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Full text of "Das arabische hohe Lied der Liebe, das ist Ibnol Fáridh's Táïjet"

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AUS  DER   KAISEKL.   KÖNIGL.  HOF-  UND  STAATSDRUCKEREI. 
1834. 


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VORREDE. 

Im  Beginn  des  dritten  Jahrhunderts  der  H,idschret  (dem  neunten  n.  Chr.) 
loderte  die  Mystik  des  Islams  das  erste  Mal  in  hellen  Garben  zum  Himmel 
auf.  Damals  begeisterten  die  grossen  Scheiche  Dschoneid,  Schebeli 
und  Hallädsch  Schaaren  von  Jüngern  zum  beschaulichen  Leben,  und 
der  letzte  blutete  als  ein  Opfer  seiner  übel  verstandenen  Lehre;  mit 
ihm  und  Dschoneid  ging  eine  ganze  Literatur  mystischer  Werke  zu 
Grunde,  deren  Titel  sich  nur  in  dem  Fih,rist,  der  ältesten  Literatur- 
geschichte der  Araber,  erhalten  haben.  Erst  in  der  zweiten  Hälfte 
des  vierten  Jahrhunderts  der  H,idschret  (des  zehnten  der  christlichen 
Zeitrechnung)  traten  die  beiden  Zeitgenossen,  Verfasser  zweier 
Grundwerke  muslimischer  Mystik,  wodurch  dieselbe  in  ein  wissen- 
schaftliches System  gebracht  ward,  als  die  Lehrer  wissenschaftlicher 
muslimischer  Mystik  auf,  der  erste  der  Scheich  Mohammed 
B.  Ibrahim  el-K,elänäwi  J),  gest.  380  (990),  der  Verfasser  des 
Taärruf,  von  welchem  der  Spruch  gäng  und  gäbe  ist:  „Wäre  nicht 
das  Taärruf,  so  wüsste  man  Nichts  vom  Tafsawwuf",  d.  i.  vom 
beschaulichen  Leben  der  Ssofi;  der  zweite  der  Scheich  Mohammed 
B.  Ali'  el-Mek,k,',  gest.  389  (999),  der  Verfasser  des  Küt-ol- 
Kolüb,  d.  i.  der  Nahrung  der  Herzen.  Erst  ein  halbes  Jahrhundert 
später  lebte  der  Imam  Koscheiri  2),  der  Verfasser  der  berühmten 
koschei rischen    Abhandlung,     welche    nach  Hadschi   Chalfa's 


1)  Hadschi  Chalfa,  II,  316  (bei  Flügel)  E^elabadi,  was  in  jedem  Falle  gefehlt,  indem 

es  Gülabadi  lauten  müsste. 
s)  Ebül  Käsim  Äbdol-Keri'm  B.  Hewrifin  el-Koscheiri',  gest.  465  (1072). 


VI 


Crtheil  für  den  Grundpfeiler  der  ganzen  muslimischen  Mystik  gilt;  im 
folgenden  Jahrhunderte,  dem  sechsten  der  H,idschret,  lebte  der  grösste 

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mystische  Dichter  der  Araber,  Omer  B.  Ali  ß.  el-Färidh  el-Ha- 
mawi,  d.  i.  der  von  Hama  aus  Syrien  Gebürtige,  der  Verfasser  eines 
rein  mystischen  Diwans  und  zweier  aus  dem  Buchstaben  T  a  gereimter 
Kafsidete,  wovon  die  eine,  die  kleine  Tai  je,  nur  hundert,  die  andere 
aber,  die  grosse,  siebenhundert  ein  und  sechzig  Distichen  stark.  Ehe 
wir  auf  ihn,  diesen  einzigen  grossen  mystischen  Dichter  der  Araber, 
wieder  zurückkommen,  nennen  wir  noch  die  späteren  Pole  arabischer 
und  persischer  Mystik,  nämlich  im  siebenten  Jahrhunderte  den  grossen 
Scheich  Schihäbeddin  Omer  Suhrwerdi,   gest.  im  Jahre  632 

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(1234),  den  Verfasser  des  A  w  äri  f-ol-Ma'arif,  d.i.  die  Kunden  der 
Kenntnisse,  und  den  Spanier  M  ohijeddi  n  Ibn-o  1-Arebi ,  gest. 
im  Jahre  638  (1240),  der  letzte  der  Verfasser  von  einigen  dreissig 
Werken  '),  deren  berühmteste  die  Siegelringsteine  und  die 
mechanischen  Eröffnungen  sind,  die  letzten  allein  zwölf  Bände 
stark.  Erst  nach  diesen  neun  grossen  arabischen  Mystikern  stand  die 
grosse  Trias  der  persischen  auf,  nämlich  der  Dichter  des  Mesnewi2), 
Dschelaleddin  Rümi,  gest.  i.  J.  672  (1273),  Mahmud  von 
Schebister,  gest.  i.  J.  720  (1320),  der  Verfasser  des  Gülscheni' 
R  ä  f ,  d.   i.   des  Rosenflores  3)  des   Geheimnisses,    und  der  Scheich 


x)  Aufgezählt  in  den  Erläuterungen  zum  II.  Bande  der  Geschichte  des  osmanischen 
Reiches,   S.  637-659. 

-)  Siehe  den  Bericht  über  den  zu  Kairo  i.  J.  d.  R>  1231  (1835)  in  sechs  Foliobänden 
erschienenen  türkischen  Conunentar  des  .Mesnewi  Dschelaleddin  Rünii's  im  October-, 
November-  und  Deeember- Hefte  des  Jahrganges  1851  der  Sitzungsberichte  der 
philos. -histor.  Classe  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften,  S.  17. 

3)  Mahmud  Schebisteri's  Rosenflor  des  Geheimnisses,  Persisch  und  Deutsch,  mit  der 
Liste  eines  halben  Hunderts  der  berühmtesten  mystischen  Werke.  Wien  1838.  4. 
Der  verdeutschte  Rosenflor  des  Geheimnisses,  die  hier  übersetzte  T  ä  ij  e 
und  die  in  den  Sitzungsberichten  der  kais.  Akademie  gegebenen  Auszüge  aus  dein 
Mesnewi  genügen  zu  einem  richtigen  Begriffe  der  muslimischen  Mystik,  bis  die- 
selbe, wie  die  christliche,  ihren  Gesehicbtschreiber  in  einem  zweiten  Noack 
erhält. 


VII 


Äththär,  gest.  i.  J.  732  (1331),  der  Verfasser  vieler  mystischer 
Gedichte,   deren  berühmtestes  die  Vö  geige  spräche  sind. 

Was  die  Türken  hierin  an  Commentaren,  Uebersetzungen  und 
Nachahmungen  geliefert  haben ,  ist  nicht  erwähnenswerth.  Im  Gebiete 
der  Poesie  ist  Ibn-ol-Färidh,  der  mystische  Dichter  der  Araber, 
der  einzige  derselben,  der  als  Dichter  freilich  nicht  gleichen  Rang  mit 

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Dschelaleddin  Rümi,  dem  grössten  mystischen  Dichter  aller  Zeiten 
und  Völker,  ansprechen  kann,  der  aber  nicht  nur  ein  ganzes  Jahrhun- 
dert früher  als  Dschelaleddi  n  Rümi  lebte,  sondern  dessen  Gedicht 
auch  von  einer  ganz  anderen  Art  ist  als  dasMesnewi  Dschelaleddin 

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Rümi's.  Dieses  entbehrt  eines  eigentlichen  Planes  und  hätte,  wenn 
der  Verfasser  länger  gelebt  hätte,  noch  durch  mehrere  Rande  auf 
dieselbe  Weise,  welche  Philosopheme  und  Fabeln,  Erzählungen  und 
Aussprüche  der  Weisheit  bunt  durcheinander  mischt  und  von  Einem  zum 
Anderen  abspringt,  fortgesetzt  werden  können;  die  Taije  hingegen 
ist  eine  regelmässige  Kafsidet,  in  welcher  das  System  göttlicher  Liebe 
nach  der  Lehre  der  Ssofi  vorgetragen,  und  wenn  nicht  immer  klar 
erklärt,  doch  wenigstens  im  dichterischen  Halbdunkel  aufgehellt  wird. 
Dieses  Dunkel  ist  selbst  für  sprachkundige  Araber  so  gross,  dass 
ohne  Hülfe  von  Commentaren ,  von  denen  Hadschi  Chalfa  ein  Dutzend 
aufzählt  ) ,  die  Taije  selbst  Orientalisten  unverständlich  bleiben 
würde;  der  Mangel  an  guten  Handschriften  und  Commentaren  mag 
wohl  die  Hauptursache  sein,    warum,    während   die   Moällak,ät  in 


')  1.  Afifeddi'n  Suleiman B.Ali'  et-Tilcmisani,  gest. 690  (1291);  2.  es-Sa'i'd Mohammed 
B.  Ahmed  el-Ferghdni',  gest.  700  (1300) ;  3.  Ifjeddin  Mahmud  Nafiri'  el-K,asehi',  gest. 
?3ö(1334);  4.  der  Richter  Siradscheddi'n  Ebü  Haffs  'Omer  B.  Ishäk,  H,indi\  gest. 
773  (1371);  3.  der  Scheich  Scherefeddin  Daüd  B.Mahmud  vonKaifsarije;  6.  Abdor- 
re fäk  el-K,aschani;  7.  Sadreddi'n  Ali  el-Isfdham,  gest.  836  (1432);  8.  der  Seheich 
Ali  B.  Athijet  el-Hamawi,  berühmt  als  Alwan,  gest.  922  (1516):  9.  der  Scheich 
Sein-ol-Aabidin  Mohammed  B.  Abd-er-Ra'üf  (nicht  Rawuf,  wie  bei  Flügel  II,  87) 
el-Monawi  el-Mifsri.  gest.  1022  (1613);  10.  der  Scheich  Isma'il  von  Angora ,  der 
Commentator  des  Mesnewi,  gest.  1032(1622);  11.  der  Mola  Ma'rüf,  Richter  zu 
Kairo;  12.  Seliemseddin  Mohammed  Bosdti. 


VIII 


Europa  so  viele  Herausgeber  und  Uebersetzer  gefunden,  sich  auch  nicht 
ein  einziger  Orientalist  an  die  Uebersetzung  oder  Herausgabe  der  Tai  je 
gewagt  hat,  selbst  der  grosse  arabische  Sprachgelehrte  Silvestre 
de  Sacy  im  dritten  Bande  seiner  „Chrestomathie  arabe"  nur  einige 
siebzig  Distichen  des  Diwans,  und  Hr.  Grangeret  de  la  Orange 
aber  in  seiner  Anthologie  nur  fünf  Gedichte  aus  demselben  aufgenom- 
men hat,  ohne  von  der  Tä  i  j  et,  sei  es  von  der  grossen,  sei  es  von  der 
kleinen,  die  geringste  Kunde  zu  geben.  Und  doch  ist  die  grosse  Tai  je 
das  hohe  Lied  der  mystischen  Liebe  der  Araber,  welches, 
wenn  es  an  Naturpoesie  dem  hohen  Liede  der  Hebräer  auch  sehr  ferne 
steht,  dasselbe  an  Symbolik  und  Mystik  bei  weitem  übertrifft,  indem 
schon  der  Verfasser  den  mystischen  Sinn  hineingelegt  hat,  der  bei  dem 
hohen  Liede  der  Hebräer  erst  in  der  frühesten  Zeit  der  christlichen 
Kirche  und  später  im  sechzehnten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung 
vom  spanischen  Dichter  Luis  de  Leon  ')  hineingetragen  worden  ist. 
Die  schon  von  Pascal  und  Le  Maistre  gemachte  Bemerkung, 
dass  weder  Griechen  noch  Römer  mit  dem  Gedanken,  dass  das  Geschöpf 
den  Schöpfer,  der  Mensch  Gott  lieben  könne,  vertraut  waren ,  diese 
eben  so  wahre  als  scharfsinnige  Bemerkung  hat  Letronne  noch  in 
seiner  letzten,  für  die  Denkschriften  der  französischen  Akademie  ge- 
schriebenen Abhandlung  aus  den  Namen  der  alten  Griechen  bestätigt, 
in  welchen  wohl  der  von  Gott  geliebte  Theophilos,  aber  keines- 
wegs der  Gott  liebende  Philo  theo  s  vorkömmt.  Dieser  Aufschwung 
des  Geistes  zu  Gott  durch  das  edelste  und  innigste  aller  Gefühle, 
durch  die  Blüthe  und  Sahne  derselben,  durch  die  Liebe,  welche  dem 
Griechen  und  Römer  fremd  geblieben,  war  schon  von  der  ältesten  Zeit 
her  dem  Morgenländer  in's  Herz  geschrieben  und  findet  sich  nicht 
nur  bei  den  Indern,  sondern  auch  bei  den  Hebräern.    Auch  bei  den 


•')    „La  exposicion  del  Cantar  de  Cantares  de  Salomon,"  und  „el  Cantar  de  Cantares 
en  octava  rima,  Obras  del  M.  Fr.  Luis  de  Leon,"   Madrid  1806,  8.  Tom.  V. 


IX 


Hörnern  hatten  Fides,  Spes  und  Caritas  ihre  Altäre  und  Tempel, 
aber  dieselben  hatten  alsTreue  im  Handel  undWandel,  als  Hoffnung 
für  die  Wechselftille  des  irdischen  Lebens  und  als  allgemeine  Men- 
schenliebe ganz  anderen  Sinn,  als  diese  drei  Namen  später  durch 
das  Christenthnm  als  Glaube,  Hoffnung  und  Liebe  erhalten  haben. 
Erst  als  die  Palme  des  Christenthums  hoch  zum  Himmel  emporschoss, 
entfaltete  sich  auch  auf  dem  Gipfel  derselben  der  Palmenkohl  der 
göttlichen  Liebe  in  dem  Sinne  des  heiligen  Augnstin,  dem  später 
die  Mystiker  des  Mittelalters,  der  englische  und  seraphinische 
Doctor,  im  siebzehnten  Jahrhunderte  Fenelon  und  die  Guyon  als 
ihrem  Vorbild  folgten.  Dass  den  Hebräern  der  Mysticismus  nicht  fremd 
blieb,  beweisen  zur  Geniige  die  Sefirot  derKabbala,  aber  den  alle- 
gorischen und  mystischen  Sinn  des  hohen  Liedes  hat  erst  das  Chri- 
stenthnm hineingelegt,  während  der  Dichter  desselben,  sei  es  nun 
Salomon  oder  ein  Zeit-  und  Geistgenosse  des  Verfassers  des  Buches 
Job  gewesen,  damit  wahrscheinlich  nichts  anderes  als  den  Ausdruck 
der  zärtlichsten  brennendsten  sinnlichen  Liebe  bezweckte. 

Die  Tai  je,  d.  i.  die  aus  dem  Ta  (T)  gereimte  Kafsidet 
Ibn-ol-Faridh's,  verdient  den  Namen  des  hohen  Liedes  der 
Araber,  wenn  unter  diesem  Titel  nur  die  göttliche  und  mystische 
Liebe  vorzugsweise  verstanden  wird,  nicht  nur  in  weit  höherem 
Grade  als  die  Bhagavad-Gita ,  sondern  selbst  als  das  hohe  Lied 
der  Hebräer.  Weit  davon  entfernt,  mit  diesem  gleichen  Rang  als 
Werk  der  Poesie  anzusprechen,  bewährt  sich  die  Täije  vom  ersten  bis 
zum  letzten  Distichon  durchaus  als  mystisches  Gedicht  von  der  gött- 
lichen Liebe,  während  es  bei  dem  hebräischen  hohen  Liede  doch  noch 
immer  sehr  zweifelhaft  bleibt,  ob  der  Verfasser  wirklich  etwas  Anderes 
als  ein  hohes  Lied  von  der  Einzigen  im  Sinne  Bürger's 
gemeint  hat.  Selbst  Delizsch,  ein  strenggläubiger,  gelehrterund 
geistvoller  Professor  der  lutherischen   Theologie    in  Erlangen,    sribt 


die  natürlich -erotische  Erklärung  des  hohen  Liedes  zu,  und 
während  er  die  allegorische  entschieden  verwirft,  will  er  die 
mystische  nur  als  eine  dem  praktischen  Ausleger  gestattete  betrach- 
tet wissen ;  er  findet  in  dem  Liede  der  Lieder  das  Mysterium  der  Ehe, 
aber  nicht  im  Bewusstsein  des  Dichters. 

Damit  der  Abendländer  das  höbe  Lied  des  Arabers  aus  dem  wah- 
ren, seinen  gewöhnlichen  Begriffen  ganz  ferne  liegendem  Gesichtspunkte 
beurtheile,  tbun  ausser  der  vorläufigen  Inhaltsanzeige  noch  ein  paar  Worte 
über  den  Geist  und  die  Ansicht  des  Arabers  Noth,  welche  von  denen 
des  Europäers  so  verschieden  sind.  Der  morgenländische  Dichter  nimmt 
es  als  allgemein  bekannt  an,  dass  die  Liebe  zu  Gott  keinen  schöneren, 
wahreren  und  innigeren  Ausdruck  findet,  als  den  des  Gefübles,  welches 
die  höchste  Schönheit  des  Leibes  und  der  Seele  einflösst;  er  gibt  sich 
nicht  einmal  die  Mühe,  das  sinnliche  Bild  von  dem  vorgestellten  übersinn- 
lichen zu  trennen,  ihm  sind  beide  nur  Eines  und  er  springt  ohne  allen 
Uebergang  beständig  vom  Sinnlichen  zum  Uebersinnlichen  und  von  die- 
sem zu  jenem  über,  indem  ihm  Beides  nur  Eines  ist.  Diese  Cebersprünge 
wechseln  durch  das  ganze  Gedicht  ab;  als  Beispiel  wollen  Mir  hier  nur 
einen  der  auffallendsten  in  den  beiden  folgenden  Distichen  hervorheben. 

In  dem  ersten  ist  der  Gott  liebende  Mystiker  so  sehr  mit  dem 
Gegenstande  seiner  Liebe  vereint,  dass  er,  wenn  er  betet,  in  Gottes 
Namen  seinen  eigenen  zu  hören  wähnt,  und  dass  die  Sinne,  alles 
Genusses  entwöhnt,  den  Flug  in  höhere  Sphären  nehmen:  während  der 
Leser  nun  im  folgenden  Distichon  die  Entwickelung  dieses  Gedankens 
erwartet,  springt  dasselbe  mitten  in  die  Sinnlichkeit  hinein,  wodurch  das 
vorhergehende  übersinnliche  Distichon  nur  besser  erklärt  werden  soll : 

In  dem  Gebete  hört'  ich  nieinen  eignen  Namen, 

Die  Sinne  abgespannt  den  Flug  den  höchsten  nahmen. 

Indem  die  Glieder  ich  an  Ihrem  Leib  erwärmt, 

Hab'  ich  mein  eignes  Ich  an  Ihrem  Ich  umarmt.  (029,  530) 


XI 


Wenn  den  abendländischen  Leser  dieser  Uebergang  von  Gott  zu 
der  in  eine  Sie  verkörperten  höchsten  Schönheit  nothwendig  befrem- 
det (es  sei  denn,  dass  er  sich  darunter  die  Natur,  die  Isis  der  Aegyp- 
ter  oder  dieGöttinn  von  Ephesus  denke),  so  befremdet  diese  Sie  auch 
morgenländische  Commentatoren,  doch  in  einem  ganz  anderen  Sinne 
und  aus  ganz  anderen  Gründen  als  den  Abendländer:  sie  finden 
Nichts  wider  die  Verwechslung  Gottes  mit  dem  Ideale  menschlicher 
Schönheit  einzuwenden ,  nur  meinen  sie,  sollte  diese  keine  weibliche, 
sondern  eine  männliche  sein  ').  Nach  diesen  notwendigsten  Meilen- 
zeigern durch  das  Europäern  so  fremde  Gebiet  des  orientalischen 
Mysticismus  geben  wir  ihnen  die  folgende  Inhalts-Anzeige  des  Gedich- 
tes als  Reisekarte  mit. 

Das  erste  Distichon  der  Tai  je  ist  eben  so  merkwürdig  als  das 
letzte,  und  sie  verdienen  beide  besondere  Besprechung,  um  so  mehr, 
als  ohne  dieselbe  wenigstens  das  erste  abendländischen  Lesern  seltsam 
und  unverständlich  dünken  möchte: 

Mich  tränkt  mit  Liebeswein  des  vollen  Auges  Hand. 
Der  Becher  das  Gesicht,  das  über  Schönheit  stand,  (i) 

Die  hohle  Hand  (Rabat)  des  vollen  Auges  (Moklet),  die  den 
Wein  der  Liebe  aus  dem  Becher  des  Gesichtes  einschenkt ,  ist  freilich 
ein  höchst  kühnes  und  abendländischen  Dichtern  nicht  zuzumuthendes 
Bild,  aber  abendländische  Leser  werden  sich  mit  der  Hand  des  Auges 
befreunden,  wenn  sie  sich  aus  den  Bildern  der  Hieroglyphen  des  bis- 
her noch  unerklärten  Bildes  der  Sonne  mit  vielen  Händen  erinnern. 
Diese  bisher  noch  unentzifTerte  Hieroglyphe  findet  ihre  beste  Erklärung 
in  der  Bildersprache  arabischer  Dichter,  welche  die  Strahlen  der  Sonne 
als  die  Hände  derselben  vorstellen.  Wenn  die  Strahlen  der  Sonne  durch 
Hände   vorgestellt  werden,  so  kann  dies  wohl  auch  von   den  Sirahlen 


')  l'lurcs  locos  inprobabant,  quales  sunt  usus  pronominis  foeminini  generis  de  Deo. 
Hädsclii  Chalfa  Lexicon  bibliographicum  cl  eneyclopaedicum,  ed.  G.  Flügel  II.  MS. 


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dos  Auges  gestaltet  sein,  und  nach  dieser  Erklärung  kann  die  Hand 
des  Auges  nicht  mehr  befremden;  der  Becher  ist  das  Gesicht,  aber 
wessen  Gesicht?  Das  Gesicht  Dessen,  der  über  alle  Schönheit  steht, 
nämlich  Gottes,  dessen  Liebe  bald  unter  sinnlichen  Bildern,  bald  unter 
übersinnlichen  Ideen  der  Gegenstand  der  ganzen  Kafsidet  ist.  Bekannt 
ist  das  Gesetz  orientalischer  Lyrik,  dass  der  Dichter  am  Schlüsse  des 
Gedichtes  zu  seinem  eigenen  Lobe  übergeht ;  dieses  ist  hier  in  dem 
Schluss-Distichon  enthalten : 

Es  trinken  nur  den  Rest  von  mir  die  Zeitgenossen, 
Das  Treffliche  vor  mir  ist  von  mir  ausgeflossen.  (761 ) 

Alles  was  die  Mystiker  Zeitgenossen  des  Verfassers  in  Verse 
und  Prose  über  Mystik  geschrieben  und  gedichtet  haben  mögen ,  ist 
also  nur  die  Hefen  seines  Weines,  der  Rest  seines  Trankes,  und  was 
vor  ihm  grosse  Mystiker  oder  (wie  die  Commentare  erläutern)  Heilige 
und  Propheten  von  der  Liebe  Gottes  Treffliches  gesagt  haben,  ist  von 
ihm  ausgeflossen,  weil  es  schon  von  ewig  her  dagewesen. 

Nachdem  wir  den  Leser  durch  die  Erklärung  des  ersten  und 
letzten  Distichons  auf  die  Polhöhe  der  Ansichten  des  Dichters  gestellt, 
wird  jener  uns  so  leichter  in  der  Erklärung  des  vom  letzten  befolgten 
Ganges,  oder  vielmehr  der  unerwarteten  Wendungen  des  kühnen  Flu- 
ges östlicher  Phantasie  folgen  können. 

Wiewohl  aus  dem  ganzen  Gedichte  hervorgeht,  dass  der  Dichter 
die  einzelnen  Theile  desselben  nicht  nach  dem  wohlgegliederten 
Plane  eines  organischen  Ganzen  ausarbeitete,  sondern  den  Nachen 
desselben  frei  auf  dem  Strome  lyrischer  und  mystischer  Begeiste- 
rung treiben  liess,  so  erwähnt  er  doch  schon  im  dritten  Distichon 
die  Eigenschaften  Gottes,  welche,  durch  Namen  ausgedrückt, 
den  Mystiker  zur  Erkenntniss  Gottes  führen,  welche  das  Ziel  des 
beschaulichen  Lebens  sind,  und  welche  also  auch  erst  am  Ende  dessel- 
ben ausführlicher  erwähnt  werden;  das  Gedicht  besinnt  mit  dem  Bilde 


XIII 


des  Liebesrausches  und   geht  dann  sogleich  zur  Sprache   sinnlicher 
Liehe  über: 

Ich  schloss  Ihr  auf  das  Herz,  mich  störten  Wächter  nicht, 
Es  dauerte  die  Lust,  die  Einsamkeit  war  Licht.  (6) 
Die  Fluth  der  Thränen ,  der  Brand  der  Seufzer  verrathen  die 
Lust  und  das  Weh  der  Liebe : 

Die  Thrän'  schwätzt  aus  die  Lust,  der  Brand  des  Herzens  Weh', 
Denn  dies  die  Uebel  sind,  woran  zu  Grund'  ich  geh'.  (13) 
Der  Nebenbuhler,  welcher  in  der  Folge  des  Gedichtes  durch  die 
zwei  Personen  des  Spähers  und  des  Verschwärzers  ersetzt  wird,  tritt  auf: 
Der  Nebenbuhler  gab  alsdann  dem  Stamm  die  Kunde 
A[on  meinem  äuss'ren  Sein  und  meinem  inn'ren  Bunde.  (25) 
Die  innere  Krankheit,  welche  bisher  verborgen  war,  äussert  sich: 
Die  Krankheit,  welche  ich  verborgen,  kam  zu  Tage; 
Gar  seltsam  ist  die  Lust  und  wahrer  Liebe  Lage!  (30). 
Die  Heilung  davon  ist  nur  der  Tod,  welcher  sonst  durch  die  Hei- 
lung abgewehrt  wird,  (37)    der  Liebende  erträgt  geduldig  (46)  Qual 
und  Plagen ,  (48)   und  geht  dann  auf  den  Zwiespalt  des  Guten   und 
Bösen  in  der  Welt  über ,    wovon  jenes  von  Ewigkeit,   dieses  nur  in 
der  Zeit  entstanden  (51)  ist,  ein  Werk  des  gefallenen  Engels  Iblis.(53) 
Die  Kraft,  das  Böse  zu  erdulden,  findet  der  Liebende  nur  in  der 
Schönheit: 

Doch  Deine  Schönheit  gab  mir  Stärke  zu  erdulden 
Was  Du  aufladest  mir  ohn'  eigenes  Verschulden.  (56) 
Der  Unterschied  zwischen  Liebe  und  Freundschaft  wird  hervor- 
gehoben. (60,  61)    Es  folgen  Ausdrücke  der  Zärtlichkeit,   welche   der 
höchsten  Bitterlichkeit  und  jedem  Liebeshofe  Ehre  inachen   würden: 

Wenn  anderer  Gedank'  als  Du  mir  wäre  werth, 

So  wäre  ich  dadurch  abtrünnig  schon  erklärt. 

Denn  mir  ist  dies  Befehl :  thu'  was  Du  willst  mit  mir, 

Denn  ich  verlange  nur  nach  Dir  und  Nichts  von  Dir.  (66,  6?) 


XIV 


Nun  folgt  der  Liebesschwur :  Heim  ewigen  Vertrag  der  Seelen, 
vor  Erschaffung  der  Welt. 

Die  nicht  zu  lobende  Vorliebe  des  Dichters  für  Wortspiele  und 
Gegensätze,  welche  sich  schon  von  Anfang  des  Gedichtes  äussert 
und  bis  an  das  Ende  desselben  fortdauert,  lässt  sich  manchmal  auch 
im  Deutschen  sehr  deutlich  wiedergeben: 

Gen n ss,  den  höchsten,  wirst,  hei!  hei!  du  nicht  erwerben, 
Wenn  du  aufrichtig  bist,  haha!  so  musst  du  sterben.  (101) 
Der  wahre  Liebende  suchet  Nichts  als  den  Tod  aus  Liebe: 
Den  Tod  aus  Liebe  ich  fürwahr  nicht  furcht'  und  scheue, 
Ich  suche  meinen  Ruhm  in  der  Natur  der  Treue; 
Ich  wäre  stolz ,  sprach'  man :  er  ist  aus  Lieb'  gegangen , 
Der  Tod  aus  Liebe  ist  mein  einziges  Verlangen. 
Auch  ohne  den  Genuss  sei  mir  das  Sterben  werth, 
Wenn  meine  Liebe  sich  für  Dich  dadurch  bewährt. 
Gehör'  ich  Dir  nicht  an,  so  setz'  ich  Ruhm  darein, 
Nur  im  Verdacht,  dass  ich  Dein  Liebender,  zu  sein.  (104— 107 ) 
In  demselben  Geiste  zarter  und  ritterlicher  Liebe  erleidet   der 
Liebende  das  Märtyrerthum  der  Liebe.  (108  u.  f.) 

Die  Liebe  findet  ihren  Wunsch  im  Geheimnisse : 
Ich  hüte  mich  davor  Geheimniss  zu  erwähnen, 
Desselben  Ausdruck  liegt  im  Worte  meiner  Thräncn.  (131) 
Nun  folgt  der  Kampf  zwischen  sinnlicher  Begierde  und  Vernunft  : 
Ich  wende  ab,  wenn  er  auch  flieget  hoch,  den  Rück. 
Die  ausgestreckte  Hand,  ich  ziehe  sie  zurück. 
Nach  ihr  strebt  jedes  Glied  mit  brennendem  Verlangen. 
Doch  Würde  scheuet  es  zurück  mit  Furcht  und  Rangen.  (139.  140) 
Die  Geliebte  ist  die  Kibla  und  der  Im  am   des  Liebenden,   das 
Gebet  und  der  Angebetete  zugleich: 

Die  Wahrheit  geht  voran ,  die  Menschen  folgen  mir , 
Wohin  ich  wende  mich,  so  wend'  ich  mich  zu  Ihr.  (148) 
Ich  bete  nur  zu  Ihr  auf  der  geweihten  State, 
Ich  selbst  der  Gegenstand  von  ihrem  Wunschgebete.  (152) 


XV 


Die  Liebe  ward  dem  Liebenden  von  Ewigkeit  her  eingege- 
ben. (156—167)  Er  opfert  Ihr  sich  und  das  andere  Leben,  um  erhört 
zu  werden : 

Ich  rechnete  auf  Sie  und  nahte  mit  Begier, 
Doch  ich  begehrte  Nichts,  als  mich  zu  nähern  Ihr. 
Ich  opferte  Ihr  auf  in  Eil  das  andre  Leben, 
Vielleicht,  dass  mir  hierdurch  Erhörung  wird  gegeben.  (168, 169) 
Hierauf  beginnen  Lehren  für  den  Liebenden  und    das  Gedicht 

wird  rein    paränetisch.  (175— 201)     Die  Ergebung  in  den  Willen  der 

Geliebten  ist  der  Uebergang  zur  Einswerdung  mit  derselben  : 
Auf  diese  Art  beginn'  ich  Eins  mit  Ihr  zu  werden, 
End'  in  Erniedrigung  des  Hohen  auf  der  Erden.  (209) 
Der  Körper  geht  auf  in  der  Eigenschaft.  (212)    Der  Ausdruck 

der  Sprache  für  diese  Einswerdung  ist  das  trauliche  Du: 
Wir  sprechen  Du  auf  Du,  ich  bin  dadurch  erhöht 
Weit  über  andre  Schaar,  die  ferne  von  Ihr  steht.  (218) 
Der  Schleier  oder  das  Kleid  des  Leibes  muss  aufgerollt  werden, 

um  die  Zweiheit  in  Einheit  zu  verwandeln: 

Und  als  der  Schleier  ward  verklärend  aufgerollt, 
Da  ward  vom  Aug'  dem  Aug'  Erfrischung  erst  gezollt.  (234) 
Der  Dichter  fallt  nun  wieder  in  den  homiletischen  Ton:  (238) 
Lass  freien  Lauf  dem  Sinn  für  das,  was  ewig  schön, 
Bleib-  nicht  gebunden  bei  dem  falschen  Schmucke  steh'n. 
Des  Liebenswürd'gen  Reiz  nur  aus  der  Schönheit  stammt, 
Der  eignen  nicht,  aus  der  die  ausgeliehne  flammt.  (241,  242) 
Nun  werden  die  berühmtesten  arabischen  Liebespaare  erwähnt, 

die  alle  nur  ein  schwaches  Abbild  des  Ideales  der  Liebe  Gottes  sind, 

die  von  ewig  her  dagewesen: 

Die  Liebe  Jedes  war  an  Eigenschaft  gebunden, 

An  ewige,  die  er  im  Liebchen  nur  gefunden. 

Was  war  dies  anders  als  der  Schönheit  Ideal, 

Das  ihnen  sich  verklärt  in  ihrem  Liebesstrahl.  (244,  245) 


XVI 


Ein  jeder  Held  war  ich  und  die  Geliebte  Sie, 
Die  Namen  sind  nur  Kleid,  das  mich  getäuschet  nie.  (261) 
So  bin  ich  immer  Eins  mit  Ihr,  dem  Schatz  gewesen, 
Mein  Wesen  liebte  ich  in  der  Geliebten  Wesen.  (2f>3) 
Der  Liebende  huldigt  nicht  aiisFurcht  und  Hoffnung.  (263)  Er  kehrt 
bloss,  um  allen  Aerger  zu  vermeiden,  zur  Frömmigkeit  zurück.  (268) 
Er  liebt  die  Enthaltsamkeit  und  die  Einsamkeit,  um  die  Seele  zu  reini- 
gen. (269)    Er  hält  sich  an  den  Koran  und  an  die  Sunna:(28a) 
Ich  gab  der  Wissenschaft  enthüllt'  Geheimniss  dir. 
Betritt  den  rechten  Pfad,  in  Allem  folge  mir. 
Hier  ist  der  volle  Quell,  der  reich  zum  Trünke  (liesst, 
Gib  Wasserspieg'lung  auf,  die  nur  im  Thal ,  das  wüst.  (286,  287) 
Es  folgen  dann  Lehren  der  Weisheit  und  der  Tugend,  die  zu 
Gott  führen  : 

Die  Wissenschaft  nur  Eins  mit  Gott  zu  sein  ergeben; 
Entziehe  dich  der  Schaar,  die  anders  sucht  zu  leben.  (301) 
Die  Natur  ist  nur  der  Ausfluss  des  Wesens  Gottes: 
Des  Geistes  Geist,  mein  Geist  und  Alles  was  du  siehst 
In  der  Natur,  der  Ausfluss  meines  Wesens  ist.  (313) 
Der  Dichter  geht  dann  vom  paränetischen  Tone  zum  propheti- 
schen über,  indem  er  Gott  selbst  sprechen  lässt: 

Ich  bin  beschreibungslos,  Beschreibung  ist  nur  Form. 
Der  Nam'  und  Zunain  auch;  Symbolik  sei  die  Norm.  (325) 
geht  aber  im  nächsten  Distichon  sogleich  wieder  zum  didaktischen  über: 
Vom  Grade:  ich  bin  Sie,  bist  du  nun  aufgestiegen 
Zur  Stufe:  ich  bin  Ich,  und  wirst  nun  weiter  fliegen 
Zur  inn'ren  Weisheit,  die  im  Dienst  des  Herrn  besteht, 
Durch  äuss'res  Gebot  Einswerdung  dann  ersteht.  (326,  32?) 
Der  Dichter  belehrt  nun  den  Leser,  dass  Alles,  was  er  von  der 
Liebe  zur  Schönheit  sagt,  nur  von  der  Liebe  Gottes  zu  verstehen  sei : 
Mein  Gruss  an  Sie,  derselb'  ist  allegorisch. 
Der  kommt  von  mir  zu  mir  und  ist  nicht  metaphorisch.  (333) 


XVII 


Er  schaltet  nun  ein  besonderes  Gedicht  von  zwei  und  fünfzig 
Distichen  ein,  (334— 385)  dessen  besonderer  Zweck,  nämlich  der 
Preis  der  Schönheit,   erst  in    den  letzten   fünf  Distichen  klar  wird. 

