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DAS '^AI^ÖEMEINE
LINGUISTISCHE ALPHABET
GRUINDSÄTZE DER ÜBERTRAGUNG
FBEMDER SCHBIFTSYSTEME UND BISHER NOCH UNGESCHRIEBEKER
SPRACHEN
IN EUROPÄISCHE BUCHSTABEN.
VON
R. LEPSIUS, Dr.
O. PROF. AN D. UNIVERSITÄT U. MITGLIED DER K. ACAD. D. WISSENSCHAFTEN ZU BERTIN.
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BERLIN, 1855.
VERLAG VON WaLHELM HERTZ.
(BESSERSCHE BUCHHANDLUNG.)
GEDUCKT IN DER DRUCKEREI DER KÖNIGL. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
J^^rco. ^•
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^
INHALT.
Das Allgemeine Linguistische Alphabet Sein doppelter ZweoL p. 1
Ueber den wissenschaftlichen Zweck des Alphabets 1
Ueber den praktischen Zweck des Alphabets 4
Was ist bisher zur Lösung dieser Frage in der Wissenschaft geschehen? . . 8
Was ist von Seiten der Missionsgesellsohaften dafür geschehen? ... 16
Unser Vorschlag 22
A. Das Vokalsystem 22
B, Das Gonsonantsystem 2G
Uebec die Eintheilung der Gonsonanten 26
Die einfachen Europäischen Gonsonanten nach Europ. Schreibung. 27
Nach welchen Grundsätzen sind diese Laute in einem allge-
meinen Alphabete wiederzugeben ? 27
Detitsch ng
Guttarales r
Deutsch j*.
Deutsch ch.
Französisch ch, Engl, sh^ Deutsch seh.
Französisch j.
Englisches hartes th.
Englisches weiches Ift, und Dänisches g,
Alphabet des Europäischen Gonsonantsystems. , 34
Erweiterung desselben durch Hiszufüguiig der fremden Laute
in den Orientalischen Sprachen. 34
L Die F au cal- Klasse
II. Die Guttural-Klasse
m. Die Palatal-Klasse
IV. DieCerebral-Kltfsse
h d, f^\ §; r.
V. Die L insu al- Klasse
VI. Die Dental-Klasse.
ty d, n; 8, z; «, z; ^, $X3); r, l
VIL Die Labial-Klasse.
I
^
CoBfOBaBteBtafel det AllgemeiBen Alphabets p. 4i
Die Aatiprache dieser Laote id Beispielen vnd ihre alpha-
betische Reihenfolge 4l
Aspiration, Affrikatiun, Yerdoppelnng 43
L'eber die Anwendnng des Allgemeinen Alphabets auf die besonderen Alphabete
einzelner Sprachen. 45
Schnalzlaate .... 45
Auswahl einzelner Alphabete in der Yorgeschlagenen Umschrift .... 49
Afrikanische Sprachen 49
Hottentottisch, Korana DiaL Mande (Mandenga, Mandingo).
Hottentottisch, NamaDiaL VeL
Kafir, ll6sa(Afflai68a) DiaL O'lof (Wolof, Yolof).
Kafir, Züln DiaL Housa.
Tsnana (Se-tsnana, Be-tsnana). Kanuri (Borna).
Küa (Maküa, Mosambique). Nabisch.
Swaheli (Kisnabeli). Kongara in DarFnr.
Herero. Galla.
Mpongwe. Hieroglyphisch.
Fernando Po. Koptisch.
Yoroba. Bega (Bischari).
Otl Habessinisch (Gfez).
Snsn. Habessinisch (Amhara).
Asiatische Sprachen. 5^
Hebräisch, ohne Punktion. Armenisch, jetzige Anssprache.
Hebräisch, mit Pnnktation. Georgisch und Ossetisch.
Arabisch, alte Aassprache. Albanesisch (Enropa).
Arabisch, jetzige Aussprache. HindastanL
Persisch. Malaiisch.
Sanskrit Javanesisch.
BengalL Türkisch.
Zend. Mongolisch.
Armenisch, alte Anssprache Chinesisch.
Amerikanische Sprachen. 62
Grönländisch. Tsiroki.
Mikmak. Maskoki.
Irokesisch. Otomi.
Mohegan. Amerik. Sprachen nach J. Pickering.
Polynesische Sprachen 64
TahitL Süd-Anstralisch.
Fidzi.
Ueber die bisherige Aufnahme des rorgriegten Systems # . . . . ^^
Das
Allgemeine linguistische Alphabet.
Uie Einführung einer gleichförmigen Orthographie beim üeber-
tragen fremder Schriften und Sprachen in Europäische Schrift hat
einen wissenschaftlichen und einen praktischen Zweck. Der wis-
senschaftliche ist, die Sprachen und Litteraturen der fremden
Völker uns näher zu bringen und unsere Kenntniss derselben zu
fordern; der praktische, jenen Völkern, namentlich den heid-
nischen und noch gänzlich uncivilisirten, eine zweckmässige Schrift
zu geben, und dadurch die Ausbreitung des christlichen Glaubens und
der christlichen Civilisation unter ihnen in einem wichtigen Punkte
zu erleichtern. Der letztere Zweck hängt auf das engste mit der
ganzen christlichen Missionsthätigkeit zusammen. Von dieser Seite ist
in der letzten Zeit das in der Wissenschaft schon längst gefühlte und
oft ausgesprochene, aber nicht befriedigte Bedürfniss eines allgemein
gültigen und anwendbaren Alphabets von neuem mächtig in Anregung
gebracht worden , und auf diesem Felde werden voraussichtlich auch
die ersten entscheidenden Schritte geschehen zur wirklichen Einfüh-
rung eines solchen Alphabets in weitesten Kreisen.
üeber den wissenschaftlichen Zweck des Alphabets.
Es ist eine der gröfsten Aufgaben, die sich die neuere Wissen-
schaft gestellt hat, und seit nicht langer Zeit erst stellen konnte, zu
einer möglichst vollständigen Kenntniss aller Sprachen des Erdbodens
zu gelangen. Die Kenntniss der Sprachen führt am sichersten zu.
dem tieferen Verständniss der Völker selbst, weil die Sprache nicht
allein das Mittel jeder geistigen Verständigung ist, sondern auch, weil
sie selbst der unmittelbarste, reichste und unveränderlichste Ausdruck
'eines ganzen Volksgeistes ist. Aus dem Verhältnifs der einzelnen
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Sprachen UDd Sprachgruppen untereinander erkennen wir zngleit
die ursprüngliche nühere oder fernere Verwandtschaft der Völki
selbst. Wir lernen z.B. dadurch, dass die Indicr, Perser, Grieche
Römer, Slaven, Germanen eine Kette hilden, deren GHedcr einand
weit näher stehen, als irgend einem der Glieder der anderen Kctt
welche die Babylonier, Hebräer, Phönizier, Araber, Abyssinier un
fafst, und dass die Acg;j'ptcr nebst den im Nordwesten und Südost«
angrenzenden Afrikanischen Völkern jenen beiden Völkerketten vi
verwandter sind, als den übrigen afrikanischen Völkern, von den»
der südliche Tbcil bis zum Acquator hinauf wieder einen andcri
unter sich eng verbundenen Völkerkreis bildet. In gleicher W'ei
wird sich allmälig das Völkcrgewirre im ferneren Asien, in Ameril
und Polynesien ordnen, mit Hülfe der linguistischen Wissenscha
deren letztes Ziel die Erforschung und Vergleichung sämmtlich
Sprachen des Menschengeschlechtes ist.
Zur Erlernung einer Sprache ist aber vor allen Dingen nöthi
dafs wir ihre ersten Elemente, die Laute, lesen und schreiben köi
neu; dies vermögen wir nur, indem wir sie so nahe als mögli«
durch unser eigenes Alphabet wiedergeben, und wo sie abweiche
UDS durch Besebreibung helfen. Dieses Problem hat jede Grammati
einer fremden Sprache auf ihren ersten Seiten zu lösen. Da abt
die Orthographieen der Europäischen Völker selbst untereinander bi
deutend abweichen, so gieht auch jeder Grammatiker die Laute ei
und derselben Sprache sehr verschieden wieder, je nachdem er dt
einen oder anderen Nation angehört. Es werden z. B. dieselben Laul
von dem Deutschen n, dsch, scb. ch,
von dem Engländer oo, j, sh, —
von dem Franzosen ou, dj, ch, —
von dem Italiener u, g, sc, —
von dem Spanier u, — — j oder x,
von dem Holländer oc, — — g
umgeschrieben, und einzelne können gar nicht unmittelbar in alle
Sprachen wiedergegeben werden, weil sie nicht in allen vorhai
den sind.
In diesem letzteren Falle tritt eine neue noch gröfsere Schwi«
riekeit ein, indem für jeden in der eigenen Sprache nicht vorbai
denen Laut der fremden Sprache ein neues Zeichen oder doc
ein besonderes Abzeichen gebraucht werden muss, wenn die Laul
und Worte filr den Leser nicht in Verwirrung gerathen sollen. C
die Deutsche und die Französische Sprache nur 20, die Engl
sehe 22 einfache consonantisohe Laute unterscheidet, so ist es ein-
leuchtend, dass ihr Alphabet nicht hinreicht, um die Laute der Asia-
tischen Sprachen wiederzugeben, von denen die Arabische 28, die
Türkische 33, die Sanskritische 34, die Hindustanische 35,
oder mit besonderer Zählung der Aspiraten sogar 47 Gonsonanten un-
terscheidet und besonders bezeichnet. Noch weniger ist es im Stande,
die sämmtlichen w^esentlichen Lautverschiedenheiten dieser Sprachen
zusammengenommen, die über 50 steigen, durch verschiedene gra-
phische Bezeichnungen auseinander zu halten.
Da es aber der Einzelne in der Regel nur mit einer Sprache,
oder doch nur mit einem beschränkten Kreise von Sprachen zu thun
hatte, so reichte es allerdings für seinen nächsten Zweck meistens
hin, sich über die besondere Wahl und Bedeutung seiner neuen Zei-
chen zu erklären. Auf Nebenarbeiter, oder selbst auf Vorgänger auf
demselben Felde wurde selten Rücksicht genommen, besonders wenn
die verschiedenen Schriftsteller verschiedenen Europäischen Nationen
angehörten und daher von verschiedenen Grundlagen ausgingen.
So miisste die Mannigfaltigkeit der Bezeichnimgen für ein und
denselben Laut in getrennten oder auch in derselben Sprache fort-
während wachsen, bis es jetzt dahin gekommen ist, dass sich der
Uebersetzer orientalischer Werke, der Reisebeschreiber, der Geograph
und der Chartograph, der Naturhistoriker, Ethnograph^ Historiker,
kurz ein jeder, der es mit den Namen und anderen Bezeichnungen
fremder Sprachen zu thun hat, vor Allen aber der Linguist, der
sich mit jenen Sprachen in ihrer ganzen Ausdehnung und mit ihrer
Vergleichung beschäftigt, in eine unerträgliche Verwirrung von ortho-
graphischen Systemen und einzelnen Schreibweisen verwickelt sieht,
aus der sich der Einzelne von seinem Sonderstandpunkte aus unmög-
lich zu befreien im Stande ist.
Es muss daher die Frage, wie dies jetzt längst anerkannt ist,
von einem allgemeinen Standpunkte aus aufgenommen, und mit Be-
rücksichtigung aller theoretischen und praktischen Schwierigkeiten
eine Vermittelung gesucht werden, welche, von dem Gemeinschaft-
lichen in allen Umschriften ausgehend und der allgemeinen Richtung
derselben folgend, alle willkürlichen und vereinzelten Versuche ab-
schneidet, das Uebrige aber nach bestimmten auf die Natur des Laut-
organismus begründeten Gesetzen zu einem abgeschlossenen Systeme
vereinigt Dies ist die wissenschaftliche Aufgabe eines allge-
meinen Alphabets.
Es ist einleuchtend, dass hier von keiner Veränderung der Ortho-«
graphieen für die verschiedenen EuropSLischen Litteratursprachen
die Rede sein kann, and dass dergleichen vereinzelte Versuche, i^dc
sie z. B. in England vorgekommen sind, zu den leeren Phantasieen
gehören, üvelche iveder irgend einen praktischen Erfolg haben, noch
auch der Wissenschaft förderlich sein können.
üeber den pn^ischen Zweck des Alphabets.
Die eingebomen Völker von Afrika, Amerika, Australien
und Polynesien entbehren fast sämmtlich einer Schrift. Diese
Thatsache schon allein characterisirt sie als wilde , jeder höheren Civi-
lisation untheilhaftige Völker.
Wenn es keinen schöneren Beruf für die civilish^tc, für die christ-
liche Welt giebt, als den ihnen von Gott zunächst anvertrauten Schatz
von Erkenntniss und Bildung der ganzen Menschheit mitzutheilen,
and vi^nn die Ausführung dieses in unserer Zeit lebendiger als je
gefühlten Berufes vor Allen jenen Vereinen edler christlicher Männer
zusteht, welche ihren Namen als Missions -Gesellschaften von dieser
höchsten aller Missionen führen, so haben auch diese Yorzugs\ireise
dafür zu sorgen, dass jenen verlassenen Völkern vor allen Dingen
das wichtigste und unentbehrlichste Mittel, dessen sie zur Entwick-
lung des religiösen, wie jedes höheren geistigen Lebens bedürfen,
eine Schrift, zu Theil werde. Die allgemeine Erfahrung hat es
längst gelehrt, dass das Erlernen einzelner Sprachen von einigen
wenigen Missionaren nicht hinreicht, um irgendwo das Christenthum
nachhaltig einzupflanzen. Nur wo das Wort Gottes gelesen und
ein ganzes Volk durch Verbreitung der Bibel und christlicher Unter-
richtsbücher dafür empianglich gemacht werden kann, ist eine schnel-
lere und tiefere Wirkung zu hoffen. Mit den Mi ssionsge Seil-
schaften müssen die Bibelgesellschaften Hand in Hand gehen.
Es ist daher schon seit einer Reihe von Jahi^en von den leiten-
den Vorständen der wichtigsten Missionsgesellschaften besonders darauf
Bedacht genommen worden, die Sprachen aller der Völker, zu wel-
chen die Missionare vorgedrungen sind, schriftiahig zu machen, und
Uebersetzungen der Heiligen Schrift nebst christlichen Unterrichts-
büchem in diesen Sprachen anfertigen zu lassen. Dies setzt ein ge-
naues und wissenschaftliches Studium dieser Sprachen voraus, imd
die Abfassung von Grammatiken und Wörterbüchern, welche wie-
derum nothwendig, um ims verständlich zu werden, von einer Veiv
gleichung der fremden mit den Europäischen Sprachen ausgehen und
sich dabei der Fortschritte der linguistischen Wissenschaft bedienen
müssen.
Die Unentbehrlichkeit dieser linguistischen Studien hat unter
andern die EngUsh Church Mtssionary Society veranlafst, einen be-
sonders dafür geeigneten Missionar, den Rev. S. W; Koelle, für
fünf Jahre nach Sierra Leone zu senden, lediglich um daselbst das
Zusammenströmen vieler Tausende von befreiten Sklaven aus allen
Theilen Afrikas zum Studium ihrer Sprachen zu benutzen. Die Re-
sultate dieser überaus wichtigen Sprachmission, welche in der ver-
gleichenden Ueb ersieht von mehr als 150 Afrikanischen Wortverzeich-
nissen und in der sorgfältigen Abfassung der Gramniatikea von zwei
der wichtigsten Sprachen, der Vei- und der Bornu-Spracbe, be-
stehen, werden jetzt in London von derselben Gesellschaft veröffent-
licht, um später zur Grundlage für Uebersetzungen der Bibel und
anderer nützlicher Bücher in jenen Sprachen zu dienen.
Zu gleichen Zwecken haben die verschiedenen Bibelgesellschafteu
die grofsartigsten Anstrengungen gemacht. Die British €md Foreign
Bihle Society iu London hat bis Mitte vorigen Jahres 26 Millionen
Bibeln oder Theile derselben in 177 verschiedenen Uebersetzungen
ausgegeben. Diese Uebersetzungen umfassen 150 verschiedene Spra^
eben, von denen 108 aufsereuropäische sind, nämlich 70 Asia-
tische, 17 Polynesische, 8 Amerikanische und 13 Afrikanische Spra-
chen ^).
Es ist einleuchtend, dass für alle diejenigen Sprachen, welche
keine eigene Schrift haben. Europäische Schrift gebraucht werden
mufste. Hier trat aber auch sogleich dieselbe Schwierigkeit hervor,
wie bei den wissenschaftlichen Unternehmungen. Welcher Ortho-
graphie sollte man sich bedienen? War es rathsam, jenen Völkern,
welchen mit der Bibel zugleich das erste Lesebuch in ihi'cr eigenen
Sprache dai'geboten wurde , und welche nach diesem Vorbilde in aller
Zukunft lesen und schreiben lernen sollten, die complicirte. regel-
lose, selbst in Europa vereinzelt stehende Englische Orthographie auf-
zunpthigen? Und nach welchen Prinzipien sollte man diejenigen Laute
1) S. den 498ten Report der Bihle Society, und mehr über diesen Gegenstand in
dem sehr verdienstvollen und interessanten W«rke von Sam. Bagster: The Bihle
of every laad, a hisiory of the Sacred Scriptures in every language and ditUect, inlo
tchich translations have heen made: illustraud icith specimen portions in nalive cha-
racters, series of alphahets ; coloured ethnographical mctps , tables, indexes, etc. Lon-
don. Sam, Bagster and Sons 1851. 4°. Hier iverden 247 verschiedene Sprachen in
Bezog auf die Bibeläbersetsnngen behandelt.
6^
ausdrücken, welche sich nicht im Englischen und überhaupt in kei-
nem Europäischen Alphabete bezeichnet finden?
