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Full text of "Das Buch Henoch [Aethiopic book] in vollständiger Uebers. mit fortlaufendem Comm., ausführlicher ..."

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3^. 


6-j} 


Das 


Buch    Henoch 


1  n 


vollftändiger  üeberfetzung  mit  fortlanfen« 

dem  Gommentar,  ansfuhrlicher  Eünleitimg 

und  erläuternden  ExcuTfen 


von 


Dr.  Andr.  Gottl.  Hoffinann, 

^nctem  ordentl.   öffcntL  Profcflor   der  Theologie  an  der  UiuTarfitlt 

SU  Jena. 


•    •       • 

Zweite    A  b  t  h  e  i  1  u  n  g.      Üeberfetzung    und 
Commentar  %u  Kp/56 — 105.  nebft  Excurfeii. 


Mit    2    Holzfchnitteit, 


Jena 

in     der     Croekor'fcKeii    Buchhandlung 

1838. 


(m-) 


ßjP. 


IT 


Vorrede. 


▼  ieJ  fp'dter,  als  ich  mir  urfprünglich  vorge- 
nommen  und   verfprocben  hatte,    folgt   die 
zweite    Abtheilung   meiner    Bearbeitung   des 
Buches  Henoch  der  erfteren  nach.     Ihrem  Er- 
fclieinen  traten  allerdings  mancherlei  Hinder- 
niiTe  entgegen,  welfche  zum  Theil  in  meinen 
amtlichen  Verhältniflen  und  anderweitigen  li- 
terarifchen  Befchäftigungen  lagen,  oder  auch 
dwich.  Tsiederholte  Störungen  meiner  Gefund- 
heit  ierbei    geführt  wurden.     Hauptfächlich 
aber  gefchahe  die  Verzögerung,  weil  fich  mir 
die  erfreuliche  Ausficht  eröffnete,   fiir  diefe 
Hälfte  des  Werkes  nicht  wie  bei  der  erfleren 
an  Laurence^s  englifche  Verfion  gewiefen  zqi 
fevQ,    fondern  den    äthiopifchen  Text   felbli:» 
welcher  jetzt  in  Ermangelung  des  griechifchen 
als  das  Original  2;u  betrachten  ifl,   einfehen 
and  vergleichen   zn  können.    Der  berühmte 
uud  umiichtige  Dr.  RüppcUf  welchen  unfer 


IV  Vorrede. 

Vaterland  mit  Stolz  den  Seinen  nennt,  hatte 
nämlich ,  wie  ich  aus  öffentlichen  Mittheilun- 
gen ivufste,  leinen  Aufenthalt  in  Aethiopien 
nehen  feinen  verdienßlichen  naturwiffenfchaft- 
lichen  Unterfuchuiigen  auch  dazu  angewen- 
det, die  Ueberrefte  der  bisher  nur  mangel- 
haft bekannten  äthiopifchen  Literatur,  deren 
er  habhaft  werden  hoiinte,  forgfdltig  zu  fam- 
meln  und,  wie  einft  Bruce ^  fich  bemüht,  fie 
in  feine  Heimath  mitzubringen.  Unter  den 
handfchriftlichen  Schätzen,  in  deren  Befitz  er 
allniälig  gekommen  war,  "wurde  in  den  Zei- 
tungen das  Buch  Henoch  namentlich  hervor- 
gehoben. Es  lag  mir  alfo  nicht  blofs  nahe, 
fondem  es  fchien  mir  felbfi:  Pflicht,  einen  Ver- 
fuch  zu  machen,  ob  es  nicht  gellinge,  diefe 
Handfchrift  für  meinen  Zweck,  fo  weit  es 
noch  möglich  war,  benutzen  zu  dürfen.  Vor- 
ausfetzen durfte  ich,  dafs  der  ausgezeiclineto 
Zoolog  nicht  felber  eine  Ausgabe  des  Buches 
Henoch,  etwa  im  Original  mit  einer  latemi- 
fchen  oder  deutfchen  Ueberfetzung  beabfich- 
tige,  dafs  ich  alfo  hier  nicht,  wie  es  bei  Ge^ 
fcnhis  der  Fall  gewefen  feyn  würde,  in  Gefahr 
IVande,  einen  Gelehrten  mit  einer  migehörL 
gen  Bitte  zu  beläftigen.  Da  ich  jedoch  diefeii 
mciueji   Wunfeh   nicht  fogleich   ausfprechen 


Vorrede-  v 

konnte,  weil  Dr.  Rüppell  inzwifchen  feine  Va- 
terftadt  wieder  auf  einige  Zeit  verlaffen  hatte, 
fo  befchlofs  ich,   meine  Arbeit  wenigftens  fo 
lange  bei  Seite  zu  legen,  bis  ich  darüber  Ge- 
wifsheit  erlangt  haben  würde,  ob  mir  der  er- 
wartete \%dchtige  Zuwachs  zu  den  bisherigen 
Hilfsmitteln  wirklich  zu  Theil  werden  würde 
oder  nicht.    Diefen  Entfchlufs  habe  ich  nun 
um  fo  weniger  zu  bereuen,  da  rühmliche  Li- 
beralität mir   fpäterhiu    das  fremidlichll   ge- 
wahrte ,  worauf  ich  gehofft  hatte. 

Die  Ueberfetzung  diefer  zweiten  Hälfte 
iß  daher  gänzlich  nach  dem  Texte  gearbeitet, 
welchen  die  vonür.  Rüppell  mitgebrachte  treff- 
liche Handfchrift  (von  mir  daher  Codn  Rupp. 
bfcieichnet)  darbot,  jedoch  unter  durchgängi- 
gcr  Vergleichung  der  ]Laurence'£clien  Verfion. 
Auf  solche  Weife  bin  ich  im  Stande  gewefen, 
nicht  nur  in  zahkeichen  Stellen  richtiger  ^n 
übertragen,  als  mein  achtungswerther  Vor- 
gänger, fondern  überhaupt  das  Buch  Henoch 
in  einem  folchen  Gewände  vorzulegen,  dafs 
das  äthiopifche  Original  ungleich  mehr  hin- 
durch fchimmert,  als  es  bei  einer  auch  noch 
fo  wörtlichen  Nachbildmig  aus  dem  Englifchen 
zu  erreichen  gewefen  wäre.  Wer  (ich  die  Mühe 


Ti  Vorrede. 

geben  will,  nur  den  erflen  bellen  Abfchnitt 
aus  diefer  Abtheilung  herauszugreifen  und  mit 
einem  ebenlo  willkülirlicli  erwählten  aus  der 
erften  Abtheilung  zu  vergleichen,  wird  fich 
davon  leicht  überzeugen  können.     Zum  Ilren- 
gen  Gefets  habe  ich  mir  es  übrigens  gemacht, 
felbfi:  die  Wortftelliuig',  fo  weit  es  nur  immer 
ohne  gar  zu  grofse  Härte  anging,  auch  im  Deut- 
fchen  beizubehalten,  imd  die   unbehülfliche 
Verbindungsform  (durch  die  oft  wiederkehren- 
de Copula  und)  nicht  aufzugeben,  noch  fie,  wie 
es  Laurence  oft  gethan  hat,  mit  dem  Relativum 
zu  vertaufchen  oder  auf  andere  Weife  zu  um- 
gehen.   Wenn  ich  an  einigen  der  neueßen 
Ueberfetzungen  biblifcher  Bücher  es  nicht  bil- 
ligen kann ,  dals  über  dem  gar  zu  ängfllichen 
Hinblicken  auf  die  Sprache,  aus  welcher  zu 
überXetzen  war,  unfere  edle  deutfche  Mutter« 
fprache.  geradebrecht  wird,  fo  glaube  ich  da-   ' 
gegen  doch,  dafs  bei  einem  folchen  Schrift-  • 
werke,  welches  noch  gar  nicht  gedruckt  ift  ; 
und  deflen  Originaltext,  wenn  er  auch  gedruckt  t 
feyn  wird ,  vermöge  der  fpärlich  verbreiteten   i 
Kenntnifs  der  Sprache,  worin  er  gefchrieben  ; 
worden,    nur  von  fehr  Wenigen  mit  einer  t 
Ueberfetznng    deflelben    verglichen    werden   | 
kann,  das  Urtheil  fich  etwas  anders  wrd  ge-  ( 


Vorrede.  vii 

ftalten  miUren «  fo  dala  hier  ein  fall  fclavifdies 
Anfchiniegen  an  die  Urform  jedenfalls  ihre 
Entfchuldigung,  wo  nicht  ihre  Rechtferdgung 
und  Billigung  fände« 

In  den  Anmerkungen  bin  ich  zwar  mei- 
nem urfprünglichen  Plane  treu  geblieben,  und 
habe  mich  vorzüglich  der  Realerklärung  be- 
fiilTen ;  indefs  liels  fich  auch  das  Liqguißifche 
nicht  immer  ganz  zurückweifen »  zumal  wo 
ich  eine  von  Laurence  abweichende  Anjicht 
hatte,  oder  auch  aus  äderen  Gründen  meine 
Deutung  7m  begründen  erforderlich  fchien. 

Da  ungefähr  gleichzeitig  mit  der  erAen 
Abtheilung  meiner  Bearbeitung  Laurence^s 
Ueberfetzung  in  einer  2t6n  Auflage  erfchie- 
nen  war  (Oxford  1833.  8.) ,  fo  habe  ich  diele 
neben  der  erften  Ausgabe  benutzt,  aber  ge« 
fanden,  dals  der  Ueberfetzer  fieh  nur  äu£ierft 
feiten  auf  Veränderungen  eingelaflen  hat,  die 
meiften  diefer  Veränderungen  aber  noch 
obenein  fehr  geringfügig  lind.  Das  Nähere 
ergibt  fich  aus  den  Anmerkungen,  wo  ich  die 
Abweichungen,  foweit  fie  bei  Kp.  56 — 105. 
imd  in  den  dazu  gehörigen  Noten  hervortre- 
ten, forgfaltig  verzeichnet  habe.  Die  Prelis 
nunary  differtation  ifi  auch  in  der  2ten  Aus« 


viu  Vorrede. 

gäbe  fall  ganz  fo,  gelaffen,  wie  fie  war,  bis 
auf  einen  Zufatz  am  Ende,  welcher  ficli  da- 
mit  befchäfligt,  den  Inhalt  des  Buches  He- 
noch  darzulegen.  Einen  wirklichen  Verluß 
erleiden  jedoch  diejenigen  nicht,  welche 
Laureiice's  Abhandlung  blofs  in  meiner  Ueber- 
fetzung  nach  der  Iften  Ausgabe  benutzen; 
denn  in  meiner  Einleitung  ift  diefer  Gegen- 
Xtand  noch  ungleich  ausführlicher  behandelt, 
als  nun  von  Laurence  in  der  2ten  Ausgabe  fei- 
ner Verfion.  Nur  das  kann  ich  nicht  ver- 
fchweigen,  dafs  Laurence  in  diefeni  Zufatze 
der  2ten  Auflage  einen  Gedanken  äufsert, 
welchem  jetzt  Murray^  ein  Landsmann  deffel- 
ben,  eine  felir  umßändliche  (könnte  ich  docli 
auch  liinzufetzen :  und  zugleich  dmxh  Gedie- 
genheit und  Gründlichkeit  befriedigende!)  ^ 
'  •> 

Schrift  gewidmet  hat.     Er   fagt  nämlich,  zu     .^ 
feinem  frühem  Ausfpruche,  dals  verfchiedene 
Theile  des  Buches  Henoch  zu  verfcliiedenen 
Zeiten  verfafat  feyn  möchten   (vgl,  S.   67.)»    ^ 
könne  man  vielleicht  noch  hinzufetzen,  dals    "^ 
es  eben  fo  wohl  verfcliiedene ,  als  von  ver-    ^ 
fchiedeneu   Schriftftellern   verfafste   Aufiatze  ^ 
gewefen    feyn    dürften.      Ein    bündiger  Be«    a< 
weis  diefer  Annahme  wird  jedoch  nicht  ge-  , 
geben.     Mehr  entfpri^ht   allerdings  Gfrörefs  ^ 


Vorrede. 


IX 


Urlheil  ^  dhrüber ,  welches  mir  gerade  beim 
Niederfdireibeii  dieses  Vorwortes  äu  Händen 
kommt 9  demjenigen,  was  ich  nach  fo  anhal* 
tender  Befch'aftigung  mit  diefem  Buche  als 
das  Wahrfcheinlichere  betrachte.  ,,£lie  Je- 
mand'*, lägt  et,  »,atis  klarqrt  und  genügen-^ 
den  Gründen  darthut,  dafs  die  Theile  unferes 
Buches  verfcliiedenen  Verfaflern  angehören, 
tterde  ic^h  es  zuverflchtlich  fiir  ein  Ganzes, 
das  Werk  Eines  Verfaffers  halten,  und  ich 
glaube  nimmermehr,  d&ls  jener  Öeweis  ge- 
fuhrt  werden  kann,"  Die  Momente,  welche 
die  entgegenftehende  Meinung  begünßigen 
möchten,  habe  ich  keinesweges  Verfchwiegen^ 
fondern  in  den  Anmerkungen  gewiflenhaft 
aufgedeckt.  Nur  bei  dem  hißorifchen  ^b- 
fchnitte  Kp.  84  ff.  mufs  ich  aufrichtig  gellelien, 
dali  mich  mitunter  das  Gefühl  anwandelte, 
ob  hier  doch  nicht  ein  Anderer  rede,' als  in 
den  übrigen  Theilen  des  Werkes.  Wäre  diefs 
der  Fall ,  fo  würde,  eben  dadurch  der  Kritik 
die  Unterlage  entzogen,  auf  welche  fie  fich 
bei  Beftimmtmg  dej:  Abfaflungszeit  des  gan- 


*)  TgL  defliy  intere£&nto  Abhandlung?  Die  (Quellen  zur 
Kenntnifs  des  Zuflandes  der  jüdifchen  Dogmen  und 
der  Volhsbildun^  im  Zeitalter  Jefu  Chrifii  in  der  Tü- 
bing.  Ztätfchnft  f.  Theologie.    18S7.    4  Hefi.    S.  ISO  fl. 


X-  Vorrede. 

zen  Buches  bisher  ßützte.  Indefs  zwingt  uiis 
die  BefdiafFenlieit  jener  Erzählung  doch  nicht 
zu  der  Vorausfetzung  eines  vom  Urheber  des 
übrigen  Buches  verfclüedenen  Verfaflers* 

Uebrigens  hat  meine  Anlicht,  wie  fie  frü- 
her in  der  Einleitung  dargelegt  wurde,    bei 
fortgefetztem  Studium  des  Buches  keine  we- 
fentliclie  Umänderung  erlitten.     Am  allerwe- 
nigllen    habe    ich    mich    davon    überzeugen 
können,  dafs  das  Buch  chrißlichen  Urfprunges 
Xey;   die  dafür  aufgeftellten  Gründe  habe  ich 
unparteiifch  erwogen,    aber  tlieils   ganz  un-  "' 
ftatthaft,  theils    wenigftens    ungenügend  be- 
funden.    Auch  Gfrörer  hat  ficli  für  Abfaffung 
durch    einen  Juden    erklärt.     Nur    über    die  ^^ 
Zeit,  wo  das  Buch  gefchrieben  worden,  den-  -^ 
ke  ich  jetzt  anders;  um  fo  mehr  bedauere  ich,  vi 
dafs  die  Abhandlung  von  Gfrörer^  welcher  die  il 
Ton  Laurence  und  mir  früher  aufgeftellte  An-  x 
ficht  zuverfichtlich  gegen  Lücke  verficht,  nicht  \Si 
fchon  damals  erfcliienen  war,  als  ich  die  für^ 
diefe  Unterfuchung  wichtigften  Stellen  zu  er-^n^ 
klären  hatte,  um  die  etwa  daraus  entnomme-^^^ 
neu  Zweifel  zugleich  mit  berückQchtigen  und^ 
beantworten  zu  können.     Indefs  bin  ich  der^^^ 
Hoffnung,   dafs  jeder,    wer  ohne  VorurtheilA 


Vorrede:  n 

die  Anmerkungen  zu  Kp.  88  und  89.  (befon- 
ders  S.  749  fF.  und  S.  794  fF.)  lieft,  fich  voU- 
kommen  überzeugen  werde  ^  dafs  wenigftens 
der  gefchichtliche  Abrifs  Kp.  84  fF.  und  die 
Weiflagung  von  den  10  Wochen  Kp.  92.  am 
ScMuIs  der  jnakkabäiTcIien  Periode  entftan* 
den.  Soll  man  aber  alles  Uebrige  von  dem«- 
felben  Urheber  ableiten,  fo  xnxiü  auch  delFen 
Abfaflungszeit  etwAs  früher,  als  bisher  ge- 
fchehen,  angefetzt  werden.  Hiermit  läfst  fich 
auch  Kp.  54,  9.  in  Einklang  bringen ,  da  die 
Parther  um  jene  Zeit  in  Syrien  auftraten  (vgl. 
S.  62.). 

Unter  diefen  UmJftänden  ift  das  Buch  He- 
noch ,  welches  fo  häi:i^g  auf  Stellen  des  Alten 
Teftamentes  Rückficht  nimmt,  für  die  Gefchichte 
des  Kanons  von  beforiderer  Wichtigkeit.  Das 
Nähere  ergibt  fich  leicht  aus  den  Anmerkun« 
gen.  Wenn  diefer  Umßand  ihm,  da  es  nun 
ToUfländig  vorliegt,  die  Aufrnerkfamkeit  der 
Bibelforfche; ,  wie  ich  zu  hoffen  wage,  ge- 
winnen wird,  fo  bedarf  es  wohl ,  um  es  allen 
Theologen  überhaupt  zu  empfehlen,  nur  ei« 
ner  Hinweifung  auf  Gfrörer's  Erklärung  (a.  a. 
0.  S.  134.):  i,£me  heffere  Quelle  für  die  Kennt- 
nifs  des  Zußandes  der  jüdifchen   Glaubensweife 


XU  V  o  r  r  e  d  ei 

vor    und    in    den    Tagen    Jefu   Chrifli    gibt    es 
nicht.  *• 

Von  den  beiden  Excnrfen,  welche  ich  der 
Ufeberfetzxing  habe;  folgen  laflen,  hat  der  erfte 
die  Beftlmmung,  Von  den  Fragiüfeilten,  welche 
vom  griechifchen  Suche  Henoch  auf  unfere 
Zeiten  gelangt  fiild ,  eine  T otdanfchauung  zu 
geben ,  vorzüglich  aber  ihre  Verfchiedenartig- 
keit  und  ihr  Verhältnilis  ^u  dem  athiopifchen 
Texte  ins  Licht  zxx  fetzeil«     Der  andere  aber 
wurde    durch  eine   in    England    erfchienene 
Schrift  veraillafst  und  mir  faß  aufgenöthigt.   . 
Ich  glaubte  nämlich  der  dadurch  angeregten   , 
wichtigen  Frage  mich  nicht  entziehen  zu  dür-   : 
fen  j  da  ich  einmal  noch  im  Stande  war ,  mein  ^ 
Urtheil  darüber  mitzutheileil. 

Den  Freunden  diefer  Studien  ift  es  viel-  . 

vi 

leicht  nicht  gleichgültig ,  zu  erfahren ,  dafs  ich/* 
mit  einer  Ausgabe  des  ätliiopifchen  Textes  um-  ^ 
gehe.   Sobald  die  mir  verheifsene  CoUation  ci-  ^ 
ner  zweiten  Handfchrift  mir  zugegangen  fcyii 
wird,  foU  rafch  Hand  ans  Werk  gelegt  werden, 

A.   G.  Hoffmann.        ^r^ 


Herrn  Baron 

S\V\estre    de    Sacy 

Tiir  rtm  Fnnkreich ,  Comthur  des  Ordens  der  Ehrenlegion« 
Aitier  des  K.  RuIT.  St.  Anneirordens  2ter  Clt(re>  Mitgliedo 
des  Inäxtuu  von  Frankreich ,  der  Akademie  der  lufchriftfiii 
und  fch^'nen  WiATenfcIiaften  zu  Paris  und  vieler  anderer 
ALuicixiieen  und  Gefellfchaften  des  In-  und  Auslandes,  Pi<i- 
fiiiemea  der  afiatifchen  GefelUcliaf^ »  Frofeflbr  der  aiabilcheu 

Sprach«  «..f.  w.  u.  f.  w. 


^em  unlterblich  verdienten  Veteranen 
Mter  den  wahren  Kennern  morgenlän- 
difcher  Sprachen  und  Literatur 


Dem  nimmer  raftenden  Förderer  gründli- 
chen  WilTens  und  echter  Gelalutlieit 


vriril 


als  fchwacher  Beweis 


innigßer  Verehrung   und    aufrichtigfier 

Hochachtung 

des  dunkeln  Buches  Bearbeitung 
dem  er  zuerft  ein  treuer  Deuter  ward 


in  Ehrerbietung  und  Danlibaikeit 


gewidmet 


vom  Herausgeber. 


"Sc 


/ 


Vorrede. 


der  erfteii  Hlilfte  meiner  Bearbeitung  deÄ 
es  Henocli,   welche  ich  hiermit  den  Ken- 

des  Judenlhmns  und  der  alteften  chriftli- 
Kirche  zu  nachfichtiger  Beurtli  eilung  über- 
,  empfangen  die  Freunde  unbefangener 
:hung  den  Anfang  emer  Reihe  vonMono- 
lieen,  welche  zwar  an  ficli  ein  Ganzes 
lachen  imd  daher  auch  unabhängig  von 
ider  benutzt  werden  können  und  mögen, 

meiner  Abficht  aber  als  Glieder  einer 
*,  als  integrirende  Theile  zufaminenhän- 
erUnterfuchungen,  dazu  beitragen  follen, 
völlig  eigentliümliche  j üdifch - chriftliche 
atur  bekannter,  zugänglicher  und  ver- 
llicher zu  machen ,    als  fie  es ,   wenigften& 

meiner  Erfahrung ,  bisher  war  und  feyu 
ite.  Nach  diefer  meiner  Aeufserung  hofft 
vielleicht  der  iEine  oder  Andiere  im  An- 
e  meines  Unternehmens  eine  allgemeine 
tellung  der  jüdifch  -^  chrißlichen  Apoka- 
k  und  ihres  Zufammenhanges  mit  ver- 
iten  Richtungen,  die  Gefchichte  ihrer 
:eliung,  ihrer  Fortbildung  und  ihrer  Schick« 


VIII  Vorrede. 

fale,  eine  Charakteriftik  ihrer  wichtigften  Quel- 
len und  Bildher  und  Aelinliches   zu  finden, 
würda  ficli  aber  in  feiner  Erwartung  getäufcht 
fehen.     Nach  reiflicher  Ueberlegung  fchien  es 
mir  nämlich  bedenklich  und  unzweckmäfsig; 
auf  diefe  Weife  zu  beginnen  und  ich  befchlofs 
daher,   mit  der  Darftellung  der  allgemeinen 
Refultate  Yielmelir  den  Cyklus  meiner   apo- 
kalyptifchen  Studien  dereinlt  zu  befcliliefsen. 
Manches  läfst   lieh  allerdings  für   das  entge- 
gengefetzte Verfaliren  fagen;     auch  wdll  ich 
Niemand  getadelt  haben,  der  bei  aluilichen  Ar- 
beiten den  umgekehrten  Weg  betrat:    indefs 
bin  ich  überzeugt ,   dafs  fchon  jetzt  viele  mei- 
ner Meinung  find ,  da  die  Gründe  dafür  ziem- 
lich klar  vorliegen  und  diejenigen,  welche  der- 
malen anders  darüber  denken,    fpäter,    nach 
Vollendung  des  Ganzen ,    gewifs  mir  ihre  Zu-  * 
XHmmung  nicht  verfagen  werden.   So  viel  fleht 
feft,  dafs  jedes  Document  ungleich  freier  und 
rücldichtslofer  betrachtet  und  erläutert  wird, 
wenn  fich  der  Erklärer  durch  keine  vorgefafste, 
wohl  gar  von  ilim  öffentlich  bereits  ausgefpro- 
chene,Vorfi:ellung  gebunden  ficht.  Denn  was  im 
Allgemeinen  von  unferm  Wiffen  gilt,  dafa. jeder 
Tag  uns  Neues  bringe ,  mufs  auch  bei  gewif- 
fenhafter  Forfchmig  in  den  fchwierigen  und 
dunkeln  Apokalyptikem  Statt  finden.     Einen 
handgreiflichen^  Beweis    kann,    um  nur   das 
Naheliegende  zu  berühren ,  meine  Einleitung 
in  das  Buch  Henoch  geben.    Sie  iA »  wie  maii 


L    . 


Vorrede.        ,  ix 

wohl  fehen  wird ,  erfl:  nach  wiederholtem  und 
forgfaltigem  Stadium  des  Buches  entworfen 
und niedergefchrieben ;  deimoch  bin  ich,  bei 
dem  fortdauernden  Streben ,  den  Sinn  jeder 
einzelnen  Aeufserung  zu  erfaflen  und  wieder 
2u  geben,  feit  dem  J.  1829,  wo  fie  der  Haupt- 
fache nach  bereits  in  der  AUgem.  Encyklopädie 
der  Wiffenfchaften  und  Kiinfte  (2.  Sect.  Th,  5. 
S.  399  flF.)  mitgetlieilt  ift  und  feit  ihrem  Abdru- 
cke in  vorliegender  Geftalt,  welcher  im  vorigen 
Sommer  erfolgte,  wenigftens  über  Einen  Punkt 
zweifelliaft  geworden,  über  welchen  ich  da- 
mals mit  völliger  Sicherheit  und  Beftimmtheit 
entfcheiden  zu  können  glaubte.  Ich  meine  die 
wichtige  Frage ,  ob  der  Verfafler  des  Buches 
ein  Jude  oder  Judenchriß  war,  bei  deren  Be- 
antwortung ich  aüfserdem  neuerdings  Lücke  in 
feinem  intereflanten  Verfuche  einer  vollßändigen 
'Einleitung  in  die  Offenbarung  Johannis  und  in  die 
gefainmte  apokalyptifche  Literatur  (Bonn  1832. 
8.),  welcher  mir  erft  zukam,  nachdem,  die  Ein- 
leitung längft  und  dieUeberfetzungnebftCom- 
mentar  fchon  fall  bis  zu  Kap.  40.  abgedruckt 
worden  w^ar,  von  Richard  Laurence ^  dem  eng- 
lifchen  Ueberfetzer  des  Buchs  Hcnoch  und 
mir  abweichender  Anficht  finde.  Wie  leicht 
könnten  fich,  wenn  ich  fchon  jetzt,  vor  Be-» 
kanntmachung  der  einzelnen  apokalyptifchen. 
Schriften  und  meiner  fpeciellcn  Unterfuchmi- 
gen  über  fie ,  daj  Allgemeine ,  alle  Angehende 
vor  dem  Publikum  verhandeh^  wollte ,  Erf ah-» 


X  Vorrede. 

ruiigen  der  Art  vielfach  wiederholen,  was  mir 
natürlich  nicht  hlofs  meinet  wegen,  fondern 
auch  und  ganz  befonders  um  derer  willen  leid 
thun  müfste,  w'elche  fich  für  mein  Werk  und 
die  darin  dargeftellten  Gegenrtände  etwa  in- 
terefliren.  Uehrigens  liefse  fich  der  dabei 
ent flehende  Nachtheil  auch  fchwerlich  fo  leicht 
befeitigen,  als  hier  bei  dem  Bäche  Henocli,  wo 
eine  jede  der  beiden  über  die  Religion  feines 
VerfalTers  herrfchenden  Anflehten  gewichtige 
Gründe  für  fich  auffiel It,  welche  nachträg- 
licli  in  einem  Excurfe  einer  erneuten  Durch- 
prüfung unterworfen  werden  köjnien,  ohne 
dafs  es  nöthig  wäre ,  bedeutenden  Ramn  dafür 
in  Anfpruch  zu  nelmien. 

Meine  Arbeit  wird  fich ,  wie  der  Titel  aus- 
drücklich angibt,  zunächft  blofs  über  die  hie- 
her  gehörigen  fchriftftellerifchen  Producte  der 
altern  Zeit  erftrecken.  Nur  wenn  es  der  Sache 
angemeffen  befunden  und  ausdrücklich  ge- 
wünfcht  werden  foUte ,  würde  ich  mich  zu'  ei- 
ner Erweiterung  meines  Planes  entfchliefsen, 
da  der  von  mir  felbfl  gezogene  Kreis  fchon 
anfelinli;:h  genug  und,  wie  ich  hoffe,  auch 
liinreicliend  ift,  um  das  eigentliche  Wefen  und 
den  Charakter  der  jüdifcli-chriftlichen  Apoka- 
lyptik  an  den  intereffaiiteflen  Erzeugniffen  der- 
felben  zu  erkennen  und  ihre  wichtigften  und 
aufFallendften  Entwickelungen  zu  überfchaucn.' 
Eine  Zeit  lang  J^be  iqh  darüber  gefchwankt» 


Vorrede. 


%i 


ob  es  nicht  erforderlich  fey ,  mit  den  Büchern 
des  Kanons  anztiHeben,  welche  in  die  Katego- 
rie der  von  mir  zur  Erläuterung  ausgewählten 
Schriften  gehören,    nämlich  dem  Buche  Da- 
niel's  im  A.  T.  und  der  Johanneifchen  OflFenba- 
rung  in  der  Sammlung  des  neuen  Bundes ;    al- 
lein der  Gedanke,  dafs  jene  beiden  Bücher  fich 
einer  allgemeinen  Verbreitung  erfreuen ,  dem- 
nach vollkommen  bekannt  find ,  hielt  mich  da- 
von zurück  und  brachte  mich  zu  dem  Entf chluf- 
fe,  die  unbekannteren  nichtkänonifchenjvoran- 
zuftellen,  ohne  jedoch  dabei  ganz  ftreng  auf  die 
Entftehungszeit  derfelben  Rückficht  zu  neh- 
men.   Da  mein  Grundfatz  ift,  jede  diefer  Schrif- 
ten wo  möglich  immer  nur  aus  ihr  felbft  zu  er- 
klären, fo  fchadet  eine  folclie  Anordnung  gewifs 
felbft  dann  nicht,  wenn  irgend  eine  derfelben, 
weil  fie  minder  bekaimt  ift  oder  aus  irgend  ei- 
ner andern  Urfache,  vor  einer  etwas  früher  ge- 
fckriebenen  von  mir  behandelt  werden  follte. 
Werden  nun,    wie  ich  es  aus   angegebenen 
Gründen  .wollte ,   zunächft  die  biblifchen  Apo- 
kalyptiker  zurück  geftellt,    fo  hat  unter  den 
übrigen  gewifs  keiner  mehr  Anfprüclie,  an  die 
Spitze  zu  treten,   als  der  Verfaffer  des  merk- 
ijvürdigen,  viele  Jahrhunderte  für  verloren  ge- 
^lialtenen  Buches  Henoch.     „Das  Alter  diefes 
Werkes,  £agt[chonSilveßre  de Sacy*)^  der 

*}  Ntchxiclic  das  Buch  Henoch  betreffend»  nach  dem  Franzöf. 
bearbeitet '  von  Fr,  Theod.  Binh*  S,  SS.  Vgi  auch  Journal 
des  Scvans.    Octobr«.  1822.  p.  595. 


XII  Vorrede. 

Gebrauch,  den  aclitungswürdige  Scliriftftell^ 
von  demfelben  gemacht  haben,   das  Anfehen, 
in  dem  es  ehedem  ftand,  die  Erörterungen,  zu 
denen  es  Veranlafliuig  gegeben  hat,   find  völ- 
lig zureichende  Motive    für   das    aufgeklärte 
Publikum,  eine  vollftändige  Ueberfetzung  die- 
fes  Buches  mit  dankbarer  Erkenntlichkeit  auf- 
zunehmen,  ja  fogar  den  Wunfeh  in  ihm  rege 
zu  machen,  eine  Ausgabe  des  älhiopifchen  Ma- 
iiufcriptes  felbft,  begleitet  von  einer  Ueberfe- 
tzung und  kritifchen  Anmerkungen,  zu  erhal- 
ten."   Ei^e  blofse  Ueberfetzung  würde  in  vie- 
len Stellen  uiiverftändlich  bleiben  und  müfste 
wenigftens  durch  erläuternde  Noten  dem  Le- 
fer  naher  gebracht  werden.     Bei  Ankündigung 
meiner  Ueber tragung  (vgl.  Allgcm.  Encykl.  a. 
a. O.  S.408.)  hatte  ich  allerdings  den  Plan,  der- 
felben  nur  hie  und  da  einige  Anmerkungen  bei-   ■ 
zufiigen;   bei  der  Ausführung  aber  erweiterte  - 
fich  derfelbe ,   weil  es  mir  verdienftlicher  und  ^ 
förderlicher  fchien ,   diefen  und  die  ihm  älmli-  ^ 
chen  öder  verwandten ,  ungenauen,  nicht  fei-  ii 
ten  dunkel  und  rhapfodifch  redenden  Schrift-  i 
Aeller  durchgängig  zu  commentiren  und  da-  Vr; 
durch  zugleich  eine  fiebere  Bafis  der  darüber  t 
anzuftellenden  hiftorifch  -  kritifchen  Unterfu-  ^i 
chungen  zu  gewinnen.  'n 

Die  erße  Ahtheilung  des  Buches  Henoch  ■■{ 
erfcheint  lediglich  defshalb  allein ,  weil  es  mir 
dadurch  möglich  wird,  was  ich  fehr  wünfche,  j^ 


Vorrede.  xiit 

vor  Beginn  des  zweiten  Bandes,  welcher  das 
Anabatihon  des  /^/aia^  enthalten  foll,  von  Seiten 
der  Mitforfch enden  in  den  Urkunden  des  AUer- 
ihums  etwaige  Winke  und  Bemerkungen  zu 
vernehmen,  welche  vielleicht  für  das  ganze 
Werk  leitend  werden  oder  doch  auf  meine  Me- 
thode hier  und  da  einwirken  könnten.  Die 
ziieite  Abtheilung,  welche  aufser  dem  Reft  der 
Ueberfetzung  und  ihrer  Erklärung  noch  einige 
Excurfe  bringen  foll,  wird  unverzüglich  nach« 
folgen. 

In  der  Ueberfetzung  habe  ich  mich  mög- 
lichlt  nahe  an  Laurence's  englifche  Verfion 
gehalten ,  um  auch  von  der  Form  fo  wenig  zu 
verwifchen,  als  es  beim  Uebertragen  in  eine 
andere  Sprache  nur  irgend  angeht.  Es  fchien 
mir  diefs  beim  Buche  Henoch  um  fo  unerläfs- 
Vicher  zu  feyn,  da  ich  nicht  das  äthiopifche 
Original  deflelben  vor  Augen  hatte  und  die  Sorg- 
falt, Einficht  und  Genauigkeit  des  englifchen 
Gelehrten*),  welchen  fogar,  wie  meine  in  der 
Erklärung  niedergelegten  Bemerkungen  wohl 
auiser  Zw^eifel  fetzen,  trotz  alles  Strebens  nach 
Treue  doch  hier  und  da  ein  Irrthum  befchlich, 
in  manchen  Stellen  eine  freiere  Wendung,  als 
nöthig  war ,  ein  theilweifes  Aufgeben  des  Ei- 
gen thümlichen  der  Rede,   und  damit  unver*- 

^)  Silvefire  de  Sacy  bezeichnet  die  Ueberfetzung  delTelben  alf 
(ehr  ^f^-ürtlidi  ^Journal  des  Savans  Occobrc,  1822.  p.  587*  in 
der  Aamerk.). 


XIV  Vorrede. 

merkt  eine  Verdunkelung  des  Gedankens  und 
des  Zufammenhangefi  zugelaflen  haben  könn- 
ten, Mängel,  welche  fich  ohne  feftes  Anfchlie- 
fsen  an  das  Englifclie,  in  der  deutfchen  Ueber- 
fetzung  unausbleiblich  vermehrt  haben  müfs- 
ten.     Zwar  würde  mein  innig  verehrter  Freund 
und  ehemaliger  Lehrer  Gejenius^  nach  feiner   > 
bekannten  Gefälligkeit,  mir  feine  Abfchrift  des  ^ 
äthiopifchen  Textes ,  wenn  ich  ihn  darmn  ge-  < 
beten  hätte,  fchwerlich  verfagt  haben ,  allein?: 
ich  konnte  es  nicht  über  mich  gewinnen ,  ilui  tc 
darum  anzugehen,  weil  ich  wnfste,  dafs  er  das  -A 
Buch  felber  mit  lateinifcher  Ueberfelzung  her-  \ 
auszugeben  beabfichtigt.   Da  übrigens  die  Pari- ;iej 
fer Handfchrif t,  welche  ihm  vorlag,  „vonFeh-^j^f 
lern  wimmelt"*),  die  CoUaliou  aber  mit  dcr.Ujj. 
Bodlejanifchen,  foweit  mir  bekannt  ift,  niclü.^jj 
über  die  erften  Kapitel  hinausgeht,  würde  anocitQ^ 
Ende  die  davon  gehofft e  Hilfe  mit  der  darauJ^ij^y 
zu  verwendenden  Mühe  niclit  einmal  im  Verrh 
hältnifs  gewefen  feyn,  weil  ich  die  dabei  nö-itj,^ 
thigen   plnlologifch  -  kritifchen  Unterfuchuu^  *" 
gen  hätte  zurück  halten  müfsen,  wenigftens  ihL^ 
diefer  meiner  Schrift,  als  ihrem  Zwecke  fremd 
nicht  benutzen  dürfen.    Hätte  ich  indefs  auck 
mein  Gefühl  bekämpfen  und  meine  Bedenklich 
keiten  zu  unterdrücken  vermocht,    fo  würd^». 

*)  Silv,  de  Sacy  in  der  Nachriclit  dns  Budi  IlenocK  beln  /" 
fend  S.  52-  und  Journal  des  Savans  Ort.  1822.  p.  587.  (Ann-tÜT 
Nach  eigner  Betracjiinng  der  von  Oefenius  gefeitigten  i 

rdiriTB  muü  ick  dieüi  völlig  bofiiügeu.  ^  ^ 

Vi 


Vorrede.  xv 

ich  das  Original  doch  nur  für  einen  Theil  des 
Buches  haben  benutzen  können,  da  Gejenius 
Abfchrift,  foviel  ich  mich  aus  früherer  An- 
ficht derfelben  erinnere,  in  den  fechziger  Kapi- 
teln abbricht  und  eine  AusGcht,  durch  andere 
Gelehrte  den  Reit  zu  erhalten,  meines  Wiffens 
fich  bis  jetzt  noch  nicht  eröfFnet  hat.  Im  All- 
gemeinen mochte  der  Ton  der  lutherifchen. 
Bibel überletzung  auch  bei  Ueber tragung  der 
Pfeudepigrapha  vorzüglich  anwendbar  feyn 
und  ich  habe  mich  daher  beltrebt,  ihn  zu  er- 
reichen.  Das  orientalifche  Colorit  wird  dabei 
in  fo  weit  beibehalten ,  als  es  fich  mit  dem  Ge- 
nius Txnferer  Mutterfpjache  verträgt;  in  ver- 
renkter Stellung  und  unnatürlicher  Conftruc- 
tion  den  Sinn  eines  morgenländifchen  Schrift- 
fteUers-  wiedergeben,  heilst  nicht  überfetzen. 
Nur  feiten,  denkeich,  wird  man,  wjp  Kp.  19,2. 
45,  3.,  in  meiner  Ueberfetzuilg  auf  kleine  Har- 
ten ftofsen  und  nirgends  ohne  fichtliches  Hin- 
weifen auf  Kürze ,  Gedrungenheit  und  Abge- 
brochenheit des  Grun4textes. 

Da  Laurence's  englifche  Ueberfetzung  aus 
dem  Buchhandel  verfchwunden  ift*)  und  nur 
aus  den  bedeutendften  Uni verfitäts- Bibliothe- 
ken xinferes  Vaterlandes  zur  Benutzung  erlangt 
werden  kaim,  wird  es  wohl  um  fo  weniger 

'•)  Nach  einem  f  inHeCi  unverbftrgtem »  GeraöHt  foll  der  Verfaf- 
Cer«  jetic  BiCchof  der  «nglikagifohen  Kirche,  deu  Vertrieb 
felbft  behindert  haben. 


L^ünniiciilor  vc  linlx  ilcL  \][\])c.     ]](  i 
den  Anr:iiii.'.-bn(lilial)cii  Jriiics  -\;iii 
deiinieiiiigcji  llroug  gcrchiedeii. 
Silveßre  deSocy  iibertrageiieii  Abfc 
ich  die  Angaben  beider  Auctorilälc 
gig  verglichen.     Meiftens  nnd  im ^ 
Aimnien  fie  zurammen*);   olFenbai 
ges  Zeugnifs  für  die  Richtigkeit  \ 
fetzungen.  Bevor  das  Original  durc 
alleii  zugänglich  geworden  ift,  niüi 
auf  die  verlaflTen,    deren  glüchlic] 
befähigte,  aus  erfler  Quelle  zu  fch 
dieAnmerhungen,  womit  Silveßre  c 
Proben  in   der  Notice  du  livrc  d'E 
ftattet  hatte,  und  IVinlCs  Zulatze  daz 
chen,  fo  weit  ich  es  noch  vernioch 
cke's  Anflehten  in  feinem  fchon  crvvi 


♦)  Uebcr  clic  Grihnle  der  ^hwiirlmiii^i-ii  \o\i  « 
fich  Silveßre  He  <Sacy  Ulhil  (Joiiiii.  di-i  Sii 
p.  587.  Aiinicrlx.)  dalli II :  Ccs  diffcrences  vif 
ce  aue   i'ai  ntiplmtpfnit  »!*»••/•.. i — '*■  » 


Vorrede. 


XVII 


fuche  ein.  Einl.  in  d.  OfFenb.  Johannis ,  w^irde 
ebenfalls  von  mir  Rückficlit  genommen,  damit 
mein  Werk  alles  in  fich  vereinigte ,  was  bis- 
her über  das  Buch  Henoch  gefchrieben  worden 
iß.  Laurence's  Einleitung  in  das  Buch  Henoch 
liefere  ich  in  einer  Ueberfetzung  wegen  ihrer 
Wichtigkeit  (vgl.  S.,32.);  einige  Bemerkungen^ 
welche  ich  beifügen  zu  muffen  glaubte,  find 
durch  das  Zeichen  (7J.)  hinreichend  vor  feinen 
eignen  Noten  ausgezeichnet. 

Ueber  den  Umfang  des  Commentars  und 
feine  BefchaflFenheit  wird  das  Urtheil  vielleicht 
verfchieden  ausfallen.  Es  lag  in  der  Natur 
meiner  Aufgabe,  dals  derfelbe  fich  meifien- 
theils  mit  Sacherklärurig  befcliäfügte ;  diefer 
meiner  Pflicht  bin  ich  auch  immerdar  einge- 
denk geblieben ,  fo  dafs  das  Sprachliche  über- 
all ganz  imtergeordnet  und  Nebenfache  ift. 
Wer  daher  vom  Aethiopifchen  auch  gar  nichts 
verfteht,  wird  fich  meinen  Erläuterungen  doch 
vollkommen  gewachfen  fühlen  und  das  wenige. 
Philologifche ,  was  für  ihn  nicht  ift ,  olmie  alle 
Anftrenguiig  und  Störung  übergehen  können. 
Ja  ich  mufs  recht  fehr  wünfchen,  dafs  Nie- 
mand fich  durch  den  fremdartigen  Anblick  der 
athiopifchen  Buchftaben,  auf  welche  fein  Auge 
zuweilen  ftöfst,  von  dem  Lefen  meines  Buches 
zurück  fchrecken  lafle.  In  einigen  Kapiteln 
find  die  Anmerkungen  hauptTächlich  dadurch 
fo  angefch wollen  >   dafs  Aeufserungen  der  Kir- 


XVIII  Vorrede. 

chenväter  zubeacliten  waren ;  allein  ich  glaubte 
mir  diefs  nicht  erlaflTen  zu  dürfen,  weil  gerade 
durch  folche  Allegate  die  Ueberzeugung  von 
der  Identität  des  vorliegenden  Buches  mit  dem- 
jenigen, welches  die  ältefte  chriftliche  Zeit 
kannte,  fich  allmälilich  aber  defto  ficherer  be- 
gründet. Kennern  ift  nicht  nötliig  zu  lagen, 
dafs  ich  mich  in  der  Auswahl  fehr  einfchränken 
mufste ,  wenn  die  Bemerkungen ,  welche  der- 
gleichen enthielten ,  nicht  ganz  unverhältnifs- 
mäfsig  lang  werden  follten ;  um  jedoch  wenig- 
ftens  mehrere  davon  benutzen  zu  können,  wur- 
den fie  unter  die  Parallelftellen  vertheilt.  Die 
Lehre,  die  Diction  und  der  Bilderkreis  der 
Bibel  haben  die  ihnen  gebührende  Beachtung 
erhalten,  und  fchwerlich  ift  etwas  unberüch- 
fichtigt  gelalTen,  was  dem  altteftamentlichen 
Exegeten  und  Alterthunisforfcher  b/auchbar 
feyn  möchte, 

Jena,  am  10.  July  1833. 

Dr.  A.  G.  Hoffmann. 


Ei  n  lei.  tung. 

len  Namen  Henoeh^   genauer  nach  dem  Hebräi« 
Oisinoch  (TjUn),   fuhren   vier  biblifche  Pcrfo- 

es  heiTst  nämlich  To :  der  älteße  Sohn  Kains «  in 
Silier.  Bibelüberfetzung  Hanoch  genannt;  dann 
tcfte  Sohn  Ruhen's  (1  Mof.  46,  9.   2  Mof.  6,  14.) ; 

ein  Sohn  des  Midian  (1  Mof.  25»  4.)  und  endlich 
achkomme  Seths»  der  Sohn  Jared's,  Vater  des 
fala  und  UrgroFsvater  Noah*8.  Diefer  ab&chtlich 
t  erwähnte  ift  allein  hiß orifch  wichtig »  weniger 
Inrch  das ,  was  die  heilige  Urkunde  von  ihm  be- 
t,  obfchon  diefs  fehr  zu  feinem  Lobe  gereicht» 
dmehr  durch  die  verfchiedenen  Deutungen ,  wel-^ 
^er  frazmentarirche  Bericht  über  feine  Schickfale 
len  hat,  durch  die  fabelhaften  Ueberlieferungen« 
b<  an  feinen  Namen  und  feine  Ferfon  geknüpft 
tn  find  und  durch  ein  räthfelhaftes  fchriflßelleri- 
Erzeugnifs,  welches  ihm  untergefchoben  wurde« 
lafe  dt^  Zeit  verloren  ging  und  erft  feit  11  Jahren 
ler  vollftändigen  Ueberfetzung  unter  uns  bekannt 
rdcn  ift. 

)em  einfachen  Gefchlechtsr^gifter  der  Sethiten  im 
iap.  der  GeneBs  ift  ein  inteveffantes  Fragiosent  über 
I  Henoeh' eingewebt.  Er  wandelte  mit-Gott,  hcjfst 
22  u.  24. 9  und  er  war. nicht  mehr.f  '4rän  Gott 
1  ihn  hiniveg.    Es  war  «äViUfh  eine  weit  verbrei- 

^  Benocb.  1 


2  Einleitung. 

tete*  Anficht  des  Alterthumcs ,  dafs  folchc  Menfch 
welche  fich  durch  frommen  Sinn  und  Religiofität 
Andern  auszeichneten  und  an  denen  daher  die  Gott 
ein  befonderes  Wohlgefallen  fände,  durqh  ein  bald 
Hinfeheiden  der  Erde  entriflen  und  in  die  Wohnun 
des  Himmels  aufgenommen  iimürden ').  DerAusdru 
Gott  nahm  ihn  hinweg  ^  ift  von  einem  Entrücken 
felben  in  den  Himmel  zu  verfteb&n  ')•  Von  den  übri 
Patriarchei^  bedient  fich  die  heilige  Urkunde  des  gewc 
liehen  Wortes ßerhen  (rsO^Y) ;  nur  beim  Henoch  im 

fic  eine  Ausnahme  und  will  alfo  unftreitig  damit  ci 
Wink  geben,  dafs  diefer  nicht  gerade  fo  wie  j< 
von  hinnen  gefchieden  fej  ^).  Man  hat  darüber  gef 
tQn  9  ob  die  Erzählung  der  Gencfis  fo  zu  verßchen 
dafs  Henoch  den  Tod  erlitten  habe  oder  nicht.  N 
^Sir.  4^9  16.  heifst  es  von  ihm  /lereriSi;  (transpofitus 
und  Hehr.  11 »  5.  ausdrücklich:  er  ward  hinweg 
nommen,  oJme  den  Tod  zu  fehen.  Die  hier  gebrau< 
Redeweife:  Gott  nahm  ihn  hinweg^  kommt  auch 
Elias  Himmelfahrt  vor  (^Kön.  2,  3  ff.)  und  ahn 
drücken  fich  die  Evangelißen  aus,  wo  fie  Jcfu  Hing 
zum  Vater  berichten  (Mark.  16,  19«  Luk.  24,-51 
darnach  rechtfertigt  ßch  die  Erklärung  des  Briefes 
die  Hebräer  als  richtig.  Diefe  Hinwegnahme  des 
noch  ift  alfo  das  Gegenßück  zur  HöUeufahrt  der 


1}  S.  Henkels  Magäkzin  lur  Religionsph. ,  Exeg.  und 
chengefch.  6r  Bd.  U  Stck. ,  wo  Ruperti  die  diefen  G 
lieii  b«A9fig«iiden  Stellen   der  KlaiBker  gefammelt 
In  dev  fiibel  vgl.  unl.  andern  t  Kon.  2,  «nd  Weiih.  4 

2)  £tw«r  fufden  BfdBncamp  in  Paului  Memorabil.  2i 
S.  151  IT.  Vgl.  auch  Bauers  hebr.  MyUioI«  IrBd.  S.2( 
und  die  Erklärer  des  A.  T.  zn  1  MoL  h,  f/k. 

B)  Buddei  Hill,  ectl^  Vel.  Telt  T.  I.  p.  151.  («d.  2.) 


Einleitung.  3 

rachitcn  (4  »lof.  16,  31  (FO;  sugleich  enthalt  fic,  ivic 
die  analoge  Erzählung  von  Elias  (2  Kein«  2.),  einen  lei- 
Ten  Anklang  der  Lehre  von  der  Unßcrblichkeit  und 
dem  feligen  Seyn  der  Menfchen  bei  Gott. 

Diefe  kurze  Kotiz  der  heiligen  Urkunde  ift  nach- 
znals  erweitert  und  durch  viele  fabelhafte  Züge   ent- 
ftellt  worden;  die  Juden  und  ihnen  (ich  anfchliefsende 
Chriften  begegnen  fieh  mit  den  Orientalen  in  folchen 
Fabeleien.    Vor  Allem  wichtig  ift  es  aber,    dafs  dem 
Her.och  in  der  Sage  allgemein  Viüonen  und  Prophezei- 
hun^cn  ^o^e/chrieben  ^yurdcn  und  dafs  diefe  von  ihm 
feJbft  in  ein  eignes  Buch  verzeichnet,  in  demfelben  fei- 
nem Sohne  überliefert,  durch  Noah  in  der  Arche  erhal- 
ten  und  nachmals   der  Welt  verkündet  worden  feyn 
foilten.   Ein  folchesBuch  kam  denn  auch  wirklich  aum 
Vorfcbtin.     Man  Hefa  lieh  dadurch  nicht  irre  machen, 
äib  es  )V,  wenn  es  wirklich  fo  alt  und  von  Henoch 
herkäme ,  unfehlbar  in  die  Sammlung  des  A.  T.  aufge«* 
Gonixnen  fejn  w^ürde;  fondern  liefs  es  für  das  gelteui 
vroiox  es  fich  ausgab :  für  eineNachlalTenrchaft  des  Gott 
ie£ä[lligfn  Patriarchen«     Die   ältere  chrißliche  Kirche 
i^f  ziacfa  ihrer  Eigenthümlichkeit  der  hohem  Kritik 
weder  geneigt  noch  auch  fähig,  und  fuchte  nur  fich 
ans  oniergefchobenen  Schriften  das  anzueignen ,  Was 
&r  d^B  praktifche  Chrißenthum  von  Bedeutung  fehlen. 
Avf  gleiche  Weife  verfuhr  fie  mit  dem  angeblichen 
lache  Henochs.     Die  Benutzung  delTelben  im  Briefe 
hig  (7. 14.  15.)  und  bei  den  Kirchenvätern  war  davon 
6  Folge.    Beim  allgemeinen  Verfall  der  Wüfenfchaf- 
^  theOte  diefe»  Buch  das  Loos  andrer  Ueberreße  des 
tterthnmes;  ea  verfchwand.    Späterhin  Wurde  haupt- 
'^ich  durch  die  Stelle  im  Briefe  Juda  die  Aufnyrk- 
'^^didc  wieder  darauf  gelenkt,  man  erfchttpftc  fich  in 


4  Einleitung. 

Vcfxnütliuhgen  darüber  *).  In  der  neneßcn  Zeit  ift 
denn  ein  äthiopifche's  Buch  unter  diefem  Namen  ge- 
fanden,  nach  Europa  gebracht  und  durch  Richard 
Laurence  in  einer  englifchen  Ueberfetzung  bekannt  ge- 
niäcHt  worden.  Ueber  diefes  nun,  feinen  Inhalt^  Wer- 
foffety  feine  Ahfajfungszeit  und  feinen  Zweck  mufs 
'man'  erft  ins  Klare  kommen ,  ehe  die  -virichtige  Frage 
ienttchieden  werden  kann,  ob  es  äiit  dem  von  den  Kir- 
chehvStern  citirten  und  verloren  gegangenen  einerlei  fey. 

Das  Ganze  zerfällt  nach  den  Handfchriftcn  in  Ka- 
pitel  und  Verfe;  allein  es  herrfcht  zwifchen  den  ver- 
fchiedenen  Manufcripten  keine  Uebereinßimmung ;  Lau- 
rence folgt  in  feiner  Ueberfetzung  der  Eintheilung  der 
bodleianifchcn  Handfchrift.  Damach  enthält  das  Buch 
IOd  Kapitel  von^fehr  verfchiedener  Länge;  neben  der 
Iiapitelabtlicilung  ift  noch  eine  andere,  nämlich  in  Ah* 
fchnitte  oder  ' Sectiönen  angewendet.  Ihrer  lind  19; 
Sect.  II.  beginnt  mit  Kap.  7.;  Sect.  III.  mit  Kap.  12.; 
Sect.  IV.  mit  Kap.  17. ;  Sect.  V.  mit  Kap.  22. ;  Sect.  VI. 
mit  Kap.  37.;  Sect.  VII.  (nach  dem  bodlei.  Mfcpt,  da- 
gegen nach  Parifcr  Sect^  VIII.)  mit  Kap.  45. ;  Sect,  IX. 
mit  Kap.  5ö. ;  Sect.  X.  mit  Kap.  59.;  Sect.  XI.  mit 
Kap.  64.  (welches  iii  dem  bodlei.  Mfpt  Kap.  63.  V.  2. 
Ift);  Sect.  XII.  mit  Kap.  69.;  Sect.  XIIL  mit  Kap.  71.; 
Sect.  XIV.  mit  kap,  72. ;  Sect.  XV.  mit  Kap.  75. ;  Sect. 
XVI.  mit  Kap.  82.;  Sect.  XVII.  mit  Kjap.  84.;  Sect. 
XVill.'mit  Kap.  90.;  Sect.  XIX.  mit  Kap.  91.  AuiFal- 
lend  ift  es,  dafs  nach  den  in  den  Handfchriftcn  ge- 
wählten Zahlen  einige  Kapitel  fehlen ;  fo  vermifst  man 
in  ^em  bodlei.  Mfpt.  Kap.  11.,  im  Parifer  dagegen  ift 


4)  Man  findet  die  verfchiedenen  Anflehten  gefammelt  in 
Fäbrie.Cod.  Pfeudepigr.  V.  T.  p.lGO  ff.  - 


E  i  ji  1  c  i  t  u  11  ^^  5 

es  Torhanden  und  enlhält  den  Text,  welcher  in  jenem 
Kap.  10,  28.  29.  ausmacht;   der  Parifcr  Handfeh.  fchll 
dagegen  wieder  die  Bezeichnung  von  Kap.  17.,  obfchon 
der  Anfang  eines  neuen  Abfchnittca  (SccL  IV.)  ange- 
deutet worden.     So  vermibt  man  ferner  Kap.  36..un4 
Kap.  58.  (was  bei  Laurence  p.  60  als  folches  aufgeführt 
wird  9  iß  in  den  Handfchriften  ein  Theil  von  Kap.  59.) 
Dagegen   kommen    einige  Kapitclbezeichnnngcn  zwei 
Mal  vor  ,  näm\ich  Kap.  48.  ( das  crßc  Mal  mit  1 1 ,  das 
ivrcite  Mal  mit  4  Verfen)  und  Kap.  104.  (einmal  mit 
Jl  und  dann  %neder  mit  2  Verfen).     Unftrcitig  ift  in 
dem  Bache  auch  Manches  durch  F'erfetzung  an  eine 
f^lfcbe  Stelle  gekommen  \  diefs  ift  nicht  etwa  blofs  bei 
einzelnen  Verfen,  fondern  auch  grüfscrcn  Stücken  der 
Fall;    es  hat  fich  daher  Laurence  einige  Umßcllungeu 
erlaube,    deren  Notli wendigkeit  kaum    zu  bezweifeln 
fern  dürfte.     Die  "wichtigßcn  derfelben  find  folgende : 
Kap.  20.  fetzt  Laurence  unmittelbar  nach  Kap.  IG. ;  in 
der  Stelle,  wo  e^  die  Handfchriften  haben,  unterbricht 
tt  oSeabar  den  Zufammenhang,    allein  nach  Kap.  16. 
\&  o  gxaz  paflend,  denn  es  bildet  eine  Einleitung  zu 
der  in  Kap.  17  ff.    enthaltenen  Erzählung.     Was  die 
HaRdfchriften  in  Kap.  59.  zwifchen  V.  11  u.  12.  anfüh- 
KB.  ifi  ebenfalls  nicht  an  feinem  Orte,  daher  von  Lau« 
rmce  als  ein  58ftes  Kap.  (welches  fehlte)  eingefchoben 
vorden.    Nach  Kap.  63,  1.  beginnt  eine  auf  die  grofse 
nnth  bezügliche  Vifion  iVoaA^j    (Kap.  64 — 67.),  wel- 
che diefer  Patriarch  felber  (nicht  Henoch)  berichtet,  und 
Weide  unfireitig  eine  Interpolation  ift,  die  den  Zufam- 
Aonhang  v5l1ig  aufhebt.     Laurence  hat  daher  diefe  Vi- 
'bb  ans  Ende  des  Buchs  als  eine  fremdartige  Zugabc 
v^eTen.      In   Kap.  90.  ift  nach  V.  14.  ein   kleines 
^^  von  6  VcnTfen  durchaus  ftörend;    Laurence  ver- 


6  Einleitung. 

Tetzt  es  in  Kap.  Ol.  nach  V.  12.,  wohin  es  auch  unßrei- 
tig  gehört. 

Jene  Kapitekintiheilung^  welche  wir  im  Ithiopi- 
fchen  Buche  Henoch  antreffen »  ift  übrigens  durchaus 
willkuhrlich  und  wie  es  fcheint,  ohne  Rücksicht  auf 
den  Inhalt  gemacht.  Zweckmärsiger  find  in  diefer  Be« 
Ziehung  die  Abfehnitte  unterfchieden ,  obfchon  auch 
der  eine  oder  andere  von  ihnen  fich  noch  belTer  hätte 
abgränzen  lalTen.  t 

Den  Inhalt  des  Buches  Henoch  in  der  Ki'irze  dar- 
cußcllen ,  ift  nicht  ohne  Schwierigkeiten.     Das  Buch 
befteht  I.  aus  eintt  Einleitung  zum  Ganzen  (T\7i\t.  1-— 
6.)9  mit  einer  Art  von  Ueberfchrift,  worin  von  Henoch 
zunächft  in  der  dritten ,  dann  aber  durcbgängig  in  der  ^ 
erßen  Perfon  die  Rede  iß.     Sie  bezeichnet  Henoch  als  ' 
einen  gerechten ,    durch  höhere  von  den  Engeln  ihni^ 
gewordene  Offenbarungen  ausgezeichneten  Mann  und> 
feine  Ausfprüche   als  Segensworte  an  die  Auserwähl-v 
ten  und  Gerechten ,  während  fie  doch  Togleiob  in  eine'I 
Schilderung  der  Erfcheinung  Got|:es  zum  Gericht  übei-L-; 
die  BöCen  überleitet  (Kap.  1,  1.).     Was  er  Tahe»  das  ge>4 
Tchieht  einß  in  femer  Zeit  (V.  20-    Um  der  Auserwähl-^u 
ten  willen  redete  er  mit  dem  heiligen  und  mächtigef^s, 
Gott  der  Welt  (V«  3*— 4.),  der  auf  dem  Berge  Sinai  tti^ 
fclfeint  mit  feinen  Heerfcharen.     Alles«   fährt  er  forti^^ 
wird  erfchreeken,  auch  die  Wächter  (Engel),  die  gans^ 
Natur  geräth  in  Aufruhr»  denn  Gott  kommt  zumtScl;]};. 
rieht  in  Begleitung  feiner  Heiligen  ^V.  5.  und  Kap.  \)\y 
vergl.3rief  Juda  V.  14.  15.);  die  Frommen  werden  eiv. 
halten  und  von  Gott  bcreligt  (1,  6.  7.).    Die  Bewol^. 
ner  des  Himmels  willen ,  was  gerchieht»  fehen,  wi^j? 
die  Natur  unveränderlichen  Gcfetzen  folgt»  welche  Got,. 
ihr  gegeben  (Kap.  3,  1 — 6,  3.}.    Die  böfen  Menrchet;  . 


Einleitung.  7 

(der  VcrfalTeT  red^t  fie  felbß  an)  harren  nicht  in  Geduld, 
erfüllen  auch  Gottes  Gebote  nicht;  dafür  foll  ihr  Leben 
verkürst  -werden ,  und  Fluch  und  Verderben  fie  treffen 
(6^3 — 8  u.  lO.)*  I^cn  Gerechten  dagegen  wird  Weis- 
heit xn  Theil ,  fie  erreichen  ein  hohes  Alter  in  frieden 
(6,  9.  11.  12.). 

II.     Veranlaffmi^  der   Geßchte  HcnoclCs  ( Kap.  7 
—  lO.)-     lUne  Anzahl  von  Engeln  (nacli  7,  7.  find  ih- 
rer 200)    entbraint  in  irdifcher  Luft  gegen  die  Tüchier 
dcrMenTchen  wegen  ihrer  Schönheit,  undfafst  denEnt- 
fdlafsy  fich  mit  ihnen  zu.  vermählen.     Sie  verbinden 
/ich  auf  Samiaza's  VeranlalTung  eidlich  zur  Ausführung 
ihres  Planes  und  zwar  auf  der  Spitze  des  Berges  Her- 
mon  (7,  1 — 9.).     Sie  seugen  mit  den  erwählten  Dir- 
nen ein  Riefengefchlecht  von  300  Ellen  Länge,   wel- 
ches nidit  zu  fättigen  ift  und  alles  Lebende  verfchlingt 
(7,10  —  14.).     Zauberei,  Aftrologie  und  Unrecht  grei- 
fen um  fich  auf  der  Erde  (7,  10  u.  15.   8,  1  —  8.).     Die 
Summe  der  Klage  dringt  zum  Himmel  v  die  Engel  Mi- 
chael,  Gabriel,   Raphael,   Suriel  und  Uriel  gewahren 
£e  allgemeine  Noth  und  verwenden  fich  bei  demHöch- 
hsk  für' die  Bedrängten  (8,  9  —  9,  14.}-     Gott  fendet 
hierauf  einen  Engel  an  Lamech's  Sohn  (Noah) ,  um  die 
Ankunft  der  Fluth  zu  verkünden  und  ihm  Mittel  zu  fei- 
ner Rettung  anzuwerfen  (10,  1  —  $.)•  ^^nn  den  Ra- 
phael ,  um  den  Azaziel ,  den  Hauptverfiihrer  zur  Zau- 
berei» zu  feffdn,  in  die  Wüfie  Dudael  zu  briugeu  und 
mit  fcharfen  und  fpitzen  Steine^i  zu  hedeclucn,  bis  er 
am  Tage  des  Gerichts  ins  Feuer  geworfen  wird  ( 10,  6 
—  9.).     Nicht  alle  Mcnfchen  fallen  umkommen;  denn 
fie  find  verführt  von  Anazid  (10,  10  — 12.).     Gabriel 
erhielt  den  Befehl,   die  Nachkommen  der  Engel  und 
Dirnen  gegen  einander  zu  erregen  und  dadurch  zu  ver- 


8  Einleitung. 

derben »  ohne  fich  darch  Fürbitten  ihrer  Aeltern  bewe- 
gen ztL  lalTen  (10»  13.  14.)*  Auch  Michael  mufa  zu  Sa^ 
miaza  und  Feinen  Mitverbrechem  gehen»  und  fie,  nach- 
dem der  Untergang  der  Ihrigen  vor  ihren  Augen  ge- 
fchehen,  binden  für  70  Generationen  hh  auf  den  gro- 
fsen  Gerichtstag  (10»  15 — 20.)-  Dann  wird  Recht  und 
Gerechtigkeit  herrfchen»  die  Heiligen  preiFen  Gott»  fie 
leben  in  Freude  und  Frieden  und  beugen  jeder  1000  Kin- 
der; reicher  Segen  bedeckt  die  Erde  (10»  21  ~  20.). 

III.  Sendung  Henoch*8  an  die  gefallenen  Engel» 
feine  Fürbitte  für  fie  und  Vifion  über  die  ihnen  zuer- 
kannte Strafe  (Kap.  12  —  16. »)).  —  Ehe  diefs  Alles  ge- 
fchahe»  war  Henoch  verborgen»  Niemand  wuPste»  wo 
er  fey;  er  war  mit  den  Heiligen  und  den  Wächtern, 
welche  ihn  Henoch  den  SchreiSer  (vollßändig  SchreU 
her  der  Oerechtigkeit)  nannten  (12»  1 — 4.).  Ihn  fen- 
dete  Gott»  wie  Henoch  erzählt  (12»  5  ff.)t  ^^  d^"  g^ 
fallenen  Engeln , .  um  ihnen  ihre  Strafe  anzukünden. 
Als  er  diefs  unternimmt»  erfchrecken  diefe  gewaltig 
und  bitten  ihn  dringend»  >für  fie  eine  Bittfchrift  aufzu- 
fetzen (13»  1  —  6.);  Henoch  thut  es  und  lieft  die  Bitte 
l&m  Vergebung  ab»  bis  er  in  Schlaf  finkt  (13»  7.  8.). 
Im  Traume  fieht  er  ihre  Strafe »  beginnt  ihnen  nachher 
denfelben  zu  verkünden  (13,  9 — 11.).  Unter  andern 
fieht  fich  Henoch  auf  einer  Wolke  in  den  Himmel  ge- 
hoben (14»  9  ff.)»  fchaut  den  Thron  Gottes»  deflen  Kleid 
glänzender  als  die  Sonne  und  weifser  als  Schnee  (l4^  22.). 

#  ^ 

Zitternd  und  verhüllt  ftand  er  da»  Gott  aber  hiefs  ihn 
näher  treten  (14»  24.  25.)  und  verkündet  ihm ,  dafs  für 
die  gefällten  Engel  keine  Vergebung  zu  hoffen  ift  und 
ihre  Söhne  umkommen  folleu  (Kap.  15  u.  IG.)* 


5)  Kap.  11.  fehlt. 


Einleitung.  9 

IV.     Rtife  Henoch'5  durch  verrdiiedene  Regioucn 
der  Erde  und  des  Himmels  (Kap.  17  ^)— 35.),  voll  der 
phantafiereichfien  Schilderungen  im  Geiße  der  Apoka- 
iTpfe.     Ohne  weitere  Angabe  der  Veranlagung  erzählt 
Henoch  von  fich  in  der  trßen  Perfon ,  er  fey  an  eiuen 
Ort  entrückt  worden»  wo  ein  Feuer  zu  brennen  gefchie- 
nen.     Erft  Kap.  20.»  welches  unmittelbar  nach  Kap.  16. 
fiehen  und  diefen  fchönen  groben  Abfchnitt  einleiten 
Füllte ,  "werden  die  Engel  (Wächter)  namhaft  gemacht« 
^vc\cbe  diefe  Entrückung  bewirkt  zu  haben  (chcinen 
(T.  17,  i.J  imd,  wie  es  heifst,  Menfchengeßalt  anneh- 
men konnten,  wenn  es  ihnen  beliebte:   UrieU  RaphatU 
Ragucl^  Älichael^  Sa^akiel  und  Gabriel.     Sie  führten 
ihn  auf  die  Spitze  eines  Berges,  der  bis  an  den  Himmel 
reichte;  hier  fchaut  er  die  BehältnifTe  des  Lichtes  und 
des  Donners,  einen  feurigen  Bogen,  Pfeile  in  dem  Ko- 
dier,  ein  Schvrert  von  Feuer  und  Blitze  jeglicher  Art 
(17,  2.  3.).     Dann  kommt  er  zu  einem  gerAiwäizigcn 
Stronae,  zu  einem  Feuer  in  Wetten,  welches  die  Sonne 
\if\m\liiier?ange  aufnimmt,  zu  einem  FcuerfluITe,  der 
^  in  das  Weltmeer  nach  Wetten  mündet  (17,  4.) ;  gc- . 
Itngt  rar  dichten  Finftemifs,   zu  dem  Orte,   von  woW 
illfs  Reirch  ausgeht,   und  fchaut  die  dunkeln  Berge, 
wdche  den  Winter  bringen,  die  Quellen  aller  FlüIFe, 
toi  Schlund  der  Tiefe  (17,  5.  6.),  die  Behaltniffe  der 
Winde  und  ihre  verfchiedenen  Arten  (18,  1.  3  —  6.), 
itEckftdn  der  Erde  (18,  2.),  den  Pfad  der  Engel 
r'^70  vu^d  ^as  Ende  der  Erde,  worauf  das  Firmament 
rtti  fl8,  8.).     Er  wandte  fich  dann  nach  Süden;  dort 
^nten  Tag   und  Nacht  fechs  Berge  von  herrlichen 


(jDu  PsTiCer  MfpL  beseichnel  das  |7le  Kap.  nicht,  deutet 
•faer  an,  dals  hiar  ain  neuer  AbfchniU  (SecL  i V.)  beginne. 


t 


10  Einleitung. 

Steinen ,  3  nach  Oßcn  und  3  nach  Süden  zu ,  eine  lo- 
dernde Flamme  war  über  dcnfelbcn ;  er  fchaule  auf  der 
andern  Seite  einen  weiten  Raum ,  wo  ßch  das  Waflier 
fammelte  und  in  feurigen  Säulen  des  Himmels  irdiCchc 
Brunnen;  aber  er  fahe  auch  einen  Platz,  über  dem  keia   * 
Firmament  ruhte  und  unter  welchem  kein  fefler  Boden  - 
fichtbar,  der  ganz  öde  und  leer  war.     In  dcmL'elbcn  er-  <■ 
blickte  er  7  Sterne,  grofsen  Feuerbergen  gleich;  es  ift  ^ 
das  Gefängnifs  der  himmlifchen  Heere  und  jene  Sterne  ^, 
find  Uebcrtreter  des  göttlichen  Gebotes  (18,  9  —  lG.t; 
vgl.  21 ,  1—3.).     Hier  ^),  berichtet  dann  Uriel  (19,  1  -J 
—2.),  wählten  die  Engel,  welche  fich  mit  denMen-.-^i 
fchen  vermifchten,  ihre  Führer;   aber  fie  werden  g^*::^ 
richtet  und  die  von  ihnen  Verführten  dazu.     Nur  denv:^, 
Henoch  allein  ward  im  Voraus  Kunde  davon  (19,  3.)«:^ 
Einen  andern  fchrecklichen  Ilaum  voll  lodernden  Feuers,:  > 
welchen  Henoch  gewahr  wird,   erklärt  Uriel  für  daf.A 
Gefängnif#der  Engel  (21,  4 — 6.}.    Hierauf  gelangt  dei.  ^ 
Patriarch  zu  der  Wohnung  der  abgefchiedcnen  Seelen;  ^^' 
wo  fie  bis  zum  grofsen  Gerichtstage  weilen;    die  dev^ 
.Frommen   find   gefchieden  von   denen   der   Gottlofeij-^ 
(Kap.  22.).     Abels  Stimme  hört  er  dort  zum  Himxnc; 
fchreien  (22,  6 — 8.).    Nach  Weften  zu  am  Ende  dcij 
Erde   erblickt    er   ein    unaufhörlich    laufendes  Feue;^.^ 
nach  llagucls  Erklärung  das  Licht  der  Himmclskörpi,. 
(23,  1—5.).     An  einem  andern  Orte  fchaut  fein  Aii|^ 
einen  immerfort  glänzenden  Feuerberg,    beim  Näbsi^. 
fchreiten  erkennt  er  7  fchimmemde ,  ganz  vcrfchiedeij/    ^ 
Berge,  3  gegen  OfieDi  3  gegen  Süden  und  einen  in  iC^ 


7)  Es  Ift  nicht  ganz  klar,  ob  der  kurz  vorher  rrwahrii^S 
Humn  gemeint  fey,  doch  kann  os  iiAch  dem  Zufaunn^^sc^ 
hangt  nicht  anden  veriiandcn  werden.  \ 


Einleitung.  11 

Rlitte;  über  ihnen  allen  Cchien  ein  Thron  zu  fcyn  und 
zings  umher  ßanden  herrlich  duftende  Däumc,  doch  ei- 
ner daron  XTMt  fchöner  und  trefflicher  als  alle  (24»  1  —  4.)* 
Diefes  Gebirge,  Tagt  Michael  dann,  ift  der  Sitz,   auf 
vtlchem  fitzen  wird  der  heilige  und  grofse  Herr  des 
Ruhmes,  der  ewige  König,  wenn  er  kommt  und  her- 
abßeigt,  heim  zu  fuchen  die  Erde  mit  Güte  (24,  5  —  8.), 
der  Bamn  aber. wird,   wenn  die  Büfen  hinweg  gerafft 
Eind,  den  Yrommen  zu  Theil;  diefe  leben  dann  lange 
wie  die  Altrordcm  und  nichts  ftört  ihr  Glück  (24,  9  ff.). 
In  der  Mitte  der  Erde  fieht  Henoch  neben  fchonen  Ge- 
filden ein  dürres  und  enges  Thal ,  wohin  Alle  die  kom- 
merr,  welche  unziemlich  von  Gott  reden  (Kap.  25  u.26.). 
Nach  dem  Befnche  mehrerer  anderer  Orte,  über  deren 
Zvcck  kein  Wink  beigefügt  wird  (Kap.  27  —  31.),  er- 
reicht er  das  Paradies  und  fieht  auch  den  Baum,  der 
Weisheit  gibt  und  von  dem  die  StammHiteni  zu  ihrem 
Ccdück  genoffen  (31,  2  —  5.).     Am  öfUichcn  Ende«) 
fcErde  findet  er  grofse  Tliiere  und  Vögel  von  verfehle- 
^ei  Torrn  und  Art  (32, 1.),  und  ößlich  von  ihnen  die 
'Iwre  des  Himmels ,  aus  welchen  die  Sterne  hervorge- 
ht die  Namen  der  Sterne  und  die  Zeit  ihres  Erfchei- 
Vns,  ihre  Gefetze  und  Wirkungen  fchreibt  er  auf  nach 
Crids  Belehrung  (32,  2— 4.   vergl.  35,  2.).    An  den 
Tandem  Enden  der  Erde  find  ebenfalls  Thore,  aus 
faoi  die  Winde  hervorbrechen  (Kap.  33,  1  —  35,  1.). 
Kc  Tifion  fchliefst  mit  dem  Preife  Gottes  (35,  3.) ,  zu 
V^em  fich  Henoch  auch  fchon  bei  einigen  Darßel* 

8)  UjiArtitig  iA  diefes  gtmcint,  obfchon  blofs  Ende  dafleht; 
ina  Henech  mnfste,  um  zum  Paradiefe  zu  kommen, 
«irieäWj  gehen  und  das  trythräifche  Meer  pa/Iirefi(31,2.)- 
Auch  kommt  er  von  da  ans  nördliche  (33*  U),  dann  a^s 
»^tftiiche  (Hf  1)  und  füdliche  (35,  1)  Ende. 


12  Einleitung, 


lungen  ermuntert  fühlte  (22,  14.  15.  24,  11.).  —  Ein 
durchgreifender  Plan  läfst  fich  in  diefcm  Stücke  nicht 
▼erkennen,  nur  werden  manche  Wiederholungen  ftorend« 

V.  Kap.  37.  b.ildet  ^inc  Art  von  Ucberfchrift  un4 
Einleitung  zu  den  folgenden  Abfchnitten ;   die  dritte 
Ferfon,  womit  es  beginnt,  wird  noch  in  V.  1.  mit  der 
erflen  vertaufcht.  -  Die  Vifion ,   welche  berichtet  wer- 
den foll,   heifst  die  zweite^   obgleich  in  den  frühem 
Kapiteln   wenigßens  fchon  zwei  Vifioncn   da  waren. 
Die  Weiehcij:,   welche  dem  Hcnoch  zu  Theil  gewor-  - 
den,  war  in  103  Parabeln  gehüllt  (37,  3.},  und  er  fagt,  ^ 
er  habe  fie  den  Bewohnern  der  Welt  mitgetheilL   Indefe  s 
finden  wir  im  Buche  Henoch's  nur  drei;  nämlich. die  i^ 
erfic  Kap.  38  —  44.,  die  zweite  Kap.  45  —  55  und  die 
dritte  Kap.  56  —  68.  ;. 

VI.  Die  erße  Parabel  beginnt  mit  einer  kurzen  • 
prophctifchen  Rede  über  den  Untergang  der  Böfen  (38«  ^ 
1— -39»  2.);  dann  erzählt  Henoch,  wie  ihn  eine  Wolkp^ 
zum  Himmel  aufgehoben,  er  fchaut  den  Wohnlitz  der..- 
Seligen  und  fehnt  fich,  dort  zu  weilen,  dem  Hüchßen: 
fingend  und  ihn  lobpreifend  (Kap. 39,  3  —  40,  2.}.  Auch.  | 
zeigen  fich  feinem  Blicke  die  Taufend  und  aber  Tatt>^' 
fend,  welche  vor  dem  Herrn  der  Geifter  und  zu  fcine|l^' 
Seiten  ftehen,  ihre  Namen  nennt  der  ihn  begleitendf^^^ 
Friedensengel  (40,  8.),  vor  allem  zeichnen  fich  aolc, 
Michael,  Raphael,  Gabriel  undPhanucl,  ihre  Stimmig, 
ertönt  zum  Lobe  Gottes  und  derer ,  die  da  dulden  xnt  ^ 
feinetwillen,  fie  ertönt  zum  Gebet  für  die  Verehrer  A'^' 
Höchßen  auf  Erden  und  zur  VerCchcuchung  der  böfei.^ 
Engel,  welche  die  Mcnfchcn  vor  Gott,  verklugen  (40  "^ 
3—9.).    Dann  werden  dem  Henoch  die  Gehcimnilfi 'S: 
des  Himmels  und  der  Natur  enthüllt  (Kap.  41.}:     Di  'li 
Weisheit,  heifst  es  heruadi,  fand  auf  Erden  keine  Woh"^ 


Einleitung.  13 

nung,  fie  -wohnt  daher  <im  Himmel;  ale  fie  die  Erde 
▼erliefs ,  kam  die  Bosheit  und  fand  willige  Aufnahme 
(Eap.  42.>  Uenoch  äehr  hierauf  die  Sterne  des  Hirn» 
mds»  welche  Gottes  Befehlen  horchen,  und  einen 
GUds  ,  welcher  von  ihnen  dufßeigt  (Kap.  43«  44.).  — 
Diefer  Abfchnitt  gehört  zu  den  gelungenften  und  anzie- 
bendften  des  ganzen  Buches;  es  ift  übrigens»  eben  fo 
wenig  wie  die  folgenden  Abfchnitte,  eine  Parabel  in 
vnrenn  Sinne^  fondem  ein  Complex  prophetifcher  Rede, 
lyriCcher  Schilderung  9  untemiifcht  mit  Vifionen  und 
Sjmbolen.  Am  'palTendften  wäre  wohl  der  Ausdruck 
BiUerrede  (vgl.  Hiob  27,  1.    29,  1.    das  hebräifche 

\1I.     Die  zweite  Parabel  (Kap.  45 — 55.)  mit  einer 
Ueberfchrift  (45,  1.)  und  einer  Schlufsformel  (55,  6.)-  -* 
Jener  Ueberfchrift  zu  Folge  betrifft  fie  diejenigen,  wel* 
die  den  Namen   des  Herrn  der  Geißer  nicht  anrufen, 
urie  die  dritte  nach  56,  1.  auf  die  Heiligen  und  From- 
men geht.     Es   ift  eine  Ankündigung   des   göttlichen 
Strafgerichts  über  dieBöfen,  welches  der  Höchße  durch 
Ionen  AuserwShlten ,  den  Menfchenfohn ,  den  MelEaa 
YoJlziehen  läfst.    Für  die  Chriftologie  des  N.  T.  ift  die^ 
fer  Abfchnitt  fehr  lehrreich,  obfchon  die  Vorftellungeii 
über  den  Menfchenfohn  hier  und  da  noch  etwas  Unbe- 
Ununtes  haben  und  nicht  ein  ganz  deutliches  Bild  des« 
felben  gewähren.    Etwas  verworren  ift  die  Schilderung 
des  Gerichtes;  denn  am  Ende  des  Abfchnitts  ift  fkft  mit 
den  Worten  der  Genefis  die  noachifche  Fluth  nebft  ih- 
ren verwüftenden  Folgen  und  die  Einfetzung  des  Re- 
genbogens  als  eiries'  Friedenszeichens  angedeutet.     DaB 
Gericht  Gottes,  welches  derMellias  halten  wird,  fcheint 
nach  dem  Znfammenhaiige  mit  der  'Fluth  einerlei  zu 
feyn.  Was  aber  zu  den  bibtifchen' Angsiben  gat' Aicht 


14  Einleitung« 

palTen  %Yill.  Indefs  konnte  diefes  Stück  üb^r  die  Fluth 
und  was  damit  zurammenhängt  (53,  7— -54»  3.)  auch 
■nur  an  einer  falfcben  Stelle  eingefchoben  fcyn  und  au 
.dem  Abfchnittc  Kap«  G4 — 67.  gehören »  welcher  den- 
Xelben  Gegeußaud  betrifft,  aber  ebenfalla  in  einem  Zu* 
fammenbange  angetroffen  wird»  dem  er  fremd  ift.  Nach 
Kap.  51.  wird  Henoch  durch  einen  Wirbelwind  geho- 
ben 9  nach  Weßen  zu  geführt  und  lieht  Berge  von  Me- 
tall ;  fie  find  (V.  4.)»  wie  der  Engel  fagt,  alle  dem  Mef- 
fiaa  beftimmt,  damit  er  gebiete  und  mächtig  fey  auf 
der  Erde.  Nach  Kap.  54»  5!  foU  diefer  richten  Azazeelp 
:alle  feine  Gen  offen  und  alle  Jein  Heer  in  dem  Namen 
des  Herrn  der  Geifter. 

Vlll.  Die  dritte  Parabel  ift  überfchrieben :  »»die 
Heiligen  und  Auserwählten  betreffend, <«  wahrfchein* 
}ich  aber  nur»  weil  ße  mit  einem  Segenswunfche  über 
diefelben  beginnt  (Kap.  56»  1  —  5.).  Unmittelbar  daraiji 
fchliefst  fich  wiederum  die  Nachricht»  welch'e  fpeciell 
ausgeführt  wird»  dals  Henoch  die  Natur  in  ihren  Ge- 
heimniffen  habe  belaufchen  dürfen  (Kap.  57  u.  59.  der 
Abfchnitt  nach  V.  11. »  bei  Laurence  als  58fles  Kapitel 
aufgeführt).  Diefe  fogenannte  Parabel  fchliefst  nicht 
2nit  Kap.  58. »  wie  man  auf  den  erflen  Blick  glauben 
könnte.  Denn  Kap.  59»  1.  ift  zwar  eine  kleine  hiftori- 
fche  Einleitung»  allein  der  Beifatz:  ich  fahe  in  diejer 
Farabel^  deutet  offenbar  darauf  hin»  dals  das  Folgende 
mit  dem  Vorhergehenden  verbunden  gedacht  werden 
foUe»  und  68»  42»  fleht  erfl  die  Schlufsformel.  Im 
500flen  Lebensjahre  des  Henoch»  am  I4ten  Tage  des 
7ten  Monats  erbebte  der  Himmel»  der  Alte  der  Tage 
fab  auf  feinem  Thron  und  die  Engel  flanden  um  ihn 
■  ^er;  Henoch  erfchrickt»  wird  aber  durch  einen  Engel 
geftärkt  und  vernimmt  dann  die  Nachricht  vom  künf- 


Einleitung.  15 

tigcn  Strafgerichte  Gottes ;  kwci  Ungeheuer,  ein  mSrni- 
lichcs  (Behemolh)  und  ein  ^vcibliches  (Lcriathan), 
wdche  oftlich  von  Eden  in  der  WildniCs  Dendajcn  fich 
anfhalten,  werden  als  Speife  verlheilt  (Kap.  59.,  mit 
WeglalTung  eines  Abfchnittea  zwifchen  V.  11  u.  12.,  bei 
Lanrence  Kap.  58.  genannt).  Hierauf  fiehtHenoch,  dafs 
die  Engel  Mefsfchnuren  erhalten;  durch  ihr  Meilen  fol- 
kn  alle  GeheimniiTe  im  Schofse  der  Erde  offenbaret  und 
den  Frommen  ein  Wohnort  beftimmt  werden  (vergl. 
tuch  69,  3.).  Wo  diefe  auch  ruhen,  im  Meere  oder  in 
der  Erde,  fie  follen  suriick  kehren  und  den  Herrn  prei- 
fen  mit  allen  heiligen  Engeln  (Kap.  60.}.  Bei  der  wei* 
tem  Schilderung  des  göttlichen  Gerichtes  (Kap.  61  If.) 
wird  desMeQias  abermals  gedacht.  Die  Gottlofen  wer- 
den dann  vertilgt ,  die  Frommen  aber  werden  erhalten 
und  „bei  ihnen  (61,  17:)  wird  der  Menrchenfohn  woh- 
nen, elfen,  fich  niederlegen  und  wieder  erheben  ini* 
merdar/*  Die  Könige  der  Welt  fühlen  ihre  Ohnmacht 
an  jenem  Tage,  fie  erkennen  reuig  ihre  Schuld  und 
vereinigen  fich  zum  Ruhme  Gottes  (Kap.  62.).  In  dem, 
Wis  nun  folgt,  ift  die  Beftrafiing  der  Engel  und  zwar 
auf  eine  ähnliche  Weife  abgehandelt,  wie  früher.  Nach 
Kap.  63,  1.  ift  ein  interpolirter  Abfchnitt:  Vifion  des 
lioak  über  die  Fluth,  wo  Noah  in  der  erßen  Per- 
lon von  fich  redet.  Der  Abfchnitt  ift  Kap.  64 — 67.  bei 
Lanrence  bezeichnet  und  ans  Ende  des  ganzen  Buchea 
geftellt.  Bei  der  allgemeinen  Verderbnifs  derMenfchen 
wendet  fich  Noah  an  feinen  Grofsvater  Henoch  und  er- 
hält  die  Nachricht,  dafs  die  Strafe  hereinbreche  (Kap. 
64  65.  )•  Hierauf  redet  Gott  felbft  und  belehrt  ihn 
daräber  (Kap.  66.  67.).  In  dem  Stück  Kap.  63—70. 
(mit  Ansfchlufa  des  bezeichneten  Abfchnittes)  werden 
die  wichtigften  Engel  namhaft  gemacht  (21  an  der  Zahl), 


16  Einleitung. 

welche  die  Andern  zu  dem  Fehltritt  verleiteten ,  üch 
zu  den  Töchtern  der  Erde  zu  legen ;  dann  die  Hanpt- 
verfübrer  der  Menfcben »  unter  ihnen  heifst  der  dritte 
Gadrel ,  welcher  die  Eva  verleitete  und  den  Tod  über 
die.  Menrcben  brachte  (68^  6.). 

IX.  Da  Kap.  68.  mit  den  Worten  rchliefst:  dieb 
ift  die  dritte  Parabel  Henocha,  fo  foU  man  fie  hier  als 
beendigt  betrachten;  indeb  hängt  Kap.  69  u.  70«  mit 
dem  in  derfelben  abgehandelten  Gegenßande  genau  7U- 
fammen.  Das  WefentlichAe  darin  ift»  dafs  Henoch  wie- 
der in  den  Himmel  entrückt  wird,  Gott  in  feiner  Herr- 
lichkeit fchauet ,  vor  ihm  anbetet  und  dafs  feine  Anbe- 
tung wohl  gefällt. 

X.  Kap.  71  —  81.  ift  wohl  als  ein  zufammen  gehö- 
rendes Stüjck  zu  betrachten.  Es  ift  iiberfchrieben :  das 
JBuch  der  f^eräiiderungen  der  Lichter  des  Himmels  nach 
ihren  verfchiedenen  Klaffen»  ihren  Wirkungen«  Umläu- 
fcM,  Namen  u.  f.  w.;  und  damit  fein  Inhalt  richtig  be- 
zeichnet. Kap.  71.  hat  es  mit  der  Sonne,  Kap.  72  u.  73. 
mit  dem  Monde  zu  thun ;  Kap.  74«,  befchäftigt  fich  vor- 
züglich mit  den  Wirkungen  beider.  Kap.  75,  1  —  76, 
4.  enthalten  Beßimmungen  über  die  Winde  und  ihre 

:  Folgen ;  dann  fchaut  Henoch  7  himmelhohe  Berge,  von 
denen  der  Froft  kommt  (76,  5.),   7  ungeheure  Ströme 

;und  7  grofse  Infcln  (76,  6 — 8.).     Kap.  77.:    Namen 

.der  Sonne,  des  Mondes;  wefentlicheEigenfchaften  der- 
felben, Veränderungen  des  Mondes;  Kap.  78.  einige 
nachträgliche  Bemerkungen  deHelben  Inhalts.  Die  Ge- 
[et^e  der  Natur  follen  in  den  Tagen  der  Sünden  (70, 3.) 
aufhören ,  die  J^hre  verkürzt  werden  u.  f.  w.  zur  Strafe 

XKap.  79.}.  Henoch  wird  aufgefordert,  die  ihm  zu 
Theil  gewordene  OIFenbarung  zu  lefen ;  er  thut  es  und 
preifet  Gott  für  feine  Güte  und  rühmt  feine  Langmuth 


Einleitung.  X7 

gegen  die  Kinder  der  Welt  (80,  1  —  6.);  dann  erhält 
er  Befehl ,  feinen  Sohn  Methuf ala ,  der  in  diefem  Ah- 
Edmittd  auch  einige  Male  angeredet  war  (75, 13.  78, 1.), 
und  feine  Familie  über  das  Gefehene  zu  belehren.  Die 
Dnterhaltungen  der  Engel  mit  ihm  endeten  fich  hier 
und  9,er  kehrte  zu  feinen  Nebenmenfchen  zurück,  prei- 
feod  den  Herrn  der  Welten"  (Kap.  80,  7  —  13.).  Kap, 
81.  folgen  Ermahnungen  an  feinen  Sohn  Methufala,  das 
Ton  ihm  Aufgefchriebene  aufzubewahren  und  der  Nach- 
irek  zu  überliefern  (V.  1  ff.)»  dann  Rückblicke  auf  die 
Erfcheiiiungen  an  den  Himmelskörpern  (5 — 25.). 

Hieran  fchlieCst  fich  XI.  der  ebenfalls  an  Methufala 

gerichtete  Bericht  über  frühere  bcdeutfame  Träume,  von 

denen  der  erfie  fich  auf  die  grofse  Fluth  bezog.     £r 

theilte  ihn,  wie  er  erzählt,  feinem  Grofsvater  Malalel 

mit,  der  itin  aufforderte,  Gott  zu  bitten,  dafs  er  nicht 

alleMenfchen  hinweg  raffe  (Kap.  82.);  diefes  Gebet  ift 

ingefchloITen  Kap.  83.     Von  einem  zweiten ,  ebenfalls 

früher  gehabten  Traume  erzählt  Henoch  feinem  Sohne 

Hethnfala  Kap.  84  —  89.;  zunächft  die  Gefchichte  der 

Kinder  Adams  (Kap.  84.)  und  der  fich  mit  den  Dirnen 

jnifchenden  Engel  (Kap.  85:),  beides  in  bildlicher  Dar- 

fiellung.     Engel  führten  mich,  fährt  er  fort,  auf  eine 

Höhe,  damit  ich  die  Strafe  der  fündigen  Menfchen  und 

ihrer  Verführer  fähc  (Kap.  86.).     Dlcfc  Strafe  erfolgt 

wirklich  (Kap.  87.).     Noali  baut  ein  Fahrzeug  und  be- 

ftdgt  es  mit  feinen  Söhnen  (88,  1.2.);  die  Fluth  kommt, 

aber  die  im  Schilf  bleiben  unvcrfehrt  (88,  3  —  8.).     Die 

wcitrc  biblifche  Gefchichte   knüpft   fich   daran,    aber 

durchaus  nur  in  Bildern  (Kap.  88,  9  —  89,  47.);  der 

erttere  Theil  ift  leicht  zu  deuten ,  der  letztere  dagegen 

ift  nicht  ohne  Schwierigkeiten.      Ucbrigens   ift   diefer 

Bach   Uenocli.  2. 


18  E  j  n  1  e  i  l  u  n  ff. 


Ö' 


Abfchiiitt  für  die  Bcßimmung  der  Zeit,  wo  das  Bii 
rntrprungcn  iß,  überaus  wichtig  und  entrcheidend 
er  rchliefst  nach  der  wahrfcheinlichften  Deutung  r 
der  Regierung  Herodes  d.  Grofsen  '®). 

XIL  Kap.  90.  Anrede  Henoch's  an  alle  feine  K 
der,  worin  er  fie  zur  Rechlfchattenheit  ermahnt  r 
Beziehung  auf  die  Gottlofigkeit,  welche  überhand  n< 
men  werde.  —  Kap.  91.  kann  man  zu  demfelben  A 
fchiiitte  rechnen ,  da  es  eine  ähnliche  Ermahnung  ei 
halt,  obfchon  eine  kleine  hiftorifchc  Einleitung  vor{ 
fetzt  ift  (V.  10- 

XIII.  Der  nun  folgende  Abfchnitt,  welcher  Ka 
i)2  — 104.  umfafst,  hat  die  üebciTchrift :  „Nach  diefc 
begann  Henoch  zu  reden  und  Henoch  fagte:  über  c 
Kinder  der  Gerechtigkeit,  über  die  Auservvählten  d 
Welt,  und  über  die  Pflanze  der  Gerechtigkeit  undRecl 
fchafl*enheit ,  darüber  will  ich  reden  und  euch ,  meii 
Kinder,  Kunde  geben.**  Er  ift  wieder  an  Henocl 
Kinder  gerichtet ,  wie  die  wiederholten  Anreden  an  J 
beweifen,  Zuerft  eine  kurze,  in  prophetifcher  For 
abgefafste  Angabe  der  wichtigßcn  Ereignilfe  aus  d 
hcbräifchen  Gefchichte;  darunter  manche,  nicht  in  E 
füllung  gegangene  Hoifnung.  Was  in  jeder  der  ! 
Wochen  (Zeiträume)  gefchehen  werde,  fagt  Heno< 
Toraua  (92,  4— 15,)f  am  7ten  Tage  der  lOten  Wocl 
wird  Gericht  gehalten,  es  entfteht  dann  ein  neuer  Hiz 
mcl,  die  Himmelskörper  erhalten  einen- lieben  Mal  hc 
lern  Glanz,  als  zuvor,  und  viele  Wochen  vergehen  nv 


9)  Laurenee  The  book  of  £noch  thc  prophet;  Preliminai 
diffcrl.  p.  XXIV  ff. 

10)  So   fchon  Laurenee  a.  a.  O.  p.  XXVllI.,    ^vic   es   ta 
icheinl,  vollkommen  richtig. 


Einleitung.  I9 

in  Gute  und  Gerechtigkeit  (92,  16— la  '*)).  .  Nie- 
mand  vermag,  heifst  es  dann  weiter,  Gottes  Stimme 
ohne  Befiürzung  zu  vernehmen,  noch  feine  Gedanken 
xa  denken ,  ja  nicht  einmal  alle  feine  Werke  zu  erken- 
nen am  Himmel  und  auf  Erden  (92, 19 — 24.).  Kap.  93. 
enthält  V.  1  —  5.  Ane  Ermahnung  zurRechtfchaffenheit, 
dann  Schilderung  der  von  den  Frevlern  befolgten  Handr 
longsweife  (V.  6  — 11.);  weinen  möchte  man,  fagtHe- 
noch,  über  die  Sünder;  wehe  ihnen!  ihr  Untergang 
ift  gei;vif8.  Die  Frommen  aber  werden  gefchützt  vor 
ihoen  und  gerettet  (Kap.  94  —  99.).  —  Diefe  Strafrede, 
in  welcher  die  Sünder  felbft  wiederholt  mit  dem  Wehe- 
nif  angeredet  werden ,  ift  recht  kräftig  und  darf  den 
emften  Kügen  der  beßen  altteßamentlichen  Propheten 
an  die  Seite  gefetzt  werden.  -—  Wer  könnte,  heifst  es 
weiter»  gegen  den  Höchften  murren,  in  delTen  Hand 
Alles  ruht?  (Kap.  100.)  Mögen  auch  die  Böfen  fpre^ 
dien :  Was  hat  der  Fromme  von  feinem  Thun !  er  ftirbt 
gleich  uns ;  fie  täufchen  fich  felbß  (Kap.  102.).  Denn 
mit  einem  hohen  Schwur  kann  es  Henoch  bekräftigen, 
dab  er  das  Glück  gefchauet ,  delTen  fich  die  Rechtfchaf- 
fenen  einßens  auf  immer  erfreuen  werden  (103,  1  —  4.). 
Die  Sünder  haben  auf  Erden  ihr  Gutes  genoITen  (vergl. 
102,  7.)  und  werden  in  die  Finßernifs  hinaus  geßofsen, 
und  fie  können  nicht  fagen,  dafs  ihnen  Unrecht  ge- 
fchahe  (103,  5  — 14.).  Ermunterung  der  Frommen  zur 
Geduld  in  ihrer  Noth  und  zur  Hoffnung  (104a,  1  —  6.). 
Einige  der  Sünder,    verfichert  Henoch,   würden  fich 


11)  Die  Verfe  IB—  18.  nach  Laurence's  Stellung  (f.  a.  a.  O. 
p.  136.) ;  denn  nach  den  Handfch.  findet  man  ße  Kap.  91. 
zwifchen  V.  14  n.  15.,  wohin  fie  aber  nur  durch  Ver- 
felzung  gerathen  feyn- können. 

2  * 


Gerechten  follcn  belohnt  'werden  (1( 
nochs  Nachkommen  "werden  die  ]V 
(Kap.  104b). 

XIV  u.  XV.    Das  letzte  Kap.  105. 
clcen  verfchieclencn  Inhalts ;  V.  1  —  2( 
Noah^s  erzählt,  delTen  engelgleiche  ( 
beunruhigt,  bis  Henoch  die  grofse  B 
ben  enthüllt,  dafs  er  nämlich  xpit  fe 
Flnth  überleben  und  Stammvater  des 
gcfchlechts  fcyn  werde.     V.  21  —  27.  \ 
eine  Vifion  über  den  Untergang  der 
Strafort;  vielleicht  iß*s  ein   Fragment 
nem  der  frühem  Abfchnitte  gehörte.— 
fchliefst  mit  der  Formel :    „Hier  iß  zi 
HcnocVs  des  Propheten.     Möge  der 
betes,  und  das  Gcfchenk  der  von  ihm 
feinen  Geliebten  zu  Thcil  vrerden!    i 

Man  fiöfst  im  B.  Henoch  nicht  b 
klänge  aus  den  Schriften  des  A.  T. ,  ( 
eine  anfehnliche  Zahl  von  Stellen,  "w 
ben  entweder  wörtlich  entlehnt,  odei 


•     « 


Einleitung,  21 

rdion  aus  der  Art  und  WeiCe ,  wie  die  Vifion  faft  jedes 
Mal  eingeleitet  wird ,    dann  aber  auch  vorzüglich  aus 
dem  Inhalte  und  der  Form  der  Gefichtc  felbft.      Am 
dcntliclifien  zeigt  fich  dieb  in  der  Schilderung  des  Mef- 
has  '3),    dann  Gottes  und  feiner  Diener,  in  der  eigcn- 
tfaümlichen  Benennung:    der  Alte  der   Tage  ftatt  der 
Ejvige  u.  r.  w.     Die  Lehre  von  den  Engeln  ift  fehr  aus- 
gebildet und  die  über  fie  in  dicFem  Buche  hcrrfchenden 
Vor(t<:\\ar.vcii  ftimnien   mit    denen    im  Buche  Daniels 
'u\3eTcin.    In  der  Symbolik  iß  eine  gewillte  Einförmig- 
hcjt  uicbt  2bzalängnen ,  befonders  fpielt  das  Feuer  eine 
grobe  üolle  darin.     In  vieler  Beziehung  erinnert  das 
Werk  an  die  Schriften  der  Zabier ,  ein  Umßand ,  wel- 
cher bei  Beftimmung  der  Gegend  9  die  es  erzeugt  hat» 
Beachtung  v<nrdienen  mochte. 

Obfchon  Henoch  faß  durch  das  ganze  Buch  in  der 

erßen  Pcrfon  redend  eingeführt  wird  und  der  Vcrfaffer 

Lii3  Werk  gern  als  ein  von  dem  Patriarchen  gleiches 

Namens  herrührendes,  fchriftliches  Denkmal  betrach- 

\£i  läh«,  fo  wird  es  doch  in  unferer  Zeit  Niemand  im 

Lmüe  weder  glauben  noch  behaupten.     Aus  dem  In- 

hilte  IäIsi  fich  nicht  erratTien ,  wem  wir  diefs  merk- 

vürdij.*  Buch  verdanken ;  nur  fo  viel  ergibt  fich  aus 

«kr  Linkleidung   und   Darßellung  dcffclben  ,    aus   den 

«Urio  vorherrfchenden  Anfichten  und  Meinungen,  dafs 

der  VerfalTer   ein   Jude  war  und  dafs  es  urfpriinglich 

^rüijch  gefchrieben  war'*).     Das  Buch  St> Aar  cnt- 

tS  Vgl.  die  Ausfiihrunj;  der  letzten  Behauptung  bei  Lmu- 
nnce  a.  a.  O. 

U)  Laurence  a.  a.  O.  Prelim.  dilfert.  p.  XX.  Schon  Jo- 
feph  Scali^er  in  Chron.  Enfelj.  p.  405.  Cdas  liichcr  Gcliö- 
rice  lindet  man  auch  in  Fahric,  Cod.  PfciiJüpigr.  V.  '1* 
p.  200.)  nrlheille  fo,  obfchon  ihm  nur  das  von  G.  Syncel- 
las  erhaltene  Fragment  iu  griechifthcr  Sprache  vorlag. 


es  innen  allo  nur  griechifch  bekannt  ^ 
fich  ihnen  die  Unrichli":keit  ilircr  Ai 
vordiluvianirchen  Urfprunge  fofort  i 
aufgedrungen  haben  '  ^).     Die  Namei 
ihen  durchaus  einen  femitijchen  Ur 
fich  auch  in  der  hei  den  Aethiopiem 
nieiften9  mit  Leichtigkeit  aus  dem  £ 
len,  ja!    fie  find  gröfsten  Theils  rei 
auch  hier  und  da  die  Vermuthung  auf, 
möchte  von  chrißlicher  Hand  ßamme 
gar  nur  in  Folge  des  bekannten  Citat< 
V,  14.  vielleicht  von  Ketzern  *^)  unte 
fo  gefchahe  diefs  doch  nur  von  Manne 
eigentliches  und  fichres  Unheil  über  d 
fallen  konnten,  da  fie  die  fragliche  S 
mal  gefehen,  gefchweige  denn  gelefen  \ 


15)  Man  find«!  mehrere  derfelben  gefam 
a,  a.  O.  p.  208  ff.  Vgl.  damit  Buch  He 
aut  dem  jene  Cilate  wörtlich  entnomxn 

16)  z.  B.  VoL  L  Parafch.  Berefchith.  p.  ; 
Amft.    Vgl«  Laurence  a.  a.  O.  p.  XXI. 

17)  VgL  Laurence  a.  a.  O    p.  XXTI.   X 


Einleitung.  23 

ftens  auf  die  bei  den  Kirchenvätern  hie  und  da  aufbe- 
wahrten Brucfaftücke  und  auf  die  flüchtigen  und  oft 
fcbwankenden  Behauptungen  derfelben  über  den  Werth 
und  Gehalt  diefes  Produktes  fich  ßützten. 

Glücklicher  als  bei  der  Unterfuchung  über  den  Ver- 
fäßer  hnd  wir  bei  Bedimmung  der  jibfajfiingszeit  die- 
fe»  Buchts;  denn  obfchon  auch  hiebei  manche  Schwie- 
rigkeit £u  befeitigen  bleibt:   fo  enthält  doch  die  Schrift 
[clbft  iiemWch  deutliche  Spuren  des  Zeitraumes,  in  wcl- 
cVieoi  fie  eutlprang,  und  äufsereZeugnilTc  erganzen  das, 
WdSfcne  etwa  noch  zweifelhaft  liefscn.    1(1  diefcs  äthiu- 
pi/che iiuch  mit  dem,  welches  in  der  altem  chriftlichcn 
Hirche  Torhandeii  war,  einerlei,  was  auf  das  beftimni- 
tc&e  dargethan  -werden  kann ,    fo   mufs   es  vor  Abfaf- 
fang  des  Briefes  Juda  bereits  vorhanden  gewefcn  fcyn. 
Aui  der  andern  Seite  aber  ßeht  es  feft,  dafs  es  erft  nach 
ibr4iirDng  des  Buches  Daniel  entßanden  feyn  kann,  mit 
welchem  es  in  Ausdruck  und  Gedanken  fo  auffallend 
iibtreinlUmnit.      Man  vergl.   z.  B*    Dan.  7,    9  ff.  mit 
ticuoch46,  1.  47,  3.   59,  1.   60,  12  u.  16.    Die  Kritik 
^T  Tieaem  Zeit  hat  das  Buch  Daniels  in  das  makkabäi- 
/die Zeitalter  fetzen  zu  muffen  geglaubt;  fonach  bliebe 
dtiiii  nur  der  Zeitraum  von  den  Mukkabäcrn  ^°)  bis  auf 
(Sic Periode  der  Entftehung  der  neuteßamcutllchen  Schrif- 
ten als  derjenige  übrig,  in  welchem  das  Buch  Henoch 
{Icfchriebeii  feyn  könnte.     Will  man  in  diefer  Periode 
^  Zeit  feines  Urfprungs  noch  näher  beßimmen ,    fo  ift 
BiB  lediglich  auf  einige  Stellen  deffelben,   zum  Theil 
ro>D  zweifelhafter  oder  doch  fchwieriger  Deutung,  an- 


Sc)  Laurencs  a.  a.  O.  p.  XXllI  IT.  hält  das  Buch  Daniels 
mnfircifi^  flir  ein  Werk  des  Prophelcti  Daniel  und  be- 
baopUt  daher,  das  Bnch  Henoch  könne  nicht  vor  dem 
Mrylorufeh$n  Exjil  gefchrieben  feyn. 


24  Einleitung. 

gewiefcn.    Dahin  gehört  vorzüglich  die  allegorifche  Er- 
zählung der  wichtigften  Begebenheiten   aus  der  bibli» 
fchen  Gefchichte  (Kap.  84  —  89.).     Nachdem  von  Saul, 
David  und  Salomo  Kap.  88,  67  —  82.  geredet  worden, 
beßixnmt  Kap.  89  9  !•  die  Könige  Juda's  und  IsraePs  bis 
auf  das  Exfil  auf  37 ;  die  fremden  Könige ,  welche  dar- 
nach die  Hebräer  behcrrfchten ,  gibt  Kap.  89 ,  7.  als  23 
an  und  endlich  wieder  der  Fürften  aus  der  Nation  felbft 
find  nach  Kap.  89,  25.  noch  12.     Da  diefe  einzelnen   * 
Summen  nicht  70,    wie  die  Regentenzahl  nach  Salo-   -^ 
mo'sZeit  Kap.  88,  94.  angegeben  ift,  fondern  72  geben,    ^ 
fo  willLaurence^')  35  ftatt  37  in  der  Stelle  Kap.  89,  1.   - 
gelefen  wilTen.     Inzwi fchen  läfst  fich  die  Zahl  37  wohl   r 
vertheidigen ;  denn  70  ift  nur  runde,  prophetifchcZahl,   ^ 
wie  in  der  Angabc  der  Jahre  des  babyloni fchen  Exfils   : 
und  fünft.     Bei  der  Annahme  von  35  hebräi fchen  Koni-  ^ 
gen  ift  unter  denen  von  Juda  blofs  Joahas^    der  nur    ; 
3 Monate  regierte  (2  Kön.  23, 31.),  ausgelaHen  und  unter   t 
denenlsraePs  Simri^  welcher  nur  7  Tageherrfchte,  Tibui^  ..| 
Omri*8  Nebenbuhler,  welcher  nicht  einmal  in  denBefita  <, 
des  Reichs  gelangt  zu  feyn  fcheint ,  Sacharja ,  der  nur  \ 
6 Monate  regierte  und  Salluvi^  welcher  blofs  einen  Mo-  -^ 
nat  lang  König  war.     Bleibt  man  dagegen,  wie  es  der  >f 
Text  will,  b^i  der  Zahl  37  ftehcn,  fo  fehlte  nur  Sintri^  •., 
Tibni  und  Sallum,      Auf  Juda  kommen  dann   die  20:  -. 
Rehabeam ,    Abiam  ,   AHa ,   Jofaphat ,    Joram  ,    Ahasja,  .^ 
Athalja,  Joas,  Amazia ,  Ufia,   Jotham,   Ahas.    Hiskia^  ^, 
ManalFe,  Amon,  Jofia,  Joahas,  Jojakim,  Jojachin  und  ^ 
Zedekia;  auf  Israel  dagegen  die  17:  Jcrobeam  ,  Nadab,  m. 
Baeb»  Ela,  Omri  (gewöhnlich  Amri  genannt),    Ahab,  -^ 
Abasja,  loram,  Jehu,  Joahas,  Joas,  Jerubcam  IL,  Sa«  .^ 


21)  a.  a.  O    p.  XXIV.  i^ 


Einleitung.  25 

cbarja,  Menabem,  Pekahja,  Pekah  und  HoFca.  Von 
den  folgenden  23  Ftirßen  (in  der  Allegorie  Hirten  ge- 
Damit)  gehören  4  der  babylonifchen ,  11  der  perfifcbeh 
und  8  der  xnakedonifcben  Dynaftie  an;  die  erftcn  find: 
Nebnkadnezar,  Evilmerodach,  Nerigliffar  und  Beirazar, 
die  zweiten  dagegen:  Darius  der  Meder,  Cyrua,  Kam« 
bjfes,  Darius  Hyftaspis,  Xerxesi  Artaxerxes  Longinia«' 
nns,  Darius  Nothos»  Artaxerxes  Mnemon ,  Ochus, 
irfes  und  Darius  Kodomannos;  endlich  die  letzten: 
Alezander  der  Grofse  und  Ptol^mäus  Soter  (infofem 
ernmächft  Judäa  hatte) ,  FtoldmäusPhiladelphös;  Pto- 
lemins  £uergetes ,  Ptolemäus  Phflopator,  Antiochus  d. 
G.  (oder  Ftolemäus  Epiphanes),  Seleucus  Philopator 
nnd  Antiochus  Epiphanes  ^^),  Für  den  in  Fjage  (lehen^ 
den  Gegenftand  ift  die  Nachweifung'  der  Jetzten  12  Für-, 
fien  des  jüdifchen  Volkes  von  grober  Bedeutung;  am 
naturlichßen  ilt  es  wohl,  fie  mit  Lauren ce  ^^^  io  va 
ordnen:  Mattathias,  feine  Söhne  Judas  Makkabi,  Jona- 
than und  Simon,  dann  Johannes  Hyrkanus,  Ariftobulns^ 
Alexander  JannSus,  feine  Witwe  Alexandra,  ArißöbulII.i 
Hyikanns  II.,  Antigonus  und  Herodes  d.  G.  Unter  deo 
I.€tztem  Regierung  fcheint  der  Verfaller  fein  Buch  ge- 
fchrieben  zu  haben ;  denn  wollte  man  Mattathias  nicht 
mitrechnen,  und  alFo  über  Herodes  d.  G.  Regierung 
hinaus  gehen,  fo  würde  dieCs  nicht  palTcn,  in  fofern 
nach  Herodes  Tode  nicht  einer,  fondern  drei  Söhne 
Ton  Herodes  (Archelaus ,  'Pbilippus  und  Herodes  Anti- 
pjs)  Paläftina  beherrfchen  und  die  Zahl  dcrFürftcn  nicht 
auf  12  befchränktfeyn  dürfte,  fondern  ihrer  14feyn  müfs- 
ten**).     Für  jene  Zeit  fpr^chcn  audi  andere  Anfpielun- 


22)  Laurence  a.  a.  O-  p.  XXVI  ff. 

23)  a.  a    O.  p.  XXVII. 

20  Laurence  a.  a.  O.  p.  XXVill. 


im  Avcfllichcii   Afien    bekannter    gc 
dann  aber  eine  Hindeutung  auf  die 
Erhebung  des  Antigonus  auf  den  Tl 
«uranimen  hängende  Vertreibung  dei 
nies  und  des  Hyrkan  im  J.  40  vor  Ch 
bar  Hegt.     Dem  Verfafler  lag  diefe  { 
und  der  damit  verbundene  Biirgerkr 
eine  von  ihm  felbft  erlebte  Begebenhc 
Andenken,  da^um  hebt  er  fie  befondc 
naeb  irrt  man  wohl  nicht,  wenn  ma 
Tungsjahre  des  Herodes  als  die  eigcr 
9cit  des  Buches  Henoch  betrachtet, 
den  Zeiten  unter  den  letzten  Makkat 
ihnen  verfchwägerten  Herodes  findet 
unverkennbare  Anfpielung  Kap.  89, 
ich ,  dafs  der  Mann ,  welcher  das  Bu« 
Worte  fchrieb ,  das  Buch  der  Verwiii 
Vcrwüßung  nämlich,  welche  die  let: 
herbei  geführt  hatten  und  zeigte  an  v 
Schafe,  dafs  fie  mehr  verwüßet  hättei 
fie  gefolgt  waren. ^*     Dicfer  Annahmt! 
Behaiintuncr  .//»Ä     Pr«    /3..^z.-»-  «»^ 


Einleitung.  27 

äiU  fchon  Rupoletnus  f  welcher  geraume  Zeit  vor  Chr. 
Gebart  lebte»  das  Buch  Henoch  gekani^t  habe;  allein 
wai  Alexander  Polyhiftor^^)  als  von  fiupolemus- über 
Henoch  gefchrieben  angibt,  konnte  Letzterem  rechr  gnt 
va$  der  blofsen  Tradition  bekannt  fejn.  Auf  gleiche 
Weife  verhält  es  üch  mit  einer  Aimahme  des  /.  A.  Fa^ 
hrieius  ^  ^) ;  was  er  als  eine  von  Syneellus  benutzte 
Stelle  des  Alexander  Polyhißor  betrachtet »  iß  offenbar 
Anficht  des  Syneellus  Telbft  ^^). 

Aach  den  Ort^  wo  derVerfalTer  lebte  und  fchriebi 
xsemt  Laurence  beßimmen  zu  können  ^') ;  er  ftützt  üch 
anf  Kap.  71*,  in  welchem  die  Tageslänge  in  den  yer- 
fchiedenen  Jahresabfchnitten  ai^gegeben  iß.  Der  Tag 
serfällt  nach  dem  Buche  Henoch  in  18  Theile,  der 
ISngfte  Tag  foll  zwei  Mal  fo  lang  feyn «  als  die  Nacht 
(V.  18. 19.)»  alfo  nach  unferer  Art  zu.  reden  16  Stunde^ 
nmfalTen.  Da  diefs  auf  Faläßina  keine  Anwendung  er- 
leidet, fo  glaubt  Laurence,  der  unbekannte  Jude,  wel- 
cher das  Buch  fchrieb .  mülTe  in  einem  andern  Lande 
&ch  aufgehalten  haben^  zwifchen  dem  45ßen  und49ßcii 
Grade  nörd.  Breite,  alfo  wenigßens  in  den  nördlichen 


fich  zum  Nachweife^  dafs  Eupolemus  feine  Nachricht  ans 
dem  Buche  Henoch  genommen  habe^  auf  die  Stelle  des 
Fragmentes  beim  Syneellus  p.  33. :  olm  Jahr  der  Welt 
1286  hat  nach  dem  £efehl  Gottes  ^  des  Beherrfchert  aller 
Dinge  j  der  £rzengel  Uriel>  der  über  das  Ceßirn  gefetzt 
ift,  dem  £noch  geoffen baret,  was  es  mit  dem  Wechfel 
det  Mondes,  der  Sonne,  des  Jahres  u.  f.  w.  für  eine  Be* 
ichaifenheit  habe»  wie  in  dem  Buche  Enochs  felbft  zu 
lefen  iA.**  Vgl.  jedoch  Laurence  in  der  Prelim.  diOertat, 
p.  XXXIV  ff. 

28)  Beim  Eufeb.  de  praepar.  Evangel.  Lib.  iX.  cap.  17.  p.  419. 

2»)  Cod.  Pfeudepigr.  V.  T.  p.  198. 

30)  Vgl.  Laurence  a.  a.  O.  p.  XXXIV  ff. 

3J)  a.  a.  O.  p.  XX2LV1I  ff. 


28  Einleitung. 

Gegenden  des  kaspifchen  Meeres  und  des  Fontns  ] 
nus,  und  demnach  wohl  von  den  Juden  ahßam 
welche  nicht  nach  Kanaan  zurück  kehrten*  Auf 
Weife  würde  es  fich  denn  auch  leicht  erklären, 
das'  untergefchobenc  Werk  für  echt  gehalten  wc 
konnte.  Auf  einen  ößlicheren  Urfprung  des  Bi 
leitet  auch  die  Vorliebe  für  das  Symbol  des  Feuers 
manche  andere  darin  herrfchende  Vorftellung. 

Der  Zweck j  welchen  der  Verfaffer  bei  feinem 
meintlich  frommen  Betrüge  erreichen  wollte,  ifl 
Itreitig  derfelbe,  wie  in  andern  ähnlichen  Erzcugn: 
Er  wollte  feine  in  der  damaligen  Zeit  tief  herab  g( 
kenen  und  Vieles  erduldenden  VolksgenolTen  aufric 
und  ftärken.  Darum  zeigt  er  fo  gern  den  Unter 
der  Frevler  und  weiffagt  den  bcvorftehcnden  Sieg 
Gerechten.  Zur  belfern  Beglaubigung  deffcn ,  WJ 
ausfagt,  benutzt  er  die  Sage  von  Hcnoch,  dem  from 
Ahnherrn.  Die  Erzählung  von  Bellrafung  der  E 
und  von  der  Fluth,  ift  gewiffer  Mafsen  Nebenfa 
CS  find  nur  Beifpicle  der  ftrafenden  und  vergcltei 
Gerechtigkeit  Gottes.  Man  fieht  diefs  fehr  dcutlicli 
dem  Schlnffc  des  89ften  Kapitels,  in  welchem  er 
judifche  Gefchichte  bis  auf  Herodes  fortgeführt  h 
ferner  aus  feinen  Schilderungen  des  mcriiaiiif« 
Reiches. 

Darüber  kann  gar  kein  Zweifel  obwalten,  dafs 
fes  äthiopifche  Buch  dalTelbc  fcy,  welches  die  Kirc 
vSter  erwähnen.  Man  vcrgleifche  nur  das  Fragn 
welches  Georgius  SynccUus  aufbewahrt  hat  ^^)^ 


3£i  Man  findet  es  unter  andern  hei  Fabric,  im  God.  '. 
depigT.  p  179  ff.  und  in  der  Note  a)  eine  Nadiwei 
der  Werke,   worin   es  früher  abgcdrui;kl  worden. 


Einleitung.  29 

Henoch  Kap.  7  ff.,  um  lieh  davon  zu  überzeugen ;  über 
die  etwaigen  Abweichungen,  welche  zum  Theil  au* 
fallig  und  unbedeutend  find ,  vergl.  den  Ißen  Excura« 
Auch  die  andern  Citate  kirchlicher  Schriftfteller  finden 
fidi  faft  -wörtlich  darin  wieder;  ße  find  gefammelt  von 
Fabricius  im  Cod.  Pseudepigra^h.  V.  T.  3^);  auch  hier- 
aber  f.  den  erwähnten  Excurs.  Alle  dicfe  Stellen  kön« 
nen  auch  nicht  eingefchoben  oder  interpolirt  feyn,  da 
den  Aethiopiem  jene  Kirchenväter  nicht  alle  zu  Gebote 
bnd;  anrserdem  aber  ftehen  folche  Stellen  nicht  abge- 
rifen  da ,  fondem  fie  find  überall  dem  Zufammenhange 
darchaua  angemelTen« 

In  den  Kanon  ift  daa  &uch  niemals  aufgenommen 
worden ,  fondem  es  gehörte  au  den  Apokryphen  nach 
den  apoßolifchen  Conßitutionen  (Lib.  VI.  cap.  16.). 
IrenSus  und  Clemens  von  Alexandrien  3^)  beftimmen 
zwar  nichts  in  diefer  Beziehung;  Origenes  ^')  aber  er- 
zählt, CS  gelte  im  Allgemeinen  für  apokryphifch ,  bb- 
fchon  er  dabei  zu  verßehen  gibt»  dafs  einige  feiner  Zeit- 
genoffen  andrer  Meinung  waren  **).  Jene  Anficht  von 
fdncr  Nichtkanonicitat  hat  fich  dann  immerfort  erhal- 
icn  ^^).  Tertullian  freilich  ift  von  dem  Werthe  und 
der  Echtheit  überzeugt  und  labt  fich  fogar  auf   eine 


deutfche  Ueberfetzung  jenes  Fragmentes  liefern  die  Bei- 
träge zur  Beförderung  des  vernünftigen  Denkens  in  der 
Religion  im  2len  Hefte  S.  146  —  152. 

SSy  Vgl.  auch  Laurence  a,  a.  O.  p.  XI  ff. 

54)  S.  die  Stellen  bei  Fabric,  a.  a.  O.  p.  WS  n.  171. 

55)  Die  Siellen  gefammelt  bei  Fahric.  a.  a.  O.  p.  173  ff. 
95)  Comment.  in  Joann.    Tom.  Vill.  (p.  132.  cJ.  Huet.y 
V)  S.  die  ZeiigniHo  hei  Fahric,  a.  o.  O,  p.  176  ff.  und  Lau- 

rence  a.  a.   O.    p.  XV. 


F.  i  11  i  (-  i  t  II  II  i:. 

Llicidigung  gegen  Einwürfe  oin  ^*),   die  aber  nicht  ,   -   _ 
n  gelungen  jft. 
Obfchon  daa  griechifche Buch  Hcnnch,  welchea  nur       "" 
e  Ucberfetzung  aus  dem  HebrUifdicn  oder  Chaldäi-        f  ".   _ 
;n  war,   mit  dem  8ten  Jahrh.  der  chririlicbcn  Aera   "'  " 

cbwindet,  fo  Iiegle  man  doch  in  neuerer  Zeit  die  '^ 
Haans,  Welche  ßch  auch  beltätiget  hat.  dafs  fich  "'•■--  "" 
äthiopifche  Uebcrfclzung  davon  erhalten  haben  '' — ^  _  | 
ic,  infofem  die  Aelhiopicr  darauf  einen  Werth '"  '  '  ** 
,  recbt  viele  heilige  Bücher  zu  behtzeii.  Seil  dem~  ^"^  ^ 
cnzehncen  Jahrhunderte  verbreitete  ßch  diefu  HoiF- "?'^^^=^  ^ 
Eiii  Kapnciner  hatte   dem  gcichrleii  Peirefciua '^'^  j*- 

eit,  das  fragliche  Buch  fey  noch  vorhanden  "),  •'-a     "^  — ' 
Ib  diefer  weder  Mühe  noch  Koftcn  fchencte,    ca  -'i  ^  "-^  - 
i  vorfchaffen,    aber  auf  eine  fcliändliche  Weire-''i;  -^'  '  * 
OEjen  wurde,   indem  man  ihm  ftait  der  begehrten 'l    -  J:^^ 
rift  das  Machwerk  eines  gewillen  Abba  Bahaila  Mi--i.;i  J^--—  ' 
el    verkaufte,      Dicfes    vermeintliche  Buch  Henoch-r 

fpaterin  die  Bibliothek  desHardinalMazarin,  dann^;:^?  "^  '  =~ 
[lic  Königliche  Bibliothek  zu  Paris.  Der  bekannte 
Jae  Kenner  des  Acthiopifchcn  Hioli  Ludolf  decktC'-iz-  -'-'' 
Betrug  auf  •").  Jetzt  ling  man  wieder  an  zu  2wei---i  „-rr-  -' 
,  ob  überhaupt  eine  folche äthiopifche  Vcrfion  wirk-"*rir_-i=-'" 
rißire,  bis  denn  der  Englünder  Bruce  nicht  allainV^^^^r;  -'-" 
ExlißenB  derfclben  nachwies,  fondern  auch  Jm  Händ- 
igen divon  aus  Habeflinien  raitbradue  •').     Nach^iw.-^=^ -^^  '. 

)  S.  d.  Siellen  bei  Fahric.  a.  a.  O.  p.  168  S,  u.  iouren«"'"^"'^^ 

o.  ÄV  ff.  ■;-(    ^  :7-  •" 

)  Gafjend.  vilfl  Peireto.  L.  V.  p.  167.  '!^  ^. " 

)  Hiftor.  A^lkiop.   L,  111.  cp.  4.  und  CcmmcnUr.  in  Hill.,  ".„^  -s-:. 
AcIliTOp.  p.  5*7,     Vgl.  auch  Fahric.  «.  a.  ü,  p.  ÄJ9  iT.  uud   '      " ^\-     ' 

Muie/ite  a.  «.  O.   p.  IV  ff. 

Bruce  travcb.    Vol.  II.  p.  421  IT.  («d.  in  8  ) 


it  ^Z- 


i  n  1  e  i  t  u  n  er.  31 


ö' 


4n^.  Mai  •*)  befindet  fich  auch  unter  den  äthiopifchen 
Handfchiiften  des  Vatican^s  im  Cod.  mcmbr.  in  fol.  71. 
das  Buch   Henoch ,    -welcher  Codex   -\vohl   früher   alo 
die  drei  Bruce'fchen  nach  Europa  gekommen  iß*    Mao 
hätte  nun   irrohl    erwarten    follen,    dafs    diefe  Hand- 
fdirifteu  Ton  den  gelehrten  Forfchern  beachtet  werden 
würden;   allein  diefs  war  lange  Zeit  nicht  der  Fall* 
U'oide  rchrieb  zwar  die  Farifer  Handfchrift  ab  (iiher» 
jetztt  &e  ahei  nicht,    wie  Bruce  behauptet  *^))  und 
Murray,   der  Heransgeber  der  Bruce*fchen  Reife»  gab 
einen  kurzen  Ueberblick  voih  Inhalte  des  Werkes  ••); 
aÄer  erft  Silveßre  de  Sacy  war  es ,   welcher  eine  ge- 
nauere KenQtnifs  des  fonderbaren  Buches  vorbereitete 
durch  feine  Notice  du  livre  d'Enoch  im  Magaßn  Ency- 
clopedique,  an  VL  Tom.  I.  p.  382,  worin  er  Kap.l  —  3. 
6 — 16.  22  tu  31.  lateinifch  übcrfetzte  ^*).     Eine  deut- 
fche  Ueherfetzung  diefer  Notice  beforgte  F.  T.  iliV/A**), 
und  jene  lat.  Ueberfetzung  hat  auch  Laurence  wieder 
abdrucken  lalTen  '*^),     Bald  nachdem  Ocfenius  im  J» 
1S20  auf  feiner  Reife  nach  Paris  und  Oxford  das  Ori- 
pnil  ab^efchrieben,  in  der  Abficht,  es  mit  einer  UeBer« 
Retniiig  und  Anmerkungen  herauszugeben,  erfchien  die 
^UfcJu  Ueberfetzung  von  Rieh,  Laurence  unter  dem 


fQ  Scriptorr*  velt.  nova  collectio  e  Vaticanit  Codd«  edita  T. 

V.  21c  Abiheilung. 
4S)a.a.  O.  p.  425  —  26. 
41)  Diefer  Ueberblick  ift  auch   von  Laurence  a.  a.  O.  ^p: 

VQI  ff.  in  der  Note  wieder  ^itgetheilt. 
45)  Vgl.  auch  £ichhornU  Bibl.  der  bibl.  Literat.  3r  £d.  S. 

US  ff.  7r  Bd. '  5.  567.   lOr  £d.  S.  555. 
C)  A.  J.  Silv^re  de  Sacy  Nachricht,   das* Buch  Henoch 

betreffend;  nach   dem  Franz.  bearbeitet   und  mit  Anm#r* 

^Bfigea  rerfehen  (Koni^ib.  180L  8.> 
^)  a.  a.  O.  p.  169  & 


32  Einleitung. 

Titel:  CK^Klhd:  H>'?T^  J  Sn,^:  (maz'haf  h^c 
nabi)  The  book  of  Enoch  the  propbct :  an  apocryp 
production,  fuppored  to  have  been  loft  for  ages;  1 
discovered  at  the  clofc  of  the  laß:  Century  in  Abyilin 
now  iirß  translated  from  an  Ethiopic  MS.  in  the  B 
leian  library  (Oxford.  1821.  gr.  8.)  $  nach  welcher  j 
gende  deutfche  gefertigt  worden  ift.  Voran  geht  e 
fehr  interelTante  und  gelehrte  PreÜminary  dijjcrtat\ 
und  nach  derUeberfetzung  folgen  ü«7iarÄj,  in  welcl 
die  Ueberfetzung  fchwieriger  Stellen  näher  begrün 
und  gerechtfertigt  wird.  Da  jene  fchätzbare  Abhai 
lang  über  manche  von  mir  blofs  angedeutete  Punl 
fich  ausführlich  verbreitet,  fo  klTe  ich  fie  unvcrkii 
abdrucken  mit  Nachweifung  der  Seitenzahlen  im  C 
ginale.  Die  Bemerkungen  aber  zur  Ueberfetzung  ß 
fogleich  unter  dem  Texte  angebracht,  weil  fie  nj 
meiner  Meinung  dort  leichter  Beachtung  finden. 

In  einigen  altem  Citatcn  wird  nicht  von  eivt 
fondern  mchrern  Büchern  Henochs  gefprochen,  fo 
Tcftamcnt.  Judac  cp  18. ,  im  Teftam.  Benjamini  cp. 
beim  Origcnes  contra  Celfum  V.  p.  267  und  in  Num 
XXXIV.  Homil.  28.  **),  und  das  Fragment  beim  S] 
ccllus  will  aus  dem  erßcn  Buche  Henochs  cnilel 
feyn*.^).  Man  hatdcmHenoch  prophetifche,  aftronox 
fche  und  andere  Schriften  beigelegt;  diefe  find  aber  i 
ftreitig  fämmtlich  in  diefem  Buche  enthalten,  welches  i 
einer  Reihe  von  Auffätzen  zufammengefctzt  iß,  welc 
eben  fo  gut  für  fich  beliehen  könnten ,  vielleicht  au 
einft  beßanden  und  nachmals  an  einander  gcfchob 
wurden.      Ob  fie  aber  das  Werk  eines  oder  mehre; 


48)  S.  d.  SlcUen  bei  Fabri'c,  A.a.O.   p.  163.  165  v.  173  — 

49)  S.  auclrhei  Fahrte,  a.  a.  0.   p.  179.  die  Ueberichrift 


Einleitung.  33 

Männer  find,    ift  nicht  beßimmt  zu  entfcheiden,  doch 
mochte  ivohl  das  erfte  der  Fall  feyn. 

lieber  Hcnoch  und  das  ihm  zugefchriebene  Bi;ich 
rerbreiten  fich  viele  Abhandlungen  aus  dem  16ten  und 
17tcn  Jahrh. ,  wefche  freilich  jetzt,  wo  wir  das  Buch 
Henoch  felbft  kennen ,  von  geringem  Werthe  find  und 
nur  infofem  Beachtung  verdienen,  als  fie  die  altem 
An&chten  und  die  Sagen  über  Henöch  felbd  zufammen 
Edlen.  Dahin  gehören  71  JDrusius  de  patriarcha  He- 
noch (Franek.  1615.  4.)»  /•  i7.  Hottinger  de  libris  V« 
T.  fupposititiis  in  der  Enneas  dissertt.  philol.  theoL 
f.  3  fF. ;  Pf^iff^^  pecas  select.  exercitt.  aacr.  p.  12  flF., 
van  Dale  de  i^era  et  falsa  prophet.  p.  352  ff.  560  ff. ; 
Buddei  Hist.  eccles.  V.  T.  T.  I.  p.  162  ff. ;  /.  Höber 
depietate  et  fatisHenochi  (Bamb.  1789.  4.).  Aus  neue* 
rer  Zeit  gehört  gewilTermarsen  in  diefelbe  Klaffe  ein  Auf- 
fatz  in  den  Beiträgen  zur  Beförderung  des  ▼emünftig«n 
Denkens  in  der  Religion.  2tes  Heft.  S.  l4l  ff. ,  unter 
dem  Titel :  Anhang  zu  der  erklärenden  Umfchreibung 
des  Briefs  Inda  und  des  2ten  Briefs  Petri,  enthaltend 
die  Fragmente  des  apokryphifchen  Buchs  Enochs. 


Buch  Htnoch. 


jR.  Lawrence* s  Preliminary  •  dilTertation. 


Das .  apokryphifche  Buch  Henoch  bot  in  dem  lets- 
ten  und  dem  ihm  vorhergebenden  Jahrhunderte  einen 
reichen  Stoff  z.u  kritifchen  Vermuthungen  und  theolo- 
gifchen  Diflcu/Ilonen  dar.  Der  Umftand,  dafs  es  von 
eiaem  inipirirten  Schriftßeller  des  neuen  Teßaments') 
citirt  worden  ift,  vergröfserte  die  Sorge,  einen  ver* 
meintlichen  Schatz  wieder  zu  erhalten,  weicherlange 
verloren  gewefen  war.  £s  war  diefes  Buch  bis  zum 
Qten  Jahrhundert  nach  Chrißi  Geburt  bekannt,  nach 
welchem  es  ganz  in  VergefTenheit  gekommen  zu  fejn 
fcbeint. 

Ein  bedeutendes  Fragment  davon  wurde  zwar  von 
Scaliger  in  der  Chronographia  des  Georgius  Syncellui 
entdeckt,  einem  Werke,  welches  damals  noch  nicht 
gedruckt  war.  Er  entnahm  daraus  das  ganze  Fragment 
und  machte  es  in  feinen  Anmerkungen  zu  dem  Chron. 
Can.  des  Eufebius  ^)  bekannt.  Da  es  aber  die  von  St. 
Juda  angeführte  Stelle  nicht  enthielt ,  fo  blieb  es  zwei- 
felhaft, ob  der  Apoftel  wirklich  auf  diefelbe  Schrift  hin- 
deute, welche  von  Georgius  Syncellus  citirt  ward, 
oder  ob  er  feine  Kenntnifs  von  der  Prophezeyhung  des 
Henoch  aus  einer  anderen  Quelle  habe. 


c 


1)  Brief  Judä  V.  14  u.  15. 
2}  P.  ¥Ä,  405.  td.  Amll.  1658. 


I 

f 

R.  Laurence^s  Freliminary  diflertation«.     35 

Seit  Scaliger'5  Entdeckung  bat  man  viel  gefchrie- 
ben,   doch   wenig   oder  gar  keine  weitere  Belehrung  p. 
über    diefen  Gegenßand  erbalten.      Die   voUAändigbe  ^^' 
kngabe  der  von  den  Kirchenvätern  gehegten  Meinun-    ' 
;ea,  und  der  Stellen,   welche  fie  aus  diefem  berühm- 
ea  apokryphifchen  Buche  angeführt  haben,  bevor  es 
erioren  ging»   fo  wi^  auch  desjenigen»  w^as  nachher 
on  neueren  Kritikern   darüber   gemuthmafst  worden 
^  findet  man  in  Fa^r/^/i/j  Cod€^  Pfeudepigraphua  Vet. 
reftamenü,  vol.  L  p.  160 — 224.  3),  welcher  auch  da« 
roo  Georgius  Sjncellus  aufbehaltene  Fragment  delTcl- 
icn  voUftänidig  mittheilt. 

Aber  w^iewohl  das  grieckijche  OrigintA  dieCes  Buchs, 
reiches  vielleicht  f^lbft  nichts  weiter,  als  eine  bloCie 
leberfetzung  eines  Hebräifchen  oder  Chaldäifchen  Ori- 
inals  war,  unerfetzlich  verloren  gegangen  su  feyn 
cheint,  fo  henrfchte  doch  fchon  im  Anfange  des  17ten 
ihrhunderts  die  Vorftellung,  dafs  eine  äthiopifche 
leberfetzung  davon  in  HabelHnien  exiltiren  möchte. 
jtdolf  bemerkt  in  feinem  Commentar  z\^  feiner  Ge* 
chichte  von  Aethiopien ,  dafs  ein  äthiopifcher  Tractat, 
Mchen  man  für  das  Buch  Henoch  halte,  aus  Aegypten 
;ebracht  und  von  Feiresk  gekauft  worden  fey.  Seine 
¥orte  find:  „GalFendus  in  vita  Peireskii  de  Aegidio 
JLocbienfi  Capucino,  qui  in  Aegypto  feptennium  ege- 
,rat,  inter  alia  fcribit:  Quandoquidem  inter  caetera 
,aoimadvertiire  fe  dixit  Mazapha  Einok,  feu  phrophe- 
«dam  Enochif  declarantem  ea,  quae  ad  finem  usqtte 
«fecnli  eventura  funt;  librum  Europae  pridem  invifum, 


Q  Anf  dtn  Seittn  222,  22S  weiA  Fabriciut  20  verfchiedene 
Autoren  nach,  welche  mehr  oder  weniger  auf  diefes 
Buch  angefpielt  haben. 

3  * 


36      H.  Laurence's  Prelüniuary  difTertation. 

„illic  autem  characiere  ac  idiomateAethiopico  feuAbyf- 
,>ßnorum,  apud  quos  is  fuerät  fervatnSy  confcriptum» 
V'  „ideo  "P eireskius  ßc  J'uit  acceitfus  ejus  quoifuo  pretiö 
„camparajidi yiudio^.ut  nullis  parcens'JumptibuSf  ip» 
fjum  denique  fui  fccerit  juris,  ^*'  Nach  diefem  Berichte 
fügt  er  hinzu,  dafe  ihm  von  feinen  gelehrten  Freunden 
gerathen  worden ,  fich  alle  mögliche  Mühe  zu  geben, 
um  wenigftens  eine  Probe  eines  Buches  lieh  zu  Ter- 
fchafFen^  über  welches  fo  viele  literärifche ,  aber  ^un- 
genügende Discufllonen  ftatt  gefunden  hatten,  damit 
man  beftimme,  ob  ein  folches  Erzengnifs  jemals  wirk- 
lich exißirt  habe,  oder  bei  der  Annahme  feiner  Exiftenz 
feinen  Werth  und  feine  Autorität  zu  beftimmen.  Auch 
fparte  er,  wie  er  bemerkt,  weder  Koften  noch  Mühe, 
bis  er  das  gewiin('chte  Specimen  erhielt.  „Tgitur  et 
„ego  nullis  neqUe  fumptibus  neque  laboribus  peperci, 
,,doncc  fpecimen  iftius  libri  adipiscerer/V  Endlich  ging 
er  auch,  um  iich  vollkommen  zu  überzeugen,  nach 
Paris ,  wo  das  Buch  in  der  königlichen  Bibliothek  nie- 
dergelegt  war  und  fahe  es  ganz  durch.  Allein  das  p.e- 
fultat  war,  dafs  das  angeführte  Werk  nicht  das,  wofür 
man  es  ausgegeben,  das  Buch  Henoch,  fondem  eine 
ganz  verfchiedene ,  mit  Fabeln  und  abergläubifchen 
Vorßellungen  angefüllte  Schrift  War  *). 

Nachdem  LudolPs  Erwartung  fehlgefchlagen,  kam 
man  ganz  von  der  Meinung  ab ,  dafs  das  fragliche  Buch 
in  einer  äthiopifchen  Uebdrfetzung  vorhanden  fejrn 
möchte,  bis  am  Ende  des  letzten  Jahrhunderts,  wo  un- 

« 

fer  unternehmender  Landsmann  Bruce  nicht  blofs  fein 
Vorhandcnfeyn  erwies ,  fondem  auch  drei  Handfchrif- 
ten  davon  aus  Habclfinicn  mitbrachte.     Diefs  ift  der 


4)  Commentarius  ad  Hifior.  Aelhiopicam.  p.  S47. 


•» 


91 


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ft 


ß.,Laarence's  Prelimiiiary  dilTertation.       37 

Bericht,  welchen  er  felbll  von  der  Art  ertheilt,  wie  er  P- 
darüber  verfugte:    „Unter  den  Artikeln,   bemerkt  er,  ^'* 
welche  ich  der  Bibliothek  zu  Paris  zullellte,  befand 
„fich  eine  fehr  fchöne  und  prachtvolle  Handfchrift  von 
Henoch*s  Frophezeyhungen  in  grofs  Quart;  eine  an- 
dere  befindet   fich    unter   den  Büchern   der  heiligen 
Schrift,  w^elche  ich  mit  nach  Haufe  brachte  und  fteht 
^unmittelbar  vor  dem  Buche  Hiob^  welchen  Platz  ße 
in  dem  habeßinifchen  Kanon  einnimmt;    eine  dritte 
iHandfcbrift  habe  ich  der  bodleianifchen  Bibliothek  zu 
«•Oxford   durch   die  Hand   des  Dr.   Douglas,    Bifchofs 
».von  Carlisle'),  überreichen  laden/*     Und  bald  nach- 
her  fetzt  er  hinzu:    „Ich  kann  nicht  umhin  zu  erwäh- 
nen, daft  Dr.  Woide,  als  in  England  bekannt  wurde, 
dafs  ich  diefcs  Buch  der  Bibliothek  des  Königs  von 
Frankreich  gefchenkt  habe,  nicht  einmal  die  wenigen 
„Tage  wartete,  bis  ich  nach  London  kommen  konnte, 
„wo  unfere   gelehrten  Landsleutc  Gelegenheit  gehabt 
„kaben  würden ,  mit  Mufse  eine  Handfchrift  von  die- 
„Cem  Buche  durchzulefen,  fondern  foglcich  mit  Briefen 
„Ton  dem  Staatsfecretär  an  ^)  Lord  Stormont,  den  Ge- 
„fandten  am  Hofe  zu  Paris ,  nach  diefer  Stadt  abreifte, 
„in  welchen  der  Wunfeh  ausgefprochen  war,    dafs  er 
„dem  Doctor  durch  dieEirlaubnifs  feiner  Allerchriftlich- 
nften  Majeftät  Zugang  zu  meinem  Gefchenke  verfcbaf- 
„fen  möge.     Diefs  erlangte  er  folcher  Geftalt  und  es 
„wurde  eine  Ueberfetzxmg  von  diejem  fVerkc  herüber- 


99 


«« 


*t 


5)  Traveli  vol.  II.  p.  422.  der  Octavausgabe. 
Q  Nach  S,  de  Sacj's  Nachricht  d.  Buch  Henoch  betreffend 
-    Cdeutfche  Ucberf.  von  Rink   S.  150   hUlte   der   englifche 
8taal5r«cretär  Stormont  geheifsen,  nach  Laurence  in  iin- 
fertr  Stelle  aber  der  englifche  Gefandle  in  Paris.  (//•) 


38      H,  Laurence's  Preliminary  dilTertation. 

jygebraeht^  doch  iß  fie^  ich  weifs  nich^  warum  y  nit' 
tpgends  erfchienen  ').♦• 

Wie  grofs  auch  die  Wifsbegierde  und  die  Ungeduld 
des  Fublicumt  über  diefen  Punkt  zu  der  Zeit,  aufweiche 
Bruce  hindeutet,  gewefen  feyn  mag,  fo  fcheint  fie  fich  ' 
p.  doch  nachher  für  lange  Zeit  gelegt  zu  haben ;  denn  die   - 
^^•in  der  bodleianifchen  Bibliothek  niedergelegte  Hand-  ^ 
fchrift  hat  bis  zu  dem  gegenwärtigen  Tage  dort  ohne  ^* 
Störung  geruhet.     Zuletzt  indets  habe  ich  gewagt,  ihre 
'  Ruhe  zu  unterbrechen ,  und  mich  mit  der  nachfolgen-  ^ 
den  Ueberfetzung  derfelben  zu  befchäftigen.     Ich  habe  f 
gewifs  weder  Zeit  noch  Mühe  gefpart,  um  fie  treu  zut^ 
machen,  doch  da  die  bodleianifchen  Statuten  (welche'^ 
nach  meiner  Anficht. weife  find)  die  Benutzung  Ton'ii] 
Büchern  auf  serhalb  der  Bibliothek  abfchneiden,  fo  bin^ 
ich  genöthigt  gewefen,  das  Werk'm  der  Bibliothek  zvLf^ 
überfetzen.     Diefer   Umftand  wird  vielleicht,    weni|<  ^ 
Ungenanigkeiten  vorkommen ,  das  Urtheil  mildern.        ^^^ 
Es  wird  berichtet  von  Bruce,  dafs  fVoide  das  ganze;  J 
Werk  in  Paris  überfetzt  und  feine  Ueberfetzung  mit^ 
nach  England  zurückgebracht,  jedoch  niemals  bekannt-^ 
gemacht  habe.     Allein  es  ift  diefs  gewifs  ein  Irrthum.^ 
Woide    hat  zwar    die  athiopifche  Ueberfetzung   abg^^ 
fchrieben^  aber  fie  nicht  über  jetzt  \  denn  unter  feineiiu 
Papieren ,   welche  nach  feinem  Tode  alle  in  den  Befiti^   . 
der  Commißion  der  Clarendonifchen  Druckerei  gekom-i. 
men  find»  findet  fich  nichts,  was  einer  Ueberfetzung 
gliche.    Jedes  Blttttchen,    welches  fich  auf  das  Buct» 
Henoch  bezieht,   ift  forgßiltig  gefammelt  und  aufbc;j-y 
wahrt  worden ;  doch  findet  man  weiter  nichts ,  als  ^<lc 

nen  kldneii  Verfuch ,  einige  abgerufene  Stellen  wört 

•  \ 

7)  Travels  S.  4S5  n.  4S6.  dar  Octavaoig.  < . 

2s 


R.  Lanrence's  Preliminary  diflertätion.       39 

fidi  m*s  Lateinirche  zu  überfetzen.    Diefer  Verfach  be- 
weift  hinlänglich,  dafs  feine  Kenntnifs  der  äthiopifchcn 
Sprache  unzureicb^d  war»  ein  folches  Werk  zu  vol- 
lenden ').     Er  fcheint  damals  das  Studium  diefer  Spräche 
erft  angefangen  zu  haben«  ein  Studium,  weichet  feine  p* 
koptifcben  Ui^terfuchungen  und  Druckfchriften  unter- 
bnchen »  nnd  welches  durch  feinen  Tod  gänzlich  ge- 
hemmt w^urde. 

Ich  hatte  meine  Ueberfetzung  des  bodleianifchen 
Mmufcripts  beendigt,  ehe  ich  wüfste,  dafs  die  Drucke- 
rdconuniffion  eine  von  Woide  gefertigte  Abfchrift  des 
Parifer  Mannfcripts  befitze.  Nachher  habe  ich  nichts 
defto  -weniger  diefe  Abfchrifit  unterfucht,  und  mehrere 
zafiUlige  und  offenbare  Varianten  zwifchen  den  zwei 
Handfchriften  bemerkt,  doch  ift  die  letztere  zu  unge- 
naa  abgefchrieben ,  als  dafs  fie  für  eine  forgfältige 
Vergleichung  zuverläflig  genug  wäre.  Dafs  das  Pübli- 
cam  aus  der  der  bodleianifchen  Bibliothek  gemach- 
ten Schenkung  bisher  keinen  Nutzen  gezogen  hat, 
habe  ich  btireita  bemerkt,  Diefs  ift  jedoch  nicht 
pnz  fo  mit  den  anderen  Manufcripten  der  Fall;  dbin 
Jfr.  3Iurray,  der  Herausgeber  der  Octavausgabe  von 
Bruce*«  Travels,  hat  aus  dem,  was  der  Verfaffer  für 
fich  zurückbehielt,  in  einer  Anmerkung  einen  kur- 
zen Ueberblick  des  Inhalt«  des  .Buchs  mitgetheilt  ^), 


8)  Sieha  auch  Magaiin  Encyclop^di^ue ,  An.  VI.  fom.  I. 
p.  S75  u.  376.  (JL.)  Vgl.  ferner  S.  de  Sacy  Nachricht  das 
Buch  Henoch  beireff.  S.  15^16  der  deutfch.  Ueberf.  v. 
Binh.  C^.) 

Sf)  „Dia  Ueberfetzung  aus  dem  Griechifchen ,  welche  ir 
„der  Ithiopifchen  Bibel  unter  dem  Namen  MetrahafHenoc 
„gefunden  wird,  lA  in  90  Kefel  oder  Kapitel  eingetheilt. 
„Sie  fingt  mit  folgender  Vorrede  an:—  >,Im  Namen  Got- 
„Icf,  des  Bannberztgen,  Gnädigen,   Langmülhigen  und 


40      R.  Laurence's  Prcliminary  diflertation. 

p*  und  der  gelehrte  Silveßre  fle  Sacy  bat  in  einer  Notice  d« 

IX. 

„von  grofser  GtOid^  mid  Heiligkeit.  Diefes  Buch  ill  d«t 
yyBnch  Henoch»  des  Propheten.  Sein  Segen .  und  fein« 
„Hülfe  fey  mit  dem»  welche^  ihn  liebt  bi$  in  Ewigkeit^ 
19  Amen  *^.'*  Gap.L  ^Dat  Segenrwort  Henochs,  mit  >vel» 
ttchem  er  fegnete  die  Auserwählten  und  die  Kechtfchaf- 
y^fenen»  welche  waren  vor  Alters.  Und  Hfnoch  ^rhob 
•9  feine  SHmme  und  fprach,  ein  heiliger  Mann  Gottes, 
9j  wahrend  feine  Augen  geöffnet  waren ,  und  er  fahe.  ein 
Mheiiiges  Geficht  in  den  Himmeln»  welches  die  Engel  ihm 
9» offenbarten.  Und  ich  horte  von  ihnen  alle  Dinge  und 
^verAand,  was  ich  fahe.**  —  Hierauf  folgt  die  Gefchichta 
^der  Engel',  von  ihrem  Herabfteigen  aus  dem  Himmel 
9^ und  ihrem  Erzeugen  der  Riefen  mit  den  Töchtern  der 
99  Menüchen»  und  wie  üe  diefe  in  denKüniten  des  Kriegs, 
99  des  Friedens  und  der  Ueppigkeit  unterrichten.  Die 
9»  Namen  der  leitenden  Geiller  Yverden  erwähnt,  fie  fchei- 
99nen  hebraifchen  Urfprungs,  aber  durch  griechifche  A^f 
«9fprache  verfallcht  zu  feyn.  Der  Entfchlufs  Gottes^  fie 
99 zn  vernichten«  wird  alsdann  dem  Henoch  offenbart, 
>9  Diefe  Punkte  nehmen  ohngeHihr  18  Kapitel  ein>  w^che 
99 Mr.  Bruce  in^s  Englifche  überfetzt,  aus  Ueberdruls 
99  aber  an  denr  Gegenftande  nicht  weiter  fortgefetzt  hat 
9t  Von  dem  18ten  Kapitel  an  bis  zu  dem  50Aen  wird  He- 
99  noch  von  Uriel  und  Raphael  durch  eine  Reihe  von 
99yilionen  geführt  9  welche  mit  der  vorhergehenden  we- 
#inig  zuiammeithtogen.  Er  fahe  das  brennende  Thal  der 
9t  gefallenen  Engel ,  das  Paradies  der  Heiligen ,  die  äufser- 
^ffen  Enden  der  Erde,  die  Schatzkammern  des  Donnen 
MUnd  des  Blitzes ^  der  Winde,  dcf  Regens,  des  Thaues, 
99nnd  die  Engel,  welche  ihnen  vorllanden.  Er  wurde 
9, auf  den  Platz  des  allgemeinen  GerichU  geführt,  fahe 
9fden  Alten  der  Tage  auf  feinem  Throne,  und  alle  Ko- 
„nige  vor  ihm.  In  dem.52ften  Kapitel  wird  gefagt»  dafs 
99Noah  über  die  ungeheure  Gottlofigkeit  der  Menfchen 
verfchrocken  fey,  und  Rache  fürchtend  feinen  Urgrofs- 
99Vater  um  Rath  angefleht  habe.  .  Henoch  erzählt  ihm» 
9»dafs  eine  Wafferfluth  das  ganze  menfchliche  Gefchlecht 
„vernichten  und  eine  Feuerüuth  die  Engel  Arafen  würde> 

•)  Ditfo  knrs«  Torrede »  welch«  in  den  btiden  andern  Uand- 
Idiriitem  vorfcomint,  fehlt  in  dct  Bodleiaaifchen« 


IL  Laurence^s  Freliminary  diflertatiou.       4l 

Ibred'Enoch  C  bekannt  gemacht  in  dem  Magalin  ency- 

y  welchen  die  Ueberrchwemmung  nicht  fchaden  kSnne.  — 
«, Kapitel  59.  wird  die  Angelegenheil  der  £ngel  wieder 
«iinfgenoinmen.  Semeiza  *),  Artukafu,  Arimeen^  Kaka- 
»Uel,  Tufael,  Ramiel,  Dandel  und  Andere  bis  auf  20 
ncrfcheinen  an  der  Spitze  der  gefallenen  Geifter  und  ge- 
nben  neue  £e weife  von  ihren  rebellilchen  Gefinnungen. 
»Im  62ften  Kapitel  gibt  Henoch  feinem  Sohne  Methufala 
neine  lange  Befchreibung  von  der  Sonne,  dem  Monde, 
i,dea  Sternen ,  dem  Jahre ,  den  Monaten ,  den  Winden 
9 and  ähnlichen  Naturerfcheinongen.  Dieft  nimmt  8  Ka« 
«pitel  ein »  ^^orauf  der  Patriarch  das  kurz  wiederholt, 
ivvas  er  auf  den  vorhergehenden  Seiten  anigeführt  hatte. 
«Die  übrigen  20  Kapitel  werden  verwendet  zur  Gefchtchte 
»iTon  der  Flnth^  von  Noahs  Vorbereitung  zu  derfelben^ 
«und  von  dem  glücklichen  Erfolge,  welchen  ße  hatten. 
«,Die  Vernichtung  alles  Fieifchea  mit  Ausnahme  feiner 
y  Familie  und  die  Aufführung  göttlicher  Rache  an  den 
i»£ngeln  und  ihren  Anhängern  machen  den  Befchlufs 
lydiefes  abfurden  und  langweiligen  Werks.'*  Vol.  IL 
p.  42i.  485  und  426.  Anmerkung.  Der  Lefer  wird  ein* 
fchen»  dals  diefe  Schilderung  unvollkommen  und  unge- 
un  ift«  vorzüglich  diejenige,  welche  von  den  letzten 
2D  Kapiteln  gegeben  vvird.  Mr.  Murra^  fcheint  das  Bach 
flüchtig  und  voller  Vorurtheil  durchgefehen  zu  habca. 
Jedoch  hat  er  fpäkerhin  von  demfelben  guniliger  gefpre- 
chen.  Denn  in  einem  befch reibenden  Katalog  von  ^tU' 
ce*a  orientalifchen  Manufcripten ,  welcher  mir  von 
jetzigen  Beßtzer  freundlich  mitgetheilt  worden  ift^ 
fchreibt  Mr.  Mnrray  diefei  Buch  fo: 

„Daa  Buch  des  Propheten  Henoch  befindet  fich  in 
^4ten  Bande  der  Manufcripte,  und  nimmt  52  fchSa 
^eng  gefchriebene  Blätter,  des  Bandes  ein.    Es  Adbl  ev 
„dem  Buche  Hieb,  und  ift  in  96  Kapitel,   fo 
Min   19  Sectionen  getheilt,   welche  letzlere 
„fammenhang  mit  den  Kapiteln  haben«  undwillki^U 
„ohne  Rüchficht  auf  den  Inhalt  des  Werks 
„fejn  fcheinen.    Die  Sprache  ifi  das  reinjig 
9jUnd  das  gante  Buch  hat  eine  eigenthümlUht 
„heil  des  Styls  und  der  Manier^  welche  demlf^§t^ 

•}  Abfichtlich  behalu  ich  hici  Klurrmy'ä  Orl 
gelaamcn  bei.  (H.) 


42      R.  Laurence's  Preliminary  diflertatioii. 

p.  clop^dique,  an.  VI.  tom.  I.  p.382.  «®))  uns  mit  einer  la- 
X.  

,fPOnirt  und  ihm  die  Ide§  von  einem  hohen  Alier  def 
ufelben  einßöfsi,^ 

9t  Das  Buch  Henoch  wurde  znerA  von  Mr.  Bruce  nach 
„Europa  gebracht*),  und  drei  Hand rchriflen,  welche  ihm 
„angehörten,  von  denen  die  eine  znParii,  eine  zweite  zu 
n  Oxford,  und  die  dritte ,  welche  am  meiden  Original  ift, 
j,  in  diefem  Bande  fich  befindet ,  find  die  einzigen ,  wel- 
„che  auf  nnferm  Weltfheil  lieh  befinden  **).  Es  mufs  dig* 
%»fes  Buch  als  fehr  merkwürdig  betrachtet  werden^  da 
,>es  die  Ueberfetzung  eines  längil  verloren  gegangenea 
9, griechifchen  Buchs  ifi,  welches  älter  war,  als  die  £r- 
„fcheinung  unferes  Heilandes  und  das  Zeilalter  der  Apo- 
»yftel.  Eine  Stelle  aus  dem  Buche  Henoch  findet  man  in 
„dem  14ten  und  IStenVerfe  derEpiilel  Judain  unfererBi-i 
„  bei.  Einige  Fragmente  des  griechifchen  Originals  gibt  /Cir.^ 
„  eher  Oed.  Aegypt.  V.  II.  p.  69.  Der  Inhalt  des  Buchs  ift  eine' 
„Reihe  von  Vifionen ,  welche  die  gefallenen  Engel,  ihrc( 
„  Nachkommenfchaft,  die  Riefen,  die  Verbrechen,  welche 
M  die  Fluth  veranlaffeuj  die  GeheimnilTe  des  Himmels^  den 
„Ort  der  endliehen  Vergeltung  für  Menfchen  und  Engel' 
„und  verfchiedene  von  Henoch  gefehene  und  von  ihn^ 
„feinem  Sohne  Methulala  befchriebene  Theile  des  Utfi^j 
,,verfums  betreffen.  Die  Erzählung  iß  kühn  und  fabelh^fl 
„  aber  ihr  ßnd  tief  eingeprägt  die  Gefühle  und  der  Qm  ' 
praeter  derjenigen  befchaulichen  Schwärmer,  welche  dii% 
^chaldäifche  Philofophie  mit  der  heiligen  Gefchichte  de^ 
f^  Juden  vermifchten  •••).  Als  eine  literärifche  Reliqiii 
„verdient  es  Aufmerkfamkeitj  und  als  ein  KthiopiI«hc  ^ 
„Buch,  welches  in  dem  reinften  Otez  gefchrieben  il 
yjund  von  den  Habefliniem  eben  fo  hoch  geehrt  win^j 
i^als  die  Schriften  Mofe's,  ilk  es  würdig«  dem  Fnbl^^ 
ncnm  vorgelegt  zn  werden.**  ^^ 

10)  £ine  lifiif/cAeUeberretzung  davon  mit  Anmerkungen  lii^ 
ferte  Er.  Th.Rink  unter  dem  Titel:  A.J.Silveftre  deSael^ 

«)  Dieb  ift  nnr  dum  ricfatif,  wenn  die  nach  Ang.  Mmi  ii^li 
▼«tUUn  befindliche  HendCchrifl  (t(].  8.  fti.),  von  welcbi^^ 
Murre T  Bicbts  weiCi ,  erft  fpftter  nach  Born  gekommen  ie:riM 

.;.«♦)  Wenn  AM*!  Auf  abe  wahr  ih ,  to  hat  Murrmf  hierin  Ui^ 

recht;  C.  d.  vorhergehende  An verkimg.    (H.)  ^ 

*M)  Diefc  Benerkang  tcheint  des  Bewtifei  su  ermengelB.      \^ 


H.  Laurence's  Preliminary  diflertation.      43 

tcinirchen  Ueberfetzung  der  erßen  drei  Kapitel,  dann  aller 
Ton  dem  6ten  bis  zum  16ten  Kapitel  indufive,  wie  auch  p. 
des  22ten  und  32ten  Kapitels  aus  dem  Farirer  Manu-  ^'* 
Toripte  befcbenkt.    Diefe  Ueberfetzung  habe  ich  an  dem 
Ende  der  meinigen  Ton  neuem  bekannt  gemacht '  '). 

Audi  weirs  ich,    dafs  Dr.  Gefenius  aus  Halle  in 
Sachten  ohnlängft  '  ')  in  Paris  gewefen  ift  und  das  ganze 
Buch  abgeCchrieben  hat,  um  es  in  äthiopifcher  Sprache 
mit  cmei  \«tcmi[chen  Ueberfetzung  bekannt  zu  machen. 
Nf  enn  daher  die  Selbftftindigkeit  einer  en^lifchen  Ueber* 
fetzmi^  oder  meine  Unaufmerkramkeit  mich  irgendwo 
rerleitet  haben  follte,  etwas  falfch  zu  deuten,  oder  mich 
dimkel  auszudrucken ,  To  wird  das  Publicum  den  Vor- 
theil  haben,  ea  in  der  lateinifchen  Ueberfetzung  berich- 
tigt zu  finden. 

Nachdem  ich  fo  die  Quelle,  woraus  die  gegenwär- 

tige  Ueberfetzung  gefloflen  ift ,  betrachtet  habe ,  werde 

idi  "Wenig  bei  dem  Beweife  zu  verweilen  brauchen, 

dib  die  ätkiopifche  Ueherjetzung  des  Buchs  Henoch 

i;m&  Aa&dbe  Werk  enthalte,  wie  die  griechifche  Ueber" 

l^toag^  welche  den  Kirchenvätern  bekannt  war.   Denn 

[gf  I    warn  der  über  daa  Herabfteigen  u.  f.  w.  der  Engel  in 

.^l       Kadkrichl  das  BnchHsnoch  betreffend  (Konigtb.1801.  8.). 
.    ,  I       Dit  Aoezüge  ans  den  Boche  Henooh  find  in  lateinifcher . 
.  |-  I      Vffbcrfeizaog  nnd  von  Hink  nicht  überfefzt,  fondern  la- 
lauicii  beibehalUa.    (tf.) 

fljSie  fleht  auch  in  der  von  Bznk  gelieferten   deutfchen 

Mvlefznng  der  Nachricht  das  Bnch  Henoch  betreffend, 

^1      M  il  «iaher  von  mir  nicht  wieder  beigegeben.    In  den 

^^1     imnknngcn  jedoch  zn  dem  Buche  Henoch  wird  hier 

^b«r  I     ^  ^  darauf  Rückficht  genommen  werden.    (//.) 

4  iMurenee's  Ueberfetzung  erlchien  1821 ,  alfo  etwa   ehi 
Üb-  I     ^  nach  Gefmus  Anwefenheit  in  Frankreich  und  Eng- 


lie- 


44      R.  Laureiice's  Preliminary  dilTerialioii. 

dem  crftercn  gegebene  Bericht  verglichen  >viril  mit  tloi 
in  dem  letzteren  enthaltenen»  fo  weit  er  in  Georgii 
STncellus  ßeht ,  fo  wird  kein  Zweifel  über  die  SacV 
entftehen.  Die  Abweichungen  erfcheinen«  foviel  ic 
p.  einTehe,  als  blofs  zufällig  ■  ^),  Diefs  könnte  allein  hii 
^"'reichen,  um  das  Factum  fellzußellen.  Doch  läfst  fic 
nach  verfchiedenen  Anführungen  der  Kirchenväter  felb 
die  Evidenz  noch  erhöhen.  Irenacus^  welcher  in  dei 
zweiten  Jahrhundert  fchrieb,  fpielt  offenbar  auf  di 
Sendung  Henochs  an  die  Engel  an,  welche  in  dem  vo 
G.  Sjncellns  aufbehalteneu  Fragment  nicht  enthalte 
ift.  ytSed  et  Enoch,**  Tagt  er,  „üve  cireumcißone  pL 
,,cens  Deo,  cum  ^Jfct  homo^  legatione  ad  angelos  fm 
^ygebatur ,  et  translatus  eß ,  et  confervatur  usque  nun 
yyteßis  jußi  judicii  Dei;  quoniam  Angcli  quidcm  trani 
yygrefll  deciderunt  in  Judicium;  homo  autcm  placer 
,ytranslatu$  eß  in  falutem  '^).<*  Der  Bericht  von  dicfc 
Sendung  kommt  in  dem  l4ten  und  dem  15ten  Kapiu 
der  vorliegenden  Ueberfetzung  vor.  Auch  Tertulliai 
welcher  in  demfelben  Jahrhundert  fchrieb ,  citirt  ricl 
tig  und  deutlich  aus  Kap.  XCVII,  7.  8. :  „Et  rurfus  jor 
„vobis  9  peccatores »  quod  in  dicm  fanguinis  perdition: 
„jußitia  parata  eß.  Qui  fervitis  lapidibus,  et  qui  imf 
„gines  facitis  aureas»  et  argenteas,  et  ligneas,  et  lap 
„deas,  et  fictiles,  et  fervitis  phantasmatibus ,  et  da« 
„moniis,  et  fpiritibus  infantibus ,  et  omnibus  erroribl« 
yiuon  fecundum  fcientiam»  nullum  ab  iis  invcnitis  aux' 
P-   ,,lium'')/*    Diefs  iß  in  dem  Acthiopifchcn  fo  ausg 

I 

iS)  £twAs  Näheres  darüber  findet  man  in  dem  IßenExmi, 
am  £nds  meiner  Bcarbeihmg  des  BucHes  Henoch.  ^H.y\ 

14)  Opera  ed.  Grabt,  p.  S19.  ^ 

15)  Opera  ed.  Paris.  1664.  p.  87.    Zu  dem  Worte  infan^ 
bus  werden  von  Rigauli  folgende  Leiarlen  geliefert :  ,^ 


R,  Laurence's  Preliminary  diflertation.       45 

(inlckt:  „Wiederum  fchwöre  ich  euch,  ihr  Sünder, 
„dab  Strafe  bereitet  ift  ftir  den  Tag  des  Bluts,  wel- 
sche niemals  endigt«  Sie  werden  Steine  anbeten,  und 
„goldene,  filberne  und  hölzerne  Bilder  Geh  bilden;  fie 
irerden  unreine  Geifter,  Dämonen  und  allerlei  Götxen 
in  Tempeln  anbeten,  aber  keine  Hilfe  wird  von  ih- 
„nen  erlangt  werden.'*  Die  Identität  diefer  zwei  Stel- 
len kann  nach  meiner  Einßcht  nicht  bezweifelt  wer- 
den,  wenn  man  einerfeits  die  Eigrnheiten  einer  lieber- 
fetznng  und  anderfeits  die  freie' Art,  die  Stelle  zu  citi- 
ren,  ein  w^enig  berückfichtigt« 

Diefen  ZeugnilTen  werde  ich  blofs  noch  eines  hin- 
zufügen, das  des  Anatolius^  BifchoPs  von  Laodicea, 
welchen  Eufebius  citirt  Diefes,  bemerkt  er,  dafs  näm- 
lich der  crße  Monat  bei  den  Hebräern  um  das  Aequi- 
noctinro  falle,  beweifen  felbd  die  im  Henoch  enthal- 
tenen Unterweifungen  '*)  und  er  weift  alfo  auf  den  Be- 
richt von  dem  Anfange  des  Jahres  im  4ten  Thore  hin, 
welcher  Kap.  LXXI,  12.  gegeben  ift.     Sein  Argument, 


cod.  Fnlvii  Urfini  legitur  infanis.  At  in  cod.  Agobardi 
infamis}*  Vielleicht  ift  die  richtige  Lesart  in /s7ii>,'m 
Tempeln  f  'was  mit  dem  Aethiopifchen  überein ftimmt, 
Diefi  kann  auch  die  Lesart  der  zwei  in  der  Note  ange- 
führten Manufcripte  gewefen  fejn ,  und  Rigault  kann  in 
dem  erften  Falle  ein  /  für  ein  /  gehalten ,  und  in  dem 
zureiten  ein  m  einem  n  fubftitnirt  haben ;  denn  diefe  bei- 
den Bnchftaben  "werden  gewöhnlich  in  Manuferipten  aus- 
gelalTen ,  und  dnrch  einen  horizontalen  Strich  über  dem 
Worte  ausgedrückt 

ttvmt,  vffp«9rArix«  m«}  t«  ^v  rw  'Evui^^  fiaSl^fJLara,  Ecclef. 
Hi/L  lib.  VIT.  cap.52.  p.  235.  ed.  Amft.  Das  hier  citirte  Werk 
des  Analolius  wurde  nach  Bucherius  in  dem  Jahre  VS 
gefch  rieben.  Siehe  Tillemont^s  Memoires  Hilt.  £cclef. 
▼oL  IV.  p.  127. 


46      R.  Laurence's  Preliininary  dilTertation. 

vrovon  er  ausgeht,  will,  was  ich  noch  hinzufügec 
mufs,  beweisen,  dafs  die  Jahresrechnung  mit  dem  FrüA^ 
lings '  Aequinoctium  anfange. 

Aber  in  der  That  ift  die  Augenfcheinlichkeit  ihrei 

P-  Identität  durch  das  lange  von  Georg.  Syncellus  aufbe- 

'  wahrte  Fragment  fo  vollkommen  in  fich  felbft,  flafs  fic 

keiner  Bekräftigung  bedarf.     Und  daÜB  das  Buch  Henoch. 

welches  nach  der  Geburt  Ghrißi  noch  mehrere  Jahrhan 

derte  exiftirte,  die  Quelle  war,  aus  welcher  St.  Juda:' 

fein  CitatV.  14  u.  15.  entnahm,  beweifet  jede  Hindeu' 

tung  der  frühem  Commentatoren  der  Schrift  ganz  deut^ 

lieh.     Die  befondere  Stelle,  das  ift  richtig,  war  nich*^ 

angezeigt,  weil  diefer  Umßand,  da  das  Buch  wohl  be^ 

kannt  war,  überflüIEg  fcheinen  mochte;  aberriekomna*^ 

in  dem  äthiopifchen  deutlich   ausgefprochen  vor.      Ir 

der  bodlcianifchen  Handrchrift   umfaCst  (ie  das,    wa^ 

zweites  Kapitel    heifst,    gänzlich,   aber  in  der  Farifc1*> 

bildet  fie  den  letzten  Vers  des  erßen  Kapitels.  ^C 

Wenn    man  alfo    zugibt,    dafs  das  fragliche  Buc^^; 

ganz  dalTelbe  fcy,  welches  dem  St.  Juda  und  den  Ki:^i< 

chenvätern  bekannt  war,    fo   dürfen   wir   doch  nicl'^i 

daraus  fchlieCsen,  dafs  es  jemals  die  Autorität  eines  cx% 

nonifchen  Buchs  befab.     Es  fcheint  immer  unter  dj\ 

apokryphifchen  Bücher  der  Bibel  gerechnet  worden  t\ 

feyn  *').    Diefo  ift  die  ihm  angewiefene  Stelle,  wori^ 

die   apoßoUfehen  Ooti/litutionen  feiner  gedenken  " 

Ireruuus  *^)  tuid  Clemens  von  Alexandrien  ^°),  in  da 

zweiten  Jahrhundert,  nehmen  allerdings  Rücklicht  a^ 

: -^{^ 

17)  Vgl.  übiur  dlefe  Untarfuehnng  auoh  dia  BeitrUge  s.  M%^ 
fSrder.  d.  ¥em.  Denk,  in  d.  Kelig.  2  HA.  S.  142  £    (f\^ 
^  IS)  Lib.  VI.  cap.  16.  ,  ^ 

.  19i  Opera  p.  S19.  J^ 

20)  Opera  ed.  S^lhurgii  p.  801  und  808.  ^ 


R.  Laurence's  Preliminary  diflertation.       47 

daflelbe,  ohne  feinen  apokryphirchen  Charakter  zu  er- 
wähnen ,  doch  drückt  Origenes  im  Anfange  des  dritten 
Jahrhunderts  deutlich  aus,  dafs  die  Kirche  es  nicht  als 
ein  infpirirtes  Werk  betrachte :  iv  raU  innKfiöiats  et) 
niyv  ^iperat  d)S  äeia  ^  ')•    IndelTen  bei  einer  anderen  ?• 
Gelegenheit,   wo'  er  es  citirt,  fcheint  er  anzudeuten, ^^' 
dafs  es  Manche  als  canonifch  betrachteten^  denn  er  lei- 
tet feine  Angaben  über  daHelbe  mit  der  hypothetifchen 
Bemerkung  ein,  „wenn  es  Jemand  alis  ein  heiliges  Buch 
^.annehmen  >yill/*  eft^  q^tKov  naßa6ix€0äat  dos  äytoy  ,. 
ti  ßtßXiov  **).     Auch  in  der  Sjnopßs  der  Bibel  ^  W^l- 
tiit  mit  den  Werken  des  Athaiiaßus  bekannt  gemacht 
wurde  ,  wird  es  den  Apokryphen  beigeordnet.     Einen 
ähnlichen   Charakter  ^ibt  \\xxa  Hieroitymus  ^  welcher 
darauf  mehr  als  einmal  anfpielt,   und  zwar  ganz  von 
derfelben  Anficht  ausgehend :  ,,ManifeßiIEmus  liber  efi,.** 
bemerkt  er  in  feinem  Commentar  zu  Ffalm  CXXXII,  3., 
„et  inter  apocryphos  computatur,  et  veteres  interpretes 
„de  ifto  locuti  funt ;  nonnulla  autem  nos  diximus,  non 
„//i  auctoritatem  fed  in  commemorationem,**    Augufiin 
fpricht  ebenfalls  davon  auf  diefelbe  Weife  ^').     Endlich 
in  dem  von  Nicephorus ,  Patriarchen  von  Conftantino- 
pel  im  Anfange  des  9ten  Jahrhunderts  gefchriebenen  Ka« 
lalog  wird  es  wiederum  unter  die  apokryphifchen  Bü- 
cher geftdlt  «♦). 


tl}  Contra  Celfum  p.  t67.  ed.  Spencer.  (£•.)•  VgL  die  Bei- 
trage z.  Beford.  vu  f.  w.   S.  liS  ü.    (fl.) 

22)  In  Joannem  p.  132.  ed.  Huetü* 

23}  De  CiviUie  Dei,  lib.  XV.   cap.  23. 

ti}  liody  De  Bibl.  Texlibui  p.  648.  (L.).  Nach  der  von 
/K  Dindorf  veranlUlteten  Aufgabe  dei  Nicephorus  (hin- 
ter G.  Syncellui.  Vol.  L  p  787.)  gehört  Henoch  zu  Atn  An» 
tilegomenis  des  N.  Ttji. ;  die  unter  d.  Texte  befindliche  latei' 


46      B.  Latirence'^  Prelimüiary  differtatii 

Aber  obgleich  weder  die  jüdifchc  noch  die 
liehe  Kirche  es  jemals  in  den  Kanon  der  heiligen! 
aufnahm ,  fo  betrachtete  es  doch  ein  berühmter  S 
fteller  des  zweiten  Jahrhunderts  fowohl  als  eine 
rirte  Schrift ,  als  auch  als  eine  wirkliche  Arbeit 
iiigen,  delOTen  Namen  es  führt.  Tertitllian  Tagt  i 
ner  Abhandlung  über  Abgötterey:  ,,Haec  igitur  a 
t^xio  praevidens  fpiritus  Janctus  ^    etiam  oßia  in 

•  _ 

„ftitionem  Ventura  praececinit  per  antiquijjimiim 
P-  ^^phetam  Enoch  **).**     Hiermit  verfichert  er  ausc 

XVL'»  •  •        •         ■  ' 

lieh  die  Infpiration  deVelben  und  fchreibt  es  den: 
ften  Propheten  Henoch  2u.  Doch  in  feinem  T: 
De  cultu  foeminarum  richtet  er,  nachdem  erauf  di< 
mifchung  der  Engel  mit  den  Töchtern  derMenfche 
ihre  darauf  folgende  Strafe  angefpielt  hat  '^) ,  fein< 
merkfamkeit  ausdrücklich  auf  die  Frage  von  feiner 


m/c/ie  Ueberfetzung  hat  die  Ueberfchrin  ganz  falfch 
tragen  veteris  Teftamenti  apocryphagj  da  es  im  Gi 
fchen  heifst,  ocec  r^g  viag  dvrikMyovrat,     (//•) 

25)  Opera  p.  95-  (ed.  Rigalt ) 

26)  4>Nam  et  illi»  qui   ea  conßituerunt>  damnati  ix 

9>nam  mortis  deputantur:  illi  fcilicet  angeli,  qui^id 

Mhoniinum  de  coelo  ruerunt,   itt  haec  quoque  ignOi 

,«foeminae  aecedat    Nam  cum  et  materias  quasdam 

iioccultasy  et  «rtes  '  plerasque  non   bene   revelatai  1 

^^multo  magis  imperito  prodidiflent  (li  quidem   et  i 

»lomm  operta  nudaveranl»    et    herbarum    ingenia 

,,dnx6ranty    et   incantationum  vires  provulgaveran 

,.  omnem  cariofitatem  usqne  ad   ftellarum   interpre 

^nem  deügnaverant )  proprie  et  quafi  peculiariter  £< 

^nis  inÜrumentnm  iftud  muliebris   gloriae  contulei 

tflnmina  lapiIlorum>  quibus  monilia  variantur;  et  i 

„\ot  ex  auro«  qnibus  brachir  arctantur ;  et  medican 

ff  ex  fuco»   quibuf  lanae  colorantur;    et  illom  ipfui 

«•grum  pulreremf  quo  oculorum  exordia  prodaonn 

Opera  p.  150. 


R.  Laurence^s  Preliminary  diflertation.      49 

fij  tobang  auj  dem  Kanon.  „Scio**,  bemerkt  er,  „Tcri- 
„ptnram  Enoch,  quae  bunc  ordinem  angelis  dedit,  non 
^^ecipi  a  quibusdam ,  quia  uec  in  armarium  Judaicum 
^^admittitur.  Opinor  non  putaverunt  illam  ante  cata- 
„cijsmum  editam,  poft  eum  cafam  orbia»  omnium 
remm  abolitorem ,  falvam  efle  potuilTe.  Si  ifta  ratio 
eft,  recordentur  pronepotem  ipfius  Enoch  fuilTe  fuper- 
lUtein  cataclysmi  Noe ,  qui  utique  domeftico  nomine 
„et  faaereditaria  traditione  audierat  et  meminerat  de 
„yroavi  fui  penes  Deum  gratia »  et  de  omnibua  praedi- 
••catia  ejus;  cum  Enoch  filid  fuo  Matnfalae  nihil  aliud 
»rmandaverit»  quam  ut  notifiam  eorunl  polteris  fuis  p. 
»ytraderet.  Igitur  fine  dubio  pötüii  Noä  in  praiedicatio-^^^'* 
«•nis  delegatione  rucceflifre ,-  vel  quia  et  alias  nOn  tacu- 
,4fl^  9  tarn  de  Dei  confervatoris  fui  difpöütione»  quam 
»,de  ipfa  domua  füae  gloria.  Hoc  fi  non  tam  expedite 
„haberet,  illud  quoque  alTertionem  fcripturae  jlliua 
«ytneretur;  perinde.  potuit  abolefactam  eam  violentia 
„cauclysmi  in  fpiritu  n^rfus  reformari ;  quemadmodum 
„et  Hierofolymis  Babylonia  expugnatione  deletis,  omne 
,4nArumentum  Judaicae  literaturae  per  Esdram  conftat 
nreftauratüin.  Sed  cum  £noch  eadem  fcriptura  etiam 
„i#  Domino  praedicKvit,  a  nobis  quidem  nihil  omnino 
Hre)iciendam  eft »  quöd  pertiAeat  ad  nos.  Et  legimus« 
MÜmnem  fcriptürain  aedificationi  habilem  divinitus  in- 
^fpirari,  A  Judaeis  poteft  jaiif  videri  propterea  rejecta» 
.,ficut  et  caetera  fere,  qüae  Cbriftum  fonatit.  Nee  uti- 
«»que  mirum  hoc,  fi  fcriptüraa  aliquas  non  receperunt 
i,de  eo  locutas,  qu.etn  et  ipfum  coram  loquentem  non 
»icrant  recepturi.  Eo  acxedit,  quod  Enoch  apud  Judam 
„Apofiolum  teßimOniüm  poITidet '^).<< 


27)  Opera   p.  151.  ed.  Rigalt.' 
Bach  Uenocb. 


50       R.  Laurence's  Preliminary  dKTertatioii. 

Aus  der  vorhergehenden  Angabe  des  Tertullu 
welcher  am  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  lebte,  gc 
alfo  hervor,  dafs  zu  Feiner  Zeit  das  Buch  Henoch  nie 
allgemein  als  ein  unächtes  und  uninfpirirtes  Werk  v< 
-werfen  wurde ,  obgleich  es  nicht  in  den  jüdifchen  1^ 
non  aufgenommen  war  ^*).  IndelTen  nicht  lange  na 
dem  Anfange  des  dritten  Jahrhunderts  verfichert  Ori| 
P*     nes  ausdrücklich,  dafs  es  von  der  Kirche  nicht  recip: 

X.VIII 

'  war.  In  der  That  iß  keine  Spur  zu  entdecken ,  dj 
es  damals  unter  die  kanonifchen  Bücher  der  heilig 
Schrift  entweder  von  den  Juden  oder  von  den  Chrift« 
gerechnet  worden  fey.  Mit  Tertullian's  Argumente 
feine  Infpiration  und  Aechtheit  zu  beweifen,  habe  ii 
nichts  zu  fchaffen,  doch  kann  ich  nicht  umhin,  zu  b 
merken,  dals  fie  auf  der  firengen  Wage  der  neuen 
Kritik  nicht  einen  Augenblick  von  Gewicht  feyn  W€ 
den.  ^r  fetzt  voraus^  dafs  das  Buch  von  Henoch  feil 
gefchrieben  worden  fey ,  und  fchliefst  daraus ,  es  D 
möglich  gewefen,  dafs  es  von  Noah  erhalten  oder  vc 
neuem  gefchrieben  worden ;  diefer  Schlufs  gibt  aber  wc 
ter  nichts,  als  eine  blofse  Möglichkeit,  lediglich  berg 
leitet  von  einer  Vorausfetzung.  Die  in  diefem  Bud 
vorkommenden  Anfpielungen  tiuf  den  Herrn  oder  vir 
mehr  auf  den  Menfchcnfohn ,  welcher  von  dem  Alti 
der  Tage  auf  feinen  Thron  der  Herrlichkeit  und  ^ 
Gerichts  erhoben  wurde,  können  beweifen,  dafi^  \ 
nach  dem  Buche  Daniels  gefchrieben  fey ,  aber  gew^ 
nicht,  dafs  es  ein  Werk  Henochs  vor  der  Fluth  w^ 
Aufserdem  fcheint  die  bekannte  Thatfache ,  dafs  es  n^ 
mals  in  den  Kanon  der  Bibel  aufgenommen  worden  % 


S8)  Vgl  auch  iCorrodi's)  iBeitr.  z.  Beford.  d.  Vernunft.  D«J 
in  d.  Reb'g.  2  £d.  S.  142  ff.    (//.)  ^ 


R.  Laurence^s  Preliminary  diflertation.       51 

ein  anumßörslicher  Einwand  gegen  fein  hohes  Alter  za 
feyn.  Anch  wird  die  Anführung  einer  einzelnen  Stelle 
ai]|5  demfelben  bei  St.  Judas  für  die  Billigung  des  ganzen 
Bachs  von  Seiten  dellelben  nicht  mehr  beweifen,  als 
die  von  St.  Paulus  aus  gewilTen  heidnifchen  Dichtem 
angeführten  Stellen  fiir  diefes  ApofteTs  Billigung  aller 
Theile^derjenigen  Bücher  beweifen ,  auf  welche  er  lieh 
beziehL  DieCs  ift  die  Anficht  des  Hieronymus  ^^%  w^l« 
eher  mir  immer  über  diefen  Punkt  zu  genügen  fchien.  p. 
Sl  Jüda  bedient  fich  allerdings  des  Wortes  gewtijfaget^^^* 
iro  er  vom  apokryphifchen  Henoch  fpricht»  doch  ift 
aach  zu  erinnern ,  äafs  St.  Paulus  den  gleichgeltenden 
Ansdrnck  Prophet  auch  auf  einen  heidnifchen  Dichter 
anwendet.  Und  da  man,  bevor  das  Buch  verloren  ging, 
niemals  daran  zweifelte»  daCs  St.  Judas  wirklich  darauf 
anfpiele ,   fo  glaube  ich ,   dafs  diefe  Sache  nun ,  da  es 


9t 
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♦f 
>« 
H 
99 


29}  n  Pntant  quidam  Apoftolum  rsprehendendum »  quod  im- 
„pnidcnter  Ispfns  lit,  dum  falfot  docforet  arguit^  illorum 
Terficulos  comprobavit.    Quibui  breviter  refpondendum 
eß.    In  eo,  qtiod  ait:    Corrunipunt  bonos  mores  collo' 
quia  mala  (1  Cor.  XV,  53.)  >    ^^  i"  illoc   Jpßus  et  ge» 
nus  fumus   (Apoßelgefchichte  XVIf,   28.),    non    üati^ 
totam.  Menandri  comoediam,   et  Arati  librum^    prae- 
fenli  loco  (Titus  I,  12.  *)^  tion  ibtum  opus  Callimachi^ 
^fiv«  EpimenidiSf  quorum  aller  latides  Jovis  canit>   alt«r 
>,de  oraculif  fcriplit,   per  unum   ver/iculum  comproba- 
„▼it;   Ted  Cretenfej  tantum  mendaces    vitio  gentis  incre- 
,^pavit,  non  ob  illam  opinionem,  qua  funt  arguti  a  poS- 
^ti»,  fed  ob  ingenitam  menliendi  facilitatem   de  proprio 
y,eos  gentis  anctore  confulani.    Qui  autem  putant»  totum 
librum  debere  fequi  eum,   qui  libri  ufus   fit  verficulo« 
videntur  mihi  et  apocryphum  Knochig   de  quo  Apofto" 
Jus  Judas  in  Epifiola  fua  tefiimonium  pofuit^    inier 
Eccl^ae  fcripturas  recipere.  '<    Comm.  in  Tit.  1 ,  12. 


»9 

99 
99 
99 


*)  M  Einer  TOn  ihnen,  fofar  tlner  ihrer  PrcpkeS^m,  Ikgtt   die 
Jüret^nXer  finA  immer  Lttsner-^  böfe  Thiere ,  faule  Büsche» 

4  * 


52      R.Xam-ence's  Prelimiiiary  dilTertation. 

wieder  aufgefunden  worden  ift,  fchwerlich  wieder  ht 
zweifelt  werden  wird. 

Aus  den  vorhergehenden  Bemerkungen  ift  dahe 
klar,  dafs  das  jetzt  zuerft  bekannt  gemachte  Buc 
Henocb  ganz  daflelbe  Werk  enthält,  wie  das  griechi 
fche,  den  Kirchenvätern  bekannte  mit  demfelben  Titel 
femer  dals  es  von  St.  Juda  citirt  und  von  der  alte: 
Kirche,  vielleicht  von  jeder  Kirche,  alten  und  neuei 
(die  habeflinifche  allein  ausgenommen),  immer  für  apo 
kryphifch  gehalten  worden  id.  F'oji  wem  und  zu  wel 
eher  Zeit  es  gefchriehcn  worden  fey^  ßnd  nun  die  nach 
ßen  Fragen,  welche  Bch  der  Forfchung  darbieten.  Abc 
V'  bei  dem  Unternehmen   einer  Unterfuchung  diefer  Ar 

'wird  man  von  mir  vielleicht  erwarten,  dafs  ich  blol 

• 

von  einer  Muthmaafsung  zur  anderen  und  ohne  einei 
Leitfaden  durch  ein  Labyrinth  von  Zweifel  und  Vei 
"wirrung  wandern  werde.  Dicfs  würde  unßreitig  de 
Fall  feyn ,  wenn  ich  beabfichtigte ,  eine  Hypothefe  au 
SchlüfTe  zu  gründen,  welche  von  äujseren  ZeugnüTei 
hergenommen  wären  ;  doch  ich  dachte  mir,  dafs  etwf 
der  Thatfache  Nahekonuuendea  durchaus  von  einem  in 
nem  ZeugnilTe  entnommen  feyn  müfle. 

Rückfichtlich  dea  vermeinten  Verf affer s^  wei^ 
es  in  derThat  daaWerk  einer  und  derfelbenPerfon  wi< 
fcheint  wenig  mehr  entdeckt  werden  zu  können ,  a^ 
dafs  es  An  Jude  war,  und  da(a  er  in  feiner  Mutterfprack 
fchrieb.  Hieven  enthält  jede  Stelle  in  jedem  Theile  d^ 
felben  die  klarßen  und  fprechendßen  ZeugnilFe.  Um  ^ 
beweifen,  dab  ea  urfprunglich  in  hebräijeher  Spvkn^. 
gefchiieben  war ,  berufe  ich  mich  auf  Scaliger'a  BAc. 
nungr  welcher,  was  ich  auch  bemerken  mufs,  dift 
Anficht  nach  dem  griechifchen  Fragmente  fabte,  w^. 
chea  von  Georgius  Syncellus  aufbewahrt  worden   i 


X 


R.  Laiirence*s  Preliminary  dllTertation«;  ^     53 

Denn  indem  er  feine  Gründe  angibt»  warum  er  das, 
was  er  als  jüdifche  Lügen  und  gerchmacKlofe  Fabehi 
betrachtet,  abfchrieb  und  bekannt  mache,  fagt  er: 
„Sed  quia  exHebraismo  converfa  funt,  VLletiam  media* 
9tcritcr  hebraiee  ptrito  conßare  poteß  ^  et  vetuRifh- 
^^mus  eft  liber,  et  a  Tertulliano  ex  eo  quaedam  jaddu- 
„contar,  quae  bac  alludunt,  et  quod  caput  eft,- locus, 
„qoi  in  epiftola  Judae  de  angelis  praevaricatoribua  pro- 
„dncitur,  manifefto  ex  hoc  fragmento  excerptus  eft, 
^malui  taedinm  defcribendi  devorare,  qiiam  committere« 
^st  Ulis  benevoli  lectorea  diutius  earerent  '^)/^ 

Doch  fehlt  es  nicht  an  anderen  ZeugnilTen,  welche  P- 
dalTelbe  beweilen*    Es  ift  wohl  bekannt,  da(a  die  iUe- 
Aen  Ueberreße  der  Kahhala  in  dem  Sohar   enthaltte. 
find,   einer  Art  von  philofophirchem  Commentat  über 
das  Gefetz,    welcher  tbeologifche  Meinungen  mit  den, 
allegorifcben   Spitzfindigkeiten    der  myßirchen  Schute 
▼erbindeL     In  diefer  berühmten  Compilation,  rvon  welr 
eher  man  lange  Zeit  glaubte,  dab^fie  die  geheime  Weis-, 
heit  der  jödifchen  Nation  enthalte,    wird  gelegentlich 
aaf  das  Buch  Henoch  hingewiefen ,    als  auf  ein  Buch, 
welches  von  Generation  sbu  Generation  forgfältig  auf- 
bewahrt worden.     Die  folgende  Stelle  aus  demfelben 
wird  hinreichend  be weifen ,   dafs  die  Kabbalißen  mit 
einem  in  ihrer  Sprache  unter  dem  Titel :  das  Buch  He- 
noch, gerchriebenen  Werke  und  nicht  mit  einer  blofs- 
traditionellen  Nachricht  von  einer  folchen  Schrift  bekannt 
waren ,   und  dafs  dieCes  Buch  wenigßens  einem  bedeu- 
tenden Theile  nach  einerlei  war   mit   dem,    welches 
noch  in  ithiopifcher Sprache  exißirt    „Der Heilige  \md 
nderGepriefene^S  beifst  es,  „nahm  ihn  (Heno^)-nf  aus 


SO)  In  Chron.   fiuleb.  p.  405. 


54      R.  Laurence's  Preliminary  diflertation. 

,»der  Welt,  dafs  er  ihmdiene,    wie  gefclirieben  ßeht: 
,fdenn   Oott-  nahm   ihn  hinweg.      Von  diefer   Zeit   an 
yyWurde  ein  Buch  überliefert,  welches  das  Buch  Henoch 
„genannt  wurde.     In  der  Stunde,   wo  Gott  ihn  auf- 
y^nahm,  zeigte  er  ihm  alle  BchältnilTe  oben;    er  zeigte 
„ihm  den  Baum  des  Lebens  mitten  in  dem  Garten,  feine 
„Blätter  und  feine  Aeße.     IVir  Jehen  Alles  in  feinem  '' 
ffBuehe  •■)."     Aber  es  gibt  eine  andere  Stelle  in  dem    " 
P-  Schar  TOn  einer  ähnlichen  Befchaftenheit,  welche  fchon  '^ 
'früher,    aber  für  einen  anderen  Zweck  von  Manaffeh  ■^' 
Ben  Israel  in  feinem  lateinifchen  Tractate  De  liefur-''^ 
rectione  Mortuorum  ^  Amfterdam,  A.  D.  1636.  p.  335.  ^• 
citirt  worden  iß.    Sie  iß  folgende :  „Wir  finden  in  dem  ^ 
„Buche  Henoch*s,    dafs   der  Heilige   und   Gepriefene,  ^^ 
„nachdem  er  ihn  hatte  hinaufßeigen  lallen,  und  ihm'^ 
„alle  Behältniffe  des  oberen  und  unteron  Königreichs  ^t 
„gezeigt  hatte ,  ihm  den  Baum  des  Lebens  zeigte,  den^i 
„Baum,   in  Betreff  delFen  Adam  einen  Befehl  erhalten <£t:i 
9ihatte;  und  er  zeigte  ihm  die  Wohnung  Adams  in  dem  cc; 
„Garten  Eden  »»)•"  ^Zci, 

•n'ap  rth  n^nm  Nnvwa  *  -ji^m  Nnab  npsi 
7r*»D03pon nSdi '^iiujn  mq'idi  Nroa'iy^sc  1^3    'ii 

Vol.  l   Farafcha  n^TPN^O  P-  S7.  b.  ed.  Mant.  et  Amß.      ^^ 

n^S  p^Soi  ttqVi  iiam  n'^sos  mpdwn  es«  '^ 
MsSoi  Nv^na  Sa  rxh  ^ohni  wm  ins  Nu;np    |^* 

vxtn  rhron  rr^b  ^orwi  -din  nhv  Tponsn 


HOd 


fiyi    KnaSa   Vol.  11.    PararcHa  n*7©a    P.  55.  a.   —     :j^ 


/ 

r 


R.  Läurence's  Preliminary  diflert^tion.       55 

Diefe  Anfpielangen  des  Sohar  auf  die  Behältnifle 
der  himmlircben  und  irdirchen  Reiche  und   auf   den 
Baum  der  Erkenn tnifs  in  dem  Garten  Eden,    welche 
dem  Henoch  nach  feiner  Himmelfahrt  gezeigt  Mnirden* 
ßnd,  wie  deutlich  gefagt  wird,  aus  einem  Buche  ent- 
uommen,    welches  den  Titel:   Buch  Henoch's.  führte, 
und  diefelben  Anfpielungen  findet  man  im  genaueften 
Detail  vom  16ten  bis  37ften  Kapitel  der  gegenwärtigen 
Ueberfetzung.   Die  Erwähnung  des  Baumes  der£rkennl>- 
nifs  in  dem  Garten  Eddn  kommt  in  dem  Slften  Kapitd 
vor.     Nun  aber  fchrieben ,    oder  trugen  zufammen  di^ 
VerfalTer  der  kabbaliftifchen  Ueberreße  ihre  verborgenen 
Lehren  in  chaldälfeher  Spvhche,     Ich  glaube  daher»  dafs 
man  kaum  fragen  werde»  ob  die  Handfchrift  des  Buchs 
Henoch,  welches  fie  citirten,  in  diefer  Sprache»  odiör  p. 
bebräifcb  gerchrieben  war.     Denn  fie  fcheinen  es  als  ^^^i'* 
das  ächte  Werk  desjenigen  betrachtet  zu  haben ,  deffen 
Namen   es  führte»   und  nicht  als  das  unächte  Erzeug- 
iiifs  eines  fpäteren  Zeitalters.     Wäre  ihnen  blob  eine 
griechifcke  Handfchrift  bekannt  gewefen  •  was  febr  m^- 
wahrfcbeinlich  ift ,  fo  würden  fie  es  nicht  als  ein  Ori- 
ginal haben  betrachten  können.     Aber  fie  fcheinen  ge* 
wifs  dasjenige»   worauf  fie  fich  beziehen,  mitldiefem 
hohen    und   erhabenen  Charakter,  zu  bekleiden.      D^r 
Schlnfs  liegt  auf  der  Hand. 

Indem  ich  daher  vorausfetze »  dafs  das  vor  uns  He* 
gende  Buch  von  einem  unbekannten  Juden  unter  dem 
erborgten  Namen  Henoch  abgefafst  forden  ift,  ^veide 
ich  zunächß  unterfuchen»  welche  Kriterien  uns  vor- 
liegen» um  die  Zeit  beftimmen  zu  können,  in  welcher 


ManaiTch  Ben  Israel  citirl  dicfe  Stelle  ungenau  und   deu 
lel  nicht  darauf  hin ,  wo  fie  vorkommt. 


56      R.  Laurence's  Prelimiiiary  diflertation. 

es  gefchrieben  reyn  möchte.  Dafs  diefe  Zeit  dem  A; 
fange  der  cbrilllichen  Aera  vorherging,  bedarf  kein 
Frage,  wenn  wir  bedenken,  dafs  es  von  St,  Juda  c 
tirt  wurde ,  doch  in  der  That  nicht  als  ein  unbeftrei 
bares  Froduct  Henochs  felbft  (denn  trotz  des  kabbalifl 
fcben  ZengnilTes  wurde  es,  wie  ich  bemerkt  habe,  ni 
mals  in  den  Kanon  der  Schrift  aufgenommen),  fondei 
als  ein  ihm  zugefchriebenes.  Hier  werden  wir  mit  c 
nem  Beweife  für  die  Zeit  verfehen,  nach  welcher 
nicht  gefchrieben  feyn  kann ,  und  wenn  wir  feinen  I 
halt  genau  unterfuchen,  fo  werden  w^ir  fogleich  eii 
Zeit  erkennen»  vor  welcher  feine  Abfaffung  eben  fo  u: 
möglich  war.  Diefe  Zeit  ift  offenbar  die  babylouifa 
Oefangenfchaft  ?3).  Denn  fowohl  ganz  diefclben  Au 
drücke,  als  auch  die  fchildernden  Vorßellungen  Danic 
p.  find  in  dalTelbe  aufgenommen  in  der  Darftellung  des  i 
ten  derTage,  der  da  su  Gericht  kommt  mit  dem  Me 
fchenfohne**).  Es  konnte  daher  nicht  vor  derGefa 
genfchaft  gefchrieben  werden,  Diefs  ift  jedoch  nie 
alle  Gewilsheit,  welche  wir  zu  erhalten  im  Stande  fin 
Denn  es  gibt  innere  Zeugnijfe^  welche  hinreichend  fii 
EU  beweifen,  dafs  es  lange  nach  dem  Anfange  und  feil 
nach  dem  Ende  der  babylonifchen  Gefangenfchaft  | 
fcbrieben  wurde  •*}. 


53)  Haben  die  neuem  Kritiker  recht,   dafi  Aai  Buch  £ 
niert  erft  im  makkabaifchen  Zeilalter  entliandeii  ift, 
modificirt  fich  diefe  Zeiibeftiminung  nothwendig  damai 
VgL  die  Einleitung  S.  23.    C  ^O 

34)  Vgl.  Daniel  VII,  9.  etc.  mit  Kap«  XLVI,  1-  XLVU,, 
LIX.  1.  LXIX.  12  und  16. 

8$)  Bei  der  Annehme  der  AbfafTting  det  Buch's  Daniel. ' 
inakka|>aifchen  Zeilaller  würde  diefs  auch  ohne  die  I 
£enden  Argumente  fich  von  felbft  verAehen.    C^O 


R.  Laur^nce's  Preliminary  diflertation.       57 

Von  dem  83ßen  bi«  zum  90ßen  Kapitel  wird  eine 

allegorifche  Erzählung  der  H^uptereignilTe  in  der  biblir 

fchen  Gefcbicbte  geliefert,    zu  deutlich  in  ihren  Umrif- 

fen»  «!•  dafs  fie  einJVIiXsverfiändnirs  zuliefse.    Nun  ivird 

in  diefer  Allegorie  die  Herrfcbaft  der  jiidifchen  Nation 

bid  za  derKegierupg  von  70FürI|en  herabgefiihrt,  unter 

der  Schilderung  VQnßebenzig  Schaafhirten,  wdche  die 

Heerde  beaufüchtigen.     Auf  Sfiul ,   David  und  Salomo 

'wird  Knerft  deutlich  angefpielt  ^^).    Dann  heifst  es  von 

fiefen  70  Fiirften  oder  Schaafhirten ,    dafs  fie  über  die 

Sduafe  ^')  gehtzt  ^d;  ßeben  und  dreifsig  von  ihnen 

werden  zufammengeßellt,  alsüebeaufCichtigend  in  ihrer 

befondem  Zeit  ^  ')»  hierauf  drei  und  zwanzig  ^  ^)  vfnd  zu* 

letzt  von  allen  zwölf  ^^y    Allein  es  fcbeint  hier  ein 

kleiner  Fehler  in  den  Ziffern  begangen  worden  sufeyn; 

denn  die  drei  Z^ahlen:  37  ^  23  und  12  machen  zufam« 

man  zyfci  iindßeheiv^g^  nicüit ßebenzig.     Statt  37  alfo 

in  dem  erften  Falle  mülTen  wir  wahrfcheinlich  35  ^') 

lefen;    denn  da  wo  die  drei  und  zwanzig  aufgezählt 

werden,  wird  beiperkty   dafs  fie  „in  ihren  befondem  p. 

Zeiten  acht  und  Junf^ig  Zeiten  crfiilUen" ;  35  aber  und^^^* 

23  macht  58.     Wenn  wir   daher  in  der  erften  RlalTe 

f on  Herrfchem  nagh  Salomo  fünf  und  dreifsig  zählen, 

fo  werden  wir  finden »  dafs  diefs  die  richtige  Zahl  der 

Konige   von  Juda  und  Ifrael  sufammengenommen  bis 

zur  Gefangenfchaft  ift,   falls   wir  diejenigen  hinweg« 

96)  Kap.  LXXXVIII»  67  -  82. 
57}  Ehend.  ▼.  92. 

38)  Kap.  LXXXIX,  1. 

39)  Ebend.  v«  7. 

40)  Ebend.  v.  25. 

41)  Vgl.  was  ich  ^ben  S,24.  gagen  diefc  Aendemng  bfinerkt 
habe.    C^^O 


58       R.  Laurence's  Preliiuinary  diflertalioii. 

laflen,  welche  ihre  Herrfchaft  nur  wenige  Monate  otlc 
gar  einen  noch  geringeren  Zeitraum  in  um'uhigen  Zei 
ten  behaupteten. 

Die  35  Könige  von  Juda  und  Ifracl  find  folgende 
die  von  Inda :  1)  Rehabeam  ;  2)  Abiani ;  3)  Affa 
4)  Jofaphat;  5)  Joram;  ())  Ahasja;  7)  Athalja;  8)  Jo^ 
9)  Amazia;  10)  Afaria,  oder,  wie  er  in  der  Chroni! 
genannt  wird,  Ufia;  11)  Jotham;  12)  Ahad;  13)  Hii 
kia;  14)  ManalTe;  15)  Amon ;  16)  Jofia;  17)  Joja 
kim;  lö)  Jojachin;  19)  Zedelua.  Die  vonlfrael:  1)  Je 
robeam;  2)  Nadab ;  3)  Baefa ;  4)  Ela ;  5)  Omri 
6)  Ahab;  7)  Ahasja;  8)  Joram;  9)  Jehu;  10)  Joa 
has;  11)  Joas;  12)  Jerobcamll.;  13)  Menahem;  14 
Feliahja;  15)'Pekah;  16)  Hofea.  In  diefem  Verzeich 
nifle  iß  Joahaa,  der  Sohn  von  Joßa,  unter  den  Koni 
gen  von  Juda  ausgelaCfen,  welcher  abgefetzt  wurde 
nachdem  er  blofö  drei  Monate  regieit  hatte;  fein  alte 
rer  Bruder  Jojakim  wurde  an  feine  Stelle  von  Pharao 
Necho  auf  den  Thron  erhoben  **).  So  find  auch  untc 
den  Königen  von  Ifrael  die  Namen  Simri,  welcher  n» 
fiebcn  Tage  regierte,  Tibni,  Omri's  Nebenbuhler,  we'^ 
eher  niemals  im  Befitz  der  hödillen  Macht  gewefen  %\ 
p.  feyn  fcheint,  Sacharja»  welcher  nach  Jerobeani  IL  riv4 
*  6  Monate  regierte  und  der  Name  feines  Nachfolge! 
Sallum  ausgelaflen,  welcher  blofs  einen  regierte.      ' 

Die  näehß  erwähnte  Klaffe  von  Herrfchern  warc^ 
die  fremden  Monarchen ,  welche  die  Kinder  Ifrael  nac 
der  Gefangenfchaft  regierten,  wo  fic  aufhörten,  FiirftcL 
aus  ihrer  Mitte  zu  haben.  Daher  bezeichnen  die  nfld^ 
ften  23  Hirten,  welche  über  die  Heerdc  geßellt  ware^< 
offeobar  die  babylonifchen ,   perfifchen  und  makedoi\J 

« 

«)  2(ei  B.  der  Könige  XXIII,  50-55.  ^ 


Laurence^s  Preliniinary  diflertatioii.      59 

Lonige,  deren  Herrfchaft  fie  nach  und  nach  un- 
'cn  'W'aren  bis  »ur  Wiedererlangung  ihrer  Unab- 
Leit  durch  die  hasmonäifche  Familie.  AU  fie  in 
»ifcbaft  geführt  wurden ,  und  mehrere  Jahro» 
r\rarNebucadnezar  König  von  Babylonien,  wel- 
Lvilmerodach ,  NeriglilTar  und  BelEazar  folgten, 
»n  Babylonien  von  Cyrus «  dem  Perfer ,  er- 
fw,   war  diefa  die  Reihenfolge  der  neuen  Herr- 

'Dinoi  der  Meder,   Cyrus»   Kambyres,    Darius 
[pU|  Xenes,  Artaxerxea  Longimanus»  Darius  No- 

ÄjUxerxes   Mnemon,    Ochus«    Arogus  *^)   und 

L    Hier  endigte  die  perfifche  Herrfchaft.     Darauf 

die  makedonifche  in  folgender  Ordnung:   Alex- 

Ptolemaeus  Soter»  welcher  nach  dem  Tode 
ider's  fich  zuerft  der  Herrfchaft  von  Judäa  bemäch- 
Ptolemäui  Philadelphus,  Ptolcmäus  Euergetes» 
ilus  Fhilopator,  Antiochus  der  Grofse  (der  make« 
he  Konig  von  Syrien »  welcher  die  Herrfchaft 
idSa  den  Ftolemäern  entrifs  ^^)),  Selcucus  Phi- 
IX  und  Antiochus  Epiphanes.  Wenn  wir  daher  p. 
tricrbab  jlonifchen  Monarchen  die  eilf  perfifchcn 
figen ,  nnd  su  diefen  die  acht  makedonifchen,  fo 


£f  haben  Gefchichtfchreiber  gezweifslt^  ob  Antiochui, 
khcr  £ch  der  Provinz  JudUa  bemächtigte  >  als  Plole- 
tat  Epiphanes  ein  Kind  war»  fie  nachher  vrirklieh 
itls  an  ihn  abgetreten  habe.  £•  fcheint  nicht,  dafs  er 
ibal  Siehe  Pridsaux's  Connection  vol.  II.  p.  150.  Doch 
fihit  diele  Frage  den  unt  vorliegenden  Cegenftand  nicht ; 
in  die  Anzahl  wird  diefelbe  feyn,  wenn  wir  den  Plo- 
ncnt  Epiphanes  an  die  Stelle  des  Anliochns  fetzen  und 
fvrilScha  HerrfchaÜ  mit  Seleocus  Philopator  auiangen, 
icker  fit  nnbaftcittcn  befafs. 


60      R.  Laurence's  Prelimiiiary  dilTertatioii. 

wirvlilie  ganze  Anzahl  23  betragen,  was  genau  init.< 
genannten  Anzahl  der  zweiten  KlalTe  übereinftimnit. 

Die  dritte  und  letzteKXsiSe  befteht  blofs  aus  zwo 
nind  begreift  wieder  Fürßen  aus  ihrer  eigenen  Nati 
in  (ich.  Der  erde  von  dieCen  Fürßen  war  Mattathi 
der  Vater  yon  Judas  Maccabaus,  welcher  fein  Vaterla 
Ton  der  Sclaverej  und  Gotlloßgkeit ,  welche  Antioch 
Epiphancs  ihm  aufgedrungen  hatte,  befreite.  Jofepb 
Tagt  von  ihm:  napz^&fv  Sh  dnb  trj^  atinpaylas  i 
Svyaötslay^  xa\  Stä  tffv  dytaWayify  rd>y  dXXoq}vXt 
Sp^ai  xcby  dq^txipoov  indytcoy ,  tsXivrn  loifSgi  ^ 
npBößvrdtcp  tobv  nalSaoy  uatakinioy  rify  dpx^jy*  J 
hello  Judaico  lib.  L  cap.  !•  Er  kam  zur  Macht  dur 
Glück  und  durch  das  f^ertreihen  der  Fremden  herrfch 
er  über  fein  f^olh  mit  dejfen  freier  Zußimmung  u\ 
ßarb^  indem  er  die  Herrfohajt  Juday^  dem  älte/l 
feiner  Söhne,  hint erlief s.  Nach  ihm  folgte  Judas  Maci 
bäus,  Jonathan  9  Simon«  Johannes  Hyrcanus,  Aril) 
bulus,  Alexander  Jannäus ,  Alexandra*  feine  Witt^ 
Arißobnius »  Hyrcanus ,  Antigonus  und  Herodes* 

Die  Regierung  des  Herodes  war  von  beträchtlicli 

Dauer  9  indem  fie  fich  auf  34  Jahre  erßrcchte.     In  ein 

P*    Periode  feiner  Regierung,  wahrfcheinlich  in  einier  fi 

hem,   fcheint  das  Buch  Henoch  gcfchrieben  zu  tej 

I 

Hätte  der  VerfalTer  delTelben  fo  lange  gelebt,  dab  ' 
das  Ende  von  Herodes  Nachfolgern  fahe,  fo  hätte - 
die  Ansahl  der  einheimifchen  Fürßen  nach  Vertreibn,^ 
der  makcdonifchen  nicht  auf  zwölf  befchränken  k{^ 
nen,Telbß  nicht,  wenn  wir  annehmen ,  dafs  er  fd 
Rechnung  von  Judas  Maccabäus  ßatt  von  Mattath; 
angefangen  hätte.  Denn  nach  Herodes  des  Grofsen  Tc\^ 
wurden  die  Beßtzungen»  über  welche  dicfer  Moiiai^ 


u 


R.  Laurence's  Preliminary  dilTertation.       61 

bcrTFchle,  in  drei  Theile  getheilt :  Archelaus  * ')  herrfcbte 
über  das  eigentliche  Judäa,  Idumän  undSamaria;  Fhilip- 
po«  über  Auranitis,  Trachonitis,  Faneas  undBatanää  und 
Herodes  Antipas  über  Galiläa  und  Peräa.  Nachher  wur- 
den  die  Befitzungen  von  Herodes  dem  GrofsQn  wieder 
Tcreinigt  und  fielen  Agrippa  anheim,  fo  dafs,  wenn 
\rii'  auch  Ton  Judas  Maccabäus  zu  zählen  anfangen, 
die  Anzahl  einheimifcher  Fürften  15  ßatt  12  beträgt. 
Doch  konnte  der  VerfalTer  diefes  Buchs  feine  Zählung 
nicht  fo  begonnen  haben ;  denn ,  wenn  er  diefs  gethan 
bslte«  fo  hätte  er  nicht  ^e  Zähl  zwölf  ^  fondern  vier- 
ten angeben  niülfen  ,  da  die  dfei  Söhne  des  Herodes : 
Archelaua,  Fhilippus  und  Antipas  die  Regierung  der 
ikoen  zugetheilten  'Diftricte  zu  einer  und  derfelbcn  Zeit 
begannen,  welcher  Umßand  fofort  die  Zahl  eilj  zu  vier^ 
ukn  erhöht  haben  würde. 

Die  vorhergehenden  Argumente  find  fixrmicfai  W'ie  p. 
ich  gdlehe,  hinreichend^  zu  beweifen,  dafs  diefes  Buch 
böchAens  nur  einige  Jahre  vor  dem  anfange  der  ehfiß* 
Uckenj^era  gefchrieben  vfurde.  Dafs  cb  nicht  Jehr  tang0 
Tor  derfelben  gefchrieben  fcyn  konnte,  beweift  noch 
eine  andere  Anfpielung,  welche  es  enthält.  In  Kapi- 
td  LIV,  9.  „werden  die  Oberhäupter  desOfteiis*«  unter 
den  ^^Parthem  und  Medcrn'^  erwähnt,  und  es  wird 
.▼on  ihnen  gelagt,  dafs  fie  Könige  vQrt  ihren  Thronen 
ftoCsen ,  „wie  Löwen  aus  ihren  Dickichten  hervor  und 
wie  hungrige  Wölfe  mitten  unier  dieHeerde  fpringen.** 


45)  »Aber  «I»  tlt  horte»  dA&  Archelaus  regitre  in  Judfla 
V  anfiatt  feine«  Vaters  Herodes ,  fo  fürchtete  er  iich  dorl- 
uhin  zu  gehen ^  ond  da  er  ▼eorGolt  im  Traume  gewarnt 
»,wat>  fo  vrandte  er  iich  ztrr  Seite  in  die  Gegend  von 
„  Galiläa*'  (Matth.  II,  2t)»  wo  Herodes  AnUpas  hcrrfchte^ 
Siehe  ;.uk.  IXL 


62      R.  Laurence's  Preliminary  dilTertation. 

Die  Parther  waren  aber  in  der  Gefchichte  bis  z\ 
SoOften*  Jahre  vor  Chrißus  ganz  unbekannt,  wo  fie  i 
ter  der  Anführung  des  Arfaces  (der  Familienname  al 
ihrer  nachherigen  Könige)  von  An'aochus  Theos,  d( 
damaligen  Könige  von  Syrien  abfielen.  Doch  war 
erß  im  Jahre  230  vor  Chrißus ,  dafs  ihre  Herrfchaft  i 
begründet  wurde ,  wo  Arfaces  den  fyrifchen  Mon 
eben  Seleucus  Kallinikns  fchlug  und  gefangen  nai 
und  zuerft  den  Titel  König  von  Farthien  ßch  beileg 
Nach  und  nach  verdrängten  ße  die  fyrifche  Herrfch 
aus  jeder  Provinz ,  über  welche  ße  ßch  auf  der  Oßfe 
des  Euphrat  ausdehnte»  fo  dafs  ohngefahr  vom  Jal: 
140  vor  Chrißus  an  ihr  grofses  Reich  ßch  vom  Gan^ 
bis  zum  Euphrat  und  von  dem  Euphrat  bis  zu  dem  C 
birgc  Kaukafus  erßreckte  ^^).  Doch  verging  noch  c 
P-  Jahrhundert,  bevor  ße  in  unmittelbare  Berühru; 
mit  der  römifchen  Macht  kamen.  Endlich  wurde  wä 
rend  des  Triumvirats  des  Caefar «  Fompejus  und  Cr; 
fus  die  Provinz  Syrien  dem  CralFus  gegeben ,  deH 
unerfättliche  Habfucht  fowohl  als  fein  Ehrgeiz  ihn  a 
trieben»  die  Ueberwältigung  des  parthifchen  Reichs  s 
verfuchen.  In  dem  Jahre  54  vor  Chrißus  ging  er  üb 
den  Euphrat  und  war  anfangs  glücklich ,    aber  in  de 


r 

46)  Diefe  große  Ausdehnung  der  Herrfchaft  fand  unler  9 
thridatei  dem  Grofsen  ßait.  ^Dum  haec  apud  fiaci 
jtgeruntur»  Interim  inier  Parihot  et  Medos  bellum  ^ 
,>tur.  Com  varint  utriusque  populi  cafiis  fui/Fet»  ad  '* 
»yllremum  victoria  penes  Parthos  fuit.  His  viribus  auc^ 
I,  iVlithridates  Mediao  Bacafin  praeponit,  ipfe  in  Hyi^ 
>»  niam  proficifcitur.  Unde  rcverfus  bellum  cum  Elyma^ 
I,  rum  rege  gellit;  quo  victo,  hanc  quoque  gentem  rm^ 
^^adjecit;  imperiumque  Parlhorum  a  monte  Caucafo,  i^ 
II  lis  popolis  in  ditionem  redactis »  usque  ad  flumen  Ai 
yy  pkratem  protulit  '*    Jtjjiin  lib.  XLI.  cap.  6.  ^ 


R.  Laurence's  Preliniinary  dilTertation.       63' 

olgeiidcn  Jahre  wurde  er,  nachdem  er  (einen  Sohn  in 
ier  Schlacht  verloren  hatte,  relbft  errchlagen  und  feine 
ranze  Armee  aufgerieben.  Die  Farther  drangen  dage- 
^  in  Syrien  ein  und  in  dem  Jahre  4l  vor  Chriftus 
nachten  fie  fich  zuHenen  des  ganzen  Landes,  blofs  mit 
losnahme  der  Seeßadt  T3nru8  *'').  Von  da  gingen  fie 
n  dem  folgenden  Jahre  nach  Jerufalem  und  erhoben 
den  Antigonus ,  den  letr.ten  der  haBmonäifchen  Fami- 
lie, auf  den  Thron  gegen  den  Herodes,  welchen  fie  au« 
lern  Lande  trieben.  Auch  wandte  fich  hier  nicht  ihr 
biegcrifcher  Ruhm ;  denn  obgleich  fie  gezwungen  war- 
ben nach  dem  Tode  ihres  talentvollen  und  berühmten 
Generals  Fakorus  ^*}  wieder  über  den  £uphrat  zurück* 
sogehen ,  fo  trieben  fie  doch  den  Antonius,  als  er  im 
Iihre  36  vor  Chrifius ,  wenn  nicht  mit  der  Habfucht,  p« 
doch  wenigftens  mit  dem  Ehrgeiz  des  Craflus,  den 
fchwierigen  Verfuch  zu  ihrer  Unterjochung  erneuerte, 
ans  dem  Lande,  welches  er  betreten  hatte,  mit  unge- 
heurem Verlnße  und  zu  feiner  völligen  Schande.  Zu  die« 
fer  Zeit  mochte  das  Anfehen  der  parthifchen  Waffen  aufs 


vXifv  Tü^ov  ,  KaTiffr^i>f  aro.     DIo  CailiaSy  lib.  XLVlli.  (.  26. 
p.  545.  ed.  lUinftar, 

48)  Pakorut  war  Her  Sohn  des  Orodes,  des  regierenden 
IVlonarehen  Ton  Parlhien.  JuAinut  befchreibt  den  Gram 
des  Orodet  über  den  Verlufi  feinet  geliebten  Sohnes  auf 
folgend«  rührende  Weife:  „Multis  diebns  npn  alloqui 
,,qii€mquani,  non  cibum  fumere,  non  vocem  miHere, 
»,iUi  Qt  etiam  mutus  factus  riderelur.  Pofl  multos  deinde 
„dies,  ubi  dolor  vocem  laxaverat,  nihil  aliud,  quam' 
„Pacorum  vocabat;  Pacorus  illi  videri>  Pacorus  audiri 
„videbatnr»  cum  illo  loqui,  cum  illo  confiAefe;  inter- 
ndum  quafi  amUTnm  flebüitcr  dolebat.'^  Lib.  XLiI« 
cap.  4. 


64      R.  Laurence's  Preliminary  diflertatior 

höchfte  geftiegen  feyn*^),  und  es  ift  wahrfcheinl 
dafs  in  detfelben  Zeit,  oderwenigftenB  nicht  lange  n 
her»  Aab  Buch  Henoch  gefchrieben  wurde. 