Der  Nebenbuhler  tritt  jetzt   als  Versclnvärzer   und   Tadler  auf. 

(389  u.  390) 

Die  mystische  Versammlung*  und  Zerstreuung  wird  erklärt: 
Ein  jedes  Glied  von  Ihr  versammelt  den  Zerstreuten, 
Ein  jedes  Haar  von  Ihr  zerstreut  den  ihr  Geweihten  (417). 
Dann  kömmt  der  mystische  Reigen  (Simäa),   durch  welchen 

die  Seele  bald  in  den  Zustand  ihres  ersten  Bewusstseins  des  Vertrages 

mit   Gott  versetzt  wird,  bald  wie  in  den  letzten  Zügen  liegend  zu 

ihrem  Schöpfer  zurückkehrt : 

Der  Reigen  zeigt  das  Bild  der  mystischen  Begeistrung , 
Es  stellet  fest  der  Tanz  die  eigene  Bemeistrung, 
Das  Kind  sehnt  sich  nach  dem,  der  koset  ihm  zur  Hand, 
Damit  es  fliege  auf  in's  erste  Vaterland. 
Beruhigt  wird  in  ihm  die  geistge  Aufregung, 
Sobald  die  Amme  bringt  die  Wiege  in  Bewegung.  (434—436) 
Nun  folgen  rein  muslimische  Religionspflichten,  wie  der  Umgang 

um  die  I^äba,  und  Worte  des  Propheten,  von  welchen  der  Dichter  wie- 
der zur  Lichtlehre  zurückkehrt: 

Der  Orient  des  Lichts  ist  Glanz  von  meiner  Flur, 
Auf  meinen  Pfaden  ist  das  Weltmeer  Tropfen  nur.  (467) 
Als  die  Engel  (wie  es  im  Koran  heisst)sich  vor  Adam  niederwarfen 

und  denselben  anbeteten,  beteten  sie  in  Adam  nur  den  Mystiker  an: 
Ich  sah  Anbetende,  die  traten  mir  voran, 
Die  Engel  beteten  in  mir  den  Adam  an.  (476) 
Die  Vernunft  ist  mit  der  Schönheit  im  Streite  und  der  Anblick 

derselben  ist  der  Seele  nur  möglich,   wenn  sie  sich  von  dem  Kleide 

(dem  Leibe)  befreit: 

Und  als  der  Liebe  Kleid  als  Vorhang  aufgezogen, 

War  das  Geheimnis«  auch  von  dem  Gebot  entflogen.  (525) 


Will 


Indem  die  Glieder  ich  an  Ihrem  Leib  erwärmt, 

Hab"  ich  mein  eignes  Ich  an  Ihrem  Ich  umarmt.  (330) 

Das  Gedieht  geht  nun  zu  den  Namen  und  Eigenschaften  üher : 
Nothwendig  sind  der  Nara',  der  Eigenschaften  Spuren 
Zur  Wissenschaft  der  Welt,  zur  Kenntniss  der  Naturen,  (343) 
Der  Eigenschaften  Sinn  stellt  ausserm  Körper  fest, 
Der  Namen  Werth  sieh  nicht  durch  Sinn  bestimmen  lässt.  (348) 

Alle  Sinne  sind  nur  Einer  und  bei  dem  vollkommenen  Mystiker 

vertritt  Ein  Sinn  die  Stelle  von  allen  anderen: 

Das  Aug'  hat  Tastsinn  nun,  das  Aug'  vertritt  die  Zungen, 
Es  spricht  das  Ohr,  zu  hören  ist's  der  Hand  gelungen.  (380) 

Der  Mystiker  oder  vielmehr  Gott,  mit  dem  er  Eins  ist,  lobt  das 

Leben  der  Welt  in  allen  Elementen: 

Was  in  den  Lüften  fliegt,  was  auf  dem  Wasser  schwimmt, 
Was  in  dem  Feuer  brennt,  wird  nur  durch  mich  bestimmt.  (396) 
Die  nächsten  dreissig  Distichen  enthalten  eine  sehr  künstliche, 
aber  sehr  unnütze  Spielerei  von  vier  Wörtern ,  welche  in  einem  Disti- 
chon gleich  klingen  und  welche  sich  alle  auf  die  Namen  und  Eigen- 
schaften beziehen;  diese  Spielerei  kehrt  eilfmal  wieder,  also  in  Allem 
vier  und  vierzig  Wörter.  Der  mit  Gott  Eins  gewordene  Mystiker  ist 
Alles  in  Allem : 

Kein  Sprechender,   der  nicht  mit  meinem  Worte  spricht, 
Kein  Schauender,  der  durch  mein  Auge  sähe  nicht, 
Kein  Hörender,  der  nicht  vernähme  durch  mein  Ohr, 
Und  kein  Gewaltger,  dem  ich  nicht  stände  vor.  (640,  64t) 

Nach  der  Erwähnung  der  vier  Stufen  der  Seelenwanderung. 
Nesch,  von  einem  menschlichen  Körper  in  den  anderen.  Mesch. 
in  einen  thierischen,  Fesch,  in  eine  Pflanze,  Resch,  in  einen 
Stein,  (633,634)  erinnert  der  Dichter  den  Leser,  dass  er  nur  in  Gleich- 
nissen spreche  wie  Hariri  in  den  Makamät.  (636)  Die  nächsten 
zwanzig-  Distichen  sind  der  Erklärung1   der  Wissenschaften  geweiht. 


XIX 


Er  versteht  die  Sprache  der  Vögel  und  der  Thiere: 

Du  wunderst  dich  des  Tons,  du  wunderst  dich  der  Sprache, 

Wie  sich  in  fremder  Zung'  das  Thier  verständlich  mache.  (686) 
Dies  ist  der  Ueberganff  zu  einer  kurzen  Beschreibung  mensch- 
lieber  Thätigkeit  in  allen  Zweigen   und  Zuständen,    im  Kriege   und 
Frieden,  zu  Land  und  zur  See: 

Es  kommen  die  Kamee)'  aus  Wüsten  hergezogen, 

Es  gehen  in  dem  Meer  die  Schill"  einher  auf  Wogen.  (68?) 
Besonders  merkwürdig  ist  in  der  Beschreibung  des  Krieges  der 
Vers,   welcher  das  im  Wasser  brennende  griechische  oder  vielmehr 
chinesische  Feuer  beschreibt: 

Die  einen  sind  versenkt  in  ihrer  Pfeile  Glutli. 

Mit  Flamme,  bläulicher,  die  brennet  in  der  Flnth.  (693) 
Um\  nach  vollendeter  Beschreibung  die  daraus  gezogene  Lehre: 

Das  was  du  hier  geseh'n,  ist  Eine  Handlung  nur. 

In  mannigfacher  Form  verdeckt  von  der  Natur. 

Ziehst  du  den  Vorhang  weg,   so  siehst  du  Andres  nicht. 

Die  Formen  zeigen  sich  dir  all'  in  Einem  Licht.  (704,  705) 
Alles  dies  ist  nur  Gaukelei  und   Vorspiegelung    der  Sinne,    in 
den  verschiedenen  Formen  ist  nur  Ein  Sinn,  und  in  den  verschiedenen 
Arten  Gott  zu  verehren  nur  Eine  Beligion: 

Nicht  alle  Völker  sind's,  die  in  der  Ansicht  schwanken. 

Nicht  jede  Secte  irrt  im  Felde  der  Gedanken. 

Der  Sonnanbeter  liebt  das  Licht  der  Sonn'  am  Morgen. 

Und  er  verehrt  sie,  wann  im  Westen  sie  geborgen. 

Des  Magiers  Feuer  war  (so  ist's  auf  uns  gekommen), 

Durch  mehr  als  tausend  Jahr  auf  dem  Altar  entglommen. 

Sie  wollten  doch  nur  Mich  und  keinen  andern  noch, 

Und  äusserten  sie's  nicht,  so  war's  die  Absicht  doch.  (738,  74i) 

Der  Dichter  kehrt  dann  wieder  zu  Gottes  Namen  zurück: 
Durch  Gottes  Namen  geht  der  Menschen  Thun  und  Lassen. 
Die  Weisheit  schreibet  vor  das  was  zu  thun  und  lassen.  (745) 


XX 


Geleitet  werden  sie  hier  durch  Beschlüsse  zwei, 
Durch  Griff,  der  selig  macht  und  der  vermaledei.  (746) 
Durch  das  letzte  Distichon  fällt  der  Dichter  der  muslimischen 
Lehre  heim,  wodurch  der  Mensch  von  Ewigkeit  her  zur  Seligkeit  oder 
Verdammniss  bestimmt  ist;  der  Dichter  vergleicht  sich  nun  mit  Moses, 
der  im  heiligen  Thale  Thuwa,  das  im  12.  Verse  der  XX.  Sure 
genannt  wird,  und  dem  noch  kein  Reisender  am  Sinai  nachgefragt 
hat,  die  Schuhe  auszog,  um  sich  dem  Heiligsten  zu  nähern,  er  bedarf 
anderes  Mondes  und  anderer  Sonne  nicht: 

Nicht  untergeht  mein  Mond  und  meine  Sonne  nicht, 
Die  Sterne  haben  all'  von  meinem  nur  ihr  Licht, 
Des  Himmels  Sterne  geh'n  nur  ihres  Laufes  Bahn 
Durch  mich,  und  meine  Engel  beten  mich  nur  an.  (757,  738) 
Und  zum  Schlüsse  ruft  der  Dichter  die  Hörer  oder  Leser  auf: 
Auf!  Auf!  zur  ewigen  Versammelung  der  Geister, 
In  welcher  kleine  Kinder  sind  die  grauen  Meister, 
Es  trinken  nur  den  Best  von  mir  die  Zeitgenossen, 
Das  Treffliche  vor  mir  ist  von  mir  ausgeflossen.  (760,  761) 
Das  letzte  schon  oben  erwähnte  Distichon,  womit  das  erhabene 
Gedicht  schliesst,  in  welchem  der  Dichter  alle  Gedichte  seiner  Zeit- 
genossen als  Hefen  und  das  seinige  allein  als  reinen  Wein  ansieht,  und 
wodurch  er  alles  Treffliche,   das  vor  ihm  da  gewesen,  als  von  ihm 
ausgeflossen  erklärt,  ist  des  Sängers  nicht  unwürdig,  der  in  göttlicher 
Begeisterung  das  erhabenste  Gedicht  ausgemeisselt  hat,  das  in  den 
Literaturen   des   Orients   und    Occidents    stets  einzig  in  seiner  Art 
bleiben  wird. 


XXI 


Lebensbeschreibung  Ibn-ol-Färidh's. 


B 


Ebu  Haffs  (oder  auch  Ebül-Kasim)  Ömer  B.  Ebil-Hasan  Ali 
B.  el-Morschid  B.  Ali  el-Hämawi  el-Mifsri,  berühmt  als  Ihn- ol- 
Färidh,  d.  i.  der  Sohn  des  Erbtheilers  *)>  mit  dem  Ehrennamen  esch- 
scheref,  d.  i.  der  Adel,  stammte  aus  einer  in  Hama  ansässigen 
Familie.  Besser  als  der  Ehrenname  der  Adel,  den  er  vermuthlich  dem 
Adel  seiner  Gesinnungen  dankte,  schildert  ihn  der  zweite  Ehrenname 
Sultan-ol-Oschak,  d.i.  der  Sultan  der  Liebenden  2)  (Gottes);  diesen 
zweiten  Ehrennamen  verdiente  er  durch  seinen  mystischen  Diwan,  von  wel- 
chem die  Tai  je  das  berühmteste  der  mystischen  Gedichte  der  Araber  ist. 
Der  Diwan  wurde  weder  von  ihm  selbst,  noch  von  seinem  Sohne,  dem 
Scheich  h^emäleddin,  sondern  erst  von  seinem  mütterlichen  Enkel  Ali 
gesammelt  3).  Der  Enkel  Ali  gibt  die  folgende  Personalbeschreibung  seines 
Grossvaters:  „Er  war  von  mittlerer  Statur,  wohlgebildetem,  rothgefärbtem 
Gesichte,  dessen  Röthe  jedesmal,  wenn  er  zuhörte  oder  begeistert  war, 
höher  stieg,  in  diesem  Zustande  überlief  ihn  der  Schweiss  am  ganzen 
Leibe,  so  dass  derselbe  unter  seinen  Füssen  auf  die  Erde  rann.    Ich  habe 


')  Der  Kamüs  gibt  keine  andere  Erklärung  des  Wortes  el-Faridh;IbnChallik,dnsagt, 
dass  el-Faradh  den  Mann  bedeute,  welcher  den  Weibern  den  ihnen  zugehörigen 
Antheil  zuschreibt,  dies  ist  vielleicht  die  engere  Bedeutung  von  el-Faridh,  und 
daher  die  von  Ihn  Challik,än  angegebene  Aussprache  kein  Fehler,  wie  Freiherr 
M.  G.  v.  Slane  (Ihn  Khallik,ans  biographical  dictionary  II.  B.,  p.  390)  meint. 

*)    Uri  bibliothecae  Bodleianae  catalogus  pag.  255  und  Nieoll  pag.  706. 

3)  Flügel  Nr.  5199,  wo  aber  der  zweite  Name  Ali  fehlt,  und  überdies  die  Ueber- 
sctzung  a  filio  Scheikhi  unrichtig  ist,  indem  es  a  filio  Scheikho  heissen 
sollte,  indem  der  Scheich  genial  eddi  n,  der  Sohn  Ibn-ol  -Faridh's,  der  Besitzer 
der  Gedichte  war,  und  nicht  der  Sohn  K,emäleddin's;  Silvestre  de  Sacy  (Chresto- 
mathie III)  und  Mr.  Grangeret  de  la  Grange  nennen  den  mütterlichen  Enkel  Ibn-ol- 
Färidh's  bloss  Tun  des  disciples  de  l'ordre  de  ce  pocte.  Ibn-ol-Färidh 
war  kein  Ordensstifter  und  Ali  sein  mütterlicher  Enkel. 


XXII 


unter  den  Arabern  und  Persern  nie  einen  schöneren  Mann  gesellen  und  ähnle 
ihm  sehr  in  den  Gesichtszügen,  seine  Würde  verbreitete  in  allen  Kreisen 
Ruhe;  Fakire  und  Fakire,  Grosse  und  Emire,  Richter  und  Wefire  sprachen 
ihn  mit  Ehrfurcht  an,  als  ob  sie  zu  einem  grossen  Könige  sprächen.  Wenn 
er  auf  der  Gasse  erschien,  drängte  sich  das  Volk  an  ihn,  um  ihm  die  Hand 
zu  küssen  oder  sie  wenigstens  zu  berühren,  seine  Kleider  dufteten  Wohl- 
geruch aus,  er  spendete  freigebig  und  nahm  von  Niemanden  Etwas  an;  so 
sandte  er  dem  Sultan  Aegyptens  el-Mclik,  el-K,amil  tausend  ihm  ge- 
sandte Ducaten  zurück."  Der  Enkel,  Herairsgeber  des  Diwans,  erzählt  Aveiter 
aus  dem  Munde  des  Sohnes  Ibn-ol-Färidhs,  dass,  als  dieser  zu  seinem 
Vater  von  einer  Reise  zurückgekehrt  auf  das  Freundlichste  von  ihm 
empfangen  worden  war,  Ibn-ol-Färidh  damals  den  ihm  angetragenen  Posten 
eines  Richters  der  Richter  abgelehnt  und  sich  in  die  Moschee  el-Efh,er 
zurückgezogen  habe,  wo  er  bis  an  seinen  Tod  verweilte.  Als  Ibn-ol- 
Färidh  zu  Mek,k,a  in  die  Medrese  Seifije  trat,  fand  er  dort  einen  Mann, 
der  an  dem  Thore  die  gesetzliche  Abwaschung  verrichtete;  lbn-ol-Färid  h 
warf  ihm  dies  als  eine  Unschicklichkeit  vor,  und  der  Mann  sagte:  „0  Omer! 
was  dir  nicht  in  Aegypten  aufgeschlossen  ward,  wird  dir  in  Hidschäf  auf- 
geschlossen werden."  Ibn-  ol-Färidh  erwähnt  diese  Mittheilung  als  eine 
mechanische  Eröffnung,  welche  zu  dem  Titel  des  grossen  zwölfbändigen 
Werkes  Mohijeddin  Ibn-ol-Arebi's,  die  mechanischen  Eröffnungen,  den 
Anlass  gegeben  haben  mag.  Der  mütterliche  Enkel  erzählt  noch  mehr 
dergleichen  Anekdoten  aus  dem  Munde  des  Sohnes  lbn-ol-Färidh's:  „Der 
Scheich  Schemseddin  el-Eiki,  der  Scheich  der  Scheiche  des  Klosters 
der  Glücklichen  (Sa'id  es-Soada),  habe  mit  seinem  Herrn  dem  Scheich 
K,emäleddin  Mohammed,  dem  Sohne  Manfsür  Kilaün's,  dann  dem 
Scheich  Nureddin  en-Nachdschiwäni  und  mehreren  Ssofi  den  Dich- 
ter besucht  und  ihm  von  dem  Werke  Ss  ad  red  di  n's,  Nafm  es-solük,, 
(dem  Commentare  Ssadreddin's  zur  TäijeJ  gesprochen,  worauf  der- 
selbe seltsame,  nur  Mystikern  verständliche  Reden  geführt.  Der  Scheich 
Schemseddin  el-Eiki  sagte:  der  Scheich  Sa'id  el-Fargäni  habe 
einen  Comnientar  in  zwei  Randen  zur  Tai  je  geschrieben,  in  welchen  das 
Beste  vom  Scheich  Ssad  reddin  genommen  sei."  Der  Richter  Dscbemal- 
eddin  gab    dem   Herausgeber  des  Diwans  die  Kunde,    dass    der   Scheich 


XXIII 


Dschemaleddln  Mohammed  e  1  -  K~a  f  w  i  n  i ,  der  Richter  der  Richter  zu 
Damaskus,  einen  Commentar  der  Täije  in  mehreren  Bänden  geschrieben 
habe.  Nach  der  Aussage  seines  Sohnes  war  Ihn-ol-Faridh  meistens  des 
Gebrauches  seiner  Sinne  beraubt,  indem  er  weder  hörte  noch  sah,  weder 
ass  noch  trank  und  wie  todt  dalag.  lbn-ol-Färidh  betitelte  die  grosse 
Täije  zuerst  die  Hauche  des  Allzärtlichen  und  die  Kleinodien 
des  Paradieses  J),  später  betitelte  er  dieselbe  die  paradiesischen 
Erleuchtungen  2),  bis  ihm  eine  Erscheinung  des  Propheten  dieselbe 
die  Anordnung  des  mystischen  Wandels  3)  zu  betiteln  befahl.  Der 
Richter  der  Richter  Takij eddin  Abderrahman,  der  Sohn  der  Tochter 
des  Aaf,  welcher  zu  Ende  der  Regierung  Manfsür  Kilaün's  Wefir  des- 
selben war,  sprach  sich  gegen  den  Scheich  el-Eiki  ebenfalls  zum  Lobe 
der  Täij  e  aus  4). 

Wir  übergehen  hier  die  Verse  Ibn-ol-Färidh's,  welche  Ihn  Challi- 
k,än  aus  dessen  Diwan  mittheilt,  und  erwähnen  nach  demselben  nur  der 
folgenden  beiden  Distichen,  weil  sie  Ibn-oI-Färidh  selbst,  als  im  Schlafe 
ihm  eingegeben,  mitgetheilt  hat: 

Ich  schwör'  es  bei  der  Sehnsucht  meiner  Triebe 
Und  bei  dem  Anseh'n,  das  mir  gibt  Geduld, 
Dass  ich  geschau't  nur  Dich  und  Deine  Huld, 
Dass  ich  für  andern  Freund  gefühlt  nie  Liebe. 

Ibnol-Fariilh  war  übrigens  nach  Ihn  Challik,än  nichts  minder  als 
ein  grämlicher  Ascete,  sondern  ein  guter  Gesellschafter,  dessen  Liebens- 
würdigkeit allgemein  anerkannt  war ;  er  verfasste  ausser  den  grossen 
mystischen  Gedichten,  welche  seinen  Ruhm  begründeten  (die  grosse  und  die 


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*_)    Handschrift  der  Leydner  Bibliothek,    der   orientalischen  Akademie    und    das   zu 
Haleb  lithographirte  Werk. 


XXIV 


kleine  Tdi'je  und  die  Chamrije),  noch  Räthsel  und  Gassenhauer,  einen 
der  letzten  auf  einen  Fleischerjungen  hat  uns  Ihn  Challfyan  mitgetheilt. 
Er  war  zu  Kairo  am  4.  Silkide  576  (27.  März  1182)  geboren,  slarb  am 
2.  l)schemasi-ul-Ew\vel  632  (14.  Jänner  1234),  und  ward  am  Fusse  des 
Berges  Mokatham  bei  Kairo  zur  Erde  bestattet  »)• 


*)  Von  seinem  Diwane  befinden  sich  auf  den  Bibliotheken  zu  Oxford  (der  Bodlei- 
anisclien  und  der  RadelifTschen),  zu  Wien  (auf  der  k.  k.  Hof-Bibliothek  und  in  der 
der  k.  k.  orientalischen  Akademie),  zu  Leyden,  Paris,  Gotha,  Hamburg, 
Kopenhagen,  Upsala,  Petersburg,  Neapel,  im  Escurial  und  in 
der  der  asiatischen  Gesellschaft  zu  Calcutta  ein  paar  Dutzend  Exemplare, 
und  auf  der  Leydner  Bibliothek  allein  ein  halbes  Dutzend  der  Commentare  der 
Triije,  nämlich  die  Burini's,  Abdolgani  ,en-Nabolsi's,  Mahmud  el 
I^aschi's,  S  ch  er  efeddin  el-Kaifsari's  und  Seh  eichol-Al  wan's.  Zur 
vorliegenden  Ausgabe  sind  ausser  den  Handschriften  der  Hof-Bibliothek  und  der 
k.  k.  orientalischen  Akademie  noch  die  mit  der  letzten  gleichlautende  Handschrift 
der  Leydner  Bibliothek,  dann  der  vom  mütterlichen  Enkel  Ibn-ol-Färidh's  heraus- 
gegebene im  Jahre  1257  d.  H.  (1841)  zu  Haleb  lithographirte  Diwan,  und  endlich 
die  noch  im  Besitze  des  Uebersetzers  sieh  befindende  Handschrift  des  Cominentars 
des  Scheich  Da'üd  el-Kaifsari  benützt  worden;  aus  der  letzten,  in  Ta'lik 
geschriebenen,  wurde  der  Text  mit  den  Vocalen  der  Urschrift  unmittelbar  gesetzt, 
und  in  dem  Satze  nicht  auf  die  Gleichheit  der  Zeilen  gesehen,  welche  durch 
verlängerte  Verbindungsstriehe  leicht  herzustellen  gewesen  wäre,  sondern  die 
Befriedigung  europäischen  Auges  durch  die  Schönheit  der  Schrift  bezweckt.  Es 
ward  hierin  nicht  der  Gebrauch  orientalischer  Handschriften,  alle  Zeilen  in  Ge- 
dichten gleich  lang  zu  halten,  wohl  aber  der  europäische  Kunstsinn,  welcher  auch 
in  den  grössten  Musterwerken  des  Druckes  die  Verse  nicht  gleich  auslaufen  lässt, 
berücksichtigt;  hingegen  ward  aber  durch  den  besonderen  Abdruck  des  Textes  und 
der  Uebersetzung  dem  wesentlichen  Bedürfnisse  des  Morgenländers,  seine  Bücher 
von  der  Rechten  zur  Linken,  und  nicht  von  der  Linken  zur  Rechten  zu  lesen,  volle 
Rechnung  getragen.  Die  Correclur  hat  Herr  Dr.  Walter  F.  A.  Behrnauer.  Ama- 
nuensis  an  der  k.  k.  Hof-Bibliothek,  besorgt. 


Ich  schloss  ihr  auf  das  Herz,  mich  störten  Wächter  nicht, 

Es  dauerte  die  Lust,  die  Einsamkeit  war  Licht.  5) 

Ich  sprach  —  die  Leidenschaft  war  klar  aus  meinem  Wesen 

Und  aus  der  Sehnsucht  Sprach'  war  nie  Abwesenheit  zu  lesen  — 

0  schenk'  mir  einen  Blick,  eh'  ich  zu  Grunde  geh', 

Dass  einen  Blick  der  Huld  der  gnädigen  ich  seh' ! 

Wenn  nicht,  so  gib  das  Wort:  du  wirst  nicht  seh'n  6)  zur  Kost, 

Das  Anderen  vor  mir  gewährte  einen  Trost. 

Die  Trunkenheit  bedarf  Bückkehr  zu  nücht'ren  7)  Sitten,  10 

Es  saget  Ihr  mein  Herz:  nur  Du  hast  mich  zerschnitten. 

Von  einer  Ohnmacht  Moses  zur  Besinnung  kam, 

Erst  als  er  zu  der  Beu,  zur  Buss  die  Zuflucht  nahm. 

Wenn  Berg'  erführen  das,  was  mir  ward  zugesprochen, 

So  würde  Sinai  auch  unverklärt  8)  zerbrochen. 

Die  Thrän'  schwätzt  aus  die  Lust,  der  Brand  des  Herzens  Weh', 

Denn  dies  die  Uebel  sind,  woran  zu  Grund  ich  geh". 

Die  Sündfluth  Noah's  ist  die  Sündfluth  meiner  Thränen,  *) 

Das  Feuer  Abrahams  der  Brand  von  meinen  Thränen.  10) 

An  Thränen  ich  ertränk',  wenn  nicht  der  Seufzer  wäre,  15 

Und  der  verbrennte  mich,  wenn  nicht  die  Thräne  wäre. 

Die  Traurigkeit  Jakubs,  sie  wurde  mir  zu  Theil, 

Und  was  gelitten  Job,  ist  meines  Weh's  ein  Theil. 

Das  Ende  leider  ist  der  Liebe  Anbeginn, 

Denn  diese  fanget  an  mit  Elend  und  Buin; 

Und  hört  mein  Ohr  Beweis  von  meinen  Weheklagen. 

Von  Leiden  und  vom  Weh ,  die  meinen  Körper  schlagen , 

So  kann  ich  meinen  Schmerz  den  Schmerzen  nur  vergleichen 

Vereinzelten  Kameeis,  wann  andre  rüstig  weichen.  14) 

Mein  Schmerz  liegt  offen  da,  mein  Weg  ist  Jedem  klar,  20 

Was  heimlich  mich  gekränkt,  ist  Allen  offenbar. 


Zu  dem  Vertrauten  ward  mein  Nebenbuhler  nun. 

Er  schaut  die  Magerkeit,  den  Wandel  und  das  Thun. 

Er  schauet  meines  Leibs  und  meiner  Seele  Leiden , 

Wie  er  sie  nie  geseh'n  durchs  Unglück  von  den  beiden ; 

Er  hört  auch  ohne  Wort  des  Herzens  tiefste  Sorgen , 

Und  mein  Geheimniss  bleibt  ihm  immer  mehr  verborgen, 

Er  legt  sein  Ohr  an's  Herz  wie  Maulwurf,  ia)  der  vielhörig, 

Und  weiss  auch  ohne  Aug,  was  in  demselben  störig. 

Der  Nebenbuhler  gab  alsdann  dem  Stamm  die  Kunde  25 

Von  meinem  äuss'ren  Sein  und  meinem  inn'ren  Bunde, 

Dem  Paar  der  Engeln  gleich,  das,  wie  geoffenbart.  13) 

Der  Menschen  Handlungen  in  seinem  Buch  bewahrt. 

Er  wusste  nicht  zuvor,  was  in  dem  Inn'ren  lag 

Für  ein  Geheimnissschatz,  der  dann  erst  kam  an  Tag, 

Als  aufgehoben  ward  des  Körpers  dichter  Schleier 

Und  das  Geheimste  sich   entwickelte  erst  freier. 

Es  war  ihm  unbekannt,  was  ich  im  Herz  bewahrte. 

Bis  es  mein  Stöhnen  und  die  Schwäche  offenbarte. 

Die  Krankheit,  welche  ich  verborgen,  kam  zu  Tage;  30 

Gar  seltsam  ist  die  Lust  und  wahrer  Liebe  Lage! 

Viel  ärger  ward  berührt  des  Krankheitsschadens  Graus, 

Die  Thränen  plauderten  der  Seele  Sagen  aus, 

Weil  er  Verderben  sinnt,  weil  er  den  Ort  nun  weiss, 

An  dem  verborgen  war  die  Liebe,  die  so  heiss. 

Wenn  schwebend  in  der  Mitt'  von  Sehnsucht  und  Genuss,  '*) 

Durch  diese  oder  den  zu  Grund  ich  gehen  muss. 

Und  wenn  im  Vorhaus  15)   mir  zurückgabst  meine  Seele. 

Glaub'  nicht,   dass  fern  von  dir  ich  Haus  der  Freunde  wähle. 

Das  Aeussere  verräth  die  inn're  Leidenschaft,  3S 

Zu  künden  Unteres  geht  über  meine  Kraft,  ,6) 


Ich  schwieg  aus  Schwäche,  die  mich  viel  zu  sprechen  hindert, 

Denn  spräche  ich,  es  war'  mein  Gram  um  viel  vermindert. 

Die  Heilung  bringt  den  Tod,  den  sonsten  sie  abwehrt, 

Es  wird  durch  Sehnsuchtsdurst  des  Fiebers  Durst  vermehrt. 

Das  Kleid  des  Zustands  ward  schon  längstens  abgenützt, 

Die  Lust  kann  nicht  aus  Lust  vernichtet  sprechen  itzt.  I7) 

Wenn  die  Besuchenden  des  Schicksals  Tafel  läsen , 

Wenn  sie  ergründeten  der  heissen  Liebe  Wesen, 

So  sähen  sie  an  mir  nur  den  zerfall'nen  Geist,  40 

Der  zwischen  dem  Ruin  des  todten  Leibes  kreist, 

Seit  ich  verfallen  irr",  bild'  ich  den  Leib  mir  ein,  ,s) 

Ich  kann  begreifen  nicht,  dass  ich  soll  wirklich  sein. 

Es  liefert  den  Beweis  mein  trauriger  Zustand , 

Dass  vor  dem  Leibe  längst  mein  irrer  Geist  bestand.  I9) 

Ich  sprach  von  Liebe,  nicht  dadurch  Dich  zu  langweilen. 

Aus  Angst  nur,  um  dadurch  den  Kummer  zu  zertheilen: 

Den  Feinden  ziemt  es  wohl  zu  zeigen  starren  Sinn, 

Die  Schwäche  ist  allein  für  Liebende  Gewinn. 

Die  Klage  hindert  mich,  dass  ich  geduldig  sei,  45 

Und  wenn  ich  klag",  so  klag'  ich  doch  nicht  Feinden  frei. 

Zu  loben  ist  an  mir  als  Liebendem  Geduld; 

Doch  wäre  sie  bei  Dir  nur  tadelnswertlie  Schuld, 

Was  Du  an  Gram  mir  gibst,  zähl'  ich  zu  den  Geschenken. 

An  Lösung  unsres  Bunds  ist  nimmer  zu  gedenken.  20) 

Was  mir  auch  widerfährt  von  Dir  an  Qual  und  Plagen. 

Ich  werde  danken  Dir  statt  je  mich  zu  beklagen , 

Und  wenn  die  Qualen  auch  die  Gnaden  übersteigen. 

So  werd1  ich  dankbar  mich  für  Deine  Lieb'  erzeigen. 

Was  mir  von  Dir  zukömmt  an  Unglück  und  an  Peinen,  30 

Wird  statt  Verzweifelung  als  Kleid  der  Huld  erscheinen. 


Was  Gutes  ich  erfuhr,  ward  mir  von  Ewigkeit. 

Das  Böse  ist  ein  Werk  des  Sklaven  in  der  Zeit.  2I) 

Wer  droh  mich  tadelt,  will  zum  Irrtlmm  mich  verleiten. 

Und  nur  aus  Eifersucht  mir  falschen  Pfad  bereiten.  2-) 

Schmäht  dieser  mich  vielleicht  nur  aus  Behutsamkeit, 

Wie  einst  im  Paradies  Iblis  geschmäht  aus  Neid? 

Es  kann  mich  wenden  doch  von  Deinem  Pfad  nicht  ab, 

Wie  sehr  er  mich  versucht  und  Böses  mir  eingab: 

Ich  habe  keine  Kraft  die  Unbild  zu  ertragen, 

Ich  kann  dafür  nur  Lob  und  Dank  der  Liebe  sagen. 

Doch  Deine  Schönheit  gab  mir  Stärke  zu  erdulden 

Was  Du  aufladest  mir  ohn'  eigenes  Verschulden. 

Ich  sah  die  Schönheit  nur,  mit  der  Du  bist  gescbmückt. 

Vollkommenheit,  die  mich  vor  anderen  entzückt; 

Du  überliessest  mich  dem  Unglück  und  dem  Druck,  -'•) 

Doch  dieses  ward  für  mich  der  allerschönste  Schmuck. 

Wer  aber  Schönheit  nur  der  sinnlichen  nachjagt,  2*) 

Der  hat  schon  dem  Genuss,  dem  köstlichsten  entsagt. 

Durch  Liebe  lernet  25)  die  Seel',  es  sei  kein  Ungemach, 

Wann  heisser  Leidenschaft  die  Trennung  folget  nach. 

Durch  Freundschaft  2C)  ward  noch  nie  dem  Geist  die  Ruh  gegeben 

Und  durch  die  Freundlichkeit  -7)  ein  stilles  reines  Leben. 

Wo  war'  für  Liebende  die  stille  Ruh,  Hei!    Hei! 

Und  Eden  wird  erreicht  durch  Mühen  mancherlei.  28) 

Wird  freie  Seele  auch  mit  jedem  Trost  verkostet, 

So  wird  sie  nimmer  doch  nach  ihrem  Wunsch  getröstet. 

Und  wird  sie  auch  entfernt  durch  Trennung  und  durch  Flucht, 

So  bleibet  sie  doch  treu  dem  Ziel ,  das  sie  gesucht. 

Mein  Ritus  ist  es  nicht,  zu  gehen  hier  davon,  29) 

Verläugnen  würde  ich  dadurch  Religion. 


(in 


tiö 


Wenn  anderer  Gedank'  als  Du  mir  wäre  werth , 

So  wäre  ich  dadurch  abtrünnig  schon  erklärt. 

Denn  mir  ist  dies  Befehl:    thu'  Mas  Du  willst  mit  mir, 

Denn  ich  verlange  nur  nach  Dir  und  Nichts  von  Dir. 

Der  letzte  Schwur  ist  der:  bei  unserer  festen  Liebe! 

Nichts  mischet  und  Nichts  trübt  die  gegenseit'gen  Triebe. 

Ich  schwor  bei  unsrem  Bund,  ich  kann  es  nie  erklären. 

Wie  in  dem  Kleid  des  Thons  der  Geist  sich  kann  verklären. 

Beim  ewigen  Vertrag,  30)  der  nimmer  wird  verwandelt,  70 

Beim  Bund  dem  späteren,  31)  darnach  der  Gläub'ge  handelt, 

Beim  Aufgang  Deines  Lichts,    das  Fröhlichkeit  verkündet 

Und  wie  der  Vollmond  nicht  am  Monatsend  verschwindet; 

Bei  der  Vollkommenheit,  der  Schönheit,  die  vollendet,  3a) 

An  welche  sich  der  Mensch  um  Hilf  und  Beistand  wendet. 