Da es in dieser Betiehung an jeder Autorität, an jedem allge-
meinen Gesetze fehlte, so schlug eben jeder Missionar, dem eine
solche Uebersetzung zugefallen war, seinen eigenen Weg ein, und
suchte die unlösbare Schwierigkeit nach eigenem Gutdünken, und
von einem nothwendig sehr beschränkten Gesichtspunkte aus, zu lö-
sen. Ueberschaut man daher die lange Reihe der in Europäischen Buch-
staben gedruckten Bibeln, so findet man die mannigfaltigsten Schrifl>-
Systeme oft. für die sich am nächsten stehenden Sprachen, ja für ein
uöd dieselbe Sprache angewendet. Hier werden schwierige und un-
verständliche Häufungen von Konsonanten zur Bezeichnung einfacher
Laute angewendet, dort eine Menge von neuen, unerklärten Abzei-
chen, oder es wird eine durchgängige Vermeidung aller Abzeichen
vorgezogen, welcher aber die richtige Darstellung der Sprache ge-
opfert wurde. Der grofse Uebelstand, der aus dieser unvermeidlichen
Willkür hervorging und fortwährend gröfser wurde, konnte niemandem
verborgen bleiben.
Als vor kurzem der Druck des neuen Testamentes und der Psal-
men in der Sprache der Afrikanischen Betauäna (Betjuana, Bechuana)
vollendet war, drückte der Secretar der Church Missionary Society
seine Freude darüber dem Secretar der Pariser Gesellschaft aus, in-
dem er des reichen Segens gedachte, der jenem grofsen Volke und
der Wirksamkeit der unter ihm zerstreuten Missionare daraus er-
wachsen würde. .,Und doch 'S erhielt er von dem theilnehmenden
Freunde zur Antwort, „ist es nicht traurig, dafs diese Tausende be-
reit liegender Exemplare für imsere Französischen imter demselben
Volke wirkenden Missionare und Alle, die von ihnen unterrichtet
werden, völlig verschlossen und unbrauchbar sind, weil sich diese
einer anderen Orthographie bedienen?" Solchen ins Auge springen-
den Uebelständen in Zukunft vorzubeugen, ist der Zweck des hier vor-
geschlagenen Alphabets.
In Asien, dem Vaterlande aller Schrift, besitzen die bedeutend-
sten Völker bereits eine schriftliche Litteratur und einheimische Schrift-
charactere. Dadurch ist den Europäischen Colonieen und deren Macht-
habern, wie auch den Missionaren ein Mittel gegeben, ihren geistigen
Einflufs auf jene Völker geltend zu machen. Die Englische Regierung
bedient sich daher in Indien meistens der daselbst verbreitetsten Alpha-
bete, namentlich der Persischen und der Devanagarischi^ift, um die
ihnen untergebenen Völker zu regieren und zu untemchten; auch
die Bibelgesellschailen haben mehr als 40 üebersetzungen der heili-
gen Schrift in jenen fremden Characteren drucken lassen. Es ist
aber auch schon oft und dringend darauf aufmerksam gemacht wor-
den, wie viel vortheilhafter es in jeder Beziehung wäre, wenn im
Bereiche des Europäischen Einflusses den einheimischen Alphabeten
das Europäische substituirt würde. Denn abgesehen von dei^ grofsen
Vortheilen der Zweckmäfsigkeit, welche das Europäische Alphabet
durch seine durchgängige Trennung der Silbe in Consonant und Vo-
cal vor den schwerfälligen Asiatischen Silbenalphabeten, oder noch
mehr vor der Chinesischen Wortschrifl von mehreren tausend Zei-
chen besitzt, ist auch jedes fremdartige Alphabet eine natürliche fast
unübersteigliche Scheidewand zwischen der fremdländischen imd der
Europäischen Gultur, weil es die Erlernung der durch die Schrift
getrennten Sprachen und die Kenntnifs ihrer beiderseitigen Littera-
turen wesentlich erschwert. ^)
Es wird daher auch die Einführung der Europäischen Schrift in
Indien durch die dortige Regierung mit dem besten Erfolge begün-
stigt, und ebenso haben die Bibelgesellschaften bereits für jene Län-
der eine Anzahl Üebersetzungen in Europäischen Buchstaben drucken
lassen. Desgleichen sind Anfänge in derselben Richtung in China
von den dortigen Missionaren gemacht, und berechtigen zu guten
Hoffnungen.
Dabei hat sich natürlich auch in diesem Bereiche sogleich die
alte Frage in jedem einzelnen Falle wiederholt : Welche Orthographie
soll für die Europäische Schrift in ihrer Anwendung auf fretnde Spra-
chen eingeführt werden? welches alphabetische System vermittelt die
verschiedenen Europäischen Orthographieen am besten und bietet füi'
die neu zu wählenden Abzeichen der uneuropäischen Laute ein zweck-
mäfsiges Regulativ dar? Unser Vorschlag versucht es, die Antwort
auf diese rein praktisch gewordene Frage zu geben.
1) Wir verweisen in Bezug auf die grofsen Vörtheile und die stets zunehmende
Leichtigkeit der Einführung eines Europäischen Alphabets in Indien auf die prakti-
schen and sachverständigen Bemerkungen von Sir Charles Trevelyan, welche
dieser mit der Indischen .Yerwaitung durch eine langjährige Theilnahme an derselben
innig vertraute ausgezeichnete Mann in einer besonderen Schrift: On the apphcaiion
of the Roman hiters to ike languaget of Asia, zuerst in Calcutta ^834 und 1836 pu-
blicirt hat, und im Anfange dieses Jahres in London wieder abdrucken liefe.
8
Was ist bisher zur Lösung dieser Frage in der Wissenschaft
geschehen?
Der Mangel einer gleichförmigen Orthographie trat zuerst bei der
Behandlung der Orientalischen Sprachen fühlbar hervor, und zwar
da, wo nähere Erforschung tind Aneignimg derselben zugleich eine
praktische Nothwendigkeit geworden war, in Englands Indischen Co-
lonieen. Zugleich war kein anderes Land so geeignet, die Frage un-
mittelbar von den beschränkten Standpuncten zu ihrer eigentlichen
Höhe zu erheben und sie in ihrem ganzen Umfange erkennen zu las-
sen, als Indien, wo die beiden ausgebildetsten und zugleich hetero-
gensten Laut- und Schrift -^ Systeme, das Sanskritische und das
Arabische sich begegnen imd in der Hindustanischen Schrift
sich bereits factisch vereinigt haben, so dafs im Hindustani die Frage,
die wir jetzt für die Europäische Schrift noch zu lösen haben, für
die Arabische schon einmal gelöst worden ist.
Der erste, der sich dort der längst im Einzelnen empfundenen
Schwierigkeiten im Zusammenhange bewufst wurde, und ihre Besei-
tigung als ein der Mühe würdiges Problem auffafste, war der ge-
lehrte und vielseitig gebildete Sir William Jones, welcher den
ersten Band der im Jahre 1788 in Calcutta erschienenen Schriften
der Asiatischen Gesellschaft in Bengal, deren Präsident er war, mit
einer Abhandlimg eröffnete : Ort the Orthography of Jsiatic Words in
Roman Leiters^). Er weist das Bedürfniss mit einfachen Worten
auf*), erkennt als ersten Grundsatz an, dass die Orthographie einer
jeden Spräche nicht denselben Buchstaben für verschiedene
Laute, und nicht verschiedene Buchstaben für denselben
1) Asiatic Researcbes, Vol. I. 1788, p. 1 — 56; wiederabgedruckt in London 1799.
Die Abhandlung ist wiederholt in der Ausgabe der vollständigen Werke von Sir "W.
Jones. London. 1799.
2) Die Abhandlung beginnt : „Every man , who has occasion to compose tracts on
iistaftc literature , or to translate from the Asiatic languages, must always find it con-
venient, and sometimes necessary, to express Arahian, Indian^ and Persian words
or sentences, in the characters generally used among Europeans; and almost every
writer in those circumstances has a metbod of notation peculiar to bimself: but none
has yet appeared in the form of a complete System ; so that each original sound may
be rendered invariably by one appropriated symbol , conformably to the natural order
of articulation , and with a due regard to the primitive power of the Roman aiphabet,
wich modern Europe has in general adopted. A want of attention to this object has
occasioned great confusion in history and geography" etc.
9_
Laut gebrauchen dürfe ^), und beklagt (p. 9.) die grofse Verwirrung
der jetzigen Englischen Orthographie in dieser Beziehung. Er erklärt
sich namentlich gegen die Verdoppelung der Vocale um ihre
Länge auszudrücken, und vertauscht bereits vollständig in Bezug auf
das Vocalsy Stern die Englische mit der Italienischen oder Deutschen
Bezeichnungsweise, einer der wichtigsten Schritte zur Uniformirung
des Europäischen Alphabets. In Bezug auf die Gonsonanten tadelt
er hauptsächlich die Vermischung von stehenden und cursiven
Buchstaben in demselben Worte ^). Er hat richtig (p. 13) erkannt,
dafs das Sanskrit und das Arabische Alphabet die Töne ihrer Spra-
chen so vollkommen bezeichnen, dafs kein Zeichen weggenommen
oder hinzugethan werden könnte ohne oiBfenbaren Nacbtheil , und ent-
scheidet sich unbedenklich sowohl gegen den vergeblichen Versuch,
die fremden Töne durch Englische Buchstaben wiederzugeben, als
gegen die Einführung ganz neu erfundener Zeichen. Er empfiehlt
daher als einzig zweckmäfsig den Gebrauch gewisser diakritischer
Zeichen, namentlich derjenigen, die schon vor ihm von einzelnen
Französischen und Englischen Gelehrten aufgenonomen worden seien.
Diese Ansichten sind durchgängig so gesund und in der Erfah-
rung begründet, dafs wir ihnen noch jetzt vollkonunen beipflichten
müssen. Wenn das von ihm selbst aufgestellte Alphabet gleichwohl
noch unvollkommen ist, so liegt der Grund davon theils in einem
mangelhaften Verständnifs des allgemeinen Lautorganismus imd der
einzelnen wiederzugebenden Laute, theils in einer unvollkommenen
Durchführung seiner eigenen Grundsätze').
1) F. 7: „Mr, Halhed (in bis Bengal Grammar) haviag justly remarked, that the
two greatest defects in the ortbography of any language are tke application of the
same Jetter to several different sounds and of dtfferent letters to the same soünd, truly
pronounces tbem both so common in Englisb, that be was exceedinglj embarassed in
the choice of letters to express the sound of the Bengal vowels, and was at last by
no means satisfied with bis own selection.**
2) F. 8. «If any tbing distatisßes me in Mr. Halbed's clear and accurate System,
it is the use of double letters for the long vowels (which might however be jostified)
and the freqnent intermixtnre of Ilulic and Roman letters in the same word; which
both in writing and printing must be vcry inconvenient.
3) Er halt z. B. das Arabische x^^ ^^ ®i^^ Aspirata wie das Indische It, nnd das
Arabische ;t^tn für einen componirten Laut statt für einen einfachen ; er hält die Ara-
bischen Lingualen für so nahe stehend den Indischen Cerebralen , dafs er für beide die
gleichen Zeichen annimmt, obgleich sie wesentlich verschieden sind und im Hindustani
unvermischt neben einander stehen; er giebt dem Buchstaben h die verschiedensten
Bedeutungen, wenn es einzeln steht oder wenn es in der Verbindung sh^—ä), th(—o),
ch{=zK), ch*h(=:Xi) erscheint; ebenso giebt er dem c und dem s verschiedene Werthe,
u. s. w.
10
Leider wurde seine Arbeit dem thätigen Grelehrten Gilchrist,
welcher durch seine zahh*eichen Publicationen über die Hindustani-
sprache grofsen Einflufs in Indien gewann, zu spät bekannt, um,
wie er selbst gewünscht hätte, dieselbe für seine Umschrift benutzen
zu können^). So kam es, dafs das völlig unzweckmäfsige Englische
Vocalsystem, nach welchem Gilchrist ee für i, oo für ö, Öö für m,
au für au schrieb, in Indien zunächst das allgemeine blieb.
Erst seit dem Jahre 1834 kamen die richtigen Principien von
Sir W. Jones in Indien wieder zu ihrem verdienten Ansehen. Es
gelang den ebenso einsichtigen als einflufsreichen Bemühungen des
schon oben erwähnten Sir Charles Trevelyan^) das durch Gil-
christ verbreitete Englische Vocalsystem siegreich zu bekämpfen und
der von Jones befürworteten Italienisch -Deutschen oder Lateinischen
Schreibweise immer gröfseren Eingang zu verschaffen, so dafs das
erstere jetzt bereits als in Indien aufgegeben anzusehen ist^).
Was aber den Bemühungen von Jones und Trevelyan für die
Aufnahme eines bis auf gewisse Einzelnheiten richtigen Vocal Systems
gelungen ist, das dürfte auch für eine üebertragung imd regelrechte
Durchführung derselben Grundsätze in Bezug auf das Konsouant-
system, welches seit Jones keine Verbesserung erfahren hat, ob-
gleich es deren ebenso bedarf, zu erwarten sein^).
1) Grammar of the Hindoostanee language, bj John Gilchrist. Calcutta. 1796.
p. 1. Sein English and Hindoostanee Dictionary warde schon 1787 publicirt.
2) The application of the Roman aiphabet to all the Orienlal Languages contained
in a series of papers, written by Messrs. Trevelyan, J. Prinsep and Tytler, the Bev.
A. Duff and Mr. H. T. Prinsep, and pnblished in varions Calcutta periodicals in the
year 1834. From the Serampoor Press, 1834. Von diesen und anderen auf den
Gegenstand bezuglichen Schriften des Sir Charles Trevelyan sind im Februar 1854 fol-
gende drei: Defense of Sir W, Jones' system, Calcutta 27. Aug. 1834. — CirctUar
letter adressed by the Originators of the General application of the Roman letters
to the languages of the East, Calcutta nov. 1834. — The Romaniiing system. Ca!-
cntta 1836. unter dem Titel: Papers originally published at Calcutta in 1834 and
1836 on the application of the Roman letters to the languages of Asia. London. Long-
msn. 1854. wieder abgedruckt worden.
3) „During the tttenty years whieh have since elapsed^ this application of the
Roman letters has made si/etU but steady progress; and, besides its increasing use
by the naüves of India, U has been extensively adopted by Missionary Etablishmenls,
by teaehers of Oriental languages in this country, and, tümost without exception^ by
authors ofworks relating to the East, who desire to express Asiatic words in an exact
and uniform manner." Einleitung zu dem Londoner Abdruck der genannten Schriften
von Sir Ch. Trevelyan. 1854.
4) Auch der verdienstvolle John Piehering nahm in seinem Essay on a uniform
orthography for the Indian languages of North America, Mem. of the Amer. Acad.
11
Inzwischen hatte sich in Frankreich eine Veranlassung gefun-
den, welche die Aufmerksamkeit der Gelehrten lebhafter als früher
auf die Nothwendigkeit einer geregelten Umschrift fremder Systeme
in Europäische Buchstaben lenken mufste. Die wissenschaftlichen
Resultate der ruhmreichen Aegyptischen Expedition sollten von einer
dazu niedergesetzten Commission der ausgezeichnetsten Gelehrten ver-
öffentlicht werden. Der geographische Atlas, aus 47 Karten im gröfs-
ten F ormate bestehend, enthielt gegen 50Ü0 Arabische Nam en. Diese
sollten in lateinischer Schrift, und in einer genauen und verständ-
lichen Schreibweise verzeichnet werden. Zu diesem Behufe wurden im
Jahre 1803 besondere Conferenzen angeordnet, an welchen die Herren
Volney, Monge, Bertholet, Langles, Sylvestre de Saey,
Caussin, Lacroix, Baudeuf, Marcel und Michel Abeyd Theil
nahmen. Der erste von diesen, Mr. C. F. Volney, (welcher später
wegen politischer Verdienste von Napoleon zum Grafen, von Louis
XVIII zum Pair ernannt wurde), hatte im Jahre 1795 eine Arabische
Grammatik geschrieben, deren Titel: SimpUfication des Umgues Orten"
tales ou m^thode nauvelle et /adle d'appreridre les langues Arahe^ Fersane
et Turque avec des cariicteres Europ^ens. Paris, an IIL sich eigentlich
nur auf die Vorrede zu dieser Grammatik bezieht. Hier spricht er
sich über die Vortheile Europäischer Buchstaben beim Erlernen der
Arabischen Sprache aus, und stellt selbst eine solche Umschrift d^
Arabischen in Lateinische Buchstaben auf. Diese Umschrift war auf
keine bestimmten Principien gegründet , ging aber doch in sofern von
einem richtigen Gefühle aus, als jeder einfache Laut mit nur einer
Ausnahme (ai für e) durch ein Zeichen dargestellt wurde. Dadurch
wurde er veranlafst, auch für die drei einfachen Laute, för die er
im lateinischen Alphabete keine entsprechende Basis fand, deutsche^
engl, th und deutsch schy einfache Zeichen zu suchen, und für die
beiden ersten die griechischen Buchstaben % imd S' zu wählen, für
den dritten Laut aber ein ganz neues Zeichen ^ zu erfinden. Alle
übrigen abweichenden Laute suchte er durch graphische Verände-
rungen der zimächst liegenden Buchstaben darzustellen, und zwar nicht
durch Hinzufiigung frei stehender Abzeichen, sondern durch Umfor-
mung der Charactere selbst, z. B. ^ , iT, ^, ^.
Dieser Vorschlag ward in der Commission von 1803 zum Grunde
gelegt, und für die geographischen Karten, jedoch mit einer Verän-
of arte and sciences (aach besonders abgedruckt. Cambridge. 1820) das VocaUysiem
von Jone$ an, brachte aber die consonantische Umschrift eher zurück als vorwärts.
