganzen Muskel durchsucht, einzelne 
^^rartien in diesem degenerirten Zustande gefunden wer- 
^doa. 2) Von der Arbeit. Bei Thieren, welche zu an- 
strengender Arbeit benutzt werden, ist Jas Maskel- 
äeiech fest, zäh und fettarm; bei solchen, welche wenig 
Bewegung haben, dabei reichliche Nahrung erhalten, 
ist dnsselbe weich, zerreisshar, und zwischen den Fasern 
findet sich viel Fett. Wenn Muskeln ganz ausser Oe- 
brauch sind, sammelt sich auch innerhalb der Fasern 



Vett t 



Blutzu Busa. 



FUr die Muskelbewegung scheint ' 
Muskel unentbehrlich zu sein. 



. Vorrath von 
I den spätem 



200 



B((t»keki>s1a'Ui4ä(m. Bnchmmi^m. 



ytadiöD der Erstickung, wo der gesammte Ssiiers 
im Körper verzehrt iBt, reagirt der Maekel niclit m 
anf die stärksten ladnctionsströme. (A. Schmidt.) ■ 
Wie nothwendig der Blutzu flu 8 b, reap, der 8mm4 
Htöff fiir die Thätigkeit der Maekeln ist, geht aas det 
VerhältnisB zwischen CO^-Exhalation nnd Maslcelfurb«) 
hervor, s. S. 3fi. — Nach ITiiterbiiidnng der Geiass' 
verlieren die Muskeln des betreffend ea ßlicde» 
Contra ctilitiit. Jedoch acheint der im Muskel noch v4| 
handene und mit den i'leischtheilcheu {wahracheinlil 
chemisch) verbundene im Stande zu sein, selbut | 
ahgeaohnittenen G^liedern die Contractilititt zu erhalte 
Unter der Ulocke der evacnirten Luftpumpe schlU 
das Herz noch eine Zeit lang fort. In aaue 
Gasen uimint die Muskelerregbarkeit nur langeam i 
(Hain hol dt.) — Im Toricelli'achen Vacoum entwei^ 
aus Muskeln kein 0, wohl aber COj in grosse 
(He,».nn.) 

g. 0. Ersoheinungen der Unskeloontraotion. 
K'" durch einen Reiz in ThÜtigkeit versetzter MJ 

minder gerader Richtung verlaufen, und hat 
Bau eines Muakelringes, wie die Sphincteren, die < 
culären Fasern der muskulöaen Kanäle, so bewül 
Reizung desselben eine Verkleinerung scinee Dnroj 
messers. Dünne, durchsichtige Muskeln, z. B. i 
Bauchmuskeln oder der m. hyoglossus beim Froeo^ 
lassen das Genauere deti Hergangs mikroskopiscb ( 
kennen. Die Fasern kransein sich, nehmen Ziolu 
form an und strecken sich endlich vollständig. - 
bei müssen sich an quergestreiften Muskeln die Qno^ 
reihen der Muskelt heilchen (diacs) einander ntlhern. 1 
Die Contractionen sind entweder einfache oder o 
''fache. Jene entstehen dnrcb eine einmalige, sehr- 
dauernde Reizung, also z. B. eine solche, welche dmd 
Oeffnung einer coustanten Kette hervorgebracht 'ffird^ 



Mntiltf lernst™« ion. Bnah«imuie», 



901 



wiederholte, rasch hinter cinaa( 
: sprechen zuerst vau den e 



e entetehen durch n 
Inende BeiEangen. 

1 Controctionen. Wenn ein Muskel in dieser Weise 
raizt wird, tritt die ^ttsaminenziehung nicht in glel- 
i Momente mit der ßeizung ein, sondern ea liegt 
Steh ein kleiner Zeitraum zwischen beiden. Derselbe 
k o^ne Weiteres bei glatten Muskeln, z. B. am Darme 
bemerken. Denn es vergehen mehrere Secnnden, 
lolcher Thell seine Contractionen beginnt. An- 
ders verbSlt es sich bei Organen mit quergestreiften 
Muskeln. Hier folgt scheinbar in demselben Augen- 
blicke, in welchem gereizt wird , auch die 2)nckung. 
Dnrch besondre, sinnreiche Vorrichtnagen ist es gelon- 
gen, auch bei diesen ein Stadinm Dnchzu weisen, welches 
zwischen der Heizang und dem Beginn der Zuckung 
liegt und Stadium der latenten Heizung gennnnt 
■wird. Es dauert etwa ^/jf, Sekunde (Helmholtz). Nach 
diesem ersten Stadium erreicht die Contraction ihren 
flulniinationHpunkt und geht aUmübüch in den Kube- 
^tänd über. Bei manchen quergestreiften Hnskeln 
j zur Zeit , wenn sie abzusterben beginnen, 
ü Aehnlichea mit blossen Aagen, z. B. dem m. cri- 
ihyreoideus grösserer Öäugcthiere. (Bndge). Mecha- 
" ingaam erfolgende Heizung bewirkt besonders 
1 absterbenden Muskeln eine lokale Contraction, welche 
t Riohtnng des Reizmittels einhUlt; s. u. idtomusculitre 
Contraction. Glatte Muskeln setzen ihre Bewegung noch 
eine merkliche Zeit nach Beendigung der Beiznng fort, 
Der functionelle Unterschied zwischen quergestreiften 
lad glatten Muskelfasern besteht also in ITolgendem: 
*) erstem ziehen sich nach einem Beize viel rascher, 
Itl energischer zusammen und ihre Contraction hart 
fth dem Schwinden des Beizes viel eher auf (für das 
1 Ange sogar momentan), als dies bei den glatten 
^skelfasern der Fall ist. Alle rasch au szaüihr enden 
ren geben von quergestreiften Muskeln aus, 
i umgekehrt. So fuhren z. B. Würmer und Mollusken 



202 UiukeldäDtraetioii. 

ihi'e langsuiDen Ortsbeweguitgeu durch Mua 

deren Paaern den glatten gleichen, die lusecten hingt 

gegen haben quorgeetreifte Muskelfasern. 

Die MuHkelcoutraction kann man sich mithin ai 
Btelleu, dass von dem Funkte aus, von dem die Ruh| 
läge der kleinsten Theilchen gestört wird, was gewi 
lieh an der Eintrittsstelle der Nervea geschieht, 
Molecüle der Fle is cht heil che ir senkrecht gegen die La 
genachse sich heben und senken und diese wellenartq 
Bewegung in der kürzeateu Zeit nach beiden Seiten ■ 
Muskels hiu sich ausbreitet. 
B Eine mehrfache Coatraction netzt eiue Fortaetaui 
'der Beize voraus. Entsteht die folgende Coutractii 
in wenn die vorhergehende bereit« ihren CulmiaatioDBpaiB 
■ ü.berschritten hat, bü findet ein beständiger Wechf 
zwischen Zu - und Abnahme der Oontractionen 
ein Zustand, welcher das Zittern oder die Co 
Bienen charakterisirt; folgt hingegen eine Contrac^ 
der andern so rasch, da.ss die letztere noch nicht _ojU 
gerade den Höhepunkt erreicht hat, so entsteht St^S^ 
krampf oder tetanus, wie dies z. B. im 
Zustande durch Einwirkung des Willenreizes gesellig 

Die stärkste Verkürzung eines Muskels kann Y^ b 
Yg seiner Länge betragen. - - 

Ein Muskel kann sieh so zusammenziehen, dass a 
Scheiben (disca) seiner Pasc m sich in gleichem Ma^ 
Qontrahiren, wie dies z. B. an den Mnskelringen. < 
Fall ist, oder, wenn ein Ende des Muskels flxirt K 
so, dass sich das andere Ende jenem nähert, 
den meisten Bumpfmuskeln. 
>- u- Um die contractile K.raft zu messen, hat n 
jSaUleo achiedene Mittel. 1) Da die contractile Kraft diri 
proportional dem Muskelstrome ist (Dubois), 
man aus der Bestimmung der Intensität des let&t 
die erstero feststellen. 

2) Schneidet man einen noch erregbaren Masq 
aus und bringt neben denselben eine Scala an 



durch eine passende Vorriebtung die Grösse der 
■kürzTUtg ablesen , welche der gereizte Muskel zeigt. 
Weber). 

3) Indem man einen Muskel mit einer Sukreihfeder 
■biuSet, welche auf einer gleichmäsBig an ihr vor- 

■geführten Platte während der Contraction Gurren 
iht. 

4) Durch eine angehängte LaBt. Die contractUe 
ift eines Muskel« lässt sich ausdrücken durch das * 
iduct der Höhe, hia zu welcher eine Last gehoben ■ 

■d (sogenannte Hubhöhe), dann des G-ewichtea der 
LSt und drittens der Zeit, innerhalb welcher die ge- 
hohene Last auf derselben Höhe bleibt. Die Höhe, zu 
welcher ein Muskel ein Gewicht heben kann, ist der 
liüage seiner Fasern, das &ewicht, welches er heben 
kann, der Zahl derselben d, h. seinem Querschnitte pro- 
portional. 

Während ein Muskel sich contrahirt, tret«n in ihni''aT'bU( 
och folgende Erscheinungen auf: ^kS 

1) chemische Veränderungen: er.reagirt Bauer ^^^ 
'uboia), er entwickelt mehr Kohlensäure und ver- 
mehr Sauerstoff. Wird ein ausgeschnittener Muskel 

■gereizt, so ist seine Kohlenaäureabgabe bedeutend grösser, 
als im ruhenden Zustande (Matteucci, Valentin). 
Das Venenblut, welches aus thätigen Muskeln abfliesst, 
ist ärmer an Sauerstoff und beträchtlich reicher an 
Kohlensänre. (Ludwig und Sczelkow.) Es ist be- 
merkenswerth, dass während der Todtenstarre dieselben 
chemischen Veränderungen eintreten, und da die Todten- 
wesentlich von der zwischen den Fleisch theilchen 
[enden Flüssigkeit ausgeht, so hisat sich daran den- 
i, dAss die chemischen Veränderungen, welche wäh- 
id der Contraction eintreten, auch in jener Flüssig- 
keit ihren Sitz haben, 

2) Elektrische. Wird ein Muskel, der mit dem 
Multiplicator in Verbindung ist, tetnnisirt. so geht die 

hhrend der Kühe abgewichene Magnetnadel gegen den 



^Ed 



S04 



UnalcelemteMtiaB. BiaolwisQngea, 



Nailpnnkt., kiitin diesen evreichen und aelbst : 
luidei-n Quadranten zurückweichen; man nennt die i 
wegunj^ negative Str omesschwunkunj^ 

3) In der Elastieität. Je mehr oiu Muskel ^ 
dehnt werden kann, desto geringer ist seine Elaatici^ 
Nun iässt fiich ein ruhender Muskel weniger ansdahi 
ftU ein contrahirter. HJeroTia folgt also, dasB i 
der Contraution die Elasticität abnimmt. Daaeelbe J 
schiebt auch bei eintretender Todtenütarre. 

4) In der Wärmehildnng. Anf thermoeleklj 
pchem Wege hat man bei Mensi;hen und Thieren i 
fanden, dass Muskeln, welche in der Cnntraction 1 
griffen sind, eine höhere Temperatur besitnen, als ruhenj 
(Beclard, Helmholtz. Heidenhain.) 

5) Mnskeljferänach. WShrend der Contr« 
eines Mnskels hört man einen Ton. I>teser ist beispiq 
weise deutlich vernehmbar, wenn man bei Stille i 
Umgehung, am Beeten in der Nacht, sich die Ofcs 
verstopft und die Kaumuskeln stark bewegt. - 
den ersten Herzton (s. S. 111) hält man fl 
Muskel ton. Wenn bei einem Thiere durch £«iziJ 
eines Bewegungsnerven oder des ganzen Kückeniaai 
ein Muskel in tetanns gebracht wird und man setzt ^ 
denselben ein Stethoskop auf, 30 hört man deutlich j 
Muskelgerüuacb. Die Schwingungszabl des MuBkelti^ 
bei willkühriichen Contractionen beträgt 19'/^" 
Sekunde. (Helmholtz.) Hieraus kann man schltea 
dnss der tetauus nicht eine einmalige Contraction i 
Hondem aus vielen hinter einander folgenden bests 

1- Wird ein Muskel im lebenden Körper oder e' 

^, nach dem Tode heran Bgescbnittener gereizt, m 

sich die Znsammenziehnng sehr rasch (ungefähr 1 Mn 
in der Sekunde. Aeby) von der Stelle der T 
über den ganzen Muskel fort. Wie die Erregbark^ 
schwindet, nimmt die Fortpäanzungsgeschwindigkeit 1 
und endlich beschränkt sie sieb anf die gereizte St^ 
1 man nach dem Tode eines Thieres, besonders fil 



MnaVelcontriLotiOa. 'BraolieinuDg 



Irtun^n. 205 



jCngethieren , mit einem stumpfen Instrumeute quer 
über einen Moskel herBtreioht , bd entstellt nach dem 
Vorlaofe des Striches ein Wulst. Man nennt diese Er- i» 
eclieinuag idiomuskulüre Contraction. (Schiff). 

§. 10. Wirfeungea der Muekeloontraotion. 

Die Qnantitiit der Bewegung, welche durcli einen i 
nh oontrahirenden Muskel erzeugt wird (q), steht im 
Braden Terhältnisse zur contrnctilen Kraft (C) nad im 



bgekehrtei 



n Widei-Btanden (W) q - 



w 



'Wenn ein Muskel, der an 2 beweglichen Knochen i 
Uestigt iat, sich verkürzt, lagen die Insertion senden 
Faaern einen gewissen "Weg von dem weniger 
bfestigten zn dem mehr befestigt«» Funkte zurllck, und 
eg kann am so gröHser aein, je länger die 

Zugleiuh mit der Verkürzung kann anch eine mit 
dem Muskel verbundene Last gegen das teste Ende des 
Muskels fortgeschafFt werden . und nach der Schwere 

fä Gewichts, welches ein Muskel zu tragen vermag, 
tzen wir die GrösBe der Muskelkraft. Biese hängt^J*^ 
verschiedenen Umstanden ab; 1) in erster Reihe von ^^^^ 
Anzahl nnd Länge der wirksamen Fasern; 2) von 
Stärke des Beizes. Es lüsat sich dies experimentell 
nachweisen, aber nm OffenbarBten zeigt ea der "Wille, 
dessen oft momentane Steigerung durch Gemüthaaffecte 
. Muskeln einen beträchtlichen KrnftznwauhB zu er- 
Uilen vermag. Die Muskelarbeit ist proportional dem 
jfeizznwacha des Nerven. "Wenn man z. B. einen Frosch- 
it einer gewisBen Str-omatSrke galvanisirt, so 
mt die Contraction bei vermehrtem Keize an, erreicht 
be gewisse Höhe, bleibt eine Zeit lang conatant und 
wägt dann zum zweiten Mal (F ick): auf ähnliche 
peiee verändert sich auch die negative Stromesschwan- 
mg (J. Müller). 3) Von der Eigenthümlichkoit der 



206 



iHiiBlEcrcoiitr&otdoii. WiHtdngen. 



inttividuellcn Muskeln; ein Pferd ist im Stande, einige 
Augenblicke ^/^ seines Qewichte zu ziehen, ein Mailcäfer 
das 14faclie seines Gewichts. (Platean). 4) Von den 
je "Widerständen. Die Widerstände der Mnakelbewegung 
PKrt^sind einmal dni'cb Kräfte bedingt, welche die Ruhelage 
wiederherz Dstellen streben, nnd zweitens dnrch Einwir- 
kungen , welche der Contraction entgegenwirken , also 
den Maskcl anedehnen. Zu den crstepi gehören die 
Ermüdung und Elasticität, zu den zweiten Lasten, 
weiche der Muskel zu tragen hat. 

1) Ermüdung. Wird ein ausgeschnittener Muskel , 
hinter einander zu oft wiederholten Malen gereizt, i 
zieht er sich immer weniger zusammen und endlich g 
nicht mehr, LSsst man dann einige Zeit veratreichij 
so erhält er seine Seizharkeit wieder und wird ' 
Neuem reizbar. (Valentin). Auch wenn ein Mnsl^ 
durch angehängte Gewichte so gedehnt worden ist, ( 
seine durch wiederholte Heizung erhaltene Znsai 
Ziehung nicht mehr ausreicht, um das betreffende ( 
wicht zu heben, so gewinnt er nach einiger Zeit oft s 
vorige coutractile Kraft wieder. Die vorübergeher 
Reizabnahme nennt man Ermüdung, den Wiedere^ 
tritt der Reizbarkeit Erholung. — Im un'v 
Körper wird die Ermüdong durch das bekannte Gefäl 
oharalrteriairt. — In einem ermüdeten Muskel nimmt c 
elehtromotoriöche Kraft ah. Die Ursache der Ennüdoi 
ist noch nicht völlig aufgeklilrt. Wahrscheinlich wirka 
dabei chemische und physikalische Frocesse. Mau keni 
Stoffe, welche den Muskel ermüden, wenn er mit dM 
selben in Berührnng gebracht wird, wozu namentlia| 
auch Milchsäure und saures phosphor saures Kali 
h5ren, deren Wirkung durch Ahwauchen in indifFereii| 
ten Flüssigkeiten, z. B, Kochsalzlösung von 
sowie auch für die Milchsäure dnrch Aikalie 
aufgehoben wird. Während der Muskelaction entsteht 
solche Stoffe und können durch das alkalische Blut 
die Lymphe wieder aufgenommen werden. (J. Ranki 



'.-. 



MuBkelcontraGtioD. Wirkungen.' 207 

Ferner wird dnrch jede nnd nach jeder Muskelaction 
das SanerstoJGFbedürfniss vermehrt, der Sanerstoff im 
Körper aufgespeichert (v. Pettenkofer und Voit, s. 
S, 38) und, da derselbe die Erregbarkeit des Muskels 
yermehrt (Humboldt), dadurch .Erholung möglich. 
Südlich geben die arbeitenden Muskeln mehr Wasser 
ab, als die ruhenden, z. B. in einem Falle im Verhält- 
nisse von 1094,8 : 344,4. (v. Pettenkofer und Voit). 
Da Einflüsse der Art in dem ausgeschnittenen Muskel 
nicht von Bedeutung sein können, so müssen noch an- 
dere Ursachen wirken. Es lüsst sich vermuthen, dass 
im Muskel infolge der Reizung zweierlei entgegenge- 
setzte Kräfte sich entwickeln, durch welche einerseits 
eine Anziehung (vielleicht der festen Muskelthcilchen) 
und andrerseits eine Abstossung (vielleicht der flüssigen 
Theilchen) hervorgerufen wird. 

2) Elasticität. Die elastische Kraft der Körper 
sucht deren Theilchen wieder in ihre Gleichgewichtslage 
zurückzuführen, wenn solche durch gewisse Einwirkun- 
gen verschoben sind, sei es, dass eine Verlängerung 
oder Verkürzung, Verdichtung oder Verdünnung statt- 
gefunden hat. Die Elasticität wird vernichtet oder ver- 
mindert, wenn die Verschiebung eine gewisse Grenze 
(Elasticitätsgrenze) überschritten hat. — Sie ist eine 
vollkommene, wenn alle vor einer Verschiebung statt- 
findenden Dimensionen wiederhergestellt werden. Die 
Muskeln sind während des Lebens und kurz nach dem 
Tode vollkommen elastisch, sind sehr dehnbar und er- 
reichen nach ihrer Ausdehnung die Länge wieder, welche 
sie gehabt haben. Wenn ein Glied gebeugt wird, so 
werden die Extensoren gestreckt (z. B. beim Beugen 
des Vorderarms der m. triceps ungefähr um 5 Centimeter 
bei Erwachsenen) und erlangen nachher ihre frühere 
Länge wieder. 

Die Elasticität wächst mit Zunahme der Dehnung; 
Muskeln werden durch kleine Gewichte schon beträcht- 
lich ausgedehnt, aber ihre Ausdehnung nimmt verhält- 



209 Ung&cIcoiltraDtion. Wirkungen. 

uisamäsaig Ijsi grosserer Beltiatuug ab. Ein MusW v 
längert sicli z, B. bei einer Belastung von 1 Gnu. 
6 Mm. und bei einer Belastung von 5 Grm. n 
(W eher). Wird ein Muskel in Contraotion vereet^ 
eo strebt die Elaeücitüt ihn wieder auBZudehnen; 
er dabei gleichzeitig mit Gewichten belastet and dalu 
gedehnt, so -wirkt die Elasticität weniger, aU wenn dq| 
selbe Muskel, nicht belastet, sich contrabirt. Wenn u 
den Muskel eines todten Thleres in der Mitte dsr<n 
schneidet, so treten die beiden Enden infolge ihrer J 
eticität beträchtlich zarück; dies ist ein Beweis, 
die Muskeln zwischen zwei Knochen nicht in ihrer toJ 
komme neu Gleichgewichtslage si 
bereits gedehnt sind. 

Die Elasticität kann unter Umständen ».nch ein TTif 
terstQ.tzung8 mittel der Muskelbevregung e 

3) Zu hebende oder zu tragend. 
Lasten sind theils die Körpertheile selbst, theils < 
verbundene andere. Der Widerstund, welchen die MlJ 
kelkraft zu überwinden hat, ist dem Gewichte der I 
proportionul. Von der Grosse des Wideretandes l&a 
sich die Grösse des Gewichts beurtheilen. Mit der 2}q 
nähme beider nimmt aber auch die Ermüdung zu 
erfolgt um su rascher, je grösser die Ls.st Ist i 
längere Zeit sie getragen wird. Die Last, welche t 
Muskel gerade nicht mehr zu heben vermag, dräclj 
die Grenze der Kraft aus, welche durch die stärkst^ 
Reize entwickelt werden kann. Diese Kraft nennt i 
absolute Muskelkraft. Sie ist für einen C. Cei 
meter Froschmuskel zu 692 Grm. (Weber) bis 181 
(Valentin), für einen C.Centimeter des guatrocnenii^ 
vom Menschen zu 6000 bis 8000 Grm. (Hei 
Knorz) berechnet worden. 

§. 11. tJntersttltznngSEoittel der MaakeloontraotlOB. J 

Wenn die Muskeln in ihrem ruhenden Zustana 

schlau' und gefaltet wärcD, so würde die zur Yerküriaflj 



M uskelonuf ra et ld) 



Wirkungen, 



209 



PXUrtliweiidige Kraft gröBsei' sein miisaen, als wenn be- 
reits, wie OB wirklick der Fall ist, ein Bchon gespannter » 
Muskel verkürzt werden soll und keine Faltungen zu- 
vor auszugleicben sind. Viele Bewegnngeu werden erst 
wohl ikUBl'ührbar, wenn man darcb andere Bewegungen 
die Muskeln vorher ausgedehnt hat. Soll z. B. der Fnae 
nach Hinten gegen den Unterschenkel durch die mui. 
^slTocnemii angezogen werden, bo geaehieht dies an- 
.ToUlcomnien bei gebeugtem Knie, weil dadurch jene 

K^nskeln faltig werden; leichter bei gestcecktem (Hüter). 

■^ Durch Uehung d. h. darch öftere Wiederholungen 
derselben Bewegung wird die contractüe Kraft vermehrt. 
Diese "Wirkung beruht auf 2 Ursachen; die eine liegt 
im Nervonayetom, die zweite in der Ernährung des 
Unakeie. Wenn ein Nerv oder vielmehr sein Central- 
Ijieil öfter in derselben Welse angesprochen wird, bo 
geht seine Thätigkoit leichter von Statten. Es ist ge- 
wisBermaaaen eine Art von Q«dächtuias, welches jedera 
Nerven eigen ist. Dadurch wird die TJebertragung von 
Nervenkraft auf Muskelkraft leichter. Zweitens erhält 
jeder Muskel, der sich bewegt, mehr Blut und die Pro- 
ductiou von Muskelmusse nimmt zu. Ein wohl geübter 
Muskel fühlt sich härter an, ist voluminöser, rötber, 
hat breitere Fasern. 

Die ElaBtioität strebt zwar den contrahirten Muskel ' 
wieder in seine frühere Lage zurückzubringen; nichts 
desto weniger kann sie unter Umständen in demselben 
Sinne und zu demBclben Zwecke wirken, wie die Mus- 
keln thun. Dies ist naiuentlich der Fall, wenn Ka- 
näle oder andere Hohlräume ausgedehnt worden sind. 
Dana können elastische und cantractile Kraft gemeiu- 
sühaftlich zur Verengerung und üum Fortti-eiben des 
Inhalts dienen. Dies ist z. B. der Fall in den Arterien 
(b. S. 118), ebenso beim Darm und der Blase. Ich habe 
gcseheu, wie ans der bereits vollständig contractiUosen, 
aiiageachnittenen Hai'nblase eines jungen Hundes, welche 
durch eingespritztes Wasser stark ausgedehnt worden war, 

Biiilee. CDmpeQd. der Fli^ilologle. 3. AuB. U 



;.r.a" 



210 



Coordinirte Bewegangen. Stelen. 



nach einer jeden EinBpritznng noch 9 SekuDden 

Abs "Wasser im Strahle ansflosa, 
)- Eb vei'8t«ht sich von seibat, dssB von dem Zustand 
. der drei Kur Contractilität erforderlichen Factoren (ri 

S. 198) die Leistung abhängt. Guts Muskelarbeit t 

fordert guten Willen (Reiz), gute Luft und Nnhnn 

(BlutznfluBs) und derbe Fasern. 



Das Aufrecht stehen, von dem im Folgenden gehu 
delt wird, soll so aufgefasat ■werden, daas Kopf uA 
"Wirbelsäule gestreckt sind, die Arme herabhängen, «T 
Becken auf den Schenkel köpfen ruht, die Beine j 
streckt von den auf dem Boden stehenden Füssen (^ 
tragen werden. Zwei Bedingungen sind dazu erforde 
lieh 1) dasa der Schwerpunkt des Körpers unteratüü 
nnd 2) dass die Gelenke steif gemacht sind. 

Wir nnteranchen znerat, wie der Überkörper von d 
2 Beinen nnd dann, wie diese von den Füssen gestQ' 
werden. Wir machen die Voraussetzung, dass alle .G 
lenke feststehen. Weiter unten ist dann zu erövter 
in welcher Weise Letzteres zu Stande kommt 

1) Die Beine, als ruhende Sfmlen betrachtet, halM 
den Schwei-punkt des Rumpfes zu unterstützen. DiM 
liegt vor der Mitte des 10. Bücken wirbeis (Homer). - 
Eine Vertikale, welche durch denselben bis zmm Eri 
boden gezogen wird, heiast die Schwerünie. Sie iBl 
hinter die Drehpunkte der Hüftgelenke (Mitte je«»' 
Kopfes des Oberschenkels). Denkt man sich durch i 
Schwerlinie eine irontale Ebene gelegt, durch welch 
der Vordertheil des Rumpfes von dem gleich schwers 
Hintertheile getrennt wird , so liegen die Köpfe 
Oberschenkelknochen an der vordem Hälfte. Denken 
uns ferner einen ähnlichen Schnitt, parallel At 
durch den Drehpunkt der Hüftgelenke gelegt, so kom 
der Schwerpunkt in die hintere Hälfte zu liegen, d. 1 



Coordiniite BSwegungen. Stehen. 



211 



ist schwerer als i 
alao nicht ftusreichend, 
den Humpf aufrecht 
nach hinten iiberfiillen , 
Schwere zwischen der vo 
der Kaftgelenke gelegen» 



vordere. Die Boine sind 

durch die Schenkel köpfe 
erhahen. Er muse vielmehr 
venn nicht die Differenz der 
:■ und hinter den Drehpunkten 
m Enmpf hälft e durch irgend 
richtung wieder ausgeglichen wird. Dies geschieht 
. aber durch einen verdichteten Theil des Kapselbandes, 
dns ligamentam iliofemorale oder snperins. Es erstreckt 
sich von einer Stelle dea Darmbeins unter der apina 
anterior inferior bis zur linea intertrochanterica anterior. 
Eb zieht mit dem Becken den Enmpf vorwärts; ond 
kann ohne Beihülfe von Mnskein verhüten, dass der 
Körper nach hinten übcrriillt. Indessen wird seine Wir- 
kung durch Contractioß des nahezu an derselben Stelle 
entspringenden m, rectus femoris erhöht. 

Es entsteht, nun die Frage , in welcher "Weise der 
Körper gestützt iat. damit er nicht zor einen oder 
andern Seite umfiillt. Ware nur ein Bein vorhanden, 
BO müsstc die Liingsaxe desselben grade unter dem 
Schwerpunkte stehen, d. h. mit der Schwerlinie zusam- 
, fallen. Der Eumpf würde auf demselben balan- 
nun aber 2 Stützen vorhanden sind, so 
toncht nur die Schwerliuie zwischen dieselben zn fallen 
] je weiter die Bodenfiäche ist, welche zwischen den 
Hissen sich befindet, desto sicherer steht der Oberkörper 
and nmgekehrt. Sobald also die Füsse auf dem Boden 
feetstehon und nicht ganz genähert sind, fallt der Kör- 

per nicht seitwärts um. 

^■^ Die Beine stehen aul' den beides tali und diese i 
^^■Pltzen somit den ganzen Körper. Der Schwerpunkt 
^Hvs diesem liegt ungefähr im Promontorium (nach i 
^^ffeyer im Kanal des 2. Kreuzbeinwirbels), die Scbwer- 
linifl kommt dadurch vor das Sprunggelenk. Demnach 
mÜBste der Körper vorn überfallen. Dies. wird dadurch 
verhütet, daas der engere hintere Theil des talns zwi- 
khen den beiden Malleolen eingeklemmt wird. Wenn 
\4» 



^Biren. 
^TPBsse 



212 



Coordioirte Bewegungen. — Stehen. 



nämlich der ITuterachenkel gestreckt wird, wie ea l 
Stehen geecheheo muse. so dreht sich die tibia 
damit auch der über derselben liegende Körperthi 
nach aaeaen. Bei dieser Streckung kommt aber nol 
etwas Anderes in Betracht. Während die UnterBchenkw 
parallel stehen, bilden die Axen der beiden Sprung- 
gelenke einen nuch hinten offenen Winkel, so dass die 
Unterachenkel nicht gleichzeitig eich drohen köuueu. 
Die Schwerlinie tallt endlich auch nicht ganz zn- 

"'_ eammen mit dem Drehpunkt des Ksiegelenks, sondern 
liegt etwas hinter demselben , geht jedoch durch die 
tibia. £s sind daher zur Unterstützung iin Knie nur 
geringe mitwirkende Krüfte ausreichend, um den Schwer- 
punkt vollends zu unterstützen, damit der Körper nicht 
rückwärts falle. Es dienen dazu die t'ascia Uta und die 
Contraction des quadriceps. 

Der FuBB steht hauptsächlich auf 3 Punkten auf 
dem Boden, nämlich dem tuber csiluanei, der tuberositas 
OBsis metatarsi qninti und dem capitulum oasis inetatarsi 
primi nebst 4ßn ossa sesamoidea hallucis. Diese 
3 Knochön tragen den talus, welcher sich mit 2 Flächen 
auf den calcaneus stützt. 

or Zur Stoii'ung der Grolenke dienen verschiedene Mus- 
keln, welche hingegen durch die angegebenen Bänder 
(lig. iüofemorale , fascia lata s. iliolibiale) durch die 
Seitenhänder, durch die ligum. cruciata des Kniees, das 
ligam, popliteura und putellae u. a. w. unterstützt wer- 
den. Vor allen kommen der m. quadriceps, die mm. gLotei, 
sowie alle auf der £,ückseite des Darmbeins liegenden 
Muskeln, am Fusse die gemeinschaftlich wirkendon''! 
tibiSiUB anticus , peroneus brevis und tertius , 
Wirbelsaule der sacroapinalis , am Kopfe die Nackt 
1 Betracht. 



Das Gehen ist ein 
Rumpf vermittelst dei 



) Ortsbewegung, bei i 
Beine, erst des einen 



elcher derjl 
dann dwl 



Coordinirte Bewegungen. Gehen. 213 

andern, in horizontaler Hichtung mit möglichst geringer 
Mnskelanstrengnng fortgeschoben wird. — Die wesent- 
lichsten Leistungen bestehen erstens in der Beugung 
im Hüftgelenk, durch welche der grade Winkel, den 
das Bein mit dem Oberkörper beim Aujrechtsteheu 
bildet, in einen stumpfen, vom offenen sich verwandelt. 
Hierdurch wird es von dem Erdboden entfernt, die Rei- 
bung wird vermieden, die Fussspitze kommt je nach 
der Grösse dieses Winkels mehr oder weniger vor die 
der andern. Zweitens fällt der Rumpf derselben Seite 
auf das erhobene Bein, wodurch dasselbe wieder auf 
den Boden gelangt. Drittens muss während des ganzen 
Aktes das Gleichgewicht des Körpers erhalten bleiben; 
d, h. der Schwerpunkt des Körpers unterstützt werden. 
Während des Gehens sind beide Beine gleichzeitig 
in Gebrauch. Man kann den ganzen Akt, in welchem 
ein Schritt vorwärts geschieht, in 2 hinter einander 
folgende Momente theilen. Im ersten steht das eine i rstes 
Bein (A) fest auf dem Boden und unterstützt den ' Gehen. 
Schwerpunkt des ganzen Körpers allein und das andere 
Bein B schwebt in der Luft, s. u. — Der Schwerpunkt 
muss deshalb nach der Seite des stützenden Beines ver- 
legt werden, der Körper neigt sich nach A. Um dies zu 
bewerkstelligen, wird der Fuss im Sprunggelenke etwas 
gebeugt, dadurch wendet sich die tibia und zugleich 
der ganze Rumpf nach aussen (Meyer). Dabei sind 
wie beim Stehen die Gelenke gesteift. — Das aufge- 
hobene Bein wird nicht durch Muskeln in der Pfanne 
gehalten, sondern durch den Druck der Luft. Man 
überzeugt sich davon, wenn man den Oberschenkel und 
das Becken ganz von Muskeln befreit, das Kapselband Wirkung des 
unversehrt lässt, ein Loch vom Darmbein aus in die auf den 
Pfanne bohrt, in dieses ein elastisches Rohr luftdicht ^^^opf.^^ 
anbringt, und dasselbe mit dem Teller der Luftpumpe 
in Verbindung bringt. Sobald man Luft in das Gelenk 
zulässt, fällt der Kopf des Oberschenkels herab; sobald 
dann die Luft ausgepumpt wird, hebt er sich von selbst 



2X4 Coordinirte Bewsgnngen. OebeU. 

in die Pfanne, d. h. wird er dnreli die Unssere Luft Ülfl 
die Pfanne gedrückt (G-ebrüder Weber). ~' 
Pendel schwingt das Bein bei etwas gebeugtem KnJee 
am Rumple nach vorn und aussen durch seine Sohwere. 

Im 2. Momente streckt sieb das Bein A um *^j 
" seiner Länge im Knie-, rnss- und Hüftgelenke, so dasa 
es zuletzt bloaa auf deu Zehen steht; es stemmt sich 
gegen den Fnasboden und beugt sich dann zuerst im 
Kniegelenk. Hierdurch hat der Fuas den Boden -ver- 
lassen und sofort geschieht die Beugung im Hüftgelenk, 
das ganze Bein A schwebt jetzt in der Lnft. Durch 
das Stemmen des verlängerten Beines A aber wird die 
audre Seite des ßumpfea, welche dem noch aufgehobeneu 
Beine B entspricht, nach vorn geschoben, ähnlich wie 
ein Boot im Wasser vorgeschoben wird, wenn das Buder 
sich gegen den Grund eines Plnases anstemmt. In 
demselben Augeublicke, in welchem dos Bein A durch 
Beugung des Kniees sich vom Boden abwickelt, in wel- 
chem also auch der Eumpf nach vorn geschoben ist, 
drückt dieser durch seine Schwere das Bein B auf den 
Fussbodeu, Dieses beBndet sich nun in demselben Zu- 
stande wie vorher A, und es beginnt der zweite Schritt. 

Beim Gehen erleidet die Kraft, welche den Körper 
vorwärts bewegt, einen Abbruch durch den Luftwider- 
stand, Um diesen zu vermindern, neigt sich der Rumpf, 
besonders beini raschen Gehen, vorwärts. 

Endlich bewegen sich beide Arme, und zwar in der 
Art, dass derjenige Arm. welcher dem schwingenden 
Beine entspricht, sich nach hinten wendet. Dadurch 
wird das Gleichgewicht zwischen vorderer und Lintoüerj 
Hälfte dieser Seite erhalten. Der andre Arm echv: 
nach vorn. 

Stimme und. Sprache. 
Im Kanäle des Kehlkopfs sie 
eckigen Spalt (die Stimmritze), dessen Spitze nach v 
dessen Basis nach hinten Hegt. Er ist " 




Coordiiütte BewegnngeD. Stinme uiut Bprad^ 



215 



sehr elastiecheu Stimmbändern, (ligg. thyrooarytaeiioide& 
inieriora) gebildet. Werden* diese an einem Kehlkopf 
irelclier aus einer friscten Leiche ausgesclmitten ist, 
durch knnstliche Vorrichtungen in eine gewisse Span- 
nnDg gebracht und so genähert, dasa die Stimnii'itze 
^)einahe gesuhlossen ist, dann gegen dieselbe ein Luft- 
■litrom von unten, eei en durch einen Blasebalg oder 
^^nroh den Mund, getrieben, bo gerathen die Stimm- 
V1)änder in sichtliche Schwingungen und es entsteht ein 
T, Ton. Dei" Ton wird aber wesentlich nicht direct durch 
räie Schwingungen der Stimmbänder herrorgebracht, dit 
bäie Quantität derselben zu gering ist, Bondern durch 
lESchwingnngen, welche die erzitternden Bänder der Luft 
inittheüen. Im Kehlkopfe eines lebenden Mensehen 
Vhanx man durch den Kehlkopfapiegel (Garcia, TUrck, 
C^ormak) die Beobachtungen anstellen, —r Die Stimm- 
bänder spannen sich, indem der Schildknorpel, an wel- 
chen ihr rorderes Ende angewachsen ist, durch die mm. 
cricothyreoidei gegen den ßlngknorpel herabgeiiogen 
P,"wird; sie werden einander genähert durch Drehung der 
[.GioBsbeckenknorpel nach innen mittelst der mm. thyreo- 
r ^xytaenoidei und cricoarytaenoidei laterales und an ihrem 
I liintem Theile durch Gontraction der mm. arytaenoidei, 
I^Vobei sich die Stimmritze verengt. Indessen wird zur 
IStimmerzengung nur der vordere Theil der Stimmbän- 
der benutzt , glottis vocalis, während der hintere 
Theil der Stimmritze, glottis reapiratoria zum 
Dnrchgang der Luft beim Athmen dient. — Man über- 
zeugt sich am Besten von dei- Wirkung der Kehlkopf- 
muskeln an ansgeschnittenen Kehlköpfen frisch ge- 
Bchlaehteter grösserer Thiere. — Ein Ton entsteht, wenn 
ein Luftfitrom aus den Lungen (Windlade) mit einem 
Smcke, welcher stärker als der gewöhnliche Exspirations- 
j, druck ist, au die Stimmbänder gelangt und sie in 
■Schwingungen versetz. Die Ex eure Ionen derselben 
(frerden durch die ventriculi Morgagni ausgiebig, ^ 
Da die Schwingungen regelmässig periodisch erzeugt 



werden können, so entstehen durch dieselben gr&da M 

in einem mnBÜali sehen Instmmente, ond zw*: 

wie in einem sogenannten Zangenwerke, 211 welcher J 

von Instrumenten der Kehlkopf zu rechnen ist, '. 

I- An jedem Klang, also anch an denen, die im Kehlkd| 

e~ entstehen, nnterscheidet man drei Eigenschaften, 

e- die Stärke des Tons, die Tonhöhe, die Klangfarbe. 

Modificationen dieser Eigenschaften werden 

gebracht zum Tbeil durch dus Anblasen, also dea ] 

Bpirationsdruck, zum Theil durch die Veränderuim ( 

elastischen Bänder, also vermittelst der Kehlkopfmnakel^ 

endlich drittens durch das Anaatzrohr , die Baches 

Mond' und Nasenhöhle. Ausserdem wirkt die ßee^ 

nanz anf den Klang. 

Die Stärke des Tones hüngt von der Aaagii 
der Schwingnngen, und diese im "Wesentlichen von 
Contraclionsgröase der Exspi ratio ns-, namentlich 
Bauchmnskeln ab. 

Die Höhe des Tones ändert sich nach der Zahl » 
Schwingungen, welche in einer gewissen Zeit 
stehen. Je höher ein Ton ist, desto mehr Schwingungen 
macht der tönende Körper in der Zeiteinheit, ; — - ■ 
der Sekunde. Die Daner einer jeden Schwingung i 
um so viel kürzer, je mehr Schwingungen auf 1 ' 
Seknnde fallen. — Die Tonhöte nimmt zu im VerhSIt- 
niBs zur Spannung, der Kürze, der Enge der 8timm*1 
bSnder und der Stärke des Anblasens, durch welche dial 
SpaBunng vermehrt wird.*) Bei hohen Tönen ist der] 



•) Die Keykopfmnskelu lassen sich in iwei G 
len, welche sich xwht gegenseitig unteratiitzcn, von denen it 
desB die eine wesentlich beim angestrengten Athmen - 
Inspiration dienen die Bcmeiterer der Stimmritze; di* 
ericoarvtaenoidei posticij znr Exspiration : die mn 
dei — die andere wesentlich bei der Tonbilduiig — Spannung;! 
der Stimmbänder: mm, trioothyreoidei; Verkiirzang; mm. thy- i 
reoarjtaenoidei ; Aunähenmg: mm. cricoarjtaenoidei lateraleft' 1 
and thyreoarytaenoidei — gebraucht wird. 



stimme and Spnwle. 



217 



TOitendrnck in der trachea gräss 
nBch einer Beobachtnajf vi 



, als bei tiefen, z, B. 
rd-Latour verhiel- 
ten sich beide = SOOMm.: 16Ö Mm. einer WaBsersSule. 
Weil bei Kindern und Frauen die Stimmbänder kilr- 
( bei Erwachaenen und Männern sind, können im 
Jlgemeinen höhere Töne bei jenen als bei diesen her- 
rorgebracht werden. Der Kehlkopf steigt jedesmal anf- 
(jtrSrtB, wann ein Ton hervorgebracht wird; wie dioa auch 
i AuBftthmen der Fall ist. Jene Bewegung ist um 
p stärker, je höher die Töne werden. 

Der tiefste Ton der menschlichen Stimme hat un- 
Bfähr 80, der höchste gegen 1000 Schwingungen in der 
lekande. Der ganze Umfang der Stimme, wenn man 
Wohl den mannlichen als weiblichen Kehlkoiif berlick- 



E bis c. Gute 8ing- 
groBBen Sängerinnen 



pEni 



Mcttigt, beträgt 4 Ootaven 
stimmen umfassen 2 — S^/j, 
HOgar 3 und 3^/^ Outaven. 

AJ.B verschiedene Klangfarben des menschlichen Kl 
iWkopfs kann man die Fistel- und Baachstimme 
[anseilen. Man kennt noch nicht "bestimmt die Art der 

intstchiug beider. DieEigenthtimlichkcit in der 
verschied ener Menschen rührt hauptsachlich 
Kesonanz her. 

Vocsle entfltehen, wenn die Stimmritze znni Tönen Vi 
eingestellt, also verengert, wird und nun ein exspirirter 
Luftstrom in Schwingungen geriith. Der entstandene 
Ton erleidet in der Mundhöhle verschiedene Modifioa- 
tionen nnd dadurc 
Vocaltönc ans. ü 
Eintritt in die N 
näselnde Töne hei 
beim reinen Anssprocbei 



I dabei dem Lnftstrome der 
le vei'wehrt sein, weil sonst 
nebt werden: daher hebt sich 
Q der Vocnle der weiche Gaumen 
gegen die Choanen. 1) Die in die Mundhöhle gelangte 
schwingende Luftsäule geht durch dieselbe, während 
die Mnndöfl'nuDg erweitert ist und die Zunge auf dem 
Boden liegt: es entsteht der Ton a. — 2) "Wenn sich 



218 



Stimme and Sprache. 



hingegen die Zunge hinten hebt und nahe dem Graomen 
anliegt, die MuDdöffnaog ein rundes Louh bildet, so 
entsteht u. — Bei u findet mithin eine verengernde 
Bewegung der Lippen durch Contraction des m. orbicu- 
IftriH oria Statt. Diese ist auch vorhanden bei o, sie 
fehlt aber bei a, e, i. — 3) Zwiachen der Bildung von 
o und u finden nur quantitative Verschiedenheiten 
Statt, indem bei o die Zunge hinten weniger gewölbt, 
die Mundüffnnng ein etwas weiteres Loch darstellt. — 
4) Die Vocale e und i unterscheiden sich in der Aus- 
sprache von a dadurch, dasE die Zunge nicht mehr auf 
dem Boden bleibt, sondern sich erhobt und daas die 
Mundhöhle enger wird. Bei gana offener Mundhöhle 
kaun i nicht auageaprochen werden, e nur undeutlich; 
i verhält sich zu e, wie u zu o; es findet nur ein quan- 
titativer Unterschied der Bewegungen Statt. 

"Wenn man von 3 Stimmgabeln eine auf dos unge- 
strichene f ubatiiumt, eine zweite auf b, eine dritte 
auf b, und bringt eine jede uach einander zum Tonen, 
so bemerkt man Folgendes. Stellt man die Mundöffnung 
und Mundhöhle so, als -n-enn man u aussprechen wollte, 
80 wird die Resonanz der ersten auf f gestimmton Grahel 
erhöht, unter den entsprechenden Bewegungen bei o die 
Kesonanz der auf b, und bei u die Resonanz der auf b 
gestimmten G-abel. — Der Mundatellnng für e ent- 
sprechen die Resonanzen von 2 Tönen, nämlich von f 

und b, für i von f und d. - — Diese Erscheinung er- 
klärt sich dadurch, dasa eine in einem Kanäle befinde ^ 
liehe, in Schwingungen versetzte Luftsäule ihre Eigentor 
zeigt, unter gewissen Umständen uur einen, unter sndeni 
2. Der erste Fall trifft zu bei n, o, u; der zweite, dfM 
nämlich "2 Eigentöne hervorgebracht werden, bei e und ^ 

Die Yocale können auch bei einer sehr gering 
Mitwirkung der Stimmritze gesprochen werden, 
nennt dies Flüstern. 



Stimäs und Sptaehe. 

3 ConHonanten eiud GeriiuBohe, vou denen die 
meisten dadurch Bich bilden, das» die exepiriite Luft- 
Bnle durch verengt« Stellen der Hachen- und Mund- 
töhle durchstreicht. Tiie Stimioritze ist dabei offen 
lud schliesBt sich, wenn zugleich ein Voctil mit dem 
Konsonanten verbunden wird. Dabei findet selbstver- 
jitändlich anch die dem Vocnle eigne Mundstellung Statt, 
i— Bei einem Conaonanten, h, findet kein VerachluBS 
Statt, es ist vielmelir das bloaa verstSi-kte Exspirotions- 
■(eränsch. 

Man kann eehr viele Cönsonanten flasternd, d. h. 
(hne Vocale sprechen, so dasa sich dabei die Lippen 
: nicht bewegen. Hingegen ist eine Bewegung ver- 
landen, wenn b und p, f und w, m in dieser AVeise 
leeprochen werden. Bei b und p wird Unterlippe an 
Oberlippe gedrückt und rasch wieder davon entfernt, 
ider umgekehrt, es ist daher eine doppelte Bewegung, 
BD aog. explosiver Ton. Bei f und w ist Unterlippe 
|B. Oberlippe oder auch an die obere Zahnreihe heran- 
[eaogen, währenJl ein Hauch durch den Mund auage- 
tOBBen wird, welcher, wenn er verstärkt ist, die Wange 
ibwae aufbläst. Bei m verengt sich die Mundüffnung, 
ler Laftstroui geht dabei durch die Naae. 

Während aonach bei den Iiippenbuchst^ben b, p, f, 
' nnd m eine Verengerung an der Mundo fEhung Statt 
«t, erfolgt hei den Zunge nbnchstaben eine solche 
[urch das vordere Zungenstück bei d und t, b und 1, 
. und (in einer gewissen Aussprache) r; endlich bei 
en OanmenbuchatabcQ durch das hintere Zangenstück 
«i g, k, ch, j und das mit starkem Erzittern des Zäpi'- 
bens hart ausgesprochene r. 

d und t entstehen durch Do^pelbewegungen, sind 
ftleo es:ploBive Töne. Der vordere Zungentheil legt 
Bich an daa vordere Ende des Gaumens und entfernt 
sieh raach davon. Bei b und 1, sowie bei dem weichen 
r nnd n ist der Verschluss an derselben Stelle nnd 
bei 8 in der ganzen Breite, bei 1 nur in der 



220 Stimme und Sprache. 

Mitte, bei r erzittert die vordere Zunge, bei n geht 
der Luftstrom durch die Nase. 

g und k sind explosivae, zwischen Zungenwurzel 
und weichem Gaumen entstehend; bei j und ch streicht 
der Luftstrom einfach durch; bei r erzittert das 
Zäpfchen. 



Sechster Absclmitt. 

nrervenphysiolo^ie. 

Erstes Kapitel. 
Allgemeine Eigenschaften des Nerrensystems. 

§. 1. 

Dem Nervensystem kommt im^Ufirem? 

1) als eigenthümliche Erscheinung Gefühl und Em- nen. 
pfindung zu. Dasselbe ist 

2) im Stande, Drüsen-, Muskel- und psychische 
Kräfte zur Aeusserung zu bringen; 

3) wirken die unter 2) genannten Kräfte wieder durch 
daß Nervensystem auf das Gefühl und die Empfindung 
zurück, und 

4) endlich werden durch das Nervensystem sämmt- 
liche genannte Kräfte (Gefühl, Empfindung, motorische 
und psychifiche Kräfte) in Beziehung zu einander ge- 
setzt. 

§. 2. Anatomisohe Bemerkungen. 

Man unterscheidet centrale und peripherische Theile Central- un 
des Nervensystems, im engern öinne nennt man nur Theiie. 
Gehirn und Rückenmark Centraltheile. Dies hat des- 
halb seine Berechtigung, weil es keine Nervenverrich- 
tung im ganzen Körper gibt, auf welche die genannten 
Organe nicht einen bald grössern, J)ald geringern Ein- 



222 



Hietologisclie Beschaffenheit der Nerven. 



fluaa üben kniinteii. Ira weitern Sinne rechnet i 
aber auch die zahlreichen Knoten, Ganglien, welche i 
Tnitten des VerlaufeB der Nervenfasern sich finden, i 
den Centralth eilen. Diese Bezeichnung hat ihre BoaM 
mische und physiologische Begründung. Denn 
enthalten die G-auglien Zellen, aus denen Nervenfasej 
hervorgehen ; zweitens aber finden sie aich 
Organen, welche eine selbstständige, geregelte Bewegi 
zeigen, auch noch wenn sie mit Gehirn und Hüche|( 
mark nicht mehr in Verbindnng stehen. 

"Wo man aber einen compacten Nerventheil genaiu 
untersucht, findet man zweierlei wesentliche Elementöl^ 
näialich Fasern und Zellen. Im Gehirne, Riickenmarke 
und den peripherischen Ganglien erscheinen beide neben 
einander. Die meisten Nerven selbst enthalten niir__ 
Fasern. Im Systeme dos n. sympiithicns kom 
unter einzelne Ganglienzellen anch in den Fasern i 
gelagert vor. Die genannten Elemente werden 
Bindegewebe zusammengehalten und von Gefässen he« 
gleitet. 
;b 1) Nervenfasern. Es gibt solche, welche i 
ßöhre darstellen, durch deren Mitte ein Faden dnrcUj 
geht, nnd andre, welche nur aus einem solchen Fad^ 
bestehen. Letzterer ist der Axencylindei 
jenigen Nervenfasern, welche lediglich ans einem solchl 
besteben, werden als markloae bezeichnet, die ander 
als markhaltige, s. Fig. 31 und 32. 

An den markh altigen unterscheidet man folgend 
Theiie: 1) die Hülle (nenrolemmii), 2) das krümliofi 
im frischen Zustande durchsichtige, später gerinnei 
Mark, oder die Markscheide, und 3) den Axel 
eyliuder. 

Die markhaltigen Nervenfasern lassen sich vie<ä 
in 2 Tlnterabtheilnngen bringen, welche freilich TJebn 
günge zeigen., doch wahrscheinlich in physiologiselu 
Hinsicht ihre eigenthüni liehe Bedeutung hahen. Ad 

haben Bidder und Volkmann vorzugsweise Mi 



Histologiflche Beschaffenheit der Nerven. 223 

meriaam gemacht, Die eine Art bildet die breiten 
doppelt- contonrirten, die andere die schmalen einfach-' 
contoninrten Faeem Die ersteren können doppelt so 
breit Bern als die zweiten und zeichnen Bich durch den 
reichen markigen brocklicheo Inhalt besondets ans 




il um obsrn E^de der Fiiseni berusgeqnolleii. 



Weil dieser gerinnt, bildet es scheinbar innerhalb des 
Nenrolemms eine zweite Scheide. Die schmalen Nerven- 
fasern sind arm an Mark, oder wenigstens an solchem, 
welches gerinnt nnd krümHch wird. Im n. aympathicus 
gehört die bei "Weitem giösste Anzahl der Fasern zu 



224 lüatologiache Beadiaffenlieit der Nerven. 

der letztem Art, viel spärlicher Bind in demaelben i 
doppelt contourirten; grade umgekehrt ist dies der Fall 
bei den eigentlich sogenannten CerebroBpinalfaaem. — 




i 



Auch im Gehirne und Kückenmarke finden sich breitn 
and achm^ie tuarkhaltige Fageru unter vielen Uebei^ 
gangen, ohoe dasa man bis jetzt einen ganz aich^ 



mrtalafücfceBMcUteabeit 4eTir«r 



tss 



ipmkt ober die Bedevtitng der einaclnva Arten 

- Sie und zemaslmr«r, als die periphensche». 

i&tlich wird bei den sduülem eine Halle tqb 

I Fonehem bezweifelt. Das Mark sammett sieh 

1 einzflnea Stellen an, wodnrcli diese FascTB 

l «in nMenkrsiizartiges, ranköses Anseilen erhallen. 

Die iBftrklaseD Fmsem eind wie gesagt Axency- 

BT, welche nicht, wie die markhaltigen von Mftrk 

'io nicht BSiuren, Bondem solid sind. In 

I nnd demselben Xerrea können markhaltige and 

bukloae neben einander rorkommen. so n. B. in den 

pnteFleibsplems; in manchen Organen sind fast alle 

Nervenfasern marklose z. B- in der Klilz rom Ochsen. — 

Hnn kann nnch rou diesen NeFvenfasem 2 Unterarten 

tntCTScheiden, nämlich solche mit besondem. dorch die 

rofise Anzahl von Kernen ausgezeichneten Hüllen, und 

wiche ohne Hüllen. — Die ersteren nennt man nach 

tm Entdecker anch Eemak'ache Fasern"). Hie- 

*) Ich kenne keio besaerea Mittel, um den Aieacylinder 
■og. CerebrospinalDervenfasem, aonie auch die uemak- 
■eben tasem za untersucheo, ala die von mir zur m.ikro-tDe- 
f ebaiüschen Analjae thieria eher The ile angegebene Verbiodnng 
von SalpeterBäure (l^deatillirtes Wasser 1) mit Kali chloricnm 
im üeberachnss. Um bei Froachnerven den Axeuctlinder rein 
darzuntellen, wird ein beliebiger Rumpfnerre z.B. der n. iaehift- 
dicua zerfasert und einen Tue bei Stubentemperatur mit der 
angegebenen Flüssigkeit in verbiadung gelassen, Dann nrird 
diese ansgcgosaeu nnd daa Präparat wiederholt mit Wasser 
aoaeewaschen i um möglichst die Säure zu entferuen. Man 
zerlegt nuo mit Nadeln, welche keinen Werth habeo, die 
Nerven soriel als möglich, and erhält dadurch ganz nackte 
Äsencylinder sowie andere, welche zum Theü mit Mark nooh 
umgeben sind. — Nerven von Säugethieren bedilrfen längere 
Zeit, ehe aie zur UntetsucUung geeignet sind. — Unterwirft 
man MUznerven dieser Behandlung, so werden die kerulialtieen 
Hüllen au^elöst, die Kerne selbst sieht man einzeln auf dem 
Gesichtsfelde herumschwimmen; — es ist dann ein Leichtes. 
die Axenfibrillen darzustellen. — Man kann solche Nerven Wo- 
chen lang in Waaaer aufheben, ohne duss aie verderben. 
- " - ena. dor PhyBiologlB. S. AnH. ]B 



226 Histid(^7<')bc Beae&Bffenlieit der Kerren. 

selben finden iich in den GanglieDplexBs der Sänga- 
thiere, sehr zahlreich in den Milznerven, in dem 
fsctoriae. Sie beatehen aas eehr zailen Fasern, A 
«iii™. fibrillengenannt, welche Aehnlichieit mit feinen Bin 
degewebafaaem haben , jedoch durch Behandlung 



Pic. 3 




<\©^ 




* ^J^ff 



ChroniBäure variköse Anschwellungen bekomiaeh, t 
durch manche Pärbemittel von jenen anter ach eidbar sind. 
— Abgesehen von diesen Hüllen, sind alle marklosen 
Nerven den Remak sehen vollkommen ähnlich. Man 
kann sie daher mit Recht als nackte und mit Hüllen 



■ IBstoIogteche Beschaffenheit flerWervei 



227 



TerBehene nnteraoheidea.") — Nackte Axeneylinder eind 
beobachtet an den Nervenan fangen, welche mit (lang- 
lienzelleD in Verbindung stehen, p. 203 und auch du 
wo sie endigen (s. a.); — ferner gehöven dahin die 
Fuaern des n. opticus in der retina n. a. m. 

2) Ganglienaellen. Die peripherischen Ganglien Gangiton 
linden sich, soviel bis jetzt sicher conatatirt ist, nur 



I 




*■ AsmcyUddH 


rf^'r"«." 


*'"■■ 




an seOBiblen 
theilen sich 
werden köun 
nen. Zu er 


und soichea Nerven, 
verbreiten, die nicht 
en; sowohl muskulösen 
Stern geboren die Sp. 


welche in Körper- 
willkübrUch bewegt 
, iiIh drüsigen Orga- 
inalganglien an den 



hintern sensiblen Wui'zela der ßüvkenmarksnerven ; die 
Ganglien am Ursprung der na. trigeminna , vagus, 
gloBHopharyngeus ; zu letztern die Ganglien des n. sym- 
pathicus, von welchen sich Aeste abzweigen, die zn 
~ ifäseen liiulen, ferner die in der N&ho von Secretiona- 

■) Ob die den CetebroapinalnervenfaaeTTi zukommenden 
J Axeneylinder ohne Hülle, oder ob dieselben mit einer beson- 
rdem Hülle versehen sind, darüber herrai'heo noch ZweifeL*] 
I Ich habe zahlreiche Unterancbungen über dienen GegengtanÄf | 
' angestellt, welche mich zu dem Eeaultate geführt iiaben, d«W 
den Asencvlindem allerdiaga sehr zarte Hüllen zukomioen. 
15* 



oen. ^ 



228 



HlitologiBche Besetu^enheit der.Neir 



( 



Organen (z, B. das gauglion submaxillare, die Ganglien' J 
an dem panoreoB, der Tbränendrase , der snbmacoBa des ' 
Darras etc.), aodann die im Herzeu, an der Binse, der j 
muscularis dc9 Darms (plexus myentericua) etc., eadlich 
die an den Dervöaen Unterleib spie Kua vorkomme! 

An Nerven, welche zu Muskeln gehen, die deot 
Willen unterworfen eind, hat man bis jetzt nii 
Sicherheit &anglien Zeilen angetroffen. 

Im Ö-ehiru und Rückenmarke sind GlauglienzeUeil 
in der grauen, nicht in der weiseen Substanz Vorhang 
den. Sie unterscheiden sich von den peripher! acheq| 
durch ihre gröasere AVeichheit; ferner dadurch, dasa d' 
peripherischen von einer kernhaltigen Hülle, ganz ao, 
wie die Kemakacheu Fasern, nmkleidet aind, welche den 
centralen fehlt; endlich dadurch, dasa sehr viele dersel- 
ben mehr ala einen Tortiatz zeigen, (s. Fig. 35 S, 227). 

Aue den Ganglienzellen der Peripherie, wie anch 
den centralen gehen Nervenfaaera hervor. In den pe- 
ripherischen iat gewöhnlich nur ein solcher Portsatz, in 
den centralen meist mehrere, besonders an den Vorder- 
hörnern. Ueber die hiatologiacheBeschaÖenheit der Gang- 
lienzellen, über die aog. Spiralfsaern an den Ganglien 
des ni> sympathicua des Frosches, über GJanglienzellen, 
welche ge wisser maaaen innerhalb einer Nervenfaser ein- 
gebettet aind und be sonder h bei Fischen beobachtet 
wurden, endlich über den Zusammenhang der Nerven- 
faser mit dem Kerne und Kernkörperchen der Ganglien- 
zellen aind die Werke über Hiatologie zu vei-gleichen. 

Die Nervenfasern endigen atumpf, und zwar, »ie es 
scheint in der Art, dasa nur der Asencylinder, nicht 
auch die ganze Nervenröhre bleibt. Der Aiencylinder 
besteht aber aus Filirlllen, wie bereits oben angeflihrt. 
An seinem letzten Ende theilt er sich gewöhnlich ga- 
helfBrmig, und zwar aehr vielfach. Dies Verhalten ist 
freilich nur erst an einzelnen Muakeln nachgewiesen 
nnd man iat daher noch nicht berechtigt, es als allge- 
meine Erscheinung aufzufassen. — An vielen Stellen ist. , 



ffiitologisclie BeBchaffenheit der Nerven. 229 

Codi mit einem beBondern Endappai'at ver sehen, 

' in Form von zwiebelfömiigen oder kolbigen 

jiBchvellnngen erscheint. So z. B. endigen an der 

ßandääche nnd Fusssohle und vielen andeni Stellen, 

1 mesenteriuni der Katze n. b. w. feine Nervenzweig- 

mit kleinen Anschwellungen ^ welche selbst eine 

IrSase von 4,5 mm. annehmen köonen, die man nach 

L Entdeckern Va-ter'sche oder Pucinische Kör- 

Fl», ST. 




tperchen nennt, s, Fig. 37. Ferner gehören dahin die 
»Tastkörperchen s, Fig. 38; die Endplatten der Mnskel- 
■ lierven a. Fig. 39, a. 1'. S. 

~ I die Nervenfaeem nicht in ähnlieher Weise wie 
l'^e OelUsae Schlingen bilden "und eine Pi-imitivfaaer an 
rem Ende in eine andere umbiegt, um mit ihr zn ver- 
^pcbmelzen, war eine Voraussetzung, welche durch die 
linriuhtnng des Nervenlebens geboten war. So- 



CtiemiBclie Beitondthsile der NeEren. 



wohi die Gefühlsein drücke als die BewegangBÜiiSBeraiigen 
sind um ao genauer, je mehr aio voo einander unter- 
suhiedon werden können. Jede Wahrnehmung beruht 
scblieaslich darauf, dass wir die Ubjekte in allen ihren 

Fig- 39- Fig j» 





Einzelheiten aufzufassen vermögen, und jede scharf ai 
geführte Bewegung darauf, dase wir die einzelnen Appa- 
rate derselben vollkommen heherrechen können. 

Die Leitung im Nervensystem erfordert also eine Iso- 
lation. Anders verhält es eich mit der Mittheüung der . 
NervenafTectioneu. Hiezu ist eine Verbindung der Gang- 
lienzellen eine unumgängliche Nothweadigkeit. Indessen 
sind noch nicht genug anatomiaoheTJuterlageu vorhanden, 
Dm ^inen stricten Beweis zn filhren, Flexua in der Aus- 
breittmg peripherischer Ganglienzellen sind bereits be- 
kannt, z. B. der im Barme von Auerbach entdeckte. 