Erhabenheit  und  Schönheit  sind  in  dir  verschwommen. 

Und  beide  sind  (ich  schwor's)  in  deiner  Huld  vollkommen. 

Erhabenheit  zeigt  sich  in  Peinen  und  im  Schelten, 

Der  Schönheit  und  der  Huld  gehorchen  beide  Welten, 

Der  Schönheit  Sklav'  ist  die  Vernunft  33)  nur  Dir  zu  Ehren,  7S 

Sie  leitet  zur  Begier,  die  Du  nicht  kannst  gewähren, 

Und  hinter  Deinem  Beiz  steht  der  Genuss  bereit. 

Den  nie  erfassen  kann  das  Aug'  der  Wachsamkeit. 

(Ich  schwör s)  Du  bist  mein  Wunsch,  das  Ziel  der  Laufbahn  langen. 

Nur  Du  bist  meine  Wahl,  mein  äusserstes  Verlangen! 

Schamlosigkeit  wird  mir  zur  ersten  heil'gen  Pflicht, 

Nur  Sun  na  ist's,  wenn  sich  das  Volk  mir  nahet  nicht. 

Die  Meinigen  sind  nicht  die  mein  nicht  gut  gedenken . 

Und  die  gut  heissen  nur,  dass  Andere  mich  kränken. 

Die  Meinigen  sind  die,  so  theilen  meine  Liebe,  80 

Zufrieden  mit  der  Schand',  gutheissend  meine  Triebe. 


Es  zürne  wer  da  will ,  wenn  Du  mit  mir  zufrieden , 

Was  kümmert's  mich,  wenn  mir  der  Edlen  Lob  beschieden? 

Anbeter  34)  gibt  es,  die  in  Dir  nur  Schönes  lieben,  3ä) 

Ich  Eigenschaften  auch,  die  nur  mein  Herz  betrüben. 

Erstaunet  war  ich  nicht,  bis  Deine  Lieb'  ich  wählte, 

Weh  dem  Erstaunen,  das  nur  Dir  allein  nicht  gälte!  36) 

Sie  sprach  zu  mir:  du  hast  dir  Andere  erwählt, 

Als  Blinder  hast  den  Weg,  den  offenen  verfehlt, 

Verführt  hat  dich  zu  dem,  was  du  gesagt,  die  Lüge,  85 

Die  Selbstbeschönigung,  damit  sie  dich  betrüge, 

Du  hast  gegeizt  nach  dem ,  was  dir  so  sehr  vonnöthen , 

Doch  die  Begierde  hat  die  Schranken  übertreten. 

Wie  kannst  entgegnen  du  die  schönste,  reinste  Liebe 

Mit  der  Anforderung  des  schändlichsten  der  Triebe? 

Hat  Blinder  37)  je  zu  schau  n  das  Reiterlein  Verlangen? 

Er  denket  nicht  daran;  du  bist  in  Ruh  befangen. 

Du  wolltest  einen  Ort,  dess  du  nicht  werth,  betreten 

Auf  einem  Fuss ,  mit  dem  du  Vieles  übertreten. 

Du  strecktest  aus  die  Hand  nach  einem  grossen  Glücke,  90 

Wie  viele  wurden  schon  desshalb  zerhaut  in  Stücke!  38) 

Du  kamst  zum  Hause,  das  von  rückwärts  nicht  steht  offen,  39) 

Dess  Eingang  dem,  der  klopft  wie  du,  nicht  ist  zu  hoffen. 

Du  schmücktest  dein  Gekos'  mit  Flitterstaate  aus ,  40) 

Verlangend  nach  der  Ehr*,  die  nicht  für  dich  zu  Haus. 

Du  kämest,  wie's  dich  ziemt,  mit  weissem  Angesicht, 

Zu  werben  um  die  Braut,  die  dir  bestimmet  nicht, 

Und  wärst  du  niedriger  als  Punkt,  der  unterm  B,  41) 

Ich  würd"  erhöhen  dich  zu  nie  geträumter  Höh' ; 

Du  siehst,  dass  du  nicht  siehst,  was  du  gehofft  zumal,  95 

Dass  das,  was  du  gezählt,  ist  ohne  Mass  und  Zahl. 


Gerade  ist  mein  Pfad  für  die  geleitet  sind , 

Dich  aber  macht  Begier  nicht  nur  gemein,  auch  blind. 

Zeit  ist's,  zu  zeigen  dir  wie  sinnlich  deine  Triebe, 

Und  wie  durch  die  Begier  verbinderst  meine  Liebe, 

Du  bist  Genoss  der  Lieb'  allein  in  deinem  Kreise, 

Was  brauch  *8)  ich  dir  davon  zu  geben  erst  Beweise, 

Du  liebst  mich  nicht,  bis  du  in  mir  bist  nicht  verschwunden. 

Genügst  mir  nicht,  bis  ich  in  dir  mich  nicht  gefunden. 

Gib  die  Behauptung  auf,  dass  du  mich  liebst  von  Herzen,  lOO 

Such'  andres  Herz  und  lass  die  Lüge  dir  verschmerzen! 

Genuss,  den  höchsten,  wirst,  hei!  hei!  *3)  du  nicht  erwerben, 

Wenn  du  aufrichtig  bist,  haha!  **)  so  musst  du  sterben, 

Wenn,  Liebchen,  *5)  du  nicht  stirbst,  so  stirbst  du  nach  Verlauf',*6) 

Wenn  du  nicht  stirbst  aus  Lieb',  so  gib  das  Lieben  auf! 

Ich  sprach:  mein  Geist  ist  Dein,  nimm  selben  in  Empfang, 

Was  wäre  denn  nicht  Dein,  was  mein  ist  von  Belaug! 

Den  Tod  aus  Liebe  ich  fürwahr  nicht  furcht'  und  scheue, 

Ich  suche  meinen  Ruhm  in  der  Natur  der  Treue;  *7) 

Ich  Aväre  stolz,  sprach'  man:  er  ist  aus  Lieb'  gegangen,  los 

Der  Tod  aus  Liebe  i8)  ist  mein  einziges  Verlangen. 

Auch  ohne  den  Genuss  sei  mir  das  Sterben  werth, 

Wenn  meine  Liebe  sich  für  Dich  dadurch  bewahrt. 

Gehör'  ich  Dir  nicht  an,  so  setz'  ich  Ruhm  darein, 

Nur  im  Verdacht,  dass  ich  Dein  Liebender,  zu  sein. 

Und  wenn  in  dem  Verdacht  der  Tod  mich  überfiele, 

Mit  Freuden  eilte  ich  als  Märtyrer  zum  Ziele. 

Und  wenn  vergossnes  Blut  man  Märtyrerthum  nicht  heisst. 

So  ist  es  mir  genug,  dass  Du  darum  nur  weisst. 

Mein  Geist,  der  niedrige,  kann  sich  zu  Dir  nicht  schwingen,  ho 

Entfernt  im  schlichten  Kleid  49)  nicht  bis  zu  Dir  vordringen. 


Die  Drohung  mit  dem  Tod,  sie  machet  mich  nicht  zittern. 

Sie  mag  die  Anderen  mit  Furcht  und  Graus  erschüttern. 

Du  weichst  vom  Weg  nicht  ab,  wenn  du  mich  opferst  hin. 

Denn  mein  vergossnes  Blut  ist  Gunst  nur  und  Gewinn.  50) 

Wenn  mir  der  Tod,   den  du  verheissen,  widerfahrt. 

So  wird  erhöhet  nur  mein  Preis  und  inn'rer  Werth. 

Ich  fordere  heraus  den  längst  beschloss'nen  Tod, 

In  dem,  was  du  bestimmt,  thut  der  Verschub  nicht  Noth; 

Denn  droh'n  ist  Wohlthat  nur,  die  immer  mir  erfleht,  51) 

Wenn  ohn'  Entfernung  nur,  was  du  versprachst,  besteht. 

Ich  hoff"  was  Andre  scheu'n,  und  bin  dadurch  beglückt. 

Weil  mich  freiwill'ger  Tod  zur  Geisterwelt  entrückt.  ä2)   • 

Ich  schwor's,  ich  opfre  mich  der  Liebsten  auf  dem  Pfade 

Des  Rechts,  den  Andere  betreten  ohne  Gnade. 

Wie  viel  Erschlag'ne  sind  in  jedem  Volk  und  Stamme,  53J 

Sie  starben,  ohne  dass  ein  Blick  nur  ward  der  Flamme. 

Wie  Viele  starben  nicht  der  Menschen  schon  aus  Liebe, 

Und  blicktest  Du  sie  an,  das  Leben  Keinem  bliebe. 

Wenn  Sie  vergossnes  Blut  für  recht  und  billig  hält, 

Erreiche  ich  den  Ruhm,  den  höchsten  in  der  Welt.  54) 

Ich  sclnvör's,  geh'  ich  zu  Grund,  so  ist's  für  mich  Gewinn, 

Geheilet  werde  ich  durch  inneren  Ruin:  55) 

Erniedrigt  wurde  ich  im  Stamm',  bis  dass  mir  klar, 

Dass  über  meine  Kraft  die  kleinste  Fordrung  war. 

Die  Demuth  war  nur  Schwäch',  sie  hielten  mich  nicht  werth, 

Dass  solche  Schwäche  sei  durch  ihren  Dienst  geehrt.  äG) 

Nach  meinem  Stolz  sank  ich  vom  Gipfel  höchster  Gnade.  57j 

Allmälig  5S)  nieder  zu  dem  untersten  der  Grade. 

Kein  Nachbar  schützet  mich,  mir  öffnet  sich  kein  Thor, 

Und  meinem  Eifer  steht  kein  Ehrenplatz  bevor. 


115 


120 


123 


10 


Als  war'  59)  ich  nicht  geschätzt,  als  war'  ich  nur  verachtet, 

So  wenn  im  Ueberfluss,  so  wenn  bin  ich  verschmachtet. 

Sagt  man:    wen  liebest  du,   und  nenne  ich  Sie  klar, 

Sagt  man:    Metonymie!  60)  er  träumet,  ist  ein  Narr!  6I) 

Es  würde  ohne  Schmach  die  Liebe  mir  nicht  schmecken,  6-) 

Und  ohne  Liebe  sich  die  Ehr'  vor  mir  verstecken. 

Der  Irrsinn  ist  mein  Schmuck,  den  die  Natur  verschmäht. 

Und  meine  Ehre  in  Erniedrigung  besteht.  63) 

Als  nicht  zugegen  war  als  Wächter  G4)  der  Verstand,  o:')  130 

Die  Liebe  ihren  Wunsch  in  dem  Geheimniss  fand. 

Ich  hüte  mich  davor  Geheimniss  zu  erwähnen, 

Desselben  Ausdruck  liegt  im  Worte  meiner  Thränen.  6») 

Begierde  und   Vernunft  beirren  sich  sofort, 

Die  Lüge,  die  geheim,  sie  ist  ein  wahres   Wort, 

Nachdem  der  Phantasie  67)   verheimlicht  ich  die  Sorgen, 

Bemüht1  ich  mich,   dass  die  Gedanken  sein  verborgen. 

Ich  übertrieb  die  Sorg'  Geheimniss  zu  bewahren, 

So  dass  ich  es  vergass  (inmitten  der  Gefahren); 

Und  wenn  des  Wunsches  Frucht  zu  pflanzen  ist  nicht  leicht,  i 35 

Weiss  Gott,  dass  die  Begier  mit  Müh'  den  Wunsch  erreicht. 

Die  süsseste  Beruhigung  der  Lieb'  ist  die 

Von  Ihr  6S)  gewollte  und  alsdann  vergess'ne  Müh. 

Sie  steht  bewachend  scharf  Eingebungen  des  Innren,  69) 

So  die  Begier  an  Lust,   der  ich  entsagt,  70)  erinnern. 

Wenn  auch  gefahrlos,  fährt  Begierde  durch  die  Glieder, 

Schlag'  ich  aus  Ehrfurcht  schon  und  Scheu  die  Augen  nieder.  7I) 

Ich  wende  ab,  wenn  er  auch  flieget  hoch,  den  Blick, 

Die  ausgestreckte  Hand,  ich  ziehe  sie  zurück.  '•-) 

Nach  ihr  strebt  jedes  Glied  mit  brennendem  Verlangen,  140 

Doch  Würde  scheuet   es  zurück  mit  Furcht  und  Bangen.  7S) 


11 


Wenn  ich  durch  Mund  und  Ohr  Ihr  falle  nur  zu  Last, 

Sie  mit  Barmherzigkeit  mein  ganzes  Thun  umfasst,  ''*) 

Wenn  nicht  von  Ihr  allein  das  Lob  die  Zunge  spricht, 

So  höret  andres  Lob  das  Ohr,  das  taube,  nicht. 

Und  führt  mein  Ohr  ein  Wort  in's  Herzensheiligthum, 

Dem  es  gehorchet  nicht,  so  bleibt  die  Zunge  stumm.  75) 

Ich  bin  durch  ihre  Lieb'  von  Eifersucht  verzehrt, 

Doch  läugn'  ich  Eifersucht,  erkennend  meinen   Werth. 

Die  Freude  saugt  mein  Geist  in  aller  Eile  ein,  145 

Es  bildet  sich  Begier  die  Wunscherfüllung  ein. 

Wenn  Sie  auch  fern  dem  Aug\  so  sieht  Sie  doch  mein  Ohr, 

Wenn  Wachendem  76)  man  hält  zur  Schmach  die  Liebe  vor. 

Wetteifernd  mit  dem  Ohr,  gönnt  diesem  nicht  das  Auge, 

Dass  es  zu  Grunde  geh'  durch  Liebetadels  Lauge. 

Die  Wahrheit  geht  voran,    die  Menschen  folgen  mir, 

Wohin  ich  wende  mich,  so  wend'  ich  mich  zu  Ihr. 

Sie  stehet  als  Im  am  vor  mir  bei  dem  Gebet, 

Mein  Herz  bezeuget,  dass  darin  Sie  vorne  steht: 

Kein  Wunder,  wenn  dein  Herz  Sie  wünschet  als  Imam.  150 

Da  es  zur  Kibla  sich  die  Einz'ge  nur  nahm. 

Wenn  nach  den  Seiten  sechs  77)  sich  auch  die  Augen  richten, 

Erfüll'  ich  nur  in  Ihr  des  Hadsch,  der  Omret  Pflichten.  78) 

Ich  bete  nur  zu  Ihr  auf  der  geweihten  State,  79) 

Ich  selbst  der  Gegenstand  von  ihrem  Wunschgebete.  80) 

Wir  finden,  Beide  Eins,  die  ew'ge   Wahrheit  wieder, 

So  oft  wir  in  den  Staub  uns  betend  werfen  nieder. 

Für  anderes  Gebet  hab'  ich  nicht  Lust  und  Neigung. 

Und  kenn1  nur  diesen  Zweck  bei  jeder  Niederbeugung. 

Wie  vieler  Bruderschaft  81)  zerriss  ich  schon  den  Flor.  155 

Und  aufgelöset  ward ,  was  mich  verband  zuvor. 


12 


Die  Liebe  wurde  mir  geschenkt  von  Ewigkeit,  8-) 

Am  Tage  des  Vertrags  8S)  vor  dem  Beginn  der  Zeit. 

Die  Liebe  kam  mir  nicht  durch's  Ohr,  nicht  durch  den  Blicl 

Nicht  durch  Erwerb  und  durch  natürliches  Geschick. 

Mir  ward  vor  meinem  Sein  die  Liebe  zugeschworen , 

Und  trunken  war  ich  schon  eh'  als  ich  noch  geboren. 

Begier  vernichtete,  Avas  noch  nicht  ward  erfunden,  8V) 

Und  Eigenschaften  all  sie  waren  schon  verschwunden. 

Ich  fand  das,  was  ich  traf  im  Hingehn  und  zurück, 

Nach  Ihrem  Willen  ward  bestimmet  mein  Geschick.  85) 

Es  traten  dann  hervor  die  Eigenschaften  freier, 

Die  eh*  verborgen  nur  gewesen  unter'm  Schleier. 

Es  wurde  die  Begier  zur  Antwort  nun  gezwungen, 

Die  Kenntniss  hatte  sie  sich  von  dem  Herrn  errungen.  86) 

Die  Seele  war  verwirrt,  es  war  ihr  unbekannt,  87) 

Dass  in  dem  Dasein  88)  sie  der  Dinge  Wissen  fand  89). 

Ich  sah  im  Einzelnen,  90)  was  ich  eh'  überschaut. 

Das  Ganze  9i)  ward  mir  nun  im  Einzelnen  vertraut. 

Einheit  der  Liebe  ist  in  unsrer  Einigkeit, 

Die  bei  den  Liebenden  gehört  zur  Seltenheit. 

Verläumder  ist  bemüht  uns  Beide  zu  verschwärzen,  92) 

Er  sagt  Ihr  mit  dem  Bath  (den  ich  Ihr  geb'  von  Herzen) : 

Ernähret  nur  den  Dank,  entfernt  gehäss'ge  Triebe, 

Und  macht  mir  zum  Geschenk  Aufrichtigkeit  der  Liebe! 

Ich  rechnete  auf  Sie  und  nahte  mit  Begier, 

Doch  ich  begehrte  Nichts,  als  mich  zu  nähern  Ihr. 

Ich  opferte  Ihr  auf  in  Eil  das  andre  Leben, 

Vielleicht,  dass  mir  hierdurch  Erhörung  wird  gegeben. 

Bald  geb'  ich  auf  den  Wunsch,   der  mich  zu  Dir  hinreisst, 

Ich  wollte  nicht,  dass  Du  als  Schaf93)  mein  Beitthier  seist. 


160 


165 


170 


13 


Ich  nahte  mich  als  arm,  doch  ohne  Uebermuth, 

Ich  Avarf  von  mir  hinweg  die  Armuth  und  das  Gut; 

Dass  Beides  ich  wegwarf,  kann  als  Verdienst  mir  gelten,  94) 

Ich  opferte  auch  dies  dir  auf  wie  beide  Welten, 

Dass  dieses  auch  Verdienst,  dies  leuchtete  mir  ein,  95) 

Doch  wollt'  ich  and'res  nicht  als :  das  bei  Ihr  zu  sein.  9{i) 

Ich  kam  durch  Sie  zum  Ziel,  davon  ist  der  Beweis  97) 

Vermittler,  der  den  Weg  doch  ohne  Sie  nicht  weiss. 

Lass  freien  Willen  Ihr,   o  Freund!  dass  Sie  befehle,  175 

Ergib  in  selben  dich  mit  Buhe  in  der  Seele. 

Sei  frei  von  deiner  Lust,  schweb'  über  nied'rem  Baum, 

Dann  wirst  du  wurzeln  fest  und  sprossen  wie  ein  Baum. 

Sei  gleich  und  nah  und  rein,  so  wirst  erhöret  du, 

Du  kehrst  von  Ihr  zu  Ihr,  und  bleibest  dann  in  Buh.  98) 

Kehr'  schnell  zurück,  gehorch',  hüt'  dich  zu  sagen  heut: 

Ich  gürte  morgen  mich,  um  aufzustehn  zum  Streit. 

Sei  wie  die  Zeit  ein  Schwert,  ")  nimm  das  Vielleicht  in  Acht, 

Vielleicht  hat  in  Gefahr  gar  Manchen  schon  gebracht. 

Um  zu  gefallen  Ihr  stell'  auf,  streb1  nicht  nach  Freude ,  180 

In  Schwäch'  verharre  nicht,  die  führet  nur  zum  Leide, 

Verfolge  deinen  Pfad,  steh'  auf,  wenn  auch  zertreten, 

Entreiss  der  Trägheit  dich,  um  dich  gesund  zu  retten. 

Tritt  vor,  der  du  so  lang'  dich  Gegnern  zugewendet, 

Befrei'  vom  Bande  dich,  das  im  Verderben  endet. 

Schneid'  wie  ein  scharfes  Schwert  mit  festem  Vorsatz  ein, 

So  wird  Begierde  dir  gehorsam,  willig  sein.  10°) 

0  nah'  dich  Ihr,  und  wärst  du  selbstens  bankerot, 

Nimm  an  den  guten  Bath,  er  hilft  dir  aus  der  Noth. 

Nicht  naht  sich  Ihr  wer  reich  durch  Streben  und  Bemühen,  185 

Sie  wird  den  Armen  nicht,  das  Schwier'ere  nicht  fliehen. 


14 


So  geht  es  denen,  die  nur  ihrer  Lust  zu  willen, 

Und  denen,  die  getreu  Versprochenes  erfüllen.  ,01) 

Der  Wind  der  Liebe  stürmt  vorbei  den   reichen  Mann, 

Jedoch  den  Armen  weht  derselbe  fächelnd  an.  ,0~) 

Das  Loos  des  Reichen  ist,  dass  er  ein  Opfer  fallt,  103) 

Und  doch  erreichet  nicht  das,  was  ihm  wohlgefallt. 

Aufrichtig  sei  mit  Ihr  die  Armuth  zu  ersetzen. 

An  der  als  gutem  Werk  du  stolz  dich  pflegst  zu  letzen,  ><>*) 

Entsage  dem  Geschwätz  und  Forderungen,   leeren,  190 

Die  ungerechter  Weis'  Gehör  von  dir  begehren ! 

Die  Zunge,  die  zu  sein  beredteste  105)  sich  dünkt, 

Erlahmt  im  Ausdruck  dess,  was  in  dem  Inn'ren  blinkt. 

Du  fussest  auf  den  Sinn,  den  Sie  106)  dir  will  nicht  zeigen, 

Bist  in  dem  Worte  fremd ,  d'rum  wolle  lieber  schweigen ! 

Im  Schweigen  ist  die  Ruh,   im  Schweigen  liegt  die  Würde:  107) 

Das,  Avenn  absichtlich,  los)  nur  dem  Diener  schaden  würde,  109) 

Sieh  an,  hör'  an,  behalt,  und  sprich  das  was  vertraulich, 

Nur  die  Versammlung  110)  kennt  die  Strasse,  so  beschaulich.  ,u) 

Du  folge  dem  nicht  nach,  der  seine  Lust  nur  ziert,  195 

Bis  sie  zur  herrschenden  und  zur  Gebiet'rin  wird 

Lass  was  der  Freundin  feind,  wie  die  Begier  die  wilde, 

Du  flüchte  dich  vor  der  zum  festesten  der  Schilde! 

Sie  war  längst  tadelnswerth,  empört,   wann  ich  gehorchte, 

Gehorsam  nur,  wann  ich  nicht  dem  Gebote  horchte, 

Ich  rief  sie  vor,  es  schien  der  Tod  mir  minder  schwer. 

Als  zu  ermüden  sie  mit  des  Gehorsams  Lehr*. 

Als  sie  zurückgekehrt,  sie  alle  Lasten  trug, 

Und   als  sie  milder  ward,  sie  wenig  nach  mir  frug. 

Ich  plagte  sie  als  Bürg',  dass  sie  aufstehen  werde,  200 

Bis  dass  ich  sie  bezwang  durch  Plagen  und  Beschwerde.  lla) 


15 


Ich  nahm  ihr  den  Geschmack,  indem  ich  sie  entfernt 

Von  der  Gewohnheit  so,  dass  Ruhe  sie  gelernt. 

Kein  Schrecken,  welchen  ich  nicht  auferleget  ihr, 

Dies  kann  hezeugen  die  unlautere  Begier, 

Und  jede  State,  wo  im  Pfad"  ich  stand,  bestätigt, 

Dass  im  Gehorsam  ich  als  Sklave  mich  hethätigt.  113) 

Ich  liebte  sie  zuvor  nach  meinem  eignen  Willen; 

Seit  aber  ich  bereit,  nur  ihren  zu  erfüllen, 

Bin  ihr  Geliebter  ich,  der  Liebste  ihrer  Seele. 

Vorbei  ist's  mit  dem  Wort,  dass  meine  Lust  ich  wähle. 

Ich  trat  aus  mir  heraus  und  kann  nicht  wiederkehren. 

Nicht  meines  Gleichem  gilt  das  Wort  vom   Wiederkehren, 

Seit  Sie  aus  mir  heraus,  bleibt  einzeln  die  Begier, 

Mir  kann  es  ziemen  nicht  noch  umzugeh'n  mit  Ihr; 

Seit  sie  von  mir  getrennt,  so  fällt  mir  nimmer  hart 

Beschreibung  von  der  Allgeliebten  Gegenwart. 

Auf  diese  Art  beginn'  ich  Eins  mit  Ihr  zu  werden, 

End'  in  Erniedrigung  des  Hohen  auf  der  Erden. 

Verkläret  ward  die  Lieb'  durch  meines  Auges  Blick, 

Und  jeder  Spiegel  strahlt  mein  eig'nes  Schau'n  zurück. 

Sie  rief  zum  Zeugen  auf  des  Inn'ren  Wesenheit, 

Die  sich  verkläret  hat  im  Glanz  der  Einsamkeit. 

Mein  Körper  ging  zu  Grund  in  dieser  Eigenschaft, 

Ich  trennte  mich  von  ihm,  nur  Sie  hat  Lebenskraft. 

Ich  hielt  mich  fest  an  dem  Ruin  von  meinen  Zeugen,  m) 

Dies  kann  die  Nüchternheit  nach  meinem  Rausch  bezeugen, 

Die  Nüchternheit,  die  mich  nach  Trunkenheit  entzückt, 

Ist  nur  mein  Sein,  das  sich  durch  die  Verklärung  schmückt. 

Wenn  du  mich  nicht  beschreibst  als  Zwei,  ist  Sie  die  Eine, 

Beschreibst   du  Ihr  Bild   als  Eins,  so  ist's  das  Meine. 


205 


210 


215 


16 


Wann  Sie  mich  fordert  anf,  gehorch'  ich  dem  Befehl, 

Wann  Sie  mich  ruft,  sag'  ich:  was  stehet  zu  Befehl? 

Und  wann  Sie  spricht,  so  horch'  ich  auf  ihr  Wort, 

Und  sage  Ihre  Sag'  Ihr  nach  in  Einem  fort. 

Wir  sprechen  Du  auf  Du,  ich  bin  dadurch  erhöht 

Weit  über  andre  Schaar,  die  ferne  von  Ihr  steht.  115) 

Wenn  die  Vernunft  verbeut  in  Zweien  Eins  zu  sehn, 

Und  denen  dies  nicht  klar,  die  mir  entfernet  stehn, 

So  kläre  ich  dir  auf,  was  dies  Geheimniss  war, 

Ausdruck  verborgener,  er  wird  dir  offenbar, 

Und  ich  enthülle  dir,  was  ausser  Baum  und  Zeit, 

Dem  das  Gehör,  das  Schau'n,  Erklärung  nicht  verleiht. 

Ich  setze  den  Beweis  durch  Spruch'  in  volle  Klarheit, 

Durch  Sätze,  welche  wahr:    Ich  stütze  mich  auf  Wahrheit. 

Ein  Weib  vom  Schlag  gerührt,  gibt  dir  durch  ihren  Mund, 

Als  von  dem  Dschinn  berührt,  sich  als  Prophetin  kund. 

Sie  redet  zeugenlos  und  stellet  her  Beweis, 

Dass  ohne  Zeuge  sie  doch  wahr  zu  sprechen  weiss. 

Die  Wissenschaft  erklärt,  dass  dies  seltsam,  doch  wahr, 

Dass  das,  was  ausser  ihr,  doch  ihrem  Sinne  klar. 

Bist  Abends  du  nur  Eins,  so  wirst  dies  Morgens  sein, 

Annäherung  zu  Gott  gibt  Wahrheit  nur  allein. 

Suchst  Andres  als  Ihn,  so  ist  es  Dienst  der  Götzen, 

Im  Irrthum  wirst  Begier  du  Ihm  zur  Seite  setzen. 

Wer  von  dem  Liebchen  sich  in  Lieb'  vermag  zu  trennen, 

Wird  durch  Abgötterei  nur  dessen  Fleisch  verbrennen.  "6) 

Es  schändet  deinen  Stand  117)  der  feste  Vorsatz  nur, 

Dass  du  auslöschen  willst  befestigte  Natur. 

So  lang  der  Schleier  nicht  gelüftet  war  in  Freiheit, 

Vermochte  sich  von  dir  zu  trennen  nicht  die  Zweiheit. 


220 


225 


230 


17 


Des  Abends 


leg    icI 


im 


ch  ,  vereint  in  Wesenheit . 


Des  Morgens  steh"  ich   auf,  zerstreut  durch  Wirklichkeit,  iia) 

Nur  durch  die  Gegenwart  wird  die  Vernunft  zerstreut , 

Wahnsinn  versammelt  nur  durch  die  Abwesenheit.  119) 

Ich  halt'  12°)  die  Nüchternheit  für  einen  niedren  Lauf, 

Und  schwinge  mich  von  dir  zum  Himinelslotos  121)   auf. 

Und  als  der  Schleier  ward  verklärend  aufgerollt, 

Da  ward  vom  Aug*   dem  Aug'  Erfrischung  erst  gezollt. 

Werd*  ich  ernüchtert,  so  genügt  mir  Nüchternheit.  ^35 

Versammelt  bin  ich  erst ,    wenn  zweitesmal  zerstreut. 

Bekämpfend  dich  in  dir,  von  dir  gelangest  du 

In  dem,  was  über  laa)  dir,  zur  wahren  Himmelsruh". 

Nachdem  ich  so  gekämpft,  sah  ich  den  blut'gen  Zeugen, 

Den  Liebenden,  der  mich  als  Muster  konnte  zeigen. 

Ich  stand  nicht  still  am  Berg,  ,23)  ich  schritt  zur  Ka'ba  fort. 

Von  mir  kam  das  Gebet  an  den   Verbeugungsort. 

Sei  eingebildet  nicht  auf  deiner  Schönheit  Glanz , 

Und  auf  die  Ehren,   die  besteh'n  im  Kleide  ganz. 

Den  Secten-Irrthum  lass",  das  End'  ist  doch  Verein,  240 

Der  Secten  Leitungszweck  wird  nur  die  Einheit  sein. 

Lass  freien  Lauf  dem  Sinn  für  das,  was  ewig  schön, 

Bleib  nicht  gebunden  bei  dem  falschen  Schmucke  steh*n. 

Des  Liebenswürd'gen  Beiz  nur  aus  der  Schönheit  stammt, 

Der  eignen  nicht,  aus  der  die  ausgelieh"ne  flammt. 

Es  liebten  K^oseir,  Medschniin  und  früher  Kais, 

Die  'Afet,  Leila  und  die  Lobna  glühend  heiss.  ls*) 

Die  Liebe  Jedes  war  an  Eigenschaft  gebunden , 

An  ewige,  die  er  im  Liebchen  nur  gefunden. 

Was  war  dies  anders  als  der  Schönheit  Ideal ,  24.H 

Das  ihnen  sich  verklärt  in  ihrem  Liebesstrahl, 


18 


Der  wie  der  Sonne  Strahl,  eh'  vom  Gewölk  verhüllt. 

Nun  in  dem  Glas  verklärt  verschiedene  Farben  spielt. 

Das  erstemal  erschien  der  wahren  Liebe  Kraft 

In  Adam  und  in  Eva  durch  die  Mutterschaft. 

Er  liebte  sie,  durch  sie  um  Vater  erst  zu  werden. 

Durch  die  Gemahlschaft  kam  das  Kinderthum  auf  Erden ; 

Sie  fanden  sich,  weil  sich  das  Aeussere  gefiel, 

Durch  Liebe,  nicht  durch  Hass,  gelangten  sie  zum  Ziel. 

So  hat  die  Liebe  sich  versteckt  und  offenbart,  250 

Seitdem,  zu  aller  Zeit  nach  der  Aeonen  18ä)  Art 

Erschien  den  Liebenden  in  mancherlei  Gestalten. 

In  seltener  Figur  und  Weisen  mannigfalten : 

Als  Lobna,   'Afet,  itzt  in  Gluth  der  liebesheissen. 

Ein  andermal  ward  sie  Böse  ine  geheissen. 

All'  Andre  mussten  Ihr  an  Reiz  und  Animith  weichen . 

Und  nirgends  anders  fand  Sie  eine  ihres  Gleichen. 

Durch  die  Vollkommenheit  von  Ihrer  Schönheit  wird 

In  Anderen  mit  Ihr  Einswerdung  ausgeziert . 

Und  so  erscheint  Sie  mir  in  jedem  Liebespaar,  2.;:; 

In  allen  Liebenden,  in  Schönen  wunderbar.  12Cj 

Mit  ihnen  bin  ich  eins,  der  Liebende  der  ächte, 

Wiewohl  sie  mir  voraus  durch  längst  vergang  nc  Nächte. 

Sie  sind  kein  andres  Volk,  nicht  anderer  Natur, 

In  ihren  war  ich  nur  in  anderer  Figur. 

So  war  ich  einmal  Kais,  ein  andermal  D  s  c  h  e  m  i  I , 

Bald  war  die  'Afet,  137)  bald  Boseine  128)  mein  Ziel.  la9) 

Bald  Avar  ich  offenbar  und  bald  war  ich  versteckt. 

Seltsam  war  ich  enthüllt  und  seltsam  auch  bedeckt. 

Es  waren  die  und  die,  13°)  nicht  Wahn  m)  in  dem  Gemüthe,  260 

Sie  waren  Wirklichkeit  in  voller  Schönheit  Blüthe. 


19 


Ein  jeder  Held  ,3a)  war  ich  und  die  Geliebte  Sie, 

Die  Namen  sind  nur  Kleid,  das  mich  getäuschet  nie. 

Durch  diese  Namen  ward  nur  ich  allein  benannt, 

Die  Liebe,  die  versteckt,  ward  so  der  Welt  bekannt. 

So  bin  ich  immer  Eins  mit  Ihr,  dem  Schatz  gewesen , 

Mein  Wesen  liebte  ich  in  der  Geliebten  Wesen. 

So  gibt  es  in  dem  Reich  nicht  andren  Herrn  als  mich. 

Mein  Mitmir  ist,  was  sich  vereint  mit  Ihrem  Ich.  I33) 

Ich  huld"ge  m)  nicht  aus  Furcht  vor  Anderen,  fürwahr! 

Und  auch  aus  Hoffnung  nicht,  weil  andrem  Gut  ich  harr' 

Nicht  aus  Erwartung,  dass  erniedriget  ich  werde, 

Aus  Hoffnung  nicht,  dass  ich  beglückt  (auf  dieser  Erde). 

Ich  opfere  mich  auf  um  abzuwenden  135)  bloss 

Von  Männern,  heiligen,  den  Spott,  den  Hieb,  den  Stoss. 

Dessbalb  bin  ich  zurückgekehrt  aus  Frömmigkeit 

Zu  dem  gewohnten  Dienst,  bin  willig  und  bereit,  136) 

Von  dem  Ruin  zurück  zur  ew'gen  Frömmigkeit, 

Von  Ausgelassenheit  zurück  zur  Eingezogenheit. 

Ich  fastete  137)  den  Tag,  dafür  belohnt  zu  sein, 

Ich  betete  138)  die  Nacht,  um  zu  entflieh'n  der  Pein. 

Ich  baute  an  die  Zeit  mit  meinem  Stossgebet,  139) 

Ich  schwieg  und  fastete  aus  Würd'  14°)  und  Majestät. 

Ich  floh  das  Vaterland,  schnitt  mit  den  Brüdern  ab, 

Erwählte  Einsamkeit  im  Leben  mir  zum  Grab. 

Gedanken  spann  ich  aus  erlaubte,  Tag  und  Nacht. 

Und  um  zu  stärken  mich  auf  Nahrung  nur  bedacht.  Ul) 

Ich  fand  den  Unterhalt  in  der  Genügsamkeit, 

So  folgte  Lust  der  Welt  mir  willig  und  bereit. 