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deruog fast aller einzelnen Abzeichen, angenommen. Die Veränderun-
gen hatten gewisse Vereinfachungen zum Zweck, setzten aber eine
Willkür an die Stelle der andern, und gaben sogar wesentliche Vor-
iheile des ersten Vorschlags wieder auf. Die Zeichen % ^uid & 'wur-
den durch 3: und t ersetzt, wodurch diesey^*fi(a/Mißit(s. unten) Buchsta*
ben graphisch in die Reihe der explosiven Buchstaben gesetzt wurden ;
die unpraktische aber principiell richtige Darstellung des deutschen seh
durch ein einfaches Zeichen ivurde gegen den unrichtigen Doppellaut
ch au%egeben; statt if , cf u.s. w. wurde f , i u.s.w. geschrieben. Aber
auch hierbei blieb man nicht stehen, sondern führte gleichzeitig für
den gedruckten Text der Description de FEgypte eine Ortho-
graphie ein, welche sich der Abzeichen ganz enthalten sollte, aber
eben deshalb theils wesentlich ungenau war, theils noch entschie-
dener gegen den Grundsatz der einfachen Zeichen für die einfachen
Laute fehlte^). Man schrieb ou^ ey^ Jch^ gh^ ch für unser Uy ßy j[,
j[, 8, Volney selbst konnte damit nicht einverstanden sein. Deshalb
nahm er dasselbe Thema später nochmals auf und publicirte im
Jahre 1818 seine bekannte Schrift: L'alpkabet Europ^en appUqu^ aux
Umgues Asiatiques. Auch dieser Titel sagt mehr als das Buch ent-
hält. Die erste Hälfte desselben beschäftigt sich mit der Untersuchung
der Laute, die sich in den Europäischen Sprachen finden, und be-
weist, dafs der Verfasser leider wenig angebornen Beruf für diese
Art von Forschung besafs ') ; die zweite Hälfte behandelt ausschliefs-
lich das Arabische Alphabet, in dessen wahre Lautverhältnisse er
jedoch gleichfalls wenig eindringt. Für die Lingualen giebt er hier
die Schleifen auf und fügt statt dessen einen kleinen Strich unter
dem Buchstaben zu, f , d, «, z; das t oder kJi vertauscht er wieder
mit ^, das t (d. i. ^) mit / oder s und das Zeichen für den ent-
sprechenden weichen Laut mit z\ für deutsch seh schlägt er ein lan-
ges 8, nämlich f, oder ein umgekehrtes j, f vor; für Ti, ^, ^ (A.i. K, g^
j^) behält er die Anfügungen bei, obgleich er auch deren Formen
1) Beide Umschriften sind in dem Indear geographique , welcher den Tome XVIll
der Ausgabe von Panckoucke bildet, den Arabischen Namen hinzugefugt.
2) Er entdeckt einen Unterschied zwischen fr. ee oder et (donnee, donnei) und
dem einfachen e (arme^ bonte) und findet jenes im deutschen eh (dehnen), dieses im
deutschen besser, etwas, im englischen red, head wieder, s. p. 49 — 52. Der Nasal
im deutschen Anker soll ebenso wie im französischen ancre gesprochen werden , p. 59 ;
das deutsche s löst er in ds auf, p. 83; und das Arabische x^in nennt er ein gras^
seyement dur im Gegensatz zu dem grasseyement doux des neugriechischen y, p. 100.
Das deutsche ch in ich stellt er als weichen Laut neben den harten in buch, p. 103.
u. s. w. u. s. w.
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wieder verändert. Auch die Vocalbezeichnung erleidet Veränderungen.
Am Schlüsse macht er einen Versuch, seine Bezeichnungsweise auf
das Hebräische anzuwenden und die erste Zeile seines Hebräischen
Vaterimsers wird am besten zeigen, wohin ihn sein drittes Schreib-
system geführt hatte. Sie ist folgende (p. 209) :
aibina) ■(* ¥ {**mim i^qf^ddf^^ [^m-k".
Das Volneysche System konnte in keiner der drei Auflagen Bei-
fall und Eingang finden, weil seine Vorschläge weder auf wissen-
schaftlichen noch auf praktischen Principien beruhten, weil sie nur
das Arabische Alphabet ins Auge fafsten, und keine unmittelbare An-
wendung auf andere Sprachen, namentlich die Indischen, zuliefsen.
Die Bemühungen Volneys blieben aber deshalb im Gedächtnifs, weil
er in seinem Testamente ein Legat für einen von -dem Institut de
France jährlich zu vergebenden Preis gründete, welcher bestimmt
war „pour le meilleur ouvrage relatif k Tetude philosophique des
langues", und wobei zugleich der Wunsch ausgesprochen Avurde,
„ d'en courager tout travail tendant k donner suite et execution k unc
methode de transcrire les langues Asiatiques en lettres Eiu'opeennes."
Diese Stiftung, welche durch eine Ordonnance vom Jahre 1820
anerkannt wurde, hat für die Fördenmg der linguistischen Wissen-
schaft manche gute Früchte getragen, die Frage der Umschrift aber
so wenig zu einer Lösung gebracht, dafs sich die französische Aka-
demie endlich entschlofs, sie gar nicht mehr in das Programm auf-
zunehmen, sondern nur Aufgaben aus der Sprachvergleichung aus-
zuschreiben. ^)
1; Yergl. Memoires de Tlnstitat H. de France, Academie des Inscr. et Bell. Lettres.
tome XIV, Paris 1845, p. 7 ff. — Im Jahre 1835 erschien ein Buch von Schleier-
macher: De Vinfluence de Vderiture sur le langage, memoire qui en iS28 a partage
le prix fondä par Mr. le comte de Volney, auivi de Grammaire» Barmane et Malaie,
et d'un apergu de Välphahet harmonique pour les langues Asiatiques que Vlnstitut R.
de France a couronne en 1827, Der Verfasser giebt hier in der Vorrede p. IX ff. eine
Umschrift des Devanagari , des Bengalischen und von 4 Slavischen Alphabeten mit Ver-
gleichnng eines Alphabet harmoniquef welches er in dem auf dem Titel genannten
Aperen Aittheilt. Da aber an beiden Stellen des Buches auf eine Begründung dieser
Umschriften nicht näher eingegangen wird, und das vollständige dem Institut mitge-
theilte Memoire über das Alphabet harmonique bis jetzt nicht veröffentlicht wurde, so
kann auch hier nicht darüber geurtheilt werden. Es scheint indessen schon die eigen-
thümliche Eintheilung in 16 Gutturales, 12 Palatales^ 15 Sifflantes, 16 Linguales y 9
Labiales^ 9 Nasales und 16 Milees, sowie deren 5 Unterabtheilungen in lettres simples,
variees, fortes, mouillies und aspirees anzudeuten, dafs der Verfasser von einer an-
deren physiologisch - linguistischen Basis ausgeht, als wir far richtig halten. Dagegen
ist überall der Grundsatz der einfachen Bezeichnung der einfachen Laute festgehalten.
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Die Arbeit von Sir W. Jones, welche bereits auf einer viel brei-
teren Basis richtigere Grundsätze verfolgt hatte, wird zwar von Vol-
ney gelegentlich angeführt, aber nirgends berücksichtigt.
In keiner Sprache ist der lebendige Lautorganismus reicher und
regelmäfsiger ausgebildet als im Sanskrit, und keine besitzt einen
so vollkommenen Ausdruck in der Schrift wie sie. Die altindischen
Grammatiker, welche die Devanagarischrift zwar nicht erfanden« aber
so durchbildeten, wie sie uns jetzt noch vorliegt, hatten ihre Laut-
Verhältnisse mit bewundernswürdigem Scharfsinn physiologisch und
linguistisch vollkommener durchdrungen, als irgend ein anderes Volk
die seinigen, und so, dafs wir noch heutzutage von ihnen, selbst für
die Auffassung unserer eigenen Sprachlaute, lernen können. Deshalb
eignet sich keine Sprache und keine Schrift so sehr, wie die idtin-
discbe, bei der Aufstellung eines allgemeinen linguistischen Alphar
bets, zwar nicht zum alleinigen Mafsstabe, aber doch zum Ausgangs-
punkte genommen zu werden.
Daher kam es, dafs sich der wahre Fortschritt in der Lösung
der Alphabetsfrage, wie früher in Indien selbst, so auch in Europa
wieder, an die Sanskritstudien anknüpfte, namentlich seitdem diese
der neuen Wissenschaft der Sprachvergleichung zum Grunde gelegt
wurden. Es ist hauptsächlich Bopp, welcher hier vorausging. Nach-
dem dieser in den früheren Ausgaben seiner Sanskritgraimnatik noch
die deutsche Umschreibung Uch, tschh, dsch, dschh^ seh, ng, kh u. s« w.
gebraucht hatte, führte er in seiner 1833 erschienenen Verglei-
chenden Grammatik für alle diese Laute einfache Buchstaben
ein und unterschied die verschiedenen Lautklassen durch bestimmte
gleichförmige Abzeichen. Diese am sichersten zum Ziele führende
Orthographie wurde bald in der ganzen zahlreichen Schule der deut-
schen und anderer Linguisten aufgenommen und bildet jetzt die £sie-
tisch gegebene Grundlage, auf welcher, sowohl ihrer Zweckmäfsig^
keit als ihrer Verbreitung in der Wissenschaft wegen, fortgebant
werden mufs. H. Brockhaus ^), Benary, Gorresio, Roth, Ben-
fey, Böthlingk, Müller, Stenzler, Lassen. u. v.A. folgten die-
sem Prinzipe , obgleich sie freilich im Einzelnen wieder mehrfach un-
tereinander in der Wahl der Abzeichen abwichen. Alle diese Männer
1) Es ist hier noch besonders auf seine Schrift: Ueber den Druck sanskri-
tischer Werke mit lateinischen Buchstaben. Leipzig. 1S41 aufinerkiam xv
machen, in welcher er über den wissenschaftlichen Vortheil des lateinischen Druckes
grofter Werke sehr Beherzigenswerthes sagt.
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hatten aber entweder nur das Sanskrit, oder doch nur Sprachen
desselben Stammes im Auge.
Ebenso abgeschlossen blieben ihrerseits die Semitischen Sprach-
forscher, welche sich gröfstentheils an die hergebrachte Schreibung
von shy kh, ghy thy dh für unser «, jf, jf, ^', B' hielten. Doch traten
auch unter ihnen mehrere Gelehrte auf, welche den Grundsatz der
einfachen Zeichen für die einfachen Laute anerkannten, von denen
wir namentlich Caspari^) und Fleischer^) nennen. Der letztere
ausgezeichnete Kenner der Semitischen Sprachen, welcher früher
gleichfalls der alten Schreibart folgte, hat in seiner 1847 pubhcirten
Persischen Grammatik die Zeichen g, c, A, A, g, 8,j statt der Dop-
pelbuchstaben aufgenommen, wie er schon früher^) statt des Eng-
lischen th das griechische Zeichen ß gewählt hatte.
Nach diesen Fortschritten, welche auf beiden Seiten unabhängig
von einander gemacht worden waren, blieb es zunächst übrig, eine
Vereinigung dieser Schriftsysteme der beiden wichtigsten,
aber zugleich in sich verschiedensten Sprachgruppen Asiens, ja fast .
der ganzen aufsereuropäischen Litteraturwelt, zu erstreben.
Um für diese entferntesten Glieder eines schon in Urzeiten gespal-
tenen Sprachbaumes die richtige Vermittelung zu erreichen, dafür be-
durfte es einer breiteren Basis, als bis dahin vorhanden gewesen war;
es galt einen gemeinschaftlichen Boden zu finden, aus welchem beide
hervorgegangen waren. Ein solcher, nicht nur für die beiden genann-
ten Sprachstämme, sondern für alle Sprachen der Erde gemeinschaft-
licher Boden und Mafsstab war die Physiologie der menschli-
chenStimme. Der Organismus der Sprachwerkzeuge hat seine natür-
lichen Grenzen, jenseit welcher keine Lautentwicklung mögUch ist. Die
scheinbare Unendlichkeit der Sprachlaute wird daher in ihrer Ausdeh*
nung vollständig überschaulich, und bleibt nur in der unendlichen Theil-
barkeit des begrenzten Feldes bestehen. Dies hindert aber nicht, eine
aus der Erfahrung zu. nehmende und nach dem linguistischen Bedürf-
nisse abzumessende Eintheilung der physiologischen Grundlage aufzu-
stellen, in welcher jeder Sprachlaut nothwendig eine Stelle finden mufs.
Da die Gesetze des physischen Organismus unveränderlich sind, so
kommt es nur darauf an , sie richtig zu verstehen und auf die für
die Linguistik zweckmäfsigste Weise anzuwenden.
1) Graromatica Arabica. Leipzig. 1844.
2) Grammatik der lebenden Persischen Sprache von Mirza Mohammed Ibrahim.
Aus dem Englischen übersetzt and umgearbeitet Ton Fleischer. Leipzig. 1847.
3) Catalog der oriental. HandsQhriften der Leipz. Stadtbibliothek. Grimma. 1838. 4°.
j 6
Auch in dieser Beziehung ist bereits das Bedeutendste geleistet
und der Lösung wesentlich vorgearbeitet worden. Es ist hier an die
Arbeiten von Kcmpelen^), Liscovius^), Dzondi*), Willis*),
zu erinnern, besonders aber auf die Untersuchungen von J oh. Mül-
ler^) zu verweisen. Auch sind die Resultate dieser physiologischen
Untersuchungen bereits mehrfach auf die Sprache selbst angewendet
worden, namentUch von R. v. Raumer, Rapp, Schleicher, Bind-
seil, Heyse u. A.
Somit waren alle Vorbedingungen erfüllt, um die Auftei-
lung eines physiologisch begründeten, linguistisch zweckmässigen, und
die beiden grofsen Asiatischen Schriftsysteme verbindenden Alphabets
möglich zu machen. Diese Möglichkeit allein schon rechtfertigte, ja
verlangte einen neuen Versuch das Ziel zu erreichen. Dennoch -wäre
dieser Versuch vielleicht noch lange verschoben oder wegen der gro-
fsen praktischen Schwierigkeiten, die jedem Einigungswerke in der
litterarischen Republik entgegenstehen, vielleicht ganz aufgegeben
worden, wenn nicht in den letzten Jahren ein neuer lebendiger An-
stofs von andrer Seite gegeben worden wäre.
Was ist von Seiten der Missionsgesellschaften bislier
zur Lösung der Frage geschehen?
Ueber das täglich dringender werdende praktische Bedürfhifs
eines gleichmäfsigen Alphabets für die dem Ghristenthiune und der
Givilisation zu gewinnenden Völker, welche noch gar keine Schrifb
besitzen, ist oben gesprochen worden. Die Schwierigkeit der prak-
tischen Einführung eines für zweckmäfsig befundenen Alphabets ist
hier bedeutend geringer, als in der Wissenschaft, weil der Entschlufs
der an der Spitze stehenden Comites ein solches den für sie thä-
tigen und über die ganze Erde zerstreuten Missionaren zu empfehlen,
hinreicht, um es von der grofsen Mehrzahl derselben in kurzer^Zeit
angenommen zu sehen.
Der erste Aufruf von dieser Seite erfolgte im Jahre 1848 von
dem Secretair des Church Missionary Society, Rev. Henry
Venu, unter dem Titel Rules for reducinß unwritten langtiages to cU-
1) Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien. 1791.
2) Theorie der Stimme. Leipzig. 1814.
3) Die Funktionen des weichen Gaumens. 1831.
4) In Poggendorf 8 Annalen XXIV, p. 397.
5) Handbuch der Physiologie des Menschen, 2. Band, 1840, p. 180 ff.
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pkobeticid vfrüing in Roman characterSy with reference especiatty to th»
langwfges spoken ih Afrika^ Wir theiien hier die beiden ersten Para-
graphen mit, da sie den Standpunkt der Missionsgesellschaften ein-
fach und klar aussprechen :
»The want of a Standard System of orthography has heen ex-
perienced by all person« ehgaged in the study of unwritten languages.
Each translator having to choose his own sy^teni, it has not unfre-
quently happened that two or more persons engaged upon the äame
language have adopted different Systems. Tbis has prevented, in a
great measure, the mutual assistanee, whieh the parties niight have
rendered to each other: and has retarded the formation of Primers
and educational works, and the translatiori of the Holy Scriptures.
»To obviate these difficulties, several of the Missionary Societies,
whose Missionaries are engaged in Vemaeular Translätions of Afrikan
languages, have proposed the adöption of a common System of ortho-
graphy, to be regarded as a Standard system, and to be employed,
as far as possible, ih all wotks printed under their sanction. If in
any partieular case deviations from the system be thought necessary
by the Translators, it is proposed that such deviations should be
referred home before their adöption in printed ivorics.«
Der Vorschlag geht von dem richtigen und durchgängig bewahr-
ten Grundsatz aus, dafs jeder einfache Laut durch ein einfaches Zei-
chen ausgedrückt werde, und verläfst entschieden das Englische Vo-
kalsystem.
Im Jahre J849 wurde die'Amerikanische Mission von Port
Natal auf die Schwierigkeiten der für die Zulu- Sprache angenom-
menen Orthographie aufmerksam und liefs den Gegenstand durch ein
Comite ' prüfen. Um dieselbe Zeit trat das Bedürihifs nach einzelnen
neuen Zeichen für abweichende Afrikanische Laute aiueh bei mehreren
andern Afrikanischen Missionen hervor, und es wiu'den dergleichen
in verschiedenen Büchern, der Norwegischen Gesellschaft zu Natal,
der English Churoh Missionary Society unter den Suaheli an der Ost^-
küste, und des American Board am Gabün-Flusse an der Westküste,
so wie in der von der Wesleyanischen Gesellschaft zu King WilKam's
Town' gedruckten Kafir- Grammatik von Appleyard, eihgefiihrt. Dies
veranlafste das oben erwähnte Comite zu Port Natal, im März 1850
ein Gircular an die Freundei der IMBssionen und der Afrikanischen Gi-
vilisirung zu richten^ in welchem ein Plan vorgelegt wurde, wie die
Einführung einer gleichförmigen Orthographie zu erreichen sein möchte.
