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AUS DER KAISEKL. KÖNIGL. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
1834.
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VORREDE.
Im Beginn des dritten Jahrhunderts der H,idschret (dem neunten n. Chr.)
loderte die Mystik des Islams das erste Mal in hellen Garben zum Himmel
auf. Damals begeisterten die grossen Scheiche Dschoneid, Schebeli
und Hallädsch Schaaren von Jüngern zum beschaulichen Leben, und
der letzte blutete als ein Opfer seiner übel verstandenen Lehre; mit
ihm und Dschoneid ging eine ganze Literatur mystischer Werke zu
Grunde, deren Titel sich nur in dem Fih,rist, der ältesten Literatur-
geschichte der Araber, erhalten haben. Erst in der zweiten Hälfte
des vierten Jahrhunderts der H,idschret (des zehnten der christlichen
Zeitrechnung) traten die beiden Zeitgenossen, Verfasser zweier
Grundwerke muslimischer Mystik, wodurch dieselbe in ein wissen-
schaftliches System gebracht ward, als die Lehrer wissenschaftlicher
muslimischer Mystik auf, der erste der Scheich Mohammed
B. Ibrahim el-K,elänäwi J), gest. 380 (990), der Verfasser des
Taärruf, von welchem der Spruch gäng und gäbe ist: „Wäre nicht
das Taärruf, so wüsste man Nichts vom Tafsawwuf", d. i. vom
beschaulichen Leben der Ssofi; der zweite der Scheich Mohammed
B. Ali' el-Mek,k,', gest. 389 (999), der Verfasser des Küt-ol-
Kolüb, d. i. der Nahrung der Herzen. Erst ein halbes Jahrhundert
später lebte der Imam Koscheiri 2), der Verfasser der berühmten
koschei rischen Abhandlung, welche nach Hadschi Chalfa's
1) Hadschi Chalfa, II, 316 (bei Flügel) E^elabadi, was in jedem Falle gefehlt, indem
es Gülabadi lauten müsste.
s) Ebül Käsim Äbdol-Keri'm B. Hewrifin el-Koscheiri', gest. 465 (1072).
VI
Crtheil für den Grundpfeiler der ganzen muslimischen Mystik gilt; im
folgenden Jahrhunderte, dem sechsten der H,idschret, lebte der grösste
< Cr
mystische Dichter der Araber, Omer B. Ali ß. el-Färidh el-Ha-
mawi, d. i. der von Hama aus Syrien Gebürtige, der Verfasser eines
rein mystischen Diwans und zweier aus dem Buchstaben T a gereimter
Kafsidete, wovon die eine, die kleine Tai je, nur hundert, die andere
aber, die grosse, siebenhundert ein und sechzig Distichen stark. Ehe
wir auf ihn, diesen einzigen grossen mystischen Dichter der Araber,
wieder zurückkommen, nennen wir noch die späteren Pole arabischer
und persischer Mystik, nämlich im siebenten Jahrhunderte den grossen
Scheich Schihäbeddin Omer Suhrwerdi, gest. im Jahre 632
c
(1234), den Verfasser des A w äri f-ol-Ma'arif, d.i. die Kunden der
Kenntnisse, und den Spanier M ohijeddi n Ibn-o 1-Arebi , gest.
im Jahre 638 (1240), der letzte der Verfasser von einigen dreissig
Werken '), deren berühmteste die Siegelringsteine und die
mechanischen Eröffnungen sind, die letzten allein zwölf Bände
stark. Erst nach diesen neun grossen arabischen Mystikern stand die
grosse Trias der persischen auf, nämlich der Dichter des Mesnewi2),
Dschelaleddin Rümi, gest. i. J. 672 (1273), Mahmud von
Schebister, gest. i. J. 720 (1320), der Verfasser des Gülscheni'
R ä f , d. i. des Rosenflores 3) des Geheimnisses, und der Scheich
x) Aufgezählt in den Erläuterungen zum II. Bande der Geschichte des osmanischen
Reiches, S. 637-659.
-) Siehe den Bericht über den zu Kairo i. J. d. R> 1231 (1835) in sechs Foliobänden
erschienenen türkischen Conunentar des .Mesnewi Dschelaleddin Rünii's im October-,
November- und Deeember- Hefte des Jahrganges 1851 der Sitzungsberichte der
philos. -histor. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, S. 17.
3) Mahmud Schebisteri's Rosenflor des Geheimnisses, Persisch und Deutsch, mit der
Liste eines halben Hunderts der berühmtesten mystischen Werke. Wien 1838. 4.
Der verdeutschte Rosenflor des Geheimnisses, die hier übersetzte T ä ij e
und die in den Sitzungsberichten der kais. Akademie gegebenen Auszüge aus dein
Mesnewi genügen zu einem richtigen Begriffe der muslimischen Mystik, bis die-
selbe, wie die christliche, ihren Gesehicbtschreiber in einem zweiten Noack
erhält.
VII
Äththär, gest. i. J. 732 (1331), der Verfasser vieler mystischer
Gedichte, deren berühmtestes die Vö geige spräche sind.
Was die Türken hierin an Commentaren, Uebersetzungen und
Nachahmungen geliefert haben , ist nicht erwähnenswerth. Im Gebiete
der Poesie ist Ibn-ol-Färidh, der mystische Dichter der Araber,
der einzige derselben, der als Dichter freilich nicht gleichen Rang mit
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Dschelaleddin Rümi, dem grössten mystischen Dichter aller Zeiten
und Völker, ansprechen kann, der aber nicht nur ein ganzes Jahrhun-
dert früher als Dschelaleddi n Rümi lebte, sondern dessen Gedicht
auch von einer ganz anderen Art ist als dasMesnewi Dschelaleddin
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Rümi's. Dieses entbehrt eines eigentlichen Planes und hätte, wenn
der Verfasser länger gelebt hätte, noch durch mehrere Rande auf
dieselbe Weise, welche Philosopheme und Fabeln, Erzählungen und
Aussprüche der Weisheit bunt durcheinander mischt und von Einem zum
Anderen abspringt, fortgesetzt werden können; die Taije hingegen
ist eine regelmässige Kafsidet, in welcher das System göttlicher Liebe
nach der Lehre der Ssofi vorgetragen, und wenn nicht immer klar
erklärt, doch wenigstens im dichterischen Halbdunkel aufgehellt wird.
Dieses Dunkel ist selbst für sprachkundige Araber so gross, dass
ohne Hülfe von Commentaren , von denen Hadschi Chalfa ein Dutzend
aufzählt ) , die Taije selbst Orientalisten unverständlich bleiben
würde; der Mangel an guten Handschriften und Commentaren mag
wohl die Hauptursache sein, warum, während die Moällak,ät in
') 1. Afifeddi'n Suleiman B.Ali' et-Tilcmisani, gest. 690 (1291); 2. es-Sa'i'd Mohammed
B. Ahmed el-Ferghdni', gest. 700 (1300) ; 3. Ifjeddin Mahmud Nafiri' el-K,asehi', gest.
?3ö(1334); 4. der Richter Siradscheddi'n Ebü Haffs 'Omer B. Ishäk, H,indi\ gest.
773 (1371); 3. der Scheich Scherefeddin Daüd B.Mahmud vonKaifsarije; 6. Abdor-
re fäk el-K,aschani; 7. Sadreddi'n Ali el-Isfdham, gest. 836 (1432); 8. der Seheich
Ali B. Athijet el-Hamawi, berühmt als Alwan, gest. 922 (1516): 9. der Scheich
Sein-ol-Aabidin Mohammed B. Abd-er-Ra'üf (nicht Rawuf, wie bei Flügel II, 87)
el-Monawi el-Mifsri. gest. 1022 (1613); 10. der Scheich Isma'il von Angora , der
Commentator des Mesnewi, gest. 1032(1622); 11. der Mola Ma'rüf, Richter zu
Kairo; 12. Seliemseddin Mohammed Bosdti.
VIII
Europa so viele Herausgeber und Uebersetzer gefunden, sich auch nicht
ein einziger Orientalist an die Uebersetzung oder Herausgabe der Tai je
gewagt hat, selbst der grosse arabische Sprachgelehrte Silvestre
de Sacy im dritten Bande seiner „Chrestomathie arabe" nur einige
siebzig Distichen des Diwans, und Hr. Grangeret de la Orange
aber in seiner Anthologie nur fünf Gedichte aus demselben aufgenom-
men hat, ohne von der Tä i j et, sei es von der grossen, sei es von der
kleinen, die geringste Kunde zu geben. Und doch ist die grosse Tai je
das hohe Lied der mystischen Liebe der Araber, welches,
wenn es an Naturpoesie dem hohen Liede der Hebräer auch sehr ferne
steht, dasselbe an Symbolik und Mystik bei weitem übertrifft, indem
schon der Verfasser den mystischen Sinn hineingelegt hat, der bei dem
hohen Liede der Hebräer erst in der frühesten Zeit der christlichen
Kirche und später im sechzehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung
vom spanischen Dichter Luis de Leon ') hineingetragen worden ist.
Die schon von Pascal und Le Maistre gemachte Bemerkung,
dass weder Griechen noch Römer mit dem Gedanken, dass das Geschöpf
den Schöpfer, der Mensch Gott lieben könne, vertraut waren , diese
eben so wahre als scharfsinnige Bemerkung hat Letronne noch in
seiner letzten, für die Denkschriften der französischen Akademie ge-
schriebenen Abhandlung aus den Namen der alten Griechen bestätigt,
in welchen wohl der von Gott geliebte Theophilos, aber keines-
wegs der Gott liebende Philo theo s vorkömmt. Dieser Aufschwung
des Geistes zu Gott durch das edelste und innigste aller Gefühle,
durch die Blüthe und Sahne derselben, durch die Liebe, welche dem
Griechen und Römer fremd geblieben, war schon von der ältesten Zeit
her dem Morgenländer in's Herz geschrieben und findet sich nicht
nur bei den Indern, sondern auch bei den Hebräern. Auch bei den
•') „La exposicion del Cantar de Cantares de Salomon," und „el Cantar de Cantares
en octava rima, Obras del M. Fr. Luis de Leon," Madrid 1806, 8. Tom. V.
IX
Hörnern hatten Fides, Spes und Caritas ihre Altäre und Tempel,
aber dieselben hatten alsTreue im Handel undWandel, als Hoffnung
für die Wechselftille des irdischen Lebens und als allgemeine Men-
schenliebe ganz anderen Sinn, als diese drei Namen später durch
das Christenthnm als Glaube, Hoffnung und Liebe erhalten haben.
Erst als die Palme des Christenthums hoch zum Himmel emporschoss,
entfaltete sich auch auf dem Gipfel derselben der Palmenkohl der
göttlichen Liebe in dem Sinne des heiligen Augnstin, dem später
die Mystiker des Mittelalters, der englische und seraphinische
Doctor, im siebzehnten Jahrhunderte Fenelon und die Guyon als
ihrem Vorbild folgten. Dass den Hebräern der Mysticismus nicht fremd
blieb, beweisen zur Geniige die Sefirot derKabbala, aber den alle-
gorischen und mystischen Sinn des hohen Liedes hat erst das Chri-
stenthnm hineingelegt, während der Dichter desselben, sei es nun
Salomon oder ein Zeit- und Geistgenosse des Verfassers des Buches
Job gewesen, damit wahrscheinlich nichts anderes als den Ausdruck
der zärtlichsten brennendsten sinnlichen Liebe bezweckte.
Die Tai je, d. i. die aus dem Ta (T) gereimte Kafsidet
Ibn-ol-Faridh's, verdient den Namen des hohen Liedes der
Araber, wenn unter diesem Titel nur die göttliche und mystische
Liebe vorzugsweise verstanden wird, nicht nur in weit höherem
Grade als die Bhagavad-Gita , sondern selbst als das hohe Lied
der Hebräer. Weit davon entfernt, mit diesem gleichen Rang als
Werk der Poesie anzusprechen, bewährt sich die Täije vom ersten bis
zum letzten Distichon durchaus als mystisches Gedicht von der gött-
lichen Liebe, während es bei dem hebräischen hohen Liede doch noch
immer sehr zweifelhaft bleibt, ob der Verfasser wirklich etwas Anderes
als ein hohes Lied von der Einzigen im Sinne Bürger's
gemeint hat. Selbst Delizsch, ein strenggläubiger, gelehrterund
geistvoller Professor der lutherischen Theologie in Erlangen, sribt
die natürlich -erotische Erklärung des hohen Liedes zu, und
während er die allegorische entschieden verwirft, will er die
mystische nur als eine dem praktischen Ausleger gestattete betrach-
tet wissen ; er findet in dem Liede der Lieder das Mysterium der Ehe,
aber nicht im Bewusstsein des Dichters.
Damit der Abendländer das höbe Lied des Arabers aus dem wah-
ren, seinen gewöhnlichen Begriffen ganz ferne liegendem Gesichtspunkte
beurtheile, tbun ausser der vorläufigen Inhaltsanzeige noch ein paar Worte
über den Geist und die Ansicht des Arabers Noth, welche von denen
des Europäers so verschieden sind. Der morgenländische Dichter nimmt
es als allgemein bekannt an, dass die Liebe zu Gott keinen schöneren,
wahreren und innigeren Ausdruck findet, als den des Gefübles, welches
die höchste Schönheit des Leibes und der Seele einflösst; er gibt sich
nicht einmal die Mühe, das sinnliche Bild von dem vorgestellten übersinn-
lichen zu trennen, ihm sind beide nur Eines und er springt ohne allen
Uebergang beständig vom Sinnlichen zum Uebersinnlichen und von die-
sem zu jenem über, indem ihm Beides nur Eines ist. Diese Cebersprünge
wechseln durch das ganze Gedicht ab; als Beispiel wollen Mir hier nur
einen der auffallendsten in den beiden folgenden Distichen hervorheben.
In dem ersten ist der Gott liebende Mystiker so sehr mit dem
Gegenstande seiner Liebe vereint, dass er, wenn er betet, in Gottes
Namen seinen eigenen zu hören wähnt, und dass die Sinne, alles
Genusses entwöhnt, den Flug in höhere Sphären nehmen: während der
Leser nun im folgenden Distichon die Entwickelung dieses Gedankens
erwartet, springt dasselbe mitten in die Sinnlichkeit hinein, wodurch das
vorhergehende übersinnliche Distichon nur besser erklärt werden soll :
In dem Gebete hört' ich nieinen eignen Namen,
Die Sinne abgespannt den Flug den höchsten nahmen.
Indem die Glieder ich an Ihrem Leib erwärmt,
Hab' ich mein eignes Ich an Ihrem Ich umarmt. (029, 530)
XI
Wenn den abendländischen Leser dieser Uebergang von Gott zu
der in eine Sie verkörperten höchsten Schönheit nothwendig befrem-
det (es sei denn, dass er sich darunter die Natur, die Isis der Aegyp-
ter oder dieGöttinn von Ephesus denke), so befremdet diese Sie auch
morgenländische Commentatoren, doch in einem ganz anderen Sinne
und aus ganz anderen Gründen als den Abendländer: sie finden
Nichts wider die Verwechslung Gottes mit dem Ideale menschlicher
Schönheit einzuwenden , nur meinen sie, sollte diese keine weibliche,
sondern eine männliche sein '). Nach diesen notwendigsten Meilen-
zeigern durch das Europäern so fremde Gebiet des orientalischen
Mysticismus geben wir ihnen die folgende Inhalts-Anzeige des Gedich-
tes als Reisekarte mit.
Das erste Distichon der Tai je ist eben so merkwürdig als das
letzte, und sie verdienen beide besondere Besprechung, um so mehr,
als ohne dieselbe wenigstens das erste abendländischen Lesern seltsam
und unverständlich dünken möchte:
Mich tränkt mit Liebeswein des vollen Auges Hand.
Der Becher das Gesicht, das über Schönheit stand, (i)
Die hohle Hand (Rabat) des vollen Auges (Moklet), die den
Wein der Liebe aus dem Becher des Gesichtes einschenkt , ist freilich
ein höchst kühnes und abendländischen Dichtern nicht zuzumuthendes
Bild, aber abendländische Leser werden sich mit der Hand des Auges
befreunden, wenn sie sich aus den Bildern der Hieroglyphen des bis-
her noch unerklärten Bildes der Sonne mit vielen Händen erinnern.
Diese bisher noch unentzifTerte Hieroglyphe findet ihre beste Erklärung
in der Bildersprache arabischer Dichter, welche die Strahlen der Sonne
als die Hände derselben vorstellen. Wenn die Strahlen der Sonne durch
Hände vorgestellt werden, so kann dies wohl auch von den Sirahlen
') l'lurcs locos inprobabant, quales sunt usus pronominis foeminini generis de Deo.
Hädsclii Chalfa Lexicon bibliographicum cl eneyclopaedicum, ed. G. Flügel II. MS.
MI
dos Auges gestaltet sein, und nach dieser Erklärung kann die Hand
des Auges nicht mehr befremden; der Becher ist das Gesicht, aber
wessen Gesicht? Das Gesicht Dessen, der über alle Schönheit steht,
nämlich Gottes, dessen Liebe bald unter sinnlichen Bildern, bald unter
übersinnlichen Ideen der Gegenstand der ganzen Kafsidet ist. Bekannt
ist das Gesetz orientalischer Lyrik, dass der Dichter am Schlüsse des
Gedichtes zu seinem eigenen Lobe übergeht ; dieses ist hier in dem
Schluss-Distichon enthalten :
Es trinken nur den Rest von mir die Zeitgenossen,
Das Treffliche vor mir ist von mir ausgeflossen. (761 )
Alles was die Mystiker Zeitgenossen des Verfassers in Verse
und Prose über Mystik geschrieben und gedichtet haben mögen , ist
also nur die Hefen seines Weines, der Rest seines Trankes, und was
vor ihm grosse Mystiker oder (wie die Commentare erläutern) Heilige
und Propheten von der Liebe Gottes Treffliches gesagt haben, ist von
ihm ausgeflossen, weil es schon von ewig her dagewesen.
Nachdem wir den Leser durch die Erklärung des ersten und
letzten Distichons auf die Polhöhe der Ansichten des Dichters gestellt,
wird jener uns so leichter in der Erklärung des vom letzten befolgten
Ganges, oder vielmehr der unerwarteten Wendungen des kühnen Flu-
ges östlicher Phantasie folgen können.
Wiewohl aus dem ganzen Gedichte hervorgeht, dass der Dichter
die einzelnen Theile desselben nicht nach dem wohlgegliederten
Plane eines organischen Ganzen ausarbeitete, sondern den Nachen
desselben frei auf dem Strome lyrischer und mystischer Begeiste-
rung treiben liess, so erwähnt er doch schon im dritten Distichon
die Eigenschaften Gottes, welche, durch Namen ausgedrückt,
den Mystiker zur Erkenntniss Gottes führen, welche das Ziel des
beschaulichen Lebens sind, und welche also auch erst am Ende dessel-
ben ausführlicher erwähnt werden; das Gedicht besinnt mit dem Bilde
XIII
des Liebesrausches und geht dann sogleich zur Sprache sinnlicher
Liehe über:
Ich schloss Ihr auf das Herz, mich störten Wächter nicht,
Es dauerte die Lust, die Einsamkeit war Licht. (6)
Die Fluth der Thränen , der Brand der Seufzer verrathen die
Lust und das Weh der Liebe :
Die Thrän' schwätzt aus die Lust, der Brand des Herzens Weh',
Denn dies die Uebel sind, woran zu Grund' ich geh'. (13)
Der Nebenbuhler, welcher in der Folge des Gedichtes durch die
zwei Personen des Spähers und des Verschwärzers ersetzt wird, tritt auf:
Der Nebenbuhler gab alsdann dem Stamm die Kunde
A[on meinem äuss'ren Sein und meinem inn'ren Bunde. (25)
Die innere Krankheit, welche bisher verborgen war, äussert sich:
Die Krankheit, welche ich verborgen, kam zu Tage;
Gar seltsam ist die Lust und wahrer Liebe Lage! (30).
Die Heilung davon ist nur der Tod, welcher sonst durch die Hei-
lung abgewehrt wird, (37) der Liebende erträgt geduldig (46) Qual
und Plagen , (48) und geht dann auf den Zwiespalt des Guten und
Bösen in der Welt über , wovon jenes von Ewigkeit, dieses nur in
der Zeit entstanden (51) ist, ein Werk des gefallenen Engels Iblis.(53)
Die Kraft, das Böse zu erdulden, findet der Liebende nur in der
Schönheit:
Doch Deine Schönheit gab mir Stärke zu erdulden
Was Du aufladest mir ohn' eigenes Verschulden. (56)
Der Unterschied zwischen Liebe und Freundschaft wird hervor-
gehoben. (60, 61) Es folgen Ausdrücke der Zärtlichkeit, welche der
höchsten Bitterlichkeit und jedem Liebeshofe Ehre inachen würden:
Wenn anderer Gedank' als Du mir wäre werth,
So wäre ich dadurch abtrünnig schon erklärt.
Denn mir ist dies Befehl : thu' was Du willst mit mir,
Denn ich verlange nur nach Dir und Nichts von Dir. (66, 6?)
XIV
Nun folgt der Liebesschwur : Heim ewigen Vertrag der Seelen,
vor Erschaffung der Welt.
Die nicht zu lobende Vorliebe des Dichters für Wortspiele und
Gegensätze, welche sich schon von Anfang des Gedichtes äussert
und bis an das Ende desselben fortdauert, lässt sich manchmal auch
im Deutschen sehr deutlich wiedergeben:
Gen n ss, den höchsten, wirst, hei! hei! du nicht erwerben,
Wenn du aufrichtig bist, haha! so musst du sterben. (101)
Der wahre Liebende suchet Nichts als den Tod aus Liebe:
Den Tod aus Liebe ich fürwahr nicht furcht' und scheue,
Ich suche meinen Ruhm in der Natur der Treue;
Ich wäre stolz , sprach' man : er ist aus Lieb' gegangen ,
Der Tod aus Liebe ist mein einziges Verlangen.
Auch ohne den Genuss sei mir das Sterben werth,
Wenn meine Liebe sich für Dich dadurch bewährt.
Gehör' ich Dir nicht an, so setz' ich Ruhm darein,
Nur im Verdacht, dass ich Dein Liebender, zu sein. (104— 107 )
In demselben Geiste zarter und ritterlicher Liebe erleidet der
Liebende das Märtyrerthum der Liebe. (108 u. f.)
Die Liebe findet ihren Wunsch im Geheimnisse :
Ich hüte mich davor Geheimniss zu erwähnen,
Desselben Ausdruck liegt im Worte meiner Thräncn. (131)
Nun folgt der Kampf zwischen sinnlicher Begierde und Vernunft :
Ich wende ab, wenn er auch flieget hoch, den Rück.
Die ausgestreckte Hand, ich ziehe sie zurück.
Nach ihr strebt jedes Glied mit brennendem Verlangen.
Doch Würde scheuet es zurück mit Furcht und Rangen. (139. 140)
Die Geliebte ist die Kibla und der Im am des Liebenden, das
Gebet und der Angebetete zugleich:
Die Wahrheit geht voran , die Menschen folgen mir ,
Wohin ich wende mich, so wend' ich mich zu Ihr. (148)
Ich bete nur zu Ihr auf der geweihten State,
Ich selbst der Gegenstand von ihrem Wunschgebete. (152)
XV
Die Liebe ward dem Liebenden von Ewigkeit her eingege-
ben. (156—167) Er opfert Ihr sich und das andere Leben, um erhört
zu werden :
Ich rechnete auf Sie und nahte mit Begier,
Doch ich begehrte Nichts, als mich zu nähern Ihr.
Ich opferte Ihr auf in Eil das andre Leben,
Vielleicht, dass mir hierdurch Erhörung wird gegeben. (168, 169)
Hierauf beginnen Lehren für den Liebenden und das Gedicht
wird rein paränetisch. (175— 201) Die Ergebung in den Willen der
Geliebten ist der Uebergang zur Einswerdung mit derselben :
Auf diese Art beginn' ich Eins mit Ihr zu werden,
End' in Erniedrigung des Hohen auf der Erden. (209)
Der Körper geht auf in der Eigenschaft. (212) Der Ausdruck
der Sprache für diese Einswerdung ist das trauliche Du:
Wir sprechen Du auf Du, ich bin dadurch erhöht
Weit über andre Schaar, die ferne von Ihr steht. (218)
Der Schleier oder das Kleid des Leibes muss aufgerollt werden,
um die Zweiheit in Einheit zu verwandeln:
Und als der Schleier ward verklärend aufgerollt,
Da ward vom Aug' dem Aug' Erfrischung erst gezollt. (234)
Der Dichter fallt nun wieder in den homiletischen Ton: (238)
Lass freien Lauf dem Sinn für das, was ewig schön,
Bleib- nicht gebunden bei dem falschen Schmucke steh'n.
Des Liebenswürd'gen Reiz nur aus der Schönheit stammt,
Der eignen nicht, aus der die ausgeliehne flammt. (241, 242)
Nun werden die berühmtesten arabischen Liebespaare erwähnt,
die alle nur ein schwaches Abbild des Ideales der Liebe Gottes sind,
die von ewig her dagewesen:
Die Liebe Jedes war an Eigenschaft gebunden,
An ewige, die er im Liebchen nur gefunden.
Was war dies anders als der Schönheit Ideal,
Das ihnen sich verklärt in ihrem Liebesstrahl. (244, 245)
XVI
Ein jeder Held war ich und die Geliebte Sie,
Die Namen sind nur Kleid, das mich getäuschet nie. (261)
So bin ich immer Eins mit Ihr, dem Schatz gewesen,
Mein Wesen liebte ich in der Geliebten Wesen. (2f>3)
Der Liebende huldigt nicht aiisFurcht und Hoffnung. (263) Er kehrt
bloss, um allen Aerger zu vermeiden, zur Frömmigkeit zurück. (268)
Er liebt die Enthaltsamkeit und die Einsamkeit, um die Seele zu reini-
gen. (269) Er hält sich an den Koran und an die Sunna:(28a)
Ich gab der Wissenschaft enthüllt' Geheimniss dir.
Betritt den rechten Pfad, in Allem folge mir.
Hier ist der volle Quell, der reich zum Trünke (liesst,
Gib Wasserspieg'lung auf, die nur im Thal , das wüst. (286, 287)
Es folgen dann Lehren der Weisheit und der Tugend, die zu
Gott führen :
Die Wissenschaft nur Eins mit Gott zu sein ergeben;
Entziehe dich der Schaar, die anders sucht zu leben. (301)
Die Natur ist nur der Ausfluss des Wesens Gottes:
Des Geistes Geist, mein Geist und Alles was du siehst
In der Natur, der Ausfluss meines Wesens ist. (313)
Der Dichter geht dann vom paränetischen Tone zum propheti-
schen über, indem er Gott selbst sprechen lässt:
Ich bin beschreibungslos, Beschreibung ist nur Form.
Der Nam' und Zunain auch; Symbolik sei die Norm. (325)
geht aber im nächsten Distichon sogleich wieder zum didaktischen über:
Vom Grade: ich bin Sie, bist du nun aufgestiegen
Zur Stufe: ich bin Ich, und wirst nun weiter fliegen
Zur inn'ren Weisheit, die im Dienst des Herrn besteht,
Durch äuss'res Gebot Einswerdung dann ersteht. (326, 32?)
Der Dichter belehrt nun den Leser, dass Alles, was er von der
Liebe zur Schönheit sagt, nur von der Liebe Gottes zu verstehen sei :
Mein Gruss an Sie, derselb' ist allegorisch.