§. 3. Chemiaclie Bestaudtheüe der Nervensubstanz. 
Aus dem Gehirn und dem Eückeumarke iüsat aich 
ein krystallinischei- Körper, das sogenannte Protagon, 



Fnitotun der OongUsn und Keireu&aen. 



231 



-velclies besonders durch seinen Fhosphoi'gehalt ausge- 
zeichnet ist, darstellen (s. Anhang). Er zerfällt durch 
Behandlung mit Barjt in einou phosphorireieu und in 
einen phoBphorhnltigen Körper; jener ist das Nenrin, 
dieser die Glycerinphoaphorsäure; der zurückblei- 
bende Best ist besonders reich an Fettsäuren. Ausser- 
dem enthält dng Gehirn von organischen Bestandtheilen: 
Eiweies (Kali-AlbuminatJ , OholcHterin, Inosit, Milch- 
säure, geringe Mengen von Kroatin, Xanthin, Hypoxan-. 
thin nnd Leucin, in der Äsche die Phosphate von 
Kalium (55 *•/„), Natrium, Magnesium, Calcium und 
Eisen, dann freie Pbosphorsäure {9,15 %)» Chlornatrium, 
SalisulphiLt, Kieselsäure. (Breed). Die weisse Subs^nz 
ist reicher an Eiweiss, als die graue; jene enthält aber 
nur ungefähr 70 "/o Wasser, diese eO^. 



Jedes Orgun und jeder Ürgantheil kann sich inAllBemeli 
einem Zustünde beßnden, in welchem die Eigenschaften 
tmd Verrichtungen, zu denen er befähigt ist, zwar vor- 
handen sind, aber sich nicht äussern, und dsnu wieder 
in einem Znstande, in welchem sie zur Erscheinung 
kommen. Wir unterscheiden also einen ruhenden und 
«inen thätigen Zustand, oder mit andern Worten, einen 
«olcben, in welchem der in einem Ürgane vorhandene 
Kräftevorrath als Spannkraft und einen solchen, in 
welchem derselbe als lebendige Kraft auftritt, Es sind 
gewisse Bedingungen ei-forderlich, unter welchen eine 
^ I"orm in die andre, also Ruhe in Bewegung oder Be- 
wegung in Kühe übergeht. Im Ovulum sind z. B. 
Spannkräfte vorhanden, welche unter den zur Entwick- 
lung noth wendigen Bedingungen in die lebendigen Kräfte 
des entstehenden und wachsendem Enbryo sich umwan- 
deln. Dieses Beispiel zeigt eine fortschreitende Weiter- 
lung, dio Organe kehren nicht mehr zu de 



1 



232 FanktioB der Oaaglien and NeFren&Mm. 

zurück. Anders ist es bei doB sichtlichen Bewegungeoi 
der Kürpertheile , sie können mit ßuhe abweahselii^ 
Wirklich findet sich ein Bestreben znr Ruhe, 
Bewegung Statt gefunden hat und ein Streben zu 
wegung naüh vorhergegangener Hube. — So itui 
Bereiche der Empfindung. Bei anhaltendem Dunkel 
sucht das Auge das Licht, und bei fortdauernder Ba- 
lenchtung den Schatten. 

Za den Bedingungen, welche die genannten beides 

10 Zustande hervorrufen, gehören auch die Nerven. 

Ijjjgibt Nerven, welche in Thätigkeit versetzt, Bewegung^ 
SecretioD, Empfindung veranlassen und gibt auch Ne». 
ven, welche die Spannkräfte wecken und dadurch div 
lebendigen Kräfte momentan aufheben. Als Beispie 
sei die Herzhewcgung erwähnt. Daa lebensfähige, m 
hende Hera trägt daa Bestrehen znr Bewegung in sich, 
und dieser folgt wieder in der diastole die Euhe. Wird 
der n. vagus gereizt, so vermehrt sich der Spannunge- 
zustand, es kommt die Bewegung nicht zu Stande. 

Die meisten Nerven, welche in Muskeln oder DrUaea 
sich verbreiten, heben hingegen, wenn sie in Thätigkeit 
versetzt werden, die bestehende Buhe auf und 
dein die Spannkräfte in lebendige Kräfte, 
können die in Ruhe befindlichen Zellen der TJnterkie^ 
ferdrüse, welche das Vermögen haben, Speichel s 
zengen, dieses Bestreben zur Aensserung bringen, wennj 
die zu ihnen hingehende chorda tympani gereizt wird. 
Es macht einen seht wesentlichen Theil der Nerven?* 
Physiologie aus, die G-eaetze zu ermitteln, nach welcheo 
die genannten Lebens aus aemngen der einzelnen Organi 
unter dem Einflüsse der Nerven hervortreten. 

'>> Dieses beständige Eingreifen des Nervensystems ii 

;. die Lebensprocesae der einzelnen Organe, durch weichet 
ein vorhandener Ruhezustand in Bewegung und Bewe- 
gung in Ruhe gebracht werden kann, hat jedoch nicht 
ihren letzten Örund in den Nerven selbs.t, sondern i' 
ihren Centren, den Ganglienzellen. 



Funktion der Ganglien nnd NervenfitBera. 



233 



Die Funktion« ans Sern ng dieser wird aiao Veranlas- 
sung zttT Thätigkeit der Nerven. Sie können daher 
mit Beeilt als die Orte gelten, an welchen sich Nerren- 
kräfte erzeugen. Der Beweis wird dadurch geliefert, 
doss jeder durchschnittene Nerv, welcher also von seinen 
Oauglienzellen getrennt ist, zu fungiren aufhört. 

Sa giht Nervencentrn , welche nicht eher Nerven- 
kräfte entwickeln, ah bis sie durch Impulse dazu ver- 
anlasst werden (b. §. 21 fg.); bei andern hingegen ist 
dies nicht der Fall, der Complex von Agentien, welche 
das Leben entstehen und bestehen iaaseo, reicht aus, 
um solchen Centren die Fähigkeit zu ertheilen, Nerven- 
kräfte Kur Erscheinung zu bringen. Sie bedürfen keiner 
besondem Impulse. Man nennt sie daher auch auto- 
matische (b. §. 20). 

Von den Organen, in deren Funktionen in der oben 
angegebenen "Weise das Nervensystem eingreift, sind 
zuerst die Muskeln und Drüsen zu nennen. 

Die Einwirkung der Nerven auf die eben genannten 
Organe kann man sich leichter vorstellen, weil deren 
Stmctnr ganz verschieden von derjenigen der Nerven 
ist. Viel complicirter wird die Untersnchnng hingegen, 
wenn in dem Bereich des Nervensystems selbst Organe 
einverleibt sind, in welchen höchst eigentbümliche und 
schwer definirbare Erscheinungen, nämlich die Empfin- 
dung, der Instinkt, die Vorstellung, der Trieb, über- 
haupt die psychischen Kräfte zur Äeusserung kommen f 
Organe, in welchen die Stmctur im Ganzen und Grossen 
dieselben Elemente zeigt, welche dem Nervensysteme 
überhaupt zukommen. — Die materiellen Grundlagen 
der genannten psychischen Kräfte Hegen Im Gehirne und 
je nachdem man den Begriff weiter ausdehnt, in dem 
Bückenmarke.*) Die Impulse zur Thätigkeit derselben 



•) Wenn i 



i einer bewussten VorBtelluns; ans- 



234 



Funktion der fimglien xai IferrenfBoeni; 



gehen nun wieder vom Nervenayateme aelbat 

zwar von den Enden der Nerven in der Peripherie der 

Organe, der Haut, der Schleimhäute, der Muskeln etc. 

Sp stellen sich uns 3 groase Bezirke dar, in denen 
das Nerven BjBtem seine Herrechftft concentrirt. Dfir 
eine erstreckt aich von denjenigen Ganglienzellen, 
denen die für Muskeln (lTef!iBsmaskeln eingeschlusBea^, 
und Drüsen bestimmten Nerven hervorgehen, bia KU 
diesen Organen; der zweite beginnt in der Peripherie 
nnd endet in den Uanglienzellen von Gehirn und Rük- 
kenmark; der dritte endlich bleibt innerhalb dieser 
Central theil e , und steht nur dui'ch die beiden andern 
Bezirke mit der Peripherie in Beziehung. Wir können 
den ersten Bezirk den motorischen, den zweiten dsQ< 
peripherischen Erregunga - , den dritten den central) 
Bezirk des Nervensysteme i 

Es ist eine physiologisch 
dafls es besonders geartete Ganglienzellen fiü" die 
achiedenen Funktionen geben wuss. Ajiatomiach 
sie noch nicht nachgewiesen. Die motorischen Gi 
lienzelleu finden sich sowohl in den peripherisch) 
Ganglien, als in den Centrult heilen. Namentlich schi 
nen die grossen, an den Vorderhörnern des Ei 
marks vorkommenden als motorische anfgefasst werdaii 
zu müssen; ebenso die in allen peripherischen Ganglit 

Die genannten 3 Bezirke stehen mit einander 
einer engen Verbindung. Z. B. wenn ein Objekt gt 
sehen wird , so beginnt die Nerven thäligkeit an d< 
Nervenfaserenden der Netzhant, sie trägt sieb über 
die Ganglien, in welche die Sebnervenfasern im Gehi 



I 



setzt, dass zu einer aolchen Sinocaeindrücke gehören, 
man nur in daa Gehirn deo leibiicheu Sitz der psTuhiacjkw 
Erscheinungen verlegen. Wenn man aber die sog. unbewaf'"" 
inatinlitartigen Vorstellungen, bei denen zweckmässige 1 
der ScwcgUDgen nicht ausgeschlossen ist, za den psychiseheg 
Erscheinungen zählt, so darf man aacb nicht über das ''" ~ 
Eütkenmarksseele rerhten. 



POnldion der flanglien und NervenfsBem. 



235 



i 



lendigen, und dadurch entsteht eine Empändung: diese 
EmpSndung greift in das psychische Gebiet ein, es 
entafehen VorBtelluagen, Triebe, und wenn aua ihnen 
wieder Bewegongen resultiren, so sind von den Gang- 
lienzellen, welche von der Seele aus erregt waren, wie- 
der diejenigen beeinfluBst worden, von denen die moto- 
tiBchen Nerven ausgehen. 

Alle Erscheinungen im Nervenleben setzen zwei Ei- 
genschaften voraus, von denen die eine den Nervenfasern, 
die andere den Oanglienzellen eigenthilmlich iat, näm- 
lich Leitung und Mittheilung. Unter Leitnng ver- 
. stehen wir die Verbreitung eines Znatandes, welcher 
LAn einer Stelle einer Nervenfaser entstanden ist , auf 
"^einen benachbarten und von da aus weiter und weiter, 
"von einem Querschnitte zum andern, sie folgt mithin 
der Längsrichtung der Faser. Wenn also z,' B. ein 
Stich in die Volarfliiche der Haut eines Nugelgliedes 
gemacht und dadurch ein Aestchen des n. medianus 
getroffen worden ist, so entsteht aa dieser Stelle eine 
gewisse Veränderung in den Molekülen der verletzten 
Nervenfasern und von da aus erfolgt eine weitere Ver- 
änderung in den angrenzenden Nerve ntheilchen , wabr- 
eeheinlich eine Art von Wellenbewegung bis dahin, wo 
diese anf einen Gangliencomplex stösst. — - Mitthei-Ml 
lang findet, soviel man bis jetzt weiss, nur von Gang- 
lienzellen aus Statt und unterscheidet sich dadurch von 
der Leitung, dass sie eine Weiterverbreitung der in den 
genannten Zellen hervorgebrachten Zustände nach ver- 
schiedenen ßichtungen in der Quere und Dicke, nicht 
bloss eine UnleniSrmige, einachliesst. — In den Gnaglien- 
zellen entstehen also nicht nur die Ncrvenki'äfte , son- 
dern sie strahlen aacb, so itu sagen, von da nach ver- 
schiedenen Seiten hin ans und geben den Nervenfasern, 
■welche mit ihnen verbunden sind, Veranlassung, sie an 
andre Orte zn verpÜanzen. Lidessen ist es bis Jetzt 
keineswegs befriedigend ermittelt, welche Ganglien Zeilen 
ßiickenmarka und Gehirns mit den vet-achie denen 



236 Punktion der Ganglien und. Nerv enfMeim. 

Arten der Nervenfaaern verbnnden sind, d, h. mit 
dereD "Worten, wo man die Centra für die einze 
im Nerve najateino entwickelten Kräfte an suchen 
Ja man kennt nicht einmal alle vom Nervensys 
abhangigen KrUfte, und noch weniger alle Gesetze, 
welchen die bekannten sieh änssem. Nnr so viel 
eich mit Sicherheit anssprechen, dase überall da, 
eine Nervenkraft in eine andre sich umsetzt, Gang 
Zellen vorkommen. Im Gehirne und Rückenmark 
eH die graue Substanz, welche den Sitz der Ghtng 
Zeilen anamacht; von ihr gilt mithin das eben Q^a 
fiBiu fler In den peripherischen Ganglien kommen von : 
in Gang-reren Seiten Nerven zusammen. Man kann an v 
"•"'' hinzutretende und austretende Nerven nnterschei 
80 z. B. laufen zn dem ganglion submaxillaro die F 
des n. lingualis als radix aensitiva, die der chorda 
pani als radix motoria, die des plexus maxillaris e: 
ons als radix sympathica, andrerseits treten Aest 
zur Drüse ans dem ganglion heraus. Dasaelbe Ver 
nisB läset sich am ganghon ophthaimionin, oticom, s 
nomaxillare, petroBam, jngulare n. s. w. nachweiser 
"Wie aber innerhalb eines peripherischen ganglion 
zu- und anstretenden Nerven sich verhalten, ist 
unermittelt. 
len Her. Ueberhanpt ist die Richtung des Verlaufs der 
"an"«! venfasem 'in keinem Nerven ohne Weiteres klar, ir 
obieäBn-ein solcher eine Bahn darstellt, in welcher nicht 
aaera. verschiedene Arten von Nervenfasern neben eina 
liegen (Yolkmaun), sondern auch nach entgege 
setzter Richtung verlaufen können. Ein interesst 
Beispiel liefert der n. vagus, welcher bei vielen Thi 
sogar noch den n. sympathicns in derselben Sei 
einschliesst. In diesem n. vago-sympathicua verbri 
sich Erregungen weiter in der Richtung von dem 
ter- (Hinter-) zum Ober- {'Vorder)körper, und umgeh 
und es. sind alle Arten von peripherischen Nervenfiai 
welche man kennt (e. §. 5) in demselben vertretiSI 



Punktion der Ganglien u. Nerveafaaera. Leitang. 237 

An jedßm Nerven unterscheidet man seinen Anfang Di» i 
und sein Ende. Die Stelle, an welcher im normftlen «^1 
Leben ein Nerv gewöhnlich zar Thitigkeit veriinlaBst 
wird, bezeichnet mnu als Anfnng und diejenige, un wel- 
cher die Wirkung seiner Thätig^keit hervortritt, als sein . 
Ende. So hat z. B, der n. olfactorins seinen Anfang 
in der Biecbhaut der Nase und endigt in gewissen 
Ganglienzellen des Gehirns, durch welche die Geruchs- 
empSodung vermittelt wird. — Die Muakelnerven haben 
ihren Anfang in gewissen Ganglienzellen des ßücken- 
oder verlängerten Marks und ihr Ende in den Muskeln. 
— Bei sehr vielen Nerven ergibt es sich von seihst, 
wo man ihren Anfang und wo man ihr Ende nu suchen 
hat; indem die anatomische Präparation schon darauf 
hinweist. Bei manchen bietet hingegen die Untersu- 
chung so viele Schwierigkeiten, dass andre Hilfsmittel 
erforderlich sind. Dazu dienen theils Reiznng. theik 
Durch sc hneiduug solcher Nerven, Wenn man z. B. bei 
einem lebenden Thiere den n. sympathicua nahe der 
BruBt durchschneidet, dann dae nach dem Kopfe hin- 
gerichtete Ende galvanisirt, so erweitert sich die Pu- 
pille. Dies dient zum Beweise, dass Fasern desselben 
in der Richtung von der Brust nach dem Kopfe ver- 
laufen. Ferner hat man beobachtet, dass diejenigen 
Fasern eines Nerven, welche nicht mehr mit den ihm 
zugehörigen Ganglienzellen in Verbindung stehen, fettig 
entarten. So haben Waller nnd ich gezeigt, dass 
mehrere Wochen nach der Durchneidung des n. vago- 
BjTnpathicus cervicftlia (von Hunden) das vordere (Kopf-) 
Endo des n. vagns nnd das hintere des n. sympathicus 
fettig entartet waren, woraus hervorgeht, dass der er- 
stere einen Verlauf von vorn nach hinten hat, der letz- 
tere einen nmgekehrten. 

tS. 4 a. MlttbeUung- 
Obwohl anatomisch eiae Verbindung der Ganglien- Miiih 
m unter einander noch nicht festgestellt ist, so kann ll,i 



238 Fnnktios der GsDgHen. MittbeHnng. 

darüber doch kein Zweifel obwalt«ii, daee ej 
besteht. Ohne die Uebertragnng einer in einem Gang- 
lieDKeDeneomplex entstandenen Kraft auf einen andern 
sind die wesentlicheten Nerrenorscheiniingen ganz un- 
erklärlich. Bie Heerde, in welchen die Nervenkräfta 
entstehen, müssen demnach eiiien Znaammenhang haben.^ 
Wir werden im Folgenden die einzelnen Nervenkräf 
noch genaner kennen lernen. Hier aei nur bemerkt 
daas ein solcher Ort als Centrnm zn betrachten 
Jede organische ThUt.igkeit , welche vom Nervensyste 
abhängt, moss nothwejdig auch ihr Nervencentrum 1 
hen; aber ea ist nicht erforderlich, daBB n 
besteht, sondern es können auch mehrere vorband« 
sein. Es i«t dies sogar Kegel, und zwar deshalb, Ve^ 
eine und dieselbe Erscheinung meist aue Terschiedenm 
Antrieben des Nerren Systems hervorgeht. Einige 1 
spiele können das Gesagte erläutern. Die Äugenlidm 
werden geschlossen, wenn man schon von ferne « 
Gegenstand dem Ange nähert, vor welchem sich dassellÄ 
schützen will; aber auch, wenn die cornea berührt wi« 
ferner, wenn der a. facialis gereizt wird u. s, w. Schmer 
kann durch Reiiiang von Gefühl snerven, aber anch dur<j 
Vorstellnngen entstehen. Mit einem Worte vei 
dene Motive können an derselben Erscheinung i 
mitiren. Der Ort der Entstehung dieser Motive ist d 
Ort für die centra. Der Wille ist z. B. ein Motiv |j 
Mnakelbewegnngen. Die willkiihrlichen Bewegni 
kommen nicht mehr au Stande, wenn das Orgar 
Nervensystem, von dem sie abhängen^ zerstört ist, ■ 
aber können noch dieselben Bewegungen entstehen, wtd 
andere Impulse sich derselben Werkzeuge zu bedien^ 
vennögen. — Es versteht sich von selbst, 
Unterbrechung des Weges zwischei 
nervösen Organe und dem Orte, v 
auftritt, die Wirkung aufhebt. So 
in die Pusssohle schmerzlos sein, 
comprimirt ist , und der Voi 




Ftuiktiion der öanglien. Hittheilnrt^. Centra. 239 

'Xftigsten "Willen Bluten ti OD sich nicht strecken, wenn 
n. radialis unwirkBai» geworden ist, 
£s ist anatomisch nachgewiesen, daea die Fasern der 
Nervenwurzeln im Rückenmarke in der grauen Babstanz 
endigen und zwar unweit der Stelle, wo sie von dem 
fiückenmarke ausgehen. Die Ganglienzellen, mit denen 
sie zuHammenhüDgen, sind mithin als die ersten Centren 
derselben zu betrachten. Es liegen also boiapiolsweise 
diese Centren der Nerven für die Muskeln der obern 
Extremitäten, in dem Theile des Eückenmarks, welcher 
sich zwischen dem 3. Hals- und 2. Brustwirbel befindet. 
Denn hier ist die Stelle, an welcher die Fasern der 
betreffenden Nerven in die angehörigen G-anglienz eilen 
sich einsenken. — Wenn man die genannte Eucken- 
marksstelle reizt, so bewogen sich die Maskeln der obern 
I Extremität. — Man sieht aber auch dasselbe vom vor- 
^gerten Mark aus. Ohne untersnchen zu wollen, in 
^'Welcher Weise die Ganglienzellen des verlängerten 
mit denen im Rückenmarke in Verbindung 
)hen, ist soviel klar, dass eine solche vorhanden sein 
In jenem, ist also ein zweites Centrum für die- 
selben Bewegungen vorausznsetzen , wenn man anch 
nicht mit Sicherheit das VerhSltnisa des einen zu dem 
andern ausdrücken kann. 

In der Regel bleibt die Reizbarkeit der centra erster 
Ordnung nach dem Tode beträchtlich langer, als der 
undern, welche vom Orte des Eintritts der Nerven ont- 
t'ernter liegen. So ündet sich z. B. das centrum erster 
Ordnung für die Muskeln der Blase in dem Lenden- 
mark, während andrerseits die Bewegung derselben auch 
durch Reizung der ganzen Strecke des Marks bis zum 
pednnculus cerebri hervorgebracht werden kann. Nach 
d«m Tode wird aber rasch die letztere Wirkung ver- 
miüst, während die erstere noch 5 selbst 10 Minoten 
~ lüg beobachtet wird. 

Ee Bind einige Erfahrungen bekannt, ans welchen 
Mittheilnng der Zustünde von einem Ganglien- 



240 Fnnktiott der Oftnglieii. Mittikeifamg. 

eomplexe zu einem andern, wenn auch niolit erUär^-^ 
SU docb verständlicher gemacht werden. 

1) Dfts Gefühl von Schmerz entfiteht im verlänger- 
l ten Marke, wird aber auf den Theil des Korpora 

zurückgeworfen, welcher voa einem schmerz erregenden 
Eiodrucke affizirt worden iat. Bei dieser Uebertragnng 
von dem verlängerten Marke auf die peripheriachen 
Theile kann wie durch Induction auf Nervenzellen, 
welche in der Nachbarschaft der erregten liegen, die 
Strömung übergehen. So gesellt sich zu FarFixismen 
von Zahn- und Ohren aobiuerz eoleher in der obera 
Extremität; starke Gerüche and Lichteracheinnnges 
bringen Schmerz in Theüen, welche vom n. trigemim 
versorgt sind u. s. w, 

2) Zwei von einem und demselben Objecte herrüljri 
rende Eindrücke auf die correspondireude Nervenparäiie 
beider Körperhülften können sich decken. Ein "Gegen- 
stand mit 2 Augen gesehen, erscheint doch nur ein- 
fach, wie derselbe Ton in beiden Ohren nur eine Em- 
pfindung hervorbringt. — Hieran Bchlieset sich, wie 
eich 2 an sich verschiedene EmpRndungen, welche zu 
einem Zwecke verwendet werden, sich mit einander 

- verbinden. Wenn z. B. eine Nadel eingefädelt wird, so 
hängt die richtige Bewegung von 2 sich begleitenden 
Empfindungen ah , nämlich dem Mnskelgefühl (s. §. 17), 
mit wciehem die Direction der betreffenden Muskeln 
geregelt wird, und der Gesichts empflndung, durch welche 
ein Bild der Nudel und der Hand im Auge sich dar- 
stellt. In jedem Momente muss eine TTeberein Stimmung 
zwischen beiden Thätigkeiten Statt finden, Die Pfihig- 
keit, die Empfindung mit dem Muskelgefühl in Ver- 
bindung' zu bringen, nennt mau Kunst. — Umgekehrt 
kann ein und derselbe Eindruck in 2 zerlegt werden 
und die correspondironden Nerven der beiden Körpar- 
hälften zeigen 2 Wirkungen, obwohl nur eine entstehen 
aoUte. So z. B. kann es geschehen, dass der Willens- 
impula bloss die Muskeln eines Armes in Thätigkeit 



:es 



Arten dw Harren, 



i wUl, 



nd der andere Arm bewegt sich ohne i 



nigleich, 



gesprocl 

ben dies sehr gewöhnlich geschieht. 

man, daas Schmerz, an e 

aaf der andern gesund« 
K^ 3) Die Foi-m der i 
^^BängUenz eilen entsteht 
^R^eaen ist. Man ki 



. B. beim KegeUc 



beobachtet 
Korpertheile hervorgerofcn, 
Seite auch gefühlt wird, 
lekulai-en Bewegungen in den Gaflioiitniii 
n so leichter, je öfter sie da- wohnhait." 
I eich vorstellen, dass jeder 
irventh&tigkeit auch bestimmte Lagerungen der klein- 
sten The liehen der Ganglienzellen entsprochen. "Das 
GödäChtnifis, die Uebnng, die Gewohnheit sind die Äns- 
drücke für eine EigenBchaft im Nervenleben, welche 
darin besteht, dasa je öfter die gleichen oder ähnliche 
Antriebe sich wiederholen, die Ge ach windigkeit, mit 
welcher die molekulare Bewegung von Statten geht, 
>h vermehrt nnd die "Widerstände dieser Bewegungen 
lindert werden. 

.. 5. Arten der Nerven. 
Man unterecbeidet: 

1) Centrlpetnle Nerven, welche in der Peripherie Ei 
fegt werden, deren Wirkung aber in den Ganglien, 

plso im Centmm hervorguhrac-ht wird, nnd zwar; 

a) mit Theilnuhme des Gefühls, der Empfindung, 
^p. Wahrnehmung: sensible nnd senauelle; 

l») ohne Theilnahme der genannten Thätigkeiten: 
xcitomotorische. 

(Eh Boll damit nioht gesagt sein, es ist sogar aehr 
[üwahrBcheinlich, dass die letztgenannte Art von Nerven 
Hoth wendig auch generisch verschiedene Fasern ent- 
halte, sondern nur, dasa im erstem Falle noch besondere 
KriSfte hinzutreten, welche im letztem fehlen.) 

2) CentrlfnBiale. Sie werden erregt von den Ganglien- 
'" i ans "öder künstlich, aber stets in der Richtung 

i die Peripherie hin und zerfallen in 
a) motorische, für die Muskeln. 

■.T PbyBlologte. 3. Aufl. |R 




242 



Art«ii der IN'errea. Bell'ulws GesetEi 



h) Drüsennefven, für die Dräsenepitheiien. 

c) aympsthische, b au pt sächlich für die Gefäs» 
maskeln, iiber auch für einzelne andere glatte Maakel^ ] 
fasern (z. ß. dilutatoi' pupillae) bestimmt, 

d) gangliöse, d. h. aolche, welche aus peripheri«J 
sehen Ganglien hervorgehen. Sie liegen im Bereichi 
anderer Nerven. Unter den gangliösen NervenfaHem 
kommen bei hohem Wirhelthieren die sogenannten ] 
mak'schen Fasern 7or, ansgezeichnet dnrch die MenM 
von Kernen, mit denen sie besetzt sind. (8. Fig. 32 8. 234.l| 

e) Hemmungsnerven, deren Reizung eine im' i 
malen Leben bestehende coutinnirliche Bewegung, 
z. B. die des Herzens, momentan sistirt oder vermind 
Man könnte sie auch Erregungsnerven der Spai 
kräfte nennen. 

3) Centrale^ d. h. solche, weiche die' verschiedeiiBil 
GanglJenaeUen unter einander verbinden. 

X>ie einzelnen Ai'ten der Nervenprimitivfasern ainä J 
nicht so gelagert, dass in einem und demselben Nerva 
nar dieselbe Art vorkommt, sondern in den 
Nerven liegen Nervenprimitivfaaern der verschiedenatal 
Art zusammen; a. S. 236. 

" Durch Ch, Beil undMagen die wurde entdeckt, das» 
dieWirkung der hintern und vordem Wurzeln desRttcken- 
marks verschieden ist. Folgende Erscheinungen fagst 
man unter dem Kamen Bell'sches Gesetz znaammenr 

ir- a) Schneidet man eine hintere Wurzel an dem Bücken- 
marke durch, ao dass ein Theil am Rückenmarke nooli. , 
hängen bleibt, so macht ein Thier während der Dorch- ■ 
schueidnng Bewegungen am Körper, welche deutlich a 
erkennen geben, dass sie von Schmerz herrühren. 

b) Reizt man das peripherische Ende der dnrchr 1 
echnittenen Wurzel, ao erfolgen gar keine Wirkungeiufl 

c) Reizt man das centrale, noch mit dem Bückenmat' 
zusamnienhüngende Ende, ao zeigen sich wieder Sohmra'E«! 
äuaserungen. 

d) Alle Theile, in welchen sich die der durchachnit- ' 



BeU*«ches Gesetz. 



BW. 
»Ol 
Am 



teneu hiat.eru Wurzel ftnge hurenden Fasern verbrejten, 
sind vollkoramen geftlhllos. 

e) Darfh seh neidet man die vordere Wnrzel, ao ent- 
stellen während der Dui'ch sehn cid ung Zuclnmgen, welche 
genau aui' die TheUe beschrankt sind, in welchen eich 
die Faeern der dnrchschnittenen Wurzel Terbreit«n. 

f) Wird das centrale Ende gereizt, ao sieht man gar 
keine "Wirknng. 

g) Wird dna peripherische Ende gereizt, so entatelieu 
Zuckangen, wie bei e. 

h) Alle diejenigen Muskeln, zu welchen Fflaern der 
dnrchschnittenen vordem Wurzeln hingehen, werden 
nicht mehr vom Thiere bewegt, wenn ea eine Bewegung 
seines übrigen Körpers vornimmt. 

i) Nach darchaohniltenen hintern Wurzeln bleibt die 
Bewegung, nach durchschnittenen vordem Wurzeln das 
Gefühl an dem betreffonden Theile unversehrt auriick. 
Wenn man z. B, bei einem Frosche die hintern Wurzeln 
des siebenten, achten and neunten Nerven darchachnei- 
det, Bo ist die hintere ExtremitSt vollständig gefühlloa: 
sie kiinn jedoch Bewegungen anaführen, die aber wegen 
des mangelnden Gefühls des Gleichgewicht a nicht ganz 
Jiarnioniach mit denen des gesunden Gliedes ausfallen. 
erden hingegen von den ol) engenannten Nerven die 
'ordem Wurzeln durchschnitten, so schleppt der Proaoh 
Bein mit sich, ohne daaa er es im Geringaten be- 
wegt; hingegen macht jeder ßeiz auf die Haut des 
GUedea Sehmerz. 

k) Weil, wie gesagt, in den meisten Nerven des 
Körpers motorische und sensible Fasern neben einander ■ 
legen, so entsteht nach der Durchschneidnng eines 
die sensible Wirkung am centralen und die 
lotorische am peripher! scheu Ende. 

1) Bei den Gehiranerven ist eine Unterscheidung am 
lachen hinterer nud vorderer Wurzel nur am n. trige- 
ans möglich. Die portio major ist der aenaible, die 
portio minor der motoriache Theil des Nerven. Bei den 



244 



Gehiranerren. ■ Beiibsikett det TTeiren. 



übrigen Geliinineryen iat eine solcte Trennung niciMj 
vorhanden; hingegen gibt ea GehirnnerTen, welohe i 
eine Function haben, wtLhrend andere schon hei ihreni 
Anatritte aae dem Gehirne Fasern der einen und Faeer^ 
der andern Art in sich tragen. 
I m) Die drei Gehirnnerven; n. olfaotoriuB, opticus und 

acuaticns, welche für die Empfindung deg Geruchs, des 
Gefahls und des Gehörs bestimmt sind, sind ohne Schmerz- 
gefühl gegen mechanische, chemische, eEektrische !Reise; 
nach der Corchschnetdung bringt Reizviug dea periphe- 
rischen Endes auch keine Bewegung hervor; mau unter- 
scheidet sie daher, als eine besondere Art der sensihleii 
Nerven, unter dem Namen sensuelle Nerven. 

n) Unter den Gehirnnerven sind rein motorisch: 
oculomotorias, trochlearis, abducena, facialis, acceaBori 
AVillisii. An seiner Wurzel gemischt ist der u, vagas^'] 
aber jedenfalls vorwaltend sensibel. Noch nicht völlig T 
aufgeklärt sind in dieser Beziehung der u. glossopha- 
ryttgens, der seasuell für die Geschmacksemphndung ist ! 
und zugleich vielleicht auch sensibel und motorisch. A 
Der n. hypogloSBUs .ist wahrscheinlich blos motorisch.. ' 



Zweites Kapitel. 
Reizbarkeit und Reize der NerrenfaBera and Ganglien. 

§, R. Allgemeines. 

■keit Die Eigenschaft der Nerventhe liehen, aus ihrer HuheT 
' iage durch gewisse Einwirkungen verrückt werden zu 
können, nennt man Reizbarkeit oder Erregbar- 
keit, irri tahilitas nervorum und die Einwirkungen 



Kcize. Das Gleichgewicht im Nervensystem 


wii-d auf-. 


gehoben, tbeils wenn etwas, was zu seine 


ir Lebens-^ 


bedingung gehört, entzogen wird, z. B. Waas 


er, Bauer-^ 


Stoff etc., tbeils wenn an einer Stelle ein 


Beiz dis 


Ganglienzellen, die peripherischen Endorgane 


oder diu 



Eeizharkeit der iJervea. 



245 



in ihi'eiQ Verlftufe trifft und wenn dftdurch die 
Kerventh eil eben in Bewegung gesetzt werden. "Wird 
BieBe Bewegung in motorischen Neryen bis zo den 
Hoskcln oder Drüsen fortgepflunat, so contrahiren sich 
I MuBkeJn und die Drüsenzellon secerniren; verbrei- 
tet sie sich in sensiblen Nerven von der Peripherie aas 
gewissen ti nn gl ien Zeilen, so entstehen &efaiile 
oder sogenannte reflectoriscbe Erscheinungen. Die in 
Bewegnag versetzten Nervcatheilchen haben (dnroh ihre 
Elusticität?) das Beatreben, in ihre ßnhelage znrUck- 
zukehren, welohes um so rascher eintritt, je stärker die 
Bewegung war. Wenn die Reize zu mächtig einwirken, 
so können die Nerventheilchen ihre Erregbarkeit eine 
Zeit lang oder selbst vollständig einbüssen; dann ist 
die Reizharkeitsgrenze überschritten, es entsteht 
nattirlich Buhe. E» gibt Beize, welche sehr rasch diese 
Ruhe zur Folge haben, wie z. B. manche Gifte, Kali- 
salze etc., und wiederum andere, welche durch eine Art 
von Interferenz die in Bewegung begriffenen Nerven- 
theilchen zur Ruhe bringen; dahin gehört z.- B. der 
durch den positiven Pol einer galvanischen Kette ter- 
vorgemfene Reiz. Wenn ein motorischer Nerv durch- 
geschnitten, also von seinen Oentraltheilen getrennt ist, 

I w) nimmt zwar gleich nachher seine Erregbarkeit zu, 

'sinkt aber dann bis znm Erlüachen. 

' Einen Nerven nennen wir vollständig gelahmt, 

wenn seine Theilchen durch keine Reize mehr in Be- 
wegung gesetzt werden künnen; unvollständig, wenn er 
für einen Reiz noch erregbar ist und nicht mehr für 
,ndern. Wenn die Reizharkeitsgrenze an irgend 

feiner Stelle eines motorischen Nerven über schritten ist, 

Sfio wirkt ein Reiz, welcher zwischen dem Muskel und 
risohen der genannten Stelle liegt, noch fort, hingegen 
cht mehr jenseits der reizlosen Stelle. 
Die Nerventheilchen bewegen sich nach beiden Rieh- n 



mgen I 
1) « 






■ hypogloBsns und der n. lingualis 



246 



Reizbarkeit der Iferveti, 



dcraelbeu Seite dnrchachmtten werden und Anä centrale 
Ende des eenaiblen n. lingualia mit dein peripherischen 
Ende des motorischen n. hypoglosaua ?.nr Verwachsi 
gebracht wird, so kann man Bewegung der Zangen» 
maekeln durch Reizung des u, liugnaliB hewoirnfott. 
Indeasea habeji fortgesetate Versuche dieser Beobachtung 
eine eigen th um liehe Erklärung gegeben. Wenn man 
nämiioh die chorda tympani, welche bekanntlich in der 
Bahn des n. lingualis verlänft und daher stets auch 
letzterem Nerven dorch-Bohnitten wird, schon in d( 
SdiädelhÖhlo zerstört, so tritt die angegeheae Wirkui 
nicht ein. Vulpiun durchschnitt bei einem Hunde 
beiden Saiten den u. Ungualis, sowie auch den n. hypo- 
glossus und riss bei jenem das peripherische, bei dieeem 
das centrale Ende ganz hinweg und nähte dae centrale 
Ende des u. Ungnalis und das peripherische des n. hypo^ 
gloSBUB zusammen. Nach mehreren Monaten, uachden' 
Verwachsung beidev- 
1 der einen Seite di« 
?ru Seite nnverBehrt. 
L. liugualiH ao beiden 
welcher nicht mehr 
mch keinen Einflass 



i vermuthen konnte, daas 
Nerrea erfolgt war, zerstörte er a 
chorda,. liess sie aber an der anc 
Einige Zeit später reizte er den 
Seiten und fand, daaa derjenige 
normale chorda-Fasern enthielt, 
aaf die Bewegung der Zungenmuskela zeigte, während 
der andere wie in ö'ühern Versacheii reagirte. — Hie- 
nach vertritt also ein motorischer Nerve (facialis) den 
andern (hypoglosaus) ; vgl, 

2) Wenn ein abgeschnittener Nerve gereizt wird, Wi 
entsteht die sogoaaaate negative Stromeaschwankuug 
{a.8,252). Es bleibt sich dabei ganz gleich, ob die ßeiznn^' 
an einem motorischen oder einem sensiblen Nerven vor»-. 
genommen wird. Da aber hei dem motorischen NerveB' 
die Fortpflanzungs weise eine centrifngale ist, d. h. g 
die Muskeln, also gegen die Peripherie hin, bei 
aensiblea eine centripetale, so hätte man erwarten 
nen, dass die Wirkung, welche auf die Magnetna« 
ausgeübt wird, nachdem ein Nerv gereizt worden ist. 



i 



Speeifisehe Entsrp.^ der Newen. 



247 



nachdem ein Nerv der 
Dies ist aber nicht 



I 



lechieden Ausfüllen luÜBste, 
«inen oder ander a Art ungeböi 
der Fftll. 

3) Die paradose Zuckung (b. 8. 262). 

Man schreibt den Nerven Specificität oder eine spe- 8, 
ciÜBche Energie zn, weil die Erfahrung gelehrt hat, dasB 
gleiche Einflüsse auf zwei Nerven verschiedene "Wir- 
kongen erzengen können, und dasa die Erscheinungen, 
■weiche in einem und demselben Nerven auftreten, trotz 
verschiedener Reize doch sich gleich bleiben. So zeigen 
eich die Gefühlsnerven epeuifisch, weil jeder Keiz, sei 

■ er ein mechunischer, chemischer, elektrischer etc., etets 

■ Gefühl und nichts Anderes zur Folge hat, während nach 
■<leniBelben Beize der motorische Nei-v Bewegung ver- 
anlasst. So bringen dieselbou Aetherschwingungen im 
Auge Lichtempfindung, auf der Haut Wärmegefühl 
hervor. So empfindet die retina Licht, gleichviel oh sie 
von Aetherwellen getroffen oder ob sie gedrückt, elektri- 
airt, durch Blutatockungen oder vom Gehirne aus itri- 
tlrt wird. 

Man würde jedoch irren, wenn man ohne "Weiteres 
annehmen wollte, dase die specifiache Energie allein oder 
hauptsächlich in den Nervenfasern ihren Sitz hätte. — 
Freilich läsat sich wegen der Verschiedenheit, welche 



, die breiten und schma- 
i darbieten, eine verachie- 
irmuthen; jedoch fehlen 
ichungcn. Auch scheinen 
L denselben stattzufinden. 



lurkhaltigev 
len f asei'U in ihrem Aussehet 
dene Function derselben ve 
hierüber noch genauere Tlntei-ei 
vielfache TJebergange zwiachei 
Die im Körper in zahlreichster Menge vorhandenen 
markhaltigen Easoru, welche wesentlich die Gefühls- 
und Bewegungsnerven (letztere für quergestreifte Mus- 
keln) ausmachen, weichen zwar ihrer Function nach 
, aehr von einander ab, in ihrem anatomischen Verhalten 
i ober bis jetzt noch keinen Unterschied wahr- 
b zunehmen vermocht. Oh sich eine in einem sensiblen 
' Nerven entstandene Erregung einem raotorisohen, mit 




248 Specifisohe Energie der Nerven. 

welchem seine Fasern zur VerwachBiuig gebracht worden' 
sind, roittheilen kann, ist nach den oben (S. 2i6) an- 
gegebenen Versuchen von Vulpian zweil'elbaft gewor- 
den. Hienach hat ea vielmehr den Anschein , als ob J 
die molekulare Bewegung, welche in einem seusiblea 
Nerven entsteht, sieb nicht in dem Medium fortpflanzen 
kann, welches die motorischen Nerven ihm darbieten. 
Die Eigenschaften, welche der Specificität der Nerven 
zn Grunde liegen, müssen wesentlich den Endorganen, 
peripheri sehen oder centralen, zugeschrieben werden. 

In den inotoriBchen Nervenfasern werden deren 
centrale Endorgane (Ganglienzellen) von Gehirn oder 
Eüokenmarb erregt, und von da aus verbreitet sich die 
molekulare Bewegung von Querschnitt zu Querschnitt 
bis zu den peripherischen Endorganen, welche innerhalb 
der Muskelfaser liegen und erweckt hier Muskeloon- 
traction. In den sensiblen Nerven werden die End- 
ovgane von äussern Einwirkungen erregt und 
durch hervorgebrachte molekulare Bewegung verbrell 
sich gleichfalls von Querschnitt au Querschnitt bis 
centralen Endorgane, welches wiederum Thätigkeiten d< 
ßehirns oder Rückenmarks veranlasst. — Das sind 
dem normalen Lehen zukommenden ZnstHnde. Indessen' 
können beiderlei Nerven auch in ihrem Verlaufe erregt 
werden. So entstehen z. B. Zucknngen dnrch Heize 
motorischer, Schmerz durch Reize sensibler, Licht-, 
Sehall-, Geruchs- und Geschmacksempfindungen darol 
Heize aensneller Nerven. 

Die peripherischen Endorgane der sensiblen Nervei 
Bind ausserordentlich viel empfindlicher für Eindrücke, 
als die Nerven seihet. Die Äetherschwingungen wirken 
auf die Zapfen- und Stäbchen schiebt der retina, welche 
für das peripherische Endorgan des n, opticus gelten 
kann, nicht aber anf den n, opticus selbst. Das inten- 
sivste Sonnenlicht, welches man auf diesen Nerven fallen 
lässtj bringt nicht die geringste Verengerung der Pupille 
hervor. — Blechauiacher Druck des n. opticus hingegen 




I 




Oflnglieii- und Neircn reizt. 



249 



rnder elektriache Erregung desselben haben Licht- 
empfindnag zur Folge. — Beizt man den n. iachiadicns 
eines Prceubea mit EssigsUiire, so braacbt man in der 
Hegel eine zehnmal concentrirtere , als wenn man ein 

»Hantstück reizt, treil sieb, an der Haut die Endorgane 
lyerbreiten. 
' "Wenngleich sieh nicht sti'ict beweisen läsat, oh die 
Qnalität der Empfindang von dem peripherischen oder 
centralen Endorgane abhängig ist, so scheint doch das 
letztere den wesentlichaten Einflnss zu haben, indem 
nämlich Empündangen von Licht , Schall etc. , selbst 
_ .Schmerz ohne äussere Reize dnrch Vorstellungen dieser 
^mpfindnngen von den Central Organen ans hervor- 
arafen werden können. 

§. T. Die veraoMe denen Reize. 
Die Nervenreize lassen sich unter verschiedenen 
teaichtsp unkten auflassen und sonach eintbeilen. 1) Es 
^bt solche, welche zum Bestehen des Lebens mehr oder 
reniger notbwendig gehören. Daau sind zu rechnen: 
l'Saaerstoff, Nahrungsmittel, Licht, Schall, riechende, 
h Bohmeokende Körper, Wärme, die verschiedenen Triebe; 
die in den Höhlen und Kanülen des Körpers angesam- 
melten Substanzen, wie Harn, Fäces, Samen, selbst Blut. 
—r Eine andre Art von Reinen ist fiir das Zusammen- 
—wirken von Kräften im Organismus nicht erforderlich, 
k/no stören vielmehr jnehi' oder weniger das normale 
f.-Xieben, so z. B. solche, welche den Zusammenhang der 
pNerventheilchen aufheben. 

2) Die Keize, sowohl normale als abnorme, können 
entweder die Ganglienzellen im Centrum und in der 
Peripherie oder die Endorgane oder die Nerven' in ihrem 
^^ Terlanfe affiziren. — Als Beisiiiele mögen folgende ge- 
tnnt werden. 

Normale Reize der Ganglien: Sauerstoff und CO^ 
r das verlöngerte Mark als Eespirationsreize. 
Abnorme: Strjchnin für das Rückenmark. 



250 



Gang'liea- und NerrenreUe. 



Normale ßeiae der Eadorganet LichtweUen für dien 
retiua. Abnorme; Reflexeiregende Hautreize, - 

Normale Eeize der Nerven; alle in den motoriacten 
Ganglienzellen entstandenen niolecularen Bewegungen 
lUr die motorischen Nerven. AbiiorniB: G-alvaoisirnng 
der motoriBchen Nerven selbst. 

3) Die Iteize sind ihrer Natur nach verschieden, es 
gibt z. B, solche, welche die Continiiität der Nerven 
aufheben, andre, welche ihre Miechnng verändern, andre, 
welche in Wellenbewegungen bestehea, wie die ther- 
mischen Keize, noch andre, deren Einwirkung hu jetzt 
ununf geklärt ist, wie die Grifte. Man theilt daher die . 
Seize in verschiedene Unterabtheilungen: . 
<e. a) Die mechanischen wirken durch 'Zug, Dmcl^ 
Schnitt. Es Bchliesaen sich ihnen an die durch ~ 
BCtiittening wirkende — durch einen kleinen Hamm 
welcher in sehr raach folgenden Schlägen einen Nerra 
trifft (Tetanomotor Heidenhain), kann man Tetai^ 
erzengen; ebenso dorch einen starken Schlag auf i 
Rücken- oder verlängerte Mark. 

b) An die durch Erschütterung wirkenden reihl^l 
sich die galvanischen Reize, von denen unten wri 
ter gehandelt wird, 
e. c) Von den chemischen Reizen afficiren . 
reu mehr die Bensihlen als die motorischen Nerven, dtQj| 
Alkalien mehr die letztem als die erstem, nur die OOj 
scheint vorzugsweise die aensiblen Nerven zn afficiren. 
Fast alle Salze, sowie auch die Gallensauren und die 
Galle, ferner der Alkohol, der Harnstoff, das Kreosot etc. 
reizen sowohl Nerven als Muskeln. Indess gibt es einige 
Stoffe, welche die Muskeln stark und die Nerven wenig 
erregen,' z. B. das Ammoniak (Kühne), Hquor stibii 
chlorati (Budge), 
0- d) Erhöhte und verminderte Temperatur bringen 
gleichfalls Zuckungen in motorischen Nerven hervor. Die 
Muskelfasern der Haut ziehen sich bei vielen Menschen 
schon wenige Grade unter zusammen und bildei 



Gan^lim 



und Nerrenreize 



251 



_« 

K 



igenannte GanBehaut. In den sensitiven Nerven ent- 
steht öefühl von Schmerz. Grosse Kälte vermehrt zuerst 
und hebt dann die Heizburkeit anf. Bei einer Temporntnr- 
erhöhung von 35 — 50" wird die Erregbarkeit bei PrÜBcheu 
«dtüht, über diese Grenze sinkt sie rusch nnd bei 70 bis 
~~' ist sie plötzlich vernichtet, (fiosenthal.) 

j) Gewisse Mittel, auf die Nerven gebracht, erhöhen 
die ^Reizbarkeit und lähmen sie dann rtisch. Dahin ge- 
hört namentlich das Opium, Dasselbe ist aber nicht 
nnr ein Nerven-, sondern anoh ein Ganglienreiz. Wird 
in die Ädern von Thieren Opinmtiuctur eingespritzt, so 
entsteht zuerst eine .Tlnrnhe des ganzen Körpers, dann 
die Thlere ein und reagiren wenig oder gar nicht 
Bohmerzerregende Eindrücke. — Opiumtinctur, ins 
Frosches gespritzt, führt dasselbe zu bleiben- 
StiUstande. 
Curare lähmt und zwar \-on der Peripherie gegen 
Centrum hin die motorischen Nerven der qnerge- 
liften Muskeln mit Ausnahme des Herzens. Die 
maiblen Nerven bleiben viel länger intact. Die Nerven, 
liehe sich in glatten Muskeln verbreiten, werden nicht 
■ ■■ ^erznerven. Nach 
die vor dieser Zeit 
noch den Blutlauf 



Ganglien des ver- ^ 
:t auf diese Theile, 



W-^ davon afficirt, ebenso wenig 
24 Stunden kann man bei Fröschi 
mit'Cnrare vergiftet worden war« 
heohachten. 

tStrychnin reizt die motorisch 
Jfingerten und RückenraarkH nnd i 
aÜB wenn sie galvanisirt würden. 
Ueber andere Gifte s. d. Lehrbücher über Tosiko- 
^gie und Heilmittel lehre. 
' §, 8, Braoheinungen der gereizten Nerven. 

"Während die Nerventheil eben infolge einer Heizung 
in molekulare Bewegung geruthen, nimmt die Stärke tj, 
des elektrischen Stroms ab, welcher in dem ruhenden"^ 

rven während des Lebens beständig stattfindet. Leitet 



252 



Nerrenerregiin g. 



man nSmlich von zwei Punkten eincB isolirten friaoheÄJ 
Nerven, am Besten seines Quer- und LängBBchnittea, 
den Nerveustrom ali und reizt zugleich an einer andern 
Stelle den Nerven durch einen beliebigen Reiü, z. B. 
den inducirtea ätrom, chemiauhe Mittel etc., so weicht 
die Nadel des Multiplicat-ors gegen Null oder in den 
andern Quadranten hin aas und dann tritt sie alsbald 
wieder zurück. (Dubo is-Eeymond.) Diese Abnahme 



isohwan-; 



eptNerven- und Mnal 
, welche er Reiawe 
r Nervenfaser e 
1 der Sekunde 28 Mc 



'des Stromes nennt man negative Stn 

Ans den "Dntersuchnngen von Berni 
,e ergeben, dass die Erreg^ung in 
"' faser eich in wellenartiger For 
nennt, fortpflanzt. Dieeelbe hat i 
Länge von 18 Mm. und legt i 
zurück, in der Muskelfaser eine Länge ■ 
und eine Geschwindigkeit von 3 — 4 Meter 
Sekunde. In der Nervenfaser verändert sich die Wel 
in ihrer Grösse nicht wesentlich, in der Mnakelfas 
nimmt sie aber stetig ab; und dies hängt wahrscbein 
nach B. damit zusammen, dass die Erregung 
Nervenfaser eine molekulare, hingegen in der Mnak 
faser eine Massenbewegung ist, welche sich in T 
nnisetzt und eine gewisse Arbeit verrichtet. 

Die Erregung st«ht in gradem Terhältnisse ; 
Geschwindigkeit, mit welcher der Strom eines Muak< 
oder Nerventbeilcbens sich ändert (Dubois-Eeymon 

Wenn ein Nerve in den Zustand, der Erregung i 
setzt wird, so entfernen sich nach Cernstein die Mol 
küle desselben aus ihrer Kuhelage. In dicBein Momen 
beginnt auch die negative Stromesgchwanknng. Sobal 
letztere ihr Maximum erreicht hat, sind auch die Mob 
kiile am Weitesten vom Rnhepunfcte entfernt und strB 
ben nnn wieder zu demselben zuriickznkefaren. 

Bernstein schliesst ferner ans seinen UntAr^ 
suchungen, dass in den empfindenden Centren der Port! 
ieitung der Erregung ein Widerstand entgegen ' " 



PortfUaii 



mgBgeachwindigkeit in den Nerven, 253 



^de und dass dadacch eine Ausbreitung auf die be- 
MhbarteD centralen Elemente erfolge, wodurch sich die 
littheilung oder Irradiatiou (s. p. 237) erkläre. 
Dec thätige Nerv reagirt sauer, der ruhende alkaUsch KomI 

,ntral (Funke). 
Ob in Folge der Reizung die Nerven eine Tempe- 
Hjaturerhöhung erfahren, ist noch nicht vollends ennit- Tampaa 
Ej^lt. Nach Helniholtz findet eine soluhe nicht Statt. ''°''^'" 



i. 9, Fortpfliinznngsgesohwindigkeit In den Nerven. 



Manche muskulöse Organe coutiahii'i 






pSogleich, wenn die Nerven, welche zu ihnen gehen, ge- s, 
.fiizt werden, vielmehr vergeht eine gewisse Zeit zwischen 
PÄer Eeizung uud der eintretenden Contraction. Die 
tTrsache kann in dem Muskel und auch in den Nerven 
gelegen sein, und Beides ist wirklich der Fall. Im All- 
gemeiuen dauert es luerkLch länger, bis ein Organ, 
das glatte Muskelfasern enthält, wie der Darm, der 
ut«nis, die Blase, sich nach Beizang seiner Nerven uon- 
trahirt, als dies bei quergestreiften Muskeln geschieht. 
Hingegen erfolgt anoh nach Reizuug des n. sympathicas 
später eine Contraction der von ihm versorgten Muskeln, 
aia nach Reizung von cerebro spinalen Nerven. So be- 
steht z. B. die iris bei Säugethiereu aus glatten Muskel- 
fasern, aber die Contraction des sphincter tritt viel 
rascher nach Reizung des u. ocalomotorins, als die des 
dilatator nach Reizung des n. sympathicus ein. 

Bei den quei'gestreiften Muskeln kann man mit 
blossem Äuge einen Zeitraum zwischen der Reizung 
und Bewegung in der Regel gai- nicht wahrnehmen. 
Durch künstliehs Vorrichtungen, durch welche man 
Bruchtheile einer Sekunde zu erkennen im Stande ist, 
hat man jedoch erfahren, dass eine bestimmte Zeit ver- 
geht, bis die Erregung durch den Nerven sich verbreitet 
hat. (Helmholtz.) 

un niimlich in dem Augenblicke, in welchem die 




254 Verfindi?ruiigen d. Enegbark, iateh d. elettr. StwiHL 

Reizung eines Nerven erfolgt, auch durch diosell 
Stromstärke, welche den Nerven reizt, eine AblenkuB 
der Magnetnadel bewirkt wird, und wenn mit dem EiiÖ 
treten der Zuckung die gsIvaniBche Kette wieder geöffnet 
wird, 80 knnu mau aus der Gröase der Ablenkung d^ 
Magnetnadel auf die Zeit BchlieBsen, welche 
der Heizung und Zusanunenziehung des Muskels lieg 
Auch mit dem Myographion hat zuerst Helmh 
sehr genaue Untersuchungen der Art angestellt. 
Bolche Weise wurde gefunden, dass, die Nervenerrego 
in der Sekunde zwischen 24,6 und 38,4 Meter 
fortpflanzt und zwar bei einem abgeschnittenen Proad 
nerven. Man yermuthet, dass im menschlichen Seryi 
die Erregung mit einer Gea oh windigkeit von 61,5 J 
in einer Sekunde erfolgt. (Helmboltz.) Nach andet 
Beobachtern (Schelske, Hirsch, de Jaager) ist b' 
nur etwa 30 M. Bast reizt« den n. medianua dioh 
über dem Handgelenke und dann am Ober; 
standen hie nach Contractionen in den Muskeln da 
Daumenbftllens, welche auf einen Hebel übertragen an 
dem Myogruphion Curven schrieben. Hienacli er^ 
«ich, daes im Mittel in 1 Sekunde 33,9 Meter durcl 
laufen wurden. 



b1. Wenn ein elekti'ischer Strom durch einen moton 

ni- sehen Nerven hindurchgeht, so entsteht in der Beg^ 

™f nur in dem Augenblicke, in welchem sein Durchflieaaa 

1^1- beginnt, und dann in dem Augenblicke, in welohtA 

dasselbe aufhört, eine Zuckung. In der Zwischenzdl 

fehlt dieselbe meistens und kommt nur bei sehr reW 

baren Thieren nnd sehr bedeutender Stromstärke mU 

Erscheinung. Auf die Wirkung der Koizung ist also d 

plötzliche Hereinbrechen und das plötzliche Abbreche 

des Stroms oder vielmehr die Verändernag der üiohtig» 



z 




BeizuDg der Nerven etc. Conatanter Strom. 



255 



^fcit deBselben von entschied enom Einflnss. Wenn daher 
selir rasch diese Vei'ünderang etnttfindet, wie dies z. B. 
durch die Anwendung eines Inductionsappwata möglich 
ist oder auch darch Keihungeelektricität, ao können so- 
gar schwache Ströme stark wirken. Jedoch ist Letzteres 
HUT dar Pull, wenn die Erregbarkeit nicht schon be- 
trächtlich goEunkeu ist: in solchen Fällen ist die rasche 
Strom esachwaukung störend. Daher beobachtet man bei 
vielen Lähmungen, dass der iiiducirte Strom, der bei 
Gesnudeu sehr starke Wirkungen hervorbringt, keine 
Muskelcantractionen erzeugt, während solche durch den 
instanten Btrom entstehen. 

Man unterscheidet eine Schliessungszackung , eine schii 
fknse nnd eine Oeffnungsznckung (S, F, 0). Zuweilen 'm 
Kiert nach einer anhaltenden Keizung die Zuckung 
ich fort, obgleich die Kette geöfFuet worden ist. Man 
joichedeuRitter'schenOeffnungstetanus. 
wahrend bei den motorischen Nerven eine Pause 
intritt zwischen 8 und O, zeigt sich in den gereizten 
msiblen Nerven Schmerz während der ganzen Dauer 
' Heizung, nui- ist er am Anfange nnd am Ende 
RtSrker. Der elektrische Strom hat eine geringe oder 
gar keine Wirkung, wenn er quer durch den Nerven 
geleitet wird. 

Man wendet zu elektrischen Beizungen den con- C'"' 
stauten oder den inducirten Strom an. Man gebraucht 
hauptsächlich drei verschiedene conatante Batterien; 
1) die Becquerel'sche oder DanieU'sche Säule, aus Zink ^la 
und Kupfer constrnirt; der Zinkkolben steht in einem Gto' 
mit verdtinnter Schwefelsäure (1:12) gefüllten Thon- ' 
cylinder, die Kupferplatte in einer concentrirten Lösnng 
von BcbwefBlsaurem Knpferojtyd. 2) Die Grove'sche 
Sänle ans Zink und Piatina; die Flatlnplatte steht in 
einem Thoncylinder, welcher concentrirte Salpetersäure 
enthalt, das Zink in verdünnter Schwefelsäure. 3) Die 
BciiHen'ache Säule, aus Zink und Kohle, mit denselben 
nÜBsigkeiten wie die Grove'sche. 



i 



256 lleizang de» Nerven eto, Ptdarifla1ionMtroni> 

h- Mftu umsB sicli in Betreff der Eiehtuiig dea Stroi^ 
Folgendes bemerken. In jedem Elemente geht 
Strom vom poBitiven Metall, dem Ziak. dnrch die FlttK 
sigkeit zu dem negativen MetiiU (Knpfer, Platin, Kohle]^ 
im Schliessungsbogen hingegen von diesem zn je] 
Das hervorragende Ende des Kupfers bildet also 
positiven, das des Zinks den negativen Pol. Die Pdn 
enden werden Elektroden genannt nnd die positi^ 
Elektrode Anode, die negative Katode. Legt i 
die 'beiden Elektroden einer Batterie un einen N^err^ 
an, welcher also in den Schliessnngsbogen eiugeBchaltti 
ist, nnd flieast der Strom durch den Nerven f 
liichtung vom i'ase znm Kopfe, bo nennt man -i 
Strom aufsteigend, im entgegengesetzten Falte a1»|| 



Ftg. 40. 




steigend. — In Fig. 40 ist der durch a b angedent«fe 
Strom absteigend (a ist dem "Wirbelende des n. iBchiadi]J 
euB näher, als S), der durch d c angedeutete anfsteigen^ 

Wenn ein elektrischer Strom durch "Wasser 
SalzlÖsnngen . etc. hindurchgeht, 
zersetzt, der WasBerstoff tritt an 
Sauerstoff an den positiven Pol. 
tritt die Base an den negativen i 
positiven Pol. Es wird dadurch ii 
- eigener Strom erzeugt, 
Strom, welcher dem ursprünglichen Strom i 
gesetzt ist und ihn daher echvracht. In den oben I 
geführten Säuleu, z. B. der Danie 11 'sehen, geht 
Sauerstoff an das Zink und oxydirt dasselbe, der "Wn 



o werden dieBelbBl 
m negativen und dn| 
''on den Salzlöflni 
id die Sänre ( 

jeder Flüsaigkeit 6 
Polai - 



flekung der Herveo ete. lodumrter Strom. 

BTstoff wiü'de sich aber als G}«b aof der KapferpUtte 
ablagern and dadurch die elektromotorische Kraft schwä- 
chen, wenn nicht das Kupfer in eine LÖBnng; von Kupfer- 
vitriol eingetdauht wäre. Das Kupfersalz wird zerlogt, 
der Sauerstoff tritt an die positive Platte and metalli- 
^Lftches Kupfer überzieht die Kupferplatte, welche daher 
Hljimmer blank erhalten wird. Dadurch bleibt eben der 
^"Strom constant. Man kennt Metalle und Flüssigkeiten, 
bei welchen die Pelarisation auf ein Minimum zurück- 
gebracht ist. Von Jonen steht obenan das verquickte 
Zink, von diesen eine LöHUOg von schwefelsaurem 
Zinkoxyd. 

Der indnoirte Strom entsteht dadurch, dass anter i« 
gewissen Umatänden die durch den primären Strom er- 
zeugte Elektricität in einem beDacbbtirten Leiter gleich' 
falls elektrische Ströme erzeugt. Ein solcher Uebergang 
wird weseotlich durch eine Drahtrolle vermittelt. "Wenn 
der primäre Strom geschlossen wird, so entsteht in der 
indocirten Solle ein Htrnra, welcher dem primären ent- 
gegengesetzt ist und dessen Stärke daher abschwächt. 
Bei Schliessung der Kette wirkt daher der inducirte 
Strom anf Gefühls- und Bewegungsnei-ven nur achwach; 
in dem Augenblicke hingegen , in welchem die primäre 
Kette geöfl'net wird, entsteht in der inducirten Rolle 
ein Strom, welcher gleichgerichtet ist mit dem primären 
nnd dessen Wirkung also vergrössert: es tritt daher in 
t^ der Regel nur Zuckung und nur Schmerz ein (sowie ein 
H^' Funke), wenn die primäre Kette geoifnet wird, nnd ee 
P^ bedarf sehr starker Ströme, nm auch bei dem Schluss 
der Kette jene Erscheinung hervorzurufen. Der indu- 
cirte Strom hat auch die Eigenthümlichkeit , dass die 
Elektricität eine sehr hohe Spannung zei^t, ähnlich wie 
hei der Reibungselektricitflt, und es verbreitet sich da- 
durch dieselbe leicht auf benachbarte Theiie. Bei Än- 
wendnng der ludactionselekti'icität zu physiologischen 
Experimenten ist daher eine sehr sorgfältige Isolation 
dTieolut erforderlich. 