Die  Seele  reinigt  sich  durch  die  Enthaltsamkeit. 

So  ward  enthüllet,  was  verborgen  mir  die  Zeit. 


•itiö 


270 


27S 


20 


Ich  zog  mich  von  der  Welt  in  Einsamkeit  zurück, 

Erhörung  des  Gebets  war  meiner  Andacht  14s)  Glück; 

Bis  aufzugeh'n  in  Ihr  (in  Gott)  war  mein  Verlangen, 

Gott  sei  dafür,  dass  ich  in  Ihr  sei  aufgegangen. 

Mit  dem  Geheimniss  will  ich  dich  nicht  überlisten,  U3) 

Unmögliches  soll  nicht  in  deinen  Sinn  einnisten. 

Wie  wäre  das!  wie  könnt'  ich  denn  in  Gottes  Namen 

In  Deinen  Sinn  einstreu'n  des  niedren  Irrthums  Samen? 

Merk  auf!  erschien  denn  nicht  Propheten»  Anfangs  nur  280 

Der  Offenbarung  Bot'  in  menschlicher  Figur?  •**) 

Nur  desshalb   Gabriel  daher  als  Dihjet  kam, 

Ein  Mensch,  weil  die  Gestalt  vom  Menschen  er  annahm? 

In  seiner  Wissenschaft  erkannte  er  in  Klarheit 

Vom  Gegenwärtigen  die  reine  lautre  Wahrheit. 

Er  sah  den  Engel,  der  die  Botschaft  ihm  gebracht. 

Er  sah  den  Mann,  145)  den  zum  Genossen  er  gemacht. 

Wenn  diese  Doppelsicht  gehörig  willst  bedenken, 

Wirst  der  Vergötterung  du  nimmer  Glauben  schenken. 

Zu  läugnen  ist  es  nicht,   es  stehet  im  Koran,  283 

Die  Sunna  und  die  Schrift,  148)  ich  halte  mich  daran. 

Ich  gab  der  Wissenschaft  enthüllt'   Geheimniss  dir. 

Betritt  den  rechten  Pfad,  in  Allem  folge  mir. 

Hier  ist  der  volle  Quell,  der  reich  zum  Trünke  fliesst, 

Gib  Wasserspieg'Iung  auf,  die  nur  im  Thal,  das  wüst,  147) 

Gewahr  das  Meer,  worin  sie  untertauchten  dich. 

Die  Ersten  lis)  standen  am  Gestad',  sie  scheuten  sich.  •*») 

Der  Koranvers:  Naht  euch  dem  Gut  der  Waisen  nicht!  lso) 

Die  abgezogene  Hand  der  früheren  151)   entspricht. 

Und  ausser  mir  158)  ward  es  dem  Helden  nur  lÄ3)  gegönnt .  299 

Der  die  Ausdehnung  und  Zusammen ziehung  kennt. 


21 


An  meine  Wunder  halt'  dich  fest  und  nicht  an  andern,  15*) 

Du  hüt"  dich  andren  Pfad  als  meinen  auszuwandern.  155) 

0  Freund  von  heit'rem  Sinn,  156)  es  ist  der  Liebe  l57)  Thal, 

Die  Heiligkeit  nur  dess,  der  mir  gehorcht  zumal. 

Mein  Reich  der  Liehe  Höhn,  mein  Heer  der  Liebe  Wahn, 

Und  jeder  Liebende  derselben  Unterthan. 

Die  Liebe  geht  zu  Grund  und  stehet  fern  dem  Mann , 

Der  schauet  nur  den  Flor  und  setzet  mich  hintan. 

Für  mich  sind  Lieb'  und  Hass  nur  Dinge  einer  Art,  295 

Und  meiner  Wand'rung  Ziel  ist  nur  die  Himmelfahrt. 

Beruhige  die  See!'  in  dem  Verein  mit  mir, 

Von  meinen  Dienern  bist  der  Auserwählte  hier. 

Geniess  der  Höh'  und  rühm'  vor  and'ren  Menschen  dich , 

Dass  du  mit  reiner  Seel'  im  Aeussern  fandest  mich. 

Setz'  über  Schalen  dich  hinaus,  die  leichten,  schweren,  158) 

So  über  die  Gebot'  und  aller  Weisheit  Lehren. 

Durch  Liebe  sammle  159)  dir  das  Höchste,  was  zu  erben, 

Von  dem  Erkennenden,  der  strebet  zu  erwerben.  16°) 

Sei  stolz  den  Saum  des  Kleids  der  Liebenden  zu  schleppen,  300 

Es  ziehet  dich  hinauf  bis  zu  der  Milchstrass'  Treppen  161) 

Die  Wissenschaft  nur  Eins  mit  Gott  zu  sein  ergeben; 

Entziehe  dich  der  Sehaar,  die  anders  sucht  zu  leben. 

Einheitsbekenner  sind  ein  ungeheurer  Kreis; 

Die  Andren  wenige,  was  braucht  es  mehr  Beweis.  162) 

Du  stirb  in  diesem  Sinn  und  lebe  lobesam, 

Du  folge  selbst  dem  Volk,  von  dem  du  der  Imam;  16s) 

Denn  würdiger  trägst  du  den  Preis  des  Kampfs  davon, 

Als  jener,  welcher  kämpft  nur  wegen  Straf  und  Lohn. 

Sei  stolz  auf  diesen  Ruhm,  doch  ohne  leeren  Wahn,  305 

Die  Freude  schlage  dir  das  Mahl  am  besten  an !  164) 


22 


Wie  viele  Menschen  hat  schon  diese  Eigenschaft 

Von  nied'rer  Station  **5)  zur  Höh'  emporgeratl't ! 

Du  bist  entfernt  von  mir  auf  diese  Art  und  Weise, 

Die  Pleias  wallet  nicht  in  dieses  Staubes  Kreise.  16li) 

Vom  höh'ren  Sinai  167)  ist  dieser  überragt, 

Du  stehst  viel  höher  als  du  selber  dir  gesagt. 

Dies  ist  die  Gränze  dein,  bleib  steh'n  (an  diesem  Hügel). 

Denn  wenn  du  weiter  strebst,  verbrennst  du  dir  die  Flügel. 

Denn  höher  steht  mein  Werth,  als  was  die  Menschen  streben,  ;$H> 

Und  über  deinen  Werth  hinaus  geht  dein  Bestreben. 

Von  allen  Menschen  hab'  ich  dieses  mir  gesammelt,  l68) 

Dass  unter  Brüdern  ich  bin  nüchtern  und  versammelt. 

Mein  Ohr  ist  Moses  169)  und  mein  Herz  mit  dem  vertraut,  . 

Was  ich  im  Traume  mit  Mohammeds  Aug   I70)  geschaut. 

Des  Geistes  Geist,  mein   Geist  und  Alles  was  du  siehst 

In  der   Natur,  der  Ausfluss  meines  Wesens  ist. 

Der  Seelen  Schöpfungen,  ich  hab'  sie  längst  gekannt. 

Wenn  selbe  auch  nachher  Gefährten  171)  unbekannt. 

Du  bist  von  selber  173)  nicht,  weil  du  dich  Jünger  nennst.  31s 

Und  dich  nicht  eingesaugt  17s)  in  uns  allein  bekennst, 

Wirf  weg  m)  Metonymie  175)  und  sprich  nicht  ohne  Sinn, 

Ich  sehe  Künstelei  gefärbte  nur  darin. 

Nenn  dich  den  Kund' gen  nicht,  es  stehet  im  Koran: 

Beinamen  sind  verhasst  und  feinden  sich  nur  an.  176) 

Der  Jünger  kleinster  wird  in  seinem  Herzen  schauen 

Gedanken,  die  geschmückt  als  bräutliche  Jungfrauen: 

Der  pflückt  von  eigenem  Sinn  der  Selbsterkenntniss  Frucht, 

Scharfsinn  und  Namen  wird  in  meinem  nur  gesucht.  I77) 

Fragst  du  ihn  um  den  Sinn,  so  spricht  er  Wundergaben,  l")  [\->{t 

Die  über  den  Verstand  und  allen  Wahn  erhaben. 


23 


Behaupte  nicht  du  seist  der  Auserwählten  Einer, 

Denn  Sünde  wär's  von  dir,  der  nur  ist  ein  Gemeiner. 

Eins  ist's,  ob  ich  mich  nah',  ob  ich  von  dir  mich  wende, 

Eins  meine  Lieb',  mein  Hass,  mein  Anfang  und  mein  Ende. 

Spiel  ich  auf  Andre  an,  so  bleib  ich  doch  die  Norm, 

Wenn  ausgezogen  auch  Beiname,  Nam'  und  Form. 

Ich  ging  bis  das  ich  stand,  wo  der  Propheten  179)  Zunft, 

Durch  Aeusseres  verführt,  18°)  verloren  die  Vernunft. 

Ich  bin  beschreibungslos,  Beschreibung  ist  nur  Form,  32:; 

Der  Nam'  und  Zunam'  J81)  auch;  Symbolik  sei  die  Norm. 

Vom  Grade:  ich  bin  Sie,  bist  du  nun  aufgestiegen 

Zur  Stufe:  ich  bin  Ich,  und  wirst  nun  weiter  fliegen 

Zur  inn'ren  Weisheit,  die  im  Dienst  des  Herrn  besteht, 

Durch  äuss'res  Gebot  Einswerdung  dann  ersteht.  18S) 

Mein  Ziel  es  war  Aufgeh'n  in  Gott  18S)  wie  andre  Meister,   18*) 

Eh'  ich  zurückgekehrt  mit  Beu  zum  Herrn  der  Geister. 

Ich  trete  auf  die  Höh'  der  Vordem,  185)  welche  wähnen, 

Dass  Standort  in  dem  Staub  sei  Gipfel  meines  Sehnen. 

Das  Ende  ihrer  Bahn  ist  Anfang  nur  vom  Lauf,  330 

Ich  kann,  von  wo  ich  steh',  nicht  höher  steigen  auf. 

Es  ist  kein  Wissender,  der  es  durch  mich  nicht  wäre, 

Kein  Sprechender,  der  nicht  ausspräche  meine  Ehre.  186) 

Kein  Wunder,  wenn  mein  Lauf  zurück  die  Ersten  lässt, 

Ich  halte  an  der  Tah  als  sich'rem  Eimer  fest.  ,87) 

Mein  Gruss  an  Sie,  derselb  ist  allegorisch, 

Der  kommt  von  mir  zu  mir  und  ist  nicht  metaphorisch.  188) 

Der  Liebe  Bestes  war  derselben  Anbeginn, 

Derselbe  führte  mich  zur  selt'nen  Aeuss'rung  hin, 

Ich  wollte  mein  Gefühl  189)  verhüllen  im  Gedicht,  19°)  33:; 

Doch  die  Begeisterung  lässt  sich  verhüllen  nicht: 


24 


Als  ich  sie  sah,  da  reut's  mich  nicht,  tlass  ich  gehuldigt, 

Lud  meine  Liehe  war  von  der  Vernunft  entschuldigt. 

Mit  dem  Ruin  des  Leibs  war  es  nicht  gar  so  arg, 

Die  Wunscherfüllung  war  freigebig  erst,  dann  karg.  191) 

Der  Leib  ist  wohl,  wenn  er  zur  Krankheit  ist  bereit,  19a) 

Ruin  der  Seele  ist  die  wahre  Tapferkeit.  193) 

Zu  sterben  nur  für  Sie  das  ist  das  wahre  Leben, 

Und  sterb'  ich  nicht,  so  leb'  dem  Kummer  ich  ergeben. 

0  Herzensblut,  das  schmelzt  durch  Sehnsucht  und  durch  Liebe,  340 

0  Seelenbrand,  der  fliesst  in  Gluthen  meiner  Triebe! 

Die  Gluth  des  Inneren  hat  aufrecht  mich  gezogen, 

Die  Rippe  ward  gerad",  die  eh'mals  war  gebogen.  m) 

0  schön  ist  die  Geduld,  Ergebung  in  dem  Leide, 

Wend'  ab  dich  von  der  Welt  und  ihrer  Schadenfreude ! 

0  du,  der  hart  und  rauh,  gehorsam  ist  dein  Freund, 

Ertrage  Lässigkeit  195)  als  Unglück  von  dem  Feind. 

Regehr'  nicht  mag'ren  Leib,  dass  Heilung  dich  beglücke, 

Was  ist  dir  Herz,  dass  du  zerschnitten  bist  in  Stücke?  ,S6) 

0  kranker  Leib,  du  gibst  kein  weit'res  Lebenszeichen,  ,97)  343 

Die  Dauer  zeitliche,  sie  muss  der  ew'gen  weichen. 

Gesundheit  meines  Leibs!  Gespräch'  ist  nun  vorbei,  ,!l8j 

Und  der  Genuss,  der  Tod,  die  Trennung,  macht  nicht  frei. 

Verschwunden  durch  Ruin  ist  längst  des  Körpers  Schein. 

Du  kannst  bewahren  nicht  vermodertes  Gebein. 

0  leeres  Rild,  o  Wahn,  den  ich  anrief  mit  0,  *••) 

Durch  deine  Traurigkeit  wird  die  Yerwildrung  froh. 

Mit  dem,  Mas  mehr  als  Tod,  ao°)  bin  ich  von  dir  zufrieden, 

Denn  deine  Liebe  hat  mir  dieses  Loos  beschieden. 

Wenn  meine  Seele  klagt,  so  ist's  nicht  ihre  Pein.  330 

Sie  richtet  sich  hierin  nach  Andrer  Reispiel  ein.  201) 


25 


In  jedem  Stamm  ist  todt  ein  jeder,  der  lebendig,  202) 

Der  beste  Leichnam  ist  der  Liebe  zugeständig. 

Du  siehest  Nichts  als  Lieb'  in  der  vereinten  Gier, 

Und  Nichts  ist  da  zu  sehn  als  frischer  Jugend  Zier.  203) 

Wenn  Sie  am  Festtag  reist,  zu  Ihr    die  Menschen  drängen. 

Es  schauen  Ihre  Schönheit  an  der  Stämme  Mengen, 

Die  Geister  steh'n  verliebt  auf  Ihrer  Schönheit  Warten, 

Von  Ihrer  Schönheit  sind  die  Blicke  all'  ein  Garten.  a0!t) 

Ich  seh'  an  jedem  Tag  das  schöne  Angesicht, 

Denn  jeder  Tag  205)  ist  Fest,  an  welchem  frisch  die  Sicht. 

Und  alle  Nächte  sind  mir  heilig,  wann  Sie  naht; 

Der  Tag,  wo  ich  Sie  trefT,  ist  mir  des  Freitags  statt. 

Zu  Ihr  zu  pilgern  nur  mein  Streben  stets  begehrt, 

Und  jeder  Stillstand  ist  dem  an  der  Ka'ba  werth. 

Ein  jedes  Land,  worin  mein  Auge  Sie  erblickt, 

Erscheint  als  Mekka  mir,  gezieret  und  geschmückt.  206) 

Ein  jedes  Haus  von  Ihr  bewohnt,  ist  mir  Harem,  207) 

Als  Haus  der  Trennung  mir  Ihr  Vaterland  bequem.  20s) 

Das  Haus ,  von  Ihr  bewohnt ,  ist  mein  Jerusalem, 

Erfrischung  meinem  Herz,  die  ihm  nur  angenehm.  209) 

Des  Kleides  Schlepp'  ist  mir  des  Tempels  Majestät,  3i0) 

Der  Staub,  der  duftendeste  der  Erd',  auf  der  Sie  geht. 

Der  Ort,  den  Sie  bewohnt,  ist  mir  ein  sichrer  Ort, 

Die  Sinai  211)  thun  mir  Noth,  sie  sind  mein  fester  Hort 

Als  Stationen,  wo  die  Welt  uns  nicht  entzweit, 

Wo  uns  nicht  trennen  kann  die  böse  List  der  Zeit. 

Die  Tage  suchen  nicht  Vereintes  zu  zerwühlen, 

Die  Nächte  streben  nicht  uns  rauher  anzufühlen. 

Zufälle  können  uns  nur  selbst  entfremden  nicht,  2'2) 

Unglücke  stossen  nicht  der  Seele  Gleichgewicht. 


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26 


Kein  Zwischenträger  kann  bei  Ihr  den  Ruf  mir  schänden. 

Kein  Niederer  vermag  von  mir  Sie  abzuwenden. 

Des  Nebenbuhlers  Aug',  es  ist  im  Schlaf  befangen, 

Des  Nebenbuhlers  Aug',  es  stört  nicht  mein  Verlangen. 

Ich  kenne  keine  Zeit  als  Zeiten  der  Genüsse, 

Und  alle  sind  für  mich  nur  Jahreszeiten,  süsse. 

Mein  Tag  ist  Abend  ganz,  an  dem  es  milde  weht, 

Wenn  ich  erwiedere  das  Wehen  mit  Gebet. 

Die  Nacht  ist  Zauberei,  wann  in  derselben  gehen  370 

Die  sanften  Düfte,  die  im  Abendwinde  wehen; 

Und  wach*  ich  eine  Nacht,  so  ist  der  ganze  Mond 

Für  mich  des  Schicksals  Nacht,213)  weil  Ihr  Resuch  mich  lohnt; 

Und  nah'  ich  meinem  Haus,  so  finde  ich  selbes  ganz 

In  Frühlingsmässigung,  in  frischem  Rlüthenglanz. 

So  bin  zufrieden  ich  hindurch  mein  ganzes  Leben, 

Mit  guter  Morgenzeit,  die  tliesset  rein  und  eben. 

Gesammelt  habe  ich  die  Schönheit  jeder  Form, 

Dass  sie  bezeuge  mir  des  tiefsten  Sinnes  Norm. 

In  meinem  Inneren  gesammelt  alle  Liebe,  373 

Dass  sie  verkünde  dir  von  jeder  Gluth  die  Triebe. 

Soll  ich  mich  rühmen,  nicht  wie  2n)  Andere,  die  liehen: 

In  dem  Vergnügen  ist  mein  Ruhm  ganz  eingeschrieben. 

Ich  habe  mehr  von  ihr  als  ich  gehofft,   erreicht, 

Die  nächste  Nähe,  die  nicht  andrer  Nähe  gleicht. 

Der  Trennung  stosse  ich  die  Nase  auf  die  Erde, 

Auf  dass  nur  immer  mehr  mein  Wunsch  erfüllet  werde. 

So  wie  ich  schlafen  ging,  wach'  ich  in  Liebe  auf, 

Und  was  ich  Morgens  that,   ist  meines  Abends  Lauf. 

Wenn  Sie  von  ihrem  Reiz  den  Menschen  allen  gäbe.  380 

Nur  Jusuf  nicht,  815)   er  sich  vor  Andren  nicht  erhöbe. 


27 


Ich  pries  die  Schönheit  zwar  in  der  Beschreibung  Fluss, 

Doch  Sie  gewahrte  mir  den  doppelten  Genuss. 

Von  Ihrer  Schönheit  zeugt  ein  jeder  Sonnenstaub, 

Desshalb  ist  allerseits  Sie  aller  Blicke  Raub.  2l6) 

Die  Aninuth  preiset  Sie  in  jedem  Platz  und  Orte, 

Die  Zunge  lobet  Sie  in  jedem  Gruss  und  Worte, 

Die  Nase  riechet  Sie  in  jeder  feinen  Luft, 

Im  Wohlgeruche  Sie  einathmet  und  im  Duft. 

In  Allem  was  ich  hör,  vernehm'  ich  Ihren  Laut,  335 

Mit  Ihr  ist  das  Gehör  der  Hörer  all'  vertraut, 

Und  jeder  Kuss  von  mir  ist  Ihr  geweihter  Kuss, 

Der  Kuss  der  ganzen  Welt  ist  nur  für  mich  Genuss.  -17) 

Wenn  Sie  den  Leib  zerlegt,  so  wird  darin  sie  sehen 

Das  Herz  der  Liebe  ganz,  der  ganzen  Welt  Bestehen. 

Was  am  seltsamsten  mir,  am  trefflichsten  vorkam , 

War,  dass  Enthüllung  erst  den  Zweifel  mir  benahm. 

Dem  Aug'  Versammelter  erschien  der  Hass  als  Freundschaft. 

Verein  des  Gegentheils  als  Liebe  mir  und  Freundschaft. 

Der  Tadler  liebet  mich,  es  schmähet  mich  der  Feind,  390 

Verseil wärzer  ist  verliebt  und  Nachbar  mir  nicht  Freund. 

Für  dieses  Resultat  muss  ich  den  Dank  Ihr  schulden , 

Denn  Ihrer  Gnade  nur  dank'  ich's  und  Ihren  Hulden. 

Nicht  gegen  Freunde  nur  bewährt  sich  seine  Beugung,  -,s) 

Der  Beugung  folget  er  aus  seiner  eignen  Neigung. 

Die  Wohlthat  kam  von  mir,  von  meiner  eignen  Seele, 

Ich  dank'  es  mir,  dass  ich  Einswerdung  mir  befehle.  319) 

Geschäfte  folgten  dann,  dann  wurde  erst  entdeckt 

In  voller  Nüchternheit,  Mas  Rausch  bisher  bedeckt. 

Ein  Strahl  des  Lichts  genügt  dem,  der  schon  eiugesprenget,  395 

Erörterung  bedarf  nicht,  wer  sich  selbst  anstrenget. 


28 


Wer  nicht  sein  Blut  vergiesst,  nicht  zu  Wesiren  zählt,  88°) 

Im  Wink  liegt  oft  der  Sinn,  der  in  dem  Ausdruck'  fehlt.  -1) 

Durch  alle  Beide  8—)  ward  der  Anfang  der  Befreiung , 

Doch  mein  Versammeltsein  verabscheut  die  Zerstreuung. 

Die  Beiden  sind  nur  Eins  mit  mir  und  auch  mit  dir, 

Doch  in  dem  Aeusseren  da  zählten  wir  das  Vier.  823) 

Ich  bin  nur  Eins  mit  Ihr,  wer  mich  bei  ihr  verschwärzt. 

Die  Liebe  auch  bei  mir  durch  Eigenschaft  verscherzt. 

Es  hilft  Verschwärzender  dem  Geiste,  welcher  leitet  400 

Zur  Klarheit,  die  er  sich  im  inn"ren  Sinn  bereitet,  —'*) 

Es  hilft  der  Tadelnde  der  Gnade,  welche  treibt 

Zu  dem  formellen  Sein,  das  nur  im  Aeuss'ren  bleibt. 

Wer  Schwierigkeiten  kennt  wie  ich,  der  mischet  nicht 

Der  Leitung  Irrthum  ein,  weil  Aehnliches  besticht. 

Mein  Wesen  ist  der  Lust  besonders  ganz  ergeben. 

Von  der  die  Welten  all'  als  allgemeine  beben.  225) 

Durch  Einfluss  226)  wird  der  Geist  zu  dem  Erwerb  geleitet, 

Ist  zum  Empfang  geschickt,  eh"  dass  er  sich  bereitet. 

Die  Körper  sind  der  Gier  ein  Dasein,  das  vertraulich,  403 

Die  Geister  sind  dem  Geist  Erscheinung,  die  erfreulich. 

Ich  schwebe  zwischen  dem,  der  in  die  Höhe  eilt. 

Und  zwischen  Tadelndem,  der  guten  Rath  ertheilt. 

Mein  Zeuge  ist  der  Tanz,  der  hin  und  her  mich  treibt, 

Wo  mich  Vergängliches  anzieht,  und  dann  was  bleibt. 

Entkleidung  stehet  fest  in  Idealen,  wahren,  —;) 

Sie  stimmen  überein  mit  Sinnen,  offenbaren. 

Nimm  das  Gegeb'ne  an,  Geheimnisse  der  Gier. 

Die  du  getroffen  hast,  du  warfst  sie  weg  von  dir. 

In  welchem  Sinn  der  Reiz  sich  zeige  an  dem  Tage,  410 

In  welcher  Sure  sich  gestalte   auch  die  Klage,  888) 


29 


So  schaut  sie  jenen  doch  durch's  Aug'  der  Phantasie, 

So  hört  sie  diese  doch  durch's  Ohr  der  Harmonie.  —9) 

Es  stellt  Einbildungskraft  sich  die  Gestalten  vor, 

Die  stehen  wohl  vertraut  an  äuss'rer  Sinne  Thor. 

0  wunderbar!  ich  bin  berauschet  ohne  Wein, 

Und  freue  heimlich  mich,  nach  Wunsch  beglückt  zu  sein.  4S0) 

Es  tanzt  mein  frohes  Herz,  es  zittern  die  Wände,  331) 

Es  jubelt  auf  mein  Geist  232)  und  klatschet  in  die  Hände. 

Es  wird  das  Herz  s33)  gestärkt  nach  Wunsch  durch  Wort  und  Werke, 

Geschwächt  der  Sinnen  Kraft,  bis  ihre  Schwäche  Stärke. 

Mir  widersetzen  sich  die  Wesen  alle  hier, 

Die  einz'ge  Hilfe  wird  mir  nur  gewährt  von  mir. 

Ein  jedes  Glied  von  Ihr  versammelt  den  Zerstreuten, 

Ein  jedes  Haar  von  Ihr  zerstreut  den  ihr  Geweihten.  234) 

Sie  ziehet  aus  das  Kleid,  das  zwischen  Ihr  und  mir, 

So  dass  die  Trennung  selbst  zur  Traurigkeit  wird  mir.  233) 

Hab  Acht,  wie  die  Begier  sich  heftet  an  die  Sinnen, 

Verlangend  durch  die  Lehr*  Erleuchtung  zu  gewinnen!  ~36) 

Erwähnung  ihres  Geists  vor  meinem  Geiste  steht, 

So  oft  der  kühle  Hauch  des  Morgenwindes  weht.  237) 

Erinnerung  von  Ihr  das  Ohr  in  Aufruhr  bringt, 

Wenn  Morgens  auf  dem  Baum  die  Turteltaube  singt.  238) 

Dem  Mann  des  Augs  239)  thut's  wohl,  wenn  ihn  zur  Abendzeit 

Erinnerung  an  Sie  des  Blitzes  Strahl  verleiht, 

Wenn  der  Geschmack  des  Bechers,  welcher  nächtlich  kreis't, 

Mir  in  Erinn'rung  bringt  die  Kost  von  ihrem  Geist. 

Es  offenbart  mein  Herz  sich  so  den  inn'ren  Gliedern,  2*°) 

Die  nur  die  Sendungen  der  äusseren  erwiedern. 

An  Sie  erinnert  mich  ihr  Name  im  Gesang, 

Der  Beigen  spricht  nur  aus  des  ganzen  Wesens  Drang. 


41 :; 


420 


425 


30 


Mein  Geist  strebt  »ach  dem  Hauch  des  höh'ren  Werde, 

Mein  Aeuss'res  strebet  zki)  nach  dem  Stoff  des  Staubs  der  Erde, 

Es  zieht  mich  bald  zu  Ihr,  bald  zu  dem  Geiste  eben, 

Und  jeder  Zug  ein  Kampf  des  Todes  mit  dem  Leben. 

Was  ist  dies  wohl,  wenn  nicht  Erinnerung  der  Wahrheit,  # 

Die  wurde  offenbart  der  Seel'  in  voller  Klarheit. 

Die  Seele  wünscht  vom  Staub  zu  heben  auf  die  Flügel , 

Denn  bald  ergreifet  sie,  und  bald  der  Leib  die  Zügel; 

Und  jedes  blöde  Kind  kann  dir  die  Kunde  geben,  243)  430 

Nicht  Scharfsinn  es  bedarf,  nicht  Offenbarung  eben , 

Wann  es  befreit  vom  Zwang  der  Windeln  und  der  Binden , 

Sich  freuet  frei  von  Last  in  freier  Lust  zu  finden,  24a) 

Wann  es  sein  Leiden  klagt  und  was  man  ihm  gethan , 

Und  man  geduldig  dann  die  Klagen  höret  an. 

Wann's  ob  der  Süssigkeit  der  Bitterkeit  vergisst, 

Gedenkend  des  Vertrags  des  Worts,  das  ewig  ist.  a44) 

Der  Reigen  zeigt  das  Bild  der  mystischen  Begeistrung.  -4ä) 

Es  stellet  fest  der  Tanz  die  eigene  Bemeistrung.  s46) 

Das  Kind  sehnt  sich  nach  dem,  der  koset  ihm  zur  Hand,  43!i 

Damit  es  fliege  auf  in*s  erste  Vaterland. 

Beruhigt  wird  in  ihm  die  geist'ge  Aufregung, 

Sobald  die  Amme  2*7)  bringt  die  Wiege  in  Bewegung. 

Die  Sehnsucht  nimmt  mich  ein,  wenn  Sie  erwähnet  wird, 

Wie  Singender,  der  laut  des  Korans  Vers  citirt,  2*s) 

Wie  sich  die  Seele  sehnt,   wenn  endet  schon  das  Leben.  ~*9) 

Die  Todesengel  schon  den  Sterbenden  umschweben: 

Wie  Sterbender  sich  sehnt  nach  Trennung  von  dem  Leibe. 

Damit  er  weiter  nicht  im  Thal  der  Thränen  bleibe: 

Wie  Geist  des  Sterbenden,  der  liegt  in  letzten  Zügen.  440 

Begierig  zu  dem  Grund,  dem  höchsten  aufzufliegen. 


31 


Dem  Ort  25°)  des  Uebertritts  zum  gänzlichen  Verein, 

Genuas,  der  schleierlos  wirkt  auf  die  Seele  ein. 

Wer  meinen  Spuren  folgt,  den  Vorsatz  zu  erreichen, 

Muss  an  aufricht'gem  Vorhaben  mir  auch  gleichen. 

Wie  viele  Wogen  geh'n  zu  Grund,  eh'  eine  schürft. 

Reich  ist  der  Arme,  der  nur  Eine  Woge  schlürft. 

Wenn  im  Krystall  231)  des  Worts  verlangest  dich  zu  schau'n, 

So  hör'  aufmerksam  an,  was  ich  dir  will  vertrau'n :  2ä2) 

Ich  Sprech'  ein  Wort,  das  sei  zum  Muster  aufgestellt. 

Und  thue  eine  That,  die  angenehm  (der  Welt). 

Es  sieht  in  Handlungen  mein  Blick  auf  den  Entgelt, 

Zustand'  bewahre  ich  vor  dem,  was  schändlich  fällt. 

Ich  predige  Aufrichtigkeit  dem  festen  Sinn, 

Zum  Beispiel  dient  mein  Wort  in  jeglichem  Beginn.  853) 

Es  ist  mein  Herz  ein  Haus,  25V)  worin  ich  ruhig  wohne. 

Die  Eigenschaften  sind  verhüllt  vor  Gottes  Throne.  255) 

Zur  Rechten  ist  der  Stein  und  die  jemen'sche  Säule,  2r>6) 

Die  Kible  ist  mein  Mund,  der  leitet  mich  zum  Heile. 

Den  Umgang  halte  ich,  fürwahr!  um 's  beuge  Haus, 

Und  greif  in  meinem  Lauf  von  Merw  nach  Ssafa  aus.  2S7j 

Vom  inneren  Harem  ist  sicher  äuss're  Erde, 

Der  Aeuss're  fürchtet  sich,  dass  er  beraubet  werde.  25S) 

Von  Allem  faste  ich,  nur  nicht  von  Gott  allein. 

Gereinigt  wird  durch  Ihn  die  Seele,  die  schon  rein. 

Mein  Dasein  259)  und  sein  Sein  26°)  sei  immer  nur  ein  Paar, 

Doch  einzig  261)  der  Verein,  bei  dem  Erwachen  war.  26i) 

Geheimer  Lauf  den  Weg  zur  ew'gen  Wahrheit  nimmt, 

Wie  Andren  ist  der  Lauf  durch  das  Gesetz  hestimmt; 

Denn  in  der  Geisterwelt  2fi")  bestimmt  mich  kein  Befehl, 

Und  in  der  Menschenwelt  26*)  geht  alle  Weisheit  fehl, 


445 


450 


32 


Denn  mir  befiehlt  nur  das,  was  ewig  her  vertragen,  S65) 

In  Fesseln  haben  mich  die  Sinne  dann  geschlagen. 

Von  mir  kommt  ein  Prophet,  der  biisst  für  seine  Schuld, 

Der  hochgeehrt  bei  mir,  begierig  nach  Geduld.  266) 

Ein  Loos  ist  für  die  Gier  Befehl,  den  ich  ihr  gab, 

Die  Seele  lässt  von  dem,  was  sie  begehrt,  nicht  ab.  267) 

Von  Zeit  des  Urvertrags,  noch  vor  den  Elementen, 

Bis  zu  den  Tagen,  die  mich  als  Propheten  kennten,  26S) 

War  von  mir  selbst  an  mich  ich  als  Prophet  gesandt,  4G0 

Durch  meine  Wunder  ward  mein  Wesen  nur  erkannt. 

Als  ich  die  Seele  trug  von  irdischem  Besitze 

Durch  einen  Kauf  hinauf  zum  Paradiesessitze,  869) 

Da  kämpfte  sie  den  Pfad  der  Frohn  auf  ihren  Pfaden, 

Und  frohe  Kunde  ward  ihr  von  des  Todes  Gnaden. 

Versammelt  heisse  ich,  weil  ich  im  Himmel  weile, 

Und  nicht  beständ'gen  Sitz  des  Paradieses  27°)  theile. 

Wie  soll  ich  treten  denn  in  andrer  Geister  Fährten, 

Gleich  Freunden  meiner  Beih'n,  gleich  Schaaren  von  Gefährten? 

Kein  Himmel,  welcher  nicht  aus  meinem  Innren  käme,  4t>5 

Kein  Engel,  welcher  nicht  von  mir  die  Leitung  nähme, 

Kein  Strich  des  Aeusseren,  der  nicht  von  inn'rer  Ehre, 

Kein  Begenstrich  a71)  und  Thau,  der  nicht  bewässert  wäre. 

Der  Orient  des  Lichts  ist  Glanz  von  meiner  Flur, 

Auf  meinen  Pfaden  ist  das  Weltmeer  Tropfen  nur. 

Mein  Ganzes  schwingt  sich  auf  zum  Ganzen  durch  die  Flügel. 

Zum  Theile  wird  der  Theil  gezogen  wie  durch  Zügel. 

Wem  Ob'res  unten  steht,  dem  Ober's  ist  ein  Unt'res, 

Dem  zeigt  Geleiteter  ein  Angesicht,  ein  munt'res.  273) 

Des  Staubes  Unterstes,  der  oberste  Esir,  S7S)  4711 

Zur  Lösung,    zum  Verstand  sie  dienen  beide  mir.  27*) 


3.3 


Kein  Zweifel,  dass  Verein  die  Wahrheit  sicher  kennt, 

Und  dass  das  Wörtchen  Wo  das  schon  Vereinte  trennt.  375) 

Bestimme  keine  Zahl,  die  wie  ein  Schwert  verletzt, 

Bestimme  keine  Zeit,  die  üher  Gott  gesetzt, 

Nicht  Seines  Gleichen  gibt's  in  dieser,  jener  Welt, 

Der  besserte  hernach,  was  am  Befehle  fehlt; 

Und  keinen  Gegner  gibt's  im  Himmel  und  auf  Erden, 

Durch  den  der  Unterschied  der  Schöpfung  klar  kann  werden.  s'6) 

Es  gehet  aus  von  mir,  was  immer  ward  gesponnen,  2T7)  47J> 

Es  kehrt  zurück  zu  mir,  was  immer  ich  begonnen. 

Ich  sah  Anbetende,  die  traten  mir  voran, 

Die  Engel  beteten  in  mir  den  Adam  an.  278) 

Ich  sah  die  Engel,  die  auf  Erden  alle  gleich, 

Die  reinen  Geister,  die  zuhöchst  im  Himmelreich. 