Der kommt von mir zu mir und ist nicht metaphorisch. (333)
XVII
Er schaltet nun ein besonderes Gedicht von zwei und fünfzig
Distichen ein, (334— 385) dessen besonderer Zweck, nämlich der
Preis der Schönheit, erst in den letzten fünf Distichen klar wird.
Der Nebenbuhler tritt jetzt als Versclnvärzer und Tadler auf.
(389 u. 390)
Die mystische Versammlung* und Zerstreuung wird erklärt:
Ein jedes Glied von Ihr versammelt den Zerstreuten,
Ein jedes Haar von Ihr zerstreut den ihr Geweihten (417).
Dann kömmt der mystische Reigen (Simäa), durch welchen
die Seele bald in den Zustand ihres ersten Bewusstseins des Vertrages
mit Gott versetzt wird, bald wie in den letzten Zügen liegend zu
ihrem Schöpfer zurückkehrt :
Der Reigen zeigt das Bild der mystischen Begeistrung ,
Es stellet fest der Tanz die eigene Bemeistrung,
Das Kind sehnt sich nach dem, der koset ihm zur Hand,
Damit es fliege auf in's erste Vaterland.
Beruhigt wird in ihm die geistge Aufregung,
Sobald die Amme bringt die Wiege in Bewegung. (434—436)
Nun folgen rein muslimische Religionspflichten, wie der Umgang
um die I^äba, und Worte des Propheten, von welchen der Dichter wie-
der zur Lichtlehre zurückkehrt:
Der Orient des Lichts ist Glanz von meiner Flur,
Auf meinen Pfaden ist das Weltmeer Tropfen nur. (467)
Als die Engel (wie es im Koran heisst)sich vor Adam niederwarfen
und denselben anbeteten, beteten sie in Adam nur den Mystiker an:
Ich sah Anbetende, die traten mir voran,
Die Engel beteten in mir den Adam an. (476)
Die Vernunft ist mit der Schönheit im Streite und der Anblick
derselben ist der Seele nur möglich, wenn sie sich von dem Kleide
(dem Leibe) befreit:
Und als der Liebe Kleid als Vorhang aufgezogen,
War das Geheimnis« auch von dem Gebot entflogen. (525)
Will
Indem die Glieder ich an Ihrem Leib erwärmt,
Hab" ich mein eignes Ich an Ihrem Ich umarmt. (330)
Das Gedieht geht nun zu den Namen und Eigenschaften üher :
Nothwendig sind der Nara', der Eigenschaften Spuren
Zur Wissenschaft der Welt, zur Kenntniss der Naturen, (343)
Der Eigenschaften Sinn stellt ausserm Körper fest,
Der Namen Werth sieh nicht durch Sinn bestimmen lässt. (348)
Alle Sinne sind nur Einer und bei dem vollkommenen Mystiker
vertritt Ein Sinn die Stelle von allen anderen:
Das Aug' hat Tastsinn nun, das Aug' vertritt die Zungen,
Es spricht das Ohr, zu hören ist's der Hand gelungen. (380)
Der Mystiker oder vielmehr Gott, mit dem er Eins ist, lobt das
Leben der Welt in allen Elementen:
Was in den Lüften fliegt, was auf dem Wasser schwimmt,
Was in dem Feuer brennt, wird nur durch mich bestimmt. (396)
Die nächsten dreissig Distichen enthalten eine sehr künstliche,
aber sehr unnütze Spielerei von vier Wörtern , welche in einem Disti-
chon gleich klingen und welche sich alle auf die Namen und Eigen-
schaften beziehen; diese Spielerei kehrt eilfmal wieder, also in Allem
vier und vierzig Wörter. Der mit Gott Eins gewordene Mystiker ist
Alles in Allem :
Kein Sprechender, der nicht mit meinem Worte spricht,
Kein Schauender, der durch mein Auge sähe nicht,
Kein Hörender, der nicht vernähme durch mein Ohr,
Und kein Gewaltger, dem ich nicht stände vor. (640, 64t)
Nach der Erwähnung der vier Stufen der Seelenwanderung.
Nesch, von einem menschlichen Körper in den anderen. Mesch.
in einen thierischen, Fesch, in eine Pflanze, Resch, in einen
Stein, (633,634) erinnert der Dichter den Leser, dass er nur in Gleich-
nissen spreche wie Hariri in den Makamät. (636) Die nächsten
zwanzig- Distichen sind der Erklärung1 der Wissenschaften geweiht.
XIX
Er versteht die Sprache der Vögel und der Thiere:
Du wunderst dich des Tons, du wunderst dich der Sprache,
Wie sich in fremder Zung' das Thier verständlich mache. (686)
Dies ist der Ueberganff zu einer kurzen Beschreibung mensch-
lieber Thätigkeit in allen Zweigen und Zuständen, im Kriege und
Frieden, zu Land und zur See:
Es kommen die Kamee)' aus Wüsten hergezogen,
Es gehen in dem Meer die Schill" einher auf Wogen. (68?)
Besonders merkwürdig ist in der Beschreibung des Krieges der
Vers, welcher das im Wasser brennende griechische oder vielmehr
chinesische Feuer beschreibt:
Die einen sind versenkt in ihrer Pfeile Glutli.
Mit Flamme, bläulicher, die brennet in der Flnth. (693)
Um\ nach vollendeter Beschreibung die daraus gezogene Lehre:
Das was du hier geseh'n, ist Eine Handlung nur.
In mannigfacher Form verdeckt von der Natur.
Ziehst du den Vorhang weg, so siehst du Andres nicht.
Die Formen zeigen sich dir all' in Einem Licht. (704, 705)
Alles dies ist nur Gaukelei und Vorspiegelung der Sinne, in
den verschiedenen Formen ist nur Ein Sinn, und in den verschiedenen
Arten Gott zu verehren nur Eine Beligion:
Nicht alle Völker sind's, die in der Ansicht schwanken.
Nicht jede Secte irrt im Felde der Gedanken.
Der Sonnanbeter liebt das Licht der Sonn' am Morgen.
Und er verehrt sie, wann im Westen sie geborgen.
Des Magiers Feuer war (so ist's auf uns gekommen),
Durch mehr als tausend Jahr auf dem Altar entglommen.
Sie wollten doch nur Mich und keinen andern noch,
Und äusserten sie's nicht, so war's die Absicht doch. (738, 74i)
Der Dichter kehrt dann wieder zu Gottes Namen zurück:
Durch Gottes Namen geht der Menschen Thun und Lassen.
Die Weisheit schreibet vor das was zu thun und lassen. (745)
XX
Geleitet werden sie hier durch Beschlüsse zwei,
Durch Griff, der selig macht und der vermaledei. (746)
Durch das letzte Distichon fällt der Dichter der muslimischen
Lehre heim, wodurch der Mensch von Ewigkeit her zur Seligkeit oder
Verdammniss bestimmt ist; der Dichter vergleicht sich nun mit Moses,
der im heiligen Thale Thuwa, das im 12. Verse der XX. Sure
genannt wird, und dem noch kein Reisender am Sinai nachgefragt
hat, die Schuhe auszog, um sich dem Heiligsten zu nähern, er bedarf
anderes Mondes und anderer Sonne nicht:
Nicht untergeht mein Mond und meine Sonne nicht,
Die Sterne haben all' von meinem nur ihr Licht,
Des Himmels Sterne geh'n nur ihres Laufes Bahn
Durch mich, und meine Engel beten mich nur an. (757, 738)
Und zum Schlüsse ruft der Dichter die Hörer oder Leser auf:
Auf! Auf! zur ewigen Versammelung der Geister,
In welcher kleine Kinder sind die grauen Meister,
Es trinken nur den Best von mir die Zeitgenossen,
Das Treffliche vor mir ist von mir ausgeflossen. (760, 761)
Das letzte schon oben erwähnte Distichon, womit das erhabene
Gedicht schliesst, in welchem der Dichter alle Gedichte seiner Zeit-
genossen als Hefen und das seinige allein als reinen Wein ansieht, und
wodurch er alles Treffliche, das vor ihm da gewesen, als von ihm
ausgeflossen erklärt, ist des Sängers nicht unwürdig, der in göttlicher
Begeisterung das erhabenste Gedicht ausgemeisselt hat, das in den
Literaturen des Orients und Occidents stets einzig in seiner Art
bleiben wird.
XXI
Lebensbeschreibung Ibn-ol-Färidh's.
B
Ebu Haffs (oder auch Ebül-Kasim) Ömer B. Ebil-Hasan Ali
B. el-Morschid B. Ali el-Hämawi el-Mifsri, berühmt als Ihn- ol-
Färidh, d. i. der Sohn des Erbtheilers *)> mit dem Ehrennamen esch-
scheref, d. i. der Adel, stammte aus einer in Hama ansässigen
Familie. Besser als der Ehrenname der Adel, den er vermuthlich dem
Adel seiner Gesinnungen dankte, schildert ihn der zweite Ehrenname
Sultan-ol-Oschak, d.i. der Sultan der Liebenden 2) (Gottes); diesen
zweiten Ehrennamen verdiente er durch seinen mystischen Diwan, von wel-
chem die Tai je das berühmteste der mystischen Gedichte der Araber ist.
Der Diwan wurde weder von ihm selbst, noch von seinem Sohne, dem
Scheich h^emäleddin, sondern erst von seinem mütterlichen Enkel Ali
gesammelt 3). Der Enkel Ali gibt die folgende Personalbeschreibung seines
Grossvaters: „Er war von mittlerer Statur, wohlgebildetem, rothgefärbtem
Gesichte, dessen Röthe jedesmal, wenn er zuhörte oder begeistert war,
höher stieg, in diesem Zustande überlief ihn der Schweiss am ganzen
Leibe, so dass derselbe unter seinen Füssen auf die Erde rann. Ich habe
') Der Kamüs gibt keine andere Erklärung des Wortes el-Faridh;IbnChallik,dnsagt,
dass el-Faradh den Mann bedeute, welcher den Weibern den ihnen zugehörigen
Antheil zuschreibt, dies ist vielleicht die engere Bedeutung von el-Faridh, und
daher die von Ihn Challik,än angegebene Aussprache kein Fehler, wie Freiherr
M. G. v. Slane (Ihn Khallik,ans biographical dictionary II. B., p. 390) meint.
*) Uri bibliothecae Bodleianae catalogus pag. 255 und Nieoll pag. 706.
3) Flügel Nr. 5199, wo aber der zweite Name Ali fehlt, und überdies die Ueber-
sctzung a filio Scheikhi unrichtig ist, indem es a filio Scheikho heissen
sollte, indem der Scheich genial eddi n, der Sohn Ibn-ol -Faridh's, der Besitzer
der Gedichte war, und nicht der Sohn K,emäleddin's; Silvestre de Sacy (Chresto-
mathie III) und Mr. Grangeret de la Grange nennen den mütterlichen Enkel Ibn-ol-
Färidh's bloss Tun des disciples de l'ordre de ce pocte. Ibn-ol-Färidh
war kein Ordensstifter und Ali sein mütterlicher Enkel.
XXII
unter den Arabern und Persern nie einen schöneren Mann gesellen und ähnle
ihm sehr in den Gesichtszügen, seine Würde verbreitete in allen Kreisen
Ruhe; Fakire und Fakire, Grosse und Emire, Richter und Wefire sprachen
ihn mit Ehrfurcht an, als ob sie zu einem grossen Könige sprächen. Wenn
er auf der Gasse erschien, drängte sich das Volk an ihn, um ihm die Hand
zu küssen oder sie wenigstens zu berühren, seine Kleider dufteten Wohl-
geruch aus, er spendete freigebig und nahm von Niemanden Etwas an; so
sandte er dem Sultan Aegyptens el-Mclik, el-K,amil tausend ihm ge-
sandte Ducaten zurück." Der Enkel, Herairsgeber des Diwans, erzählt Aveiter
aus dem Munde des Sohnes Ibn-ol-Färidhs, dass, als dieser zu seinem
Vater von einer Reise zurückgekehrt auf das Freundlichste von ihm
empfangen worden war, Ibn-ol-Färidh damals den ihm angetragenen Posten
eines Richters der Richter abgelehnt und sich in die Moschee el-Efh,er
zurückgezogen habe, wo er bis an seinen Tod verweilte. Als Ibn-ol-
Färidh zu Mek,k,a in die Medrese Seifije trat, fand er dort einen Mann,
der an dem Thore die gesetzliche Abwaschung verrichtete; lbn-ol-Färid h
warf ihm dies als eine Unschicklichkeit vor, und der Mann sagte: „0 Omer!
was dir nicht in Aegypten aufgeschlossen ward, wird dir in Hidschäf auf-
geschlossen werden." Ibn- ol-Färidh erwähnt diese Mittheilung als eine
mechanische Eröffnung, welche zu dem Titel des grossen zwölfbändigen
Werkes Mohijeddin Ibn-ol-Arebi's, die mechanischen Eröffnungen, den
Anlass gegeben haben mag. Der mütterliche Enkel erzählt noch mehr
dergleichen Anekdoten aus dem Munde des Sohnes lbn-ol-Färidh's: „Der
Scheich Schemseddin el-Eiki, der Scheich der Scheiche des Klosters
der Glücklichen (Sa'id es-Soada), habe mit seinem Herrn dem Scheich
K,emäleddin Mohammed, dem Sohne Manfsür Kilaün's, dann dem
Scheich Nureddin en-Nachdschiwäni und mehreren Ssofi den Dich-
ter besucht und ihm von dem Werke Ss ad red di n's, Nafm es-solük,,
(dem Commentare Ssadreddin's zur TäijeJ gesprochen, worauf der-
selbe seltsame, nur Mystikern verständliche Reden geführt. Der Scheich
Schemseddin el-Eiki sagte: der Scheich Sa'id el-Fargäni habe
einen Comnientar in zwei Randen zur Tai je geschrieben, in welchen das
Beste vom Scheich Ssad reddin genommen sei." Der Richter Dscbemal-
eddin gab dem Herausgeber des Diwans die Kunde, dass der Scheich
XXIII
Dschemaleddln Mohammed e 1 - K~a f w i n i , der Richter der Richter zu
Damaskus, einen Commentar der Täije in mehreren Bänden geschrieben
habe. Nach der Aussage seines Sohnes war Ihn-ol-Faridh meistens des
Gebrauches seiner Sinne beraubt, indem er weder hörte noch sah, weder
ass noch trank und wie todt dalag. lbn-ol-Färidh betitelte die grosse
Täije zuerst die Hauche des Allzärtlichen und die Kleinodien
des Paradieses J), später betitelte er dieselbe die paradiesischen
Erleuchtungen 2), bis ihm eine Erscheinung des Propheten dieselbe
die Anordnung des mystischen Wandels 3) zu betiteln befahl. Der
Richter der Richter Takij eddin Abderrahman, der Sohn der Tochter
des Aaf, welcher zu Ende der Regierung Manfsür Kilaün's Wefir des-
selben war, sprach sich gegen den Scheich el-Eiki ebenfalls zum Lobe
der Täij e aus 4).
Wir übergehen hier die Verse Ibn-ol-Färidh's, welche Ihn Challi-
k,än aus dessen Diwan mittheilt, und erwähnen nach demselben nur der
folgenden beiden Distichen, weil sie Ibn-oI-Färidh selbst, als im Schlafe
ihm eingegeben, mitgetheilt hat:
Ich schwör' es bei der Sehnsucht meiner Triebe
Und bei dem Anseh'n, das mir gibt Geduld,
Dass ich geschau't nur Dich und Deine Huld,
Dass ich für andern Freund gefühlt nie Liebe.
Ibnol-Fariilh war übrigens nach Ihn Challik,än nichts minder als
ein grämlicher Ascete, sondern ein guter Gesellschafter, dessen Liebens-
würdigkeit allgemein anerkannt war ; er verfasste ausser den grossen
mystischen Gedichten, welche seinen Ruhm begründeten (die grosse und die
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*_) Handschrift der Leydner Bibliothek, der orientalischen Akademie und das zu
Haleb lithographirte Werk.
XXIV
kleine Tdi'je und die Chamrije), noch Räthsel und Gassenhauer, einen
der letzten auf einen Fleischerjungen hat uns Ihn Challfyan mitgetheilt.
Er war zu Kairo am 4. Silkide 576 (27. März 1182) geboren, slarb am
2. l)schemasi-ul-Ew\vel 632 (14. Jänner 1234), und ward am Fusse des
Berges Mokatham bei Kairo zur Erde bestattet »)•
*) Von seinem Diwane befinden sich auf den Bibliotheken zu Oxford (der Bodlei-
anisclien und der RadelifTschen), zu Wien (auf der k. k. Hof-Bibliothek und in der
der k. k. orientalischen Akademie), zu Leyden, Paris, Gotha, Hamburg,
Kopenhagen, Upsala, Petersburg, Neapel, im Escurial und in
der der asiatischen Gesellschaft zu Calcutta ein paar Dutzend Exemplare,
und auf der Leydner Bibliothek allein ein halbes Dutzend der Commentare der
Triije, nämlich die Burini's, Abdolgani ,en-Nabolsi's, Mahmud el
I^aschi's, S ch er efeddin el-Kaifsari's und Seh eichol-Al wan's. Zur
vorliegenden Ausgabe sind ausser den Handschriften der Hof-Bibliothek und der
k. k. orientalischen Akademie noch die mit der letzten gleichlautende Handschrift
der Leydner Bibliothek, dann der vom mütterlichen Enkel Ibn-ol-Färidh's heraus-
gegebene im Jahre 1257 d. H. (1841) zu Haleb lithographirte Diwan, und endlich
die noch im Besitze des Uebersetzers sieh befindende Handschrift des Cominentars
des Scheich Da'üd el-Kaifsari benützt worden; aus der letzten, in Ta'lik
geschriebenen, wurde der Text mit den Vocalen der Urschrift unmittelbar gesetzt,
und in dem Satze nicht auf die Gleichheit der Zeilen gesehen, welche durch
verlängerte Verbindungsstriehe leicht herzustellen gewesen wäre, sondern die
Befriedigung europäischen Auges durch die Schönheit der Schrift bezweckt. Es
ward hierin nicht der Gebrauch orientalischer Handschriften, alle Zeilen in Ge-
dichten gleich lang zu halten, wohl aber der europäische Kunstsinn, welcher auch
in den grössten Musterwerken des Druckes die Verse nicht gleich auslaufen lässt,
berücksichtigt; hingegen ward aber durch den besonderen Abdruck des Textes und
der Uebersetzung dem wesentlichen Bedürfnisse des Morgenländers, seine Bücher
von der Rechten zur Linken, und nicht von der Linken zur Rechten zu lesen, volle
Rechnung getragen. Die Correclur hat Herr Dr. Walter F. A. Behrnauer. Ama-
nuensis an der k. k. Hof-Bibliothek, besorgt.
Ich schloss ihr auf das Herz, mich störten Wächter nicht,
Es dauerte die Lust, die Einsamkeit war Licht. 5)
Ich sprach — die Leidenschaft war klar aus meinem Wesen
Und aus der Sehnsucht Sprach' war nie Abwesenheit zu lesen —
0 schenk' mir einen Blick, eh' ich zu Grunde geh',
Dass einen Blick der Huld der gnädigen ich seh' !
Wenn nicht, so gib das Wort: du wirst nicht seh'n 6) zur Kost,
Das Anderen vor mir gewährte einen Trost.
Die Trunkenheit bedarf Bückkehr zu nücht'ren 7) Sitten, 10
Es saget Ihr mein Herz: nur Du hast mich zerschnitten.
Von einer Ohnmacht Moses zur Besinnung kam,
Erst als er zu der Beu, zur Buss die Zuflucht nahm.
Wenn Berg' erführen das, was mir ward zugesprochen,
So würde Sinai auch unverklärt 8) zerbrochen.
Die Thrän' schwätzt aus die Lust, der Brand des Herzens Weh',
Denn dies die Uebel sind, woran zu Grund ich geh".
Die Sündfluth Noah's ist die Sündfluth meiner Thränen, *)
Das Feuer Abrahams der Brand von meinen Thränen. 10)
An Thränen ich ertränk', wenn nicht der Seufzer wäre, 15
Und der verbrennte mich, wenn nicht die Thräne wäre.
Die Traurigkeit Jakubs, sie wurde mir zu Theil,
Und was gelitten Job, ist meines Weh's ein Theil.
Das Ende leider ist der Liebe Anbeginn,
Denn diese fanget an mit Elend und Buin;
Und hört mein Ohr Beweis von meinen Weheklagen.
Von Leiden und vom Weh , die meinen Körper schlagen ,
So kann ich meinen Schmerz den Schmerzen nur vergleichen
Vereinzelten Kameeis, wann andre rüstig weichen. 14)
Mein Schmerz liegt offen da, mein Weg ist Jedem klar, 20
Was heimlich mich gekränkt, ist Allen offenbar.
Zu dem Vertrauten ward mein Nebenbuhler nun.
Er schaut die Magerkeit, den Wandel und das Thun.
Er schauet meines Leibs und meiner Seele Leiden ,
Wie er sie nie geseh'n durchs Unglück von den beiden ;
Er hört auch ohne Wort des Herzens tiefste Sorgen ,
Und mein Geheimniss bleibt ihm immer mehr verborgen,
Er legt sein Ohr an's Herz wie Maulwurf, ia) der vielhörig,
Und weiss auch ohne Aug, was in demselben störig.
Der Nebenbuhler gab alsdann dem Stamm die Kunde 25
Von meinem äuss'ren Sein und meinem inn'ren Bunde,
Dem Paar der Engeln gleich, das, wie geoffenbart. 13)
Der Menschen Handlungen in seinem Buch bewahrt.
Er wusste nicht zuvor, was in dem Inn'ren lag
Für ein Geheimnissschatz, der dann erst kam an Tag,
Als aufgehoben ward des Körpers dichter Schleier
Und das Geheimste sich entwickelte erst freier.
Es war ihm unbekannt, was ich im Herz bewahrte.
Bis es mein Stöhnen und die Schwäche offenbarte.
Die Krankheit, welche ich verborgen, kam zu Tage; 30
Gar seltsam ist die Lust und wahrer Liebe Lage!
Viel ärger ward berührt des Krankheitsschadens Graus,
Die Thränen plauderten der Seele Sagen aus,
Weil er Verderben sinnt, weil er den Ort nun weiss,
An dem verborgen war die Liebe, die so heiss.
Wenn schwebend in der Mitt' von Sehnsucht und Genuss, '*)
Durch diese oder den zu Grund ich gehen muss.
Und wenn im Vorhaus 15) mir zurückgabst meine Seele.
Glaub' nicht, dass fern von dir ich Haus der Freunde wähle.
Das Aeussere verräth die inn're Leidenschaft, 3S
Zu künden Unteres geht über meine Kraft, ,6)
Ich schwieg aus Schwäche, die mich viel zu sprechen hindert,
Denn spräche ich, es war' mein Gram um viel vermindert.
Die Heilung bringt den Tod, den sonsten sie abwehrt,
Es wird durch Sehnsuchtsdurst des Fiebers Durst vermehrt.
Das Kleid des Zustands ward schon längstens abgenützt,
Die Lust kann nicht aus Lust vernichtet sprechen itzt. I7)
Wenn die Besuchenden des Schicksals Tafel läsen ,
Wenn sie ergründeten der heissen Liebe Wesen,
So sähen sie an mir nur den zerfall'nen Geist, 40
Der zwischen dem Ruin des todten Leibes kreist,
Seit ich verfallen irr", bild' ich den Leib mir ein, ,s)
Ich kann begreifen nicht, dass ich soll wirklich sein.
Es liefert den Beweis mein trauriger Zustand ,
Dass vor dem Leibe längst mein irrer Geist bestand. I9)
Ich sprach von Liebe, nicht dadurch Dich zu langweilen.
Aus Angst nur, um dadurch den Kummer zu zertheilen:
Den Feinden ziemt es wohl zu zeigen starren Sinn,
Die Schwäche ist allein für Liebende Gewinn.
Die Klage hindert mich, dass ich geduldig sei, 45
Und wenn ich klag", so klag' ich doch nicht Feinden frei.
Zu loben ist an mir als Liebendem Geduld;
Doch wäre sie bei Dir nur tadelnswertlie Schuld,
Was Du an Gram mir gibst, zähl' ich zu den Geschenken.
An Lösung unsres Bunds ist nimmer zu gedenken. 20)
Was mir auch widerfährt von Dir an Qual und Plagen.
Ich werde danken Dir statt je mich zu beklagen ,
Und wenn die Qualen auch die Gnaden übersteigen.
So werd1 ich dankbar mich für Deine Lieb' erzeigen.
Was mir von Dir zukömmt an Unglück und an Peinen, 30
Wird statt Verzweifelung als Kleid der Huld erscheinen.
Was Gutes ich erfuhr, ward mir von Ewigkeit.
Das Böse ist ein Werk des Sklaven in der Zeit. 2I)
Wer droh mich tadelt, will zum Irrtlmm mich verleiten.
Und nur aus Eifersucht mir falschen Pfad bereiten. 2-)
Schmäht dieser mich vielleicht nur aus Behutsamkeit,
Wie einst im Paradies Iblis geschmäht aus Neid?
Es kann mich wenden doch von Deinem Pfad nicht ab,
Wie sehr er mich versucht und Böses mir eingab:
Ich habe keine Kraft die Unbild zu ertragen,
Ich kann dafür nur Lob und Dank der Liebe sagen.
Doch Deine Schönheit gab mir Stärke zu erdulden
Was Du aufladest mir ohn' eigenes Verschulden.
Ich sah die Schönheit nur, mit der Du bist gescbmückt.
Vollkommenheit, die mich vor anderen entzückt;
Du überliessest mich dem Unglück und dem Druck, -'•)
Doch dieses ward für mich der allerschönste Schmuck.
Wer aber Schönheit nur der sinnlichen nachjagt, 2*)
Der hat schon dem Genuss, dem köstlichsten entsagt.
Durch Liebe lernet 25) die Seel', es sei kein Ungemach,
Wann heisser Leidenschaft die Trennung folget nach.
Durch Freundschaft 2C) ward noch nie dem Geist die Ruh gegeben
Und durch die Freundlichkeit -7) ein stilles reines Leben.
Wo war' für Liebende die stille Ruh, Hei! Hei!
Und Eden wird erreicht durch Mühen mancherlei. 28)
Wird freie Seele auch mit jedem Trost verkostet,
So wird sie nimmer doch nach ihrem Wunsch getröstet.
Und wird sie auch entfernt durch Trennung und durch Flucht,
So bleibet sie doch treu dem Ziel , das sie gesucht.
Mein Ritus ist es nicht, zu gehen hier davon, 29)
Verläugnen würde ich dadurch Religion.
(in
tiö
Wenn anderer Gedank' als Du mir wäre werth ,
So wäre ich dadurch abtrünnig schon erklärt.
Denn mir ist dies Befehl: thu' Mas Du willst mit mir,
Denn ich verlange nur nach Dir und Nichts von Dir.
Der letzte Schwur ist der: bei unserer festen Liebe!
Nichts mischet und Nichts trübt die gegenseit'gen Triebe.
Ich schwor bei unsrem Bund, ich kann es nie erklären.
Wie in dem Kleid des Thons der Geist sich kann verklären.
Beim ewigen Vertrag, 30) der nimmer wird verwandelt, 70
Beim Bund dem späteren, 31) darnach der Gläub'ge handelt,
Beim Aufgang Deines Lichts, das Fröhlichkeit verkündet
Und wie der Vollmond nicht am Monatsend verschwindet;
Bei der Vollkommenheit, der Schönheit, die vollendet, 3a)
An welche sich der Mensch um Hilf und Beistand wendet.