Budge, CompenO. fler PhjsiDlOBia. a. Ana 17 



Von der grossen Kpumung bangt e« aacb 
i bedentender Stromstärke eelbet ein I>raht scbon^ 
Wirkungen hervorbringt. Es ist bemerkenswenb , dma 
in diesem FaHe mebr Scbmerz entsteht bei tmckener 
H&ut. ala bei feachter, nnd mehr Scbmerz. wenn dia 
l'ulenden spitz, als wenn sie nmd eind. Man i 
diene Eracheiniingon anipolare InductinnserBc 
nungen. 

Man kann endlich drittens aoch diejenigen elel 
sehen Ströme uiH Reize anwenden, welche im Moi 
und Nerj'en selbst vorhanden sind, s. §. 13. 



I 



^. 11. Zaokongsgesetz. 

Eh mauht cinon Unterschied, ob der conätante Stroi^ 
ilaruh einen Nerven aof- oder iibgt«igend hindnrchgeb 
Man nennt die Norm, nach welcher diese Yerschiedeo; 
heit erfolgt, ZuckungsgeMetz. Die wichtigsten ] 
Hcheinungon sind folgende : 

in 1) Wenn die Nerven frisch sind oder an noch leben- 
den Thieren entsteht hei geringer Stronistärke sowohl 
in anf- uIh absteigender Kichtung nar Scbliessnnga- 
Kuckang. (Valentin). 

> 2) Wird ein Nerv länger gereizt und hüsst er do- 
diiruh von seiner Lebensthiltigkeit ein, oder wenn er 
getrennt vom Körgier ist nnd allmälig abstirbt, ao ent- 
steht bei Hchw)i»hor Beixnng nach jenem ersten Stadlm 
dal zweite, welehes sich dnrch SchÜeasnnga- und Oal| 
uangMitnokung bei beiden Stromrivhtnngen zu ei' 
gibt; im dritten Stadium ist bei ttbsteigendem Stroiä 
bluM KchlieHHUiigsKuckung (=S), bei aufsteigen dem hh) 
OofTnungszucknng ( = 0) vorhanden; zuletzt bleibt j« 
Wirkung aus. (Ritter), 

le- 3)Kuwoilen beobachtet man 3 Studien gleichzeitig n 

I ben einander an vcrHchiodonon Stellen deBselbeuNervenbflJ 
gleich starker Reizung. Dies rtthrt dnvon her, dasa dudj 
Reizbarkeit nicht gleichzeitig schwindet. Es stirbt nämlieB| 



der der Wirbelsäule näher gelegene Tliei! des n, iachiad. 
eher ab, als der dnrauf folgende, dieser eher, als der- 
jeuige, welcher dem Unterechonkel am Nächsten ist; es 
kann eich daher ereignen, dasa der oberste Theil des 
Nerven im dritten, der mittlere im zweiten und der 
uu terato im ersterea Stadium, ist. In einem solchen 
F»lle würde man, wenn mau den absteigenden Strom 
anwendete, im obersten Drittel ächliesauugszuckung, im 
zweiten B nnd 0, im dritten S finden und' wenn man 
den anfsteigendea Strom anwendete: S. SO. 0. 

lieber einige hierbei in Betracht kommende Ver- 
hältnisse vgl, auch 8. 266. „Ausgezeichnete Stellen." 

4) Dieselben "Wirkungen, welche man nach und nach 
infolge der abnehmenden Lebenathatigkeit, unter An- 
wendung schwacher Reize, an einem Nerven bemerkt, 
kann man auch hei ganz irischen Nerven dadurch her- 
vorbringen , dasB man verachiedene Stromstärken ein- 
wirken lässt. Die Erfahrung lehrt hierüber Folgendes: 
Bei einer geringen Stromstärke, z. B. durch ein Daniell'- 
sches Element, entstehen die Erscheinungen, welche 
oben bei dem ersten Stadinm angegeben sind, nämlich 
blos 8; hei 2 — 6 oder 7 DauieH'schen Elementen die 
"Wirkungen des zweiten Stadiums; hei 6 — 10 tirove'- 
schen Elementen die Wirkung des dritten Stadiums. 
(Pflttger), Wird eine noch grössere Stromstärke an- 
gewendet, etwa 16 — 20 Grove'sche Elemente, so ti'eten 
' ^fieder nach beiden Kichtungen S und ein. (Budge). 
6) Obgleich eben nur drei Stadien angegeben aind, 

> sind dieselben doch nicht strenjr geschieden und es 
i vielmehr TTebergänge statt, sodasa z. B., bevor 

t schwindet, dieselbe allmälig abnimmt; darauf beruht 

, daaa von manchen Beobachtern mehr als 3 Stadien 

gegeben werden. 
Auf die Nervenwurzeln bat das Zuckuagsgesetz keine 

lllfttändige Anwendung. 



Reieang der Ker^M e 



§.12. Eleotrotonns. 

"Während ein Theil einea Nerven von eini 

elektrischen Stroii) durchflössen wird, wird auffl 
in der Umgebung dieses Theila seine Beizbarkeit ■ 
ii.ndert, und diese Vernnderung, welche durch einen i: 
stauten elektrischen Strom (der auch polarisirem 
genannt wird) in einem Nerven hervorgebracht wir 
nennt manElektrütonus. (Duboia-Reymoni 
hard, Pflüger). 
I- Im Allgemeinen gilt als Begel, dass derjenige Th«| 
D- des Nerven, welcher in der Nähe des positiven P<y 
(Anode) liegt, in seiner Erregbarkeit herabgesetzt, diM 
hingegen derjenige Theil des frischen Nerven, welcbf 
in der Nähe des negativen Pols (Katode) liegt, ii 
Erregbarkeit erhöht wird, solange namlieh der c< 
8trom durch den Nerven hindurchgeht. Man neng 
die anf diese Weise hervorgebrachte verminderte \ 
rcgharkeit am positiven Pole Anelectrotonus, 
gegen die vermehrte Erregbarkeit am negativen Pol! 
Katelectrotonns. (Pflüger). — Der positive ~ 
kann daher auch als der beruhigende, der negative i 
der reizende betrachtet werden. 

Um diese Erscheinungen kennen üu lernen, 
man ausser dem constanten Strom , der einen Nerval 
durchfliegst, gleichzeitig noch einen zweiten Reiz (si 
es ein zweiter elektrischer oder ein chemischer) auf dcpH 
Nerven anbringen. Liegt dieser Reia, z. B, Kochaal 
neben dem positiven Pole, so werden die durch i 
Salz hervorgebrachten Zuckungen vermindert, w 
oonatante Kette geschlossen, und treten im verstärkten 
Masse anf, wenn dieselbe wieder geöffnet wird; hin- 
gegen werden die Znckungen, welche durch den Salz^- 
reiz hervorgerufen worden sind, vermehrt, wenn 
Reiznng in der Nähe des negativen Pols angebra 
worden war, und je näher dem constanten Strome Ai% 
selbe stattfand, desto stärker die Wirkung. (Pflüg 



Reizung der Iferven etc.'. BlektrotoiiuB. 



261 



"Wenn auch iin Ällgeiueinen die obigen Äugabou 
richtig sind, so lehrt doch eine weitere Beobachtung, 
doBB auch eine Znctung sich vermehren kann und sich 
sogar coustant vermehrt, wenn der positive Pol neben 
dem B«ize liegt. Qies geschieht nämlich in dem Falle, 
wenn an dem n. isohiadicne der Reie zwischen Wirbel- 
säule nnd constantcr Kette angebracht ist und in der 
letztern der Strom absteigend fliesat. Aber diese Ver- 
mehrung der 2iuckung dauert nicht lange, sondern geht 
bald in eine Abnahme über. (Budge). Zwischen den 
^Elektroden eines palarisirenden Stroms (intrapolare 

^■fitrecke) ist in der Nähe des negativen Pols die Er- 

^■bgbarkeit vermehrt. (Pflüger). 

^B lieber den Nervenstrora im elekttotonischen Zu- 

Ktande s. S. 262. 

r- 



Reizung durch den Nerven- nnd Muskelatrom. 



Thi 
Kräl 



Quer- und Längsschnitt des n. ischiadicus 
von einem frisch getödteten Frosche gleichzeitig auf die"*" 
mit ihm zusammen hangenden Muskeln des Unterschen- 
kels aufTallen, sodass eiu Funkt eines Muskels von dem 
LäugsBohnitt und ein anderer Punkt vou dem Quer- 
Bchnilt berührt wird, so zuckt bei reizbaren Thieren der 
MuskeL Ja es ist schon ausreichend, wenn man an 
einem solchen Präparate nur den Querschnitt des Ner-. 
ven auf einen Muskeitheil fallen lässt, oder auch nur 
auf eine andere Stelle des Nerven, um hei reizbaren 
Thieren Zuckungen hervorzubringen. 

Secnndäre Zuckung. Bereitet man zwei Frosch- s 
kparate und legt den Nerveo des einen Präparats a ■ 
die Tinte ra che ukelmns kein des andern Präparats b, 
galvanisirt sodann den Nerven des Präparats b, so ent- 
stehen bei reizbaren Fröschen Zuckungen auch iu dem 
nicht gereizten Beine a. besonders ist dies der Fall, 
jrenn der Nerv mit einem Quer- und Längsschnitt den 
Muskel berührt. Während der New von b gereizt 



262 Reizung der Neffen etc. Paradoxe Zm;l£iii!g. 

wird, nimmt der Muskelstroin in b ab, und da dnrcT» 
diese Schwankung in der Dichtigkeit der Elektricität 
eine Reizung bedingt wird (s. §. 8), so miiaaen die Mna- 
kela des Präparats a zucken. (Dabols-Heymond.) 
1 Paradose Zuekang. Es ist Regel, daaa nur die- 

■* "' jenigen Mnskeln durch die Reizung eines motoriaolien 
Nerven zucken, deaaen Zweige in diesen Mnakeln ver- 
breitet sind, nicht aber Muskeln, zu denen andere nicht 
gereizte Nerven hingehen. Mitunter geschieht jedoch 
auch das Letztere. Der n. iacbiad. (s. Pig. 41) sendet 
Aeste in den n. tibialia (t) und peronaens 
Pig. it. fpy Man sieht nun zuweilen, dass durch 
Reizung des n. tibialia die Muskeln (B) 
sich contrahiren , obwohl aie von dem 
n. peronaetis versorgt werden, der nicht 
zu ihnen hingebt, um umgekehrt. X>ies 
nennt man paradoxe Zuckung. — Die 
Erklärung beruht auf demselben Q-rnnde, 
wie die der aeonndären Zuckung, nnd be- 
weist zugleich das doppelsinnige LettangB- 
vermögen der Nerven (s. 8. 245). 

Wenn man durch einen con stallten 
Strom einen abgeschnitteuen Nerven ao 
reizt, dass die Richtung des constanten 
Stroms dieselbe ist, wie die Richtung des 
Nervenstroms, so wird dadurch der ur- 
sprüngliche Nervenstroni verstärkt. Dies 
inn man durch den nicht anf den Bänschen 
1 Theil des Nerven Fig. 42 einen constanten 
bsteigend durcbleit*t. Man nennt dies 
positive Phase des elektrofconiachen Zustan 
In dem Nerven geht der Strom vom Querschnitt znm' 
Länge schnitt. Der Längsschnitt verhält sich 
gegen den Querschnitt. Unter negativer Phase des 
elektrotoniacben Zustandes begreift man diejenige 
Abnahme des ursprünglichen Nervenstroms, weicht 
durch entsteht, dass ein conatanter Strom 




:nin^ 



Erhöhte Nervenreizbarlieit. 263 

1 Theil des LUngBchnittes 




§. 14. Uodification der Erregbarkeit. 

Fär das normale Leben giltt es einen luittleru &rad 
von Erregbarkeit; von demaelben hängt dasjenige Mass 
TOD Bewegungen, Gefühlen und Empfindungen ab, wel- 
ches für die Erhaltung nothwendig und anareichend ist. 
Die Reizbarkeit kann aber erhöht und vermindert 
werden. 

Sei erhöhter Reizbarkeit entstehen nicht mir quan- 
titativ vermehrte Erscheinungen, sondern auch qualitativ 
verschiedene. I>ie quantitative Yermehi-ung kennt man 
am Besten an den motorischen Nerven. Die Erschei- 
nungen fallen aber auch hier wie bei den sensiblen oft 
mit der qualitativen Veräudei'ung zusammen. Eine ver- 
mehrte Bewegung besteht darin, dass in der Zeiteinheit 



E rtohta^H'erveiireizbatlteit . 






[ Reiz, wekher gewöhulicli kei 






geringe Bewegung in deu Muskeln erzengt, Coavul- 
bIdu oder tetauuB hervorgerufen wird, oder darin, daea 
die Grösse der Zaaammenzieliung stärker ist. Es läast 
sich dieses dnrch einen besonders dazu couBtruirten 
Apparat, das Myographion, bestimmen. Mit eine; 
friBcheu Muskel (eines Froaches) wird ein Stift in Ve 
bindung gesetzt, der an einer beruaaten Platte gleiol 
massig voräberge führt wird. Bringt man nun den Muek^ 
durch seinen Nerven zur Contraction, so zeichnet der 
Stift auf der Platte Striche, deren Grösse sich messe 
JäsBt. Beispiele von Reizbarkeitserhöhungen in centr 
petalen Nerven sind Schmerz, das Ohrensausen, Farbei 

Tetanus ist ein Zustand des gesunden Leben 
welcher bei jeder willkürlichen Bewegung der Muskel 
entsteht, indeij! der psychische Reiz des WiJlenB d 
motorischen Nerven erregt. Er ist ein krankhafter Zi 
stand, wenn er von andern Reizen auBgeht. 

Erhöhte Reizbarkeit der Nerven tritt ein, bevi 
ihre Lebensfähigkeit abzunehmen beginnt. Man erkeni 
dieselbe nn motorischen Nerven durch Convulaion« 
oder tetanus, an sensibleu Nerven daran, dasa eine soni 
indifferente En-egung schon Schmerz macht, oder eil 
massiges Licht empfindlich für das Auge, ein geringi 
Geriiuach empfindlich für das Ohr ist etc. 

Die Abnahme der Nerrenthätigkeit, welche sich duröl 
erhöhte Reizbarkeit kund gibt, kann aus verschieden«! 
Ursachen hervorgehen; 
' 1) Zu starke oder zu anhaltende Reizung, Di» 

moleculare Bewegung lu den Nerven veraulasBt zwatf 
Gefühl, Empfindung, Muskelausamraeuziebung etc., zto 
gleich aber wird durch dieselbe die Nervenkraft ver" 
braucht. Jeder Nerv, der eine Zeit lang gereizt ist,. 
ermüdet und bringt schliesslich Erscheinungen hervor, 
als wenn er durchschnitten wäre. So hört z. B. dii 
Zwerchfellhälfte nach langer Reizung des betreffendeir 



Verminderte Ncrvenreiibiifkelt. 265 

1. phrenicus auf, bei der Athmnng sich zu contrahiren; 
-wird der n, sympathicus cervicalls anhaltend gereizt, so 
findet man am andern Tage ebenso gut eine Verenge- 
rung der betreffenden Pupille, als üb der Nerv durch- 
Bclmitten worden wäre. Im Äufange jeder Reizung mo- 
toriicher Nerven ist daher die Muskelcontraction stär- 
ker, ala bei tortgeaetzter Reizung, wobei jene stetig 
abaimnit. Es vergeht dann immer eine gewisas Zeit, 
bis der Nerv sich wieder erholt. Wenn vermehrte Reiz- 
barkeit durch zu starke Reize entstanden iat, bo nennt 
man dieses TTebärreizuug des Nerven. 

2) Msngel an Ernährung. Eine der häufigaten TJr- 
des Schmerzes uad der erhöhten Reizbarkeit 

md Mangel an ausreichender Nahrung, Verlast von 
wie von Blut, Schleim, Speichel, Samen, depri- 
Mirende Oemüthaaffecte. Diese Veranlassungen hindern 
' ; Ernährung des Nervensystems.' 

3) Manche Substanzen »lud besonders geeignet, nach 
: nur kurz andauernden Steigemng der Reizbarkeit 

dieselbe abzustampfen. Je grosser die angewendete Menge 
solcher Substanzen ist, desto früher erfolgt die Lähmung, 
Dahin gehören: Opium, Coffein, Quecksilber, Kalisalze. 

"Wenn die Reize einerseits die Netveukräfte ver- 
brauchen und daher ihre Tiiäfcigkeit abstumpfen, so sind 
sie andererseits auch wieder Veranlassung einer Ver- 
mehrung der Nerveukraft. Solange Verbrauch und Er- 
satz im Gleichgewicht stehen, bringt die Uebung eine 
heilBame Wirkung hervor. Mangel an Reizung muss 
die Erregbarkeit verringern, weil der Blutzufluss in je- 
dem Organ, also auch im Nervensystem, mit der Thä- 
tigkeit desselben in geradem Verhältniss steht. 

Aus Obigem geht mithin hervor, daas die Erreg- 
barkeit aua zwei wesentlich verschiedenen Ursachen ver- 
mindert werden kann: 

1) durch zu starke und anhaltende Reize, also durch 
^VSnstliche Reizharkeitaerbohnng ; 2) durch Maugel an 
, also an Uebung. Es kann somit eine vermin- 



Variable Beiatarkeit an versch. i 



n i, Nerven, 



derte Erregbarkeit durch Entfernung und dnrcb Alt- 
■Wendung der Heize unter verschiedenen Ümstündeo ge- 
hoben werden, 
ii- Man hat beobaehtet, daaa an einem nnd demaelbeu 
'"'Nerv gewisse Stellen mit einer gröaaern Erregbarkeit 
. behaftet sind als andere, ohne dass man bis jetzt noch 
die bestimmte Ursache dieser sonderbaren Erscheinung 
aufgedeckt hat. "Wo Nerven auB Knochenkanälen her- 
anskommen, sollen dieselben in vielen Fallen empfind- 
lichei- sein, als in ihrem weitem Verlauf. (Valleix). 
"Wird der n. iachiadicus des Frosches so isolirt , daas 
an demselben nur noch der enthäutete Unterschenkel 
und Euss hängen bleibt (galvanisches Präparat), 
so findet sich einmal, dass die Stelle, an welcher der 
Oberschenkelast abgeht, betrüchtlich reizbarer ist, als 
die andern Stellen des Xerven, und dass es daher eines 
viel schwächern elek tri sehen Stroms bedarf, um von 
dieser Stelle ans Zuckungen zu erzeugen, als von an- 
dern. (Budge). Ferner ist an einem solchen galvani- 
1 Präparate, wenn es ganz frisch genommen ■wird, 
I Theil des Nerven, welcher am Weitesten von 
dem Muskel entfernt ist, reizbarer als das entgegenge- 
setzte, dem Muskel nahe Ende; später dreht sich ab^ 
die Erscheinung gerade um. (Bndge). Dies lässt 
daraus erkl^en, dass ein Nerv an der Stelle, an tral' 
eher ein Querschnitt gemacht worden, reizbarer ist, als 
an andern, dass er aber hier auch früher abstirbt. 
"Während also im Anfange die Reizbarkeit in der Nähe 
des obern, gegen das Rückenmai'k hingerichteten Endes 
am Stärksten ist und von da gegen den Muskel 
abnimmt, entsteht mit dem eintretenden Absterben 
Umgekehrte. 






§. 15. Absterben der Nerven. 

Nach dem Eintritt des allgemeinen Todes sind di»'] 
motorischen Nerven noch eine Zeit lang erregbar 



Abaterben der Xo> 



. Ceiitrip. Ertitheinniigeii. 267 



s die Grehirnnerveu i 



_ nei: 




1 

ish 
lotmel- 

4 



■sterben allmälig ab rnid zwar s 

eher als die RückenmarkBnerven, die der obern Extre- 1 
mität eher als die der untern Extremität, die Eninpi'- 
nnd Extremitäten- Nerven eher als der n. sympathicns, 
endlich diejenigen Theile eines Nerven, welche näher 
dem Ursprünge desaelbcn liegen , eher absterben , als 
diejenigen, welche näher der Peripherie liegen. Man 
nennt diese Anordnung das Bit ter-Yalli 'sehe Gesetz. 

Der Nerv eines noch lebenden Thieres stirbt aber 2) n»oti 
ich ab, wenn er von seinem centralen Ursprünge ge- "düng."' 
innt ist; aoch hier danert noch eine Zeit lang die 
Eeiabarkeit fort, erlischt aber allmälig. Mnskeln and 
Knochen, deren Nerven durchgeschnitten sind, werden, 
weil sie ihre Funktion nicht mehr verrichten können, 
blutleer und atrophisch. 

Die Nerven können endlich auch durch zu starke jj^^p" 
ieizung absterben. Wenn ein raotoriacher, noch reiz- »une. 
Nerv eines abgelösten Grliedes durch einen starken 
i galvanisirt wird, so ist ein schwächerer Strom, 
nachher anwendet, wirknngsloa. 

Drittes Kapitel. 
Centripetale Er sc Hein nu gen. 

l. IG. Allgemeines. 
In gewissen Nervenfasern können in Folge eines 
Impulses molekulare Bewegungen entstehen, sich bis za 
gewissen Theilen der Centralorgane fortpßauKeu und 
hier eigen thilmli che Erscheinungen hervorbringen, wel- 
che-wir unter dem Namen der oentripetalen zusam- 
menfassen. Der Impuls muss an der Peripherie der 
Nerven Statt finden, z. B. ein mechanischer Heiz au 
der Haut oder vielmehr deren Nervenfasern. Wenn nun 
in Folge eines solchen peripherischen Impulses eine 
"Wirkung eintritt , von welcher man nachweisen kann, 
dass sie nur in den Centr altheilen entsteht, so ist man 
berechtigt, den eben angegebenen Hergang anzunehmen. 



i 



GefvM und ßmpliadung. 



Die Eraclieinungen, welche eintreten, sind theils volV 
kommen suljjective, il. h. 'sie laaaen sich, nicht 
J.urch Vorstellungen repröduciren z. B. der Sclunera, 
oder nur allein durch Vorstellungen und durch keine] 
sinnlich Trahrnehmbaren Erkeanungazeicheu, wie (" 
Sinneserapfindungen; theils sind sie objectiv und si 
entweder mit den suhjectiven verbunden oder tret 
auf, ohne daas solche vorkommen. Beidemal sind 
Bewegungen, wie Zittern und Schreien vor Schrat 
oder sog. Eeflexbewegungen a. §. 22. Man kann h. 
nach' die peripherischen Impulse als sensible und i 
ßef les-Erregnng unterscheiden. 
i Gefühl and Empfindung sind die aufrälligsten cent 
*■ petalen ErBcheinangen, Man kann in denselben dl 
subjectiv an ihnen ist und durch kein üussei 



Merkmal sich kund gibt, 
Weinen, Schreien etc. beim 
verbanden und objectiv sind, 
kommen aber in Wirklichkeit ( 
beiderleiArt vor; die letztere 



ng, die andei 



iLhIe Er, 



Bewegungen (s 
Schmerz) , welche dami 
u Gedanken trennen. 
eatripetaie ErscheinnngWi 

" Reflexerechei^ 



Unter Gefühl versteht man die Fähigkeit d^a Sab- 
jectfi, Eindi-ücke des eigenen Körpers zu erkennen. So 
ist z. B. in dorn Schmerzgefühl die Bi 
dem schmerz erregen den Gegenstande 
den Subjeete nicht ausgesprochen, d 
dabei gar nicht in Betracht. Durch i 
lernen wir ein ~ 
zu uuserm eigenen Körper gehört, 
«mpfindnngen, z. B. bei 
Ausdrücke werden 



ihang zwischen ' 
d dem fühUn- 
Objeot kommti. 



welcher nicbti: 

i allen Sinnet, 

m Sehen, der Fall ist. Beidft 

ich auch promiscne gehranclit. 



Gefühl und Empfindungen rnfen psychische Äffectio« 
nen: Wahrnehmungen, Voratellungen , Triebe hemff^ 
durch welche jene uraprünglicheu Aeusserungen A^ 
Nervensystems ihre eigenthümllehe Färbung erhalteiu 
Es gibt Organe, welche den Vorkehr zwischen dieseni 
Nervenerscheinungen und der Psyche vermltteli 



Kl 
Fl» 



i 



Ich die HemisphSreo des grossen Gehirus. AVie durch 
Gefühle und Enipfintlnngen "Wahruehiiiungen und Triebe 
erweckt werden, so können nmgekehrt diese jene zur 
Erscheinung bringen, 

Die Lehre von deu Sinnesempfindungen wird in 

3m eigenen Abschnitte vorgetragen, hier nur von den 
efühlen gesprochen. Die ftllgemeinen GrnndBätze 
■passen für Beides. 

An einem Gefühle unterscheiden wir mehrere Eigen- bibbui 
Schäften: 1) aeine Intensität, welche von der Stärke rauj 
des Beizes und dem Grade der Beizbnrkeit des Organs 
und des IndividnumB abhängig ist; 2) die eigenthüm- 
liehe Färbung, welche die Gefühle nach der Verschie- 
denheit des Eeizea und nftch dem Orte seiner Entstehung 
haben. So sprechen wir z. B. von einem brennenden, 
schneidenden, drückenden Schmerz, wir nennen Schmerz 
in den Muskeln Ermüdung, in den Gelenken Ermat- 
tung, eine gewisse Art von T-'abehagen in den Haut- 
ond Sehnerven Schwindel u. s. w. 3) Die Localiaa- 
tion. Einem jeden Gefühle weisen wir einen bestimm- 
ten Ort im Räume unseres eigenen Körpers an. Der 
Inhalt eines Gefühls erlangt erst dadurch Bestimmt- 
heit, daas eine gewisse Korperstelle von demselben 
afficirt ist. 4) Mehr oder weniger mischen sich "Wahr- 
nehmung und Urtheil uasern Gefühlen bei. Mit 
.■erknüpfen wir Vorstellungen, messen Grössen, 
.vergleichen etc. 

Die Erkenntnissstücke , welche das Gefühl theils Eiki 
direet, theila mit Hülfe des Urtheils liefert, lassen sich 'q, 
nach unserer jetzigen Kenntniss physiologisch nur sehr 
unvollständig deduciren. Als wahrscheinlich lassen sich 
folgende annehmen: 1) die Integrität der Nerven selbst, 
einBchlieaslich ihrer Endorgane; 2) die Schwere des gan- 
zen Körpers und einzelner Theile: 3) die Beweglichkeit 
der Theile und dadurch indireot ihre Elasticitüt; 'i) die 
Cohrision derHelben, 

jedem Gefühl kann man einen gewissen In- 



270 

r differenzpnnkt antersc beiden, welcher nur durch Anf- 
"■ merkaamkelt erkannt wird. Erst wenn dieser darch 
beatimmte Erregung^a ilberachritten wird, tritt ein deut- 
liches Gefühl sogleich unf and dudurch kommt man erst 
ZOT AuffasHUDg jener Kuhelsge. Durch den SchnierE 
wird mau der Behaglichkeit, durch den ISchwindel des 
GefilhlB des Gleichgewichts, durch die Ermüdung dea 
Gefühls von Maskelenergie liewuast. — Wie das Gefühl 
der Unlast, so geht nuch das Gefühl der Last von 
einem Indifferenzpnnkt» aJImälig zo dem auBgesproche- 
nen Gefühl über, 
II Jedes Gefühl rnnsa zwei C'entru haben, eins sn dem 
Orte, an welchem die Gefühlsnervea in den betreuenden 
Ganglienzellen endigen, eins am Orte der Erregung. 
Das Centrum für die Gefühlsnerveu des Rumpfes ist 
einmal in der grauen Substanz der Hinter strünge and 
dann zweitens in dem verlängerten Marke Jeder Theil 
des Körperö, welcher nicht mehr mit dem verlängerten 
Marke durch Nerven zusammenhangt, ist geruhlles. eher 
auch jeder Theil, dessen Nerven ohne Verbindung mit 
der grauen Substfinz der Hinterstrunge sind Die Centra 
für Hunger und Durst liegen wahrscheinlich zusammen 
in dem verlängerten Marke, das Hauptcentram für t 
Gefühl des Gleichgewichts wahrscheinlich in dem kl^ 
neu Gehirn, hingegen ist bis jetzt unermittelt, wo i 
das Ceutrum für das Muskelgefüh! zu suchen hat. 
nimmt vielfach den Sitz desselben in den Hinteraträngd 
des Rückenmarks an. 

Die meisten Gefühle werden erst perfeot, wenn i 
bewusst werden, mit andern "Worten, wenn die Hem 
Sphären des grossen Gehirns sich ihrer bemächtigenria 
— Sehr wesentlich scheint auch der Zutritt von zai3 
sein; wenigstens wird der Schmerz bei Verengerung d^J 
Luftwege bedeutend vermindert. 



Arten des Geföhb. 






§. 17. Arten des Geftthla. 

GJei'üile werden einmal erzeugt, wenn die Integrität 
Nerven verletzt wird, es eutateht diidureh Schmerz, 
und ferner, 'wenn die peripheriachen Enden der Nerven 
von ihrer Umgebung afficirt werden. Zum besseren 
"Veratändniss soll uouh hervorgehoben werden, daas in 
diese Definition nicht die Sinneaempfindnngen und die 
durch psychische Einwirkungen entstandeneu Gefühle 
eingeschlossen sind, also z. B. die Empfindung der 
~ iperatnr. Wir heben folgende Gefühle be- 

dera hervor: 

1) MnskelgcfühL Wenn die Muskeln sich eon- 
^ii'd durch die aenaiblen Nerven, welche in 
len verlaufen. Zweierlei gefiihli, namüch die fiichtung 
nnd die Geschwindigkeit der Bewegung. Wohl alle v 
Muskelo sind mit solchen Fasern versehen, und nicht i! 
wenige gibt es, zu welchen auaaer den motoriachen Ner- ' 
veu noch besondere Aeste senaibler Nerven hinlanfen. 
So z. B. erhalten der m. occipitalis und die Ohrmnakeln 
ihre motorischen Fasern vom n. facialis und ihre een- 
siblen zumeist vom n. auricularis maguus; zu den Äugen- 
muskeln gehen Zweige des sensiblen n. triy^emiaus ; mit 
dem zu ngenbe wegenden Nerven, dem u. hjpoglossus, 
mischen sich Zweige des n, lingaalis; mit dem n. accesao- 
riuB Williaii, welcher den m. cucullaria und. sternoelei- 
domsstoides beherrscht, vereinigen sich Zweige des 
plexna cervicalia u. b. w. Sehr gewöhnlich erhalten die 
raotoriachen Nerven schon gleich bei ihrem Anatritt 
aas dem B,iickemuarke senalble Fasern, indem von den 
hintern Wurzeln Fasern zu den vordem hingehen. 

Das MuskolgeRihl dient häufig zu Ilrtheilen. Wir 
schätzen z. B. die Schwere eines Gewichts, indem wir es 
ibeben; wir fühlen nämlich die Geschwindigkeit, luit der 
Öch die Contractionen folgen müssen, um den Muskel 

stetem tetanus zu erhalten. Der durch das Gewicht 
letzte Widerstand rausa durch anhaltende Zusammen- 



■ 2T2 MMtelgeffild. Hnngergefahl. öefüU rän Dnrat. 

Ziehung überwunden werden. Durch die Bewegung de* 
Aagenranakeln nach Obec, Unten etc. erfahren wir, dags 
die gesehenen Gegenstände oberhalb, unterhalb etc. 
nnaerer Augen liegen, u. a, w. und gewinnen eine Vor- 



Buchatabe 

1 jedem Schritte 

1 die richtige 






wir schreiben 
etc. gebraiiohen ■" 
und genau beabBichr J 



Muskeln entsteht heßigi 
iederhol enden Contraotic 



L Magen i 




Stellung von dem 
ziehen, zu jeder 
jedem Schnitte, : 
das Muskelgel^hl, 
tigte Bewegung zn er 

Bei ZerreisBung 
Schmerz, bei öfters sich i 
Ermüdung. 

2) Hungergefühl wird veranlasst durch Mang< 
fester Bestandtheile im Biute und localisirt auf deH 
Magen. Dasselbe gibt Veranlassung zu dem Triebt 
Nahrung zu suchen. Beide Erscheinungen, Gefühl und 
Trieb, dürfen nicht zusammengeworfen werden. Krank- 
hafter "Weise können Magenzuatände und Gehirnaffectio- 
nen scheinbar mit Hunger verbunden sein, ohne dasa 
Nahrungsmangel vorhanden ist. — Das Gefühl 
Sättigung tritt ein, wenn durch die i 
häufte Masse eine Heizung des n. yagus ( 
bedeutet also den Anfang dea Eckeis. 

3) Dnrst, veranlasst durch Mangel flüssiger [ 
standtheile im Blute, wird localisirt auf die HachenV^ 
gegend. Wenn viel Wasser durch Haut, Nie 
entleert wird, oder wenn zu viel Flüssigkeit a 
Blute in die Gewebe dringt, wie dies durch ve 
Difl'usioii' (Genuäs salziger Speisen) geschehei 
oder durch Anhäufung von Blutkörperchen in 
nern Gefässen und durch gesteigerten Blutdruck ( 
bei Schwächezuständen), so entsteht Dnrst. 

Ebenso wie der Hunger kann aber auch der Dm 
scheinbar von den Eacbennerven oder voin Gehirn an 

!- 4) Gefühl des Gleichgewichts. Im gesnndi 

''Zustande hat der Mensch stets, auch ohne dessen den 



fc 5) G 
^^en Kör 



GetSKl an mangeliuler Ewegnng. Selmeragefiihl. 273 

Soll bewnsst zu werden, ein G-efiihl, dasa der Schwer- 
punkt unter stützt ist, sowie auch von der eLnseitigen 
Verlegung deaselben. Durch dieses Getiibl werden z. B. 
heim Gehen und Stehen u. s. w, die paasendeu Be- 
wegungen gemacht, damit der Körper nicht nrafaUe. 

"Wenn dua Gefiih] des Gleichgewichts in seiner In- Sch 
tegrität gestört ist, so entsteht ein dem Schmerze in den 
sensiblen Nerven gleichzustellen des krankhaftes Gefühl, 
der Sehwiudel. Er kann ähnlich wie Hunger und 
Durst von der Peripherie nnd zwar meistens von Nerven 
der Haut und dem Sehnerven oder auch vom Gehirn 
Vgl. auch VII. Anm. zu §. 19a. 

5) Gefühl von Mangel an Erregung. Die Err, 
fühlen nicht nur, wenn sie durch einen frem- 

Körper erregt und daher aus ihrem Ruhezustände 
gekommen sind, sondern auch, wenn ihre Spannung 
vermehrt ist; es entsteht dann in ihnen ein Bestreiten 
nach Erregung, so z. B. in den Sehnerven hei der 
Dunkelheit, in den Muskeln bei grosser Buhe, in dem 
verlängerten Marke bei Mangel an Sauerstoff u. s. w. 

6) Schmerzgefilht. Da dasselbe durch bekannte 
begleitende Bewegungen auch bei Thieren angoüeigt 

kennt man durch Versuche diejenigen Partien 
Nervensystems, welche schmerzhaft sind, oder viel- 
durch deren Reizung Bewegungen der Art erfol- 
Es gehören dahiu von der hiuteru Hälfte des 
ickenmarks die Stellen, an welchen die Nerven ein- 
iten (v. Deen), nicht aber die graue Substanz der 
teretränge und nicht die weisse Substanz zwischen 
den eintretenden Nerven. Ebenso verhält sich im All- 
gemeinen das verlängerte Mark, "Wenn die Brücke, die 
peduoculi cerebri bis zu ihrer Ausbreitung iu die Seh- 
hügel gereizt werden, so entstellen Bewegungen, welche 
vielleicht auf Schmerz denten, vielleicht blos ala Reflex 
(a. Kap. 10) zu betrachten sind. Diese fehlen hingegen 
bei Reizung der Hemiaphären des grosse» und kleinen 
~ ihiros, bei oberfliichlieher Eeizang der gestreiften 

.« Pbyilologie. 3, Aaa, 13 



2T4 



EKcentriaelia SHthemungen des öefültli. 



durch G 



Körper und der Sehhügel; hinsichtlich der Vierhüg* 
ist dißs noch nicht featetehend. Es ist liemerkeiiBwerth, 
' daas die Ganglienzellen ßelbstgefühl nicht haben, dasB 
hingegen die mit ihnen in Verbindung stehenden Ner- 
ven nur äo lange Tühlen, als der Zaeamnienhang besteht. 
Jede Integrität BT orletzung der (lefühlsfasern bringt ■ 
Schmerz hervor und ea Itann derselbe sowohl im Cen-' 
trum als in der Peripherie seinen TTrsprung habaiL J 
Unter allen Umstäaden inuss man aber annehmen, dauE J 
die -wirksame Stelle in dem Centrnm, d. h. In 
den sensiblen Nerven gehörigen GaBglienzelleu liegt titid-S 
das Gefühl nur nach der Peripherie hin verlegt wird^J 
Hb Man nennt dies exe eutriache Erschein 
Wenn z. B. der n. ulnaris am Ellenbogen gedrückt n 
so fühlt man Schmerz iu dun Finger spitzen, weil vos) 
Centrum aus das Gefühl dahin verlegt wird, v 
gewöhnlich ausgeht. Reizung des Eückenmarka hat aeb^fl 
gewöhnlich Schmerz in der Peripherie zur Folge. 

Für das Schmerzgefühl ist das verläagerte MfB 
das Centrnm, s. S. 270, 
!"• Durch das Gefühl lernen wir allmüllg die Ausdelb 
!' nung und Form der einzelnen Theile des Körpers keaS 
nen. Wesentlich wirkt hierbei das Gefühl von dea 
Bewegungen. Durch die Bewegungen berühren sich 
Neichbart heile, und indem die Grösse der Bewegungea 
aljgeachätzt wird, lernt man die Entfernungen der ein- 
zelnen Theile von einander beurthetlen, und so entstellt 
nach und nach in dem Sensorium ein Bild von dem 
ganzen Körper. 
" Bei Ämputirten wird eine Reizung des Stumpfes 
' gefühlt, als wäre der verlorene Theil noch vorhan' 
Ein am Schenkel Amputirter glaubt seineu Fqsb i 
zu besitzen und Schmerz in den Zehen zu fühlen ; er 
oft in der ersten Zeit nach der Operation um, weil I 
j des Verluatoa der Estremität nicht gedenkt. Bei dei 
- Bildung einer neuen Naae glaubt der Operirte, wei 
nn der neugebildeten Nase gereizt wird, nicht hier 



Psychische Eracheinnngea. 275 

Schmerz zu fühlen, aondern an der Stelle, von welcher 
die Hanfc zur NaBenbilduug genomraeu ist. Hält man Gamhi 
den Mittelfinger ao über den Zeigefinger, daaa die innere gsiVgte^ 
I'läche von Jenem die äussere Flüche des Zeigefingers 
p berührt, und rollt an der Berührungsgrenze ein Kugel- 
ten, BO hat man den deutlichen Eindruck, als ob zwei 
Vorhanden wären, weil niimlich zwei Q-efühlabilder von 
Salblcngeln entstehen , welche mit ihren 
flächen einander entgegenge richtet sind, u 
tzen sich in der Voratellung zwei Kugeln 
Das Gefühl von Schmerz infolge äusserer Eindrücke, Einacii 
■wie durch Schnitt oder Stich, kann in einem Theilo ver- mten 
loren gehen und doch kann derselbe Theil schmerzhaft ^"^^ 
sein. Dies aieht man schon beim Einschlafen der Finger 
dnrch Druck auf den n. nlnaris. Die betreffenden 
Finger haben ein sehr unangenehmes Gefühl und doch 
kann man dieselben kneiiien, ohne daaa Schmerz em- 
pfanden wird. Durch den Druck des n. ulnaria ist das 
LeitungBvermög'en unterbrochen, aber zugleich hat sich 
in dem Nerven bis zn seinem Ursprnng aus dem Kückan- 
mark durch den Druck eine VerÜnderung eingestellt, 
es entsteht Schmerz und dieser wird auf die Peripherie 
L^>e zogen. Man nennt diese Eracheiming, wenn sie 
^Hirch Krankheiten hervorgebracht wird, anaesthesia 



g. IS. PsyahiBohe Ersohelntuigen- 
r Inhalt der G-efühle und Empfindungen wird dazu 
frerwendet, um als Material für eine ganz andere Reihe 
n Eracheinungen, niimlich von psychischen, zn dienen. 
I J)ie Seele kann sich aber dieses Materials nicht direct 
■ %emächtigen, sondern nur vermittelst gewisser Nerven- 
Örgaae, d. h. gewisser, ihrer besondern Beschaffenheit 
Kftch nicht gekannter Gangliencomplcxe. Die Physio- 
logie betrachtet die psychischen Erscheinungen nicht 
ftla Functionen des Gehirns, wie man eine Secretion als 
"nnction einer Drüao ansieht, sondern als Resultate 



I 




1 

per angev^l 



PHjpMsche and cestriüigale Erscheinimgen. 



eelbetSiidiger Kräfte nnd ancht die dem Körper t 
hörigen Organe auf, deren Dasein als nothwendige Be- 
dingungen anizufaasen ist, unter welchen jene Kräfte 
sich zu ftusaem vermügen. Die Analyse dieser letztem, 
ibre Combiuatiouen, überhaupt die Gesetze, unter wel- ■ 
chen sie stehen und sich entwickeln, sind Änfgaber 
Fajchologie. Es ist wahrscheinlich, dass allen, eleme^ 
taren psychischen Krülteu auch bestimmte Bezirke < 
Nervensystems entsprechen. 

Ton den Eigenschaften der Seele, welche bei physio» 
logischen Studien besonders in Betracht ) 
wir hervor; das Begehren oder die Triebe, das Vorstella J 
und das "Wählen. Die Triebe sind anf etwas Werdenden 
Zukünftiges, die Vorstellungen auf etwas Vergangen^ 
{rericbtet, das Wühlen der Seele bezieht sich anf £' 
Gegenwart. 

Wenn die Seele von 
macht werden können, e 
Seele sich etwas vorBtellt, 
Gedächtnisses; auch 
lieh nichts als 

hfindung. 



ohne Mitwirkung des Gedächtnisses. 



'ei Bewegungen, welche { 
e auswählt, oder w< 
(0 bedarf sie dazu stets dea. 
ifache Vorstellung ist sigent-'^ 
durch das Gedächtaias reproducirt« ;¥ 
Trieb hingegen kann sich zeigeib-fl 



Centrifugale Erscheinnugen. 



§■ 



ThRtigkeiten 



enaysteme, deren Wirknnin 
dasa Muskeln zur Contraction " nn4 j 
Drüsen zur Absonderung veranlasst werden, nennt man. ? 
centrifugale. Sie können durch Reize hervorgemfeA- 1 
werden, welche die Nerven selbst, und solche, welche.) 
die Ganglienzellen treffen, aus denen die motoriachflO ] 
Nerven hervorgehen. Die Bewegungen, welche e 

• ersten Art entstehen, nennt man Beiz- 1 



Centriüigale Bewegangen 



277 



I 



bewegiingen (§. 21), die der aweiten Art Bewegiingeu 
'Jleentraleii UreprungB (§. 22—24). 

Die Bediugungen, unter welchen die letztgenannten 
Bewegungen zu Stande kommen, sind verBchiedener Art. 
Es gibt Bewegungen, deren Erregung nicht von Ner- 
ven ausgeht, welche ausserhalb des sich bewegenden 
Organs liegen, sondern von EoEchen innerhalb desselben. 
Sie sind repräsentirt im Herzen. Seine beständig wah- 
rend des Lebens vorhandenen Contractionen finden nur 
in der ElastioitiLf ihren Widerstand, wodurch die inter- 
mittirenden Pulsschlage entstehen. Sie dunern aber auch 
am ausgeschnittenen Heraen fort, bis jeder Sauerstoff 
«ntzogenist, oder die Ganglienzellen abgestorben sind. — 
Anf ähnliche Weise verhalten sich der Darm, die TJre- 
teren u. e. w. — Man nennt diese Bewegungen anto- 
mati sehe. So unabhängig sie zu sein scheinen , so 
können sie doch von mancherlei Einflüssen modificirt 
werden. Abgesehen davon, dass die betreffenden Organe 
dea Zuflnases ernährenden Blutplasmas und des Sauer- 
stoffe bedürfen, wirken andere Nervenparthien auf sie 
ein, HO z, B. das Gehirn auf das Herz, wie man bei 
Gemüthsbewegungen sieht ; aowie auch die vasomoto- 
rischen Nerven; endlich können Reizungen der mednila 
obl. und der nn. vagi ihre Unabhängigkeit aufheben und 
ihre Bewegungen in Buhe bringen, sie hemmen (| 25). 
£ine zweite Klasse von Bewegungen und den dazu ge- 
hörigen Nervcncentren ist dadurch charakterisirt, dass 
sie einer besondern Erregung bedürfen, ehe sie ein- 
treten. Wir wollen sie iacitirte Bewegungen nennen. 
Dieselben werden im normalen Zustande stets von Er- 
regungen der motorischen Ganglienzellen veranlasst, 
also z. B. Streckung des Vorderarms von den motori- 
schen Ganglienzellen der Vorderhörner des Bücken- 
marks, aus denen die Fasern des n. radialis hervor- 
gehen. Der betreffende Gang! iencomp lex wird aber 
wieder von andern, und auch diese können wieder von 
noch andern erregt werden. Dadurch entstehen also 



278 



Automatische BewCguBgen, 



Erregungen erster, aweiter, dritter etc. Ordnung. Die 
Erregungen können aber vom centripetalea Nerven aus- 
gehen (s. Eeftexbewegung §. 23), oder vom Gehirne nad 
Eücbenmarke (b. §. 23. 24), 

§. 20. Antomatiac 
Sie zerfallen in" drei Abtheiluagen: automatische 
Bewegungen im engorn Sinne, toniBche und an- 
tagoniBtische Bewegungen. 
;hB X)as Charakteriatische der automatischen Bewegiin- 
^ geii im engern Sinne beateht darin: 1) dasB dieselben 
nach Zerstörung von Gehira und ßüiikeumark noch fort- 
dauern; 2) daae in allen den Organen, in welchen aie 
vorkommen, Oanglienzellen (gewöhnlich mikroskopische) 
angetroffen werden, in denen man den Ansgangspunkt 
der Erregung sucht; 3) zwischen den einzelnen Sewe- 
gnngSftb schnitten finden Pansen statt. In manchen die- 
BQr Bewegungen ist ein regelmässiger Typus bemerkbar, 
in andern fehlt er. 

Solche antomatische Bewegungen sind beobachtet : 
1) am Herzen. Die betreffenden Ganglien liegen vor- 
angaweisB in der Scheidewand und im aulcus trausver- 
Bus. Bei Fröschen gelingt es, den Hauptherd derselben 
durchzuschneiden und dadurch die Herzbewegung zum 
Stillstand an bringen. Wenn man nämlieh an einem 
Froachherzen , an der Grenze zwischen Vorhöfen und 
der Herzkammer, auf beiden Seiten einen BinBo1mitt> 
macht, zwischen denselben aber die Mitte unversehrt 
lässt, so sehlägt das Herz fort wie vorher; lässt man 
hingegen die Seitentheile unversehrt und schneidet die 
Mitte durch, so steht das Herz still. (Budge, v.Wit- 
tich). 2) am Magen nnd Darm. Die dazu gehörigen 
Ganglien liegen zwischen Schleimhaut und Mnskelhant 
(plexus myentericua, Auerbach). Obwohl die Magen-. 
bewognng durch Reizung des n. vagns angeregt werdea 
kann {Bischoff), so hört sie doch nicht auf, wenn bei 
einem lebenden Thiere sütumtliche Magennerven durch- 



I 



I 



ToDiBclie Bewegungen. 27f* 

Pschnitten wordoa sind und das Thier am Leben gehlie- 
1 ist; vielmehr werden die Speisen auch dann noch 
dem Magen in den Darm übergBführt. (Budge.) 
r ausgeschnittene Magen nnd Darm hewegen ail^h 
:nBü wie das Herz noch eine Zeit lang fort. 3) an der 
Harnblaae. Sie macht fast beständig aehr kleine Con- 
tractionen, auch dann noch, wenn alle zn ihr gehenden 
Nerven durchschnitten sind; ebenso 4) der Iris, 5) den 

Ifiyinphherisen, 6) den Ureteren, 7) den Arte- 
rien. Namentlich ist eine regelmässige Füllung nud 
Entleerung der Arterien am Kaninchenohr beobachtet. 
(Schiff.) 8) Anch gehören hierher der Ausfluaa des 
sogenannten panilytiichen Speichels, s. S. 46. (C. Ber- 
Bard.) 9) der Ausflnss der Galle nach Zerstörung 
aller Serven. fPfiuger.) 
Bei den automatischen Bewegungen echeinen die 
Muskeln als Bolche auch hetheiligt, ohne' daas sie von 
Nerven erregt werden. Am Herzmuskel bringt man 
dnrch Heizung eine freqnentere Bewegung hervor, als 
dies durch Reizung irgend eines Nerven möglich. Indess 
lanas anch hervorgehoben werden, dass, wenn die Atrien 
eines Frosches zerstückelt werden, nnr an denjenigen 

»Stücken eine selbstatündige Bewegnng vorkommt, welche 
Nerven enthalten. (Budge.) Anch am Ureter scheint 
eine selhsts tändige Muskelbewegung stattz «finden. 
(Engelmann.) 

Man nennt tonus eine stetige, wenn auch in ge- Tc 
ringeni Grade vorhandene, während dos ganzen Lehens 
fortdauernde, von den motorischen Nerven ausgeheiide 

^nnd von den Muskeln ausgeführte Contraction. Man nahm 
j^herhin an, dass olle Kürpermuskeln in einem solchen 
Znstande sich befänden, solange das Rückenmark un- 
versehrt, sei. Namentlich galt zum Beweise dafür, dass 
nach Zerstörung desselben der m. sphincter ani externns 
nicht mehr contrahirt sei und die Rnmpfmuskeln er- 
Bchlaffen. Ich habe schon vor langer Zeit nachgewiesen, 
i der sphincter ani im normalen Zustande gar nicht 



280 TonUote Bewegung». 

beständig contrahirt tet, namentlich nicbt in dem Maase,^ 1 
dass dadurch der Austritt der Escremente zuriickgehal**! 
ten wird. Der Muakel contrahirt sich aber sehr leicht] 
refleetorisch and selbst geringe Veranlossuagen, 
Schleimanhäufiing, besondere ein Druuk, welcher vo&l 
oben wirkt, haben eine Gontraotion zur Folge. Ich habe J 
hänfig einen Versuch augestellt, welcher dies Verhälfc'J 
nisB klar macht. Wenn uHmlich die hintern "Wurzeln 
der Saeraluerveii bei einem Thiere ohne Verletzung dec 
vordem durohBchuitten werden, bo steht der After of 
und gewöhnlich füllen Excreiuente die Oeffuuag a 
Zugleich dieaat der Urin tropfenweise ab, zumal 
jeder Bewegung des Thierea. 

Man statairt heutzutage nur noch einen tonaa . 
den Gefiisaen und vielieicht an der Harnblaee, 

Es ist nun zwar die Beobachtung richtig, welche 
Heideuhain und Oiannzsi gemacht haben, de 
Harnblase nach Zerstörung ihrer Nerven nicht mellt'^ 
im Stande ist, eine so grosse Menge von Fliiasigkeit 
in sich zu halten, als vorher; dass vielmehr bei einem 
beträchtlich geringem Drutike dieselbe aus der Harn- 
röhre auaflieBat. Dieae Tracheinung iat jedoch nach 
obigem Versuche als Eef jk aufzufassen. "' J 

Eine andre Eracheinnng bat ferner zur Anuahmvfl 
eines tonus geführt. Wenn nämlich der n. sympathicmfl 
durchschnitten wird, so erweitern sich die Gefäase der-^ 
jenigen Gegend, welche von jenem Nerveu veraorgi. J 
werden. Man hat daher die Ansicht aufgestellt, daatt-l 
durch den n. sympathicns die Gefössmuskeln in eioar^ 
beständigen Coutraction erhalten wurden. Da nun absrl 
der n. sympathicus seine "Wurzeln im EUckenmarke hafefl 
(s. §. 32). da derselbe ferner in einem aelir ftbhängigeirfl 
Verhältnisse von den seuaibien Nerven ist, so ISsst sich. ' 
die stetige Contraction der kleinen Gefässe mit gröaster 
Wahrscheinlichkeit ala eine Reflexeracheinung , gerade 
wie die Contraction der Sphincteren auflassen. Die 
grosse sensible Flüche der äusaera Haut, welche fort- 



AntagoniaÜBclie Beweguogea. 281 

währenden Erregungen ausgesetzt ist, wird auch Ver- 

anliissang genug zu einer beständigen reflectori sehen 

Thätigkeit im G-ehieto des n. sympathions geben können. 

Somit wird es sehr üweifelhaft, ob überhaupt tonisohe 

iwegungen angenommen werden dürfen. 

tagonistiscb nennt man 2 Bewegnngen, derenAt 
ihtungen einander entgegengesetzt sind. Es gehören "■ 
ihin Streckung und Beugung der Glieder, Heben und 
mken des Augapfels, Verengerung und Erweiterung 
Pupille, der Stimmritze, aller Sphincteren etc. Man 
1 daher auch diejenigen Nerven, welche solche 
gegneriBohe Bewegungen veranlassen, endlich auch die 
Erregungen , welche auf die Nerven einen derartigen 
Einflnss ausüben, ala antagoniatigche bezeichnen. Die 
Fasern des n. radialis, welche dem Strecker des Vor- 
derarms, dem m. triceps angehören, sind Antagonisten 
derjenigen Fasern, welche in den Beugern, mm. biceps 
und brachialis verlaufen; der pnpillenverengernde n. 
ocnlomotoriuB wirkt antagonistisch gegen den pupillen- 
erweitemden n. sympathicus u. s. w. Die Willenskraft, 
repräsentirt im grossen Grehim, verhält sich z. B. dann 
tagoniatisch gegen eine andere Kraft, wenn trotz des 
'Scheins vor dem Äuge dasselbe nicht geschlossen 
' lo wenn der Zornentflammte seine Hilnde 
icht ballt, wozu ihii der Affect treibt u. s. w. 

Die antagonistisch wirkenden Kräfte bilden einen 
Widerstand gegen einjmder. Wenn sie gleich gross 
sind, ist vollständiges Gleichgewicht vorhandeo. Ein 
Bolches besteht während des Lebens fast niemals, selbst 
jm Schlafe nicht. Vielmehr bemerkt man fast immer 
'«n Vorwalten einer Kraft gegen eine entgegengesetzte. 
'So z. B, wirken auf die Muskeln der iris 2 Kräfte, 
die eine ancht die Pupille enger, die andere sie weiter 
zn machen. Jene wird hauptsächlich durch das Licht 
heFTorgernfon , die Entstehung der letzteren ist noch 
nicht vollatllndig klar. Man ist im Stande, gerade diese 
letztere Kraft aufzuheben, dann steigert sich der Ein- 



anti 






282 Antagoniatiiclie Bewegungen. Reizt äwegnngeu. 

flusB do3 Lichtes; ebenso wird die PuiiUle erweit» 
wenn LIilimang des pupilleiiverea^nden Nerven eintriS 
Eine besondere Beaohtiuig verdient der Antagonfl 
mus, weleher zwischen den 2 Korperhälften beateff 
Entweder werden die beiderseitigen Bewegungen 
einem und demselben intendirten Zweck benutzt, 



z. B. beim Fi; 
beim Stehen u 
Theil des Plar 
endet, wie beii 
Fällen ist e 






5en Standes mit 2 Aagi 
e eine Hälfte fahrt ei 
BS aus, den die andere gleichzeitig 
i Gtehen. In diesen und vielen ai 
Q einheitlicher (AVillens -Jimpuls, welcl 
durch 2 zusammeugehörigo Kräfte einen JZweck 
folgt. Wird der 'Wag zur Ausrühmng anf einer SfflM' 
versperrt, so übt der unverminderte Impuls gewissei 
massen einen vermehrten Druck auf die andre T 
aus. Bei Lähmung des n. facialis einer Seite wird 
Gesicht, welches der Wille intendirt, grade zu riet 
nach der gesunden, allein beweglichen Seite verdrel 
Zuv Zeit, wann der Wille nicht anf die Bewegung^ 
der Geaichtamuskeia wii'kt, wie im Schlafe, verliert sieh 
die Schiefstellnng. 

So lässt es sich wähl' scheinlich bei allen antago- 
nistischen Bewegungen nachweisen, dass es nicht die 
motorischen gleichnamigen oder gegnerischen Kerven,', 
und deren Ceutra sind, welche sich das G-leichgewicbt, 
halten, sondern daas dies von den Impulsen herrtthrtj 
welche die antagonistischen Bewegungen beheirscheil: 
dass mit einem Worte dieselben meist reflectoriachw 
Natur sind. 

§. 21. Inoätirte Bewegungen im Allgemeinen. ■ 



n 

1 



Die incitirten Bewegnngen zerfallen in zwöi Omppen, 
nämlich solche, welche durch Eeize auf die motoriacheii 
Nerven selbst hervorgerufen werden, Beizbewegnn- 
gen genannt, und solche, welche iodireet dnrch Yet!*J 



mittlnng vun G-efiihlen, Empändungen, Vorstellungen 



ßeizbeweguugen sind z. B, ZuckuugBU in den Ge- 
siclttsmuskeln , welche irgend eine krankliB.fte Reizung 
des n. facialis erzeugt; ebenso wird eine vermehrte Herz- 
bewegung hierher an rechnen sein, infolge einer Steige- 
rung des Blutdrucks im Herzen aelbat; ferner eine 
Zunahme der Darmbewegung, wenn Gase den Darm 
betriichtlicli ausdehnen; oder die Znckangen eineB Glie- 
des, dessen Muskeln, resp. Nerven stark gedehnt werden, 



§, 33. Beflexbewegongen. 

BeweguDgt^n in Muskeln und D rase nepit heben (Se- i 
cretionenj, welche infolge von Heizung oeutripetaler 
NeKsen entstehen, nennt mau Reflexbewegungen. 
(Entdeckung von M. Hall und J. Müller.) 

Zu ihrem Zustandekommen sind erforderlich: 1) einBe 
Keia; 2) centripetnle Nerven; 3) ein nervöses Central- 
organ; 4) centrifugale Nerven ; 5) Muskel, resp. Driise. 

Der Seiz kann angebracht werden; 

1) am peripherischen Endorgane des Nerven. Nn- 
meutlicb sind es die äussere Haut und die Schleimhäute, 
welche in dieser Weise erregbar sind, aber auch von 
dem Herzen, den Hoden, den Nieren, Üer Leber u. s. w. 
kann eine Erregung zu ßeflesbewegungen ausgehen. 

Dahin gehören auch diejenigen Athembewegungen, 
welche von einem Beize auf die Sinnesorgane ausgehen. 
So können Bvechbewegungen entstehen, wenn gleichartige 
Eindrucke rasch hinter einander vor dem Auge (retina) 
vorübergehen , Niessen bei plötzlichem Einbrechen von 
Licht in einen völlig dunklen Kaum u. s. w. 

2) An dem Nerven in seinem Verlaufe. Man be- 
obachtet, dase hier die Beizuug keine so ausgedehnte 
B«flexbewegang, sowie in de r Hegel anch keine aweck- 

^faüBsige znr Folge hat. 



284 Refleibewegnngejj. 

3) Am Centrum. Gehirueinflüsae, wie aie z. B. dnrch 
Vorstellangon in Geraüthsaffecten entstehen, können 
leicbt Kefiexbewegiingen veranlassen, so z. B. Zittern 
dnrcli Schreck. Diese Befloxhewegungen lassen sich 
wieder auf die bei 1) erwähnten zurückführen. Denn 
immerbin entstehen die Gemtitlisaffecte durch Eindrücke 
auf die Sinnesnerren, welche dann wieder Vorstellungen 
hervorrufen. 

Ein nervöses Centralorgan ist zur Leitung zwischen 
den centripetalen und centrifngalen Nerven ahsolutes 
Erforderniss. Wenn die beiden Wurzeln der Nerven, 
welche zn einer Estremität gehören, von Eückenmarfce 
getrennt sind, oder wenn das Rückenmark zerstört ißt, 
liringt keinerlei S.eiznng an der Haut des Gliedes (nlat^ 
an deren centripetalen Nerven) Bewegung hervor. — 
Ob auch von den peripherischen Ganglien Reflexbewe- 
gung ausgehen kann, bedarf noch weiterer Untersuchun- 



gen. 



a Ganglio 
s jedoch vo 



gestellt wird. 



ixillnre nimmt ea C. Eornard 
II Forschern wieder in Abrede 






I Schwefelsänrc und bestimmt die Zeit, 
welche zwischen der Berührung der Haut mit der Saure 
und dem Eintritte der Reflexbewegang verstreicht. 
(Setscheuow.) 

Die Entstehung einer Reflexbewegung setzt die 
Uebertragnng einer Erregung der hintern Rückenmarka- 
etränge anf die vordem voraus. In die hintern Rücken- 
marksstrllnge gehen die hintern "Wurzeln zunächst ein 
und jene sind die Repräsentanten der centripetalen Er- 
scheinungen im Rückenmarke. Nur solange sie vorhan- 
den sind, flndet ein Reflex statt. Ea scheint, dass von 
Jeder Stelle derselben eine Erregung jeder Stelle der 
vordem Stränge und diidnrch auch der Wnrzeln ver- 
anlasst werden kann. Wenn z. B. bei einem Frosebc 
die obere Hälfte des vordem Tbeila vom Rückenmark 
ingeacbnitten wird, nachdem zuvor alle Gehimtheil^ 



ßeflesbe wegun gen. 



285 



■nnd das Terlüngerte Mark Bxatirpirt worden waren, eo 
köDDen Bewegungefl in den Muskeln der bintern Extre- 
mitäten infolge den Schnittes entstehen. — Wenn ferner 
in der Höhe des zwölften Rückenwirbels bei einem 
Kaninchen die ganze hintere Markhillfte uud in der 
Höhe des vierten Eückenwirbela bei demaelbea Thiere. 
die ganze vordere Markhälfte durch schnitten worden ist, 
so entstehen dennoch dnrch Eindrücke, welche »nf die 
hinter dem hintern Schnitte liegenden Körpertheile ge- 
mocht werden, Beactionen am Vordertheile, z. B. am 
Kopfe. (B. Sanders.) JDie Uebertragung der Erre- 
gung von den hintern zu den vordem RttckeuraarkB- 
strilngen muBS man also durch ein weit verbreitetes 
Fasemetz zu Stande gebracht sich denken; aber jeder 
Abschnitt von diesem Netze kann die Reflexe bewirken. 
Weder braucht das ganze Rückenmark im Zusammea- 
äoDg, noch auch dasselbe mit den darüber liegenden 
'lr»rvencentraltheilen in Verbindung zu stehen. Ea ^bt 
'daher veracluedene Abstufungen. Die einfachate Refles- 
heweguug kommt in einem RückenmarksstUck zu Stande, 
an dem nnr eine oder zwei hintere nnd vordere Wurzeln 
an einer Seite und die betreffende Extremität derselben 
fleite geblieben sind, and nichts Anderes. — Hier fin- 
nflen wir nur eine einfache Uebcrtragung. — 
' Die Eeflesbawegnngen können zweckmässig sein und 
sind ea in der Regel bei frisch enthaupteten Thieren. a 
Nach einiger Zeit hört jedoch die Zweckmäaaigkeit der 
Bewegungen auf, und wenn die Unterbrechung des 
Rückenmarka mit dem verlängerten Marke und Gehirne 
lüg erfolgt, wie dies beim Menschen durch Riicken- 
■ks Verletzungen oder Krankheiten gewöhnlich der 
fehlt die Zweckmässigkeit der Bewegungen 
fest immer. Wenn man bei einem Frosche, dem der 
Kopf abgeschnitten ist, die Zehe mit der Pincette kneipt, 
so zieht er dieselbe zurück, gewöhnlich bis unter den 
Bauch; betnpft man sie mit liqn. amm. caust. oder 
iBigsäure, so zieht er zwar auch das Bein zurück, macht 



^Alhnäl 
HiUrkt 

PVaU i 



aber zugleich mit den andern Extremitäteii I 

welche bo ausaeheu, ala wollte das Thier 

keit abwischen; ja er benntzt den Enmpf dazn, i 



nach der Stelle der 
die Vorkftminer des Her 
Magen und Dünndarm, i 
gungea der Estremitätei 
verlängerte Mark und der 






mg binztüenken. Aach 
zeas gereizt wird ode: 
) entstellen abwehrende Bi 
, jedoch nur ao lange. 