Ich  mufs  auch  hinzufügen»  dafs  felbft  dcrGebrs 
des  Ausdrucks  Parther  in  (ich  zu  rchliefsen  tcYn 
dafs  der  apokryphifche  Henoch  nicht  eher  fein  Dal 
erhielt,  als  nachdem  der  charakteriftifche  Name  di 
Volkes  durch  feine  häufigen  Einfälle  in  die  weßlic 
Theile  von  Afien  beffer  bekannt  geworden  war.  D 
p.  der  Verfaffer  des  erften  Buchs  der  Makkabäer,  de 
^^^^''Gefchichte  bis  zu  dem  Tode  des  Johannes  Hyrcj 
in  dem  Jahre  107  vor  Chrißus  geht;  bezeichnet  fie 
dem  allgemeinen  Namen  Perfer  in  der  folgenden  Stc 
,,Nun  in  dem  172ßen  Jahre  (der  Verträge ,  nämlich 
„vor  Chrilhis)  zog  d^r  König  Demetrius  (Nicator)  f( 
„Macht  zufammen  und  ging  nach  Medien,  um 
„Hilfe  zum  Kampfe  gegen  Trjrphon  zu  verfchal 
„Aber  als  Arfaces,  det  König  vom  Perfien  und  Me< 
,^hdrte,  dafs  Demetrius  über  feine  Grenzen  gcgan 
iS^i   fchichte  er  einen  feinet  Prinzen,-   ihn  leber 


49)  Dio  Gadiiis  betoerki  bei  d«r  Er^ahitnftg  der  Aul 
liong  ihrer  Herrfchaft»  dafs  Ae  zuletzt  mit  den  Hon 
zu  käinpfen  vermochten,  und  ihnen  in  dem  grofsenK 
pfe  um  HerrfchaA  immer  daa  Gleichgewicht  hiej 
TiXiur«DvrS(  \ti  itrt  reccZro  mai  r^(  ^^Sf?  xai  r^q  hvpm 
lx*^pi|9Av  wera  mai  rolg  *Pcufiaioi(  rcra  avr<ToAe/u^ffaf  | 
hiü^o  etil  «vrrrtfXoi  vofAi^iüSmi.  JLib.  XL.  }•  14*  p. 
JuÜinui  Aellt  fie  dar  als  Ach  in  die  Herrfchaft  der 
zen  Welt  mit  den  Romern  theilend:  nParthi^,  fagi 
^penes  qnot»  velnl  divifione  orbii  cum  Romanis  £ 
„nujio  Orientia   Imperium  eft,  u.  f.  w/'     Und  nad 

■  bemerkter:  »A  Romanis  qnoqne  trinis  (binisp)  b 
»ptr  maximos  daces»  florentifllmis  temporibut  lact 
i»foli  ex  Omnibus  gentibus  non  pares  folum^  vm 
^tiiam  vidores  fuere,**    l^ib.  XLL  cap.  L 


inude  natürlich  inerft  ohne  Unterfchied  von 
n  und  mit  ihm  ia  keiner  Verbindung  ftehen- 
loncn  Vtrfar  genannL 

\  ut&EiaUiiiftind  Icheint  ebenfalli  xu  beweifen, 
iBndinicbt  in  einer  fräktrn  Periode  der  parthi- 
'enjehaftf  oder  yielm  ehr,  dabei  nicht  vor  der  He- 
da Herodea  gcFch  rieben  wurde.  £•  wird  gefagt : 
■fcfatcnne.  der  Pfad  und  die  Stadt  meines  gerech- 
iUjx  vird  die  Fortfehritta  ihrer  RoIFe  vcrhin- 
.'•  Nun  aber  fand  dielnvaßon  Judia's  durch  die 

worauf  hier  üigerpielt  sn  feyn  fcheint,  nicht     p. 
sam  Jahre  40  tot  Chriftna,  wo  fie  den  Hyrcanu»*^"**'" 
a,  und  den  Antigonua  auf  den  Thren  erhobeOf 
c  dagegen  im  Jahre  37  vorCbrißua  znGnnßen  des 
9  von  den  H5mern  wieder  abgefetzt  wurde.   Ift  ea 
dt  wahrfcbeinlicb ,  dafa  die  parthifcbe  InvaGon 
1  SD  der  erwähnten  Zeit,  die  einsige  in  der  That, 
•edadit  'wird,  dem  VerfaJfer ,  ala  er  jene  Stelle 
ehrieb,  vorfchwebtet 
aon  diefe  UmAAnde  allein  nicht  für  entfcheidend 

Ib  werden  fie  wenigßens  den  auf  die  Vifion  der 


66      H.  Laurence's  Prelinünary  difTertalion. 

70  Hirten  oder  Fnrften   gegrünclelen  Beweis  fehr  b 
Kräftigen. 

Indeffen  mub  ich  bemerken ,  dafs  Grabe  in  feine 
Spicilegium  SS.  Fatrum  vermutbct«  es  fey  das  Bn« 
Henoch  von  Eupolemus  citirt  worden,  und  Fabricii 
nimmt  an,  dafs  Alexander  Polyhißor  es  citirt  hab 
Wenn  nun  die  Angaben  diefer  Kritiker  richtig  wärei 
fo  würde  folgen,  dafs  es  in  einer  früheren  Zeit  gefchri 
ben  feyn  miHre,  als  ich  vermutbet  habe;  denn  Alexa: 
der  Polyhißor  lebte  ohngefähr  90  Jahre  vor  Chriftu 
und  Eupolemus  noch  früher.  Aber  man  fcheint  üebeii 
unrichtig  verßanden  zu  haben.  Grabe  führt  die  fc 
gende  Stelle  zum  Beweife  feiner  Vermlithung  an:  ,yV 
»«lidillime  autem  hoc  confirmatur  exinde,  quod  Alexa 
y,der  Poljhiftor  apud  Eufebium  De  Praepar,  Evangt 
9,lib.  IX.  cap.  17.  p.  419.  tcßetur,  Eupolemum  de  En 
„cho  fcripfiffe:  Tovtov  sipriKsyat  npobtov  rtfv  dörp 
.yXoyiaVt  odx  AlyvTttiov^.  —  "EÄXtfya^  6h  Xiyeir  t 
p.  ^^AtXarta  eifptjHiyai  dötpoXoyiav  •  alrai  8h  rbv  ^ 
\9X0tyta  riry  a&r6y  xal  'Era^x-  £''m  primum  inveni^ 
ffAßrologiam ,  non  Aegyptios  ;  —  Et  Graecos  quid'- 
ffAtlantem  ajlrologiae  inventorem  J-aeere^  fed  Atlmtt^ 
tfillum  ipfum  Enochum  fuijfe  '^). '<  Er  fügt  hien' 
eine  von  G*  Syncellus  aus  dem  Buche  Henoch  an'^ 
führte  Stelle  hinzu »  worin  es  heifst ,  dafs  der  Erseq^ 
Uriel  den  Henoch  die  Gefetze  und  Bewegungen  der  hin^ } 
lifchen  Lichter  gelehrt  habe,  und  daraus  fchliebt  ^; 
dafs  Eupolemus  feine  Meinung  in  Betreff  der  aftro^ 
mifchen  KenntnilFe  des  Henoch  aus  derfelben  Qit^i^ 
haben  mülFe.  Aber  gewifs  war  eine  blofse  jüdiP^ 
Tradition,  dab  Henoch  der  Vater  der  Aßronomie  S-^ 

-: % 

5Q  P.  S45. 


R.  Laurence's  Preliminary  diflertation.       67 

« 

worin  er  won  den  Engeln  unterrichtet  worden ,  allein 
fcbon  hinreichend  für  die  Behauptung  des  Eupolemuf» 
ohne  daCs  man  nöthig  hat,  anzunehmen,  dafa  er  fie 
aot  dem  (raglichen  Buche  entnommen  habe ;  oder  ea 
könnten  verfchiedene  Theile  des  Buchs  Telbft  su  ver- 
Ichiedcnen  Zeiten  abgefafst  reyn. 

Fabrieius  fagt  deutlich  ,    dafs  G.  Syncellus  die  fol- 
gende Stelle   aus  Alexander  Folyhißor  citire:    ftapa^ 
laßirxeiS  dxb  rov  rttdptov  t&v  *EYprfY6pooy  äpxor* 
tos  Xcopaßu)!»   xh  röv  ^Xiov  draxvMXevpiatixby  /li* 
Tpor  thrai  ir  ^coSioi^  öcböexaf  p,oipaiS  tptccKOöiatS 
ii^Morta:  a  quartö  Jßgregororum  principe  Chorabi&U 
cdoctos^  menfuram  periodi  folis  ahfolvi  per  duodecim 
fipia^  gradihus  trecentis  et  fexaginta^^).     Aber  hätte 
der  gelehrte  Kritiker  den  Context  vollßändig  zu  Bathe 
gezogen,  fo  würde  er  gefunden  haben«  dafs  die  citirten 
Worte  die  des  G.  Syncellus  und  nicht  die  des  Alexander    p« 
PoHhißor  find.     Auf  der  vorhergehenden  Seite  hat  G. 
Syncdlus  eine  lange  Stelle  aus  Alexander  Folyhiftor  mit- 
gobeilt,  worin  er  ^inen  Bericht  über  die  Regierung 
^on  xdu)  Königen  vor  der  Sündfluth  gibt.     Diefe  Be« 
Iduabimg  hält  er  für  fabelhaft  und  fucht  fie  in  der- 
UhtB  Stelle ,    aus  welcher  Fabrieius  den  vorhergehen- 
Ica  Ansang  gemacht  hat,   als  abfurd  zu  widerlegen. 
Er  lagt:  Jt6  xa\   arepl  t&v  dnsipcjy  it&Vf   xal  t&y 
tttt  ßaÖiXiayy  t&y  npb  tpv  xataxXuöpov »   xal  86a 
Altf  itoua  iy  airy  XiXixta  dnayopsücoy  prföey  eh 
**kili7d2f»   o68i  rify  tooy  ir&y  elf  dyd\v6iy  ^ßii- 
#*r  (L:  tify  r&y  ir&y  ${g  ^pipaS  dydXvöty)  j)  pe- 
ßfpiw  datotixopat '  oi6h  tovS  taCra  dXkriyopiiöay' 
*v  MiA  tbtdrras  rör  hiavthy   ^pipav   'KoyiS^iäat 


^  Codfx  Pfmdepigraphoi  V.  Teft.  toI.  I.  p.  198. 

5* 


'^ 


dajs  ein  Jahr  iwr  der  Sündßuth  al 
werde.     Hierauf  folgt   foglcich    die 
geführte  Stelle:    TtapaXaßöytaS  u. 
dem  vierten  Führer  der  Mgregori, 
haben »    dafs  der  Kreislauf  der  Son 
Zeichen  des  Thierkreifes  gemejjfen 
360  Grade  getheilt  iß.     Diefs  ift  o: 
und  drückt  die  Anfichten  nicht   de 
ftor»  fondem  des  Gregorias  Syncellai 
her  die  Angaben  diefes  Scbriftfiellcr 
fic  nun  widerlegt. 

p.  Schlüfslich  Können  wir  alfo  ver( 

xxxvi.g^^j^  vor  der  Entftehung  des  Chril 

ben  wurde,  am  wahrfcheinlichßen 
der  Regierung  des  Herodes.  Dafs  es 
eines  Schrift ßellers  gewefen  feyn  kon 
den  infpirirten  Verfaffem  des  neuen  *". 
gleicher  Zeit  mit  ihnen  lebte,  iß  k 
des  St.  Juda.  Diefes  Citat  beweiß, 
Zeit  ein  Werk  war,  welches  wenig 
felbß  zugefchrieben  wurde  *'). 


H.  Laiirence*s  Preliminary  diflertatioii.       69 

Man  wird  es  vielleicht  für  feltratn  halten,  dab  ein 
Bach,  welches  nicht  länger  ala  100  Jahre  vor  der  Ab' 
falTung  des  Briefes  Judä  gefchrieben  wurde  '*),  in  ei- 
nem [o  liurzen  Zeiträume  das  Publicum  in  einem  fol- 
chen  Grade  getäufcht  habe,  dafs  es  Manche  für  ein  ach- 
tes Produkt  des  Patriarchen  Henoch  hielten.     Es  folgt 
jedoch  keineswegs,  dafs  das  Buch,  weil  es  den  Namen 
Henocb  führte,   demfelbeo  allgemein  als  feinem  wah- 
ren Verfaffer  zugefchrieben  wurde.     Das  Buch  der  Weis- 
beit  fuhrt  den  Namen  und  fein  VerfalTer  ßellt  fich  dar 
ab  die  Perfon  des  Salomon.     Doch  wer  fchliefst  daraus, 
dafs  es  wirklich  von  dem  infpirirten  Monarchen  felbft 
abgefafst  wrorden  Cey  ?    Wenn  es  fedoch  z^u  der  erwähn* 
tenZeit  Leute  gab,  welche  das  Buch  Henoch  für  acht 
hielten,  fo  ill  diefs  vielleicht  kein  To  merkwürdiger     p* 
Fall,  als  es  auf  den  erften  Blick  fcbeinen  mag.   Denn 
obgleich  diefes  Buch  offenbar  vpn  einem  Jaden  gefchriei 
ben  wurde ,  fo  kann  doch  fein  Verfaffer  nicht  in  Palä« 
lUna  gewohnt  haben,  fo  dafs  es  alfo  aus  einem  anderen,^ 
und«  wie  ich  glaube,  aus  einem  weit  entfernten  Ijande 
bergebracbt  werden  muFste.    Daher  kann  fein  Urfprung    . 
in  Dunkelheit  gehüllt  gewefen  feyn.und  war  es  wahr- 
fcheinlich« 


Urlheil  über  Echtheit  oder  Unechlheit  ift  ganz  und 
^ar  nicht  darin  enthalten  noch  beabfichligt.  Vielmehr  be- 
nutzt der  Verfafler  des  Briefes  die  angezogene  Stelle  le- 
diglich als  eine  fchlagende  Sentenz ,  -welche  auf  die  ron 
ahm  bekänpflen  Frevler  trefflich  pabt.  {H.y 

S6)  Man  nimmt  allgemein  an,  dals  diefer  Brief  nm  das 
Jahr  70  gefchrieben  worden  fey.  VVenfi  wir  daher  die 
Abfa/Fung  des  Buchs  Henoch  in  das  8te  Jahr  des  Herodes 
letzen»  d.  i.  50  Jahr  Tor  Chriftus,  fo  iA  es  gerade  100 
Jahr  ;ilter  als  diefer  Brief. 


.jvic  zjcugniia  iciieint  die  Sache  z 
nachdem  der   apokryphifche  Hein 
Nacht  in  achtzehn  Theile  getheilt 
dab  der  langfte  Tag  im  Jahre  aus 
Theile  beßehe  »').     Nun  aber  if 
zwölf  zn  achtzehn  ganz  dalTelbe» 
zu  vier  und  zwanzig ,    die  gegei 
der  Zeit,   welche  Tag  und  Nach 
Wenn  wir  daher  erwägen ,  in  wel 
liegen  mufs ,  um  einen  Tag  von  ^ 
haben,   fo  werden  wir  fogleich  1 
fiina  nicht  ein  folches  Land  feyn 
möglich,  dafs,  um  eine  Gleichheit 
Tags  auszudrücken   nach   dem   Fr 
p*     und  ihn  jeden  Monat  regelmäFsi 
verlängern ,  der  Verfaffer  es  ni 
mit  den  kleineren  Abtheilungen  g< 
würde  er  in  Teinem  Refultate  von  § 
fchwerlich  fehr  abgewichen  feyn. 
ficher  FchlieGsen ,  dafs  das  Land ,  i 
nicht  niedriger  als  im  45ften  Grad  ni 
gen  haben  kann,  wo  der  lanaft^^T. 


R.  Lauren ce's  Preliuiinary  diflertation.       71 

wo  der  iänglle  Tag  gerade  16  Stuoden  hat.  Diefs  wird 
das  Land,  i;vo  er  Tchrieb,  wenigßens  fo  hoch  hinauf 
bringen ,  als  die  nördlichen  Striche  des  kaspifchen  und 
cn^lüifchen  Meeres  liegen.  Wahrrcheinlich  lag  es  wohl 
K\rircben  den  oberen  Theiten  diefer  beiden  Meere. 

Wenn  die  letztere  Vermuthung  wohl  gegründet  ift, 
b  war  der  Verfaffer  des  Buchs  Henoch  vielleicht  Einer 
101  den  Stämmen,  welche  SalmanalTar  hinwegfiihrte, 
and  „nadi  Halah  und  nach  Habor  au  den  Flufs  Gofan 
und  in  die  Städte  der  Meder  verpflanzte  '*)9**  und  wel- 
che  nicnuls    aus   der    Gefangenfchaft  zurückkehrten. 
Groiius  bemerkt  '  ^)»  dafs  einige  Commcntatorcn  un-     p. 
ter  dem  hier  genannten  Halah  Kolchis  ^®)   und  un-*^^'** 


58)  2  B.  dar  Konige  XVII,  6.  nnd  1  B.  der  Chron.  V,  26. 

59}  nAIii   vero  per  nSn  Colchos,  per  *^On  Jberos  A/iaa 

»lom  bic  tum  1  faral.  V.  in  fine  interpretantnr ;   et,  qui 

yco  deducli  fnnty  putani  eoi  elTe,  quoi  Colchos  §  SyrU 

ytcrtas  et  cireumcijos  fuijfe  narral  Iferodolcu;  Ponticos 

nülos  fcilieet  etiam  in  Act.  et  Petri  epiftola  memoratos. '* 

IHc  Stelle   im  Htrodot^    worauf  hier  angefpielt    wird, 

iiielgende;   aXXA   rolct   hii   /jtakXevt    ort   /uovyoi  xavrutv  av- 

i^araiv    Ks^x^i ,   Mai   Af^VTriei ,   Mai    Ai$tox»(   Ti^irft/üiyovrac 

«r*  a^x9<    ^^    »iholm,     4oiviKa(  5i  na)  Zü^oi  oi  Iv  rtf  Tlakai- 

#tf»9  nmt  .mUTOi  ofcoXoyf 9Utfi  «c^*  AryvTriwv  fAifAmSuiMitat,  Lib. 

IL  cap.  CIV.  p.  127.   ed.  Gala. 

%ßi  E,  F.  H.  RofenmüUer  fpricht  lieh  in  der  Beftimniung 

der  Gegend,  welche  unter  Chalach  (n /Fl)  zu  verAehen 

ia,  in  feiner  hiblifihen  AlUrthumskunde  nicht  ganz  con« 
ünpient  ans.  Denn  nach  der  einen  Stelle  (\t  Bd.  2r  Th. 
Si  94^  Tgl.  S.  113.")  bezeichnet  der  hebrSifche  Ausdruck 
die  aflyrifcha  Provinz  Halaehene  (KaX«Kiv«|  beim  Ptole- 
müoMf  KiiX«x4*Y  beim  Strabo  XVI >  h"),  welche  Arrapa- 
cfaitii  und  die  gordiäifohen  (kardnchifchen}  Gebirge  zur 
aordlichen,  die  ebenfalb  alFyrifche'  Provinz  Adiabene 
aber  zor  fudlichen  Grenze  hatte  (Ptolem.  Vit  1)»  und 
aach  Slnbo   C^I»  4.   (.  S  nnd  13.  |.  120   zwiCchcn  den 


72      R.  Laurcnce's  Preliminary  dilTertation^ 

ter  Hdbor  llerien  ^»)  vcrftehen,  welche  Länder  beiA 
in  dem  von  mir  bezeichneten  Striche  liegen.  Diet 
Meinung  fcheint  durch  eine  Stelle  im  Herodot  bekräf 
tigt  zu  werden,  welcher  Tagt,  dafs  bei  den  Kolchien 
zu  feiner  Zeit  die  Befchneidung  gebräuchlich  gewefei 


Quellen  des  Lykns  und  dem  Tigris  leg  (ftatf  1  Kon.  ift  be 
Hofenmüller  a«  a.  O.  2  Kon.  zu  lefen) ;  an  einer  anden 
Sielle  aber  C«-  «•  O.  S.  98  — 99.  vgl.  S.  102.  1200  fol 
Chalach»  wohin  die  Hebräer  alt  Colonillen  verpflanz 
wurden«    die  nordSülichfte  Stadt  im  Irak  Arahi  feyii 

welch«  von  den  Syrern  Chulon  C^^Qj^^  den  Araben 

Cholw&n  oder  Hohuän  ((:J|Ua&)  genanntwirdnndetw 

5  Tagereifen  von  Bagdad  liegt  {Affemani  Biblioth.  Orient 
T.  III.  P.  IL  p.  418  ff.  und  Abulfeda  in  Büfching's  Maga^ 
für  d«  neu.  Hill,  u«  Ceogr.  4  Th.  S.  262.).  Dagegen  ei 
klMrt  Hofenmüller  am  letztem  Orte#    dafs  von  Kalac 

CnS3>«  welches  in  der  grofsen  Volkertafel  1  Mof.  1< 

•rwahnt  wird,  der  Name  der  Provinz  Calachene  feine: 
Urfpmng  haben  möge,     Gefenius  (hebr.  Handworterl 

ttnt.  d.  W.  n /HD  findet  et  wahrfcheinlicher ,  äaft  unte 

Chalach  Chaicitis  in  Mefopotamien  y  als  Calachene  vei 
Aanden  werde«    Noch  ill  zu  bemerken,  dals  Viele  H /T 

nnd  in  73  ^ur  einerlei  gehalten  haben  ^Hofenmüller  « 
a.  O.  S.  119.  und  Gefenius  unt.  d.  W.  n /3  D  >  ^^  jedocl 
Hofenmüller  verwirft,    (üf.) 
61)  Chabor  (")l3n}i  Name  des  Flafles  Chaboras,  welche 

bei  Circeüum  fich  in  den  Euphrat  ergielst»  hier  alfo  di 
Gegend  um  den  Chaboras.  Rofenmüller  (a.  a.  O.  S.  102. 
ill  geneigt  >  darunter  die  Cebirgsgeg^end  zwifchen  Afly 
yien  und  Medien  zu  verllehea,  in  welcher  der  Flui 
gleiches  Namens  entfpringt»  und  welche  bei  Ptolemäu 
(VI,  1.)  ebenfalls  Chaboras  heilst.  Nach  Jakiüi  (f.  Inde: 
geographie^  an  Schultens  Vit.  Saladini;  vgl.  auch  Rofen 
müller  «.  a.  O.  S.  199.)  gab  es  %wei  FlüOe  des  Namens,  (/f. 


IL  Lanrence^s  Preliminary  dÜTertation.      73 

Jcy.  Auch  ift  hiebei  zu  erwähnen»  dab,  da  Medien 
an  der  ludlichen  und  ludwelUichenKüße  deakafpirchen 
Meeres  lag,  eine  der  gröberen  Sicherheit  und  Unab- 
hängigkeit wegen  noch  weiter  nördlich  fortgefetzte 
Wanderung  der  gefangenen  Ifraeliten,  welche  yerhin- 
dert  wurden ,  in|  ihr  Vaterland  zurückzukehren ,  nicht 
nnwahrfcheinlich  zu  feyn  fcheint>^^).  Doch  kommt 
nichts  darauf  an,  das  Land  genau  zu  beßimmen.,  in 
wdcheni  diefesBuch  gefchrieben  wurde;  es  ilt  genug, 
bis  wir  verfichert  find,  dafs  fein  Verfafler  unbeftritlen 
in  einem  weit  von  Judäa  entfernten  Klima  wohnte^' 
und  diets  beweift  fchon  Tollkommen  ^ie  darin  enthal- 
tene  Angabe  der  Länge  des  Tages  und  der  Nacht  in  den 
forfchiedenen  Jahreszeiten.  Wenn  es  alfo  unter  dem 
mgenommenen  Namen  und  als  von  der  Ferfon  des  He^ 
noch  verfafst  aus  einem  entfernten  Lande  nach  Ju- 
däa gebracht  worden  war,  fo  konnte  es  wohl  nicht 
unter  einem  anderen  Titel ,  als  unter  dem :  Buch  He- 
noch's»  bekannt  feyn  oder  dtirt  werden ,  und  obfchoa 
fie  Mehrheit  wegen  feiner  Ungereimtheiten  feinen  In^ 
halt  fSr  apokryphifch  halten  mulste,  fo  mochte  es  doch 
Manche  geben,  welche  getäufcht  durch  den  äufseren 


tiQ  Ob  ihnen  eins  folche  Wandsrung  in  MalTe  rerllattsf 
virordsn  fey«  ill  irvenigAens  ifehr  zweifelhaft  y  um  nichf 
zn  IJigen>  kanm  zu  glauben.  Denn  das  weggeführte  Volk 
follle  fich  in  dem  ihm  angsv^iefenen.  LandAriche  anlie- 
deln,  fchwerlich  aber  ir\rar  es  im  Sinne  der  alTyrifchen 
Herrfcher,  aus  den  hebraifchen  ColoniAen  herumziehend« 
Nomaden  zu  machen»  Diefe  ganze  Argumentation  LmU" 
TMnaft  ift  etwas  Ichwaoh.  Einzelne  Juden,  unter  denen 
die  VorCüiren  dei  VerfalTert  vom  Buche  Henoch  gewefen 
fejn  konnten,  mochten  allerdingi  allmählig  /Ich  über  an- 
dere Theile  Afient  verbreiten >  zumal,  nachdem  Ae  unter 
PerAens  HerrfchafI  eine  noch  günAigere  Lage  und  mehc 
Vertrauen  gefunden  hatten,    (/f.) 


öcliritt  aut'genoiTimcn  worden ,  w 
durch  eine  übertriebene  lieforgnif 
fleckt  zu  erhalten,  nicht  blofs  verv 
mit  allerlei  Beiwörtern  der  Verach 
belegt  worden  find.    Vielleicht  ha 
der  Partheien  bei  folchen  Gelegenhe 
täubt.     Denn  Schriften  diefer  Art« 
Ihfpiration  Anfpruch  machen  oder 
llens  von  beträchtlichem  Nutzen,  i 
logifchen  Anfichten  der  Perioden  ar 
fie  abgefafst  wurden.     Diefs ,  glaul 
der  Fall  bei  dem  Buche  Henoch ,  w 
Schrieben  worden  ift,  bevor  die  L 
thums  der  Welt  bekannt  gemacht  wi 
da,  wo  es  die  Natur  und  den  Chara 
Tchrcibt,   was   zu  wiederholten  Ma 
eine  glaubhafte  Weife  darüber  bele 
Anficht  über  diefe  Dinge  war  vor 
und   folglich ,   bevor  der  chriftlich« 
ichende  feyn  konnte. 

In  diefem  Buche  werden  klare 

.fDielun^pn    nnf  *»5ri  WäP««* "»  • 


R,  Laurence's  Preliminary  diflertation.       75 

und  der  Sohn  Gottes  ^^).    Es  entftand  Streit  über  die 
in  der  Vifion  Daniels  befchriebene  Natur  des  Menfchen- 
fohns,  und  die  Unitarier  behaupten,  dafs  fein  Dafeyn  p* 
mit  der  Geburt  Jefu  Chrißi  anfange,   und  verfichern,*'^'' 
ohne  Widerfpruch  zxx  furchten,  dafs  kein  Jude  irgend 
eines  Zeitalters  jemals  die  Meihung  von  feiner  Fräexi* 
ftens  gehegt,  noch  weniger  ihn  jemals  als  einen  Gegen- 
Aand  göttlicher  Anbetung  betrachtet  habe.     Allein  dafs 
TOT  Chriftus  die  jüdifche  Lehre  in  Betreff  diefes  Punk- 
tei  ganz  anders  war,  als  wie  fie  die  Unitarier  angeben, 
ksbe  ich  in  meinen  Bemerkungen  über  das  erfie  Buch 
EGra  gezeigt  ^').     Ueberdiefs  giebt  die  vor  uns  liegende 
Schrift  hievon  ein  noch  vollkommneres  und  entfchei-' 
denderes  Zengnifs. 

Der  apokryphifche  Henoch  copirt  offenbar  den  Da- 
niel, und  zwar  m  einem  folchen  Grade,  'dafs  feine  ge- 
nauere  Befchreibiing  der  Vifion  des  Propheten  als  eine 
Eibatemng  feiner  Meinung  über  die  von  den  Juden  zu 
feiner  Zeit  angenommene  Lehre  betrachtet  werden  kann.' 
Wenigftena  in  diefer  Hinficht  find  feine  Anfichten  von 
betrachtlicher  Wichtigkeit,  weil  fie  fich  nothwendig 
▼on  dem  Einfluffe  chrißlicher  Vorürtheile  frei  erhiel- 
ten^*). Auf  den  Menfchenfohn  anfpielend,  fagt  er: 
nEhe  die  Sonne  und  die  Zeichen  g^fchaffen  wurden,  ' 
„ffte  die  Sterne  des  Himmels  gebildet  wurden,  ward  fein 
„Name  angerufen  vor  dem  Herrn  der  Geißer. Alle, 


66)  Kap.  Qiyh,  t. 

67)  S.  M)  ond  SSI« 

68)  Wenn  fich  nicht  etwa  nachweiffn  licfse,  dafs  Jis  d«n 
Mcfllat  betreffenden  Stellen  von  Chriftcn  interpolirt  wä« 
Ten;  gegen  eine  folche  Annahme  fpricht  aber  der  innige 
Zufammenhang ,  in  welchem  diele  Schilderungen  mit 
dem  Ganzen  liehen,    (//O 


"■'von  dem  Schrecken  fpricht ,  -welch 

fcher  der  Erde  am  Tage   des  Geric 

fo  aus ;   ttSie  werden  erfchrecken  u: 

,» Antlitz»  undAngft  wird  fie  ergrei 

p^  Weihes  Sohn  fitzen  fehen  auf  < 

^^Herrlichkeit.    Dann  werden  die  E 

»»und  Alle»  welche  die  Erde  inne  hx 

^^dejfen  Herrfchaft  über  alle  Dinge 

«»verborgen  war.  Denn  vomJn fange 

5»fohn  im  Ferhorgenen,  ihn  bewahrte 

p»ner  Macht  und  oflfenbarte  ihn  den  Ai 

»,Alle  Könige»  Fürften»  Erhabene  unc 

i»che  über  die  Erde  herrfchen »  werde 

n&llen  auf  ihr  Angeficht  und  ihn  a 

„den  fetzen  ihre  Hoffnung  auf  diefc 

^gundwerden  beten  zu  ihm  und  ihn  bitti 

In  diefen  beiden  Stellen  wird  di 
Meffias  in  einer  Weife  behauptet»  -^ 
geringften  Schatten  von  Zweideutigkc 
ift  es  nicht  eine  Jolche  Präexißenz »  ai 
renden  Kabbalißen  ihm  zufchrieben » 


«•     » 


R.  Laurcnce's  Preliminary  dilTertfttion.      Tjr 

dneExiftenz,  welche  der  ganzen  Schöpfung  vor Aer^ 
geht ,  eine  Exiftens  vor  der  Erfchafftmg  der  Himmelt- 
lichter,  eine  Exiftenz  vor  allen  fichtbaren  und  unficht-  p 
baren  Dingen,  ^/verborgen ^  ehe  etwa»  Mrar."  Es  ift 
auch  zu  bemerken ,  dafs  die  ihm  zugefchriebene  Fri* 
exifienz  eine  göttliche  Präexiftenz  ift;  denn  vor  allen 
Dingen  „wurde  fein  Name  angerufen  vor  dem  Herrn 
„der  Gcittcr ,  -^  der  Auserwählte  und  der  Verborgene 
„war  bei  ihm,  —  welcher  hat  Herrfchaft  über  alleDinge  ; 
,,denn  vom  Anfange  an  exiftirte  der  Menfchenfohn  im 
„Verborgenen,  ihn  bewahrte  der  Höchfte  bei  feiner 
,JIacht.*'  Dann  wird  femer  ausdrücklich  behauptet, 
dab  alle  Konige  der  Erde  „niederfallen  werden  und  vor 
,,ihm  anbeten^  fegnen  werden  und  rühmen  ihn*'  als  ei* 
nen  wahren  Gegenftand  der  Verehrung* 

Auch  wird  fo  nicht  blofs  auf«  den  Auserwählten 
oderMelfias  angefpi^lt,  fondem  auch  auf  eine  andere 
göttliche  Ferjon  oder  Kraft  ^»),  und  von  beiden  wird 
unter  dem  gemeinfchaf^ichen  Namen :  die  Herren  ge- 
tagt, dals  fie  zur  Zeit  der  Schöpfung  über  dem  WalTer, 
d.i.,  wie  ich  glaube,  über  der  ÜüIEgenMaire  der  unge- 
fialteten  Materie  fich  befanden.  , ,Er  (der  Auserwählte)*% 
heilsl  es,  „wird  nifen  jede  Macht  des  Himmels,  alle 
y^Heilige  oben  und  die  Macht  Gottes.  Die  Cherubim, 
„die  Seraphim  und  die  Ophanim ,  alle  Engel  der  Krafk 
„und  alle  Engel  der  Herren,  nämlich  des  Auserwählten 
und  der  anderen  Kraft,  welche  auf  der  Erde  über 
dem  Waller  an  dem  Tage  feyn  werden ,  werden  erhe* 


71)  Bei  LauTsnce  hier  und  fonft  Power  überfetzfi  alfo  ei- 
gentlich lyncht  f  welche»  ich  defthalb  mit  Kraft  wer- 
ten fcht  habe,  weil  diedi  unfrer  theologifchen  Terminolo- 
gie und,  was  die  Hauptfache  ift,  der  biblifchen  Sprach« 
angemeflener  fchien.    C^O 


glaube  ich ,    dafs   auch  die  zuletz 

hing  auf  das  Buch  der  Genefis  ah 

derfelben  Art  zu  Mofas  Bericht , 

jäex   Schöpfung  befcbreibt»    betra 

Wir  haben  alfo  hier  nicht  blofs  die 

keitf  fondem  auch  die  einer  beftii 

bezeichneten  TDreiheit  (Trinität) 

dem  erhabenen  Namen  Herren ,  v( 

Jnserwählte  und  die  andere  (göttli 

nicht  weniger,  als  der  Herr  der  G< 

bei  der  Schöpfung  der  Welt  darge 

es  mufs  hinzugefetzt  werden»    daf 

den  mit  dem  Werk  der  Schöpfung  n 

fchäftigten ,  eine  befonderc  KlalTe  v 

augehörige  Bedienung  erwähnt  wir 

Diefes  Argument  fUr  die  Behau 

den  vor  der  Geburt'  Chrißi  an  die  L 

nität  glaubten ,  fcheint  mir  wichtig 

der  zu  ieyn ,  als  das ,  welches  zwa: 

meiner  Meinung  nicht  auf  gcnügei 

philofophifchen  Grundfätzcn  der  alte 


R.  Lanrence'^s  Preliminary  diflertatioii.      79 

si  über  diefen  Gegenßand,  überzeugt,  wurden  zu  keiner 
eit  von  den  Juden  felbft  als  verjchiedene  Fer Jonen  be- 
ichtet, fondem  lediglich  als  verfchitdene  Kräfte  '9) 
I  der  Gottheit.  In  der  That,  wenn  diefs  Argument 
berhaupt  Beweiskraft  hat , .  fo  ift  es  geeignet »  mehr  p. 
u  bewcifen,  als  feine  Vertheidiger  wünfchen;  denn''^^^* 
s  würde  darthun ,  dafs  die  Juden  an  zehn ,  nicht  an 
Ird  perfönliche  Emanationen  der  Qottheit  glaubten; 
bin  fo   grob  ift  die  Anzahl  der  Sephiroth  7«)*     Die 


73)  Energies,  Tagt  Lanrence »  was  er  fonft  für  fVirhungen 
gebraucht«    C^O 

74)  Diejenigen,  welche  die  Lehre  von  der  chrißlichen  Tri- 
nilät  in  den  Sephiroth  der  Kabbala  finden  >   befchrHnken 
die  Spuren  davon  auf  die  drei  Erflen  derfelben ,  und  er- 
wägen  nicht  >   daCi  A]le>   eine  wie  die  Andi;re>  von  den 
Kabbaliften  als  gottliche  Emanationen  betrachtet  werden, 
und  die  vielfache  AüfTalTung  Gottes  zufammen fetzen,  wel- 
che   fich   uns  'in  feinen  Werken  zeigt.    Bevor  die  grofse 
Urfache  aller  Urfachen,    das  Geheimile    der    geheimen 
Wefen  die  Welt  fchuf,  ehe  es  Gegenitände  fchuf,  welche 
von  dem  Verltande  erkannt  werden  können,  oder  Form 
hervorbrachte,  war  es  felbft,   lagen  fie,  allein  ohne  Ge- 
ftalt   oder  Gleichnifs.     Aber  als  die  Schöpfung   begann, 
entfprang,  da  fein  Dafeyn  fich  nur  durch  feine  Wirkun- 
gen zeigen  kann,  aus  der  Unermefslichkeit  feines  eigenen 
Wafens  die  erüe  der  göUlichen  Sephiroth  od^r  Zahlen  *), 
und    theilte   in   verfchiedenen  Graden   einen   unaufhörli- 
chen Ausflnfs  der  Gottheit  neun  Anderen  mit,    welche 
alle,  jrereinigt^   uns  einen   zehnfachen  Begriff  von   der 
Gottheit  entfalten.    Jedoch  wird  angenommen,  dafs  die« 
felbe  Vereinigung   flatt  finde  zwifchen  allen  Zehn^  wie 
Zwilchen   den  drei  Erfien   oder   den  fieben  Letzten  der- 
felben; alle  werden   betrachtet  als  trennbar  in  den  Mo- 
dificationen  der  Handlung,  aber  dagegen  als  unzertrenn* 
lieh  im  Wefen. 

Aufserdem  wird,  wenn  die  drei  Erßen  von  den  Uebri- 
gen  als  rein  intellectuelle  £manalionen  getrennt  werden, 

*)  EnumeratioHi  fif  c  XfAurence.    (H.) 


80      R.  Laurence's  Preliminary  dilTertation. 

p*  Einbildnngskr^t  ift  immer  bereit,  Aehnlichkeiten  an 
^^^'•aufinden,  da  wo  in  der  Wirklichkeit  keine  vorhande 
find;  doch  nüchterne  l}nterruchung  kann  gewifs  ni« 
mals  den  nnvorüchtigen  Verfuch  gut  heifsen,  chri£ 
liehe  Wahrheit  als  in  das  unzüchtige  Gewand  der  jüdi 
fchen  Kabhala  gehüllt»  darsuftellen,  Diefes  feltrame  um 
für  Manche  vielleicht ,  welche  in  feine  äufsere  Obei 
fläche  eindringen,  bezaubernde  Sjßem  von  allegori 
fchen  Spitzfindigkeiten  hat  offenbar  fowohl  hellere  al 
dunklere  Theile,  fowohl  wahre  als  falfche  Anfpieluc 
gen ;  aber  anflatt  ihre  wilden  Combinationen  der  Me- 
nung  in  die  Richtfchnur  der  heiligen  Schrift  zu  vei. 
wandeln»  werden  wir,  nach  meiner  Ueberzeugung,  wt, 
niger  irren ,  wenn  wir  fie  auf  die  alte  und  herrfchend. 
Philofophie  des  Orients  zurückführen,  iworaus  fie  n,: 
fprünglich  hervorgegangen  zu  feyn  fcheinen ,  und  vo^ 
welcher  fie  eben  fo  unzertrennlich  find,  wie  der  Schi,' 
ten  von  feiner  Subftanz,  ^ 


die  grofse  Qoelle  der  Gottheil  felbfl  vergeflen,  fie,  ,,  ; 
„deren  Macht  es  fleht,  wie  der  Sohar  bemerkt,  in  i. 
,^nen  feinen  Einflufs  nach  ihrem  eigenen  Wohlgelall« 
„zu   vermehren    oder    zu    Termindem.**     I '    I ^HITB*^ 

Manf.  vol.  IL  p.4S.   Denn  obgleich  der  Name  der  Urqnat- 
aller  gSttlichen  Emanationen  ,  Or  En  -  Soph  oder  das  fe^ 
endlichs  Ucht,  wie  die  Kabbalifien  fie  nennen,  biaw^ 
len  dem  Keth$r  oder  der  Kron$  gegeben  w^ird,  der  ^ 
Aen  der  Sephiroth,  fo  wird  doch  der  Or  En  -  Soph  fefb: 
fo  deutlich  von  diefer  nnterfchieden ,   als  von  jeder  4^ 
deren  Sephirah.    Daher  ruht  der  Beweis  derjenigenj  w 
che  fich  aaf  folche  Gründe  Autzen,  nach  meiner  Elnft' 
auf  keinem  feüen  Grunde,  und  er  fcheini  mehr  geeigr^:: 
eine  Qualemitäl  als  eine  TrinitHt  von  Perfonen  in  t^^ 
GoUheil  zn  be weifen,  felbA  wenn  blofs  drei  der  Se|L 
rolh  in  Rechnung  gebracht  werden«  ^ 

■5 


R.  Laurence^s  Prelihünary  diflertation*      81 

Indeflen  ift  die  Stelle,  welche  wir  hier  betrachten, 
lanem  Einwände  diefer  Art  ausgefetzt.  £s  ift  hier 
lichts  Kabbaliftifcbes «  hier  ift  keine  Allegorie,  fondern 
ine  deutliche  und  klare,  obgleich  gelegentliche  An- 
pielang  auf  eine  Lehre,  welche,  wenn  fie  nicht  da- 
nak  einen  Theil  des  Volksglaubens  ausgemacht  hätte, 
ichwerlich  \'erftandlich  gewefen  feyn  wurde.  Es  wer- 
Im  drei  Herren  aufgezählt:  der  Herr  der  Geißer;  der 
Berr,  der  Auserwählte,  und  der  Herr,  die  andere  Kraft, 
ton  welchen  die  zwei  letzteren  eben  fowohl  als  der  er- 
bre  als  Schöpfer  befchrieben  werden.  Piefc  Aufzählung 
(chliefst  offenbar  die  Aberkennung  dreier  bcfondererPer^ 
fönen  in  fich,  welche  an  dem  Namen  und  an  derMaclit 
derGottheit  Theil  nehmen.  Von  folcher  Art  alfo  fcheint 
nicb  dem  uns  vorliegenden  ZeugnilTe  die  Lehre  der  Ju- 
den über  die  göttliche  Natur  gewefen  zu  feyn ,  bevor  p. 
datChriftenthum  aufkam  und  bekannt  gemacht  wurde/     ^^'' 

Endlich,  wenn  diefs  fonderbare  Buch  getadelt 
irird,  weil  es  in  manchen  Theilen  mit  Fabeln  und 
IKchtung  angefüllt  ift^  fo  mülTen  wir  doch  bedenken, 
iil»  Fabel  und  Dichtung  bisweilen  fowohl  unterhalten 
di  belehren  ,  und  blofs  da  als  nachtheilig,  betrachtet 
rerden  können,  wo  fie  in  den  Dienft  des  Laßers  und 
kf  Unglaubens  genommen  werden.  Auch  dürfen  wir 
ticht  vergelTen,  dafs  Vieles,  vielleicht  das  Meifte  von 
lern,  vras  wir  tadeln,  auf  eine  Volksüberlicferung  fich 
;ründete,  deren  Alter  allein  fchon,  abgeft^hen  von  an- 
legen Hückfichten,  fie  ehrwürdig  machte.  Dafs  der 
^crfaiTer  nicht  infpirirt  war,  wird  nun  fchwerlich  be- 
weifelt  werden ;  aber  obgleich  fein  Troduct  apokry- 
hifch  ivar,  fo  darf  es  doch  defshalb  nicht  gebrandmarkt 
rerden ,  als  wäre  es  nothwendig  mit  Irrthümem  an- 
efuUt.    Zwar  kann  es  defshalb  eine  Glaubensregel  nicht 

Bach    B^noch,  Q 


-■»'**«     «■«■**  X^  m  A  V4  v^  J 


.] 


] 


dem  Durchlcfen  diefer  Reliquie  e 
ters  und  Landes  wird  der  Lcfer 
ches  zu  verwerfen  finden,  doch  v 
nicht  verdriersen  läfst,  noch  meh 
Wenn  er  auch  bisWeilen  die  Stin 
doch  öfterer  lächeln.  Auch  wir 
Bewunderung  der  lebhaften  E 
Schriftßellers  hingeriiren  werden 
über  die  flammenden  Grenzen  der 

XXjVIII  ' 

Proccßt  longe  fiammantia 

und  ihm  jedes  Geheimnifs  der  S 
Glanz  des  Himmels  und  die  Sehn 
Wohnungen  hingefchiedener  Seele 
der  himmlifchen  Heerfcharen,  die 
rubim  und  Ophanim,  welche  de 
umgeben ,  und  dem  heiligen  Nam 
der  Geißer ,  des  allmächtigen  Vatei 
der  Engel  lobfingen. 


Da  die  Anordnung  der  Kapitel 


Das  Buch  Heuoch. 


i 


I 
I 


,  I 


I 


.   r 


K  a  p.     1.*) 

I.  Die  Segensworte  Hep^ch'Sf.vMrXHnit  er 
^nete  ^)  die  AuserwäMten  4ind  die.  G^ecbten, 
^dche  lebep  werden  in  der,  Zeit  . der  .l^rul>ral, 
wo  verworfen  werden  ')  alle  Böfe  lihitf  JGrott- 
kfe.  Henoch,  ein  gerechter  Mann,  wdcher 
ftit  Gott  war^),  redete  und  fprach,'  als  £eine 
Augen  geö£Enet  worden  und  er  gefeheti  ■  ein 
lieiliges  Geficht  in  den  Himmeln  ^) :   Di^Ei  :^ig- 

i)  Die  in  farentbefe  Sehenden  Worte  des  T0!t;tMfup- 
pUren  eine  Ellipfe ;  in  den  Notcin  bezeicbneä  £e  da- 
gegen dan  buch ßablichen  Sinn.  Laure^ct  bat  iür 
beides  die  Curfivfchrift  angewendet»  welcba  icb^  aber 
zur  Ausseichnung  wichtiger  Worte  benut;pe. 

s)  Ausdruckt  wie  5  MoL  33»  t*     ' 

3)  Wortlidi:  cur  Verwerfung  allbr  Böfen  und  Gettlo- 
£en;  daher  «Sil.  deSacy:  ad  expellendum  (i.  e.4|iMindo 
expelletur). 

4)  Ganz  ähnlich  dem ,  iTiras  i  Mof.  5,  aa.  04*  yoii  He- 
noch geragt  wird.  ^il.  dt  Sacy  üherretzt :  q«t  a  Do* 
mino  (venit)»  quo  tempore  ocnll  ejus  aperti  futft. 

5)  SIL  de  Sacy  überfetzt  die  Worte  ©  ^  -^  ?^ :  /nh  P  • 

yn  coelis  efi ,  **  doch  fcheint  er  den  Vocal  4e*  Bur h- 
fiiben  dl  überfehen  au  haben ,  welcher  das  kurze  e 


weicnes  ein  Adjectivum  in  dei 

deutlich  mit  dem  vorhergehen 
in  der  Conftructioa  übereinzi 

jeniiTerbo  Jp^A..    Ich  mu 
.  MmParifcr  Manufoript  nach  Wi 

dm  BodleianUchen  ^^fi  fte 

^FiX  Je  Jacy  bezieht  alTo  die  Wc 
den  Heiligen  (Gott);  im  Origin 

RelatiVuni ,    geht  aber  auf  GcJ 

ier  Sinn  ift,    dafs  Henoch  ei 

tobft  gefehen.     Für  die  Ricl 

fpricht  der  Inhah  de»  Buches  / 

6)  Sil.  de  Sacy  verknüpft  diefe  W< 

henden  und  uberfetzt:  \juem  (u 

ftmmenhalige  in  feiner  Üebertr 

Gott,   zu  beziehen)  ofienderun 

Lawrence  befriedigt  hier  nicht 

nach  Himmeln  ein  Punkt  und 

Worte  zu  einem  neuen  Satze. 

TOn  Henoch  in  der   dritten  P< 

kiemit  aber  der  Uebergang  zur 

fo  glaube  ich.  AmU  liU*  ^«.  j 


Kap.  1.   V.  2  —  3-  87 

fchlcclit,   welches  kommen  wird  in  ferner  Zeit, 
um  der  Auserwählten  wUlen  ^). 

3.  Um  ihretwillen  fprach  und  redete  ich  mit 
ihm,  der^)  da  hervorgehen  wird^)  aus  feiner  Woh- 
nung, dem  Heiligen  und  Mächtigen,  dem  Golt 
der  Welt, 


7)  Es  ift  zweifelhaft«  in  welcher  VerbracluDg  die  Worte: 
um  der 'Austr wählten  willen  gedacht  werden  follen. 
Es  könnte  heifsen,  daft  Strafgericht  foU  der  Auser- 
wählten  wegen  jetat  noch  nicht  hereinbrechen,  fon- 
dem  noch  lange  verziehen.  Wahrfcheinlich  ift  es  al^er 
mit  den  Worten:  das^  was  gefchehen  wird\  su  ver- 
knüpfen, denn  um  ihretwillen  kommt  die  Strafe  über 
die  Bofen.  Vgl.  Kap.  g,  9.  Kap.  9  und  lo.,  befondera 
10,    18* 

8)  SiL  de  Sacy  hat:  cum  (eo)  ^uod  exihit  fanctus  e$ 
magnus  de  tabernaculo  fuo. 

9)  Sih.  de  Sacy  bemerkt  hieau:    „Mysla  Zayywatfa 

(^fl  A  :  H  ß  ©Ö7\X     WoUte  man  lefen  myf$la 

(^n/t})  fo  konnte  man  überfetzen:  Parabolam 
(tUam)  i/ued  etc.V  Das  Wort  misla  heifst  nimlich 
irU,  wahrend  mif&le  Gleichnifs^  Parabel  bedeutet. 
fVoidehBt  bei  Ueberfetzung  der  Ueberfchrift  des  Buchs 
Henoch ,  welche  der  Cod.  Bodleian.  nicht  mit  liefert 
(vgl.  S.  39.  Not.  9.),  beide  Worte  verwechfelt,  wie  ihm 
Silv.  de  Sacy  (Nachricht  das  Buch  Henoch  betreffend 
S.  fio  ff.  d.  deutfch.  Ueberf.)  nacfagewiefen  hat.    Dafs 

übrigens  das  dem   hebräifchen  TTÜO   analoge  Wort 

mifäle  im  Aethiopifchen  wirklich  vorhanden  fey,  was 
Sil.  de  Sacy  (a.  a.O.  S.  fi2.)  leugnete,  iftfchon  von  Rink 
(a.  a.  O.  Anmerk.)  aus  LudolFs  lexio.  aethiop.  p*  7^* 
(ed«  Franc«  1699.  fol.)  nachgewinfen« 


/ 

j 


88  Kap.  1.    V.  4  —  6. 

4.  welcher  dann  treten  wird  auf  den  Berg  SL 
nai^°),  erfcheinen  mit  feinem  Heer^^)  und  ficli  of- 
fenbaren in  der  Stärke  feiner  Mach  t  vom  Himmel  ^^. 

5.  Alles  wird  erfchrecken  und  die  Wäch- 
ter '^)  find  befiiirzt. 

6.  Grofse  Furcht  und  Zittern  ergreift  fie 
bis  zu  den  Enden  der  Erde.  Die  erhabenen 
Berge  erbeben  **)  und  die  hohen  Hügel  wer- 
den ^erniedrigt  '*)  und  fchmclzen  ^^)  wie  Honig- 


10)  Vgl.  Pf.  68,  18. 

li)  So  erfcbeint  Gott  mit  den  himmlirchenHeerfcfaaren 
5  Mof.  33,  2.  Pf.  ö8f  i8«»  vgl.  meinen  Commentar. 
pbilologico  •  critic.  zu  d.  erßern  Stelle.  Silv.  de  Sacy 
hat  fiatt  des  Satzes :  («r  wird)  erfcheinen  mit  feinem 
Heer  überfetzt :    et  videbitur  in  tahernaculo  fuo, 

ifi)  Vom  Himmel^  d.  b.  ,,fo  dafs  er  vom  Himmel  berak 
Icommt;'*  fonft  könnte  der  Ausdruck  auch  blofs  bu 
dem  unmittelbar  vorbergebenden  Worte  Macht^geto» 
gen  werden,  als  Umfcbreibung  des  Adjectiv*s  kimmlifck. 

13)  Wächter  ift  ein  beliebter  Ausdruck  des  Bucbes  He 
noch;  fcbon  Daniel  4t  lO.  i4>  so.  (vgl.  Berthold, 
Daniel  überf.  und  erklärt,  fite  Hälfte  S.  319.  und  Ro 
fenmüUer  Scbol.  F.  X.  p.  156. )  gebraucbt  ibn  fü: 
MngeL  Hier  find  unftreitig  die  Engel  gemeint,  welchi 
fich  mit  den  Töchtern  der  Menfcben  eingelaflen  un< 
dadurch  Strafe  verdient  hatten.  Die  Bezeicbnung  ii 
aua  dem  Parfismus  abzuleiten,  daber  auch  bei  dei' 
fpatern  Juden  und  in  den  Schriften  der  Zabier  (z.  £ 
im  Buche  Adam*s ;  f.  Norberg*s  lexid.  Codic.  Nafai' 
p.  173«)  nicbt  ungewöbnlicb. 

14).  Silv,    de  Sacy  bat  confiernabuntur  für  erbeben, 

15)  Vgl.  Riebt.  5,  4.  5.    Habak.  3,  6.    Pf.  i8,  8-         [ 

16)  Hiezu  bemerkt  Silv,  de  Sacy:  „dieHandfcbrift  bi^ 


Kap.  1.    V.  6  —  8.  89 

fcim  '^)  in  dem  Feuer.  Die  Erde  wird  liberflu- 
thet  werden  und  alles,  was  auf  derfelben  iß, 
umkommen  ^^) ,  wenn  ^^)  das  Gericht  kömmt  über 
alle,  auch  über  die  Gerechten  ^). 

7.  Aber  ihnen  ")  wird  er  Friede  geben ;  er 
wird  erhalten  die  Auserwählten  und  gegen  fie 
gnädig  feyn. 

8.  So  werden  denn  afle  Gottes  feyn ,  glück- 
lich ^  und  gefegnet  und  der  Glanz  Gottes  wird 


Yytmafchawou  (^^^IU(D');  ich  leteyytmaha- 

vou  (^  '^^ÜO')^  welches  der  Sidn  erfordert.«« 
1?)  Vgl.  Pt  97,  5.   Mich.  I,  4.   Jef.  64,   1  —  3. 
lg)  Aus  diefer  Stelle  fiebt  man  deutlich,  dafs  das  künf- 
tige Strafgericht,  wovon  das  Buch  Henoch  redet,  als 
in  einer  grofsen  Fluth  beßehend  gedacht  wird. 
19)  Silv*  de  Sacy  hat:    et  erit  Judicium, 

so)  Der  Sinn  der  Stelle  iß:  unter  der  allgemeinen  Notli 
haben  auch  die  Frommen  mit  zu  leiden,  eine  fehr 
richtige  und  daher  auch  in  vielen  Äeulseruogen  des' 
A,  T.  von  den  Gerechten  beim  Hereinbrechen  grofser 
phyEfcher  Uebel  mit  Beforgnifs  ausgefprochene  Be- 
merkung. In  V.  7.  jedoch  wird  der  Troß  hinzu  ge- 
fügt, dafs  die  Frommen  der  Bedrängnifs  nicht  unter- 
liegen,  fondem  fie  überdauern.    Vgl.  auch  80,    11. 

Si)  Silv.  de  Sacy:  ,, quoad  juftoa  autem,  pacem  fa- 
ciet  eis.  *' 

83)  Hiesu  macht  Silv.  de  Sacy  die  Anmerkung :  ,,  YyfcheV' 
kou.  Diefes  Wort,  welches  mit  einem  Saut  (S)  und 
einem  Harm  (H)  gefch rieben  werden  mufs,  iß  in  der 
Handfchrift  mit  einem  Schat  (Seh)  und  einem  Haut 
(H)  gefcfarieben.  Dergleichen  orthographifche  Fehler 
üoden  fich  faß  in  jeder  Zeile/*  Rink  (a.  a.  O.  S.  57« 
Aamerk. )  erinnert  dagegen ,  wenn  die  Handfchrift 


/ 


ein  Haut,  und  gerade  kein  Harn 
wolle,   fo  fey  das  völlig  rieht 
laute  WCth  :  nicht  UüCS 
Saut  flehe,  fey  freilich  falfch. 
gäbe  würde  alfo  in  der  Handle 
hen,   wofür  er  ßULCH^  l 

Rink  ^UtC/*b:)gefchriebe 

ÄSX  Achnliche  SchÜdcrungen  find 

Büchern  häufig,  bcfondcr»  «m  ] 

frohe  Ausfichten  in  die  Zuku 

2.  B.  Jef.  9,  2.   30.  23  ß.   35, 

fi4)  In  S.  de  Sacys  Ueberfetzung. 

rend,  indem  er  der  Parifer  Handfc 

hat  in  dem  Wiederabdruck  der 

taung  von  Silv.  de  Sacy  die  Kap 

Maaügabe  der  bodleianifchen  Hi 

aö)  SÜv.  de  Sacy  überfetat:   et  vci 

a6)  Vgl.  1,  4.  Zum  Gerichtkommt  e 

in  Begleitung  der  erhabenen  Bev 

wie  auch  das  N.T.  von  der  Wieder] 

gericht  es  darftellt  Matth.  25,  31. 

97)  Das  Pronomen  i^  «.if.  i?«i 


Kap.  2.   V.  1.  91 

Jegliches,   was  die  Sünder  und  Gottlofen  gethan 
und  begangen  haben  gegen  ihn^^). 


fip)  CitirtBrief  Juda  v.  14  und  15.   npot0>)rfvn  1$  ua)  rov- 

iyteuf  fjM^iifftv  ourov»  ironj^ori  ic^iViv  Korroc  vavrttn»  Mai  s^eXry- 
{«I  irftvro^  vouf  afftßslf  atVahi  ti^i  xavrwv  r&v  f^^^v 
ii0ipila$:  avrwv  wv  iftffßtjffov  mcu  in^i  xayrwv  rcvv  ffxAij^cSy« 
•»y    fXoXifdtty    xor*  auroü  afAaqrvtkol  acißtiq, '    So    nach    dem 

teztus  Tißceptüa.  Die  Lefeart  iß  übrigens  nicht  überall 
ganz  Iicher,  auch  hat  der 'griechifche  Text  offenbar 
manches  mehr,  als  das  Aethiopifcbe ;  vgl.  darüber  den 
afien  Excurs.  Silv,  dt  Sacj  macht  hiesu  folgende 
Bemerkung:  ,, Mehrere  alte  und  neue  Schriftßeller 
haben  aus  diefer  Anführung  (der  Stelle  im  Briefe  Judä)  ^ 
Folgerungen  gegen  die  Authenticität  des  Briefes  Judä 

gesogen. Diefer  Vorwurf  könnte ,   wenn  er 

gegründet  wäre»  auch  mehrern  andern  Briefen  der  Apo« 
fiel  gemacht  werden;  denn  fchon  Ori§enes  und  der 
heiL  JSieronymus  haben  mit  Recht  bemerkt,  daCs  man 
in  den  Schriften  der  Apofid  mehrere,  aus  verfchie- 
denen  apokryphifchen  Büchern  entlehnte  Stellen  an- 
trifft.    S.  J.  £.  Qrabe  FraefaU  ad  Tefiam.   duodec. 
Patriarch,  in  dem  Codex  pfeudepigr.  Veter»  Teß.  von 
Fabricius  (Vol.  I.  p.  496.  ed.  s.)«     Uebrlgens  könnte 
man  auch  annehmen,  der  VerfalTer  des  Buches  Henocb 
habe  diefe  Stelle  aus  dem  Briefe  des  Judas  entlehnt.** 
Die  zuletzt  aufgeftellte  Vermuthung  fcbeint  mir  ganz 
und  gar  verfehlt;  denn  man  müfste  dabei  ja  anneh- 
men, dafs  im  Brief  Juda  V.  14.  die  Worte:    ,,Es  hat 
aber  von  folchen  geweilsagt  Henocb,  der  fiebente  von 
Adam  und  gefprodien ; <*  interpolirt   wären,    wozu 
gar  kein  Grund  noch  Veranlaflung  vorhanden  iß.    Ja 
ohne  fie  v^ürde  die  Stelle:    „Siehe!    der  Herr  kommt 
mit  vielen  taufend  Heiligen  u.  f.  w.  ^'  fich  gar  nicht 


92  Kap.  3.    V.  1  —  2. 

Kap.     3. 30) 

1.  Alle,  die  im  Himmel  find,  wiflen,  -^ 
(dort)  gefchieht  3'); 

2.  dafs  die  himmlifchen  Lichter  ^^  nicht 
dem  ihre  Bahn ,  dafs  ein  jedes  aufgeht  und  un 
geht  nach  feiner  Ordnung  3^),  ein  jedes  zu  fei 
Zeit  ohne  Uebertretung  der  Gebote  ^).     Sie  fe! 


recht  an  das  Vorhergehende  anfchlieften.  So  a 
durch  jene  Wendung  als  in  die  Rede  eingewebtes 
tat  bezeichnet,  wirkt  fie  recht  fchön  zu  dem  Zwc 
des  Epißolographen  mit,  durch  kräftige  Verwarn 
von  der  Theilnahme  an  Lehre  und  Sitte  der  eii 
fchlichenen  Verführer  feine  Lefer  abzuhalten, 
nehin  iß  ja  auch  Jud.  V.  6. :  „auch  die  Engel,  die 
Fürftenthum  nicht  behielten ,  fondern  verliefsen 
Behaufung »  hat  er  (Gott)  behalten  zum  Gerichte 
grofsen  Tages,  mit  ewigen  Banden  in  Finßerni 
eine  deutliche  Anfpielung  auf  die  im  Buche  Hen 
enthaltene  Erzählung  von  der  Feflelung  des  Sam 
und  feiner  GenoIFen ;  hier  im  Buche  Henoch  ift 
citirte  Stelle  da.  wo  (ie  fich  befindet ,  ganz  an  ih 
Orte  und  wiederholt  nur  auf  recht  kräftige  W 
das,  was  Kap.  i,  5 — 4  ^°d  6.  kurz  berührten,  n 
lieh  Gottes  Erfcheinung  zum  Strafgerichte. 

30)  Bei  Silv.  de  Sacy  als  Kap.  IT.  bezeichnet. 

31)  Wortlich  das  fVerk^  daher  S.  ds  Sacy :  opus  eor 

39)  S.  de  Sacy:  Inminaria,  ^uae  [unt  in  coelo. 

35)S.deSaey:   rtgulariur. 

34)  S*  de  Sacy:    et  non  transgrediuntur  mandata 
(jifua€  aeceperunt);    ahnlich  Laurence,  wenn  er  n 
dem  Worte  „Gebote**  (commands)  ergänzt:    wl 
tkey  hav€  rtcnved. 


Kap.  3.   V.  2  —  3.  93 

die  Erde  und  vernehmen,    was  dort  gefchieht  ^) 
vom  Anfang  bis  ^u  ihrem  Ende  *'); 

3.  dafs^  jedes  Werk  Gottes  unveränderlich 
ilt  zur  Zeit  feiner  Erfcheinung  ^^).  Sie  fchauen 
Sommer  und  Winter ,  dafs  ^)  die  ganze  Erde  voll 
Waflfer  ilt  und  dafs  die  Wolken ,  der  Thau  und 
der  Regen  fie  erfrifchen  ^). 


55)  S.  de  Sacy:  intelli^unttjug  confiitutum^  ^uod  fuper 
«A  obfervatur, 

36)  D,  h.  von  einem  Ende  der  Erde  bis  zu  dem  andern ; 
alfo  was  überall  auf  der  Erde  gefchieht ,  fchauen  fie. 

57)  S.  de  Sacy  hier,  wie  fcbon  im  Anfange  von  V.  fl. : 
^uomodo.  Im  Anfange  diefesVerres  wiederholt  Lau- 
rence  zur  Verdeutlichung  des  Satzes  die  Worte :  fie 
ftken  aus  V.  3. 

38)  Hier  weicht  S.  dt  Sacy  ein  klein  wenig  ab :  ^ uo- 
modo  non  immutatur  omne  opus  fuum  Deo ,  quando 
apparet ,  und  erläutert  den  Sats  ganz  richtig  dahin : 
9,quando  tempus  apparendi  adyenit,  nempe  tempe- 
ftatibus  anniy  germinationi ,  floribus  et  cet.** 

39)  S.  de  Sacy  hat  hier  wiederum  t/uomodo ;  Laurence 
ergänzt  vor  dem  Satze  perceiving  aus  dem  Vorherge- 
henden ,  man  kann  ihn  aber  recht  ,gut  von  fchauen 
abhangig  feyn  laflen. 

40)  Bei  S*  de  Sacy :  tjuomodo  dies  at/uarum ,  nubes  ro^ 
TIS  et  pluvia  fuper  omnem  terram  ret/iäefcant  (vel 
forte  omnem  terram  refocillent').  Hier  bricht  feine 
Ueberfetzung  ab  und  beginnt  erft  wieder  mit  dem 
7ten  Kapitel,  obfchon  Kap,  5,,  wenn  man  den  Zweck 
d^  Verfa/Iers  bei  der  darin  enthaltenen  Darftelluug 
einfehen  will,  nicht  ifolirt  betrachtet  werden  muCs. 
Denn  die£er  will  von  Kap.  3  bis  6  den  Gedanken  ausfuh- 
ren :  alles ,  was  du  rings  um  dich  her  erbUckß ,  folgt 


K  a  p.     5. 

Wiederum  bemerken  fie 
Sommers »  dafs  die  Sonne  in  d< 
ihrem  Anfange  "^0  ifi,  wenn  ihr  i 
ten  und  fchattigen  Baume  Tuch« 
xienden  Sonne,  wenn  die  Erde 
Hitze  verfengt  wird  und  ihr 
vermöget  weder  auf  dem  Erdb< 
Felfen  in  Folge  diefer  Hitze  "**). 


unabänderlichen,  Tom  Hochfien 
ten  Gefetzen  und  die  leblofe  ri 
möge  der  in  ße  gelegten  Kräfte  < 
rechten  Zeit,  aber  der  Menfch,  c 
nunft  ein  höherer  Standpunkt  an, 
firebt  Gottes  weifen  Verordnungei 
'eignen  Wohle  ihm  gegeben  werc 
6,  4.  y  wo  die  Anwendung  gefcl 

41)  fVelche  "Baume  diefs  feyen,  wir 
angedeutet. 

4d)  D.  h,  das  alte  Laub  (denn  di 
und  neu  zu  fuppliren.  wi»  -•  — -»■ 


Kap.  6.    V.  1—4.  95 

K  a  p»     6. 

1.  Sie  bemerken,  wie  die  Bäume,  wenn  fie 
hrc  grünen  Blätter  hervortreiben,  fich  bedecken 
nd  Früchte  tragen ;  fie  vernehmen  alles  und  wiflen, 
afs  er,  der  ewig  lebt,  alles  diefes  für  euch  tbut: 

2.  (dafs)  die  Werke  beim  Beginn  eines  je- 
[ichen  Jahres,  dafs  alle  feine  Werke  ihm  dienen 
nd  unveränderlich  find;  doch  wenn  Gott  es  be- 
hloflen  hat,  fo  muffen  alle  Dinge  vergehen*^). 

3.  Sie  fehen  auch,  wie  die  Meere  und  die 
lüfle  allzumal  erfüllen  ihre  Arbeit : 

^  4-     (Aber'*^^))  i7zr*^)  harret  nicht  in  Geduld, 
och  vollbringt  ihr  die  Befehle  des  Herrn;   fon- 


45)  Diefer  Satz  iß  in  der  Ideenreihe  des  Schriftftellert 
nur  ein  Nebengedanke ,  wodurch  das  etwaige  MIC^ 
verftandnifs  der  Worte,  daft  alle  Werke  Gottes  un-- 
veränderlich  find ,  bcfeitigt  werden  follte.  Sie  find 
unveränderlich,  weil  es  Gott  fo  will.  Der  Haupt- 
gedanke wird  daher  in  V.  5.  nochmals  aufgenommen 
und  V.  4*  folgt  dann  die  Anwendung  auf  die  Men- 
fcben,  worauf  es  dem  Verfaßer  vorzugsweife  ankam. 

46)  Die  Partikel  des  Gegenfatzes  ergänzt  hier  fchon 
Laurence,  wie  mir  fcheint,  vollkommen  richtig.  Die 
Gedankenverbindung  ift  ähnlich  dem  Ausfpruche  Got- 
tes in  Jef.  1»  3. :  das  Rind  kennt  feinen  Beützer»  der 
Efel  den  Stall  feines  Herrn ,  aber  Ifrael  kennet  (ihn) 
nicht,  .mein  Volk  merkt  nicht  darauf.  Vgl.  übrigens 
oben  die  Anmerk.  zu  5,  3. 

47)  J^^r  hier  (vgL  auch  V.  1.)  der  Angeredete  fey,  ift 
lediglich  aus  demZufammenhange  zu  entnehmen,  vgl. 
befonders  V.  lO.  Es  iß  im  Buche  Henoch  nichts  Seite« 
nes,  dafs  in  den  Rügen  gegen  die  Frevler  plötzlich 
eine  Anrede   an  diefelben  erfolgt.  f 


96  Kap.  6.    V.  4  — 7. 

dern  ihr  widerflrebt  und  verläftert  (feine)  Gröfse 
und  übelwollend  find  dieWortö  in  eurem  befleck- 
ten Munde  gegen  feine  Majeftät. 

5.  Ihr  Verdorrte*^)  am  Herzen,  kein  Friede 
wird  euch  zu  Theil  werden ! 

6.  Darum  werdet  ihr  eure  Tage  verfluchen^) 
und  die  Jahre  eures  Lebens  werden  vergehen  J 
unaufliörlicheVerwünfchung^)  wird  fich  aufhäu- 
fen und  ihr  werdet  keine  Gnade  erlangen. 

7.  In  dicfen  Tagen  werdet  ihr  euren  Frie- 
den verlaufchen  mit  ewiger  Verfluchung  von  fei-* 
ten  aller  Gerechten ,  und  die  Sünder  werden  euck 
unaufliörlich  verwünfchen,  , 


48)  Verdorrt  ift  hier  nicht  von  der  Schwäche ,  Hinfal-i 
ligUeit  zu  verfiehen,  loudern  gleichbedeuteod  mit  ver'\ 
härtety  verßockt ;  ihr  Herz  ift  verdorrt,  ganz  trocken*:; 
alfo  hart  geworden ,  es  ift  demnach  fchwer  oder  ga: 
nicht  darauf  einzuwirken,  w^e  auf  das  Herz,  welche^ 
nach  Ezechiel  ii,  19.  36,  26. .  zu  Steine  gewor 
den  war. 

49)  Aus  Verzweiflung  werden  Ae  lieh  felbft  und  ihr  Lfl^ 

ben  verwünfchen,  wie  es  z.B.  Hiob  that(Hiob3,  i.)^.| 

Aehnliche  Acte  der  HofFnungslofeu  f.  Jer.  so,   ^4  4^ 

Sir.  23»  19.  [  14.3  Lfuk.  23,  30.     In  einer  andern  Ab;; 

ficht  verfluchte  fich  Judas  nach  Matth.  fi6,  74.  Marl. 

-1 
i4t  71-  jjj 

50)  Auch  von  andern  werden  fie  verwünfcht  (vgl.  V.  7.}.  (j 
von  den  Gerechten,  weil  diefe  von  ihnen  bedrückt  wui^ 
den,  von  den  Sündern,  welche  fie  durch  ihr  Beifpii^ 
oder  dureh  Einflöfsung  ihrer  Grundfätze  zumUnrecbjL 
verleiteten.  Auch  in  mehreren  biblifchen  Stellen  wiz^, 
von  Frommen  erzählt,  dafs  fie  ihren  Unwillen  gega(. 
ihre  Feinde  und  die  Böfen  in  Verwünfchungen  aiU|^ 
ftiömen  laffen ,  ohne  dafs  diefs  getadelt  würde.        -^^ 


Kap.  6.    V.  8  —  11.  97 

8.  euch  mit  den  Gf  tllofen  ^'). 

9.  Die  Auserwählten  werden  Licht,  Freude 
ind  Friede  befitzen  und  die  Erde  ererben^). 

10.  Aber  ihr,    ihr  Unheiligen,  werdet  ver- 
Ummt  werden* 

11.  Dann  wird  Weisheit  verliehen  den  Aus- 
jrwählten;   fie  alle  werden  leben  und  nicht  wie- 


50  Laurence  ergSnzt  rot  diefem  Verfe  aus  dem  Vor* 
hergehenden :  (  fie^  werden  verwünfchen.  Der  Aus- 
druck:  euck  mit  den  Gottlofen  ift  allerdings  auffal- 
lend ;  denn  die  Angeredeten  lind  ja  die  Böfen  (vgl. 
V.  4  und  5. ,  auch  V.  lo.).  Man  würde  eher  erwar- 
ten :  euch^  ihr  Gottlofen !  Es  foU  wohl  heifsen :  euch, 
die  ich  zunächß  im  Auge  habe,  und  alle  Gottlofen 
überhaupt. 

59)  Yerheifsungen  ganz  ahnlich  den  altteftamentlichen^ 
1  Chron.  aft»   8«   Pf.  «St   iS-    37 f    9-  <^9»  3^.  37« 
Jef.  57,  13.  ^5»  9*   Ezech.  -25,  «4  —  ^6.     Der  lange, 
ungeßörte  BeCtz  des  heiligen  Landes  wird  gern  als 
Belohnung   für  Beobachtung   des  Gefetzes   fchon  in 
den     ermahnenden   Reden     des    Fentateuchs    darge- 
fiellt    (2  Mof.  flo,    13.    3  Mof.    25»    x8.    19.    &6> 
4  ff.  5  Mof.  4,  40.    5,  33«    ^9  18  ff.)-     Da  nämlich 
die  Hoffnungen  des  Hebräers  fich  auf  diefes  Leben 
befchranltten ,    fo  mulste  friedlicher  Genu(s  der  Pro- 
dukte   des    vaterländiCchen    Bodens    und    einfaches, 
frohes  Zufammenleben  mit  des  VolksgenoiTen  in  der 
Heimath    die  Hauptzüge   in    dem  Gemahlde  feines 
Glückes  bilden  (i  Kög.  4,  85.  d  Kog.  18«  3i.    Jef. 
3(,  16.  Mich.  4,  4.    Zach.  5,  10.  vgl.  auch  Pf.  10, 
ift.  Jef.  17«   10  —  11.).     Im  Henoch  ift  nun  diefe  Be- 
zeichnung des  Glückes,    obfchon  nicht  immer  ganz 
piffend,  beibehalten. 

^*«k  Heaoch.  7 


i 


98  Kap.  ().    V.   11  —  12. 

derum^^)  ausGottlofigkcit  oderHochmuthUcber- 
trctung  begehen,    fondem  fie  werden  ßcli  demü-.^. 
thigen  im  Befitz  von  Klugheit  und  die  Uebertre-  ' 
tung  nicht  wiederholen. 

12.  Sie  werden  nicht  verdammt  werden  wah-. 

rend  der  ganzen  Zeit  ihres  Lebens,  noch  Iterbeii' 
in  Qual  und  Zorn;   fondem  die  Zahl  ihrer  Tag<^' 
wird  erfüllt  und  fie  werden  alt  in  Frieden  ^);  unC  " 


5^)  Die  Meinung  ift,  künftighin  nach  dem  Strafgerich -^; 
foU  die  Sünde  gana  vcrfch winden  und  ein  durch  un-i^g, 
durch   gerechtes  Gefchlecht,    welches  alfo  nicht  wie^. 
Jer  fündigt,  die  Erde  bewohnen.     Auf  eine  nhnlich^^ 
Karkc  Weife  äufsern  (Ich   über  den  IittUchen  Wert.-  . 
der  Frommen,  welche  nach  Vertilgung  des  frevelhalL 
tcn  Gefchlcchts  übric  bleiben ,    auch-  zuweilen   di., 
Propheten;  man  fehe  z.  B.  Jcf.  4,  3.  6,  14.  11,  5.^^ 
32,   1  —  6.   15—18.  u.  f.  w.    Ein  Gleiches  gilt  felb.^^K»^'*"    ^ 
von  dem  apoßolifchen  Zeitalter ,    in  welchem  mar*^5.       '      _— 
wenn  man  blofs  die  den  Cbrißen  beigelegten  Name  /^^^     ^^-^ 
ißytoi^  rlXfioi,    mXty.roi)  berückßchtigto  und  davon  at ''^  t  *-^ 
die  wirkliche  fittlicbe  BefchalFenhcit  derfelben  fchlii^^V*«*"^  /  _ 
fsen  wollte,  lauter  Heilige  und  Vollkommene  zu  fi'^'sctf^-^  ^^ 
eben  haben  würde.     Vgl.  /.  G.  Stichel  et  C.  Fr.  JBi^itJ^    ^' 
genhard   biga  commentatt.    de  morali   primaevoruj '  ^'^' 
chriftianornm  conditione  fecundum  N.  T.  libros  (NeoJ  '^lej.  _ 

ad  Orl.  1826.  8«).     Faft  alle  Rcligionsparteien,  kle^^/J'"^"^   ^"^^ 
nere  und  grofsere,  chriRliche  und  nicfatchriftlichey  g-Ü'Wf^ 
ben  ßch  ähnliche  ehrende  Namen;    fo  ift  z.  B.  dieAl^^' 
in    den  Schriften   der  Zabier    etwas  ganz  Gewöhi  \^  iii^-^  -  ". 
lichea.  \^  M^  '^ 

54)  Beliebte  biblifche  Formel.    Das  dem  menfchliche^ü^il    -5?*^^ 
Leben  gefetzte  Ziel  wird  als  von  Gott  beßimmt  b^^^^f  ^^' 
trachtet;  der  von  ihm  Gefegnete  erlangt  es  und  zwt^L^-j^.^^ 
in  glücklicher  Lage.     Vgl.  Hiob5,  26.    14,  5.    F'^/J^^'^ 
139,    lö.  '^^"^^ 


'     Kap.  7.    V.  1.  99 

die  Jahre  ihrer  Glückfeligkeit;  werden  gemehrt  in 
Freude  und  in  Friede  für  immer,  fo  lange  fie  nur 
leben  ^). 

Kap.  7.     Sect.  \\.^) 

1.     Es  gefchahe»  nachdem  die  Menfchenkin- 
der  jßch   gemehrt  hatten  in  diefen  Tagen ,    dafs 


55)  An  ein  ewiges  Leben  in  unferm  Sinne  denkt  der 
Schrift  Seiler  alfa  nicht,  fondern  an  ein  langes  glück- 
liches Verweilen  ,auf  der  Erde.  „Der  Bäume  Altef 
foll  mein  Volk  erreicfaeu  *<  (JeL  65,  Sil.). 

56)  1^  :  B  :  das  ift  ^0/5i4;  *♦  B  l  Sectio  iL  Pa- 
rifer  Manufcr.  nach  Woide*s  Abfchrift.  (Xi.)  Mit 
diefem  Kap.  fahrt  S.  de  Sacy's  Ueberfetzung  wieder 
fort,  ift  aber  dort  Kap.  6.  beseifehnet,  welches  jedoch 
auch  nur  V.  1  —  9.  umfafst,  fo  dafs  mit  V«  16.  bei 
S.  de  Sacy  das  7te  Kapitel  begitint.  Silv.  de  Sacy's 
Ueberfetzung  geht  bis  Kap.  16.  ununterbrochen  fort. 
Ein  ih  Georgius  Syncellus  Cbronographia  erhaltenes 
Fragment  des  griechifchen  Buches  Henoch  enthält 
diefen  hiftbrifchen  Abfcbnitt  und  ift  überfchriiebisn :  *£« 

rob  ir^atTCV  ßißXcou  *£vebp(  ira^i  rwv  *Ey^^fy6^v,      Die  'Ry^* 

yo^,  oder,  wie  fiie  bei  Cedrenus  (Compehd.  Hift.  p.  7,) 
heiCsen ,  'Eyoi^yo^H  Wächter  find  biet  die  fündigehden 
Engel ;  vgl.  die  Amnerk.  zu  1  ^  5.  Der  griechifche 
Ausdruck  ift  Ueberfetzung  des  chaldälfchen  ^^y»  wie^ 
es  Aquila  und  Symmachus!  Dan.  4»  13-  geben,  wäh- 
rend Theodotion  das  Wort  beibehält  (f*^)  und  die  Sep- 
tuaginta,  obfchon  ße  Klagl.  4i  ^4*  (durch  falfches 
Liefen  des  Wortes  D^'l^y  verleitet)  iy^i^yo^oi  hat,    'e$ 

durch  J?YyiXo€  wiedergibt;  Vgl.  Montfaücoh  Hexäplä 
zu  den  beiden  biblifchen  Stellen ;  /.  A*  Fabriciuf 
Cod.  Ffeiidep.  p-iTp  —  80.;  dann  «Sutcert  thef.  ecclef. 
T.  I.  p.  1003. ;  G*  O.  Bredovii  diflert^  de  G.  Syncelli 

7  * 


zeugen. 


chronographia  (in  W.  DindorJ 
Vol,  IL  p.  3ö  — 70  «nd  Jac.  i 
et  Annotatt.  sum  Sjmcellus  (in 
gäbe  VoL  II.  p.  348.). 

Wenn  das  Fragment  aus^dem 

entnommen  fejrn  will,  fo  folgt  da 

dem  Buche  Henoch  in  Teinem  ^ 

noch  andere  Schriften  unter  H 

Urt  hatten  (vgl.  S.  32.);  vielmehr 

Bucher ,  was  nach  Syncellus  Ai 

werden  mufs,  entfchicden  auf  i 

oder  Bücher  eines  Werkes  hinzi 

fem  Sinne  ift  es  alfo  richtig,  1 

CCod.  iPfeudepigr.  V,  T.  p.  17p. 

res  itaque  Ubrifuerunt:  nam  et 

et  ab  Origene  p/0Xei  Enochi  men 

diefs  Fragment  des  griechifchen 

pifchen  Ueberletaung  abweiche 

das  Nähere  im  iftenExcurs.    Dei 

gens  die  VeranlalTuiig  «ur  proph. 

des  Henoch  an. 


Kap.  7.    V.  3  —  6.  101 

3.  Dann  fprach  Samjaza  ^),  ihr  Anführer,  zu 
ihnen:  ich  fürchte,  dafs  ihr  vielleicht  der  Auafüh- 
rang  diefes  Untemehmens-abgeneigt  werdet, 

4.  und  dafs  ich  allein  dulden  müfste  für  ein 
fo  fchweres  Verbrechen. 

5.  Aber  fie  antwortetenihm  und  fprachen :  ^') 
Wir  fchwören  alle 

6.  und  verpflichten  uns  durch  Verwünfchun- 
gen  gegenfeitig  ^*) ,    dafs  wir  nicht  ändern  unfer 


6o)  Im  Griechifchen  ^i/Äta^af  oder  Htfxtt^af;  es  ift  unft rei- 
tig das  ^NTnOV  des  jonsthanifchen  Targum*s,  in  der 
Ueberfetzung  von  i  Mof.  (5, 4.  (vgl.  Anmerk.  su  V.  9.) ; 
auch  behauptet  Salomo  Jarchi  zu  4  Mof.  13,  54,, 
dab  unter  den  Nephilim  Riefen  zu  verftehen  feyen  : 

DUM  nn  '»0^3  ••»DWn,  ei.i.€isantenvon  denSöh- 
ntn  des  Samchafai  und  des  Afael^  welche  zur  Zeit 
des  Enos  vom  Himmel  ßelen.  Vgl.  auch  Th,  Bangii 
coelum  Orientis  p.  32.  Ueber  die  Bedeutung  des  Na- 
mens Samjaza  f.  zu  V.  9.  Uebrigens  liell  ein  Codex 
von  Jarchi's  Commentar  ^"^NTHOU?  Scbamcbafael ; 
vgl.  /.  F.  BreithaupCs  Ueberf.  des  Jarchi  z.  d.  St. 

61}  S.  de  Sacy :  locutique  funt  omnes  et  dixerunt. 

62)  Durch  folcbe  gegenfeitige  Verflucbungen ,  im  Fall 
man  nicht  Wort  hake,  glaubte  man  lieh  fehr  gebuu* 
den  und  vor  TreuloHglceit  des  Andern  geßchert  {SeU 
den  de  jur.  nat.  IV,  c,  7.  p«  523.)«  Wo,  der  Glaube  an 
die  gewifTe  EiTüUung  einer  Verwünfchung  herrfchte^ 
da  war  natürlich  eine  folche  das  beße  Sicherungsmit- 
lel.  Den  Uebräein  war  diefcr  Glaube  nicht  fremd; 
darauf  führt  der  bekannte  Gebrauch  des  Fluchwaffers, 
wenn  ein  Weib  des  Ehebruchs  verdächtig  geworden 
war  (vgl.  den  V9n  mir  herausgegebenen  Entwurf  der 


i 


hebr.  Alterthümer  S.  558  —  59. 

alttefiaincntliche  Erzählungen. 
65)    Silv.  de  Sacy:    illudque   prt 

pleturos. 
64)  S.  d^  Sacy :  feCß  invicem  cont 

<!i5)  S,  de  Sacy:  erant  autem  <nnni 
contra  Celfum  V,  p.  867.  ed.  Sper 
Jus  nicht  au9  eigner  Lektüre,  fon< 
gen  aus  Henoch  beibringe»  fech 
gel  feyen  herabgeftiegen  und  ve 
beifst  es  (nämlich  aus  dexfi  Buch 

Hcniovt  ysvofd,ivov;.  Irrig  haben  eii 
Texte  des  Cedrenus  iinoffi  an  unfi 
cioi  drucken  laiTen,  wahrrcheiulic 
zi^ftitzt^  (der  athiopifche  Text 
V.  9.)  namhaft  gemacht  werden. 
J.  A.  Fabricius  (a.  a.  O.  p.  18  ^0 
wird  ja  nach  den  Genannten  au 
fetzt  y  dafs  noch  andere  dabei  w; 
«o2  irayrt(.  Die  athiopifchc  Uebt 
die  Zahl  zweihundert  V.  9.  und  1 


Kap.  7.    V.  7.  103 

Berges  Armon. 

„welche  herabfliegen  auf  Ardls ,  den  Gipfel  des  Ber« 

get  Armon**,    ot   ¥:araßivT%;  iv  ralf   i}/u i^ai^   'la^hh    tiq 

ijj»  Mo^vO^y  'E^fxovii//ui  i^on;  (welche  in  den  Tagen  Jared*s 
auf  den  Gijlfel  des  Berges  Hermon  herahfiiegen  ) ,  fo 
dafs  Ardis  und  Jnred  in  dea  beiden  Denkmälern  ein- 
ander gegen überßehen.     Dicfe  Lefeart  des  Fragmen- 
tes fcheint  die  richtige  und  urrprüngUche  su  feyn, 
aus  welcher  die  im  Aethiopifchen  ausgedrückte  erß 
bervorgegangen  Teyn  mag;    denn  die  Zeit,    wo,  das 
Herabfieigen  der  Sohne  Gottes  angenommen  werden 
mufs,  ift  eben  die  Periode  des  Jared,  welcher  Hcgioch's 
Vater  war  (i  Mof.  6,   iß  —  *90>    cla^nn  aber  fpvic^t 
auch  für  diefe  Lefeart,  was  Origenes  fqgt  (Tom,  YIII. 
Comment.  injoann.  p.  i3fi.  ed.  Huet.):   *lwghavijg  /i^ev 

a^>)vai/'iTC<    Karipetc  t(  aJruJV'    rovrt»    h»    *v*    purw;    t'vw, 
ytirvta    TO   ovofxa  rot    *Jaq*ih*    o    Kar.  ai^r«   e^/u>«y6tf*rai   M^ira- 
P  c  I  y  CA  V  ,  m<2^Tip  ytyi'/^r»t  rw  MaXsAjtjX,  cu(  ev  reu  *£hmi;|^  7«- 
Y^ATTaiy  -—  *—  «r—  rai(  ^/üis^«f$  r^c  rwv  uicuv  rou  0eo:; 
HttT aßaatwf    sri    ra(   Su^ara^a;   rwv    avS^tvir.wv* 
^«  i«   t9  Jordan    wird    erklärt    Herab  gang"  derfelben; 
dieCem  aber  iß,  dafs  ich  fo  fage,  der  Name  des  Jared 
verwandt ,  welcher  felblt  auch  kerabhommend  gedeu- 
tet wird,  wie  im  Henoch  gefchrieben  Reht:  —  —  — 
in  diefen   Tagen ,    als  die  Sohne  Gottes  zu  den  Töch- 
tern der  Menfchen  herabßiegen.**^    Denn  wenn  Orige- 
nes jene  Lefeart  des  Buches  Henoch  in  d^n  X^S^^  ^'^' 
Teds  nicht  gekannt  hatte,  fo  fähe  man  gar  nicht  ein, 
wie  er  die  dem  Worte  Jared  beigelegte  Bedeutung 
durch  diefelbe  hätte  rechtfertigen  und  beweifen  wollen, 
Ebenfo  fchreibt  Epiphanias  (Adverfu?  haeref.  Lib.  T. 
Tom.  I.  cp.  IV.   cd.  Petav.  T.  I.  p.  4.) ,  ^afs  zu  der 
Zeit   des   Jared    Magie   und   ähnliche  Dinge   aufge- 
kommen feyen.     Es  heifst  nämlich :  us  Is  -^  raqihcai^ 
ij  iif  i^o(  iXSovffci,    «vTgtStv  (nämlich   von  der  Zeit  de» 


»■ 


10*  Kap.  7.    V.  8. 

8.     DieferBerg^)  wurde  defshalb  Arnion  g 
nannt^'),  weil  fie  gefcliworen  hatten^)  auf  ik 


Jared  an,  welcher  unmittelbar  vorher  genannt  wo 

den   war )    ^^Saro  ^  Hemefxyi^avia   tv  Mffxw    yivacBat   Hat  i 
a^X*7(    /bccv    hta    T^f    rou  V  hafx   irafaHo*i;  *    iWeira    ha    hia    i 
rou    K«'/v    aSfX({)oKrovia( '    y«fy    2t    sv    Xf^^^^^    roh   *leio 
x«i   fltrfxfiv«  (pa^/uaxfia    nat    fActytia^     adkyig 
fitoi^fi«  ri  Ha)  ahtKia, 

6j)  Von  diefem  Herabfteigen  der  Engel  zur  Vermifchui 
xnit  den  Töchtern  der  Menfcben  verlieht  Paulus  Bu 
g^^fis  auch  Jef.  14«  is«  Luk.  xo,  iQ. ,  was  aber  0 
fenbar  gegen  den  Zufammenhang  iß:  in  beiden  Stelle: 

^8)  Silv»  dt  Sacy:  illum  vero  montem  Armon  ni 
xninaverunt. 

tfp)  Diefe  Herleitung  des  Wortes  Arnion  (Hermon)  b 
weift,  dafs  das  Buch  urfprünglich  in  hebraifch 
Sprache  gefchrieben  war.  Der  Vers  Ü  im  Griecl 
fchen  fo  ausgedrückt:    kai  ixaXsffav  to  e^of  'E^/uwy,   m 

SoTt   wfjtocaVf    xai    avaStfJtaTicav    iXXi^Xev^  iv  aLTuT,      Im   B 

braifchen   heiftt   diefer  Berg  |lQ"in    Chermon    od 

Hermon,  eine  Benennung,  welche  in  Uebereinftii 
mang  mit  dem  Sinne  der  Stelle  nur  auf  die  Wuri 
D'in  Burüchgefiihrt  werden  kann,  welche  in  d 
Con jugation  Hiphil  im  Hebräifcben,  fo  wie  im  Apb 
im  Chaldaifchen  und  Syrifchen  bedeutet:  mit  dt 
Banne  heUgen,  oder  weihen.  Bei  der  Annahme  alC 
daCi  das  Bach  hebrfiifch  oder  in  einer  andern  der  vi 
wandten  Sprachen  gefchrieben  worden  fey ,  wird  i 
Stelle  fieh  felbft  hinreichend  erklaren ,  und  die  Abl( 
tnng  dea  Wortes  ift  klar;  dagegen  wird  fie  bei  d 
JLnnahme,  dafs  das  Buch  griechifch  gefchrieben  wc 
den  tej,  ohne  weitere  Erklärung,  oder  wenigfte: 
ohne  die  Notiz,  dafs  der  Ausdruck  aus  einer  fremd« 
Sprache  entlehnt  lej,  völlig  unverftandlich  feyn.  (i 


Kap.  7.    V.  8.  105 

id  (ich  gebunden  durch  gegenfeitige  Verwün- 
[lungen. 

Einen  andern  bemerkenswertben  Schlaft  siebt  aus  der 
Befcbaffenbeit  diefes  Namens  fcbon  Silveßre  di  Sacy. 
Denn  nacbdem  er  lieh  über  die  Ableitung  deflelben 
▼on  ckaram  und  die  Bedeutung  diefer  Wurzel  erklart 
bat»  filbrt  er  fort;   „Im  Aetbiopilcben  ifi  der  afpirirte 
oder  Haacbbuchftabe ,  mit  dem  diefes  Wort  beginpen 
feilte,  weggelalTen,  Welches  ein  Beweis  iß,  dafs  die» 
[es  Buch  nach  einem  griechijchen ,   keineswegs  aber 
nach   eimem  hebraifcken  Original  in  das  Aethiopifche 
übertragen  ift.'^    Man  darf  hier  S.  de  Sacy's  Worte 
nicht  etwa  Co  yerftehen ,  als  wolle  er  leugnen ,  dafs 
das  Buch  urfprünglich  in  helrdifcher  oder  chaldäifcber 
Sprache  abgefafst  fey,  fondern  er  behauptet  nur,  die 
Aetbiopier  hatten  es  aus  einer  griechifchen  Bearbei- 
tung übertragen  erhalten*     Diefs  ift  ganz   dem  ge- 
maCs,  was  wir  über  die  Befcbaffenbeit  der  ätbiopi- 
fchen  Bibelüberfetzung  des  A.  T.  wiflen,    die  &uch 
aus   dem    Griechifchen    hervorging.      Uebrigens    ift 
auch    in   den  Ffalmen,   wo  das  Wort    {Q")n    oder 
D^JQ^n  vorkommt  9  im  Aethiopifchen  d^für  Ermo- 

nem  7\C^"i^^  gefetzt  worden?  f.  Pf.  41,  7- 
88f  13-  I32f  3'  der  äthiop,  Verfion.  Bei  diefer  Stelle 
hat  «f.  de  Sacy  auch  noch  auf  eine  in  BarhebraeiJChro^ 
nicon  Sfriacum  ed.  Bruns  und  Kirfch  (Lipf.  i789« 
gr.  4.)  p.  4,  fl  — 5.  des  fyrifchen  Textes  enthaltene 

Angabe  hingewiefen :     0?crL^1    JD    A*#?  ClJp)I^ 


V^6   V^^l  c-^  ^,  n  a  KO  fi  l-^föo 


-^;     ucn    oerp    tiermon    und 
heiligem   TVandel  (die   lateini 
Bi  uns  Chronic.  P.  1.  p.  4.  hat 
tarn  innocentem  et  ranctam  e 


mcit  Ij^-ryp^    fondern  ?^ 

Notae  in  Greg.  Barhebr.  Chror 

Fehler),  fich  der  Ehe  enthaltei 

fie  fVdehter  und  Söhne  Gottes 

bemerke  gelegentlich ,  dafs  Bar 

Söhne  Gottes  und  fVdchter  in 

die  Sethiten  bezogen  wiffen  wi 

mifchung  himmlifcher  Wefen  mi 

erfchien  und  fo  ficht  er  fich  zu  i 

Annahme  genothigt,    Wächter 

fchen  zu  deuten.     In  der  Hiftoria 

Jiofa  (p.  7.  des  arab.  Texte,  ed. 

braus  diefelbe  Nachricht  wiede 

druck  fVächter  läfst  er  hinweg 

merkt  nun  in  Bezug  auf  jene  b 

Barhebräus  erhaltene  Sage,    dal 

üeberfetzung  des  Wortes  Hermoi 

den  zu  müflTen  fcheine,    indem 

(Onn)  ableitete,  du«  m,.*!,  a:^ 


Kap.  7.    V.  9.  107 

Smjaxa  ^ ,  welcher  ihr  Führer  war,  Urakabara«» 


bangen  angemeflenfien  Ort*  Silv,  de  Sacy  fchliefst 
feine  Note  mit  der  Vermothung ,  dafs  in  haram  viel- 
leicht die  Wanel  des  griechifchen  i^^u^o^  liege.  Hila' 
rius  von  Poitiers  im  Gommentar.  zu  Ff.  133,  5.  hat 
offenbar  diefen  Bericht  des  Henooh  vor  Augen,  wenn 
er  fchreibt:  ^^Hermon  mons  eft  in  Fhoenice,  cujus 
interpretatfo  anathema  eft:  quod  enim  nobis  ana- 
thema  nnncupatur,  id  hebraice  Hermon  dicitur.  Fer- 
tur  amtem  id^  de  <]uo  etiam^  nefcio  cujus^  liber  extat^ 
^uod  Angeli  concupifcentes  fiUas  hominum  •  cum  de 
coelo  dejcenderent  9  in  hunc  montem  maxime  conveni- 
rent  excelfum,**  Dafs  er  das  Buch  als  anonym  be- 
seichnet,  >thut  nichts;  denn  da  er,  wie  fchon  Grabe 
(Spicileg.  patr.  T.  I.  p.340*  ^ot.  a.)  bemerkt  hat,  Ile- 
noch  nicht  für  den  Verfafler  hält ,  konnte  er  es  recht 
gut  als  ,,liber  nefcio  cujus^*  beseichnen« 
70)  Diefe  Namen  werden  im  Griechifchen  abweichend 
ausgedruckt;  aber  Verfobiedenheit  bei  folchen  Gele- 
genheiten ift  auf  keine  Weife  ungewöhnlich.  Auf 
ewei  der  hier  erwähnten  abgefallenen  Engel  nimmt 
Jonathan  Ben  -  Usiel  in  feinem  Targum  über  den 
Pentateuch  deutlich  Rückficht.     Bei   dem  Ausdruck 

D^V*S3f1  Riefen  (Genef.  6,  3.)  hat  er  folgende  Bemer- 
kung: lim  hnow  10  ph'^BD  p3"»n  hirnv^  •»Nrno«; 

P3^n  lOOra  Ny^ND .  Samchazai  und  Uziel  fie- 
len  vom,  Himmel  und  waren  auf  der  Erde  in  diefen 
Tagen.  Samchazai  und  Uziel  fcheinen  die  Namen 
des  erften  und  neunten  Engels  in  dem  Verzeichuifs 
des  apokryphifchen  Ilenoch  nach  der  älliiopifcheu 
Ueberfetzung  zu  feyn.  In  dem  Griechifchen  find  es 
der  erfte  und  zehnte ,  und  weiden  fo  gefchrieben : 
XtfAta^Si  [i:9fjLa^äq  Scaligcr],  'A^aX^iX.  Zu  dem  letztem 
Namen  macht  Fabxicius  folgende  Note:  ,,infra  '££ai}X 


dem  bedeutend  von  einander 

keit.     Sie  möchten  in  den  be 

zu  parallelifiren  feyn :    Samj 

rame,l  COga^^^^,  Akibeel 

1*^),  Ramuel  CP«f«iiA),  Dantl 

fcheinlich  einerlei  mit  Zmh^x 

Samfavfl  (T:.^^i^.  Ertael  (e 

fH),  Jmnjael  Oov/^X),  An 

augegeben  werden  niuf«,  daf 

nur  entfernte  Aehnlichkeit  h 

»8  gibt  das  griediifche  Fragn 

«ehr,  ri»m\ich  Atarkuph  {'Ar, 

(*.eM«fiO.     Noch  weniger  ift  : 

Namen  überall  an  völlige  Ueb 

ken ;    Semjaza  jedoch ,  der  Ob 

beiden  Urkunden  voran  j    die  i 

chifchen  Texte   in   folgender 

Arakiel,   Chobahiel,  Horammm 

Zakiel,  Baikiel.  Azalzel,  Phar, 

gemas,   Thaufael,  Samiel,  Sar 

Jumiel  und  Sariel.    Die  Bedeutu 


Kap.  7.  V.  9.  109 

irakujal,   Afael,   Armers,  Batraal,  Anane,  Za- 


n^rnCTtf .  dagegen  col.  8444.  ^IHOT^)  ift  nicht  leicht 
zu  beftimmen  und  daher  auch  von  Buxtorf^  welcher 
das  Wort  unter  HOW  aufSellt »  nicht  gedeutet  wer* 
den«     Doch  dürfte  es  wohl  von  C3Tt)  t^amt  und  NTfl 

•r-l 

ftlun  herkommen ,  alfo  etwa  den  "Namen  (d.  i«  Gott^ 
nach  der  bekannten  Umfchreibung  Gottes  durch  Dl£)n) 
fekend^  Deum  iittMcit^  heifsen,  offenbar  für  einen  En- 
gel hoben  Ranges  ein  fehr  fchicklicher  Name  (vgl* 
Tob.  id»  15*)  9  D\U  bildet  iich  in  der  Verkürzung  al- 
lerdings fonft  nicht  mit  a ,  allein  in  der  CompoCtion 
des  Nominis  propra  konnte  es,  da  es  fonft  Analogien 
für  ßch  hat,  doch  gefchehen  feyn;  ohnehin  aber  hat 
das  griechifche  St/xia^cT^  nicht  das  widerftrebende  a, 
fondem  e.  Die  Endung  des  Wortes  al'  mit  Verdoppe- 
lang des  mittelften  Radicals  ift  die  gewöhnliche ,  nur 
dafs  der  5te  Radical  ftehen  blieb;  die  in  der  Poly- 
glotte gewählte  Punctation  wäre  ungewöhnlichen 
Samjaza  konnte  auch  heifaen :  Name  des  Starken 
(N^y  DnD)  oder  Ruhm  des  Starken^  d.  i.  dtffenfich  der 

Starke  (Gott)  rühmte  welches  alfo  eines  feiner  vorzüg- 
lichften  Werke  ift.  Das  j  ift  dann  blofs  der  in  feinen  ver- 
wandten Confonant  übergegangene  Bindevokal  i.  Den 
ungewöhnlich  langen  Namen  Urakabarameel  könnte 
Jemand  vielleicht  erklären  als :  und  ex  fuhr  auf  den  H6'- 
hen  Gottes^  fo  dafs  das  u  im  Anfange  des  Wortes  das 
Waw,  wie  diefea  öfters  im  Griechifchen  durch  ov  ausge- 
drückt wird,  als  OwK^A  für  N"5p^1.  O J«X«r/Li«b5  f Ür  n*?N1 
ntoO)  beim  Eufeb.  Hift.  Ecclef.  VI.  fi5.  •  und  das  el 
am  Ende ,  wie  in  den  meiften  Engelnamen ,  das  he- 
bräifche  jti  wäre.  Allein  die  Copula  bleibt  anßö- 
big  im  Anfange  des  Namens.     Wah|:fcheinlich  iß  da- 


Gottes)   einerlei;    Azkeel  he 

pin  und  ^N-    Noch  wabrfcL 

durch  bN3  \V  ßärk  wie  Got 

in  BatraaU  Araijal  und  Barh 
al  für  el  stf  fiehen  und  in  d< 
Heyn,  wenigftens  bat  das  grie< 
i]X  dafür  gefetat.  Den^erfien''. 
ich  mit  dem  Chaldäifchen  ^* 

und  das  Ganze  alfo  erklären  J 

ift  wohl  SnTH  Dens  vidity 

Ueber  Armers  f.  s.  8>  4-  —  ^ 
zunacbft  an  Hnisl  hack  denken 

—    TT 

Dei  pedißet/uus  ;  doch  bin  ich 

auslegen  (mit  Verwechslung  di 
führen,  alfo:  interpres  Dei,  - 
Bedeckung  (vgl.  H33y  im  heb 

pifch  Schutz ,  erklären ,  beDer 

gnädig  gefinnt  oder  abgekürzt 

ter  Gottes  (quemDeus  largitus 
fchen  fiehende  Wort  ^Avayyfxi;  v 
hin  und  würde  dann  etwa  Lufl 


Kap.  7.    V.  9.  ,  111 

jal.     DieCs   waren  die  Vorßehcr  der  zwei  Hun- 


toide  SU  faeifsen  ( der  mittlere  lUdical  H  mit  dem 
\  quiefcens  vertaufcht);   auch  P^DX»  wovon  "^SIC 

Schmuck ,  Zierde ,  liefse  Cch  vergleichen ,  oder  end» 
lieh  auch  das  chaldaifche  3X^  (eigentlich  31S)  zk- 

:  verlang  feyn.  — «  Nicht  minder  zweifelhaft  ift  Sam- 
faveel  s  denn  es  iß  nicht  klar«  oh  man  im  erfien  Theile 
des  Wortes  an  ViD^   Sonne  oder  an  das  Verbum 

V     Y     . 

V)OTt)  dienen  denken  müfle.     Im  erfien  Falle  würde 

••  • 

es  wohl  Sonne  Gottes^  im  zweiten  dagegen  Diener 
Gottes  heifsen  follen;  das  ve  ift  wohl  hlofse  Bindung, 
entfianden  aus  dem  fonft  bei  der  Compolition  ge- 
bräuchlichen u,  wefshalb  dann  der  Vokal  a  vorge- 
fügt wurde,  um  die  Harte  der  Ausfprache  zu  heben.  -^ 

Ertael  halte  ich  für  ^N  B-)n   Griffel  Gottes.  — 

Turel  am  einfachften:  Gott  erkundfthaftet  (ergrün- 
det). —  Jomjael  fcheint  Tag  Gottes  zu  bedeuten; 
das  ]  ifi  dann  wieder  aus  dem  Binderokai  i  hervorge- 
gangen und  dann  felbfi  mit  einem  kursen  Vokale  ver- 
bunden.   Allerdings  könnte  es  auch  heifsen  :  den  Tag 

besinnend  (IN^  QV)*  doch  ift  7>r  im  Hebr.  nur  im 

Bifil  gebräuchlich,  oder  her  auf fieig  ender  Tag  (von 

SjT»  in  der  Bedeutung  von  TnV)*  —    Endlich  der 

luletzt  erwähnte  Arazjal  bedeutet,  wie  es  fcheint, 

CedMT  Gottes  von  HN  und  bN;  letzteres  ifi  mit  dem 

bindenden  ja  (für  i)  in  jal  übergegangen«  Der  erfie 
Theil  des  Wortes  könnte  aber  auch  von  O^H  Sonne 

•     • 

verftanden,  oder,  was  ich  Vorlieben  würde,  von 
^n   enifcheideny   heßimmen  abgeleitet  werden,  -^ 

Aemerkenswerth  ifl:  noch ,  dafs  auch  barhehraeus  in 
lern  Berichte  über  die  v^m  Berge  Hermon  zu  den 
Töchtern  derKainiten  gekommenen  Söhne  Gottes  den 


112  Kap.  7.    V.  9—10. 

dert^')  Engel '^)  und   die  Uebrigen   waren 
ihnen  ^^). 

10«  ^^)     Dann  nahmen  fie  Weiber,   ein 
wählte  fich  '^);  ihnen  begannen  fie  fich  zu  r 
und  ihnen  wohnten  fie  bel^^),  lehrten  ^fie  Zau 


Samjaia  r&£DOll..Alo)iX)^  erwähnt  (Chronic.  S 

F.  II.  p.  50  und  von  ihm  erzablt,  äats  et  der  er! 
nig  der  Kainiten,  namentlich  der  von  den  S 
Gottes  mit  Kainitinnen  erzeugten  Nacbkommer 
gewefen  fey« 

71)  Silv»  de  Saey  hat  hier  und  in  den  folgenden 
teln  manche  Engelnamen  etwas  anders  gefchi 
namlich:  DAnjel  fiatt  Danel^  Armoris  fiatt  A 
Anhnjou  ftatt  Anane^  Irtael  ßatt  Ertael  und  1 
fiatt  Turel. 

72)  Silv,  de  Sacy:  Hi  erant  praefecti  eorum,  * 
torum  nempe  angelorum. 

75)  Hiezu  bemerkt  Silv,  de  Sacy:  „In  dem  Fragi 
welches  Syncellus  (in  der  Chronograph,  p.  ifl 
Fahricii  Cod.  Ffeudepigr.  Vet,  Teft.  Vol.  I.  p. 
aufbehalten  hat,  gehören  diefe  letzten  Worte 
hieher,  fondem  zum  folgenden:  OSroi  ytai  cl  Xo<i 

ri(  —  —  —  fXaßev  mutoi;  ywalnag,^* 

74)  Mit  diefem  Verfe  beginnt  in  Silv,  de  Sacy*s  ' 
fetzung  das  7teKap.  und  fchliefst  mit  V.  15.,  i 
mit  Kap.  Q,  die  Farifer  und  Oxforder  Handfeh 
der  Abtheilung  zufammcn  fiimmen. 

75)  Silv.  de  Sacy:   Et  acceperunt  fibi  uxores , 
runtque  fibi  finguli  ßngulas. 

76)  Die  altem  t^chriftfteller,  welche  über  dief 
haltnifle  der  himmlifchen  Geifier  und  irdifchei 
ber  gefchridben  haben,  verzeichnet  /.  E,  Grc 
Spicileg.  patrum  T.  I.  p.  559.  Nach  Ahulfa 
find  die  Sohne  Gottes  Nadikommen  Seth*s,  1 


Kap.  7.    V.  iO.  H3 

Befchwörungen  und  das   Theilen  von  Wurzeln 

flua  Verlangen  nach  dem  Paradiefe  fich  auf  den  Her- 
njon  zuiücksogen,  einem  frommen,  enüialtfamen  und 
etielofeii  Leben  widmeten  und  daher  Söhne  Gottes 
hiefsen  (Hißor.  dynafiiar.  compend.  p.  7.  des  arab. 
Text.;  Chronic.  Syriac.  P.IL  p.4-)5  nachdem  ße  fich 
aber  übersengt  hatten  ,  dafs  die  Rückkehr  zum  Para- 
diefe ihnen  verfchloflen  bleibe,  kamen  He  zu  ihreii 
StammgenoITen  zurück,  faheti  fleh  aber  in  der  Erwar- 
tung getäufcht,  ihre  Töchter  zu  Gattinnen  zu  erhal- 
ten und  gingen  daher  zu  den  Kainiten,  von   denen 
lie  SU  Verbindungen  mit  ihren  Töchtern  aufgefordert 
wurden  und  erzeugten  mit  folchen  Heroen,  i» berüchtigt 

durch  Mord  und  Raub  ^1^)011:^0  }X^DD  |mV^^V(^ 

Ckron.  Syriac.  p.  4""5«  ^-  Syr.  Text.),  ausgezeichnet 

in  Kriegen  und- AngriflFen"^(^^Ä^1^^  (jUApVO 

OLlit/fj  Hiß.  Dynaft.  compend.  p.  00-  -^    Von  die- 

fer  Stelle  an  rariirt  das  gricchifche  Fragment  im  Syn- 
cellus  gar  fehr.  Auf  ähnliche  Weife  werden  in  den 
dem  Clemens  Romanus  beigelegten  Recognitiones  L.  I. 
cp.  29.  unter  den  Söhnen  Gottes  (1  Mof.  6.)  ^yhomi- 
ncs  jufii^''  verßanden,  ,,^«i  Angelorum  vixerant  vi- 
tam ,  aber  von  ihnen  behauptet ,  dafs  fie,  illecti  pul- 
critudine  mulierum ,  ad  promifcuos  et  illicitos  concu- 
bitus  declinäverunt  et  inde  jam  indifcrete  et  contra 
crdinem  cuncta  agentes  fiatum  rerum  humanarum  et 
divinitus  traditum  vitae  ordinem  permutarunt ,  ita  ut 
omnes  homines  vel  perFuafione  vel  vi  pcccare  in  crea« 
torem  fuum  cogerentDeum.**  Chryfoßomus  (Homii. 
32.  in  Genef.  VI.)  verwirft  die  Erzählung  von  deii 
mit  deii  Menfchen  fich  vermifchenden  Engeln  als  my. 
tbologi£che  Irrthumer.    Endlich  Origenes  (Tom.  Vlli; 

Bach  Ilfjiocli.  B 


114         ^      Kap.  7.    V.  11  —  14. 

und  Bäumen  ^). 

11.  Und  die  Weiber  empfingen  und  gebar 
Riefen  ^«) , 

12.  deren  Länge  ^rei  Hundert  Ellen  betru 
Diefe  verfchlangen  allen  Erwerb  der  Menfche 
bis  es  unmöglich  wurde,  fie  zu  ernähren  '^). 

13.  Da  wandten  fie^)  fich  gegen  Menfche 
um  fie  zu  eifen, 

14.  und  begannen  zu  verletzen  Vögel,  Thi 


IQ  Joann.  p.  132.  ed.  Huet,)  bemerkt ,  wo  er  die  £ 
Zahlung  der  Genelis  (Kap.  6,  1  —  2.}  vom  Herabkoi 
men  der  Engel  berührt ,  ^vriv«  Kardßa^iv  atvlacwBmi  n 

vxaxXij^atfi  r^y  ruiv  4'ux^^  uiSohov  hxi  ra  ffutfjLmra,  Svyari^ 
mvS^wwwv  r^oiriKcuTt^oy  rh  yi^hov  ffy^^vog  kiysff$ai  Cvsi\yfi>ir 
welches  Herabgehen  einige  für  Anfpielung  auf  d 
Herabhommen  der  Seelen  zu  den  Leibern  halten  ^  i 
dem  fie  meinen^  die  irdifche  fPohnung  werde  tropij 
TOchter  der  Menfchen  genannt,  Diefe  Angabe  d 
Origenea  hat  auch  Hieronymus  (Commentar.  ad  PfaL 
CXXXIIy  5.)  unftreitig  im  Auge»  wenn  er  fagt, 
ftebe  mit  Berufung  auf  das  Apokryphon  Henoch  „ 
eujusdam  libro**  über  die  „Filii  Dei»  qui  de  cod 
defcendebant ,  venerunt  in  Hermon  et  concupiem 
filias  hominum^^  zum  Beweife  einer  Ketzerei :  Angt 
funt  de  coeleßibus  defcendentes  et  animae  t/uae  dß^ 
deraverunt  eorpora,  ^ 

77)  Silv.  dM  Sacy  fetzt  „docuerunt  eas'^  zweiMal,  ^ 
im  Anfange ,  dann  am  Ende  dea  Satzes  einmal.      ^ 

76)  Silv,  de  Sacy  fagt  ,»g^gantea  magnos.^*  \ 

79)  Silv.  de  Sacy:  donec  impoflibile  factum  eft  0 
alere  bominea,  lagt  aber  in  der  Pareuthefe:  foir 
impoßiUU  fuit  hominibui  alere  eos. 

80)  «St/n.  de  Sduy  :  conrerlique  funt  gigantes. 


Kap.  7.   r.  15.— 8.  V.  It  HS 

'  re^Of  Gewürm  und  Fifche,  iht  Fleifch  zu  effen 

ms  nach  dem  andern  und  zu  trinken  ihr  Blut  ^). 

15.  Dann  tadelte  ^)  die  Erde  die  Ungerechten. 

Kap.    8* 

1.  Ueberdiefs  ^  lehrte  Azazjel  ^)  die  Men- 
Ichen  Schwerter  machen  und  Mefler,  Schilde» 
Bnifthamifche  **),  die  Verfertigung  von  Spiegeln  ^) 
und  die  Bereitung  von  Armbändetn  ^)  und 
Schmuck ,  'den  Gebrauch  der  Schminke ,  die  Ver- 
fdiönerung  der  Augenbraunen«  (den  Gebrauch  der) 
Steine  von  jeglicher  köfUichen  und  auserlefonen 
Gattung  und  von  allen  Arten  der  Farbe  ^),  fo 
M$  die  Welt  verändert  wurde  ^). 


(i)  Silv,  d€  Saey  verbindet  die  einselnen  Gegenfiande 
durch  die  Copula ;  Aitt  Tkiere  lagt  er :  et  feris. 

8fl)  Silv,  de  Sacy :   et  fanguinem  bibebant  fx  illa. 

85)  Sil»,  de  Sacy:  conquefta  eft;  Laurence:  reproved. 

S4)  Silv.  de  Sacy  lagt :  porro  vnd  fchreibt  den  Namen 
dea  Engela  jizaxyeL 

85)  Das  griecbifche  Fragment  fchreibt  hier  den  Manien 
'A^^,  früher  'A<«X^^X. 

86)  Sil»»  de  Sacy  fetzt  swifchen  die  einseinen  .Gegen- 
wände das  verbindende  et;  L  auch  Amnerk.  eu  7,  14. 

87)  Sil»,  de  Sacy  fagt :  et  fecit  eos  videre  fjuod  poß 
fe  erat ,  erklart  aber  diefe  wörtlich/B  Ueberfetaung  in 
der  Parenthefe  edocuit  artem  fpecula  faciendi. 

88)  SU»,  de  Sacy  überCetzt:  infiitutumjtie  illorum  fumt 
armülae. 

8^  SU»,  de  Sacy :  ei  lapides  ex  ^uocun^ue  lapide  /üre- 
tio/o  et  electo ,  omnesque  tincturae  fimul. 

90)  Silv.  de  Sacy  fagl :   et  immutatus  eft  mundut. 

8* 


116  .     Kap.  8.   V.  3  —  3. 

2«     Gottlofigkeit  nahm  zu ,   Hurerei  nie 
Heb  und  lie  fündigten  und  verderbten  alle  i 

Weg  ^0- 

3«     Amazarak  lehrte  alle  die  Zauberer 
Wurzeltheiler^^); 


pt)  Der  Ausdruck  wie  i  Mof.  6,   i2. 

92)  Silv.  de  Sacy :  fuccirores  rftdicum  ,  wie  7  / 
fuccidere  radices  et  arbores.  Das  gricchi£che  ] 
ment  erwähnt  in  diefem  Sündenregißer  der  I 
blofs  Azael  (f.  V.  1.  )»  dann  Stmiazas  und  Fha 
ros  namentlich  j  die  übrigen  werden  mit  Zahlei 
gedeutet,  nach  Maafsgabe  der  Kap.  7,  9.  mitget 
ten  Reiheufolge.  Der  Name  Amazarak  harn  bei 
frühern  Aufzählung  der  Häupter  nicht  mit  vor. 
erfie  Theil  des  Wortes  iß  hochU  wahrfcheinlich 
XOH  f^ßf  r^fiig  f^yn  herzuleiten  I  bei  der  zwi 
Hälfte  iß  wohl  nicht  an  Xyn  todten  (alfo  :  rußi^ 
Morden) ,  fondern  an  Jl'^N  ßechcen ,  wehen  (von 

Zauberei,  die  er  lehrte ,  hergenommen ,  alfo :  ri 
im   iVehen)  oder  TJ^P  reihen^  ordnen  (die  Zau 

kreife  und  Zauberformeln,  wie  tS^^^W  "JJ^V)  su  i 
ken,  oder  auch  MSTW  Binde  zu  vergleichen.    1 
man  den  Namen  nicht  in  Beziehung   gu  des  £n, 
Qcfchäft  fetzen ,  fo  würde  ich  ihn  erklären :  fefi 
Rüfiung  (etwa  1|^V  YPN)-    Ueberfetzt  man  hier 

Silv*  de  Sacy  TVurzelfchneider,  wie  7,  xo.  fVun 
und  Bäume  fchneideng  To  deutet  die  Stelle  auf  den 
kannten  Aberglauben  hin,  welcher  mit  gewilfen  M9 
zeln, 'z,  B.  der  des  Allermanniharnifch  QAllium  vu 
rialis)^  in  welchem  man  ein  Gegenmittel  gegen  Z 
berei  su  haben  wähnte»  ehemals,  vom  gemeii 
Manne  hier  und  da  auch  wohl  noch,  getrieben  wn 
Laureuce  hat   zwar  dividers  of  roots  (^Theiler  1 


Kap.  8.    V.  3.  m 

Wurzeln)  und  7^   10.  the  dividing  of  roots  and  trees 
(das  Theilen  von  Wurzeln  und  Bäumen)  ^  allein  auch 
dieb  kann  füglich  nicht  ändert  verftanden  werden. 
Schon  in  alter  2eit  lieferte  auch  das  Pflanzenreich 
feine  reichliche  Beifteuer  zu  dem  Apparate  der  Zau- 
berei und  fonderbar  genug  find  es  meift  diefelbea  Ge- 
genßande,    Trelche   in  den  yerfchiedenften  Lindern 
SU  abergläubifchcn  Zwecken  gemilebraucht  wurden. 
Hier  nur  einige  Worte, von  den  dasu  yorzugsweife 
angewendeten  Wurzeln,    Die  jüdifbhen  Legendeii  Und 
überreich  an  Zauber-  und  Wunderwurzeln,  fo  dafs 
Cch  hier  vorsugsweife  die  Aeufserung  des  Juvenal 
(Sat.  VI,395.):  qualiacun<fue  voles  Judaei  fomnia  ven^ 
dunu  beftätigt.     Schon  Jofephus  (De  b6llo  Jud.  L.  VII. 
cp.  6.  JJ.  3.  ed.  Haverc. ,  fonft  VII,  25.)  erzählt'  von 
einer  Zauberwurzel  Baaras ,  welche  in  einem  nord- 
lich von  Macharus  gelegenen  Thale  wachfe,  von  Farbe 
der  Flamme  gleiche  und  gegen  Abend  einen  Glanr. 
von  fleh  gebe.     ^»Sie  lüfstßch,  berichtet  er  ganz  ernfl- 
»»hafc,  von  denen,  welche  ihr  nahen  und  ße  nAmen 
„wollen ,  nicht  leicht  ausreifsen,  fondern  weicht  zu- 
„ruck  und  bleibt  nicht  eher  ftehen ,  bis  Jemand  XJrin 
„oder  Menßnxationsblut  eines  Weibes  darauf  giefst; 
„jedoch  felbft  dann  ift,  wer  fie  berührt,  gewifs  des 
„Todes,    wenn  er  nicht  fchon  eine  folche   Wurzel 
„tragt,  fo  dafs  ße  von  der  Hand  herabhängt.    Sie  wird 
„indefs.  auch  auf  eine  andere  Weife  ohne  Gefahr  ge- 
„nommen ;  diefs  iß  folgende.     Man  umgräbt  ße  gSnz- 
„lieh,  fo  dafs  der  noch  bedeckte  Theil  der  Wurzel 
„fehr  kurz  ift.     Darauf  bindet- man  einen  Hund  daran, 
„und  da  diefer  dem,  welcher  ihn  angebunden  hat, 
„SU  folgen  fuoht,  fo  wird  ße  leicht  ausgeriflen ,  der 
„Hund  aber  ftirbt  fogleich,  gleichfam  hingegeben  für 
„den ,  welcher  das  Kraut  herausheben  wollte.     Die, 
„welche  ße  hierauf  nehmep ,  h^beu  nichts  zu  furch- 


llf  Kftp.  8.    V.  3. 

iVteiiL  Si^'wirfl  aber  wegen  Einer  Kmft  unter  fo 
,,chen  Gefahren  eifrig  gefucht.  Denn  die  fogenani 
,,ten  Dämonen  (diefe  aber  find  Geifter  böfer  Menfclien 
tiWeiche  in  die  Lebenden  eindringen  und  die,  wald 
yikeine  Hilfe  erhalun,  tödten,  treibt  fie  fogleicb  an 
i»wenn  Ce  nur  au  den  Kranken  gebracht  wird.«*  Da 
felbe  Gefchichtrchreiber  berichtet  anderswo  (Aät 
quitt.  Judd.  L.  VIII.  cp.  i.  $•  5»)  voi^  einem  Cnn 
VolkflgenoITen ,  Namena  Eleazar,  dafs  er  in  fein 
Gegenwart  vor  Vefpafian,  deflen  Söhnen,  den  Gl. 
iiarcben  ^nd  dem  romifchen  Heere  mehrere  BeCBfle" 
von  den  in  ihnen  häufenden  Dämonen  vermöge  eis 
Ringet  befreit  habe,  worin  „eine  der  von  Salomo  T 
geaeigten  Wurzeln*'  angebracht  gewefen.  Der  Ri*' 
Wurde  an  die  Nafe  des  Damonifchen  gehalten  v' 
aus  derfelben  der  Dämon  herausgezogen^  weld"* 
noeh  auf  Befehl  Eleazars  ein  in  einiger  EntfemnV 
aufgeftelltea  Waflerbecken  umftofsen  mufste,  um  (i 
UmSehenden  von  der  Wahrheit  der  Teufdaauatr^ 
bung  EU  überzeugen.  Vorzüglich  hat  iich  an  ("■ 
Wurzel  der  Alrauns  oder  Mandragora  ( fonft  atro^ 
Mandragora,  jetzt  mandragora  ofEcinalis),  einer  %^ 
gelloCen  Pflanze  aus  der  natürlichen  Familie  der  T 
laneeb,  zur  iRen  Ordnung  der  5ten  Klaffe  des  ld'\ 
n^ifchen  Syftems  gehörig,  von  den  alteften  Zeii^^ 
an  der  mannichfachfte  Aberglaube  angeknüpft.  .l\i 
weifse,  dicke,  fleifchige,  fpindelformige  uud  ni^V^ 
tifch  giftige  Wurzel  von  einem  ekelhaften  betavjrj 
den  Geruch,  einem  bitterfcharfen  Gefchmack ,  iftt| 
meutlich  auch  die  Maffe,,  aus  welcher  die  Alraunenj^!^ 
raunbilder,  Alrauniken,  Alraunichen,  Erdmannch^ 
Galgenmannohen ,  Heinzelmännchen;  vgl.  auch  iw 
Mandragorei  ««i9pwirl«Koi»  homunculi»  femihominea  s, 
ColumeÜa  X,  ip.)  den  Vorfchriften  des  Aberglaubtjj. 
zufolge  verfertigt  feyn  feilten,  wenn  man  der  ^ 


Kap.  Ö.   V.  3.  119 

ibnen  erwarteten  Hilfe  mit  Gewibheit  entgegen  fe- 
ilen wollte.     Weil  ße  nach  unten  gefpalten,  wie  zwei 
über  einander  gefchlagene  Menfchenbeine^  dttrchgSn- 
gig  mit  feinen  Fäferchen  wie  mit  Haaren  überdeckt 
iiy  fo  bat  Ce  einigermaafsen  das  Anfehen  einer  menfch- 
lidien  Bildung  und  diefs  i  war  ^  vielleicht  die  nachfie 
Venuüaflung  eu  dem  damit  getriebenen  Aberglauben. 
Schon  Plinius  iH'A.  natur.  L.XXV,  13.  [cp.XCIV.]) 
erwähnt  die  Vorficht ,   womit  ILo  gegraben  wurde: 
y,Cavent  efiFoffuri  contrarium  ventum  et  tribus  circu- 
,,lia  ante  gladio  circumfcribuut :    poftea  fodiunt  ad 
occafum  fpectantes»  *^   fo  wie  die  betäubende  Kraft 
derfelben:     ^^Odor  gravis  ei  (nämlich  dem  Safte): 
Ced  radicis  et  mali  gravior.'^     Die  wichtigem  diefen 
Gegenfiand  behandelnden  Schriften  findet  man  citirt 
in  G.  C.  Horfis  Zauberbibliotbek.    6  Th.  S.  309  ff. 
vgL  4  Th.  S.  55  ff.     Eine  «weite  in  der  Magie  und 
Zauberei  fiir  aufserft  wichtig  geltende  Wurzel  ift  die 
Springwurzely  welche  alle  Schlöffer  und  Riegel  öffnet 
und  sum  Geißerbannen  unerläßlich  ift ;  vgl.  über  Cq 
Horfi  a.  a.  O.  4  Th.   S.  46  ff.     Das  Wunderthier 
Jiddoa  (y1^^)9  wovon  die  Rabbinen  fabeln  (f.  Bux» 

torfs  Lexic.  Chaldaic.  Rabbinic.  Talmud,  p.  937. 
VgL  Bodiiu  Daemonomag.  Li.  I.  cp.  6.) ,  ift  auch  ver- 
möge eines  Seiles  an  einer  gewiffen  Zauberwurzel 
befeftigt.  Aufserdem  find  viele  andere  Wurzeln  im 
Dienfie  des  Aberglaubens  ;  fo  hatten  trügerifche 
Schatzgräber,  welche  vor  etwa  10  Jahren  in  der  Ge- 
gend von  Weida  im  Weimarifchen  ihr  Wefen  trie- 
ben f  unter  ihrem  Geräth  die  Aronswurzel ,  das  Sa- 
lomonsfiegel  u.  f.  w.  —  Vgl«  auch  noch  Plin.  Hift. 
Nat.  XXIV,  17.  (and.  Abth.  cp.  99  ff.).  Infofern  die 
Dichter  den  Volkswahn  fchildern ,  können  auch  fie 
über  den  Gegenfiand  belehren;  fo  läfst  z.  B.  Shake- 
fpeare  im  Macbeth  (Aufz.  IV.  Auftr.  i.)  die  Hexen 


120  Kap.  8.    V.  4. 

4.     Armers  ^)  die  Löfung  Act  Zauberei; 


,,  Sckierlingswurz  zur  finßcrn  Stund'  Ausgcgral) 
überall  y  Eihenzweig*  y  die  man  vom  Stamm'  I 
des  Mond'a  Verfintterüng  nahm**  in  den  KefTcl  tht 
in  welchem  fie  ihr  gräuliches  Gemengfel  kochen« 
Das  Theilen  (^Schneiden')  der  Baume,  wovon  7,  a 
in  demfelben  Zufammenhange  die  Rede  iß,  köni 
ßch  auf  die  Wünfcheiruthe ,  das  Schneiden  der  Zi 
herruthe  ^  des  ZauherflaheSy  das  Abfchneiden  v 
Splittern  (wie  noch  jetzt  bei  fympathetifchcn  Kun 
vom  Stamme  der  Baume,  das  Spalten  junger  Baui 
(z.  B.  um  Kranke  hindurch  zu  ziehen) ,  welche  da 
wieder  zugebunden  werden,  damit  der  Spalt  ^ 
wachfe»  und  dergleichen  mehr  beziehen. 
93)  Silv»  de  Sacy  fchreibt  Armaros.  Das  griechifc 
Fragment  erwähnt  hier  den  Pharmaros\  legt  i1 
aber  noch  mehr  zur  Laß,  nicht  blofs  die  Veröffe: 
lichung'der  Kunß,  den  Zauber  zu  löfen.  Dama 
könnte  alTo  das  Armers  in  der  athiopifchen  Ueb* 
fetzung  gebildet  feyn  mit  WeglalTung  des  (p;  fa 
mochte  ich  das  'A/xa^r^A.  damit  in  Parallele  ßellen,  w 
ches  entweder  Wort  (Befehl)  GotteSy  oder  wenn  n 

an  das  arabifche   p-^^t  denken  will,  FUrfi  Qot\ 

heilsen  würde.  Pas  Armers  fchcint  mir  mit  Q* 
oder  D^n  hoch  feyn  (wie  8^1  >  das  arabirche  ^^ 

und  dem  chaldaifcben  VN*^.  (gleich  dem  hebr.  \I)K 

Haupt  Eufammen  zu  hangen,  und  ift  alfo  zu  erK 
ren:  Hohe  des  Hauptes.  Doch  gebe  ich  gern  ji 
dafs  der  erfte  Theil  des  Wortes  auch  D*^n  Geweih 

bedeuten  könne;  ebenfo  wäre  es  möglich,  dafs  xndi 
ers  das  hebr.  TV(  Ceder.  &'^n  Sonne,  oder,  was  i 

m     •  •     • 

vorziehen  wurde,  jIm  ohaldaifcbe  ?*^  Geheimmfs  1S| 


,     Kap.  8.    V.  6  —  7.  121 

5*    Barkajal^)  die  Beobachter  der  Sterne; 

6.  Akibeel  ^^)  die  Zeichen , 

7.  Taxniel  ^  lehrte  Ailronomie, 


94)  Barkajal  erklare  ich  Blitz  Gottgs  (  vN^p^ ),  von 
p*^  mit  dem  bindenden  Jod,  und  el,  welches  feinen 
Vokal  auf  Jod  vorfchob,  um  su  quieTclren;  über  al 
für  el  L  zu  7,  9.  Ware  das  Jod  nicht  da ,  fo  liefse 
fichauchüberletzen(d«n)  Gott  fägnet  (IN  7n3).     Im 

Griechifcben  wird  der  pte  Engel,  alfo  BaXki^X  (Xfürr)» 
genannt  als  Lehrer  der  Aftrolkopie. 

95)  Silvm  de  Sacy  fohreibt  Kohalyel  und  überfetst  das 
folgende  Wort  characteres  (magicos) ,  bemerkt  Aber 
in  feiner  Note  dazu :  ^^oier fi^na»     Mau  ließ  im  Qrie- 

chifchen:      ra    osj^tZs    rtj;   y^f   •  .  .     r«    ffytfxnla   roü    i^kiov. 

Diefs  fcheint  durch  den  äthiopifchen  Ueberfetzer  ab- 
gekürzt zu  feyn/*  Ob  diefs  ßch  fo  verhalte,  oder 
ob  der  Grund  diefer  Erfcbeinung  anderswo  zu  fuchen 
fey,  darüber  vgl.  den  iften  Excurs.  Uebrigens  iß 
die  Bemerkung  Silv.  de  Sacy's  über  den  griechifcben 
Text  auc^h  nicht  ganz  richtig ;  denn  letzterer  hat  (p.  12 
und  13.  der  Chronographia  des  Syncellus;  p.  qq.  in 
DindorPs  Ausgabe):  0  5«  rtra^ros  (das  iß  nach  der 
Torausgefchickten  Reibenfolge  Chobahiel)  shiha^tv  aar^o* 
Xüyiavi  dagegen  wird  das  Bekanntmachen  mit  den 
Zeichen  der  Erde  dem  dritten  Engel  (alfo  Arakiel). 
und  mit  denen  der  Sonne  dem  fiehcnten  (alfo  Sampjiehy 
zarLaft>elegt.     Der  Name  Akibesl  iß  wohl  mit  SW 

Ferfßf    FufstriUf    Spur,    oder  3Py  Belohnung  und 

IH  zu  combiniren.  Der  criechifche  Name  führt  auf 
SSn  lieben. 

96)  Tamiely  von  DH  integer  uni  hS»  a^fo:  piut  Dei. 
Der  griechifcbe  Text  erwähnt  d^n  achten  Engel  als 


122  Kap.  8.    V.  8  —  9. 

8.  und  Afaradel  ^)  lehrte  die  Bewegung  d 
Mondes. 

9.  ^)     Aber  die  Menfchen,  da  fie  unterginge 
klagten  und  ihre  Stimme  gelangte  bis  zum  Himzn< 


Verbreiter  der  Aeroßopie.  Hierauf  folgt  dann  i 
vom  3ten  und  7teS  Engel  Berichtete  ( f.  Anmerk.  : 
y.  6.)  y  welches  der  äthiopifche  Text  nicht  hat. 

9?)  Silv.  de  Sacy  hat  AfaradyeL  Den  Namen  ha] 
ich  für  einerlei  mit  dem  hebrailcben  hN^"^Ty  HU 
Gottes;  das  i2  iß  wohl  Genitivsbezeichnungy  alfoet^ 
*~?N  1  ^1]^'  ^^  Griechifcbcn  iß  r«?'^  genam 
Diefer  Afaradel  und  Amazarak  (v.  3.)  waren  obi 
in  derLifie  der  Haupter  (Kap.  7,  9.)  nicht  mit  g 
nannt ;  zäblen  wir  ße  zu  den  dort  erwäbnten  acl 
zehn  hinzu,  fo  erhalten  wir  zwanzig y  d«  h.  ebent 
viel,  als  das  griechifche  Fragment  oben  namha 
macht.  Letzteres  hat  übrigens  hier  keine  neuen  N 
men,  fondern  hebt  einige  der  früher  Aufgezahlti 
und  zwair  nach  der  dort  beliebten  Reihenfolge  m 
Zahlen  als   Verführer  der  Menfcben  in  verfchied 

I 

ner  Hinficbt  hervor. 

9O)  Silv,  de  Sacy  bemerkt  in  einer  Note  vor  diaC^ 
Verfe  :  «»Man  ließ  hier  im  Griechifchen  ein  oder  sipi 
Satze,  welche  nötbig  zu  feyn  fcheinen,  um  das,  1« 
folgt,  mit  dem  vorhergehenden  Berichte  zu  verbi 
den :    Mark  tk  rcur«  ij^^ayro  oi  ytyavrti  HArt^Bitiv  rm^  emgf^ 
rwv  ay$^wirmVy    k«i   ^qiavro   ei  avS^vwoi    ikarrovffSai  M  '^ 
7if (  .  .**     Durchaus  nothwendig  iß  diefs   nicht ,   ^I 
fchon  im  vorhergehenden  Kapitel  das  im  9ten  VeiJ^ 
des  gegenwärtigen  Bemerkte  hinreichend  vorberei' 
iß;  aber  allerdings  iß  der  Zufammenhang  im  Criecii^, 
fchen  noch  deutlicher«  . 

I 


Kap.  9;    V.  t  —  2.  123 

Kap.     9. 

1*  Dann  blickten  ^  Michael  und  Gabriel,  Ra- 
phadt  Surjal  und  Uriel')  vom  Himmel  herab  und 
rahen  die  Menge  Blutes,  welches  auf  Erden  ver- 
goflen  war  und  alle  die  Ungerechtigkeit ,  welche 
aaf  derfelben  ^)  gefchehen  war  und  Tagten  zu  ein- 
ander: (hört^))  die  Stimme  ihres  Gefchreies! 

2«  Die  (ihrer  Rinder)  beraubte  Erde  fchreit 
bis  zum  Thore  des  Himmels  ^) , 


i)  Sibf.  ds  Sacy  Cigt  refpextiruni» 
8)  Die  hier  erwähnten  treu  gebliebenen  Engel  von  gro- 
dem  Anfehen  und  Gewicht  kommen  meift  fchon  in 

■ 

der  Bibel  ror;  Michael  (wer  ift  wie  Gott)  Dan.  lo» 
13.  si.  IS,  1.1  Galritl  (Mann  Gottes)  Dan.  8,  16. 
9,  Si.   Luk.  1,  tip.  fi6;    Raphael  (den  Gott  geheilt 

h«t)  Tob.  9,  5 UrUl  ift  SS^W  Licht  Gottes; 

Sil»,  ds  Sacy  Ichreibt  Oarjän^  lo  da£i  es  mit  Sour- 
jin^  welches  er  ftatt  Sarjal  hat»  gleichklingend  wird. 
Sur  im  Worte  Surjal  halte  ich  für  ^VÜt  bin  aber 
xweifelhaft,  ob  es  befler  durch  Mauer  oder  Schauen 
(beides  kann  es  bekanntlich  heifsen)  zu  überfetzen 
Üsy.  Sonft  könnte  man  auch  an  ein  Derivat  des  Verb« 
H\^t  wovon  *^tD  princepSf  zu  denken  lieh  geneigt 

fühlen« 

3)  Silv*  de  Sacy  wiederholt  fiatt  des  Pronomens  das 
Wort  Erde ,  und  uberfetzt  alfo :  fuper  terram. 

4)  Silv.  de  Sacy  fupplirt  ajcendit  und  Laurence  ^^it  ii^S' 
am  natärUchften  fcheint  mir  die  von  mir  gewählte 
HUipfe. 

5)  f i{v.  de  Sacy  mifsdeutet  diefe  Stelle ;  im  Aethiopi- 

fcheniftfiefoausgcarückt:  SPAt  K^^'tlU^^^t 


124  Kap.  9.    V.  3. 

3.  und  jetzt  klagen  zu  euch,  o  ihr  Heilig« 
des  Himmels,  die  Seelen  der  Menfchen  und  fpre 
chen:  Schaffet  uns  Gerechtigkeit  bei  dem  Hoch 


fl^Pl  welches  er  auf  folgende  Weife  übertragt 
„Vox  clamoTum  eoruxn  ascendit:  clamor  terrae  ui 
que  ad  ostiuxn  coeli  (pervenit)/*     Das  AdjectiTttfc 

\JA^^  orba^  denuiata  fcbeint  er  verwecLfelt  ^u  hl 

bcn  mit  dem  Verbo  UC    *   ascendit^  und  dat  Vor 

bum  aC^T  clamavit  (die  dritte  Perfon  Sing,  fem 
gen. )    fafst  er   auf,    als  wäre  es   das  Subfiantivun 

f^  Ayn\  clamor.  Hieraus  entfprang  die  Ungenauig 
keit  feiner  Ueberfetzung ,  in  wekber  er  ein  Adjecti 
vum  für  ein  Verbum,  und  ein  Verbujn  für  ein  Sub 
fiantivum  nabm;  eine  Ungenauigkeit ,  welche  ihi 
auch  antrieb,  den  Sinn  des  letzten  Satzes  durch  will 
kührliche  Ergänzung  einer  vermeinten  Ellipfe  einei 
andern  Verbi,  nämlich  pervcnit^  zu  beRimmen.    Win 

aber  auch  t\Q(\\^  ein  Subfiantivum,  was  es  jedod 
nicht  ill,  fo  zeigt  doch  der  Vocal  an  dem  Buchffaben 

T*9  dafs  es  nicht  mit  dem  andern  Subßantivo  f^Ji^C 
terra  conßruirt  werden  kann.  Ich  mufs  jedoch  be^ 
merken,  dafs  trotz  derUebereinflimmung  derBodlei^ 
xiifchen  und  Farifer  Handfobrift  in  den  Worten  .£;. 
doch  nicht  übereinßimmen  in  der  Interpunctiou ;  deid^. 

nach  FiZ^'^ilU^^  ^^  £<id  in  der  Bodl.  Ilandi 
fchrift  doppelte  Punote  (wo  in  der  That  der  Vers  ai^ 
Ende  ift);  aber  in  der  Farifer  Handfchrift  komma^ 
keine  folcbe  Puncte  vor,  fo  dafs  das  erfie  Wort  ii^ 

«weiten  Verfe  \J ^^  unvorfichtiger  Weife  zu  der-; 
yorhergehendeu  gezogen  feyn  mag.  (L.)  ; 


I 
I 


Kap-  9.    V.  3 — 5.  125 

[ten  ^.  Dann  ^)  Tagten  fie  zu  ihrem  Herrn ,  dem 
Könige:  Herr  der  Herren®),  Gott  der  Götter,  Kö- 
oig  der  Könige !  Der  Thron  deines  Ruhmes  ift  im- 
mer und  ewig  ^) ,  und  immer  und  ewig  wird  dein 
Name  geheiligt  und  verherrlicht.  Du  wirß  gc* 
piiefen  und  verherrlicht. 

4.  Du  haß  alle  Dinge  gefchaffen  '®);  du  halt 
Maclit  über  alle  Dinge")  und  alle  Dinge  liegen  of- 
fen und  klar  vor  dir.  Du  liehlt  alle  Dinge  und 
nichts  kann  dir  verhehlt  werden. 

5.  Du  haA  gefehen,  was  Azazjel  gethan  hat, 
wie  er  jede  Art  von  Boslieit  auf  der  Erde  gelehrt 
und  der  Welt  alle  verborgenen  Din'ge  ^)  enthüllt 
hat,  welche  im  Himmel  gefchehen. 


6)  Silv.  de  Sacy  überfetzt :  inducite  nolis  Judicium, 

7)  SUv,  de  Sacy  hat:  et  dixerunt. 

8}  Silv.  de  Sacy:  quia  (^tu  es)  dominus  doniinorum ; 
vor  den  folgenden  Sätzen  hat  er  beßändig  «t,  wie 
fonß  bei  Aufzählung  verfchiedener  oder  Bezeichnung 
derfelben  Gegeußände  durch  verfchiedene  Namen; 
vgL  Anmerk.  36.  su  8,  1. 

9)  Silv.  de  Sacy  übetfetzt :  in  omni  generatione  faeculi^ 
und  den  nächfl:  folgenden  Satz :  et  nomen  tuum  Jan- 
ctum  et  gloriojum  in  omni  generaüone  faeculi. 

10)  Silv,  de  Sacy  verbindet  diefen  Satz  ganz  genau  mit 
dem  am  SchluITe  von  V.  3.  ßehenden:  Tu  benedictus 
et  gloriofus  fecißi  omnia, 

11)  Silv.  de  Sacy  Tagt:    et  poteßas  omnium  tecum  eft. 

ift)  Silv,  de  Sacy  lagt:  omnia  arcana  mundi.  —  Nach 
Kap.  8,  1.  hat  Azazjel  nur  die  Verfertigung  der  Waf- 
fen, Schmuck-  und  Futzfachen  bekannt  gemacht,  doch 
verbindet  V.  2.  damit  die  Notiz ,  daf»  die  MenTchen 
fich  der  Gottlollgkeit  und  Hurerei  ergeben  hätten, 
ob  in  Folge  Jener  Mittheilungen  des  abgefallenen  £n- 


126  Kap.  9.    V.  6  —  7. 

6.  Auch  hat  Zauberei  gelehrt  Samjaza  '^)y  de 
du  Gewalt  verliehen  hall  über  die  '**) ,  welche  ih 
zugefellet  find.  Sie  find  mit  einander  zu  di 
Töchtern  der  Menfchen  gegangen  ^^) ,  haben  gd 
gen  bei  ihnen ,  find  befleckt  worden 

7.  und  haben  ihnen  Verbrechen  *^)  oflFei 
hart  ^0- 

gels,  wird  nicht  ausdrücklich  gefagt^  aber  wal 
fcheinlich  nach  der  Anficht  des  Verfaflcrs.  In  diel 
Stelle  wird  demfelben  auch  Profanirung  und  unred 
maCsige  Enthüllung  der  den  Menfcben  verfcbloflen< 
GeheimnilTe  sur  Laß  gelegt,  während  nach  Kap* 
5  —  8*  Zauberei,  Aftronomie,  Aftrologie  u.  f.  w.  dun 
andere  Abtrünnige  des  Himmels  auf  der  Erde  in  G 
brauch  kamen.  Aehnlicbe  kleine  DiiTerenzen  find 
ficb  auch  fonfi;  noch ,  wenn  man  diefen  Abfcbnitt  n 
der  vorausgegangenen  Darftellung  genauer  vergleich 

15)  Hier  wird  dem  Samjaza  als  dem  oberfien  Haup 
der  abtrünnigen  Engel  das  zugefchrieben ,  was  em 
der  ihm  Untergeordneten  gethan  hatte;  denn  na« 
Kap.  8>  3  —  4*  waren  es  eigentlich  jimazarak  ui 
Anners  9  welche  Zauberei  und  ihre  Löfung  in  Ui 
«lauf  brachten. 

14)  Silv.  de  Sacy  Tagt :    poteftatem ,  ut  imperet  üf • . 

>5)  ©^-^:  "Sn:  AvAje:  rt^X:  -Sa-^ 

S.  de  Sacy  überfetzt  die  Stelle:    ^^eUgerunttiae  inti 
filias  hominum  fimul ,  **   indem    er  das;  Wort  /"^g 

ivetunt  mit  H^Cß    ^^^^   "SCß   elegerunt  verwad 
feite.     Der  griechifche  Text  lieft  hier :  xai  jre^^ 

«■^   Tai   Svymri^    r&v   ov^^vwv    r%    ytji»     et     -profec 
Junt  ai  filias  hominum  terrae,    (L.) 

16)  Silv,  de  Sacy  überfetzt:    ifia  peccata. 

17)  Es  werden  in  dem  Berichte  der  Engel  die  Initsi 
theilenden  Gegenflande  faft  mit  dcnfelhen  Worten  wii 


Kap.  9.    V.  7.  1^7 

derholt ,   in  denen  Kap.  7  und  8«  ^^^  Factum  ersahl- 
teo.    Gerade  diefe  und  die  Parallelfielle  in  den  er- 
wähnten beiden  Kapiteln  find  vorzugiweife  von  den 
Kirchenvätern  berückfichtigt  worden,  offenbar,  weil 
fie  eines  Tbeils  viel  Auffallendes  in  fich  tragen,  dann' 
aber  andern  Theils,  weil  fie  den  damals  herrfchenden 
Vorfiellungen  über  die  Einwirkung  des  Geißerreichs 
auf  das  irdifche  Leben,   den.Urfprung  der  Zauberei 
und  verwandter  Dinge  gemafs  waren«     Schon  dem 
Jußinus  Martyr  (Apolog.  brev.   p.  92.  ed.  unius  ex 
CoDgr.  Sti.  Mauri,^  lag  nicht  nur  die  Erzählung  von 
der  Herabkunft  der  Engel  vor  nebft  allem ,  was  fie 
tbaten ,  fondem  er  bringt  fie  in  einen  ähnlichen  Zu- 
lammenliang  mit  der  grofsen  Regelmäfsigkeit  der  Na- 
turgefetze,    wie  es  im  B.  Henoch  Kap.  3  —  6.   ge- 
fchieht  (vgl.  Anmerk.  40.  zu  5,  5.):    „Gott,  der  die 
ganze  Welt  gemacht  hat,   und  das  Irdifche  den  Men- 
fchen  unterwarf,    und  die  himmlifchen  Körper  (erroi^ 
X<M  lagt  er,  darunter  find  hier  aber  wohl  die  Him- 
melskörper Sonne,  Mond  u.  f.  w.  gemeint,    welche 
auf  die  Erde,  die  Pflanzenwelt  u.  f.  w.  mächtig  ein« 
wirken ;  fonft,  mülste  man  alle  die  Erfcheinungen  am 
Himmel  darunter  verliehen»,  welche  für  das   Ganze 
von  der  wefentlichfien  Bedeutung  find)  zum  Wachs- 
e&jcm  der  Früchte ,  auch  für  dän  Wechjel  der  Zeiten 
ordnete  und  diefs  göttliche  Gefetz  fefifiellte ,  was  er 
•ach  der  Menfchen  wegen  gethan'  zu  haben  fcheinty 
übergab  die  Vorforg^  (t^ovoi«)  der  Menfchen .  und  def- 
(eo,  was  unter  dem  Himmel  iß,  den  Engeln ,  welche 
er  dafür  geordnet  hat.     Oi  ^  ayytXoi  «a^avtk  r>)v)i  r»|y 

^{«Vf  ywamvv  fjui§ffiv  ^rri^ij^av,  nett  «-«iSffg  iriKvmeav 
M  iiny  ei  XMy6f*WQt  i«i/uiovac»  xoi  ir^o^tVi  Xoiirfty  Tf  mvS^w» 
viiov  yivof  MVTOi(  SlovXmeav  *  ra  fjth  )i«  fjtayunwv  y^a^^ 
<i>iif,  rk  ht  h  ta  (t>6ßi»v  k«i  ri/uwpiuiv  mCPi^ov ,  rov  3a 
U  lil*x^^  SiffJMTwv  Kai  $vf*iaiJMvuiV  Ktu  e^Qvhwv  wv  Mvhu'ii  y§» 


I 


I 


f 


128  Kap.  9.    V.  7. 

yiva<7i  /utra   ro   xaStffiv   aTt$tfxtwv   2ouXiv5»}V<xi  *     H&ii   Ci;  iv$£ 
«■oi/f  <t>cvoug,    icokifjiovi»  fxot^aiaf^   »KoXaeiag  h 

Taffav  tiaviimv  eff-Kst^av  d.  i.  Die  Engel  aber  übe 
traten    jene    Ordnung,    unterlagen    der   Vermifchm 
mit  den  iVeihern  und  erzeugten  Kinder^  welches  i 
findj  die  Dämonen  heifsen;  und  überdiefs  haben  i 
das    übrige  Menfchengefchlecht  unterjocht,     J^U  t 
nen  brachten  fie  durch  magifche  ScJ^riften  dazu^  d 
andern   durch  Furcht  und  Qualen^  den  dritten  durc 
Belehrung  über  Opfer,  Räuchern  und  Llbation,  d- 
rcn    ße,    nach   ihrer  Unterjochung  von  den  Kraul 
heiten   der  Begierden,    bedürftig  geworden   warer 
und  üe  fäeten  unter  die  Menfchen  Mordy  Kriege  Ek 
bruch^    Zügelloßgkeit    und  jegliche  Schlechtigkeit», 
Nach  Jufiins  Meinung  find  die  Engel,  wie  es  fchein^ 
durch  den  Anblick  der  fchönen  Weiher  zu  ihrer  Ham 
lung  verlockt  w^orden ,  io  dafs  Ile  eigentlich  nur  A 
Vorwurf   träfe,   dafs   ße  nicht  mehr  fittliche  Krs' 
über  ßch  hatten,  um  den  Lockungen  zu  widerfiehei^ 
Noch  beftimmter  fpricht  diefs  das  Tcftament.  Rubc. 
€]>•  5«  aus,    delTen  VerfafTer  feiner  Ermahnung ^  d^, 
Weiber  vom  Putz  abzuhalten ,   durch  folgende  Not 
ein  grüfseres  Gewicht  geben  will:  Otr««  -yip  iStkÜt 
rou(    ^Esy^viyoqovq    ir^b     rsu     KotTAxXvfTfxGv  *     K  a  m  •  1 9 
cruvej^i;  6ptüVTt5    aCra^  iyivovro   av  iTriBvfAtcc  m 
X*jXwv,    i€«i    (TvwiXftßov    Ty    c/avo/ot    rJjy   t-.aSiv.      „So    habt 

fiG    ja    die    JV ächter   gereizt  vor  der  Fluth.      Der/ 
da  jene  fie  immer  fnhent  begehrten  fie  einander  w^ 
lefchloßen  in  ihrer  Seele  die  That^*  u.  f.  w.     VgL  aiu, 
die  Recoguitiones  Clementis  Lib.  I,  29.  (f.  Anmed* 
ÄU  V.  8* )     Merkwürdig  ifi  ferner  in  Juftin's  Nae 
rieht,  dafs  die  von  den  Engeln  Erzeugten  die  WeCf.^' 
feyen,  welche  Dämonen  hiefsen.     Nach  der  jüdÜchi^lV 
Tradition  ift  nicht  nur  Lilith^  Adam's  erfic  Gattini!^ 
die  fruchtbare  Mutter  einer  '/.ahlreichen  Teufelsbrut 

s 


Kap.  9.    V.  &  129 

8.    Die  Weiber  ingleichen  **)  haben  Riefen 
geboren  ^. 


.    tonitrn  haben  aach  Kain*i  in  zwei  Teufel,   einen 
mäanllchea  und    weiblichen,   sertheilter   Geiß  und 
die  beiden  aut  dem  Himmel  verfiofsenen  Engel  Schani' 
fchufai  und  Ufaelf  welche  auf  Erden  unter  den  Men- 
fcben  lebten ,  mehrere  Kinder  mit  einander  zeugten 
die  ihierfeits  die  Tochter  der  Menfchen  zu  Weibern 
nahmen  und  durch  fie  Cch  fortpflanzten,  zur  Verbrei- 
tung  des  Gefchlechtes  der  Teufel  reichlich  beigetra- 
gen.    VgL  die  Ton  Corrodi  in  der  Gefch«  des  Chilias- 
mus  1  Th.  S.  7i  ff.  lerß.  Ausg.)  angeführten  Belege.  — 
Aehnliche  Hindeutungen  bei  Tcrtuüian,  Clemens^  OrU 
Itneif  AugufiiHf  Zoßmus,  welche  ich  hier  aus  Mangel 
aa  Raum  übergehe;   einiges  davon  f.  zu  Kap.  lo,  is. . 
lg)  Silv,  de  Sacy  fagt :  vero ,  was  allerdings  befler  zu 
paiTen  fdieint;  allein  das  ingleichen  bezieht  ßch  dar* 
auf,  dafs    auch  die  Weiber,    nicht  blofs  die  Engel 
nacbtheilig  wurden,  diefe  durch  ihre  Befruchtung  der 
irdifchen  Dirnen  und  Anleitung  zu  Verbrechen ,  jene 
ibrerfeits  durch  die  Geburt  gewaltthStiger  Riefen. 
19}  Riefen,  nach  Jußinus  Martyr  (f.  die  Stelle  in  Note  1 7. 
S.  127.)  Dämonen,    Die  Recognitionea,  welche  dem 
Clemens  Romanus  zugefchrieben  werdeui  weifen  auch 
auf  diefe  Gefchicfate  der  Geuefis  und  des  Henoch  hin^ 
disDken  ßch  aber  Giganten  fnenfchlicher  Abkunft,  wie 
Barhehräus  (vgl.  Anmerk.  (S9.  2u  Kap.  7,  g.).     Denn 
es  keifst  Lib.  I.  cp.  2p,  (Patrea  Apofiol.  {»oft  Coteler. 
edid.   Clericui  T.  L  p.  4930-    9»  cetera  generatione 
tJiomines  lußi^  {jui  Angelorum  vixerant  vitäm^  illecti 
„pulcritudine  mulierum,    ad  promifcuos  et  illicitos 
tfConeuhitus  declinaverunt :    et  inde  jam  indifcrete  et 
yycontra  ordinem  cuncta  agentes ,  ßatum  rerutn  huma» 
ftnarum  ei  divinitus  iraditum  vitae  ordinem  permuta^ 

Bach  Rtnocli*  9 


130  Kap.  9.    V.  8- 

ftTunt^  ita  ut  omnet  hominei  vel  perfuafioM€  vel 
j^peccare  in  creatorem  fuum  cogerent  Deusi.  I 
fffiona  generatione  nafcuntur  Gigantes ,  Uli  qui  a  la 
fyColo  nominantur :  non  h^aiiomxoU;^  ut  Graecorum  1 
„bulae  ferunt,  fed  immenfis  corporibus  editi^  qn 
y^rum  adhuo  ad  indicium  in  nonnuUis  locit  olla  ii 
y^menfae  magnitudinis  oßenduntur.  Sed  adverfa 
„hos  jufia  Dei  Providentia  diluvium  mundo  inti 
yyduxit,  ut  orbis  quidem  terrarum  ab  eorum  conl 
„gione  dilueretar;  omnia  vero  locus  ab  impiont 
„nece  verteretur  in  pelagus.**  Etwas  anders  geftr, 
tet  (ich  die  Ueberlieferung  über  den  Urfprung  i 
Riefen  nach  den  Sibyllinifchen  Büchern.  AfironoA  ■ 
Beobachtung  des  Yogelflugs  su  Augurieui  Kunde  ^ 
Arsneimlttel  und  Magie  ßnd  Erfindungen  des  fit: 
Stammes  (yivoi)  der  Menfchen  (Sibyll.  oracul.  Lib« :. 
p.  Oa<— 91.  ed.  Servat,  Gallaeu^f  welche  heilsen  ^ 

TaiJri]$y   Sfm  cp^iv  axi'/txavTOV  voov  t^X^v,  ^^ 
'A.irXtfrov  rf  hifAttf^   vrißa^i  fxtyaX.oi  r    tri   iiSif 

*HtfAy  6fiiu^  *  §fAokov  V  vr&  ra^a^iov  hlfxov»   oiveVp  ^' 

AtafjtoU  o^ir/iKToig  xaX^vXayfxivot  iiaxorhat  •  ^ 

EiS  Tifvav  fJLmXM^oü  Xmß^v  rpo(  cxa/üiaroie.  ^ 

t^Erfindende  IFacftter«  diefen  Beinamen  fuhvaailt 
yvweil  Ce  im  Herien  einen  ungebrochenen  Sinn  ti*'. 
y^einen  gewaltigen  Leib  hatten,  und  zugleich  Aiv 
,,und  Sei  von  Geftalt  waren;  aber  lie  gingen ^aurA^ 
,,haufung  des  Tartaros ,  der  lichrecklichen ,  vaxwsal^ 
,,111  nnseibrechlidien  Feffeln ,  um  su  bülien  ia  ^ 
iiGeenna  heftiger  uad  unausloCchlicher .  Flaaunit| 
Die  dritte  und  vMCte  Ganeration  (yhn')  werden  i^ 
▼on  noch  fchlimmerer  Art  geTehildett:  Stola,  Ud»^* 
nuth,  Mord  und  Krieg  u.  f.  w.  find  die  Thati^j 
wodurch  fia  fich  bemerklich  machen;  aulatat  dL 
nach  diefen  kommt  der  Ausbund  aller  Schlechtigll^ 
TiymvTMi  OMaXiSfp  ina^  Ihff^iyui  xtwns  (^ 


Kap,  9.    V.  8.  131 

„&  «orderbten  Riefen »   gottlofe  fichmlhung  eusffo- 
beai**  (ja.  a.O.  p.pSO»  welche  Noah  zu  ermahnen  an« 
gewielm  wird,  jedoch  ohne  Erfolg.     Offenbar  neh. 
men  alTo  die  libyllinifchen  Orakel  erfiens  fchon  yor 
Entftehung    der    vorzugtweife   fogenannten   Riefen 
(C3^V^»  Viymmf)  ein  riefenartiget  Gefchlecht  an, 
dann  aber  aweitens  find  die  Giganten  nach  ihnen 
blolii  ansgearteteSpröCilinge  derMenfchen,  ohne  Da* 
swiCchenkunft  höherer  Wefen  hervorgebracht.     In 
den  Apokryphen  des  A,  T.  herrfcht  eine  ähnliche  An- 
ficht ;  fo  nennt  Baruch  3 ,  26.  die  berühmten  Riefen 
der  Vorzeit  bloU  „grofse,  kriegserfahme  Männer*^; 
T^  auch  Weiih.  14,  6.  Sir.  16«  7.  [8*]  3  Macc.  8,  4. 
CLyyby{bmici(Honiil.XXILinGenef.  cp.  VI.,  in  Tom. 
n.  p.219.  ed.  Front.  Ducaei  Francof.  1698.)  bemerkt; 
Giganten  nenne  die  heilige  Schrift  rov;  iV^^^pouc  ro  o'v/u« 
(robuftos  corpore);  nach  einer  bei  Serrat.  Gallaeus 
in  der  Ausgabe  der  Oracul.  Sibylliha  p.  94.  ange« 
führten,  angeblich  aus  derfelben  Horailie  des  Chryfo- 
ftomus  entlehnten  Stelle,  welche  ich  aber  ia  der  Du« 
cäUichen  Ausgabe  nicht  finde,  erklärt  derfelbe  Kir- 
chenvater   Giganten   im   biblifchen    Sprachgebrauch 
durch  nu^  *Sf***c  tou(  wfxiiKug^  d,  i.  die  fekr  langen  H^ 
ron«    Die  Söhne  Gottes  find  ihm  (C  die  bereits  ci» 
tirte  Homilie  a.  a.  O.  p.  819.)  Seth^s  Nachkommen, 
wie  dem  Barhebraus  (vgL  Anmerke  76.  zu  Kap;  7,  lo.); 
auch  nach  demCiut  bei  Serv.  Gallaeus  a.  a.  O.  •  wei- 
chet, wiegelagt,  in  der  Ausgabe  des  Fr.  Duc4«m>  nicht 
feht,  wSren  unter  den  (ji^ante»  Sethiten  gemeint; 
denn  Maines  Söhne  habe  Gott  klein  und  dünn  (rairttvw 

«M  eSrtXalf)  werden  laflen  ,  7wk  kci  «ir^  rij;  i^ptwt  (Paivffrag  fj 
Int^e^'  „Annit  auch  im  Anfehen  der  Unterfchied  ficht- 
imr  werde.**  Femer  Theodoret  (Quaeft.  48*  in  GeneC ; 
Opp.  T.  !•  p.  6a*  ed.  Schulz.^  erklart  Giganten  durch 
vjyiyAfytSiis  iißS^^vs  fekr  grofse  Mmtjchen,   und  CyriU 


•• 


132  Kap.  9.    V.  9—  12. 

9.  So  ^°)  iß  die  ganze  Erde  mit  Blut  2»)  i 
mit  Bosheit  erfüllt  worden. 

10.  Und  nun  fiche,  die  Seelen  derer,  wel< 
getödtet  worden,  fchreien, 

11.  imd  klagen  felblt  ^^)  bis  zmn  Thore  ( 
Himmels. 

12.  Ihr  Seufzen  fieigt  auf;  auch  können 
der  Ungerechtigkeit  nicht  entrinnen  ^^),  welche  i 

lus  AUxandr,  (Glaphyror.  Lib.  II.  ed.  Joao.  Aub 

T.  I.  p.  29.)  durch  iial&m  Tamara  irX>)v  avS^wirovq  JLoyi 
,',  äufserfi  grofse  Ungeheuer ,  die  aufserdem  vernw 
begabte  Menfchen,**     Letaterer  fetzt  (a.  a.  O«  p. 

—  30.)  hinzu:  Kai  trucrov  /ixfv  ai  «yi vaiks(  ri^ra,  no« 
girrovTOi    Biov   kai    auta   Xotxhv    röuv    avB^viTiwiV   catfJMrw 

Vk   Ol    r<K70/x<v5f   y/yAyrff  •    ro'jrcs'riv  iy^tot  ra   kai  tC^Swuf 

«OXU      TAScvrkJ     rh      ttht^Stff      KAI      Tolf      TCüV      ffWfXATViV      fJtMyi 

irXaovtKTOtvrt;  rwv  aKKwj  *  iffrtov  hi  tri  rovg  ayttv  ft^uKJrAT 
'yi'VAVTA;   atomaXciv   MArc/5i(rrAi    irw(    r>i(   SbOTvat^reu    'ypAtI)! 

XcYO(,  d.  i.  „Es  gebaren  nämlich  die  Weiber  Un 
y^  heuer  ^  da  Gott  die  Scbönbeit  der  menfcblicl 
,, Körper,  wegen  der  Kraftloligheit  der  dama1i| 
'» S^S^*^  bublerifche  Lüße ,  für  die  Folge  verwiCd 
„  Die  Erzeugten  aber  waren  Oiganten ,  das  iß  m 
„(eigentlich  agreßes)  undßarkj  und  Jehr  an  Itt 
„  lichkeit  leidend^  und  an  Gröfse  des  Körpers  diß 
federn  übertreffend.  Man  wilFe  aber,  dafs  die  R 
„  der  von  Gott  eingegebenen  Schrift  die  zum  Hani 
,y  Kraftigen  Giganten  zu  nennen  gewohnt  fey.** 

go)  Silv.  de  Sacy  fagt :    ob  id. 

fti)  Silv,  de'Sacy  hat  omni  fanguine. 

litt)  Silv.  de  Sacy  drückt  das  felbß  nicht  aus.         * 

83)  Silv.  de  Sacy  überfetzt :  et  non  -poffunt  exire  a 
tie  injußitiae  und  bemerkt  in  einer  Note  dazu:    ,J 
Griechifchen  heilst  es :   kai  ov  huvarat  ( 6  emayi^ 


Kap.  9.  V.  12  — 14.  Kap.  10.  V.  1  —  2.        133 

Irden  begangen  wird.     Du  weifst  alle  Dinge,  ehe 
e  lind  «^). 

13.  Du    ivcifst'diefes  und  wns  von  Diiien 
rethan  ift;  doch  du  fprichft  nicht  zu  uns  ^). 

14.  Was  haben  wir  ilmen  in  Rückficlit  die- 
Ter  Dinge  zu.thun^)? 

K  a  p.     10. 

1.     Da  fprach  der  Höchlte,  der  Grofsc  und 
Heilige, 

!2.     und  fendete  Arfajalaljur  ^^)   zum  Sohne 


T»v)  fStXSiiV  «▼)   ir^0(cuiro\;  rwv  exi  t>j(  «^.i^c   ^ivc/utviuv  a^ik»;- 

^  /«mrv.  Daher  glaube  ich,  oiufs  potrß  an  die  Stelle 
von  poß*unt  gefetzt  werden/*  Es  ift  aber  nicht  Seuf- 
ze^ das  Subject,  fondern  die  Bcdiüngten,  alfo  gar 
tkicbts  EU  andern. 

34)  SUv.  de  Sacy  fagt :  Tu  fcia  omnia,  cum  nonduin  funt. 

25)  Silv,  de  Sacy  überfetzt :  et  non  eJLy  tjuurl  dicas  nv 
iii,  erwähnt  aber  in  einer  Parentbefe  die  andere  mög- 
licbe  Uebertragung :   et  nihil  dicis  nobis, 

S6)  Silv,  de  Sacy:  quid  ergo  convenit,  ut  faciamus 
Ulli  propter  boc  ? 

t7)  Das  ^riechifche  Fragment  erwähnt  hier  den  Engel 
Vriel  ftatt  des  in  der  athiopifchen  Ueberfetzung  be- 
finillicfaen  langen  Namens,  welchen  Silv,  de  Sacy 
i,Arra|alaljor^*  fchreibt,  eine  geringe  Vcrfcbiedenh^it 
der  Orthographie,  wodurch  die  Deutung  des  Wortes 
Weder  aufgehalten  noch  gefördert  wird.  In  dem 
letzten  Theile  des  Wortes  nämlich  (ur  oder  or)  dürfte 
wobl  Jedermann,  den  Begriff  Licht  vermutben  (wie 

ia  üriel');  lalj  halte  ich  für  wVj>  ja  für  rP»  die 

«>Ainote  AbkürsuQg  von  Jehova  und  endlich  Arja 
"'  IQn   beßimmen ,  feßfetzen.     Das  ganze  erklärt 

^  allb :  den  Jehova  über  das  Licht  gej&tu  hatt 


134  Kap.  10.   V.  2  — 5. 

t 

Lamechs  ^), 

3.  und  fpracht  Sage  2U  ihm  in  meinem  Md 
men:  Verbirg  dich  ^^). 

4.  Dann  ver!künde  ihm  das  |£nde^  welche 
im  'Begriff  iß  hereinzubreclien;  denn  die  gana 
Erde  wird  verderben ;  das  WalTer  der  Fluth  wir 
kommen  über  die  ganze  Erde^  und  alles,  was  aa 
derfelben  ifi ,  wird  zerßört  werden  *'). 

5.  Und  nun  belehre  ihn,  wie  er  entrinne 
möge  und  wie  feinSaame  übrig  bleiben  wird^)  a^ 
der  ganzen  Erde. 


fig)  Darunter  ift  UoaK  gemeint  (i  MoC  5,  SB-^ap«)*  ^ 

jSp)  Silv*  de  Sacy  überfctzt :   Operi  caput  tuum ,  wilu 
fcheinlich  weil  er  meint,  Noah  Tolle  aus  heiliger  Sbhc 
gegen  su  erhaltende  Offenbaruog  fleh  yerhülleiii  w: 
e»  nach  s  Mof.  5,  6.  Mofes  und  nach  1  Kog.  19,  1; 
Elias  thaten.     Die  von  Lawrence  und  nach  ihm  ro' 
mir  gewählte  Ueberfetzung  wäre  fchon  der  fonft  o^ 
im  B.  Henooh  vorkommenden  Angabe   angemelEtfs 
dafs  der  Bote  Gottes ,  ehe  er  mit  feiner  Kunde  aic 
der  Höhe  hervortritt,   von  der  menfchlichen  GtMr 

■ 

fchaft  entfernt  lebt,  wie  es  namentlich  mit  HeacMß 
der  Fall  ift  (f.  la,  1.  64,  2.  70,  a.  6.  vgl.  qo,  15^ 
^05,  7«);  indeCi  konnte  in  den  Worten  auch  eine  An^ 
Forderung  liegen,  Maafsregeln  zu  treffen  zu  feiner  St 
cherheit  bei  dem  drohenden  Strafgericht  (vgl.  Y«  4— jt**« 
Das  griechifche  Fragment  hat  daher :  K^i^y^y  9wül\^i 
so)  Vgl.  1  MoH  6,  13. 17.  Ausfuhrlicher  ift  diefer  O^ 
genftand  in  einem  fpatern  Abfchnitte  des  Buchet  B{^ 
noch  ausgeführt;  £  Kap.  64-^67.  ?. 

31)  Silv.  de  Saey  lagt :  fedebin/ue  femen.  Grabe  (Sp:(, 
cileg.  Patr.  L  p,  S5^0  besieht  die  Worte  auf  1  liüi^ 
9,  fto.  9  alfo  den  Ackerbau.  — -  Fr.  Th.  Kink  (in  dk. 
deutfoben  Bearbtitiuig  von  JE«  d^  Saey*s  Nachr.  dit^ 


Kap.  10.  V.  6.  185 

6.  Wiederum  Tprach  der  Herr  2u  iiaphael : 
Unde  den  Azazjel  an  Händen  undFüfsen,  wirf 
hn  in  Finfiemifs,  ö£Ene  die  Wüße,  welche  in 
)odael  ^  ift  und  ftofs  ihn  in  diefelbe. 


B.  Henoch  betreff.  S.  47.)  macht  biet  darauf  ^ufmerk* 
liim  f  dafs  in  der  Erzählung  überall  die  fpate  Dämo- 
nologie herrfcbei  inrofem  alles,  was  bei  Mofes  Gott 
Celbft  (D^n^N)  thut,  hier  Engel  verrichten.     Diels 

ift  allerdings  ganz  richtig,  darf  aber  auch  bei  einer 
Schrift  nicht  anders  erwartet  werden ,  welche  unter 
Etrodes  d.  G.  verfafst  ift. 
3s)  Silvm  im  Sacy  fchreibt  DondaSl^  was  wohl  Gericht 

Gottes  QiH  1  f*1)  SU  erklaren  iß.  Dudael,  was 
such  im  Griech.  fteht ,  ift  dagegen ,  wie  ich  glaube, 

aus  yn^    chald.  Kim  Topf,    Kejfei  und  ^   Gott 

suGunmengeTetzt;   der  Name  ift  für   einen  Strafort 
nicht  unpaOend.     Zahlreiche  Erklärer  der  Bibel,  als 
Ichon  früherhin  Hugo   Grotius^    Ludw.   Cappellus^ 
Da«.  Heinßus^  um  der  Neuem  nicht  su  gedenken, 
ferner  Scaliger  und  Grabe  su  d.  Fragmente  des  He- 
noch, behaupten,  im  Brief  Judfi  Y.  6.  werde  mit  den 
Worten:  „Auch  die  Engel,  welche  ihre  eigenthüm- 
lidie  Behaufung  yerliefsen ,   behielt  er  zum  Gericht 
^  grofsen  Tages  unter  ewigen  Banden  in  der  Fin- 
BnmiCi^*  auf  die  yorliegende  Stelle  des  Buches  He- 
noch angefpielt.     Grabe  (a.  a.  O.  p.  551-)  «oin^  «««^^^ 
fcr  dunkle  Ausdruck  2  Petr.  ö .  4-  •  wGott  bat  nicht 
•>sinmal  die   Engel,    welche  gcfündigt,    verfchont, 
»bndem  hat  lie,  indem  er  fie  mit  Ketten  der  Fin- 
iJleniüs  zur  Hölle  verftiels ,  für  das  Gericht  aufbe- 
tiWahrt ,  **  Hey  auf  das  hier  Erzählte  zu  beziehen  und 
I      wbilte  dadurch  erft  fein  gehöriges  Licht.     Auf  das 
Bta^ecifiht,  welches  die  abtrünnigen  Engel  uifft. 


idij' 


136  KAii>.  10.    V.  7  T-  8. 

7.  Wirf  auf  ihn  fch.'irfe  und  fpitze  6teine  • 
und  decke  ihn  mit  Finlternifs  ^'*). 

8.  Dort  wird  er  bleiben  immerdar^);  bedec 
fein  Antlitz ,  dafs  er  das  Licht  nicht  JTehen  kan 


sebmen  die  Kirchenväter  gern  Rück  ficht,  a]s  Jrenm 
adv.  haeref.  L.  lY.  cp.  3.,    TertuUianj  befondera 
der  Schrift  de  cultu  foeminarum, 

33)  Silv.  de  Sacy  fagt  ,,Iapide8  tortos  et  acutoa.^*  A 
Steinen  wurden  bei  den  Hebräern  gewöhnlich  i 
Leichname  der  GeKeinigten  bedeckt  (Jof.  7,  s5-  fit 
fo  dafs  man  etwas  Befchimpfendes  darin  fahe  (Jof. 
29.  2  Sam.  10  f  170  9  auch  hier  könnte  aufser  di 
Schmerzhaften  der  Strafe  das  Schimpßieh^  derfelb 
dem  VerfalTer  vorgefchwebt  haben. 

34)  Finflernifs^  ein  bei  den  Hebräern  beliebtes  Bild  1 
Unglück,  wie  umgekehrt  Licht  für  Glück  fiel 
hinaus gefiofsen  in  die  Finfiernifs  daher  im  N.  T. ,  1 
Matth.  8ff  i&-  sSf  13.  35,  30.,  ziemlich  häufig  für  j 
höchßen  Glückes  beraubt  und  dem  gröfseften  EJen 
Preis  gegeben  feyn.  Hier,  wo  Azazjel  zur  Strafe  a 
einem  Steinhaufi^  bedeckt  wird,  mufste  das  Bild  1 
ders  gewendet  werden.  Oefters  liegt  bei  der  Anw« 
düng  des  biblifchen  Ausdruckes  die  Yorfiellung  i 
dunkeln  KeTker$  zum  Grunde  (Ff.  107,  10.  14.  J 
4S9  7«  Weislu  189  40?  u°d  auch  hier  fcheint  IIa  i 
nachfte  VoraDlaflung  dazu  gegeben  zu  haben. 

55)  Silv.  J#  Sacy  Csgt:  in  faeculum.  Der  Ausdni 
immerdar  aub  hier,  wie  oft  im  A.  und  N.  T. ,  ttu 
von  einer  Zeit  ohne  Ende  verfianden  werden,  fc 
dem  nur  von  einem  fehr  langen  Zeiträume;  da 
nach  y.  9/  wird  ja  Asazjel  fpater  ins  Feuer  geworQ 
bleibt  alfo  nicht  unter  den  Steinen  liegen.  So  wJ 
auch  nach  Apok.  9o,  a— 3*  der  Tei:^el  auf  1000  Jal 
geffiOelt  und  in  dea  Abgannd  TerCehloiTen.    Vas  LU 


Kap.  10.    V.  9—10.  137 

.0.    und  am  grofsen  Tage  des  Gerichts  lafs 
ihn  ins  Feuer  werfen  ^^). 

10,    Belebe  ^^)  die  Erde,  welche  die  Engel 


nickt  feken^  ift  ganz  eigentlich  su  nehmen  ;  der  Steln- 
baafen  bedeckt  den  Frevler  ganz  und  gar,  fo  dafs  er 
nichts  gewahr  wird.     Vgl.  auch  Y.  8. 

36)  Das  Verbrennen  lebender  Ferfonen  war  eine  bd  den 
Hebräern  zwar  nicbt ,  aber  bei  einigen  andern  YÖI- 
kern  des  Orients  vorkommende  Strafe  (vgl.  den  von 
mir  berausgeg.  Entwurf  d.  hebr.  Alterth.  S.  366 — 67.). 
So  werden  Verbrecher  in  Ziegelofen  (ft  Sa m.  19,  31.), 
Fejccro/If A  <  Dan.  3,  6.  ii.  15.  21.}«  Keßel  mit  ko- 
chende&tii  Wafler  (s  Makk.  7,  5.)  gefieckt ;  das  N.  T. 
droht  den  Befen ,  daft  fie  von  Engeln  in  den  Feuer» 
ofen  geworfen  (Matth.  13,  4s.  50.)  9  mit  Feuer  und 
Schwefel  gequält  werden  Tollen  (Apok.  14 ,  10.  )• 
Nach  Apok.  17,  16.  wird  das  Fleifch  der  grofsen  Hure 
verzehrt  und  Ca  mit  Feuer  verbrannt)  und  in  mehrern 
Stellen  (Apok.  19,  so.  so,  10.  14.  15.  Ol«  6.)  iß  ei- 
net Feuer jeei  gedacht ,  in  welchen  der  Teufel  und 
die  Seinen  hiDabgellurst  werden. 

37)  Silv»  de  «Sacy  überfetzt  vivifica^  erklärtes  aber  durch 
Jana*     Recht  gut;  im  Griechifcben  Kebt  *acau     Die 
Erde  ift  durch  die  berrfchende  Verderbnifs  gleichfam 
erftorben,  das  geifiige»  fittlicbe  Leben  ift  von  ihr  ge- 
wichen j    und  foU  nun  wieder  in  ihr  hervorgerufen 
wenden.     Indefs  liefse  fich,  befonders  mit  Berückßch- 
tigung  von  V.  xi.^  auch,  die  Erklärung  von  pbyfircher 
Wiederbelebung  der  Erde  vertheidigen ;  denn  durch' 
die  Giganten  ift  alles  Lebende  bedroht  und  grofsen 
Thoils  vernichtet  (Kap.  7,  iS-*-  i40f  dlejliefen  wer- 
den  eine  Beute    der  gegenfeitigen   Eiferfucht    (10 
^3*  Iflf  19.)»  oder,  wie  es  in  andern  Stellen,  s.  B. 
Kap.  66.  beifst ,  der  grofsen  Fluth. 


138  Kap.  10.  V.  11  —  12. 

Terderbtexii  und  verkünde  ihr  ^)  Leben,  dafs  i& 
fie  'wieder  beleben  werde. 

11.  Nicht  alle  Menfchen  f ollen  umkomme 
in  Folge  jeglichen  Geheimnifles  ^) ,  wodurch  di 
Wächter  Zerflörung  angerichtet  und  welches  fi 
ihre  Nachkommenichaft  gelehrt  haben. 

12.  Die  ganze  Erde  ift  verdorben  durch  di 
Wirkungen  von  Azazjel's  Lehre  *^).     Ihm 
fchreibe  das  ganze  Verbrechen  zu^O* 


S8)  Silv»  de  Saey  fetzt  flatt  des  Pronomens  terrae  tuw 
hat  nichtig  was  dem  unmittelbar  folgenden  Satse  diu 
fet  YerCes  entfprache.  Der  Ausdruck :  verkünde  ikm 
Lehen  bezeichnet  das  deutlich,  was  vorher  beleheß 
(eigentlich  wohl  wieder  beleben)  hiefs. 

Sp)  Silv»  de  Sacy  nicht  recht  deutlich :  ,,  in  myfteric- 
omnium ,  quae  palam  fecerunt  vigiles.  *^  Zu  den 
letztem  Satze  macht  er  diele  Bemerkung:  »»ImAethiO' 

iipifchen fteht  Xiaealü  (^"t^A"*)»  occiderunt.  Dia4 
Pii&  fichtlich  ein  Fehler.     Vielleicht  mufs  gelefenwer^ 

iiden  hahalu  \l\\Jr)rljj  dixerunt.  Ich  bin  hW- 
9idem  Griechifchen  gefolgt,  wo  es  t7icov  heilst.'^  lÄ 
folge  Lawrence^  welcher  überfetzt:  by  whiek  tJk^ 
JVatckers  kave  defiroyed.  Unter  den  Gekeimnißifii 
find  die  Kap.  8»  i-— 8*  erwähntenT)inge  zu  verftehan- 

40}  Sihm  de  Saey  überfetzt  zwar  in  doctrina  operi 
Aza^jelis ,  fagt  aber  in  der  Anmerkung  zu  den  Wor 
Cent  „Oder  vielmehr :  in  operibus  doctrinae ^  wie  e* 
im  Griechifchen  lautet:  •»  relig  Sgyci;  r^g  hilamakm- 
'A^^.*'  Dagegen  fagt  Laurenee^  dab  der  athiopi^ 
fche  Text  wörtlich  laute :  durch  die  Lekrä  des  tVeifi 
kes  AtazjeCSf  überfetzt  aber:  by  the  effects  of  cft* 
doctrine  of  AzazyeL  ^ 

41)  Hier  wird  Aiazjel  als  der  Hauptverbrecber  dargk> 
ftellt,  während  da,  wo  genauer  und  mehr  im  EiiAl 


Kap.  10.    V.  13.  139 

13.    Zu  Gabriel  aber  Tagte  der  Herr:   Gehe 
zudenBeüaem^},  zu  den  Verworfenen ,  zu  den 


■■ 


sd&en  über  die  HancUungtweife  der  vom  Himmel  auC 
die  Erde  herabgeftiegenen  Engel  berichtet  ift^  ihm 
blob  Verbreitung  künfilerifcher  Fertigkeiten,  alt  in 
Bereitung  von  Waffen ,  Spiegeln  und  andern  Gegen- 
Binden  des  Putzes  •  oder  Bekanntmachung  mit  dem 
Gebiauche  der  Naturprodukte  zum  Luxus  Schuld  ge- 
geben wird  (f.  Kap.  8i  &•)•  Indels  errcheinen  auch 
dort  die  TO&  diefem  Engel  in  Umlauf  gekommenioa 
Dinge  als  die  Verderbnifs  der  Welt  rorzugsweife  be- 
grändand  und  fSrdemd.  Ueberhaupt  wird  Azazjel 
oich  Semjaza  als  von  wefentlich  grolsem  und  nach^ 
tUiligem  EinfiuITe  dargeftellt. 

W  rt  ^  V  jS^\    S.  de  Sacy  uberfetzt  dielet  Wort 

ginz  und  gar  nicht.  Die  Wurzel  iTi^  kommt 
weder  imLudolf  noch  iin  Caftellus  vor.  Sie  ift  aber* 
mils  gebraucht  Kap.  65»  ?•  ^^  ^^h  Jedoch  zufällig 
eine  athiopifche  Handfchrift  beCtze,  welche  den 
grobten  Theil  der  kleinen  Propheten  enthalt  |  fo 
bnd  ich  gelegentlich  das  Wort  Micha  3,  5. :  „fo  fagt 
im  Herr,  ruft  Micha  aus »  tob  den  Propheten »  dafs 

fc  «ein  Volk  irre  fuhren  AA  J  ^  ifi^^D^^  t 
nn^^l/i^:  dafsJUleifunmUikrenZdhnen^*  (L.) 
—  Ueber  den  in  diefem  Yerle  erwähnten  Gegenftand 
vgl  Kap.  7,  10. — 8f  9*  9i  fiff*  und  vorzüglich  die  zu 
^P«  9 »  7-  in  Anmerk.  17.  citirten  Stellen  auii  den 
Kirchenvätern.  Jufiinus  Martyr  die  im  chrifiiichen 
Altsrthume  überhaupt  herrfchende  Anficht  theilend» 
Itls  die  vermeintlichen  Gottheiten  dei^  Götter  Dämo* 
^^  leyen .  welche  die  Menfchen  zu  ihrer  Verehrung 
verführt  hatten,  benutzt  in  feiner  Apologia  pro  chri- 
ad  Antoninum  pium  (nr.  5«;  p.  46.  ed.  unius 


A 


14C)  Kap.  10;   V.  13. 

Kindern  der  Hurerey  und  vertilge  die  Kinder  di 
Hurerey,  die  Nachkommenfchaft  der  Wächter,  at 


ex  congreg.  Sti  Mauri.^  die  Ueberlieferun^»  welcl 
ficb  an  1  Mof.  6.  geknüpft,  folgender  MaafseD  dafi 

zum  Beweife :  *E.vu  rh  v»kcnly  haifxo'^t^  ^aCXot ,  iTi^avtl 
ironjffa^ivof ,  Kai  yvvmKCii  bfAGt^kucav  ^  Kai  traThtki  hti^Bst^ 
Kai' ^ißi^TQa  ivS^wTotg  ebtt^av j  (ug  naraicXaytj'jat  roC/i  ot  ki*^ 
rai  yivofjtivai  ir^X><(  oCn  taqivov ,  akka  hitt  o-tw^^Tar/Atvoi  |  hl. 
fxq  «Tftrra/Lcivoi  haijjfvai  ilvai  (|)aiiAoi-$i  5iou$  x^o;wvc/ua^9v,  ic 
cvofxciTi    laa^TOV   'KqOiy^yc(^tx,ov    oti^    Ivtadrof    aCrw    rwv    iai/x^M 

•Tt'5iro.     ,,Als  nämlich  in  alter  Zeit  bofe  Dämonen 

»fWelche  Hch  fichtbar  zeigten,  fowohl  die  Weiber  i« 

„fchliefen^   als  auch  die  Jünglinge  verderbten  ^  um 

j^den  Menfchen  Schreckbilder  zeigten^  fo  dafs  diejen 

„gen,  welche  nicht  mitVerßand  das  Gefchebene  bctti 

9,theilten ,    fondern  von  Furcht  ergriffen  waren  un. 

9,nicht  wufsten,  dafs  es  böfe  Dämonen  gebe,  inBeftui 

„xung  geriethen ,  nannte  mau  fie  Götter  und  uannt 

i,einen  jeden  mit  dem  Namen,  welchen  ein  jeder  dc 

„Dämonen Heb  felbft  beilegte.'*    Einen  Betrug  fpiele^ 

die  Dämonen  hier  allerdings  aucb,  indem  fie  ficb  fürel 

WAS  anderes  ausgeben,  als  fie  find,  durch  den  erwähS 

teil  Namen;  nach  einer  andern  Äeufserung  des  JuSi 

(Apolog.  IL  a.  a.  O.  p.  92. ;   vgl.  oben  S.  id?-)  W8 

ren  magifcbe  Schriften,  Schreckmittel  und  Bclehrua 

über  das  Opferwefen  die  Dinge,  wodurch  ficb  dL 

ge  fallenen  Engel  bei  den  Menfchen  einfcblicben.    Zwi 

feilen   beiden  Stellen  ift  aber  darin    eine  Differenz 

dafs  hier  die  Engel  felbß  Dämonen  heifsen,  dort  abe 

die   von  ihnen  mit  menfclüichen  Weibern  erzeugt 

Niichkommenrchaft.     Mit  der  dort  ausgefprochene 

A^nficbt  Kimmt  Tertullian  überein ,   wenn  er  (ApoK 

gi3t.  cp.  82.)  fich  fo  äufsert:  ,,Sed  quomodo  de  angA^ 

,.  lii  quibusdam  Jua  fponte  corruptis  corruptior 


Kap.  10.    V.  13.  141 

der  3fenrclicn  Mitte;  führe  £e  heraus  und  erringe 

j^daemonum  evaferit  damnata  a  Deo  cum  generis  nu« 
y.aoribus  et  cum  eo,  quem  diximus,  principe^  apud 
„litteras  fanctas  cognofcitur.  **  Seinem  rpeciel>.en 
Zwecke  gemäfs  bemerkt  cieiTelbe  Kirchenvater  in  der 
Schrift  de  cultu  foeminarum  den  Umftand,  dafs  Luxus 
und  Putzfucht  durch  die  Mittheilungen  der  Engel 
unterfiützt  feycny  nicht  aber^  dafs  ße  Abgötterei  ver- 
ttUbten,  wie  Jufiinus  Martyr  fagt.  Denn  L.  L 
cp*  10.  heifst  et :  „  Nam  et  Uli ,  fjui  ea  (ornamenta) 
»coHßitiurunt  ^  damnati  in  poenam  mortis  deputan* 
„Cnr^  Uli  fcilicet  angeli ,  tjui  ad  fdias  hominum  de 
n^oilo  ruerunt  ^  ut  haec  quoque  ignominria  foeminae 
naccedat«  Nam  cum  et  materiat  tjuasdam  bene  oc* 
f^cjtas  et  artes  plerasque  non  revelatat^  feculo  multo 
itOiagis  imperlto  prodidißent  (vgl.  Heuochy,  lo. 
1)8 1  1  ff)«  liquidem  et  metallorum  opera  nudaverant 
„et  herbarum  ingenia  traduxerant  et  incantationum 
jtvires  provulgaverant  (Hcnoch  a.  a.  O.)  et  omnem 
„curioßtatem  usque  ad  fiellarum  interpretationem 
„(Henoch  8*  5^0  defignaverant,  proprio  et  quall  pe« 
,iCuliariter  foeminis  infirumentum  illud  muliebris  glo- 
),Tiae  contulerunt  lamina  lapillorumj  tjuibus  monilia 
^fVariantur^  et  circulos  ex  auro^  f/uibus  brachia  artati" 
ntiWf  et  medicamenta  ex  fuco ,  (juibus  lanae  coloran» 
„Cur,  et  illum  ipjum  nigrum  pulverem^  tjuo  oculorum 
ntxodia  producuntur  (Henoch  ß,  i.}*^*  Und  argu- 
mendrend  fetzt  er  hinz\i:  „  Si  dootrinae  dicendae 
nfuDt,  mali  magiflri  male  docuerint  necelTe  eli.  Si 
ijfflercedei  pro  libidinCy  nullius  rei  turpis  merces  de- 
},6on  eft.**  Dafs  er  ficb  unreine  Geifier  unter  jenen 
Engeln  denke ,  erhellt  auch  aus  dem  Zufatze,  wcl- 
eben  er  macht :  ,,Hi  funt  nempe  Angeli  i  quos  judi* 
»caturi  fumus  (mit  Anfpielung  auf  i  Kor.  6,  3. ;  vgl« 


142  Kap.  10.   V.  13  — 14. 

fie  einen  gegen  den  andern  ^).  Lafs  fie  umkon 
man  durch  Mord ;  denn  Länge  der  Tage  wird  iJ 
nen  nicht  zu  Theil. 

14.     Sie  alle  werden  dich  bitten ,   aber  ih: 
Väter  erlangen  nicht*5  in  Rückßcht  auf /ie  ^) ;  den 


auch  jicta  Pauli  et  Theclae  in  6rahe*s  SpicUeg«  PtC 
T.  L  p.  970«''  ifHi  funt  angeli ,  quibus  in  lavM 
yiTenuncxamus/'  In  Lib«  II.  c.  &o.  kommt  er  Am 
malt  auf  den  Gegenftand  zurück  und  gedenkt  derS- 
firafung  jener  Engel:  „Quod  II  iidem  Angeli,  qui  ' 
fftnaterias  ejusmodi  et  illecehras  detexerunt^  ejus  £4 
,,ec  lapidum  illußrium »  et  Optras  eorum  tradidenio 
„et  jam  ipfum  eallihlepkarum  vellerumt/ue  tinctaträ 
yyinter  cetera  docuerunt  (vgl.  Henoch  Q,  i.%  damnm 
f,a  Deo  funt,  ut  Henoch  refert,  quomodo  placeb 
,,mus  DeOt  gaudentes  rebus  iUorum,  qui  iram  a 
„animad7erIionem  Dei  propterea  provocaverunt?'* 

43)  Silv.  de  Saey  überfetst :  ,,  mitteque  illot  inter  C 
in  bos  Qt  in  illos'^  und  erklärt  es  i^  einer  Farenthefia 
yyCommitte  eof  mntuo  certamine'^  |(ift  wobl  »»certfl 
mini*'  au  lefen).  Im  Aethiopilchen  findet  Heb  allai 
dingi  der  hegriS  fchicken. 

44)  In  der  Ueberletzung  von  Silv.  de  Sacy  wird  dial 
ausgedruckt:  „et  non  erit  patribua  eorum  propl)0 
,,eos  (jus  intercedendi),  quia**  u*  L  w.  Aus  dai 
nachfolgenden  Kapiteln  erCebt  man  allerdings,  dal 
die  yom  Himmel  entwichenen  Engel  es  nicht  wagM 
Gott  mit  einer  Fürbitte  für  ihre  Kinder  fich  za  nm 
bea,  fondern  den  Henoch  um  feine  Vermittlung  bfl 
demfelben  anflehen  (man  lebe  a.  B.  13,  ((•)  $  im  Giin 
chifchen  heilat  es ;  x«i  xiütt  »fwrm9ts  0 Jx  Sm»  ro7|p  wmtfi 
9iy  «»rfiy.  Das  Wort  t^rnnirts  bezeichnet,  wieFabriew 
(Cod.  Ffeudepigr.  Y.  T.  p.  193.  not.  n.)  fchon  ba 
merkt»  foviel  als  TOtnm,  precatio,  nnd  der  Siai 


A 


Kap.  10.  V.  14-^15.  143 

Be  werden  auf  ein  ewiges  ^)  Leben  ho£fenj  und 
lals  He  leben  mögen ,  ein  jeder  von  ihnen  fünf- 
iiundert  Jahr. 

15.  Ingleichen  fprach  der  Herr  2u  Michael : 
Geheund  verkünde^  dem  Samjaza  und  den  andern, 
welche  bey  ihm  iind,  welche  lieh  niit  Weibern  ver- 
ciiiigten,  um  £ch  zu  beflecken  mit  aller  ihrer  Un« 
imheit  ^ ;  und  wenn  alle  ihre  Söhne  erfchlagen 
Ind,  wenn  lie  fehen  den  Untergang  ihrer  Gelieb- 
teo,  fo  binde  fie  für  liebenzig^^)  Gefchlechter  unter 
fie  Erde^)»  bis  auf  den  Tag  des  Gerichts  und  det 

der  Stelle  ift  alfo :  die  Vater  jenes  gigantifchen  Ge- 
fcblechtes  können  nicht  bitten  um  Rettung ;  wollten 
fia  et  aber  auch  verfuchen ,  fo  würde  es  ihnen  doch 
nicbtf  helfen. 

45)  Diefer  Vers  ift  für  die  Au£Fafliing  det  Wortes  ewig 
Ukr  belehrend ;  denn  der  SchriftfleUer  erklart  ihn  gleich 
felbft  durch  fünfhundert  Jahre.  Vgl.  auch  6,  ta. 
A'fv.  de  Sacy  hat  in  dem  folgenden  Satse  die  Worte 
mges  Leben  nochmals  wiederholt  und  überfetit  da- 
Ur  |,et  nt  virant  yitam  aeternam.^' 

V)  Silv.  de  Sacy  hat  blofs :  Nuntia, 

47)  Sibf.  de  SacyhtX :  cum  Ulis  in  omni  immunditia  earum» 

40  Auch  im  Buche  I^noch  find  die  Zahlen  liehen  und 
EWbenzig  runde  Zahlen;  der  hier  gebrauchte  Ans- 
iiUGk  ift  demnach  nicht  genau  bu  beßimmen,  fo  daCi 
«•  etwa  über  fiooo  Jahre  betrüge  (wenn  wir  die  Ge» 
Bswtion  zu  30  Jahre  rechnen) »  fondern  es  foU  nur 
kilsea :  lehr  lange  Zeit.  Auf  Shxüicbe  Weib  wird 
Ol  der  ApokalTpfe  der  Satan  iur  löoo  Jahre  gehnn- 
Aca  (Apok.  so»  2.)*  Auch  in  diefer  Stelle,  wie  über* 
l^pt  in  den  chiliaftifchen  Hoffiiungen»  foU  die  Zahl 
^etwegs  gans  Hreng  gefabt  werden. 

49)  SÜM.  de  Sacy  :  Juh  collibus  terrae.  Der  Kerker  ift 
^  unter  der  Erde  zu  denken »   wie  auch  der  Ab- 


I 


144  Kap.  10.    V.  l5-rl7. 

Vollendung^),  bis  das  Gericht,  welches  für  je^ 
gilt,  vollbracht  ift. 

16.  Dann  follen   fie   hinweggefchaflFt  V9 
den  ^')  in  die  unterßen  Tiefen  des  Feuers ,  in 
Qualon  und  in  den  Kerkern  eingefchloITen  werc 
ewiglich  **). 

17.  Sogleich  nach  diefen  ^)  foU  er  ^'*)  mit 
hen  zugleich  verbrannt  werden  und  umlxommc 


grund,  in  welchem  der  Teufel  nach  Apok.  so.  w 
rend  der  ihm  beftimmten  Periode  gefeflclt  liegt, 
nige  andere  Stellen  des  Buches  Henocb  fcheinen  i 
Strafort  auf  der  Erde  vorauszufetzen.  So  V.  6  — 
in  diefem  Kapitel  felbü  lauen  denAzazjel  inderWi 
Dudael  gefeflelt  und  mit  Steinen  bedeckt  werdi 
vgl.  ferner  2i,  4  —  ^'  54»  ^« 

50)  Silv*  de  Sacy  fügt  hinter  judicii  und  hinter  c 
Jummationis  das  Fronomen  eorum  hinzu. 

51)  .Silv»  de  Sacy  wenig  anders:  ,,Et  in  diebus  i 
deducent  eos/' 

5s)  Silv,  de  Sacy  Tagt:  et  in  carcerem,  ut  concludan 
in  faeculum  faecuU.  —  Vgl.  2  Fetr.  s,  4.  Jud.  V. 
Diefer  Gedanke  kehrt  im  Buche  Henoch  fehr  hat 
wieder,  f.  auch  V«  6 — 9.  in  diefem  Kap.  Auchb 
wie  y.  6  £F.  ift  diefs  Eingefchloflenfcyn  im  Kerl 
gleichfam  nur  eine  Sicherheitsmaafsregcl ,  gleich! 
ein  vorläufiges  Gewabrfam ,  bis  nach  gehaltenem  ( 
rieht  und  Bekanntmachung  des  Urtheils  die  eigentli« 
Strafzeit  beginnt.  Vgl.  damit  die  Vorfiellungon  « 
Apokalypfe  vom  gefeflelten  Satan  während  dea't 
fendjahrigen  Reiches  Chrifii. 

53}  Silv.  de  Sacy  fagt:  ^^et  illico  comburetur  et  pi 
bit  ab  hoc  nune.'< 

£4)  Samjaza  ift  gemeint^  wie  fchon  Silveßer  de  Sä 
und  Laurence  gans  richtig  erklaren  ;  vgl.  V.  15.^  ^ 


Kap.  10.    V.  18-21.  145 

gebunden  Tollen  fic  feyn,  bis  da  erfüUtfuid  viele 
Gefdilcchter  ^^). 

18.     Vertilge  alle  Seelen,  welche  der  TPior- 
heit  ergeben  iind^),    und  die  Nachkommen  der 
Wächter;    denn    fic  liaben   die  Kinder  der  Men- 
[chen  i^nterdriLclit  ^^). 

19-     luafs  jeden  Gewaltthäiigon  uniliommen 
Ton  der  Oberfläche  der  Erde; 

20.     vertilge  jedes  böfe  Werk^®); 

'21-  "die  Pflanze  der  Gerechtigkeit  und  Recht- 
fcJialTcTilieit  erfchcine  und  ihr  Hervorbringen  werde 
zum  Se£;en^^). 


von  ihm  die  Redts  warj  überhaupt  ift  er  oft  als  Ur- 
heber c!e»  ganzen  Unternehmens  der  Engel  hervorge- 
hoben ,  als  7,  5  ff.  V.  9.   9,  6. 

.55^  Silv.  de  Sttcy  lagt :  ad  roniuinniationeni  gener^tio- 
ijis  generationum.  Viele  Gefchlechter,  V.  15.  dage- 
gen fiebenz'i^.  iMit  dem  folgenden  Verfe  hört  das  grie- 
chifche  Fragment  auf;  doch  kommen  Cpäterbin  noch  ei- 
nige StelK.n  vor,  welcl>e  im  Syncelhis  erhalten  find. 

56J   Silv.  de  Sacy:  ^^ludo  deditas.'* 

57)  Silv.  de  Sacy:  ,,etyiizoj  vigilum,  ^fwi  opprelTerunt 
hoinlnes.'^    ,  - 

5Ö)  Silv,  de  Sacy  iiherfetzt  es  paffivo:  et  omno  opus 
mnlum  abfumatur. 

50)  Silv.  de  Sacy  hat  die  letzte  Veräh:Ufte  in  feiner 
Ucherfetzung  nicht  ausgedrückt;  auch  V-  22.  ift  bei 
ihm  Jvür/.er  und  lautet:  ,,in  faeculum  cum  iaetitift 
pljLntabunlur/'  wozu  aus  dem  Vorbergeliendcn  <  '*'T»ta, 
ccllectivc  genommen,  zu  luppÜren  ift.  Nacli  L  tu- 
rence  (  Anmerk.  unt.  der  Ueberf.)  würde  der  ».jzLe 
SalÄ  de*  Veifes  wörtlich  lauten:  „und  das  Werk  der 
Rccbtfchaffcnheit  und  Gerechtigkeit/* 

fiu«.Ii  H«aucb.  10 


146  Kap.  10.    V.  22  —  24, 

22.  G  credit  i  gkei  t  un  d  Redilfchaffen  heil 
für  ewige  Zeiten  gepflanzt  mit  Freuden^). 

23.  Und  dann  werden  «alle  Heiligen  dt 
und  leben  9  bis  fic  Taufend  erzeugt  haben , 
rind  die  ganze  Zeit  ihrer  Jugend  und  ihre  S 
the  in  Frieden  vollendet  werden  ^^).  In  diefe: 
gen  wird  die  ganze  Erde  in  Gerechtigkeit  bebau 
iic  wird  ganz  mit  B«iumen  bepflanzt  und  m 
gen  erfüllt,  jeder  Baum  der  Freude  wird  aui 
felben  gepflanzt  -werden. 

24.  Auf  derfelben  werden  Weinbergi 
pflanzt  wcr(i(  n  und  der  Wein^  welcher  darai 
pflanzt  werden  wird,  wird  Früchte  trägen  in 
le*^y;  jeglicher  Same,  welchen  man  darauf  Hict 
Taufend  IVIaafs  für  Ein  Maafs  hervorbringen 
Ein  Maafs  Oliven  wird  zehn  Preflcn  Oel  gebe 

6o)  Schilderungen  und  AnsTj^riichc,  wie  oft  am  Sc 

drohender  Orakel;  vgl.  6,  ii  IF. 

6t)  Zahlreiche  Nachkominenfchaft  ift  dem  Hcbra 

wefentlicher    Befiandtheil     irdifcher    Glüchfol 

(5  Mof.  20,  4.  Pf.  120,  ?i  il".  Spr.  17,  6.,  vgl.  n 

Entw.  der  hehr.  Alterthümer 'S.  533  ff.^;    eine 

liehe  Anficht  wird  hier  vorausgefetzt.      Taufeti 

ungemein  grobe  Zahl.     Friedlicher  Gennfs  de 

fitzthumes,   wie  6,   9.  11  —  ib.  —     Nicht  zu 

fehen  ift  der  Ausdruck  Sabbath ,  infofern  er  ai 

nen  Juden  als  Yerfafler  der  Schrift  fchliefsen  laf 

6a)  SUv.  de  Sacy  fagt :  ,,  Et  in  diebus  Ulis  open 
omnis  terra  in  }ufiitia.**  —  Der  herrliche  Zi 
xeigt  Cch  befondert  in  Fruchtbarkeit  des  La 
der  VerEilFer  verweilt  bei  diefem  Gedanken  xni 
fonderer  Vorliebe. 

63)  SUv,  de  Sacy:  faciet  fructum  ad  Jatietatem. 

£4)  Das  durch  Oliven  überfetzte  Wort  ift,  /\»AJ 
welches  lieh  in  den  Wörterbuchern  nicht  findet, 


Kap.  10.    V.  '23.  147 

35.     Reinige  die  Erdo  von  aller  Unter drü- 
imgf  von  aller  Ungerechtigkeit,  von  allem  Ver- 


lier als  entfprechend  dem  Eigennamen  Elias.  Silv.  de 
Sicy  bemerkt  gan£  richtig ,  dafs  es  ein  griechifches 
Wort  ift.  £a  ift  in  der  That  nichts  anderes  als  iXaim;^ 
1er  Genitiv  von  iXa/«  Olive»  Vielleicht  wurde  der 
piechilcbe  Ausdruck  beibehalten ,  weil  man  im 
AtthiopiTchen  nicht  unterfcheidet  zwifchen  den  OZi- 
.  «calccrffit  und  dem  Oel ,  welches  aus  der  Beere  ge- 

wense&wirdy  inrofern  daflelbe  Wort  HJS't'  beides 
Wyiffcnet,      Denn    es    ift   klar,    .dafs    dann,    wenn 

H^T  für  Oliven  in  dem  erAen  Theile  des  Ausfpru- 
desgdiraucht  wurde,  wie  es  in  dem  letztem  Theile 
UTelben  für  Oel  nöthig  war,  grofse  Dunkelheit  des 
Sioaes  eingetreten  feyn  würde.  Das  Beibehalten  des 
griechifchen  Wortes  jedoch  macht  die  Stellt  dem 
ithiopifchen  Lefer  vielleicht  nicht  viel  verftändlicher. 
Aafiatt  ^fPreffen  des  Oels'*  hatS.  deSacy  „Maafseif. 
Oels,**  menfuras  olei.    Diefs  ift  ein  kleines  Verfeheni; 

denn  das  Wort  ift  nicht  ^flc^Ci*  Maafse,  fon- 

fcnil^1ftJ*J?1'  Preßen.  (L.)  Rink  fagt  in  den 
Anmerk.  zu  Silv.  deSacy's  Nachricht  d.  BuchHenoch 
kbeffend  S.  50.,  es  beweife  der  Unißand,  wenn  hier 
öa  griedtifches  Wort  angewendet  worden,  nichts 
fir  OD  griechifches  Original  des  Buches  Henoch  j  ich 
■one  ^er,  es  beweife  doch  fo^iel,  dafs  der  athiopi- 
be  Henoch  aus  dem  Griechifchen  über  fetzt  ift,  ru- 
■il  wenn  das  Wort  EljAs  fonft  weiter  nicht  vorkom- 
■SB  fbllte.  Daran  au  zweifeln,  dafs  der  äthiopifche 
lldicrfetzer  nicht  aus  einem  hebräifcken  oder  ehal" 
^dum^  Ibodem  aus  einem  griechifchen  Buche  feine 
Mciletznng  fertigte,  hindert  uns  überhaupt  die 
6cUiicht0  der  ithiopifchen  Literatur.     Vgl.  auch  An- 

10   * 


148  Kiip-  10.    V.  '2ry, 

brechen,  von  aller  Gottloli^l^cit  und  von 
flcckiing,    welche  darauf  begangen  wordt 

nierk.  69.  zu  Kap.  "^i  8-  B,ink  glaubt  übrigens  1 
0.)>  n^^^*  ^^  Aethiopifchen  wirklich  Eljas  &\ 
hält  es  vielmehr  ,,fnr  einen  der  gewöhnlich 

des  Abfcbreibcrs ,    der  das  fehr  ahnliche 

mit  dem  Ö  (Tzappa)  verwechlelte.'*  Er  i 
Meinuog,    es  möchte  im  üthiopifchen  Ma: 

welches  Silv.  de  Sacy  gebrauchte,  AAP€ 

den  haben,  wofür  er  AGhAv»  gelefen  w 
Ueber  lelzteies  Wort  verbreitet  er  fich  dant 

lieh,  indem  er  fagt:  „  Aflh  A  v  ♦  ilt  im 
,,fchen  der  fehr  gewöhnliche  N«me  von  c 
„er  inimcrhin  aus  dem  griechifcheii  iXala  c 
•„feyn.     Der  eigentlich  fernitifche  Ausdrui  k 

,,ift  im  Aethiopifchen  freilich  Hj;  1  ♦  (Zi 
,,darf  der  Ucberfctzer  oder  VerfalTer  des  ülh 
,, Buches  Ilenoch  jenes  Wort  —  —  nirht 
lydezu  aus  dem  griechifchen  Original  entleh 
„das  er  mehr  oder  minder  wahrfcheinlich 
„hatte.  Vgl.  übrigens  Jobi  JLudolphi  Lex. 
nV-  371  u"^  48^-"  Ueber  die  Lefeart  kann  1 
was  haurence  bemerkt,  in  unferer  Stelle  w 
Zweifel  obwalten  und  es  wird  dadurch  lii 
jcctur  befeitigt.  —  Ueber  das  im  Verfe  g« 
!ßild  vgl.  Jef.  5,  10.  (f.  Gef^nius  Comment.  : 
wo  Unfruchtbarkeit  des  Landes  in  fehr  i 
Wendungen  angedroht  iß,  als  hier  die  Fruc 
verfprocbeu  \vurde. 

65)  Silv,  de  Sacy  hebt  in  der  Ucberfetzung  di 
an  den  Engel  im  Aifflmge  des  \'eiles  recht 
,,  Et  tu  niunda  te^räiii;  *^y  Ldurencc  dau«-p^u 


Kap.  10.    V.  25—30.  149 

crtiisc  £c  ^)  von  <icr  Krdc. 

20.  Dann  v/ertl(.ii  die  Meiifclicnlwnder  gc> 
edit  feyn,  und  alJe  Völker  mir  {;;öulid»e  Verch- 
025^  cr\%'tifen  ^^  und  mich  fcyien;  alles  wir«! 
dich  anbeten. 


€i)  Sie,  üJinlicli  die  Gottlofen  (Silu.  de  Sacy  liat  illos 
cnd  Laurence  das  cnlfprcclicnde  them)^   oLfchou  ße 
mcLt  uximittelLar  voilier,   fondern  zulctr.t  V.  iQ  uiid 
19- er.TALiit  find,  well  aua  den  Abrtiaclls  J'erhrechen^ 
Gottlc^skeic  u.  f.  \v.  das  Concrctum   Iciclil   ciitiioin- 
mtn   Vr'crden     hoiinte.      Auf    ühiiliclio    ^Veife    war 
F.  j^.  in    fliefcm  Kapitel  von    Sr,mjaza    /.u   den  ton 
(f.  An  merk.  a.  d.  ^  .) ,  obgleich  er   nicht  kurz,    voi- 
lier  genannt   worden    war.      Uebrij.'f*iis    köimti?  d.is 
Proroasen    eheafo    ßut   auf   jene    AbiMucta    hfiy.o'^cw 
vrei^enp  was   nach  meinem  Gefühl   noch    bcficr   iR*. 
S'lt.  de  Sacv  beginnt  mit  den  ^\  orten:   ,,disjierdr  il- 
los a  terra**  einen  neuen  Satz,  welcher  bis  zum  Kndf. 
il<f  27r?cn  VciTcs  (bei  ihm  das  F.«id«^  dos  loten  Iiaj«i- 
tcL";  foit;>cht,  und  vcihnilpft  jeden  der  foli^enden  l.l',:!- 
wii  A!.lchn;ttc  des  Salzes  durcliwaiip^lg  vermöge  ilc.r 
Copuia    et  ^    wie   es  auch   in  andern  Theilcn   leliier 
l-cbirictzuTi:;  bemerkt  wurde.     Vgl.  Annierk.  zu  7, 

ti)  Siiv»  de  Sacy  fagt:   et  omnes  gcntcs  Dcum  mc  ha- 
WbLUt.**     Uebrigens  vgl.  für  diefcii  und  die  foln;cn- 
geaicn.Verfe  bcfonders  den  letzion  Theil  des  Jcfaiaij. 
ÄIil  (a.  a.  Ö.  S.  51.)  erblickt  hier  und  im  Folgenden 
§t0^enhare  f   aber  fpdte^  Nachahmung  der  gcwöbnli- 
nAtr  Propbetenrefrains  des  A.  T.  nacli  Schilderung 
»trau.lgcr  Zeiten."     Ich    mochte    lieber  fngen :    i\i 
find  darin  die  gewöhnlichen  Schilderungen  einer  fchÖ- 
a«,  hfcrrlichent  ine/TianiCchcu  Zeit  bcnuta&t;  ein  ci- 
gentUcbes  Nachahmen  oder  Copircn  fchcint  es  mir 


150  Kap,  10.   V.  27  —  28. 

27.  Die.  Erdo  wird  gereinigt  von  aller 
dorbenheit,   von   jedem  Verbrechen,    von 
Strafe  und  von  allem  Leiden  ^^) ;  auch  werd 
nicht  wieder  eine  Fluth  auf  fic  kommen  lalTei 
Gefchlecht  zu  Gefchlecht  ewiglich. 

28.  ^)    In  diefen  Tilgen  werde  ich  auf  thui 
Schätze  des  Segens,  welche  im  Himmel  lind, 

nicht  zu  feyn.     Auch  ge&ebe  ich  nicht  zu  begr 
worin  eine  Anzeige  davon  liegen  foll|  dafs  et 
.  fpäte  Nachahmung  fey. 

68)  Silv.  de  Sacy  Tagt :  et  ab  omni  dolore ;  den 
felbft  verbindet  er  genau  mit  dem  vorhergeh 
und  überfetst :  ,,  et  mundabitur  terra  ^'  u.  f.  ^ 
Der  Schluls  des  Yerfes  ift  vorzüglich  zu  beriic]^ 
gen;  denn  er  zeigt  uns  ausdrücklich  und  mit  be( 
len  Worten  an,  dafs  das  angedrohte  Strafgericht, 
welches  die  Frevler  von  der  Erde  hinweggerafFi 
den  Tollen,  in  der  grolsen  noachifchen  Fiutk  b 
(vgl.  53  >  7  ff.)  und  alfo  die  HoflFnung  ausgefpr 
wirdy  das  in  der  Fluth  übrig  bleibende  Gefc 
(V.  1  —  5.  10  — 12.)  werde  ein  gerechtes,  abet 

.  beglücktes  feyn.  Hier  pafst  nun  allerdings  die 
trachtungsweife ,  weniger  aber  in  denjenigei 
fchnittan  des  Buchs ,  welche  das  mefiianifche  ä 
ter  in  der  fpätern  Zeit  malen  wollen.  Vgl.  was 
in  der  Einleitung  bemerkt  worden.  Im  letzten* 
des  Yerfes ,  welchen  «9.  de  Sacy  überfetzt :  h  c 
^^erit  iterum  nt  mittam  in  eam  (terram)  diluvi 
«ygenerationem  generationis  et  usque  in  laecul- 
find  1  Mof.  9«  AI»  15.  beruckllohtigt,  wie  54, 
bdumtita  Erhebung  des  Hagenbogens  cum  S] 
(iMoCp,  isÄ). 

69)  In  SUv*  dm  Saey^s  Uaberfetzung  beginnt  hid 
Mtalsgtbe  dei  FkriCn  Handfcbiilt  Kap.  ii.  nu 
fafst  y.  •S'-^-ap. 


Kap.  lä  V.  28— 12.  V.l.  151 

idi  ße  herabkommen  la/Te  auf  die  Erde  und  auf 
alle  Werke  und  Arbeit  der  Menfchen  ^^). 

29-  Friede  und  Billigkeit  f ollen  Geno/Ten 
feyn  der  Menfchenkinder  alle  Tage  der  Welt  und 
in  jedem  Gefchlecht  derfelben  '''). 

Kap.     11.  (fehlt.  ^^)) 

Kap.   12.     Sect,  UI.  ^) 

1.     Vor  allen  diefen  Dingen  ***)  w«nr  Henoch 
verborgen,  auch  wufste  Niemand  von  den  Men- 


70)  Silv.  de  Sacy  liberfetzt:  „et  fuj>er  opera  eorum  et 
faper  laborem  eorum  ^^^  erklärt  aber  das  er£e  eorum 
in  der  Parentliefe  durch  bominu in»  wek-lies  dagegen 
Ltaurence  in  den  Text  aufnahm ,  wohl,  weil  er  es  in 
feiner  Uandrchrlft  fand. 

71).  In  Silv.  de  Sacy*s  Ueberfetzung  Hebt  faeculi  Aalt 
JV^lt  und  der  Scblufs  des  Verfes  lautet:  et  in  omni 
generatione  JaeculL 

711}  Die  FariferHandfchrift  macht  die  zwei  letzten  Yerfe 
dea  vorhergehenden  Kap.  zu  Kap.  11.     (L.) 

73)  Parifer  Hdfchrift.    (L.) 

74)  E«  ift  alles  das  Kap:  7  — 10.  (11.)  Erzählte  ge- 
meint; der  Verfaffer  will  nun  au  der  Hauptpcrfon 
feines  Buches  und  ihrer  Mitwirkung  bei  diefen  wich- 
tigen EreignilTen  übergehen,  aber  diefe  feine  Dar- 
ftellung  durch  die  vorangeftellten  Worte  an  den  vor- 
hergehenden Äbfchnitt  genau  anfchliefsen.  Das  grie- 
chifche  Fragment  bei  Syncellus  hat  nichts  von  der 
eigentlichen  Sendung  des  Henoch ,  wohl  aber  einige 
Stellen  ans  dielem  Abfchnitte,  welcher  jene  Sendung 
nebß  den  dabei  vorkommenden  Ercigniffen  zum  Haupt- 
thema hat.     Silv.  de  Sacy  überfetzt  den  Anfang  des 


152  Ka-.  i2.   V.  1  —  3. 

fnficnliintlcm,  wo  er  verborgen  war,  wo  er  ge 
wefen  und  was  gcfchehen  war''^). 

2,     Er  war  ganz  bcfchäf tigt  mit  den  Heiliges 
und  mit  den  Wäclitcm  ^^)  in  feinen  Tagen. 


Kapitels:  ,,Ante  vero  omnem  rem  (iftam).**  In  d« 
iciden  erften  Vcrfen  des  Kap.  ift  abermals  vonllenod 
in  der  dritten  rerfon  die  Rede,  wie  Kap.  i,  i. ,  «b< 
von  V.  3-  ^'^  nimmt  er  fclber  wieder  das  Wort,  i 
dafs  V,  1  • — 2.  ä1:»  eine  Art  Eiidcltung  zu  Letrachc* 
find,  welche  auf  die  \McljtI:»Iunc  der  Perfon,  welcl 
mit  V.  3-  redend  iird  handelnd  auftiilt,  aufuicr*- 
fam  machen  lolhMi.  Der  X'cbergaxig  in  die  crßc  P^ 
fou  ift  hier  nicht  recht  gcCch ich l;  denn  V.  3.  ift  offc^ 
bar  Fortfetzunc;  der  V.  2.  begonnenen  Scliilderung. 

-jC))  Vgl.  70,  1.  6. ,  womach  Hcnoch  verborgen  £i 
iWeil  er  lieh  Rchuf  s  einer  Vifion  im  Himmel  befinde 
und  00,  i&.  15.,  'W'o  es  heifüt,  dafs  der  Patriarch  c« 
nach  Vollendung  feiner  Unterhaltung  mit  den  Enge^J 
zu  feinen  Mitmeiifchcn  zuriickkchrt ;  f.  auch  Qo,  * 
Gewi/Tcrinaafsen  gehört  auch  105,  6.  hicher;  denn  * 
Leifst  dort,  Ilenoch's  Wohnung  fey  hei  den  h\ng^* 
und  nach  Y.  7.  findet  ihn  Mcthufala  an  den  End^ 
der  Erde  (vgl.  64,  2.),  So  wurde  Ncah  10,  a.  ai^ 
gefordert  9  ßch  zu  verbergen,  als  ilim  die  Kunde  v^ 
dem  Strafgerichte  ortheilt  wird  (f.  Anmeik.  z.  d.  St^ 

7<{)  Wächter  ift  hier  unftreitig  Bezcichmmg  der  tr^ 
gebliehenen^  nicht  blofs  dem  Namen  nach,  fondern  auii 
in  Wahrheit  heiligen  Engel,  wie  V.  4.  92^,  x6^ 
Kap.  sOt  1.  heifieu  Ile  „  Engel ,  welche  wachen^ 
In  der  Regel  kommt  der  Ausdruck  JVächter  von  dtf 
abtrünnigen  Engeln  im  Buche  Henoch  vor,  namS^ 
in  der  Darftellung  des  Abfalles  der  GenoIFen  Sanij4 
za's  I3  5.   10,  11.  1^.  48*   iSf  5«    ^4?  1*  B*    1^«  1-  ^ 


Kap.  12.    V.  3.  153 

3.      Ich,  Hcnoch»  lobctc  den  grofscn  Herrn 
nd  Konig  des  Friedens^). 


Elbcnfo  in  demfelben  Abfchnitto   Wächter  des  liim- 
meis   (13,    11.   15,  I.);    heilige  Wächter  heif^cn  ßc 
15,   0-  mit  Rücklicht  auf  ihr  früheres  Verhalten,  — 
Siiv.  de  Sacy  übeifetzt  <icn  Vers:  ,,et  omne  opus  ejüff 
cufzi   fanctis  et  cum  vigxllbus  in  diebus  ejus."     Die 
letzten  Worte  konnte  man  mit  Wächter  /.u  verbin- 
den lieh  geneigt  fühlen,  fo  dafs  der  Sinn  wäre:    er 
war  mit  denen  bcfchäftigt ,  welche  zu  feiner  Zeit  die 
Aufficht  (das  Wachen)  hatten  j  heffer  aber  fafst  man 
es   fo  auf,  dafs  es  hcifst:    Henoch  genofs  v/ährcnd 
feines  Lebens  des  Umgangs  der  Engel,  natürlich  ehie 
bcfondere  Begünftigung  vor  andern  Menfchen, —  Gc» 
vriGTermaafßen  lüfst  ßch  auch  die  Bezeichnungsweife 
des  A-  T.  Tcrglcichen ,    womach  die  Propheten  mit 
Wächtern  verglichen  werden»  die  hinausfchauen,  wie 
Ton  einem  Wachtthurme  öder  einer  Warte    in    die 
"Weite  und  von  der  droheo^en  Gefahr  benachrichtigen 
(D^ai  Jef.  52,  8.    Jer.  6,  17.   Ezech.  3,  17.  33,  7.; 

D'^'^O'viJ  Jef.  21,  11.  12.  6a,  6.;  vgl.  auch  Hab,  ß,  i.)» 

Siehe  Grfenius  Comment.  %.  Jef.  i  Tb.  S.  C67,  2  Th. 
S.  210. ;  RofenmülUr  SchoL  in  V.  T.  P.  VIII.  Vol.  L 
p.  22Q.  Jußi  Ilabaliuk  neu  überfetst  und  erläutert 
S.  75  —  76.  \  doch  eiklart  letzterer  Hot  9,  0«  irriger 
Weife  auch  davon ,  f.  dagegen  RofenmüUer^s  Scholia 
in  V.  T.  V.  VII.  Vol.  L  p.  270  fF,  Auch  JcC  56,  10. 
kann  verglichen  werden,  wo  Volksführer  aller  Art 
Propheten,  Pricfier,  Obrigkeiten)  unter  dem  Worte 
Wächter  au  verftehen  find.  Vgl.  Gefenius  Comnuen- 
tar  ■•  d,  St. 
77)  Bei  Silv.  de  Sacy  ift  der  }etzte  Satz  durch ;  et  regi 
faeculi  übertragen. 


154  Kt-  13.    V.  4. 

4.     Und  liehe!    die  Wächter  nannten  nd 
Henocli  den  Schreiber  '^^). 


78)  Diefe  Bezeichnung  fcheint  mit  Rückficht  auf  Kj 

x3,  6  ff,  gewählt  »u  feyn,    wo  erzälüt  wird,  da 

Henoch  für  die  gefallenen  Engel  eine  Bittfchrift  av 

zufetzen  erfucht  wird.     Denn  fio  findet  fich  nur  hif 

und  der  dafür  angewendete  ausfübrlicLere  Ausdru* 

Schreiber  der  Gerechtigkeit  wird  ebenfalls   blofi 

diefem  Abfchnitte  angetroffen ,  nnmlich  ifi,  5.   15, 

Den  letztern,  in  der  Anrede  gebraucht,  möchte  1 

übrigens  fo  faffen,   dafs  der  Genitiv  unfor  Adjectiri 

gerecht  uuifchriebe ,  alfo :  du  Schreiber ,  der  fleh  c 

Gerechtigkeit  bcflcifsigt.     Mitbin  liegt  in  der  ehr« 

den  Anrede  etwa  daffelbe,  was  in  der  Kap.  70,   1 

gewählten  deutlicher  ausgefprochen  ift :  ,yDu  bift  d 

„Sprofs  von  Menfchen,  welche  für  Gerechtigkeit  | 

,, boren  find  und  Gerechtigkeit  ift  bei  dir  gebliebefl 

Will  nian  der  ehrenden  Benennung  keine  folche  Ij 

cielle  Beziehung  auf  die  Erzählung,  worin  lie  y€ 

kommt,  zugeüehen«  fo  würde  der  Name  Schreit 

wohl  darauf  gehen ,  dala  Henoch  überhaupt  in  it 

nach  ihm  benannten  Buche  ah   wirklich  fchreih^i 

und  durch  Schrift  gewilTe  Dinge  fixirend  dargefia 

wird;  man  fehe  ■•  B.  67,  i.  91,  1.  105,  21.     M8 

lieh  Ware  es ,  dafs  damit  auf  die  Etymologie  des  li 

mens  Henocl^  angefpielt  wäre,  welcher  fovielali  mi 

geweiht ,  erfahren ,  gelehrt  bedeutet ;  das  hehr«  ^J 

Schreiher  ift  aber,  namentlidi  im  fpäternHebraismi 
Ibriel  als  Schriftgelehrter  (1  Chron.  27,  32.  Efr.  7,  ä 
und  fo  könnte  das  Wort  Schreiber  hier  auch  ftebtf 
Bekanntlich  macht  die  Tradition  den  Henoch  'am- 
zum  Erfinder  der  Buchftabenfchrift ,  der  Rechenkip 
und  Sternkunde  {Jiuhaßn  f.  134. ;  Eufehius  de  pi0 
par.  Evangd.  IX,  17.  und  Hifi.  EccleL  VII,  32.;  v] 


Kap.  12.    V.  5.  155 

5.  Dann  fagteer^)  zu  mir:  Henoch,  Schrei- 
'  der  Gerechtigkeit,  gehe  imd  verkünde  den 
ichtem  des  Himmels ,  welche  den  hohen  Hini- 
1  verliefsen  und  ihre  ewige  Wohnung  ^),  fich 
t  ^Veibem  befleckten 


such  Fabricius  im  Cod.  Ffeudepigr.  Y.  T.  p.  219  ff.}. 
Die  Araber  bezeichnen  ihn  daher  mit  dem  Namen 

Idris   ( ^J^  A«->i  }i  d.  i.  der  Gelehrte  und  wilTen  viel 
Ton  feiner  Weisheit  su  berichten.     Schon  der  Koran 

lagt  Sar.  19^  54 — 55«  (ed.  Marraccu^ :    |>.^* — QU 

:$C  LjuA-C   LiLx..-«   öUjuj^    3$C*V-A--8-i  d.  I. 

und  erwähne  in  dem  Buche  Idris  ;  denn  er  war  gerecht^ 
nn  Prophet  9   und  wir  haben  ihn  aufgenommen  zum 
erhabenen  Orte.     Vgl.  Marracci  (Notae  p,  435.)  und 
Wahl  Ueberf.'d.  Korans  z.  d.  St,  S.  ü6i  —  62.    Dar* 
auf  bezügliche  Stellen  aus  Beidhawis  Commentar  zum 
Koran  und  aus  Elmacins  Hift.  Saracen.  liefert  Hot* 
tinger  in  der  Hißor,  Orient.  Lib.  I.  cp,  3.  p.  3^* 
79)  Er ,  nach  Silv.  de  Sacy*s  und  Laurence^s  Erklärung 
Gott  j   fo  dafs  Geh  das  Pronomen  auf  V.  3.  zurück 
bezöge.     Diefs  iß  richtig;    doch  liebe  es  ßch  auch 
Tenheidigen ,    wenn  Jemand  den  Engel  (  Wächter  f. 
V.  4.)  verftande»  von  "vrelchem  wir  den  Henoch  ge- 
wöhnlich begleitet  finden  und  d^m  er  meifieqtheils 
AutTchlufi  über  das  Gefehene  und  Gehörte  verdankt; 
ti8, 15.  fis,  6.  24,  4.  31,  5.  52,  2,  40,  2.  8.  43i  «. 
51»  3.  5.   52,  4.  53»  4«  54»  6.   58»  &•   59»  is*  ^o» 
3-  5.  71,  1.   73»  ». 
8^)  Schreiber  der  Gerechtigkeit  f.  zu  V.  4»  —    JVäch- 
^  des  Himmels^  welcher  Ausdruck  auch  15,  i.  vor- 


156  Hap.  12.    V.  6. 

6-  und  ihr.tcii,  wie  die  Sohne  der  Mcnfcl 
thux),  indem  iie  lieh  Weiber  nahmer»  und  lieh  f 
befleckten  auf  der  Erde  ^^) : 


kommt,  von  den  abtrünntgeu  Engeln  2u  faflen,  * 
fcbon  der  Zufammenlianp  lehrt.  Vgl.  Anmerk. 
Y.  2.  — -     Im  Brief  Judä  V.  6,  find  die  \Vorte  'A- 

ycvc  T8  reo;  fj.fi  rvyjjjffftvrctf  tJ|v  eatrcuv  a^/^>,v ,  aX^.a  avt 
xavTflij  T«  *5/oi»  otHTfjpro»  zu  ver;;lt;iclien.  ij 
d!ff  Sacy  überfetzt  et  fiationcm  fanctam ,  (juae  tfl 
Jaeculum  fiatt:  „und  ihre  ewige  Wohriuijg.'*  ] 
diefen  und  den  folgenden  Vers  vgl.  die  Para)lelfiel 
7,   10.    p,  6. 