Erhabenheit und Schönheit sind in dir verschwommen.
Und beide sind (ich schwor's) in deiner Huld vollkommen.
Erhabenheit zeigt sich in Peinen und im Schelten,
Der Schönheit und der Huld gehorchen beide Welten,
Der Schönheit Sklav' ist die Vernunft 33) nur Dir zu Ehren, 7S
Sie leitet zur Begier, die Du nicht kannst gewähren,
Und hinter Deinem Beiz steht der Genuss bereit.
Den nie erfassen kann das Aug' der Wachsamkeit.
(Ich schwör s) Du bist mein Wunsch, das Ziel der Laufbahn langen.
Nur Du bist meine Wahl, mein äusserstes Verlangen!
Schamlosigkeit wird mir zur ersten heil'gen Pflicht,
Nur Sun na ist's, wenn sich das Volk mir nahet nicht.
Die Meinigen sind nicht die mein nicht gut gedenken .
Und die gut heissen nur, dass Andere mich kränken.
Die Meinigen sind die, so theilen meine Liebe, 80
Zufrieden mit der Schand', gutheissend meine Triebe.
Es zürne wer da will , wenn Du mit mir zufrieden ,
Was kümmert's mich, wenn mir der Edlen Lob beschieden?
Anbeter 34) gibt es, die in Dir nur Schönes lieben, 3ä)
Ich Eigenschaften auch, die nur mein Herz betrüben.
Erstaunet war ich nicht, bis Deine Lieb' ich wählte,
Weh dem Erstaunen, das nur Dir allein nicht gälte! 36)
Sie sprach zu mir: du hast dir Andere erwählt,
Als Blinder hast den Weg, den offenen verfehlt,
Verführt hat dich zu dem, was du gesagt, die Lüge, 85
Die Selbstbeschönigung, damit sie dich betrüge,
Du hast gegeizt nach dem , was dir so sehr vonnöthen ,
Doch die Begierde hat die Schranken übertreten.
Wie kannst entgegnen du die schönste, reinste Liebe
Mit der Anforderung des schändlichsten der Triebe?
Hat Blinder 37) je zu schau n das Reiterlein Verlangen?
Er denket nicht daran; du bist in Ruh befangen.
Du wolltest einen Ort, dess du nicht werth, betreten
Auf einem Fuss , mit dem du Vieles übertreten.
Du strecktest aus die Hand nach einem grossen Glücke, 90
Wie viele wurden schon desshalb zerhaut in Stücke! 38)
Du kamst zum Hause, das von rückwärts nicht steht offen, 39)
Dess Eingang dem, der klopft wie du, nicht ist zu hoffen.
Du schmücktest dein Gekos' mit Flitterstaate aus , 40)
Verlangend nach der Ehr*, die nicht für dich zu Haus.
Du kämest, wie's dich ziemt, mit weissem Angesicht,
Zu werben um die Braut, die dir bestimmet nicht,
Und wärst du niedriger als Punkt, der unterm B, 41)
Ich würd" erhöhen dich zu nie geträumter Höh' ;
Du siehst, dass du nicht siehst, was du gehofft zumal, 95
Dass das, was du gezählt, ist ohne Mass und Zahl.
Gerade ist mein Pfad für die geleitet sind ,
Dich aber macht Begier nicht nur gemein, auch blind.
Zeit ist's, zu zeigen dir wie sinnlich deine Triebe,
Und wie durch die Begier verbinderst meine Liebe,
Du bist Genoss der Lieb' allein in deinem Kreise,
Was brauch *8) ich dir davon zu geben erst Beweise,
Du liebst mich nicht, bis du in mir bist nicht verschwunden.
Genügst mir nicht, bis ich in dir mich nicht gefunden.
Gib die Behauptung auf, dass du mich liebst von Herzen, lOO
Such' andres Herz und lass die Lüge dir verschmerzen!
Genuss, den höchsten, wirst, hei! hei! *3) du nicht erwerben,
Wenn du aufrichtig bist, haha! **) so musst du sterben,
Wenn, Liebchen, *5) du nicht stirbst, so stirbst du nach Verlauf',*6)
Wenn du nicht stirbst aus Lieb', so gib das Lieben auf!
Ich sprach: mein Geist ist Dein, nimm selben in Empfang,
Was wäre denn nicht Dein, was mein ist von Belaug!
Den Tod aus Liebe ich fürwahr nicht furcht' und scheue,
Ich suche meinen Ruhm in der Natur der Treue; *7)
Ich Aväre stolz, sprach' man: er ist aus Lieb' gegangen, los
Der Tod aus Liebe i8) ist mein einziges Verlangen.
Auch ohne den Genuss sei mir das Sterben werth,
Wenn meine Liebe sich für Dich dadurch bewahrt.
Gehör' ich Dir nicht an, so setz' ich Ruhm darein,
Nur im Verdacht, dass ich Dein Liebender, zu sein.
Und wenn in dem Verdacht der Tod mich überfiele,
Mit Freuden eilte ich als Märtyrer zum Ziele.
Und wenn vergossnes Blut man Märtyrerthum nicht heisst.
So ist es mir genug, dass Du darum nur weisst.
Mein Geist, der niedrige, kann sich zu Dir nicht schwingen, ho
Entfernt im schlichten Kleid 49) nicht bis zu Dir vordringen.
Die Drohung mit dem Tod, sie machet mich nicht zittern.
Sie mag die Anderen mit Furcht und Graus erschüttern.
Du weichst vom Weg nicht ab, wenn du mich opferst hin.
Denn mein vergossnes Blut ist Gunst nur und Gewinn. 50)
Wenn mir der Tod, den du verheissen, widerfahrt.
So wird erhöhet nur mein Preis und inn'rer Werth.
Ich fordere heraus den längst beschloss'nen Tod,
In dem, was du bestimmt, thut der Verschub nicht Noth;
Denn droh'n ist Wohlthat nur, die immer mir erfleht, 51)
Wenn ohn' Entfernung nur, was du versprachst, besteht.
Ich hoff" was Andre scheu'n, und bin dadurch beglückt.
Weil mich freiwill'ger Tod zur Geisterwelt entrückt. ä2) •
Ich schwor's, ich opfre mich der Liebsten auf dem Pfade
Des Rechts, den Andere betreten ohne Gnade.
Wie viel Erschlag'ne sind in jedem Volk und Stamme, 53J
Sie starben, ohne dass ein Blick nur ward der Flamme.
Wie Viele starben nicht der Menschen schon aus Liebe,
Und blicktest Du sie an, das Leben Keinem bliebe.
Wenn Sie vergossnes Blut für recht und billig hält,
Erreiche ich den Ruhm, den höchsten in der Welt. 54)
Ich sclnvör's, geh' ich zu Grund, so ist's für mich Gewinn,
Geheilet werde ich durch inneren Ruin: 55)
Erniedrigt wurde ich im Stamm', bis dass mir klar,
Dass über meine Kraft die kleinste Fordrung war.
Die Demuth war nur Schwäch', sie hielten mich nicht werth,
Dass solche Schwäche sei durch ihren Dienst geehrt. äG)
Nach meinem Stolz sank ich vom Gipfel höchster Gnade. 57j
Allmälig 5S) nieder zu dem untersten der Grade.
Kein Nachbar schützet mich, mir öffnet sich kein Thor,
Und meinem Eifer steht kein Ehrenplatz bevor.
115
120
123
10
Als war' 59) ich nicht geschätzt, als war' ich nur verachtet,
So wenn im Ueberfluss, so wenn bin ich verschmachtet.
Sagt man: wen liebest du, und nenne ich Sie klar,
Sagt man: Metonymie! 60) er träumet, ist ein Narr! 6I)
Es würde ohne Schmach die Liebe mir nicht schmecken, 6-)
Und ohne Liebe sich die Ehr' vor mir verstecken.
Der Irrsinn ist mein Schmuck, den die Natur verschmäht.
Und meine Ehre in Erniedrigung besteht. 63)
Als nicht zugegen war als Wächter G4) der Verstand, o:') 130
Die Liebe ihren Wunsch in dem Geheimniss fand.
Ich hüte mich davor Geheimniss zu erwähnen,
Desselben Ausdruck liegt im Worte meiner Thränen. 6»)
Begierde und Vernunft beirren sich sofort,
Die Lüge, die geheim, sie ist ein wahres Wort,
Nachdem der Phantasie 67) verheimlicht ich die Sorgen,
Bemüht1 ich mich, dass die Gedanken sein verborgen.
Ich übertrieb die Sorg' Geheimniss zu bewahren,
So dass ich es vergass (inmitten der Gefahren);
Und wenn des Wunsches Frucht zu pflanzen ist nicht leicht, i 35
Weiss Gott, dass die Begier mit Müh' den Wunsch erreicht.
Die süsseste Beruhigung der Lieb' ist die
Von Ihr 6S) gewollte und alsdann vergess'ne Müh.
Sie steht bewachend scharf Eingebungen des Innren, 69)
So die Begier an Lust, der ich entsagt, 70) erinnern.
Wenn auch gefahrlos, fährt Begierde durch die Glieder,
Schlag' ich aus Ehrfurcht schon und Scheu die Augen nieder. 7I)
Ich wende ab, wenn er auch flieget hoch, den Blick,
Die ausgestreckte Hand, ich ziehe sie zurück. '•-)
Nach ihr strebt jedes Glied mit brennendem Verlangen, 140
Doch Würde scheuet es zurück mit Furcht und Bangen. 7S)
11
Wenn ich durch Mund und Ohr Ihr falle nur zu Last,
Sie mit Barmherzigkeit mein ganzes Thun umfasst, ''*)
Wenn nicht von Ihr allein das Lob die Zunge spricht,
So höret andres Lob das Ohr, das taube, nicht.
Und führt mein Ohr ein Wort in's Herzensheiligthum,
Dem es gehorchet nicht, so bleibt die Zunge stumm. 75)
Ich bin durch ihre Lieb' von Eifersucht verzehrt,
Doch läugn' ich Eifersucht, erkennend meinen Werth.
Die Freude saugt mein Geist in aller Eile ein, 145
Es bildet sich Begier die Wunscherfüllung ein.
Wenn Sie auch fern dem Aug\ so sieht Sie doch mein Ohr,
Wenn Wachendem 76) man hält zur Schmach die Liebe vor.
Wetteifernd mit dem Ohr, gönnt diesem nicht das Auge,
Dass es zu Grunde geh' durch Liebetadels Lauge.
Die Wahrheit geht voran, die Menschen folgen mir,
Wohin ich wende mich, so wend' ich mich zu Ihr.
Sie stehet als Im am vor mir bei dem Gebet,
Mein Herz bezeuget, dass darin Sie vorne steht:
Kein Wunder, wenn dein Herz Sie wünschet als Imam. 150
Da es zur Kibla sich die Einz'ge nur nahm.
Wenn nach den Seiten sechs 77) sich auch die Augen richten,
Erfüll' ich nur in Ihr des Hadsch, der Omret Pflichten. 78)
Ich bete nur zu Ihr auf der geweihten State, 79)
Ich selbst der Gegenstand von ihrem Wunschgebete. 80)
Wir finden, Beide Eins, die ew'ge Wahrheit wieder,
So oft wir in den Staub uns betend werfen nieder.
Für anderes Gebet hab' ich nicht Lust und Neigung.
Und kenn1 nur diesen Zweck bei jeder Niederbeugung.
Wie vieler Bruderschaft 81) zerriss ich schon den Flor. 155
Und aufgelöset ward , was mich verband zuvor.
12
Die Liebe wurde mir geschenkt von Ewigkeit, 8-)
Am Tage des Vertrags 8S) vor dem Beginn der Zeit.
Die Liebe kam mir nicht durch's Ohr, nicht durch den Blicl
Nicht durch Erwerb und durch natürliches Geschick.
Mir ward vor meinem Sein die Liebe zugeschworen ,
Und trunken war ich schon eh' als ich noch geboren.
Begier vernichtete, Avas noch nicht ward erfunden, 8V)
Und Eigenschaften all sie waren schon verschwunden.
Ich fand das, was ich traf im Hingehn und zurück,
Nach Ihrem Willen ward bestimmet mein Geschick. 85)
Es traten dann hervor die Eigenschaften freier,
Die eh* verborgen nur gewesen unter'm Schleier.
Es wurde die Begier zur Antwort nun gezwungen,
Die Kenntniss hatte sie sich von dem Herrn errungen. 86)
Die Seele war verwirrt, es war ihr unbekannt, 87)
Dass in dem Dasein 88) sie der Dinge Wissen fand 89).
Ich sah im Einzelnen, 90) was ich eh' überschaut.
Das Ganze 9i) ward mir nun im Einzelnen vertraut.
Einheit der Liebe ist in unsrer Einigkeit,
Die bei den Liebenden gehört zur Seltenheit.
Verläumder ist bemüht uns Beide zu verschwärzen, 92)
Er sagt Ihr mit dem Bath (den ich Ihr geb' von Herzen) :
Ernähret nur den Dank, entfernt gehäss'ge Triebe,
Und macht mir zum Geschenk Aufrichtigkeit der Liebe!
Ich rechnete auf Sie und nahte mit Begier,
Doch ich begehrte Nichts, als mich zu nähern Ihr.
Ich opferte Ihr auf in Eil das andre Leben,
Vielleicht, dass mir hierdurch Erhörung wird gegeben.
Bald geb' ich auf den Wunsch, der mich zu Dir hinreisst,
Ich wollte nicht, dass Du als Schaf93) mein Beitthier seist.
160
165
170
13
Ich nahte mich als arm, doch ohne Uebermuth,
Ich Avarf von mir hinweg die Armuth und das Gut;
Dass Beides ich wegwarf, kann als Verdienst mir gelten, 94)
Ich opferte auch dies dir auf wie beide Welten,
Dass dieses auch Verdienst, dies leuchtete mir ein, 95)
Doch wollt' ich and'res nicht als : das bei Ihr zu sein. 9{i)
Ich kam durch Sie zum Ziel, davon ist der Beweis 97)
Vermittler, der den Weg doch ohne Sie nicht weiss.
Lass freien Willen Ihr, o Freund! dass Sie befehle, 175
Ergib in selben dich mit Buhe in der Seele.
Sei frei von deiner Lust, schweb' über nied'rem Baum,
Dann wirst du wurzeln fest und sprossen wie ein Baum.
Sei gleich und nah und rein, so wirst erhöret du,
Du kehrst von Ihr zu Ihr, und bleibest dann in Buh. 98)
Kehr' schnell zurück, gehorch', hüt' dich zu sagen heut:
Ich gürte morgen mich, um aufzustehn zum Streit.
Sei wie die Zeit ein Schwert, ") nimm das Vielleicht in Acht,
Vielleicht hat in Gefahr gar Manchen schon gebracht.
Um zu gefallen Ihr stell' auf, streb1 nicht nach Freude , 180
In Schwäch' verharre nicht, die führet nur zum Leide,
Verfolge deinen Pfad, steh' auf, wenn auch zertreten,
Entreiss der Trägheit dich, um dich gesund zu retten.
Tritt vor, der du so lang' dich Gegnern zugewendet,
Befrei' vom Bande dich, das im Verderben endet.
Schneid' wie ein scharfes Schwert mit festem Vorsatz ein,
So wird Begierde dir gehorsam, willig sein. 10°)
0 nah' dich Ihr, und wärst du selbstens bankerot,
Nimm an den guten Bath, er hilft dir aus der Noth.
Nicht naht sich Ihr wer reich durch Streben und Bemühen, 185
Sie wird den Armen nicht, das Schwier'ere nicht fliehen.
14
So geht es denen, die nur ihrer Lust zu willen,
Und denen, die getreu Versprochenes erfüllen. ,01)
Der Wind der Liebe stürmt vorbei den reichen Mann,
Jedoch den Armen weht derselbe fächelnd an. ,0~)
Das Loos des Reichen ist, dass er ein Opfer fallt, 103)
Und doch erreichet nicht das, was ihm wohlgefallt.
Aufrichtig sei mit Ihr die Armuth zu ersetzen.
An der als gutem Werk du stolz dich pflegst zu letzen, ><>*)
Entsage dem Geschwätz und Forderungen, leeren, 190
Die ungerechter Weis' Gehör von dir begehren !
Die Zunge, die zu sein beredteste 105) sich dünkt,
Erlahmt im Ausdruck dess, was in dem Inn'ren blinkt.
Du fussest auf den Sinn, den Sie 106) dir will nicht zeigen,
Bist in dem Worte fremd , d'rum wolle lieber schweigen !
Im Schweigen ist die Ruh, im Schweigen liegt die Würde: 107)
Das, Avenn absichtlich, los) nur dem Diener schaden würde, 109)
Sieh an, hör' an, behalt, und sprich das was vertraulich,
Nur die Versammlung 110) kennt die Strasse, so beschaulich. ,u)
Du folge dem nicht nach, der seine Lust nur ziert, 195
Bis sie zur herrschenden und zur Gebiet'rin wird
Lass was der Freundin feind, wie die Begier die wilde,
Du flüchte dich vor der zum festesten der Schilde!
Sie war längst tadelnswerth, empört, wann ich gehorchte,
Gehorsam nur, wann ich nicht dem Gebote horchte,
Ich rief sie vor, es schien der Tod mir minder schwer.
Als zu ermüden sie mit des Gehorsams Lehr*.
Als sie zurückgekehrt, sie alle Lasten trug,
Und als sie milder ward, sie wenig nach mir frug.
Ich plagte sie als Bürg', dass sie aufstehen werde, 200
Bis dass ich sie bezwang durch Plagen und Beschwerde. lla)
15
Ich nahm ihr den Geschmack, indem ich sie entfernt
Von der Gewohnheit so, dass Ruhe sie gelernt.
Kein Schrecken, welchen ich nicht auferleget ihr,
Dies kann hezeugen die unlautere Begier,
Und jede State, wo im Pfad" ich stand, bestätigt,
Dass im Gehorsam ich als Sklave mich hethätigt. 113)
Ich liebte sie zuvor nach meinem eignen Willen;
Seit aber ich bereit, nur ihren zu erfüllen,
Bin ihr Geliebter ich, der Liebste ihrer Seele.
Vorbei ist's mit dem Wort, dass meine Lust ich wähle.
Ich trat aus mir heraus und kann nicht wiederkehren.
Nicht meines Gleichem gilt das Wort vom Wiederkehren,
Seit Sie aus mir heraus, bleibt einzeln die Begier,
Mir kann es ziemen nicht noch umzugeh'n mit Ihr;
Seit sie von mir getrennt, so fällt mir nimmer hart
Beschreibung von der Allgeliebten Gegenwart.
Auf diese Art beginn' ich Eins mit Ihr zu werden,
End' in Erniedrigung des Hohen auf der Erden.
Verkläret ward die Lieb' durch meines Auges Blick,
Und jeder Spiegel strahlt mein eig'nes Schau'n zurück.
Sie rief zum Zeugen auf des Inn'ren Wesenheit,
Die sich verkläret hat im Glanz der Einsamkeit.
Mein Körper ging zu Grund in dieser Eigenschaft,
Ich trennte mich von ihm, nur Sie hat Lebenskraft.
Ich hielt mich fest an dem Ruin von meinen Zeugen, m)
Dies kann die Nüchternheit nach meinem Rausch bezeugen,
Die Nüchternheit, die mich nach Trunkenheit entzückt,
Ist nur mein Sein, das sich durch die Verklärung schmückt.
Wenn du mich nicht beschreibst als Zwei, ist Sie die Eine,
Beschreibst du Ihr Bild als Eins, so ist's das Meine.
205
210
215
16
Wann Sie mich fordert anf, gehorch' ich dem Befehl,
Wann Sie mich ruft, sag' ich: was stehet zu Befehl?
Und wann Sie spricht, so horch' ich auf ihr Wort,
Und sage Ihre Sag' Ihr nach in Einem fort.
Wir sprechen Du auf Du, ich bin dadurch erhöht
Weit über andre Schaar, die ferne von Ihr steht. 115)
Wenn die Vernunft verbeut in Zweien Eins zu sehn,
Und denen dies nicht klar, die mir entfernet stehn,
So kläre ich dir auf, was dies Geheimniss war,
Ausdruck verborgener, er wird dir offenbar,
Und ich enthülle dir, was ausser Baum und Zeit,
Dem das Gehör, das Schau'n, Erklärung nicht verleiht.
Ich setze den Beweis durch Spruch' in volle Klarheit,
Durch Sätze, welche wahr: Ich stütze mich auf Wahrheit.
Ein Weib vom Schlag gerührt, gibt dir durch ihren Mund,
Als von dem Dschinn berührt, sich als Prophetin kund.
Sie redet zeugenlos und stellet her Beweis,
Dass ohne Zeuge sie doch wahr zu sprechen weiss.
Die Wissenschaft erklärt, dass dies seltsam, doch wahr,
Dass das, was ausser ihr, doch ihrem Sinne klar.
Bist Abends du nur Eins, so wirst dies Morgens sein,
Annäherung zu Gott gibt Wahrheit nur allein.
Suchst Andres als Ihn, so ist es Dienst der Götzen,
Im Irrthum wirst Begier du Ihm zur Seite setzen.
Wer von dem Liebchen sich in Lieb' vermag zu trennen,
Wird durch Abgötterei nur dessen Fleisch verbrennen. "6)
Es schändet deinen Stand 117) der feste Vorsatz nur,
Dass du auslöschen willst befestigte Natur.
So lang der Schleier nicht gelüftet war in Freiheit,
Vermochte sich von dir zu trennen nicht die Zweiheit.
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225
230
17
Des Abends
leg icI
im
ch , vereint in Wesenheit .
Des Morgens steh" ich auf, zerstreut durch Wirklichkeit, iia)
Nur durch die Gegenwart wird die Vernunft zerstreut ,
Wahnsinn versammelt nur durch die Abwesenheit. 119)
Ich halt' 12°) die Nüchternheit für einen niedren Lauf,
Und schwinge mich von dir zum Himinelslotos 121) auf.
Und als der Schleier ward verklärend aufgerollt,
Da ward vom Aug* dem Aug' Erfrischung erst gezollt.
Werd* ich ernüchtert, so genügt mir Nüchternheit. ^35
Versammelt bin ich erst , wenn zweitesmal zerstreut.
Bekämpfend dich in dir, von dir gelangest du
In dem, was über laa) dir, zur wahren Himmelsruh".
Nachdem ich so gekämpft, sah ich den blut'gen Zeugen,
Den Liebenden, der mich als Muster konnte zeigen.
Ich stand nicht still am Berg, ,23) ich schritt zur Ka'ba fort.
Von mir kam das Gebet an den Verbeugungsort.
Sei eingebildet nicht auf deiner Schönheit Glanz ,
Und auf die Ehren, die besteh'n im Kleide ganz.
Den Secten-Irrthum lass", das End' ist doch Verein, 240
Der Secten Leitungszweck wird nur die Einheit sein.
Lass freien Lauf dem Sinn für das, was ewig schön,
Bleib nicht gebunden bei dem falschen Schmucke steh*n.
Des Liebenswürd'gen Beiz nur aus der Schönheit stammt,
Der eignen nicht, aus der die ausgelieh"ne flammt.
Es liebten K^oseir, Medschniin und früher Kais,
Die 'Afet, Leila und die Lobna glühend heiss. ls*)
Die Liebe Jedes war an Eigenschaft gebunden ,
An ewige, die er im Liebchen nur gefunden.
Was war dies anders als der Schönheit Ideal , 24.H
Das ihnen sich verklärt in ihrem Liebesstrahl,
18
Der wie der Sonne Strahl, eh' vom Gewölk verhüllt.
Nun in dem Glas verklärt verschiedene Farben spielt.
Das erstemal erschien der wahren Liebe Kraft
In Adam und in Eva durch die Mutterschaft.
Er liebte sie, durch sie um Vater erst zu werden.
Durch die Gemahlschaft kam das Kinderthum auf Erden ;
Sie fanden sich, weil sich das Aeussere gefiel,
Durch Liebe, nicht durch Hass, gelangten sie zum Ziel.
So hat die Liebe sich versteckt und offenbart, 250
Seitdem, zu aller Zeit nach der Aeonen 18ä) Art
Erschien den Liebenden in mancherlei Gestalten.
In seltener Figur und Weisen mannigfalten :
Als Lobna, 'Afet, itzt in Gluth der liebesheissen.
Ein andermal ward sie Böse ine geheissen.
All' Andre mussten Ihr an Reiz und Animith weichen .
Und nirgends anders fand Sie eine ihres Gleichen.
Durch die Vollkommenheit von Ihrer Schönheit wird
In Anderen mit Ihr Einswerdung ausgeziert .
Und so erscheint Sie mir in jedem Liebespaar, 2.;:;
In allen Liebenden, in Schönen wunderbar. 12Cj
Mit ihnen bin ich eins, der Liebende der ächte,
Wiewohl sie mir voraus durch längst vergang nc Nächte.
Sie sind kein andres Volk, nicht anderer Natur,
In ihren war ich nur in anderer Figur.
So war ich einmal Kais, ein andermal D s c h e m i I ,
Bald war die 'Afet, 137) bald Boseine 128) mein Ziel. la9)
Bald Avar ich offenbar und bald war ich versteckt.
Seltsam war ich enthüllt und seltsam auch bedeckt.
Es waren die und die, 13°) nicht Wahn m) in dem Gemüthe, 260
Sie waren Wirklichkeit in voller Schönheit Blüthe.
19
Ein jeder Held ,3a) war ich und die Geliebte Sie,
Die Namen sind nur Kleid, das mich getäuschet nie.
Durch diese Namen ward nur ich allein benannt,
Die Liebe, die versteckt, ward so der Welt bekannt.
So bin ich immer Eins mit Ihr, dem Schatz gewesen ,
Mein Wesen liebte ich in der Geliebten Wesen.
So gibt es in dem Reich nicht andren Herrn als mich.
Mein Mitmir ist, was sich vereint mit Ihrem Ich. I33)
Ich huld"ge m) nicht aus Furcht vor Anderen, fürwahr!
Und auch aus Hoffnung nicht, weil andrem Gut ich harr'
Nicht aus Erwartung, dass erniedriget ich werde,
Aus Hoffnung nicht, dass ich beglückt (auf dieser Erde).
Ich opfere mich auf um abzuwenden 135) bloss
Von Männern, heiligen, den Spott, den Hieb, den Stoss.
Dessbalb bin ich zurückgekehrt aus Frömmigkeit
Zu dem gewohnten Dienst, bin willig und bereit, 136)
Von dem Ruin zurück zur ew'gen Frömmigkeit,
Von Ausgelassenheit zurück zur Eingezogenheit.
Ich fastete 137) den Tag, dafür belohnt zu sein,
Ich betete 138) die Nacht, um zu entflieh'n der Pein.
Ich baute an die Zeit mit meinem Stossgebet, 139)
Ich schwieg und fastete aus Würd' 14°) und Majestät.
Ich floh das Vaterland, schnitt mit den Brüdern ab,
Erwählte Einsamkeit im Leben mir zum Grab.
Gedanken spann ich aus erlaubte, Tag und Nacht.
Und um zu stärken mich auf Nahrung nur bedacht. Ul)
Ich fand den Unterhalt in der Genügsamkeit,
So folgte Lust der Welt mir willig und bereit.
Die Seele reinigt sich durch die Enthaltsamkeit.
So ward enthüllet, was verborgen mir die Zeit.