Als  Pfad  schlägt  Anderer  Gesichtskreis  nied'ren  ein, 

Die  zweite  Trennung  erst  geAvähret  mir  Verein. 

Zerknittert  ist  der  Sinn,  Ernüchterung  ist  aus, 

Der  Reu'  des  Moses  eilt  Begierde  weit  voraus.  279_) 

Es  gibt  kein  Wo,  noch  Was,  -80)  vorbei  sind  Rausches  Stunden,       480 

Der  Wolkenschleier  ist  in  Heiterkeit  verschwunden. 

Als  Siegel  legt'  ich  an  die  letzte  Nüchternheit,  281) 

Nachdem  durch  Faden  ich  bestimmt  die  erste  Zeit. 

Verwischung  jeder  Spur,  Ernücht'rung  bis  in's  Grab, 

Ich  wog  sie  auf  der  Wag'  in  kleinen  Stücken  ab. 

Verlöschet  ist  der  Punkt  von  dem  Ernücht'rungstlor, 

Wach  ist  des  Wissens  Aug',  das  schläfrig  war  zuvor.  282) 

Was  der  Ernücht'rung  fehlt,  Verrichtung  dir  gewährt.  28"j 

Die  Mannigfarbigkeit  dich  dem  Beständ'gen  näh'rt. 

Die  Trunkenen  sind  gleich  den  Nüchternen  gepriesen,  485 

Gezeichnet  mit  der  Ruh',  gemarkt  mit  Paradiesen,  a8*) 


34 


Von  meinem  Volk  sind  nicht  die  an  der  Kleidung  kleben. 

An  Eigenschaften  und  an  Eigenheiten  eben. 

Wer  nicht  Vollkommenheit  geerbt,   und  wer  nicht  rein, 

Der  fällt  auf  seinen  Weg  zurück  in  Qua.l  und  Pein. 

Nichts  ist  in  mir,  das  mir  den  Rest  des  Kleids  aufdringt,  28s) 

Nichts  ist  in  mir,  das  mich  zur  Schattenrückkehr  zwingt. 

Kann  das,  was  in  das  Herz  286)  geworfen  ward  vom  Wahren 

Die  Zunge  hält  versteckt,  durch  Rede  offenbaren? 

In  mir  umarmet  sich  was  unten  und  was  oben,  490 

Was  ausser  mir,  wird  durch  die  Gleichheit  aufgehoben.  aS7) 

Durch  Zweiheit  war  ehvor  vernichtet  all  mein  Sein, 

Ich  kehrte  dann  zurück  durch  Dauer  zu  dem  Ein. 

Die  Weise  der  Vernunft  war  erster  Ausiluss  Gottes, 

Die  Satzung  Sinai's  war  letzter  Handgriff  Gottes.  assJ 

Mehr  als  dem  Jonas  ihm  zu  geben  Lob  und  Ehre, 

Verbot  mir  der  Prophet,  der  dessen  würdig  wäre.  z*9) 

Ich  zeigte  an,  was  mich  der  Rede  Ausdruck  lehrte, 

Und  das  Verborgene  sich  angenehm  erklärte. 

Gleich  sind  mir  gestern,  heut,  der  ewige  Vertrag,  -n,>)  41»:; 

Der  Morgen,  Finsterniss,  die  Nächte  und  der  Tagv 

Es  zeigt  die  Antwort  Ja291)  sich  in  dem  Spiegel  rein, 

Versammlung  verwehrt  das  Beieinandersein.  sfls) 

Ich  scheu'  nicht  Finsterniss,  ich  fürchte  nicht  den  Grans.  -,,::) 

Das  Licht  von  meiner  Huld  löscht  alle  Rache  aus. 

Ich  kenne  nur  die  Zeit,  die  unberechenbar. 

Das  Sein  von  meinem  Sein  kennt  Monde  nicht  und  Jahr. 

Wer  eingesperret  ist  im  engen  Raum  der  Zeit, 

Sieht  hinterm  Kerker  nicht  das  Eden  Ewigkeit. 

Der  Himmel  kreist  in  mir.   der  Pol  wie  wunderbar,  500 

Um   den  sich  Alles  dreht,   ein  einz'ger  Punkt  fürwahr!  S94) 


3H 


Vor  jener  Drei,  die  ich  verliess,   kein  Pol  bevor. 

Die  Pfähle  2a"')  stellen  nur  die  Stellvertreter  vor. 

Gerade  Linie  erreicht  nicht  stets  das  Ziel. 

In  Winkeln  liegen  oft  der  Himmelsstrecken  viel.  29fi) 

Der  Seelen  Ameisfliiss  aus  meinein  Rücken  kam, 

Und  wie  die  Milch  der  Brust  von  mir  den  Ausfluss  nahm.  897) 

Das  Seltsamste,  was  ich  gesehen,  war  der  Hauch 

Des  heil'gen  Geistes,  der  die  Herzen  29S)  schützte  auch. 

Ich  sah  die  Schönheit  3")  und  es  staunte  die  Vernunft,  505 

Das  Herz  war  nicht  geschmückt  für  solche  Unterkunft.  300) 

Die  Seel'  vergass  ich,  denn  ich  hielt  für  andre  sie,  301) 

Und  das  was  ausser  mir,  begehre  ich  sonst  nie.  3Ü'-) 

Vergesslichkeit  ist's,   die  für  stets  ■'"■>)   mich   närrisch  macht. 

Des  Wunsches  bar,  weil  ich  als  närrisch   im  Verdacht.  304) 

In  Sie  bin  ich  vernarrt,  dem  Irrsinn   heimgefallen; 

Wer  sich  dein  Irrsinn  weiht,   ist  frei  von  Sorgen  allen. 

Beschäftiget  mit  Ihr ,  3flS)    fremd   anderen  Gefühlen , 

Ereilte  mich  der  Tod,  30r')  ich  würde  ihn  nicht  fühlen. 

Ein  seltsam  Ding,  dass  in  der  irren  Leidenschaft  tj|n 

Gleichgültig!  ob  Vernunft  liegt  in  der  Trägheit  Haft,  S07) 

Wann  ich  Sie  treffe,  frag'  ich  Sie:   wie  geht  es  mir?  308) 

Und  wann  Sie  Leitung  sendet,  gehe  ich  doch  irr. 

Ich  suche  Sie,  indess  Sie  stets  bei  mir  gewesen. 

0  seltsam,  dass  verhüllt  gebliehen  mir  Ihr  Wesen! 

Ich  hör'  nicht  auf  zu  suchen  Sie  in  mich  versunken , 

So  sehr  bin  ich  vom  Wein  von  Ihrer  Schönheit  trunken. 

Vom   Wissen,  das  gewiss,  reis'  ich  zur  reinen   Wahrheit. 

Bei  der  ich  erst  das  Ziel  der  Beise  lind'  in  Klarheit. 

Er  suchet  mich,  dass  Er  mich  durch  mich  selber  leite,  515 

Der  Leitung  Suchende  gibt  selber  das  Geleite. 


3<> 


Und  Er  begehrt,  dass  ich  aufheben  soll  den  Schleier. 

Indessen  werde  ich  nur  durch  mich  selbst  ein  Freier. 

Sieh'  in  dem  Spiegel  dich,  dass  durch  desselben  Licht 

Ich  deine  Schönheit  seh'  in  meinein  Angesicht; 

Und  sprech'  ich  meinen  Namen  aus,  horch'  ich  (ganz  dumm) 

Mir  selbst  nach  meinem  Wort  mich  sehnend ,  und  verstumm". 

Ich  strecke  aus  die  Hand ,  Ihr  Inn'res  zu  umarmen , 

Zunächst  309)  an  Ihrem   Geist  und  Herzen  zu  erwärmen. 

Nach  Hauchen  sehn'  ich  mich,  damit  sie  mich  anwehen,  ä'-iü 

Abkühlend  meine  Hitz',  31°)  wann  sie  vorübergehen, 

Bis  dass  in  meinem  Aug'  des  Blitzes  Licht  erwacht, 

Und  durch  das  Morgenroth  wird  aufgehellt  die  Nacht, 

So  lang  bis  die  Vernunft  zurücksetzt  ihren  Fuss,  3") 

Und  von  mir  selbst  mir  wird  der  innigste  Genuss, 

Bis  fröhlichen  312)  Gesichts  ich  zur  Gewissheit  kam, 

Die  weite  Beise  zu  dem  Zweifel  mir  benahm. 

Ich  fand  mich  selbst  zurecht,  aufsuchend  meinen  Sinn, 

Die  eigne  Seele  war  mir  die  Wegweiserinn. 

Und  als  der  Liebe  Kleid  als  Vorhang  aufgezogen,  323 

War  das  Geheimniss  auch  von  dem  Gebot  entflogen. 

Mit  diesem  Flor  begann  sich  der  der  Gier  zu  heben , 

Auf  meine  Frage  ward  die  Antwort  nun  gegeben. 

Der  Spiegel  war  jetzt  rein  vom  Bost  der  Eigenschaften. 

Und  in  der  Strahlen  Glanz  die  Augen  sicher  haften. 

Was  ich  bezeuge,  ist  mein  eig'ues  Dasein   nur. 

Was  mich  bezeuget,  ist  die  eigene  Natur. 

In  dem  Gebete  hört'  ich  meinen  eignen  Namen . 

Die  Sinne  abgespannt  den  Flug  den  höchsten  nahmen. 

Indem  die  Glieder  ich  au  Ihrem  Leib  erwärmt,  530 

Hab'  ich  mein  eignes  Ich  an  Ihrem  Ich  umarmt. 


37 


Mein   Geist  erfasst  den  Duft,  von  dem  er  ist  umflossen, 

Durchduftet  von  Gewürz,  das  klein  zermalmt,  Verstössen. 

Die  geist'ge  Eigenschaft,  von  sinnlicher  geläutert, 

Sie  hat  in  meinem  Sein  die  Läut'rung  erweitert. 

Wer  Eigenschaften  loht,  der  lohet  meinen  Adel, 

Wer  mich  durch  seihe  loht,  beschimpfet  mich  mit  Tadel. 

Wer  meinen  Leih  313)  nur  lobt,  die  Schönheit  nur  bezeugt. 

Dem  bleibet  stets  verhüllt  der  Ort,  dem  ich  geneigt. 

Kenn'  ich  die  Namen  nicht,  erwache  ich  vom  Traum, 

Und  wenn  ich  selbe  nenn',  so  träum'  ich  schlummernd  kaum. 

Wer  mich  aus  Handlung  kennt,  der  ist  kein  Kennender, 

Wer  mich   aus  mir  erkennt,   ist  ein  Erkennender. 

Du  halt'  dich  au  den  Ort  der  ersten  Eigenschaften, 

So  wird  das  Bild,  der  Ton,  in  deiner  Seele  haften.  3)i) 

Den  Sinn  der  Namen  nimm  dir  von  der  inn'ren  Welt, 

Auf  die  allein  der  Geist  der  äussren  ist  gestellt. 

Die  Eigenschaften,   die  sich  nach  den  Gliedern  nennen. 

Sind  nur  Allegorien  für  Seelen ,  die  sie  kennen. 

In  Hieroglyphen,  die  verhüllt  in  Tempelschleier, 

Erblickt  die  Seele  dann,  was  hinter'm  Sinn,   so  freier: 

Des  Wesens  Namen,  der  von  Gliedern  hergenommen 

Geheimnisse  bewahrt,  in  die  der  Geist  verschwommen. 

Geheime  Schätze  sind's  des  Sinnes,  der  versteckt 

Nur  angedeutet  wird  durch  Sinne,  die  verdeckt. 

Nothwendig  315)    sind  der  Nam',  der  Eigenschaften  Spuren 

Zur  Wissenschaft  der  Welt,  zur  Kenntniss  der  Naturen, 

Zu  dem  Gebeterwerb  316)  durch  die  Vernunft,  die  reine,  3I7) 

Zu  dem  Erwerb  des  Danks  durch  Mittel  allgemeine.  318) 

Es  liegen  vor  mir  da  die  Spuren  offenbar, 

Sie  waren  mir,  eh'  ich  zur  Heimath  3'9)  kam,  schon  klar. 


UM 


540 


S45 


38 


Das  Wort  und  Alles,  was  im  Mund  war  längst  nur  nah. 

Der  Blick  und  Alles,  was  im  Aug'   als  Beispiel  da, 

Der  Ton  und  was  im  Ohr,  und  das  Gefühl  der  Hand, 

Sie  waren  längstens  schon  im  Inn'ren  mir  bekannt. 

Der  Eigenschaften  Sinn  steht  äusserm  Körper  3-°)  fest. 

Der  Namen  Werth  sich  nicht  durch  Sinn  bestimmen  lässt.  •r-1) 

Gebrauch  s—)  der  Namen  liegt  in  des  Chalifen  Hand, 

Der  weiss,  welch'  einen   Sinn  damit  der  Herr  3SS)  verband. 

Von  Sängeriun ,  von  Lust ,  von  edler  Renner  Gier,  550 

Von  süssem  Wohlgeruch,  von  Morgenwolken  Zier.  *a*) 

Er  s"5)  hinterleget  sie  3-°)  in  jene  Seel*  zuletzt. 

Die  er,  weil  sie  dem  Stolz  ist  abgeneiget,  schätzt  3-7) 

Als  strahlende  im  Glanz,  als  blühende  in  Pracht. 

Als  offene  in  Kund',  als  zwingende  der  Macht.  5-s) 

Die  Namen  lehret  Er  bedächt'gem  Naturelle,  3S9) 

Freigeb'gem   Geist  und  freigehorner  Seele. 

Als  den  vernünft'gen  Sinn,  als  Paare  im  Gebete,  33n) 

Als  rätselhaftes  Wort,  3=')  als  alles  Grundes  State.  33-) 

Er  adelet  damit  den  Vorsatz,  der  steht  fest,  333)  oöo 

Und  der  ergebungsvoll  auf  Gott  sich  nur  verlässt. 

Als  Zeichen  seltene  von  heitrer  Fröhlichkeit, 

Als  Schaaren  äusserster  erwünschter  Tapferkeit. 

Er  knüpft  33i)  damit  den  Leib  335j  au  State  der  Ergebung, 

An  das  Vernunftgebot  der  geistigen  Erbebung, 

Durch  Feinheit  der  Gebot'  und  Reinheit  der  Befehle, 

Durch  Klarheit  festen  Sinns  und  Wahrheit  glatter  Seele.  33fi) 

Den  Sinnen  wird  dadurch  337)  des  Glaubens  ächte  Krall, 

In  allen  Handlungen  der  feste  Grund  verschafft, 

Erwähnungsfundament   und  Strahlung  der  Gedanken,  oHit 

Gesammtes  Monument  und   dann  der  Strafen  Schranken.  33S) 


39 


Der  Seele  wird  dadurch  auf  den  verwandten  Stäten 

Die  Kunde  von  der  Huld  und  Wohlthat  des  Propheten, 

Durch  angenehme  Kund'  und  Gahen  mancherlei, 

Durch  Blatt  der  Wissenschaft  und  gute  Polizei.  339) 

Als  ob  und  wenn  du  nicht,  der  beiden  Worte  Sinn340) 

Ist  der  Beschallungen  Vollendung  und  Beginn; 

Im  Regen  von  Verdruss,  in  Regen,  welche  freuen, 

Im  Segen  von  Geimss,  in  Schaaren  von  den  Leuen,  341) 

Wie  Seele,  die  zurück  zur  Sinnenwelt  gekehrt, 

Von  mir  auch  Andres  Nichts  als  Sinnliches  begehrt; 

Ausdrücke,  welche  rund,  Anwünschungen,  die  bunt, 

Geheimer  Winke  Kund'  und  mancher  Gaben  Pfund.  3*ä) 

Der  Name  343)  Orient  ist  in  geheimer  Welt, 

Was  von  der  Huld  erneut  sich  mir  entgegenstellt. 

Nachrichten  des  Bestands,  Ansicht  des  Uebergangs , 

Geheimniss  des  Verstands  und  Forderung  des  Bangs,  344) 

Der  Ort  der  Namen  ist  die  Welt  der  Eigenschaften, 

Die  eigens  an  dem  Lauf  durch  alle  Himmel  haften,  345) 

Die  Schulen  des  Tenfi'l,  34fi)  wo  man  Wetteifer  lehrt, 

Pflanzschulen  des  Tewil,  3")  wo  Zweifel  sind  verwehrt.  "*8 

Sie  fallen  in  die  Welt  der  Engel  und  der  Geister,  s*9) 

Eröffenend  den  Blick  dein  hocherstaunten  Meister. 

Durch  der  Einswerdung  Thron  und  durch  Annäh'rungsstufen, 

Durch  den  Verklärungspfad  und  durch  der  Engel  Rufen.  S5°) 

Es  strömt  der  Namen  Quell  hinein  in  alle  Welt, 

Die  Seel'  ernüchterte,  bedarf  als  den  Entgelt 

Eingebungsnutzen  und  die  Gnadensee,  die  frische; 

Der  Hulden  Wiederkehr  sind  neue  Gnadentische  35<) 

Den  Wallenden,  sie  geh'n  auf  dem  gegebnen  Pfade, 

Doch   ohne  diesen  führt  zur  Wahrheit  meine  Gnade. 


S6S 


r>70 


o7.j 


40 


Wenn  nun  die  Ritzen  zu,    die  Spalten  sind  geheilt. 

Zerstreutes  ist  vereint  und  weiter  nicht  getheilt. 

Wenn  zwischen  mir  und  Ihm,  an  den  ich  fest  gebunden, 

Bewilderung  durch  die  Vertraulichkeit  verschwunden, 

Dann  weiss  ich  in  der  That,  dass  Eines  ich  erfunden, 

Dass   durch  Versanimelung  Zerstreuung  ist  verschwunden, 

Dass  Zunge  sieht  und  dass  die  Hand  hört  an  das  Wort, 

Dass  Einsicht  und  Gehör  und  Tastsinn  nur  Ein  Ort. 

Das  Aug'  hat  Tastsinn  nun,  das  Aug'  vertritt  die  Zungen,  s5a)  580 

Es  spricht  das  Ohr,  zu  boren  ist's  der  Hand  gelungen. 

Das  Ohr  verklärt  als  Aug'  der  Phänomenen  Menge. 

Das  Aug'  vereint  als  Ohr  die  fliessenden  Gesänge, 

An  Hände  Statt  vermag  die  Zunge  zu  zerbrechen. 

Die  Hände  sind  im  Stand   zu  reden  und  zu  sprechen. 

Die  Hände  sehen  nun,  was  Augen  sonst  entdecken, 

Die  Augen  strecken  sich  wie  Hände  sich  sonst  strecken , 

Das  Ohr  ist  Zunge,  das  nun  statt  derselben  spricht, 

Die  Zunge  hört  und  schweigt  (wenn  sie  auch  drob  zerbricht). 

Geruch  vertritt  die  Stell'  der  andren  Sinne  all,  385 

Und  umgekehrt  ist  dies  bei  jenen  auch  der  Fall.  Si3) 

In  keinem  Gliede  wohnt  besondre  Eigenschaft, 

Wie  in  dem  Auge  sonst  allein  die  Sehekraft. 

In  jeglichem  Atom  von  mir  sich  Kräfte  zeigen, 

Die  von  den  Gliedern  sonst  den  einzelnen  sind  eigen. 

Es  fleht  zu  Gott,   es  hört  sein  Wort  im  Augenblick. 

Denn  seiner  Allmacht  Hand  zieht  nirgends  sich  zurück. 

0  les't  in  Einem  Wort  das  Wissen  der  Gelehrten, 

Steigt  auf  in  Einem  Nu  zu  Geistern,  den  verklärten.  "5i) 

Hört  die  Gebete  all  in  den  verschied'nen  Sprachen,  390 

Aus  Einem  Witz  S5ä)  kannst  du  die  and'ren  alle  machen. 


41 


Du  schaffe  her,  was  die  Entfernung  hält  zurücke, 

Eh'  dass  dem  Nickenden  vergeh'n  zwei  Augenblicke.  3>c) 

In  Einem  Dufte  riech'  den  Wohlgeruch  der  Winde, 

Und  was  vom  Paradies  sie  bringen  dir  gelinde. 

Ein  Augenblick  wird  dich  durch  den  Gesichtskreis  tragen. 

Mit  Einem  Schritt'  durchstreich'  der  Erde  sieben  Lagen.  357) 

Die  Leiber,  welche  schon  die  Dauer  aufgegeben, 

Sie  sammeln  leicht  und  leicht  sich  zu  dem  geist'gen  Leben.  358) 

Wer  spricht  und  lang  es  macht,  und  sich  zum  Tode  schwingt,  339)     595 

Durch  meine  Hilfe  nur  zu  höh'ren  Stufen  dringt. 

Was  in  den  Lüften  fliegt,  was  auf  dem  Wasser  schwimmt, 

Was  in  dem  Feuer  brennt,  wird  nur  durch  mich  bestimmt;   3ß0) 

Der,  dem  ich  stehe  bei,  dass  Zartheit  er  erblicke. 

Veränderet  sich  ganz  in  Einem  Augenblicke.  361) 

Wer  eine  Weil'  mir  folgt  mit  seinem  ganzen  Wesen, 

Der  hat  wohl  tausendmal  den  Koran  schon  gelesen.  362) 

Wenn  von  den  Todten  ich  Erweckung  will  bewähren, 

So  wird  die  Seele  gleich  zum  Körper  wiederkehren.  363) 

Die  Seele,  die  entsagt,  364)  verdoppelt  ihre  Kraft,  600 

Und  jegliches  Atom  hat  Wundereigenschaft. 

Es  mögen  dir  genug  365)  Prophetenwunder  sein, 

Die  kein  gemess'ner  Ort  und  keine  Zeit  schränkt  ein. 

Auf  diese  Art  ward  einst  des  Noah  Fluth  gebettet, 

Als  er  von  seinem  Volk  sich  in  das  Schiff  gerettet. 

Als  die  erflehte  Fluth  36°)  in  hohen  Wogen  ging, 

Und  als  zuletzt  das  Schiff  am  Berge  Dschudi  307)  hing, 

So  wurde  nicht  zum  Pferd  36S)  der  Wind  für  Salomon,  3fi9) 

Ein  doppeltes  Geschlecht  37°)  gehorchte  seinem  Thron. 

In  Einem  Augenblick  und  ohne  alle  Beschwer,  605 

Von  Saba  brachte  er  den  Thron  von  Balkis  her.  3?1) 


42 


So  löschte  Abraham  die  Gluth  des  Feuers  ;ius.  ■■'■'-) 

Es  wurde  3;3)  durch  sein  Licht  ein  Garten  Edens  d'raus. 

Von  jeder  Bergeshöh'  gerufen  Vögel  kamen, 

Freiwillig  ihren  Platz  als  Opferthiere  nahmen;   3T4) 

Und  Moses  warf  den  Stab  zur  Erde  aus  der  Hand, 

Die  Schaar  der  Zauberer  verzweifelnd  vor  ihm  stand, 

Er  schlug  den  Stamm,  es  quoll  daraus  des  Wassers  Segen. 

Er  spaltete  das  Meer,  es  fiel  heständ'ger  Regen. 

Als  zu  dem  Jakob  kam  von  Jusuf  frohe  Kunde, 

Dass  er  nun  Wiederkehr*  von  seines  Ausflugs  Runde, 

Da  weinte  jener,  eh'  als  dieser  war  gekommen. 

Aus  Sehnsucht  war  das  Aug*  in  Blindheit  ihm  verschwommen. 

Den  Kindern  Israels  gedecket  ward  der  Tisch, 

Vom  Himmel  durch   'Isa  37S)  mit  Braten  und  mit  Fisch; 

Und  wenn  im  Aermel  stack  die  Nadel  zum  Gebrauch.  3;s). 

Den  Vogel,  der  aus  Thon,  helebte  Wunderhauch. 

Es  liegt  im  Inneren  der  äuss'ren   Wunder  Kraft, 

Die  ich  dir  eingeflösst,  gutheissend  Eigenschaft.  "■'■'•) 

In  die  Geheimnisse  war  alle  eingeweiht, 

Des  Gottgesandten  Schrift,  in  sendungsloser  Zeit.  37*) 

Ein  Jeder  forderte  sein  Volk  durch  Reden  auf, 

Dass  zu  der  Wahrheit  Ziel  es  steuere  den  Lauf, 

Die  Wissenden  37°)  von  uns  Propheten  sind  genannt. 

Sie  rufen  auf  das  Volk  zu  dem,  den  Gott  gesandt,  :;8°) 

Doch  der  Erkennende  381)  der  Zeit  ist  Mohammed, 

Der  Mann  von  starkem  Sinn,  3Si)   den  Gott  gesandt,  Prophet. 

Und  jedes  Wunder,  das   gewirkt  ward  von  Propheten. 

Ward  Muster  denen,  die  in  ihre  Stapfen  treten, 

Propheten  sind  entbehrlich  durch  des  Hauses  383)  Sprossen, 

Durch  die  nachfolgenden  Imame  und   Genossen, 


(HO 


(i1S 


(520 


43 


Von  ihnen  einige  betheilt  mit  Wundergaben , 

Die  Andere  als  Gut,  ererbtes  inne  haben. 

So  war  Nossreteddin  3Si)  der  llanifitin  Sohn, 

Von  Ebubekr  ward  dem  Volk  im  Kampfe  Lohn. 

So  rief  'Omer:  Sa  riet,  gen  den  Berg  dich  wend', 

Gar  weit  war  von  dem  Ruf  bis  hin  nach  Ne  ha  wend.  S8ä) 

'Osnian  gab  nun  den  Trunk  den  frischen  auf,  wiewohl 

Der  Kelch  des  Todes  stand  vor  ihm  kredenzet  voll. 

Von   'Alf  ward  die  Kunst,   die  Schwerter  anzulegen,  (VIS 

Die  Wissenschaft  ererbt  als  eigenes  Vermögen. 

Die  Anderen  sind  Stern',  wer  ihnen  f o  1  g  e  t ,  w  i  r  d 

W  i  e  von  dem  Sterne  n  h  e  e  r  d  e  n  w  a  h  r  e  n  P  f  a  d  g  e  f  ü  h  r  t.  3sü) 

Die  Heiligen,  die  Gläubigen,  die,  wenn  auch  fern. 

Der  Bruderschaft  zu  lieb  die  Nähe  glauben  gern.  387) 

Die  Nähe  ist  Gehalt,  3SS)   die  Sehnsucht  ist  Gestalt,  s»») 

Seltsam,   dass  nah'   und  fern  39°)   in  Eins  zusammenfallt. 

Die  Gläub'gen  seh'n  den  Geist  301)  und  leiten  so  die  rennen,  S93) 

Gottlosen  dienet  nur  Beweis,  mich  zu  bekennen, 

Und  Alle  gingen  einst  so  um  den  Geist  393)  herum ,  030 

Und  kamen  durch's  Gesetz  zu  dem  Prophetenthum. 

Wiewohl  dem  Scheine  nach  ich  Sohn  von  Adam  bin, 

So  zeiget  doch  der  Geist,  3n)  dass  ich  der  Vater  bin. 

Dein  Schmuck,  dem  hindernden,  war  meine  Seel'  entzogen, 

In  dem  Verklärungskreis  ward  sie  gerad  erzogen.  395) 

Als  Kind  war  mein  Gebet  die  Sure  der  Propheten,  396) 

Das  Loos  mein  Element,  ich  pflegte  Sieg397)  zu  beten. 

Noch  vor  dem  Wiegenband,  eh'  Aeuss'res  war  vollendet, 

War  ohne  das  Gesetz,  Gesetz  in  mir  vollendet. 

Propheten  bildeten  den  Gang  von  meinem  Schritte,  c>Xi 

Sie  überschritten  nicht  den  Ort  von  meinem  Tritte.  s98) 


44 


Zu  meiner  Rechten  war  des  Vordermannes  Segen, 

Zu  meiner  Linken  Leichtigkeit  im  Fortbewegen.  8") 

Glaub'  nicht,  die  Göttlichkeit*00)  sei  ausser  mir  im  Leben, 

Es  herrscht  als  Herr  nur  der,  der  mir  ist  untergeben. 

Es  wäre  ohne  mich  kein  Dasein  und  kein  Wesen,  *01) 

Und  kein  verbindender  Vertrag  je  da  gewesen 

Wer  hier  lebendig  ist,  der  liebet  dich  im  Leben,  40s) 

Und  jeder  Wille  ist  dem  meinen  untergeben. 

Kein  Sprechender,  der  nicht  mit  meinem  Worte  spricht,  640 

Kein  Schauender,  der  durch  mein  Auge  sähe  nicht, 

Kein  Hörender,  der  nicht  vernähme  durch  mein  Ohr, 

Und  kein  Gewalt'ger,  dem  ich  nicht  stände  vor. 

Es  schaut  und  hört  und  spricht  kein  Wesen  ausser  mir, 

Von  Allen,  welche  einst  erschaffen  wurden  hier. 

Was  durch  Zusammensetzung  hier  den  Sinn  entzückt, 

Wird  durch  die  Formen  nur  der  Sinne  ausgeschmückt, 

Und  jeder  innre  Sinn,  der  sich  zu  äussern  strebt, 

Wird  durch  Gestalt  des  Leibs  geformet  und  belebt. 

Das  was  der  Geist   enthüllt    durch  Scharfsinn403)  und  Verstand,  q^ 

Bleibt  dem  Erklärenden  des  Sinnes  unbekannt. 

Die  Huld  ausdehnende,  in  Hoffnung  ganz  befangen. 

Gewährt  auf  Erden  schon  den  Menschen  ihr  Verlangen.  *04) 

Die  Furcht  einengende,  Entsagungen  ergeben, 

Erhöht  des  Menschen  Aug  zu  einem  höh'ren  Leben. 

Die  nächste  Nähe  liegt  in  beiden  Eigenschaften, 

Auf,  auf,  Begehrende !  *05)  zu  guten  Eigenschaften. 

Wo  endet  Raum  und  Zeit,  *06)  hör  ich  nicht  auf  als  Einer, 

Zu  schauen  in  mir  selbst  vollkommene  Vereiner, 

Und  wo  noch  Raum  und  Zeit,  40T)  hör  ich  nicht  auf  zu  sehen  650 

Schönheiten  meines  Seins,  die  and'rem  Aug'  entgehen. 


4S 


Bist  du  von  mir,  so  stirb,  mit  mir  dich  zu  vereinen, 

Streb  zu  entziehen  dich  Naturen,  den  gemeinen.  40S) 

Nimm*09)  Zeichen  an,  die  Weisheit,  höh'rer  angehören, 

So  die  Einbildungen  der  Sinne  dir  zerstören. 

Wer  glaubt  an  Nesch  und  Mesch,  denselben  lass  dabei, 

Dass  was  er  glaubt  und  sieht,  für  ihn  die  Wahrheit  sei. 

Und  wer  behauptet  Fesch  und  Resch  410)  mit  vollem  Grunde, 

Den  lass  für  immerhin  vollenden  seine  Runde. 

Dass  ich  in  Gleichnissen  von  mir  dir  sprech",  ist  Gnade,  055 

Die  leitet  mehr  als  einmal  dich  die  wahren  Pfade. 

Denk  dem  Serudscher  nach  und  seinen  Makamät, 

Die  mannigfalt'ger  Zung",  nimm  an  den  guten  Rath, 

Erkenn'  den  inn'ren  Sinn,  wenn  noch  so  mannigfalt 

Des  Aeusseren  Figur  und  Formen  und  Gestalt. 

Kein  Wunder,  dass  er  sich  zum  Wort  das  Gleichniss  wähle, 

Denn  ernst  ist  mehr,  so  sagt  schon  der  Koran,  die  Seele.  *") 

Du  sollst  scharfsichtig  schau'n,  du  sollst  erwägen  treu, 

Ob  deine  Handlung  nur  der  Seele  Wirkung  sei, 

Sieh  zu,  wenn  du  für  Schwung  *12)  der  Seele  hohen  bist,  600 

Ob  ohne  Spiegel  du's,  ob  es  im  Spiegel  siehst, 

Ob  in  der  Seele  sich  die  Handlungen  abmalen, 

Ob  du  sie  schauest  nur  durch  Widerprall  der  Strahlen, 

Ob  du  nur  hörst  vielleicht  Paläste- Wiederhall,  ***) 

Wenn  vom  Gebäu'  zurück  zu  dir  abprallt  der  Schall, 

Ob  Jemand  ausser  dir  noch  sprach  in  dem  Revier, 

Ob  du  gehört  das  Wort  des  Sprechenden  zu  dir. 

0  sage  mir,  von  wem  hast  Wissenschaft  getrunken, 

Denn  deine  Sinne  sind  in  Trägheitsschlaf  versunken? 

Da  du  nicht  weisst,  was  sich  vor  dir  begab  im  Leben,  665 

Und  nicht  was  morgen  sich  nach  dir  wird  noch  begeben, 


40 


Und  doch  hast  Kunde  du  von  Zeiten ,  die  verschwommen , 

Und  von  Geheimnissen,  die  künftig  werden  kommen. 

Glauhst  du,  dass  ausser  dir  der  Freund  der  Wächter  sei. 

Der  dir  im  Schlafe  spricht  von  Weisen  mancherlei? 

Die  eig'ne  Seele  ist's ,  die  von  sich  angezogen , 

Von  dieser  Welt  hinauf  in  höhere  geflogen, 

Die  aufgeschwungen  sich  in  das  geheime  Land,  m) 

Den  wunderselt'nen  Sinn  herabbringt  dein   Verstand. 

Sie  ist's,  die  drückt  in  dir  die  Wissenschaften  ah. 

Sie  ist's,  die  Namen  dir  wie  deinem  Vater  gab.  *,ä) 

Die  Wissenschaft  ist  dir  nicht  ausser  dir  gekommen. 

Was  du  davon  benützt,  hast  aus  dir  seihst  genommen. 

Wär's  mit  dir  abgezogen  vor  dem  Schlaf  vertraut, 

Du  hättest  sie  wie  mich  mit  klarem  Aug"  geschaut. 

An  Abgezogenheit  von  dieser  Welt  halt'  fest, 

Von  der  der  anderen  bereite  dir  ein  Fest.  *1G) 

Sei  eingebildet  nicht  auf  das,  was  die  Vernunft 

Dich  hat  gelehrt  und  dann  das  Andre  übertrumpft. 

Weit  hinter  der  Vernunft  ist  zarte  Wissenschaft, 

Die  dich  von  jener  Stuf  empor  zu  höh'rer  rafft. 

Die  Wissenschaft  ward  dir  von  mir  (o  Mensch  bedenke!) 

Und  meine  Seele  ward  darin  dir  zum  Geschenke. 

Du  spiele  nicht  mit  Scherz   und  fasle  nicht  im  Leben, 

Du  sei  den  Possen  nicht,  dem  Ernste  sei  ergehen! 

0  hüte  dich  und  wend'  dich  ab  von  allen  Bildern. 

Von  allen  Fantasei'n,  die  nur  Geträumtes  schildern. 

Von  dem  Phantom,  das  sich  im  Schlafe  dir  nur  Meist, 

Vom  Spiel,  das  leer,  sobald  den  Vorhang  du  zerreisst ! 

Du  wirst  die  Dinge  seh'n  wie  hinter'in   Vorhang  sie 

Erscheinen  werden  dir  (in  ew'ger  Harmonie). 


670 


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680 


47 


Die  Gegensätze  hat  die  Weisheit  all'  vereint, 

Und  jegliche  Gestalt  in  jeder  Form  erseheint. 

Was  ruhte,  wird  bewegt,    und  was  verstummte,  spricht, 

Erleuchtet  wird  der  Mensch  nicht  von  dem  eig'nen  Licht. 