8i)  Silv»  de  Sacy  rap;t :  et  uxore6  fiLi  ücceperunt 
magna  corruptione  fiipex  terrani  corrupti  funt,  M' 
ausgefülirt  ill  uer  GfoÄnke  15,  ß.  3.  Der  Glaube 
die  Älöglichkeit  einer  gefcIilecLüiclien  Verbindung  1 
übermenfcblicheii  Wefcn  findet  lioli  bei  allen  unsel 
detcn  Völkern  des  Aiterthums,  und  rdliR  in  Büdu 
f ortgefcbritteneu Na lionea  gelang  es  nicht  leicht,  f 
von  diefem  Vvahne  loseuniacben.  Ich  erinnere  i 
an  die  Gefchicbtc  der  rösiifchcn  und  '^ricchifchen  G 
ter,  um  der  robern  Vorlellungen  der  fogenann' 
barbarifchen  Völker  nicht  su  gedenken  (vgl.  die  A' 
führung  von  G»  C,  liorß  in  feiner  Zaubcrbibliotb 
5  Bd.  iße  Ablheil.  ).  Vorzugsweifo  aber  herrfcl 
diefer  Glaube,  nach  den  uns  erhaltenen  Nachricht 
im  Grient  und  unßreltig  ilt  er  auch  der  gcißigcn  ( 
ganifation  des  Morgenlanders ,  feiner  ganzen  Art 
denken  und  die  Dingo  um  ßch  her  zu  betrachten»  I 
11er  eignen  Weife  die  mannichfaltlgen  F.rfcheinung 
der  Aufsenwelt  und  feines  geiftigen  Lebens  /Ich 
erklären  und  zu  bcurthcilen ,  wohl  entfprechend  v 
damit  ficht  lieh  in  einem  organifclicn  und  wefentlicl 
ZuCammenhange.      Die  bewegliche  PhantaCe  faev 


Kop;  13.  V.  7.  157 

7.  'daJ&  fie  auf  der  Erde  nimmer  Friede  imd 
Vergebung  der  Sünde  erlangen  werden^).  Denn  fie 
werden  fich  ihrer  Nachkommcnfchaft  nicht  freuen, 
fondem  die  Ermordung  ihrer  Geliebten  fchaucn; 
fie  w^erden  klagen  über  den  Untergang  ihrer  Söhne 
und  bitten  immerdar,  aber  fie  werden  keine  Gnade 
noch   Frieden  erlangen. 

Keite  nur  zu  gern  die  unbewohnten  Räume  mit  lebeiv» 
den  Wefeu  und  nichts  war  natürlicher ,  als  auch  auf 
die  Möglichkeit  einer  Einwirkung  des  fo  gerchaffcnen 
Geißen eichs   auf  das  Menfchengcfchlecht  zu    fallen 
lind  diefe  bis  auf  die  VerhältnifTe  auszudehnen ,  wel- 
che das  heif«e  Blut  und  die  ftarkünnliche  Natm  dea 
Morgenländer*  vorzugsweifo  zum   irdifohep  Glucke 
Techiiet,  ich  meine  die  Vereinigung  beider  Gefchlech« 
ter  zum  gcmeinfamen  Gefehl cchtsgenuJle.     Wie  man 
alfo  übeihaupt  die  Eigenrchaften  und  Bediirfaiffe  der 
Menfcheu  auf  böhere  Wefen,  felbft  auf  die  Gottheit 
und  foUte  es   auch  nur  in  lymbolifcher  Darllellung 
fcyn,  überzutragen  gewohnt  war,  fo  thatman  es  auch 
hier;  'und  bezweifelte  man  den  Einfiufs  der  Geifier 
auf  Menfchen  und  menfchliche  Schickfalo  im  Allgo- 
nieinen   gar  uiclity    warum    füllte  man  eine  Verbin- 
dung des  zwar  Ungleichen,  aber  doch  im'tua-  Aehnli- 
chen ,  eines  Menichcn  mit  einem  überirdifcben  We- 
fenr,  in  das  Heich  des  Unmöglichen  gefetzt  haben? 
82)  Vgl.  6,   ö.  7-  —     Das   foloende  überfet/t  Silv.-^de 
Sacy :  quoniam  non  gaudcbunt  in  nliis  fuis ,  fo  wie 
gegen  Ende  des  Verfes:    et  deprecabuniur  in  faccu- 
lum.  —     Tür  den  Inhalt  vgl.  lo,    15.  17  —  iß.   14, 
5  —  7.     Auch  hier  fallen  die  Giganten  durcii  Zwifti:^- 
keiten  unter   (Ich  felbft  und  gegcnfcilinc  J'cfoh  Jung  ; 
der  Fluth  wird  auch  hier  niobt  ausd.iicklich  gedat-h*.; 
jedoch  konnten  die  Ictitcu  Worte  des  Verfes  darauf 
bexogen  weiden. 


i 


158  Kap.  13.   V.  1. 

Kap.     13. 

1.     Darauf  ging  ich  Henoch  weiter  und  fpr 
zu  Azazjel®^):  du  wirft  keinen  Frieden  erhalt 


83)  Nach  Silv.  de  Sacy*s  Ueberfetzung  wird  nichl 

der  erfiertf  föndern  dritten  Ferfon  von  Henoch 

fprochen ;    denn  er  überfetzt :   „Fergens  vero  En 

Azazjeli  dixit.^^  —     In  diefem  Abfchnitte  ift  Asft 

abermals  als  der  wichtigfie  unter  den  Verbrechern 

zeichnet,    f.  darüber  Anmerk.  41.  zu  10 ,  12.     ] 

Name  Atael^  womit  Azazjel  oiFeubar  einerlei  ift 

Anmerk.  85*  zu  Kap.  Q»  ».  vgl.  7,  ^.) ,  ift  in  der  i 

fchicbte  des  Aberglaubens  eine  lehr  bedeutende  '. 

fcbeiuung,  und  bietet,  wie  lieh /Tor^  (Zauberbiblio 

6  Bd.  S.  22.  Aomeik.)  febr  wahr  ausdrückt,    „1 

Mofe's  Sünden  -  und  Wüßen  -  Bocke  bis   zu  den' 

lerueuefien    Schatzgräbergefchicbten ,    hinlänglid 

Stoff  zu  einem  wahren  niagifch  -  theurgifcben  Ron 

dar/'     In  den^Actenfiücken,  welche  Horft  iii  den 

ficn  4  Thcilen  der  Zauberbibliothek  hat  abdrud 

laden ,  erfcheint  Azael  als  Kenner  und  Inhaber  t 

borgener  Schatze,  oder  wird  doch  wenigfiens  befch« 

ren ,'  folche  herbei  zu  fchaffen.     Auch  in  dem  See 

tum  fecretorum  (in  Reginald  Scotts  Discovery  of  wit 

craft  Lib.  15.  c.  IL  III.  XI.)  ift  die  Schilderung  All 

mit  der  im  Buche  Henoch  (vgl.  befonders  auch  K 

8  9    1.)  vollkommen  übereinfiimmend  und  Befcht 

rer  erwarten  ihn  noch  jetzt  bei  Citationen  in  eio 

durchaus  kriegerilchen  Kofiüm.     Vgl.  Horß  Zanb 

bibliothek  <$Th.  S.  21.  Anmerk.     Gewöhnlich  iSt-i 

Mame  von  den  Freunden  des  Befchwönuigswelii 

in  Aziel  verwandelt;   £e  betrachten  ihn   als   eil 

machtigen  Afiralgeift ,   welcher  zu  der  Gattung  1 

moraliichen  Mittelwefen  gehöre  (Horft  a.  a.  O.  8  ! 


i 


Kap.  13.    V.  1—2.  159 

in  CTofscs Urtheil  ift  gegen  dich  ergangen.'  Er^) 
rira  dich  binden; 

2.  nimmer  wird  Erleichterung ,  Gnade  und 
*ürbitte^)  dir  werden  um  der  Unterdrückung  wil- 
en,  ivelche  du  gelehrt  haß. 


S.   loß.  X13.    3  TL.  S.  80-  95«)  >   »"ch  wird  er  be- 
zeichnet  als    erßer   Grofsfärß  der  Sonne  (a.   a.  O. 
5  Th*  S.  95.)  9  ift  in  feinen  Bewegungen  fo  fchnell, 
als  der  Gedanke,  wie  es  in  Jok.  Faußens  dreifadiem 
Höllcnzwang  heifst  (vgl.  Horß  a.  a.  O.  3  Th.  S.  OöO- 
Die  Art   und  Weife  feiner  Befchwörung  wird  aus* 
drücklich  in  Faufi's  IlöUenzwang  gelehrt  (vgl.  Horß    ^ 
ft.  a.  O.  2  Th.  S.  132  —  144.). 
Q4)    Gon  ift  gemeint,  obfcbon  er  nicht  unmittelbar  vor« 
her  grnannt  war.     Schon  im  A.  T.  ift  es  nichts  Un* 
gewöhnliches,  von  Gott  etwas  auszufagcn,  ohne  iha 
ausdrücklich  zu  nennen;  es  gefchieht vorzüglich  gera 
infolcheu  Stellen,  wo  der  Satz  an  fich  verfiändlich,  und 
der  Sprechende  fo  wohl  als  der,  zu  welchem  erfpricht, 
keinen  Augenblick  darüber  zweifelhaft  Und,  auf  wen 
dma  Gefagte  gehe;    vgl.  Hiob  3,  20.  24,  23.  36,  31. 
Sprich w.  10,  94.  Fred.  9,  9.    VgL  Gefenius  Lchrgeb. 
d.  hebr.  Spr«  S.  852>  und  Umbreit  d.  B.  Hiob,  Ueberf. 
und  Ausleg.  S.  30  und  246.  d.  !2ten  Ausg.  —     I^ach 
Kap.  10,  6.   erhält  der  Engel  Raphaei  den  Befehl, 
Azaijel  zu  binden. 
85)  SUp*  de  Sacy  überfetzt:    „nee  erit  tibi   remillio, 
neque  deprecatio,  neque  mifcricordia,*^  Laurence  da- 
gegen :  ,,Neither  fhall  relief,  mercy  and  fupplica tion  be  ' 
thbe.**     Fürbitte  gefchieht  zwar  durch  Henoch  (V.  6. 
▼BL  10,  14.)»  cibc'  ^0  ift  erfolglos  (f.  14,  3.  3.  vgl. 
10, 14.  und  Anmerk.  44*  '*  d.  St.).  ■—     Für  den  letz- 
ten Theil  diefes  Verfes  und  für  V.  3.  vgl.  deo  aus- 
tauschen Bericht  7.  10— ß.  o. :   dann  o,  1,  /;.  7.  o. 


160  Kap.  13.    V.  3—0. 

3.  und  wegen  jeder  That  der  Gottes! 
rniig,  Tyranney  und  Öiindo,  welche  du  den  ] 
fchenkindern  gezeigt  haß* 

4.  Dann  ging  ich  hinweg  und  fprach  z\ 
nen  allen  insirefamnit  ^^)i 

5.  und  iic  alle  erfchraken  und  zitterten 

6.  Sie  erfucliten  mich,  für  fie  elneliittfc 
aufzufetzen  ^^),  damit  Ile  Vergebung  erhielten. 


In  V.  3.  hat  Silv.  deSacy  „opuj"  unOLaurence  , 
für  das  von  nur  gevvalilte  AVort  That. 

ßö)  Wiederum    uubeflimnite  AusdruciTjuvelfe;    et 
die  Geiiolieu  Azazjcra  (f,  12,  5.)  zu  veiftclien. 
Anmerk.  54.  ku  li^p.  10,  17. ,  wo  Sftinjj".a,  oLni 
xnlttolbar  vorher  erwähnt  wor^lcii  zu  feyn^  bloDid 
das  rroiionicu  bozeicLuet  wird. 

J)7)    Silv,  de  Sacy  Winnrclieljilich  v/örtlicher:   „ob 
quf3  tiniort^  tlmueruiit  et  trcmor  curripuit  eos." 

J)3)  Nacl)  Silv,  de  Sacys  Uebertragung :  ,,ut  niemO 
farcrciii  petitionis  corum  utquc  pro  iis  icribere] 
<\ci\  letzten  Satz  hat  Laurencc  nicht,  wclcLor  i 
iri'gt ;  ,,  to  writc  i'or  tlicnx  a  mrmorial  uf  fupp 
iloa.**  Die  Stelle  ill  iuroiorn  intf^reJl'ant,  als  ds 
e.iJ;cllt,  dafs  es  zur  Zeit  dir  Abfoirnn;;  dielVr  Sd 
\iix\  ia  dem  Ijando  ili;er  J:'.;iirtcbMr.iT  ccwübnUdi  1 
fchriftlich  bei  Jeiuaud  un*  «;i\vas  <'In/.iiKouuuen, 
liltcrer  Zeit  Kommt  iui  A.  T,  alo  BeiuitKuijn  der  Schi 
iMinfl.  im  powülinliüifniljftbfju  fafliiur  atiSclicidcl 
l>ti  I^utlafluiJ,'^  <?'ucs  A'  cihcs  (1.^!".  ^"0,  J..  Jlt. .1,  Q,y 
i\AS  r».  lieuocJi  aber  iiiiDcrt  IIcli  zlciv.lid»  hjiufig 
O.r.fö    jnan    aunr;bjueTi    mufs,    Srhrcibcxi   hulinexl 

'  uichls  TJnge^vöhnlicll'JS  f^e^.v^.rt'n.  Jn  unbu'iii  Zu: 
iuejiLangc  ift  C3  übrigens  auiiallcnd,  dafs  derpatri 
von  den  veruitlicillcn  Engeln  ^Uiu  AuHeCzcu  C 
Biet ffh ift  veranlaftft  wird,   als  wenn  er  eine  fo 


i 


Kap.  13.    V.  G.  161 

^  Schrift  ihres  Gebets  hinauf  zu  bringen  vor  den 
Ott  des- Himmels ;  denn  /ie  konnten  Geh  von 
»-Zeit  an  nicht  nielirfclbcr  an  ihn  wenden,  nocli 
heben  ihre  Auj^cn  zum  Hiinnicl  wegen  der 
hmählichen  MifTctliat ,  um  derentwillen  lic  «^o 
ditet  find. 


dem  Hochfien  überfchicken  könne ;  dagegen  waf  es 
Vid  paflender ,  dafs  Kap.  9,  5  iF.  die  Ilininielsbewoh* 
net  GoUe    die  auf  der  Erde   gefclicheneii  Unthaten 
«liJidIxcl  vortragen.      Auf  gleiche  Weife   Tollte  die 
SSittbe'dung  desWunfclies  der  Verbrecter  gefcheh**n, 
sm  fo  Diehr,  da  Hcnoch  meift  bei  den  Engeln  weilt 
(139  2.)  und  durch  fie  alfo  wenigftens  mittelbar  den 
Hochfien  im  Himmel  von  dem,  was  er  übernommen 
batte,  inKenntnifs  fetzen  konnte.     Nachis,  5.  ward 
er  ohnehin  in  der  Angelegenheit  von  Gott  felbft  an- 
geredet und  beauftragt,    veruiochte  alfo  auch  wohl 
luimittelbar  demfelben  vorzulegen ,  was  er  bei  Aus- 
führung des  göttlichen  Befehls  erfahren  hatte.     Nach 
T.  Q.  ließ  Henoch  die  aufgefetzte  Bitte  ab  und  der 

a 

^rauf  ihm  gefendete  Traum  V.  9  fF.  enthalt  Gottes 

Antwort;  Tgl.  auch  15,  iff.  —    Schrift  ihrei  Gebetes^ 

bei  SCr.  de  Sacy  „  memoriale  deprecationis  eorum  ,*^ 

betLaurence  ,»the  memorial  of  their  prayer.'*     Statt 

So»  des  Himmels  hat  der  erfte  der  genannten  lieber- 

Ittier  „ad  Dominum  coeli.**     Der  folgende  Satz  ift 

bei  demfelben  fo  ausgedrückt:  »iquia  jam  non  liceret 

cU  ex  hoc  nunc  loqui  —  —  prae  confufione  delicti 

hl*'     Der  hier  ausgcfprochone   Gedanke,   dafs  die 

gebllenen  Engel  lieh  jetzt  nicht  felber  mehr  an  Gott 

Wenden,  wird  auch  fonit  im  B.  Henoch  angetroffen; 

▼gl  14,  6.  15,  !•     Es  ift  diefs  Folge  des  hüfen  Ge- 

wUIensy    des    unabwttsUcheo   Bewufstfcyns    ihrer 

Scbnld. 

"^litaocli.  11 


1G2 


Kap.  13.    V.  7—8. 


7.  Dann  fchrieb  idi  eine  Schrift  ihres  BeU 
nncl  Flehens^'')  für  ihre  Seelen^  ),  über  Alles,  \i 
lie  gethan  hatten  ,  und  über  den  Gcgenliand  ih: 
Gefuchs,  dafs  fie  erhalten  möchten  Vergebu 
und  Ruhe. 

8.  Weitergehend  fchritt  ich  über  die  Wal 
des  Dan  in  Dan  ^') ,  welcher  an  der  rechten  Se 


JJp)  Laurence :  ,,  memorinl  of  their  prayer  and  fiip] 
cation**  und  Silv,  de  Sacy:  „menioriale  deprecatio 
eoruin  et  ruppllcationis  coruni/' 

90)  Silv,  de  Sacy  hat  den  Singular :  ,,pro  fpiritu  ^om 
und  im  Folgenden:  ,,et  pro  uno(|uo([ue  operum  ip 
rum  et  pro  eo/quod  rogahaut,  nempe  ut  etc."  Ni 
dem  einfachen  Wortverflandc  fchcint  man  den  A 
druck  fo  falTcn  zu  müfleu,  dafs  der  Schrift ftoller  1 
die  abtrünnigen  Himniehbcwohner  als  aus  Leih  l 
Seele  beßcbend  gedacht  habe.  Der  im  B.  Ilenf 
fo  häufig  vorkommende  Psaiiie  Gottes:  Herr  der  6 
fier  (f.  Anmerk.  zu  37,  i.)'fur  Herr  der  p.eifiigcn,  r 
Himmel  bevrohnenden,  Wcfen  kann  nicht  als  dasC 
gentheil  l>evM-ifend  angefüLit  werden;  denn  K 
15,  8*  fetzt  den  Geißern  des  Himmels  (alfo  den  j 
gehl)  enlgr.gen  die  irdifchen  Geißer  (alfo  die  M 
fchen)j  lo  dafs  alfo  auch  die  gewifs  aus  Leib  v 
Geift  zufammengefetzten  BTcnfcben  im  Sprachgebr 
cbe  des  Henoch  Geifier  heifscn. 

91)  So  fcbon  Silv.  de  S»cy:  ^^aquas  Dan  in  Dar 
Der  Sinn  ift:  er  überfcliritt  das  Gewäflcr,  wclci 
Dan  beifst  und  im  Gebiete  Dan's  liegt,  und  sTf 
wie  bin  zu  gefügt  wird,  weftlich  vom  Hermon,  und  vi 
derum  auf  diefer  weftlichen  Seite  rechts,  d.  h.  unRre' 
in  fiidllcher  Richtung,  alfo  mit  einem  Worte,  fudwefi 
vom  Bcrge.Hermon.  Nun  gibt  es  allerdings  in  jener 
gend  einen  riufs  Dan,  weicherden  Jordan  bilden  !■ 


Kap.  13.   V.  8.  Ifi3 

gegen  Weßen  des  Armon  ift,  und  las  die  Urkunde 
Dlrer  Bitte,  bis  ich  in  Schlaf  fiel. 


und  gewifs  von  der  in  der  Nahe  befindlichen  Nieder« 
laflfuDg  der  Daniten  (der  Stadt  Dan,  ehemals  Laifch 
oder  Lefchem)  feinen  Namen  empfing.     Seine  beiden 
Quellen  liegen  5  VicrtclßundennordÖftHch  vonBanias, 
in  der  Ebene  nahe  bei  dem  Hügel  Tel  el  Kadi;  die 
grofscre  bildet  faß  einen  12  — 15  Ellen  breiten,  rafcji 
über  ein  fieiuiges  Bette  der  niedrigeren  Ebene  zueilen- 
den Fluls ,  und  die  kleinere  vereinigt  fich  nicht  weit 
von  ihrem  Urfprunge  mitdcrfelben  (7.  L.  Burckhardt's 
Heifen  in  Faläßina,  Syrien  u.  f.  w.    1  Bd.  S.  pj.  d, 
deutfch.  üebcrf. ;  vgl.  auch  TV,  Gefenius  Anmerk.  dazu 
am  Ende  jenes  Bandes  S.  495  —  96.;    Seetzen  in  v, 
Zack*s  monatl.  Correfpondenz  XVIII.  8,343.),     Die« 
fer  Flufs  Dan  ,   delTen  Namen  fchon  Jojephus  kennt 
(Anticjuitt.  Judd,  T,  10.   Ö«  *•)  ^"^  welcher  bei  ihm 
■uch  der  kleine  Jordan  heilst  (a.  a.  O.  V,  3.  jj.  t. 
Vllf,  0«  fi-  40  >  wie  er  Mch  jetzt  Dan  und  Jordan 
genannt  wird  (Burckhardc  a.a.O.)»  hegt  aber  in  fud- 
iveßlicher  Richtung   vom  Berge  Ilermon ,  wo  auch 
Dan  oder  Laifch,  die  nördlichCle  Stadt  des  hebraifcheii 
Reiches  (nach  Eufebius   im  Onomafticon  4  römifche 
Meilen  von  Fancas  auf  dem  Wege  nach  Tjrus) ,  ehe- 
mals geßanden  hatte.     Warum  nun  Henoch  gerade 
diele  Richtung  des  Weges  cinfchlage,  ifl:  nicht  ganz 
klar.      Er   wird  wahrfcheinlich   vom   Hormon   kom- 
mend   gedacht,    auf   welchen    die    ehemaligen    Be- 
wohner des  Himmels  herahgcßiegcn  und  fleh  zu  ih« 
tem  Abfall    durch   einen  Schwur  verbunden   hatten 
(Kap.  7,  7  —  ß.),  und   welcher  nach  des  Verfaffers 
Meinung'  ihr   Hauptlitz    geblichen   zu    feyn  fcheint. 
Denn  da   er  von   Gott  Befehl  erhielt,    jenen   Frev- 
Ittn  feinen  Unwillen   anzukündigen,    be^ab  er  (Ich 

11  * 


164  Kap.  13.    V,  9. 

■ 

9.     I^nd  Helle!    ein  Traum  kam  zu  mir,  u 
Gfsfichte  erfchieneu  über  mir.     Ich  fiel  nieder  u 


natÜTlich   zu  ihnen ,  d.  h.  nach  unferes  Buches  V 

ausfctzimn:  dorthin,    von   wo   aus  ihre  verrlerbli< 

Einmifchun«  in  inenfchliche  Angelegenheiten  ficb' 

nächd   geäufsert   hatte,  und  wo  gleichfam   der  IV 

telpunkt  ihres  Treibens   fortdauernd   geblieben  w 

Nach  VoHbringuug  feines  Auftrages  läfst  er  fich 

winneu ,    eine  Fürbitte    für    die    Gefallenen  zu  ^ 

fachen  und  gerade  fie  fcheint  ihn  zu  beftimmeny  V' 

Gebirge  nach  Paläftina  hinunter  zu  gehen,     ^enn 

feinem  Wohnorte   begibt  er  fich  nach  dem  Zufi 

uienbange  offenbar  nicht,  Gottes  Sitz   iß  auch  ni 

fonftiger  Voiftellung  gerade  dort  am  Fufse  des  H 

mon  nicht  zu  fachen.     Ich  liann  mir  daher  nur  di 

ken,    Ilcnoch  beabfichtigt  d»e   durch  die  Sünde  i 

treulofen   Engel   entheiligte   Stelle  zu  vcrlalfen   u 

fich  einen  Ort  zum  Vortrage  der  Bitte  bei  Gott  Bi 

zuwahlcn ,  auf  dem  kein   folcher  Makel   laßete  u 

welcher  daher  zu  feinem  Vorhaben  geeigneter  \sr 

Dafs  er  nun  in  das  Land  der  Hebräer,   nicht  ins  I 

nachbarte  Syrien  oder  Phönicien ,  fich  zurückziel 

hat  feinen  Grund  in   der  Nationalität-  des  VerfaflG 

und    feiner  damit  zufammenhangenden   Vorliebe  i 

das  heiligcLand.    Dan  wird  auserkoren  als  dernoi 

lichfte  Punkt  Faläftina*s ,  wegen  feiner  Nähe,   vi 

leicht  aber  zugleich  mit  Anfpielung  auf  feine  appel 

tive Bedeutung;  Dan  (f*1)  heifst nämlich Hfc&Uru 

das  hinzugefügte  badan  (in  Dan)  verfiärkt  jene  i 
Ziehung.  Laurence  hat  beides  in  Ein  Wort  zufk 
mengezogen  Dänbadan;  in  der  von  ihm  benutzt 
Handfchrift  müflen  alfo  zwifchen  Dan  und  badan. i 
gewöhnlich  am  SchluIFe  eines  athiopifchen  Wort 
befindlichen   Funkte    gefehlt    haben«      Diefes  W( 


- 


Kap.  13.    V.  9.  105 

TaheeinGelicht  der  Strafe '^),  damit  ich  es  fchildcrte 
den  Söhnen  des  Himmels  mid  ße  zurechtwiefe  ^^). 


dürfte  dann  wohl  einen  nur  ßngirten  Ort  anzeigen 
und  feine  Bedeutung  liefae  Heb  meines  Erachtens 
auch  nur  fo  fallen ,  als  es  oben  bei  Annahme  zweier 
Wörter  gefchehen  ift,  —  Nachdem  Henoch  dieBitt- 
fchriftan  den  Quellen  des  Jordan  abgelefen,  verlinkt 
er  in  Schlaf,  unftreitig  defsbalb,  damit  ihm  wahrend 
deflelben  in  einem  Traume  eine  gottliche  Offenbarung 
zuTheil  werde. 

I  ps)  Die  gewöhnlichße  Form  der  Mittheilung ,  welche 
das  höchfie  Wefen  im  B.  Henoch  wählt ,  um  feinen 
Dienern  und  Sendboten  das,  was  kommen  foll,  zu 
enthüllen ,  ift  die  Vilion  und  in  derfelben  die  fymbo- 
lifche  Darfiellung.  Daneben  aber  kommen  auch  di^ 
andern  Formen  der  Offenbarung  vor,  deren  das  A.  T. 
gedenkt,  namentlich  Ifi  auch  der  Traum  dai  Vehikel 

derfelben.     Vgl.  Kap.  8^ ,  9.    84  >  ^  ff-    Ö9 1  50.     loi 
B.  Henoch  fiofsen  wir  auch  auf  Verbindung  des  Trau- 
mes mit  fymbolifchet  Darßcllung,  d.  b.  das,  was  der 
Träumende  gewahr  w^ird,  erfcheint  ihm  nicht  in  der 
Gefialt,  wie  es  kommen  foll,  fondern  ift  eingekleidet 
in  Bilder  imd  finnbildlicbe  Handlungen ,  welche  erft 
wieder    einer  Erläuterung  bedürfen^   vgl.  Kap.  84* 
Nicht  feiten  wird  im  Ausdruck  abgewecbfelt  und  für 
diefelbe  Offenbarung  Traum  und  Geßcht  angewendet ; 
fo  auch  hier.     Söhne  des  Himmels  (bei  Silv.  de  Sacy: 
ßlii  coeloruTn)  find  hier  Samjaza  und  feine  Genoffen, 
'^^  839  5-  auch  Engel  deines  (Gottes)  Himmels  von 
den  Abtrünnigen  fteht. 

93)  S'^y*  de  Sacy  fagt:  „eosque  verbis  arguerem**  und 
unmittelbar  darauf:  ,,Experrectusque  veni  ad  illos.*^ 
Aus  dem  Folgenden  erfiebt  man,  dafs  die  durch  Ankün- 
^gttpg  Aet  Strafe  in  Furcht  gcfetstcn  Engel  Henoch'a 


166  Kap.  13.    V.  9. 

Als  icli  erwachte,    ging  ich  zu  ihnen.     Alle  ßi 
den  weinend  beyfamnien  in  Ubelfejael,   welcl 


RiicliKunft  ängßlich  entgegen  febcn  und  auf  Ce 
Antwort  forgcnvoll  harren.  Der  Ort,  wo  ße  i 
beriiideii,  wird  bei  Laurence  in  der  von  mir  in 
Ueberfetzung  ausgedrückten  Form  angegeben  (Owi 
fcynel);  Silv.  de  Sacy  dagegen  fcbreibt  OubilfalA 
Sonft  hommt  der  Name  im  B.  Henoch  nicht  v 
Den  erficn  ThcU  delTelben  combinirt  man  wohl 
natüilichHen  mit  ^ZIW,  \velcbcs  auch  in  einicen 

,  ■•     ,  CT 

teftamentlicbcn  Eigennamen  vorkommt  und  inTpriL 
lieh  grafiger  Platz  zu  heifsen  fcbeint  (f.  die  he 
Wörterbücher  unt.  d.  W.)  ;   Salajel  kann  durch  B, 

Gottes  (man   denke  an   Pl'^'l)   für   hSKnÜ  Bitte  i 

/N   Gotty  wie  in  den  Engelnamen)  und  das  Gai 

alfo  durch  Platz  der  Bitte  zu  Gott  gedeutet  werd 
was  recht  gut  in  den  Zufammcnhang  pafst.  ] 
Form  fejacl  ift  vielleicht  aus  falajel  verdorben ;  oi 

CS  ift  by^    Steinbock  mit  dem  vorgefetzten  Relati« 

alfo:  Platz  des  Steinbockes j  infofern  auch  palTei 
als  der  Schriftfieller  offenbar  an  einen  Gebirgspui 
denkt,  wie  man  aus  feiner  nülicrn  Befchreibung  i 
nehmen  kann.      Nach   einer  andern  AulVallung  13 

lieh  jael  auf  f^\  thöricht  feyn  zurückführen :  PL 
der  Tkoren;  der  Singular  ficht  collective;  Thoi 
lind  die  trculofen  Engel,  welche  unklug  und  frev 
haft  cf^'handelt  hatten ,  alfo  nach  hebräifcher  Anfic 
in  zwiefacher  Hinlicbt  Thoren  genannt  werden  koi 

ten.     Endlich  könnte  jaijl  die  bekannte  Kenitinn    t 

feyn,  welche  den  Siflera  tödtete  (Rieht.  4,  17  ff 
denn  ihr  WohnHlz  war  im  nördlichen  Faläftina,  1 
gefahr  in  der  Gegend,  wohin  uns  der  SchriftRel 
verfetzt.      In  diefem   letztern  Falle  wäre  der  Nai 


Kap.  13.  V.  9  —  14.  V.  1.  167 

> 

liegt  zwifchen  Lihaiios  und  Sencfer^  mit  verhüU- 
leoi  Antlitz. 

10.  Ich  erzählte  in  ihrer  Gegenwart  alle  Ge- 
Hchte,  welche  ich  gefehen  hatte,  und  meinen 
Traum  ^). 

11.  Und  ich  fing  an  diefe  Worte  der  Gerech- 
tigkeit auszufprechen  und  zurechtzuweifen  die 
Wäcliter  des  Himmels. 

Kap.     14. 

1.  Diefs  ift  das  Buch  der  Worte  der  Gerech- 
tigkeit und  der  Zurecht  weif ung  der  Wächter  '), 

eine»  waGrrcheinlich  bei  den  Hebräern  bekannte,  geo- 
graphifche  BeßiniiniiDg,  und  nicht  vom  Verfafler  des 
Buches  Henoch  blofs  zur  VeranfchaulichLing  des  Er- 
zählten erdacht  oder  angenommen.  Siiv.  de  Sacy 
überfetzt  den  folgenden  Satz:  aui  locus  eß  inter  Li' 
'  banon  et  Senefer.  Der  letztere  Name  bedeutet  Zahn 
der  Hilfe  ("^ty  f^)  und  ift  wahrfcheinlich  eine  Klippe 

des  dem  eigentlichen  I>il)anon  zunnchß  liegenden  Ge- 
birges. Das  Verhüllen  des  Antlitzes  ift  hier  Zeichen 
der  Trauer ;  vgl.  meinen  Entw.  d.  hebr.  Alterth.  S.  637. 

94)  Gefichte  und  Traum  werden  hier  verbunden,  vgl. 
■uch  15,  1.  und  fonfr;  beide  drücken  hier  aber  durch' 
■US.  nicht  verfchicdene  höhere  IVlittheilungen  aus, 
fondem.eine  und  diefelbe  Offenbarung,  nämlich  die 
über  das  Schickfaldcr  abtrünnigen  Engel.  Silv.  de 
Sacy  überfetzt  im  Anfange  diefcs  Verfes  ,,locutusque 
fum  coratn  eis*'  und  im  folgenden  gebraucht  er  ,«P^o- 

loqui.** Worte  fier  Gerechtigkeit  in  V.  11.  heifst 

das  Unheil,  welches  Gott  über  die  Engel  fällte^ 
Tgl.  14,  1. 

0  ATv.  de  Säcy  fafst  Zur  echtweif  ung  der  Wächter  als 
Nominativ,  io  daCs  as  nicht  mit  Worte  der  Gerecht 


1G8  Kap.  14.    V.  1. 

welche  der  Welt  angehören,  zufolge  dem,  vriis  i 
welcher  heilig  und  grofs  ifi,  befahl  in  dem  G 
ficlite.     Ich  nahm  in  meinem  Traume  w^ahr,  daCs ' 


tigkeitj  fondern  mit  Euch  in  Appoßtion  fiande.  D 
nun  folgende  Abfchnitt  wird  Buch  genannt,  was  wjji 
derum  für  die  von  mir  in  der  Einleitung  S.  32.  gei 
fserte  Anficht  fpricht,  dafs  die  mehreren  Bücbe 
welche  nach  iilLern  Citationen  dem  Henoch  £Ug 
fchrieben  werden,  in  dem  vorliegenden  enthalti 
find.  Die  TV  achter^  welche  der  Welt  angehör 
QSilv,  de  Sacy:  <jui  funt  a  Jaeculo')  für:  die  fVdk 
ter  der  Welt  find  Samjaza  und  die  von  ihm  zum  i 
fall  Verleiteten.  Ihre  urfprüngliche  Beßimmungvi 
die  aller  Engel ,  an  der  Beauflichtigung  (Bewachui 
der  Welt  Theil  zu  nehmen  (f.  Anmerk.  zu  1,  5.  u 
12)  fi.) ;  fie  find  von  diefem  ihrem  Amte  zwar  % 
rückgetreten,  ihren  lieidenfchaften  fröhnend»  trag 
aber  noch  den  frühern  Namen  gleichfam  zum  Zei 
ziils  gegen  fie.  Den  nächfien  Satz  hat  Silv.  de  S^ 
einfacher:  ^yt/uemadmodum  praecepit^*  und  „in  J 
tifione."  Bis  zu  diefen  Worten  geht  dieUeberrchl 
des  Abfchnittes;  daher  fährt  fogleich  nach  dcnfelE 
die  Rede  vrieder  in  der  erßen  Perfon  fort  (vgl.  i 
merk.  6.  zu  i,  1.).  Man  würde  übrigens  nichu  ^ 
miflen ,  fondern  alles  recht  fchön  zufammen  hangi 
wenn  dieUeberfchrift  fehlte;  denn  Kap.  15,  io**i 
war  fchon  auf  das  nun  Kommende  hinreichend  y( 
t>ereitet. 

ü)  Bei  Sytv.  de  Sacy  ißt  hier  Einiges  etwas  anders  | 
wendet.  So  betrachtet  er  die  folgenden  Gegenftaa 
nicht  als  das  von  Henoch  Wahrgenommene ,  de 
er  überfetst:  {juia  ego  jam  lo<]Uehar;  dieTs  halte  1 
defshalb  für  unrichtig ,  weil  dann  gar  kein  Ob)c 
des  Sehens  erwaluit  wäre.    Iktan  läge  aber  nicht,  i 


Kap.  14.    V.  1—2.  169 

et  fprach  mit  einer  Zunge  von  Fleifch»  und 
sineni  Athem,  "welchen  der  Allmächtige  ge- 
at  in  den  Mund  der  Menicheni  dafs  fie  da- 
den  möchten; 

und  vernahm  mit  dem  Herzen  ^).  So  wie 
hafFen  und  gegeben  hat  den  Menfchen  (die 
,  zu  verßehen  das  Wort  des  Verftandes ,  fo 
gefchafFen  und  mir  gegeben  (die  Kraft),  zu- 
Qweifen  die  Wächter,  die  Spröfslinge  des 
ids*).  Ich  habe  gefchrieben  euer  Gefuch,  und 
tmcm  Geficht  ift  mir  gezeigt  worden,  dafs 
um  was  ihr  bittet ,  euch  nicht  gewährt  wer- 
Fird,  fo  lange  als  die  Welt  dauert. 

tdanke  fey  nach  der  von  mir  vorgezogenen  Deo- 
Bg  matt,  indem  es  lieh  von  felbft  verftehe,  dafs  er 
it  einer  Zunge  von  FleiCch  lu  f.  w.  rede.  Es  wird 
dii  ausdrücklich  binzugefetzt ,  um  die  Vermuthung 
Kofchneiden,  dafs  er  in  einem  Zu  Rande  ohneSelbft- 
nmlitreyn  gewefen  fey;  er  weifs,  was  er  tbut  und 
II  um  ihn  her  vorgeht ,  et  herrfcht  hier  alfo  keine 
inCdinDg.  Silvm  de  Sacy  Tagt:  „in  lingua  mea  car« 
lUet  in  rpiritu  meo^^  und  fpater:  „ut  cum  homini-' 
u  coUoquantur  in  eo.*^ 

beb  Laurence*s  Ueberfetzung  „And  unter  Band  with 
klieact;**  Silv.  de  Sacy  aber  verbindet  diefe  Worte 
■t  dem  unmittelbar  vorhergehenden  Satze :  (ut  — --^ 
aBoqaantur  in  eo)  et  corde  intelligant,  was  einen 
ritt  guten  Gedanken  gibt.    . 

MiB  wird  alles  diefet  fchon  als  Anrede  an  die  En- 
rii  iaibft  zn  betrachten  haben ,  obfchon  bis  hiebet 
oi.  von  ihnen  in  der  dritten  Ferfon  geredet  wurde» 
^9^u  weiter  unten  überfetzt  Silv*  de  'Sacy  :  „et  in 
•Bona, mea  fic  apparuit^  tjuia,^^  Der  Schluls  des 
>Cbs  lautet  wortlich:  in  allen  Tagen  der  Welif 
iWr  Jib.  d€  St^ey:  Omnibus,  diebus  faeculi/' 


170  Kq».  14.    V.  3—4. 

I 

3.  Gericlit  ift  ergangen  über  euch; 
ret  wird  euch  nichts  ^). 

4.  Von   diefcr  Zeit   an  ^)   werdet   : 
mals  hinaufft eigen  in  den  Himmel;  er  hat 
dafo  er  auf  der  Erde  euch  binden  Will , 
als  die  Welt  dauert. 


5)  Silv,  de  Sacy  und  Laurence  fuppliren ,  jen 
veßra^  dicfer  your  requeß.  Es  ift  aber  nichi 
denn  „non  erit  vobis"  ftcht  für:  ,, nihil  eri 

6)  Silv*  de  Sacy  fagt:  ,,^  nunc  lion  afcendet: 
lum  us(]Ue  in  omne  faeculum  et  in  terra  lo 
ut  vinciat  vos  Omnibus  diebus  facculi^^ ;  bau]: 
ift  dabei  zu  bemerken ,  dafs  es  nach  (licfer 
tBung  fclieint,  als  fey  das  Reden  Gottes  auf  doi 
fcbebcn»  nach  der  von  xnir  aus  Laurence  ai 
xnenen  Uebertragung  dagegen  das  Binden  de 
ligan  Himmelsbewohncr  dort  erfolgt,  \vie  di 
Silv,  de  Sacy  in  einem  parcnthetifchen  Satze 
,,vosque  dixit  in  terra  vinctos  futuros.**  G( 
er  ifi  es,  welcher  gcfprochen  hatte;  vgl. 
AuslaiTung  des  Subjects  12,  .5.  13,  1.)  hat  in 
feinen  Sitz  tiach  Ilenoch's  fonßiger  Darßi-lh 
her  kann  auch  fein  Wort  nur  dort,  nicht 
Erde,  gefprochen  feyn.  Das  Binden  verri 
nicht,  fondern  vollbringt  es  mittelbar  dui 
Diener;  vgl.  10,  6.,  wo  Rnphael  beauftraj 
Azazjel  SU  feHeln.  Auch  15,  1.  heifst  es  v 
er  binde  den  Azazjcl.  Aus  unfrer  Stelle  u 
10,  i4*  erfieht  man,  dafs  nicht  blofs  diefei 
wähnte  gefallene  Engel,  fondern  auch  die 
in  Fefleln  kommen,  welche  wie  er  vom  Him: 
ab&icgen.  Jud.  V.  6.  und  2  Petr.  £2,  4.  ifi  a 
•iner  Feflelung  der  verbrccherifchen  Engel,  n 
der  eines  Einzigen  die  Rede. 


Kap.  14.    V.  5  — 7.  171 

5.  Doch  vor  diefen  Dingen  Tollt  ihr  fchaiicn 
tc  Vernichtung  eurer  geliebten  Söhne;  ihr  wer- 
fet lie  nicht  (mehr)  behtzen  ^)\  fondern  lie  foUen 
isllcn  vor  euch  durch  das  Scbwert. 

6.  Und  nicht  foUt  ihr  bitten  für  lie  und  nicht 
i'a-  euch  felbß. 

7.  Aber  ihr  werdet  weinen  und  flehen  in 
diweigen.  Diefs  die  Worte  des  Buchs ,  welches 
i  fchvicb  ^), 


1)  SiCv,  de  Sacy:  „et  non  eiunt  vobis  in  pofleflioncni," 
wahrfcheinlich  wartlicher  nach  dem  Aethiopifchcn. 
Im  Anfange  diefes  .Verfes  hat  er  ,,ante  Laec  vero*^ 
und  im  6ten  .\  „  et  rogatio  veltra  pro  eis  non 
erit,  nee  pro  vobis. *^  Derfelbc  Gedanke  kam  fchon 
öfter  vor;  vgl.  lo,  13 — 14.  12,  7.  13,  1.  2.  Das 
Schwert f  wodurch  ße  fallen,  wird  in  Folge  entfian- 
deaer  Eifer  facht  und  Feiudfchaft  von  den  Giganten 
gegen  einander  gebraucht;   f.  lo,  13.  15.   i2,  7. 

0)  Der  letzte  Theil   iA  Verfes    bildet   glcichfam  eine 
Schlufsformel  des  Berichts  über  die  Rede  desHenoch 
an  Samjaza  und  deflen  Gefährten,  wie  lieh  V,  i.  eino 
Eingangsformel  vorfand.      Silv,  de  Sacy  üherfetzt  ße : 
9,Haec  funt  verba  ex  libro  ^  quem  fctipß.*^     In',  den 
Biclififolgenden  Verfen  erhalten  .wir  nun  nähern  Auf' 
fchlufs  über  die  Vißon  ,  auf  welche  in  dem  Bericht 
«n  die  Engel  nur  l\urz  hingedeutet  war.     Ich  mÖclite 
aber  ^e  hier  ßch  anfchliefseiulc  Erzählung  nicht  mehr 
für  Rede  Henochs  an  die  Wächter  halten ;  ihnen  ge- 
nügte die  kurze,  ahejr  kräftige  Ankündigung  der  Strafe 
V.  3  —  7,     Dagegen  ift  nicht  V.  15.;  denn  wenn  die 
Gröfse  und  Herrlichkeit  des  Gefehenen  den  frommen 
Henoch  zu  dem   Ausfpruche  veranlafst:    „es  ift  un- 
noglich,  euck  die  Pracht  und  Ausdehnung  (der  Woh- 
'^UDg}  Bu  befchreiben  /^  fo  möchte  ich  das  Pronomen 


172  Kap.  !♦.    V.  8--9. 

8-     Ein  Geficht  erfchien  mir  alfo  ^) : 

9.     Siehe!  in  C^i^f^^^)  Geficht  luden  1 
ken  und  ein  Nebel  mich  ein  '°),   fich  beweg« 

auf  die  Lefer  feiner  Schrift ,  nicht  auf  die  Enge 

ziehen.     Auf  die  Sendung  Henoch's ,  welche  in 

fem  und  in  den  nächften  Kapiteln  erzählt  wird,  ni 

Irenaeus  (Adverf.  haeref.  L.  IV.  cp.  50.)  Rücli 

und  mufs  alfo  das  nach  ihm  benannte  Bujh  vor  A 

gehabt  haben.     Es  heiCst  nämlich  bei  ihm :    ^^Sc 

Enoch  finecircumcilioneplacensDco,  cum  efftth 

legatione  ad  Angelos  Junge batur  et  translatus  eft() 

lieh  in  Faradifum  vgl.  Iren.  V,  5.)  et  confervatm 

ijuc  nunc  tefiis  judicii  Deiy  tfuoniam  Angeli  am 

transgreßi  deciderunt  in   terram  in  Judicium  y  h 

autem  placens  translatus  efi  in  falutem.*'     Eia  1 

beftimmteres  Zeugnifs  für  diefen  Abfchnitt  liefarl 

Fragment  delTelben,  welches,    wie  das  des  vor 

gehenden  Abfchnittes ,   ebenfalls  von  Georgias  % 

€ellus  erhalten  iß;   vgl.  darüber  zu  Kap.  15,  Q 

Noch  ift  zu  bemerken ,  dafs  Silv.  de  Sacy  die  let 

Worte  von  Henoch's  Rede  an  die  Engel  ein  wi 

anders  fafst,  wenn  er  überfetzt:  ,,yos  autem  flei 

fupplicantesque  haud  commemorabimini,^* 

p)    Silv.    de  Sacy:    ,y|Mihi    autem    hujusmodi. 

apparuit.*' 

&o)  Wörtlich:  Wolken  luden  mich  ein  und  ein  Nehei 

mich  ein.  Das  Verbum  im  Aethiopifchen  ift  JBiytffl 
rufen  oder  einladen.  Es  kommt  zweimal  vor.  ^, 
Sacy  überfetzt  es  das  erfiaMal  „amplectebantnr"i 
dajB  z weiteMal  y,in volvebat.**  Indefs  gibt  er  gewila  m 
die  Bedeutung  des  Yerbi»  wie  es  in  beiden  Handlet 

ten fteht.   Vielleicht  yermuthete  er,  dafs  JS ihi\ 

aherwaUigten  mich  nRtitt  JiAOfKh^  einladen 


Kap.  14.  V.  9—10.  173 

I 

)  und  Strahlen  von  Licht  trieben  upd  fcho- 
h  fort,  während  Winde  in  dem  Ge/icht 
riug  begünltigtcn  ^)  und  mein  Weitergc- 
lileunigten. 

Sie  hoben  mich  zum  Himmel  in  die 
'jch  fchritt  vorwärts,  bis  ich  an  eine  Mauer 
aut  aus  Sternen  von  Kryfiall  '^).    Eine  zit- 

werJen  müfle,  ein  Sinn,  welcher  von  dem  nicht 
itlich  abweicht,  welchen  er  ausgedrückt  hat 
unlreitig  ein  paffender  Sinn.  Allein  ein  paflen- 
Sino  ift  nicht  immer  der  richtigRe.  In  dem  ge* 
artigen  Falle  jedoch  fcheint  die  Conjectur, 
überhaupt  eine  fo  Kühne  zuläQig  iß ,,  beifallt- 

ig-    (LO 

«tiich:  das  Laufen  der  Sterne  i  (L.)  daher  Silv. 
eyüberfetKt:  „curfusltellarum.^^     Das  Folgende 
bei  ihm:    „fulguraque  follicitum  me  tenebant 
;bantque  (metu).** 

fc  Stelle  wird  von  S.  de  Sacy  „fpiritut  volare  me 
aut*^  überfetzt  und  zu  dem  Worte  fpiritus  be- 
:»  dafa  es  heftige  Winde  bezeichne  und  ein  He- 
nna fey.     Aber  der  Ausdruck  in  beiden  Hand- 

tcn     ift    h^ji^T    naphafat  „venti**  und  nicht 

7*  napkfat  jfyiTitus»**  zwifchen  welchen  Worten 
thiopifchen  ein  merklicher  Unterfchied  ift ;  denn 

I  napkas  bezeichnet  Wind  und  S^^il  naphs 
mI#  oder  Geißj  fo  dafs  diefer  Unterfchied  in 
Tokalen  auch  einen  Unterfchied  in  der  Bedeu* 
ier  genannten  Worte  anzeigt.  (L.)  Der  Schiufa 
erfea  läutet  wortlich :  (fie)  machten  mich  eiUn 
^ritiam  mich^  bei  Silv.  de  Sacy  dagegen:  „et 
tum  me  tenebant." 

!.X:  Hagd,  KryßalL  (L.)  Daher  fagt  i^ilv. 
«y:  „lapidibus  grandinis,**  ebenfo  überall ,  wo 


174  Kap.  U.   V.  10. 

terrt  de  Flamme^'*)  umgab  fie,  welche  micli  in  S< 
clicn  zu  felzen  begann. 


Kryßall  vorlxommt.  Im  Anfange  des  Verfes  bat 
fclbe:  9jabßuUrunt^*^  und  bald  nachher:  ^^et  vei 
que  dum  appiopinquarem," 
14)  Wörtlich  :  eine  Zunge  von  Feuer^  (L.)  wie  au 
de  Sacy  übcrfet?st  (linguaque  ignis)  und  Rink  \ 
de  Sacy's  Nachricht  d.  Buch  Henoch  betrelF.  { 
Anmerk.)  vergleicht  das  Griechifche  ^Xa-erroc  «1^ 
Apgefch.  2,  3*)  \  noch  näher  lag  die  Vergleichunj 
dem    altttfiamentlichen   O'N   fÜ^S,    wie  Jef.  5 

(vgl.  Gejenius  Coniment,  z.  d.  St.).  Laurence 
,,a  vibrating  flame.  "  In  der  ganzen  Dnrfiel 
welche  uns  hier  und  in  den  aunäclift  fich  anl< 
fsenden  Kapiteln  dargeboten  wird,  kehrt  das  I 
unanfliürllch  wie^ler.  Den  Grundgedanken  b 
wie  leicht  cinzufehen  ift,  die  auch  fonft  im  i 
tbume  beliebte,  und  wenn  man  ße  in  einen 
bcfn  Sinne  aufFaf^t,  unfireitig  auch  richtige 
fiellung,  dafs  Gott  als  das  höchße  und  reinft 
les  dcffen,  was  da  ift,  nur  umgeben  fcyn  könne 
Reinen,  Heiligen  und  GelÜutcrten.  Wählte  mar 
unfere  irdifchcn  Einrichtungen  als  Bihl  der  bii 
fchen,  fo  mufsten  die  Stolle  vorzugsweife  Beao|i 
finden,  welche  uns,  fo  weit  wir  die  Dinge  ki| 
als  die  rcinften  und  am  wenigften  materiellen  erl 
nen.  Was  lag  nun  näher ,  als  der  helle ,  ben 
Glans  des  Feuers,  der  fchimmernde  und  reine 
fiall  und  etwa  das  klare,  durchfichtige  Wafler?  S 
alfo  der  Wobniltz  Gottes,  der  Himmel,  wie  ein 
fches  Gebäude  gefchildert  werden,  fo  konntei 
Baumaterialien  delfelben  nur  aus  dicfen  und  äbnli 
Gegenftänden  befiehen.  augleich  aber  war  elni 
wifle  Einförmigkeit  und  Mangelhaftigkeit  der 


Kap.  14.    V.  11  —  12.  175 

11.  In  diefe  zitternde  Flamme  trat  ich  ein. 

12,  *  Und  ich  näherte  mich  einer  geräumigen 
ITohniing  '^),-  welche  auch  gebaut  war  mit  Steinen 

fiellung  unvermeidlich,  auch  wenn  die  Fhantafie  des 
Erzählers  reicher ,  be%yeglicher  und  prodactiver  ge- 
wefen  wäre,    als  fle  unbefangener  Beurtheilung  im 
ganzen  Buche  crfcheint.     Das  Wafler,  welches  z.  B. 
in  der  Vißon  Kap.  17.  nicht  fehlt,  ifi:  hier  wenig  be- 
nutzt; denn  der  VerfalTer  hält  Reh  befonders  an  das 
Feuer  und  den  Kryßall.     Das  erltere  umgibt  die  äu- 
Tierc  Mauer,  welche  den  heiligen  Raum  umfchliefst, 
wo  Gott  weilt  (V.  10.);    ini  Feuer  fteh»  der  Palaft, 
der  Gottes  Thron  in  fich  fchliefst  (V.  14.),  feinFufs- 
boden  und  fein  Dach  beßehen   aus  lodernden  Flam« 
men  (V.  16. )•  —     Henoch  fieht  fich  in  der  Vifion  zu 
^       Gott  entrückt,  aber  fieht  nicht  in  einem  Nu  vor  fei- 
.       Htm  Throne ,  fondern  gelangt  erft  allmählig  bis  da- 
bin.    Zuerft  erblickt  er  eine  Mauer ;  diefs  ift  die  au-* 
fterlte  Umgebung  von  Gottes  Wohnung;  ihr  Geßein 
ifi  ko II bar  und  glänzend,  Flammen  umgeben  fie,  um 
jeden  ungeweihten  Fufs   vom  heiligen  Räume  abzu- 
jialten,  den  fie  umfchliefst.     Auch  Henoch  wird  zag. 
haft  beim  Anblick  der  Flamme,  doch  wagt  er  (V.  11.) 
hindurchzugehen.     VeranlaÜung   zur  Aufnahme  die- 
Ges  Zuges  in  das  Gemälde  gab  unftreitig  die  Erfah- 
nrng,  dafs  Kryßall  hellglänzend,  wie  er  ift,  in  der 
Entfernung  als  von  Feuer  umgeben  erfcheincn  kann. 
15)  Die  ganze  Scenerie  ift  von  einem  irdifchen  Palafte 
des  Orients  entlehnt.     Man  kommt  durch  ein  Thor 
in  den  erften  Hof,  in  welchem  die  Wohnung  des  er- 
fieu  Grofsbeamten  fieht ;  ein  zweites  Thor  führt  zum 
zweiten  Hofe,  an  deifcn  entgegengefetzter  Seite  die 
Wohnung  des  Monarchen  fich  befindet.     Die  feurige 
Mauer,   durch  welche  Henoch  nach  V.  10*— ii.  hin- 


176  Kap.  14.  V.  12. 

von  Kryftall.  Sowohl  ihre  Wände,  als  il 
boden  waren  mit  Steinen  von  Kryftall ,  i 
Kryftall  war  auch  der  Grund.  Ihr  Dach  h 
Anfehen  von  Sternen,  die  fich  heftig  bewe 


duTcbgehen  mufs,  führte  ihn  zum  erfien  Hofe, 
befuidliche  geraiunige  Haus  (domus  magna  n 
de  Sacy)  wird  nicht  von  Gott  felbft  bewol 
V.  14  ff^);  für  wen  es  beftimmt  fey,  crfal 
nicbt,  denn  Heuoch  ßeht  nichts  Liebende 
Möglich,  dafs  der  VerfalTcr  iich  dachte,  c 
des  Heiligen,  welcher  den  im  zweiten  Hofe  f 
Palaft  bewohnt,  dulde  es  nicht,  dafs  hier  ßcl 
aufhalte*  fonft  aber  konnte  diefe  eifie  Wobr 
nen  Dienern  beßimmt  feyn ,  welche  aber  jet 
Thron  unifianden  (V.  24O*  ^^  Silv,  de  Sacy  ü1 
„moeniaque  hujus  domus,  ücut  et  paviment 
erant  ra&u/a« elapidibus  grandinis  et  terra  ejus 

16)  ^C^^:  wörtlich:  dtfrLflu/ (der  Sterne 
S,  de  Sacy:  „tectum  ejus  fiellae  difcurrentes 
ra.'*    Unter  ihnettf  nämlich  den  laufenden  Ster 
Blitzen.      Zu  dem  Worte  Cheruhim  macht 
Sacy  die  Bemerkung :  „Im  äthiopifchen  Te: 

Kirulel  (H-^n>A:)."     Rink  aber  (in  d. 
Bearbeit.  der  Nachr.  das  B.  Henoch  betreffei 

—  57.}  fetzt  hinzu,  eigentlich  folle  es  1\ 
beifsen ,  wie  es  auch  zuweilen  vorkomme ,  < 
jenes  die  bei  weitem  gewöhnlichere  Form 
mens  im  Aethiopifchen  und  zwar  aus  dem  * 
weil  £ch  mehrere  Engehiamen ,  wie  Uriel , 
u.  L  w.  auf  die  Sylbe  el  endigten.  Er  wum 
mit  Bezug  auf  Job.  Ludolph*M  Lex»  aethiop. 
über  Silv.  de  Sacy's  Anmerkung,  infoEem  J 
Wort  form,  wie  es  fcheine,  als  etwas  Son- 
und  Eigenthumliches  auszeichnen  wolle. 


Kap.  14.    V.  12.  177 

jtid  von  leuchten  den  Blitzen,  und  unter  ihnen  \va- 
en  Cherubs  von  Feuer  und  ihr  Himmel  war  Waf- 
iur'^).  Eine  Flamme  brannte  rings  um  ihre  Mauern, 


17)  Aehnlidi  Silv,  de  Sacy :  »yCherubim  ex  igne,  quo- 
rum  coeluai  erat  aqua;  <^  Laurence  iiberfetzt  zwar 
in  afiormy  fky  (in  einem  fiiirtnifcheii  Himmel),  01- 
klärt  aber  in  einer  Anmerkung,  dafs  es  wörtlich  fo 
beifse ,  wie  es  oben  in  meiner  Ueberfetzung  ausgc- 
daickt  ift.  Die  Vorßellung  des  VcrfelTcrs  ift  diefe: 
fU,  wo  das  Dach  bei  dem  Gebäude  feyn  follte,  fahe 
man  nichts  als  flimmernde  Sterne,  heftige  Blitze  und 
feurige  Cherubs.  "Wäre  das  Pronomen  in  der  Verbin. 
düng:  f^ihr  Himmel"  auf  die  Wohnung  zu  bezichen, 
fo  wäre  der  Sinn :  die  Decke^  welche  man  darüber  fahe, 
war  fo  hell  und  durchfichtig,  als  wenn  fie  aus  Waf- 
fer beftande.  Dasjenige  aber,  was  Laurence  undSilv. 
de  Sacy  darbieten  (jener  überfetzt  in  der  Anmerkung 
and  their  keaven  [i.  e.  whofe  heaven] ,  diefer  {juorum 
€oelum)f  fpricht  nicht  für  diefe  Erkldiung.  Mau  hat 
das  Fronomen  alfo  auf  Sterne,  Biir/.e  und  C'iciubs, 
vielleicht  auch  blols  auf  das  letzte  Wort  zu  bezichen 
und  der  Sinn  ifi :  das  Himmelsgewölbe ,  an  welchem 
Sterne,  Blitze  und  Cherubs  den  Augen  fjcnoch's 
fichtbar  werden,  ift  fo  rein  und  durchßchtig,  als 
Wemi  maa  das  klarfte  WaJQTer  erblickte.  Fallen  wir 
iinii  diefa  und  das  vorher  über  das  Dach  Bemerkte 
Bulammen,  fo  erhalten  wir  folgende  Anficht  des  '\'cr- 
^<6n.  Henoch  fahe  ein  glänzendes. Gebäude;  cnt- 
Mreder  war  diefs  oben  offen,  fo  dafs  man  den  wlrk- 
lu:Iien  darüber  ausgebreiteten  Himmel  mit  feineu  Y.ahU 
lofen  Sternen  gewahr  wurde,  mit  feinen  Blitzen  und 

den  Wanderceftalten  der  Cherubs,  welche  der  Volks- 
o 

glaube  dort  oben  fuchte  und  vermuthete,  oder  der 
fslsK hatte  zwar  Decke  und  Dach,  aber  von  folcher 

■«eh  Htnoch/  12 


178  Kap.  14.    V.  12/ 

und  ihr  Portal  loderte  von  Feuer.     Als  ich  in 
Wohnung  trat,  war  fic  Iicifs  wie  Feuer  und 
wie  Eis.     Keine  IjUÜ  oder  Leben  war  dort.     S< 
cken  übei*^' altigte  mich  und  ein  furchtbares 
tern  ergriff  mich. 


BefchaffenLeiü,  dafs  an  denifelben  und  auf  diefenl 
zitfam  in  enggedrängt,  das  Firmament  nebß  allem, 
durch  es  fleh  auszeiclinet  und  unfere  Bewuiid< 
vorziigHch  in  Anfpruch  nimant,  dem  Auge  dei 
fchauendcn  erfchien.  Dafs  im  letztern  Falle  a 
Declteii^^ma/(/tf  zu  denken  fey,  iß:  freilich  nich 
Beßimuillielt  ausgefprochcn ,  aber  wahrfcheii 
Mich  will  indefs  bedanken,  dafs  die  erftere  Aa 
wornach  der  eigentliche  Himmel  in  das  Gebäude 
ntederfchaut  und  alfo ,  etua  wie  bei  den  hei 
Hallen  ziiTharnnd,  von  der  Phantaße  als  Daci 
Falafies  betrachtet  wird,  die  richtigere  fey. 
zierte  Decken  gehören  mit  zum  Luxus  des  Ol 
und  in  den  Schilderungen ,  welche  z.  B.  fich  ii 
Erzählungen  der  Taulend  und  Einen  Nacht  fii 
bilden  kunOüeiche  Plafonds  gewöhnlich  einen  Üi 
fchmuck  von  Frachtgebauden  und  Prunkgemac 
Auf  jeden  Fall  wird  man  Tich  das  Gebfiude  mit  « 
platten  Dache  £u  denken  haben.  Das  Feuer  jojfl 
Mauern  und  an  der  Pforte  (Silv.  de  Sacy  übä|lj 
y,et  porta  ejus  igne  ardebaf )  ilt  wohl  nur  dei 
Glanz,  welchen  der  Kryfiall  wirft;  denn  Henod 
keine  Empfindung,  noch  leidet  er  von  der  FliJ 
indem  er  durch's  Porta}  geht.  Er  fühlt  iich/i 
ins  Innere  tritt,  beklommen  und  weifs  daher  dii 
herrfchende  Temperatur  nicht  genau  su  befcfaUBi 
er  findet  Ile  zugleich  brennend  heifs'und  eißgl 
„et  ipfa  (fc.  domus)  calida  erat  ficut  ignis  et  fr 
Ccut  grando**  überfetzt  Silv.  de  Sacy»  Den  la' 
Theil  des  Verfes  verbindet  der  eben  genaunie  U 


Kap.  14.  V.  13  —  15.  179 

13*  Heftig  bewegt  und  zitternd  fiel  ich  auf 
ein  Antlitz '^).     In  dem  Geficht  fahe  ich, 

14.  und  fiehe !  da  war  eine  andere  geräumi« 
»re  *^)  Wohnung,  zu  welcher  jeder  Eingang  vor 
ir  offen  war,  errichtet  in  einer  zittern  den  Flamme. 

15.  So  fehr  zeichnete  fie  fich  in  aller  Hin- 
cht  aus,  an  Glanz,  an  Fracht  und  an  Gröfsc,  dafs 


Hetzer  eng  mit  dem  folgenden:  ^^Tlmor  obtezit  ma 
et  tremor  cepit  me,  vehementerque  commotut  e% 
tremens  cecidl  in  fopiem  meam.^^ 

19)  Vgl.  Dan.  8i  ^7  — 18-  lOf  $•  —  Silv,  de  Sacy  hat 
in  derUebergangsfonnel  am  Ende  desVerfet,  welche 
daran  erinnert ,  dafs  das  Erzählte  von  Henoch  blofa 
in  einer  Vidon  gefehen  ward,  das  Fronomen  poOefli" 
vnm  3    yyVidique  in  vifione  mea,^* 

19)  SUvb  de  Sacy  überfetst :  ,,domus  alia  major  (priori)/^ 
auch  Laurence  fafst  es  fo,  dafs  diefe  Wohnung  im 
Vergleich  mit  der  frühern  grolaer  fej  («»more  fpacious 
tban  the  former**') ;  dieCi  ift  auch  gewifs  ricbtig.     Die 
folgenden  Sätze  knüpft  Silv*  de  Sacy  ganz   einfach 
durch  bloCie  Copula  an :  „et  omnes  portae  ejus  aper- 
tae  coram  me*'  u.  L  w.     Die  letzten  Worte  des  Ver- 
Sm  gibt  er:  ,|etaedificatalingaaignis,^^  wäbrendLau- 
rtnee^  Wie  fcbon  früher  V.  xo.#  fiatt  delTen  j^vibrating 
flame"  hat  und  den  beftimmtern  Ausdruck  in  der  Mitte 
(einer  sittemden  Flamme)  an  die  Stelle  der  einfachen, 
durch  den  Text  an  die  Hand  gegebenen  Partikel  in 
wihlt  I  woBu  indefs  kein  ausreichender  Grund  ange- 
geben werden  kann«  —   Wenn  das  erfte  Haus  mit  ei- 
nem Vorzimmer  (Entree)  Cch  vergleichen  liefae ,  in 
welchea  der  vor  dem  Herrfcher  Erfcheinende  zunächft 
eintritt^  fo  enthalt  dieles  zweite  Haus  den  Audienz- 
faal  mit. dem  Throne.    Wie  jenes  erglänzt  es  au£i 
berdichfte ,  fo  dab  es  im  Feuer  va  ftehcta  fcbeint« 

12  ♦ 


180  Kap.  14.    V.  15  —  16. 

es  unmöglich  ifiy  euch^)  ihre  Fracht  oder  ihre^ 
dehnung  zu  befchreiben. 

16.     Ihr  Fufsboden  war  auf  Feuer,  oben 
ren  Blitze  und  lieh  bewegende  Sterne,   wähl 
ihr  Dach  ein  loderndes  Feuer  zeigte  ^). 


2o)  Das  Pronomen  geht  höcbft  wahrfcheinlich  au 
Lefer  des  Buches,  nicht  auf  die  gefallenen  Ei 
Denn  die  Rede  an  letztere  fcheint  mit  V,  7.  ai 
hören  *  auch  wäre  der  Ausdruck ,  wenn  er  aui 
Engel  ginge^  kaum  paflend,  da  diefe  ja  nach  der 
fiellung  des  ' Verfaflers  aus  früherer  2eit  die  Befi 
fenfaeit  jenes  Ortes  recht  wohl  und  durch  län| 
und  häufigeres  Anfchauen  bcfler  kennen  niufsten. 
der  dorthin  nur  auf  kurze  Zeit  entrückte  Heu 
Gegen  das  Ende  des  Buchs  finden  üch  öfters  fo 
Wendungen,  wie  die  vorliegende.  Dort  hat 
Henoch,  wie  wiederholt  und  ausdrücklich  gefagt  v 
feine  Kinder  vor  Augen,  als  Kap.  92,  3.  93,  1.  3- 
Den  Anfang  des  Verfes  überfetzt  «Si/v.  de  Sacyi 
in  Omnibus  abundabat." 

si)  Diefer  zweite  FalaftiA  in  feinem  Bau  und  der  äui 

Erfcheinung  im  Ganzen  mit  dem  früher  gefchilde 

von  gleicher  Befchaffenheit ;  vgl.  V.  i£.  —  Bei  « 

de  Sacy  lautet  die  Befchreibung  alfo :    ,,  Terrm- 

ignis  et  defuper  fulgur  et  ßellae  difcurrentes,  tect 

que  illius  ignis  ardens.*<     Der  Verfaffer  der  Afc4 

Jefaiae  lafst  den  Helden  feiner  Schrift  allerdings  1 

bis  vor  Gott  gelangen  und  iiefiehen  Himmel,  we 

er  annimmt,  zu  dem  Ende  durchwandern  unter J 

tung.  eines  Engels;  allein  auf  eine  genauere  Sdu 

rung   des  Ortes   ISfst  er  (Ich  nicht  ein,   was  vi 

hauptfächlich  feiner  offenbar  ziemlich  dürftigen  1 

bilduugskraft    und  geringen  Darfiellungsgabc  zt 

fchreiben  ilt. 


Kap.  14.    V.  17.  181 

17.    Aufmerkfam  ^)  betrachtete  ich  fie  und 
iahe,  dafs  fie  einen  erhabenen  Thron  enthielt. 


S3)  Silv.  de  Sacj  fagt  blofs :   „refpiciensque  vidi  in  ea 
domum  ezcelfum/'     Einen  folcLen  Thron  findet  auch 
Jefaias  nach  der  Afcenfio  Jelaiae  Kap.  7,  14  fF.  in  den 
veTfchiedenen  Himmeln ,   welche   er  fchaucte ;    eine 
ähnliche  nähere  Befclireibung  aber,  wie  ße  uns  hier 
.   V.  iQ  ff,  dargeboten  wird,  verfucht  der  VerfalTer  je- 
nes Pfeudepigraphi  nirgends.     Wenn  der  Thron  dem 
Reife  (Silv.  de  Sacy  überfetzt.-    cujus   afpectus  ficut 
pruina^    wahrend  Laurence  das  Wort  frofi  walilt) 
äufierlich  ahnlich  genannt  wird,  fo  kann  thcils  auf 
die  fchöne  weifse  Farbe,    theils  auf  die  kryßallini- 
fclie  Form    des   letztern  Rücklicht   gcnonnntrn  feyn. 
Wshrfcheinlich  denkt  der  Yerfafler  den  .Sitz  bedeckt 
mit  kleinen  weifsen  Kryßallen,  die  man  auf  den  er- 
fien  Blick  für  Reif körner  halten  möchte.    In  ähnlichen 
Schilderungen  des  Orients  findet  man  fonß  fiatt  def- 
ten:  mit  Perlen  überßet.     Die  fchöne  weifse  Farbe 
der  reifartigen  Ueberklcidung    des    Thrones    mufste 
auch  herrlich  fchimmern  und  glänzen,  da  das  von 
ihr  Eingefcbloflene ,  wie  es  weiter  heifst ,  der  glän- 
zenden   Sonnenfcheibe  glich.      Durch  diefen  Zufatz 
(bei  Silv,  de  Sacy:    „et   circuitus  ejus  licut  fol  lu- 
ccBs.")  wird  die  Gcftalt  des  Throne*  als  rund  darge- 
Bellt,  zugleich  aber  ihr  ein  gewaltiger  Glanz  zuge- 
[chrieben.    Den  überrafcbten  Blicken  Henoch's  kommt 
ei  alfo  vor,  als  habe  der  Höchfte  Cch  über  einer  pracht- 
ToUen  Glanzkugel  niedergeialfen.      Die  Stimme  der 
Cktruhs  fc.  war  dort ,  oder  wurde  dort  vernommen ; 
n  iß  eine  ahnliche  Ellipfe,    wie  fo  häufig  bei  dem 
Hebriifchen  Sip  Stimme^  wefshalb  bekanntlich  nieh- 
>tte  Bibelerklarer  dicfes  Wort  nicht  für  ein  Nomen, 
(ondera  ein  Verbum  haben  halteu  wollen«    Vgl.  Ge- 


182  Kap.  14.  V.  18  —  20. 

18.  der  von  Anfehen  dem  Reife  ähnll< 
war,  während  fein  Umfang  dem  Kreife  der  glai 
zenden  Sonne  glich;  und  (da  war)  die  Stimn 
der  Cherubs. 

19.  Unten  von  diefem  mächtigen  Throi 
her  ßrömten  Bäche  lodernden  Feuers. 

20»    Auf  ihn^)  zu  fehen  war  unmöglich. 


fenius  Lehrgeb.  d.  hebr,  Spr.  S.  850-     Die  Stinu 

der  Cherubs   erfchallt   offenbar  cum  Lobe  Gotti 

Sie  erlicheinen  Kap.  6o,  13.  70,  9.  in  Verbindung  1 

den  Seraphs  und  den  Ophanin  als  machtige  Engel  v 

wahrücheinlich  auch  hier.     Die  Afcenlio  Jefaiae  1£ 

auch  in  ihrer  Darfiellung  deflen,  was  im  Himmel  j 

fchiehty  Gott  von  den  Himraelsbewohnern  gepriel 

werden;  f.  Kap. 9,  sß^-»  desgleichen bekanntlidi  1 

Apokaljpfe,   vgl.  Kap.  4,  8  ff«   7,  10  ff.    Das  H 

vorbrechen  des  Feuers  vom  untern  Theile  des  Th 

nes  nach  V.  ip.  (,,et  de  fub  throno  magno  exlb 

flumina   ignis  ardentis'*  Tagt  Silv,  de  Sacy)  ift  ab 

mals  als  Andeutung  des  mächtigen  Lichtglanses 

betrachtet^,  von  welchem  man  ßch  den  Hochften  1: 

geben  dachte.     Die  fiarken  Strahlen  werden  mit  Fev 

Aromen  verglichen ,  ein  in  der  That  recht  fchön 

wähltes  Bild.     Nach  Apok.  22,  1.  geht  von  GT« 

erhabenem  Throne  ein  Strom  von  Waffer  des  Lmi 

glänzend  wie  Kryfiall,  und  das  neue  Jerufalem  be< 

nach  Apok.  si,  ss«  25.  222,  5.  nicht  der  Sonne  1 

ihres  Lichtes,   denn  es  wird  von  der  HerrlicU 

Gottes  erleuchtet.    Noch  ahnlicher  ift  Dan.  7,  ic 

23)  Auf  den  Thron  su  blicken  (,|Contueri  eum^ 
Silv.  de  Saey)  war  wegen  des  ungemeinen  Glaiv 
der  ihn  lungab ,  nicht  mSgUch;  wenn  nun  aber '. 

.   noah  y.  21  ff.  deflen  ungeachtet  berichtet»   dalb 
Gott  darauf  fitaend' gerehen  habet  fo  ift  der  "^ 


Kap.  14.  V.  21—22.  183 

21.    Ein  Grofscr  in  Herrliclikeit  j^ifs  darauf, 

Ti.    deflen  Kleid  glänzender  als  die  Soinic, 
nud  weifser  als  Schnee  ^^). 


derfpruch  in  feinen  Angaben   nur   fcheinbar.      Man 
darf  den  hier  gebrauchten  Ausdruck,  nicht  urgiren. 
El  i'oU  nur  heifsen :    der  Anblick  war  fo   blendend, 
dafs  das  Auge    nicht   darauf  weilen   mochte,   noch 
konnte;  damit  ift  aber  recht  wohl  vereinbar,  dafs  es 
beim  erßen  flüchtigen  Hinfchauen ,  noch  ehe  es  em« 
pfimden  und  erfahren  hat,  dafs  der  Glans  ihm  un- 
erträglich fey,  die  darauf  /itzende  Ferfon  bemerkt. 
ScLün  die  gewöhnliche  Sonne,  wenn  (if^unverfchleiert 
am  Himmel  firablt,  hÖnnen  wir  nicht  ohne  Nachtheil 
für  uufer   Sehorgan    mit    ungefchütztcni    y\uge    an« 
IcliaueUf    dennoch  hat  jeder   von    uns  He   zi^veilen 
fiücbtig  gefehen.     Ein  ähnlicher  fcheinbar  er  Wider- 
fpruch  ifi  V.  21  —  23.      Uebrigens^  ifi  es  Sitte  des 
Orients  9  alle  nur  erdenkliche  Fracht  am  Throne  des 
Küoigs  anzubringen ,   um  dadurch  zu  imponiren ;  fo 
wurde  namentlich  von    dem   der   perfifchen  Könige 
berichtet,    dafs    es  wegen  des   grofien  Reichthumes 
yon  edeln  Steinen,  welche  ihren  Glanz  um  denfelben 
^verbreiten,    nicht  gut  möglich  ley,  mit  dem  Auge 
lange  darauf  ku  weilen. 
2j)  £s  leugt  von  dem  richtigen  Gefühle  des  Verfaffers^ 
dafs  er  Cch  nicht  auf  eine  voUßändige  Schilderung 
des   von  Ilcnoch   gefcliauten  höchßcu   Wefens    ein- 
läfst,  fondem  nur  allgemeine  Ausdiücke  gebrauch^ 
welche  dafTelbe  als  grofs ,  erhaben  und  herrlich  be« 
leichnen«      Unwillkührlich    erinnert    diefe   Schilde- 
rang, in  Verbindung  mit  der  vorhergeheudenBefchrei- 
bung  des    göttlichen   Thrones,    an  Dan.  7,9.   10. 
Welfse  des  Scbnee's  («Silv.  de  Sary  überfetzt:  et  al- 
beutluf  «rat  [|palUuui]  omni  grandine)  und  Glanz  der 


184  Kap.  14.    V.  23. 

23.     Kein  Rngd  vermochte  hindurchzm 
gen^'),  zu  fchaiieti  das  Antlitz  deffelben,  desH< 


Sonne  find  auch  bei  uns  fp ruchwörtlich  und  g 
als  unübertreJUich,  ja  nicht  einmal  als  erreie 
Eben  fo  hält  fich  die  Apchalypfe,  wo  de  einen 
in  den  Himmel  thun  läfst ,  ganz  allgemein ;  de: 
beifst  Kap.  4,  2.  3«:  ,,und  fiehe!  ein  Tliron  fiai 
„Himmel  und  auf  dem  Throne  faCs  Einer;  und  i 
,,rafs,  war  im  Anblick  gleich  dem  Stein  Jaspif 
„Sardis.*^  Desgleichen  dieAfcenno  Jelaiae,  als 
p,  27.:  „et  afpexi  quendam  fiantem,  cujus  | 
„fuperabat  gloriam  omnium  et  gloria  ejus  n 
,,erat  et  mirifica."  V.  21.  lautet  bei  Silv.  de  i 
,, Gloria  magnus  fedebat  fuper  eum  (thronum)." 

25)  Laurence  überfetzt:  ,,No  angel  was  capable  1 
neirating  to  view  the  face  of  him  u.  f.  w. ,  Sil 
Sacy  dagegen  „et  non  poterat  nee  ullus  angel 
9jingredi  et  contueri  facieni  ejus,  magnifici  illius  n 
,,ct  gloriofi."  Das  Hineingehen  (nach  Silv,  de  « 
oder  Hindurchdringen  (nach  Laurence)  ift  wob 
den,  Gott  unmittelbar  umgehenden,  Glanz  zu  l 
Leu,  welcher  eine  fo  unwidei üchliche  Kraft  auf* 
dafs  fclbll  kein  Engel  bis  ganz  nahe  an  die  P* 
Gottes  gelangen  konnte.  Dem  Verfaffer  Ich 
vielleicht  der  V.  ii.  vorkommende  Zug  der  Ei 
lung  Tor,  "wornach  Henoch  in  die  Flamme  zu  ti 
wagt,  welche  die  aufserße  Umzäunung  des  geh< 
ten  Raumes  mit  bildet.  Vielleicht  foU  der  Ausd 
fich  blofs  auf  das  Auge^^  den  Blick  beziehen,  d 
Kraft  durch  den  mächtigen  Llchtglanz  Gottes  g< 
eben  wurde.  Was  nun  dem  Engel  nicht'  mö, 
war,  kann  natürlich  dem  Menichen  vollends  i 
gelingen  (,,Non  poterat  ullus  carnalis  videre  e 
drü(Jit  es  Silv,  de  Sacy  aus).      Der  Gruud  d 


Kap.  14.    V.  23.  185 

chen  und  Strahlenden ;    auch  I^onnte  kein  Sterbli- 
cher ihn  anfehen.     Ein  Feuer  loderte  rings  um  ihn. 


wird  am  Ende  des  Verfes   fofort  hinzvgefügt ;    die 
liogs  um  ihn  her  lodernde  Flamme  (wörtlich,  wie 
Laurence  in  der  Note  bemerkt ,  9, ein  Feuer  von  lo- 
denidem  Feuer  ,<<   wefshalb  auch  Silv.  de  Sacy  über- 
letzt: „Ignes  ignium  ardeutium  circa  eum**)  fcheuchte 
zurück.     Rink  (deutfch.  Bearb.  von  Silv,  de  Sacy*s 
Notiz  d.  Buch  Ilenoch  betreff.   S.  58-  Anmerk.)  ver- 
gleicht recht  paffend  mit  unfrer  Stelle  1  Tim.  6,  16.^ 
wo  von  Gott  ^efagt  w^ird ,  er  wohne  in  einem  unzu" 
gänglichen  Lichte,    kein  MenTch   habe  ihn  gefehen, 
noch  hönne  er  ihn  fehen.     Dagegen  mag  ich  fein  har- 
tes Urtbeil  über  die  ganze  Schilderung  nicht  unter- 
ichreiben,    in  welcher   er  ,,  durchweg   zufammenge- 
jifeihete  Fetzen  und  Lappen  alter  hebräifcher  Dich- 
»ter  -  und  Prophetenfeh ilderungen  verwebt  mit  neu- 
»iteSamentlicheh  und  fpätern  Vorftellungen  *^  gefiin- 
itn  haben    will.      Die    fpäteren  Dichter  und  Pro* 
pbeten  der  Hebräer  nehmen,  überhaupt  gern ,   was 
gar  nicht  zu  tadeln  iß,  auf  ihre  Vorgänger  Rücklicht 
(vgl.  Herder  Briefe  das  Stud.  d.  Theol.  betreff.  1  Th. 
S.  105.    Credner  d.  Prophet  Joel  überf.  und  erklärt 
S*  58  ff.);  um  fo  natürlicher  und  zweck mäi'siger  er- 
icheint mir  ein  folches  Verfahren,  wenn  Gegenftande 
▼on  fo   eigener  Art  und  Befchaffenheit   darzullellen 
^ij  dafs  gewiffe  Züge  derfelben  als  ßehend  betrach- 
tet werden,  gleichfam  als  Stereotypen  dafür  im  Volke 
gelten.     Dahin  mochte  ich  s.  B.   die  Theophanieen 
'echoen,  in  deren  Schilderung  bekanntlich  die  bibli- 
'<^eny  namentlich  die  altteftamentlicben  Schriftftellec 
'^^  Wortlich  übereinftimmen  (f.  meinen  Coinmentar. 
P'^üol.  crit.   in  Mofis  benedict.  P.  I  et  IL   p.  13.), 
^uenro   die    dichterifcbe   Darßellung   des    Himmels. 


186  Kap.  14.   V.  24. 

24.     Ein  Fetier  auch  von  grofsem  Umfang 
flieg  immerwährend  vor  ihm  auf  ^^},  fodafs  Keine 


Dem  Jefaiaft  wird  in  der  Afcenfio  Jefaiae  Kap.  3«  S^ 
von  Belkira  es  zum  Vorwurf  gemacht,  dafs  er  ge- 
lagt  hatte:  ,>ich  labe  den  Herrn  (Gott)  fitzend  auf 
■  einem  hohen  und  erhabenem  Stuhl  u.  f.  w.  (Jef.  6,  i.];'* 
denn  Gott  vermöge  Niemand  zu  fehen :  »«Mofes  fpricht: 
Niemand  iß,  der  Gott  labe  und  lebte»  aber  Jelaias 
fagt:  ich  habe  Gott  gefehen  und  bin  lebend.  O  Kd< 
nig !  erkenne  alfo ,  dafa  jene  Frophetcu  Lügner  ßnc 
u.  f.  w." 

26)  Silv,  de  Sacy  diEerirt  hier  ein  wenig ;  ei*  überfetc^ 
die  erßen  Worte  de»  Verfes :  „Magnuscjue  ftabat  e: 
ignift  coram  eo,**  fo  dafs  der  Gedanke  wäre:  (1^ 
Grofse  (d.  i.  Gott)  fiand  da  und  vor  ihm  war  d^ 
Feuer.  Nach  Laurence  gehört  grofs  als  Epitbeto 
zu  Feuer.  Seine  Ucberfctzung  ziehe  ich  vor,  weil  GoC 
nach  V,2i.Jitzend  gedacht  wird.  Man  (ieht  aus  uia 
ferm  Buche  ganz  deutlich,  dals  das  Feuer  wefentlic^ 
zum  Colorit  des  Gemaides  von  der  Art  und  WeiT* 

w 

gehört  #  in  welcher  jüdifcho  Schriftßeller  Gottes  Etr 
rcheioung  fich  zu  denken  gewöhnt  hatten.  Verfehl 
ift  daher  Ro/ipfimMZ2tfr*j Erklärung  (Scholiain  Vet-  Tct 
F.  X.  p.  229.) ,  wenn  er  in  den  Angaben  des  Bucbji 
Paniel  (Kap.  7,  9.  10.) ,  dafs  Gottes  Thron  demFeuea 
gleich  war  und  ein  Feuerfirom  von  ihm  ausging,  die 
Strenge  Gottes  im  Gericht  angedeutet  glaubt.  Del 
Höchfie  mag  firafen  oder  fegnen  wollen,  wo  er  ficht« 
bar  wird ,  kann  er  dem  Hebräer  nach  feiner  Vorftel- 
lung  nur  als  Licht,  nur  als  von  Feuer  umgeben  erCchei^ 
nen.  Vgl.  auch  die  Erzählung  vom  feurigen  Bufcfa 
2.  Mof.  3.  '. —  Das  Folgende  verknüpft  Silv.  de  Sacy 
nicht  nach  der  von  mir  nach  Laurence  gewählten 
Weife  mit  dem  Vorhergehenden ,  foudern  beginnt  ei- 


Kap.  14.    V.  24.  187 

n  denjenigen ,  welche  ihn  umgaben,  im  Stande 
IT,  fich  ihm  zu  nähern^  unter  den  Myriaden  von 
yriaden,  welche  vor  ihm  waren.  Für  ilm  war 
alige  Berathfchlagung  unnöthig ^^).  Gleichwohl 
ingen  die  Geheiligten,  welche  in  feiner  Nähe  wa- 


neQ  neuen  Satz :  |,Non  erat ,  qui  appropinquaret  ad 
eum  ex  iis'^  u.  f.  w. ;  ebenfo  find  die  Worte :  ,',myrla- 
ilei  myriadum  coram  illo'*  bei  ihm  nicht  von  einer 
Firtikel  abhangig,  wie  bei  Laurence  und  in  meiner 
Ueberfetzung,  fondern  bilden  einen  Xelbfiftändigen 
Gedanken.  Dafs  dem  Schrift  Seiler  Dan.  7,  lo.  vor« 
fchwebe,  iß  ganz  deutlich. 

€7)  So  Laurence  g  obfchon  er  in  einer  Anmerkung  als 

zweite  und,  wie  es  fcheint,  noch  dazu  als  wortlichere 

UebeiTetzung  erwähnt:    Und  er  verlangte  (requLred) 

meht  heiligen  Rath.     Silv,  de  Sacy  ift  o£Fenbar  auch 

fir  die  erftere  Erklärung;    denn  er  überfetzt:   »ylpfi. 

iutem  opus  non  erat  concilio  fanctitatis.^^     Man  über» 

fehe  in  feiner  Ueberfetzung  nicht,  dafs  er  keines we« 

ges  confiliunif  fondern  concilium  (Laurence  bat  con« 

fultation')  fagt;    es  wird   damit  auf  die  unmittelbar 

folgende  Angabe  bingewiefen  und  der  Sinn  ift  diefen 

Um  Gott   her   erblickte   Henoch   eine   unabfehbara 

Schaar  dienender  Engel ;  diefe  fianden  dort  nicht  etwa^ 

als  wenn  Gott  ihrer  bedurft  hüttei  oder  gar,  um  fich 

mit  ihnen  über  das,  was  gefchehen  foUe,  zu  bera- 

then;  Gott  befchliefst  und  vollbringt,  was  er  will, 

ohne  fie  zu  fragen  und  fich  durch  ihre  Anficht  leiten 

sü  laflen.     Bei  Silv»  de  Sacy  fpringt  diefe  Verbin» 

dang   beider  Gedanken   nicht   fo    befiimmt  hervor, 

wenn  er  fortfahrt:   fancti([ue,  qui  ad  illum  accede* 

baut,  non  difcedebant  nocte  ac  die,  nee  ab  eo  recede- 

bant.^^     Den  letzten  Satz  nimmt  er  activep  fo  dafs  er 

ans  das  Ichoa  Gefagte  recapitulict ;   ich  habe  daher 


188  Kap.  14.    V.  24. 

ren,  nicht  von  ihm  liinweg,  weder  bei  Nai 
noch  bei  Tage,  noch  wurden  lie  entfernt  vonih. 
Ich  war  auch  fo  weit^)  vorgegangen  mit  eini 
Schleier  v6r  meinem  Geficht  und  zitternd.  ] 
rufte  mich  der  Herr  mit  feinem  Munde  ^'^)  und  fagl 


aus  Laurence  die  pajßve  AuiFafluDg  beibehalten : 
entfernten  Heb  felbfi  nicht  und   wurden   auch  nie 
durch  Gottes  Befehl  von  ihrem  Dienft  abberufen. 

fiß)  So  weit  fagt  Laurence  ( fo  far  advanced  ) ,  namli 

wie  jene  Myriaden,  und  war  Gotte^lfo  eben  fo  na 

getreten  als  feine  Diener ;  daher  überfetzt  Silv,  de  Sm 

dem  Sinne  nach  übereinftimmend  mit  ihm  :  ,,Ego  autc 

accelR  usque  ad  eum.*<    Wenn  Henoch  fein  Antlits  VC 

hüllt,  fo  ift  diefs  der  Würde  delTen,  vor  dem  er  £< 

befindet,  fo  wie  der  Erhabenheit  des  Ortes  ganz  ai 

gemeflen.      Möglich  wäre  es  aber  auch,    dafs  die 

YerhüUeu  ihn  vor  Blendung  fchützen  foU.     Nehmi 

wir  erßeres  an,  fo  wäre  die  Sitte  einiger  Völker  i 

vergleichen,  fich  beim  Cultus  des  Schleiers  zu  bedi 

nen  (f.  meinen  Entw.  d.  hebr.  Alterth.  S.  5o40*  ^® 

züglich  nahe  liegt  der  Gebrauch  der  fpätern  Juim 

beim  Lefen  der  heiligen  Schriften   den  Tallis  an» 

wenden  und  der  alten  Parfen^  mit  verhüllten  Lippe 

vor  das  heilige  Feuer  zu  treten  {Hyde  Hiftor.  reli| 

vett.  Ferfar.    Ozon.  1700.  4.  p.  369.  und  die  daa 

gehörige  Kupfertafel  IX.).  —  Betrachtet  man  den  Ao 

druck  in  Verbindung  mitV.  25.,  wie  man  foll,  fokan 

das  Vordringen  Henoch*s  nur  fo  gemeint  feyn :  ich  wi 

fo  nahe,  daCs  ich  das  alles  fehen  konnte  (f.  V.  25.).   Di, 

Falaftes  Eingang  fiand  nämlich  geöffnet  und  fchon  io  f^ 

raumer  Entfernung  vermochte  man  zu  überblickei. 

was  £ch  in  demfeiben  befand  und  darin  vorginjg«    . 

Sp)  Gott  bedient  Geh  nicht  eines  Engels ,  dem  Henoc 
feinen  Willen  kund  zu  thun,   fondern  würdigt  ib 


Kap.  14,   V.  24—25.  189 

«ahe  dich  hieher,  Hcnoch,  zu  meinem  heiligen 
iV'orle. 

25.  Und  er  hob  mich  auf  undbrachte  mich  ^) 
bis  gerade  an  den  Eingang.  Mein  Auge  war  ge- 
richtet auf  den  Boden. 


der  unmittelbaren  Anrede.  Laurenee  facht  diefs 
recht  deutlich  zu  machen,  wenn  er  überfetzt:  ,yWith 
his  own  mouth*'  und  alfo  das  Wort  eigen  einfchiebt. 
Uebrigeiis  weicht  Silv,  de  Sacy  von  ihm  am  Schlufle 
diefes  VeTfes  nur  darin  ab,  dafs  er  Gott  Tagen  läfst: 
„«f  ad  vocem  meam  fanctam.**  Da  Hcnoch's  Vifion 
faauptlachlich  den  Zweck  hatte,  ihn  mit  Gottes  hei- 
]igem  Befehle  bekannt  lu  machen ,  fo  wird  er  in  der 
Anrede  Gottes  mit  Recht  aufgefordert,  lieh  deflen 
heiligem  Worte  zu  nähern,  als  wenn  folches  ein 
lelbfiltändigtTr  GegenQand  wäre. 

30)  Laurenee:  „making  me  draw;^*  Silv»  de  Sacy:  „et 

ad  portam  usquc   accedere   fecit,^^      Henoch    hatte, 

wie  es  nach  diefem  Ausdrucke  fcheint,  his  daher  au« 

fierhalb    der   Wohnung   Gottes    ehrfurchtsvoll   von 

Ferne  geßanden  (vgl.  auch  An  merk.  2Q,  zu  V.  24.). 

Der  Sinn  von  Silv,  de  Sacy*s  Ueberfetzung  in  V.  24. : 

„Ego  autem   accefli  ad  eum  (Deum)^^  i(t,  wenn  He 

dem  ätbiopifchen  Texte  genau  entfpräche ,   nach  die- 

lein  Verfe   dahin  zu  rei^ringiren ,    dais  Heuoch   der 

Ferfon  Gottes  nicht  ganz  nahe  tritt,  fondern  fich  ihr 

nur  infofern  nähert,    als  er  bis   zum  Eingänge  des 

Thronfaales  gelangt,  um  Gottes  Befehl  zu  empfangen. 

Das  W^ort  Eingang  (entrance  hei  Laurenee  ^    porta 

bei  Silv.  de  Sacy)  iß  nach  meiner  Meinung  haupt- 

fsicblich  ins  Auge  zu  faflen  und  in  der  Sache  entfchei- 

dend.     Der  Schlufs  des  Kapitels  (hei  Silv.  de  Sacy: 

nfttcies  autcm  mea  deorfum  dejecta  erat^*)  foU  die 

^iirfurcbt  und  fromme  Scheu   bezeichnen,    .welche 


1^  Kap.  15.   V.  1. 

'K  a  p.     15. 

1.     Alsdann  fich  wendend  zu  mir,  fprach 
/  undfagte^'):  Höre  und  fürchte  nichts,  o  gerec 

denHöclißcn  nicht  anzublicken  wagt.  Henoch  ha 
»war  Gott  geTehen  (V.  ai.)»  allem  der  Blich  konr 
nicht  haften  anf  ihm  (vgl.  V.  fl3.).  Merkwürdig 
die  Aeufserung  der  Afcenfio  JeCaiae  Kap.  9,  39,  (< 
Laurence')  bei  der  ganz  ähnlichen  Gelegenheit,  ^ 
Jefaias  in  einer  Vifion  zum  Himmel  entruckt  wa 
denn  es  heirst:  ,,ünd  mein  Herr  nahcte  mir  und  i 
^jEngel  des  Geißes ,  und  er  fprach:  fiche!  es  ift  i 
i^verflattet  worden,  Gott  zu  fehen  und  um  deini 
j^wülen  ift  dem  Engel,  welcber  mit  dir  ift,  Ktaft  { 
^, geben  worden.'*  Allb  ausnahmsweife  und  als  Ai 
Zeichnung  ficht  Jefaias  den  Uüchßen ;  fo  könnte  m 
es  Fich  auch  vorftellen,  wenn  Henoch  Gott  fchav 
(V.  aiO-  DaHelbe  Ffeudepigraphon  erzählt,-  wie  fi 
felbft  widerfprechend,  Kap.  10,  s. :  „und  alle  (Eng* 
,, wurden  au  dem  Herrlichen  gefendet,  delTen  He: 
„lichkeit  ich  nicht  anfehen  konnte;*'  es  iß  aber  au 
hier,  wie  in  unferm  Henoch,  ein  dauernd^  A 
^  blicken  gemeint.  Henoch  war  gegen  den  Gla 
in  etwas  gefiebert;  Jefaias  dagegen  (a.  a.  O.  Ki 
p,  37,)  berichtet  von  fich :  „Und  ich  Iahe  einen  gi 
,ifsen  Glanz  und  die  Augen  meiner  Seele  waren  gefl 
«^net,  aber  fogleich  vermochte  ich  nicht  zu  fehc 
i,weder  den  Engel,  welcher  mit  mir  war,'  noch  a 
„Engel,  welche  ich  ssuvor  gefehen  hatte 9  mein 
„Herrn  verehren." 
51)  Wörtlich,  wie  Laurence  in  einer  Anmerkung  1 
deutet:  „et  fagte  mir  mit  feiner  Stimme^**  wie  ati 
Silv*  de  Saey  überfetzt :  „et  alloquens  me  dizit  m 
voce  fua/^  Ebenfo  heilstes,  ebenfalls  nach  Ziohtcm 
Im  Aethiopifcheti  wortlich:  „o  Henoch »  gereoh 


Kap.  15.   V.  1.  191 

er  Hcnoch,  du  Schreiber  der  Gereclitigkeit!  Nahe 
[ich  lüehcr  und  höre  meine  Stimme.'  Gcho,  fagc 
len  Wächtern  des  Himmels,  welche  dich  frefendct 
laben,  für  lie  zu  bitten:  Ihr  fülltet  bilLcit  für 
Menfchen  und  nicht  Mcnfchen  für  euch  3^). . 


Mann  und  Schreiber  der  Gerechtigkeit!"  womit  Silv. 
de  Sac-fs  Ueberfetzung  übereinftimnit.  —  üeber  den 
Ausdruck  Schreiber  der  Gerechtigkeit^  wie  12,  5.,  f. 
zu  «2,  4.  und  über  IVächter  des  Himmels  f.  zu  la,  2." 
32)  Andeutung  der  nur  im  fph'tern  Judenthume  deut- 
lich ausgefprochenen  Vorftellung,  dafs  gewiflen  En- 
geln das  Gefchäft  obliegt,  dem  Höchßen  die  Gebete 
der  Mcnfcben  vorzutragen;  f.  oben  Kap.  9,  3.  VgL 
darüber  Tob.  12,  12  —  15.  Itrig  bat  man  auch 
Stellen  aus  dem  altteftam entlichen  Kanon ,  als  Hiob 

33»  23- »  darauf  bezogen  und  unter  y^Q  einen  ver- 
tretenden r'.iigcl  verfianden,  welcher  Heb  der  recht- 
fcbafFeucn  Mcnfchen  annähme,  vor  dem  Throne  der 
Gottheit  ihre  RechtfchaiFenheit  bezeuge  und  hernach 
beauftragt  werde.  He  vom  Unglück  su  befreien  (fo 
z.  B.  Ilgen  Jobi  antiquiiRmi  carminis  hebraici  natura 
atque  virtutes  p.  190  S,  vgl.  p.  SQ  und  dcrfelbe  in 
feiner  Erklärung  des  Tobias  S,  110.);  ^^  iß  Yiflmebr 
irgend  einer  der  vielen  Boten ,  welche  Gottes  Willen 
kund  thuD,  und  hatte  in  dem  dort  herückrichtigten 
Falle  (vgl.  V.  24.)  den  Befehl,  dem  fündigenden  Men- 
Cchen  das  Leben  abzufordern,  wurde  aber  noch  vot 
VoUbringung  des  Auftrages  wiederum  davon  entbun- 
den. Hiob  5,  1.  ifi  die  Unmöglichkeit,  fich  der  Ver'« 
inittelung  eines  Himmclsbewohners  zu  bedienen,  um 
mit  der  Klage  zu  Gott  zu  gelangen,  ziemlich  'be- 
fiimmt  behauptet.  Zach.  1,  12  ff.  fcbeint  zwar  ein 
Engel  für  Jerufalem  zu  intcrcediren ,  allein  auch 
diefe  Stelle  beweifet  nichts.     Denn' da  einmabl  nach 


192  Kap.  15.    V.  2. 

2.     Warum  habt  ihr  vcrlaffen  den  hohen 
hei] igen  Himmel,  welcher  ewiglich  dauert  ^^^, 


der  ganzen  Einrichtung  und  Anlage  der  dort  ei 

ten  Vißon  der  Prophet  niclit  unmittelbar  von  Je 

fondera  mittelbar  durch  den  mit  ihm  redender 

gel   über  das   künftige   Schickfal  feines   Vaterl 

belehrt  werden  foll,  fo  ging  es  nicht  anders »  all 

der  Engel  lieh  die  Frage  an  Gott  erlaubte,  wie 

das  Unglück  noch  dauern  werde?     Dagegen  es 

Apok.  8,   3  ff«  allerdings  etwas   Ac^hnlichea ,    w 

Tobia  a.  a.  O.      Sehr  richtig   benuMkt   Baumga 

Crufius  (Grundz.   d.  bibl.  Theol.   S.  cO^Oi   ^^^^ 

Darbringen   der   Gebete   zur    allgemeinen    Enge 

Heilung  gehöre;  es  iß  dicfs  ja  eine  der  vielen  l 

hingen  y  wodurch   die  Engel  an  der  VVeltvcrwal 

thäti;;en  Antheil  nehmen.     Indefs  ifi  doch  nid 

überfehen ,   dafs  die  altern  hebräifchen   Schrift! 

gerade  diefe  Art  ihrer  INTitwirkung  zu  den  Zwf 

der  Vorfehung  nicht  erwähnen ,    woraus  es ,    i 

auch  nicht  gewifs «  doch  wahrfcheinlich  wird , 

die  Idee  fclbft  erß  fpater  aus   der  allgemeinen 

Heilung  lieh  herausbildete.  —     Silv,  de  Sacy  i 

fetzt:    „Vos  dtfcetflt  deprecari," 

33)  Obfchon  beide  Ueberfctzer  im  Ganzen  hier  zu 
faxnmenftiuimcn ,  zeigen  [ich  doch  bei  Silv,  de  i 
im  Einzelnen  kleine  Abweichungen    von  Lauri 

als:    ,,coelum quod  eft  in  faeculum^    et 

snulieribus  dormiißis et  vohis   uxores  ac^ 

fiis,^^  Den  Scfalufs  des  Verfes  fafst  er,  wie  aus  i 
kurzen  Note  bei  Laurence  erhellt,  wörtlicher  i 
dem  Aethiopifchen :  ,,ct  fllios  procreafiis  gigant 
Unter  den  Giganten  aber  dachte  man  lieh  ein  gev 
tbatiges,  gottlofes  Gefchlecht;  vgl.  Kap.  7,  ii  — 

9t  8—9-   *0i  *3«  *8^ 


Kap.  15.    V.  2—3.  193 

Labt  gelegen  bei  'NVeibem,  euch  befleckt  mit  den 
Töchtern  der  Menfchen,  eucli  Weiber  genommen, 
gehandelt  wie  die  Söhne  der  Erde,  und  gezcu^-t 
me  gottlofe  Nachhommenfchaft ? 

3.     Ihr,  die  ihr  gciftig,  heilig  feyd  und  ein 
Jeben  lebt**),   welches  ewig  ift,   h.ibt  euch  be- 

54)  So  nach  den  Worten ;  daher  auch  Silv.   de  Sacy : 
•    „Vos  autem  fpirituales^  fancti,  vlventes  vitam,  quao 
ed  in  faeculum/^     Laurence  überfetzt  dagegen:  ,,die 
ihr  ein  Leben  beßtzet  (poflelliug  a  life)/^     Nach  den 
febr  bcftimmten  und  wiederholten  Angaben  des  Schrift- 
ftellers  ift   oiFenbar  feine  JMcinung,  die  Engel  hätten 
ganz  ebenfo,  wie  Menfchen  ßch  begattet.     Vgl.  auch 
•  12,  5  —  6.,  wo   fait  diefelben  Worte  vorkommen; 
7,  2.  lo.  9,  6.   10,  15.     Ob  er  nun  glaubte,   dafs  ße 
diefs    ohne  Weiteres    vermöge   ihrer   gewöhnlichen 
Organifation  vermocht  hatten,  oder  ob  er  ßch  dachte, 
dafs  fie  für  diefen  Zweck  Cch  ihrer  fonßigen  Geßalt 
und  Natur  begeben  und  Menfchen gefialt  angenommen 
Latten,  ift  nicht  mit  Gew^ifsheit  zu  befiimmen.     Doch 
hat,  meine  ich,  das  erßere  am  meiften  für  Ach,  man 
mdg  nun  auf  den  in  unÜercr  Stelle  gewählten  Aus- 
druck und  den  ganzen  Zufammenhang,    oder  über« 
iiaupt  auf  die  fonfiigen  Aeufserungen  des  Buches  über 
diefe  Engel  fehen.     Ueberall  finden  wir  in  demfelben 
diefe  Engel  in  ihrer  äufsern  Erfcheinung  den  Menfchen 
gleich  2  hier  empfinden  fie ,  wie  Menfchen  ,  förmlich 
die  Heftigkeit  des  Gefchlechtstriebes  und  feinen  Drang 
tiach  Befriedigung.     „In  fanguine  homiuum  concupi- 
viftia  ,«(    wie  es   Silv.  de  Sacy  ausdrückt,   ift  nicht 
etwa  Rachgier,    fondern  Begehren    nach  Begattung 
mit   menfchlichen    Weibern.       Blut    der    Menfchen^ 
meDfchlichet  Blut    bedeutet   menfchlichc  Nachkom«« 
nenfchaft,  Menfchen  und  hier  in  fpecie  die  Weiber4 
»»ch  n«och.  13 


194  Kap.  15.    V.  3. 

fleckt  mit  Weibern,  habt  gezeugt  in  fleifchlichei 
Blute,  habt  begehrt  des  Blutes  derMenfchen,  un 


Daher  Tagt  er  aucli :  in  fanguine  carnali  genuiß 
(nach  Silv.  de  Sacy*s  Ueberfctzung)  für:  mit  iti 
fchen  Dirnen  habt  ihr  Kinder  gezeugt,  und  ebl 
defshalb  werden  dieMenfchen  geradezu  ,,caro  et  fa 
guis'^  genannt.  Blut  aber  mit  FUifch  verbunden  . 
bchanntlichin  der  Bibel  Bezeichnung  des  Sterbliek€Hi 
Gegenfatz  der  Gottheit,  des  Göttlichen  und  Uebc 
menfclillchpn ;  vgl.  Matth.  16,  17.  Gal,  i,  26.  Epb 
6,  IS.  ITebr.  2,  4.,  in  welchem  Sinne  auch  Ftttji 
öfters  allein  gebraucht  wird,  als  1  Mof.  6,  3.  I 
5Ö,  5.  70»  59«  Jcf.  3,  5.  So  Blut  in  dem  Ausfprud 
des  Livius  (XXXVITI,  580  •  "O^  fanguine  human 
Ted  fiirpe  divina  fatuni  fe  e.[[e.  Eine  ähnliche  1 
wandtnifs  hat  es  hier  mit  den  Ausdrüchen  *  FleK 
^und  Blut  heifsen  die  IM en Fchen  in  der  Bede  Gotl 
im  GegenXatz  der  über! rdi fchen  VVefen,  der  Eni 
(f.  auch  V.  4  und  6. ,  wo  beide  Klaflen  von  Gefall 
pFci>  rüchficlitlich  ihrer  Dauer  verglichen  und  eini 
der  gegenüber  geltellt  werden).  Wäre  im  Mittebll 
das  Buch  Hcnoch  zugänglich  gewefen,  fo  bättis  i 
Hexenhammer  diefe  Stelle  und  ihre  Parallelen 
feinem  Beweife  für  die  fieifchliche'  Vermifcfall 
dämonifcher  Wefen  (Daemones  incubi  et  fuccnl 
mit  Menfchea  benutzt,  welche  er,  verleitet  dm 
die  alte,  allgemein  für  richtig  gehaltene  Erklin 
von  1  Mof.  6,  1-.4.  y  annehmen  zu  müflen  glnnf 
und  mit  firenger  CoDfequenz  ßarr  verfolgend^  ä 
dogmatifchen  Grundlage  des  criminellen  Hexenp 
cefles  machte.  Vgl.  Malleus  maleficarum  (p.  244  ^i 
ed.  Fraucof.  1580.  40*  ^o  unter  andern  untorfof 
wird  „quomodo  modernis  temporibus  (im  Gegenfi 
der  antediluvianifchen  Welt  1  Mof.  6.)  maleficae  atf 


Kap,  15.    V.  3.  195 

babt  ßethan,  wie  diejenigen  thun,  (welche)  Fleifch 
und  JBlut  (find). 


caniales  cum  incubis  Daemonibus  exercent  et  quali- 
tcr  ex  liii  znultiplicetur?''  Die  Gegenitände,  welche 
hier  einer  weitern  Behandlung  bedürftig  betrachtet 
werden,  lalTen  einen  Blick  thun  in  die  damalige  Be- 
fchaiFenheit  der  Vorßellungen  über  den  in  unferm 
Abfchnitte  vorherrfchenden  Glauben  an  eine  körper- 
liche Verbindung  des  Menfchlichen  mit  dem,  was 
höhern  Urfprun^s  ift.  Scchferlei  iß's,  was  in  Frage 
kommt:  i)  der  Körper,  welchen  die  Teufel  behufs 
des  BeiTchlafs  mit  den  Hexen  annahmen,  und  feine 
Beßandtheile;  2)  die  Handlung  felbit  (mit  dem  ge* 
nauefien  Detail ,  in  einer  garlligen  und  widrigen 
Weife);'  3)  Zeit  und  Ort  derlelben;  4)  ob  der  Teu- 
fel blofs  dem  betreffenden  Weibsbilde,  oder  audi  an- 
dern bei  dem  Concubitus  ßchtbar  fey;  5)  welche 
Dirnen  und  Weiber  Vorzugs  weife  von  ihm  gefucht 
werden  und  6)  über  die  Befchaffenheit  der  bei  dem 
Act  eintretenden  Empfindung.  Vgl.  auch  Horß*s 
Zauberbiblioth.  6  Tb,  S.  91  —  102.  —  Mehrere  Stel- 
len der  Kirchenväter,  welche  auf  die  Erzählung  des 
Henoch  Rückficht  nehmen  oder  doch  Vergleichungs- 
punkte darbieten,  find  fchon  zu  Kap.  7,  7  —  8*  ^o* 
9,  7.  8-  10,  13.  erwähnt;  andere  werden  noch  unten 
vorkommen.  Zu  dem  Ausdrucke:  ,|ihr  verliefset 
den  hohen,  heiligen  Himmel*^  vgl.  13,  5*  und  Jud. 
V,  6.  die  Worte  •toXjitovtäc  to  ib»v  omtjj^iov.  Silv» 
d«  S^cy  hat  die  Sätze  durch  die  Copula  verbunden: 

et  —  —  genuißis,   et concupiviftis ,  et  feciftis, 

wi^  auch  fonft  häufig,  wo  ße  Laurenct  nicht  hat 
oder  eine  andere  Partikel  wählte  (f.  Kap.  1^  4.  6« 
Kp.  2.  Kp.  3,  1.  7,  2.  5.  6.  lo.  13.  14.  8f  1*  9«  3« 
4.  6.  13.    to,  14.  16.  17.  80.  23.  &5>  37*   1^1  ^'    *3> 

13* 


1%  Kap.  15.    V.  4—5. 

4.  Diefe  jedoch  ßerben  und  kommen  um* 

5.  Darum  habe  ich  ihnen  gegeben  Weibi 
auf  dafs  lic  ihnen  beiwohnten,  damit  Söhne  möc 


s.  9.  10.  14,  4.  5*  10«  12*  13*  14«  i5.  16.  17.  Ig.  ] 
22.  23.  24.  15»  !•  2.  5«  80-  I^»«  Worte  FUifeh  m 
£2iit  am  Enclö  des  Veifes  fafst  derfelbe  als  Appofiti 
zum  Pronomen  yi« :  ,,ßcut  ipfl  faciuntf  caro  et  fangnii 
55)  Silv.  de  Saey  hat  nichts  diefem  Verbo  Entfpreclu 
des  und  überfetzt  blofs:  ,,At  illi  moriuntur/*  D 
Ter  Vers  bangt  genau  mit  V.  6,  zufammen;  dai  Ml 
fchengercblecht ,  will  er  Tagen,  bedurfte  der  Fo 
pflanzungsfähigkeit  und  eines  durch  die  Natur  n 
gezeichueteii  Weges,  die  Gattung  zu  erhalten.  Oa 
anders  aber  verhält  es  (ich  mit  den  Engeln ;  ße  Ei 
unvergünglich ,  es  bedurfte  alfo  nicht  eines  ErlaCi 
für  eine  untergehende  Generation  durch  eine  neu 
welche  an  ihre  Stelle  trete»  wie  diefs  bei  den  Mt 
fchen ,  wenn  He  nicht  ausfterben  foUen,  unumgia 
lieh  nöthig  id.  Darum  hat  Gott  die  Engel  nicht  • 
eheliche  Verbindung  mit  einem  gleichartigen  WeC 
andern  Gefchlechts  hingewiefen,  und  das  Vermifdn 
derfelben  mit  menfchlichen  Weibern  ifi  ein  frevtUn 
tes  Uebergreifen  in  eine  andere  Gattung  yon  G 
fchöpfen»  wodurch  verabfcheuenswerthe  Mifchlifl| 
entliehen  mufsten.  Daher  heifst  es  imTeflam,N0|^ 
thalim  {).  3.  (Graie  Spicileg.  patrum  T.  I.  p.  fiigij 

eS;  XftTi^^affaro  Kuipio;  tri  tou  Ktarayikvff/jioC  ^  ■  h*  «urouf  i 
HarOMflffimq  Hai  xa^iräiy  rft^a;  t^v  yifv  aoimfTOV,      ,yAuf  A 

y,liche  Weife  (wie  die  Sodomiten)  haben  auch  i 
^jfVäckter  die  Ordnung  ihrer  Natur  verändert^  WH 
yyche  der  Herr  verfluchte  hei  der  Fluth^  alt  er  ihfi 
iiwegen  die  Erde  ohne  Wohnungen  nnd  FfüdH 
„unwobnbar  Werden  lief«.** 


Kap.  15.   V,  5  — C"  197 

ten  geboren  werden  von  ihnen  ^  und  dafs  diefs 
möge  gefchehen  ^)  auf  Krden. 

6.     Aber  ihr  wurdet  von  Anfang  an  als  Gei< 
,  fier  gefchaffen  und  belitzec  ein  Leben  3^),  welches 
e^ig  iß  undfeyd  nicht  imterworfen  dem  Tode  bis 
in  Ewigkeit. 


56)  Transacted  fagt  Laurence;  Silv,  deSacy  gibt  den 
gansan  Sats:  ,,ut  fimiliur  opus  fiat  fuper  terram.^^ 
Diefs «  nämlich  was  fo  eben  als  Zweck  der  Erfcbaf- 
fiing  Ton  Menfcben  zweierlei  Gefcblechts  gefagt  wor- 
den war,  Begattung  und  dadurch  bewirkte  Fortpflan- 
zung der  Gattung.  Wie  überall  im  A.  T.  ericheint 
auch  im  B.  Henoch  das  mannlicbe  Gefcble^cht  als  das 
berrfchende ^und  wichtigere;  darnach  find  die  Aus- 
driiche  gewählt.  Die  Weiber  find  Eigeuthum  der 
Manner (,|ideoque  dedi  eis  uxores"  nach  Silv,  de  Sacy)» 
Statt  beiwohnen  Tagt  Silv,  de  Saeyi  ,,ut  in  illis  fernen 
dcponant,'*    was   vielleicht,  wörtlicher  überfelzt  ift. 

37)  Bei  Silv.  de  Sacy:  y^vivehtes  vitam  ,  quae  eß:  in 
faeculum,**  wie  V.  3.  Der  Schlufs  diefes  Verfcs 
würde»  wie  Laurence  andeutet,  wörtlich  lauten: 
in  all^n  Zeitaltern  der  Welt;  daher  Silv,  de  Sacy: 
i,nec  morituri  in  omni  generatione  faeculi,*^  Der 
Hauptunterfchied  zwifchen  den  Menfcben  und  En- 
geln wird  alfo  in  i^nferip  Kap.  darein  gefetzt,  dafs 
jene  nur  ein  fcbnell  vorübergehendes  Dafeyn  genie- 
(iien,  diefe  ah^r  ewig  dauern.  Zweifelhaft  bleibt 
freilich  immer  noch ,  ob  diefes  ewige  Leben  der  En- 
gel in  unjtrm  Siqne  rerftanden  werden  dürfe,  fo  dafs 
*  ihnen  alfo  unaufhörliche  Dauer  zugefch rieben  würde, 
oder  ob  et  nur  ypn  fekr  langer  Zeit  ßehe,  wie  Kap. 
10,  g.  14.  (t»  Anmerk.  zu  den  Stellen.)  Das  erfte  ift 
jedoch  dasWahrfcheinlichere.  Uebrigens  ift  der  Ver- 
bfler  a\if  4itIiBn  Punkt  4tr  Vergleichung  wohl  durch 


198  Kap.  15.    V.  7— 8. 

7.  Daher  machte  ich  nicht  Weiber  für  eiic 
dieweil  ihr  fey d  ^^)  geÜtig  und  eure  Wohnung  i 
im  Himmel. 

8.  ^^)  Nun  aber  die  Riefen ,  welche  gebore 
find  von  Gcift  und  von  Fleifch,  werden  auf  Erdi 


die  Stelle  geführt,  welche  er  überhaupt  exornirt  vi 
als  Grundlage  feines  Berichtes  behandelt,  nSmlk 
1  Mof.  6.  Es  heifst  dort  bekanntlich  im  3teii  Vexfi 
„Da  fprach  Jehova  (nachdem  nämlich  die  Söhne  Gfl 
tei  fich  mit  den  Töchtern  der  Menfchen  eingelaff 
hatten):  mein  Geift  foll  nicht  im  Menfchen  Uaikf 
ewiglich ,  liegen  feiner  Vergebungen  •  Fleifch  foB 
feyn;  feine  Lebenstage  follen  i2o  Jahre  feyn.** 

3g)  So  ntLch  Laurence  („becaufe  heing  fpiritual**)  |  Si 
J«  (Sacy  dagegen  hat  das  Imperfectum  „eracij,^*  I] 
Schlufs  des  Verfes  lautet  bei  letzterem :  ^^i/uorum  man 
in  coelo/^  Auf  das  Prädikat  geifiig  wird  in  diefem  ff 
zen  Zufammenhange  ein  grofses  Gewicht  gelegt.  Yi 
heifscn  die  Engel  daher  Geißer  des  Himmels  ^  i» 
fern  ihr  Sitz  einftimmig  dort  oben  hin,  in  Gottes  Nil 
gefetzt  wird,  im  Gegenfatz  der  Menfchen,  dort  n 
difche  Geifter'*  genannt.  Sonß  kommt  diefe  Be^ji 
hune  nur  noch  in  dem  Ausdrucke  Herr  der  GM 
(f.  darüber  zu  37,  i.)  vor. 

39)  Das  bei  G.  Syncellus  erhaltene  Fragment  des  gi 
chifchen  Buches  Henoch,  welches  uns  mit  Kap.  ^ 
Ig.  Terliefs  (f.  Anmerk.  s^,  zu  10,  17.),  hat '«2 
Schlufs  diefes  Kapitels  von  V.  g.  an,  fo  wie  den  I 
fang  des  löten  Kapitels ,  offenbar,  weil  darin  w 
denim  von  den  Egregoris  und  Giganten  in  der  1 
zeit  die  Rede  ift,  über  welche  G.  Syncellus  diaDali 
lieferungen  zufammenSellt  und  das  Buch  Henoch^. 
das  über  den  Gegenfiand  am  ausfübrlichften  berl 
tende  Werk,    vorzugsweife  berückfichtigt.     Djia 


Kap.  15.    V.  8.  199 

bofeGdHer  genannt  werden,  und  auf  Erden  wird 

kleine  Stück  wird  an  den  vorhergehenden  Abfchnitt 
mit  den  Worten  angeknüpft :  Ka<  /t/e5*  Irt^a  (et  poft 
alia),  woraus  erhellt,  was  auch  durch  die  dthiopi- 
fcke  Ueberfetzung  betätigt  wird,  dafs  es  im  griechi- 
fcheo  Henoch  Heb  nicht  unmittelbar  anfchlofs,  fon- 
dem  manches  Andere  dazwifchep  fiand.  Ueber  die 
Abweichungen  des  griechlTchen  im  Einzelnen  von 
dem  athippifchen  Texte  f.  im  iflen  Excurs.  Silv^ 
de  Sacy's  Ueberfetzung  fiimmt  in  V.  3.  im  Ganzen 
mit  der  Laurence*fchen  überein;  die  bedeutendße Ab- 
weichung findet  fich  in  dem  Satze :  böfe  Geifier  wer» 
den  Itervorgehen  aus  ihrem  Fleifch  (,,fhall  procced" 
Lei  Laürencc)^  welchem  Silv.  de  Sncy  et  Glich  die 
Copula  et  vorfügt  und  in  welchem  er  das  Praeteri- 
tum  hat  j^exierunt.^*^  Im  Griechifchen  ficht  da«  Fu- 
turum, doch  lautet  der  Satz  auch  ein  wenig  anders: 

ffwKxjiTrc  rijc  ffa^w«  «i'rxv,  d.  i.  ,,bö(e  Gelficr  w^erden  feyn 

„die  Geifter,  welche  von  dem  Leibe  ihres  Fleifches 
i 

i,ausgegangen  find/*    i^Die  lat.  Ueberfetzung,  auch  in 
IV.  DindorJ*s  Ausgabe  des  SynceUus  —  ganzio,  wie 
ße  auch  in  Fabricii  Cod.  Pfeudepigraph.   p.  195.  ge- 
funden wird  —  ift  hier  ganz  ungenau  und  daher  zur 
Vergleichung  mit  dem  Aethiopifchen  völlig  unbrauch- 
bar.)     Gefchaffen   wurden  von   oben   lautet   bei   Silv. 
de  Sacy  :    „ra;  defuper  creati  funt;*'    für   urfprüng» 
liehe  Gründung  (,,primary  foundation**  bei  Laurence) 
fagt  er  j^primumque    fundamentum.  "      Unmittelbar 
nachher  fleht  ,,fpiritus  malus*^  in  Rinkes  dcutfch.  Aus- 
gabe von  Silv.   de  Sacy^s  Notiz  d.  Buch  Henoch  be- 
treff. S.  60.  ftatt  mali  (f.  Abdruck  der  Silv,  de  Sacy^- 
feken  Ueberfetzung  bei  Laurence  p.  I780'     ^"  ^^^*" 
Utzten  Satze  diefes  Verfes  endlich  fafst  Silv.  de  Sacy 


200  Kap.  15»  V.  8. 

ihre  Wohnung  feyn  ^).     Böfe  Geifter  werden  h 
vorgehen  aus  ihrem  Fleifch,    weil  fie  gefchafi 


die  Worte  ^^Geifier  des  Himmels**^  und  ,,6#i/I«r  < 
Erde"  als  abfolute  Cafus  auf  mit  darauf  folgend 
Pronomen,  was  wohl  dem  äthiopilchen  Texte 
jiauer  entfprechen  wird :  „Spiritus  coeli ,  in  co 
„erit  habitatio  eorum ;  fpiritus  vero  terrae ,  qui  a 
„funt  fuper  terra ,  in  terra  erit  manCo  eorum,** 

40)  Geifi  (im  griechifchen  Fragment  iirh  ir>fv;aan»v) 
zeichnet  in  diefem  Zufammenhange  die  vom  Hini 
auf  die  Erde  berabgekommenen  und  mit  menfchlid 
Weibern  verbundenen  Engel ,  Fleifch  dagegen  e] 
jene  I>irnen,  welche  fleh  diefen  Engeln  hingegd 
hatten.  Ihre  Nachkommenfchaft  mufste  ihre  Eig> 
Ichaften  von  beiden  entlehnen;  ße  ift  gewaltigen 
grofser,  als  die  gewöhnlichen  Menfchen  Und,  el 
.wegen  ihres  halb  menfchlichen  Urfprungs  befchrSi 
lieh  ihr  Wirken  auf  die  Erde.  Bemerkenswerth 
dafs  ihr  an  unferer  Stelle  der  Name  y^hofe  Geißt 
gegeben  wird,  welcher  fich  für  ihre  Erzeuger  t 
zugsweife  eignen  würde*  Hiermit  verdient  verglid 
zu  werden ,  was  Jufiinus '  Martyr  ( Apolog.  br 
p«  92.  ed.  uuius  ex  Congreg.  Sti.  Mauri.)  bemerl 

i}rr^5i)7aVf    kai    iralhag   iriKVweav    o7    titfiv   o<    Xt^ 

fjiivot  Aaifxovaq  (f.  oben  ZU  Kap.  9,  7.)«  Denu 
heifsen  die  Söhne  der  Engel  Dämonen  ^  wahrend 
einer  andern  Schrift  deOelben  Kirchenvaters  (Apol 
pro  Chrifiianii  ad  Antonin.  pium  p.  46.  in  derf.  Aö 
feiner  Werke)  die  Engel  felbft,  welche  die  meaC 
liehen  Dirnen  befchliefen,  AaifjLovsq  (i)aükoi  genai 
find  (vgl*  oben  zu  Kap.  10,  I3-)-  ^^^  erßere  Ben 
nungsweile  wählte  auch  TertuUian  (Apologet,  cp.  2I 
Quomcdp  de  angelii  quibusdam  fua  fponte  corni| 


Kap.  13.  V.  8.  201 

wurden  yon  oben*')j  von  den  heüigen  Wächtern 

eorruptior  gens  äaemonum  evaferit  etc  (f.  cu  Kp,  lo, 
13.).  Beide  fiiminen  mit  dem  B.  Henoch  überein» 
und  vrahrfcheinlich  fcbwebt  ihnen  der  vorliegende 
üusfpruch  delTelben  vor.  Der  gewöhnlichen ,  auch 
von  Jufivms  Martyr^  wie  bemerkt,  befolgten  An- 
ficht» die  ge&llenen  Engel  Dämonen  zu  nennen  und 
ihre  Sohne  Qiganten^  huldigt  Zofimus  von  Panopoliij 
wenn  er  berichtet  (in  des  G.  SynceUus  Chronograph. 

p.  13  —  I4O'  ^'^ovctv  af  li^ai  y^a(ptu  i^rot  ß/ßXoi,  w 
yivoi,  ori  icri  rt  henfxlvmv  yi^of  S  X^^^*  yv^atiiv^ 
mm,  ..^  rovro  ouv  i^tacav  cti  iq^tttat  tue)  $t7»t  y^m<t>«tj 
ht  alyytXöi  hnStfjofffAV  tcuv  yvvatK&v^  uat  M«rtA5ovra(  iiiia^ftv 
si^-Af  Mvr«  rar  ryjs  <{>tVai»$  ej^y«  *  w¥  X'*^'^*  4^^'»  ^^of- 
MfoCcaifTt^  aSw  rou  •Jpavbv  a/btaivav,  ort  v«vra  ra 
rovijfif  UM  fitfikv  w^fXoCyr«  r^v  ^my^i^v  illlaliait  roO( 
ilp5f»irov(«  *£(aJrwv  ((>a^M0VO'iv  ai  «ur«  'y?'^^'*' 
Kai  rou(  rcYftVr«(  ysy»v*jff$at^  t%  Es  lagen  die 
9,heiligen  Schriften  oder  Bücher ,  o  Weib,  dafs  es 
9,eiA  Gefchlecht  der  Dämonen  gebe^  welches  mi>  fVei» 
tfherm  ficK  einlaffe*  — *  — -  Diefs  nun  fegen  die  alten 
i,nnd  heiligen  Schriften,  daCi  Engel  der  Weiher  he» 
ijgehrten  (vgl.  Henoch  7^  2.  12«  5-^60  und  ße  nach 
i,tfcr€r  Herabkunft  alle  Werke  der  Natur  lehrten 
„(vgl.  Henoch 7,  10.  g»  I  —  8*  9$  5*— 7*  10,  II.J2.)ff 
„wefsbalb  fie «  heifst  es ,  anßöfsig  handelnd ,  aufser^ 
nkalh  des  Himmels  blieben  ( vgl.  Henoch  10,  8  "^  9* 

^tiI5-— 17.  14,  4*)»  denn  alles  Schlechte  und  der 
nSeele  nichts  Nützende  hatten  fie  die  Menfchen  gelehrt 
n(vgl. Henoch  7, 10.  8>  I— ^8«  9$  5-  7-  lOi  II.  12.  13, 
i,a.  3.)«  Von  ihnen,  Jagen  diefelben  Schriften^  wurden 
itOttcfc  die  Giganten  erzeugt  (vgl.  Henoch  7,  II.  9,  8*)*^^ 

41)  Die  Giganten  felbft  find  nach  diefen  Worten  wie* 
ivt  Urheber  böfe^^  Geißer  un4  awec  deCihalbr,  weil 


202  Kap.  15.  V.  8. 

war  ihr  Anfang  und  urfpriingliche  Griinda 
Böfe  Geifier  werden  ße  feyn  auf  Erden,  t 
Geifier  der  Gottlofen  werden  fie  genannt  ward 
Die  Wohnung  der  Geifier  des  Himmels  foll  fi 
im  Himmel ,  aber  aiif  Erden  wird  feyn  die  W< 
nung  der  irdifchen  Geifier ,  welche  geboren  m 
den  auf  Erden. 


von  ihren  VStern  etwii  Höheres  (ße  wurden  g^fd 
fen  von  ohen^  d.  h. ,  wie  es  gleich  nachher  erh 
wird,  lle  £nd  die  Erzeugten  übermenfchlicher  W« 
deren  Sits  eigentlich  oben ,  im  Himmel  war)  a^ 
übergegangen  ift.  Aus  einem  gleichen  Grunde, 
iiien  fie  am  Ende  des  Verfes  irdifcht  Geifier  \  A 
diefer  Ausdruck  könnte  allerdings  überhaupt  dieM 
fchen  als  Bewohner  der  Erde  bezeichnen,  allein  t 
dem  Zufammenhange  ift  gewifs  die  befondere  W 
fcbenklafle  gemeint,  welche  ihrem  Uifprunge  t 
theils  den  Sterblichen,  theils  den  Himmelafa0l( 
nern  angehörte.  Ihre  Erzeuger  heifsen  in  diefiQttL 
Xammenhange  heilige  Wächter  mit  Rückßcht  pol 
ren  frühern  Zuftand  und  auf  die  Befchaffeiil 
welche  ihnen  nach  dem  Willen  des  Scböpfera.# 
feyn  foUte.  Bei  dem  Gedanken,  dafs  dieCa  SpP 
linge  der  gefallenen  Engel  ßch  als  bösartige  pfpi 
ausweifen  werden,  yerweilt  der  VerfaOer.  "ßf 
der  Gottlofen  {Lawrence  mit  dem  Artikel:  the  tf^ 
of  the  wicked)  könnte  nur  femitifche  Ausdruclvtl 
für:  „böte,  gottlofe  Geifter'^  feyn,  fo  dafa  ddC 
»itiv  das  Adjectiram  umfchriebe.  Doch  find-' 
einige  andere  Erklärungen  möglich ,  als :  fie  Qo^ 
in  den  gottloren  Menfchen  thatige  böfe  FrincipV  0 
fie  find  das  Ton  den  Frevlern  (d.  i.  den  abtrfinff 
GeiSem)  abßammende  Gefchlecht;  oder  endlid| 
find  die  Gaifter ,  welche  einft  die  Frevler  {jL  M 


Kap.  15.   V.  9.  203 

9.     Die  Geifier  der  Riefen  (werden  feyn  wie) 
roIken^^)f  welche  bedrücken,  verderben,  fallen. 


gigantirchen  Nachkommen  der  dem  Himmel  tmtrea 
gewordenen  Engel)  befeelten  und  nach  dem  Unter« 
gange  derfelben  zum  Himmel  nicht  gelangten,  fon- 
dem  (TgL  Y*  9.)  unftat,  den  Wolken  gleich,  in  der 
Luft  umherfchwarmen ,  und  Unheil  anrichten,  wo 
fie  ei  rermögen.     Sieht  man  auf  den  griechifohen 
Text  des  Fragmentea ,  fo  ift  die  letztere  ErklSrung 
die  aDein  richtige;   denn  et  beiTst  dort  rk  wnofAearm 
rfiv  Tiy»vTn9,  woraus  erhellt,  dali  der  Ausdruck: 
,ydie  Gottlofen**  hier  in  einer  gans  fpecielUn  Bedeu- 
tung Sehe«     ,Go4ur  in  feiner  Ausgabe  des  Symcsllus 
hat  rk  v^mrm  rwv  Fiyfliynov,  in  der  lateinifchen  Ueber- 
letsung   daher:    „inter  Gigantea  praecipui,<*   Was 
wunderlicher  Weife  auch  in  fF.  Dindorft  Ausgabe, 
der  die  andere  Lefeart  nach  Scaliger  in  den  Text 
genommen  hat,  beibehalten  ift.     In  dem  letzten  Ab- 
btze  des  Verfes:    „die  Wohnung  der  himmlifchen 
Geifter  foU  (man  konnte  auch  ^^wird*^  überl^tzen) 
im  Himmel  feyn,**  enthalt,  wie  es  fcheint,  einen 
indirecten  Verweis  für  Samjaza  und  Cein«  Mitver- 
brecher ,   welche  diefen  ihnen  angewiefenen  Wohn» 
platz  yerlielsen  (vgl*  V.  2.)*     ^**  ^om  Weibe  Ge- 
hörne ,   fey  es  auch  hohem  Urfprungs ,  foll  dagegen 
auf  dem  Orte  verbleiben,  welcher  es  ins  Dafeyh  rie£ 

42)  Diefer  und  der  folgende  Vers  find  fiir  die  Anficht 
des  Buches  von  den  Dämonen  von  befonderer  Wich- 
tigkeit. Denn  fie  enthalten  gleichfam  das  Glaubens- 
bekenntnits  nicht  blofs  des  Verfaflers,  fondern  un- 
ftreitig  auch  feines  Zeitalters  über  das  Wefen  und 
jUe  Wirkfamkeit  der  Dämonen  und  bieten  hochft  in- 
tereffante  Parallelen  zu  den  in  den  Schriften  des  N.T. 
tegten  Yorftellungen  des  jüdifchen  Volfces  in 


204  Kap.  15.   V.  9. 

fireiten  und  verletzen  werden  auf  Erden. 


der  Periode  der  Entfiehung  des  Chrifientliui 

Faft  jeder  einzelne  Zug  des  hier  dargebotenen 

des  findet  fein  GegenRück  in  den  biblifchen  i 

rungen  und  Andeutungen.     Nur  darin  zeigt 

Unterfcbiedi  dafa  das  B.  Henoch  den  Urrpri 

Dämonen  geradezu  und  mit  dürren  Worten 

1  lytof.  6.  erwähntes  Vermifchung  der  Söhne 

mit  den  Töchtern  der  Menfchen  ableitet  und  J 

es  (cbeint,  als  die  Ton  ihren  Ungeheuern  Leibei 

dem  Tode  derfelben   getrennten   Seelen   bet 

während  die  heil.  Schrift  keine  beftimmte  Ni 

fuDg   folcher  Art   darbietet.     Nur  Jud.    V; 

aPetr.  2>  4*  f  welche  Stellen  auf  das  B.  Henocl 

ficht  nehmen ,    ift   von  gefallenen  Engeln   di< 

nicht  aber  von  Dämonen  in  dem  hier  gemeintei 

Wenn  Baumgarten  •  Crufius  (  Grundz.  d.  bibi. 

S.  296— '70  Tehr  richtig  bemerkt  ^  dals  ,,eine 

r^aturt  als  die  von  Engeln ,  (in  der  Bibel)  n 

mit  dem  Namen  haifx6vim  bezeichnet  fey,  am 

fien  bösartige  Menfchengeifier,"  fo  gilt  das  all 

auch|  wenn  wir  auf  das  Wort  fehen«  vom 

Henoch,  allein  der  damit  gleichbedeutende  Äv 

bofe  Geifter  (vgl.  Y.  8-)  ^^  ^och  hier  von  Z 

wefen  gebraucht,  die  keines weges  felbft  Enj 

ren,  fondem  nur  die  Engel*  und  Menfchennj 

fich  aufgenommen  hatten.     Einige  AehnlicU 

diefer  VorfieUung  hat  die  Meinung  des  Jofepkn 

che  er  in  einer  fchon  au  Kap,  g,  3.  citirten 

(de  bell.  Jud.  YII,  6.   0.  3.  ed.  Haverc)  vo 

f {a  B*«f«().    Dio  Vergleichung  Set  Geifter  i 


Kap.  15.    V.  10.  205 

10.    sie  werden  veranlaflen  Wehklage.  Keine 


giDten  mit  Wolken  (die  Vergleichungspartikel  fehlt, 
wie  fo  oft  bei  den  Semiten ,  weil  fie  diejenigen  Ge-* 
genfiinde  nicht  feiten  identificiren  oder  ohne  Weiteres 
vAen  einander  Hellen,  welche  wir  blofs  als  ähnliche 
'  in  einen  Vergleich  fetsen ;  f.  i  MoC  49 ,  9.  14.  PC 
II»  I*  Biob  34, 5»  Jef.  21, 8*)  fteht  nicht  im  griechifchen 
Texte.  Vielleicht  konnte  man  auch  überfetBen:  ,,£e 
werden  in  den  Wolken  feyn»**  Cch  in  der  Luft  auf- 
halten und  von  dort  aus  ihre  nachtheilige  Wirkfam- 
keit  iufsern.  Denn  mit  Riickßcht  auf  den  Ephef. 
3t  3.  gebrauchten  Ausdruck  xar«  rlv  a^x^vr«  ri^i  iSou. 

eiui  Tou  «fj^o^i   tov  xwvfxaTO^  toi  yCv  •vf^oCvro;  tv  roT^  vtoU 

TiK  «rttSkia$*  betrachteten  die  Chriften  früherer  Zeit 
die  Luft  oder  den  niedern  Wolkenhimmel  als  den  ge« 
wohnlichen  Aufenthaltsort  des  materiellen  Geifterge- 
fchlechtes.  Vgl.  Ori^en^iExhcrtat.  adMartyr.  (Opp. 
T.L  p.  303  ff.  ed.delaRue.);  L  Auch  Munf eher  sDog" 
mengefcb.  3  Th.  S.  37  ff.  Diefe  Vorftellung  derfol- 
ben  ift  um  fo  verseihlicheri  da  fchon  Pythagoras  nach 
dem  Berichte  des  Diogenes  Laertius  (De  vitis,  dog* 
matib.  et  apophthegmat.  dar.  philof.  VIII,  4p.  x.  n. 

33.)  behauptete  Bivai  rt  xivra  Tov  Ai^a  y^/v^^^ 
/firXfMV*  Ktti  rovrov;  haifxova^  r«  nai  ij^tvci(  vo/ud'^kc^oci  *  «»die 

f^ganztls^jt  fey  angefüllt  mit  Seelen  und  diefe  würden 
,iDamoittfn  und  Heroen  genannt.*'  Vgl.  auch  Plutarch» 
QuaeS«  Roman,  p.  374.  ed.  Fraucof.  1620. :  iJ  x  m  5  ^  0  y, 

mi^a  K«i  rh¥  Ct  i^ovqav tov  ovra  ka«  St&v  mal  ZAifji6)niiV  fxi» 

9ri».  Auch  PfciZo  (de  Gigantib.  p.363.  ed.  Tb.  Mangey.) 
kennt  diefe  Meinung :   ov;  äXXoi  ^üi6co(pot  bai/uova( ,  »y 

YA«v(  Mutffc    MiuiSüß    oyo/ua^«iv*    -^^^ai    V  %t9t    xafa  riv  aiqa 

«^/ufMif.  Lafst  man  die  Vergleichun'g  gelten ,  fo 
wire  in  derfelben,  abgefehen  von  dem  Zufammen« 
bange,  worin  lio  fich  befindet»  das  Tertium  compara- 


i06  «ap.  15.    V.  10. 

Speife  werden  fie  eflen ,  und  fie  werden  du 

tionis  wobl  das  Unftate ,  Flüclitige ,  befondei 

das  Unheimliche,  Gefahrdrohende  einer    fch' 

Wetterwolke  *  letzteres  auch  nach  dem  Satze,  v 

unmittelbar  nach  der  Vergleichung  folgt.     Wt 

von  den  Wolken  ausgefagt  wird,  würde  bell 

fen,  wenn  belebte  Wefen  als  das  dazu  gehori| 

ject  betrachtet  werden  könnten.     Vielleicht  I 

fich  alfo  der  Ausdruck:    ,,rie  find  Wolken  j 

auf  das  Nebelartige  der  Geßalt,  welche  fich^  i 

taßung  entzieht  und  nicht  fefigehalten  werden 

Der  Sinn  des  Verfes  iß  dann  fo  zu  falTen:    D 

den  Riefenleibern   des   gigantifchen  Gefchlecl 

der  Urzeit  getrennten  Seelen  find,  wenn  das  n 

liehe  Auge  fie  erblickt,  von  fo  unbeßimmten 

fen,  von  fo  beweglicher  Form,  als  wenn  es  eil 

kengebilde  wäre.     Allein   es  find  nicht  fo  hi 

Gefchöpfe;  denn  diefe  (vermeintlichen)  WoU 

drücken  y   verderben  u.  f.  w.     Die  alte  Well 

baupt  hatte  keine  Yorftellung  von  einer  völligi 

kÖrperlichkeit  der  Geißer;   rückfichtlich  der 

nen  machte  fich  daher  diefe«:  Glaube  auch  b 

Kirchenvätern  geltend.     Tatian  (Orat.  ad  Gr 

I54>  cd.  Worth.)  bezeichnet  ixe  als  ac^iov  -rviC/ua,  i 

i{  xS^  aükov ,  Origtnes  (Comment.  in  Joann.  p. 

Huet.)  wirft  die  Frage  auf,  ob  der  Teufel  zui 

leinei  Abfalles  mit  einem  materiellen  Leibe  bd 

worden  fey.     Vgl.  auch  delFelben  Schrift  adi 

Ij.  IV,  (Opp.  T.  I.  p.  572.  ed.  de  la  Aii«.)  und  1 

hört,  ad  Martyr.  (ib.  p«  304.);   IVlinuciua  Fe 

Octavrf  cp.  25  —  26.  —     Von   dem»  was  im 

lönft  au^fagt,  ift  ^^f allen**  unßreitig  ein  Hm 

über  Andere»  wie  der  Zufammenhang  lehrt;  iii 

ehiCchen  ftebt  «biviTrovr«  (infilient).     VerUttM 

Silv.  de  Saey  ,|Oonterent*S  im  Griecbifchen  j  1  vt 


Kap.  15.   V,  10.     ,  -Q07 

Ee  werden  verborgen  feynund  nicht  (immer)  foUen 

«Vi  T^f  y^  (proßernent  in  terram).  Im  Anfange  von 
V.IO.  wird  der  Gedanke  fortgeführt;  daher  überfetst 
Silv.  de  Sacy  dort:  ,,et  luctum  inducent/*  der  grie- 
chifche  Text  hat  xa<  h^lfxov^  xoioZ'jra  (incurfus  facient). 
Die  meiften  Au&drücke  find  von  Kriegern  und  Kriega- 
fchaaren  hergenommen.  Ueher  das  feindfelige  Betra* 
gen  der  Riefen  gegen  die  Menfchen  f«  7,  n  —  i^ 
8f  ^9-  9>  I*  8  —  9-  10,  13.  Ig.;  hier  ift  von  den  aus 
ihnen  hervorgehenden  Dämonen  die  Rede,  welchen 
diefelbe  Luft  zu  Cphaden  einwohnt.  Vgl.  was  Ephef« 
6t  II-  I  TheO*.  2,  Ig*  I  Fetr.  5,  g.  vom  Satan  gefagt 
wird.  Vgl.  auch,  was  Lactantius  (Divin.  Inftitutt. 
L».  IL  cp.  XV.  in  der  ed.  Paris.  174g.  T.  L  p.  175  —  6.) 
von  deti  Dämonen  erzählt:  „Hi,  ut  dico,  fpiritus 
contaminati  ac  perditi  per  omnem  terram  vagantur 
et  folatium  perditionis  fuae  perdendis  hominibua 
,,operantar.  Itaque  omnia  infidiisj  fraudihus^  dolis^ 
erroribus  compUnt;  adhaerent  enim  Ilngulis  homi* 
nibud  •t  omnes  ofiiatim  domos  occupant  ac  fibi  ge- 
^,niorum  nomen  alTumunt.  -^  —  Qui  quoniam  funt 
fpiritus  tenuei  et  incomprehenlibiles ,  inlinuänt  fe 
corporibus  hominum  et  occulte  in  vifceribus  ope- 
rativ vaUtudinem  vitiant^  morhos  citant^  fomnüs  ani- 
'  p^mos  terrent ,  mentes  furorihus  cjuatiunt^  ut  bomines 
,,hii  malis  cogant  ad  eorum  auxiliadecurtere.*^  Man 
erinnere  üch  an  des  Ebeteufels  Asmodi  Uebeltbaten 
(Tob.  6,  14.) »  an  die  damonifchen  Krauken  des  N.  T. 
und  ähnliche  Erzählungen  aus  alter  und  neuer  Zeit« 
Nach  Porphyrius  (De  abftinentia  ab  efu  carnis  Lib.  I.} 
find  die  Dämonen  die  Urheber  und  Anfiifter  allea 
BöCan  auf  Erden  und  zufolge  ihrer  natürlichen  Bös« 
•xtigkeit  zu'  allem  Böfan  fähig.  Sie  erregen  Krank'- 
ktiien^  hefonders  diePefif  Hungennotk^  ErJUebenf 
Ifiige  Sonnenhitze  i  fie  lauern  den  Menfek4n  auf 


99 
99 


99 
99 


99 


^» 


208  Kap.  15.    V.  10. 

fich  erheben  ^^)  die  Geißer  gegen  die  Söhne  der  B 


und  bringen  fie  oft  in  plötzliche  Lehensgefakr^  l 
Handel  f  Aufruhr^  Krieg  und  Blutvergiejsen,^^ 
den  Auszug,  welchen  liorß  in  der  Zauberbibl 
2  Bd.  S.  395  S^  aus  diefem  Buche  gemacht  bat. 
43)  Silü,  dt  Sacy  bemerkt  hier,  dafs  der  Sinn  i 
bejahenden  Ausfpruch  Itatt  eines  verneinei^dei 
fordern  fcheine.  (L.)  Seine  Worte  lind :  ,,DieIi 
gation  ift  wahrfcheinlich  zuviel ;  im  Griechirebei 
det  ße  Cch  nicht.  *<     Das  Fragment  beim  Sjmc 

Tagt     nämlich ;     Ka<     •^avacrvicovrai    rot    xviw'yuarar«       j 

fcheint  der  Gedanke  mit  V.  9.  im  Widerrprud 

ßehen,    wenn  man  die  Negation   zulafst;    denn 

von   den  Geißern  Bediückte,    Ueberfallene  u.  1 

ift  doch   unfireitig  das  Menfcliengefcblecht.     In 

Hand  üe  doch  auch  in  den  von  Laurence  benlif 

athiopifchen  Texten,    wie  aus   feiner  Ueberfeti 

erbellt.     Denn  er  gibt  den  Satz :  „and  fhall  nof 

up^^  mit  Uebergehung  des  Subjectes  ^ydiefe  Geil 

weil  diefes  fchon  im  Vorigen  lag;    doch   fand 

diefe  Wiederholung  deflelben  allerdings  im  Aetki 

fchen   nach  der    von   ibin  beigefügten  wörtlidt 

Uabertragung :  ,,and  thofe  fpirits  fh&ll  not  rifö  t 

und  nach  Silv.  de  Sacy:    ,,et  non  infurgent  fpii 

illi  fuper  iilios  hominum**  etc.     Letzterer  fuchfc' 

ner  Yermuthung «  dafs  die  Negation  zu  Itreich«a 

dadurch  ein  gröCieres  Gewicht  zu  geben,  dals  9^ 

£ufugt :  „Ueberhaupt  ift  das  Ende  diefes  Kapitdl^ 

das  folgende  Kapitel  voller  Fehler,  und  etwaa  itt 

Handlich  (peu  intelligibles)/*     Indefs  ift  diefs  4^ 

jtient  durdh  Laurence^s  Uebetfetzung  völlig  entf 

tet ;  f.  Anmerk.  44.    Ich  glaube ,  6s  lUfit  fich  $i 

Aethiopircheu  Stehende  dennoch  rechtfertigen,  ^ 

hh  in  den  Anfang  von  V.  lö.  wird  des  Unglücktf 


Kap.  15.   V.  10.  209 

I 
t 

und  gegen  die  Weiber ;  denn  fie  kamen  hervor 
ährend  '  der  Tage  des  Blutvergiefsens  und  der 
emiditung. 


dacht,,  welches  jene  heillofe  Geißerbrut  in  der  Welt 
anrichtet.  Darauf  fucht  der  Verfafler  die  Furcht, 
welche  jene  Angaben  nothwendig  herbeiführen  mufs- 
ten,  SU  mindern,  indem  er  hinzufügt,  diefs  werde 
nicht  immer  fo  bleiben ,  fondern  bald  trete  die  Vor- 
fehung  dazwifchen  und  vernichte  die  fchädliche  Wirk- 
famkeit  derZwittergefchopfe  von  Engeln  mitmenfch- 
licben  Dirnen  erzeugt.  Daher  heifst  es  (nach  Silu^ 
ds  Saey*s  Ueberfetzung) :  ,,nihil  erit,  quod  comedant, 
frumentum  et  fitient  et  occulti  erunt**  u.  f.  w.  Der 
Sinn  ift  nämlich:  fie  gehen  zu  Grunde;  denn  fie  ha- 
ben nichu ,  wodurch  fie  ihr  Dafeyn  friften  konnten. 
Das  Verborgenwerden  der  Geifier  iß;  bei  diefer  Auf- 
faflung  von  einem  Verfchwinden  aus  der  Menlchen 
Mitte  zu  verflehen  ,  von  einem  Aufhören  ihrer  ver- 
derblichen Wirkfamkeit.  Um  (liefen  Zufammenhang 
anfchaulich  zu  machen,  habe  ich  daher  die  Zeitpar* 
tikel  ,, immer**  eingefchobcn ,  wie  folcbes  Ergänien 
TQn  Zeitpartikeln  auch  im  A.  T.  zuweilen  nöthiv 
wird;  vgl.  Gefenius  zU  Jef.  5,  30.  Die  Schlufsworte 
filTe  man  entweder  fo :  ihre  Geburt  fiel  in  die  Zeit, 
wo  das  Strafgericht  nicht  länger  verzog,  oder  man 
fache  in  denfelben  den  Grund  des  ihnen  angedrohten 
Gefchickes :  weil  Blutvcrgiefsen  und  Bedrückung  die 
Begleiter  ihrer  Erfcheinung  waren.  Letztere  Deu-- 
tong  iß  jedoch  etwas  hart  und  gezwungen.  Der 
griechifcbe  Text,  welchem  Silv»  de  Sacy  hiet  folgt, 
bat  einen  ganz  andern  Gedanken ;  .die  böfen  Geiiter, 
Tagt  er,  werden  Männer  und  Weiber  angreifen,  ort 
S  «M-Mv  tSaktikCBet^u  Ihre  Befehdung  gründete  fich  dem* 
nach  auf  ihre  Abfiammuug  vonMenfchen;  man  follte 

Bach  Henoch.  14 


210  Kap.  16.    V.  1. 

K  a  p.     16. 

1.  Bei  dem  Tode  der  Riefen,  wohin  a 
ihre  Geifier  gewandert  feyn  mögen  aus  ihren  t 
pern,  lafs  das,  was  fleifchl ich  in  ihnen  ifi,  un 
geheji  vor  dem  Gericht.  So  werden  fie  untei 
lien  bis  zum  Tage  der  grofsen  Vollendung 
grofsen  Welt.  Statt  finden  wird  eine  Vollendi 
der  Wächter  und  der  Gotllofen  ^). 


eher  dai  Gcgcntheil  erwarten,  dafs  fie  wegen  ( 
fer  Vcrwandtfchaft  fcbonen  würden.  Silv»  de  S 
iiberretztdenigcniärs,,quiayenerunt  (ab eis),,  undl 
nusdriichlich ,  dafs  er  die  Worte  ,,ab  eis'^  nach  i 
Griecbifoben  fupplire,  wäbrend  der  ätbiopifcheUel 
fctzcr  das  AVort  venerunt  mit  dem  Worte  a  ixk 
(d.  i.  mit  dem  zunachft  folgenden  Satze)  verbix 
wie  diefs  die  Abtboihuig  des  Kapitels  darthue. 
macht  nämlich  nach  „venerunt  (ab  eis)^*  einen 
fatz  und  beginnt  mit  den  Worten  „Ab  diebus^*  e| 
neuen  Satz,  der  aber  iinvollltändig  ift  und  kei 
Sinn  gibt.  Vgl.  auch  Anmerk.  44.  —  Denken 
uns  die  Negation  hinweg  nach  Anleitung  des  gris 
fchen  Fragmentes,  fo  ifi:  der  Sinn  des  Verfes  difl 
gewöhnliche  Speifo  und  Trank  nehmen  jene  Spi 
linge  der  Geifter  nicht  zu  Heb,  der  Menfch  fieli 
nicht,  defio  üchereb können  fie  ihn  angreifen;  fiil 
drängen  aber  den  Menfchen,  weil  itir  Urrpnun| 
die  Zeit  fällt,  wo  Bedrückung  an  der  TagesorU 
war  (Kap.  7,  n  £F.). 

44)  7\i1^:  ©ö?V:  A^:^tOa;  1>*' 


Kaps  16.    V.  2.  211 

V 

2.    Und  nun  zu  den  Wächtern,  welche  dich 


tet  diefe  Stelle  als  dunkel  und  verfiellt,  und  übetfeut 
fie  daher  nur  KumTheil.  Ich  habe  nichts  defio  weni- 
ger yerfucht»  fie  ganz  zu  geben,  dafs  keine  zu  groCie  Lü- 
cke im  Sinne  Torkommen  möge.  Seine  Ueberfetsung  ift 
diefe:  ,«quia  veneruiit  (ab  eis).  Ah  diebus  occifionia 
„et  ftragis  —  (cap.  XVI.)  et  mortis  gigantum  qui  — 
,,— fimiliter  peribunt,  usque  ad  diem  judicii  magni, 
^,(quod)  conCummabitur  a  vigilibus  et  impiis/^  Ich  will 
hier  den  griechifchen  Text  der  Stelle,  wie  er  bei  G.  Syn* 
cellus  erb  alten  ift»  beifügen :  cn  §$  «vr&uy  HtXv^iiSaoi  * 

tuii  ixh  >]fUMr(  nat^oC  ^«V»);»  kai  aTwXfii«;  xfti  J9avaro'v  r£y  yt» 
yivno¥  vm^ikitfx  mal  t^x^9^*  ^^^  7^.^i  ^^  fiayoA.o4  ovofta^r»/^ 
ra    xvwftftra    ra    fKTo^iVo/xiv«    iro    rtji   yi^v^^i  aurcuv,    <u(  nc 

X));^   av  j   0   fticbv  d  /xrya(   rfX80'5>)^«ra( ,  «(})*  airoc§  i/mou   t«Xa- 

€$vi^rai.    (L.)    Die  letzten  Worte  des  Verfem  lauten 

im  Aethiopifchen»  wieLaurence  andeutet:  »»Es  wird 

Vollendet  werden  in  Betreff  der  Wächtes»*^  nämlich 

das  von  Gott  BefchloITene ;  Silv.  de  Sacy  glaubt  das 

Werk  der  Wachtet  und  Gottlofen  (er  überfetet:  con« 

(ammabitür  a  vigilibus  et  impiis),  was  aber  nicht 

recht  in   den  Zufammenhang   paflen  würde »    auch 

durch  den  griechifchen  Text  nicht  empfohlen  wird* 

Uebrigens  fiinimen  der  athiopifche  ujid  griechifche 

Henoch  hier  in  mehrern  Sätzen  nicht  wörtlich  über- 

^)  vgl.  über  diefe  Abweichungen  den  iftenExcurs. 

Du  Fragment  beim  Syncellus  (p.  a6.)  bricht  hiet 

abermals  ab.     Da  Syncellus  bauptßchlich  die  Strlled 

14  * 


212  Kap.  16.  V.  2. 

gefendet  haben ,  für  fi«  zu  bitten  p  welche 


über  die  *^^iiyo^oi  aushebt,  fo  foUte  man  a 
übngen  Tb  eil  diefes  Kapitels  bei  ihm  noch  e 
Zweierlei  ifi  es »  was  diefer  Vers  von  den  i 
ausfigt.  Etfilich  folle  ihr  Körper  der  Ye 
Preis  gegeben  werden,  wie  alle  menCchlichen 
iind  zwar  noch  ebe  das  Gericht  kommt; 
ift  wohl  nach  Kap.  i,  6.  Kp.  2.  1o,  4«  27.  di 
Fluth  SU  vergehen,  vor  welcher  die  Riefen  d 
genfeitige  Befehdung  Geh  felbft  aufreiben  (T. 
13.  15*  12.  7-  14»  50*  Will  man  es  von  d< 
tigen  Weltgericht  deuten  (vgl-  lO,  9.  15  — 
liefse  fich  diefs  auch  vertheidigen ,  da  im  B. 
beide  Acte  der  göttlichen  Gerechtigkeit  nicl 
mit  einander  vermifcht  werden  (vgl.  Einlei 
und  Anmerk.  zu  Kap.  10 ,  27. }  ;  indefs  fch 
erftere  Anllcht  die  richtigere.  Der  Angerec 
untergehen)  ift  unftreitig  Henoch  (vgl.  V«  2. 
vorhergehende  Kapitel);  weil  er  im  Namei 
die  Strafe  ankündigt,  wird  er«  wie  es  bei  d 
fiamentlichen  Propheten  auch  der  Fall  ift  (Je 
▼gl*  3I>  28-;  15»  I-  Ezech.  13,  19.  Hof.  6, 
VolUtrecker  derfelben  dargeftellt.  Vgl.  auch 
Aeneis  VI,  65  ff.  und  Heyne  z.  d.  St.,  der  m 
bemerkt ,  dafs  es  eine  Verwechfelung  des  jfi 
und  praedicta  eßicere  fey.  Eine  folche  erl 
aus  der  Erfahrung,  ^^fs  die  wahre  Prophc 
in  Erfüllung  geht  und  wenn  der  Seher  alC 
etwas  vorausCsgt,  fo  kann  diels  nicht  ausbieil 
Erfolg  nun ,  welchan  feine  Prophezeihung  a 
lüg  hat,  wird  als  fein  Werk  betrachtet.  Dai 
was  der  Vers  von  den  Giganten  fagt,  ift  die  ' 
rang,  dafs  ihr  Frevel  nicht  ungeahndet. bleib 
pie. 'VenrtfuBf  ihrer  Körper   }(önnte  man 


Kap.  16-  V,  2—3.  213 


inge  im  Himmel  waren  ^)f 

3.     (fprich):   Im  Himmel  feyd  iht  gewefen; 
^eime  Dinge  zwar   find   euch  nicht  offenbart 


auch  fchon  als  Strafe  ansufefaen  geneigt  feyn.     Aber 

fie  ift  yielmebr  uotbwendige  Folge  ibrer  lialbnienrcb- 

lieben  AbfiammuTig  und   es  bedurfte  daber ,  um  der 

göttlichen   Gerechtigkeit    zu  genügen,    noch    eines 

befondem  Strafactes  gegen  fie  und  gegen  ibre  verbre- 

cherifchen  Erieuger.     Der  Untergang  der  Giganten 

tritt  ein  vor  der  Fluth;    darum  beifst  es:    ,,bis  zum 

Tage    der  grofsen   Vollendung  der  grofsen   Welt.  *' 

Im   griechifcben  Texte  find  diefe  Worte  in  diefem 

Zufammenbange :   die  Giganten  werden  ibr  Unwefen 

treiben  bis  zum  Tage  des  Gerichts.     Es  liegt  hier  ali'o 

die  Vorftellung  zum  Grunde,  dafs  fie  erft  in  der  Fluth 

das  Verbangnifs  ereilt,  welche  auch  im  B,  Henoch 

fonfi  noch  vorkommt;    f,  Kap.  66»     Auch  die  Väter 

der  Giganten   werden    gezüchtigt ,    wie    a\icb   nach 

14,  3  flF.  vgL  10,  6  —  9.  15  —  17-  13.  1  —  3- 

45)  Vgl.  12,  5*  I5f  2*  —     Vor  V.  3.  ift  unßreitig  der 

Begri£F  des  SprecherCs  zu  ergänzen,  wie  Icbon  Silv, 

de  Sacy  und  Laurence   gefüblt  baben;    bekanntlich 

ift  diefs  bei  den  bebräifchcn  Scbriftftellern  gar  nichts 

Seltenes  (vgl.  Gefenius  Lebrgeb.  d.  bebr.  Spr.  jj.  233, 

a  ).     Der  Anfang  des  3ten  Verfes  lautet  bei  Silv.  de 

Sacy:  ,,£e  nunc  vos-autem  in  coelo  fuifiis;''  die  Co- 

pola  auch  hier,  wie  oft  (f.  zu  Kap.  15,  3.),  ohne 

izü  Laurence  tie  ausdrückt.     Der  Himmel  wird  hier 

als  der  Ort  gedacht,  wober  alles  höhere  WifFen  Rammt; 

Dicht  alles  aber,    was  dort  allgemein  kund  ift  oder 

doch  einem  Theile  feiner  Bewohner  mitgetheilt  wird, 

eignet  Cch  für  den  Erdgebornen ,    fondern   wird  in 

üainer  Hand   zum    Unfegen.      Die   griechifche   Sage 

TOD  Prometheus  und  Deiner  Etttwendüng  des  Feuers 


214  Kap.  16.    T.  3  -*-  4. 

worden  ^  doch  habt  ihr  geWufet  ein  ruchlofes 
heimnifs. 

4-  Und  diefs  habt  ihr  Erzählt  Weibern  in 
Härtigkeit  eueres  Hertens,  und  durch  di 
Geheimnifs  haben  Weiber  und  Menfchen  ven 
facht  4ö)  Uebel  auf  Erden. 


aus  dem  Himmel,  um  es  den  Menfchen  zu  brin 
enthält  fchon  den  Gedanken  von  einem  Betrüge, 
durch  der  Erdbewohner  das  Göttliche  an  lieh  sa 
fsen  trachtet,  aber  auch  die  Andeutung  der  travr 
Folgen;  denn  das  Menfchengefchlecht  yerfinki 
Folge  des  Feuerraubes  durch  des  Zeus  verderliUi 
von  Epimetheus  unvorfichtiger  Weife  angenon 
nes  Gefcbenk  (die  Pandora)  in  ein  mübevoUes  Dal 
Vorzüglich  denkt  der  Verf,  des  Buches  Henoch  % 
an  magifcbe  Formeln,  Namen  Gottes  und  dergleic 
wodurch  Zauber  verhangt  und  gelöft  werden  1k8 
Silv,  de  Sacy  lagt :  „  et  arcana  jam  non  mani 
«ruitt  vobis  et  vile  myßerium  cognoviftis.  ** '  U 
dem,  was  ihnen  bekannt  war  und  fie  nach  V.  ^ 
Weibern  mittheilten ,  ift  alles  das  zu  verftehen, 
Kap.  7,  IG.  g,  I.  2  —  8*  aufgezählt  wird;  vgl.  I 
9»  5—7-  lo,  II-  13,  3. 
46)  Silv.  de  Sacy  hat  das  Futurum  „multiplicabttf 
wahrend  Laurence  das  Präteritum  wählte.  Der 
ausgefprochene  Gedanke,  dafs  die  Mittheilnngea 
Seiten  der  Engel  an  die  Weiber  böchft  nachtbi 
wirkten,  kommt  oft  vor;  f.  Kap«  g,  i — 2*  9»' 5" 
9.  12.  10,  10—12.  25.  27.  13,  2  —  3.  Vgl.  hi 
Martyr.  Apolog.  brev.  (p.  92.  ed.  unius  ex  coii| 
StiMauri.^^  Epiphanias  adverf.  haeref.  L.I.  (Ofm 
(T.  L  p.  4«  ed.  P«rau. ),  Zofimus  von  Panopüli 
G»  SjnceUus  Chronogr.  p.  14. ,  TertulHan  de  € 
tomaa^,  I,  lo»,  deren  Ausfegen  fchon  S.  127I 


Kap.  16.   V.  5.  215 

5.    Sage  zu  ihnen :  Niemals  ^O  alfo  Werdet  ihr 


301  und  141.  mitgetheilt  worden  Und.  Clemens  von 
Jlexandrien  (Stromat.  L.  V.  p.  401.  ed.  Syiburg,) 
fcheint  auch  diefe  und  ähnliche  Ausfpiüche  des  Bu- 
ches Henoch  vor  Augen  gehaht  zu  haben ;  denn  ec 

lagt:  QU  ^^  KaMaiv«  rpo{5>j<ro/x8v,  wq  0/  ayyhkoi  tMivot 
•t  riy    «VW    xXiji^ov    ttA.»}^^^'^)    Karokt^Si^cavTh  g 

Z^a  r»  •<(  y^tuotv  avTuiv  a(p7Krt»  MfVrTOvrwv  twv  oX- 
Xan  «yytAan»,  fxakXov  ha  T>y^oDvTwv  %tg  t>jv  toü  Kvqiou  ira- 
gweimv  *    txti^fv  ij  r^  x^ovoia^   iiSaO'xotA.ia    *^^(.'»)  •     k««   ^    Ta,v 

fUTtw^vav  mTOKakhyt'ti,     9, Welchem  (dem  in  einer  frühem 
,, Stelle  der  Stromata  Bemerkten)  wir  das  noch  bei- 
, , fügen  wollen,  dafs  jene  Engel ^  welchen  das  Loos 
jjoben  zu  Theil  geworden  war^  zur  Wollufi  herabge' 
y^funkeny  den  Weihern  die  Geheimniß'e  bekannt  mach' 
jften^  Und  fo  viel  zu  ihrer  Kennt nifs  gelangte  y  wlib- 
^rend  die  andern  Engel  (es)  verbargen  oder  vielmehr 
^aufbewahrten  bis  zur  Erfcheinung  des  Herrn;    da- 
chet flofs  die  Lehre  von  der  Vorfehung  und  die  Of- 
„fenbarung  des  Erhabenen.** 

47)  Vgl.  6y  5.  7.  12,  7.  für  den  Ausdruck  und  Gedan« 
keo;  als  Realparallele  f.  13,  2.  14»  2.  Verglichen 
tu.  werden  verdient  die  Darfiellung  3es  Lactantius 
(De  t)rigin6  erroris  cp.  XV.  ed.  Lut.  Paris.  174s«  4) 

.  von  dem  Benehmen  der  gefallenen  Engel  und  ihrer 
Ausfcbliefsung  vom  Himmel.  ,, Cum  ergo,  faeifst  es, 
numerus  hominum  coepiflet  increfcere,  providens 
Dens,  ne  fraudibus  fuis  diabolus,  cui  ab  initio  terrae 
dederat  potefiatem,  v^l  corrumperet  homine^f  vel 
difperderet,  quod  in  exordio  fecerat,  mifit  angelos 
ad  tutelam  cultumtjfue  generis  humani:    quibus  quia 

•liberum  arbitrium  erat  datum,  praecepit  ante  omnia, 
ne   terrae  ^ontagione  maculati^  fubfiantiae  eoelefiis 


fr 

»1 


216  Kap.  16.  T.  5, 

Frieden  erhalten^ 


amitter^nt  dignitatem,     Scilicet  id  eos  facere  pro 

buit  9  quod  Tciebat  elTe  facturos ,  ut  veniam  fp^r 

non  pojjent^     Itaque  illos  cum  faominibus  commor« 

tes  dominator  ille    terrae    fallaciilimus    confuetud 

ipja  paulatim  ad  vitia  pellexit  et  mulierum  congrt 

hus  inquinavit.      Tum  in   coelum   ob  peccata^   aui 

fe  immerferant  y    non  reeepti  ^    ceciderunt   in  terrü 

Sic  eos  diabolus  ex  angelis  Dei  fuos  fecit  fstelli 

ac  miniftros.     Qui  autem  funt  ex  his  proer eati ^  •, 

netjue  angelij    neaue  homines  fuerunt^  »fed   m^Ü 

^uandam  naturam  gerentes  (vgl.  Henoch  15,  g.  16, 1 

xion  funt  ad  inferos  recepti,  Iicut  in  coelum  parei» 

eorum.     Ita  duo  genera  daemonum  facta  funt;  um 

coeleße,  alterum  terrenum.     Hi  funt  immundi  fpi 

tua,  malorum^   tjuae  geruntur^  autores  (Henoch  3 

9.  10.),  quoruqi  idem  diabolus  eft  princeps.     InO 

lieber  Weife  fpricht  er  lieh  auch  anderwärts  (K; 

tome  divin.  inftitt.  cp.  XXVII.  T.  II.  p.  17.  d.  ang 

Ausg.)  aus.     Der  Teufel  babe,  meint  er,  nach  ITi 

fübxung  dar  Frotoplaften  nicht  aufgehört,  die  Ml 

fchen  zu  verderben  und  zu  verfolgen.     ,,Quod  Dfl 

cum  videret,  Angelos  fuos  mißt  9  ut  vitam  homimB 

excolerent  eost/ue  ab  omni  malo  tuerentun     His  ipi 

datum  dedit,  ut  fe  terrenis  abfiinerent^  nt  ^ua  lä 

macuUitif    honore    angelico    mulctarentur,      Sed  0 

quoque  idem  iUefubdolus  criminator»  tum  inter  b 

minea  commorantur,   illexit  ad  voluptates^  ut  ft  ei 

mulieribus  in(juinarent  (im  B.  Henooh  ift  diefs  T* 

Samjaza  gefchehen;  £  Kp.  7,  3  ff.).     Tum  damü^ 

fententia  Dei  et  ob  peccata  projecti  et  nomen  ang^ 

rum  et  fubfiantiam  perdiderunt^     Ita  diaboli  Gitidl 

tes  facti,  ut  haberent  folatium  perditionis  fuae^ 

perdendos  hominea  fe  converterunt ,  quos  ut 


Kap.  20.  T.  ii  mi 

Kap.    20. ^) 

1«    Fplgendes  £nd  die  Namen  der  Engel, 
welche  wachen  ^^ : 


tur,  advenerant.'*  Silv,  de  Sacy,  welcbar  die  letz« 
ten  Worte  überfetzt:  ,yltaque  non  erit  eis  pax,«* 
▼erläfst  uns  hier,  und  nur  einen Theil  von  Kap.  22. 
imd  Kap.  31.  bat  er  in  feiner  oft  erwähnten  Notis 
nocb  übertragen. 

4g)  Diefes  Kapitel  ift  in  der  Handfcbrift  fo  benannt, 
doch  fcbeint  es  offenbar  hier  an  einer  unrechten  Stelle 
zu  fteben,  und  unterbricht  den  Sinn  der  Erzählung 
fo  auffallend  y  dafs  ich  gewagt  habe,  es  hier  einzu- 
rücken ,  wo  es  als  eine  Einleitung  zu  den  folgenden 
Kapiteln  durchaus  nothwendig  zu  feyn  fcheint.  (L.) 

49)  Diefe  Stelle  ift  für  die  Deutung  des  Ausdruckes 
Wächter  ftatt  Engel  im  B.  Henoch  wichtig;  es  er- 
hdlt  nämlich  daraus-,  dats  er  urrprünglich  durchaus 
keine  üble  Nebenbedeutung  hatte,  fondern  die  Engel 
als  Wefen  bezeichnete ,  welche  die  Aufücht  über  ir- 
gend einen  ihnen  anvertrauten  Gegenfiand  führen, 
gleichfpm  ihn  bewachen.  Darum  wird  in  den  fol- 
genden Verfen  das  fynonyme  „(gefetzt  feyn)  über  et- 
was** dafür  angewendet.  In  diefem  Sinne  fafsten 
wir  auch  Kap.  t2«  2*  Die  Behauptung  Hävernick^s 
in  feinem  Commentar  zum  Daniel  (S.  141 — 2O» 
welcher  mir  fo  eben  zu  Geficht  kommt,  dafs  Wäch- 
ter im  B.  Henoch  „den  höhern  reinen  Genien ,  in  de- 
ren Gemeinfchaft  fich  Gott  befindet,  entgegengeftellt/* 
und  „als  die  unreinen  Wefen,  die  die  Menfchen  ver« 
führen,  gedacht*^  würden,  ift  alfo  nicht  richtig.  Nur 
in  den  meiften  Stellen  find  die  gefallenen  Engel  fo 
genannt  (f*  Anmerfc.  su  Kap.  12  f  3.};  dafs  andere 
Eag^  Wim  kSh0rH  Rang  gehabt  batteot  ala  Sam- 


218  Kap.  20.    V.  2— 3. 

2.  Ilriel,    einer  von -den  heiligen  Engel 
welcher  (gefetzt  iß)  iiber  Lärmen  und  Schrecke 

3.  Ilaphael,  einer  von  den  heilige^i  Engel 
welcher  (gefelzt  über)  die  Seelen  der  Menfchen. 


jaza,  Azazjel  u.  f.  w. »  wird  nirgends  gelagt  und. 
alfo  fälfchlich  vorausgefetzt.  Am  wenigften  bal 
aber  unfere  Stelle  (S.  21*  [der  Ueberfetz.  von  La 
rence^^  für  jenen  angeblichen  Sprachgebrauch  d 
Buches  als  Beleg  citirt  werden  dürfen ;  denn  hier  IL 
die  Wachenden  Uriel^  Raphael^  Raguel^  Mickm 
Sarakiel  und  GabrieL  Die  Erklärung  des  Hieron 
muSf  welche  er  sn  Dan.  4,  10.  ausfpricht:  „(Wie 
ter)  fignißcat  angtlos^  {/uia  femper  vigiUnt  et  i 
Dei  imperia  ßnt  parati^*'^  gilt  im  Ganzen  auch  vo 
Sprachgebrauche  des  Buches  Henoch.  Die  Deatoi 
des  hebräifchen  Wortes  'Vif  oder  iy  durch  T^S  Bß 

(  Hävernick  a.  a.  O.  S.  145. )  halte  ich  daher  für  vc 
unglückt.  Wenn  die  Propheten  Wächter  beiCia 
fofoll  diefe  Benennung  nach  Hävernick  (a.  a.  O.  S.  x/fi 
dem  Engelnamen  nicht  ahnlich  feyn ,  wobei  er  fii 
auf  Baumgarten'  Crufius  (Grundz.  d.  bibl.  Thec 
S.  2g2.)  beruft,  welcher  indefs  nur  gelegentlich  inc 
ner  Note  und  ohne  Gründe  beizufügen,  ßch  dali 
ausfpricht:  «»Die  Vergleichung  der  Propheten  n 
Wächtern  hat  einen  ganz  andern  Sinn,  als  jener  K 
gelname:  Beobachter  des  Volkes  und  Verkündig 
der  göttlichen  Gerichte.  ^^  Der  NAme  ift  hier  w 
dort  eine  uneigentliche  Bezeichnung ,  ein  bildlich« 
Ausdruck ;  der  Prophet  hat  in  feinen  Functionen  c 
was,  worin  er  dem  Wächter  verglichen  werden  kai 
und  die  Engel  ebenfalls  in  den  ihiigen  (vgl.  Anmei£ 
SU  Kp.  12.,  20*  Wenn  nun  auch  die  VerhältnilC 
um  derentwillen  jener  und  diefe  den  genieinfchal 
lieben 'Namen  tragen,  nicht  diefelben  liud,  fo  sei 


Kap.  20.    V.  4.  M9 

4.    Raguel*^),  einervon  den  heiligen  Engeln, 
welcher  verhängt  Strafe  über  die  Wdt  imd  die 

Lichter« 


doch  die  Wahl  jener  Bezeichnung  für  beide ,  Jafs 
dort  und  hier  Eigenfchaften  vorliegeiiy  welche  der 
Wichter  hat  und  haben  muTs.  —  Ueber  den  Gedan- 
ken des  Verfes  vgl«  au^li  74,  l. 
50}  Von  den  fechs  Engelnamen ,  welche  hier  vorkom^ 
men,  find  Uriel^  Rapkael^  Michael  unA  Gabriel  he^ 
kannt  genug,  auch  fchonzu  Kp.  9,  i.  berück&ch- 
tigt.      Raguel  kommt  in  den  kanonifchen  Büchern 

des  A.  T.  nicht  vor,  fondern  nur  Reuil  (bNW^)f 

B.  B.  als  Name  eines  Sohnes  von  Efau  ( i  MoC  369 
4.  lO.)»  des  Vaters  von  Jethro  (2  MoH  2»  Ig.  4Mof. 
10,  29*)  u.  f.  w.  Dagegen  ift  er  im  Apokryphen 
Tobi  ziemlich  häufig  ("Payou^X)  und  die  Alexandrini- 

fehe  VerCon  gebraucht    ihn  ftatt  des  hebr.   vN^SH 

in  den  angegebenen  Stellen,  woraus  erhellt,  dab 
beides  identifch  fey;  auch  die  eine  fyrifche  Ueber- 
fetzung  des  Buches  Tobi  hat    die  dem    hebraifchen 

genau  entfprechendeForm  ^)Q^$9  während  freilich 
eine  andere  gewöhnlich  gräcißrend  ^|q^9  fchreibt 

(L  Jlgen  die  Gefch.  Tobias  überf.  S.  CLXX.  d.  Ein- 
leit.  vgl.  S.  225. ).  Die  Bedeutung  des  Namens  ift 
nach  Gefenius  (Worterb.  unt.  d.  W.)  Wille  Gottes^ 
worin  ihm  Winer  '  (Lexic.  man.  Hebr.  et  Chäld. 
p.  919O  beifiimmt;  Ilgen  dagegen  (a.  a,  O.  S.  225*) 
erklärt  ihn  durch  paßor  divinus ,  fociuSf  amicus  Dei, 
^iXoc  ToC  Sbov  ^  überfieht  aber  dabei  offenbar  die  Fe- 
mininalform  (H^V^   nicht  amicus^    fondern  amica), 

welche  hier  wohl  am  beßen  als  Abßractum  aufgefafst 
wird  (n^in  im  chald.  Wille  y  im  hebr,  deß4erii*m)* 


220  Kap.  20.    V.  5—7. 

5.  Mlchady  einer  von  den  heiligen  Engel 
welcher,  (gefetzt)  über  menfchliche  Tugend,  < 
Völker  beherrfcht. 

6.  Sarakiel  *'),  einer  von  den  heiligen  Engd 
welcher  (gefetzt)  über  die  Seelen  der  Kinder  d 
Menfchen,  welche  fündigen. 

7.  Gabriel,  einer  von  den  heiligen  Engel 
welcher  (gefetzt  iß)  über  Ikifat  ^^) ,  über  das  F 
radies  und  über  die  Cherubs  ^^). 


51)  Diefer  Engelname  fcheint  mit  Sarakujal,  welcl 
Kap.  7,  9.  Torkommt,  einerlei  Bedeutung  zu  häba 

ich  leite  es  ab  von  !]^D  princeps  und  IN  Deui ;  ^ 

gewöhnlich  beide  Worte  durch  i  verbunden. 

52)  A,M,nX4  Diefs  fcheint  ein  nomen  proprium  : 
feyn.  (L.)  Ware  das  Wort  urfprünglich  äthiopiCt 
was  aber  wohl  nicht  der  Fall  ift,  fo  niüfste  man  d 

A^  vorn  wohl  für  die  Negation  halten.  Wahrfchei 
lieber  betrachtet  man  es  als  verßüinmelt  Griechifc 
Stand  vielleicht  im  hebräifchen  Originaltexte  NGS 

{dtr  ThroHf  i,  i.  der  [bekannte]  Thron  Gottes)  u^ 
wurde  im  Griechifchen  als  vermeintliches  nomen  pf 
prium  und  nach  ihm  wieder  vom  äthiopifchen  UtiH 
fetzer  beibehalten? 

53)  Vergleicht  man  die  Gegenllande,  über  welche  di€ 
6  Engel  die  Oberaufficht  führen  (zu  Y.  2*  bemer 
Lawrence  in  einem  NÖtchen  als  wörtlichere  Uebl 
fetzung :  ^^denn  [er  ift  es] ,  welcher  [iß  überj  *<) , 
£illt  es  bei  maiychen  derfelben  auf,  dafs  gerade  fie  i 
Her  folchen  bdfondern  Oberleitung  gewürdigt  w< 
den ,  s.  B.  V.  2.  Lärmen  und  Schreck ,  oder  zweL 
übertragen  wird,  wasEiner»  wie  man  glauben  foUl 
recht  wohl  sufammon  verwalten  könnte ,  wie  wtf 
naeb  V.  5^  dem  Raphael  die  Seelen  der  Menfch 


Kap.  17,   V.  1.  22t 

K  a  p.   17.     See  t.  IV.  ») 

1.    Sie  hoben  mich  in  die  Höhe  an  e^nen 
Blatz,  wo  da  war  die  Erfcheinung  eines  bren- 

und  nach  Y.  6p  dem  Sarakiel  die  Seelen  der  Kinder 
der  Menfcben,  welche  fündigen  ^  sugetheilt  find. 
Indeb  labt  lieh  auch  manches*  xur  Yertheidigung  Ta- 
gen. Lärmen  und  Schreck  find  in  der  Hand  der  Vor* 
fehung  oft  Mittel  zur  Herbeiführung  wichtiger  Er* 
eigniHe  geworden,  können  riel  Unheil  reranlafien 
und  verdienen  daher  forgfaltige  AufQcht.  Nach  Kp. 
74,  7«  ift  übrigens  Uriel  über  alle  Lichter  gefetzt» 
wovon  hier  nichts  gelagt  wird.  Raphaers  Wir« 
kuDgskteis  fallt  mit  dem  des  Sarakiel  auch  nicht  ganz 
zufammen  i  er  hat  die  menfchlichen  Seelen  überhaupt 
imter  fich ,  für  Sarakiel  find  davon  eximirt  die  Kin* 
derfeelen ,  welche  durch  die  Sündhaftigkeit  der  Ael« 
tem  leicht  der  gröfsten  Gefahr  für  ihre  Sittlichkeit 
•usgefetzt  find.  Dafs  die  Lichter  (des  Himmels)  auch 
fehlen  können,  lehren  Kp.  13,  14  — 16/21,  3 — 4.; 
darum  hat  Raguel  die  Macbt,  Strafe  über  fie  zu  ver- 
hängen. Mit  dem  Faradiefe  find  die  Cherubs  in  Ver- 
bindung gebracht  nach  der  Erzählung  i  Mof.  3,  24., 
wie  denn  überhaupt  das  Buch  gern  die  Angaben  der 
Genefis,  nicht  blofs  den  Abfchnitt  von  der  Sintfluih 
berückfichtigt;^f.  22,  7.  31,  2 — 5« 
54)  Nach  dem  Parifer  Manufcript,  in  welchem  zwar 
der  Titel  von  Kp.  17.  weggelaflen,  aber  der  Abfchnitt 
angegeben  ift.  (L.)  Schon  aus  den  erfien  Worten 
des  Kapitels,  fo  wie  aus  allem,  w^&  in  denvfelben 
und  dem  ganzen  zunächft  folgendeii  Abfcbuitte  er- 
zählt wird,^fieht  man,  d&fs  Laurence  völlig  Recht 
hatte,  wenn  er  behauptete,  der  Inhalt  von  I^.  20« 
lehöre  vor  Kap.  17  ff.     Man  würde  fonft  gar  kein 


222  Käp.  17.    V.  h 

neu  den  Feuers;  und  wenn  es  ihnen  gefiel,   fo 
men  fie  die  Geßalt  von  Menfchen  an  ^^). 


Subjtfct  SU  den  Sätzen  im  Anfange  von  K|).  17 
ben ;  denn  Kp.  l6*  war  zuletzt  von  den  gefiilj 
Engeln  die  Rede,  welche  hier  gar  nicht  in  Beu 
kommen  können. 

■ 

55)  Henoch  wird  alfo  geleitet  von  den  Kp.  2Ö.  nan 

gemachten  Engeln.     Bald  nimmt  der  eine  von  ih 

bald   ein  anderer  das  Wort.     Am  bäuBgften  fjfi 

XJriel;  f.  19,  i.   21,  3.  6.   26,  2.  32,  2.     Aufsei 

redet  Raphael  (f.  22,  3.  6.  31,  5-)»  '^W"'^  (f»  2^ 

und  Michael  (f.  24,   4.)  in  diefem  Abfcbnitte. 

Kp.  18»  15«  vorkommende  unbenannte  Engel  iftw] 

fcbeinlicb  auch  Uriel.      Es  fcheint  /dabei  auf  die  ^ 

iheilung  der  Gefchafte  unter  die  fechs  Engel  Ri 

ficht  genommen  zu  fcyn,  fo  dafs  jeder  den  Hen 

über  die  Dinge  belehrt,    welche  zum  Kreife  fei 

Verrichtung  gehören.     DIefs  ift  denn  wohl  auch 

Grnnd  ^  dafs  ihn  nicht  blofs  einer  derfelben  begle 

und  die  nÖthigrn  AufTcblüAe  gi()t,  fondern  alle  £e 

ihm  auf  diefer  Reife  durch  die  verfchiedenen  Gt^ 

den  des  Himmels    und  der  Erde    zur    Seite  fteh 

Nicht  überall  läfst  fich  nachweifen ,  was  die  etiu 

nen  Züge  des  vor  uns  aufgerollten  Gemäldes  bed 

ien  follen.     So  ift  fchon  in  diefem  Verfc  nicht  k 

was  der  Platz  mit  dem  brennenden  Feuer  fey.     Ue 

der  Erde  liegt  er  nach  der  Yorflellung  des  Verfafli 

da  die  Engel  den  Henoch  in  die  Hohe  heben, 

ihn  dorthin  zu  verfetzen.     Der  Bericht  fpringt  d 

y.  2.   logleich  auf  einen  andern   Gegendand   üb 

Soll  es  violleicht  Symbol  Go,ttes  fejn,    wie  in  < 

bekannten  Erzählung  vom  brennenden  Bufch  ?   £>< 

gefiebö  ich  aufrichtig»  dafs  mir  diefs  dem  Zufammi 

hange  nkht  eben  gemäfs  fcbeiat*     An  die  Sonoe 


Kap.  17.    V.  2.  223 

« 

2.    Sic  führten  mich  düf  einen  hohen  Ort,  auf 
einen  Berg,  deflen  Spitze  bis  zum  Himmel  reichte. 


denkefly  tfriU  mir  ebenfalls  nicht  recbt  gefallen.  Üäetk» 
würdig  find  die  letzten  Worte  des  Vetfes  *  denn  fie 
fprethen  die,  wenigfient  in  den  fpatern  Schriften  des 
A.  T.  (vgl.  Dan.  lo,  i6.  tgK  V.  5  ff.)  faer^Cchende» 
Yorftellung  aus«  dafs  die  Engel,  ivo  fie  als  Menfchen 
erfcfaeinen  ,  nur  MenfchengeAalt  angenommen  haben 
und  rielleicht  enthalten  Ce  den  SchlüITel  au  dem  vor« 
hergehenden,  den  Worten  nach  zwar  leicht  vtrftänd«» 
liehen ,  aber  dem  Sinne  nach  ziemlich  dunkeln  Satse^ 
wie  fogleich  gezeigt  werden  folL     Nach  Tob.  x^,  19« 
hatte  Raphael,  welcher  den  jungen  Tobias  begleitete^ 
gir  nur  einen  S^heinkÖrper.     Wahrfcheinlich  ift  das, 
was  dem  Henoch  wie   ein   brennendes  Feuer  vor- 
kommt ,  die  Liichtgeßalt  der  Engel.     Er  fühlte  lieh 
(wie  er  aus  dem  fpater  Gefchehenen  fchliefst ,  durch 
die  Macht  der  ihn  nachher  begleitenden  Engel)  an 
«inen  Platz  entrückt,   wo  er  jene  Erfcheinung  be» 
merkte ;   allein  es  war  kein  eigentliches  Feuer ,  was 
er  fahe  >  fondern  die  freundliche  Schaar ,  welche  ihn 
auf  feiner  Wallfahrt  geleiten  follte,   Diefer  ZwifcHen- 
gedanke  ift  freilich   ausgelalTen,  aber  durch  den  fol- 
genden Satz:  fie  (dieEngef,  welche  mir  als  ein  Feuer 
Torgekommen  waten)  konnten  nach  Beliebeti'/ieh  als 
Menfchen  darfiellen ,  doch  gewilTermaafsen  angedeu- 
tet.    Denfn  fonft  wüfste   man  nicht,    warum    diefe 
Eigenfchaft  jener  Engel  gerade  hier  erwähnt  würde. 
Bei  meiner  Annahme  dagegen  hängt  alles  recht  gut 
^eufammen.     Mit  diefer  Stelle  ift  nun  das  gar  nicht 
in  Widcrfltcit,  Was  zu  Kjp.  15  >   13-    g^^«gt  wurde, 
dafs  nämlich  diejenigen  Engel,  welche  mit  menfchlichen 
Dirnen  eine  enge  gefchlechtliche  Verbindung  fchlol- 
Cen,  diefs  nach  der  Meinung  des  Feferenten  wohl 


I       I 


224  Kap.  17.   V.  3. 

3.    Und  ich  fahe  die  Behaltniffe  des  I 


zeicht  erft  durch  menfchliche  Gefialt  bewerkBc 

JDeam  die  fonftigen  Angaben  über  diefe  Eng 

(vgL  Kp.  13»  7«  ög»  5.)  fprecben  dafür.     C 

hat  die  Vorftellung  von  Unhorperlichkeit  dei 

gewöhnlich  fich  mit  der  zweiten  vereinigt,  1 

Körper  nur  feiner  fey,   als  der  unfere;   rgl 

opufcnla  academ.  p.  537  S,  und  Baumgarten  - 

Dogmengefch.  2te  Abth.  S.  974.     Man  geh: 

das  Wort  unkörperlich  nicht  im  flrengen  Sinn 

dem  nur  im  Gegen  fatz  der  menfchlichen  Nati 

ausdrücklich  bei  Origenes  (De  principiis  L«  I. 

g,  in  Opp.  T.  .1.  p.  49.  ed.  de  la  Rue,)  gefegt 

,»Non  idem  fenfus  ibi  (in  libello »  qui  Petri  d 

,,appellatur)  ex  ifio  fermone  icwfjLirov  indicati; 

y,a  Graecis  et  Gentilibus  auctoribus  oftenditur, 

,,de  incorporea  natura  a  philofophis  difputatv 

,,hoc  enim  libello  incorporeum  daemonium  dix 

„tfo  y   {juod  ipfe  nie  (juicun<jue  efi  habitus  vel  < 

jyferiptio    daemonici   corporis  ^    non    efi  ßmili 

jjnoftro  crajßori  et  vifibili  corpori :  fed  fecuudt 

,,fum  ejus  y  qui  compofuit  illam  fcripturam , 

yygendum  eft,  quod  dixit;    id  eft,  non  fe  (C 

„nämlich  y  von  dem  in  jener  Schrift  ein  Auf 

,, erwähnt  wurde)  tale  corpus  ^umle  habent  dae 

ffifuod  efi  naturaliter  fubtile  et  velut  aura  te 

y^propter  hoc  vel  putatur  a  multis  vel  dicitur 

fjporeum ,  fed  habere  fe  corpus  folidum  et  pal 

yyln  CQnfuetudine  vero  hominum  omne  (/uod  e« 

^yfueritf    incorporeum  fimplicioribus  vel  irnpe^ 

9tbus  nominatur :  velut  ß  quis  aerem  ifium ,  qu 

„mur,    incorporeum   dicat,   quandoquidem   n 

totale  corpus  ut  comprehendi  ac  teneri  poIBt , 

„ti^ue  refifiere/* 


Kap.  17.   V.  3-4.  225 

od  des  Donners*^)  an  den  Enden  des  Platzes,  wo 
ram  tieflten  war.  Da  war  ein  Boyeu  von  Feuer, 
ndPfeile  in  ihrem  Köcher,  ein  Schwert  von  Feuer 
ad  jede  Art  von  Blitz. 

4,     Alsdann  hoben  fic  mich  in  die  Höhe  zu 
nemplätfchemden  Strome  ^^)  und  zu  einem  Feuer 


56)  Da  Licht  hier  luit  d^tn  Donner  verbunden  wird, 
ift  es  woLl  vorzugswcife  der  alles  durchdringende 
Strahl  des  Blitzes;  f.  auch  das  Folgende,  vgl.  Hiob 

36,  29  —  30-  32  ff.  37  t  3  ff-  15-  38»  25*  Recht 
fchön  ift  die  Vergleichung  des  Wetterftrahles  mit 
Waffen;  gewählt  fiud  die  bei  den  Hebräern  gewöhn« 
licbften  Arten'  von  Angrifiswaffen  (f.  meinen  Entw. 
d.  bebr.  Altertb.  S.  405.)*  Henoch  lieht  hoch  über 
(ler  Geburtsftatte  des  Blitzes  und  Donners,  haupt- 
(äcblich  wohl,  um  ße  genau  überblicken  zu  können. 

57)  Wörtlich  nach  Laurence:    ,,Zu  einem  Waffer  des 
Lebens,  welches  fpracli  ;*'  t.s  Lil  Mo  el.i  lufchflie« 
(iäendes  (lebendiges)  Waller,  welches  eben  defshalb 
Getofe  erregt  (fpricht) ,  zumal  wenn  es ,  wie  Ichon 
ftui  der  Schnelligkeit  des  Laufes  ßch  abnehmen  läfst, 
ein  bedeutendes  Gefalle  hat.     Möglich  wäre  es,  dafs 
der  Verf.   einen  heftigen  Stiüui   mit  Katarakten  und 
laufchenden  Wafferfallen  (ich  denkt.     Die  Gegend, 
wobin  Henoch  wandert,    iß  das  auch  den  Hebräern 
unbekannte  und  daher  mit  einer  Menge  fa1)elbafter 
Züge  ausgemalte  Abendland.     Die  Sonne  Unkt  nacb 
diefec  Darftellung  in  ein  Feuer  hinab ,  vielleicbt  um 
öcue  Nahrung   zu  erhalten  und    am  folgenden  Tage 
mit  erböhetem  Glänze  wieder  hcrvorzutrctch  ;    denn 
Mch  Kap.  71,  6.  ift  i'^e  panz  angefüllt  mit  lotlein.lcru 
^euer,  welches  natürlich  doch  wieder  iiiichen  j)i\;ini- 
Roff  bedurfte.      Nur  darf  man  die  Soifuc   lieh  hier 
nu:bt  ruhend  denken;  denn  Ce  „läuft  fort  in  ihrem 


236  Kap.  17.   -V:.  4—5. 

im  Weßen,  welches  aufnahm  jeden  Unterg 
der  Sonne.  Ich  kam  zu  einem  FlufTc  von  Fe 
welcher  flofs  wie  Waffer,  und  lieh  ausleerte 
den  grofsen  See  gcfren  Weßen. 

5.  Ich  fahc  alle  breiten  Fliiffe,  bis  ich  zu 
grofsen  Finflernifs  kam.  •  Ich  ging  dahin,  " 
hin  alles  Fleifch  wandert,  undiclifchautedieBc 
der  Dimkelheit,  welche  Winter  macht,  und 
Stelle,  von  wo  das  Waller  ausJiröitit  in  je 
Abgrund  ^^). 


Wageti  bei  Tage  und  bei  Nacbt  (Kp.  71,  47.)." 
hier  im  Gauzeii  die  aubb  bei  den  Griechen  berrfch« 
Vorßellung  vom  Wellen  vorwaltet,  könnte  j 
Strom  vielleicht  der  Okeanos  feyn «  welcher  breit 
tief  ift  (vgl.  Odyir.  X.  511.  II.  Vir,  422.  XXI,  II 
jcdocb  rubig  fliefst  (11.  VII,  422.  Odyff.  XIX,  41 
und  in  welchem  die  Sonne  untergeht  (IL  VIII, 
XVIII,  240.)«  Unfer  Henocb  denkt  ficb  den  ül 
gang  der  Sonne  erlt  hinter  jenem  Strome  in  tfi 
Feuer;  der  feurige  Strom  kommt  vielleicht  aus  ja 
Feuer  und  ergiefst  ficb  in  das  weßlicbe  (atlantilä 
Meer.  Auch  bei  den  Griechen  ift  das  Weftmeer  ' 
Okeanos  gefchieden  (IL  II,  753.  OdyfT.  XXIV,  J 
5g)  Die  Richtung,  welche  Henocb  einfchlügt  und 
welcher  er  zu  den  mit  Finfiernifs  überlagerteD 
genden  gelangt,  wird  in  diefem  Verfe  nicht  0 
bezeichnet  (  allein  nach  V.  4.  zu  urtbeilen,  ift  0^ 
fireitig  die  wefilicbe.  Denn  den  Orientalen  wart 
baupt  der  Weßen  Sitz  des  Dunkels  und  der  Jf^ 
und  noch  in  fpätcrer  Zeit  biefs  der  atlantiüche  0 
das  dunkle  Meer  (Edrifi  Geogr.  ^'ub.  p.  6.J. 
wohnten  auch  nach  griecbifcber  Vorfiellung 
feitigen  Ufer  des  Okeanos  die  in  ewiger 
lebenden  Kimmerier  (Od.  XI,  13  fl*.),  und  das  S 


Kap.  17.    V.  6.     -  227 

6.    Ich  fahe  auch  die  Mündungen  aller  Flülfe 


ooch  fetzt  nachdem,  was  bler weiter gefagtwirdy  das 
Todtenreich  offenbar  dorthin;  1*.  auch  izi,  i£F.  AlUs 
Fki/cfc  für  alle  Menfchen,  ein  i  Mot.6,  häufig  gebrauch- 
ter Ausdruck.  Auch  bierin  zeigt  Heb  Uebereinßimmung 
mit  griecbifcber  Vorfiellung ;  denn  nicht  weit  vom 
Okeanos  dachten  die  alten  Griechen  lieh  die  Haine  der 
Ferfephone,  die  Wohnungen  der  Nacht,  das  Haus 
dei  Hades  und  der  Styx ,  des  Schlafes  und  des  To- 
des, nie  befchienen  von  der  Sonne  kellern  Strahle 
(Hefiod.  Theog.  744.  760.  767. 779.)«  Im  A.  T.  felbft 
erfcheint  freilich  vielmehr  der  Norden  als  der  Ort  des 
Dunkels  ,  wenn  man  auf  die  Etymologie  de^  Wortes 
[i3SC  Mitternacht  y  eig.  Verborgenheit  ^  Dunkel  Hebt* 

Die  Berge  des  Dunkels^  welche  Henoch  Hebt,  bilden 
wtbrfcheinlich  nach  feiner  Anücht  die  äufserfie  Grenze 
der  Erde ,  da  Wo  fia  mit  dem  Himmelsrande  fich  be- 
rührt.    Die  Berge  nimmt  er  wohl  als  Säulen,  auf 
denen  der  Himmel  ruht  (wieHiob26,  II.  Nah.  i,  5.), 
Vergleichen  läfst  fich   wiederum  die  mythifche  An« 
ficht  vojn  Atlas,  welcher  vor  der  grauenvollen  Bebau- 
fung  der  diiftern  Nacht  das  Gewölbe  des  Himmels  mit 
Haupt  und  unermüdeten  Armen  trägt  {Hefiod.  Theog. 
510  ff.  744ff.)*      Winter  und  Dunkelheit  betrachtet 
unCere  Stelle  als  taotbwendig  verbunden ;  der  Verfaf« 
ler  geht  von  der  Erfahrung  aus,  daTs  durch  die  Sonne 
Licht  und  Wärme  verbreitet  wird,  wo  fie  alfo  der 
imfiernifs  weicht,    da  mufs  es  kalt  feyn.     Dafs  aa 
der  Erde  äufserften  Grenzen  fich  Licht  und  Finfter- 
xülii  fcheiden,    deutet  auch  Hieb  26,  lO.  an.     Die 
letzten  Worte  des  Verfes  fobeinen  mir  wiederum  eine 
>Q  die  alten  griecbifchen  Ideen  vom  Okeanos  erin- 
^tihit  Meinung  zu  enthalten.     Der  Okeanos  galt 
nimllch  als  Urquell  aller  GewälTer  (^Jefchyl  Frometfa, 

15* 


22«  Kap.  17.  V.  6.  — 18.  V-  1. 

in  der  Welt  iind  die  Mündungen  der  Tiefe  ^). 

Kap.     18. 

t.     Ich  überblickte  dann  die  Behältnifle  aO 
Winde  ^),  und  nahm  wahr,  dafs fie  beitrugen  z 


636.  Sophocl.  Inach.  h.  356« ) ;  in  gleichem  Siiii 
denke  ich,  lind  Henoch's  Worte  zu  nehmen,  i 
grund  iß  die  uiiterirdifche  Quelle  der  einzelnen  StrSi 
-welche  ihre  Nahrung  aus  dem  UrwalTer  empfib| 
fonft  könnte  es  auch,  wie  das  hebr.  DITIH»  für  M« 

FiutU  fiehn,  infofern  diefe  tief  ßnd.  Für  das  letili 
fpi'icht  auch  der  V.  6.  vorkommende  Ausdruck  3W 

59)  Die  Mündungen  aller  Flüfle,  foUte  man  glaubt 
könne  er  von  einer  Stelle  nicht  überfchauen;  'et! 
alfo  vielleicht  mit  Bezug  auf  die  im  vorhergeheal 
Verfe  angedeuteten  Anlichten  zu  verfiehen.  *  AI 
Wafler  geht  zuletzt  in  das  grofse  IVfeer  zurücktt 
lieht  alfo  den  Ort,  vtrohin  es  nach  vollbrachtem  Ln 
gelangt,  um  feine  Bahn  von  neuem  zu  begim^ 
Der  Tiefe  oder  dem  Meer  gibt  der  Verfafler  tt^ 
feiue  Mündungen ,  infofern  es  feine  Abflüfle  in'  «^ 
Urwaffcr  hat. 

60)  Das  Buch'  Henoch  denkt  ßch  den  Wind  vettüit. 
fen  in  einen  beftimmten  Raum  (f.  auch  Ff.  I3§(f : 
Jer.  10,  13.  51,  16.)  f  ^^^  welchem  er  nur  von  X;. 
zu  Zeit  entladt  n  werde  und  nach  Vollbringang^{i 
ihm  übertragenen  Wirkungen  zurückkehre.  »^ 
diefelbe  kindliche  Anfchauung  der  Naturertcheinil;^ 
welche  /ich  für  Regen,  Schnee,  Hagel  und  deri|:| 
chen  befondere-  Vorrathskammern  am  Himmel  fcÜ\ 
die  durch  Oeffnung  £ch  suweilen  ihrer  Schätze  t^ 
'leeren,  um  fie  auf  die  Erde  herabzufchütten  (£,  il^ 
Hieb  33|  23  iF,;,    Bei  den  griechifchen  und  lati^. 


r    • 


Kap.  18.  V.  1—5.  229 

de  der  ganzen  Schöpfung,    und  (zur  Erhal- 

^j  der  Gnindlnge  der  Erde. 

2.    Ich  betrachtete  den  Stein,  (welcher)  die 

:el  der  Erde  (trägt)  ^^). 

\,    Ich   fahe  auch  die  vier  Winde,    welche 

de  und  das  Firmament  dos  Himmels  ftützcn. 

.    Und  ich  fahe  die  Winde  wirkfam  au  der 

des  Himmels ,  welche 

.    in  der  Mitte  des  Himmels  und  der  Erde 

bm  und  die  Pfeiler  des  Hinmicls  bilden. 

Imb Dichtern  Infst  Tich  auch  der  Mythos  vom  Aeolu» 
gleichen.  Eine  ähnliche  bildliche  Vorflcllung  lieget 
oebtw*  30f  4*  in  dem  Ausdrucke:  ,,Wer  fafst  den 
lud  in  Feine  Hand  ?  **  Dagegen  herrfcht  Ilioh  28t 
(„Als  Gott  dem  Winde  Gewicht  gab*')  die  Voi- 
(hiBg  des  Berechnen*«,  Meflen*«.  Der  Nutzen  des 
indes  foU  fich  auf  zweierlei  Art  aufsem ,  was  V« 
—  6.  weiter  ausgeführt  wird.  Nach  Laurenee's 
te  unter  der  Ueberf.  würde  der  Satz  wörtlicher, 
ten:    ,,dafs  in  ihnen  waren  die  Zierden  der  gan- 


t  Schöpfung." 


Die  Erde  wird  mit  einem  Gebäude  verglichen, 
iches  9  wenn  es  feil  ßehen  foll ,  auf  einem  ßchern 
mde  ruhen  mufs.  Da  nun  die  Ecken  der  Grunrl- 
5  einen  vorzüglichen  Haltpunht  gewähren  und 
D  defshalb  vorzugsweife  beachtet  werden  müflen, 
ieht  Echßein ,  auf  welchem  die  Ausgange  zweier 
ten  zugleich  ruhen,  im  biblifchen  Sprach  gebrauche 
llg,  22-  Jcf.  19,  13.  2g,  16.  Apoftelgefch.  4,  n. 
bcL  2»  30.  I  Fetr.  2,  6.  7*)  und  fo  auch  hier  im 
Benoch,  für  den  Grund  des  Gebäudes  felbll.  Dafs 
3l  im  A*  T.  die  Erde  auf  einem  Gründe  ruhend 
Udit  werde  (mit  Ausnahme  von  Hiob  26,  7  ) «  ift 
kaant;  f.  befonders  Hiob  3g,  6. «  vgl«  auch  Ff.  24» 
89,  ».  Spiebw^  3,  19.  30, 4*  ^«^  48>  X3* 


210  Kap.  18.    V.  6—7. 

6.  Ich  fahe  die  Winde,  welche  den  Hins: 
drehen,  welche  den  Kreis  der  Sonne  und  ai 
Sterne  untergehen  laden ,  und  über  der 'Erde  li 
ich  die  Winde,  welche  die  Wolken  tragen  ®). 

7.  Ich  fahe  den  Pfad  der  Engel  «;, 


02)  In  den  Yerfen  3—6.  nähere  Angabe  deflen,  n 
y.  I.  über  die  Nützlichkeit  des  Windes  gefagt  wi 
den  war.  Sonderbar  iß  darin ,  dafs  die  Winde  '4f 
Himmel  als  Pfeiler  dienen  follen ;  der  YerfalFtr  flii 
£ch  alfo  darunter  nicht  blofs  eine  Materie  von  ge«. 
tiger  Krafty  fondem  wohl  auch  eine  fefie  MaHe,  n 
che  den  Druck  des  Himmelsgewölbes  zu  ertragea  V 
möge,  gedacht  haben.  Ungleich  natürlicher  ill  dieltt 
im  Alterthume  gewöhnliche  Meinung  (f.  auch  17,  i 
dafs  die  Berge  den  Himmel  in  die  Höhe  halten.  Dia! 
wegung  der  Himmelskörper  betrachtet  das  B.  Hm 
ebenfalls  als  ein  Werk  der  Winde ;  vgl.  auch  71,- . 
73,  2.  Ueber  die  Wirkfamkeit  des  Windes  anf  l 
Erdball y  feine  Bewohner,  Gewächfe  u.  f.  w.«^^ 
breiten  fleh  Kap.  75  und  76.  fehr  ausführlich  |  V 
dagegen  wird  blofs  erwähnt,  dafs  er  Wolken." 
Himmel  herau£Führe.  Bei  der  Entrückung  Heaol' 
in  den  Himmel  (Kp.  14,  9 — 10.)  waren  auch  Wi; 
thatig.  •/ 

63)  Das  foll  wohl '  heifsen  den  Weg ,  auf  welcha^^ 
sur  Erde  herabkommen.  Vergleichen  lafst  BA*' 
mit  der  fchöne  Traum  Jakob's  auf  feiner  ReiCsf^ 
Haran  (i  Mof.  33,  X2  ff.)  von  der  Himmelsleit«^  ^ 
welcher  die  Engel  hinauf«  und  herabfteigeo.  ^"^^ 
Fhantafie  des  Verfaflers  nimmt  zwifchen  dem  Ifi 
mel»  welchen  lie  Cch  vielleicht  auf  der  Erde,  an  hi 
Ende  derfelben,  faft  aufliegend  vorßellt  (vgl.  iüf\ 
y.  g.) ,  und  zwifchen  der  Erde  trotz  ihrer  verflk; 
jl^ae«  Beficbaffeahett  eiae  fortdeiurndo  Beiieb 


Kap.  18.    V.  8.  231 

I 

8.  Ich  nahm  wahr  an  dem  Ende  der  Erde 
(ias  Firmament  des  Himmels  über  ihr^**).  Alsdann 
ging  ich  gegen  Süden  zu , 


an  y  und  zwBr  vermittelt  durch  die  Gelder  des  Ulm« 
mels.  Sehr  ßonreich  ift  fein  Gedanhe,  dafs  es  für 
fie  bei  diefem  ihrem  Wirken  einen  befondern  Ffad 
gebe,  wie  in  Jakob's  Traum  die  himmlifche  Leiter 
der  V«rbindungspunkt  der  beiden  getrennten  Welten, 
iß.  Sehnliche  Meinungen  treffen  wir  auch  hei  andern 
Völkern;  man  erinnere /Ich  nur  an  die  Götterbotina 
Iris»  welche  nach  dem  Glauben  der  alten  Griechen 
auf  dem  Regenbogen  vom  Olympos  auf  die  Erde 
herabfieigt.  —  Auf  die  abtrünnigen  Engel  unj  dea 
Weg  9  welchen  ße  beim  Uerabfieigen  auf  die  Erde 
safamen ,  fcheint  hier  nicht  hingedeutet  zu  feyn. 
Nimmt  man  Rückficht  auf  Kp.  17,  4  und  ig,  g. ,  fo 
fcheint  der  Yerfafler  diefen  Pfad  in  die  JVefigegend 
gefetzt  zu  haben. 

64)  Der  Ausdruck  ift  etwas  unb'eßimmt ;  wie  mich  diinkt, 
foll  er  fagen,  dafs  der  Rand  des  Himmelsgewölbes^ 
welches  von  Säulen  getragen  wird,  am  Ende  der  Erde 
letzterer  zwar  ziemlich  nahe  gerückt,  aber  doch  noch 
in  einiger  Entfernung  davon  geblieben  ift.  Dehn  es 
'  beifst  nicht  auf^  fondern  über  (above  it  bei  Laurence) 
derfelben«  Da  wohl  auch  in  der  Mitte  des  ausgefpann- 
ten  Firmamentes  Säulen  angebracht  find  (vgl.  V.  5.), 
fo  hangen  die  Seiten  allerdings  hernieder,  doch  folgt 
daraus  l^einesweges ,  dafs  fleh  die  Saume  gnrz  auf 
die  Erd fläche  herabfenken.  —  Die  letzten  Worte 
des  Verfes  wollen  wohl  zu  vcrflehen  geben,  Hofs  al- 
les,  was  von  17,  4.  an  bis  hieheraiifc;ez".'!lt  ^vtirde, 
dem  Henoch  in  der  Weftgegend  fichtbar  und  bekannt 
^rurde« 


M2  Kap.  18.  V.  9  —  10. 

9.'  wo  fowohl  bei  Tage  als  bei  Nricht  fe< 
Berge  brannten,  gebildet  von  herrliclien  Steii^« 
drei  gegen  Ofien  und  drei  gegen  Süden  ^'). 

.  10.  Diejenigen,  welche  gegen  OÜcn  wäre 
waren  von  einem  bunten  Stein;  einer  davon  ir- 
von  Perle  und  ein  anderer  von  Spic5glas.  Die  g* 
gen  Süden  waren  von  einem  rothen  Stein.    Dis 

6s)  Der  VerfalTer  fcheint  die  Südgrenze  der  Erde  k 
zeichnen  zu  wollen ;  Techs  feurige  Bergei  von  denc 
die  eine  Hälfte  nach  Morgen  zu,  die  andere  ibi 
ganz  mittaglich  Hegt,  bilden  fie;  eine  nähere  Nad 
weifung  derfelben  iß  defshalb  unmöglich,  weil  nil| 
genaue  geographifche  Angaben ,  fond^rn  Fhnntafii 
Lilder  uns  vorliegen.  Von  Faläßina  aus  erblickt  ml!' 
allerdings  nach  Mittag  zu  gewendet,  Gebirge  tC 
anfehnlicher  Höhe;  dicfer  Umfiand  könnte,  wei' 
der  Verfafler  in  diefem  Lande  gelebt  hätte,  allerdinj 
zu  der  ganzen  in  diefen  Yerfen  herrfchenden  Vorth' 
lung  Anlafs  gegeben  haben.  Den  mittleren  Berg  in  ^' 
füdlich  liegenden  Reihe  (V.  lo.)  würde  ich  dann  vor' 
Sinai  verftehen ,  berühmt  und  gefeiert  in  der  Nttu 
nalgefchtchte  des  jüdifchen  VerfalTers  unferes  Budi' 
durch  die  Gefetzgebung  Jehova's  aus  feinen  Wolke'^' 
hohen.  Aus  eben  diefem  Grunde  wird  er  mit  iif 
Throne  Gottes  verglichen.  Die  Worte  :  „von  $f 
baftcr,  deffen  Spitze  war  von  Sapphir**  betracbir 
Laurerce  als  Schilderung  des  göttlichen  Tbronf 
Ich  mochte  das  letzte  aber  lieber  vom  Berge  verfiehfl^ 
wenigRens  pafst  diefs  (die  Spitze —  Laurencä.)^' 
top  —  war  von  Sapphir]  dann  viel  belfer.  Die  Maff' 
aus  welcher  die  Berge  befiehen,  foll  fie  als  glänEdO^ 
fchimmemd  auazeichnen;  das  Feuer  über  ihn.ea  J 
vielleicht  Folge  der  Sonnenfirahlen ,  ^wtlche  den  ^ 
pfel  Uefcheineiu 


Kap.  18.    V.  10— 12.  233 

mitderc  reichte  bis  zum  Himmel,  gleich  dem  Thro- 
ne Gottes  von  Alabafier,  deflen  Spitze  war  von 
Sapphir.v  Ich  fahe  auch  ein  glänzendes  Feuer, 
«reiches  war  über  allen  den  Bergen. 

11.  Und  da  fahe  ich  einen  Platz  auf  der  an- 
Icrcn  Seite  eines  ausgedehnten  Landes,  wo  W§f- 
er  angefammelt  war  ^). 

12.  Ich  fahe  auch  irdifche  Quellen  tief  in 
len  feurigen  Säulen  des  Himmels  ^). 


66)  Henocb  Hebt  von  der  Höbe  berab,  auf  welcber  man 
ihn  wohl,  wie  früher  (Kap.  17,  s.),  Bebend  denken 
mufs,  vor  (ich  ein  Land  von  beträchtlicher  Gröfse, 
und  auf  der  ihm  gegenüber  fiebenden  Grenze  delTel- 
ben  das  IVT^er.  Denken  wir  ihn  nach  derfelben  Rich- 
tung fcbauend,  wie  y.  g  — 10.,  fo  würde  das  rothe 
Meer  unter  dem  Wafler  zu  vergeben  feyn ,  welches 
im  B.  Henoch  namentlich  erwähnt  wird  Kap«  31,  2, 
76,  7.  Indefs  kann  bei  der  Unbeftimmtbeit  und  All- 
gemei^beit  des  Ausdrucks  kaum  eine  Vermutbung 
verfucbt  werden.  Es  kann  diefe  Angabe,  wie  die 
V.  13s,  blofses  Fhantafiegebilde  feyn,  obgleich  ich 
gern  zugebe,  dafs  hier  eben  fo  gut,  wie  bei  der 
Schilderung  der  WeSgegfend,  gewilTe  Volksmeinun- 
gen sum  Grunde  liegen  und  beachtet  find. 

67)  Unerwartet  ifi  bier  die  Erwabnung  feuriger  Hirn« 
meUlaolen ;  überrafcbender  nocb  die  in  dem  Satze 
liegende  Andeutung,  als  waren  fie  fchon  früher  er« 
Wihnt ,  oder  als  müIFe  der  Lefer  fchon  fonft  über  Ho 
hinreicbend  unterrichtet  feyn.  Denn  die  V.  5.  vorkom- 
menden Himmelslaulen  könnten  ficb  auf  der  Mitte  der 
£rde  befinden  und  werden  durcb  die  Winde  gebildet. 
Macb  der  Beftimmtbeit  de»  Ausdruckes  zu  fcbliefsen, 
(bllte.man  glauben ,  dafs  diefelben  aucb  bier  gemeint 
Waran;  docb  ift  niebt  zu  rerfchweigen,  daüi  der  Zu- 


234  Kap.  18.    V.  13. 

13.  Und  in  den  Säulen  des  Himmels  faJ 
ich  Feuer,  welche  herabßiefrcn  ohne  Zahl,  doc 
weder  in  die  Höhe  noch  in  die  Tiefe,  üeber  t^ 
fen  Quellen  nahm  ich  auch  einen  Platz  wahr,  wd 


fammenliännr  nicht  gerade,  für  ein  Hinblicken  auf  fi 

Mitte  des  UniveiTums  y  fondern  auch  nach  der  SiU 

gegend  (vgl.  V.  9.)  zu  fprechen  fcheint.     Der  Vw 

trag  ift  überall  in  dem  ganzen  Berichte  abgerilTen  v* 

in  feiner  Verbindung  äufserft  lofe  (f.  Aninerk.  lu  Kf 

17,  lO»  ^"^  ^'  wäre  demnach  recht  wohl  moglid' 

dafs   Henoch    in  diefcm    und  den  folgenden  Verb 

nicht  mebr  nach  Mittag  fchauend  gedacht  würde.    Di^ 

Feurige  der  Säulen  erhlärt  fich  aus  V.  13.;  «s  iftniv 

lieh  Folge  der  innerhalb  derfelben  befmdlichen  Fen« 

Um  nun  das  Wunderbare  dicfcr  Säulen  durch  flark^- 

Gcgenfätze  zu  veranfchauliclien,  beifst  es,  dafi  ii'' 

Fufse    derfelben  Quellen    genährt    werden,    darühf' 

aber  zahllol'e  Feuer  lodern,  deren  Flamme  von  obt^ 

nach  unten  geht.     Die  Quellen  heifsen  irdifcke^  W- 

fle  der  Erde  angehören,    auf  welcher  die  Himmdr** 

faulen  ruhen;    die  Feuergeßalt  der  letztern  hindjp'* 

alfo  da,  wo  lie  aufgehen,  das  WalTer  nicht  in  feinfli^^ 

Ergiefsen.     Ware  zwifchen  V.  12  und  n.  eide  it? 

ziaue  Verbindung  anzunehmen ,    fo  hätte  man  diai^ 

Quellen  als  Urfache  des  angefammelten  WalTen  i^< 

betrachten ,  oder  umgekehrt  Ach  zu  denken,  dafs  t^^ 

Quellen  durch  jenen  grofsen  WaHervorrath  hervt'e 

gerufen  und  erhalten  werden.      Die  Feuer  kdnn^ 

nicht  unten  in  den  Säulen  feyn,  weil  dort  Waflcr  tt. 

WaiFer  aber  und  Feuer  natürlich  Cch  nicht  meng^is 

daher  fteigen  fie  herunter,  gelangen  aber  nie  biai^^ 

Tiefe,  weil  fie  da  im  WalFer  erlöfchen  müfsten  9^^ 

das  WalTer  aufzehrten.     In  die  Höhe  können  fie  viit^ 

gehen ,  weil  ihre  Richtung  die  entgegengefetsta  il 


Kap.  18.   V.  13-  235 

her  weder  das  Firmament  des  Himmels  über 
idfi  hatte,  hoch  den  fefien  Grund  miter  fich;  we- 
er  war  WaflTer  über  ihm ,  noch  irgend  etwas  zur 
eite,  fondern  der  Platz  war  öde  ^). 


das  Wunderbare  liegt  airo  dariä ,  dafs  diefe  Feuer  ^ 
unzählbar   find ,    dafs    fie  gteichfam    in    den    Säulen 
fcbweben ,  dafs  ihre  Flamme  fich  nach  unten  zu  be- 
wegt,  aber  niemals  bis  auf  Jen  Boden  gelangt.     Von 
\9elcher  Ungeheuern  Höhe  müfien  die  Säulen  alfo  feyn ! 
womit  denn  natürlich  auch  die  Breite  derfelben  in  Ver- 
baltnifs  Sehen  mufs ,  was  auch  aus  der  weitern  Dar- 
ftellung  von  V.  13.  (f.  An  merk.  z.  d.  V.)  unverkenn- 
bar hervorgeht. 
6g)  Ganz  eigen thümlich  ift  die  in  der  zweiten  Hälfte 
diefes  Yerfes  gegebene  Schilderung  des  öden,  nach 
V.  15.  zum  Gefängnifs  der  Sterne  beßimmten,  Rau- 
mes ;  er  ilt  über  den  Quellen ,  die  fich  in  den  Hirn- 
melsfaulen  befinden  (denn  nur  von  diefen  Quellen  war 
bisher  die  Rede),  alfo  unfireitigTelbfi  innerhalb  din- 
ier gigantifchen  Säulen   gedacht.      Dafs   kein   fefter 
Grund  darunter  iß ,  wird  als  Folge  der  unter  demfel- 
ben  ewig  fprudelnden  Waflerquellen  anzufehen  feyn. 
'Anders  verhält  es  fich  mit  der  Angabe,  dafs  das  Fir- 
mament nicht' darüber  iß;    man  foUte  glauben,    es 
müfle  wie  über  der  ganzen  Säule,  die  den  Himmel 
Sützen  foll,  fo  über  den  einzelnen  Thalien  derfelben 
nothwendig  das  Firmament  fich  befinden*     Die  Be« 
hauptüng,  kein  WaiFer  habe  fich  über  dem  Räume 
befanden,  hängt  damit  genau  zufammen.     Wenn  näm- 
lich das  Gewölbe  felbß  nicht  darüber  hängt,  kann 
auch  der  nach  hebräifcher  Yolksanficht  an  das  Him- 
melsgewölbe verfetzte  Ocean  darüber  nicht  gefunden 
Werden.     Auch  zur  Seite  des  traurigen  Ortes  fahe 
nuui  eben  fo  wenig  etwas,  als   darüber;   Laurenc^ 


336  Kap.  18.    V.  14. 

14.     Und  da  fahe  ich  fieben  Sterne, 
grofsen  glänzenden  Bergen  und  gleich  G 
mich  bittend  ^). 


Tagt  on  wingt  was  freilich  auch  im  Fluge  ül 

werden  k5nnte;  dann  wäre  der  Sinn,  kein  Hi 

körper  kam  in  feinem  Laufe  darüber  hin.     ?( 

I(J.  bewegen  ßch  die  Sterne  über  Feuer;  dürft 

dieft  auf  unfere  Stelle  anwenden ,  fo  hatte  m 

öden  Ort  wohl  zwifchen  den  zahllofen  Feuern 

che  unaufhörlich  herunter  gehen  und  zwifch 

am  Fufse  der  Säulen  befindlichen  Wafler  zu  1 

Natürlich  ift  nun  die  Aeufserung,  dafs  das 

.  ment  felbft  und  der  himmlifche  Ocean  nicht  d 

gefehen  werde;  denn  die  Feuer  darüber  bind* 

Das  Schauen   des  Himmels  Und   feines  erfret 

Lichtes  ift  für  jeden  ein  höchftwünfcheoswerthc 

für  die  Sterne  aber  ifi  das  Firmament  der  eigei 

Platz  der  Wirkfamkeit,  fehlt  ihnen   diefes,  I 

fie  fogut,  als  nicht  da,  es  mangelt  ihnen  gleichfi 

Frincip  ihres  Lebens  und  Dafeyns. 