Endlich wurde im Vctrfolge dietes Planes im October 1852 in den
8
18
Sitzungen der American Oriental Society zu New-York ein
Aufsatz mitgetheilt und im Vol. III, number II (1853), p. 421 ff. der
Schriften dieser Gesellschaft gedruckt, unter dem Titel: Jn Eisay an
the Phonology and Ortluigraphy of the Zulu and kindred duüecU in Sour-
thern A/rica^ by the Rev. Lewis Grout, Miss, of the Amer. Board in
Southern Africa, £s werd.en hier die allgemeinen Grundsätze und
Erfordernisse eines A^habets, >\'ie es namentlich für die Afrikanischen
Sprachen zw^ckm^sig schien, sehr sorgfältig und einsichtig ausein-
ander geseUt, .und dann eine Anwendung davon auf die Sprache der
Zulu gemacht, in welcher namentlich auch die den südlichsten Afri-
kanischen Spi?achen eigenen Schnalzlaute vorkommen, £in bestimm-
tes Laut^y^tem wird nicht zum Grunde gelegt, $o ilafs die einzelnen
Buchstaben nicht in ihrer natürlichen Verhindui^g erscheinen. Auf
das Sanskrit und andere Litteratursprachen ist nicht Rücksicht ge-
nommen, und die Reduction der früher gebrauchten Gonsonanten-
Verbindungen auf einfache Zeichen ist theils durch frei hinzutretende
Abzeichen, theils durch veränderte Buchstabenformen erreicht wor-
den, wie ^, i/, i&, r, f oder ^ pder i odec ä« für unsere Zeichen: n,
n, jf, j, H.
Als der Verfasser gegenwärtiger Blätter. im Herbste 1852 «ich
einige Zeit in London aufhielt, halle. er Gelegenheit mit mehreren
einflufsreichen Vorständen der MissionsgeseUschaften die Alphabets-
angelegenheit, die ihn schon seit .einer Reihe von Jahren ernstlich
beschäftigt hatte , durchzusprechen und erhielt namentlich von Herrn
Venn die^ Aufforderung, das als annehmbar und mit den Grundsätzen
dßfi. j^Rules^^ übereinstimmend befundene Alphabet in einer kurzen
Exposition zur allgemeinen Förderung der Angelegetaheit mittutheilen,
damit es an die Missionare verbreitet werden könne. £r war ver-
hindert, diesem V^unsche sogleich nachzukommen, übergab aber vor-
l£l^fig eine Reduction des Alphabets selbst, welche von Herrn Venn
in einer zweiten Ausgabe der ^Rules^^ am £nd« des Jahres 1853
mitgetheiU worden is|^- Bald darauf wurde der. Unterzeichnete durch
den Besuch des für die Afrikanische Linguistik sehr verdienten Herrn
Koelle von neuem angeregt, da9 längst vorbereitete Project lebhaft^er
wieder aufzunehmen^, nachdeno^ es mit demselben sorgftLltig besprochen
worden war.
Es schien zweckmäfsig, das bisher nur privatim, einer Anzahl
der ausgezeichnetsten Sprachforscher mitgetheilte . Alphabet, endlich
der Oeffentlichkeit näher zu bringen. Der Verfasser entschloüs sieb
daher, die Begründung desselben in den allgemeinsten Zügen zum
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■—■■■■ ■■-■■■ ■ ■—■■■■■ >
Gegenstande eines Vortrags in einer Gesammtsitzung d^r Bierliner
Academie zu machen, und den Antrag daran' zu kiliipfen, dafs die
Academie dieses Alphabet naeh einer näheren Prüfung besonders
schneiden und giefsen lassen möchte. Dieser Antrag wurde di^r hi-
storisch-philosophischen Klasse und von dieser einer aus ihrer Mitte
erwählten Commission, bestehend aus' den Professoren Bopp, J.
Grimm, Pertz, Gerhard, Buschmann, zu w^elcher- aus der phy-
sikalischen Klasse noch besonders Herr Job» Müller gezogen wurde,
überwiesen. Die Commission ^ab mit Ausnahme einer StininAe, welche
die Nützlichkeit dieser Bestrebungen überhaupt in Abrede stellte, ihre
Zustimmung und «o wurde in der Klassensitzung vom 23. Januar der
Schnitt imd Gufs der beantragten Typen, welche bereits in gegen-
wärtiger Schrift angewendet ^ind, beschlossen.
Zu derselben Zeit wurde in Folge der aUgcmein^ren Bewegung,
welche vomehmliich von Seiten- der Missioiled in diese Angelegenheit
gebracht worden i«t, auch in London ein' neuer Versmih ' gemacht,
dieselbe ihrem Abschlüsse näher zu bringen. Der als Staatsmann,
als Gelehrter und als Freund aller wichtigen clirisdichen Bestrebtm-
gen berühmte Ritter Bunsen versammelte in 'London eine Anzahl
ausgezeichneter Männer, welche tiäher oder femer ein Interesse an
der Alphabetsfrage nahmen, und von denen wir hier vt)n Seiten der
Missionsgesellschaften die Herren Venu, Arthur, Koelle, Graham,
Ghepham, Trestrail, Underhili, unter den Sprachforschern die
Professoren Wilson, Müller, Norris',' Dietrich, und Äufser-
dem die Herren Sir Charles Trevelyart, Sir John Herschel,
Owen, Stanl-ey, Babbage, Weatstone, Gull, Pertz aus Ber-
lin, nennen. Auch der Unterzeicfanete hatte die Ehre zu dieser Ver-
sammlung liach London eingeladen zu werden; uiid war erfreut,
diesem Rufe folgen und wenigstens den drei letzten Conferenzen
beiwohnen zu können. Diese beschäftigten sich hauptsächlich mit
der allgemein als nothwendig etkannten physiologischen Basis,
deren Festsielluiig im Wesentlichen keinen Widerspruch fand. In
Bezug aber auf- da6 zu erwählende graphische System wurden drei
verschiedene Vorschläge in Berathung- gezogen.
Der erstCj durch Sir Charles Trevelyan (s. ob. p. 7) ver-
treten, empfahl die von Sir W. Jones begründete und in Indien be-
reits vielfach angewendete Orthographie, deren Berechtigung im Ge-
gensatz zu der von Gilchrist verbreitetet vollständig anerkannt, aber
als auf keiner physiologischen Basis beruhend und im Einzelnen nicht
vollständig durchgebildet befunden wurde.
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Der zweite ging von Prof. M. Müller aus und beabsichtigte^
die fremdartigen Abweichungen von den Europäischen Lauten da-
durch zu bezeichnen, dafs die bekannten Buchstaben stehend, die ab-
weichenden liegend ^cursiv) gedruckt würden. Gegen diese Vermi-
schung von stehenden und liegenden Buchstaben, gegen welche sich
schon Sir W. Jones sehr bestimmt erklärt hatte ( s. oben p. 9 ) , vnirde
hauptsächlich eingewendet, dafs dieser Unterschied zwar (mit Auf-
gebung der nicht wohl zu ersetzenden bisherigen Bedeutung desselben),
im Druck möglich, im Sdireiben aber, worauf die Missionare noch
gröfseres Gewicht legen müssen als die Gelehrten, nicht anwendbar
sei; dafs ferner alle diejenigen Buchstaben, welche mehr als einer
Abwandelung bedürfen (darunter ganze Lautklassen), nach diesem
Prinzipe nicht ausgedrückt werden können, so dafs das allgemeine
Alphabet unvollständig bleiben würde; und endlich, dafs diese von
der historischen Entwicklung abweichende Bezeichnungs weise wegen
ihrer Neuheit in der Wissenschaft schwerlich Eingang finden dür£lte.
Der dritte Vorschlag war der des Unterzeichneten, welchernur
eine strengere Zurückfiihrung der bisher in der Wissenschaft üblich
gewordenen Orthographie, auf die Hauptgesetze, welche durch die
physiologische Grundlage und durch. die praktischen Zwecke gegeben
sind, erstrebte.
Die Conferenzen hatten mehr den Zweck, die Angelegenheit von
verschiedenen Seiten zu weiter anregender Discussion zu bringen,
als irgend bindende Beschlüsse zu fassen, die denn auch nicht er-
folgten. Es wurde aber einerseits das hier zum Grunde gelegte phy-
siologische Laut&ystem wie es schien als allgemein begründet an^
erkannt, andrerseits glaubt der Unterzeichnete aussprechen zu dürfen,
dafs auch in der graphischen Frage die Ansichten der Mehrzahl
nicht weit auseinander gingen. r
Das wichtigste Ergebnills war ohne Zweifel^ dafs von der Seite,
von welcher eine bestimmte Entscheidung im praktischen Interesse
der Missionen zu erwarten war, eine solche auch vidrklich erfolgte.
Herr Venu, der Secretair der English Church Missionary Society,
erklärte in der letzten Sitzung ausdrücklich, dafs er das von dem
Unterzeichneten vorgeschlagene Alphabet, in welchem bereits einige
von Herrn Koelle befürwortete Modificationen einzelner Abzei-
chen aufgenommen worden waren, in allen seinen Theilen als ein
„Standard Alphabet'^ anerkannt zu sehen wünsche, und so weit
er selbst dabei betheiligt »ei, es als solches betrachten werde.
21
In Folge dieses' voraussichtlieh folgenreichen Entschlusses wurde
der Unterzeichnete von Herrn Venn vveranlafst, gegenwärtige Blätter
zur Verbreitung an die Missionare abzufassen. Gleichzeitig wurden
zwei Abschläge von dem für die Berliner Academie geschnittenen
Alphabete für die Church Missionary Society bestellt, um die For*
men identisch zu haben, und die Ausfühnmg zweier druckfertigeh
Werke über Afrikanische Sprachen ^) in diesen Typen angeordnet.
Es ist nun zu hoffen, dafs dieser Entschlufs von den übrigen
Mtssionsgesellsehaftea günstig aufgenommen Iverde. Das propohirte
Alphabet kann nicht verlangen, dafs sich Jedermann mit allen Ein-
zelnheiten darin einverstanden erkläre. Es hofft aber, ab ein Mittel-
punkt angesehen zu werden / welcher den Anwendungen desselben
auf einzelne Sprachen die Richtung angebe, in welcher die gröfst-
möglichste Annäherimg an die gemeinschaftliche Grundlage erreicht
werden kann. Fast jede Sprache macht einzelne Modificationen nö-
thig, und kann entweder gewisser Unterscheidungszeichen , welche in
dem vollständigen Alphabet vorhanden seinr müssen, entbehren, oder
bedarf gewisser Andeutungen , wckhe nur' in ihnen zur Anwendung
kommen. Für solche Fälle mufs das System elastisch genug sein,
um sowohl die nöthigen Beschränkungen als Erweiterungen zuzulas-
sen, ohne von seinen wesentlichen Prinzipien abzugehen. Es mag
auch vorkommen, dafs in eins&elnen Fällen wesentliche Abwei(;hun-
gen von deni vorgeschlagenen Alphabet unvermeidlich scheinen und
von den Verfassern auisdrücklich gewünscht werden. In diesen Fällen
würden > die Vorstände der Missionen wenigstens dazu auffordern
müssen, däfs die Gründe der Abweichung ausdrücklich angegeben,
und über dieselben vor ihrer Einführung an das beti'effende Comrte
berichtet werde. Auf diese von Herrn Venn mit Recht wiederholt
befürwortete und bereits in den ^^Rules^^ (s. oben p.- 17) von dem im
Jahre 1848 zusammengetretenen Comit^ ausgesprochene praktische
Regel ist zum Besten der Sache grofses Gewicht zu legen.
1) Das erste dieser Werke ist bereits erschienen : Crrammar of ike Bornu or Kanuri
länguage by Rev. S. W. Koelle. London. 1854.
22
Unser Vorschlag.
Eine vollständige physiologische Begründung^) des au%esteU-
ten Systems würde hier nicht am Orte sein. £s kommt vielmehr
darauf an, nur das Verständnifs desselben möglichst ui ecleich«
tern. Dies geschieht am besten , wenn wir das Lautsystem Ton dem
graphischen Systeme, ^lurch welches es dargestellt werden soll, nicht
trennen, sondern das erstere sogleich in seiner Anwendung: auf das
letztere vorführen. Wir übergehen daher die Definitionen von Toki
und Laut, von Voeal und Consonant^und andere physiologische Er-
klärungen, soweit wir nicht gelegentlich darauf hinzuweisen haben.
•
A. Das Vocalsystem.
Es giebt drei Grundvocale, wie es drei Grundfarben giebt. Sie
liegen ebensowenig wie die Farben in einer geraden Linie«, sondern
lassen sich nur unter der Form eines Dreiecks richtig darstellen,, an
de^^en Spitze a^ an dessen Grundfläche i und u sjteheiu
*Z_> . . - .
AUe übrigen Vocale liegen zwischen^ diesen dreien, wie alle Farben
aus der Mischung von roth, gelb und blau entstehen. In den älte-
sten Sprachen tr&iten nur diese drei Grundvocale hinreichend deuiUch
hervor, um auch als kurze Voeale in der Schrift besonders beseich«
net zu werden. Die Hieroglyphisehe^ Indische, Alt-Uebrlische, Go-
thi^cI]Le Sobrift kannten theils gar keine andieren Vocäk , theils doch
keine - anderen kurzen Vocale; die Arabische Schrift bezeichnet noch
jetzt nur diese drei.
Hierauf bildeten sich zunächst die Mischvocale e zwischen a und
i, zwischen a und u, und der Laut des deutschen ü zwiaehen i
und u; sowie ferner der des deutschen o zwischen e und o. So ent-
stand die Pyramide:
a
e d.0
i d,Ü u
1) Ich verweise in dieser Beziehung auf die gröfserc Schrift, -welche den gegen-
wärtigen Blättern folgen soll , nn'l io welcher auch der physiologische Theil der Frage
ausfuhrlich behandelt sein wird.
23
Die Entfernungen zwischen a und t und zwischen a und u sind
gröfser als die zwischen i und u. £s spalteten sich daher die Mittel-
vocale e und o wiederum in je zwei Vocale, deren einer dem a, der
andere dem i oder u näher stand, und in derselben Weise theilte
sich auch b in zwei Laut^. Alle diese Vocale sind in den Europäi-
schen Sprachen vorhMideii, und bilden die folgende Pymmtde:
a
fr. e te. eu it b
inpeur
fr. e <L fr. au
i (LÜ u
Zwar finden sich iri mehreren Europäischen' Sprachen und Dia-
lectennoch andere Nuancen: wir brauchen uns aber hier um so
weniger n)it ihnen 'zu beschäftigen, als dieselben' bis jetzt noch in
keiner der hier in Beträcht kommenden aufsereuropäischeh Sprachen
b^meilst worden sind*).
Wir würden gewünscht häbien, für die mittlere Reihe der Vo-
cale die beiden Punkte über dem u und o beibehalten zu können,
da dies in der deutschen Orthographie einen allgemein bekannten
Vorgang hat, und das französische Doppelzeichen eu der Einfachheit
des Lautes nicht entspricht. Dem steht aber in der pralctischen Aus-
führung entgegen, dafs gelegentlich über jedem Vocale das Zeichen
der Länge, wie iri ö, oder der Kürze, d, und aufsierdem der Wortaccent S
nöthijg werden kann, und dafs älsdahri der Raum über dem Bachstäben
schon volikoinmen in Anspruch genommen wird. Wir haben daher
vorgezogjen, die beiden Punkte zwar beizubehalten, sie aber unter
den Vocal zu setzen, und schreiben o und t^.
Zur Untersciheidung der beiden Aussprachen des e und des o sind
die französischen Accente nicht anWendbaf , vi^il einmal der obere*
Raum schon für andere längst gangbare Zeichen gebraucht wird, und
weil aufserdem der Acutus mit dem Wortaccent zusammenfallen
würde. Wir fügen daher, wie dies schon von Andern vor uns ge-
schehen ist, unter dem offenen Vocale den Strich, g, e^ und unter
dem geschlossen^ Vocale den Punkt, (?, /?, hinzu, deren Gestalt selbst
die Aussprache andeutet.
Dadurch ergiebt sich für unser Alphabet mit Hinzufügung des
indifferenten Mittellautes folgende. Schreibung:
1) Es weichen namentlich die Englische« Vocale durcbgftngig ein wenig von
denen der übrigen Sprachen ab wegen der Verschiedenheit der Mnndstellong.
^4
a
C ij Q
e o o
e o
•
E9 ist femer nocli eines. Voeales zu gedenken « der sich fast in
allen Sprachen findet, und in der Linguistik eines Ausdrucks bedarf.
Dies ist der unbestimmte Vocal, aus welchem sich die übrigen Vo-
cale nach den Ansichten Einiger erst zu gröfserer Deutlichkeit her-
ausgebildet haben und in welchen die tonlosen Vocale unserer ge-
alterten Europäischen Sprachen, namentlich das kurze e^ häufig wie-
der zurückkehren, wie im Deutschen: lieben, Verstand, im Französi-
schen: sabre, tenir, im Englischen: nation, velvet. Dieser Vocal steht
unter den helltönenden Vocalen dem g am nächsten , weil dieser selbst
ein Gemisch ist von allen übrigen^), ist aber vielgestaltig und nähert
sich bald dem bald jenem Vocale. Von allen aber, und so auch von
.0, unterscheidet er sich dadurch, dafs er der hellen Resonanz entbehrt,
welche durch eine theilweise Verengerung oder auch einen vollständi-
gen SchluTs des Mundes verloren geht'); im letzteren Falle wird er nur
durch die Nase gehört. Dieser Vocal inhärirt allen weichen fricatir
ven^ sowie der ersten Hälfte der nasalen explosiven Laute (s. unten),
daher alle ^it^t iBuchstaben, wie z^ m, ^, zuweilen als sylbenbildend
auftreten '). Der stärli^sten Resonanz ist er aber aus leicht nach-
weisbarea physiologischen Gründen in Verbindung mit r und / fähig,
welche bekanntlich im Sanskrit als r und l mit allen Eigenschaften
der übrigen Vocale erscheinen *).