Q demselben entepringt 

sie a. vagns noch unverletzt sind. (Pickford.) Beispiele' 

Igen, der Reflexbewegungen bieten auch die Verengerung der 
Pupille nach Reizung des n. opticus oder der retino 
durch Licht. Ferner die Bewegung beim Hnaten durch 
Reizung der Schleimhaut der Stimmbänder, SchlleSBen 
der Augenlider durch Reizung der coujimctiva, Znckeii 
der FusBmugkeln durch Kitzeln der FuBssohle, I^ittern 
nach Verbrennungen n. e. w. 

aln- Unmittelbar nach "Wegnahme des Gehirna aind 

Reflexbewegungen geringer; später hingegen nehmen 
wieder zu. Bei Gelähmten entstehen leichter Beflo**'' 
bewegungen nach geringen Reizungen an der gelähmten 
ala an der gesunden Seite. Bei Rückenmarka Verletzun- 
gen von Menschen beobachtet man, dasa eine Reizung 
der Haut der untern Extremitäten durch Kneipen oder 
Stechen von dem Kranken gar nicht gefühlt wird, aber 
dennoch eine Beugung oder Streckung der Extremität 
zur Folge hat. Durch Narcotica werden die Refles- 
eracheinungen vermehrt, namentlich ist Strychnin in 

lin. dieser Beziehung ausgezeichnet. Strychnin wirkt direot 
auf daa verläcgerte nnd Rückenmark und zwar so, als ob 
dasselbe elektriairt würde, es bringt tetaniaehe Krämpfe 
hervor. Bieae können entatehen, wenn bei Frflschei: 
das Herz exatirpirt wird nnd daa Strychnin anf da- 
bioaagelegte Rückenmark gebracht wird. Durehschnoi- 
det man an einem Gliede alle Nerven mit Sohoai 
der Gefäsae nnd bringt nnter die Eanfc dieaee &liai 
einen Tropfen der Lösung von salpetersaurem Strycl 
80 entsteht tetanus nach einigen Minuten 



Wilkürliche Bewegnngen. 



287 



Sörper mit Auauahiae des gelähmten trlieiies. Unter- 
bindet mau daa Herz und bestreicht damit einen Ner- 
veu oder irgend einen andern Körpertheil, mit äub- 
nahme des E,ückeu- und verläugcrtou Marka, so entetekl 
niemaia Vergiftung, Werden bei bestehender Cirknlation 
die hintern Wurzeln durchaohuitten , ao tritt die Wir- 
kung epäter und schwächer ein. Wird das Bückeomark 
quer dnrcLachnitten und Btrychnin in die Mundhöhle 
oder unter die Haut gebracht, ao wird aaerat die vor- 
dere KSrperhälfte und später die hintere von Krämpfen 
befallen, sodasa mau annehmen kann, dasa die Ganglien- 
zellen des vorüingerteu Marks leichter von Strychnin 
affizirt werden, als die Ganglienzellen des übrigen 
Itackenmarka. 

Die centripetalen Nerven, inaofern sie Veranlaasung I 
geben zu Reflexbewegungen, hat man auch ex cito- 1, 
motorische und die motorischen Nerven, welche bei "^ 
dieaemÄct die Muskeln zur Contraction anregen, reflex- 
^notoriache Nerven genannt. 



8.2 



Willkürliche Bewegungen. 



Damit willkürliche Bewegungen zu Stande komraen,BE 
ist , abgesehen von den die Bewegung anafübrenden „ 
Organen (Muskeln, Knochen, Gelenke), noch ein Com-™ 
plex von payohisoben und Nervenactionen erforderlich, 
von denen die letztern in verschiedenen Theilen dea ' 
centralen Nervenayatema ihren Sitz haben. Sobald eine 
von diesen Actionen gehindert ist, leidet die willkür- 
liche Bewegung. Damit der Wille in einer solchen 
Bewegung sich kund thue, ist nothwendig: 

1) ein Begehren oder ein Trieb zu dieser Bewe- 

^ng; der Trieb zu Bewegungen ist mit der Entwick- 

U'Iong der Muakeln gegeben. Er entsteht daher schon 

Tibi intrauterinen Leben. Nach der Geburt werden 

m^e verschiede aartigsten Bewegungen - 



L«Dcht, bis 






Iche den 



288 WUlifirliolie Bewegongen. 

angebornen Trieben und G-efüh!eu entspricht. Ein Eand 
macht z. B. zuerst die -nnzweckmiisHigBten Be'wegangeiir 
um Nahrung in den llnnd zu bringen, Lis ihm allmäJl " 
lieh die richtigen gelingen. 

2) die Vorstellung von der Möglichkeit der Be» 
gung. Für beide genannte Erscheinungen ist der t 
Beat liehe körperliche Sitz in deu Hemisphären 
grossen Gehirns zu Buchen. 

3) Gedächtniss. So z. B. wird es nicht möglich aein^ 
die zur Aussprache eiaea Worta nothwendigen Bewe- 
gungen hervorzubringen, wenn nicht der Eindruck re- 
producirt werden kann, welcher früher durch deu Ge- 
hörsinn gemacht worden ist. In der Reproduction der 
Sinnes- and Gefuhlsc in drücke besteht dai^ GedäebtniBS. 
Nach neuem Eri'ahrungen (Bouillaud, Broca) ist 
ermittelt worden, duas sehr häufig bei gewissen Erkran- 
kungen des hintern Drittels der untern Frontalwindung 
des linken Stirnluppene vom grosBen Gehirn eine söge- 
nannte Aphasie entsteht, d. h. die Affection, in welcher 
der Kranke bei vollem Bewnsstsein bestimmte "Wörter 
entweder nicht aussprechen oder nicht schreiben kann, 
obgleich er den Begriff davon kennt. Er ist nur nicht 
lahig, in einem gegebenen Momente die richtigen Be- 
wegungen der Stimmorgane zu machen; und die inten- 
dirteu Laute hervorzubringen. Das Willensorgan kann 
nicht lokaliairen. — Frisch und Hitzig haben ge- 
funden, dass durch schwache Heizungen des vorderu 
Theils der Convesltät des grossen Gehirns Bewegungen 
der gegenüberliegenden Körperhälfte veranlasst werden 
konnten. Es ergaben sich kleine umschriebene centra 
z. B. füj" die Nackenmuskel a, Muskeln des Vorderbeins. 
Die beiden Forscher nahmen auch bei 2 Hnnden, die 
sie am Leben Hessen, ein wenig von der grauen Ein- 
densubstanz der Stelle weg, welche sie als Centrum der 
rechten VorderextremitÜt erkannt hatten. Die Thiere 
wurden in der That an diesem Beine unsicher und 
glitten leicht aus. 



Zwanesbewegnugen. 289 

4) Znr Aiiaführung der -wülkürlicheii Bewegung 
gehört einmal Gefühl für Grleicligewichti welches, 
wie gesagt, seinen Sitz im kleinen Uehirn zn haben 
scheint, und zweitens die Aneführnng derjenigen 
Bewegungen, welche nothwendig atnd, um diis Gleich- 
gewicht zu erhalten. 

Man bezeichnet mit dem Namen Zwangehewe- Zwmgii" 
gnngen solche Bewegungen, welche den. Anschein ge- 
währen, hIb ob sie wider Willen atota nftch einer und 
derselben Richtnng ausgeführt würden. 80 z. B. be- 
obuehtot man, duss nach einem Stich in den pednncuIuB 
cerebelli ad pontem ein Thier sich im Kreise dreht, 
und zwar von der unverletzten gegen die verletzte Seite 
hin, bis es ermüdet umfällt. Oft sieht man, dass ein 
Thier nach anderen Verletzungen des kleinen Gehirns 
den Kopf weit nach hinten zurückbeugt, oder Kopf 
und "Kaie nach einer andern Seite wendet, als nach 
welcher der Enmpf geneigt ist, u, s. w. Mnn hat früher 
dies Bo erklärt, dass dnrch eine solche Verletzung plötz- 
lich ein Trieb erwache , welcher bisher eingescTiränkfc 
gewesen wtlre, solange nämlich dae Organ noch in gutem 
Zustande sich befand. Diese Ansicht lässt sich jedoch 
sehr wenig begründen. Viel leichter erklären sich solche 
Erscheinungen, wenn man sie nicht als gezwungen, 
sondern als willkürliche Bewegungen betrachtet. Da- 
durch kann man auch einsehen, -wie es geschieht, dass 
oft die Drehnng erst nach der einen, dann nach der 
andern Seite erfolgt u. A. m. Bei dieser Annahme ist 
man indessen zur Voraussetzung genöthigt, dass das 
Gefühl des Gleichgewichts seinen centralen Sitz im 
kleinen Gehirne habe, durch deßsen Verletüuug die sog. 
Zwangsbewegungen hauptsächlich entstehen; mit andern 
Worten, dass die Wahmehmnng, es sei der Schwerpunkt 
des Korpers jeden Augenblick unterstützt, durch die 
Ganglienzellen des kleinen Gehirns ermögUcht werde. 
Diese Hypothese kann man sich an einem gegebenen 
. Falle noch mehr veranschaulichen. Die sensiblen Nerven 

BbiIes, Gompend. der l>hyil(ilo),-le. S.Aua. 19 



der rechten Körperaeite Sühiit.zen z. B. 
ZiiBtiiiide die Scliwere dieser Hillfte, and die der link*^ 
Seite die Schwere der aaderu. Eataprectea sich i 
Geftihle, bo entsteht das Bewueatsein, dasa der Sohwst 
pnnkt des Körpers uutcrBtützt ist. Im Momente, 
welchem die Schätzung beider Seiten gegen i 
ungleich ausiallt, wird sofort eine Bewegung gemacbl 
um den Schwerpunkt dahin zu verlegen, 
Btiit;(t ist. Nehmen wir nun an, dass durch die Voll 
letzung einer Hälfte des kleineu Q-ehirns die ScbÜtEiu 
nicht mehr corrcct ist, ao wird die entsprechende I 
perhtllfte sich gar nicht mehr oder nicht i 
ständig unterstützt fühlen. Der Schwerpunkt wird daher 
aul die andere Seite verlegt, und es ist (iefahr ' 
handen, dass der Körper auf die gesunde Seite 
falle. Doshaifa wird das geannde Bein sich nach i 
wenden, d. h. die G-rundfiäche, auf der die Stäis 
(Beine) stehen, vergröaaern. Ein aolchoa Thier wird i 
her bei stärkster "Verletzung der einen Hälfte des klein 
Gehirns gradezu nach der gesunden Seite umfallen, i 
vergebliche Verauohe machen , aufzuatehen ; bei j 
gerer Verletzung zwar auch umfallen, aber sich i 
richten suchen und immer wieder falloD, d. h. sich « 
zen; bei noch geringerer Verletzung noch gehei 
im Kreise, wie ein Pferd, welches an der Leine l 
wird. — Die gesunde Seite des Körpers ist aber^ t 
an welcher das kleine Gehirn verletzt ist. " 
aenaiblen I'asern der rechten Seite sind von der linken 
Hemisphäre, nnd die der linken von der rechten Hemi- 
sphäre des kleinen Gebima abhängig. Die Beziehungen 
der einzelnen Theile des kleinen Gehirns zu einzelneu 
Körperorganeu sind noch nicht bekannt. 

Es ist indessen sehr wahrscheinlich, dass jeglicher 
Muskelparthie auch eino gewisse Stelle im kleinen (Je- 
hirue entapricht, ao z. B. ein besonderer Ort für die 
Bewegung einer Extremität, dea Kopfes u. s. w. Diese 
Steilen wärden sich nach obiger Auseinanderaetzuna 



die 



iTif die Bewegungen in der gegenüberliegenden Körper- 
lälfte beziehen. So hätte also z. B. die Muskel- ttnd 
ervenparthie, welche zu der Drehung des Kopfes nach 
1er rechten Seite gehört, und der rechten KörperhSlfte 
^komrat, ihren «ie vertretenden Sitz im linken kleinen 
Gehirn, an einer noch zu erfo rächenden Stelle, Wenn 
■wir nun den Fall setzen, ea wäre bei einer Verletzung 
des Tdeiaen Gehirns diese Stelle nicht getroffen, son- 
dern eine andere, welche sich auf die untere Estremi- 
der Kopf, dessen Gleichgewichts- 
■öefühl noch intact wäre, schwerer erscheinen, als die 
sich daher nach diesen drehen und möglicher 
)in Umfallen nach der kranken Körperseite ver- 
ilassen. In der Tbat zeigen Versuche solche Erschei- 
lungen hüußg genug. 

" ' ngeo des kleinen Gehirns sind in der Regel 
linit grosser Unruhe verhundea, was sich leicht als eine 
" ' je der Unbehaglichkeit erklärt, welche entsteht, wenn 
Gefühl für das Gleichgewicht theilweise aufgehoben 
ist; and die. es durch freilich meisteuB erfolglose Än- 
atrengnngen aufzubeben versucht. 

Den Hergang einer wiUkürlichen Bewegung kann Hen 
man sich ungef^ihr aaf folgende Weise denken: sew 

j, 1) Der psychische Impuls des WUleua, eine be- 
J^immte Bewegung zu veranlassen, wirkt auf die Gang- 
-lienzellen der Hemisphären des grossen Gehirns, und 
zwar so, dass, wenn eine Bewegung der rechten Seite 
ausgeführt werden soll, die linke Hemisphäre, und wenn 
eine Bewegung der linken Seite ausgefülirt werden soll, 
die rechte Hemisphäre angeregt wird. Wahrscheinlich 
itspricht einer jeden Bewegung eine bestimmte Stelle 
den Hemisphären, s. o. S. S88. Jede Zcratöraag 
jBiner Hemisphäre hebt den Einfluss des Willens auf 
die entgegengesetzte Kör per seile auf. 

2) Von der betreffenden Hemisphäre werden' die 
motorischen Fasern durch Vermittelung des corpus 
itriotnm und des thalamua auf derselben Seite erregt, 



292 Kachsbmende mad isittiiktaitig« Bewesnngen. 

und dieae Erregung breitet sich aus bis zu den Nervei 
hin, welche die gewollte Bewegung zur AeoEserun^ 
bringen aolleu und welche der entgegengesetzten Kör- 
pereeite angehören. 

3) Gleichzeitig entsteht das Gefühl des gestörten 
Gleichgewichts in den Muskeln der bewegten Seite, und 
dadurch werden diejenigen Bewegungen der gegenüber- 
stehenden Seite veranlasst, welche das Gleichgewicht 
wiederherstellen sollen. 



"WShrend willkürliche Bewegungen sowohl gewisse 
Vorstellnngen als Triebe erfordern, um zn Stande zu 
kommen, gibt ea Bewegungen, auf welche Vorstellun- 
gen, aber kein Trieb, und andere, anf welche der Trieb, 
aber keine Vorstellung einwirkt, Beispiele der erstem 
Art sind die nachahmenden Beweguugen, z. B, beim 
Gähnen, der Ausfluss von Speichel bei Vorstellung einer 
Mahlzeit etc.: Beispiele der zweiten Art aind die 
iuBtinktartigen Bewegungen, wie von neugeborenen 
Thieren, welche die Zitze suchen etc. 

Auch gehören nnter Umständen zur ersten Klasse 
die nach UemüthsafTecten entatehenden Bewegungen. 



|. 25. Hemmungsersoheinun^en. 

Wenn eine Bewegung durch eine andere aufgehoben 
werden soll, so muss der Reiz, welcher beide hervorrnft, 
in beiden ungleich stark sein, oder die Bewegungen 
müssen eine entgegengesetzte Richtung haben. So wer- 
den die reflecto riechen Bewegungen durch den Willen 
gehemmt, und man nimmt sogar gewisse Organe im 
Gehirne an, nämlich Sehhügel und Vierhügc!, welche 
wesentlich als die Hemmung sorg an e für die reflectori- 
schen Bewegungen angesehen werden. (Setschenow.J 



HemmuDgaeracheinungeD eid Nerven. Grossea Qehim. 293 

'hatBachlich ist, daaa nach Vetletanngeii der geatreiftea 
Körper und der Sehhügel ein Thier ansBerordentlich 
reizbar wird; werden z. B. die g-estreiften Körper hin- 
Treggenommen, so iat oft die leichteste Reizung der Haot 
ausreichend, dasa das Thier plötzlich vorwärU läuft. 
Ferner scheint hei Verletzungen dea kleinen G-ehirns, 
sowie der SehhQgel und gestreiften Körper der Trieh 
Bewegungen beträchtlich vermehrt. "VVena das Eil- 
,ckeamark zerstört ist, so stellt sich rasch eine etarke 
periBtaltiache Bewegung ein; wenn alle Oerebrospinal- 
aerven der glandula sublingnalis dn rehschnitten sind, 
£iesst reichlich der sogenannte paralytische Speichel. 
Kacb Reizung des n. vagua steht dae Herz still, nach 
Heizong des a. splanchnicus werden die Bewegungen 
der O-edÄrmc verlangsamt. Mau nimmt an, dass die 
Thlitigkeit dieser Nerven darin besteht, eine vorhandene 
Bewegnng zu hemmen, nnd hat aie deshalb Vorzugs- 
ireise Semmungsnervea genannt, s. S. 232. 



Fünftes Kapitel. 
Tanctlonen der einzelnen NerTenorgane. 
g. 26. Hemlspliäreii dea grossen Gehirns. 
1) Sie enthalten weder sensible noch motorische i 

■ ■ ~ ' icht Schmerz oder bringt ,pbä™n° 



.fasern; keinerlei Heizung i 
.ConTulaionen hervor. 

2) Sie werden erregt: a) voi 
che hier umgesetzt werden ii 

scheinnngen der Wahrnehmung ; 

b) von Vorstellungen, welche sich umsetzen i 
pfindungen ; 

c) vom Willen; — vgl. die ob enange fahrte» Ver- 
«nche von Frisch und Hitaig, S. 288. 

3) Sie erregen wieder; die grossen Gehirnganglien 
(gestreifte Körper und Sehhügel), sowie das kleine Gehirn. 



L Sinne sempfindttngen, 
L die psychischen Er- 



aEm- 



U9-I 



Uro«M^ Gvliim. 



4) Sic wirken hemmend snf die £n 

Ilpflpxlicwiiguitgpu, welche oacli Trennttn«^ 

iiil'iiUniiBri von Gehirn ond Käckeam&rk. hei BetSoImig' 
uml Hililrif, lioi Lfthmimgen , die vom Gehirn aas ent- 
Nttfhi'U, loiubtor ula sonst sich entwickeln. 

Tbicrc, dunan die Hemi Sphären des grosaen t 
' WO|j[K<* '">"""'*'■ siöiit mfichen epontftn keine Bewe^n^ 
[ l'twTliru iiurdor HtolJo sitzen, anf welche man sie bringt 
IVii>««>n nicht, wenn man nicht die Sahrung 
M^nilhllhl« hinniiifahi't; eie sind in einem Zustands 
hU WPliu icii> m'hliei'en. — Äher wenn äussere Impolas 
Hilf «i« i'iiiwirkiüi, ho sind sie im Stande, diejeniget 
M|iw<<|tiin^(Ml naHKUWUhlon, weluhe anter diesen YerbSlt 
Ikiwo» fllti ( itieiffne taten üor Abwehr sind, und ftihret 
illMcKwti wip pin ({osundes Thier aos. (Entdeckung v 

Ani'li «nf Rindriloki' von Licht und ScLnll reagi- 
(fW( •<*> ; »!<* wi'ndi-n Bich einem Lichte zuweilen 
ichl^i'W» «»Miumen bei starkem Schall. (LongeL] 
\n Ah lillft (ffwoi-riMi fliegt ein enthirnter Vogel gtna 
DMi^llitAt, nlwr nii'ht* doatoweniger ist er bo nnaiaf. 
Mvvkwiu, iliiH i'l' fCffPsn eine Wtiod anetösst nnd dadarcli 
(tVl^hlHllt Sollte tCinplindung ist nicht 
«»hWHW« (ieWiHxI*n. ilfl« iTthcil fehlt. — Wird daa Gt- 
'Mf.tx vW> Knnittrhrii) Hiieb mir an eini 

■I* I'hImi (fpJrHrkt, so wird das Äthmen ver- 
nnil htlrt. endlich momentnii ganz auf. (Badge,)!; 



%. H:. etralhsn- und SehbOgel. 

\\ ^V \n «Iff Tirfi- linben sie Gefilhl. 

1^ t»h» Whl^H cni-gt: a) von den HemiBphären des 

J VVVW JwW Rutlen dur Nerven fttr den Q-ernchs-, 
i*H »«4 1'MUilin. — .r«doeh ist diese Amiahlüe 
Wt^S Wtllmnit iint-hgewieseu , sondern nur wahr- 






K 



streifen- und Selihügel. Vierlmgel. 
1 die 



295 



3) Sie erregen die motoriachea Fasern. 

4) Sie wirken in noch höherem Grade, als die Hemi- 
IphKren, hemmend aaf die Heflestewegnngen. 

Druck auf Streifen- oder Sehbügel einer Seite wirkt Be 
i Menschen in der Art, daes der "Wille nicht mehr im^, 
Ptande iat, anf die motorischen Nerven der entgegen- '''' 
Maetzten Körperseite zu wirken, Blnterguas im rechten 
.' atriatom lähmt die linke Korperhälfte. Befiesbewe- 
L entstehen aber sehr leiuht in der gelähmten 
}eite. Bei Sfiiigethieren (KoninchenJ bringt anenahms- 
1 Verletzung genannter Thelle eine Schwäche 
per entgegengesetzten Seite hervor; die Thiere können 
^hen, wenden sich aber dabei in Bogen immer nach 
■ unverletzten Seite. Es entsteht die sogenannte fieit- 
khnbeweguug, monvement de manege. — Die Empfind- 
lichkeit derselben Körper Seite nimmt zu. — BeiPrösoben 
ist die Seitenwendung sehr deutlich. Im Wasser rollen 
de sich nach der unverletzten Seite. 

§. 28. Vierhügel. 
! vordem Viei'hiigel sind allein, aber nur unvnll- 
Btändig ihrer Function nach bekannt. Ob sie Gefühl 
ist nicht sicher festgestellt, wahrscheinlich nur 
1 der untern i'läche. Sie wirken auf die Bewegung 
, Ihre vollatKndige "Wegnahme hebt den Beflex 
wischen n. opticus und oculomotorius an dem gegen- 
erliegenden Änge auf. Einfache Verletzung steigert 
t die Empfindlichkeit gegen Liohtreiz, 
' jieuerer Zeit ist der Einftuss der Vierhügel auf 
I in Abrede gestellt worden. 

g. 29. Kleines Oahim. 

Wenn bei Vögeln das kleine Gehirn weggenommen y- 
sind sie nicht im Stande, zu stehen oder zu fliegen, q, 
Ee breiten gewöhnlich die Flügel aus und stützen sich 
lifiufig auf den Hintertheil ihres Körpers, sie fulleu nach 



296 



Geiümschenkel. Vedäugertes Mark, 



der einea oder andern Seite um, gehen rückwärta. Bei_ 
»iWognabrnB Bäugethiereii aieht man diese Bewegimgea wegen i 
(jehima bei starken Blntangen und der dadurch entstehenden ] 
^^Kn""*' Schöpfung nicht so ausgebildet , doch fehlt auch 

ihnen nach der genannten Operation das Yena'ögei 
zuäammengeBetzte , geordnete Bewegnngen. zu maohe]1 
(FlouronB.) Bei Verlatznngen einer Hälfte dea kl^ 
nen Gehirns entstehen hei Säugethieren , Vögeln i 
Fröschen Drehhewegungen naeh der verletzten Seitl 
hin, auch die ÄugBn werden verdreht. Die Oberääcüj 
des kleinen Grehirns ist ohne Uefühl, welches erst 3 
der Nähe der crura derselben bemerkt wird. 

Man kann wohl das kleine Gehirn als das Ceatr 
orgau für das Gleichgewichtsgefühl betrachten und ( 
wahrscheinlich halten, dass es sich in einem E«äexvec 
hältuisH zu den grossen Gehirnganglien befindet. 
Zwangsbewegungeu S. 289. 



§. 30. GtahimBalienkel und verläugertea Mark. 

:n- Die Aushreitung der Gohiruschenkel erstreckt i 
bis zu den Streifen- und Sehhiigeln. Im Gebiete d 
ben ist man im Stande , Bewegungen und Gefühls^ 
Erscheinungen durch B,eizüng zu veranlassen. Die Ge-ji 
hirnaohenkel bilden die grosse Strasse, auf weichet 
Wirkungen der erregten Gehirnganglienzellen sich 
den motorischen Körpernerven fortpflanzen und die im 
Kücken- und verlängerten Marke durch Eindrücke her- 
vorgebrachten Erregungen sich zum Gehirne weiter 
verbreiten. j 

Thataächlich ist, dass Reizung der Gehirnachenkeil'f 
Gontraetioueu der Harnblase und aller KörpergefasBAj 
veranlasst (Budge). 
« Das verlängerte Mark bildet: 1) den Ausgangaponl 
' für zwei wichtige, unter einander in innigem Zusammen 
hange stehende Functionen des Körpers: das ÄthmeiH 
(s. 8. 26. und das Schmerzgefühl (s. S. 274). 



Teriftngertea Mark. 



297 



) Den tJrsprüngsherd aller Gehirnnerven mit Äus- 

e des a. olfactoriufl und n. opticus. Man nuter- 

Aeidet dreierlei ÄTjachnitte im verlängerten Mark 

ters): einen seitlichen, aas welchem die nn. ucces- 

i, vagus, glosaopharyngeuB, facialia nnd die portio 

■ n. trigeraini hervorgehen; ferner einen hintern 

r die portio miyor n. trigemini; endlich einen vordem 

die jin. hypogloaans, ahducens, trocblearia, oculo- 

ibtorias. Die nn. acceBaoriuB und facialia, vielleicht 

[ach abdncena, erhalten aber auch noch ans dem Hals- 

irke Faaern. 

Durch Reizung dea verlängerten Marks beobachtet 

man daher Erscheinungen, welche auch bei fieizong der 

einzelnen Nerven hervortreten. Dahin gehört unter 

^andern der StillHtand dea Herzens. 

^^m 3) Darch das verlängerte Mark gehen s el bat verstund - 
^^Eoh die YerhiudQngBfaaern zwischen Kückeumark und 
^Ren Gehirntheilen. Ea zweigen sich zunächst als corpora 
reatiformia b. crura cerebelli ad mednllam obloagatara 
Nervenbündel, hauptsächlich den H int erst rängen unge- 
lifirig, ab, welche wahrscheinlich diejenigen Gefühl sfaseru 
^enthalten, die für Erhaltung dea Gleichgewichts be- 
l^^immt aind (s. S. 289). Ausserdem liegen hier alle 
^^urigen Verbindungen mit den grossen Gehirnganglien. 
^P Obwohl es unbestritten ist, dass durch Boizung dea 
verlängerten Mai'ka Bewegungen der Extremitäten und 
dea Eumpfs hervorgebracht werden können, so geht 
doch daraus nicht hervor, daaa die Pasern, welche im 
verlängerten Marke gereizt werden, in unmittelbarer 
\''erhindQiig mit den motorischen stehen und nur Ver- 
längerungen derselben darsteUeu. Die feinere Anatomie 
dea Eüclienmarks hat vielmehr gelehrt, daaa die moto- 
rischen Würze! faaera in den Ganglienzellen der Vorder- 
stränge endigen. (StilHug.) In der That behaupten 
auch einige Phyaiologen, daae jene Fasern im ver- 
Lngerten Mark, welche Bewegungen im Eumpfe und 
Eien Extremitäten zur Folge haben, nur einen Bewegunga- 



298 Ruekpiimark. 

impnls lortleiten. Wean uümliiih die Hiuteraträuge d 
obern Rück eu mit rks bej einem Tbiere abg^etragen 
den, 80 soll Reizung der Vorder striLiige keine BewegQi 
in denjenigen Muskeln dea Rampfes bervorbringw 
deren motorische Nerven nicht direct getroffen werde 
Diese Thatsache wird jedoch mit Recht bezweifS 
Die von Oben ausgehenden Bewegnngaimpulae betreff 
aber nicht allein die Nervon, welche für Rnmpf- i 
Extremitätenmnskeln bestimmt sind , sondern aocli < 
n. sympathicua und geben nicht ollein vom verlRnger 
Mftvk ans, sondern auch noch von G-ehirnt heilen, welo} 
vor der med. obl, liegen. 

|. 31. Räckeomark. 
Die Fasern, welche im Rückenmark verlaufen, 
nen wesentlich zur Leitung von Kräften, welche boi 
im Rückenmark aelbat, als uach in den oberh&lb 
Rückenmarks gelegenen Theilen erzeugt werden. 
•r graue Substanz in dem Eiickenmajke befähigt die F»a< 
' zur Fortleitong derjenigen Kräfte , welche 
Oangliemtellen entstehen. Die Thätigkeitan des Rfiok< 
marks lassen sich unter folgende Rubriken bringen;- 
ir 1) In ihm verlaufen die Oefiihlsnervenfaaem 
.'granen Subatanz der hintern Stränge; in dem 
Verlaufe derselben ist Empfindung vorhanden, also 
in den weissen HiutcrsfrSngen und SeitenatrUngen (a 
er 2) Von der grauen Substanz der Vorderstränge 
Feinen Jiufön tüe motorischen Nervenfasern bis zu ihrem ji 
"^■tritt; die Vorderstränge dienen der Portleitniig 

Motilität. 
iohb 3) Die granen Hinterstränge machen die 
"'"* Wurzeln geffthlsfahig, ohne selbst zn fahlen. 
(MB 4) Die grauen Vorderstränge machen die TOfdi 
ngB- Wurzeln fähig, dass sie sich in ihrer Structnr 
"*■ können (von ihnen getrennt werden die motoriael 
Nerven fettig degenerirt), und dadurch im Stande ä 
die Muskeln zur Conti iiction anzuregen. 



Kücken mark. 299 

5) Die graue hintere Snbstaiia nimmt die Fauern des vorbü 
CentralorgaiiB für das Gefühl, nilmlich des verlängerten 'Vngc 
Mftrks in sich auf und bildet daher die wesentliche ^'" 
Brücke zwischen dem Organe, welches das Gefühl er- 
zeugt, und den GefühlBfaaem selbst. 

6) Die vordere graue Substanz nimmt die Fasern auf, 
welche durch das Organ des Willens bis zum Bücken- 
mark verlaufen ; ihre "Wegnahme muas daher nothwen- 
dig die willkürliche Bewegung aufheben. 

7) Der grosste Theil dor GefUhlsfasern der rechten Kmuei 
Seite geht nach dem Eintritte in das Rückenmark auf fa,, 
die linke Seite und umgekehrt. Im rechton verlängerten 
Mark ist daher die linke Gefühls aeite des Körpers 
repräsentirt. "Wird eine Hälfte des Sückenmarks dnrch- 
Bchnitton, so hört auf derselben Seite daa Gefühl nicht 

nur nicht auf, sondern scheint noch veriuehrt; auf der^^^fj 
andern Seite hingegen, auf welcher das Rückenmark 
nicht durchschnitten ist, hat das Gefühl betrüchtlich 
abgenommen. Auch Reflexbewegungen werden leichter 
von der vorletzten Seite ang angeregt, als von der andern. 

8) Dieselbe Erscheinung findet sich, wenn man blos 
die irinterstränge, nnd sogar, wenn man blos die weisse 
Sab Stanz durchschneidet. (Schiff, Brown- Sequard.) 

9) Nur die hintere Hälfte des Rückenmarks hat Ge- 
fühl, nicht die vordere; man kann letztere vielmehr 
reizen, wie man will, ohne daas aulfallende Schmerz- 
änsaerungen hervortreten. Es ist allerdings auch an den 
Vordersträugen Gefühl wahrgenommen worden, aber nur 
in sehr geringem Girade; dies i-ührt von Faserzügen der 
Hinterstränge her, sowie auch rücklanfonde Fasern der 
hintern Wurzeln die vordem Wurzeln begleiten und 
diesen Spuren von Gefühl mittheilen. 

10) Zwischen hinterer und vorderer grauer Substanz 
findet ein TTehergang statt, welcher sich in den Reflex- 
bewegungen ausspricht. Aber es fehlt auch nicht an 
einer Mittheilung zwischen allen Theilen der gmnen 
Substanz, s. S. 285. 



300 



EttcVeuniiirk. Servua Bymjiathic 



11) Im Euckemnarke u.ud zwa 
staoK faabea alle Ifervencoiuplcxe 
tremitäten ihr unteres Centrum. 

12) Aber auch für die Nerven 
fern eia nicht vom n. vagua versc 
im Rückenmark besondere untere 
trum vesicoapinale und ciliospinali 
Kiipitel. 

13) Einige Beobachtungen an Früsohen {Pflü 
echeinen darzutbun, dass das Vermögen, sw^ischen 
möglichen Bewegungen die passende zu wühlen, 
diesen Thieren auch dnrcb das Rückenmark vcrm 
werden kann. 



.r in der grauen Sub-_ 
für Rumpf und T 

S. o. a 239. 

der Eingeweide, i 

irgt werden, best^ 
centra, bo 

e. Tgl. das folgel 



§.32. Nerms sympatltiaas. 

utiDang Das System des n. sympathicus besteht : 

]. Grenzatrang und den mit ihm verbundenen NerJ 
Der G-renzatrang liegt vor den proceasus tcansversi i 
"Wirbel, ist mit 2i — 26 GanglienenanBchwellungeo veraehen 
nnd eratreckt aich vom 2. Halswirbel bia zum Steias- 
bein. Er geht Verbindungen ein 1) nach aussen mit 
Rückonmarkanerven (rami communicantes extemi) vom 
2. Hals' bia zum Stets sbeinnerveu, 2) nach oben mit 
dem 1, Hals- nnd dem 12. 10. 9. 8. 6. 5. 4. 3. Gehirn- 
nerven und den Ganglien der Gehirnnerven (rami coro- 
municantea superiorea, 3) nach innen mit Gefass- nnd 
Eingeweidenerven (rami vaaomotorii et intestinales). 

Die mikroHkopischc Untersuchung des n. sympathicna 
lehrt, dass dreierlei Nervenfasern in ihm vorkommen, 
nämlich markhaltige, breite und schmale, sowie mark- 
lose ; ferner, dass aus den Ganglieazellen •) Nervenfasern 



keine Faaer hervorgeht, sog. apolar , . 
3, eine an jedem Lade, sog. bipolare, entstehen, int noch nicht 
auBgemacht. BeiPrÖBclicn beobachtete Bcale neben der geraden 
Paaei- der Ganglienzello noch eine dieae umspinnende zweite. 



ITervnfl spiipatiiieaB. 



301 






iervorgeten. Ihrem Ursprünge nach enthült dieser 
Nerve also Fasern, welche aus dem Rückenraarke und 
solche, welche aus den G-anglien entspringen f mit andern 
Worten Fasern aus centralen and Fasern aus periphe- 
rischen G an fflienz eilen. 

Um die Functionen des n, sympathicus kennen zu 
luche bei Tltieren am Grenz sträng 
Ihst, am n. splanohnicua, plesus coeliacus und hypo- 
gnatricuB angestellt worden nnd zwar theils durch Bei- 
zung, theils durch Trennung dieser Nerven. Aus den- 
selben hat sich bis jetzt ergeben, dass das sympathische 
System Einflass auf die Gefässmnskela, den Blntdruck, 
den m. dilatator pupillae, die dnctus deferentes (tubae 
Falloppiae) und die Muskeln des Dünndarms hat. 

~ " 'in, sympathicus am Halse hat einoBio 

,g aller Arterien des Kopfes zur Folge und cm 
Durchschneidung Erweiterung derselben. (Entdeckung ^^ 
von Cl. Eernard.) Besonders leicht ist die Beobach- 
tung am Ohre weisser Kaninchen zu machen. Mit der 
i^erengerung nimmt die Temperatur an den betroÖ'enen 
*len ab, mit der Erweiterung steigt sie. Bei Reizung 
o. splanchnicua ist eine entsprechende Beobachtung 
den GeiUssen des Unterleibs gemacht worden 
Bezold).. Obwohl noch nicht im ganzen Verlaufe 
GrenzBtranges Versuche hinsichtlich dieser Erschei- 
mg angestellt sind, so ist man doch zu der Annahme 
'achtigt, dass am ganzen Körper die vom n. sympa- 
dea Gefassen gehenden Nerven diese Wirkung 
laben, da alle Arterien*) von demselben versorgt werden. 
2) Durch Reizung des Hals sympathicus ^ahenEit 
bert und Roever eine beträchtliche Steigerung cnp 
Blutdrucks (von 54 auf 88) entstehen, Besonders ^' 

•) Manche Arterien erhalten auch Nerven von Spinal- 

^tVIven, so z. B. gibt der n. cruralis einea laogen GefösBeweig 

^ta die Arterie, oer n. «pinosuii trigemini au die a. meningea 

'media etc. Es ist indessen sehr wahrscheinlich, dass solche 

Aeste aympatliiscben Ursprungs ist. 



jnäclitig ist »"her wegen der groasen Biutfiille des Untfl 
leibe der gleiche Eiafiass des n. aplaacbnicas. So fd 
uijter Ändern Äsp, dass nach Eeizußg des periplu 
sehen Endes des durcLachnittenen Nerven der !~ 
sich vermehrte, vor der ßeizung = 1, stieg bis 2,03; 
war in dar Begal die Pulszahl vermiiidert. Vor nnd a 
der Durchschneidung war hingegen das VerhültniaH« 
1:0,86—0,16, das Qneeksilher fiel im Manometer oft 
mehr als CO Mm., die Pubzahl war ia der Kegel v 
ea 3) Durch ßeizung des HalasympathicUB wird J 
^Pupille erweitert (Biffi). Diese Wirkung rührt 
"" etwa davon her, dasa die G-efiiBBe der Iris sieh j 
engern. Ich hahe sie noch bis 1 Stünde Dach 
Tode an dem abgehauenen Kopfe eines Yerbre«« 
gesehen, wo jede G-efässreizung aufhörte. Durchsc 
düng des n. aympathicua am Halae hat Verengert 
der Pupille zur Polge (Petit). 

Die Pupille erweitert aich, wenn der MangelJ 
Licht gefählt wird. Ich kenne einen wohl couBtätaF 
Fall, daas sogar durch die Vorstellung von Dunkelb 
während des Tages bei oiFenem Auge dieselbe Erschei- 
nung eintrat. Hierana wird man folgern müssen, dasa 
auch die Erweiterung der Pupille unter normalen Ver- 
hilltnisuen eine Hedexaction tat. Die Analyse derselben 
ist noch nicht ganz khir. Man kann indessen ver- 
muthen, dasa sie zwischen den sensiblen Nerven dei' 
Iris und dem Centrnm dea n. sympathicus (a. u.) erfolgt. 
Jene Nerven raiisson von dem Glrade der Contractioii 
; Empfindung haben. Diestr 
ndere Muskeln auch. Weun 
a steht dasselbe in geradem 
Verhältnisse zur Erregung der retina. Bei hellem 
Lichte und dadurch veranlasster stärkerer Contraction 
werden sich die sensiblen Nerven der Iris in einem 
stärkeren Erregungszustände befinden, proportional zur 
Lichtstarke. Dieser organische Photometer ist ein 
Erreger des sympathischen Centmm, 



des sphincter pupillae 
Muskel hat Gefiihl, i 
,* aber der Fall ist, 



Berro» «ympmttuCttS. 

4) Wird der Lumliartheil des Grenzstrangs bei Ei 

■ männliciien Thiereu gereizt, so contrahii-en sich die ci 

dtictuH doferentea, bei weibliclicn Thiereu die tubae '^ 

(Budge). Diese "Wirkung fehlt niemals und ist sogar 



schon bei jungen Thi 

5) Nach ^Reizung des 
ftigen Thieren nimmt 

IregQiig ab (Pfiüger), 



ibachten. 

Q. splanchuicua bei lebena- Bfofloas d?« 
die peristaltische Darmbe- ciii'uu^aeu 
geschwächten Thierei 



ich dem Tode wii'd sie häufig beBchleunigt (J. Mill- 

?»"■)• 

Die eben geuanuteu, bis Jetzt mit Sicherheit con- 

tfttirteu FmiGtiouen, welche am Greuzstraug erforscht 

1 sind, geben lediglich aua den motorischen Fasern 

»selben hervor. Wo der Ursprung dieser Fasern zu 

ist zuerst bestimmt durch mich aufgeklärt 

•''Worden, indem ich bewicBen habe, dass aua dem Rücken- 

mai'k an 2 Stellen, nämlich am untern Haiemark und 

am verlängerten Marke die untern Hals- und obersten 

Brustuerven sowie der n. hypoglossua diejenigen Fasern 

zum Grenzstrang führen, TOelcbe die Erweiterung der 

Pupille beherrschen, 8. §. 34. — Nimmt man bei einem 

Frosche das Stückchen Rückenniark einer Seite hinweg, 

weiches den 2. und 3. Nerven einsohliesst, so verengt 

sich die Pupille der entsprechen den Seite. Dasselbe 

geschieht, wenn man die motorischen "ffnrzeln dieser 

Nerven durchschneidet, Weitere Untersuchungen haben 

gelehrt, dass alle Bewegungen, welche von dem Grenz- 

Strange »us in Thätigkeit gesetzt werden können, ebenso 

sicher auch von bestimmten Stellen des Rückenmarks 

^—ane za eiTegen sind. Hienach ergibt sich, dass der 

^Bfeenzstrang des n. sympaihicus, soweit seine 

^Htasern nicht den Ganglien angeboren, aus dem 

^Ppackenmarke entspringt. 

Die Beobachtung hat nun ferner gezeigt, dass wahr- 
scheinlich alle motorischen Wirtungen des n. sympathi- 
€U8 im normalen Zustande refiectorischer Natur sind, 
dl h. also, dass sie nach vorhergegangener Erregung 



If ervn» spapa 

aensibler Nerven zu Btande kommen. Diese Erschei- 
nnng ist besonders an den Gc.-fäaancrvea stndirt voi? 
den. Heizung aensiblcr Xerren bringt bäufiger eifl 
Erweiterung, als eine Verengerung der GefäsBe 
r>ie» siübt man scbon bei allen mechftniscben lusolti 
tionen der Haut, welche neben Schmerz auch Rötfl 
hervorrufen. So wurde Erweitemng der a. saplia^ 
von Reizung des n. doraalia pedis, zugleicb mit 
trächtlfcber Erhöhung des Blntdrueka beobachtet. 
•- Heizung des plexuB bypogastricui bringt eine 
achwellung des bnlbns nrethrae und der Eichel 1 
Hunde bervor. Ein mächtiger Blntstrahl dringt 
dem durcbachnittenen corp. cavernoaum. — Die 
ven, welche bier in Betracht kommen, gehet 
plexna sacralis hervor, dessen Heizung ebenso Erect|| 
zur «Folge bat. Man nennt sie nervi erige 
(Entdeckung von Eckhard.) 

Nach Heizung des n. auricolaria entsteht 
eine Verengerang, dann sehr rasch eine Erweitert 
der Obrgefäsae beim Kaninchen (Sn 
Am Merkwürdigsten sind die Folgen der Heizung f 
■r-n. depresaor. (Entdeckung von Cyon und Ln" 
Dieser Nerv liegt am Halae neben dem n. aymp&tlii<n 
ist ein Aat des n. vagua oder des it. luryngens snpei 
Wird er galvaniairt, so verengern sich die Gefösse, ■ 
der Blutdruck am ganzen Körper nimmt betr 
ücb ab, 

Endlieh wurde auch Steigerung des Blatd 
durch Heizung des centralen Endes 
(v. Bezold) und vom n. aplanchnicua (Asp) beobacU 

In lihnlicher Weise wird eich anch die SchiMnrS^ 
verhalten. Man kann sie ala einen Refles zwischen i 
Centralorgan der Sinn es Vorstellungen (Hemisphären i 
grossen Gehirn) und dem centrum dea n. aympathia 
nnd dem plexus caroticua betrachten. 

Was endlich das centrum des n. aympathicna I 
laugt, so kann man vor der Hand ala ein solches i 



Nervus sympathicus. Functionen der Gehirnnerven. 305 

die Stelle bezeichnen, über welche hinaus eine allgemeine 
AVirkung, welche vom n. sympathicus herzuleiten ist, 
nicht mehr erzielt werden kann. — Nach den Unter- 
suchungen von Schiff, Ludwig und Thiry, Goltz 
ist es das verlängerte Mark.* Ich habe indessen ge- 
funden, dass dasselbe noch mehr in der Nähe des Ge- 
hirns zu suchen ist; nämlich im pedunculus cerebri. 
Reizung dieses Gehirn theiles bewirkt, dass sämmtliche 
Arterien sich contrahiren und dass zugleich der Blut- 
druck beträchtlich steigt. — Owsjannikow und neuer- 
lich Dittmar sind durch Versuche zu dem Schlüsse 
gekommen, dass die Orte, welcl\en die Gefässnerven die 
tonische Erregung verdanken, bei Kaninchen in einem 
Räume gelegen seien, dessen obere Grenze 1 — 2 Mm. 
unterhalb der Vierhügel und dessen untere 4 — 5 Mm. 
oberhalb des calamus scriptorius gelegen sei. — Ferner 
fand Knoll, dass electrische Reizung der Vierhügel 
Erweiterung der Pupille veranlasste, welche hingegen 
ausblieb, wenn der n. sympathicus am Halse durch- 
schnitten war. Es ist mir wahrscheinlich, dass nicht 
die Vierhügel selbst, sondern die darunter liegenden 
Fasern des pedunculus die gereizten Theile waren. 

§. 33. Functionen der Gehimnerven. 

Der eigenthümliche Zustand, welcher durch rie-n. oifactori 
chende Stoffe in dem Geruchsorgan hervorgebracht wird, 
erzeugt in dem n. olfactorius eine Molekularbewegung, 
welche sich bis zum Gehirne foi-tpflanzt und an einem 
noch unentdeckten Organe desselben einen andern Zu- 
stand zur Folge hat, den man Geruchsempfindung 
nennt. Dieselbe entsteht zwar in der Regel auf diesem 
AVege, da sie aber, wenn sie einmal vorhanden gewesen 
ist, sich wieder zu reproduciren vermag, so können sich 
auch durch mechanische Einwirkungen, z. B. durch 
Schlag auf die Nase, durch Blutstockungen u. s. w. 
subjective Geruchsempfindungen ausbilden. — Dieselben 

Budge, Coznpend. der Physiologie. 3. Aufl. 20 



n. optica». 



n. nculomfitoriu; 



sind Bogfir mfiglich, wenn der n. olfactorius leituflJ 
unTatig gemacht worden ist. Objectiye tJerflthe werj 
bei Thiereu, denen man diesen Nerven durchgeBciiqin 
h»t, aui'gehoben. Reizung des n. olfuctorius haben y 
Schmerz, noch soviel bekannt ist, Kctiesbewegung 
zur Folg». 

j. Wie durch den n, olfactoriua die üeruchsempl 
düngen, so werden durch den n. opticus die Gea 
empöndangen vermittelt. Seine directa Reizung J 
Thieren bringt keinen Schmerz hervor; dieae ErBi^ 
nung füllt um bo mehr in die Äugen, als jede fieH 
rang des in seiner Nähe liegenden ramne ophthi ' 
n. trigemini etcts starke Reactionen veranlasst, 
mechanisohe oder electriBcbe Reizung des unveraehj 
Nerven oder, nachdem er durchgeschnitten wovdenl 
seines centralen Endes bewirkt, daas der BphiaT 
pupillae sich contrahii-t. Mit andern Worten; zw' 
dem n. opticus und der radix brevis ganglü 
vom n. oculomotorius findet ein reflectoriaches VerM 
nias Statt. — Baa intensivste Licht, welches man iiul' 
den bei lebenden Thieren hioäsgelegten n. optiens falliri 
läast, bleibt vollständig wirkungsloa. 

0- Der H. o(iuloniotorius versorgt den ra. ievut. pol|i 
EUp. und alle die den hulhua bewegenden Muskeln mit 
Ausnahme dear. externusnnd obliquua superior; und gil>r 
die kurze Wurzel zum ganglion ciliare ab, weiche sicli 
von dem Äste abzweigt, der zum m. obliqnns inferior 
hingeht. — Reizt man deu ganzen Nerven bei Thierei 
unmittelbar nach dem Tode, ao walten 3 Beweguugen 
vor namlich die Verengerung der Papille und dii' 
Richtung des Äugea nich innen und unten. Werdr» 
die eineeinen ieste gereizt ao kann man die Coutractinii 
der betreflendsn Muskeln didurch erzielen. Der Nerv 
kinn m allen seineu Beaten mit Ausnahme des zum 
sphinctei pupillae h ngehendeu durch die Willenakratt. 
sowie durch unbewusste Vorstellungen, z. B. bei lic- 
"iiitheaffecten, mithin dar ch VerJiiittlnngder Hemisphäre" 



n. oculomotorius. n. trochlearis. n. trigeminus. 307 

des Grehirns, aber auch in dem Ciliaraste reflectorisch 
vom n. opticus aus, wahrscheinlich vermittelst der Vier- 
hügel, erregt werden. Er steht in einem gewissen Yer- 
hiiltnisse zum n. sympathicus, dessen Druck, Durch- 
schneidung oder sonstige Insultation Verengerung der 
Pupille zur Folge hat, s. §. 34. Bei Lähmung des n. 
oculomotorius kann das obere Augenlid nicht mehr 
gehoben werden, der Augapfel steht meist nach aussen, 
weil bei jedem Bestreben, das Auge zu bewegen, der 
n. abducens, das Uebergewicht erhält ; die Pupille ist er- 
weitert; das Auge ist für die Ferne accomodirt. Letz- 
teres rührt daher, dass auch die Nervenfasern, welche 
zu dem Accomodationsmuskel des Auges (tensor cho- 
rioideae s. VII, §.3) gehen, gelähmt sind. — Die Sen- 
sibilität verdankt der Nerv seinen Verbindungen mit 
Zweigen des n. trigeminus. 

Der n. trochlearis verbreitet sich im m. obliquus trochlearis. 
superior, dessen Contractionen er anregt. Er erhält 
sensible Pasern vom n. trigemius. 

Der n. trigeminus ist sensibel, motorisch und wirkt n. trigeminua. 
auf die Ernährung. Er kommt mit 2 Wurzeln einer hin- 
tern, dickern, welches die sensible ist, und einer vordem 
dünnern, welches die motorische ist, zur Seite der 
Brücke zum Vorschein. Die Fasern der erstem lassen 
sich nach Deiters bis zum coi^pus restiforme, die der 
motorischen bis zur Rautengrube verfolgen. Die beiden 
aneinanderliegenden Wurzeln bilden einen Nerven, wel- 
cher auf der vordem Fläche der Spitze des Felsenbeins 
liegt. An dieser Stelle schwillt er an und bildet das 
ganglion Gasser i. Man sieht aber deutlich, dass ein 
Theil des Nerven und zwar der mehr nach unten lie- 
gende nicht an dem ganglion Theil nimmt, sondern 
neben demselben liegt; es sind die Fasern der kleinen 
AVurzel. Sie bilden mit einem Theile der durch das 
ganglion hindurchgehenden Fasern den 3. Ast des n. 
trigeminus, während der übrige Theil der Fasern die- 
ses Nerven dem 1. und 2. Ast angehören. 

20* 



308 



. Irigfminii! 



Sensible FaBerii vom 1. Aste des n, kigeminnn 
leiten dns Gefühl a) der Hitut des oLern Augenli^ 
und der in gleicher Flucht mit demselben liegendelj 
Theilc der Stirn nnd des Vorderliopfs (n. BDptuorfai 
tnlia, IftcrymaliB, infratrochleariB) ; ferner in ' 
der Nasenwurzel (infratrochJcnris) und NaBcnepitf 
(ethmoitlnlis) , h) dee tentorium cerebelli ond 
transversnB; des Perioet toih Stirnbein, t) der ScfaleiQl 
haut des vordem Theils der Naee, d) der Cornea, 
dcB corpuB ciliare; der Thranendrüsen, d) das MnalM 
gefiibl der sugenheweg-enden, der Stira- nnd Nase 
mnBkeln, des sphincter pupillae, des tensor chorioide^ 

Die sensiblen Fasern des 2, Aates leiten das Gd 
a) . des Theila der "Wangenhaut, welcher nahezu 
Viereck jedereeite darstellt, das durch 2 Vertikale | 
bildet wird, deren eine von der NnBenwnrzel bis S 
philtrum. deren andere vom Äussern Augenwinkel i 
wärts sich erstreclct, und durch 2 Horizontale, i" 
man durch den freien Ennd des untern Augenlids, dei 
andere man durch den freien Eand der Oberlippe Buq 
gezogen denkt, b) der harten Hirnhaut der mittle* 
8chfidelgrube, c) der Schleimhaut des harten nnd 1 
eben Gaumens und dem Zahnfleische der ohern Z!£l 
ferner der Schleirahant der Scheidewand, dep mittl^ 
und hintern ßeitenwand der Naae und deren Neb enhSlU 
(nn. pt-erygopalftfini, nasales posteriores, nnBopalatimÄ 
nervi dentales — nn. spheno — ethmoidales), c) derTlq 
nendrü*e (? durch Verbindung zwischen malaria 
iBorymnTis) — d) der Oberkieferzähne, e) das Moi 
gefiihl der iu dem oben bezeichneten Viereck geiief 
Gesichte- (nicht Kau-)mnske]n. 

Die seuEihlen Fasern des 3. Astes leiten das Gef 

a) der Hant der Hchiäfengegendp der vordei 
des Ohrs fauriculo — temporalis), des Kinns (mental 

b) der Schleirahant dea Eachene nnd Gaui 
~ inge (lingnalis), der ITnterlippe (mentalis), der "War 
(bncciniitorius), c) des ITuterkiefergelenks (ai " 



n. trigeinmus. u. abdacens. n. facialis. 309 

temporalis), d) der TJnterkieferdrüse (lingualis), wahr- 
scheinlich der parotis (auriculo-temporalis), der unteru 
Zähne und des Zahnfleisches (mandibularis), der Zunge 
(lingualis), des äussern Grehörgangs und Trommelfells 
(auriculo-temporalis), des mittlem Ohres (plexus ■ tym- 
panicus, e) der Gesichtsmuskeln am Unterkiefer und 
vor dem Ohre, sowie der Kaumuskeln. 

Motorische Fasern erhalten vom 3. Aste sämmt- 
liehe Kaumuskeln, der m, mylohyoides, der vordere 
Bauch des m. digastricus, der m. tensor palati mollis 
und tensor tympaui. 

Der Einfluss des n. trigemins auf die Ernährung 
äussert sich nach Durchschneidung dieses Nerven vor 
dem ganglion Grasseri. Die cornea trübt sich, es ent- 
stehen Geschwüre auf ihr, welche aufbrechen, die Augen- 
flüssigkeiten fliessen aus, der ganze bulbus sieht zuletzt 
wie ein unförmliches rundes Körperchen aus. 

Schliesslich verdient noch Erwähnung, dass nach 
einer Verletzung des n. trigeminus an seinem Ursprünge 
in der medulla oblongata oder in seinem Verlaufe bei 
einigen Thieren, z. B. Kaninchen, wie es scheint auch 
durch Lähmungen des n. trigeminus bei Menschen 
(Serres, Meyer) Verengerung der Pupille eintritt, 
welche dadurch ausgezeichnet ist, dass sie sehr langsam 
entsteht und ebenso langsam vergeht. Ihre Bedeutung 
ist unaufgehellt. *) 

Der n. abducens beherrscht den m. rectus externui^. u. 
Bemerkenswerth ist seine Verbindung mit einem Zweige 
des n. sympathicus innerhalb des sinus cavernosus. 
Seine antagonistische Wirkung nach Lähmung des n. 
oculomotorius ist bereits erwähnt. 

An seiner Wurzel scheint der n. facialis blos u. 
motorisch zu sein, und erst durch Verbindungen mit sen- 
siblen Nerven, namentlich dem n. trigeminus, Gefühl zu er- 



*) Ich halte diese Erscheinung für eiue partielle Todteu 
starre. 



310 ^* facialis. 

halten. Ausser von dem n. trigeminus nimmt er Fasern 
auf von den nn. acusticus, glossopharyngeus und vagus, 
oder gibt sie an diese Nerven ab. Die Wirkung des 
n. facialis lässt sich auf folgende Momente zurückführen: 
1) er erregt die Bewegungen der Haut des Gesichts, 
Vorder- und Hinterkopfs, des Halses, welche wesentlich 
zu Aeusserungen von SeelenafFectionen benutzt werden, 
vermittelst der unter der Haut liegenden und mit ihr 
eng verbundenen Muskeln. Er wird deshalb auch mi- 
mischer Nerve genannt. — Ob er auch die arrectores 
pili innervirt, ist nicht bekannt.*) 

2) Er übt einen Einfluss auf die 4 Sinnesorgane, 
vornämlich auf den Geschmackssinn. Im Ohre ist der 
m. stapedius. im Auge der m. orbicularis, in der Nase 
der m. levator labii superioris alaeque nasi von ihm 
abhängig. Dadurch wird die Aufnahme der Schall- 
und Lichtwellen, sowie auch die der riechenden StoflFe 
erleichtert. Den Geschmackssinn unterstützt dieser 
Nerv auf verschiedene Weise, indem einmal die Secretion 
des Speichels sowohl der Unterkiefer- als der Ohrdrüse 
zum guten Theil, dann aber auch die Bewegung der 
Zunge, des Gaumens und der Heber des Zungenbeins 
theilweise von ihm abhängen. Hinsichtlich der Znngen- 
bewegung hat man vermuthet, dass die Erhebung der 
Papillen durch denselben während des Schmeckens 
hervorgebracht wird, weil bei vollständiger Lähmung 
des Nerven der Geschmack leidet. Neuerlich hat 
Vulpian beobachtet, dass nach Zerstörung des n. 
hypoglossus die chorda tympani deutliche Bewegungen 
der Zunge veranlasst, wenn sie gereizt wird, s. 8. 246. 

Ln Gaumensegel verbreiten sich Fasern des n. facia- 
lis, was daraus hervorgeht, dass sich jener schief stellt, 
wenn der Nerv in- der Schädelhöhle gelähmt ist. Der 



*) Ich habe beobachtet, dass nacli Durchschueidung des 
Ilalsmarks bis iu die Gegend des 4. Halswirbels bei Kaniuclieu 
die Barthaare uubewoirlich werden. 



^ u. acusticus. n. glossopharyngeus. 311 

n. petrosus supei*ficialis major führt solche Fasern aus 
dem n. facialis durch das ganglion sphenopalatinum in 
die nn. palatini posteriores. Auch wird durch Hebung 
des Zungenbeins nicht nur das Schlucken unterstützt, 
sondern auch das Schmecken, indem die schmeckenden 
Substanzen in den Raum, welcher sich in der Nähe des 
Gaumensegels befindet, eingeengt werden. Der n. facia- 
lis versorgt 2 Heber des Zungenbeins, den hintern 
Bauch des m. digastricus und den m. styloglossus. 

3) Der Einfluss auf Speichelsecretion und Schling- 
bewegung ist unter 2) erwähnt. Unbekannt sind die 
Functionen der Vorbindungsftiden des n. facialis mit 
dem n. acusticus; über die mit dem r. auricularis n. 
Vagi s. u. bei n. vagus. 

Der n. acusticus ist der sensuelle Nerve, um die im n. acusth 
innern Ohre entstandenen AfFectionen weiter zu den Cen- 
traltheilen zu leiten. Ob er Gefühl hat, ist zweifelhaft; 
ob er Reflexbewegungen veranlassen kann, unerwiesen. 

Es sind 3 Gebiete, in welchen Fasern des u. glosso- n. giossop 
pharyngeus sich hauptsächlich ausbreiten, nämlich '^^^^^^ 
1) das Ohr. Seine Verbindung mit dem n. auricularis 
vagi und die Ausbreitung des n." tympanicus im plexus 
tympanicus der Paukenhöhle und der Eustachischen Trom- . • 

pete lassen auf eine Function in dem Gehörorgaue 
schliessen, die jedoch nicht näher ermittelt ist. 

2) Der Schlund. Indem er sich in den Muskeln 
des mittlem und obern Schlundkopf constrictor, sowie 
in dem m. stylojpharyngeus verbreitet, könnte man ihn 
als motorischen Nerven des obern Schlundes in Gemein- 
schaft mit dem n. vagus betrachten, was jedoch noch 
eines sichern Beweises bedarf. 

3) Die Zunge. Nach Valentin und Rüdinger 
endet der n. glossopharyngeus nicht am hintern Theile 
der Zunge, sondern verbreitet sich viel weiter nach 
vorn. Beobachtungen und Versuche haben nachgewie- 
sen, dass Zerstörung desselben den Geschmack zum 
grossen Theile aufhebt, s. VII. §. 25. 



312 "o- TaguB. 

Ob der Nerv aenaihle Zweige hat, ist noch 
heBtimmt. Diejemgen , welche zur Tonsille gi 
Bcheineu nllei'dings diese Eigenschaft zu besitzen- 

Der 11. vuguB ist so innig mit dem innern Aste doq 
n. aucesBovius WÜlieLi und Init vielen Zweigen daal 
□. Hympathicus verbanden, dasa es schwierig ist, zu etik-'f 
scheiden, welche Functionen ihm aie solchem zukomme! 
und welche er nur durch die mit ihm verbündet 
ftodern Nerven zeigt. Wenn er auch vorwidtend ceatü 
patele Fasern enthält, wie aus den unten auzugebeiidwfl 
Thatsuchen hervorgeht, so muaa man ihn doch schoiiii 
au der Worzel als gemischten Nerven anaehen, 
die darüber angeetellteu schwierigen Yersuuhe sich be^^ 
Btfitigen; Reizung an dieser Stelle soll nlimlich 
wegungen des &uumens, der Speiseröhre, des Mageä 
hervorbringen. Von den einzelnen Äeaten sind : 
aberall die Wirkungen bekannt. 1) n. auricnlaris. 
Verbindung desselben mit dem n. facialis macht 
wahrscheinlich, daas er ein sensibler Nerv für d 
G-ehiirgaug ist. während der facialis der Hecretion ii^ 
cerumen vorsteht, 2) n. laryngeus superior; r. interoi 
ist Gefühlsn^rv der Sclileimhaot des Kehltopfs 
wahrscheinlich bäugt durch seine Verbinduug mit i 
n. recurrens das Muskelgefiihl der meisten Keblkopfl 
muskeln von ihm ab. Betzung hebt das Athemholf 
in dem Zustande der Exspiration momentan 
(Boseuthal) und bewirkt auf reflectoriBchera ^ 
eine Zunahme des Blutdrucks (Äuhert und Eoev 
3) der r. externus ist motorischer Nerv für den Spai 
der Stimmbänder und zum Thell des untern Schlnttdecl: 
rers. 4) r. pharyngei. Sie sind motoriseb und vieUei 
auch sensibel. 5) n. recurrens; motorisch für alle Kell| 
kopfmuskelu (mit Ausnahme des m. crieothyreoidens), d 
Muskeln der Luftröhre and den obem Theil der S_ 
röhre. — Leichte Reizungen veranlassen ein VerengM 
der Stimmritze, und stärkere eine voUstäudige ächlioBBiui^i 
verlaufen dreierlei Pasi 



n. vagus. ^ 313 

grössten Thell maclien die des n. accessorius aus, dessen 
Reizung und Zerstörung an der Wurzel dieselben Er- 
scheinungen hervorbringen, welche nach Reizung und 
Durchschneidung des n. recurrens entstehen. Ferner ent- 
hält er sympathische Fasern, durch 1 oder 2 Aeste von 
dem ganglion cervicale inferius; endlich centripetale Fa- 
sern, welche wahrscheinlich in der Bahn des n. laryngeus 
superior verlaufen. Diese vermitteln das Grefühl der 
Luftröhre und der Muskeln des Kehlkopfs. Daher 
kann es auch vorkommen, dass Keizungen des n. re- 
currens ähnliche Wirkungen auf das Athmen veran- 
lasst, als solche des n. laryngeus superior. 6) rami 
cardiaci bewirken gereizt, Stillstand des Herzens, s. u. 
§, 36; sie sind auch die sensiblen Herznerven, wovon 
man sich bei kaltblütigen Thieren überzeugt. 7) n. de- 
pressor s. S. 304. . 8) rami bronchiales et pulmonales 
für die Muskeln der Bronchien und das Grefühl der be- 
treffenden Theile bestimmt. 9) rami oesophagei et 
gastrici enthalten die motorischen Fasern für Speise- • 
röhre und Magen, wahrscheinlich auch die sensiblen. 
Indessen hört die Magenbewegung so wenig als die 
Verdauung auf, nachdem die n. vagi am Magen durch- 
schnitten worden sind; wie ich selbst öfters beobachtet 
habe. 10) rami enterici. Anatomisch lassen sich die 
Zweige der nn. vagi zur Leber, zum duodenum und 
bis zu Aesten der a. mesenterica superior verfolgen. 
Durch Yivisectionen lässt sich nachweisen, dass durch 
Reizung des Nerven am Halse die Gedärme zur Con- 
traction angeregt werden können, sowohl die dünnen 
als die dicken. 

lieber den Einfluss von Reizung und Durchschnei- 
dung des Stammes der n. vagi am Halse auf das 
Athmen s. S. 28. 