69)  Zu  derVergleichung  mit  Bergen  wird  Henoch 

die  Grobe  der  Sterne  veranlafst;  feurige  Berg 

ea  wegen  ihrer  Lichtnatur.     Der  VerfalTer  d< 

ehea  wubte  demnach  fcbon,  dafs  die  Sterne 

kleinen  Lichter,  fondem  von  bedeutendem  Un 

waren.     Die  zweite  Yergleichung  geht  von  dei 

im  A.  T.,  namentlich  in  dem  Ausdrucke  Himme 

(OpTCtn  N3St),    öfters  eingetretenen  VermiC 

<Ier  Sterne  und  Engel  xaus;  Kp.  5g.  ift  gar  von 
ftem  des  Blitzea,  des  Donnersi  des  Meeres,  dei 
ftes,  des  Gagels,  des  Schnees,  des  Nebels,  desT 
und  des  Regens  die  Rede.  Die  Sterne  erfcb 
dem  Verfafler  gewiflermaafsen  als  belebte,  ven 
kgabta  Weleii »  die  ficb  ihrer  Schuld  bewnlst 


.Kap.  18.  y.  15  —  10.  237 

15.  Alsdann  fagte  der  Engel  ^^) :  Üiefer  Platz 
wird  bis  zur  Vollendung  von  Himmel  und  Erde 
das  Gefangnifs  der  Sterne  und  der  Heerfchaaren 
des  Himmels  feyn« 

.16.  Die  Sterne,  welche  über  Feuer'')  fich 
bewegen,  find  diejenigen,  welche  überfchritten  den 

von  der  über  fie  verhängten  Strafe  Kenntnifs  haben 
und  durch  Henoch*a  Fürbitte  (wie  die  gefoUenen  £n« 
gel  nach  Kp.  13,  6 — 7.  15,  J.)  in  ihren  frühem  Zu« 
fiand  zurückkommen  möcbten. 

70]  Wahrfcbelnlich  ift  der  Redende  Uriel;  eu  diefer 
Annahme  bewegt  mich  einmal  der  Umßand,  dafa  un- 
mittelbar nachher  Kp.  19.  dieCar  Engel  den  Henoch 
belehrt  y  überhaupt  in  dem  ganzeq  Abfchnitte  am 
baufigften  fpricht  (f.  Anmerk.  zu  X7,  1O9  dann  aber 
die  Befchaffenbeit  des  Gegenfiandea.     Denn  die  den 

.Henoch  begleitenden  Engel  unterrichten  ihn  in  der 
Regel  über  die  ihrer  fpeciellen  Auflicht  anvertrauten 
Dinge;  dem  Uriel  aber  lind  die  Sterne  untergeben 
(f.  71»  I.  73,  I-  74,  7.).  Ganz  entfcheidend  endlich 
fcheint  mir  die  Farallelßelle  Kp.  21. 9  wo  derfelbe 
Gedanke  faft  mit  denfelben  Worten  wiederkehrt  und 
Uriel  die  Deutung  des  von  Henoch  Gefehenen  gibt. 

71)  Diefa  ift  vorher  nirgends  ausdrücklich  gefagt ;  die 

Parallelftella  Kp.2I.  erwähnt  den  Umftand  auch  nicht. 

Wahrfcheinlich  find  die   V.  13.  gefchilderten  Feuer 

gemeint»     Der  Platz»   wohin  die  Sterne  zur  Strafe 

▼erfetzt  waren,  lag  über  dem  Wafier  in  den  Him- 

melslaulen ,  die  flackernden  Feuer  aber  waren  in  ei« 

Her  etwas  hohem  Regien.     Da  nun  ihre  Flamme  von 

oben  nach  unten  ging ,  fo  waren  die  Sterne ,  welche 

fich  zwifchen  derfelben  und  den'Quellen  befanden,  zu- 

gUch  über  dem  Waller  ( dem  Orte  nach )  und  über 

^^ Feuer  (dar  Richtung  nach,  welche  diefea  nahm). 


« 


238  Kap.  18.  V.  16.  —  19.  V.  1. 

t 

BefehlGottes,  bevor  ihre  Zeit  geliomnien ;  dennf 
lianien  nicht  in  ihrer  rechten  Zeit.  Darum  vviirc 
er  erzürnt  gegen  fie  und  band  fie,  bis  zur  Perioj 
der  Vollendung  ihrer  Strafe  in  dem  verborgena 
Jahre. 

Kap.     19. 

1.  Alsdann  fagte  Uriel:  Hier  die  Enge 
welche. Weibern  beiwohnten,  fich  ihre  Anführe 
beftimmend  ^), 


Das  Erfcheinen  in  einer  Zeit,  welche  nicht  diä  recb 
war  (Laurence  Tagt.-'  ,,in  their  proper  feafon^*^  fo  df 
man   auch  Jahreszeit   übcrfetzen  könnte),  wird  di^ 
Sternen,  als  wenn  fie  mit  Bewufslfeyn  gehandekjii 
ten,    als  Verbreche«!    angerechnet;    in    der  Farall^ 
Kp.  21»  3.  wird  blofs  im  Allgemeinen  gelagt,  dt 
Jic  den  göttlichen  Befehl  übertraten.     In  dem  letsb 
Satze  (vgl.  auch  die  Parallele  21.  3.)  enthält  der  äthi 
pifcbe  Text,  nach  Laurence*s  Ueberfetzung  (et  Ia|' 
f^confummation  of  their  crimes^^)  zu  ichlielsen,  ein 
Au&druck,  der  urfprünglich  Verbrechen  bedeutet;  ' 
lein  es  mufs  hier  Strafe  des  Verbrechens  faeifsen  (eb  ■ 
fo  21,  3.)»  "wie  das  hebräifche  HN^H  und  fly  Sir§\ 
der  Sünde  j    Bufse  der  Schuld,     Vgl.  Gefenius  G^. 
mentar  zu  Jef.  5,  ig.     Die  Zeit,  wo  die  Strafe  I 
Ende  haben  wird,  ift  unbekannt;  foweifs  nach  Mau 
34«   36»   von  der  Stunde,  wo  das  Gericht  kons 
„Niemand,  auch  die  Engel  nicht  im  Himmel|  fondl/ 
allein  der  Vater;"  vgl.  Mark.  13,  32. 
72)  Vgl.  Kap.  7,  2  ff. ,    doch  wird  dort  nicht  geb' 
dafs  fie  die  Anführer  fich  felbft  gegeben  hätten.     El'^ 
fo  wenig  findet  fich  eine  Andeutung  davon  in^«'^ 
Farallelßelle  Kap.  63 ,2.  3. ,  wo  die  Anführer  df*^ 
fo  wie  Kap.  7.  namentlich  aufgeführt  werdtfn,    f 


•tj 


I 

\ 


Kap.  19.    V.  2.  239 

2.  UTid;sahlreich  in  ihrer  Erfcheinting,  Men- 
chen  ruchlos  machten  und  lie.zu  Irrthümem  ver- 
eiteten,  fo  dafs  fie  Teufeln  wie  Göttern  opferten. 
)enn  an  dem  grofsen  Tage  (wird)  ein  Gericht 
feyn),  in  w^elchem  fie  foUen  gerichtet  werden, 
is  fie  vernichtet  find,  und  auch  ihre  Weiber  fol- 


Erwähnung  der  gefallenen  Engel,  von  deren  Verhält- 
nifs  zu  den  irdifchen  Weibern  in  den  frühem  Ab- 
fchnitten  fo  häufig  die  Rede  war  (7,  2  —  12.  9,6— g« 
IG,  15-  12,  5 — ^6.  15,  2  —  3.  16,  4.),  ift  in  diefem 
Zarammenbange  unerwartet,  zumal  Kp.  21.  die  ab- 
gebrochene Darftellung  über  die  beltraften  Sterne  wie- 
der aufgenommen  wird.  Man  könnte,  wenn  man 
fich  diefesKap.  mit  dem  yorliergehenden  in  genauem 
Zufammenhange  denkt,  glauben,  es  vyerde  den  ab- 
trünnigen Engeln  derfelbe  Strafort  angewiefen ,  wie 
den  ungehorfamen  Sternen.  Allein  diefs  kann  nicht 
feyn.  Denn  Kp.  21,  l  —  3.  vgl.  21,  4  ff-  find  ent- 
fchieden  dagegen^  Sollte  vielleicht  Kp.  19.  an  einer 
unrechten  Stelle  ßcben?  Auf  jeden  Fall  würde  es 
fich  recht  gut  dem  SchluHe  von  Kp.  2I.  anfügen  und 
durch  eine  folche  Umltellung  deflclben  hätte  dann 
auch  das  hinweifeivde  hier  I  in  unferm  Verfe  fein  Re- 
latum  und  der  Gedanke,  der  im  letzten  Verfe  des 
2lßen  Kap.  begonnen  ift ,  würde  in  Kap.  19,  fortge- 
führt. Da  fich  Laurence  fchon  mit  Kap.  20.  zu  ei- 
ner ähnlichen  Operation  veranlafst  fahe  (f.  oben  S. 
217.  Anmerk.  43.,  vgl.  mit  Annierk.  zur  Ueberfchrift 
von  Kap.  21.)»  worin  er  jeden  unbefangenen  Lefer 
aaf  feiner  Seite  haben  mufs ,  fo  ift  ja  ohnehin  die 
Vorausfetzung  nicht  unwabrfcheinlicb,  dals  auch  an- 
dere Stücke  nicht  am  rechten  Orte  fteben  und  Nach-  , 
bilfe  durch  die  Kritik  nicht  blofs  erlaubt  und  zu- 
liflig ,  (ondern  rathfam  und  cmpfeblenswerth. 


340  Kap.  19.  V.  2. 

len  (gerichtet)  werden,  welche  die  Engel' des  Hi 
tads  verführten  ohne  Widerfiand  ^^). 


■ 

f3)  Im  Gründe  die  oft  dagewefenea  Gedanken,  de 
mit  einigen  kleinen  Modificationen.  Zunächft  hei 
es,  die  vom  Himmel  berabgefiiegenen  Engel  fej 
zahlreich  erfchienen;  Kp.  7,  7,  9.  wurde  ihre  J 
zalil  £u  200  angegeben  und  Kp.  68 »  3«  i^  auch  t 
Hunderten  derfelben  die  Rede.  Dann  wird  ua 
den  Nachtheilen  ,  welche  fie  herbeiführen ,  die  E 
fiehung  der  ihnen  zu  Theil  gewordenen  abgol 
fchen  Verehrung,  ausdrücklich  und  vorzugswi 
hervorgehoben«  Diefs  kam  früber  noch  ni 
vor,  ift  aber  eine  bei  den  Kirch  an  vntero  lii 
häufig  ausgeführte  und  überhaupt  ia  der  Sit 
chriftlichen  Kirche  herrfcbende  Anficht.  S.  darul 
KeWs  iutereflante  Commentatio  de  angelis  Sect. 
in  den  Opufcul.  T.  IL  p.  554  £F.  Ilieher  gebort  !• 
der  oben  zu  Kp.  10,  13.  beigebrachte  Ausfpruch  i 
Jufiinus  Martyr  (Apolog.  maj.  g.  5.)»  vgl.  damit  d 
felben  Apol.  brev.  §.  6  —  7.  (p.  93.  ed.  un.  ex  cooj 
Mauri.),  und  Dialog,  cum  Tryphone  §.  83*  C^^«  P*  Ul 
wo  es  unter  andern  beifst:  y^Unfer  Jcl'us  aber,  nk 
glanzvoll  kommend,  fendete  den  Stab  der  Kraft 
Jerufalem ,  das  Wort  des  Rufes  aber  und  der  Bai 
an  alle  Völker' '  2xov  rk  h»t ixov ta  a-x hKv^itvtw  t 

T  w  V ,  cv(  (pyjai  Aaßil ,  01  Ssoi  twv  iSvwv  hcn^xiyia  *  xai  U] 
^c(  6  Aö^o;  «Jrou  xixsiKt  xoXXou;  KaraXixtiv  hcitfJiit* 

1 

oig  aiobXtuov,  hcu  rri  rj^  xacvroK^arc^a  Ofbv  ^1*  §i 
VftfTibiiv,  ?ri  ha^fjL6via  slciv  0/  S>tei  rwv  ii>*i 
,,u;o  die  Dämonen  fie  beherrfchten ,  wie  David  A 
(Ff.  96,  5m  ^n  den  Septuag.  95,  5.):  die  Götter  I 
Völker  find  Dämonen ;  und  das  kräftige  Wort  de4 
ben  überzeugte  viele,  die  Dämonen^  welchen  fie  ü 
scn,  ZM  verlaßgn  und  an  den  allmachtigen  Gott  dyi 


*. 


Kap.  la,  Y.  3. .  941 

3.    Und  icli,  Henoch,  ich  allein  faj^e  das  Gleich- 


ihn  SU  glauben »  da  die  Götter  der  Heiden  Dämonen 
find.^*  Tertullianus  (de  idololatria  cf.  4.)  vom  Ur- 
fprunge  des  GötzendienSes  redend»  bemerkt  mit  Rück- 
ficht auf  unfer  Buch:  i^AntecelTerat  £nocfc  praedicens 
omnia  elementa ,  omnem  mundi  cenfum »  quae  coelo, 
qoae  mari,  quae  terra  continentur^  in  idololatriäm 
verfuros  daemonas  et  fpiritui  defertorum  .angelorum^ 
ut  pro  Deo  adverjus  Dominum  confecrarentur,**^  Und 
anderswo  (ib.  cp«  15.) :  „Haec  igitnr  ab  initio  prae- 
videns  Spiritus  S.  etiam  ofiia  in  fuperfiitiontm  ver» 
fura  praececinit  perantiqaiilimumprophetamEiiocfc.*' 
Die  abtrünnigen  Engel  heilsen  hier  Teufel^  Wie  Kp. 
649  6. 9  gewöhnlich  ßeht  im  B.  Henoch  dafür. gans 
sDgemein  Engel  (Kp.  7,  2.  9*  lO»  10.  I9«  I*  2It  6. 

53f  5*  54»  ^'  <^»  !•  ^69  4-  6.  7*  13-  ^Sj  2.  3.)» 
Söhne  des  Himmels  (Kp.  7  t  2.  I3t  9.}»  Engel  des 
Himmels  (Kp.  83,  5.)»  Söhne  der  heiligen  Engel 
(Kp.  62,  4.  50i  Engel  der  Strafe  (Kp.  52,  3)>  '^A 
Engel  (Kap.  40,  7.)»  die  zahlreichen  Umfchreibun« 
gen  nicht  gerechnet,  welche  befonders  mit  Rückficht 
auf  die  von  ihnen  unternommene  Verführung  der 
Weiber  angewendet  werden.  Sie  und  die  von  ihnen 
Verführten  werden  zur  Strafe  verdammt.  In  den  ' 
Irühern  Drohungen  diefer  Art  (Kp.  10»  6  —  9.  13. 

15  ff.  l!Xf  7*  13»  I  — 4-  I4>  2  —  ?•  15»  iff-  i6»i«5-) 

war  immer  nur  ron  der  Beftrafung  der  Engel  und 

ihrer  Nachkommenfchaft  die  Rede,  obfchon  in  der 

Verkündigung  der  Fluth  (Kp.  lo,  4.),  ^et  Ausrottung 

aller  der  Thorheit  Ergebenen  (Kp.  lo,  I8)f  «^^^r  Gott- 

lofen  (Kp.  10,  25.),  auch  Hinwegraffung  der  Weiber 

wenjgftens  mittelbar  angedeutet  liegt.      Die  Schuld 

der  irdiA:hen  Weihet  befteht  darin  j  dafs  Ce  der  Ver- 

(ührung  fo  leicht  untetlagen^    Ohne  JViderfiand^  oder 

*«cb  Hfiioch.  16 


242  Kap.  19.    V.  3. 

nifs  des  Endes  aller  Dinge ,  und  kein  men 


wie    es   wörtlich    lautet:    gleich   Ruhigen    (T\ 

rt  A^CirP  7  j),  was  fchon  Laurence  in  einer 
nen  Note  unter  feiner  Ueberfetzung  bemerkt; 
lie  benahmen  fich  dabei  wie  willenlofe  Wefen, 
abfaumten  alfo  ihre  Pflicht ,  fich  rein  und  keufc 
bewahren  und  diefs  verdiente  firenge  Ahndung. 
was  milder  müfste  freilich  das  Urtheil  über  fie 
fallen,   wenn  das  richtig  wäre,  was  das  Teftaj 
tum  Ruhen,    deflen  Verfafler  hier   wie   im   ga; 
Teßamentum  XII  patriarcharum   offenbar  Kenn 
des  Buches  Henoch  vorausfetzt,  uns  cap.  5.  von 
fen  Engeln  berichtet:  Kai  /tztr8ax>)/^aTi^ovro  tlg  av5^ 

y,at  cv  r0  <TVVOV<ria  rwv  «vS^wv  aurwv  cv'Ji(paivovTO  uTLralg, 
xe7va<  sxtSvfJLoiJffai  r^  htavoiac  rag  (^avraaiag  atrCiV ,  ^fKO 
ya'jTag,       '£(t)«ivovTO   yaq    avrmg  *lE»y^i)yo^ot    tw;   rov    m 

(^^avovrs;.  „Und  fie  verwandelten  fich  in  MenC 
und  beim  Beifchlafe  ihrer  Manner  erfchienen  Gi 
nen  und  diefe  mit  der  Seele  das  Gebilde  derfe 
begehrend,  gebaren  Riefen.  Denn  es  erfchienei 
nen  Wächter,  die  bis  zum  Himmel  reichten/*  .  X 
frei  von  Schuld  erfcheinen  fie  allerdings  aach^ 
diefem  Berichte  nicht,  infofern  fie  die  der 
hitzten  Fhantafie  dargebotenen  Gefialten  mit  IW 
behagen  in  fich  auhiehmen  und  treu  im  Gedabh 
bewahren ;  allein  das  Sehen  des  Fhantasma's  um 
Einwirkung  auf  die  Empfängnifs  hangen  nicht 
ihrer  Willkühr  ab.  •—  Zum  Schlufie  des  V erfes  n 
übrigens    Richard  Laurence   folgende  Anmerki 

„Die  Confiruction  fcfaeint  hier  hart,  wenn  id 
nicht  ganz  mifsverfianden  habe.     In  deip  AetU 

fchen  ift  der  ganze  Sats  fo  ausgedrückt:    All 


Kap.  19.  V.  3.   Kap.  21.  V.  1.  243 

» 

Kches  Wefeli  fahe  es,  fo  wie  ich  es  fahe^"*). 

Kap.     2i.  73) 

1.     Alsdann  machte  ich  einen  Kreislauf  zu 
einem  Platze ,   auf  welchem  nichts  vollendet  war. 


74)  Laurence  überfetzt  likenefs  im  Anfange  des  Verfes. 
Es  Toll  nicht  heifsen :  Henoch  fahe  ein  Bild  von  dem« 
was  am  Ende  aller  Dinge  gefcbieht ;  denn  ein  folches 
wurde  ihm  ja  nicht  gezeigt.  Vielmehr  -wurde  ihm  eine 
Belehrung  darüber  zu  Theil,  und  zwar  in  einer  bilder- 
reichen Rede  ( gleichfam  Parabet^  GUichnifs),'  Der 
Sinn  alfo :  nur  ich  hatte  diefe  Offenbarung  von  dem 
zukünftigen  Gericht. 

75)  Kap.  20.   ift  verfetzt  und  nach   Kap.  i6.   geftellt» 
an  welche  Stelle  es  eigentlich  zu  gehören  Icheint.  (L.) 
Der  Inhalt  diefes 'Kapitels  fiimmt  im.  Wefentlichen 
mit  Kp.  18  und  ig.  überein ;  für  V.  i  —  3.  ift  Kap. 
18»  13  — 16.  und  für  V.  4 -^  6.  ift  Kap.  19,  i  —  3.  als 
Realparallele  zu  benutzen«     Der  Str^fort  der  Sterne 
und  der  der  Engel  ift  nicht  derfelbe  (vgl.  V.  4.).     An 
dem  erften  ift  nach  V«  i«  nichts  volUhdet  (completed 
bei  Laurence")  ;  es  faerrfcht  alfo  dort  Unordnung  und 
Ünregelmäfsigkeit,    welche   fonft    überall    aus    dem 
Univerfum  verbannt  lind.     Der  Himmel  wölbt  fich 
nicht  darüber,  noch  ruht  er  auf  dem  feften  Boden 
desErdballes  (f.  igi  IsO-     Unfcr  Verfafler  betrachtet 
die  Erde  als  feßftehend  („an  efiablifhed  earth^<  bei  Lau^ 
rtnce)^  während  Sonne  ^  Mond  und  Sterne  lieh  be- 
wegen :  vgl.  Kap.  71  fif.  p  welche  lieh  ausfchliefslich 

16  * 


«i 


244  Kap.  21.    V.  2— 4. 

2.  Und  da  fahe  ich  weder  das  ehrfurchtgc 
tende  Werk  eines  erhabenen  Himmels,  noch  c 
feftgeßellten  Erde,  fondem  einen  öden  R« 
bereit  gehalten  und  furchtbar. 

3.  Da  auch  fahe  ich  Heben  Sterne  des.F 
mels  darin  zufammengebunden ,  gleich  gro 
Bergen  und  gleich  einem  glänzenden  Feuer. 
rief  aus:  Wegen  welcher  Art  von  Verbrec 
lind  lie  gebimden  und  warum  find  fie  entf 
worden  an  diefen  Platz?  Darauf  antwortete U 
einer  von  den  heiligen  Engeln,  welcher  bei 
war,  und  welcher  mich  führte:  Henoch,  wa: 
fragft  du ,  warum  forfcheß  du  bei  dir  und  fu< 
ängßlich  ?  Diefs  find  die  von  den  Sternen,  -wc 
den  Befehl  des  höchßen  Gottes  libertreten  hfl 
und  hier  gebunden  find,  bis  die  unendliche  An: 
der  Tage  ihrer  Strafe  vollendet  iß. 

4.  Von  da  ging  ich  nachher  weiter  zu  eil 
anderen  furchtbaren  Platze  ^^), 


mit  den  WeltkSrpem  und  ihrem  Laufe  befchafti 
Die  Dauer  des  Strafe  (Laurence  überfetzt  wor 
crimes ,  ftatt  dafs  es  hier  Strafe  des  Verbrechens 
Isenmufs;  f.  Anmerk.  su  13,  16.)  für  die  Sten 
y.  3.  nicht  befiimmt  ausgefprocben.  Der  Stemi 
fiehen,  wie  ig  y  14*;  diefe  Zahl  ift  wohl  nicht  | 
beßimmt  zu  falTen,  da  Ce  auch  im  B.  Henocb 
rund  vorkommt  (31»  i.  76»  5«  6.  8«  ^g^»  Anmer^ 
«u  IG,  15). 
76)  Wo  die£er  Strafort  der  Engel  liege,  ob  auf '< 
unter  der  Erde ,  oder  wo  fonft ,  wird  nicht  gd 
fondem  nur  feine  Befoba£Fenheit  gefcfaildert. . 
YorAellungen  darüber  bleiben  Cefa  nicht  gan^  gli 
weil  immer  nur  Bilder  sur  Beseicfanung  gewählt  ] 
So  wird  nach  Kp.  zO|  6—9.  Asasjel  in  die  ¥1 


Kap,  21.    V.  5—6.  245 

5.  wo  ich  fahe  die  Thätigkeit  eines  grofsen 
Graden  und  glänzenden  Feuers,  in  deflfen  Mitte 
De  Trennung  An  tt  fand.  Feuerfäulen  bekämpften 
nander  bis  zu  dem  Ende  des  Abgrundes  und  tief 
ir  ihr  Abhang.  Doch  weder  fein  Maafs  noch 
neGröfse  war  ich  im  Stande  zu  entdecken;  auch 
Ante  ich  feinen  Urfprung  nicht  wahrnehmen, 
iricf  ich  aus:  Wie  furchtbar  iß  diefer  Platz 
idwie  fchwer  zu  erforfchen! 

S.  Uriel,  einer  von  den  heiligen  Engeln, 
nUerbei  mir  war,  antwortete  und  fagte:  He- 
idi, warum  biß  du  erfclirocken  und  erßaunt 
Wüefen  fchrecklichen  Platz,  bei  den\ Anblick 
Jefa  (Platzes  des)  Leidens?    Diefs,  fagte  er,  ilt 


TerSoIsen ,  die  in  Dudael  iß ,  aber  auch  in  Finßer' 
nfs  geworfen ,  und  erft  am  grofsen  Gerichtstage  in 
&s  Feuer  kommen  (vgl.  auch  lo,  15  — 16.)*     Hier 
aber  ift  Feuer  in  ihrem  Kerker,  womit  fich   natür- 
lich Fiofiernifs  nicht  vereinigen  läfst.    Zugleich  heifst 
Ci  T.  6.  f  dafs  He  darin  immer  bleiben  foUen.     Feuer 
in  voller  Thätigkeit,  die  fchmerehaftelle  Umgebung, 
welche  man  fich  denken  kann,    bildet  den  wefent- 
lichßen  Inhalt  des  fchrecklichen  Aufenthaltes ;  in  der 
Mitte  erfcheint  es  getheilt,  wahrfcheinlich  um  durch 
£e(e  Oeffnung   feine  Schlachtopfer  in  Empfang  zu 
«chmen.     Auf  beiden  Seiten   diefer  Spalte  (divifion 
Up,Laurence)  find  Feuerfäulen,  deren  leckende  Flam- 
aen  in  einander  übergreifen   (lie  ringen  alfo  gleich- 
Inn  mit  einander),  damit  das  dazwifchen  Befindliche 
^  itSto   gewifler  getroffen   werde.      Diefs   Verbal tnifs 
:  il  fich  überall  gleich.      Woher   das  Feuer  komme, 
wetCi  Henoch  nicht  zu  entdecken,  weil  der  Abgrund 
i  la  tief  ift«  als  dafs  fein  Blick  bis  auf  den  Grund  zu 
'  inngen  vermöchte« 


246  Kap.  21.  V.  6.  —  22.  V.  1. 

das  Gefängnifs  der  Engel  ^^  und  hier  werden  I 
gehalten  für  immer, 

Kap.  22.     Sect.  V.  ^) 

1.     Von  da  ging  ich  weiter  zu  einem  andere 
Räume,  wo  ich  falie  im  Welten  ^)  einen  grolse 


77)  Was  für  Engel  lieh  in  dem  Feuerkerker  befia^ 
ift  hier  nicht  gefagt ;  natürlich  die  abtrünnigeoi  w< 
che  üch  mit  Weibern  befleckten.  Laden  wir  m 
Kp.ip.  nach  Kp.  21*  folgen,  wie  fchon  zu  19,  i.  tO 
gefch^gen  wurde,  fo  fehlt  dann  auch  die  nähere  1 
Aimmung  der  beflraften  Engel  nicht ,  deren  Mang 
bei  der  fonfiigen  Umfiändlichkeit  des  Buches  mb 
lie  und  ihr  Vergeben  allerdings  immer  au£Eallei 
bliebe. 

78)  Nach  dem  Farifer  Manufcript.  (L. )  Der  LdM 
diefes  Kapitels  fchliefst  fich  an  das,  was  unmittdl 
vorher  (Kp.  21  und  Kp.  19.  f.  Anmcrk.  77.)  mit| 
theilt  wurde,  recht  wohl  an.  Dort  wurde  der  Stil 
ort  der  Sterne  und  Engel  gefchildert;  was  lag  41 
näher,  als  eine  Befchreibung  des  Platzes,  wo  i 
Menfchen ,  fowohl  die  guten  als  bofen ,  bis  zur  Zi 
des  letzten  entfcbeidenden  Gerichts  aufbehalten  Wl 
den  follen.  Eine  folche  aber  erhalten  wir  in  diib 
Kapitel.  Nicht  Uriel  ifl  hier  der  belehrende  Eng 
fondern  an  feine  Stelle  tritt  Raphacl  (f.  Y.  3  und  (f 
Diefe  Wahl  des  Engels  ift  fehr  zweckmäfsig;  d« 
nach  Kp.  sOt  3.  war  gerade  Raphael  über  die  S 
len  der  Menfchen  gefetzt  worden  und  mufs  alTo  3 
ihre  Lage  am  beften  unterrichtet  feyn.  Vgl.  n( 
den  Grund  für  den  Wechfel  der  Sprecher  dieAnni^ 
55.  zu  Kap.  17,  I. 

79)  Diefe  Weltgegend  war  fchon  Kp^  17,  5.  vgL  V*^ 
als  der  Ort  bezeichnet,  wohin  alles  Fleifch  wandi 


Kap.  22.    r.  1^3.  247 

und  hohen  Berg,   einen  Harken  Felfen  und  vier 
liebliche  Plätze. 

2.  Innerlich  war  er  tief  ^  geräumig  und  fehr 
glatt  ^°),  fo  glatty  als  wenn  er  wäre  überwalzt  wor- 
den; er  war  fowohl  tief  als  finßer  anzufehenv 

3.  Alsdann  antwortete  Raphael,  einer  von 
Jen  heiligen  Engeln,  welche  bei  mir  waren,  und 
*agte:    Diefs  find  die  lieblidien  Platze,   wo  die 


Ueber  den  Zweck  der  vier  angenehmen  Räume  er« 
folgt  V.  3.  Auffchlufs;  nicht  fo  über  den  des  hoben 
Berges  und  fiarken  Felfens.  Ich  glaube  indefs  nicht 
fehl  zu  greifen ,  wenn  ich  Ce  für  die  Scheidewände 
des  Todtenreiches  halte.  Diefes  erfcheint  nämlich 
dem  Yerfafler  als  ein  tiefliegendes ,  ,yon  der  lebendi- 
gen Welt  ßreng  abgeCchloITenes  Thal,  welche^  daher 
Henoch*s  Blicken  finfter  vorkommt  (vgl.  V.  a.)- 

8O)  A^^K*  von  dem  Verbo  tif^^ij  welches  Lu- 
dolf  fo  erklärt:  ^^planum  et  leve  reddidit  id,  quod 
„afperum  fuit.  Sic  quidem  Aethiops  meus  expofuit. 
„At  mihi  durum  vel  afperum  Iignificare  videtur.  ** 
Aber  der  Züfammenhang  in  diefer  Stelle  zeigt,  däfs 
Gregorius,  der  abyiHnifche  Ucberfetzer,  Recht  hat, 
Ludolf  dagegen  Unrecht  in  den  Bedeutungen,  wel- 
che fie  diefem "Worte  geben.  (L.)  Das  Subject  des 
Satzes  und  ganzen  Verfes  ift  der  V.  I.  erwähnte 
Raum.  Von  aufsen  fahe  man  den  Berg  und  Felfen; 
nach    innen   aber   den    zwifchen  ihnen    befiudlichcn 

•  Thaleinfchnitt,  welcher  aber  nicht  fcbmal  noch  un- 
eben ift.  Es  heifst  nicht,  dafs  der  Ort  wirklich  fin- 
fter gewefen  fey ,  fondera  es  fahe  fich  nur  fo  an  we- 
gen der  hedeutex\den  Tiefe  des  Thaies.  Aber  auch 
Finfternifs  deflelben  wäre  ganz  mit  den  Vorftellungen 
ier  Hebräer  vom  Scheol  im  Einklänge  (Iliob  lOt  21* 
M.  38,  17,  und  fonft). 


248  Kap.  22.    V.  3  —  5. 

Geifier,  die  Seelen  derTodten  werden  verfamme 
werden ;  für  fie  wurden  He  eingerichtet ,  und  hi 
werden  verfammelt  werden  alle  Seelen  der  Mcg 
fchenföhne  •*). 

4.  Diefe  Plätze,  in  welchen  iie  wohne 
foUen  fie  einnehmen  bis  zum  Tage  des  Gerich 
und  bis  zu  ihrer  befiimmten  Zeit. 

5.  Ihre  beltimmte  Zeit  wird  lang  feyn ,  g 
rade  bis  zum  grof$en  Gericht  ^^).    Und  ich  fahe  c 


81)  Rflphael  fcheint  hier  unter  den  abgefchiedenen  & 
}en  keinen  Unterfchied  zu  machen,  fondem  ilmf 
den  Guten  wie  den  Böfen ,  die  4  fchonen  Gefilde  a 
zuweifen ;  allein  aut  V.  9  iF.  ift  klar ,  dafs  allerdia 
nach  der  fittlichen  Befcbaffenheit  derfelben  eine  Wii 
liehe  dauernde  Trennung  der  Seelen  fiatt  finde«^  Yj 
auch  Kp.  26  y  I  —  3. ,  wornach  die  Sünder  ia  t 
rerwünfchtei  Thal  eingefchlollen  find.  Die  Sed 
aller  Menfchenkinder  mufs  man  demnach  auf  die  I 
1er  frommen  befchränken ;  es  ift  Ungenauigkeit  i 
Ausdruckes,  der  fich  der  Verfafler  überläfst,  w 
eben  das  folgende  jeden  Zweifel  bebt.  Warum  | 
rade  vier  folcher  Platze  eingerichtet  wurden ,  ift  0 
der  Darfiellung  des  Buches  nicht  deutlich.  Heao 
erkundigt  fich  V.  9.  nach  der  Urfache,  erhalt  al 
keinen  AufTcblufSf  fondem  wird  nur  über  die  ü 
und  Weife  belehrt,  wie  die  Trennung  bewerkfieDl 
werde» 

$2)  Diefe  Wohnung  ift  alTo  nur  ein  einftweiliger  Ai 
enthaltsort  der  frommen  Abgefchiedenen ;  vgl.  M 
T.  4.  Die  Cch  hier  anfehliefsende  merkwürdige  J 
fpielung  auf  die  biblifche  Relation  von  Ahel^  r% 
nachftfblgenden  Satze  an  bis  zum  Schlufle  dea  (f 
Verfes»  findet  fich  lateinifch  überfetzt  in  Silv.  ds  4 
f^s  ]Notice  du  Uvre  d*£xiocb$  wahrfcheinlich  hob^ 


Kap.  22.  V.  5.  249 

m 

Geißer  der  Menfchenföhne^  welche  geßorben  \va- 
rcD,  und  ihre  Stimmen  reichten  zum  Himmel,  in- 
lem  £e  anklagten. 


Silv»  de  Sacy  eben  wegen  jener  Beziehung  auf  das 
A.  T.  berausl  Die  Copula  läfst  er ,  wohl  nur ,  weil 
er  die  Stelle  aus  dem  Zufammenhange  reifst,  im  An- 
fange hinweg.  Der  Geßorbenen  .(^(jin  mortui  funt 
bei  Silv,  de  Sacy)  bis  auf  Henoch  wären,  wenn  man 
blofs  die  in  den  alttefiamentlichen  Genealogien  von 
Adam  an  namhaft  gemachten  Perfonen  berückfich- 
tigt,  gerade  noch  nicht  fehr  viele;  aber  man  darf 
nicht  vejrgeflen ,  dafs  in  jenen  Lißeu  nur  der  *alteße 
Sohn  genannt  ift  und  ausdrücklich  aogedeutet  wird, 
dafs  nicht  die  ganze  Nachkommenfchaft  aufgezählt 
werde.  Ihre  Stimmen  {^^vox  earum ''  bei  SiLv.  de 
Sacy)  reichten  bis  zum  Himmel,  wie  nach  Kp.  9,  2* 
10  —  II.  die  Stimme  der  von  den  Giganten  Mifshan- 
delten.  Der  Gegenßand  ihrer  Anklage  (^Silv.  de  Sacy 
überfetzt:  ^j  et  (jutrebatur  ^^^  nämlich  „vox"),  wird 
nicht  genannt.  Laurence  bemerkt  in  einer  Note  zu  fei- 
ner Ueberfetzung  („while  they  were  accufing"),  man 
könne  auch  übertragen  tadeln  oder  mifsbilligen 
(jfhlaming  or  reproving**  fagt  er).  Man  möge  aber 
jene  oder  diefe  Ueberfetzung  wählen ,  es  bleibt  im- 
mer derfelbe  Mangel  an  näherer  Beitimmung  des  Ob- 
jectt.  Auch  darf  nicht  überfehen  werden,  dafs  nach 
V.  6  und  7.  nur  eine  anklagende  Stimme  da  ift,  näm- 
lich die  des  erfchlagenen  AbeL  Wahrfcheinlich  foll 
indefs  diefer  eine  dort  nur  befonders  ausgezeichnet 
werden;  es  gab  aber  noch  andere,  welche  eben  fo, 
wie  er,  der  Gewaltthätigkeit  unterlagen.  Man  er- 
ianere  Cch  nur  an  Lamech'4  Prahlerei  (i  Mof.4,  23.) : 
einen  Mann  erfchlug  ich,  der  mich  verwundet  u.  f.  w^ 
Vorsüglicb  nahe  liegt  aber  der  Gedanke  an  die  von 


250  Kap.  27.   V.  6  — 7. 

6.  Alsdann  fragte  ich  Raphael,  einen  Eng 
welcher  bei  mir  war,  und  fagtc:  Weflen  Geilt 
der ,  deffen  Stimme  (zum  Himmel)  reicht  ®^)  ui 
anklagt? 

7.  Er  antwortete  und  fagte:  Diefs  ift  i 
Geift  Abels ,  welcher  erfchlagen  wurde  von  Kai 
feinem  Bruder,  und  er  .wird  ihn  anklagen,  bis  fe 
Sa*ame  vernichtet  ilt  von  der  Oberfläche  der  £n 


dem  gigantifchen  Gefcblecht  Bedrückten  und  Ged 
teten.  Denn  Kp.  7,  13.  waren  die  Giganten  Ml 
rchenfreffer ;  vgl.  8»9*  9»  I  —  3-  lo,  18-  ISt  » 
vorsüglich  aber  9,  10  —  12. 

83)  Die  Worte  zum  Himmel  ßehen,  wie  die  Parentbc 
,  fcbon  anzeigt,  nicht  im  Texte,  fondern  find  der  leichte 
Yerftändlichkeit  wegen  bereits  von  Laurence  eingeMl 
ben.  Silv.  de  Sacy  überfetzt:  ,, cujus  vox  ita perti 
git.'* —  V.  6  und  7.  enthalten  eine  deutliche  AnfpidiB 
auf  I  Mo  f.  4. ,  und  fcblielsen  fich  vorzüglich  an  die  du 
V.  10.  vorkommende  Aeufserung  Jehova's  an:  ,, d 
Stimme  von  deines  Bruders  Blut  fchreiet  zu  mir  ^ 
der  Erde/^  Diefe  Anklage  foll  dauern,  bis  fein  G 
fchlecht  auf  der  Erde  ausgeht.  In  der  Erzählni 
der  Genefis  vermifst  man  jede  Andeutung,  dl 
Abel  Nachkommen  gehabt  habe,  dasB.  Henocfafchei 
diefs  aber  beftimmt  vorauszufetzen«  Auch  lieht  lOfl 
den  Grund  nicht  ein,  warum  die  Anklage  gerftj 
fo  lange  ertönen  foll,  bis  fein  Gefcblecht  ecl 
fcben  iß.  Wahrfcheinlich  ift  der  Ausdruck  Ul 
fchreibung  für  immer ^  fo  dafs  der  Verfafler  fich  denl 
die  Nachkommenfchaft  erlöfche  nicht  vor  der  alli 
meinen  und  grofsen  Umwälzung  aller  Dinge,  wdd 
mit  dem  Weltgericht  eintreten  foll.  Dafs  die  Vei 
6 — 8*  infofern  mit  V.  5.  nicht  ganz  überein fiimmt 
als  dort  der  Klagenden  viele  Cndi  hier  aber  .der  As 


I 

Kap.  22.   y.  8—10.  251 

8.  bis  feinSaame  verfchwindet  aus  demSaa- 
men  des  menfchliclien  Gefchlechts. 

9.  Zu  diefer  Zeit  alfo  erkundigte  ich  mich 
über  ihn  und  über  das  allgemeine  Gericht  und 
!agte:  Warum  iß  einer  von  dem  anderen  ge- 
rennt? Er  antwortete:  dreies  iß  gemacht  wor- 
len  zwifchen  die  Geißer  der  Todten ,  und  fo  find 
die  Geißer  der  Gerechten  getrennt  worden, 

10.  nämlich  eine  Kluft,  WalTer  und  Licht 
larüber  ^•*). 


druck  fo  gewählt  wurde ,  als  fey  Abel  der  einzige, 
ift  fchon  Anmerk.  g2.  angedeutet.  Silv*  de  Sacy 
hat  im  Anfange  von  Y.  7.  das  Pronomen  ,,miAi^*  nach 
„dixit^^ ;  dann  heifst  es :  „anima,  cjuae  exiit  de  Abel/' 
and  bald  darauf  „et  de  eo  tjueritur.^^  Dea  gteu  Vers 
endlich  überfetzt  er  blofs:  ,,et  pereat  a  fobole  bomi- 
num  fernen  ejus.** 

84)  Erzählung,  Frage  und  Antwort  in  V.  9 — IG.  ent- 
fprechen  offenbar  einander  nicht  ganz.  Denn  He- 
noch  will  tbeils  über  Abel  belehrt  feyn,  was  durch 
V.  6 — g.  fchon  gefchchen  ift,  tbeils  über  das  Welt- 
gericht und  dennoch  fragt  er,  warum  (why  heifst  es 
bei  Laurence)  die  von  ihm  bemerkten  Trennungen 
fiatt  finden  ?  Auf  diefes  warum  ?  Aber  läfst  fich  der 
Engel  durchaus  nicht  ein,  fondern  berichtet  in  feiner 
Antwort  nur,  auf  welche  Weife  die  Trennung  be- 
wirkt wird.  Uud  doch  war  die  Erledigung  der  Frage 
fdbft  gewifs  leichter,  als  das,  was  mit  Umgehung 
ihres  eigentlichen  Gegen  Randes  zur  Sprache  gebracht 
wird.  Denn  der  Grund  jener  Trennung  liegt  natür- 
lich in  den  -^erfchiedenen  Graden  der  fittlichen  Güte 
oder  Verdorbenheit;  darnach  zerfallen  di^  Menfcben 
IQ  mehrere  Klaffen  und  werden  defshalb  auch  äuftier- 
lich  von  einander  gefchieden.     Hier  ift  Ton  den  from' 


252  Kap,  22.    V.  11  —  12. 

11.  Und  auf  diefelbe  Weife  werden  auc 
Sünder  getrennt,  wenn  lie  fterben  und  in  dl 
Erde  begraben  werden ,  hat  lie  das  Gericht  nid 
ereilt  bei  ihren  Lebzeiten. 

12.  Hier  werden  ihre  Seelen  getrennt  •?, 


men  Menfchen  die  Rede,  wie  das  vorhergehende  m 
V.  II.  lehren,  auch  am  SchluITe  von  V.  p.  ausdruä 
lieh  angedeutet  wird«  Laurence  ergänzt  nach  dim 
den  Begriff  Trennungen  (feparations) ;  die  V.  lo.  gl 
nannten  Gegenftände,  welche  eine  Scheidung  dk 
Seelen  bewerkftelligen  ^  bringt  er  mit  dem  letstti 
Satze  des  pten  Verfes  :  ,,und  fo  find  die  Geißer  dl 
Gerechten  getrennt  worden'^  in  Conftruction,  wi 
durch  er  £ch  genöthigt  fleht»  davor  die  Partikel  iIhtq 
(y^by  a  chasm ,  by  water  and  by  light  ahove  it^*)  M 
fuppliren.  Man  hat  vielmehr  die  Suhßantiven  ii 
Nominativ  zu  falTen ;  denn  fie  bilden  eben  die  Tria 
der  zwifchen  den  Geiftern  befindlichen  Trenn anßaltei 
Nach  y.  I.  waren  der  für  die  Gerechten  bereitettl 
lieblichen  Plätze  vier;  auf  fie  beziehe  ich  unÜBD 
Stelle  ebenfalls.  Zwifchen  dem  erften  und  zweiM 
Platze  ift  eine  Kluft  befeßigt  (vgl.  Luk.  i6,  36.  fi 
Rede  Abrahams   an  den  reichen  Mann   im   HadiBi. 

fxtra^u  tifim  Hai  vfxwv  j^afffxa  fxiya  £7T»)^iKT«iy  Zxttti  §i  H 
kovTti    liaßijvai    ffv5tv  te^S  t^/^a«  /^^   Suvwvrai^   fxyfit   ot  «KlZN 

ir^9(  ^fxaq  ^lonrf^fufffv),  zwifchen  dem'  2ten  und  ßten  Ul 
det\Yairer  die  Scheidung,  endlich  zwifchen  dem  3tii 
und  4ten  ift  Licht  die  Grenze.  Das  Licht  erfcfaei» 
nach  den  Scblufsworten  von  V.  lo.  über  dem  Wulüt 

m. 

denn  nur  fo  laflen  fie  Geh  auffaflieu.     (Das  FronooMl 
„  u*^  in  Laurence*!  Ueberfetzung :  y,above  it*^  goh 
auf  Wafler.) 
85)  ^^^^^  ^^^  Wohoplatse  der  frommen  Abgefchiedenfl 
nach  Maafsgabe  ihrer  hohem  oder  geringern  YoUe» 


Kap.  22.  V,  12  —  14.  253 

[/eberdiefs  iß  ihr  Leiden  grofs  bis  zur  Zeit  des 
*rohen  Gerichts,  der  Züchtigung  und  der  Qual 
lerjenigen,  welche  ewig  verfluchen,  deren  See- 
sn  geftraft  und  gebunden  werden  bis  in  Ewigkeit. 

13.  Und  fo  iß  es  gewefen  vom  Anfange  der 
Telt  an.  So  war  dort  vorhanden  eine  Trennung 
w^ifchen  den  Seelen  derjenigen,  welche  Klagen 
orbringen,  und  derjenigen,  welche  laueni  auf 
ire  Vernichtung,  fie  zu  morden  an  dem  Tage  der 
linder  ^). 

14.  Ein  Behältnifs  diefer  Art  iß  gemacht 
i^orden  für  die  Seelen  der  ungerechten  Menfchen 
und  der  Sünder,  derjenigen,  welche  Verbrechen 
dlbracht  und  lieh  zu  den  Gottlofen  gefeilt  haben, 
lenen  ße  gleichen.     Ihre  Seelen  follen  nicht  ver- 


dang in  der  Tugend  fich  fcheiden ,  fo  ifi's  auch  bei 
den  Sündern.     Die  Zeit  bis  zum  allgemeinen  Gericht 
ift  für  Ce  nicht  frei  von  Strafe;    vgl.  auch  V.  i«;. 
Wenn  es  heifst :  ße   verfluchen .  ewig  ( execrate   bei 
Laurence) ,  fo  find  fie  wohl  felbft  der  Gegenfiand  ih- 
rer Vervtrünfchungen ,  wie  Kap.  6,  6. 
86)  Was  fchon  aus  dem  Früheren  leicht  gefolgert  wer- 
den konnte ,  dafs  die  Frommen ,  welche  nicht  einmal 
alle  bei  einander  find ,  durchaus  nicht  mit  den  Gott- 
lofen  nach  dem  Tode  an  einem  Orte  fich  aufhalten 
werden,  wird  hier  vom  Engel  noch  ausdrücklich  hin- 
sagefet2t«.—     V.  14.  wiederholt  den  Gedanken  von 
V.  II  und  12«     Nur  wird  noch  den  Seelen  der  Frevler 
ewige  Dauer  befiimmX,  was  fie  wegen  der  au  erdul- 
denden Strafe  kaum   wünfchen  durften,    und   jede 
BoSipung  zum  Entkommen  aus  dem  Orte  der  Qual 
abgefcfanitten.     Ob  auf  eigentliche  Auferfiehung  hin^ 
gedeutet  fey,  wage  ich  nicht  eu  entfcheiden;  Lau^ 
^4KC€  hat  arife. 


254      Kap.  22.  V.  14— 15.  Kap.  23.  V.  1 — 3. 

nichtet  werden  am  Tage  des  Gericlits ,  noch  f 
len  fie  auferßehen  von  diefem  Platze.  Alsda: 
pries  ich  Gott, 

15.  undfagte:  Gepriefen  fey  mein  Herr,  i 
Herr  der  Herrlichkeit  und  der  Gerechtigkeit,  wi 
eher  regiert  über  alles  von  Ewigkeit  zu  Ewigke 

K  a  p.     23. 

1.  Von  da  ging  ich  zu  einem  anderen  Plati 
gegen  Weßen,  bis  an  die  Enden  dcrF.rde, 

2.  wo  ich  ein  Feuer  lodern  und  ohne  All 
hören  fortlaufen  fahe,  welches  feinen  Lauf  wtfd 
bei  Tage  noch  bei  Nacht  unterbrach,  fondem  11 
mer  dcnfelbcn  forlfetzte  ®''). 

3.  Ich  erkundigte  mich  imd  fagtc:  Wtoi 
dicfs,  welches  niemals  aufhört? 


37)  In  Weßen  (f.  V.  i  und  5.)  ift  die  Nalirßatla  i 
Feuers,  welclies  nach  der  Anficht  des  Verfaßen. 
den  Himmelsköq)ern  brennt  und  Licht  wie  Wirt 
gibt;  vgl.  auch  Anmerk.  zu  Kp.  17,  4.  Das  Ü 
aufhorliche  feines  Laufes  wird  recht  bervorgehoba 
liefse  das  Feuer  je  nach,  fo  würden  Sonne,  Moi 
und  die  Geßirnc  erlöfcben.  In  Welten  geben  dk 
unter«  daher  fcbeint  das  Feuer  dortbin  zu  eOi 
Raguel  (vgl.  V.  4.)  ertbeilt  darüber  AuffcbluGi,  iQ 
er  nach  Kp.  2C,  4.  ,,  Strafe  über  die  Welt  und  1 
Lichter  verhängt,«'  alfo  aufzumerken  bat,  dali  j 
ihren  Lauf  su  rechter  Zeit  antreten  und  ▼ollendtf' 
weil  er  Iie  fonß,  wie  die  7  Sterne  Kp.  ig,  14.,  k' 
Strafe  verurtbeilen  müfste.  Den  Gegcnßand  didT 
Kapitels  combinirt  das  Buch  mit  dem  vorhergeb« 
den,  weil  das  Schattenreich  ebenfalls  iu  der  WH' 
gegend  lag  (f.  Kp.  22,  !.)• 


Kap.  23.  V.  4  —  5.  K.np.  24.  V.  1.        255 

I 

4,  Darauf  antwortete  Ragnel,  einer  von  den 
ilit^en  Engeln ,  welche  bei  mir  waren, 

5.  und  fagle:  Diefes  lodernde  Feuer,  wei- 
ss du  gegen  Wefteil  laufen  liehefi,  ift  (das)  aller 
chter  des  Himmels. 

Kap.     24. 

1.  Ich  ging  von  da  zu  einem  anderen  Platze 
idfahe  einen  Berg  von  Feuer,  welches  aufloderte 
wohl  beiTage  als  beiNacht.  Ich  ging  nachihm 
i,  und  nahm  fieben  glänzende  Berge  wahr ,  wel- 
le alle  von  einander  verfchieden  waren  ®s). 


^)  In  der  Ferne  fleht  Henoch   einen  einzigen  Berg, 
als  er  aber  in  die  Nähe  kommt,  bemerkt  er,  dafs  es 
eine  Gebirgsreihe    war,    deren   einzelne  Berge  fich 
nun  deutlich  markiren  und  Heben  an  der  Zahl,  in  be- 
ßimmten  UmrilTen  hervortreten.     Bei  den  drei  öfilich 
liegenden  fowohl  als  den   drei  nach  Süden  zu  lieh 
erhebenden  (V.  2.)  bemerkt  er  noch,  dafs  ße  nicht 
neben,  fondern  über  einander  Heben«     Es  find  diefs 
alfo  eigentlich  zwei  Berge,  deren  jeder  in  3  Abfatzen 
auffleigt,  fo  dafs  der  mittlere  fleh  über  dem  erfien, 
und    der  oberfle  über  dem   mittlem   wie  auf  leiner 
Grundfläche  erhebt.     Natürlich  gewinnt  dadurch  die 
Höhe  und  das  gewaltige  Anfehen  derfelben.     Diefe 
Berge  erfcheinen   wegen  ihres  glänzenden  Geßeina 
wie  Feuer  (V.  i.) ;  die  Beltimmung  derfelben  erhellt 
aus,  V.  8* »  und  ße  ßnd  fo  prächtig ,  weil  ße  einft  der  ' 
Thron  Gottes  werden  Tollen  für  den  Act  des  Welt- 
gerichts.    Ganz  ähnlich  war  Kap.  ig,  p  -.  lo«  die 
Schilderung  der  6  Berge ,    von  denen  auch  3  gegen 
Süden  und  3  gegen  Oßen  lagen.     Daraus  möchteich 
für  jene  Parallelftelle  folgern ,  dafs  auch  ße  von  die- 


256  Kap.  24.  V.  2  — 3. 

2.  Ihre  Steine  waren  glänzend  und  fchöi! 
alle  waren  glänzend  und  prächtig  ahzufeheiiy  ufl 
fchön  war  ihre  Oberfläche.  Drei  waren  gegj 
Oßen  und  dadurch  verftärkt,  dafs  einer  auf  3| 
andern  geftellt  war,  und  drei  waren  gegen  Südtf 
verftärkt  in  einer  ähnlichen  Weife.  Da  waren  ani 
tiefe  Thäler,  welche  einander  nicht  nahe  kamen  • 
Und  der  fiebente  Berg  war  in  der  Mitte  derfelbe: 
In  der  Lage  glichen  fie  alle  dem  Sitze  eines  Thr< 
lies,  und  wohlriechende  Bäume  umgaben  fie, 

3.  Unter  diefen  war  ein  Baum  von  einas 
unabläfligen  Geruch;  auch  von  denen,  w^elche i 
Eden  waren  von  allen  den  riechenden  Bäumü 
w^ar  keiner  von  Geruch  wie  diefer.  Sein  Laub,  feil 
Blüthe  und  feine  Rinde  wurden  niemals  ^PigP 
und  feine  Frucht  war  fchön. 


fem  Gottestbrone  ein  Gemälde  liefern  wolle;  -diaC 
fchreibung  i(t  alfo  nicht  müfsig.  Die  Isleinen  DiS 
renzen  (dort  6,  bier  7  Frachtberge)  in  den  Angahb 
lind  dagegen  nicht  in  Anfchlag  zu  bringen« 

gp)  Thäler  find  in  Gebirgsgegenden  unvermeidlich|  j 
her  werden  folche  auch  in   diefem  Zufanimen1u|ll 
erwähnt.    Ihre  Richtung  ifi  aberfo,  dafs  fie  fich  isif^ 
berühren ,  noch  weniger  in  einander  auslaufen.  ,1^ 
Fhantalie  des  Referenten  fetzt  fie  wohl  hauptlSd 
zwifchen  die  öftliche  und  füdliche  Gebirgsreihe^j 
der  Mitte  derfelben  (wahrfcheinlich  der  Thäler^ 
kann   es  auch  heifsen  der  Berge ,  welche  je  di 
fammengebörten)  fleht  der  7te  Berg,  wohl  der  Hl 
gipfel  des   ganzen  Gebirgs.     In  feiner  Lange  it\ 
Gebirge  Bild  eines  Sitses,  wie  er  auf  ThroneaT 
befindet;  V.  g.  wird  Henoch  belehrt,  daft  et 
frirUich  als  Thron  benutzt  werden  foU. 


Kap.  24.    V.  4. 


257 


4.  Seine  Frucht  glich  der  Traube  der  Palme  ^)* 
-}i  rief  aus :  Siehe !  diefer  Baum  ift  trefflich  zum 
^feKen,  angenehm  in  feinem  Laube ,  und  der 
UibUck  feiner  Frucht  ift  ergötzlich  für  das  Auge. 
Qvauf  antwortete  Michael^  ),  einer  von  denheüi« 
g^  und  herrlichen  Engeln ,  welche  bei  mir  wa- 
ren, und  (  einer  y)  welcher  ihnen  vorltandi 


90)  Auffallend  ift  es,  dafs  gerade  auf  den  Woklgerueh  dei 
Baomes  yorzugs weife  ein  hohes  Gewicht  gelegt  wird ; 
▼gi.  auchV.  5-9  »nd  10.  28»  2.  29,  2.  30.  2.  31,3.4.. 
NachKp*  24»  IG«  hat  diefer  zugleich  herrliche  und  kräf- 
tige Geruch  diefelbe  Wirkung,  welche  nach  ilVIof.  2» 
22.derBaum  des  Lebens  hatte.  Ich  würde  den  Baum 
für  diefen  halten ,  wenn  es  nicht  ausdrücklich  hiefse, 
dab  kein  Baum  in  Eden  ihm  an  treruch  yergleich- 
W  gewefen  fey.  Wahrfcheinlich  dpchta  fich  der 
Hcferent  unter  diefem  Wunderbaume  eine  Palmenart ; 
denn  es  ift  bekannt,  dab  die  Blumen  mehrerer  Palmen* 
arten  fehr  wohlriechend  Und«  Der  Ausruf  Hanoch^a 
aber  die  Schönheit  des  Baumes  erinnert  an  den 
I  MoL  3,  6-  gebrauchten  Ausdruck* 

91)  Diefer  Engel  gibt  Auffchlufs»  weil  er  der  Vorfiand 
der  Völker  ift  und  über  ihre  Tugend  wacht  (Kap. 
iU>f  5.)»  ^^°°  die  Stelle  handelt  von  Belohnung  der 
Tagendhaften  (C  ¥•  9  -^  IG.)«  Hier  heifsen  die  En» 
gel,  welche  Henoch  geleiten ,  nicht  blofs  heilige^ 
jfne  fonft  gewöhnlich,  fondern  auch  herrliche  Engel 
(^ghrious  bei  Laurence');  diefe  B^ennung  kommt 
nicht  weiter  im  B.  Henoch  vor.  Die  Schlufsworte 
dea  Verfem  fcheinen  zu  fagen,  dafs  Michael  Vorftehet 

'  der  übrigen  bei  Henoch  befindlichen  Engel  tey ;  al« 
lein  dieb  find  ja  Uriel^  Raphael,  Raguel.  Sarakiel» 
Gabriel  ^  welche  ihm  am  B^nge  gleich  find  (Kp.  2O9 

anah  Haaadu  17 


\ 

^ 


258  Kap.  24.    V.  5—8. 

5.  undfagte:  Henoch,  warum  erku 
du  dich  über  den  Geruch  diefes  Baumes, 

6.  biß  begierig  diefs  zu  wiflen  ? 

7.  Alsdann  verfetzte  ich ,  Henoch , 
fagte:    In   Betreff  jedes  Dinges  bin  ich 
nach  Belehrung y  doch  vorzüglich  in  Bei 
fes  Baumes. 

8.  Er   antwortete   mir   und   fagte 
Berg  ^^)  f  welchen  du  fichefty  und  deflen  ] 


I  S»  17,  I  S.),  Ich  bin  daher  geneigt,  d 
man  nicht  auf  das  zunächft  vorhergehende 
vum  Engelf  fondern  auf  die  vorher  erwabi 
(die  Berge ,  die  herrlichen  Bäume)  zu  beci 
dieft  auch  im  Hebräifchen  bekanntlich  < 
fchehen  mufs  (Gefenius  Lehrgeb.  d.  hehr.  Spi 

92)  Eigentlich  erkundigt  hatte  ßch  Henoch  n 
nach  dem  Baume  und  feinem  Gerüche,  fonder: 
Bewunderung  darüber  laut  werden  laHen. 
auch  hier  abermals  eine  kleine  Ungenauig]^ 
Darfteilung,  wie  Kp.  23,  9  ff.  Nachdeo 
nun  V.  7.  feinen  Wunfeh  nach  Auffcblufs 
Wunderbaum  ausdrücklich  erklärt  hatte,  ^ 
zwar  gegeben,  aber  zugleich  mit  Nachwc 
Zweckes  der  aufgethürmten  Berge.  Vor 
gänst  Laurence  die  Fragpartikel  {Wky^  ^ 
wogegen  allerdings  nichts  zu  erinnern  ift. 
letzten  Worte  deHelben  Verfes  (to  know  U 
r€nce^  mufs  das  Pronomen  (dieis)  auf  den  gf 
hergehenden  Sats  in  V.  5.  bezogen  werden 

.    93)  Berg  fteht  hier  wieder»  wie  V*  i. ,  von  i 
Gebirgsreihe.     Der  Herr  der  Herrlichkeit 
lieh  Gott  (vgl.  V.  n.  Kp.22, 15.  35f3)5  I 
wird  Chriftus  fo  genannt.     In  den  meiften 
ten  Henocb'i  ift  die  gewöhnliche  Beseichnun] 


Kap.  24.   V.  8  —  9. 


259 


Ausdehnung  dein  Sitze  des  Herrn  gleicht, 

der  Sitz  feyn ,  auf  welchem  fitzen  wird  der 

e  und  grofseHerr  der  Herrlichheit,  der  ewige 

ij^'enn  er  kommen  und  hcrabfieigen  wird, 

die  Erde  mit  Güte  heimzufuchen. 

9.  Und  dicfen  Baum  von  einem  angenehmen 
nicht  von  einem  fleifchlichen  ^) ,  wird 
nicht  anrühren  können  bis  zur  Zeit  des  gro- 
Gerichts.     Wenn  alle  beitraft  und  für  immer 


Btrr  der    Geifier,     Ewiger   König  (vgl.  auch  V.  g 

mi  15.)  heifst  Gott,  wie  oft  in  den  Schriften  des 

jLT.;  auch  der  Ausdruck:    ,, die  Erde  heimfuchen^' 

2  beliebte  biblifcbe  Ausdrucksweife.     Der  Gedanke, 

Vricben  dieCer  Vers  entbült,  ifk  Veranlaflung ,    dafs 


Kapitel  gerade  an  diefer  Stelle  £fb  befindet. 
El  wurde  nämlich  der  Strafort  der  Sterne  (Kap.  13, 
13  £  31»  I  —  3O»  der  abtrünnigen  Engel  (Kap. 
X9i  I*— 3*;  21»  4  ff-)  9  der  Aufenthalt  der  t'rommen 
nnd  böfen  Menfcbengeifier  (Kap.  ai.)  gefcbildert; 
Uir  natürlich  verfallt  der  VerfalTer  nun  auf  eine  Be- 
kbreibung  des  einfiigen  Ricbtplatzea,  und  diefe  bil* 
Jet  eben  den  Inhalt  diefes  Kapitels,  Unterbrochen 
Wurde  freilich  die  Reihenfolge  durch  Kap.  23. ;  allein 
ieb  läfst  Cch  dadurch  entfchuldigeu ,  dafs  die  darin 
'ddacte  Bewegung  aller  Lichtmatarie  in  abendlicher 
itung  gerade  in  eben  der  Weltgegend  bemerkt 
^Vird,  wo  der  Sammelplatz  der  yon  der  Erde  Ab« 
plchiedenen  ift. 

Wörtlich:  »»von  Fleifch;**  fein  Gerach  ift  nicht^in 

'Uiicher.     FUifckj  eigentlich  Bezeichnung  der  hin- 

ttUgen,  fterblichen  Menlchen,  hier  alles  delTent  was 

angehört^  fich  auf  ihrem  Wohnplatze  befindet ; 

|A  ift  ßeifeUUher  Gemch  ein  folcher,  wie  er  auf 

4r  Erde  Torkosnmt. 

17» 


gebene  Weltgegend ,  wo  das  neue  Lebet 

werden    foll ,   einige  Dunkelheit  und   Seh 

Denn  der  Gedanke,   welchen  He  enthalt, 

auch  der  Ausdruck»  ift  ähnlich  dem  Ausfp 

VOf  31  ff.    Es  fragt  Geh,  weichet  ift  diehi 

und  was  wird  unter  der  Wohnung  des  « 

nigs   verftandeh?    Da   der  Yerfaffer  den 

Volke  angehört,   könnte    man  Cch  geni 

Hindeutung   auf   das  Nationalheiligthum 

und  ai|tl-die  Hoffnung  ausgefprochen  su  £ 

im  heiligen  Lande»  in   der  Nahe  desTe 

frommes  und  gerechtes*  Gefchlecht  gegrün 

foUe  (vgl.  Jef.  4,  2  ff.  9  hefonders  V.  5  u 

60  und  fonß).     Für  eine  folche  AuffalTunf 

Geh  auf  Kap.  89,  36.  herufen,  wo  der  . 

grund,   in  welchen   die  Sünder  geworfe 

auf  der  rechten,  d.  i,  füdlichen,  Seite  d« 

(denn  diefer  ift  das  dort  erwähnteHaus)  hc 

Dem  Schriftfteller  fchwebt  dort  das  berücl 

Hinnom  vor,  welches  von  Jerufaiem  überh 

vom  Tempel,  in  füdlicher  Richtung  liegt. 

den  von  der  heiligen  StStte,  der  Wohnun 

gen  Königs,  lag  die  altere  Stadt,    fpfitei 


Kap.  34.    V.  9  —  10.  261 

erden  an  der  heiligen  Stelle,   gegen  die  Woh- 
img  des  ewigen  Königs. 

iO.     Alsdann  werden  fie  lieh  fehr  freuen  und 
ohlocken  in  dem  Heiligen  ^).     Der  angenehme 

,,lieblich  erhebt  Cch  — -  —  der  Zionsberg,  an  nörd- 
licher Seite  des   grofsen  Königs  Stadt.**     Will  man 
diefe  Deutung  nicht  gelten  laflen ,  fo  bleibt  nur  die 
Annahme  übrig,  dafs  .^die- Wohnung  des  ewigen  Kö- 
nige** eine  idealifche  fey,  welcher  das  heilige,  in  Nor- 
den befindliche,  Gebiet  der  neuen,  gerechten  Genera- 
tion  gegenüber  liege.     Es  liefse  fich  dann  wohl  die 
Yorftellung    eines  heiligen   Götterberges  in  Norden 
damit   verbinden ,    welche   bekanntlich  Jef.  14,  13. 
*(vgL  Gefenius  Comment.  s.  Jef.  3  Th.  S.  316  ff.) 
erwihnt^und  von  Hitzig  (Begriff  d.  Krit.  am  A.  T. 
{^eigt  S«  50. )  auch  Ff.  4g ,  3«  angenommen  wird. 
Veranlaffung   zu  diefer  Anßcht  gibt  weniger  die  öf- 
ters Torkommende  Schilderung    einer   Gebirgsreihe» 
welche  den  Thron  Gottes  bilde  für  das  Geriebt  (vgl. 
in  unlerm  Kap.  V.  i  —  3.  I8»  9  —  IO.)»  i^^^  diefe 
bafiand  fich  nicht  in  der  Südgegend  (f.  ig,  g.);  fondern 
Tielmehr  theils  der  bier  gewählte  Ausdruck,  theils 
die    fonfiige   Benutzung   mythologifcher  VorftMun- 
gen  des  Alterthums  in  dem  Buche  (f.  Anmerk.   zu 
Kap.  17,  5.).     Der  Norden  wird  auch   in  zwei  an- 
alem Stellen  des  Buches   in  einem  Zufammenbange 
erwShnt,  welcher  auf  die  Nähe  der  göttlichen  Woh- 
nung hindeuten  möchte ;   nämlich  Kap.  69»  3*  t    be- 
Ibndera  aber  76  9  4. ,  wo  die  meiliwürdigen  Worte 
▼orkommen:   ,,der  dritte  Theil  des  Nordwindes  fey 
Kr's  Paradies." 

9©  Gott  heifst ,  wie  im  A.  T. ,  fo  auch  im  Buche  He- 
nooh,  zuweilen  blofs  der  Heilige,  als  Kap.  i,  3^ 
'^1  X.  64,  XI*  92,  19.  96,  4.9  oder  der  heilige  Herr 


262  Kap.  24.    V.  10. 

Geruch  wird  in  ihr  Gebein  dringen ,  und  fic  wi 
den  leben  ein  langes  Leben  auf  der  Erde,  wie  de£ 
Vorfahren  gelebt  haben,  und  nicht  wird  in  ihren  ^ 
gen  Kummer,  Elend,  Unruhe  und  Strafe  fie  quäk 


(90,   8-  9*)»  ^^^  beilige  Herr  der  Geifier  (39,  i: 

u.  f.  w. ,  weil  aufser  feiner  Grofte  und  Erhabeab« 

die  Gerechtigkeit  und  Heiligkeit   als    feiae  wefaa 

lichften  Eigenfcliaften  in  dem  gerclüchtlicben  Thjfl 

diefer  Schrift  hervortreten.     Wie  Ezech.  37,  9.  4 

Hauche  Jef.  26,  I9.  der  Tkau  das  Mittel  der  WieS 

belebung  find,  fo  wird  hier  der  herrliche,  durcblcJ 

gende   Geruch  das  Leben  erhaltende  Princip*     C 

Baum  des  Lebens    in  der  biblifchen  UeberliefinnB 

(I  Mof.  2,9-    3,  22.)  bietet  ebenfalls  eine  PAnj|i| 

und  hat  vielleicht  die  nächlie  VcranlaHung  su 

Anficht  des  Schriftßellers  gegeben.     Es  gewährta^. 

Frucht  jenes    Faradiefesbaumes    allein    durch    ilHi 

Genufs  ein  langes  Leben ;  hier  ift  ein  folchet  Gffli 

üien  allerdings  nicht  ausgefchloITen  (L  Y.  9.),  i| 

doch  auch  nicht  allein  als  Grund  hohen  LebentalC 

bezeichnet.     Im  Zendaveßa  (3  Th.  S.  105.  d.  deuul 

UeberC  von  Kleuker)  herrfcht  die  Anficht .  dalä^ 

Baum  Hom  Leben  gebe;    er  faeifst  der  gefund  f0t 

fhichtbarmachendei   der  todvertreibende,    wachllp 

Arduifur's  Quelle;  wer  von  feinem   Wafler 

trinkt,  wird  unfierblicb  und  diefes  wird  sur  A 

bung  den  Todten  das  Leben  geben«  Langes  Lebev 

der  Erde  wird  verbeifsen,  wie  6,  II.  12»  lo, 

Henocbs  Vorfahren  erreichten  alle  ein  hohes  Aüp 

Adam  wurde  930»  Seth  912,  Enos  905,  Kenan-^^ 

Mabaleel  895  t  lared  962  Jahre  alt  nach  i  Mo^^ 

Eine  folche  Lebensdauer  foli  wieder  eintreten;  aP 

das  Leben  foll  auch  ein  glückliches  fejn  (rgL  t§  f^ 

6,  9.  IJ  — 12.  lo>  S3  — 34.  26.). 


Kap.  24.  V.  11.   Kap.  25.  ,V.  1.         263 

11.     Und  ich  pries  den  Herrn  der  Herrlich- 
sit,   den  ewigen  König,  weil  er  bereitet  hat  für 
e  HeQigen,  ihn^)  gemacht  und  verkündigt,  dafs 
ihn  ihnen  geben  werde. 

Kap.     25.  ^) 

1.     Von  da  ging  ich  zu  der  Mitte  der  Erde  und 
he  ein  glückliches  und  fruchtbares  Land,  welches 


97)  Namlicli  fenen  unfchätzbaren  Baum;  Laurenee 
fchiebt  daher  in  feine  Ueberfetaung  nach  dem  Worte 
„bereitet  ein:  „tbit  tree.*^  Geliebte  er&eulicben 
Inhalts  pflegt  Henoob  gewobnlicb  mit  einer  folcben 
Doxologie  zu  befcblielsen,  alt  22j  14.  15*  269  4*  35» 
3*  39i  9— 12*  80,  4—5-  13*  89»  48- •  vgl-  aucb82, 
U-  83v  X  ^'  ^*g^g^^  reibt  ihn  anderswo  fein  Ge- 
fühl auch  au  webmütbigen  AeuCserungen  bin»  als 
K*P-  88»  106.  89»  5-  49 — 5o.,  vgl.  auch  94,  x. 

9g)  Der  Inhalt  diefes  und  des  folgenden  Kapitels  ban- 
gen genau  zufammen ;  denn  hier  ift  die  Schilderung, 
dort  die  Deutung  des  GeCebenen.  Wie  überall  in 
den  Kapiteln,  welche  Uenocb's  Reife  durch  die  Welt 
beCchreiben ,  ift  auch  hier  die  Nachwelfung  der  ge« 
Ichilderten  Gegenfiände  gar  fcbwierig  und  unficber. 
Das  gefegnete  Land,  welcbes  Henocb  Cebt,  ift  wohl 
Paldßina.  Denn  es  foll  in  der  Mitte  der  Erde  lie- 
gen; dort  aber  befindet  fich  nachEzecb.  5,  5.  28»  12- 
(Cinde(s  Ao/enmü^/er'f  bibl.Ältertbumsk.  iBd.  S.  150 
—151.  über  letztere  Stelle),  und  felbft  nach  der  Mei- 
nung der  morgenländifchen  Gbriften  in  der  frühem 
Zeit  (  TertuUian  und  Hieronymus  zu  Ezech.  5,5.; 
tgl.  TertuUian  adverfus  Marcion.  1.  II.  v.  196. ;  Vi- 
^v^rinuf  Pictavienfis  de  cruce  im  Anfange;  Eutychius 
m  Csinen  Annales  F.   U.   p.  286«    ed.  Ed.  Poeock 


I 


\ 


264  Kap.  25.  V.  1 

Zweige  enthielt,  immerwährend  fproflend  aiu  c 
Bäumen,  welche  daraufgepflanzt  waren.  Dafii 
ich  einen  heiligen  Berg  und  unter  ihm  Wafleri 

v.  r.  w.)  Faläfiina;    die  Schilderung  diefes  Lad 

«Is  eines  überaus  fruchtbaren  ift  den  Nachrichten  i 

A.  T.  angemeflen.     Vgl.  mein.  Entwurf  d.  bebr.  i 

terth.  S.  246  ff.     Ift  meine  Anficht  von  dem  bUr  | 

meinten  Lande  richtig,    fo  kann  der  heilige  Bil 

denHenoch  gewahr  wird»  nur  vom  Tempelberg§  i^ 

fianden  werden,  «und  mit  diefer  Annahm«  vertragffl 

auch   die  übrige  Befchreibung  der  Gegend.     Sil 

öfijicb  unter  dem  Berge  befindet  fich  ein  nach. Sil 

flielsendes   Wafler;   diefs   ift   der    Kidron,    waWt 

awifchen  der  Stadt  und  namentlich  dem  Berge  IM 

und  dem  Oelberge  in  einem  engen  und  tiefan  Sl 

dem  todten  Meere  zugebt.    Der  Berg  auf  der  ^ 

feite  ift  der  Oelberg ,  einet  der  bedeutendften  Bil 

]VlitteIpaliifiina*5  mit  mehrem  Bergfpitzen ;  die  II 

1er  in  feiner  Nahe  find ,  wie  das  B.  Henocb  fit  | 

fcbreibt,  fchmal  und  tief,  als  das  fchauerlicbe  II 

Jofaphat  zwifchen  Oelberg  und  dem  Morim ,  dnsi 

floflen  vom  Kidron  und  am  todten  Meere  «uslau&l 

dann  das  Thal  Gdhinnom^  füdlicb  von  der  Stadt  J 

gegen  Morgen  an  das  Thal  Jofaphat  anfiolaend-ii^fil 

Der  weßlicb  vom  Oelberge  liegende  Berg  ift  en^ 

der  wieder  der  Moria,   oder  es  find  überbaupn 

Hügel,    auf  welchen   Jerufalem    erbaut   war;>l 

erftem  Falle  ift   das   gegen   ihn   ftrömeode   Wal 

der  Kidron,    im  zweiten  dagegen  der  weftlich  0 

fpringende   und  dann  oßlich  firömende  Siloa.     I 

die   letitere  Meinung  fcbeint   der  letzte   Sats  ^ 

V*  a« :  „unterhalb  war  ein  anderer  Berg**  zu  fpredhi 

Ea  ift  namlioh  gar  nichtt  Ungawöbnlichet ,  die  y 

fcbiodiiien  Borge ,  ana  welchen  die  heilige  Stadt'  1 


Kap.  25.   V.  1—3.  265 

sr  dltlichen  Seite,  welches  gegen  Süden  flofs. 
h  fahe  auch  auf  der  Oltfeite  einen  andern  Berg» 
len  fo  hoch  wie  diefen,  und  zwifchen  ihnen 
aren  tiefe,  aber  nicht  weite,  Thäler. 

2.  Wafler  flofs  gegen  den  Berg  weßlich  von 
lefem,  und  unten  da  war  wieder  ein  anderer  Berg. 

3.  Da  war  ein  Thal ,  doch  kein  weites ,  un- 
r  ihm^),  und  in  der  Mitte  von  ihnen  waren 


ftand  i  als  einen  einzigen  zn  betrachten ,  deHen  ver- 
fcbiedeäe  Theile  nur  durch  fteile»  fpäterhin  meift  aus* 
gefuSte  Schluchten  getrennt  waren  ( daher  Zion  ge- 
radezu f lir  Jerufalem ;  T.  Ff.7g,  2^  5-  32.  I02,  14.  17. 
IIQ,  3.  Jef.  4,  3.  IG,  24.)*  I^em  Thal  Gehinnom 
im  Süden  erhebt  Heb  allerdings  ein  ßeiler ,  an  Fel- 
Csngrotten  reicher,  aber  meines  WilTens  von  kei- 
nem  Neüern  genau  unterfuchter  Berg,  fo  dafs  die 
Localhat  völlig  fo  fich  geßaltec,  wie  es  unfer  Buch 
ausfpricht.  Aber  auch  die  erfiere  Erklärung  läfst 
fich  vertheidigen ;  der  Berg  unterhalb  i&  dann  der 
eigentliche  Berg  Zion,  welcher  den  fädweftlichen 
Tbeil  der  Sudt  bildete, 
99)  Das  Thal  unter  dem  auletzt  erwähnten  Berge, 
«in  mag  nun  darunter  den  Zion  im  enge^ü  Sinne, 
oder  den  ihm  füdlich  gegenüber  emporragenden  Berg 
ferftehen,  ift  o£Benbar  das  Thal  Ben  Hinnom,  wel- 
dies  mit  dem  Tbale  des  Kidron  ztiCammentrifft  und 
als  deren  Fortfetzung  das  Königsthal  anzufehen  ift. 
h  der  Mitte  der  genannten  Berge  find  allerdingt 
mehrere  Schluchten ,  welche  kein  WaHer  enthalten ; 
b  swilchen  dem  Zion  im  engern  Sinne  und  dem 
Akra  mit  der  Unteiftadt  (das  Käfemacherthal) ,  swi« 
fehen  dieCem  wiederum  und  dem  Tempelberge  u.  f.  w. 
Oofepk.  ^0  bell-  Jud.  V,  4.  JJ.  !.)•  ^^  -EimI#  der 
irn  entweder  Berge ,  fo  viele  waren  nämlich  nam- 


266  Kap.  25.    V.  3. 

andere  tiefe  und  trockene  Thäler  gegen  das  Ei 
der  dreL     Alle   diefe  Thäler,   wdche  tief,  al 


1 

haft  gemacht,  oder  Thdler,  Ware  letzteres  gemeinti 
find  das Thaljofaphat  auf  der  öfilicben  Seite,  dasTl 
Ben  Hinnom  im  Süden  und  das  Thal  auf  der  Aba 
feite  der  Stadt  Jerufalem  zu  vergehen.  Das  Ki 
macherthal  mündete  aber  nach  Jofepbus  (a.  a.  C 
in  das  Thal  des  Siloa  und  die  übrigen  Thaler  iai 
halb  der  Stadt  hingen  mit  diefe m  zufammen.  jl 
waren  alle  von  anfefinlicber  Tiefe ,  aber  geiii| 
Breite ,  wie  unfer  Buch  ganz  richtig  bemeiftt.  1 
Gebirge  bei  Jerufalem  ift  Kalkgebirge  und  Tollerl 
1er  Felfen ;  daher  heifsen  die  Bewohner  dieler  Sui 
fchon  Jerem.  21 ,  13.  Bewohner  des  Thals ,  d€tm 
ftns\  auch  fagt  Jofephus  (a.  •.  O. ):  tinach  A4| 
aber  waren  die  beiden  Hügel  (Xo^oc)  der  Stadt .| 
meint  Zion  und  Akra)  mit  tiefen  Thüem  umgit 
und  wegen  ihrer  fchro£Fen  Felswände  (n^^if^w^y^ 
beiden  Seiten,  nirgends  zugängliche^;  und  5in 
(Xi.  XVL  cp.  2.  $•  36. }  berichtet  von  der  Stdl 
worauf  Jerufalem  erbaut  worden,   t^n  yk^  xsr( 

„fie  ifif^lfig  und  hat  eine  unfruchtbare  und  waflerii 
Gegend  im  Umkreife/*  Diefe  Angabe  des  Sttf 
TOn  der  Rauhheit  des  Bodens  in  der  Nahe  JeruDalii 
muls  allerdings  als  richtig  anerkannt  werden;  t| 
ganz  unfruchtbar  iß  das  Land  hier  keinesweges,  t 
war  wenigfiens  zu  Olivenpflanzungen  und  Weiak 
gen  geeignet  (5  Mof.  32,  13*  Joel  4,  ig.  Anoap,-: 
Tgl.  mein.  Entwurf  d.  hebr.  Alterth.  S.  247  —  | 
Aer  Talmud  bezeichnet  die  Umgegend  von  Jerolal 
fbgar  als  fruchtbar  ^  und  gewifs  ift ,  dafs  daa  Tl 
Repkaim  auf  ihr  Südfeite  der  Stadt,  nach  Bethl^ 
SU|  durch  Fruchtbarkeit  lieh  auszeichnete  (Jef.  17,  < 


'  Kap.  25.  V.  3.   Kap.  26.  V.  1.         267 

[cht  weit  waren,  beitanden  aus  einem  feiten  Fel- 
n  mit  einem  Baume,  welcher  in  üe  gepflanzt 
ar.     Und  icH  wimderte  mich  über  den  Felfeu  • 
id  über  die  Thäler  und  war  äufserlt  erftaunt. 


Kap.     26. 

'  1.  Alsdann  Tagte  ich:  Was  deuten  an  diefes 
Segnete  Land,  alle  diefe  hohen  Bäume  und  das 
erwünfchte  Thal ')  zwifchen  ihnen? 


j)  Die  Bäume  find  wohl  yorzugsweife  die  Tiden  Oli- 
ven, welche  den,  Jenifalem  benachbarten,  Oelberg 
C^mückten ;  übrigens  tragt  er  jetzt  auch  Wein ,  Gi- 
tionen  • ,  Mandel  -,  Dattel  -  und  Feigen  •  Baume  (Ao- 
fwmülUt^s  bibU  Altertbumsk.  2  Bd.  i  Th.  S.  ZI80- 

'  Db^  verw&nfchte  Th$l  ift  das  des  Hinnom  (Ge-Hin«> 
nom) ,  welches  durch  den  einft  dort  begangenen  Mo- 
lochtdienft  übel  berüchtigt ,  unter  Jofias  aber  verun* 
reinigt  (2  Kön.  23,  lo.  Jer.  7,  31-  19»  5*  6.  33,  35-) 
und  den  Juden  daher  Bezeichnung  der  Hölle  und  ih- 
res Feuers  wurde ,  wahrEcheinlich  wegen  des  yerab» 
Icheuungswürdigen  Opferfeuers,'  welches  einft  dort 
in  Menfchenopfern  aufloderte.  Daher  bekanntlich 
•ach  der  Name  Tkwai  im  N«  T.  (Matth.  5,  23. 
Ig,  9*  Mark,  9,  43.  Luk.  13,  5*  )•  Uebrigens  ift  die 
Torftellung,  dafs  bei  Jerufalem  das  Gericht  gehalten 
Werden  foUe,  durch  den  Namen  des  Thaies  Jofaphat 
(CSTtün^  Jekova  richtet)  veranlafst- und  Joel  4,  2. 
lagt  Gott:  ,„ich  verfammle  alle  Völker  und  führe  Ce 
„hinab  ins  Thal  Jofaphat  und  rechte  mit  ibnen  da- 
„Celbft  u.  L  w.  •*  Vgl.  daf.  V.  17  und  19.  Wenn 
Crginer  (der  Prophet  Joel  überf.  und  erkl.  S.  34g.)t 
befondera  mit  Bezug  auf  den  verwandten  Ausfpruch 


268  Kap.  26.  V.  2. 

2.  Darauf  verfetzte  Uriel,  einer  von  i 
heiligen  Engeln,  welche  hei  mir  waren:  Dil 
ift  das  verwünfchte  Thal  der  Verwünfchten  bij 
Euiekeit.  Hier  follen  verfammelt  werden  a 
welche  ausitofsen  mit  ihrem  Munde  ungeziemei 
Reden  gegen  Gott,  und  widrige  Dinge  fprec! 
von  feiner  Herrlichkeit.  Hier  werden  fie  verfa 
niilt  werden»     Hier  wird  ihr  Land  feyn. 


Hof.  I,  5.  (y,E8  gefchieht  zu  felbiger  Zeit,  dab 
zerbreche  den  Bogen  Ifraels  im  Tbale  Jesreel**), 
markt,   Jofapbat  bezeichne   Kein   beftimmtea   T1 
fondem  es  fey  überhaupt  dasjenige  ,  in  welchen 
Niederlage  der  Feinde  erfolgen  werde,  fo  InCttl 
für  diefe  Behauptung  allerdings  das  Ideale  der  | 
zen  Schilderung  geltend  machen ,  wie  denn  mxHsk 
Bedeutung  des  Namens  Cchtlich  die  Wahl  delTelbeai 
anlafste;  allein  auf  der  andern  Seite  iß  es  dpdi 
wifs  y  dab  die  Propheten  bei  ihren  Darftellangoa  • 
Localitäten  ihres  Vaterlandes  berückfichtigten  undj 
Beachtung  der  Bedeutfamkeit  des  Namens  anwea 
ten.     Ja   man  kann  dreift  behaupten ,    dafs   auuftt 
Aeufserung  derfelben  lediglich  auf  folcher  ComU; 
tion  beruht  j  ich  erinnere  nur  an  den  nach  Pam 
maßen  hafchenden  Abfchnitt  Jef.  24  —  27,,  befoiidl 
aber  an  Zephanja«  welcher  unaufhörlich  mit  den  1 

men  und   ihrer  Bedeutung   fpielt.     Wie  alfo  oj| 

D^ISTEfn  Joel  4 »  23.  mit  Recht  von  Credner  (a.  a/ 

S.  254*}  nicht  für  ein  blofses  phantafiirchcf  GebL 
gehalten,  fondem  vom  Tbale  des  Kidron  verfianc 
wird,  fo  glaube  ich,  darf  auch  in  den  andern  Stdl 
nicht  angenommen  werden,  dafs  den  Propheten  b 
beßimmtes  Thal  vorgefchwebt  hätte»  wenn  £•  c 
Thal  Jolaphaty   das  Thal  JeTreel  u.  f.  w.  neimi 


Kap.  26.    V.  3—4.  269 

3.  In  den  letzten  Tagen  foll  ein  Beifpiel 
'on  Gericht  gehalten  werden  über  lie  in  Gerech« 
igkeit  vor  den  Heiligen,  wo  diejenigen,  welche 
inade  erhalten  haben ,  bis  in  Ewigkeit»  alle  ihre 
'age,    preifen  werden  Gott,  den  ewigen  König. 

4.  Und  zu  der  Zeit  des  Gerichts  Tollen  lie 
an  preifen  für  feine  Gnade,  weil  er  lie  ihnen  er- 
teilt hat.     Alsdann  pries  ich  Gott,  wendete  mich 


Hieronymus  und  Cyrillus  von  Alexandrien  belehren 
unj  in  ihren  Commentar.  su  Joel  (  f.  die  Stellen  auch 
bei  Crednßr  a.  a.  O.  S.  350  und  251.)»  ^afs  die  Juden 
ihrer  Zeit  das  Thal  Jofaphat  in  der  Nähe  Jerulaknis 
als  die  Stelle  des  Gerichts  betrachteten«  Die  jüdifchen 
Erklarer  Kimchi^  Aharhenel  u.  f.  w*  find  derfelben 
Meinung ;  ja  es  wurde  hei  den  Juden ,  den  ChriAen, 
befonders  den  orientalifchen ,  und  den  Moslimen  all- 
gemein verbreitete  Anficht,  dafs  dort  die  Gerichts* 
Satte  feyn  folle.  Dab  danfit  das  Befireben  der  Juden 
zufammenhange,  ficb  im  Thale  JoCsphat  beerdigen 
stt  lafFen  und  der  Wahn,  dafs  die  Leichname  der 
Frommen  surAuferftehungbis  dorthin  unter  der  Erde 
ficb  fortwSlzen  werden ,  hat  fchon  Cr^dner  (a.  a.  O. 
S.  25X  —  53.)  unter  Anfügung  der  Quellen  nachge« 
wieTen.  Jener  Glaube  von  einem  Gerichte  in  der 
Nähe  der  heiligen  Wohnung  Gottes  war  auch  der 
des  Ver£iffers  diefes  Buches ;  daher  die  in  Kap.  25 
und  26«  gegebene  Vifion  und  ihre  Deutung  uns  ge- 
rade dahin  verfetzt.  Dafs  diefe  Kapitel  gerade  diefe 
Stelle  einnehmen,  hat  feinen  Grund  darin,  dafs  der 
Verf.  in  diefem  Zufammenhange  überhaupt  meift  von 
im  letzten  Entfcheidüng  über  die  Engel«  Sterne  und 
Menfchen  fpricht  und  alfo  auch  der  Zeit  und  des 
Ort0s  gedenken  mubtei  wo  fie  erfolgen  follte« 


270  Kap.  26.  V.  4.   Kap.  27.  V.  1. 

2u  ihm  und  gedachte ,  wie  es  £ch  geziemt 
ner  Gröfse^)* 

Kap.     27.3) 
.  1.    Von  da  ging  ich  gegen  Oiten  zu  dei 


2)  Ueber  'dieFen  Schlufs  diefer  Abtbeilung  der  'S 
Bemerk,  zu  Kp.  24«  II. 

3)  Die  zunacbft  folgenden  Kap.  37  —  2^*$  alle  d 

geringem   Umfange,   enthalten  Angaben  und 

derungen »  welche  nicht  fo ,  wie  die  frühem 

nicht  durch  die  Belehrungen  eines  Engels »  na 

ftimmt  und  erläutert  vrerden.     Eine  natiirlichi 

davon  ift,  dafs  bei  der  aphoriHifchen  Form  di 

ftellung  nichts  Genaues  über  den  Sinn  und  > 

deutung  des  Einzelnen  gegeben  werden  kann, 

man  auch  den  Zweck  des  Ganzen  erkennen 

Denn   letzterer  ift   offenbar   kein    anderer ,    \ 

Grofse  und  Güte  Gottes  in  der  Natur  nachzui 

Wahrfcheinlich  fchweben  dem  VerfalTer  auch  l 

fem  Berichte,  wie  bei  den  früheren,  befiima 

genden  vor  Augen,  welche  ich  indefs  beide 

fsen  Allgemeinheit  des  Ausdruckes  nicht  alle  n 

weifen  weifs,  wodurch  fie  freilich  an  Anfchauli 

fowohl  als  an  Interefle  bedeutend  verlieren. 

et  uns  aber  felbft  mit  einzelnen  Stellen  der  k 

Ichen  Bücher  des  A.  T.  nicht  belTer,   ich  ei 

nur  an  die  Lage  von  Eden  1  Mof.  2,  g  C ,  i 

uns  dieCi  um  fo  weniger  bei  einem  Werke  aui 

worin  fidi  der  VerfalTer  nath  Herzensluft  in  pha 

reichen,  suweilen  felbft  phantaftifchen  tuid  ban 

Schiiderangen  sü' ergehen,  nicht  den  mindefif 

Aund  nimmt,  fpndern  vielmehr  durch  das  Neb^ 

und  Scbvrijnmende  des  Gedankens   für  fei» 


Kap.  27.   V.  1.  271 

Jcs  Berges  in  derWüße^),  wovon  ich  nur  die  ebene 
Oberfläche  wahrnahm. 


duction  einzunehmen  und  die  Aufmerkfamkeit  det 
LeTer  zu  feCeln  und  zu  fieigem  fucht,.  welche  cpie 
hlofft  paränetUcbe  Schrift  yielleicbt  gar  nicht,  oder 
doch  nicht  mit  dem  gewünfchten  und  erforderlichen 
Emfie  beachtet  haben  möchten«  Wie  fchwer  ift  es 
überhaupt,  wenn  das  Spiel  der  Phantafie  einmal  be- 
gonnen hat,  die  richtige  Grenze  darin  zu  halten 
imd  nicht  auszufchweifen !  -  Uebrigena  dünkt  mich, 
geht  die  Apokalypfe  imaN.  T.  hierin  yiel  weiter, 
als  das  Buch  Henoch, 

^  Steht  diefea  Stück  an  feiner  richtigen  Stelle,  lo 
ift  es  fchwer,  den  in  diefem  Yerfe  erwäbntea  Berg 
aachzu weifen.  Denn  dann  wendet  fich  Henoch  von 
Jerufalemaus  (f.  Anmerk.  pg«  zu  Kp.  35.)  ößlich  in  die 
Wüfte.  Bekanntlich  dehnt  Heb  diefe  in  Ofien  des 
heiligen  Landes  aus;  der  Dfcbebel  Hauran,  welcher 
in  öfilicber  Richtung  von  Jerufalem  ift ,  aber  in  der 
biblifchen  Gefchichte  nicht  erwähnt  wird,  liegt  nicht 
in  ihr,  fondem  erft  an  der  Grenze  derfelben  und 
kann  alfo  nicht  gemeint  feyn.  Am  paOendften  aber 
wäre  olFenbar  ein  folcher  Berg  in  derWü&e,  welcher 
in  der  hebräifchen  Gefchichte  und  wohl  gar  im  B. 
Henoch  felbft  vorkommt.  Als  bekannt  wird  det 
Berg  in  der  Wüfte  entfchieden  vorausgefetzt.  Dielii 
ift  nun  ausfcbliefslich  mit  dem  Sinai  der  FalL  Sei- 
iter  wird  auch,  obfchon  nicht  namentlich,  doch  ganz 
unverkennbar,  Kap.  gg,  47«  51  und  54.  gedacht,  vgl» 
mit  V.  44. 1  womach  er  in  der  Wüfte  befindlich  ift. 
iDieCer  Combination  fleht  nichts  entgegen,  als  der 
Ebgang  unfers  Kapitels,  wenn  es  an  Kap.  26.  fich 
genau  anfchlieliBend  betrachtet  wird.  Denn  der  Sinai 
litgt,  wie  bekannt,  gerade  in  /ikUic&er  Richtung  von 


272  Kap.  27.    V.  2  —  3. 

2.  Sie  war  voll  von  Bäumen  des  erwähl 
Samens,  und  Waffer  lief  daran  herab. 

3.  Da  zeigte  fich  ein  Waflerfall,  wie  zufi 
merigefetzt  aus  mehrern  WaflcrfäUen ,  fowohl, 
gen  Welten  als  gegen  Ofien.  Auf  einer  Seite  i 
ren  Bäume ,  auf  der  andern  Wafler  und  Thau 


Jeniralem.      Da  indefs  anderweitig  Transpofitioi 

einzelner  Abfcbnitte  nötbig  waren,  fo  könnte  K 

bei  Kap.  27  und  28*  ^i^e  Verftellung  fiatt  gefonJ 

haben.      So    könnten    lie    nach  Kap.  34. ,     in   tl 

cbem  auch  ein  Baum  ^^n  dem  berrlicbften  Genidi  | 

fcbildert  wird,  geboren,  oder  belTer  nach  Kap.  30^: 

An  den  Oelberg,  der  von  Jerufalem  nach  Oftoa 

lieb  findet,  können  wir  defsbalb  nicht  denken,' l|g 

diefer  nicht  in  der  Wüße  iß;    ohnehin  war  Si 

fchon  Kap.  25,  I-  bezeichnet,  der  hier  vorkommip^ 

foU  aber  mit  jenem  fchwerlicb  einerlei  feyn.    Vi 

man  die  Stellung  des  Kapitels  beibehalten  und  i^ 

unter  dem  Berge  der  Wüfte  den  Sinai  verßeheftf; 

weiis  ich  keinen  andern  Rath,  als  an  den  Spnci| 

brauch   der  Hebräer  zu  erinnern,    das  ganze  Im 

welches  wir  unter  Arabien  begreifen,  Moi^g§iii^ 

(D^P  y^.^)  '^^^  feine  Einwohner  Söhne  des  Orü^ 

Morgenländer  (Q*^P  ^ri^^  ^^  nennen,   als  x  M; 

25,  6.  Rieht.  6,  3-  I  Kön.  5,  10.  Hieb  i,  3.  Jt 

14.  u.  f.  w. ,    und   fonach   hier  Oßen  als 

Hebräern  öfilich  liegende  Land  oder  Arabien 

ßeben.      Ich  kann   aber   nicbt    verfchweigen, 

Oßen  fonß  überall  als  Bezeichnung  der  Weltgagj!;; 

nicht  als  Name  Arabiens  im  B.  Henoch  vorkonnidJ!.. 

5)  Die   zum  petraifchen  Arabien  gehörige 

zu  deren  höcbfien  Punkten  der  Sinai  gebort^ 

lerdings  einen  grofsen  Theile  nach  Sandtteppe»  .li^ 


Kap.  28.    V.  1.  273 

Kap.     28. 

I 

Im    Alsdann  ging  ich  zu  einem  anderen  Platze 


iber    in    verfchiedenen  Richtungen    von  Bergketten 
Inicbrchnitten,    welche    zum  Theil   fehr  fruchtbare 

t 

rbiler   in  Geh  fchliefsen.     Namentlich  gilt  diefs  vom 
inai    felbft«  trotz    feiner    rauhen,    fpitzigen  Gipfel 
Ceizier  fteilen«  in  Klüfte  zerfprengten  Seitenah- 
;e.      Gerade  auf  der  höchßen  Gegend  dieferllalb« 
bU  finden  Cch  nach  Burckhardt^s  Zeugnis»  (Reife 
■  SjTien  S.  918«  d.  deutfch.  Ueberf. )  die  anmuthig- 
und  üppigßen  Thäleri    in  welchen  auch  Obß- 
oe   wachfen ,    vorzüglich    3  —  4.   Stunden   weit 
ich   und  füdwefilich  vom  KloAer  des  Bergea  Si- 
i;  fo  lind  ferner  in  der  Nachbarfchaft  des  Kloßers 
£rb«iin  ausgedehnte  Anpflanzungen    von  Oliven- 
iumen    (^ Burckhardt  a.  a.  O.    S.  9II.)*      Derfelbe 
eilende  fagt  (a.  a.  O.  S.  913  —  4  ),  ein  Botaniker 
ürde    dort  eine  reiche  Acinte  finden  und  es  fey  zu 
dauern,  dafa  zwei  fo  leicht  zugängliche,  mit  einer 
reichen  Vegetation  gefchmückte  Berge ,    wie  der 
ai    und    der  Libanon  ^    bis   jetzt   noch  nicht  von 
aoikern  wiflenfchaftlirh  durchfoiTcht  feyen.     Auch 
Ter  iß  in   diefem  Dißricte  in  iVlenge  vorhanden, 
halb  er  dann,  wenn  die   niedrigeren  Gegenden 
!i  die  Sommerhitse  ausgetrocknet  And,  den  Be- 
rn ein  Zufluchtsort  iß   (^Burckhardt  a.  a.  O.  S. 
In  der  idealüirenden   Schilderung    des   Befe* 
1   find  nicht  nur  die  Quellen  erwähnt  und  die 
fracbfenden  Bäume,  fondern  erßere  bilden  auth 
Waflerfall  ^  dergleichen  fich  auch  wohl  in  die« 
ilden ,  aber  bis  jetzt  noch  nicht  eben  durch- 
8n  Gebirge  linden  mag.     Wenn  es  heifst,  er 
10  wie  aua  mehrern  zufammengefetzt ,  fo  füll 

:hs  18 


..J 


274  Kap,  28.    V.  1. 

aus  der  Wüftc,  gegen  Qßen  des  Berges,  (v 
ich  mich  genahet  hatte  ^). 


diefes  entweder  feine  Gröfse  bezeichnen» 
verichiedenen  Äbftufungen,    welche  er  bei 
fliefsen  zu  überfchreiten  hat,  und  in  Folge 
fich  tbeilt  und  nach    zwei  Richtungen    bi 
Koch  mehr  idealilirend  ift  der  SchluCi  des 
dafs  die  eine  Seite  mit  Bäumen   befetzti   i 
mit  Wafler  und  Thau  verfeben  fey.     V-  2. 
hier  wachfenden  Baumarten  durch  den  Aus 
ftimmt  werden :    „  Bäume  des  erwähnten  I 
allein  es  ifi:  keine  folclie  Notiz  yofausgegan, 
müfste  denn   Kap.   24,    3  —  4.  die  Schildi 
Wunderbaumes    darauf  beziehen  wollen , 
aber  gezwungen  erfcheint.     Stellen  wir  dag 
in  Anmerk.  4.  zu  V.  j.  fchon  angedeutet 
27  —  29.  erft  nach  Kap.  30. ,  fo  ift  alles  in  • 
Ordnung.     Denn  in  Kap.  30.  werden  mehre 
arten  gefchildert,  worauf  in  der  Kp.  27,  2. 
ten  Wendung  Bezug  genommen   ift.     Nach 
blickt  Henoch  nur  die  ebene  Oberfläche  de 
dagegen  fpricht  nicht,  dafs  der  Dfchebel 
wohl  als  der  Dfchebel  Katerin  in  fcharfe  Spi 
laufen  (Burckhardt  a.  a.  O.  S.907.  916.) ;  dem 
Tfaeil  des  Gebirges,  wo  das  Eliaski  öfter  lieg 
kleine  Ebene  {Burckhardt  a.  a.  O.  S.  906.). 

6)  Henoch  wendet  fich  öftlich  und  fieht  dort  (' 
eine  iweite  Bergfpitze,  Wenn  er  alfo  fagt 
fich  aus  der  Wüfie  hinweg  begeben,  fo  iß  d 

-  richtig :  er  geht  weiter  ins  Gebirge.  Diett 
Berg  liegt  aber  nicht  weit  von  dem  erften 
Für  meine  Anficht,  dafs  Kp.  27 — fig*  vom  i 
feiner  Umgebung  die  Rede  fey ,  fprechen  a 
Angaben  in  mehrfacher  Beziehung, .  Denn 


Kap.  28.    V.  2.  275 

2.    Da  fahe  ich  Bäume  des  Gerichts ,  befon- 


lieh  erheben  fich  aus  den  gewaltigen  Granitfelfen  des 
Gebirgea  t  welches  den  Namen  Sinai  führt ,  mehrere 
bedeutende  Spitzen  (f.  Taf.  LH.  su  R.  Pococke's  Be- 
fchreibung   des   Morgenlandes ;    Niehuhr^s  «Reifebe- 
fchreib.  nach  Arabien  i  Th.  Taf.  XL  VIT  und  XLVm.); 
drei  ragen  vorzugsweife  aus  der  ganzen  Kette  hervor 
(Ed.  RüppeWs  Reifen  in  Kordofan«  Nubien  und  dem 
petraifchen  Arabien  S.  25?.    vgl.    mit   Burckhardt*s 
Keifen  in  Syrien  u.  f.  w.   S.  905  ff.),    nämlich  der 
Katherinenberg,  der  Horeb  und  der  Dfchebel  Mufa 
oder  Sinai  im  engften  Sinne  des  Wortes.     Infofem 
aber  die  letztgenannten  beiden  Berge  in   dem  Ter- 
haltnifle  Sehen,   dafs  der  Dfcbebel  Mufa  lieh  über 
dem  erften  erhebt  (£MrcAkar<fe  a.  a.  O.  S.  907.),  re- 
det man  auch  wohl  nur  von  zwei  Bergfpitzen,  von 
denen  die  eine  (der  Katharinenberg )  wefilich,   die 
andere  (der  Dfcbebel  Mufa)  öftlich  liegt.     Vgl.  Burck- 
hardt  a.  a.  O.  S.  pil.»   womach  er,  vom  Dfohebel 
Mofa  kommend,  fich  nach  der  fVefiJeite  wendet,  um 
sum  Dfcbebel  Katerin  zu  gelangen  (f.  auch  Gefenius 
Anmerk.  zur  deutfcben  Ueberfetz.  von  Burckkardt*s 
Reifen  in  Syrien  S.  1073.;    Rüppell  a.  a.  O. ,    doch 
ik  deflen  Charte  Taf.  u.  mit   dem  Texte  nicht  in 
Uebereinftimmung ,   infofern  Ce  den  Katherinenberg 
nördlich  vom  Gebel  [Dfcbebel]  MuCa  und  den  Horeb 
Wefilich  vom  Sinai  fetzt;    Wintr  Reallexik,  unt.  d* 
W.  Sinuif  RofenmMer*!  Alterthumsk.  3  Bd.  S.  II7.ff 
WO  Bwrckkardi^s  Befchreibung  lieh  fall  wörtlich  wie- 
der findet.).     Der  Katherinenberg  bildet  gleichfam 
den  Mittelpunkt  der  Felfenwildnifs,  welche  den  obern 
Theil  des  Gebirges  Sinai  ausmacht  (^Burckhardt  a,  a.  O. 
5t  918*)  t  hieher  verfetzt  unsKap.a7ff  i«  Oefilich  da- 

18  » 


276  Kap.  28.   V,  2. 

ders  die  Träufler  des  angenehmen  Geruchs 
Weihrauch  und  Myrrhe  '). 


von,  wie  Henocb  nach  unferm  Kap.  fortfchn 
gelangt  er  zum  Gipfel  Dfchebel  Mufa« 
7)  Der  Ausdruck  Bäume  des  Gerichts  ift  auf  den  ei 
Blick  fehr  fonderbar  und  fein  Sinn  nicht  gans  d 
lieh.  Wollte  man  die  analogen  Wortverbindaii| 
Bäume  des  Lebens  (i  Mof.  2»  9.  3,  22.  24},  B 
des  Erkenntnifles  des  Guten  und  Böfen  (i  MoC.j 
17.  Henoch  31,  3.  5.)  vergleichen ,  wodurch; 
Bäume  als  Leben  und  Erkenntnifs  fpendend  beai 
net  werden  Tollen  (vgl.  iMof.  3,  22*  Henoch  3I|! 
fo  müfste  man  das  ätbiopifcbe  ku  nane,  wie  dfS 
nonyme  bebräifcbe  103 V)p  öfters  vorkommt,  ip 

Recht  f  Gerechtigkeit  überfetzen ,  alfo  SäumM' 
Gerechtigkeit  für  Bäume ,  welche  Gerechtigkeiri! 
leiben.  Allein  der  Gedanke,  welchen  man  da4i| 
erhielte,  widerfirebt  meinem  Gefühle  durchaqfKl 
wäre  ja  dann  die  Gerechtigkeit  etwas  ohne  alllil 
liehe  An ftrengung  vonAufsen  her  Empfangenes,' Jj 
read  doch  das  B.  Henoch ,  befonders  in  den  Ijfil 
Abfchnitten,  fo  häuEg  und  eindringlich  zu  i(| 
rechtfchaffeneu  und  tugendhaften  Wandel  erinorij 
Ich  combinire  den  Ausdruck  daher  mit  den 
3.  9  —  10.  vorkommenden  Aeufserungen  über 
Baum,  delTen  herrliche  Frucht  den  Fromme 
gehaltenem  Gericht  dargereicht  werden  und 
wunderbar  lieblicher  Geruch  wie  eia 
Princip  ihr  Gebein  durchdringen  foU,  Bdi 
Gerichts  halte  ich  demnach  für  folche»  wel« 
die  Zeit ,  wo  das  Gericht  gebalten  wird ,  auj 
und  wie  24*  9*  gafagt  wird,  früher  nicht 
werden  können«  Der  Status  confirocms  dra( 
fchoa  im  Ilebfiifchen  eine  Menge  von  Verhall 


Kap.  28.  V.  3.  277 

3.    Und  darüber,  höher  als  fie^  war  die  Er- 


las,  welche  wir  durch  Partikeln  genauer  lu  beseich« 
nen  gewohnt  find ;  im  Aethiopifchen  ift  die  ihm  ent- 
fpreohende  Form  in  mancher  Beziehung  »och  viel- 
dentiger.     Wie  Kap.  24.  der  herrliche  Duft  der  Bäume 
und  ihre  von  andern  abweichende  Befchaffenheit  vor- 
lüglich  hervorgehoben  wurde,  fo  seichnet  Henoch, 
unter  den  Blumen,  welche  nach  dem  Gericht  erft  zur 
eigentlichen  Benutzung  kommen,  hier  diejenigen  aus, 
deren  VorzügUcbkeit  ficb  in  dem  von  ihnen  gefpen« 
det€n  Gerüche  seigi.     Es  beibt  nicht,  daüi  Weih- 
rauch  und  Myrrhe  von  ihnen  gewonnen  würde,  Ton- 
dem  ihr  Geruch  wird  nur  mit  dem  diefer  wohlrie* 
dienden  Harie  verglichen,    um  einen  Begri£F  davon 
EU  machen«     Der  Weihrauch,  ein  bleichgelbes,  bun- 
kerndes Harz  von  bitterm  Gefcbmack,  ift  wegen  feinet 
lieblichen  Geruches  berühmt  und  daher  gewöhnlicbfiea 
Ingredienz  des  heiligen  Raucherwerkea,  auch  bei  den 
Hebriem  (f.  mein.  Entw.  d.  hehr.  Alterth.  S.  201  ff.)* 
Dat  Oel  aber,  oder  der  Saft,  des  Myrrhenbaumes, 
welches  zum  Theil  ohne  künfiliche  Vorrichtung  dem 
Summe  eötfliefst   (^n^'lO  2  Mof.  30,  23-»   *llO 

^3)1  Hbhesl.  5,  5.  13),  gehört   zu  den  köRlichflen 

Specereien  (vgl.  Rofenmüller*s  bibl.  Alterthumskünde 

4  Bd.    I  Abth.    S.  159  ff).      Die  Vergleichung  der 

den  hier  erwähnten  Bäumen  entquillenden ,  herrlich 

riechenden  Malle  mit  Weihrauch  und  Myrrhe  ift  in 

doppelter  Rücklicht  paffend,  einmal  wegen  der  Treff- 

liebkeit  des  Geruches,  welchen  fie  damit  gemeihr  hat, 

dann  aber  wegen  dei*  Art  und  Weife,  wie  alles  drcies 

entfteht  und  gewonnen  wird.     Für  Träüfler  fteht  im 

'üäthiopifchen    kuükus,    welches   Ludolf    (Lexic. 

Aethiopic.  p.  39g.  ed.  2.)  ^jguttus  atjuarius^  vafis  ge« 

BUSp  quo  aqua  manibus  (uperfunditur**  erklart,  und 


278  Kap.  28.  V.  3. 

höhuTig  des  ölllichen  Berges  in  nicht  grofser 


vrelches  Mark.  7,  4.  8-  für  \  das  griccblfche  iimis 
ceus  gebraucht  ill.  Die  Baume  find  alfo  gleicUain; 
wohlriechenden  Waflern  angefüllte  Krüge,  welcbi 
ausftröinen  laOen ;  es  Hegt  xnithin  in  dem  Bilde  das  rn 
liehe  Traufein  'der  harzigen  GeruchsmalTe,  das  ni 
leicht  zu  ErfchÖpfeude  des  in  den  Bäumen  entbai 
nen  grofsen  Vorrathes  (vgl.  auch  Kap.  34,  3.  ««Bi^ 
von  einem  unablälRgen  Geruch"),  Lawrence  d 
fetzt  den  fchwierigen  Theil  des  Verfes:  ,,fiäicmt>l 
^^entfcheidendem  (Werth),  befonders  (diejenigen,  M 
,,che  hervorbringen)  die  angenehm  riechenden  Jjpi 
^^reien^  Weihrauch  und  Myrrhe*^;  bemerkt  ahll 
einer  Note  unter  feiner  Ueberfetzung  als  w5rtlttl 
XJebertragung :  ^^Bäume  des  Gerichts^  befonders  9 
„ralk  (furniture  lagt  er)  des  angenehmen  Geruduh 
^^fVeihrauch  und  Myrrhe,^^  In  den  Remarks  gibt 
den  äthiopifchen  Text  und  bemerkt  darüber,  wie  A| 

„0^0:  ^YSt:c^J^(JiJe:c[/hcp^rt:  <^^ 

„  A  rt  'HTi  r  OTl  C  n> :    ich  bin  nicht  ganz  befm 
I,  von  dem  Sinne ,  wie  ich  die  Stelle  wiedergi 
habe ;  aber  ich  bin  nicht  im  Stande  gewefeoi 

belTem  aufzufinden.  Der  Aufdruck .  v  ^  (D  T  Tt\ 
II  Bäume  des  Unheils  fcheint  fonderbar ;  vielleii 
II  meine  Ueberfetzung  dai^on :    ^^  Baume  von  si 
y^dendem.(JVerth)^^  ein  wenig  zu  gedehnt  und 
II  phraßifch.     Ich  mufs  hinzufügen  ,  dafs  das 

ii(p^n^l1l!|  welches  ich  Specereien  (drugs)  41 
iifeut  habe  oder  wörtlicher  Vorrath  ifurmUffi 
II  von  Ludolf,  äxiTch  Juppellex  omnis  generis  «dtf 
II  wird  Genef,  3X1  37.**  Was  hier  von  Ludolf  gf| 
wird|  mufs  auf  einem  Verfehen  beruhen;  denn^ 
diefer  Gelehrte  über  das  Wort  kn^skuifs  in   detf 


Kap.  28.  V.  3.  279 

I 

fernung  ^). 

r 

» 

Ansg«  felties  Wörterbucbs  bemerkt ,  iß  oben  von  mir 
angeführt,  und  ßimmt  damit  nicbt  überein;  iil  der 
erften  Ausgabe  aber  (Lond.  i66l>  gr.  4.  p.  299.)  ift 
blofs  der  Plural  des  Wortes  angegeben,  aber  auch 
erklärt  „  Urcei^  Cyathi**  und  hinsugefügt :  ,«vafis  ge- 
nus  efla  aiebat  Aethiops  meus,  quo  aqua  nunibus 
fuperfunditur.  ** 

3)  Der  oftlichereBerg,  alfo  nach  der  Anmerk.  6*  zu  V.  I* 
anagefprochenen  Anficht,  der  Gipfel  des  Anaitifcben 
Gebirges,. welcher  Dfchebel  Mufa  heifst,  und  dem  wefi« 
lieberen,  dem  St.  Katherinenberge  gegenüber  liegt, 
und  EWar  nicht  weit  davon,  getrennt  hauptfächlich 
durch  das  Thal ,  in  welchem  das  Kloßer  el  Erbain 
befindlich  iß  (vgl.  den  von  GeJ^nius  nach  Burck- 
hardt*s  Bericht  entworfenen  Grundrifs  des  Gebirges 
in  den  Anmerk.  zu  Burckhardt*s  Reife  nach  Syrien 
u.  L  w.  S.  IO780«  ^^^  Ceht,  dafs  dem  Blicke  He- 
noch'a  zwei  Bergkuppen  vörichweben;  fonß  konnte 
er  hier  nicht  der  Öfilicken  gedenken;  diefer  Um- 
fiand  fcbeint  allerdings  für  meine  AuiFalFung  von  Kp» 
37,  1^  lu  fprecheu.  Darüber^  nämlich  über  dem 
Platze,  den  Henoch  fabe  (V.  i.) ;  i^ber  ihnen ^  näm- 
lich den  Bäumen,  welche  er  unmittelbar  vorher  ia 
y.  3«  gefchildert  hatte ;  es  könnte  unter  dicfem  Platze 
die  Bergebene  unterhalb  des  Dfchebel  Mufa  verßan« 
den  werden ,  auf  welcher  das  Eliaskloßer  ßebt  und 
die  man  für  die  Stelle  angefehen  hat,  wo  die  Gefetz« 
.  gebung  gefchehe'n  fey  (ßurckhardt  a.  a.  O.  S.  906  ff*)« 
Wäre  übrigens  Burckhardt^s  Vermuthung  (a.  a,  O. 
S.  965O  richtig,  dafs  der  durch  zahlieicbe  Infchrif- 
ten  merkwürdige  Serbai  j  ein  nordweßlich  vom  Si- 
nai liegender  Gebirgszug ,  zu  irgend  einer  Zeit  für 
den  Berg  galt,  wo  Mofes  die  Gefetztafeln  empfing- 


280  Kap,  29.    V.  1  — 2. 

Kap.    29. 

1.  Ich  fahe  auch  einen   anderen  Platz  mi 
Thhlem  von  Waffer,  welches  niemals  abnahm. 

2.  Ich  nahm  einen  fchönen  Baum  wahr,  wd 
eher  im  Geruch  ähnlich  war  dem  Maflix  ^). 


fo  Uefse  ßch  diefe  Anficht  vielleicht  auch  bei  dea 
Yerfafler  unferes  Buches  yorausfetzen;  es  wäre  dani 
der  Kp.  27,  l.  erwähnte  Berg  jener  Serbai  und  ita 
hier  vorkommende  das  Gebirge  Sinai.  Uebrigens  il 
die  Berücküchtigung  des  Berges,  auf  welchem  du 
Gefetzgebung  gefchahe,  unter  den  von  Henoch  te 
fuchten  Gegenden  gut  gewählt;  er  ift  in  der  6t 
fchichte  der  hehräiCchen  Nation  offenbar  neben  Jeia 
falem  mit  dem  Tempel  die  wichtigfte  Stätte,  und  ai 
knüpfen  fich  an  ihn  die  grofsartigften  und  einflnb 
reichften  Erinnerungen.  Mit  den  im  Abfchnitte  est 
haltenen.  Schilderungen  der  Straforte  des  grolsen  Gfl 
richts  tüid  des  Schauplatzes,  wo  Gott  es  halten  wifl 
verbindet  fich  recht  gut  die  Bezugnahme  auf  du 
heiligen  Ort ,  wo  der  HÖchfte ,  freilich  für  einen  ap 
. '  dern ,  aber  doch  verwandten  Zweck,  fich  als  ein  hm 
liges  und  gerechtes  Wefen  in  dem  von  ihm  gegebeiMl 
Gefetz  offenbarte.  Uebrigens  findet  fich  nichts,  WS 
einem  chronologifchen  Verftofs  ähnlich  tahep  hif 
oder  in  dem  ganzen  Abfchnitte ,  den  ich  vom  SM 
verftehe.  T 

9)  Den  Bergen,  von  welchen  Kap.  27  —  2g.  die  Bol 
war,  werden  Kap.  99.  fruchtbare  Thäler  gegeQab| 
geKellt.  Die  Lage  derfelben  aber  fowohl  überfaai^ 
als  im  Verhaltnifs  zu  dem  gefchilderten  Gehirge  i 
nicht  angegeben.  Nur  fieht  man  aus  V.  3.,  data  0i 
noch  auf  feiner  weitem  Wanderung  fich  noch  iauMl 
üßlich  hält.     Wenn  wir  daher  nicht  annehaieii  w4 


I 

I 


Kap.  29.    V.  3.  28t 

3.     Und  zu  den  Seiten  diefer  Thäler  nahm 


Jen  9  daCi  die  Localatigaben  gänzlich  fingirt  find,  was 
allerdings  möglich  wäre,  fo  konnte  man  diefe  Thäler 
noch  ins  Innere  des  Gebirges  Sinai,  öfÜich  vom 
Dfchebel  Mufa,  fetzen.  Fülle  und  Stetigkeit  des 
WalTers ,  welche  V.  i.  berührt,  find  nicht  entgegen ; 
denn  „der  obere  Theil  des  Sinai  iA  voller  Brunnen 
„und  Quellen ,  von  denen  die  meiften  immer  Wafler 
„haben**  (Burckhardt  a.  a.  O.  8.  927.).  Sonft  kann 
man  auch  an  die-  nördlich  vom  Sinai  und  ge^fler- 
mftafsen  noch  zu  ihm  gehörige  Gebirgsreihe  ^their 
denken,  welche  durch  das  breite  Thal  Wadi  el 
Scheikb  und  mehrere  kleine  Wadi^s  von  dem  Mittel- 
punkte des  Gebirges  getrennt,  „ficb  ofiwdrti  erftreckt, 
„an  dem  einen  Ende  über  den  AnpBanzungen  des 
,tWadi  Feiran  die  beiden  Gipfel  el  Dfchoze  hat  .und 
„üoh  felbft  öfiiich  in  die  offene  La ndfchaft  nach  Wadi 
„Sal  zu  verliert^*  (Burckhardt a.  a.  O.  S.  913.)«  T^^^^ 
in  nordöfiiicher  Richtung  ßöfst  man  nothwendig-  au£ 
diefe  vordere  Gebirgsreihe.  Rüppell  (Reifen  in  Kor- 
dofan,  Nubien  und  dem  peträifchen  Arabien  S.  255  ^) 
kam,  um  den  Sinai  zu  befuchen,  am  Meerbufen  von 
Akaba  herunter ,  und  auf  feiner  fndweftlichen  Rich- 
tung unter  andern  „mehrere  Stunden  lang  durch  ein 
„aufserß  reizendes  Thal.  Die  üppige  Vegetation  der 
„iWärme  füdlicher  Liänder,  genährt  durch  die  Feuch- 
9,tigkeit  des  immer  fliefsenden  Giefsbaches ,  bedeckte 
t,den  Boden  mit  einem  wuchernden  Wiefenteppich ; 
„hochßammige  Baumgruppen,  wechfelnd  mit  niederm 
t,Gebüfch ,  Xchattirten  fich  prachtvoll  auf  diefer  ro- 
„mantifchen  iScene  u.  f.  w.*^  Es  war  das  Wacti  Ein 
(Thal  der  Quellen).  So  paflirte  er  femer  das  lange 
ThalSalaka  und  andere  und  bemerkt  (a.  a.  O.  8.  2^6») : 
iiAlieoi  Anfcheine  nach  waren  einfiens  alle  diefe  Tha- 


282  Kap,  29.  V.  3.   Kap.  30.  V.  1. 

ich  Zimmet  von  einem  angenehmen  Geruch  w 
Ueber  fic  ging  icfe  weiter  gegen  Often  '°). 

Kap.     30. 
1.     Alsdann  fahe  ich  einen  anderen  ^')  B« 


„ler  bebolzt;  höchfi  wahrfcheinlich  zernichtete 
„winnfucht  nach  und  nach  allen  diefen  Baumwi 

,iU.f.w.**  Das  Wort  «Saiinon  (das  H«  imathiopiG 

Worte  HATX?'^  betrachte  iqh  nicht  mit  Z.aair4 
welcher  Znfakinon  (iberfetzt,  als  integrirenden  1 
des  Nomen  appellativum ,  fondem  als  die  Nota 
nitivi)  bezeichnet  höchfi:  wahrfcheinlich  eine  Fift 
und  ift  iem  griechifchen  Worte  ^7vo$  nachgebt] 
wie  das  von  CafieLlus  im  Heptaglotton  aufgefii 

fyTiTche  «iDQjLOfiD »  womit  auch  wohl  das  bei  i 
Celben  Lexikographen  Geh  findende  äSDQ^Q^Wf  < 

er  die  Bedeutungen  aromalizatio,  aromaticitas  ;  2)^ 
mtn  palufire  beilegt,  zufammenhangen  möchte, 
erfien  erwartet  man,  da  der  Geruch  das  tertium  c 
parationis    bildet,    die    pißacia  lentifcus^    den  \ 
Aixbaum  mit  feinem  gelblichen ,  balfamifch  riecl 
den  Holze,  aus  deHen  Rinde,  wenn  fie  eingefch 
ten  worden,    die  gelbliche,  halb  durchfichtige,  i 
reibbare,  balfamifche  MafTe  von  gewürzhaftem 
fchmack  ausfchwitzt ,  welche  auf  Kohlen  einen  1 
ken  Dampf  von  angenehmen  Geruch  verbreitet* 
tut  ift  aber  ü^y^o^  die  gewöhnliche  Bezeichnung.    A 
beim  Zimmet  V.  3.  ifl  vorzüglich  auf  den  Icho 
Geruch  delFelben  geachtet. 
XO)  Ueber  die  Richtung  Henochs  f.  zu  V.  3. 

XX)  Vorausgefetzt,  Kp.  27 — 29.  würden  nach  dem  30 
Kap.  geßellt ,  würde  der  hier  genannte  Berg  mit 


Kap.  30.    V.  1-  283 

Bäume   enthaltend,   woraus  Wafler  flofs   gleich 
^^ektar.      Sein  Name  war  Sarira  und  Kalboneba. 


zug  auf  die  Kap.  25—36.  charakterifirten  gebirgigen 
Beßandtheile  und  Umgebungen  Jerufalems  ein  anderer 
genannt.  Aendert  man  die  Reihenfolge  der  Kapitel 
nicht,  fo  wäre  im  Ausdruck  auf  den  Sinai  (Kap.  27  ff«), 
befonders  den  zuletzt  (Kap.  2g»  3.)  erwähnten  Berg 
deflTelben  Rückficht  genommen.  Dan  Wafler,  wel- 
ches dem  Berge  entfliefst,  wird  wegen  feiner  Vor« 
zügllchkeit  mitij^ektar  verglichen,  worunter  man 
fich  bekanntlich  einen  füfsen,    balfamifchen  Trank, 

göttlichen  Wein  dachte.  Das  athiopifcbe  ^^^C  U 
welches  Laurence  nicht  überfetzt,  halte  ich  nämlich 
fSr  Nachbildung  des  griechifchen  Wortes  vaxra^  und 
zwar  feines  Genitivs  vaMrcr^o^,  wie  denn  überhaupt  das 
Aethiopi(che  bei  Aufnahme  griechifcher  Worte  nicht 
immer  den  Nominativ  derfelben,  fondem  häufig  die 
obliquen  Cafus  lum  Gründe  legt,  lumal  wenn  in  der 
8u  überfetzenden  Stelle  ein  folcher  Sand.     Der  Name 

Sarira  (fl  Z^Z^l)  ift  von  Sarara  (f\Z.Z.:)  d.  i. 
fundavit  abzuleiten,  bedeutet  alfo  gegründet^  feß^ 
und  ift  als  Bergname  recht  j^aflend.     Das  Wort  tro« 

pifch  zu  nehmen,  wie  das  entfprechende  IjM^'  im 

Syrifchen  häufig  fteht,  verus,  fcheint  mir  weniger  zu 
paflen,  obfchon  Ludolf  wenigftens  der  gten  Conjug« 
des  Yerbi  eine  folche  beilegt.    Die  Deutung  des  zwei* 

ten  Namens  für  den  Berg,  Kalhoneha  (i\  A  A  X^ « )t 
ift  mir  weniger  klar.  Soll  der  Ausdruck  vielleicht 
mit  Ruokficht  auf  fein  herrliches  Waflier  Milehfpen» 

der  heifsen  ll;dj  ]c^^j.»  (^lac  fcaturivit)^  wie  das 
durch  herrlichen  Wein  berühmte  Aleppo  ll37n 
(sig.  miUhrrich)  genannt  wird.     Statt  if)33  läCit  fich 


284  Kap.  30.    V,  1  —  2, 

Und  auf  diefem  Berge  fahe  ich  einen  anderen  Berg 
auf  welchem  Aloe -Bäume  waren  *^)w 

2.  Diefe  Bäume  waren  voll,  gleich  Mandel« 
bäumen*  und  Itark,  und  wenn  fie  Frucht  hervop 
brachten,  fo  übertraf  fie  allen  Woblgeruch. 


auch  N33,    l  ^  \   vergleichen*     Ich  überfehe  nicbt, 
•  dafft  hiebe!  eine  Verwechfelung  des  H  T^j^^  ubA  " 

CT)»}  angenommen  werden  müde;  allein  weoo  da 
Ausdruck  in  der  griecbifcben  Ueberfetzung  beibehil 
ten  war,  aus  der  ja  doch  die  äthlopifche  VerCon  heP 
vorging  (xA^ß0'''^ßO*  ^^  mufste  der  äthiopifche  Uebe^ 

fetzer  mehr  an  Tl  T  als  an  (hl  oder  '^t  erinnol 
werden.     Will  Jemand  den  erfien  Theil  des  Worlei 

vom    Galbanum   (H^^lbn»    X'*^!^'-^^)    verfiehen,    tc 

mufste  das  eine  2  als  ausgefallen  betrachtet  werdai- 

An   373    Hund  und'  13J   Berg    Nebo   fcheint   nia 

nicht  gedacht  werden  zu  können. 

12)  Auf  dem  Bärge  erfcheint  ein  zweiter  ruhend  (ab»- 
.    lieh  wie  Kap.  24,  20i  auf  welcbem  jilva^s  BSuaM 

(  H  A  A  T  ;  heifst  es  im  äthiopifcben  Texte)  wacblo^ 
'Alva  ift  unßreitig  Aloe,  welches  fonfi  im  Aethiopl» 

fcfaen  aivli    (QA(D:)   oder  älva  (QA?:)  beiIiM3 

mit  Verwechfelung  des  Alf  CA«)  und  Ain  (0«3| 
Laurence  fcheint,  da  er  Alva  beibehalt,  das  Wq^ 
eben  fo  wenig,  wie  Neketro,  verßanden  eu  habfl»^ 
Die  Alod  wird  wegen  ibres  Wohlgeruchs  hier  erwihrifl 
und  ift  als  folche  auch  noch  im  neuen  Orient  fclü 
gefcbatzt  (f.  mein.  Entw.  d.  hebr.  Alterthüm.  S.  46&)ü 
Die  Vergleichung  der  Baume  mit  Mandelbäumen  V.  ]^ 
geht  von  dem  Reicbthume  der  letztern  an  Früchten  SViS 


f 


Kap.  31.   V.  I.  283 

K  a  p.    31.  ^3) 

1.     Nach  diefen  Dingen  betrachtete  ich  die 
Eingänge  des  Nordens  über  den  Bergen"*),  und 


13)  Noch  eii\pal  erbalten  wir  aufser  Laurence  an  Silv, 
de  Sacy  in  feiner  Notiz  d.  Buch  Henoch  betrefl*end 
einen  bewährten  Führer  bei  unferer  Ueberfetsung ; 
doch  verläfst  er  uns  bereits  am  Ende  diefes  3iften 
Kapitels  ganz  und  gar.  Gerade  dieCes  Kapitel  unter 
die  proben  aufzunehmen,  welche  er  aus  dem  merk* 
würdigen,  damals  ncfch  unbekannten  Buche,  bekannt 
machte ,  veranlafste  ihn  unfireitig  die  darin  vorkom- 
mende Bezugnahme  auf  die  Erzählung  von  dem  Baume 
der  Erkenntnifs  und  der  Vertreibung  der  Fiotoplaßen 
aus  dem  FaradieCa  i  Mof.  2  und  3. ;  und  allerdings 
verdiente  von  diefem  Gelichtspunkte  aus  das  Kap, 
die£e  Auszeichnung  y  obfchon  es  fonft  vor  den  übri- 
gen in  diefem  ganzen  Abfchnitte  nichts  voraus  hat, 
fondern  mit  ihnen  in  gleicher  Weife  gehalten  iß. 
Es  fchliefst  lieh  an  Kap.  29. ,  wenn  man  diefes  mit 
den  beiden  ihm  unmittelbar  vorausgehenden  nach 
Kap.  30.  ßellte  (f.  Anmerk.  4.  zu  27»  I  ),  ebenfo  gut 
an ,  alB  an  das  Ende  von  Kap.  30. ;  denn  die  Ueber- 
gangsformel  V*  I.  iß  ganz  allgemein  und  vorausge« 
fetzt  wird  nur,  dafs  zuvor  fchon  Berge  erwähnt  wor- 
den find« 

14)  Das  Wort  A  (2^  CD «  9  welches  ich  Eingänge^  als  den 

Plural  von  A4I«  ofiium^  ingreffi^,  überfetzt  habe, 
gibt  SiUt,  it  Sacy  durch  refpexi :  „Poß  haec  refpexi 
Yerfus  aquilonem,  fuftpiciens  defuper  montes.**  Die 
Parifer  und  Bodl.  Handfchrift  lefen  gleich.  Ich  kann 
keine  Bedeutung  des  Wortes  ßnden,  welche  der 
gliche,  die  ihm  «Sitv.  de  Sacy  gibt.  (L  )  Eingänge 
iu  Nordens  btseicfanet  die  Gegend,  wo  der  Norden 


286  Kap.  31.  V.  1. 

nahm  lieben  Berge  wahr,  angefüllt  mit  reiner  Spiel» 
wohlriechenden  Bäumen ,  Zimmet  und  Fapynu 


beginnt  y  wie  denn  das  athiopifcbe  Wort  af  feih 
Anfang  heifst  (f.  Ludolf  lexic.  p.  332.  ed.  3.}*  ^1 
Eingänge  des  Nordens  erblickt  Henocb  jenfeits  d( 
in  den  vorhergehenden  Kapiteln  erwähnten  fiergi 
Vielleicht  iß  yorzugsweife  an  die  Kap.  30.  bezeicl 
xieten  gedacht ;  waren  aber  Kap.  27  ■=—  29.  verfeti 
iind  nach  Kap.  30.  zu  ftellen,  fo  dürften  die  darii 
vorkommenden  dem  Referenten  vorfchweben.  vid 
leicht  meint  er  aber  auch  alle  zufammen ,  welcher  a 
Kap.  27  —  30.  gedacht  ift.  Wäre  Silv.  de  Saef, 
Ueberfetzung  des  2ten  Verfes :  „Inde  refpexi  defup^ 

fummitates  illoruni  montium et  tranfii  fup« 

xnare  Erythraeum"  in  allen  Theilen  richtig  ,  fo  lidfa 
Heb  die  Anficht  vertheidigen,  dafs  Henocb ,  weicht 
bisher  meift  in  öfilicher  Richtung  fortgefchritten  vm 
(vgl.  279 1.  2g,  I.  29, 3. ;  f.  auch  31,  2O»  nicht  nach  döi 
Norden  felbfl  gekommen  fey,fondern  die  ihn  begranita 
den  Berge  nur  in  der  Ferne  gefehen  habe.  Allein  nad 
Laurenccj  dem  ich  folge  (er  über  fetzt:  From  then^ 
paffed  on  ahove  the  fummits  of  thofe  mountaina*^ 
labt  lie  Heb  nicht  halten.  Auffallend  bleibt  allerdiii|| 
die  y.  2.  unmittelbar  darauf  folgende  Erwähnnjlf 
des  erythräifcben  Meeres;  vgl.  indefs  Anmerk, 
KU  dem  Verfe.  Der  Berge  find  fieben  {Silv,  de  St 
Ueberfetsung  erwähnt  nur  drei}^  wie  in  andern 
derungen  (24  t  I.)»  mit  Rückficht  auf  die  bekanaC 
Vorliebe  der  Hebräer  für  diefe  Zahl  ( ig ,  14.  2X  f  ^ 
Tgl.  Anmerk.  zu  10,  15.}.  Jene  Vormauer  des  Noii 
dens  ift  aber  keineswegs  eine  unfruchtbare  Gebinp 
reihe»  fondem  reich  an  herrlichen  Bäumen.  SeV 
der  bekannte  in  den  Sümpfen  des  Nil  und  am  EnpUf 
wachfende  Papyrus  loU  dort  gefunden  werden;  dh 


Kap.  31.    V.  2.  287 

2.  Von  da  ging  ich  weiter  über  die  Spitzen 
i^cr  Berge,  eine  Strecke  öfilich,  und  ging  über 
as  ery thräifche  Meer  *^).     Und  als  ich  weit  über 

fenbar  eine  Andeutung ,  dafs  tur  Zeit  der  Abfaflung 
des  Buches  diefes  Gewächs  des  davon  gewonnenen 
Papiers  wegen  lehr  gefchätzt  war ,  da  nur  in  irgend 
einer  Hinlicht  ausgeseichnete  Fflansen  namhaft  ge» 
macht  werden.  Natürlich  ift  diefs  blofs  idealilirende 
Vorßellung  des  Referenten  und  fiützt  fich  nicht  auf 
beftimnite  Beobachtungen.  Auf  ähnliche  Weife  be* 
trachtet  2S.B.  der  Koran  (Sur.23,  21.  ed.  Marracci.) 
den  Baum,  welcher  mit  Oel  verforgt  (den  Oliven- 
baum) f  als  auf  dem  Sinai  entfpcungen ,  während  er 
in  einem  ;grofsen  TheQe  des  Orients  zu  Haufe  ift. 

15}  Silv.  de  Sacy  überfetzt  ^yrefpexi*%  wo  es  nach 
Laurenee  „ich  ging^*  heifst  (f.  Anmerk.  zu  V.  i.)« 
AaCserdem  fafst  er  die  Stelle  auch  fonft  zum  Theil 
anders  ;  denn  er  lagt :  ,,fummitates  illorum  montium, 
ijui  funt  procul  ad  orientem  j  *^  £0  dafs  die  Berge, 
welche  Henoch  äberfchreitet ,  nicht  den  Norden  be- 
gränzen,  fondem  der  öfilichen  Gegend  angehören, 
alfo  auch  nicht  mit  denen  V.'  i.  einerlei  fejn  würden. 
Henoch  hätte  dann  nur ,  ößlich  feinen  Weg  fort- 
fetzend 9  die  Vormauer  des  Nordens  gefehen,  ohne 
fich  dadurch  zu  einer  Abfchweifung  in  diefelbe  brin* 
gen  tu  laflen.  Nach  meiner  Ueberfetzung »  welche 
fich  auf  die  von  Laurence  ftützt,  mufs  die  Anficht 
des  Verfi&flers  folgende  feyn.«  Die  von  Henoch  ein* 
gefchlagene  Richtung  war  nicht  blofi  öfilich,  fondem 
zugleich  nordlich ;  z.  B.  vom  Sinai  aus  (d  Anmerk»  9. 
*sa  29  9  2.)  war  fie  unftreitig  nordößlich.  So  war 
es  ihm  möglich,  die  dem  Morgen  benachbarte  Welt- 
gegend zu  fchauen,  i^re  Vormauer  zu  überfchreiten 
und  doch  (eine  Haüptrichtung. beizubehalten.    Wel-~ 


28»  Kap.  31.  V.  2. 

daflelbe  hinausgel^ommen  war,   ging  ich  weit 
fort  über  den  Engel  Zateel,  und  kam  zu  demG4 


che  Berge  er  als  vor  dem  Norden  liegend  betracht 
ift  aus  Mangel  näherer  Andeutung  nicht  lu  fagc 
Zwar  fcbeint  in  dem  Satze:  ,,et  tranßl  fuper  ina 
Erytbraeum  (wie  ihn  Silv.  de  Sacy  ausdrückt) ^<  eil 
folche  enthalten  zu  feyn ;  jedoch  ift  hiebei  der  Mut 
mafsung  immer  noch  grofser  Spielraum  gegebe 
SHv.  de  Sacy  bemerkt  zu  dem  JVIeeresnamen:  ,,1 
äthiopifchen  Texte  iteht  Ery  tri;  '^  und  Rink  (in  fei 
deutfch.  Ausg.  der  Silv.  de  Sacy^fchen  Notiz  das  1 

Henoch  betrcfF.  S.  63.)  fetzt  hinzu,  dafs  „A>CT^ 
der  im  Aethiopifchen  gar  nicht  ungewöhnliche  Naa 
des  erythräifcben  oder  rothen  IVleeres  Tey,  wenn  1 
dort  gleich  auch  oft  unter  dem  bebräifcben  Namff 
Meer  «Su/ vorkomme;*^  auch  erwähnt  er,  „dafsA 
über  jene  erßere  Benennung  Hiob  Ludoif  im  Cm 
mentario  ad  juam  hißor.  aethiopic,  p.  go.  n.  26.  W 
fländlicb  verb reite. ^^  Für  uns  ilt  aus  feiner  Darb 
lung  vorzüglich  zu  erwähnen ,  dafs  nicht  allein  t 
fogenannte  arabifche  Meerbufen^  fondern  der  gav 
öftliche  Ocean,  der  Arahien's ,  Perfien's  und  ludici 
Geftade  befpült,  mit  dem  Namen  *E^.v$^a  sikaeaa  belf^ 
worden  fey,  und  zwar  felbß  mit  Ausfcblufs  dei  M< 
bif^heu  Bufen*s  (Ptolem.  VI,  7.  Tacit.  AnnaL  II,  t^ 
4.).  Es  müfste  .daher  erft  feltgefiellt  feyii,  vrzM  ^ 
unter  dem  mehrdeutigen  Ausdrucke  zu  vergehen  ^ 
wenn  daraus  auf  die  von  Henoch  gefehenen  «r 
pailirten  Berge  ein  Schlufs  gemacht  werden  folli 
Nach  meiner  Meinung  hat  es  wegen  des  Fo]gen4 
viel  für  lieh ,  die  Benennung  fpeciell  vom  arabiCek, 
Meerbufen,  nicht  von  einem  mehr  nordöAlirh  gfi' 
genen  Theile  des  indifchen  Oceans  zu  nehmeo ,  ^ 
fchon  ich  wohl  fehe,  dafa  fich  auch  für  die  entge|ii' 


Kap.  31.    V.  2.  289 

\en  der  Gerechtigkeit  '^).  In  diefem  Garten  fahe  ich 
mter  anderen  Bäumen  einige »  welche  zahlreich 
ind  grofs  waren,  und  welche  da  blühten.  * 


gefetzte  Anficht  einiget  Tagen  lalTe.  Ich  fiütia  mich 
Lauptßchlich  darauf ,  dafs  das  äthiopifche  Wort  «r« 
trA  ebenfo,  wie  hAhr  fuf  in  dem  A.  T.  nur  vom  ara- 
biTchen  Bufen  gebraucht  wird.  Vom  Sinai  fcbraitet 
Henoch  nordödlich  vorwärts ,  geht  alfo  über  den 
arabilchen  BuCen  an  deflen  nördlichen  Funkten ;  da^ 
ia  der  Umgegend  befindliche  Gebirge  ift's ,  welches 
er  paÜirt;  aber  nach  der  bei  ihm  herrfchenden  Un- 
klarheit der  geographifchen  Begriffe,  denkt  er  diefa 
in  der  Nähe  des  Einganges  zu  dem  Nordende  der  Erde* 
Das  Paradies  liegt  jenfeits  diefes  Meeres ,  im  fernen 
Often ;  wobei  der  VerfalTer  fich  unftreitig  durch  i  Mof. 
3y  8  iF.  leiten  läfst.  Wäre  der  öfllichere  Theil  des 
iodifchen  Oceans  zu  verfiehen,  i'o  hätte  der  Verfafier 
des  Buchs  das  Paradies  etwa  in  Indien  gefucht. 

I6)  Unter  dem  Garten  ift  das  Paradies  zu  verftehen, 
wie  die  weitere  Schilderung  aufs  er  allen  Zweifel 
fetzt;  er  heifst  Garten  der  Gerechtigkeit ^  infofern 
nur  ein  gerechtes  Gefchlecht  fich  dort  aufhalten  darf. 
Henoch  mufs,  um  zu  demfelben  zu  kommen»  vor 
dem  Engel  Zateel  (ßilv,  de  Sacy  fchreibt:  ,,defuper 
Zetieh^y  vorüber.  Unftreitig  ift  darunter  der  Wäch- 
ter des  Paradiafes ,  der  Cherub  mit  dem  flammenden 
Schwerte  (i  Mof.  3 ,  24.)  gemeint,  Wahrfcheinlich 
ifi  der  Name  aus  dem  hehräifchen  TVl)  SäuLe ,  Pfei- 

Ur  und  7Nt  Gott  ( mit  dem  bindenden  i ;  f.  Anmerk. 
TasaKap.  7,  9.)  abzuleiten,  alfo:  Pfeiler  Gottes^ 
recht  palTend  für  die ,  einer  unbeweglichen  Säule 
gleich,  unablälfig  auf  ihrem  Poften  ftehendtn  Wache. 
Dar  erfia  Theil  des  Wertet  könnte  aber  auch  n^ 

Attck  Henoch.  19 


290  Kap.  31.    T.  3. 

3.  Ihr  Geruch  war  gut  und  kräftig  *')  jai 
ihr  Ausfehen  verfchieden  und  fchön.  Der  Bau 
der  Erkenntnifs  war  auch  da,  durch  welchen  Jedi 
der  davon  ifst ,  mit  grofser  Weisheit  begabt  wii 

Satz  feyni  alfo  der  Name  bedeuten:  den  Gott  i 
gefetzt^  hingefiellt  hat.  DiegriechifcheUeheTfetso 
des  Buches  Henoch  behielt  den  Namen  bei  und  a 
ihr  ging  er  in  die  athiopifche  über.     Verwandt 

damit  wohl  der  Beiname  Efra'i  Sutael  (lYi^A>A 

oder  Sututl  (lYi'trA» A;)»  welchen  LuJoZ/ (Lex 
Aethiop.  p.  i66.  ed.  2.)  alt  ,|incertae  ßgnificationi 
bezeichnet« 

X7)  Wörtlich  würde  es  heifsen  grofs.  Der  folgea 
Sata  lautet  bei  Silv.  de  Sacy:  ,,et  elegantes  Tal 
et  admirabiles  et  arborem  fcientiae,  ex  qua  quicf 
qua  comedit,  magnam  acquirit  fcientiam.**  In  d 
Schilderung  der  Bäume  in  dem  ParadieTesgarten  wi 
wiederum  I  wie  bei  den  früher  erwähnten  Baiuij 

(24«  3  ff*  3g,  2.  29»  2.  3*  30»  2.)«  vorzüglich  I 
herrliche  Geruch  beachtet.  Es  war  nicht  anders  i 
erwarten ,  als  dafs  der  Baum  der  Erkenntnifs  hervi 
gehoben  werden  würde ,  da  er  nach  dem  Beiiflli 
der  GeneCs  i  Mof.  2-^3.  für  die  Menrchen  toh^I 
gröfseften  Wichtigkeit  geworden  ift.  Nach  V.  4^ 
derfelbe  mit  der  Tamarinde  verglichen ,  deren  ] 


cJ-oJi 


8^4^*   (^Baum  Indiens^  fchon  auf  ikrt 


Urfprung  hinweifet.  Diefer  fchöne,  hohoi  faBig 
mergrüne,  der  Akazie  in  Blattform  und  Wuchs  f 
Torgleichende  Baum  verdiente  allerdings  die  Ansarij 
nung,  welche  ihm  durch  die  Vergleichung  mit  dp 
paradiefifchen  Baume  zu  Theil  wird;  aulserdem^ 
wohl  darauf  mit  Rücklicht  gwojiv>Ben,  dafs  er  in 


Kap.  31.   V.  4.  '391 

I 

4.  Er  war  ähnlich  einer  Art  der  Tamarinde, 
nd  trug  Frucht,  Tvrelche  äufserft  feinen  Trauben 
lieh,  und  fein  Wohlgeruch  erfireckte  fich  bis  zu 
iuer  beträchtlichen  Entfernung.  Ich  rief  aus: 
rie  fchön  ift  diefer  Baum,  und  wie  ergötzlich  ift 
dn  Anblick ! 


dien  zu  Haufe  ift  und  in  die  öfiHchem  Lander  auch 
das  Paradies  von  unferm  Buche  gelegt  wird.  Silv. 
de  Sacy  überfetzt:  ,,  Ilmilis  eß  fabae  graeeae*^  und 
bemerkt  in  einer  Note :  „  das  h»er  gebrauchte  Wort 
„entFprichtin  der  ätbiopifchen  Ueberfetzung  des  neuen 
„Tefiamentes  Luk«  15,  i6.  dem  griechifchen  rwv  xt^«* 
„rifidv«  Ludolf  fagt,  die  Aethiopier  verfiänden  darun- 
ter eine  Art  von  Tamarinde ;  f.  delFen  Lexic,  aechiop. 
edit.  Lond.  1661.  col.  28  ^t  435.**  Rink  (deutfch. 
Ausg.  der  Silv,  de  Sacy*fchen  Notiz  das  B.  Henoch 
betreff.  S.  63  —  4.)  verweift  auf  die  weit  voUfiändi« 
gere  Ausgabe  des  genannten  Wörterbuchs  Fiancof. 
ad  Moen.  1699.  fol.  p.  31. ,  wo  Ludolf  zu  den  Stbio« 

pifchen  Worten  (h^  J,l  Fi  Ail\  l  fagt:  „K«^ti« 
„i.  e.  filiijuae  dulceSy  faha  graeca  Luc.  15,  16. ,  quem 
„fructum  tarnen  Aethiopes  Ignorant  et  male  interpre- 
,^tantur  de  Tamarindo  ^  in  regno  Tigre  nafci  fölita.^* 
Sonft  fiibrt  Rink  (a.  a.  O. )  noch  an,  die  Aethiopier 
hätten  jenen  griechifchen  Namen  (Ki^aria)  gleichfalls 

in  ihre  Sprache  abergetragen,  nämlich  ^A^*^l, 
mit  Bezug  auf  Ludolf  s  Lexie.  aethiop.  p.  199. ,  wo 

esheifst:  kirät  „Arabicum  eft  jbf^u5,  quod  origi- 

,iiiem  ducit  ex  graeco  Ka^nov,  et  fignificat  haceatn 
fJiliquae  dulcis^  quae  ponderis  loco  eß;  unde  karat 
„in  pondere  auri  et  gemmarum  nobis  ufitata  vox  etc.'* — 
Die  Frucht,  welche  der  Baum  der  Erkenntnifs  trägt, 
wird  Trauben  vergleichbar  befunden  und  zwar  fahr 

19* 


292'  Kap.  31.    V.  5. 

5.  Darauf  antwortete  der  heilige  Raphael 
ein  Engelt  welcher  bei  mir  war,  und  Tagte:  Diefi 
ilt  der  Baum  der  Erkenntnifs,  von  welchem  afsei 
dein  alter  Vater  und  deine  verwittwete  ^^)  Mutter. 


feinen.  Silv.  de  Sacyühevktzt:  „et  fructus  ejus — — 
vMebonus;*^  und  fahrt  fort :  ,,fragrahti8que  hujutar 
boris  ibat  Mt  pertingebat  longM,^*'  Der  Ausruf  Ilenoch'i 
lautet  bei  ihm :  „o  pulchram  arborem  et  quam  bontt. 
et  laetus  afpectus  ejus.'^ 

Ig)  Silv,  de  Sacy^s  Ueberfetzuug  iß:  „  mater  tua  Hfl 
braeay^*  worüber  er  in  einer  Anmerkung  bemerkt,  dal 
derAusdruck  y^hebräifche  Mutter'^  einen  merk'würdi 
gen  Anachronismus  darbiete.  Aber  das  AethiopiCifa 
enthält  gewifs  durchaus  keinen  Anachronismus.  Da 
Wort ,    welches  er  hebräifch  überträgt  und  ich  «iS 

wittwet  überfetze,  iß  vfl/^^^«  eberavity  inbfle 
den  Handfchriften,   der  Farifer  und  der  BodL     Darf 

dies  Wort  (vi  verwechfelt  mit  A-,  welche  BucS 
fiaben  auf  jeder  Seite  für  einander  ohne  UnterfchuM 
gebraucht  werden)   verwittwet  bezeichne,   von 

Subftantivo  AflC«  ein  alt  Weib  o Act  JVittwe^ 
hauptet  Ludolf  ausdrücklich  in  feinem  Lexicoa; 

Silv.  de  Sacy  fcheint  es  irrig f ür  0  ^H ^  ^  ^  t  thrmd 
welches  unftreitig  hebräifch  bezeichnet,  geno, 
zu  haben,  indem  er  das  lange  e  an  dem  zwei 
Buchftaben  überfahe ,  welcher  Vokal  aber  das  UpMl 
fcheidungszeichen  beider  Worte  ift.  Diefer  IrrtJidV 
wurde  wahrfcheinlich  dadurch  veranlafst^dafs  er  in  JMI 

Augenblickenicht  bedachte,  dafs  der  er fte BuchftabeWi 

(wie  es  beaandigderFaliia)  für  A:  gefchrieben.ll^ 
möchte ,  fo  dafs  feine  Aufmerkfamkeit  auf  ein  W0 
gtrichtät  war,  walchea  mit  einem  faifchcn  Buoh^ 


Kap.  31.   V.  5.  293 

wdche  vor  dir  waren,    und  welche   Erkenntnifs 
empfingen,   indem  ihre  Augen  geöffnet  wurden, 


,' 


ben  anfing,  mit  einem  Buchflaben,  welcher  aller- 
dings in  der  Ausfprache  mit  dem  einerlei  iß,  für 
welchen  er  gefetzt  wurde,  aber  fehr  verfchieden 
in  der  Geßalt  und  nach  feiner  Stellung  im  Alphabet. 
Ich  habe  auf  diefe  Verfehen  Silv,  de  Sacys  ohne  Rück- 
halt hingewiefen,  weil  der  Ruf  diefes  gründlichen 
Orientalißen  zu  grofs  und  mit  Recht  zu  befeit  igt  iß, 
ib  dafs  er  dadurch  überhaupt  beleidigt  werden  k5nnte. 
Bnieben  niufs  man  bedenken,  dafs  in  der  Ueber- 
blBiing  eines  Werkes,  welches  nur  wenig  bekannt 
il,  und  in  einer  wenig  cultivirten  Sprache  aufgefun- 
iea  wurde,  einer  Sprache,  für  deren  Betreibung  die 
Mittel  fo  fehr  befchränkt  find,  Fehler  diefer  Art  hier 
«od  da  vorkommen  mögen,  ja  ich  möchte  fagen,  müßen» 

Das  Wort  vfl^^  ^l  habe  ich  verwittwet  über- 
Ictzt ,    weil  ihm  Ludolf  die  Bedeutung  vidualis  su- 

Echreibt.  Aber  da  AflC!««  von  welchem  es  ab- 
lammt, nach  derfclben  Auctorität  anus^  decrepita 
naiier,  matrona  aetate  provecta  ebenfowohl,  als  vi- 
laa  (feine  allgemeine  Bedeutung  im  N.  T.)  bedeutet, 

bbeseichnetwahrfcheinlich  Oß^^Q  '^«  hier  eben 
ibriel  ala  alt  und  abgelebt.  (L.)  Silv.  de  Sacy  (Jour- 
lal  des  Savans.   I822.  Octobre.   p.  594  —  5.)  gibt 

■war  mu,  dafs  Laurence^s  Äenderung  des  A  ♦  in  v  ♦ 
^ahiicheinlich  richtig  und  die  Wendung  des  Begrif- 
fes, welchen  er  in  dem  fo  erhaltenen  Worte  ver- 
(■cht,  fcharffinnig  fey,  behauptet  aber  dagegen,  dafs 
lie  von  Laurence  vorgenommene  Äenderung  des  Alf 
md  Ain  bedeutender  fey,  als  die  von  ihm  vorge- 
BOBmene  Yertaufchung   des  Beth  mit   5tem  Vokal 

V(\t}  gegen  Beth  mit  dem  6ten  Vokal  ("ilO^     AI- 


294  Kap.  31.  V.  5.   Kap.  32.  V.  1. 

und  fie  fahen,  dafs  fie  nackt  waren,  aber  aus 
Garten  vertrieben  wurden  *'^). 

Kap.     32. 

1.  Von  da  ging  ich  weiter  gegen  die  E: 
der  Erde ,  wo  ich  grofse  Thicre  fahe,  verfchi 
von  einander,  und  Vögel,  verfchieden  in  ihren: 
fehen  und  der  Geßalt,  auch  mit  Gelangen 
"rerfchiedenen  Tönen  ^°). 


Itrdinga  bleibt  hier  derfelbe  Confonant,  dort 
werden  swei  verwandte  Confonanten  verwec 
Jndefs  iß  es  doch  auch  gewiCs,  dafs  gerade  die 
wechfelung  diefer  beiden  ßuclißaben  im  Aetl 
fchen  BU  den  gewohnlichßen  Erfcheinungen  g 
und  alfo  keine  Schwierigkeit  machen  kann  (f. 
Anmerk.  12.  su  30,  i.).  Dagegen  fiimme  ich 
dß  Sacy  vollkommen  bei,  dafs  wir  über  di«  , 
viel  beftimmter  entfcheiden  konnten «  wenn 
grieobifche  Text  uns  vorläge.  Ueber  meine  e 
AuflFalTung  des  Ausdruckes  vidua  f.  die  folgende 
,    merkung. 

19)  Silv.  de  Sacy  hat  die  einzelnen  Satze  bloGi  1 
die  Copula  und  verbunden.  Der  Ausdruck  h 
wfihlt  nach  i  Mof.  3 ,  j^.  Y'  vgl.  V.  22.  Nati 
find  Adam  und  Eva  die  EITenden;  warum  lel 
verwittwtt  heifse,  ift  nicht  klar{  wahrfchei 
denkt  der  Verfafler  des  Buches  9  dafs  ihr  Man 
Tode  ihr  vorangegangen  fay.  Oder  foll  der 
druck  vielleicht  beiden  orhata  filio ,  mit  Beso 
Abel  9  deHen  Beüti  Ce  durch  Kains  Freveltha 
rapbl  wurde? 

so)  Det  mit  dtefem  Kapitel  beginnende  TheU  der  ^ 
deffitng  H^nodra  nach  den  wichcigften  Punktei 


Kap.  n.    V.  3. 


295 


2.     Gegen  Oßen  dieferThicre  nahm  ich  wahr 
ie  Enden  der  Erde,  wo  der  Himmel  aufhörte  '*)• 


Welt    bietet    für    die  Erklärung   ungleich   weniger 
Schwierigkeiten  dar,  aU  die  bisher  erklarten  Kapitel 
dta  Abfchnittea,  da  wir  uns  dort  auf  geographifchem 
Boden  befinden ,  hier  aber  lediglich  Volksmeinungen 
der  alten  Welt,  hie  und  da  auch  wohl  blofs  PriTatan- 
fichten  unferes  Referenten  über  die  Befchaffenheit  der 
Erde  und  des  Himmels  an  ihren  Enden  und  der  da- 
durch bedingten  Bewegung  himmlifcher  Körper  u.  f.  w. 
Tor  lins- haben.      Bisher  lieh  gewöhnlich  das  Pflan» 
senrejch  die  Farben  eu  dem  Gemälde,  in  dem  letzten 
Theile  des  Abfchnittea  dagegen  das  Tbierreich:   fo 
Cchon  Kap.  31 ,  l.     Obfchon  es  nicht  ausdrucklich 
gefagt  wird,  fehen  wir  doch  aus  Y«  2.,  dafs  Henoch 
Tom   Paradiefe  noch   femer   in   ofilicher  Richtünjg 
fortfcbreitet ;    jepfeita    deflelben    alfo    ift    die    mit 
fangreichen  Vögeln  und  andern  Tfaieren  angefüllte 
Gegend. 
II)  'Die  Enden  des  Himmels  und  der  Erde  find  an  der- 
felben  Stelle,  eine  auch  dem  A.  T.  nicht  fremde  An- 
ficht.    Der  Himmel  hat  an  feinem  öKlichen  Ende 
Thore ,  um  die  in  ihm  befindlichen  Geftime  heraus- 
gehen und  den  Bewohnern  der'Erde  fichtbar  werden 
sulaflTen.     Denfelben  Gegenftand  betrifft  auch  Kp.  35.; 
ausfuhrlicher  aber  yerbreiten  fich  darüber  Kap.  71  ff. 
Henöch  verzeichnet  die  Sterne,  wie  fie  aus  den  Tho- 
ren* treten,   weil   er   fie  d^  am   leichtefien  zahlen' 
konnte  und  dabei  eine  Verwechfelung  derfelben  ver> 
mieden  wurde.     Uri^Z  belehrt  ihot  weil  fich  die  Him- 
melskörper feiner  fpeciellen  Aufficht  erfreuen  (Kap.  74, 
7.) ;  L  Anmerk.  55.  lu  17,  i .     Nach  V.  3  —  4.  fchreibt 
HenoiJi  nicht  fdbft ,   foodem  der  Engel  daf  mif  die 


296  Kap    32.    V.  2  —  4. 

Die  Pforten  des  Himmels  Itanden  offen  ,  und  icb 
fahe  die  himmlifchen  Sterne  herausliommen.  Ick 
zählte  fie,  wie  fie  heraustraten  aus  der  Pforte 
und  fchrieb  fie  alle  auf,  wie  fie  herausl^amen  eine 
nach  dem  andern ,  nach  ihrer  Zahl ,  ihre  Namex 
allzumal y  ihre  Zeiten  und  ihre  Jahreszeiten,  f« 
wie  der  Engel  Uriel,  welcher  bei  mir  war,  fi. 
mir  angezeigt  hatte. 

3.  Er  zeigte  fie  mir  alle  und  verzeichnete  fie 

4.  Er  fchrieb   auch   für  mich  ihre  Namen 
ihre  Einrichtungen  und  ihre  Wirkungen  nieder. 


Geßime  Besiiglicbe  für  äenfelben  auf,  wahrend  V.  g 
dar  Patriarch  erzählt,  dafs  er  den  Namen  derfelbe 
und  UriePa  Bericht  über  IIa  verzeichnet  habe.  "Mm 
nufa  diefi  nicht  als  Widerfpnich  aufFaflen ,  fondar 
beides  fo  vereinigen,  dafs  Henoch  das  Gefcbäft  dfl 
AufTchreibens  unternahm ,  aber  aus  eigner  BeobiiA 
tung  aatürlich  nur  das  Wenigfte,  dagegen  aus  Urial.' 
für  ihn  unumgänglicher  Belehrung  das  Meiße  Cchöpfiii 
Dem  mündlichen  Unterrichte  des  Engels,  auf  wddbn 
Henoch  feine  Niederfchrift  voriugsweife  baCrte 
ein  fchriftlicher  sur  Seite»  damit  die 
über  den  fcbwierigen  Gegenftand'  vollkommen 
faflend  und  genau  würde,  mit  Abfcbneidung  alles  Jjfi 
thuma,  welcher  Geh  in  Henoch's  Wiedergabe  der 
liehen  Relation  hatte  einfcbleicben  können, 
fonftwirdim  B.  Henoch  fchriftlicheBelehxnngerthJl 
(Kap.  39,  I.  go,  I  —  2.)  "-"  Laurßnce  fchiebt  vor  M 
Worten :  „ihre  Namen  aUzumal**  £ur  Verdeutliclivtfi 
den  S«ts  ein:  „ich  fchrieb  nieder  ,'•  welcher  ]edd8 
nicht  nothigift.  Ebenfo  hat  er  denSchiufs  des  3M 
Ytrfea  fo  gefafst:  „und  fchrieb  nieder  (eine  Befchaii 
boDg  vMi)  ihnen/ ^ 


Kap.  33.    V.  1^2.  297 

Kap.     33. 

1.  Von  da  ging  ich  gegen  Norden**),  zu 
im  Enden  der  Erde. 

2.  Und  da  fahe  ich  ein  grofses  und  herrliches 
an  den  Enden  der  ganzen  Erde. 


12}  Henoch  durchwandert  die  4  Weltgegenden,  wen« 
det  fich  alfo  von  ORen  aus  zunächft  nach  Norden, 
hnn  nach  Weiten  ( Kap.  34. ) ,  hierauf  nach  Süden 
(aSi  I.)  und  kehrt  dann  nach  Often  zurücK  (35»  2.). 
Ucberall  lieht  er  eine  Anzahl  Thore,  deren  Befiim- 
nng  freilich  nicht  üherall  diefelbe  ilt.  Die  Thoro 
fe  Morgengegend  bewirken  den  Aufgang  der  Ge- 
fime  (33  9  2.  35 ,  3.) ;  denen  in  der  Mitternachtsge« 
ftai  konnte,  da  der  Berichterßatter  auf  die  Erfchei-  , 
miBgen,  wie  Ce  fleh  uns  darftellen»  RückGcht  niinnit, 
keine  Beziehung  auf  die  Himmelskörper  gegeben  wer- 
leo.  Dagegen  zeigte  die  Erfahrung ,  dafs  die  Nord- 
h£t  kalt  fey,  fo  namentlich  auch  in  Faläflina  (vgl. 
«CM.  Entw.  der  hebr.  Alterth.  S.  2630-  Daher  die 
T«  3,  autgefprochene  Vorftellung.  Wenn  aber  auch 
Tbaa  und  Regen  vom  Wehen  des  Nordwindes  abge- 
lotet wird,  fo  kommt  diefs  daher,  dafs  der  Thau  doch 
mr  in  der  kühlem  Nacht  fallt,  und  die  Regenzeit 
aidit  leiten  von-  Kälte  begleitet  wird  (f.  a.  a.  O. 
S*  350— 51.)  I  xinfer  Buch  aber  alle  Kälte  undt  was 
Ittiit  sulammenhängt  dem  Norden  eufchreibt.  Wahr- 
^^läeinlich  follen  diefe  durch  das  mildere  Wehen  aus 
im  einen  Tbore  (V.  4.)  veranlafst  verden,  während 
KiUe,  Hagel,  Froft  und  Schnee  Folge  des  Windes  der 
■iden  andern  find.  ,  Aufser  dem  auch  von  mir  der 
IfAfatlichkeit  wegen  fupplirten  Worte  „anderen**  er- 
last Laurence  noch  das  Subßantiv  „Pforten.^*  Ob 
Sdi  auber  den  drei  Pforten ,  welche  getrennt  waren 


298       Kap.  33.  V.  3  —  4.  Kap.  34.  V.  1  —  2. 

3.  Ich  fahc  da  himmlifche  Pforten,  lieh  ö! 
nend  in  den  Himmel;  drei  von  ihnen  deutlii 
getrennt.  Die  Nordwinde  kamen  aus  ihnen  he 
aus,  und  weheten  Kälte ,  Hagel,  Froft,  Schnc 
Thau  und  Regen. 

4.  Aus  einer  der  Pforten  weheten  fie  mil 
doch  weheten  fie  aus  den  zwei  (anderen),  , 
gefchahe  es  mit  Heftigkeit  imd  Gewalt.  Sie  w 
heten  Itark  über  die  Erde. 

Kap.     34. 

1.  Von  da  ging  ich  zu  den  Enden  der  W^ 
gegen  Welten, 

2.  wo  ich  drei  offene  Pforten  wahmaha 
fo  wie  ich  in  dem  Norden  ^^)  gefehen  hatte;  2 
Pforten  und  Wege  durch  fie  waren  von  gleidi 
Gröfse. 


(V.  3.),  noch  andere  dort  befanden ,  ill  nicht  geb^ 
nach  34,  2.  35,  X.  2.  find  ihrer  in  Weften,  Sud 
und  Often  je  drei. 

23)  Laurence  bemerkt,  es  flehe  im  Äethiopirchen  Oß^ 
erklärt  diefs  jedoch  für  einen  offenbaren  Fehler  nflj 
dem  Contexte.  Allerdings  war  Kap.  33,  3.  von  Jb 
folchen  Himmelspforten  die  Rede.  Es  liefse  (ich  Jtß 
die  UTCprÜDgliche  Lefeart  mit  RückCcht  lauf  Kap.  39j( 
Tertheidigen  *  bei  der  Vergleichung  wäre  dann  tß 
auf  die  Befcha£Fenheit  der  Thore»  nicht  aber  BOgU|B 
auf  ihre  Anzahl  Rücklicht  genommen.  Ueber  9 
Zweck  der  Pforten  in  der  abendlichen  Gegend  fchwdi 
der  y erfafler.  Höchft  wahrfcheinlich  follen  darc^! 
die  Geftime  untergehen  (vgl.  Kap.  71,  2—4*-^ 
X5. 17  ff.) ;  es  erhellt  diefs  auch  fchon  aus  der  Be|ifl| 
mung,  welche  den  Thoren  der  entgegengefetsteafitf 
nol^egcnd  beigelegt  wird  (32,  2.  aSt  ^0» 


Kap.  35.    V.  1—2.  299 

Kap.     35. 

Alsdann  ging  ich  zu  den  Enden  der  Erde 
Süden »  wo  ich  drei  Pforten  fahe,  offen  ge- 
iden,  aus  welchen  ausitrömte  Thau,  Hegen 
«nd«). 

Von  da  ging  ich  zu  den  Enden  des  Hirn- 
)  oftwärts,  wo  ich  drei  himtnlifche  Pfor- 
he,  offen  gegen  Ofien,  welche  innerhalb 
:e  Pforten  hatten.  Durch  jede  diefer  klei- 
Pforten  gingen  die  Sterne  des  Himmels  und 
gegen  Weften  auf  einem  Pfade,  welcher  von 
gefehen  wurde,  und  diefs  zu  jeder  Zeit. 


Die  Zahl  der  Pforten  bleibt  wie  bei  den  TOrhergehen- 
I Weltgegenden.  Am  dem  Süden  gehen  die  Himmels« 
:per  nicht  hervor,  daher -ift  die  auf  ihn  Heb  bezie- 
ide  Darftellung  derjenigen  ähnlich ,  welche  beim 
rden  (Kap.  33,  3.)  vorkam ,  nur  mufste  die  Kalte 
1  ihre  Begleiter,  Hagel,  Schnee  und  Froft,  hier  weg- 
iben,  als  der  Wärme  der  Südgegend  unangemelTen, 
Is  wird  mit  den  Ausdrücken:  Enden  des  Himmels^ 
den  der  Erde  und  Enden  der  Welt  abgewechfelt 

•»  !•  2.  33t  I.  34»  I-  35j  !•)»  ^^il  »^Jö  ^'ci  zufam- 
nfallen;  vgl.  Anmerk.  21.  zu  Kap.  32,  3.  Kleinere 
iiren  lind  innerhalb  der  grofsen ,  wie  oft  io  nn- 
1  Thorflügeln  wenigftens  eine  Pforte  angebracht 
Sie  dienen  als  Ausgangspunkte  für  die  einzel- 
I  Sterne,  welche  ihrem  Umfange  nach  beimDürch- 
Ige  der  Oeffnung  des  Ganzen  nicht  bedürfen. 
urence  fupplirt  am  Ende  des  Vcrfes  bei  dem  Worte 
•«ü^*  zurVerdeutlichuiigdelTelben:  „ihrer  Erfchei- 
ig.**  Ebenfo  hat  er  V.  3.  zu  ^y[ake^*'  als  Object  das 
»nomen  ^^jie*^  ergänzt  und  nach  dem  Satze:  , «jeder 
€*'  liigt  er  hinzu:  *,,in  welcher  fie  erfchienen.*' 
I  erfta  waA  dritte  Ergänzung  halte  ich  für  utrnö- 


300  Kap.  35.  V.  3.    Kap.  37.  V,  1. 

3.  Als  ich's  fahe,  pries  ich ;  jeder  Zeit  pi 
ich  den  Herrn  der  Herrlichkeit  *^) ,  welcher  di 
grofsen  und  prächtigen  Zeichen  gemacht  hatte, 
mit  fie  entfalten  möchten  die  Pracht  feiner  We 
den  Engeln  und  den  Seelen  der  Menfchcn,  c 
damit  diefe  verherrlichen  möchten  alle  feine  W« 
und  Thaten,  fehen  möchten  die  Wirkung  feil 
Macht y  verherrlichen  möchten  das  grofse  W< 
feiner  Hände ,  und  ihn  preifen  bis  in  Ewigkeit 

Kap.    37.  «0     See  t.  VI.  ^'^) 

1.     Das  Geficht,  welches  er  fahe,  das  zwe 
Gelicht  der  Weisheit,    welches  Henoch  fahe,  i 


thig,  und  bei  dem  Worte  ^^fake*^  ift  es  unBroi 
befler,  fich  unter  dem  Objecte  nicht  blofs  die  Sur 
fondern  alles  das,  was  Henoch  gefchauet  hattet' 
denken  und  aifo  das  Fronomen  es  zu  ruppliren,  f§ 
cbes  bekanntlich  auch  im  A.  T.  nicht  feiten  en^ 
lalTen  wird. 
26)  Herr  der  Herrlichkeit  ^  wie  22,  15.  24,  g.  vi 
Henoch  fühlt  fich  durch  das  Gefebene  zumLobeGE 
tes  ermuntert  (vgl.  Anmerk.  97.  zu  24«  !!•)•  S 
Geßirne  (denn  diefe  find  wohl  unter  den  2Mi| 
zuverfiehen  und  der  Ausdruck  ift  gewählt  aus  xBJl 
Xf   14*)  dienen  vorzüglich  dazu,  Gottes  Grofa^y 


▼eranfchaulichen  und  es  liegt  in  ihnen  demnach  m 
befondere  Aufforderung  für  die  mit  Vernunft  h^M 
ten  Wefen ,  die  Weisheit  des  Weltenfcböpfers  nß 
erkennen  und  ihrer  rühmend  zu  gedenken.  /^ 

37)  Das  36fte  Kapitel  kommt  nicht  in  dem  ManuCaiS 
▼or.   (  L. ) 

2g)  Nach  der  FariCer  und  £odlejanifchen  HandTcki^ 
(£n)    Mit  diefer  Section  beginnt  eine  neue  Rä* 


Kap.  37.    V.  1. 


301 


lohn  des  Jared,  des  Sohnes  Malaleel,  des  Sohnes 
tuian,   des  Sohnes  Enos,   des  Sohnes  Seth,    des 


r 


Ton  VifioncDi  welche  fireng  genominen  erß  mit  Ende 
der  I2ten  Section  aufhört,  oder,  um  es  anders  zu  be- 
leiduien,  Kap.  37  —  70*  umfafst.     Vgl.  oben  in  der 
Ein].  S*  13  und  z6. ;  damit  fiimmt  auch  Silv.  de  Sacy 
(Journal  des  Savans.  ig22.  Octobre.  p.  589*)  uber- 
[i  ein,  den  ich  bei  AbfalTung  der  Einleitung  nicht  be« 
mtzen  konnte.     Die  durch  die  Eingangsworts  Kap. 
3?il.  vorbereitete  Vüion  wird  in  denfelben  das  zweite 
fitCcht  genannt  9  während  Cch  doch  bis  hieher  meh- 
m  Vißonen  unterfcheiden  laflen ;  nämlich  Kap.  13, 
9'«  I4v  8  ^*  179  I  ^*     Wollte  man  aber  auch  Kap. 
13«  9  bis  169  5>  uod  die  von  Kap.  17  —  35.  fortlau- 
ümde  Reihe  von  Gefichten  nur  als  zwei  betrachten, 
ib  wäre    doch   das  hier  beginnende  das  dritte  und 
licht  das   zweite.     Man  hat  den  Ausdruck  wohl  fo 
n  nehmen,    dafs   Geficht  nicht  Vifion  im  firengen 
Sinne  des  Wortes  fey,  fondern  derVerfalTer  darunter 
üe  Folge  von'  Darßellungen  verliehe,  welche  theils 
ia  der  Form  von  Tifion ,  theils  aber  auch  in  anderer 
Gcflalt  bisher  gegeben  worden  war.     Dafs  jene  Ka- 
.yitel  in  einem  mehr  oder  minder  deutlichen  Zulam- 
'■enhsnge  fiehen,  ift  gewiTs  und  auch  fchon  von  Silv. 
[ieSmcy {Joutual  des  Savans.  1822.  Octobre.  p.  588  — 
pl9>)   bemerkt  worden.      Denn   nach  der  Einleitung 
[in  Buches   oder  erßen  Section  (Kap.  i  —  6.)  folgt 
iCs  Gefcbicbta  der  Engel,  welche  den  Himmel  ver- 
rfafsen,  am  iich  mit  irdifcben  Weibern  zu  verbinden 
^  in  diefer  Verbindung  Giganten  das  Dafeyn  ga- 
kof  aber  auch  geheime  Kenntnifle  verbreiteten  (Sect. 
3—3«  oder  Kap.  7 — 16.).     Die  4te  Section  (Kap. 
,17'^ai.)  fetzt  jene  Eraählung  voraus,  indem  fie  ent- 
ifchisden  darauf  anfpielt  (Kap.  X9,  I  ff.  2I>  6.)  und 


302  Kap.  37.    V.  1. 

Sohnes  Adam*^).     Dicfs  ift  der  Anfang  des  W 
tes  der  Weisheit,   welches   ich  erhielt,    zu  ^ 


ift  FortfetKung  derfelben,  indefs  manches  bisher  i 
nicht  Berührte  einwebend.  Am  wenigften  ficb 
iß  der  Zufammenhang  swilcben  Kap.  I..—  2I*  ei 
feits  und  Kap.  23  —  35*  oder  der  5ten  Section  anc 
feits.  Wahrfcheinlich  kommt  aber  der  Verfaflez 
die  darin  erzählte  Darftellung  durch  die  bereit 
Sect.  3  und  4.  vorgetragenen  Schilderungen  Ton 
genden  und  Orten,  welche  den  Menfchen  entwi 
ganz  yerborgen  zu  bleiben  pflegen  oder  doch  nnri 
nahmsweife  ihnen  zuganglich  werden  (Woha 
Gottes  Kap.  14.;  BehältnilTe  des  Lichtes,  Blil 
Donners,  Ort  der  Abgefchiedenen  u.  f.  w.  Kap.] 
BehältnilTe  der  Winde,  Eckftein  der  Erde,  PM 
Engel ,  Säulen  des  Himmels  u.  f.  w.  Kap.  ig« ;  S| 
orte  der  Sterne  und  Engel  Kap.  13  — 19.  und  I 
Denn  der  Inhalt  der  ^ten  Section  ( Kap.  22  -*  ] 
ift  fireng  genommen  nur  Fortfetzung  diefer  Dat 
lang.  Betrachtete  alfo  der  Referent  diefe  Reihe- 
Kapiteln  als  ein  Ganzes,  fo  konnte  er  allerding|si 
was  darauf  folgt ,   ein  zweites  Gefleht  nennen. 

29)  Diefer  Satz  bildet  eine  Art  Ueberlchrift,  in  1 
eher  daher  auch  von  Henocli  in  der  dritten  N 
gefprochen  wird ;  fo  auch  Kap.  i,  i.  (  vgl«  dasn^i 
merk.  6);  12,  I  flF.  (vgl.  dazu  Anmerk.  74.)  flf 
her  redet  der  Patriarch  wieder  felbft,  wie  in  deal 
hergehenden  Abfchnitten;  fchon  V.  i.  ift  der  Üi 
gang  in  die  erße  Perfon.  Merkwürdig  ift,  dabl 
und  nicht  in  frühem  Abfchnitten  die  Genealogitf^ 
noch*s  beigefügt  wird;  denn  da  der  Lefer  iir^ 
Vorhergehenden  mit  dem  Patriarchen  hinreichen^ 

/> kennt  geworden  ift,  erfcheint  diefe  Zugabe  ■]•'< 
nütz.     Wäre  der  Auffatz  von   einem  anderen  1 


Kap.  37.    V.  1.  303 

I 

indigen  und  zu  erzählen  denjenigen,  welche 
if  Erden  wohnen.  Höret  von  dem  Anfange  tfn 
ad  verliehet  bis  zu  dem  Ende  die  heiligen  Dinge, 
eiche  ich  ausfpreche  in  der  Gegenwart  des  Herrn 
er  Geilter  ^).  Diejenigen ,  welche  zuvor  wa- 
rn, hielten  es  für  gut',  zu  fprethen, 

falTery'fo  iiefse  es  fich  wohl  erklären;  diefer  muTste 
aber  doch  jene  Kapitel  vor  fich  gehabt  haben*  Sind 
aber  su  diefer  Annahtae  völlig  hinreichende  Gründe 
nicht  vorhanden,  fo  möchte  ich  glauben,  dab  die 
folgende  Abtheilung  ^ea  Buches  nicht  fogleich  nach 
Vollendung  der  vorhergehenden  aufgefeta^t  worden 
fey,  tondem  der  VerfalTer  des  Buches  den  Gegen- 
fiand  erft  nach  einiger  Zeit  wieder  aufgenommen  und 
fortgeführt  habe.  Darum  bezeichnet  er  die  Ferfon 
deeHenoch  genauer.  Die  Genealogie  i&  nach  iMof. 
5.  gemacht.  Die  Namen  erfcheinen  mit  Ausnahme 
zweier  QKanan  für  Kenan  und  Malaleel  für  Maho" 
hdeel)  in  der  dort  vorkommenden  Geftalt.  —  Mit 
den  nach  der  Ueberfchrift  folgenden  Worten  fucht 
Henoch  die  Aufmerkfamkeit  auf  das ,  was  er  fsgen 
will,  zu  lenken  und  ein  lebhaftes  In'terelTe  dafür  zu 
erregen ,  in  einer  Weife,  welche  auch  den  biblifchen 
Darfiellungen  nicht  fremd  ifi ;  vgl.  s.  B*  Sprichw.  I. 
Wort  der  Weisheit  fieht  natürlich  coUective  und  ift 
von  dem  Inhalte  des  folgenden  Abfchnitces  zu  ver- 
fiehen«  in  welchem  überhaupt  die  Weisheit  öfters 
erwähnt  und  felbft  perfonificirt  (Kap»  42.}  wird. 
^)  Diefe  Bezeichnung  Gottes  iß  in  den  folgenden  Ka- 
piteln die  gewöhnlichße,  nämlich  37,  2.-38»  ^-  4-  ^* 
39»  2-  7 — 9-  "•  40f  1—2.  4 — 7.  41,  I.  4 — 6. 
43,  2.  45i  1  —  2.  46,  2.  4—6.  47,  1.2.4.  48. 
2 — 4*  6.  II.-  48  b,  2.  4.  49,  2 — 4.  50,  3-  51»  5- 
10,  52,  2.  6.  53>  5—7-  54»  4  — 5-  ^^$  5-   56»  3«  5. 


X      ** 


304  Kap.  37.  V.  2. 

2i     undlafst  uns,  welche  nachkommen,  nici 


57,  2.  4-  59»  5-  9«  14-  6o,  3.  7.  10  —  J2.  14.  3 
61,  2.  14—16.  Ig.  62,  1  —  2.  16.  63»  3 — 4-  t 
9 — 10.  65»  3«  66,  9.  II  — 12.  68,  34 — 35.  i 
69,  I-  70,  3.,  während  fie  eben  fo  wenig  in  i 
diefer  AbtheiluDg  vorausgehenden  Kap.  i  —  35.,  sc 
in  den  derfelben  nachfolgenden  Kap.  71  — 105«  1 
getrofiFen  wird.  Diefer  Umftand  könnte  allerdii 
die  Vermuthung  erregen,  dafs  Kap,  37— :.7o.  % 
einem  änderen  YerfalTer  herrührten,  bei  welcher  J 
nähme  (ich  denn  das  Yorfügen  einer  Ueberfchrifit  C 
leicht  erklären  liefse.  Auf  andere  Momente,  VI 
che  diefe  Hypothefe  unterßützen  konnten »  wirC' 
den  Anmerkungen  ferner  hingewiefen  werden.  Hi 
SU  überfehen  ift  dieAeufserung,  dafsHenoch  Cmml 
lehrungen  in  Gegenwart  Gottes  ausfprecha.  Er  ^ 
unRreitig  damit  zu  erkennen  geben,  dafs  er  fichSpi 
an  die  Wahrheit  halte;  das  höchfte  Wefen,  weldi 
ihn  der  Offenbarung  würdigte,  ift  unfichtbar  vafjt^ 
und  würde  es  alfo  gleich  bemerken,  wenn  Heatji 
Ton  dem  abwiche ,  was  ihm  zur  Y erkündigiiDg  ii 
hüllt  worden  ift.  Am  Ende  des  Yerfea  hatJLanr«! 
dem  Silv,  de  Sacy  (Journal  des  Sav.  igia*  Octfll 
p.  589*)  ^^'^g^*  ^^e  Partikel  vor  gewählt  und  ip 
derfelben  das  Fronomen  uns  fupplrrt  („  beföre  wi 
dem  Sinne  nach  ift  diefs  allerdings  ganz  richtig} 
Henoch  fucht  durch  die  Nachricht,  dalii  Au 
fahren  (,,  Ceux  qui  nous  ont  precedes**  gibt  eä 
de  Sacy)  an  der  Rede  (natürlich  der  verftändigi 
weifen)  Wohlgefallen  fanden,  feine  Lefer 
hörer  zur  willigen  Aufnahme  und  Befolgniig 
Lehre,  die  er  noch  dazu  als  Weisheit  b< 
geneigter  zu  machen.  Noth wendig .  ift  indi 
Ergänzung  nicht;    denn  nach  meiner,  dem 


Kap.  37.    y.  2.  30S 

erhindern  den  Anfang  der  Weisheit  '')«  Bis  zu 
er  gegenwärtigen  Zeit  ift  niemals  gegeben  wor* 
[en  vor  dem  Herrn  der  Geifter  das»  was  ich  erhal« 


1 

fchen  «Geh  noch  naher  anfcbliefseadan  Uebertragung 
ift  diefer  Gedanke  ebenfalla  in  den  Worten  nnd  leicht 
sn  erkennen* 

■ 

31)  Statt  verhindern  („obftmct*^  bei  Lawrence^  Tagt 
Sihf.  de  Saey  verfchweigen  (ne  celoni  point),  was 
anch  einen  gnten,  aber  tn  unfern  Zufammenhang  we- 
niger paffenden  Sinn  gibt.     Denn  das  Verfchweigen 
der  Weisheit  könnte  nur  von  dem  Inhaber  derfelben, 
d.  £•  Ttm  Henoch  geCchehen*    Dagegen  ift  das  Ver« 
bindern  derfelben  Sache  derer,  su  denen  er  fpricbt. 
Die  Weisheit  beginnt  er ft ;  bisher  berrfchte  Tfaorheit. 
Henocb  wurde  damit  vor  dem  Herrn  der  Geifter  (f. 
auch  39,  g.)  begnadigt,  natürlich  auch  von  demfelben, 
obfehon  er  diels  nicht  fagt.     Um  den  Werth  der  em« 
püangenen  und  jetzt  mitzutheilenden  Offenbarungen 
recht  hervorzuheben,  vergleicht  er  fie  mit  folchen, 
deren  vor  ihm  Menfchen  gewürdigt  worden.      Sie 
überfteigen  aber  feine  Geiftesfahigkeiten  nicht.     Laii- 
renee  gibt  in  einer  Note  unter  dem  Texte  noch  eine 
andere  Uebertragung :  gemaft  dem ,  was  ick  gedacht 
habe  („according  as  I  häve  thought  *'} ,  welche  aber 
der  andern  nacbfteht.     Dagegen  ift  am  Ende  des  Ver« 
JJBS  die  in  der  Note  baEndliche  und  von  mir  berück« 
fichtigte  Üeberfetaung:   „^irhich  bas  been  given  to 
me  hj  bim**  der  von  Laurence  in  den  Text  aufgo* 
oommenen :  „das,  was  ich  von  ihm  empfangen  habe** 
unbedenklich  vorzuziehen,  da  letztere  Worte  fchon 
in  dem  Yerfe  vorkamen,  und  wie  tint  Laurence* j  Note 
erhellt,  dem  Aethiopifchen  nicht  ganz  entfprechen. 
Mit  diefer  im  äthiopifcfaen  Texte  ftehenden  paiHven 
Form  verknüpft   fich  nun  auch  das  Folgende  ganz 

BiichH«Boeh.  20 


306  Kap.  37.    V.  2  —  3- 

ten  habe,  Weisheit  nach  der  !^higkeit  m 
Einficht  und  nach  dem  Wohlgefallen  des  i 
der  Geifter;  das,  'was  niir  von  ihm  ift  ge« 
worden,  ein  Theil  des  ewigen  Lebens, 

3.     war  in  hundert  und  drei  ^)  Para 


ohne  Zwang;  die  Worte;  ein  Theil  des  ewigi 
hens  find  nämlich  Appofition  zum  Subjecte  des  S 
Der  3te  Vers  beßebt  nicht  für  ücb ,  fondero  e 
eift  die  Angabe  deflen,  was  Henocb  von  de: 
verliehenen  Weisheit  fagen  will.  Laurenee  übi 
dieTs  und  wurde  dadurch  genöthigt,  nicht  allei 
V«  3.  einen  neuen  Satz  zu  beginnen»  fondem  ig 
fange  deflelben  die  Worte:  ^^IVas  ich  empjm^ 
ihm*^  einzufcbieben.  Silv,  de  Sacy  (a.  a.  O.) 
fcbon  er  nicht  den  Originaltext,  fondern  nur 
rence^s  engliCche  Ueberfetzung  vor  Augen  hat 
a.  a.  O.  p.  587.  Note) ,  überträgt :  ,,ce  que  |*a: 
.  en  don  da  lui,  efi  une  portion  de  la  vie  eterai 
^toit  compris  dans  cent  trois  parables/^  Die  < 
barung,  welche  Henocb  empfing,  heifst  ein  Tbl 
ewigen  Liebens ,  infofern  diefes  nothwendig  rti 
Erkenntnifs  vorausCetzt.  Diefer  Zurats  hat  i 
ben  Zweck,  wie  das  Vorhergehende,  nämlich  a 
von  Henocb  mitzatheilende  Belehrung  aus  allen 
ten  die  Aufmerkfamkeit  zu  lenken. 

33)  Mit  diefer  Angabe  ift  die  im  B.  Henoch  e&di 
Zahl  von  Parabeln  nicht  im  Einklänge«  De; 
befchrinkt  fich  auf  drei :  Die  erfie  enthalt  Kan 
44.  oder  den  übrigen  Theil  der  6ten  Secttoai 
zweite  Kap.  45  —  55.  oder  die  Tte  und  gte  Si 
und  die  dritte  Kap.  56 — 6g.  oder  die*  pte  bi 
Section.  VgL  Einleit.  S.  12.  Silv.  de  Smc 
muthet  daher  (Joum.  des  Sav.  ig!22.0ctobr*  p.' 
dafs  hier  in  im  Haadfchiiftea  ein  Fehler  fr 


Kap.  37.    V.  3.  307 

Iche  ich  den  Bewohnern  der  Welt  vetkündigte* 

der  Urheber  des  Buches  gefchrieben  haben  mochte: 
,fiD  drei  Parabeln.'*  Eine  folche  Cormptel  konnte 
nun  fchon  in  dem  griechifcben  Texte»  aua  dem  die 
athiopifche  Ueberfetznng  flofs^  gewefen,  oder  auch 
erft  in  letaterer  entfianden  £ejn.  Sie  konnte  leidht 
entftehen»  wenn  nicht  das  Nomen  nnmerale ,  fondern 

das    Zahlzeichen   (^7'   im   Griechifcben,    PPl    im 

Aethiopifchen)  gefetzt  worden  war.  Will  man  einb 
folcbe  Verderbnifs  der  Stelle  nicht  zugeben,  fo  müfste 
der  Verfaflfer  des  Buches  glauben  macben  wollen, 
dafs  Henocb  aufser  den  Parabeln,  welche  in  dem  von 
ihm  benannten  Buche  ftehen,  noch  andere  emp£iiH 
gen  habe,  die  alfo  wohl  blofs  mündlich  vorgetragen 
und  nicht  durch  Schrift  fixirt  worden  wären.  Ueber 
den  Ausdruck  Parabel  f.  in  der  Eioleit.  S.  13.  Nach 
den  3  Parabeln  folgt  in  der  fehr  kurzen  I2ten  Section 
(Kap.  69 — 70.)  der  Schlufs  des  ganzen  Abfchnittes, 
deifen  Zweck  Silv.  de  Sacy  (a.  a«  O.)  in  Entruckung 
Henoch's  zum  Wohnßtze  Gottes  und  Darftallung  def- 
felben  vor  der  göttlichen  Majeftät  fetzt.  Schon  in 
der  3ten  Section  (Kap.  12  ff.)  wird  Henoch  sum  Him- 
mel aufgehoben,  allein  nicht  etwa  blofs,  um  ihn  zu 
fchauen,  fondern  behufs  einer  Offenbarung.  Auch  in 
der  vorliegenden  Abtheilung  des  Buches  kann  die  Auf- 
nahme Henoch's  in  die  Nahe  Gottes  nicht  alleiniger 
Zweck  feyn,  fondern  wird  vielmehr  nur  dazu  dienen, 
ihm  gewiffe  Wahrheiten  zu  enthüllen.,  sngleich  aber 
eine  deutliche  Anfcbauung  der  überfinnlichen  Welt, 
befonders  mit  Rücklicht  auf  die  Gerechtigkeit  der 
YorfebuDg,  zu  gewähren  und  einen  Blick  in  das  ge» 
heime  Walten  Gottes  in  der  Natur  thun  lu  laflen. 
Vgl.  die  Uaberücht  des  Inhaltes,  welche  ich  in  der 
Einleit.  S.  12  -—  x6.  gegeben  habe. 

20  ♦ 


308  Kap.  38.    V.  1-8. 

K  a  p.     38. 

1.  Erste  Parabel  ^^).    Wenn  die  Verfa 
lung  der  Gerechten  wird  offenbar  Werden, 
Sünder  für  ihre  Verbrechen  gerichtet  und  be 
werden  in  dem  Angelichte  der  Welt , 

2.  wenn  Gerechtigkeit  wird  offenbart 
den  in  der  Gegenwart  der  Gerichten  felbft,  wi 
werden  ausetwählt  werden  wegen  ihrer  Werk 

^3)  Diefe   fogenannte   Parabel,    welche   mit  Ka] 

fchliefst  (f.  die  Ueberfchrift  zu  Kp.43.)>  beginn 

Andeutungen  des  traurigen  Gefcliickes  der  Gott 

am  gTofsen  Gerichtstage  (Kap.  3g,  1  —  39,  7.)^  i 

(von  Kap.  39 ,  3.  an)  eine  Vifion  HenocL'a  im 

mel    angefchloflen  wird.     Da    das  ganze  Buch 

Periode  im    irdifchen    Leben  Henoch*8   vorauf I 

kann   das  Verweilen   deiTelben  im   Himmel   nni 

temporäres  feyn.     Ganz  deutlich   erhellt  diefs  a 

wie  bereits  Silv,  de  Sacy  (a.  a.  O.  p.  59CX)  and< 

aus  dem  Inhalte  von  Kap.  69 — 70.   (vgl.  An« 

zu  dief.  Kap.).     Der  Anfang   diefer  erfien  Pai 

hangt  übrigens  mit  der  folgenden  Vifion  nur  loli 

Timmen  (f.  Anmerk.  zu  39, 1  und  3.).   Unfer  Kapiti 

öffnet  ficb  mit  der  Frage,  wohin  die  Gottlofei 

Gerichtstage  fich  bergen  könnten  (V.  i — 2.)' 

türlich  Toll  die  Antwort  feyn:    nirgends  ift  füi 

Sicherheit  und  Ruhe.  Der  Verf.  bezeichnet  am  Sdl 

von  V.  3.  ihr  trauriges  Loos  auf  ganz  gleiche  W 

wie  Jefus  Matth.  a6,  24.  Mark.  14,  21.  daa  U 

Verrathers. 

34)  fVerke,    natürlich  gute;   Laurtnet  erganst  i 

diefa  Adjectivura  in  der  Ueherfetiung.     Gewogt 

prägnant  su  verRehen :  richtige  genau  gewogen,  k 

halb  Laur^Hce  des  Ad verbium  einfchiebt ;  der  i 

druck  übrigens ,  wie  oft  im  A.  T.  ^  f.  auch  Hen.  4! 


Kap.  38.    V.  2—4,  309 

I  von  dem  Herrn  der  Geifier,  und  wenn 
iC  der  Gerechten  und  der  Auserwählten» 
auf  Erden  wohnen,  wird  offenbart  wer- 
Mnrd  die  Wohnung  der  Sünder  feyn  und 
?latz  des  Friedens  für  diejenigen ,  welche 
m  haben  den  Herrn  derGeifier?  Es  würde 
efler  gewefen  feyn,  fie  wären  nie  £;ebo- 
len. 

Wenn  auch  die  Geheimnifle  der  Gerech- 
srerden  enthüllt  werden ,  dann  werden 
gerichtet  und  gottlofe  Menfchen  gequält 
regenwart    der  Gerechten  und   der  Aus- 

Von  diefer  Zeit  an  werden  diejenigen, 
ie  Erde  befitzen,  nicht  (mehr)  mächtig 
i  erhaben  ^).     Und  nicht  f ollen  fie  fähig 

lOch  meint ,  wenn  das  in  Erfüllung  gebt ,  was 
loch  als  Geheiniuifs  gilt  und  nur  durch  höhere, 
u  Theil  gewordene  Offenbarung  kund  wurde. 
mnifs  hier,  wie  [xuary^^tov  im  N.  T. ,  unbekannte 
icfat  über  etwas.  Der  Genitiv  bezeichnet  den 
fiand,  auf  welchen  (ich  die  zur  Zeit  verbor« 
Kunde  besieht;  ähnlich  find  Verbindungen, 
eheimniire  der  Blitze ,  des  Donners  (Kap.  57, 
,  Geficht  der  Strafe  (13,  9.).  Geheimnifs  ift 
das  eiaftige  herrliche  Loos  der  Frommen ,  wie 
».  I,  7  —  8*  6,  9  ff.  10,  23  ff*  fchon  angedeutet 
Das  traurige  Schickfal  der  Gottlofen  fall  den 
iten  nicht  unbekannt  bleiben;  daher  erfolgt 
ntfcheidung   gegen  jene   in  ihrer   Gegenwart. 

Tischt  der  Erde  hilft  dann  nichts  mehr,  fon- 
ift  gebrochen;  vgl.  Apok.  6,  15  ff-  Laurtnce 
itzt:  „fie  werden  aufhören  mächtig  —-—zu 
^*  gibt  aber  in  der  Aumerkung  die  von  mrir  füf- 


310        Kap.  38-  V.  4  —  6.  Kap,  39.  V.  1. 

feyn ,  zu  fchauen  das  Antlitz  der  Heiligen 
das  Licht  des  Antlitzes  der  Heiligen,  der  Ger 
und  der  Auserwahlten  ilt   gefehen  worde 
dem  Herrn  der  Geißer. 

5.  Gleichwohl  foUen  die  mächtigen  ] 
jener  Zeit  nicht  vernichtet,  fondem  in  die 
der  Gerechten  und  der  Heiligen  geliefert  m 

6.  Und  nicht  Tollen  fie  von  der  Zeit 
barmung   erhalten   von   dem  Herrn   der  ( 
dieweil  ihr  Leben  vollendet  feyn  wird, 

K  a  p.     39. 

1.     In  jenen  Tagen  wird  das  auserwahl 
heilige   Gefchlecht  herabfieigen  von    den 


genoiDinene  wörtlichere  Uebertragung.  Das 
der  Auserwählten  blendet  die  Sünder,  fie 
den  Glans  delTclben  nicht  ertragen ,  welche 
den  Anblick  des  Höchften  ihnen  lu  Theil  ge 
ift.  Der  Ausdruck  geht  wohl  von  dem  «n 
t  Mof.  34,  29  ff.  Ton  dem  Gelichte  des  Mofes  b 
wird.  Vernichtung  wäre  für  die  Verbrecher  ein 
linde  Strafe  (vgl.  22, 14.);  darum  werden  fie  (V 
Gerechten  cur  Beftrafiing  übergeben.  Nach  diel 
ijening  lu  nrtheilen ,  fcheint  der  Verfafler  hi< 
an  das  allgemeine  Weltgericht,  fondem  an  ein< 
fnng  das  ründhaften  Gefchlechtes  noch  anf  d 
so  denken ,  während  der  übrige  Theil  des  ] 
für  erfteres  fpricht.  Offenbar  fchwimmen  wie 
beiden  Ideen  in  einander,  wie  oft  im  Buche] 
VgL  S.  13.  und  Anmerk.  6g.  zu  Kap.  10,  27 
Schlofle  des  6tan  Verfes  fucht  Laurence  di 
druck  „ihr  Leb«n««  durch  den  Zufats:  „ii 
Wdt**  SU  verdeutUcben. 


Kap.  39.    V.  1.  311 

limmeln  ^^  und  ihr  Same  wird  dann  bei  den 
>ohnen  der  Menfchen  feyn.  Henoch  empfing  Bü- 
cher des  Zornes  und  Grimmes ,  und  Bücher  der 
Verwirrung  und  Unruhe. 


37)  Die  Engel  werclen  unte^  den  Menfchen  weilen» 
welche  vermöge  ihrer  reinen  und  frommen  Gefin-  ' 
nnng  fich  ihres  Upnganges  würdig  gemacht  haben. 
Nicht  ein  unerlaubtes»  verdammliches  Yerhaltnifs, 
wie  einft  zwifchen  Sam|aza*s  Rotte  und  den  menfch- 
lichen  Dirnen ,  wird  Kwifchen  den  Bewohnern  bei- 
der Welten  fiatt  finden ,  fondem  ein  reines »  edles, 
den  Frommen  zur  Belohnung  gereichendes  und  ihr 
ferneres  geiftiges  Fortfcbreiten  förderndes.  Wahr- 
fcheinlich  hat  aber  jene  angeheiligte  und  daher  von 
Gott  ftreng  gerügte  Verbindung  des  Himmlifchen  mit 
dem  Irdifcben  den  Referenten  bu  der  hier  ausgefpro« 
ebenen  Anficht  geführt.  Nach  unferer  Stelle  gibt  es 
übrigens  mehrere  Himmel  (vgl.  V.  3.  70, 6  ) ;  die  Engel 
find  in  den  oberen,  in  der  Nabe  Gottes.  Der  letzte  Theil 
des  Yerfes  ftort  das  Fortfehreiten  des  Gedankens.  Denn 
V.  2'  gehört  offenbar  noch  zu  der  Hede,  welche  mit 
Kap.  389  I*  beginnt  und  die  in  demfelben  VerfeBe« 
drohten  find  dalTelbe  gottlofe  Gefcblecht,  welches 
Kap.  3S.  fchon  im  Auge  hatte«  Ich  glaube  daher, 
dafs  diefe  hiftorifche  Notiz  nicht  an  rechter  Stelle 
Aehe;  fie  würde  fchon  am  Ende  des  sten  Verfes  paC> 
fender  feyii  und  der  Sinn  im  Zufammenhange  fieh 
dort  fo  geftalten:  Gott  gab  die  feierliche  Yerfiche- 
rung ,  dafs  die  Gottlofen  der  Strafe  nicht  entgehen 
werden;  fie  wurde  dem  Henoch  in  Schriften  enge* 
deutet  9  welche  er  empfing.  Die  Genitiven  Tollen 
den  Inhalt  der  Schriften  bezeichnen  (vgl.  13,  7-— 8*)« 
von  Gottes  Zorn  und  Grimm  gegen  die  Frevler,  von 
der  Verwirrung  und  Unruhe,    welche  fie  betreffen 


312  Kap.  39.    V.  2  —  4. 

3.  Niemals  foUen  fie  Gnade  erhalten ,  fa« 
der  Herr  der  Gcifier. 

3.  Eine  Wolke  raffte  mich  dann  auf  u 
der  Wind  hob  mich  über  die  Oberflache  der  £n 
und  fetzte  mich  an  das  Ende  der  Himmel  ^). 

4.  Da  fahe  ich  ein  anderes  Geficht»  die  Wo 
nung  und  den  Ruheplatz  der  Heiligen.  Da  fah 
meine  Augen  ihre  Wohnung  bei  den  Engeln  u 
ihren  Rulieplatz  bei  den  Heiligen.  Sie  baten,  f 
heten  und  beteten  für  die  Söhne  der  Menfchc 
während  Gerechtigkeit  vor  ihnen  flofs  gleich  Wi 
fer,  und  Gnade  gleich  Thau  über  die  Erde.  Ui 
fo  ift's  mit  ihnen  von  Ewigkeit  bis  Ewigkeit ' 


wird ,  ift  in  denfelben  die  Rede.  Auch  fonS  hd 
es,  dafs  Henoch  Bücher  empfangen  habe  i  z.  B.  981 
Die  vorgefchlagene  Umfiellung  der  Notis  am  Ei 
von  y.  I.  als  richtig  vorausgefetzt,  hinge  dann  Y. 
damit  auf  eine  ähnliche  Weife  zufammen ,  wie  Kl 
14«  I.  7  und  14,  g  ff*  Man  überfehe  nicht,  i 
am  Ende  des  iften  Verfes  von  Henoch  in  der  3II 
^^g^S^i^  ^^  3'  nieder  in  der  iftan  Ferfon  die  Rc 
ift$  jene  Stelle  ift  hier  gewilTermaafien  dem  angi 
lieh  eignen  Berichte  Henocli's  vorangefetst,  wie  b 
die  Ueberfchriften  den  Abfchnitten.  Vgl.  Anmfl 
29.  zu  Kap.  37»  I.  Ueber  den  Ausdruck  Herr  1 
Gtifier  f.  Anmerk.  30.  au  Kap«  37,  i. 

3g)  Vor  diefen  Vera  gehört  alfo  (f.  die  vorbergeh.  i 
merk.)  die  kurse  Nachricht  am  Ende  von  V,  3.;  e 
Realparallele  bietet  Kap.  14,  9  — xo.  dar.  Ver|j 
chen  laUt  (ich  auch  Kap.  17,  i.,  wornach  Heni 
durah  Engel  in  die  Höbe  gehoben  wird.  Wie  V« 
find  auch  hier  mekrBre  Himmel  vorausgefetst. 

39)  In  feinem  Geficht  erblickt  Henoch  zuerft  den  A 
enthaltsort  der  frommen  Menfcben«  welcher  im  Hi 


Kap. '39-   V.  5.  313 

Zu  jener  Zeit  fahen  meine  Augen  den 
»r  Auserwählten ,  der  Wahrheit  ,\  der  Treue 
sr  Gerechtigkeit. 


il  gedacht  werden  mnfs,  da  fie  bei  den  Engeln 
dien«  Nach  V.  3^  gelangte  der  Patriarch  ans  Ende 
r  Himmel,  allein  daraus  folgt  nicht ,  dafs  gerade 
rt  die  Wohnung  der  Frommen  gewefen  fey.  Denn 
geht  wohl  von  dort  in  den  Himmel  felbft  ein  (vgl. 
ip.  31,  dO»  obCohon  es  nicht  ausdrücklich  ersahlt 
rd.  Mit  dem-Worte  Geficht  im  Anfange  Ton  V.4. 
den  die  Worte  ,,  Wohnung  und  Ruhcplats^'  Appo- 
ion ;  es  ift  daher  nicht  nöthig ,  mit  J^aurence  den 
tx:  ,,ich  Iahe'*  nach,, Gefleht*' BuTuppliren.  Ruhg' 
irx,  bei  Laurtnce  dormitory  (Schlaf gemach).  Die 
lUigen,  deren  Wohnung  Henoch  fchaut«  find  un- 
ütig  fromme  Menfchen.  Allerdings  kommt  das 
ort  ,, Heilige"  felbft  in  diefem  Verfe,  V.  6—7., 
tp.  2*  129  ^'  149  24.  59,  I.  go*  7.  als  Synonymum 
a Engeln  vor,  indefs  iß  es,  dafür  gebraucht,  in  der 
Igel  durch  ein  angerchloITenes  Epitheton  näher  be* 
lehnet,  als:  die  Heiligen  des  Himmels  (Kap. 9,  3.), 
I  Beilige^  ohen  (Kap.  6o«  13* )•  die  Heiligen  im 
iKm4l  (Kap.  6O9  15-)»  abgefehen  von  dem  häufigen 
tadmcke:  heilige  Engel  (Kap.  20,  2 — 7-  31»  3- 6. 
♦  8*  a3i  4-  ^6,  2.  59,  I.  70,  II.  71,  I.  73.  I. 
f  3*  99*^*  ^^5  9  S3-)  oder  heilige  und  herrliche 
\gei  (Kap.  249  40«  Auch  fonft  v^erden  die  Recht- 
lafiiDeD  im  Buche  Henoch  Heilige  genannt  (als 
ip«  lOff  22.  24»  XI'  26,  3.  92,  9.  99f  2.),  wie  die 
lUlofen  Unheilige  heifsen  (Kap.  6»  lO.).  Lawrence 
l  den  Begriff  Heilige,  wo  er  die  Menfchen  bezeich- 
t,  durch  faints^  wo  aber  Engel  ^gemeint  find, 
tch  holy  ausgedrückt  und  fo  beiden  recht  gut  von 
undar  unterfcbieden*     Wif  finden  hier  fchon  eine 


314  Kap.  39.   V.  Ö. 

6.  Unzählbar  wird  die  Anzahl  der'Heiligeii 
und  der  Auserwählten  feyn  in  feiner^)  Gegenwart 
von  Ewigkeit  bis  in  Ewigkeit, 


Intercefiion  der  Frommen  oder  Heiligen  ,fur  die  iof 
der   Elrde   lebenden    Menfchen.      Gerechtigkeit  fiofs 
vor  ihnen  gleich  Waffer  beifst:    ibr  recbtfchaflenei 
Wefen  lag  klar  vor  Augen  ,  war  ungefärbt ,  wie  rei- 
nes und  durcbfichtiges  Wa  (Ter.     Das  Folgende:  „tfiMf 
Gnade  (fc.  flofs;    Laurence  fupplirt  ,,w^ard   tnsge- 
breitet<«)  wie   Thau   üher  die  Erde**  ift  von  Gottes 
Gnade  su  verliehen ,  deren  heilbringende  WirUain« 
keitfich  überall  aufsert,  und  dem  erfrifchendenThane 
vergleichbar  i(b,    welcher  die  erftorbene  Vegetation 
wieder  belebt.     Auch  in  dem  erßen  Bilde  könnte  aof 
das  Wohlthätige  des  WalTers  mit  Ruck£cht  genom- 
men feyn.     Wafler  und  Thau  unter^  einem  heiüen 
Klima  ,  auch  inPalafiina  Hauptbedingung  der  Frucht- 
barkeit; vgl.  meiit.  Entw.  d.  hebr.  Alterth.  S.sjO.-^ 
Im  5ten  Yerfe  geht  der  Ver&IIer  vom    Concretiun 
aufs  Abfiractum  über;   wo   die  Gerechten,   Trenen 
find,  da  weiltauch  Gerechtigkeit,  Treue  und  Wahrbait 

40)  Nämlich  Gottes  (vgl.  V.  7.),  welshalb  Laurenct 
diefs  geradeau  ftatt  des  Fronomens  in  die  Ueber- 
fetzung  aufgenommen  hat.  Ueberhaupt  ift  dieFor* 
mel :  vor  dem  Herrn  der  Geifter  (V.  g,  37,  3.  40^  I* 
46t  2.  47'  3.  48 1  2.  569  5-  62  f  I.  66,  ii.  68t  34* 
70«  3«) »  in  Gegenwart  des  Herrn  der  Geifter  (40^  7* 

47f  X-  48)  3-  49»  3-  51»  XO.  60,  7.  62.  16.  63t  9- 
68«  41.)  in  dem  Abfchnitte  Kp.  37-1^70.  steoli«^ 
häufig.  Nach  V«  7.  befinden  fich  die  Gerechten  na' 
ter  Gottes  Flügeln  f  f.  auchsMof.  32,  n.  la.  Mattt 
Ji3»  37-  vgl-  2  Mof.  19,  4.  3  Mof.  33»  Ift.  und  meiii* 
O b fervatt.  in  dilRcil.  V.  T.  loc.  Part.  L  p.  35.  In  einen» 
andern  Sinne  fieht  Flügel  des  Herrn  der  GMer  Kp* 


Kap.  39.    V.  7— 8.  315 

Ihre  Wohnung  fahe  ich  unter  den  Flu- 
SS  Herrn  der  Geifter.  Alle  die  Heiligen  und 
trählten  fangen  vor  ihm,  (welcher)  der  Er- 
LDgnach  einer  Flamme  von  Feuer  gleich,  ihr 
war  voll  von  Segnungen  und  ihre  Lippen 
'lichten  den  Namen  des  Herrn  der  G^er, 
nrechtigkeit  (wohnt)  unaufhörlich  vor  ihm. 

Dort  wünfchte  ich  zu  bleiben  und  meine 
ehnte  fich  nach  diefer  Wohnung  ^^).  Dort 
ein  Theil  zuvor ,  denn  fo  war  es  beftimmt 
n  über  mich  vor  dem  Herrn  der  Geifter. 


2»  Die  Worte:  „derErrcheinungnaeb  einer  Feuer- 
DOie  gleich**  in  V.  7.   besiehe  ich  ah  AppoCtion 

dem  Pronomen  ihm.  Der  Sinn  ift  alfo  meines 
icbtena:  Gott  war  fichtbar  unter  dem- Symbole 
er  Flamme»  wie  er  einft  dem  Moles  im  feurigen 
Tob  erfchien  (3  Mof.  3,  2  ff.)»  In  der  frühern  Vi- 
I9  wo  Henoch  zum  Throne  Gottes  entrückt  war 
p.  14,  9  ff.)»  iA  wenigftens  Gottes  Umgebung  aus 
aec  und  ftrahlenden  Gegenlländcn  beßehend. 

Vie  Henoch  fchon  früher  vom  Anfchauen  des  vor 
lEnthiUltenbald  fchmerzUcb,  bald  freudig  berührt 

irde  (Kp.  21,  5-  ^4*  4-  35*  3-  dl>  4*}t  ^o  ^^^^^  ibn 
. ,  was  er  jetst  fieht ,  um  Fo  weniger  ohne  Theil« 

ime  y  als  er  den  ihm  felbft  angewiefenen  Platz  im 

3unel  vor  £ch  erblickt.     Es  ift  nicht  ganz  deut- 

I,  ob  Henoch  fagen  wolle,  er  habe  fich  fchon  frü* 

*  hier  befunden  (Laurence  übertragt  daher,  wo 

lieh  weniger  ftreng  an  die  Worte  hSlft:    „Dort 

r  mein  früheres  Erbtheil  ^') ,  oder  ob  er  glaube, 

on  langft,    bevor  er  durch  die  Entrückung  zum 

mmel  es  gewahrte,  fey  auch  für  ihn  im  Himmel 

Statte  bereitet,     welche   ihn  nach  vollendetem 

leoleben  aufnehmen  foUe.  '  Nach   dem  einfachen 


316  Kap.  39.    V.  9. 

9.  Zu  diefer  Zeit  verherrlichte  und  ed 
ich  den  Namen  des  Herrn  der  Geüter  mit  Ru 
iiTid  mit  Preis;  denn  er  hat  es  *^)  eingerichtet  i 
Ruhm  und  mit  Preis  nach  dem  Willen  des  He 
der  Geißer. 


Wo rtver Rande  des  Satzes  würde  allerdings  die  erS 
Deutung  die  wahrrcheinlichere  feyn ,  (o  dafs  alfo 
genommen  würde,  die  Seele  Hehoch*s  (wahrfcfa« 
lieh  alfo  die  menfcbliche  Seele  überhaupt)  verwe 
vor  ihrer  Geburt  und  Verbindung  mit  dem  Kor 
im  Himmel  in  Gottes  Nahe.  Allein  durch  das ,  n 
hinzugefügt  wird,  ift  meines  Erachtens  angesei 
dafs  Henoch  nur  fagen  wolle :  auch  mein  Loos  wmr  d 
fchon  beftimmt  und  swar  fchon  langll.  Die  i 
Laurencs  ftatt  der  wörtlichem  Uebertragung  in  1 
ne  Yerfion  aufgenommene  Ueberfetzung :  ,,  Denn  i 
viel  hatte  ich  vermocht  vor  dem  Herrn  der  Geific 
entfpricht  ebenfalls  nur  dieCer  Erklärung« 

42)  Das  Pronomen  ift  auf  Theil  (V.  g.)'  zu  besiaha 

Henoch  fühlt  fich  gedrungen ,  Gott  für  das  ihm  1 

gedachte  himmlifcfae  Glück   innig  zu  danken,     i 

Scblufle  des  Verfes  ift  die  Wiederholung  der  Wort 

,»Herr  der  Geifter'*  au&llend.     BelTer  wfirde  fl 

darauf  bezügliches  Fronomen  angewendet  feyn;  i 

her  uberfetzt  Laurenct :  ^  «nach  feinem  eignen  Wüli 

gefallen/*     Aehnliches  kommt  auch  fchon  im  A.  1 

▼ori  vgl.   Gsfenius  Lehrgeb.   d.  hebr.  Spr.  S.  74] 

Zum  Preife  Gottes ,  wie  Y.  9  — 10.  •  rifs  das  GefÜ 

der  Güte  Gottes  auch  fonft  den  Henoch  fort,  als  IQ 

33,  14.  15.  34,  II.  36»  4.  35,  3.     Am  SchluITodi 

lotea  Verfes  fieht,  wie  Laurence  unter  feiner Uabi 

fetzung  anmerkt,  im  Aethiopifchon :  ,,er  weife*'  tt^ 

des  Subftantivs  i^feia  WifTen/* 


Kap.  39.   V.  10—12.  317 

10.  Diefen  Platz  betrachteten  meine  Augen 
ange.  Ich  pries  und  Tagte:  Gepriefen  feyEr,  ge- 
>r]efen  von  dem  Anfange  bis  in  Ewigkeit.  Im 
anfange,  ehe  die  Welt  erfchafiFen  war,  und  ohne 
inde  ift  fein  WilTen. 

11.  Was  ift  diefe  Welt*^)!  Von  jedem  vor- 
landenen  Gefchlecht  foUeii  dich  preifen  diejeni- 
;en,  welche  nicht  fchlafen,  fondem  ftehen  vor 
leiner  Herrlichkeit,  dich  preifen,  verherrlichen, 
rheben  und  fagen :  der  heilige ,  heilige  Herr  der 
Fcüter  erfüllt  die  ganze  Welt  der  Geilt  er. 

12.  Da  fahen  meine  Augen  alle,  welche, 
)hne  zu  fchlafen,  vor  üim  ftanden,  ihn  priefen 
md  fagten:  Gepricfen  feyß  du  und  gepriefen  fey 
ler  Name  Gottes  von  Ewigkeit  bis  Ewigkeit.  Dann 
erwandelte  lieh  mein  Antlitz  ^) ,  bis  ich  unfähig 
mrde  zufehen. 


43)  Wie  gering  und  unbedeutend,  will  er  Tagen»  ift 
das  irdifche  Leben,  verglichen  mit  dem  bimmlifchen ! 
Schlafen  deutet  Laurence  durch  den  Zufatz  :  ,,  in 
dem  Staube*^  vom  Todesfchlummer ;  allein  mir  ift  es 
wenigftena  (ehr  zweifelhaft,  ob  hier  daran  gedacht 
werden  dürfe.  Ich  verftehe  vielmehr  die  Engel,  wel- 
che den  Thron  Gottes  umgeben ,  ohne  eu  ermüden ; 
dafür  fpricht  fcbon  V.  12. ,  noch  mehr  aber  Kp.  40. 
Nach  Kp.  14,  24.  wichen  die  heiligen  Engel  vor  Gott 
weder  bei  Tage  noch  bei  Nacht  aus  der  Stelle. 
Der  Ausdruck:  Gott  erfüllt  die  Geifterwelt,  ift  Nach- 
bildung von  JeL  6»  3*  >  nur  modificirt  nach  dem  Zu- 
fammenhange. 

44)  Es  foU  hier  nicht  Beftürzung  gefchildert  werden, 
wie  Dan.  5,  6.  9.  lo.  7,  28*  lo,  8«»  fondern  Henoch 
ift  geblendet  von  dem  Glänze  des  Himmels  (vgl.  Kp. 
14,  23.   25.  und  Afcenfio  Jefaiae  {^   37.).      Gerade 


318 


Kap.  40.  V.  1. 
K  a  p»    40. 


1.  Nach  diefem  fahe  ich  Taufende  vonT« 
fenden  und  Myriaden  von  Myriaden,  und  ea 
unendliche  Zahl  Volkes  vor  dem  Herrn  .der  Gd 
fter  ßehen  ^). 


jetzt  erfolgt  jener  Eindruck ,  weil  Cch  feinen  Angi 
nun  erft  (f.  Kp.  40.)  die  ganze  Herrlichkeit  des  HU 
melf  darbietet.  Mit  diefer  Notiz  will  alfo  detllt 
ferent  auf  das  Zweite  hinleiten,  was  Henoch  ^ 
Himmel  bemerkt. 

45)  In  der  Yifion,  welche  von  Kp.  39,  4.  an  erzll| 
wird,  waren  dem  Henoch  zuerft  die  den  Frommen  üf 
einftigen  Wohnfitze  angewiefenen  Böhaufasges  fjL 
zeigt  worden,  worüber  er  toU  Freude  fich  ia  S 
Lob  Gottes  ergoFs.  Kp.  40.  fetzt  den  Bericht  M. 
von  ihm  dort  Wahrgenommenen  weiter  fort  ul 
fchildert  die  nächße  glänzende  Umgebung  des  Hfi4 
den.  Flügel  ift  hier  nicht  in  dem  Sinne,  wie  39,  | 
fondem  Seite  y  wie  fogleich  hinzugefetzt  wird; 
hen  (vor  ihm)  heifit  feines  Winkes  gewartig,  b 
'  dig  SU  feinem  Dienfte  bereit.  Zur  Schilderung 
gab  wohl  Dan*  7,  10.  Anlafs;  vgl.  auch  Henoch 
24*  Es  foUen  hier  von  der  grofsen  Zahl  von 
noch  befonders  einige,  als  vorzüglich  ausgesei^ 
unterfchieden  werden;  daher  verweilt  die 
rung  nachher  V.  3  ff.  tusfchliefslich  bei  ihnen , 
fie  felbft  namentlich  an  (V.  g — 9.).  Früher  ift 
gefagt  worden,  dafs  dem  Patriarchen  ein  Engel 
Begleiter  gegeben  worden ;  hier  wird  dieff  g^ 
lieh  nachgeholt,  ohne  jedoch  den  Engel  zu  im 
V  g.  heifst  er  Engel  des  Friedens,  In  andern 
diefer  Abtheilung  (Kp.  59,  i.  70,  4 — 5.)' ül 
ea  Michael  f  Henoch  au  belehren*     Allein  hier 


Kap.  40.    V.  2i-3.  319 

2.  Auch  auf  den  vier  Flügeln  des  Herrn  der 
reilter^  auf  den  vier  Seiten  nahm  ich  andere^  au- 
jer  denjenigen  wahr,  welche  (vor  ihm)  ßanden. 
Luch  ihre  Namen  weifs  ich ,  dieweil  der  Engel, 
irelcher  mit  mir  ging,  ße  mir  verkündigte,  und 
lir  jedes  Geheimnifs  entdeckte. 

3.  Alsdann  hörte  ich  die  Stimmen  derer  auf 
en  vier  Seiteri  den  Herrn  der  Herrlichkeit  '*^) 
rheben. 


weder  er,  noch  Raphael  oder  Gahriel  oder  Phanuel 
gemeint  feyn;  vgl.  V.  8  —  9.,  wo  der  Engel  dem 
Henocb  übet  den  Wirkungskreis  diefer  vier  Auf  fchlufs 
gibt  ( r.  auch  53 ,  6.  )•  1^^  ^^er  Uriel  einer  der  be- 
deutendften  Engel  ift  (f.  Kp.  9,1.  20,  3.),  aucb  in 
dem  vorbergebenden  Abfcbnitte  (Kp.  19^  i.  31,  3.  6. 
26 ,  2.  32 ,  2.) ,  fo  wie  in  der  Abtbeilung  Kp.  71  fiF. 
am  baufigften  den  Henocb  über  das  Gefebene  auf« 
klärt,  fo  vermutbe  ich ,  dafs  er  der  hier  Redende  ift. 
Sonft  wäre  auch  wohl  feiner  V.  g  —  9,  53,  6.  bei 
Aufzählung  der  bedeutendften  Engel  Erwäbnung 
gefcbeben. 

46}  Diefe  Bezeichnung  Gottes  ifi  in  diefer  Abtheilung 
des  Buches  minder  gewöhnlich ,  als  der  Name:  Herr 
der  Geißer ;  üe  kommt  namlicb  darin  nur  noch  41^ 
I.    62,  2.   vor.     Aufser  diefer  Abtbeilung   dagegen 

Kp.  22,  15-  24»  8-  II-  35 j  3  74»  7-  82,  lo.  Die 
Stimmen,  welche  Henocb  vernimmt ,  Gnd  die  der 
V.  4£F.  naher  cbarakterülrten ,  nicht  aber  aller  En- 
gel. Aebnlicb  iß  die  Vorßellung  der  Apokalypfe  Jo- 
bannis  (Kp.  4«  6  ff*  5«  8  ^-  und  foiiß),  dafs  vier  an- 
betende  Tbiere  den  gottlichen  Thron  rings  umßan- 
den.  Die  Charakteriftik  der  vier  Stimmen  fcbcint 
nicht  ganz  glücklich  ausgefallen;  denn  von  der  er- 
fien  (nach  V.  ^.  Michaelas)  wird  nur  ganz  allgomeiii 


320  Kap.  40-    V.  4— 6. 

4.  Die  er/te*  Stimme  pries  den  Her 
Geifter  von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit. 

5«  Die  zweite  Stimme  hörte  ich  preil 
Auserwählten  ^  imd  die  Auserwählten »  ' 
gemartert  werden  um  des  Herrn  der  Geißer  ^ 

6.  Die  dritte  Stimme  hörte  ich  bitte 
beten  für  diejenigen,  welche  auf  Erden  w 
und  anflehen  den  Namen  des  Herrn  der  Geii 


gebgt ,  dal«  ße  Gott  pries ,  was  fchon  V.  3. 
len  berichtet  worden  war ,  und  den  Inhalt  d 
der  andern  Stimmen  möchte  man  auf  den  erBe 
gar  nicht  für  ein  Lob  Gottes  balten.  Allein 
Fürbitte  für  die  im  Unglück  befindlichen  (V.  < 
den  Ausfprüchent  welche  Vertreibung  der  bo£i 
fter  bezwecken  ( V.  7. ) ,  lag  doch  mittelbar  e 
der  Allmacht  9  von  welcher  dort  Abhilfe  der 
hier  Beiftaud  gegen  die  Bofen  erwartet  wurdift 

47)  Der  Auserwahlte  iß  natürlich  nicht  Gottf  ti 

chen  diefer  Name  ganz  nnfchicklich  wäre,  f 

der  grolse  Gottesgefandte  oder  Meilias ,  weld 

grofsen  Tage  des  Gerichts  vorzüglich  thatig  eric 

f.  Anmt rk.  zu  Kp.  45,  3.  —    Die  ertönende  9 

ift  die  des  £ngel  Raphael  nach  V.  9.     Die  C 

terten  find  die  firommen  Juden ;  wfire  aber  Fr.  L 

Anficht  (Verf.  einer  vollßänd.  Einleit.  in  die 

barung  Job.  S.  75  fF.)  richtig,  dafa  das  B.  Henochd 

chen  Urfprungs  fey,  fo  waren«  wie  in  der  Joli 

fcben  Apokalypfe,  die  frommen  Chriften  sn  verl 

welofae   Opfer   ihres  Glaubens    wurden«      hm 

deutet  an,  dafs  fich  das  AethiopiCehe  auch  überl 

laflfe:    ,,  welche  gekreuzigt  werden;**  in  der  1 

(etzung  felbft  jedoch  bedient  er  fich  des  Ausds 

„welche  leiden*'  u.  f.  w. 