Wir wären geneigt, diesen Laut ziu* augenfälligen Unterscheidung
von allen übrigen Vokalen, und. nach dem Vorgange von Ludolf,
Isenberg u. A. durch das griechische Zeichen e darzustellen, ver-
1) Das Q gleicht in der Farbenpyramide
roih
orange braun woiei
gelb $rün blau
der braunen Farbe, welche ebenso aus der Mischung der drei Grundfarben, oder
aus einer derselben und der gegenfiberstehenden Mischfarbe entsteht.
2) Er ist der grauen Farbe zu vergleichen, die gleichfalls nicht in den Kreis
der eigentlichen Farben gehört.
3) Das f findet sich z. B. im Chinedsohen als Vocal in den Wurzeln $z und l«|.
4) S. mehr darüber in meiner ausführlichen Schrift über diesen Gegenstand, hier-
her gehört auch der Englische Vocal , in welchen alle hellen Vocale sich auflösen, wenn
sie vor r und einen zweiten Consonanten treten,- wie in: Steward, stem, bird, work,
World, burn, o. a. Doch ist der Indische Vocal davon noch verschieden.
25
kennen aber das Gewicht der uns gemachten Einwürfe nicht, welche
die weniger unvermeidliche Einführung eines unlateinischen Zeichens
um so mehr treffen, als die^ wahre Aussprache des griechischen e den
von uns geforderten Laut nicht genau darstellt, sondern ihm ebefi sa
fern bleibt, wie das lateinische cT« Es kömmt dazu, dafs wir denselb^i
Laut in den vokalisii^ten Consonaoten L r, n u. s. w. durch den unter-
gesetzten Kreis bezeichnen, und es daher nahe liegt, dasselbe Zeieheü
auch für den selbständigen Vokal zu verwenden. Wir Wählen daher e^
welches in den -meisten Europäischen Sprachen zugleich den 4inbe^
stimmten Vokal b^eichnet, und auch in der Linguistik bereits häufig
aufgenommen worden ist ^), zur Basis^ und fügen den Kreis ^ wie unter
Vy l U.a. hinzu: e. Es entsteht daraus der Vortheil, dafs' es la* den
Fällen, in welchen sich der unbestimmte Vokal mehr dem a^ i, u oder
nähert, unbenommen bleibt, auch diese Vokale durch den unterge-
setzten Kreis in den unbestimmten zu verwandeln. Dieser Fall tritt
z.B. in der Bornu- Sprache ein, in welcher Herr Koelle*) die Vo-
kale e und a unterscheiden zu müssen geglaubt hat.
Endlich sind auch die hellen Vocale noch eiAcr besonderen Ver-
änderung, der Nasalirung, fähig. Diese wird durch keinen Scblufs,
auch nicht durch Verengerung des Mundkanals, erzeigt, sondern
durch eine gleichzeitige Oeffnung des Nasenkanals (der Choanen). Es
ti*itt hier also kein cousonantische& Element hinzu (obgleich die- Na-
salirung meistens durch einen abfallenden nasalen Consonant bervör^*
gerufen ist), .sondern es ist eine rein v o ^ a li s^c h e Veränderung. So iai*
es- richtig \on den Indischen Grammatikern aufgefabt worden y welche
die Nasalirung (anusvära) durch ein v.oca Uschis Abzeichen aus*-
drücken, nämlich durch einen übcor^es^tztea E^iükt. V^ir wähkin für
die fluropäische Schrift das über den Vocal gesetzte Zeichen ", da der
Punkt sich mit dem f nicht wohl vertragen würde ^). :
,Wir schreiben also d,^.i^ », ü, ä, g^ u. '
Die Länge den Vocale drücken wir nicht durch das . grieefaische
Zeichen % sondern durch den ia dar lateinischen Prdsodie' gewöhn-^
liehen Strich aus, welcher weniger Platz erfordert .ulid sich leidhter
mit dem Wortaocente verbinden läfst: ä^ d, i^ u. s: w. Die Kftrze^
1) Z.B. TOD Bnrnonf, itoger, Endlieher, Pet^fmaniii, Edwards; auch
von Hopp und Sphön, welche « schreibeB.
2) Grammar of ihe Bornu w Ktinwri länj/uage. London. 1854.
3) Dieselbe Beasetclmang ist zuweilen von B^irnotif angewendet' wohlen In sei-
nem CommeniMre ntr h ya^n^ (p.cxxHf|.p.xL, tablesi}.
26
w^nn sie besonders zu bezeichnen ist^ wird gleichfalls, wie in der
Prosodie, durch " bezeichnet: d, /, € u. s. w.
Eine vollkammen genaue Umschrift würde auch die Diph-
thonge besonders als solche bezeichnen müssen, indem zwei durch
den Accent zu einer Silbe verbundene Vocale anders ausgesprochen
werden, ^ds wenn sie selbstständig neben einander stehen und zwei
Klbeh bilden; das deutsche Wort Mai lautet anders ah das italie-
nische tnaL Man würde das erstere durch Mm\ das zweite durch
ffmi l>ezeichnen können. Der priddische Gebrauch scheint aber in den
meisten Sprachen jede besondere Bezeichnung entbehren zu können.
Die vollständige Uebersicht der Vocale und ihrer Veränderungen
ist- daher diese:
«
a
■
ä- € t
^
ü
i> 8
-
9
Q
'd:e i
ö
ü
§ *
r l
C LI
m
o
n
o
9
9
ä i t
ü
§ §
t
^
V
u
\ ■
B. Das Consoniantsysteixi*
üeber die Eintbeilung der Cönsonanten.
Die Cönsonanten lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten
eintheilcn. Zwei Unterscheidungspcnaipe aber wiegen vor, und sind
daher zum Grunde zu legen, -obgleich die genaue Stelle jedes Lautes
in dem physiologischen Systeme erst aus der Untersuchung aller sei-
ner Eigenschafien hervorgeht.
Die erste und wichtigste Eiatheilung ist die nach den Orten,
vro die Laute im Munde gebildet werden. Dei* laütbildende Hauch
tritt aus dem Kehlkopfe in den Mund und wird hier auf die maraiig-
fahigste Weise modificirt, bis er da» äufserste Thor, die Lippen,
überacfaritten hat. Auf diesem Weg;e kann der Hauch an verschie-
denen Orten gehemmt werden durch einen Schlulis der Zunge oder
der Lippen. Wir pflegcR in unseren Sprachen, wie die Griechen
und Römer, drei solcher Schlofspankte zu tmterscheiden^ und hier-
nach die Cönsonanten in drei Glassen abzutheilen, in Gutturale,
Dentale und Labiale, je nachdem sie in der Kehle, an den Zäh-
nen oder durch die Lippen gebBdet werden.
Der zweite wesentliche Unterschied aller Cönsonanten beruht
darauf, dafs bei ihre^. Aussprache entweder der JVlund an diesen an-
gegebenen Punkten vollkommen geschlossen und wieder geöffnet wird.
n
oder nur eine Annäherung der Organe stattfindet, ohne dafs dei:
Stroni des Hauehs durch e»nen SchluTs unterbrochen wird. Jene
nennen wir explosive oder theilbafe (dividuae), weil der Mo-
nent der Berührung den Consonantea in zwei Theile theik^), diese
nennen wir frieative (Reibelaute), weil sie als Reibung gehört wer-
den, oder continuirliohe (coiitinuae), weil diese Reibung dtttoh
keinen SehluTs unterbrochen wisd. Die Buchstaben t hbA l haben
an beiden Eigenschaften zugleich Theil; sie und cofftmMoe und ier
rühren zugleich, der erstere durch Vibration, ' der letztere durch
partiellen SeUuTs; sie heifsen passend iiquidati Hiemack ist dik
Uebersicht der uns bekanntesten einfachen eonsonanttschen Laute
folgende:
DTe einfachen Earopäischeh Consonanten nach Earopaischer Schreibung.
explosiTA«
oder
dividuae
foitis lenis nasalU
Gutturales k d.g ä,ng
Dentales
d
Labiarles p b
m
fvioativ.ae
odpr
continuae
. I ,
' liquidae
fortta lento sernivocallsj
^ ch h dän. ^ ^ d.y !giftt.>
•» >.
fr. Ch flr.y
n ,< atork. « fr. Z
[engl .^A(-in) ongi i^Ä(-ine)
deni.7*
l
f -
fr. V
engl W
1) Map wird sich leicht überzeiigen , dafs wvt oft nur halbe Consonanten ausspre-
chea ,' wie * in allen FfiUeo, in denen ein Nasal mh eiiiem anderen explosiven Bodi-
stahen dersell^en Locatclasse fsasammeittriffL 2huc vollen Aassprache leines etcpIpAMit
Buchstaben j^ehört Schlaff und Oeffn^ng. In andß schlieCsen 'wir den Mund, zum ^f^
und öffnen ihn zum <f / in adna umgeketurt; wir sprechen also nur ein halbes n und
eih' halbes d^ während wir in'tfiUi und aäa eiü vollständiges n und d attssprechen.
Ebenso in ampa^ müim. Es ist unrichtig,*«! imd«n deshalb, weil das der ersCms
Hallte inhäiireiide vo.calische Element naoii Qelieben forttönen kann, aa.diim ^o»^
sofMin(e« cositnfiae zu zahlen, in welchen , vielmehr das consonantische 6eränsoh|
die Bettung, wie in /, Vy s, s» conttnuiren mufs. Wenn wir bei eiiiem auslautenden
11» den Mand nicht wieder Offnen, so sprechen -wir ein halbes ; keinr voIlstSndiges Im.
Am leichtesten ist jeder ConeoDant in seiner VoUstftndi|^eit a&wischen swel Yooalea
aufzufassen. Es ist aber einleuchtend , dafs in ama Schlafs und Oeffnong ebenso not-
wendig zur Vollständigkeit des m gehören , wie in aha za der des h, , Die Indischen
Grammatiker haben dieses Verh<nifs 'durchaus ricJitig aufgefiEifst. Mehr hierüber in
der aotföhrKoben Schrift.
98
Nach welchen Grundsätzen sind diese Laute in einem sdlge-
meinen Alphabete wiederzugeben?
Von den 23 Lauten haben nur 11, nlmlich i, ä, i, d, n, r, £,
jp, kf IM, /, ein und-denselben allgemein gfildgen Werth in den Euro-
pfliscbenOrthograpfaieen, wobei wir noeh immer ron nnbedeuten*
den Abweichungen absehmi. Die übrigen müssen naher bestimmt
mrerden« Unter diesen letzteren sind aber die einfachen Zeichen
fff s, z, V und IT in der angegebenen Bedeutung schon so allgemein in
alle linguistischen Bücher aufgenommen, dafs wir sie ohne weitere)»
gleichfalls anwenden dürfen.
Schwierigkeit machen dagegen die Laute d. ng, gutt. r, d. ch,
dänisch ff, d. j\ fr. ch, fr. j\ sowie das starke und schwache Englische
M. Diese neun Laute werden in der Linguistik auf sehr verschie-
dene Weise dargestellt. Die Un^&weckmäfsigkeit der gewöhnlichen
Europäischen Schreibimg, in der wir sie wiedergegeben haben, leuch-
tet ein, wenn wir an die Grundgesetze eines jeden auf allgemeine
Anwendung Anspruch machenden Alphabets erinnern, deren vor-
nehmste folgende sind:
1. Jeder einfache Laut darf nur durch ein einfaches
Zeichen ausgedrückt werden. Dagegen fehlen die Bezeichnun-
gen nff, ch, th.
2. Verschiedene Laute dürfen nicht durch ein und
dasselbe Zeichen dargestellt werden. Hier aber erscheinen
ffi ch, j, r und th jedes in doppelter Bedeutung.
3. Diejenigen Buchstaben, welche in den wichtigsten
Europäischen Orthographien einen verschiedenen Werth
haben, sind in einem allgemeinen. Alphabet überhaupt
nicht anwendbar. Dahin gehören namentlich cimdy. Jenes wird
Deutsch wie ts, Französisch mid Englisch wie s oder ib, Italienisch wie
ti oder k ; und in der Verbindung ch^ deutsch wie Griech. ^, Englisch
wie tf, Französisch wie ^, Italienisch wie k ausgesprochen; /lautet
im Deutschen und Italienischen Mde Enc^lisch y in year, im Englischen
wie dSj im Französischen wie i, im Spanischen wie Deutsch eh. Eben-
soweit gehen die Bedeutungen von. a in den Europäischen Sprachen
auiieinander. Unter den obigen Bczeiobnungen sind daher c, chy j
und a gänzlich zu vermeideti.
4 Explo^iive Buchs^tühen dürfen nricht zur Darstellung
van /ricativen Lauten, und umgekehrt, verwendet wer-
den; vielmehr müssen die Grundzeichen (Basen) der beiden Haupt-
89
abtheiiungeB streng gesondert bleil>6n, wenn nicht das Ganze in Vei^
wirrimg gerathea soll. Da nun c {=ki ts^ 4») ein explosiver Buch-
stabe ist, so kann er nicht als Basis für den frJcativen Laut d. <^ die-
nen« • Ebenso ist das explosive <? in der Bezeichnung des fricativen
französischen <^ zu vermeiden, und aus demselben Grunde das ex-
plosive t in dem fricativen englischen th.
Sehen wir uns nun nac)i solchen Zeichen unv welche für die
angiegebenen Laute so angewendet werden können, dafs diese wich-
tigsten Grundsätze nicht verletzt werden, so ist die Auswahl der
Zeichen beschrftnkter als es zuerst scheinen möchte. >
Deuts.ch ng,
» ■ . , ■■ • . • • . . ■
Im Deutschen und im Englischen, z. B. d. en^e, engl, sin^it^,
drückt ng das gutturale n aus^), welches in der Linguistik, nament-
lich im Sanskrit, bereits sehr allgemein durch n ausgedrückt wird.
Dafs n die Basis bleiben mufs, leuchtet ein; und von dem eingeführ-
ten Abzeichen abzuweichen ist kein Grund. ,
Gutturales r.
Dieses unterscheidet si^h Von dem gewähnlichen dentalen r da-
durch, dafä statt der Zungenspitze das Gaiunensegel in Vibration ge-
setzt wird. So wird es öfters dialectisch itn Deutschen, Französi-
<.
schisn und andereh Sprachen ausgesprochen. Da der übergesetzte
Punkt schön bei n die gutturale Aussprache bezeichnet, so wird itian
auch fiir das gutturale r kein anderes Abzeichen wählen dürfeh«
Wir bezeichnen es daher r.
Deutsch,/
Das deutsche jf ist der Halbvocal, welcher im En^ischen {year^
yet) und zuweilen auch im Französischen {Mayence^ £ayorme) durch
y ausgedrückt wird. Da wir nach dem Grundsatz No. 3 das Zeichen
j ni^ht beibehalten dürfen, so schreiben wir dafür y, und folgen hierin
wiederum d^ bereits in der Linguistik sehr iä>lich gewordenen Sitte^
Deutsch ch*
ch im Deutsche^ (lacAen) ist bekanntlich der fricative Laut, wel-
cher entsteht, wenn die Kehle am Gutturalpunkte nicht geschlossen
(denn dann entsteht ib), sondern nur verengert wird ^ so dafs der stark
1) In den meisten aaderen Spradien , so onch im Sanskrit , er8ch.e|nt li nar vor
anderen Gutturallauten; daher es selbst yon Indologea öfters gar nicht Vom deititalen n
unterschieden wird.
30
nui, eontianiriieli ansgestofscne Han^ ane ReibiiD{; lioren lättt, ^e
sie bei s an den Zähnen, bei / an den Lippen gehdrt -wird. • INe
Engländer, Franzosen, ItaKener kennen den Laot niebt; im ^aniscben
wird er durch j oder :ß bezeichnet. In den Semitischen Sprachen
(hebr. n, arab. ^) ist er sehr häufig. Unter den Europäisdien Schrif-
ten besitzt nur die Spanische und die Grieehisehe ein ein&ehes
Stichen för den Laut. Die Lateinische Sprache kannte den Laut
nicht, hat ihn daher auch nicht dargestellt. Die bisher von Linguist»
Uewählten Bezeichnungen 4^, M, ^, k, x -widerstreiten ^ribnmtlieh
dem unverletzbaren Grundsatze, dafs fricajtive Laute nicht durdi
explosive Basen wie Cy k^ q^ dargestellt werden können (s. oben
Nr. 4), oder sind wie a überhaupt nicht brauchbar. Die nächste ver-
wendbare fiicative Basis wäre h. Es wird aber aus dem folgenden
klar werden, dafs dieses Zeichen fiir sechs verschiedene Laute ge-
bfaucht werden müfste, wenn wir es seiner ursprünglichen Bedeu-
tung entziehen. Die Schwierigkeit ein passendes Zeicbei^ für diesen
Laut zu finden ist daher grofs, und schon längst gefühlt w^orden.
Wir besitzen aber ein solches in einer Europäischen Schrift, der
Griechischen, welche fast ebenso aHgemein bekannt ist, wie die
Lateinische. Aus dieser ist es auch in das Russische. Alphabet
aufgenommen, und das Spanische 4;- dürfte auch vielioehr seine
Bedeutung dem Griechischen ^ als dem Lateinischen a zu verdanken
haben. Das Bedürfnifs eines neuen Zeichens, welches natürlich kei-
nem Orientalischen Alphabete entlehnt werden konnte^ hatte s^ehon
Volney (s. oben p. 11) veranlafst, das Griechische Zeichen jj; in sei-
nem Alphabete von 1795 vorzuschlagen, und es, nach dem vergeb-
lichen Versuche k dafür zu substituiren, auch in sein letztes Alphabet
von 1818 wieder aufzunehmen. Derselben Bezeichnung bedieüt sich
auch Job. Müller^), Rapp'), Bunsen') u. A. Ich kann es daher
nur für einen wesentlidieyi Vortheil h)dten, ja für das einzige BGttei
alle Schwierigkeiten zu lösen, wenn wir diesen Vorgängern folgen
und das Grieehisehe Zeichen jf für diesen Laut in das aUgemeine
Alphabet aufnehmen, lieber den dem harten j( entsprechenden wei-
chen Laut siehe weiter unten.