Bald  freust  du  dich  auf  eine  ausgelass'ne  Weise, 

Bald  weinest  du  aus   Traurigkeit  wie  eine  Waise, 

Bald  trauerst  du,  dass  du  heraubet  seist  der  Gnade, 

Und  bald  frohlockest  du,  dass  dir  geworden  Gnade.  *17) 

Du  siehst  den  Vogel  auf  dem  Zweig,  der  modulirt  C8.") 

Die  Töne  so,  dass  dann  daraus  Wehklage  wird; 

Du  Avunderst  dich  des  Tons,  du  wunderst  dich  der  Sprache, 

Wie  sich  in  fremder  Zung'  das  Thier  verständlich  mache. 

Es  kommen  die  Kameel'  aus  Wüsten  her  gezogen, 

Es  gehen  in  dem  Meer  die  Schiff  einher  auf  Wogen. 

Du  schauest  auf  dem  Land'  einmal  ein  Doppelheer, 

Ein  andermal  die  Schlacht  desselben  auf  dem  Meer. 

Ihr  Kleid  gewebter  Stahl,  der  deckt  den  Leib  den  ganzen. 

Und  ihre  Schutzwehr  sind  die  Spitz'  von  Schwert  und  Lanzen. 

Die  Kämpen,  die  zu  Land,  sind  Reiter  ihrer  Zeit,  qi)q 

Und  die  zu  Fusse  sind  die  Herrn  der  Tapferkeit. 

Es  reiten  auf  dem  Schilf  die  Tapferen  zu  Meer, 

Sie  steh'n  als  Steuermann  4IS)  gerade  wie  ein  Speer. 

Die  schlagen  mit  dem  Schwert,  die  stossen  mit  dem  Speer,   *1!)) 

Dem  starken,  heftigen,  geschattet  von  Sem  her, 

Die  einen  sind  versenkt  in  ihrer  Pfeile  Gluth, 

Mit  Flamme,  bläulicher,  die  brennet  in  der  Fluth.  v-°) 

Du  siehst  ein  Heer  entbrannt  von  Eifer  vorwärts  zieh'u. 

Du  siehst  das  andere  besiegt,   erniedrigt  flieh'n, 

Du  siehst  aufrichten  sie  die  Steine  und  Ballisten,  (jg:; 

Um  hohen   Wall  damit  und  Schlösser  zu  verwüsten. 


Was  du  für  Leiter  hältst,  sind  abgezog'ne  Geister, 

Die  Dschinnen,    die  im  Land"  betheil'gen  sich  als  Meister. 

Von  Menschen  haben  sie  die  menschliche  Figur, 

Doch  von  dem  Vater  D  seh  an  die  Anlag'  und  Natur. 

Der  Fischer  wirft  das  Netz  4äl)  zum  Fange  in  den  Fluss , 

Und  zieht  heraus  die  Last  der  Fische  zum  Genuss. 

Der  Vogelsteller  stellt  die  Netze  auf  zum  Fang, 

Auf  dass  mit  selben  i2SJ)  er  die  magren  *23)  Vögel  fang'. 

Die  Bestien  des  Meers  zerbrechen  Schiffe  starke, 

Auf  Beute  lauert  Leu,  dass  er  dadurch  erstarke; 

Der  Vogel  raubt  im  Feld  die  Vögel,  welche  nisten; 

Ein  Thier  das  andre  frisst  in  Wäldern  und  in  Wüsten, 

Und  manches  Andre  noch,  das  ich  hier  unterlassen, 

Ich  habe  nur  erwähnt,  was  mir  hier  schien  zu  passen. 

Ein  Beispiel  nimm  an  dem,  was  ich  dir  hier  gesait,  kr*) 

In  Einem  Augenblick  erfass'  die  lange  Zeit. 

Das  was  du  hier  geseh'n,  ist  Eine  Handlung  nur, 

In  mannigfacher  Form  verdeckt  *25)  von  der  Natur. 

Ziehst  du  den  Vorhang  weg,  so  siehst  du  Andres  nicht, 

Die  Formen  zeigen  sich  dir  all'  in  Einem  Licht. 

Durch  die  Enthüllung  wirst  den  wahren  Weg  geleitet, 

Und  in  der  Finsterniss  die  Handlungen  bereitet. 

So  fliegt  dann  zwischen  mir  und  mir  empor  der  Flor, 

Das  ist  der  Leib,  aus  Finsterniss  bricht  Licht  hervor, 

Es  wird  nur  nach  und  nach  der  Sinn  damit  vertraut. 

Es  wird  die  Neuerung  auf  einmal  nicht  geschaut, 

Es  wird  vereint  allhier  dem  Ernste  Scherz  und  Spiel, 

Damit  du  fassen  mög'st  auch  das  entfernte  Ziel. 

Wir  haben  hier  vereint  zwei  Dinge  durch  Vergleich, 

Des  Gauklers  426)  Zustand  ist  nicht  meinem  Zustand  gleich ; 


700 


703 


710 


49 


Denn  seine  Formen  sind  nur  äusserliche  That, 

Die  zur  Erscheinung  stets  des  Vorhangs  nöthig  hat. 

Dem  Gaukler  gleich  macht'  ich  der  Seele  Zeitvertreib,  *87) 

Die  Sinnen  und  die  Form,  der  Vorhang  ist  der  Leib, 

Und  wann  der  Gaukler  dann  den  Vorhang  zieht  empor, 

Erscheinet  mir  sogleich  die  Seele  ohne  Flor. 

Wann  aufgegangen  dann  die  Sonn'  in  voller  Kraft,  488) 

Und  aufgelöset  ist  das  Band  der  Bruderschaft,  439) 

Wann  todt  der  Sklav',  die  Seel'  vom  Stehen  an  der  Wand,  *30)  715 

Gescheitert  ist  das  Schiff  (gerennet  an  den  Strand), 

Kehr'  ich  durch  eigne  Hilf  zurück  zum  Weltenall, 

Nach  meinen  Handlungen  in  aller  Zeiten  Fall. 

Wenn  Gottes  Eigenschaft  verhüllt'  Ihn  nicht  als  Schleier,  *31) 

Verging  mein  Aeusseres  nicht  Yor  dem  Glanz'  in  Feuer. 

Wenn  Zungen  der  Geschöpf  nicht  auftreten  als  die  Zeugen 

Um  die  Einswerdung  durch  ihr  Wesen  zu  bezeugen, 

Dann  steht  die  Ueberlief'rung  des  Propheten  fest, 

Die  an  der  Richtigkeit  nicht  Zweifel  übrig  lässt,  43a) 

Die  von  Annäherung  und  Liebe  Gottes  spricht,  720 

Durch  gutes  Werk  sowohl,  als  durch  erfüllte  Pflicht. 

Was  hier  Ermahnung  meint,  ist  Allen  offenbar, 

Und  wenn  du  sie  anhörst,  wie's  Licht  des  Mittags  klar. 

Ursachen  suchte  ich  bis  ich  Einswerdung  fand 

Und  Ursach'  mittelte,  ward  des  Beweises  Band. 

Der  Ursach*  folgt'  ich  nach,  bis  ich  mich  d'rinn  verlor, 

Und  die  Einswerdung  selbst  als  Band  mir  schwebte  vor, 

Die  Seele  zog  ich  ab  von  Beiden  bloss  allein, 

Kein  Tag,  wo  es  mir  nicht  genehm  allein  zu  sein. 

In  dem  Versammlungsmeer  taucht'  ich  bis  auf  den  Grund,  725 

Bis  ich  daraus  gefischt  der  einz'gen  Perlen  Fund. 


50 


Ich  hörte  meine  That  nur  mit  des  Geistes  Ohr, 

Die  Worte  schwebten  mir  durch  Aug'  des  Ohres  vor, 

Wann  in  dem  dichten  Hain'  die  Nachtigallen  schlagen, 

Und  wann  von  jedem  Baum  die  Vögel  Antwort  sagen, 

Wann  vom  Psalterion  geschwung'ne  Saiten  schallen, 

Und  von  der  Hand  der  Sängerinn  dann  wiederhallen, 

Wann  sie  Gedichte  singt,  von  denen  jedes  zart, 

Verwandelt  jeden  Baum  in  Edenslotos  Art, 

Wann  ich  der  Kunst  mich  freu',  und  dass  mein  Ich  gereinigt,  730 

Sich  mit  Genossen  nicht,  mit  Freunden  nicht  vereinigt,  433) 

Wann  Aufmerksamkeit  im  Kreis  wie  auf  ein  Buch  *34)  gespannt, 

Und  vor  der  Schenke  Thür  435)  kein  Vorhang  ist  gespannt, 

Wann  436)  Magengürtel,  der  um  meine  Hand  gebunden. 

Durch  Worte  des  Islams  *37)  wird  aufgelöst  gefunden, 

Wann  den  Altar  des  Gebr  438)  der  Hochaltar  *39)  ersetzt, 

Das  Evangelium  nicht  Christenkirch'  verletzt, 

Wann  Moses  Bücher  nicht  in  jeder  Nacht  Babbiner,  *40) 

An  des  Gesetzes  statt  Gott  anzurufen  dienen, 

Wann  Buddha's  Diener  nicht  sich  bücken  vor  den  Steinen,  735 

Und  mit  Anhänglichkeit  an  sie  zu  beten  meinen, 

Wann  selbst  des  Goldes  Sklav'  **')  gereinigt  und  begnügt. 

Dem  Spott  des  Götzendienste  nicht  weiter  unterliegt, 

Verheissung  meine  gilt  nur  dem,  der  sie  versteht,  ***) 

Entschuldigt  ist  das  Volk,  das  selber  widersteht. 

Nicht  alle  Völker  sind's,  die  in  der  Ansicht  schwanken, 

Nicht  jede  Secte  irrt  im  Felde  der  Gedanken. 

Der  Sonnanbeter  liebt  das  Licht  der  Sonn'  am  Morgen, 

Und  er  verehrt  sie,  wann  im  Westen  sie  geborgen. 

Des  Magiers  Feuer  war  (so  ist's  auf  uns  gekommen),  740 

Durch  mehr  als  tausend  Jahr  auf  dem  Altar  entglommen, 


51 


Sie  wollten  doch  nur  mich  und  keinen  andern  noch, 

Und  äusserten  sie's  nicht,  so  war's  die  Absicht  doch. 

Sie  sahen  nur  mein  Licht,  im  Feuer  sahen's  sie, 

Und  wurden  irrgeführt  durch  Strahlenharmonie. 

Ich  würde  sagen  es,  wenn  nicht  des  Aeuss'ren  Schleier 

Gesetzlichen  Gebot's  verbot'  zu  sprechen  freier.  443) 

Vergebens  hat  der  Herr  den  Menschen  nicht  erschaffen, 

Wenn  seine  Handlungen  auch  nicht  das  Beste  trafen;  444) 

Durch  Gottes  Namen  geht  der  Menschen  Thun  und  Lassen,445)  745 

Die  Weisheit  schreibet  vor  das  was  zu  thun  und  lassen. 

Geleitet  werden  sie  hier  durch  Beschlüsse  zwei,  446) 

Durch  Griff,  der  selig  macht  und  der  vermaledei. 

Nur  so  erkennt  der  Mensch  die  Wahrheit  und  den  Wahn,  447) 

Und  jeden  Morgen  lies't  er  dieses  im  Koran.  448) 

Nur  aus  sich  selbst  erkennt  die  Seele,  was  sie  werth, 

Erkennet  aus  dem  Sinn,  was  sie  gehofft,  begehrt. 

Ich  wäre  gottlos,  wenn  ich  selber  Eins  mich  setzte, 

Und  durch  Vielgötterei  den,  der  mich  schuf,  verletzte. 

Zu  tadeln  bin  ich  nicht,  wenn  ich  die  Gaben  spende,  750 

Und  meinen  Jüngern  Gut,  das  reichlichste,  zuwende. 

Mir  wird's  vom  Spender,  44»)  Ihm,  der  mich  damit  begrüsst, 

Durch  einen  Wink  auf  Ihn,  da  Gott  der  nächste  ist.  450) 

Von  seinem  Lichte  wird  die  Leuchte  451)  angefacht, 

Die  meinen  Abend  gleich  dem  hellen  Morgen  macht. 

Es  war  in  Ihm  mein  Sein,  ich  sah  es  anders  nicht, 

Ich  sah  in  Ihm  mich  selbst,  mein  Antheil  ward  das  Licht, 

Ich  war  im  heil'gen  Thal,  ich  zog  die  Schuhe  aus,  '*>*) 

Dem  Bufer  folgte  ich  mit  Ehrenkleid  in's  Haus.  4ss) 

Ich  sah  4ä4)  mein  eignes  Licht,  und  ward  dadurch  geleitet,  733 

Genügend  4")  ist  der  Glanz,  den  du  dir  selbst  bereitet. 


52 


Mein  Sinai  456)  steht  fest,  Gebet  gibt  er  mir  ein, 
Bestimmte  meine  Art,  der  Redner4")  war  mein  Sein. 
Nicht  untergeht  mein  Mond  und  meine  Sonne  nicht, 
Die  Sterne  haben  all'  von  meinem  nur  ihr  Licht, 
Des  Himmels  Sterne  geh'n  nur  ihres  Laufes  Bahn 
Durch  mich,  und  meine  Engel  beten  mich  nur  an.  *58) 
Die  Seel'  erinnert  sich  in  jener  Welt  *so)  der  Fährten, 
Die  Wissenschaft  gesucht  bei  mir  von  den  Gefährten.  460) 
Auf!  auf!  zur  ewigen  Versammelung  der  Geister, 
In  welcher  kleine  Kinder  sind  die  grauen  Meister! 
Es  trinken  nur  den  Rest  von  mir  die  Zeitgenossen, 
Das  Treffliche  vor  mir  ist  von  mir  ausgeflossen. 


760 


Anmerkungen. 


')  Die  Hand  des  Augenwinkels  oder  Aug- 
apfels darf  gar  nicht  Wunder  nehmen, 
da  der  Araber  der  Sonne  Hände  gibt, 
welche  die  Strahlen  der  Sonne  wehen 
oder  spinnen:  beiläufig  sei  gesagt,  dass 
dies  die  einfachste  Erklärung  der  bis- 
her allen  Entzifferern  unverständlich 
gebliebenen  bekannten  Hieroglyphe  der 
mit  Hunden  begabten  Sonne  ist.  Die 
Strahlenhand  der  Sonne  findet  sich  auch 
in  dem  von  Rückcrt  übersetzten  König 
Na  I  a's  Frühlings  -Hof halt, 
Strophe   42. 

-)  Wortspiel  zwischen  SchemäTI,  Eigen- 
schaften, und  Sc  li  emü  I .  eingekühlter 
Wein. 

" )  Wortspiel   zwischen   Haue    (dessen  ta 


>o     *    y 


des  Metrums  wegen  'J '  ••  .  k)  weg- 
gelassen ist),  Weinschenke,  und  Haue, 
es  ist  an  der  Zeit. 

*)  Fitjet,  Ritter,  Helden,  Genossen. 

')  Wortspiel  zwischen  ehalwet,  Einsam- 
keit, und  dschel wet,  Glanz. 

6)  len  terani,  du  wirst  mich  nicht  sehen; 
das  vom  Herrn  auf  dem  Sinai  zu  Moses, 
der  ihn  zu  sehen  wünschte,  gesprochene 
Wort:  Du  wirst  mich  nicht  sehen. 
143.  Vers  der  VII.  Sure. 

')  Wortspiel  zwischen  Fa'ka,  Bedürfniss, 
und  lf'iika,  die  Rückkehr  zur  Nüch- 
ternheit. 

s)  Die  richtige  Lesart  des  Textes  von  V.  1 1 
gibt  oben  Vers  4?!). —  V.  12.  Ohne  die 
Verklärung  durch  Gottes  Anschauung. 

ä)  Wortspiel  zwischen  Nüh,  Noe,  und 
Newh,   Wehklage. 

"')  Bezieht  sich  auf  die  Pein,  welche  Abra- 


ham in  der  Feuerst' 


übe  ausstand 


ihn  Nimrod  auf  Anrathen  seiner  Genos- 
sen, zur  Strafe  der  Zertrümmerung  der 
Götzenbilder,  hatte  werfen  lassen.  (Vgl. 
Sure  XXI,  V.  68  und  69,  und  Raudhat- 
cs-Ssafä  S.  163  ff.) 

')  Des  unaufgeziiiiniten  Kamels ,  wenn  an- 
dere Kamele  aufgezäumt  davon    gehen. 

'-)  Die  Commenlatoren  sind  uneinig,  ob 
jjj,  als  Chaled,  der  Sinn,  das  Ge- 
iniith,  oder  alsChuld,  eine  Art  Maul- 
wurf, welcher  die  Karawanen  von  wei- 
tem hört,  zu  lesen  sei;  in  dcrUeber- 
setzung  ist  die  letzte  Lesart  vorgezogen. 

!)  K  irä  in-ol -Kätihin,  die  geeinten 
Schreiber  (u.  d. Engeln),  welche  die  gu- 
ten und  bösen  Handlungen  der  Menschen 
aufzeichnen.   Sure  LXXXII,  V.  10  u.  11. 

')  Schewk,  die  Sehnsucht  nach  Genuss, 
Ischtiäk,  die  Wollust  im  Genuss. 

')  Wortspiel  zwischen  Finä,  das  Vorhaus 

jljJ'  f/'/J  Comm.  Diiiicl  Kail'sari's,  und 
Fenä,  Verderben. 

')  Ein  Gegensatz  zwischen  Unten  und  Leber. 

)  Sät  wird  hier  vom  Commentare  alsNcfs 
erklärt,  dies  heisst  sowohl  Seele,  als  Be- 
gierde und  Lust;  die  letzte  Bedeutung 
scheint  hier  die  vorzüglichere. 

')  Der  Commentar  des  Käschäni  hebt  das 
doppelte  Wortspiel  zwischen  we  bim  tu 
und  webeintu  hervor,  indem  nicht  nur 
im  Laute  Aehnlichkeit ,  sondern  auch  in 
der  Schreibweise  vollkommene  Gleich- 
heit der  Buchstaben  vorhanden  ist: 
.i*     ■    we   himto,    und   ich  irre: 

~«      .  weh  eint  o.  ich  bilde  mir  ein. 
')  Wortspiel   zwischen    Beinet,    Beweis, 


d  B 


li j et ,  der  Körp 


"")  In  diesem  Distichon  ist  ein  doppeltes 
Wortspiel,    erstens  zwischen  M  ihn  et, 

('•nun,  und  Minlint,  Geschenk,  zwei- 
tens     zwischen      dem      Worte      II  ;i  I  I 

in  ,J  L->  l ,  welches  im  ersten  Hemi- 
stich  bekanntermassen  w  a  s  (mich) 
trifft  (von  Unglücksfällen),  im  zwei- 
ten Auflösung  bedeutet. 
*')  Dieses  Distichon  vereint  das  dreifache 
Verdienst,  wodurch  diese  Kafsidet  so 
grossen  Huf  erworben  hat:  nämlich  er- 
stens die  Antithese  zwischen  der  Ewig- 
keit   und  der  heutigen  Zeit;    zweitens 

das  Wortspiel  (      b*  J&    )  zwischen 

Kinijet,  Besitztluun,  Capital,  und  Fit- 

Jet.   Mamluken  (    i£    ^\   ^\ 

S  ^L'     g^S  •  r)!il'"1  Kaifs.),  und 

drittens  das'Selfsame  des  Wortes,  in- 
dem Kitijet  in  dem  Sinne  von  Mamlu- 
ken  sich   gar   nicht   in    den  Wörterbü- 
chern findet. 
2-)  Wie  lblis  den  Adam.     (Der  Satan  ist 

hier     -.iL''  xar  iS-oir&v  genannt.) 

~:i)  Wortspiel    zwischen    halleiti,     du 

schmücktest,    und    challeiti       *y„ 

d.  h.  du  überliesest  mich  demselben 
(dem  Leiden). 

a*)  Taharrusch,  die  Krokodillenjagd. 

•■')  Ohne  den Commentar  wäre  es  unmöglich 
zu  errathen,  dass  terä  (du  siehst) 
liier  das  erstemal  du  erkennest,  du 
siehst  ein  (   i*>  ) ,  das  zweitemal  du 

triffst  (     al")  heissen  soll. 

ü 
"'<)  el-Wodd. 

";)  el-Welä. 

as)  Bezieht    sich    auf    die    Ueberliefcrung : 

Das  Paradies  ist  von  Widerwärtigkeiten 


umgeben,    das    Höllenfeucr    aber    vo 
Kreuden  und  Gegenständen  der  Lust. 


-O5, 


,^11^ 


ä9)  Wortspiel  zwischen  Weflieb  und  ,M  e- 
ftyeb,  das  erstemal  heisst  es  Ritus, 
Seete,  das  zweitemal  der  Weggang,  und 

zwischen         .L.   milfu,    ich    wich    ab, 

und       ••(..  milleti.  abhängig  von         j ',  (j  . 

(JT,  ^y> 

ich  trennte  mich  von  meinem  Glaubens- 
bekenntnisse. 

3")el  akdo-es-säbik,  der  Vertrag  der 
Seelen,  als  sie  Gott  anrief:  Bin  ich  nicht 
Kuer  Herr?  und  sie  Alle:  B  e  I  a,  bei si, 
Jawohl!  Jawohl!  antworteten. 

5I)  el-akd  o-e.l- 1  ;ih  ik,  der  spätere  Ver- 
trag mit  dem  Propheten. 

;!-)  Bezieht  sich  auf  den  Koranvers:  Wir 
haben  den  Menschen  erschaffen  in  der 
schönsten  Gestalt.   (Sure  XCV.  V.  4.) 

3S)  en-Noha,  Plural  von  Nohjet,  er- 
klärt (\er  Commentar  Ka'scha'ni's  als  sy- 
nonym mit  äkl. 

:!*)  Nossäk,,  Andächtige,  welche  die'Wall- 
fahrtspflicbten  verrieb ten. 

S3)  Kitnet,  sonst  Unruh,  hier  nach  dem 
Conmientare  synonym  mit  Liebe. 

•"0)  Hairet,  das  Erstaunen,  in  welchem  man 
das  Bewusstsein  verliert:  d:is  Erstaunen 
naht  sich  hier  dem  admirari  des 
Horaz:  Weh  mir,  wenn  mich  etwas 
Anderes  in  dieses  Erstaunen  versetzen 
könnte,  als  Du! 

37)  Ek,meli,  der  von  Geburt  aus  Blinde. 

3S)  Wörtlich:  Wie  viele  Nacken,  die  dar- 
nach begierig  sind,  wurden  schon  in 
Stücke  zerhauen  ! 

S!l)  Bezieht  sich  auf  den  18;>.  Vers  der 
II. Sure:  Die  Gerechtigkeit  besteht  nicht 
darin,  dass  ihr  in  die  Häuser  von  rück- 
wärts eingeht. 


Bezieht  sich  auf  den  10.  Vers  derLVIll. 
Sure:  0  ihr,  die  ihr  glaubt,  wenn  Un- 
heimlich koset,  koset  ohne  Feindschaft! 

Von  den  vier  Handschriften,  nach  wel- 
chen diese  Debersctzung  verfertigt  ist, 
hat  der  Commentar  Käschäni's  Ewfa'l^e, 
der  Däüd  Kaifsari's  Ebdäk,c,  die  Hand- 
schrift der  Hof-Bibliothek  lhk;ik,e,  so 
auch  der  Diwan  der  Leydner  Bibliothek. 

*3)  Heiliät. 

**)  Nach  dem  Comm entare  ein  Ermahnungs- 
wört. 

*■')  Hihh,  das  Liebchen,  Wortspiel  mit 
II  u  hh,  Liehe,  wie  im  Deutschen. 

*6)  Nach  dem  Verlaufe  deines  Lehens,  dem 
Laufe  der  Natur  gemäss. 

*')  Doppeltes  Wortspiel  zwischen  Wefäl, 
Tod,  und  Wel'ä,  Treue,  sowie  zwi- 
schen Schani  >  \y .['//,  i  c  h 
seheue  nicht,  und  Schani,  mein 
Ruhm. 

+*)  Edschel  edscheli  ti.  s.  w.,  ja  für- 
wahr, ich  füge  mich  in  meinen  Tod, 
Wortspiel. 

4»)BefIct,  schlichtes  Kleid,  Wortspiel 
mit  Befl,  Hingabe,  Aufopferung. 

50)  Wortspiel  zwischen  täsifi  und  tusifi; 
das   erste   erklärt   der  Commentar  des 

Diiüd  Kaifs.  mit    ",    Js>  j>      U  J^l   (sich 

etwas  ungerechterweise  aneignen),  und 

das  zweite  mit  ~p\£  »^.'  3^i" 
(seinem  Wunsche  nachgehen,  denselben 
befriedigen). 

:>l)  Wortspiel  zwischen  Waid,  Drohung, 
undWäd,  Verheissung. 

5S)  Wortspiel  zwischen  feesidi,  beglücke, 
und   isteäddet,   ist  vorbereitet. 

"''")  Wortspiel  zwischen  katil,  Erschlage- 
ner, und  kabil,  Stamm. 

,+  )  Wortspiel  zwischen  ahallti  und  a hal- 
let; das  erste  heisst:  wenn  Du  die  Ge- 
liebte für  gerecht  hältst,  und  das  zweite  : 
wird   in  dein  Zustande  sich   befinden. 


5o)  Wortspiel  zwischen  eblet,  sie  verdirbt 
(meine  Eingeweide),  und  ebelleti, 
sie  heilt. 

''')  Im  Texte  stehen  für  das  in  der  Ueber- 
setzung  zweimal  vorkommende  Wort 
Schwäche  die  beiden  arabischen  Sy- 
nonyme We h, n  und  H,ewan. 

"  )  Wortspiel  zwischen  deredschsit,  die 
höchsten,  und  derek,;it,  die  untersten 
Stufen. 

■,s)  Mochl  iden  heisst  hier  nicht  ewig, 
sondern  allmälig  herabsinkend.  Der 
Commentar  Käschäni's  führt  zum  Be- 
weise den   17!).  Vers  der  VII.  Sure  an: 

,j*jV  (J1  >&'  Jß  y  tber  el*  nei"tc 

sich  der  Erde  zu:  ohne  Commentar  wäre 
es  nicht  zu  errathen. 
59)  Das  erste  Wort  ist   nicht       .^sondern 

j^  statt      rK"zu  lesen,  wie  die  Com- 

mentare  ausdrücklich  sagen. 
''")  Kina,  Metonymie. 
,il)  Wörtlich:    ein  Traumbild   besessen   von 

Dschinnen. 
"-)  Doppeltes    Worfspiel    zwischen    .-(von 


den    Commcntaren    durch 


ist 


schwer    oder    unmöglich     erklärt) 
und     ;  >a  meine  Ehre,  sowie  zwischen 

~jjj\  u/  "jj  (,  welch  letztes  Wort- 
spiel im  Deutschen  durch  Seh  mach 
und  sc  hm  ecken  wiedergegeben  ist, 
83)  Doppeltes  Wortspiel  zwischen  H  all,  mein 
Zustand,  und  Hä  I  in,  sich  schmückend, 
zwischen  M  o  d  e  I  I  e  h  ,  erschrocken 
*y>»>.  und  Mef'ellel.  Demüthigung. 

«*)  Bakih,  Wächter,  Nebenbuhler.  Im  All- 
gemeinen verstellt  der  Dichter  unter  die- 
sem Wächter  diejenige  geistige  Eigen- 
schaft, welche  den  Liebenden  hindert, 
zum  Genüsse  der  Einheit  mit  dem  gelieb- 
ten Gegenstände  zu  gel  an&en,  d.h. in  ihm 


!>0 


ganz  aufzugehen:  das  Selbstbowiisstsein 
Her  Persönlichkeit  als  Ich. 

,;;' )  II  i dsdia  ,  die  Vernunft. 

;'')  Wortspiel  zwischen  Ibär et,  Ausdruck. 
und  A  I)  r  et ,  Thriine. 

17 )  Die  Commentare  sagen,  dass  unter  dein 
ersten  badh  die  Begierde  und  unter 
dem  zweiten  die  Vernunft  zu  verstehen 
sei.  Die  Commentare  erklären  darauf 
den  Begriff  von  dschewa'nih  durch 
die  niederen  und  fikr  durch  die  hö- 
heren Seelenkräfte,  vor  denen  beiden 
die  Liebe  Geheinmiss  bleiben  soll. 

Iis)  Muhhübet,  der  Geliebten. 

"■')  Chawäthir,  die  aufsteigenden  Gedan- 
ken, welche  nach  den  beiden  Conunen- 
taren  in  vier  Classen  zerfallen:  1)  in  die 
göttlichen,  2)  die  englischen,  3)  teuf- 
lischen und  4)  in  die  begierlichen. 

''")      (    jl  ,    in    einigen    Exemplaren     r    II  , 

so  im  Käschäni. 
7I)  Zwei  Wortspiele  für  eines  in  diesem 
Distichon:  T  a  r  a  k  e  t  und  A  t  h- 
raktu,  wovon  das  erste  die  gab  auf- 
springende Eingebung,  das  zweite  das 
Niederschlagen  der  Augen  bedeutet; 
dann    zwischen    ehathir,    die  Einge- 


bung, und  bilä  häfir  r^  a  ,  ohne 
Hinderniss.  ' 

Abermals  doppeltes  Wortspiel  zwischen 
tharf,  der  Blick,  undjothraf,  abge- 
wendet, so  wie  zwischen  keffi,  meine 
Hand,  und  koffet,  zurückgezogen. 

)  Wortspiel  zwischen   ragbet.    Verlan- 
gen, und  reibet,  Furcht. 

')  Wortspiel    zwischen  fah inet,    Belästi- 
gung, und  rahmet,  Barmherzigkeit. 

')  Wortspiel  zwischen  jafsmut,  schweigt, 
und  J's  om  nie  t,  verstummt. 

')  Im  Commentare  Käscha'ni's  und  in  dem 

Diwan    der   Levdner   Bibliothek       ••ijo' 

^  a  " 

(mein  wacher  Zustand);   im  Common- 


;'!) 


lare  von  Däüd  Kaiisa 


')  Oben 


rechts,  links,  v 


•:■&>:'. 


hinte 


~'* )  Hutisch,  die  grosse  Wallfahrt,  Omr  et, 
die  kleine  zur  Cupcllc  dieses  Namens. 

7,))  Unter  dem  Makäm  wird  hier  die  Stälc 
verstanden,  wo  Abraham  zu  Mek,k,a  stand. 

s")  Wortspiel  zwischen  Ssalät,  das  Ge- 
bet,  und  Ssalla,  die  gewöhnliche  For- 
mel des  Segens  über  den  Propheten: 
Ssall  allab  äla  Mohammed,  d.  i. 
Gott  sei  Mohammed  gnädig! 

sl)  Wortspiel  zwischen  Owäclii  (I.Pers. 
des  Impf,  der  3.  Form  £.  I  .  liier  ent- 
hüllen) und  Awiichi  (Plural  voir 
Achijet),  die  in  die  Wand  eingeschla- 
genen Pfähle,  wo  die  Halftern  der  Ka- 
mele befestiget  werden. 

sa)  Wörtlich:  am  Tage,  vor  dem  kein  an- 
derer ist. 

s")  Der  Vertrag  der  Seelen  mit  Gott,  der 
sie  fragte:  Bin  ich  nicht  Euer  Herr? 
worauf  Alle  Bei  a,  Bela!  d.  i.  Jawohl. 
Jawohl!   antworteten. 

si)  Was  noch  keine  Dauer  hatte. 

s5)  Das  letzte  Wort  lautet  (wie  schon  der 
Commcntar  Käscha'ni's  bemerkt)  in  ver- 
schiedenen Exemplaren  verschieden;  in 

dem  Käscha'ni's  'ij.j-,  in  dem  Com- 
mentare der  Handschrift  der  Hof-Biblio- 
thek und  im  Commentare  Däüd's  von 
Kaifsarije   ebenso,    in   dem   Diwan   der 


Levdner   Bibliothek 


0 


ls: 


Der  Com- 


mentar  Käschäni's  hat  im  Text  bi  mo- 
rideti,  was  bi  niefideti  heissen 
sollte,  denn  erst  hernach  wird  bemerkt, 
dass  einige  Handschriften  bi  morideti 
statt  niefideti  hätten:  die  Celier- 
setzung  hält  sieh  an  diese  Lesart. 
Beide  Commentare  sagen,  dass  sieh 
dies  auf  den  Spruch  bezieht: 


f) 


?/ 


>f 


<J 


welches    aber  dopjielt   verstanden   wer- 


(I. 


entweder:  wer  seine  Seele 


kennt,  kennt  seinen  Herrn  (Deuin),  oder 


wer   seine 


Bc 


kennt,    kennt   seinen 


Herrn  (Dominum). 


8?)  lern  lodi'i.  sie  wussle  nicht. 
ss)  sc  li  oln'i  (1. 

S!l )  Wortspiel  zwischen  oll,  ich  fand. 

>    07   .         ^ 
und  JiM ,  ich  traf;  Gegensatz  zwi- 

sehen   l)jl)   und  \j)^- 


')  Das  Detail 


tK 


#1 


Idschmälcn,    in  ein  Ganzes  zusani- 
mengefasst,  im  Ganzen. 
Don  Liebenden  bei  der  Geliebten  und 
umgekehrt. 

Bezieht  sich  auf  die  Ueberlieferung  des 
Propheten:  Haltet  eure  Schafe  (die  ihr 
als  Opfer  darbringt)  in  Ehren,  denn  sie 
werden  eure  Heittliiere  sein  über  die 
Brücke  Siräl h. 

Bi  wafsfihi  ganaitu,  ich  begnüge 
mich  mit  der  Beschreibung  (der 
Armuth). 

Fei ahe  feläh i  fi  i  ththirähi,  diese 
gleichlautenden  Wörter  heissen  wört- 
lich :  Es  leuchtete  mir  ein  das  gute  Werk 
(od.  das  Glück)  meines  Wegwerfens 
(der  Armntli  und  des  Beichthums). 
Käschäni  und  der  Diwan  der  Leydner 
Bibliothek  übereinstimmend;  im  Coin- 
mentare  des  Käschäni  fehlt  dieses  Di- 
stichon, so  wie  die  vier  folgenden, 

,.ly  statt         Ul?"  . 

lnäbet,  die  Rückkehr  von  Gott  zuGott. 

Bezieht  sieh  auf  den  Spruch  der  Ssoli : 
Der  Weise  ist  der  Sohn  der  Zeit,  doch 
die  Zeit  ist  ein  schneidendes  Schwert. 

_  c 

Wortspiel  zwischen:  dschofi, 
sehneide,  T  e  dsc  h  u  d  und  t  eds  eh  id, 
wenn  du  stirbst,  so  wirst  du  Ruhe  fin- 
den; dschodte  und  dseheddet, 
ist  glücklieh  ,  das  erstere  hergenom- 
men von  dsehiid  -  el  -  fers  (das 
Pferd   läuft  schnell ).  Uebrigens  ist  die 

Lesart^  des  Textes  in  [^  (*>'>) 
zu    verbessern. 


')  Wortspiel  zwischen  aufet  feweffet, 
das  erste  von  Erfüllung  der  Vertrüge, 
das  zweite  von  der  Treue  (wefä)  her- 
genommen. 

*)  Der  Commentar  erklärt,  dass  der  erste 
ein  die  Bäume  ihres  Laubes  berauben- 
der Sturm,  der  zweite  ein  die  Blätter 
der  Bäume  heraustreibender  sanfter 
Frühlingswind  sei. 

3)  Wortspiel  zwischen  moda,  Plur,  von 
modjet,  das  Opfermesser,  womit  man 
Schafe  schlachtet,  und  moddet, wört- 
lich der  Lohn  des  Reichen,  dem  die 
Linke  wie  die  Rechte  zu  Gebote  steht. 
ist  wie  das  Messer,  womit  die  Schafe 
geschlachtet  werden,  so  lange  die  Hände 
nach  Liebesgenuss  sich  ausstrecken. 