•itiö
270
27S
20
Ich zog mich von der Welt in Einsamkeit zurück,
Erhörung des Gebets war meiner Andacht 14s) Glück;
Bis aufzugeh'n in Ihr (in Gott) war mein Verlangen,
Gott sei dafür, dass ich in Ihr sei aufgegangen.
Mit dem Geheimniss will ich dich nicht überlisten, U3)
Unmögliches soll nicht in deinen Sinn einnisten.
Wie wäre das! wie könnt' ich denn in Gottes Namen
In Deinen Sinn einstreu'n des niedren Irrthums Samen?
Merk auf! erschien denn nicht Propheten» Anfangs nur 280
Der Offenbarung Bot' in menschlicher Figur? •**)
Nur desshalb Gabriel daher als Dihjet kam,
Ein Mensch, weil die Gestalt vom Menschen er annahm?
In seiner Wissenschaft erkannte er in Klarheit
Vom Gegenwärtigen die reine lautre Wahrheit.
Er sah den Engel, der die Botschaft ihm gebracht.
Er sah den Mann, 145) den zum Genossen er gemacht.
Wenn diese Doppelsicht gehörig willst bedenken,
Wirst der Vergötterung du nimmer Glauben schenken.
Zu läugnen ist es nicht, es stehet im Koran, 283
Die Sunna und die Schrift, 148) ich halte mich daran.
Ich gab der Wissenschaft enthüllt' Geheimniss dir.
Betritt den rechten Pfad, in Allem folge mir.
Hier ist der volle Quell, der reich zum Trünke fliesst,
Gib Wasserspieg'Iung auf, die nur im Thal, das wüst, 147)
Gewahr das Meer, worin sie untertauchten dich.
Die Ersten lis) standen am Gestad', sie scheuten sich. •*»)
Der Koranvers: Naht euch dem Gut der Waisen nicht! lso)
Die abgezogene Hand der früheren 151) entspricht.
Und ausser mir 158) ward es dem Helden nur lÄ3) gegönnt . 299
Der die Ausdehnung und Zusammen ziehung kennt.
21
An meine Wunder halt' dich fest und nicht an andern, 15*)
Du hüt" dich andren Pfad als meinen auszuwandern. 155)
0 Freund von heit'rem Sinn, 156) es ist der Liebe l57) Thal,
Die Heiligkeit nur dess, der mir gehorcht zumal.
Mein Reich der Liehe Höhn, mein Heer der Liebe Wahn,
Und jeder Liebende derselben Unterthan.
Die Liebe geht zu Grund und stehet fern dem Mann ,
Der schauet nur den Flor und setzet mich hintan.
Für mich sind Lieb' und Hass nur Dinge einer Art, 295
Und meiner Wand'rung Ziel ist nur die Himmelfahrt.
Beruhige die See!' in dem Verein mit mir,
Von meinen Dienern bist der Auserwählte hier.
Geniess der Höh' und rühm' vor and'ren Menschen dich ,
Dass du mit reiner Seel' im Aeussern fandest mich.
Setz' über Schalen dich hinaus, die leichten, schweren, 158)
So über die Gebot' und aller Weisheit Lehren.
Durch Liebe sammle 159) dir das Höchste, was zu erben,
Von dem Erkennenden, der strebet zu erwerben. 16°)
Sei stolz den Saum des Kleids der Liebenden zu schleppen, 300
Es ziehet dich hinauf bis zu der Milchstrass' Treppen 161)
Die Wissenschaft nur Eins mit Gott zu sein ergeben;
Entziehe dich der Sehaar, die anders sucht zu leben.
Einheitsbekenner sind ein ungeheurer Kreis;
Die Andren wenige, was braucht es mehr Beweis. 162)
Du stirb in diesem Sinn und lebe lobesam,
Du folge selbst dem Volk, von dem du der Imam; 16s)
Denn würdiger trägst du den Preis des Kampfs davon,
Als jener, welcher kämpft nur wegen Straf und Lohn.
Sei stolz auf diesen Ruhm, doch ohne leeren Wahn, 305
Die Freude schlage dir das Mahl am besten an ! 164)
22
Wie viele Menschen hat schon diese Eigenschaft
Von nied'rer Station **5) zur Höh' emporgeratl't !
Du bist entfernt von mir auf diese Art und Weise,
Die Pleias wallet nicht in dieses Staubes Kreise. 16li)
Vom höh'ren Sinai 167) ist dieser überragt,
Du stehst viel höher als du selber dir gesagt.
Dies ist die Gränze dein, bleib steh'n (an diesem Hügel).
Denn wenn du weiter strebst, verbrennst du dir die Flügel.
Denn höher steht mein Werth, als was die Menschen streben, ;$H>
Und über deinen Werth hinaus geht dein Bestreben.
Von allen Menschen hab' ich dieses mir gesammelt, l68)
Dass unter Brüdern ich bin nüchtern und versammelt.
Mein Ohr ist Moses 169) und mein Herz mit dem vertraut, .
Was ich im Traume mit Mohammeds Aug I70) geschaut.
Des Geistes Geist, mein Geist und Alles was du siehst
In der Natur, der Ausfluss meines Wesens ist.
Der Seelen Schöpfungen, ich hab' sie längst gekannt.
Wenn selbe auch nachher Gefährten 171) unbekannt.
Du bist von selber 173) nicht, weil du dich Jünger nennst. 31s
Und dich nicht eingesaugt 17s) in uns allein bekennst,
Wirf weg m) Metonymie 175) und sprich nicht ohne Sinn,
Ich sehe Künstelei gefärbte nur darin.
Nenn dich den Kund' gen nicht, es stehet im Koran:
Beinamen sind verhasst und feinden sich nur an. 176)
Der Jünger kleinster wird in seinem Herzen schauen
Gedanken, die geschmückt als bräutliche Jungfrauen:
Der pflückt von eigenem Sinn der Selbsterkenntniss Frucht,
Scharfsinn und Namen wird in meinem nur gesucht. I77)
Fragst du ihn um den Sinn, so spricht er Wundergaben, l") [\->{t
Die über den Verstand und allen Wahn erhaben.
23
Behaupte nicht du seist der Auserwählten Einer,
Denn Sünde wär's von dir, der nur ist ein Gemeiner.
Eins ist's, ob ich mich nah', ob ich von dir mich wende,
Eins meine Lieb', mein Hass, mein Anfang und mein Ende.
Spiel ich auf Andre an, so bleib ich doch die Norm,
Wenn ausgezogen auch Beiname, Nam' und Form.
Ich ging bis das ich stand, wo der Propheten 179) Zunft,
Durch Aeusseres verführt, 18°) verloren die Vernunft.
Ich bin beschreibungslos, Beschreibung ist nur Form, 32:;
Der Nam' und Zunam' J81) auch; Symbolik sei die Norm.
Vom Grade: ich bin Sie, bist du nun aufgestiegen
Zur Stufe: ich bin Ich, und wirst nun weiter fliegen
Zur inn'ren Weisheit, die im Dienst des Herrn besteht,
Durch äuss'res Gebot Einswerdung dann ersteht. 18S)
Mein Ziel es war Aufgeh'n in Gott 18S) wie andre Meister, 18*)
Eh' ich zurückgekehrt mit Beu zum Herrn der Geister.
Ich trete auf die Höh' der Vordem, 185) welche wähnen,
Dass Standort in dem Staub sei Gipfel meines Sehnen.
Das Ende ihrer Bahn ist Anfang nur vom Lauf, 330
Ich kann, von wo ich steh', nicht höher steigen auf.
Es ist kein Wissender, der es durch mich nicht wäre,
Kein Sprechender, der nicht ausspräche meine Ehre. 186)
Kein Wunder, wenn mein Lauf zurück die Ersten lässt,
Ich halte an der Tah als sich'rem Eimer fest. ,87)
Mein Gruss an Sie, derselb ist allegorisch,
Der kommt von mir zu mir und ist nicht metaphorisch. 188)
Der Liebe Bestes war derselben Anbeginn,
Derselbe führte mich zur selt'nen Aeuss'rung hin,
Ich wollte mein Gefühl 189) verhüllen im Gedicht, 19°) 33:;
Doch die Begeisterung lässt sich verhüllen nicht:
24
Als ich sie sah, da reut's mich nicht, tlass ich gehuldigt,
Lud meine Liehe war von der Vernunft entschuldigt.
Mit dem Ruin des Leibs war es nicht gar so arg,
Die Wunscherfüllung war freigebig erst, dann karg. 191)
Der Leib ist wohl, wenn er zur Krankheit ist bereit, 19a)
Ruin der Seele ist die wahre Tapferkeit. 193)
Zu sterben nur für Sie das ist das wahre Leben,
Und sterb' ich nicht, so leb' dem Kummer ich ergeben.
0 Herzensblut, das schmelzt durch Sehnsucht und durch Liebe, 340
0 Seelenbrand, der fliesst in Gluthen meiner Triebe!
Die Gluth des Inneren hat aufrecht mich gezogen,
Die Rippe ward gerad", die eh'mals war gebogen. m)
0 schön ist die Geduld, Ergebung in dem Leide,
Wend' ab dich von der Welt und ihrer Schadenfreude !
0 du, der hart und rauh, gehorsam ist dein Freund,
Ertrage Lässigkeit 195) als Unglück von dem Feind.
Regehr' nicht mag'ren Leib, dass Heilung dich beglücke,
Was ist dir Herz, dass du zerschnitten bist in Stücke? ,S6)
0 kranker Leib, du gibst kein weit'res Lebenszeichen, ,97) 343
Die Dauer zeitliche, sie muss der ew'gen weichen.
Gesundheit meines Leibs! Gespräch' ist nun vorbei, ,!l8j
Und der Genuss, der Tod, die Trennung, macht nicht frei.
Verschwunden durch Ruin ist längst des Körpers Schein.
Du kannst bewahren nicht vermodertes Gebein.
0 leeres Rild, o Wahn, den ich anrief mit 0, *••)
Durch deine Traurigkeit wird die Yerwildrung froh.
Mit dem, Mas mehr als Tod, ao°) bin ich von dir zufrieden,
Denn deine Liebe hat mir dieses Loos beschieden.
Wenn meine Seele klagt, so ist's nicht ihre Pein. 330
Sie richtet sich hierin nach Andrer Reispiel ein. 201)
25
In jedem Stamm ist todt ein jeder, der lebendig, 202)
Der beste Leichnam ist der Liebe zugeständig.
Du siehest Nichts als Lieb' in der vereinten Gier,
Und Nichts ist da zu sehn als frischer Jugend Zier. 203)
Wenn Sie am Festtag reist, zu Ihr die Menschen drängen.
Es schauen Ihre Schönheit an der Stämme Mengen,
Die Geister steh'n verliebt auf Ihrer Schönheit Warten,
Von Ihrer Schönheit sind die Blicke all' ein Garten. a0!t)
Ich seh' an jedem Tag das schöne Angesicht,
Denn jeder Tag 205) ist Fest, an welchem frisch die Sicht.
Und alle Nächte sind mir heilig, wann Sie naht;
Der Tag, wo ich Sie trefT, ist mir des Freitags statt.
Zu Ihr zu pilgern nur mein Streben stets begehrt,
Und jeder Stillstand ist dem an der Ka'ba werth.
Ein jedes Land, worin mein Auge Sie erblickt,
Erscheint als Mekka mir, gezieret und geschmückt. 206)
Ein jedes Haus von Ihr bewohnt, ist mir Harem, 207)
Als Haus der Trennung mir Ihr Vaterland bequem. 20s)
Das Haus , von Ihr bewohnt , ist mein Jerusalem,
Erfrischung meinem Herz, die ihm nur angenehm. 209)
Des Kleides Schlepp' ist mir des Tempels Majestät, 3i0)
Der Staub, der duftendeste der Erd', auf der Sie geht.
Der Ort, den Sie bewohnt, ist mir ein sichrer Ort,
Die Sinai 211) thun mir Noth, sie sind mein fester Hort
Als Stationen, wo die Welt uns nicht entzweit,
Wo uns nicht trennen kann die böse List der Zeit.
Die Tage suchen nicht Vereintes zu zerwühlen,
Die Nächte streben nicht uns rauher anzufühlen.
Zufälle können uns nur selbst entfremden nicht, 2'2)
Unglücke stossen nicht der Seele Gleichgewicht.
3.1K
300
363
26
Kein Zwischenträger kann bei Ihr den Ruf mir schänden.
Kein Niederer vermag von mir Sie abzuwenden.
Des Nebenbuhlers Aug', es ist im Schlaf befangen,
Des Nebenbuhlers Aug', es stört nicht mein Verlangen.
Ich kenne keine Zeit als Zeiten der Genüsse,
Und alle sind für mich nur Jahreszeiten, süsse.
Mein Tag ist Abend ganz, an dem es milde weht,
Wenn ich erwiedere das Wehen mit Gebet.
Die Nacht ist Zauberei, wann in derselben gehen 370
Die sanften Düfte, die im Abendwinde wehen;
Und wach* ich eine Nacht, so ist der ganze Mond
Für mich des Schicksals Nacht,213) weil Ihr Resuch mich lohnt;
Und nah' ich meinem Haus, so finde ich selbes ganz
In Frühlingsmässigung, in frischem Rlüthenglanz.
So bin zufrieden ich hindurch mein ganzes Leben,
Mit guter Morgenzeit, die tliesset rein und eben.
Gesammelt habe ich die Schönheit jeder Form,
Dass sie bezeuge mir des tiefsten Sinnes Norm.
In meinem Inneren gesammelt alle Liebe, 373
Dass sie verkünde dir von jeder Gluth die Triebe.
Soll ich mich rühmen, nicht wie 2n) Andere, die liehen:
In dem Vergnügen ist mein Ruhm ganz eingeschrieben.
Ich habe mehr von ihr als ich gehofft, erreicht,
Die nächste Nähe, die nicht andrer Nähe gleicht.
Der Trennung stosse ich die Nase auf die Erde,
Auf dass nur immer mehr mein Wunsch erfüllet werde.
So wie ich schlafen ging, wach' ich in Liebe auf,
Und was ich Morgens that, ist meines Abends Lauf.
Wenn Sie von ihrem Reiz den Menschen allen gäbe. 380
Nur Jusuf nicht, 815) er sich vor Andren nicht erhöbe.
27
Ich pries die Schönheit zwar in der Beschreibung Fluss,
Doch Sie gewahrte mir den doppelten Genuss.
Von Ihrer Schönheit zeugt ein jeder Sonnenstaub,
Desshalb ist allerseits Sie aller Blicke Raub. 2l6)
Die Aninuth preiset Sie in jedem Platz und Orte,
Die Zunge lobet Sie in jedem Gruss und Worte,
Die Nase riechet Sie in jeder feinen Luft,
Im Wohlgeruche Sie einathmet und im Duft.
In Allem was ich hör, vernehm' ich Ihren Laut, 335
Mit Ihr ist das Gehör der Hörer all' vertraut,
Und jeder Kuss von mir ist Ihr geweihter Kuss,
Der Kuss der ganzen Welt ist nur für mich Genuss. -17)
Wenn Sie den Leib zerlegt, so wird darin sie sehen
Das Herz der Liebe ganz, der ganzen Welt Bestehen.
Was am seltsamsten mir, am trefflichsten vorkam ,
War, dass Enthüllung erst den Zweifel mir benahm.
Dem Aug' Versammelter erschien der Hass als Freundschaft.
Verein des Gegentheils als Liebe mir und Freundschaft.
Der Tadler liebet mich, es schmähet mich der Feind, 390
Verseil wärzer ist verliebt und Nachbar mir nicht Freund.
Für dieses Resultat muss ich den Dank Ihr schulden ,
Denn Ihrer Gnade nur dank' ich's und Ihren Hulden.
Nicht gegen Freunde nur bewährt sich seine Beugung, -,s)
Der Beugung folget er aus seiner eignen Neigung.
Die Wohlthat kam von mir, von meiner eignen Seele,
Ich dank' es mir, dass ich Einswerdung mir befehle. 319)
Geschäfte folgten dann, dann wurde erst entdeckt
In voller Nüchternheit, Mas Rausch bisher bedeckt.
Ein Strahl des Lichts genügt dem, der schon eiugesprenget, 395
Erörterung bedarf nicht, wer sich selbst anstrenget.
28
Wer nicht sein Blut vergiesst, nicht zu Wesiren zählt, 88°)
Im Wink liegt oft der Sinn, der in dem Ausdruck' fehlt. -1)
Durch alle Beide 8—) ward der Anfang der Befreiung ,
Doch mein Versammeltsein verabscheut die Zerstreuung.
Die Beiden sind nur Eins mit mir und auch mit dir,
Doch in dem Aeusseren da zählten wir das Vier. 823)
Ich bin nur Eins mit Ihr, wer mich bei ihr verschwärzt.
Die Liebe auch bei mir durch Eigenschaft verscherzt.
Es hilft Verschwärzender dem Geiste, welcher leitet 400
Zur Klarheit, die er sich im inn"ren Sinn bereitet, —'*)
Es hilft der Tadelnde der Gnade, welche treibt
Zu dem formellen Sein, das nur im Aeuss'ren bleibt.
Wer Schwierigkeiten kennt wie ich, der mischet nicht
Der Leitung Irrthum ein, weil Aehnliches besticht.
Mein Wesen ist der Lust besonders ganz ergeben.
Von der die Welten all' als allgemeine beben. 225)
Durch Einfluss 226) wird der Geist zu dem Erwerb geleitet,
Ist zum Empfang geschickt, eh" dass er sich bereitet.
Die Körper sind der Gier ein Dasein, das vertraulich, 403
Die Geister sind dem Geist Erscheinung, die erfreulich.
Ich schwebe zwischen dem, der in die Höhe eilt.
Und zwischen Tadelndem, der guten Rath ertheilt.
Mein Zeuge ist der Tanz, der hin und her mich treibt,
Wo mich Vergängliches anzieht, und dann was bleibt.
Entkleidung stehet fest in Idealen, wahren, —;)
Sie stimmen überein mit Sinnen, offenbaren.
Nimm das Gegeb'ne an, Geheimnisse der Gier.
Die du getroffen hast, du warfst sie weg von dir.
In welchem Sinn der Reiz sich zeige an dem Tage, 410
In welcher Sure sich gestalte auch die Klage, 888)
29
So schaut sie jenen doch durch's Aug' der Phantasie,
So hört sie diese doch durch's Ohr der Harmonie. —9)
Es stellt Einbildungskraft sich die Gestalten vor,
Die stehen wohl vertraut an äuss'rer Sinne Thor.
0 wunderbar! ich bin berauschet ohne Wein,
Und freue heimlich mich, nach Wunsch beglückt zu sein. 4S0)
Es tanzt mein frohes Herz, es zittern die Wände, 331)
Es jubelt auf mein Geist 232) und klatschet in die Hände.
Es wird das Herz s33) gestärkt nach Wunsch durch Wort und Werke,
Geschwächt der Sinnen Kraft, bis ihre Schwäche Stärke.
Mir widersetzen sich die Wesen alle hier,
Die einz'ge Hilfe wird mir nur gewährt von mir.
Ein jedes Glied von Ihr versammelt den Zerstreuten,
Ein jedes Haar von Ihr zerstreut den ihr Geweihten. 234)
Sie ziehet aus das Kleid, das zwischen Ihr und mir,
So dass die Trennung selbst zur Traurigkeit wird mir. 233)
Hab Acht, wie die Begier sich heftet an die Sinnen,
Verlangend durch die Lehr* Erleuchtung zu gewinnen! ~36)
Erwähnung ihres Geists vor meinem Geiste steht,
So oft der kühle Hauch des Morgenwindes weht. 237)
Erinnerung von Ihr das Ohr in Aufruhr bringt,
Wenn Morgens auf dem Baum die Turteltaube singt. 238)
Dem Mann des Augs 239) thut's wohl, wenn ihn zur Abendzeit
Erinnerung an Sie des Blitzes Strahl verleiht,
Wenn der Geschmack des Bechers, welcher nächtlich kreis't,
Mir in Erinn'rung bringt die Kost von ihrem Geist.
Es offenbart mein Herz sich so den inn'ren Gliedern, 2*°)
Die nur die Sendungen der äusseren erwiedern.
An Sie erinnert mich ihr Name im Gesang,
Der Beigen spricht nur aus des ganzen Wesens Drang.
41 :;
420
425
30
Mein Geist strebt »ach dem Hauch des höh'ren Werde,
Mein Aeuss'res strebet zki) nach dem Stoff des Staubs der Erde,
Es zieht mich bald zu Ihr, bald zu dem Geiste eben,
Und jeder Zug ein Kampf des Todes mit dem Leben.
Was ist dies wohl, wenn nicht Erinnerung der Wahrheit, #
Die wurde offenbart der Seel' in voller Klarheit.
Die Seele wünscht vom Staub zu heben auf die Flügel ,
Denn bald ergreifet sie, und bald der Leib die Zügel;
Und jedes blöde Kind kann dir die Kunde geben, 243) 430
Nicht Scharfsinn es bedarf, nicht Offenbarung eben ,
Wann es befreit vom Zwang der Windeln und der Binden ,
Sich freuet frei von Last in freier Lust zu finden, 24a)
Wann es sein Leiden klagt und was man ihm gethan ,
Und man geduldig dann die Klagen höret an.
Wann's ob der Süssigkeit der Bitterkeit vergisst,
Gedenkend des Vertrags des Worts, das ewig ist. a44)
Der Reigen zeigt das Bild der mystischen Begeistrung. -4ä)
Es stellet fest der Tanz die eigene Bemeistrung. s46)
Das Kind sehnt sich nach dem, der koset ihm zur Hand, 43!i
Damit es fliege auf in*s erste Vaterland.
Beruhigt wird in ihm die geist'ge Aufregung,
Sobald die Amme 2*7) bringt die Wiege in Bewegung.
Die Sehnsucht nimmt mich ein, wenn Sie erwähnet wird,
Wie Singender, der laut des Korans Vers citirt, 2*s)
Wie sich die Seele sehnt, wenn endet schon das Leben. ~*9)
Die Todesengel schon den Sterbenden umschweben:
Wie Sterbender sich sehnt nach Trennung von dem Leibe.
Damit er weiter nicht im Thal der Thränen bleibe:
Wie Geist des Sterbenden, der liegt in letzten Zügen. 440
Begierig zu dem Grund, dem höchsten aufzufliegen.
31
Dem Ort 25°) des Uebertritts zum gänzlichen Verein,
Genuas, der schleierlos wirkt auf die Seele ein.
Wer meinen Spuren folgt, den Vorsatz zu erreichen,
Muss an aufricht'gem Vorhaben mir auch gleichen.
Wie viele Wogen geh'n zu Grund, eh' eine schürft.
Reich ist der Arme, der nur Eine Woge schlürft.
Wenn im Krystall 231) des Worts verlangest dich zu schau'n,
So hör' aufmerksam an, was ich dir will vertrau'n : 2ä2)
Ich Sprech' ein Wort, das sei zum Muster aufgestellt.
Und thue eine That, die angenehm (der Welt).
Es sieht in Handlungen mein Blick auf den Entgelt,
Zustand' bewahre ich vor dem, was schändlich fällt.
Ich predige Aufrichtigkeit dem festen Sinn,
Zum Beispiel dient mein Wort in jeglichem Beginn. 853)
Es ist mein Herz ein Haus, 25V) worin ich ruhig wohne.
Die Eigenschaften sind verhüllt vor Gottes Throne. 255)
Zur Rechten ist der Stein und die jemen'sche Säule, 2r>6)
Die Kible ist mein Mund, der leitet mich zum Heile.
Den Umgang halte ich, fürwahr! um 's beuge Haus,
Und greif in meinem Lauf von Merw nach Ssafa aus. 2S7j
Vom inneren Harem ist sicher äuss're Erde,
Der Aeuss're fürchtet sich, dass er beraubet werde. 25S)
Von Allem faste ich, nur nicht von Gott allein.
Gereinigt wird durch Ihn die Seele, die schon rein.
Mein Dasein 259) und sein Sein 26°) sei immer nur ein Paar,
Doch einzig 261) der Verein, bei dem Erwachen war. 26i)
Geheimer Lauf den Weg zur ew'gen Wahrheit nimmt,
Wie Andren ist der Lauf durch das Gesetz hestimmt;
Denn in der Geisterwelt 2fi") bestimmt mich kein Befehl,
Und in der Menschenwelt 26*) geht alle Weisheit fehl,
445
450
32
Denn mir befiehlt nur das, was ewig her vertragen, S65)
In Fesseln haben mich die Sinne dann geschlagen.
Von mir kommt ein Prophet, der biisst für seine Schuld,
Der hochgeehrt bei mir, begierig nach Geduld. 266)
Ein Loos ist für die Gier Befehl, den ich ihr gab,
Die Seele lässt von dem, was sie begehrt, nicht ab. 267)
Von Zeit des Urvertrags, noch vor den Elementen,
Bis zu den Tagen, die mich als Propheten kennten, 26S)
War von mir selbst an mich ich als Prophet gesandt, 4G0
Durch meine Wunder ward mein Wesen nur erkannt.
Als ich die Seele trug von irdischem Besitze
Durch einen Kauf hinauf zum Paradiesessitze, 869)
Da kämpfte sie den Pfad der Frohn auf ihren Pfaden,
Und frohe Kunde ward ihr von des Todes Gnaden.
Versammelt heisse ich, weil ich im Himmel weile,
Und nicht beständ'gen Sitz des Paradieses 27°) theile.
Wie soll ich treten denn in andrer Geister Fährten,
Gleich Freunden meiner Beih'n, gleich Schaaren von Gefährten?
Kein Himmel, welcher nicht aus meinem Innren käme, 4t>5
Kein Engel, welcher nicht von mir die Leitung nähme,
Kein Strich des Aeusseren, der nicht von inn'rer Ehre,
Kein Begenstrich a71) und Thau, der nicht bewässert wäre.
Der Orient des Lichts ist Glanz von meiner Flur,
Auf meinen Pfaden ist das Weltmeer Tropfen nur.
Mein Ganzes schwingt sich auf zum Ganzen durch die Flügel.
Zum Theile wird der Theil gezogen wie durch Zügel.
Wem Ob'res unten steht, dem Ober's ist ein Unt'res,
Dem zeigt Geleiteter ein Angesicht, ein munt'res. 273)
Des Staubes Unterstes, der oberste Esir, S7S) 4711
Zur Lösung, zum Verstand sie dienen beide mir. 27*)
3.3
Kein Zweifel, dass Verein die Wahrheit sicher kennt,
Und dass das Wörtchen Wo das schon Vereinte trennt. 375)
Bestimme keine Zahl, die wie ein Schwert verletzt,
Bestimme keine Zeit, die üher Gott gesetzt,
Nicht Seines Gleichen gibt's in dieser, jener Welt,
Der besserte hernach, was am Befehle fehlt;
Und keinen Gegner gibt's im Himmel und auf Erden,
Durch den der Unterschied der Schöpfung klar kann werden. s'6)
Es gehet aus von mir, was immer ward gesponnen, 2T7) 47J>
Es kehrt zurück zu mir, was immer ich begonnen.
Ich sah Anbetende, die traten mir voran,
Die Engel beteten in mir den Adam an. 278)
Ich sah die Engel, die auf Erden alle gleich,
Die reinen Geister, die zuhöchst im Himmelreich.
Als Pfad schlägt Anderer Gesichtskreis nied'ren ein,
Die zweite Trennung erst geAvähret mir Verein.