Werden beide n. vagi am Halse durchschnitten, so 
vermindert sich sehr rasch die Zahl der Athemzüge, 
oft um mehr als die Hälfte. Es entsteht Dyspnoe, das 
Blut wird venös, die Thiere erscheinen ängstlich, gleich- 



314 Innerviation der iris. 

gültig, verschmähen die Nahrung und sterben ausnahms- 
los (Kaninchen gewöhnlich nach 24 — 48 Stunden). Die 
Pulszahl nimmt zu. 

n.accessorius Der äussere Ast des n. accessorius ist der moto- 
rische Nerv für den m. sternocleidomastoideus und m. 
cucullariö. D^r innere Ast verbindet sich mit dem 
n. vagus zu einem gemeinsamen Nerven. Die Wirkungen, 
welche an dem Herzen und den Stimmbändern bei 
Afiection des n. vagus entstehen, werden vom n. acces- 
sorius hervorgerufen. Dies wird dadurch bewiesen, dass 
jene Erscheinungen ausbleiben, wenn man den eben ge- 
nannten Nerven ausreisst. Eine solche Operation wird 
ausgeführt, wenn man den äussern Ast herauspräparirt 
und an ihm zieht, bis sich der Stamm loslöst. 

n. hypogios- Der n. hypoglossus ist an seiner Wurzel nur moto- 
risch. Wenn er in seinem weitern Vei'laufe sehr sensibel 
wird, so rührt dies von Verbindungen mit sensiblen 
Fasern her, welche hauptsächlich von den Cervikalnerven, 
ferner von dem n. lingualis und vielleicht dem n. vagus 
zu ihm hingehen. — Jede Keizung dieses Nerven 
hat eine starke Bewegung der Zunge, — sowie der 
mm. genio- und thyreohyoides zur Eolge. — Der r. des- 
cendens n. hypoglossi ist wesentlich ein von den 3 obern 
Ccr\'ikalnerven abstammender Nerv, seine Fasern ver- 
theilen sich in 3 IMuskeln (sternothyreoides, sterno- 
hyoides, oraohyoides), welche Zungenbein und Kehlkopf 
fixireii. 

Sechstes Kapitel. 
Innervation einzelner Organe. 

§. 34. Innervation der Iris. 

n. ocuiomoto- Die Bewegung der iris kann Verengerung und 

syiopaüiicus Erweiterung der Pupille bewirken. Jene wird durch 

oervicaiis. ^q^ Ringmuskel, si)hincter pupillae, diese durch den 

dilatator pupillae hervorgebracht. Der sphincter wird 



Innervation der iris. 315 

vom n. oculamotorius und zwar der kurzen Wurzel 
des ganglion ciliare, der dilatator vom n. sympafhicus 
cervicalis und zwar von der aus dem plexus caroticus 
internus hervorgehenden mittlem Wurzel des ganglion 
ciliare innervirt. Beide Muskeln können von dem Stamme 
der genannten Nerven in Bewegung gesetzt werden. Das 
Centrum des n. oculomotorius für den sphincter liegt 
in den vordem Yierhügeln *), das Centrum für den n. 
sympathicus cervicalis im Halstheile des Kückenmarks 
und zwar in der Gegend des sechsten, siebenten Hais- 
und des ersten, zweiten Brustwirbels (centrum cilio- 
spinale inferius) und im verlängerten Marke (cen- 
trum ciliospinale superius). (Budge.) 

Die Oculomotorius-Erregung wird reflectorisch er- 
zeugt durch die des n. opticus. Je nach der Intensität 
des Lichtes wird die Pupille mehr oder weniger eng. 

Die Erregbarkeit des n. sympathicus cervicalis nimmt 
zu, wenn die des n. oculomotorius abnimmt, daher ist 
in der Dämmerung sowie bei Lähmung des n. oculo- 
motorius die Pupille weiter als gewöhnlich. 

Umgekehrt verengt sich die Pupille nach Durch- 
schneidung des n. sympathicus. 

Reflectorisch können sogar die Nerven des dilatator 
durch Gefühlsfasern der Darmschleimhaut erregt werden. 

Heizungen des n. trigeminus bewirken bei manchen 
Thieren, so beim Kaninchen, wahi'scheinlich auch beim 
Menschen, lang anhaltende Verengerung der Pupille, 
s. 8. 309. 

Das Gefühl der iris hängt vom n. trigeminus (n. na- 
sociliaris, radix longa ganglii eil.) ab. 

§. 35. Athembewegungen. 

Die Erregung zum Einathmen geht von dem Gefühle 
des Mangels an O in dem verlängerten Marke aus 



*) Diese Einwirkun|? der Vierhügcl ist indessen neuerdings 
in Abrede gestellt worclen. 



316 



Ath(^iiib«wegnnge&. 



(b. S. 28), die Erreg;uiig zum Aiiaathmeu, iDsoteru 
nicht piLSaiT ist, wird wahrsuhaiulich durch die ] 
kung der CO, nuf die Enden des n. vagus 
Lungan und deu Ursprung dea n. vagna in de 
lHugcrten Marke bewirkt. Kerstörung dea verläugertj 
Marka hebt plötzlich, DanihBchneidiiiig der vagi . 
mülig das Athmen auf. 

Üie ÄthembeVegaugen werden momentan vom C 
train aus siatirt, wenn der im Ueberflusae Yorhan] 
iat, daher entsteht Äpuoe bei fortwährendem Einbla 
von Lul't in die Lungen (Hook. Roaenthal) 
durch Druck auf das G-ehirn bei Thieren (Budd 
durch Blutaustritt in der Gegend des verlüngoS 
Marks (S c hi f f) ; ebenso indirect und rellectoria 
durch Reizung des centralen Eudes des durchschnitte^ 
vaguB. Der auf letztere Art bewirkte Stillstand 
Athemholeaa soll nach Einigen (Traube, Eoai 
in einer verstärkten Znsamraenziehung des Zw 
bestehen, uauh Andern (Aabert) haben schwädi 
Itäizuagen einen Btillütand des Athmens iu der 
apiratioB, stärkere in der Esapiration zur Folge, 
letztere Angabe ist die richtige , wenngleich sie 
vielen Physiologen noch nicht anerkaunt ist, Thataäl 
lieh ist, dasa durch eine einigermasaen stnrko ] 
die ^Taaenüfinungen cnd die Stimmritze sich Bchlie«q 
wie beim stärksten Aueathmen, dass bei Menschen j^ 
Irritation der Schleimhant des Kehlkopfs, der LuftrQ 
der Brouehieu die heftigo Exapirationabewegnng i 
Kostens veranlasst, dasa selbst Magenreizungen dieaca 
Folge haben, daaa durch Kitzeln der Rachenachleiifl' 
Brechen, eine vorwalteudo ExspLrationabewegung, « 
stehen kann. Allca dies deutet darauf hin, dASB n 
Ansicht, den n. vagus als Erreger der Esepirati«! 
nerve u zu betrachten, ihre Berechtig ang hat. Richtig ■ 
aber andrerseits, dasa Vagus -Reizung zunächst Zwerchf 
coutraction hervorruft. Dabei ist aber zu bedenken. A 
jeder Impuls zum Ausathmen zuvor Eiunthmen bedm 



Innervation des Herzens. 317 

§. 36. Innervation des Herzens. 

Da das aus dem Körper ausgeschnittene Herz eines 
Thieres noch rhytmisch fortschlägt, so muss die Ursache 
dieser Bewegung im Herzen selbst liegen. Wenn man 
das Herz quer durchtheilt, so dass die Vorhöfe getrennt 
von den Kammern sind, so pulsiren jene weiter, diese 
wenig oder nicht. In jenen sind aber die Nervenfasern 
und Ganglienzellen in grosser Menge enthalten, in die- 
sen viel weniger. Je näher der Spitze des Herzens, 
desto spärlicher die Nerven Verbreitung. An der Quer- 
furche zwischen atria und ventriculi sind noch Ganglien- 
haufen vorhanden. Schneidet man den Yorhof in Stücke, 
so sieht man an denen noch Bewegung, welche Nerven 
enthalten; sie fehlt, wo diese fehlen. 

Da von Ganglienzellen des Herzens Nervenfasern ent- 
springen, so muss man schliessen, dass die automatische 
Bewegung des Herzens von den in demselben 
befindlichen Ganglienzellen ihre Quelle hat. — 

JedeReizung eines oder beider n.vagi bringt 
das in Bewegung begriffene Herz zum Still- 
stande. (Gbr. Weber und Budge.) 

Hieraus folgt, dass durch eine vermehrte molekulare 
Bewegung, welche im n. vagus erzeugt wird, diejenige 
molekulare Bewegung, welche stetig von den Ganglien- 
zellen des Herzens ausgeht, einen Widerstand erfährt. 
Man nennt daher den n. vagus den Hemmungsner- 
ven des Herzens. 

Beiderlei Nervenfasern liegen im Herzen an einander. 
Wenn man daher einen noch so feinen Nervenzweig 
herausprilparirt, so hat man in demselben noch Fasern 
verschiedener Natur vor sich, von denen die einen dem 
n. vagus, die andern den Ganglienzellen angehören. 
T^nter normalen Verhältnissen haben die gangliösen 
das ITebergewicht. 

Eine gleiche Wirkung, wie durch Reizung des A^agus- 
Stammes erfolgt, entsteht auch von demselben Eirfluss 



318 InnervaüOD flfla HerieTi«. 

auf dfts verlängerte Mark, d. h. auf die ürspruiigsatelli: 
des n. yagas. Du nua die Kohlensäure zu den Beiz- 
mitteln gehört, Hti wird eine Vermehrung der COj im 
Blute auch die Herzböwegung vermindern, and selbst 
aufheben. Daraus erklärt Hieb, wie durch Störung des 
Atbemholens die Herzpulse abnehmen. (Traube). Es 
wird auch hier der "Widerstand gegeu die molekulare 
Bewegung iu den gaagliÜBen Nerien vermehrt. Hebt 
man hingegen diesen Widerstand auf, indem man bei nu- 
terdrücktem Atheraholen die d. vagi durchschneidet und 
dadurch anmöglich macht, daas die vermehrte Bewegung 
in den Vagus-Fasern fort.geleitet wii'd bis zum Herzen, 
so wird der Widerstand aufgehoben, die gangtiöseii 
Nerven erhalten das Uebergowicht und die Herzuon- 
tractionen nehmen zu. (L. Landois), 

Eh gibt Mittel, welche sowohl die eine ab die an- 
dere Reihe der Herzlasern unfähig zur Leitung maeheu, 
sie lähmen. Dazu gehört z. B. dag Opium. Wird dip 
tinctura opii auf die innere Flüche des Herzens gebrachl-, 
so hört dasueibe für immer zu schlagen auf. (Henry). 

Es gibt aber auch andere Mitte!, welche nur die 
eine Fasernart zur Leitung unrahig macht, sei es. dsee 
die Fasern selbst oder deren Ganglienzellen es sind, 
denen diese Wirkung zugeBohrieben werden muss. Dnä 
Nicotin in sehr kleiner Uabe bringt das Herz zum 
Stillstände, aber nicht bleibend, sonderu vorübergehend. 
Die Vagus-Fasern, welche erregt worden waren, kehreu 
in ihren natürlichen Zustand zurück; d. h. ihre Thii- 
tigkeit wird durch die gaugliösen überwunden. (Traube 
und Rosentbal.) Das Nicotin steht also mit der electri- 
schen Reizung des u. vagus auf einer Linie. •) — ■ Dauern' 
der, aber in derselben Weise wirkt das Mnscarin. — 



lähmt das Äti 






vagUB, 



*) Eb sind mir Fälle bekanut. daas bei Meosclien i 
massig Intermission der Herzjmlsc eintritt, wenn sie .._ 
starke' Cigarre rauchen, g&m besonders im Zustande äßt ] 



Innervation des Herzens. 319 

Wirkung äussert sich dadurch, dass bei einem Thiere, 
welches durch Atropin vergiftet ist, nach electrischer Rei- 
zung des Nerven keine Verlangsamung oder Stillstand 
des Herzens erfolgen. Das Atropin überwindet also die 
Wirkung des oben genannten hemmenden Nerven. Wendet 
man daher dasselbe gleichzeitig mit Muscarin oder Nicotin 
an oder gibt man es vorher oder gleich nachher, so 
bleibt die hemmende Vagus -Wirkung aus. 

Grebraucht man stärkere Gaben von Nicotin, so 
werden die Vagus-Fasern nicht mehr erregt, sondern 
gelähmt; eine Erscheinung, welche man bei vielen an- 
deren Reizmitteln beobachtet. Wird bei einem mit Ni- 
cotin vergifteten Thiere der n. vagus galvanisirt, so 
steht das Herz nicht mehr still. Wohl aber geschieht 
dies, wenn die Reizung am Venensinus vorgenommen 
wird (A. B. Meyer) und auch durch Anwendung von 
Muscarin. 

Die Gralvanisirung des Stammes bei einem durch 
Nicotin vergifteten Thiere bringt aber nicht nur keinen 
Stillstand der Herzbewegung hervor, sondern sogar eine 
Vermehrung. Man muss daraus schlies^n, dass in dem 
n. vagus abgesehen von den Grefiihlsfasern doch noch 
zweierlei Fasern enthalten sind, nämlich vorwaltend 
hemmende, daneben aber auch die Pulsfrequenz be- 
schleunigende Fasern. (Schmiedeberg.) Ich habe 
schon vor längerer Zeit die Beobachtung gemacht, dass 
durch Vergiftung mit Sublimat der Herzschlag bedeu- 
tend sich vermindert. Bei einem so vergifteten Frosche 
nahm fast constant die Zahl der Pulsationen durch 
Reizung des verlängerten Markes zu.*) Das Herzklopfen 
bei GemüthsafFecten und im Fieber geht wahrscheinlich 
von den Gefässnerven aus. Bei Beurtheilung der Herz- 
bewegung darf ein anderes Moment nicht ausser Acht 
gelassen werden, nämlich die Muskeln als solche. Nie- 



*) Meine Unters, über das Nervensvst. Frankfurt. 1842. 
II. p. 14. 



320 TnnpTTatioB des Mttgpoa nnä Äcs SansliBnalc. 

roale iat rann im Blande, durch künatlichö Heiauiii^ 
Nerven eine so vermehrte Conlraction heryorziibriiigeii, 
als wenn die Muskeln selbst erregt werden. Wesentlich 
zur Erhaltung ihrer Lebensthätigkeit gehört der ZuHnaa 
von 0. Dnrch Einblasen von friBcher Lnft in die 
Lungen vermittelst eines Blasebalgs kann mau daher 
bei Thieren, welche man mit Carare vergiftet bat, tider 
denen das verlSngerte Mark durchschnitt en worden war, 
die also nicht mehr athmen, den Herzsehlng unter- 
halten, — Hiiuiigerea Atheraholen, mit welchem ein ver- 
mehrter Zuflnsa von ins Blut verbunden ist, bat be- 
kanntlich auch 'frequeutern HorKBchlag unr i'olge. Weil 
bei jeder starkem Heweguag der Jluskeln mehr COj 
gebildet, also mehr erfordert wird, so ist auch hiar- 
bpi eine Zunahme der Herzoontractionen erklärlich. — 
Eine solche wird auch stattfinden, wenn durch v 
Contraotion der Arterien (Syjnpathicns -Reizung) dleG 
Bchwindigkeit des Blutlauis zunimmt und dnnut not 
der Dmck auf die Wandungen des Herzens durch i 
Blut sich steigert. 

S. 3T. iBnervatlon des Uagens und der Gedärme, j 
Der Magen und die Gedärme erhalten Nerven , 
3 Quellen, nämlich 1) gangliöse 2) BückenmarksfaM 
durch Vermittlung des n. sympathicuB. S) Vagns-Faae 
1) Ausgeschnitten ans dem Körper, bewegen i' 
diese Organe selbstständig weiter, also ohne i' 
mit den Centraltheilcn des Nervensystems noch iu V^ 
hindung sind. Ferner beobachtet man, daSs nach i 
Tode d. h. nachdem die Functionen des Gehir 
des Bnckenmarks aui'gehört haben, Magen und Oedün 
sich sogar lebhafter, als vorher bewegen ; und zwar h 
nahe so lunge, als die Bumpfmuskelti durch T 
ihrer Nerven in Contraction versetzt werden kSnnC 
Die G-anglienzellen , welche in jenen Fingeweiden t 
befinden, entwickeln selbstständig eine motorische I 
welche man in den 5 luskel nerven durch den eleutrisohl 









^menration i%i Valens tind de« DarmbraalB. 33 1 

1 herrorroft, Änch während des Lebens tritt eine 
[febhaftore Thätigkeit dieser Ganglien zn Tage, wenn 
Gehirn- und Eäcken marke -Fnn et ipnen zurücktreten, schon 
während des Schlafes, hei grosser Schwäche, Blutmangel, 
momentanem Verschluss der Aorta. Dadurch ist wohl 
die Annabme gerechtfertigt, dass wie das Gehirn eine 
Präponderanz über das Rückenmark zeigt., so vermögen 
auch beide Centralorgane die Gangliennerven in ihrer 
Thätigkeit zu hescbrankeu. 

Der plexus coeliacus, der sich ans dem n. splanchnicus, 
Gränzetrang des n. sympathicus, dem n. vagus sowie 
ifl gangliÖBen Fasern zusammensetzt, gibt an den Magen 
reichliche Zweige, welche t.heilweise ausserordentlich 
empfindlich sind. Aehnliche Verhältnisse finden eich am 
ganzen Darmkanale, welcher mit andern Ganglien in 
Verbindung steht, — Der n. splanchnicus ist vorwaltend 
ein Rückenioarksnerv, enthält aber auch gangliöse Fa- 
sern. "Während des Lebens übt er die hemmende Wir- 
kung auf die Ganglien des Darms aus, er vermindert 
oder siairt eine vorhandene peristaltische Bewegung. 
(Pflüger). Nach dem Tode oder bei grosser Schwäche 
tritt der Einfluss der gangliösen Nerven in den Vorder- 
~ entsteht dieselbe Wirkung, wie wenn der 
irm selbst gereizt wird, obwohl nicht in gleicher Inten- 
ämlich vermehrte Bewegnng. 

3) Der n. vagus enthält motorische Fasern für Ma- 
gen- und Gedärme. Reizung desselben am Halse und au 
der cardia haben Bewegung dieser Theile zur Folge. 
Sie entsteht fi-eiHch nicht constant, was von verschie- 
denen Verdanungs zuständen abzuhängen scheint. Wenn 
aber der Magen sich contrahirt, so beginnt die Contrao- 
tiön fast beständig von der cardia, von wo ans sich die 
Bewegung auf den übrigen Magen TortpflanKt. — Auch 
nachdem beide n. vagi an der cardia durchschnitten 
sind, werden Nahmngastoffe aus dem Magen weiter fort- 
bewegt, wahrscheinlich durch die Erregung der setbst- 

idig wirkenden gangliösen Nerven. 



. COBIJ 



ir Physio 



lanervation des HarablHe. 

Welchen Anthell am flefuhl des Magens die ; 
Vagi und welchen die n. splanchnici haben, bedarf n. 
weiterer Untersuchungen. 

g. 38. Innervation der Hamblaae. 

Die zur Harnblase gehenden Nerven, welche aioSj 
im plexus nervosus vosicalia vereinigen, kommen von 
2 Orten her, nämlich von den Unterleib splesus, speoiell 
vom pleius hypogaatricns, und von dem 3. und 4. 8a- 
cralnerven. DieMßlbeu leiten theils das Gefühl der Blase, 
theila veranlassen, sie die Bewegungen der Muskeln and 
auch der Gefässe. — Am meisten sensibel ist die Ge- 
gend des sog. Blaaenhalaeti (oatinm vesico -urethrale). 
Denn wenn die Blase catheterisirt wird, ao zeigt aiüh 
au dieser Stelle die grösste Empfindlichkeit. Ich habe 
gefnnden, dass die Reizung des plexus hypogastricns sehr 
deutliche Schmerzäaasemngen bei Thieren Yeranlasst, 
dass hingegen nach der Durchs Cime idung deaaelben das 
der Blase zugekehrte Ende gereizt werden kann, ohne 
das» Bewegung entsteht. Hierdnrch wird es wahrschein- 
lich, dass im plexus hypogastrious viele sensible Biasen- 
nerven enthalten sind. 

Die motorischen Blasennerven können vom ganzen 
Hückenmarke, dem verlängerten Marke, bis zum pedon- 
culuB cerebri hin erregt werden. Directe Reizung aller 
dieser Theile bringt auauahmsloa Blasenbewegnng 
hervor. Eine solche auf das Lendenmark beschränkte 
■ Heizung bleibt viel lungere Zeit wirksam, als eine ober- 
halb dieser Gegend angewandte. Ich habe deshalb die 
Gegend des Lendenmarka als das centrum veaico- 
'apinale inferius und den pedunculns cerebri alä 
das centrum vesicoapinale superiua bezeichnet. 

Durchs chneidurig der hintern Wurzeln des 3. nnd 
4. Sacralnorven ohne Verletzung der vordem Wurtelo 
hat zur Folge, dass bei einem in dieser Weise operir- 
ten Thiere der Urin beständig ausfliesat (inconti- 



InaervTttion der Dräsenzeüen. 



323 



BlaBcabewegung kann willkürlich und auoli durch 
VorBtollungen a. B. Augat entstehen. Physio logisch 
auagediückt «»ürde dies die Eedeutung hahen, dass 
dnrch die Hemisphären des grossen &ehirnB die jiedun- 
culi eerebri angeregt werden können. 

ferner kann reflec torisch von Gefühlsuerveu aus 
Blaaonhewegung erzeugt werden, was experimentell an 
Thieren nachzuweisen ist, ebenso hei Menschen beob- 
achtet wird, wenn Schmerzen enißtehen. 

Endlich erfolgt auch ßlaseobewegung, nachdem alle 

Nerven dnrch schnitten sind, sowie hei Eintritt des Todes. 

^iese Erscheinung ist vielleicht in Zusammenhang mit 

yti^ mikroskopischen Q-anglien zu bringen, welche sich 

L der Blase nachweisen lassen. 

TTeber die Gefäasnerven der Blase fehlen noch ana- 
Kchende Beobachtungen. 



§. 39. Innerratlon der Dnlaenzellen. 

Äebnlich wie die contractile Kraft der Mnakelfaaern 
Ifoheint auch die secretorische Kraft der Driiaenzellen 
Von dem Nervensystem beeinflnsst zu werden. Es ist 
wenigstens für einige Drüsen der Nachweiss geliefert. 
Man hat Vermehrung der Secretion durch Reizung von 
gewissen Nerven beobachtet, aber auch nach Durch- 
Bchneiduag. Die oben 8. 45 angeführten Versuche 
über Vermehrung der 8p eicheis ecretion gehören zur 
ersten Klasse. Ol. Bernard hat die merkwüi-dige Ent- 
deckung gemacht, dass durch eine Verletzung der G-e- 
gend des Bodens der 4. Gehimhöhle, Pir[ure genannt, 
Blut und Frin zuckerhaltig werden. Nach Gräfe tritt 
derselbe Erfolg nach Durchs chneidung der n. splancbnici, 
noch Bernard .durch Reizung des centralen Endes des 
durchschnittenen n. vagus, nach Schiff durch Ver- 
letzung des Rückenmarks ein. — Der Zusammenhang 
beider Erscheinungen, nämlich die Affeotion des Nerven- 
systems und das "üebermass von Zuckerbildnng ist noch 



324 Innervation der Drüsenzellen. 

nicht aufgeklärt. — Nach Zerstörung aller zu der Sub- 
maxillardrüse hingehenden Nerven hört die Speichel- 
secretion nicht auf, sondern wird bedetftend vermehrt; 
ähnlich wie ein anhaltendes Muskelzittem entsteht, 
wenn die zu den betreffenden Muskeln hingehenden 
Nerven durchschnitten sind. — Durch Ausreissen des 
n. facialis einer Seite fand Schauta 9 Monate nach 
der Operation bei einigen Kaninchen, dass die Parotis 
der verletzten Seite 0,0935, die der gesunden 0,2475 
Grm. wog. — Bei demselben Kaninchen waren die ent- 
sprechenden Muskeln atrophisch. — 

Erwähnung verdient auch der thatsächlich nachweis- 
bare Einfluss der Gemüthsbewegungen auf die X>rüBen, 
namentlich die Secretion der Milch, des Speichels, 
u. a. m. 



V 



Siebenter Abschnitt. 
linnesempfindnn^en. 

Ki-ates Kapitel. 
Uesichtäslnu, 

§. l. ErfoFderalBee zum deutilohen Sebea. 

1) Ein scharfes Bild musa auf der retina entworfen s»aa^ 
(%Brden. 

2) Empfindung der auf der retina dadurch hervor- ^i^™ 
gebrachten Veränderung. 

3) Bewegungen des bulbua. 
i) Wahrnehmuug und Beurtheilung des Gesehenen. 

|. 2. Ent-werfung des Bildes. 

Von jedem beleuchteten oder leuchtenden Punkte 
ftiuei* Fläche gehen unzählige Strahlen nach allen Seiten 
Diejenigen, welche auf die Cornea des Auges fal- 
len, bilden hier die Basis eines Strahlenkegele, desaen 
Spitze der besagte Punkt ist. Es ist hingegen zum 
deutlichen Sehen erforderlich, dass jeäer Objeotpunkt 
auf der retina nur als Funkt (Bildpuukt) erscheine. BUdpaJ 
"Wenn anstatt eines Bildpunktes viele erscheinen und 
diese vielen einem Ohjectpunkte entsprechen, so ent- 
steht dadurch ein sogenannter Zerstreuungakreis, ; 
wodurch die Deutlichkeit des Bildes aufgehoben wird. nngiiD 

Die gedachte Linie zwischen dem OhjectpnnktC' und 
dem Bildpunkte (den sogenannten conjugirten Ver- 



936 G««t«lAMss. bMekaB^doBililusafdemtm». 

:nigBBgipiinkteB) beissi die SichtongBliiue oder 
ff Sicktniigsstrklil, Mtch HiRelstrabL 

IHm BiM aof der redn« ist ganz so, wi« in eisu 
i»en ohtcara. rerkebn und Tcrkkin«»; was im Ci' 
'- jKM rechts nnd oben sich befindet, steht im Bii'i'. 
linkt und Doten etc. Uta kum aid davon üb«rz«ii^t' 
wenn man an dem hiDternl'i'. 
fange eines frischen Thi eräug' - 
Bclerotka and chorioidea nh- 
pntparirt and in einer paeaeu- 
den Eotfemaiig, welche mm 
aneprobtrt. Tordas Aage eincQ 
Gegenstand hält. Dann wird 
miin ein sehr scharfes Bild des- 
selben erblit^ea. - — Am Ge- 
naaesten wird ein aolchei- aber 
durch den von Helmbolti^ 
erfnadenen Aogenspiegel uuf 
der retina eines lebenden Meii- 
schea oderThiereabeobacbttt. 
Die Umkefarong des Bildt- 
entäteht dadurch, dnss dii- 
RichtungSitrsblen, welche der 
rechten nnd obem Seite deä 
Objectes angehören, in Folge 
der Brechung die linke nnd 
nntere Seite dea Bildes errei- 
chen, Sie müssen daher mJt 
denen sich kreozen. welche von der linken nnd untern 
nach der rechten and obem Seite hingehen etc. Diese 
Krenznng erfolgt im Innern des Au^fes; man nennt die 
Steile, an welcher die Richtangatrahlen sich kreuzen den 
KreoKongs- oder Knotenpunkt. (Fig. iSk.) Er 
liegt ungefähr ^'g — '/^ Mm. vor der hintern Linseofiächc. 
Dni-ch die Kreuzung der Eichtnngsstrahlen entsteht ein 
lei. Scheitelwinkel, den man den Sehwinkel nennt. Von 
seiner Grösse hJingt die Grösse des Bildes auf der retina 




ßesichtsainn. Entstellung dea Budes anf der retina. 327 

wie sich aus Fig. 43 von Belbat ergibt, — Schein- 
bare Grösse ist also- diejenige, welche dnrcli den 
Sehwinkel bestimmt wird. 

Das Z UBuminent allen der Nebenstrahlen mit dem 
Mittel- oder Hanptatrahle wird dadurch ermöglicht, 
dasB die Lichtstrahlen, wenn sie ans einem Medinm in 
das andere übergehen, von ihrer gei-aden Jticbtnng ab- 
gelenkt (gebrochen) werden nnd awar, wenn sie, wie 
mea iro Auge der Fall ist, aus einem dännern in ein 
iBehtereB Medium gelangen, dem Einfalhlotbe zu ge- 
Brochen werden. Der Brechungswinkel ist kleiner, als 
ter Einfallswinkel. — Die stärkste Brechung findet zwar 
an der oornea statt. Dennoch würden Lichtstrahlen erst- 
hinter der Netzhaut zur Vereinigung kommen , wenn 
nicht die durch die Cornea gebrochenen Strahlen noch 
:ker durch die Linse gebrochen würden. 

die Brechung durch die comea geschehen ist, so h 
;Bteht nämlich eine weitere Brechung durch den humor 
iqnens, dann durch die vordere Wand der Linsenkapsel, 
durch die verschiedenen Schichten der Linse selbst, die 
hintere Linsenkap seiwand, endlich den Glaskörper. Ob- 
gleich also viele brechende Medien im Auge vorhanden 
so weicht doch das Erechungs vermögen bei eini- 
'on ihnen so wonig von einander ab, dasa man 
erheblichen Fehler drei brechende Medien anneh- 
kann: 1) comea mit hninor aquens, 2) Linsen- 
kapsel nnd Linse, 3) Glaskörper, und demnach drei 
brec*hende Trennungsflächen ; Cornea, vordere Linsenflä- 
che , hintere Linsenäache. Diese brechenden Flachen 
d eentrirt, d. h. sie haben i 
Man nennt ein so vereinfachtes 
incirtes Auge (Listing), ' 
inden Flächen als Kugelüüchei 
■ KrllmmungsradiuB 

der vordorn Hornhantfläche ist ungefähr S. 
„ „ Linsenfläche ,, „ ll 

„ hintern „ „ „ ( 






! gemeinsame Achse. 

t Schema des Auges 

n welchem die bre- 

angenommen sind. 



32S GcaichtsBiim. EntBtehniig dea Bildes aiif der retlna. 

die Entfernung von Hornhaut zur vordem Linflenfläo he 
= angefähr 4 Mm., dieser zur hintera LiuBes&äi 
4 Mm., dieser zur retina 13 Mm. Yerhältniss ' 
Brechbarkeit (Brecbungsindes) : 

von Luft zu deatiUii-tem Wasser = 1 : 1,335 

„ „ zum humor aqueus = 1 ! 1,366 

„ zur Linse = 1 : 1,418 

„ „ zum corpus vitreum =^ 1 : 1,33S. 

■t- Der Vereinigungapankt der gebroclienen Strahl 

mit dem Mittelatrahl , wenn derselbe aus nneiidlicll| 

Entfernung und in der Achse der brechenden Fla* 

liegt, heisst der Brennpunkt und die zur Achse a 

rechte Ebeue, in welcher Strahlen aus unendlicher Sg 

fernung, die nicht in der Achse liegen, sich vereinigii 

Brennebene. Deutlich wird nur gesehen, i 

Brennpunkt, resp. die Brennebene auf die retina f 

Der Brennpunkt liegt im redncirt«n Auge 14,647 I 

hinter der Hinterfläche der Linse. Wenn von dieaq 

Lichtstrahlen ausgehen, so würden sie als parall^ 

Strahlen das Auge verlassen und 12,83 Mm. vor { 

Hornhaut, in dem vordem Brennpunkte zur Vq 

einigung kommen. (Listing.) 

Es ist von Wichtigkeit, die Stelle des Bildpunkt^ 
welche einem Objectpunkte entspricht, mit andem Wo* 
ten die Lage des Richtungsstrahls zu bestimn 
durch, dasa man die Brechnugaindicea der einzeln^ 
Medien des Auges, die Radien der drei Trennungsflächj 
die Lage der Mittelpunkte derselben auf der AugenacM 
und die Lage des Strahls, welcher die coru 
kennt, ist man im Stande, die Lage gewisser SteUen 
Auge (Cardinalp unkte) zu berechnen, deren £eiu 
niss es leicht macht, obige Aufgabe zu erfüllen. Di4J 
C ardin alp unkte sind im veducirten Auge: 1) der HanJ 
punkt, 2,34 Mm. hinter der Vorderfläche der i 
2) der Knotenpunkt, 0,476 Mm. vor der Hinterfl 
der Linse, 3) der Brennpunkt auf der retina, 
Bildpunkt beflndet sich an der Stelle, au welcher i 



Gesichtssinn. Entstehung des Bildes auf der retina. 329 

von einem Objectpunkte ausgehenden Strahlen mit dem 
Mittelstrahle zusammenfallen. Der Mittelstrahl geht 
ungebrochen durch den Knotenpunkt hindurch. Der 
Hauptpunkt ist der Scheitelpunkt . in der Achse» einer 
brechenden Kugelfläche. In Fig. 44 ist SS die Haupt- 
ebene, d. h. die Ebene durch, .den Hauptpunkt senkrecht 
zur Achse AA gelegt. Ist ab der einfallende Strahl 




und y der vordere Brennpunkt, so ziehe man eine 
Grade f n parallel mit a b, dann n r parallel der Achse 
bis zur zweiten . Focalebene J"' J"', b r ist der gebro- 
chene Strahl. Um* den Bildpunkt zu finden, ziehe man 



Fig. 45. 




— 4 



Fig. 45 die G-rade* an vom Objectpunkte a zur Haupt- 
ebene SIT. Dieselbe geht durch den vordem Brenn- 
punkt f und schneidet bei n die Hauptebene , von n 
wird parallel mit der Achse AA nr gezogen, und wo 
eine von a durch den Knotenpunkt k nach r gezogene 
Grade die Linie nr schneidet, also bei r, ist der ge- 
gesuchte Bildpunkt. 



330 Gesiohtssinil. AccomTnodation, 

Wenn die Vereinignng der Neben stralilen v 
hinter der retin» stattfindet, ao entstehen aafderBellM 
kleine Btridilenkegel, ZerBtreuiingekreiBe. Dieaelbei 
haben hauptaüchlich drei Ureachen: 

1) Die von fernen Objecten kommenden StrahlBaJ 
vereinigen sieh früher, als die von nähern C ' 
kommenden, 

2) Die dem Rand der Linse näher liegeiidei 
len werden eher vereinigt, als die anf die Achse adntl 
in deren Nahe einfallenden. 

3) Im weissen Lichte sind verschieden brechbaväl 
Strahlen enthalten, von denen einige früher zur V« 
einignng kommen, andere später; zn .jenen gehi 
violetten Strahlen, zu diesen die rotheu (s, S. 334). 

Um die Nachtheile, welche darch diese angegebc 
nen drei Hindernisse entstehen, zn beseitigen, 
1) die AcconimodatioQ, 2) die L^isbewegnngen, 3) dif3 
Achromasie. 

§. 3. Aocomodatlon. 

Anf der retina eines ausgeschnittenen Angea ' 
scheinen die Bilder von vorgehaltenen Ohjecten 
einer ganz bestimmten Entfernung derselben scharf a 
deutlich. "Werden die Ohjecte näher oder ferner (^ 
rückt, so verwischen sich die Bilder wegen der ZA 
strenungskreiäe. Das lebende Auge hingegen 
sich anders. "Wird ein Gegenstand vor das Auge i 
bracht, so mnss er eine gewisse Strecke von demselbl 
entfernt sein, ehe er deutlich gesehen wird; ma; 
den dem Auge nächsten Punkt, sn dem deatlioh l 
sehen wird, den Nahepunkt (bei gutsebeuden Angeffil 
10 — 13 Cm., bei kurzsichtigen vom Auge viel \ 
entfernt). Rückt man denselben weiter und weiter, 
wird das Bild immer kleiner und kleiner, schlieaalic 
undeutlich; diese Stelle nennt man Fernpunk 
einer sehr bedeutenden Ausdehnnng der Körper liegS 
der Fernimnkt in unendlicher Ferne. Indesse 



Gesicbtssinn. AccommodatiaD. 331 

ist«u Menschen auch die Sterne strnhlig, also 
tndeutlich. Die Strecke zwischen Nahe- tiad Fernpnnkt 
räBBt "Weite des deutlichen Sehens. Bei Kuvk- 
^ächtigen (Myopischen) liegt der Brennpunkt vor, bei 
Weitsichtigen (Preshyopischen oder Hypermetropi sehen) 
hinter der retina. Bei beides ist die Strecke der Seh- 
weite beträchtlich kürzer. — Innerhalb der Sehweite 
können aber willkürlich durch gemaae innere Bewegungen 
des Äugee nähere und entferntere Q-egenstünde deutlich 
gesehen werden ; man kann das Auge dazu einrichten. 

Die Linse kann niinriich an ihrem vordem Theile u 
mehr hervorgewölbt werden, wodurch die aus der Nähe 
kommenden, alao mehr divergirenden Strahlen stBrker 5 
gebrochen werden und ft-üher zur Vereinigung kommen, 
so daaa keine Zeratreuangskreise auf der retina ent- 
^jtehen. (Gramer, HelmhoUz.) 

Hr Dass die Linse beim Naheeehen sich hervorwölbt, 
^^^Aennt man aus folgenden Versuchen, Wenn ein Licht 
*■ in einem nbrigens ganü verdunkelten Zimmer seitlich 
vor die nach Vorn verlängerte Achse eines Auges 
gestellt wird, so sieht ein von der andern Seite ins 
Auge blickender Beobachter drei Spiegelbilder der 
Flamme: das deutlichste und grösste von der Cornea, 
das zweite verwischte von der vordem Linsenfläche, das 
dritte, umgekehrt stehende von der hintern Linsenfläche. 
(Purkinje, Sanaon.) Beim Sehen in der Nühe rückt 
das zweite. aufrecTitMtehende Bild der Cornea näher, was 
auf eine Hervor Wölbung der Linae schli essen lässf. 
Diese wird durch die Zusammen üiehung des m. tenscr te 
chorioideae (ligam. ciliare), welcher aua circulären und 
radialen Fasern besteht, hewerkstefligt. Bei dem Nahe- 
aehen verengt aich zugleich die Pupille und die Augen- 
ach aen convergiren. 

Man nennt diese Bewegung die Accoramodation f 
oder Adaption für die Nahe; sie ist mit einer deutli- 
chen Empfindung von Anatrengnng verbunden. Nach 
.dem Aufhören derselben entsteht oft eine aubjective 



- Liuhtemi'tindung: das Äccommoiiationspliosphen, 
1 Daa Auge ist so eingerichtet, daas die Strahlen, welche 
auB unendlicher Eutlernang kommen, also parallele Strah- 
;f leu, sich auf der retina vereinigen. Mit andern Worten: 
wenn das Auge keine AccommodatioOBbewegung machj^ 
ao vereinlgea sich parallele Strahlen in der Breniiebeqi 
der retina, oder der Fernpankt ist in nnendlichei 
fernung. Solche dem nonnaJen Zustande volikominej 
e ntapre che nde Augen nennt man nach Donders: 
tropische Augen. Indesa erfordert es auch t 
strenguQg, um in die Ferne zu sehen, eine AccommOH 
dation für die 



■ofiir die Bedingungen jedoe 



Der Sehe 



sehe Ve 



ich unbekannt sind, j 
:h ist ein Beispiel i 
n ein Kavtenblatt z 
einander stehen, als ( 



10 dation. Sticht i 

, wilche näher a 
DurchmesHer der Pnpille beträgt, und blickt durch d 
Oe£liiungon auf zwei hinter einander stehende 8tec| 
nadeln, so erscheint diejenige einfach, welche maa ä 
and für welche das Ange accommodirt ist, die andll 
nicht fixjrte hingegen doppelt, weil sie Zeratreiu 
kreise bildet. 

Als "Wirkungen nicht vollständiger Accommodatifli 
entstehen einige Erscheiuungen, welche Erwühnuitg ^ 
dienen. 

1) Monochromatische Abweichungen 
versteht darunter Zeratrenungskreise, welche nicht b^ 
metrisch um eine Achse liegen. Blickt man durch 8 
feine Oeffnung eines geschwärzten Papiers nach da 
hellen Himmel, so erscheint ein von Zacken ode 
sen umgebener mittlerer heller Kreis. 

2) Astigmatisrnna. Hält man zwei sich i 
ten Winkeln kreuzende Linien vor sich, so bemetl] 
man, dasa man, um die horizontale Linie scharf I 
sehen, das Blatt näher dem Auge bringen musi 
um die verticale zu sehen. — Es rührt dies von 
Asymmetrie des Auges her. {Fick, Donders). 






r 



Accnino3>tioii. Trieb pwegnng, 333 

3) Entoptische Erscbeianngeu. So nennt man 
die "WshrBehinnngen, welche dnrcli Schatten von klei- 
nen dunklen Körpern entstellen, die in den brechenden 
Medien des Auges sich befinden und Schatten auf die 
retina werfen, oder wenn auf andere "Weise einzelne 
Thejle der- retina beschattet werden. Diese Wahrneh- 
mungen machen den Eindrnck, ala ob sie von HnsBem 
Objecten herrührten. Im Giaekörper jedes Anges be- 
finden sich solche dunkle Körpereben, welcTie eich mit 
dem Ange bin und her bewegen, aber, solange daB Auge 
gesund ist und eine besondere Aufmerksamkeit nicht ' 
darauf verwendet wird, nnbeachf et bleiben, sonst aber als 
sogenannte moucbes voiantes zu quälenden Erschei- 
nungen werden. Leicht sieht man, wenn mau in e" 
Mikroskop bei heller Beleuchtung schaut, ohne dsss e 
Object niiterliegf , achon entoptische Erscheinungen ; 
besser, wenn man das im focus einer Sammellinse ent- 
worfene Bild einer Flamme durch eine enge Oeffuung 
üsea dunklen Schirms mit nahe vorgehaltenem Auge 

(trachtet. Mau bemerkt dann den Pupillarrand der 
',«, Streifen von Flüssigkeiten, welche auf der Cornea 
die Sectoren der Linse etc. — Zu den entopti- 
Bchen Erscheinungen gehören auch die Wahmehraungen 
der G-efässe der Netzhaut. Man sieht dies Gefilssnetz, 
wenn man die sclerotica stark beleuchten lässt und 
äsaua sein Auge auf ein dunkles Gesichtsfeld wendet, 
-.rki.je.) 

4) Irradiation, §. 13. 

§. 4. XrlBbeweguug. 
Die iris hat die Function, die Sandstrahlen abzu- ^ 
halten und, wenn das Licht hinreichend stark ist, durch 
die verkleinerte Pupille nur die Achsen strahlen einzu- 
lassen iind die Zeratreuungs kreise laöglichst aufzuheben. 
Bei Abnahme des Lichts wird die Pupille erweitert, 
um einer grossen Zahl von Strahlen den Eingang zu 
gestatten. Ueber d' ' ' 



334 Irisbeiregang. Achroraaaie. 

Die Bandsirnhlea werden bei Linsen mit äpUärischer 
Ob^^äcbe »türker gebrochen, als die Acbsenstraiüen, 
kommen daher eher zur Yereinigocg nod bilden auf 
der retina Zerstreunngskreiae , sphärische Aberra- 
e tion. Um ein BcharfeB Bild zu erhalten, vertritt daher, 
** die iris ein diapbragms, oder vielmehr wegen ihrer B( 
weglichkeit viele Diaphragmen. Die Pupille k&Di 
Busaer durch directe Nervenafl'ection, durch Äti 
erweitert nnd durch die Calabarbohne, Nicotin etc. vcr-' 
engert werden; beide Mittel wirken wahrscheinlich auf 
die zwei verschiedenen Muaketn der irls oder die letz- 
ten Nerveneodigungea in deaaelben. 



B. Durch die Brechung wird das weiaae Licht i 
dasselbe z us am mengetz enden farbigen Strahlen zerlefl 
(b. S. 337). Ist die retina in cd (Fig. 46), ' 



Empfindttog der retina. 

Strahlen, welche noch nicht zur Yereinignnff ge- 
men sinii, gleichfalls, und der Eindruck vou Weiss 
"bleibt der vorwiegende. 

Wenn das Auge gut accommodirt ist, ho sieht es 
das weiaae Licht ohne Fsrhensäume , nur bei uapas- 
Bender Accommodation erscheinen dieselben. Man aieht 
leicht Farbe nsäume bei halbverdeckter Pupille. Die 
Ursache der AchroraaBie des Auges ist bis jetzt nicht 
lUfgeklärt. 



^^Öilij 






|. 6. -Empfindung der retina. 

Die Empfindungski-aft der retina entsteht in deuFirinui 

centralen Öangiienzellen des n. opticus, welche wahr-veilooo 

Bcbeiniich in den thalami und corp, genicolata liegen. 

Sekanntlich kreuzen sich gröastentheiU die Fasern der 

a. optici, sodass der rechte th&lamua die linke retina 

wesentlich vertritt und umgekehrt, Die Wirkung der 

in den genanuten OangUenz eilen erzeugten Kraft uen- 

htempfindung. Sie entsteht durch Er- 

igung der Nervenlasera selbst , sowie auch deren 

.traler und peripherischer Endorgane. So führt z. B. 

Blitz durch das Auge, wenn man die beiden Pole 

r constauten Batterie so ani'setzt, daas der Strom 

durch den buibns geht ; ebeiiBO hat man eine Licht- 

emptindnng im Dunkeln , wenn ein Schlag oder Stoss 

das Auge trifl't. Die retina, nicht aber der n. opticus 

"" " wird voll den Wellen des Lichtäthera afficirt. 

ich kann man eine Licbtemp6nduug sich vorstellen, 

1. roi) öudem "Worten, der n. opticus und die retina 

nen vom Gehirne aus erregt werden. 

Das peripherische Endorgan der retina wii'd von 

fen- und atäbchenförmigen Körperchen gebildet, 

[ehe durch mehrere Zwischen organe (2 Kömer aud 

granulirte Schichten) mit Ghinglien zollen und den 

irvenfaaern in Verbindung stehen. Diese Nervenfasern 

Iden die Ausbreitung des n. opticus, und machen die- 

Lge Schicht aus, welche dem Glaaköi-per am Näphsten 



336 Empfindung äer retina. 

liegt und nur von einer Membrana Umitana i 
geacliieden iet. Die ijtäbchen- and Zapfenachicht gräi 
rfach anasen an die Pigment schiclit der Chorioides. 
gibt eine Stelle in der retina, an welcher weder 6au 
lienzelleo noch Ncrvenlaaem sich finden, und diese | 
in der Angenaxe der gelbe Fleck und die fo 
lis. "Und grade an dieser Stelle wird am Genauesd 
gesehen. Je mehr sich das Bild von derselben entfenj 
desto undeutlicher wird es. Hiemach unterscheidet n 
direotes und iudirectes Sehen. Zu jenem ist 
wendig, daas wir das Ohject durch das Äuge I 
d. h. wir bewegen den bulbus so, dass die Bichtnol 
linien die fovea centralis treffen. An der Stelle,, 
welcher der n. opticus in die retina tritt, de 
naehC.Krftuae 3,28— 3,6 mm. von dem Mittelpunkte ^ 
gelbenFlecks entfernt ist, besteht vollkommene Bliadh^ 
Wenn man daher in einer bestimmten Entfernung c 

'' neben einander stehende Funkte bei verschlossenf 
linken Auge mit dem rechten ao betrachtet, daas i 
mittlere Punkt fisirt wird, so sieht man zugleich i 
den nach Links stehenden Fnnkt, hingegen ist der n 
Rechts stehende vollstiindig verschwunden. Hat J 
das rechte Auge geschlossen, ao siebt man unter gS| 
chen Verhältnissen den linken Punkt nicht. (Ma' 
scher Versuch.) Die unsichtbaren Punkte faE 
gerade auf den colliculaa nervi. optici (der sogentu 
blinde Fleck), welcher nur Nervenfasern, abei 
Stäbchen und Zapfen enthalt. Hieraus geht her» 
dasa die Nervenfasern selbst keine Empfindung ■ 
den Lichtwellen haben. ■ 

Man hat sich auch durch den Augenspiegel Üb^ 
zeugt, daas eine Person keine Lichtempfindung von 
Flamme, deren Bild auf das Auge fiel, hatte, wenn 
den colliculus traf, wohl aber von jeder andern ■ 
der retina aus. (Donders.) 

'^ Die retina empfindet von den Lichtwelien zweielS 
Eigenschaften, nämlich erstens ihre Intensität (Ajii|rt 



Empfinduag der retma. 337 

tiude) und zweitens die Vera ctiedeu hei t der W'elteu- 
längen, welche die Compoueiiten, die das weisse Son- 
nenlicht zusammenaetzeii, zeigen. "Wenn man in einen 
dankleu ßaiim durch eiiiea schmalen Spalt weisses Licht 
einfallen läset und sieht durch ein Prisma nach der Stelle 
dea Spaitea hin, so erblickt man Zweierlei, nämlicn 
eratens ein gefilrbtea Bild, das ^onueuapectrum, welches 
die Eegeubogenfarben — Eoth, Ornnge, Grelh, Grtiu. Blau, 
Indigo, Violett — enthält, und zweitens diese Farben 
nach der Seite der brechenden Kante bin verschobeu. 
Am Brechbarsten sind die violetten Strahlen, am wenig- 
sten brechbar die rothen. Der OaciUationen der letztern 
sind ia einer gewissen Zeit weniger, als der erateru 
(481 BiUionen gegen 764 Billionen in der Sekunde). 
Man kann also sagen, die retiiia hat die Empfindung 
von Eoth, wenn sie von langsamer sich hinter einander 
folgenden Schwingungen getroffen wird, und je nachdem 
die Schwingungsdauer und die . "Wellenliingeu kürzer 
and kürzer werden , entstehen die EmpRudungen von 
Orange etc. bis Violett. An den beiden Endpunkten 
des Spectruma. an welchen man Farben nicht mehr er- 
kennt, sind dennoch Strahlen Torhanden, die aber die 
retina nicht afficireu. An der (jrenze der rothen Strahlen wäjnis- 
liegen die "Wärme atrahlen, welche auf das Thermometer 
wirken, an der Grenze der violetten die chemischen Strah- 
len, welche Silberaalze, Schwefel aaurea Chinin, Guajae- cii8mi«ar) 
tinotur afüciren. Letztere Strahlen erregen bei gewöhn- 
licher Lichtintensität nicht die retina und auch nicht 
. das Thermometer. Durch sehr intensives Licht, durch 
Substanzen, welche die Brechbarkeit vermindern, z. B. 
Hchwefelsaurea Chinin, und durch Abbiendung des 
Übrigen Spectruma werden hingegen auch die am 
Meiaten brechbaren Strahlen, welche jeaseila der vio- 
letten liegen, die ultravioletten, sichtbar, und zwar mit 
bläulich weissgrauer Farbe. (Helmholtz.) 

Durch verschiedene Methoden, die hier nicht näher 
erörtert, werden können, ist man im Stande, die einze!- 

Biidge, Compand. der Physlnlogie. 3. Aufl. 22 




na« ygrt fc teJ m B*Stbte Scheibea aaf 

£■ ^ttWclwn dann 

; londem 

in Sywü— j «tdiaii» FMfct* — B«th «ad Vw 




6db «ad Ii^igoUn. On^» ai^ Crw^n. 
jaüg^ Fallen, wekhe xnaukOMa Weüa g^Mn. i 
«OM j il f-iMeK ä r ^cBWuX. — A«f dem FarbenkrcU«! kami 
■■■ VctM (jednek nit rotten Kreise im Ontram^ 
am Be»lcD «aevg«! darch eine Terbindoiig i ~ 
Violett and Grün, wenn sie in eiitem beftimmivn T<i 
hältaisse «teben. Um drei gleicit grosse Segmenta i 
Scheibe mit dea genumtcB Farb«n in bestreichen, i 
det man mn Bebten folsende SiengenTertiiUtnis 
Bodi 0,1 Gnn. Fncfaftin. 40 C.C. Was&er, 10 Trc 
E«aigsäare, hierron 2ö Tropfen mit 10 Tropfen 
XV Violett: U.1 Grm. Manveio. 15 C.C. Alkohol, I 
TOD 5 gtt mit 5 gtt. Alkohol nod 2 CG. aqmf 4 
Grön: 2 Grm, Sebweinfnrter Grön, 10 CC aqil.*J 
^t. Gommilöanng. 

Bringt man zwei gefärbt« FlüsBigkeiten gleiokam 
vor Has Auge, indem man z. B. eine Lösung von Kapl^ 
osydammoniak in ein fieagenzgUs und eine LoBDl 
von Pikrinaüore in ein anderes gieest ond beide Glase 
schief vor einHnder hält, so sieht man die Mischfarbe 
fTTÜn. Betrachtet man die blanc Flüssigkeit dm-ch ein 
Prisma, so erscheint ein Speetrom, in welchem Roth, 
Orange, Gelb fehlen; ea bleiben nur noch Grün nnd 
Blun nnd etwas Violett, welche nicht abaorbirt, sondern 
znrückgenorfen und daher gesehen werden. Betrachtet 
man die gelbe Flüsaigkeit durch ein Prisma, so fehlen 
Roth, Blau und Violett, man sieht im Spectrum nur 



GeüicliiBsiim. Etopfindnng ist retina. 339 

> Orange, Gelb und ßrün. — Beide gefiirbte Fliissigkeiten 
ftbaorbiren also sämmtliohe Spectralfarben mit Aus- 
nahme deB Grün, weicbes reflectirt und daher gesehen 
wird. — Auf denaeibtn Principien beroht es, daas aaa 
Roth und Blau Violett, ana Eotb und tfelb Orange 
wird, wobei jedoch j'o nach den gewählten Farben man- 
cherlei ModificBtionen entateben. 

Man hat znr Erklärung einiger hierhin gehöriger 
ErscheiuungeD , z. B. der complementären Farben, die 
Hypothese aafgtBtellt (Tb. Young, Heimholtz), dase 
die Kotina-Elemente in Bezug auf ihre Empfänglich- 
keit für die Oacillationen des LichtätherH verschiedener 
Kutur seien, dnss es unter ihnen solche gebe, welche 
von Oscillationen mit grösater Wellenlänge (roth) und 
andere von solchen mit iromer geringerer Wellenlänge 
H^^cirt werden, kurz, das», wie es veracbiedene objective 
^H^arhen gäbe, so auch entsprechende Beti na- Element«, 
^n>eiea ea Zapfen oder Pasern; einzelne würden daher 
"^ "bloB von einer Farbe affioirt und seien für die andern 

nicht erregbar. Den drei Grundfarben Roth, Blau, Grandft 
Gelb, oder wie man nach neuerer Unterauchung an- 
nimmt, Roth, Grün, Violett, entsprächen in der retina 
Yurschiedenartige Nervenfasern. Wenn alao hiernach 
durch eine langdauernde ErregTJng mittels einer Farbe 
die entsprechendeu Fasern ermüdet aind,' so entstehen 
laicht Erregungen der bisher nicht afficirten Fasern. Ea 
gibt Menschen, welche die rothe Farbe nicht erkennen 
und statt derselben Schwarz sehen. Bei solchen nimmt 
"man eine unvollkommene Ausbildung jener Eetina- 
Elemenle an , welche von den langsaraaten Aether- 
aehwingnngen afiicirt werden. Auch an den periphe- 
rischen Netzhaut t heilchen und bei sehr kleinen Objocten 
wird das Roth nicht leicht empfunden, (Anbert.) 

TJeber die Schätzong der Empfindnngaintensität der 
retina b. u. 



§. 7. Erregnngaarsaobea der retina.. 
Dae wichtigste Erreg^ngamittel bilden die Lio 
wellen. Zu ihrer Wirkung ist erforderlicli: 
a) ausreichende Inteneitüt deraelhon, 
h) eine gewisse Ausdehnung des Objecta, bIbo < 
gewisse G-röss« des SehwiDkela. 
r Mau kann jedoch nnch Object« voa ausaerordenttj 
.' geringer Ausdehnung deutlich erkennen, so z. B. Str 
von 0,003 Mm. Breite (Yolkmann),' wenn ihr ] 
auf die fovea centralis rällt. 

Zwei Parallellinien, deren Bilder nur 0,001ld 
0,00148'" von einander entfernt sind, werden deniu 
als getrennte Eindrücke empfunden. (E. H. Webfl 
Volkmanß.) 

c) Eine gewisse Zeit, welche aber auBBerordentlieli I 
klein zu sein braucht, da sogar bei einem elektriachen 
Funken Gesicht semptindung möglich ist. 

d) normaler Zustand der zum Sehen erforderlichen 
Organe; endlich Aufmerksamkeit. 

Ausser dem Lichte afticiren die retina auch mecha- 
nische Einflüsse, wie Druck und Stoas, ferner elektrische 
Beize, endlich Vorstellungen. Durch alle diese Er- 
regungen kann die Empfindung von Licht hervorgebracht 
werden. 

Was namentlich die elektrische Reizung durch den 
constanten Strom anlangt, so hat man beobachtet, daea, 
wenn die Elektroden an Stirn und Nacken angesetzt 
werden, und zwar vorn die positive und hinten die nega- 
tive, das ganze Sehfeld mit Ausnahme der dem colliculus 
opticus entsprechenden Stelle erleuchtet wird. Bei um- 
gekehrter Stromriehtung wird diese Stelle hell und das 
übrige Feld dunkel. — Diese Erscheinungen lassen 
sich auf die "Wirkungen des positiven und negativen 
Stroms im Electrotonua (s.S. 262) zurückführen. (Helm- 
• holtz.) 

"^ruck auf einen Theil des Auges, z. B. den äussern 



Gl^«iohtB»Liin. Naolibiläer 



341 



Band, angebracht, bringt eine Lichtempiiudimg auf der 
gegen üL erliegen den Seite des tieBichtateldea , also im 
übigen Beispiel nach innen, hervor. Dies rührt daher, 
dasa die meisten Eindrücke, weiche die retina erhält, von 
Bildern imaaerer Objecte herrühren nnd diese Bilder ver- 
kehrt stehen, die Seele aber sie in der rechten Lage 
sich vorstellt. Auch die angewöhulichen Eindrücke, wie 
die Drnckfiguren, werden daher wie die Bilder dnrch 
j^JB Vorstellungen umgokehrt. 



§. 8. NRchwirJnmgen der Erregnng. 

; "Wenn die retina erregt wordeu ist und die I _ 

so dauert die EitiphiiduDg noch eine Zeit lang 
, anch bei verBchloaaenem oder abgeweudetem Äuge. 
1 nennt die aul' diese Weise entstehenden Gresiuhta- 
eindrücke positive Nachbilder. Wenn man z. B. auf 
"e l'enaterBcheibe blickt und die Augen nachher 
BTSchUeast, so bleibt das Bild davon noch eine kui'ze 
^it bestehen. Ebenso erscheint ein leuchtender Punkt 
S leuchtender Kreia, wenn jener im Kreiae geschwungen 
'enn die positiven Nachbilder aufhören, so fol- 
negativen Nachbilder; die vorher heUeu i 
jenstände erscheinen dunkel, die gefärbten in com-' 
Kmentären Farben; so erscheint z. B. Both grün. Die 
igativen Nachbilder beruhen auf Ermüdung vorher 
gereizter Partien. Hat das Auge lange Zeit auf eine 
rothe Fläche gesehen, und wendet sich nachher auf eine 
weiaae, ao wirken auf die retina alle Componenten des 
weissen Lichtes mit Ausnahme der rothen Strahlen, für 
welche die Empfänglichkeit abgestuinpft worden ist. Die 
weissen Strahlen ohne die rothen bringen aber den Ein- 
druck von Grün oder &rünlichhlau hervor. Ebenso ent- 
steht als negatives Nachbild von Weiss die Empfindung 
von Schwarz. Ehe jedoch letztere eintritt, erscheinen 
noch einzelne Farben, gewöhnlieh in folgender Ordnung: 
, Violett, Roth. 



342 GestchtsBiim. Bewogiing lät»» Itolbiu. 

Wenn ein gi'l'ärht er Gegenstand lange Zeit aogeblickt 
worden iat, so erechemen die Bänder und die Umgebung 
in comp] ementäreu Farben. Man nennt diese Contrast- 
farben. 

g. 9. Bewegtmg dea bnlbua. 

Obwohl der bnlbus aucli yertfuhiebbar , also einer 
Ortebewegung fähig iat, ho kommt doch ditiaelbe wahr- 
Hcheinlich iin normalen Leben -giir nicbt vor. — Dil* 
wesentliche Bewegung ist eino Drehi^ag um ciueu festeu 
Ppunkt, Funkt, den Bogouannten Drehpunkt, welcher ein wenig 
weiter nach Hinten iils die Mitte der Sehachse, uugerälir 
13,5 Mm. hinter dem Scheitel der Hornhant nnd 10 Mm. 
vor der Hinterflilche der aclerotica liegt. (Donders.) 
Die Äugenachse, d. h. die von der Mitte der Vorder- 
fläche der comea bis zur Mitte der Hinterfläche der 
Hclerotiea gezogene Linie, hat eine Länge von 23— 25 Mm. 
Dieselbe fällt nicht mit der von der Mitte der fove» 
centralis aus gezogenen Gesichtslinie Kuoaninien. I)ie. i 
letztere liegt nllmlicb nach aussen uud unten < 
selben. (Heimholte.) 

Den gröaaten Kreis, welchen eine durch den Drf 
punkt, die Mitte der Hornhaut und das Oentrnm i" 
Netzhaut gelegene verticale Ebene ahscbneidet, n 
man verticalen Meridian und seine Achse 
Höbenuchse. Der horizontale Meridian iat dtU 
diedenbulbuB in eine vordere und hintere Hälfte tbeiled 
Linie und den Drehpunkt gelegt; seine Achse iat ■ 
Querachse, welche in der Richtung von Links i 
Rechts durch beide Augen geht. 

Der Aequfttor schneidet die Kugel ob erflaohe 
einem zu den Meridianen senkrechten gröaaten J~ 
seine Achse ist die Augenochse. 