*)  Dieser  Vers,  so  wie  der  vorhergehende 
gehört  zu  den  dunkelsten  des  Gedich- 
tes. Durch  Aufrichtigkeit  vergütet  der 
Reichthum  die  Arnuith. 

')  Wortspiel  zwischen  el-Iisän,  die 
Zunge,  und  eisen,  der  Beredte. 

6)  Hier  geht  das  Sie,  der  geliebte  Ge- 
genstand, auf  einmal  in  Er  über:  anhu. 

')  S emt,  sonst  der  Zenith,  heisst  hier 
Zweck,  Absicht. 

8)  i\l  e  n  fannah  u  statt  men  al  im  eh  u. 

")  Gada  als  Hülfszeitwort  statt  des  ge- 
wöhnlichen a  fs  ha  ha. 
< 

°)  Dschemi,  die  Sammlung  des  Geistes, 

im  Gegensatze  der  Zerstreuung     "i. 

')  T  h  a  r  i  k  a ,  der  mystische  Pfad. 

-)  Wortspiel  zwischen  k;e  feiet  mit 
k,el  lcftoh,a  ,  t  ekJ  if ,  k,e  lifto  und 
k,olfeti,  die  letzten  vier  alle  von 
derselben  Wurzel. 

5)  Das  Wortspiel  des  Originals  zwischen 
ubüdijet,  Gehorsam  (eine  der  my- 
stischen Stäten)  und  u  bildet,  Skla- 
ventum, ist  im  Deutsehen  durch  das 
Wortspiel  State  und  bestätigen 
wiedergegeben. 

*)  Ali  11  a  kt  0,  ich  umarme,  heisst  hier,  wie 
die  Commentare  sagen,  so  viel  als  1  ä- 
femto    und   schahidi,   mein  Zeuge 


88 


ist   der  Geist;    efs-fsahw    bad-el- 
mahw,  wörtlich  die  Nüchternheit  nach 

der  Auslöschung. 

1 '•')  Wortspiel  zwischen  ro'fito,  ich  bin 
erhöbt  worden,  und  rifäti,  nieine 
Erhöhung. 

1  '*)  Menäfe  t  e  w  b  i  d  o  b  i  b  b  i  li  i  beisst 
wörtlieb  (bubb,  die  Liebe,  bibb,  das 
Liebchen) :  wem  in  seiner  Liebe  die 
Einswerdung  mit  dein  Liebchen  un- 
möglich ist,  verbrennt  ein  Stück  dersel- 
ben durch  Abgötterei. 

"')  Wortspiel  zwischen  schaue,  schün- 
det, und  schiin,  der  Zustand,  die 
Würde,  und  zwischen  siwa.  ausser, 
mit  s  i  w  a ,  der  A  n  d  e  r  e. 

lls)  Abermals  lauter  Gegensätze,  erst  zwi- 
schen er  üb  und  agdü  statt  des  ge- 
wöhnlichen emseito  und  afsbah  to; 
dann  muellifi,  der  mich  sammelt, 
(eldsehami)  [Gottj  und  in  o  s  e  b  e  1 1  i  t  i, 
der  mich  zerstreut  (nieine  Seele, 
meine  Begier),  und  zwischen  s  e  h  o  h  ü  d 
und  wo  ds  c  b  ü  d. 

"9)  Lobb,  die  Vernunft;  selb,  die  Ab- 
wesenheit derselben,  der  Wahnsinn. 

IS0)  Ichal,  ich  halte  dafür. 

m)  Kä  b-s  id  r  e  t-  il  -mon  t  e  h  ;i ,  d.  i. 
die  nächste  Niihe  des  himmlischen  Lotos. 

'")  Der  Cominentar  sagt  ausdrücklich,  dass 
hier  w  e  r  ä ,  was  sonst  h  inte  r  heisse. 
oben  bedeute. 

183 )  Am  Berge  Arafat. 

'-*)  Namen  von  drei  Paaren  berühmter  Lie- 
benden. Siehe  Bd.  II  der  Gesch.  der 
arab.  Literatur  S.  362,  370. 

125)  Nek,bet. 

12,i)   ••  l  der  Cominentar  Däud's  von  Kaifsa- 


rije  supplirl   .. 


I   d.   h.  an  wel- 


elieni  schönen  Weibe  nur  immer. 
'*')  Afet,  die  Geliebte  Koseir's.  Siebe  Li- 

teraturgesch.  II.  Bd.,  S.  362. 
'-s)  Böse  inet,  die  Geliebte  Dschemil's. 
''-■')  Dieses  Distichon,   dass  sich   im  Diwan 

der  Levdner  Bibliothek    und    im  Com- 


niiintare  Käscliani's  befindet,    fehlt    in 
dem  Däud's  von  Kail'sarije. 

IS0)  Die  Liebenden  und  die  Geliebten. 

I31)  Wortspiel  zwischen  we  h,  u  m  und 
w  e  li  in,  zwischen  we  h/imme  und 
w  e  l\  u  in. 

lss)  Fe  tu,  der  Liebesheld  der  Bitter,  dess- 
halb  heissen  die  im  zweiten  Bande  der 
Literaturgeschichte  angeführten  be- 
rühniten  liebenden  Bitter  Liebcs- 
h  e  I  d  e  n. 

I33)  El-niaijet,  die  Mit  mir.h  e  i  t,  der 
Cominentar  Käscliani's  definirt  das  Wort 
el-maijet,  d.i.  die  Mitinirheit  nach 
Afsinäi  als  Scharfsinn,  der  Cominentar 
Däiid's  von  Kaifsarije  hingegen  hat  vier 
Mitmirheiten:  1.  die  der  Ursache 
und  Wirkung  derselben,  2.  die  Mit- 
ni  i  rh  eit  der  Zeit,  wo  die  von  einander 
entfernten  Zeiten  (Jugend  und  Alter) 
durch  die  Liebe  in  Eins  zusammen- 
fallen, 3.  die  .Mitinirheit  des  Ortes, 
wo  die  Entfernung  wahrer  Liebe  nicht 
schadet,  4.  die  M  i  t  ni  i  r  h  e  i  t  der  Erhö- 
hung und  Erniedrigung,  weil  die  Liebe 
allen  Unterschied  der  Stände  aufhebt. 
t> 

l3*)  i  1 1  supplirt  der  Cominentar  Däud's. 
Ul  • 

l3:')  Wortspiel  zwischen  f s  a  d  d  ,  abwenden, 
und  d  h  i  d  d,  der  Gegner. 

I3,i)  Wortspiel  zwischen  äädet,  Gewohn- 
heit; ä  d  e  d  to,  ich  bereitete  mir,  und 
oddet,  Vorbereitung,  Rüstung:  sowie 
zwischen  östo,  ich  schützte  mich,  und 
ödto,  ich  kehrte  zurück,  was  das 
fünfte  Wort  des  r-i^  Distichons  ist. 

137)Ssamt,  das  Schweigen,  steht  hier 
nach  dem  Coinmentare  für  Fasten. 

,3S)  Ich  machte  die  Nacht  lebendig  (durch 
Gott),   eine  gewöhnliche  Bedensari. 

IS9)  Wird,  Stossgebet.  Lobpreis,  mit  einer 
Seitenbeziehung  auf  Werd,  Bewässe- 
rung, weil  nur  durch  dieselbe  der 
Grund  fruchtbar  wird. 

'*°)  Se  m  t.  Würde.  Ansehen. 

'*')  Wortspiel  zwischen  küwwet.  Stärke, 
und   k  ü  I.   Nahrung. 


ö<> 


*a)  N'nsk,,  das  hior  mehrmals  mit  Andacht 

übersetzt    ist,    lieissf     im     strengsten 

Sinne  nur  ilie  Erfüllung  derWallfahrts- 

pflicliten. 
*:])  Wortspiel  zwischen  oh  i  Ick,,  ieli  werde 

dich  fibci listen,   und  mostahil,   das 

Unmögliche. 
**_)  In  der  des    Dihjet,    des    schönsten 

Menschen. 
*•'•)  Den  Dihjet. 
**)  Das  erste  fik,r,  synonym    mit  Koran. 

das  zweite  Erwähnung. 

»)  .  r 
*7)  Wortspiel   zwischen      «a»'    sein  reiner 

süsser  Quell,  und  "*^*'  in  einem 
wüsten  Thale.  '     '- 

*s)  El  üla  mit  Wegwerfung  desWaw.  der 
Plural  von  Ewwel.  die  Propheten  vor 
Mohammed. 

**)  Ssauncn  li  mewdhii  hurnieti, 
heisst  wörtlich:  um  zu  bewahren  den 
Ort  meiner  Achtung. 

sn)  Der  36.  Vers  der  XVII.  Sure. 

5IJ  Die  Propheten  vor  Mohammed. 

•*'-)  Dem  Propheten. 

5S)  Feta,   der  Held,  der  Hitler,  d.  i.  Ali. 

•"'*)  La  taschu,  Anspielung  auf  den  3ö. 
Vers  der  XLIII.  Sure  :  w  e  m  en  j  a  s  c  h  e, 
wer  sich  abwendet  von  der  Erwähnung 
des  Allbarmherzigen. 

:>:')  achschagaine  isäri  gairi, wört- 
lich :  fürchte  dich  vor  dem  Lichtschleier 
der  Wahl  (des  Wegs)  Anderer  (als  des 
meiner  Werke);  gain,  der  Licht- 
schleier, im  Gegensatze  von  er-rcin, 
der  dichte  Schleier  der  Finsterniss 
(Däüd  Kaifsan). 

Ir>,i)  S sah  i-o  l-fu  äd, von  heiterem  Herzen. 
Wortspiel  mit  h:i  fsahä.  was  abge- 
kürzt für  ja  fs  :i  hibi. 

''')  Wortspiel  zwischen  wela,  ilie  Liehe, 
und  wiläjct,  die  Heiligkeit. 

l:,s)  Anspielung  auf  den  H.  und  ß.  Vers  der 
Cl.  Sure:  Dessen  Wagschalen 
am  Tage  des  Gerichts  nieder- 
seh w  e  r  c  n.  d  e  m  w  i  r  d    e  s  gut,  d  e  in 


a  h  e  r.  (1  e  s  s  e  n  W  a  g  s  c  h  a  I  e  n  1  e  i  c  h  t 
auffliegen,  schlecht  gehen. 

59)  Hof,  Wortspiel  mit  dem  dschof  des 
vorigen  Distichons. 

eo)  Gada  statt  als  ha  ha.  Hülfszeitworf : 
ga  d  a  \\  e  in  in o  l^o  isärc  t  esi  ri  h,i  m- 
meti.  wörtlich:  dessen  Streben  dahin 
geht,  die  Einwirkung  seines  Strehcns 
den  Herzen  einzuprägen. 

"'')  Wortspiel  zwischen  dscherret,  zieht, 
und  me dscherret,  die  Milchstrasse. 

I62)  Hier  sind  drei  Synonyme  für  das  Wort 
Sehaar.  nämlich:  feijet,  dschem' 
gafir,  ein  grosser  Haufe,  und 
schirfimet,  eine  kleine  Schaar; 
das  letzte  Wort  bezieht  sich  auf  den 
149.  Vers  der  VI.  Sure:  Sag',  dies 
ist  hinlänglich  er  H  e  we  i  s. 

113 )  Wortspiel  zwischen  fc  nuit.  stirb,  und 
enimcti.  dein  du  als  Imam  vorge- 
standen. 

'"*)  He  na.  wohlbekommen. 

'")  Mensi.  das  Vergessen,  wird  vom 
Commentar  als  niedere  Station 
erklärt;   csmä,  die  Höhe. 

IB6)  Das  viel  abgenützte  Wortspiel  zwischen 
soreija.die  Pleias,  und  fera,  Staub. 

"')  Der  Sinai,  als  der  Berg  der  Ver- 
klärung, der  höchste  Gipfel  geistiger 
Vervollkommnung  und  der  Anschauung 
Gottes. 

I68)  Hofto. 

I,i9)  K,eli'm  Allah,  der  Redner  Gottes,  der 
Beiname  des  Moses. 

I<0)  Moklct  A  Inno  d  i  j  et,  das  ahmedische 
Auge.  (1.  i.  das  Auge  Molianuncd's. 

17 ')  Meine  Gefährten,  d.  i.  die  Propheten, 
wie  die  Commentare  sagen. 

'•-)  Von  den  Gefährten  (Käschäni). 

I7S)  Dscbcfbcn,  durch  Einsaugung  (ab- 
sorplio.) 

"*)  K,ina.  die  Vornamen,  wie  Ebül-me- 
jbyärim,  Vater  der  guten,  edlen  Eigen- 
schaften. 

I75)  Wortspiel  zwischen  dem  Imperativ 
algi.  wirf  weg.  und  lä  talgu,  sprich 
nicht  Worte  ohne  Sinn. 


(>() 


l7(1)  Bezieht  sich  auf  den  1  i. Vers  der  XL1X. 
Sure  des  Korans,  wodurch  die  Zunamen 

verboten  sind. 

IT7)  Dosshalb  flieht  er  den  Schimpf  der  Bei- 
namen (Ten  ri  bo  f). 

IKS)  GarriYb,  Seltenheiten. 

''")  olula  d.i.es-sribikün,  die  Vorderen, 
die  Heiligen  und  Propheten. 

Is")  Wortspiel  zwischen  dhallet  als  in- 
transitives und  dhallet  als  transitives 
Zeitwort;  in  (\nr  ersten  Bedeutung 
verloren,  wie  d  halle  e  1-1  eben 
fidhdhari,  die  Milch  verlor  sich  in 
der  Brust;  das  zweite  verführt. 

Isl)  AVorlspiel  zwischen  r  e  s  in  ,  Form, 
wesm,  Zeichen,  und  i s in,  Name;  das 
Ende  des  letzten  Verses  heisst  wörtlich : 
kina  au  inati,  sprich  in  Metonymie 
oder  epithetisch,   d.i.  symbolisch. 

Is'-)  Die  Commentare  erläutern  die  drei 
Grade  der  mystischen  Vollkommenheit; 
der  erste,  wo  der  Liebende  sagt :  ich 
hin  du  (der  Geliebte,  d.  i.  Gott),  der 
zweite,  wo  er  sagt:  ich  bin  ich.  d.  i. 
ich  bin  selbst  Gott,  und  der  dritte  ist 
derjenige,  auf  welchem  er  von  diesen 
Anmassungen  zurückkehrt  und  die  in- 
nere Weisheit  durch  die  Beobachtung 
äusserer  Gebote  erwirkt. 

Is3)  Medsclifübi  ileiliä,  absorptus  illä. 

Is*)  Scheiche  oder  Jünger. 

I85)  Es-sabikiin,   die  vorigen  Seheiche. 

ls,i)  Midhati.  mein  Lob. 

IST)  Aus  dem   ersten  Verse  der  Sure  Tab 


(  Sure  XX)  :  Wir  haben  nicht  den  K< 


gesendet,  dass  du  unglii 


cklich 


st. 


')  Bezieht   sich   auf  das  Wort    des  Pro- 


m) 


iM) 


Wortspiel  zwischen  Sachet,  sie  war 
freigebig,  und  schaehchet,  sie  war 

Wortspiel  zwischen  1  <•  I  ;i  f  i.    Wieder- 
herstellung, und   telrif,  Ruin. 
Futiiwwet.  dasHeidenthum,  die  Rit- 
terlichkeit. 

Wie  brennendes  Holz  am  Feuer  gerade 
wird. 

Wortspiel   zwischen  k,ell,   Lässigkeit, 
und  k,oll,  Alles. 

Dieses  Distichon  fehlt  im  Käschrini, fin- 
det sich  aber  in  dem  Diwan  derLeydner 
Bibliothek  und  in  Driüd's  Commentar. 
Rcinak,  der  letzte  Lebenshauch. 
Wortspiel  zwischen  fsibhat,  Gesund- 
heit, und  fsobbet,  Gespräch,  Unter- 
haltung, Genuss. 

Ja  en-nidri,  das  Ja  des  Vocativs. 
El-maüt  dünehu,  was  härter  als 
der  Tod,  der  unter  den  Leiden  steht. 
Wortspiel  zwischen  esen  und  tees- 
set;  teesset,  das  sich  nicht  in  den 
Wörterbüchern  findet,  heisst  nach  dem 
Commentare  die  Nachahmung,  und 
Driüd's  Commentar  gibt  als  Muster  der 
Nachahmung  die  Geduld  Job's,  von 
esse,  sequi  vestigiuni. 
Wortspiel  zwischen  k,  o  I  I  o  h  a  ijin 
und  k,ollo  ha  ijin,  das  erste  heisst 
jeder  S  t  a  m  m  .  das  zweite  j  e  d  e  r 
Le  b  endige. 

Wortspiel     zwischen     m  ri    tcra    und 
1  a  j  c  ra  ,  du  siehst  nicht  und  es  sieht 


nicht  . 


lt    nicht:    fcrnei 


iscli 


f s  a  b  b  ,    leidenschaftliche   Liehe,   im 
fs  a  h  wet ,  Jugend. 


meine  »egeisternn«'  heissen 


Monschidden,  Verse  recitirend;  der 


Kai  f. 


sariji 


Commentar  Driüd's  von 

lehrt   den  Leser,  dass  das  Gedicht,  voi 

dem  liier  die  Hede  ist,  mit  dem  erster 


folffenden  ii  1  Dislie 


icn  beginne. 


ihre  Augenwinkel,  und 


i  d  i  k  a.  Gar- 


pheten  :  0  mein  Gott,  du  bist  das  Heil,  j  '-"*)  AVorlspiel     zwischen    a  h  d  ri  k  o  li  u  in 
und  von  dir  kommt  das  Heil,  und  zu  dir 
kehrt  das  Beil  (es-selrim)  zurück. 
')  Mali    kann    sowohl  mein  Zustand    als 


lieses  Wortspiel    geht    im  Texte 


ten;   i 

Krischrini's    verloren  , 


c  h  fs  a  r  o- 


ihrc   Blicke,     slatt    a  h  d  ri  ko- 


]\  u  m    sieht. 


')  w 


n  (I  i    und    i  in. 


SP 


zwischen 


teilt,    und    cl 


ir  ist  mein  Fest. 

hallet.      sie 
sie   ist   ( in  mei- 


nem .\u""e 


Ol 


!"7)  Das  Heiligthum  Mek,k,a's. 

:,,s)  l):i  r-ol  -  h,id  seil  ret,  das  Haus  der 
Trennung  oderAuswanderung:  M  e  k,k,  a. 

■oa)  Dieses  Distielion  fehlt  im  Commentare 
Käschäni's,  stellt  aber  in  dem  Däüd's, 
im  Diwan  der  Leydner  Bibliothek  und 
in  der  Handschrift  der  Hof-Bibliotliek. 

!,°)  Mesdseh  id-ol-äkfsa,  die  Moschee, 
welche  auf  der  Stelle  des  Tempels 
Salomons   steht. 

!")  Wortspiel  zwischen  athwär,  Plural 
von  thör,  Sinai,  und  ewthär,  die 
nothwendigen  Erfordernisse. 

'■l~)  Neb  wet,  alienatio. 

:l3)  Lei'let-ol-kadr.. 

A'*)  Li  in  statt  li   ma. 

'■')  Wenn  Sie  unter  alle  Menschen  ihre 
Schönheit  austheilte  und  nur  dem 
ägyptischen  Jusuf  nichts  davon  gäbe. 
so  würde  dieser  nicht  schöner  sein. 

"')  Wortspiel  zwischen  t  h  a  r  f  e  t ,  der 
Augenblick,  und  tharf,   der  Blick. 

■'')  Hier  hören  die  ein  und  fünfzig  Distichen 
auf,  deren  Anfang  und  Ende  aber  bloss 
im  Commentare  Däüd's  von  Kaifsarije 
bemerkt  ist.  Ohne  diese  Bemerkung 
wäre  schwer  zu  errathen,  dass  diese 
ein  und  fünfzig  Distichen  ein  besonde- 
res Gedicht  vorstellen,  indem  sie  sieh 
weder  in  Form  noch  Inhalt  von  den 
vorhergehenden  rein  mystischen  Versen 
unterscheiden.  Der  Zusammenhang, 
oder  vielmehr  der  Absatz  von  den  vor- 
hergehenden Versen  liegt,  wie  der 
Commentar  bemerkt,  in  der  Partikel  f  e, 
womit  das  nächste  Distielion  beginnt. 

Is)  Es-senä,  soviel  als  inhä,  Beugung. 

I!l)  Dieses  Distichon  fehlt  bei  Käschäni, 
findet  sich  aber  im  Commentare 
Däüd's  von  Kaifsarije  und  im  Diwan 
der  Leydner  Bibliothek. 

*°)  Wortspiel  zwischen  jebi'ih,  er  offen- 
bart, und  jobih  demeh,u,  gibt  sein 
Blut  preis. 

'-')  Derselbe  Gedanke  wie  im  arabischen 
Sprichwort:  Im  Weine  liegt  Sinn, 
der  nicht  in  der  T  r a  u  l>  e. 


'i~i)  Alle  Beide,  der  Tadler,  el-La'bi,  und 
der Versch würzer,  el -Wasch i,  so  er- 
klären die  Commentare  dieses  elle- 
fün  i. 

z-s)  Der  Geliebte,  der  Liebende,  der  Tadler 
und  der  Zwischenträger. 

2äi)  In  diesem  Distichon  ist  die  Bedeligur, 
durch  welche  sich  die  einzelnen  Glie- 
der der  beiden  Hemistiche  mit  den  an- 
deren gegenüberstehenden  decken,  auf 
das  Vollkommenste  ausgeführt.  F  e  f  ä 
m  o  f  l\ i  r  o  n  1  i  r-  r  üh  i  h ä  d i n  1  i  o  f  k  i- 
llii  *  scholxüden  gada  fi  fsiga- 
t  i  u  in  a  n  e  w  i  j  e  t  i ;  w  e  f  ;i  m  o  f  \\  i- 
i'on  1  i  n - n  e  f  s  i  ha d i n  lir o  f  k  i  h,  :i  * 
wodschüden  adä  fi  fsigatin 
fsowerijeti;  fefä  bezieht  sich, 
wie  die  Commentare  lehren,  auf  den 
Wasch  i.  den  Verschwärzer,  we  fä  auf 
den  Liihi,  den  Tadler;  dem  leitenden 
Geiste,  rühi  h,ädin,  stehen  die  trei- 
bende Gier,  n  e  f  s  i  h  ä  d  i  n,  dem 
schol\iid,  w  o  d  s  c  b  ü  d  und  dem 
m  ä  n  e  w  i  j  e  t  i,  f so  w  e  rij  e  t  i  entgegen. 

S3:>)  Abermals  der  Gegensatz  zwischen 
chafset  undammet;  emdäd  ist  liier 
der  Plural  von  med  d,  die  Ebbe  des 
Meeres. 

'-'*"_)  Feidh,  der  Ausguss  des  göttlichen 
Geistes. 

"')  Mi  sä  lein,  die  beiden  Ideale  des 
Geistes  und  der  sinnlichen  Gier. 

S2S)  Gegensatz  zwischen  fsüret,  Form, 
und  süret,  die  Sure,  zwischen  Jähe 
und  nähe,  wovon  das  erste  sich  auf 
die  Offenbarung  der  Schönheit,  das 
zweite  auf  die  Traurigkeit   bezieht. 

a2!))  bi  sc  mi  fithneti,  durch  das  Ohr 
des  Scharfsinns. 

2!0)  Dieses  Distielion  fehlt  bei  Käschäni. 

2S1)  Die  Wände  stehen  des  Reimes  willen 
statt  mefäfsili,  meine  Gelenke. 

232)  Mein  Geist  ist  Sängerin. 

233 j  Nefs  steht  hier,  wie  die  Commentare 
lehren,  für  kalb,  das  Herz,  welches 
Träger  der  vernünftigen  Begier  ist. 

'-•"•*_)  Den  Gesammelten. 


62 


BS5)  Käschäni    erlsiutert    dieses    Distichon 
durch   das   folgende    gäng  und   gäbe: 
Ich  wünsche  deuGenuss,  die  Trennnug  wünsche!  Sit-. 

U-h  lasse  was  ich  will  ,  und  will  nur  das  was   Sie. 

23°)  Gäbe  Offenbarung. 

23T)  Der  Comnicntar  preist  die  Morgen- 
stunden, und  führt  dann  die  drei  ersten 
Verse  der  LXXIII.  Sure  an:  1.  0 
Eingewiekelter,  siehe  in  der  Nacht 
ein  wenig  auf;  2.  Wann  Mitternacht, 
oder  bald  darauf;  3.  Und  wenn  auch 
mehr,  lass  Lesung  tönender  des  Korans 
Lauf. 

23s)  Wortspiej  zwischen  werak,  das  Blatt, 
und  wurk,  die  Tauben. 

"9)  Dem  Augapfel. 

a*°)  Die  inneren  Glieder  erklärt  der  Com- 
mentar  Käschäni's  alsfak/ire,  frik/ire, 
fähime,  wäh,ime,  d.  i.  Denkkraft, 
Spreehkraft,  Verstandes-  und  Einbil- 
dungskraft. 

241)  .1  a  h  n  u  ,    sehnt    sich,     synonym    mit 

c.  -'J..    oder     l.-t 

"*3 )  Wortspiel  zwischen  welid,  Kind, 
und  b  el  i  d,  blöde. 

2*3)  Das  arabische  Wortspiel  von  k  i  m  ä  t  h 
(Windeln),  neschiith  und  ifräth 
ist  im  Deutschen  mit  befreit, 
freuet,  frei,  durch  Lust  und 
Last  überflüssig  wiedergegeben. 

-**)  Das  Kind  vergisst  die  Beschwerden 
des  Einbindens  und  erinnert  sich  des 
Vertrags  der  Seelen,  wie  Gott  die  See- 
len, ehe  sie  noch  in  die  Körper  fuhren, 
mit  den  Worten  anredete:  Elesto  bi 
rebb  ik  um  ?  bin  ich  nicht  Euer  Herr? 
und  Alle:  Bei  a,  bei  a,  Jawohl,  Jawohl, 
antworteten. 

2*r')  Wortspiel  zwischen  hal,  der  Zustand, 
und  hal,  die  Begeisterung. 

2*6)  Intifä  en-naki'fsa,  die  Abweh- 
rung  der  Unanständigkeit. 

2*')  AI  or ebb  i,  der  Erzieher. 

8*8)  Tahbi'r  tälin,  der  gute  Vortrag 
«ines  laut  Declamirenden. 

2*9)  Nefö,  der  Todeskampf. 


l:'°)  Bäh,  das  Thor,  hier,  wie  dieConinien- 
tare  lehren,  statt  makäin,  Standort; 
Wortspiel  zwischen  ittifsäl  und 
wifsäl,  Verein  und  Genuss. 

i;'1)  Mir  et,  Spiegel. 

!r'2)  Uebergangsformel  zu  den  folgenden 
Lehren. 

ä53j  fjiese  drei  Distichen  gehören,  ungeach- 
tet der  Erläuterungen  derCommentare, 
unter  die  dunkelsten  des  ganzen  Ge- 
dichtes; die  Allitteration  der  vier  Wör- 
ter:   laffi,     häfi       \> ,    lahfi  und 

Ü- 

wäfi        ke)    ist  im  Deutschen  durch 

vier  gleiche  Beime  wiedergegeben : 
den  Gegensatz  der  Wörter,  Hand- 
lungen, Zustände  und  Thaten 
heben  die  Commentare  hervor  und  ge- 
ben dann  die  vierfache  Eintheilung  des 
Ichläfs  (des  aufrichtigen  Gottesdien- 
stes) in  (clfäf)  Worten,  (efal)  Handlun- 
gen, (amäl)  Thaten,  (ahwäl)  Zuständen. 
25i)  Im  Hause  Gottes,  der  Käba. 

255)  Die  Eigenschaften  Gottes,  welche  der 
Commentar  Däüd's  aufzählt,  sind  das 
Sehen,  Hören,  Wissen,  Wol- 
len, Leben. 

256)  Wortspiel  zwischen  je  mini,  meine 
Bechte,  und  rokn  jemäni,  der  Pfei- 
ler der  K  a  b  a. 

25?)  Der  siebenmalige  Umgang  um  die 
Kaba ,  und  der  Lauf  zwischen  den 
beiden  Bergen  Ssafä  und  Merwet. 

258)  Diese  beiden  Distichen  beziehen  sich 
auf  zwei  Verse  des  Korans ,  welche 
von  der  Sicherheit  des  Heiligthuins  in 
Mek,k,a  sprechen :  i)  auf  den  91.  Vers 
der  III.  Sure:  Wer  hineingeht,  ist 
sicher;  und  2)  auf  den  67.  Vers  der 
XXIX.  Sure,  wo  es  heisst:  Und  wir 
haben  das  Heiligt  hu  in  M  e  Is- 
is, a's  zur  sichern  Zufluchts- 
stäte  gemacht,  die  Mensehen 
ausserhalb  desselben  werden 
aus  ge  raub  t. 

2"'9)  Wodschüdi. 


(>:$ 


UJ  Sc 


iddi.  —  Schefa,  ein  Paar. 


2(il)  Witr. 

2(i2)  Bei  dein  Erwachen  aus  dem  Schlafe 
meiner  Sorglosigkeit,  g  a  f  w  e  t,  dasselbe 
mit  ga  fle  t;  f  i  1 1  e ,  Hülf'szeitwort. 

2(i3)Lähüt,  liier  soviel  als  Ruh  an  ij  et, 
die  Geisterwelt. 

2ü*)Nrisüt,  Meiischenwelt  ;  Gegensatz 
zwischen  lahüt  und  näsiit,  zwischen 
h  o  k,  m  und  h  i  k,  m  e  t ,  zwischen 
mafhjiri  und  mofh/ire  (wonach  die 
Lesart  des  Textes  zu  verbessern). 

Z65)  Der  Vertrag  der  Seelen. 

266)  Ist  der  129.  Vers  der  IX.  Sure. 

267)  Tc  we  1 1  e  t ,  wird  hier  in  doppelter 
Bedeutung  gebraucht,  im  ersten  Sinne: 
sie  verwaltet,  im  zweiten:  sie 
wendet  sich  ab;  so  auch  nefs, 
einmal  als  Begier,  das  zweitemal  als 
Seele. 

2fi8j  Hjer  Werden  die  zwei  Wörter  ä  h  d 
und  h  äs  abermals  in  doppeltem  Sinne 
gehraucht,  das  erste  ähd  heisst  Zeit, 
das  zweite  ähd  der  Vertrag  der 
Seelen;  bas  heisst  sowobl  der  Ruf 
zum  Weltgericht,  als  die  Sendung  des 
Propheten. 

äfiüj  Der  Kauf,  dessen  hier  Erwähnung  ge- 
schieht, bezieht  sich  auf  den  ii'i.  Vers 
der  IX.  Sure:  Gott  bat  von  den  Recht- 
gläubigen ihre  Seelen  um  das  Paradies 
gekauft  u.  s.  w. 

27°)  Erdh-oI-Ch  ali'f  et,  die  Erde 
des  Stellvertreters  Gottes  (Adams)  ist 
das  irdische  Paradies,  das  hier  dem 
ewigen,  dem  Himmel,  entgegengesetzt 
wird. 

27 ')  Wortspiel  zwischen  kothr,  der  Strich 
Landes,  und  k  a  t  h  r  e  t ,  der  Thau ,  ist 
im  Deutschen  durch  Landstrich 
und    Regens  trieb     wiedergegeben. 

2,2 )  Dieser  dem  Reime  zu  lieb  nicht  getreu 
übersetzte  Vers  heisst:  Seinem  leiten- 
den Angesichte  huldigt  jedes  Ange- 
sicht. 

~ls)  Esir,  das  griechische   aijr^o. 


S7*)  Bezieht  sich  auf  den  31.  Vers  der  XXI. 
Sure:  Sehen  die  Ungläubigen 
nicht,  dass  wir  die  (sieben) 
Himmel  in  Einem  erschaffen 
und  hernach  erst  dieselben 
getrennt  haben? 

'■'3)  Gegensatz  zwischen  Versammlung 
und  T rennun  g,  und  Wortspiel  zwi- 
schen ain,  Wesenheit,  und  ein,  wo. 

!76)  V.  473  und  474.  Gegensatz  zwischen 
darein  und  k,ewnein,  Beides  be- 
deutet beide  Welten;  dann  zwi- 
schen nidd,  der  Gleiche,  und  dhidd  , 
der  Gegner;  auf  den  3.  Vers  derLXVII. 
Sure:  Du  wirst  in  der  Schöpfung  kei- 
nen Unterschied  sehen,  bezieht  sich  die 
zweite  Hälfte  des  Verses  474. 

'■•')  Ma  aleije  lebistcliu,  womit  ich 
mich  selbst  bekleidet  habe. 

'■*)  Bezieht  sich  auf  die  Stelle  des  Korans, 
wo  von  der  Anbetung  Adams  durch  die 
Kugel  die  Rede  ist.  (Vergl.  Sure  XV, 
V.  29.) 

:;!l)  Vgl.  oben  im  Text  V.  11  (derselbe  Vers). 

-80)  Das  schon  oben  vorgekommene  Wort- 
spiel zwischen  ein  und  ain,  Wesen- 
heit, dann  zwischen  dem  letzten  und 
gain.  der  Schleier  der  Wolken. 

;sl)  Mahw,  die  letzte  Ernüchterung,  auf 
die  kein  Rausch  folgt;  I'sahw,  die 
erste,  indem  man  sieh  wieder  be- 
rauscht: chatini,  das  Siegel,  das  an 
den  Finger  gesteckt  wird,  nachdem  man 
sich  vorher  einen  Faden  als  Denkzei- 
chen um  den  Finger  gewunden  hat  (ir- 
tisäm):  Lege  mich  wie  ein  Siegel  an 
deinen  Arm  (  Ho  h  es  Lied),  daher  der 
schöne  Vers: 

„Du  hast  bisher  als  Faden  mich  um  den  Finger 
gewunden, 

.,Du  hast  mich  nun  als  .Siegel  an  deinen  Arm 
gebunden.'* 

:sa)  In  diesem  Verse  ist  das  Wortspiel  eines 
der  unübersetzbarsten  des  ganzen  Ge- 
dichtes zwischen  gain-ol-gaini, 
d.  i.  dem  Gain,  welches  der  Anfangs- 
buchstabe des  Wortes  gain,  Schleier- 


04 


llor,  und  zwischen  ain-ol - ä  i  n  i,  das  ist 
das  Auge  des  Wesens,  wie  es  auc!»  das 
Ain  (der  Anfangsbuchstabe)  des  Wor- 
tes ain  heissen  kann. 

-s:!)  Gegensatz  und  Wortspiel  zwischen 
l'saliw  und  maliw  (lies  Vernich- 
tung statt  Verrichtu  rig). 

'-**)  Erstens  der  Gegensatz  zwischen  dem 
Trunkenen,  d.  i.  dem  ganz  Vernichte- 
ten und  dem  Ernüchterten,  dann  zwi- 
schen resm  und  wesm  (Zeichen  und 
Merkmal),  endlich  zwischen  hodhür, 
Itulie,  und  haf'iret,  paradiesischer 
Zustand. 

3SS)  Wortspiel  und  Gegensatz  zwischen 
jofdhi  und  jakdhi,  zwischen  baki- 
jet,  Rest,  und  bi  feijet,  was  sowohl 
zur  Rückkehr  als  zum  Schatten  heissen 
kann. 

asG^  Dschenän  heisst  hier  das  Herz,  wie 
die  Commentare  versichern.  (So  D;iüd 
Kaifsari.) 

3s')Ethräf,  die  physische  Ausdehnung 
der  Dinge  nach  den  Seiten  oho  n, 
unten,  vorne,  hinten,  rechts, 
links;  Gegensatz  und  Wortspiel  zwi- 
schen istewä,  siwä,  das  Aeussere, 
und  sewijet,  Gleichheit. 