Zerknittert ist der Sinn, Ernüchterung ist aus,
Der Reu' des Moses eilt Begierde weit voraus. 279_)
Es gibt kein Wo, noch Was, -80) vorbei sind Rausches Stunden, 480
Der Wolkenschleier ist in Heiterkeit verschwunden.
Als Siegel legt' ich an die letzte Nüchternheit, 281)
Nachdem durch Faden ich bestimmt die erste Zeit.
Verwischung jeder Spur, Ernücht'rung bis in's Grab,
Ich wog sie auf der Wag' in kleinen Stücken ab.
Verlöschet ist der Punkt von dem Ernücht'rungstlor,
Wach ist des Wissens Aug', das schläfrig war zuvor. 282)
Was der Ernücht'rung fehlt, Verrichtung dir gewährt. 28"j
Die Mannigfarbigkeit dich dem Beständ'gen näh'rt.
Die Trunkenen sind gleich den Nüchternen gepriesen, 485
Gezeichnet mit der Ruh', gemarkt mit Paradiesen, a8*)
34
Von meinem Volk sind nicht die an der Kleidung kleben.
An Eigenschaften und an Eigenheiten eben.
Wer nicht Vollkommenheit geerbt, und wer nicht rein,
Der fällt auf seinen Weg zurück in Qua.l und Pein.
Nichts ist in mir, das mir den Rest des Kleids aufdringt, 28s)
Nichts ist in mir, das mich zur Schattenrückkehr zwingt.
Kann das, was in das Herz 286) geworfen ward vom Wahren
Die Zunge hält versteckt, durch Rede offenbaren?
In mir umarmet sich was unten und was oben, 490
Was ausser mir, wird durch die Gleichheit aufgehoben. aS7)
Durch Zweiheit war ehvor vernichtet all mein Sein,
Ich kehrte dann zurück durch Dauer zu dem Ein.
Die Weise der Vernunft war erster Ausiluss Gottes,
Die Satzung Sinai's war letzter Handgriff Gottes. assJ
Mehr als dem Jonas ihm zu geben Lob und Ehre,
Verbot mir der Prophet, der dessen würdig wäre. z*9)
Ich zeigte an, was mich der Rede Ausdruck lehrte,
Und das Verborgene sich angenehm erklärte.
Gleich sind mir gestern, heut, der ewige Vertrag, -n,>) 41»:;
Der Morgen, Finsterniss, die Nächte und der Tagv
Es zeigt die Antwort Ja291) sich in dem Spiegel rein,
Versammlung verwehrt das Beieinandersein. sfls)
Ich scheu' nicht Finsterniss, ich fürchte nicht den Grans. -,,::)
Das Licht von meiner Huld löscht alle Rache aus.
Ich kenne nur die Zeit, die unberechenbar.
Das Sein von meinem Sein kennt Monde nicht und Jahr.
Wer eingesperret ist im engen Raum der Zeit,
Sieht hinterm Kerker nicht das Eden Ewigkeit.
Der Himmel kreist in mir. der Pol wie wunderbar, 500
Um den sich Alles dreht, ein einz'ger Punkt fürwahr! S94)
3H
Vor jener Drei, die ich verliess, kein Pol bevor.
Die Pfähle 2a"') stellen nur die Stellvertreter vor.
Gerade Linie erreicht nicht stets das Ziel.
In Winkeln liegen oft der Himmelsstrecken viel. 29fi)
Der Seelen Ameisfliiss aus meinein Rücken kam,
Und wie die Milch der Brust von mir den Ausfluss nahm. 897)
Das Seltsamste, was ich gesehen, war der Hauch
Des heil'gen Geistes, der die Herzen 29S) schützte auch.
Ich sah die Schönheit 3") und es staunte die Vernunft, 505
Das Herz war nicht geschmückt für solche Unterkunft. 300)
Die Seel' vergass ich, denn ich hielt für andre sie, 301)
Und das was ausser mir, begehre ich sonst nie. 3Ü'-)
Vergesslichkeit ist's, die für stets ■'"■>) mich närrisch macht.
Des Wunsches bar, weil ich als närrisch im Verdacht. 304)
In Sie bin ich vernarrt, dem Irrsinn heimgefallen;
Wer sich dein Irrsinn weiht, ist frei von Sorgen allen.
Beschäftiget mit Ihr , 3flS) fremd anderen Gefühlen ,
Ereilte mich der Tod, 30r') ich würde ihn nicht fühlen.
Ein seltsam Ding, dass in der irren Leidenschaft tj|n
Gleichgültig! ob Vernunft liegt in der Trägheit Haft, S07)
Wann ich Sie treffe, frag' ich Sie: wie geht es mir? 308)
Und wann Sie Leitung sendet, gehe ich doch irr.
Ich suche Sie, indess Sie stets bei mir gewesen.
0 seltsam, dass verhüllt gebliehen mir Ihr Wesen!
Ich hör' nicht auf zu suchen Sie in mich versunken ,
So sehr bin ich vom Wein von Ihrer Schönheit trunken.
Vom Wissen, das gewiss, reis' ich zur reinen Wahrheit.
Bei der ich erst das Ziel der Beise lind' in Klarheit.
Er suchet mich, dass Er mich durch mich selber leite, 515
Der Leitung Suchende gibt selber das Geleite.
3<>
Und Er begehrt, dass ich aufheben soll den Schleier.
Indessen werde ich nur durch mich selbst ein Freier.
Sieh' in dem Spiegel dich, dass durch desselben Licht
Ich deine Schönheit seh' in meinein Angesicht;
Und sprech' ich meinen Namen aus, horch' ich (ganz dumm)
Mir selbst nach meinem Wort mich sehnend , und verstumm".
Ich strecke aus die Hand , Ihr Inn'res zu umarmen ,
Zunächst 309) an Ihrem Geist und Herzen zu erwärmen.
Nach Hauchen sehn' ich mich, damit sie mich anwehen, ä'-iü
Abkühlend meine Hitz', 31°) wann sie vorübergehen,
Bis dass in meinem Aug' des Blitzes Licht erwacht,
Und durch das Morgenroth wird aufgehellt die Nacht,
So lang bis die Vernunft zurücksetzt ihren Fuss, 3")
Und von mir selbst mir wird der innigste Genuss,
Bis fröhlichen 312) Gesichts ich zur Gewissheit kam,
Die weite Beise zu dem Zweifel mir benahm.
Ich fand mich selbst zurecht, aufsuchend meinen Sinn,
Die eigne Seele war mir die Wegweiserinn.
Und als der Liebe Kleid als Vorhang aufgezogen, 323
War das Geheimniss auch von dem Gebot entflogen.
Mit diesem Flor begann sich der der Gier zu heben ,
Auf meine Frage ward die Antwort nun gegeben.
Der Spiegel war jetzt rein vom Bost der Eigenschaften.
Und in der Strahlen Glanz die Augen sicher haften.
Was ich bezeuge, ist mein eig'ues Dasein nur.
Was mich bezeuget, ist die eigene Natur.
In dem Gebete hört' ich meinen eignen Namen .
Die Sinne abgespannt den Flug den höchsten nahmen.
Indem die Glieder ich au Ihrem Leib erwärmt, 530
Hab' ich mein eignes Ich an Ihrem Ich umarmt.
37
Mein Geist erfasst den Duft, von dem er ist umflossen,
Durchduftet von Gewürz, das klein zermalmt, Verstössen.
Die geist'ge Eigenschaft, von sinnlicher geläutert,
Sie hat in meinem Sein die Läut'rung erweitert.
Wer Eigenschaften loht, der lohet meinen Adel,
Wer mich durch seihe loht, beschimpfet mich mit Tadel.
Wer meinen Leih 313) nur lobt, die Schönheit nur bezeugt.
Dem bleibet stets verhüllt der Ort, dem ich geneigt.
Kenn' ich die Namen nicht, erwache ich vom Traum,
Und wenn ich selbe nenn', so träum' ich schlummernd kaum.
Wer mich aus Handlung kennt, der ist kein Kennender,
Wer mich aus mir erkennt, ist ein Erkennender.
Du halt' dich au den Ort der ersten Eigenschaften,
So wird das Bild, der Ton, in deiner Seele haften. 3)i)
Den Sinn der Namen nimm dir von der inn'ren Welt,
Auf die allein der Geist der äussren ist gestellt.
Die Eigenschaften, die sich nach den Gliedern nennen.
Sind nur Allegorien für Seelen , die sie kennen.
In Hieroglyphen, die verhüllt in Tempelschleier,
Erblickt die Seele dann, was hinter'm Sinn, so freier:
Des Wesens Namen, der von Gliedern hergenommen
Geheimnisse bewahrt, in die der Geist verschwommen.
Geheime Schätze sind's des Sinnes, der versteckt
Nur angedeutet wird durch Sinne, die verdeckt.
Nothwendig 315) sind der Nam', der Eigenschaften Spuren
Zur Wissenschaft der Welt, zur Kenntniss der Naturen,
Zu dem Gebeterwerb 316) durch die Vernunft, die reine, 3I7)
Zu dem Erwerb des Danks durch Mittel allgemeine. 318)
Es liegen vor mir da die Spuren offenbar,
Sie waren mir, eh' ich zur Heimath 3'9) kam, schon klar.
UM
540
S45
38
Das Wort und Alles, was im Mund war längst nur nah.
Der Blick und Alles, was im Aug' als Beispiel da,
Der Ton und was im Ohr, und das Gefühl der Hand,
Sie waren längstens schon im Inn'ren mir bekannt.
Der Eigenschaften Sinn steht äusserm Körper 3-°) fest.
Der Namen Werth sich nicht durch Sinn bestimmen lässt. •r-1)
Gebrauch s—) der Namen liegt in des Chalifen Hand,
Der weiss, welch' einen Sinn damit der Herr 3SS) verband.
Von Sängeriun , von Lust , von edler Renner Gier, 550
Von süssem Wohlgeruch, von Morgenwolken Zier. *a*)
Er s"5) hinterleget sie 3-°) in jene Seel* zuletzt.
Die er, weil sie dem Stolz ist abgeneiget, schätzt 3-7)
Als strahlende im Glanz, als blühende in Pracht.
Als offene in Kund', als zwingende der Macht. 5-s)
Die Namen lehret Er bedächt'gem Naturelle, 3S9)
Freigeb'gem Geist und freigehorner Seele.
Als den vernünft'gen Sinn, als Paare im Gebete, 33n)
Als rätselhaftes Wort, 3=') als alles Grundes State. 33-)
Er adelet damit den Vorsatz, der steht fest, 333) oöo
Und der ergebungsvoll auf Gott sich nur verlässt.
Als Zeichen seltene von heitrer Fröhlichkeit,
Als Schaaren äusserster erwünschter Tapferkeit.
Er knüpft 33i) damit den Leib 335j au State der Ergebung,
An das Vernunftgebot der geistigen Erbebung,
Durch Feinheit der Gebot' und Reinheit der Befehle,
Durch Klarheit festen Sinns und Wahrheit glatter Seele. 33fi)
Den Sinnen wird dadurch 337) des Glaubens ächte Krall,
In allen Handlungen der feste Grund verschafft,
Erwähnungsfundament und Strahlung der Gedanken, oHit
Gesammtes Monument und dann der Strafen Schranken. 33S)
39
Der Seele wird dadurch auf den verwandten Stäten
Die Kunde von der Huld und Wohlthat des Propheten,
Durch angenehme Kund' und Gahen mancherlei,
Durch Blatt der Wissenschaft und gute Polizei. 339)
Als ob und wenn du nicht, der beiden Worte Sinn340)
Ist der Beschallungen Vollendung und Beginn;
Im Regen von Verdruss, in Regen, welche freuen,
Im Segen von Geimss, in Schaaren von den Leuen, 341)
Wie Seele, die zurück zur Sinnenwelt gekehrt,
Von mir auch Andres Nichts als Sinnliches begehrt;
Ausdrücke, welche rund, Anwünschungen, die bunt,
Geheimer Winke Kund' und mancher Gaben Pfund. 3*ä)
Der Name 343) Orient ist in geheimer Welt,
Was von der Huld erneut sich mir entgegenstellt.
Nachrichten des Bestands, Ansicht des Uebergangs ,
Geheimniss des Verstands und Forderung des Bangs, 344)
Der Ort der Namen ist die Welt der Eigenschaften,
Die eigens an dem Lauf durch alle Himmel haften, 345)
Die Schulen des Tenfi'l, 34fi) wo man Wetteifer lehrt,
Pflanzschulen des Tewil, 3") wo Zweifel sind verwehrt. "*8
Sie fallen in die Welt der Engel und der Geister, s*9)
Eröffenend den Blick dein hocherstaunten Meister.
Durch der Einswerdung Thron und durch Annäh'rungsstufen,
Durch den Verklärungspfad und durch der Engel Rufen. S5°)
Es strömt der Namen Quell hinein in alle Welt,
Die Seel' ernüchterte, bedarf als den Entgelt
Eingebungsnutzen und die Gnadensee, die frische;
Der Hulden Wiederkehr sind neue Gnadentische 35<)
Den Wallenden, sie geh'n auf dem gegebnen Pfade,
Doch ohne diesen führt zur Wahrheit meine Gnade.
S6S
r>70
o7.j
40
Wenn nun die Ritzen zu, die Spalten sind geheilt.
Zerstreutes ist vereint und weiter nicht getheilt.
Wenn zwischen mir und Ihm, an den ich fest gebunden,
Bewilderung durch die Vertraulichkeit verschwunden,
Dann weiss ich in der That, dass Eines ich erfunden,
Dass durch Versanimelung Zerstreuung ist verschwunden,
Dass Zunge sieht und dass die Hand hört an das Wort,
Dass Einsicht und Gehör und Tastsinn nur Ein Ort.
Das Aug' hat Tastsinn nun, das Aug' vertritt die Zungen, s5a) 580
Es spricht das Ohr, zu boren ist's der Hand gelungen.
Das Ohr verklärt als Aug' der Phänomenen Menge.
Das Aug' vereint als Ohr die fliessenden Gesänge,
An Hände Statt vermag die Zunge zu zerbrechen.
Die Hände sind im Stand zu reden und zu sprechen.
Die Hände sehen nun, was Augen sonst entdecken,
Die Augen strecken sich wie Hände sich sonst strecken ,
Das Ohr ist Zunge, das nun statt derselben spricht,
Die Zunge hört und schweigt (wenn sie auch drob zerbricht).
Geruch vertritt die Stell' der andren Sinne all, 385
Und umgekehrt ist dies bei jenen auch der Fall. Si3)
In keinem Gliede wohnt besondre Eigenschaft,
Wie in dem Auge sonst allein die Sehekraft.
In jeglichem Atom von mir sich Kräfte zeigen,
Die von den Gliedern sonst den einzelnen sind eigen.
Es fleht zu Gott, es hört sein Wort im Augenblick.
Denn seiner Allmacht Hand zieht nirgends sich zurück.
0 les't in Einem Wort das Wissen der Gelehrten,
Steigt auf in Einem Nu zu Geistern, den verklärten. "5i)
Hört die Gebete all in den verschied'nen Sprachen, 390
Aus Einem Witz S5ä) kannst du die and'ren alle machen.
41
Du schaffe her, was die Entfernung hält zurücke,
Eh' dass dem Nickenden vergeh'n zwei Augenblicke. 3>c)
In Einem Dufte riech' den Wohlgeruch der Winde,
Und was vom Paradies sie bringen dir gelinde.
Ein Augenblick wird dich durch den Gesichtskreis tragen.
Mit Einem Schritt' durchstreich' der Erde sieben Lagen. 357)
Die Leiber, welche schon die Dauer aufgegeben,
Sie sammeln leicht und leicht sich zu dem geist'gen Leben. 358)
Wer spricht und lang es macht, und sich zum Tode schwingt, 339) 595
Durch meine Hilfe nur zu höh'ren Stufen dringt.
Was in den Lüften fliegt, was auf dem Wasser schwimmt,
Was in dem Feuer brennt, wird nur durch mich bestimmt; 3ß0)
Der, dem ich stehe bei, dass Zartheit er erblicke.
Veränderet sich ganz in Einem Augenblicke. 361)
Wer eine Weil' mir folgt mit seinem ganzen Wesen,
Der hat wohl tausendmal den Koran schon gelesen. 362)
Wenn von den Todten ich Erweckung will bewähren,
So wird die Seele gleich zum Körper wiederkehren. 363)
Die Seele, die entsagt, 364) verdoppelt ihre Kraft, 600
Und jegliches Atom hat Wundereigenschaft.
Es mögen dir genug 365) Prophetenwunder sein,
Die kein gemess'ner Ort und keine Zeit schränkt ein.
Auf diese Art ward einst des Noah Fluth gebettet,
Als er von seinem Volk sich in das Schiff gerettet.
Als die erflehte Fluth 36°) in hohen Wogen ging,
Und als zuletzt das Schiff am Berge Dschudi 307) hing,
So wurde nicht zum Pferd 36S) der Wind für Salomon, 3fi9)
Ein doppeltes Geschlecht 37°) gehorchte seinem Thron.
In Einem Augenblick und ohne alle Beschwer, 605
Von Saba brachte er den Thron von Balkis her. 3?1)
42
So löschte Abraham die Gluth des Feuers ;ius. ■■'■'-)
Es wurde 3;3) durch sein Licht ein Garten Edens d'raus.
Von jeder Bergeshöh' gerufen Vögel kamen,
Freiwillig ihren Platz als Opferthiere nahmen; 3T4)
Und Moses warf den Stab zur Erde aus der Hand,
Die Schaar der Zauberer verzweifelnd vor ihm stand,
Er schlug den Stamm, es quoll daraus des Wassers Segen.
Er spaltete das Meer, es fiel heständ'ger Regen.
Als zu dem Jakob kam von Jusuf frohe Kunde,
Dass er nun Wiederkehr* von seines Ausflugs Runde,
Da weinte jener, eh' als dieser war gekommen.
Aus Sehnsucht war das Aug* in Blindheit ihm verschwommen.
Den Kindern Israels gedecket ward der Tisch,
Vom Himmel durch 'Isa 37S) mit Braten und mit Fisch;
Und wenn im Aermel stack die Nadel zum Gebrauch. 3;s).
Den Vogel, der aus Thon, helebte Wunderhauch.
Es liegt im Inneren der äuss'ren Wunder Kraft,
Die ich dir eingeflösst, gutheissend Eigenschaft. "■'■'•)
In die Geheimnisse war alle eingeweiht,
Des Gottgesandten Schrift, in sendungsloser Zeit. 37*)
Ein Jeder forderte sein Volk durch Reden auf,
Dass zu der Wahrheit Ziel es steuere den Lauf,
Die Wissenden 37°) von uns Propheten sind genannt.
Sie rufen auf das Volk zu dem, den Gott gesandt, :;8°)
Doch der Erkennende 381) der Zeit ist Mohammed,
Der Mann von starkem Sinn, 3Si) den Gott gesandt, Prophet.
Und jedes Wunder, das gewirkt ward von Propheten.
Ward Muster denen, die in ihre Stapfen treten,
Propheten sind entbehrlich durch des Hauses 383) Sprossen,
Durch die nachfolgenden Imame und Genossen,
(HO
(i1S
(520
43
Von ihnen einige betheilt mit Wundergaben ,
Die Andere als Gut, ererbtes inne haben.
So war Nossreteddin 3Si) der llanifitin Sohn,
Von Ebubekr ward dem Volk im Kampfe Lohn.
So rief 'Omer: Sa riet, gen den Berg dich wend',
Gar weit war von dem Ruf bis hin nach Ne ha wend. S8ä)
'Osnian gab nun den Trunk den frischen auf, wiewohl
Der Kelch des Todes stand vor ihm kredenzet voll.
Von 'Alf ward die Kunst, die Schwerter anzulegen, (VIS
Die Wissenschaft ererbt als eigenes Vermögen.
Die Anderen sind Stern', wer ihnen f o 1 g e t , w i r d
W i e von dem Sterne n h e e r d e n w a h r e n P f a d g e f ü h r t. 3sü)
Die Heiligen, die Gläubigen, die, wenn auch fern.
Der Bruderschaft zu lieb die Nähe glauben gern. 387)
Die Nähe ist Gehalt, 3SS) die Sehnsucht ist Gestalt, s»»)
Seltsam, dass nah' und fern 39°) in Eins zusammenfallt.
Die Gläub'gen seh'n den Geist 301) und leiten so die rennen, S93)
Gottlosen dienet nur Beweis, mich zu bekennen,
Und Alle gingen einst so um den Geist 393) herum , 030
Und kamen durch's Gesetz zu dem Prophetenthum.
Wiewohl dem Scheine nach ich Sohn von Adam bin,
So zeiget doch der Geist, 3n) dass ich der Vater bin.
Dein Schmuck, dem hindernden, war meine Seel' entzogen,
In dem Verklärungskreis ward sie gerad erzogen. 395)
Als Kind war mein Gebet die Sure der Propheten, 396)
Das Loos mein Element, ich pflegte Sieg397) zu beten.
Noch vor dem Wiegenband, eh' Aeuss'res war vollendet,
War ohne das Gesetz, Gesetz in mir vollendet.
Propheten bildeten den Gang von meinem Schritte, c>Xi
Sie überschritten nicht den Ort von meinem Tritte. s98)
44
Zu meiner Rechten war des Vordermannes Segen,
Zu meiner Linken Leichtigkeit im Fortbewegen. 8")
Glaub' nicht, die Göttlichkeit*00) sei ausser mir im Leben,
Es herrscht als Herr nur der, der mir ist untergeben.
Es wäre ohne mich kein Dasein und kein Wesen, *01)
Und kein verbindender Vertrag je da gewesen
Wer hier lebendig ist, der liebet dich im Leben, 40s)
Und jeder Wille ist dem meinen untergeben.
Kein Sprechender, der nicht mit meinem Worte spricht, 640
Kein Schauender, der durch mein Auge sähe nicht,
Kein Hörender, der nicht vernähme durch mein Ohr,
Und kein Gewalt'ger, dem ich nicht stände vor.
Es schaut und hört und spricht kein Wesen ausser mir,
Von Allen, welche einst erschaffen wurden hier.
Was durch Zusammensetzung hier den Sinn entzückt,
Wird durch die Formen nur der Sinne ausgeschmückt,
Und jeder innre Sinn, der sich zu äussern strebt,
Wird durch Gestalt des Leibs geformet und belebt.
Das was der Geist enthüllt durch Scharfsinn403) und Verstand, q^
Bleibt dem Erklärenden des Sinnes unbekannt.
Die Huld ausdehnende, in Hoffnung ganz befangen.
Gewährt auf Erden schon den Menschen ihr Verlangen. *04)
Die Furcht einengende, Entsagungen ergeben,
Erhöht des Menschen Aug zu einem höh'ren Leben.
Die nächste Nähe liegt in beiden Eigenschaften,
Auf, auf, Begehrende ! *05) zu guten Eigenschaften.
Wo endet Raum und Zeit, *06) hör ich nicht auf als Einer,
Zu schauen in mir selbst vollkommene Vereiner,
Und wo noch Raum und Zeit, 40T) hör ich nicht auf zu sehen 650
Schönheiten meines Seins, die and'rem Aug' entgehen.
4S
Bist du von mir, so stirb, mit mir dich zu vereinen,
Streb zu entziehen dich Naturen, den gemeinen. 40S)
Nimm*09) Zeichen an, die Weisheit, höh'rer angehören,
So die Einbildungen der Sinne dir zerstören.
Wer glaubt an Nesch und Mesch, denselben lass dabei,
Dass was er glaubt und sieht, für ihn die Wahrheit sei.
Und wer behauptet Fesch und Resch 410) mit vollem Grunde,
Den lass für immerhin vollenden seine Runde.
Dass ich in Gleichnissen von mir dir sprech", ist Gnade, 055
Die leitet mehr als einmal dich die wahren Pfade.
Denk dem Serudscher nach und seinen Makamät,
Die mannigfalt'ger Zung", nimm an den guten Rath,
Erkenn' den inn'ren Sinn, wenn noch so mannigfalt
Des Aeusseren Figur und Formen und Gestalt.
Kein Wunder, dass er sich zum Wort das Gleichniss wähle,
Denn ernst ist mehr, so sagt schon der Koran, die Seele. *")
Du sollst scharfsichtig schau'n, du sollst erwägen treu,
Ob deine Handlung nur der Seele Wirkung sei,
Sieh zu, wenn du für Schwung *12) der Seele hohen bist, 600
Ob ohne Spiegel du's, ob es im Spiegel siehst,
Ob in der Seele sich die Handlungen abmalen,
Ob du sie schauest nur durch Widerprall der Strahlen,
Ob du nur hörst vielleicht Paläste- Wiederhall, ***)
Wenn vom Gebäu' zurück zu dir abprallt der Schall,
Ob Jemand ausser dir noch sprach in dem Revier,
Ob du gehört das Wort des Sprechenden zu dir.
0 sage mir, von wem hast Wissenschaft getrunken,
Denn deine Sinne sind in Trägheitsschlaf versunken?
Da du nicht weisst, was sich vor dir begab im Leben, 665
Und nicht was morgen sich nach dir wird noch begeben,
40
Und doch hast Kunde du von Zeiten , die verschwommen ,
Und von Geheimnissen, die künftig werden kommen.
Glauhst du, dass ausser dir der Freund der Wächter sei.
Der dir im Schlafe spricht von Weisen mancherlei?
Die eig'ne Seele ist's , die von sich angezogen ,
Von dieser Welt hinauf in höhere geflogen,
Die aufgeschwungen sich in das geheime Land, m)
Den wunderselt'nen Sinn herabbringt dein Verstand.
Sie ist's, die drückt in dir die Wissenschaften ah.
Sie ist's, die Namen dir wie deinem Vater gab. *,ä)
Die Wissenschaft ist dir nicht ausser dir gekommen.
Was du davon benützt, hast aus dir seihst genommen.
Wär's mit dir abgezogen vor dem Schlaf vertraut,
Du hättest sie wie mich mit klarem Aug" geschaut.
An Abgezogenheit von dieser Welt halt' fest,
Von der der anderen bereite dir ein Fest. *1G)
Sei eingebildet nicht auf das, was die Vernunft
Dich hat gelehrt und dann das Andre übertrumpft.
Weit hinter der Vernunft ist zarte Wissenschaft,
Die dich von jener Stuf empor zu höh'rer rafft.
Die Wissenschaft ward dir von mir (o Mensch bedenke!)
Und meine Seele ward darin dir zum Geschenke.
Du spiele nicht mit Scherz und fasle nicht im Leben,
Du sei den Possen nicht, dem Ernste sei ergehen!
0 hüte dich und wend' dich ab von allen Bildern.
Von allen Fantasei'n, die nur Geträumtes schildern.
Von dem Phantom, das sich im Schlafe dir nur Meist,
Vom Spiel, das leer, sobald den Vorhang du zerreisst !
Du wirst die Dinge seh'n wie hinter'in Vorhang sie
Erscheinen werden dir (in ew'ger Harmonie).
670
ti?ö
680
47
Die Gegensätze hat die Weisheit all' vereint,
Und jegliche Gestalt in jeder Form erseheint.
Was ruhte, wird bewegt, und was verstummte, spricht,
Erleuchtet wird der Mensch nicht von dem eig'nen Licht.
Bald freust du dich auf eine ausgelass'ne Weise,
Bald weinest du aus Traurigkeit wie eine Waise,
Bald trauerst du, dass du heraubet seist der Gnade,
Und bald frohlockest du, dass dir geworden Gnade. *17)
Du siehst den Vogel auf dem Zweig, der modulirt C8.")