Kap.  40.    V.  7-^8.  321 


' «  .* 


7.  Die  vierte  Stimme  hörte  ich  austreiben 
e  böfen  Engel  ^)  und  fie  verhindern  zu  treten 

die  Gegenwart  des  Herrn   der  Geifter^   damit  ■ 
s  !  nicht  i  Klagen   erheben  gegen  die  Bewohner 
T  Erde.    - 

8.  Nach  diefem  erfuchte  ich  den  Engel  des 
iedens*^),  welcher  mit  mir  ging,  alles  zu  erklä- 


4g)  Wörtlich:  die  Satane ^  welcher  Ausdruck  auch 
fonft  vorkommt ,  als  Sßt  3*  53»  6« »  wo  der  Siogular 
und  Kp.  64t  6. ,  wo  der  Plural  fich  findet«  Aufser 
diefer  Abtheilung  kommt  Kp.  19,  a*  ^^Teuftl**  vor 
und  Kp.  15«  8  —  9..  16»  !•  böfe  GeiAer  und  GeiAer 
der  Giganten,  welche  (f.  die  Anmerkungen  b.  d.  Stel* 
len)  als  Dämonen  betrachtet  werden  müITen.  An  die 
in  den  frühern  Sectionen  oft  erwähnten  abtrünnigen 
JVäehter  (f.  Anmerk.  76.  zu  Kp.  12»  aOt  auch  Engel 
(Kp.  lo^IoOf  Engel  des  Himmels  genannt  (f.  Anmerk« 
92.  zu  Kp.  13,  9.  vgl.  auch  Kp.  33,  5.},  denkt  hier 
der  Yerfafler  nicht;  denn  folchen  war  das  Kommen 
in  Gottes  Nähe  völlig  abgefchnilten  (Kp.  13,  6.  14,  4. 
16,  5.)«  fondern  es  fchwebt  ihm  der  allgen^eine  Be- 
griff  bösartiger  Geifter  vor,  welche  ßch  ein  Gefchäft 
daraus  machen ,  die  Menfchen  bei  Gott  anzufchwar- 
zen  und  zu  verdächtigen.  Am  nächfien  verwandt  mit 
der  Handln ngs weife  diefer  Geifter  ift  das  Verfahren 
des  Satan's  gegen  Hiob  im  Prolog  des  gleichnamigen 
Buches.  Vgl.  auch  Zach.  3,  i.  2.  Apok«'l2t  lO.  Als 
Vertheidiger  der  Menfchen  gegen  die  teuflifchen  Ver- 
unglimpfungen beweÜt  ßch  Gabriel  (vgl.  V>  9O9  er 
iB  gleichfam  der  allgemeine  Schutzgeiß  des  ganzen 
Menfchengefchlechtes ,  wie  es  nach  Dan.  10,  13.  20. 
ai.  t  vgl.  5Mof.  32,  g.  in  Septuag.  I  Schutzengel  von 
Ländern  und  Nationen  gibt.. 

49)  Engel. d€s  Friedens  kommt  sur  iii  diefer.  Abthei* 

Barfi  Henoch.  21 


322  Kap.  40.    Y.  B. 

venp  was  Terborgen  war.  Ich  fagte  su  ihmt  We 
find  diefe>  (welche)  ich  gefehen  habe  auf  den  ide 
Seiten »  und  deren  Worte  ich  gehört  und  aufge 
fchrieben^)  habe?  Erverfetzte:  Der  erjRe  ift  de 
barmherzige  9  der  g^eduldige,  der  heilige  IVCchael 


lung  y  und  ewar  als  Bezeichnung  desjenigen  Engel 
vor «  welcher  Henoch  begleitet  und  belehrt ;  fo  noc 
Kp.  52  •4-  53 »  4-  54  >  6.  59  9  6.  Sonß  wird  gc 
wohnlich  der  Name  delTelben  angeführt ;  TgL  Kp.  3C 
und  Anmerk«  55.  xu  Kap,  17,  i.  Wir  haben  hie 
alfo  wieder  eine  Eigenthumlichheit  dieüer  Abth^nnj 
50)  Bisher  war  diefs  nicht  gefagt,  daCi  Henoch  da 
Vernommene  auch  fchriftlich  verzeichnet  habe«'  Nad 
der  hier  vorkommenden  Aeufserung  aber  foU  mai 
virohl  annehmen,  Henoch  habe  das ,  was  er  Iahe  ud 
hörte  f  fogleich  aufgefchrieben ,  wodurch  denn  di 
Richtigkeit  feiner  Angaben  über  allen  Zweifel  erho 
ben  werden  will.  Die  Angaben  über  die  4  £ngel 
Michael«  Haphael,  Gabriel  und  Phanuel,  find  in  dei 
felben  Form ,  wie  Kap.  ao.  Die  3  erften  kamen  i 
diefer  Parallelftelle  mit  vor;  allein  der  ihnen  doi 
angewiefene  Wirkungskreis  ift  mit  dem  hier  ei 
wähnten  nicht  gani  gleich.  Dem  Michael,  nac 
Dan.  lo«  Schutsengel  des  hebriifehen  Volkes,  wir 
hier  ( V.  4  und  g. )  gar  nicht  einmal  ein  befonden 
Gefchaflt  Eugefchrieben »  obfcbon  er  in  der  Reib 
obenan  ßeht,  fondern  er  ergeht  £ch  In  Gottes  Frei 
(V.4.)  und  wird  darch  mehrere  ehrende  Beiwörter  a] 
ein  vorsuglicbes  WeCen  gefchildert.  Raphael,  nac 
Kp.  ao»  3*  den  Seelen  der  Menfchen  vorfiehend,  hat  hie 
(V.  9.)  die  Anfficht  über  Noth  und  Leiden  und  dann 
prellet  er  die»  welche  um  Gottes  willen  Leiden  ei 
dulden  (V.  5.).  Sein  Name  (  Gott  kMt )  entTpricl 
feinem  Berufe  und  ift  wahrfcheinlicb  Uiiacbei  dal 


Kap.  40.  V.  9.  323 

9.  Der  zweite  ifi  der,  welcher  (gefetzt)  aber 
jedes  Ijeiden  und  jede  Wunde  derMenfchenföhne» 
der  heilige  Raphad.  Der  dritte,  welcher  (gefetzt) 
über  alles,  was  mächtig  ift,  *ift  GäbrieL  Und  der 
vierte  p  welcher  (gefetzt)  über  Reue  und  die  Hoff- 


Unn  gerade  diefer  sugetheilt  ift.  Sutt  fVund^  wählt 
hmwr€n€0  in  der  Ueberfetsung  das  allgemeinere  Qnml 
(affliction);  et  labt  fich  aber  jenes  recht  gut  beibebal« 
ten.  Dem  Gabriel  werden  Kp.  30 ,  7.  beftimmte 
Dinge  (Paradies ,  Chenibt  u.  f.  w.)  anvertraut ,  da- 
mit ftimmt  recht  gut  sufammen,  dafs  ihm  hier  (V.  9.) 
alles  Machtige  unterworfen  wird.  Dagegen  enthalt 
y.  6«  über  ihn  eine  Tpecielle  Angabe,  welche  da- 
mit nicht  gerade  sufammenhangt ;  denn  darnach  legt 
er  Fürbitte  ein  für  die  Erdenbewohner  und  unter- 
ftiitst  ihre  Gefuche.     Sein  Name  Mann  Gottes  C^3S 

Jiann  fcbliefst  gewohnlich  den  Begriff  des  Kräftigen 
in  fich)  entfpricht  feiner  Stellung,  der  gemafs  das 
Machtige ,  Starke  von  ihm  beauffichtigt  wird.  PAo- 
mu€l  endlich,  welcher  hier  suerft  und  nur  noch  53,  6. 
70»  II-  16. ,  alfo  überhaupt  blofs  in  der  Abtheilung 
Kp.  37  —  70.  genannt  wird,  hindert  nach  V.  7.  die 
nachtheilige  Einwirkung,  welche  das  Verklagen  bo- 
fer  OeiBer  für  die  Menfchen  haben  kann.  Zu  die- 
fer Handlungsweife  nSthigt  ihn  feine  Pflicht  {  denn 
feiner  Leitung  erfreuen  fich  die,  welche  ihre  Fehler 
bereuen  und  fich  der  Hoffnung  des  ewigen  Lebens 
getroften  (V.  9.),  alfo  Schonung  und  Gnade  verdia- 
nen«    Der  Name  des  Engels  ift  das  im  A.T.  als  Orts  i> 

nndPerfoneniiame  vorkommende     HOB  Antlitz  G^t* 

t0S.  —  Der  letzte  Theil  von  V.  g.  gehört  nicht 
mehr  su  der  Rede  des  belehrenden  Engels ,  fondem 
ift  Zufats  Henoch's,  womit  er  den  in  Kp.  40.  ent* 
haltenen  Bericht  fcbliefst. 

21* 


u. 


1.     Nach  dicfcni  fahc  ich  die  Gcheinmi 
Himmel  und  dcsHinunelreiclics  je  iiadifein 

51)  Diefes  Kapitel  fchliefst  fleh  dem  vorhergehei 
fofern  genau  an»  alt  es  ebenfalls  Gegenfiind 
dert,  welche  Henocli  in  feiner  geiEigen  Enti 
xum  Himmel  zu  fehen  Gelegenheit  hatte.  £ 
aber  in  demfelben  Mehreres  zufammengefafs 
Theil  folchesy  von  dem  in  fpätern  Abfchniti 
ausführlich  gefprochen  wird ,  namentlich  die 
geheimnilfe ,  der  Lauf  des  Mondes  u.  f.  w. »  v 
Kp.  71  ff*  Cch  umftändlich  verbreiten.  Das 
ill  nur  ganz  kurz  angedeutet,  mit  Ausnah 
Winde  (V.  2  —  3.)  und  des  Mondes  (4  —  6.). 
Y.  I.  beseichnet  Mehreres »  was  Henoch  £ah 
heimnißt  der  Himmel  und  des  Himmelreici 
faß  gleichbedeutend;  fo  dafs  unter  erßerm  der 
ort  Gottes  und  unter  letzterm  dagegen  die  doi 
fchende  Einrichtung,  das  Verhaltnifs  des  d( 
findlichen  zu  einander  verfianden  wird.  Li 
überfetzt  Paradies  fiatt  Himmelreich ,    weil 

äthiopifchen  Texte   Sehende  Wort   ^*J^^ 


Kap.  41.    V.  1.  325 

Aeflungen  tind  der  Werke  der  M enfchen ,  wie  fie 
!e  dort  wägen  auf  Wagen.  Ich  fahe  die  Woh- 
longen  der  Auserwäblten  und  die  Wohnungen 
ler  Heiligen.  Und  dann  fahen  meine  Auge'h  alle 
ic  Sünder 9  welche  verläugneten  den  Herrn  der 
lerrlichkeit ,  und  welche  fie  austrieben  von  dort, 
nd  hinwegfchleppten ,  als  fie  (dort)  fianden, 
reil  Strafe  gegen  fie  von  dem  Herrn  der  Geifter 
früher)  nidit  ergangen  war. 


Icheiat  hier  der  andere  Ausdrack  angemeQeQer^  Der 
Bimmel  find  auch  hier  wieder  mehrere»  wie  39, 1.3.; 
auch  haben  fie  verfcbiedene  Abtheilungen.  Daft  die 
menfohlioben  Handlungen  gewogen  werden  (vgl.  SS* 
3.),  ift  bekanntes  biblifcfaea  Bild»  als  Ff.  26,  II. 
Hieb  31,  6.  Dan.  5,  25.  27.  (vgl.  auch  Hom.  IL  VIII, 
69«  XXII9  SOp.)*  Wer  das  Wägen  beforge,  ift  nicht 
getagt;  die 3teFerf. Flur,  der  activenForm  fteht,  wie 
auch  im  Hebr.  und  Syrifchen  siemlich  hauHg  {G.efrni. 
I«ehrgeb.  S.  79g.  vgL  Ewald  krit.  Grammat.  S.  207.  > 
wteine  Grammat.  Syriac.  p,  363.)  ftatt  des  Paflivs. 
Der  Wohnungen  der  Auserwäblten  und  Heiligen  war 
fchon  Kp.  39,  4.  5.  gedacht  worden.  DieWiederho- 
li|ng  geXchieht  wegen  des  Gegenfatzes.  Das  tadelns- 
V^erthe Benehmen  der  Sünder  beßeht  in  Verläugnung 
des  Herrn  der  Herrlichkeit  (f.  über  den  Ausdruck  zu 
40»  3.).  Gerade  diefe  Seite  menfchlicher  Schlechtig- 
keit wird  auch  fonft  im  B.  Henoch  erwähnt ;  fo  wi- 
derftreben  und  läftem  die  Gottlofen  den  HöohSen 
CKp.  6b  4.  13»  3O9  fprecben  übles  von  ihm  (Kp.  6,  4. 
^#  3.) 9  verwerfen  ihn  (Kp.  38»  2.)  und  apfern  den 
Teufeln  (Kp.  19,  2.}.  Darum  ift  auch  die  Hoffnung 
Ton  allgemeiner  Anerkennung  Gottes  nach  dem  Straff 
gericht  Kp.  lo»  26.  ausgefprochen,  Henoch  ficht, 
wie  gegem  diefe  Frevler  verfahcen  wird.    Sie  wurden 


336  Kap;  41.  V.  % 

7.  Da  fahen  meine  Augen*  auch  die  Gehi 
nlfle  des  Blitzes  und  des  Donners»  und  die 
heimnilTe  der  Winde,  wie  iie  vertheilt  wer* 
wenn  fie  wehen  über  die  Erde,  die  Geheinmiffi 
Winde 9  des  Thaues  und  der  Wolken^), 
nahm  ich  wahr  die  Stelle,  von  welcher  fie  ausfti 
ten,  und  gelattigt  wurden  mit  dem  Staube  der  E 


vom  dort 9  i.  i.  sus  dam  Himmel»  hinweggtfcl 
durch  wen  dieff  gefchahoi  bleibt  unerwahoC,  r 
fcheinlieb  aber  durch  die  Engel  des  Himmels  9 
10,  6  ff.  13  ff.  15  ff.  30,  4«  Das  Activurn  ftebt 
wieder  ia  einer  Verbindang ,  wo  wir  das  PalEi 
wenden  wurden.  Dia  Sünder  ßanden  (nämlich  < 
wie  fchon  Laurence  fupplirt,  d.  i.  im  Himmel),  ^ 
fcheinlieb,  um  ihr  Urtheil  su  yernehmen  und  fog 
nach  Ausfpruch  delTelban  erfolgt  ihre  Entfan 
Ibra  Beftrafung  ift  um  fo  mehr  notbwendig»  a 
wahrend  ihres  Erdenlabens  frei  davon  blieben 
Kp.  23,  IX- )*  ^^  ^^^  '*'  letzte  Theil  von  ^ 
unftraitig  gefalst  werden;  wedhalb  ich  das  Ai 
bium  früher  eingefchoben  habe  (vgl.  38»  4«  15 
und  Anmerk.  43.  dasu  über  das  Erginxaa  fo! 
Zeltbeftimmungen). 

JS)  Hanoch's  Betrachtung  wandet  fich  nun  ^of 
andere  Gagenftanda ,  nämlich  auf  die  groben  H 
dar  in  dar  Natur.  Bliu  und  Donner  vgl.  Kp»  t\ 
57t  I  — 5.  63»  33.  Dia  vom  Worte  Gehmmnifs  ab 
gigan  Genitiven  find  wie  Kp.  3g,  3*  zu  nahmen» 
WirUsmkait  des  Windes,  welche  auch  fchon  K] 
voduim,  bafchifitigt  Henoch  voraügUch,  daher* 
dar  Ausdruck:  Gahaimniffa  der  Winde  wiedarholt 
nach  einer  kursaji  Hindautung  auf  den  Thau  uai 
Wolken  gabt  die  Schildarnng  darfelban  weiter*  8 
d«f  Erwilmaa  das  Thaues  und  dar  Wolken  ift 


Kap.  41.    V.  S.  327 

3.  Dann  fahe  ich  die  verfchloflenen  ^)  De- 
kiltnilTef  von  welchen  aus  die  Winde  getrennt 
vnrden,  das  Behältnifs  des  Hagels,  .das  Behältnifs 
Jei  Schnees «  das  Behältnifs  der  Wolken ,  und  die 
Wolke  felbft,  (welche)  beltändig  über  der  Erde 
bhwebte  vor  der  Welt. 


den  Anfichten  des  Buches  da ,  wo  die  Thitigkeit  des 

Windes  Kefchildert  werden  foll,  nicht  an  unrechter 
Stelle.     Denn  nach  Kp.  33 ,  3.  ift  der  Thau  Erseug- 

nils  des  NordwindeSi  nach  35,  i.  kommt  er  aus  3en- 
Cdben  Pforten,  wie  der  Südwind,   Kp.  74,  n.  er- 
fdieinen  Thau  und  Winde  eng  verbunden;  vgl.  fer«, 
aer  75»  5»  7»  9*  10.     Die  Wolken  aber ,   getrieben 
TOm  Winde,  lagen  noch  näher  cur  Beriickfichtigung. 
All  unbekannt  betrachtet  der  Vers  die  Art  und  Weife, 
wie  fich  der  von  dem  einem  Punkte ,  den  Henoch  er- 
blickt, vermöge  der  Pforten  dea  Himmel«  (Kp.  33,  3. 
35,  X.  Kp.  75  und  76.)  auf  flrömende  Wind  nach  allen 
Seiten  hin  vertheile ;  vgl.   auch  Hiob  3g ,  34.     Der 
Sturm  regt  den  Staub  auf,  fo  dafs  diefer  fich  gleich- 
Cara  mit  ihm  verbindet  und  in  feinem  Strudel  fortge- 
riflen  denfelben  gleichfam  fattigt. 
53)  Nach  JLaMrcnccfteht  im  athiopifchen  Texte  v^^  it 
daher  überfetzt  er  of  wood  (aus  Holz)  und  am  Aande 
soch  wörtlicher  im  Plural  of  woods^  indem  er  ezvAn 

von  V  V»  Baum  ableitet.  Allein  die  Kammern  aus 
Holz  9  welche  bei  diefer  Erklärung  den  Wind  zu 
tholen  hätten ,  find  für  die  Darßellung  gar  zu  nüch- 
tern und  profaifch  und  was  die  Hauptfacbe  iß,  die 
von  lAtmrencs  vorausgefetste  Pluralform  auf  An  kommt 
fonft  von  €z  nicht  vor,  wenigftent  hat  fie  Ludolf  (im 
liezic.   aethiopicum  p.  469«    ed.  2.)   nicht,  fondern 

l     Bur  OOOf:  0991":  und  AOOdT:     Ichglaube 

I     Über,  data  VvT  i^  ungenau  gefchricbeniftund  für 


338  Kap.  41.   V.  4. 

4.  Ich  fahe  auch  die  Behältnifle  des  Monda 
von  wannen  lie  ^)  kaüien ,  wohin  fie  liefoi ,  iU 
herrliche  Rückkehr,  und  wie  einer  glänzend 
wurde  als  der  andere,  ihren  prächtigen  Lauf,  ili 
ren  unveränderlichen  Lauf,  ihren  getrennten  ua 

^Fi^lj  den  Plural  von  \)/^©':  claufus  (f.  L 
äolf  a.  a.  O.  p.  467.)  ftehe,  welches  alt  Adjectir  n 
dem  Worte  BehältnilTe  zu  verbinden  ift.     Die  Ve 

wechfelung  der  gleichlautenden  Tzadai  (#%♦)  ui 
Tzappa  C  9  «  )  ift  ziemlich  häufig  (Ludolf  Gramma 
arethiop.  p»  6  und  p.  aa*)*  I^er  Ausdruck  BehältnilTe  in 
Winde  kommt  öfters  vor,  alsKp.  Igf  !•  58f  3*  Sobald  d 
Wind  feine  gewöhnliche  Wohnung  verlalFen  hat,  u 
theilt  er  Höh  nach  allen  Seiten  der  Erde  (f.  T« 
58*  40-  Bekältniffß  des  Hagels  und  Schnees  ^  v| 
58f  9 — II«  68f  33*  Auch  die  Wolken  kommennil 
der  kindlichen  Yorfiellung  aus  einer  ihnen  angawJ 
fenen  Behaufung.  Wenn  es  heifst :  Henoch  £ahe  an 
diejenige  Wolke,  welche  vor  der  Welt  (jLoiirai 
mehr  umfchreibend :  „vor  der  Schöpfung  der  Welt 
die  Erde  bedeckte,  fo  ill  diefer  Ausdruck  wohl  ti 
anlafst  durch  z  MoL  i,  2.,  hauptfachlich  durch  dk 
Gedanken,  dafs  Finfiernifs  auf  der  Tiefe  mhü 
Ueber  die  Verbindung  des  Hagels ,  Schnees  und  I 
Wolken  mit  dem  Winde  f.  Anmerk.  53«  Im  iJ^ 
meinen  vgl.  man  su  dem  Yerfe  Kp.  75 — 75. 
54)  Nämlich  die  verfchiedenen  Mondesphafen;  JLfi 
rence  überfetzt  daher:  „die  Monde,**  wie  73,^ 
Unter  den  Naturerfcheinungen  hat  der  WechU  i 
Mondes  in  feinem  Lichte  die  Aufmerkfamkeit  i 
Verfiiirers  vorzugsweife  in  Anfpruch  genommen,  dafi 
ift  er  darüber  fo  weitläufig  und  umfiandiich  Ictl 
hier  V*4<— 6. ,  tind  noch  mehr  Kp.  72.  73.  77  •" 
78.    Die  Ettckkehr  des  Mondes  kann  den  Au^« 


Kap.  41.    V.  4.  329 

ivarringerten  Lauf ,  ihre  Beobachtung  eioer  ge« 
nfeitigen  Treue  nach  einem  Eide,  bei  welchem  fie 
ieben ,  ihr  Fortfehreiten  vor  der  Sonne  und  ihre 
nhängliohkeit  an  ihren  Pfad  im  Gehorfam  gegen 
jn  Befehl  des  Herrn  der  Geifter.  Mächtig  iS  üin 
ame  von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit. 


deflelben   an  jedem  einzelnen  Tage  bezeichnen,   an 
welchem  er  fichtbar  wird,  oder  die  Wiedererfchei- 
nnng  deflelben ,  wenn  fein  Licht  mehrere  Tage  ganz 
und  gar  am  Himmel  verfchwnnden  ift.     Der  Ausdruck 
ift  fo  gewählt,  als  waren  Neumond,  Vollmond,  erftes 
und  letztes  Viertel  befondere  Monde ,  allein  Idiefs  ift. 
blofs  Ungenauigkeit  der  Rede ,  keinesweges  Anficht 
des  Schriftftellers  (vgl.  Kp.  72  —  3.  77 — 80*     Glän- 
sender  ift  natürlich  der  Vollmond  als  die  beiden  Vier- 
tel.    Der  Lauf  ift  nach  feften  Gefetzen  beftimmt,  alfo 
nnrerände^lich ;   die  einzelnen  Phafen  erfcheinen  nie 
zu  einer  Zeit,  fondern  nach  einander ,  und  jede  wie- 
derum für  fo  lange  Zeit,  als  ihr  einmal  zugemelTen 
worden.     Es  ift,   als  hätten  fie  fich  gegenfeitig  ver- 
bindlich gemacht  und  zwar  eidlich  (^Laurehce  über« 
fetzt  nicht  ganz  vrortlich :  „durch  einen  feften  Eid**), 
ficb  nicht  zu  beeinträchtigen,   alfo  früher  zu  kom« 
men,  oder  ISnger  zu  bleiben,  als  beftimmt  ift.     Der 
Lauf  ift  prachtvoll  (^Laurence  fagt  rieh).     Der  Mond 
geht  der  Sonne  vorauf,  fcheint  früher  als  fie,  weil 
der  Tag  von  Sonnenuntergang  bis  zu  Sonnenunter- 
gang   bei    den  Hebräern  gerechnet   vtrird   (£>  mein. 
Entw.  der  hebr.  Alterth.  S.  6l50-     Hierin  alfo  An- 
dentnng  bebrfiifclLen  Urfprungs  des  Buches.      Von 
dem  Verbo  fehen  find  eine  Menge  Accufativen  abhän- 
gig ;  Laurence  hat  zur  Verdeutlichung ,  aber  nleines 
Erachtens  unnBthiger  Weife,  vor  den  Sätzen,  welche 
den  Lauf  des  Mondes  cbaraktexifirent  eingefchoben : 


i-.- 


330  Kap.  41.  V.  S. 

5.  Nach  diefem  wurde  ^^)  der  Pfad  des  ] 
des,  der  verborgene  wie  der  fichtbare, 
fowohl  als  der  Fortgang  feines  Pfades  bei 
und  bei  Nadit  vollendet,  während  jeder,  eine 
der  andere,  nach  dem  Herrn  der  Geifler  fahc 
hebend  und  lobpreifend  ohne  Aufhören,  fini 
Lobpreifen  für  fie  Ruhe  ift ;  aber  in  der  gläi 
den  Sonne  iß  ein  häufiges  Wandeln  zu  Segei 
zu  Fluch. 


yficli  bemerkte.**  Aus  einem  fibnlichen.  Gmm 
er  weiter  hin :  „Anhänglichkeit  an  den  ihnen  i 
hengn  Pfad.^*  Indem  der  Mond  feinem  P£idi 
bleibt,  beweift  er  fich  gehorfam  gegen  Gottes  I 
Ihm  werden  im  Anfange  dea  Verfcs  auch  befc 
Behaufungen  augefchrieben,  wie  Pf.  ig,  5.  dieJ 
ihr  Zelt  hat ;  er  hat  mehrere  derfelben ,  wahr£ 
lieh  wegen  feiner  verfcbiedenen  Phafen ,  deren 
ihr  befonderes  Gemach  empfangt. 
55)  ^  gefchieht  dief«  vor  Henoch'a  Aagen; 
überfetzt  Laurgne^f  einiges  einfchiebend:  „ 
diefem  (nahm  ich  wahr ,  dafs)  der  Pfad  —  —  ir 
det  wurde.**  Allerdinga  gefchahe  diefs  auch 
aber  Henoch  foll  darüber  belehrt  werden ;  dan 
es  herausgehoben.  Der  verborgene  Lauf  dea  ! 
des  gebort  der  Periode  an,  wo  der  Planet  nicht 
bar  wird  am  Himmel  (vgl.  Kp.  72  —  73« )<  ^ 
fteht  nicht  ftill,  wenn  man  ihn  auch  nicht  ge 
wird.  In  dem  Satze:  Jeder ^  einer  wie  der  «a 
bilden  die  Mondesphafen  (Monde)  wieder  das 
ject,  wie  Y.  4.  Sie  blicken  auf  Gott  hin,  als  ; 
Schöpfer  und  Erhalter  und  pfeifen  ihn,  was 
das  A.  T.  von  den  Sternen  und  dem  FirmameoU 
(Hieb  3g  ,7.  FC  I9 ,  3  ff.).  Diefer  Act  der  i 
kennun^;  voa  Gottes  Grobe  i&  gleichfam  Erbe 


Kap.  41.   V.  6.  33t 


>er  Lauf  des  Mondespfades  iR  für  die 
Licht,  aber  für  Sünder  ifl  er  Finßar« 
dem  Namen  des  Herrn  der  Geifterp  wel- 

< 

TOD  der  ihnen  sugetheilten  Arbeit.  Faft  fcheinc 
woUe  der  Verl  tnge^  der  Mond  vecweade  die 
iro  er  nicht  fcbeint,  Torsugtweife  snrVerherr- 
l  des  Schöpfers.  Wenigßens  mochte  fo  die  am 
Te  des  Verbs  befindliche  kurae  Hindeutung  auf 
irklsnikeit  der  Sonne  fich  noch  am  leicfatefiea 
n,  deren  Sinn  dann  wohl  diefer  iftt  bei  der 
igen  Sonnenkugel«  Ton  welcher  der  Mond  fein 
ampfangt  (Kp.  77,  4.  I2.X  verhSlt  es  fich  gans 
r  diefe  ruht  nimmer  (vgl.  auch  Kp.  7rt  45« 
ihr  Wirken  aber  bringt  bald  Heil  und  Segen, 
Jnheil  und  Fluch.  £s'  iß  in  leutsm  Worten 
s  Wohlthatige  der  Sonnenwarme «  aber  auch 
s  Verderbliche  ihrer  glühenden  Strahlen  Besug 
men,  wie  es  der  Morgenlander  vorsuglich 
und  Cshe.  Vor  diefem  Satze  fteht  eigentlich 
nCslpartikel  dsmn  (bei  Laur^nce  fteht  f^for*^ 
I  auf  den  ausgelaflenen  Z wiCchengedanken :  die 
hat  nicht,  wie  der  Mond,  eine  Zeit  der  Ruhe, 
ueben  ift,  wie  im  HebraUchen  auch  1^  öftere 
icbt  wird  (JeL  5»  XO.  7»  2X«  32.).  Um  den« 
imenhang  in  der  Ueberfataung  anfchaulicher  au 
n ,  habe  ich  die  Ad verCitivpartikel  gewihlt. 
Cer  Gedanke  klingt  paradox,  ifts  aber  nicht, 
lond  mit  feinem  Lichte  ift  den  Gerechten  will« 
an,  nicht  aber  den  Gottlofen,  deren  Werke 
idbt  fchenea  und  nur  im  Dunkel  gedeihen,  für 
daher  die  Zeit  feines  Scheinens  gleiohfam  Fin« 
I ,  lie  können  während  derfelben  nicht  wirken 
BK  Weife;  Tgl.  Hiob  34,  13  — 17.  39,  15.  Im 
n  d#j  Herrn  der  Geißer  kann  nur  heifsen»  nach 


1 


332  Kap.  41.  V.  6. 

eher  fchüf.(chie  Trennung)  zwifchen  Lic 
Finßemirs,  und  trennte  die  GeiAer  der  Mei 
und  Itärkte  die  Geifier  der  Gerechten  felbft  : 
Namen  feiner  Gerechtigkeit. 


feinem  Willen  hat  der  Lauf  diefa  Einrichtu 
für  die  in  ihrer  Sittlichkeit  verfchiedene 
fchen  den  ungleichen  Erfolg.  Die  nachft  fo 
Worte  fpielen  auf  iMof.  i,  4«  i^  ig.  an.  \ 
Licht  und  Finftemifs  getrennt  find,  fo  ai 
Freunde  und  Feinde  des  Lichts ;  erftere  befefl 
in  ihrer  Gefinnung  und  in  ihren  Beftrebungen« 
thut  er,  wie  hinzugefügt  wird,  felbft  im  Na 
ner  Gerechtigkeit  (^Lawrence  fagt  ,yin  the  i 
his  own  righteousness'^),  d,  i.  durch  das  Vorl 
den  mächtigen  Eindruck  feiner  eigenen  £ 
Gröfse.  -—  Mit  diefem  Verfe  beginnt  eine  AI 
lung  Ton  dem  eigentlichen  Gegenftande  dei 
Henochs  bia  cum  Schlufle  von  Kp.  42. ,  fo 
Kp.  43  f  X.  die  Schilderung  des  vom  Fatriar 
Himmel  Gefehenen  wieder  fortfch reitet.  \ 
fung  dazu  gab  der  Gedanke,  dafs  das  Licht  d 
des  gans  anders  von  den  Frommen  als  von  d« 
lofen  betrachtet  virerde.  Henoch  erblickte 
nach  den  Geheimniflen  des  Himmels  (Kp. 
des  Blitzes  und  Donners  (V.  3.),  der  Winde  (V. 
die  Behaufung  des  Mondes  (V.  4.^5.^  ^  d 
Sterne  und  was  mit  ihnen  zufammenhangt  ( 
44.).  Der  Ideengang ,  welchen  der  VerfalTei 
Bwifehen  Kp.  41,  6  und  Kp.  43.  eingefchobei 
fode  nimmt,  ift  diefer.  Die  Gottlofen,  deren 
Planen  des  Mondes  Licht  zu  hell ,  veerden 
Unternehmungen  nicht  dutcb  ihren  Schutzei 
hindert,  Gott  aber  wird  ihre  Uebelthaten  n 
beSnft  taflea  (41,  7.)*    Wundern  darf  man  ß 


Kap.  41.   V.  7.  333 

Und  nicht  kommt  (ihnen)  zuvor  der  En- 
Lind  nicht  ift  er  begabt  mit  der  Machti  (ih^ 

\x  das  Verfahren  der  Frevler;  denn  die  dargebo- 
s  Weisheit  Terfchmäbeten  Ce,  die  Ungerechtigkeit 
r,  hat  ihren  WohnCts  auf  der  Erde  aufgefcblagen 
>•  420*  Allerdingt  Heben  die  einseinen  Sätze  auf 
.  erßen  Blick  abgeriflen  da,  oder  doch  nur  lofe 
bunden;  allein  unflreitig  findet  der  von  mir  ange- 
itete  ZuCammenbang  ftatt.  Solcbe  religiös  lenti- 
atale  oder  poetifch  <  malerifcbe  DigrelTionen  Cod 
h  bei  den  altteftamentlicben  Dichtern  nicht  ohne 
Tpiele  (Hieb  38,  13  — 15*  26  —  17.  Pf-  I9t  5«  6.). 
V^aa  für  ein  E^gel  bier  gemeint  foy»  fcbeint  fcbwer 
ngeben,  wepn  wir  nicht  annehmen,  dafs  es  der 
gel  war,  deflen  eigentlicbes  Gefcbäft  es  nach  dem 
iTchen  Glauben  iß,  die  Seeien  der  Menfchen  aus 
Ter  Welt  in  die  künftige  zu  fübren.  (  L. )  Diefe 
dcht  Laur€nce*s  fcbeint  mir  ganz  verfehlt.  Der 
g£l  dürfte  nämlich  vielmehr  den  jedem  Menfchen 
gegabenen  Schutzengel  bezeichnen  und  der  5inn 
alfo  :  Obfchon  auch  jene  Uebeltbäter  ihren  Engel 
»en,  fo  bleibt  ihnen  doch  freie  Wahl  zwifchen 
t  und  Böfe.  Der  Sats  foll  zeigen,  warum  der 
lae  Unterfchied  in  der  fittlicben  Befchaffenheit  der 
nCcfaen,  wovon  V.  6.  handelt,  nicht  varfchwin- 
,  da  doch  Jedem  ein  fchützendes  höheres  Wefen 
■  Seite  fiebe.     Bekannt  iß,  dafs  fchon  die  Pfalmen 

Vorfiellung  enthalten,  fromme  Menfchen  würden 
1  Engeln  gefchützt  (Pf.  34,  g.  91,  11  — 12.),  und 

B.  Daniel  (Kp.  10,  13.  20.  11,  l.  12,  lOi  ebenfo 
B  die  Septuaginta  5  Mof.  32  t  g«,  vorausfetzen, 
I  einzelnen  Lander  würden  von  gewiflen  Engeln 
treten,  was  zwar  Häveniick  (CommeBt.*üb«  das 


334  Kap.  41.  V.7. 

nen)  tuvor  zu  kommen ;  denn  der  Richter  G 
fie  alle  und  richtet  fie  alle  felbft  in  feiner  Gegenw 


B.  Daniel  sn  Kp.  lO,  13.)  ableognet,  aber  lebwo 
nit  BeiftimmuDg  unbefangener  Exegaten.  Dia  i 
kryphen  des  A.  T.  fchildern  swar  an  mehreren  I 
len  den  Beiftand,  welchen  Eng«!  trenes  Vareh 
lebova'a  gewähren  (Buch  TobiS,  3  Maee.  li, 
aber  es  find  immer  nur  einselne  vorübergehende  H 
lungen»  worin  fich  dieft  offenbart »  keines  weget 
erfcheinen  fie  als  beHSndige  Begleiter  derfelben  d 
ihr  ganzes  Leben  (vgl.  Bretfehntider  DogmaC 
Apokr.  S.  1790*  Zur  Zeit  des  N.  T.  kannten  1 
die  Juden  unftreitig  die  Anficht  von  Schutxgeil 
der  Menfchen  (Matth.  ig»  lo.  Apgefch.  13,  16.) 
hat  alfo  gar  nichts  Auffallendes ,  fie  in  dieler  S 
des  B.  Henoch  su  finden.  Will  man  diefe  Deut 
jedoch  nicht  gelten  laffen ,  fo  könnte  auch  der  E 
gemeint  Teyni  welcher  die  Menfchen  überhaupt, 
die  Böfen  unter  ihnen  zu  beauffichtig'en  hat;  fo  i 
Kp.  20.  Raphael^  welcher  über  die  Seelen  der  I 
fcheuy  Michael^  welcher  über  ihre  Tugend  und 
rakielf  welcher  über  die  Seelen  der  Menfchen , 
che  fündigen»  gefetzt  find,  oder  Raguel^  wel 
Strafen  über  die  Welt  verbangt.  So  weit  alfo  , 
die  Macht  des  Schutzengels  oder  des  Engels  ni 
welcher  die  Pflicht  hat,  über  menfchlicfae  Tn| 
zu  wachen,  dafs  er  die  menfchliche  Freiheit  befcl 
kend,  vom  Böfen  zurück  halte.    Der  hSchfte 

m 

letzte  Riphter  bemerkt  aber  alles  und  fpricbt 
Urtheil  und  zwar  fo,  dafs  die  au  Beftrafenden  es 
ihm  felbft  vernehmen ;  das  letztere  wollen  dieWc 
„in  feiner  Gegenwart  felbft  (,,1^  hii  ownpr^fm 
nach  Laur^ne^y*  ausdrücken.  ^ 


Kap.  42.    V.  1^2.  335 

Kap.    42. 

1.  Die  Weisheit  fand  keinen  Platz  ^),  wo 
i  wohnen  konnte;  ihre  Wohnung  ift  debhalb 
I  HimmeL 

2.  Die  Weisheit  trat  hervor»  um  zu  wohnen 
iter  den  Söhnen  der  Menfchen ,  doch  fie  erhielt 
sflEfte  Wohnung.  Die  Weisheit  kehrte  zurück  an 
ren  Platz  und  fetzte  fich  in  die  Mitte  der  En« 
iL     Aber  die  Ungerechtigkeit  trat  herror  nach 


5g)  Mimlich  0uf  der  Erie^  wie  fchon  Laurencg  gans 

Ltet.  Der  in  V.  i.  ausgefprochene  Gedanke 
\  3.  wiederholt  und  durch  einen  Gegenfats  noch 
mehr  henrorgehoben.  JVtisheit  und  Ungerechtigkeii 
find  hier  perfonificirti  wie  Sprichw«  3  und  9.  Weia* 
heit  und  Thorheit  (  Lawrence  läfst  im  ganzen  Kap, 
bei  beiden  Perfonificationen  den  Artikel  hinweg), 
tnfofern  die  wahre  Weisheit  nach  des  Hebräers  Be« 
griffan  nicht  in  gewüTen  tbeoretifchen  Sätzen  zu  Tu- 
chen ift  I  welche  man  etwa  aufzunehmen  habe ,  Ton* 
dem  in  Gottesfurcht  und  einer  ihr  gemäfsen  Denk  • 
und  Handlungsweife)  in  Gerechtigkeit  u.  f.  w.  ^  kann 
die  Ungerechtigkeit  ihr  entgegengeftellt  werden.  Die* 
Csa  Kapitel  fcheint  ganz  abgeriflen  dazuSehenf  und 
gebort  unftreitig  noch  zu  der  epifodifchen  Darftel* 
long,  wodurch  die  Erzählung  der  Vifion  Henoch'a 
unterbrochen  wurde  (f.  Anmerk.  56*  su4l|  6.)*  £e 
foll  in  diefer  Allegorie ,  und  darin  liegt  der  Zufam« 
menhang  mit  Kp.  41,  7. 1  gezeigt  werdeui  dafs  über* 
haopt  das  Böfe  leicht  Eingang  gewinne,  während 
daa  Gute  zurückgeftoGsen  werde.  Mitten  unter  die 
Eng^  darf  fich  die  Weisheit  fetzen  zum  Beweife  der 
Achtung,  welche  ihr,  der  auf  Erden  verachteten» 
im  Himmel  zu  Theil  wird. 


336  Kap.  42.  V.  2.   Kap.  43.  V.  1. 

ihrer  ^)  Rückkehr,    welche   wider  Willen  (cini 

,  Wohnung)  fand,  und  wohnte  unter  ihnen,  m 

Regen  in  der  Wüfte  laid  wie  Thau  in  einem  dar 

ftigiön  Lande. 

•ii 
•-' 

Kap.    43.*) 


Tt 


1.     Ich  fchaute  einen  anderen  Glanz  und  ik 
Sterne  des  Himmels.     Ich  bemerkte,   dafs  er  fil 


59)  I^*'*  Pronomen  gebt  auf  die  Weisheit.  Die  Ungl 
recbtigkeit  möchte  gern  surückgeftofsen  werden,  nräl 
fieweirsy  daftfie  nur  Unglück  bringen  kann,  aber  itt 
fonft.  Sie  iß  den  Menfchen  überaus  willkommen ;  dilti 
ift  der  Sinn  der  Vergleichung  am  Ende  des  Verfes.  M 
fie  und  durßigeg  Land  bezeichnen  hier  ungefähr  All, 
felbe,  wieEsecb.  19, 13.;  Regen  und  Thau  ift  diegil. 
fseße  Wohlthat,  welche  Jeuiandeni  in  folchen  Gtf|ä^ 
den  au  Theil  werden  kann  ( Pf.  105,  41.  Hieb  ||^ 
26  —  27-  Jef.  35i  6.  41,  18.  43}  ao.  4Efr.  16,  6lj^ 

60)  Der  Bericht  über  die  Vißon,  welcher  von  4li|l^ 
an  unterbrochen  wurde,  wird  wieder  aufgenomfll; 
und  mit  einer  geringen  Unterbrechung  (Kp.  43,  ii. 
fortgefetzt  bis  zum  Ende  der  fogeuanuten  Fm4L 
(Kp.  44.}.  Nach  dem  Monde  (Kp.  41,  6.)  Cehtfll^ 
noch  nun  die  Sterne  mit  ihrem  Glänze.  Er  rnftF 
bei  Namen,  nämlich  der  Herr  der  Geifier,  mit 
auf  41  y  6.  y  fo  daCi  felbß  in  dem  Ausdrucke  die 
fcbcn  41 ,  6  und  43,  i.  befmdliche  Epifude  igi 
wird.  Faß  diefelbeu  Worte  liehen  auch  Pf.  14^1]^ 
Jef.  40,  26«  Das  Bild :  wägen  auf  gereckter  IfßL 
oder  auch  blofs  auf  einer  Wage,  ift  auch  im  A*  Xil^ 
wohnlich  für :  aufs  genauefie  beltimmen  (Hiob  3lf L. 
Jef.  409  12«  Dan.  5»  27.  4  Efr.  3«  34.  4,  36*1  ^ 
auch  Offenb.  6,  50  t  i^  übrigens  Anmerk.  5X.  sbIIP 


Kap.  43.    V.  1.  »37 

lle  bei  ihren  einzelnen  Namen  rief,  und  dafs  fie 
orten.  Auf  einer  gerechten  Wage,  fahe  ich,  dafs 
r  aus^wog  nach  ihrem  Lichte  die  Weite  ihrer 
läume  und  den  Tag  ihres  Erfcheinens  und  ihre 
Imkehr.  Glanz  brachte  Glanz  hervor^'),  und 
Ire  Umkehr  (war)  zu  der  Zahl  der  Engel  und  der 
retreuen.  ' 


41,  X.  NachMafsgabe  des  Licbtes,  welcbet  die  Stertie 
erhielten,  ordnet  Hch  auch  die  Gröfse  des  von  ihnen 
einEunehmenden  Flatses,  ihr  Aufgang  (wörtlich :  der 
Tag  ihres  Dafeyns)  und  die  Aückkehr  vom  Endpunkte 
der  Bahn.  Laurence  ühextetzt:  „mit  ihrem  Lichte** 
( with  their  light ) ,  fo  dafs  das  Licht  gleichfam  dar 
Gewicht  wäre,  womach  die  Gröfse  des  von  den  Ster- 
nen einzunehmenden  Raumes  erforfcht  würde.  Allein 
die  leichte  und  flüchtige  Lichtmaterie  als  Gewicht 
«u  betrachten  und  Raumes  Weite  durch  Gewicht 
und  nicht  durch  Langenniaafse  zu  me/Fen  ,  enthilt 
eine  auffallende  Abweichung  von  der  für  Raumaus* 
snefTung  gewöhnlichen  Sitte,  welche  höchftens  da- 
durch etwas  gemildert  würde,  dafs  der  biblifche  Aus* 
druck:  ,, wagen**  für  ,, genau  beßimmen"  fo  gewöhn« 
lieh  war,  dafs  die  Grundbedeutung  deflelben  hätte 
überfehen  werden  dürfen.     Wahrfcheinlich  Hand  im 

Aethiopifchen  die  Partikel  f\  ♦,  welche  beide  lieber- 
fetzungen  zuläfst. 
6l)  Der  Glanz  der  Sterne  verbreitete  Glanz  in  der  Welt.-^ 
Der  folgende  Satz  ift  etwas  dunkel.  Mir  fcheint  der 
Sinn  zu  fejn :  wenn  die  Sterne  auf  ihrer  weiten  Bahn 
umkehren ,  fo  geht  ihr  Weg  in  den  Himmel ,  alfo 
dahin  zurück ,  wo  die  Engel  und  die  treuen  Beken- 
ner  Jehova's  fich  aufhalten.  Für  Getreue  könnte  auch 
Gläubige  Qfaithful  bei  Laurence^  überfetzt  werden, 
welches  eine  chriSliche  Bezeichuungsweife  der  From* 

Bach  Henoch.  22 


338  Kap.  43.  V.  2. 

2.  Alsdann  fragte  ich  den  Engel,  w 
mit  mir  ging  und  mir  geheime  Dinge  er 
wer  ^*)  fie  wären.  Er  antwortete:  Ein  Glei 
von  diefcn  hat  dir  der  Herr  der  Geifter  gi 
»  Es  find  die  Perfonen  der  Gerechten,  welch 
Erden  wohnen ,  und  welche  glauben  an  de 
men  des  Herrn  der  Geifter  von  Ewigkeit  l 
Ewigkeit. 


men  wäre;  da  inJefs  walirfchelnlich  der  Tc 
rprünglicb  hebräifch  war  und   b^^?0>^    Getreu 

Tl.  12,  2.  31»  24.)  oder  D"^2rN3  geftanden 
möchte,  fo  iß  diefs  im  Griechircben  durch 
iri^fJovTct,  xtvtffrtvHOTii  wiedergegeben  und  koni 
von  dem  atbiopifchen  Ueberfetzer,  welcher  un 
Chrift  war,  leicht  mifsverftanden  und  von  C 
gefafst  werden. 

62)  Laurence:  „welches  (ihre  Namen)  wären", 
fächlich  wohl  wegen  des  Folgenden ,  und  dem 
nach  wohl  richtig.  Denn  Henoch  will  über  d: 
fönen  näher  belehrt  feyn,  zu  welchen  nach  V. 
Sterne  kommen.  Werder  ihn  begleitende  Eng 
wird  nicht  gefagt  (f.  Anmerk.  49.  zu  40 ,  g.). 
Gleichnift,  was  Henoch  nach  der  Antwort  dea] 
gefehen  haben  foll,  ift  wahrfcheinlich  das  Gefiel 
der  Wohnung  der  Heiligen  Kp.  39, 4  ff.  41,  i.  Stal 
Jonen  überfetzt  Laurence  „Namen^'  (they  are  the 

of  the  righteous);  allein  das  ätbiopifche  ll^« 
auch  für  Perfon  gebraucht  (f.  die  Belege  in  Li 
Lexic.  p.  152  —  3«  ed.  2.)-  Will  man  diefs  hiei 
anwenden,  fo  bleibt  nur  übrig,  Name  der  G 
ten  für  Gerechte  felbft  in  dem  Sinne  gefetzt  «i 
hen ,  wie  im  A.  T.  Name  Jekova*s  oft  geradei 
Jekova  gebraucht  wird.     Vgl«  43,  X«  3. 


Kap.  44.    Kap,  45.  V.  1.  3^9 

Kap.    44. 

Auch  ein  anderes  Ding  fahe  ich  in  Betreff  des 
[ylanzes;  dafs  er  ausgeht  von  den  Stemea  und 
Slanz  wird,- unfähig  lie  zu  verlaflen  ^)I 

■  > 

Kap.  45.     Sect.  VII.  ^^) 

1.  Zweite  Parabei-  über  diejenigen,  wel- 
:he  läugnen^*)  den  Namen  der  Wohnung  der 
Jleiligen  und  des  Herrn  der  Geißer. 


6$)  Von  den  Sternen  gebt  der  Glanz  aus,  weil»  wie 
es  Kp. 43»  I.  beifsty  Glanz  von) Glänze  erzeugt  wird; 
er  kann  Ge  aber  (nänalicb  die  Sterne)  nicht  verlaflen, 
i^  h.  er  weicht  niemals  gänzlich  von  ihnen ,  fp  dafs 
es  hier  nicht  fo  ift  wie  beim  Monde.  Die  Verbrei- 
tupg  des  Glanipes  der  Sterne  raubt  ihnen  felbft  nichts 
von  ihrem  Lichte,  Nach  Kp.  23 ,  2  —  3.  5.:  lief  ein 
loderndes  Feuer  von  allen  Bimmelslichtern  nach  \ye- 
ßen  zu« 

64)  In  derPariferHandrchrift  iß  es  der  oc^e«  Abfchnitt, 
in  der  Bodleianifchen  der  fiebente,  (L.) 

65)  In  der  Bodleianifchen  Handfchrift  fcheint  hier  of- 
fenbar  etwas   ansgelaflen    zu  feyn.      Es  heifst   da: 

7\l  Pfi(t\Ji,l     Biete  Außlaffung  ift  in  dem  Pari- 

fer  Manufcript  ergänzt,  wo  es  heifst  ,^A  ♦   A  A* 

JPY^nlJB,*  Ich  habe  mich  nach  dem  letzteren  ge- 
richtet« (L.)  Die  zweite  Parabel  erftreckt  fich  bis 
Kp.  55. ;  über  ihren  Inhalt  im  Allgemeinen  f.  Einl. 
8.  13  —  14.  Kp.  45,  I.  bildet  die  Ueberfchrift  der- 
felben,  wie56«  l.  die  der  dritten  Parabel.  Sieverläug- 
nen  den  Namen  der  Wohnung  der  Heiligen^  d.  i. 
wollen  von  einer  Wohnung  der  Heiligen  (dem  Him- 
mel) nichts  wiHen,  vgl.  V.  2.  und  Anoierfc.  62«  zu 

22* 


340  Kap.  45.  V.  2. 

2.  In  den  Himmel  werden  ße  nicht  hinauf 
[leigen,  auch  werden  lie  nicht  Icommen  auf  die 
Erde  ^).  Dicfs  wird  der  Theil  der  Sünder  feyOr 
welche  YerLäugnen  den  Namen  des  Herrn  der  Gei- 
ßer und  welche  fo  aufbewahrt  werden  für  den 
Tag  der  Strafe  und  der  Qual. 


Kp.  43,  2.  über  den  Gebrauch  des  Worte»  Nami, 
Mit  dem  2ten  Yerfe  beginnt  swar  die  fogenannte  Tt^ 
rabel>  aber  der  Ausdruck  ift  Cchtlich  mit  entfchio- 
dener  Rück  ficht  auf  die  Ueberfchrift  gewählt  rui 
hängt  damit  fo  genau  sufammen ,  dafs  diefe  ni^ 
etwa  von  einer  andern  Perfon ,  als  dem  Urheber  fa 
Folgenden  herrühren  kann.  Denn  V.  2.  würde  nacÜI 
Wegnahme  des  iRen  Verfes  ganz  unklar  werden  uol 
letEterer  iß  wahrfcheinlich  die  nüchRe  Veranlafluflgi» 
dafs  gerade  mit  den  in  V.  2«  enthaltenen  Gedankfllic 
begonnen  wird.  Auf  ähnliche  Weife  fieben  aos|i 
fonll  die  Ueberfchriften  der  einzelnen  Abtbeilungtf: 
des  Buches  Henoch  mit  den  fich  daran  fchliefsenÄft 
prophetifchen  Reden  undViConen  in  genaueßer  VerUi«. 
düng;  f.  Kp.  I»  !•  12,  I— 5.  I4f  !•  8  —  9-  37t% 
66)  Wahrfcheinlicli  denkt  der  Verf.  die  Sünder  auA^ 
wahrt  an  einem  fchrecklichen  Orte,  ähnlich  den  alh 
18»  13-  15-  und  21,  I — 3.  befchriebenen  Kerl 
welche  ebenfalls  weder  dem  Himmel  noch  der 
angehörten;  f.  auch  Kp.  22»  12.  14.  DaCs  bis  wi] 
grofsen  Gerichtstage  die  Qual  der  Frevler  nicht 
höre  9  lehrt  auch  Kp.  22,  12.  Die  Sünder 
nen  den  Namen  des  Herrn  derGeifter,  d.  h.  ihnfa 
vgl.  41 ,  I«  Nach  26  •  2  —  3.  werden  die , 
Unsiemliches  gegen  Gott  reden ,  in  ein  verwi 
te»  Thal  ein gefchlofleni  und  in  den  letzten  Tagen 
Gericht  über  fie  gehalten  werden.  Da  in  den 
3  —  5«  offenbar  Gott  der  Redende  ift^  mufs  man  üAf^ 


Kap.  45.    V.  3.  341 

3.  An  dlefem  Tage  wird  der  Auserwählte  ^'^ 
itzen  auf  einem  Throne  der  Herrlichkeit,  und  wird 
befÜmmen  ihren  Zultand  und  die  unzähligen  Woh- 
iBDgen  (während  ihre  Geifier  in  ihnen  werden 

neigt  fühlen,  ihm  auch  diefen  Autfpruch  V«  a.  zusu- 
fchreiben,  obfchon  hier  o£Penbar  von  ihm  in  der 
dritten  Perfon  gefprochen  wird.  Von  Kp.  46.  an 
tritt  Henoch  wiederum  als  Berichterftatter  auf.  Aebn- 
lich  ift  der  plötsliche  Uebergang  aus  der  dritten  in 
die  erSe  Peribn  Kp.  43,  g.  9. 
67)  Mit  diefem  Namen  bezeichnet  die  ^te  Parabel  febr 
IiaaCg  den  grofsen  Abgeordneten  Gottes ,  durch  wel- 
chen das  Gericht  gehalten  und  «vollzogen  wird ;  vgl. 

V.  4.  48'>»  2.  4.  50,  3-  5-  51.  5-  10.  54»  5«  Auch 
in  der  iften  Parabel  Kp.  40 ,  3.  und  in  der  dritten 
Kp.  60,  7«  XO.  13.  61,  X.  wird  er  angewendet,  fonft 
aber  nirgends  in  dem  Buche.  Ueberhaupt  bat  diefe 
Abtheilung  die  Vorftellung  vor  den  übrigen  voraus, 
dafs  in  der  Schilderung  des  Gerichts  gewiflermaarsea 
ein  Stellvertreter  des  höchßen  Wcfens  eintritt,  um 
das  £adurtbeil  zu  fprechen  und  dadurch  die  Schick- 
£ile  der  Frommen  und  der  Sünder,  der  Engel  wie 
der  Menfchen ,  für  alle  Zukunft  zu  beftimmen  und 
felsufetzen.  Nur  Kp.  104  b,  2.  fagt  Gott :  „tV^  und 
tmein  Sohn  werden  allezeit  Gemeinfchaft  halten  mit 
'  ihnen  (den  Rechtrchaffenen )  auf  dem  Pfade  der  Ge- 
r  xechtigkeit  ** ;  diefe  Verheifsung  bezieht  ßch  auf  die 
Zeit  nach  dem  Strafgericht  der  Frevler.  Eine  folclie 
Kgenthümlichkeit  könnte  wohl  in  Verbindung  mit; 
«ndern  (f.  Anmerk.  29.  und  30.  su  37,  i.  Anmerk. 
4D.  zu  39,  6.  Anmerk.  49.  und  50.  zu  40,  g.)  Merk- 
aMilen  dem  Verdacht  eines  Kritikers  rechtfertigen^ 
daCs  Kp.  37-^70.  vod  einem  andern  Verfaffer  her» 
sühca,  alt  die  übrigen  Tbeile  des  Bnches.     Uebri« 


342 


Kap.  45.    V.  3. 


geftärkt  werden  ,  wenn  fie  fchauen  meinen  Auser 
wählten)  für  diejenigen,  welche  Schutzes  hali^ 
geflohen  find  zu  meinem  heiligen  und  herrlicher^ 
Namen. 


gens  ift  die  Bezeichnung :  der  Auserwdhlte  gewill 
nicht  ungefchickt  gewählt;  denn  es  liegt  darin  offen* 
bar  die  Andeutung,  dafs  er  Gott  untergeordnet,  yoi 
ihm  erft  feine  Beftimmung  empfange,  aber  auch  y« 
andern  würdig  befunden  fey;  vgl.  46«  2.  Yergltichei 
läfst  /ich  Luk.  23,  35.,  wo  Meflia»  (0  xp'*""^«)  A^iA 
0  ro}^  BioO  »xX*Kro(  erklärt  wird,  gewilTermaafsen  anc^ 
die  AuITorderung  i  Fetr.  2, 4. «  £ch  an  Jiefus  anzufcUi* 
fsen  als  einen  lebendigen  Stein  irot^a  5ew  •KXsMrov«  In  eint 
andern  Stelle  diefer  Parabel,  nämlich  Kp.  43,  5.  will 
die  Bezeichnung  erweitert:  der  Auserwdhlte  ai- 
der  Verborgene,  Der  Zufatz  foll  unftreitig  aodai- 
ten ,  dafs  zwar  Gottes  Entfcblufs  fchon  gefafst,  fi 
Richter  alfo  fchon  beßimmt  fey,  aber  feine  ErfcbT 
xiung  noch  verziehe,  bis  der  rechte  Zeitpunkt  d. 
kommen  feyn  wird.  Die  bekannteren  Namen  foUjT 
keinesweges  in  diefer  Parabel,  nämlich  Menjeki 
John  ßeht  Kp.  46,  I  —  3-  48«  2.  und  Mejßas  Kp.  4 
II.    51,  4.     Erßeren  findet  man  fonß  noch  Kp.  I 

10.  13.  17«  62,15-  68,  38  —  41-  69»  !•  "»*  *C 
den  verwandten  Ausdruck  Weihes fohn  Kp.  6X9  9t  f 
dem  parentbetifchen  Satze  und  V.  4.  nennt  Gott  ^ 
erkornen  Richter  der  Welt  feinen  (d.  h.  von 
Auserwahlten,  wie  Kp.  104  b,  2.  feinen  Sohn« 
einem  herrlichen  Throne  fitzt  der  Auseiwählte 
Gerichte  (  vgl.  Kp.  50,  3.  54f  5«  60,  10.  61»  9* 
39.  40.},  wie  fonft  Gott  felbfi  (Kp.  14,  17  ff.  Ig, 

24,  2.  8*  47 f  3*  59»  !•  61 1  2.  5);    von   ihm 

die  Entfcheidung  über  das  künftige  Loos  der  Fff  ^1 

inen  ab ,  natürlich  aber  nur  defsbalb,  weil  Gott 


1*^ 


3?c 


Kap.  45.    V.  4—5.  343 

4.  An  diefein  Tage  will  ich  meinen  Auscr- 
wäLlten  wohnen  lalTenin  ihrer  Mitlc  ^),  will  vcr- 
äodem  denHinimcly  will  fcgncn  ihn  und  erlcuch- 
:cii  ihn  für  immer. 

5.  Ich  will  auch  verändern  die  Erde,  will 
*Zi\en  fie,  und  diejenigen,  welche  ich  aiiserwälilt 
abe,  wohnen  lalTen  auf  ihr.  Aber  diejenigen, 
'eiche  Sünde  begangen  haben  und  Ungerechtig- 
dt,  follen  iie  nicht  betreten;  denn  ich  habe  iie 


diefs  Gefchaft  übertragt.  Der  parentbetifclie  SatE 
enthält  noch  den  Zwifchengedanken ,  dafs  der  An- 
blick des  Richters  die  Frommen  keinesweges  fchre- 
cken ,  fontlera  ihren  Math  erhöhen  foUe.  Der  Aus- 
druck ift  übrigens  hier,  wie  oft,  fo  gewählt,  dafs 
die  Pronomina  auf  Nachkommendes  beasogen  werden 
sniUTen«  Laurence  fchiebt  nach  der  Parenthefe  die 
Worte  ein:  „er  wird  de  wählen 'S  was  aber  unnö- 
tbige  Erweiterung  ift;  das  Fionomen  fie  in  diefem 
£in£chiebfel  gebt  auf  Wohnungtn  £urück. 

^)  Dalii  der  Auserwählte  nach  dem  Gericht  bei  den 
frommen  Menfcben  weilen  foll,  wird  Kp.  6l,  17. 
noch  mehr  ausgeführt;  derfelbe  Gedanke  auch  51,  4. 
6O9  4-  So  erfreuen  Ce  ßcli  nach  Kp.  39,  I.  des  Um- 
gangs der  Engel  auf  der  Erde.  Himmel  und  Erde 
{^Laurence  fchiebt  unnöthiger  Weife  vor  beiden  Wor« 
ten  Gtfialt  ein)  werden  umgewandelt  (vgl.  Jef.  65* 

,  17.  66f  22.  2  Petr.  3,  13.  Apok.  21,  l.)-  DieFrom- 
nen  wohnen  auf  der  neuen  Erde  ( Kp.  50,  5. )  und 
die  Gottlofen  werden  hinweggefchafft»  damit  ihr  An* 
blick  den  Gerechten  nicht  betrübe  (f.  48,  10.  50,  2. 
54«  X2.  61%  15.16.).  Gott  batyie  gefehen^  es  ift  ihm 
nicht  unbekannt  gebUeben,  was  fie  verbrochen  haben ; 
daher  überfetzt  Laur/inee  mehr  dem  Sinne  nach :  ,|deun 
ich  habe  bemerkt  ihre  Handlungen/* 


344  Kap.  45-  V-  5.   Kap.  46.  V.  1. 

gefehen.  Meine  Gerechten  will  ich  lattigen  i 
Frieden  und  fie  vor  mich  fiellen,  aber  die  ^ 
dammung  der  Sünder  foll  heranrilcl^en,  damit 
fie  vernichte  von  der  Oberfläche  der  Erde. 

Kap.     46. 

1.     Da  fahe  ich^  das  Haupt  der  Tage,  c 
fcn  Haupt  weifs  wie  Wolle  war ,  und  mit  ihm 

69)  Henoch  fpricbt  von  hier  an  und  berichtet  1 
was  er  fchauete*  Eine  befondere  Andeutung  des 
getretenen  Wechfels  der  redenden  Perfonen  wird  n, 
gegeben;  f.  Anmerk.  6g.  zu  V.  4.  Laurenc^  til 
fetzt  hier  und  in  den  Farallelftellen :  der  Alte 
Tage  (tbe  Ancient  of  days),  offenbar  mit  Besug 
den  Ausdruck  pOV  P^I^V  Dan-  7>  9*t  wofür 
griechifche  Ueberfetzung  des  Theodotion  (in  deni 
gaben  der  LXX)  und  die  LXX  (ex  Cod.  Chißanoej 
'raXai»;  >)^i^c&v  Tagen.  Da  die  ätbiopifche  Ueberfeti' 
des  Buches  Daniel  bis  jetzt  ungedruckt  iß,  fo  k 
ich  nicht  Tagen ,  ob  fie  das  Griechifche  durch  die 
ben  Worte  wiedergibt ,  welche  hier  im  Buche 

noch  angewandt  werden,  nämlich  (j\\\t  C^Vvi 
welches,  wie  Laurence  in  einer  Note  bemerkt,  I 
oder  Haupt  der  Tage  ( the  Chief  or  Head  of  di 
heiTit.  Darüber  aber  müTste  man  im  Klaren  ü 
wenn  man  in  dieTer  Benennung  Gottes  «ine  aui 
lende  Berückfichtigung  des  Buches  Daniel  anarl 
nen  Toll.  Denn  es  leidet  wohl  keinen  Zweifel ,  i 
jie  mit  der  dort  vorkommenden  nicht  gans  identi 
fey.  Das  2thiopiTche  rlSwsa  maviel  läTst  Cch  al 
dingf  fo  wenden,  daTs  es  ungefihr  das  ausdrA 
was  im  CbaldaiTchen  des  Daniel  und  Teinen  griet 
fcben  Verfionen  gemeint  ift,  nimlicb:  das  Haupt 


Kap.  46.   V.  1.  345 

am  anderen  y  deflen  Antlitz  dem  des  Menfchen 
flieh.  Seih  Antlitz  war  voll  Anniutli,  gleich  ei- 
nem der  heiligen  Engel.     Alsdann  fragte  ich  ei- 


Tagen  ^    d.  h.  der  rückßchtlich  feiner  Tage   obensn 
fieht ,  keinem  andern  weicht ,  alfo  etwa  der  Ewige* 
Aber  es  wäre  auch  ganz  fprachgemäfs ,  wenn  man 
überfetzen  wollte:  der  Herr  der  Tage^  der  Herr  der 
Zeit  in  dem  Sinne  des  allmächtigen  Gebieters  über 
die  Zeit  und  ihre  Erfcheinungeo,  die  menfchliche  Le- 
benszeit u.  f.  w«      Denn  dafs   C^  T  v  A  ^    geradezu 
für  t#inpia  gebraucht  werde ,  lehrt  Ludolf  im  Lexic. 
Aethiop.  p.  429  —  30*  ed.  2.     Da  der  folgenden  Dar* 
Aellung  Dan.  7.  unftreitig  zum  Vorbilde  diente,   fo 
T     liist  fich  faß  präfumireni    auch   der   Name  Gottes 
i     werde  aus  der  äthiopifchen  VerCon  herübergenom- 
I     »en*  feyn.     Wir  finden  ihn  im  Henoch  lediglich  in 
dieCer  aten  und  dann  der  3ten  Parabel  angewendet^ 
Bimlich  Kp.  4^»  I*  47*  3«  48  >  2.  54,  I.  59i  I*  70> 
J2.  16.  18*  t  fö  dafs  er  den  Verdacht,  Kp.  37 — 70- 
möchten  nicht  von  derfelben  Perfon  aufgefetzt  feyn, 
welche  den  übrigen  Theil  fchrieb ,  in  etwas  verftar« 
ken  dürfte.     TVeifs  wie  Wolle  fiammt  aus  Dan.  7,  g. 
und  bezeichnet  Gott  als  den  vollendetften  Reinen  und 
Beiligen;   andere  denken   an   das   weifse  Haar  des 
Greifes«     Kp.  14  9  22.  in  einer  ähnlichen  Schilderung 
^  wucde  der  fchneeigan  Weifse  des  Kleides  gedacht, 
ebenfalls  nach  der  Stelle  Im  Daniel,     Der  Begleiter 
des  Höchften,  der  Auserwählte  oder  Menfchenfohn 
hat  ein  menfcbliches  Anfehen  (Dan.  7,  13.)«  aber  fein 
Ge&cbt  ift  auch  dem  eines  Engels  vergleichbar  (^Lau» 
Ttmee  fchiebt  zur  Verdeutlichung  des  Satzes   ^^that 
ej**  ttn;   der  äthiopifche  Text  hat  das  Pronomen 
wibt)«    Solche  Vergleichungen  menfcblicber  Form, 


346  Kap.  46.  V.  1.. 

* 

nen   der  Engel ''°),   welcher  mit  mir  ging, 
welcher  mir  jedes  Geheimnifs  zeigte  in  Betreff 
[es  Menfchenfohnes :    wer  er  fey,  woher  er 
und  warum  er  das  Haupt  der  Tage  begleite; 


Kenntnifs  u.  f.  w.  ,niit  denen   der  Engel  finden 

auch  in  der  Bibel ,  als  2  Sans.  14,  17.  20.  Stücli 

ERher  4,  n.  Act.  6,  15.  Gal.  4,  14.  Kol.  2,  18* 

70)  Die  Worte:    alsdann  fragte  ich  einen   der  E 

Und  im  Bodlej.  Cod.  ausgelaOen ;  ßa  Sehen  abe 

Parifer.  (L.)     Mit  Recht  hat  Laurence  fie  aufgei 

inen.     Die  Art  der  Entwickelung  des  Mitzutbe 

den  iß  hier,  wie   oft  im  B.  Henoch,  d.  h.  der 

triarch  wendet  lieh  mit  der  Bitte  um  BelehruDj 

einen  Engel  und  empfängt  die  erforderliche.  Au: 

rung.       GewiiTermaafsen   erledigen    Ccb   die   Fr 

Henoch*8   fchon  durch  das,    was  Kp.  45.  über 

Auserwählten    vorgetragen   war;    allein   der  Ge 

fhind  iß  für  den  Verfaffer  von  zu  grofser  Wicl 

lieit,    daher   Icommt    er   wiederholt    darauf  zur 

Wahrfcheinlich  fchliefst  die  Rede  des  Engels  erft 

47»  2. ;  wenigßens  iß  Kp.  47,  3.  bereits  Henocb 

zutfaeilen.     Ihr  Inhalt  befchränkt  (ich  nicht  bloCs 

Erledigung  det  vorgelegten  Fragen,  fondem  bele 

tet  zugleich   die  Umßande,  welche  die  Erfcheii 

des  Menfchenfohnes  begleiten  und  die  Folgen« 

che  ßch  für  die  Menfchen    daran   knüpfen  wer 

'Der  Name  Menfchenfohn  iß  in  diefer  Parabel  nu 

3  und  43,  2« ;  in  der  folgenden  befonders  Kp.  61 

6g  6fter  angewendet,  vgl.  auch  62 1  15  und  69 

Er  fleht  offenbar  ganz  promifcue  mit  der  ^^Auserwah 

(f.  Anmerk.  67*  zu  45,  3.}.  Zunachß  wird  die  vollen« 

Gerechtigkeit    des  Menfchenfohnes,    allerdings 

wichtigße  Eigenfchaft  deflen,  dem  das  Gericht 

vertraut  wird ,  V,  2.  hervorgehoben  und  dieCn  i 


ftap.  46.    V.  2  —  3.  347 

2.  Er  antwortete  und  fagte  zu  mir:  Diefs 
fi  der  Menfchenfohn ,  dem  Gerechtigkeit  ifi,  bei 
reichem  Gerechtigkeit  gewohnt  hat,  und  welcher 
fienbaren  wird  alle  Schätze  delTen,  was  vcrbore:en 
t;  denn  der  Herr  der  Geifter  hat  ihn  erkoren, 
nd  fein  Theil  hat  Alles  übertrofFen  vor  dem 
irrn  der  Geifter  in  ewiger  llechtfchaflFenheit. 

3.  DieferMenfchcnfohn,  welchen  dufieheß, 
ird  erregen  die  Könige  und  die  Mächtigen  von 
Ten  Lagern,  und  die  Gewaltigen  von  ihren  Thro- 
en ,  vrird  löfen  die  Zäume  der  Mächtigen  und  in 
tücke  brechen  die  Zähne  der  Sünder  ^^). 


Vorzag  vor  Allen  als  Grund  der  auf  ihn  gefallenen 
Wahl   betrachtet.     Auf  ähnliche  Weife  wird  Hebr. 
j,  9«  die  Liebe  des  Sohnes  zur  Gerechtigkeit  als  der 
Grund    davon  angefehen,    dafs  Gott  ihn  mehr  aus- 
zeichnete, als  Andere  (mehr  falbtc  als  feine  GenoITen), 
mit  Benutzung    von   Ff.   45 «   g.      Die   verborgenen 
Schätze  y  welche  der  Menfchenfohn  ans  Licht  brin- 
gen follfl    ßnd   wohl   der  ReicbtLum    der  göttlichen 
Gnade  und   die  Befellgung,    welche  durch  ihn  ßeh 
über -das  menfchliche  Gefcblecht  ausbreiten  Toll  (vgl. 
Kp.  10,  280»  oAer  die  durch  ihn  zu  verbreitende  rei- 
nere Erkenntnifs  Gottes  und  feines  Gerichtes,  in  def- 
fen  Gefolge  für  die  frommen  Verehrer  des  Höchßen 
Leben  und  Seligkeit  ifi  (Kp.  45t  30-     1°  der  Bibel 
i&  das  Verborgene  auch  oft  von  bisher  unbekannter 
Lehre  gebraucht  (Jel.  4g,  6.  Mattb.  ji»  25.  Luk. 
10  9   21*  Ephef.  3,  9.).     Würe  der  Verfafler  des  Bu- 
ches ein  Chrifty  fo  hätte  man  wohl  an  die  evangeli- 
fcbe  Lehre  dabei  zu  denken. 
71)  Femer  iß  vom  Menfcbenfohne  bei  feiner  Erfchei- 
nung  SU  erwarten  der  Gebrauch  der  ihm  verliehenen 
Macht  cur  Demüthigung  des  Uebermuthes ,  der  Ge- 


348  Kap.  46.    V.  4. 

4«     Er  wird  Itofsen  Könige  von  ihren  Thro 
nen  und  ihren  Herrfchaften?^),  weil  £e  ihn  nid 


walttbätigkeit 9  Widerfetzlichkeit  gegen  Gott;  did 
berückßchtigen  daher  V.  2  und  3.  Diefer  Gedanl 
kehrt  in  den  melRanirchen  Schilderungen  und  zwi 
in  ähnlichen  Ausdrücken,  auch  gerade  von  den  Gr 
liien  der  Erde  öfters  wieder;  fo  Kp.  43,  7 — 11.  6 
14.  62  9  I.  16. ;  vgl.  auch  Jef.  41  ^  35*  L^k.  x »  51 
Kol.  2«  16.  Vermögen  Könige  und  Fürfien  nichts 
widerßehen ,  wer  wollte  dann  fich  aufaulehnen  m 
gen?  Aus  gleicher  Rücklicht  heifst  es  Henoch  dj 
I0>  12  ff't  dafs  die  Mächtigen  den  Menfchenfohn  vi 
ehren  und  werden  He  Kp.  54,  5.  6X9  I.  aufgeford« 
feine  Erhabenheit  anzuerkennen.  Die  Bilder  von  m 
iserbrochenen  Macht  am  Ende  von  V.  2.  find  den  m 
teftamentlichen  angemeiren»  z.  B.  die  Bands  Zi 
Jsen  (Pf.  107 »  14«  116 9  16.  Jer.  2*  20.  30,  g. 
I»  13*1  auch  Hiob  129  21*  kann  fo  erklärt  werdi 
Zaum  fteht  Jet.  3O9  28*  Ezech.  33,  4.  für  £äful^ 
und  kann  recht  gut  Unterdrückung  bedeuten, 
cfhe  durch  den  Mellias  aufhören  foU.  Zährnm  a^ 
Irechen^  eigentlich  vom  Raubthiere  gebraucht,  w^ 
cbes  man  unfcbädlicb  macht  und  feiner  Waffe  m 
täubt  (Hiob  29,  17.  vgl.  4,  10.  Ff*  3i  8*  58«  1 
Klag].  3,"  16.). 
72)  Diefer  Gedanke,  welcher  fchop  V.  2.  vorkam, 
wiederholt  y  um  den  Grund  des  Verfahrens  gl 
die  Machthaber  hinzuzufügen.  Der  VerfalFer 
lafat  fich  dabei  einer  weitläufigen  Ausführung  (1 
4—6.).  Nach  den  Worten:  «»fie  demüthigen  Jj 
nicbt*^  habe  ich ,  ebenfo  wie  Laurence  ( hefov  Im 
zur  Verdeutlichung  eingefchoben :  „vor  dem*';! 
Aethiopifchen  heilst  es  unmittelbar  darauf  wo  I 
XLaurenc€  lagt  from   whenee)    und  nicht   von  m 


Kap.  46.    V.  4—5.  349 

rheben  und  preifen  wollen,  noch  fich  beugen 
iror  dem),  durch  welchen  ihre  Königreiche  ihnen 
erliehen  wurden.  Auch  das  Antlitz  der  Mäch- 
gen wird  er  niederfchlagen  und  fie  mit  Verwir- 
ung  erfüllen.  Firißemifs  wird  ihre  Wohnung 
5yn ,  und  Würmer  werden  ihr  Bett  fcyn ,  und 
icht  follen  iie  von  ihrem  Bette  wieder  aufzulte« 
en  hoffen,  weil  Iie  nicht  erhoben  den  Namen 
CS  Herrn  der  Geilten 

5«  Sie  werden  verachten  die  Sterne  des  Hirn- 
lels^^),  werden  erheben  ihre  Hände  gegen  den  AI- 
irhöchßen ,  werden  betreten  und  bewohnen  die 
Irde,  indem  fie  zeigen  alle  ihre  Werke  der  Unge- 
echtigkeit,  ja  ihre  Werke  der  Ungerechtigkeit, 
bre  Stärke  wird  feyn  in  ihrem  Reichthume  und 
\ix  Glaube  an  die  Götter ,  ^welche  fie  gemacht  ha* 
en  nut  ihren  eigenen  Händen.  Sie  werden  laug- 
ten den  Namen  des  Herrn  der  Geifter  und  werden 
m  austreiben  aus  den  Tempeln ,  in  welchen  fie 
ch  verfammeln , 


ehem.  Finßemifs,  gewobnliches  Bild  des  Unglücks» 
wird  Kp.  lo,  6  —  7*  als  Wobnplatz  frevelnder  Engel 
beseicbnet.  Sehr  ähnlich  beiftt  es  Hieb  17 ,  *  13. : 
im  Finftem  breite  ich  mein  Bette  aus.  Würmer  bil- 
den  das  Lager  wie  Hiob  17»  14.  21,  26.  Jef.  14^  n., 
zu  vergleichen  ift  auch  Sir.  7»  19.  [l7-]  und  gewif- 
fermaafsen  Jef.  51»  g.  66^  24.  Mark.  9,  44.  In  dem 
Satze  am  Ende  des  Verfes  4.  fchiebt  Laurence  in  den 
Sats  »»von  ihrem  Bette**  das  Demo'nftrativum  ein; 
,»fr6m  that  their  bed,** 

73)  In  der  fortgefetzten  Schilderung  der  Frevler  ift 
diefs  zuerft  Erwähnte  au£Fallig«  Wahrfcheinlich  foU 
damit  nur  gefagt  fejrn »  dafs  Iie  fich  über  Alles  hin- 
ausCetzten^  Alles  verächtlich  behandelten  und  frech 


J 


350  Kap.  46.    V.  6. 

6.     und  die  Getreuen''*),   w^elche  dulden 
dem  Namen  des  Herrn  der  Geifter. 


darüber  abfpracben,  ancb  was  ihnen  nichts  zu  Le 
tbat)  wie  die  Sterne  des  Himmels  (vgl.  die  Scbil 
rung  Jud.  V.  g.).  Hand  erheben  foviel  als  fich  c 
lehnen  y  wider  fetzen  (2  Sam.  Ig,  3g.  i  Kön.  ii, 
27.).  Die  Ungerechtigkeit  der  Frevler  foU  durch  W 
derholung  derfelben  Worte  recht  herausgehoben  m 
den*  Sie  verlaflen  fich  theils  auf  ihre  Schatte  ( 
49  t  7*  52 1  9-  Jer.  49,  4.),  theils  auf  ihre  Göb 
Jef.  42,  17.  Jer«  50,  3g.  Esech.  14^  3.  4.}.  DerS 
ift  fo  Bu  faflen:  nach  ihrer  Meinung  foUen  Rei 
thum  und  der  Beiftand  ihrer  eiteln  Götterbilder  ibj 
helfen  ;  darum  erlauben  fie  fich  freches  betragen 
gen  Gott».  Offenbar  wird  alfo  bei  den  Frevlem 
Heiden  gedacht;  dafür  fpricbt  noch  entfchiedener« 
folgende  Satz.  Eine  folche  Hindeutung  auf  ABj 
terei  findet  fich  auch  Kp.  19,  2.  In  dem  Abfchni 
find  alfo  unter  den  Gottlofen  wohl  in  der  Regel  H 
den  gemeint  »m  Gegenfatz  der  frommen  Vereh 
des  einen  wahren  Gottes  und  defsbalb  fo  oft  und  ff 
von  ihnen  gefagt ,  Cie  läugnen ,  verwerfen  /  lab 
den  Herrn  der  Geifter  und  wollen  ihn  nicht  prfeil 
und  verherrlichen;  vgl.  41 ,  i.  und  Anmerk.  51. 
d,  St.  2  Fetr.  2,  I.  Jud.  V.  4. 
74)  Auch  gegen  die  Frommen  vergehen  fie  fich;  n 
ergSnze  aus  V.  5.  das  Verbum :  fie  vertreiben.  Li 
rence  fetzt  noch  hinzu  ^ymit  tAm^'  (d.  i.  ebenf0|.,1l 
Gott) ;  deCBgleichen  hat  er  nach  dulden  ohne  Yen 
laflung  den  vorbereitenden  Satz:  „in  feinem  Namai 
eingefchoben.  Ueber  die  Benennung  Getreue  f.  i 
43»  I.  Im  Namen  Gottes  leiden  fie»  d.  h.  weil  i 
ihn  verehren.  Obfchon  diefer  Ausfpruch  recht  f 
auf  ChriSen  paflen  würde,  fo  ifi  ea  doch  nicht  nod 


Kap.  47.    V.  1—2.  351 

K  a  p.    47. 

1.  An  diefem  Tage  wird  das  Gebet  der.Hei- 
und  dei:  Gerechten  und  das  Blut  der  Gerech- 
linauffieigen  von  der  Erde  in  die  Gegenwart 
lerrn  der  Geilter  ^^). 

2.  An  diefem  Tage  werden  die  Heiligen  ^^^ 
rerfammeln ,  welche  wohnen  über  den  Him- 


^endig^f  und  Was  damit  innig  zufammenhängt ,  an 
hrißiichen  Urfprung  des  Bucbes  tn  denken.  Denn 
uch  die  Juden  hatten  damals  viel  zu  ertragen. 

Diefer  und  der  folgende  Vers  gehören  wahrftbein- 
ich  noch  zu  der  Rede  des  Engels,  welche  Kp.  46,  2. 
egann ;  doch  liafse  es  fich  auch  vertheidigen,  wenn 
e  Jemand  dem  Hdnoch,  welcher  Ton  V.  3.  an  wie- 
er  das  Wott -nimmt,  z-otfieilen  wollte.  .  Der  Aus- 
ruck ift  ungefähr,  wie  Kp.  g,  9-  pi  I.  2.  10 — 12. 
2»  5  ff*9  ^^^  darin  ftärker,  dafs  das  Tergodene  Blut 
Blbft  Eum  Himmel  auflleigt.  Die  Verfolgung ,  wei- 
he die  Frommen  erduldeten,  ift  heftig;  He  fallen 
Is  Opfer  ihrer  RecbtfchafFenheit.  Diefe  Aeuf^rung 
rürde  nodh  mehr,  als  Kp.  46 >  6«>  auf  die  chrißli- 
hen  Märtyrer  bezogen  werden  können,  falls  fich 
Ireng  üacbweifen  liefst^  dafs  deft  VerfalFsr  Chrift 
;ewefen.  * 

Die  Heiligen  find  hier  wahrfcbeinlich  die  Engel; 
ie  intercediren  für  die  duldenden  Frommen,  wie  Kp. 
U  3  ff*  •  vgl.  auch  15,  i.  Es  könnten  aber  auch  die 
:nr  Herrlichkeit  des  Himmels  äuFgeilommenen  Ge- 
ecbten  feyn  nach  Kp.  39 ,  4.  Aehnlich  verfahren 
lie  a4iieltetten  vor  Gottes  Thron  Apok.  ii,  |6 —  18» 
Ueher  den  Himmeln  (Laurence  hat  ^^above  the  hea- 
eens'*)  wohnen  fie,  weil  fie  und  Gottes  Sitz  jenfeits 
les  Gewölbes  gedacht  werden ,  welches  unfern  Au- 


352  Kap.  47.    V.  2  — 3. 

mein,  und  mit  vereinter  Stimme  bitten,  flehe 
preifen ,  loben  und  rühmen  den  Namen  des  Her 
der  Geifter,  wegen  des  Blutes  der  Gerechten,  wi 
ches  ift  vergoffen  worden ,  auf  dafs  das  Gebet  j 
Gerechten  nicht  möge  unterbrochen  werden  v 
dem  Herrn  der  Geißer ,  dafs  er  ihretwegen  wo 
vollziehen  Gericht,  imd  dafs  feine  Geduld  nie 
mösie  dauern  für  immer. 

3.  Zu  diefer  Zeit  fahe  ich  ^  das  Haupt  c 
Tage,  während  es  fafs  auf  dem  Throne  feit 
Herrlichkeit;  das  Buch  des  Lebens  ward  geöffir 
in  feiner  Gegenwart,  und  alle  die  Mächte,  wdc 
über  den  Himmeln  waren,  (landen  um  und  vor  ih 


gen  fich  darbietet;  vgl.  V.  3.  Der  Plural:  die  Hi 
meU  wie  V.3.  39,  3.  41,  i.  68»  31-»  daher Kp.  39, 
auch  obere  Himmel^  Kp.  60,  g.  die  Himmel  oben  ■ 
70,  6.  Himmel  der  Himmel  erwähnt  werden, 
dem  Gebete  der  Heiligen  vereinigt  lieh  Preis  GoU 
und  Fürbitte  für  die  gedrückten  Frommen,  wie  i 
p,  3  ff.,  fie  wollen  zunäcbß  Unterbrechung  des  KIp 
gefcbreies  der  Gerechten  verhüten,  weil  djs  lud 
hörliche  Bitten  am  gewifleßen  zur  Erfüllung  fii 
reifst«  Dafs  bis  jetzt  die  Sünder  nngefirafit  wudÜ 
durften  gegen  die  belfern  Menfchen,  ift  Folga^ 
Gottes  Langmuth. 
77)  Henoch  iß  der  Redende,  was  freilich  wohl 
angedeutet  werden  follen.  Nachdem  alfo  der 
(vgl.  46  •  3.)  Auffchlufs  über  den  Menfchenfoha 
theilt  hat,  fchauet  der  Patriarch  den  weitem 
lauf  des  grofsen  Gerichts.  Die  Darftellung  ift 
Widerrede  entlehnt  aus  Dan.  7,  9.  lo«;  vgl. 
die  Nachbildung  in  Apok.  20  >  IZ  — 12. 
fupplirt  die  Partil^el  während  (while)  snr  Y< 
lichung  in   diefem  Yerfe  zweimal   yor  den 


Kap.  47.  V.  4.    Kap.  48.  V.  1.  353 

4.  Alsdann  waren  die  Herzen  der  Heiliffen 
roll  von  Freude,  weil  die  Vollenduno^  '^)  der  Gc- 
echtjgkeit  gel^oinmen,  das  Flehen  der  Heiligen 
rhort  nnd  das  Blut  der  Gerechten  gewürdigt  war 
on  ^em  Herrn  der  Geiller. 

Kap*     48. 

1.  An  diefcm  Platze  ^)  falie  ich  einen  Born 
er  Gerechtigkeit ,  welcher  niemals  Mangel  halte, 


Sätzen y  welche  mit  den  Worten:  ,,das  Buch**  und 
,,alle  die  Mächte"  beginnen.  BeHer  ift  es  aber  wohl, 
diefe  Sätze  als  nicht  ?on  der  Paitikel  abhängig  zu 
betrachten«  Die  Machte  über  den  Himmeln  (vgl.  V.  2.) 
find  die  Engel  des  Himmels  (f.  Kp.  öo,  13.  15.  Ephef. 
X,  21-  Suiceri  thefaur.  eccledaß.  T.  I.  p.  970.  ed.  2. 
uiit.  d.  W.  3iva/ic<(. ),  und  ße  ßehen  vor  Gott,  feiner 
Befehle  gewartig  (Kp.  39,  u.  12.  40,  I.  2.  59»  I» 
Tgl.  auch  X4,  24.}. 
7g)  Im  Aethiopifchen  heifst  es  Zahl,  wie  Laurence 
«  andeutet,  ohne  jedoch  den  ätbiopifcben  Ausdruck 
felbü  SU  erwähnen.  Zahl  ifi  unllreitig  für  Zahlung^ 
Schätzung j   Würdigung  zu  nehmen,  was  das  äthio- 

pifcfae  (l\^f{\l  (f.  Ludolßs  Lexic.  Aethiop.  p.  35. 
cd.  2.)  bezeichnet  und  ich  verniuthe,  dafs  diefes 
Wort  im  Texte  ßebt.  Der  Inhalt  von  V.  3  —  4. 
fchliefat  lieh  an  Y.  2.  genau  an.  Das  Gebet  der  FTei- 
U^cn  um  Befchleunigung  des  Gerichts  (V.  2.)  ßefat 
Henoch  erhört  und  in  Erfüllung  gehen. 
79)  Entweder  an  dem  Orte,  wo  (ich  IJenoch  befand, 
oder  wo  der  Thron  des  AUmäcbtigeq  iu  feiner  glän- 
zenden Umgebung  fiand.  Das  Letztere  ift  wahrfchein- 
Ucli  gemeint.  Dicfcs  Kapitel  hängt  übrigens,  man 
möge  diefe  oder  jene  Erklärung  vorziehen ,  mit  dem 

Bach  Ueno  eh.  !2.j 


354  Kap,  48,    V.  1  —  2. 

umgeben  von  vielen  Quellen  der  Weisheit.  Auf 
diefen  tranken  alle  Dürftige,  und  wurden  erfülU 
mit  Weisheit,  und  hatten  ihre  Wohnung  bei  den 
Gerechten,  den  Auserwählten  und  den  Heiligea 

2.  In  dicfer  Stunde  ^)  wurde  diefer  Men* 
fchenfohn  angerufen  bei  dem  Herrn  der  Geiltei 
und  fein  Name  in  Gegenwart  des  Hauptes  der  Tag« 


vorbergebeDden  innigft  zufammen.  Die  zablreicbai 
Quellen  verforgen  den  Brunnen  reicblicb  und  beBSo 
ilig,  fo  dafs  fein  WalFer  nie  ausbleibt  (wkick  ntvm 
Jailed  Tagt  Laurence).  Gerecbtigkeit  und  Weisbfli 
fallen  in  der  Anlicbt  des  Verfaflers  zufammen;  dem 
der  Gerecbtigkeitibrunnen  fpendet  Weisbeit.  Es  il 
diefi  der  bebräifcben  Betracbtungsweife  ganz  angf 
nieflen.  Gerecbtigkeit  fteht  für  Tugend  überbaupti 
obne  diefe  aber,  wie  wäre  da  wabre  Weisbeit  denk 
liar!  Das  Bild  von  Quellen  und  Brunnen  i^ird  aiid 
im  A,  T.  von  Weisbeit  und  Klugbeit  gebrauch 
(Spricbw.  l6,22.   Sir.  1,  5.  Bar.  3,  I2.  4Efr.  i^^ag.] 

'%6)  Zu  derfelben  Zeit,  wo  Gott  und  der  Menfcbed 
fobn  auf  ibren  Tbronen  dem  Henocb  ßcbtbar  gewoi 
den  waren,  erfolgte  aucb  die  Verehrung  des  letsteqi 
Diefs  iß  aber,  wie  V.  3.  binzugefügt  wird,  keii 
wegs  eine  Neuerung,  fondern  daflelbe  gefcbabe 
vor  Entßebung  der  licbtbaren  Scböpfung.  Loiii 
überfetzt  »,i/or  dem  Herrn";  im  Aetbiopifcben 

A'Sn«  ai^  apud.     Man  balte  diefe  und  die 
den  Worte  nicbt  für  einen  müfsigen  Zufats! 
fie  dienen  offenbar  zur  gröfsern  Verberrlichung. 
Menfcbeafobnes ,    welcber  fogar  in  Gottes    G< 
wart  diefe  Ebre  geniefst,  ein  Beweis,  dafs  er 
allen  Gott  am   näcbften   ftebt.      Realparallelen  fi^ 
Kp.  60»  II  — 13.  61,  10  ff.  ^ 

1 


Kap.  48.    V.  3.  355 

3.  Bevor  die  Sonne  und  die  Zeichen  £efchnf- 
fen  waren ,  bevor  die  Sterne  des  Himmels  gebil- 
det waren,  wurde  fein  Name  angerufen  in  der 
Jegenwart  des  Herrn  der  Geil'ter.  Eine  Stütze 
rird  er  feyn  den  Gerechten  und  den  Heiligen» 
iif  welche  lie  lieh  lehnen,  ohne  zu  fallen,  und 
:  wird  feyn  das  Licht  der  Völker  ^■), 


gf  )  Da  diefe  Stelle  die  jüdifche  Anßcht  über  einen 
wichtigen  Funkt  der  Lehre  vor  der  Erfcheinung 
Cbrifti  auf  Erden  vorsüglich  ins  Licht  fetzt,  fo  will 
ich  fie  hier  atbiopifch  geben : 

rirn7\:  A'So:  7\^h.?\:  ^^<f:ti^:  ®i1<^: 

H7\'inA:  p^lf\j^:  TnTiarn+:  rt^^: 
.©ft<^:  tKofV:  n^jf-c^  :  7\^FtA; 

©orÄi::  rAC4^:  A/hH^n::   Dicfs  in  eine 

wörtliche  lateinifche  Ueberfetzung  davon: 

3.    £t  in  illa   hora  invocatus  eft  hie  Filius  hominis 

apud    Dominum   fpirituum,    et   nomen   ejus    coram 

•ntiquo  dierum. 

3.    Et  antequam  creabatur   fol    et   figna,    antequam 

fiebant    Sellae    coeli,     nomen    •'*jus     invocatum    eft 

coram  Domino  fpirituum.     Ille    erit    baculus    jußo- 

miD   et  lanctorum,    ut  in  eo  innitantur,    neque  ca- 

daat:  et  ille  (erit)  lux  gentium.    (L. )      Der  Aus- 

Amck   Zeichen    ift,    wie    Tchon    der  Zufammenhang 

lehrt»  vop  den  Himmelskörpern  zu  vergehen  (vgl. 


35G  Kap.  48.    V.  4  — 5. 

4.  Er  wird  fcyn  die  HofFnung  derer,  d 
Herzen  in  Unruhe  find  ®^).     Alle,  welche  wol 
auf  Erden ,   werden  niederfallen  und  anbeten 
ihm;  werden  rühmen  und  verherrlichen  ihn, 
Loblieder  fingen  dem  Namen  des  Herrn  derGe 

5.  Defshalb  war  der  Auserwählte  und 
Verborgene  in  feiner  Gegenwart ,  ehe  die  Wel 
fchaJffen  wurde  und  immerdar  ^^), 


auch  Jerem.  lo»  2.  Bar.  6,  66.,  gewiflermaarseii 
I  Mof:  I,  14.).  Stab  der  Gerechten  (Pf.  23,  4 
Führer  und  Befchützer.  Licht  der  Völker  ift 
in  der  Bibel  (Jef.  42,  6.  49,  6.  Luk.  2,  32.  J< 
12.  Act.  13,  47.)  vom  MefKaa  gern  gebraucht. 
V.  4.  und  Kp.  61,  13.  fetzen  die  Frommen  ihre 
nung  auf  den  Menfchenfohn.  V.  3.  ift  vorzügli 
beachten ,  weil  darin  die  Präexiftenz  des  Me/Ha 
der  Schöpfung  behauptet  wird;  f.  auch  61 
Schon  vor  der  Erfchaffung  der  Geßirne  genc 
Verehrung  (V.  3,),  um  wie  viel  mehr  werde 
Gerechten  ihn  erheben ,  wenn  ile  ihn  auf  dem 
liehen  Throne  erblicken  (V.  4.). 
32)  Auf  ihn  verlaflen  fich  die  bekümmerten  |  fi 
Zukunft  beforgten  Frommen  (vgl.  61,  13-)  •  ^^ 
ruhe  derfelben  ifi  wahrfcheinlich  Folge  der  Bei 
nilTe,  in  welche  tie  ihrer  Rechtfchaffenheit  1 
kommen  (Kp.  46,  6.  47,  I  —  2.).  Ware  Jas 
Buch  oder  auch  nur  die  Abtheilung  Kp.  37* 
von  chrifilicher  Hand,  fo  hätte  der  Verf.  die  fc 
rigo  und'  vielfarh  bedrängte  Lage  feiner  chtitt 
Mitbrüder  vor  Augen. 


Kap.  48.    V.  6—7.  357 

6.  in  feiner Gcgeiiw.irt  und  hat  eiilhüUi  den 
(feUigen  und  den  Gerechten  die  Weisheit  des  Herin 
Jcr  Geißer  j  denn  er  hat  bewahrt  dnsLoos  derGe- 
echtcn,  weil  fie  gehafst  und  verworfen  haben 
icfe  Welt  der  Unjrerechtij!;lveit,  und  verabfcheut 
aben  alle  ihre  Werke  und  Wege,  in  dem  Namen 
es  Herrn  der  Geilicr. 

7.  Denn  in  feinem  ^)  Namen  follcn  fie  be- 
ahrt  werden,  und  fein  Wille  wird  ihr  Leben  feyn. 


factus  e(t)  Electus  et  Occultus  coram  eo,  antequariA 
creabatur  mundut ,  et  usquc  ad  faccula  faeculoiuiii/* 
(JL.)  Der  Auserwählte  beifst  zugleich  auch  der  Verhör* 
gene,  weil  er  his  zu  dem  Tage  des  Gerichts  nicht 
Cchtbar  ift,  fondern  bei  Gott  weilt,  uugefehcn  von 
den  Menfchen;  f.  Kp.  6l,  lO.  Das  Pronomen  fein 
bezieht  ficb  auf  Gott;  vgl.  V.  4.  Eben  fo  ilt*s  V.  5., 
wo  der  Gedanke  fortgeführt  wird.  Laurence  fetzt 
■m  Ende  des  4ten  Verfes  einen  Funct,  vi^ird  aber  da* 
durch  genöthigt,  im  ^ten  Verfe  den  Satz:  ,,er  war 
(he  exiftedy*  zu  vf^iedcrholen.  Die  Worte:  ,,ia  fei- 
ner (Gottes)  Gegenwart«*  im  Anfange  von  V.  5.  keh- 
ren noch  einmahl  wieder,  theils  weil  fie  dem  Fol- 
genden gleichCam  als  Anknüpfung  dienen,  theils  weil 
anf  ihnen  ein  gewifler  Nachdruck  liegt.  So  wie- 
derholt Job.  I,  I.  2.  den  Gedanken,  dafs  der  Logos 
hei  Gott  war.     Bei  Gott  befand  fich  der  Auaerwahlte; 

'  daher  konnte  er  auch  die  Weisheit  des  Himmels  den 
Gerechten  mittheilen.  Ihm  verdanken  fie  auch  ihre 
Erhaltung  (vgl.  auch  V.  7. );  ^le  wären  den  ihnen 
drohenden  Gefahrrn  von  Seiten  ihrer  Feinde  fonft 
unterlegen.  Sein  Schutz  ift  Belohnung  ihrer  Recht- 
fchaffenheic. 

g4)  Dia  Pronomen  kann  auf  den  Herrn  der  Geißer  oder 
auf  den  Auserwählteu  gehen.    Beides  gibt  einen  gleich 


358  Kap.  48.    V.  7  —  9. 

In  jenen  Tagen  follen  die  Könige  der  Erde  uiad  d 
n)äditigen  Menfcben  ,  welche  die  Welt  geia'^onne 
haben  durch  das  Werk  ihrer  Hände,  niedrig  we 
den  im  Anfehen. 

8.  Denn  an  dem  Tage  ihrer  Angft  und  Ur 
ruhe  follen  ihre  Seelen  nicht  gereitet  werden,  und* 
in  den  Händen  (l(ner  (feyn),  weicheich  erwählt liabi 

9.  Ich  will  lie  wie  Heu  in  das  Feuer  w^crfe; 
unil  wie  Blei  in  das  Wafler  ®^).  So  follen  fie  brer 
nen  in  der  Gegenwart  der  Gerechten  und  linken  i 
der  Gegenwart  der  Heiligen,  und  nicht  foU  ei 
zehnter  Thcil  von  ihnen  gefunden  werden. 


guten  Sinn.  Sein  WiUe  ilt  Leben ;  vgl.  Sprichw.  ^ 
13.  32.  IVlit  dem  zweiten  Satze  diefes  Verfes  wen 
det  Hcli  der  Verf.  von  der  Betrachtung  der  Frommei 
ihres  Verhaltens  und  Gefchickes  beim  Erfchein« 
des  MelFias  au  der  Schilderung  der  entgegengefetzto 
Partei  und  delfea ,  was  ße  dann  betreffen  werdi 
Auch  hier  find  es  aber  wieder  die  Hochftehendci 
welche  er  vorzugsweife  ins  Auge  fafst  j  vgl.  ZS*  4 
und  Anmerk.  71.  zu  Kp.  46,  3* 

g5)  Laurenct  fchiebt  hier  zur  Verdeutlichung  eis 
1,  fie  werden  feyn  *'  und  über  fetzt  das  unmittelha 
Folgende  minder  wörtlich:  ,, unterworfen  denen' 
u.  f.  w.  („t/i^y  Jhall  he  in  fubjection  to  tbofe**] 
Realparallele  f.  46 ,  4  ff.  Die  Frevler  werden  aud 
nach  Kp.  3g,  5.  den  Frommen  übergeben.  Die  T«j 
Gott  Erwählten  find  die  Frommen;  f.  3g,  3* 

g6)  Der  Untergang  der  Sünder  wird  mit  brennendtfri 
Heu  und  flüflig  gemachtem  Blei  verglichen,  welch^ 
zur  Abkühlung  in  Wafler  gegoflen  wird.  Daa  Do| 
pelbild  ift  im  Folgenden  nicht  aufgegeben ;  ^m  Bre^ 
nen  geht  auf  das  dürre  Gras ,  das  Ntederfinken 
dus  Icbwere,  auf  den  Boden  des  Wadfera  fallende 


Bn  ei 
.  Bul 


Kap.  48  a.  V.  10—11.   Kap.  48  b.  V.  1.       35» 

10.  Aber  an  dem  Tage  ihrer  Unruhe  wird 
hc  feyn  auf  Erden  ^). 

11.  In  feiner^)  Gegen  wart  werden  fie  fallen 
d  fich  nicht  wieder  erheben ,  und  es  wird  kei- 
:  da  feyn ,  der  fie  aus  feinen  Händen  nähme 
d  fie  aufhöbe ;  denn  fie  haben  verläugnet  den 
nn  der  Geifter  und  feinen  Meflias.  ^  DerNam# 
\  Herrn  der  Geifier  fey  gepriefen ! 

Kap.     48b.  «9) 
1.     Weisheit  ift   ausgegoflen   gleich  WafFer 


Die  Frominen  und  Heiligen  find  Zeugen  der  Strafe; 
vgl.  269  3«  389  1  —  3«  Zehnter  Theii  foviel  als  ge- 
ringer Tbeily  wie  Jef.  6«  13.»  der  Sinn  alfo :  es  folt 
gar  nichts  verfchont  bleiben« 

7)  Diefe  Frevler  hatten  fich  Bedrückungen  Anderer 
erlaubt;  das  bat  nun  ein  Ende.   Vgl.  j,  7.  6>  9-— lo. 

lOk  33  ff*  45»  5- 

g)  Auch  hier  (f.  Anm.  34.  zu  V.  7.)  bleibt  es  zwei- 
felhaft ,  ob  das  Pronomen  auf  Gott  oder  den  MelRas 
gehe.  Das  Hoffnungslofe  der  Lage  wird  ausgemablt 
und  zwar  in  echt  bibHfcben  Wendungen ,  als  fallen 
und  nicht  wieder  auffieken  (Jer.  g,  4.  Sprich.  34,  16., 
vgl.  Pf.  41  y  9.  140,  II.  )>  Niemand  kann  erretten 
(Hiob  5,  4.  Pf.  7»  3-  71»  II'  J^f-  42.  22.).  Der 
Grund  ihres  Verderbens  liegt  in  der  Verlaugnung 
Gottes  (vgl.  3g,  2.  41,  I.  45i  I-  »•  461  5«)  «»d  feine« 
Me£Bas.  Lietzteres  wird  hinzugefügt,  wie  Kp.  45«  I- 
die  Verleugnung  der  Wohnung  der  Heiligen.  Die 
Doxologie  am  Schlufle  des  Kapitels  iß  wohl  Henoch 
in  ^ea  Mund  gelegt ,  wie  es  ah  andern  Stellen  des 

'Buches  gefchiebt;  vgl.  Anmerk.  97.  zy  Kp.  24 »  II. 

9)  Das  4gße  Kapitel  kommt  zwei  Mahl  vor.  (L.) 
Der  Gedanke,  womit  Kp.  4g b  anbebt»  ift  dem  febr 


360  Kap.  48  b.    V.  1—2. 

uncl  Herrlichkeit  hört  nicht  auf  vorihm  vonEvrig- 
Leit  zu  Ewigkeit;  denn  mächtig  iü  er  in  allen  Ge« 
hcimniffen  der  Gerechtigkeit. 

2.  Aber  Ungerechtigkeit  vergeht  wie  ein 
Schallen  und  hat  keinen  feiten  Stand^^);  denn  der 
Auserwählte  ficht  vor  dem  Herrn  der  Geifier  und 
feine  Herrlichkeit  ift  von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit  und 
feine  Macht  von  Gefchlccht  zu  Gefchlecht. 


5b n lieh ,  welcher  an  der  Spitze  von  Kp.  4g  a  Rand» 
Niclit  blofs  an  und  für  (ich  betrachtet  läfst  ßcb  V.  I» 
recbt  gut  auf  Gott  beziehen,  fondern  es  iß  diefs  notk« 
\\endig,  wenn  Kp.  48  b,  i.  mit  43  a,  il.  genau  tciP 
bunrien  zu  denhen  iß.  Indefs  fcheint  es  doch,  dafp 
der  Vers  vielmehr  eine  auf  den  Medias  bezügl^ 
che  Schilderung  geben  wolle-  von  diefem  bandfll0 
V.  2  ^.  und  war  auch  Kp.  4g a,  11.  die  Rede,  wenJV 
nucb  nicht  gerade  im  letzten  Satze.  Weisheit  und  G#^ 
rcchtlgkeit  werden  hier  in  ähnlicher  enger  VerbinduflÄ 
gedacht,  wie  z.  B.  4g  a,  i.  (vgl.  Anmerk.  z.  d.  St.1 
90)  Diefer  Vers  bildet  den  Gegenfatz  zu  V.  %,  De0ß 
flüchtigen  Schatten  gleich  wankt  die  Ungerecbtigkfli|| 
und  die  mit  ihr  verfchv/ißerte  Thorhcit  unftec  yO|g 
einer  Stelle  zur  andern,  weil  ße  keinen  Halt  in  fidL 
hat.  Wenn  es  heifst ,  der  Auserwahlte  ßthß  vJi^ 
dem  Herrn  der  Geißer,  fo  iß  hier  nicht  die  gewa 
liehe  Nebenbedeutung  diefer  Phrafe  anzuwenden  (: 
24.  39,  12-  40,  I.  2*  47}  3.)*  Gerade  diefer  Adfu 
druck  ift  hier  gebraucht  mit  RückCcht  auf  den  l^ 
näcbß  vorhergehenden  Satz  :  die  Ungerechtigkeit  k4 
ftebt  nicht,  der  Auserwählte  aber  ift  ftets  bei  60I 
und  ßeht  in  feiner  Nähe.  Sonft  wird  der  Menfchfl^ 
fobn  fitzend  auf  einem  Throne  dargeßcllt;  fo  451 

54  1  5.    61 1  9- 


Kap.  48  b.  y.  3 — 4.  Kap.  49.  V.  1 .        361 

I 

3.  Bei  ihm  wohnt  der  Geiß  der  verltändioren 
'eisheit,  der  Geilt  der  Erkenntnils  und  der  Macht, 
id  der  Geift  derer,  welche  fchlafen  in  Gerechtig- 
ut;  er  wird  richten  das  Verborgene  ^'). 

4.  Und  Niemand  wird  im  Stande  feyn,  ein 
nzigesWort  vor  ihm  auszufp rechen;  denn  der 
userwählte  ift  in  der  Gegenwart  des  Herrn  der, 
eifter  nach  feinem  eignen  Wohlgefallen. 

K  a  p.     49.  ^) 

1.  An  jenen  Tagen  werden  die  Heiligen  und 
ie  Auserwählten  eine  Veränderung  erleiden.  Das 
licht  des  Tages  wird  auf  ihnen  ruhen,  und  der 
rlanz  und  die  Herrlichheit  der  Heiligen  wi^d  ver- 
ndert  werden. 


91)  Nach  der  Schilderung  des  Auserwahlten  in  V. 
3  —  4.  ift  diefer  imBeßts  der  Weisheit  und  derlV^acbt. 
Eben  diefs  lehrten  auch  fchon  46,  I.  48>»  3  &•  ^^^ 
dafs  die  Ausdrucks  weife  hier  etwas  anders  und  Jcf. 
II,  2«  ähnlich  ifi. •  Der  Geiß  derer ^  welche  in  Ge» 
rechtigheit  fchlafen  kann  nichts  anderes  reyn,  als  der« 
felbe  gute  Geift,  welcher  einft  die  Frommen  befeelte, 
welche  jetzt  fcbön  unter  der  Erde  ruhen,  vom  Todes- 
fcblummer  umfangen.  Schlafende  für  Todte  (iKor. 
II,  30.  15,  ao.  I  TbelT.  4^  13.  15.).  vAuch  das  den 
Menfchen  verborgen  Gebliebene  wird  von  diefem 
Richter  beachtet  und  geahndet,  eben  weil  er  fo  weife 
und  gerecht  ift,  und  wer  könnte  vor  ihm^Iiob  rechte 
fertigen  wollen  (  V*  4. ) ! 

92)  Kapitel  49  und  50.  veffuchen  das  gans  verldbleden 
*  fich  geßaltende  Schickfal   der  Menfcben  am  grdfsen 

Gerichtstage  des  Auserwahlten  und  den  wichtigen  Act 
felbft  anfcbaulicb  zu  macbcu.  Dia  Heiligen  Kp.  49,  i. 
(ind  uuftreitig   die  Frommen  |  wie  der  Zufati^ :    die 


362  Kap.  49.   V.  2. 

2.     An  iäem  Tajre  der  Trübfal  werden  U 
aufgehäuft  werden  über  die  Sünder,  aber  die 
rechten  werden  triiimphiren  in  dem  Namen 
Herrn  der  Geißer  ^^. 


Auserwäblten  und  der  Gegenfatz  V.  2.  zeigen. 
Veränderung,  welche  ße  erleiden  folleu,  beftebl 
fenbar  in  einer  günßigen  Wendung  ihres  Loofe 

V.2.  38»  2.  39,1.  45»  3  —  5);  €^enn  früher  hatte 
zu  dulden  (Kp.  46,  6.  47,  I  ff.).  Ihr  Glanz  und 
Herrlichkeit  wird  verändert,  infofern  fie  bisher  d 
Noth  und  Kummer  gewilTermaarsen  dem  Auge 
zogen  und  verhüllt  wurden ,  jetzt  aber  ihr  h 
Werth  Anerkennung  und  Belohnung  findet. 

93)  Die  Andeutungen  von  V.  i.  werden  nun  befli 
ter  ausgefprochen.  Der  Tag  der  Trübfal  ift 
grofse  Gerichtstag.  Die  Anderen^  von  welchen  ' 
redet,  find  alle  die,  welche  nicht  in  die  KlalTe  ux 
belTerlicher  Sünder  gehörten ,  fleh  aber  doch  ver 
gen  hatten.  Sich  freuend  und  triumphirend  köi 
fie  dem  entfcheidenden  Tage   nicht  entgegenblic 

'  aber  doeh  dürfen  fie  fich  Schonung  verfprec: 
wena  fie  nur  Reue  fühlen.  Unter  den  Gerecl 
(V.  2«)  werden  wahrfcheinlich  die  wegen  ihrer  fi 
Anhänglichkeit  an  Gott  und  fein  Wort,  wegen  i 
tinerfchütterlichen  Vertrauens  auf  die  Vorfehung 
der  grofsen  Menge  Verachteten  oder  gar  Verfolj 
(f.  46  9  6.  47  9  I  ff.  53  f  7^)  verßanden  |  fie  trium 
ren  im  Namen  Gottes ,  d.  h.  ihre  Anhäoglichkeii 
Gott  und  ihr  Vertrauen  aeigen  fich  nun  «als  wob 
gnindet  und  fegetisreich.  Der  Ausdruck  s  in  cl«r 
ffenwart  für  hti^  vor  ift  in  der  Ahtheilung  dea  Bot 
Henocb  Kp.  37 — 70.  ziemlich  häufig  (f.  37,  1. 
3,  3-  39«  6.  40,  7--  47»  I*  3*  48  >»  s«  3*  5*  6.  9. 
48  b»  4*    31»  5-  XO.  52t  7*  60,  7.    63,  16.  6$,  3.  i 


Kap.  49.  V.  3— 4.  Kap.  50.  V.  1.        361 

3.  Anderen  wird  gezeigt  werden  ^  dafs  fie 
•reuen  niüflen  und  VerlalTen  die  Werke  ihrer 
ände,  und  dafs  iie  nicht  Ruhm  erwarte  in  der 
egenwart  des  Herrn  der  Geifier,  dafs  fie  jedoch 
urch  feinen  Namen  mögen  errettet  werden.  Der 
[crr  der  Geifter  wird  Mitleiden  haben  mit  ihnen; 
enn  grofs  iß  feine  Gnade,  und  Gerechtigkeit  ift 
1  feinem  Gericht,  imd  in  der  Gegenwart  feiner 
[errlichkeit ,  und  nicht  wird  Itehen  in  feinem  Ge- 
cht  Ungerechtigkeit,  Wer  nicht  bereut  vor  ihm, 
er  wird  imtergehen. 

4.  Fortan  will  ich  nicht  gnädig  feyn  gegen 
e,  fagte  der  Herr  der  Geifter  ''•*). 

Kap.    50. 

!•  In  jenen  Tagen  foU  die  Erde  ausliefern 
IS  ihrem  Schofse,  und  die  Unterwelt  ausliefern 
IS  dem  ihrigen  das,  was  fie  erhalten  hat,  und 


befonders  wenn  vom  Herrn  der  Geifter  die  Rede  ift. 
Es  ift  diefe  Ausdrucksweife  auch  da  von  mir  beibe- 
halten worden ,  wo  fie  im  Deutfcben  befler  mit  ei- 
ner jener  Partikeln  vertaufcbt  würde ,  um  die  eigen- 
thümlicbe  Farbe  der  Rede  nicht  zu  verwifcben.  Da- 
neben wird  allerding9  9  und  zum  Tb  eil  in  gleichem 
Zufammenbange,  die  Prapofition  vor  angetroffen,  als 
Kp.  37f  2.  39f  7-  8*  ^t  I-  47»  3-  48b,  1  —  2.4. 
56,  5.  61,  12.  62,  I.  63f  15«  66f  II.  6g,  34.  70,  3* 
<^)  Um  feinen  Angaben  Nachdruck  zu  verleihen»  führt 
Henoch  zuletzt  noch  einen  kurzen  aber  kraftigen 
Ausfpruch  Gottes  an«  welcher  ßch  auf  die  bisher 
befprochene  Angelegenheit  bezieht.  Aehnlich  iß 
K]j.  39,  2. 


xi 


3G4  Kap.  50.    V.  f. 

der  Abgrund  foU  wiedergeben  das ,  was   ci 
dig  ift  ^5). 


95)  OfFenbar  denkt  der  Verf.  hier  an  Wiederl 
der  Geftorbenen  und  zwar  aller  ohne  Au 
nicht  blofs  der  Gerechten  ( vgl.  V.  a. ).  Mc 
es,  dafs  ihn  Dan.  12,  2.  darauf  leitete ,  wo  4 
nur  heifsty  dafs  Fiele  vom  Todesüchlunimer  e 
werden  bei  Erfcbelnung  des  mellianifchen  Re 
wo  nur  ungenaue  oder  befangene  Erklärer 
yernick  (Comnaent.  üb.  da«  B.  Daniel  S.  50$ 
geradezu  durch  alte  zu  deuten  wagen  werden 
auch  ohne  befiimmte  VeranlalTung  konnte  de 
gang  des  VerfaCTers  auf  diefe  Vorßellung  führ 
che  ohnehin  zu  feiner  Zeit  unter  den  Juden  '. 
war,  wie  fchon  aus  gelegentlichen  Andeutui 
!N.  T.  erhellt.  Nahe  verwandt  mit  dem  Aui 
ift  Apok.  20,  13.:  „Und  das  Meer  gab  die 
„die  in'  ihm  waren  und  der  Tod  und  die  ü: 
„gaben  die  Todten,  die  in  ihnen  waren, 
„wurden  gerichtet  ein  jeglicher  nach  feinen  V\ 

.  I<^ach  Job.  5,  25-28  —  29.  weiden  alle^^w 
den  Gräbern  ruhen  9  die  Stimme  des  Menfch« 
liöreu ,  tbeils  „zur  Auferftehung  des  Lebens* 
,,zur  Auferßefaung  des  Gerichts.**  Aufser  c 
wird  hier  noch  die  Unterwelt  genannt  >  uaSi 
ifofem  j^ne  nur  den  Körper,   diefe  aber  den 

:.    Jiehern  Beftandthcil  des  menfcfalichen  Wefeni 
"aufgenommen  bat  (Pf.  16,  lO.).     Laurence  ha 

'  «berfetzt.     Im  Aethiopifchen  fiand  unftreitig 

das  hcbrSifche  TiNU?«     Im  3ten  GliededesV« 

Laurente  „deftruction  <*  (^  Ferderhen  ^  Unte\ 
liier  bezeichnet  es  ficherlich '  Ort  des  Verden 
dafs  es  mitScbeol  fynonym  wi^d.     Es  entfpi 


Kap.  50.    V.  2— 3.  365 

2.  Er^  wird  aiisfchciden  dieGerccIitenund 
eiligen  aus  ihnen;  denn  der  Tag  ihrer  Erlöfung 
i  herbeikommen. 

3.  Und  an  jenen  Tagen  wird  der  Auser- 
'ählte  fitzen  auf  feinem  Throne^),  während  jeg- 


hebräiCchen  fl^DN  Vertilgung^  welches  «.  B.  Iliob 
26,  6.  28»  22.  Sprich w.  ij,  II.  ftatt  Unterwelt  fteht. 
Uebrigens  follcn  die  3  Versglicdcr  im  Wefentlicben 
«laOelbe  bezeichnen  und  find  nur  neben  einander  ge- 
fielle,  um  den  Gedanken  recht  hervoizuhebeu. 

p6)  Wabrfcheinlich  ift  Gott  unter  dem  gemeint ,  wel- 
cher die  Auswahl  vollbringt;  indefs  könnte  auch  der 
MelTias  verftanden  werden,  da  V.  3  und  5.  von  ihm 
handeln  (vgl.  auch  Matth.  25,  32.). 

9?)  ^'S**  45»  3«  und  Anmerk.  67.  z.  d.  St.     Der  Geiß: 
aller  Weisheit  wohnt  bei  ihm  nach  43  b,  3.5  daher 
kann  er  fia  auch  mittheilen.     Das  Epitheton ,  wel- 
ches die  Weisheit  hier  erhält ,  hatte  fie  auch  43  b,  3. 
(bei  Laurence   j^  intellectual  wisdom.  *')     Der  crße 
Th<ul  des  ^tcn  Verfes  ift ,  wie  fchon  Laurence  an- 
deutet, aus  Ff  114,  4.  entnommen.     Nur  die  Worte: 
„(die)  mit  Milch  gefättigt  (find),**  ift  Zufats  unferes 
Buches;  diefer  ift  nicht  müfsig,   fondern  deutet  den 
Grund    des   freudigen  Hüpfens  der  Lämmer  an:  fie 
freoen  fich  und  aufsern  ihre  Freude,  weil  fie  ihr  Be- 
dürfuifs  gefiillt  haben.     Sinn  des  Vergleichs  ift:  die 
leblofe  Natur    felbft    nimmt  Antheil  an   der  Freude 
über  die  Befeligung^der  Frommen,  oder  auch  fie  be- 
weifet Ehrfurcht  dem    hehren  Richter  oder  ift  be- 
&üxzt  (wie  Kp.  I,  6.)*     ^^^  letzte  Sati  des  Verfes 
ift  unftreitig  auf  die  Recht fchalFenen  zu  befchränken, 
wie  fclion  der  Inhalt  lehrt  (  vgl.  auch  V.  2  und  5.), 
weftbalb  'ich  liach  Laurence* s  Vorgänge   das   Wort 

'  uU€  durch  einen  Znlatz    verdeutlicht    habe«     Eine 


I 

1 


366  Kap.  50.  V.  3. 

liches  GeheimTiifs  der  verftändigen  Weisheit  Ii 
"vorgehen  wird  ans  feinem  Munde;  denn  < 
Herr  der,Geilter  hat  ihn  begabt  und  verherrlic 


ähnliche Ungenauigkeit  des  Ausdrucks  Fand  Geh  fcl 

Kp«  26,  3.  (f.  Anmerk.  z.  d.  St.)     In  der  Darftellt 

des  Glückes  der  Frommen   fcheint  Geh  der  Verftil 

durchaus  nicht  gleich   zu   bleiben;  denn  V.  4.  w 

verheifsen ,  de  follen  zu  Engeln  im  Himmel  werd« 

aber  nach  V.  5.  haben  He  die  Erde  inne.     Wäre  di 

DifFerenz   wirklich   da,  fo   wäre  iie  eine  natürli< 

Folge  von  der  unklaren  Anficht  des  Verfaflers  ül 

die  eigentliche  BefchaiFenheit    des  Strafgerichts  u 

feiner  Folgen  (f.  i ,  6.  6 1  9*  und  Anmerk.  z.  d.  S 

10,  27.   und  Anmerk.  ög»  dazu;   24,  9  —  lo.  und  A 

merk.  95.  z.  d.  St.).     Indefs  iß  wenigftens  in  unfei 

Kapitel  diefs   nicht  nothwendig.     Denn  die  Wdi 

y,im  Himmel**  find  blofs  nähere  Beßimmung  von  C 

geln  (für :  Engel ,  welche  im  Himmel  find ,  himm 

fche  Engel),  analog  den  Verbindungen:    Engel  i 

Himmels  (Kp.  33,  5.   105,  12. )>   Mächte  des  Himm 

oder  der  Himmel  (Kp.  60,  13-   15-  81»  8»  92,  17. 

In  V.  4.  will  der  VerfalTer  alfo  nur  fagen ,  daf*  i 

Gerechten  den  Himmelsbewohnern  gleichen  werdafi 

wahrfcbeinlich  an  Reinheit  (Kp.  69  II«  lO,  26.)»  ^M 

leicht  auch  an  Seligkeit.     In  unferer  Parabel  wud 

Kp.  469  !•  auch  der  Mellias   mit, einem  Engel  w^ 

glichen.     Verbindet  man  dagegen    die   verfchiodi 

AeufseruDgen  des  Buches  Henoch  über  den  dereii 

fen  Zußand  der  Frommen,  fo  ift  das  Ungenaue, 
eiUndige  und  Unklare   derfelben  nicht  su  läugM 

Denn  Kp.  39^  4 — 5.  g.  ift  der  Wohnplatz  der  Fi 

inen  ausdrücklich  bei  den  Engeln,  wie  der  der  W4 

heit  nach  Kp.  429  2.9  und  auch  Kp.  41 9  1.    43, 

möchten  wohl  nur  fo  verftanden  "vv^erden  dürfen! 


Kap.  50.  V.  4—  5.  Kap.  51.  V.  1.        367 

4.  An  fenen  Tagen  werden  die  Berge  fprin- 
en  wie  Widder,  und  die  Hügel  hüpfen  wie  junge 
chafe,  gefättigt  mit  Milch,  und  alle  (die  Ge- 
echten) werden  zu  Engeln  im  Himmel. 

5.  Ihr  Antlitz  wird  glänzen  von  Freude; 
enn  an  jenen  Tagen  wird  der  Auserwählte  erho- 
en  werden.  Die  Erde  wird  fich  freuen,  die  Ge- 
echten werden  fic  bewohnen  und  die  Auserwähl- 
m  auf  ihr  gehen  und  wandeln. 

Kap.     51.  ^) 

,  1.     Nach  diefer  Zeit  wurde  ich  an  der  Stelle, 
o  ich  jedes  geheime  Qeficht  gefehen  hatte,  in 


gegea  kommt  nach  Kp,  39,  i.  das  himmlircfae  Ge- 
fchlecht  einftens  herab,  um  l)ei  den  Menfchen  zu  woh- 
nen, und  nach  Kp.  45,  5.  48  a,  10  —  II.  und  50,  5, 
ift  es  die  Erde,  wo  diefe  nach  vollendetem  Gericht  des 
ihnen  zugedachten  Glückes  theühaftig  werden. 

98)  Wenn  die  2te  Parabel  bis  bieher,  mit  Ausnahme 
von  Kp.  46,  I  ff. ,  nur  propbetifcba  Reden  darbot, 
fo  wird  dagegen  von  Kp.  51.  an  die  Darftellungsform 
angewendet,  welcbe  in  dem  Abrcbnitte  Kp.  17  —  35. 
die  faft  ausrohliefüliche ,  aber  auch  in  der  erfien  Pa- 
rabel von  Kp.  39 1  3.  an  mit  geringen  Unterbrechun- 
gen die  gewöhnliche  gewefen  war,  d.  h.  es  zeigt  lieh 
das  Mitzutbeilende  dem  Henoch  in  Vifionen  und  wo 
es  an  ßch  nicbt  deutlich  wird,  erfolgt  Erklärung  von 
Seiten  eines  Engels.  Allerdings  wird  dadurch  eine 
gewifle  Anfchaulichkeit  erreicht  und  die  Rede  ge- 
winnt an  Lebendigkeit ,  aber  nicht  feiten  mifcht  ßcb 
auch  ein  müfsiger  Zug  in  das  Gemahlde  und  die  ge- 
ringe Abwechfelung  in  der  Scenerie  und  dem  Co- 
lority  fo  wie  überhaupt  die  dabei  unvermeidliche  Ein* 


368  Kap.  51.    V.  1. 

einem  Wirbelwinde  aufgerafft  und  gegen 
fortgeführt  ^). 


formigkeit  der  Handlung  und  des  Dialogs  fcl: 
den  Eindruck  des  Dramatifclien  gar  fahr, 
halt  diefer  Yißonen  hängt  übrigens  mit  dem 
flande,  von  dem  bis  hieher  die  Rede  war,  gc 
fammen.  Neues  bietet  er  Ureng  genommen  ni 
fondern  facht  lediglich  auf  einem  mehr  dram 
Wege  das  recht  einzuprägen,  was  bis  daher  : 
der  Belehrung  vorgetragen  worden  war.  AI 
auf  den  Meflias,  das  durch  ihn  zu  vollziehe 
rieht  und  die  Erfcheinungen ,  welche  damit 
menhängen  und  dadurch  bedingt  werden.  « 
Kp.  51.  fchildert  liauptfächlich  die  Macht  des 
und  Anwendung  derfelbeu  beim  grofsen  Ger 
99)  Auch  Kp.  14,  9.  10.  39,  3.  bewies  der  W 
thütig  f  Henoch  dahin  zu  entrücken ,  wo  ihc 
barungen  zuTheil  werden  follten.  Es  geicha 
von  dort  aus ,  wo  lieh  ihm  alles  das  gezei{ 
was  Kp,  46,  I  ff.  berichtet  wird.  Weniger  a 
fen  fcheint  es  dagegen,  unter  den  geheimen  G 
zugleich  auch  diejenigen  Gegenftandet  welch 
erßen  Parabel  vorkamen  (Kp.  39,  4  —  41,  7. 
und  44.)  9  oder  gar  alles  das  mit  zu  begreif« 
von  Kp»  17.  an  als  von  Henoch  gefehen  bei 
wird.  Die  Worte :  ,,  nach  diefer  Zeit  **  bili 
Art  von  Uebergangsfonnel ,  auf  welche  keil 
deres  Gewicht  gelegt  werden  foll,  wefsha 
keine  genauere  Zeitangabe  vcrfucht  iß.  Da 
Berichtete  "war  fchon  oilenbart ;  das.  was  He 
ben  foUy  dient  zurBeftärkung  delTelben  (f.  d.^ 
Anmerk.  gg.)  \ind  fetzt  allerdings  voraus,  da 
andere  Mittheilungen  vorausgingen.  Warum 
gerade  die  weßliche  Richtung   einfchlage,  : 


Kap.  51.    V.  2.  369 

2.  Da  fahen  meine  Augen  die  GeheimnilTe 
es  Himmels*),  und  alles,  was  auf  Erden  w'ar,  ei- 
en  Berg  von  Eifen,  einen  Berg  von  Kupfer,, 
inen  Berg  von  Silber,  einen  Berg  von  Gold,  ei- 
en  Berg  von  flüfligem  Metall  ^)  und  einen  Berg 
on  Blei. 


gefagt.  Schon  Kp.  17,  4  ff.  32,  I  ff.  23,  1  ff.  wurden 
vom  Ver^BlTej:  gerade  in  das  Wefiland  febr  wichtige 
Gegenftande  verlegt;  namentlich  ift  dort  das  Schat- 
tenreich und  das  liebliche  Gefilde,  welches  den  From« 
men  zu  Theil  werden  foU.  Dort  foU  alfo  auch  wohl 
das  Gericht  geh(»lten  werden  und  die  Thatigkeit  des 
MelHaS'fich  aufsern;  defsbalb  Iielit  Henocb  gerade 
hier  verfchiedene  Berge  von  fehr  feften  Beßandthei- 
len  (V.  3.),  welche  aber  vor  dem  Anblick  des  ftrengen 
R^hters  sergehen  und  zerfallen. 
^y  y$^  41 »  I.  58>  2.  Auch  nach  ig ,  I  ff.  erblickte 
llenoch  gerade  in  Weßen  vieles,  was  zu  den  Geheim* 
niflen  des  Himmels  gerechnet  werden  mu(s.  Die  Berge 
befiehen  lammtlich  aus  Metall.     Zu  Kupfer  bemerkt 

Ldurence,  et  fiehe  im  Aethiopifchen  ^^Vl  wel- 
ches   nammus   minutijjlmus  p    Obolus    nach    Ludolßs 

Lexic  bedeute.      Unter   6  t   hat  nun  zwar  Ludolf 

nichts  davon,  wöhl  aber  unter  f^l  (ed.  2.  p.  581*)» 
fo  dafs  in  den  Codd.  des  Henoch  hier  wieder  T'zadai 
uud  T'zappa  verwechfelt  wären,  wie  oft;  f.  Anmerk. 
53.  «u  Kp.  41,  3. 

a)  Dem  Worte  S(hrC\^i(\\,  welches  ich  flajpges 
Metall  übertragen  habe ,  gibt  Ludolf  die  Bedeutung 
gutta^  ßUUf  Tropfen^  diefelbe,  welche  er  dem  Worte 

1  H  "fl  l   beilegt.       Aber  da  es  offenbar  von    einem 
Verbo  in  der  neunten  Conjugation  abgeleitet  ift,  lo 
Icheint  es  etwas  mehr  als  einen  blofsen  Tropfen  au 
>a^  Bcaoch.  24 


370  Kap.  51.    V.  3. 

3.     Und  ich  fragte  den  Engel,  welchei 


becicutcn ,  nnmlich  eine  thätige  Fortjetzung  der 
Jffcfiy  oder  eine  Reihe  von  Tropfen,  Und  in  der 
belli prlct  er  felblt  über  ein  von  ibm  &ur  ErläuU 
beigebrachtes  Beifpiel,  dafs  die  dort  angeführte 
terie  de  copioßs  et  denßs  guttis  tanquam  imhrium 
Da  demnach  alle  übrigen  Berge  als  Berge  voi 
tall  bezeichnet  werden ,  fo  habe  ich  diefem  V 
die  Bedeutung  tröpfelndes  oder  fiüßiges  Metal 
geben.  (L. )  Infofern  fonit  lauter  feße  Metall 
gegeben  werden  und  das  Y.  5.  gebrauchte  Bild 
folche  vorausfetzen  kann ,  wenn  es  nicht  an  R 
tung  verlieren  foll ,  fo  ift  die  Erwähnung  einei 
flgen  MaOe  unerwartet.  Inzwifchen  lafst  Ce 
doch  mit  Rückficht  auf  V.  4.  rechtfertigen, 
darunter  nur  etwas  KoHbares  verfiandea  wird, 
fchcint  der  Ausdruck  Bezeichnung  des  Queckp 
zu  feyn,  welches  fich  bekanntlich  beim  AusgM 
auf  eine  Fläche  in  lauter  Kügelchen  zertheift^ 
den  Tropfen  ahnlich  find.  Da  bereits  Arißk 
diefes  Metallcs  unter  dem  Namen  a^v^o^  X^^^  S^ 
(Meteorolog.  L.  IV.  cp.  g.  und  de  anima  Li.  I.^d| 
0.  9.),  desgleichen  Theophraß  (de  lapid.  in  | 
ed.  Dan»  Heins,  p.  400)9  ^o  hat  die  Bekannllf 
ixnferes  Buches  mit  demfelben  weder  etwas 
lendes  noch  UnwahrfcheiDliches.  Auch  die  Ai 
Weife,  wie  fich  riinius  in  feiner  Hißoria  Ni 
(L.  XXXIITy  32.  41.  42.  ed.  Bip. ;  in  and.  Ai 
6  et  g. )  darüber  ausfpricht  (er  untcrfcheidet 
das  natürliche  Queckfilber  —  argentum  vlvuin 
künfilichen  —  hydrargyrum  —  und  meldet  die| 
tungsweife  des  letztern ),  lehrt  die  Verbreitwil 
Benutzung  diefes  eben  fo  merkwürdigen  alt  M 
ToUen  ProdoKtes  im  erßen  Jahrhundert  der:l 


Kap.  51.   V.  3—5.  371 

gy  und  Tagte:  Was  find  diefeDinge^  wdche 
geheimen  ^)  fehe? 

Er  Tagte:    Alle  dieTe  Dinge,  welche  du 
Tollen  nir  die  HerrTchaft  des  MeiEas  Teyn, 
r  herrTche  und  mächtig  Tey  auf  Erden. 
Und  dieTer  Engel  des  BViedens  *)  antwortete 
1  Tagte :  Warte  nur  eine  kurze  Zeit  p  vnä 

m  Zeitrechnung  9  alTo  etwa  tun  die  Zeit,  wo  iat 
lenocb  gefchrieben  ift  ( f.  EinL  S.  25«  6o  —  65»)* 
b.  welche  Niemand  aufser  mir  gewahr  wird ;  Tgl. 

19;  3.  DaTs  Henoch  M^taUberge  fieht,  kann 
die  Fefiigkeit ,  aber  auch  auf  den  fVertk  der  Be- 
Itheile  gehen.  Nach  dem  Folgenden  fcfieint  nik 
es  gedacht  worden  zu  feyn.  Denn  nach*  V.  4. 
das,  was  Henoch  erblickt  ^und  diels  find  häüpt* 
ilich  jene  Berge  aus  Gold,  Silbeif,  Kupfer  u.  r.w.)f 
Befefiigung  der  Macht  des*  Mellias  dienen ,  da* 
en  ift  der  Sinn  von  V.  5.  kein  anderer,  als:  fo* 
Berge  von  der  fefießen  BefchaflFenheit  muffen  vor 
1  durch  Gott  erwählten  Weltenrichter  ohnm&ch* 
EufammenlUiken. 

Anmerk.  4^.  zu  Kp.  40,  g.  —  Du  wirft  in  kurzem 
fn,  d.  h.  das  fchon  jetzt  Wahrgenommene  ver« 
en  (Laurenee  überfetzt  daher  „underfiand^*)  und 
reifen.  Das  Vergehen  der  Berge  wird  mit  dem- 
en  Bilde  bezeichnet,  wie  Kp.  I,  6. 1  vgl.  die  z.  d. 
beigebrachten  biblifchen  Parallelen.  Das  zweite 
l  dient  zur  Verfiärkung  und  hat  denfelben  Sinn : 
\  auch  an  fich  noch  fo  feft  und  jeder  Veränderung 
:Bend  erfcheint ,  wird  dem  flüfligen  Waffer  gleich, 
ches  unaufbaltfam  von  des  Berges  Spitze  herab- 
mt.     Vor  feinen  (des  Auserwählten)  Füfsen,  d.  h. 

ihm  fich  beugend ,    fich  ihm  unterwerfend ,  je* 
h  mit  Rückficht  auf  das  gebrauchte  Bild. 

24  * 


372  Kap.  51.    V.  5. 

du  y^irR,  fehen,  und  jedes  geheime  Ding,  w^as  c 
Herr  der  Geifter  befchloflen  hat,  wird  dir  enthü 
\irerden.  Jene  Berge,  welche  du  gefehen  ha 
den  Berg  von  Eifen,  den  Berg  von  Kupfer,  d 
Berg  von  Silber,  den  Berg  von  Gold,  den  Bei 
voniliilligem  Melall  und  den  Berg  von  Blei*),  al 
diefe  werden  in  der  Gegenwart  des  Auserwählte 
wie  Honigfeim  vor  dem  Feuer  feyn ,  und  glei( 
Waller  herabfliefscn  oben  von  cliefen Bergen  heral 
und  werden  entkräftet  werden  vor  feinen  Füfsei 


-"«f 


.5)  Analoge  Vorflellungen  dafür,  dafs  ganze  Berge  n 
Einem  metallifcben  Sto(Fe  bcßehen,  finden  fich  am 
fonH;,- befonflers  im   Orient.     So   ift  die  Oftfeite  4 
Meru  Silber,  feine  Südfeite  Waidürja  (Lapis  Lazu^ 
die  Wefifeite  Padmaraga  (Rubin)  und  die  Nordfei 
Gold  (vgl.  J.  J.  Schmidt*s  Anmeik.  su  Sfanang  SfetI 
Cbungtaidfcbi  Gefcb,  d.  Oftmongolen  S.  3C3.)  und 
befielit  ganz   aus  Gold   (  IViifon  diction.  fanfcrit  m 
.englifh  p.  696.   unt.  d.  W.  Meru).      Vom   ina|efiä' 
fcben  Berge  Sfumer  (einerlei  mit  Sumeru)  heifst 
in   Sfanang  Sfetfcn  Chungtaidlcbi  Gefcb.  d«  OftmM 
(S.  4  und  5.  der  Ausg.  von  /.  /.  Schmidt)^   dafs; 
umgeben  werde  n^^n  lieben  Goldbergen  und  Gobj 
Binnenmeeren. '*     In  einer  Schilderung  buddliiftifUif 
Mythen«   welche   das   Magazin  für  die  Literat.  4 
Auslandes   1332  in  Nr.  106.  mittheilt,  jedoch   dk| 
feine  Quelle  namhaft  au  machen»  wird  der   Si 
Ohla  (unftreitig  mit  Meru  einerlei)  auf  äbulicheW| 
befchrieben ;  nur  in  den  Angaben  über  die  7  ihn 
gebenden  Berge  iß  eine  kleine  Differens«     Den^'j 
wird  berichtet:  fechs  davon  lind  golden^  der  fiebtffj 
aber^  der  Cell  wie  eine  Mauer  um  das  Ganze 
zieht  9  ift  eilern.     Auch  der  weitere  Bericht  £ 
genannten  Mythen   verdient  verglichen  su  \ 


Kap.  51.    V.  6— 9.  373 

5.     An  jenen  Tagen  werden  fie  ^)  nicht  errct- 

erden  durch  Gold  und  durch  Silben 

7.     Und  nicht  werden  iie  es  in  ihrer  Gewalt 

1,  lieh  zu  fchützen  und  zu  fliehen. 

5.     Da  wird  es  weder  Eifeh  geben  zu  WaflFen, 

einen  Panzer  für  die  Brnft. 

).     Erz  wird  nutzlos  reyn,  nutzlos  auch  das, 

i^eder  rofiet,  noch  fleh  abzehrt,   und  Blei 

nicht  begehrt  werden.  ^ 


An  den  vier  Hauptecken  des  Semer  -Ohia  ßnd  vfer 
rofftc  Infeln.  Die  füdUcha  derfelbeo,  aus  Juwelen 
ißehend^  ift  dreieckig.  Sie  enthalt  unfere  Erde, 
ie  öftliche,  ganz  von  Gold^  hat  Bewohner  von  aus- 

shmender  Schönheit. DieEinwohner  der  weft- 

:hen,  zirkelrunden  und  aus  Ruhinen  gehildeten  Infel 
id  noch  einmal  fo  grofs,  als  die  vorigen  und  werden 
ich  doppelt  fo  alt.  Die  vierte  Infel  ift  ßlbern,^*^ 
gl.  iin  Buche  Henoch  felbft  noch  Kp.  xg,  9  — 10. 

h  1  —  2. 

lamlich  die  Menfchen ,  welche  Strafe  verdient  faa- 

•n.  Laurence  fetzt  ,,  Menfchen  (men)**'  geradezu  in 
e  Üeherfetzung ;  es  find  aber  nicht  alle  Men Gehen 
loieint,  fondern  nur  die  Sünder  (vgl.  Kp.  49,  2-— 3L* 
),  o.)-  Nicht  im  ganzen  Kapitel,  noch  weniger  un- 
ittelbar  vorher  findet  fich  ein  Suhftantivum,  worauf 
•  Pronomen  zu  beziehen  wäre«  wie  fonft  im  B. 
enoch,  fo  z.  B.  Kp.  39,  2.,  wo  auch  die  Sünder 
i  verftehen  find ,  Kp.  41 ,  4.  u.  f.  w.  In  dem  fol- 
laden  wird  nun  der  Gedanke  ausgeführt ,  dafs 
cht«  im  Sunde  fey»  am  Tage  de».  Gerichts  Schutz 
i  gewähren.  Bei  der  Wahl  der  Gegenftändc, 
ircb  welche  man  fich  zu  retten  hoffen  möge ,  läfst 
:h'd6r  Verf.  wohl  durch  die  Stoffe  bcftim«nen »  aus 
dohen  die  Berge  beftanden. 


374  Kap.  51.  V.  10.   Kap,  53.  V.   1. 

10.  Alle  diefe  Dinge  werden  verworfi 
den  und  untergeKen  von  der  Erde,  wenn  d 
erwählte  erfcheinen  wird  in  der  Gegenw« 
Herrn  der  Geifter. 

Kap.     52. 

1.  Da  fahen  meine  Augen  ein  tiefes  1 
und  weit  war  fein  Eingang. 

?)  Das  Thal,  welches  Henoch  nach  den  7  Mi 
gen  (t  Kp.  51.)  gewahr  wurde,  ift  wahrfcli 
obgleich  es  nicht  gefagt  wird,  in  der  Näh 
Berge  zu  Tuchen  und  wohl  eben  durch  lie  g 
denn  V.  7«  wird  auf  jene  Berge  entTchieden 
gewiefen.  Kp.  53.  erblickt  Henoch  ein  zweii 
und  auf  der  feüher  befchriebenen  Wanderung 
ebenfalls  fcbon  einige,  zum  Theil  in  ähnlich 
lammenhange  und  in  Stellen  vor ,  wo  auch  v 
gen  gefprochen  worden  (Kp.  24,  2,  Kp.  as.  2 
Sp,  X  ff.).  Ueber  die  Beßimmung  diefes  Tha 
der  Verf.  keinen  rechten  Auffchlufs,  wenn  mt 

-  V.  3  ffl  davon  verftehen  will.  Thut  man  die 
to  find  Kp.  53  und  53.  parallele  VorSellunj 
ganz  ahnlicher  Einkleidung  und  gleicher  Gn 
Allerdings  wirkt  V.  2*  gegen  jene  Auffaflung 
ein;  ich  halte  ihn  aber  blofs  für  einen  eingi 
nen  Gedanken,  wie  wir  folche  im  B.  Henoch 
mentlich  in  der  Abtheilung  Kp.  37 — 70.  6fke 
( L  Anmerk.  56.  zu  Kp.  41 ,  6.  Anmerk«  5g;' 
43»  !•)•  Die  Veranlallung  zu  der  kleinen  Ab 
fung  lag  nahe.  (C  darüber  Anmerk.  g.  zu  Y.  x 
unleugbar  verdunkelt  Ce  den  Hauptgedanken  | 
Da£i  aber  V.  2»  fich  nicht  etwa  nur  an  einer 
Stelle  befinde ,  lehrt  (ein  Inhalt  und  die  geaa 


Kap.  52.   V.  2.  375 

2.  Alle,  welche  auf  dem  Lande,  auf  dem 
leere  und  auf  Infeln  wohnen,  werden  zu  deaifclben 
eben,  Gefchenke  und  Opfer  bringen;  dennoch 
ärd  diefes  tiefe  Thal  nicht  Voll  werden  ^).    (Doch) 


bindung,  worin  derfelbe  äsu  dem  Hauptbegriffe  von 
y.  I.  Bebt.     Die  früber  vorkommenden  Thäler  wa- 
ren gewöhnlich  als  fchmal  und  tief  gefcbildert;  das 
hier  erwähnte  bat  aber  nicht  nur  einen  fehr  geräu- 
migen Eingang,    fondern  fein  Umfang  id   fo   grofs, 
dafs  es  nicht  auszufüllen  ifi  (^gl.  den  Anfang  von  V.  2.)« 
8)  In  fo  weit  als  diefer  Vers  Schilderung  des  von  Hc- 
noch  gefehenen  Thaies  (V.  i. )  enthält,  iß  er  ganj: 
klar;  fonft  aber  hat  er  bedeutende  Schwierigkeiten. 
Zunächft  fragt  fich,  wozu  und  für  wen  diefe  Gaben 
dargebracht  werden  ?  Im  Vorhergehenden  ifi  Niemand 
erwähnt ,  an  den  lieh  denken  liefse ,  außer  der  3Ief^ 
fias  (Kp.  51,  IG.)  und  der  Zweck,  welcher  bei  die- 
len Spenden  verfolgt  wird,  kann  dann  kein  anderer 
feyn,    als   den  kommenden  Richter  zur  Milde  und 
NachCcht  zu  fiimmen.     Zu  vergleichen  iß  mit  unferer 
Stelle  Kp.  61,  TG.  12  — 13.  Kp.  62,  i  ff.     Der  Sinn 
der  folgenden  Sätze  fcliciut  mir  zu  feya«    aber  die 
von  diefen  Erdbewohnern  dargebrachten  Gaben  und 
die  darin   liegende  Verehrung  des  grofscn  Abgeord- 
neten Gottes  hilft  ihnen  nichts,    weil  es  ihnen   an 
der  rechten  GcIInnung  gebricht  (vgl,  den  ähulicheu 
Gedanken  Jef.   i,   11  IF.).     Lediglich  die  Kürze  des 
Ausdruckes   iß   Schuld,     dafs    diefer    Gedankengang 
minder  klar   hervortritt.      Auch    Kp.  61 ,    14.    vgl. 
V.  13.  heifst  es,  dafs  die  Könige  und  Mächtigen  ihre 
Abfichten,  den  ftrengen  Siebter  durch  Ehrenbezeu- 
gungen für  ßch  eu  gewinnen,  nicht  erreichen,  fon- 
dern  die  Strafe  ihrer   Sünden  erleiden.      Man   mufs 
alfo    vor   dem  Satze :    „  ihre   Hände  werden    Uugd- 


37« 


Kap.  52-  V.  2. 


ihreHände  werden  Ungerechtigkeit  begehen.  Alles, 
was  fie  hervorbringen  durch  Arbeit,  werden  die 
Sünder  verfchlingen  mit   Verbrechen.     Aber  £e 


rechtigkeit  begeben* ^  etwa  hinzudenken  t  „aber  um* 
fonß.**  Auch  oline  diefe  EUipfe  läfst  fich  der  Zulam- 
menhang  berßellen ,  fobald  man  den  beseichoeten 
Sats  nur  adverfativ  aufiFafst«  wat  natürlich  angebt 
und  gar  keine  Schwierigkeit  macht.  In  der  Ueber- 
fetzung  habe  ich  daher  die  Partikel  „  doch  **  einge- 
fchoben.  Noch  befler  würde  alles  paflen,  wennftatt 
des  Futuri  „  Ce  werden  begeben*^  das  Präteritum 
fiände;  die  bereits  begangenen  Frevel  diefer  Meo- 
fchen  wären  dann  als  Grund  ihrer  Verwerfung  und 
Beftrafung  gedacht  und  angegeben.  Indefs  läfst  lieb 
das  Futurum  auch  erklären;  trotz  der  aufsem  De- 
müthigung  vor  dem  Mellias  überladen  lieh  die  Erd- 
bewohner doch  wiederum  ihrer  frühem  Weife  und 
erlauben'  fich  diefelben  verwerflichen  Handluogeo, 
wie  vorher.  Nurmufs  man  dann  den  Zeitraum  iwi« 
fchen  dem  Darbringen  der  Gaben  und  der  VoUsi^ 
bung  des  Gerichts  nicht  allzu  kurz  denken,  weil 
fonft  jene  Menfchen  gar  keine  Gelegenheit  batteni 
abermals  Beweife  ihrer  eigentlichen  wahren  Gefin' 
nung  an  den  Tag  zu  legen.  Einen  folchen  langem  Zeit- 
raum zwifchen  dem  Hervortreten  des  MelTias  und  feines 
Urtheils  über  die  Menfchen  fcheint  der  Verf.  $nA 
Kp.  46y  4 ff*  voraus  zu  fetzen,  wor nach  Könige  no' 
andere  Machthaber  defshalb  gefiraft  werden,  weil 
fie  den  Auserwählten  nicht  verehren  wollen,  BA 
dem  Götsendienfte  ergeben  u.  f.  w.  Nach  andern  Stel* 
len  dagegen  (z.  B.  Kp.  43,  5.)  mochte  man  glanbeot 
dalii  der  Menfchenfohn  bei  Gott  weile ,  menfchlidieB 
Augen  verborgen  bis  zum  Tage  des  Gerichts.  EmBi^ 
ift  der  indeCi  auch  fonft  vorkommenden  (39»  3. 50»^ 


Kap.  52.    V-  2.  377 

m  umkommen  von  dem  Angefichte  des  Herrn 
reüter,  und  von  der  Oberfläche  feiner  Erde 
3g.  Sie  werden  aufitehen  imd  nicht  fehlen 
Ewigkeit  bis  Ewigkeit. 


[ ,  6.)  Ungonauigkeit  noch  su  gedenken »  womach 
sr  Verf.  su  Tagen  fcheint,  dafs  aZ/«  Bewohner  de« 
ontinentes  und  der  Infeln  im  Meere  /ich  diefes  Fre- 
els  fcbnldig  machen  würden«  was  aber  feine  MeU 
iing  nicht  feyh  kann ,  weil  fie  in  fich  unwahr  und 
sn  fonfiigen  im  Buche  Henoch  gegebene«  Verhäk- 
Iflen  unangemeflfen  ift«  hauptföchlich  aber»  weil  .. 
.  5  —  j^  offenbar  das  Vorhand enfeyn  eines  gerechten 
efchlechtes  vorausfetzen.  Sonft  könnten  allerdings 
ie  Aeufserungen  der  Genefis  (Kp.  6,  5.  12  — 13.) 
ber  die  ßttliche  Befchaffenheit  der  Menfchen  vor  der 
3achifchen  Fluth,  welche  dem  Verf.  der  2t6n  Parabel, 
enn  53«  7  ff.  von  ihm  ift,  entfchieden  vorfchwebt,  eine 
•  ftarke  und  übertreibende  Bemerhung  über  die  Zeit- 
moffen  wohl  veranlafst  haben.  Manbefchränkealfo 
m  Satz :  ihre  Hände  werden  Ungerechtigkeit  bege- 
m  auf  die  grofse  Menge ,  welche  in  ihrer  Verblen- 
ing  dem  Verderben  zueilt.  Der  Sinn  des  Folgen- 
m  ift :  die  Sünder  raffen  alles  an  fich ,  was  von 
ndern  mit  faurer  Mühe  erworben  wurde  (, ,  fie  efr- 
erben"  für  ,,e9  wird  erworben",  vgl.  Anmerk.  51. 
1  Kp.  41.)  >  darin  befieht  eben  die  Ungerechtigkeit, 
eiche  fie  fich  erlauben.  Die  Strafe  dafür  bleibt  je« 
>ch  nicht  aus.  Nur  der  Schlufs  des  Verfes ,  vor- 
ugefetzt,  dars  er  richtig  übertragen  ift,  läfst  fich 
imit  nicht  vereinen  und  wäre,  auf  die  Frevler  besogen, 
cht  nur  mit  Kp.  48  a,  11.,  fondern  auch  mit  dem  hier 
imittelbar  vorhergehenden  Satze  im  auffallendften 
riderfpruch.  Höchft  wahrfcheinlich  aber  g^ht  er  auf 
10  Gerechten,  welche  bisher  ein  Spielball  der  LfAune 


378  Kap,  52.   V.  3. 

3.  Ich  fahe  die  Engel  der  Strafe  ^ ,  w 
(dort)  wohnten  und  jedes  Werkzeug  des-  Si 
bereiteten. 


und  Niedertracbtigkeit  eines  durch  und  durd 
dorbenen  Gefchlechts  waren.  Die  ücb  £rheb< 
find  alfo  die  £u  Boden  Geworfenen  und  Unterd 
ten.  Auffiehen  könnte  die  Auferfiehung  bezei< 
(f.  Kp.  50,  I.) ;  doch  ift*s  nicht  nothwendig, 
im  Fiel  des  Hebr.  D^>p,  noch  mehr  im  Tarj 
leben  ift  der  Sprachgebrauch  -  auffiehen  für  i 
,,  Nicht  fehlen*^  („fhall  not  jaib*^  fagt  Laurence] 
fie  werden  fiets  da  Ceyn«  Hätten  wir  es  hier  nicl 
einer  mefEanifchen  Schilderung  zu  thun,  zu  W4 
auch  das  völlige  Verfchwinden  derBöFen  gehört 
X,  g.  IG,  26.  45«  5.  und  fonfi  oft) ,  fo  könnte  va 
dem  Sclilufsfatze  des  Verfes  eine  ähnliche  wehmi 
Reflexion  fehen,  wie  ße  fich  Hiob  89  19*  Syndet  1 
nach  Vertilgung  des  einen  Frevlers  doch  immer 
der  feines  Gleichen  auftreten  und  ^  es  nie  an  : 
fehlen  wird*  Der  fchnelle  WechCel  der  Sub 
ebne  da(s  es  immer  angezeigt  würde  (f*  41»  !•  5C 
ift  fcbon  aus  dem  A.  T.  her  hinreichend  bekannt 
Gefenius  Lehrg.  d.  hebr.  Spr.  S.  8O30« 
p)  Diefe  Benennung  findet  fich  noch  Kp.  62>  I«  6 
und  bezeichnet,  wie  befonders  aus  jenen  Para! 
hervorgeht,  nicht  etwa  Engel ,  welche  Strafe 
den,  fondern  Ile  verhangeu.  Ihr  Aufenthalt  ift  1 
fcheinlich  in  dem  tiefen  Thale,  welches  V.  i  i 
wähnt  wurde;  nach  Laurence' s  Vorgänge  habt 
daher  „dort^Veingefchoben.  Diefelbe  EUipfe 
fich  auchKp*3«  i.  41,  i.  Ifl  die  Ergänzung,  wi 
glaube,  richtig,  fo  enthält  diefer.  Vers  eine  I 
weifung  der  Beftimuiuug  des  V.  I  fiP.  gefchild 
Tbalts.     Werkzeuge  du  Satans  liui  folcbe»   i 


Kap.  52.    V.  4  -  6.  379 

4.  Alsdann  fragte  ich  den  Engel  des  Frie« 
äcns,  welcher  mit  mir  ging,  für  wen  diefe  Werk- 
zeuge zubereitet  würden. 

5*  Er  Tagte :  Diefe  bereiten  lie  für  die  Könige 
md Mächtigen  der  Erde,  damit  fie  dadurch  imi- 
ioxnmen, 

6.  womach  das  gerechte  und  auserwählte 
Jaus  feiner Verfammlung*^)  erfcheinenfoll,  fortan 
mveränderlich ,  in  dem  Namen  des  Herrn .  der 
Jeifier. 


Yerfertigting  und  Gebrauch  der  Teufel  gelehrt  hat 
cum  Verderben  der  Menfchen  (vgl.  V.  5.),  alTo  wahr* 
fcheinlich  Waffen  und  andere  ähnliche  Dinge,  wie 
fie  nach  Kp.  g ,  i.  Azazjel  auf  Erden  kund  machte. 
Ueber  En^el  des  Friedens  in  V.  4.  f.  Anmerk.  49.  zU 
Kp«  40t  8«  1^^^  Machthaber  find  es  wiederum  nach 
V.  5.  Vorzugs  weife ,  welche  die  Strafe  trifft  (vgl.  38> 
4.  46)  3«  48  a,  7.  und  die  Anmerk.  zu  dief.  Stellen). 
10)  Wenn  ich  mich  nicht  verfehen  habe»  kommt  die*' 
fer  Ausdruck  blofs  hier  vor.  Das  Pronomen  geht ' 
auf  den  Herrn  der  Geißer,  deffen  erft  am  Ende  des 
Verfes  gedacht  ift  ( vgl.  Anmerk.  zu  Kp.  2«  45«  30- 
Bei  Haus  der  Ferfammlun§  wird  geWifs  jeder  Kenner 
der  Bibel  zunächft  an  den  alttefiamentlichen  Ausdruck 
Zelt  der  Verfammlung  (IVlD  ^HN)  denken,  fo  dalii 
die  Hoffnung  ausgefprochen  wurde ,  dafs  der  Tempel 
zu  Jerufalem  nicht  mehr,  wie  bisher  (vgl.  Kp.  88«  6o» 
67«-8l-  82.  89-  92.  89»  38-  39*  42  —  44.)  einem  wech- 
feinden  Schickfale  unterworfen  feyn  werde.  Zu  ver- 
gleichen wären  dann  Jef.  4,  5-— 6.  33«  20.  und  viele 
andere  Stellen ,  wo  entweder  ausdrücklich  das  Hei- 
ligthum  zu  Jerufalem  oder  doch  die  Stadt,  welche 
ea  in  fich  birgt ,  als  Mittelpunkt  des  glücklichen  mef- 
fianiCohen.  Zeitalters  erfcheint ,  und  der  Vers  wücde 


380  Kap.  52,  V.  7,    Kap.    53.  V.  1. 

7.  Und 'nicht  werden  jene  Berge  ")  feyn 
feiner  Gegenwart  wie  die  Erde  und  die  Hügel,  (fo 
dem)  wi^  die  Quellen  des  Waffers.  Und  die  C 
rechten  follen  frei  werden  von  der  Plage  der  Sund 

■ 

K  a  p.     53. 

1.  Alsdann  fahe  und  wendete  ich  mich  : 
einem  anderen'^)  Theile  der  Erde,  wo  ich  ein  ti 
fes  Thal  mit  Feuer  brennen  fahe. 


dann  unter  den  Beweifen  für  die  Abfaflung  des  B 
chea  durch  einen  Juden  keine  geringe  Stelle  einne 
men.  Nur  die  Epitheta «  welche  dem  Haufe  belg 
legt  werden,  fcheinen  fleh  nicht  recht  zu  paflen,  w 
nigßens  \7Ürde  das  erßere  darunter ,  nämlich  gerec 
(,,righteou8'^  hat  Laurence^  ^  mehr  an  feinem  Ot 
feyn«  wenn  Haus  von  Menfchen  verfianden  und  all 
der  ganze  Satz  gedeutet  würde:  die  Rech tfcbafien« 
und  Auserwählten,  welche  gleichfam  die  um  ihn  Cc 
verfammelnde  Familie  bilden.  Vielleicht  ficht  «In 
im  Aethiopifchen  ein  Wort,  welches  dem  Temp 
angemelTener  ifi. 

Il)  Wahrfcheinlich  die  Kp.  51 ,  a.  5.  erwähnten  M 
tallberge ,  zwifchen  welchen  lieh  ( f.  Anmerk.  7.  * 
V*  I.)  auch  das  in  diefeni  Kap.  gefchilderte  Thai  bi 
fand.  Wenigfiens  iß  diefe  Beziehung  die  natürlichl 
und  einfachfie.  Der  Verfaffer  will  fagen;  Gott< 
Nähe  lafst  felbft  jene  fehr  feßen  Berge  erbeben,  I 
dafs  fie  zufammenCnken ,  fie  bleiben  nicht  feft ,  w 
unfere  Erde  und  ihre  Berge,  fondern  serflicfsen  da 
Wafler  gleich  (vgl.  51,  5.).  Der  letste  Gedanke 
diefem  Verfe  kehrt  oft  wieder;  f.  i,  7.  6,  9  —  I 
10,  23  ff.  45,  5.  4ga,  10.  50,  2. 

13)  Daa  3te  Thal ,   welches  Henoch  in  diefer  Paral 
XU  fehan  erhalt,  liegt  alfo  nicht  bei  deni  #rftern;  a 


Kap.  53.    V.  2  —  4.  381 

2.  Zu  diefem  Thale  brachten  fie  Regenten 
d  die  Mächtigen. 

3.  Und  da  fahen  meine  Augen  die  Werki- 
Ige,  welche  ße  machten,  Fefleln  von  Eifen  '^^ 
Iches  ohne  Schwere  war. 

4.  Alsdann  fragte  ich  den  Engel  ded  Frie^ 


feine  Beßiminung  wird  fcbon  durch  die  hier  erwähnte 
Befcbafienheit  delTelben  hiogedentet.  Das  Feuer  feU 
die  Sünder  in  lieh  aufnehmeu,  yrie  nach  Kp.  lo»  9. 
16.  21,  5.  6.  die  abtrünnigen  Engel.  Gerade  dieGe- 
waltbaber  der  Erde  find  V.  3.  vorzugaweife  heraus- 
gehoben 9  wie  diefe  nach  Kp.  46 ,  3.  4.  durch  den 
MelTias  geßürzt  werden  foUen  und  Kp.  54,  5.  vgl^ 
61»  I.  IG.  12  ff.  zur  Vexebrung  des  Mefiias  ermuQtert 
und  aufgefordert  werden  (f.  auch  Anmerk.  71.  xoKp. 
46,  30-  I^*^  hier  gefcbilderteThal  ift  wohl  mit  dem 
verwünfcbten  Tbale  einerlei,  in  welches  nach'.Kp. 
36 ,  I.  2.  die  Verächter  Gottes  kommen  und  wobei 
der  VerfalTer  au  das  Ge  ben  Hitmom  dachte  (£  An- 
merk.  i.  zu  Kp.  26,  !.}• 

3)  Der  unbefiimmte  Ausdruck  Werkzeug  wird  durch 
diefes  Appofitum  näher  benimmt;  auch  V,  4.  wird 
beides  neb^n  einander  erwähnt.  Vgl.  übrigass  zu 
V.  3*— 4-  die  nach  Inhalt  und  Form  ähnliche  Stelle 
Kp.  52»  3*^5'  Auffallend  ift  die  Bemerkung,  dafs 
das  Eifen  keine  Schwere  gehabt  habe;  wahrfchein- 
lich  will  der  Verf affer  dadurch  darauf  aufmerkfam 
machen,  dafs  hier  nicht  von  irdifchtn  Ketten  die 
Rede  ifi,  welche  daher  auch  serbrochen  werden 
könnten,  fondern  von  Feffeln  aus  analogen  Stoffen, 
aber  aus  andern  Sphären^  welche  daher  auch  der  Zer* 
ftörung  widerftehen.  Engel  des  Friedens  V.  4.  f.  An- 
merlu  49.  zu  40,  8* 


382  Kap,  53.    V.  4  —  5. 

densp  welcher  mit  mir  gingt  und  Tagte:  Für  wen 
werden  diefe  Fefleln  und  Werkzeuge  bereitet? 

5.  Er  verfetzte:  Diefe  werden  bereitet  für 
die  Schaaren  des  Azazeel,  damit  iie  überliefert  und 
verurtheilt  werden  mögen  zur  tiefften  Verdainm« 
xiifsy  und  damit  ihre  Engel  mit  fcharfen  Steinen 
fiberwältigt  werden  mögen,  wie  der  Herr  der  Gci- 
fter  befohlen  hat  ^). 


14)  In  dierem  Verfe  ift  entfchieden  auf  Kp.  iOm  lefo» 
ders  V.  7. ,  Rückficlit  genommen ,  ja  autdmcklich  in 
den  le taten  Worten  auf  den  dort  befindlichen  Befehl 
Gottes  hingewiefen.  Wollte  daher  Jemand  dStAb* 
theilung  Kp.  37  —  70.  von  einem  andern  Vcr&ffcr 
ableiten,  als  die  frübern  oder  auch  die  fpätem  Ab- 
(cbnitte  ( vgl.  Anmerk.  67»  zu  Kp.  45,  3,  und  die  in- 
dem darin  nacbgewiefenen  Stellen),  fo  mülsta  we* 
nigßensvon  ibm  zugeftanden  werden,  dafs  folcberdin 
Abfcbnitt  Kp.  7  flF,  vor  Augen  gehabt  babe.  Kp.  10, 
6.  7.  gibt  der  Herr  dem  Raphael  zunacbft  nur  den 
Auftrag,  Azazjel  felbfi;  zu  felTeln  und  auf  ihn  Steba 
2u  werfen ;  aber  nach  Kp.  lo,  15.  ergebt  dann'  eioe- 
sweite  Weifung  an  Micbael,  auch  die  übrigen  ab* 
trunnigen  Engel  zu  binden.  Azazeel  (fo  fchreibt 
Laurence  hier  und  Kp.  54,  5.,  wäbrend  er.Kp.  g,  i* 
XOy  6.  12*  Azaxyel  bat)  wird  biet  als  Haupturfacha 
des  Verderbens  betrachtet  (vgl.  10»  11. )•  S^ 
Schaaren  find  die  durch  ibn  verführten  MenfcktH* 
denn  ihnen  teer  den  p^ihre  Engel  ^^  entgegengefetst, 
d.  h.  die  unter  AzaseePs  Oberleitung  die  £rdbewoIi- 
ner  zum  AbfoU  von  Gott  u.  f.  w.  verleitenden  Di* 
monen*  Auf  letztere  ausfcbliefslicb  geht  die  in  T.  ti* 
enthaltene  Drohung,  wie  nach  den  ScblnCiworteB 
delTelben  keinem  Zweifel  unterliegen  kann.  Nsd 
Kp.   10.   wurden   allerdings  Raphael,    Gabriel  u*' 


Kap.  53.  V.  6— ?•  383 

Michael  und  Gabriel,  Raphael  und  Plia« 

inrden  geßärkt  werden  an  diefem  Tage  und 

lie  dann  werfen  in  einen  Ofen  von  lod^m- 

3uer,   damit  der  Herr  der  Geifter  gerächt 

in  ihnen  für  ihre  Verbrechen,  weil  ne  Die« 

Satans  wurden,  und  diejenigen  verfuhr- 
eiche  auf  Erden  wohnen. 

An  jenen  Tagen  wird  Strafe  ergehen  von 
erm  der  Geifier ,  un  d  die  BehältnilTe  von 
^),  welche  über  den  Himmeln  find,  werden 

■ 

bael  bei  der  Yerhangung  der  Strafe  über  Azazjel 
feine  GenoHcn  gebraucht  (L  IG,  6*  13«  15.}^  nicht 

:  Fhanuel,  fondern  fiatt  deflen  Arfajalaljur  (C 
sO»   oder  Eufolge  des  griecbifchen  Fragmentes 

ü  (f,  Anmerk«  27.  zu  10,  20«  Dagegen  wurden 
40,  9.  gerade  diefe  4  Engel  unter  allen  hervor- 

3ben.     Ueber  Pbanuel  insbefondere  f.  Anmerk«  50., 

ip.  40 ,  8  —  9« »  iiber  den  Feuerofen  Kp.  10  >  9. 

—  17.  uYid  Anmerk.  z.  d.  St.  Die  Damoncja  bei- 
hier  Diener  des  Satans ,  dagegen  Kp«  64,  6«  ge* 

izu  Satane ;  vgl.  überhaupt  über  ihre  Namen  An- 
k.  43.  zu  Kp.  40,  g.     Nur  in  der  Abtheilung  Kp. 

—  70»  trifft  man  übrigens  den  Ausdruck  Sataa*^» 
Iparallele  zu  diefem  Verfe  ift  Kp.  54,  5.^ 

ach  diefem  Verfe  und  dem  noch  übrigen  Theile 

Kapitels  ift  das  Strafgericht  ohne  Zweifel  mit 

grofsen  Sündfluth  einerlei ,  i^nd  die  Schilderung 

elben  nicht  nur  mit  Cchtlicher  Bezugnahme  au£ 

Beriebt  der  Geneßs  darüber ,  fondern  zum  Theil 

hl  mit  den  Worten  der  mofaifchen  Urkunde  abge- 

t.     Auch  berührt  der  Anfang  von  Kp.  54.  die  un- 

:elbar  nach   jener  Fluth  eintretenden  Ereignilfo 

;ans  unverkennbarer  WeiCe.     Auffallend  und  fiö« 

1  wirkt   diefs  hier   in  dem  Kreife  melfianifchex 


1 


384  Kap,  33.    V.  7. 

fich  öffnen ,  und  auch  die  Quellen ,  welche  ui 
den  Himmeln  und  unter  der  Erde  find. 


Hoffnungen.     Die  Vermuthung ,  der  Abfchnitt  '. 

5ä»  7 —     54>  5*  möchte  Interpolation  feyn  (vgl.  E 

S.   I4O9    ^^^g^  daher  fehr  nahe  und  erhält  dadu 

noch  ein  befonderes  Gewicht »  dafs  unmittelbar 

diefer    verdächtigten    Stelle    derfelbe  Gedanke,   : 

welchem  fie  fchliefst,  nämlich  die  Andeutung   ü 

das  Loös  der  Schaaren  des  Azaseel,  faft  mit  deo 

ben  Worten  vorkommt,  und  dafs  fleh  Kp.  54,  6*  £ 

gut,  natürlich  und  ohne   allen  Zwang  an  53,  6.  < 

fchliefst.     Die  Kp.  54,   7  —  g.   vorkommende  H 

weifung  auf  das  früher  (Kp.  53,  1  —  2.)  erwähl 

Thal  ifi  auch  noch  erklärlicher,  wenn  diefer  AbfchDi 

welcher  fich  mit  der  Grundidee  der  zweiten  Faral 

nicht  wohl  aufammen  reimen  lafst,  als  nicht  berget 

rend  betrachtet  und  ausgeftofsen  würde.    Der  frühe 

und  nachfolgenden  Darftellung  in  diefer  Parabel  vfili 

fremd  ift  der  hifiorifche  Bericht  Kp.  54,  i  ff. ,  n 

jeder  unbefangene  Lefer  augenblicklich  fühlen  wii 

und  er  müfste  daher  auf  jeden  Fall  ausgeftofäen  wi 

den.     Nun  aber  fetzt  diefer  die  Drohungen  Kp.  j 

7  — II.  offenbar  voraus  und  ift  nur  yerftändlich,  wa 

letztere  oder  wenigßens  etwas  ihnen  Aehnliches  vo 

ausgehen.      Daffelbe  Verdammungsurtheil,    welcb 

ihn  trifft,  mufs  daher  auch  auf  die  Verfe  auagedab 

werden,  welche  darauf  vorbereiten,  wenn  Ce  AM 

fonft  keinen  Verdacht  gegen  fich  hätten,  was  A 

allerdings  der  Fall  ift.     Da  nun  der  Kp.  53,  7  tim 

haltene  Gedanke,  wenn  man  die  Verfe  mit  den  ga 

zen  Ideenkreife  der  sten  Parabel  in  Verbindung  feCa^ 

einen    inneru  Widerfprucb  in  fich  trüge,   fo  ,af  i 

fammt  allem  dem  ,  was  daran  hängt  (alfo  auch  M 

54,  x.»5.)y  hier  nicht  an  feiner  Stelle,  mithin  «^ 

J 


Kap,  53.    V.  8.  385 

8.     Alle  Waflcr,  welche  in  den  Himmeln  und 
er  ihnen  iindi  werden  lieh  mit  einander  mifchen. 


ijveier  durch  Tnterpolation  (am  wahiTcbeinlichflen  als 
ein  vom  Han(!e  in  den  Text  gekommenes  Gloflcm) 
oder  durch  Verfetzung  faieher  gekommen.     Wäre  je- 
nes der  Fall,   fo  dürfte  wohl  Kp.  53,  3  —  6.t  die  Nach- 
richt über  die  Befirafung  der  Schaaren   des  Azazeel, 
welcher  unter  Samjaza's  Begleitern  war  (Kp.  7,9.— 
Wo  er  jedoch  Afael  heifst  —  g,  1. 13,  i.)»  «u  derRand- 
gloITe  Anlafs  gegeben  haben,  indem  ihr  Urheber  glaub- 
te» das  angedrohte  Gericht  müfle  wohl  daflelbe  fejn, 
wodurch  die  auf  Erden  eingetretenen  traurigen  Fol- 
gen der  Vermifchung  von  Engeln  und  menfchlichen 
Weibern    ausgeglichen    und  entfernt  werden  foUtea 
(Kp.  IO9  4^0-     Diefs  nun  wurde  beftioimter   und 
deutlicher  ausgefp rochen ,  als  es  im  Texte  gefchehea 
war.     Kimmt  man  dagegen  nur  eine  Verfetzung  der 
Stelle  an ,  was  ich  für  richtiger  halte  (vgl.  S.  14.), 
£0  wären   an   fleh   wohl   mehrere  Abfchnitte  -fähig, 
diefe  Verfe  in  [Ich  aufzunehmen.     Indefs  glaube  ich, 
dafa  Kp.  64 — 67.  am  meiAen  Anfprüche  darauf  ha- 
ben*     Namentlich    läfst  fleh  Kp.  53,  7  —  n.   fehr 
gat  nach  Kp.  65»   2.  einfchieben.     Kp.  54,  i  —  5. 
Möchte  ich  an  das  Ende  von  Kp.  65.  fetzen ,  am  be- 
§m  roT  die  Worte:  ,, Alsdann  ging  ich  aus  der  Nahe 
Henoch'a  hinweg'*;  doch  geht  es  auch  an ,  die  Stelle 
Jenfelben  nachzufetzen.     Kp.  66^^67.  fügen  fleh  bei 
dieCem  wie  jenem  Verfahren  fehr  gut  an  nach  Inhalt 
ud  DarBellung.     Dafs  ich  gerade  an   jene  Kapitel 
Realie»  bat  theils  feinen  Grund  in  der  entfchiedenen 
TerwandtlSchaft  der  hier  und  dort  herrfchenden  Vor-^ 
'flidliiiigen  9  theils  in  gewiflen  eigenthümlichen  Aus- 
sen und  Bezeichnungs weifen f  welche  Kp.  64 — 67. 
Kp.  53^  7«»54y  ($.  mit  einander  gemein  haben 
HmocJi.  *25 


386  Kap.  53.   V.  9. 

9.     Das  Wafler,  welches  über  dem  Himnie 
ift ,  wird  der  Mann  feyn  ^% 


und  wodurch  tie  fleh  überhaupt  als  Beftandtheile  ies 
Ablbeilung  Kp.  37  —  70.  charakterifiien.     Dabin  ge- 
hören die  Namen  Herr  der  Geißer  (Kp.  53,   7.  54, 
4.  5.  vgl.  64,  9.  10.   65,   3«   66,  9.  II  — 12.)»   Uaufi. 
der  Tage  (Kp.  54,  5),    der  Auserudhlte  (Kp.  54,  5.> 
Vgl.  S,  303.  341.  344.  in  den  Anmerkungen.  —  Za 
V.  7.  vgl.  I  Mof.  7,  II. ;  V.  8  —  10*  find  nur  weit«« 
Ausfübrungen    delTelben.      Himmel  V.  7  und  g.  ia 
riural  (wie  i,  l.  39,  i.  3.  41,  l.  47,  2.  3.),  V.  9  undia 
aber  im  Singular.     jFV.  Lücke  (Verf.  ein.  vollftändi^' 
Einleit.  in  d.  OfFenb.  Job.  S.  69.)  bemerkt  fehrfdiait: 
(Innig,  das  Aufnehmen  der  Noacbifcben  Fluth  in  dii 
Darftellung  des    zukünftigen  Gerichts    gefchebe  sk 
iichtlicby  damit  der  hütorifcbe  Standpunkt  des  Sehen' 
nicht  ganz  vergelTen  werde ,  gibt  aber  zu ,   dals  im' 
duroh  die  Darßellung  unklar  werde.     Da  diefe  natT* 
di^ch  die  von  mir  yorgefcblagene  kritifche Operatisl^ 
vermieden  und  vermöge  meines  Verfahrens  auch  ft 
dere  Unebenheiten  und  Schwierigkeiten  befeitigt  wi4  ^ 
den  y  dergleichen  Umßellungen  aber  auch  fünft  iai  ^^ 
Henoch  für  nöthig  erachtet  find,  fo  kann  ich  jeni^ 
Anficht  in  Bezug  auf  die  Erwähnung  der  Fluth  M 
beitreten.      Dagegen    gilt    mir   die  Erwähnniig 
Azaseel  und  feiner  Schaaren  als  abßchtliche  Hin« 
tung  auf  den  hifiorifchen  Hintergrund ,  welchem 
Verf.  fein  Gemahlde  auftrug. 
16)  Der  Inhalt  diefes  Verfes  .und  der  erfieu  Hälflte 
V.  lo.  ift  derfelbe  mit  dem  von  V.  g. ;  nur  dafs 
eine  dichterifche  und  anfcbaulichere  Autdrucks^ 
gewählt  wird.     Die  durch  die  Schöpfung  (vgL  I 
T,  6—7.)  gefehiedenen  GewälTer  des  Meerea  auf« 
Erde  und  des  nach  hebräifcher  populärer  Anficbt- 


Knp.  53.   V.  10  — 11.  387 

10.  und  das  WafTer,  welclies  unter  der  Erde 
iTf,  wird  das  Weib  feyn,  \ind  alle  werden  vernich- 
tet werden ,  welche  auf  Erden  wohnen ,  und  wel- 
Jie  unter  den  Enden  des  Himmels  wohnen. 

1 1.  Hiedurch  follcn  fie  einfehen  lernen  die 
Jngerechtiokcit,  welche  lie  bedangen  haben  auf 
Irden ,  und  hiedurch  follcn  üe  umkommen. 


Himmel  befindlichen  Oceans  yerbioden  (ich  wieder 
bei  der  grofsen  Fluth,  wie  cinßcns  in  der  Urzeit. 
Der  Verfafler  vergleicht  diefe  Vereinigung  mit  ge- 
fchlechtlicher  Verbindung  des  MSnnlicben  und  Weib- 
licben  in  der  phyüCchen  Natur.  Der  himmlifche 
Ocean  iß  ihm  das  Befruchtende,  theils  wohl,  weil 
fchon  der  von  oben  kommende  Regen  und  Thau  mit 
Recht  ihm  als  Bedingung  alles  Gedeihens  in  der  Pflan- 
senwelt  gilt,  hauptfachlicb  aber,  weil  die  f^rde  das 
herabfiurzende  Waller  aufnimmt,  alfo  gleicbCam  em* 
pfangt.  Laurence  bat  in  der  Ueherfetzung  Mann 
und  Weib  nicht  beibehalten,  fondern  gebraucht  da- 
für: the  agent  (das  Wirkende)  und  the  recipient  (das 
Empfangende).  Die  Worte:  ,, welche  wohnen  unter 
den  Himmels  -  Enden *%  follcn  wahrfcheinlich  das  Vor* 
hergehende:  »^welche  auf  Erden  wohnen^^  dahin  er« 
tveitern,  dafs  alles  ohne  Ausnahme  bis  an  die  au- 
Aerften  Grenzen  der  Erde  (die  Enden  des  Himmels 
und  der  Erde  Und  über  einander  nach  Kp.  32«  20  um- 
kommen feile.  Einen  allgemeinen  Untergang  des 
Menfcbeagefchlechts  bis  auf  die  Familie  Moab*s  be- 
liaupten  auchKp.  lO,  4  —  5.  (vgl.  jedoch  damit  V,  11.) 
£4,  6*  9  ff*i  natürlich  nach  x  Mof,  6,  7  —  8*  13*  7» 


388  Kap.  54.   V.  1. 

Kap,     54. 

1.  Nachher  ^)  gereuete  es  das  Ha 
Tage  und  es  fprach:  Umfonft  habe  ich  alle 
Her  der  Erde  vernichtet. 


17)  üicfe  Erzählung  ift,  wenn  man  fie  in  Vi 

mit  dem  erßen  Thcile  des  53ftcn  Kapitels  de 

halb   ganz  nnpaflend  (vgl.  Anmerk.  15.  zu 

weil  Henoch  feinen  Begleiter  nach  dem  Z\ 

FeiTeln   fragt,  welche  er  zurichten  ßeht, 

che  alfo  erft  noch  gebraucht  werden  foUen  (53 

weil  es  ferner  von  den  wichtigften  Engeln  heif: 

einft  Strafe  über  die  abtrünnigen  Geifter  er 

gen  werden  und  weil  Henoch  Kp.  54,  6. 

uns  -feine  Gefichte  zu  befchreiben ,  mit  dene 

eher  Bericht,  wie   ibn  54,  i  —  5,  liefern, 

nicht  einen  läfst.     Befände  (ich  dagegen  53 

in   einem  hiftorifirenden  Abfchnitte,  nicht 

unmittelbar  im  Nexus  mit  einer  prophetifcl 

fo  wäre  die  gefchichtliche  Stelle  Kp.  54,  ] 

alle  Schwierigkeit  daran  zu  knüpfen.     Wie 

Kp.  53  f  7*  ausgeführt  worden  ift,  bin  ich 

Kp.  54,  1  S.  in  das  ö^fie  Kapitd  zu  ftellen  < 

wie  53,  7 — II.,  jedoch  fo,  dafs  letztere  Sl 

65,  3.  und  34,  I  —  6.  nach  der  erfien  Hälfte  1 

käme.     Diefe  Trennung  beider  Befiandtheili 

mir  rerd^chtigen  Abfchnitte  (Kp.  53,  7  —  s^ 

fchieht  nicht  etwa  wegen  feines  Inhaltes  u: 

fiefchaffenheit;  denn  darnach  könnte  alles  i 

nach  einander  folgen,  londern  ift  in  der  Ni 

Kp.  65»  begründet ,  in  welchem  V.  3  —  4.  • 

▼on  y.  2.  nur  durch  Einfchaltung  des  Abfchc 

7— -IX«  getrennt  werden,  in  einem  gans  na 

Znfammenhange  bleiben.     Wollte  man  aber 


Kap.  54.    V.  2— 3.  389 

•  Und  es  fchwot  bei  feinem  grofsen  Na* 
') :  Fortan  will  ich  nicht  alfo  handeln  gegen 
ejenigen ,  welche  auf  Erden  wohnen ; 
.  fondem  ich  will  ein  Zeichen  in  die  Hirn. 
jUen  '^),  und  es  foll  Treue  feyn  zwifchen  mir 
linen  immerdar ,  fo  lange  als  die  Tage  des 
lels  und  der  Erde  dauern  auf  der  Erde. 


ff.  dazwifclien  fetzen,  fo  würde  65 ^  3— 4.  su  ei* 
Ol  läftigen  Anhangfel  berabfinken.     Kp.  54,  I— -5., 
:h  der  erden  Hälfte  von  65,  4.  geßellt,  fugen  fich 
■gezwungen  in  den  Zufammenbang.  —    Haupt  der 
\ge  f.  zu  Kp.  46,  I-    Umfonft^  d.  b.  obne  etwas  da- 
rcb  erreicbt  zuhaben.  iMor.g.,  auf  welcbe  Stelle 
rVerf.  Rückßcbt  nimmt  *  fiebt  £reilicb  nichts,  was 
ifer  Aeufserung  abnlicb  labe;  fonft  aber  feblt*es  im 
T.  nicbt  an  gleichen  Darftellungen  (z.  B.  i  Mof.  6,  6. 
.     ^Zle  Bewohner  derErde,  mit  Ausnahme  der  Fa- 
lie  des  Noab  (vgl.  10,  4.  II.).     Aehnlicbe  Unge- 
uigkeit  I  Mof.  6  —  g.   Jef.  10,  23. 
jott  fchwÖrt  bei  Ach  oder  bei  feinem  Namen ,  wie 
A.  T.  (i  Mof.  22, 16.  Jef.  45,  23.,  vgl.  Hebr.  6,  13.)- 
urence  fcbiebt  vor  den  Worten  Gottes  ein:    „und 
te  "  Cf^ying).     Der  Sinn  der  Betbeuerang  iß,  dafs 
aftig  die  Menfchen  nicbt  mehr  durch  eine  Fluth 
izlich  binweggetafft  werden  Collen  (i  MoC  g,  21« 
11.15.  Henoch  10,  27.). 

^gl.  I  Mof.  9,  13.:  y,lcb  fielle  meinen  Bogen  in  die 
>lken.^*  (L.)  Himmel  wieder  im  Flur. ,  wie  oft 
f  7.  g.  1,1.  u.  f.  w.)*  Treue  (Laurena^  nach 
wörtlichen  Uebertragung  in  der  Note  j^faith  or 
lity  **) ,  d.  b.  ein  Zeichen  oder  Unterpfand  der 
!ue ;  Laurence  überfetzt  daher  dem  Sinne  nach : 
a  treuer  Zeuge.'*  Die  Zeitdauer  wird  ahnlich 
immt,  wie  i  Mof.  g,  22-  Der  Ausdruck:  auf 
Erde  fcbeint  zunachft  auffallend,  aber  die  Dauer 


390  Kap.  54.    V.  4. 

4.  .Darnach  ^)  wird  gemäfs  diefcm  mein 
BefchlufTe,  wenn  ich  miclvbeftimmt  haben  wer 
lie  hinwegzunehmen  unverfehens,  durch  die  Wi 
famkeit  der  Engel,  an  dem  Tage  der  ^ual  und  l 
ruhe,  mein  Zorn  und  meine  Strafe  bleiben  auf 


■  des  Himmels  ilt  allerdings  auf  der  Erde  fichtbar  d 
merklich,  und  der  Ausdruck  ift  daher  zu  vertbeidig 
Er  will  fagen:  fo  lange  die  TVelt  ßeht. 
20}  Bezieht  fleh  diefe  Zeitbeftimmung,  wie  es  w( 
kaum  anders  feyn  kann,  auf  den  Inhalt  von  V.  2  — 
zurück ,  fo  iß  der  Sinn :  Nicht  will  Gott  die  Mi 
fcben,  welche  fündigen,  künftig  fofort  hin'wegrafF 
am  allerwenigften  wieder  durch  eine  Fluth  ,  fond< 
die  Strafe  verfchieben,  dann  aber,  wenn  feine  Z 
gekommen  ift,  fie  auch  unausbleiblich  eintreten  1 
fen.  Die  Engel  dienen  ihm  dabei  als  Werkzc 
(„by  inßrumentality''  überfetzt  Laurence);  diefs 
im  B.  Henoch  auch  fonft  der  Fall  (Kp.  lo»  6  ff.  20, 
52«  3.  53)  6.  61,  14.  62,  I.  659  lO*  Nach  fein 
Befcbluße —  der  in  V.  2  —  3.  mitgetheilte  ift  gemeint 
tritt  die  Züchtigung  erß  ein,  wann  er  die  Sünder,  j 
gen  alles  Vermuthen  und  zu  ihrer  Ueberrafchung  ( 
fort  hand  heifst  es  bei  Laurence) ^  ergriffen  bal 
will.  Die  Hinwegzunehmenden  /ind  natürlich  diel 
wohner  der  Erde  (V.  i  —  2.)»  welche  Gottes  ünw 
len  auf  Cch  geladen  haben.  Dafs  der  Herr  dar  G 
fier  nach  der  Erzählung  (Y.  I  —  3  )  auf  einmal  redi 
auftritt,  ift  ganz  in  der  Weife  unferes  Buches  (f 
39«  2.  49,  4.}.  Den  eingefchobenen  Abfchnitt  Cch 
»>it  y.  3.  zu  fchliefsen  und  V.  4.  alfo  nach  53,  6-  folg 
lulaffeo,  geht  nicht  an,  weil  die  Worte:  ,,nach  i 
iem  meinem  Befchluffe  ^*  dann  ifolirt  ttehen  und  i 
Erwähnung  der  Befirafung  Azazeel's  zu  fchneU  I 
wiediarholt.  * 


Kap.- 54.    V.  4—6.  391 

n,  meine  Sti^afe  und  mein  Zorn,  Tagte  Gott,  der 
err  der  Geifier. 

5.  O  ihr  Könige ,  o  ihr  Mächtigen ,  die  ihr 
i-wohnt  die  Welt,  ihr  werdet  meinen  Auser- 
ählten  fitzen  fehen  auf  dem  Throne  meiner  Herr- 
)hkeit").  Und  er  wird  richten  Azazeel,  alle  feine 
enoITen,  und  alle  feine  Schaaren»  in  dem  Namen 
*s  Herrn  der  Geißer. 

6.  Dort  ^)  fahe  ich  auch  Schaaren  von  En- 


21)  Die  Anrede  gerade  an  die  Mächtigen,  wie  6l,  X. ; 
vgL  Anmerk.  zu  46  y  3.  —  Der  Auserwäblte  fitzt 
auf  Gottes  herrlichem  Throne,  wie  60,  lo«;  foult 
heifst  es:  auf  einem  oder  feinem  herrlichen  Throne 
(45»  3-  50,  3.  68,  39.  40.)-  Das  Gericht  über  Aza- 
zeel und  die  Seinen  wird  ihm  hier  zugetheilt;  in  an- 
dern Stellen  dagegen  ifi  nur  feiner  EntCcheidung  über 
die  Schickfale  der  Menfchen  gedacht  (45,  3«  46,  3. 4. 
48  h,  3.  51,  6  ff.  60,  10  —  II.  61,  14.  68»  39  —  4o0- 
Beides  häogt  indefs  genau  zufammen ;  denn  die  Verdor« 
benheit  letzterer  ilt  ja  Folge  der  Verführung  der  abtrün  - 
nigen  Söhne  des  Himmels  (vgl.  Kp.  53,  6*}.  Die  zweite 
Hälfte  des  Verfes  lefen  wir  in  ähnlicher  Weife  Kp.  53, 
5.,  oder  vor  dem  ganzen'Abfchnitte,  welcher  mir  an  un- 

^  rechter  Stelle  zu  fteben  fcheint  (f.  Anmerk.  15.  zu  53, 7.). 
Sehr  richtig  macht  Fr.  Lücke  (Verf.  e.  vollft.  £inl.  in 

%  d.  Offenb.  Job.  S.  69.)  darauf  aufmerkfam ,  dafs  der 
Meffias  vorzugsweife  als  der  Erhöhete  und  Verherr- 
lichte  in  diefer  Parabel  gedacht  werde.  Ja  man  kann 
noch  weiter  gehen  und  fagen :  im  ganzen-^Bucbe  lle- 
noch ,  wo  vom  MelTias  die  Rede  kömmt ,  erfcheint 
er  ausfchliefslich  und  lediglich  als  der  Erhabene,  vor 
dem  Cch  alles  beugt,  oder  zu  Grunde  geht. 

22)  In  der  Gegend «  wo  Henoch  das  tiefe  Thal  (Kp. 
53,  I  ff*)  wahr  genommen  hatte  und  wahrfcheinlicli 


39!i  ^    Kap.  54.    V.  6. 

peln,  welche  fi<!:h  bewegten  in  Strafe,  eingefi 
fcn  in  ein  Netzwerk  von  Eifen  und  Erz.  Als 
fragte  ich  den  Engel' des  Friedens,  welche: 
niir  wandelte:  zu  wem  gehen  diefe  in  Verha 


in  diefem  Thale  felbß  (vgl.  V.  7  —  gO-    Wird,  ss 

▼orfchlug  (Anmerk.  15.  zu  53,  7.),  die  Stelle  K 

7  —  54,  5,  von  dem  im  ätbiopifchen  Texte  ihm 

Lenen  Orte  entfernt  und  in  Kp.  65.  eingefchob^ 

ift  zwifchen  Kp.  53,  6.  und  dielem   6ten  Verf« 

Kp.  54.  der  fchonfteZufammenliang,  während  ic 

gegengefetzten  Falle  die  Ortsbefiimmung  zwar 

falls  auf  53 ,   I  fF.  geben  müfste,  aber  nngebü 

weit  entfernt  und  nocb  dazu  durcb  heterogene 

Heilungen  von  dem  getrennt  wäre,  womit  lie 

die  zurückweifende  Partikel  in  genauer  Verbii 

feyn  will.     Denn  Kp.  53,  4 — 5.  Iahe  Henocl 

FelTeln  für  Azazeel  und  feines  Gleicben  bereite; 

V.  6.  wurde   die  Hoffnung   ausgefprocben ,  daf 

chael,  Gabriel,  Rapbael  und  Fhanuel  die  erforde 

Kraft  gewinnen  würden.  Heb  ibrer  zu  bemäcbl 

Hier    nun    erblickt   Henocb    abtrünnige    Enge 

reits   in  ihren  Ketten.      Gebunden    erfcheinen 

auch,  an  andern  Stellen  des  Bucbes  (Kp.  lo,  ( 

14,  4.)  und  eben  fo  die  Sterne  (Kp.  ig,  l6.  21 

Hier  ift  es  ihnen  dabei  möglich.  Heb  zu  bewegei 

fortzugeben.     Sie  begeben  ficb  ,    wie  der  Beg 

Henocb's  (Engel  des  Friedens,  f.  zu  40,  gO  ^ 

<V.  7.),  gefelFelt  („under  conHnement"  fagt  Law 

%u  ihren  Lieblingen.      Yerßattet  wird  ihnen  < 

damit  diefe  in  das  traurige  Tbal  (Kp.  53,  i  ff., 

auch  26,  1  —  2.)  hinabgeßürit  werden.     In  wi 

und  wodurch  Ce  diefs  bewirken,  wird  nicht  bem« 

ebenfo  wenig,  wer  unter  diefen  Lieblingen  der 

laonen  xu  verfieh^n  fey.     Lücke  (Verf.  e.  yoUft.  i 


Kap.  54.   V.  7.  393 

7.  Er  Tagte:  Zu  jedem  ihrer  Erkorenen  und 
ibrer Geliebten,  auf  dafs*^)  fie  geworfen  werden  in 
iie  Quellen  und  tiefen  Schluchten  des  Thaies. 

in  i.  OSenb.  Joh.  S.  56.)  yerfteht  es  von  den  durch 
Re   verführten  Menfchen ,    was    allerdings    anginge* 
Die  Worte  Mrkorene  und  Geliebte  müfsten  dann  aber 
vrohl  ironifcb  ßeben,  was  mir  in  den  ZuCimmenhang 
nicht  recht  zu  paflen  fcheint  (vgl.  auch  V.  g.  und 
53«  60-     Ich  bin  daher  geneigt,  Erkorene  und  Geliebte 
als    Beseicbnung    der    von    den   Engeln    erwählten 
Dirnen  und  mit  ihnen  erzeugten  Kinder  su  faüen, 
mit  Rückficht  auf  die  Kp.  7 ,  2.  10.   lo ,  15*  12 ,  7. 
14*  5*  vorkommende  Ausdrucks vreife.     Der  Schlufs 
Ton  Y.  g.  iß  nicht  dagegen;  denn  dafs  von  den  Wei- 
bern« indem  üe  fleh  jener  unnatürlichen  Verhindung 
hingaben  und  in  Folge  derfelhen,  fo  wie  von  ihren 
'     beiderfeitigen  Sprofslingen  Vergehungen  ohne  Zahl 
begangen  wurden,   fleht  man  deutlich    aus  Stellen, 
■     wie  Kp.  7t  10  — 14.  g»  1  —  2.  9,  I.  5.  7.  9.  10,  13.^ 
IS-  13 1  2  —  3«   15.  2.,  befonders  16,  4.  19,  l  —  2- 
-    Endlich  iß  es  auch  gewifs ,  dafs  nach  der  Meinung 
I     des  Verf.  jenen  Weibern  und  ihren  Kindern  trotz  der 
i    früher  erlittenen  Beßrafung  (Kp.  10,  13.  ig,  19.  12, 
7.  249  5-)*  doch  auch  noch  der  grofse  Gerichtstag 
bevorfiehe  und  neue  Qualen  bringe  (Kp.  z6}  !•  19, 2.| 
Tgl.  auch  109  17.  22»  12.  I4.)« 

I)  Es  ift  nicht  klar,  ob  die  Engel  bei  ihrem  Gange 
sn  ihren  Lieblingen  es  beabfichtigen ,  dafs  diefe  in 
i'  das  Thal  des  Jammers  hinabgeßürzt  werden ,  oder  ob 
fie  nur,  ohne  es  zu  wollen,  VeranlalTung  dazu  geben. 
Wenn  die  von  mir  Anmerk.  22-  vorgcfchlagene  Auf- 
hflioag  richtig  iß ,  fo  wäre  bei  den  Dämonen  ein  ab- 
Mitlichea  Verderben  ihrer  Weiber  und  Kinder  wc- 
fr  ^  ""Sl^ABs  mit  ihrem  fonft'  gefchildertep  Betragen  gegen 


394  Kap.  54.    V.  8  —  9. 

8.  Und  diefes  Thal  wird  angefüllt  we 
mit  ihren  Erkorenen  und  Geliebten,  für  welch. 
Tage  des  Lebens  vollendet,  aber  die  Tage  i 
Fehltritts  unzählbar  fevn  Averden. 

9.  Alsdann  werden  Fürficn^**)  fich  mit 
ander  verbinden  und  verfchwören.     Die  Hau 


fie  nicht  im  Einklänge,  infofern  iie  um  die  Rel 
ihrer  Nachkommenrchaft  beforgt  Und  (Kp.  lo,  i, 
12,  7.  14,  5  —  7.)«  Unter  dem  Thale  hat  man 
wohl  das  Ge  Ben  Hinnom  zu  denken,  wie  diefs 
Kp.  26,  !•  als  Strafort  der  Verdammten  oder  Hüll 
fcbeint.  Auch  Kp.  lo,  17.  könnten  diejenigen, 
che  mitSamjaza  verbrannt  werden  follen,  feinet 
kommenfchaft  bezeichnen,  in  welchem  Falle  jene  S 
zn  der  vorliegenden  eine  Realparallele  darböte.  ] 
dem  letzten  Theile  des  gten  Ycrfes  ift  ihr  eigentl 
Leben  abgelaufen ,  aber  die  Folgen  ihrer  Yerirru 
dauern  fort.  Fehltritt  („  error  "  bei  Laurence) 
für  Strafe  delTelben;  vgl.  Anmerk.  71.  zu  Kp.  ig 

24)  CA>  A?\T1^:  Furßen  oder  Engel.  (L.)  Das 
gende  fetzt  aufser  allen  Zweifel,  dafs  von  irdil 
Herrfchern  die  Rede  ift«  Auch  entbalt  es  eine  nS 
Beftimmung  derjenigen Herrfcher,  anwelcbe  der'' 
sunächft  denkt.  Uebcr  die  Wichtigkeit  diefer  S 
für  die  Befiimmung  der  AbfalTungszeit  des  Bu 
Henoch  hat  fleh  Laurence  ausführlich  verbreitet 
Einleit.  S.  61  —  6$*)'  Lücke  aber  (Verf.  c  v 
Einl.  in  d.  Offenbar.  Job.  S.  56.)  ift  nicht  gani 

-  ihm  einverftanden  und  weift  darauf  hin,  dafii 
Schilderung  des  parthifchen  und  medifchen  Hei 
suges  zu  allgemein  lej «  als  dafs  gerade  an  das  ^ 
dringen  der  Farther  nach  Jerufalem  und  die  durd 
gefchehene  Ver  jagung  des  Her  ödes  gedacht  wfi 
müfate.     Er  glaubt,   aus  der  Erwähnung  der  Paii 


Kap.  54.    V.  9.  395 

des  Morgenlandes  unter  den  Fartliem  undMedem 
werden  Könige  abfetzen,  in  welche  ein  Geift  der 
ie/türzung  dringen  wird.     Sie  werden  (le  von  ih- 


iiur  fchliefsen  2u  können ,  „clafs  der  Verf.  xiiclit  frü- 
y,her  lebte,  als  der  ParthifcLe  Name  im  wefilichen 
,,AIien  ruclitbar  geworden  war,  was  jedenfalls  erfi: 
„im  erften  Jahrhundert  vor  Chrifto  gefchah.^^  Die- 
fer  Anßcht  würde  ich  meinen  vollen  Beifall  fchenken, 
wenn  V.  9.  ifolirt  dafiände;  denn  aus  ihm  allein 
mochte  ich  ebenfalls  nicht  mehr  folgern.  Da  aber 
V.  10 — II.  unftreitig  damit  im  innigßen  Zufammcn« 
hange  ßehen  ,  und  am  natürlichßen  auf  ein  beßimm« 
tes  Ereignifs  bezogen  werden  (f.  Anmerk.  zu  V.  loOt 
fo  fehe  ich  mich  genöthigt,  au(  Laurence*s  Seite  zu 
treten  (vgl.  Einl.  S.  26.)«  Parther  und  Meder  wer- 
den neben  einander  genannt,  wie  Conlt  Perfer  und 
nieder 9  Perfien  und  Medien  (Dan.  6,  I5.  g»  20. 
I  Macc.  14,  2.)«  Die  Parther  ftchcn  voran,  weil  fie 
die  herrfchcnde  Nation  ausmachen  und  die  frülier 
mächtigen  Med  er  ihnen  unterworfen  find;  die  Moder 
werden  trotz  dicfes  ihres  Verhältniües  zu  jenen  da- 
neben noch  ausdrücklich  erwähnt,  weil  fie  vom 
A.  T.  her  dem  Verf.  als  eine  der  hedeutendßen  erobern- 
den Nationen  des  Orients  bekannt  waren.  Auch  Act. 
Qj  9«  iverden  beide  zugleich  erwähnt  und  aufserdem 
noch  die  Elaniiter,  welche  gleich  den  Medcvn  da- 
mals mit  den  Farthern  in  Einem  Reiche  vereinigt  wa- 
ren, und  Jofephus  (Antiquitatt.  Judd.  X,  II.  §.  7.) 
fpricht  von  einem  Thurme,  welcher  zum  Begräbnifs 
der  Könige  der  Meder ,  Ferfer  und  Parther  gedient 
habe.  TVolf  im  A.  T.  Bild  eines  rauberifchen 
Summes  (i  Mof.  49,  27.),  gcwaltthätigcr  Mcnfchen 
^Ezecb.  22,  2?.  Zeph.  3,  3.  Matth.  7,  15.),  aber 
audi  fcbrecklichcr  Heere  (Ilab.  1,  $.). 


k 


I 


396  Kap.  54.    V.  9  —  10. 

ren  Thronen  fiürzen,  und  fpringcn  Mae  Löwen  a; 
ihren  Dickichten ,  und  wie  hungrige  Wölfe  mii 
ten  in  dierHeerde. 

10.     Sie  werden  hinaufgehen  und  treten  ai 
das  Land  ihrer  ^)  Auserwählten.     Das  Land  ihr< 


a^)  Das  Pronomen  kann  nur  anf  die  V.  9.  erwähnti 

Völker  oder  ihre  Konige  bezogen  werden ,    fo  da 

wir  liier  eine  Fortfetzung  der  dort  begonnenen  Schi 

derung  erhalten.     Die  „Auserwählten  derfelben"  fin 

nach  der  einfachften  und  natürlich ften  AuffalTung  es 

weder  Nationen ,    welche   lieh  ihrer  Zuneigung  a 

freuen ,  oder  eine  Herrfcherfamilie,  deren  ße  lieh  ai 

nehmen  und  welche  fie  vor  andern  bevortugen.    Mi 

Bückßcht  auf  den  Mittelfatz  des  Verfes  und  die  Nl 

tionalität  des  Yerfaflers ,  welcher  wenigfiens  von  Gl 

hurt  ein  Jude  war ,  verßehe  man  dann  darunter  aal 

weder  das  jüdifche  Volk  oder  die  rechtmafsige  Heil 

fcherfamilie  deflelben,  die  Spröfslingo  der  MakkaUMl 

Beides  geht  gleich  gut  an.     Denn  fein  Volk  als  fl 

liebt  von  einer  der  weltbeherrfchenden  Nationen  ä| 

bezeichnen ,  konnte  den  Verf.  fchon  die  bekannte  Ol 

tionale  Eitelkeit  der  Juden  angetrieben  haben,  §■ 

welchem  Grunde  z.  B.  i  Makk.  12,  6.  7*  lo.  17. 

die  Spartaner  als  Brudervolk  der  Juden  erfcheii 

Allein  es  ift  nicht  einmal  nöthig,  davon  aussug< 

denn  Perßen ,  deren  Stelle  in  der  Reihe  der  Staat 

Farthien  damals  eingenommen  hatte,  bewies  ßch 

wollend  gegen  die  Juden  (man  denke  nur  an  C] 

Wohlthaten,    vgl.  Jef.  44,  28-   45t  I  ff-  I3-)i 

ladt  ßch  erwarten,  dafs  die  Parther,  ebenfo  wia 

iMakk.g,  I.  13.  von  den  Römern  gemeldet  wirip 

gen  die  Hilfe  Suchenden  oder  ßch  ihnen  freui 

AnrchlielsendenGütebewiefen.     Befchränkt  maai 

AuaerwShlten  auf  die  kerrfchende  D^rnaftie,  fo  vii 


Kap.  54.    V.  10.  397 

Auserwählten  wird  vor  ihnen  feyn.     Die  Drefch« 


ten  die  Hai  monaer  im  Gegenfats  gegen  den  Ufurpa- 
pator   Herodes    darunter    gcnoeiot  feyn;    ihre  Vor- 
liebe für  jene  bewiefen  die  Partlier  dadurch,  dafs  üe 
Antigonus  ßatt  des  ganz  von  Herodes  abhängigen  Hyr- 
kan  auf  den  Thron  fetzten  (vgl.  S.  63.)*     ^^*  Land  |,ifi: 
vor  ihnen,**  d.  h.  fieht  ihnen  offen  und  fie  können 
darüber  verfügen  (i  Mof.  13, 9.  34,  lo.)-    ^^^  Parther» 
indem  üe  Herodes  verjagten,  verfügten  in  der  That 
über  das  jüdifche  Gebiet.     Vielleicht  konnte  aber  der 
Ausdruck  ,,ihre  Auserwählten**  (was  freilich  gegen 
den  fonftigen  Sprachgebrauch  wäre)  auch  blofs  hei« 
£ien:  Völker  und  Länder,  zu  denen  üe  Luft  haben, 
>     "Vrelche  Ile  zur  Eroberung  /ich  auserfehen  haben,  wo- 
durch d^e  fpecielle  Beziehung  auf  die  Juden  natür- 
lich aus  diefem  Satze  verfchwände«     Der  Satz:  9,daa 
Ltand  ihrer  Auserwäblten  iß  vor  ihnen  **  würde  üch 
f     dann  noch  befler  erklären  und  den  Sinn  haben:  ihr 
|.    Unternehmen  iß  immer    glücklich,    fie  bemächtigen 
K    £ch  der  Reiche ,  welche  fi.e  zur  Bekriegung  auserfa- 
),    bea.      W^äre   diefe  Eiklärung    des   Wortes  „Auser* 
wählte'*  richtig,  fo  fchlölfe  fich  der  erfie,  mittlere 
nnd  letzte  Theil  des  Verfes  fehr  leicht  und  gut  fo  an 
einander  an:    die  Farther  unterwerfen  zwar  alles, 
worauf  fie  es  einmal  abfehen,  aber  dem  heiligen  Lande 
werden  Cie  nichts  anhaben,  ja  unter  ihnen  felbfi  bre- 
Aen  innere  Zwifte  aus,  die  erft  nach  bedeutenden 
Niederlagen  (V.  n.)  fich  wieder  ßillen.     Nur  die  ein- 
nge,  freilich  überhaupt  etwas  dunkle,  Aeufserung: 
,,ihre  rechte  Hand  wird  geßärkt  werden,**  fcheint  in 
-  liefen  Gedankengang ,  dafs  die  parthifche  Mhcht  fich 
an  der  heiligen  Stadt  brechen  folle,  nicht  recht  zu 
fttlEen*     Verftehen  wir  dagegen  unter  den  „Auser^ 
m  Wählten'*  Lieblingsvolk  oder  geliebte  Dynafiie »  alfo 


398  Kap.  54.    V.  10. 

tenne,  der  Pfad  und  die  Stadt  meines  Gerechten*^) 


bcftimmter  ausgefprochen,  die  (von  den  Partbern  ge- 
fchatztc)  jüdifche  Nation  oder  die  (von  ihnen  anfrrcht 
erbaltene)  Familie  der  Hasmonaer,  fo  ergibt  fich  (liefe 
Verbindung:  die  Parther  kommen  zwar  ins  Land 
ihrer  Freunde ;  es  läge  ganz  in  ihren  Händen ,  ^a* 
mit  nach  Belieben  zu  fchalten  und  dre  Schwäche  ih- 
rer Freunde  zu  benutzen,  aber  es  unteibleibt,  vcll 
die  beilige  Stadt  jeden  Gedanken  daran  zurückfcheticht. 

26)  Ehenfo  wie  der  Verf.  nach  der  den  Apekalyptikern 
eigenen  Vorliebe  für  Ungewöhnliche,  auffallende  und 
verhüllende  Namen  und  Bezeichnuiigsweifen  das  jii- 
difche  Volk,  wenigftens  höclift  wahrfcheinlich,  im 
Anfonge  diefes  Verfe«  mit  dem  Namen  ,,AuserwiiLltc 
derPartber'*  benennt,  haterhier  dieHauptltadtdeirel* 
ben  durch  drei,  zum  Theil  auffallende,  und  wenn 
ße  anders ,  was  ich  freilich  bezweifle ,  richtig  über- 

.  fetzt  worden  find,  ziemlich  fchwer  zu  deutende  Aus- 
drücke bezeichnet.  Das  Pronomen  mein  vor  deoi 
Suh&^ntiv  Gerechter  wird,  da  dicfer  Vers  wahrfcbein- 
lich  noch  Worte  des  Ffiedensengels  enthält  (vgl 
V.  7  ff.)»  auf  diefen  Engel  zu  beziehen  feyn.  Paffen- 
der wäre  es  allerdings,  wenn  es  auf  Gott  gi"g^» 
der  Engel  fpricht  aber  in  des  Höchften  Nameo,  «o^ 
kann  daher  recht  wohl  fagen :  mein  Gerechten  K«^^ 
Laurence  ift  darunter  das  Volk  gemeint;  er  fetzt  di« 
lier  geradezu  nach  diefen  Worten  -people  (Volk)  »« 
die  Uebcrfetzung.     Ich    würde   lieber  dea  Singul<f 

.  collective  falEen,  für:  „meine  Gerechten."  Di«^ 
'fteht  geradezu  für  Juden  als  die  frommen  Verehrer 
Gottes ;  es  ift  ein  Lieblingsausdruck  diefer  Abtbfi* 
lung  dea  Buches  (Kp.  35,  j  —  3.  41,  (J,  43,  2.  45»^ 
47t'  2.  4«  49  f  2.)»  findet  /ich  oft  mit  Heilige  (Kp* 
38»  5.  47f  !•  48  »f  3.  6.  9.  50,  2.)  oder  jiuserwiU^* 


Kap.  54.    V.  10.  399 

mrd  verhindern  iiire  Roflc.    Sie  werden  aufßehen» 
dmnder  zu  verniclitcn;   ihre  rechte  Hand  wird 


(Kp.  3g,  a.  3.)f  »^ch  wohl   mit   beiden  (Kp.  3g,  4, 
43  a,  i.%  als  Synonymum  verbunder.     Die  Stadt  der 
Gerechten  Gottes  ift  natürlich  JerufaUm,     Aber  was 
loU  ,,dtte  Drefchtenne  und  der  Pfad'*  derfclben  bedeu- 
ten?    Der   crfte  Ausdruck  könnte    nur   tropifcb   ge- 
braucht feyn  und  das  jüdifclic  Volk  als  ein  bedrück* 
tes  (gleiclifam  zcrdrofclienes  und  zertretenes)  Volk 
beseichnen,  wie  Babel  Jer.  51,  33.  einer  Tenne  vergli- 
chen und  drefchen  Jef.  21,  lO.  2  j,  lO.  Anios  i,  3.  Mich. 
4f  13'  t  Drejchwagen  Jef.  41 ,  15.   bildlich  gebraucht 
wird.     Ffad  der  Gerechten^  der  Weg,   auf  welchem       \ 
üe  zu  wandeln  pflegen,    wäre  unbequeme  Beseich- 
Dung  Kanaans ,    wofür  fleh'  nut   zur   Rechtfertigung 
anführen  liefse,  da Is  Palüdi na  ein  lehr  fchniales  Land, 
.    gleichfam  ein  Weg  am  Meere  hin  war  (vgl.  Jef.  g, 
,     23.  Matth.  4,  15.).     Ich  vermuthc  aber,    dafs   fiatt 
[     „Drefchtenne»'  und  ,,Pfad'*,  wie  Laurence  hat,  an- 
i    ders  zu  übeifctzen  fey.     Wie?  ilt  freilich  fchwer  zu 
lagen,  da  mir  das  Original  nicht  vorliegt.     Nach  Lu- 
dolTa  lexic.  Aethiopico  -  lat.  (p.  526.  410.  459.  467. 

ed.  2.)  feheint  der  Aethiopier  aufser  '^rCfJ»  wel- 
ches dem  hebrüifchen  [*)j(^enau  entfpricht,  wenigßeus 

noch  zwei,  wenn  nicht  drei,  Worte  für  Tenne  ge» 

habt  zu  haben,  nämlich  (^'fi^  R^l  und  \J(ff^X 

(vielleicht  auch  0/^J?'l).  Gefetzt  nun,  ÜO^Jf'J 
bitte  im  äthiopifchen  Texte  gefianden ,  fo  liefse  ßch 
diela  durch :  Kreis  oder  Verjammlung  übertragen,  was 
einen  recht  guten  Sinn  gäbe  (vgl.  dann  auch  Kp«  3g, 

I*    52«  6.).     Wäre  aber  ÜAjf'J    angewendet,    fo 
.konnte  man  überfetzen:  Wohnung  oder  Vorhof  (mei- 
nte Gerechten) ,  ebenfalls  in  den  Gedanken  des  Ver- 


400  Kap.  54.    V.  10. 

geltärkt  werden ,  und  nicht  wird  ein  Menfch  fei- 
nen Freund  anerkennen  oder  feinen  Bruder, 


faflors  recht  fchön  paffend.  ^Y^  P  ^l  ßclit  wahr- 
fcheinlicli  nicht  im  Aethiopifchen,  fonft  hätte  Lau* 
rence  es  wohl  durch  ^^Helter^*  gegeben,  dt  diefi  die 
gewöhnliche  Bedeutung  deffelhen  iß;  eben  fo  wenig 

T**C /•»  ^^^  welchfis  Ludolf  aus  den  Bibel -lieber- 
fetzungen  keinCitat  hat.  Eine  ähnliche  Bewandtnil» 
bat  es  mit  dem  Worte  „Pfad"  in  diefer  Stelle.  Bei 
Ludolf  (a.  a.  O.  p.  88  ^^^  623.)  werden  für  dicfea 
Begriff  die  äthiopifchen  Worte  CAilT^'^:,   41?:  und 

41  ^  't'  •  aufgeführt.  Der  erfte  von  diefen  drei  Am« 
drücken  heifst  aber  eigentlich  y^Ort^^j  felbft  ^yStait'* 
tind  wird ,  wie  Ludolf  bemerkt ,  in  fpecie  ▼om  hei- 
ligen Haufe  gebraucht ;  der  zweite  aber  bedeutet  auch 
,yTheil'',  ,yOn''  und  der  dritte  „*Scra/j««S  „TW'* 
u.  f.  w.  Man  mag  diefs  oder  jenes  anwenden,  iot* 
sner  erhält  man  eine  verßändlichere  Bezeichnung  itt 
heiligen  Stadt  oder  des  heiligen  Landes ,  als  üfi 
welche  in  Laurence*s  Ueberfetzung  dargeboten  wiri 
Die  medo  -  parthifchen  Schaaren  werden  nicht  über 
Jerufalem  hinausdringen,  will  der  Engel  fagen ;  dieb 
Stadt  ift  der  Endpunkt  ihres  Zuges,  üe  hemmt  alb 
gleichfam  die  Hoffe  des  Heeres  und  hält  fie  an^ 
Laurence  fclüebt  unnöthiger  Weife  „Ji«  Fortfckritt^^ 
nach  hemmt  ein  (,,tA«  progrefs  of  their  horfes"  fagter). 
Vgl.  zu  dem  Verfe  auch  Einl.  S.  26  und  65.  Wollte 
Jemand  den  Singular:  yy  meines  Gerechten**  n^ireoi 
fo  könnte  man  wohl  nicht  an  den  Mejßas  denkent 
weil  gerade  diefer  Name  demfelben  im  B.  Henodi 
fonfb  nirgends  beigelegt  wird ,  obfchon  Gerechtigkät 
ihm  im  hohen  Grade  eigen  ift  (Kp.  46»  a*}*  ^^' 
mehr  bliebe  dann  {nur  übrig,  David,   den^LiiaUiag 


Kap.  54.   V.  11.  401 

11.     noch   der  Sohn  feinen  Vater  und  feine 
[utter,  bis  die  Zahl  der  todten  Körper  (voll)  feyn 

Jebova's ,  darunter  zu  verfiehen ,  und  die  bekannte, 
befonders  in  den  Büchern  der  Körnte  und  Chronik 
häufig    angetroffene  Formel  ^^  Stadt  Davids**^   liefse 
lieh  dann  vergleichen.  —     Der  letzte  Theil  des  Ver- 
fcs  und  V.  II.,  welcher  damit  genau  zufammenhängt, 
fchildern  die  VerwirFung.  der  fich  bekämpfenden  Fac- 
^     tionen;   in  welchem   Volke  aber   diefc  unheilvollen 
^     Spaltungen  herrfchen',  kann  lediglich  aus  dem  Vor- 
f     hergehenden  gefchloITen  werden.      An  fich   wäre  es 
nicht   nur   möglich ,    fondcrn   auch   dem  Zufammen- 
hange    recht  wohl   angemeHen ,   die   Worte  auf  die 
Farther  und  Meder  zu  beziehen ,  deren  Rofle  durch 
die  beilige  Stadt  gehemmt  w^erden.     Denn  es  würde 
dorch   diefe  Schilderung   die  Art  und  Weife  nachge- 
tragen,  wie  das  weitere  Fortrücken  der  fleggewohn« 
ten  Heere  bewirkt  werden  foU.     Die  Gefchichte  ift 
freilich  damit  nicht  im  Einklänge;  vgl.  den  Bericht 
des  Jofephus  über  das  Vorrücken  der  Farther  nach 
Palaftina  (Antiquitt.  Jud.  L.  X'IV.  cp.  13  — 16.    L. 
XV,  I.  und  de  Bell.  Jud.  L.  1.  cp.  13.  14.).     Dem- 
nach   halte  ich  es   für  wahrfcheinlicher ,    dafs  diefe  « 
Andeutungen  eines  blutigen  Bürgerkrieges   und  der 
damit  in  Verbindung  Sehenden   Greuel  dem  hebräi- 
Icben  Volke  gelten,  in  welchem  bekanntlich  bei  und 
nninittelbar  nach  der  durch  Hilfe  der  Parther  erfolg- 
;t0n  Erhebung  des  Antigonus  (vgl.  Jofephus  a.  a.  O.) 
fka  Mark  des  Landes  und  Volkes  in  unnützen  Kam- 
Ten  der  Parteien,  in  abfcheulichen  Metzeleien,  Meu- 
chelmord und  Schandthaten  jeder  Art  verzehrt  wur^e. 
Aehnlicbe  Schilderungen  von    innerer  Unruhe  und 
ErbiUciung  verblendeter  Rotten,  welche  die  natür- 
Udifien  VerhältnüTe  mit  FüTsen  treten ,  f.  JeL  3,5«' 
tmmeh  Heaoch.  ^  26 


402  Kap.  54.  V.  11. 

I 

wird  durch  ihren  Tod  und  Strafe.     Und  diefs  ^ 
nicht  gefchehen  ohne  Urfache. 


9,  19.  20.  (vgl,  auch  Mark.  13,  12.  21,  16.  füi 
Ausdruck.)  Eine  Schwierigkeit  tritt  auch  bei  d 
AuffalTung  uns  entgegen;  die  Juden  find  unm 
fcar  zuvor  ,, Gerechte  Gottes**  genanitt.und  hie 
fcheinen  ße  als  ein  durch  unnatürliche,  leidenfc 
liehe  Farteifucht  in  lieh  zerrifTener  paufe.  Ii 
hebt  Cch  diefer  fcheinbare  Widerfpruch ,  da  )a  i 
dings  im  Volke  beide  Elemente  Hch  fanden.  VY 
if^as  zum  Beßen  delTelben  gefchieht,  wird  auf 
Beflern  Rücklicht  genommen;  aber  daneben  b 
ein  tadelnswerthes  Betragen  eines  andern  Theiles  1 
w^ohl  möglich.  Diefcn  eben  und  fein  endliches  Sei 
fal  haben  die  letzten  Aeufserungen  diefes  Verfes 
V.  II  — 12.  zum  Gegenftande.  Um  diefs  fchärfc 
markiren »  konnte  man  vor  dem  Satze :  ,,ne  we 
aufftehen^*  eine  Adverfativpartikel  einfchiebcn, 
die  dritte  Perfon  des  Plurals  durch  unfer  unbefti 
tes  malt  ausdrücken.  Die  rechte  Hand  flärkt 
heifst  entweder :  lie  ergreifen  die  Waffen  (die  V 
gibt  gleichfam  der  fie  fuhrenden  Hand  erß  ihn 
gentliche  Kraft  und  Bedeutung  im  Kampfe) ,  ui 
Gegner  zu  vernichten  und  die  Obergewalt  an  fic 
reifsen  oder  der  Verf.  will  Tagen:  es  gelingt  il 
bei  ihren  Meutereien,  Vortheile  zu  erringen.  ( 
rechten  Hand,  in  welcher  ße  die  Wa£Fe  führen»  ^ 
zugefchrieben ,  was  fie  überhaupt  erreichen«) 
Unwefen  dauert  nach  V.  n.  fort,  bis  die  von  * 
beftimmte  Zahl  gefallen  und  eben  dadurch  die 
fende  Gereehtigkeit  Gottes  fich  bewahrt  hat.  \ 
Zahl  ift  da«<  für  „  fie  ift  vollftändig««,  webhaU 
nach  Laurence  das  Wort  mVoII*'  eingefcfaoben  I 
Möglich^  dafs  unter  den  fich  Erhebenden  die  Parte 


Kap-  54.  V.  13.   Kap.  55.  V.  1.         403 

13-  An  jenen  Tagen  wird  der  Mund  der  Hölle 
fich  öffnen,  in  welche  fie  ^^)  werden  hinabgelto- 
fsen  werden;  die  Hölle  wird  vernichten  uildver- 
fchlingen  die  Sünder  aus  dem  Antlitze  der  Aus- 
erwählten. 

Kap.     55. 