88S)  Gegensatz  und  Wortspiel  zwischen 
thawr,  Art,  Weise,  und  Thor,  Sinai: 
zwischen  f e  i d  h  a  und  k  a  b  d  h  a ,  das 
letzte  in  Bezug  auf  den  07.  Vers  der 
XXXIX.  Sure. 

-S!l)  Bezieht  sich  auf  das  Wort  Mohammed's : 
Setzt  mich  nicht  über  den  Jonas,  den 
Sohn  des  Matthäus;  wörtlich:  desshalb 
verbot  der  Beste  der  Geschöpfe,  d.  i. 
Mo  ha  in  med.  Sun-Nün,  der  Mann 
im  Wallfisch  (Nun),  ist  Jonas. 

a9°)  E I  e  s  t  o '  1  em s a  geht  auf  den  Tag,  wo 
Gott  die  Seelen  mit  E  I  esto  bi  re  bb  i- 
k um?  Bin  ich  nicht  Euer  Herr?  anre- 
dete, und  sie  Alle  Bcla,  bela,  Jawohl. 
Jawohl,  antworteten;  der  Commentar 
Däiid's  von  Kaifsarije  beruft  sich  wegen 
der  Erklärung  dieses  Distichons  auf  die 
Abhandlung    Nih  ajet-ol-bejiin    fi 


dir dj et  il'-feiiiän  (fehlt  in  der  Liste 
derRisail  bei  Hädsehi  Chalfa). 

3<JI)  Sirro  bela,  das  Geheiinniss  des 
.1  a  w  o  h  I. 

393)  Märjet. 

393)  Doppeltes  Wortspiel  zwischen  tog- 
s  c  h  a  und  joc  htescha,  zwischen 
nimet,    Huld,    und  nikmet.    Rache. 

39i)  Die  Commentare  kramen  hier  die 
bekannte  Terminologie  der  mystischen 
Hierarchie  der  Pole  (Pfähle,  Budch), 
Ewliä)  aus. 

29a)  Der  Pfähle  sind  vier  nach  den  vier 
Weltgegenden;  der  Dichter,  Mystiker. 
war  einer  derselben,  er  liess  die  drei 
anderen  hinter  sich  zurück  und  schwang 
sich  zum  Pole  auf. 

396)  Fe  i  n  teh,  if  cha  ire  forfsati,  er- 
greife die  gute  Gelegenheit. 

39')  Anspielung  auf  die  Stelle  der  Uebcr- 
lieferung,  wo  Gott  alle  Seelen  wie  einen 
Anieisenschwarm  aus  dem  Rücken  des 
Adams  rief,  worauf  der  Urvertrag 
folgte.  (Vergl.  Sure  VII,  V.  171.) 

39S)  Rüo,  das  Herz. 

3")  Des   heiligen   Geistes,    d.  i.    Gabriels. 

30°)  Derselbe  Gedanke  wie:  Herr,  ich 
bin  nicht  würdig,  d a s s  Du  ein- 
gehst unter  mein  Dach. 

3()l)  Siwä,  heisst  hier,  was  ausser  ihr  (der 
Seele).  A  k  f  s  i  d  und  s  e  wä  e  m  a  fa  n- 
n  e  t  i  geht  auf  Sure  II,  V.  102.  S  e  w  ä  e 
sebil,  was  bei  Maraccius  aequilas 
s  e  m  i  t  a  c  heisst.  Vergl.  B  e  i  d  h  ä  w  i. 
Koran-Commentar.  herausg.  v.  Dr.  II. 
L.  Fleischer,  Bd.  I.  S.  ya 

sozy  dcv  Commentar  erläutert,  dass  die 
Seele  sich  selbst  nie  vergisst  (Comni. 
Käschäni). 

303 )  Lein  öfik.  ohne  dass  ich  wieder  zu 
mir  komme. 

30*)  Bi  finneti.  wie  es  die Leydner  Hand- 
schrift, die  der  Hof-Bibliothek  und  der 
Commentar  Käschäni's  hat,  die  vor- 
züglichere Lesart,  während  der  Com- 
mentar Däüd's  bi  dhinneti  mit  einem 
Dhäd    vorzieht. 


65 


;""')  'An  schogli  änni  schogil  to  heisst 
wörtlicli:  von  meinen)  Geschäfte  (so 
dass  ich  kein  Bcwusstsein  diivon  behielt) 
bin  ich  von  mir  beschäftigt  (abgezogen) 
worden. 

308)  Reda,  sonst  Verderben,  wird  liier  von 
den  Connnentaren  als  Tod  erklärt. 

307)  Sebi,  die  Sklaverei. 

808)  Statt  zu  fragen,  wie  sie  sich  befinde. 

309)  Dhammeti'. 

3,°)  Mostedschifen  biliä,   dazu  befugt. 

3 ")  Ah dsch eine  ,  im  Sinne  von  nek,esc. 

S1S)  Fe  esferto,  ich  war  fröhlichen  Ge- 
sichts, nach  dem  38.  Verse  der  LXXX. 
Sure:  wodschüh  mosfire,  fröh- 
liche Gesichter;  Wortspiel  zwischen 
jakin,  Gewissheit,  und  jakini,  mich 
bewahrt  vor  der  Reise,  das  ist,  wie 
der  Commentar  erklärt,  vor  dem 
Zweifel. 

:;l3)  Dschelis,  sonst  der  Genosse,  Ge- 
sellschafter, heisst  hier  der  Leib;  es 
wird  folgende  göttliche  Ueherliefeiung 
vom  Commentare  Däüd's  zum  Beweise 
dieser  Bedeutung  citirt :  ena  dsche- 
lis o  in  e  n  f  ek e  r  n i  w  e  e  n  i  s  o  in  e  u 
seb  ekerni. 

Sl4)  V.  537  u.  Ü38.  M  aal  im  wird  von  den 
Commcntatoren  als  der  Ort  <\vv  vor- 
züglichsten (alrim)  Eigenschaften  Gottes 
erklärt,  nämlich  Auge  und  Ohr,  der 
Ort  des  Sehens  und  Hörens.  Das  ehof 
des  vorigen  Distichons  bezieht  sich 
herunter. 

815)  Gairi  ganijet  heisst  hier,  nach  dem 
Commentare  D;'uid*s,  notbwendig. 

:;lfi)  Iklinä,  soviel  als  ik,tis;ih,  idseh- 
tina,  die  Fruchtlese. 

•'"')  Taha  k,k,om,  Vernunftgebot. 

8 ls)  B i  eidin,  sonst  durch  die  Hiiiide,  heisst 
hier,  wie  die  Commentare  lehren, 
durch  die  Mittel. 

8'9)  Mewthin,  das  Vaterland  der  Sinne, 
ist  laut  des  Commcntars  das  Auge,  die 
Nase,  und  der  Mund  ;  nachdem  er  im 
letzten  Distichon  den  Satz  aufgestellt, 
dass  die  Spuren  der  Namen  und  Eigen- 


schaften Gottes  früher  als  in  den  Sinnen 
vorhanden,  fährt  er  fort. 

3S0)  Lebs,  die  Verhüllung,  bedeutet  hier 
den  Körper. 

3al)  Mana,  der  Sinn,  die  Bedeutung,  hass, 
die  Sinne. 

332  )  Tafsrifotyä,  die  Abänderung  der  Na- 
men, declinatio. 

3~3)  Häfif-ol  -  ähd,  der  Bewahrer  des 
Vertrages  (mit  Gott)  ,  der  Commentar 
lehrt,  dass  hierunter  entweder  der 
Chalife  (der  Stellvertreter  Gottes  auf 
Erden)  oder  der  mystische  Pol,  oder 
einer  der  sieben  Ewtiid  od.  Budchi, 
welche  den  sieben  Erdgürteln  vorstehen, 
verstanden  werden  könne;  im  Commen- 
tare Däüd's  und  in  der  Leydner  Hand- 
schrift bil  welä  statt  billähi. 

33*)  Die  Namen  und  Eigenschaften  werden 
nun  verglichen  mit  frohen  Sängerinnen, 
Rennpferden,  süssen  Wohlgerüehen 
und  hoffnungsvollen  Morgenwolken. 

8aä)  Gott,  müsik-ol-ahd,  der  Bewahrer 
des  Vertrages,  gegenüber  dem  häfif 
ol-ahd,  dem  Stellvertreter  Gottes  auf 
Erden. 

32,i)  Die  Namen  (Lottes. 

33?)  Ifet,  bezieht  sich  auf  den  1.  Vers 
der  XXXVIII.  Sure:  Die  Ungläu- 
big e n  s i n d  in  Ehren  u n d  Z  w  i e- 
tracht;  Wortspiel  zwischen  ibä,  Ab- 
neigung, und   ebijet,  abgeneigt. 

32S)  Die  vier  Glieder  dieses  Satzes  stehen 
den  vier  des  vorletzten  Distichons  ent- 
gegen, und  beziehen  sieh  wie  jene  auf 
die  Namen  Gottes,  von  denen  sie  die 
Epithetc  sind  ,  wie  jene  die  Bilder. 

3äi)j  Wortspiel  zwischen  sedschijet,  Na- 
turell ,  und  s  a  e  h  i  j  e  t ,  freigebig, 
liberal. 

33°)  Hier  kehrt  die  Vier  zum  drittenmal e 
in  Bezug  auf  die  Namen  wieder, 
welche  paarweise  im  Oebcte  hergesagt 
werden,  wie  ja  käbidh  we  ja  bä- 
sith,  0  Allzusammenziehender !  und  o 
Allausdehnender!  ja  e'häfidh  we  ja 
räfi,    ii  Allerniedernder!    und   o  All- 


6« 


erhöhender!  ja  moifwe  ja  mol'ill, 

o    Allbeehrender!     und     o    Allherab- 

setzender! 
33 ')  Magdni  mohddschdt,  wörtlich  :  die 

Stationen  der  Räthsel. 
333)  Mehdni  kadhijet,   die  Grundfesten 

des  Glaubens. 
333)  Ssadik-ol-afm   bat h inen,  der  im 

Innern  von  einem  aufrichtigen  Vorsatze 

beseelt  ist,  der  Scheich  oder  Meister. 
33*)  Taallok   heisst  hier  nach   den  Com- 

mentaren  so  viel  als  irtibath. 

335)  Lebs,  sonst  Hülle,  hier  Leih. 

336)  Hier  kehrt  zum  viertenmale  die  Aufzäh- 
lung der  Tugendzahl  Vier  mit  dem  in 
der  Uebersetzung  nur  zur  Hüllte  gege- 
benen Anklänge  von  akäik,  dakiiik, 
hakdik,  rakaik  wieder;  der  Com- 
nientar  Kdschdni's  erklärt,  dass  unter 
r akäik,  dakäik  die  basthdt,  d.i. 
die  einfachen  Zartheiten,  die  drei  Arten 
der  Handlungen  des  Mosliins,  die  not- 
wendigen (wddschibe),  die  verdienst- 
vollen (incndübe)  und  die  gleichgültigen 
(mohdhe)  verstanden  werden  müssen. 

337)  Durch  die  Namen  der  Eigenschaften 
Gottes. 

3S8)  Zum  fünftenmal e  kehren  hier  wieder 
die  vier  in  den  im  Deutschen  nur  zur 
Hälfte  wiedergegebenen  Gleichklänge 
von  f s  a  w  a  in  i ,  I  e  w  d  m  i ,  d  s  c  h  e  w  a  m  i 
und  kawdmi. 

339)  Die  Vier  kehrt  zum  sechstenmale  wie- 
der in  den  Anklängen  von  lathdif, 
wafdif,  fsahdif  und  chaldif. 

3*°)  Mit  den  obigen  beiden  Worten  sind 
zwei  Ueberlieferungen  des  Propheten 
angedeutet.  K,  e  i  n  n  e  k,  t  e  r  ä  h  u 
(Diene  Gott)  als  ob  Er  dich  sehe,  und 
fe  inlemterdhu  i  nn  ehu  j  e  rd  k,  e, 
und  wenn  du  Ihn  auch  nicht  siehst, 
so  sieht  Er  doch  dich. 

341)  Siebente  Wiederkehr  der  vier  Gleich- 
anklänge in  ghojüs,  stark  strömende, 
boghüs,  sanft  rinnende  Regen,  h  o- 
d  ü  s  ,  Begebenheiten  ,  und  1  o  j  ü  s, 
Löwen. 


3VJ)  Achte  Wiederkehr  der  vier  Anklänge 
in  f  o  fsül,  wo  fsül,  hofsül,  ofsül; 
in  diesem  Distichon  reimen  die  vierGlie- 
der  des  Satzes  sogar  doppelt :  F  o  fsü  1  o 
ibardt,  die  Abschnitte  der  Ausdrücke, 
wofsülo  tahijdt,  die  Ankunft  der 
An  wünschung,  hofsdlo  isehdrdt, 
das  Resultat  der  Winke,  ofsülo 
athijät,    die  Grundfesten  der  Gabe. 

3*3)  Math  lioha,  ihr  Aufgangsort  (der 
Name). 

3**)  fach  dir  ed-dawet,  Vorräthe  der 
Anmassung:  zum  neunteninale  kehrt  der 
gleiche  Wörterklang  wieder  in  b  e- 
s  c  h  ä  i  r ,  Nachrichten  ,  b  a  f  s  a  i  r, 
Ansichten,  sera'ir,  Geheimnisse,  und 
f  a  ch  ä  i  r,  Vorräthe. 

3*5)  Isra,  die  nächtliche  Himmelfahrt  des 
Propheten. 

iw')  Tenfil,  das  Wort  des  Korans,  wie 
es  gesendet  ward. 

3*')  Tewil,  das  Wort  des  Korans,  wie  es 
ausgelegt  wird. 

3*s)  Zehnte  Wiederkehr  der  vier  Anklänge 
nie  dar  is,  Schulen,  niehdris,  Ver- 
wahrungsorte,    magdris,    Pflanzen- 

schulen,  fewdris,  Reiter. 
< 

3*9)  Adlern  dschebenit. 

35°)  Eilfte  Wiederkehr  der  Gleichklänge: 
erdik;o  tewhid,  die  Throne  der 
Einswerdung,  in  ed drik,o  fulfet,  die 
Stufen  der  Annäherung ,  m  e  s  a  1  i  k, o 
t  e  in  d  s  c  h  i  d  ,  die  Pfade  der  Glorwür- 
digkeit,  meldik,o  nofsret,  die  En- 
gel des  Sieges. 

551)  Zwölfte  und  letzte  Wiederholung  der 
vier  Anklänge:  fewdid.  Nutzen, 
awdid,  Geschenke,  rewdid,  frische 
Futterplätze,  mc  wd  i  d,  Gnadentische  : 
das  Wort  nim  et,  Gnade,  kommt  mich 
im  Texte  zweimal  vor. 

ib%)  Wörtlich:  die  Zunge  bezeugt. 

sä3)  Dieses  Distichon  fehlt  im  Commentare 
Kdschdni's,  findet  sich  alier  in  der 
Handschrift  der  Leydner  und  Hof- 
Bibliothek  und  in  dem  Commentare 
Ddüd's   von  Kaifsarije. 


07 


*)  Wortspiel  zwischen  ää  lein  in,  in  dop- 
pelter  Beziehung.  Der  Dichter  sagt: 
Ich  lese  die  Kenntnisse  der  Welten 
(die  der  irdischen  und  göttlichen 
Dinge)  in  Einem  (d.  i.  göttlichen) 
Worte,  und  enthülle  mir  die  AVeiten 
(d.  i.  die  diesseitige  und  jenseitige)  in 
Einem  Augenblicke,  jene  die  Welt  der 
Seelen  und  Geister,  so  wie  die  der 
göttlichen  Eigenschaften. 

5)  Molhet,  in  der  Handschrift  der  Hof- 
ßihliothek  1  e  mh  et. 

B)  Anspielung  auf  die  Stelle  des  Korans, 
nach  der  die  Dschinnen  in  Einem  Au- 
genblicke den  Thron  der  Königin  von 
Saba,  Balkis,  vor  Salomon  brachten. 
(Vergl.  Sure  XXVII,  V.  17—46.) 

7)Thibäk,    Schichten,    Lagen. 

8)  Gegensatz  zwischen  efchbäh,  die 
Körper,  und  erwali,  die  Geister; 
wofür  in  der  Leydner  Handschrift  e  f- 
wadsch  steht. 

,J)  Diese  drei  Zeitwörter  käl,  er  spricht, 
thäl,  er  macht  lang,  und  fsal, 
schwingt  sich,  scheinen  hier  bloss  ihres 
Gleichklanges  willen  sich  zusammen- 
gefunden zu  haben;  rakika,  siehe 
Freytag. 

°)  bi  h,  i  m  in  eti,  durch  meinen  hohen  Muth. 

')  Wortspiel  zwischen  rakika,  die 
Zartheit,  und  dakika,  der  Augen- 
blick. 

2)  Wortspiel  zwischen  telä,  er  folgte, 
undtehi,   er  hat  gelesen. 

3)  Der  Dichter  macht  in  den  folgenden 
Distichen  nach  der  Erwähnung  der 
Eigentümlichkeiten  des  Standortes  der 
Vereinigung  auf  den  Weg  aufmerksam, 
der  dahin  führt. 

l)  Wörtlich:  welche  die  Lust  ergreift. 

')  Ndhikje  statt  jek,fik,e,  Däüd  von 
Kaifsarije,  der  auch  Prophetenwun- 
der hat. 

')  Der  Regen. 

')  Nach  der  Ueberlieferung  derMoslimen 
blieb  die  Arche  nicht  am  A  r  a  r  a  t, 
sondern  am  Dschüdi  (Mafius)  sitzen. 


8)  Meten,  der  Kücken   des  Windes. 


J)A 


81.  Vi 


XXI. 


nspielung  aul  den  öl.  Vers  der 
Sure,  wo  der  Wind  dem  Salomon  als 
Reitpferd  dient.  (Vergl.  Sure  XXXVIII, 
V.  35.) 

Dschischein,  die  beiden  Geschlech- 
ter, die  Menschen  und  Dschinnen. 
Anspielung  auf  die  Verse  39—42  der 
XXVII.  Sure,  wo  die  Dschinnen  in 
einem  Nu  den  Thron  der  Königin  von 
Saba,  Balkis,  vor  Salomon  bringen. 
Nimrod's. 

Aödet  stall  fsaret. 
Anspielung  auf  die  moslimische  Sage 
von  den  vier  von  Abraham  geschlachte- 
ten Vögeln,  die  sehr  weitläufig  im  Mes- 
newi  Dscheläl -ed-din  Riinii's  erzählt 
wird. 
Jesus. 

Wörtlich:  Mit  der  Nadel  im  Aermel; 
Anspielung  auf  die  Sage,  dass  Jesus, 
als  er  in  den  Himmel  fuhr,  eine  Nadel 
im  Aermel  stecken  hatte,  wesshalb  er 
nicht  weiter  als  bis  in  den  vierten  Him- 
mel kam. 

Wörtlich:  Durch  das,  was  ich  an  Er- 
kenntniss  (Ifn)  in  dein  OhrfTTnek,)  warf 
von  meiner  Art  und  Weise  (fsigati). 
femäno  fitret,  erklärt  der  Com- 
mentar  Käschäni's  als  die  Zeit,  wo  kein 
Prophet  gesendet  worden  ist. 
Ul  emä. 

Bezieht  sich  auf  die  Ueberlieferung 
des  Propheten  :  Die  W  i  s  s  e  n  d  e  n 
(Ulema)  meines  Volkes  sind  wie 
die  Propheten  der  Kinder 
Israels.  Ka'schäni. 
Arif. 

U 1  ü-'l  -  a  f in ,  Leute  von  festem  Willen, 
starkem  Vorsatz. 

Des  Hauses  Mohammed's  b  i  itretihi. 
Nofsret-ed-din,  der  Sohn  Ali's  aus  der 
Honeifitin,  deren  Stamm  von  Ebübek,r 
bekämpft  ward;  er  heisst  desshalb 
Ibn-ol-Honeifije. 

Das  Wunder,  dass  Omer  von  der  Kan- 
zel,    von   welcher    er    im    Geiste    die 


«8 


Schlacht    von    Nehäwend  erblickte, 
dem    Sarijet   zurief:  sich    mit    dem 
Berge  den  Rücken  zu  decken. 
Ueberlieferung  des  Propheten  von  sei- 
nen Genossen. 

Ka'scha'ni  gibt  zur  Erläuterung  dieses 
Distichons  die  folgende  Stelle  der 
Ueberlieferung:  Der  Gottgesandte 
fragte  seine  Genossen,  welcher  Glaube 
ist  der  bewundernswertheste?  Sie 
sagten:  Der  der  Engel;  was  ist  denn 
Wunderbares  an  ihrem  Glauben:  sie 
sehen  ja  das  Reich  Gottes  (melek,üt) 
vorsieh?  Sic  erwiederten:  Der  Glaube 
der  Propheten;  was  ist  an  ihrem 
Glauben  zu  wundern,  ihnen  ward  ja  die 
Anrede  Gottes  (chithab)?  Sie  sagten: 
Unser  Glaube  an  deine  Genossen.  Der 
Prophet  sagte:  Was  ist  daran  sich  zu 
wundern ,  ihr  habt  ja  mich  gesehen 
und  meine  Wunderwerke;  der  bewun- 
dernswertheste Glaube  ist  der  Glaube 
derer,  die  noch  mir  kommen  werden, 
und  Schwarz  auf  Weiss  glauben. 
AI  ä  n  a ,  Sinn. 
S  s  ü  r  e  t,  Form. 

Hadhret,  die  Gegenwart,  Gaibet, 
die  Abwesenheit. 
Gabriel. 

Indem  sie  meinen  Namen  nennen. 
Aläna  steht  hier,  wie  der  Commentar 
lehrt,  für  Geist. 

AVieder  mana  statt  riih,  d.  i.  Gabriel. 
Die  Klarheit  ist  hier  durch  die  AVort- 
spiele  zwischen  hadschr-et-ta- 
halfi,  Hinderniss  der  Ausschmückung, 
und  hidschr-et-tedschelli, 
Schooss  der  Verklärung,  zwischen 
tac hallet,  einsam,  entzogen,  und 
t  er  ebb  et,  erzogen,  aufgehoben. 

I  Die  XXI.  Sure. 

I  Die  XXVIII.  Sure. 

|  Wortspiel  zwischen  siräthi,  mein 
Pfad,  und  mewäthi',  der  Ort,  wo  ich 
hintrat,  im  Deutschen  durch  Schritt 
und  Tritt  wiedergegeben. 


3W)  Dreifaches  Wortspiel  zwischen  jomn, 
Segen,  und  jemi n,  die  Rechte;  zwi- 
schen josr.  Leichtigkeit,  und  josrel. 
die  Linke:  zwischen  es-sa'bikün, 
die  Vorausschreitenden,  und  lahikün, 
die  Nachkommenden. 

*«(l)  El-emr.  das  Geschäft  Gottes,  wie  die 
Commenfare  erklären. 

*01)  Wortspiel  zwischen  w  o  d  s  c  h  ü  d. 
schohud,   ohiid. 

*02)  Die  Wurzel  von  h  a  j  j,  lebendig,  h  a  j  ä  t  i. 
mein  Leben,  und  hajiitoliu,  sein 
Leben,  in  der  Uebersetzung  treu  wie- 
dergegeben. 

403 j  Firäset,  die  Physiognomik ,  welche, 
wie  der  Commentar  lehrt,  eine  dop- 
pelte ist:  i.  die  der  Vernunft,  äklijc, 
und  2.  die  beschauliche,  k,eschfije. 
die  nie  trügt. 

*0*)  Gegensatz  zwischen  r a  h  a  m  ü  t  b  a st  b 
r a gb et  und  r e h, a  b ü t  k  a h d li  r a  1\- 
bet,  indem  dem  Regriffe  Rahaniüt 
(die  Barmherzigkeit)  .  R  e  h,  a  b  vi  t  die 
Furcht,  Basth,  der  Ausdehnung, 
K  a  b  d  h  ,  die  Zusammenziehung,  und 
R  a  g  b  e  t,  dem  Verlangen,  Reibet,  das 
entsagende  Leben,  entgegengesetzt  ist. 

*n5)  Fe  häjja  erklären  die  Commentare 
durch  heliummü  ejjulia  eth- 
tholliib. 

*of')  So  erklären  die  Commentare  das  fil- 
m  o  n  t  e  li  a. 

*07)Hais,        .,    ?      das    Gegentheil    von 

in  on  t  eh  a. 

*"8)  La  tedsehnah  li  dschinhi  bezieht 
sich  auf  den  63.  A'ers  der  AUL  Sure : 
Wenn  sie  zum  Frieden  geneigt  sind  . 
sei  auch  du  dazu  geneigt! 

40D)  Dunekchä  heisst  hier  nach  dem  Com- 
mentare so  viel  als  chof,   nimm. 

*10)  Die  vier  Grade  der  Seelenwandcrung 
sind:  i.  Nesch,  von  einem  mensch- 
lichen Körper  in  einen  anderen;  2. 
Mose h,  in  einen  thierisehen  :  3.  F  e  s  c h. 
in  eine  Pflanze;  4.  Res  eh.  in  einen 
Stein. 


")  Bezieht  sieh  auf  den  32.  Vers  der  VI. 
Sure:  Das  Leben  der  AVeit  ist 
Nichts    als  Spiel    und  Scherz. 

,s)  Iste  d  sc  hl  ei  t  e. 

I3)  El-kofsür-el-inosch  ej  j  e de, heute 
a  I   c  a  f  s  a  r. 

''*)  Die  Welt  des  Geheimnisses. 

lä)  Hier  ist  zuerst  eine  Anspielung'  auf  den 
Koranvers,  Sure  II,  V.  29,  in  dem  es 
heisst:  als  Gott  dem  Adam  (dem 
Vater  der  Menschen)  die  Namen  aller 
Dinge  lehrte;  dann  auch  auf  das 
Wort  des  Propheten:  Ich  gehe  zu 
m  einem  Vater  und  eure  in  h  i  in  Ul- 
lis c  h  e  n  Vater,  dem  heiligen 
Geist,  d.  i.  Gabriel. 

'")  Die  Comincntarc  erklären,  die  Abgezo- 
genheit (t  edsch  errod)  sei  eine  dop- 
pelte: 1.  die  von  den  Gütern  dieser  Welt, 
welche  el-äädi,  die  gewöhnliche,  und 
2.  die  von  den  Belohnungen  des  Para- 
dieses und  von  den  Strafen  der  Hölle, 
die  el-meädi  heisst  (d.  i.  diejenige, 
welche  sich  auf  das  Jenseits  bezieht). 

'')  Auch  im  Arabischen  dasselbe  Heimwort 
ni  m  et ,  Gnade. 

:,s)  Ssäid  erklärt  der  Cominentar  als  den, 
welcher  den  Lauf  des  Schiffes  leitet. 

rl!,)GasäIet,  eine  starke  melierische 
Lanze,  fehlt  in  den  Wörterbüchern; 
fsädet,  gerade  Lanze. 

v2°)  Diese  beiden,  das  griechische  Feuer 
und  die  in  den  Weingeist  getauchten, 
mit  blauer  Flamme  brennenden  Pfeile 
so  getreu  beschreibenden  Distichen 
fehlen  im  Comincntarc  Käschäni's  ,  fin- 
den sich  aber  in  dem  Däüd's  von 
Kaifsarije  und  in  den  beiden  Hand- 
schriften der  Leydner  und  Hof-Biblio- 
thek. 

t21)  Das  arabische  Wort  hat  zwei  verschie- 
dene Wörter  für  Fischer-  und  Vogler- 
netze, die  ersten  heissen  s  c  h  i  b  ä  k, , 
die  zweiten   es  c  h  r  ä  k,. 

>")  Diese  Wiederholung  desselben  AVortcs, 
sowohl  einmal  alsBindewort,  das  andere- 
mal  als  Fürwort,  und  desselben  Keimes 


als  Hauptwort  und  Zeitwort,  welche  in 
der  deutschen  Poetik  für  einen  Fehler 
gilt,  ist  eine  Schönheit  in  der  arabi- 
schen Sprache. 

*23)  Chimäfs,  in  der  Bedeutung  eines 
Vogels  mit  dünnem  Bauche,  fehlt  in  den 
Wörterbüchern. 

w*)  Altdeutsch  für  gesagt,  englisch 
s  a  i  d. 

*25)  Ek,i  nn  et,  sonst  Nester,  hier  Schleier. 

*2(i)  Der  Gaukler,  nioschäbif,  erseheint 
hier  zwar  nirgends  im  Texte,  läuft  aber 
in  den  beiden  Commentaren  schon 
durch  das  letzte  Dutzend  von  Distichen, 
indem  Alles,  was  von  dem  Tliun  und 
Treiben  der  Welt  gesagt  worden  ist, 
als  das  Spiel  eines  Gauklers  hinter  dem 
Flor  oder  Vorhang  erklärt  wird. 

*27)  Hier  ist  im  Kaschani  ein  eingeschalte- 
tes Distichon,  das  sich  weder  im  Com- 
incntare  Däüd's,  noch  in  der  Handschrift 
der  Leydner  und  Hof-Bibliothek  findet. 

*2S)  Wörtlich:  wenn  aufgegangen  die  Sonne 
der  Anschauung'. 

*29)  C  hall  et,  es  lösen  sich  an  mir  meine 
Bande  (die  der  Sinne)  und  eschraka 
(und  es  erglänzt  das  Sein,  die  Exi- 
stenz). 

*30)  /wischen  Leib  und  Seele.  Ahk,äm, 
Gebote  und  Verbote. 

i31)  Bezieht  sich,  wie  die  Comincntarc  leh- 
ren, auf  das  Wort  des  Propheten:  Gott 
hat  siebzigtausend  Schleier  von  Licht 
und  Finsterniss ,  wenn  er  einen  dersel- 
ben lüften  würde,  würde  ich  verbrennen. 

*3S)  Diese  Ueberlieferung  ist,  wie  die  Coni- 
mentare  lehren,  folgende:  Der  Diener 
naht  sieh  seinem  Herrn  mit  ausser- 
ordentlichen Andaehtsübungen  (n  e  w  ä- 
fil),  bis  ich  ihn  liebe,  und  wenn  ich 
ihn  liebe,  bin  ich  ihm  Auge  ,  Ohr  und 
Hand. 

*33)  Die  vier  letzten  Distichen  fehlen  im 
Coinmentare  Käschäni's,  finden  sich  aber 
in  dem  Däüd's  von  Kaifsarije  und  in  den 
beiden  Texten  der  Leydner  und  der 
Wiener  Hof-Bibliothek.  —   Ilfet,  der 

10 


vertrauliche  Umgang  mit  ägjär, 
Fremden,  stellt  im  Gegensatze  zu 
(1  s  e  li  e  m  i,  meine  Einswerdun?. 

*3*)  S  e  m  i  in  n  t  ii  ä  1  i ,  das  Ohr  desjenigen, 
der  ein  Buch  aufmerksam  liest. 

4SS)  Ain  thalia,  Metonymie  für  ein  Zelt, 
dessen  Tliiir  offen  ist,  Comni.  Käschäni; 
h  anc,  die  Weinschenke  ,  die  stets 
offen  ist. 

*3fi)  Ma  hat  hier  die  Bedeutung  von  lri 
oder  ifä. 

*37)  Durch  die  Bedeutung  des  Islams;  nun 
folgen  bei  Käschäni  die  oben  ausge- 
lassenen vier  Distichen. 

*38)  Der  Feueranbeter. 

*3i))  Mihi- ab. 

**°)  Ahbär,  die  Gelehrten  der  Juden. 

44 ')  Abd  eddinär,  bezieht  sich  auf  das 
Ueberlieferungswort :  Zu  Grunde 
geht  der  Knecht  der  Dinare, 
zu  Grunde  geht  der  Knecht  der 
Dirbeme,  d.  i.  der  Gold-  und  Silber- 
münzen. 

44a)  Jai. 

443)  Mosk,iti ,  wenn  mir  die  Gebote  des 
Gesetzes  nicht  Stillschweigen  aufer- 
legten. 

444)  Bezieht  sich  auf  den  117.  Vers  der 
XXIII.  Sure:  Glaubt  ihr,  dass  ich 
euch  vergeh  ens  (abesen)  erschaf- 
fen habe? 

445)  Efaälohum,  ihre  Handlungen. 

446)  Bezieht  sich  auf  die  Bestimmung  von 
ewig  her  zur  Seligkeit  oder  Verdamm- 
niss. 

**')  Taarruf,  die  Erkenntniss  des  Herrn 
durch  die  Seele  nach  dem  Ueberlie- 
ferungsworte :  Wer  seine  Seele 
kennt,  kennt  seinen  Herrn. 

**s)  Bezieht  sieh  auf  den  26.  Vers  der  II. 
Sure:  So  leitet  der  Herr  zu  recht 
und  führet  irr  e. 


**•)  M  o  f  e  j  i  d  -  o  I  - d  s  e  h  e  m  i ,  der  Spender 
des  Vereines  mit  Gott  ist  der  Prophet. 
Der  9.  Vers  der  LIII.  Sure :  In  der 
Nähe  von  zwei  Bo  g  enhälften. 

430)  Au  edna,  Anspielung  auf  den  eben 
angeführten  berühmten  mystischen  Vers 
der  LH  f.  Sure  von  der  nächtlichen  Him- 
melfahrt, wo  der  Prophet  so  nahe  an 
Gottes  Thor  thront,  wie  der  Einschnitt, 
welcher  zwei  Bogenhälften  trennt  (käb- 
ke\vsein)au  edna,  oder  noch  näher. 
S.  die  Abhandlung  über  Bogen  und 
Pfeil  in  den  Denkschriften  der  kais. 
Akademie  der  Wissensch.,  IV.  Bd.,  S.  8. 

45 ')  M  i  s  c  h  k  ä  t,  in  Bezug  auf  den  Licht- 
vers, 3a.  Vers  der  XXIV.  Sure. 

*52_)  Bezieht  sich  auf  den  Vers,  wo  Gott 
zu  Moses  sprach  :  Zieh  deine 
Schuhe  aus,  Moses,  denn  du 
bist  im  heiligen  Thale  Thuwa. 
Sure  XX,  12.  Vers. 

453)  Chalaa  ist  eines  von  den  Wörtern, 
die  doppelte  Bedeutung  haben,  indem 
es  sowohl  ausziehen  als  anlegen  heisst; 
im  ersten  Distichon  ist  es  im  ersten,  im 
zweiten  im  zweiten  Sinne  gebraucht. 

454)  Anesto  heisst  hier  so  viel  als  sche- 
hidto,  ich  sah,  nach  dem  9.  Verse 
der  XX.  Sure:  Und  ich  sah  (änesto) 
das  Feuer. 

*55)  Nähik,,  s.  Freytag  unter  Nehä. 

*56)  Athwär,  Plur.  von  thor,  Sinai,  Wort- 
spiel mit  ewthär,  Plur.  von  wathar, 
die  notwendigen  Erfordernisse. 

457)  Moses. 

*5S)  Wortspiel  zwischen  eflak,i  und  e  in— 
l;ik,i.  dann  zwischen  niilk,i  und 
m u  1  k i ;  c h a r r e t  statt  sedschedet. 

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*59)  Aälem  tifk,är,  die  Welt  der  Geister, 
wo  sie  sich  der  Wissenschaften  erinnern. 

*60)  F  i  t  j  e  t  i\  meine  Bitter,  Helden, 
Genossen. 


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Neutralizing  agent:  Magnesium.Oxide. 
Treatment  Date:  June  2007 

PreservationTechnologies 

A  WORLD  LEADER  IN  PAPER  PRESERVAT10N 

111  Thomson  Park  Dfive 
Cranöeny  Township.  PA  1606S 
(724)  779-2111 


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