Die Töne so, dass dann daraus Wehklage wird;
Du Avunderst dich des Tons, du wunderst dich der Sprache,
Wie sich in fremder Zung' das Thier verständlich mache.
Es kommen die Kameel' aus Wüsten her gezogen,
Es gehen in dem Meer die Schiff einher auf Wogen.
Du schauest auf dem Land' einmal ein Doppelheer,
Ein andermal die Schlacht desselben auf dem Meer.
Ihr Kleid gewebter Stahl, der deckt den Leib den ganzen.
Und ihre Schutzwehr sind die Spitz' von Schwert und Lanzen.
Die Kämpen, die zu Land, sind Reiter ihrer Zeit, qi)q
Und die zu Fusse sind die Herrn der Tapferkeit.
Es reiten auf dem Schilf die Tapferen zu Meer,
Sie steh'n als Steuermann 4IS) gerade wie ein Speer.
Die schlagen mit dem Schwert, die stossen mit dem Speer, *1!))
Dem starken, heftigen, geschattet von Sem her,
Die einen sind versenkt in ihrer Pfeile Gluth,
Mit Flamme, bläulicher, die brennet in der Fluth. v-°)
Du siehst ein Heer entbrannt von Eifer vorwärts zieh'u.
Du siehst das andere besiegt, erniedrigt flieh'n,
Du siehst aufrichten sie die Steine und Ballisten, (jg:;
Um hohen Wall damit und Schlösser zu verwüsten.
Was du für Leiter hältst, sind abgezog'ne Geister,
Die Dschinnen, die im Land" betheil'gen sich als Meister.
Von Menschen haben sie die menschliche Figur,
Doch von dem Vater D seh an die Anlag' und Natur.
Der Fischer wirft das Netz 4äl) zum Fange in den Fluss ,
Und zieht heraus die Last der Fische zum Genuss.
Der Vogelsteller stellt die Netze auf zum Fang,
Auf dass mit selben i2SJ) er die magren *23) Vögel fang'.
Die Bestien des Meers zerbrechen Schiffe starke,
Auf Beute lauert Leu, dass er dadurch erstarke;
Der Vogel raubt im Feld die Vögel, welche nisten;
Ein Thier das andre frisst in Wäldern und in Wüsten,
Und manches Andre noch, das ich hier unterlassen,
Ich habe nur erwähnt, was mir hier schien zu passen.
Ein Beispiel nimm an dem, was ich dir hier gesait, kr*)
In Einem Augenblick erfass' die lange Zeit.
Das was du hier geseh'n, ist Eine Handlung nur,
In mannigfacher Form verdeckt *25) von der Natur.
Ziehst du den Vorhang weg, so siehst du Andres nicht,
Die Formen zeigen sich dir all' in Einem Licht.
Durch die Enthüllung wirst den wahren Weg geleitet,
Und in der Finsterniss die Handlungen bereitet.
So fliegt dann zwischen mir und mir empor der Flor,
Das ist der Leib, aus Finsterniss bricht Licht hervor,
Es wird nur nach und nach der Sinn damit vertraut.
Es wird die Neuerung auf einmal nicht geschaut,
Es wird vereint allhier dem Ernste Scherz und Spiel,
Damit du fassen mög'st auch das entfernte Ziel.
Wir haben hier vereint zwei Dinge durch Vergleich,
Des Gauklers 426) Zustand ist nicht meinem Zustand gleich ;
700
703
710
49
Denn seine Formen sind nur äusserliche That,
Die zur Erscheinung stets des Vorhangs nöthig hat.
Dem Gaukler gleich macht' ich der Seele Zeitvertreib, *87)
Die Sinnen und die Form, der Vorhang ist der Leib,
Und wann der Gaukler dann den Vorhang zieht empor,
Erscheinet mir sogleich die Seele ohne Flor.
Wann aufgegangen dann die Sonn' in voller Kraft, 488)
Und aufgelöset ist das Band der Bruderschaft, 439)
Wann todt der Sklav', die Seel' vom Stehen an der Wand, *30) 715
Gescheitert ist das Schiff (gerennet an den Strand),
Kehr' ich durch eigne Hilf zurück zum Weltenall,
Nach meinen Handlungen in aller Zeiten Fall.
Wenn Gottes Eigenschaft verhüllt' Ihn nicht als Schleier, *31)
Verging mein Aeusseres nicht Yor dem Glanz' in Feuer.
Wenn Zungen der Geschöpf nicht auftreten als die Zeugen
Um die Einswerdung durch ihr Wesen zu bezeugen,
Dann steht die Ueberlief'rung des Propheten fest,
Die an der Richtigkeit nicht Zweifel übrig lässt, 43a)
Die von Annäherung und Liebe Gottes spricht, 720
Durch gutes Werk sowohl, als durch erfüllte Pflicht.
Was hier Ermahnung meint, ist Allen offenbar,
Und wenn du sie anhörst, wie's Licht des Mittags klar.
Ursachen suchte ich bis ich Einswerdung fand
Und Ursach' mittelte, ward des Beweises Band.
Der Ursach* folgt' ich nach, bis ich mich d'rinn verlor,
Und die Einswerdung selbst als Band mir schwebte vor,
Die Seele zog ich ab von Beiden bloss allein,
Kein Tag, wo es mir nicht genehm allein zu sein.
In dem Versammlungsmeer taucht' ich bis auf den Grund, 725
Bis ich daraus gefischt der einz'gen Perlen Fund.
50
Ich hörte meine That nur mit des Geistes Ohr,
Die Worte schwebten mir durch Aug' des Ohres vor,
Wann in dem dichten Hain' die Nachtigallen schlagen,
Und wann von jedem Baum die Vögel Antwort sagen,
Wann vom Psalterion geschwung'ne Saiten schallen,
Und von der Hand der Sängerinn dann wiederhallen,
Wann sie Gedichte singt, von denen jedes zart,
Verwandelt jeden Baum in Edenslotos Art,
Wann ich der Kunst mich freu', und dass mein Ich gereinigt, 730
Sich mit Genossen nicht, mit Freunden nicht vereinigt, 433)
Wann Aufmerksamkeit im Kreis wie auf ein Buch *34) gespannt,
Und vor der Schenke Thür 435) kein Vorhang ist gespannt,
Wann 436) Magengürtel, der um meine Hand gebunden.
Durch Worte des Islams *37) wird aufgelöst gefunden,
Wann den Altar des Gebr 438) der Hochaltar *39) ersetzt,
Das Evangelium nicht Christenkirch' verletzt,
Wann Moses Bücher nicht in jeder Nacht Babbiner, *40)
An des Gesetzes statt Gott anzurufen dienen,
Wann Buddha's Diener nicht sich bücken vor den Steinen, 735
Und mit Anhänglichkeit an sie zu beten meinen,
Wann selbst des Goldes Sklav' **') gereinigt und begnügt.
Dem Spott des Götzendienste nicht weiter unterliegt,
Verheissung meine gilt nur dem, der sie versteht, ***)
Entschuldigt ist das Volk, das selber widersteht.
Nicht alle Völker sind's, die in der Ansicht schwanken,
Nicht jede Secte irrt im Felde der Gedanken.
Der Sonnanbeter liebt das Licht der Sonn' am Morgen,
Und er verehrt sie, wann im Westen sie geborgen.
Des Magiers Feuer war (so ist's auf uns gekommen), 740
Durch mehr als tausend Jahr auf dem Altar entglommen,
51
Sie wollten doch nur mich und keinen andern noch,
Und äusserten sie's nicht, so war's die Absicht doch.
Sie sahen nur mein Licht, im Feuer sahen's sie,
Und wurden irrgeführt durch Strahlenharmonie.
Ich würde sagen es, wenn nicht des Aeuss'ren Schleier
Gesetzlichen Gebot's verbot' zu sprechen freier. 443)
Vergebens hat der Herr den Menschen nicht erschaffen,
Wenn seine Handlungen auch nicht das Beste trafen; 444)
Durch Gottes Namen geht der Menschen Thun und Lassen,445) 745
Die Weisheit schreibet vor das was zu thun und lassen.
Geleitet werden sie hier durch Beschlüsse zwei, 446)
Durch Griff, der selig macht und der vermaledei.
Nur so erkennt der Mensch die Wahrheit und den Wahn, 447)
Und jeden Morgen lies't er dieses im Koran. 448)
Nur aus sich selbst erkennt die Seele, was sie werth,
Erkennet aus dem Sinn, was sie gehofft, begehrt.
Ich wäre gottlos, wenn ich selber Eins mich setzte,
Und durch Vielgötterei den, der mich schuf, verletzte.
Zu tadeln bin ich nicht, wenn ich die Gaben spende, 750
Und meinen Jüngern Gut, das reichlichste, zuwende.
Mir wird's vom Spender, 44») Ihm, der mich damit begrüsst,
Durch einen Wink auf Ihn, da Gott der nächste ist. 450)
Von seinem Lichte wird die Leuchte 451) angefacht,
Die meinen Abend gleich dem hellen Morgen macht.
Es war in Ihm mein Sein, ich sah es anders nicht,
Ich sah in Ihm mich selbst, mein Antheil ward das Licht,
Ich war im heil'gen Thal, ich zog die Schuhe aus, '*>*)
Dem Bufer folgte ich mit Ehrenkleid in's Haus. 4ss)
Ich sah 4ä4) mein eignes Licht, und ward dadurch geleitet, 733
Genügend 4") ist der Glanz, den du dir selbst bereitet.
52
Mein Sinai 456) steht fest, Gebet gibt er mir ein,
Bestimmte meine Art, der Redner4") war mein Sein.
Nicht untergeht mein Mond und meine Sonne nicht,
Die Sterne haben all' von meinem nur ihr Licht,
Des Himmels Sterne geh'n nur ihres Laufes Bahn
Durch mich, und meine Engel beten mich nur an. *58)
Die Seel' erinnert sich in jener Welt *so) der Fährten,
Die Wissenschaft gesucht bei mir von den Gefährten. 460)
Auf! auf! zur ewigen Versammelung der Geister,
In welcher kleine Kinder sind die grauen Meister!
Es trinken nur den Rest von mir die Zeitgenossen,
Das Treffliche vor mir ist von mir ausgeflossen.
760
Anmerkungen.
') Die Hand des Augenwinkels oder Aug-
apfels darf gar nicht Wunder nehmen,
da der Araber der Sonne Hände gibt,
welche die Strahlen der Sonne wehen
oder spinnen: beiläufig sei gesagt, dass
dies die einfachste Erklärung der bis-
her allen Entzifferern unverständlich
gebliebenen bekannten Hieroglyphe der
mit Hunden begabten Sonne ist. Die
Strahlenhand der Sonne findet sich auch
in dem von Rückcrt übersetzten König
Na I a's Frühlings -Hof halt,
Strophe 42.
-) Wortspiel zwischen SchemäTI, Eigen-
schaften, und Sc li emü I . eingekühlter
Wein.
" ) Wortspiel zwischen Haue (dessen ta
>o * y
des Metrums wegen 'J ' •• . k) weg-
gelassen ist), Weinschenke, und Haue,
es ist an der Zeit.
*) Fitjet, Ritter, Helden, Genossen.
') Wortspiel zwischen ehalwet, Einsam-
keit, und dschel wet, Glanz.
6) len terani, du wirst mich nicht sehen;
das vom Herrn auf dem Sinai zu Moses,
der ihn zu sehen wünschte, gesprochene
Wort: Du wirst mich nicht sehen.
143. Vers der VII. Sure.
') Wortspiel zwischen Fa'ka, Bedürfniss,
und lf'iika, die Rückkehr zur Nüch-
ternheit.
s) Die richtige Lesart des Textes von V. 1 1
gibt oben Vers 4?!). — V. 12. Ohne die
Verklärung durch Gottes Anschauung.
ä) Wortspiel zwischen Nüh, Noe, und
Newh, Wehklage.
"') Bezieht sich auf die Pein, welche Abra-
ham in der Feuerst'
übe ausstand
ihn Nimrod auf Anrathen seiner Genos-
sen, zur Strafe der Zertrümmerung der
Götzenbilder, hatte werfen lassen. (Vgl.
Sure XXI, V. 68 und 69, und Raudhat-
cs-Ssafä S. 163 ff.)
') Des unaufgeziiiiniten Kamels , wenn an-
dere Kamele aufgezäumt davon gehen.
'-) Die Commenlatoren sind uneinig, ob
jjj, als Chaled, der Sinn, das Ge-
iniith, oder alsChuld, eine Art Maul-
wurf, welcher die Karawanen von wei-
tem hört, zu lesen sei; in dcrUeber-
setzung ist die letzte Lesart vorgezogen.
!) K irä in-ol -Kätihin, die geeinten
Schreiber (u. d. Engeln), welche die gu-
ten und bösen Handlungen der Menschen
aufzeichnen. Sure LXXXII, V. 10 u. 11.
') Schewk, die Sehnsucht nach Genuss,
Ischtiäk, die Wollust im Genuss.
') Wortspiel zwischen Finä, das Vorhaus
jljJ' f/'/J Comm. Diiiicl Kail'sari's, und
Fenä, Verderben.
') Ein Gegensatz zwischen Unten und Leber.
) Sät wird hier vom Commentare alsNcfs
erklärt, dies heisst sowohl Seele, als Be-
gierde und Lust; die letzte Bedeutung
scheint hier die vorzüglichere.
') Der Commentar des Käschäni hebt das
doppelte Wortspiel zwischen we bim tu
und webeintu hervor, indem nicht nur
im Laute Aehnlichkeit , sondern auch in
der Schreibweise vollkommene Gleich-
heit der Buchstaben vorhanden ist:
.i* ■ we himto, und ich irre:
~« . weh eint o. ich bilde mir ein.
') Wortspiel zwischen Beinet, Beweis,
d B
li j et , der Körp
"") In diesem Distichon ist ein doppeltes
Wortspiel, erstens zwischen M ihn et,
('•nun, und Minlint, Geschenk, zwei-
tens zwischen dem Worte II ;i I I
in ,J L-> l , welches im ersten Hemi-
stich bekanntermassen w a s (mich)
trifft (von Unglücksfällen), im zwei-
ten Auflösung bedeutet.
*') Dieses Distichon vereint das dreifache
Verdienst, wodurch diese Kafsidet so
grossen Huf erworben hat: nämlich er-
stens die Antithese zwischen der Ewig-
keit und der heutigen Zeit; zweitens
das Wortspiel ( b* J& ) zwischen
Kinijet, Besitztluun, Capital, und Fit-
Jet. Mamluken ( i£ ^\ ^\
S ^L' g^S • r)!il'"1 Kaifs.), und
drittens das'Selfsame des Wortes, in-
dem Kitijet in dem Sinne von Mamlu-
ken sich gar nicht in den Wörterbü-
chern findet.
2-) Wie lblis den Adam. (Der Satan ist
hier -.iL'' xar iS-oir&v genannt.)
~:i) Wortspiel zwischen halleiti, du
schmücktest, und challeiti *y„
d. h. du überliesest mich demselben
(dem Leiden).
a*) Taharrusch, die Krokodillenjagd.
•■') Ohne den Commentar wäre es unmöglich
zu errathen, dass terä (du siehst)
liier das erstemal du erkennest, du
siehst ein ( i*> ) , das zweitemal du
triffst ( al") heissen soll.
ü
"'<) el-Wodd.
";) el-Welä.
as) Bezieht sich auf die Ueberliefcrung :
Das Paradies ist von Widerwärtigkeiten
umgeben, das Höllenfeucr aber vo
Kreuden und Gegenständen der Lust.
-O5,
,^11^
ä9) Wortspiel zwischen Weflieb und ,M e-
ftyeb, das erstemal heisst es Ritus,
Seete, das zweitemal der Weggang, und
zwischen .L. milfu, ich wich ab,
und ••(.. milleti. abhängig von j ', (j .
(JT, ^y>
ich trennte mich von meinem Glaubens-
bekenntnisse.
3")el akdo-es-säbik, der Vertrag der
Seelen, als sie Gott anrief: Bin ich nicht
Kuer Herr? und sie Alle: B e I a, bei si,
Jawohl! Jawohl! antworteten.
5I) el-akd o-e.l- 1 ;ih ik, der spätere Ver-
trag mit dem Propheten.
;!-) Bezieht sich auf den Koranvers: Wir
haben den Menschen erschaffen in der
schönsten Gestalt. (Sure XCV. V. 4.)
3S) en-Noha, Plural von Nohjet, er-
klärt (\er Commentar Ka'scha'ni's als sy-
nonym mit äkl.
:!*) Nossäk,, Andächtige, welche die'Wall-
fahrtspflicbten verrieb ten.
S3) Kitnet, sonst Unruh, hier nach dem
Conmientare synonym mit Liebe.
•"0) Hairet, das Erstaunen, in welchem man
das Bewusstsein verliert: d:is Erstaunen
naht sich hier dem admirari des
Horaz: Weh mir, wenn mich etwas
Anderes in dieses Erstaunen versetzen
könnte, als Du!
37) Ek,meli, der von Geburt aus Blinde.
3S) Wörtlich: Wie viele Nacken, die dar-
nach begierig sind, wurden schon in
Stücke zerhauen !
S!l) Bezieht sich auf den 18;>. Vers der
II. Sure: Die Gerechtigkeit besteht nicht
darin, dass ihr in die Häuser von rück-
wärts eingeht.
Bezieht sich auf den 10. Vers derLVIll.
Sure: 0 ihr, die ihr glaubt, wenn Un-
heimlich koset, koset ohne Feindschaft!
Von den vier Handschriften, nach wel-
chen diese Debersctzung verfertigt ist,
hat der Commentar Käschäni's Ewfa'l^e,
der Däüd Kaifsari's Ebdäk,c, die Hand-
schrift der Hof-Bibliothek lhk;ik,e, so
auch der Diwan der Leydner Bibliothek.
*3) Heiliät.
**) Nach dem Comm entare ein Ermahnungs-
wört.
*■') Hihh, das Liebchen, Wortspiel mit
II u hh, Liehe, wie im Deutschen.
*6) Nach dem Verlaufe deines Lehens, dem
Laufe der Natur gemäss.
*') Doppeltes Wortspiel zwischen Wefäl,
Tod, und Wel'ä, Treue, sowie zwi-
schen Schani > \y .['//, i c h
seheue nicht, und Schani, mein
Ruhm.
+*) Edschel edscheli ti. s. w., ja für-
wahr, ich füge mich in meinen Tod,
Wortspiel.
4»)BefIct, schlichtes Kleid, Wortspiel
mit Befl, Hingabe, Aufopferung.
50) Wortspiel zwischen täsifi und tusifi;
das erste erklärt der Commentar des
Diiüd Kaifs. mit ", Js> j> U J^l (sich
etwas ungerechterweise aneignen), und
das zweite mit ~p\£ »^.' 3^i"
(seinem Wunsche nachgehen, denselben
befriedigen).
:>l) Wortspiel zwischen Waid, Drohung,
undWäd, Verheissung.
5S) Wortspiel zwischen feesidi, beglücke,
und isteäddet, ist vorbereitet.
"''") Wortspiel zwischen katil, Erschlage-
ner, und kabil, Stamm.
,+ ) Wortspiel zwischen ahallti und a hal-
let; das erste heisst: wenn Du die Ge-
liebte für gerecht hältst, und das zweite :
wird in dein Zustande sich befinden.
5o) Wortspiel zwischen eblet, sie verdirbt
(meine Eingeweide), und ebelleti,
sie heilt.
''') Im Texte stehen für das in der Ueber-
setzung zweimal vorkommende Wort
Schwäche die beiden arabischen Sy-
nonyme We h, n und H,ewan.
" ) Wortspiel zwischen deredschsit, die
höchsten, und derek,;it, die untersten
Stufen.
■,s) Mochl iden heisst hier nicht ewig,
sondern allmälig herabsinkend. Der
Commentar Käschäni's führt zum Be-
weise den 17!). Vers der VII. Sure an:
,j*jV (J1 >&' Jß y tber el* nei"tc
sich der Erde zu: ohne Commentar wäre
es nicht zu errathen.
59) Das erste Wort ist nicht .^sondern
j^ statt rK"zu lesen, wie die Com-
mentare ausdrücklich sagen.
''") Kina, Metonymie.
,il) Wörtlich: ein Traumbild besessen von
Dschinnen.
"-) Doppeltes Worfspiel zwischen .-(von
den Commcntaren durch
ist
schwer oder unmöglich erklärt)
und ; >a meine Ehre, sowie zwischen
~jjj\ u/ "jj (, welch letztes Wort-
spiel im Deutschen durch Seh mach
und sc hm ecken wiedergegeben ist,
83) Doppeltes Wortspiel zwischen H all, mein
Zustand, und Hä I in, sich schmückend,
zwischen M o d e I I e h , erschrocken
*y>»>. und Mef'ellel. Demüthigung.
«*) Bakih, Wächter, Nebenbuhler. Im All-
gemeinen verstellt der Dichter unter die-
sem Wächter diejenige geistige Eigen-
schaft, welche den Liebenden hindert,
zum Genüsse der Einheit mit dem gelieb-
ten Gegenstände zu gel an&en, d.h. in ihm
!>0
ganz aufzugehen: das Selbstbowiisstsein
Her Persönlichkeit als Ich.
,;;' ) II i dsdia , die Vernunft.
;'') Wortspiel zwischen Ibär et, Ausdruck.
und A I) r et , Thriine.
17 ) Die Commentare sagen, dass unter dein
ersten badh die Begierde und unter
dem zweiten die Vernunft zu verstehen
sei. Die Commentare erklären darauf
den Begriff von dschewa'nih durch
die niederen und fikr durch die hö-
heren Seelenkräfte, vor denen beiden
die Liebe Geheinmiss bleiben soll.
Iis) Muhhübet, der Geliebten.
"■') Chawäthir, die aufsteigenden Gedan-
ken, welche nach den beiden Conunen-
taren in vier Classen zerfallen: 1) in die
göttlichen, 2) die englischen, 3) teuf-
lischen und 4) in die begierlichen.
''") ( jl , in einigen Exemplaren r II ,
so im Käschäni.
7I) Zwei Wortspiele für eines in diesem
Distichon: T a r a k e t und A t h-
raktu, wovon das erste die gab auf-
springende Eingebung, das zweite das
Niederschlagen der Augen bedeutet;
dann zwischen ehathir, die Einge-
bung, und bilä häfir r^ a , ohne
Hinderniss. '
Abermals doppeltes Wortspiel zwischen
tharf, der Blick, undjothraf, abge-
wendet, so wie zwischen keffi, meine
Hand, und koffet, zurückgezogen.
) Wortspiel zwischen ragbet. Verlan-
gen, und reibet, Furcht.
') Wortspiel zwischen fah inet, Belästi-
gung, und rahmet, Barmherzigkeit.
') Wortspiel zwischen jafsmut, schweigt,
und J's om nie t, verstummt.
') Im Commentare Käscha'ni's und in dem
Diwan der Levdner Bibliothek ••ijo'
^ a "
(mein wacher Zustand); im Common-
;'!)
lare von Däüd Kaiisa
') Oben
rechts, links, v
•:■&>:'.
hinte
~'* ) Hutisch, die grosse Wallfahrt, Omr et,
die kleine zur Cupcllc dieses Namens.
7,)) Unter dem Makäm wird hier die Stälc
verstanden, wo Abraham zu Mek,k,a stand.
s") Wortspiel zwischen Ssalät, das Ge-
bet, und Ssalla, die gewöhnliche For-
mel des Segens über den Propheten:
Ssall allab äla Mohammed, d. i.
Gott sei Mohammed gnädig!
sl) Wortspiel zwischen Owäclii (I.Pers.
des Impf, der 3. Form £. I . liier ent-
hüllen) und Awiichi (Plural voir
Achijet), die in die Wand eingeschla-
genen Pfähle, wo die Halftern der Ka-
mele befestiget werden.
sa) Wörtlich: am Tage, vor dem kein an-
derer ist.
s") Der Vertrag der Seelen mit Gott, der
sie fragte: Bin ich nicht Euer Herr?
worauf Alle Bei a, Bela! d. i. Jawohl.
Jawohl! antworteten.
si) Was noch keine Dauer hatte.
s5) Das letzte Wort lautet (wie schon der
Commcntar Käscha'ni's bemerkt) in ver-
schiedenen Exemplaren verschieden; in
dem Käscha'ni's 'ij.j-, in dem Com-
mentare der Handschrift der Hof-Biblio-
thek und im Commentare Däüd's von
Kaifsarije ebenso, in dem Diwan der
Levdner Bibliothek
0
ls:
Der Com-
mentar Käschäni's hat im Text bi mo-
rideti, was bi niefideti heissen
sollte, denn erst hernach wird bemerkt,
dass einige Handschriften bi morideti
statt niefideti hätten: die Celier-
setzung hält sieh an diese Lesart.
Beide Commentare sagen, dass sieh
dies auf den Spruch bezieht:
f)
?/
>f
<J
welches aber dopjielt verstanden wer-
(I.
entweder: wer seine Seele
kennt, kennt seinen Herrn (Deuin), oder
wer seine
Bc
kennt, kennt seinen
Herrn (Dominum).
8?) lern lodi'i. sie wussle nicht.
ss) sc li oln'i (1.
S!l ) Wortspiel zwischen oll, ich fand.
> 07 . ^
und JiM , ich traf; Gegensatz zwi-
sehen l)jl) und \j)^-
') Das Detail
tK
#1
Idschmälcn, in ein Ganzes zusani-
mengefasst, im Ganzen.
Don Liebenden bei der Geliebten und
umgekehrt.
Bezieht sich auf die Ueberlieferung des
Propheten: Haltet eure Schafe (die ihr
als Opfer darbringt) in Ehren, denn sie
werden eure Heittliiere sein über die
Brücke Siräl h.
Bi wafsfihi ganaitu, ich begnüge
mich mit der Beschreibung (der
Armuth).
Fei ahe feläh i fi i ththirähi, diese
gleichlautenden Wörter heissen wört-
lich : Es leuchtete mir ein das gute Werk
(od. das Glück) meines Wegwerfens
(der Armntli und des Beichthums).
Käschäni und der Diwan der Leydner
Bibliothek übereinstimmend; im Coin-
mentare des Käschäni fehlt dieses Di-
stichon, so wie die vier folgenden,
,.ly statt Ul?" .
lnäbet, die Rückkehr von Gott zuGott.
Bezieht sieh auf den Spruch der Ssoli :
Der Weise ist der Sohn der Zeit, doch
die Zeit ist ein schneidendes Schwert.
_ c
Wortspiel zwischen: dschofi,
sehneide, T e dsc h u d und t eds eh id,
wenn du stirbst, so wirst du Ruhe fin-
den; dschodte und dseheddet,
ist glücklieh , das erstere hergenom-
men von dsehiid - el - fers (das
Pferd läuft schnell ). Uebrigens ist die
Lesart^ des Textes in [^ (*>'>)
zu verbessern.
') Wortspiel zwischen aufet feweffet,
das erste von Erfüllung der Vertrüge,
das zweite von der Treue (wefä) her-
genommen.
*) Der Commentar erklärt, dass der erste
ein die Bäume ihres Laubes berauben-
der Sturm, der zweite ein die Blätter
der Bäume heraustreibender sanfter
Frühlingswind sei.
3) Wortspiel zwischen moda, Plur, von
modjet, das Opfermesser, womit man
Schafe schlachtet, und moddet, wört-
lich der Lohn des Reichen, dem die
Linke wie die Rechte zu Gebote steht.
ist wie das Messer, womit die Schafe
geschlachtet werden, so lange die Hände
nach Liebesgenuss sich ausstrecken.