D'enkt man sich dnrch diese drei Ebenen Schn^ 
geführt, BO wird jedes Ange durch einen Sagittolacfc 
- im verticalen Meridian in eine rechte und linke, 
einen Fröntalachnitt im boriaontalen Mciidian i 



K7i 

■ Till- 



Qniditmum, ' Bew^vag dea bnlbni. 343 

irdere und hiatere, durch einen QuerBclmitt im 
Aeqnator in eine obere und untere Hälfte getheilt. — 
TfVir ■wollen uns nun Kopf nnd Ängeu in einer ganz 
bestimmten Stellung, welche lua-n als Ruhetage betrach- 
tet und die man daher in ßiicksicht uuf daa Auge 

It dorn Namen PrimärBtellung bezeichnet, denken. 

hierbei sind die Q-esichtslinien beider Augen, welche 
»ach in dieser Beziehung Blicklinien heisaen, gerade 
nach Tom gegen den Horizont gerichtet, bei aufrechter 
Haftung des Kopfs. Blickebene ist die durch die 
beiden BUcklinien gelegte Ebene. — - Aus dieser so 
ebeu beschriebenen FrimÜratellung' kann das Auge zwar 
lUioh allen Seiten hin gedreht werden, die Erfahrung 
Sftt indess gelehrt, dass alle Drehungen nur um Achsen 
irör Hieb gehen, welche in der Aequatorialebene liegen 
(LiBting'echea Gesetz). Unter diesen Achsen sind aber 
als wesentlich zwei hervorzuheben, nämlich die Quer- 
und die Höhenachae. Wenn sich daa Auge aus seiner 
Priraäratellang heraus ura seine Höheaachse dreht, so 
wendet sich dasaelbe nach innen oder nach au äsen ; 
dreht es »ich um aeine Querachse, so wendet ea sich 
nach oben oder nach unten, d. h. der Blick wird ge- 
hoben oder gesenkt. 

Die Drehungen des Augea um die Blicklinie nenQt 
man Baddrehnng des Auges, weil sich die iria dabei 
ein Bad dreht. 
Denkt man sich eine gerade Linie von der Mitte des 

'rsprnngs eines Muskels bis zur Mitte seiner Inaertios 
_ izogen und legt man durch diese Linie und den Dreh- 
punkt eine Ebene, so heisst dieselbe die Muskelebene. 
Eine Linie, welche auf dieser Ebene senkrecht im Dreh- 
punkte steht, heisst die Drehungsachse des Mus- 
kels. Mit ziemlicher Grenauigkeit kann man fiir die 
Augenmuskeln drei Muskelebenen und drei Drehungs- 
achsen annehmen. Um die Höhenachse drehen sich der 
ra. rectns internus und externns; jener zieht die Horn- 
haut nach innen, dieser nach aussen. Um die hni-izontale 



844 



äeaichtiHbüh 



» Siebtt/a der C 



ÜrehuflgBachse wendet der m. reotus aopeiior die Hoi 
haut nach lunen und oben, der rectns inferior nach im 
and unten. Um die Tiefenachse liegen die MuhI 
ebenen der mm. obliqui. Der m. obliqnns saperior Wi 
det den oberu hintern Umt'ung der aclerotiea nach im 
und vorn, demgemass die coruea und Pupille nach uni 
und aussen. Der obliquua inferior wendet die oon 
und Pupille nach oben und aussen. 

Jedoch fallen keineswegs die Mnakelebenen i 
den Achsen des Auges ganz zusammen, am Meistau n* 
der m. esternns und internus mit der Höhenacl 
Daher wendet der ro. saperior und inferior den bull 
nicht ganz gerade nach oben und nnten, es wirken vi 
mehr in der Regel mehrere Muskeln 
gendea sind die "Winkel, welche bildet; 

die Drebsdue d. Muskels mit dDr Sahucheo, HOheiiacbi 

111« 21' 108" 22 
63" BT 
9«" 15' 



r. internus 
obliquUB superior 



85» 
150° 16' 
29' 44' 



114" 28' 
90 15' 
173^13' 
90" C 



0' 119" *■ 



Während dea Schlafes sind die Augen nach in 
und oben oder nach innen und unten gewendet 

Der Umfang, in wel-chem die Objecto gesehen i 
den können, hcisst der Gresichtskreis. Der einfitohe 
(iesichtakreis und der kleinste ist der Umfang, in vi 
chem von einem unbewegten Auge Gegenstände l 
arden können, der ausgedehnteste Gresichtskn 
, welcher durch Bewegung beider Aogeti i 
wohl in horizontaler als verticaler Richtung umscl 

|. lü. Das Rlohten der Qeslctatsobjeote. 



Geaichts^n. EHa&eluehea mit zwei Augen. 345 

itfernnng. Es ist eine Bllgemeins Eracliemnng der^^ 
■pfindong, dasa der gemachte Eindruck oder viel- da 
luehr die durch denselben hervorgebrachte Teränderung^i^J^ 
(daa Bild des Eindnicka) zartitikgeworfen and an eine Unim i 
andere Stelle verlegt wird (b. S. 2693- In Betreff der '"'""'' 
GesichtB eindrucke verweisen eehr viele von Jugend anf 
gemachte Erfahrungen auf das Yorhandensein von 
einem ßaum ausser uns und von Gogonständen in dem 
Räume; Taet-, Gesichts- und G-ehörainn verhelfen zu aol- 
chen Erfahrungen. Beim Sehen mit zwei Augen verlegen 
wir die Objecto dahin , wo die Richtnngslinien sich 
;hneiden, welche man sich von einem Punkte des Ob- 
s nach beiden Ängen hin gezogen denkt. 
Der Mensch kommt allmählich durch Vermittlung 
ler Sinne und des Muskel gefiihls zu der Erkenntniss, 
B ausser ihm noch eine Welt sei and damit ist der 
Begrifl' des Raumes gegeben. Derselbe Begriff schliesat 
auch den andern der Eutfei'oung in sich. Dadurch ist 
aber noch nicht das Mass derselben bestimmt. 

Bei der Beurtheilung der Entfernungen nehmen Eni renn 
wir die bekannte ("icrösse der Objecte, die Gegenstände, 
welche zwischen dem Äuge und dem zu sehenden Ob- 
ite sich befinden, mit zu Hülfe. Da mit der Entfernung 
Sehwinkel abnimmt, so erscheinen nna entfernte 
tgenstando klein. 
Obgleich auf der rctina die Bilder im Verhältniss zn Umkehi 
den übjecten verkehrt stehen, so versetzen wir, gleich- t™ Bot 
falls infolge der durch den Tastsinn einestheils, durch ''''^■' 
das Muskelgefühl (h. 8. 271) andernthoils gewonnenen 
~* iahrungen. dieselben in die rechte Lage. 

§, 11. Einfachsehan mit zwei Augen, 
Alle Bilder, welche von demselben Objecte gieich-EM.^ 
zeitig auf die Mitte der retina fallen und also am G^e- a^r nX 
nauesten gesehen werden, erscheinen einfach, diejenigen 
hingegen, welche -auf die andern Theile der retina fallen, 
IBter gewissea Bedingungen doppelt. 



P 



^£rfe 



S46 degieblMiim. Sm&cheelieii n^ sweL Angu. 

"Wenn man zwei ganz ähnliche fregenstände, z. 
zwei Oblaten von ganz gleicher ÖrÖsae und Farbe, i 
gleich Bo mit beiden Augen betrachtet, daes i 
Äuge nur einen Gegenstand fixirt, am Besten dui 
das Stereoskop, so vermischen sich die Bildei 
zu eLUem, welches man in der Mitte des G-esichtefeli 
zu sehen glaubt. 

Beim indirecten Sehen erscheinen nicht alle Pol 
doppelt, sondern diejenigen werden einfach geaeh^ 
welche auf identiseho oder cougruente Stellen i 
Netzhaut fallen. Wenn man sich eine jede retina j 
Kugel denkt, auf welcher, wie auf einem Globus, 
ridian- und Parallelkreise verzeichnet sind, so sind d 
. jenigen Punkte identisch, welche in gleichnamigen t 
den liegen, und diejenigen Objectpunkte, der ~ 
punkte auf solche identische Stellen gelangen 
einfach gesehen, die übrigen doppelt. Man nennt 1 
ropterische Linien diejenigen, welche bei einer l 
stimmten Augenstellung solche Punkte im Ra 
binden, welche einfach mit beiden Angen gesehen i 
den, also auf identische Netzhautstellen fallen. 

Man nimmt einen transversalen und einen verttcal 
Horopter an. Der transversale ist eine Kreislinie, 
welche alle Punkte fallen, die einfach neben dem lisirten 
gesehen werden, wenn man sie in der Visireheue 
(d. i. einer Ebene, welche einer durch die Sehachsen 
gelegten horizontalen Ebeue parallel ist) betrachtet, Der 
verticale Horopter liegt senkrecht zur Visirebene. — 
In der Figur 46 a. f. S, erscheinen, wenn man den 
Punkt d fixirt, indem mau jene horizontal vor die Augen 
halt, sowohl e als / doppelt. Sie fallen auf nicht iden- 
tische Stellen. 

E Doppelbilder zur Anschauung 
;in steifes Papier, auf we!ch«iB_ 
.■ei Punkte f d e ohne weit«j»;H 
lehi- von einander entfernt, 
r Hiihc der apertura ( 



Um auf leichte Wei 
1 bringen, halte man 
ie in Fig. 46 nur drei 
inien, jedoch etwas mel 
'lehnet sind, horizontal i 



Horopter 



347 



riformia vor' sich, und iixire f, BO erscheiDeu d und e 
doppelt. Die Doppelbilder von e stehen weiter aus- 
einander als die von d; und wenn man anstatt dreier 
Pnnkte vier oder fünf macht, so bilden die nächstlie- 
genden Doppelpunkte den kleinsten, die fernsten Dop- 
pelpunkte den grÖsSten Abstand von einander. Schliesst 
man das rechte Auge plötzlich, so verschwindet schein- 
bar der rechte, schliesst man das linke Auge, der linke 
Doppelpankt. 

Fig. 48. 




Das Einfacbsehea mit zwei Aagen ist wahrschein- 
lich eis psychischer Act, indem die Seele aus der glei- 
chen Empfindung, welche sie von jedem Ange empfängt, 
auf einen G-egenstand schliesst. 

Sehen von Doppelbildern kommt selten vor, haupt- 
sächlich weil die fixirten nicht doppelt erscheinen und 
die Fixation das Sehen stets begleitet. Wo aber neben 
den fizirten Doppelbilder erscheinen, werden dieselben 
durch das Sensorinm zur Vereinigung gebracht. Auch 



ist im gewÖhuUcben Leben die Fixation eines bestimm- 
ten Punktes nur vou kurzer Dauer, wenigstens kürzen« 
als bei "Ungeübten nothwendig ist, um Doppeibildei 
nicht fixirtcn und nicbt auf identischen Stellen 1' 
Punkte zu gewahren. 

§. 12. Sehen von Körpern. 

SB Die Bilder auf der retina zeigen nur eine LängeM 
J" und eine Breiten-, nicht aber eine Tiefe n di men aio n ; dies 
letztere ist daher erachloBsen, nicht primär empfundea 
Wir schliesBen anf dieselbe theils durch Beurtheilanj 
der Ferne, indem das Tief erliegende auch femer lie^ 
theik durch die Bewegungen dos bulbos, welche gemacn 
werden, um die Tiefendimenaion zn erkennen. Endlit 
tragen beide Augen weaentiich dazn hei; mit dem rc 
ten Auge erkennt man einen Oegen stand anders, 
mit dem Unken Auge, indem dort die rechte Seite v 
ständig erscheint und die linke nur zum Theil, hin 
die linke vollständig nad die rechte nua- zum Tbeilj 
"Wenn daher von einem Körper die rechte nnd die linl 
Seite aufgenommen wird und man betrachtet je eifl 
Bild mit einem Auge zu derselben Zeit, so setzt a' 
die Seele das Bild eiuea Körpers znsammeii, wie d 
[>. beim Einblicken in das Htereoakop der Fall ist. 

§. 13. Irradiation. 

Helle Gegenstände werden in der Kegel grösser f 
schätzt, als dunkle von derselben Ausdehnung. ^ 
schwarzer Kreis auf weissem Grunde erscbeint beträebd 
lieh kleiaer, als ein weisser auf schwarzem Gmndaa 
t. mann nennt dies Irradiation. Diese Erscbeinong iafl^ 
um so weniger vorhanden, je genauer das Auge accM 
modirt ist, sie hängt wesentlich von dem Eindruck alj 
welcher auf die_ Seele gemacht wird und welcher d<C 
vorwiegende ist. In der Regel prävalirt das Helle i 



BeufWieil. d. Grösse. Thranea. M. Drüsen. GehÖrsrnn. 349 

Dunkeln. — TJuter Umatändeii kann aTjer anch 
ii dunkler Gegenstand grösser erscheinen, als ein heiler, 
m die negative Irradiation nennt. 



§. 14. Banrthellnag der OrAsse. 

Das Urtheit über die Grosse eines Objects hängt me 
Ksuuächat von der Zahl der percipireudeu Netzhantele- ihe 
mente ab, , Je gröeaer der Raum der Netzhaut ist, ?*? 
iT«Ichen ein Bild einnimmt, je grösser alao auch der Ac 
Sehwinkel ist, für desto grösser halten wir das Object; 
zugleich hat aber anch auf die G rosse nbetirtheilung das 
Aecommodationsvermügeu Einfluss. "Wenn wir das Ange 
für die Nähe accommodiren, so halten wir den zu 
flehenden Gegenstand für kleiner, als wenn wir das 
I für die Ferne' aMommodiren. 



§. 15. Thränen. Ueibom'aohe DiHsen. 

rch die Thräuen wird die Cornea feucht erhalten, 

ir ihre Durchsichtigkeit wesentlich ist. Der 

Augenlid schlag führt sie gegen den innern Augenwinkel. 

hier gelangen sie in den Thränensuck, dessen 

kel ihn comprimirt. Dar während der Inspiration 

Srmehrte äussere Luftdruck trägt zur Weiterbeförde- 

ing der Thränen in den Naseukaual bei. — Das Ueber- 

1 der Thräuen über die Augenlider verhütet das 

^ttige 8 e er et der Meibom' sehen Drüsen. 





Zweites KapiteL 




Gehifrainn. 




i 16. Allgemeinea. 


Unter gewisse 
stiacher Körper 


n Bedingungen bringen Vibrat 
eine Empfindung hervor, welche 



350 



Gehörsinn. 



Sohaüempfiiidung nennt. Diese Enipfindung 
ihren eigeutlichen Sita im Gehirne, an einer hia jet« 
noch nicht ^mittelten Stelle. Bie entsteht aber durijj 
Erregung desjenigen Theilea vom n. aeusticna, weleh! 
aich in der Schnecke und dem aaceulna (s. saccnlaa li 
misphaericus) verbreifet.*) — Kein anderer Nerve dej 
Körpers ist zn einer gleichen Enipfindnng beföhigt. 



*) Die Weichtheile des Innern Ohrs, (oder das häntif, 
Labyrinth), welche hier zunächst aliein betrachtet zu werdefl 
brauchen, beatehen aus 2 Hauptheilen, nämlich einem rund^ 




Säckchen (Fig. 48 3), welches ^ich durch einen Gang ii 
Schnecke anabreitet, und emem eUiptiscbLU Smkchen, ntneol 
genannt (Fig. 48 4) in welthen d\c 3 Bogengänge (5, 7, 1 



r 

K. Die ScbfLlls 



351 



Die Schallscliwingungen in ihren iiianuiiilifaltigKii 
Modificatioucu (§. 17) mäseen natürlich bis in das innere 
Ohr geleitet werden (§. 18), ehe sie die Einwirkung 
auf den Gehörnerven hervorzuliringen vermügeii. — Sie 
(ifliziren aber nicht den Nerven selb et, aondern sie 
übertragen sicli auf gewisse Zwischenorgane*) von de- 
nen erst die Erregung des Nerven erfolgt. 



münden. Beide Theilc gollon nach den meisten darüber ange- 
Htellten Untersuchungen nur wenig- mit einander in Verhin- 
dnng stehen, nümliuh durch die aquaeductns und Qeiaaae. 
Der n. acusticna spaltet sich bekanntlich in 2 Haaptäate, den 
n. veatibuli (Pig, 48 1) und n. Cochleae (9). Jener gibt Aeate 
in beide SäcBCtien, n. aaccularea (3) und a. utricnlaces; der 
n. Cochleae verbreitet aith in der Schnecke. — Die n, aaccn- 
Jares nnd coolileae sind die alleinigen Nerven, welche fiir die 
Seh all empfin düng bestimmt sind, die n. ntricularea dienen 
i'inem andern Zwecke, wovon unten die 1-iede sein wird. 

•) Die Zwiachcnorgane beziehen sich wesentlich auf die 
Ödmeuke. Diese besteht uUBeinemknücbernenGehänacundeinem 
von demselben eingeschlossenen weichen, gewundenem Kanäle, 
dem Schoeckenkanale Fig. 49 CC. Das knöcherne Qehjiuse gleicht 
im Rohendena Gehäuse emer Weinbergschnecke. Man erkennt an 
ihma'/iWindungen, eineBaaisund eine Kuppel, sowie imiaoem 
einen kegeiförmig geformten Stab, die Spindel, modiolns. Von 
der äussern Wandung des modiolna der Gehörschnecke gehen 
3 knöcherne Querwände ab, die wie Terrasseu nm einen Pfeiler 
laufen. Man nennt sie lamina spiralis ossea der ersten, zweiten 
und dritten halben Windung (fao). Durch sie wird eine jede 
dieser Windnngen in 2 Äbtheilungen getheilt. Die eine ist 
mehr nach innen gegen die Medianebene des Schädels gerich- 
tet ; man nennt sie bckI« tjmpani Fig. 49 S T, weil dieselbe 
mit der Paukenhöhle durch eme Oeiinnng, fenestra rotnnda, 
communicirt. Die andere steht mit dem Vorhofe in Verbin- 
dung und beiast scala vestibuli Fig. 49 s r. ~ Zwischen dem 
anaaem Bande der lamina spiralis oasea und der innem Flache 
der Wand des Sehn ecken gehansea iat eine Membran ausge- 
breitet, lamina spiralis niembranacea, welche also eineraeit» 
mit der lamina spiralis ossea, anderseits mit dem die Wandung 
der knöchernen Schnecke auskleidenden Periost verwachsen 
ist, Die lamina spiralis membran»eea lieateht wieder aus 2 
Platten, von den die eine gegen die scala vestibuli; — man 
nennt sie membrana vestibulari» oder m. Reisaneri Fig. 49 R — 
die andere gegen die scala tympaui hinschaut, — man nennt 



Das innere Ohr hat nach ciiio andere Faaction, ol 
die der Empfindang des Schalk, diese bezieht eic\ 



"eII !I 



Pll il 



tili II 



Il5| ff 





ntlicli aaf die Erhaltung des öleichgewichtB (a. § 19a) 
und liat ihren Sitz in der zweiten AbtheiluDg des Organs 
(s. Änm. 8. 362) cHmlicli in dem utriculuB und den 



I 



. 17. Uodifloatlonen dea Sohalla. 



HSwfig werden die "Worte Sohall, Klang, Ton 
Itn OentBchen. proniiscue gebraucht, obwohl sie verschie- 
dene Begriffe einachlleesen. Jede Veranlassung einer 
Gehöre mpfindung nennt man Schall. Die Schwin- 
gnngen, welche demselben za Qmnde liegen, sind ent- 
,Vedor regelraäBsige, gleiche, periodisch wiederkehrende, 
wird der Schall mit dem Namen Klang im 
litera Sinne bezeichnet. Oder die Schwingungen sind 
■Bn^egelmäBaig, nicht periodisch, und bilden dnnn das 



Ein Klang kann einfach aein, wenn die Schwin- 
gungen nach den Gesetzen des Pendels sich verhalten, 
indem die Geschwindigkeit der Bewegungen in gleich- 
massigen Wiederholungen nach der einen und andern 
Itiehtung erst zu>, dann abnimmt, dass also in derselben 
Zeit dieselbe Zahl von Schwingungen erfolgt. Ebenso 
wie der Pendel, schwingen, wenn auch viel rascher, die 



Die m. basilsria trägt aber rerschjedene zellige nnd haar- oder 
atabförmiBC Elemente (i and e), welche man als Games naeh 
dem Entdecker das Cortische Organ (C) nennt. Ucber die 
dazu gehörenden Theile muss anf die histologiachen Werke 
verwiesen werden. Hier sei nur noch bemerkt, dass das Cor- 
tische Organ von einer sehr feinen Membran bedeckt wird, 
membrana tectoria (mt), und dass die Nervenfasern des n. 
Cochleae, (n c) . nachdem sie durch den modiolas nnd die la- 
Toina Bpiralia essea gegangen aind, sich bis in die Haare des 
Organa (i und e) verfolgen lassen. — Mau tat den Bau der 
•■i'tina mit dem des Cortischen Organs Terelicheo und schon 
e dort für die verschiedenen Farben, so 
■sehiedenen Klangfarben ei^enthümlitih 



vermuthet, da^i 
auch hier für die 
geartete elementar 



Gebilde vorhanden seien ; 



Zinken einer Em^schlagenen Stimmgabel. Man i 
die "Wirkung solcher eiiifaulier Schwtngnngen auf i: 
Ohr Ton. Sehr gewöhnlich entstehen neben und i 
eiuem einfachen Wellen Systeme noch andere, bei den«^ 
die "Wellen eine davon verechiedene Dauer und Grönq 
haben. Es sind dies zusammengesetzte 
gungen, welche man mit dem Namen Klan 
gern Sinne bezeichnet. Wenn z. B. eine Saite i 
ganzer Länge schwingt und gleichzeitig jede Häl 
für sich, so entstehen neben einer gewissen Anzahl T 
Schwingungen in der ganzen Saite noch doppelt e 
kleinere in der halben. Bei allen muBikalischen Inst 
menten kommen verschiedene Wellen Systeme s 
oder mit andern Worten: neben dem G-rundton 
stehen Fartialtöne, Obertöne. Ein Klang läast a; 
also in eine Anzahl einfacher Töne zerlegen. Dasa d 
wirklich der Fall ist, wird durch das Ohr erkannt; 
also, das Ohr besitzt diese analysirende Eigensohi 
indem es neben dem Grandton noch die Obertöne hd{t 
An einem Klange unterscheidet mau dreierlei £ig< 
e Schäften; 1) seine Höhe, hervorgebracht dnrch die^ 
■ schiedenheit der Schwingungszahl in den Zeiteiol 
3) seine Stärke, welche durch die Weite oder Aiiip]i< 
tüde der Schwingungen entsteht; 3) seine Klangfarbe, 
vermöge welcher das Ohr bei gleicher Höhe und Starke 
die einzelnen musikalischen Instrumente z. B. die Töne 
einer 0-eige von denen eines Claviers zu unterscheiden 
vermag. 



SahaUleltuuir. 



Die Hohlräume dos ir 

is:lUllt als umgehen von ei 

loEndo- und Perilymph 

welche in der Hegel in i 

also in Schwingungen übergehi 



B ObrcB sind sowohl er- 
klären Flüsaigkeit, der 
Die Schallsohwin gungen, 
Luft entstehen , müssea 



sigkeit verbreiten und in derselben die Zwisohenorga 



k 



ritang. 

BD. Nun pflaDzen aich aber Schallwelien ans der 
aehr schlecht dnrch "Wasser fort: wohl aber sehr 
venn zwiBuhcD Luft und WiiHser feBte starre Kör- 
oder Memhranen augebratht sind Pie Paukenhöhle 
^feht mit dem inuern Ohre theila durch eine Membran: 
membrana tympaci secundaria, theila duich den Pnaa 
deä Steigbügels, der die OcSnung dei feneatrn ovalis 
vollständig yerschlieBBt, in Verbindung ■ — In die Pau- 
kenhöhle gelangen die Schall Schwingungen aus dei Luft 
hauptnächHuh durch das Trommelfell, membrana tym- 
pani, aber auch (jedoch in geringerem Grade) durch die 
Kopfknochen, resp. Zähne. Die Töne einer Uhr wer- 
den bekanntlich viel weniger hei! gehört, wenn man 
sie an' die dem Schläfenbein entsprechende Stelle des 
Kopfes, «Is vor das Ohr halt.*) 

Das Trommelfell ist eine gegen die Paukenhohle Tromi 
hineingezogene Membran. Der Stiel des Hammers (Fig. 
bO ii.m^ ist nämlich in dereelben befestigt, wodurch d(ia 
Trommelfell die Form eines Trichters hat, dessen Spitze 
inen gerichtet ist. — - Die in der Lnft entate- 
Schwingungen müssen natürlich in ihrer Hänfig- 
ond Stärke dem Trommelfell mitgetheilt werden. 
le gespannte Membran schwingt aber nur dann mit, 
wenn ihr Eigenton mit der des erregenden Tones über- 
uinatimmt oder ein Vielfaches desselben ist. Hingegen 
iut dadurch daa Trommelfell ausgezeichnet, dase durch 
dasselbe verschieden starke und verschieden hohe Töne 
fortgepflanzt werden können. Dies erklärt sich, wie 
Melmholtz tiewiesen hat, durch die Trichterform dea 
Pankenfella. 



Trom 



*) Man miaat den Grad des scharfen Gehörs uacb der 
radliuigen Entfemong eines tonenden Gegenstandes von 
BT Mitte des äusaem Ohrs. — 

Das feine Gehör unterscheidet sich vom scharfen darin, 
aas jenes Höhe, Klangfarbe und Obertöne genau zu erlienneD 
ersteht, während dieses in grosser Entfernung hört. 



356 



OehÖrrittn, fiohidlleitiiiifr. 



Die Schwingungen dee Paukenfelk theilea sich d^^ 
■3 mit einander in Verbindung stehenden Q-ehSrknff^ 
chelchen Hammer. Ambos, Steigbügel (Fig. 50 M J 8) 
und der Luft, welche beständig in der Trommeihöhl« 
enthalten iBt, mit, und von dieser aus vermittelat des 
Steigbügel fu BS es und der membrana t^mpani secundaria 
dem Labyrinthwaaaer. Da die Wellenlänge alier Töne 



M fc. I /i. 




a SlolBbOgcl, MC p Kopf, M«l 
Mm HuidgriiT doB Hammers, 
Jl Ungar ForUati, Jpl Prot. 
8cp Cflplwlmn dea aieigbasBlB. — ( 



der Skala im YerhältuiBS zu dem kleinen Rai 
Paukenhöhle und dea innern Ohrea gross au nennen i 
Bo ist es unwahrscheinlich, dass eine Verdichtaiig i 
Verdünnung der Schallwellen Statt findet, aoodem f 
vielmehr alle dieae genannten in Schwingungen ve« 
ten Theile wie ein (>anse3 eich verhalten, sog. stelu 
Wellen bilden, wie ein Metallstab, der an seinen bei 



Gehö 



Sfliftlllfitirag. 



357 



ingeklemmt ist, und sich hin und her beugt. — 
die Verbreitung dea Schalls können also sonach 
1 Gehörknöchelchen als ein einziger Knochen be- 
ihtet werden; wie es wirklich Thiere gibt, welche 
mw ein Gehörknöchelchen, coiumelia, haben: die be- 
schuppten AmphiLien und Vögel. — Die Bedentang 
dreier Gehörknöchelchen wird dadurch Teratändlich, dasa 
2 derselben (Hammer und Steigbügel) mit je einem 
Moakel verBohen sind, während der dritte (Ambos) 
tiicht activ bewegt werden kann. 

Der m. tensor tympani, welcher am Felsen- und 
Keilbeine seinen festen, unbeweglichen und am obern 
Ende des mannbriura des Hammers seinen bewegliclien 
Aneatzpunkt hat, spannt alle Bänder der Gehörknöchel- 
ie anch das Trommelfell und verstärkt dadurch 
I innige Verbindung zwischen Trommelfell und dem 
des Labyrinths, Von einer andern Wirkung 
I Muskels wird weiter unten die Bede sein, — Die 
mction des m, stapedius ist noch dnnkel, s, Änm. za 
1 19 a. 8. 362, 

Die zwischen Hammer und Ambos (Fig- 50 M und J) 
ländliche Gelenkverbindung ist so eingerichtet, dasa 
Ann der Hammer sich einwärts gegen die Paukenhöhle 
i bewegt, beide Knöchelchen vermittels Sperrzähne 
einander schlieasen und man sie wie einen 
jiochen betrachten kann. Sie stellen einen einarmigen 
Hebel dar, dessen Hypomochlion an dem Ende des 
kurzen, durch ein sehr straffes Gelenk an die Wand 
der Paukenhöhle angewachsenen Fortsatzes vom Amboa 
(Fig. 50 J b) sich befindet. Wenn nun durch die Luft- 
achwingungen daa Trommelfell in Vibrationen versetzt 
wird, so dreht sich der Hammer, dessen Handgriff der 
Angriffspaukt der Kraft ist, während die Last am lan- 
gen Fortsätze des Amboses (Fig. 50 Jl) wirkt. Die 
Bxcuraion des letztem bringt einen Druck auf den 
Steigbügel (Fig. 49 S) hervor, dessen Basis dadurch 
1 wenig in den Vorhof gedri^agt wird. Bei der ent- 



358 GeliÖi-Bian. Scliallleitung-. 

gegenge setzten Riclitiing der Schwingungen treten C 
Knooh.en wieder in ihre Lage zurück. Die feste La 
des PuBsee vom Steigbügel verhindert eine zu stsr 
Einwärtshewegung dea Hammers und die feste 7 
des Trommelfetls eine zu starke Aoawärtsbewegiing. 
Der Druck dea SteigbügelfaBses auf das im Yorl 
befindliche Labjrinthwasaer bewirkt ein Avaweichen d 
selben nach dem einzigen nachgiebigen Theile dea ] 
byrintha nämlich dem runden Fenster. Daa "WftBI 
läuft dnrch die halbairkolformigen Kanüle, ferner dm 
die Vorhofstreppe der Schnecke herauf und die Pa 
kentreppe herab bie an daa runde Fenster, 
«ites II. Aehnlich, wie dni-ch Einrichtungen im Äuge i 

lehtuD- Lichtstrahlen, welche in dasselbe eintreten, 
™ *° und vermindert werden können, so bestehen auch §olt 
j( der für daa Gehörorgan, welche auf die Fortpflanzimg C 
jniiren. Schallwellen mehr oder weniger einwirken. Diese ! 
stehen in der Reflexion, der Besonanz, und dem SptH 
nungsgrade des Trommelfell^ 

Die Schallwellen werden vom äussern Ohre, na 
lieh von dei" concha gegen den tragus reflectirt. 
stärker findet in dem ätissern Gehürgange die fiefles 
Statt. Ea atellt dieselbe ein natüi-lichea Höi 
Die Keflexion wird vermindert, wenn der Ohrknorj 
an den Zitzenfortsatz angehalten wird und wird v 
stärkt, wenn man den Knorpel vorwärts beugt. 
Menschen sind die Muskeln, welche solche Bewegung 
veranlassen, meistens nuaaer Function; bei Thierea i 
terstützon sie das Hören. Auch die Luftsäule, yrtlis 



•) In dem änaaern Gehörorgane findet flieh i 
Menge der knäuetförmigen Htig. OHreDschmalzdrüsan, wtii 
eine fettige riüsaigkeit absondern, die möglicher We&O 
nach ihrer. Menge auf die Besonanz wirkt. Man kann du 
denken, daas von den 3 N^erven, welche sivh in dem AiiMI 
Gehörgange verbreiten, der n. auricularia vsfi imd auöml 
temporalis sensibel sind und ein ungenannter Zweig desa. 
Cialis anf die Absondernng; wirkt. 



Gehorainn. Schallleitimg. 359 

ft der Paukenhöhle enthalten ist, wird durch die Schall- 
wellen, welche sich üher die knöcherne Waadung der- 
selben, wie auch durch die Gehörknöchelchen verbreiten, 
zum Mitschwingen veranlasst. 

Es muea ferner die Einwirkung hervorgehoben wer- apinn 
den , welche die Spannung des Trommeifelh auf die nang 
Schallleitnng hervorbringt. Aus den Veraachen von'^"™^ 
Savart geht hervor, dass eine geapannte Membran die Lud. 
Schallwellen minder gut leitet, als eine weniger ge- ,a! 
spannte. — Die Paukenhöhle steht mit der Hachea- 
höhle durch die Eustachischo Trompete in offener mb» Bi 
Verbindung. Wird bei tiefem Einatbmen, wie bei Gäh- " 
neu, die Luft In der fiachenhöhle verdünnt, so ist der 
Druck auf die Ausseniläche des Trommelte IIb vermehrt, 
dieses daher gespannter, — man bort undeutlicher. 
Dieselbe Wirkung tritt ein, wenn die Eustachische 
Röhre den Luftzutritt nicht unterhalten kann, weil blq 
krankhaft unwegsam ist. Die Luft in der Paukenhöhle 
wird in solchen Füllen allmählich verdünnt, indem sie 
durch die Oapillargefäase diifuudirt. Auch wenn man 
bei zugehalteueu Nasenlöchern schluckt und dadurch 
die Luft aus der Eustachischea Trompete uad der Pau- 
kenhöhle ausleert, entsteht Harthörigkeit (Valsalv«'- 
scher Versuch. 

Gontraction des m. tensor tympani zieht den Hand- m- t« 
griff des Hammers und damit das Trommelfell nach '^™^' 
innen gegen die Paukenhöhle und spannt jenes; sie 
musB also gleichfalls eine Abachwächung des Hörens 
zur Folge haben. Jener Muskel wird von der moto- 
rischen "Wurzel des n. trigemiuus versorgt. Reizung 
des geaanaten Nervea hat mithin eine Contractiou des 
Muskels zur Folge und dadurch ein Eiawärtsziehen des 
Hammerstiels, einen Druck anf den Fusa des Steig- 
bügels gegen das ovale Fenster und somit anf das La- 
byrinthwasser. Politzer beobachtete an einem Mauo- 
, welches er gleich nach dem Tode eines Handes 
len halbcirk eiförmigen Kanal einbrachte, dass das 



360 GehSrsinii. Empfindnogen. 

Labyriutli Wasser einer starkem Spannung auageefttaf 
war, sobald er den n, trigeminns des Thierea reizte. 
Welche Bedeutung die in den Vorhofaaäckchea vi 
linndene kalkige Muase, (Gehörsteine, Otholite 
hat, tet unbekannt, 



§. 19. Ge^iOTsempfindniigen and OehOrsTDrstellangen. 
In dem Oortiecheu Orgaue sind atÜbchen- oder 
rörmige Elemente (a.Fig. 49 i und e 8. 352), welche 
aucti Hörhaare nennt. Schon auB ihrer Form läaat 
Termuthen, daae sie fähig sind, mitzuschwingen. Hens&i 



beobachtete indeeaen bei 
Hörhatvre frei liegen , d 
wisse D Tönen Vib ratio 
mhig bleiben et vice ver 
maaseu, wie Stimmgabel 



1 Ki'ebse, bei welchem 

as einzelne derselben bei gl 

!□ zeigen , während audsi 

L. Sie verhalten sich gewisBeg 

weiche aai beatinimte T) 



abgeatimmt sind. Mit den Hörbaaren atehen aber Fs 
aern des n. coeblcae in enger Verbindung, so dass alt 
die schwingenden Gaare die Nerven affiziren nad xwV 
in der Art, dass nur diejenigen Nerven affiairt Wftrdu) 
w«lche mii der beaondorn ihnen entsprechenden A| 
der Hörhaare cummuniciren. Mit andern Worten; di 
Fartialtöne finden in der partikulären Seachaffenlieij 
der Sehn eck enel einen to ihr organiBohea Correiat; ähnlic] 
wie man apacifische Bezirke in der retina für die Exg 
pfindung der Grundfarben annehmen rauaa. Nach diegq 
Ansicht gibt es also besondere Nervenparthien, für- äi 
Empfindung der wesentlichen Theile der Tonleite] 
Durch einen Klang im engern Sinne s. o. 8. 354 vet 
den also gleichzeitig verschiedone solcher nervöser Ton 
beairke affiairt und ea könnte die Fra^e entsteh«^ 
ob die mehrfachen Empfindungen , welche aus eiQa 
aolcheü Affection entstehen, sich mit einander 
achen, wie die Farben, oder ob sie neben einander b< 
ätehcB- Die Erfahrung lehrt, dasa daa Letztere Stat 
findet^ dass nämlich in einem Klang, wie schon 



Gehoreinn. Empflndujigeii. 



381 



i 



«rwüüint wiu'dc, die einzelnen PartialtÖne, nämlich Ober- 
tone neben dem Grandton gleichzeitig gehört werden. 

Das Ohv wird nur von Schwingungen afficirt, wel- O' 
che sich nticb Savart in der Sekunde mindestens Iti , 
Uftl (nach HeimboltK 30 Mal) und bis zu 30000 Miil 
Wiederholen, — In der Musik sind nur Töne von 40 bia 
'4000 Sühwingangen brauchbar. 

Die Gehöra eindrücke bleiben im Gedächtnisse und Gi 
können reproducirt werden. Man lernt auswendig; er- 
kennt eine Person an der Sprache, ohne sie zu sehen; 
ÜOBt Noten n. s. w., — ■ Alles bedingt durch das Ge- 
dächtniss des G eh ür sinne s. 

lieber Entfernung hörbarer Gegenstände entscheidet L'i 
das Mass der Hörschärfe, s. Anm. an S. 355: über die 
^ichtnng eines gehörten Gegenstandes urtheilt man dnrch 

grössere Nähe des einen oder andern Ohrs, vorana- 
9 beide gleich gnt hören. Wenn ein Ohr 
ihlechter, als das andere hört, so glaubt der 
dass der Schall von der Seite komme, an 
best hörende Ohr sich befindet. — Unter 
aormalen Umständen wird 1 Ton mit 2 Ohren einfach 
gehört, aas denselben Ursachen, welche das Einfach- 
aehen mit 2 Augen erklären. — Ebenso verlegt man 
das Gehörte nicht in das Gehörorgan, sondern nach 
aussen; sogar subjective Eindrücke lernt man nur all- 
mählich durch allerlei Ueberlegaugen als etwas Inner- 
Uchea erkennen. 

Das Eausoheu in den Ohren kommt ungemein oft s 
vor, wenn der Gehiirgang verstopft ist, wenn im innem ^ 
ödhör Blutstockungen Statt finden u. s. w. Auch Ge- ™ 
hörshalluciuatioiien gehören zu den sehr häufigen Stö- 
rungen. 

g. 19 a. Halbziikelförmige Kanäle. 



Sich 
^*ede 



dae 
identend si 
Betroffene , 
Icher das 



Flourens hat zuerst 
iung gemacht, dass nach Z 



,ie merkwürdige Beobach- 
rstorung der halbzirkelfor- 



362 



GehörBinn. Halbzirkelförmige Organe. 



i- niigeB_ Kanäle die Thiere due Vermögen verlieren, 

Lr. ^Imässige, geordnete Bew^egungea zumachen; daea i 

' den Kopf nicht mehr fest halten, wanken, dags Yög« 

1 nicht mehr gut Eiegen u. s. w. DieHo Beohaohtang i 

in neuerer Zeit vielfach wiederholt und mit weni 

Ausnahmen von allen Forschern bestätigt worden. 

Ein EinfluBS auf daa Hören ist dabei nicht bei 

worden, während ZerstÜrung der Schnecke das Qelid 

vollständig aufhebt. — Da nuu die halbzirkelfdrm. _ 

Kanäle und der damit in Verbindung stehende utric| 

Ins des Vorhofs eine im Ganzen von dem sacculua i 

der Sohnecke getrennte Abtheilung des innern Ohi 

ausmachen (s. S. 3ö2), so liegt der Gedanke nahe, i 

die halb zirk eiförmigen Kanäle eine ganz andere Funct» 

haben, als die Schnecke; dass jene ein Organ för c 

Gefühl des Gleichgewichts (Sinnesorgan für ' 

Gleichgewicht. Goltz) ausmachen, diese für di«B 

p findung des Hörens.*) 



') Die lia}bzii'kelförmi"en Kanäle aind mit Endolymn 
erfüllt, und von Perilymphe umgeben. Jede Bewegung (T 
Fuases vom Steigbügel hat notbwendig eine Bewegung i 
Endolympbo des ganzen Labyrinths alao auch der Enuolri 
der halb* irkeiförmigen Kanäle zur Fo]ge. Da wo die & 
gäuge in den Vorhof eionaüodeo und zwar in den ntrioöl 
befinden sich die Ampullen, auf denen die AmpulUrnervi 
laufen, s.Fig.48 S.350, Diese letztem müsscB affizirt ¥ 

sobald eine Bewegung des LabyrintliwaBsers eintritt, aie . 

die Weile. Es lasat sich vermnthen, dass das Grefühl jed 
Ampulle insofern verackieden ist, als die Bichtui^ der I 
gengänge, mithin auch der in ihnen verlaufenden Wassenff 
eine andere ist. Mit einem Worte; die Ampullarnerven ». 
gewisse rmassen die Taatnerven, welche dadurch, da4i sie d^ 
verscMcdenen Biclitnngcn der Wellen fühlen, überhaDpt J 
den mann ichfachen Hiüfamittelu zu rechnen sind, durch wdr 
in der Seele der Begriff von den drei Dimensionen des Banli 
sieh bildet. Gewöhnlich sind es Aie Nerven der Muskeln d 
Eitremi taten. derKopf-Nackenmuskeln, derGelenke, derAug, 
u. s. w., durch deren Gefühl wir jene Kenntaiss erlangen, fl 
Diese gründet sich nämlich auf die Erfahrung, daaa ein Qlir 
nach vorn und hinten, oben und unten, rechtn und link* 1» 



§. 20. 

' 1) Die riechbaren Stoffe müssen durtli die Lnft z 
_" ) olfectoria der Nase (s. ii.) gefährt werden. 

2) Der gemochte Eindruck muss empiiinden werdt 

3) Es siud gewisse Bewegungen nothwendig. 

4) Psychische Thätigkeiten. 



weet werden kann. Hiernach gelangt daa aensoriuui zu dem 
Urtheil, es miisse 3 Dimensionen geben. Im Ohie fuhrt das 
Gefühl der Dach 3 Bichtan^en möglichen Wasserleitung zn 
derselben Polgenmg. — Sobald aber einem Thiere oder emem 
Uenauhen eines van den Rülfsmittehi genommen ist, welches 
Bur VorsteUung der verschiedenen Dimensionen de» Ranmes 
beitragt, so entsteht Unaieherheit der Bewegnngen. Geht z. B. 
dieser Verlust von dem Mnskelaefuhl der untexn Estremität 
aas, HO sucht der Gesichtssinn den Schaden theilweise zu er- 
setzen. Eückenmarkskranke verbessern ihren taumeludenGtang, 
indem sie auf ilre Püsse schauen; u. s. w. 

Die Bewegungen des Lahjrinthwasaera hänge« von der 
Bewegung des Stei^bügelfussea ab. Mxa könnte also die Am - 
pnllamerven als solche autlksaen, welche die Bewegnngen des 
genannten Knochens fühlen. Diese Bewegungen nahen aber 
^ioe doppelte Ursache, eine mechanische und eine organische. 
Die erstere ist die Drehung des Hammers, wovon oben schon 
die Bede gewesen ist. Die organische Ursache der Bewegung 
iat durch den m. atapedins gegeben. Ohne auf die verschie- Uj^ot 
denen Meinungen über die Wirkung dieses Muskels auf den "'"""' 
Steigbügel einzugeben, kann so viel nicht in Abrede gestellt "*' 
werden, daas mit seiner Contraction in dem Labyrinthwasser 
Wellen entstehen und dadurch die Ampnllarnervcu erregt 
werden. Die Veranlassungen, welche den Muskel zur Con- 
traction bringen, müssen auch Veranlassung werden, daas diu 
Ampnllarnerven die Gefühlseindrücke «rhalten, welche im aen- 
eorium die Vorstellungen von den 3 Bichtnngen des Baumes 
erzeugen. — Diese Vorstellungen sind aber wieder die Bedin- 
gungen zu den richtigen Bewegnugen, welche ein Thier öder 
ein Mensch macht und auf innen beruhen also diejenigen 
Bewegungen, welche zur Erhaltung des Gleichgewichts die- 
nen, — Der m. stapodius wird bIko wesentlich zu dieser wich- 



zeigen. 



thätd^eit z , 

ein Thier oder e 

Seeienaffectioa auch e 
wegUDC aol'zuüiideti. 



§. 21. Rleohschleimtaaiit. 
Nur der oberste Theil der Scheidewn^nd und die de§ 
' zwei obem Mnecbeln entaprecbeude Seiten wand 

tlgeo Pnnction beitragen, wenn er grade dann in Thätigkeil 
geiäth, sowie eine Bewegung der Art gefordert wird, Es ist 
aber anleogbar, daaa wahi'end des wachen Ziistandes diese 
Pordening faat unabläasig gemauht wird. Die Aufmerkflamkeit 
iiuf duB BeBtehea des Gleichgewiehta wird nar höchstens un- 
terhroehen, wenn man ausgestreckt Hegt; sonst muss der innere 
Sinn fltets darauf achten, dasa Kopf, Rumpf und untere Ei- 
tremität immer in dem Zustande verbleiben, in welchem kein 
Umfallen Statt hndet. Die Aufmerksamkeit teflectirt sich 
aber durch einen Nerven, welcher so zu sagen, beständig auf 
' r Wacht steht, um die lebendigen Anadrtieke dieser Seelen- 
Dies ist der n. facialis. Han braucht nur 
1 Menschen zu beobuchten, um für jede 
eine von dem n. facialis ausgehende Be- 

. _„ __ Bei Thieren Hind ea die äussern Ohr- 

mnskeln, bei Menschen die GesLchtstQuakeln , welche die vor- 
handene Aufmerksamkeit bekunden. Es ist der mimische Nerve, 
welcher in der Thierreihe um so mehr schwindet, je wenig« 
sich die Gemuthsalfecte bemerkbar machen. Seim Elephanten 
ist der Rüseelnerve so dick , wie der n. ischiadicus des Men- 
schen; bei l'iaahen fehlt der n. facialis so gut wie ganz. 

Bin Zweig dieses eigentlichen Seelennerven geht auch zum 
m. stapedins und os kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, 
dssB derselbe ebenso der Aufmerksamkeit dient, wie jeder 
andere Zweig. Er musa also wahrend des Waohseins sehr in 
ABspruch ppenommen sein, und es wird in demselben Masse 
eine Flüsaig-keitabewegung in den baibz irkeiförmigen Kanälen 
Srtatt ünden, auch zur Zeit, wenn keine Schallachwingungen 
in die Fftukenhöhle gelan^n; in demselben Ms,ase endTicli 
wird von den Ampnllamerven daa Gefühl des Gleichgewichts 
wach bleiben. 

Es verdient hier nooh eine Beobachtung von 1 , 

Sequard Erwähnung, daes Verletzung der ürsprungsatera 
des n. facialis Gleichgewichtsstörung veinniasst; sowie a— * 
die von Lnnget, dass Yerletzung der Nackenmusketn ( 
gleiche Wirkung hat. 

Durch den Gehörsinn werden zn einem grossen Thsi] 
die Yorstellungen zur ^eele geführt, welche znr Aufinerksul 
keit auffordern. Die Nähe der hulbz Irkeiförmigen Kanäle in 
der Sohnecke ist gewissermassen daa anatomische Bitd dM 
Kachbarschaft zwischen Auftnerksamkeit und dem Geborsinnj 



Gerudisinn. Geschmackssiiin. 365 

zum Riechen bestimmt. An dieser Stelle findet sich 
kein Flimmerepithel vor, sondern ein einschichtiges 
Epithel mit grossen Zellen, ähnlich den Cylinderepithel- 
zellen, deren Ausläufer bis in die Schleimhautoberfläche 
reichen; zwischen denselben finden sich die sogenannten 
Riechzellen, welche in fadenförmige Fortsätze auslaufen. 
Die Nerven an dieser Stelle gehen in sehr feine vari- 
cöse Fädchen aus, welche sich mit den Riechzellen ver- 
binden. (M. Schnitze.) 

Die übrige Schleimhaut ausser am Eingange der 
äussern Nase, wo ein Pflasterepithelium vorhanden ist, 
besitzt Flimmerepithel, sowohl in der Nase als in den 
Nebenhöhlen. 



§. 22. Riechbare Stoffe. 

Dieselben sind ausserordentlich fein zertheilbar, so- 
dass z. B. ^/2oooooo Mgr. des "Weingeistextractes von 
Moschus noch gerochen wird. 

Die riechbaren Stoffe werden nur durch die Luft 
zum Geruchsorgan fortgepflanzt. 

Wahrscheinlich dienen die Nebenhöhlen dazu, um 
die riechenden Stoffe mit Luft zu vermischen. 



Viertes Kapitel, 

GeschmaGkssinn* 

§. 23. Erfordernisse. 

1) Die materielle Berührung des Geschmacksobjects 
mit dem Geschmacksorgan. 

2) Empfindung der Geschmacksnerven. 

3) Aufmerksamkeit und Urtheil. 

Zum deutlichen Schmecken sind auch Bewegungen 
der Zunge erforderlich. 



Man unterscheidet vier Arten Ton Geachmaek; 
tem, süssen, salzigen, anuren. 

Die schmeckenden Stoffe müssen gelöst sein, hi 
sie empfunden werden, weshalb der Zutritt von Spei 
uhel und Schleim zu den festen Substanzen nothwendi 

§. 35. Empflndang. 
s- Am Genauesten Hchmeeken die Wnrzel der I 
und der weiche .Gaumen (J. Müller), »her anoh i 
Spitze der Zange hat Geschmack (Schirmer). 
Nerven, welche dem Geschmack vorstehen, sind da 
der nervus glossopharyngeus für die ZnngeDWn. 
vgl. übrigens 8.311; die r. pterygopaiatini n. trigem 
für den weichen Gaumen ; der n. liugualia für die S 
der Zange. 

Die Zungenpapillen sind die wesentlichen Geschmaoli 
Organe der Zunge. Nach neuern Untersuchungen i 
die in ihnen sich verbreitenden Nerven mit eigenthiil 
liehen peripherischen Endorganen Geschmackbe 
versehen zu sein. (Loven, Engelmann, Schwa 

Wahrscheinlich wirkt die chordn tympani, i 
Fäden mit dem n. lingualis zur Zunge kommen, an 
Bewegung der Papillen und somit auch der n. faciahl 
Bei dem feinen Schmecken acheinen die Papillei 
aufzurichten, 



TaBtgInn. 

i 26. 

Dorch den Tastsinn besitzen wir die Fühigfa 

1 1) von Aetherschwingungen affioirt zu werden, weflj 
che man als Wärme empfindet. Man nennt auch dies 
Fähigkeit Temperatnrainn. 



TMiainn. 



367 



2) Die Grösse dee Druckes wahrzunelimen, welche 

1 Süsserer Körper aof die Ta-stfläche macht, d. h. also 

i Gewicht oder die Dichtigkeit seiner materiellen 

eilcheu. Diese Eigenschaft wird Druckainn ge- 

Mit dem TaBtaiim gemeinschaftlich wirkt durch 

unter den tastenden Flächen liegenden Muskeln 

! Mnskelgefühi, ähnlich wie mit dem Gresichtasinn die 

hgenrnnskeln. 

Durch die Verbindnng heider Thätigkeiten gewinnen 
Vorstellung von der Grösse und der Form 
■ K-Örper. 

§. 26, Temperatarainn. 
' Durch den Temperatursinn ist man im Stande, Dif- Ti 

I zweier verschieden tempcrirter Substanzen zu 
•kennen. Bei grosser Aufmerksamkeit kann ein Un- 
terschied von */g — ^/g^C. noch bemerkt werden. Dabei 
kommt die Tomperatui' der Tastfläche selbst mit in 
Betracht, d. h. die Empfindlichkeit der tastenden Or- 
gane. £ei sehr kalter und sehr warmer Haut ist man 
nicht iUhig, so feine Unterschiede wahrzunehmen, als 
bei einer Hauttemporatur , welche nur wenige Grade 
unter derjenigen der innern Organe zurücksteht. Auch 
kommen sehr bedentcnde individaelle Verschiedenheiten 
vor. Am Feinsten empfinden Zungenspitze, dann Au- 
genlider, "Wangen, weniger die Eumpftheile; die der 
Mittellinie nähern Theile weniger, als die davon ent- 
• femten, die Schleimhaut des Diirmkanals iaet gar nicht, 
nur die des Magens in geringem Grade. Körper, welche 
^_4ie Wärme leicht leiten, wie die blutiuhrenden Getässe, 
^■KScheinen selbst verständlich höher tempcrii-t, als andere. 

^P §. 26. Sruokalnn. 

Der Drucksinn ist an den meisten Stellen des Kör- i 
pora gleich, scheint jedoch besonders dn, wo Knochen 
, imt«r der Haut liegen, verstärkt zu sein, fto z. B. an 
r Stirn. Durch den Drnoksinn unterscheidet man die 



Ortssian. 



Schwere von zwei uugleichBn tlewichteu, entweder ohne 
ZahUlfe nähme dce Muel<e!sinns , wenn mau z. 
Hand unter st Utut, oder mit demaelben, indem i 
wichte aufhebt. Kalte Körper erscheinen sobwerer I 
warme von gleichem Gewichte. 

§. 29. Ortaalnn. 

Mit jeder Affection des Tastainna ist naoli e 
Btcelten der Seele verbunden, die Teraulaaaung 
Affection au einen beatimmten Ort zu verlegen, 
ringcr der Druck ist, welcher auf die tastende Hä« 
ausgeübt wird, desto schwieriger ist die 'Wahrnebmal 
uud desto schwieriger auch die Localiaatiou. Der DrB 
ist für. den Tastsinn, was die Beleuchtung für das Anj 
ist. Bei leiser Berührung ist es schwer, die Gretij^ 
eines Objects zu beatimmen. Ebenso, wenn 
gleichzeitig localisirt werden sollen, deckeu sich | 
wieaermaeaen die Tastbilder und äiesaen i 
sodass die "Wahrnehmaug entsteht, als si 
Punkt berührt worden. Die Fähigkeit, zwei nahe 
Punkte einer Tastfläche , welche gleichzeitig ohne er- 
heblichen Drnek afficirt werden, als zwei zu unterschei- 
dan, nennt man Ortssinn. Um ihn zu prüfen, wer 
mit zwei abgestumpften Zirkelapitzen zwei Punkt» i 
Haut oder Schleimhaut gleichzeitig berührt, und je □ 
dem die Eutfernung der Spitzen von einander geriof 
oder grösser zu sein braucht, bis sie als zwei 
schieden werden , bemiaat man die gröaaero oder | 
riagere Feinheit des Ortsainue (E. H. Weber). ■ 
kommen dabei drei Umstände in Betracht: 

1) die Ge fühia fläche ; 

3) die Aufmerkaamkeit und Uebung;* 

3) die Integrität der Oentraltheile. 

ad 1. Man hat beobachtet, dass die Zirkela|^B4 
uur 1,12 Mm. von einander entfernt zu sein brauch« 
um sie auf der Zungeuapitze oder der Vol» 
des Ifagelgliedea vom Zeigefinger als 2 zu erkeu) 



PflychophjsUches Geaeti. 



jährend au 


der Wange 


ein Abatand von 10,1 Mm. 


in der Mitte 


des Rückens 


ogar vo 


Q 54 Mm. zfi 


r Unter 


aoheidongr " 


3 th wendig ist. 


Wahrscheinlich 


ind die 


Papillen," welche sowohl 


an der 


Znngo a!a 


an der 


Voliirfläche des Nagelgliedea aicli 


finden und 


nament 


lieh die in 


ihnen vorkommenden 


TflBtkorpe 


chen (s 


yig. 51) die 


Organe, von 


welehe 


die feiner 


Unter- 




Scheidung der Eindrücke ausgeht. 
Die Nerve natämme sei bat sind 
keiner Tastempfindung iahig. 

ad 2. Durch Aufmerksamkeit 
sowohl, als durch. Uebung ka^nn 
man es dabin bringen, dass man 
sehr nahe gebrachte Zirkelspitzen 
noch als 2 zu fühlen im Stande ist, 
die vorher nur als eine erkannt wur- 
den. Andrerseits tritt auch Er- 
müdnng und Abnahme des Unter- 
scheidungsvermögeiiB ein , n^cnn 
man den Versuch zu lange hinter 
einander wiederholt. 

ad. 3. Wenn auch von der T«ikuri,erch6u. 

Organiaatiun der betreffenden peri- 
pherischen Theile die Feinheit der Empfindung abhängt, 
so sind doch jedesmal die Centraltheile des Nerven- 
systems wesentlich dabei betheiligt. Daher beobachtet 
man bei paralytischen Zuständen oft eine Abnahme des 
Ta stein HB. 

§. 30. PBfchoptajralsohes Gesetz. 

Man kann die Tastempfindungen sowie überhaupt 
jede ^Empfindung nur dann messen, d. h. also die 
In te US itäts grosse bestimmen, wenn man im Stande ist, 
sie mit einer qualitativ gleichen, aber quantitativ ver- 
schiedenen Empfindung zu vergleichen. Um mit dem 
TttBtsinne die Temperatur zu bestimmen, bedürfen wir 
zweier verschieden temperirter Körper, and so kann 

Budge. Compond, aec Payiiologie. 3. ÄuB. 24 



370 



Psychophywsdies Geaetz. 



zwei Empfindi 
nun, findet « 
statt? "Wenn 



" (foistif ' 



man auch die InteiiBität von Licht and Schal] nur dnrch 
Vergleichung der Empfindungen zweier Licht- 
Scballq&ellen bestimmen. Diese BoBtimmungon bei 
aaf einem psychischen Acte. Nachdem dorch die ] 
pfindnng eine Wahrnehmung entstanden ist, stellt < 
Seele die beiden Wahl' ne hin nngen oder Vorstellung^ 
neben einander und "vergleicht sie. Ihre DifTerei 
hängt wieder von den durch die beiden Binwirki 
entstandenen verschiedenen Nerven er regu ngea , 
muscnlaren Bewegungen ab. 

Wir haben also zwei EJnwikungen oder Reis 

ingen oder VorsteUungen. Es fragt s 
in VerbäUniss zwischen beiden Beih^ 
man also z. B. die eine Empöudang, ' 
wir a' nennen wollen, noch einmal so stark schätzt, 
die Empfindung a, ist auch der Beiz b' noch einmal so 
stark als b? Die Erfahrung hat gelehrt, dass allerdings 
innerhalb gewisser Grenzen eine Beziehung besteht. 
Eine solche Beziehnng wnrde zuerst von E. H. Wo" 
aufgestellt und von Feehner als psychophysischoa G 
Hetz bezeichnet. Ea iässt sich anf folgende Wei 
drücken; Die Intensität der Empfindung verhält i 
dem Zuwachs des Beizes direct nnd der ganzen Bet 
grosse verkehrt proportional. Wenn also 
z, B. ein anf die Hand aufgelegtes Gewicht, eine liUib 
stärke etc., gleich 10 zn setzen wäre und ein andev 
— 30, nnd wir nennen die durch 10 entstandene 1 

die durch 30 a', so würden wir 1 
schätzen, als a. Das Verhilltniss bl^ 
anstatt der angegebenen Rei 
genommen würden. Wenn wir 
Länge zweier Linien, welche um Yio Mm. von e 
difieriren, abBchützen können, so mögen die Lin 
resp. 15,1 oder sie mögen 30, resp. 30,3 Mm. lang sein, 
wir werden immer eine Differenz von 0,1 Mjn. dnrch 
unsere Empfindung erkennen und bestimmeii. 






auch 1 : : 
30, 20 



Achter Abschnitt. 
Zen^nn^ und Bntwickelun^. 

Erstes Kapitel. 
Ton der Zengnn^. 



Zur Zeugung iat erforderlich, dass die Samenfäden Bi 
das Eichen gelangen. Dieser Act wird die Be- 
jrnohtnug, foecundatio, genannt. Durch die Befrnch- 
ing entwickelt sich in dem Eichen der Emhi'yo. 

§. 2. Der mannUohe Samen. 
ir männliche Samen , aemen virile, ist eine Bf 
weiBse, dickhche, eigenthümltch riechende FlüaBigkeit. ''^ 
Die flüchtige Substane, von der der Grernch herrührt, 
wird aura semin alie genannt. Der Samen enthält 
ungeffihr 90 "/^ Wasser nnd lO"/,, l'eate Substanzen, 
unter den letztere einen Extractivatoff, das Spermatin, 
and Salze, hauptsächlich phosphoraauren Kalk. In der 
Samenflüsaigkeit ist mikrosküpiaoh eine grosse Anzahl 
von Samenfäden vorhanden. Ein Samenfaden, sperma- si 
tozoon (0,04 Mm.), besteht aus einem länglichen Köpf- 
chen von ungefähr 0,004 Mm. Länge nnd einem spitz 
zulaufende« Faden. Frisch bewegen eich die Samen- 
fäiden hin und her schwingend, ohne daes man irgend- 
.wie etwas "Willkürlichea an der Bewegung wahrnehmen 
24" 



»72 



Zengoog. Samen. 



könnte. Die Bewegfung erhält sich am Besten 
mäBBig alkalischen Flüssigkeit en, vilhrend saure LösnngM 
tiad sehr starke Verdünnungen von Zucker oder J" 
weiss oder Glycei'in, aelbst reines Wusser dieselbe bal 
aufheben. Nach dem Tode fanden sich noch Bewegai 
der Samenräden nach 12, selhat nach 24 Stunden, i 
in lebenden weiblichen Säugethieren innerhalb 
Uterus und der Tuben sogar noch eine Woche t 
der Befruchtung. Wenn sie autgehört haben, so i 
den sie auf kurze Zeit durch kaustische Alkalien wiedM 
angeregt ; sehr niedrige nnd sehr hohe Tempecfttid 
Alkohol, Aether, Chloroform, Säuren vernichten : 
Wenn Samen getrocknet ist und wieder aufgewel^ 
wird, so können aelbat nuch Monaten die SameufSdn 



wieder 


erkannt werden; , 


jedoch ist 


dabi 


n zu beaohtri 


dass ii 


1 einem Tropfen ei 


■ue grosse 


AUKI 


»hl von Same* 


faden 


enthalten ist, also 


auch auf 


die 


grosse Mena 


derselben Gewicht gelegt 


werden m 


rasa. 


Sind die sei 


leicht abfallenden Köpfe : 


nicht vorhaudei 


a, so kann md 



niemals Samenfäden iXs solche diagnostici 
ImIUd. Samenfäden entstehen aus den Ssmennel' 

Kerne einer Samenzelle vermehren sich, und bei i 
weitern Ent Wickelung zieht sich ein jeder Kern i 
einen Faden aus, sodass also so viel Sameti 
stehen, als jene Kerne enthielt. Die Zellen zerplateM 
und die Samenfaden treten frei aus. Dieae Entwickelnt 
geht in dem Hoden vor aich. Der Hoden beste 
wesentlich aus Samen kanäl che n; welche thcils gewundn 
sind und Schlingen büden, theila gerade verlaofö^ 
Das Epithel beider ist verschieden. Die letztern fi 
das in den gewundenen entatehende Secret aus. 
dem Nebenhoden werden wahrsuheinlich die QäsBigl 
S amen beatandth eile bereitet (v. Mibalkovica). 
Sämeukanälchen bilden ein Samenläppchen nnd 
Samenläppchen machen die gvöaste Maaae der 1 
aus. An dem Beginne eines Samen kanälchens sind ( 
Kamenfüden noch nicht entwickelt, welche erst i 



Zeugnng. Samen. 373 

Ende, wo die -Samenkanälchen gegen das corpus High- 
mori lunlaufen, deutlich vorhanden sind; in den Neben- 
hoden und den ductus deferentes finden sich freie 
Samenfäden. Erst mit der Zeit der Pubertät tritt die 
Bildung der Samenfäden ein and bleibt bis zum hohen 
Alter. 