Französisch cAr (englisch ah, d. 9ch).
Auch für den rauschenden Laut des 'deutschen ach^ engl. «A, fr.
1) Handbneh der Physiologie, Band H. (1837), p. 337. 338.
9) Phyiiologie der Sprsohs p. 66.
3) Aegyptena Stelle in der Weltgeschichte. Bd/I.
\l
L'^V
»1
ch würden wir sicher nicht anstehen eine neue Basis vorzuschlagen,
und dieselbe nöthigeii£dls aus dem griechischen Aljph£d>ete zu ent-
lehnen, wenn sich eine solche vorükude. Die Griechen aber be^
safsen so wenig wie die Römer diesen Laut, und bis in die Orien-
talischen, oder auch nur bis in das Russische Alphabet zurückzugrei-
fen, müssen wir venneiden, da uns mit Recht bis dahin Niemand
folgen würde. Es bleibt daher nur übrig ims üür. diesen Laut an
die ximächst liegende Basis s zu. halten und diese mit einem Abzeichen
zu versehen. Dies ist auch, von denen ge«cheh^i, die ein einfaches
Zeichen f^ diesen einfachen Laut gesucht haben, aufser von Volney,
der hier zuerst ein neu erfundenes Zeichen vorschlug ^, und später
r, d; I. ein umgekehrties j vorzog. Bei Andern findet sich i oder i
gebraucht; am weitesten ist durch Bopp's Vorgang I eingedrungen,
welches er seit 1833 an die Stella des deutsclien seh oder des eng-
lischen ah setzte. ' Meistens blieb inän aber bei dem Doppelbucbstaiben
sh stehen, der nicht allein gegen die Einfacbheit des Lauteis verstöfst,
sondern auch den unrichtigen Eindruck erzengt, als sei mit dem
rauschenden Laiite ein stärkerer Hauch verbunden als mit dem ein-
fachen 8. '
Wir würden , der Autorität und der Verbreitung wegen die Bopp-
sche Schreibung i aufnehmen, wenn sich nicht gegründete Bedenken
dagegen erhöben. Der* Spiritus Asper ist, wie A, ein Hauchzeichen,
und nach der Analogie der Aspiraten £', f,\p, würde man i f&r sh
(einzeln gesprochen) leseh müssen, oder' nach der Analogie Vbn iS^jjf,
ü. a. (s. unten) würde man an eine Verstärkung des einfachen s denkeii«
Beides ist nicht dfer Fall. W^ir würden demnach eine neue Bedeu-
tung des Spiritus Asper eihfiihren, die nur fKr diesen einzelnen Fall
Geltung hätte. "W^r können ebensowenig s annehmen, weil der Strich
die Palatalreihe bezeichnet (s. unten), und der einzige Vorgang des
8 bei Schleiermacher hat bis jetzt keine Nachfolger gefunden. Wir
schlagen nun die Schreibung ^ vor, indem wir dut^ch das runde Ab-
zeichen zugleich einigerm^ssen an die Mundstellung erinnert werden,
die bei der Aussprache nöthig ist^ eine Rücksicbt^ die wir öfters bei
der Wahl der Abzeichen, in Ermangelung wichtigerer Entscbefdungs-
gründe, in Betracht gezogen haben. Es kommt uns hier ferher'a^
statten, dafs de^ von uns gewählte Haken über i der am weitesten
verbreiteten Schreibung Bopp's durch i so nahe wie möglich kommt.
Endlich dürfen wir auch an das Wendisch-Serbische und jetzige Böh-
mische Alphabet erinnern, welche mit sehr geringer Abweichung für
unser « allgemein 8 gebrauchen.
'■':.i'
82
Französisch j.
Dieser Lmt ist der dem starken fr. ch (d. seh) entsprechende
weiche oder intenirte Laut' und verhält sich zu jenem genau wie fr.
z zu dem starken 9. Volney behielt die französische Schreibung j
bei) die wir nicht einmal als Basis anwenden dürfen ( s. oben p. 28),« so
wenig wie die aufserdem gebräuchliche zh. Es kann aber keinem
Zweifel unterliegen, dafs unserm s fär engl, sh^ ein weiches £ fiir
franz. j entsprechen müfs. Im richtigen Gjefiihl dieses Parallelismus
schreiben die Böhmen und Serben dafür z.
Eng^sches hartes ih.
Das englische ih^) bietet genau dieselben Schwierigkeiten dar
wie das deutsche ch. Es ist eine littera fricativa oder conimua und
darf daher den explosiven Buchstaben t nicht zur Basis haben« Das
einzige lateinische Zeichen, welches aus der fricativen Abtheilyng
dafür verwendbar wärß, ist 9, und für den weichen Laut z. Beide
sind aber schon doppelt in Anspruch genommen, und würden noch
überdies den Uebelstand bringen, dass dadurch der Neigung der mei-
sten Europäischen Völker, den eigenthümlichen Lispellaut in das ge-
w^öhnliche dentale 8 zu verändern, nur Vorschub geleistet werden
wä{;de. Auch hier wird es daher später, wenn der allgemeine Ge-
brauch den ersten Anstofs überwunden haben wird, als ein Gewinn
erkannt werden, wenn wir statt eines s mit Abzeichen das allgemein
bekannte Griechische Zeichen ^ alß eine neu hinzutretende be-
sondere Basis aufnehmen. Unter den bedeutendsten Vorgängern für
den Gebrauch des können wir Volney (1795), Klaproth (Asia
Polygl. 1823) und Fleischer (1831) anführen.
^ir verkennen das auf der Oberfläche liegende ernstliche. Be-
denken keineswegs, dafs durch die Aufnahme zweier Griechischer
Buchstaben die im Allgemeinen, nothwendige Beschränkung auf das
Römische Alphabet eiiie Ausnahme erleidet, u^ sehen voraus, dafs
Viele, welchen die volle Würdigung des alphabetischen Orga/iismus
und seiner Gesetze femer liegt, daran Anstofs nehmen werden. Es
ist indessen leicht zu ermessen, AsS^ bei der aufiallenden Armuth
der Lateinischen Sprache an fricativen Lauten uad Zeidben, und bei
der allgemeinen Neigung aller Sprachen, die explosiven Laute immer
mehr in fricative zu verwandeln'), und diese letzteren io Folge da-
1) &8 findet sich dieser lispelnde Laut im Arabischen nnd zablfeichen anderen,
auch mehreren Afrikanischen Sprachen 'wieder.
2) Die Beläge hiervon shid theils aus den Romanischen Sprachen' aHgemein be-
33
von immer feiner zu nuanciren, das Mifsverhältnirs zwischen den
beiden Lautordnungen in Bezug auf ihre graphische Darstellharkeit
bereits zu grofs geworden ist, um nicht einer wesentlichen Abhülfe
für alle Zukunft dringend zu bedürfen. In der That sind für die
oben angegebenen 9 explosiven Laute 8 Basen vorhanden, und für
die 12 fricativen nur 6 Basen. Die Vernvehrung der letzteren
durch die beiden griechischen Zeichen ^ und ^ ist daher fast unver-
meidlich, und ihre Unentbehrlichkeit wird sich alsbald noch deutlicher
herausstellen, wenn wir die hinzukommenden Asiatischen Laute in
Betracht ziehen.
Das Englische weiche th und das Dänische g.
Das weiche Englische ih (in ihe^ thou) findet sich auch in dem
Dänischen^ und in dem Neugriechischen d wieder; der dem starken
Deutschen ch entsprechende weiche Guttural erscheint im Dänischen
und Holländischen g und im Neugriechischen y^).
Es ist nicht zu leugnen, dafs es von grofsem Vortheil wäre, wenn
wir für diese beiden Laute neben den stark gehauchten ^ und ^ noch
besondere Basen hätten, wie z neben «, z neben ^, v neben/, und
wenn einst die an sich begreifliche Abneigung gegen die Griechischen
Buchstaben ^ und ^ der Nothwendigkeit ihrer Einführung gewichen
sein wird, dürfte man sich leichter entschliefsen noch weiter zu gehen
und die entsprechenden weichen Laute gleichfalls durch die griechi-
schen Zeichen y und d zu bezeichnen ^). Für jetzt halten wir diesen
Vorschlag noch zurück, obgleich wir sogar den wichtigen Vorgang
von Fleischer (1831) dafür anführen konnten, einerseits, weil die
Neugriechische Aussprache des y und 5 weniger bekannt ist, als die
des ^ und ^, andrerseits, um die Grundlage der lateinischen Buch-
staben nur im äufsersten Falle zu verlassen. Die Aushülfe, welche
in imserm Falle am nächsten liegt, ist die, dafs wir den starken und
schwachen Laut durch den Spiritus asper und lenis') ausdrücken
kannt, theils werden sie in der aasführlichen Schrift vollständiger gegeben werden.
S. auch unten, wo von den Palatalen gesprochen wird.
1) Das Neugriechische y geht wenigstens vor f, r, t; in den fricativen Laut über.
2) Es ist keinem Zweifel unterworfen , dafs auch x ^i^^^ ^ ursprünglich nicht die
später erst emgedrungenen fricativen Laute bezeichneten, sondern die Aspiraten 1t und
f. Der Zeitpunkt der veränderten Aussprache des x^ ^ ^^^ ^ ^^^ nicht bestimmt
nachzuweisen, und dürfte yielleicht gleichzeitig mit der des / und 6 eingetreten sein,
während ß schon früher zur Aussprache v hinneigte.
3} Die Inconsequenz , dafs das Zeichen ' in andern Fällen vielmehr eine Unter-
brechung des Hauches anzeigt, bleibt dabei ein unvermeidlicher, aber in diesem Falle
praktisch unbedeutender Uebelstand.
3
84
und jenen ^ , ^'. diesen f, & schreiben, oder auch nur den schwa-
chen Laut besonders durch * bezeichnen, für den starken aber die
Basis ohne alles Abzeichen beibehalten, da jf und ^ schon ursprüng-
lich stark lauteten, und im allgemeinen weit häufiger Torkommen
als / und ^.
Es gestaltet sich daher nun die Uebersicht der Europäischen
Laute folgendermafsen:
Alphabet des Eoropäischen Consonantsystems.
explosivae oder i fricatirae oder
diTidnae \ continnae ancipites
fort. lea. damI. | fort. len. ■emhroc
Gutturales k g n jj[ h ^(y) y
I
r
Dentales t d n \\8 z r l
6(3)
Labiales p b m f v tr
Erweiterung dieses Alphabets durch HinzufÖgung der fremden
Laute in den Orientalischen Sprachen.
Die Asiatischen Sprachen, und namentlich die Indische und die
Arabische, besitzen aufser den bisher betrachteten, noch eine Anzahl
anderer Laute , welche in den Europäischen Sprachen theils gar nicht
vorhanden sind, theils erst in einem gröfseren Zusammenhange ihre
richtige Stellung erhalten, weil sie Lautklassen angehören, welche
nur in jenen Sprachen vollständig durchgebildet sind. Statt der drei
uns bekannten Klassen sind hier deren sieben zu unterscheiden,
die wir jetzt einzeln aufführen wollen.
I. Die Faucalklasse.
A.
Wir pflegen das h zu den Gutturalen zu rechnen. Es ist aber
leicht zu bemerken, dafs wir diesen Laut hinter dem Guttural-
punkte sprechen, und zwar unmittelbar am Kehlkopfe. Wenn es
so w^eich ausgesprochen wird, dafs es intonirt wird, d. h. dafs zu-
gleich ein vocalischer Ton in den Stimmbändern klingt (wie bei z,
ü, ^\ z), so hört die Reibung auf hörbar zu sein, wir vernehmen
nur das vocalische Element. Daher wird mit Recht dieser intonirte
35
Hauch in keiner Sprache besonders bezeichnet, h gehört daher zu
den starkgehauchten tonlosen Lauten.
Arab. t 'elif, Hebr. « 'aUf, Sanskr. "W,
Griech. Spiritus lerds ^
Wenn wir die Kehle schliefsen und dann zur Aussprache eines
Vocals öffnen, so erhalten wir den schwachen explosiven Laut, der
in den Orientalischen Schriften besonders bezeichnet wird, in den
Europäischen aber, aufser der Griechischen, nicht. Wir vernehmen
ihn deutUch zwischen zwei aufeinander folgenden und getrennt ge-
sprochenen Vocalen, wie im Italienischen sara *a casa^ engl, no ^order,
AtVLlsch See-^adUry oder auch nach Consonanten, wenn wir mein 'Eid
unterscheiden von^ Meineid y oder Fisch-'art von Fischart u. a. Wir
bezeichnen diesen Laut, wo dies nöthig ist, durch den Haken % wie
die Griechen.
Arab. ^ >ain.
Der yorbeschriebene leise Laut kann durch eine stärkere Explo-
sion an demselben Punkte der Kehle auch hart ausgesprochen wer-
den. Dann entsteht der Laut, den die Araber ^ schreiben. Wir
finden ihn von den Gelehrten stets über den folgenden Vocal gesetzt
«, d, a, a, «, oder auch unter demselben, a. Diese Bezeichnungs
weise würde nach der Analogie aller Schriftsysteme voraussetzen,
dafs das lain nur eine Affection des Vocales sei. Es ist aber ein
voller Consonant, der dem Vocale vorausgeht. Wir bezeichnen ihn
daher, mit Rücksicht auf sein Verhältnifs zu dem schwachen Laute *
durch die Verdopplung des Hakens, und schreiben /.
Arab. e^, Ka.
Der dem / entsprechende fricative Laut ist nicht das gewöhn-
liche A, sondern ein stärker gehauchtes, welches eine gröfsere Ver-
engung des Faucalpunktes verlangt, und von den Arabern von dem
einfachen h unterschieden wird. Es ist daher öfters durch hh be-
zeichnet worden. Wir schreiben, analog dem jf und ^\ auch K^ und
finden darin schon Vorgänger in Fleischer (1831), Ewald (1831),
Vullers (1841).
Dafs in der faucalen Reihe kein Nasal vorhanden sein kann,
lehrt die physiologische Stellung des Faucalpunktes im Munde, dessen
Verengerung oder Schliefsung zugleich die Choanen oder den Nasen-
kanal verschliefst.
36
Die Faucalreihe beschränkt sich daher auf die vier Laute, welche
wir so bezeichnen: ^ ^ n h
n. Gutturalklasse.
Wie wir von dieser Klasse so eben schon das A ausgeschlossen
haben, weil es hinter dem eigentlichen Gutturalpunkte iiusgespro-
chen wird, so müssen wir bei einer genaueren Scheidung der Klassen
auch das y ausschliefsen und es der nächstfolgenden zuweisen, weil
dieser Laut vor dem Gutturalpunkte im Munde gebildet wird.
Dagegen werden wir einen den Semitischen Sprachen eigen-
thümlichen Laut:
das Arabische vj$, Hebr. p, qof^
dessen Bildungspunkt an dem hinteren weichen Theile des Gaumens
liegt, der gutturalen Klasse zuweisen müssen, obgleich diese etwas
weiter nach vorn, da wo sich das Gaumensegel an den harten Gau-
men anschliefst, gebildet wird. Wir schreiben den Laut mit dem
Zeichen, welches die Griechen und Römer an seine Stelle setzten,
obgleich sich nicht nachweisen läfst, ob diese genau denselben Laut
damit verbanden, nämlich q.
Die Guttxu'alreihe besteht demnach aus den Buchstaben:
*» ?» 9^ ^; i' x^y)''^ ^•
IIL Die Palatalklasse.
Wir findeu im Sanskrit eine Klasse von Lauten zwischen den
Gutturalen und Dentalen, als deren Bildungsort im Munde der harte
Gaumen (tdlü) von den Indischen Grammatikern angegeben w^ird.
Die beiden ersten explosiven Laute dieser Klasse werden von den
jetzigen Eingebornen nach allen Beschreibungen so ausgesprochen,
wie das Englische ch und J in choice und Join, oder wie das Italie-
nische c und ff in cima und ffiro. Diese Englischen und Italienischen
Laute sind, wie nieixiand bezweifeln wird, der sie aussprechen kann
oder hört, Doppellaute, welche mit einem dentalen (oder lingua-
len) t oder d beginnen und mit s oder z schliefsen. In der Devana-
gari- Schrift der Indier wurden aber nur einfache Laute durch ein-
fache Zeichen dargestellt, und ihre Sprache selbst läfst nicht den
mindesten Zweifel darüber, dafs die Laute ^ und ^ wirkUch ein-
fache^ nicht componirte Laute waren. Dies geht z. B. daraus her-
vor, dafs sie im Verse die vorhergehende Sylbe nicht lang machen,
sowie daraus, dafs sie verdoppelt werden können^). Die Laute
1) Es ist einleuchtend, dafs in keiner Sprache ein componirter Laut verdoppelt
37
wurden folglich ursprünglich anders als jetzt, nämlich als einfache
Laute ausgesprochen. Wenn wir nun auch diese Laute nicht mehr
näher bestimmen könnten, so würden wir sie doch unzweifelhaft im
Sanskrit durch ein. besonderes Abzeichen andeuten müssen. Als sol-
ches ist von Bopp und dessen Schule der übergesetzte Strich ' ein-
geführt worden. Diesen behalten wir bei, imd fügen ihn allen Gut-
turalbuchstaben hinzu, um ihre Palatalgeltung zu bezeichnen. So er-
halten wir die Reihe Ic, ff, n; jf, ;f(/); y.