*) Dieser Vers, so wie der vorhergehende
gehört zu den dunkelsten des Gedich-
tes. Durch Aufrichtigkeit vergütet der
Reichthum die Arnuith.
') Wortspiel zwischen el-Iisän, die
Zunge, und eisen, der Beredte.
6) Hier geht das Sie, der geliebte Ge-
genstand, auf einmal in Er über: anhu.
') S emt, sonst der Zenith, heisst hier
Zweck, Absicht.
8) i\l e n fannah u statt men al im eh u.
") Gada als Hülfszeitwort statt des ge-
wöhnlichen a fs ha ha.
<
°) Dschemi, die Sammlung des Geistes,
im Gegensatze der Zerstreuung "i.
') T h a r i k a , der mystische Pfad.
-) Wortspiel zwischen k;e feiet mit
k,el lcftoh,a , t ekJ if , k,e lifto und
k,olfeti, die letzten vier alle von
derselben Wurzel.
5) Das Wortspiel des Originals zwischen
ubüdijet, Gehorsam (eine der my-
stischen Stäten) und u bildet, Skla-
ventum, ist im Deutsehen durch das
Wortspiel State und bestätigen
wiedergegeben.
*) Ali 11 a kt 0, ich umarme, heisst hier, wie
die Commentare sagen, so viel als 1 ä-
femto und schahidi, mein Zeuge
88
ist der Geist; efs-fsahw bad-el-
mahw, wörtlich die Nüchternheit nach
der Auslöschung.
1 '•') Wortspiel zwischen ro'fito, ich bin
erhöbt worden, und rifäti, nieine
Erhöhung.
1 '*) Menäfe t e w b i d o b i b b i li i beisst
wörtlieb (bubb, die Liebe, bibb, das
Liebchen) : wem in seiner Liebe die
Einswerdung mit dein Liebchen un-
möglich ist, verbrennt ein Stück dersel-
ben durch Abgötterei.
"') Wortspiel zwischen schaue, schün-
det, und schiin, der Zustand, die
Würde, und zwischen siwa. ausser,
mit s i w a , der A n d e r e.
lls) Abermals lauter Gegensätze, erst zwi-
schen er üb und agdü statt des ge-
wöhnlichen emseito und afsbah to;
dann muellifi, der mich sammelt,
(eldsehami) [Gottj und in o s e b e 1 1 i t i,
der mich zerstreut (nieine Seele,
meine Begier), und zwischen s e h o h ü d
und wo ds c b ü d.
"9) Lobb, die Vernunft; selb, die Ab-
wesenheit derselben, der Wahnsinn.
IS0) Ichal, ich halte dafür.
m) Kä b-s id r e t- il -mon t e h ;i , d. i.
die nächste Niihe des himmlischen Lotos.
'") Der Cominentar sagt ausdrücklich, dass
hier w e r ä , was sonst h inte r heisse.
oben bedeute.
183 ) Am Berge Arafat.
'-*) Namen von drei Paaren berühmter Lie-
benden. Siehe Bd. II der Gesch. der
arab. Literatur S. 362, 370.
125) Nek,bet.
12,i) •• l der Cominentar Däud's von Kaifsa-
rije supplirl ..
I d. h. an wel-
elieni schönen Weibe nur immer.
'*') Afet, die Geliebte Koseir's. Siebe Li-
teraturgesch. II. Bd., S. 362.
'-s) Böse inet, die Geliebte Dschemil's.
''-■') Dieses Distichon, dass sich im Diwan
der Levdner Bibliothek und im Com-
niiintare Käscliani's befindet, fehlt in
dem Däud's von Kail'sarije.
IS0) Die Liebenden und die Geliebten.
I31) Wortspiel zwischen we h, u m und
w e li in, zwischen we h/imme und
w e l\ u in.
lss) Fe tu, der Liebesheld der Bitter, dess-
halb heissen die im zweiten Bande der
Literaturgeschichte angeführten be-
rühniten liebenden Bitter Liebcs-
h e I d e n.
I33) El-niaijet, die Mit mir.h e i t, der
Cominentar Käscliani's definirt das Wort
el-maijet, d.i. die Mitinirheit nach
Afsinäi als Scharfsinn, der Cominentar
Däiid's von Kaifsarije hingegen hat vier
Mitmirheiten: 1. die der Ursache
und Wirkung derselben, 2. die Mit-
ni i rh eit der Zeit, wo die von einander
entfernten Zeiten (Jugend und Alter)
durch die Liebe in Eins zusammen-
fallen, 3. die .Mitinirheit des Ortes,
wo die Entfernung wahrer Liebe nicht
schadet, 4. die M i t ni i r h e i t der Erhö-
hung und Erniedrigung, weil die Liebe
allen Unterschied der Stände aufhebt.
t>
l3*) i 1 1 supplirt der Cominentar Däud's.
Ul •
l3:') Wortspiel zwischen f s a d d , abwenden,
und d h i d d, der Gegner.
I3,i) Wortspiel zwischen äädet, Gewohn-
heit; ä d e d to, ich bereitete mir, und
oddet, Vorbereitung, Rüstung: sowie
zwischen östo, ich schützte mich, und
ödto, ich kehrte zurück, was das
fünfte Wort des r-i^ Distichons ist.
137)Ssamt, das Schweigen, steht hier
nach dem Coinmentare für Fasten.
,3S) Ich machte die Nacht lebendig (durch
Gott), eine gewöhnliche Bedensari.
IS9) Wird, Stossgebet. Lobpreis, mit einer
Seitenbeziehung auf Werd, Bewässe-
rung, weil nur durch dieselbe der
Grund fruchtbar wird.
'*°) Se m t. Würde. Ansehen.
'*') Wortspiel zwischen küwwet. Stärke,
und k ü I. Nahrung.
ö<>
*a) N'nsk,, das hior mehrmals mit Andacht
übersetzt ist, lieissf im strengsten
Sinne nur ilie Erfüllung derWallfahrts-
pflicliten.
*:]) Wortspiel zwischen oh i Ick,, ieli werde
dich fibci listen, und mostahil, das
Unmögliche.
**_) In der des Dihjet, des schönsten
Menschen.
*•'•) Den Dihjet.
**) Das erste fik,r, synonym mit Koran.
das zweite Erwähnung.
») . r
*7) Wortspiel zwischen «a»' sein reiner
süsser Quell, und "*^*' in einem
wüsten Thale. ' '-
*s) El üla mit Wegwerfung desWaw. der
Plural von Ewwel. die Propheten vor
Mohammed.
**) Ssauncn li mewdhii hurnieti,
heisst wörtlich: um zu bewahren den
Ort meiner Achtung.
sn) Der 36. Vers der XVII. Sure.
5IJ Die Propheten vor Mohammed.
•*'-) Dem Propheten.
5S) Feta, der Held, der Hitler, d. i. Ali.
•"'*) La taschu, Anspielung auf den 3ö.
Vers der XLIII. Sure : w e m en j a s c h e,
wer sich abwendet von der Erwähnung
des Allbarmherzigen.
:>:') achschagaine isäri gairi, wört-
lich : fürchte dich vor dem Lichtschleier
der Wahl (des Wegs) Anderer (als des
meiner Werke); gain, der Licht-
schleier, im Gegensatze von er-rcin,
der dichte Schleier der Finsterniss
(Däüd Kaifsan).
Ir>,i) S sah i-o l-fu äd, von heiterem Herzen.
Wortspiel mit h:i fsahä. was abge-
kürzt für ja fs :i hibi.
''') Wortspiel zwischen wela, ilie Liehe,
und wiläjct, die Heiligkeit.
l:,s) Anspielung auf den H. und ß. Vers der
Cl. Sure: Dessen Wagschalen
am Tage des Gerichts nieder-
seh w e r c n. d e m w i r d e s gut, d e in
a h e r. (1 e s s e n W a g s c h a I e n 1 e i c h t
auffliegen, schlecht gehen.
59) Hof, Wortspiel mit dem dschof des
vorigen Distichons.
eo) Gada statt als ha ha. Hülfszeitworf :
ga d a \\ e in in o l^o isärc t esi ri h,i m-
meti. wörtlich: dessen Streben dahin
geht, die Einwirkung seines Strehcns
den Herzen einzuprägen.
"'') Wortspiel zwischen dscherret, zieht,
und me dscherret, die Milchstrasse.
I62) Hier sind drei Synonyme für das Wort
Sehaar. nämlich: feijet, dschem'
gafir, ein grosser Haufe, und
schirfimet, eine kleine Schaar;
das letzte Wort bezieht sich auf den
149. Vers der VI. Sure: Sag', dies
ist hinlänglich er H e we i s.
113 ) Wortspiel zwischen fc nuit. stirb, und
enimcti. dein du als Imam vorge-
standen.
'"*) He na. wohlbekommen.
'") Mensi. das Vergessen, wird vom
Commentar als niedere Station
erklärt; csmä, die Höhe.
IB6) Das viel abgenützte Wortspiel zwischen
soreija.die Pleias, und fera, Staub.
"') Der Sinai, als der Berg der Ver-
klärung, der höchste Gipfel geistiger
Vervollkommnung und der Anschauung
Gottes.
I68) Hofto.
I,i9) K,eli'm Allah, der Redner Gottes, der
Beiname des Moses.
I<0) Moklct A Inno d i j et, das ahmedische
Auge. (1. i. das Auge Molianuncd's.
17 ') Meine Gefährten, d. i. die Propheten,
wie die Commentare sagen.
'•-) Von den Gefährten (Käschäni).
I7S) Dscbcfbcn, durch Einsaugung (ab-
sorplio.)
"*) K,ina. die Vornamen, wie Ebül-me-
jbyärim, Vater der guten, edlen Eigen-
schaften.
I75) Wortspiel zwischen dem Imperativ
algi. wirf weg. und lä talgu, sprich
nicht Worte ohne Sinn.
(>()
l7(1) Bezieht sich auf den 1 i. Vers der XL1X.
Sure des Korans, wodurch die Zunamen
verboten sind.
IT7) Dosshalb flieht er den Schimpf der Bei-
namen (Ten ri bo f).
IKS) GarriYb, Seltenheiten.
''") olula d.i.es-sribikün, die Vorderen,
die Heiligen und Propheten.
Is") Wortspiel zwischen dhallet als in-
transitives und dhallet als transitives
Zeitwort; in (\nr ersten Bedeutung
verloren, wie d halle e 1-1 eben
fidhdhari, die Milch verlor sich in
der Brust; das zweite verführt.
Isl) AVorlspiel zwischen r e s in , Form,
wesm, Zeichen, und i s in, Name; das
Ende des letzten Verses heisst wörtlich :
kina au inati, sprich in Metonymie
oder epithetisch, d.i. symbolisch.
Is'-) Die Commentare erläutern die drei
Grade der mystischen Vollkommenheit;
der erste, wo der Liebende sagt : ich
hin du (der Geliebte, d. i. Gott), der
zweite, wo er sagt: ich bin ich. d. i.
ich bin selbst Gott, und der dritte ist
derjenige, auf welchem er von diesen
Anmassungen zurückkehrt und die in-
nere Weisheit durch die Beobachtung
äusserer Gebote erwirkt.
Is3) Medsclifübi ileiliä, absorptus illä.
Is*) Scheiche oder Jünger.
I85) Es-sabikiin, die vorigen Seheiche.
ls,i) Midhati. mein Lob.
IST) Aus dem ersten Verse der Sure Tab
( Sure XX) : Wir haben nicht den K<
gesendet, dass du unglii
cklich
st.
') Bezieht sich auf das Wort des Pro-
m)
iM)
Wortspiel zwischen Sachet, sie war
freigebig, und schaehchet, sie war
Wortspiel zwischen 1 <• I ;i f i. Wieder-
herstellung, und telrif, Ruin.
Futiiwwet. dasHeidenthum, die Rit-
terlichkeit.
Wie brennendes Holz am Feuer gerade
wird.
Wortspiel zwischen k,ell, Lässigkeit,
und k,oll, Alles.
Dieses Distichon fehlt im Käschrini, fin-
det sich aber in dem Diwan derLeydner
Bibliothek und in Driüd's Commentar.
Rcinak, der letzte Lebenshauch.
Wortspiel zwischen fsibhat, Gesund-
heit, und fsobbet, Gespräch, Unter-
haltung, Genuss.
Ja en-nidri, das Ja des Vocativs.
El-maüt dünehu, was härter als
der Tod, der unter den Leiden steht.
Wortspiel zwischen esen und tees-
set; teesset, das sich nicht in den
Wörterbüchern findet, heisst nach dem
Commentare die Nachahmung, und
Driüd's Commentar gibt als Muster der
Nachahmung die Geduld Job's, von
esse, sequi vestigiuni.
Wortspiel zwischen k, o I I o h a ijin
und k,ollo ha ijin, das erste heisst
jeder S t a m m . das zweite j e d e r
Le b endige.
Wortspiel zwischen m ri tcra und
1 a j c ra , du siehst nicht und es sieht
nicht .
lt nicht: fcrnei
iscli
f s a b b , leidenschaftliche Liehe, im
fs a h wet , Jugend.
meine »egeisternn«' heissen
Monschidden, Verse recitirend; der
Kai f.
sariji
Commentar Driüd's von
lehrt den Leser, dass das Gedicht, voi
dem liier die Hede ist, mit dem erster
folffenden ii 1 Dislie
icn beginne.
ihre Augenwinkel, und
i d i k a. Gar-
pheten : 0 mein Gott, du bist das Heil, j '-"*) AVorlspiel zwischen a h d ri k o li u in
und von dir kommt das Heil, und zu dir
kehrt das Beil (es-selrim) zurück.
') Mali kann sowohl mein Zustand als
lieses Wortspiel geht im Texte
ten; i
Krischrini's verloren ,
c h fs a r o-
ihrc Blicke, slatt a h d ri ko-
]\ u m sieht.
') w
n (I i und i in.
SP
zwischen
teilt, und cl
ir ist mein Fest.
hallet. sie
sie ist ( in mei-
nem .\u""e
Ol
!"7) Das Heiligthum Mek,k,a's.
:,,s) l):i r-ol - h,id seil ret, das Haus der
Trennung oderAuswanderung: M e k,k, a.
■oa) Dieses Distielion fehlt im Commentare
Käschäni's, stellt aber in dem Däüd's,
im Diwan der Leydner Bibliothek und
in der Handschrift der Hof-Bibliotliek.
!,°) Mesdseh id-ol-äkfsa, die Moschee,
welche auf der Stelle des Tempels
Salomons steht.
!") Wortspiel zwischen athwär, Plural
von thör, Sinai, und ewthär, die
nothwendigen Erfordernisse.
'■l~) Neb wet, alienatio.
:l3) Lei'let-ol-kadr..
A'*) Li in statt li ma.
'■') Wenn Sie unter alle Menschen ihre
Schönheit austheilte und nur dem
ägyptischen Jusuf nichts davon gäbe.
so würde dieser nicht schöner sein.
"') Wortspiel zwischen t h a r f e t , der
Augenblick, und tharf, der Blick.
■'') Hier hören die ein und fünfzig Distichen
auf, deren Anfang und Ende aber bloss
im Commentare Däüd's von Kaifsarije
bemerkt ist. Ohne diese Bemerkung
wäre schwer zu errathen, dass diese
ein und fünfzig Distichen ein besonde-
res Gedicht vorstellen, indem sie sieh
weder in Form noch Inhalt von den
vorhergehenden rein mystischen Versen
unterscheiden. Der Zusammenhang,
oder vielmehr der Absatz von den vor-
hergehenden Versen liegt, wie der
Commentar bemerkt, in der Partikel f e,
womit das nächste Distielion beginnt.
Is) Es-senä, soviel als inhä, Beugung.
I!l) Dieses Distichon fehlt bei Käschäni,
findet sich aber im Commentare
Däüd's von Kaifsarije und im Diwan
der Leydner Bibliothek.
*°) Wortspiel zwischen jebi'ih, er offen-
bart, und jobih demeh,u, gibt sein
Blut preis.
'-') Derselbe Gedanke wie im arabischen
Sprichwort: Im Weine liegt Sinn,
der nicht in der T r a u l> e.
'i~i) Alle Beide, der Tadler, el-La'bi, und
der Versch würzer, el -Wasch i, so er-
klären die Commentare dieses elle-
fün i.
z-s) Der Geliebte, der Liebende, der Tadler
und der Zwischenträger.
2äi) In diesem Distichon ist die Bedeligur,
durch welche sich die einzelnen Glie-
der der beiden Hemistiche mit den an-
deren gegenüberstehenden decken, auf
das Vollkommenste ausgeführt. F e f ä
m o f l\ i r o n 1 i r- r üh i h ä d i n 1 i o f k i-
llii * scholxüden gada fi fsiga-
t i u in a n e w i j e t i ; w e f ;i m o f \\ i-
i'on 1 i n - n e f s i ha d i n lir o f k i h, :i *
wodschüden adä fi fsigatin
fsowerijeti; fefä bezieht sich,
wie die Commentare lehren, auf den
Wasch i. den Verschwärzer, we fä auf
den Liihi, den Tadler; dem leitenden
Geiste, rühi h,ädin, stehen die trei-
bende Gier, n e f s i h ä d i n, dem
schol\iid, w o d s c b ü d und dem
m ä n e w i j e t i, f so w e rij e t i entgegen.
S3:>) Abermals der Gegensatz zwischen
chafset undammet; emdäd ist liier
der Plural von med d, die Ebbe des
Meeres.
'-'*"_) Feidh, der Ausguss des göttlichen
Geistes.
"') Mi sä lein, die beiden Ideale des
Geistes und der sinnlichen Gier.
S2S) Gegensatz zwischen fsüret, Form,
und süret, die Sure, zwischen Jähe
und nähe, wovon das erste sich auf
die Offenbarung der Schönheit, das
zweite auf die Traurigkeit bezieht.
a2!)) bi sc mi fithneti, durch das Ohr
des Scharfsinns.
2!0) Dieses Distielion fehlt bei Käschäni.
2S1) Die Wände stehen des Reimes willen
statt mefäfsili, meine Gelenke.
232) Mein Geist ist Sängerin.
233 j Nefs steht hier, wie die Commentare
lehren, für kalb, das Herz, welches
Träger der vernünftigen Begier ist.
'-•"•*_) Den Gesammelten.
62
BS5) Käschäni erlsiutert dieses Distichon
durch das folgende gäng und gäbe:
Ich wünsche deuGenuss, die Trennnug wünsche! Sit-.
U-h lasse was ich will , und will nur das was Sie.
23°) Gäbe Offenbarung.
23T) Der Comnicntar preist die Morgen-
stunden, und führt dann die drei ersten
Verse der LXXIII. Sure an: 1. 0
Eingewiekelter, siehe in der Nacht
ein wenig auf; 2. Wann Mitternacht,
oder bald darauf; 3. Und wenn auch
mehr, lass Lesung tönender des Korans
Lauf.
23s) Wortspiej zwischen werak, das Blatt,
und wurk, die Tauben.
"9) Dem Augapfel.
a*°) Die inneren Glieder erklärt der Com-
mentar Käschäni's alsfak/ire, frik/ire,
fähime, wäh,ime, d. i. Denkkraft,
Spreehkraft, Verstandes- und Einbil-
dungskraft.
241) .1 a h n u , sehnt sich, synonym mit
c. -'J.. oder l.-t
"*3 ) Wortspiel zwischen welid, Kind,
und b el i d, blöde.
2*3) Das arabische Wortspiel von k i m ä t h
(Windeln), neschiith und ifräth
ist im Deutschen mit befreit,
freuet, frei, durch Lust und
Last überflüssig wiedergegeben.
-**) Das Kind vergisst die Beschwerden
des Einbindens und erinnert sich des
Vertrags der Seelen, wie Gott die See-
len, ehe sie noch in die Körper fuhren,
mit den Worten anredete: Elesto bi
rebb ik um ? bin ich nicht Euer Herr?
und Alle: Bei a, bei a, Jawohl, Jawohl,
antworteten.
2*r') Wortspiel zwischen hal, der Zustand,
und hal, die Begeisterung.
2*6) Intifä en-naki'fsa, die Abweh-
rung der Unanständigkeit.
2*') AI or ebb i, der Erzieher.
8*8) Tahbi'r tälin, der gute Vortrag
«ines laut Declamirenden.
2*9) Nefö, der Todeskampf.
l:'°) Bäh, das Thor, hier, wie dieConinien-
tare lehren, statt makäin, Standort;
Wortspiel zwischen ittifsäl und
wifsäl, Verein und Genuss.
i;'1) Mir et, Spiegel.
!r'2) Uebergangsformel zu den folgenden
Lehren.
ä53j fjiese drei Distichen gehören, ungeach-
tet der Erläuterungen derCommentare,
unter die dunkelsten des ganzen Ge-
dichtes; die Allitteration der vier Wör-
ter: laffi, häfi \> , lahfi und
Ü-
wäfi ke) ist im Deutschen durch
vier gleiche Beime wiedergegeben :
den Gegensatz der Wörter, Hand-
lungen, Zustände und Thaten
heben die Commentare hervor und ge-
ben dann die vierfache Eintheilung des
Ichläfs (des aufrichtigen Gottesdien-
stes) in (clfäf) Worten, (efal) Handlun-
gen, (amäl) Thaten, (ahwäl) Zuständen.
25i) Im Hause Gottes, der Käba.
255) Die Eigenschaften Gottes, welche der
Commentar Däüd's aufzählt, sind das
Sehen, Hören, Wissen, Wol-
len, Leben.
256) Wortspiel zwischen je mini, meine
Bechte, und rokn jemäni, der Pfei-
ler der K a b a.
25?) Der siebenmalige Umgang um die
Kaba , und der Lauf zwischen den
beiden Bergen Ssafä und Merwet.
258) Diese beiden Distichen beziehen sich
auf zwei Verse des Korans , welche
von der Sicherheit des Heiligthuins in
Mek,k,a sprechen : i) auf den 91. Vers
der III. Sure: Wer hineingeht, ist
sicher; und 2) auf den 67. Vers der
XXIX. Sure, wo es heisst: Und wir
haben das Heiligt hu in M e Is-
is, a's zur sichern Zufluchts-
stäte gemacht, die Mensehen
ausserhalb desselben werden
aus ge raub t.
2"'9) Wodschüdi.
(>:$
UJ Sc
iddi. — Schefa, ein Paar.
2(il) Witr.
2(i2) Bei dein Erwachen aus dem Schlafe
meiner Sorglosigkeit, g a f w e t, dasselbe
mit ga fle t; f i 1 1 e , Hülf'szeitwort.
2(i3)Lähüt, liier soviel als Ruh an ij et,
die Geisterwelt.
2ü*)Nrisüt, Meiischenwelt ; Gegensatz
zwischen lahüt und näsiit, zwischen
h o k, m und h i k, m e t , zwischen
mafhjiri und mofh/ire (wonach die
Lesart des Textes zu verbessern).
Z65) Der Vertrag der Seelen.
266) Ist der 129. Vers der IX. Sure.
267) Tc we 1 1 e t , wird hier in doppelter
Bedeutung gebraucht, im ersten Sinne:
sie verwaltet, im zweiten: sie
wendet sich ab; so auch nefs,
einmal als Begier, das zweitemal als
Seele.
2fi8j Hjer Werden die zwei Wörter ä h d
und h äs abermals in doppeltem Sinne
gehraucht, das erste ähd heisst Zeit,
das zweite ähd der Vertrag der
Seelen; bas heisst sowobl der Ruf
zum Weltgericht, als die Sendung des
Propheten.
äfiüj Der Kauf, dessen hier Erwähnung ge-
schieht, bezieht sich auf den ii'i. Vers
der IX. Sure: Gott bat von den Recht-
gläubigen ihre Seelen um das Paradies
gekauft u. s. w.
27°) Erdh-oI-Ch ali'f et, die Erde
des Stellvertreters Gottes (Adams) ist
das irdische Paradies, das hier dem
ewigen, dem Himmel, entgegengesetzt
wird.
27 ') Wortspiel zwischen kothr, der Strich
Landes, und k a t h r e t , der Thau , ist
im Deutschen durch Landstrich
und Regens trieb wiedergegeben.
2,2 ) Dieser dem Reime zu lieb nicht getreu
übersetzte Vers heisst: Seinem leiten-
den Angesichte huldigt jedes Ange-
sicht.
~ls) Esir, das griechische aijr^o.
S7*) Bezieht sich auf den 31. Vers der XXI.
Sure: Sehen die Ungläubigen
nicht, dass wir die (sieben)
Himmel in Einem erschaffen
und hernach erst dieselben
getrennt haben?
'■'3) Gegensatz zwischen Versammlung
und T rennun g, und Wortspiel zwi-
schen ain, Wesenheit, und ein, wo.
!76) V. 473 und 474. Gegensatz zwischen
darein und k,ewnein, Beides be-
deutet beide Welten; dann zwi-
schen nidd, der Gleiche, und dhidd ,
der Gegner; auf den 3. Vers derLXVII.
Sure: Du wirst in der Schöpfung kei-
nen Unterschied sehen, bezieht sich die
zweite Hälfte des Verses 474.
'■•') Ma aleije lebistcliu, womit ich
mich selbst bekleidet habe.
'■*) Bezieht sich auf die Stelle des Korans,
wo von der Anbetung Adams durch die
Kugel die Rede ist. (Vergl. Sure XV,
V. 29.)
:;!l) Vgl. oben im Text V. 11 (derselbe Vers).
-80) Das schon oben vorgekommene Wort-
spiel zwischen ein und ain, Wesen-
heit, dann zwischen dem letzten und
gain. der Schleier der Wolken.
;sl) Mahw, die letzte Ernüchterung, auf
die kein Rausch folgt; I'sahw, die
erste, indem man sieh wieder be-
rauscht: chatini, das Siegel, das an
den Finger gesteckt wird, nachdem man
sich vorher einen Faden als Denkzei-
chen um den Finger gewunden hat (ir-
tisäm): Lege mich wie ein Siegel an
deinen Arm ( Ho h es Lied), daher der
schöne Vers:
„Du hast bisher als Faden mich um den Finger
gewunden,
.,Du hast mich nun als .Siegel an deinen Arm
gebunden.'*
:sa) In diesem Verse ist das Wortspiel eines
der unübersetzbarsten des ganzen Ge-
dichtes zwischen gain-ol-gaini,
d. i. dem Gain, welches der Anfangs-
buchstabe des Wortes gain, Schleier-
04
llor, und zwischen ain-ol - ä i n i, das ist
das Auge des Wesens, wie es auc!» das
Ain (der Anfangsbuchstabe) des Wor-
tes ain heissen kann.
-s:!) Gegensatz und Wortspiel zwischen
l'saliw und maliw (lies Vernich-
tung statt Verrichtu rig).
'-**) Erstens der Gegensatz zwischen dem
Trunkenen, d. i. dem ganz Vernichte-
ten und dem Ernüchterten, dann zwi-
schen resm und wesm (Zeichen und
Merkmal), endlich zwischen hodhür,
Itulie, und haf'iret, paradiesischer
Zustand.
3SS) Wortspiel und Gegensatz zwischen
jofdhi und jakdhi, zwischen baki-
jet, Rest, und bi feijet, was sowohl
zur Rückkehr als zum Schatten heissen
kann.
asG^ Dschenän heisst hier das Herz, wie
die Commentare versichern. (So D;iüd
Kaifsari.)