Die Entleerung des Samens geschieht vermittelst Entleerung 
der ductus deferentes und ejaculatorii in die Harnröhre; ®* "»«"»« 
durch die Bewegungen der Harnröhre kann derselbe von 
da ausgeführt werden. Die Bewegungen der ductus defe- 
rentes werden durcji glatte Muskelfasern hervorgebracht, 
welche man durch Keizung der untern Kreuzbeinnerven 
zur Contraction bringen kann. Die Anregung der 
motorischen Kreuzbeinnerven geschieht entweder re- 
flectorisch vom Kückenmark oder vom Gehirn aus. 
Durch Experimente kann man nachweisen, dass Keizung 
des n. sympathicus lumbaris, der sensiblen Wurzeln der 
Kreuzbeinnerven und der motorischen Wurzeln des 
dritten und vierten Kreuzbeinnerven, sowie £;eizung 
des ganzen Bückenmarks vom verlängerten Marke an 
Bewegung der ductus deferentes zur Eolge hat. Alle 
Ursachen, welche die Reizbarkeit der Nerven vermehren, 
tragen auch zur leichtern Bewegung der ductus defe- 
rentes bei. 

Hiernach kann also die Fortführung des Samens Ursachen de 

j TT j -L • • j* TT ••"1- j i_ j* j i. Samenentlee 

aus dem Hoden bis m die Harnrohre durch die ductus rang. 
deferentes aus folgenden Ursachen hervorgehen: 

1) Beizung derselben, indem sie durch eine grosse 
Menge von Samen ausgedehnt werden, also Zunahme 
der Samenbereitung; 

2) Reizung auf reflectorischem Wege; 

3) Reizung vom Gehirn aus; 

4) vermehrte Reizbarkeit des Nervensystems, ent- 
standen durch verschiedene erschöpfende Ursachen. 

Die Schleimhaut der ductus deferentes und des Flimmer- 
Nebenhodens, sowie der coni vasculosi hat Flimmer- ®^®*^^** 
epithel; die Bewegung geschieht in der Richtung gegen 



iglicb, daaa durch die- 
ena befördert wird. 
lUH der Harnröhre dift< 
■ Aualeerang des Urtni 
.. buIbocaveraoBns und 

ection statt. Sie hat 

lern inuanlichen 0-liede 

stagairt. Diese Stag- 

gröaaern Blatzufluas 



374 ZBUgung. San: 

die Harnröhre hin, and ea ist mi 
selbe die Fortbewegung dea San 

Zur Äueteerung des Samens 
neu dieselben Muskeln, welche zu 
bestimmt sind, uameutlich der n 
dar m. urethral ia. 

Bei der Begattung findet Ei 
darin ihren Grund, daas das in ' 
angehäufte Blut eine Zeit lang 
nation kann entweder von eine 

durch die Ai'tcrien unter gleichbleibendem ßüekfiuss 
durch die Venen, oder von einer Stanung in dem Veuen- 
blntflaaae allein herrühren. Wahrach ein lieh finden beide 
Ursachen gemeinschaftlich statt. 

Der Bau dea penis befördert die Btaguatiun, nament- 
lich aind ea die corpora cayeroosa, welche ein un- 
geheuer weites Bett für das sich anaammelode Blut 
bilden. Die trabeculae, welche von der innern Wand 
der tunica propria auagehen, bilden ein durch die cor- 
pora cavernosft verbreitetes Masuhenwerk, innerhalb 
deaaen eine grosse Menge von Veaenräunien enthalten 
ist; die Wandungen der Venea verschmelzen mit dan 
Wandungen der trabeculae, und in den trabecnhie aiai 
Maakelfasern enthalten, deren Zuaammenziehung 
Druck auf die Venenräume auszuüben und das Venea- 
htat aufzuhalten vermag. 'Die vena profunda penis 
durchbohrt den m. transversus perinei, uod die Zuaam- 
menziehnng dieses Muskels mag gleichfalls zur Förderung 
der Stagnation beitragen. Sehr in Betracht kommt der 
sehr ausgedehnte Venencomplex, welcher sich vor der; 
Harnblase unmittelbar hinter def sjnchoiidrosis ossinavl 
pubia findet (plesns venosus Santurini, von 
aek daa venöae Venenconvolut genannt), und verioittel 
2 mächtiger Venenstiimme mit der v. hypogastrica 
Verbindung ateht. In ihm kann, durch die Klappen- 
atellung unterstützt, daa Blut eine beträchtliche 
mentane Stauung erfahren, 



1 



4 



Zeugin^. Weiblichea BL 375 

Neben dieser venösen Zuriickhaltung wird infolge 
fliaer Nerve nerregung durch Heizung der n. erigentea 
(e. o. S. 304) der Blutatrom selir stark bescKleunigt 
<Eckhard); der bulLns der Eichel schwillt bedeutend 
an und bleibt im Zustande der Erection , solange die 
B,eit!iing dauert, und wenn die cerporu caveraosa, durch- 
acluütten sind, so stdi-zt wähi'end der Beizung ein 
mächtiger Blutstrah! aus dem corpus cavernoaum ure- 
thrae hervor. (Eckhard.) Dabei steigt der Blutdruck 
in den Oefäsaen dee penia nicht (Loven), weshalb man 
geneigt ist, die n. erigentes als Hemmuugsnervea zu 
betraohtea, welche eine Erweiterung der Arterien ver- 
anlaeaen. 

Die Arterien der cavernösen Körper haben einen 
geschläögelten Verlauf, verengern sich plötzlich bei 
ihren Windungen, wodarch das Ansehen entsteht; ala 
seien sie blind geendigt; man nannte sie deshalb arte- 
riae helicinae. 

Die Erection entsteht in der Regel durch Reflex 

r"- - 



l 3. Welbllohes Ei. 



In dem weiblichen Eieratocke bilden sich, ähnlichEni' 
in den Samenkanälon, Zellen mit Kernen und Kern- uci 
iörperchen, gleichfalls in Röhren (Valentin, Pflü- 
ger), die sich spiiter von einander absohliesaen. Im 
entwickelten Eierstock findet man daher ein jedes Ei 
Ton einer Hülle umgeben, sodass dei* aufgeschnittene 
Eierstock eine Anzahl Blöachen zeigt, die folliculi 
^raafiani, G-raafsche Bläschen. 

,em Qraafschen BläBchen unterscheidet man ( 

,) die änsaere fibröse Hülle, theca; 2) die an der Innen- 

■" ihe liegende Epithelschicht, membrana granu- 

wolche in der Regel in eine körnige Masse 

[gewandelt ist; 3) die Zelle, Ovulum humanum, mit 

«Dem Kerne , veaicnla germinativa, oder Keim- 



378 Zeugung, Menatnutioa, 

II bläBchen, und dem ICernkörperchen , Keimfleoh, ma« 

^B.cola germinatiTa, endlich dem Zelleninbalt oäiS 

Dotter, vitelins. Ausser diesen Theilen enthält Jt 

Graafsche Bläschen noch eine helle Fliiaaigkeit, liqao 

folliculi. 

Das Ovulum (ungefähr 'j^ — % Mm. Durchmesser) i 
von einer Btmcturtoaen Membran umgeben, zona odi 
zona pellQoida oder chorion genannt. Um diese Zon| 
erblickt man noch eine dichtere Körnerraasse , 
proligerns. Et ist eine Zellenanhäufung in d 
brana grannloaa. 
1. An Eiern von vielen Thieren hat man eine Üeffnong 
in der Eihaut gefanden, raicropyle, welchi 
stimmt ist, bei der Befruchtung Samenfaden einzn-t 

§. i. HenstnatloB. 

Die Graafschen Follikel und die in ihnen < 
tenen ovula gebrauchen eine ganze Beihe von JabreDj 
ehe sie den Grad der Entwickelung erreicht haben, 
functiona fähig zu werden. Die Zeit ihrer Reife w 
Pubertät genannt. Periodisch erfolgt in den äroBf-^ 
Bohen Bläschen eine Hyperämie. Diese Periode erfolgt 
bei vielen ääugethteren nur einige Mal im Jahre, hti 
Menschen alle 27^28 Tage, und wird dort Br 
zeit, hier Menstruation genannt. In Folge det 
Hy[)erämie tnrgescirt der Follikel, plat.zt uni 
lum wird ansgestossen ; gleichzeitig bersten kleinera 
Gefässe im nterus, und ea entsteht ein Aus&ass ' 
Blut aus der Scheide. 

Das ausgetretene Eichen kann in die Tuben and 
in den uterus gelangen: in dem betreffenden foUicnlnft 
Graafianua entsteht eine Blntnng und der Inhalt dea- 
seJben wird fettig entartet, Mcn nennt ein so verändere 
- t«s Bläschen: corpus luteum. Es zeigt eine Narb^ 
einen kleinen Eindruck an der Stelle des Anstritt^ 
Ieb DurchBchnitt einen rothen vom Blut herrlihrendei^ 



Zeagmg. Befruchtting. 



377 



nach und nach erhält es eine gelbliche oder 
bräunliche Färbung, wird immer kleiner und endlich 
gtinz unmerkbar. 

Das Blöt, welches bei der Mensfi'oation entleert s 
wird, ist weder in seinem miki'o skopie eben, noch auch 
in seinem chemischen Verhalten Tom gewöhnlichen Blute 
untere chie den, nur hat es oft seine Gerinnungsfähigkeit 
verloren, was von der alkalischen Beschaffenheit der 
Schleimhaut des nterus und der Scheide herrührt. 
Sehr häufig jedoch ist auch Menstmationabint geronnen. 
Es ist am ersten Tage gewöhnlich heller und mit mehr 
Schleim vermiecht, und ehenso, wenn der BlutfiuBS 
anfhört. Er dauert in der Regel 3 — 4 Tage, manch- 
nsal jedoch länger, selten kürzer. Seine Entleerung ist 
hSufig mit Schmerzen im Kreuze und der Uterusgegend 
verbunden. 

Von den übrigen Köi'pererach einungen sind beson- Bi 
ders erhöhte Keryenreizbarkeit, Venen ans chw eilung, g^ 
Appetitlosigkeit und Verstopfung zu bemerken. ' 

Die Menstruation tritt im gemässigten Klima ge- 
wöhalich gegen das lEi. Jahr hin ein und dauert bis 
gegen das 60. Sie wiederholt sich in der Begel nach 
27 — 28 Tagen, hört während der Schwangerechaft auf, 
sowie auch bei den meisten Krankheiten des Eierstocke. 



g. 5. Be&uohtung. 

"Wahrend der Begattung fiihit die durch Erection Ueb 
verlängerte Harnröhre den Samen in die Scheide; wahr- ^1, 'S 
scheinlich wird derselbe theUs durch die Bewegung der ^ 
Samenfaden selbst, tbeile durch die Bewegungen des 
Uterus iu diesen und sodann in die Tuben geführt. Man 
hat hei Thieren, die post coitum getödtet wurden, am 
Ende der Eileiter Samenfäden gefunden. Die Flimmer- 
bewegung der Tuben trägt nichts zur "Weiterbeförderung 
des Samens bei, da dieselbe gegen den uterus gerich- 



378 



Zeugung. Schwnngertvliaft. 



11 AuH Beobachtungen nn Thiereiern bat niE 
" Ten, dius die Samenfäden, welche sich um 
herumbewegen , sich deiuaelben ganz nlihern imd i 
gewöhnlich nur ein Samenfaden mit dem Kopfe in d 
Ei selbst eindringt und mit dem Inhalt desselbe 
Termischt. (Keber.) Diese Verbindung ist das "WeaeB 
lichate der Befruchtung, foecutidatio, und 
diesem Moment beginnt die Entwickelang des Eies i 
Bmbryo, Die Befruchtung kann am Bierstocke, 
Tuben oder im uterus erfolgen; dies ist von der 8£fl 
abhängig, wo Samen und Ei sich treffen. Die Ad 
nähme des Eies durch die tuba der eutsprecheiul| 
Seite erfolgt wahracheinlich dadurch, dass das PUmmsi 
epithel an dem Abdominalende der tuba eine Strömul 
in der serösen hier befindlichen Flüssigkeit eraeoj 
Da nun die Bewegung gegen den uterua hin gericl" 
ist, so wird das Eichen in die tuba hineingetrieben. .j 



g. G. SohwangersoIiE^. 

r Schwangerschaft, grariditas, ist der Zastaad | 

weiblichen Korper, welcher durch die Befrachte 

entstanden ist und bis zur Gebnrt anhält. 

meisten Fällen dauert die Schwangerschaft 40 'Wochj 

in dieser Zeit erfolgt nämlich unter 100 Schwangt 

bei 26,68 die Geburt, in der 41. Woche bei 22,06, 1 

der 39. Woche bei 15,45, in der 42. Woche hei 13,9 

in der 38. Woche bei 9,51, 

n- Während der Schwangerschaft treten Veränderpi 

Q.im weiblichen Küi-per ein, welche auf einen gröasM 

' Stoffwechsel echliessen lassen, besonders aber YeräDOf 

rungen im uterus. 
■u. An der Innendäche der Schade Iknoc he a bilden & 

häufig Osteophyten (Knocbengeachwülste). Das sd 

s- citiaohe Gewicht des Blates ist geringer, das Blut ) 

die Neigung zur Bildung einer Speckhaut, die ■" 

Blutkügelchen vermehren sich. 



Zengnag. Schiifangerschaft. 



379 



Ml 






änderungen dea uterua wäLreiiii der s 
Schwangerschaft, Bis zum netmtenSchwangerachafta- ''' 
monate nimmt der uterus bedeutend an Volumen au. 
Diese Zunahme hat ihren Grund; 

1) in der Vermehrung der Gefäsae; * 

2) in der Neubildung von Bindegewebe; 

3) in dem "Wachsthum und der Neubildung voa 
MoBkelfaaem ; 

i) in der Verdickung der Scbleimhaut. 
Ob auch neue Nervenfasern in dem uteruB sich bil- 
, ist bis jetzt nicht voUstänilig entschieden. 
Membrana e deciduae. Der nicht schwangere e 
nteruB enthält eine Schleimhaut, welche mit zahlreichen ' 
schlauchförmigen Drüsen, glandulae utricales, ver- 
sehen ist. Die Grundlage der Schleimhaut besteht aus 
Bindegewehe und elastischem Gewebe, die Oberhaut ist 
bia ^um cervix ein Flimmer epithel, von da bis zum 
Muttermund pflaaterßirmiges Epithel. 

Bei dem Eintritte der Schwangerschaft nimmt die n 
Schleimhaut beträchtlich an Maese zu und zwar dadurch, 
da.Be die glandulae utricales mächtig wachsen und das 
zwisoheu ihnen liegende Bindegewebe sich sehr stark 
vermehrt. Die Oberflüche der Scbleimhaut zeigt in 
grosser Menge die OeShungen der Utricaldxttsen und ist 
dadurch wie siebiormig durchbrochen; reichliche Blut- 
|efasae durchziehen das ganze Gewebe. 

Theil der Schleimhaut löst eich allmäUg ah und 
Idet sieh nach der Geburt von Neuem. Die tiefere 
rohicht derselben mit den Driiaen schlauchen bleibt nach 
Friedländer 'a Untersuchungen auf der Muakelhaut 
sitzen. Der sich ablösende Theil, welcher den Embryo 
zunächst umgibt, wird membrana decidua vera a. Eun- 
teri genannt, 
' An der Stelle des orificium uteri wird die Oeflnung i 
dorch einen Schleimpfropf verschlossen. Die decidua 
bildet aber, wenn der Embryo in den uterus gelangt 
jederaeits eine Falte in der Höhle des utems. 



380 Zcnping. Sehwangrerachaft. 

Die beideji gegen einander sehenden Enden der Faltffl 
verwaolisen mit einander durch eine Zwischeninembra 
diese Falte mit der Zwiaclienmembran zusammen wi 
membrana decidua reflexa genannt, 

Wenn man also die Leiche einer etwa in viert 
Monate der 8 ch wanger eohaft verstorbenen Frau nntt 
Eucbt, so wird man am uterufi, um an den Embryo i 
gelangen, zuerst die vordere Muskelwand des nterus ', 
durchschneiden haben, dann die Sohleimhant der Voi 
derfläche; dann befindet man sich in einem S^ume, ', 
dem der Embryo noch Tiicht vorhanden ist. Deaa i 
reflexa liegt noch vor demjenigen Hohb-aum, velahi 
vollständig vom Ei ausgefiillt wird. Hat man aue diei 
Höhle den Embryo herausgeholt, so gelangt man au dl 
HJnterwand der decidua vera und endlich an die Iima 
wand der Muskelhaut. 
n. da- Die Höhle, in der der Embryo liegt, wird voUstI/ 
iBDiä.dig von der Hülle ausgekleidet, welche den Embrj 
umgibt, nämlich dem ohorion; an der Hinterwand die» 
Höhle ist das chorion mit der decidua sehr eng V8 
bunden, und diese Verbindung bildet die placenta, wc 
che zum Theil von dem chorion, zum Theil von i 
decidua ausgeht. Den Theil der decidua, welch« i 
placenta verwendet wird, nennt man decidua serotH 
Vgl. auch §. 23. 

§. 7. Flaoenta. 
1 des Die Eihülle, welche man nach der BefrsohW 
chorion nennt, erhält alabald nach dem Beginne i 
Entwiokelung fadenförmige Portsätze auf ihrer äuBse 
Oberfläche, die sogenannten Zotten, villi, e. Fig. { 
8. 399. Sie sind anfänglich gleichmässig entwickelt, 8| 
ter (ungefähr in der 4. Woche der Bchwangerschv 
wachsen sie an einer Stelle, an der die Placenta entetel 
und die mau chorion villosum nennt, stark. An dl 
übrigen ohorion hingegen, chorion laeve, versohwi 
den allmählich für das blosse Auge die Zotten. 



ZengaDf'. ScliwangerBishaft. 38! 

Das ctiorion TÜloBum ist der sicli mit der declduu 
aerotina yerbindende Theil, aus dem die placenta ent- 
steht, das ohorioa laeve hingegen tat an den übrigen 
Theil der decidua augelagert. Das chorion besteht aus 
2 innig mit einander verbundHneti Membranen, von denen 
man die äussere, der deCidna am Nächsten liegende, Eso- 
chorion, die innere, welche die Gefässe trügt, Endo- 
chorion, nennt, Aber nar an deoi chorion villosum ent- 
wickeln eich die GeiUsse stark nnd stülpen sich aus dem 
Endochorion in die Zotten des Eioohorion. — 80 wu- 
chern an dieser Stelle theils die Epithelaellen des letz- 
und es treiben knospenartige Fortsätze hervor, 
verüBtein sich mächtig die Gefaase, und es entsteht 
schwammartiger, blutgeflillter Körper: die Placenta 
talia, in deniArterien in Venen übergehen. Aber auch 
ijL der anliegenden decidua serotina findet ein lebhafter 
Tegetationsprocese Statt. Hier wachsen die glandulae 
utricales besonders stark, hier ist die Menge der Blut- 
getaaae anseerordentlich gross, und das Bindegewebe 
bildet einen kuchenartigen runden Boden für die Drüsen 
und die Gefässe. Die Gefasse der mütterlichen placenta 
atanimen aus der arteria uterina, deren Zweige, ohne 
Capiltai^efUaae zu büdeu, in der plaaenta in Yenen über- 
gehen. Die Tenenhäute sind überaus dünnwandig, und 
wahrscheinlich bestehen eigentliche Gefäss Wandungen gar 
nicht, sondern werden nur von umliegendem Bindegewebe 
gfebildet ; oder man konnte auch sich so ausdrücken, 
dass äussere rilent lieh weite Capillar gefässe nur aus einer 
Endothelmembran beatehec und die wesentlichste GkfäsB- 
itusbreituug in der Placenta uterina ausmachen. Die 
'.Tefäashogeu von mütterlicher und kindlicher Seite iia- 
L^en dicht an einander, ohne dass jedoch ein Uebergang 
der mütterlichen und kindUchen Blutdüssigkeit. aui' eine 
andere Weise stattfindet, als durch die Wandungen der 
Gefässe mittels Diffusion. 



382 Bntwicklung des Embryo. 

Die Placenta sitzt in der Regel an der vord« 
oder hintern "Wand des nterus und hat hei der 0eb^ 
einen Dnrchmesaer von 16,5 Om. 



Zweites Kapitel. 
Entnicbelnn? des Embno ans dem Ei, 



Die G-esetae, nach ' 
nalkörperH ( 
hüllt. "" 
Anlage aller 
sich zeif^t, 
deoknng to 
Körpers las 



eichen der Äufhau des Embrj 
erfolgt, Bind noch fast ganz in Dviokel | 
. Sicherheit weiss mau nur, dass die 
r Organe in der gleichartigen Form der Zm 
ius der sich alle Theile entwickeln. (B) 
L Scbwana.) TJeber die Foroibildung i 
len sich nur einige allgemeine und anvo^ 
Htändige Andeutungen geben, 1) Soviel bis jetzt die I 
obacbtuugen lehren, iat ehie besondere Tendenz : 
Dreitheilung vorbanden. Nach der Breite scheidet t 
der Keim in drei Höfe, nach der Dicke in drei BlÜtti 
uacb der Länge in Yorderkörper, Nabel und Bintd 
kärper. Fast alle Innern Organe lassen drei SchioUp 
erkennen. 2) Die Schleimhaut des Darmkanals imd ^ 

äussere Haut haben eine entschiedene Neigung j 

Ijuohtungen und Wucherungen. Papille nartige Erhebo^^ 
gen zeigt die MundscMeimhant in der Bildung der 
Zähne, die Zungenschteimhaut durch die Papillen, die 
Darm Schleimhaut durch die Zotten etc. Wie nach der 
einen Seite die Papillen , so entstehen nach der » 
gegengesetzten die Vertiefungen in Form der i 
densten Drüsen. — Fortsetaungea der Oberhaut i 
üben sich besonders als Epithelialformationen (H 
Nägel, Linse etc.) aus. — 3) In verschiedenen ESrp^ 
theilen entstehen primordiale Bildungen, welche wied 
vergehen und den bleibenden Platz machen, 
Entwickelung Theil nehmend. Dahin gehören die I 
pel, aus denen die Knnohen entstehen, der WolfPsfll 
Körper, nach Dursy auch der unten §. 15 z' 
ände Primitivstreif. 



Entwich rfnng de» Eiobryn. 



S- s 



Abaohnänmg des Embryo aus dem El. 



Von den zwei Theilen, welche ilaa Ei ausmachen, 

^nämlich der Hülle (zona oder chorion) und dem Inhalte 

^vitellns), dient jene zur Verbindung mit dem utemB, 

ehrend der Inhalt deo Stoff zur Bildung dee Embryo 

fgibt 

Nicht der ganze Dotter, sondern nur ein TheJl dea- Ji. 
selben wird zum Embryo umgewandelt; aua dem übri- 
gen Theil entsteht die K.eim - oder Nabelblaae b. 
Fig. 52h, S. 387. Im Dotter sind, wie aus Unter- 
suchungen von TUieren hervorgeht, bald nach der Be- 
fruchtung weder KeimblüBchen noch Keimfleck zu erken- 
nen. Die Dotterkömehen ballen eich vielmehr zu zwei 
Kugeln; diese theilen sich fort und fort. Man nennt 
diesen TheUungsvorgang den Furchungsproceas. ^ 

Wenn die Fnrohung so weit vorgeschritten ist, dass 

sehr zahlreiche Furch ungskugeln vorhanden sind, so 

entstehen aua denselben zierliche Zellen mit Kernen und 

Kern körperchen. Diese legen sich dicht an einander 

und bilden eine Membran, welche als Bläschen den ver- 

SüBsigten Dotter in sich Bchliesst und nach Aussen an 

das chorion grenzt. Man nennt dieses Bläschen Keim- K 

blase. An einer Stelle derselben häufen sich die Zellen 

i grösserer Menge an. Diese Stelle wird Embryo- 

lialfleck oder Fruchthof genannt. Aus ihm entwickeln 

jich die verschiedenen Theile des embryonalen Körpers 

md einige ihn um schlie Beende Organe. Die Verbindung 

WiBChen dem Embryo und der übrigen Keimblase heisst 

.äactuB vitello-inteatinalis oder ductue omphalo- ^ 

neBaraicus und die übrige Keimblase ist die vesicula 

^)imbilicalis (Nabelbläschen). Das Ei ist also aussen 

r Membran, dem chorion, umgeben. Dieses ent- 

l'i&lt in sich die vesicula umbilicalis, welche durch einen 

j Ueinen Stiel, duotus omphalo-mesaraicuB. mit der ersten 

^ Embryonal anläge verbunden ist, 



1 



Eutwickeluug dea Brobryo. 



Sauget!) iw^H 
erschrumpft, ^ 

;liaft 
bei 

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Die Habelblaee hat bei dem Embryo der Säugetb: 
und des Menschen wenig Bedeutung und verschrumpft, 
! in Bpätem Monaten der SchwangerHcbaft 
schwer und oft gar nicht aufzufinden ist; hingegen b< ' 
Vögeln bleibt die Nahelblase, welche hier Dotters 
heisat, während des ganzen Embryolebena deutlich 
enthält den Dotter, der zur Nalirung des jungen Vo( 

Der ductua-omphalo -meBaraicuB ist nicht eoUd, 
dem hohl und hängt im frühsten Embryonalzuetan^ 
sobald sich der Darm gebildet hat, ununterbrochen 
diesem ausammen. Da er nun den Stiel zum Nabi 
bläscheu bildet, so kann mau bei jungen EmbrjOJ 
von dem Nabelbläschen eine Borste äurch den dnctae 
in den Darm führen. Auf dem ductua und auf dem 
Kabelbläschen laufen im Anfang auch G-efasse, vaaa 
omphalo-ni esaraicu , welche nicht mit den TQsa um- 
bilicalia, von denen später die Eede sein wird, ver- 
wechselt werden dürfen. Sie verschwinden mit dem Kleiner- 
werden dea NabelbläBoheuB in der aiebenten Woche. 

§, B. VoE den Tbellen, velohe den Embryo nmbtillen. 

Ausser dem chorion , - welches stets die äusserste 
Hülle des Embryo ausmacht, wird derselbe noch von 2 
andern Hülleu umgebea, welche aus dem Embryo her- 
auswachsen, also demselben angehören. Die Stelle, < 
welcher die Verbindung des Embryonalkörpera mit c" 
seit beiden Hüllen Statt findet, ist der Nabel, 1 
licua. Es ist eine Oefihung an der nachherigen Vordc 
fiäche des Körpers, welche sowohl der Haut, 
Darm und den Muskeln angehört. Aus dieser Oeffind 
tritt eine Fortsetzung des Darma heraus , dei' 
vitello- intestinalis, der in die Nahelblase fühl 
An derselben macht die Haut eine Art von Einstül- 
pung, welche steh um dieselbe, also auch um den ganzen 
Embryo herumschlägt, das Amnion. Endlich geht a 



Entwickelung des Darmkanals. 401 

An dem Ober- und Unterkiefer entstehen die Zahn- Zähne, 
keime und zwar in der Art, dass aus den untersten 
Lagen des Epithels zusammenhängende Fortsätze sich 
in die Schleimhaut hineinbegeben. Aus diesen Epithel- 
fortsätzen entstehen die Schmelzorgane der einzelnen 
Zähne und der Schmelz; durch eine Wucherung der 
Schleimhaut selbst bilden sich die Zahnpapillen, wel- 
che den Schmelz Organen entgegenwachsen. Auf der Ober- 
fläche der Papillen lagert sich das Elfenbein , auf der 
Oberfläche der Schmelzorgane der Schmelz ab. Jeder 
Zahn wird von ein^m Zahnsäckchen vollständig bis 
nach der Oeburt eingehüllt. Auf das Speziellere kann 
hier nicht eingegangen werden. 

Der Darmkanal selbst wächst einmal dadurch, dass Darmkau 
er an verschiedenen Stellen sich erweitert, zweitens da- 
durch, dass er viele Schlingen bildet, drittens endlich 
dadurch , dass aus dem* Darmdrüsen - und mittlerem 
Blatte verschiedene Organe, namentlich Leber, Lungen 
und pancreas hervorgehen. Der grösste Theil des Darm- 
kanals ist durch das Bauchfell an die Wirbelsäule ge- 
heftet, ausgenommen davon sind der Schlund und die 
Speiseröhre, der hinter dem Magen liegende Darmtheil, 
nämlich der grösste Theil des duodenum und der End- 
theil des Mastdarms. 

Zu den Erweiterungen des Darmkanals gehören der 
Magen und der Dickdarm; der Dünndarm wächst der 
Länge nach und bildet Schlingen. 

Dadurch, dass die Anheftung des Magens an die 
Wirbelsäule durch das sogenannte mesogastricum 
dessen Lage verändert, entsteht das grosse Netz und das 
Winslow'sche Loch, der Magen dreht sich nach rechts, 
wodurch seine rechte Fläche zur hintern wird ; der seröse 
IJeberzug des Magens zieht sich so aus, dass nach links 
ein Beutel, der Saccus epiploicus, sich bildet. 

Bndge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 26 



402 Bntwickelttn^ der Hara- und Gewhleehtaw^rhüeag^. 



i dem Herzein 

. nher schon gegett" 

mr noch, ßtidimente 

i quer verlaufenden 

, glomernli 



§. 22. Harn- and Geschleohtsverk zeuge. 

B Schon sehr fräh bilden sich nuter dem Hornblatl 

neben der Urwirhelplatte, zwischen ihr und den Seitei 
platten, nümliuh aus den Mittelplatten, zuerst die Abb 
fuhrnngsgiinge, dann die Körper der TJruieren oder di( 
"Wolffschen Körper. Sie, reich 
his zum Ende des Leibea, vergehe 
die achte Woche hin, so dass später 
derselben bleiben. Sie bestehen ai 
Gängen, in welchen aich, wie in d 

finden und secernireu ciue haro säurehaltige FlüBsigkeit.. 
Ihre Ausführungsgänge, welche an ihrer äussern vorderli' 
Seite liegen, münden in die Kloake, welche in einer 
Falte zwischen Mastdiirin and allantois entsteht. 

Der AiifangBtheil des urachns erweitert eich zur 
Blase B. S. 38B. Nnch den Untersuchungen von K up fl'er 
and .Bornhaupt sind die Ureteren Ausstülpungen der 
ÄusflihrungsgUnge der Wolffschen Körper; nach andern 
Beobachtern hingegen Ansstüipungen der Blase. — Ob 
die gieren selbstständig aus dem mittleren Blatte, wie 
die Geschleohtsdrüaen , entstehen, oder oh sie von deu 
TJreteren ans sich entwickeln, ist noch nicht ausge- 
inacht. 

id An der innern Seltö der Wolff'schen Kö.rper ent 

°' stehen iingefillir in der sechsten Woche die G«scfalechtB< 
driisen, Hoden oder Eierstöcke, und neben de»' 
Ausluhrungsgängen der W(jlfl''sch6n Körper die aof 
nannten Miiller'Bohen Gänge. 

Beim weiblichen Geschlechte entstehen ans detf 

li Jlüller'schen Gangen die Tuben und der utems, büj 
dem männlichen die vesicula prostatica oder ut«rua mase;' 
Ans dem Reste der Wolff'achea Körper bilden eich bi 
dem mSnnüchen GeBchlechte die coni vasculoei oder 

m.der Kopf des Nebenhodens, aus den Ansttihrang»'i 
i^HUgen der Wolff'sdicn Kürpei' der Körper des Nebel 



1 



Gebart und Wochenbett. 403 

hodens und die Samenleiter ; beim weiblichen Greschlechte 
der rudimentär bleibende Nebeneierstock. 

ö^egen Ende der Schwangerschaft steigen die Hoden 
durch den Leistenkanal in den Hodensack, descensus descensi 
testiculorum. In der Bauchhöhle ist jeder Hode vom ®® ^®".^' 
Bauchfell umgeben und mit einem mesorchium versehen. 
Bis an das untere Ende des Hodens reicht ein Streifen, 
welcher von der innern Fläche des Hodensackes aus- 
geht, das gubernaculum Hunteri. Wenn der Hoden 
herabsteigt, nimmt er nicht nur einen Theil des Bauch- 
fells mit sich, woraus die tunica vaginalis propria 
entsteht, sondern auch die fascia transversa und einen 
Muskelstreifen von dem m.obliquus internus, den cremaster. 
Beides bildet die tunica vaginalis communis. 

Die äussern Geschlechts- und Harnwerkzeuge sind Aeusser 
Fortsetzungen der äussern Haut; beim männlichen Ge- ^an&r 
schlechte verwächst die Urethra mit dem penis, die beiden werkzeut 
Scrotalhälften vereinigen sich; beim weiblichen Ge- 
schlechte bleibt die Urethra von der clitoris gesondert, 
die labia majora sind analog den beiden Hälften des 
scrotum. 

§. 23. Geburt tind Wochenbett. 

Während der Schwangerschaft wird die membrana 
decidua theilweise fettig entartet und dadurch die in- 
nige Verbindung, in welcher der foetus mit dem uterus 
steht, gelockert. Das Verhältniss zwischen beiden ändert 
sich. Der foetus wirkt mehr und mehr wie ein fremder 
Körper reizend. Die Muskelfasern des uterus fangen an, 
sich zu contrahiren, die Wehen treten in allmählich sich 
verstärkendem Masse ein. Die Bauchpresse unterstützt 
kräftig die Wehenthätigkeit. Je mehr der foetus durch 
die Contraction gedrückt wird, desto stärker wird 
die Erregung. Die Nerven, welche bei der Geburt mit- 
wirken, sind erstens sensible, welche wahrscheinlich zu- 
nächst im plexus hypogastricus verlaufen und durch den 

26* 



404 Gebart und WooheDb«U: 

Greuzati'ung zum Rüukenmarke geliitigen, »weitene m 
torische Nerven , welche im Lumhartheile des n. sya 
pattiicas liegen. Man sieht n'bLmliuh bei Thiereu, daas 6 
diictus deferentes, ebenso wie auch die tabae und der nter 
sich contriibircn, wenn mau diesen Theil dett Oreuzatraa 
\i schon vor langer Zeit beobachtet habe.. 
koiDiaeu aber aas dem B 
dessen Lambartheile, wie i 
suche behaupten kann. !D 
ler auch von Central organen , wi 
Igt werden. Dass diese sieh bis 
Gehirns erstrecken, wurde aohi 



Diese motoriacben Nervi 
ckenmarke, und zwar an 
in Polge zahlreicher V 
Lumbartbeü ki 
chö höher liegt 
die Gegend des 



längst von mir gesehen und von Andern bestätigt. IM«! 

dritte Art von Nerven liegt im utema selbst ' 

durch deren Einwirkung ist eine automatische Bewegn^ 
möglich. Sie hüugen mit den Ganglienzellen des tit«z4|| 
zosammen. 

Die Gehurt erfolgt im Mittel 270 Tage nach i 
Conooption vgl. S. 378. 

Während der Schwangerschaft bildet sich aber ni» 
nur in der decidua eine fettige Degenerntion ans, b( 
dem auch in den Drüsensellen der Brüste. Es w: 
Milch abgesondert d, h. eine modificirte Blutflüssigkei 
in der das Albumin nur in gennger Menge vorhandsa: 
iat, dagegen das Kalialbuminat (Caseiu) vorwaltet. Du 
Flüssigkeit enthtllt Milchzucker gelost und viele 'Feiik 
kügelchen der verschiedensten Grösse anfgeschlem; 
In den ersten Tagen nach der Geburt werden fetih« 
tige Zellen mit der Milch entleert; die sogenannten O^ 
loatrum-Körpercl 

Im "Wochenbette müssen 2 Pi-ocedso ins Äuge ga* 
fasst werden, welche im utcrna erfolgen. Der i 
ein eretbischer, der andere eiu regenerativer. In Polg _^^ 
des erstem entsteht Temperaturstcigerung, vormehrtetJi 
Durst, Schweisaaecretion, und eine eigenthümliohe i 
Scheidung aus den Genitalien von blutig seröser, mitustfl 
eiterartiger Flüssigkeit, die Lochien. lu Folge 



Geburt und Wochenbett. 405 

zweiten Processes wachsen die Drüsenschläuche der 
Schleimhaut, welche durch das Ablösen eines Theils der 
decidua verödet waren, nicht nur in die Tiefe, sondern 
deren Epithel pflanzt sich auch als Schleimhaut-Epithel 
weiter fort, das Bindegewebe vermehrt sich und so wird 
nach und nach aus der rudimentären Schleimhaut eine 
vollständige. 



406 I. Anh. Uebersicht einigrer physiol. wicht, orgarf. Verbind. 



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I. Anh. Uebersicht einiger physiol. wicht, organ. Verbind. 407 



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408 I. Anh. Ueher«ohteiiiigeriihywol.wichLorgan.Vertind- 
B. Altohole. 

Charakteristik: 1) Sie bestehen alle uua CHO und 
sind nach dem Typus Wa8ser=H30 geliildet, d. 
können ähulluh zusamin enge setzt gedacht werden, wie 
Wasser, in welcbem die Hälfte von H jedoch durch 
eine C H- Verbindung ersetzt ist. Die OH-Verbindung 
nennt man das ÄlkoholrEidikal, Je nachdem ni 



Änalogou 



iSlooder 



.n™»Ood. 
HH ) 



„HHH 



HHH 

a. B. w. entsteht, unterscheidet man einwerthige (t 
atomige), aweiwerthige, dreiwerthige etc. Alkohole. So 
z.B. ist der gewöhnliche' Alkohol oder Aetbylalkohol=a 
CjHgü anzusehen wie Cj H^ = AathylulkoholradÖkal 
-1-HO, er ist ein einatomiger Alkohol; hingegen Gly- 
cerin CgHaÜ^ ein dreiatomiger Alkohol = CgH^ + S 
(HO). — In demselben werden 3 H durch CgHg ersetzt 
und es bleiben noch 3 HO = 3 Hydrosyl. 

2) Sie verbinden sich mit Säuren z\ 
zns ammengesetzten Aethern, indem sie "Wasser 
abgeben, ohne Veränderung von C. 

3) Unter Abga.be von H und Aufnahme von ver- 
wandeln sie sich in Säuren: z. B. entsteht aus Aethyl- 
alkohol^CjHgO EsBigsäiire=C2H4Ü2. 

Von den physiologisch wichtigen Alkoholen sind' 
hervorzuheben; Cholesterin, ein einatomiger, und Gly- 
[ dreitttomiger Alkohol, 





Cholesterin C^eR« 


Glycerin C^H». 




H(l. 


3 (HOr. 


Vorkommen 


in der Galle, den 


in den Fetten mit 




meisten Guilen stei- 


Stearin-, PalmiÜn-, 




nen, dem Blate, in 


und Oelsäuro ver- 




fast allen Flüssig- 


bunden; in gerin- 




keiten, im Nerven- 


ger Menge bei der 




marke 


Gäbrnng des Trau- 
benzuckers 



I.Anh. Uebersicht einiger physiol. wicht. organ.Verbind. 409 



Cholesterin C26H43 
HO. 



Glycerin C3H6 
3 (HO). 



Darstellung. 



aus Gallensteinen durch Kochen von 

durch Kochen mit Fett mit Bleioxyd 

Alkohol; die Kry- und Wasser, oder 

stalle werden durch mit Alkalien 

kochende alkoholi- ' 

sehe Kalilösung ge- , 

reinigt und nach i 

dem Erkalten aus j 

Alkohol und Aether 

umkrystallisirt 



Krystallisation grosse rhombische 

Tafeln 

Löslichkeit ! unlöslich in Wasser 

• und kaltem Alkohol, 
; leicht löslich in Ae- 
ther , Chloroform, 

siedendem Alkohol 

( 
I 

Ablenkung der nach Links 
Polarisations- 
ebene 

Besondere Ei- concentrirte Schwe- 
gensqjiaften. feisäure und etwas 

Jod färbt es violett, 
blau, grün, roth. 



leicht in Wasser 
und Alkohol, nicht 
in Aether 

ist eine färb- und 
geruchlose süsse 
Flüssigkeit, welche 
Metalloxyde löst. 





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I. Anh. Ue hersicht einiger pliy siol. wicht, organ. Verbind. 411 

2) Die Milchsäure, C^H^Ol 

Man unterscheidet gewöhnliche und Fleisch- oder 
Paramilch säure , deren Salze von einander verschieden 
sind. Die gewöhnliche entsteht durch Gährung des 
Milchzuckers bei Anwesenheit von Albuminaten, die 
letztere gewinnt man aus der Fleischflüssigkeit. 

D. Fette. 

Sie sind Verbindungen von Olein-Palm itin- Stearin- 
säure mit Glycerin; sie finden sich mit Ausnahme des 
Harns in allen Flüssigkeiten und fast allen festen Kör- 
pertheilen. Sie sind löslich in Aether, Chloroform, 
flüchtigen Oelen, lösen viele Farbstoff'e, machen Fett- 
flecken in Papier, reagiren neutral und werden durch 
Alkalien verseift, indem die fette Säure sich mit dem 
Alkali verbindet und Glycerin ausgeschieden wird. 

II. ütickstofflialtig^e Terbindnng^en. 

A. Albnminate (Proteinsnbstauzen). 

Es gehören dahin hauptsächlich: Fibrin, Albumin 
und Casein, von denen aber wieder verschiedene Modi- 
ficationen bekannt sind. Allen charakteristisch ist: 

1) dass sie in zwei Formen vorkommen, einer löslichen, 
flüssigen und einer in AVasser unlöslichen, geronnenen; 

2) dass sie 15 — 16^/^ N enthalten; 3) dass sie von con- 
centrirter Essigsäure gelöst und aus der Lösung durch 
Kaliumeisencyanür und Cyanid gefällt werden; die 
Lösung in heisser Salzsäure hat eine violette Färbung, 
eine Lösung von salpetersaurem Queksilberoxyd mit 
salpetriger Säure (Millon^s Reagenz) färbt sie roth. — 

Die Albnminate werden von den Pflanzenzellen aus 
der Luft, in welcher niemals Ammoniak fehlt, gebildet. 
Sie enthalten ungefähr 53,5 7oC, 7,0 H, 15,5 N, 22,4 0. 
1,6 8. Von einzelnen Albuminaten heben wir folgende 
hervor. 



412 I. Anh. ÜobersicTit einiger phygin 


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. wicht. 


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" t'Äflh. tTeberekMeini^ei'phyiicJ.wicht.cirgsn.Terliind. . 413 

B. Den Albnmlnaten Terwaudle Stoffe. 
I 1) HiKln 52,2 C kommt, vor in Amt Üalle, Synovia, den 
P 7,0 H Sohle imdriisen, der Fnterkiefer- und 

■ 12,6 N Unterznngendrüse, iu dein Bindege- 
I 28,2 weite (Rollett). Darstellung. 

I Ana frischer Ochsengalle wird es durch Alkohol geiUllt, 

■ derNiederachlagtnitTerdünutem 'Weingeist ausgewaschen, 
■■der Hückstaud mit "Wasser behandelt und durch Essig- 
»Bäure gefallt. Eigenschaften. Es qaiUt in "Wasser 
lauf und wird darin fein zertheilt, sodass es einer Lö- 
ftEimg lihulich ist, welche jedoch nicht dnrch Kochen, 

■ Qneoksüberchiorid, ßleiauuker wie das Eiweiss gefällt 
' wird, wohl a!>er durch Alkohol und Essigsäure. 

2) Pepsin kommt vor im Mageusaft, auch im Harn 
und de« Muskeln. Darstellnng. Die Schleimhaut 

, des Schweiusmagens wird mit verdünnter Fhosphorsäure 

digerirt und die tiltrirte Flüssigkeit mit Kalkwaaser neutra- 

liairt. Mit dem entstehenden Niederschlage von phosphor- 

L flBLarem Kalke wird dos Pepsin fortgerissen. Behandelt 

■man nun den Niederschlag mit Chlorwasserstoffsäure, und 

B^gt man eine conceatrirte Lösung von Cholesterin in 

P AÖcohol hinzu, so wird der phoaphoritaare Kalk gelöst und 

es bleibt ein Cholesterinschlnium , mit dem das Pepsin 

mechanisch verbunden ist, nuch dem Filtriren zui'ück. 

Diosei' Schlamm wird wiederholt erst mit Wasser aua- 

-^ewaachcn, dann in Aether gelost. Es bilden sieh 2 

^iihiohten, die obere enthält die Lösung des Cholesterin 

£ili Aether, die untere das Pepsin. Entfernt man jene, 

erhält man das verlangte Präparat, welches maö 

»rioderholt answäseht. "Wird dasselbe mit etwas sehr 

Kirerdilanter Salzsäure versetzt, so ist es zum Auflösen 

Vyon Alhuminateu sehr geeignet. (Brücke.) 

3) Protagon kommt vor im G-ehiru (Liebreich), 
S dem Blute (Hermann), der Häringsleich (Baumstark). 

iellnng: Gehirnbrei wird mit Aether und Wasser 
[ gaecLüttelt, bei 0" so lange stehen gelassen, bis sich der 
k-Aether abgesetzt hat. Aether und Wasser werden ab- 



414 I-Anli. UabaHttAt 




filtrii't. der "Rückstam 




45« im Wasaerbttde iJigerirt., das aus dem Filtrat sieb m 




nnd getroeknet. Eigenschaften: "Weisse klumpige f 


Masse, welche sich in 


EiseBsig löst und dann in atrahliy^M 


grappirten Nadeln kryatnlliairt; in Alkohol und Aether-^H 


schwer löslich, qaillt 


in "WaBser zn einer kleisterartigen'^H 


' Snbataiiz auf, die mit 


mehr "Wasser eine Löaung bÜdet^^H 


aus der Chlornntrinm 


das Protagon füllt. ^M 




1) Carlwiuid^Hai 


?n8ioS? CO., =Xohlensäuve ^M 




+ 2(NHä) =2 Ammoniak ^1 




C O2 N» Hg ^1 




~ H,0=AVaBser ^M 




CO Nj H^=Harn3tofr (9.8. 174). V 


2) Isäthionamii - 


-- Taurin, aus Galle mit SahssSore S 


bereitet , krystalliRirt 


in grossen wasBerhellen Priamen, ^B 


löslich in heisem Wai 


m 


Cj Hg 80^ = laäthit 


insäure (bereitet durch Einleite .^ 


+ NH3 = Ammoniak von S 0, in abaolnten Al-. .fl 


CiHgNHUj 


knhol und nachherigotf M 


— H^O ="\Vasaei 


1- Kochen- mit Waaaef); ^^ 


CjH,NS<J3 = Taurin 


3) AmidoesaigsHni'i 


i = Glycin oder GlycocoU (Leild^« 


Cj Hj 0, = Essigsäure zueker), bereitet aus Hip*J^H 


+ NH3 = Ammoniak pursaure mit SalzBSura.^H 


'~(\K:tÖf 


und Zerlegen des baIs'^H 


-H, 


sanreu Glycina. ^M 


CjHgNO^ = Glycin 


■ 


4) AmidocapronBüi 


Ire = Leucin, welches im pancrea^^f 


in der Milz, thymuB, 


thyreoidea, in den Nieren etlU^H 


beim Faulen der Albuminate auftritt, wird durch lanffs^H 


Koi'hen von HornspLin 


en mit verdiinntev SH^Ü^ erhalteo^H 



I. Anh. Uebersicht einiger physiol. wicht, organ. Verbind. 415 

Cg Hi2 Og = Capronsäure (in Fetten, der Butter etc. 
+ NH3 = Ammoniak vorkommend). 



CßHigNOg = Leucin. 

Verwandt mit den erwähnten Stoffen sind: 

5) Harnsäure, Cg H^ N^ O3 — 

in 7o Harnstoff = C 20, H 6,66, N 46,66, 26,66 
Harnsäure = C 35,70, H 2,38, N 33,32, O 28,8. 
Von ihren vielen Zersetzungsproducten ist physio- 
logisch bemerkenswerth das Allan toin, (im TJrine von 
Kälbern und der AUantoisflüssigkeit vorkommend), wel- 
ches durch Einwirkung von Oxydationsmitteln auf Harri- 
säure neben Harnstoff, Oxalsäure und Kohlensäure ent- 
steht. 

6) ]^anthin, Cg H^ N^ Og, durch Reduction der Harn- 
säure gebildet mittels Natriumamalgam, kommt im TJrine, 
den Muskeln und manchen Drüsen vor. 

7) Sarkin = Hypoxanthin, Cg H^ N^ 0, durch weitere 
!Rednction der Harnsäure oder des Xanthins gebildet; 
in den Muskeln und vielen Organen. 

8) Kroatin, C^HgNgOg+HgO, wird aus dem Filtrat 
der coagulirten Fleischflüssigkeit durch Verdunsten er- 
halten, nachdem die Phosphorsäure durch Barytwasser 
entfernt ist. Krystallisirt in Prismen. Liefert beim 
Erhitzen mit Barytwasser Harnstoff und einige andere 
Produkte. 

9) Kreatinin, C^H^NgO, im Harn; ist Zersetzungs- 
produkt des Kroatin. 

Taurin und GlycocoU verbinden sich mit Cholsäure 
( = Cholalsäure) zu den S. 60 erwähnten Gallensäuren: 
10) Taurocholsäure und 11) Glycocholsäure. Durch Ver- 
mischen von frischer, mit Thierkohle entfärbter Ochsen- 
galle mit neutralem essigsaurem Blei (Bleizucker) wird 
glycocholsaures Blei gefällt und durch Vermischen des 
Piltrats mit basisch essigsaurem Blei (Bleiessig) das 



416 I. Anh. Uebersicht einiger phy siol. wicht. organ.Verbincl. 

taurocholsaure Blei. — Durch Kochen mit Barytwasser 
oder Kalisalz oder mit Säuren verwandelt sich die Gly- 
cocholsäure in Glycocoll und Cholaäure und die Tauro- 
cholsaure in Taurin und Cholsäure. 

Cg H5NO2 = Glycin Cg H-XSO3 = Taurin 

Cg^H^ O5 = Cholsäure Cgj^H^^ Og = Cholsäure 

C^eH^^NO, C^eH^^NSO, 

— Hg = Wasser — Hg 



CgeH^gNOß =, Glycochol- CgeH^gNSOy = Taurochol- 
saure. säure. 

1 2) Hippursäure = BenzoylglycocoU 
Cy Hg 02 = Benzoesäure 
+ C2 Hg NQ2 = Glycin 

C9 ^n NO, 
— Ho 



Cg Hg NO3 = Hippursäure. 

13) Tyrosin, als Aethyl-Amido-Paraoxybenzoesäure 
zu betrachten, entsteht durch Fäulniss und Zersetzung 
von Albuminaten, auch in Krankheiten, meist mit Leu- 
cin vorkommend. 

Cy Hg Og = Benzoesäure 
C- Hg O3 = Oxybenzoesäure 
C7 Hg O3 = Paraoxybenzoesäure 
C7Hg03 +NH3 — Hg = C7H7NO3 = Amidoparaoxyben- 

zoesäure 
C7H7NO3 + C2H5 = Tyrosin. 

D. Farbstoffe« 

Von den bekannten Farbstoffen des Körpers gehören 
drei dem Bereiche der progressiven Metamorphose an, 
der des Blutes, der Muskeln und der des Fettes; drei 
andere: die Gallenfarbstoffe, die Harnfarbstoffe und das 
schwarze Pigment, sind wahrscheinlich Produkte der 
regressiven Metamorphose. 



Entwickelung des Embryo. Höfe. Blätter. 385 

derselben ein Gang heraus, der aus Gefässen der vasa 
umbilicalia und dem urachus besteht, und Nabelstrang, 
funiculus umbilicalis, genannt wird. Derselbe führt bis 
an die innere Fläche des chorion. Hier breitet er sich 
aus und wird zu einer Blase, Allantois, welche ganz 
mit dem chorion verschmilzt und das oben erwähnte 
Endochorion ausmacht. Der Embryo ist daher, wenn amnion, 
Amnion und Allantois bereits vollständig gebildet sind, 
doch scheinbar nur mit 2 Membranen umgeben, dem 
chorion (incl. Allantois) und dem amnion und in das 
chorion ist der Nabelstrang eingefügt, dessen anderes 
Ende am Nabel liegt. 

§. 10. Die Räume des Fraohthofs. 

In dem Fruchthofe unterscheidet man in der Flächen- area peiiuci- 
ausdehnung alsbald drei Räume, von denen der innerste, ^Vltemna!**' 
areapellucida, anfangs den geringsten Durchmesser 
hat, durchsichtig erscheint und in seiner Acbse das erste 
Rudiment des Embryo zeigt. Die area pellucida wird 
von einem zweiten ovalen Hofe, der area vasculosa, 
umgeben; in ihm entstehen Gefösse und seine Grenze 
ist durch ein Randgefäss, vena terminalis, bezeichnet; 
jenseits der area vasculosa ist die area vitellina. 

§. 11. Die Sohioliten des Embryo. 

"Wenn man einen jungen Embryo , am Besten von Drei Blätter 
einem Vogel am ersten Tage der Bebrütung, in Spiritus ^^ ™ »"J®- 
oder Chromsäure erhärtet und dann einen so feinen 
Schnitt durch die Dicke desselben macht, dass man ihn 
unter dem Mikroskope beobachten kann, so unterschei- 
det man an demselben drei verschiedene Schichten oder 
Blätter, welche man früherhin das animale (obere), vas- 
culöse (mittlere) und vegetative (untere) Blatt genannt 
hat (s. §. 15). 

Budge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 25 



386 Bntwiokelung rten Brnbryo. AUantOTs. Blotufülanfi 

>t. Aus dem obern Blatte entstellen das CeutralnervU! 
i System und die Epidermoidalgebilde, ans dem mittiei 

die Knoohon, Knorpel, Bindegewebe, Muskeln, Gefässe-,! 

Hiirn- und GeaciilechtB Organe, aas dem untern das Dbi 

epithel und die Darmdi'iiaen. 



„. Man unteracbeidet einen doppelten Blutkreislauf i 

'' Embryo und nennt den ersten Nabelblasen blntfl 

. kreislauf und den zweiten deu Allantois- oder Ka^ 

belblutkreislauf. Jener wird durch die vb 

pbalo-mesartüca, dieser durch die vasft nmbilioalia aui 

geführt. 

Der erste dauert bei dem Menschen und den Säuga- 
thierea nur sehr kurze Zeit, und schon in der siebenten ^ 
Woche sind die Gefaaae versch wunden. Sein Bezirk iat J 
zwischen der area vasoulosa und dem Embryo. 

Der wichtigste Kreislauf wird durch die ftllantM 
vermittelt. Der primäre Hinterdarm, des Embryo schel 
det sich nämlich nahe au seinem Ende in 2 Röhre^ 
eine dorsale nnd eine ventrale, Mastdarm und allantoia. 
Letztere s. Fig. 52 e a. f. S. besteht aus 2 Membranen, 
einer inneru , welche aus dem vegetativen Keimblatte 
hervorgeht und als Schleimhaut angesehen werden kann 
und aus einer äussern, welche dem mittlem Keimblatte 
angehört und das Gefässblatt der aÜantois (Eudocborion, 
B. S. 383) ausmacht. Die allantois wächst in der Kich* 
tung gegen das chorion Pig. 53 a und Fig. 54 k ü. 39^ 
Vom Stiele derselben, dem urachus, liegt ein Theil i 
der Leibeshöhle des Embryo vom Mastdarm bia ; 
Nabel und wird zur Harnblase; der andere auBserhal 
der Leiheshöhle, im funiculus spermaticns. Auf dej 
urachus verlaufen zwei Arterien, aa. umbilicalee 
allantoidis, Aeste der u, hypogastrica, und gehe 
dem' urachus an der offen gebliehenen Stelle der Baucti^ 



Entwickelung des Embryo. Allantois. Blutumlauf. 387 

decken, nämlich am Nabel, aus der Embryonalöfinung 
heraus. Die Arterien verlaufen in der allantois, dringen 
mit ihr in die Zotten des chorion, kommen in der pla- 
centa in Berührung mit den mütterlichen Gefässen, 
ohne in sie überzugehen, laufen vielmehr als Venen 
auf den Zotten zurück und vereinigen sich zu einer 
Vene, v. umbilicalis, welche neben dem urachus und 
den aa. umbilicales in dem Nabelstrange bis zum Nabel 
hingeht, hier den urachus verlässt und die Leber des 
Embryo erreicht. 

Fig. 52. 



M>^N=5y^5 




a Chorion mit Zotten. 6 Nabel- oder Dotter- 
blase, c Embryo. dd Höhle des amuion. 

e Allantois. 



In der placenta erhält das Embryonalblut durch 
DifpQsion SauerstoflP und Blutplasma aus den mütter- 
lichen Gefässen. Das damit imprägnirte Blut der vena 
umbilicalis strömt zunächst in die Leber, indem ein 
starker Zweig der v. umbilicalis mit der v. portarum 
sich vereinigt. Der Endast der v. umbilicalis, der 
ductus veno SU s Arantii, mündet in die v. cava in- 
ferior oder in eine Lebervene. Die v. cava inferior 
führt also wesentliche iSlemente des mütterlichen Blutes 
in die rechte Vorkammer. Hier sind durch die Anlage 

25 * 



EDtwideelnag des Embryo. Amnion. 






, tttbe 



ulu 



] Vorrichtuagen getroffen, dass der Inhalt 
der Vena cava inferior nicht, wie nach der Gehurt, aua 
der rechten Vorkammer in die rechte Herzkammer ge- 
langt, sondern grösateuth eile darch die der Tenenmün düng 
gegenüber liegende Oeffiiang, foramen ovale, daa nacbJ 
der Geburt aich versohlieast, in die linke Vorkammer.'T 
die linke Herzkammer, die aorta nnd die eraten von Uw4 
abgehenden Aeate, die an., coronariae, carotides und aob-^ 
claviae Eieaat, alao Herz, Gehirn nnd ßiickenmar! 
sorgt. Nachdem die genannten Zweige abgegebei 
besteht im embryonalen Körper durch den dnctna^ j 
arterioBua Botalli eine Communication der abatei' 1 
gendea aorta mit der a. pidmonalis, welche ihren Blat-l 
vorrath grösatentheila aua der v. cava superior l 
Hitbin findet aich in der aorta deacendens hauptsächlich 
kindilches Blut, welches nur einen geringen ZufluJ 
vom mütterlichen erhalten hat. Die TJnterleibaorgs " 
empfangen daher weniger ernährendes Blat. Nach i 
G^eburt veraohliesaen sich die v. umbilicalis, der d. 1 
noaus, der d. arterioauH, daa foramen ovale. 



Vi, Amnion. 



Der ganze Embryo ist mit einer Membran umh 
dem amnion, und zwischen derselben und dem [ 
bryo fiadet sich der liquor amnii. Daa amnion entatebt 1 
aua dem sogenannten Homblatte und der Hautplatts ( 
des Embryo (s. §. lö), welche aich an daa Hornblatts 
anfügt. Man beobachtet dasaelbe am Beaten bei einem« 
ungef^ihr 36 Stunden bebrüteten Hühnerei, Ea bedeck 
zuerst nur den Kopftheil des Embryo und wird Ko 
kappe genannt. Dann sohlügt ea sich um den Schwctu 
theil als Schwanzkappe und umwächst zuletzt 
ganzes Embryo, jedoob so, dass es an der Stelle c 
Nabels diesen freiläaat, letzterer also zwischen c 



Entwick. d. Embryo. Nabelstrang. Blätter d. Keimh. 389 

nionfalten liegt. An diesem Orte geht es unnnterbrochen 
in die Bedeckungen des Embryo über. 

Das Amnion hat also eine Oberhaut. Es enthält 
auch glatte Muskelfasern, woher es kommt , dass man 
bei mechanischer Reizung desselben an bebrüteten Hühner- 
eiern oft Bewegungen bemerkt. In der zwischen amnion 
und dem Embryo befindlichen Flüssigkeit, liquor amnii, Uquor ai 
haiman 97 — 99 ^/q Wasser und ausserdem Eiweiss,Extrac- 
tivstofife, Harnstoff, Allantoin, Kochsalz, milchsaures 
Natrium, schwefelsaures und phosphorsaures Calcium 
gefunden. Zuweilen kommt auch in derselben Trauben- 
zucker vor. 

§. 14. Nabelstrang« 

Aus dem Nabel des Embryo treten: 

1) Gefässe, zwei arteriae umbilicales, welche von 
B-echts nach Links (vom Fötus aus gerechnet) um eine 
Vena umbilicalis gewunden sind; 

2) der urachus; 

3) eine bindegewebige gallertige Masse, die Whar- 
tonsche Sülze genannt; 

4) Lymphgefässe. 

Alle diese Theile bilden den Nabelstrang, funi- 
culus umbilicalis, welcher die Verbindung zwischen pla- 
centa und Embryo ausmacht. Er hat meistens eine 
Länge von 64 Cm. ; ist etwa kleinfingerdick und - von 
einer Scheide des amnion eingeschlossen. 

Der urachus lässt sich bei neugeborenen Kindern nur 
eine kleine Strecke weit als Kanal in den Nabelstrang 
verfolgen. Hingegen ist er bei Erwachsenen noch bis 
in die Nähe des Nabels als feiner Faden nachzuweisen. 

§. 15. Blatter der Keimhaut. 

Von den 3 über einander liegenden Schichten der 
Keimhaut nennt man die oberste: sensorielles (ani- 



390 BnttfidcelaiiK dea ßmt»;», Blätter der Keimkaut. 



males), die mittlere: 

oulJiseB), das untere: 
Aus diesen anfangs 
bilden sich mehr o 
Bchlossene, weitere 



den B,umpf bilden, 
solide Anhänge befestigt Bim 
Vei-Btänduisa der Entwickeln 
Cylinder beschrieben werden, i 
Körper auffassen lassen; und 



lotoriBch-germinativea (vs 
)ariiidrüsen- (vegetativea) Blatt. ' 

der Pläche liegenden Schiohteu 
r weniger oben und unten ge- 
nd engere cylindrische Räume, wel- 



Extremitäten . 
Eb wird : 
beitragen, wenn diesal 
sie sich im erwaohseneii 1 
' erat aa£ J 



ihre Entwicklung eingehen. Der änsserste erscheint vifrfl 
ein grosser Back, der an mehreren Stellen Oeflnonge 
hat, nämlich die Epidermia , welche die ganze outis boj 
deckt. Er hat Ausstülpungen in dem epidermoidalei 
Theile der Haare nnd Xägel und Einstülpungen in c"" 
Drüsen der Haut. — Dieaer erste grosse Sack ist e 
das Gebilde des welter unten zu beschreibenden Hör: 
blatts anzusehen. 

Dieser Sack schliesat 2 mächtige Oylinder in sie 
einen vorderen und hinteren, welche wir die Cylinder derfl 
mittleren Blattes nennen wollen. Beide sind viel- 7 
fach mit einander verbunden, sind entsprechend dem J 
Epidermissack an versobiedeneu Stellen mit Oefinungeaij 
z. B. Mund-, After-Oeffiiung ete. versehen, lieber beido.l 
geht wie die Epidermis, die outis hinweg. Man könnte JJ 
die cutis als einen an äin Epidermis gräuzenden ihr 
folgenden zweiten Back ansehen. Dies würde jedocA. J 
nicht recht in die Auffassung passen, welche die Elntv.jl 
wicklungsgeschichte verlangt. 

Der vordere Cylinder des mittleren Blattes Ist breij 
ter, tiefer und länger, als der hintere. Der Mantel beide| 
Cylinder ist aus Knochen, Knorpeln, Bändern, MuskelB 
Bindegewebe, Gofässen und Nerven gebildet. In einen 
jeden steckt aber wieder ein Cylinder , von denen dac 
hintere das MeduUarrohr (Rückenmark und Gebimjj 
der vordere das Darmrohr ausmacht. 