1.  Nachdem  fahe  ich  eine  andere  Schaar  von 
IVagen  mit  Mann erm,  welche  auf  ihnen  fuhren  ^s). 


Herodes  stTverfiehen  ift.  Von  ihr  läfst  fich  ganz  der 
Gefchichte  gemäfs  Tagen,  dafs  ß^  allmählich  die  Ober- 
hand gegen  Antigonus  gewann  und  Niemandes  fchonta 
(vgl.  Jofephus  a.  a.  O.)- 

27)  Gewifs  die  graufamen  FactioQsmänner ,  welche 
über  alles  menfcblicbe  Gefühl  fich  hinausfetzten  und 
den  Gegner  hinmordeten.  Die  Hölle  iß  ihr  künfti- 
ger Aufenthaltsort;  fie  war  auch  unter  dem  Thale 
(V.  7  — 8-  U«  53»  !•)  gemeint,  jius  dem  Antlitze  der 
jinserwählten;  f*  3g,  4.  61»  15.  (für  den  Gedanken 
vgl.  auch  45,  5.  50,  2.  52,  70 

2g)  Die  hier  gemeinte  Armee  war  wahrfcheinlich  die 
römifche»  welche  ^^von  Oßen^  von  JVeften  und  von 
Süden**  kam.  In  dem  vorhergebenden  Kapitel  wur« 
den  die  Häupter  des  Orients  „unter  den  Parthern 
und  Medern**  erwähnt,  welche  mit  den  Römern  die 
Herrfckaft  der  Welt  zu  der  Zeit  theilten,  wo  diefes 
•Buch  wahrfcheinlich  gefchrieben  ift.  Aber  da  die  par- 
tbifche  Macht  vielleicht  die  näcbfte  und  furchtbarße 
für  das  Land  war,  in  welchem  der  Verfafler  l^bte, 
fo  hat  er  naturlich  ße  zuerft  erwähnt  als  den  Haupt- 
gegenßand  des  Schreckens  für  die  gottlofen  Beberr- 
fcher  der  Erde.  (L.)  Sehr,  richtig  erinnert  Lücke 
(Virf.  e.  voUft.  Einl.  in  d.  Offenb,  Job.  S.  57.)  inBe^ 

26   * 


404  Kap.  53.    V.  2. 

2.     Und  fie  kamen  auf  dem  Winde  von  0[\ 
von  Welten  und  von  Süden. 


zug  auf  diefe  Aeufserung  Laurence*s  ^   dafs  in  diel 

Abfchnitte  nicht  überhaupt   die    Weltherrfchaft. 

Römer  in  Aficn  gemeint  feyn  könne,   weil  alles  1 

vorzugsweife  auf  das   heilige  Land   beziehe.     Ai 

könnte  allerdings ,  was  derfelbe  Gelehrte  will ,  da 

eine  Hindeutung   auf   den    Ji^ifchen   Krieg  liegi 

aber  nothwendig  ilt  dicfs  gar  nicht.     Das  Einrücl 

TÖmifcher   Truppen  zu  verfchiedenen  Malen  berf 

zu  Herodes  d.  G.  Zeiten  und  zur  Hilfe  deflelben  j 

gen  Antigonus  Hegt  unftreitig  viel  näher.      Ob  diei 

dem  chronologifcbcn  Andeutungen  des  Buches,  l 

welche  Lücke  (a.  a   O.)  fich  beruft,  nämlich  Kp.j 

29  ff.  und  Kp.  92.  f  zu  der  von  ihm  aufgeßellten  J 

ficht  berechtigen ,  mufs  um  fo  zweifelhafter  erfdi 

nen,  als  jene  Stellen  nicht  nur  mehrfache  Deutn 

zulaflen,    fondern  auch  der  Abtheilung   des  Bad 

Henoch  nicht  angehören ,  in  welcher  Kp.  55.  befii 

lieh  ift  und  fehr  viele  Eigenthümlichkeiten  zu  Ti 

liegen.     Die  Wagen  kommen 'au/  dem  JVinde^A 

ungemein  fchnell ;    ähnlich   Jer.  4,   13.    Jef.  5,  j 

£zech.  10,  13.     Die  Römer  konnten  von  Syrien  (0& 

eigentlich   Nordoft)   nach  Paläfiina  einrücken,   TC 

Meere  (Weüen)   her   darin   landen,   aber   auch  ti 

Aegyptcn  (Süden)  aus  dns  Land  bedrohen ,   da  fie  9 

diefen  3  Seiten  bedeutende  Streitmächte  zur  Dispi 

tion   hatten.     Statt  Süden  heifst   es,    wie   Loiirrt 

angi{^t,    im   Aethiopifchen  wörtlich:    von  der  BSh 

des  Tages,    Der  dritte  Vers  dient  blofs  dazu,   diefeiJl 

liehe  Armee  als  recht  furchtbar    dorzuft eilen.      AvI 

V.  4.  bat  wohl  keinen  andern  /weck.     Auf  das  grol 

Getöfe  anrückender  Heere  weift  auch  die  Bibel  ^ 

llin;  f.  z.B.  Jef.  13,  4.    17,   12.  13.     Die  Hri^f 


Kaj).  55.    V.  3—4-  ,    405 

3.  Der  Schall  des  Geräufches  ihrer  Wagen, 
rde  gehört. 

4.  Und  als  diefe  Bewegung  ßatt  fand,  pah- 
n  die  Heiligen  aus  dem  Himmel  fie  wahr;  der 
iler  der  Erde  wurde  erfchüttert  von  feinem 
mde,  und  der  Schall  wurde  gehört  von  den 
üen  der  Erde  an  bis  zu  den  Enden  des  Himmels 

felben  Zeit. 


des  Himmels  oäer 'Engel  gewahren,  was  auf  Erden  ge« 
fchieht,  auch  fonft  (vgl.  Kp.  9,  i  £F.  Kp.  20.);  be- 
fonders  aber  wird  ihre  Aufmerkfanikeit  durch  daf  ge- 
waltige Getümmel  erregt.  Sie  könnten  daher  auch 
hier  gemeint  feyn;  wahrfcheinlicher  aber  verfteht  der 
Verf.  die  frommen  Menfchen  darunter,  welche  im 
Himmel  bereits  find  (vgl.  Kp.  39 ,  4.  41 ,  l.  und  An- 
merk.  z.  d..  St.).  Wird  der  Pfeiler  der  Erde  erfchüt- 
tert, fo  wankt  fie  felber  ganz  und  gar  (f.  auchKp. 
18»  ^*9  wornach  die  Erde  auf  einem  Steine  ruht). 
Vgl.  die  ähnliche  Schilderung  Jef.  13,  13.  24,  I9. 
Jer.  4,  24.  Joel  4,  16.  und  bei  Theopfa&nieen  Rieht. 
5,  4.  Pf.  Ig,  g.  68-  9*  Verwandt  find  auch  diejeni- 
gen Bibelftellen,  wornach  bei  Schilderung  politifcher 
Umwälzungen  der  Himmel  oder  die  Unterwelt  Ver- 
änderung erleiden  (Jef.  13,  10.  14,  9.  34,  4.  Joel  3, 
3.  4.  4t  15.)«  l^ie  Enden  des  Himmels  und  der  Erde 
find  über  einander  (f.  Kp.  32,  2.),  aber  fo  dafs  noch 
ein  Zwifcbenraum  zwifchen  beiden  befindlich  (vgl.  An- 
merk.  64.  zuKp.  ig,  g.}.  Wenn  dasGetöfe  überall  zu 
gleicher  Zeit  vernommen  wird  (V.  4.),  raufs  es  unge- 
heuer gewaltig  feyn.  Wozu  follen  aber  die  Kp.  54 
und  55.  gefcbiUlerten  Heereszüge  in  dem  vom  Verf. 
entwickelten  Gedankengange  dienen  und  was  foU 
durch  fie  eigentlich  erreicht  werden?  Es  find  theils 
Schreckmittel  in  der  Hand  deaHöcbfien,  um  die  rer« 


406  .  Kap.  55.  V.  5—6. 

5.  Alsdann  fielen  fie  alle  nieder  und  1 
an  ^)  den  Herrn  der  Geifter. 

6.  Diefs  ift  das  Ende  der  ziveitenParc 


b)endeten  und  verfirockten  Sünder  zur  Beßnn 
bringen  9  theils  wohl  verdiente  Züchtigung  f 
Verbrechen.  Wahrfcheinlich  denht  der  Verfa 
nächit  an  die  B Öfen  in  feinem  eignen  Volke; 
len  in  jenen  Kriegen  und  Parteikämpfen«  Nf 
,  fen  Ereigniflen  hoflFt  der  Verf.  wahrfcheinlicl 
gen  Eintritt  des  Reiches  Gottes ,  wie  fcbon 
(a.  a.  O.  S.  57.)  richtig  vermuthet. 

sp)  Bei  wichtigen  EreignilTen  thut  diefs  uich 
Henoch  (f.  Anmerk.  97.  zu  Kp.  24,  IlO»  f^n« 
heifst  von  den  Heiligen,  an  die  hier  doch  w 
denken  ift,  felbft  hier  und  da  ähnlich;  vgl.  I 
7.  12.  47,  2.  4.  48»  4«  —  Ueber  Herr  der 
1.  Anmerk.  30.  zu  Kp.  37,   i. 

30)  Lücke  (a.  a.  O.  S.  69.)  bemerkt  über  iie  fehr 
dafs  iie  viele  Anklänge  oder  Vorklänge  chrL 
apokalyptifcher  Ideen  enthalte,  ßellenweife 
melRanifchen  Schilderungen  Luk.  i,  46* — 55. 
erinnere»  fonft  aber  Daniel  copire  und  delFe] 
kalypfe  durch  Vorfiellungen  von  dem  Menfche 
erweitere* 


inige  Verbeffernngen  und*  Nachträge. 


9.   Z.  22— 23-  1.  wohin  alles  Fleifcli  geht. 
14.   Z.  2.  L  54,  5.  ßatt  54,  S. 
SS.  Z.  1.  L  maz'kafa. 
103.    Z.  2.  V.  unc.  I.  ira^aSoffx^. 

lia  Z.  2.  V.  unt.  L  ans  f  wnd  S.  Hl.  Z.  5.  vor  dem  Ge* 
dankenitrich  fetze  hinzu:    An  dat  arabifche   i^^j^^l   Hojine 

oder  Sj^^X  beraufchende  Mifchung  aus  Honfblüthen,  Opium 

und  Honig  (L.  Burckliardfs  arab.  Sprüchw.  N.  75.)»  ^^  ^^^ 
Zavebe  gewifs  nicht  zu  denken. 

236.  Z.  3.  1.  bitten. 

238«  Z.  7.  der  Anmerh.  71.  ^go  hinzu:  Auch  im  Briefe  Judft 
V.  13*  iß  von  ,  »irrigen  Sternen"  die  Rede. 

250*  Z.  3.  V.  unt.  füge  hinzu  :  Der  Same ,  bis  zu  delTen  Ver- 
nichtung die  Anklage  dauern  foll,  iR,  'wohl  nicht  AbeVs^ 
fondem  liain's.  So  lange  alfo  nur  noch  ein  Spröisling  der 
Brudermörders  exiftirtj  ruht  die  Aufforderung  zur  Beitrafung 
nimmer;  die  Vertilgung  feines  Gefchlechts  i&  Vergeltung 
feiner  Unthat. 

253.  am  Ende  von  Anmerk.  86.  füge  hinzu :  VergL  Kp.  56»  4. 
Ebenfo  fetze  S.  261.  am  Ende  von  Anmerk.  95*  hinzu:  VgL 
befonders  Kp.  60*  1. 

271.  Z.  15.  der  Anmerk.  4*  i&  das  Citat;  £  Kp.  t,  4.  aus- 
gefallen. 

312.    Z.  2.  in  Anmerk  38.  1.  V.  1.  ft.  V.  2. 

Sl7.  am  Ende  von  Z.  8*  der  Anmerk.  43.  füge  hinzu:  und 
vorziiglich  Kp«  70»  9. 

548.  Z.  1.  in  Anmerk.  72.  L  V.  3.  ß.  V.  2. 

366.  Z.  5.  1.  22,  3.  Tt.  26>  3- 


\ 


Fi  g. 


Nora, 


Mutieret  T 
^  Norde 


PUl 


I 


Kap.  56.   V.  1.  407 

Kap,  56.     Sect  IX.») 

Ich  fing  nun  an  auszufprechen  die  dritte 
21.  über  die  Gerechten  und  über  die  Aus- 
:en* 


cb  der  Farifer  Handfcbrift  (L.);  eben  fo  ntch 
.  von  Ed.  Kupp  eil  im  J.  Jg34  aus  AbyUrnien  mit« 
rächten  Codex.  Ueber  den  Umfang  der  dritun 
ibel»  welche  hier  beginnt,  und  Sect.  IX*- XI 
r  Kp.  56  —  68-  umfafsty  fo  wie  über  die  Unge* 
igkeit  der  in  Kp.  56,  I-  enthaltenen  Aogabe, 
aus  der  eigentliche  Inhalt  der  Parabel  keines« 
es  erhellt ,  ift  fchon  in  der  Einleit.  S.  14  ff.  daa 
hige  bemerkt.  Der  V.  2  —  5.  über  die  Gerechten 
jefprochene  Segenswunfeh  veranlafste  wahrfchein- 

diefe  Geftaltung  der  Eingangsfbrmeh  Sie  hat 
igens  Aehnlichkeit  mit  der  Ueberfchrift  der  zu^W« 
Parabel  (Kp.  45,  i.) ,  nach  welcher  letztere  blofs- 
die  Gottesläugner  gehen  würde.  Der  eigentliche 
n  der  3ten  Parabel  liegt ,  wie  auch  Läeke  ( VerC 
;r  vollftand«  Einl.  in  die  0£Fenb.  Job.  S.  69»}  an- 
Bnnt,  in  der  Schilderung  des  Tom  Meffias  zu  hal- 
len Gerichts,  fo.  dafs  Ce  ungefähr  daffelbe  dar- 
t,  wie  die  fite  Parabel  und  nur  in  dem  Einzelnen 

davon  unterfcheidet.  Der  Spreebende  in  V.  i. 
lenocb.  Laurcnce  übeifetat  V.  I.  a.  3«  4.  Heilige 
Ints),  was  an  und  für  ficb  sweifelhaft  Uefse, 
von  Engeln  oder  von  frommen  Menfcken  die 
e  fej.  Indefs  der  Zufati  AuserwäUu  (vgl.  auch 
Kp.  49,  I.)  und  die  nächft  folgenden  Verfe  zeigen 
tlich,  dals  letztere  Anficht  allein  richtig  ift«,  Im 

lippifchen   ßeht   /^^<P^I   über  deflen  Bezie- 
g  kein  Zweifel  obwalten  kann, 
imoch.  27 


40B 


Kap.  56.  V.  7. 


2.    Heil  euch,  ihr  Gerechten  und  AuserwäU 
ten;  denn  herrlich  ilt  euer  Loos  ')• 


2}  Wörtlich  2Tieil  (fi(fiß\l)  nach  dem  bekannten,  in 
A.  T.  bäufig  angewendeten ,  Bilde  einer  Vertheiloo| 
des  Glückes  unter  die  einzelnen  Menfchen.  Henod 
meint  hier  nicht  das  bisherige  Loos  der  Gerecht« 
\vährend  des  Lebens  auf  der  Erde,  fondern  das  küd 
tige  (vgl.  V.  3  —  5.).  Die  Copula  im  Anfange  ▼« 
V.  3.  ifi  bei  Lautence  nicht  ausgedrückt.  In  den 
felben  Verfe  ift  Licht  der  Sonne  nicht  wortlich  m 
falTen,  fondern  nur  als  Bild  des  reinßen ,  ungetrübtfl 
Glückes.  Man  üeht  diefs  deutlich  aus  dem  unoil 
telbar  folgenden  parallelen  Satze.  Kurze,  genau  li 
gemeflene  Zeit,  ein  bald  endendes  Leben ,  erfcheinij 
als  Mängel  menfchlichen  Glückes ,  welche  einfi  am 

boren  foUen.     Heilige    Q^J^^^l)  find  dieielb^ 
welche  Licht  Jüchen^    £s  iß  mit  Rückficht  auf  Y« 
TOm  Streben  nach  wahrer  und  höherer  Erkenn 
XU  verftehen.     Laurence  verbindet  diefen  Sats  d 
das  Kelativum  mit  dem  vorhergehenden :  iu€lch€ 
fuehen  u.  f.  w.     Statt  Herr  der  Geißer  in  V.  3. 
Anmerk«  30.  zu  Kp.  37,  i.  über  den  Ausdruck) 
V.  4.  Herr  der  Welt  gebraucht,    weichet  nur 
vorkommt;  doch  fieht  Kp.  go,  13.  Herr  der  Wi 

(7\^li/\:  ÜlA^^O,  und  es  fehlt  nicht« 
nonymen  oder  doch  fehr  ähnlichen  Beseichn 
als  Herr  aller  Schöpfung  ( Kp.  gi ,  g. ) ,  Hnr 

Creaturen  {(fi'^Z.^l)  des  Himmels  (Kp.  gj, 

Gott  {hf^^Vi  ;)  der  Welt  (Kp.  I,  3.).  Gott 
ganzen  Welt  (K^.  g3,  2*  )•     Schon  das  blofia 
mit  dem  Artikel  oder  einem  Pronomen  (m«M, 
dein^  €uer)  ift  im  B.  Henoch  gewöhnlicher 

dea  Weltenherifcheit  ( Kp.  6$  4.  9»  3.  X0|  6.  I^ 


3 


*  • 


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Kap.  S6.   y.  3<^5.  409 

3.  Und  die  Gerechten  werden  in  dem  Lich(e 
Sonne  feyn ,  und  die  Auserwählten  in  dem 

hte  des  ewigen  Lebens;  kein  Ende  werden  die 
;e  ihres  Lebens  haben ,  und  den  Heiligen  wer« 

die  Tage  nicht  gezählt  werden  $  und  fie  wer. 

Licht  Tuchen  und  Gerechtigkeit  erlangen  bei 
I  Herrn  ^er  Geilt  er. 

4.  Friede  fey  ^)  den  Gerechten  bei  demlierm 
Welt!  * 

5.  Und  fortan  wird  man  fagen ,  däfs  'fie  ^) 
Himmel  fuchen  die  GeheimnilTe  der  Gerethtifir- 


92»  15-  24»  8*  62»  3.  la  63,  4.  64,  6.  66,  3«  8o»  4. 
5*  8«  82»  3-  83»  3-  6.  8-  96,  4.  20.  104  b,  i.  105»  13* 
X6.  25.)»  ftucb  wohl  in  Verbindung  mit  d^n  i^djecti« 
ven  h€ilig  (Kp.  90,  8*  9.) ,  grofs  (Kp.  X2»  3.;,  oder 
einem  näher  befiimmenden  Zulatze  als  Herr  dir  Gei* 
fier  (H  A^merk.  30,  zu  Bip.  37,  i.) ,  H^rr  d^  Him^ 
mels  (Kp.  105,  II.)»  Herr  der  Herrlichkeit  (f.  jjLnmerk. 
8tt  Kp.  409  3.) ,  Herr  der  Herrefi  (Kp.  9»  3.) »  Herr 
der  Könige  ( Kp.  62 »  2.  6.  9.) »  der  Herr  der  Für* 
ßen ,  der  Herr  der  Reichen  ( Kp.  62»  2. ) »  Berr  der 
Gerechtigkeit  (Kp.  89»  48*  I^^y  30 «  ^^^  4^^  Weis^ 
keit  (Kp.  62»  2.)  und  Herr  des  Gerichts  (Kp.82»I3.). 
In  den  allegorifcben  Kapiteln  88  und  89«-  heiff  t  Gott, 
um  das  gewählte  Bild  feßzuhalten,  Herr  0er^  Schafe 
(d.  L  des  hebräifcben  Volkes). 
)  Et  lafst  Heb  auch  der  Indicativ  anwenden ,  da  im 
Aatbiopifcben  gar  kein  Verbum  Seht;  Lawrence  fabt 
%i  Wfinfpbend»    offenbar    mit  Bückficbt  auf  V.  2. 

FrUie  Cfl^fi^:)  für  Heil,  ^%i.         . , . 
)  Laurence  hat  hier  in  der  Ueberfetuwg.  idff  Wort 
BeUige:  „  Henceforward  fbi^  the  fwtf^^  told  to 
UAj^    Unftrai^ig  Uk  de<  .Sati  auf  ite  (iffrecbtca 

27  ♦ 


66. 


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Kap.  56.   V.  5.  4il 

fiemifs  iA  verfchwunden.     Und  Licht,    welches, 
kein  Ende  hat,  wird  [eyn,  und  Zählung  der  Tage 


*"^ 


Farallelßelle  Kp.  3g »  3.  verglichen  wird «  wo  ftati 
des.Abftracti  Gerechtigkeit  das  Concretum:  die  Ge^ 
rechten  in  gleicher  Verbindung  mit  Geheimnifs  vor» 
iLommt.  Darauf  füUrt  aucU  der  mit  den  Geheim^ 
nijfen  der  Gerechtigkeit  in  Äppofition  Sehende,^  we-^ 

gen  feiner  Kür?^  etwas  dunkle  Ausfpruoh  Yi(fit\l 

f  HiP^T^-  pars  fidei.  Ich  glaube  nämlich  nicht, 
\  daCs  damit  gefagt  werden  Tolle ,  die  den  Gerechten 
ge^vordene  Erlaubnifs,  den  GekeimnilTen  der  gött- 
lichen Gerechtigkeit  im  Himmel  nacbzuForfchen ,  tej 
gleichfam  das  der  Treue  zugefallene  Erbtheil,  oder, 
um  es  deutliche^  auszudrücken,  eine  Folge  ihrea 
Gott  Vertrauens ,  eine  Belohnung  ihrer  Treue.  Son- 
dern der  Sinn  il^  vielmehr:  das  ihnen  zugedachte 
herrliche  (ioos ,  welches  bis  [etzt  noch  nicht  in  die 
Kreife  der  Erfahrung  getreten ,  alfo  noch  Oeheimnifs 
iS  (vgl.  Anraerk,  zu  Kp.  33»  3.)>  werden  fie  dort 
anzutreffen  erwarten ,  wo  es  ihnen  bereitet  ift,  d.  h. 
im  Himmel.  Diefs  zu  fcbauen ,  ward  Henoch  einft 
verftattet  zur  Aus^peichnung  delTelben  (Kp.  39,  4  IF.). 
Gerechtigkeit  f  alfo  die  menfchliche,  und  das  Ab« 
Kractuqi,  an  und  für  (ich  fchon  der  dichten(chen  Rede 
angemeflen,  ift  im  Zufagimenhange  belTer  aU  das 
Concretum :  die  Gerechten ;  weil  die  Frommen  eben 
ihrer  tjerechtigkeit  und  der  hewiefenen  Treue  das 
Ttrdanken,  was  ihnen  der  Himmel  bietet,  das  aber  zur 
Zeit  noch  geheim  ift.  Die  Worte  am  Schlufs  dea 
TsrCes:  das  Lieht  der  Gerechtigkeit  wird  wachfen, 
Terftahe  ich  dem  gemafs  von  immer  zunehmender 
Erkffpntnib  der  Gerechten.  Dafs  einftcns  denen, 
M".  Wiiebe  nach  wahrer  GoueserkennCnils  ßiebent  folcbtt 


412  Kap.  56.   V.  5. 

werden  fie  nicht  unternehmen;  denn  ZUTO 


zu  Theil  werden  folle,  wird  auch  in  and« 
fchnitten  des  Buches  Henoch  verkündigt  (K 
6%  9«  JI*)«  ^id  Verbindung:  Geheimniße  c 
reehtigkeit  und  Antheil  der  Treue  ift  zu  verj 
mit  Kp.  37,  2» »   wo  die  dem  Henoch  zu  Tl 

wordene  Offenbarung  ^qÜA  l  /h P  ©^ t  HA 
Tkeil  des  ewigen  Lebens  genannt  wird.  Fü 
hat  Laurence  fmith^  was  auch  Glaube  bedeuter 
und  dann  auf  Abfaflung  des  Buches  von  ehr 
Hand  hinweifen  möchte  (vgl.  auch  Kp.  689  1 
das  Wort  in  ahnlicher  Verbindung  erfcheint) 
nothwendig  ift  diefe  Uebertragung  eben    fo 

als  Kp.  46,  6.,  wo  Laurence  ^HP^^R^l 
überfetzt,    die   Anwendung    des  Wortes    6 

(f.  die  Anmerk.  z.  d.  St.).  Denn  C^^JSfi 
Kp.  63,  ZO.  ein  ]^pitheton  Gottes,  kann  a! 
nur  treUf  zuverlalRg  bedeuten.  Die  athi< 
Worte  häj*mAnot  und  mahajcmen  komlnen  : 
der  Ueberfetzung  des  N.  T.  und  andern  ehr 
Schriften  in  dem  Sinne  Glaube  ^  glaubig  1 
vor  (f.  Ludolf  lex«  aethiop.  ed.  2.  unt.  d.  W 
doch  auch  im  A.  T.  für  Treue  und  getreu. 
B.  B.  FC  32  (im  hebr.  Text  33),  4.  fiir  di 
il^MpNy  letzteres  in  der  noch  ungedruckten 
fchaa  UeberbtzuDg  des  Hieb  13,  20«  (Cod 

p.  61.):  (Djffc^j?^:  Yi^oiC:  (^HBf^'i 

er  (Gott)  bringt  zum  Weichen  die  Lippen 
währten  (wo  im  hebr.  D'^JOfitJ  und   in   de 

9itüM  fteht).  Laurence  überfetzt  auch  .Kp. 
fmithful^  allein  im  Originaltexte  fteht  doiat» 
ftena  ttMh  Cod.  Rupp.,   nicht  mahäjhmtH^ 


Kap.  56.    V.  5-  413 

Fenuchtet  Finfternifs ,  und  Licht  wird  fiark  wer- 


und  ihre  Treue  bewahren  fie  in  fich.  Vgl.  auch  41,  4. 
Bei  der  im  Aethiop.  herrfchenden  Ungenauigkeit  in  der 
Beftimmung  des  Gc fchlechts  der  Nomina  und  häufigen 
Anwendung   der  Enallage  iß  nicht  gans  klar»  was 

alt  Subject  su  dem  Satze:  Äftc?^;  UJ-4l^:Tl^  : 

^^ß:   J^H:    Prnrt:    nam  prodHt  ficut  fol  Ju. 

-per   terram  ergänzt    werden    müfle.      Das  Verbum 

'   üaraka  (der  gewöhnliche  Ausdruck  vom  glanzvollen 

Aufgange  der  Geftirne,  das  hebr.   n*1T}  könnte  auf 

f\£*fi    Gerechtigkeit  (oder  auf  Treue)    besogen 
werden.     Nur    dürfen    dann   die   Worte:     auf  der 
Erde    nicht   mit    dem   HauptbegrifFe   des  Satzes    in 
Verbindung  kommen ,    weil  der  Verf.  die  Gerecbtig» 
keit  oder  Treue  ßch  fchwerlich  auf  Erden  in  vollem 
Glänze  denken  mochte»  fondern  fie  dienen  als  nähere 
Beftiüimung    der   Sonne  ^    deren   Livuf  dem  Augen- 
fchein   nach  über  die  Erde  bin  gebt.     Aucb  der  Zu- 
üatz :   und  Finfiernifs  ifi  vcrfchwunden  (Laurence  min- 
der  wörtlich:     ^^  während    [while]   Finfiernifs   uer- 
fchwunden  ifi)^  ift  dann  keinesweges  zu  urgiren,  fon- 
dem  dient  nur  zur  AusfcbmCickung  des  Vergleicbes 
mit  der  Sonne ,  deren  Wirkfamkeit  fich  eben  in  Eat- 
femung  der  Finfternifs  zeigt.     Bei  diefer  Conftruction 
erhielte  man  den  Gedanken :  die  im  irdifchen  Leben 
voo   den    Gerechten    bewiefene    Gerechtigkeit    ( die 
TreMU  in  der  Verehrung  Gottes  und  Befolgung  feines 
Willens)  ifi:  fo    grofs,    fo  allgemein    in  die  Augen 
bllend,  dab  fie  dem  Glänze  der  Sonne  gleich  firablt. 
Offenbar    wäre   die    Vergleichung    für    menfchlicfae 
Vollkommenheit  zu  fiark  und  grell.     Noch  natürK- 
cher  wäre  es ,   den  zufammengefetzten  Begriff  kefia 


'  * 


414    '  Kap.  56.  V.  5. 

den  vor  dem  Herrn  der  Geiiter.     Und  das  Licht 


hAj*mAnot  als  Subject  aneufehen ;  dann  Tagte  uns  dei 
Verf. :  das  den  Gerechten  zu  Theil  werdende  Looi 
ift  i;ngemeüi  glänzend,  fo  dafs  es  der  mächtigen 
Sonne  gleich  alles  Dunkel  verfcheucfat.  Diefer  Zu* 
fats  ift,  foviel  ich  fehe,  dem  Gedanken  zu  wciii| 
Bngemeffen.  Aus  Laurence*s  Ueb  ertragung  ift  nichl 
deutlich  f  welche  diefer  Confiructionen  vorausgefetil 
worden  fey:  »»for  like  the  fun  has  ii  arifen  upofl 
the  earth^*;  auf  jeden  Fall  ift  aber  durch  die  Dan 
fiellung  der  Worte  (Sonne  follte  Tor  dem  Sstsi 
„upon  the  earth*«  fiehen)  der  Sinn  noch  mehr  ye^ 
dunkelt.    Ich  bin  dagegen  überzeugt,  da£s  der  Schrift* 

Heller   fS  A« Ai*  I  Pi^^l    Geheimnijfe   der  6t 

rechtigktit  fich  als  Subject  zu  UÜ^^I  gedadll 
habe.  Gerade  die  hier  vorkommende  Enallage  na* 
meri  et  generis  ift  im  Aethiop.  nicht  ungew5lm 
lieh,  und  nur  fo  erhalten  wir  einen  Gedanken,  k 
welchen  Cch  alles  Folgende  gefchickt  fügt.  Wi 
Blfo  bisher  über  das  künftige  Schickfal  der  Geredi 
ten  noch  tiefes  Geheimnif^  war,  tritt  nun  ror  allij 
Welt  Augen.  Licht  ohne  Ende^  wörtlich,  wie  fcIlO^ 
Laurence  bemerkt  hat,  lux  innumerahilis  ;  Cod.  Rupfj 
bat  die  Copula  vor  dem  Satze,  Laurence  dageg^ 
überfetzt:  da  (there).  Weil  das  Licht  beftSi 
berrfcht,  hört  der  Wechfel  zwifchen  Tag  und  Nad 
auf  und  die  Tage  (Laurence  überfetzt  weniger 

iend :  Zcit^  was  allerdings  das  äthiop.  Wort  ^^i 
anch  heUsen   könnte)  wagt  daher   (A.JBnCD' 
non  intrceuntf  mit  Verwechfelung  des  KJ  l  und  AI 
wie  in  i*'>'YA:  intwihit  des  'S;  und  A\X)  MI 
inand  to  sahlen.     Das  Licht  erftarkt  [ftKhiß 


Kap.  56.  V.  5.  415 

der  Rechtfchaffenheit  wird  Itark  werden  immer« 
dar  vor  dem  Herrn  der  Geilter  ^) ,    [  im  'i65ßen 


Lanrenca  liat  inereafe')  vor  dem  Herrn  der  Getfler, 
weil  es  von  ihm  aus  fich  verbreitet  und  die  Ge« 
rechten,  denen  es.  zu  Tbeil  wird,  in  feiner  Nahe 
fich    befinden.      Daa    Lieht    der    Rechtfchaffenheit 

'(CTVO  ift  das  den  Rechtrchaffenen  leuchtende 
himmlifche  Licht,  alfo  ibre  Glückfeligkeit ,  nach 
dem  bekannten  biblifchen  Bilde. 

5)  In  Cod.  Rüpp.  fchlierst  hier  das  Kap.  nicht,  fon* 
dem  es  folgt  noch  die  in  Klammem  eingefchloIFene 
chronologifche  Angabe,  deren  Lawrence  in  feiner 
UeberCetzung  nicht  gedenkt ,  doch  unftreitig  nur, 
weil  er  fie  weder  in  der  Bodlej.  Handfcbrift,  noch 
in  der  ihm  zu  Gebote  flehenden  Abfchrift  des  Pa« 
rifer  Codex  gefunden  hatte.     Jene  Notiz  lautet  nam-' 

lieh  im  Originale;  (\  PPgCDCCl:  A  f^^C^^tl 

HieriB  CC  gewifs  Abbreviatur  für  \JjP^l  und  H,l  fiir 
H»?V^M    <^*   iß  wohl    ^*^Zl    interpres,    vates; 

Henoch  wird  hier,  wie  fonft  SO^Jp!  (f-  ^**  Ueber- 
fchrift  des  Buches) ,  gerade  fo  benannt ,  weil  er  Un« 
bekanntes  mittheilt.  Dafs  die  Tlpitheta  defielben 
fieh  nach  dem  Zufammenhange  richten,  in  welchem 
er   erfcheint,  lehren  auch  die  Kp.  13,  4.  5*  ihm  bei* 

gelegten  Namen  ^^dJ;  und  ?i.^<C:  FkJ^^l 
fcriha  und  fcriba  jußitiae  ( f.  d.  Anmark.  z.  d.  St.). 

An  AJ?;   fehlt  das  't:,    wie  an   A^I   das  Y\  : 

y  (Kp.  X05t  !•  >•  B.   fleht  ganz    deutlich   Ac^Y\  S 

iMoC^.  hat  Cod.  Rüpp.  fiatt  delfen  A<^H)*> 


416  Kap.  56-   V.  5. 

Jahre  von  dem  Jähre  Heriochs  des  Propheten  unc 
von  der  Geburt  Lamechs  im  SSfien"]. 


Uebrigena   fclireibt  Cod.    Rupp.    gewohnlich  imäi 

(Jahr),  s.B.aochiMoCsund  6»,  ßatt  KJ<^^1  wia 
Ludolf  im  Lex.  will;  umgekehrt  ift  Kp.  12,  4*  5- 
in  den  Wörtern    zatäfi  und   zatäfe    dem  T'ait  dflC 

erfte  Vocal  gegeben.  Ueber  Q^\l  befindet  Cch  Toa 
anderer  Hand  und  mit  Tchwarzerer  Dinta   die  Gor> 

rectur  H  J^  ♦   im  gten  (Jahre).    Henoch  lebte  üb»- 

baupt  365  Jahre  (i  Mof^  5, 23.);  alCo  ill  die  Meinang 
der  Glofle  (denn  dafür  ift  der  Zufati  diefer  Hand* 
fchrift  gewifs  zu  halten):  jener  beflere  Zußand  fSt 
die  Frommen  trete  zu  derfelben  Zeit  ein,  wo  Henoch 
die  Erde  verlalTe.  Die  zweite  Angabe  fiimmt  danil 
nicht  ganz  genau;  denn  Henoch  zeugte  nach  dii 
athiopifchen  (Teberretzung  von  i  Mof .  5.  (Cod.  RüpB 
p.  5.)  feinen  Erßgebornen  3Iethufalak  im  l65im 
Lebensjahre  und  fein  Enkel  Lamech  wurde  geboii| 
im  Xg7ßen  (nach  den  LXX  aber  im  i67fien)  Lebaof 
jähre  des  Methufalah,  alfo  im  352ften  des  Henod^ 
Liamach  war  demnach  bei  dem  Scheiden  feinei  GroG[| 
vatert  ron  der  Erde  erft  X3»  und  nicht  36»  wie 
in  jener  Berechnung  heifst ,  noch  weniger  3g  Jal 
alt,  wie  die  Correctur  will»  Geringer  wäre  die 
ferenz ,  wenn  die  Berechnung  der  LXX  angewei 
wird;  Ce  betrüge  nur  3  (nach  der  Correctur  aber 
Jahre.  Confequenter  Weife  differirt  die  athiopil 
Bibelüberletzung ,  um  in  der  Gerammtramme 
Lebenijahre  nicht  abweichen  au  muffen,  auch  I  Bli 
5,  36.  von  den  LXX ,  indem  bei  letzteren  dam 
thiilalah  nach  Zeugung  des  Lamech  noch  goSt  m 
ihr  abar  nur  noch  752  Lebenajahre   ingeÜBhriflM 


Kap.  57.   V.  1.  417 

Kap.    57.  ^ 
1.    In  diefen  Tagen  fahen  meine  Augen  die 


werden.  In  beiden  Zahlen  kommt  die  fithlop.  Ver- 
£on  mit  dem  hebralTcfaeB  Originaltexte  überein ;  doch 
lehren  die  Varianten  zu  den  LXX  (ed.  Holmes)^  dafs 
die  entfprechenden  griechifchen  Lefearten  nicht  ohne 
alle  Auctorität  find. 
6)  Von  der  Schilderung  des  künftigen  Gluckea  der 
frommen  und  treuen  Verehrer  des  Höchßen  fuhrt 
diefeä  Kap.  plötzlich  f  uf  einen  ganz  andern  Gegen« 
Sand,  welcher  wiederum  nach  den  bia  jetzt  näher 
bekannten  Handfchriften  (der  Bodlej.,  Farifer  und 
der  mir  zu  Gebote  Sehenden  RüppelVs)  in  dem  un- 
mittelbar  nach  Kp.  57.  folgenden  Kp.  59  (ein  58ßef 
Kap.  haben  die  erften  2  Codices  gar  nicht)  verlalTen 
und  erft  nach  einer  langem  Unterbrechung  (bis  V.  II.) 
abermals  aufgenommen  und  fortgefetzt  wird.  Lau« 
rence  bat  daher  in  der  ifien  Ausgabe  feiner  Ueber- 
letznng  jenen  Abfchnitt »  welchen  die  3  Codd.  nach 
Kp.  59«  II.  darbieten,  unmittelbar  an  Kp.  57.  unter 
dem  Namen  eines  5gften  Kap.  angefehl oITen,  um  die 
in  Kp.  59.  ftatt  findende  auffallende  Zerftiickelung  der 
Materien  zu  vermeiden  ( f.  Einleit.  S.  5. ) »  in  der 
Sten  Ausgabe  ift  er  der  Atiordnung  des  Stoffs ,  wie 
fie  die  Handfchriften  geben,  gefolgt  (vgl.  d.  Anmerk. 
sn  Kp.  5g.  und  59,  i«).  Das  Abgeriflene  des  Vortrags 
gehört  recht  eigentlich  zum  Charakter  des  Buchs 
Henoch  in  feiner  vorliegenden  Geftalt;  daher  darf 
der  plötzliche  Uebergang  von'Kp.  56«  5*  auf  57,  x« 
nicht  eben  auffallen.  Vgl.  vorzüglich  den  Abfchnitt 
Kp.  17  ff*  t  mit  welchem  fic^  das  hier  Berichtete  oh« 
Bdiia  mehrfach  berührt ,  oftmals  fogar  in  denifelben 
Anadrficken.    Anch  in  den  Parabeln  (Kp.  37—- 70.) 


418  Kap.  57.  V.  1, 

GeheimnifTe  der,  IJliue  und  der  Strahlen  ^)^  \ 
ihr  Gericht. 


keigt  Cch  mehrere  Male  ein  rafches  Abfpringen 
Fremdartiges  und  wird  gern  darauf  hingewiefen, 
Hanoch  die  Natur  in  ihrer  geheimnifsvoUen  W 
fiatte  zu  fchauen  gewürdigt  wurde  (Kp.  41.  43] 

7)  Vgl.  Kp.  41,  2.  Henoch  erkannte,  was  es  mit  J 
ßebung  und  Wirkfan^keit  des  Blitzes  für  eine 
wandtnifs  babe^  erfuhr  alfo  Dinge,  welche  für 
dere  zu  den  GeheimnilTen  gehörten.  Eben  I( 
Y.  3.  der  Ausdruck :  G^heimniff^  der  Donner  zu 
klären.  Wie  V.  5.  wird  auch  V.  I.  Blitz  zwiei 
ausgedrückt  y  weil  das  weithin  gefehene  LeucI 
delTelben  auf  den  Menfchen  einen  grofsartigen  1 

druck  macht.  Das  2te  Wort  'ACH9'^I  bede 
eigentlich  Lichter  ^  kann  aber  auch  den  bellleuch 
den  Wetterfirahl  (JLaurenee  überfetzt  fplendors')  r 
wohl  bezeichnen.  Der  Schlula  von  V.  i.  (Laan 
mehr  erklärend:  the  jud§ment  helonginff  to  tk 
geht  von  der  Vorßellung  aus ,  dafs  auch  die  ErCc 
nungen  in  der  Natur  gewiflen  Gefetzen  unteriicj 
deren  Uebertretung  geahndet  werde ,  z.  B.  an 
Lichtern  des  Himmels  (Kp.  ig,  14  — 16.  30,  4* 
3 — 4.;  die  iaviff^s  nlav^at^  ^tg  6  totpog  vov  anotim 
alAva  xnn^n^cu  nach  Jud.  V.  13.).  Solche  Uebei 
gungen  der  VerbältDilTe  felbfibewufster  Wefen 
die  anorganlCche  Natur  darf  in  einem  auf  orieni 
fchem  Boden  entßandenen  Erzeugnifs  nicht  auffi 
(vgl.  auch  eine  ähnliche  Kp.  41,  5.).  Zweckni 
ift  in  diefem  Kap.  Blitz  und  Donner  zuglaich  bei 
delt ;  £  auch  Kp.  17,  3«  68»  33.  Nach  V.  a  «w 
ift  die  Wirklamkeit  dea  Gewittera  wohlthitig  a 
Cpbidlicfa  •  wie  et  Kp.  au  2*  Ton  der  Sonne  Mm 


Kap.  57.  V.  2— 4.  419 

2.  Sie  leuchten  zum  Segen  und  zum  Flüch, 
tiflch  dem  Willen,  des  Herrn  der  Geilter« 

3.  Und  da  fahe  ich  dieGeheimnifle  der  Don- 
ler,  wenn  es  fchmettert®)  oben  im  Himmel,  und 
hr  Schall  gehört  wird. 

4.  Und  die  Wohnungen  der  Erde  wurden 
nir  gezeigt  ^.  Der  Schall  des  Donners  ift  zum 
i'rieden  und  zum  Segen,  aber  auch  zumFluch,  nach 
lern  Worte  des  Herrn  der  Geilter. 


tet.  Welche  Richtung  derfelben  hervortreten  follet 
labt  V«  2.  lediglich  voa  Gottes  Beßimroung  abhängen. 
^  Lanrenoe  überfeut :  it  rattles  (es  pralTelt)  und  ver- 
gleicht in  einer  Note  das  Geräufch,  welches  ein 
MorCer  macht,  wenn  darin  etwas  serfiofsen  wird 
(it  ii  ^rinding  as  in  a  mortar).     Darauf  führt  aller« 

dings  das  athiopifche  BjiV^i  comminuit,  conte- 
rit.    Das  zu  Schall  gehörende  Fronomen  bezieht  ficli 

natütUch'  auf  Donner  (vgl.  V-  4.).  WjP'flJP'  l 
Donner  fteht  collective «  wie  fchon  die  Parallele  er- 
inrarten  lafst,  indem  nämlich  V.  j  und  2.  von  Blitzen 
in  der  Mehrzahl  die  Rede  ift »  und  das  SufiBxum  an 

Q)^^^^!   et  vox  eorum  aufser  Zweifel  fetzt. 

9)  Ciels  ift  in  der  Darfiellung  ein  blolser  Nebengedanke« 
nach  welchem  daher  auch  das  Frühere  vrieder. aufge- 
nommen wird.  Indem  Henoch  dtirt  oben  weilt« 
wohin  die  Werkftätte  des  Gewitters  gefetzt,  wird, 
fillt  fein  Blick  auch  auf  die  Erde,  die  WohnCtze  der 
Menlchen«  Diele  Erwähnung  ift  um  fo  paffender, 
da  des  Blitzes  und  Donners  WirkCsmkeit  eben  die 

Erdbewohner  fördert  oder  hemmt.  K^4\lY.S' 
fuUtas^  wie  Pf.  105  (im  hebr.  104)»  x6.$  Laurenca 
aiinder  paffend  Fruchtbarkeit  (fectilitj),  was  das 
Wort  allerdings  auch  bedeutet.  z 


420  Kap.  57.  V.  S.    Kap.  58-.  V.  1. 

5.  Alsdann  wurden  alle  GeheimnilTe  der  Strah- 
len und  Blitze  von  mir  gefehen.  Zum  Segen  und 
zur  Sättigung  leuchten  ue. 

Kap.     58.  ^) 
1.    Und  es  fprach  zu  mir  ein  anderer  Engel, 


so)  Laurence  bemerkt  hier  zur  erften  Aufgabe  feiner 
Ueberfet^ung :  ,,£sifikein  ^{^Iles  Kapitel  indentiand- 
fcbriften.  Das,  was  ich  fo  genannt  habe,  bildet  ei- 
nen Theil  des  spften  Kapitels ,    fiebt  dort  swifchen 
dem  Uten  und  I2ten  Verfe  und  ftört  au£Fallend  die 
Ensäblung.    Ich  habe  es  bierher  zu  ßellen  gevragt.  ** 
Vgl.  hierüber   auch  meine  Einleit.  S.  5.     Die  Ver- 
wandtfchaft  diefes  Abfchnittes  mit  Kp.  57.  liegt  klar 
vor  Augen ,  auch  ift  gans  deutlich ,  dafs  durch  die 
Laurence' fche  Umftellungdie  fonfibelKp.  59»  1 — II* 
und  59i  12?— 14.  fiatt  findeode  gewaltfame  Treonuog    | 
des  Ersäblten  glücklieb  gehoben  werde.     Ich  kann 
daher  Laurence  nicht  tadeln,  wenn  er  in  den  Remürks 
SU  feiner  Rechtfertigung  lagt:    »»Da  dieb  Kapitel, 
welches  in  beiden  Handfchriften  nur  einen  Tbail  des 
59ften  ausmacht,  gewifs  mit  der  jüdifchen  Fabel  Tom 
lieyiathan  und  vom  Behemoth  nicht  sufammenhiogt, 
in  welche  es  eingefchob^  ift,    und  da  ea. auf  der 
andern  Seite  mit  dem  Inhalte  des  ;57ften  Kapitals^  ia 
genauer  Verbindung  su  feyn  fcheint,  fo  habe  ich  nie 
erlaubt,  es  zu  verfetzen  und  dahin  zu  ftellea,  wo  es 
nach  meiner  AnCcht  eigentlich  hingehört.**    In  der 
2tto  Ausgabe  befchrankt  (Ich  Laurence  inde&ianf  di» 
.Motii  9  daCs  Kap.  ^g.  in  den  Codd,  nickt  vodumde» 
fisj.    Er  ergiozt  es,  nimmt  aber  dazu  die  er/t  Hälfte 
«oa  Kp.  59.  und  einen  kleinen  AUicfauittt  welche^ 
TOB  den  Codd,  am  &nde  deilidben  Kapitela  jaliabr« 


Kap.  58.   V.  1—2.  421 

vekber  mit  mir  ging  ^, 

2.    mid  er  zeigte  mir  die  GeheimnüTe^  die 


wird ,  f  o  daft  Kp*  58«  in  den  baden  Ausgaben  ganz 
▼erfchieden  iß,  Kp.  59.  der  2ten  Aasgabe  enthält 
dagegen  alles  das ,  was  Kp.  5g.  der  erften  Ausgabe 
(auch  der  meinigen)  liefert.  Wegen  früherer  etvrai^ 
ger  Verweifungen  in  meinen  Anmerkungen  auf  die- 
£bs  Kap.  folge  ich  Laurence's  früherer  Anordnung. 
Cod.  R&pp^  weicht  überhaupt  in  der  2^hl  der  Kapi- 
tel  ab;  unfer  Kp.  57.  ift  fein  49ßes.  Die  Zählung 
flchreitet  aber  hier  ordnungsmfifsig  fort;  es  folgt 
Kp«  50-  f  welches  mit  Kp.  sg»  den:  beiden  von  Lau- 
xence  berückfichtigten  Bodlej.  und  Farifer  Hand- 
fchriften  sufammentrifFt.  Was  in  meiner  Ueberfetzung 
Bach  Laurence's  Vorgänge  Kp.  5g.  bezeichnet  wird» 
Jleht  nicht  im  Anfange  des  5often  Kapitels  der  Rüp« 
pellTchen  Handfchrift,  fondem  an  derfelben  Stelle. 
wo  Ce  Laurence  in  feinem  Originaltexte  fand.  Vgl« 
die  Anmerk.  zu  Kp.  59,  ii. 

Xl)  Hiermit  wird  fichtlich  auf  einen  fchon  früher  vor« 
'  gekommenen  Engel  hingewiefen.  Nun  iß  zwar  Kp, 
56  und  57.  von  einem  folchen  Begleiter  Henochs, 
der  ihm  AufTchlufs  gäbe»  gar  nicht  die  Rede,  aber 
'  man  darf  nicht  yergelTen»  dafs  nach  der  im  Original« 
^  texte  und  auch  jetzt  von  Laurence  befolgten  Ord- 
^  miiig  dem  Inhalte  unferes  5gften  Kapitels  noch  eia 
f  JMdudtt  ( bei  uns  Kp.  59  >  1  S.)  vorausgeht.  In 
1*  diefem  wird  des  Mieluul  gedacht »  aber  freilich  auch 
nc  dem  Beilatze:  ein  anderer  £ngel  (f.  59 ,  x.). 
Aaf  dieCan  Umßand  dürfte  alfo  kein  Gewicht  gelegt 
werden  I  wenn  man  die  Anordnung  der  Codd«  gegen 
dieTOoLaarence  früher  beliebte  Umftellnng  in  Schutz 
«dhmea  wottte.     Die  Beieiobaiing  muUrm'  Eneel 


422 


Kap.  58-    V.  2. 


erften  und  die  letzten  ^'),  im  Himmel  in  der  Hofi 
oben ,  und  auf  der  Erde  in  der  Tiefe, 


Kp.  69»  !•  wird  wohl  auf  die  in  den  beiden  eiSc 
Facabeln  erwähnten  Engel  gehen,  welche  Henoc 
begleiten  (Kp.  40,  8«  43>  3.  46^  I  ff.  5X1  3-  5-  53» 
53,  4.  54«  6.)»  was  infofern  zuläHig  erachtet  we 
den  mu£s,  als  die  ganze  Reihe  der  Kp«  37"— 7 
ein  Ganzes  ausmacht. 

12)  haurence  fetzt  diefe  Epitheta,  Welche  den  Begnl 
alle  ohne  Ausnahme,  ausdrücken  Tollen,  fogleich  zu 
Hauptworte;  durch  Beibehaltung  der  Trennung  g 

Winnt  die  Rede  an  Kraft.     Da   AOhlli"  ♦  AOA 

bei  Laurence  ölen  (above)  dem  H^O^^ 
in  der  Ti>yie  entgegenfteht,  fo  ifi  letzterea  nicht  ve 
dem  Innern  der  Erde  zu  verfiehen ,  wie  Laurence  i 
nimmt  (er  überfetzt:  ,,in  den  Tiefen  der  Erde*^ 
fondern  dient  nur  zur  Verdeutlichung  des  Gegeafatii 
Himmel  und  Erde^  wie  ähnliche  Bezeichnungen  Ij 
A.  T.  nicht  ungewöhnlich  lind.     Von  dem  Zeitwoit 

JP CAPS«  monßravit  mihi  find  aufser  dem 
telbar  dabei  Sehenden  AccuTat.  und  feinen  niht 
Befiimmungeu  (V.  2  —  3.)  noch  zahlreiche  Satze 

hangig  (bis  V.  7.) »   welche  mit  der  Partikel  Ai 

wie  ?  und  Tl  C7^  •    dafs  angeknüpft  werden. 
renee  hat  daher  (in  beiden  Ausgaben)  aur  Vi 
lichung  vor  V.  4.  und  vor  V«  5.  die  Wortes 
zeigu  mir**  wiederholt;  nöthig  iß  diefa  aber 
.fondern  es  reicht  hin  ^    durch  die  Interpunqtion 
Zttlammenhang  der  Sätze  deutlich  zu  macheo* 
TOn  Henoch  Gefehene  betrifft  die  Natur,  ihr« 
imd  ihre  Erfcheinungen.     Bei  Aufisiblung  der  Oifl 
.WO  daa  Geheiiiim£iTolle  gefcbieht  und  der 


Kap.  58.    V.  3-  '423 

3,  und  an  den  Enden  des  Himmels,  und  in 
der  Grundlage'^)  des  Himmels  und  in  dem  Behält- 
oifs  der  Winde, 


Aande,  welche  es  betrifft,  ift  der  Zweck,  die  Ueber- 
zeugung  zu  erwecken,  dafs  dem  gefeierten  Patriar. 
eben  nichts  verhehlt  wnrde.     Denn  Himmel  und  Erde 
umrchreiben  nach  hebräifcher  Weltanficht  das  All  und 
alles    zwiFchen    jenen    beiden    Functen    liegende    ift 
fieberlich    mit    eiDgefchloiren.      WelTen  Auge  fogar 
das  an  den  Enden  des  Himmels  (V.  3.)  Bemerkens- 
werthe  enthüllt  vorliegt,  von  dem  darf  vorausgeCetzt 
werden  I    dafs  das  ihm  näher  Stehende  ihm  um   fo 
mehr  zugänglich  geworden  Cey.     Am  Himmel  fallea 
ihiB  auf- feine"  Enden  und   feine  Grundlage  (V.  30» 
die  Kraft,  welche  das  Mondlicht  äufsert  (V.  4.) ,  die 
I     Eintheilung  dec  Sterne  (V.  5^,    Blitz  und  Donner 
^     (V.  6  ff)*'    Ob  er  dahin  auch  die  verfehle  (Ten  en  Kam- 
i     Bierii  der  Winde  rechne  (V.  2.},  ift  nicht  klar,  ob- 
fichoD  et  |iich  dem  Zufammenhange,  vgl.  mit  Kp.  ig, 
4—5.,  allerdings  fo  fcheiut;  nach  Kp.  ig,  i  und  3. 
könnten  fie  auch  mit  der  Erde  in  Verbindung  gebracht 
üejii;  von  diefer  denkt  fich  der  Verf.  doch  wohl  die 
Quellen  ausgehend ,    welche  er  auch  V.  4.  erwähnt 
(t  jedoch  zu  V.  4.)-     Von  V.  9.  an  verbreitet  er  fich 
über    die  Eigenlhümlichkeiten  des  Meeres,   Reifes, 
Hagele»  Schnees,  Nebels,  Thau^s  und  Regens,  welche 
fich   zum  Theil    nur   fchwer  unter    eine    beftimmte 
CUIHficatioa  bringen  lalFen. 

3)  LaiirciM:tf«£berCBtztim  Plural  <m  the  founiaüom 
ef  lO,  nahm  alfo  vielleicht  ^Ui^'t  «  (Uit  Aeht 

'  Kir  n  l  ebenfo  Kp.  19,  i.)  fundamentum  in  colleeti- 
/tct  Bedeutung;  fiatt  Himmel  gibt  er  im  2ten  Satze 
'.  Ita  Pronomen  und  läfst  im  Anfange  des  Terfes  die 
Utk  BcBQch.  28 


424  Kap.  58.    V.  4. 

4.   und  wie  getheilt  wurden  die  Geißer  ^' 


Copula  hinweg.  O^HnH^-pl  ^(^^^1 
horrea  ventorum;  vgl.  auch  Kp.  Ig»  I*  I^ 
WO  die  alte  Welt  die  Winde  eingefchloflen  ' 
gehört  natürlich  zu  den  unbekannteßen  Ge 
den ;  defahalb  wird  er  hier  befonders  herautj 
(f.  die  Anmerk.  zu  X8»  !•  41*  2.  3.)-  U« 
werden  die  Winde  auch  ){p.  ig,  3  —  6-  fa< 
genheit  der  -Schilderung  des  Ulmmels  und 
Merkwürdigkeiten  erwähnt. 

24)  Das  von  HenOch  in  diefem  Verfe.Erwihni 
hauptfächlich  daau,  den  Schlufs  des  vorherg« 
mehr  au  veranfchaulichen ,  enthält  jedoch  a 
piges   Neue  und  ilt  in  mancher  Besiehung 

Hauptfachlioh  4ft  daran  der  Ausdruck  Gtifi  {fK 

Schuld  y  welcher  in  den  übrigen  Theilen  diei 

noch    mehrfach    vorkommt.      Dufch    eine   J 

Vorliebe  für  Ferfonificining  wird  diem  Wind 

'IDonner  (V.g.)»  dem  Meere»  dem  Bf^if,  dem 

dem  Schnee  (V.  9.),  dem  Nebel  <V.  10.)  9  dei 

und  dem  Regen  (V.  12.)  nach  Analogie  der  \ 

liehen  Organiüation  ein  Geiß  sugefcfarieben , 

Tirelchen  alle   diele  Gegenlionde  gleichfam  be! 

fcheinen.      Die   unleugbare   Wirkfamkeit    d< 

wird  als  Product  einer  ihnen  einwohnenden  Inti 

dargeßellt»  und  ihr  Gebundenfeyn*lAi'gew^ire  < 

gilt  daher  als  ein  ihnen   wohl  •  bewufstes ,   ^ 

Uebertreten  derfelben  wird  als  eine  tmCttlicIii 

lung  an  .ihnen  gefiraft  ( f.  Anmeisk.  '619.  su  ■  ij 

^twas  ^deutlicher  wird  dieDarJ^Uuog  durch  ^ 

.  V.  9.  II  und  12.  von  Engeln  bemerken^  ixifpfin 

diefen  bei  Nebel  und  Regen  eine  gewilTe  Thatig|D 

gelegt  wird.    Nach  V.  9  und  12.  ift  es  namUcb  ^ 


Kap.  58.   V.  4.  425 

wfeman  wog,  und  wie  gezählt  wurden  die  Quel- 


dafs  der  VerfalTer  die  Geifier  des  Regens,  Nebels 
n.  f.  w.  ficb  als  Engel  denke ,  übrigens  nach  mor- 
geolandifcher  Weife  das  Leblofe  und  feine  Wirkun- 
gen in  ähnlichen  Ausdrücken  fchildere,  wie  Mrir  den 
Menfchen  und  feine  Thätigkeit  uns  zu  denken  pfle- 
gen,    y.  4*  ifi  alfo  in  feinem  Sinne  nicht  wefentlich 

Terfchieden  ron  Kp.  41,  2.  3-     Die  Worte  fXyjS  A  l 

{K^(^r\l  €  vi  fpiritus  können  nur  beifsen:  nach 
dem  Maafse  ihnen  einwobfiender  Kräfte,  von  der 
Natur  in  fia  gelegter  Wirkfamkeit.  Laur^nc&i  läfst 
die  Copula  vor  den  erften  2  Sitzen  hinweg ,  dagegen 
fetxt  er  das  Fronomen  der  ßfen  Ferfon  (their)  zu 
dem  Worte  Geifier  und  Geifi ,  welches  Cod.  Rüpp. 
beide  Male  nicht  hat.  Mir  iß  es  wenigßens  fehr 
sweifelbaft,  ob  durch  diefe  Ergänzung  der  ej[&0  Satz 
nicht  eine  viel  fpeciellere  Beziehung  bekomme,  als 

der  Verfafler  beabfichtigte.    Denn  7\  (£:  ß^'liäfX'i 

(^^(fifl't'l  ^uomodo  dividerentur  fpiritus  foll  wohl 
nicht  bloCs  auf  die ,  allerdings  am  Ende  von  V.  3« 

erwähnten  WinA^  (  H  4!  H  ^  !  )  9  fondern  au(  alle 
Naturerfcheinungen  bezogen  werden,  welchen  das 
Buch  Henochein  belebendes  Princip  (Geift)  zufchreibt. 
['Im  Schlufsfatz  dagegen :  ^^naek  der  Kraft  des  Geifies^* 
würde  der  Sinn  durch  das  Pronominalfuffix  nicht 
dterirt;  denn  dafs  hier  der  den  Quellen  verliehene^ 
Qelft  gemeint  Cey,  ift  ganz  klar«  Lawrence  wurde 
pwib  durch  die  Farallelfielle  Kp.  41,  a.  3.  auf  feine 

Anficht   geleitet,     wo  ^ß'l'^ClIA't    difirihuuntur 

^Aetdinga  von  den  Winden  gebraucht  und  die  Art 

iftm  Verbreitung  auch  als  etwas  den  Menfcheii  Un« 

^<)>ttntes  herausgehoben  wird.     Die  Geifier  trennen 


t\  o 


426  Kap.  58.   V.  4. 

len  und  die  Winde  nach  der  Kraft  des  Geifies^ 


ficby  und  es  erhalt  jeder  feinen  eignen  Weg  und  fe 

individuelle  Behimmung      In  den  Worten    (D1\' 

P  ^/V  J  wörtlich:  et  tfuomodö  ponderaret  ifi 
Activ  angewendet,  wie  öfter  in  einem  Zufamn 
menhange,  wo  das  Pairivum  unferer  Art  zu  den 

angemeffencr   Wät-c.      Vgl.    Kp.  41,   i.    "1*10 

hominumf    ^uo  modo    bilance  librarent    (wofür 

58,  2.  I-^IOC^J  hc^  A:  facta  eorum  po 
rata  paflivifche  Form).  Sollte  ah  ein  beßim 
Sübjeot  gedacht  werden,  fo  könnte  es  nur  Gott  1 
Laurence  hat  ohne  Weiteres  das  Palliv  gewi 
"kow  they  were  balaneed.  Das  WSgen  gilt 
ihm  den  Winden,  deren  Stärke  und  Heftigkeit  gl 
fanl'nach  der  Wage  beRimiht  würden;  vgl.  ] 
98»  35*  I  ^^  ^^^  athiopifche  tJeberfetzung  auch 

SubRantivum  C^i^AO)*!  bilanx  anwendet.  I 
befler  denkt  man  nach  dem  Folgenden  Quellen 
Winde  als  Object.  Das  Bild  darf  nicht  auffi 
vgl.  Hiob  a.  a.  O.  und  Kp.  41,  i. «  wo  die  ätbiop 
UeberfetEunp  auch  das  Subßantiv  madAliv  ( W 
bat,  und  Henoch43»  i..  wo  der  den  Sternet 
gewiefene  Raum  und  fogar  ihre  Erfcbeinuii| 
»ach  gerechter  Wage  von  Gott  beRimmt  wird, 
nächß  folgende  Gedanke,  welcher  Quellen  und  W 
in  Verbindung  fetzt,  überrafcht  etwas.  Dei 
lifst  fich  diefe  Verknüpfung  beider  GegenftKnda 
netweges  fo  rechtfertigen ,  dafs  der  eina  wii 
andere  im  Schofse  der  Erde  verborgen  fej ;  11 
Erde  (etwa  in  Hohlen  derfelben)  verlegt  das  & 
noch  die  Winde  keines weges   (vgl.  Kp.  Igt  i 


Kap.  58.   V.  5.  427 

5.  und  die  Kraft  der  Lichter  des  Mondes  *^), 
id  dafs  (erf)  Kraft  der  Gerechtigkeit  (ilt),  und  dii» 
btheUungeii  d(^r  Sterne,  üire  einzelne^  Namen » 


Sollte  vi<el]eiclit  von  Quellen,  am  Ilimnie^  di^  Red» 
feyn  (vgl.  Kp,  53,  7 — Io.)f  wodurch  fich  die  kind- 
liclie  Fhantafie  die  Entßebung  des  Regens  und  ver- 
wandter Naturerfcheinurfgen  zu  erhläreti  fuchte  (f. 
X  Mof.  7,  II.  8,  2. 9  vgl.  C^sjnaj  Indic.  in  Anm.  2Q.  zu. 
V.  9.)  ?  Der  leitende  Gedanke  konnte  freilich  auch  feyn, 
data  beidq  der  Erde  Wafller  fcbenken,  infof^rn  der  Wind 
doch  die  Wolken  zufamnientreibt  und  Regen  bripgt* 

15)  D^  in  dem  Saue:    (D^^np^;    ^rf\  CHS  t 

QC^l  •!»  «rften  Worte  das  Plural -Suffix  fteht, 
fo  ift  bjtrhana  nicht  mit  Laurence  (»»the  powec  o£ 
tbe  moon's  lighf )  im  Singular  zu  nehmezi,  fondern 
vnßrf  itig  coUective  zu  faflen.  Die^Mondlichter  fic%d 
entweder  ganz,  einfach  die  Licbtftrahlen ,  mit  wel- 
chen dec>  Mopd  unrerm..PUneten  leuchtet,  oder  die 
if^rfchiedenen  Fhafen  delTclhen ,     welche  Kp.  73»  i« 

geradezu  9,Monde'^  (ACr^ill}  genannt  werden, 
vgl.  ai(ch  Kp.  41,  4.;  letztere  Parallele  würde  jedoch, 
nach  Cod.  Rüpp*  wegfallen ,    infofern  darnach  nicht, 
"wie  Laurence's  Ucb.erfetzung  vorausfetzen  liefs,  vom 
Slopde  allein,  fondern  auch  von  dec  Sonne, die  Redo 

ift  (,t  vidi  c^iH^rAi- :  ^j^ .B ;  ©KOCf^  : 

rectptacula  folis  et  lunae),     Daa  unmittelbar  Fol- 
gende, welches  Laurence  ausdrückt :  dafs  feine  Macht, 
(power)  einfi  gerechte.  i/Z,    Lautet  im  Original  gansi, 

kurz:    (DTI^:  :>^A:   /Tj,^^:   und  foU  gcwifs 
den  erften  Satz  näher  beßimmeu.     Es  erhellt  daraus,  - 
worin  das  dem  Henoch  über  die  Kraft  der  Mp^d- 
lichter  Mitgetheilte  eigentlich  bedand^  er  lernte  nami**^^ 


428  Kap.  58.  V.  6. 

6,    und  jeden  Antheil,  (der)  zugetheilt  iS(^)t 


lieb,  es  herrfcha  darin  keine  Willkühr;  das  Liebt 
verfährt  gleichfam  nach  dem  Rechte ,  d.  h.  unterliegt 
in  feinem  Wechfel  und  feiner  verfchiedenea  Stirkd 

gewiflen  Gefetzen  (Kp,  72  —  73«  77  —  78-)-  f^f^* 
n^^^J  fingula  eorum  nominal  alfo  alle,  wie  fie 
heifsen  mochten,  einen  nach  dem  andern.  Liaureoce 
überfetzt:  ,,according  to  tbeir  refpective  names.*' 
Die  Namen  lind  fchon  als  Erinnerungszeichen  wich- 
tig und  nothwend.ig;  wahrfcbeinlich  fetzt  aber  der 
Verf.  voraus,  dafs  bei  der  Wahl  derfelben  keine  Will- 
kühr herrfchte,  fondern  auf  die  Functionen  und  Be- 
fchafFenheit  derer ,  welche  ße  führen  ^  Rückficht  ge- 
nommen ift,  fo  dafs  fich  mit  dem  äufseren  Uoter- 
fcheidungszeichen  zugleich  Characterißik  ihres  innem 
Wefens  und  ihrer  Bedeutfamkeit  verbindet.  ^ 
16)  Laurence  verbreitet  fich  über  V.  6  und  7.  diefes 
Capitels  (in  der  2ten  Ausg.  des  59fien)  siemlich 
ausführlich  in  folgender  Weife :  ,,Es  gibt  vieles  Dun- 
kele in  diefen  Verfen.  Der  6te  Vers  wird  in  den 
zwei Handfchriften  verfchiedentlich  ausgedrückt;  die 

Bodiej.  lieft  fo:  ©fV^A^t  Tl4;A:  ^I^Ttd^At 

vipo  dividitur ;  fulgure  (juod  fulgurat, "  Die  Ps- 
rifer    Handfchrift    aber,     wenigftena    nach    fVoid^t 

tyEt  omnis  divifio  diuidiiur g  et  tonitru  (tonitrum)  in 
fingulis  fuis  cafihus;  et  in  omni  divifione^  fiui  dwi* 
ditur^  tjuod  fulgurat  fulgure.**  Die  leUtQ  StflUe 
Könnte   vielleicht,  mit   etwas  Bieite  im   Aiiadnicki 


Kap.  58.    V.  6.  429 

pvnd  die  Donner  in  ihrem  Herabfallen ,  und  jeden 

folgendennafsen  gegeben  werden  :  „  dafs  jede  Thei- 
l      ^S  g^^^'i^^  ifi  f    ^i^  Donner  in  jedem  ihrer  Fälle 
und  dajs    hei  jeglicher    Theilung ^     welche    eintritt^ 
dir  Blitz   leuchtet.  '^     Aber    ich  mochte  bemerken, 

diu  das  Wort  <^JJ$^^:  (der  Plural  von  fly^^:), 
welches    ich   Cafus^    Fälle    überfetzc,    als   Derivat 

von  der  Wurzel  (DJ^^l  fallen,  fich  in  LuJoZ/ nicht 
findet.  Seine  Form  jedoch  iß  eine  richtige  Form  der 
Subftantiven,    welche 'von    unregelmäfsigen  Verben 

abgeleitet  werden ,  deren  erfter  Radikal  Q «  ift ,  wie 

^Aj?*!    locus    nativitatis   oder    patria'  herkommt 

ton  (DA^I  genuitj  lodafses,  wiees  fcheint,  noth* 

wendig  auf  die  Wurzel  (DJ?^!  zurückzuführen  iß. 
Cnffre  Lexica  von  diefer  Sprache  find  zu  un- 
rollfiandig,  als  da^s  fie  Bedeutungen  von  folcher 
Art  abrch neiden  könnten.  Der  Schall  des  Don- 
ners iß  bier,  wie  ich  glaube,  mit  dem  fchallenden 
Krachen  eines  einßürvenden  Gebäudes  verglichen. 
^Der  Schreiber   der   üodlej.   Handfchrift  fcheint   alle 

Worte  Bwifchen  dem  Verbo   ^'MTldiAl,  wo   es 
tum  erftenmale  vorkommt,  und  wo  es  zum  zweiten- 

ile  mit  dem  Prac^fixo  Hl  Geht,  üherfeben  und  da- 
:.W  ausgelaflen  zu  haben.  Die  Parifer  Handfchrift 
[Möchte -alfo  in  diefem  Stücke  correcter  feyn.  Da 
idi  mich  jedoch  nicht  blind  auf  die  Genauigkeit  der 
Wotde'fchen  Abfchrift  verlalTen  kann ,  fo  habe  ich 
, nicht  gewagt,  die  fo  äugen fcheiulicb  ausgclalFeneu 
'Worte  in  den  Text  aufzunehmen.  Auch  iß  der  erfie 
S*iz    des    nachßen   Yerfes    nicht    viel    deutlicher : 

tt  co/ira  (oder  exercitus)  eorum  ifuod  protinus  obe- 


430  Kap.  58.   V.  6. 

Antheil ,  welcher  zugetheilt  ift ,  daü  ea  blitze  mit 


diunt  oder  audiunt^  dafs  ihre  Truppen  (oder  ihe 
Heere)  fogleick  gehorchen.  Die  bier  gemeinten  Trup- 
pen oder  Heere  find  nach  der  Bodl.  Handfchrift  un- 
gefchickter  Weife  auf  den  Blitz  bezogen ;  denn  dai 
äthiopifcbe  Subftantiv  bat  ein  Fronomen  fuffixum  Flur. 
num.  an  Heb.  Vielleicbt  Üb  der  Sinn  nach  der  Parifer 
Handfcbrift  beffer,  wo  lie  auf  den  Plural  des  Nomeot 
Donner  besogen  werden,  welcbem  unmittelbareinSub- 
fiantivum  mit  demfelben  Pronomen  fuffixum  folgt" 
Der  Cod.  Riipp.  ift  aucb  bier,  wie  fonft  häufig,  mit 
dem  Parifer  inUebereinftimmung,  bis  auf  Weglafluog 
des  einen  Beth^s  vor  mudakAtihomu  und  bis  aufi  erle 

pekafaU  wofür  der  Plural  ^^T)  (^  A»!  fteht,  tuch 
fcbliefft  der  Yert  mit  dem  Worte.  Die  Verbindung 
der  Sätze,  welche  bei  jener  Abtheilung  dea  Cod. 
Büpp.  vorausgefetzt  wird,  fcheint  mir  die  einiig 
richtige  zu  (eyn.  Die  erften  Worte  des  6ten  Verlei 
(nach  Laurence* $  Bezeichnung)  geboren  nämlich  an- 
ftreitig  noch  zu  den  Beßimmungen ,  welche  Henocli 

über  die  Sterne  vernahm.  V^cf^Al  ift  hier  nicht  die 
Handlung  des  Theilens ,  fondern  entweder  der  Jedem 
Sterne  angewiefene  Raum ,  gleicbfam  der  ihnen  ver- 
liehene Befitz  (in  welcher  Bedeutung  es  im  Buche 
Henoch  oft  vorkommt,  z.  B.  Kp.  56,  2.),  oder  der 
durch  höhere  Befiimmnng  ihnen  gewordene  Berafs- 
hreis,  gleicbfam  das  zugetheilte  Penfum,  wodtttch 
fie  an  den  Erfcheinungen  Theil  nehmen.  Eben  Ib 
ift  der  Ausdruck  das  2te  Mahl  zu  faden ,  wo  er  Cdi 

auf  die  Donner  (St J^CU^I  »cht,  wie  das  Suffix 
an  mudUiAtihomu  lehrt,  coUective)  bezieht»  Qod  wo 
dadurch  gröfsere  Deutlichkeit  herrfcht,  dafa  deai 
Verbo  jttkafal  das  Relativum  vorgefügt  ift.     Indels 


Kap,  5b,    V.  ü, 
^m  Blitzet 


ift  AutlalTong  das  ReUtivt  nichts  gans  Ungewohn« 
liches  im  Aethiopifcben  (^Ludolf  grammat.  Aethiop. 
cd.  2'  ?•  X49O9  worin  daher  die  Handrcbriften  auch 
Qichc  immer  xurammenftimmen ;  fo  fand  z.  B.  Ludolf 
in  der  ihm  au  Gebote  Hebenden  Abfchrift  des  Penta- 

cencha  (f.  a.  a.  O.)  i  Mof.  3,  19.  blofs  OfV'/V  : 
p  CA)  p«  (^  l  gl  omne ,  [  t/uo  }  vocaret  ea ,  wahvend 
nan  in  Cod.  Rüpp*  vor  dem  swaiteu  Worte  ein  gans 

deutlich  gefchriebenet  Ho  '^^^  ^^^  ^^^^  fehlende 
Relatirnm  lieft.  Auch  der  Donner  empfing  feine 
beftimmten  Kräfte ,  oder ,  was  auch  gemeint .  feyn 
konnte,  fein  eigenthümliches  Gebiet,  auf  welchem 
er  >a  wirken  hat.  Scheinbar  rollt  der  Donner  vom 
Himmel  nach  der  Erde  au ,  die  Schlage  in  ihren  ein- 
seinen Abfätzen  haben  mit  dem  Schalle  herabfallen- 
der, von  Stufe  au  Stufe  herabrollender,  Gegenßände 
einige  Aehnlichkeit ;  darauf  deutet  das  von  Laurence 
in    feiner    Abftammung    gans     gut    nachgewiefene 

dSirJ^^^l  cafus.  Da  Cod.  Rüpp.  und  Parif.  su- 
üammenfiimmen,  fo  habe  ich  kein  Bedenken  getragen, 

■  ihnen  in  meiner  Ueberfetsung  su  folgen.  Laurence 
fappiirt  vor  V.  6.  die  Partikel  dafs  und  verbindet 
damit  das  folgende  als  felbftftändigen  Sats  („eAae 
every  divUion  is  divided**},  er  konnte  daher  aum 
richtigen  Verfiandnifs  der  Stelle  nicht  gelangen,  wel- 

'  chea  doch  auch  nach  der  bodlej.  Handfchrift  möglich 
ift.     Man    überfeine  nur:    et  (fc.  monftravit  mihi, 

I     vgl.  V.  3.)  omnem  partem^  [f'^^'l  ifnpertita  eft  und 

I     besiehe  es  auf  die  Sterne  (V.  5.)  und  deren  Theil. 

\     In  den    letzten    Worten    der    bodlej.   Handfchrift: 

t\P^i\j^<^\\\a^:  PilC^:  wortlich:  micd^m 
BUiu,  de/i  €i  hlitu  (fc.  sfigte  er  mir)«  kann  das 


432  Kap.  58.    V.  7. 

7.    und  dafs  ihre  Heere  *^)  fchnell  gehorcher 
denn  der  Donner  hat  einen  Ruhepunkt ,  mit  B< 


Zwircbenfetzen  der  Partikel  TlC^I  nicht  befonde 
auffallen  y  da  es  V.  7.  gleich  wieder  vorkommt. 

17)  ^Ojj'Jt:  (nicht  tO^'^^*  w»«  **"  ^"^ 

rence  in  beiden  Ausgaben  fteht)  und  fein  SufBx  b 
Laurence  bereits  richtig  erklärt  ( f.  Aumerk.  l6- 
doch  liefse  lieh  letzteres  auch  im  Cod.  Parif. ,  ▼( 
dem  Cod.  Rüpp.  hier  nicht  abweicht,  mit  auf  filit 
beziehen  9  nicht  auf  Donner  allein.  Uebrigens  b 
Laurerue  die  Copula  im  Anfange  diefes  Verfes,  ol 
fchon  fie  nach  (einer  eignen  Mittbeilung  auch  in  A 
bodlej.  Handfchrift  Hebt,  nicht  beachtet,  dagege 
beginnt  er  den  3ten  Satz :    und  dafs ,  während  Co< 

Rtipp.  Ari^^C  denn  oder  weil  ließ,  was  unfireiti 
belTer  ift.  Der  Verf.  betrachtet  nämlich  als  Bewei 
für  Gehorfam  der  Donnerfcbläge  und  Blitzftrahle 
die  Regelmäfsigkeit  in  ihrer  Folge  auf  einand« 
Der  Donner,  heifst  es  zunächft,  ift  zwar  bebarrlid 
aber  tönt  doch  nicht  in  einem  fort.  Laurenci 
Ueberfetzung :  „und  dafs  ein  Nachlaflen  (ceflatiofl 
fiatt  findet -wahrend  des  Donners  (during  thundei 
in  dem  Fortfetsen  (in  the  continuance)  feines  Scba 
les  **  gibt  zwar  den  Sinn ,    aber  nicht  die  einseliM 

Worte  des  Originals:   Äftc?^:  MH  AStWJf 

'tO'üA«  genau  wieder.  Mifr&Jet  findet  fich  I 
hudolfs    lex.    nicht,     aber    das    gleichbedeutend 

(^^yn((,X  Ort  der  Ruhe,  Station,  Paufe.  Vi 
letzte  Tbeil  des  Verl'es  erkennt  die  nothwendiga  Te 
bindung  von  Blitz  und  Donner ,  aber  auch  ihre  Ve 

fchiedenheit  mn.     OA. :  A  Of^  Cf  1^  I  ¥^  AAi  l/A 


Kap.  58.   V.  7  —  8.  433 

(dt  feines  Schalles  ilt  er  begabt.  Und  nicht 

rei>nt  Donner  und  Blitz,   nicht  als  eins 

e  gehen  fie  beide;    doch  lind  fie  auch 

trennt. 

Denn  wenn  der  Blitz  blitzt,  gibt  der  Don- 

n Schall'^),  und  der  Geilt  ruhet  feine  Zeit, 

Vji,l  gibt  Lawrence :  „QOcb  bewegen  (do  move) 
it  einem  Geifie  (witb  one  fpirit).*«     Nach  der 

»gie  follte  dann  die  Partikel  (\  \  vor  dem  Zabl- 
m  fteben ;  vgl.  Kp.  71,  47.  72,  4.  6.  73.  4- 
onft  ziemlich  bäufig  im  B.  Henoc^«  Nicht  ganz 
a  ift  ea  demnacb ,  ob  unter  manfas  die  nach  der 
sllnng  des  Verf.  (vgl.  Anmerk.  zu  V.  4. 9.)^in  den 
1  letzten  Erfcheinungen  des  Gewittert  tbätige 
igenz  verftanden  werde  (es  könnte  nämlicb  auch 
ihre  Einmütkigkeit^  g^ifiise  Einheit  bezeichnen); 
.  iß  ea  doch  nach  V.  g.  fehr  wabrfcbeinlicb. 
ifchon  die  innere  Einheit  der  beiden  Erfcbei- 
m  dea  Gewittrrs  dem  Verf.  entgebt,  Ceht  er 
den  ZuCammenliang  derfelben  fo  weit  ein,  dab 
n  Donner  ohne  Blitz  nicht  denken  kann  und 
edeamal  als  demfelben  nachfolgend  betrachtet, 
«eit  der  fcheinbaren  Unthätigkeit,  welche  swi« 
jedem  Act  des  Gewitters  yerfliefet,  läfst  er  fei* 
»nfiigen  Anficht  (f.  zu  V.  4.  9.)  gemafa  von  der 
genz  abhängen,'  welche  in  diefer,  wie  jeder 
Q  Naturerfcheinung  das  leitende  und  wirkende 

ip  ift.     Nach  Cod.  Rüpp.,  wo  wir  (Dt^^C^I 

iHl  PX\C(f^:  lefen,  foU  wohl  man'fafa  mit 
»fc4  (wegen  dea  ftatus  conftructus)  einen  Be|;riff 
1:  der  Gaift,  welcher  der  ihnen  zugemeflenen 
jlaichfam  einwohnt,  verleihet  Ruhe.     Daa  Suffix 

gen.  an  0,  ti  !  muffte  dann  auf  Blita  und  Oon- 


#34  Kap.  38.    V.  8. 

und  gleich  iheilt  er  zwifchen  ihnen)    denn  der 


Der  bezogen  werden.     Laurence  faftt  et  aber  nicht 

(o,  fondern  nimmt  n'\H>HI  ^^r  iich  (,,  tbefpirit 
at  a  proper  period  paures**}^  indem  er  entireder  die 
verbindende  Form  von  manfafa  nicbt  beachtete,  oder 

weU  die  bodle^  Handfchrift  C^^  (^ll:  hat.  Das 
Suffix  könnte  wegan  der  im  AetbiopiCcbea  binfig 
vorkommenden  Ungenauigkeit  in\  Genut  aucb  auf 
manfafa  bezogen  werden  ;  tempore  eorum  (oder  qus) 
ftebt  für:  tempore  iis  (oder  ei)  conßituto^  oder  das 
Suffix  auf  Geift  bezogen :  (juamdiu  ipß  placet.  Nach 
Ludolf  (Lexic.    aetbiop.   lat.  p.  540.    ed.  2O  kann 

ri'\H>4*  auch  illico^  eonfeßim  hedenten^  was  abes 
für  die  vorliegende  Stelle  nicbt  pafst.  Die  Thei- 
lungy    welcbe  durch   den    Geift   gelchiebt,    ift  eine 

gleicbmäfsige I  v^Pl  pari  modo^  fimiliter.  Den 
Grund  des  Verfabrena ,  welcbea  der  Geift  beobachtet, 
will  der  fo}gende,  kurze  und  eben  defshalb  undeat- 

liebe,  Satz:  7\riC?^:    ^HHfl:    a^JP^tl/^^: 

H*^^!    (ffi\^l  nach  weifen  9    wie  aus    der  Can- 

falpartikel  isma  deutlicb  erbellt.  Bekdhnift  ihrer 
Zeiten  überfetat  Laurence  erklärend:  Bekältnifs,  a-o- 
von  ihre  Zeiten  („periods")  ^^^^n^en,  wodurch  der 
Gedanke  indeCi  auch  nicbt  viel  klarer  wird,  au« 
mal  wenn  auf  die  letzten  Worte  und  auf  den  Zu- 
Cammenhang   mit   dem   vorhergehenden    gebühveode 

Häckßcbt  genommen  wird.  H*^^  »  dTA'trr  niant 
Laurence  ala  Vergleicbung  („u^ie  Sand<«)  ond  be» 
merkte  wörtlich  heifse  es:  „(i/Z)  if«j  Sand  iß.** 
Das  tertium  comparatiouis  findet  er  in  iek  Liocker» 
heit  und  (chicbtdaber  ^^laofc**  in  der  Ueberfetsoog  eia. 


Kap.  58.    V.  8v  435 

'orrath  Hirer  Zeiten  iß  wie  Sand,  und  die  einzei- 


Diels  ift  fpraclilich  «ganz  richtig;  das  HI  könnte 
«her  auch  Andeutung  des  Genitiv«  der  Materie  feyn : 
arenae  efi  füt :  beReht  aus  Sand ,  oder,  was  auf  daf- 
felbe  führen  wiirdip,  Ümrchreibang  des  Adjectivs, 
•Ifo  f^arenofum  efi**^  fo  dafs  demnach  der  Stoff  des  Be- 
haltuilTes,  wie  Laurence  maz^<ih  tiberfetzt,  mit  den 
Worten  nachgewiefen  werden  Tollte.  Wie  folgt 
aber  aus  der  fandartigen  Befchaffenheit  des  Behält- 
nilTes  der  Zeiten  die  vom  GeiHe  ausgehende  gleiche 
Tbeilung  zwifchen  Blitz  und  Donner?    Die  Stelle 

ift  meines  Erachtens  ganz  anders  zu  faden,  ''i  ^  ■  > 
ipiritt   Cod.    Büpp.    hat,    durch    Verwechfelung   des 

Tzappa  mit  Tzadai  für  "^K^j  welches  z.  B.  Pf. 

77»  31-  *"*  Verbindung  mit  '^/T\  C«  Mter  vorkommt 
(tebraifch   U^Ql  Sln  Pf.  78,  27.)-     Sand  halte  ich 

liier  für  das  oft  im  &.  T.  angewendete  Bild  der  gro- 
(isen  ,  unzählbaren  Menge  und  maz*gah  nicht  für  Be» 
lidltnifs  f  fondern  den  aufgehäuften  Schatz  oder  Vor» 

TH^th.  wie  Kp.  10.  ag.  ^H^cA+:  nz.X]^: 

Schätzt  des  Segens  (vgl.  auch  Luiolf  unt«  d.  W.). 

n.üJP  ■*!  gewöhnlich  tempora^  Aec  auch  vices^ 
find  hier  die '  einzelnen  Momente  (  Zeitptmcte  )  oder 
Acte  des  Gewitters.  Der  Sinn  alfe :  -.  £)otinerfchläga 
^nd  Blitze  find  in  ünüberfehbater  Zihl  vorhanden 
d^leichfam  aufgefchichtet)  im  Reiche  der  Natur;  da- 
fluit  fie  nun  nicht  in  Mafle  hervorbrechen  und  da* 
durch  ftörend  in  den  Lauf  der  Dinge  eingreifen,  trifft 
der  ihnen  gebietende,  fie  belebende  Ceift  eine  gleiche 
^ertheilung  unter  ihnen  in  einer  fchnellen  oder  lang- 
boMm  Folge,  je  nachdem  er  es  für  nöthig  findet 
O^s^iiS),     Das  Pronomen  in  dem  Satie :   JDw  ein^ 


438  Kap.  58.  V.  9. 

und  Rfivkf  und  gleich  wie  eine  fiarke  Kraft  mi 
nem  Zaume  es  Eiirück  zieht»  fo  wird  es  auch 
wärts  getrieben  und  zerßreut  gegen  alle  Berge 
Erde  ^®).    Der  Geiß  des  Reifes  iß  fein  Engel, 


Wecbfel  clet  tbiiehmenden  und  wieder  anEcbw 
den  IMeeret  beobacbtet  hatte ,  TennlelAte  ibn 
diefen   Gegenftand   übersugeben.     Der  Origini 

bat  im  Anfange  des  Verfet  das  blofie  Ot^  Late 

dafür :      „  likewife. "      flTl  ^  J ©Tl  ÖC 

auemadmoduYn  —  *<—  ita  etintn,  Zar  Vferdeutlic 
det  bild^icben  Aufdruckes  bat  Luurencm  gen 
Khlre  in  die  Ueberfetsung  aufgenommen  (,,andat 
<a»feM  ii  to  ^hb^  fo  cet/*);  das  Wort  «Ue  vor^c. 
i^as  im  Cod.  Rüpp.  ftebt,  dt-tickt  er  nicht  aui. 
Verf.  hat  unßreitig  das  heftige  Anfchlagen  der  1 
an  das  hoch  liegende  Gefiade  vor  Augen»     Die 

tikd  fl:  vor  fV-A-:  Ajf'OC:  omnes  moar 
hier  nicht  in,  fondern  contra,  wie  auch  Lau 
überfetat« 
so)  Durch  Abfcfaweifang  auf  die  Eigenthümlic 
des  Meeres  war  die  Aufzählung  der  atmofpblrL 
Phänomene  unterbrochen;  hier  wird  lie  wi^dei 
genommen  und  bis  V*  14.  ohne  weitere  l! 
brechung  vollendet.  Die  EinkleidungsweiCa  il 
im  Gänsen  gleich;,  den«  alle  jene  Errcheim 
fiehen  unter  dem  EinflufTe  einer  mit  ihnen  innii 
bundenen  Intelligenz,  in  ähnlicher  Weife  1  m 
Coimas  der  Indienfahrer  annahm.  Denndieferf 
nicht  nur,  dafs  Soiine'»  Mond  und  GeRirne  to 
ftig^n  Gewalten  "gefuhirt  werden ,  fondem  f] 
auch  TOn  Gewaltigen  einer  übermenfchlichea  * 
nifation,  welche 'Wolken  sufammemBieheiii  den] 
bereiten,  den  Windeui  dem  Thao«  demSdmee, 


Kap.  58.    V.  9.  430 

Ga&  des  Hagels  iß  ein  gütet  Engel  und  der  Geiß 


FroS,  der  Wärme  u.  f.  w.  vorfiehen.  Ueber  elfteres 
fagt  er  unter  andern  (CoUectio  nova  patr.  et  fcript. 
graec.  ed.  Montf.  T.  IL  p.  15a) :  rovrtp  ovp  v^  r^dffn» 
tiax^vjs^wtwß    Twv    ^axn^Qoav    xal    Koiovvrav   ffvntag    «al 

evtft  mldyfj  ^  oÖotTtoffovaiv  iffijfiovy  ovrcov  luci  tpmvovxtav 
i9l.TfJ£  yr^*  ov  t^  neQitpoQu  zov  ovquvov  avvct 
^^öoftBV  xiveiad'a^  dXXä  fiälXov  6iu  Öwäftenp 
iofinav  nad'dnBQ  lafinaöiiipoQav  tivmv.    Nach* 

dem  der  Beweis  für  diefe  Behauptung  i'ogar  auf  die 
Aeniserung  d6s  Paulus  Ephef.  3,  3. :  Kttra  rov  uifiovra 
w^g  iiflvüiag  rov  cm^os  geftütat  worden,  erfahren  wir 
i?reiter:    ol  idv  yuQ  xmp  ayyiltop  tav  di(fa  nivBip 

imBv^ixovTOf  ol  61  xov  Tjltopf  ol  61  vfiv  celi^vriVf  coUoi  xti 
iövQa^  SttQoi  vsfpilag.xal  ßQozug  i(fyai6nevoi^ 
ual  lx9Qa  no.llcL     Was  früher  intelligente    Kraft 

genannt  wurde «  erbalt  hier  den  gewdhalichem  Na- 
men Engeln  ganz  (o  i^ie  im  B«  Henoch  erft  das  unbe- 
ftitemlerift  VTort  Geißt  dann  aber  d6r  allgemeiti  yer* 
fiändlicbere  und  daher  anfchaulichere  Ausdruck  En* 
g^l  angewendet  wird.  In  gleichem  Sinne  aufsert 
Bch  Kosmag  auch  a.  a,  O.  p.  135  —  56. :  Kvidiv6vtmv 

9o£pvp  tSp  &avQiop  diä  top  dopdrap  6vpdiiB<»p 

999ut6iß  T^  xowpxtp  ax^giaxi  xug  hdelipttg  dnoxilBlavat  xqg 
«difri^tf  %ul  toi  liXlov'  Xioyiimg  ydq  %a\  evroxroig  xal  ^|ii- 
c#^i»0  i^y-Ap  al  dyyiXinal  'Btpd^tig  xd  ex^futxa  iu- 
fP09#a»  «sSttXovtfly,  .iifyop  mm)  taxiißtpai  vwxdg  xal  fjfii- 
0et$  JttUticxi^g,   "Opmb^  yäQ  xQÖnop  ol  e^oo^ev  Xsyovoip  vno- 

tttkcmi^pp  v^g  y^g  xpxXavetp^  avtd  dnsifiCiLi'KTiog , ^i} 

0p§Mfia£^opxt9  Tjf  q>vaH  x&p  itqay(i.dx(ov  * '^(''Btg  —  -*  • 

ttfyoP'  aUtjid^btvxig  xa  p^  xtjv  ntffitpo^up  f^xoi  n)v  noifsltxp 

w9   S€t^iß  6id  Tovroi)  xod  oxijtiatos  dnoTiXilaO'eci  aixdg 

liy>iwy»    Und  vom  Regen  Tagt  er  (a.  a.  O.  p.  156.  D.) : 

«•1»«  dl  .verovs  x6  xff^t^H^op  6  ^tog  6id  xwp  dyye^ 

lis»v    dvpdi^emp   ixa^s  yivta^aif    i^V7tr](fiTOVPx<i9P    nai 

^W  «ff  ^tüLdcüffg  M  xdg  pi^iXag  dpteyopxnp  nal  tf  ntfogr 

Bwk  nenoch.  29 


440  Kap.  58.    V.  9. 

des  Schnees  wegen  feiner  Stärlie;  und  ein  Gei 


^uov  ngogxayiux  iul£voij\    und  mit  Berufung  auf 

niel  3,    57-     anderswo    (a,   a.  O.    p.  288  —  i 
i»  xmv  vKoxurad'iv  SitfTtQeiaag  tovg  dyyiXovg^  dwa 
avtüvg  i^Biniv  (nämlich  Jaytrjl)^  iw  otg  httmnnjipfw 
wal  üilijvriVf  tial  uCTQa^  %al  ofißgovg^   «rl  6^6ovt^ 
aviftovg^  xalnv^y  %al  fttviog^   uai  «ocvfia, 
ys^^XffC,     ital    wifpttovg^    %al    daxQUTiagi 
•ndvta  TU  itBffl   xov  diga  %al  rd  vdaza  %al 
yff^.     Beßritten  wird  diefe  Vorftellung  in  einer, 
wShnlicli ,  aber  irrthümlich ,  dem   Philofophen 
Philoponus    zugefcbriebenen  Schrift   wtgl  wociiM 
(Jo.  Fhiloponi  in  Cap.  T.  Genefeot    de  mundi  < 
tione  Libri  VII.  ed.  Balth,  Corderio,  Vienn.  x63C 
Liib.  I.  ep.  12.  (a.  a.  O.  p.  25.):     S»9dT»6€tm  tt 

oi  roo  SeoöeiQöv  Soirjg  an^ofamoTfc, on  nbjpif 

ijXtopf  wzl  vov  datigmlß  hucarov  fyyeXof  xivoBöiVf  % 
mgoa^iP  Shtovtsg  ^notvylatp  d/xip,  f  Imbdovirrts  Is 
mg  oi  *«  niQupe(fi  tpoffzla  vvUovtBq^  ^  jcal  m/Mpin^ 
hd  räv  äfimw  fpifforngf  iv  xL  av  cfiy  icixraycXatfiiffi 
und  febr  wahr  binzugefetzt :  ig  oi%  ijdvVoso  « 
sial  ^XUp  %al  xolg  lotnoig  'AoTQOtg  6  Sfjfuovqyiiötig  «J 
i  ^tog  xiyi^rixijy  h^slvai  Swfäfuv,  dg  roff  £a»otf  ■ 
rdg  d%6  «^j^ff  mviTtfeiC- ^yMkci;p2ov<n7(  uvxotg;  Geiß 

Engel  find  offenbar  hier  bei  Hcnoch  ideDtifcb.  '. 
letztere  Aufdruck  wird  als  der  populäre  und  dl 
angemelTenere  nachträglich  gebraucht,  nm  diel 
fiellung  der  Denkweife  der  grofsen  Meuge  nihtf 
bringen ,  und  ihr  fonach  das  Auffallende  und  1 
fame  zu  nehmen »  waa  fie ,  auf  Hitte ,  Froll 
ahnliche  GegenßSndo'  angewendet 9  felbft  Cur 
phantafiereichen  Morgenländer  haben  mochte.  1 
ich  Geift  dea  Reifet  nenne,  will  der  Vet£  fa 
würde  im  gewohnlichen  Sprachgebraache  Ceia,  tUf. 

beilaen.      Laurenc^   hat   den   Sata:    (DiTOTl^ 


Kap.  58.  V.  9.  441 

^k  ihm  befonderlich ,  welcher  aufzeigen  läfst  von 

Jpiritus  pruina^  angelus  ejus  efi  überfetst:  der  Geiß 

des  Reifes  (,«froß**)  hat  feinen  Engel  («»bas  itt  an- 

•    gel*Oi  'wornach  Engel  und  Geift  o£Fenbar  verfchieden 

feyn  müfsten,  und  das  Ganze  entweder  gana  unklar 

-  gedacht  wäre  oder  nur  heifsen  könnte :  jenes  geiftige 
Frincip  der  Naturphanomena  werde  durch  einen  he- 
fondera   damit    beauftragten   Engel  beobachtet  und 

r     geleitet«     Ebenfo  wenig  kann  feine  Uebertragung  der 

folgenden  Worte:    Q>(^^  (^fll  fiZ^J^l  ^£\i\^: 

•VC*  drA  +  i:  durch:  „in  dem  Geifie  des  Hagels 
'  da  ifi  ein  guter  Engel**  gebilligt  werden,  weil 
'  Ge  den  dem  Originale  fremden  Gedanken  einet  Un- 
i  terfcheidung  zwifchen  der  Intelligens,  welche  den 
t  Bagd  gloichfam  leitet,  xind  dem  Engel  ausfpricht. 
\  X3ca  Hegels  Engel  wird  ausdrücklich  gut  genannt, 
ureil  feiiie  Wirkfamkeit  nach  der  gewöhnlichen  Er- 
fahrung nur  fchadlich  erfcheint.  Der  Verf.  will  dem 
Vorurtheil  begegnen ,  welches  durch  jene  Erfahrung 
crseugt  werden  könnte,  als  fey  diefs  Naturerseugv 
aufa  Werkaeug  damonifcher,  böswilliger  Wirkfamkeit. 

n7\^  +  :^ßA:  ItAlf:  pro/irer  »im /iMim  über. 
latxt  Laurencei  „in  feiner  Stärke*'  und  hat  davor 
noch  daa  Verfaum  nachlaffen  (9,the  fpirit  of  fnow 
e^^fes  in  its  ftrength'*),  welches  im  Original,  we« 
■jigSena  dica  Cod.  Rüpp. ,  nicht  fteht ,  wobei  er  wohl 
irnr  bodlej.  Haadfchrift  folgen  mag.     Dagegen  druckt 

er  die  Copnla  yor  dem  Satse  nicht  aus  und  trennt 
iÜn  TOn  dem  rorhergehenden  durch  Semicolon,  bei 
frelchcni  Verfahren  aber   erfterer  ohne  das  Verbum 

^maeklitffen**  keinen  Sinn  geben  würde.  Wahrfchein- 
**  iA  foll  SU  (geiß  des  Schnees  aus  dem  vorhergehen« 


i\r\    * 


M2  Kap.  5a.  V.  9- 

ihm  wie  Rauch ,  und  fein  Name  ilt  Kiihlung 


den  als  Pradicait  gedacht  werden :  iß  ein  guter 
Ein  folcher ,  heifflt  es ,  ift  ihm  verliehen ,  w< 
Einfiufs  (z.B.  durch  Verforgung  der  Berge  mit  \ 
fo  bedeutend  ift.  Die  Wichtigkeit  des  Sehnet 
anlafst  noch  eine  nähere  Schilderung  deffelb 
zu  Ende  des  Verfes.     Der  Anfang  derfelben: 

ritus  in  eo  folus  (unicus)  efi    (Otj   ^/hi 

erklärt  das  dem  Schnee  ausrchliefslich  Eigen' 

einmal  gewählten  Einkleidung  gemäfsy  durch  i 

lirung  der  darin  wirkfamen  geißigen  Kraft  nn 

gänsliche  Trennung  von   allen  ähnlichen  Inte 

xen  ( 99  SL  folitary  fpirit^'  überfetat  daher  X«aM 

Denn  bAh'tit  (vgl.  auch  V.  lo.),   die  gewöh 

Beaeichnung  für  das  hehr.   *1^7,  drückt  gawö 

das  von  andern  Abgefonderte  aus;   vgl.  aii£i< 

wenigen ,   von  Ludolf  im  Wörterb.  citirten  S 

z.  B.   I  Mof.  30,  40.    32  9  16.    43,  33.   Rieht 

Dem  Epitheton  bAh'tit  würde  der  Verf.  nach 

r«/ice'i  Üeberfctzung:    »^iveLcher  aufßeig^  (Ifc 

davon  gleich  Dampf  (vapour)««  ein  zweitaa  i 

feilen ,   wobei   lieh    auch    die  Copula ,     welci 

defs  Laurence  nicht  ausdrückt ,  wohl  erklaren  ! 

Statt    aber    ein  Nomen  oder  Particip    ansnwi 

fchritte  die  Rede  im  Verbo  finito  fort,  daher  dl 

lativum.     Allein  in  HP^C^^  ^  nur  vor  dei 

lativum  Hl  clas  Demonftrativum  nicht  autdcA 
gefetzt  (vgl.  Ludolf  grammat.  Aeth.  p«  243.  al 

.weil  es  leicht  zu  ergänzen  war;    dTA'f!«  141! 
des  Satzes  verlangt  diefe  AufiPaflung  (voUftSn^yj 

tet   nämUch   der  Satz:    (DHP^CII  Ä<^j 
Yl^:  /IXh:  dr7\1::)f    Das  Veibum  jiMi 


Kap.  58.    V-  10.  443 

0.  Und  der  Geift  des  Nebels  ift  nicht  vereint 


alativen  Sinn,  äpdynp:  er  läfst  in  die  Höhe  ßeigen^ 
jB  üA  überhftapt  von  dem  Principe  der  Tbätigkeit 
sm  Geifte)  nicht  erwarten  läfst ,  daft  et ,  wie  Lau- 
te« will,    dampfartig   dem   Schnee   entwiche*     In 

2C^«  ^'A  Ain  mit  4tem  Vokale  hat  Cod.  Rüpp. 
B.  auch  I  Mof.  2,  ö.«  wo  im  gedruckten  Texte 
itei   Tk.  Petraeus  Ausg.  der  äthiop.  UeberL  des 

iw  p.  39.  P  ü  C  *!  ♦  gelefen  wird.     Auch  l  Mof. 

6.  kann  jaAreg  caufativ  flehen.  /1V.  M«  fumuss 
;h  Ludolf  (unt.  d.  W. }  foll  es  befondera  vom 
mpfe  des  Räucheropfers  gebraucht  werden ,  alleia 
le  Bedeutung  iß  gewifs  allgemeiner;  daher  kommt 
B.  B.  I  MoC  19«  28*  vom  Rauche  des  brennenden 
loins,    Hieb  41,  22.  vom  Dampfe  des  fiedendea 

iflers  und  die  Radix  ft\Pl\l  1  Mof.  15»  17.  vom 
alme  des  Ofens  vor,  anderer  ähnlicher  Stellen  su 
:h'weigen.  Unter  diefem Rauche  mufs  eine  mit  dem 
nee  zufallig  zugleich  ßattfindende,  daher  fcheinbar 
i  ihm  ausgehende  phy/ifche  Erfcheinung  gemeint 
a.  Nach  der  natürllchflen  und  einfachflen  Anficht 
der  ftarke  Froßnebel  zu  verRehen ,  welcher  im 
Bter  wie  Dampf  oder  Rauch,  auch  über  der  mit 
und  Schnee  bedeckten  Erdoberfläche  lagert. 
npf  im  eigentlichen  Sinne  würde  vom  Schnee 
in  der  Nahe  warmer  Quellen  auffleigen,  wie  zu 
igotri  und  Dfchemnotri  im  Himmalehgebirge,  wo 
Gange  und  D  chemna  aus  Schncehöhlen  hervor« 
:heD.  Beflätigte  ßch  Laur^nce'j' Behauptung,  dafs 
B.  Henqch  in  den  nördlichen  Gegenden  des  kaspi- 
m  Meeres  entflanden  fey  (vgl.  Einl.  S.  27  fF.  und 
7off)t  fo  würden  allerdings  die  zahlreichen  hei* 
n  Qüiellen ,  welche  behanntlich  dort  fleh  befinden, 


444  Kap.  58.    V.  10, 

mit  ihnen  in  ihren  BehältnilTen,  fondem  er  ha 
Behäluiif$  befonders }  denn  fein  Wandel ifi  in  GJ 


>     '!■ 


beim  Fallen  Ton  Schnee  recht  wohl  dem  Vcrrf.  ein  fo 
Schanfpiel  haben  darbieten  können,  als  hier  beTc 
ben  ift.  Ich  darf  aber  nicht  verhehlen,  dafa  et ; 
ganz  feft  fteht ,   ob  der  gxe  Vers  vom  Schnee  ha 

Im  Aethiopifchen  fteht  nämlich  n\  C^  J^ •  y  we 
nicht  nur  Laurence^  fondem  auch  bereits  Li 
(Lex.  Aethiop.  lat.  ed.  2«  p.  33  —  34.,  vgL  p. 
und  Ffalter.  aethiop.  et  lat.  p,  317. )  fo  de 
Letzterer  beruft  Cch  vorzüglich  auf  die  Angab< 
nes  Aethiopiers  und  citirt  aus  der  athiopifchen  1 
überfetzung  blofs  Pf.  14g,  g. ,  wo  aber  hamaiA 
griechifphen  ii^ovtdXog  entrpricht  (das  Hebraü 
wo  V.  7.  zu  vergleichen  ift,   hat  'llD^D)    und 

bereits  riilth^Ply  als  Ueberfetzung  des  gii 
Ximv  (im  Hebräifchen  Hebt  Ji^tl))     alfo  der  gew 

liehen  Bezeichnung  von  Schnee  vorausgeht,  und 
Jjudolfp  ohne  weitere  Auetoritat  (C  LexiQi  i 
P*  345* )'  durch  grando  minuta  übertragen  wi 
Da  der  Schnee ,  wie  Ludolf  ( Hifi.  aeth.  L.  L  < 
n.  13. 14.  Lexic.  p.  34.)  feinem  Gregoriut  nK 
rihlt,  in  Aethiopien  feiten  fallt,  fo  kann  |enes! 
g^bomen  Auctorität  für  uns  wohl  nicht  bindend  t 
fobald  Gründe  vorliegen  feilten,  davon  abzngfi 
In  der  ithiopifchen  VerGon  der  mir  oieift  handfd 
lieh  zu  Gebote  Sehenden  biblifchen  Schriften, 
von  Ludolf  mehrere,  unter  andern  das  B.  Hiol^ 
IVörterbnche  nicht  benutzen  konnte,  kommt  hm 
noch  einige  Male  vor,  aber  offenbar  nicht  IQr  Sd 
als  Hieb  37,  33.9  wo  in  der  alexandrinifchen  Vü 
mdpni  fteht  (das  Hebr.  redet  vom  Wege,  den  iut 

nimmt)  und  d^felbft  V.  aST-   ^^^Jgl  A(1^ 


Kap.  58.    V.  11.  445 

1 1«    in  Licht  und  in  Finiternifs ,  in  Winter 


für  ndx^  h  ovVffvojr  ( Im  Hcbr.  ßeht  D^Ö  SD?  ), 

'wodasAethiopircheimFarallelismus  fl^J^*  Hagel 
liat.  Auf  der  andern  Seite  ift  auch  nicht  eu  verken-r 
zien,  dafs  die  athiopifche  Bibelrerfion  bei  Uebertra* 
gung  der^nrgen  phylifchen  Erfpheiiiungen ,  welche 
ia  Aethiopien  zu  den  ungewöhnlichen  gehören,  nicht 
£[ans  confi^nt  bleibt;  fo  überfet:£t  He  durch  harad 
(eigentlich  Hagel)  4  Mo  f.  n,  7.  und  Hiob  37,    29. 

das  griechirche  %QvavaXlog  (im  Ilebr.  fieht  dort  H^^S, 

liier  rrjP),  ebenfo  Hiab   37,  5.  und  38,    22.  das. 

^iech.  x^^^  (im  Hehr,  ßeht  beide  Male  J(S^^-  auch 

•%  Mof.  31,  40. ,  wo  der  gewöhnliche  Text,  abwei- 
chend vom  hebräifchen  und  griechifchen  (tö  Bayern. 

«^«wro'o,  A.A.+  :  nmA:  ^np^::  (die 

fachte  habe  ick  vergchlich  durchwachi")  darbietet, 
fieht  ^irenigßens  auf  dem  Rande  der  Handfchrift,  um 
da«    griechische  naystog  Eiskalte    wieder  zu  geben, 

tHC^'  (unftreitig  verfchrieben  für  fS^^^l). 
Femer  fetst  fie  askaijA^  welches  Ludolf(JLGx.  p.  346.) 
durch  kleinen  Hagel  erklärt ,  nicht  nur  für  ^tdxvrj^ 
"vraa  (chon  Ludolf  anmerliU  fondern  Hiob6>  l€.  auch 
für  «e^^aüofi  (im  Hebr.  fieht  fl^P  ) «  Pf.  14a,  g.  für 

jMajr.  ( im  Hebr.  V .  7.  ßeht  XJV  ^  ^   wo  es  doch  voa 

dem  vorhergehenden  bar  ad  und  dem  nachfolgenden 
iuMnuidA  verfchieden  feyn  mufs,  Hiob  37,  9.  für 
Myofir  (im  hebr.  Texte  vgl.  V.  10. ,    wo  TV\D  ßeht) 

und  Hiob  33,  22.  für  X<^^1  (im  Hebr.  findet  fich 
"T^SV  Nach  Hiob  37,  29.  ift  hamadA  allerdings 
etiires  Bin  Himmel  (fcheinbar,  d.  L  in  der  Atmofphäre) 
Befindliches,  und  ioc  dem  Zufammenhangc  nebjen  dem 


446  Kap.  6«.    V.  11. 

und  in  Souimer,  und  fein  BeliäUlufa  ift 

fein  Engelift  (dort)«')- 


bereiti  eiwalinten  Reif  (_athatjA)  ond  Hi 
erwartet  man  hier  alleidingt  Schnee.   Da« 
dem  Scblufsfatze  dei  \txtet :  und  /«in  N« 
lung  foll  Cch  wohl  auf  tit  (Hauch)  heai 
auf  manfttj  (Geiß),     J?£Tt*   erMirt 
WÖrterb.) ,  dein  Laurene*  folgt,  von  fcb 
frifchender  Kälte,    im  Gegeofatx  von   * 
harten,   empfindlichen  FioKe.     Der  Situ 
Schnee  verbreitete,  frifch«  Temperatur  i 
und  wohUhätig;  diele  bekommt  eineo  ilu 
rakteiiHreoden  Namen. 
31)   'X^*  V.  lo.  TeTRehtLaur«KC«TOm^ 
er  Ludolfs  Aactoritat  (Lex.  Aethiop,  p, 
für  fich  hat.     Hioh  34,  Ip-  und  FC  147, 
Ludolf  a.  a.  O.  nur  letztere    Stell«  «' 
fuhrt,   bat  der  griechirch«  Text  (V.  I 
LXX  KU  vergleichen)   aUeidings   JMt 
Beht  freilich  SS^),  obfehon  daa  Bild  c 
xerßreum  wU  Afckt^  nicht  recht  *ui 
'  Joel  3,  3.  und  Zeph.  i,  15.  wüd^dflTe 
Wort  ithiopilicb  fo  überfeimt  (üb  blb 
und  es  geht  £(^^t  fchwan»  Wcl 
Auadnick,  wodurch  Hiob  Sgi-X«  40 
Ittxoff,  hier  i»  vom  f'-ftvs  (imHebr.  £ 
auagediüdtt  wii<' 

fion  Ao.«Mr 
1  fkmitm 


4*i» 

1  eine 

:lcf;cni 

~"  "    ~  mimen 

bringen 

"  t;:ä_-:=  -.1^:..  .-       .  .r  dberdie 


.     Der  G^. 

den  ces  M- 


zu  jeder 
dasWaf- 


BebiltnUt) 


I. 

!■(»  iti  1-:- 

.     U  U.ii:  :  - 

Ne£ii:::    I. -. 

t  iinei   tta?-.-,    i.^?     .  golien  WoH 

der  >V.'.:  i^-:-  ■  -^i  -..--.  1.  V.  13.,  wo 

nicht  i-i  i--  ~-:-.     .  •    .            ^  incndeo  Verba 

Litht  •■i^.i  i.-  - V'         i_  .    g.^  \:a  Functionen 

gundN»::.;.  •:;.;,■       .  .  ,    er  veranlafst 

tCioaiti^ttiiib,-.^z.---jLr'  '   ■    ^  llehältniri ;    da» 

P^'SnC'  '~-^     ■  -sc     '  'S"  welche  Jieftjr 

_     .  ,         "  ä  er  ziehen  foll, 
nau:   er  l;*ü     **". - 

~       *  'B^'" 

irwecWelcsg  *«  _    »  ;     _^  Utig^  danim  wid- 

.d  V.  12.  pngr*';  -f ,  i  14.     Cod.  RÜpp. 

:b  Z-ot.  HjTwrai  '-5,  ^  ^^  ^ibt.     ß  n  «ii  A  . 

-McfiC,  6I«s  <J.L^-^.  1,  etg.  /mi,  ohj- 

'i  altr,  oder  in, 
1  nachhet  in  di©- 
t  Bild  deiSäeM 
ibt  «  fprmgtH 
lingcdiereiVen 
1er  Con&ructioa 

Dieb  ifi  sb< 
Gedtuke  lehn 
fammenbange 
vruide«   webbalb 


448  Kap.  58.    V:  12. 

den  BehältnjfTen  des  Regens »  und  fein  Wandel  i 
in  Winter  und  in  Sommer^),  und  feine  Wol] 


CT  A  ^  $  (et  angelus  ejus)  eß^  fc.  in  horrea  ejus^  wef 
halb  fchon  Laurence  ergänzt:    »«dariit.*^ 

93)  Den  Vera   beginnt  ein    abfoluter  Satz,    namUd 

<^*i<^ri:  mA:  ^r^je^:  cet.  der  Geiß  l 
Tfcaueit  fein  Haus  iß  u.  f.  w.  Mak*dar  (bei  X.ai 
xence:  ^^ahode*}  [Wohnort])  eigentlich  Zeit,  dto 
Haus 9,   JVohnung  überhaupt  (über  das  Bild  £  fuc 

Pf.  ig»  50»  ift  wabrfcheinlich  zu  J^^j^^^I  confodt 
tum  als  Subject  zu  denken.  Dagegen  hat  man  di 
SU  fVandel  geborige  Fronomen  wegen  der  Paralld 
V.  jo,  auf  den  Thau  (wohl  nicht  auf  feinen  Geil 
entfchieden  aber  nicht  auf  (ein  Behältnifs)  su  beiil 
hen.  An  den  Enden  des  Himmels  finden  wir  In 
Thaues  Geift  auch  Kp.  74,  ii. ,  und  nach  Kp.  33,  ] 
35»  !•  73»  5«  9 — 10.  kommt  Thau  wie  Regen  ai 
des  Himmels  Thoren.  Wie  hier,  erfcheint  er  aoo 
dort  mit  dem  Regen  in  eng(ter  Verbindung,  weil  beü 
die  Fruchtbarkeit  bedingen.  Eben  fp  öfters  im  A.t 
Auch  nach  5  Mof.  33,  23.  kommt  der  Thau 
Himmel,  f^aurence  hat  nicht  Behdltnißc  des  Regi 
fondern  den  Singular,  wie  auch  V.  10.  ^  derfelbe 
tipbralirt /eine  fFbUe  \irohl  nicht  glücklich  durch: 
von  ihm  hervorgebrachte  ff^olke  und  lafst  die 
davor  hinweg ,  ebenfo  wie  vor  dem  Satze :  „eine  ^ 

der  andern^S  wörtlich:   ihrer  Genoßinn  \fv\MV* 
Der  Sinn  ift :  Nebel  geht  leicht  in  Regen  über, 
übrige  Theil  des  Verfes    ift  darauf  berechnet « 
Entftahen  des  Regens  deutlich  asu  machen,  wobei 
Verf.  doch  einer  faß  su  kindlichen  Anficht  bi 
und  fich*s  durch  Einmifcbung  der  Engel  gar  M 


lad  die  Wolke  des  Nebels  ift  vereinigt  und  ein^ 
pebt  der  anderen;  und  wenn  der  Geilt  des  Regens 
Ich  bewegt  von  feinem  Behaltnifs,;  fo  kommen 
Ingel  und  ö£Enen  fein  Behältnifs  und  bringen 
m  heraus, 

13.  und  wenn  er  ausgefireuet  wird  über  die 
Inze  Erde 9  und  wenn  er  lieh  verbindet  zu  jeder 
dt  mit  dem  WalTer  in  der  E^de  ^^).  Denn  das  Waf» 


9iacbt.    Die  Suffixa  in  ^H^C^l  (fein  BehSItnifi) 

und  JP  (P07\  CDl  (As  laflen  i^n  herauf)  gehen  wohl 
nicht  auf  Ceiß^  fondem  auf  Regen  i  vgl.  V.  13.,  wo 
diefer  lichtlich  Subject  der  dort  vorkommenden  Verba 
ift.  Der  Geift  des  Regem  ift  in  feinen  Functionen 
auf  die  Vörrathakammer  befchränkt,  er  yeranlarst 
daa  Entweichen  delTelben  aus  dem  Behältnifs;  das 
Weitere  aber,  namentlich  die  Richtung,  welche  diefer 
cinfc^hlagen ,  die  Gegend,  in  welche  er  ziehen  foll« 
ift  Werk  der  damit  beauftragten  Engel. 
93^  Der  Regen  ift  dem  Verf.  zu  wichtig  ^  darum  wid^ 
met  er  ihm  auch  nocb  V.  13  und  14.  Cod,  Rüpp. 
knüpft  y.  13.   durch  die  Copula  an,  was  Lawrence 

durch  gleichfalls  (likewife)  wiedergibt.     JS  H  AU\  l 
mit  Verweckfelung  des  Mf  und  Ain ,  eig.  fäen ,  ausr 

ttrtueni  man  überfetze  J^H«   durch  üher^    oder  in^ 

■v^as  fprachlich  zuläffig  ift  und  bald  nachher  in  di^ 

fem    V^rfe  3  Male  vorkommt,     das   Bild   desSäena 

ifi  immer   feftzuhalten.     Laurence  gibt  es  fprengen 

(,,it  u  fprinkled**).  N*ch  demCelben  hinge  diefer  Vera 

'  mit  dem   vorhergehenden  nicht  in  der  Conftniction 

«abmmev,  fondern  beftande  für  Geh.     DieCi  ift  abef 

Iftcindsweges  der  Fall,   fondem  der  Gedanke  fchr^« 

i     let  Bwar  fort^  aber  im  innigften  Zufammenhange  mi^ 

I     d^Oi  wai  V.  iz\  auigofprQchen   wurde  i^    vvcishalh 


450 


Kap.  58-    V-  13. 


fer  wird  .dem  zu  Theil,  welches  in  der  Erde  fic 
beßndetf  weil  es  Nahrung  für  die  Erde  von  den 
Erhabenen,  welcher  im  Himmel  ilt. 


aach  Cod.  Rüpp,  hier  keinen  neuen  Vers  beginnt 
Die  Meinung  des  Verf.  gebt  dahin :  Engel  find  nidit 
nur  Eur  Stelle,  wenn  der  Regen  fein  Bebältnifs  Ter- 
laflen  foll,  fondem  auch  bei  der  Vertbeilung  deflet 
ben  bis  zu  feiner  Vereinigung  mit  der  in  der  Erdi 
bereits  befindlichen  Feuchtigkeit,  welche  aur  Erbal* 
tung  der  Gewachfe  unumgänglich  nothig  ift.     Dil 

hypothetifche  Partikel  (rHO)  welche  hier,  wii 
Y.  J2.  fieht,  läfst  keine  andere  Äuffailung  zu.  La» 
rence  yerknüpft  zwar  die  beiden  erfien  Sätze  dfll 
Yerfea  als  Vordergrund  Nachfatz:  ^ywenn  er  gUick 
falls  (likewife)  gefprengt  wird  über  die  ganze  £ril% 
fo  bildet  er  eine  Vereinigung  mit  jeder  Art  JVaßifi 
auf  dem  Grunde** ;  allein  lautet  die  von  ihm  beiinl 
Handfchrift  hier  nicht  etwa  anders ,  als  Cod.  Ru| 
fo  lafst  fich  diefs  nicht  rechtfertigen.  Sonft  wei< 
feine  Ueberfetzung  auch  dariu  ab ,  dafs  Ce  jeder 
Waßers  gedenkt,   wo  das  Original  in  Cod.  Rü] 

den  gans  klaren  Ausdruck  fMYttl   'XHfl   fi 
tempore  bat;    Grund  (ground)  in  diefem  und 

folgenden  Satze  für    PrAllI    arida  (fc  terra') 
unnöthige  Abweichung,  wodurch  noch  dazu  leichti 

falfcbe  Neben vorftellung  entftehen  könnte.     Ali^ 

t^V:  ^j*t:  aT^aj  p^je--^:  j^a:  p.ni 

wörtlich :  nam  ßunt  atjuae  iis  (fc.  aquis,  quae) 
tant  in  arida;   der  Regen    vermifcht  fieb   alfo 
dem  von  frühem  Zeiten  her  in  dem  Scboofaa^ 
Erde  verborgenen  WalTer  und  trägt,  wie  dieret, 
Ernährung  der  Erde,  d»  b.  alles  deflen  bei,  was 


Kap.  58.    V.  14—15.  451 

14.  Denn  dcfslialb  ^^)  iß  ein  Maafs  im  Regen 
nnd  empfangen  ihn  die  Engel. 

15.  Diefes  alles  ^)  fahe  ich  bis  auf  den  Gar- 
en der  Gerechten. 


tragt.  Laurtnce  ganz  kurz  :  „denn  die  Wafler  blei- 
ben auf  dem  Grunde*';  dagegen  fupplirt  er  vor 'Nah- 
rung „fie  verfchaffen.*'  AO*A»  hoch^  auch  in  der 
Sthiop«  Bibelverfion  Bezeichnung  Gottes;  Laurence 
ittxX  den  Superlativ.     Neben  der  Zelle  dea  Textes, 

^vorin    IX,'^^  «    nutrimentum  vorkommt,   ßeht  im 

Cod.  Rüpp.  auf  dem  Rande  P^^fC\l  adminißratio, 
procuratioj  wohl  nur  als  erklärende  Gloflet  nicht  als 
verfchiedeno  Lefeart. 

24}  Damit  es  der  Erde  nicht  an  Nährftoff  gebreche; 
Laurence  fehr  uuißundlich:  „  Wegen  diefer  Vr fache 
alfo  iß  eine  Ordnung  (regulation)  da  in  der  Menge 
des  Regens**9  und  knüpft  den  letzten  Satz  durch's  Re- 

lativum  an,  wahrend  in  Cod.  Rüpp.  die  Copula  Ol 
Aeht,  was  offenbar  vorzuziehen  ilt.  Der  Verf.  will 
fiagen,  fowohl  die  Maafsbeitimmung  des  Regens  als 
die  Thätigkeit  der  Engel  dabei  ift  nothwendig^  da- 
mit die  Erde  zu  gehöriger  Zeit  und  an  der  e^  bedür- 
fenden Stelle  die  befrucbtendeFeuchtIgkeiteimpiange. 
15}  Auch  hier  hat  Laurence  f  der  fich  aber  vielleicht 
bloCse* Erweiterung  des  Ausdruckes  erlaubte,  eine 
kleine  Verfchiedenheit ;  „DiV/e  Dinge  fahe.  ich;  fie 
ol/tf  y  fMfi  das  Paradies.^^  Garten  der  Gerechten  ift 
Co  viel  als  der  herrliche  Aufenthalt,  welcher  ^dep  Ge- 
rechten ein&ens  au  Theil  werden  foll ,  alfo  das,Para- 
4iea(vgL  Kp.  31,  a.),  vrie  Laurence  überfetst.  -  Auch 
pflegt  der  Verf.  (Kp.  22,  3.  24»  2  ff.  Kp.  29  und  30.) 
eine  liebliche ,  mit  den  ausgefucbteflcn  Bäumen  aufs 


i 


452  Kap.  59.  V.  1. 

Kap.  59.    Sect  X.«^ 

iw     In  dem  500ften  Jahre,  und  in  dem  ' 
X^onate,  an  dem  14ten  des  Monats»  des  Lei 


reicbfie  ausgeftattete »  Gegend  als  Wohnplats 
Frommen  darzuftellen,  ohne  fie  jedoch  gerade  al 
vormalige  Paradies  der  I^rotoplaßen  au  bezeid 

S6)  Wie  fcbbn  in  Anmetk.  lö.  au  Kp.  53,  i.  be^ 
wurde ,  enthalt  Kp.  59.  in  Laurence*s  Ueberfet 
(ifie  Ausg.)  und  aus  dort  angegebenem  Grunde 
in  der  meinigen  nur  einen  Tbeil  delTen»  was  die 
Laurence  benutzten  Handfchriften  in  demfelben  ( 
Rüpp.  in  Kp.  5ai).  darbieten,  nämlich  nur  dec 
fang  deJDTelben :  V.  i  —  ii.  und  aufserdem  3  Ver£e 
V.  13  — 14.  bezeichnet),  welche  an  feinem  Sei 
fiehen«  fo  dafs  die  Ordnung  der  Handfchrifte 
Kp.  59.  hergeftellt  ift,  wenn  man  nach  anfem 
59»  X  —  XI«  Kp.  53.  einfchiebt  und  dann  Kp.  5 
^—  X4«  folgen  läfst.  Üeber  die  Grunde  diefer  S 
düng  r.  a.  a.  O.  In  der  2ten  Ausgabe  Ldurenee* 
inan  alfo  Kp«  sg.  zu  vergleichen,  weil  hier 
'  j;9fies  Kap.  nur  die  2te  Hälfte  von  Kp.  59.  der  I 

.  fchrifiten,  und  noch  dazu  mit  Ausl'chlufs  dn^ier  ^ 
(allb  K]^.  5g.  der  erSen  Ausgabe  und  iheiner  U 

- '  folisuDg) ,  nämlich  V.  12  —  26.  in  fich  begreifk 
^7-^29.  ftehen  ih  der  2ten  Ausgabe  am  Endo 
Kp.  jg.  und  zwar  aus  demfelben  vom  Inhalte  fa 
*  bclmlnenen  Grunde»  welcher  Laurence  (inerfier  A' 
und  nath  ihm  attch  mich ,  sur  Transpofiuon  dei 
deb  grofsem  Abfchnitte  in  Kp.  59.  der  HandIcliT 
yeranlafste.  Vgl.  Anmerk.  au  Kp.  59 ,  n.  i 
Xfidl«  (Verf.  e.  voUft.  Einl.  in  d.OSenb.  Job.  8. 
Iiilligt  die  früher  von  Lawrence  getroffene  UnsfhUi 
doch  fcheint  ihm  aur  Hebung  der  ConfnCon  1 


Kap.  59.    V.  1.  453 

llenochs^^)«     In  diefeni  Glcichnifs  fahe  kh,  cinfs 
der  Himmel  der  Himmel  erbebte  in  gewaltigem 


I 


mehr  erforderlich.  Die  Angabe  der  Section  ift  nach 
dem  Parifer  Manufcript. 
07)  Der  ganze  Zufchnitt  des  Kapitels  ift  allerdings  von 
der  Art 9  dafs  man  glauben  möchte,  es  beginne  ein 
gans  neuer  Abfchnitt ;  aber  vielmehr  wird  erft  von 
hier  an  der  Hauptinhalt  der  3ten  Parabel  dargelegt 
(vgl.  &inl.  S.  14.).  Defshalb  wird  die  Zeitbeftim« 
nung  vorangefetzt «  welche  übrigens  gleich  der  An- 
gabe aller  Nebenuniftände  dazu  beitragen  foll|  fefte 
Ueberzeugung  über  die  Wahrheit  des  Vorausverkün* 
digten  in  dem  Lefern  zu  erwecken  und  su  begründen. 
Der  Eingang  ift  offenbare.  Nachbildung  von  Dan.  g» 
25  £F.  lOy  7  iF.  I  entferntere  Aehnlichkeit  bieten  Ezech. 
S»  I  ff*  3f  23  ff.  Jef.  69  5  ff.  Jer.  i»  6.  dar.  Auch 
anderwärts  hat  der  Verf.  einem  fchon  berücklichtig- 
ten  Gegenftande  durch  ausführliche  Schilderung  fei- 
ner Lage  und  der  Empfindungen,  welche  ihn  bei 
dem  Schauen  und  Hören  beredten^  ein  neues  und 
höheres  Intereffe  ^u  geben  gefucht.  Fafst  mSiU  die 
felrsahlung  im  Anfange  diefes  Kapitels  nach  dieft r  Be- 
Biehung  auf,  fe  verliert  ße  das  Auffällige,  was  fie 
m  dem  Zufammenhange  hat.  Noch  mehr  würde  diefa 
der  FnU  feyn,  wenn  Kp.  59.  unmitt^bär  nach  Kp.  56« 
folgte,  welches  fireng  genommen  blofs  Expofition 
der  Ueherfchrift  und  vorläufige  Andeutung  des  In« 
haltea  der  Parabel  iff.  Eine  vollkommene  Fatallele 
bSte  dann  der  Abfchnitt  Kp.  14  ff.,  wöKp.  14, 1  «—7. 
•ach  erft  eine  Art  Einleitung  geben  und  dann  die 
▼ifion  (elbft  folgt.  Mir  fcheint  daher  für  die  Her* 
'  faUon^  der  urfprünglichen  Reihenfolge  fölg^ide  Ord« 
Awig  nothig:  Kp.  56.  59  (blofs  in  dem  ümfknge, 
^^i^fiben  es  bei  mir  hat).  57.  5g  (nach  meiner  Be- 


454  Kap.  59-   V.  1. 

Beben  und  die  Mächte  des  Erhabenen  und  d 
gel,  Taufende  von  Taufenden  und  Myriade 


seichniing).  6off.  Die  dironologifche  Notis» ' 
der  Veif.  Kp.  59.  voranßellt»  fallt  defswege: 
auf  I  weil  Henoch  nach  i  Mof.  5,  23.  nur  36« 
alt  wurde,  nach  diefer  Stelle  aber  wenigßen 
500  Jahre  alt  geworden  fejn  müfste.  Defahi 
pfiehlt  eine  Randbemerkung  des  Cod.  Rüpp.  e: 
dereLefeart,  nämlich:  im  34^en  Jahren  alfo  l' 
vor  Henoch's  Tode*  Steckt  kein  Fehler  in  de 
fo  müfste  der  mit  der  Genefis  keineswegs  unbe 
Verf.  des  B.  Henoch  ^on  der  Vorflellung  aus 
dals  Henoch  auch  nach  feiner  Entfernung  v 
Erde  noch  Vifionen  erhalten  habe.  Damit 
jedoch  Kp.  go,  13.  im  geraden  Widerfpruche, 
ausdrücklich  heifst,  dafs  er  nach  Vollendung  d 
zu  Theil  gewordenen  Vifionen  zu  den  Menjcl 
rückgekekrt  fey.  Der  erfte  Vers  ift  bei  Lm 
dem  ich  hier  ^  wie  fonft ,  in  der  Versabtheilut 
bleibe»  ungewöhnlich  lang,  während  fein  Inl 
Cod.  Rüpp.  3  Verfe  bildet.  Der  erffe  dairon  > 
Uofs  die  Zeitangabe,  welche  daher  nicht ,  wi 
X«aiirtfnc£*iÜÄberretzunggerchieht,  mit  dem  fol 

pu  verbinden  ift.  Die  Worte  A  (IT  A  *  :  A^ 
in  die  fem  Gleichnifs  fetzen  es  aufser  ZweifSa 
Kp.  59.  nicht  Anfang  eines  ganz  neuen  Abte 
.  Xcy«  jimfAl  überfetzt  Lawrence  durch  Parabs, 
das  ^Wort  auch  beifsen  kann  (Ludolf  lex.  j 
und  auf  jeden  Fall  iß  nach  der  Meinung  dei 
das,  was  er  fo  nennt,  mit  dem  identifch,  ^ 
fonft  Pmrabel  nennt.     Jedoch  gebraucht  er  £S 

Xonft  P^^/\:  (Kp.  37,  3-  38»  i-   45^1* 
S6f  I»  68»  43.)  f   wefshalb  hier  eine  andare  B 


Kap.  59.    V.  1.  45r) 

fTxaden   waren   crreet   in   grofscr  Anfrepnn^. 
d  fogleich  fahe  ich  das  Haupt  der  Tage  auf  dem 


nang  ia  der  UeWretsung  vorsuziehen  fcliien.  Der  Re- 
dende ift  Hcnoch  oder  Noah  (f.  V.9.).  fl^Pl  iVV  ^* 
coslum  coelorum  für  böchßer  Ilimmel ,  der  Ort,  wo 

Gottct  Thron  ift.  Jf^A^At:  Ü/XP;  eigeml. 
ma^nam  commotionem^  als  Acc.  aufzufaflen»  vir  eich  er 

den VcrbalbcgriiF  JI'Jf'A^A^:  commotum  efi  ver- 

terkt,    ebenfo  wie  \J(\P:    ähTi^tl    (mit  Vcr- 

wechfelung    des  Gutturals   ßatt    U-Tl't*«)     magnas 

CMr&ai  beim  Verb o  't*U(DTVi!  perturhatus  fuU  Lau- 
rence  weniger  wörtlich:  y^dafs  der  Himmel  der  Tlim- 
nel  erfchüttert  ward,  dafs  er  e'rfchüttert  ward  hef- 

tiglich.««  '!ßߣ\  l  Kraft,  Macht  find  die  Kimmlifchen 
Schaaren  (die  ivvafug  Ephef.  i,  21.)»  ^"d  mufs  col- 
lect! vifch  gefafst  werden,  wie  f^'h  ül:   (ßatt  K'^S  ü:) 

yji^l  Kp.1,4.—  AAAo:!:  AÄAcfi't:  heifat 

igentlich  auch:    Myriaden  der  Myriaden^  wie  üec 
weite  von  demfelben  Stamme  kommende  Ausdruck 

•AAIJ'M   ^AAI^'I';    Achnliche  Bezeichnung 

\T  Engel  nach   ihrer   ungeheuren  Menge   1*.  Kp.  2. 

f  94.    40,  !•     Das  Gericht,  welches  kommen  foll» 

ogt  fie  durch  feine  Furchtbarkeit  in  Unruhe ;  was 

ander  alfo,  wenn  Henoch  davon  in  einem   hohen 

\de  afficirt  worden  wäre.     Ueber  Haupt  der  Tage 

Anm.  69.  zuKp.  46, 1.  4793*  64»  I* »  in  den  beiden 

in  Stellen  wird  feiner   in  ähnlichem   Zulammen« 

;e  gedacht. als  hier.     Für  die  Schilderung  feiner 

senden  Umgebung  bietet  auch  Kp.  14,   10  —  24. 

0  Parallelen    dar.      Laurcnce   knüpft   den   Satz 

die  Partikel  als  an  den  vorigen  an :  »»und  als  ich 

loch.  30 


450  Kap.  59.    V.  1. 

Throiie  feiner  Herrlichkeit  fitzen,  und  die  E 
die  Gerechten  rings  um  daflelbe  Itehen.  i 
felbfi  ergriff  gewaltiges  Zittern,  und  Sehn 
fafste  mich.  Und  meine  Lenden  beugten 
erfchlafften,  und  mein  Ganzes  löfte  lieh 
fiel  auf  mein  Antlitz.     Und  es  fendete  nii 


aufTahe ,   fafs  **  u.  f.  w. ;    allein  im  Origi 

PflH*  illico;  dann  überfetzt  er  Heilige 
rechte  (wie  er  es  unter  andern  auch  Kp.  , 
gethan  hat)  und  verbindet  den  Satz,  wo 
vorkommt,  durch  während;  vor  den  3  i 
durch  Punctum  gefcliiedenen  Sätzen  läfst  ( 
pula  aus.     Henoch  bebt  feine  Perrönlicbk 

ders  hervor  (durch  das  voranftehende  t\ 
das  zugleich  angewendete  Suffix  ap  dexuVe: 
er  bisher  von  den  Engeln  und  ihter  Beftü 

fprochen  hatte.  fV'Aijt'P:  ego  totus 
rence :  meine  Nieren,  Henoch  zittert  zun 
den  Anblick  Gottes,  wie  Kp.  14,  12.  13,; 
vielleicht  auch  (vgl.  indefs  zu  V.  2.)  über 
kündigte  Gericht  (vgl.  Jef.  15,  5.  16,  g 
3 — 4.  Hen.  21,  6.  39,  12.  und  fein  Vor 
8«  17  ff«    10,  9). 

28)  Der  Sendende  ift  natürlich  Gott^  welcl 
unter  der  Bezeichnung:  Haupt  der  Tagt 
wurde;  Laurence  wählte  das  FaHivurn : 
wurde  gefendet."  Ueber  Michael  ift  der  Ve 
fiändlichy  als  käme  er  hier  zum  erfien  \ 
während  doch  von  ihm  fchon  vielfach  (9» 
30»  5.  40»  8»  53»  <$0  d^^  Rede  war  (eben fi 
■  S4»4.};  entgegengeßellt  wird  er  einem  and« 
fcheinh'ch  doch  demjenigen,  von  weichet 
früher   begleitet  i/vurde,    dem  Engel    des 


Kap.  S9.  V.  1  —  3.  457 

aUgeh  Michael,  einen  anderen  heiligen  Engel» 
nen  von  den  heiligen  Engeln,  und  er  richtete 
ich  auf. 

2.  Und  als  er  mich  aufgerichtet  hatte,  kehrte 
leln  Geift  zurück;  denn  ich  vermochte  nicht  zu 
tragen  jenes  Geficht  der  Macht,  jene  Aufregung 
Iblt  und  das  Erbeben  des  Himmels. 

3.  Und  es  fagte  mir  der  heilige  Michael: 
ITarimL  erfchreckt  dich  ein  folches  Geficht? 


(53,  4*  53«  4*  54»  60«  Darnnter  kann  aber  in  der 
dten  Parabel  wegen  Kp.  53,  6.  Michael  durchaa» 
nicht  verftanden  werden ,  da  jener  Engel  über  ihn, 
fo  wie  über  Gabriel,  Raphael  und  Fhanuel  in  feiner 
Belehrung  /ich  verbreitet.     Das  den»  Henoch  so  Theil 

gewordene  Geficht  wird  V.  2.  als    C^PlUT^l 

^  f  At  vißo  illa  roboris  bezeichnet »  mit  Bezug  auf 
y.  X.  Macht  fieht  alfo  wieder  als  CoUectivum  der 
Himmelsbewohner  (vgl*  auch  An  merk.  77.  zu  Kp.  , 
47»  3«)  ^^^  bedeutet  hier  nicht  Gewalnhätigkeitf  wio 
laourence  es  fafst,  und  wovon  wohl  Lücke  ausgeht» 
wenn  er  (Verf.  e.  vollft.  Einl.  in  d.  Apokal.  S*  69O 
Cigt:  das  Geficht  werde  als  befonders  inh/iltsfchwec 
«ind  erfckreckend  angekündigt.  Auch  die  folgenden 
Ausdrücke  weifen  auf  die  Erzählung  V.  i.  hin.  Sonft 
'würde  allerdings ,  befonders  unter  Berückfichtigung 
Ton  y.  4.,  jene  Deutung  zu  dem  Nachfolgenden  recht 
gut  paflen.  '  V.  3.  eröffnet  bei  Laurence  die  Zeitpar- 
tikel: dann;  der  äthiop.  Text  hat  die  einfache  Co« 
pnla;  auch  überfetzt  jener  ungenau:  »»bei  Jte/lfm  Ge- 
Ccht**  undy.  4. :   ,9  gegen  aZi«<S   wo  das  Original 

nach  Cod.  Büpp.  AOA;  7\A:  erga  eos  gibt. 
Aehnliche  Fragen  werden  auch  fonß  von  den  Engeln 
aa  Henoch  gethan  (Kp.  21»  3«  6.   24,  5  — 60>    Einei^ 

30  * 


-täö  Kap,  59.    V.  4^-5. 

4.  Bis  heute  war  der  Tag  feiner  Barmher 
kelt,  und  er  ift  barmherzig  und  langmüthig  ge 
fen  gegen  die,  welche  wohnen  auf  Erden. 

5.  Aber  wenn  ^)  der  Tag  kommen  w 
und  die  Macht  und  die  Züchtigung  und  das 


Antwort  Henoch's  wird  von  Michael  nicht  abgei 
tetv  fondern  die  Belehrung  ohne  Weiteres  gege 

CVI^:  ^ul':  für  c^t:  c?^D^:  dg. 

ginauus  irae  für  langmüthig,  nachllchtig. 

ap)  Wenn  hier  nicht  vielleicht  ©  1*1  fl,  J  fed  cito 

(Dp  A  I  aber  wenn  zu  lefen  iß,  wodurch  alles  k 
ter  und  einfacher  würde  ^  hat  man  wohl  Dicht 
Laurence  alles >  was  auf  den  Satz :  und  wenn  hom 
wird  der  Tag^  in  diefem  Verfe  folgt,  als  Machfat: 
faflen:  „dann  (wird)  die  Kraft,  die  Strafe  und 
Gericht  (eintreten  —  take  -place  —  ),**  wie  y 
überfetzt,  indem  er  das  in  Farenthefe  Gefchlol 
ergänzt  und  die  vor  hajH  (Kraft)  ßehende  Coi 
als  Zeichen  des  Nachfatzes  {then^  fafst.  Soll 
Lefeart  foha  feftgehalten  werden,  fo  fcheint  es  be 
den  ganzen  4t en  Vers  als  Vorderfatz  und  erft  ^ 
alsNachfatz  und  das  im  Anfange  des  letztern  fiehi 

(D«.  als  Zeichen  des  Nachfatzes  zu  betrachten , 
es  in  meineE  Ueberfetzung  gcfchieht.  Tag  V.  5. 
ändert  Laurence  um  in  Zeit ,  während  er  es  yo; 
und  nachher  beibehält.  Macht  unßreitig  jene,  1 
che  V.  I  und  2.  fchon  erwähnt  wurde,  alfo  die  mi 
tige  Begleitung  Gottes,  die  Engel ;  ihre  ErfcheiQ 
xeigt   den  Anbruch   des   grofsen   Gerichtstagea ' 

^¥UJ4!^-  eig.  Scklagen^  dann  troptfch  Str 
Herr   der    Geißer   f.   Anmerk,  30.   su    Kp«  37, 

J^rt^lJE,;  /<  proßrant,  das  arab.  aqn«ir.     Gwr 


l 


Kap,  59.    V.  5  —  6.  459 

rieht,  welche  bereitet  hat  der  Herr  der  Getfter  für 
diejenigen  I  welche  lieh  beulen  vor  deni^yericht 
der  Gerech tigh ei ty  und  für  diejenigen,  welche  leug- 
nen das  Gericht  der  Gerechtigkeit,  und  für  dieje- 
nigen, welche  feinen  Namen  unnütz  führen : 

6.    fo  iffjenerTag  bereitet ^^)  denAuserwähl- 
ten  zur  Vereinigung  und  den  Sündern  zur  Prüfung. 


^ 


t 


der  Gerechtigkeit  (gerecutes  Gericht)  hat  Laurence 
nur  einmal;  in  dem  aten  Satze,  delTen  Cöpüla  er 
auch  übergeht,   überfetzt  er  dafür:    diefes  Gericht, 

JfYWJJS,!  negant  (nicht  gerade  ahfchwören^  wie  es 
Laurence  fafst).  Paralt^eo  zu  diefer  Characteriftik 
der  Gottlofeil  bietet  das  A.  T.  öfters  dar;  Tgl.  Jef. 
5,  19.  66,5«  Je^-  I7>  15-  Arnos  5,  ig.  E^cch.  12, 23. 
Hen.  45,  2-  heifst  es   von  den  Böfen:    fie   leugneu 

Gottes  Namen.  >\A:  P^fSShl  t\^'  (\Ti  t 
tfferentes  nomcn  ejus  frufira  ift  unßreitig  fo  viel  als 

a  MoT-ao,  7.  HJPS(Uj7\;  tl^l  f\ih(\^:  xjui 

nomen  ejus  mendacio  effert  (für  das  griqcb«  "^ov  Xa(i- 
ßipovta  t6  OTOfiu  avtov  inl  fia^aitp  ^ ,  bezeichnet  alfo 
diejenigen  I  welche  Gottes  Namen  mifsbrauchen 
und  entheiligen,  wie  3  Mof.  19  (im  ithiop.  Texto 

des  Cod.   Rüpp.  21),   12.:    ^-Jh.Ct^tii:  fl^t 

i  nPJCin!  ne- profanetis  ejus  (Dei)  nom^n  fanctum» 
Laurence  fafst  es'  auch  fchon  fo  ( ,,  take  his  name  in 
vain**)t  obgleich  er  das  Suffix  an  dem  Subftautiv 
Namen,  nicht  fand. 

so)  Dielet  Vers  bildet  nach  der  einfachften  AufFaflungs- 
«r^ife  dea  Textes ,  wie  er  in  Cod.  Rüpp.  lautet,  den 

'    NachCatB  feu  V.  5»     Das  Präteritum  mit  der  Copula : 

Oi^Jf  AQ)^J  empfiehlt  freilich  die  Annahme,  dafs 
der  Grundgedanke  aus  V.  5.  recapituliFt  werde ,  mit 


460  Kap.  59-    V.  7. 

7.     [t/nd  es  werden  vertheilt  werden^ 
jenem  Tage  zioei  Ungeheuer :  ein  weibliches 


y 


Hinzufügung  des  verfchiedenen  Erfolgs ,  iT^dcl 
ner  Gerichtstag  für  die  beiden  MenfchencUlTi 

ben  werde,    i^  d^  A I  (nach  Ludolf  lex.  p.  t 

/\^   SU  fchreiben)  eigentlich   Schwur^    dann 
eingegangenes  Bundnifs  ;  bei  Laurence  daher  co 
(.Vertrag,  Bündnils)  überfetzt.     Die  Fromme 
einigen  fich  mit  Gott ,  fohliefsen  gleichfam  ein 

nifs  mit  ihm  in  der  feierlichften  Weife.  (t\ 
Befragung  f  Rechenfchaft ;  da  das  Refultat  de: 
den  Sündern  nicht  günllig  fejn  kann,  und  die] 
davon  fogleich  eintreten ,  fo  deutet  der  Aasdn 
türliq]^  auf  Beßrafung  hin.  Laurence  fuppli 
Terdeutlichung  vor  Bund  und  Prüfung  t  als  e 
(„as  a  day  of'').  Auf  das  verfchiedene  Gefch 
Frommen  und  Gottlofen  am  grofsen  Tage  d 
Tichts  deutet  auch  Kp.  22,  lo  S. 
Ql)  Laurence  fetzt  hinzu:  zur  Speije  (tot  food] 
'  bei  er  'den  Schlnfs  des  Kapitels  (hier  Y.  I2.  b 
net ,  in  der  bodlej.  Handfchrift  Y.  27.)  im  Ao 
Aufserdem  fagt  er  zur  Erklärung  nur  noch :  , 
die  Jüdifche  Fabel  von  dem  Leviathan  und  d 
hemoth  habe  ich  mich  in  meinen  Anmerkun, 
dem  .erften  Buch  Esra  p.  308*  verbreitet.  Di 
ift  zu  abgedrofchen  unter  den  Juden,  als  i 
wiederholt    werden    müfste.     Ich    habe  ■  daa 

A^nC^J  (follte  A^^nC^^^  heifse».  w 
Cod«  Rüpp.  hat)  Ungeheuer  überfetsti  Ludo 
ihm  blofa  die  Bedeutung  tigres,  Tiger»  Aba 
Leviathan  und  Behemotb  ofEenbar  nifimala 
Tigerarten  gerechnet  worden ,  fo  habe  ich ,  c 
ohne  Auuoütati    einen  aUgemeinen  Auidn 


Kap.  $9.   V.  7.  4ül 

■ 

\eh€uer^  ä^ffen  Name  Leviathan ,  laeil  es  wohnt  in 
jer  Tiefe  des  Meeres  über  den  puellen  der  Gewüjffer^ 

wählt."  S'AC*  ^^  eigentlich,  wie  Ludolf  (t^gt 
(lex.  methiop.  p.  293.  302.   und  lex.  aiuhar.  p.  51.), 

die  amharifche  Forin  für  das  athiopifche  S  ^  d  * 
(das  hebraifche  "^O^)',  womit  Tiger  und  Parder  be- 
seichnet  werden.  *  Uebrigens  i(l  eine  folcbe  Erweito- 
rung  der  urfpriinglichen  Bedeutung,  wie  He  Laurence 
annimiAt,  bei  d^  ^Thiernamen  nichts  Unerhörtes. 
So  erklärt  z.  B.tZbi^a  (Catal.  Cod.  Copt.  p.  530,) 
das  koptifcbe  Wort  thrkx  durch  JBar,  während 7fZa^- 
roth  (Examen  crit.  des  travaux  de  Mr.  Champollion*, 
Paris  I832I  p.  117  —  Ig.)  bemerkt,  dafs  es  wahr« 
'  fcheinlicli  mit  dem  griech.  rccQoiaüsiv,  rdiftt^ig  zufam- 
menbaiige  und  alfo  jedes  Raubthier  bezeichnen  könne. 
Bevt^eifendfür  den  Gebrauch  des  üthiop.Wortes  ift  Hiob 

3«  g.  9  'wo  es  mit  dem  Epitheton  ^(\P  j  ♦  für  das 
griechifche  fäya  x^rog  (im  Hebr.  fleht  JH'JI^)  vor- 
kommt. A>T.;^1^:  L€i;^t/l/i  und  'fifh^^l 
iihemot  konnte  der  Verf.  des  B.  Ilenoch  nicht,  wie 
inan  zu  glauben  geneigt  feyn  möchte,  aus  dem  B. 
Hiob  entlehnen;  denn  in  der  äthiopischen  Verßon 
des  letztem  kommt  weder  das  eine  noch  das  andere 

■    vor,  fondern  flau  Aet^en  Hiob  40, 20.  Tl  ^  11,1   anguis^ 
wie  Ff.  73,  14.  und  103 1  28-  (im  Hebr.  74,  13.  und 

104,  26.) »   und  Hiob  40,  lo.   iiAi^Tl   ferptntes^ 

ir/Iiatf,weil  fchon  die  LXX  beide  Namen  vermieden  und 

-;.  fnr  jenes  d^cbtmv,  für  diefes  ^n^ln  gefetzt  haben«  Diefa 

ri  ift  infofem  wichtig  und  intereflant,  als  fich  daraus 

-.ergibt,  dafs  aus  der  jiidifchenUeberlieferunggefchöpft 

wurde  und  der  Verf.  judifcher  Abkunft  war.     Ohne 

.  letxtere  würde  die  nicht  zu  verkennende  fefie  Ueber- 

seuguDg  dcITelben  von  der  Wahrheit  jener  judifchen 


4ÜU  Kap.  sy.  V.  a     ' 

8.   lind  das  männliche  hat  den  Namm 
vioth^'%  welches  emnimmt  mit  feiner  Bruft 

Jiolithare  JVüfte^ 


Erwartung  gar  au  febr  auffallen ;  wahrend  et 
von  Kindheit  an  eingefogdoes  und  genährtei 
theil  dem  ßarren  Sinne  des  Juden  fich  wohl  < 
len  konnte.  In  den  Kreis  -der  grobem  Vorßi 
vom  melTianifchen  Reiche,  welche  indefs  v 
•Gebildetern  als  blofse  Aflleg^rie  aufgefafst 
gehört  allerdings  die  Meinupg,  dafs  der  Bc 
und  Leviathan  einft  dm;\  Nachkommen  Ä 
zum  Mahle  dargeboten  werden  foUen.  Vgl. 
Jon  Buxtorf  (des  altern)  Synagoga  Judaica  ( 
ed.  3.  (Balil.  1661.  80  P^  734  f<l*  und  Lex!« 
Talmud,  et  Rahbin.  p.  1128.9  wo  auch  ainigi 
jiidifcher  Schriftßeller  über  diefen  Gegenfiai 
werden.  Das  nach  dem  Nameji  Leviathan  I 
fchliefst  Laurcnce  durch  das  Relati^um  an  { 

Rüpp.  ßeht  diefes  nicht ,  fondern  die  Partikc 
Diefe  fleht  wahrfcheinlich  caufal,  und  der  Si 
Tbier  erhielt  jenen  Namen,  weil  es  ein  ge 
Seethier  ifl.  Betrachtet  man  die  urrpriing 
bräifche  Form  der  Worte  Leviathan  und  B< 
fo  foUte  man  das  männliche  und  weibliche  G< 
nicht,  wie  es  hier  im  B,  Henoch  angegebc 
unter  Ce  vertheilt  erwarten,  fondern  gerad 
kehrt.  Der  Verf.  iS  zufrieden,  in  ihnen  di 
Gefchlechter  angedeutet  zu  haben.  Statt  Tie 
Laurente  den  Plural,  lieber  den  Quellen  des 
befindet  ßch  der  Lüviathan  infofern,  ala  di 
dem  Meeresgründe  hervorfprudelad  gedlicht 

32)  Der  Anfang  des  Verfea  lautet  eigantlich 


Kap.  59.    V.  9.  463 

9.  und  ihr  Name  iftDendajen^  gegen  Morgen 
h  GartenSj  ipo  die  AuserwUhlten  und  die  Gerecht 


Bekemoth  fa  eß,  LaurenCM  fupplirt  Ungeheuer  cum 
Adjectiv  männlich  ^  und  überfetzt  überhaupt  etwas 
frei,  wenn  er  nicht  einer  andern  Lefeart  folgt:  »»und 
ein  männliches  (Ungeheuer),  deßen  Name  Behemotk 
i/I**,  wodurch  allerdings  der  Gegenfatz  des  zwei- 
ten Thieres   gegen   das    erftere  fchärfer  heraustritt. 

H  J?  A  ^  Tl !  (fuod  apprehendit  (tenet),  ift  dichterifcbo 
Art  zu  reden  fiil::  es  häufet  oder  wohnt;  es  ruht  auf 
dem  untern  Theile  und  berührt  gerade  damit  dio 
Einöde«  daher  ift  diefer  recht  palTend  als  dvs  bezeichnet, 
womit  es  glclchfam  das  unwirthbare  Land  erfüllt. 
LaMrrnce  fupplirt  den  Begriff:  fich  bewegen  (^^^wtlches 
innfe  hat,  fich  bewegend  auf  feiner  Bruft«  die  unficht« 
bare  Wildnifs  —  wildernefs  — *^)9  dachte  «Ifo  wahr« 
Icheinlicb-  aa  Thiere,   wie   die  Schlangen,    welche 

licli'auf  dem  Bauche  fortbewegen.     i\$^^^li'l 

(mit  m  Satt  A:,  wiQ  Ludolf  fchreibt»  doph  hat 
auch  der  gedruckte  Text  von  x  Mof.  t  — f  4*  ed*  Fe» 
traei  die  Form  mit  Ain)  ift  nicht  pectuSstfm  iqi^ftren« 
gen.  Sinne  des  Wortes  ^  obfchon  Ludoljf  blofj^  diefo 
Bedeutung  angibt;  denn.z.  B.  i  Mof.  3,  14.  kommt 
ea  von  i»t  Schlange  vor,  welche  auf  ihrem  Baucha 

(imIIeV*fi^  {irU'Sy)  kriecht.    Die  Wufta,  wo 

:.fene»  Ungethüm  fich  'aufhaltt    wird  im  pten  Verfo 

\.  nach 'Namen  und,  Lage  naher  beftimmt.     Laurenee 

labt  den  Anfang  des  Verfes  von  der  Vergangenheit 

und. relative:  '^fderen  Name  Qendajen  ujarV;   •Hein 

m  Yerbum  Seht  gar  nicht  da ,  und  Cod.  Rüpp»  hat 

&  C<(pttla    (D'y    aber    nicht  das   Relativum.     In 

J^^^f^JS'^S^  -als  athiopifcbes  Wort  betrachtet,   ift 


4;64  Kap.  59.   T.  9. 

ten  weilen  werden^  und  wohin  aufgenommen  wurät 


mm 


ii 


der  letstere  Theil  (iajen^\tiQc\x  mitS).  ein  Nomen  und 
bedeutet  Gericht  (das  hebr.  P*1);  aber  auch  der  er- 

ftere  {den)  fcheint  auf  diefelbe  Wurzel  hinsu'weifen. 
Ging  die  Benennung  von  den  Hebräern  aas,  fo  ergibt 
fich  diefelbe  Etymologie;  dagegen  ift  bei  den  an  das 
cbaldSifcbe  DemonRrativum   r*1  wohl,  nicht  zu  den« 

:fcaa.     Kp.  1O9  6.  kam  eine  in  Dudacl  ( J^J^AiA!) 

od?r  Dondaei  befindliche  Wiifte  vor,  in  welche  Azizel 

verftofsen  wird;    üe  könnte  mit  der  hier  erwähnten 

;identifch  feyn.     Das  Land  ößlich  vom  Paradiefe  ift 

diefem  Ungethüm  angewiefon ,  weil  diefes  von  Men- 

fchen  nicht  betreten  wird.     Der  Verf.  'will  dadurch 

dem.  etwaigen  Einwurfe  begegnen,    dafa  Nienind 

.diefef  Thie^  gefehen  habe.     Bis  zum  grofsen  Gericht 

nyir^  es  alfo  in  der  davon  benannten  unwirthbaren 

Gebend  aufbewahrt.  .  Was  Kp.  5g ,  15.   Garten  der 

Gerechten  hieTs/  iflf  hier  genauer  bezeichnet  als  künf* 

tig^r  «Aufenthaltstrrt  der  zu  befeligenderi  Ffommen; 

irgl.Stp.  60,  'I5m  Vornacb die l^romthen  eiAtk  lYn  Garttn 

'  i^t  Lebens  wohnen  fohlen.     Allgei^linef  Selcbreibea 
>■'•••  ■"■>'_i 

^P'  iSf*  4'  5*  7*  ^nd  41^  i»  dieffin  Wohnplat^  der* 

fälbkii.    Laiire/ic^' überfetzt  gegen  d^n  nlil'  Vorlitogea- 

'ihn  Text:  der"AuserwäkUe  und  GereiVie  (iWi  Siag.}i 

•  was  •  er  >'vielleiobl»  ■  «oUefitive  '  genrarmeR'  'hat  •    aber 

vdpchi  auch  fbifsd^tel?  und  vom'  Meßias  veiftaedei 

,  werden :  konnte- (/Vgl..' Kp.  45,  3.4.   48,  5.   4gb«3- 

50»  ^b.^I»  jii  6a,'44^iio.  6X9  X.),  welchen  .der Veii 

•bieV  ii'och  nicht  liferuchricfatigt.     Wo ,  wohin  fi^Ol 

eig.  apudt  int'eri   Kp.  6o>  li-  Aeht  dafür   dflli*« 
Den  letzten   Theil  des  Verfea  bat  Lautähee  durch 

TeAtlmung' der  Syibe   lfm  in  7\^Yti0*P:  mt 


Kap.  59-    V.  9.  4ü5 

ein  ßrofsvater,  w^lclier  derßehente  war  von  Adam^ 


mens  9  welche  er  als  Präpofition  Tif^l  a^  ex  faCst, 
oder  durch  falfchllche  Verdoppelung  derfelben  und 

duroh  Verwcchfelung   der   beiden  Worte    ^r(\^l 

feptimus  und  fl  ^A  A  •  homo  gans  unrichtig  gedeutet : 
9fVrp  er  (es)  empfing  von  meinem  Vorfahren»  welcher 
Menfch  war^*  u.  L  w,  Dafs  des  Redenden  Ahnherr 
ein  Sterblicher  gewefen,  verfleht  Ach  von  f(dlbft  und 
w^ar  daher  ganz  unnÖthig  zu  erwähnen«  Auch  waro 
unklar,  wer  der  Empfangende  lej,  Gefprochen  wird 
ficherlich  über  Henoch ,  welcher  in .  der  Genealogie 
der  Genefis  (Kp.  5.)  wirklich  das  fieherut  Glied 
-(Adam,  Seth,  Enos,  Kenan,  MabialalQel,  Jared»  He» 
noch)  ausmacht;  vgL  auch  Hex^«  37,  l.  Henochs 
Enköl  iß  Lamech ;  da  aber  diefem  an  keiner  andern 
Stelle  des  Huches  Henoch  eine  Vilion  zugefchrieben 
iß ,  fondern  er  (ich  vielmehr  durch  feinen  Vater  Me« 
thufala  bei  dem  Grofsvater  Raths  erholt^  (Kp.  105.), 
fo  ift  hier  unßreitig  Henochs  Grofsen^Kel,  d.  fa.  Noah, 
als  der  Erzählende  zu  betrachten.  Auch  Confi  nennt 
IVoah  den  Henoch  leinen  Gropiyatfir  |(TgL  Kp.  64» 
4.  9.    66f  4.    67,  i.)  und  Kp.  64»  3,  erzahlt  das  B. 

Henoch,    da&  Noah  tihf^/tifffi.X^Ti:    den 
Grofsvater   Henoch  gerufen  )iabe«    /HochA    wahr- 
fcheinlich  bilden  alfo  die  V erf; ,  y^^che,  voja^  Ltevia- 
.  than  und  BehexDpth,  handeln,,  V.  7-r-  xi. ,  ein  Ein- 
.  fchiebfel,  welches  £}i.  der  Vifion  des  Noah  (Kp:  64-— 
.670f  und  zwar  noch  beßimmter  in  Kp.  66«  ^^gehort. 
Solche  Verfetaungen    Gnd    im   B.  , Henoch    ziemlich. 
.   hSufig.     Zu  demfelben  Abfchnitt-faheu  w.i^  uqs  ver- 
«nlafst  auch  Kp.$3,  7  — II.  und  54,  ir-5»  su  rech- 
nen (L  Anmerk.  «u  Kp.  53»  7*  und  54,  |.).     £•  wäre 
an^^  nogUdi»  daib  tu  gmzt.  fgie,^fi%d  ipiterer 


4(5ft  Kap.  59.    V.  V. 

dein  erften  der  Menfchen^  welchen  der  Herr  der 
Geißer  gemacht  hatte. 


»..-\ 


I     ■ 


Zufatz  £um  B.  Henoch  wäre  und  su  Kp«  64—67. 
gehörte;  wenigftens  iß  V.  10.  doch  wohl  eine  Be- 
ziehung auf  V*  I*     Auch  Kp.  lO »  2  ff.  wird  Noah 

über  die  Zukunft  belehrt.     Wenn  Laurenee  A  lA! 

^<^(l\Q)l  überfetzt:  wo  er  (es)  empfinge  fo  konnte 
er  fich  bei  der  Deutung  der  Verbalform  allerdings 
auf  Ludolf  (Lex.  Aeth.  p.  102.}  berufen  ,  nach  deüea 
Angabe  die  jte  Conjug.  diefcs  Zeitwortes  active  Be« 
deutung  hat  und  das  Suppliren  des  Objectes  würde 
fich  auch  rechtfertigen  lallen.  Das  Pronomen  de: 
ßten  Fbrfon,  welches  er  ergänzt,  bezöge  lieh  näm- 
lich auf  das  Erzählte  (ubi  accepit  fc.  rem  narratam^, 
und  der  Sinn  wäre:  im  Paradiefe,  in  der  Nähe  des 
oälichen  Saumes  der  Erde ,  wo  der  Behemoth  £cb 
befindet,  war  ihm  die  hier  mitgetheilte  Nachricht 
darüber  zugekommen.  Man  hätte  dann  folche  Stel- 
len au  Tergleichen ,  welche  Henoch  an  die  Enden 
der  Erdei  oder  des  Himmels  u,  f.  w.  zerfetzen,  damit 
er  das  dort  Vorhandene  fchaue  (Kp.  23»  !•   3Ii  3* 

33^  X.  ddf '  !•  2.  34,  I.  35,  I.  3.  39t  3-  75f  X*f  B^ 
'Wiflermatsen  gehört  auch  Kp.  105»  7.  dahin).  Allein 
voraüag^fetzt ,  dafs  tamatava  nur  }ene  Bedeutnng 
babe  (vgl.  auch  Drechsler  de  Adthiop.  ling,  conjaptt 
p.  31  Und  43.)  f  entlieht  doch  ein  dem  Zufammen* 
hange  viel  entfprechenderer  Gedanke «  wenn  daa  Ter« 
bum  vom  Aufnehmen  in  die  Wohnungen  der  Seligen 
(ins Paradiea)  "rerftanden  wird.  Man  conftruire dann: 
fttO  reeepit  (Fe.  Dens)  nvurnmeum  cet.  s  daa  Subject 
Gott  m  ergansen,  hat  natürlich  gar  keine  Schwia* 
rigkeit  (^gl.  Anmerk.  g^  %u  Kp.  13,  f.),  oder  die 
3ie  Perfon    doa    Active    entTp  riebt    ünüerai    nabe« 


Kap.  59..    V.  |0.  467 

10.     Und  ich   bat  jenen  anderen  ^)  Engeln 
ir  zu  zeigen  die  Macht  jener  Ungeheuer,  wie  ße 

ftlmmten  man^   fo  dafs  receplt  avum  geradezu  ßatt. 
des  FafBva  receptus  efi  avus  ßände ,  wie  die  3te  des 
Plurals  (vgl.  Anmerk«  51.  zu  Kp.  41,   i. }.     Mit  den ' 
letalen  Worten  des  pten  Verfes  wird  auf  die  Erzah« 
lang  des  Pentateuchs  von  Erfcba£Fung  Adams  (i  lVIof.2.) 
Rückficht  genommen.     Herr  dsr  Geifier  iß  auch  in. 
der  Vifion  Noab*s ,  su  dem  ich  diefe  Verfe  rechnen 
möchte,  gebräuchlich ,  wie  überhaupt  Kp.  37— -70* 
(f.  Anmerk.  30.  zu  Kp.  37,  i.) 
33)  Laurence  ungenau  l  einen  andern  GfOf  another  an« 

gel")  i  im  Original  fleht  nämlich :  ATJT^ :  V) £i!\  ; 
Der  Verf.  meint  Michael,  welchen  er  fchon  V«  1. 
durch  das  Prädicat  anderer  unterfchieden  hatte«  Au- 
(ser  den'  jenen  Ungethümen  verliehenen  Kräften 
wunfcht  Noah  (denn  diefer  iß  der  Fragende  ^  vgl« 

V.  9.)  auch  die  Art  und  Weife  (AC^  ^uomodo) 
ihreir  Trennung  kennen  zu  lemeOt  Laurence  über« 
fetst  dem  Sinne  nach  richtig:  an  äemfelben  Tage; 
doch  lieTse  fich  diefs  fo  auffalTen,  als  gefchähe  dio 
Scheidung  der  Ungeheuer  an  d^m  grofsen' Gerichts- 
tage, deflen  in  den  vorhergehenden  Verfen  und  na« 
mentlich  auch  in  dem  ebenfalls  gewifs  fpäter  entftan« 
denen  V.  7.  gedacht  worden  war.  Der  Verf.  üieint 
aber  eine  frühere  Zeit,  wabrfcbeinlich  die  PeHode, 
wo  jene  riefenhaften  Wefen  von  Gott  gefchaffen 
wurden.     Der  äthlopifche  Text  hat  das  2^hlwört: 

AA/ft-t:  ^t&:  uno  die.     Das  dem  +A>AR: 

•  foparaii  funt  im  Originale  nachfolgende  (D*t*®J^R  ♦ 
et  impofiti  funt  lädt  Laurence  ganz  ans ,  dagegen 
crginzt  er  vor  der  Ortsbezeichnung  'das  Verbum 
/fy»  (fo  dafs  eins  iß  o«  f.  w.  —  oue-^«m^),  und 


468  Kap.  $9.    V.  10^11. 

getrennt  lourden  an  Einem  Tage^  und  gefett 
den  eins  in  die  Tiefe  des  MeereSy  und  eins  i 
Erde  in  die  TVüße. 

1 1 .     Und  erjagte  :  Du  Merifchenfohn 
tangft  hier  zu  erfahren ,  was  verborgen  iß  ] 


wablt  wie  V,  7,  den  Plural  Tiefen.     In  Coc 

find  die  Worte:  nPrAlli;  (\^<ff:  niclit  i 

'    confinictus ;   letzterer  wäre  abei"  erforderlicl 

man  arida  deferti  oder  mit  Laurence:  in  dei 

(dry)  JVüfie  überfetsen  feilte ,  womit  fich  < 

62,  3.  f^K^^l  OJ?'®'!  terra  deferti  y& 
lierse. 
34)  Die  bekannte  Lieblingsbenennung,  womit 
pbet  Hefekiel  in  feinen  propbetifchen  Reden 
net  wird,  kommt  als  Anrede  blofs  in  dief« 
Tor.  Vergleicben  läfst  ßcb  jedocb  Kp.  70,  1 
ein  Engel  feine  an  Henocb  gericbtete  Rede 

Worten  beginnt:   /V5+:  (ffTit^l  ©Aj^I  - 
tu  esßlius  viri  (^ui  te  genuit  cet.).   Vom  Mefl: 

Uer  gebrauchte  Ausdruck  0Aj?t  f\ilil\  ^ 
X.  3*  '  4S »  2.   und   die    gleichbedeutenden 
•nAn^J  filius  viri  Kp.  ögi  39*  4I.  «nd 
7\%t\:  7\(^äiP(If:  filius  hominis  Kp. 
13.  17-   68»  38-   69,  I.  (wie  Matth.  9,  6.)  a 

det;  auch  ©Ajf:  'HT^fX^l  filius  focmi 
6X1  9*  bildet  eine  ataaloge  Bezeichnung.  D( 
nennt  Noah  gerade  fo,  weil  Menfch  feyn 
Yerborgeoa  Wiflenwollen  Cch  gewiffermafae; 
fprechen.  Er  will  ihn  nicht  gerade  tadela 
Beantwortung  der  Frage  ablehnen,  fondera  i 
Zweck  ift  hier,  wie  fonft,  Yerherrlichune  dea 
lifiten  Patriarchen,    welcher    über 


I 


Kap.  39.  V.  12.  469 

I 

\ 

12. •^).    [Und  es  fprach  zu  mir  der  Engel  des 
Friedais  p  'welcher  mit  mir  war:  Diefe  zweiunge^ 


▼on  der  Geburt  angewiefene  irdircbe  Stellung  wdt 
hinaus  gehoben »  mit  übehrdifcher  Weisheit  a\i8ge- 

TÜftet  wird.  Söhne  der  Menfckin  {Qf^X  t  fUf^  l) 
heifsen  die  Erdbewohner  im  B.  Henoch  nicht  feiten^ 
inrenn    fie    den    Engeln,     den  Söhnen   des    Himmel» 

((DTA-je:  (l^JS:  Kp.  13,  p.  14,  2.).  9der  über, 
haupt  dem  Ueberirdifchen  Jantgegengefetzt  werden 
(Kp.  ZO,  II.  13,  6.  13,  3.)i  ^^^  ^^^^  Söhne  der  Erde 
((DT/VJ?:  f^^O)   Kp.  15,  a..  wie  fonft..blofs 

fl  -n  A  l    Menfchen  (Kp.  6,  I.   I4,  2.  15,  X.  22,  >)• 

minder  fcharf  seigt  lieh  Kp.  40,  9.  42,  ^.  der  Ge«^ 
genfatz ,  ift  aber  doch  vorhanden.  IHe  hier  vor* 
kommenden  Aeufserungen  des  Engels  und  dem  Be- 
nehmen der  Engel  bei  Fragen  Henochs»   2.  B.  Kp. 

Sit  3.  6.   24,  5.  6.    51,5-  völlig  angemelTen.   fV^l 

ii|  hoc  loco.  H  ^  A*  A « >  was  Niemandem  bekannt 
ift,  das  Geheimnifs,  gibt  Laurence:  fecret  things. 
In  der  erßen  Ausg.. feiner  Ueberfetzung  bemerkt  er 
Bu  diefem  Verfe  noch:  ,,Hier,  d.  i.  zwifchen  dem 
Xlten  und  i2ten  Verfe»  ift  in  beiden  Ha ndfchriften 
alles  das  eingefcboben,  was  ich  5gftes  Kapitel  genannt 
habe.*'  Diefe  Bemerkung  gilt,  auch  von  der  Rüp' 
jfelVfchen  Handfchrift  und  dem  58ßen  Kap.  meiner 
Ueberfetzung. 

35}  Obfcbon  Laurence  in  der  3ten  Ausg.  feiner  engli* 
Tcfaen  Uebertraguog  die  Reibenfolge  der  Verfe  im 
^pften  Kapitel  der  Handfchriften  im  Ganzen  beibe- 
hält,  fo  macht  er  doch  mit  den  3  Verfen,  welche 
Cch  in  meiner  Ueberfetzung  hier  anfchlie(sea|  eine 
Ausnahme.     »,Diefe  letaten  3  Y^rfe ,   fagt  er ,  näm- 


470  Kap.  59.   V.  13. 

heuer  Jind  durch  H$  Gröfse  des  Aüherrfchers  he- 


w 


lieh  12,  13«  14«  Sehen  io  beteten  Handfctinften  am 
Ende  des  59llenKap*y  aber  Ce  gehören  fo  entfchiedea 
SU  diefer  Erzählung  vom  Leviathan  und  Behemoth, 
dafs  ich  es  gewagt  habe,   Iie  hier  einsufchieben." 
Sie  flehen  alfo  in  beiden  Ausgaben  der  Laurence^fchea 
Ueberfetzung  in  demfelben  Zufammenhange.      Cod. 
Rüpp.  hat  ße  am  Ende  feines ,  dem  59ften  der  Codd« 
Farif.  und  Bodlej.  entrprechenden,    5often  Kapiteh. 
Diefe  Verfe  rechnet  man,   wie  V.  7  —  n. ,  welche 
in  den  Handfchriften  alfo  nicht  mit  ihnen  unmittel- 
bar verbunden  find»  entweder  alle  drei  auch  cur  Vi* 
£on  Noah's  Kp.  64 — 67.9  und  betrachtet  fie  alfo  ni« 
mentlich  als  einen  Theil  von  Kp.  66* ,   oder  wenig- 
fiens  V,  12.,    defTen  Zufammenhang  mit  V.  7  —  li. 
gar  SU  klar  vorliegt.     Zweifelhafter  ift  es  mir  bei 
y.  13  — 14.  f^  von  denen  ich  nicht  fo  feft  übersengc 
bin,  als  es  Laurence  zu  feyn  fcheint,  dafs  fie  an  dea 
Abfchnitt  von  den  beiden  Ungeheuern  gehören.  Denn 
obfchon  ich  zugebe,  dafs  V.  6.  (nach  der  an  meioer 
Ueberfetzung  befolgten  Zählung)  einen  recht  guten 
Schlufs  der  Vifion  59,  i  —  6.  bildet  und  Kp.  60,1^ 
mit  59,  6.   leicht  in  Verbindung   gebracht  werden 
kann,  fo  itt  doch  eben  fo  gewifs,  dafs  auch  V.  13—14' 
fich  an  59,  6«  leicht  anrchliefsen  laffen  und  den  G^ 
danken  des  Strafgerichts,    welcher  V.  5-— 6«  ange- 
deutet worden  war,  weiter  ausführen.  Uebrigens  liegt 
in  den  Worten:    damit  die  Strafe  des   Herrn  sieht 
vergeblich  fey  (V.  12  und  14.)  eine  gegenfeitigo  Be- 
siehung.    Die  Verfe  werden  in  Cod.  Rüpp. ,  wahr- 
fcheinlicb  auch  in  den  von  Laurence  benutzten  Hand- 
fchriften,  zwar  unterfchieden ,   aber  nicht  geaablt 

Engel    des   Friedens    (^AATI:    IIA^;)   oder 
Engel  des  Heiles  L  Anm.  49.  su  4O1  g. »   aUb  woU 


Kap.  59.    V.  12.  471 

dtet^  Speije  zu  geben^  damit  die  Züchtigung  des 
ülherrjchers  nicht  vergeblich  fey. 

eigentlich  der  beilbringende,  mich  durch  den  ertbeil« 
ten  Unterricht   befeligende   Bote  Gottes.     Av  A* 

-per   von    der    caufa    cfEciens.-     i\^\\^i\^(\\> Ct  l 

Herr  ausrcblierslicb  von  Gott,  als  dem  alleinigen 
wahren  Herrn  gebraucht ,  kommt  in  diefem  Vcrie 
gleich  zwei  Male,  fonft  aber  im  B.  Ilenoch  nicht 
fehr  häufig  vor;  in  der  /«weiten  Abtbeilung  meiner 
Ueberfetzung  ill  es  befiandig  Aurch  Allherrfcher  über- 
tragen, um  es  von  andern  Bezeichnungen  des  Ilöch- 
fien  zu  unterfcheiden ;    Laurencc  wählte  dafür  Gott^ 

f  wie  er  freilich  auch  A^AY\  ♦  wiedergibt,  wefs« 
halb  es  auch  von  mir  in  der  erfien  Abtheilung,  wo 
ich  feiner  Führung  zu  folgen  hatte ,  fo   ausgedrückt 

wird.  ^IbrlRr  (ut)  cibum  praeheant;  wem  die 
Thiere  zur  Speife  beßimmt  feyen,  wird  als  bekannt 
vorausgefetzt  und  alfo  nicht  ausdrücklich  gefagt. 
Da  die  Erzählung  V.  7  (F.  flchtlich  auf  jüdifchen  Sa* 
gen  beruht,  fo  darf  man  für  die  Vorltellungen  diefes 
Terfet  kaum  eine  andere  Quelle  fuchen.  Die  Thiere 
find  gewifsden  frommen  Juden  als  Gaßinahl  zugedacht. 
Vgl.  aufser  den  in  Anmerk.  zu  V.  7.  beigebrachten  Stel- 
len auch  Eifenmenger*!  entdecktes  Judenth.  2  Th. 
S.  g72.  der  Original- Ausg.  (Frankf.  1700.  ).  Nach 
Kp.  24  t  3  ff«  geniefseii  die  Äuserwählten  einft  die 
^Fracht  eines  unvergleichlichen  Baumes ,  nach  Kp. 
,  10«  fifirkt  und  belebt  He  der  herrliche  Geruch 
deflelben  (vgl.  auch  2g«  2.  Kp.  29  —  31  ))  und  nach 
Kp.  lOf  23  —  24.  geniefsen  fie  nach  Vollendung  des 
Strafgerichts  über  die  Böfen  alles  Schöne,  was  die 
£rde  beut.  Zu  den  letzten  Worten  des  VerfeA  bc- 
nerkt  Lawrence:  „Dießodlej.  Uandfchrift  läfst  hier 
rBach  Hcnoch.  3 1 


472  Kap.  59.   V-  13. 

13.    Und  es  werden  Kinder  erfchlagi 
mit  ihren  Müttern  und  Söhne  mit  ihren  f^ 


claft  Verbum  A,  ß  YV 1  •  m5§t  nickt  feyn 
ches  in  dem  Farifer  Codex  vorkommt  um 
noihwendig  ift,    um  den  Sats  negirend  z 
wie  es  der  Sinn  verlangt.  **     Auch  Cod. 
das  erwähnte  Wort.     Indeft  behält  die  St 
noch  etwas  Unklares;   man  erwartet  näi 
mehr  einen  Gedanken ,  wie :    damit  die  Ki 
bei  Erfchaffung  jener  gigantifchen  Wefen 
geblich  thatig  gewefen  fey.     Im  Aethiop. 

gans  deuüich  ^^^[JJ((,^U  xind  Laur 
nach  feiner  Ueberfetzung  daflelbe  in  leL 
fchrift  gefunden  haben)   möglich  wäre  es 

Ausdruck  an  die  Stelle  von  ^  ^  A  t  Kra 
nem  Shnlichen  Worte  trat  und  aus  V.  14 
kam.  Üeber  jene  Thiere  war  keine  Strai 
hängen.  Auch  lehren  V.  13  — 14. ,  dab  vi 
guog  der  MenTchen  die  Rede  fey.  Der 
wohl:  denen I  welche  ins  meflianifche  Rei 
nommen  find^  wird  bei  dem  zu  veranSalt« 
Isen  Gaftmahle  Theilnahme  an  feinen  Fre 
Hattet;  es  gefchieht  diefs,  damit  dem  Sti 
der  Freyler  nicht  blofs  ein  erfreuliches  I 
an  die  Seite  trete,  fondem  fich  auch  auf  1 
cdatante  Weife  an  den  Tag  lege.  G9tteaZ 
ift  nicht  vergeblich,  infofem  lieh  dadurch 
gana  Yerfiockten  sur  Bekehrung  bewegen-  i 
dadurch  Aufnahme  ins  meflianifche  Reich 
Vgl.  V.  14. 

Q6)  V.  13«  knüpft  Laurenee  durch  die  Zeit|MUr 
(then)y  Cod.  Rüpp.  durch  die  bioCie  Copu] 


Kap.  59.    V.  14. 


473 


14.  fFenn  die  Züchtigung  des  Herrn  der 
elfter  nüit  auf  ihnen  ^  fo  ruht  fie^  damit  die 
üchtigung  des  Herrn  der  Geifter  nicht  vergeblich 
jmine  über  jene.  Endlich  wird  Gericht  feyn 
ich  feiner  Bannlierzigkeit  und  nach  feiner  Latig^ 
uth.  ] 


gegen  hat  erfterer  im  Anfange  iron  V!«  14.  clas  Ol 
copulativuniy  cHefer  aber  nicht.  Aeltem  und  Kinder 
umfchreiben  hier  die  Gefammtheit  der  bSfen  Men« 
fchen.     Per  Begriff  Kinder  ift  im  Aethiopifchen  das 

crfte  Mal  durch  JJ^^Ij  3ai  atelVIal  durch  dTA^Jp^ 
•uagedrückt.  Dafs  übrigens  nur  von  Gottlofen  die 
Rede  fey ,  Hegt  am  Tage ;  die  Aeufserungen  des  B» 
Henoch  find  zuweilen  in  allgemeinerer  Form »  als  fie- 
verbanden  werden  Tollen  /gegeben  (f.  Anroerk.  zu Kp. 

33f  3*  und  50, 4.).  't'\jlC4^  •  f/uiefcit^  inkaerct^  manet; 
Laurence :  ^^continue**.  Das  Pronomen  bezieht  fich  auf 
die  V.  13.  erwähnten  Perfonen.  Der  Verf.  wieder- 
bolt  Herr  der  Geißer  ßatt  des  IPronomens  (vgl. 
Anm.  Bu  39»  9.).  Er  hatte  zwar  V.I2.  Gott  mit  ei- 
nem fonft  gewöhnlichen  Namen  bezeichnet,  kehrt 
aber  hier  wieder  zu  dem  Lieblingsnamen  der  Abthei- 
lung Kp.  37  —  70.  (f.  darüber  Anmcrk/ 30.  «U37>  i.) 
zurück.  Die  Züchtigung  geht  defshalb  nicht  fohnell 
vorüber  t  damit  fie  gute  Früchte  -  trage«  Lawrence 
feCst  die  Worte:  auf  ihnen  nicht  zu  dem  erften,  fon- 
^itjtn  dem  sten  Yerbum  und  bei  dem  3ten,  wo  er 
übrigens  /«yit  niberfetzt  ftatt  kommenf  lafst  er  fie  aus, 
Tielleicht    weil   Cod.  Bodlej.    fie  hier   nicht  liatte* 

J^fS^l  tandem^  -poftea^  welche  Bedeutung  Laänen^« 
wählte  y  poßremo  ( vgl.  Hiob  19,  25.)«  Die  Suffixe 
an  den  Worten  Barmherzigkeit  und  Langmuth  über« 
geht  Lawrence, 

31  ♦ 


474  Kap.  ÜO.    V.  1. 

Kap.    60.  37). 

1.  Und  ich  fahe  in  jenen  Tagen,  es  v 
jenen  Engeln  lange  Schnuren  gejreben,  und 
hoben  ihre  Flügel  und  gingen  nach  Mitterna 


37)  Der  Inhalt  diefes  Kap.  fcliliefst  fich  an  Kjj 
ganz  genau  an ,  wornacli  das  küininende  Geri 
Sündern  rchrecklicb ,  den  Frommen  aber  wo 
werden  foU.  Auf  das  letztere  weifen  die  i 
hin,  M«elche6o,  I  IT.  von  Ilenoch  wabrgenomm 
den.  Laurence  hat  die  Copula  im  Anfange 
pitels  nicht.  Jcntm  (den  Kp.  59,  i.  erwähnt 
unzählbaren)  Engeln  ift  wohl  nur  ungenauer  A 
für:  einem  Tbcile  derfelben;  der  mit  Henoc 
chende  (alfo  Michael ,  vgl.  Kp,  59,  i.  3.)  w; 
darunter.  Nach  dem  Zeitworte  fi^^en  fteht  im  i 
keine  Conjunction,  wefshalb  ich  £c  auch  in  de\ 

Detzung  umgangen   bin.     Die  Schnuren   (A' 

mit  r*i;  ftatt  if\  ;  funes,    das  Hehr.    SaP) 

wie  die  folgenden  Verfe  ganz  deutlich  fagei 
Meßen  dienen ,  und  auszumeflen  iß  der  Wohl 
Frommen,  welcher  fie  am  Tage  des  Gerichts 
xnen  wird  (vgl.  auch  Kp.  69,  3.).  Auch  in  de 
namentlich  Ezech.  40,  3  ff.  47,  3  ff.  Zach. 
(and.  Abth.  V.  5  ff.)  Offenb.  11,  i  ff.  21,  ] 
fcheinen  höhere  Wefen  mit  Meffen  des  Teinp 
der  heiligen  Stadt  befchäftigt,  welche  nach 
.  gung  der  Frevler  von  Gott  gegründet  werdea 
üer  Ort  der  Seligen  liegt  gegen  Norden  (vgL:] 
9.  und  Anmerk.  dazu.  69,  3*  769  4.),  odc 
nordößlich  (Kp.  31,  i.  2.).     Die  Bedeutung  de 

tes    ^Ifv!   ßeht  ganz  feit;    nämlich  Nord 
und  Gegend,    wie  beides  auch  das  perf.  m\^ 


Kap.  60,   V.  2—3.  473 

2.  Und  ich  fragte  den  Engel  ^),  indem  ich 
gte:  „Warum  nahmen  fie  jene  langen  Schnuren 
rS4  gingen  fie?"  Und  er  fagte  mir:  „Sie  gingen, 
m  zu  meffen." 

3.  Und  es  Tagte  mir  der  Engel  »welcher  mit 
lir  ging:  „Diefsfind  dieMaafse^*')  der  Gerechten, 
nd  die  Seile  der  Gerechten  werden  fie  bringen, 
if  dafs  fie  fich  fiützcn  auf  den  Namen  des  Herrn 
er  Geiiter  von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit; 

deutet) ;  vgl.  das  arab/  äm-^.     Den  Scblufs  von  V.  I. 
gibt    Laurence :    und  fie  flogen   vorwärts   fchreitend 

(„fledadvancing";  im  Aetbiop.  ftebt  bJofs  (Df^jC^l) 
gegen  den  Norden;  V.  2.  überfctzt  er  horu  durch 
fortgehen.  Statt  der  Copula  vor  den  Worten:  ße 
erhoben  u.  £.  w.,  bat  er  das  Relativum« 
3g)  Henocb  meint  (vgl.V.3.)  feinen  Begleiter  und  Erklärer 
der  ibm  vor  Augen  tretenden  Symbole.  Durcb  äbnliche 
Fragen  deflelben  wird  auch  fonft  oft  (Kp.2I,  3^.  22, 6ff. 
23fSff-  24,  4 ff.  26,  I  ff.  3i»4ff-  40»  8 ff-  43»  äff. 
46,  iff.  51»  3  ff-  52,  4  ff.  53t  4  ff-  54»  6  ff.  59»  10  ff.)» 
eben  fo  wieZacb.  4,  5  ff.  Offenb.  7,  I3ff. ,  die  Deu- 
tung- des  Gefebenen  vorbereitet  und  gleicbfam  an  das 
Gelicht  angefcbloffen.  Laurence  hat  blofs  :  er  fagte 
fiatt:  und  tr  fagte  mir;  eben  fo  im  Anfange  von  V,3- 

39)  t\f^^^Vl\  nacb  Ludolf  (Lexic.  col.  102.  ed.  2.) 
gewöhDlich  Gröfse ;  bier  ifi  unßreitig  ( vgL  auch 
^f^(t\Q^  ♦  V.  5  und  6.  geradezu  für Mefsfchnuren) 

die  Grundbedeutung  der   Wursel    maeana. (meffen) 
feflzuhalteni  wie  es  fcbon  Laurence  getban  hat.     In 

dem   folgenden    Satze:    (D^^fXi^l  AJ^$'^  : 

JPCAi/vA*Ient ftebt  ein  verfcbiedener  Sinn,  je  nach-* 

dem  man  die  Engel  oder  die  Gerechten  (im  letztem 

^Falla  ftuode  der  Stat.  <;pnfir.  maäsra  für  den  Accuf.) 


476  Kap.  60.  V.  4« 

4.     und  es  werden  anfangen  zu  wol 
AuBerwählten  bei  den  Auserwahlten« 


als  Subject  des  Zeitwortes  fafst;  alfo  funss 
(angeli  Uli)  afferent  oder  furus  jufii  afferei 
Zufammenbange  aDgemciTen   ift   blofs  die 
fclarungi   Lawrence  jedoch  hat  die  andere 

^^LUCi*9  welches  LuiolJ  nicht  hat,  yi 

einfachften  mit  UAJJ^  j  I  decimatio  für 
deiitend  gehalten  werden ;  allein  die  Bedeut 
ssu  keiner  der  beiden  Conßructionen.     Wa 

lieh  ift  es  von  ^7\11)Cm  ^^^  Ludolf  di 
tung  vinculum,  ligamentum  gibt,  nur  Ortho 
verfchieden,    wie   es    auch  von  Lawrence  9 
^fCords**  überfetst,   angefehen  feyn  muts, 
nicht  in  der  Bodle].  Handfchr.  etwas   ande 
Es  wird  Bedacht  genommen,  den  Frommen  i 
würdige  Wohnung  su  gründen ,  damit  Ge  < 
Ausfioht  auf  ein  folches  glückliches  Loos  si 
haften  Vertrauen  bewogen  werden«      Der 
4ren  Verfes,  welchen  Laurence  nicht  durcl 
pula  an  V.  3.  anfchliefst ,   kann  nur  feyn : 
erwählten  find  nicht,  wie  es  seithero  der 
genöthigt,  mit  denBöfen  zufammen  au  leben 
getrennt  von  diefen,   geniefsen  fie  das  GU 
nur  unter  Glcicbgeßnnten  au  wiflen  (vgl.  K 
10,  aa.  34.  «i6  —  29.  389  4-  61,  15.)*  Nachü 
vgL  V.4£F.  und  48,  i.  könnte  man  vielleicbtdi 
genannten  Auserwählten  von  den  Himmelabe 
deuten  wollen ;  indels  ift  doch ,  foviel  ich  n 
nera^  keine  einsige  Stelle  im  ganaen  B.  H«e 

das  Wort  ^J^J^'^l  felbft  von  dielen  | 
wire.     Sehr  nahe  liegt  endlich  die  Veimutiu 

am  Ende  des  Yerfes  (l  ^  ^  •  der  jtusmrmi 


Kap.  60.    V.  5,  477 

5.  Und  diete  Maafse  find's,  welche  gegeben 
erden  foUen  der  Treue ,  und  itärkeil  werden  das 
Tort  der  Gerechtigkeit  ^); 


MelEas)  su  lefen  ift  ßttt  rt,  4.ph  !,  vgl.  V.  7.  10. 
Kp.  40,  5.  60»  I.  Der  Gedanke  wäre  dann :  Die  From- 
men find  vereint  mit  dem  grofsen  Reprärentanteu  der 
Gottheit,  welcher  in  ihrem  Mamen  und  auf  ilir 
CeheiCi  das  Gericht  hält.  Diefe  Erwartung,  Mit- 
bürger des  neuen  idealifchen  Reichs  zu  werden,    ift 

ja   eben  ein  Grundgedanke  aller  meflianifcfaen  HofiF* 

Illingen;  f.  auch  Kp.  45,  4.  51,  4.  61,  17* 
l|0^   Auch  dicfer  Vers,  ehen  fo  wie  V.  6  —  7.^  gehören 

noch    sur  Rede  des  Engels,  welche  V.  3.  begann. 

Lücke  (VerC.  e.  voUft.  Einl.  in  d.  0£Fenb.  Job.  S.  70.) 
,    findet  die  Erklärung  des  Engels  noch  dunkler  als  das 

Geficht  Cdbft,  worin  ich  ihm  aber  nicht  beißimmen 

i    mochte.     hf^^'J^ly  wie  auch  V. 6.,  die Maafss 
(Cl  zu  V.  3O I   aber  wohl  nicht  Ce  felbft  werden  den 
frommen  MenTchen  übergeben,  fondern  diefe  erfahren 
das  Refultat  der  durch  die  Engel  (rgl.  V.  I  £F.) 
erkfteUigten  Meflung  und  werden  in  den  Befits 
ihnen  befiimmteo  Wohnortes  gefetst.    Nicht  blofs 
,  Jichterifch  wird  hier  das  Abfiractum  Treue  angewen- 
j[et   Aatt  des  Concrati,  fondem  der  Sache  ganz  ange- 
^ffffffn ,    da  diefe  Eagenfchaft  as  iß ,  welche  Belob* 
iuung  erhalten  fpU;   vgl.  auch  Kp.  39,  5.  und  56,  5« 

reber  HP^I*^  J  L  Anmcrk.  zu  Kp.  56, 5-  (S.  4l2)t 

^o    amfäerdem  auch  das  Abßractum  in  einem  ahn* 

lli^aii  Znlammenbange  vorkommt.    V.  3.  ßeht  dage- 

daa  Concretam.     Laurenct  wiederholt  im  fol- 

iden    Satae  das  Relativum,    fand  es  jedoch  auch 

\t-  im  Ithiop.  Texte.     Das  Wort  der  Gerechtigkeit^ 

ic^reder  'die  Verheilsung   des    gerechten   Gottes, 


478  Kap.  60.    V.  6—7. 

6.  und  diefe  Maafse  werden  enthüllen  jegli- 
ches Geheime  in  der  Tiefe  der  Erde, 

7.  und  diejenigen,  welche  umgekommen  find 
durch  dieWüße,  und  die,  welche  Verfehlungen 
worden  find  von  den  Fifchen  des  Meeres  und  von 
Thieren ,   auf  dafs  fie  wiederkehren  und  fich  vet 


welche  auf  folche  Weife  ihre  Befiatigung  (j^  Ai^! 
fie  bekräftigen ,  beßätigen }  findet ,  oder  das  Gefets, 
die  OIFenbarungen  deHelben,  fein  Wort  der  Wabr 
heit,  welches  in  feinen  Verehrern  tiefere  Wurxdi 
fchlägt,  weil  fie  Anerkennung  zu  erwarten  habet 
Das  MeiTen  der  Engel  hat  auch  auf  das  Innere  di 
Erde  Einflufs »  nicht  fowohl ,  um  dadurch  für  & 
Menfchen  eine  höhere  Erkenntnifs  zu  vermitteln 
fondem  auf  das  Meflen  folgt  Hervortreten  der  Di 
Lingefchiedenen,  welche  unter  der  Erde  ruhen.  So 
nach  ift  V.  6.  mit  V.  5.  im  genauen  Zufammenhang 
(Cod.  Riipp.  macht  diefen  durch  Anwendung  der  Ca 
pula^  welche  Laurenc«  nicht  hat«  nochanfchauJiche^ 
und  mit  beiden  Verfen  wieder  V.  7«  Statt  Geheim 
bat  Laurence  den  Plural  (Geheimnifle );  darfdh 
trennt  V.  7.  in  der  Conftruction  TOn  V.  6. ,  fieht  tA 
aber  dadurch  genöthigt,  im  Anfange  des  erfiem  ii 
ergänzen :  es  wird  gefchehen^  wovon  er  die  im  athiaf 
Texte  des  Cod.  Rüpp.  erS  nach  den  Worten  „ttf 

den  Thieren««  eingefchobene  Partikel  T)  C^  :  abhil 
gig  feyn  lafst.  Das  Verfchloflene ,  was  die  Efl 
deckt  und  was  nach  V.  6.  offenbar  werden  foU,  wif 
in  V«  7»  deutlicher  bezeichnet.  Es  find  die  ToM 
gemeint  t  von  denen  die  fie  deckende  Erde  hinwc| 
genommen  wird ,  damit  fie  ans  JLicht  treten  könn« 
Für  den  Gedanken  des  7ten  Verfes  vgl.  Kp.  ^o^ 
und  Anmerk.  dazu.  Auferfiehung  der  Todten  Wi 
hier  gans  deutlich  mit  der  Erfcheinong  des  MeS 


Kap.  60.   V.  7  —  8.  479 

» 

(Ten  auf  den  Tag  des  Auserwählten ;  denn  keiner 
ird  umkommen  vor  dem  Herrn  der  Geilter,  und 
daer  wird  umkommen  können." 

8.  Und  es  erhielten  Macht  die  oben  in  den 
immeln  allzumal,  und  Eine  Kraft  und  £in  Glanz 
ie  Feuer  wurde  ihnen  gegeben  ^^). 


in  YerbinduDg  gefetet  (auch  Lück^  ••  a.  O.  geReht 
diefs  zu) ;  fie  erfcheint  hier  nicht  als  eine  allgemeine, 
wie  in  der  Parallelftelle ,  da  die  Auferftandenen  i^s 
.  Schützlinge  des  Auserwählten  bezeichnet  find.  Von 
den  eines  natürlichen  Todes  Verfiorbenen  fchweigt 
der  Verf.,    aber  unftreitig  will  er  fie  nicht  ausge- 

fchloffen  .wiffen.  7\  ^  O  J^  CT  :  per  defertum  ^Law 
rence  überfetst :  in  der  Wüße) ;  das  B.  Henoch  mufs 
in  einer  Gegend  gefchrieben  fejn,  Wo  man  die  Schre- 
cken der  Wüfte  kannte.  A^^  XJ  find  unftreitig 
die  wilden ,  reilsenden  Landthiere,  Die  Enthüllung 
des  Erdanfchoofses  gefchieht,  damit  die  dort  bis- 
her Schlummerifden  wieder  an  das  Licht  kommen. 

OjEi^C^C^^h:  eigentlich  et  innitantur  (vgl.  V.3.), 
alfo  ßduciam   ponant;    das  Bild   von    einem   Stabe 

(  P^  ^  OMi  r  )  hergenommen,  auf  welchen  man  fich 
Bützt.     Der  Auserwdhlte  ift  der  Meifias;  Tgl.  darü» 

«    her  Anmerk.  zu  Kp.  45,  3. 

41}  Nach  der  Erklärung  des  Engels  über  das  Ereignifa 
y.  I  S,  wird  die  Erzählung  der  Vifion  felbfi;  fortge- 
führt. Lawrence  fetzt  im  Anfange  des  Verfes  die 
Zeitpartikel:   dann^   fo  auch  V.  lo. ;    der  Text  hat 

blofs  (D:  ^7\HHt  heifst  aUerdings  Befehl,  wie 
ea  Laurence  fafst,  allein  die  andere  Bedeutung  im' 
perium,  potefias  entfpricht  dem  Zulammenhange 
befier  (es  müTste  nämlich  fonft  erhellen,  was  ange- 
ordnet wurde)  und .  yrivd  durch  -4^  ^ten  Theil  dea 


(verfantur)  ad  unum  omneSy   Umfchreibung  der 

Zwifchen  Kraft  und  Glanz  hdiiLaurencc  noch»! 

(voice),  was  aber  in  Cod.  Rüpp,  fehlt,  und  er  übe: 

welchen,  eine  vereinigte  (combined)  Kraft  ^  & 

und  GlanZf  gleich  Feuer  gegeben  wurden ,  wol 

Zahl  eins  vor  Glans  nicht  beTondtfri  ervHllmt 

(Is  findet   kein   Ipecififcher  Unterfchied    ftatt 

werden   reichUchQ   autgeftatte^,    da«  let;^te  G 

durch  ihre  Gegenwart  mit  zu  verherrlichen. 

diefelbe  Kraft,  derfelbe  von  Gott  ausgehende 

firahl»  welcher  den  einen,  wie  den  andern  aussei 

42)  Laurcnce  überfetst  diefen  Vera  im  Priteriti 

doch  im  Aethiop.  das  Fut.  fieht  and  beide  Tei 

im  ganzen  Kap.  fcharf  auseinander  gehalten  W( 

Wollte  er  fich  zur  Vertheidigung  9iulLudolf*s  (61 

L.  VI.  cap.  0.  nr.  7.  ed.  2.  p.  161.)  Angabe  be 

dafs  (Dr  zuweilen  dem  hebraifchen  Waw  convei 

Futuri  entfprechet    fo  ift  zu  bemerken,    deb 

hier  nicht  unmittelbar  vor  der  Verbalform  flehe 

dem  durch  3  Worte   davon  gefchieden   ift.     ] 

nähme  man  JVawe  ala  Conjunction  ut^  Co  dab 

und  9.  genau  sufammengehörten :    fie  empfinge 

Kmf^.  düPtt  Ha  iVin  nriAfAn        In  AlmCamVmWm  wS»« 


Kap.  60.    V.  10.  481 

10.  -  Und  der  Herr  der  Geißer  fetzte  auf  den 
übron  feiner  Herrlichkeit  den  Auserwählten  ^), 


rung  des  GefeheDen  fortsuCitien ,  wendet  der  Verf. 
fogleich  dieAufmerkramkeit  auf  das,  was  diefeSchaa^ 

ren  Tpgter  tbun  werdea  (vgl,  V.  X4,}.     0A(I>*Al?I 

i^^^^X^l  ^A:  £aC^P:  eteiinprimis,  voc4 
^Laur€nc€  fupplirt  das  Fronomen:  mit  ihrer  Stimme) 
htnedictnt  tfi.  Des  Nachdrucks  wegen  i&  das  Pro« 
nomen  der  ßten  Perfon  vorangeftelU  und  da«  Suffix 
folgt  deflen  ungeachtet  nach.  Am  einfachSen  denkt 
snaa  wohl  an  Oott  als  den  au  Preifenden  (Tgl*  V.s* 
X3.  14*-*  15.)$  ^^^^  könnte  das  Pronomen  allerdings 
auf  den  AuserwSblten  (V.  10.)  bezogen  werden«  Die 
Häufung  der  Copula  awifchen  den  einzelnen  Zeit* 
ivortem^  welche  Laurcnce  übrigens  unbeachtet  lUfst» 
ift  Folge  des  Beftrebens,  das  Rühmen  und  Preifen  recht 
berausBuheben.  Ebenfo  V.  13. 14.  6l>  7.  lo.  In  dem 
Preife  des  Höchßen  bewährt  fich  die  höhere  Einficht, 
i^elebe  den  Engeln  au  Theil  wurde ;  darum  fetat  der 

Verf.  binau:  latAdabunt  eum  fapUnter  C^'^A^n«}« 
Diefs  leitet  ihn  dann  au  dem  folgenden  allgemeinem 

Saue:  o^mnA«:  ASnc:  OfiC^^oCtlt 

/n^0T«9  welchen  freilich  Laurcnce  überfetat: 
und  fU  fchreiben  ihm  IVeiskeit  zu  mit  (with)  dem 
Worte  und  mit  dem  Odem  des  Lehens  (breath  of  lifo), 
wobei  er  überCeht ,  dafs  die  Verbalform  kein  Suffix 
bat.     Der  Sinn  ift  vielmehr:    fie  beweifen  in  dem, 

'  was  fie  lagen  (im  Worte)  und  überhaupt  in  allem, 
was  Ton  ihnen  gefchieht,  worin  lieh  ihr  Geift  andeu« 
U^  und  aufsert,  die  ihnen  verliehene  höhere  Er- 
fcenntaifs  und  Weisheit. 

(gj  DioEraahlung  des  GeGchts  geht  nun  au  der  Haupt* 
(ecba  ober,    Derfelbe  Gedanke  kam  Ibhon  Kp,  45^  s. 


4«a.  Kap.  6().    V.  11. 

11.  und  cfr  wird  richten  alle  Werke  der  Hei- 
ligen oben  im  Himmel,  und  mit  der  Wage  wirc 
er  wägen  ihre  Handlungen.  Und  wenn  er  erhebci 
wird  fein  Antlitz,  um  zu  richten  ihre  geheimei 
Wege  durch  das  Wort  des  Namens  des  Herrn  de 
Geiiter,  und  ihren  Wandel  auf  dem  Wege  des  pc 
rechten  Gerichtes  desAIIherrfchers,  desErhabenci 


vor ,  ebenfo  der  Name  Auserwdhlte  für  den  Meßiai 
f.  Anmerk.  zu  jen.  Stelle.  Laurence^  welclier  dieft 
Vers  mit  der -Zeitpartikel  dann  evöSnet^  knüpft  di 
folgenden  durchs  Kelativum  an,  während  der  ätlüo 
Text  hier  wie  dort  die  Copula  und  bat.  Daher 
es  Eweifelhaft,  ob  V.  n.  der  Herr  der  Geißer  od 
der  Auierwählte  Subject  iß ;  denn  das  Gericht  wi 
bald  dem  einen,  bald  dem  andern  zugefchriebe 
AufFallend  iß  noch,  dafs  die  Darfiellung  hier  lo  g 
wählt  wird ,  als  wenn  diefes  Gericht  hlofs  die  Hii 
nielsbewohner  anginge;  man  follte  vielmehr  erwa 
ten,  dafs  die  auf  der  Erde  lebenden  Menfchen  dav( 
betroffen  würden,  wie  es  auch  fonß  im  B.  Henocl 
z.  B.  fogleich  im  folgenden  Kp.6l.>  behauptet  wir 
Wahrfcheinlich  iß  die  Meinung  des  Verf. ,  das  G 
rieht  fey  ein  allgemeines,  das  Univerfum  umfaflendc 
und  werde  (ich  nicht  auf  die  Menfchen  und  die  g 
fallenen  Engel  befchränken,  welche  freilich  vor  alle 
davon  betroffen  werden.  In  diefem  Zufammenbanj 
ifi  nur  von  dem  die  Rede,  was  von  den  himmlifcb* 
Geifiern  gefchieht  und  ihnen  widerfährt;  dah 
konnte  bei  Erwähnung  des  Gerichts  diefes  auch  n 
in  den  Folgen  berück ßchtigt  werden ,  welche  et  f 
jene  haben  wird.  fVdgen  der  Handlungen  L  3g, 
4fi  I.  und  Anmerk.  z.  d'.  letzt.  Stelle.  Statt  diu* 
das  JVort  könnte  man  auch ;  nach  dem  Worte  übe 
fptzen  X   im   erften  Falle  wücrie   das  Mittel  oder  d 


Kap.  00.    V.  12—13.  463 

12.  fo  werden  fie  fprechen  allzumal xoitEiner 
dmme,  und  preifen,  und  rühmen,  und  erheben 
nd  loben  im  Namen  des  Herrn  der.  Geifter. 

13-  Und  er  wird  rufen  alle  Mächte  der  Him- 
lel,  alle  Heiligen  oben  und  die  Starken  des  All- 
errfchers  **).     t)ie  Cherubs ,  die  Seraphs  uind  die 


Kraft  angegeben,  wodurch,  im  letzten  Falle  aber  die 
Norm,  woriiach  das  Uichten  vollbracht  wird.  Schon 
Laurence  ift  libcr  di&AuiFadung  zweifelhaft;  er  be- 

merkt  nämlich :  „AS1-i:  fl^:  AIHA?  *^(fitl^: 

in  fermone  nominis  Domini  fpirituum.  Aber  es  ift  be- 
kannt, dafs  das  Praefixuin  n*,  in  dem  Worte  AS  J-<i# 
blofs  den  inßrumentalis  des  Subfiantivs,  welchem  es 
.  vorgefetzt  ift,  anzeigt  und  im  Lateinifchen  ebenfo 
wohl  durch  den  bloTsen  Ablativ  ausgedrückt  wird, 
als  es  die  Bedeutung  der  Prapoßtion  in  hat.  Ich 
bin  nichts  defto  weuiger  zweifelhaft,  ob  ich  den  Sinn 
der  Stelle  genau  getroifen  habe.  **  Name  des  Herrn 
der  Geißer  if  wohl  nicht  zu  urgiren ,  fo  dafs  etwa 
leioem  Ausfprechen  eine  unwiderftehliche,  zauberhaft 
wirkende  Kraft  zugefchriaben  würde,  wie  fie  bekannt- 
lich über  den  Schembamphorafch  bei  den  Juden  ge- 

herrfcbt  hat.     In  CIUJCm  ^^  Laurence  ^^progrejs^* 
überfetKt»  Seht  Ain  für  Alf. 
.  44)  ^^  diefen)  Verfe  gibt  Laurence  den  athiopifchen 
Text  mit  lat.  Verßon  und  Anmerkungen  in  folgender 

Weife:  „©^/^©O.*  f¥-^:  ^^A:  rto^j'l': 
(öiYOpi  ^je.l'^:  h<»aOA+:  ©:>^A: 

'Mn.iyyho  t\-^aA:  ©iV^a:  ®A(^4"}: 

h'Sh'H^:  ©"S^^:  ©viaO:  ^^A:  >\A: 


484  Kap.  60.    V.  13. 

Ophanin,  und  alle  Engel  der  Macht  und  alle  Ei 

m ■ 

^  S(Uj/V;  0:  ^  At  etc.  Et  voealit  omnem 
teßatem  coelorum  et  omnes  fanctos^  t/ui  (funt')  fu 
et  poteßatem  Dei,  Cherubim  et  Seraphim  et  Opht 
et  omnes  angeli  potefiatis  et  omnes  angeli  Dominoi 
nempe  Electi ,  et  alterius  Potefiatis «  ^Mt  ( erant 
terra  fuper  aquahi  iilo  die^  toUent  unam  vocem 
Dafi  alle  Nomina  in  dem  erfien  Satze  diefer  S 

von  dem  Verbo  B  /i,  Q)  v  •  er  wird  rufen , 
giert  werden ,  ifi  klar  nach  dem  Vokale  in  dem 

men  YV'/Vty  welcher  Vokal  beßimmt  anzeigt« 
es    mit    dem  Verb6    in    einer  Verbindung   fich 
finde,    die  im  Lateiäifchen  Accufativ  genannt  w 

Aber  die  Worte,    welche  folgen,    d.  i.   TX^fl 

l^^d^A:   /^<if^lr:   Cheruhim,   Seraphim.   Op 

ftimi  ebenfo  wie  daflelba  Nomen  YY'A**«  welc 
zweimal  vorkommt ,  zeigen  durch  ihre  Vokale,  < 
de  alle  im  Nominativ  ftehen;  ich  habe  daher  d 
den  Worten:  ,|Und  die  Macht  Gottes**  ein  Pi 
gefetzt.**  Im  Wefentlicben  ftimmt  der  Text  des  C 
Rüpp*  mit  dem  Laurence'fchen  zufammen,  welc 
letztere  freilich  an  einigen  (in  beiden  Ausgaben 

denfelben)  Druckfehlern  leidet  (wie  denn  (D^  AdT 

weiterhin  ^4.^1  und  ([>«rH*;|   endlich  Satt  ^ 

die  Ziffer  t  [ü]    »   lefen  ift).      Für   O^JSi 

vor  7\«1  HArnrhiCJ  tat  Cod.  Rüpp.  ;>j>^ 

Tpotentifimi,   für    (D^AO:  hat  er  (D^AT^S  i 

trennt  Opkanin^  wofür  er  A4!^ll  darbioi 
durch  Ittterpunction  vom  vorhergehenden,  waa  L 
fence  richtiger  damit  verbunden  wiflen  wilL  S 
feet  Btt  votühit  ift  Gott  oder  der  AuserwaUto  (Co  Li 


Kap.  60.    V.  13.  «85 

FT^rrfchaften  I  und  der  Aüserwählte  nnd 


lA  H  Verf.  e.  voUß.  Einl.  in  d.  Offenb.  Job.  S.  76.);  wabr- 
(clmeinlicb  iß  trßerer  tu  verfteben«     Ueber  dat  fol- 
veode  lieifst  et  bei  Laurence:     »^Auch  über  die  Art, 
wie  ich  einen  andern  Tbeii  diefer  wichtigen  Stelle 
überfetzt  habe,    mufs    ich  ein  wenig  umftändlicber 
Werdett.     Statt  der  Ueberfetzung ,  Welche  ieh  in  die- 
len Worten  gegeben   habe:     ,, alle  Engel  der  Herren, 
nämlich    des  AuserwaMtkn    und   der  andtrn   Macht^ 
Welche  auf  der  Erde  wären  über  dem  Wafler  an  fenetn 
Tage,  werden  erheben  u.  f.  w.'*  ift  vielleicht  eine  an« 
iete  Uebertraguiig  möglich  und  awar  folgende!  »«allo 
die  Engel  der  Herren  und  des  jiuserwählten  und  der 
entern  Machte  welche  auf  der  Erde  v^aren  über  dem 
Waffer   an  jenem  Tage,   werden  erheben  u.  t  w." 
f     Aber  die  letztere  erfcheint  mir  ungenau ,  weil  Ce  den 
Anidruck  „En^el  der  Herren^*'  gans  unverßfindlich 
UfsC,  infofern  ße  nSmlich  nicht  aüseinanderfetst,  was 
fonft  nicht  zu  erklaren  wäre,  wem  die  Bezeichnung 
Herren ,  welche  einen  Dienft  der  Engel  vörausFetzt, 
eigentlich  angehört.     Nach  der  Grammatik  find  beide 
Uebertragungen  zulällig,    aber  die  eine,  weicheich 
ana  dem  angegebenen  Grunde  gewählt  habe,  fcheint 
BirTOrzüglicber.    ^um  Beweife,  dafa  die  Gonjunction 
(D;  die  Bedeutung  nempe^  nämlith  hat,  obfcbon  ihr 
ywkZjudolf  tine  folche  Bedeutung  nicht  zugefcb rieben 
'  wird ,  berufe  ich  mich  auf  Hebr.  2,  14. :   „dafa  durch 
den  Tod  er  möchte  iremichten  ihn,  der  da  hat  die  Ge- 
walt deaTodea,  das  ifi  des  Teufels.««    Der  griechifche 
'  Text  drückt  fleh  fo  aus :  Tv«  8iot  tov  4^avecvov  «orric^q; 
ti»  ni  MQdtüg  ixpi^a  tov  ^avcerov ,  rovriett ,  t6p  dtcr/^Oiloy, 
Aber  diela  ift  in  der  athiopiCchen  Ueberfetzung  fol* 

gendermaffeii    übertragen:  T)^«*  AOTT^I::  ^^l 


jniiclloii  U^  l  \vied(  igpr;c  hon  ilt.  *'  A\'as  j 
lihcr  (11c  ^Mcigllrliht  it  der  (loj»j)olten  Confiruct 
ift  ohne  Zweifel  richtig.  Lüche  (a.a.O.  S.  7 
ihm  in  der  Ueberfetzung ,  läfst  Cch  aber  ei 
thum  zu  Schulden  komm eiiy  wenn  erdieletsu 
des  VerCet ,  ohne  daft  Laurencs  (ifte  Ausg. 
nur  benutzen  konnte)  dazu  Anlafs  gab^v  ül 
„welche  einft   auf  Erden  war  über  den  W 

Denn  das  AA^  des  ätbiopifchen  Textes 
fchliefslich  Pluralform  und  darf  alfo  nur  fo  a 
werden :  ii  <jui  erant  cet.  Sonderbarer  \ 
Laurence^  welcher  in  der  xften  Ausgabe  (p 
66  und  195 —r  96.)  das  nichtige  gab,  in  der2l 
(p.XLllI.  66  und  205.;  anders  p.  206*)  in  denfel 
1er  verfallen,  und  doch  Iteht  auch  bei  ihm  das 
deutlich  im  Texte.  Laurenee  hebt  übrigens  i 
Vorerinnerungen  zum  B.  Henoch  (vgl.  £inl. 
gl.)  diefe  intercflante  Stelle  als  jüdifchePrSfc 
der  chrifilicheu  Trinitütslehre  befonders 
Lücke  (a,  a.  O.  S.  77.)  findet  darin  ,,ein  A 
der  chrifilichen  Denkweife  des  Verf. ,  in  wel 
xvQi^vriTBg  des  MelTias  und  des  nvivfut  Zytov  fcl 


Kap.  60.    V.  14.  487 

14.    werden  erheben  Eine  Stimme,  und  prei- 
en»   und  rühmen,   und  loben  und  erheben  mit 

fien  vereinigen.  Um  diefs  recht  anfcbaulich  zu  ma« 
eben,  werden  einzelne  Abtheilungen  der  Himmels- 
bewohner«  theils  nach  ihren  Namen«  tbeils  in  fcbil- 
dernder  Characterißik  aufgezählt.  Kiruhel  und  Su* 
rafel  (Seraph*!  und  Cherub*s)  kommen  fcbon  i  Mof. 
3«  24«  in  der  äthiop.  Verfion  vor ;  die  erßeren  auch 
Hen.  14,  13.  Ophanim  findet  ßch'  bekanntlich  we-  * 
der  im  A.  noch  im  N.  T.  als  Engelname,  fondern 
bedeutet  Räder  (von   fSiN);  Silv.  de  Sacy  bemerkt 

aber  ganz  richtig  (Journ.  des  Savans.    Ig22.    Sept.. 
p.  547^  Note) :  „Die  Juden  heiTsen  fo  eine  Clafle  voa 
Geiftem  (esprits  angeliques) ;  der  Name  ift  aus  Eze« 
chiels  Vüion  entnommen ,  wo  er  die  lebendigen  und 
belebten  (vivantes  et  animees)  Räder  des  geheimnifs- 
ToUen  Wagens  des  Ewigen  bezeichnet.^'   Auchjlific&e 
(a.  a.  O.  S.  76')  leitet  den  Namen  von  den  Rädern 
am  beweglichen  Throne  Gottes  Eiecb.  10,  12  ff.  her 
vnd  betrachtet  ihn  als  den  Kabbaliften  eigen.     Nach 
Eif^mntngT  (Entdeckt.  Judenth.  2  Tb.  S.  383  —  40 
foU  der  Name  daher  kommen ,  weil  dieFe  Engel  nach 
jüdifcher  Vorftellung  die  Umdrehung  der  Himmels- 
körper  bewirken.     Der  chriAliche   Aberglaube  der 
fpatem  Zeit  hat  auch  diefen  Engelnamen  recipirt;  fo 
kommt  er  z.  B.  vor  in  y^Semipboras  und  Schembam« 
phoras  Salomonis  regis''  (vgl.  Horß's  Za  berbiblioth. 
3  Tb.  S.  I53.)«     Diefelbe  Zufammenfiellung  der  3  Ar- 
ten höherer  Wefen ,  wie  hier ,  findet  fich  auch  Heu» 
'  70»  9»     Engel  der  Macht  heifst  wohl  nur  mächtige^ 
alfo  aber  andere  erhabene  (  Erz  • )  Engel.     In  dea 
folgenden  Worten  würden  nun,   nach   beiden  voa 
Lawrence  erwähnten  Conftructionen ,  allerdings  noch 
nnterCchieden  werden  Engel,  welche  dem  AnaerwihK 

Buch  Btnocli.  32 


488  Kap.  60.    V.  14. 

dem  Geifie  der  Treue,  und  mit  dem  Geifie 
heit  und  der  Geduld,  und  mit  dem  GeLße 


ten  und  der  ihm  zur  Seite  geßellten  an 
(von  diefer  fagt  Lücke  a.  a.  O.  S.  '^6  —  7; 
andere  Macbty  die  Macht  Gottes,  aufser  di 
Herr^  wie  diefer  —  ift  unßreitig  das  «w 
eigenda  angehörten  9  gleicbfam  den  Dienft 
yerfahen,  und  der  Verf.  ausfagen,  dafs  auch 
nehmen  an  der  allgemeinen  Verherrlichung  d< 
Meine  Ueberfetsung  weicht  von  der  Lau 
freilich  bedeutend  ab  und  es  verfchwindet 
Spur  der  Trinitatslehre ,  aber  fie  ifi  nicht 
niger  philologifch   wohl   begründet.       D 
wogegen  Geh  etwaige  Ausßellung  machen 
trifft  das  Wort  l^gtiHet ,  was  allerdings  { 
domini  bedeutet ,    aber   doch  e.  B.  KoU 
xvpi(>n7r£ß   und  eben   von  Engeln  ßeht. 
Herrfchaften  ßnd  hochftehende,  nach  Amt  1 
ausgezeichnete,   welchen  viele  andere  unt 
find ;  auch  fie  fchliefsen  fich  nicht  vom  L 
aus.     Der  Auserwahlte   ift   zwar  felber 
(Kp.46»4.  48»  2  —  4.  5If40»  dennoch  w£ 
es  nicht  unter  feiner  Würde  zu  halten  h 
Herrfcher  der  Welt  rühmen  zu  helfen ;  wi 
auch  im  N.  T.  Chrißus  ungeachtet  aller  H 
feiner  Perfon  und  feines  Werkes  ala  den 
herrlichend  dargefteilt.     Könnte  man  ficb 

nicht  befreunden ,  fo  wäre  ^S  ^£  *  co 
falfen:   die  Auserwählten;    darauf  fuhrt  *^ 

auch  ^  AA*    j^Cil  vis  alia  wird  w^ 

genden Fronomens  AA#  am  befien  in  de] 
{alia€  dwafuit')  genommen.«  Diefe  vis  aU 
Engel»  welche  bei  Erfchaffung  der  fichtb. 


Kap.  60.     V.  U.  489 

rzigKeity  und  mit  dem  Gciße  des  Gerichts  und 
8  Friedens  und  mit  dem  Geifie  der  Güte^);  und 

bereits  Torhanden  waren,  gleichram  Gotte  bei  reinem 

'Werke  hilfreich  zur  Seite  traten.     Doch  wäre  auch 

eine  Beziehung   auf  die  Zukunft  möglich,    da  im 

athiop.  Texte  kein  Vcrbum  ßeht ;  dann  ift  der  Sinn  s 

die»  welche  bei  der  alles  bedeckenden  grolsen  (noa- 

chifcheo)  Fluth  über  dem  WalTer  fchweben.    Erfierea 

ißt  jedoch  natürlicher. 

u^  Die  Copula  ift  theils  vor  den  Zeitwortern,  welche 

Preis  u.  f.  w.  ausdrücken ,    theils    vor  dem   Worte 

Geiß  lehr  gehäuft  (Laurence  übergeht  ße  hier,  wie 

fbnft   häufig);   offenbar  wird  Amplification  beabfich« 

tigt.     Die  Einmüthigkeit  (mit  vereinter  Stimme  prei- 

Ten  ße)  wird  mit  Recht  anerkennend  herausgehoben  ; 

vgl.  V.  12.  und  47,  2.  3.     Lacke  (a.  a.  O.  S.  77.') 

meint:  „das  anrcvfia  ayiov  begleite  als  ein fiebenfoches 

(als  Geift  der  Treue,  Weisheit,  Geduld,  Gnade,  des 

Gerichts,  Friedens  und  der  Güte)  den  himmlifchen 

X^obgefang^^y    weil  Laurence  die  Partikel  f\l  vor 

^^^d^ri!   durch  with  überfetzt  hatte.     Vergefell- 
l^iaftung  ift  hier  fchwerlich  das ,  was  der  Verf.  aus- 
^yiicken  wollte;   jener  den  Engeln  zu  Theil  gewor- 
dene  Geift,  der  Cch  in  Treue,  Weisheit  u.  f.  w.  aus- 
fpricht  und  zu  Tage  legt,  ift  vielmehr  in  ihnen  das 
l^^^egende  Frincip ,  was  fie  zur  Verherrlichung  des 
Unendlichen  auffordert  und  antreibt,  die  Rieh tfchnur, 
•^reiche  £e  dabei  befolgen  und  das  Mittel,  d eilen  fle 
0^yi  dein  bedienen.     Mau  kann  alfo  aucb  überfetzeu : 
Jmrck  den  Geift '*  oder  „in  dem  Geiftc/*     Diefec 
GdBt    oflienbart  lieh  auf  fiehenfache  Weife   oder   in 
£ebeii  Eigenfchaften ;  Lücke  (a.  a.  O.  S.  77»)  erblickt 
-   derin   unverkennbare  Spur  jüdifcher  Kabbaliftik,  Was 
indeCe    fo   anbedingt  wohl  nicht  behauptet  werdeu 

32   * 


490  Kap.  60-    V.  14—15. 

fie  werden  alle  fagen  mit  Einer  Stimme:  y,Gepriefen 
fey  er,  und  gepriefen  fey  der  Name  des  H^rm  der 
Geifter  in  Ewigkeit  und  bis  zu  Ewigkeit."  Pfei- 
fen werden  ihn  alle  die,  welche  nicht  fchlafen, 
oben  im  Himmel. 

15.  Preifen  werden  ihn  alle  feine*') Heiligen, 
welche  im  Himmel,  und  alle  AuserwähltCi  welche 


darf,  da  ja  z.  B.  der  Weisheit  im  B.  der  Weiih.  7, 
22.  23.  drei  Mal  ßeb^n  Eigenfchaften  zugefchriebfa 
werden.  Hen.4gb,  3.  wird  der  Geiß  ebenfalls  dnrcb 
mehrere  (nicht  gerade  fielen)  Epitheta  charakterifirt 
Die  hier  aufgezählten  Tugenden  werden  ohnehio  in 
aller  Welt  zu  den  wefentlichen  und    vorzüglichßen 

gerechnet.  Statt  Treue  {HJ^^^^I)  könnte  man 
auch  Glauben  überfetzen,  wie  Lücke  (a.  a.  O.  S.77O 
nach  dem  englifchen  falth  es  ausdrückt;  f.  jedodi 
S.  412  — 13.  Geiß  des  Gerichts  und  des  Frieiens, 
d.  h.  der  Geift»  welcher  fich  auch  in  der  ZüchtiguD{ 
der  Frevler  und  in  der  Beglückung  der  frommen  Got* 

tesverehrerausfpricht.  ACIA(^;  07\fth:  AQA^ 
in  aeternum  et  usfjue  in  aeternum ,  wo  wir  die  Co- 
pula  nicht  vermiffen  würden,  wenn  lie  fehlte;  fieil 
wie  im  Hebr.  in  der  Formel  lyi  •"  \0  zu  erklären. 
Aehnliche  Doxologien  f.  Kp.  39,  10.  12.  4g,  II. 
Qui  non  dormiunt  find  Engel,  welche  nie  ermäden; 
▼gl.  Kp.  39,  II.  und  Anmerk.  dazu,  beronden  aber 
Kp.  7O9  9.  Die  im  Grabe  fchlummernden  MenTdieB 
fcheinen  mir  dem  Zufammenhange  gans  fremd  la 
feyn.  Der  Zufatz :  in  Jafiigio  coeli  zeigt  dieb  auch 
ganz  deutlich. 