3s')Ethräf, die physische Ausdehnung
der Dinge nach den Seiten oho n,
unten, vorne, hinten, rechts,
links; Gegensatz und Wortspiel zwi-
schen istewä, siwä, das Aeussere,
und sewijet, Gleichheit.
88S) Gegensatz und Wortspiel zwischen
thawr, Art, Weise, und Thor, Sinai:
zwischen f e i d h a und k a b d h a , das
letzte in Bezug auf den 07. Vers der
XXXIX. Sure.
-S!l) Bezieht sich auf das Wort Mohammed's :
Setzt mich nicht über den Jonas, den
Sohn des Matthäus; wörtlich: desshalb
verbot der Beste der Geschöpfe, d. i.
Mo ha in med. Sun-Nün, der Mann
im Wallfisch (Nun), ist Jonas.
a9°) E I e s t o ' 1 em s a geht auf den Tag, wo
Gott die Seelen mit E I esto bi re bb i-
k um? Bin ich nicht Euer Herr? anre-
dete, und sie Alle Bcla, bela, Jawohl.
Jawohl, antworteten; der Commentar
Däiid's von Kaifsarije beruft sich wegen
der Erklärung dieses Distichons auf die
Abhandlung Nih ajet-ol-bejiin fi
dir dj et il'-feiiiän (fehlt in der Liste
derRisail bei Hädsehi Chalfa).
3<JI) Sirro bela, das Geheiinniss des
.1 a w o h I.
393) Märjet.
393) Doppeltes Wortspiel zwischen tog-
s c h a und joc htescha, zwischen
nimet, Huld, und nikmet. Rache.
39i) Die Commentare kramen hier die
bekannte Terminologie der mystischen
Hierarchie der Pole (Pfähle, Budch),
Ewliä) aus.
29a) Der Pfähle sind vier nach den vier
Weltgegenden; der Dichter, Mystiker.
war einer derselben, er liess die drei
anderen hinter sich zurück und schwang
sich zum Pole auf.
396) Fe i n teh, if cha ire forfsati, er-
greife die gute Gelegenheit.
39') Anspielung auf die Stelle der Uebcr-
lieferung, wo Gott alle Seelen wie einen
Anieisenschwarm aus dem Rücken des
Adams rief, worauf der Urvertrag
folgte. (Vergl. Sure VII, V. 171.)
39S) Rüo, das Herz.
3") Des heiligen Geistes, d. i. Gabriels.
30°) Derselbe Gedanke wie: Herr, ich
bin nicht würdig, d a s s Du ein-
gehst unter mein Dach.
3()l) Siwä, heisst hier, was ausser ihr (der
Seele). A k f s i d und s e wä e m a fa n-
n e t i geht auf Sure II, V. 102. S e w ä e
sebil, was bei Maraccius aequilas
s e m i t a c heisst. Vergl. B e i d h ä w i.
Koran-Commentar. herausg. v. Dr. II.
L. Fleischer, Bd. I. S. ya
sozy dcv Commentar erläutert, dass die
Seele sich selbst nie vergisst (Comni.
Käschäni).
303 ) Lein öfik. ohne dass ich wieder zu
mir komme.
30*) Bi finneti. wie es die Leydner Hand-
schrift, die der Hof-Bibliothek und der
Commentar Käschäni's hat, die vor-
züglichere Lesart, während der Com-
mentar Däüd's bi dhinneti mit einem
Dhäd vorzieht.
65
;""') 'An schogli änni schogil to heisst
wörtlicli: von meinen) Geschäfte (so
dass ich kein Bcwusstsein diivon behielt)
bin ich von mir beschäftigt (abgezogen)
worden.
308) Reda, sonst Verderben, wird liier von
den Connnentaren als Tod erklärt.
307) Sebi, die Sklaverei.
808) Statt zu fragen, wie sie sich befinde.
309) Dhammeti'.
3,°) Mostedschifen biliä, dazu befugt.
3 ") Ah dsch eine , im Sinne von nek,esc.
S1S) Fe esferto, ich war fröhlichen Ge-
sichts, nach dem 38. Verse der LXXX.
Sure: wodschüh mosfire, fröh-
liche Gesichter; Wortspiel zwischen
jakin, Gewissheit, und jakini, mich
bewahrt vor der Reise, das ist, wie
der Commentar erklärt, vor dem
Zweifel.
:;l3) Dschelis, sonst der Genosse, Ge-
sellschafter, heisst hier der Leib; es
wird folgende göttliche Ueherliefeiung
vom Commentare Däüd's zum Beweise
dieser Bedeutung citirt : ena dsche-
lis o in e n f ek e r n i w e e n i s o in e u
seb ekerni.
Sl4) V. 537 u. Ü38. M aal im wird von den
Commcntatoren als der Ort <\vv vor-
züglichsten (alrim) Eigenschaften Gottes
erklärt, nämlich Auge und Ohr, der
Ort des Sehens und Hörens. Das ehof
des vorigen Distichons bezieht sich
herunter.
815) Gairi ganijet heisst hier, nach dem
Commentare D;'uid*s, notbwendig.
:;lfi) Iklinä, soviel als ik,tis;ih, idseh-
tina, die Fruchtlese.
•'"') Taha k,k,om, Vernunftgebot.
8 ls) B i eidin, sonst durch die Hiiiide, heisst
hier, wie die Commentare lehren,
durch die Mittel.
8'9) Mewthin, das Vaterland der Sinne,
ist laut des Commcntars das Auge, die
Nase, und der Mund ; nachdem er im
letzten Distichon den Satz aufgestellt,
dass die Spuren der Namen und Eigen-
schaften Gottes früher als in den Sinnen
vorhanden, fährt er fort.
3S0) Lebs, die Verhüllung, bedeutet hier
den Körper.
3al) Mana, der Sinn, die Bedeutung, hass,
die Sinne.
332 ) Tafsrifotyä, die Abänderung der Na-
men, declinatio.
3~3) Häfif-ol - ähd, der Bewahrer des
Vertrages (mit Gott) , der Commentar
lehrt, dass hierunter entweder der
Chalife (der Stellvertreter Gottes auf
Erden) oder der mystische Pol, oder
einer der sieben Ewtiid od. Budchi,
welche den sieben Erdgürteln vorstehen,
verstanden werden könne; im Commen-
tare Däüd's und in der Leydner Hand-
schrift bil welä statt billähi.
33*) Die Namen und Eigenschaften werden
nun verglichen mit frohen Sängerinnen,
Rennpferden, süssen Wohlgerüehen
und hoffnungsvollen Morgenwolken.
8aä) Gott, müsik-ol-ahd, der Bewahrer
des Vertrages, gegenüber dem häfif
ol-ahd, dem Stellvertreter Gottes auf
Erden.
32,i) Die Namen (Lottes.
33?) Ifet, bezieht sich auf den 1. Vers
der XXXVIII. Sure: Die Ungläu-
big e n s i n d in Ehren u n d Z w i e-
tracht; Wortspiel zwischen ibä, Ab-
neigung, und ebijet, abgeneigt.
32S) Die vier Glieder dieses Satzes stehen
den vier des vorletzten Distichons ent-
gegen, und beziehen sieh wie jene auf
die Namen Gottes, von denen sie die
Epithetc sind , wie jene die Bilder.
3äi)j Wortspiel zwischen sedschijet, Na-
turell , und s a e h i j e t , freigebig,
liberal.
33°) Hier kehrt die Vier zum drittenmal e
in Bezug auf die Namen wieder,
welche paarweise im Oebcte hergesagt
werden, wie ja käbidh we ja bä-
sith, 0 Allzusammenziehender ! und o
Allausdehnender! ja e'häfidh we ja
räfi, ii Allerniedernder! und o All-
6«
erhöhender! ja moifwe ja mol'ill,
o Allbeehrender! und o Allherab-
setzender!
33 ') Magdni mohddschdt, wörtlich : die
Stationen der Räthsel.
333) Mehdni kadhijet, die Grundfesten
des Glaubens.
333) Ssadik-ol-afm bat h inen, der im
Innern von einem aufrichtigen Vorsatze
beseelt ist, der Scheich oder Meister.
33*) Taallok heisst hier nach den Com-
mentaren so viel als irtibath.
335) Lebs, sonst Hülle, hier Leih.
336) Hier kehrt zum viertenmale die Aufzäh-
lung der Tugendzahl Vier mit dem in
der Uebersetzung nur zur Hüllte gege-
benen Anklänge von akäik, dakiiik,
hakdik, rakaik wieder; der Com-
nientar Kdschdni's erklärt, dass unter
r akäik, dakäik die basthdt, d.i.
die einfachen Zartheiten, die drei Arten
der Handlungen des Mosliins, die not-
wendigen (wddschibe), die verdienst-
vollen (incndübe) und die gleichgültigen
(mohdhe) verstanden werden müssen.
337) Durch die Namen der Eigenschaften
Gottes.
3S8) Zum fünftenmal e kehren hier wieder
die vier in den im Deutschen nur zur
Hälfte wiedergegebenen Gleichklänge
von f s a w a in i , I e w d m i , d s c h e w a m i
und kawdmi.
339) Die Vier kehrt zum sechstenmale wie-
der in den Anklängen von lathdif,
wafdif, fsahdif und chaldif.
3*°) Mit den obigen beiden Worten sind
zwei Ueberlieferungen des Propheten
angedeutet. K, e i n n e k, t e r ä h u
(Diene Gott) als ob Er dich sehe, und
fe inlemterdhu i nn ehu j e rd k, e,
und wenn du Ihn auch nicht siehst,
so sieht Er doch dich.
341) Siebente Wiederkehr der vier Gleich-
anklänge in ghojüs, stark strömende,
boghüs, sanft rinnende Regen, h o-
d ü s , Begebenheiten , und 1 o j ü s,
Löwen.
3VJ) Achte Wiederkehr der vier Anklänge
in f o fsül, wo fsül, hofsül, ofsül;
in diesem Distichon reimen die vierGlie-
der des Satzes sogar doppelt : F o fsü 1 o
ibardt, die Abschnitte der Ausdrücke,
wofsülo tahijdt, die Ankunft der
An wünschung, hofsdlo isehdrdt,
das Resultat der Winke, ofsülo
athijät, die Grundfesten der Gabe.
3*3) Math lioha, ihr Aufgangsort (der
Name).
3**) fach dir ed-dawet, Vorräthe der
Anmassung: zum neunteninale kehrt der
gleiche Wörterklang wieder in b e-
s c h ä i r , Nachrichten , b a f s a i r,
Ansichten, sera'ir, Geheimnisse, und
f a ch ä i r, Vorräthe.
3*5) Isra, die nächtliche Himmelfahrt des
Propheten.
iw') Tenfil, das Wort des Korans, wie
es gesendet ward.
3*') Tewil, das Wort des Korans, wie es
ausgelegt wird.
3*s) Zehnte Wiederkehr der vier Anklänge
nie dar is, Schulen, niehdris, Ver-
wahrungsorte, magdris, Pflanzen-
schulen, fewdris, Reiter.
<
3*9) Adlern dschebenit.
35°) Eilfte Wiederkehr der Gleichklänge:
erdik;o tewhid, die Throne der
Einswerdung, in ed drik,o fulfet, die
Stufen der Annäherung , m e s a 1 i k, o
t e in d s c h i d , die Pfade der Glorwür-
digkeit, meldik,o nofsret, die En-
gel des Sieges.
551) Zwölfte und letzte Wiederholung der
vier Anklänge: fewdid. Nutzen,
awdid, Geschenke, rewdid, frische
Futterplätze, mc wd i d, Gnadentische :
das Wort nim et, Gnade, kommt mich
im Texte zweimal vor.
ib%) Wörtlich: die Zunge bezeugt.
sä3) Dieses Distichon fehlt im Commentare
Kdschdni's, findet sich alier in der
Handschrift der Leydner und Hof-
Bibliothek und in dem Commentare
Ddüd's von Kaifsarije.
07
*) Wortspiel zwischen ää lein in, in dop-
pelter Beziehung. Der Dichter sagt:
Ich lese die Kenntnisse der Welten
(die der irdischen und göttlichen
Dinge) in Einem (d. i. göttlichen)
Worte, und enthülle mir die AVeiten
(d. i. die diesseitige und jenseitige) in
Einem Augenblicke, jene die Welt der
Seelen und Geister, so wie die der
göttlichen Eigenschaften.
5) Molhet, in der Handschrift der Hof-
ßihliothek 1 e mh et.
B) Anspielung auf die Stelle des Korans,
nach der die Dschinnen in Einem Au-
genblicke den Thron der Königin von
Saba, Balkis, vor Salomon brachten.
(Vergl. Sure XXVII, V. 17—46.)
7)Thibäk, Schichten, Lagen.
8) Gegensatz zwischen efchbäh, die
Körper, und erwali, die Geister;
wofür in der Leydner Handschrift e f-
wadsch steht.
,J) Diese drei Zeitwörter käl, er spricht,
thäl, er macht lang, und fsal,
schwingt sich, scheinen hier bloss ihres
Gleichklanges willen sich zusammen-
gefunden zu haben; rakika, siehe
Freytag.
°) bi h, i m in eti, durch meinen hohen Muth.
') Wortspiel zwischen rakika, die
Zartheit, und dakika, der Augen-
blick.
2) Wortspiel zwischen telä, er folgte,
undtehi, er hat gelesen.
3) Der Dichter macht in den folgenden
Distichen nach der Erwähnung der
Eigentümlichkeiten des Standortes der
Vereinigung auf den Weg aufmerksam,
der dahin führt.
l) Wörtlich: welche die Lust ergreift.
') Ndhikje statt jek,fik,e, Däüd von
Kaifsarije, der auch Prophetenwun-
der hat.
') Der Regen.
') Nach der Ueberlieferung derMoslimen
blieb die Arche nicht am A r a r a t,
sondern am Dschüdi (Mafius) sitzen.
8) Meten, der Kücken des Windes.
J)A
81. Vi
XXI.
nspielung aul den öl. Vers der
Sure, wo der Wind dem Salomon als
Reitpferd dient. (Vergl. Sure XXXVIII,
V. 35.)
Dschischein, die beiden Geschlech-
ter, die Menschen und Dschinnen.
Anspielung auf die Verse 39—42 der
XXVII. Sure, wo die Dschinnen in
einem Nu den Thron der Königin von
Saba, Balkis, vor Salomon bringen.
Nimrod's.
Aödet stall fsaret.
Anspielung auf die moslimische Sage
von den vier von Abraham geschlachte-
ten Vögeln, die sehr weitläufig im Mes-
newi Dscheläl -ed-din Riinii's erzählt
wird.
Jesus.
Wörtlich: Mit der Nadel im Aermel;
Anspielung auf die Sage, dass Jesus,
als er in den Himmel fuhr, eine Nadel
im Aermel stecken hatte, wesshalb er
nicht weiter als bis in den vierten Him-
mel kam.
Wörtlich: Durch das, was ich an Er-
kenntniss (Ifn) in dein OhrfTTnek,) warf
von meiner Art und Weise (fsigati).
femäno fitret, erklärt der Com-
mentar Käschäni's als die Zeit, wo kein
Prophet gesendet worden ist.
Ul emä.
Bezieht sich auf die Ueberlieferung
des Propheten : Die W i s s e n d e n
(Ulema) meines Volkes sind wie
die Propheten der Kinder
Israels. Ka'schäni.
Arif.
U 1 ü-'l - a f in , Leute von festem Willen,
starkem Vorsatz.
Des Hauses Mohammed's b i itretihi.
Nofsret-ed-din, der Sohn Ali's aus der
Honeifitin, deren Stamm von Ebübek,r
bekämpft ward; er heisst desshalb
Ibn-ol-Honeifije.
Das Wunder, dass Omer von der Kan-
zel, von welcher er im Geiste die
«8
Schlacht von Nehäwend erblickte,
dem Sarijet zurief: sich mit dem
Berge den Rücken zu decken.
Ueberlieferung des Propheten von sei-
nen Genossen.
Ka'scha'ni gibt zur Erläuterung dieses
Distichons die folgende Stelle der
Ueberlieferung: Der Gottgesandte
fragte seine Genossen, welcher Glaube
ist der bewundernswertheste? Sie
sagten: Der der Engel; was ist denn
Wunderbares an ihrem Glauben: sie
sehen ja das Reich Gottes (melek,üt)
vorsieh? Sic erwiederten: Der Glaube
der Propheten; was ist an ihrem
Glauben zu wundern, ihnen ward ja die
Anrede Gottes (chithab)? Sie sagten:
Unser Glaube an deine Genossen. Der
Prophet sagte: Was ist daran sich zu
wundern , ihr habt ja mich gesehen
und meine Wunderwerke; der bewun-
dernswertheste Glaube ist der Glaube
derer, die noch mir kommen werden,
und Schwarz auf Weiss glauben.
AI ä n a , Sinn.
S s ü r e t, Form.
Hadhret, die Gegenwart, Gaibet,
die Abwesenheit.
Gabriel.
Indem sie meinen Namen nennen.
Aläna steht hier, wie der Commentar
lehrt, für Geist.
AVieder mana statt riih, d. i. Gabriel.
Die Klarheit ist hier durch die AVort-
spiele zwischen hadschr-et-ta-
halfi, Hinderniss der Ausschmückung,
und hidschr-et-tedschelli,
Schooss der Verklärung, zwischen
tac hallet, einsam, entzogen, und
t er ebb et, erzogen, aufgehoben.
I Die XXI. Sure.
I Die XXVIII. Sure.
| Wortspiel zwischen siräthi, mein
Pfad, und mewäthi', der Ort, wo ich
hintrat, im Deutschen durch Schritt
und Tritt wiedergegeben.
3W) Dreifaches Wortspiel zwischen jomn,
Segen, und jemi n, die Rechte; zwi-
schen josr. Leichtigkeit, und josrel.
die Linke: zwischen es-sa'bikün,
die Vorausschreitenden, und lahikün,
die Nachkommenden.
*«(l) El-emr. das Geschäft Gottes, wie die
Commenfare erklären.
*01) Wortspiel zwischen w o d s c h ü d.
schohud, ohiid.
*02) Die Wurzel von h a j j, lebendig, h a j ä t i.
mein Leben, und hajiitoliu, sein
Leben, in der Uebersetzung treu wie-
dergegeben.
403 j Firäset, die Physiognomik , welche,
wie der Commentar lehrt, eine dop-
pelte ist: i. die der Vernunft, äklijc,
und 2. die beschauliche, k,eschfije.
die nie trügt.
*0*) Gegensatz zwischen r a h a m ü t b a st b
r a gb et und r e h, a b ü t k a h d li r a 1\-
bet, indem dem Regriffe Rahaniüt
(die Barmherzigkeit) . R e h, a b vi t die
Furcht, Basth, der Ausdehnung,
K a b d h , die Zusammenziehung, und
R a g b e t, dem Verlangen, Reibet, das
entsagende Leben, entgegengesetzt ist.
*n5) Fe häjja erklären die Commentare
durch heliummü ejjulia eth-
tholliib.
*of') So erklären die Commentare das fil-
m o n t e li a.
*07)Hais, ., ? das Gegentheil von
in on t eh a.
*"8) La tedsehnah li dschinhi bezieht
sich auf den 63. A'ers der AUL Sure :
Wenn sie zum Frieden geneigt sind .
sei auch du dazu geneigt!
40D) Dunekchä heisst hier nach dem Com-
mentare so viel als chof, nimm.
*10) Die vier Grade der Seelenwandcrung
sind: i. Nesch, von einem mensch-
lichen Körper in einen anderen; 2.
Mose h, in einen thierisehen : 3. F e s c h.
in eine Pflanze; 4. Res eh. in einen
Stein.
") Bezieht sieh auf den 32. Vers der VI.
Sure: Das Leben der AVeit ist
Nichts als Spiel und Scherz.
,s) Iste d sc hl ei t e.
I3) El-kofsür-el-inosch ej j e de, heute
a I c a f s a r.
''*) Die Welt des Geheimnisses.
lä) Hier ist zuerst eine Anspielung' auf den
Koranvers, Sure II, V. 29, in dem es
heisst: als Gott dem Adam (dem
Vater der Menschen) die Namen aller
Dinge lehrte; dann auch auf das
Wort des Propheten: Ich gehe zu
m einem Vater und eure in h i in Ul-
lis c h e n Vater, dem heiligen
Geist, d. i. Gabriel.
'") Die Comincntarc erklären, die Abgezo-
genheit (t edsch errod) sei eine dop-
pelte: 1. die von den Gütern dieser Welt,
welche el-äädi, die gewöhnliche, und
2. die von den Belohnungen des Para-
dieses und von den Strafen der Hölle,
die el-meädi heisst (d. i. diejenige,
welche sich auf das Jenseits bezieht).
'') Auch im Arabischen dasselbe Heimwort
ni m et , Gnade.
:,s) Ssäid erklärt der Cominentar als den,
welcher den Lauf des Schiffes leitet.
rl!,)GasäIet, eine starke melierische
Lanze, fehlt in den Wörterbüchern;
fsädet, gerade Lanze.
v2°) Diese beiden, das griechische Feuer
und die in den Weingeist getauchten,
mit blauer Flamme brennenden Pfeile
so getreu beschreibenden Distichen
fehlen im Comincntarc Käschäni's , fin-
den sich aber in dem Däüd's von
Kaifsarije und in den beiden Hand-
schriften der Leydner und Hof-Biblio-
thek.
t21) Das arabische Wort hat zwei verschie-
dene Wörter für Fischer- und Vogler-
netze, die ersten heissen s c h i b ä k, ,
die zweiten es c h r ä k,.
>") Diese Wiederholung desselben AVortcs,
sowohl einmal alsBindewort, das andere-
mal als Fürwort, und desselben Keimes
als Hauptwort und Zeitwort, welche in
der deutschen Poetik für einen Fehler
gilt, ist eine Schönheit in der arabi-
schen Sprache.
*23) Chimäfs, in der Bedeutung eines
Vogels mit dünnem Bauche, fehlt in den
Wörterbüchern.
w*) Altdeutsch für gesagt, englisch
s a i d.
*25) Ek,i nn et, sonst Nester, hier Schleier.
*2(i) Der Gaukler, nioschäbif, erseheint
hier zwar nirgends im Texte, läuft aber
in den beiden Commentaren schon
durch das letzte Dutzend von Distichen,
indem Alles, was von dem Tliun und
Treiben der Welt gesagt worden ist,
als das Spiel eines Gauklers hinter dem
Flor oder Vorhang erklärt wird.
*27) Hier ist im Kaschani ein eingeschalte-
tes Distichon, das sich weder im Com-
incntare Däüd's, noch in der Handschrift
der Leydner und Hof-Bibliothek findet.
*2S) Wörtlich: wenn aufgegangen die Sonne
der Anschauung'.
*29) C hall et, es lösen sich an mir meine
Bande (die der Sinne) und eschraka
(und es erglänzt das Sein, die Exi-
stenz).
*30) /wischen Leib und Seele. Ahk,äm,
Gebote und Verbote.
i31) Bezieht sich, wie die Comincntarc leh-
ren, auf das Wort des Propheten: Gott
hat siebzigtausend Schleier von Licht
und Finsterniss , wenn er einen dersel-
ben lüften würde, würde ich verbrennen.
*3S) Diese Ueberlieferung ist, wie die Coni-
mentare lehren, folgende: Der Diener
naht sieh seinem Herrn mit ausser-
ordentlichen Andaehtsübungen (n e w ä-
fil), bis ich ihn liebe, und wenn ich
ihn liebe, bin ich ihm Auge , Ohr und
Hand.
*33) Die vier letzten Distichen fehlen im
Coinmentare Käschäni's, finden sich aber
in dem Däüd's von Kaifsarije und in den
beiden Texten der Leydner und der
Wiener Hof-Bibliothek. — Ilfet, der
10
vertrauliche Umgang mit ägjär,
Fremden, stellt im Gegensatze zu
(1 s e li e m i, meine Einswerdun?.
*3*) S e m i in n t ii ä 1 i , das Ohr desjenigen,
der ein Buch aufmerksam liest.
4SS) Ain thalia, Metonymie für ein Zelt,
dessen Tliiir offen ist, Comni. Käschäni;
h anc, die Weinschenke , die stets
offen ist.
*3fi) Ma hat hier die Bedeutung von lri
oder ifä.
*37) Durch die Bedeutung des Islams; nun
folgen bei Käschäni die oben ausge-
lassenen vier Distichen.
*38) Der Feueranbeter.
*3i)) Mihi- ab.
**°) Ahbär, die Gelehrten der Juden.
44 ') Abd eddinär, bezieht sich auf das
Ueberlieferungswort : Zu Grunde
geht der Knecht der Dinare,
zu Grunde geht der Knecht der
Dirbeme, d. i. der Gold- und Silber-
münzen.
44a) Jai.
443) Mosk,iti , wenn mir die Gebote des
Gesetzes nicht Stillschweigen aufer-
legten.
444) Bezieht sich auf den 117. Vers der
XXIII. Sure: Glaubt ihr, dass ich
euch vergeh ens (abesen) erschaf-
fen habe?
445) Efaälohum, ihre Handlungen.
446) Bezieht sich auf die Bestimmung von
ewig her zur Seligkeit oder Verdamm-
niss.
**') Taarruf, die Erkenntniss des Herrn
durch die Seele nach dem Ueberlie-
ferungsworte : Wer seine Seele
kennt, kennt seinen Herrn.
**s) Bezieht sieh auf den 26. Vers der II.
Sure: So leitet der Herr zu recht
und führet irr e.
**•) M o f e j i d - o I - d s e h e m i , der Spender
des Vereines mit Gott ist der Prophet.
Der 9. Vers der LIII. Sure : In der
Nähe von zwei Bo g enhälften.
430) Au edna, Anspielung auf den eben
angeführten berühmten mystischen Vers
der LH f. Sure von der nächtlichen Him-
melfahrt, wo der Prophet so nahe an
Gottes Thor thront, wie der Einschnitt,
welcher zwei Bogenhälften trennt (käb-
ke\vsein)au edna, oder noch näher.
S. die Abhandlung über Bogen und
Pfeil in den Denkschriften der kais.
Akademie der Wissensch., IV. Bd., S. 8.
45 ') M i s c h k ä t, in Bezug auf den Licht-
vers, 3a. Vers der XXIV. Sure.
*52_) Bezieht sich auf den Vers, wo Gott
zu Moses sprach : Zieh deine
Schuhe aus, Moses, denn du
bist im heiligen Thale Thuwa.
Sure XX, 12. Vers.
453) Chalaa ist eines von den Wörtern,
die doppelte Bedeutung haben, indem
es sowohl ausziehen als anlegen heisst;
im ersten Distichon ist es im ersten, im
zweiten im zweiten Sinne gebraucht.
454) Anesto heisst hier so viel als sche-
hidto, ich sah, nach dem 9. Verse
der XX. Sure: Und ich sah (änesto)
das Feuer.
*55) Nähik,, s. Freytag unter Nehä.
*56) Athwär, Plur. von thor, Sinai, Wort-
spiel mit ewthär, Plur. von wathar,
die notwendigen Erfordernisse.
457) Moses.
*5S) Wortspiel zwischen eflak,i und e in—
l;ik,i. dann zwischen niilk,i und
m u 1 k i ; c h a r r e t statt sedschedet.
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*59) Aälem tifk,är, die Welt der Geister,
wo sie sich der Wissenschaften erinnern.
*60) F i t j e t i\ meine Bitter, Helden,
Genossen.
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Neutralizing agent: Magnesium.Oxide.
Treatment Date: June 2007
PreservationTechnologies
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Cranöeny Township. PA 1606S
(724) 779-2111
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