Entwickelung des Embryo. Blätter der Keimhaut. 391 

Den Mantel des vorderen Cylinders vom mittleren 
Blatte bilden die Knochen des Gesichts, das Zungen- 
bein, die Rippen, das Hüftbein; dann die an diese Kno- 
chen angewachsenen Muskeln und Bänder; dann die 
dazu gehörenden Gefässe mit Einschluss des Herzens und 
der Nerven; ferner die betreffende Hautdecke; endlich 
Milz, Lymphdrüsen, Nebennieren, Harn- und Geschlechts- 
organe, sowie Bauch- und Brustfell (Pleuroperito- 
neal sack). Die Bauch- und Brusthöhle wird nach der 
einen Seite von den Bauch- und Brustdecken, welche 
von einer serösen Haut (parietales Blatt der pleura und 
des Peritoneum), überzogen sind, begränzt, nach der 
andern von der muscularis des Darms, welche gleich- 
falls an den meisten Theilen eine seröse Haut (visce- 
rales Blatt der pleura und des peritoneum) deckt. 

Den Mantel des hintern Cylinders bilden die Bü- 
cken- und Schädel wirbel, deren Muskeln, Bänder, Ge- 
fässe, Nerven, Bindegewebe, Gehirn- und Bückenmarks- 
häute. 

Der eine und andere Mantel sind nicht nur durch 
die cutis vereinigt, sondern auch durch die verschie- 
denen Knochen Verbindungen zwischen Wirbeln und den 
Knochen des vordem Cylinders z. B. Bippenbänder, 
synchondrosis sacroiliaca etc., ferner durch die Muskeln, 
welche zwischen dem vordem und hintern Cylinder liegen. 

Wir kommen nun schliesslich auf die beiden bereits 
erwähnten innersten Cylinder, den vordem: das Darm- 
rohr; und den hintern: das Medullarrohr. Beide haben 
in ihrem Innern einen Hohlraum, welcher im Darmrohr 
weit, im Medullarrohr, soweit dasselbe das Bückenmark 
betrifft, sehr enge ist, aber sieh in Form der Ventrikel 
innerhalb des verlängerten Marks und des Gehirns er- 
weitert. 

An beide legen sich Theile an, welche den Cylindern 
des mittleren Blattes angehören. Das Darmrohr besteht 
ursprünglich nur aus dem Epithel. Dieses macht theils 
einen ununterbrochenen Kanal aus, theils zeigt es sowohl 



393 BntwiokäuQK dt» Embiyo. SNittei der Keimlunt. 

EiuBtülpungen in Form der verschiedenen grösaern und 
kleiuera Drüien (Lunge mit Ausftihrungsgäugen, Lebei 
Pancreas, Schleim drüsen n. s. w.), als AaBBtülpunga 
(Papillen, Zotten). Um diesen Epitbelialkanal legt 
sich Bindegewebe , Muskehi , GefrisBe , Nerven , ni 
bilden die Schleimhaut, die Muskelhairt, den seröse 
TIeherzug. 

Ebenso dringen in das Medullarrohr GefdsBe nn 
auf ihnen Nerven nnd bb wird umgeben von den b« 
kannten 3 verschiedenen Hiluten. Alles dieg sind Eil£ 
lagerungen der Cylinder des mittleren Blattes. 

Wir haben nna also den ganzen Körper zerlegt ge 
dacht, zunächst in einen Epidermissack , in wcdohem I 
Röhren stecken, das Darm- und Medullarrohr. Beiäi 
berühren sich weder, noch erreichen sie den Epidermis 
sack. Zwischen beiden sowohl, ala vor und hinter ihn« 
senkt sich die grösste Masse von Gebilden hinein, wet 
che alle das Prodnot des Mittel blattes aind. 

In der ersten Zeit der Entwicklung machen Medull 
larrohr und der spätere EpidermiasBck ein Blatt s 
nämlich dae oberste oder sensorielle. Jenes ist dej 
Axentheil, dieses der peripheriache und wird Hörn 
blfttt genannt. Dadurch nun, dass daa MittelbUtt bIoI 
überall eindrängt, hat sich das Hornblatt mit dem ihn 
anliegenden Theilen des mutieren Blattes über daa Mö 
dullarrohr erhoben. 



peiiu- Nachdem in allgemeinen TTmiissen die Constructioi 
oia."' läss ausgewachsenen Körpers mit Beziehung auf di 
Entwicklnngs Vorgänge dargestellt ist, aollen nun 
sentlichen Erscheinungen beschrieben werden, 
man an dem Pmchthofe wahrnimmt. Man nnterBcheidä 
an demselben in früheater Zeit einen inoern heuer« 
Raum, area petlucida, und einen äussern dunklere! 
Ring, area vasculosa. In dem durchsichtigen Hof 



Entwickelung des Embryo. Blätter der Keimhaut. 393 

ist es wiederum der mittlere Theil, in dem die Embryo- 
nalorgane entstellen. Zuerst erscheint ein gefurchter 
Streif, der Primitivstreif. Er gehört dem oberen Primitii 
— sensoriellen — Blatte an und zeigt ein doppeltes ^^^ *' 
Wachsthum, nämlich 1) nach oben, wobei er sich über 
die Fläche der Keimhaut erhebt, und 2) nach beiden 
Seiten. 

ad 1) Aus dem Mittel- oder Axentheile des Pri- 
mitivstreifens entstehen durch sein Wachsthlim nach 
oben 2 Wülste, welche endlich gegen einander wachsen 
und sich zu einem Kanäle schliessen. Man nennt sie 
Rücken- oder Medullarplatten. Sie bilden Rü- Meduiia 
ckenmark und Gehirn s. Fig. 53 S. 395. ^^^"^ 

ad 2) Aus dem peripherischen Theile des Primitiv- 
streifens entsteht das sogenannte Hornblatt, wesent- 
lich Epithelialbildung. Nach und nach umwächst es 
das mittlere und untere Blatt und rückt nahe an einan- Hombia 
der an der Stelle des Nabels, wo es sich aber nicht mit 
dem ihm entgegenkommenden der andern Seite vereinigt, 
sondern einen Umschlag bildet, welcher allmählich über 
den ganzen Embryo herumwächst und die äussere Schicht 
des amnion ausmacht, aber auch über den Nabelstrang 
sich ausbreitet. 

Während sich das obere Blatt in der angegebenen DarmcWia 
Weise entwickelt, geht auch die Weiterbildung des untern, 
nämlich des Darmdrüsen-Blattes vor sich, jedoch später 
als die des oberen und mittleren. Auch dieses liegt 
anfangs in der Fläche ausgebreitet, bildet sich erst zum 
halben und dann zum vollständigen Kanal aus, der vorn 
und hinten geschlossen ist und nur nach unten gegen 
die Nabelblase hin eine Oeffnung — Darmnabel — 
zeigt. Durch diese geht das untere oder Darmdrüsen- 
blatt in den ductus omphalo-mesaraicus und die Nabel- 
blase über. Das Epithel dieses Blattes stülpt sich in 
die Drüsengänge der Lungen, Leber, des Pankreas etc, 
ein und in die Papillen und Zotten aus. 



fifKeiffl 



n. einzelnen TheUon, 

iea Primitivstreife na bildt 

Q Axeutheile dieses Blatts 



th- D«8 mittlere oder raoto 

''"'entwiiskalt sich Bcbon früh i 

bald nach der Entstehung i 

Bich unter demBelben, alao ii 

jor- ein Biiderer feiner Streifen, 

bau demBelben beiderBeita die halben Urwirbel, welol 
nach oben gegeneinander wachsen und dnher die 
dnllarjilatteD umBchLicsBen. In der Lüngenaxo der 'Wut 
hei bleibt bei vielen Thieren (Fischen) der ■ " 
Reat während des ganzen Lebens sichtbar, 
menfichlichsn Wirbeln mag der Kern der lutervert 
hralhänder znm Thei! noch von der chorda herrühre 
— Der Äxentheil des mittleren Blattes gestaltet s 
ausser ssnr Wirbelsäule iiuch zu den Sippen, den zuge^^ 
hörigen Bändern, Muskelu und der cutis des Biickeae 
Die Gelenke zwischen den Wirbeln unter sich i 
Kwiechen den Wirbeln und den Hippen sind nicht itftv» 
BprDnglioh vorhanden, Honderu entstehen erst dnrciiCi 
Aufeaugung. Macht man einen Schnitt an einer StellätV 
wo später ein Gelenk ist, so fehlt die Höhle noch g 
Allmählich erfolgt die Resorption und es bleibe^, q 
dem die Verkuücherung erfolgt ist, von dem &llliei 
knoi-pligen Zustande nur noch die Gelenkendeu übrij| 

Der Äxentheil des mittleren Blattes umwächst t 
MedullaiTohr, und schiebt sich dadurch natürlich i 
sehen Hornblatt und Medullarrohr hinein. AHt ihj 
wächst auch der Theil des Hornblatts, welcher die »_ 
terc Epidermis der Bückenhaut iiusmacbt, von beidlfl 
Seiten zusammen. 

Die Entwicklungsthätigkeit des motorisch germ 
tiven Blatts ist aber nicht allein auf den AxenlheB 
beschränkt, sondern dasselbe vergrössert sich ebMUfa 
wie das sensorielle Blatt, auch seitwärts. Man nennt d 
Bildungen, welche von beiden Seiten ausgehen, die So 
platten. Fig. 54 d 8. 396 u. Fig. 53 sp. Wie das Hon 
blatt nicht iu derselben Pläche mit deu Medullarplatta 
ibleibt, sondern letzteres sich ttnfangH über das ersteif 



Entwickelung des Embryo. Blätter der Keimhaut. 395 

erhebt, dann aber auch vom Hornblatte überwachsen 
wird, nachdem die Wirbelsäule mit Muskeln und corium 
entstanden waren; so kommen auch die Seitentheile des 
mittleren Blattes tiefer zu liegen, als der Axentheil. 
Jene treten nach unten zusammen, dieser nach oben; 
jene umschliessen das Darmrohr, dieser das Medullar- 
rohr. Derjenige Theil der Seitenplatten, welcher unter 
der Wirbelsäule liegt d. h. an der nach dem Darm- 
drüsenblatte stehenden Wand des Axentheils des mittleren 
Blattes von beiden Seiten zusammenstösst, wird mit dem 
Namen Mittelplatten belegt. Die Seitenplatten spal- 
ten sich noch einmal in eine innere, welche sich um 
das Darmdrüsenblatt her umlegt und Darm Faserplatte 




Querschnitt darch den Rumpf eines Hühnerembryo vom Ende des 
ersten Tages, etwa 15 mal vergrössert, nach Bemack. ch chorda, 
d Darmdrüsenblatt, u Urwirbel, sp Seitenplatten, m Medullarplatte, 

w MeduUarwulst, h Hornblatt. 

genannt wird, und in eine äussere, welche die Wandung 
des Bauches bildet, Hautplatte. Aus den Mittel- 
platten entstehen das Mesenterium und zur Seite dessel- 
ben die Harn- und Geschlechtsorgane. Unter diesen 
Theilen, da wo die Spaltung der Seitenplatten ihren 
Anfang nimmt, bildet sich das Herz, oberhalb der Darm- 
faserplatte, erst solid, dann als länglicher pulsirender 
Schlauch (punctum saliens) und mit ihm im Zusam- 
menhange entstehen die Gefässe, die sich durch das 
mittlere Blatt in alle Theile des Körpers verbreiten, 
lieber die Bildung und Ausbreitung der bleibenden und 
zum Theil wieder vergehenden Arterien und Venen, 
namentlich auch über das Yerhältniss der Arterien 



396 GBtw>(<lteJting'ilMEmlH7(>- Bl%tt» dnKeüidia«^ 

zwiauhen den Viaceralplotten, der aa, nrabilicalea, ( 
w. azygeae, der v. umbilicalia sowie (tucli über i 
Entstehnng der Plenroperitonealhöhle sind die "Werl^ 
über Entwicklungsgeachichte nnehznsehen. 



^0iim^mi^yi^^ 




d' i" t fieif 



tarSMIlDUg Eddacbl -~ ilau iiD Tont flDgoTIihnan hmtemi Cvlbider 
des iDltlli'reti Blatles auaniacLt, i^ derjenige t'bell dtte mltllarsD 
BJBltei, wel^ber zu dtn f^eiieDpLntt.'D gebart, iber im Aianlliell 
liegt, du meseDlerius. ^ iUd SieUe vor dar Spaliiiog derSsIteD- 
plHllen, Horaua stcb der Sthlund bilriel, die »ngeu, ScIilimdpllEEB. 
Die SelUDptHtieii fd' d' d' d'; aualttn sieb bi die Hmotgilidlaii, 
»alcbe bi du Aiunlnu ili' uad S) libergehen , nulidem lie dla 
ßsui^IideckeD gebildet babeo; uud tu df die DuoifiiairplattaB. An 
letilsm ( Hen, / Lebar, q PlaulopeiitoiieiiUielile ziTlaBheu Hul- 
nndDarniruarplalte, A DsrmdrllaDnbUtt (rBgutntivsB ontersi Blfttt). 
An dauelbe selilleaiE «iah die DarmfiaerplallB ran oben, ( Nabal- 

ÜBUtuUtl« d< ucdllomblut h. Vom Nabel i, der iniselieu Hinter- , 
und Varderarm liegt, gebt eine effane VertilDdimg inr NAhelfalsee, ' 
— ».!._ -■-L^ ?_i.__^ ,_^ .1 — L j — j.._..._ -jmpbijo-inDsimNlr-- 



§. lö. Nervensystem. 

Ans den Mednllurpluttea bitubten sich am Kopf'el 
drei Blasen aus: 



Entwickelung des Embryo. Nervensystem. Auge. 397 

a) Die vorderste derselben zerfällt wiederum in zwei Drei Gehi 
Blasen: Vorderhirn (Hemisphären) und Z wischen - 
hirn (Sehhügel). 

b) Die mittlere Blase (Vierhügel). 

c) Die hintere Blase zerfällt in zwei Abtheilungen, 
das Hinterhirn. (kleines Grehirn) und Nachhirn (ver- 
längertes Mark). 

Zwischen Hinterhirn und Nachhirn und zwischen 
Mittelhirn und Zwischenhirn entstehen Krümmungen. 

Der zwischen den Medullarplatten befindliche Kanal Rücken 
verengt sich allmälig; die Reste davon sind der Bü- "ventrikc 
ckenmarkskanal, der sinus rhomboidalis , die Gehirn- 
ventrikel, der aquaeductus Sylvii. Die Grehirnwindun- 
gen sind erst im siebenten Monat deutlich vorhanden, 
im dritten Monat entstehen das corpus callosum, chiasma, 
corpus striatum. Das Yorderhirn überwächst das Zwi- 
schenhirn im fünften Monate, sowie auch die Vierhügel 
und das kleine Grehirn. 



§. 17. Auge. 

Die erste Anlage beider Augen bilden zwei Aus-Augenbiai 
stülpungen neben der ersten Grehirnblase, von der sie 
sich durch einen Stiel (n. opticus) abschnüren. 

Von der Haut aus entsteht eine Einstülpung, aus Linse 
welcher Linse und Linsenkapsel hervorgehen; hierdurch 
legt sich der vordere convexe Theil der frühern Augen- 
blasen, indem er concav wird, an den hintern Theil an. 
Von diesen also entstandenen, die Linse umgebenden retina 
concentrischen Membranen wird die vordere zur retina; 
ob aus der hintern chorioidea oder Stäbchenschicht ent- 
steht, ist noch nicht ausgemacht. Auch der Glaskörper, 
die sclerotica und Cornea, nach Einigen auch die cho- 
rioidea, haben ihren Ausgangspunkt von der Haut. 

In der vierten "Woche enthält die chorioidea Pigment, ohorioU 
welches nur an einer kleinen Stelle der untern innern 
Seite fehlt (Chorioidalspalte). 



39S üntwlek, des EiabTyo, Oehärorgan. KiemenDogso. 

:a- Im dritten Monat bilden sich die iris und die AugaiB 

lider, welche bis zum zehnten Monate mit einander va^ 

klebt sind. 

Dinht um die Linse Hegt eine gel tisB haltige 
'' (membrana capeulo - pupillaris) , deren vorderer 

mombrana pupillaris, die Pupille hin kui- Zeit defl 

Geburt verBchliesat. 

£. 18. Oehörorgan. 

V' Daa innere Uhr entsteht nicht, wie das Auge, 
Ausatülpung einer Gehirnblase, sondern der Grefaörnec 
entwickelt sich selbstEtilndig und tritt in Terbindii) 
mit dem Nachhirn, 

n. An der Bildnng dea Gehörorgans nehmen ■ 
dene Elemente Theil. Das Hornblatt stülpt aich i 
der Hohe doa zweiten KiemenbogenB (s. §. 19) i ' 
bildet das Ohrbläschen, welches die Anlüge des Lalg 
rinths aasraacht. Das mittlere Keimblatt bildet 
knorpligen und häutigen ITmhüllungen des LabyrintW 
Das mittlere und ilusaere Ohr entstehen aus dem . 
menbogen. Die erste Kiemenspalte waiidelt sich nm ] 
die Faukenböhle, tuba Eustachii, äussern GehSrgangi 
Ans dem ersten und zweiten Kiemenbogen entstehai 
die Gehorkuöc hei eben. 

g. 19. Kiemenbogen und Kiemenspalten. 

Am Halse des Embryo entstehen vier Spalten 
brni- che nach Einigen von Aussen nach Innen, nach Ander 
"~" vom Schlünde aus sich bilden, Kiemen- oder ~ ' 

ralepalten. Zwischen Ibnou verdickt sich die MafiSi] 
und dodurcb kommen die vier Kiemen- oder Vii 
ralbogen zu Stande. Der erste liegt zwischen ManA 
Öffnung und erster Spalte, der 'zweite, dritte, 
zwischen erster und vierter Spulte. Am ersten Kiemeal 
bogen findet sich noch ein kleiner Höcker, der Ofae)| 
kieferfortsatz, 



^ Entwick, des Embryo. Eemeubngon. KnoonensjWem. 399 

Aus dem ersten KiemenLogen bilden sich Araboa, 
Hammer und MeckerHisher Fortsiit«. Auf diesen lagert 
sich der Unterkiefer auf. — 
Aus dem ObcrkieferfortBatz fit. as. 

bilden eich; Oberkiefer, la- 
mina internn proc, pteryg. nnd 
Giiamenbein, 

Ans dem zweiten Bogen 
selbst entstehen Bteigbä^l, 
die proc. atyluidei, die liga- 
menta stylohyoidoa und die 
kleinen Hörner des Zangen- 

Aug dem dritten Kiemeu- 
bogen bilden sieb der Körper 
nnd die grossen Hörner des 
Änngenbeina. ^ Menaeh 

Von den vier Spalten aoiiiga' 
bleibt nur »och die erste, aus ^^ ^?^ _ 
welcher üusserer GehÖrgang dis viarureibogen 
und Pankenhöhle entstehen. Laber sie: 




Die grÖBste Anzahl der KLnochen des Korpers war Kh 
anfangs knorplig, nur folgende Knochen bestehen, bevor «nl 
sie verknöchern, lediglich ans Bindegewebe; 

die equama dea Schläfenbeins, das Scheitel- und 
Stirnbein, der obere Theil der squama des Hinterhaupt- 
beins, die lamina externa processns pterygoidei, alle 
Oesiclitsknoohen mit Ansnahme der nntern Muschel and 
das Schlüsselbein. 

Unter allen Knochen verknöchert zuerst das Schlüs- 
selbein (7.^8. Woche); hingegen verknöchern nach der 
fieburt die Epiphjsen der Röhrenknochen, die kleinen 
Kuoclien der Fuaswurzel, die H and würze 1 kn oc hen , die 
basis rtcupalae. das acromion, der processns coracoidee. 



bryo. 

Die Bildnug der Knochen aus Knorpeln kann tisi 
nicht unafiihrliuk , Boudcirn uur in ihren ' 
Vorgängen geschildert werden. Sie beruht 1) auf eii 
Wucherung desjenigen SindegeiFobeB, welches die < 
Knorpel umhQllende Membran, dag perichondrium, I 
det. Mit dieser Wncherung ist eine ÖefiiBsvermehvnj 
verbanden und wie dies anch bei krankhaften Bin^ 
gewebswnohernngen der Fall ist, entstehen in gros« 
Menge zellige Elemente, Bindugewebskörpcrchen, 3}fl 
einer in Folge dieser Wucherang erfolgenden Tffl( 
niohtung der Knorpelzellen , wodurch alch HohhrannM 
Hftveraiache Kanäle, bilden, welche Reste der zum ■" 
verfetteten Knorpelzellen einschlieasen, »her anch i 
Elemente, Markzellen, deren Entstehung noch dunS 
ist. An der Wand dieser HohLräume hat öegenbaui 
zuerst eigenthümliche Zellen, Osteoblasten nachg 
wiesen, deren Bedeutung man noch nicht konnl. 3) a 
einem in dem wachernden Bindegewebe erscheinendi 
Niederschlage von erdigen Bestandtheilen. Die Ursaoi 
atiB welcher diese im Blute gelösten Önbatanzen prä 
pitirt werden, ist unbekannt. 

§. 21. Darmkanal. 

|»ick«- Die wesentlichen Theile des nvaprünglichen Dar 
,. kanals werden vom Diirmdrüsenhlatt oder dem untersl 
Keimblatt und einem Theile dea mittlem Keimblatt 
der sogenannten Darmfaaorplatte, gebildet. 

Der Darm ist anfange eine Halbriuue, die sich vo 
und hinten zu einem Kanal achliosst, welcher nur 
der Stelle , an der er mit der Nabelblase zusamml 
Btöast, geöffnet ist. Der Nnbelblaaengang fährt din 
in den Darm. 
a- An dorn vordem Ende entsteht durch eine Fiasb 
pung des Hornblatts eine Grube, welche durchbri« 
uod die Mundhöhle bildet; sie liegt neben dem vordi 
aten Kieinenbogeu. 



I. Anh. Ue bersicht einiger physiol. wicht, organ. Verbind. 417 



Hämoglobin s. S. 99. 



Hämatin C34 Hg^ Fe N^ O5 s. S. 100. 
Bilirubin C^g H^g Ng O3. 



Bilifascin C^g Hg^ Ng O^. 

Biliverdin Cjß Hg^ Ng O5. 

Biliprasin Cjg Hgg Ng Og. 



£• Leimgebende (Gewebe. 

Sie werden durch längeres Kochen mit Wasser in 
Leim umgewandelt, der in der Wärme gelöst bleibt, in 
der Kälte erstarrt. 

1) Knochenleim (Glutin, CoUa) wird gewonnen aus 
Bindegewebe, Sehnen, Knochen. Er ist unlöslich in 
Alkohol und Aether und wird aus der wässrigen Lö- 
sung durch Alkohol gefällt. Er wird aber nicht durch 
Alaun, neutrales schwefelsaures Eisenoxyd, neutrales 
und basisch-essigsaures Blei gefällt. Gerbsäure schlägt 
ihn aus der Lösung vollkommen nieder. Essigsäure löst 
ihn auf. 

2) Knorpelleim (Chondrin) wird gewonnen aus blei- 
benden Knorpeln, den Knochenknorpeln vor der Ossi- 
fication, der Cornea. — Seine Lösung wird durch Gerb- 
säure, Essigsäure, Salzsäure, Alaun, essigsaures Blei, 
schwefelsaures Eisenoxyd gefällt. 



Budge, Compend. der Physiologie. 3. Aufl. 27 



418 U. Anh. TJebersicht einiger wichtiger Rpa 



II. AnhaDg. 



Uebersloiit einiger wiobtlger Reaktionen. 

ICnndspeicbel : Mangel &n Eiweiss. ßhodankaÜTJ 

B. 8. 45. Saccharifioationsyermögen. Alkalische 
action, 

Bauctaspelcfaeli Eiveisa. Fähigkeit, StUrke zu 
oliarificiren und Oel zu emulgiren. Alkalische ReactitJ 

Eiweiss: Gerinnung der neutralen Flaseigkeit dufl 
Kochen, Easigaänre mit Kaliomeisencyanür, Salpetij 

Eägestofl': Gerinnung durch Pepsin und EsaigBä 

ettllensSiireii: Fettenkofer'sche Frohe s. 8. 
Rechtsseitige Circumpolarisation. 

GallenfarbBtoffe: Gmelin'ache Frobe s. 8. 81. 

Cholesterin: Krystalle a. S. 62; durch SchwetelsäiuJ 
mit Jod werden die Krystalle violett, blau, grün, r<H 
gefäi'bt. Linksseitige Circumpolarisation. 

TraabenKUcker: Trommer'a Probe a. S. 43. 
Moore's Probe; Beim Erhitzen mit Kalilauge brfin 
er sich unter Verbreitung eines eigenthiimÜohen Grm 
ruchs. — Böttcher's Probe: Basisch BalpeteraaurJ 
"Wismuthosyd wird beim Kochen in Gegenwart 
Kali grau bis dunkelbrann gefärbt, 

Harnstoff bildet mit Salpetersäure Kvyatalle 
rhombischen oder sechsseitigen Tafeln, welche in heisaef 
"Wasser leicht, in Aether nnlSslich sind. 

Harnsänre: Murexidprobe s. 8. 177. 

Blat: mikroskopisch: durch das Spoctroskop: durq 
Häminkryatftlle s. S. 100. 



in. Anh. Wichtigste Aschenbestandtheile. 419 







III. Anhang. 






Wichtigste Asohenbestandtlieilc 


k 

f 


a) der Entleerungen in % Harn 


Faeces 


Chlornatrium : 67,26 


4,33 


Phosphorsäure: 11,21 


36,03 


Kalk: 1,15 


26,46 


Kali: 13,64 


6,10. 


b) einiger Organe in % 




r 

1 Blut') Gehim^) 


Leber») Milz') 


Fleisch 
(vom Schwein) 


Kali: 11,24 


32,42 


25,23 i 9,6 


37,79 


Natron: ; 6,27 


10,69 


14,51 ! 44,33 


4,02 


Kali zu Na- ' 




1 
1 




tron: 1,8:1 


3:1 


1,7: 1 , 1 : 4,6 


9,4 : 1 


Phosphor- 




1 




säure: 11,10 


48,17 


50,18 ' 27,10 


44,47 


Kalk: 1,85 


0,72 3,61 7,48 


7,54 


Eisenoxyd : 


8,68 


1,23 


2,74 


7,28 


0,35 


Chlornatr. 


55,63 


4,74 




1 


1,02 



1) Analyse von V erdeil, 2) von Breed. Das Eisenoxyd 
an Phosphorsäure gebunden. 3) Qidtman *) von Demselben. 



27 



Register. 



A. 

Aberration, sphärische 334. 

Absonderung 167, der Haut 
185, der Nieren 170, Ein- 
wirkung derselben auf Blut 
und Gefässe 55. 

Absorption der Gase 31. 

Absorptionscoefficient 32. 

Accommodation 330. 

Äccommodationsphosphen 
332. 

Achromasie 334. 

Achsency linder 222, Darstel- 
lung desselben 225. 

Achsenfibrillen 226. 

Adaption 331. 

Adenoide Substanz 82. 

Adipocire 133. 

Aequator des Auges 342. 

Aequivalent, endosmotisches 
129. 

Aether zusammengesetzte 408. 

Albumin, Bestandtheile des- 
selben 141, im Blute 96, in 
den Eiern 96, im Serum 97. 

Albuminate 8,402, im Blute 96, 
Bedürfhiss derselben je nach 
d. Arbeitsleistung 131, Funk- 
tion derselben 134, Spaltung 
derselben in der Leber 67, 



Umwandlung derselben in 
Fett 133, in fette Säuren 
134, Zusammensetzung der- 
selben 131. 

Alkaloide in den Nahrungs- 
stoffen 9. 

Alkahole 408. 

Allantoin 415. 

Allantois 385, 386. 

Ameisensäure 410. 

Amide 414. 

Amidocapronsäure 414. 

Amidoessigsäure 414. 

Amidosäuren 414. 

Amnion 384, 388. 

Amnios Wasser 169. 

Amöben 141. 

Amputirte Glieder, Gefühle in 
denselben 274. 

Anaesthesia dolorosa 275. 

Anelectrotonus 260. 

Anisotrop 193. 

Antagonistische Bewegungen 
281. 

Antiperistaltische Bewegun- 
gen 75. 

Apnasie 288. 

Apnoe 306. 

Appositio 140. 

Aquaeductus des innern Ohrs 
351. 



Register. 



421 



Arbeit, des Herzens 114, der 
Muskeln 4, 205, Verhält- 
niss der stickstoffhaltigen 
Nahrung zu derselben 131, 
Wirkung ders. auf die Respi- 
ration 38, der Muskeln 199. 

Area, pellucida 385, 392, vas- 
culosa 385, 392, vitellina 385, 
392. 

Arteriae, coronariae, Circula- 
tion in denselben 111, umbi- 
licales 386. 

Arterielles Blut 102. 

Arterien, Bau derselben 115, 
Contractilität 115,120. Ela- 
sticität derselben 115, 118, 
Funktionen derselben 114, 
Leere derselben nach dem 
Tode 120. 

Arterienpuls 118. 

Aschenbestandtheile org. Sub- 
stanzen 419. 

Assimilation 148. 

Astasie 156. 

Astigmatismus 332. 

Asymmetrie, des Auges 332. 

Athembewegung, Ursache der- 
selben 28 fg. 

Athemdruck 15. 

Athemgeräusch 23. 

Athemnerven 27, 215. 

Athmen, des Blutes 30, der 
Gewebe 34, der Haut 188, 
bei Embryonen im Mutter- 
leibe 28, bei Kindern 35, 
Einwirkung des Gehirns auf 
dasselbe 294, Wirkung des- 
selben auf das Herz 24. 

Athmung 13, innere 14, äussere 
14, Zweck derselben 14, Fre- 
quenz derselben 26. 

Athmungs^össe 26. 

Atmosphärische Luft, Bestand- 
theile derselben 36. 

Atomgewichte, der Elementar- 
bestandtheile 6. 



Atrio-ventricular-Klappen 109. 
Atropin 318, 334. 
Aufmerksamkeit 364, 368. 
Auge, Entwickelung desselben 

396, reducirtes 327. 
Augenachse 342. 
Aura seminalis 371. 
Ausgeathmete Luft 36. 
Auslösung 6. 
Automatische Bewegungen 

277, 278, Nervencentra der- 
selben 233. 

B. 

Bauchpresse 25, 77. 

Bauchspeichel 68, 

Becherzellen 72. 

Befruchtung 371, 378. 

Belagzellen der Magenschleim- 
haut 53. 

Beirsches Gesetz 242. 

Benzoesäure 416,Bestandtheile 
derselben 135. 

Benzoylglykokoll 179, 416. 

Bestandtheile des Körpers, 
chemische 6. 

Bewegung, Definition 1, anta- 
gonistische 281, antiperi- 
staltische 75, automatische 
277, centrifugale 276, flim- 
mernde 142, 373, 377, 378, 
incitirte 278, instinctartige 
292, nachahmende 292, pe- 
ristaltische 74, tonische 279, 
translatorische 1 , unduli- 
rende 1, 278, willkürliche 
287, 291. 

Bewegungen der Blase, 184,322, 
des bulbus oculi 342, des 
Darms 74, der iris 333, des 
Magens 58, desMastdarms 76. 

Bild, Umkehrung desselben im 
Auge 326. 

Bildpunkt 325. 

Bilifuscin 417. 

Biliprasin 61, 417. 



Bilirubin ÜU 417. 

Biliverdiu 61, 417. 

BrndesiibstaDZ, cjtogene 82. 

Blaie, sir&e Harablaae. 

BUseDnerven 322. 

Blatter des Embryo 3S5, 3S9. 

Blickebene dea Angin 343. 

Blindcc i'leok der Itetina 336. 

Blut, Absterbcu desselben ä9, 
arterielles 102, lebendigea 89, 
menstniellea 37fi, Mila^ 83, 
in der Schwaagerachaft 378, 
TenÖsealOa, dervv, hepaticaa 
67, der vena portarum 67. 

Blutathmiing 30. 

Blataache 97. 

Blutbeatandtbeile, Quautitat 
derselben 97, 104. 

Blatcircnlation 105, in den Ar- 
terien 114, in deu CapUlarou 
13B, in den Venen 122, des 
Embryo 3eS, Geacliwiivdig- 
keit derselben 116, Wirkung 
derselben auf die Muskeln 
197, Zweck derselben 106. 

Blutdruck 117, EinfluHs doa- 
selben auf die Harnabaon- 
derung 173, Veränderung 
deaaelbea beim Athmen 25. 

Blntfarbe 103, genudert durch 
Seoretion 55. 

Blnifiu-bBto«' 100, Beziehnng 
Kum Qallenfarbstoff 67. 

BlntflÜBsigkeit S9. 

Blutgaae 96, Menge derselben 
102. 

Blntgeriimniig 89, flO. 

Blntkörperchea, farblose 95, 
ihre /.uoabme nauh dem 
Baaen 83, rothe 93, Menge 
derselben 95, bei verackie- 
denen Tkieren S9, Verkalten 
derselben gegen ßulle 63, 67. 
Verhältoisa derselben znden 
Lymphkörperoben 83, 95, 
Zäkluag derselben 104. 



Blutkryatallo 100. 

Blutkucken 89, 91. 

Blutmenge 103. 

Blutplasma 89, Menge dessel- 
ben 97. 

Blutrotb 99. 

Blutserum 89. 

Bohnen II. 

Bourdon'achps Fe derma aome- 
ter 118. 

Brechende Medien des Aaaea 
326. 

BrechnngB indes 328. 

Brennebene 328. 

Brennpunkt 328. 

Bronchien, Muskelfasern der- 



Cal ab ar -Bohne 334. 



Caloi 



167. 



Capacität, vitale 25. 
CapillavgefiisBe 121. 
Capronsäure 415. 
Carbamid 414. 
Cardiögi'aph 113. 
Centra der Nerven 232, 236, 288. 
Centraltheile dea Kerrenay- 

stems 221. 
Centrifugale Erscheinungen. 

276, 
Centripetale Erscheinungen 

267. 
Contiirte Pläuhen 327. 
Centram cüioapinale 315, 
Centrum vesicaspiuale 322. 
Cerebrospinalflüasigkeit 169, 
Chemische Strahlen 337. 
ChtorwasaerstotMure 53. 
Chondrin 417. 
Chalalsäure 415. 
Cholepj-rrhin 61. 
Choleatearin 62, 4 
Cholin 62. 



Register. 



423 



Cholsäure 416. 

Chorda dorsalis 394. 

Chordaspeichel 46. 

Chorda tympani 46, 246, 366. 

Chorion 376, 380. 

Choroidalspalte 396. 

Chylus, verglichen mit Lymphe 
81, Bestandtheile desselben 
80, 73. 

Chymns 51. 

Coagulum sanguinis 89. 

Coffein 265. 

Collagen 8. 

Colloide 125. 

Conglobirte Drüsen 80. 

Conjugirte Vereinigungs- 
punkte 326. 

Consonanten 219. 

Constanter Strom 255, 257. 

Contraction 200. 

Contrastfarben 342. 

Convulsionen 202, 264. 

Corpus luteum 376. 

Cortisches Organ 353. 

Crassamentum sanguinis 89. 

Cruor sanguinis 99. 

Crusta phlogistica 91. 

Curare, Wirkung desselben auf 
die Nerven 198, 251. 

Cytogene Bindesubstanz 82. 



Dextrin 406, Entstehung aus 
Stärke 43. 

Diabetes 183. 

Diaphragma 16. 

Diastole cordis 108. 

Diffusion 53, 125, 126. 

Directes Sehen 336. 

Discs 200, 202. 

Discus proligerus 376. 

Doppelbilder 347. 

Dotter 376, 383. 

Dottersack 384. 

Drehpunkt des Auges 342. 

Druck des Blutes 117. 

Druckfiguren , 34 1 . 

Drucksinn 367. 

Drüsen 167, Wirkung der Ner- 
ven auf dieselben 323. con- 
globirte 80, folliculäre 80, 
Lymph- 85, in den Bespira- 
tionsorganen 23 , Uterin — 
379. 

Drüsenzellen des Magens 53. 

Ductus arteriosus Botalli 388. 
deferentes 373. 
omphalo-meseraicus 
383, 384. 

venosus Arantii 387. 
vitello-intestinalis 383, 
384. 

Durst 182, 270, 272. 



» 



» 



» 



» 



D. 

Darm, Entwickelung dessel- 
ben 400. 
Darmdrüsenblatt 390. 
Darmfaserplatte 395. 
Darm-Gase 56. 

Nabel 393. 

Nerven 320. 

Saft 70, 71. 

Schleim 71. 

Zotten 72. 
Deciduae membranae 379 fg. 
Descensus testiculorum 406. 



» 



f» 



ii 



» 



»> 



E. 

I Ei, weibliches 375. 
I Eieralbumin 412. 
' Eierstock 375. 
; Eigenwärme 161. 
Einfachsehen mit zwei Augen 

343. 
Einschlafen der Finger 275. 
Eisen imBlute99, ind.Galle62. 
Ektopia vesicae 183. 
Elasticität der Arterien 118. 
der Lungen 20, der Mus- 
keln 209. 



424 



Register. 



Electrische Strömung 156. 

Electroden 256. 

Electrotonus 260, 262. 

Blementarbestandtheile des 
Körpers 6. 

Embryonalfleck 383. 

Emmetropische Augen 332. 

Empfindung 268. 

Endochorion 381. 

Endolympha 352. 354. 

Endosmose 129. 

Endothel 168. 

Energie der Nerven, specifi- 
sche 247. 

Entfernung, Beurtheilung der- 
selben 345. 

Entoptische Erscheinungen 
333. 

Epidermis 185. 

Erbsen 11. 

Erection 374. 

Erholung 206. 

Ermüdung 206, 269. 

Ernährung, Wirkung der man- 
gelnden 265. 

Erregbarkeit 244, erhöhte 263, 
verminderte 265. 

Erstickung, Ursache ders. 29. 

Essigsäure 410. 

Eustachische Trompete 359. 

Excentrische Erscheinungen 
274. 

Excremente 76. 

Excret 170. 

Excretin 76. 

Exochorion 381. 

Exosmose 129. 

Explosiver Ton 219. 

Exspiration 15, 21. 

F. 

Facialis 309, 364, Lähmung des- 
selben alsjVeranlassung anta- 
gonistischer Erscheinungen : 

282. 



Farbenempfindung 336. 

Farbstoffe 316, des Blutes 100, 
des Harns 179, der Galle 61. 

Faserstoff 91, 98. 

Faserzellen, contractile 194. 

Federmanometer 118. 

Fenestra ovalis 355, rotunda 
351, 358. 

Fempunkt 330. 

Fett 9, 135, 411, Bildung des- 
.selben aus Albuminaten 133. 
Fett im Blute 96, in der Le- 
ber 64. 

Fettige Degeneration 65, 133. 

Fettsäuren 410. 

Fibrin 91, 98, 412. 

Fibrinogene Substanz 89, 91, 
92, 412. 

Fibrinoplastische Substanz 92. 

Filtration 125, 128. 

Funiculus umbilicalis 385, 389. 

Furchungsprozess 138, 383. 

ö. 

Gähnen, Einfluss desselb. auf 

das Gehör 339. 
Galle 59, Menee derselben 62, 

Wirkungen derselben 63. 
Gallencapillaren 66. 
Gallenfarbstoff 61, Beziehung 

desselben zum Blutfarbstoff 

67. 
Galvanisches Präparat 266. 
Ganglien 222, 227, 234, 236. 
Ganglion Gasseri 307. 
Ganglienzellen 227. 
Gase, Absorption derselben 31, 

des Athmens 30, des Magens 

und Darms 56. 
Geburt 403. 

Gedächtniss 30, 209, 241, 261. 
Gefässnerven 120, 301, 305. 
Gefasstonus 280. 
Gefühl 268, Arten desselb. 271, 

des Durstes u. Hungers 272, 



Kegister. 



425 



Gefühl des Gleichgewichts 272, 
289, 362, Einüuss des Gefühls 
auf Wärmeregulirung 166. 

Gefählsnerven 241. 

Gehen 212. 

Gehirn, grosses 291, 293, Ein- 
fluss desselb. auf das Athmen 
30. 

Gehirn, kleines 290, 295. 

Gehirnblasen 397. 

Gehimschenkel 296. 

Gehör 349. 

Gehörempfindung 360. 

Gehörknöchelchen 356. 

Gehörorgan,Entwickelung des- 
selben 398. 

Gehörsteine 360. 

Gehörvorstellungen 360. 

Gelber Fleck der retina 336. 

Genussmittel 11. 

Geräusche 353, beim Athmen 
23, des Herzens 111, vesi- 
culäre 23. 

Gerinnung des Blutes 89, 90. 

Geruchsempfindung 305, 363. 

Geschlechtsorgane, Entwicke- 
lung derselben 402. 

Geschmacksbecher 366. 

Geschmacksempfindung 365. 

Geschmacksnerven 366. 

Gesichtsathmen 27. 

Gesichtsempfindung 306, 325. 

Gesichtskreis 344. 

Gewohnheit 241. 

Glandulae utricales 379. 

Gleichgewichtsgefühl 272.289, 
362. 

Globulin 92, 96. 

Glomeruli 172. 

Glottis respiratoria und voca- 
lis 215. 

Glycerin 408. 

Glycerinphosphorsäure 231. 

Glycin 414. 

Glycocholsäure 60, 415. 

GlycocoU 135, 415. 



Glycogen 63, 64, 134, 165, 406. 

Gmelinsche Probe auf Gallen- 
farbstoffe 61. 

Graafsche Follikel 375. 

Graviditas 378. 

Grösse, scheinbare, Beurthei- 
lung derselben 349. 

Gubernaculum Hunteri 403. 

H. 

Haematachometer 117. 
Haematin 100, 417. 
Haematokrystallin 99. 
Haematodynamometer 118. 
Haematoglobin 35, 99, Kry- 

stalle desselben 100. 
Haematoidin 100. 
Haemin 100. 
Haemodromometer 116. 
Haemoglobin94,99,412, Men- 

fe desselben in den Blut- 
örperchen 97. 

Haemokry stallin 99. 

Halbcirkelförmige Kanäle 361, 

Harn, Absonderung desselben 
170, Bestandtheile desselben 
173, Chlorverbindungen in 
demselben 180, Menge des- 
selben 180, Zucker in dem- 
selben 323. 

Harnblase, Elasticität dersel- 
ben 20, Bewegung derselben 
184, Nerven derselben 322, 
tonus derselben 280. 

Harnorgane, Entwickelung 
derselben 402. 

Harnsäure 179, 416, Bestand- 
theile derselben 135, Bil- 
dung derselben im Körper 
135. 

Harnstoff 170, 174, 414, 415,418, 
Bestandtheile desselben 133, 
Bildungsheerd desselb. 132, 
178, Einwirkung desselben 
auf die Blutkörperchen 94, 



Ueuge desselben 177, Stick- 
stoffgchatt deiaelbea 131, 
VerhöltniaB Heiner Quantität 
zu Aer der aufgeuammenen 
Nahrung 151. 

Hauptpunkt 328. 

Hauptz eilen derMageaschleim- 
haut 53. 

Hautsbaonderuiig, siehe Äb- 
sonderant;. 

HawtpUtte Hflö. 

HatttvÖthc siehe KÜthe. 

Hsütatrom ISl. 

'Heuunangseracheinon^n 292. 

Uentmim^snerven242, 293,317. 

Hemisphivron des grossen Ge- 
hirns' 293. 

Herz, Funktion desselben 107, 
NerTon desselben 317, StUl- 
stand desBclben 317, Wie- 

. kung des Athmetis auf das- 
selbe 22. 

Herzbewegang, autumatiache 
279, VeranlasBung Termehi'- 
ter 2S3. 

Herz-OangUeu 2"B. 
„ Klappen 109. 
„ Kraft lU. 
„ Puls 1D8, Frequenz dea- 

selbcn 112. 
„ Rythmua 108. 
,, Töne 111. 

Hippursäure 179,418, Bestand- 
theile df-rsolben 135, Bildung 
derselben im Körper 135, 

Hörhnure 353, 3HÜ. 

Hoden 372. 

HonighanuTihr 182. 

Hornblatt 392, 393. 

Horopter 34ß. 

Hubhöhe 203, 204. 

Humor aqueuB 169. 

Hunger 270, 372, Wirkung 
desselben 38, läS. 

Husten 23. 

Hydrocele 170. 



Hydrupa pleurae 170. 
Hypermetropisclie 331. 
Hypoianthin 415. 



Idiomuskulöre Contraction 

205. 
Imbibition 125, 127. 
Inanition 152. 
Inooutinentia nrinae 322. 
Indirecte« Sehen 338. 
Inosit 406. 
Insplr^tiou 15. 

Instinctarlige Bewegung. 292. 
Interoeliularsub stanz 137. 
Interoostales mm. 17. 
Intrapolare Streake 2<il. 
IntuBBuaeeptio 140. 
Iris, Geiregungen derselb. 333, 

Innervation derselben 314. 
Irradiation im Auge 348, der 

Gefühlanerven 240, 253. 
Irritabilität, der Muskeln 19S, 

der Nerven S44. 
Isaethiouamid 414. 
Isaethionaäure 414. 
Isotrop 193. 



KuUalbnminate 412. 

Kalisalze 265. 

Kaaiachenohr 120, 

Kardiualpunkte 32S, 

KartoH'etn 11. 

Kfltelectrotonua 260. ' 

Katode 256. 

Kauen 48. 

Kehlkopf, Verhalten deBaelben 
beim Athmen 22, bei d«i 
Erzeugung von Tonen SÜJ 

Keimbläschen 375. 

Keimblase 383. 

Keimfleck 376, 

Kiemenbngeu 398. 

Kiemenspalten 398. 



Register. 



427 



Klang 353. 

Klangfarbe 217, 354. 

Knocnen, deren Entwickelung 
399, deren Regeneration 148. 

Knochenleim 417. 

Knochenmark 86. 

Knoi'pelleim 417. 

Knotenpunkt 326, 328. 

Körpergewicht 140. 

Körperlänge 140. 

Kohlehydrate 9, 406. 

Kohlenoxydgas 40. 

Kohlensäure, Athmen dersel- 
ben 39, Bestimmung der- 
selben 39, K. im Blute 32. 
als Nervenreiz 29, Mengen- 
verhältnisse derselben beim 
Athmen 37, Wirkung der- 
selben aufs Herz 318, Ur- 
sache der Athembewegun- 
gen 29. 

Kopfkappe 388. 

Kraft, Definition derselben 1, 
constante 2, hereditäre 5, 
lebendige 5, Spann- 2, 5. 

Kreatin 415, Stickstoffgehalt 
desselben 132. 

Kreatinin 415, Stickstoffgehalt 
desselben 132. 

Kreislauf, grosser 105, kleiner 
105, Pfortader — 105. 

Kreuzungspunkt 326. 

Krümmungsradius 327. 

Kry stalle des Blutes 100. 

Krystalloide 125. 

Kuhmilch, Menge der abge- 
sonderten 139. 

Kunst, nhysiologische Erklä- 
rung derselben 240. 

Kymographion 118. 



L. 



Labdrüsen 53. 
Labyrinth des Ohrs, häutiges 
350. 



Lähmung 245. 

Lamina spiralis 351. 

Latente Reizung 201. 

Leber 58, Gewicht derselb. 59, 
Structur derselben 66. 

Leim 417. 

Leimgebende Gewebe 417. 

Leimgebende Substanzen 8. 

Leimzucker 41-1. 

Leitung im Nervens\'stem 
235. 

Leitungsvermögen, doppelsin- 
niges der Nerven 245. 

Leucin 69, 414, Bestandtheile 
desselben 133. 

Lichtäther 334. 

Lichtstrahlen, chemische 337, 
thermische 337, weisse, de- 
ren Componenten 337. 

Ligamentum ciliare 331. 

Ligamentum iliofemorale 211. 

Lochien 404. 

Luft, atmosphärische 36, aus- 
geathmete 36, rückständige 
23. 

Luftmangel, Wirkung dessel- 
ben 3. 

Lungen, deren Elasticität 20. 

Lungenathmung 15. 

Lymphdrüsen 85. 

Lymphe, Bestandtheile der- 
selben 81, Circulation der- 
selben 86, verglichen mit 
Chylus 81. 

Lymphkörperchen 79, 82, ihr 
Austreten aus den Capillar- 

fefässen 88, Umwandlung 
erselben in Blutkörperchen 
84, 89, Verhältniss dersel- 
ben zu rothen Blutkörper- 
chen 83, 95. 
Lymphsinus 85. 
Lymphzellen , siehe Lymph- 
körperchen. 





M, 


Monochromatische Abwei- , 




chong 332. 


Macula germinativa 376. 


MouoIieB volantes 333. 


gig vomServenaystem 378. 


Mucin 79, 413, BesUndtht 


desBelbea 141. 


Magendrüflon 53. 


Müllersche Gänge 402. 


Mageügase &ti. 


Mnltiplicator 156. 
Mundnüssigkeit 42. 


Magennerven 320. 


Magensaft 51. 
1 Mafpighiachfe Körporchen 172, 


Murexid 179. 


MuBcurin 316. j 


Manattescher Versuch 336. 


Musculus, levatur ani 77, 




sphincter ani exteratla 


desselben aof das Athmen 


teDBorchoroideae3Sl,tan 


26 Funktion desselben 296. 


tympani 357. 359. 
Muskelbewegung. selbsM 


MarkBcheide der Nerven 222. 




dige 279. 
Muakelcontraction, deren Fo» 


ben 76. 


Matrix 140. 


pUanzungsgeachwindigkei* 


Medulla oblongata siehe ver- 


204. 


lougertes Mark. 
Medullarplatten 393. 




kein 343. i 


Mehl 11.^ 


Muskelfasern 192, glatte 1 


MeiboTOBuhe Drüsen 349. 
Membrana baailaria 352, gra- 


quergestreifte 193, — . 


nulosa 375, Reissnen 351, 


Muskel&brUlen' 192. 


tEGtori« 355, tympani 35B, 


Muskelgefiihl 271. 






Menstruation 33, 376, 


Müskelkästchen 193. 


Meridian des Auges 342. 


Muskelkraft 205, absolute 208. 


Mesogastrium 401. 


Muskeln, Arbeit derselben 4, 


Mitropyle 376. 

Milch, Kuh-, Bestandtheile der- 




196, Contraction derselben 


selben 11, 139. 


200, der Luftröhre u. Bron- 


MUohdinse 138. 


chien 2Z, der Arterien 115, 




130, Elastioität derselben 


Milchsaft 73, 80. 




Milchzucker 406. 


selben 196, TetkürzungB- 
grosse derselben 202. Vfff-J 


MUIoq's Beagens 411. 


Müz 139, Funktion derselben 


schiedenheit derselben iofl 


83. 


verschiedenen Altem 19^H 


Mikhlut 83. 


Wachsthum derselben 13^H 


Mimischer Nerve 310. 364. 


'■i^U 


MlttßlpbtteB 395. 


Muskeistrom 158. ^M 


MittheUung im Nervensystem 


Myograpbion 264. ^H 


235. 


Myosin 19ß, 412. ^^M 


Modiolus 351. 





Register. 



429 



N. 

Nabel 384. 

Nabelblase 383, 384. 

Nabelstrang 385, 389. 

Nachahmende Bewegungen 
292. 

Nachbilder 341. 

Nägel, Wachsthum derselben 
139. 

Nähr salze 11. 

Nahepunkt 330. 

Nahrungsmenge, ausreichende 
9, 12. 

Nahrungsmittel 9, Menge der- 
selben 155. 

Nahrunffstoffe 8. 

NatronsQbuminat 96. 

Nebenhoden 373. 

Negative Stromesschwankung 
204, 246, 251. 

Neigungsstrom 159. 

Nerven, Absterben derselben 
266, Arbeit derselben 4, 
ausgezeichnete Stellen der- 
selben 266, centrale 242, 
centrifugale 241, centripe- 
tale241,267, der Drüsen 242, 
d. Magens, ihre Wirkung 55, 
excitomotorische 287, gang- 
liöse 242, Gefässe derselben 
120, — , Hemmungs - 242, 
375, motorische 241, reflex- 
motorische 287, Regenera- 
tion derselben 149, sensible 

241, sensuelle 241, 244, spe- 
cifische 247, sympathische 

242, vasomotorische 120. 

Nervencentra 232, 236, 238. 

Nervenfasern, Endigung der- 
selben 228, markhaltige 222, 
marklose 224. 

Nervenreize, chemische 250, 
galvanische 250, mechani- 
sche 250, thermische 250. 

Nervenstrom 160. 



Nervensystem , Entwicklung 
desselben 396. 

Nervenwurzeln 242. 

Nervi erigentes 304, 375. 

Nervus, abducens 309, acces- 
sorius 314, acusticus 311, 
Cochleae 351, depressor 304, 

' facialis 309, 364, glossopha- 
ryngeus 31 1,366, hypoglossus 
245, 314, lanryngeus inferior 
28, laryngeus superior 28, 
lingualis 46, 245, oculomo- 
tonus 306, 315, olfactorius 
305, opticus 306, splanchni- 
cus 302, 321, sympathicus 
46, 300, 307, 315, trigeminus 
307, 315, 366, Wirkung des- 
selben auf's Gehör 359, 
trochlearis 307, vagus 312, 
316, 321, vestibuli 351. 

Neurin 69, 231. 

Neurolemma 222. 

Niere, Bau derselben 172. 

Niesen 23. 

Nikotin 318, 334. 

Noeud vital 26. 

O. 

Oberhäute 168. 

Oberkieferfortsatz 398. 
j Obertöne 354. 
1 Objeotpunkt 325. 
; Oeffnungszuckung 255. 
i Ohrenschmalz 169. 
j Ohrnerven 309, 311, 312. 
! Opium 251, 268, Wirkung aufs 
! Herz 318. 
' Ortssinn 368. 
; Osmose 125, 129. 
I Osteoblasten 400. 
I Otoüthen 360. 

Ovulum humanum 375. 

Oxybenzoesäure 416. 

Ozon 101. 
Ozonträger 102. 



Pacinischo Körperohe» 228. 
Palmilmaänrc 410. 
PapillarmuHkela des Htrzens 

110. 
Papillen der Zange 866. 
Paraglobolin 92. 
Paraoiybenzoeaäme 41G. 
Parapepton 53. 
ParelectronomiBche Schickt 

leo. 

Parotidengpeinhel 44. 
PauKkenhoble 356. 
Peduncnliia oerebri 305. 
Penifl 374. 
PepBin 413. 

Peptone ö3, im Ohylaa Bl. 
Pericardialflüsaigkeit 170. 
Perilymphe 354. 
PeripheriBuhe Tkeüe des Ner- 

TensystemB 221. 
Peristaltik 74. 
Perspiration 188. 
Pettenkofei'"ache Gallenprobe 



PfotUderblut GS. 

Phen;?lMure im Harn 173. 

Physiologie, Definition der 1. 

Piqnre 323. 

Placenta 380, 387, sanguinis 
8U. 

Plasma sangninis 89. 

Plexufi coeliacus 321, hypoga- 
itricvifl 322, myentericua 278, 
TenoEUB Santorini 374. 

Poiaeuille'acber Raum 122. 

Polarisalionaatrom 157, 25t>. 

Polaiiairender Strom 2ÖD. 

Preabyopische 331. 

Primaratellung des Au^es 349. 

Primitivstreif 393. 

Prota^n 230, 413, im Blut 97, 

Proteinbiüxyd 97. 



Ptoteinsubstat 
Protoplasma 1 
PsvckiBchefirBcheinuDKeni 

Kräfte 233, 
Psrchophysiscbea Gesetz 3 
Pubertät 376. 
Pnlscurven 119, 
Polsus, «rteriarum 118, 

109, dici'otii» 119. 
Pnlswellen 119. 
Pupillarmembran 398. 
Purkinje-Sanaonsches E 



Beducirtea Auge 327. 

lleflexbewegungen 283. 

Eegeueration 148. 

Kegio oliactoria 364. 

Refs 11. 

Reizbarkeit der Nerven i _ 
erhöhte 263, verminderte 24 
EinflusB derselben auf ^ 
menentieerung 373. 

Reizbewesung 2S2. 

Beizung, latente 201. 

Eeizwelle 252. 

Remakache Pasem 22.^. 

Resorption 143, 191. 

Reapiratio abdominalis 16, t 
atalis 16. 



Register. 



431 



Retention 150. 

Retina, blinder u. gelber Fleck 
derselben 336, Reizung der- 
selben 340, Structur dersel- 
ben 335. 

Rhythmus des Herzens 108. 

Richtungsstrahl 326. 

Riechschleimhaut 364. 

Rigor mortis 197. 

Ritter- Valiisches Gesetz 267. 

Röthe der Haut durch Insul- 
tation derselben 304. 

Roquefort-Käse 134. 

Rückenmark 298. 

Rückenmarksseele 234, 300. 

Rückenplatten 393. 

S. 

Sacculus labyrinthi 350. 

Sacchariücationvermögen der 
Mundflüssigkeit 43, 44. 

Säckchen des Ohrlabyrinths 
350. 

Salze als Nahrungstoffe 11. 

Salzsäure im Magen 55. 

Samen, männlicher 371. 

Samenfaden 371. 

Samenzellen 142, 372. 

Sarcolemma 193. 

Sarcous elements 192. 

Sarkin 415, Stickstoffgehalt 
desselben 132. 

Sarkode 137. 

Sauerstoff, Menge des geath- 
meten 37, im Blutserum 33, 
in den Muskeln 200, Cirku- 
lation desselben 33, 44, Wir- 
kung desselben auf das 
Athmen 29, 40, den Blut- 
kuchen 91, da« Gefühl 270. 

Scala tympani 351, vestibuli 
351. 

Schall 353. 

Schallempflndung 350. 

Schamröthe 304. 



Scheinbare Grösse 327. 
Scheinerscher Versuch 332. 
Schleim 77, der Mundhöhle 47, 
Schleimdrüsen des Magens 53, 

der Respirationsorgane 23. 
Schleimkörperchen 47. 
Schliessungszuckung 255. 
Schlingen 49. 

Schlucken 49, Einfluss dessel- 
ben auf das Gehör 359. 
Schlund 50. 
Schmelz 401. 
Schmerz 273. 
Schnarchen 24. 
Schnecke des Ohrs 351. 
Schwangerschaft 378. 
Schwanzkappe 388. 
Schwefel, seine Bedeutung für 

den Stoffwechsel 132. 
Schweiss 190. 
Schweissdrüsen 187. 
Schwerlinie 210. 
Schwerpunkt 210, 211. 
Schwindel 269, 273. 
Secret 170. 
Secretion 167, Wirkung der 

Nerven auf dieselbe 323. 
Seele 233, 275, 341, 347. 
Seelenkräfte 276. 
Sehen, directes und indirectes 

336. 
Sehhügel, Function 294, als 

Hemmungsorgane 292. 
Sehweite 331. 
Sehwinkel 326. 
Seitenplatten 394. 
Selbststeuerung des Herzens 

111. 
Semen virile 371. 
Semilunarklappen 111. 
Serum sanguinis 89, 97. 
Serumalbumin 96, 412. 
Sonnenspectrum 337. 
Spannkraft 2, 5, 231. 
Spectralapparat zur Erkennt- 

niss der Blutkrystalle 101. 



432 



Register. 



Speichel 44. 

Speisebrei 51. 

Speiseröhre 50. 

Spermatin 371. 

Spermatozoen 371. 

Sphärische Aberration 334. 

Sphygmograph 118. 

Spirometer 25. 

Sprache 214. 

Stäbchen der retina 335. 

Stärke 9, Umwandlung der- 
selben in Zucker 42. 

Starrkrampf 202. 

Stearinsäure 410. 

Stehen 210. 

Stereoskop 348. 

Stickstofi', Entleerung dessel- 
ben 131, 177, Mengenver- 
hältniss im Albumin 141, 
Harnstoff 131, 133, Kreatin, 
Harnsäure, Kreatinin, Sarkin 
132, Taurocholsäure, Mucin 
141, in den Nahinrngsmit- 
teln 155, in der Galle 67, 
im Blut 97. 

Stimme 214. 

Stimmritze, Verhalten dersel- 
ben beim Athmen 21. 

Stoffwechsel 6, 154. 

Strahlen, deren Verschieden- 
heit 337. 

Strahlenkegel 325. 

Streifenhügel, Function dersel- 
ben 294. 

Strom, absteigender 256, auf- 
steigender 256, constanter 
255, 257, induciiter 257, po- 
larisirender 261. 

Stroma der Blutkörperchen 94, 

Stromprüfender Froschschen- 
kel 158. 

Stromschwankung, negative 
204. 

Stromuhr 117. 

Strychnin 249, 251, 286. 

Submaxillarspeichel 45. 



Succus gastricus 51. 
Syntonin 53, 196, 412, 
Systole cordis 108. 

T. 

Tastkörperchen 369. 

Tastsinn 366. 

Taurin 414. 

Taurocholsäure 60, 415, Be- 
standtheile derselben 141. 

Temperatursinn 367. 

Tetanus 202, 264. 

Thermomultiplicator 162. 

Thränen 169, 349. 

Titrirung des Harns 176. 

Todtenstarre 197. 

Ton 216, 353, explosiver 219, 
des Herzens 111. 

Tonische Bewegungen 279. 

Trachomdrüsen 85. 

Transsudate 169. 

Tränkungsflüssigkeit 127. 

Traubenzucker 406, 418, Er- 
kennung desselben 43, im 
Harn 179. 

Triebe 276. 

Trommelfell 355. 

Trommersche Zuckerprobe 43. 

Tuba Bustachii 359. 

Tuberculum articulare 48. 

Tyrosin 416 , Bestandtheile 
desselben 133. 

U. 

Ueberfirnissen der Haut 190. 
Ücberreizung der Nerven 265. 
Hebung 265, 368, Wirkung 

derselben auf die contractile 

Kraft 209, 241, 369. 
Ultraviolett 337. 
Umbilicus 384. 
Unipolare Inductionscrschei- 

nungen 258. 
Urachus 386. 



Register. 



433 



Ureter, Bewegungen desselben 

279, 483. 
Urin, sielie Harn. 
Uterus, der schwangere 379. 
Utriculus labyrinthi 350. 

V. 

Valsalvascher Versuch 359. 

Valvula Eustachii 388. 

Vas deferens, siehe ductus de- 
ferens. 

Vasomotorische Nerven 120. 

Vatersche Körperchen 229. 

Venöses Blut 102. 

Ventrikel des Herzens 107. 

Ventriculi Morgagni' 215. 

Verbrauch von Stoff 2. 

Verdauung, Zweck derselb. 41. 

Verfettung 65. 

Verlängertes Mark, s. Mark. 

Vesicula germinativa 375. 

Vierhügel, Function derselben 
295 , als Hemuiungsorgane 
292. 

Visceralspalten 398. 

Vitale Capacität 25. 

Vitellus 376. 

Vokale 217. 

Vorkammern, Muskeln dersel- 
ben 107. 

W. 

Wachsthura 138. 

Wärme 161 , Einwirkung der 
Nerven auf dieselbe 165, 
Zunahme durch Muskelcon- 
tractionen 204, bei Secre- 
tionen 47, Regulirung der- 
selben 165. 



Wärmeeinheit 167. 

Wärmemenge 166. 

Wärmestarre 198. 

Wärmestrahlen 337. 

Wasserdampf, bei der Exspi- 
ration entleert 38. 

Weitsichtiekeit 331.- 

Whartonsche Sülze 389. 

Willkürliche Bewegungen 287, 
291 

WoifTsche Körper 402. 

X. 

Xanthin 415, Stickstoffgehalt 
desselben 132. 

Z. 

Zahnsäckchen 401. 

Zähne, deren Entwickelung 

401. 
Zäpfchen des Gaumens 50. 
Zapfen der retina 335. 
Zellen 137, Arbeit derselben 4, 

Vermehrung derselben 138. 
Zerstreuungskreise 325, 330. 
Zeugung 371. 
Zittern 202. 
Zona pellucida 376. 
Zotten des Darmkanals 72. 
Zuckerarten 9. 
Zuckerharnruhr 323. 
Zuckung ohne Metalle 261, se- 

cundäre 261, paradoxe 262. 
Zuckungsgesetz 258. 
Zunge, Bewegungen ders. 49, 

Papillen derselben 366. 
Zwangsbewegungen 289. 
Zwerchfell 16. 



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19^ — ::: ■ 



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