46)  V.  15.  wiederholt  den  Gedanken,  welcher  btrtiü 

'    V.  13  und  14.  ausgefprochen  war,  mit  einiger  Modi- 

fication  des  Ausdrucks.    Y.  16.  fügt  die  Gxuadehiiisiif 


Kap.  60.    V.  15— 16.  491 

'ohnen  in  clem  Garten  des  Lebens,  und  alle  Gei- 
er des  LichteSy  welche  f^ihig  find  zu  preifen,  und 
u  rühmen,  und  zu  erheben  und  zu  loben  deinen 
eiligen  Namen;  und  alles,  was  Fleifch,  was  über- 
•iflFt  die  Macht,  wird  rühmen  und  preifen  deinen 
Famen  in  Ewigkeit. 

16.  Denn  grofs  iß  die  Gnade  des  Herrn  der 
reifier,  und  langnnithig  ifi  er;  und  alle  feine 
Verke,  und  alle  feine  Macht  nach  der  Gröfse  fei. 


welche  die  Engel  zum  Lobe  Gottes  bewegen«  Das 
Fronominalfuffix,  welches  Cod.  Rüpp.  hier  darbietet» 
wird  von  Laurence  in  der  Ueberfetzung  nicht  ausgie* 
drückt.  Garten  des  Lehens  einerlei  mit  Garten  der 
Gerechtigkeit  ( Kp.  31,  2.)*  Garten  der  Gerechten 
(Kp*  589  15:)  9  ^^^^  ^^^  Paradies ;  die  dort  Wohnen« 
den  (Ind  unfireitig  die  abgefcbiedenen ,  bereits  feiigen 
Menfchen,  wie  Fleifch  die  noch  auf  der  Erde  leben« 

den  bezeichnet.      Hoi^Cf^J^  l  7\f^')  JB ßil  über- 
fetzt  Laurence:    ^^mehr  als   die  Mächte    (^des  Him- 

meUy*  und  läfst  alfo  das  Relativum  Hl  aufser  Acht; 

derGedanke,  welcher  dadurch  entReht  (dafs  die  fterb« 

liehen  Menfchen  Gott  mehr  preifen  würden ,  als  die 

bimmlifehen  Heerfcharen) ,   iß  gewifs  nicht  im  Sinne 

.  des  Seh riftft ellers.     Vielmehr  foll  es  heifsen :  es  Cngeti 

X«obiieder  nicht  blofs  die  Sterblichen ,  fondern  auch 

id  <juod  antecellit  vim  (fc.  vulgarem  oder  eorum  mor- 

talium),  alfo:    was  ausgezeichnet   ifi  an  Macht;    er 

'WiU Tagen:  alles  ohne  Ausnahme,  fo  bedeutend  es  auch 

feyn  mag.    Der  plötzliche  Uebergang  aus  der  3ten  in 

die  2te  Perfon,  welcher  (ich  in  diefem  Verfe  findet^  darf 

natürlich  nicht  auffallen.     AmSchlufle  hat  Laurenfi 

tfon  Ewigkeit  zu  Ewigkeit,  der  äthiopifche  Text  im 

Cod,  Äüpp.  das  einfache.  A  ^  A  ^  : 


492      Kap.  60.    V.  16.    Kap.  61.    V.  1. 

1)66  Wirkens '^^)  hat  er  offenbart  den  Gerechten 
den  Auserwählten ,  in  dem  Namen  des  Hern 
Geiller. 

Kap.     61.  «) 

1.     Und  alfo  gebot  der  Herr  den  Königen, 
den  Mächtigen »  und  den  Hohen  und  denjeni 


47)  rtA/OJ^S:  H'A^:  ma^mtiiJm«,  (91111) 
gibt  Laurence  su  breit :  grofs «  wie  es  dU  Dinge 
welche  er  gethan  hat.  Der  Sinn  ift  natürlich : 
hat  feine  Allmacht,  fo  weit  fie  aus  feinen  Wi 
erfehen  werden  kann,  den  Menfchen  offenbart. 
Gerechte  hat  Laurence  Heilige^  wie  fonft  oft  (L  i 
I.  zu  Kp.  56.)»  was  leicht  irre  leiten  kann,  im 
men  des  Herrn  der  6 elfter  für:  in  feinem  Hi 
(f.  zu  Kp.  39,  9.),  d.  h.  eigentlich  anter  Nen 
feinet  Namens ,  alfo  zu  feiner  Anerkenntnib 
Verherrlichung. 

48)  DenTnbalt  vonKp.ölt  I  —  629  16.  bildet  eine 
führlichere  Schilderung  der  Gefühle,  welche  die! 
fchen  bei  dem  kommenden  grofsen  Gericht  ergn 
und  der  nacbßen  Folgen ,  welche  für  fie  darass 
fpringen  werden.  Klar  ift  es,  dafs  das  bisher  En 
damit  im  Zufammenhange  feyn  foll  und  Einheil 
Anfchauung  in  beiden  Stücken  berrfche.  Da| 
kann  nicht  geltend  gemacht  werden,  daCi  Kp.  60 
der  Auterwahlte,  nach  Kp.  61,  2.  aber  Gott  I 
auf  dem  Throne  fitzt,  um  zu  richten;  denn 
61,  9«  wird  es  vom  MelRas  gefagt.  Aua-den  H 
der  Vifion  finkt  der  Verf.  allmalig  herah  zur  Beb 
tung  und  Reflexion  über  das  durch  die  Vifion  1 
Verkündete  und  überläfst  fich  dem  breiten  Sil 
der  ParSnefe ,  wobei  er  in  die  Fnfttapfen  der  • 
Propheten  tritt ,   ohne  jedoch  ihre  Krafit  und ! 


Kap.  61.    V.  1.  493 

}  die  Erde  bewohnen,  und  fprach :  »yOeffnet 
^ugen  und  erhebt  euere  Homer,  wenn  ihr 
eyd  zu  erkennen  den  Auserwählten !'' 


erreichen,  fondem  mehr  rhetorifirend  und  fich 
sderholend.  Nach  dem  Freife  Gottes  (Kp.6o.} 
eht  zunachft  eine  Aufforderung  an  die  Machtigen, 
in  an  alle  Bewohner  der  Erde ,  auf  dat ,  was  ge- 
lebt ,  SU  merken«  Wenn  erftere  es  thun ,  fo  wer-« 
i  die  übrigen  um  fo  weniger  zurück  bleiben  (vgl» 

.46,  3.4.  undAnmerk.  dasn).  fl^^^Hr  ito,  d.b. 
der  folgenden  Weife.  Durch  die  Copula  im  An- 
ge  von  V.  I.  wird  Kp.  61  ff.  genau  an  Kp.  6o«  an- 
:hloiren;  Laurence  lafst  fie  hinweg,  ebenfo  wie 
fchen  der  Bezeichnung  der  einzelnen  Claflen  Ton 

nfchen,  AHH^Jj  (mit  Al  ftatt  ül)  fortes, 
?nies^  Laurence  überfetzt  es  überall :  Fürfieiu  Die« 
e  Verbindung  von  Konigen,  Mächtigen  u.  f.  w.  V«  5» 

la.«  Tgl.  auch  62, 1.  54.5.  O^'AAJ  mufs  mit 
kCcht  auf  den  Zufammenhang  von  der  Vergan- 
tieit  verftanden  werden:  et  dixit  (vgl.  Ludolf 
Dinat.  p.  i6l.  ed.  a.)-  Die  Hörner  im  A.  T.  be- 
Dtlich  Bild  der  Starke,  und  fie  erheben.  Bezeich- 
g  des  Uebermuthes  (Pf.  75,  5.  6.) ,  aber  auch  dea 
thes  (Pf.  89,  25.  112,  9),  wie  fonft  das  Haupt 
iben  (i  Mof.  4,  7.  Luk.  21,  280-  I"  einem  ahn- 
wm  Sinne  mufs  es  auch  hier  aufgefatst  werden: 
kt  auf  zu  dem  erhabenen  Richter  und  aufsert  eure 
sd0  über  feine  Erfcheinung ,  wenn  ihr  vermöge 
rr  fittlichen  Befchaffenheit  dazu  befiihigt  und  be- 
tagt fcyd.  h7\f^C^t  cognojcerej  compre- 
Imre^  besieht  Geh  nicht  fowohl  auf  des  MelKasWefen 
imnt  Befchaffenheit,  als  auf  feine  Erfcheinung 
I  Gericht.    Sehet  getroft  auf,  will  er  Csgen ,  sum 


494  Kap.  61.    V.  2— 5. 

2.  Und  es  fa(s  der  Herr  der  Geifler^  ai 
dem  Throne  feiner  Herrlichkeit, 

3.  und  der  Geift  der  Gerechtigkeit  war  ac 
gegoflen  über  ihn. 

4.  Das  Wort  feines  Mundes  wird  tödten  a 
Sünder  und  alle  Ungerechten,  und  aus  feinem  A 
geficht  werden  fie  vertilgt  werden. 

5.  Und  es  werden  auffiehen  an  jenem  Ta 
alle  Könige,  Mächtige  und  Hohe,  und  diejenige 
welche  die  Erde  beützen,  und  werden  ihn  feh 
und  erkennen,  dafs  er  fitzt  auf  dem  Throne  £ 
ner  Herrlichkeit,  und  die  Gerechten  in  Gerecht 
keit  vor  ihm  gerichtet  werden  ^). 


Weltenrichter,  wenn  ihr  feinen  Anblick  ertraj 
könnt  (vgl.  V.  80- 
49)  Hier  undV.  5.  fitzt  Gott  au f  dem  herrlichen  Irbroi 
nach  V.  9.  der  Menfchenfohn.  Diefs  ift  kein  T1 
derfpruch  (f.  zu  Kp.  45,  3.);  der  MelTias  hat  tc 
Hocbfien  feinen  Platz  erhalten  (Kp.  60,  IO.)f  wai 
fcheinlich  neben  ihm  auf  demfelben  Throne  (Kp.  54,5 
Da  Gott  als  Richter  gefchildert  wird,  ift  es  gans  i 
der  Ordnung,  dafs  V.  3  und  4.  unter  feinen  Elf« 
fchaften  gerade  die  Gerechtigkeit  herausgehoben  wiQ 
Sie  zeigt  fich  nach  V.  4.  in  der  Beftrafung  der  Bofa 

d^ÖJ' #>  wjufii^  iniqui  gibt  Laurtnce  gewohnlia 

j^ottZoj (nngodly)  und  A^^^TÄiJ  e  facie ejushienuA 
ganz  genau ;  in  feiner  Gegenwart.  Auch  hat  er  dl 
letzten  Sati  von  V.  4.  nicht  durch  die  Copula,  Im 
dem  durchs  Belativum  verbunden. 
80)  Diefen  letzten  Satz  betrachte  ich  mit  Lawrtnä 
welcher  auch  die  Partikel  dafs  ausdrücklich  vor  du 
felben  fetzt,  als  abhängig  vom  Verbo  erkenmem;  b 
deb  Uelae  er  Cch  auch  lelbAßandig  auflalTen.    In  L« 


Kap.  61.   V.  10.  497 

10»  Und  ihn  werden  rühmen  und  ihn  prei- 
m  und  ihn  erheben  die  Könige ,  die  Mächtigen 
nd  alle  die,  welche  die  Erde  befitzen ,  ihn ,  wel* 
ber  alles  beherrfcht,  welcher  verborgen  war;  denn 


cfariSliche  Gebrauch  diefes  Aus dmckei ,  der  an  fich 
febr  bebraifch  fey «  und  eben  nur  den  Menfchen  be- 
seicbne  (Hieb  14,  i  u.  a.) ,  vom  Meflias  ihm  wenig« 
ftena  nicht  bekannt  fey.*'  Uebrigent  wird  der  Aus* 
erwählte  im  B.  Henoch  nur  hier  fo  genannt,  fonft 
Sohn  des  Menfchen ^  Sohn  des  Mannes  (vgl.  aucli 
Amnerk.  su  45,  3.  46»  !•  und  59,  ii«).  UeberwSl- 
tigt  von  der  Erhabenheit  des  von  Gott  fclbft  aus* 
erkorenen  Richters  demüthigt  fich  alles  vor  ihm ; 
das  Pronomen  in  V.  10.  bezieht  fich  nämlich  auf 
Menfchen fohn  V.  9.  Denkt  man  des  Weibes  Sohn 
nicht  auf  einem  befondern  Throne  fitzend ,  fondern 
neben  Gott  auf  demCelben  (f.  zu  V.  2.)*  fo  laflen 
fich  Pf.  HO,  I.  (f.  Rofcnmuller  und  de  Wette  s.  d.  St.) 
Matth.  23«  44*9  auch  Weisb.  9,  4.  vergleichen,  in 
Welcher  letstern  Stelle  die  Weisheit  tmv  emv  (Gott 
ift  angeredet)   ^qonop  naQBdQog  beifst.      Die  Worte 

AHJB^AY\:  f>np:  H^S  A-A:  laffen  eine  dop. 
pdte  Erklärung  au:  eum  (jui  regnat  omnia,  (fui  oc 
enUus  {^erat')  f  oier  regnantem  omnia^  <fuae  occulta. 
Das  Fehlen  der  Copula  vor  dem  Relativum  bei  dem 
ktaten  Worte  fcbeint  die  leutere  Üeberfetzung  su 
^pfehleiVf  allein  weil  der  dadurch  gewonnene  Ge- 
dankt minder  pafst  (warum  follte  der  Meflias  denn 
'^r  das  Verborgene  beherrfchen  ?)  und  das  Epitheton 
•iTerborgen^^  dem  Meflias  im  Folgenden  gegeben  wird, 
'^beich  die  erßere  Deutung  vorgezogen.  Als  der  früher 

^•rlargene  (fSA-Aj)  wird  der  Meflias  auch  Kp.4g, 
^  beudcfanet,  wie  nach  Kp.  70,  l.  6.  Henoch  als  ver- 


496  Kap.  61-   V.  8—9. 

8.  Und  es  wird  anfehen  ein  Theil  von  ihnen 
den  anderen  ^).  Und  fie  werdcnbefiürzt  feyn  und 
ihr  Antlitz  niederfchlaMn. 

9.  Und  es  wird  fie  ergreifen  Schmerz,  wenn 
He  fehen  werden  jenen  Sohn  des  Weibes  fitzen  auf 
dem  Throne  feiner  Herrlichkeit. 


22,  23.   30,  6.   Job.  16,  2 1.) ;  vgl.  auch  Hom.  IL  Xr, 

269  ff«f  bier  wird  es  recht  ausgemalt.     ®  Pd90» 

0{\£^l  ^t  difficukatem  ei  parät  partus  überfettt 
Laurencct  ^^deß'en  Arbeit  (labour)  fehwer  (fevere) 
ifi  *< ;  und  zu  dem  Verbo  in  den  letzten  Worten  des 

Verfes:  O+UOiA:  f\Q>f\^l  betrachtet  er  die 
Kreifende  als  Subject :  „und  Ce  es  fehwer  Rndet  su 
gebären  (to  bring  fortb).**  Die  Vergleichung  aber  mit 
dem  Vorhergehenden  und  die  gewöhnliche  Bedeu- 
tung der  Gonjugationen  empßehlt  diefe  AuSaflang 
nicht.  Das  zu  gebarende  Kind  ift  vielmehr  das  Sub- 
ject.    Dafs   0Aj^!    vorher    als  Mafculinum  con- 

firuirt  wurde  {JS^^Fii\  •  \  thut  nichts  zur  Sadie; 
denn  es  entCpricht  oft  dem  Griechifchen  t^kvo«. 

52)  Wörtlich  pars  eorum  partem  eorum.  Weitere  Aus- 
führung der  Sorge  und  Beftürzung,  welche  ficb  der 
Menfchen  bemächtigt^  und  V.  p.  Angabe  des  Grundes. 
Antlitz  niederfchlagen  V.  Jg.  Kp.  461  4.  in  äbnlichem 

Zufammenhange.    Das  Pronomen  ATllTK  X  iüum  vor 

©Ajf:  rnAfX^;  ßUum  foeminae  weift  auF  Kp. 
6O9  IG*  zurück.  In  der  Bezeichnung:  des  Weihes 
Sohn  ift  Lücke  (Verf.  e.  vollft.  EinL  ia  d.  Oftenb.  Job. 
S*  75-)  geneigt  9  mit  Vergleichung  de^  neateftamesti- 
fchen  yBWfftoq  yvpcuHog,  yev6(tiPog  ht  yvpomtdg  (G«t.4*4.) 
eine  Hiadeutung  auf  chrifilichen  Urfprung  das  Buchs 
Henoch  lu  finden ,  weil  ihm,  wie  er  Cigtt'  „der  vor- 


Kap.  61.   V.  10.  497 

10.  Und  ihn  werden  rühmen  und  ihn  prel- 
fen  und  ihn  erheben  die  Könige^  .die Mächtigen 
und  alle  die,  welche  die  Erde  befitzen ,  ihn ,  wel* 
eher  alles  beherrfcbt,  weldier verborgen  war;  denn 


cbrifiliche  Gebrauch  diefes  Aufdruckes,  der  an  Heb 
fahr  hebraifch  fey ,  und  eben  nur  den  Menfcken  be-  ^ 
seichne  (Hiob  14,  i  u.  a.) ,  vom  Meflias  ihm  wenig* 
flena  nicht  bekannt  rey.''  Uebrigens  wird  der  Aus*  ^ 
erwählte  im  B.  Henocb  nur  hier  fo  genannt ,  fonft 
Sohn  des  Menfchen^  Sohn  des  Mannes  (vgl.  auch 
Anmerk.  zu  45,  3.  469  !•  und  59,  n«).  UeberwSl- 
tigt  von  der  Erhabenheit  des  von  Gott  felbft  aus* 
erkorenen  Richters  demütbigt  Heb  alles  vor  ihm; 
das  Pronomen  in  V.  10.  bezieht  lieh  na  ml  Ich  auf  * 
Menrcbenfohn  V.  9.  Denkt  man  de^  Weibes  Sohn 
nicht  auf  einem  befondem  Throne  fitzend ,  fondern 
neben  Gott  auf  demfelben  (f.  zu  V.  2.  )t  fo  laflen 
fich  Pf,  HO»  I.  (f.  Rofenmuller  und  de  Wette  z/d.  St.) 
Matth.  23«  44*»  auch  Wei8h«9y  4.  vergleichen,  in 
welcher  letztem  Stelle  die  Weisheit  x&v  emv  (Gott 
ift  angeredet)   ^Qopnv  nd(fs6(fog  heifst.      Die  Worte 

AHJB^AY\:  f>np:  H^S  A-A:  laffen  eine  dop. 
pelte  Erklärung  zu:  eum  <fui  regnat  omniaf  tfui  oc 
cultus  (erat^9  oier  regnantem  omnia^  <juae  occulta. 
Das  Fehlen  der  Copula  vor  dem  Relativum  bei  dem 
letzten  Worte  fcbeint  die  letztere  iTeberfetzung  zu 
empfehleiv,  allein  weil  der  dadurch  gewonnene  Ge- 
danke minder  pafst  (warum  follte  der  Meflias  denn 
nur  das  Verborgene  beherrfcben  ?)  und  das  Epitheton 
„verborgen^^  dem  Meflias  im  Folgenden  gegeben  wird» 
habe  ich  die  erßere  Deutung  vorgezogen.  Als  der  früher 

Verborgene  (fSA-At)  wird  der  Meflias  auch  Kp.48, 
5«  bezeichnet,  wie  nach  Kp.  70,  i.  6.  Henoch  als  ver- 


498  Kap.  6L    V.  10—11. 

zuvor  war  verborgen  der  Menfchenfohn»  und  ihn 
bewahrte  der  Erhabene  vor  feiner  Macht »  und 
offenbarte  ihn  den  Auserwählten. 

11.     Upd  er  wird  fäen  ^^)  die  Gemeine  der 


borgen  erfcbeint  wahrend  feiner  Entrückung  zum 
Himmel.  Die  Kp.  4g ,  5.  genauer  ausgefprochene 
Zeitbeftimmung  ift  hier  ganz  allgemein  gehalten. 
Wenn  Laurence  darüber  bemerkt:    y^Den  Ausdruck 

iV^  T  Jf*^')  welchen  ich  vom  Anfange  an  über- 
fetzt habe,  erklärt  Ludolf:  a  principio  i.  e.  ab  aeterno;*^ 
fo  mufs  ich  hinzufügen ,  dafs  diefs  nur  in  einem  Bei- 
fpiele  gefchiehty  wo  von  Chrifius  die  Rede  iß,  und 
keine  allgemeine  Norm  feyn  Toll  (Lex.  Aetbiop.  lat 
col.  216.  ed.  2.);    emkedem  (a  primordio)   kann  auch 

foviel  feyn  als   7\(^^^^;  und  ^J^^l  ante, 

prius.  fi^^C^:  '>JB  A'I  coram  vi  fua  heifct 
allerdings  nur  :  Gott  hatte  ihn  bei  ßch  (vgl.  Joh.iy  i  20s 
delTen  Allmacbt  wird  befonders  herausgebobcD,  weil 
dba  Bewahren  und  Offenbaren  des  Mellias  Beweifa 
davon  ßnd.  Die  Schlufsworte  des  Verfes  'widerfpre- 
chen  denjenigen  Stellen  nicht,  womach  i^uch  die 
Sünder  den  >\u8erwablten  als 'ihren  Richter  erblicken; 
denn  bei  diefen  befchränkt  (ich  die  Kenntnifs  von 
demfelben  einzig  und  allein  hierauf,  während  die 
Frommen  mit  ihm  vertraut  lebend  ^.  I7>)« 

33)  (DJBH^Ar  wörtlich  et  feminahit,  aVo  pflanzen^ 
gründen;  man  darf  an  dem  Bilde  nibbt  zu  viel  deu- 
teln und  etwa  darin  finden ,  dafs  die  vom  Menrdien« 

fohn  veranftalteta  Vereinigung  aus  zerftreut  (fo  H^Ji* 
Kp.  58»  13*)  lebenden  Mitgliedern  beRehe  (etwa  wie 
in  den  erften  Zeiten  des  .Chriftenthums) }  denn  das 
B.  Henoch  trägt  auch  fonft  Ausdrücke  von  der  Fflaa- 
senwelt  über  auf  Erfcheinungen  dea  geiAigm  Lebens» 


Kap.  61.    V.  11.  499 

sn  und  der  Auserwählten,  und  vor  ihm  wer- 
ben alle  Auserwählte  an  jenem  Tage. 

3.  Kp.  lO,  21  ff.  ^r^nC**  Verfammlung,  F«r- 
,  Verbindung  j  kommt  zwar  von  chrifilichen  Ge- 
Inden  vor ,  ift  aber  ein  allgemeiner  Ausdruck. 
llige  find  hier  nicht  Engel ,  fondern  Menfchen  (t. 
'h  38»  4.  5.  39,  4.  und  Anmerk.  z.  d.  St.).  Da  die 
reinigung  der  Frommen  erft  nach  dem  Gerichte 
chieht  (durch  Entfernung  der  Sünder,  vgl.  V.  14  — 
),  das  Gericht  felbft  aber  erft  noch  zukünftig  ift, 
Tshalb  auch  LUcke  (Verf.  e.  vollft.  Einl.  in  d.  Offenb. 
I.  S.  7I.)9  auf  Laurences  Ueberfetzung  fudend,  es 
feiner  Inhaltsangabe  des  Kapitels  fo  darftellt,  fo 
3  ich  nicht  ein,  wie  derfelbe  Gelehrte  (a.  a.  O. 
rj.)  unter  dem,  was  auf  chrißlichen  I7rfprung  des 
Henocb  hinweife,  auch  „di^  beftimmte  Beziehung 
die  bereits  vorhandene  Gemeinde  der  Heiligen 
\  Auserwählten,  ayioi,  xal  hXsatol^  welche  alle  Völ- 
aufsunehmen  beftimmt  fey,  im  Gegenfatz  gegea 
Welt ,  die  Sünder  und  Dämonen  **  aufeäblen 
nte.  Vielmehr  denkt  der  Verf.  böfe  und  gute 
nfchen  als  neben  und  unter  einander  lebend ;  durch 
Gericht  wird  einft  die  Scheidung  beider  erft  er« 
en.  Diefs  ift  keine  blofs  chrißliche  Vorftellung, 
lern  bekanntlich  fchon  in  den  alttefiamentlichen 
pheten  oft  genug  ausgefp rochen.     Auch  die  Kp. 

6.    erwähnte     KSr^\    (D^4.ß:    ft+: 

^I'T'A^AI  H,AU"J  jufia  et  elecia  domus  con* 
fationis  ejus  (Dei)  kommt  erft  nach  Vernichtung 
Frevlen  Vor  ihm  flehen  bildet  den  Gegenfati 
Mnthlofigkeit  und  Furcht,  der  die  Sünder  Preis 
ttban  werden  (vgl.  52»  2.) ;  die  Auserwahlten  kon« 
i  den  Anblick  des  Weltrichters  ruhig  ertrageUi  und 
holen  ihr  Urtheil  in  froher  Hoffnung. 


500 


Kap.  Cl.   V.  12—14. 


12.  Und  niederfallen  werden  alle  KÖnipc, 
Mächtige  und  Hohe,  und  diejenigen,  welche  die 
Erde  beherrfchen,  vor  ihm  auf  Ihr  Antlitz  und 
anbeten  **). 

13.  Und  fie  werden  ihre  Ho£Enung  fetzen 
auf  jenen  Menfchenfohn,  zu  ihm  flehen  und  Gnade 
erbitten  von  ihm. 

14.  Und  gelangen  lafTen  wird  fie  bis  zu  ihm 
der  Herr  der  Geifier,  auf  dafs  fie  eilen  und  hinweg- 
gehen aus  feinem  Angeficlit  ^).     Und  ihr  Antlitz 


1 

1 


54)  (Dpf\^£^l  wie  59,  6.  nicht  anheten  im  fireng- 
ßen  Sinne  (^Laurence  überfetzt:  worßiip')^  touit^ 
feine  Ehrfurcht  durch  Niederwerfen  bezeigen;  .vgl 
das    bebr.    niHR^n^    das   griech.   ytifogttwtlv,     Dff 

Accufativ  des  Objects,  welcher  in  Laurence*s  Veifioa 
fleht,  ift  im  Originaltexte,  wenigßens  des  Cod.  Rüppi 
nicht  vorhanden.  Zu  V.  12  und  13.  Tgl.  Kp.  43,  a  — 4* 
Laurence^  welcher  nach  feiner  Weife  hier  dieCopoli 

mehrfach  vernachla/Tigt ,  überfetzt  JP/VtHCp^OpI 
fupplicabunt  durch :  fie  werden  zu  ihm  heten  („pray**)»  - 

55)  Laurence  überfetzt  den  Anfang  diefes  Verfes  yiA 
kürzer,  als  der  Text  im  Cod.  Rüpp.  erlaubt:  aZidsM 
wird  der  Herr  der  Geißer  eilen  fie  hinweg  %u  treJJ^ 
aus  feiner  Gegenwart»     Ob  der  Sinn  des  erften  Sita* 

©J*%o^Jö<^:  l\t\W:  orÄi::  7\*inÄt 

^?4^nih-    genau  getroiFeu  fey,    ift  sweifelhift^ 
weil  das  darin  enthaltene  Verbum  in  LudolPs  riinfif<F- 

fehlt.     Laurence* s  Ueberfetzung  fcheint  auf  AONTt 
fugere  coigit  hinzuweifen ;  allein  der  Gedankei  mh 
eher  bei  Anwendung  diefer  Aushilfe  auf  den  «p»  foi  2 
liegenden  Text  entßehen  würde :   er  zwingt  fi« 
Flucht  bis  zu  ihm ,  damit  fie  fich  fchleunigft  aut 
ner  N&he  entfernen ,  tragt  £ift  einen  Widerfpnidi 


H 


Kap.  61.    V.  14.  501 

ird  erfiillt  feyn  nntSchande,  und  Finfiernifs  wird 
r  reichen  ihrem  Antlitz.  Und  ergreifen  werden 
e  die  Engel  der  Strafe ,  auf  dafs  lie  Vergeltung 
lehmen  an  denjenigen,  welche  bedrückten  feine 


Cell«  Nimmt  man  auf  V.  13.  RiickCcht,  fo  ift  klar, 
dafs  die  Mächtigen  der  Erde  Reh  um  die  Gunft  des 
Menfchenfolines  bemühen;  diefer  Gedanke  fcheint 
mir  y.  14.  noch  fortgeführt  zu  werden  unter  Anfü- 
gung des  Erfolgs.  P  Qj  O^v  »  möchte  ich  daher  mit 
dem  chald.  TV^3  vergleichen,  exiitf  prodiit^  oder  dem 


Arabifchen   ^i^.  fich  aushrelteru     Der  Sinn  ift  alfo : 


Gott  läfst  fie  gewähren,  verSattet  es,  dafs  Ce  ßch 
an  den  Me/Iias  wenden,  aber  nur  zur  Verherrlichung 
deflelbeo,  nicht  aber  um  de  zu  begnadigen.  Sie 
können  im  Bewufstfeyn  ihrer  Schuld  den  Anblick  des 
Richters  nicht  ertragen  ,  fondern  machen  lieh  be- 
fchimpft  eilends  hinweg,    ohne  der  Strafe  entgehen 

«ukönnen.  *f](^l  JPtf'^V:  O^^/Vj  ut  ceUr- 
rime  exeant.     Aus  feinem  Angelicht  wie  Kp.  52,  2. 

^^AO:  (mit  0:  ftatt  7\:)  ^4:-^  +  :    (LudalJ 

fchreibt  es   mit    'S«)  plena  erit  (facies)  dedecore; 

Laurence  überfetzt  ungenau  Verwirrung,  Zu  JE  ^  (Vi\  l 
eigentlich:  er  wird  geben y  darreichen  ift  Herr  der 
Geifter  das  Subject;  gewöhnlicher  wäre:  er  wird 
hedecken^    wie  Laurence  überfetzt;    vgl.  Kp.  46,  4. 

Engel  der  Strafe  wie  62,  I.  f.  zu  52,  3.  I^IO  ♦ 
€afnpreffitf  opprejjit  ^  vim  intulit  bezeichnet  Gewalt- 
tfaitigkeit,  Bedrückilhgen  jeder  Art,  und  es  liegt 
darin  keine  nothwendige  Hindeutnng  auf  die  Verfol- 
gungen der  Chrifien  (f.  auch  zu  Kp.  46,  6.) ;  ebenfo 
wenig  wie  in   dem  Namen  Gou^s  Kinder  auf  die 


502]  Kap.  61.  V.  14—15. 

Kinder  und  feine  Auserwählten.  Und  fie  Mrerden 
ein  Beifpiel  feyn  den  Gerechten  und  feinen  Auser- 
wählten. Ueber  fie  werden  diefe  lieh  freuen ;  denn 
der  Zorn  des  Herrn  der  Geifier  wird  auf  ihnen  ruhen. 
15.  Und  das  Schwert  des  Herrn  der  Geifter 
wird  trunken  feyn  von  ihnen  ^).     Aber  die  Ge- 


Nachfolger Jefu.  ACAJ^  ♦  exemplum^  typus,  imago, 
i&  hier  ein  abfchreckendes  Beifpiel,  wodurch  die  Ge- 
rechten bewogen  werden  follen,  auf  der  betretenen 
Bahn  zu  bleiben.  Für  Gerechte  hat  Lawrence  Hei- 
lige ^  ebenfo  V.  15.  und  ig.;  auch  überfetzt  er:  auf 
dafs  Rache  (,,vengeance'*j  gebracht  („inflicted'*}  werde 
über  diejenigen  u,  f.  w. ,    wo  das  Original   das  auf 

die  Strafengel  ßch  beziehende  Activum  hau     In  POD^ 

gehört  die  Partikel  /!♦  zur  ConRruction  des  Yeibi 

JP  T*  d^  ^  iih  l     Laurence  überfetzt :  durch  fie^  w«i 

zuletzt  auf  denfelben  Gedanken   führt:    Freude  der 
Frommen  über  die  Beßrafung  ihrer  Bedrücker,  wel* 
che  auch  im  A.  T.  bekanntlich  nicht  feiten  vorkommt. 
Es  ift  nicht  eigentliche  Schadenfreude  gemeint,  fon- 
dern das  frohe  Gefühl  über  die  Befreiung  von  ihren 
Quälern  und  Widerfacbem.     Der  Zorn  ruht  auf  die- 
fen  (vgl.  Kp.  59,  I40f  ^*  h.  ihre  Strafe  hört  nicht  anL 
56)  Laurence  beginnt  diefen  wie  den  vorhergehenden 
Vers  mit  der  Zeitpartikel  9  während  Cod.  Rüpp.  die 
blofse  Copula  hat.     Das  Bild  des  trunkenen  Schwer 
tes  kommt  fcbon  im  A.  T.  vor»  als  5  Mot  33»  43« 
und  noch  genauer  Jef.  34»  5. ;  f.  auch  Bohatddin  vit 
Salad.  p.  127.  und    Gefenius  Comment.  üb«  cL  JeL 
I  Tb.  S.  911.     Von  ihnen  ^den  Getodteten)  für:  vm 
ihrem  Blute  ^  wie  Laurence  überfetst.     Daa  GoCchicfc 
der  Menfchen  iß  am  Gerichtstage  verfchioden  nad 
ihrer  Cttlichen  Befchaffenheit ;  v^.  45t  5»  49»  9*  fSf 


Kap.  61.    V.  15—16.  503 

en  und  Auserwählten  werden  unverfehit  feyn 
neni  Tage »  und  das  Antlitz  der  Sünder  und 
ngerechten  werden  fie  nicht  JCchauen  von  die* 
ieit. 

16.  Und  der  Herr  der  Geilter  wird  über  ih- 
reilen. 


ie  Sünder  beginnt  die  Zeit  der  Qual,  fiSr  wdche 
e  aufbehalten  wurden  (f.  Kp.  45,  aOt  u°ä  il^'e  6e* 
7alt  f  war  fie  früher  auch  noch  fo  groCi ,  ift  durch 
en  Menfchenfohn  gebrochen  ( vgl.  Kp.  46 1  äff.  )• 
ur  die  Frommen  9  welche  bisher  duldeten  ( f.  auch 
tp*  461  6«) 9  beginnt  die  Zeit  des  Heiles*  hieza  ge* 
ort  auch  die  Entfiemung  des  gehSiligen  Anblicks  der 

'rcvler  (f.  auch  Kp.  52,  70'  JBjf""!  V*  incolumes 
runt  wie  Kp.  48,  7«  in  einem  ähnlichen  Zulammen* 
enge.  Noch  entfchiedener  aieichnen  V.  16  und  17. 
!as  Glück  der  Frommen ;  fie  erfreuen  fich  der  Nihe 
fOttes  und  der  Gemeinfchaft  feines  Auserwählten. 

^fll/^;  P^JP'C*  AP''«  ^^'  ("»  *»*)  *«i«>aWt 
vgl.  Offenb.79  15.)  kann  entweder  von  geiAigerVer* 

ilndung  verfianden  werden,    welche  zwifchen  Gott 

md  feinen  Verehrern  fiatt  findet  (rgL  Job.  14,  XO*}» 

»der  vom  Wohnen  Gottes  in  feinem  Heiligthume  auf 

irden,  wie  nach  altteftanientlicher  DarSellung   im 

Tempel  au  Jerufalem.     Für  letztere  Au£Faflung  möchte 

^  X7.  fprechen;  die  Partikel  J^Ht  öier  wäre  dann 
jewiblt,  weil  Gottes  Sitz  über  die  Wohnungen  der 
llaDrcbeu  hervorragt,  lieber  die  Verbindung  der 
rrommen  mit  dem  Menfchenfohne  vgl.  Kp.  45  t  4* 

D  AÄJ  AaA:  ll\^ihf(ff:  fiUus  hominis,  wie 
f»  ZO.  13*.*  kommt  auch  im  N.  T.  9  als  Matth.  9»  6. 
or;  vgl«  daiüber  Ludolf  Lexic  col.  51- 379*  C^^^O* 

h  Ueno  eh.  oJ 


504  Kap.  61.  V.  17—18. 

17.  Und  mit  jenem  Menfchenfohne 
fie  wohnen,  und  eflcn,  und  lych  niederleg 
auffteben  in  Ewigl^eit  zu  Ewigkeit. 

18.  Und  aufgefianden  find  die  Geruch 
Auserwählten  von  der  Erde,  und  haben  auf 
ihre  Antlitze  niederzufchlagen  *^),  und  hal 
bekleidet  mit  dem  Kleide  des  Lebens.  Uni 
wird  feyn  ein  Kleid  des  Lebens  bei  dem  H( 
Geifier,  und  eure  Kleider  werden  nicht  alte) 
eure  Herrlichkeit  wird  nicht  abnehmen  v< 
Herrn  der  Geilter. 


57)  Die  Frommen  bleiben  nicht  in  gedrückter  < 
voller  Stellung  vor  Gott ,  fondern  (ie  dürfea 
den  Blick  zu  ihm  erheben.  Der  Verf.  geht  ; 
in  das  Präteritum  über;  feine  Seele  ifi  fo  eri 
dem,  was  kommen  foU,  er  ifi  deflen  fo  gewi 
er  davon  als  von  bereits  Gefchehenem  b 
Kleid  des  Lebens  ifi  ein  ahnliches  Bild,  wie 
Jsen  Kleider  der  Offenbarung  (Kp.  1,  7.     3»  j 

4)  4*  7»  9*  130 '  ^^^^  f/T^"  ^^"^  Holze  des 
([Offenb.  2,  70»  und  darf  nicht  auffallen,  d 
iSibel  Verbindungen,  wie:  einen  neuen  Menfi 
stehen,  lieh  mit  Gerechtigkeit,  Heil  a.  f.  w.  bc 

gewöhnlich  find.     Die  Worte:  CDOTAI:;   J 

A-nrt:  /h£(Dt:  A'Sn:  ^^HÄ:  oet. 

erit  vefiis  vitae  apud  Dominum^  Welche  I 
nicht  ganz  genau  durch :  ,^diefes  Gewand  dti 
ifi  bei  demHerrn^*  übertragt,  foUen  ofFenlMirc 
gerung  bewirken.  Die  Frommen  find  befeligt 
es  Gotte  gegenüber ;  die  Nahe  des  AUmSchtigta 
ihr  Glück.  Das  Folgende  knüpft  Laicr«iici 
Relativum  an  und  läfst  dabei  Htrr  der  Geii 
fji/i  dejpen  Gegenwart  wird  euer  Gewand** 


Kap.  62.    V,  1.  505 

Kap.    62. 5ö) 

1.  In  jenen  Tagen  werden  bitten  die  Könige, 
lächtigen  und  die,  welche  die  Erde  befiCzen, 
feinen  Engeln  der  Strafe ,  wohin  fie  überlie- 

las  Glück  der  Frommen  nimmt  kein  Ende  und  er« 
ndet  keine  Veränderung. 

Diefea  Kap.  Tetzt   einen  Tbeil  des  Inhaltes  vom 
orbergehenden  weiter  auseinander,  nämlich  die  Bo- 
rafung  der  Frevler;    neben  der  gröfseren  Ausfuhr» 
chkeit  beabfichtigt  der  Verf.  auch  mehr  Anfchau-' 
chkeit«     Zu  dem  Ende  werden  die  Sunder  redend 
ogeführt;  zuerft  erkennen  fie  die  Grofsc  Gottes  an 
IT.  I  —  6.);   dann    deuten  fie  hin  auf  das  Verhält» 
IIa,  in  welchem  fie  zu  demfelben  fiehen  und  welches 
B  leider  lu  fpat  erft  erkannten  (Y.  7  — 14.).     Sie 
ad  daher  eine  Beute  des  Schreckens  und  die  Strafe 
'aalt  fie  (V.  15- )•     Am  Ende  des  Kap.   wird  diefs 
rhickfal  derfelben  als  ausdrucklicher  Befchlufs  Got- 
!S  bezeichnet.     V.  I.   Tagt  Laurvnce  in  feiner  Ver- 
in  blofs:   ,,die  Könige,  welche  die  Erde  befitzen/* 
Shrend  der  Originaltext  im  Cod.  Rüpp.  fich  um« 

indlicher  ausdruckt,  wie  Kp.  61.  JPtl'tr\(p^V^t 
pplicaBunt^  Tgl.  61,  13*  Laurence  überfetzt  falfch; 
f   werden  hefiraft    werden,      Derfelbe    bezieht    in 

^A?Vrtt:  C^^UKCU:  das  SuIBx  unrichtig  a\if 
la  letzte  Wort  des  zufammengefetzten  BegcüFea, 
elchea  er  daher  auch  gegen  die  gewöhnliche  Be- 
ntang  Zorn  überfetzt ;  alfo:  ^f  Engel  feines  Zorns.** 
gl.  LiHdolf  gramm.  acthiop.  p.  154.  (ed.  2.).  £a 
id  diaTalben  Engel  gemeint,  welche  fchonKp.  6j,  14« 
irihlit  wurden ;  übrigens  hatte  Laurence  auch  dort 
ife  Beseichnung  verwifcht,  indem -er  überfetzt: 
r  Engel  foUen  fie  nehmen  zur  Strafe  („tahe  them  to 

33» 


iiiul  der  Herr  der  iMaclitigen ,  und  di 
ITcrrtn,  iin<l  der  Herr  der  ilcrrJicIih 
Herr  de^^Vcis!leit5''). 


vuni/lment'O-  I^er  Verf.  feut  den  |rü 
teten  Gegenßand  fort,  und  weift  daber 
liem  AeuTiemngen  Eumck  mit  iea  Wor 
UAd)"^  ^TJ'P'J:  ywo  traditi  iroHt 
tÜTÜch  für  das  genauere:  ad  tfuos  oder 
«Ifo:  „welcAen  fie  überliefert  por«!!  *' , 
wohin  fit  auch  werden  überliefert  wert 
foever  they  fhall  be"  cet.),  wie  e«  Lot 
Dafs  er  geie,  aämlieb  der  Herr  der 
veilangte  kurze  Friß  wollen  lie  benutxe 
Sündenbekenntnirs  und  Verehrung  Got 
hende  Strafe  abzuwenden.  Ihr  Wunfc 
nicht  in  Erfüllung;  vgl.  V.  g. 
59)  Die  Kede  der  errebrockenen  Mächtig 
erOreckt  ßcb  zunächfE  roo  V.s  —  6-,  vr 
wieder  aufgenommen  V.  7 — 12.  und  al 
— 14.  Im  erften  Abfatze  Tuchen  Ge  du 
terwerfung  dea  Höchllen  Wohlwollen 


Kap.  62.  y.  3—7.  ^07 

3.  Er  wird  ans  Licht  bringen  jedes  Geheimnlfs. 

4.  Und  deine  Macht  i/t  von  GefchlechtN  zu 
ichlecht,  und  deine  Herrlichkeit  in  Ewigkeit  zu 
Igkeit« 

.  5.  Tief  find  alle  deine  GeheimnilTe  und  ohne 
df  und  dei^e  Gerechtigkeit  hat  kein  Maafs 
;und« 

6.  Wir  haben  erkannt,  dafs  wir  rühmen  und 
ifen  feilten  den  Herrn  der  Könige,  und  ihn, 
eher  König  iß  über  alle  Könige.** 

7.  Und  fie  werden  fagen^ :  „Wer  hat  uns 
ie  gegeben ,  ihn  zu  rühmen ,  und  ihn  zu  ver- 

rence*s  Terßon  Reiche  fieht,  collectire  su  nehmen« 
Neben  der  Erhabenheit  und  Allmacht  Gottes  wird 
V.  2  —  3«  auch  feine  Weisheit  rühmend  erwähnt;  für 
den  Ausdruck  vgl.  Kp.  60y  6* »  ferner  Kp.  469  2.  48»  6* 
5O9  3.9  wo  dem  Menfcbenf ohne«  wieKoloIT.  2»  3.»  Of* 
fenbarung  des  Verborgenen  sugefcbrieben  wird.  V.  4. 
faß  wörtlich  fcbon  4g  b,  2»  V.  4 — 5.  gebt  die  Rede 
aus  der  3ten  Fcrfon  in  die  2te  über ,  V.  6.  jedoch 
kehrt  Ce  sur  3ten  zurück.  Für  den  Gedanken  in 
'y..5.  vgl.  Born.  II,  33.,  für  die  Ausdrucksweife  Hen. 

569  5.  P7\\i>[  jam 9  nunc  ift  dem  Zufammenhange 
angemeOen,  infofern  gerade  an  dem  entfch'eidenden 
Tage 9  wo  diefe  Worte  gefprochen  werden,  Gottes 
Gerechtigkeit  recht  fichtbar  wurde.  Laurenee  bat 
es  (Unterfcheidungszeicben  fehlen  hier  im  Cod.  Rüpp.) 
%n  V.  6«  gesogen  und  überfetzt  dort:  ,9 Nun  wilTen 
wir 'S  was  ebenfalls  paffend  wäre.  Wenn  derCelbe 
aber  den/  Schlufs  von  V.  6.  gibt :  ^^üher  alle  Dinge**^ 
fo  hat  er  fleh  wohl  nur  verfchrieben  (^things  ftatt  . 
hings). 

))   In  dem  2ten  Abfatze  der  Rede  V.  7  —  12*  wird 
auseinander  gefetzt,  dafs  die  kurze  Frift  bis  sur  Voll- 


icnwimaen,  imu  tiniierniis  una  uniere 
Ewigkeit  zuEwijikeil. 


fireckung  dar  Stnfc  ihnen  debbalb  nid 
ivorden,  weil  Ge  Jich  nicht  früher  tu  Goti 
fbndem  in  der  Sünde  beharrten,  Lam 
Mick  im  Anfange  von  V*?.  Die  erfien  W 
suf  V.  I.  kurück.  Nach  der  Frage  mr 
Antwort;  wer  gab?  für  Niemand  gab. 
Verfe  wird  derlelbe  Gedanke  mehr  mat 
JLaureiw«  überTetit  in  demfelben  ll^  J?J( 
lurrfe»,  wai  allerdingi  Hefa  mit  der  ge 
Bedentnng  dea  Wottea  vereinigen  lÖlät 
lexic.  col,  Ig3.  ed.  sOi  'bei  nicht  in  den 
hang  pabti  an  propulit,  expulit  fchliel 
Bedentung^  pep/«cutiM  *fi,  dieCea  ift  im  al 
Sinne  nachjagen ,  eifrig  naekßreht» ,  und 
dolf  (m.  a.  O.)  gibt  an,  daTa  diefe  Bede 
Worte  nicht  hetui  Uj.  Daa  Object  bei 
ßndeii  und  ergrtiftn  ift  im  AethiopUchen 
laflen ,  und  wird  auch  von  Laurtnea  fup 
immer  fehlt  bei  Laureneei  Cod.  Rüpp.  hi 


K?p.  62.  V.  9—10.  509 

9.  Denn  vor  ihm  haben  wir  nicht  begannt, 
nd  wir  haben  nicht  gerühmt  im  Namen  des  Herrn 
er  Könige,  und  wir  haben  nicht  gerühmt  den 
[errn  in  allen  feinen  Werken ,  fondern  Mrir  haben 
ertraut  auf  das  Königthum  und  unfere  Herr« 
thkeit<»). 

10.  Und  an  dem  Tage  unferer  Trübfal  \mä 
nfefer  Noth  wird  er  i^ns  nicht  erlöfen,  noch 
^erden  wir  Ruhe  erlangen.  Wir  werden  beken* 
en;  weil  treu  ift  unfer  Herr  in  allen  feinen  Wcr^ 
sn,  in  allen  feinen  Gerichten  und  in  feiner  Ge« 
tchtigkeit. 


6l)  Der  Grund  der  Nichtberückfichtigung  ihrer  Bitte 

liegt  in  dem  frühern  Wandel  derfelben.  A,  A^  S  ^ 
nom  confejß  fumuSf  fc.  peccata  noßra  (vgl.  V.  i.); 
weniger  empfiehlt  lieh  die  Ellipfe  :  Dei  magni* 
tudiium.  Statt  im  Namen  bei  Laurence  minder  wört- 
lich: y,cItfANameii*S  und  am  Ende  des  Verfes  faeifst  es 
bei  ihm:  »»auf  das  Scepter  unferer  Macht  und  nnfe- 
res  Ruhmes.''  Ohne  Rettung  erfcheinen  V.  lo.  die 
Sünder,  wie  Kp.  38»  5  —  6>  39»  2-  49t  4-     1^  diefem 

Verfe  hat  Laurence  alles  nach  1  A^l  «9  was  er 
übrigens  im  Piäfens  überfetst  (i^wir  bekennen**) ,  als 
von  dieTem  Verbo  abhängig,  alfo  als  Object  des  Be* 

kennen«  betrachtet;  allein  die  Partikel  Ali^; 
nom»  (jula  erlaubt  dieb  nicht.  Vielmehr  foUnach« 
gewiefen  werden ,  warum  Ce  nunmehr  das  Bekennt- 
nilii  ablegen  wollen ,  womit  (ie  fonft  zurück  hielten. 
Dieb  g^fchieht  in  dem  letzten  Theile  von  V.  lo.  • 
fo'  wie  V.  II —  12.  Die  Zuverläfligkeit  Gottes 
(a>4^^T,:  ßius  heibt  er)  beüimmt  ße  dazu; 
er  hat  Wort  gehalten  in  demjenigen,  was  er  verhieb 
und  womit  er  drohete. 


510  Kap.  62.   V.  11—13. 

11.  Und  auf  die  Ferfon  werden  fi 
richte  nicht  Rückficht  nehmen  ^}9  und  ^ 
den  gehen  aus  feinem  An  geficht  wegen 
Thaten. 

12.  Und  alle  unfere  Sünden  find  s 
rechtigheit  gezählt  worden/' 

13.  Alsdann  werden  fie  fagen  zu  fic 
,,Ge(attigt  iß  unfere  Seele  mit  dem  Hei 
des  Unrechts  ^) ; 


62)  In  dem  Satse  (Dl^!  TY-S^Ü.:  A.J 
ift  gaza  Object  und  kuenanihu  (als  CoUec 

fefst,  wie  V.  10.)  Subject;  'ifJjA*  1/ 
das  hebräifche  0*^39  NtZ^S.  vQognnov  Ut^ß 

Parteilichkeit  rerfahren,     Lawrence  minder 
„In  feinen  Gerichten  fieht  er  nicht  an  die  I 
Die  Mächtigen  der  Erde  dürfen  fich  keine 
verfprechen,  wenn  de  auch  hoch  geßellt 
Leben.     Thaten  fieht  natürlich  im  fcblimn 
Laurence  ergänzt  daher  das  Adjectivum  »»ei 
iöfe).    Aus  Gottes  Nähe  weichen»   wird 
S2f  2.  als  Strafe  angedroht ;  vgL  auch  Y.  i 
Kap.     Befchweren  können  fich  die  Frevler 

nen  gefchieht  nur,  was  fie  verdienten«   Statt 

•fr'VA4^J  juße  numeratafunt  (peccata), 
renoe's  Ueberfetzung :  find  wahrlich  ohne  4 
einen  andern  Text  vorauszufetzen  fcheint. 

63)  ^TP-  ClC?^^:  gibt  Laurence^.  JVerl 
Verhrechens^  wie  denn  nev&f  allerdings  1 
vaSf  inßrumentumf  arma  heilst.  Allein 
ganzen  Stelle  paffend  ift  die  auch  fchon  v 
belegte  Bedeutung  opes^  ditfitiac;  vgL  V 
der  Sinn  der  Rede  ift  derf  elbe ,   wie  Kp 


Kap-  62.    V.  14—16.  311 

14.  aber  das  wendet  nicht  ab  unfer  Hinab* 
Reigen  in  die  befchwerliche  Hitze  der  Hölle/^ 

15«  Und  hierauf  wird  fich  erf  lUIen  ihr  Antlitz 
nit  Finßemifs  und  Scham  vor  jenem  Menfchen« 
ohne  ^)f  und  aus  feinem  Angelicht  wird  man  fie 
ertreiben,  und  das  Schwert  wird  bleiben  vor  fei* 
em  Angefleht  in  ihrer  Mitte. 

16.  Und  fo  fprach  der  Herr  der  Geilter  ^) : 
Diefs  Üt  der  Befchlufs  gegen  fie  und  das  Gericht 


AU  gewaltthatigt  andere  beclrückend ,  alfo  unrecbtea 
Gut  an  fiah  ra£Fen<l ,  werden  die  Böfen  im  B.  Henooh 

siemlicb  häufig  bezeichnet.  AHi^:  ATlAJ?: 
vrorüich' aefius  gravitatisi  Lawrence  überfetzt:  ßam» 
mender  Schoofs  (,,womb'*)  der  Holle ,  entweder  weil 

0r  X\ff\Xl  1^*9  oier  kebada  damit  verwech feite. 
fi4)  Faft  wörtlich  Tcbon  Kp.  6l»  14.  Das  Deroonftra- 
tivpronomen  vor  Menjckenfohn  hat  Laurence  in  der 
dten  Ausgabe  üsiner  Ueberfetzung  hinweggelaflen, 
w^ahrend  ea  in  der  iften  gan&  richtig  ausgedrückt 
^lear.  Die  folgenden  beiden  Sätze  diefes  Yerfea 
knüpft  er  durchs  Relatiyum  an ,  und  im  letzten  der- 
fjelben  wählt  er  ßatt  des  wiederkehrenden  Ausdrucks : 
vor  feinem  jingeficht  die  blofse  Fräpofition :  vor,  und 

fiattÄ  in  ihrer  Mitte  (^7\Tinp<^:)  überfetzt  er 
l^     (in  beiden  Ausgaben) :  fie  zu  vertreiben.     Parallel  im 

Ausdrucke  find  dem  Ende  des  Verfes  3  Mof.  269  6* 
I«-  24,  xo.  25f  39.  31.  Der  Vers  gehurt  übrigens 
wieder  zum  Berichte  des  Sehers ,  oder ,  um  es  noch 
^tUmmter  auszudrücken  ^  sur  Ausdeutung  feiner 
Vifion. 
^)  Zur  Bekräftigung  der  bisherigen  Angaben  befchliefst 

^Abfchnitt  mit  der  Nachricht ,   dafs  fie  fich  nicbt 

'nf  Aefloxionen  des  Schauenden  Hütien,  foudern  van 


512  Kap.  62.   V.  J6.    Kap.  63. 

der  Mächtigen,  und  der  Könige»  und  der  Hohea 
und  derjenigen,  welche  die  Erde  befiuen,  vor  dem 
Herrn  der  Geißer." 

Kap.     63.  <^. 

Und  andere  Gefichte  fahe  ich.     An  jenen  ge- 
heimen Orte  hörte  ich  die  Stimme  eines  Engels, 


Mittbeilungen  Gottes  ausgehen.      Aehnlich  bei  i^ 
biblifcben  Propheten ,  z.  B.  Jef.  14,  22.  23.  27*  2lf  ^ 
14-  25.     Diefs  y  nämlicb  alles ,  was  TOrJ[ier  angegeben  j 
worden  war.     Die  Worte :   vor  dem  Herrn  der  Cef-  1 
ßer  geboren  zu  Befchlufs  und  Gericht  ^  und  bilden  | 
eine  nähere  Beftimmung  davon.     Der  Befchlufs  wird  ^ 
dadurch  als  ein  göttlicher ,   von  Gott  ausgeheädefi  ! 
bezeichnet. 
66)  Obfcbon  Kp.  63.  andere  Gefichte  erwähnt  werden» 
von  denen  der  Erzähler  hierauf  berichtet,  fo  ift  doch 
zwiCcben  ihm  und  Kp.  62.  genauer  Zufamoienhing. 
Bisher  war  die  Rede  von  Befirafung  der  böfen  Menfcken; 
von  nun  an  geht  die  Darftellung  über  auf  die  Zücb> 
tigung  der  Engel,     Beide  gefcheben  am  grofsenG»  < 
ricbtstage.     Auf  ähnliche  Weife  hangt  in  der  2tea 
Parabel  Kp.  53.  mit  dem  Inhalte  der  vorbergeheadea 
Kapitel  zufammen.     Diefer  Gedankengang  wird  )•- 
doch  hier  durch  eine  Epifode  von  der  grofsen  Flntk 
unterbrochen  Kp.  64 — 67^  1*  (f.  darüber  sn  Kp.64« 
X.) ,  indefs  ift  diefer  Gegen ftand  auch  nicht  fremdai^ 
tig ,  da  die  Fluth  Vermifchung  der  Engel  und  MeiK, 
fohen  und  dadurch  veranlafstes  Unheil  vorauaCetit» 
Auch  für  diefe  Mengerei  findet  Cch  in  der  2teo  Parabel» 
wie  fie  jetzt  geordnet  ift,  eine  Analogie;    denn  Kp»' 
53«  7-  (jpringt  ebenfalla  von  der  Strafe  der  Engel  aol 
die  UeberCcbwemmung  über,  welche  su  No^  Zait- 


} 


Kap.    C3.  513 

rdober  faste:  »»Diefs  find  diejenigen  Engel,  wei- 
he herabmegen  vom  Himmel  auf  die  Erde,  wei- 
he Verborgenes  enthüllten  den  Menfchenkindern, 
nd  verführten  dieMenfchenkinder,  dafs  fie  Sünde 
baten/' 


fiatt  iaui.  Andere  Gefichte  werden  allerdings  dar- 
geboten, da  die  Kp.  59  — 62«  erzählte  Vilion  für  Cch 
befieht  und  nicht  fpeciell  von  dem  GegenBande  han« 
delt,  welcher  demnachft  cur  Sprache  kommt.  Weil 
der  Seher  an  demfelben  Orte»  von  Menfchen  unge- 
fehen ,  das  Folgende  gewahr  wird ,  verbindet  er  um 
16  mehr  diefe  Ersahlung  von  der  Strafe  der  abtrünni- 
gen Söhne  des  Himmels  mit  der  Vifion  vom  allga« 
meinen  Gericht ,  als  diefelbe  Cch  auch  in  den  Vor« 
ftellnngen  damit  mehrfach  begegnet,  jin  jenem  ge» 
keimen  Orte  zieht  Laurence  zu  dem  Verbo  ^Jck  fahe**^ 
wogegen  ficb  allerdings  fprachlich  nichts  einwenden 
laTst.  Mir  Ccheint  aber  diefe  Ortsangabe .  weniger 
daau  zu  gehören ,  eben  weil  es  nur  eine  ganz  tilge* 
•meine  Notiz  ift,  fondem  zu  dem  unmittelbar  darauf  fol* 
genden  fpeciellern  Berichte,  bei  welchem  der  Verf. 
dergleichen  auch  fonft  zu  geben  pflegt  (£  17,  2  £F. 
31,  I  ff.  22,  I  ffO*  Ausführliches  über  das,  was  der 
Engel  fagt,  bieten  Kp.7iF.  dari  das  Enthüllen  verbor- 
gener Dinge  und  Verführung  der  Menfchen  wird  auch 
Kp.  9,  5  ff.  IG,  II  ff.  I3»  2  ff.  16,  3  ff.  19,  I  ff.  53, 
S— &  64,  6  ff.  gerügt.  In  der  ifteu  Ausg.  von  Lau- 
rmtc^s  Ueberfetzung  fchliefst  Kp.  63.  hier  noch  nicht, 
Amdem  es  folgen  noch  4  Verfe,  diefelben,  welche  in 
der  2ten  Ausg.  derfelben ,  fo  wie  in  meiner  Ueber« 
btsnng,  dem  athiopifchen  Texte  des  Cod.  Rüpp.  ge- 
toilä«  Kp.  67,  2 — 5*  gefunden  werden.  Lemrence 
ygfutAt  mu  jenem  Verfahren  veranlabt ,  weil  in  Folge 
f einer  kritifcheu  Anficht  auch  Kp.  67^  i.  anssnfiolsen 


514  Kap.  64.    V.  1. 

[Kap.  64.    Sect.  XI.  ^ 
1.     Und  in  jenen  Tagen  Jähe  Noali^  dajs 


war,  67^  2  —  5-  aber  mit  63»  I.  und  6gf  I.  In  genauer 
Verbindung  Randen.     Er  erklärt  Cch  darüber  folgen- 
dermaarsen :  ,,ln  dem  Parifer  Manafcript  fangen  biet 
der  xite  Abfcbnitt  und  ein  neues  Kapitel  an.    Die- 
fes  entbült  mit  den  folgenden  Kapiteln  65.  66»  unl 
dem  erften  Verfe  des  67ten  Kapitels  ein  Gelicht  to 
Siindflutb ,  welcbes  von  Noah  gefeben  und  von  üun 
in  der  erfien  Perfon  erzählt  wird.     Das  ganze  Geficht 
habe  ich  als  eine  o£Fenbare  Interpolation  und  all  et* 
neu  dem  Henoch  ofFenbar  nicht  zugefcfariebenen  Auf- 
fatz  an  das  Ende  des   Buchs  geftellt.*^     Auch  Co^ 
Büpp.  lafst  hier  Sect.  XL  und  ein  neues  (indeb  nicht 
durch  Zahl  naher  beftimmtes)  Kap.  beginnen.    Da 
andern  interpolirten  Stücken  ihre  Stelle  gelaflen  wot- 
den  j  glaubte  ich  auch  hier  die  Ordnung  der  Hand« 
fcbriften  beibehalten  zu  müITen.     Zur  Unterfcheidung 
ift  jedoch  alles,   was  fich  als  ZuTatz  verrath,  dtirch 
den  Druck  ausgezeichnet  worden. 
6?)  Laurence  lagt   in  der  2ten  Ausg.  feiner  Ueberf.: 
«,Kapitel  64.  65'  66.  und  der  iße  Vers  vom  67^^ 
enthalten  fichtlich  eine  VLGon  Noah*s  und  nicht  He* 
noch*s*^ ;  auch  hatte  er  in  der  ifien  Ausg.  diefem  am 
Ende   des   ganzen  Buches   gefiellten   Abfchnitte  S» 
Ueberfchrift :  ,,Noah's  Geßcht  von  der  Fluth**  gege-  ' 
ben.     Wenn  er  aber  in  der  frühem  Ausg.  in  «net 
Note   hinzufügte:    „Diefes  Geficht  Noab's   komiat 
Bwifchen  dem  iften  und  2ten  Verfe  des  ösften  Kap. 
vor 'S    fo  gilt  diefs   nicht  von  der  Anordnnng  des 
Textes  in  den  Handfchriften ,  fondern  nur  von  dec 
in  ÜBiner  Verfion  (ifie  Ausg.)   gewählten   Stellnng 
deflelben ,  welche  er  fpater-  in  der  aten  Auag.  ves- 


Kap.  64.    V.  1.  515 

le  Erde  /ich  niederbogt  und  dafs  nahe  war  ihr 
litergaugp 


laflen  hat.  Auch  in  CocI.  Rupp.  umfaCst  Aietet  Ab- 
fcbnitt  Kp*  64, 1  —  679  I.  Dafs  Noah^  nicht  Henocb» 
mIs  Berijchterfiatter  in  demfelben  anzufeben  fey»  kann 
keinen  Augenblick  zweifelhaft  fejn^  wefshalb  auch 
Silo,  de  Sacy  (Joum.  des  S^vans  ig23.  Octobre.  p.  590.) 
fich  mit  Laurence  darin  einverftanden  erkllrt.  Vgl.  auch 
die  Einl.  S.  15.  Kp.  67.  fpricht  entfchieden  für  Fpaterea 
Einfügen  diefes  Stuckes  ( f.  Anm.  dazu }.  Auf  der 
andern  Seite  iß  unverkennbar,  dafs  diefe  Kapitel  mit 
den  übrigen  Theilen  der  Kap.  37  —  70.  in  der  genaue- 
Sen  Yerwandtfchaft  ftehen.  Nicht  blofs  in  den  Ideen, 
fondern  auch  in  der  Ausdrucks  weife  herrfcht  grofse 
ITebereinftimmung.  Dahin  gehört  die  Bezeichnung 
Gottes  als  des  Herrn  der  Geißer  (Kp.  649  9.  lO.  65« 
3*  669  9.  II.)»  woneben,  wie  fonß in  diefen  Kapiteln, 
auch  blofs  Herr  (Kp.  64,  6*  66f  3.) ,  und  Allherrfcher 
(Kp.  669  I«)  vorkommt;  ferner  der  Ausdruck :  En^el 
der  Strafe  (Kp.  65.  j.,  vgL  52,  3-  61»  14-  62,  I.)» 
die  Verbindung:  Könige,  Mächtige^  Hohe  und  die, 
jvelche  die  Erde  bewohnen  oder  befitzen  (Kp.  $69  g* 

X4-9  ^gl-  54*  ^*  61»  !•  5*  10.  12*  629  XOi  verläug- 
nen  den  Herrn  der  Geißer  oder  feinen  J>faTnen  (Kp. 
669  9.  12.»  vgl.  38,  2.  41,  I.  45«  X-  2.  46f  5v 
48  f  II.)  9  die  VorfieUungen  über  die  abtrünnigen 
und  verführenden  Engel  ( vgl.  befonders  damit  Kp. 
67  und  6g.)»  ^^0  Erwähnung  der  Götzenbilder  (Kp. 
64*  6.9  vgl«  Kp,  469  5.)»  ^^^  Vorßellung  eines  in 
leblofen  Gegenfiänden  wirkenden  Engels  (Kp.  64, 
g.«  vgl.  Kp-  58  t  4«  7 — 12.)»  das  NiederCnken 
X<Toah*abei  derVißon  (Kp.  64»  4.»  vgl.  59»  !•)<  NoaVj 
Tkeilßeigt  zum  Himmel  (Kp.  66, 1.)9  wo  fonfi  der  des 
Benoch  gedacht  wird  (Kp.  39»  80  i  gleichwie  fpnft  ein 


A 


516 


Kap.  64.    V.  2. 


2.  Und  er  erhob  feine  Füfse  von  dort  mi 
ging  bis  zu  den  Enden  der  Erde,  und  zu  der  lVo\i- 
nung  feines  Grofsvaters  Henoch. 


Engel  dem  Henoch  durch  Erklärung  lu  Hilfe  kommt, 
fo  hier  diefer  felbft  feinem  Enkel  u.  L  w.  Sogar 
wörtliche  Wiederholung  von  Früherem  findet  fich 
(vgl.  Kp.  669  II.  mit  6I9  6.)  und  ausdrückliche  Ver- 
vreifung  auf  Angaben  in  frühem  D/littheiluDgen, 
2.  B.  bei  Schilderung  des  Feuerthaies  ^  welbhes  dio 
Verführer  aufnehmen  foU  (Kp.  66^  4.»  vgl.  53,  x£)t 
und  der  Metallberge  ^  welche  am  Gerichtstage  tob  | 
grober  Bedeutung  werden  (Kp.  669  4»  vgL  51,  aK}*  | 
Eine  neue  Section  beginnt  auch  in  Cod.  Rüpp.  mit  f 
dem  Anfange  diefer  Vißon  Noah's;  defsgleichen  eis  r 
neues   Kapitel   (das  55ße).      Sogleich  im  Aabvp 

von  Kp,  64,  I.   ift   in  den  Worten   CAPt  ^^' 

f^^äi^l  Tl^^J  eine  auch  im  Hebräifchen  nicht  un- 
gewöhnliche Attraction:    Noah  fahe  die  Erde^  i^f^ 

fie  für:    Noak  fahe,    dafs  die  Erde.      Ajf'SSI"»* 
eigentlich  ittilinationem  fecit ;    Ge  bog    üch  niedefi 
ihre  Oberfläche  vertiefte  fleh.     Eine  natürliche  Folgt 
davon  war   das  Herauftreten  des  Waflera    über  dil 
Erde»  und  damit  die  Vernichtung  alles  Lebenden  a«f 
derfelben.     Die  Zeitangabe:    in  diefen  Tagen ^  wd» 
che  auch  fonß  gar  häufig  im  B.  Henoch  vorkonm^ 
iB  allerdings  unbeftimmt,  und  kann  ftreng  genomnea 
nicht  auf  den  Inhalt  der  vorhergebenden  Kap.  beio* 
gen  werden,  weil  Ge  einem  erft  fpäter  eingeCchobe" 
nen  Stücke  angehört.     Indefs  ift  fie  gewib  fo  §•• 
meint,  dafs  ISoah  ungefähr  damals,  wo  Henoch 
Yifion  Kp.  59  —  63.  empfing,  durch  die  hier  ersiUp 
ten  Begebenheiten  erfchreckt  worden   und  delshalb! 
■u  Henoch  gegangen  ttj.    Diefer  ift  eigentlich  feia 


Kap,  64.   V,  3.  517 

3.  Und  esfprach  ^)  Noah  mit  einer  traurigen 
^timme:  ^Jiöre  mich!  höre  mich!  höremicu!*^ 
^reimaL     Und  erfprach  zu  ihm:  \fSage  ?/«>,  was 

m 

Grofsgrofsvater ,  wie  auch  Laurenee  durchgängig  in 
diefem  Abfcbnitte  (V.  4.  9.    669  4*  67,  l.)  überfetst; 

aer  äthiopirche  Text  hat  aber  nf^thidfl  avus 
(wie  Kp.  59«  9«)  9  nicbt  defshalb,  weil  die  Genealo* 
gie  Noah'a  im  B.  Henoch  anders  wäre  (  T.  Kp.  X05, 
X.  l6-  20.)  t  fondern  durch  eine  kleine  Ungenauigkeit 
(avus  im  weitern  Sinne).  Die  Wohnung  deflelben 
wird  an  das  Ende  der  Erde  gefetzt  (wie  Kp.  105,  7.}, 
weil  er  in  der  Periode  feines  prophetifchen  Berufes 
nicht  unter  den  Menfchen  lebte  (Kp.  X2.  i  — a.   70» 

•    1.6.   80»  I^' ^30*    ^C^*   nach  LiidoZ/,   welcher 
es  aber  PiC^  l  fcbreibt  (ebenfo  wie  Cod.  Rüpp. 

V.  I.  ^^OfA;  für  rhO^A:  perdhio,  exitium  hat). 
peneiraUj  coenaculum  iS  hier  infofern  gut  gewählt, 
als  Henoch  unzugänglich  war^  lieh  wie  in  ein  inne« 
res  Gemach  zurückgezogen  hatte.  V.  I  —  3.  ift  von 
Noah  in  der  ßten  Perfon  die  Rede»  V.  4.  aber  in  der 
trfien.  Er  ging  von  feinem  gewöhnlichen  Wohnorte 
aus;  von  dort  beifst  es,  ohne  dafs  zuvor  ein  Ort, 
wo  er  fich  befand ,  bezeichnet  wäre. 
6g)  hautonc€  überCetzt :  fcKrit^  wahrfcheinlich  mit  Ruck- 

£cht  auf  V.  5.,  wo  allerdings  das  Verbum  i\Q^l 
tlmmavit  und  ein  Derivat  deflfelben  angetroffen  wird. 

Hier  aber  fleht  ganz  einfisch  (D^fll  Wegen  der 
Auffiiflung    diefer   Form    von    der  Vergangenheit  f. 

«n  Kp.  61,  I.  Trautig  {^^ZaQ:  vgl.  auch  V.  5.) 
sft  Noah's  Stimme  wegen  der  allgemeinen  Noth,  in 
welcher  er  mit  unterzugehen  fürchtet«    In  dem  Satze : 

fo   mrmanet    (tlCA:>T};    lIlC^^:)     ^fi  4i^  Erde, 


518  Kap.  64.   V.  3— 4. 

iftSf  das  gefchieht  auf  Erden;  denn  Ja  ermait 
iß  die  Erde  und  erfchüttert.  Gewifs  werde  ich  u 
tergehen  mit  ihr,^^ 

4.  TJjid  nach  diefer  Zeit  loar  eine  grofse  1 
wegung  auf  Erden,  und  gehört  wurde  eine  Stiim 
i)om  liivimel.  Und  ich  fiel  nieder  auf  mein  A 
geficht ^  und  es  hnm  Uenochp  mein  Großvater,  u 
trat  zu  mir. 


wird  unfer  Planet  mit  einem  alten,  erfcbSpftenGn 

verglichen,    deHen  ßchtliclie  Abnahme  an  Kraft  < 

baldiges    Endie  deflelben    ankündigt.       VeranlalTii 

dazu  gab  wohl  V.  i.,  dafs  Cch  die  Erde  beugte,  i 

ein  fch wacher  hinfälliger  Körper,  delTen  Hanpt  1 

fenkt.     Laurence  ühextetzt  far^hat  durch  labours; 

Anfange  von  V.  4.  läfst  er  die  Copula  und  dai  Si 

fiantivum  Zeit  hinweg.      Obgleich   die  erfte  Hai 

diefes  Verfeft  noch  ah  Theil  der  Relation  Noah's 

feinen  Grofsvater  betrachtet  werden  könnte,   fo 

es »  wenn  man  auf  das  übrige  in  diefem  Verb  I 

zählte  ßeht,  vielleicht  doch  gerathener,  fie  vielsN 

dem  Referenten  in  den  Mund  zu  legen,    welch« 

Y.  I  —  2.  zugehört.     Der  Sinn  wird  dadurch  alli 

dings  etwas  modificirt«     Im  erflern  Falle  bezieht  fi 

die  Stelle  auf  die  EreignilTe,  welche  den  Fatriank 

zn  feiner  Wanderung  veranlafsten ,  im  letztem  al 

gefchehen  Ce  erft  nach  feiner  Ankunft  in  der  Nfl 

Henoch's.     Das  Schickfal  der  Erde  bereitet  fich*  M 

incr  mehr  vor;  die  himmlifche Stimme  enthielt  wil 

fcheinlich  den  göttlichen  Befehl  darüber  (vgL  T«  | 

und  den  Auffchlufs ,  welchen  Henoch  über  die  2 

fcunft  empfangen  hatte  (vgL  V.  9.).     Noah  befiai 

fich  in  der  Nähe  Henoch's ;  darum  ift  er  fo  betroS 

von  Beftürzung;  ahnliches  wird  von  Henoch  Kp.  I 

12.  13.  59f  X»  geragt.    \JQf'i\  l  motust  turim^^  W) 


I 


Kap.  64.   V.  5  —  6.  519 

I 

5.  Und  er  fügte  jnir:  ^JVarwn  fclirieeft  du 
i  mir  mit  traurigein  Gefchrei  und  Weinen?^ 

6.  Und  ein  Befehl  iß  ausgegangen  von  elejn 
Term  über  die^  xoeJche  wohnen  auf  der  Erde^  dafs 
;  ihr  Ende  ^°)  fey  ;  deim  Jie  hennai  jedes  Geheimnifs 

in  diefem  Abrchnitte  einige  Male  (vgL  V.  9.  669  5.)» 
überhaupt  aber  Kp.  37  —  70.   ziemlich  häufig  ange* 
troffen  wird,  überfetzt  Laurence  j^perturhation»** 
69)  Der  BegrilF  des  Verhi  fchreien  wird   verfiarkt  in 
bekannter  Weife;    im  Aethtopifiphen  fieht  blofs  der 
fiat«  conRructu«;  f.  zuKp.  59,  i.     Statt  Weinen  über- 
fetzt Laurence    ,,  Wehklage.  *<     Die   Rede  Henoch^a 
erftreckt   (Ich   bis   zum   Ende  des  Kapitels ,    jedoch 
wird  fie  V.  9.  durch  eine  kurze  hifiorifche  Apgabe 
unterbrochen.     Auf   die   an  Noah  gerichtete  Frage 
(V-  50  wartet  er  (wie  Kp.  59,  3.  4.  Michael)  keine 
Antwort  ab,    weil  er  die  Veranlafi*ung   der  Unruhe 
deffelben  leicht  vermuthen  konnte.     Die  gewaltige 
Umwälzung,    Tagt  er,  welche  der  Erde  droht,    ge- 
fcbieht  zur  Beßrafung  ihrer  Bewohner,  welche  dnrch 
unberufenes  Eindringen  in  die  ihnen  von  Gott  ab- 
Cchtlich   verhüllten  Geheimnifle    den  Unwillen   dea 
HÖchften  auf  Iirh  zogen. 

yo)  /hAI^T^^J  finiSf  confummatio  eorum^  vgl.  auch 

Kp.  10«  2.  5. 9  hei  Ludolf  mit  ^  l  gefchriehen.  Un- 
ter Engeln  find  hier,  wie  das  parallele  Glied  seigt, 
die  abtrünnigen  zu  verliehen  (L.Anmerk.  73.  zu  Kp« 
X9»  ^•)>  ^^^  Geheimniffe  derfelben  find  theils  die 
Kunftfertigkeiten ,     denen    allerlei    Gegenftände    dea 

'  Liuxus,  aber  auch  Werkzeuge  der  Unterdrückung  ihr 
Dafeyn  verdanken  (Kp.  g,  x*}*  theils  Kenntnifs  der 
Naturerfcheinuugen  und  ihrer  Gefetze,  und  darauf 
fich   Nützende  Aftrologie,  Zauberei  u.  f.  w.  (Kp.  7,  . 

Buch  Htaocb.  34 


'   * 


550  Kap.  64.    V.  6. 

der  Engel  j  und  jede  Bedrückung  der  Teufel^  und 
alle  ihre  geheimen  Kräfte  ^  und  alle  Kräfte  derjt' 
nigeuy  welche  Zauberei  treiben^  und  die  Kräfte  da 
Bindungen^  und  die  Kräfte  derjenigen^  welche  gtf 
fsen  das  Gegofjene  der  ganzen  Erde , 

10.  8»  3  ^-  9»  5*  ö.  TertulL  de  cultu  foemin.  LJ 
c.  lO.  •  von  mir  mitgetheilt  S.  141.).  Der  ^erf.  bi 
hier,  wie  lonft  öfters  (Kp.  9.  7.  10,  11.  12.  25.2 
X3f  12.  3*  169  3-  4-  19»  2.  53»  6.)>  die  verderblicb 
Folgen  folcber  voreiligen  Mittheilungea  im  Aug 
daber  ßeht   Bedruckung   der    Teufel    im    parallel 

Satze.  rtP^9^:  Satane,  vgl.  Kp.  53i  6..  n 
für  Kp.   15  >  %•    hoje    Geißer  ßeht  und  Kp.  19, 

AQ  f  #  ■  •  daemones,  Laurence  zieht  diefen  n 
den    folgenden    Satz    zufammen:    jede   bedrücim 

(„oppreflive")  und  geheime  Kraft  der  TeufeL    7\i 

JffH'A^;  fJJ^f't:  wörtlich:  ifui  facium  pk 
maca  L  incantationes  ^  vgL  Kp.  7»  lO.  S»  4.  und  9, 

fl'AUjht:  und  Kp.  8,  3.   O^^ifi^/Sty  T 

denen  das  letztere  in  Ludolfs  Lexic.  fehlt,  eiM 
Befchwörung  oder  Zauber  durch  Anwendung  der  Si 

henzahl.  ^rf\Ai^l  nach  gewöhnlicher  Bedmita 
€onfociationes ,  unitiones^  hier  die  magifchen  Tincd 
das  Bannen,  Fefimachen;   vgl.  das  hehr.  *13n  J 

das  arab.  ^j^.     Das  Gegoffene  (f|if\tlj  bei  1 

dolf  mit   |UJI  gefchrieben)  find  Idole,  wie 
Ueberfetiung :   „welche  machen  gegoITene  Büter 
der  ganzen  Erde '%  es   fchon  richtig  andeinteti 
das  hebr.  TIDJ  und  TISDO.     Als  Urheber  der 

lolatrie,  welche  auch  Kp«  46,  5.  erwähnt  wird, 
fcheinen  die  abtrünnigen  Engel  auch  Kp«  19,  9« 
bei  den  Kirchenvätern  (C  Anmerk.  s.  19,  2«}> 


Kap.  64.    V.  7.  521 

7.  und  wie  erzeugt  wird  das  Silber  aus  dem 
aube der Erde^)^  und  wieder  Tropfen  wird  unter 
r  Erde.  Denn  Blei  und  Zinn  werden  nicht  er- 
ugt  von  der  Erde,  fo  dajs  fie  die  erfte  Quelle 
ire^  welche ße  erzeugte* 


71)  Der  erfie  Theil  des  7ten  Yerfes  ift  nocH  von  dem 

Verbo  AACA>^;  noverunt  V.  6.  abhängig;  Law^- 
rence  fupplirt  zur  Verdeutlicliung  vor  V.  ^.  die  Worte : 
fie  wiffen.  Die  hier  erwähnte  Mittheilung  der  ver« 
fuhrenden  Engel  (vgl.  Kp.  53»  6.)  erfcheint  gans  un- 
verfänglich ;  ße  wurde  aber  verderblich,  weil  fle  dem 
Luxus ,  der  Futzfucht  und  Eitelkeit  neue  Nahrung 
verlieh.     Aui  ähnlichem  Grunde   wurde  Kp.  89  !• 

die  Erfindung  der  Waffen  u.  L  w.  geudelt.     ^AAS 

bei  Ludolf  mit  i\t  gerchrieben,    iß  offenbar  Siauh, 
vg^  Kp.  41,  J2.  und  von  Sand  verfchieden,  welcher 

äthiopiTch  '^  ^ ;  heifst ,  vgl.  Kp.  58,  g.  Tropfen 
erklärt  Laurence  durch  den  Zu(atz  pfmetaUifch,** 
Zweifelhaft  iß*s,  ob  der  Verf.  die  einzelnen  Silber* 
komer  im  Erz  unter  (^Laurence  ungenau:  in')  der 
Erde  meine,  oder  ob  fich  der  Ausdruck  auf  die  nach« 
her  erwähnten  Metalle  bezieht ;  doch  bleibt  das  leu« 
tere  unter  beiden  das  wabrfcbeinlichere.     Da  aber 

S/n^n^'n  :  euua  daffelbe  Wort  ift,  welches  Kp. 
51,  2.  $•  vorkam  und  von  mit  ßJißiges  MeiaU  (Queck« 
filber)   überfetzt  wurde,   fokann    diefe  Bedeutung 
auch  hier  fiatt  finden.     Das  Queckfilber  wird  dem 
gewöhnlichen  Silber  dann  entgegengefetzt«    Der  2te 
Theil  von  V.  7  und  V«  g.  unterbricht  die  Erzählung 
durch  die  darin   enthalterfe  Belehrung  über  die  Bil« 
düng  des  Zinnes  und  Bleies.     An   diefe  denkt   der 
Verf.  wohl  wegen  ihrer  wc^ifalichen  Farbe,  wodurch 
fie  dem  Silber,  freilich  nur  entfernt,    ähnlich  find. 

34  * 


522  Kap.  64.   V.  8— 9. 

8.  Und  ein  Engel ,  welcher  vorßehi 
darijif  und  voran  kommt  diefer  Engel''' ^). 

9.  Und  hierauf  ergriff  mich  mein  Gri 
Henoch  mit  feiner  Hand,  und  Jagte  mir: 
denn  ich  habe  gefragt  den  Herrn  der  Geiß 
diefe  Bewegung  auf.  der  Erde^^     Und  er 
zu  mir :   „  Wegai  ihres  ^^)  Unrechts  find  vo 


i 

/\-4Cl  Kp.  51,  5-  8-  cbenfo,  Kp.  51,  2.  \ 
von  LudolJ  aber  mit  U  «  gefchrieben ,  ill  1 
^TWk  :  Zinn.  Der  ScLluf«  von  V.  7.  1 
Original:    TlCAi  :     ^JEJ^^:     S^OT    i 

HjB(D^Jh(^t    und    vrird    von  Laurence 
gen :     »,  als  die   erfte   Quelle  ihrer  Erzeugui 
duction  «* ). 

72)  Dicfcr  kurze  Vers:   O^AAT^  !  H^^ 

drfit:!':  (Dßnjj-c:  ©Ät:  c^i 

hangt  genau  mit  dem  SchluITe  des  7ten  zu 
Laurence  überreizt  ihn:  da  (,,tbere**)  ßehet 
gel  auf  ihr  („upon  it'*)  und  diefer  Engel  flr 
der  Ohmacht  (,,firuggle6  to  prevail'*).  Das 
jekavem  nehme  ich  abfolute  praeefi  ^  ajßf 
yfftaJer  eigentlich  praevenit^  praevenire  find 
Aebe  ich  von  der  Thätigkeit  des  angeblich 
scugung  der  Metalle  wirkfamen,  eigends  < 
fiimmten ,  geifiigen  Wefens.  Der  Engel  il 
Tom,  fo  dab  nichu  gefchehen  kann,  viras 
gewahr  würde  und  durch  feine  Hand  ginge, 
jene  Vorftellung  relbft,  dafs  die  leblofen  Din 
ihnen  inwohnenden  Intelligenz  zur  Leitung 
ben  find,  vgL  Anmerk,  zu  Kp.  58»  4-  p. 

73)  Wahrfdbeinlich  nicht  auf  die  Menfchen  (vg 
foadttii  auf  die   £»^^«1  zu  beziehen;    vgl 


^ 


Kap.  G4.     V.  9—10.  523 

ff  Gerichte^  und  zwar  ohne  Zahl,  vor  mir,  wegen 
Monde,  welche  fieunterfuchten  ;  imdfie  erkann- 
,  dajs  die  Erde  untergehen  werde ,  und  diejeni" 
,  welche  auf  ihr  wohnen.  Und  für  fie  wird 
le  Zuflucht  Jeyn  in  Ewigkeit; 

10.     denn  fie  haben   ihnen  gezeigt  das  G^- 
ne.     Und  diejenigen ,  welche  gerichtet  worden 


CiKh'Irl    hdfZ^^X    H^IJUU>:    ^iht  Laurencc 
nicht  ganz  wörtlich:  in  Bezug  auf  die  Monde ßellten 
fim  Vnterfuchungen  an,    ebenfo  wie  er  kurz  vorher 
zaraolmenziebend    überfetzt:     ihre  unzählbaren    Ge» 
richte.     Ob  der  Verf.  die  Ueberzeugung  derMenfchen 
Ton  der  bevorftehenden  grofsen  Kataftrophe  alt  Folge 
der  Beobachtung  des  Mondes  betrachtet,    ift  nicht 
deutlich  ausgedrückt;  es  fcheint  aber  nach  dem  Zu- 
binmenhange  faft  fo.     Kenntnib  der  Geftirne  leitet 
auch  Kp.  3,  5  —  g.  von  den   gefallenen  Engeln  her 
und  der  Bewegung  des  Mondes  wird  dabei  ausdrück- 
lich gedacht;    vgl.  auch  Tertullian,  de  cultu  foemin« 
L*  L  c.  lo.  9    wo  es  unter  andern  von  den  Engeln 
heifst :    ,,  et  metallorum  opera  nudaverant  — *  — -  et 
incantationum    vires    provulgaverant    (f.  Y»  60    6t 
omnem  curiofitatem  usque  a^  fiellarum  Interpretation 
fum  defignaverant.**     Die  Beobachtung  des  Himmels 
verleitete  leicht  zu  Geftirndienft«    defshalb  wird  die 
Einführung  derrelben  gemirsbilligt ;    vgl.  auch  Ter» 
InZIüm.   de   idololatria    cp.  4.     (H   oben  S.   24I.  )• 
^^OOl    (bei  Ludolf  mit   AO    converfio^    aber 
weh  r^Jugium ;  Realparallelen  Kp.  6>  5*    I^i  7*    13* 
r.  2.    16,  5-     Laurence  überfetzt   Zufluchtsort  und 
dieint  kdne  Negation  im  Texte  gefunden  zu  haben ; 
lerlelba  lafst  die  Gaufalpartikel  vor  V.  lO.  und  im 
iften  Satze  das  Fronomen  (,,ihiien*0  ^^*«    '^  ^^"^ 


524 


Kap.  64.  V.  10—11. 


find^  nicht  aber  dich ,  mein  Sohn ,  meint  der  Htrr 
der  Geißers  denn  du  biß  rein  und  gut ,  dami  tor 
delß  du  das  Geheime. 

11.     Und  er  ''^)  hat  beßätiget  deinen  Nanun 
in  der  Mitte  der  Heiligen^  und  wird  dich  beusacha 


inlflen'J 


t 


unmittelbar  darauf  folgenclen  ergänzt  er:  fit  Jini  wk 
verbindet  anders:   ,,und  fie  find  diejenigen,   welcba 
gerichtet  worden   fi.ud,    aber  nicht  du,    mein  Sobi  , 
Der  Herr  weifs ,    dafs  du''  u.  f.  w.     Der  Text  bit 

aber    Atl  •*  A^+I    te  (nicht   ru),    was   ich  ^ai [ 

AA^^^I  abhängig  betrachte.  Diefes  Zeitwort  i 
heifst  gewöhnlich  fcivit ,  fenfit ,  intellexit^  aber  anck  . 
fignißcavitm  Gegen  Laurence*s  Verbindung  deflelbei 
mit  dem  darauf  folgenden  Satze  fpricht,  dals 

n^it  der  CauTalpartikel  All^^«  nam^  ifuia 
Die  letzten  Worte  des  Verfes  gibt  Laurenct:  ,,( 
Tom  Vorwurf  der  (Entdeckung  von)  Geheimni 
wobei  das  in  Parenthefe  Gefchloirene  fupplirt  wii 
Allerdings  erwartet  man  fernere  Angabe  einer  Ei 

fchaft  des  Henoch.     Die  Worte  lauten  aber  A 

^S/l:  H^A'Al':   wörtlich  alfo:    deinde  (tos) 
tuperatio  ejus  ^  fjuod  occuUum;   es  ift  blob  £Ui 

das  Suffixum  an  his  ^ei  Ludolf  mit  HV.  l'  geCchri 
und  tua  viiuperatio  fteht  für :  tu  vituperas%     Du 
keime  am  Anfange  und  Ende  des  Verfea  ift  im 
ciellen  Sinne  von  den  durch  die  Engel  miüib 
enthüllten  Dingen  zu  falTen. 

74)  Lawrence  fetzt  hinzu :  der  Heilige.     ®  A  ^  7 
et  conßrmavit^  fiahilivitf  tenuit^  kommt  lehr 
ixn  B.  Henoch  vor.     Lawrence  hat  hier  und 
hin  axUna  im  Futurum  überfetzt:   »,er  mnrd 
gen.^'    Allein  das  Präteritum  ift  hier  durcluaua 


h 


Kap.  64.    V.  11.    Kap.  65.    V.  1.       525 

Jon  denen ,  welche  lüohnen  auf  der  Erde.  Und  er 
efiätiget  deinen  Samen  in  Gerechtigkeit  zu  Koni" 
en  und  grofser  Herrlichkeit  ^  und  aus  deinein  Sa- 
len  wird  hervorgehen  ein  puell  der  Gerechten 
%d  Heiligen^  und  zwar  ohne  Zahl  fiar  iinmer.^^ 

Kap.     65.  ^*) 

1.  Und  hierauf  zeigte  er  mir  die  Engel  der 
rafe^  welche  bereit  waren^  zu  kommen  und  zu  off* 
n  jegliche  Macht  desWaJJerSy  das  unter  der  Erde ^ 


behalten;  die  Beftattgung  der  Nachkommen  iß  be- 
reits gerchehen ,  und  die  Errettung  aus  der  Fluth  ift 
noch   sukünftig.     Daber  fahrt  der  Verf.  im  Futuro 

fort:  PlSl^mn:  cufiodiet,  fervabit,  vgl.  Kp.  65, 
3.;  — -  te  ex  iisy  weil  die  andern  zu  Grunde  geben 
foUen.    Erhaltung  der  Nachkommen  Noabs  wird  auch 

Kp.  10,  5.  verbeifsen.      Die  Worte    AS1(IJJT'* 

(btitlr(\d\'^:    K}(\f^:    ßnd  woW  nicht  von 

/l/?fU*  als  Object  abhängig;  Laurence  überfetzt 
fie:  mit  Herrfchaft  und  grofser  Herrlichkeit  (^^^giory^^^f 
gibt  aber  in  einer  Randiiote  zu  verfteben,  dafs  Iie 
•V^örtlich:  für  Könige  und  für  grofse  Herrlichkeit 
bedeuteten.  Der  Könige  wird  befonders  gedacht, 
«iin  das  Gefcblecht  Noab*s  als  ein  angefehenes  zu  be- 
zeichnen. Vgl.  äbnlicbe  Aeufserungen  i  Mof.  I7f  6. 
I>ie  Quelle  ift  Bild  zahlreicher  Nachkommen;  wie 
,  Ce  immer  frifches  WalTer  Ipni^delt »  fo  erlifcht  Nqah*a 

Stamin  nicht. 
^^)  In  diefem  Kap.  wird  nun  die  Art  und  Weife  der 
Kp*  64  f  6.  angekündigten  Strafe  genauer    befchrie- 
ban.    J>ie  )E,ngel  der  Strafe  ( über  die  Beseichnung 
L  Kp.  S2f  3«)  bewirkea  die  Fluth.    Sutt  Macht  des 


526  Kap.  65.    V.  2  — 4. 

2.  dcnnit  es  fey  zum  Gericht  und  zum  Un- 
tergange  für  alle  diejenigen ,  welche  häufen  wii 
wohnen  auf  der  Erde* 

3.  Und  es  befahl  der  Herr  der  Geißer  dat 
Engeln f  denen ^  welche  ausgehen  luerden^)^  nidd 
aufzunehmen  die  Männer  und  zu  erhalten  s 

4.  denn  jene  Engel  waren  über  jegliclier 
Macht  der  IVaJJer.  Und  ich  ging  hinweg  von 
dem  Angefichte  Ilenochs. 


JVaffers,  vgl.  V.  4.  (wo  jedoch  der  Plural  <^f^\ 
atjuae  ßeht),  würden  wir  Tagen:  das  machtige,  g^ 
wältige  Wafler.  Laurtnce  wählt  den  Plural.  Wib* 
rend  die  Geneßs  und  das  B.  Menoch  Kp.  53,  7  £ 
einem  lange  anhaltenden  und  Harken  Regen  einl 
wefentliche  Mitwirkung  bei  der  Fluth  zufchreibt,  il 
hier  nur  ein  Moment  berücklichtigty  nämlich  dal 
Heraustreten  der  unter  dbr-Erdrlnde  befindlichen  WaC 
fer  über  die  geneigte  (  f.  Kp.  64,  I- )  Erd  -  Oberflache 
P^ach  y.  2«  möchte  wohl  das  Stück  Kp.  53«  7— ii« 
gehören,  welches  an  der  Stelle,  wo  es  fich  jetzt  Le 
findet,  gar  nicht  recht  pafst.     Vgl.  Anmerk.  15.  m 

Kp.  53»  7- 
76)  Es  find  die  Y.  I.  naher   bezeichneten.      Lawrtttti 
überfetzt  im  Pratcrito,   wogegen   die    im  AetbiopH 

fchen  angewendete  Form  ^Q)9A^!  und  die  im  K^ 
pttel  herrfchende    Vorßellung    (nach   V.    x.    haltiri 

fie  fich  erft  bereit,  auizugehen)  ift.  v J?(D!  viral 
gibt  Laurtnce  durch  das  allgemeinere:  MenfclM^ 
auch  ergänzt  er  bei  dem  Zeitworte  erkalten  das  Ok 
ject :  fie.  Die  erße  Hälfte  von  V.  4.  bringt  den  GnuiJ 
nach ,  warum  gerade  diefen  Engeln  der  V«  3.  geaah 
dete  Auftrag  wurde«  Zwifchea  derCelbeii  «nl  im 
andern  Hälfte  möchte  Kp»  54,  x — 6^  am  mwockaA 


• 


Kap.  66.     V.   1.  527 

K  a  p;    66-  ^) 

1.  Und  in  jdnen  Tagen  war  die  Stimme  des 
Wierrfchers  bei  mir^  und  er  faßte  zu  mir  :  ,fNoahy 
?he^  dein  Theil  ift  herauf Eeßiegcn  zu  mir,  ein 
lieilj  woran  kein  Tadel  iß,  ein  Theil  der  Liehe 
id  der  Billigkeit  *y 

fsigßen  einz^fchieben  reyn,  i^elcher  Abfchnitt  an  fei- 
ner jetzigen  Stelle  den  Zufammenhang  fiört.  Vgl. 
Anmerk.  su  Kp.  54,  i.  Auf  den  Schhib  von  Kp.65. 
nimmt  Kp.  66*  nicht  eigentliche  Riickficht,  aber 
durch  denfelben  wird  doch  die  Erzählung  des  Orakela 
vorbereitet,  deflfen  Noah  felbß  gewürdigt  wird«  Bia 
hieher'  empßng  er  die  Kunde  nur  mittelbar  durch 
Henoch,  jetzt  unmittelbar  von  Gott.  Kp  67,  !•  je« 
doch  ift  abermals  Noah's  Belehrung  durch  feinen  Ahn« 
herrn  deutlich  ausgefprochen  \  aber  eine  fchriftliche. 
77)  Ueber  den  Zufammenhang  mit  dem  Vorhergehen* 
den  f.  Anmerk.  76.  zu  65«  3 — 4*  In  diefet  66fte  Ka« 
pitel  gehört  wahrfcbeinlich  der  Abfchnitt  Kp.  59, 
7  -*•  14.  (nach  der  in  meiner  Ueberfetzung  befolgten 
Yersabtheilung) «  und  zwar  lafst  er  fich  an  mehreren 
Stellen  delTelben  paQend  einfchieben;  f.  darüber  Anm. 

31.  zuKp.  59f  8  —  9-  Ueber  ©ßflA^I  ^t  dixit 
mihi  f.  SU  61,  I.  Unter  Theil  ift  (vgl.  Kp.  56,  2.  5.) 
das  dem  Noah  zugedachte  Loos  zu  verßehen;  Lau^ 
rence  fcfaeint  es  von  der  fittlichen  Befchaffenheit  des 
Patriarchen  zu  nehmen,  indem  er  überfetit:  „ein 
Loos  frei  von  Verbrechen  (void  of  crime),  ein  ge* 
lichus  (beloved)  und  aufrichtiges  Loos.**  Vergleicht 
man  aber  den  folgenden  2ten  Vers,  welchen  freilich 
Laürence  ganz  mifsverftanden  hat,  fo  zeigt  fich  diefe 
AuffalFung  als  falfch ;  auch  fagt  der  Text  nichts  von 

Virhreehen,  fondem  gebraucht  das  Wort  'S,  N  {  vitu' 


528  Kap.  66.    V.   i 

2.  und  nun  werden  bereiten  die  Engel 
Jchloffe  ^') ,  U7id  wennfie  ausgegangeii  find  z 
fein  üejchäft ,  werde  ich  meine  Hand  darauf 
und  ihn  erhalten. 


peratiot  wie  Kp.  64,  lO.  Aufgtßiegen  ift*8  si 
d.  h.  er  hat  es  vor  (ich,  nimmt  es  unter  feine 
und    Fürforge.      Der   Höchfte    hat    bei  Befiii 

deHelben  feine  Liebe  und  die  Billigkeit  (^' 
SU  Rathe  gezogen.  Das  Wort  reie  wird  all 
mit  Gerechtigkeit  sufammengel^ellt  (wie  Kp.  li 
aber  auch  mit  Heil  und  Frieden  (wie  Kp.  io>  : 

78)    v^CDt    überfetzt  Laurtf  nee :  ,,  Baumtf*%  wi 
lerdings  bedeutet  (f.  Ludolf  Lexic.  col.  469* 
aber  in  diefen  Zufammenhang   gar  nicht  paf 

iß  nur  andere   Orthographie  für   VA®!) 
Form  felbft  zwar  Ludolf  nicht  darbietet,  ab( 

die  Wurzel  Uf\(Dt  claufit;  diefe  kommt  au< 
vory  und  das  in  eben  dem  Verfe  Berichtete  sei 
deutlich  9    dafs  hier  von  verfchloflenen  Kerh 
Kede   fey.      Ein  anderes  Derivat   derfelben 
verkannte  Laurence  auch  Kp.  41,  3.  (  f.  Am 
d,  St. )«    u>^d   zwar  ebenfalls   nur,    weil   er 
Tzappa   ßatt  Tzadai    gefchrieben   fand.      I 
danke:    „^^^  ^*  werden  die  Engel  arbäitmK 
Bäumen  (labour  at  the  trees)'^  erfcheint  mir 
für  fich  als  wunderlich  und  auEFallend,  dano 
diefem   Zufammenhange  völlig  unverßandllcl 
fangnifle  dagegen  find  auch  nach  andern  Ste 
B»  Henoch  bereit,  das  abtrünnige  Gefchlecht  < 
snaligen  Himmelsbewohner  und  die  Sünder  es 

men ;  vgl.  Kp.  10,  15.  I6.  31,  6:  53«  6.  C 
tfjb'iencue,    überletat  Laurence  im  Prilenti 


Kap.  66.^  V.  3.  529 

3.  Und  es  wird  feyn  hierauf^  ein  Same 
!ef  Lebens ,  und  eine  Umwandlung  wird  kommen^ 
amit  nicht  leer  bleibe  die  Erde.  Und  ich  will  be^ 
ätigen  deinen  Samen  vor  mir  in  Ewigkeit  zu  Ewig' 


bat  das  Wort  CA^A7\Ti^:  minifierium.  admini^ 
ßratio  überfehen,  wodurcb  die  Darßellung  weniger 
deutlich  iß.  Gott  will  dann ,  wenn  die  Strafe  über 
die  Welt  JKOmmt,  Noah's  Theil  (denn  auf  diefes  d^b- 
Jbntivum  find  die  Fronomina ,  welche  das  Object  zu 
den  beiden  folgenden  Verbis  bilden,  nothwendig  zu 
besiehen)  erhalten  (gleichfam  die  Hand  darüber 
decken).  Hieraus  erhellt,  dafs  Theil  V.  i«  nicht 
etwa  Noah's  Vorzüglichkeit  und  moralifche  Gröfse, 
£bndem  die  ihm  von  Gott  zugedachte  Lage  bedeute. 

79)  Ixf^hH*  wortlich  pofi  hoc^  alfo  tunCj  deinceps» 
Wie  fich  Ludolf  (Lexic.  aethiop.  col.  339O  darüber 
SnXsert,  könnte  man  noch  die  Copula  vor  dem  Worte 
als  erforderlich  betrachten,   wenn   diefe  Bedeutung 

fewonnen  werden  foU;    allein  da  das  Synonymum 
\fi^l  ohne  folche  mit  einem  Fronominalanhange  in 

dielem  Sinne  gebraucht  wird  (z.  B.  A^TI«  f.  Lw' 
dolf  a.  a.  O.  col.  334.) ,  kann  man  emna  unbedeuk* 
'  lidi  auch  fo  faflen.  Lauremce  überfetzt:  davon 
(«yfrom  it**)  und  fcheint  es  auf  Theil  (V.  i.)  bu  be- 
siehen, worauf  allerdings  V.  a.  die  Pronomina  gin- 
gen; aber  der  dadurch  gewonnene  Gedanke  ift  unklar. 
Die  Umwandlung  iß  eine  Veränderung  zum  Guten, 
jwie  Kp.  49»  l.  Same  des  Lebens  ift  das  beflere  Ge- 
-  Cdüecht,  wodurch  die  Erde  aufs  neue  bevölkert 
^rird«    Ea  ift  Noah's  Familie  gemeint,    wefshalb  es 

ancfa  nachher  heilst:  ^^deinen  Samen.**     In  Aa /^* 

liaht  A«    ungenau   für    A«    (vgl.  Ludolf  gramm. 


530  Kap.  ^66.    V.  3. 

heit.  Und  der  Same  ilerjeni^en^  welche  mit  dir 
lüohiien  werden  auf  der  Oberflüche  der  Erde^  wird 
nichts  unternehmen  auf  der  Oberfläche  der  Erde^  und 
er  wird  gefegnet  feyn  und  zahlreich  iverden  vor 
der  Erdej  in  dem  Namen  des  Ilerm.*^ 


aethiop.  p.  41  und  4g.  ed.  3.) ;  über  den  Gedanken 
vgl.  Kp.  64,  II.  la  Laurence's  VerCon  ift  nicht 
*  blofs  Noairs  Same,  fondern  auch  das  zunacbft  fol* 
gende  als  Object  zu  äzan*o  betrachtet:  „und  c/ea  Sa- 
men derer,  welche wohnen";  Cod.  Rupp.  bat 

dagegen  nach  Ewigkeit  ein  Unterrcheldungss^icben. 
Laurence  war  zu  jener  Verbindung  genothigt,  weil 

er  die  Worte:    h.JS(^TiO  Xfi:  H/^^  f^JtC 

non  molietur  fupra  fuperßcitm  terrae ,  welche  Cod. 
Rüpp.  darbietet,    entweder   in   feinen    Codd.    nicht 
fand,  oder  überfahe.      Wollten  wir  auf  das  Unter- 
fcheidungszeicben  der  Handfchrift  nichts  geben,  to 
liefse  lieh  auch  ihr  Text  fo  falFen :    conßrmaho  fernen 
tuum   in  faeculum  faeculorum   et  fernen   eorum^   qui 
tecum  habitabunt  fuperßciem  terrae.     Non  moliar  in 
fuperßcie  terrae  ^  et  erit  fortunatus  cet.     Da(a  Cjlma' 
ker  nach  der  Orthoepie  der  Aethiopier  auch  für  üb 
ifie  Perfon  Heben  könne ,  leidet  keinen  Zweifel  (▼{!• 
Ludolf  gramm.  aethiop.  p.  40.   ed.  2«  }•     Der  Sinn 
wird  natürlich  dadurch   ein  anderer;    nach  meiner 
auf  Cod.  Rüpp.  und  delTen  Trennung  des  Textes  fich 
ftützenden  Ueberfetzung  labt  Cch  die  neue  Genen- 
tion  der  Menfchen  nach  der  Fluth  nichts  zu  Scheiden 
kommen  (moliri  im  fchlimmen  Sinne),  Mrma  etwa  Gott 
au  einer  ahnlichen  Strafe  nöthigen  könnte«  fbadem 
erfreut  lieh  «ines  herrlichen  Loofes.     Nadi  der  an- 
dern ,   ebenfalls   philologifch   begründeten  Dentaag 
fchütst  Gott  alleErdenbewohnef ,   und  nirnnt  nickt 
wieder  etwas  vor  zum  Nachtheil  des  Menfcheege- 


I 


Kap.  66.    V.  4.  531 

4.  Und  ße  wo'den  einjchliefsen  jene  Engel^ 
eiche  das  Unrecht  offenbarten^  in  jenes  brennende 
lialf  welches  mir  zuerß  zeigte  mein  Grofsvater 
lenoch ,  in  TVeßen,  wo  Berge  waren  von  Gold  und 
ilber^  undEifen^  und  fliijjigan  Metall  und  Zinn^^. 


fcblechts.     \yählt  man  letztere,  to  ill  Kp.  54,  x — 3. 

zu   irergleichen.      ^ ^^  :    PcAfl  :     coram    ariia 
(terra)  y  fo  dafs  die  Erde  gleichCam  den  Segea  Ceht; 
Laurence  überfetzt:     in    Gegenwart  der  Erde»      Im 
Namen  des  Herrn  f.  Kp.  4I,  6.  48i  7-49»  2.  52,  6. 
54»  5*  ^"d  Anmerk.  zu  erft  Stelle. 
go)  Mit  V.  3.  fchlierst   die  Rede  Gottes,   und   Noah 
verbreitet  ficb  nun  felber  über  das  Verbängnifs  der 
gefallenen  Engel.     Wober  er  das  wilTe,  was  ficb  nicbt 
vor  feinen  Augen  zutragt,  fagt  er  nicbt  ausdrücklieb, 
ebenfo  wenig  als  es  Henocb  in  andern  Abfcbnitten 
des  Bucbes  tbut,  obgleicb  er  nicht  feiten  in  äbnlicber 
Weife  das  von  Gott  oder  einem  Engel  Gefprocbene 
fortführt  und  ausmalt.     £s  ift  diefs  Unvollkommen* 
heit   der    Darflellung.      Das  Einfcbliefsen  gefcbiebt 
durch  die  damit  beauftragten  Engel  (vgl.  V.  2.) ;  En- 
gel helfen  auch  nach  Kp.  54,  4.  die  Strafe  vollziehen, 
Das  hier  gemeinte  Thal  kam  Kp.  53i  Z  ^'  ^^^  ^nd 
dia  Metall  berge  Kp.  51.;  aber  es  wurde  weder  von 
diefen   noch  jenem  bemerkt,    dafs  Henoch  Ce   dem 
,  NoA  gezeigt  habe.     Eingefcbloflen  darin  werden  die 
'böfen  Engel  auch  nach  Kp.  54,  7 — g.     Die  Berge 
lagen  in   fVeßen ,    vgl.   Kp.  51 ,    I  ff. ;    ob  auch  das 
Thal,  wäre  ohne  die  hier  gegebene  Notiz,  nach  Kp« 
53,  I.  vgl.  mit  51,  I.  zweifelhaft.     Ein  Berg  vonr 

JZinn  C?  vin  M  nach LucIoZ/* aber  mit  iXl  zufchrei« 
ben)  wurde   übrigens  Kp.  51,   a*  5.  nicbt  erwähtit, 

Ibndern  Aatt  deHen  einer  von  Kupfer  ifi^'^Vly 


532  Kap,  66.    V.  5—6. 

5.  Und  ich  fahe  jenes  Thal^  ifi  welcl 
fse  Bewegung  war  undfich  bewegten  die  h 

6.  Und  als  diefs  alles  gefchehen  wen 
zeugten  ßch  aus  jenem  Flüjjigen  des  Feh 
ilirer  Bewegung;  welche  ße  bewegte  anjen 
ein  Geruch  des  Schwefels,  und  er  verband 


vgl,  über  das  Wort  Anm.  !•  zu  Kp.  52t  I.) 

BUi  (A-^C-)'     Veher  fläffiges  Metall  t. 

zu  Kp.  51  •  0.     Laurence  letzt    nach  den 

Unrecht  offenbarten  ein  Punct,  und  Hebt  fiel 

genöthigt,  im  folgenden  Satze  eine  bedeute 

mir  in  Farenthefe  eingefchloITene  •   Einfcha 

machen';  ««In  diefem  brennenden  Thale  (iTI 

fie  f ollen  eingefchloßen  werden),  welches  zu 

zeigte.**     Das  Thal  wird  V.  5  —  7.  ausful 

fchildert.     Nach  V.  5.  iß  es  angefüllt  mit  nn 

fiuthendem  Wafler,  was  wohl  durch  die  gro 

dorthin  gebracht  wird,  aber  auch  dort  herv 

könnte  (vgl.  Kp.  54»  7.).     Bewegung  vgl.  K 

Die  Befchaffenheit  des  dort  befindlichen  WaJ 

V.  6*  auseinander.     Der  unangenehme  Gern 

chen    es    verbreitet,    wird  veranlafst  durd 

Brand  gefetzte ,  flülfig  gewordene  Metall. 

FlaJ/igen  des  Feuers  meint  der  Verf.  die  heiC 

nende»   lavaartige  Mafie,  welche  fich  von 

gen  ins  WalTer  wälzt.     Commotio  eartan  ( 

mm,  vgl.  V.  5.},  ^uae  eas  (fc.  aquas)  com 

Diefe  Unruhe  des  Waflers  tragt  dazu  bei, 

ruch  zu  entwickeln  und  zu  verbreiten«     /\| 
überfetzt  haurencei  fiarker  Geruch.     Das 
liehe  des  Aufenthaltes  in  jener  Schlucht  wird 
erhöht^  dals  die  Sinkende  WafFermalTe  em 

mnden  Boden  überflutbet.     ^^/hi*t  t 


Kap.  66.    V.  6—8.  533 

leii  Waffem.    Und  jenes  Thal  difr  Engeln  welche  - 
^ührteiiy  brannte  unter  jener  Erde. 

7.  Und  zu  ®^)  ^enem  Thale  derfelben  werden 
ujfe  von  Feuer  ausgehen ,  *  wohin  diejenigen  En- 
l  verurtheilt  werden  Jollen^  welche  verführten  die 
rwohner  der  Erdt* 

8.  Und  es  weiden  diefe  Wajjer  ah  jenen 
tigen  feyn  den  Königen ,  und  den  Mächtigen^ 
id  den  Hohen  und  denen  ^  welche  bewohnen  die 
rde ,  zu  Heilung  ^)  der  Seele  und  des  Leibes^ 
id  zum  Gericiu  des  Geiftes. 


f^K'Ql   in  inßmo  illius  terrae ^  Laurence:  ,,uttr«r- 
halb  feines  Bodens.^*     FÜt  den  Ausdtuck  vgl.  Kp. 

53,  7.      Art^^tJ  feduxerunt  ficht  hier  abfolute, 
y.  7.  aber  mit  Angabe  des  Objects. 

gl)  A  i'Tl  kann  man  auch  durch  überfetsen^  wie 
Laurence  gethan  hat.  Der  Intention  des  Verf.  fcheint 
mir  diefs  aber  weniger  angemeflen ;  denn  die  darch 
das  Thal  gehenden  Feuerftrdme  erhöhen  zwar  auch 
deflen  Hitze ,  aber  in  einem  noch  hohem  prade  ge- 
fchieht  diefs«  wenn  fie  darin  bleiben.  Das  Waffer 
erhitzt  Cch  alfo  nicht  blofs  durch  das  brennende 
Bette ,  über  welchem  es  wallt  ( vgl.  V.  5.) ,  fondern 
fiatt  eigentlichen  WalTers  gefchieht  Zuwachs  durch 
eine  Mafle,  welche  zwar  fliefst  9  aber  aus  lauter  glü« 

hendem  Brennßoff  befteht.     A  'S  fi :  jBI"  *fiS V  ♦ 

Laurence  dem  Sinne  nach  gans  richtig:  zu  welchen 
(Feuerßromen)  verurtheilt  werden  fallen. 

ga)  <^(irn  ♦  curatiOf  medela,  vgl.  auch  V.  15.     Svl • 

(DfJfjl  animus  et  corpus  ^  blofse  Umfchreibung  des 
ganzen  Menfchen.  Das  Wafler,  welches  in  dem 
Thale  fluthet»  macht  die  Menfchen  auf  iÜroQ  ßttli« 


534  JCap.  66.   V.  9. 

9.     Und  mit  Luft  «3)  toird  erfüllt  fey 
Geifi  9  damit ße  gerichtet  werden  in  üirem  1 


chea  Zufiand   aufmerkfam »   fuhrt  fie  cur  Be. 
und  wirkt  alfo  in  ihnen,  wie  ein  HeilmitteL 
lieh  heifst  es  V«  15.  von  den  Engeln ,  deren  ] 
jedoch  zu  Grunde  geht.     Die  SchluCsworte :  w 

Gericht  des  Geifies  {^'^aüti:)  bUden  keine 
derfpruch  gegen  das  Voifaergehende ;  denn  Iie 
denjenigen,  welche  lieh  durch  jenes  drohende 
gericht  nicht  auf  den  rechten  Weg  geleiten 
fendern  in  der  Sünde  beharren ;  was  andere  zu 
tung  führt|  wirkt  bei  ihnen  nur  zur  Verdammul 

83)  Unter  +(0*  iTl  ift  wegen  des  fiat.  confi 
Gegenftand  zu  verßehen ,  wovon  der  Geift  erfu. 
Laurence  überfetst  es  zwar  ^yrevelry^*  (laute, 
Lufiigkeit);  in  einer  Randnote  jedoch  wöri 
^tfport**  (Spiel,  Belußigung),  und  an  einer  1 
Stelle  des  Buches  „  efaliia/tc«  **  (Sebäkerei,  Li 
fnng).  Nach  Ludolf  (Lesde.  col.  427.  ed.  2.)  l 
tet  das  Wort  Spiel,  befonders  mufikalifches, 
Theater;  wahrrcheinlich  ift  es  bier  allgemeiner: 
gnügen ,  Luft,  V.  12«  haftet  das  durch  taunct 
zeichnete  am  Körper  und  die  Gottesläugner  vei 

fich  (PA^  V;}  darauf,  fiatt  auf  den  Hocha< 

Himmel;  Kp.  10,  ig.  werden  vertilgt  alle  S4i' 

TdT  ^T  ♦>  was  Silv.  deSacy  ^^animas  ludo  dei 
über  fetzte.  Die  Menfeben  kommen  zu  keinett 
fien  Gedanken  über  fich  felbß,  fondern.  find 
Arickt  in  irdifche  Vergnügungen.  Ihre  Augen 
das  Gericht  wohl  (^Laurence  fchiebt  zur  Verd 
chung  die  Partikel :  obfchon  ein ) ,  aber  fia  lade 
dadurch  nicht  aur  Verebrung  Gottes  bringen, 
kann  ala  Strafe  für  ihre  Nichtachtung  dee  W 


Kap.  66.   V.  9— It  535, 

verläugneten  den  Herrn  der  Geißer.  Und 
en  ihr  Gericht  fehen  an  jeglichem  Tage, 
ht  bekennen  feinen  Namen, 

Und  Ja  wie  grofsjeyn  wird  ^)  die  Hitze 
nbes^  ebenfo  wird  in  ihnen  f^erwandlung 
fte  in  Ewigkeit  zu  Ewigkeit. 

.  Denn  nicht  wird  vor  dem  Herrn  derGeU 
:,    was    ausgefprochen    wirdp   zum  eitlen 


pfers  gelten,  weil  fie  Cch  dadurch  felber  des  Mit- 
berauben,  das  ihrer  harrende  harte  Loos  noch 
wenden.  Verldugnen  den  Herrn  f.  V.  12.  Kp. 
2.    41,   I.    45»   1*  3-    46t  5;    48i  II«!   es  find 

+  :  iYtYl  OAI*:   per  ^uemvis  dient  (Law 

e :   Tag  fär  Tag). 

:hon  Laurence  verßeht  den  Vers  yon  der  Zukunft, 
eich  der  athiopifcbe  Text  gar  keine  Verbalform 
;edriickt  hat.     Nicht  blofs  den  Leib,  welcher  von 

&e  (O'O^:,  oder,  wie  V.  13,  fleht,  (DOJBJ, 
I  Ludolf  mit  Tt  zu  fchreiben)  zu  leiden  hat 
L  V.    15.) 9     fondern    auch    den   Geifl  trifft    die 

fe  Gottes.  l'flTA'^:  mutatio ,  vgl.  V.  3. ,  ift 
laufchung  des  Vergnügens ,  worin  ihr  Geiß: 
vclgte  (V.  9.),  mit  Anklage  des  Gewifiens,  die 
t  der  Gnade  verfaumt  zu  haben  u,  f.  w.  V.  11., 
Kp.  61,  6.  in  Uebereinßimniung,  weiß  nach, 
ts  Scbickfal  der  Böfen  könne  nicht  ausbleiben,  um 
Drohung  Gottes  wahr  zu  machen.  V.  12.  reca- 
ilirt   den- Grund    ihrer  Beßrafung    (vgl.    V,  9.); 

irenctfläfst  daher  mit  Unrecht  die  Partikel  i\tl(^l 

AnGange  delTelben  unbeachtet.     PtXf^j^lßdem 

HcAocli.  00 


536  Kap.  66.    V:  12  —  113. 

12.  Denn  kommen  wird  das  Gericht 
iceil  fie  vertrauen  werden  der  Luft  ihres 
aber  den  Geiß  des  Herrn  verläugnen. 

13.  *  Und  jene  Wajfer^^),  in  jenen  T 
leiden  fie  Veränderung.  Denn  wenn  geric) 
den  jene  Engel  in  jenen  Tagen ,  wird  fie) 
die  Hitze  jener  Quellen  der  TVaJJcr. 


hahebuntf  ifi  <Ier  natürliche  Gegenfatz  von 
abnegabunt  ((.  Ludolf  Lexic.  col.  33g.).     D« 
liehen  Vergnügen   fchenken   fie  Glauben , 
*    Realität  haben  fie  keinen  Zweifel ,  wefshall 
emCg   darnach  jagen,    während   fie  Gott« 
nicht  zugeftehen   wollen.     Eine   ähnliche 
rißik  lefen  wir  Jud.  V.  lO.  ovtoi  Si,  oca  ß 
9€tct,  ßX(ta(fnj[tovaiv '    00a  61   qfvcntmgf   dg  rä  t 
inUtdtvtttt  y   iv  tovTOig  ipd'sl(fovtcu,     Laurence 

Ate  Verba  jaamnu  und  jekehdu    irrig  im 
Abnegare  fpiritum  domini  wie  fonft  nomen 

85)  Bei  Laurence  ift  hinzugefetzt:  di#/tfi  TU 
doch  fcheint  es  nicht  in  feinem  Texte  gef 
haben;  denn  am  Rande  drückt  er  blofs  a 
Waffer.  Allerdinga  ift  aber  das  in  dem  Tb 
V.  4.)  befindliche  Wafler  zu  yerfiehen. 
druck:  in  jenen  Tagen  fehlt  bei  Laurena 
Mal.  Die  Veraoderang  des  Waflers  befieht 
abwechfelnden  Temperatur;  heiis  ift  es  nur, 
fich  die  böfen  Engel  darin  befinden.  Die  Qi 
Waffer  (V.  13.),  mithin  auch  das  Waffer  ii 
(V*  14.)  9  welches  ihnen  entfprudelt,  unteri 
Aenderung.     Laurence  fchiebt  V.  14.  su  dei 

ßch  ändern  das  Adverb ium  wiederum  ein;  « 
erklart  er  durch  gefrieren,  was  aber  nicht 
dig  im  Worte  liegt ,  auch  vom  Zufammenli 


Kap.  66.    V.  14—15.  537 

14.  Und  wenn  herauffteigen  werden  die  En- 
gelf  wirdßch  ändern  jenes  fVaffer  der  Quellen  und 
erkalten.  Und  ich  hörte  den  heiligen  Michael 
antworten  und  Jagen:  f,Diefes  Gericht^  wodutch 
gerichtet  werden  Jollen  die  Engel  ^  iß  ein  Zeuge 
gegen  die  Könige ,  die  Mächtigen  und  diejenigen^ 
welche  die  Erde  befitzen  ; 

15.  denn  diefe  Waffer  des  Gerichts  werden 
feyn  zur  Heilung  ^^)  der  Engel  und  zur  Tödtung 


sesweges  erfordert  wird.  Veränderung  erleiden^ 
Ueblingswendung  diefe«  Kapitels  (vgl.  V.  lo.  13. 15«), 
findet  fich  auch  39,  13.  45,  5.  49,  x.  Was  Noah 
V.  6  ff.  aas  feiner  Viiion  gefcblolfen  hatte,  erhilt  zu« 
letst  noch  durch  eines  Engels  Ausfage  V.  14 — xs« 

feine  Bekräftigung.  A  iHI  J*(D^A  l  refpondens^ 
im  Aethiopifchen  öfters  9  ohne  dafs  eine  Frage  vor« 
ausgeht,  für :  verha  faciens  QLudolf  Lexic.  col.  41g, 
ed.  2*  3*  ^  2^i<^^  ( Laurence  überfetzt  im  Futuro) 
die  Strafe ,  welche  die  Engel  trifft ,  gegen  die  M«i- 
fchen ,  wenn  £e  fich  dadurch  nicht  sur  Befferung 
bewegen  lalFen.  Für  einen  folchen  Zweck  gedenkt 
auch  Jud.  V.  6«  der  Züchtigung  der  EngeL 

8^)  ^S^*  ^».S-»  ^o  ^^^^  nicht  Ton  Engeln,  fondem 
Menfchen  die  Rede  war.  ■  Dia  Stelle  ift  in  doppelter 
Besiehung  interefiant»  .einmal  ,-de(swegen ,  weil  fia 
anzudeuten  fcheint ,  dafs  die  Engel  bei  ihrer  Herab- 
kunft  yom  Himmel  irdiCcha -Körpar,  ^  ob  erft  ange- 
nommene? vgl.  Anmerk.  zu  Kp.  I5i  3«}  hatten,  wel- 
che  als  -die  Hilfsmittel  und  Werkzeuge  ihrer  Yer- 
brachan  durch  den  Tod  zertruipm^t  werden  foUen 
{rgl*  auch  Kp.  l6f  l.  )f  i^^T^  aber,  weil  A^JAu  die 
Vorfiellung  liegen  möchte,  dafs  auch  dieCan  Engeln, 

35  ♦ 


iinlierlingl  vrilchlolien  gewclen  ley.  P< 
TungeLi  anderer  Abrclinitt«  des  B.  Ueno 
6  —  9.  15  —  17-  13.  7-  13.  2.  14,  a- 
3I(  6.)  ^od  Ce  freilicli  für  immer  verlo 
g^_^,  fpricht  Cell  nuT  Kp.  67,  3-  4- 
■u* ,  aber  nicht  fo  entfcbiedea  aU  Kp.  i  - 
denken  wit  aber,  dtfs  der  Abfcbpitt  Kp. 
erft  fpSter  fainaukam,  fo  wird  Geh  fchoa 
Differena  leicht  erklären.  Ohnehin  aba 
beide  Anlichten  fo  vereinigen,  daf*  in  ji 
Stellen  der  wirkÜeke  Erfolg  ingegeben 
gel  werden  nämlich  nic}it  gerettet,  weil  £ 
die  Drohung  der  Strafe  nicht  auf  die  1 
znrüch  bringen  UQen),  hier  aber,  snnai 
Bückrtcbt  auf  Gottes  Rathlcbluf«,  Mög 
Kettnng  vorauigerelzt  wird.  Dai,  waa  1 
faen  können ,  gefchieht  nicht ,  weil  ea  )< 
an  der  rechten  Geifteiricbtung  fehlte. 
deutet  der  Verf.  im  ietsten  Tbeile  Von  M 
fallt  an.  Da>  Wafler  de>  Qualoftea  erl 
einem  fo  furchtbaren  Grade,  dafa  es  g 
hrennt  (vgl-  auch  V.'  f.) ,  dem  Ftu»r[e»  t 
rnne  fKp.  10,  ao.   20.  10  ff.   ai,  «.1  1 


Kap.  67.     V.  1.  539 

Kap.     67.  «0. 

1.  Und  hierauf  gab  mir  Nachweifung  von 
llem  Geheimen  in  einem  Buche  mein  Grojsvater 
lenochf  und  die  Parabeln  ^  welche  ihm  gegeben 
)orden  ivaren ,  und  er  brachte  fie  für  mich  zu  den 
Vorten  des  Buchs  der  ParabelnJ] 


87)  Der  i  fte  Vers  von  Kap  .67.  berchlieb t  die  EpiTode  über 
Neah's  Vißon  mit  der  allgemeinen  Notis ,  dab  Noah 
feinen  Aeltervater  anch  noch  über  vieles  andere,  als  Kp. 
64 — 66.  erwähnt  wurde,  Belehrung  verdankte.  Diefe 
empfing  er  aber  fchriftiick,  Laurenc€  überfetzt:  in, 
einem  Buche  meines  GrofsvaterSf  allein  gegen  den 
athiopifehen  Text»    wie  ihn  Cod.  Rüpp.    darbietet 

Cf\C^Fiif\4il  müTste  fonft  im  Sut.  conftructns 
ftehen);  vielmehr  i8  „meirt  Grofsvater  Henoch^  Subject 

au    ©UA^:    dedit   mihi.      h^Ai^C^-M   fignum, 

indiciumf  bei  Laurence  verftarkt:    die  charakterifii' 

fchen  Zeichen.     Derfelbe  Ueberfetzer  hat :  und  in  den 

Paraheln,  wahrend  nach  Cod.  Rüpp.  a>/tÄnAf +{ 
el  parabolas  auch  Object  su  vahabani  ift.  Mit  Kp. 
65f  4*  ift  diefer  Vers  Co  zu  vereinigen,  dafs  Noah 
damals ,  als  er  bei  Henoch  war ,  •  zugleich  jenes  Pa- 
rabelwerk empfing.  Silv.  de  Saey  (  Journal  des  Sa- 
vans  Ig23»  Octobr.  p.  590.)  folgert  übrigens  aus  den 
Scblubworten ,  dafs  der  Urheber  des  interpolirten 
Stuckes  Kp.  64  —  67,  !•  es  auch  bereits  an  der  Stelle,^ 
1^0  es  lieh  noch  jetzt  befindet,  eingef^hohen  habe. 
Deflelben  Gelehrten  Vermuthung  (a.  a.  O*  p.  5890» 
data  Kp.  37,  3.  in  drei  Parabeln  fiatt  in  hundert  und 
drei  su  lefen  fe7  (f.  Anmerk.  z.  d.  St.), .  beftätigt  fich 
duEcb  den  Text  des  Cod.  Rüpp. 


540  Kap.  67.     V-  3. 

2.  Und  an  jenem  Tage  antwortete  ihm  ^  der 
heilige  Michael,  indem  er  fprach  zu  Raphael: 
„Die  Macht  des  GeiAes  ergreift  mich  und  regt 
mich  auf  y  und  zwar  wegen  der  Strenge  des  ge- 
heimen Gerichts y  des  Gerichts  der  Engel;  'werifi» 
der  vermöchte  zu  ertragen  das  Itrenge  Gericht, 
welches  gefchahe  und  beltehet?     Und  fie  werden 

88)  Die  Verfe  2 — 5«  diefet  Kapitels  (etseii  die  Enib- 
hing  fort ,  welche  Kp.  63'  angefangen  war«  Dartnf 
bezieht  ßck  dieZeitbeßimninng  im  Anfange  YonV.S* 
und  das  Pronomen  beim  Yerbo  antworten ,  weichet 
indefs  Laurence  niclit  ausdrückt.  Im  Namen  Rapkaii 
ift  der  erße  Bucbftabe  hier  und  fond  im  Cod.  Rüpp.  fo ge- 
formt, dafs  man  Ruphael  su  lefen  hatte.  Michael  entfetit 
ficb  über  das  furchtbare  Geriebt ,  welches  er  in  pro- 
pbetifcbem  Geifle  erblickt.  Unter  Kraft  JUs  Geißes  Ter- 
fiebt  er  Gott  in  feinem  allmächtigen  Wirken^  wodoidi 
er  Engeln  wie  Menfchen  die  Zukunft  enthüllt.    Diefs 

Gotteskraft  reifst  Michael  gleichEsm  forU   ^^^UU^(.' 

(  bei  Ludolf  mit  11  • }  rapit^  capit  m# ,  hier  von  des 
machtigen  Eindruck,    wird    fowobl   im    guten«  ^ 

fcfalimmen  Sinne  gebraucht.  J'  f^  vQ^  •  €xciut  me, 
wie  Kp.  689  I*  von  Aufregung  des  Gefühlt,  T. 4* 
beifst  es  irafcitun  Laurence  hat  in  dem  fblgeiidta 
Satze  nichts  9    was   dem    im  Cod.  Rüpp.   fiehendcA 

OnTii't'l  et  propter  entfpricbe,  (bliebt  dagegen 
ein :  tu  fchauen  ( «,  Wer  ift  föbig  su  fchanen  die 
Strenge  des  Gerichts ,  des  geheimen  Gericht!  der  Ea« 
gel**)-  Das  Adjectiv  geheim  ftellt  Cod.  Rupp«  iweck- 
mäfsig  zur  ißen  (Laurence  zur  aten)  Beseiduiug 
des  GericbtSt  welche  dann  durch  die  Appofitien: 
Gericht  der  Engel  an  Deutlichkeil  und  BeBLniBthdt 
gewinnt.     Nachdem   Laurence  die  Worte:    0^ T* 


Kap.  67.    V.  2  — 3.  541 

zergehen  vor  demfelben. "  Und  es  antwortete 
abermals  und  fprach  der  heilige  Michael  zum  hei- 
ligen Raphael :  „Wer  iß,  der  nicht  erwei)chen  liefse 
fein  Herz  darüber,  und  deflen  Nieren  nicht  be<- 
"wegt  würden  von  diefer  Stimme  ? 

3.     Gericht  iß  ergangen  ®'^)  über  fie  von  denje- 
nigen, welche  fie  herausführten  auf  folche  Weife/* 

<D*A1?:  H^TiA:  ^uis  eß,  tfui  poßtj  gans  gegen 
die  Unterfcheidungszeichen  im  Cod.  Rüpp«  fchon  im 
vorhergehenden   Satze  verwendet   hatte,    blieb  ihm 

nur  übrig,  'm^^  +  I  cet.  alt  Appofition  zu: 
Sirenge  des  Gerichts  in  der  Conftruction  zu  fäflen. 
Ungleich  befler,  wie  nach  Codr  Rüpp.  die  Stelle  ge- 
nommen werden  mub.  (D^Tf^llQ)*!  et  litjuefient 
(fc  angeli  contumaces),  Bild  der  Muthlofigkeit ;  vgl. 
JoH  2,  9.  5,  I.  7,  5.   2  Sam.  17,  lo«    Ebenfo  in  der 

2ten  Anfprache:  H\P  ji'^C^  •  (n^ch  Ludolf  mit 

Boj  zu  fchreiben)  QiC^l    aui  non   leniat   cor  fuum ; 
Laurence  weniger  genau :  f^deffen  Herz  nicht  erweicht 

würde.**    f\^£"C%H:  prae  eo  (fc.  judicio),  Lau-^ 

rence:   heim  Anblicke  dejfelben*     «IvA!  fecundo, 

denuo.    Die  Wiederholung  deflelben  Gedankens  foU 

^  natürlich  die  groCie  Gemüthsaufregung  malen,   vor 

mrelcher  Michael  ergri£Fen  ift«     Den  Satz:  A^H^* 

^At  hac  vocCf  worin  (ich  das  Pronomen  auf  den 

Ausruf  Kp.  63.  bezieht ,  gibt  Laurence :  bei  diefem  5 

Dinge.                                                                                  '  ^ 

89)  Wörtlich  exiit ;  über  fie^  nämlich  über  die  abgefal«  ;^ 

lesen  Engel.  HAdTöTipöD^  :  Tl^H:  9111  eos 
ita  eduxerunt  (^Laurence  ungeuau:  „welche  fie  fo 
hinweggefahrt  babeo^^,  find  uaftreitig  die  Strafengel      ^ 


* 


V 


t 


542  Kap.  67.    V.  3—4. 

Und  es  gefchahe,  als  er  Itand  vor  dem  Herrn  der 
Geilter , 

4.     da  fprach  alfo  der  heilige  Michael  zu  Ri- 
phael^):   »»Und  ich  werde  nicht  für  fie  feynbei 

,(Kp.  53«  3.  61,  14.  62,  I.  659  !•  3-)  9  durch  wddu 
fie  am  Gerichtstage  aus  dem  bisherigen  Kerker  sbI 
laflTen  werden ,  um  neuen  Qualen  entgegen  eu  g^ 

(vgl.  Kp.  10,  15  —  16.).  Tn^H:  weift  auf  Frühe« 
surück;  indefs  findet  fich  in  der  3ten  Parabel  kein 
Scbilderung  der  Art,  aufser  in  der  ViGon  Noah' 
Kp.  65'  Den  letzten  Tbeil  diefes  Verfes  betrachte 
Laurence  nicht  als  Vorderfatz  zu  dem  Anfange  ii 
folgenden,  fondern  nimmt  ihn  für  fich:  und  di^ 
gefchake ,  als  fie  fianden  vor  dem  Herrn  der  Gtifia 
Er   fupplirt   das  Demonßrativum  und    überfetzt  ii 

Plural,  während  man  in  Cod.  Rüpp.   lieft:   (DT^S 

90)  Der  dritte  Zuruf  Michaels  erfireckt  fich  ^^ahrCcbeii 
lieh  von  V.  4.  bis  Kp.  689  !•*>  ^^^h  könnte  man  ik 
auch  mit  Kp.  67«  5.  gefchloflfen  denken  ,  in  weldifl 
Falle  Kp.  68»  I-  Betrachtung  HenocVs  wäre,  dielU 
der  Rede  des  Engels  ebenfo  anfcblöfle,  "wie  Kp.i| 
a  ff«  Der  Grundgedanke  ift  derfelbe«  wie  in  den  U| 
den  frühern  Anreden ;  nur  wird  Einiges  noch  gearal 
befiimmt.  Man  ficht,  dem  Verf.  ift  der  Gegennl 
SU  wichtige  als  dafs  er  fchnell  darüber  hineilen  köi 
Laurence  läfst  Rakael  zu  Raphael  fprechen  (in 
Ausgaben),  welcher  Name  fonft  im  B.  Henoch 
nicht  vorkommt,  und  wofür  im  Cod.  Rüpp. 
deutlich  Michael  fteht.  Weil  Laurence  hier 
andern    Sprecher    zu    finden    meinte,     uberlelst.j 

(DT)<^'H:  auf  ähnliche  fFeife  (fprach)  amdu  D 
Anfang  der  Rede:  0A.£'^<D*?*'    (i'^^l  Dißtti 


Kap.  67.   V.  4-^5,  543 

dem  Auge  des  Herrn ;  denn  der  Herr  der  Geißer 
ift  erzürnt  gegen  fie ,  weil  fie  gleich  dem  Herrn 
handeln.  Um  defswillen  wird  kommen  über  fi^ 
ein  geheimes  Gericht  in  Ewigkeit  zu  Ewigkeit. 

5.  Denn  weder  Engel  noch  Menfch  wird  er- 
halten einen  Theil  davon,  fondem  fie  ganz  allein 
werden  empfangen  ihr  Gericht  in  Ewigkeit  zu 
Ewigkeit. 

{XJSSl  (nach  Ludolf  mit  Ü!  zu  fchreiben)  7^*1  Hj?\; 
fafst  er  offenbar,  wenn  er  nicht  einen  andern  T«xt 
vor  Geh  hatte,  falfch ;  j^fie  werden  nicht  Jeyn  vor  dem 
jiuge  des  Herrn  *%  fo  gut  der  Gedanke  auch  an  Ccb 
und  in  diefem  Zufammenhange  wäre.  Michael  will 
vielmehr  Tagen:  ich  werde  mich  ihrer  nicht  anneh« 
xneii ,  nicht  für  Ce  fprechen  bei  Gott ,  deflen  2^n  fie 

auf  fich  gesogen  haben.  lieber  A^rBnCT  7  t  als 
erße  Perfon  f.  zu  Kp.  66ff  $•  und  über  die  IntercelRoa 
der  Engel  f.  zu  Kp.  15,  I.  ^uge  des  Herrn  Aeht 
hier  in  dem  Sinne,  wie  fonft:  jingeficht^  und  ift  hier 
nicht,  wie  Zacb.  4,  10. ,  Bild  der  Vorfehung.  Bei 
Gott,  dem  Allwiffenden,  welcher  die  Scbuld  derfel- 
ben  genau  kennt,  möchte  lyiichael  fie  nicht  vertreten* 

Ucber  f\hf^^/\:  7\ifi7\:  fagt  Laurence  in 
einer  Note :  ^^inßar  domini ,  in  der  Aebnlicbkeit  ies 
Herrn,  wie  der  Herr.**  Der  Sinn  ift:  Die  Engel 
vergafsen  ihr  VerbBltnifs  zu  ihrem  Schopfer,  handel- 
-   ten  eigenmächtig.     Laureic«*i  Ueberfetzung  hat:  4, fie 

AoJe«  gehandelt",  wäbrend  in  Cod.  Rüpp.  Plrfl^I 
fleht,  und  am  Ende  desYerfes:  yjDefshalb  wird  er 
(nämlich  der  Herr)  bringeri^^,  wo  man  in  Cod.  Rüpp« 

P  ^Pkl\:  veniet  lieft.  Der  5te  Vers  will  der  Hoff, 
nung  begegnen ,  dafs  ein  Theil  der  Strafe  ihnen  ab* 
genommen ,  auf  andere  übertragen  werden  könne. 


544  Kap.  68.    V.  1  —  2;- 

K  a  p.    68.  w) 

1.  Und  hierauf  wird  das  Gericht  fie  in  Be- 
fiürzung  fetzen  und  aufregen ;  denn  diefes  zeigten 
fie  denen,  welche  wohnen  auf  der  Erde." 

2.  Und  fiehe^)  die  Namen  jener  Engel!  Und 
diefa  find  ihre  Namen.  Der  erlte  derfelben  iß 
Semjazä,  und  der  andere  Ars'tikif,  und  der  dritte 
Armen,  und  der  vierte  Kakabäel,  und  der  fünfte 
Tur'el»  und  der  fechfie  Rum*jäl,  und  der  fiebente 
Dän'el,  und  der  achte  Nukäel,  und  der  neunte 


f^X)   Diefet  Kap.    hangt    genau    zuCinimen    mit    dem 
Schluffe  des  vorhergehenden  (f.  zu  Kp.  67«  4-— 5•^ 

^f^yJKJ^^l  wie  Kp.  67%  2.  von  innerer  Aufregung, 
dort  des  Mitleides ,  hier  der  Angft.  Der  letzte  Theil 
diefet  Verfet  lautet  nach  Laurence*s  YerCon :  ^^ienn 
€S  wird  dargereicht  (exhibitcd)  werden  den  Bewölk 
nern  der  Erde*^;  vrat  keinen  recht  klaren  Gedanken 
gewährt ,  übrigens  den  einfachen  Worten  des  athiop. 

Textes ' in  Cod.  Rüpp.  ^tlC^l  H'}'^:  AC^B- 
widerfpricht.  Diefs  bezieht  lieh  auf  das,  was  in 
diefem  Kp.  V.  4  iF.  näher  angegeben  wird. 
92)  Von  y.  3.  an  liefert  Kp.  63.  wahrrcheiolich  nicbt 
mehr  Fortfetzung  der  Rede  Michaelas ,  fondem  He- 
noch  ift  als  der  Referent  gedacht,  wie  in  der  Parallel- 

,  Seile  Kp.  7,  9  ff.  Das  S  V  T  ecce  letzt  nicht  noth- 
wendig  die  Anrede  an  eine  befiimmte  Perfon  Toraoii 
fondern  wird  zur  Erweckung  grofserer  AufinerklaiB* 
keit  angewendet.  Vgl.  669  Z.  Die  Form  weicbt 
nach  Laurence^s  Schreibung  in  den  EngeliiaiBen  aom 
Theil  ab;  der  erfio  heilst  bei  ihm  Samyaza^  dar  ato 
Antikapkaf  der  6to  Riimy«!»  der  7te  Danyed,  dbr  gte' 
Kael,   der  9te  Bardk§lf  der  ijte  Ttuymt^  dersöte 


« ■ 


Kap.  68.    V.  2.  545 

»eräkel,  und  der  zehnte  Azäz^el,  der  Ute  Armers, 
er  12te  Batar*]äl,  der  13te  Bafafäel,  der  14te 
i.nän*ely  der  15te  Tur'el,  der  16te  Simätifiel,  der 
7te  Jetar'el,  der  18te  Tumäel,  der  19te  Tar*el, 
er  20fie  Rumäel ,  der  21fte  IzezeeL 


Simapifeelf  Aer  3oKe  Rumelf  der  Slfid  Azaztlf  wel« 
eher  alfo  mit  dem  loten  gleichnamig  ift,  wie  hin- 
gegen nach  Cod.  Rüpp.  der  5te  und  I5te  Turil  hei- 
lten, wahrend  fie  von  Laurence  Tutel  und  Turyal 
genannt  werden.  Zum  Theil  kommen  dieCe  Namen 
fchon  in  den  vorhergehenden  Ahfchnitten  vor;  näm- 
lich SemjAzA  Kp.7»  9.  9,  6«  und  10,  15«;  Tur*il  und 
BArCel  Kp.  7,  9. ;  AzAzil  Kp.  7,  9.  8^  X-  9»  5«  lo, 
6.  12.  I3>  !•  53)  5-  54f  5« ;  Armers  Kp.  g,  4.  An- 
dere find  nur  wenig  von  früher  dagewefenen  verfehle- 
den ,  als :  Rum* j AI ,  wovon  auch  RumAil  wenig  ver« 
fchieden  ifi,  und  Kp.7,  9.  Ramuelf  BUrAhel  und  Kp. 
8,  5.  BarakAl  (bei  Laurence  Barkajal');  Bata^jAl 
und  Kp.  7,  9*  Batraatf  AnAn^H  und  Kp.  7,  9.  Anani 
f  bei  Lawrence  Anane)  f  TumAil  und  Kp.  7,  9.  g,  7. 
Tamiel;  vielleicht  auch  Tar'el  und  Kp.  7,  9.  SartaH 
(bei  Laurence  wenigftent  Ertael  dafür).  Bei  andern 
ift  die.  Abweichung  fiärker  und  die  Cömbination  da- 
her unficherer.  Ars*tikif  ift  wahrfcheinlich  einerlei 
mit  'Ataqwivtp  im  griech.  Fragment  des  B.  Henoch 
leim  Syncellus  (Chronograph,  p.  12.  ed.  Goar.).  Ar» 
men  ift  ain  Ende  von  Armers  Kp.  7,  9.  g,  4.  nicht 
yerfchieden.     Kakahael  heiftt  unßreitig  Stern  Gottes. 

NukAH  wohl  fo  viel  als  Sk  VOi  vor  Gott  (Gott 
wohlgefällig;  vgl.  Rieht,  ig,  6.).  BafafäH  ift  wahr- 
fcheinlich Glanz  Gottes^  vom  Sthiop.  Ciflfllfulßt 
€rehro.  SimAtifitl  ift  vielleicht  aua  ShtVi^nO  Manu 
^otUf  verdorben  und  Jetar*il  wohl  mit  Tar^U  gleich- 


« 
/ 


•  \i 


546  Kap.  68.    V.  3—5. 

3.  Und  diefs  find  die  Häupter  ihrer  ^^)  Engel, 
und  die  Namen  der  Anführer  ihrer  Hunderte,  und 
der  Anführer  ihrer  Funfzige,.  und  der  Anführer 
ihrer  Zehner. 

4.  Der  Name  des  erfien  ifi  Jekun.  Und  die- 
fer  war  es ,  welcher  verführte  alle  Söhne  der  hei- 
ligen Engel,  und  fie  herablteigen  hiefs  auf  die 
Erde ,  und  fie  verführte  zu  Erzeugung  von  Men- 
fchen. 

5.  Und  des  zweiten  Name  ^)  iß  Asb*el ;  diefer 
gab  üblen  Rath  den  Löhnen  der  heiligen  Engel, 

bedeutend,  nur  vom  Fut.  abgeleitet.  Endlich  mochte 
Izezeel  aus  dem  griechifcheD  '/cJinuijl,  alfo  dem  he- 
bräifchen  INDTFI'^  (den  Gott  fidrki)  verßümmelt  fejn. 

93)  Das  Suffix  in  dem  Worte  C^^  A7\Y^ 'tl/^^* 
besieht  Och  auf  die  V.  a.  Genannten  und  \iriU  liigeD: 
die  übrigen  mit  jenen  verbundenen  Engel.  Es  wa- 
reü  aufser  den  21  noch  viele  andere  (Kp.  7,  7.  gibt 
300  an).  Das  Demonfirativum  diefs  geht  wabr- 
fcbeinlicb  auf  das  Folgende.     Uem  Jekun^  deflen  Name 

(^Cp*)l^  wahrfcbelnlicb  mit  D4p^  einerlei  ift  und 

Jürgens  (Rehelt)  bedeutet ,- wird  hier  die  VerfubruDg 
zugefchrieben ,  während  nach  Kp.  7,  3  £  SemJAza 
als  der  eigentliche  Anftifter  der  VermifchiiDg  mit  dea 

Menfcben  erfcheint.  HATA^:  fUfQ\l  überfettt 
Laurence  Y.  5.»  wo  Ce  wiederkehren,  anders  als 
V.  4.,  dort  nämlich  ganz  richtig,  hier  aber  durch: 
Nachkommen  der  Menfchen^  fo  dafa  der  Schlala  des 
4ten     Verfes     bei     ihm     lautet:     und  fokru   irre 

((!>I\f\d\f(Xirt  halfst  es  im  Origiiial|  du  Jh- 
kömmlinge  (offlTpring)  der  Mehfeken. 

94)  Im  Original  fteht  die   Zahl  ala   abfoluter  Cafits 

voran:  (D'^AIPI:  flO)*:  unddn- and^e,  ^Nmc 


Kap.  68.    V.  5—8.  '  547 

nd  verführte  iie,  zu  verderben  ihrön  Leib  durch 
rzeugung  von  Menfchen.    ' 

6.  Und  des  dritten  Name  ifiGädereP');  das 
i  derjenige ,  welcher  zeigte^le  Schlage  des  To- 
BS  den Menfchenkindem.  •■ 

7.  Er  verführte  Eva,  und  te\ff.e  die  Werk- 
3Uge  des  Todes  den  Menfchenkindem,  und  den 
:hild,  und  den  Panzer,  und  das  Schwert  zum 
Torden,  und  alle  Werkzeuge  des  Todes  deil 
[enfchenkindeni.  

8.  Und  aus  feiner  Hand  gingen  fie  ans 
3er  die,  welche  wohnen  adf  Erde^,  von  jteer 
eit  und  in  Ewigkeit. 


■  1.        ai/i 


ißs  ebenfo  V.  d.  ip.  17/    DeciNaine  CelbCk  lautet  bei 
Laurtncg'Kefaböl*    Ash*H  ^it'wphl  Demm  d^erens  • 
~  (  von  .  3  Wy.  :   Dep  Bericht  ^fiber  |)ia  knüpft  L^aurence 
•  ^durcbt  RieUtirum  ä»;''  <  ../.^  ^ 

95)  WArfcbcinlifch  •Soviel  als  Mautr  ^ott*r*(TOb^l3). 

D^r  .Aufdruck  nrA^^Thl  bei  Laurence  durch 
ßrokei,  (Streich,  Schlag,    Stofs)  rübecfetzt^   fehlt  in 

'  liudoi/^f  Le^^ic.  .aetbiop.,  4er.Wuja^  H/^/IVi  aber 

:  wird  die  Bedeutung  pulfavit,  ^  V€rk^r,tivU  h^kgeltgt. 

.    Schläge  d€s  Todef  find  folcbefW^elcbe  den- Tod  her* 

beifubreni  jouin  £ebt  dieCs  aut.j^.  % »  Wo  Mpc4werk- 

.    zeuge  und:  Schutzmittel  dagegen  au&ez^It  werden. 

./n>T#«   be^eicbndt  unfern  Accttfativ.,  wahtand  fidr 

den  Nominativ  Yf^TZ  gebraucht  wird  (vgl.  LweZoiy^j 
Lexic.  col.  47.}.  Nach  Kp.  g,  i.  wird  Fertigung  und 
Gebrauch  der  Waffen  durch  Azazel  gelehrt.  Laurence 
Kellt  das  Panzerhemd  („coat  of  mail*')  dem  Schilde 

-Toran,  und  im  Anfange  von  V«'ft«  ergSnit  m  diefe 

•  Dinge  als  Subject. 


i 


548  Kap.  68.  V.  9—12. 

9.  und  des  vierten  Name  i&  TteemnS 
Diefer  zeigte  den  Menfchenkindem  Bitteres  i 
Süfaes  9 

*'  10.     und  zeigte  ihnen  an  alle  Geheimt 
ihrer  Weisheit. 

11.  Und  er  lehrte  die  Menfchen  das  Sei) 
ben  und  zwar  mit  Dinte  und  Papier. 

12.  Und  defshalb  find  zahlreich  diejeni{ 
welche  irre  gehen,  von  £wigkeit  in  Ewigkeit  i 
bis  auf  diefen  Tag. 


96)  Da»  WTort,  wofiir  Laur€nee  Penemue  fchreibt 
vielleicht    verfiümmelt    aus  ySOR   (Zurückhaltt 

und    jH'  oder,  worauf  die  Charakterifiik  delTe 

fuhren  mochte,  Hut  ^^^'^QH  Bitterkeit»     Ihrer  H 

%eit  (V.  10.)  •  nämlieh  der  Engel.  '  V.  IX.  überl 
Ltüurenee  poriphraßifch^  „  er  lehrtö  —  zu  rexfii 
Schrift  und  den  Gebrauch  der  Dinte  und  dea  Papie 
Defshalh  V.  12.«  hezieht  fich  wahrfcbeinlich  ( 
y.  13.}  blpfa  auf  das  y.  11  ..Berichtete,  nicht, 
man  Termuttien  follte,  auf  Alle  Mittheilungen  j' 
Engels*  DÄrigena  verfteht  Laurence  V«  X3-  vaa 
Vergangenheit  ^  ^^firid  tMreioh  gewefen  die}enij 
welche  irre  gegangen  find^*;  wenn  diefa  auch 
Hauptfatie  an  und  für  fich  zi^laflig  wäre,  weQ  1 
Verbuin  im  Texte  Acht,  fo  hat  doch  der  Neben 

nicht  das  Präteritum,  fonderh  ^u/h'fe*  Die2 
baftimmunggibt  er  nicht  wörtlich:  zu  j^der  Pari 
d^r  fVelt^  Jelbß  (even)  his  zu  diefem  Tag  f.  in 
lend  ift  ea,  dafs-der  Verf.  fo  heftig  gegea  diel 
JEiibrung  der  Schreihkunft  eifert ;  er  muCi  über  2 
Milsbrauch  traurige  Erfahruhgen  gemacht  ha' 
Faft  fcheiat  ea,  als  werde  fogar  der  Tod  V.  15— 
davon  abgeleitet;    doch  kann   der  Äuadmck:  < 


Kap.  68.    V.  13—15.  349 

13.  Denn  nicht  geboren  wurden  die  Men- 
ichen  dazu »  fo  mit  Feder  und  mit  Dinte  zu  be- 
kräftigen ihre  Treue. 

14.  Denn  fie  Mrurden  nur  gefchaffen,  gleich 
Engeln  gerecht  und  rein  zu  bleiben. 

15.  Und  der  Tod,  welcher  Allea  zerfiort, 
irürde  nicht  getro£Een  haben  diejenigen , 

16.  welche  durch  diefe  ihre  Kenntnifs  un- 
ngehen ;  und  de&halb  verzehrt  mich  die  Macht. 


ihre  Kenntnifs  auch  dat  Uebrige  in  fich  begreifen, 
wat  Gaderil  den  Menfchen  kund  machte.  Der  I3te 
Vers  gebt  yon  dem  Gedanken  an  fchlichte,  einfach^ 
Sitte  aus,  welche  ßch  auch  in  unferem  Sprichworte : 
ein  fVort^  ein  Mann  zu  Tage  legt.  Schriftliche  Ver« 
licherungen  und  Coutracte  betrachtet  der  Verf.  alt 
etwas  Ueberflülliges ,  weil  fie  Unzuveilälligkeit  dea 
enien  und  Mangel  an  Vertrauen  des  andern  Theils 
yerrathen«  und  infofern  Beweife  menrchlicber  Ver- 
derbnifs  find.  Eine  ähnliche  Stimmung,  als  die  iß, 
TOD  welcher  der  Verf.  hierbei  ausgeht,  liegt  im  N.  T. 
der  Vorfchrift  zum  Grunde  Mattb.  5,  37. :  "Eetm  A 
6  tifoq  'Afuh  *    ¥a\  ¥ai ,  cS  ot,   to  dl  xt^tfcR)»  to4tm9 ,  in 

W9  MonjQQv  ieuv.  ^  ^(^l^'f'  (Khl  kann  nach  dem 
Zafammenhange  nur  Treue  derfelben  feyn ;  vgl.  auch 

so  Kp.  56,  5.  In^HI  itfl.  to  wie  es  jetzt  ge» 
lirobnlich  ift.  Laurence-  überfetzt  V.  15. :  „der  Tod 
*—  •—  würde  fie  nicht  betroffen  haben  ** ,  und  fetzt 
sn  Anlange  yon  V.  l6.  die  Partikel  aher.    Die  Worte, 

womit V.  16. fchliefst:  OfYHVUl  ^^At  J&AAülV 
irarden  inCod.  Rüpp.  durch  Unterfcheidungszeichen 
'rem  Vorhergehenden  und  Nachfolgenden  getrennt, 
^prikrend  Laurence  fie  mit  dem  erften  Satze  dcfs  Verfes 
in  jgenano  Verbindung  bringt  und  überfetzt:    „und 


550 


Kap.  68.    V.  17—18. 


17.  Uiid  des  fünften  Name  ift  Kaßdjäe 'O. 
Diefer  zeigte  den  Menfchenkindem  alle  böfen 
Schläge  der  Geilter  und  der  Dämonen, 

18.  und  die  Schläge  des  Embryo  im  Motter* 
rchoofs,  um  zu  zermalmen,  und  die  Schläge  des 
GeiAes»  die  BilTe  der  Schlange,  und  den  Schlag, 

hierdurch   verzehrt  fie  auch  feine  Macht.  ^<     Dt  die 

unterftrichenen  Worte,  wie  er  i'elbft  andeutet,  blob 

fupplirt  find ,  las  er  unßreitig  nicht  anders.     Wahr* 

fcheinlich  bedeuten  fie  aber :  et  per  hanc  vim  devorat 

(confumit)  me ,  oder  et  per  hoc  vis  me  devorat.    In 

letztern  Falle  wäre  htijH  Subject,  und  es  fragte  ück 

nur,    lueffen  Macht    oder  Kraft  darunter  verfiandea 

werde.     Wollte  man  es  in  dem  Sinne  von  Kp.  67»  3* 

nehmen,  dafs  die  ErcignilTe   einen   gewaltigen  Ein- 

druck  auf  das  Gemütli  machten,  fo  könnte  Micbid 

als  der  Redende  angefehen  werden,  wogegen  indeb 

V.  ao  und  22.  fprechen  niücbten,  oder  Henocb.    Ni* 

tiirlicber  fcbeint  es  aber,  unter  Macht  die  des  Toddt 

zu  verßeben.     Der  Sinn  wäre  dann  ebenfo ,  wie 

der  erfien   Confiruction ,    wo   das   Subject  aus 

Vorhergehenden  ergänzt  wird  (nämlich  Tod), 

noch  will  Tagen:    um  diefer  Verführung  willen,  w< 

che  Gaderel  unter  die  Menfchen  verbreitet  hat, 

auch  ich  ein  Opfer  des  Todes. 

97)  'irinjf'JPyo  ^^i  Laurence  Kafyade  gefchriel 

heifst  wörtlich  Chaldäer.     firAmiM':,    hier 

dem  Adjectivo  AHiP!  (malus)  wurde  fchon  n 
6.  befprochen.     Geifier  find ,  wie  das  parallel«  Gi 
lehrt,    die  böfen  Engel.       Schläge  des  Emiryo 
lolcbe,  die  demfelben  zugefügt  werdea ;  hier  von  ji 
Mittel,  die  Leibesfrucht  zu  tödten  uud  abaul 

T)C^:   ßX^l  dafs  man  zermalvM  (De.  dei 


Kap.  68.    V.  18.  53t 

irelchec  iR  am  Mittage,   die  Brut  der  ScMange, 
leren  Name  ift  Tabäet. 


Wenn  das  mofairche  Gefets  ea  für  nnnötliig  erach« 
tet,  Kindermord,  weil  er  nicht  leicht  vorkommen 
mochte  (f.  mein.  Entw.  der  hehr.  Alterth.  S.  370.), 
ausdrücklich  mit  Strafe  zu  bedrohen,  fo  fcheint  nach 
diefer  Stelle  des  B.  Henoch  dieft  Verbrechen  aiem- 
Uch  gewöhnlich.  Die  Biße  der  Schlange^  welche 
im  Aethiop.  mit  den  Schlägen  des  Geifies  in  Appo« 
fition  fieben,  verbindet  Lawrence  hiermit  aufs  ge* 
naoeRe:  ^^ durch  den  Bift  der  Schlänge'S  fo  dafa 
die  Gefährdung  des  Menfchenlebens  durch  Benutzung 
diefes  giftigen  Reptils  gefchieht.  Auf  gleiche  Weife 
bat  Laurence  etwas  weiter  hin  die  Brut  der  Schlange 
Tabaet  als  Urfache  des  am  Mittage  erfolgenden 
Schlages  genommen,  und  überfetzt :  diircfc  die  Schlan- 
genbrut. Auch  hat  er  das  einfache  WfiTiQf^t 
qui  efi  deptlicber  zu  machen  gefucht :  „welcher  ge* 
gehen  wird/*  Schlangenbifs  iß  dem  Verf.  nicht  daa 
einzige  Mittel ,  dem  Geifte  zu  fchaden ,  fondem  nur 
eines  von  vielen,  und  zwar  ein  folches,  wobei  der 
Frevler  die  Schuld  noch  von  fich  abwälzen  könnte, 
indem  er  nnfchuldig  an  der  Verletzung  durch  das 
Thier  zu  feyn  Ccheint ,  obfchon  er  es  gerade  fo  ver- 
enftaltet  hat,  dafs  der  von  ihm  dem  Untergange  Ge* 
"Vireihte  damit  zufsmmentreffen  mufs.  Was  alfo  nach 
Schlägen  des  Geißes  folgt,  dient  zur  Erklärung,  und 
ift  ein  Beifpiel  deflen ,  was  der  Verf.  meint.  In  den 
"Worten :  der  Schlage  welcher  am  Mittage  iß,  könnte 
»  jBsan  Anfpielung  auf  Ff.  90,  6.  finden,  allein  die  LXX 
\  und  ithiop.  Verfion  der  Pfalmen  haben  eine  etwas 
"  andere  Wendung  als  das  hebraifche  OriginaL  Der 
'  V0r£  rerfteht  den  Bifs  einer  Schlange,  welche  durch 
•  ibie  Schlanheit  am  hellen  Mittage  zu  berücken  weifs. 

36 


AetluO[i.  das  iiuinnUche,  im  Gegeufuli 
ueibiieh  (f.  L«do(/Lcx.  col.  263.) .  1 
lieh  hier  nicht  anwenden  läTsc     VVahir 

dai  Wott  mit  dem  Arsb.    a^j'  fatutus. 

surammeo,  alfo  etwa  Vtrfolger. 
ng)  Mit  dem  Igten  Verfe  TcfalÖlTe  Geh  ^ 
wenn  V.  19.  von  I^aurence  richtig  gc 
was  ich  aber  felir  bezweifle,  das  Vi 
5  verbrecberifchen  Engel ,  welche  ücl; 
Veifübrung  det  Menfcliengercblecfatei 
hatten,  und  ein  längerer, Ab fchnitt  von 
Schwüre,  der  alles  hervorgebracht  hab 
leitete  über  zu  einer  abermaligen  £ 
durch  den  Menrchenfobn  an  halteni 
welche  «war  Kp.  63,  42.  durch  eine 
unterbrochen  wird,  aber  fich  doch  ■ 
hinüber  erfireckt.  DerZufammeDhang 
buher  Erzählten  und  der  Schilderung 
fofanes  ift  laicht  aufzufinden.  Denn 
über  welches  Michael  erfchrak  ( Kp.  ( 
welchea  die  £ngel,  die  Kp.  ($g,  3  ff.  t\ 


Kap^  68.    V.   20.  553 

20.     und   fein  Name  iß  Bekä.     Und  dlefer 
!)racb  ziun  heiligen  Michael,  ihnen  zu  zeigen 

etwa  annehmen,  es  foUe  durch  Hinweifung  auf  die 
Macht  des  Wortes  Gottes,  welche  Geh  früher  fo  deut- 
lieh  zeigte  und  immerdar  bewährte «  der  Gedanke  er* 
i^eckt  werden ,  dafs  es  auch  jetzt  in  Erfüllung  gehe, 
dafs  fein  Entfchlufs  unwiderruflich  und  alfo  das  ge- 
drohte Strafgericht  unvermeidlich  fey.  Denn  es  wird 
^wiederholt  darauf  aufmerkfam  gemacht  (vgl.  V.  27  — 
98^0 »  ^^'^  ^^^  nichts  andere ,  fondern  für  ewige  Zei* 
ten  alles  bleibe,  wie  Gott  es  durch  fein  mächtigea 
Wort  befUmmte.  Für  die  Verbindung  des  Abfchnittes 
init  den  übrigen  Theilen  des  Kap.  und  der  Darßei- 
lung  überhaupt ,  wozu  diefes  Kap.  gehört ,  für  rich- 
tige Beziehung  feines  Inhaltes  find  der  ipte  und  2ofte 
Vers  vorzüglich  wichtig.    Gerade  der  erßere  aber,  wel- 

eher  lautet :    (Dli(Sr7\  t :  'VAcfi '.  ATk  tifCihA  t 

wäre  am  unklarflen,  wenn  man  ihn  mit  Laurence^ 

welcher  doch   wohl  denfelben  Text  vor  fich  hatte, 

nberfetzen  wollte:     ««Diefs   iß  die  Zahl  des  Kesbel: 

der  voreüglichße  Theil  des  Eides,  welchen  der  Ilei« 

ligfte ,  wohnend  in  Herrlichkeit ,  offenbarte  den  Hei<» 

ligen.     Sein  Name  iß  Beka.'*     Da  V.  20.  vom  Mi- 

«^bael,  der  diefen  Schwur  bewahrt  (V.  220>  verlangt 

vrird,'  den  Schwur  und  geheimen  Namen  mitzuthei- 

Jen  ,  fo  kann  der  Verf.  doch  nicht  V.  19«  eine  allge« 

meine  Bekanntniac|iung  deffelben  Gegenßandes  an  die 

Engel  von  Seiten  Gottes  annehmen.     Laurence  \Üst 

mndi  die  Partikel  foha  gans  unbeachtet    Dagegen  ge« 

•   denkt  er  des  ffiiligfien  f  wovon  das  Original  nichts 

wetfisi  wahrfcheinlich  nahm  et  teu'l  als  Noinen:   dar 

36  ♦ 


554  Kap.  68.    V.  20. 

den  geheimen  Namen ,  .damit  Re  fähen  je 
geheimen  Namen ,.  und  damit  iie  fich  eri 


Erhabene ,  unter  welcher  Benennung  Gott  i 
im  B.  Henocb  oft  erwähnt  ift.  Meine  Ueb< 
ift  gans  wörtlich.  Die  AuffolTung  der  V« 
jaktider  nach  der  Partikel  foha  (vgl.  Ludo 
col.  i6o. )  von  der  Vergangenheit  gebietet 

fammenhang;  fcheint  ja  V.  20.  fogar  fi  fit 
Concurrens  irgend  einet  Partikel  im  Pratei 
fetzt  werden  zu  müITen.  Demnach  betracht 
Kesheel  auch  alt  einen  abtrünnigen  Engel , 
durch  Schlauheit  dem  Michael  den  erhabene) 
ablocken  wollte.     Den  Namen  fchreibt  Lai 

einer  Note  zu  feiner  Verfion  Tifl'AAA* 
Theil  des  Compoßti   könnte  3SfP ,  eig.  1 
Form  (alfo   Gebilde  Gottes)  oder    ein   De; 
Wurzel  3^n  putavit ,  cogitavit  (alfo  Gedt 
tes)  feyn;    in  beiden  Fällen  wäre  der  Nam 
xender«     Viel  näher  aber  liegt  die  Combini 
3T3  lugertf  täufchen ;  als  lügenhaft  beweift 
lieh  diefer  Engel  durch  die  Vbrfpiegelung , 
deren  er  dem  Michael  das  Geheimnifs  au  i 
fttcht.    Er  fiellt  es  fo  vor,   als  werde  die 
gewünfchte  Kunde  ein  Mittel  feyn,    den  A 
Engel,  wo  nicht  genz  zu  verhüten,  doch 
Folgen  weniger  unfchädlich  zu    machen« 
jnoGi  ihm  gewillfahrt  haben,   da  es  heilst, 
habe  den  Schwur  den  Heiligen  oflGmbart. 
find  natürlich  hier  Engel,  mit  Einfchloia  dl 
welche  £ch  fpäter  auf  die  Erde  begaben 
Unheil  anrichteten.     Statt  fich  durch  den  e 
Namen  Gottes  und  feinen  mächtigen  Sdki 
ihrem  fündlichen  Vorhaben  abfchiockeD  m 


Kap.  68.    V.  20.  555 

■ 

3S  SchwurSi  damit  erzittern  möchten  vor  diefem 
amen  und  Schwur  diejenigen,  welche  anzeigten 
sn  Menfchenkindem  jeglich  Geheimnifs. 


oiirtbraucben  fie  ihn  zu  Zauberei  und  ähnlichem  Fre- 
vel. Diefer  Umftand  fcheint  mir  denn  auch  der 
Gnmd  zu  feyn ,  wefshalb  der  Verf.  in  diefem  Zufam- 
menhange  auf  die  dem  Namen  und  Schwur  Gottes 
einwohnende  Gewalt  geführt  wird.  •  Auch  Kesbeel^ 
will  er  fagen ,  gehörte  zu  den  Kotyphaen  der  Ab- 
trünnigen ;  er  bemächtigte  fich  des  geheimen  Namens 
und  Schwures  Gottes»  als  eines  Mittels,  grofse  Dinge 
eu  vollführen.  Die  Wichtigkeit  der  gewonnenea 
Kenntuifi  näher  zu  veranfchaulichen ,  fchildert  der 
Yerf.  V.  31  ß.  die  Kraft  jenes  Schwures.     Der  -Aus« 

aruck  Zahl  fteht  mit  C^  f\l  ^  ^  A  S  in  Äppofi- 
tion  und  fcheint  daraufhinzufuhren,  dafs  die  Schwur« 
formel ,  um  fie  mehr  zu  verßecken ,  als  Zahl ,  nach 
dem  numerifchen  Werthe  der  Buchftaben  beftimmt, 
dargeftellt  wurde.  Sonft  könnte  auch  eine  ahnlicho 
Gedankenverbindung  flatt  finden,  wie  zwifchen 
1J3UJ  fithen  und  V^^  fchwören.    Der  Schwur  (denn 

auf  dielen  iR  das  Suf&x  an   l)  ^^  l    zu  beziehen ) 

wird  V.  20.  n,^:,  V.  32.  aber  A^Ot  genannt 
(doch  hat  in  letzterer  Stelle  der  Rand  des  Cod.  Rüpp. 

n^o  wofür  wohl  n,^;  zu  lefeu  ift).  Erfteres 
lätst  fich  vielleicht  mit  yp3  f palten f  eröffnen, 
durchbrechen  combiniren ,  fo  dafs  im  Namen  ^ie  ein- 
dringende, durch  nichts  aufzuhaltende  Kraft  des 
Schwures  bezeichnet  würde.     Für  akAe  mochte  fich 

das  ^ramäifche  |  OTjD  obfiupuit  am  befien  varglei« 
eben  lalFen.  Einzelnes  liefse  fich  V.  19.  auch  anders 
überfetzen,   als  es  von   mir  mit  Rückficht  »u(  die 


556  Kap.  68.    V.  21. 

21.     Und  diefs  iß  die  Kraft  jenes  Schwures, 
denn  mächdgilt  er  und  fiark^)« 

ganze  Stelle  gefchehen  ift;  namentllcli  konnte  man 
glauben,  die  Worte:  „Und  diefs  ift  die  Zahl  dd 
Kesbeel'^  zu  den  vorhergehenden  Verfen  siehen  sa 
dürfen,  fo  dab  in  ihnen  eine  Art  Schlufsfats  läge. 
Die  Zahl  würde  alfo  Jekun^  Asheel  (^Kefabel  bei 
Laurence ,  alfo  mit  dem  hier  vorkommeaden  Namen 

bis  auf  (\  :  ftatt  tll  identifch),    Gaderel^    Tentwut 

und KafeäjAe  in  Geh  begreifen.  Vor  CA ll l  wurde 
aber  dann  wahrfcheinlich  die  Copula  gefetst  fejo. 
Diefei  recfa  läfst  ßch  auch  als  Verbalform  auffaflen: 
praecipuum  efi  juratnentum ,  allein  auch  in  diefein 
Falle  würde  die  Copula  kaum  fehlen.  Der  Schlufi 
des  igten  Yerfes  läfst  Cch  auch  faflan :  „Mrelcher  an- 
zeigte den  Heiligen,  wenn  wohnt  (wohnen  wird) 
der  Erhabene  in  Herrlichkeit/^  Allein  diefe  Uebe^ 
fetzung  ift  wohl  defshalb  zu  verwerfen,  weil  ja  Gott 
immer  in  Herrlichkeit  thronet  und  keinem  Wechfel 
unterworfen  iß.  Diefer  in  V.  20.  ift  KesbeeL  Statt: 
dafs  fie  fähen  jenen  geheimen  Namen  hat  JLaurenci: 
dafs  fie  verfiehen  C/«^«'*)  möchten  i  der felhe  ändert 
im   letzten  Theile  von  V.  20.   ohne  Noth  die  Wort- 

ßellung.  In  ßC^JE.»  ^^  ^V  »"»^  ^»«  verwccb- 
feit.  Nach  Kp.  16,  3*  4.  waren  die  abtrünnigen  En- 
gel nicht  in  die  GeheimnilTe  des  Himmels  einge* 
weiht ,  aber  das ,  was  fie  wufsten ,  theilten  iie  den 
Meiifchen  mit  und  richteten  dadurch  Unheil  sn. 
Worin  der  Schwur  befiand,  fagt  der  Verf.  nicht, 
obfchon  man  es  nach  dem  Eingange  von.  V.  19.  er- 
warten foUte;  die  folgenden  Verfe  befchaftigen  lieb 
blofs  mit  Schilderung  feinet  gewaltigen  Einflufles. 
99)  V.  21  und  23»  bezeichnen  die  Macht  des  göttliclien 
Schwures  im  Allgemeinen  als  grofs;    V.  34  ff.  aber 


Kap.  6a    V.  22—23.  557 

22.  Und  er  legte  diefen  Schwur  Akäe  in 
LieHand  des  heiligen  Michael. 

23.  Und  diefs  find  die  Geheimniflfe  diefes 
k€hwi)rs  f  und  fie  wurden  bekräftigt  durch  feinen 
chwur. 


geben  eioselne  fcblagende  Beifpiele  davon.  V.  92. 
foU  erklären,  warum  Kesbeel  ßch  an  Michael  mit 
der  Bitte  wendete  (  V.  20. ) »  ihm  den  Schwur  zu 
offenbaren.  Ueber  Ak&i  f.  zu  V.  19.  Den  Schlufa 
▼on  V«  23.  gibt  Laurence  ungenau:  «»und  durch  ihn 
wurden  de  bekräftigt  *< ;  das  Pronomen  dei  Satzes : 
dwrch  feinen  «ScAu;ur  besieht  ßch  auf  Gott,  welcher 
im   Anfange    von  V.   22-    als    Subject    des    Verbi 

^iCiCl  pojuit  illud  (juramentum)  gedacht  werden 
muCi.  Wie  entdand  aber  die  Vorftellung,  welche 
T.  34  ff.  deutlich  ausgefprochen  ift ,  dafs  Gott  ver- 
möge eines  Scfawures  die  Welt  gefchaffen  habe  und 
fie  erhalte?  Ich  meine«  ganz  einfach  und  natürlich 
ans  der  biblifcben  Lehre,  dafs  Gott  durch  das  Wort: 
es  werde  alles  hervorbrachte.  Der  Schwur  ift  nichts 
weiter,  als  ein  recht  feierlich  ausgefprochenes  Wort, 
eine  kategorifche  Erklärung  in  der  kräftigßen  Form. 
Für  Menfcben  gibt  es  eben  keine  feierlichere  Form 
der  Rede ,  als  den  Eid ;  fie  wird ,  wie  fo  vieles 
Menfchlicbe,  hier  dem  höchrten  Wefen  beigelegt* 
1^  Schon  im  A.  T.  heifst  es  ja  zuweilen,  um  die  Ge« 
^  wibheit  des  Gefagtcn  auszudrücken,  Gott  habe  bei 
fich  felber  gefcbworen ,  diefs  oder  jenes  zu  thun» 
Der  Befehl  Gottes  (ttaXovvrog  tu  firj  ovza  de  ovxcc 
>Ilöm.  4,  17.),  fein  abfolutcs  Willensgebot  (i  Mof.  i. 
^^«  33,  6.  Sir.  43,  10  ff.  Weish.  9,  i.  W/^  oder 
^♦Üi|^  deov  Hebr.  ii,  3.  Offenb.  4,  if.),  bei  den 
Ttrgmniften  ^^  N"10"*C,  follte  offenbar  nur  die 
^««^keü  Gottes  umfchreiben,  fo  dafs  der  Philoni- 


$58  Kap.  68-   V.  24—25. 

24.  Und  der  Himmel  wurde  aufgehä: 
bevor  die  Welt  gefchaffen  wurde»  und  hh 
Ewigkeit. 

25.  Und  durch  ihn  fchwebt  die  Erde  \ 
dem  WalTer,  imd  aus  dem  Verborgenen  der  B( 


liehe  Auafpruch:  i  X6yos  %^ov  ovtw  (De  facrif.  i 
et  Cain.  p.  175.  ed.  Mangey)  auch  in  diefem  S 
iTtrahr  ift ;  allein  im  Laufe  der  Zeit  und  bei  der 
fchenden  Vorliebe  für  Perfonification  wurde  ei 
mahlig  gewobnlich ,  entweder  das  Wort  all  eis 
foudere  Perfon  aufzuftellen ,  oder  mit  Verken: 
des  eigentlichen  Sinnes ,  welchen  das  einfache  i 
thura  mit  der  Ausdrucksweife  verbunden  hatte, 
felben  eine  wunderbar  wirkende  Kraft  heizul« 
War  man  einmal  fo  weit  gegangen «  Co  lag  es 
nahe,  diefes  Wort  nicht  als  ein  fchlichtea,  foi 
als  ein  durch  hinzugefügte  ftarke  Verficherung 
durch  feierliche  Schwurformel  befiätigtes  su  bet 
ten.  Um  fo  leichter  war  eine  folche  Reftrictioi 
Wortes ,  da  fchon  in  mehreren  Stellen  der  Bib 
wohl  bei  Drohungen  (4  Mof.  14,  21.  2g.  Jer.5 
Amos4,  2.  6,  g.)»  als  auch  bei  Verbeifsungen  (i 
22,  16.  5  Mof,  I,  35.  Jef.  45,  23.  vgl.  Rom.  i^ 
Jef.  629  8«   Ezech.  33,  n.)  Gott  fchwörend  erfcl 

•Hl^A:  V  24.  läfst  eine  doppelte  üeberfet 
zu»  entweder  fuspenfus  efi^  wie  auch  Laurem 
fafst,  oder  ponderatus  fuit^  in  welchem  Sinne 

n  C|^  A !  Hen.  33,  2.  fleht.  Letzteres  wurde 
einen  guten  Sinn  geben;  doch  ilt  erfierea  von 
hen,  vgl.  V.  25«  Laurent«  fupplirt :  durchik» 
Schwur) ;  die  Meinung  des  Schriftlellers  ift  es  1 
dings,   dalii  der  Schwur  dieCs   bewirkt   habet 

i*(H4<4^»  V»  25.  eigeQtUoh:  (terra)  wlmufi 


Kap.  68.    V.  25—26.  539 

)inmen' den  Lebenden  die  fchönen  WalTery  von 
er  Schöpfung  der  Welt  und  bis  in  Ewigkeit. 

26.     Und  durch  diefen  Schwur  wurde  ge« 
liaffen  das  Meer  und  fein  Grund  ')• 


efi^  bat  Laurenct  dai  Bild  gans  aufgegeben  tmd 
überfetzt:   ,»i/Z  gegründet*^;  wahrfcheinlich  dachte 

er  dabei  an  M  ^^^  ♦  Der  bildliche  Ausdruck  fcheint 
mir  auch  hier  der  voriüglicherey  wie  auch  Hiob  26$  7« 

Vgl.  jedoch  V.a6.,  wo  C^UJ^^l  nur  Fundamentum 
heifaen  kann.  Den  Sats  vom  Hervorquellen  des  Waflera 
ana  den  Bergen  knüpft  er  durch  während  (wbile)  an. 
Die  ganze  Uebertragung :  ^ ^wahrend  von  den  verbor- 
genen Theilen  der  Hügel  die  bewegten  WalTer  fortge- 
hen'* ift  nicht  zu  billigen ;  denn  von  Theilen^  obfchon 
der  Schoofs  der  Berge  gemeint  ift  9  Tagt  das  Original 

nichts,  AJ^^C^I  ift  hier,  wie  fonft,  Berge ^  und 

in  dem  Satze:  P^Pil\  l  A/KJ^:   ti(Uf9i: 

^jP  T  t  ift  blofs'das  Adjectivum  von  feinem  Sub* 
ftantivo  durch  das  eingefchobene  lah'jävAn  gefchie* 
den,  um  die  fibnlich  lautenden  Worte  zufammen  zu 
bringen.  Laurence  läfst  l&Wjät  (fchön)  ganz  aus. 
Am  Ende  des  35ften  Verfes  lieft  man  bei  ihm:  his 
ans  Ende  der  Welt ;  im  Aethiopifchen  fteht  das  fo  oft 

wiederkehrende  (D7\riTl:  t\\Xf\f^: 
3)  Nach  Erwähnung  des  Himmels  und  der  Erde  be« 
fpricht  der  Verf.  zunächft  das  Meer  mit  feinen  Tiefen 
(V.  36 — 37-)  9  un^  dann  erft  kommt  er  auf  die  Ge« 
Birne  (Y.  sg  —  30«)  9  woran  lieh  endlich  die  Winde 
(V.  3I.)9  Donner  und  Blitz  (V.  33.),  Hagel  und  ahn* 
li^e  pbylirche  Erfcheinungen  (V.  33.)  anfchliefsen. 
Alle  diefe  Gegenftände  find  nur  Beifpiele  der  grofsen 
Thaten  Gottes  in  der  Natur,    deren  Yollbringung 


■  1 


560  rKap.  68.    V.  27. 

27.  Zur  Zeit  der  Wuth  legte  es  jenen  Sand, 
und  nicht  änderte  es  lieh  von  der  Schöpfung  der 
Welt  und  bis  in  Ewigkeit,  und  durch  diefen  Schwur 

durch  den  Schwur  bewirkt  wird.'  Im  2oßen  yerÜB 
war  diefem  Scbwur  der  geheime  Name  zur  Seite  ge- 
ftellty  allein  nachher  wird  immer  nur  des  Schwurt 
gedacht.  Wahrfcheinlich  fufst  der  Verf.  auf  der  jü- 
difchen  Ueberlieferung  von  den  Wundem,  welche 
durch  KenntniCs  des  der  Menge  verborgenen  Nament 
Gottes  y  des  Schemhamphorafch  hervorgebracht  wur- 
den. Vgl.  Jo.  Buxtorf  lex.  chald.  Rabb.  Talmud, 
col.  2432  ff.     und  Eifenmenger   entdeckt.    Judenth. 

iTh.  S.  154  ff.     Der  Grund  des  Meere»  (^"'HU^?';, 

nach  Ludolf  mit  (1  t  zu  fchreiben)  wird  V.  26.  be- 
fonders  erwähnt,  um  den  Gegenfatz  mit  der  Erde, 
die  über  dem  WaQer  ruht,  defto  mehr  hervortreten  su 
laffen.  V.  27.  füpplirt  Laurence  das  Pronomen  pof- 
felRvurn.  Bei  fVuth  hat  er  auch  zum  Verbo  die  nähere 
Beftimmung  gegen  daßelbe.  Seine  Ueberfetzung  bu- 
tet  alfo :  ,,  Während  der  Zeit  feiner  Wuth  hat  er 
feftgeftellt   den  Sand  gegen  daßelbe*'^;    im   Aethiop. 

fletit  blofs:  A'}A4:  '^i::  ''T^t  pofuU  Ulam 
arenamf  oder  allenfalls  pofuit  ei  arenam^  in  welchem 

letztern  Falle  AtJI  auf  Meer  bezogen  würde.  Das 
_  erße  ziehe  ich  vor.  Der  Sinn  ift  dann:  Sichtliche 
Spuren  vom  Toben  des  Meeres  finden  fich  am  Ge- 
fiade  in  dem  ,  was  es  dahin  wirft.  HozA  möchte  ich 
nicht,  wie  man  nach  der  ancjern  Erklärung  doch 
'müfste,  als  ein  Mittel  anfehen,  die  gewaltigen  Flu« 
then  zurück  zu  drängen  (felßges  Ufer  und  derglei- 
chen); denn  es  hcifst  lockerer  Sand  (vgl.  Kp.  jg^g.). 
Das  Pronomen  jener  will  fegen:  den  bekannten,  am 
Meeresrande  gewöhnlich  liegenden  Sand.     Dan  fol« 


Kap.  68.    V.  27—30.  561 

id  die  Abgründe  befeiligt  und  liehen,  und  nicht 
rwegen  fie  fich  von  ihrer  Stelle  in  Ewigkeit  und 
s  in  Ewigkeit. 

28.  Und  durch  diefen  Schwur  vollbringen 
>iine  und  Mond  ihren  Lauf  und  weichen  nicht 
>n  ihrem  ^)  Befehl ,  von  Ewigkeit  und  bis  in 
mgkeit. 

29.  Und  durch  diefen  Schwur  vollbringen 
e  Sterne  ihrc^n  Lauf. 

30.  Und  ihre  Namen  ruft  er  und  fie  antwor- 
n  ihm  von  Ewigkeit  und  bis  in  Ewigkeit. 


genden  Satz  knüpft  Itaurenee  durchs  Relativum  an ; 
»»welcher  unverändert  bleibt  (which  contiQuei  un- 
cbanged)**,  was  er  wohl  auf  Sand  bezog,  aber^ 
nach  dem  Originaltexte  vom  Meere  gefafst  werden 
ipufs.  Bei  der  Schilderung  der  Abgründe,  wofür 
er  den  Singular  hat,  fehlen   in  feiner  Ueberfetzung 

die  Worte:  und ßehen.  ^/\P  'T  ♦  kommt  fowohl 
von  den  Tiefen  des  Meeres ,  als  den  Abgründen  der 
Erde  vor,  ja  der  Ausdruck  fieht  nach  LudolF  für 
Meer  felbll,  offenbar  weil  man  (ich  diefes  ohne  der- 
gleichen nicht  denken  konnte. 

2)  ü.h,  von  dem  ihnen  ertheilten  Befehle,  wie  es  auch 
laaurence  in  feiner  Ueberfetzung  ausdruckt,  V.  30. 
(vgl.  damit Kp.  43,  I.)  hat  Laurence  den  erilen  Satz 
im  PaiRvo  überfetzt:  ,,\ind  wenn  ihre  Namen  genannt 
werden ,  fo  gei)en  ße  eine  Antwort.  •*  Im  Anfange 
des  3iften  Verfes  glaubte  er  mit  Recht  etwas  eirgän- 
zen  zumüITcn  ;  er  wählte  ^aft  finden  (^take  place"), 
das  einfache  Verbum  f^yn  reicht  fchon  aus.     Statt 

f\^ßl    aejjuis  (dafs  es   collective  liehe,  lehrt  das 

Sufiixum  plural.  an  S^^O^tlf  ^^^  :)  hat  Laurence: 
in  den  Himmeln  (das  in  nach  feiner  eigenen  Andeu- 


tragung.  lare  vvinae  »na  loicoe,  von  V 
Flulhen  erregt  werden ;  da  auf  dem  Mi 
Abwechfelung  feyn  kann  und  gerade  der 
IflineBefchaffanheitweTentlich  einwirkt,  1 
tüclicb,  dab  feiner  gerade  hier  gedacht  ' 
Toht  Ltuatnet't  VetCon  nicht  auf  einem 
fo  ift  für  di«  Yerbindong  d»  Windet  mit 
luel  Kp.  Ig.  3  ff.  71,  7.  72,  2.  an  verglei 
Laurtnce  findet  man  nicht  bloCa  Winde,  ( 
Wek*H  C.tbe  blowinga")  der  tVlnd:  Sc 
che  Weife]  besieht  Ccb  anf  das  Frühere 
dem  Himmel,  der  Erde,  dem  Meere  u.  L 
Kraft  Gottea  bewerkfielligte  auch  die  Oi 
Windei.  In  ©AT^/VÖD^:  «  iis  »t 
siebe  ich  das  Suffiitiim  anf  daa  TOtl 
ASfC*!^*  Auch  Laurtnea  Icheint  es 
EU  haben,  indem  er  überfetst:  „fie  all«  km 
(hreathingSf**,  oder,  wie  er  in  einer  Randni 
„Gtißer,"  Daa  (DI  vor  A'fV'A»ö&»:, 
das  liebräifche  1  Öfters  gebraucht  wird, 
(und  zwar  ihnen  allen),  vgL  Kp-  62,  I.  6^ 
Für   Geifter   Seht   in    Cod.   Rüpp.    das 


Kap.  68,  V.  32—35.  563 

32.  Und  dort  werden  erhalten  die  Behält- 
De  der  Stimme  des  Donners  ^)  und  der  Glanz 
s  Blitzes. 

33.  Und  dort  werden  erhalten  die  Behält« 
DTe  des  Hagels  und  des  Reifes,  die  BehältnüTe  des 
hnees ,  und  die  BehältnüTe  des  Kegens  und  des 

laues. 

34.  Und  alle  diefe  werden  bekennen  und 
ben  vor  dem  Herrn  der  Geifter. 

35.  Und  fie  werden  rühmen  mit  aller  ihrer 
raft  des  Dankes  t  und  er  nähj:te  fie  in  allem  die- 


er  dai  Vetbnm  bewirken  ^  verfiarkt  auch  ^*n^TS 
confociatio  durch  ein  Adjectivum :  »«und  bewirken  eine 
flollßändige  Vereinigung  des  Wehens.*^    Im  Aethio- 

pifchen  ficht  die  Partikel  7\f^ly  welche  hier  oh^ 
-propter  bedeutet.  Die  Winde  fahren  nicht  geradezu» 
v^ohin  fie  kommen,  ihre  Richtung  ift  durch  die  ihn^n 
gleichfam  einwohnende  Intelligenz  vorgezeichnet; 
diefs  ifi  nothwendig,  damit  fie  (oder  mit  dem  Schrift- 
fieller  zu  reden,  die  in  ihnen  befindlichen  geiftigen 
Kräfte)  gemeinfchaftlich  wirken  können ,  wo  es  nö- 
thig  ift. 
3)  Laurence  läftt  das  Wort  Stimme  aus.     Für  den  Ge- 

danken  in  V.  32  ff.  vgl.  Kp.  41, 3.  53,  6  ff.  Afl^'^JPI 

und  0,^r  Reif  und  Schnee^  wie  auch  Laurenc€ 
uberfetit;  das  letztere  Wort  hatte  diefer  Kp.  5g,  ii. 
durch  Nehel  übertragen«  Vgl.  über  die  Worte  S.  444 
•—447.  Laurence  yerfteht,  was  fpracblich  angeht, 
Y.  34  ff.  die  Verba  im  Frifens ;  aber  nach  den  Pa- 
vallelen  Kp.  60»  9.  12.  14 — 15-  61,  10.  glaubte  ich 
das  Futurum  vorziehen  zu  muffen.     Derfelbe  nimmt 

V.  35.  das  Präteritum    O  fl>  1^  P"  (X)"  I    als  Prafens» 
^,   WM  fich  nur  durch  den  ZuCunmenhaogi  worin  es 


564  Kap.  68.  V.  35—38. 

fem  Danke,  und  fie  werden  loben  und  rühmen 
und  erheben  im  Namen  des  Herrn  der  Geilterin 
Ewigkeit  zu  Ewigkeit. 

36.  Und  über  fie"*)  befiätigt  er  diefen  Schwur, 
und  lie  Werden  erhalten  durch  ihn  und  ihre  Wege 
werden  erhalten,  und  ihr  Lauf  läfst  nicht  nach. 

37.  Und  ihnen  wurde  grofse  Freude. 

38.  Und  fie  priefen,  und  rühmten,  und  er- 
hoben, weil  ihnen  offenbart  wurde  der  Name  je- 
nes Menfchenfohnes. 


fleht,  rechtfertigen  liefte.  Uebrigens  verlieht  er  den 
Atisdruck  tropifch:  „und  er  unterfiützt  fie  in  aller 
diefer  Verrichtung  (^ac€)  der  Dankfagung",  wornach 
alfo  Gott  felbit  dazu  mitwirken  würde,  dafs  Ae  ihm 
dankten.  Mir  fcheint  der  Sinn  vielmehr :  Gott  rori;te 
für  fie,  fchenkte  ihnen  glcichfani  die  erforderliche 
Nahrung  bei  ihrer  Dankbarkeit  gegen  ihn.  Den  fol- 
genden Satz  knüpft  Laurence  mit  der  Partikel  wäk' 

rend  tiUy  und  nfl^^»  nimmt  er,  wie  Kp.  62, 9.,  «'s 
Object  zu  den  vorhergehenden  Verben  („den  Namen*'^. 

4)  ©J^flLT^^J  Laurence  überfetzt:  „mir  ihnen." 
Im  36fien  Verfe  zieht  er  2  Sätze  zufammen:  „durch 
welcheu   (fc.  Schwur)  fie  und  ihre   Pfade  erhalten 

werden."  (^/hT/ii^t  (vgl.  58,  12.  68,  ag.) 
gibt  er  progrefs  (Fortfehritt).  Öie  Freude  (V.  37.) 
wird  veranlafst  durch  die  Erfcheinung  des  Menfchea* 
fohnes;  der  Verf.  geht  nämlich  (f.  su  V.  19.)  nuD- 
mehr  wieder  über  auf  die  Schilderung  des  Geridrts 
und  deflen,  der  e$  hält.  V.  38*  iß  das  Object  fSr  £• 
Verba  preifen,  loben  und  erheben  leicht  suXappIiroi* 
Jener  Menfchenfohn  weift  auf  Kp.  6lt  l/.-  inrud; 
Laurence  bat  das  Demonftrativum  ausgebflen.    Ste- 

fichenlohn  wird  hier  nnd  V.  39.  69»  !•  dwreh  <DA?* 


I    • 


,Kap.  68.   V.  39—40.  565 

39.  Und  er  fafs  auf  dem  Throne  feiner  Herr- 
chkeit,  und  der  Haupttheil  des  Gerichts  wurde 
igeben  ihm ,  dem  Menfchenfohne«  Und  er  läfst 
srfchwinden  und  untergehen  die  Sünder  von  der  . 
berfläche  der  Erde,  und  diejenigen»  welche  fie 
nrführten,  werden  in  Ewigkeit  mit  Ketten  ge- 
linden werden. 

40.  Und  nach  ihrer  Stufe  ^)  der  Verdorben- 
üt  werden  fie  eingekerkert  werden,  und  alle  ihre 
Terke  foUen  verfch winden  von  der  Oberfläche 
5r  Erde ,  und  fortan  wird  nicht  dafeyn  ein  Ver- 
ihrer;  denn  jener  Mannesfohn  wurde  gefehen 
id  fafs  auf  dem  Throne  feiner  Herrlichkeit. 


7\aA:    l\C^(tiJP(If:j    dagegen  V.  40  und  41. 

durch  Q)£\JSl  fAAnLjM  wörtlich yJZiM*  viri  ausge- 
drückt.   Vgl.  Anmerk.zuKp.  59)  II.    Auf  dem  Throne 

fitzt  er  auch  Kp.45,  3.  50,  3-  60,  10.  61,  9.     (j\fhl 

^YV»!  ^I  Caput  judicii^  das  Wefentlichfte  des  Ge- 
richts ift  ihm  anvertraut ,  •  fo  rües  auch  V.  19.  Im 
2tenTheile  des  sgften  Verfes  fafst  Laurence  dieVerba 

P:>A4;:  QJ'^rPi:  intranCtive,  was  aber  fchon 

wegen  y'^A  li  nicht  angeht.  Gebunden  (K'p.  10, 
6.  16.  18»  16.  2I»  2.  12.)  mit  Ketten^  wie  Hen.53, 
3 — 5*  54»  6.  2  Petr.  2,  4.  o«*^««:^  £09011  und  lud. 
V.  6.  Saanoig  aidiois» 

5)  <^^nC<Xlr:  eigentl.  ihre  Vereinigung,  Verbin- 
^"^§9  Gefellfchaft ;  da  die  lieh  Zufammenhaltenden 
gewöhnlich  demfelben  Stande  angehören,  fo  viel  als 
Claffißf     Stand    und     von    Sachen     Grad^     Stufe. 

^rCt^Q)*!   (nach  Ludolf  mit  aC   zu  fchreiben) 

ygL  Kp.  6ti)  4*     Laurence  läfst  auch  in  diefem  Verfe, 

.wio  y«  38  und  41.  das  Demonftrativum  vor  Men- 


566     Kap.  68.  V.  41—42.    Kap.  69.  V.  1. 

41.  Und  alles  Böfe  wird  aus  feinem  Andil 
verfchwinden  nnd  weichen,  und  das  Wort  dicf( 
Mannesfohnes  wird  beftätigt  werden  vor  dei 
Herrn  der  Geifter. 

42.  Diefs  iß  die  dritte  Parabel  Henochs. 

K  a  p.  69.    S  e  c  t.  Xu.  ^) 

1.  Und  es  gefchahe  hierauf,  dafs  erhobi 
wurde  der  lebendige  Name  bei  diefem  Menfche 


fchenfohn  aui.      Im  Anfange    von   V.  41.   gibt 

i\T\%  JS  ♦  „verniclites  Ding^*  und  gegen  Ende  defli 

ben  das  im  B.  Henoch  fo  oft  vorkommende  ^f\  n 
invaluit^  wörtlicher:  wird  mächtig  (povrerfull)  we 
den,  Diefe  fogenannte  Parabel  ift  auch  die  Un 
nach  Cod.  Rüpp.  Kp.  27  (in  unferer  AbtheiloQg  37 
3.  Vg^.  auch  Anmerk.  suKp.  67t  I.  Das  eigetitlid 
Farabelbuch  Kp.  33  —  ög*  hat  eine  Art  Forntm 
(Kp.  37.  ),  und  hier  einen  Anhang  (Kp.  69 — 7a 

6)  Im  Farifer  Manufcript  (  L. }  ;  ebenfo  in  Cod.  Rüp| 
Diefe  Section  ift  fehr  kurs ,  befchrankt  fich  auf  K| 
69 — 70.  und  fleht  mit  dem  Inhalte  der  ßten,  tUi 
weife  auch  der  aten  Parabel  in  dem  genaueileB  Zi 
lammenhange ,  was  wohl  keines  befondem  Bewiifij 
bedarf;  vgl.  Einl.  S.  16.  Auch  Lücke  (Verf.  e.  roul 
Einl.  in  d.  Offenb.  Joh.  S.  71. )  gibt  diefs  so« 
den  Hauptgegenftand  des  Abfcfanittes  beseichnet  _ 
de  Sacy  (Joum.  des  Savans  Ig23.  Oct.  p,  flgp.) 
Entrückung  Henoch's  zum  WohnGtze  Gottes 
fein  Erfcheinen  vor  dem  Höchfien.  In  der  S  ^ 
rung  deflelben  findet  fich  bis  auf  die  Worte  win 
Uebareinftimmung  mit  Kp.  12,  I  ff.  14,  9  £  40b  T 
4^1  X  ff«   59»  X  ff*    ^<^*  de  Saey  (e.  m.  O.  p, 


Kap.  69.    V.  1.  567 

Dhne,   bei  dem  Hierrn  der  Geificr,   von  denen, 
^elche  auf  der  Erde  wohnen. 


macht  noch  darauf  aufinerkfam,  es  erhelle  aus  dierem 
Abfchnitt,  dafs  nach  des  Verf.  Meinung  (ich  diefes 
alles  vor  Henoch*s  gnnzlichem  Scheiden  von  der  Erde 
ereignet  habe.  Diefs  iß  allerdings  richtig  und  findet 
feine  BeRatigung  auch  in  andern  Stellen  des  Buchet  ' 
(Kp  I3i  I  ff-  80*  7.  12.  13.).  Seinen  Anhang  zum 
Farahelbuche  knüpft  der  Verf.   zweck mäfsig  an  den 

letzten  Gedanken  der  3ten  Parabel  anJ     Nach    OSl 

factum  cfi  fehlt  hier  im  Acthiop.  die  Partikel  ll^^  o 
dagegen  fieht  £\^  Kp.  70,  l.  nach  derorelben  Verbo,. 
Ti'^ährend  He  in  der  letztern  Stelle  wieder  nach  dem 
Zeitworte  fchen  ausgelalTen  ift.  Laurence  überletzt 
hier  nicht  wörtlich :  ,,  nach  diefem  wurde  erhoben*^ 
u.  f.  t^.  und  Kp.  70,  I.:  tjHernach  wurde  mein  Geiß 

borgen.'*     fl<ßr:   /hjP©*;  eigentlich  nomen  vi- 

(wie  Kp.  70.  8.  7\^^:   i\\J^(Si':  ignis  vivus), 

ein  wojilthätiger,  Leben  verleihender  Name.     Es  ift 

Gottes  Name  gemeint;    vielleicht  derfelbe,    welcher 

pBach  Kp.  68t  30.    noch   verborgen   war.      Laurence 

l    l^berfetst:    ^^  der  Name  des  MenfchenfohneSf  welcher 

tiv^^  iet  dem  Herrn  der  Geißer  ^^^  waa  ßch  aber  mit 

r  j|pdi  Qcjgipaltexte ,  wenigftens  des  Cod.  Rüpp. ,  nicht 

i     Tertfäigen  lafst:  +AUA:  t\<Jir\  ^(\f:  (\Hi\y: 

/Vir7\i:;  ©A^;  7\aA:  7\^/Ivp(d:  (W\t 

7^*1  Hj\ :  CAi  94;  rt^  :  Dafs  er  übrigens  keinen  we- 
ltlich'anders  geftalteten  Text  vor  fleh  hatte,  er« 
llt  auiider  Note  am  Rande,  wo  er  folgende  wÖrt* 
I  iBcJbrr# Uebertragung  liefert:  jyder  Name  deßen^  weU 
^^•ch^r  hei  ihm  lebt  (of  him  living  with  him),  diefei 
f'  Stenfckenföhnes^  welcher  lebt  bei  drm  Herrn  der  6 ei» 


veri 
vum 


568  Kap.  69.    V.  2. 

,  2.  Und  er  ^)  wurde  erhoben  in  die  Wai 
des  Geifies,  und  es  ging  aus  fein  Name  in  ilt 
Mitte, 


fier.^*     Sollte  letastfre  Deutung  richtig  fcyn,  (o  m! 

A:  oder  H:  vor  ^^Qfl  ßehen.  Aber  wate 
'  der  Fall ,  fo  würde  ich  unbedenklich  vorziehen 
übertragen:  erhohen  wurde  der  xSame  des  Lebend 
bei  dem  Menfchenfohne  u.  f.  w.,  da  hejav*^  wieC 
hudolf  u.  d.  W.  bemerkt,  oft  voa  Gott  gebra 
wird.  Auch  Kp.  47,  2.  wird  der  Name  de«  H 
vor  dem  Herrn  der  Geißer  gerühmt,  undKp.  4g, 
wird  der  Menfchenfohn   angerufen   bei   dem  H 

der  Gcifter,  und  die  Partikel  /TSH  l  kann  dort 
nicht     anders    bezogen    werden.       In    dem    M? 

l\c^i\\f(ff:  (eigentl.  matervivi,  Eva),  einem 
fentlichen  Beftandtheile  der  Bezeichnung   MenU 
fohn  (^vgl.  Ludolf  iexic.  coL  51.),  hat  Laurence  0 
bar  die    beiden  erßen    Buchfiaben   überfehea. 
Sinn  ift :    I^ob  -  und  Preisgefänge  erfchallen  vor 
tes  Throne,    auf  welchem   er  den  Me/fias  Bur  J 
hat.     Der  Menfchenfohn  wird  zuerft  erwähnt, 
Kp.  6Sy  40  —  41«  vorzüglich  von  ihm    die  Rede 
wefen  war. 
7)  Als  Subject  dachte  ßch  Laurence  unßreitig  den 
'  men  (V.  1.}»  "^^^^  zwar  nach  feiner  falfchen  Deiil 
den  Namen  des  Menfchenfohnes ;  denn   er  übesfc 
„it  (nicht  he)  was  exalted,"     Wegen  des  Prooc 

nalfuf&xes  im    2ten  Satze  am  Worte    t\^\  m 
ejus  mufs  vielmehr  die  Ferfon  gemeint  feyn, 
^  deren  Namen  die  Rede  war,  d.  i.  alfo,  nach  rieht 
Deutung  von  V.  i.,  Gottes.    Laurencm  hat  freilid 
Sten  ^atse    jenes  SuiEx  hinweggelaflen«      £kAi 

(i*A^AO  iß  nicht  phyfiTcIi  su  faflca  (daiSrl 


Kap.  69.    V.  3.  569 

Und  von  diefemTage  an  wurde  ich  nicht 
n  in  ihre  Mitte  ®) ,  fondem  er  fetzte  mich 

JA!  im  B.  Henocfa  Migcwendet),  fondem  wie 
X.  verherrlichen;  auch  hat  Laurence  wie  dort 
Itedy  welches  Lücke  (a.  a.  O.)  nicht  ganz  gut  durch 

zweifelhafte  erhöhet  wiedergibt.  UJ^I  A  t**; 
1  Wagen f  wie  Kp.  55,  i.  3.  (bei  Lücke  ••  a.  O. 
72.   durch    einen    ßnnentftellenden    Druckfehler: 

f  den   Wegen  des  Geifies),    nach  Ludolf  mit  \\l 

fchreiben.     (^  1  OU 11  *   fplritus  unteri'cheidet  der 

rf.  gewohnlich  von  itjUlr  ventus ,  fonft  würde 
r  die  Ueberfetzung :  Wagen  des  Windes  Geh  aller- 
iga   empfehlen.     Möchte  Mancher  doch  auch  V.  3. 

i  Plural  C^'JCfitl^'  von  Winden  yerfiehen,  wie 
m  z.  B.  Lücke  (a.  a.  O.  S.  72.)  Henoch  dort  zwifchen 
ei    Geißern   oder   Winden  enjpörgehoben  werdea 
lt.     Bleibt  man  bei   der  gewöhnlichen  Bedeutung 
len,  fo  nehme  man  manjas  collective  für  Geißer  (vgl» 
!bnders  V.  3. }  >  welche  wegen  ihrer  Schnelligkeit 
icbfam  auf  Wagen  einherfahrend  gedacht  werden, 
r   Sinn  gefialtet  fleh  unter  Berück/ichtigung  von 
j.    alfo:    nicht  blofs  in  der  Nähe  des  göttlichen 
rones  und  feines  Auserwählten ,    fondern  überall, 
»  fich  die  Geifter  hinbegeben,  verbreitet  Geh  Got- 
"[iame  und  Ruhm.     Hierauf  leitet  auch  der  Schiufa 
^  Verfes  befonders  hin. 

gsnlich  der  Geißer  ^  worauf  vielleicht  fchon  daa 
>nomen  am  Ende  von  Y.  2.  bezogen  werden  folL 
r  hier  gehrauchte  Ausdruck  macht  es  eben  wahr- 
einlicht  dafs  CTOjc^nt  V.  2.  collective  Rehe.  Für 
t  Gedanken  vgl.  Kp.  gOi  12.  Das  Factum,  wer-* 
:  in»  Ftilgenden  angefpielt  ift ,  wurde  Kp«  60«  x  ff. 

37  ♦ 


570  Kap.  69.    V.  3  — 4. 

zwifchen  zwei  Geilter,  zwifchen  Mltternach 
Abend,  wo  die  Engel  nahmen  die  Schnuren 
mir  zu  melTen  einen  Ort  für  die  Auserwählte] 
für  die  Gerechten. 

4.  Da  fahe  ich  die  erfien  Väter  und  d 
rechten ,  welche  von  Ewigkeit  her  an  jenen 
wohnen. 


erzählt;  <lie  Engel  gingen  mit  ihren  Manfse: 
Mitternacht  zu,  um  dort  einen  Wohnfitz  für  iu 

juen  autzumeüenv  Die  beiden  Geifier  (^74^1 
zwifchen  welchen  Henoch  Geh  befindet,  fin« 
die  in  Nord  und  Weft  fiationirten  Engel ,  welc 
beiden  Weltgegenden  vorßehen.  In  Nordweß  , 
Bnden  fich  die  Abgefchiedenen ;  Kp.  17,  4,5.  j 

beifst  es  allgemein  in  Wefien,  A.'t'^  mir 
auch  Laurence  nach  dem  am  Rande  (einer  Verf: 
findlichen  Nötchen  in  leinen  Codd.  las,  ift  ni 
wohnlicher  Bezeichnungsweife  pleonaßifck ; 
dadurch  eine  entfernte  Beziehung  zwifchen  At 
denden  und  der  erwähnten  Handlung  ausgc 
werden,  etwa  fo  viel  als  vor  mir^  in  meiner 
)  wart  und  dergleichen.     Laurence  überfetzt  IZe 

Tag  ( V  All )  und  empfangen  fiatt  nehmen  (* 

vgl. Kp.  60.  2).   Für  Tic^i  £t\4:4.:  d 

mäfsen^  Sand  in  der  Parallelßelle  Kp.  60,  2.  dai 

»yme  ßc^'^V:  Die  Worte  AACD  ;  ^Ji 
patres  priores  gibt  Laurence  dem  Sinne  nach  ri 
Vater  der  erßen  Menfchen;  es  ßnd  die  Patri 
(vgl.  Ludolf  Lexic.  col.  215« )•  InterelEint  i 
Schlufs ,  weil  er  vorausfetzt,  dafs  von  dem  To 
alten  Vorfahren  bis  auf  die  Zeit  der.  Abfaflui 
Buches  Henocb  fehr  lange.  Zeit  verfloflen  iß. 
Vtrf.  verrith  Geh  hier  als  ein  fpät  lebender  Rel 


Kap.  70.     V.    1.  S71 

Kap.     70.^) 

1.     Und  es  gefchahe  hierauf,  dafs  verborgen 
iirde  mein  Geiß  und  auffiieg  in  dieHimiiiel.    Ich 


laaurence  y  welcher  auch  Heilige  den  Gerechten  fub* 
Aituirt ,  überfetzt  zwar :  ,,  welche  wohnen  an  dem 
Orte  für  immer  ^^^  allein  im  äthiopifchen  Texte  lieft 

man  7\f^^f\f^:  und  nicht  AUA^I  DaaWort 
ulam  übrigens  wie  das  hebräifche  D   yj  von  langer 

Zeitdauer,  Vgl.  auch  Anmerk.  zu  Kp.  6,  12«  lO«  8* 
14.  Wollte  man  es  in  der  Bedeutung  Welt  nehmen, 
vi^ie  es  Kp.  68»  24.  vorkommt,  fo  würde  man  etwas 
der  Art,  wie  Anfangs  Erfchaß'ung  u.  f.  w.  davor 
vermiQ'en. 
p)  Nachdem  Henoch  den  Sitz  der  Fromnren ,  gefehen, 
•wird  er  noch  höherer  Dinge  gewürdigt;  er  geniefst 
das  Anfchauen  Gottes  im  Himmel  und  aller  Herrlich- 
keit, und  hat  dabei  die  Freude,  feine  Rechtfchaffen- 
beit  auch  dort  und  bei  diefer  feierlichen'VeraDlalTung 
anerl^annt  zu  fehen.  Die  Schilderung  hat  viel  Aehu- 
liches  mit  Kp.  14  und  59. ,  geht  aber  mehr  ins  Ein- 
zelne, als  die  letztere  Stelle.  V.  i  —  5.  und  V.  7'ff.  . 
fjiricht  Henoch  in  der  iften  Perfon,  aber  V.  6-  ift  der  ' 
Anfang  des  erßen  Verfes  fo  wiederholt,  daCs  von 
Henoch  in  der  3ten  Perfon  geredet  wird.  Eine  ahn- 
liche Inconvenienz  findet  lieh  Kp.  39,  I.  2.  Verbor- 
gen ift  der  Geift  (V.  6.}t  ^^i^  er  zu  Gott  entrückt  ift 
(vgl.  V.  13.).  Der  Körper  ift  abdr  nicht  auf  der  Erde 
suruckgeblieben.  Kp.  12,  I  —  2«  heifst  es  daher» 
Henoch  war  undchtbar.  Weil  das  Bewufstfeyn  des 
Geiftes,  nicht  aber  die  körperliche  Hülle,  vorzüglich 
in  Anfpruch  genommen  ift,  wird  erßerer  hier,  fo  wie 

V.  6  und  g.,  befondcrs  hervorgehoben.     <P*'A»|S  ^^* 


572  Kap.  70.    V.  1  —  3. 

fahe  die  Sohne  der  Engel  treten  aiifFeuerflammen, 
ihre  Kleider  und  ihr  Gewand  waren  weifs,  und 
glänzend  ihr  Antlitz  wie  Kryftall. 

2.  Und  ich  fahe  zwei  Ströme  von  Feuer*), 
und  der  Glanz  diefes  Feuers  glänzte  wie  der 
Hyacinth. 

3.  Und  ich  fiel  auf  mein  Antlitz  vor  dem 
Herrn  der  Geifter. 


/\C^^\}\fi^t  liheri  angelorum  ift  Umfchreibung 
für  Efigely  wie  fonft  Söhne  des  Himmels  (Kp.  7,2. 
13,  9.  14«  2')'  denn  die  Himmelsbewohner  zeugea 
l^elnc  Kinder  nach  Kp.  15,  7.  Die  Ilerabkunft  der 
Schaar  des  Scmjaza  war  eben  durch  das  Streben  nach 

gcfchlechtlicher  Verbindung  veranlafst.  A^^t 
Hryßall;  vgl.  zuKp.  14,  5.   Laurence  überfetzt  Jurct- 

fichtig  R&tt  glänzend  (^^H  ■•)?  ""d  V.  i.  beginnt 
er:  ^^  Nachher  wurde  mein  Geiß  verborgen,**  Dia 
Engel  treten  auf  Feuer  ^  weil  der  Ilöchße  von  Fene^ 
glänz   rings    umßrahlt    und    der  Boden    um  ihn  ber 

ein  Lichtmeer  iß ;  vgl.  Kp.  14, 10  ff.     AK*(CJ  paUiumf 
amictus,  nach  Ludolf  mit  Ain,    wie  ^dJBl  (atti) 
mit  /v!  und  ÜJ  zu  fchreiben. 
10)  Das  Folgende  fcbrumpft  bei  Laurence  in  die  Wo 

zufammen:  .^glänzend  wie  der  Hyacinth  {j^^^O^ 
Der  Vergleich  iß  recht  gut  gewäblt,  da  derHyacim 
niclvt  nur  zu  den  gelben  Edelfieinen  gehört,  fon 
unter  denfelben ,    jedoch  mit  verfchiedenen  Nüa 
rungen,  das  höchfte  Gelb  hat.     Zu  V.  3 — 4.  vgl.  V, 
Kp.  59,  I.  2.     Im  Anfange  von  V.  3,  hat  La 
das  Adverbium :  alsdann^  was  aber  im  Sthiop.  T 
fehlt;  ebenfo  V,  9.  13.  17,     Dagegen  lifstersu 


Kap.  70.   V.  4  — 6.  573 

4.  Und  der  Engel  Michael,  einer  von  den 
riuptcm  der  Engel,  nahm  mich  bei  meiner  rech- 
ri  Hand,  und  hob  mich  auf  und  führte  mich 
n  zu  allen  Geheimninen  der  Gnade  und  den  Ge- 
imnillen  der  Gerechtigkeit. 

5.  Und  er  zeigte  mir  alle  Geheimnifle  der 
iden  des  Himmels,  und  alle  Behältnifle  der 
erne,  und  aller  Strahlen,  von  wo  fie  ausgehen 
L  dem  Antlitz  der  Heiligen. 

•6.  Und  er  verbarg  denGeifi  Henöcbs  in  dem 
Lmmel  der  Himmel. 


fange  von  V.  4.  vor  Michael  aus  r  der  Engel,  Erz^ 
enget  überfetzt  er  nicht  uneben  (tatt  Häupter  der  En- 
^eL  Dagegen  iß  die  im  letzten  Theile  diefes  4ten  Vet« 
Xes  von  ihm  yerfuchte  Ergänzung :  ,, (er  brachte  mich) 
dahin f  wo  (alle  GeheimnilTe  -—  — ')  waren*^,  nicht  zu 
billigen.       Auch    ift    nicht    abzufehen ,    warum    er 

rtjA'A't'I  V.  5.  anders,  als  V.  4  wieder  gibt  (dort 
n'zmVich  geheime  [„hidden**]  Dinge^  hiev  Geheimniße),. 
Die  Geheimniffe  der  Gnade  und  Gerechtigkeit  bezie- 
ben Geh  auf  das  Gericht  und  auf  die  Bereitung  herr- 
licher Wohnlitze  für  die  Frommen ;  die  aber  an  den 
Enden  des  Himmels  bctreflen  die  erhabenen  Naturer* 
fcheinungcn ,  wie  auch  Y.  5.  felbft  angedeutet  wird« 

Laurence  nimmt  ©rACS^^^  fY-npö^:  als  Ap- 
poßtion  zu  Behältniffe  (und  die  Strahlen  von  allen)  ; 
allein  dann  müfste  der  fiat.  conßruct.  liehen.  Viel- 
mehr will  llenoch  Tagen ,  er  habe  auch  die  Behält- 
nifle aller  Strahlen  gefehen.  Am  Schlufle  des  5ten 
Verfea  hat  Laurence'»  fyvor  dem  Antlitzes  das  Origi- 
nal aber   t\lh:  ^K.^V.    Zu  V.  6.  vgl.  V.  I. 


574  Kap.  70.    V.  7  — 8. 

7,  Und  ich  fahe  dort  in  der  Mitte  jenes 
Glanzes ^)9  dnfs  darin  Etwas,  was  erbaut  war  aus 
Steinen  von  Glas, 

8.  inmitten  diefei  Sieine  Zungen  von  leben- 
digem Feuer.     Und  es  fahe  mein  Geilt  eine  Um- 

XI)  Unter  r^\Q^  i  I  iß  das  Feuer  V.  2.  geineinfp  Leu- 
rence  überfetzt  Licht  ^  und  gibt  das  Folgende  minder 
wörtlich,  aber  dem  Sinne  nach  ganz  richtig :  ein  6(- 
häude  errichtet  aus  Steinen  von  Eis,     Die  MaflTe  der 

Steine  wird  im  Aethiopifchen  iXlUtXrPl  "genannt, 
was  Laurence  nach  Ludolf^s  Ueberfetzung  (^grando 
minuta')  in  der  Paialleldclle  Kp.  14,  ig.  und  5g,  9. 
vom  Reife  deutete.     Bei  dem  Schwanken  der  Aetbio- 

pier  über  diefes  und  die  verwandten  Worte  fXä^^l 

und  nlCAi^  l  (  vgl,  A'umerk.  20.  zu  Kp.  53,  9  ff.) 
läfst  ßch  diefs  vertbeidigen.  Aber  auf  jeden  Fall  be- 
zeichnet der  Ausdruck  hier  eben  fo  gut  als  barai 
V.  I.  und  jukent  V.  2.  einen  edlen,  glänzenden  Steia, 
wie  es  denn  Hiob  6,  16.  für  x^roraUoff  ftebt,  viel- 
leicht Glas^  welches  ja  bei  den  Griechen  in  ältefier 
Zeit  xv^i^  U&os  hiefs.  In  der  einzigen  Stelle  dei 
A-T. ,  wo  des  Glafes  (H'^DI^T^  gedacht  wird  uoJ 

die  LXX  das  griech.  vaXog  anwenden,  bat  die  ätfaiop. 

VerfionnachCod.Rüpp.  ^fSOXr,  welches  in  L«Jp/fi 
Lexic.  mit  Hoj  gefchriebenwird.  Per  gte  Vers  hangt 
in  der  Conßruction  mit  V.  7.  zufammen.  LaureiUi 
iß  in  demfelben  umßändlicher  als  das  Original:  „uid 
in  der  Mitte  diefer  Steine*^^  und  weiterhin:  ,,iiwM 
Geiß  fahe  rings  um  den  Krsis  diefer  fiammenden  JVoh' 

nung dafs    dort    waren  Flu  ff e^*'  n.  T.  w. 

Wenn  er  überfetzt:  an  Einem  ihrer  Enden^  to^  hat 
er  dai  Zahlzeichen  4  mit  der  Ziffer  i  vcrwechUCi 
waa  allerdings    laicht   anging;    indels  läXiit  Cch  bei 


Kap.  70.    V.   8—10.  575 

/ 

bliefsung,  welche  umfchlofs  diefes  Haus  des 
juers  von  feinen  4  Enden,  darin  Ströme  ange- 
llt mit  lebendigem  Feuer,  und  fie  umfchloflen 
efes  Haus. 

9.  Und  es  umgaben  ^^)  die  Seraphs,  die  Che- 
bs  und  die  Ophanin;  diefs  find  diejenigen,  wel- 
e  nicht  fchlafen,  und  bewahren  den  Thron  fei- 
jr  Herrlichkeit. 

10.  Und  ich  fahe  unzählige  Engel,  Taufende, 
aufende  von  Taufenden,  undMyriaden  von  My- 
aden,  und  fie  umgaben  jenes  Haus. 

genauer  Erwägung  der  Schilclerung  nicht  zweifeln, 
dafs  es  vier  LeKsen  niufs.  Feuerzungen  erklärt  er 
AuTch  Schwingungen;  es  iß  das  Auflodern,  Aufflackern 

der  Flamme.     Die   Umfchliefsung    \^(DJity    nach 

Ludolf  KJdfJil  zu  fcbreiben)  befiebt  wohl  in  einer 
Vertiefung,  in  einem  Graben,  der  die  Wohnung 
rings  um  einfafst,  und  in  welchem  flatt  Waflers  zwei 
Feuerfiröme  laufen.    Vgl.  übrigens  die  ähnliche  Schil* 

•     derung  Kp.  14,   12  ff. 

12)  ^as  ausgelalTene  Object  ift  das  HauSf  wie  bereits 
Laurence  richtig  fupplirt;  vgL  V.  10.  Ueber  die 
Engelclaflen  f.  zu  Kp.  60,  13. ;  über  ihr  NichtfchU- 
fen  Kp.öOy  14-  39«  II-  und  Anmerk.  zu  letzt.  Stelle. 
Zu  V.  10.  vgl.  Anm.  zu  Kp.  59,  I.  Wenn  inCoA» 
.Büpp.  kein  Schreibfehler  fiatt  find^et,  fo  iß  der  Aus- 
druck hier  noch  mehr  geßeigert.  Da  indefs  Laurence 
das  einfache  Taufend  nicht  hat,  fo  kann  hier  auch 
•  ein  kleines  Verfehen  fiatt  gefunden  haben.  Die  En- 
gelnamen V.  II  und  i6»  find  fchon  zu  Kp.  9,  i.  und 

40 9   9»    befprochen.       Das    Zeugma     fi  f\(ffi^l 

<DJB05/V;  nCD'At;  a^:,    weiches  Lfl«r««c« 
yerwifcbt»  habe  ich  beibehalten  su  müflen  geglaubt. 


Ö76  Kap.  70.    V.  11  — 14. 

11.     Michael  und  Raphael  und  Gabriel^! 
Phenuel  und  die  heiligen  Engel,  welche  in 
Himmeln  oben,  gingen  ein  und  aus  in  diefesH; 
Und  es  gingen  heraus  aus   diefem  feinem  IL 
Michael  und  Gabriel,  Raphael  und  Phenuel, 
viele  heilige  Engel,  welche  ohne  Zahl, 

V2.  und  mit  ihnen  das  Haupt  der  Tage, 
fein  Haupt  (war)  wie  Wolle  weifs  und  rein, 
fein  Kleid,   dafs  es  nicht  zu  befchreiben. 

13.  U/id  ich  fiel  auf  mein  Antlitz  ^^), 
alle  mein  Fleifch  löfte  fich  und  mein  Geifi  wi 
verwandelt» 

14.  Und  ich  rief  aus  mit  der  Stimme, 
dem  Geilte  der  Kraft,  und  ich  pries,  rühmte  i 
erhob. 


Laurencc  drückt  het  nicht  aus,  fondem  hat  das 
xionien :  ginp;en  in  daßelbe  und  aus  demfelben.  i 
bat  er  im  Folgenden  etwas  ausgelaflen,  indes 
überfetzt:  ,, Michael,  Raphael  und  Gabriel  gir 
aus  jener  Wohnung  und  unzählige  heilige  Eog 
Im  I2ten  Verfe  fupplirt  er  im  crficn  Satze  u 
vielmehr  hangt  diefer  mit  V.  II.  zufammen.  Vi 
Haupt  der  Tage  vgl.  Anm.  69.  zu  Kp,  46,  !• 
über  die  Schilderung  delTelben  Kp.  46,  X.  Dan.  7i 
13)  Nach  Angabe  delFen ,  was  Henoch  fchauete,  k 
dert  er  uns  feine  Gefühle,  welche  ihn  zunäcbfivl 
wältigen,  dann  aber  zum  Freife  des  Ewigen  iBt 
ben  und  ermuntern.  Zu  V.  13.  vgl.  Kp.  H,  I^ 
59  9  I.  Der  Verf.  will  den  böchften  Grad  ^ 
griffqnfeyns  fchildern ;  die  Theile  des  Körpers  1 
fich  gleichfam  ab  und  der  GeiK  bleibt  aucb  '* 
wie  er  war.  Zu  letz term  Ausdruck  Tgl.  Kp.  3 
Im  I3ten  Verfe  hat  Laurence  das  Adjectiv^***^ 
bei  dem  Worte  Stimme  ^  was  recht  paflend  i^ 


Kap.  70.     V,  15  — 17.  S77 

15.  Und  diefe  Lobpreifungen ,  welche  gin- 
en  aus  meinem  Munde,  waren  wohlgefällig  vor 
tnem  Haupte  der  Tage. 

16.  Und  es  kam  jenes  Haupt  der  Tage  mit 
[ichael  und  Gabriel',  Raphael  und  Phenuel,  und 
sn  Taufenden  von  Taufenden,  und  den  Myriä- 
3n  von  Myriaden;  Engeln,  welche  ohne  Zahl. 