Gehen wir dieser Lauterscheinung etwas weiter nach, so findet
sich, dafs die Veränderung früherer Gutturalen in assibilirte Lingua-
len oder Dentalen auch in anderen Sprachen wiederkehrt. Das Grie-
chische xoilov, d. i, kailon, wurde lateinisch coelumy d. i. kglum, gespro-
chen und lautet jetzt im Italienischen cielo, d. i. teelo; das Lateinische
caseiis, der Käse^ ist im Englischen cheese^ d.i. tsize^ geworden; aus
dem Hebräischen gamal^ Arabisch gemd^ das Kameel, ist dialectisch
erst ffyemel oder dyemel^)^ dann dzemel, endlich auch zemel gewor-
den. Solche Uebergänge finden in der Sprachengeschichte nie sprung-
weise, sondern allmälieh statt. Es ist eine der allgemeinsten Erschei-
nungen, dafs die explosiven Buchstaben die entsprechenden fricativen
Laute hinter sich erzeugen, dann ganz in sie übergehen, und dafs
gleichzeitig die Gutturalen immer weiter nach vom im Munde stre-
ben, bis sie endlich in Dentale übergehen.
werden kann. Wenn man das Englische r%cKe$ in seine einfachen Laute auflöst r%tie$
und hätte die Absicht den Laut zu verdoppeln , so könnte man nicht schreiben rxchchesy
d. i. ritSties, (denn dies wurde lauten wie in which child) sondern man wfirde nur
das erste Element verdoppeln, ,und ritches, d.i. ritths schreiben können. Vgl. was
unten über die Verdoppelung der Aspiraten gesagt wird.
1) Auch dem t und d wird in vielen Sprachen ein yliaut zugefügt und vom Sprach-
gefühl nicht selten als einfacher Laut aufgefafst und behandelt. Wenn es in einzelnen
Sprachen zweckmäfsig scheinen sollte, diesen nachschlagenden Laut nicht als vollstän-
digen Consonanten aufzufassen, so würde es nahe liegen, für die Laute ty, dy (rich-
tiger iy, gy) wie bei den Palatalen den Strich einzuführen und t\ d zu schreiben,
da y in der That palataler Natur ist und die Aussprache selbst des f oder d der pa-
latalen sehr nähert. Es kann in gewissen Sprachen , z. B. den Slavischen und der
Chinesischen, auch wünschenswerth erscheinen, aus etymologischen oder linguistischen
Gründen, in gewissen Fällen der Affrikirung und Assibilirung , von dem allgemeinen
Grundsatz der einfachen Zeichen ausschliefslich für einfache Laute abzusehen, und für
solche, gleichsam diphthongische Doppellaute gleichfalls einfache Zeichen anzuwen-
den. Li diesem Falle würde es, wie uns scheint, immer noch zweckmäfsiger sein, statt
neuer Basen wie c und j , dieselben Basen beizubehalten , und diese durch ein hin-
zugefügtes Abzeichen zu modificiren, und zwar so, dafs für ky, gy, ty, dy, tS, dz,
tt, dt geschrieben würde 1c^ g, t', d, t, d, f, d. Im Slavischen assibilirten r durch-
dringen sich r und S so vollkommen, dafs der Laut als einfach anzusehen ist und nur
durch r wiedergegeben werden kann.
38
Auf diesem Wege, vom Guttural- zu dem Dentalpunkte , liegen
im Mundkanale noch zwei andere, welche in verschiedenen Sprachen
festgehalten wurden, der Palatalpunkt und der Lingualpunkt.
Der erstere liegt ziemlich in der Mitte des harten Gaumens.
Ein an diesem Punkte durch Andrücken der breiten mittleren Zunge
ausgesprochenes k öder ^ wird sich von jedermann leicht in seiner
Verschiedenheit von dem tiefen gutturalen q, k oder ff erkennen las-
sen. Ein solches palatales ü ist von dem gutturalen k ebensoweit
unterschieden, wie das Deutsche ch in ich^) von dem ch in ach oder
Buch , oder wie das allgemeine Deutsche ch in Milch von dem Schwei-
zerischen ch in demselben Worte. In den meisten Sprachen nähert
sich das k und ff vor den Vocalen e, i, o und u der palatalen Aus-
sprache, während sie vor a, o und u mehr guttiu*al bleiben. Dies
hängt mit der Bildungsweise dieser Vocale zusammen. Im Sanskrit
unterschied man beide, die gutturale und die palatale Aussprache,
vor allen Vocalen *).
Die palatalen Laute haben, aus nachvvreisbaren physiologi-
schen Gründen, die Eigenheit, dafs sie sich leicht mit einem An-
fluge von y verbinden, welches am deutlichsten in dem palatalen n
imd ? hervortritt *). Dieser leise Anflug, welcher zuerst die palatalen
Laute so innig begleitet, dafs er von einem feinen Ohre sowoW vor
1) Dieser Laut wird von Engländern und Franzosen schwer getroffen; sie pflegen
meistens s dafür zu hören nnd zu sprechen, weil sie die Zähne zu nahe an einander
bringen. Es ist kaum zu bezweifeln, dafs der palatale Zischlaut 1J[ im Sanskrit ent-
weder noch jetzt (denn ^ie Beschreibungen der Engländer sind nicht sehr genau) oder
doch ursprünglich kein anderer als dieser Laut war. Er pflegt jetzt öfters 4 ge-
schrieben zu werden , und diese Bezeichnung würde nicht gegen das System yerstofsen.
Es iäfst sich aber am Palatalpunkte gar kern Laut bilden, der unserm einfachen s
ähnlich wäre, sondern nur ein dem ^ oder s ähnlicher, daher 6,ie Schreibung x ^^^
genauste ist und eingeführt zu werden verdient. Wem diese Bezeichnung gar zu ab-
weichend dunkt Yon der bisherigen, würde sich vielleicht eher zu der Schreibung i
entschliefsen , welche der heutigen Aussprache nahe kommen würde. Mehr hierüber
in der ausführlichen Schrift.
2) In Bezug auf ;^ (d. ch) thun wir das auch im Deutschen. Wir sprechen z. B.
das ch in allen Diminutiven, auch hinter a, o und f«, nicht guttural, wie in Aachen,
rauchen, Kuchen, sondern palatal, wie in Mamachen, Frauchen, Kuhchen ^ von Mama,
Frau^ Kuh. Das gutturale ch wird aber hinter allen Vocalen nur im südlichsten
Deutschland gesprochen.
3) Man spreche z. B. das n und / in ano, fule so aus, dafs man die breite mitt-
lere Zunge an die hohe Mitte des harten Gaumens andrückt, so wird man nicht mehr
die französischen Wörter änneaiu und foule hören, sondern sehr annähernd a^neau
und fouxlli, nur mit dem Unterschied, dafs die heutige französische Aussprache die
Zunge nicht mehr ganz bis zum Gaumen hebt, sondern sie ihm nur nähert, so dafs
der Laut sich immer mehr in y (ayeau^ fouyi) auflöst.
_39
als nach dem Schlufsmomente der explosiven Laute vernommen wird,
verstärkt sich dann leicht zu einem nachschlagenden y, dann zu einem
jf, endlich zu S, Daraus entsteht eine Reihe von Doppellauten, welche
vom palatalen k durch %, ^, tj[, ts sich öfters bis zum einfachen
8 oder selbst 8 verändern.
In den Sprachen nun, in welchen sich der reine einfache Palatal,
wie im Sanskrit, von den Gkitturalen geschieden findet, oder in wel-
chen die nut den Palatalen verbundene Reibung so inhärirend ver-
nommen wird, dafs er die Einfachheit des Lautes nicht entschieden
aufhebt, ist es rathsam, die einfache Bezeichnung durch i', g^ n bei-
zubehalten. Wo aber der Doppellaut, wie im Englischen church^ join^
deutlich hervortritt, wird eine consequente Umschrift ihn auch als
solchen durch zwei Zeichen darstellen müssen^), lieber den beson-
deren Fall, wenn in einem fremden Alphabete diese Laute einfach
dargestellt werden, weil sie ursprünglich einfach waren, dieselben
aber jetzt als Doppellaute ausgesprochen werden, ist noch zu be-
achten, was weiter unten gesagt wird.
Die Reihe der reinen Palatallaute ist also folgende:
^' 9^ ^; i' iW; y? ^•
wobei nur noch zu bemerken ist, dafs jp und der Halbvocal y sich so
nahe liegen, dafs das j|p wohl in keiner Sprache als ein besonderer Laut
neben y erscheinen dürfte. Dafi y den Palatalstrich nicht erhält, erklärt
sich von selbst dadurch, dafs ihm kein gutturaler Laut entspricht.
IV. Die Cerebralklasse.
Diese den Indischen Sprachen fast ausschlief slich eigenthüm-
licbe Klasse wird so gebildet, dafs die Zungenspitze nach oben bis
in die Nähe des Palatalpunktes zurückgebogen wird und hier die Ex-
plosion oder die Reibung erzeugt. Für unser Ohr stehen diese Laute
den Dentalen am nächsten. Wir behalten auch füi^ sie das von B o p p
und seiner Schule eingeführte Abzeichen, den untergesetzten Punkt
bei, imd schreiben diese Indische Reihe
t, d, n\ §\ r, L
V. Die Lingualklasse
gehört ebenso ausschlief slich der Arabischen und verwandten
Sprachen an. Sie ward gebildet, indem die breite Zunge mit nach
untejQ gebogener Spitze den ganzen vorderen Raum des harten Gau-
mens bis zu den Zähnen berührt oder ihm sich nähert, und ist da-
1) Vgl. oben p. 37, Note 1.
40
her gänzlidi verschieden von den Indischen Cerebralen, obgleich auch
diese nicht selten Lingualen genannt werden. Es scheint daher
zweckmäfsig, diese letztere Benennung auf die Arabischen Laute zu
beschränken, und die erstere für die Indischen festzuhalten^).
Auch die graphische Bezeichnung war bisher bei Robinson,
Caspari, Davids u. A. ein Punkt unter den Dentalen, wie bei den
Cerebralen. Wir haben statt des Punktes, nach Volney's Vorgang
eine kleine Linie gewählt, f, welche die breite Zungenposition der
Arabischen Lingualen passend im Gegensatz zu der Cerebralbildung
bezeichnet und doch sehr wenig von dem bisherigen Punkte abweicht.
Die Araber haben nur vier Buchstaben dieser Klasse ausgebildet,
nämlich: iy 4\ §f ?*
VI. Die Deutalklasse
findet sich vollständig in den Europäischen Sprachen, und ist schon
oben näher erörtert worden. Das Wesentlichste der drei fricativen
Lautbildungcn «, 8 und 0, nebst den entsprechenden weichen Lau-
ten, ist, im Gegensatz zu dem gutturalen und palatalen ^ und j[,
die FricLion des Hauches, welche an den Zähnen vernonunen wird.
Die Modification dieser Zahnfriction entsteht durch den gröfseren
oder geringeren hohlen Raum, den die Zunge hinter den Zähnen
frei läft. Liegt die Zungenspitze am Punkte der Friction selbst, so
entsteht ^; wird sie an die Unterzähne gelegt, und die Oberseite der
Zunge bis hinter die Oberzähnc zurückgebogen, so entsteht«; weicht
die Zunge noch weiter zurück, so dafs hinter den Ober- und Unter-
zähnen ein gröfserer hohler Raum bleibt, so bewirkt diese erwei-
terte Resonanz den Laut «. Man würde den hinteren Abschlufs des
Resonanzraumes noch weiter zurücklegen können bis zum Palatal-,
ja fast bis zum Gutturalpunkte; auch kann man die Höhlung des
Mundkanals durch die Lippen verlängern. Dies bewirkt aber keinen
wesentlich verschiedenen Eindruck auf unser Ohr, für welches der
rein dentale Bestandtheil des Lautes, die Reibung an den Zähnen,
entschieden vorwiegt '-^j. Dagegen erhält das cerebrale s der Indier
durch die besondere Biegung der Zunge, welche einen doppelten
1) Cerebrals war die ursprüngliche Englische Bozeichnung , welche zwar aaf einer
unrichtigen Uebersetzung des Indischen Namens tnvrddanya, d. i. Gaumdach-Buchstaben,
beruht , aber bis jetzt durch keine passendere ersetzt worden und daher beizubehalten ist.
2) Nur aus den Slavischen Sprachen ist dem Verfasser die Unterscheidung zweier
8 bekannt, von welchen das vordere als lingual am besten durch den untergesetzten
Strich s bezeichnet werden durfte.
41
hohlen Raum im Munde erzeugt, einen etwas abweichenden Aus-
druck, welcher durch den cerebralen Punkt bezeichnet ist.
Die Dentalreihe bleibt hiernach, wie oben angegeben:
t, d, n; S, Z; 8, Z; ^, ^X^J i ^> ^•
VII. Die Labialklasse
ist gleichfalls aus den Europäischen Sprachen bekartnt, und oben
bereits mitgetheilt:
Pj i, w; /, V; w.
Vereinigen wir jetzt die sieben Klassen zu einer gemeinschaft-
lichen Uebersicbt, so stellt sich dieselbe folgendermafsen dar:
Die Coüsonanten des Allgemeinen Alphabets.
expJ
osivae
fricativae
oder
oder
di^
ridnae
continüae
liqaida
orales nasal.
fortU lenis
orales
fortis
leiiis seulvucal.
I.
Faucales.
>
>
R h
u.
Gutturales.
k ?
9
n
x(x)
i(y)
r
HI.
Palatales.
k
§
t
n
i
X(y)
y
t
IV.
Cerebrales.
t
•
n
•
9
r l
• •
V.
Linguales.
t
i
tP
8
Z
VI.
Dentales.
t
d
n
\m
z
ff(äj
r l
VII.
Labiales.
P
b
m
f
V
W
Die Aussprache dieser Laute in Beispielen und ihre organische
Eeihenfolge.
W^ir ordnen diese Beispiele in einer Reihenfolge an, welche auch
in Wortverzeichnissen fremder, namentlich sehr lautreicher Spra-
chen entschiedene Vortheile vor unserer gewöhnlichen haben dürfte,
nämlich nach den Organen. Das Semitische Alphabet, von welchem
unsere Ordnung herstammt, hatte iu*sprünglich selbst eine organische
Anordnung^), die aber später ganz verwischt worden ist. Jetzt er-
scheint imsere Alphabetsfolge in der gröfsten Verwirrung, und es
1) S. d. Verfassers Abhandlung: lieber die Anordnung und Verwandtschaft des
Semitisichen , Indischen, Aethiopischen , Alt - Persischen und Alt- Aegyptischen Alpha-
bets. Berlin 1836.
42
scheint uiii^echt und unzweckmäfsig , dieselbe Verwirrung, ja eine
noch vermehrte, auf alle die neu gewonnenen Sprachen zu übertrafen,
welchen in unserem Jahrhundert zum erstenmale eine Schrift dar-
geboten wird. Auch drängen sich die Uebclstände leicht auf bei
der Anlage eines solchen Vocabulars, namentlich für die Stellen der
neuen Zeichen ^ ^ / '. Unsere Alphabetstafel läfst leicht erkennen,
dafs eine organische Ordnung auf doppelte Weise erreicht werden
kann, indem wir entweder den verticalen Reihen folgen (diese Ord-
nung lag im Wesentlichen dem Semitischen und dem ältesten Sans-
kritalphabete zum Grunde), oder den horizontalen, nach Art der In-
dier im Devanagari. Wir würden die letztere Anordnung vorziehen,
wenn dieselbe nicht den Uebelstand mit sich führte, dafs dadurch
die Buchstaben mit gleichen Basen in den verschiQdenen Klassen ge-
trennt würden. Folgen wir den verticalen Reihen, so bleiben die
glciichen Basen zusammen, so dafs man sich sogar ohne grofsen Uebel-
stand erlauben könnte, von den Abzeichen in der Anordnung ganz
abzusehen. Nur j[ und ^, B und ^' werden getrennt, wenn man nicht
y und d zu schreiben vorzieht, und in der Vocalreihe wird die Ver-
einigung von u und u nöthig sein. Für Bücher, welche nur für die
Europäische Wissenschaft bestimmt sind, und in welchen nur die
gewöhnlichen Buchstaben oder doch nur wenige diacritische Zeichen
vorkommen, würde jedoch die bisherige Ordnung zunächst besser
beibehalten werden.
Vocale.
ä d. Vater f fr. dmey flamme^ it. coro*
ä d. Mann, it. ballo.
u fr. a», en,
ai d. Kaiser^ engl, mine,
au d. Hausy engl house,
au d. Häuser^ heute,
§ fr. mere , fite , d. Bar,
engl, fat , man,
d. recht , wenn , lat. lego,
A.weh^ fr. donn^^ engl» vein^ it. re,
fr. examen^ Inde,
ei Span, reina,
t engl, see^ d. mir, fr. abime,
t d. michy engL sin.
Q engl. aU^ (^ it. pero.
e
e
engl, hot, not,
d. von,
d. Ton, engl, no, fr. c6te,
fr. heurre, coeitr,
engl, hut, eurrent,
d. können,
d. König, ü,feu,
fr. on,
fr. uh.
ai engl, pin,
ou gr.ion.couTog,mittelhochd.4oii/w.
ü d. Ruhe, engl. ruU, fr. votUe.
d. Null, engl, /bot, fr. ours.
d. Güte, iv,fitme5,
d. würdig, fr. hut,
A.Verstand, e.,nati&n, kopt. Mit.
ö
*
u
o
9
o
u
ü
e
o
43
l
o
S. "W.
s. ^.
chin. mand. Uz. -+- (das Kind).
k
t
«
t
t
P
Konsonanten.
A. Explosivae. a. Portes,
arab. p(^a%nj,
arab. vJ5 C^^/)*
d. Kunst, fr. ccfuse,
s. ?.
arab. Jo (tä).
d. Totg", engl. toum.
d,Pefnf engl. pme.
b. Lenes.
arab. t, hebr. j* CalefJ, griech. ^
d. Go/t/, fr. gauche,
s. ^, arab. gemeL
s. ¥.
d arab. O» (^dö^.
£? d. c/^r, engl. dear.
b d. i^*.
c. Näsales.
n d. «yf^e, engl, singing,
n s. "T, ital. ^«wflto.
n s. nr.
n d. nein^ engl. no.
m d. mit,
B. Fricativae. a. Portes.
K arab. ^ (^&X^.
A d. Hand, engl. Aa/ifif.
5^
jf (^J d. ach ; poln. chata,
j[ s.J((sJ, d, ich, recht.
s s. ^.
I poln. it^y.
« arab. u^ (säd).
8 d. schon, e. j/i^^ fr. e^Äa^, serb. sut/ta.
s d. -r^j/, fr. savoir, fa, engl. J6f«j.
^f^9 engl, thin, neugr. ^eog^
f d./'ein, engLßne,
b. Lenes.
^ CyJ arab. ^(^ainj, neugi\ yicpvqa.
z poln. pozno,
z arab. -b (^^r^^.
;? fr. jeune, poln. bazant^ serb. lor.
fr. 2^/^, engl. sea/.
^Y^>^ eiigJ« '^y> neugr. d/t/;a.
V fr. vouSf engl. vem. -
y
w
c. Semivocales.
engl, year, fr. Bayonne, d. /a.
engl. tt'^.
C. Liquidae.
d. dial. stark, fr. dial. grasseyer.
s. T.
ital. rahhia.
griech. qaßdog.
l ital. ^/i.
7 Wallis. //.
L s. do.
l d. Lamm, engl. /ofi^.
r
Aspiration, Affiication, Verdoppelung.
Aspiraten sind diejenigen explosiven Laute, welche mit
einem einfachen, aber hörbaren Hauche ausgesprochen werden. Diese
Klasse ist am vollständigsten im. Sanskrit ausgebildet worden, wo
sowohl die Fortes als die Lenes aller Klassen in dieser Weise aspi-
44
- - ■ -- — - — - — —
rirt werden können. Im Altgriechischen wurden nur die Fort es as-
pirirt und diese gingen dann später in die entsprechenden Reibelaute
über. Der Hauch kann nur der Explosion folgen, nicht wie mit
einem Reibciaute durchgängig verbunden sein. Es findet daher hier
wirklich eine Composition statt. Wenn im Sanskrit^) dennoch die
Aspiraten als einfache Buchstaben aufgefafst und geschrieben wer-
den, so ist dies dadurch zu erklären, dafs der Hauch sich inniger
als irgend ein anderer Gonsonant mit den explosiven Buchstaben ver-
bindet und von so geringem Gewicht ist, dafs er keine Position bil-
det, ja dafs er eigentlich nur eine Verlängerung desselben Hauchs ist,
welcher jedem Consonanten von selbst inhärirt. Es steht uns daher
in der That die Wahl frei, ob wir die Aspiraten als einfache oder
als mit h componirte Laute ansehen wollen. In diesem Falle halten
wir es für das Richtigste, der Anschauung der verschiedenen Völker
selbst zu folgen, und z. B. die Indischen Aspiraten als einfache Laute
mit dem Abzeichen des Spiritus asper zu versehen und U^ Je, f, ^
P^ S^9 /j (f> ^» ^? i™ Hindustani aber, wo der Hauch als frei hin-
zutretendes Element behandelt wird, kh, Ich u. s. w. zu schreiben.
Gonsonantische Diphthonge nennen wir diejenigen Gonsönant-
verbindungen, in welchen ein explosiver Laut mit dem zugehö-
rigen fricativen verbunden wird, wie in ijf, ^, ^, dz, fe, dz,
pf u. a. Die Sprachgeschichte zeigt, dafs diese Laute besonders leicht
gebildet werden, und meistens aus den einfachen Lauten durch
Affrikation derselben hervorgehen. Daher kommt es, dafs sie dieser
Etymologie wegen auch öflers durch einfache Zeichen dargestellt
werden, wie italienisch c und^, für ^undd^,- deutsch ;? für to; grie-
chisch t für dz. Nach unsem Prinzipien sind aber solche Doppel-
laute überall, wo die wirkliche Aussprache, nicht die etymologi-
sche Herkunft, angezeigt werden soll, in ihre Elemente aufzulösen.
Die Verdoppelung der Gonsonanten^ auch hinter kurzem ac-
centuirten Vocal, dürfte nur dann anzuwenden sein, wenn sie, durch
Verlängerung des Berührungsmomentes oder der Friction, so deut-
lich vernommen wird, wie im Arabischen und Italienischen^ oder ety-
mologisch durch Assimilation verschiedener Gonsonanten gerechtfer-
tigt ist, oder endlich, wenn es sich nur um Uebertragung einer frem-
den Schrift handelt, in welcher die Verdoppelung angewendet wird.v
1) Der be^e linguistische Beweis für die Natur der Aspiraten im Sanskrit ist , dafs
sie nicht verdoppelt werden, sondern nur dea entsprechenden unaspirirten Laut vor sich
nehmen können. Aus afca entsteht durch Verdoppelung nicht a^a, sondern aklta.
45
üeber die Anwendung des allgemeinen Alphabets auf die be-
sonderen Alphabete einzelner Sprachen.
Es ist schon oben (p. 21) bemerkt worden, dafs das allgemeine
Alphabet bei seiner Anwendung auf einzelne Sprachen mancher Ver-
einfachung, wie andrerseits der Erweiterung fähig sein mufs. Na-
mentlich werden alle Abzeichen, welche auf einer Ausbildung von
Gegensätzen beruhen, entweder ganz übergangen oder nur einseitig
dargestellt werden können. Es wird z. B. nicht nöthig sein j( und^,
^ und ^, ^ und <?, g und p, g und p doppelt zu unterscheiden; nur
wo neben beiden Gegensätzen auch der indifferente Laut erscheint, wie
z. B. im Deutschen^) und Italienischen, wo dem langen g und ^ nur
ein mittleres kurzes ^, dem langen ö und ^ nur ein mittleres kurzes ö
entspricht, sowie in der Yergleichung mehrerer Sprachen , wo den in-
differenten oder uns nur unvollkommen bekannten Lauten der einen
Spiuche, die ausgebildeten Gegensätze der andern gegenüberstehen,
wird man die vollen Unterscheidungszeichen nicht entbehren können ^).
Andrerseits wird man dieselben Abzeichen, deren wir uns hier
bedienen , auch in Verbindung mit andern als den von uns angeführten
Buchstaben gebrauchen, wenn sich in einzelnen Sprachen dergleichen
Variationen herausstellen. Sollten sich aber noch wesentlichere Ver-
schiedenheiten nachweisen lassen, welche in dem allgemeinen Alpha-
bete nicht repräsentirt sind und sich überhaupt nicht analog ausdrücken
lassen, so wird nichts im Wege stehen, auch noch andere neue Ab-
zeichen naöh den von uns aufgestellten Prinzipien zu wählen und
nöthigenfalls zu erfinden.
Zu diesen letzteren Fällen gehören z. B. die Schnalzlaute, jene
eigenthümlichen Laute der südHchsten Afrikanischen Sprachen, welche
nicht durch einen ausgestofsenen , sondern durch einen nach innen ge-
zogenen Hauch gebildet werden. Es sind dieselben Zungenbewegungen,
die auch von uns, nur nicht als Wortelemente, gebraucht werden.
In der Hottentotten 'Spra,che giebt es vier Schnalzlaute; in der
Zulii' und andern Sprachen des grofsen Südafrikanischen Sprachstam-
mer nur drei. Für sich allein sind diese Laute leicht auszusprechen.
Der erste, der sich vorzugsweise nur im Hottentottischen findet, nach
1) Vergl. Grimm, Gramm. I. p. 78. 79. In den meisten Sprachen werden die
kurzen Yocaie nicht so scharf geschieden , wie die langen , daher die ersteren in den
älteren Sprachen gar nicht bezeichnet wurden, s. oben.
2) z. B. wenn man das Lateinische oder Griechische oder Gothische e und o mit
dem Französischen e und e, dem Italienischen d und o vergleichen will.
46 .
Boyce^) aber auch in einigen Worten der Kafirsprache vorkommt,
entsteht, wenn man die Zunge in die Palatal Stellung bringt und dann,
die Luft einsaugend, abzieht. Er wird von Boyce qc geschrieben. Der
zweite, welcher bishei: q geschrieben und öfters als pakUal bezeichnet
wurde, besteht in einem Herabschnellen der Zungenspitze vom mitt-
leren Gaumen, und ist der Lage der Zunge nach ein Cerebral. Der
dritte, meistens c geschrieben, ist in gleicher Beziehung Dental, weil
hier nur die Zungenspitze an den oberen Zähnen schnalzt. Der vierte
wird mit der Seite der Zunge gebildet, indem man von der rechten
oder linken Seite her die Luft nach der Mitte des Mundes einzieht
Er wird deshalb Lateral genannt, und ist bisher gewöhnlich durchs
wiedergegeben worden.
Die Aussprache dieser Laute wird erst schwierig, wenn sie mit
anderen Lauten zusammen gesprochen werden. Während nämlich die
vordere Zunge schnalzt , kann die Kehle sich zu g oder n (in 4er Nama-
sprache auch zu k^ ^, h^ n) öffnen, so dafs diese letzteren Laute fast zu-
gleich, oder doch nur wenig später ausgesprochen werden^). Unrich-
tig ist es, wenn die Gutturale vor die Schnalzzeichen geschrieben
werden, da sie nie vorher ausgesprochen werden können.
Es scheint aber auch die bisherige Wahl der Schnalzzeichen selbst
nicht zweckmälsig zu sein, weil 9, c, os den Europäischen Alpha-
beten entnommen sind und hier bekannte Laute ausdrücken, welche
in keiner Weise an die Schnalzlaute erinnern. Das Wesentliche der-
selben ist die eigenthümliche theilweise Hemmung und sogar Zu-
rückziehung ' des Hauchs , die uns am besten durch einen einfachen
Scheidungsstrich / ausgedrückt werden zu können scheint. Verbinden
wir hiermit unsere gewöhnlichen Klassenzeichen für den Cerebral und
den Palatal, so bleibt nur der Lateral übrig, welcher der stärkste
Laut ist. Wir bezdchnen ihn durch zwei Striche. Da die damit ver-
bundenen Gutturalen offenbar keine Lauteinheit ^) mit den Schnalz-
1) Grammar of the Kaffir langu. p. 4. Auch von den Zuln-Kaffern hat ihn der
Schreiber dieses aussprechen hören.
2) Boyce unterscheidet nur zwei begleitende Gutturale, die er ^f und j». schreibt;
Appleyard und Grout verzeichnen drei, nämlich g und zwei Nasale n und ng (d.i. n).
Der Schreiber dieses hat von den Zulu - Kaffern , welche sich im Anfange 1854 lange
Zeit in Berlin aufhielten , nur zwei Gutturale g und n mit Schnalzlauten engverbnn-
den unterscheiden können.
3) Wir können daher auch nicht Grout beistimmen, welcher statt der früheren
Bezeiohnungen folgende vorschlägt:
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47
lauten, sondern nur eine Komposition bilden können, soj lassen wir sie
einfach folgen, wie bei Diphthongen. So erhalten wir die üebersicht:
Palatal {qc) I —
Cerebral (5) / ig in
Dental {c) 1 ig in
Lateral (.r) // ag un
Die grölsten Schwierigkeiten bieten für die üebertragung diejenigen
ausgebildeten Schriftsysteme dar, welche aus früheren Sprach-
epochen herstammen und noch jetzt beibehalten werden, obgleich sich
die Aussprache geändert hat, oder solche, in welchen mehrere RefoN
men ihre Spuren zurückgelassen haben. Ein solcher Fall ist schon
oben bei den Sanskritischen Palatalen besprochen worden. Die Ver-
schiedenheiten der Europäischen Orthographieen beruhen gröfstentheils
darauf. Mehr oder weniger bieten aber fast alle älteren Alphabete
einige dieser Schwierigkeiten dar. Da nun gerade der Zweck jeder
allgemein gültigen Umschrift ist, so viel als möglich jede solche In-
congruenz zwischen Laut und Zeichen zu vermeiden, so bleibt in sol-
chen Fällen nur übrig, sich für eine bestimmte Epoche der wiederzu-
gebenden Sprache zu entscheiden, und hiernach eine verschiedene Um-
schrift anzuwenden, je nachdem sie der alten, in der gegebenen Schrift
niedergelegten und linguistisch zu ergründenden Aussprache entspre-
chen soll, oder der jetzt gebräuchlichen. Diese Verschiedenheit trifft
in der Regel noch mehr die Vocale als die Consonanten, weil die er-
steren in allen Sprachen der wandelbarere Theil sind.
Die Araber unterscheiden nur drei Vocale, sprechen aber die drei
Voealzeichen nach bestimmten Regeln sehr verschieden aus; ebenso
wechseln eine Anzahl Consonanten ihre Bedeutung je nach verschie-
denen Dialekten, obgleich die Buchschrift überall ein und derselben
Bezeichnung folgt. Eli Smith und Robinson in des Letzteren
Werke über Palästina versuchen es, die lebendige Aussprache wieder-
zugeben, und haben höchst Anerkennenswerthes darin geleistet ^). Für
den Linguisten ist es aber ohne Zweifel vortheilhafter, sich nur an
die geschriebene Sprache zu halten, und von den Schwankungen und
der Nüancirung der heutigen Aussprache abzusehen. Auch das Ar-
menische Alphabet hat eigenthümliche Veränderungen in der Aus-
sprache erfahren, wie sich historisch nachweisen läfst^). Eine der
1) Vgl. auch den vortrefflichen Aufsatz über die heutige Aussprache der Arabischen
Vokale von Lane in den Schriften der Deutschen Morgenl. Gesellschaft. 1850. p. 171.
2) S. Petermann, Gramm. linguae Armenicae. Berolini. 1837.
48
schwierigsten Umschriften ist aber die des Hebräischen Punkta-
tionssystems, welches erst in später Zeit auf das ererbte Alphabet an-
gewendet worden ist und mancherlei innere Inconsequenzen darbietet.
Von den neueren Gelehrten ist die histprische Entwicklung dieser Zei-
chen noch keineswegs hinreichend aufgeklärt und mit den verschiede-
nen traditionellen Aussprachen der heutigen Juden verglichen worden,
um eine völlig gesicherte Umschrift darauf anwenden zu können.
Wenn wir nun hier zum Schluls eine Anzahl Alphabete nach un-
serem Systeme umgeschrieben vorlegen, so geschieht dies mit der vol-
len Ueberzeugnng, dals fernere Unterancdiungen hier noch Vieles be-
richtigen und ergänzen werden. Wir haben ims nur an die besten
und neuesten Untersuchungen halten können, die uns f&r die einzel-
nen Sprachen zugänglich waren. Die Versuche bezwecken einerseits,
die leichte Anwendbarkeit unseres Alphabets auf die allerverschieden-
sten Sprachen zu zeigen, und andrerseits zur Nachahmung, wo mög-
lich zur Berichtigung im Einzelnen, anzuregen.
Druck von Gebr. tfnger in Berlin.
49
AFRIKANISCHE SPRACHEN.
Hottentottisch, iTorefna Dialekt. Appleyard, Ka//r Gramm. 1S50. p. 17.
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Schnalzlaute Sclinalzlauie
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Tsuana (Setsudna, Betsuanä).
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Vocabnlar. 1855. (Rhein. Miss.)
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Kdnuri (Bornu). S. W. Koelle, Grammar of the Bömu or Kdnuri lan-
guage. LoodoD. 1854.
Derselbe, African oative Iite-
rature aod aJCani/ri-EDglishYo-
cabnlary. LoodoD. 1854.
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sches Wörterbuch. Berlin. 1 855.
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Derselbe, Das Evangelium Marc!
Nubisch. Berlin 1855.
Gedruckt mit dem vom Verf. vor--
geschlagenen Alphabet
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Kongara {Dar Für). Lepsius, Grundzöge der Grammatik und Wortver-
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Hieroglyphisch. Lepsius, Das Buch der Aegyptischen Könige. 1855.
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schlagenen Alphabet.
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ASIATISCHE SPRACHEN.
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56
l.'b. die Aussprache des Arabischeti v. Eli Smith, bei l\obIiison,
Paläsllna, VA, III, Ablli. II, p. S32 (T. Halle 18 i2.
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Graves Chainney Ilaiighton, Rudim. of Bengali Grammar.
Lond. 1821.
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langu. Calculta. 1 796.
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11. IL Wilson, nach besonderer
Mittheiiung. 1854.
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Jai^anesisch. J. Crawfurd, a Gr. and Dict. of the Mal, langu. p. XVI.
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Die eingeklammerten Buchstaben haben $ich erst spSter ausgeschieden.
Chinesisch. Nach mündlichen Mittheilungen der Missionare Gough und
M'Clatchie. 1854.
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durch einfache Basen, s. oben p. 37.
Sleph. ländlicher, Anfangsgründe der Chines, Gramm. Wien. 1845.
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POLYNESISCHE SPRACHEN.
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Tahiti. Print. at Uie (London) Miss. Prcfs. 1823. 8.
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Die harten und weichen explosiven Buchstaben sind nicht streng gesondert.
FidzL llaz.lcwood, a c<)iihm*ih!. (iranim. of the Feejeean lang, Vewa, Feejee.
1 S.5(). (Wesl. Miss.)
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Süd" Australisch. Tcichelmann u. Schürmann of the Lutheran Miss. Soc,
Outlines of a Gramm., Vocab. and Phraseology of the
aborig. langu. of South Australia, spoken in and around
Adelaide. Adelaide 1846.
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