17.  Und  es  kam  zu  mir  jener'*)  Engel,  und 
it    feiner  Stimme  begrüfste  er  mich   und  fagte 

in  Cod.  Rüpp.  ßcli  nicht  findet,  indem  diefer  erfi  in 

dem  folgenden  Satze  CiC^C^fM  "JJBAJ  fpiritu 
rotforis  den  Begriif  des  Kräftigen  und  Starken  liin- 
zufügt.  Infofern  der  Geiß  überall  ia  der  Natur  als 
das  eigentlich  Handelnde  und  Thätige  erfcheixit,  wird 
hier  der  laute  Ausruf  zu  Gottes  Lobe  als  von  ihm' 
ausgehend  dargeßellt.  Der  Gegenßand  des  PEeiies 
11.  r.  w.  ifi:  nicht  ausdrücklich  angegeben,  aber  na- 
türlich Gott.  Im  I5ten  und  l6t»n  Verfe  läfst  Lau-^ 
rence  das  Demonitrativ  vor  Haupt  der  Tage  aus. 
In  letzterm  Verfe  ordnet  Cod.  Rüpp.  die  Engelnamen 
paarweis,  während  Laurence  üe  fammtlich  durch 
und  verbindet.  Das-meifie  war  wörtlich  V.  lo  und 
II.  fchon  da. 
X4)  Das  Pronomen  demonßrativum,  was  auch  Lau* 
rence  in  feiner  Verßon  ausdrückt,  fcheint  hier  auf 
den  erßen  Blick  auITallend ,  da  unmittelbar  vorher 
wohl  von  der  unendlichen  Menge  von  Engeln,  nicht 
aher  von  einem  einzelnen  derfelben  die  Redd  war* 
Unfireitig  iCb  aber  derfelbe  gemeint,  welcher  (ich  fchon 
im  Anfange  der  Vifion  Henoch's  annahm  (V.  4.),  näm- 
lich Michael,  Da  er  vorher  (vgl.  V.  ii  und  16.)  in  der 
nächfien  Umgebung  Gottes  fich  befand,  hegrufst  er  He- 

noch  ({\f^'^{  :  heifst  es  im  Texte)*     Was  er  fpricht, 
gereicht  dem  Patriarchen  sum  Lobe  und  cur  Freude« 


578  Kap.  70.    V.  17  —  19. 

zu  mir:  „Du  bilt  der  Mannesfohn ,  der  du  { 
r«;n  bift  zur  Gerechtigkeit,  und  Gerechtigkc 
über  dir  geblieben. 

18.  Und  die  Gerechtigkeit  des  Haupte 
Tage  wird  dich  nicht  verla/Ten.**  ^ 

19.  Und  er  fagte  zu  mir:  „Er  wird  di 
rufen  '^)  Frieden  durch  feinen  Namen  für  die"' 
die  iß;  denn  von  dort  ilt  ausgegangen  Fried 
der  Schöpfung  der  Welt. 


Mannesfohn^  wie  Kp.  ögi  40-  41.  vom  Meflias 
Sinne  nach  einerlei  mit  Menfchenfobn ,    wie 
Kp.  59.  II.  genannt  wird.     Henoch  hat  die  B 
mung  feines  Lebens  fefigehalten.     Gcrcchtigliel 
fo  oft  im  A.  T.  f  für  Tugend ,  moralifche  Vol 

menheit.     Statt  AOAjTI  :  üher  (auf)  dir  hat 
rence :  bei  dir, 

15)    ^A,®VI    Laurence  minder  wörtlich:    zuth 

Die  Worte  H^^^l  AülAf^  :  für  fich  betra< 
lalFen  ßch  gleich  richtig  erklären :  im  Namei 
Welt  (fo  fafst  es  Laurence') j  oder  in  feinem  A 
(durch  feinen  Namen)  für  die  Welt.  Im  e 
Falle  ift  der  Sinn  :  dir,  als  Repräfentanten  der 
gen  Welt,  wird  Friede  zugerufen,  im  letztern 
Gott  verkündigt  dir  Heil  in  feinem  Namen  für 
welche  nicht  felber  in  feine  Nähe  kommen  köi 
fondern  eines  Mittlers  bedürfen,  der  fie  benacl 
tige.  Der  Name  Gottes  iß  dann  das,  was  allgea 
Glückfeligkeit  gewährt.  Mit  Rückßcht  auf  der 
genden  Satz  aber,  namentlich  auf  das  darin  vor! 

mhnie.i\f^\}Pl  inde^  glaube  ich  nur  die  si 
Erklärung  für  richtig  halten  zu  können.  Dean  < 
Zurück  weifung  kann  fich  nur  auf  (oiinii  bexie 
oder  mit  andern  Worten :   der  Name  Gottes  erfcli 


Kap.  70.    V.  20—23.  579 

20.  Und  fo  wird  er  feyn  dir  in  Ewigkeit  zu 
wigkeit. 

21.  Und  olle,  welche  feyn  werden  und  w.nn- 
?ln  werden  auf  deinem  Wege  der  Gerechtigkeit^ 
erden  dich  nich^;  verlaffen  in  Ewigkeit. 

22.  Und  bei  dir  wird  feyn  ihre  Wohnung, 
ndbei  dir  ihr  Theil,  und  von  dir  werden  fie  nicht 
2trennt  werden  in  E\yigkeit  zu  Ewigkeit. 

23.  Und  fo  wird  feyn  Länge  der  Tage  mit 
neni  Menfchenfohne  ^^). 


in  dem  letzten  Tbeile  als  Quell  cics  Glücket.     ÜÜ/^t^J 

H-öd®  f  ♦  mundus  <jui  eß^  bei  Laurence:  die  vor» 
handene  („exifting")  H^elt,     In  V.  20.  betrachte  ich 

t\/\P^:  Htil  (vgl.  zu  Kp.  56,  4.)  als  Subject;  Lau^ 
rence  dagegen  wohl  nicht,  fondern  nimmt  Tl^'Ht 
JBTl®  7»  in  dem  Sinne:  Jo  wird  es  dir  gefchehen 
(„  happen '*).  Im  2lßen  Verfe  bat  derfelbe  vor  waH' 
dein  das  Relativum  wiederholt ,  und  ¥.22.  fetzt  er 
Wohnungen  (im  Plural),  ' 

16)  Da  diefer  Ausdruck  fonft  den  Mejßas  bezeichnet 
(vgl.  zu  Kp.  59,  IlO»  ^"^  ^as  Demonfirativum^  was 
Laurence  freilich  hier,  wie  fünft  oft  (t  Anm^rk.  4. 
zu  Kp.  68,  36  —  39)  ausgelaffen  bat,  ausdrücklich 
davor  ficht,  fo  wird  man  ihn  nicht  mit  Laurence  von 
den  Nachkommen  der  Menfchen  („the  ofiFfpring  of 
man"),  fondern  wie  Kp.  69,  I.  von  dem  nett  iioxn^ 
fogenannten  Menfchenfohn^  verßehen  mülfen.  Auch 
in  demZufatze,  welchen  Laurenctf  V.  24.  bat,  ifi  wohl 
das  Pronomen  fein  darauf  zu  deuten.  Allerdings 
würde  fonß  die  Erwähnung  der  Menfchen  febr  gut 
in  den  Zufammenbang  palfen.  Der  Menfcbenfoba 
fiebt  an  der  Spitze  der  Generation,  welche  dem 
Strafgerichte  eutronnen  iß  (vgl.  Kp.  45,  4.  61»  17.)» 


580        Kap.  70/  V.  24.    Kap.  71.  V.  1. 

24.  Und  Friede  wird  feyn  den  Gerechte 
fiiiid  fein  gerader  Weg  den  RcchlfchaflFenen]  i 
dem  Namen  des  Herrn  der  Geifter  in  Ewiske 
zu  Ewigkeit." 

Kap.    71.     S  e  c  t.    XIH.  '0 

1.  Das  Buch  des  Umlaufs  der  Lichter  i( 
Himmels,  eines  nach  dem  andern,  wie  iie  lin( 


alfo  bei  ihm  (^llA  *)  ^  ^»  h.  unter  feiner  He  rrfcbaf) 
wird  langes  Leben  (vgl.  Kp.  10,  13. ,  wo  faft  dicfel 
ben  Worte  vorkommen)  den  Seinigen  zu  Theil.  D* 
Leben  ift  auf  der  Erde  und  nicht  ewig  in  unferfl 
Sinne  (f.  auch  zu  Kp.  6,  12.  10,  I40«  Im  24^0 
Vcrfe  hat  nur  Läurence  die  in  Klammern  eingefchiolbi 
xien  Worte ,  im  Cod.  Rüpp.  fehlen  ße.  Sie  hüDDtei 
ein  Einfchiebfel  feyn;  doch  wäre  es  eben  fo  gutmSp 
lieh,  dafs  fie  nur  durch  einVerfchen  ausgefallen  iai 
Das  Pronomen  poffeflivum  zu  Weg  bezieht  mantfi 
natürlichRen  auf  Menfchenfohn  V.  23.  ,  In  unfeicf 
Ueberfetzung  wurde  die  "wörtliche  Deutung  Launf 
ce*s  am  Rande  feiner  Verfion  berücknchtigt;  in  & 
fer  felbß  hat  er  ungenau  (namentlich  auch  mit  Av** 
ladung  des  Pronomen  poüeirivum):  und  den  Pfad  i^ 
Rechtfchajfenheit  werden  die  Gerechten  verfolgend* 
17)  Nach  PariferMfpt.  (L.)»  auch  nach  Cod.  Rü; 
Mit  diefer  Scction  beginnt  eine  neue  Abtheilung 
Buchs  Henoch,  wie  diefs  auch  Kp.  71,  i.  durch 
befondere  Ueberfchrift  bemerklich  gemacht 
Nicht  blofs  der  Ihhalt  iß  in  den  nächfi:  folgenden  Ei 
piteln  durchaus  von  dem  der  fnihern  Abfchnitte  Ti 
fchiedon ,  fondern  auch  die  ganze  Anlege  ift  db 
endere.  Denn  Kp.  71  — 105.  ift  die  Rede  an  Henod 
Sohn  Methujalah  gerichtet,  und  man  könnte  daher  £ 


Kap.  71.    V.  1.  581 

I 

nach  jhreii  befonderen  Abtheilungen,  einzeln 
nach  ihrer  befonderen  Macht,  je  nach  ihrer  be- 


fer  Reihe  von  Kapiteln   den  Namen   Belehrung  Me- 
thufaiaKs  beilegen.      Am  wenigften  berühren  fich  Kp. 
71  —  gl.,  welche  meißentheils  Aßronomie  enthalten, 
xuit  den   vorhergehenden  Theilen   des  Buches ;    erft 
Kp.  79».  3  ff*  gefchieht  Erwähnung  des  Strafgerichts 
über  die  abtrünnigen  Engel.      Dafs  auch  Kp.  71  ff. 
dem  Methufalah  mitgetheilt  fejn  wollen,  (lebt  man 
aus  Kp.  7g,  I  ff.     In  den  erlien  Theilen  deft  Buches 
wird  efl~  zwar  minder  deutlich  ausgefprochen ,   dafs 
iie  von  Henoch  an  eine  befiimmte  Perlon  gerichtet 
wurden;    indefs   find  doch  einige  Andeutungen  da, 
^afs  wenigfiens  es  nicht  Methufalah,    fondern   viel* 
mehr  NoaÄ  war,  welcher  dort  berückfichtigt  wurde. 
"Vgl.  Kp.  10,  2.  59,  9.  Kp.  64  —  67^  I.     Die  Benen- 
nung Herr  der  Geifier^  in  Kp.  37  —  70.  fo  gewöhn« 
lieh,    kommt  Kp.  71  — 105.  gar  nicht  vor,  ebenfo 
wenig    der  Name  Haupt   der    Tage.      Der   Meffias, 
v^ovon  Kp.  37  —  70.  fo   viel  fprechen,    ift  nur  Kp. 
X04b,  2.  gelegentlich  erwähnt,  und  nicht  unter  dem 
gewöhnlichen    Namen,    fondern    als     Sohn    Gottes. 
Pf achdem  die  Betrachtung  der  Himmelskörper,  ihrer 
Bewegung  und  der  daraus  entfpringenden  Folgen  ge* 
fchloffen  ift,   treffen  wir  faft  durchgängig  Paränefe^ 
während  die  erfien  Theile  (mit  Ausnahme  von  Kp. 
j,  —  6.)  das  Mitzutheilende  meifi  in  Erzählungen  oder 
Reflexionen  einkleiden.     Diefe  Unterfchiede  find  ge- 
i^ifs' nicht    zufällig.     Mir  will  es    vorkommen,    all 
!      liatten  wir  es    im  B.   Henoch   mit  3  Verfalfern   zu 
^     thuxi.     Dem  erfien  möchte  ich  Kp.  7 — 35,  dem  2ten 
Kp.  37  —  70,  dem  3ten  Kp.  71  — 105  und  zugleich 
Kp.  I — 6.  beilegen,  fo  dafs  der  letztere  die  beiden 
ilungen  Kp.  7  —  35  und  37— -70  bereits  vor- 


l 


582 


Kap.   71.    V.    1. 


fonderen  Zeit,  einzeln  nach  ihrem  befonc 
Namen,  und  nach  den  Orten  ihres  Aufgangs, 
je  nach  ihren  befonderen  ^Monaten ,  welche 
zeigte  Uriel,  der  heilige  Engel,  welcher  beimi. 
und  ihr  Führer  ift  ^^).     Und  ihr  ganzes  Verz 


fand,  imd  aufser  den  Kapiteln  Kp.  71  bis  zum  Si 
auch  Kp.  I  —  6  noch  vorfiigte,  welche  niit  Kp 
allerdings  nur  lofe  zufammenbängen«  Silv.  de 
(Journ,  de»  Savans.  Oct.  1322.  p.  59O. )  iß  au< 
neigt,  Sect.  XIII  —  XV  sufammen  zb  FafTcn. 
er  deutet  an,  dafs  die  theoretifche  Darßellung, 
che  Kp.  71 — 79  enthalten  ift,  nach  Kp.  go 
nur  Henoch's  Sohn,  ofFenhar  zur  Erhaltung  (i 
Nachwelt,  übergeben  wird.  Vgl.  übrigens  die 
S.  16.  .  In  der  Leurtbeilung  der  Angaben  des 
ift  Silv.  de  Sacy  ziemlich  hart,  findet  den  Abf 
voller  Unßnn  lind  zeibt  den  Schriftfteller  der  gr« 
UnwilTenheLt.  IVIilder  und  billiger  äufsert  ficii 
rence  darüber;  denn  man  darf  unfern MaaTsfiab 
nomifcher  Kenntnifs  natürlich  nicht  anlegen. 

J8)  Diefer  Vers  bildet  eine  Art  Ueberfchrift  zi 
Kp.  71  —  79.,  zu  welchen  Kp.  gO  —  gl.  fich  nacl 
Willen  des  Verf.  wie  ein  Anhang  verhalten  ( 
Es  wird  aber  fo  vorgcftellt,  als  habe  Henoch 
(denn  diefer  ift  der  Redende)  dem  Buche  Jiefe  In 
angäbe  vorgefügt.  Eben  fo  unbeholfen  ivie  fa 
Kp.  If  I.  12,  I  IT.  37,  I.  die  Infcription  ao  d 
gentlichen  Text  angefchoben.  Eine  folche  Aeb 
keit  der  Manier  führt  nicht  nothwendig  auf  £ 
des  Verfaflers  diefer  Abfchnitte ;  doch  bleibt  Ce  i 
bemcrkenswerth.     Im  Anfange  des  VerElef  übe 

Laurenee  ^^^^  l  durch  den  Plural  TJmwdlz» 
wie  etwas  weiter  hin  ^A^^j?^;  und  H^' 


Kap*  71,    V.  I--2.  583 

fs,  wie  es  iß»  zeigte  er  mir»  und  wie  jedes  Jahr 
r  Welt  und  bis  in  Ewigkeit,   bis  wird  gemacht 
srden  ein  neues  Werk ,  welches  bleiben  wird  bis 
Ewigkeit. 

2.     Und  diefs  i&  das  erfie  ^)  Gefetz  der  Lieh- 


durch  Kräfte  und  Perioden:  auch  lädt  er  ßQtlhc^>; 

UA(D*  -  fingula  utut  funt  ganz  hinweg.     HA/h  H 

(\\f  0\^  •  eigentlich  populi ,  trihus ,  familiae  eonim, 

bei  Laurence  durch  Klaffen   ausgedrückt.      ^^A,JP 

*trlf0^I  eigentlich  Geburtsort  ^  gibt  Laurence  dem 
Sinne  nach:    y,Orte,  wo  Ce  anfangen  ihren  Lauf.^' 

Im  2ten  Abfatze  des  Verfes  kehrt  ^K(h(C  liBuck 
nieder;  Laurence  überfetzt  es  hier  durch  Bericht 
(„account^*).  Mir  fcheint  ein  Verzeichnifs  derfelbea 
gemeint  zu  feyn.  In  dem  unmittelbar  darauf  Fol« 
genden  lädt  Laurence  die  Worte  aus»:    ,,  wie  es  iff, 

xeigteermir'S  und  OnHC?^:  fY-A^;  ^CAi'^; 

CXA^J    wird   von  ihm  übertragen:    99^utfprechend 
jedem  Jahre  der  Welt.**     Ewigkeit  fteht  hier,  we« 
nigftens  das  erße  Mal»  wie  der  Zufammenhang  gans 
deutlich  zeigt ,  nur  von  langer  Zeitdauer  (vgL  Anm. 
va  Kp.öf  12.  lo,  g.  14'  699  4.)-    Der  Verf.  geht  von 
der  auch  in  der  heil.  Schrift  deutlich  ausgefprochenen 
(aPctr.3, 13.  Offenb.2l)  L,  vgl.  Jcf.65, 17-  66,  22.) 
Vorftellungaus,  dafs  die  jetzige  Weltordnung  einfi  un- 
tergeht, um  einer  neuen  Platz  zumachen.     Rührt  der 
Abfcknitt  von  demfelben  Manne  her,  wieKp.  10.,  fo 
'Wire  wohl  die  Zeit  nach  der  Fluth  als  diejenige  an- 
sufehen,  wo  der  neue  Zufiand  der  Dinge  eintreten  foll. 
X9^  Im  Gegenlatz  zu  Kp.  72,  l.    Diefes  erße  besieht 
1^      lieh  ansfchlielslich  auf  die  Sonne,  wie   das  andere 
f    B«ch  Bc&oclu  38 


584  .  Kap.  71.    V.  2—4. 

ter.  Die  Sonne,  das  Licht  kommen  durch  < 
Thore  des  Himmels,  welche  gegen  Morgen,  u 
ihr  Untergang  ift  in  den  Thoren  des  Himnii 
welche  gegen  Abend. 

3.  Ich  fahe  6  Thore,  aus  welchen  h 
vorgeht  die  Sonne,  und  6  Thore,  w^o  untergi 
die*  Sonne, 

4.  —  und  der  Mond  geht  in  diefen  Thoi 
auch  auf  und  unter,  —  und  die  Führer  der  Stci 


auf  den  Mond,  Zwifchen  Sonne  tuid  Licht  fupp 
Laurence  die  Copula,  Im  Texte  des  Cod.  lliipp.  ft 
allerdings  der  Plural  des  Verbi,  was  für  die  von  L 
rence  gewählte  Verbindung  fpriclit.  Licht  wird  wel 
der  Sonne  erwähnt ,  um  das  Wefentliche  und  Chan 
terifiifche  derfelben  herauszuheben  und  beßimiiit  a( 
zufprechen,  daf»  Cie  eben  unter  den  Lichtern  V.  i  und 

vorzugsweife  gemeint  fey(vgl.  V.  45 — 46.).  ^Pil 
hier  nicht  als  Präteritum  zu  urgiren,  Tondem  all{ 
mein:  iie  kamen  bisher  und  kommen  fernerhin.    D 

Worte:  d) f^tl A^lXlhl  ri'jf'P^Q):    t\C^^ 

Wf^Xj Ai^i^  It  gibt  Laur^ficc  unrichtig:  „undi 
feiner  Abendfeite  zu  den  wefilichen  Thoren  des  Hi 
mels/'  V.  3.  hat  er  beide  Male  die  Zahl  fecksf 
Thore  ausgelaflen  und  überfetzt :  „ich  fahe  JieTbol 
aus  welchen.**  Dagegen  wiederholt  erV,  4  dasWÜ 
Thore  zu  der  Zahl  6,  wo  es  zuerft  erwähnt  wird, 
dem  Verbo  fubfiantivo :  waren.  Den  4ten  Yen  kni 
er  durch^s  Relativum  an  V.  3.  an :  i»t  welchen 
auch  der  Mond  aufgeht.  Die  Worte:  Führer 
Sterne  find  noch  abhängig  von:  ich  fahe  V*  3., 
Laurence  defshalb  hier  wieder  einfchiebt.    ffi 


Kap.  71.     V.   4.  585 

lit  denjenigen ,  welche  fie  führen ,  6  im  Morgen 
nd  6  in  dem  Untergange  der  Sonne  ^). 

fie  führen  ,  nämlich  die  Sonne  und  den  Mond.  Das 
Schwankende  der  Orthographie  im  Aethiopifchen  zeigt 
fich  in  diefem  Verfe  auf  eine  fehr  auflallende  Weife ; 

denn  hier  lieht   C^A^^\^^^l   duces  eorum  neben 

7\A:  JB^C^pcTÖ^:  7«i  eos  ducum. 

20)  Das  aftronomifche  Syßem,  welches  in  diefen  und 
den  folgenden  Kapiteln  umßändlich  dargeftellt  wird", 
ift  offenbar  das  eines  ununterrichteten  aber  forgfälti« 
gen  Beobachters    des   Himmels.      Er  befchreibt   die 
Öftlichen   und  weßlichen  Theile  des  Himmels,    wo 
die  Sonne  und  der  Mond  auf-  und  untergeben,  aU  in 
6  verfchiedene  Thore  zerfallend ,  durch  welche  diefa 
Lichtkörper  zu  ihren  verfcbiedenen  Zeiten  hindurch 
gehen.     Bei  der  Benennung  diefer  Thore  beginnt  er 
mit  dem,  durch  welches  die  Sonne  zur  Zeit  des  Win« 
terfolfiitiums  geht,  und  nennt  es  das  erfie  Thor.    Es 
entfpricht  der  Ordnung  nach  dem  Zeichen  des  Stein» 
hocks  (capricornus),  und  iß  der  füdlichfie  Punkt,  za 
'welchem  die  Sonne  beim  Aufgange  und  Untergange 
gelangt.     Das  nächfie  Thor,  zu  welchem  die  Sonne 
in  ihrem  Fortfchreiten  nach  Ofien  beim  Aufgange  und 
nach  Wellen  beim  Untergange  gelangt ,  und  weichet 
«lem  Zeichen  des  JVaJJermannes  (aquarius)  entfpricht^ 
jsennt  er  das  zweite  Thor.     Das  nachfie  bei  der  Fort- 
setzung deflelben  Laufs  der  Sonne,  welches  dem  Zei« 
eben  der  Fijche  (pisces)  entfpricht,  nennt  er  das  dritte 
Thot.     Das  vierte  Thor  in  feiner  Schilderung  ift  das- 
jenige, welches  gerade  in  Oßen  liegt  beim  Sonnen- 
aufgänge und  gerade  in  Weßen  beim   äonnenunter- 
^ange,  und  in  welches,  da  es  dem  Zeichen  des  fVid^ 

38  * 


586  Kap.  71.     V.  5. 

5.     Und  fie  alle,  eines  hinter  dem  anderen 


ders  (aries)  entfpricht »  die  Sonne  in  clem  Frühlifigi 

äüuinoctium  eintritt.     Mit  diefem  vierten  Thore  be 

ginnt  er  feinen  Bericht  über  den  jährlichen  Umlau 

der  Sonne  und  von  dem  zu  den  verfchiedenen  JaH 

reszeiten  nothwendigem  Wechfel  in  der  Länge  de 

Tages  und  der  Nacht.  V.  12  iF.  Sein  fänftesThorfiak 

fich  dann  bei  dein  Fortfchreiten  der  Sonne  nach  Nordo 

und   entfpricht   dem  Zeichen   des    Stieres  (taurvs] 

Und  fein  fechfies  Thor  liegt  noch  nördlicher;  es  cot 

fpricht  dem    Zeichen  der   Zwillinge  (  Gemini)  um 

fchliefst  die  nördlichfien  Funkte  des  Himmels  eis 

zu  welchen  die  Sonne  gelangt,  und  von  welchen fi 

fich  im  Sommerfolßitium  wendet,    um   ihren  Lid 

\eiederum  zurück  nach  Süden   zu  nehmen.     DaM 

kommt  es,   dafs  diefelben  Thore,  welche  'den  ledii 

angegebenen  Zeichen  bei  dem  Laufe    der  Sonne  li 

dem  Winter  •  zu  dem  Sommerfolfiitium  entfprecM 

BOtfiwrendig  auch  den  übrigen  fechs  der  zwölf  Zeicbi| 

des  Thierkreifes  auf  ihrem  rückgängigen  Laufe  f4 

fprechen ;    das  fechße  Thor  nämlich  entfpricht  ^ 

Kreii  (Cancer),  wie  vorher  den  Zii;i7/in^cn,  das/wifj 

dem  Löwen  (leo),  *  wie  vorher  dem  Stier^  das  viertt 

Jungfrau  (virgo),  wie  vorher  dem  Widder ^  das 

der  fVage  (libra  },  wie  vorher  den  Fifchen^  das  z 

dem  Scorpion  (fcorpio)^  wie  vorher  dem  Waffe 

das  erfie  dem  Schützen  (fagittarius),  wie  vorher 

Steinbock.    Die  Umkehr  der  Sonne  im  Winter- 

Sommerfol(titium,das  eine  Mal  auf  dem  f  üdlichfien, 

andere  JVIal  auf  dem  nördlichfien  Punkte  ihres 

feS)    mufste  jederzeit  das   Auge  delTen  in  Stai 

ÜBtzen,  welcher  die  Veränderung  eben  fo  wohl 

den  Glans  ihrer  täglichen  Erfcheinnng  beobti 


Kkp.  71.     V.  5.  587 

id  gerade,  und  viele  Fenßer  zur  Rechten  und 
ir  Linken  diefer  Thore.      i 


Di^  Afironomie  des  apokryphifclien  Henoch  bilclete 
fich  in  diefer  Beziehung  vielleicht  nach  denfelbea 
Frincipien,  wie  die  Aftronomie  Homers,  welcher, 
das  Eiland  Zv^/iy  oder  ZvQog  unter  die  Wendungen  der 
Sonne  fetzt:  Sd-t  tffonal  i^eXioio  (Odyff»  15,  4040«  I» 
Folge  der  Ueberfetzung  des  Wortes  tQonai  durch  fFen* 
dekreife  ift  die  Geographie  jenes  Platzes  feltfam  ver* 
"wlrrt  werden.  Wood  hat  in  feinem  Verfuch  über 
den  Genius  und  die  Schriften  Homers  der  Stelle  ei« 
nen  beflern  Sinn  gegeben  und  fogar  daraus  gefchlof- 
£pn,  dafs  Chios  der  Geburtsort  Homers  war.  „N eh- 
ernen wir  an,  fagt  er,  dafs  die  Jonier  zur  Zeit  des 
yy'Winterfolßitiums  fiidwefilich  von  Cfcioi  Hohen  blick- 
y,ten,  fo  Iahen  ße  die  Sonne  hinter  Tenos  und  nach 
^ySyros  zu ,  der  nächften  Infel  in  derfelben  Richtung, 
„untergehen;  und  da  fie  bemerkt  hatten«  dafs  ße 
^^umkehrtef  wenn  ße  fo  weit  gekommen  war,  fo  bc-* 
yyftimmten  ße  die  Wendungen  (tQonaC)  der  Sonne  an 
,,diefem  Punkte**  (p.  17.).  Es  fcheint  fchwer  zu  be- 
Himmen,  was  fchlagender  fey,  die  Einfachheit  oder 
Unbefangenheit  feiner  Erklärung.  (L.)  Im  5ten 
Verla  will  der  Verf.  die  Lage  der  Thore  näher  Ichil- 

äern.       Gerade    (CtOO   erklärt  Laurence:    auf 
gleicher  Ebene;,  doch  könnte  es  auch  auf  die  Gefialt 

des  Thores  gehen.  Unter  den  Fenßern  (O^^^Qfl) 
Sind  Luft '  und  Lichtöffnungen  zu  verfiehen ,  wie  Ce 
die  orientalifchen  Häufer  haben  (vgl.  meiu.  Entw. 
d.  bebr«  Alterth.  S.  570-  V.  il.  heifst  es  ausdrücK- 
licb*da£l  fie  o£Fen  waren  und  ihre  Zahl  wird  auf  I3  be- 
tkimmt.    Veranlafst  ift  die  Vorßellung  wohl  dadurch, 


5^3 


Kap.  71.   V.  6— 7. 


6,  Und  zuerfi  geh t  hervor  *^)  das  grofse Licht, 
delTen  Name  Sonne,  und  feine  Kugel  ifi  wie  die 
Kugel  des  Himmels ,  und  ganz  ift  es  angefüllt  mit 
Feuer,  welches  glänzt  und  brennt. 

7.  Den  Wagen,  worin  es  aufßeigt,  wehet 
der  Wind  fort. 


dafs  fchon  vor  dem  eigentlichen  Aufgange  der  Sonne 
Lichtßrahlen  denMorgenhimmel  erhellen.  Die  kind- 
liche Yorftellung  meinte  diefe  Erfcheinung  ebenfo 
durch  Gittetfenßer  erklären  zu  können,  wie  das 
Herabfallen  des  Regens  durch  OefFnung  der  Scbleu« 
fen  des  Himmels.  Am  Ende  des  Verfes  bat  Lau- 
rence  den  Plural:  diefer  Thore ^  der  äthiopifche 
Text  den  Singular,  welcher  jedoch  collectivifch  zu 
nehmen  iß. 

31)  Das  Yerbum  09  Al  ^xiit  V.  6.  und  fonft  id  dio* 
fem  Kap.  fahr  häufig»  der  gewöhnliche  Ausdruck  vom 
Aufgange  der  Sonne  (das  hebräifche  NSC^).     Ziurß 

im  Gegenfatz  des  Mondes,  welcher  nachher,  am  AbesJi 
/ichtbar  wird.  Der  Verf.  nennt  den  Himmelskörper 
erft  unbefiimmt,  dann  mit  dem  genaueren  Namen, 
etwa  wie  i  Mof.  i,  3  ff.  Indefs  hatte  er  fich  Y.  3* 
eigentlich  fchon  vorgegrifiFen,  indem  er  dort  den  Nanei 
Sonne  (oder  doch  wenigßena  Sonnenlicht')  gebrancto] 

hatte.  DieVergleichüng  der  Sonnenkugel  OHrVAI/J 
mit  der  Himmelskugel ,  welche  JLaurence  darphi  Bt*| 
lativum  anknüpft,  foU  wohl  nur  den  Begriff  M 
Runden  mehr  veranfchaulichen ;  vgl.  auch  Kp.  73t 
77»  3-  V.  7.  fucht  Laurence  dem  Worte  fVag^m  di 
das  hinzugefügte  Pronomen  pofleflivum  eine 
tere  Beziehung  su  geben.  Auch  nach  Kp.  74,  9»  l^j 
JS»  fahrt  die  Sonne  in  einem  fVagen  am  Hiuunai  ba»] 


h 


IC 


1 

9 


Kap;  71.    V.  8—9.  589 

9 

Und  untergeht  die  Sonne  vom  "*)  Him-* 
nd  wendet  fich  gegen  Muternacht,  um  n^ch 
n  zu  gehen,  und  (ie  wird  to  geführt,  dafs 
nmt  ^11  jenem  Thore  und  leuchtet  an  der 
iche  des  Himmels. 

So  geht  fie  hervor  in  dem  Ißen  Monate 
i  grofsen  Thore. 

\,aurence  überfetzt  im  Himmel,  ebenfo  V.  13* ,  ob- 

on  im  Aethiopifchen  beide  Male  A^*  fiebt. 
r  Verf.  will  fagen :  von  dem  uns  ficbtbaren  *Him«> 
isgewölbe  verfchwindet  üe.  Am  Schlufle  des  Ver- 
nimmt Laur^nc^  ^ydie  Obdrßdche  des  Himmels**  als 
ject  zum  Verbo  er  leuchten  ^  im  ätbiop.  Texte  (tebt 

r  die  Partikel  f\  \  davor.  Obfcbon  disr  Verf.  im 
Teroeinen  die  Erwähnung  der  Monate  vermeidet, 
l  ßatt  deren  die  Zahl  ihrer  Tage  angibt,  fo  hat 
doch  entfchieden  Monate  gekannt;  darauf  fuhrt 
»er  V.  I.  der  V.  9 und  II.  vorkommende  Ausdruck: 
erfien  Monate  welchen  La uretue  im  let2^ern  Verfe 
z  mifsverßeht ,  indem  er  die  Zahl  ausläfst.und 
rfetzt:  mit  dem  Monde^  als  wolle  der  Verf.  fagen, 
^  die  Sonne  gern einfchaftl ich  mit  dem  Monde  aus  dem 
1  Thore  hervorbreche,  was  aber  wegen  derZahl-nicht 
cht.    Vgl.  auch  Kp.  72, 3«  5«  73»  3-  5-  77>  lo.  1 1. 19. 

78>  2.  81»  8 — II'  Dem  Verf.  find  isSonnenmo- 
I  bekannt,  g  zu  30  und  4  zu  31  Tagen,  wie  die  fol- 
den  Verfe  deutlich  zeigen.     Nur  beim  erßen  derfel* 

vergifst  er  ficb,  und  benannte  ihn  nach  der  Zahl^ 
(  bekanntlich  auch  im  A.  T.  gewöhnlich  ift  ( vgl. 
n.  Entw.  d.  hebr.  Alterth.  S.  614.).  Der  erfte  Mo- 
delFelben  beginnt  nach  dem  Frühlingsaquinoctium ; 
SU»  ift  klar,  dafs  feine  Zählung  der  hebratfchen 
log  ift,,womach  der  ifie  Monat  (  Ni/oii , ' jl&i& ) 
erm  Mirs  und  April  correfpoodirt.    Zur  Verdeut- 


590 


Kap.  71.    V.  10— 11. 


10.  Und  lie  geht  hervor  durch  diefes  4l 
ner  6  Thore»  welche  gegen  Aufgang  der  Sonne 

11.  Und  in  diefem  4tenThorey  auswelc 
hervorgeht  die  Sonne  in  dem  Ißen  Monate 


lichung  möge  hier  die  Yergleichung  feiner  Mona 
den  hebräifchen  und  den  unfrigen  in  einer  U 
Tabelle  nachfolgen : 

Nacli  B.  Henoch 


V.  12.13. 


—  15.      5  — 


—  17. 

6  — 

3  — 

—20. 

desgL 

4  — 

—22. 

5te8 

5^ 

—  24. 

4— 

6  — 

^iß^. 

3  — 

7  — 

—  28. 

2— 

8  — 

—31. 

lües 

9  — 

-^SSSG. 

desgl. 

10— 

—40. 

2te8 

11  — 

—41. 

3- 

12- 

Monats-  [Zahl  d. 


reihe. 


Ifter  (  V.  9 

U.11.) 

2tcr 


Monats- 
lage. 


Hebräifche 
Monate  nach 
>     Zahl  und 
Nameiu 


30  Tage 
SO  — 

31  — 
SO  — 

30  — 

31  — 
SO  — 
SO  — 
31  — 
30  — 

30  — 

31  — 


liier  (Nifan, 
Abib) 
2  cer  (Siv,  I  jar) 

3—  (Sivan) 


BeJ 

muni 

der  ] 

Ben 


22  M 

21 

21 A] 

21  Ä 


4  — (Thamus)!2i  Ji 


. 


5—  (Ab) 


6— (Elul.Mar- 
chefchvan) 
7— (Tifri) 

8  -  (Bul) 

9—  (Kislea) 

10—  (Tcbcth) 

11—  (Sebat) 

12—  (Adar) 


21  Ji 
19 
20i 
bis  : 
20  St 

19( 
20( 
bis 
19N 

bis 
20l 

bis 

19J 
bis] 

18] 
bis! 


ß^'fu\ ;  V.8.l5.l7.20.26.28^3X-39— 41  una45 
•her  auch  abit^  fe  convertit.  Laurence  überfetEt  ac 

von  y.  9*1  „durch  Wn  gr  oft  et  Thor  ^S  et  iftalMr< 
feitSTorher  erwähnte,  das  4te  in  der  R«ihe,  g« 
Derfdbe  labt  V.  lo  und  ji.  das  Demonftnidfu 
f»4tex'*  auf,    Sutt  der  gani  klaren  Worte:  • 


^ap.  71.    V.  11  —  13.  591 

n  find  12  oSene  Fenlter,  aus  welchen  hervor- 
ht  eine  Flaiume  p  wenn  He  geöffnet  werden  zu 
rer  Zeit. 

%2.  Wenn  die  Sonne  aufgeht,  fo  geht  fie 
:s  ^)  dem  Himmel  hervor  durch  diefes  4te  Thor 
)  Tage,  und  durch  das  4te  Thor,  welches  gegen 
3end  des  Himmels,  geht  fie  gerade  herab. 

13.  Und  in  jenen  Tagen  verlängert  lieh  der 
lg  von  dem  Tage  an  ^'^)|  und  verkürzt  lieh  die 


fxit  fol  und  ntDC^  :  1^.^^^ :  ^'t  •  nienfe  primo, 
in  ea  (porta) '/unt  cet.,  hat  er  überfetzt:  „dusch  wel- 
ches die  Sonne  mit  dem  Monde  hervorgeht,  in  dem 
erfien  TheiU  deffeihen  find*^  u.  f.  w.  Am  EnAe  de» 
Uten  Verfes  überfetzt  er:  „zu  ihren  eigenen  (pro- 
per) Zeiten.*^ 

23)  Während  die  Sonne  nicht  fichtbat  ift,  hat  Ce  der 
Himmel  in  fich  aufgenommen;  Laurence  überfetzt 
im  Himmel ,  wie  V.  g, ,  und  verbindet  diefs  mit  dem 
erften  Satze  diefes  Verfes.  An  jeher  Stelle  war  von 
dem  aufsern  Himmelsgewölbe  die  Rede ,  an  welchem 
die  Oeßime  erfcheinen,  hier  aber  von  feinem  Innern, 
daa  dem  menfchlichen  Auge  unzugänglich  ift.     Gc'^ 

rade  (CWXO  vgl- V.  5.,  d.h.  nicht  in  einem  Bogen; 
Laurence  überfetzt  wiederum:  in  gleicher  Linie  (nOn 
m  le^el**)  damit. 

t4)  Tv^:  OaI':  e  di^und  7\f^:  r^M: « nocu 

(vgl.  V.  44«)  will  gewifs  nur  lagen:  von  jenem  Zeit- 
punkte an  (vgl.  Kp.  69,  3.  70,  IQ.)»  I^ie  Bezeich- 
xnmg  delTelben  wird  nur  abfichtlich  mit  Berücküch« 
csgung  der  beiden  Theile  des  Tages  gewählt,  über 
deren  Lange  oder  Kürze  der  Verf.  fich  verbreitet. 
ZsomrtHf  überfetzt  hier  ganz  wörtlich ,  V.  44.  aber 


502  Kap.   71.    V.    13. 

Nacht  von  der  Nacht  an  30  Morgen  lang.  Utjd 
an  jenem  Tage  ift  läiiger  der  Tag  um  2  als  die 
Nacht. 


/•i 


gebrauch^  er  dafür  die  Adverbien  täglich  und  nach» 
lieh,  Dafs  die  Bezeichnung  niclit  durchaus  gerade 
in  der  hier  gegebenen  Weife  erforderlich  war,  lehrt 
auch  V.  27. ,  wo  es  auch  bei  Erwähnung  der  Nackt 
und  ihrer  Veränderung  rück  (ich  tlich  der  Lange  beifit: 
von  dem  Tage  (alfo  nicht  Nacht')  an.  Den  Yen 
knüpft  übrigens  Laurence  mit  der  Partikel  ivähreni 
an ,  und  das  zunächft  Folgende  überfetzt  er  nur  dem 
Sinne  gemäfs:  diejer  Periode,  Ebenfo  hat  er  im 
letzten    Satze  diefes    Verfes  blofs    die   Zeitpartikd: 

dann  fiatt  an  jenem  Tage,  /\^/i\I  (das  hebraifcbe 
"^P3)    eigentlich  Morgen  y   lieht  dann  aber  für  den 

.ganzen  Tag^  wie  bereits  Ludolf  im  Lexic.  unt. d.W. 
bemerkt,  und  hier  der  Zufammenhang  lehrt.  V.  15* 
17.  20.  22.  24.  26*  27-  28*  ^I«  36.  41.  kommt  es  ia 
diefem  Kap.  ebenfo  vor,  und  V.  27.  wird  es  in  einao* 

ier  enlfprcchenden  Sätzen  mit  v/\  rl  ohne  ^yeit^ 
res  verwechfelt.  In  einigen  der  Stellen,  wo  es  ang^ 
wendet  wird ,  hat  es  zwar  für  uns  etwas  Ungewöhn- 
liches, wefshalb  auch  Laurence  es  nur  V.  27.  beil>^ 
hielt,  indefs  fchien  es  mir  doch  charakteriftifchgeDUfl[, 
um  feine  Einführung  in  die  deutfche  Uebertrsgong 
rechtfertigen  zu  können.  Auch  im  A.  T.  fleht  hier 
und  da  Morgen  als  ein  wichtiger  Theil  des  Tigei 
ftätt  Tage  felfcft  (Hiob7,  ig.  Pf.  73,  14-  Klag.3,23-> 
Zu  der  Zahl  2  fupplirt  Laurence  das  Wort  Tk*i^ 
was  allerdings  dabei  ausgelaflen  ift ,  während  er  tt 
wiederum  V.  14.  bei  der  Zahl  g  hinweglSfat,  wo  der 
athiopifche  Text  im  Cod.  Rüpp.  e»  aber  gans  deoc- 
lich  hit. 


Kap.  7L     V.  14, 


593 


14.     Und  es  ift  ^)  der  Tag  genau  10  Theile 
id  es  ift  die  Nacht  8  Theüe. 


25)  Laurence  Tagt  hier  und  fonfi  in  diefem  Kap.  dafür:. 
der  Tag  hat  u.  f.  w.    Obgleich  der  Verf.  hier  und  V,  21. 

27«  34«  42.  zu  den  Zahlen  '^  7  ^  ^  I  accurate  hinzu* 
fugt,  fo  darf  man  bei  ihm  doch  keine  haarfcharfe  Be- 
rechnung erwarten.  Dafür  fp rieht  fchon  der  Um- 
ßand,  dafs  in  jedem  Monate  Tag  und  Nacht  um  Einen 
Theil  (nach  unferer  Art  zu  reden ,  um  Eine  Stunde) 
zu-  oder  abnehmen,  wie  aus  folgender  Tabelle  erhellt. 


Seitiminung 

Dauer  desAuf- 

Die  durch 

den  Sonnen- 1 

des  TlioreSy 

entlialtes     der 

lauf  bedingte  Länge. 

"worin  die 

•Sonne  in  dem 

rvii 

Sonne  auf -u. 

Thore. 

r     ' 

•  "\ 

untergeht. 

a)  des  Tages, 

b)derNacht. 

4tes 

SO  Tage 

10  Theile 

8  Theile 

V.14. 

5  — 

SO    -^ 

11      — 

7      — 

—  16. 

6— 

81    — 

12      — 

6      — 

—  18.19. 

Sommerjolßitium 

1                   . 

desgl. 

80    — 

11      — 

7      — 

-21. 

5tes 

SO    — 

10      — 

8      — 

—  23. 

4  — 

81    — 

9   '  — 

9      — 

—25. 

Hertjtäquinoctium 

S— 

SO    — 

8      — 

10      — 

—27. 

2— 

SO    — 

7      — 

11      — 

— sa 

lft0$ 

81    — 

6      — 

12      — 

—  SS.S4W 

j 

mnterfolftitium 

desgl. 

SO    — 

7     — 

11      — 

-37.2». 

Stes 

so  — 

8     — 

10      — 

-41. 

S- 

81    — 

9      — 

1 

9      — 

—42. 

Frühlingsäquinoctium 

Denn  bekanntlich  findet  ein  folches  Verhaltnifs  durch- 
aus nicht  fiatt,  fondem  Zu-  und  Abnahme  der  beiden 
Tageshälften  ift  in  den  verfchiedeneu  Monaten  bald 
kleiner,  bald  grofser.  Uebrigens  will  der  Verf.  wohl 
nicht  fagen,  obgleich  der  unvollkommene  Ausdruck 
diefer  Deutung  hier  und  da  günftig  fcheinen  konnte, 
dalii   alle  Tage   oder  Nächte  eines  Monats    6ch    an 


594  Kap.  71.    V.  15  —  17. 

15.  Und  es  geht  hervor  die  Sonne  aus  < 
fem  4ten  Thore  und  geht  unter  im  4ten,  i 
•wendet  fich  zu  dem  5ten  Thore ,  "welches  in  M 
gen  ^)j  während  30  Morgen,  und  fie  geht  hen 
aus  ihm  und  geht  unter  in  dem  5ten  Thore. 

16.  Alsdann  wird  länger  der  Tag  um  ein 
2ten  Theil,  und  es  wird  der  Tag  11  Theile;  u 
es  wird  kürzer  die  Nacht  und  wird  7  Theile. 

17.  Und  die  Sonne  wendet  fich  nach  Mi 
gen,  und  kommt  zum  6ten  Thore,  und  fic  ff 
auf  und  geht  imter  in  dem  6ten  Thore  31Morgi 
wegen  ihres  Zeichens  ^). 

Länge  oder  Kürze  gleich  waren,  was  der  Wabrbeit 
grell  widerfprecben  würde,  da  bekanntlich  dieVcx 
derung  nicht  ßofsweife  oder  plötslich ,  fondem  g 
allmählig  erfolgt.  Wahrfcheinlicb  beabiichtigt  er  i 
nacbzuweifen ,  wie  lang  oder  kurz  Tag  und  Ki 
am  Ende  eines  jeden  Monats  geworden  find.  Ai 
wäre  es  faft  unbegreiilicb ,  wie  der  Verf.  hatte  gl 
beii  können,  dafs  der  iße  Tag  des  iften  mod 
welcher  nach  dem  Früblingsäquinoctium  fallti 
gleich  um  einen  ganzen  Tbeil  ( i^  Stunde  bach  fl 
Ter  Bezeicbnungs weife)  zu  •  und  die  Nacht  in  | 
ehern  Maafse  abnebme. 
^6)  Diefer  Satz  fcblt  bei  Laurenee,  ift  aber  nicht  i3 
flüflig,  da  das  unmittelbar  vorher  erwähnte  4te  T 
das  in  der  Abendgegend  befindliche  iftl  DecG 
fchiebt  nach  der  Erwähnung  der  30  Morgen  C^ 
ein:    „nacfcAer;''    V.  i6»  wird  Theil  das  eioel 

durch  A  J?  l  eigentl.  Hand  anagedrückt ,  vm  < 

V.  37.  47- 

ar)  Diefe  Worte  (nM+:  T?\f^C'Vl)  ^^"^ 
fenbar  erklären ,  warum  die  Sonne  in  diaCsm  ^ 
nicht  auch  30 1  Tondern  31  Tage  auf.  und  unterg 


Kap.  71.    V.  18.  595 

18.     und  an  jenem  Tage  ^)  wird  länger  der 


In  einem   gleicben  Zufammenhange   findet   fich  der 
Ausdruck  auch  V.  24.     Zeichen  kann  auch  Sternbild 
bedeuten,  befonders  die  Bilder  des  Thierkreifes,     Et- 
was  Aehnliches  iß  es  unßreitig  auch  hier.     Denn  ala 
Zeichen  gilt  dem  Verf.  der  Eintritt  der  Sonne  in  das 
Solftitium  oder  Aequinoctium.    Hier  fteht  das  Wort 
in  erßerer  Bedeutung ,  und  namentlich  ift  hier  vom 
CintreteH  det  Sonne  in  das  Zeichen  des  Krehfes  oder 
vom  Sommerfolfiitlum^  Y.  24.  dagegen  vom  Eintreten 
in  das  Zeichen  der  Wage  oder  vom  Herbßätfuinocti'um 
jie  Hede.      Bei   Erwähnung   des    Winter folfiitiunC s 
(V.  31  ff.)  und  des  Fruhlingsä(juinoctiunCs  (V.  41 — 42. )f 
oder  des  Eintrittes   der   Sonne  in  das  Zeichen   des 
Steinbocks  und  des  Widders  findet  fich  diefer  erklä- 
rende Beifatz    nicht.       Wenn    Laurence    im   Plural 
(,,Cgns'')  überfetzt ,  fo  zeigt  er  dadurch ,  dafs  er  den 
.  Sinn  des,  Ausdrucks  nicht  gefafst  hatte.     Im  Anfange 
diefes  Verfes  fcbiebt  er  nun  ein. 

'^g)  Laurence:  zu  jener  Zdt;  ebenfo  V.  23.  25.  27.  30. 
33*  37*  41*  43*  £^twas  weiterhin  heifst  es  bei  ihm  mit 
Ergänzung  ^d es  in  Farenthefe  Gefchloflenen :  ^^da  er 
zweimal  (^fo  lang)  iß  (als)  die  Nacht ^  und  bekommt 
X2  Theile.**  Auf  diefe  Angabe  ßiitst  fich  derfelbe, 
'ygvenn  er  die  Entftehung  des  Buches  Henoch  aufser« 
balb  Paläfiina*s    behauptet   (vgl.  Einleit.   S.  70  £}• 

b  £inen  fo  langen  Tag  und  fo  kurze  Nacht ,  als  hier 
befchrieben  wird,  gibt  es  unter  der  Breite,  welcher 
43aa  heilige  Land  angehört,  allerdings  nicht  i  eben  fo 
V'erbalt  es  fich  mit  der  entgegengefetzten  Lange  der 
X^mAt  und  Kürze  des  Tages  Y.  33  —  34.  Der  längfte 
7«g  in  Paläßina  begreift  nur  14  Stunden  und  12  Mi- 
sauten  und  der  kürzefie  9  Stunden  4g  Minuten»  Re- 
docirt  inan  abe^  den  28  theiligen  Tag  des  B.  Henoch 


»* 


596  Kap.  71.    V.  18. 

Tag  als  die  Nacht;  und  es  wird  der  Tag  daj 
pelte  der  Nacht,   und  es  wird  der  Tag  12' 


auf  unfere  Art  zu  rechnen ,  fo  würde  jenem 

^  des  Ganzen,  d.  i.  i6  Stunden,  diefem  aber 

^  des  Ganzen ,  d.  i.  (^  Stunden »  zugefchriebc 

allerdings   für    beide   eine  Differenz    von    i 

4g  Minuten  oder  ^/g  der  Theile  des  Buchs 

geben    würde.      Allein    fchon    SUv.   de  San 

(Journ.  des  Savans.  Oct.  1322.  p.  591  —  92.) 

Laurence  daraus  gezogenen  SchlüITe  nicht  hini 

begründet,  indem  er  fagt :    ,Jch  weifs  nicht 

man  folche  Albernheiten  (das  Sonnenjahr  fe; 

Tage  länger  als    das  Mondjahr,    jeder  Mon 

30  Tage,    wozu  4  Schalttage  harnen )  überh 

man  nicht  auf  den  Gedanken  gebracht  wird,  d 

was  er  von  der  Dauer  des  langften  Taget  1 

hürzeßen  Tages  im  Jahre  fagt,  nicht  alt  Ai 

dienen  könne,    um  annaherungsweife,  wie  < 

rence  gethan  hat ,  die  Gegend  zu  erkennen ,  ^ 

fes  Buch  gefchrieben  worden  fey;  und  was,  1 

fcheint,  das  Vertrauen,  welches  man  in  Jiefe 

fetzen  könnte,  noch  zerilört,   ift,  dafs  der  T 

annimmt ,  dafs  die  Tage  und  die  Nächte  wrähr 

lies  Sonnenmonats  genau  einen  igten  Theil  ^ 

Stunden  ab  -  oder  zunähmen/*     Drucken  wir  c 

tere  Aeufserung  noch  beftimmter  aus,    fo  wi 

heifsen  müflfen  y?  ^^^  18 »  ^^^^  if  von  24  St 

Auch     mich    will    bedünken    (vgl.     auch   Ai 

SU  V.  14.)  f    aus  diefer  Angabe  des  Buches ,  ' 

mit  dem  natürlichen  Laufe  der  Dinge  keines 

im  Einklänge  iß  (vgl.  M.  Kornick  Syftem  dl.  Zc 

nung    in  chronol.  Tabellen«    4t0  AbtheiL   S« 

H.  fV*  Brandes  die  vornehmft.  Lehr,  der  ABrd 

xTh,  S.  g7ff.  136  £),  erhelle  deutlich  genügt  d 


Kap.  71.    V.  19.  597 

19.     Und  es  wird  kürzer  die  Nacht  und  wird 
i  Theile.     Und  es  erhebt  fich  die  Sonne »   damit 

Hiebt  bei  jeglicher  Aeufserung   deflelben   auf    gans 
fiebere  Berechnung  fcbliefsen  dürfe.     Einer  gewiflen 
Gleichförmigkeit  eu  Liebe  bat  derfelbe  fich  auf  fei- 
nere Unterfchiede    der  Zeiten   und  Genauigkeit  der 
Berechnung  nicht  eingelaflen»     Bei  einer  blofs  ig  Bün- 
digen  Eintheilung    des  Tages  verliert    übrigens  die 
Differenz  zwifchen  der  wirklichen  Dauer  des  Tages 
oder  der  Nacht  am  längften  und  kürzeren  Tage,  und 
swifchen  der  im  B.  Henoch  vorliegenden  Angabe  in 
der  That  etwas  von  ihrer  auffallenden  Gröfse,  und 
ganz  richtige  Berecbnung  der  jedesmaligen  Ab  -  und 
Zunahme    der   beiden  Tageshälften  ift  ohne   genaue 
Chronometer  unmöglich,  diefe  fehlten  aber  dem  AI- 
terthume.     Silv,   de  Sacy  (a.  a.  O.  p.  592.)  erklärt 
noch :    9,Ich  fehe  nur  Ein  Mittel ,  alle  diefe  Albern- 
heiten zu  befchönigen ;  diefs  ift,   anzunehmen ,  dafs 
der  Verfafler  ein  lediglich  imaginäres  Syßem  ausein- 
aaderfetze,  welches  exißirt  haben  follte,  bevor  die 
Ordnung  der  Natur  zur  Zeit  der  allgemeinen  Fluth 
verändert  wurde.      Man  könnte    diefe  Yermuthung 
auf  das  79fte  Kap.  gründen  (V.  i  ff.).  — **     Allein  er 
verwirft  diefen  Erklärungsve^fuch  felber«  indem  er 
•Iftinsufügt:    «»Ich  mufs  indefs  gefteben,    d^afs  diefe 
X^öfung  mir  mehr  fcharffinnig  als  gegründet  erfcheint.*' 
J3etrachtet  man  nämlich  die  Aeufserungen  des  Verf. 
xxn  Zufammenhange ,  fo  ift  gar  nicht  daran  zu  zwei- 
/eln,  dafs  feine  Da rftellung  fich  auf  yifine  Zeit  besieht, 
VT'elcIie  bei  ihm  freilich ,  damit  er  nicht  aus  der  er« 
ve»blten  Rolle  fiele,  als  vorfluthig  erfcheinen  mufste. 
JB/lit   der  Fluth  tritt  Aenderung  ein  (Kp.  79,  i  ff.), 
aber  nach  Hinwegraffung  der  Böfen  herrfcht  wieder, 
et  aAderwärts  deutlich  ausgefprochen  ift  (Kp.  10, 


598  Kap.  71.    V.  19. 

kürzer    werde    der    Tag    und    lieh    verli 
die  Nacht. 


33  ff.  54»  iff.)»  Rcgclmafsigkcit  und  ßrengeO 
und  zwar  höchft  wahrfcheinlich  die  frühere,  wc 
Schöpfung  der  Welt  von  Gott  als  die  befte  \ 
fendfte  erwählt  worden  war.  In  der  2ten  A\ 
Laurence  feine  Meinung  nicht  geändert,  ui 
der  befonnene  Lücke  \VevL  e.  vollft.  EinL  in  d. 
Sv  64O  bleibt  dabei  ßeben,  es  fcheine  ,,ai 
aftronomifchen  Andeutung  fo  viel  klar  su  fej 
das  Buch  (oder»  wie  er  a.  a.  O.  S.  65.  befcl] 
hinzufügt,  ,,  wenigßens  der  aßronomircb 
deflelben^^)  nicht  in  Paläfiina  gefchrieben 
fey."'  Die  Beziehungen  auf  Localitäten  Vi 
Kp.  13,  8  —  lo«  ftehen,  wie  er  glaubt,  dieferi 
defshalb  nicht  entgegen ,  weil  „die  Geograj 
Buches  vilionär*'  fey.  Im  Allgemeinen  il 
wohl  richtig,  allein  Kp.  13,  g  ff.  25,  iff.  un 
andere  Stellen  treffen  doch  zu  gut  mit  der  Be 
heit  dort  erwähnter  Orte  zufammen,  als  dal 
blofses  Phantafiebild  gehalten  werden  dürfte 
Hauptfache  bleibt  aber,  dafs  die  aßrom 
Kenntnifle,  welche  der  Verf.  entwickelt,  ni< 
übermäfsig  find.  In  den  Angaben  findet  fiel 
Erachtens  nichts,  wornach  eine  Abfaflung  d( 
durch  einen  Faläßinenfer  ganz  unßatthaft  wIn 
nur  nicht  vergeiFen  wird ,  was  ja  fo  klar  ' 
dafs  derfelbe  in  einer  Zei^  und  unter  einei 
lebte ,  wo  keine  wiffenfchaftliche  Genenigk 
diefe  Gegenßande  gefunden  wurde  und  gefo« 
den  konnte^  und  dafs  er  Tielleicht  Übft 
wufsfeyn  kleinere  Zeitunterfchiede  Temed 
weil  er  offenbar  von  einer  yorgefUsten  ] 
über  die  Dauer  der  Taget  •  und  Nachtliage 


Kap.  71.    V.  20.  599 

L  Und  es  wendet  fich  die  Sonne  nach  Mor- 
d  fie  kommt  zum  6ten  Thore»  und  hervoi^ 
e  Sonne  daraus  und  geht  unt^r  30  Morgen. 

i  alles  gleicbformig  abmifst.     Den  N^men  Stunde 
meidet  er  abßchtlich  und  wablt  dafür  den  der  un« 
immten  propbetifcben  Darftellung   angemeflenen 
»druck  Theily  wie  z.  B.  auch  Dan,  4,  13.  ,,fieben 
ten"  für  Jahre^  7,  25.  „eine  Zeit,  (zwei)  Zeitea 
l  ^ine  halbe  Zeit^%  g,   14.  26.  Abende  (und)  Mor- 
i  für  Tage  und  9,  24.     Vgl*  C  v.  hengerke  das 
Daniel  verd.  und  ausgel.  S.  173.  .  Ueber  dieGröfse 
Stunden  bei  den  Hebräern  wiflen  w^ir  nichts  Ge- 
Tes  (vgl.  auch  Gefenius  Gomment.  zum  Jef.  i  Tb. 
9S5  ^Ot    "^^^  ^^  könnte  alfo  die  im  B.  Henoch 
-ausgefetzte  Eintheilung  des  Tages  in  ig  Stunden 
e  allgemeine  Einrichtung  feiner  Zeit  feyn,    was 
:   fehr  wahrfcheinlich   ift«    und   nicht  eine  blofse 

e  des  Verfaffers.     Oß  'l*  SIH7\  t  V.  19.  tollitur 
l)  wird  w^ohl  dem  fcheiubaren  Stillftande  der  Sonne 
dem  Solftitium  entgegen  gefetzt,  und  foll  alfo  nur 
fsen :  die  Sonne  macht  fich  nun   wieder  auf  aus 
n  Ruhepunkte.     Nach  des  Verf.  Darfiellung  hatte 
das  äufserfie  Aufgangsthor  (das  6te)  und  in  dem* 
ban  die  höchfte  Tageslänge  erreicht.     Eine  geraume 
it  hindurch  war  ihre  tägliche  Erfcheinung  wie  un« 
rändert;  diefer  fcheinbare  Stillfiand  derfelben  hat 
n  ein  Ende ,  ihr  Aufgang  gefchieht  zwar  noch  im« 
ir    aus   demfelben  Thore ,  aber   ihr  Lauf  .'neigt  fich 
tnäbltg  dem  5ten  Thore  wieder  zu.     WilTenfchaft- 
be  Schärfe  ift  in  dem  Ausdrucke' nicht ,  fondem  er 
^wiederum  ganz  populär  zu; nehmen.     Ift  nämlich 
3    Sonne  am  längßen  Tage,  für   den   Faläfiinenfer 
enfo  gut  f  als  für  uns ,  bis  zur  gröfsten  nördlichen 
vreicbung  ihrer  Bahn  yom  Aequator  gelangt,    fo 

Heitocli.  39 


600 


Kap.  71.    r.  21  —  22, 


21.  Und  wenn  vollendet  find  30  Morgen  ^j, 
wird  verringeit  der  Tag  um  einen  Theil,  und  es 
wird  der  Tag  11  Theile  und  die  Nacht  TTheile. 

22.  Und  es  geht  hervor  die  Sonne  von  Abend 
aus  jenem  6ten  Thore  und  geht  nach  Morceti« 
und  geht  auf  in  dem  oten  Thore  30  ^lorgen,  und 
geht  unter  wiederum  in  Abend  in  dem  5ten  TLorei 
welches  in  Abend. 


bleiben  allerdings  die  Puncte  ihres  Aufganges  nni)Ua*i 

tergan^es  für  eiuige  Zeit  diefelben,  allein  ihr  nachhe ' 
*   gesFortfcbreiten  iß  nicbt  fo woblein  Steigen,  als  vid 

mebr  ein  Sinken.     In  dem  letzten  Satze  voa  V.  2C. 

Laurence  das  blofsc  Pronomen  Itatt  Sonne,  undkaü] 

ibn  durch  die  Partikel  wo  an. 
29)  Laure/zc^  bat  dafür  :   die fef  Zeitraum,  Der  Abi 

feiung    wegen  wäblt  der  Verf.   hier,   V.  33  und 

't'/rlÖÖ  \  (nach  Ludol f  mixT'zii^ai zu  fcbreiben) i'mi 

nuitur  fiatt    't'ni^Cl    W'"'^  verkürzt,      Auseli 
äbnlicben  Grunde  wäblt  er  V.  21.  25.  33.  34.  33. 

42  und  47.  den  Ausdruck  ^UA'hl    ^«>i  ßatt  dei 
meiniglich  von  ibm  gebrauchten  vA't*J   DicV.22»3 
S6.  31  u.  39.  beginntLaur ence  mit  GerZeitpartikeb 

der  Originaltext  aber  blofs  mit  (D  l     Im  Anfange 

V.  22.  befremdet  ^(DÖAl  exiit  defswegen 
weil  es  in  diefem  Kapitel  gewöbnlich  yom  jiuj^ 
der  Sonne  gebraucht  ift,  obfcbon  fleh  der  Aui 
rechtfertigen  läfst.      Nach  d^r  fonßigen  Aatdi 

weife  erwartet  man  vielmehr  ^  irTiA  ?  fit  it-( 
fich,  Laurence  überfetzt  hier:  ^^fie  geht  von  Wej 
las  alfo  wohl  in  feinen  Handfchriften  dalTelbe, 
Cod.-  Rüpp.  hier  darbietet.      Die    Sonne  gAt 

ißWC^l)  zur  AbwecbTelung  ftatt  des  fonftia 


-     Kajp.  71.   V.  23—26.  601 

.  An  diefem  Tage  wird  verringert  der  Tag 
'heile,  und  es  wird  der  Tag  10  Theile  und 
;ht8theile. 

.  Und  es  geht  hervor  die  Sonne  auB  jenem 
bore,  und  geht  unter  in  dem  5ten' Thore, 
j  in  Abend,  und  geht  auf  in  dem  4ten  Thore 
ihres  Zeichens  31  Morgen  lang,  imd  geht 
n  Abend. 

►.  An  diefem  Tage  tit  gleich  geworden  ^) 
^  mit  der  Nacht,  und  fie  ift  gleich,  und  es 
e  Nacht  9  Theile  und  der  Tag  9  Theile. 

L  Und  es  geht  die  Sonne  hervor  aus  dlc- 
ore,  iirid  geht  unter  in  Abend,  und  wendet 
m  Morgen ,  und  geht  hervor  durch  das  3te 
•0  Morgen,  und  geht  unter  in  Ab end^ in  dem 
höre* 

i  Kap.  gebrauchten  ^  (D  9  A  ♦  fie  geht  hervor. 
3nfoV.24.  Im  Anfange  von  V.a3.übcrfetst  Laurence: 
diefem  Zeitraume^^^  ebenfo  V.  25.  27.  30.  33.  37. 
42.,  wo  ich  den  wörtlichem  Ausdruck  vorzog ;  den 
;ten  Sats  in  V.  23*  knüpft  er  durch  die  Zeltpartikel 
krend.^u.  Ueber  den  Ausdruck:  wegen  ihres  Zev- 
ns  in  V.  24*  vgl.  Anmerk.  zu  Y.  17.  £s  iß  das 
rbfiäffuinoitium  gemeint  (vgl.  V.  250- 

2^\JiABl  im  Parifer  Codex;   der  Bodlcj^nifche 

:  ungenau  JB^-4AjBl  wird  gefehen.  (L.)     Isd 

a.  Rüpp.  findet  Geh  die  Form  JP^I^^:    wio 

^2.  In  dem  Satze:  (I>P{]Qf^:  O^Pt  bctrach- 
Laurence  die  Nacht  als  Subject  und  überfi^tzt: 
nd  die  Nacht,  da  fie  gleich  iß  damit j  erhält 
rbeile.  «<  Wollte  man  den  Tag  als  Subject  dazu 
imen,    entßände  gaf  zu  arge  Tautologie.     Daf# 

39  '^ 


602  Kap.  71.    V.  27—29. 

27.  Und  an  diefem  Tage  wird  länger  die 
von  dem  Tage  an  während  30  Morgen,  un 
zer  wird  der  Tag  von  dem  Tage  an  während  . 
gen ,  und  es  wird  die  Nacht  genau  10  TheL 
der  Tag  8  Theile. 

28.  Und  es  geht  die  Sonne  hervor  aus 
3tenThore,  und  geht  unter  in  dem  3ten 
in  Abend,  und  wendet  fich  gegen  Aufgang 
es  geht  hervor  die  Sonne  durch  das  2te  Th 
Aufgangs  30  Morgen. 

29.  Und  fo  geht  Ge  unter  in  dem  2ten 
im  Abend  des  Himmels. 


n/\'t'l  (Nacht)  fonft  ah  Femininum  in  die 
fammenbange  erfcheint,  tlmt  nichts;  denn  V 

aaffelbe  der  Fall,  und  OA^  ♦  (Tag),  eben: 
wohnlich  als  Femih.  conftruirt,  wird  auch  in 
Verfe  mit  dem  Verbo  im  IVrafculino  verbünd 
V.  37.  war  der  Zufatz:  von  dem  Tage  an  ^ 
bereits  V.  13-  in  gleicher  Verbindung  vorkan 
lieh  unnothig,  da  das ,  was  er  andeutet,  be 
der  Zeitbefiimmung :  an  diefem  Tage  lag. 
wechfelung  wegen    fleht  V.  27.  vor   „30  JM 

«nd  „30  Tä^«**  die  Partikel  7\f]X] ;  us^ue  t 
aus  einem  ähnlichen  Grunde  V.  2g.  31.  39 

f^lli/rt^l   Aufgang  ftatt  des  bisher  gebx 

/COn\!  Morgen.  Bei  der  erflen  Erwibni 
3Cen  Thores  in  V.  2$.  bat  Laurenc'e  ftatt  des  ! 
ßrativa  blors  den  Artikel ,  und  in  dem  letstc 
deflelben  Verfes  läfst  er  das  Subflantivuin :  di 
aus.  So  (V.  290»  ^°  ^^^  früher  befchrifbenei 
alfo  nach  Ablauf  der  7  (vgl.  V.  30.)  Taget 
Abend  dss  Himmels  ^  fonft  blofa  Abend  ^  W' 


Kap,  71.    V,  30—35.  003 

30.  Und  an  jenem  Tage  wird  die  Nacht  11 
heile  und  der  Tag  7  Theile, 

31.  Und  es  geht  hervor  die  Sonne  an  jenem 
age  aus  dem  2ten  Thore,  und  geht  unter  in 
bend  in  dem'2ten  Thore,  und  wendet  fich  gegen 
ufgang  in  das  Iße  Thor  31  Morgen, 

32.  und  geht  unter  in  Abend  in  dem  llten 
höre. 

33.  Und  an  jenem  Tage  verlängert  fich  die 
acht  und  wird  das  Doppelte  des  Tages. 

34.  Und  es  wird  die  Nacht  genau  12  Theile 
id  der  Tag  (i  Theile. 

35.  Und  es  erreichte  die  Sonne  ihre  Höhen  ^'), 
id  ein  zweites  Mal  macht  iie  den  Umlauf  über 
efe  ihre  Höhen. 


um  einige  Mannicbfaltigkeit  in  die  fich  wiederholende 
Darßellung  zu  bringen.  V.  31.  fuhrt  bis  auf  die 
Winterfonnenwende  herab  ,  daher  wieder  ein  31  ta- 
giger Monat.  Im  32ften  Verfe  hat  die  bodlej.  lland- 
fchrift  im  zweiten  ftatt  im  erfien  (Thore) ;  was  bereits 
Laurence  für  einen  offenbaren  Fehler  erklärt.  Die 
Farifer  hat,  wie  derfelbe  angibt,  das  Richtige ;  auch 
in  Cod.  Rüpp.  ftimmen  V.  33—^34.  faft  wörtlich  mit 
Y.  18*9  ^"^  ^^^^  hier  die  Nacht,  dort  der  Tag  die 
gröfste  Länge  hat.  Im  34ften  hat  das  bodlej.  Mfcript 
wieder  einen  Fehler  des  Abfchreibers ,  nämlich  n 
flatt  129  während  nach  Laurence^s  Angabe  in  dem 
Farifer  I2  fleht,  ebenfo  wie  im  Cod.  Rüpp. 

31)  ACAIl'tlLf'J  (Laurence  gibt  e$  jinfdnge)  capita, 
cacumina  ejus;  es  find  die  aufserften  Puncte  gemeint, 
SU  welchen  die  Sonne  gelangen  kann,  in  der  Dar« 
ftellung  des  Verf.  das  6te  und  das  ifie  Thor  (V.  17 
und  V.  31  —  .4*}»  nach  unferer  heutigen  Bezeich- 
nungaweife  iit  beidea  Solftitialpuncte  oder  die  aa« 


604  Kap.  71.    V.  36—40. 

36.  Und  fie  kommt  in  jenes  Thor  305 
gen,  imd  in  Abend  ihm  gegenüber  ^^)  geht  fie  ui 

37.  Und  an  jenem  Tage  wird  kürzer 
Nacht  von  ihrer  Länge  um  eine  Hand  [daj  i/ 
eirien  TheiV]^  und  fie  wird  11  Theile, 

38.  und  der  Tag  7  Theile, 

39.  Und  es  wendet  fich  die  SoHne  und koi 
zu  dem  2ten  Thore,  welches  in  Aufgang. 

40.  Und  fie  wendet  fich  über  diefe  ihre 
hen  30  Morgen ,  geht  auf  und  geht  unter. 


fserße  Declination  der  Ekliptik    nach  Norden 

Süden  vom  Aequator.  C^A^^*  cigentl.  fi 
confummavit  y  dann  aber  wohin  gelangen.  Lau 
fchiebt  in  den  Satz  t,/o  *^  ein,  dagegen  lafst  e 
Höhen  im  letzten  Verstheile  das  FronominalfufE 

beachtet.  Ji^HI  nicht  aus^  wie  Laurence  über 
fondern  über.  Da  die  Sonne  lieh  innerhalb  der^ 
dekreife  des  Krebfes  und  Steinbockes  bewegt,  fo 
iie  nach  der  Betrachtungsweife  des  Verf.  iar^ 
ebenfo  gut  könnte  man  fi*eilich  auch  Tagen :  dan 

32)    fiiil  'X  ^[J'l    in  confpectu   ejus   (fc.    por 
Laurence  mit  Ueberfehung  des  Pronomens  am 
des.  Wortes  und  daher  mit  unnÖtbiger   Ergao: 
„  an   dem    entgegengefetzten  Theile  'des    Himn 

Im  37ßen  Verfe  klingt  der  .Satz ,  wodurch  t 
Hand  erklärt  werden  foU,  wie  eine  Glofle. 
Laurence  fand ,  wie  aus  feiner  Yerfion  klar  11 
feinen  Handfchriften  dalTelhe«  und  gibt  eda 
party  dagegen  kefia  durch  portion\  Er  verwe 
aber  unmittelbar  vorher  in  beiden  Ausgaben 'das 
aseichcn  4  mit  i:  einen  ^ten  Theil^  waa  ia  de 
fammanhajsg  gar  nicht  pafst,  wie  fchon  die 
Qiichlichfie  Betrachtung  lehrt.     Für  den  AusdriK 


Kap.  71.    V.  41—42.  605 

41.  Und  an  diefem  Tage  wird  kürzer  die 
acht  von  ihrer  Länge,  und  es  wird  die  Nacht 
)  Theile  und  der  Tag  8  Theile.  Und  an  diefem 
age  ceht  hervor  die  Sonne  aus  jenem  2tenThore, 
id  geht  unter  in  Abend;  imd  fie  wendet  lieh 
gen  Aufgang,  imd  geht  auf  [in  Morgen]  in  dem 
en  Thore  31  Morgen,  und  geht  unter  in  dem 
3end  des  Himmels. 

42.  Und  an  diefem  Tage  wird  yerringert 
e  Nacht,  und  fie  wird  9  Theile  und  der  Tag 
ird  9  Theile.  Und  gleich  wyrd  die  Nacht  mit 
imTage.     Und  es  wird  das  Jahr  genau  364  Tage. 


1 


t 


4Dfieii  Verfe  vgl.  V.  35.  Im  41  Ren  Verfe  fand  Lau^ 
rence  in  der  Angabe  der  Theile  in  der  ihm  vorliegen- 
den bodlej.  Ilandrchrift  7  fiatt  10,  bezeichnet  diefs 
aber  als  fehlerhaft  und  gibt  in  feiner  Verfion  das 
Richtige,  wa»  Cod.  Kupp,  darbietet.  In  demfelben 
'Verfe  hat  er  vor  den  Worten :  in  dem  ^ten  Thore 
noch:  im  Oßcn,  wa5  im  Cod.  Rupp.  fehlt.  Dagegen 
läfst  Laurence  V.  42.  den  Satz  aus:  und  der  Tag 
wird  9  Theile.  Der  SItägige  Monat  begreift  die 
Fruhlingsnachtgleiche  in  fich,  darum  hat  er  einen  Tag 
mehr  (f.  zu  V.  17.).  Abend  des  HimmeU  am  Ende 
von  V.  41.  fiatt  des  einfachen:  Abend y  wie  V.  29. 
Diefelbe  Jahreslänge,    wie   hier  V.  42* »    wird  auch 

Kp«73»r3«  74»  4»  8I»  ?•  H*  erwähnt.  Ueber  dieCes 
unvollkommene  Sonnenjahr  vgl.  auch  Anmerk.  zu 
Kp,  37,  II.;  es  hat  12  Monate,  w^elchen  Namen  der 
Verf.  zu  vermeiden  der  prophetifchen  Rede  ange* 
meflen  findet,  aber  doch  durch  die  Zahl  der  Tage, 
welche  er  jedes  Mal  zufammenfafst,  deutlich  genug 
bezeichnet.  Nur  V.  i  und  ii.  entfcl^liipfte  ihm  der 
Name;  Kj).  g7, 11.  fpricht  er  ganz  unumwunden  von 
12  Monaten.     Voo  diefen   haben  g  jpder  30  Tage 


606 


Kap.  71.    V.  i43— 45. 


43.  Und  die  Länge  des  Tages  und  der  Nacht, 
und  die  Kürze  des  Tages  und  der  Nacht  werden 
durch  diefen  Lauf  der  Sonne  verfchieden  ^'). 

44.  Wesen  diefes  ihres  Laufes  \rird  vetlaih 
gert  der  Tag  von  dem  Tage  an,  und  die  NaAt 
von  der  Nacht  an  genähert, 

45.  Und  diefs  ift  das  Gefetz  und  der  Lauf 
der  Sonne  und  ihre  Wende  ^).      Wenn  fie  fidi 


(V.  12.  15.  20.  22.  26.  2g.  36.  40.),  alfo  zorammei 
240  Tage  und  4  jeder  31  Tage  (V.  17.  24.  31.  41.), 
alfo  zufammea  124»  in  Summa  364.  Die  3itägi{;ei 
find  der  3te«  6te,  gte  und  I2te,  und  der  eine  Ta| 
derfelben  iß  blofse  Zugabe  oder  Schalttag  für  du 
Sommerfolftitium  ^  Herbßäquinoctium  ,  Winterfolfii» 
tium  und  Frühlingsäquinoctium  (vgl.  Kp.  74,  l— J* 
gl,  5.).  Den  Anfang  des  Jahres  bildet  der  nächlt 
Tag  nach  dem  Frühlingsäquinoctium ,  fo  dafi  M 
Reihe  der  Jahreszeiten  ift:  Frühling,  Sommer,  HeM 
und  Winter.  | 

33)  Durch  diefen  allgemeinen  und  richtigen  Sats  b 
das  vorhergehende  Einzelne  auf  feinen  letzten  Gi 
zurückgeführt    werden.      Das   Demonftrativum 
Lauf  hat  Laurence  nicht,  obfchon  es  gut  gewählt  il 
derfelbe  läfst  auch  V.  44.  vor  demfelben  Worte 
Fronomen  hinweg.     Ueber  den  Ausdruck   in  V. 

vgl.  Anm.  zu  V.  13.       fi^Qf^  *    appropinf/MOt 
Ende  von  V.  44.  las  auch  Laurence  f  in  der  \i 
hat  er  dennoch  das  Zeitwort  verkürzt  gev^ahU, 
ches  allerdings  V.  13.  vorkam. 

34)  So  theilt  Cod.  Hüpp.  ab;   unßreitig  gans  tu 
Laurence  verbindet  dagegen    das    Folgende    dai 
,,ihre  Wendung ,.  wenn  fie  fich  wendet,    indeai 
fich  wendet  60  Tage^S  und  erhält  dadurch   eine 
erträgliche'' Tautologie.     In  dem  gansen  Kapital 


Kap.  71.    V.  45.  ,607 

sendet,  fo  wendet  fie  fich  dahin,  wo  60,  und 
eht  hervor.  Diefs  ift  das  grofse  Licht,  welches 
\  Ewigkeit,  welches  man  nennt  Sonne  in  Ewig* 
eit  zii  Ewigkeit. 


der  Ausdruck  fich  wenden  ziemlich  oft  gebraucht, 
um  die  Rückkehr  der  Sonne  von  ihrem  Untergangs« 
puncte  bis  zu  dem  Orte  ihres  Aufganges  zu  bezeich« 
nen;  allein  hier  fcheint  die  Rückkehr  derfelben  voa 
ihrer  gröfsten  Abweichung  über  den  Aequator  nach 
Norden  oder  Süden  gemeint  zu  feyn.  Nur  mit  die« 
fer  Annahme  läfst  Iicb  die  Zahl  von  6o  Tagen  vereir 
nigen,  welche  unmittelbar  damit  in  Verbindung  ge- 
fetzt wird.     AM+  :  ^^  1  rfi^S  :  *«1^^ elliptifch 

für  ad  eam  (portam),  t/uae  LX  (dierum),  redit» 
Laurence  drückt,  wie  feine  fchon  mitgetbeilte  lieber- 
fetzung  zeigt,  das  laema  gar  nicht  aus,  fetzt  dage- 
gen das  Wort  Tage  nach  der  Zrhl ,  und  zwar  nicht 
als  feine  Ergänzung ,  fondern  ols  wenn  es  im  Texte 
geßanden  hätte.  Das  fehr  kurz  Ausgedrückte  erklärt 
er  in  einer  Note:  die  Sonne  iß  60  Tage  in  denfel- 
ben  Thoren.  Die  Ausladung  des  Wortes  Tage  ift 
gar  nichts  Ungewöhnliches  (f.  Ludolf  gramm.  aethiop. 
p.  144«  ed«  2.)»    vgl.  auch  Kp*  77^  31.,  und  die  El- 

lipfe  des  Wortes  Thor  bei  dem  Fronomen  A  i^t"* 
erklart  fich  durch  die  in  diefem  Kapitel  fo  oft  ge- 
fchehene  Erwähnung  delFelben.  Die  Umkehr  der 
Sonne  von  dem  Solßitialpuucte  erfcheint  dem  Verf. 
so  merkwürdig,  darum  erwähnt  er  lie  hier  noch  gana 
befonders.  60  Tage  ift  im  Sinne  des  Verf.  fo  viel 
mU  2  Monate;  fireng  genommen  füllte  es  61  Tage 
JieiCien  (vgl.  V.  17.  30.  31  und  36.},  allein  der  3ift6 
Tag  des  erßen  der  beiden  verbundenen  Monate  iftblofa 
acceflbrilch  (f.  Kp.74,  x.  gl, 5.)  «od  konnte  deliiwe- 


608  Kap.  71.  V.  46—47. 

46.  Und  diefs  iß  das ,  was  hervorgeht 
grofses  Licht  y  welches  man  nennt  nach  ( 
Erfcheinung,  wie  befohlen  hat  der  Herr. 

47.  Und  fo  geht  fie  aus  und  ein,  und 
nicht  verringert^*),  und  ruht  nicht,  fondem 
Tag  und  Nacht  in  ihrem  Wagen ,  und  ilir  '. 


gen  übergangen  ^verclen.  Uebrigens  haben  wi 
abermals  einen  Beleg  dafür ,  dafs  der  Verf.  kl 
Zeitunterfchiede  in  feinem  Syfienie  leicht bintan 

Zu  JSV\C^  jb  l  nominat  in  diefem  und  dem  i 
den  Verfe  kann  nicht  Gott  Subject  feyn ,  wc 
der  Zufatz  in  der  Farallelßelle  V.  46.  deutlich  1 
fondern  es  (teht  für  unfer  unbeßimmtes  man  (j 
gramm.  p.  850-  Laurcnce  fcheint  indefs  V.. 
doch  auf  Gott  bezogen  zu,  haben;  denn  er  übe 
#r  nennt ,    dagegen  wählt  er   V.  46.   das  Fal 

welches  wird  genannt.  ACAJ^I  Bild^  Gefial 
-pui  von  Etwas.  Der  Name  der  Sonne  rieht 
nach  ihrer  äufsern  Erfcheinung,  welche  na 
Verf.'s  Anficht  der  eigentlichen  BefchaiFenheit 
ben  entfpricht.  Laurence  überfetzt:  nach  iL 
fondern  Art  („kind*'),  welche  Bedeutung  araj 
dings  fonft  auch  wirklich  hat.  Statt  Herr  b 
felbe  Gott. 

35)  Prf\Ö9;  wie  V.  21.  23.  42.;  Laurence  ül 
CS :  erfchlaffen.     In  ihrem  Wagen  vgl.  V.  7. 

Uebcrfctzung    der   Worte:     ©rOCHS*     H 

\hRx  j?(\c\ii  A^H:  oa\:  worü 

lux  ejus  Vit  manus  (partes)  illuminat  ex  ea 

luna  iefi)^  wird  durch  Kp.  72,  3.  6.  9.   73,  4 

•  tigt.     Laurence  überfetzt  dagegen  in  beiden 

ben;    ^^Sie  fcheint  mii  einem  Jten  TheiU  des 


Kap.   71.    V.  47.     Kap.  72.   V.  1.        609 

leuchtet  7  Theile  von  dem  Monde,   und   die 
röfsen  Beider  find  ein  Paar. 

Kap.    72.     S  e  c  t.    XIV.  ^) 
1.    .Und  nach  diefein  Gefetz  fahe  ich  ein  an- 


von  dem  Monde  ^^^  fafst  alfo  fahAeta  eda  nicht  als 
Object  zu  j abare  hj  nimmt  das  Zahlzeichen  als  Ordi* 
naU  und  erklärt  von  tmza  blofs  die  erße  Sylbe.     Der 
Verf.  weifs  es,  dafs  der  IVIond  von  der  Sonne  fein 
Licht  empfange,  und  will  diefs  hier  nur  Kurz  andeu« 
.  ten,  da  er  Geh  in  den  folgenden  Kapiteln  ausführlich 
darüber  yerbreitet.      Die  Scheibe  des  Mondes  theilt 
er,  feiner  Berechnung  zu  Liebe,  gerade  in  7  Theile. 
Wenn  er  anderwärts  (Kp.72,6. 9.  73f40  von  14  oder 
gar  15  Theilen  des  Mondes  redet ,    fo  meint  er  beide 
Halbkugeln.  Da  die  Zunahme  dci^ Lichtes  nach  feiner 
Darfiellupg  an  jedem  Tage  nur  die  Hälfte  eines  Sie- 
bentheiles  beträgt,  hätte  er  allerdings  die  Achtbare 
Mondfläche  wohl  überhaupt  belfer  in  14  Abfchnitte 
sertheilen  foUen.     Allein  die  bekannte  Vorliebe  der 
Hebräer  für  die  Siebenzahl  (vgl.  auch  Kp.  76,  5.  6*  g* 
2I9  3*   34t  I*  20>  vielleicht  auch  Hückficht  auf  die 
Zahl  der  Wochentage  be&immten  ihn,  jene  Einthei- 
lung  vorzuziehen.      Er  gedenkt  hier  nur  des  Zeit- 
punktes,   wo  Vollmond  iß,  hegt  aber  natürlich  die 
Meinung*,    dafs  auch  jede  andere   Lichtperiode  des 
Mondes    einen     ähnlichen    Entßehungsgrund    habe. 

HOT '1t    das   Paavy  dann   foviel  als  focius.     In  der 
Parallelftelle  Kp.77,  3.  Hebt  dafür:  ihre  Gröfsen  und 

gleich  (O^p^:) 

36)  Nach  dem  Parifer  Manufcript  (L.) ;  auch  nach  Cod. 

•  Rupp-    Diefe  Section  wird  gebildet  durch  Kp.  72  —  74» 

i^ckiie  auch  denfelben  Gegenftand  betreffen,   näm" 


610 


Kap.  72.   V.  1—3. 


deres  Gefetz  eines  kleinen  Lichtes ,  deflen  Name 
Mondy  und  feine  Kugel  wie  die  Kugel  des  Himmels. 

2.  Und  feinen  Wagen,  \vorin  es  auffteigt, 
wehet  der  Wind  fort,  und  nach  Maafs  wird  ilun 
gegeben  Licht. 

3.  Und  in  jedem  Monate  wird  fein  Aufgang  , 
und  fein  Untergang  verändert,  und  feine  Tage^'') 
find  wie  die  Tage  der  Sonne.     Und  wenn  gleich 


lieh  den  Mond.  Kp.  77.  wird  diefe  Darftellung  wie- 
der aufgenommen  und  tbeilweife  wiederholt.  Uebri« 
gens  wild  der  Inhalt  von  Kp.  71.  vorausgefetzt,  wit 
fcLon  Kp.  72,  I.  vgl.  71,  3.  lehrt.  Zum  Theil  die- 
felben  Worte  kamen  Kp.  71,  6.  vor.     Zu  V.  2.  vgl 

Kp.  7If  7.  Statt  H'Srt.*  (eigentlich  wo)  hat  Lfli*- 
rence :  welchen  (es  beßeigt) ,  und  zwar ,  "wie  er  felbC 

andeutet,  nur  fupplirt.     Derfelbe  überfetzt  ^aU/«» 

wofür  in  der  Parallelfielle  ^^XC^X  fteht,  durck: 
heimlich  befteigen;    Ludolf  combinirt    es   mit  des! 

Hebräifcheb   [yD   beladen  ^  vgl.  auch  das  fyr. 

beladen  feyn.     Die  Ertheilung  des  Mondlichtei  fj 
fchieht  nicht  willkürlich  ,    fondern   nach    einem 

voraus    beßimmten  Maafse   (fV^tlcdC^  i)*    ^1 
auch  Kp.  Y7j  4- 
37)    Laurence    überfetzt   Perioden;    im  Origtnalt 

fieht  aber  CA>«P\)A:,    was  nicht,    wie  L««r. 
YerHon,  den  Sinn  zweifelhaft  läCst.     Der  Sinn 
Auf  die  Länge  unferer  Tage  äufsert  der  Mond 
ter  keinen  Einflufs;    er  erfcheint,  wenn  er  lichi 
iß«   einmal  an  jedem  unferer  Tage  am  Himm 

wölbe«     JVenn  gUick  geworden  i/i  fein  Lieki  (P 


Kap.  72.    V.  3— 4.  611 

worden  iß  fein  Licht,  fo  iß  fein  Licht  7  Theile 
n  dem  Lichte  der  Sonne. 

4.     Und  fo  geht  es  auf,  und  fein  Anfang  ^) 
gegen  Morgen ,  es  geht  hervor  30  Morgen. 


überall  erleuchtet  ift,  hat  das  Licht,  einen  Umfang 
von  7  Theilen ,  weil  der  Verf.  dem  Vollmonde  ge- 
rade fo  viel  Theile  zufchreibt  (vgl.  Kp.  71,  47.). 
Laurence  minder  deutlich:  und  wenn  auf  gleiche 
Weife  [ein  Licht  feyn  mufs  („is  to  exift").  Die  letz- 
ten Worte  des  ßten  Verfes  foUen  nur  andeuten,  dafs 
der  Mond  kein  ihm  eigentbumliches  Licht  beütze 
(vgl.  auch  V.  6.   77,  12.). 

38)  So  fafst  auch  Laurence  das  Wort  CAl^i!  an  die« 
Ter  Stelle  (vgl.  auch  V.  5.  8-  78t  3  )•     Mit  den  Worten, 
dafs  der  Mond  30  Morgen  hervorgehe,  will  der  Verf., 
wie   aus  feinen  fonßigen  Aeufserungen  deutlich  er- 
hellt,  keinesweges  fagen,    dafs  er  innerhalb    diefes 
Zeitraumes  ftets  ßchtbar  fey,  fondem  nur  in  Baufch 
und  Bogen  eine  Periode  aller  Mondphafen  bezeichnen. 
Sie  dauert    gerade  einen   Monat,    d.  i. ,   nach    dem 
fchon  in  Kp.  71.  oft  vorgekommenen  Ausdrucke,  30 
Tage.    Vgl.  auch  Anmerk.  zu  Kp.  73,  5  £F»     Uebrigena 
kennt  er  den  Unterfchied  swifchen  den  Sonnenmo- 
naten  (im  Durchfchnitt  von  30  Tagen),  unddenMon- 
desmonaten ,   welche  nach  feiner  Berechnung  theOs 
29,    theils  28  Tage  haben   (vgl.  Kp.  77,  10.  ii.). 
Statt :  an  jenem  Tage  überfetzt  Laurence  V.5. :  zu  jener 
Zeit;  der  Verf.  meint  aber  den  Tag,  wo  der  erSo 
Schimmer  der  Mond -Sichel  lichtbar  wird.     Fürtuch 
erwartet  man  in  diefem  Zulammenbange  nicht ,    da 
von  Kp.  7Xy  I.  bis  hieher   nichts   ausdrücklich  von 
Benoch  an  eine  heflimmte  Perfon  gerichtet  wurde« 
Der  Eeferent  vergreift  fich  alfo  yielleichl  aiit  dem 


'i 


612  Kap.  72.     V.  5. 

5.  Und  an  jenem  Tage  wird  es  gefchi 
CS  wird  für  euch  der  Anfang  des  Mon 
Morgen  mit  der  Sonne  in  dem  Thore,  a 
chem  hervorgeht  die  Sonne, 


Ausdrucke  und  meint  feine  Lefer,  oder,  w; 
fcheinlicher  iß,  er  denkt  die  Belehrung  vor 
falah  und  den  übrigen  Gliedern  der  Familie  1 
ausgefproclien  (vgl.  S.  5^50.  Anm.  17.).  I 
Monat  (über  Morgen  f.  zu  Kp.  71,  13.),  in 
Mond  und  Sonne  aus  demfelben  Tbore  aufg 
unftreJtig  der  zur  Zeit  der  Nacbtgleiche  (vgl 
5  ff.),  wo  nach  des  Verf.*8  Vorftellung  die  Sonn 
Thore  auf-  und  untergeht.  WahrfcheinÜch 
ihm  hier  die  Frühlingsnachtgleiche  vor,  nach 
für  ihn  der  Anfang  des  Jahres  fällt  (vgl.  An 
Kp.  71 9  4  und  8. ).  In  der  entfp rechen  den 
hälfte  wird  es  (Ich  allerdings  auch  fo  verhall 
aus  Kp.  73,  5.  erhellt,  allein  auf  die  Di 
davon  läTst  ßch  der  Verf.  eben  fo  wenig  eii 
Kp.  73,  6  ff.  den  Gang  des  Mondes  durch  all< 
verfolgt.  Anfang  des  Mondes  fiatt  Aufgang  (vi 

Laurence  überfetzt  (DQ^i  l  hier  durch  Monc 
daher  von  diefem  Satze  das  Folgende  und  1 
genöthigt,  in  letzterem  das  inParenthefe  Gef 
zu  fuppliren :  ,,30  Tage  (iß  er)  mit  der  Sonn 
Tkore.^*  Die  Worte:  mit  der  Sonne  darf  n 
fo  deuten ,  als  gingen  beide  Himmelskörper 
eher  Zeit  auf,  fondern  der  Sinn  ift:  der  Mi 
ebenfo  wie  die  Sonne  in  dem  Thore  auf«  j 
TergleichuDgspartikel  fetzt  auch  der  Aethiop 
der  Hebräer  (fo  öfters  im  B.  Hieb),  eitte  Pari 
VergefelUchaftung»  weil  nur  das  Gleichgefin 
wenigSens  Aehnliche  lieb  lufadimeii  au  halu 


•f   Kap-  72,     V,  6-  613 

6.     Und  feine  entfernte  Hälfte  ift  7  Thelle  und 
aer^);  und  feine  ganze  Kugel  ift  leer,  dafs  darin 


39)  Laurence  bemerkt   über  (liefen   fchwierigen  Vers: 
„Da  ich  den  Sinn  diefer  Stelle  mifsverftanden  haben 

könnte ,  fo  füge  ich  das  Original  bei:    O C^  1  (t^(^  J 

^•V^:  at  Aje:  ü:  ©rv-A^:  rinn:  tO\[h: 

7\je:  7\^*  1:  (DV:  7^^:  rf\Qpi:  ©aOAI-: 

(DPWC'A:  C^rtA:  9/^JB::**  Abgelehenvoa 
den  offenbaren,  obfchon  in  beiden  Ausgaben  fiehen- 

den,  Druckfehlern  AjP:  für  TSjP:,  HLTIU:  fiatt 

Hj\[i-:  und  "l-nu^:  ß«tt  '^•n^.1•:,  bietet cod. 

Büpp.  einige  Abweichungen  von  geringer  Bedeutung 
dar.    Dahin  gehört  HÄö-l  vor  7\f^:,    .welches 

bei  L<iur«fic«  fehlt,  und  rACH>*  ^urz  nach  der  Zahl 
X4 ,  wo  Laurence  kein  Suffix  ausdrückt.  Zur  Ver« 
deiltlichung  des  Sinne«  daliegen  dienen  die  Lefearten 

O  M.P:  und  a.t:  O'X't:  ftatt  des  bei  Laurenet 

^lebenden  /l,!l   und  0,1,*,  Beides  In  dem  letzten 

'  Theile  des  Yerfes.  Endlich  hat  Cod.  Rüpp.  die  Co- 
pula  vor  der  Ziffer  i.  Ueber  den  Sinn  fetst  Lau- 
rence in  der  aten  Ausgabe  hinsu :  „Die  Scheibe  oder 
'Geßalt  (face)  des  Mondes  wird  hier^  wie  es  fcbeint^ 

'  jilf  getheilt -betrachtet  in  vierzehn  Theile,  d.  i.  jede 
Balfta   davon  in  ßeben  Theile«  fo  dafa  bei  feinem 


614  Kap.  72.    V.  6. 

kein  Licht  —  aufser  feinem  7ten  Theile  —  v 


Zunehmen  oder  Abnehmen  einer  diefer  14  Theile 
den  Tag  erleuchtet  oder  verfinftert  wird,  wenn  i 
vierzehn  Tage  zwiichen  dem  Neumond  und  Vollm( 
oder  umgekehrt  lind«  aber  fo,  daGi  in  den  letz 
a  Tagen  nur  eine  Hälfte  von  einem  I4ten  Tb« 
jeden  Tag  erleuchtet  oder  yerfiußert  wird,  w( 
fünfzehn  Tage  zwifchen  dem  Neumonde  und  \> 
monde  find.^'  Den  Anfang  des  Verfes  überfetzt  L 
rence:  ^fDie  Hälfte  iß  in  Ausdehnung  ^*  ^  wobpi 
Adjectivum  rihuk  in  einer  Bedeutung  genommen  wi 
welche  Ludolf  nicht  angibt  und  die  fich  fcbwerlich 
weifen  lafst.  Nach  dem  einfachen  Wortdnne  ki 
der  Verf.  nur  an  die  der  ßchtbaren  entgegengefetz 
von  uns  abgekehrte  Seite  der  MondkugeL  denk 
welche  mit  Recht  die  entfernte  heifst.  Ihr  Umfi 
ift  al«  etwas  gröfser  gefcbildert.  Aufser  den  7,  < 
als  fichtbar  betrachteten  Seite  zukommenden,  Theü 
hat  fie  noch  einen  darüber,  alfo  acht.  Statt  die 
genauen  Zahl  wählt  der  Verf.  die  B^eichnung  74" 
weil  er  7  für  die  eine  Seite  als  Maafs  angenomn 
hatte,  und  auf  folche  Weife  alfo  der  Unterfcbi 
zwifchen  beiden  Seiten  recht  klar  in  die  Augen  fil 
Diefe  Idee  hängt  übrigens  wohl  damit  sufamai 
dafs  der  Vollmond  theils  14,  theils  15  T&ge  nach  dl 
Neumonde  eintritt  (  vgl.  Kp.  Y7t  6-  7-  )•  Die  Ltbi 
des  Cod.  Rüpp. ,  wornach  die  Copula  vor  der  Zl 
eins  ficht,  iß  offenbar  der  von  Laurence  dargeboin 
vorzuziehen.  Wenn  mit  dem  englifchen  Uebeifal{ 
diefe  Zahl  nicht  zu  eda  (Theil)  zu  ziehen,  Ibii4 
vielmehr  daxu  das  Subftantivum  Hälfte  sa  fupplil 
w^äre,  fo  hätte  fich  der  Verf.  lehr  nngenau  «al 
drückt  und  fich  obenem  einer  unnütsen  Tantolil 
l^gegeben«    Uebrigens  konnte  man  au€h  fibcrffllH! 


Kap.  72.    V,  6.  615 

n  14  Theilen  feines  Lichtes.     Und  an  dnem 


^jund  feine  Hälfte  iß  entfernt  7  Theile  und  einen**^ 
was  mir  aber  in  dem  Zulammenhange  minder  palTend 
foheint.  Der  folgende  Satz  ift  fo  zu  verßeheu:  von 
den  14  Lichttbeilen,  deren  Aufnahme  der  Mond  fähig 

■  ■  ■  I 

ift  (vgl.  Kp.  77 f  9.)>  ift  k«^^  einziger  vorhanden, 
fondern  feine  Beleuchtung  befchränkt  Geh  auf  das 
überzählige  oder  achte  Siebentheil  der  entfernten 
Hälfte  jfpraeter  feptimam  partem  ei  peculiarem).  Da 
Laurence*s  Text  nur  die  Worte  hatte:  aufsier  dem 
fub^nten  Theile  (ohne  das  Pronomen  ziähu  nach «^ Ja), 
fo  ift  diefer  Ueberfetzer  um  fo  mehr  zu  entfchuldigen, 
wenn  er  in  der  dunkeln  Stelle,  welche  er  Ilchtlich  in 
ihren  einzelnen  Tbeilen  fich  nicht  klar  zu  liiachea 
gewulst  hat',  den  Satz:'  aufser  dem  7ten  Theile  mit 
dem  «folgetiden :  ^ul}n  den  14  Theilen  feinffi  Liifhtes,  in 
die'engfte  Verbindung  brachte.     Letzterer  ]^drt  aber 

offenbar  zu  leer  (ATi  ♦  imit  7\f^lj  wie  !•  auch 
das  entfprechende  hebraifche  H^  vorkommt^.     Der 

Verf.  fpricht.hier  von  |der  Periode,  wo  der  Mond 
mit  der  Sonne  in  Conjunction  ift,  odej  dei;  Zeit  des 
Neumondes ,  ^  und  er  geht  von  der  Vorßellqi^g  aus, 
da^a..  d^  Planet  allerdings  kein  für  uns'fi^litbares 
Licht,  aber  doch  Immer  einen  geringen  tlieil  davon 

.    befitse.  '  OV/i  T  ♦  gibt  JLato-ence  in  dec  xften  Ausg. : 

^    ^4^^^»  ,^^^*^  ^^  der  aten:  in  einem  Ta^«,  nämlich 

iq  eiaem  folchen ,  wo .  d^ir.  ^]VIon4  im  Zunehmen  ift. 

IXßv  Sinn  des  ganzen  Satzes  aber  ift,  wie  mir  fcheint : 

r...4er  Sffoad.  nimmt   allerdings  .an   jedem  Tage   einen 

r  TOllea  Siebentheil  des  Sonnenlichtes  in  lieh  auf,  allein 

ji^^  dadujrch  in  ihm  entßehende  ficbtbarei Licht  wächft 

nicht  ip  gleichem  Grade,  fondern  nur  um  die  HSlfte, 

Alfo  um  ^,  wie  es  auch  wieder  abnimiot.(Kp.77,9.). 

^nchHsnoch.  /  40 


61G  .  Kap.  7i     V.  6. 

Tage  empfangt  er  einen  7tenTheil;  und  diel 
feines  Lichtes  wird  fein  Licht;  in  den  7  im 

Dieft  denkt  Geh  der  Verf.  unßreitig  fo ,  daft  i 
Hälfte  jenes  Lichtes  der  uns  zugekehrten  S( 
Theil  wird,  die  andere  Hälfte  delFelben  aber  i 
uns  abgekehrten ,  nach  feiner  Terminologie  d 
f ernten  Seite  zu  Gute  kommt.  Dem  gemäfi 
es  daher  am  Schlulfe  diefes  Verfes :  und  feine 
(nämlich  die  Hälfte  des  Siebentheilea  von  Lieb 
y'j  Licht)  geht  unter  mit  der  Sonne ^  d.  h.  wi 
uns  am  nächtlichen  Himmel  nicht  lichtbar,  La 
überfetzt  mit  Ergänzung  des  in  Pareiithefe  Gefc 
nen :  »«er  empfängt  einen  yten  Tbeil,  oder  die 

(diefes  Theiles}  von  feinem  Lichte'*«  indem  c 

als  oder  fafst ,  ohne  dafs  dadurch  der  Gedanl 

*  ■  ^_ 

vürde.     Die  Worte    ßlOQfhl   -OCHV*  « 

deutet  ^r  in   beiden  Ausgaben   Yerfcbieden.    ! 

ift^n  mit   bedeutenden,  von  mir   in  Parenthe 

jfchlofFeuen  ,  Ergänzungen:    ,,Sein  Licht  ift  (t 

virachfend  um)  einen  I4ten  Theil  (des  Ganaeo] 

(um)  die  Hälfte  diefes  Theils.*'     lu  der  aten  ds{ 

,,Seii^  Licht  ift  je  zu  Geben  [by  fevensj   sa 

,    Tbeile  [by  one  portion]  und  zu  der  Hilfte  ( 

Thexlsli.'*     Beide  Erklärungen   befriedigen  gtid 

g;ar  nicht.     Nach  der  erfiern  wird  die  Copula 

derum  mit  der  Disjunctivpartikel   e J«i*  venra 

und  zu  viel  ergänzt ;    die  Hälfte  diefes  TUHt  \ 

vrenn  der  Yerf.  ficfa  nicht  widerfprMfaea  foD 

halbes  Siebentheil  bedeuten ,  allejn  daa  Denoä 

vum  vor  Theil  in  der  Uebeifetzung  'kam  kaoi 

diefen  entfernt  flehenden  Ausdruck  gehen.    Der 

der  letztern   Ueberfetzung  ifi  aber  vollends  .ti 

Da  Laurence  die  beiden  Zahlzeichen  fur'7  in  fii 

Texte  ohne  Copnla  fand»  mufate  er  Ce  frcttick  l 


Kap.  72.    V,  6.  617 

rheilen  ift  einer;  feine  Hälfte  geht  unter, mit 
r  Sonne. 


butive  nehmen ;  allein  Cod.  Rüpp.  Iiat  diefe,  ebenfo 
V.  9  und  10  9  wo  Laurtnce  in  beiden  Ausgaben  ohne 
Anfiand  14  dafür  Cetst,  In  beiden  Ausgaben  nimmt 
derfelbe  Ueberfetzer  zu  dem  letzten  Verbo  den  Mond 
ala  Subject;  „er  gebt  unter  mit  der  Sonne  *S  was 
mit  dem  Vorhergehenden  in  offenbarem  Widerfpruche 
ift,  da  dort  feines  Lichtes  (der  Hälfte  des  von  ihm 
aufgenommenen  Sieben theils) «  alfo  feines  Scheinens 
nach  Untergang  der  Sonne  gedacht  wird.     Man  mufs 

die  Worte  J^TldT');  rACHV:  als Prädicat  zu  dem 
▼orhergehenden  nehmen,  und  den  Satz,  welcher  mit 
den  Zahlen   beginnt,    als  eine  nähere  Nachweifung 
über  den  an  jedem  Tage  des  Zunehmens  in  den  Mond 
übergehenden    Siebentheii    des    Lichtes    betrachten. 
Jener  eine  Siebentheil ,  welcher  .in  der  angegebenen 
Zeit  aufgenommen  wird,  gehört  der  ganzen  Kugel» 
£0  dafs  jede  Seite,  die  von  uns  abgekehrte  'eben  fo 
gut,  als  die  uns  zugekehrte,  nur  eine  Hälfte  davon 
bekommt.      Beide  Seiten,    welche   gemeinfchaftlich 
den  Lichttheil  erhalten,  werden  ablichtlich  auf  unge* 
\-      'wohnliche,  aber  der  geheimnifsvoUen  Rede  des  Verf. 
ca^is  angemelTene,  Weife  nach  der  Berechnung  der 
«afsunehmeuden  LichtmalTe  bezeichnet:    die  7  Theile 
und  die  7  Theile.     Dafs  der  abgekehrten  Seite  eigent- 
L     ■  lieh  7  und  i  Theil  zukommen ,  wird  hier  nicht  be- 
arflckfichtigt ,  weil  das  aufzunehmende  Licht  doch  in 
ll       ^  Tbeilen  befteht.     Da  nun  aber  blofs  die  eine  Halb- 
b      fcugel  der  Erde  ihr  Licht  zeigt,  heifst  es  am  Ende 
^ae  Verfes  nach  den  Vorausfetzungen  des  Verf.  ganz 
I       yicbtig :  die  eine  Hälfte  jenes  beiden  Seiten  gemein« 
^      lch*ftUchen  Siebentheiles    von   Licht  gehe   mit  der 
Sonne  unter  ^  d.  h.  werde  uns  am  nachtlichen  Him- 

40   ♦ 


618  Kap.  72.    V.  7. 

7.  Und  wenn  aufgeht  die  Sonne  ^) 
in  jedem  der  einzelnen  7  Theile  vollfiändi 
ganze  Finfiemifs^  und  in  jedem  der  ei 
7  Theile  iß  voUjtändig  fein  ganzes  Licht^  i 
gnnge  und  im  Untergänge"] ,  aufgeht  de 
mit  ihr,  und  liimmt  an  die  Hälfte  eines 
des  Lichtes. 


mel  nicht  fichtbar  (vgl.  auch  V.  7.).     Der  Ri 

fiructus  In  den  Numeraleni  wie  ihn  Cod.  Ri 

bietet,  ift  (vgl.  Ludolf  grammat.  p.  139.  ed, 

anders   zu   erklaren ,     als  ich   ihn    genoinm 

Diefelbe  Ausdrucksvi'eife  kommt  übrigens  a 

und  10.  vor.* 

40)  Das  in  Klammern  Eingefchloflene  drückt  j 

in  feiner  Uebcrfetzung    nicht  aus,    ^agegei 

Cod.  Ri'ipp.     Wörtlich,  nur  zum  Theil  für 

ßändnifs  der  Worte  richtiger  geßellt,  kommt 

Kp.  73,  4-  vor.     Die  Worte:    im  Auffangt 

Unterfange  dürfen  nämlich ,  wie  fchon  die 

fielle  lehrt  und  der  Sinn  erheifcht ,  keinesvt 

den  letzten  Satz:    fein  ganzes  Licht   iß  vo 

bezogen  werden,  fondern  nur  das  letztere:  iM 

gange i  während  das  erftere  zu  dem  Satze: 

dig  iß  feine  Finflernifs  gehört.     Es  iß  natüdi 

Aufgang  und  Untergang    des   Mondes ,    fon< 

.  Sonne  gemeint.     Um  des  Gegenfatzes  \rillen 

Licht  und  volle  Finflernifs)   wählt  der  Verf 

die  Zeit  des  Vollmondes.     Uebrigens  pafttjü 

(denn  dafür  ift  die  Stelle  nothwendig  bu  hall 

nesweges  hieher.     Denn  wenn  fchon  VoUni 

kann  nicht  mehrt  wie  es  doch  hier  gefchic 

fernerem  Wachfen  des  Lichtes  die  Rede  b] 

auch  V.  8  ff.).     Und  der  Satz ;    der  Mond  i 

mit  ihr  (rfamlich  der  Sonne)  deutet  auch  eot 


Kap.  72.    V.  8—9.  619 

3.  Und  in  jener  Na  cht  ^'),  in-dem  Anfange 
ieines  Morgens ,  vor  dem  Tage  des  Mondes,  geht 
ler  Mond  unter  mit  der  Sonne. 

9.  Und  er  iß  dunkel  in  jener  Nacht  in  den 
und  den  7  Theilen  und  einem  halben  ^^)y  und 


an,  dafs  dem  Verf.  die  Conjunction  (alfo  die  Neu« 
uiondszeit),  aber  nicht  dieOppofition  der  beiden  Hirn« 
jnelslichter  (alfo  die  Vollmondszeit)  vorfcbwebt. 
Obfcbon  ^  Licht  dem  Monde  taglich  zugeht,  ge« 
wahrt  mai^an  ihm  doch  nur  die  Hälfte  davon  (vgl. 
Anm.  zu  V.  6.)* 
41)  Unfireitig  die  Nacht  des  Tages,  wo  der  NeumOnd 
Batt  findet.  Statt  Morgen  liberfetzt  Laurence  ^yPc" 
riode**;  aus  einer  Randbemerkung  fieht  man,  dafs  e^ 
nkJit^  anders  las  und  Morgen  für  gleichbedeutend  mit 
Tag  nahm   (vgl.  Anm.  zu  Kp«  71,  13.)*     Vielleicht 

•  anregen  des  folgenden  Satzes:  f^vor  dem  Tage  des 
Blondes**  ift  es  der  Intention  des  Schrift ftellers  ange« 
snelTen,  den  Morgen  in  eigentlicher  Bedeutung  vom 
jinbrechen  des  Lichtes  ^  dem  Eintritte  der  Dümme- 
rang  zu  verßehen.     Licht  ift  zwar   fchon  da,  aber 

f    noch  zu  wenig,  um  gefehen  zu  wetden.     Laurence 

iöiberfetzt:   „vor  dem  Tage  des  Monats**^  was  aber 

h  fchwerlich  richtig  iß,  weil  fich,    fo  viel  ich  fehe, 

kein  in  den  Zufammenhang  paflender  Sinn  damit  ver« 

^'  binden  labt.     Das  äthiopifche.Wort  (DC^l  bedeu« 
'  f  et  freilich  beides.     Da  alfo  am  nachtlichen  Himmel 

*  der  'IMond  jetzt  noch  nicht  erfcheint ,  mit  der  Sonne 
^  flocfa   in  Conjunction    ift,    geht   er  gleichfam  unter 

fpic  derfelben. 

^  Oi:  ©/l,7lj?:  0\(ti^l  in  feinen  14  Theilen, 
^.  !•  i"  J^der  Hälfte  (L.)«  Allerdings  bezeichnet  der 
Verf*   die  beiden  Halbkugeln  wieder  durch  Angabe 


^20  Kap.  72.    V.  9. 

er  geht  auf  an  jenem  Tage  genau  einen  7tenT 
und  geht  hervor  und  weicht  ab  von  dem 
gange  der  Sonne. 


ihrer  Grofse«  wie  V.  6  und  V.  lo. ;  das  erBe  9/ 

bedeutet  7  Theile  die  eine  uns  zugekehrte  Sei' 

das  2te  Mal  nebft  dem  Zufatze   die  von  um 

kehrte,    entfernte  (V.  6.)   Seite.     Letztere 

nämlich  7  4-1  ©der  g  Theile  (vgl.  V.  6.) ;  di 

zihlige  oder  gte  Theil   aber  ift  am  Tage  di 

monds  mit  Licht  erfüllt  und  läfst,  #ie  diefs  1 

Verf.s  Vorßellung  durchgängig  der  Fall  ift, 

Hälfte  des  empfangenen  Lichtes ,    alfo  j'^  (* 

77,9.)  erfcheinen,  die  andere  Hälfte  delTeU 

das  2te  Vierzehntel  iß  dunkel.  O'^Ct^ 
fchwerlich  ausdrücken ,  was  Laurence  darii 
und  nur  vermöge  einer  fiarken  Ergänsung  | 
das  ifi  (in  jeder)  Hälfte.  Auch  die  Ueberlet] 
Zahl  durch  vierzehn  iß  nicht  zu  billigen , 
Aethiopifchen   und  namentlich   auch  im  B. 

dafür  die  ZüFer  IUI  gebraucht  wird ;  ohne 

dadurch  der  Begriff  der  2  fiebentheiligen  Hs 
verwifcht.  Hatte  der  Mond  an  diefem  Ta| 
Licht  (vgl.  auch  77,  5.)»  welches  Yon  de 
wohnern  fchon  feines  unbedeutenden  UmCi 
gen  nicht  gefehen  werden  würde,  fo  wicbft  ( 

genden  Tage  um  y%*  ^^  ^''^  ^  ^^^  ^^  ^ 
bentheil  bildet.  Genau  fetzt  der  Verf.  lun 
öfters  in  Kp.  71.  und  fonß  in  diefem  Abfcb 

73i  13-  77,  15.  78,  4-  81,  6.  8-  5  «  »*  von 
kommenheit  feiner  Berechnungsweife  übe» 

Anm.  SU  Kp.  71,  14.).     Der  Mond  geht  fc 

wncht  ah  (^^KSl  0  ^^^i^*^-  ^^  wird  nui 
iin4  gebt  alfo  für   die  Erdbewohner   ea& 


Kap.  72.    y.  10.    Kap.  73.   V.  1.        621 

10.     Und  er  macht  leuchtend  in  feinen  übri« 
m  Tagen  die  7  und  die  7  Theile  ^). 

K  a  p*    73. 

1.     Und  einen  andern  Lauf  iind  Gefetz  ^) 
he  ich  für  ihn,  welches  in  jenem  Gefetze  machte 


nämKch  nun  aus  der  Coajunction  mit  der  Sonne,  fo 
dafs  fein  ihm  eigeuthümlicher  Umlauf  wiederum  be- 
merkbar ift. 

43)  (D^fiCMi^l  0%hji:  und  fein  Licht  nimmt 

zu  bis  zu  14  Theilen  (L.)*  BelTer  ift's  auch  hier,  wie 
V.  6  und  9.  durch  Beibehaltung  beider  im  Original- 
texte flehender  Zahlen ,  auf  die  2  Halbkugeln  hiniu* 
vreifen.     Uebrigens  hat  Cod.  Rüpp.  nicht  die  ifle, 

fondern  die  4te Conjug.  P  f\C^*  J  ^i®  ^P*  7I>  47- » 
ihm  folge  Ich  in  der  Ueberfetsung.     In  fi'f'jl^^'m 

OA't:  fleht  OA^I  collective.  Der  Verf.  enthebt 
fich  der  fpeciellen  Darflellnng  des  weiteren  Yerlaufi. 
Die  einzelnen  Siebentheile  der  beiden  Mondesfeiten 
erhalten  nach  und  nach  Licht ,  bis  die  ganze  Kugel 
hell  ifl.  Das  xallmähligg  Fortfehreiten  der  Lichtmafle 
deutet  er  zwar  hier  gar  nicht ,  aber  anderwärts  (vgl. 
y.  3  ff.  und  Kp.  77.}  deutlich  genug  an. 

44)  Anders  als  der  Kp.  73.  erwähnte  Umlauf  des  Mon- 
des ifl  der  in  diefem  Kap.  nachgewiefene  nur  in  fei- 
nem Anfangs  -  und  Endpuncte  am  Himmel ,  und  was 
damit  zufammenhangt,  in  feinem  Stande  zur  Sonne. 
Das  dort  nur  für  diejenige  Periode  des  Jahres,  wo 
die  Sonne  den  Aequator  durchfchneidet,  aufgeflellte 
Gefeta  gilt  im  WeCentlichen  auch  für  dte  übrige  Zeit ; 
darum  heifst  es  auch ,  der  Lauf  der  Monate  bewerk- 
fteUige    in    jenem   Geferae    ein    anderes.      Für   ihn 


622  Kap.  73.    V.  1—2. 

der  Lauf  der  Monate.     Und  alles  zeigte  mir  ITrid, 
der  heilige  Engel ,  welcher  ift  der  Führer  von  ib- ; 
nen  allen.  ! 

2.     Und  ihren  Stand  fchrieb  ich  auf,  fo  wie 
er  ihn  mir  zeigte. 

(/Vi^t)  ^*  1*  für  clen  Mond.  Laurenee  betraditll 
Lauf  der  Monate  nicht  als  Subject  zu  machte  ^  foif 
dem  verbindet  diefe  Worte  mit  dem  FolgeniflPi 
worin  er  Cch  auch  das  in  Farentbefe  GefcbloITene  n 
ergänzen  veranlafst  ßeht :  t^den  Lauf  der  Monie  vU 
alle  (^auf  fie  bezügliche)  Dinge  zeigte  mir**  u.  L  Wi 

Wahrfcbeinlicb  bezieht  er  JBH^C  •  /^^^^  ■^  ^^ 
Die  von  Cod.  Rüpp.  befolgte  Abtfaeilung  ift  unftraii 
tig  die  riebtigere.  Statt  in  jenem  Gefetz  bat  Laureu 
zur  Verdeutlichung:  in  dem  Gefetz  des  Mondes^  iAiM 
jedoch  in  feinen  Codd.  eine  andere  Lefeart  gefnnda 
zu  haben  I  wie  feine  wörtlicbere  Ueberfetsuag  ai 
Rande  zeigt.  l7rieZ  erfcbeint  auch  Kp.  74,  78!  78.1 
als  Oberhaupt  der  Lichtkorper^  und  wird  für  Heood 
nicbt  blofs  in  diefer  Abtheilung  des  Buchet  (Kp.?^ 

7.   12.   77i  12-    78»  2.  5.   79f  I  ff-    SO»   I.)  Lek«^ 
über  die  GeheimnilTe  des  geftimten  Himmeb; 
Kp.  31 9   3-     31  f  2.      Im   2ten  Verfe    beziebt 

^]fr\  Zitron  I  /« Jtfx  (  ßaf iones  )  «orum ,  ebenfo 

V.  I.    t\iYf)p^^l   eorum  omnium  nicht  etwa 

Monate  (AdfA^^l)  V.  i. ,  wie  fchon  der  V.  3- 
brauchte  Ausdruck :  ihre  Monate  lehrt  f  jAndem 
die  vertchiedenen  Mondpbafen  und  Mondes 
Auf  fammtliche  Himmelskörper  et  autzudehacDt 
dert  der  letzte  Theil  von  V.  3.«  wornack  dl 
lige  Zunahme  des  Mondeslichtes  bis  sam  V 
dem  Henoch  gezeigt  wird.     Lawren€9  fiberbui* 
tfj  (nämlich  das  Liebt)  voü  wird  in  15  Tmgtmi 


Kap.  73.    V.  3—5.  623 

3.  Und  ich  fchrieb  auf  ihre-Monate,  fo  wie 
3  find,  und  das  Ausfehen  ihres  Lichtes ,  bis  er- 
illt  find  15  Tage. 

4.  In  einem  jeden  der  einzelnen  7  Theile 
lacht  er  voll  fein  ganzes  Licht  im  Aufgange,  und 
I  jedem  der  einzelnen  7  Theile  macht  er  voll 
sne  ganze  Finßernifs  im  Untergange  ^). 

5.  Und  in  befiimmten  |VIonaten  geht  fein 
auf  einzeln  ,  und  in  2  geht  der  Mond  unter  mit 
BT  Sonne  in  den  2  Thoren ,  welche  in  der  ]\Iitte 
nd,  in  dem  3ten  und  in  dem  4ten  Thore^).  Er 
ebt  hervor  7  Tage  und  macht  feinen  Kreislauf» 


Cod.  Rupp.   ließ    man    aber     C^  T  0  A  T    ( nicht 

45)  Zwifchen  den  Worten   f\f^lJJZ^^l   heim  Auf ^ 
gang€  und  f\f^\J  Ai^l   heim  Untergänge  fchiebt 

die  Parifer  Handfchrift  ein  :    ©HnO^:  ^^  ^^J^J 

ß(CKf^'^  J^np:  K'Ai^f :  und  in  jedem  feiner 
mwei  Siehentheile  macht  er  voll  feine  ganze  Finßerr 
nifs^  d.  i.  beim  Untergänge  (L.)«  Denfelben  Text 
liefert  auch  Cod.  Rüpp.  Ueber  den  Sinn  dea  Verfea 
▼gl«  lu  Kp.  72»  '7-9  wo  faft  diefelben  Worte,  und 
sWar«  wie  es  mir  fcheinty  aus  diefer  Farallelßelle  in- 
terpolirt  vorkamen«  Veranlafst  wird  die  Aeufserung 
durch  den  Schlufs  des  3ten  Verfes.  Obfchon  die 
■  gftnse  Scheibe  bei  der  Nacht  erleuchtet  ift,  tritt  den* 
noch  ein  Untergehen  dea  Mondes  und  damit  totale 
Verfinßerung  delTelben  ein. 

46)^  Der  Sinn  fcheint  zu  feyn,  daCi  der  Vollmond  und 

der  Neumond^  wenn  die  Sonne  in  dem  aten  und  4ten 

'  Thoreifti  d.h«  um  die  Zeit  der  Frühlings-  undHerbfU 

•    Nachtgleiche ,  in  denfelben  Thoren  oder  Tluilen  des 


624  Kap,  73.    V.  6— 7- 

&  und  wendet  fich  wiederum  zu  dem  Thore, 
woraus  hervorgeht  die  Sonne,  und  in  diefem 
macht  er  voll  fein  ganzes  Licht.  Und  er  weicht 
ab  von  der  Sonne ,  und  kommt  8  Tage  in  das  6te 
Thor  y  aus  welchem  hervorgeht  die  Sonne. 

7.  Und  wenn  hervorgeht  die  Sonne  aus  dem 
4ten  Thore,  geht  er  hervor  7  Tage,  bis  fie  hor- 
vorgeht  aus  dem  5ten« 


Himmels^  wie  die  Sonne,  atifgeht  und  untergeht,  wel- 
ches zu  andern  Zeiten  nicht  der  Fall  feyn  kann ;  deDH 
diefe  beiden  Perioden  jiutgenommen ,  ift  die  Stelle 
des  Vollmondes  immer  fechs  Zeichen  von  dem  Platte 
der  Sonne  entfernt,  und  die  zwei  Lichter  mülTen 
dann  nothwendig  an  verfchiedenen  Punkten  deeHim* 
melt  auf  und  untergehen.  Wenn  alfo  die  Sonne  in 
den  Krebs  tritt,  fo  geht  fie  auf  dem  nördlichfie^ 
Funkte  ihrer  Abweichung  von  Oft  und  Weft  auf  un< 
unter,  aber  der  Vollmond  geht  zu  derfelben  Zeil 
auf  und  unter  auf  den  fudlichßen  Punkten  feiner  Ab 
weichung  von  denfelben  Weltgegenden.  Ich  muTi  b 
deft  noch  hinzufügen ,  dafs  die  in  dem  Texte  gep 
benen  zwei  Beifpiele  ßch  ausrchliefslich  auf  diePerioA 
beziehen,  wo  die  Sonne  in  die  Wage  tritt  zur  HefU 
Kachtgleiche  9  fo  dafs  nur  eins  der  ZIeichen  im 
dritten  Thore  zugehört,  und  wenn  fie  in  den  WUie^ 
tritt  zur  Frühlings -Nachtgleiche,  fo  dab  nur  ein 
def  Zeichen  dem  vierten  Thore  zugehört.  (L.)  Da 
letzte  Theil  diefts  Yerfes  bezieht 'Cch  fchon  anfiel 
Zeitraum ,  wo  die  Sonne  das  ate  Thor  berdts  ffl 
laflen  hat«  .  Von  da  an  bis  zum  pten  Verfe  entwidul 
der  Verf.  den  Lauf  des  Mondes  im  Verhiltnib  lai 
Stande  der  Sonne  ^vahrend  derjenigen  Monate,  iN 
letztere  in  4ten  und  5ten  Thore  auf-  und  ntttai{flhl 
iL  b.  im  iften  und  aten  feines  Jahrea  (t^  S.  59kv] 


Kap.  73.     V,  8> 


ms 


8.  Und  wiederum  wendet  er  fich  7  Tage  za 
m  4ten  Thore ,  und  er  macht  voll  fein  ganzes 
cht,  und  er  weicht  ab,  und  kommt  durch  das 
te  Thor  8  Tage. 


Durch  folgende  Tabelle  wird  dieft  deutlich  werdeni 


Sonne. 


Moni. 


Thor.  ^    TagezahL  f  Thor» 


4tes 


30.  (ifterMonat.) 


4tes 


ötes 
4tes 


TagezahL 


7- 


8* 


V.  5. 
—  6. 


6. 
7- 


5tet 


r  4tes 


30.  (3terIVIoDat.)i 


n    ifles 
l  4tes 


7- 
8.') 


—  8« 


8- 
7« 


—  9« 


Die  mit  einem  Kreuz  bezeichneten  Zablen  lind  zwar 
im  Texte  nicht  ausdrücklich  angegeben;  allein  nach 
der  hier  befolgten  Berechnung   des   Verf.  verlaufen 
vom  Neumonde  bis  zum  Vollmonde  15  Tage  (f.  V.  3. 
vgl.  auch  Kp.  77,  7.)  9   alfo  nach  dem  von  ihm  genau 
bezeichneten    Termin   von   7  Tagen    noch   g   Tage. 
JLaurence  hat  diefs  nicht  beachtet ,  wenn  er  sü  V.  6« 
bemerkt :     „Hier  ift  offenbar  in  beiden  Handfcbriften 
etwas  ausgelalTen*     Denn  von  dem  Vollmonde  bis  zu 
dem  Neumonde  werden  nur  acht  Tage  gezählt ,  an- 
fiatt  fünfzehn^    und  von  der  Sonne,    welcher  vorher 
.  ein  Kommen  aus  dem  dritten  oder  vierten  Thore  ganz 
klar  zugefch rieben  wird»  heilst  es',  dafs  fie  aus  dem 
fechfien  Thore  fortgehe:    „i«  das  fechfie  Thor^  von 
welchem  die  Sonne  herausgeht.'^     Ich  vermuthe,  dafa 

nach  den  Worten  Afljf-fl:  (liea  n^hi^:)  "^^^l 
€!ai/«cli)I«TJbor,folgendeausgela(renfind:  (D^lrAh: 


an« 


626  Kap.  73-    V.  9. 

.  .  9c  ■  Und  wiederum  wendet  er  fich  7  Tag 
dem  4ten  Thore,  aus  welchem  hervorgehl 
Sonne. 


rtA'U:  ^TOA:  ri'qf^^^:  WC\i1:  und  ke} 

fißhen  Tagen  zu  dem  dritten  Thore  zurUck,    Diefe 
fchiebfel  alfo,  welches  jedoch  unterfcbieden  ifl 
Texte,  habe  ich  hlnzuzufetzen  gewagt. ^^     Es  ili 
ohne  diefen  Zufatz  verftändlich,  auch  hat  Cod.  1 
ihn  eben  fo  wenig,    als  die  Codd.   Bodl.  und 
Die  Schwierigkeit  9  welche  Laurence  in  den  W 
findet:    das   6t^  Thor ^    aus  welchem   hervorgeh 
Sonne ^  hebt  ßch  fehr  leicht.     Der  Verf.  kann 
dings  nach  dem  ganzen  Zufammenhange  (vgl.  di( 
hergehende  Tabelle)  durchaus   nicht  andeuten, 
die  Sonne  jetzt  im  6ten  Thore  aufgehe  (aber 
nicht  im  dritten ,   wie  Laurence  glaubt) ;  denn 
ift  ja  wahrend  der  ganzen  Zeit  im  4ten  Thore  ge 
(vgl.  5  und  7.).     Die  Worte  heifsen  nur:  das  6t 
.  Sonne  zugehörige  Thor,  aus  welchem  He,  aber  fr 
erfi  au  anderer  Zeit ,  in  dem  3ten  und  4ten  M 
(Tgl.  S.  590.))  aufgeht.     Aber  auch  in  einigen  ai 
Stucken  kann  ich  Laurence*s  Anficht  von  diafen 
üan  nicht  billigen.      Schon   im  Anfange    von 
iafst  fich  feine  Ueberfetzung,   wenig(^eaa  nach 

Texte  des  Cod.  Rüpp. :  ?(t\(SfC  J  f^^W^Z  If :  i 
nicht  rechtfertigen:  In  h^ßimmten  Monaten,  d 
er  {feine ^  Untergänge  („üi  fettings");  und  dl 
ihm  unmittelbar  darauf  folgende  Satz:  und  i 
ßimmten  Monaten  nimmt  („  makea  <^)  er  feinen 
(durch)  jedes  (TAor) ,  worin  das  von  ParentheCe 
chan  UmfchloITene  blofs  fupplirt  wird ,  fehlt  ii 
mir  vorliegenden  Handfchrift.  Zu  den  Wortei 
-zwei  (auch  V.  5.)  ergänzt  er  TAera;   »Uein  I 


Kap.  73.  V.  10—11.  tnn 

10.  So  fahe  ich  ihren  Stand ,  fo  wlft  iiach 
r  Ordnung  ihrer  Monate  aufgeht  und  untergeht 

5Soxin**0-  ''.  ' 

11.  '  Und  zu  diefen  Tagen  werden  mnziige- 
gt  in  5  Jahren  30  Tage  und  kommen  der  Söhne 
[•    Und  all^  die  Tage^  Weiche  einem  J^ve.Von 


:t:.;,» 


wahrfcheinlicb  iÖ:  Monate  dabei  auigelalfepV^jda  die 
Thore'kurz  nachher  vorkommen.  Nach  d'er'Erwah- 
nung  des  3ten  und  4tenThores  fchiebt  er  ein:  ^^Von 
dem  S^en  Thore*^^  was  nicht  einmal  ricb'tjg/ifii  et 
müfste  jedenfalls  vom  vierten  heifsen.  Dagegen  find 
V.  7.  Eßine  Ergänzungen  richtig:   Mond  als  dubject 

des  Verbi   £(Dö7\  :  vwo  es  dus  2te  Mal  fieht,  und 

W  •••  '      .      \  .    .  ■'•■•II.' 

Thor  SU  der  Zahl  am  En.do  de^  Verfes..  .  DM;3te  und . 
4te  Thor  liegen  allerdings. ji^  d^ei:  Mitte,  Wfü^i^nd  das 
iße  und  6te  die  äurserfien,«:|ind  zwar  diefe»  auf  der 
Nordfeit;e »  jenes  auf  der  SüdfQite  des  Aequators  find. 

V.'s.  dient  P^Ö^J?'I  circumit  zur  grafseaniVeran- 
fchaulichung.  Im  4tenThore  verweilt  alfo  der  Mond 
von  Neumonde  bis  sunt  Vollmonde  und  von  1  letzten 
Viertel  an  bis  zu  feinem,  gänzlichen  Verübhvkrinden  * 
auberdem  vtrährend  des  ißen  Monats  im  6teq  Thore 
und  während  des  3ten  Monats  im  jfien  Thore  vom 
Vollmonde  bis  zum  letzten  Viertel.  ',.  ; 

47)  Der  Verf.  will  diefe  Betrachtung, nicht  vi^etter  fort» 
fetzten,  und  doch  zugleich  der  Anficht  begegnen,  dafa 
er  nur  das  genau  Dargeftellte  gefehen  haben:*^öchte ; 
daher  wiederholt  er  hier  zum  Schlufs  noch  difi  fchoa 
V.  3  —  3.  dagewefene  Notiz,  dafs  er  den  Stand  der 
beiden  Hauptlichter  des  Himmels  (denn  auf  diefe  ift 
das  Pronomen  in  dem  Satze:  ihren  Stand  doeh  wohl 

.  %n  beziehen)  durch  alle  Monate  hindurch  kennen 
gelernt  habe. 


628  Kap.  73.    V.  11. 

^M'eix  5  Jahren  zukommen ,  betragen  364  Ta<re, 
und  es  kommen  ihr  und  den  Sternen  6  Tage  zu 
Ton  den  5  Jahren,  je  6,  es  kommen  ihnen  zu 
30  Tage  *^), 

4g)  .Das  alte  Jahrbeftand  nach  der  allgemeinen  Red- 
noDg  nur  aus  360 Tagen.     Da  nun  aber  das  Moadcn- 
jahr  nur  354  Tage  hatte ,  fo  war  das  Scumenjabr  um 
j£chs  Tage  in  Einem ,  und  dreifsig  in  5  Jahren  gro- 
fser.  (L.)     Der  Verf.  felbft  nimmt  allerdings  das  Jahr 
.zu  364  Tagen»  wie  er  in  diefem  Yerfe  ohnehin  siu- 
drücklich  bemerkt;   allein  bei   der  Beßimmung  dei 
Unterfchiedes  zwifchen  Sonnen  -  und  Mondenjahr  halt 
er  ficb  hier  noch  an  die  gewöhnliche  ,    der  Wahrheit 
'  minder  nahe  ko\nmende»  Rechnunga weife.     Dagegei 
'  ift  V.  14.  dem  Syßeme  des  Verf.  gemafa  die  DifFereci 
swifchen  beiden  Arten  Von  Jahren  auf  10  Tage  b^ 
fiimmt.     Die   Sterne    werden    hier  und    auch  toti 
'  (Kp.78>  I-4-   8If  5)  m^t  der  Sonne  sufammeDgeitellt 
und   dem  Monde    entgegengefetzt.      IDer  Inhalt  da 
laten  Verfes  folgt  ganz  einfach  aus  dem  V.  11.  b^ 
merkten,    weCshalb  ihn  Laurence  durch  fo  dafs  uf 
knüpft.     30  Tage  weniger  kommen  auf  5  Mondes* 
' '  jähre  zu  354  Tagen ,  wie  fie  der  Verf.  nach  V.  i^ 
•annimmt;  der  Zeitraum»  binnen  welchem  jener  Cb* 
terfchied  fich  geltend  macht ,  mufs  aus  V.  u.  hiDza- 
gedacht  werden.     Im   ilten  Verfe  äiSerlit  Laurena 
nur  wenig.     Im  Anfange  hat  er:    t^Zu  diefen  Zeitn 
iß  ein   Ueberfchufs  (excefs)  da  von  30  Tagen ,  iff 
Sonne  angekÖrig ,   in  5  Jahren  **  t  nach  der  aten  £r* 
wShnung  der  5  Jahre  lieft  man  bei  ihm :   „weiui  f» 
vollfidndig  *^f  wofür  Cod.  Rüpp.  nichta  Entfprecfaes* 
des  gewährt ,  und  endlich  fchiebt  er  vor  dem  letstts 
Satze  des  Verfes  fo  ein,  ohne  durch  feinen  Text  dl» 
genöthigt  zu  feyn. 


Kap.  73.  V.  12^13.  629 

12.  und  geringer  als  die  Seime  und  die  Sterne 
ift  der  Mond  um  30  Tage, 

13«  Und  der  Mond  läfst  kommen  die  Jahre 
D^enau^''),  ße  alle»  dafs  ihr  Sund  in-Ewigkeit  weder 

49)  Nachdem  derSohriftfieller  den  gröüitim  Uttifimg  des 
Sonnenjahret  ror  ^m  Mondelijahre  na^h  der  gemei- 
nen Rechnung  angegeben  bat»  ll^nkt  er.nnn  die  Auf« 
merkfamkeit  auf  das»  was  et  fut^e richtige  Rechnung 
hält,  d. her  rechnet daaSonnenjahT2n!'364 Tagen.  Das 
Genauere  über  das  Fortfehreiten  der*  Sonne  durch  die 
verkhiedenen  Thore  des  HiinniiBra  und  die  beßimmta 
Zeit  I   welche  fie    in  jedem  bleibt »  -hat  er   bereits 
Kp.  71»  y*  IG ^-43*   gegeben;   tüid  hieraus  erheUt» 
dafs  er   feine' 4' übersäUigeti'  Ta'g6;-d^n    4  Vierteln 
des  Jahres  beifügt »    nämlich '  der  *  Frühlings  «Nacht- 
gleiche»  dem  Somiberfolftitium».  der  Herbfi- Nacht- 
gleiche und  dem  WinterfolfUtiüm.  -    WSife  er  mit  der 
Weisheit  der  Aegyptier  bekannt  gewefen»  fo  würde 
'     er  das  Jahr  nicht  zu  364  Tagen  'gerechnet   haben ; 
denn  lange  vor  leiner  Zeit  berichtet  Herodot  (Hifior. 
II»  4.  p.  9t-  ed.  Gale)^  dafs  es  -in  Aegypten  su  365 
Tagen  gerechnet  worden  fey*:    hidy^ag  avti  nStw  Irog 
«Im  ^fUqa^  «c?9e|  red  agi^ftov,  ßi  f  argen  jedtm  Jahre 
fünf  überzählige  Tage  hinzu  {L.f. '- Lüche  (VerC  e. 
vollft.  Einl.  in  d.  Offenb!  S.  64*'}'  btfhaupt^t   zwar: 
»»Die  aßrohomifchen  KenntnilTe'  des' Buches  weifen 
entweder  nacH  Aegypten  oder  Chatdäa:    Ift  das  Buch 
urfprünglich  griechifdh  gefchrieb(^ri»'*fö 'würde  diefs 
für  Aegypten  fprechen.     Dazu  kommt  ider  frühe  Ge- 
brauch AeM  Buches  in  den  Teftankentcn  der  ewölf  Pa- 
triarchen»     einem   doch   wahrfoheialieh  agyptiCchen 
Produkte.^*     Indefs   nimmt  eben  .derfplbe  Gelehrte» 
mit  Rückficht  auf  die  hier  und  fonift  (Kp.  71,  43. 
74f  4*  81»  ?•  ZI')  anpfoblene  Bereohnung  des  Jahres» 


•  l 


V»   I 


630  Kap.  73-    V.  13. 

auvor  eile,  noch  rerziehe  um  einen  Tag,  foncl 
wechfeln  lafle  das  Jahr  richtig,  genau  in  je  i 
Tagenl  3  Jahre  haben  der  Tage  1092,  und  5  Ja 
1820  Tage,  fo  wie  find  8  Jahren  2912  Tage. 

jene  Gombinßtion  felbfi  wieder  zurück,  indem  er 

"•     zufügt^..,, Allein  die  conftante  Berechnung 'des  Jai 

Bu  364:Tagen,    welche  von  der  i^egyptifchen, 

:..  .von  jeder  andern  uns  bekannten  des   Altertbums 

weicht, -widerfpricht."    .Auf  je^qn  Fall  wäre  ui 

!.  .:   .greiflic^f  wie  der  Verf.  auf  fein  unTollkommenet  i 

.,    nenj^hr  hätte:  gerathen  können,  wenn  ihm  das  v 

.    . ;  kQfnnexief e  ägyptifche  von  365  Tagen   ( vgl,  Id 

Handb.  d.  mathem.  u.  techn.  Chronol.   i  Tb.  S.  94 

bekannj^gewefen^ware.     Im<>ibsigen  ift  die  Vorfiel! 

.. /; deCTetbe?  yon^i Monaten^  jeden  zu  30  Tagen  (ß 

I  .       tQucMvpniiuQoiy^  zu  welchen  etliche  Tage  hinzugei 

,  ^.  (^lii^^f  inayofiirm')   werden,  müfsten,     allerdings 

.  ,-,    «gyptifchen    analog;    vgl.    Cemini  Ifagog^   in  i 

pl\aenoin.  c.  6.  und  Htrodot  a.  ^.  Q.     Dafs  die  C 

dßer  Cch- frühzeitig  miteßronomifchen  Beobachtun 

.  ,,   berchäftigten,  ^bedarf  keines  Beweifes;    allein  a 

ihre  Berechntingy  fo  weit  fie  uns  bekannt  ift,  iftni 

die  des  Buches.  Henoch  (Jdcler  a.  a.  O.  S.  207.).  i> 

ift  ^  fej^r  wahrfcheinlich,  dafs  in  fiabylonien  imii 

gerlichen  Leben  nach  Mondenjahren  gerechnet  wo: 

(JdeUr^Wi.  a.  O«  5.  205  ff.).     Eine  gFofse  und  weTc 

liehe  Bedeiitung  für  die  Zeiteintheilung  gfifteht  st 

der  .V/erf.  des-  Buches  Henoch  dem  Monde  zu.  iodi 

er  läge:  tr  führe  die  Jahre  (fC^Fi^<^:  eigeotl 
1  venufmtes'reddit  leos]),  Diefs  fiimmt  aber  fahr  w< 
snit  der  Vorausfetsung,  dafs  daa  Werk  jüdifeken} 
.  fpmngs.ift,  und  kann  nicht  als  Beweiaanittd  ea 
die  Ableitung  deflelben  von  einem  Paläßmimfer  I 
nutat  werden. .  Das  Entücheidende  liegt  in  der  ] 


Kap.  73-   V.  14,  631 

14,  Dem  Monde  allein  Itommen  zu  /»n  Ta- 
len für  3  Jahre  1062  Tage,  und  in  5  Jaliren  ift 
T  geringer  um  50  Tage  [denn  an  feinem  Ausgange 
-erden  unter  1000  hinzugefügt  62  'tage']  ^  und  es 
nd  für  5  Jalire  1770  Tage,  wie  dem  Monde  für 
Jahre  an  Tagen  2«32Tage  ^^). 

filmmung  des  Sonnenjahret  nach  der  Lerrfchenden 
YolksaDlicht  zu  360  und  nach  des  Verf. 's  Meinung 

«u  364  Tagen.  ^"jOi^^^ :  fedes  eorum,  die  Stelle, 
"welche  die  Jahre  in  der  Reihe  eini^hmen ,  fteht  col- 
lectire»  wie  die  damit  verbundenen  Verben  seigeup 

sn  denen  auch  p^£\flhl  \J^(^'t'l  immutant  annos 

in  gehören  fcheint.     fiPiJi^Vl  wie  V.  l6.  jure,  alfo 

wie  ficVs  gfhührt;  Laurence  zieht  es  mit  '^  7  ^  ^  J 
accuratt    zufammen:     „in    genauer    Beßimmtheit.  ** 

.  Derfelbe  fcheint  ^CA^  t^  l  gelefcn  zn  haben  und  über- 
fetzt demnach:    yfdafs  die  Jahre  wechfeln**'  u.  f.  w. 

^)  Wenn  V.  13.  fich  mit  dem  Sonnenjahr  befchaftigte, 
und  zwar  nach  den  eigenthümlichen  Vorftellungen 
des  Verf.,  fo  haben  V.  14  — 15.  es  mit  dem  Monden* 
Jahre  zu  thun.  Sonderbar  ift  es,  dafs  die  Summe  der 
Tage  im  einzelnen  Monden] ahre  ausgelaflcn  und  nur 
die  yon  3 ,  5  und  g  Jahren  nebft  der  Differenz  von 
fo  viel  Sonnenjabren  angegeben  wird.  Es  betrHgt 
Ein  folches  Jahr  aber  ofiPenbar  354  Tage  und  dem- 
nach der  Unterfchied  zwifchen  ihm  und  dem  Sonnen- 
jahre des  Verf.  10  Tage.  Zu  den  Worten :  er  ifi  ge- 
ringer V.  14.  fupplirt  Laurence:  als  die  Sonne ^  und 
sa  dem  ahnlichen  Ausdruck  im  Anfange  von  V.  15. : 

•'  als  diejenigen  der  Sonne»  Den  von  mir  in  Klam- 
niem  eingefchloflenen  und  im  Druck  ausgezeichne- 
ten Satz  halte  ich  für   eine  blofse  Glofle,  wodurch 

l  die  vorhergehende   Anga^:e  bekräftigt   werden    foU. 

41 


aus  i  das  Pronomen  hann  nur  auf  den 
werden.  '  t>!e '  Zahl  locxs  bat  der  e 

"  feteer  bloF*  als  ootbwendige  ErgSnsu 
iietet  Ca  aber  virklicb  dar.  Die  Fri 
recht  psK'eDd  von  dem  Untereinandi 
addirendett  Summen.  Laurtnce  nim 
GlofTe  Erfcheinende  zum  Vordeifatze  fi 
„denn  wird  ein  Zufatz  (addition)  j 
JOÖ2  Tagen ,  fo  find  in  5  Jahren"  u.  1 

'  Fall  würde  hier  die  Partikel  denn  \ 
Seyn.  Auf  gleiche  Weife  verknüpft  11 
Jß  Sacy  (Journal  des  Savans,  ig32. 
diefcSätue,  fupplirt  aber  freilich  etvi 
denn  fügt  man  xu  ic62  Tagen  (^die 
Derfelbe  Gelehrte  deutet  übrigens  d 
der  Verf.  Perioden  von  3,  5  und  g  Ja 
fcbeine.  Diefs  ift  mir  fefar  wahrfc 
auFserdem  wäre  eine  folche  Berechnun 
leicht  felbft  tnacheu  konnte,  fobald 
des  einzelnen  Jahres  x^ufste,  doch  gi 


Kap.  74.    V.  !•  «33 

Kap.    74.  «•) 

l.  Und  Führer  der  Häupter  der  Taufende 
Bnd)  diejenigen,  welche  über  der  ganzen  Schö- 
Pung  und  über  allen  Sternen,  und  mit  den  vieren 
indj,  welche  hinzugefügt  werden ,  und  welche 
cht  getrennt  werden  von  ihrer  Stdle,  nach  der 
tnzen  Berechnung  des  Jahres. 


theiltn ;  der  Plural  geht  auf  jene ,  der  Singular  an£ 
diefe.  30  Tage  ali  die  gewohnliche  Lange  eines 
Monates. 
83)  Dia  allgemeinen  Betrachtungen,  welche  fchon  ia 
den  letzten  Verfen  des  73fl;en  Kapitels  an  die  Dar« 
ftellung  der  Eigentbümlichkeiten  des  Mondes  ange« 
knüpft  worden  waren ,  fetzt  der  Verf.  hier  fort  und 
verweilt  befonders  dabei,  dafs  Uriel  ibm  alles  das 
gezeigt  habe,  was  in  den  zunacbft  vorbergebendea 
Kapiteln  ausfübrlicb  befprocben  ^worden  war.  Nach 
den  auch  in  andern  AbCcbnitten  des  B.  Henocb  berr« 
Ichenden  Vorftellungen  wird  die  Bewegung  der  Hirn« 
melskÖrper  gewiflen  Intelligenzen  zugefcbrieben,  wel- 
che fie  leiten  und  regeln  (vgl.  Anmerk.  zu  Kp.  5g, 
4  und  9.)*  Ueber  die  hier  nur  ganz  kurz  bezeichne- 
ten Fübrer  und  Häupter  der  Taufende  verbreitet  lieh 
genauer  Kp.  gl,  lO  ff.  Laurence  überfetzt  Y.  x.  mit 
Airkerer  Ergänzung  2  ^^(Diefefind)  die  Führer'  ■  ■  ■, 
{diefe)t  welche  (vorfiehen)  aller  Schöpfung.*^  In  dem 
Satse :  tfUnd  mit  den  vieren^*  fupplirt  er  Tage^  wor« 
•of  nach  Y.  3-  die  Zabl  allerdings  geben  mufs ,  labt 
dagegen  darin  die  Copula  aus  und  trennt  ihn  durch 
Semikolon  vom  vorbcrgebenden,  fo  dafs  derfelbe  un« 
Tollftandig  erfcbeint.  Der  Sinn  kann  nur  diefer  feyn: 
lene  Fübrer  üq^  auch  bei  jenen  4  Scbalttagen  wirk* 
(an;  eine  fokfae  Wirkfamkeit  fetzt  aber  ihre  Nähe 

41  * 


034 


Kap.  74.   V.  2— 3. 


2.  und  diefe  bedürfen  *^)  der  4  Tage,  wel- 
che nicht  berechnet  find  in  der  Berechnung  des 
Jahres. 

3.  Und  ihretwegen,  über  fie,  irren  die  Men- 
Ichen  fehr;  denn  diefe  Lichter  bedürfen  in  Wahr- 


dabei  voraus,  daher  wird  die  Partikel  (^flAi  »• 
gewendet,    während  bei  den  vorher  genannten  G^ 

genfländen  «^Hl  fuper  gebraucht  worden  war,  tui 
ihr  Verhältnirft  zu  denfelben  deutlicher  zu  machen« 
Ueber  die  AuslalTung  des  Wortes  Tage  bei  der  ZiU 
vgl«  Ludolf  gramm.  p.  I41.  Sie  werden  nickt  f^ 
trennt  von  ihrer  Stelle ,  ße  haben  ein  für  alle  3U 
einen  ihnen  im  Jahre  angewiefenen  Platz,  welcher 
V.  3.  näher  bezeicbuet  wird.  Die  4  Schalttage  CK^ 
81»  50  folgen  nicht  unmittelbar  nach  einander,  loo-j 
dern  fallen  zwifchen  die  4  Yiertheile  des  Jahres  (rgL; 
Anmerk.  zu  Kp.  73,  130* 

53)  In  dem  Satze:   7\/V:  JP^I^Sß:  mufa  das  S* 

ject  elu  (diefe)  wohl  auf  C^jh^f^l  (^Führer) 
zogen  werden.     Nöthig  haben  iie  diefer  Tage, 
ein  nach  des  Verf.  Anficht  voUßändiges  Sonnen! 
jzu  erhalten.     In  der  gewöhnlichen^  wie  der  Verl 
zufetzt,    aber  unrichtigen  (vgl.  V.  3.}  Berechn 
wornach  dem  Jahre  nur  360  Tage  zugefchrieben 
den ,  fehlen  diefe  4  Schalttage.     Ueber  fie  rerbn 
Cch  auch  V.  3.,  deflen  Inhalt  Kp.  gl,  6*  üaft 
wiederkehrt.      Im   Anfange    des    3ten    Verfes 

OnhlllrAl/^'^:  propter  eos  durch  du 

gende  (^0^1  de  iis  verRarkt.      Lichter  fcheiat 
diefem  ZuCammenhange  ganz  unpafiend  ;  hocUl 
fcheinlieh  bezeichnet  der  Verf.  damit  Tage» 
ungewöhnliche  AusdrucksweifeH  finjiea  fich  bei 


Kap,  74.    V.  3  — 4.  635 

ne  Stelle  des  Weltlaufes,  eine  in  dem  Ißen  . 

und  eine  in  dem  3ten  Thore,  und  eine  in 
en»  und  eine  in  dem  6tcn  Thoxe. 

Und  es  wird  vollendet  die  Genauigkeit 
3ltlaufes  hei  jeder  3641ten  Stelle  des  Welt' 

Denn  die  Zeichen  ^*) 

rhaupt  (vgl.  S.  599.  in  Anmerk«),  und  kier  in 
ifelben  Satze  (vgl.  auch  Y.  4  und  g6,  6.)  fcbeint 

\lf^  l  wohl  nur  den  Begri£F  der  Zeit  zu  enthalten, 

in  ähnlichen  Stellen  ftatt  delTen  Jahr  (^^^:) 
lt.  Weil  die  Unterfcheidong  der  Tage  durcht 
ht^  herbeigeführt  wird,  können  Ce  geradezu  Lieh' 

,  Heüigkeiten  heifsen.     Wird  doch  auch  K^\ltil 

rgen  häufig  für  Tag  angewendet  (f.  Anmerk«  au 

.719  130*     Lawrence  überfetzt  Alam  hier  durch 

Id  (Welt),  Kp.gl»  6.  aber  durch  ag9  (Alter»  Zeit). 

habe  dafür  Weltlauf  gewählt »  welches  auf  einen 

träum  (Periode)  hinweift  und  doch  zugleich  die  ' 

mologie  berückfichtigt.    Zu  der  Zahl  eine  vor  dem 

&e :  in  dem  ißen  Thore  fupplirt  er  Tag ;  vielmehr 

der  Verf.   manbar  (Stelle)  dabei  in  Gedanken. 

4ten  Verfe  drückt  Laurence  alam  nur  einn.al  aus, ' 

2te  JVIal  gebraucht  er  ftatt  delTen  das  Pronomen. 

^9^%I  V.  4.  nach  Ludolf:  exacta  convenientia ; 
wence  überfetzt  es  Harmonie»  Der  Verf.  will  fa- 
:  der  ganze  Weltlauf  ( das  Jahr )  geht  zu  Ende 
ide  mit  364  Tagen.     Ueber  diefe  Zahl  vgl.  Kp« 

42.   73f  13.    8lf  7-  "• 

\'l\fi^C^l  entfprcchen  den  Bildern  des  Thier- 
[fes  9  in  welche  die  Sonne  und  Mond  eintreten,' 
r  nach  der  Vorftellung  des  Verf.  die  verfchiedenen 
>re.  durch  welche  fie  auf ^  und  untergehen  ( f. 
teA.  zu  Kp.  7I9  4.),  vorzüglich  aber  die  beiden 


>  • 


636  Kap.  74.    V.  5  —  10. 

5.     und  die  Zelten » 
,  6.     und  die  Jahre , 

7.  und  die  Tage  zeigte  mir  Uriel,  der 
welchen  fetzte  der  Herr  der  Herrlichkeit , 
Ewigkeit  ift,  über  alle  Lichter  des  Himme 

8.  am  Himmel  und  in  der  Welt,  dafj 
gierten  an  der  Oberfläche  des  Himmels,  i 
fchienen  über  der  Erde,  und  würden 

9.  zu  Führern   des  Tages  und  der 
die  Sonne,  und  den  Mond,  und  die  Sten 
alle  Diener  des  Himmels,  welche  ihren  1 
machen  mit  allen  Wagen  des  Himmels. 

10.  So  zeigte  12  offene  Thore  Uriel 
das  ümkreifen  *^)  der  Wagen  der  Sonne  ai 
mel,  aus  welchen  hervorgehen  die  Füfse  der 


Aequinoctial  -  und  Solftitialpnnkte  (vgl.  Ann 
71,  170*  Unter  Zeiten  verfteht  Laurence  Jt 
ttn,  worauf  das  Wort  indefs  nicht  nothwe 
fcbrankt  werden  mufs.  So  kleine  Verfe, 
Laurence  hier  nach  feinen  Codd.  gibt,  hat  Co 
nicht.  Auch  trennt  letzterer  V.  7  und  g. 
fonderbar;  denn  bei  Laurence  beginnt  der 
des  Himmels  den  gten  Vers ,  welchen  ich  ] 
herübergezogen  habe ,  obfchon  ich  fonft  die 
ce^fche  Abtheilungs weife ,  da  fie  in  der  iften 
lung  einmal  fiatt  hat,  beibehalten  zu  müITea  j 
habe.  '  Statt  am  Himmel  V.  g.  hat  Laurence : 
melf  wie  man  allerdings  auch  iiberfetzen  kam 

felbe  läfftt  V.  7.  nach  Herrlichkeit  HACl/V 
y«  9.  ift  im  Cod.  Riipp.  wieder  gar  nicht  t< 

getrennt.     Diener  ^^  )?jr\r  X  * 

S5)  YinvA  r  die  Rundung f  daher  öfters  in  did 
fcbnitto  de«  B.  Henoch  von  der  Sonnen*  und 


Kap.  74.    V.  11—12.  637 


11.  Und  von  ihnen  gehtraus  Wärme  auf  die 
rde,  wenn  lie  geöffnet  werden  in  den  Zeiten, 
'dche  ihnen  befümmt  find,  und  für  die  Winde, 
ad  für  den  Geift  des  Thaues,  wenn  geöffnet 
erden  in  den  Zeiten  die  Oeffnungen  an  den 
immeln  über  den  Enden. 

12.  Zwölf  Thore  fal^e  ich  am  Himmel  an 
m  Enden  der  Erde,  aus  welchen  hervorgehen 
mne ,  imd  Mond ,  und  Sterne ,  und  alle  Werke 
'S  Himmels  vom  Aufgange  imd  vom  Untergange« 

kugel  (vgl.  Kp,  71,  6.  7a,  l.  6.  77f  3-  4- 18-  8Ii  SOf 
hier  wohl  circuituSy  wie  et  auch  haurence  fafst,  odec 

das  runde  Rad.  A  iC  !  pedes  (vgl.  Kp.  64,  2.)  über^ 
fetzt  haurence  yon  den  Strahlen  der  Sonne  ,<  wobei 
er  lieh  wohl  auf  Ludolfs  Vermuthung  (Lex.  Aethlop. 
col.  3gO.}  ßützt.  Allerdings  wird  ^er  Ausdruck  wohl 
davon  verftanden  werden  müITen«  Sttitt ZeitenW.  II. 
überfetzt  Laurence  beide  Male  Jahreszeiten^  was  aber 
zu  fpeciell  fejn  möchte.  Derfelbe  fetst  nach  heßimmt 
ßnd  ein  Funct,  und  hat  vor  dem  folgenden  Satze: 
ttSie  find*^,  was  aber  im  Cod.  Riipp.  nicht  fieht.   '  Im 

letzten  Theile  des  iiten  Verfes  drückt  er  C'^T^J  . 
Oeffnungen  nicht  aus ,  fondern  wiederholt  das  Parti- 
cipium  geöffnet  9  und  fetzt  unmittelbar  vorher  ein 
Semikolon.  Diefelben  Thore  ^  welche  die  Him- 
melskörper an  unferm  Ilorizont  hervortreten  laden, 
machen  es  auch  dem  Winde  möglich,  über  die  Erde 
SU  wehen.  Auch  andere  phyßfche  Erfcheinungen, 
wie  der  Thau,  der  bier  nur  beifpielsweife  angegeben 
iftf  erklärt  fich  der  Verf.  durch  jene  offenen  Thore, 
die  feine  Fhantaüe  über  das  Ende  der  Erde  fetzt. 
Ausführlicher  handeln  davon  Kp.  75  und  76.;  vgl. 
aufserdem  Kp.  33,  3.  35,  i.  41,  2*  Geifi  des  Thaues  v 
▼gl*  58f  12. 


638  Kap.  74.    V.  13—15. 

13.  Und  viele  Fenfier  find  geöffnet 
rbchten  und  auf  ihrer  linken  Seite  *^). 

14.  Und  eines  der  Fenfter  macht 
Zeit  heifs  die  Hitze,  wie  jeneThorc,  auj 
hervorgehen  die  Sterne  nach  ihrem  Gefc 
in  welchen  fie  untergehen  nach  ihrer  Za! 

15.  Und  ich  fahe  die  Wagen  am 
laufen  in  die  Welt  oberhalb  und  unterl 
Thore,  in  welchen  fich  wenden  die  Sterr 
nicht  untergehen.  Und  einer  ilt  gröfs« 
all^ »  und  diefer  geht  um  die  ganze  Wel 


5j5)  Vgl.  Kp.  71,  5.     Im  Anfange  von  V.  I4 

*  chem  Kp.  71,  II.  zu  vergleichen  iß,  übe 
rence  wieder  Jahreszeit  und  ergänzt  dav 
jectivum  gewiffe.  Nach  Hitze  fetzt  er  ein 
fahrt  dann  fort:    ,,<So  find  auch  jene  Thor 

im  Cod.  Rüpp.  fteht  a'.>er   HTl^;  Jicut 

•  modum.  Im  i^ten  Yerfe  hat  Laurence  : 
Himmels i  der  Ausdruck  des  Cod.  Rüpp.  il 
«ngemelTener.  Ueber  diefe  Wagen  vgl.  Kj 
72»  2«  79)  6.  Statt  oberhalb  und  unterhai 
Laurence  blofs  über.  Der  Verf.  will  ändi 
der  Lauf  der  Geftirne  nicht  auf  jene  12 
Sonne  und  des  Mondes  befchränkt  fey ;  I 
obachtung  des  Himmels  konnte  es  ihm  bicI 
dafs  zu  beiden  Seiten  der  Himmelsgegenden, 
und  Mond  auf-  und  untergehen,  zähllolü 
Sternen  fich  befinden.  In  den  letzten  "VI 
I5ten  Verfes  kann  wohl  nur  die  Sonne 
werden.  Von  den  Thoren  der  Sterne  If 
Kp.  32,  3.  3.   33^  2.   35,  X«  a. 


Kap.  75.    V-  t— 2.  639 

Kap.  75.    Sect.  XV.^^) 

1.  Und  an  den  Enden  der  Erde  fahe  ich  12 
ore  geöfl&iet  für  alle  Winde,  aus  welchen  her- 
rgehen die  Winde  und  wehen  über  die  Erde. 

2.  Drei  von  ihnen  find  geöffnet  im  Antlitz  *®) 
1  Himmels ,  und  3  in  Untergang ,  und  3  zur 
chten  des  Himmels ,  und  3  zur  Linken.     Und 


<7)  Nach  dem  FariferManufcript  (L.)>  auch  nach  Cod. 
Rüpp.  Die  Section  umfaftt  Kp.  75 — gl.;  ver- 
wandten Inhalts  ßnd  aber  nur  Kp.  75  und  769  da 
Kp.  77  ff.  im  Wcfentlichen  das  wiederholen,  was  Kp. 
7j  —  7^.  fohon  berückßchtigt  worden  war»  nur  mit 
einseinen  neuen  Bemerkungen,  und  entfchiedener  Be- 
ziehung auf  Henoch  und  feine  Familie.  Die  beiden 
zunachft  folgenden  Kapitel  handeln  von  den  verfchie» 
denen  Winden  und  denjenigen  phyfirchen  Erfcheinun* 
gen,  welche  davon  begleitet  zu  werden  pflegen.  Ver- 
anlagung, hier  davon  zu  reden,  gab  unftreitig  die 
Vorftellung ,  dafs  Ce  aus  gewiflen  Thoren  hervorbre- 
chen ,  wie  die  Sonne  und  der  Mond  durch  beftimmte 
Thöre  der  Oft-  und  Weßgegend  gehen.  Die  Zahl 
diefer  Thore  ift  diefelbe,  wie  dort,  aber  es  find  an- 
derer denn  fie  befinden  fich  an  allen  4  Weltgegenden. 

\S)  »^  *  dax  Geficht ,  die  vordere ,  der  Riickfeit^  ent- 
gegenftehende  Seite,  alfo  hier  die  IMorgengegend,  wie 
etwas  -weiterhin  ausdrücklich  gefagt  wird  und  auch 
der  Gegenfatz  Untergang  lehrt.     Im  Aethiop.  ift  die- 

fes  durch  f^\JZr>rf\l  ausgedrückt;  nachher wechfek 

Q^rA  l  Ahend  damit  ab.  Die  geographilche  Beftim- 
mung  der  Weltgegenden  ift  hier  wie  im  A.  T.  Dem 
gemils  mufs  auch  der  Sata:  ,,i«nd  drei^  hinter  denen 
zur  Linken^  g^gen  Mittag^*  vecfiaudeu  werden;  die 
imr  lAnkek  find-  nämlich  die  nördlichen  und  die  3  (ud- 


640  Kap.  75.    V.  2  —  3/ 

die  3  erßen  find  diejenigen,  welche  gegen  Morgen, 
und  3  gegen  Mitternacht,  und  3,  hinter  denen 
zur  Linken,  gegen  Mittag,  und  3  gegen  Abend. 
3.  Durch  4  von  ihnen  gehen  hervor  Winde 
des  Segens  und  des  Heils.  Und  aus  den  8  übrigen 
gehen  hervor  Winde  der  Züchtigung;    wenn  £e 

lieben  liegen  hinter  ihnen,  wenn  man  von  MittemiGlit 
um  die  Erde  herum  nach  Mittag  fortfcbreitet.  Der 
(chädliche  Wind  i(t  nach  V.  3.  häufiger  als  der  fegensrei- 

che.  IlA^*  HciZ  überfetzt  Laur^nc«  hier  und  V. 5. 
7.9.  IG  und  13.  durch  health^  wohl  in  der  Bedeutucj 
Cejundheity  was  zu  fpeciell  wäre.     Bei  der  Zahl  acht 

drückt  er  AAYVj  illu  caeteri  Dicht  aus.  Statt:  das 
WafPer ^welches  auf  derfelben  ließ  man  bei  ihm  in  beides 
Ausgaben:  und  den  Himmel  über  ihr.      Offenbare ye^ 

wecbfelung  von  ^ß  :  und  ft^JB:,  jedoch  iß  die 
Lefeart  des  Cod.  Rüpp.  dem  folgenden  angemelTenei; 
Am  Ende  desVerfes  hat  der  Originaltext  recht  psflaid 

Prf\l\l    eigentlich  das  trockene  Land^  als  Gegenfats 

des  Waffers;  vorher  war  ^JP'C'j  der  gewobnlicbs 
Ausdruck  für  Erde^  angewendet.  Die  einzelnen  Tbore 
und  ihre  Winde  werden  von  V-  4 — ll.  aufgezählt, 
und  zwar  die  von  Oßen  kommenden  V.  4  —  5.,  die 
von  Süden  V.  6  —  8«»  die  von  Norden  V.  9.  und  die 
von  Welten  V.  10  —  II.  Die  noch  übrigen  2  Verfe 
des  Kapitels  (V.  12  — 13.)  find  nur  Schlursfbrmd. 
Von  den  3  Thoren ,  welche  nach  jeder  Weltgegend 
suliegen,  liegt  das  eine  gerade  in  Ofien ,  Weften, 
Süden  oder  Norden ;  dieft  ift  das ,  welches  der  Yai 
das  mittlere  nennt ,  weil  die  beiden  andern  sa  feioes 
beiden  Seiten  befindlich  find.  Die  vier  fegensreicben 
Winde,  welche  nach  V.  4.  unter  den  zwölfen  fidi 
befinden »  kommen  eben  aus  diefen  mutleren  Thorea 


( 


Kap.  75.   V.  3—4.    i  641 

et  werden,  verderben  lie  die  ganze  Erde 
s  Waffer ,  welches  auf  derfelben ,  und  alle, 

wohnen  auf  ihr,  und  alles,  was  im  Waffer 

auf  der  Erde. 

Und  es  gehthervor  der  erße Wind  aus  je- 
xThore,  deffenName  morgendliches  iß  *•), 

er  Trias  (vgl.  V.  5.  7.  9.  10, )•  Jede  Weltgegend 
odet  alfo  einen  guten  Wind ,  daneben  aber  swei 
derbliche,  jedoch  in  verfchiedenen  Abftufangen« 
&  Windrore  des  Verf.  ift  bedeutend  kleiner  als  die 
'rige^  aber  völlig  Tymmetrifch  geordnet,  wie  die  z«  d. 
p.  geborende  Abbildung  derfelben  lehrt.  In  feiner 
rßellung  geht  er  von  Oßen  aus,  betrachtet  dapn  den 
den,  fp ringt  hierauf  über  auf  den  Norden  und  be- 
liebt mit  dem  Weßen.  Die  Zählung  der  Thore 
rinnt  mit  Oft  zu  Süd  und  fchreitet  über  Ofien  und 
irden  analog  nach  Weften  fort.  Nur  im  Süden  weicht 
r  Zählung  ab  ;  das  3tediefer  Weltgegend  (vgl.  V.  11.) 
Ite  das  erße,uiiA  umgekehrt  das  erftefV.io.)  das  dritte 
m.  Vgl.  die  innere  Zahlenreihe  in  der  Abbildung. 
Die  Richtung  iß  zwar  ößlich,  aber  doch  nicht  gans 
rade  aus  diefer  Weltgegend,  fondem  zwifchenMor- 
a  und  Mittag.     Auf  ähnliche  Weife  wird  V.  5.  Oft 

Nord,  V.  6.  Südoft,  V.  8-  Südweft,  V.p.  Nordoft 
d  Nordweft,  V.  10.  Weft  zu  Nord  und  V.  n.  Weft 

Süd  ausgedrückt.  Da  manche  Erfcheinungen  den 
ind,  er  möge  kommen  von  welcher  Richtung  es 
r,  nach  Maafsgabe  der  Jahreszeiten,  begleiten  kön« 
n,  fo  hat  der  Verf.  in  den  Attributen  der  einzelnen 
inde  keine  grofse  Auswähl  tre£Fen  können.  Am 
ffallendfien  ift  diefs  bei  den  aus  den  mittleren  Tho- 
1  aller  Weltgegenden  wehenden  Winden.  Dena 
ih  bringen  Thau^  Regen  und  Heil ;  dem  aber  dar« 
ter,  welcher  der  0/Zgegend  angehört,  wird  aulser. 


642  Kap.  75.     V.  4. 

durch  das  Iße  Thor  gegen  Morgen ,  welches  fich 
gegen  Mittag  neigt.  Es  gehen  hervor  aus  ihm 
Vernichtung ,  Dürre  und  Hitze  und  Verderben. 


dem  nur  Fruchtbarkeit  (V.  5»},  dem  der  fVeßgtgai 
angehörenden  aufserdem  noch  Segen  (V.  io.)t  des 
in  der  Nor Jgegend  nur  noch  Leben  (V.  9.)t  und  eni* 
lieh  dem  in  der  i^aJgegend  nur  noch  Leben  und  m- 
genehmer  Geruch  zugefchr leben.  Alles,  was  zu  dea 
ihnen  Gemein fchaftlichen  noch  hinzukommt«  ifi  Folge- 
rung aus  diefem«  Natürlich  läfst  der  Verf.  von  Südea 
die  Hitze  (V.  6*)  und  von  Norden  die  Kalte  (V.  9.) 
kommen,  und  alfo  auch  diejenigen  Winde,  welche 
zwar  ihrer  Hauptrichtung  nach  keiner  von  diefen  bei- 
den Weltgegenden  zugehören ,  aber  doch ,  wie  fich 
der  Verf.  ausdrückt,  zugleich  eine  Neigung  dahin 
haben,  mit  Wärme  (V.  4  und  V.  il.)  oder  Kälte  (V.5 
und  V.  IG.)  verbunden  feyn.  Von  den  Eigenfchaften, 
welche  hier  dem  Winde  des  erßen  ößlicben  Thores 
( dem  Ofi  zu  Süd )  zugefchrieben  werden ,  Cud  dea 
andern  Winden  in  den  erfien  Thoren  der  übrigen \Yclt- 
gegenden,  wenn  auf  denBuchßaben  gefehen  wird,  nar 
wenige  beigelegt;  aher  beachten  wir  den  Gmudg^ 
danken,  fo  i&  doch  ziemliche  Uebereinßimmung,  nor 
dafs  in  Oft  und  Süd  von  der  Hitze  ^  ix\  WeS  und 
Nord  von  der  Kälte  das  Nachtheilige  abgeleitet  wiri 
Dem  iften  Südwinde  (alfo  Suiofi)  fchreibt  der  Veif. 
Hitze  und  dem  ißen  Nordwinde  (alfo  Xordoß)  l'n- 
nichtung  zu;  nur  beim  ifien  Weftwiode  (^iVefi  u 
Nord)  ift  das  Schädliche  minder  deutlich  ausgefprocbeLi 
aber  höchft  wahrfcheinlich  foU  es  doch  in  dem.iha 
zugetheilten  Reif^  Kdlte^  Schnee  und  Kühlung  Uegeo. 
Dem  ißen  Nordwinde  (alfo  dem  Nordofi}  vreriea  auch 
noch  Thau  und  Regen  ^  aber  auch  Heufchrecken  bet- 
gelegt,   fo  da£i  feine  Epitheu  gaus  diefelben  M 


Kap.  75.   V.  5— 6-  043^ 


1      !«•■•. 


.  5.  Und  durch  das  2te  Thor,  das  mittlere^ 
ht  hervor  Klarheit  ^^);  und  es'g^hen  hervor  aus 
11  Regen,  und  FruchtVarteit,  und  Heil,  und 
lau,  Und  jdurch  das  3te  Thof,  welches '  gegen 
itternacb't,  ^cHt  hervor  Kältb  und  Öürirfe/. 

6.     Und  nach  diefen  ^  ^)  dieWiiide  in  derjlich* 
Dg  des  Mittags  gehen  hervprdürpii  3!  er|t^.l;^9rej 


welche  dem   dritten  Südwinde  (alfo   dem  Süiwefi^ 
zukomqien.  ^       ,     ^  ..,.;. 

(So)  C't'O^I  BillißlieitJJ^^.ß^ 

hierüberfetzt.,   R€chtrchafferike\i(Ky^.^6^  6.)^  Amn 

aVer  auch  nach  Ludolf  R<fi/tA<^it  (des  HerzoDaV.  alfo 

wohl  hier  der  helle,  klare,  ungetrübte  Himmel.    Wie 

überhaupt  der  Charakter  des  fctiarfen ,  ausdSit^nden 

Oßwindes  vom.  Verf.  febr  gut  gezeichnet  ijl,  rc  wird 

hier  auch  mit  Recht  herausgehoben ,  dafs  er  heiteres 

Wetter  zu  bringen  pflege.     Damit  ift  nicht  im  Wi* 

derfpruch,  was  hinzugefügt  wird;  denn  obgleich  fei« 

tener,   bringt  doch  auch  er  Regen.     Dafs  der  Verf. 

wohl  wufste,'  es  gefchehe  diefs  minder  oft,  Ceht  man 

diaraus,    dafs   er   nur  dem  fegensreichen ,    aus   dem 

m I rtiern  Thore  kommenden,  Oftwinde  Regen,    dem 

Cch  fudlich  haltenden  aus  dem  ifien  Ofithore.  firei- 

chenden  aber  Hitze  und  Dürre ,  und  dem  nuch  Nor' 

den  zugewandten,   aus  dem  ßten  Oftthore  webendbn 

trockene  Kälte    zufchreibt.      Im  Originaltexte    wird 

abgewechfeU  mit  deü  Ausdrücken :    aus  deth-Tkoro 

und  durck  das  Thor;  Laurence  verwifcbt  diefs  aber 

und  wählt  blofs  die  erfte  Wendung.     C^i^t   Frucki, 
hier  Frucktbarkeit. 

6x)  NSmlich  den  Oßwinden^  welche  V.  4 — 5*  beruck- 
fichtigt  wurden.     Die  Südwinde»  welche  V.  6—8* 

befprochen  ßnd,  heilseo  hier  \^^  t  ;  ff^^l 


\ 

3 


eVt  Kap.  75.    V.  6—8. 

durch  das  Ifie  Thor  von  denfelben ,  ^vrelches  fich 
neigt  gegen  Aufgang,  geht  hervor  Wind  der  Hitze. 

7.  Und  durch  das  Thor,  bei  "welchem  die 
Mitte»  aus  ihm  geht  hervor  angenehmer  Geruch, 
und  Thau ,  und  Regen ,  und  Heil ,  und  Leben. 

8.  Und  durch  das  3te  Thor ,  \relches  gegen 
Untergang,  von  ihm  geht  hervor  Thau,  undRe« 
gen,  und  Heufchrecken,  und  Vernichtung. 


«h 


A\yf\  t .  Erße  C^^J^O^f^  0  Thore  könnten  hei- 
/sen  die  portae  prifcae^  oder,  wie  et  Lsaurenct  filst, 
die  Hkuptthore*"  In  V«?.  überfetzt  Laurence  muAti 
^Srtlich :    aus' dem  mittleren  Thore.      Auffallend  ift 

die  Erwähnung  des    angenehmen   Geruchs    (^D[H» 

ULI9JBI    vgl-  Ludolf  Lcxic.  col.  194.)»    worunter 
.  wobl  der  würzige  Duft  des  fruchtbaren,  mit  Krau- 
.    tern  reichlich  bewachfenen  Bodens  (vgl.  auch  i  MoL 
S7,  27*)  gemeint  iß.     Man  erinnere  (ich  aber  an  die 
Wichtigkeit,  welche  der  in  heifsen  Klimaten  Woh- 
nende aromatifchen,  wohlriechenden  Gegenfiänden  bei- 
zulegen pflegt,  und  wie  auch  bei  den  Hebräern  diefelbe 
'  Anficht  herrfchte  (vgl.  mein.  Entw.  d.  hebr.  AltertL 

S.  486.).  ^93^0:  V.  8.,  von  ST^ÜI  rubigo, 
Brand  (im  Korne),  überfetzt  Laurence  hier  und  V.9. 
durch  hlight  (^Mehlthau  oder  Brand");  wegendet 
Fluralform  aber  habe  ich  die  von  Ludolf  dem  Worte 
beigelegte  Bedeutung  (f.  defl*.  Lexic.  coL  309.)  Buf 
fehrechen  vorgezogen.  Diefe  Plage  des  Orientes  kern* 
men  gerade  mit  d^m  Südwinde  am  hiuligfien  nich 
Paläßina  (vgl.  mein.  Entw.  d.  hebr.  Alterth.  S.36I& 
und  die  dort  angeführten  Schriften).  Bei  den  Wid" 
den  des  dritten  Thores  findet  fich  noch  die  sneißeAb- 
wecbfelung  in  den  Epitbetis;  brachte  namlicb  der 
des  dntten  ofilichen  Kälte  und  Dürre .  fe  bat  der 


Kap.  75.   V.  5— 6- 

•    t '  -  ■  •- 

Und  durch  das  2te  Thor,  das  mittlere, 
jrvor  Klarheit  ^^)j  uiid  es 'gehen  hervor  aus 
egen,   und  Friichtharjkeit ,  und  I^eil,  und 

Und  durch  das  3te  Thor,  welches ' gegen 
nacht,  £cht  hervor  Kältie  und  lI)ürtrfe*L    . 

Und  nach  diefen  ^  ^)  die  Wp  de  in  derjlich* 
es  Mittags  gehen  hervor  dürct  3  erlt^^.'i'^p^ej 

'Vi 

Iche  dem  dritten  Südwinde  (alfo  dem  Süäwefi) 
sommen.         ,  ^     -  *    »  ,. ;. 

Z'^Oi  Billißkeit  (Kp.  6$, .|.)»..  Wie Laurtfiicc  auch 
xr  überfetzt.,  RtchtfchaJj^enieh^XKf.  56»  fi.)V!^*°n 
»rauch  nach  Ludolf  RfinXWt  ( des  Herzana}.  alfo 
>bl  hier  (4er  helle,  klare,  ungetrübte  Himmel.  Wie 
erhaupt  der  Charakter  des  fcbarfen ,  ausdSr^enden 
(windes  vom.  Verf.  febr  gut  gezeichnet  ift,  To'wird 
*t  auch  mit  Recht  herausgehoben ,  dafs  er  heiteres 
etter  zu  bringen  pflege.  Damit  ift  nicht  im  Wi* 
rfpruch,  was  hinzugefügt  wird;  denn  obgleich  fei« 
ler,  bringt  doch  auch  er  Regen»  Dafs  der  Verf. 
>hl  wufste,'  es  gefchehe  diefs  minder  oft,  Ceht  man 
raus,  dafs  er  nur  dem  fegensreichen ,  aus  dem 
'ttlern  Thore  kommenden  ,  Oftwinde  Regen ,  dem 
h  fudlich  haltenden  aus  dem  iften  Ofithor^i  firei« 
enden  aber  Hitze  und  Dürre  9  und  dem  mich  Nor* 
n  zugewandten,  aus  dem  ßten  Oftthore  webendbn 
ycktne  Kälte  zufchreibt.  Im  Originaltexte  wird 
gewechfeU  mit  den  Ausdrücken:  aus  deth^  Thor 0 
id  durch  das  Thor;  Laurenc^  verwifcht  diefs  aber 

\i  wählt  blofs  die  erfte  Wendung.  (fJ£oX  Frucht^ 
sr  Fruchtbarkeit. 

Nfimlich  den  Ofiwinden^  welche  V.  4 — 5.  beruck- 
litigt  wurden.     Die  Südwinde,  welche  V.  6—8« 

Jprocben  find,  heilsen  hier  S^ll  t  ;  /V^TA: 


646 


Kap.  75.    V.  9. 


[Thoren].     Das  7te  Thor,  welches  nach  dem  zu, 
welches  fich  gegen  Mittag  neigt;  aus  diefcmgetl 

clefTelben  eine  Halhinfely  deren  nordlicber  Theil  toi 
dem  Ocean  begranzt  fey-:  ^x  6\  zmv  aqntxtap  tm  mtiof 
So  nimmt  er  auch  bei  einer  abermaligen  Hindeutuoi 
auf.  dalTclbe  Land  (ib.  p.  492.)  an  ^  dafs  ein  wanden* 
der  Stamm  von  Scjtben  den  erßen  Theil  deflelbeo 
bewohne,  diejenigen  Theile,  welche  nach  Norden  lai 
'dem  Ocenn  zuliegen:  ^x  furv  xcoy  «^ofi  a^xrov  fti^, 
-ftiA  Tov  (DHB€ev6v.  (L.)     Diefem  vermeintlichen  BeweÜä 

;   >für  die.  pi<:ht  paläftinenUrche  AbfalTung  des  R.  Henocb 
mochte  ich^icht  mehr  Kraft  zurchreiben,  als  dem  la* 

.:  de^n,  welcher  von  Laur.ence  aus  der  Tageslange  abgel* 

tet  wurde  (vgl.  Änm.  zu  Kp,  71,  ig.).    Denn  die  Worten 

auf  welche   demnach  ein  fo  grofses  Gewicht  gdc{t 

wird,  fehen  doch- einer  GloITe  gar  zu  ähnlich  (vgl*'*] 

ähnliche  Kp.  71,  37«)»  welche  im  urrprünglichenTestij 

nicht  Hand ,    und  daher  bei  den  Beltimmungen  uM 

die  Abfafiungszeit    des  Buches   nicht    berückfichtf| 

werden  konnte.      Vielmehr  möchte  ich   diefes 

fchiebfel  dem   älhlopifchen  Ueberfetzer  zufchreil 

Denn  für  die  Aethiopier  liegt  das  Mittelmeer  dui 

im  Noi  den.    Vielleicht  ßand  eine  folche  Notiz  laT.] 

welche  aber  der  äthiopifche  Ueberfetzer  hieher 

fetzte ,  wohin  fie  nach  feinen  geogrnphifcheo  Ai 

ten  allein  zu  palTen  fchien,  oder  es  hatte  dort 

dezu  nach    hebräifchem  Sprachgebrauche  Meir 

jlbend  geRanäeuy  was  im  Aethiopifcheo  umgi 

wurde  I  um  es  äthiopifcher  Anfchauungsw.cife 

fser  zu  machen.     Uebrigens  möchte  auch  Kp. 

(£  Anm.  z.  d.  St.},  alfo  in  diefem  Zufammenhann 

geographifche  Beßimmungs weife  ftatt  finden, 

nur  auf  Paläfiintnfer  pafst.     Das  Nomen  Tkor« 

der  Ziffer  3  hat  Cod.  Rüpp,  nicht ,  wohl  aber 


Kap.  75.    V.  9.  647 

vorThau  und  Regen,  Heufchrecken  und  Ver- 
itung.  Und  aus  dem  mittleren,  geraden  Thore, 
ihm  geht  hervor  Regen,  undThau,  undLeben, 
l  HeiL  Und  durch  das  3te  Thor,  welches  gegen 


rence^  und  zwar  nicht  als  von  ihm  blofs  fupplirt. 
Statt  fiehentes  Thor  follte  man  nach  der  bisher  er- 
wählten Darfiellung  erwarten  das  trfte  (nämlich  von 
den  3  nördlichen  Thoren).  Laurenc^  las  ebenfo,  an« 
dert  aber ;  diefes  Thor  ift  allerdings,  wenn  alle  bisher 
aufgezählten  Thore  zufammengefafst  werden,  da|i 
fiehente  (  L  den  innern  Kreis  auf  der  zu  diefem  Kap» 

gehörigen  Abbild.).    IMtItI  C^^iHAl  H+A*%'J: 

<^V\^l  AJ^OI  ^ua«  (porta)  ad  tarn ^  yiia«  meri- 
dUm  verfus  vergit.  Die  nach  Südeil  fich  neigende 
"Weltgegend  iS  natürlich  der  OSen,  alfo  wird  das 
Cebente  Thor  als  ein  folches  bezeichnet,  welches  an  die 
lOBgegend  anBöfst,  mithin  als  nordößlich.  Laurence 
fiberfetzt:  '„Das  iße  Thor  (iS  dasjenige),  welches  in 
Pftan  iß»  fich  füdwärts  neigend«*,  fcheint  alfo  nach 

lei^;«rften  mangala  f^fJJA^Vt  gelefen  zu  haben. 
Ol«  Bezeichnung  des  3ten  Nordthores  fcheint  aller- 
lings für  die  lUchtigkeit  diefer  Leieart  zu  fpr'echen. 
^mifcireek^n  L  zu  V.  8-     Das  mittlere  Thor  heifst 

tmrmde  iCwV^l)y  >^cil  «•  die  eigentliche  Nord- 
Acbtntig  hat,  fich  weder  nach  Ofien  oder  Wcfien 
liai^t.  Aa  der  Charakteriftik  des  3ten  nördlichen  Tho* 
llfH  ainymt  Laurenee  Anitofs  und  ändert  Norden  in 
KUeff»  indem  er  die  Angabe  des  Textes  in  beiden 
»u  Gebote. fiebenden  Manufcripten,  mit  welchen 
^ena  jinch  Cod.  Rüpp.  üboreinftimmt,  tut  fehler' 
erklärt.     Der  Text  ifk  aber  unftrfitig  beizube- 

A )  dehn  dhs  nordwefilicke  Thor  liegt  nach  Abend 

m^  aber  zugleich  auch  nach  Mitternacht,  mehr  aber 


648  Kap.  75.    V.  9  —  11. 

Untergang,  welches  fich  neigt  gegen  Mktemai 
aus  ihm  gehen  hervor  Nebel,  und  Reif,  undSphi 
und  Regen,  und  Thau,  und  Heufchrecken. 

10.  Und  nach  diefen  4tens  •*)  die  Wi: 
welche  gegen  Abend.  Durch  das  Iße  Thor, 
ches  fich  neigt  gegen  Mittemacht ,  und  von 
geht  hervor  Thau,  und  Regen,  und  Reif,  undK 
und  Schnee,  und  Kühlung;  und  aus  dem  mi 
rcn  Thore  geht  hervor  Thau  und  Regen, 
und  Segen. 

11.  Und  durch   das  letzte  Thor,    wd 
gegen  Mittag ,  aus  ihm  geht  hervor  Dürre, 
nichtung,  Gluth  und  Verderben. 


■  ■ 

Tagt  der  Text  nicht  aus.    Nach  Laurence* s  Aenia 

fich  füdwärts  neigend  ^  würde  diefer  Zulatz  notlr 

dig  Bvl  die  Abendgegend  fich  beziehen,  nicbt  abei 

das  Thor,  für  welches  letztere  jedoch  A  7!"«  fpr 
da  diefes  gewöhnlich  bei  Feminin^en  fteht.  Die; 
Ken  Begleiter  des  aten  Nordwindes   heifsen  ia 

ginaltexte    '\C%:  OAtUti^P  l    (Dihp^J^l^ 

darüber  Anmerk.  su  5g,  p-^n,  LaureneeH 
in  der  Ueberfetzung  diefer  Worte  mit  mir  iibii 

63)  Ini  Aethiopifchen  fleht  blofs  die  Ziffer  4;  Latf 
überfe^zt :  ,tin  der  4ten  Weltgegend  (quarter)"« 
aber  in  feinen  Handfcbriften  auch  nur  die  3 
Allerdings  läfst  lieh  diefe  fallen:  in  fii«jt«  (( 
gione).  Die  Thore  des  Abends  wf rdeo  T«  10- 
befchrieben.  Wie  V.  9.  iß  hier  der  Ausdruck 
nafiifch:    ,,durch  das  Thor  —  ^—  aus  ihm**  «•' 

Ueber  (f)^0  Äafe#  und  XX!i\  t  Kühlung ^glS 

90 JB:  y.'xi.  ift  fehr  ftarke  Hitze,  GZiieJk;L«i 
'  gibt  es  fcorching  (^Verfingen'). 


Kap.  75.  V.  12—13.    Kap.  76.  V.  1.      649 

12.     Und  zu  Ende  find  «*)  die  12  Thore,  wel- 
s  den  4  Thoren  des  Himmels. 
•13.     Und  alle  ihre  Gefetze,  alle  ihre  2^üch- 
ang  und  ihr  Heil  ^^)  habe  ich  dir  gezeigt,  mein 
m  Methufalah! 

Kap.    76.  ««) 

1.     Sie  nennen  den  Ißen  Wind  den  morgend* 
len  f  weil  er  der  llte  iß. 


^  Lawrence:  f.su  Ende  ifi  (Ji«  BefckreihuHg,  4cr) 
12  Tkore  ^%  indem  er  das  in  Parenthefe  Gefchloffene 
ergänzt.  Die  eigentliche  Meinung  des  Verf.  ift  damit 
allerdings  getroffen.  Statt  Tkore  des  Himmels  über* 
fetst  Laurence :  Himmelsgegenden  (^^quarters  of  hea- 

ven'O;  im  Aethiop.  fieht  aber  daflelbe  Wort  '^V^Qfl 

Der  Himmel  bat  gleichfam  4  grofse  Oeffnungen  in 
.  Often«  Süden,  Norden,  Weßen  (in  d.  Abbild,  zjx  dief. 

Kap.  mit  I.  IL  III.  IV.  bezeichnet)  ;   in   jeder  von 

dielen  4  £nd  wiederum ,  wie  in  grofsen  Thoren ,  3 
-  Ueine  Pforten ,  durch  welche  die  verfchiedenea  12 
.  Winde  hervorbrechen.     Auf  eine  ahnliche  Weife  re- 

docirt  der  Verf.  Kap.  76^  1—4-  die  la  Winde  dea 

75ften  Kapitels  blofa  auf  4:  Ofi,  Säd,  JVefi  und  NorcZ. 
k)  D.  h.  deii  Segen  und  die  Noth,  welche  fie  bringen. 
^IMa  Erwibnung  des  Methufalah ,  an  welchen  Kp. 
^'7g£  die  Mittheilungen  des  Henoch  gefchehen,  kommt 

^er  etwas  unerwartet.     Vgl.  aber  Anmerk.  su  Kp. 

ft^  I.     Der  ganze  Abfchnitt  Kp.  71  — gi.  foll  eben 
wie  Kp.  g2  ff.  diefem  Sohne  Henochs  vorgelegt 

k«rCBliainen. 

Iii  dem  xßen  Theile  diefes  Kap.  (V.  i — 4.)  ift  noch 
liarod  den  Winden  die  ftede.     Alle  aüi  feiner  Weltge* 

geod   kommenden   werden    ÄuCammengefalat;    darin 

42  ♦ 


650  Kap,  76.     V.  2. 

2.  Und  lie  nennen  den  2ten  den  Süd,  ^ 
der  Erhabene  dort  herabßeigt,  und  vorzüg 
dort  herabfieigt  der  Gepriefene  in  Ewigkeit.    ' 

unterfcbeirlet  ßch  die  Darfiellung  von  Kp.  73. 
V.  I  und  3.  ßnd  die  Gründey  w^arum  der  iße  unc 
Wind  Ofi  und  Süd  heifften,  wie  es  fchelnt,  durcl 
unzureichend.  Wahrfcheinlich  rührt  aber  das 
vollkommene  der  Argumentation  blofs  von  der  atl 
pifchen  Verlion  her.  Denkt  man  ßch  V.  i.  hebrü 
oder  aramäifch,  fo  ift  es  eine  Combination  mit  D 

oder deflen  Derivaten.  Der  erfteWind  heifst  der 5p& 
(D^'lß),  weil  er  der  vordere,  crfte  (fid^,  ^ 
ift,  weil  fein  Name  und  die  Bezeichnung  von  6fli 
einem  Stamme  angehört.     In  den  äthiopirchen  Wort 

K^Orh^:  {oriemalis)  und  tJ^^^C  (primiix) 
das  Spielen  mit  der  Etymologie  verwifchtt  und  um 
im  Griechifchen  («yoroZixo«  und  n^Atoq)  ift  et  aid 
möglich.  Die  Stelle  fpricht  alfo  für  AbFafluog  k 
Buches  in  hehräifchcr  oder  aramdifcher  Sprachen 
folgeweire  auch  für  einen  judifchen  Verfafler  deU 
Jben.  Eine  ähnliche  etymologifche  Verbindung  Sil 
der  Verf.  zwifchen  Mittagswind  und  herabßeignp 

fluiden  haben.     Die  äthiopifchen   Worte    AH^ 

{Mittags  Mittagswind)  und  (DZJ^l  (Wd^jb^ 

laflen  eine  folche  gar  nicht  zu  ^  eben  fo  wenig  & 

griechifchen  (ucru^ßqU  (Süden)  nebft  feinen DerivaMI 

oder   ifOTOff    (Südwind)    und  ^aßalvup,     ^S^ 

findet  ijnfcr&rai/cA^n  zwifchen  Ql")"?)  (Mittagsgqöf 

MitUgswind)  und  "Uli^^  wenigftens  für   das  Asf 

entfernt  auch  für  das  Ohr,  in  dem  zum  Stai^ae  m 

hörenden  Aehnlichkeit  Aatt.     Noch  wahrfcheialkl! 

aber  ift  et  mir,   dafs  die  Combination  fich  hiarä 

Bedtuiautg  küi,  wie  der  Name  dea  Weft  (V.  I^j 


Kap.  76.    V,  S.  651 

3.  Und  der  Wind,  welcher  von  Abend,  fein 
le  ift  Mangel  •^),  weil  dort  fich  verringern 
Lichter  des  Himmels  und  herabfieigen. 


yy^,    worauf    Ü)m    zurückgeführt    wird«    heifst 

flrahUng   glänzen^    alfo  VyXl  eig.  glänzende  Htm* 

fnelsgegend;  diefen  Namen  leitet  der  Verf.  nun  tob 
3er  Tkeophanie  her «  welche  vorzüglich  in  Süden  er- 
folge.    Unfireitig  ift  hier  Hindeutung  auf  den  Sinai, 
lla  urfprünglichen  Wohnßtz  Jehova*8  (vgl.  auch  Kp. 
17,  !•),  welcher  demPaläftinenfer  völlig  füdlich  liegt; 
lueh  hier  alfo  wieder  Spur  eines  jädifchen ,  im  heil. 
Lande  lebenden  VerfalTers.     Von  einem  Niehtjuden 
äfft  fich  eine  folche  Combination  gar  nicht  erwarten, 
ind  für  den  Judenchriflen   war  das  Interefle  daran 
neb  lehr  untergeordnet«  da  jene  fichtbaren  Erfchei- 
mngen    Gottes    der  Vergangenheit  angehörten   und 
iCBi   Bunde,    welcher  einem   neuen  Platz   gemacht 
•tte.    Die  Betrachtung  des  Verf.  aber  ruht  noch  auf 
Ml  Boden    des  Judentbums,    und    mit  ficbtlicher 
'zeode  weilt  fein  Auge   auf  der  Glanzperiode  der 
Fation  in  der  Vorzeit ,  wo  Jehova  vom  Himmel  zu 
srerHilCe  berabkam.     Für  das  Schwanken  der  atbio- 
Uchen  Orthographie  in  den  Gutturalen  geben  V.  I 
kid  d«  in  Cod.  Rüpp.  einen '  merkwürdigen  Beleg ; 

brt    fteht    fi^(B'7\(^l    (»oca/it),     hier    aber 

^"tl^-S'  nach  Ludolf  eigentlich  ausgeleert  f  Aus* 
wrmngf  Ahnahme  u.  f.  w.  Hier  pabt  Name  und 
KkUUVDg.  Bei  dem  4ten  Winde  bedurfte  der  Ur- 
HiD|g  des  Namens  keiner  befondem  Nachweifung* 

nt  A'A^KCI'J  ^J^J  wülrdc  man  umgekehrt 
*aff^''  ^^^  Meer«- erwarten ;  doch  drückt  auch  Lau» 
c€  jene  Lefeart  aus.     Das  darauf  Folgende  drückt 


K' 


652  Kap.  7G.     V.  4. 

4.     Und  der  4te  Wind,  deflen  Name  Kc 
ili  in  3  Theile  gelheilt ;   einer  von  ihnen  iß 


derfelbeaus:  „mit  Thalem**  u.r.w. ;  es  ifthier, 

oft  im  B.  H^nochy  mit  der  Partikel  des  Befitzes  ( 

und  der   Ortspartikel    (Ht)    abgewecbfelL     I 

dunkel   (KC^C^^l)   überfeUt  Laurence:  fcU 

Orte^  Q,^  l  aber  ebenfalls  Schnee  (vgL  Anm.  x. 
58»  II-)*  In  dem  letzten  Satze,  wo  er  nur  den 
berückficbtigt  und  das  in  Parenthefe  Geftellts 
plirt,  heifst  es  bei  ihm:  ^^und  der  dritte  Tkol  | 
hält)  das  Paradies.**  Ueber  die  Benennung  dei 
tens  VgL  Kp.  5g,  15.  und  über  das  neu  erbiüb 
Leben  in  der  nordlichen  Weltgegend  Kp.  3^ 
Aehnlicbe  Aniicbten  von  Eintbeilung  der  Windi 
das  B»  Henoch  in  dem  hier  zu  Ende  gehenden 
fchnitte  gibt,  ßnd  allerdings  in  der  alten  Welt  siei 
verbreitet ,  aber  völlige  Uebereinftimmung  daiiii 
det  Geh  nicht.  Plinius  (Hill.  Nat.  L.  IL  cp.  4I! 
Bipont.)  bemerkt  darüber  Folgendes !  ^,Veterei 
tuor  (fc.  ventos)  oinnino  fervavere  per  totidem  si 
partes  (ideo  nee  Homerus  plures  nominat}»  hebd 
mox  judicatum  eft,  ratione.  Secuta  aetas  od*' 
dity  nimis  fubtili  et  concifa;  proximia  imter  ii 
^ue  media  placuit ,  ad  brevem  ex  numerola  m 
ejuatuor^  Sunt  ergo  &ini  in  fjuatuor  eoM  fer 
Ab  Oriente  aequinoctiali  Suhfolanus  »  ab  orinitc 
mali  Ftt/tiirnii^.*  illum  Apelioten^  hunc  JBauwiC 
appeUant.  A  Meridie  Außer  et  ab  Gccafu  k 
Africusi  Noton  etLiba  nominant.  AbOecaEal 
noctiaU  Favoniust  ab  Qccafu  folftitiali  Corma 
phyrum  et  Ar^efien  vocant.  A  Septeaitnoi 
Septemtrio^  interque  eum  et  exortom  fblKti 
At/mUoc  Aparctias  et  Boreas  dicti.     Numerafi 


Kap.  76.    V.  4.  653 

t/ToBnung  des  Menfchen;    und   der  andere 
lie  Meere  des  Waflers ,  und  in  den  Tbälerii, 


io  (jUatuor  bis  interjecerat :  Thrasdan^  media  regione 

iter  Septemuiönem  et  Occafum  folftitialetn ;  iteoique 

laecian^  media  inter  Aquilonem  et  exartum  aequi* 

octialem ,  ab  Ortu  folfiitiali ;   Pkoenicem  media  re- . 

ione  inter  Ortum  brumalem  et  meridiem.     Item  in- 

sr  Liba  et  Noton  compofitum  ex  utroque  medium, 

iter  Meridiem  et  hibernum  Occidentem,  Libonotofu 

Tee  &nif,     Alii  quippe  Mefen  nomine  etiamnum  ad- 

idere  inter  Borean  et  Caecian ,  et  inter  Eurum  et 

}oton ,    Euronotum.  ^*     Aucb  jirißoteles  Meterolog. 

*•  IL    cp.  6.  verdient   beachtet  zu  werden«     Hier 

eibt  es:   KalBivui  dl  navä  ti}«  d-iaip  t»v  x6' 

:av  rd  nvBv(iata  äSs'  iitpv^og  fiikv  aMo  vov  a* 
mro  yotQ  9wf(iij  IttrjfUQivij,  'Evavtlos  dl  tovtt^  axrjXttS' 
ijg  dvd  vov  ß'  rovro  yoQ  dpcctolrj  iCTj/iB^ivi^,  BoQiag  dl 
vk  dnuQittias  ano  vov  17*  iwav^a  ydp  1)  affinog. 
^ecniog  61  vovvcp  vovog^  an6  vov  ^.  fuorjfißQla  V8  y«^ 
Stijy  wp  fig  nvst'  %ai  To  ^  Tfl9  17  httwlov  Ticcvct  dtufu^ 
^op  ya^.  *An6  61  vov  {;,  xuixlag'  avvri  yuQ  dvccvolif 
^t^pij'  ipawiog  yaq  ovz  0  dnS  vov  8  nvimv^  all  6  un6 
ov  y  llip'  ovvog  yotQ  dno  dvc/iijg  xBiftt^iv^g  nvtt,  *E»€nh- 
iog  ydg  xovvq^'  xcnd  duifisvQOv  ydif  nslvcu,  *0  81  dnd  vov 
BVifog'  ovvog  yuQ  dn  dvcctoXrjg  x$tfiB^iPfjg  mßsly  yMivpu9P 
cp  pövip,  Jid  xal  noXldütg  bvqovovoi  Xiyopvai  mmip* 
EvetPtiog  81  vovvqt  ovx  6  dno  voif  y  Xli^,  diX  6  dni  vov 
y  Sp  ufxXovotv  oi  fikp  dQyiovfjPf  ol  81  'OXvfinUtPj  ol  8h 
^i^f4fmpa'  oivog  yuQ  dno  8vc(i^g  ^tQtvijg  Wfiif  xal  navä 
tdguvQOP  ttvt^  iiBitai  fiovog.  —  —  'Ano  fihf  ydq  vov  »,09 
oelAVtfi  ^Qaaxiap'  ovvog  yd^  (Ucog  dqyiovov  »ai  dnaQ* 
r(ov,  djtd  81  vov  x,  ov  xaXovtfi  iiiorip'  ovvog  ydo  fticog 
tcatlov  %al  dnttQxviov,  *H  81  vov  %  i  8id(uv^ogy  povJierai 
hf  %tevä  v6p  8id  mxpvog  ttpcci  tpatpofiepop ,  ovx  dxQtßoi  8h 
^Wßvla  81  vovvoig  ov%  iavi  voZg  TtPtviuafip^  oCrt  rcp 
'^aftuitff  0VV8  vtp  liiofj"  ijtPBi  yd^  av  t$g  iqf  ov  t6  fi' 
mvo  ydQ  %«vd  8idfuvQ0v  atjftilop '  oSti  v^  i,  vf  ^Qa- 
K  /  f   iwvH  ydQ  av  dno  vov  v  *   tovro  yo^  navd  8i4X(Akt^p 


.• 


654  Kap.  76.    V.  4. 

und  im  Walde ,  und  in  den  Flüffcn,  und  ii 
hei  und  im  Schnee;  und  der  3te  Theil : 
ten  der  Gerechtigkeit. 

to  erjfuToVf  ii  ftrj  in  ftvrov,  xecl  in  iXlfWß  «« 
fUiSf  ^*  nLüilovctv  ol  mql  x6v'x6'Jtov  hiumv^  #o 
Vgl.  auch  was  Seneca  (Natur.  Quaeft.  V,  i 
Thell  nach  Varro  über  den  Gegen ftand  Ich 
diefe  Darftellungen  liefern  zwar  dalTelbe  Refi 
ruhen  aber  auf  einem  andern  Princip ,  als  c 
Henocb,  wefshalb  die  etwaige  Vermuthung, 
mochte  aus  griech.  oder  ronlifchen  Quelleft  { 
haben,  durchaus  abzuweiCen  ift.  Denn  A 
und  Varro  richten  Geh  nach  den  Punkten , 
Sonne  im  Sommer  und  Winter  auf  -  oder  ui 
und  denjenigen ,  welche  diefen  gegenübei 
während  das  B,  Henoch  jedem  der  4  Hajiptv 
der  zu  Kp.  75.  gelieferten  Abbildung  I.  IT. 

.  bezeichnet),  die  den  4  Cardinalpunkten  des  1 
tes  entfprechen,  auf  beiden  Seiten  einen  Wi 
feilt  und  fo  12  Winde  herausbringt«  Nach  gr: 
römifcher  Vorßellung  zerfiel  der  Umkreis  d 
zontes  in  12  gleiche  Theile ;  Aeun  Seneca  lagt 
y,  Quatuor  enim  coeli  partes  in  ternat  div 
fingulis  ventis  binos  TufFectos  dant**;  vgK 
17«  Im  B.  Henoch  ift  nichts  darüber  gefagt 
Entfernung  der  Puncto ,  von  wo  aus  die  < 
Winde  wehen,  gleich  geiiommen  werden  f< 
defs  fcheint  es  der  Verf.  delTelben  doch  gec 
haben.     Die  Vergleichung  zwifchen  Ariftoti 

-  fidllj|rtig,   welche  wegern    ihrer  Verweifung 
fiiminte  Zeichen,   ohne  bildliche  Veranlchai 
niekt  recht  deutlich  werden  wurde,   und  s 
der  im  B.  Henoeh ,  erleichtert  die  Zufammei 
wen  Fig.  A.  und  Fig.  B.  auf  der  zu  Kp.  Ji 


t 
\ 


Kap.  76.    V.  3  —  6. 


655 


5.  Sieben  hohe  Berge  fahe  ich^  welche  ho« 
her  als  alle  Berge,  die  auf  der  Erde;  und  von  ih» 
nen  geht  hervor  Reif,  und  es  geben  dahin  und 
vergehen  Tag^  und  Zeiten  und  Jahre. 

6.  Sieben  FlüITe  auf  Erden  fahe  ich,  gröfser 
als  alle  FlüITe;  einer  von  ihnen  kommt  von  Abend» 
in  das  grofse  Meer  ergiefst  fich  fein  Wafler*  ^  ®}* 


gehörenden  Abbildung«  Dfe  im  innem  Kreife  um* 
fchloflenen  gTiechifchen  Buchftaben  derfelben  find, 
nach  dem  Texte  des  Ariftoteles  geordnet ;  die  Namen 
der  Winde  lind  nach  griech.  und  lat.  Beseicbnung 
gewählt.  Da8  Kreuz  beim  Aißovovos  deutet  an,  dals 
Ariftoteles  a.  a«  O.  den  Namen  nicht  hat,  obwohl 
er  fonft  vorkommt.  Zum  Schlufs  ßelle  ich  noch  die 
Angaben  des  Ariftoteles  und  Varro  mit  denen  des  B« 
Henoch  in  Parallele.  Die  Puncte  in  der  aten  Columne 
«leuten  Identität  mit  den  Namen  in  der  iften  an. 


r    • 


Ariftoteles. 


Bogiag  oder 
*Anuq%xiag. 

Kceixlag. 
'AxriXtntrjg. 
Ev^og, 
i^oßOLlag, 
Novog. 
(Atß&potog) 
Ahp. 
ZiipvQog. 
*A(fyictrjg, 


Varro  bei  Seneca. 


Aqiiilo. 
Septemtrio. 

Subrolaniis. 
Eunu  ,  Vultumus. 
Euronotus. 
Notus  p  Aufter. ' 


B.'HenocIi. 


5  tes     Thor  des  Norden, 
mittleres    —     — ""     — 


Iftes 
5  tes 

mittleres 
Iftes 
Iftes 

mittleres 

Stes 

3tes 

2.tes 

Iftes 


—    '  —     C||ften. 


V 


— i      —    Süden« 


—     —  Weften. 


Africus. 

l2<epliyTut,  Favonius. 

Argeftes»  Corus. 

tfg)  Aus  der  kurzen  Angabe,  welche  wir  hier  erhalteiit. 
möchte  es  fchwer  feyn,  die  Namen  der  lieben  grofaen 
Ströme,  welche  gemeint  find,  aufiafinden.  Von  dem 
erBen  heifst   es,    dafs  er   (einen  Lauf  von  WeRen 


656 


Kap.  76.     V.  7. 


7«    Und  andere  2  kommen  von  Mitternacht 
zu  dem  Meere ,  und  es  ergiefst  jQch  ihr  Waflerin 


nelxine  und  in  ein  grofset  Meer  flutbe.  Dieft  ift  fei* 
muthlich  die  Donau,  welche  swifchen  dem  56ficB 
und  57ften  Grade  der  Breite  in  den  Pontut  Euxiniis 
fliefst.  Zwei  andere  beginnen  ihren  Lauf  in  Norden 
und  münden  in  das  Erythräifche  Meer  in  Ofteo. 
Ich  denke,  daft  dieft  der  Ganges  und  Indus  find. 
Und  von  den  übrigen  vier,  welche  in  der  Kluft  des 
Nordens  flieften,  foUen  zwei  in  das  Erythräifche 
Meer  münden  und  zwei  andere  in  einen  groben  See, 
wo  t  wie  et  heifst ,  eine  Wüfie  ifi*  Die  erfien  zwei 
▼on  diefen  vier  halte  ich  für  den  Euphrat  und  Ti^ris^ 
die  letzten  aber  für  den  Don  und  die  Wolga,  von 
denen  der  eine  in  den  Pontus  Euxinus  mündet,  die 
andere  in  das  Caspijche  Meer,  welchen  Meeren  die 
Alten  allgemein  eine  geheime  Verbindung  zufchrieben 
(Strabo  ed.  1620.  p*509.  )•     I^b  mi^t   hinzufugeif 

dafs  das  Wort  (^^fi  ^  \  TVüße  (welches  bciUoüg. 
wie  Ludolf  bemerkt,    das  hebräifche  ^3*10,  nicht 

athiopijch  und  gewifs  nicht  griechifch  ift) ,  eine  os* 
bewohnte  Gegend  zu  bezeichnen  fcheint,  und  dib 
der  Lauf  des  Don  und  der  Wolga  durch  eiki  den  Altes 
ganz  unbekanntes  Land  ging.  Sieben  fcheint  eise 
Lieblingszahl  des  Verfallers  zu  feyn.  Hier  find  aolser 
denFlüflen  fieben  hohe  Berge  und  Geben  grofselnfebb 
Es  ift  indels  unmöglich,  ohne  eine  genauere  Besekh-. 
nung  diefe  zu  errathen.  (L.)  Was  Laurence  vk*\ 
den  Euphrat  und  Tigris  bemerkt ,  fcheint  mir  t^H 
kommen  richtig ;  denn  diefe  beiden  Ströme  kontatMj 
hier  eben  fö  wenig  fehlen,  als  in  der  SchiJ 
des  Faradieres  und  der  von  Eden  ausgebenden 
Ströme  x  Mof.  2*  Das  Einftrömen  ins  erytbi 
Meer  erklart  fich  fo ,  dafs  diefes  vom  Verf.  nicbt 


I 

Kap.  76.    V.  7.  '  %$7 

s  Erythräifche  Meer  in  Aufgang,     Und  die, 
siehe  übrig  bleiben ,  4,  gehen  hervor  durch  die 
ohle  von  Mittemacht  zu  ihrem  Meere^  demElryv- 
räifchen  Meere,    und  2   ergiefsen  fich  in  das 
ofse  Meer ,  und  fie  fagen ,  dort  ilt  Wüße. 


den  arabifchen  Meerbufen  befchrankt,  fondfm  auch  bei 
ibm  das  ganze  ößliche  Meer,  der  Indifohe  Ocean,  fo 
genannt  wird.  Auch  die  Vermuthung,  dafii  im  Anfange 
von  V«  7.  der  Indus  und  Ganges  gemeint  leyn  mö^i- 
ten»  ift  nicbt  gerade  unwabrfcheinlich ,  da  in  der. 
Zeit,  wo  das  B.  Henoch  gefchrieben  ift,  diefe  unge* 
heuern  Ströme  in  Vorderafien  bekannt  waren«  Da- 
gegen möchte  ich  in  den  übrigen  3  nicht  ohne  Wei- 
teres DonaUf  Don  und  Wolga  finden }  Laur9tue*s  Be- 
fiimmung  hängt  offenbar  mit  der  von  mir  ala  xiicht 
richtig  befundenen  Vorausfetzung  zufammen,  dafa  der 
Verf.  des  B.  Henoch  in  einer  hohen  Breite  gelebt 
habe.  Jedenfalls  foUte  man  erwarten ,  dafs  auch  des' 
in  der  alten,  wie  in  der  neuen  Zeit  weltberühmten 
NiZ  gedacht  würde,  welcber  Faläftinenfern  nicht  un- 
bekannt fejn  konnte ,  und  dem  ätbiopifchen  lieber- 
fetzer  des  Buchs  unter  den  grofsen  Strömen  der  Erde 
vorzüglich  einfallen  mufste.  Stäode  nicht  vdie  V.  6^ 
angegebene  Richtung  entgegen,  fo  würde  unter  dem 
dort  bezeichneten  Strome  wohl  diefer  Flufs  zu  Ter- 
flehen  feyn,  Grofses  Meer  wird  V.  7.  dem  erythrdi* 
fchen  entgegengefetzt  und  bedeutet  unftreitig,   wie 

im  A.T.,  das  Mittelmeer.     rfif^:  ^tl^l  (Wahr- 

fcheinlich  fehlt  AI  vor  dem  2ten  Worte  nur  durch/ 
Veifehen  des  Abfchreibers)  durch  (Laurence :  tu)  die 
Höhle  des  Nordens  ifk   eine   mythifche  Vorfiellung, 
deren  Vrfprung  Geh  durch  die  ftarke  Strömung »  wo- 
mit manche  FlüfTe  aus  dem  Scboofae  der  Erde  her- 


658     Kap,  76.   V,  8.    Kap.  77.  V,  1— ti. 

8,  Sieben  grofse  Infeln  fahe  ich  in  dem  Meere 
und  auf  der  Erde;  2  auf  der  Erde  ^^}  und  5  in 
dem  grofsen  Meere. 

Kap.     77. 

1.  Die  Namen  der  Sonne  find  fo:  einer 
Orjäres  ^®)  und  ihr  zweiter  TomäsTa. 

2.  Und  der  Mond  hat  4  Namen:  fein  Ifter 
Name  ilt  Aenjä,  und  der  2te  Eblä;  der  3te  Be- 
näfe  f  und  der  4te  Eräe. 


vorrcbieben,  leicht  erklären  laüu    fWJPl  OßOA: 

<^^r\Atl  halte  ich  blofs  für  Umßellung;  Laurence 
überfetzt:  wo  auch gefagt wir d<^  (dafs  fey)  eineJVüße» 
69)  D.  h.  wahrfcbcinlich  von  FlüITen  oder  Flufsannen 
umgebene  Land  ßriche  9  wie  Mefopotamien.  Die  5^ 
im  grofien  Meere  beRndlichen  Infeln  find  wahrfcheio- 
lieh  Sicilien,  Sardinien,  Corfika,  Kreta  (Kandia)  nti 
Cjpern.  I^aurence  hat  die  Zahl  2  ror  dem  SaUe: 
und  auf  der  Erde  ausgelafTen,  wodurch  freilich  der 
Sinn  ein  anderer  wird. 

70)  i^CJP^Jll  (hei  Laurence  Aryares  und  athiopifch 

mit  A  *  gefchrieben)  ift  offenbar  das  hebräifcba 
0*^71  llN.    wahrfcheinlich  aus  Rieht.  «,  13.,    wo 

Tchon  die  LXX  das  Hebraifche  beibehielten  und  *M^ 

geben.  ^^^11^  :  bei  Laurence  TomAs  (ohne  rt:)f 
ift  das  Terftümmelte  TÜO^ ,   der  erße  Zifchlant  il  ia 

den  Tlaut  verhärtet.  Unter  den  Mondsnamen  ent- 
halt der  letste  A>^ v  •  wahrfcheinlich  die  gewoho^ 
liehe  hebraifche  Benennung  H^^«  Die  urfprunglidia 
Form  derubrigen  drei  ift  fchwierigeriu  erratkeni  i«ch 
bleibt  sweifelhaft,'  wenn  fchon  wahrfcheinlich,  ob  die 


u 


Kap.  77.    V.  3-^4.  859 

3.  Diefs  find  die  2  grofseti  Lichter,  deren 
ugeln  wie  die  Kugel  des  Himmels,  und  die  Grö« 
exi  von  ihnen  hciden  find  gleich. 

4.  In  der  Kugel  der  Sonne  (find)7Theile  des 
ichtes,  welches  gegeben  wird  in  fie  von  dem 
londe  ^^).     Und  nach  Maafs  dringt  es  ein,  bis 


4 Viertel  darunter  gemeint  find.  i\rf\^l  (bei  Laurenee 
mit  00  ift  vielleicht  das  bebr.  SSN  Trauer,  oder  die 
fcbwarse(gleicbram  trauernde)Scheiheit^  Neumondes» 

Für  AOV  :  in  Cod.  Rüpp.  bat  Laurence  ?\t^f  T, 
foUte  letzteres  au«  N'^HO  Scheibe  gebildet  feyn  ? 
Jenja  könnte  mit  ^DV  mild  zufammenbangen ,  und 

ffVjti:  ift  wobl  "^^H"  15  eig.  Sohn  der  Hälfte,  d.i. 
Halbmond.  Für  die  urfpcüngLicb  bebraifobe  oder 
ailimäifche  AbfalTung  des  B.  Henoch  find  diefe  Be- 
nennungen nicbt  unwichtig,  V.  3.  kam  fchon  Kp» 
71,  47.  faft  wörtlich  vor. 

7i)H^*r^nY^:  01::  7\^(DCri|:,  welchen 
Text  auch  Laurence  ausdruckt,  widerrpricht,  aber 
nur  fcheiobar,  der  fonftigen'und  naturgemäfsen  Vor" 
ftellungsweife  des  B.  Henoch,  daü  die  Sonne  dem 
Monde  Licht  verleibe.  Unftreitig  iR  nämlich  ,'das 
vom  Monde  zur  Sonne  zurückkehrende  Licht  gemeint* 

Laurence  überfetzt  ^Vi4^At  ifi  der  7ie  Tüi#i(,  ^C 

alTo  die  ZiSkx  als  Ordinalzahl  (O'AOO»  welche 
in  dem  folgenden  Satze  allerdings  ficht.  Da  aber 
(vgl.  Kp.  72»  3.)  der  Sinn  nur  feyn  kann:  alles  Licht 
des  Mondes,  wenn  es  diefen  verlafst»  kehrt  zurSpone 
snmck,  fo  ift  diefe  Ueherfetzung  nicht  zu  billigen« 
Die  eigne 'Bezeichnung  för  alles  Mondlicht  etklkn 
Bctk  auaKp.'?!,  47.   73,  3.  6  ff.    'Nach  Maafs  J^rgU 


660  Kap.  77.    V.  4—7. 

ausgegangen  iß  ein  7ter  Theil  der  Sonne,  Und  fie 
jgehen  unter  und  kommen  in  dieThore  des  Abends, 
und  gehen  herum  durch  Mittemacht  und  durch 
die  Thore  des  Aufganges  gehen  £e  hervor  über 
die  Oberfläche  des  Himmels. 

5.  Und  wenn  ßch  erhebt  der  Mond ,  fo  er- 
fcheint  er  am  Himmel ,  und  die  Hälfte  eines  7ten 
Theils  des  Lichtes  ift  in  ihm. 

6.  >  Und  in  14  wird  voll  fein  ganzes  Licht. 

7.  Und  3  Gefünfte  des  Lichts  dringen  ein  in 
ihn,  bis  in  13  voll  iß  fein  Licht  nach  dem  Zeichen 
des  Jalires,  und  er  wird  3  Gefünfte. 


?2i  30  iringt  das  Licht  ein^  nämlich  von  der  Sooim 
in  den  Mond«  Das  Mondlicht  beträgt  nach  des  Ver£ 
Anficht  ^  vom  Sonnenlichte,  In  der  ßten  Abtbeilung 
von  V.  4.  ift  Sonne  und  Mond  als  Subject  zu  betrach- 
ten; über  den  Gedanken  f.  Kp.  71,  2*  81  undzuV.S« 
Vgl«  Kp.  7S,  6.  9.  Hälfte  des  ^ten  Theils  für  ^\i 
vgl«  die  Abnahme  des  Lichtes  V.  9.  In  V.  6  vocl  7* 
ift  bei  den  Zahlen  14  und  15  der  Begriff  Tagt  tu 
fuppliren;  vgl.  auch  V.  11.  und  zu  Kp.  71»  43«  0> 
die  Monate  V.  10 — 11.  i9-*20.  in  3g»  29  und  30 
tagige  unterfcbieden  werden,  wird  der  Vollmond  dea 
gemäfs  theils  auf  den  I4ten,  theils  auf  den  i5teo 
Tag  nach  dem  Neumonde  angeletzt.  Für  den  Itft' 
tem  Fall  pabte  aber  die  frühere  Berechnung  'er 
Licfatzunabme  (tigllch  -fj)  nicht;  darum  findet  fidi 

V.  7.  eine  andere,  namlich  £1'^?!+:  fACH]: 

tria  (juintupla  lucis^  alfo  3  Mal  je  fünf  Theilfl  if^ 
Lichts  gelangen  zum  Monde;  der  Zeitraum  T0015 
Tagen  ift  in  3  Abfchnicte,  jeder  zu  5  Tagen,  getbeilt 
Einflüfs  auf  die  Dauer  der  Zunahme  dea  Moodis  bt 

nach   dem   Verf.  die  Jahcesieit.      A^^^C"- 


Kap.  77.    V.  8^a-  661 

8.     Und  es  wird  der  Mond  durch' ^*}  die  Hälfte 
les  7ten  Theiles. 

9»  Und  bei  feinem  Abnehmen  an  dem  llten 
Ige  verringert  (ich  um  den  14tenTheiI  fein  Licht» 
id  an  dem  2ten  verringert  es  liich  xitn  den  13ten 
leil,  und  am  3ten  verringert  eß  fich  um  den 
ten  Theil,  und  an  dem  4ten  verringert  es  fich 
Q  den  llten  Theil,  und  an  dem  5ten  verringert 
fich  um  den  lOten  Theil,  und  an  4em  6ten  verr 
igert  es  fich  um  den  9ten  Theil ,  und  an  dem 
en  verringert  es  fich  um  den  8tto  Theil,  und 
i  dem  Sten  verringert  es  fich  um  den  7ten  Theil, 
)d  an  dem  9ten  verringert  es  fich  um  den  Gteii 
heil,  und  an  dem  lOten  verringert  es  fich  um 
5n5ten  Theil,  und  an  dem  Uten,  verringert  es 
:h  um  den  4ten,  und  an  dem  12ten  verringert-. 
;  fich  [um  den  3ten  Theil,  und  an  dem  13ten 
age  verringert  es  fich]  um  den  2teD  Theil,  und 
\  dem  14ten  verringert  es  fich  um  die  Hälfte  ei* 


^CAiXJ  fecundum  fignum  anni  vgl.. zu  Kp.  71,  17. 
Subject  dei  letcten  Satzes  ift  nnStMtig  der  Mond 
und  zwar  der  volle. 

72)  fy^(d^:  'V»01':  ^^:  Auch  in  fener  Jah. 
rcszeit,  wo  der  Vollmond  erft  nach  15  Tagen  erfolgt 
(vgl.  V.  7.),  entfteht  das  Mondli'cllt ,  oder,  wie  der 
Verf.  Cöh  ausdruckt,  der  Mond  dadurch,  dafs  immer 
nur  Y7  feiner  Fläche  an  jedem  neuen -Tage  lErlench- 
tung  gewinnt.  Laurence  überfetzt  ungenau:  der 
JUond  hat  die  Hälfte  eines  SiebentheiUs.     Daa.jfi* 

^kiMn   des  Mondes  V.  9.  ift  dnrclf  ^!99!   eig. 

Vmrringerung  ausgedrückt«     Das   ini*  Klammern  Ge- 

,  fehloflene  Kat  zwar  Laurence,  aber  nicht -Cod.  Rüpp., 

wo  es  indela  wohl  nur  durch  Verfallen  des- Abfchr^ibers 


662  Kap.  77.    V.  9—14. 

nes  7ten  Theiles »  und  fein  ganzes  Licht  an  dem 
15ten  Tage  iß  zu  Ende,  was  übrig  \irar  von  allem. 

10.  Und  in  beßimmten  Monaten  werden 
je  29  Tage  dem  Monde. 

11.  Und  in  ihm  ift  eine  Zeit,  wo  28. 

12.  Und  eine  andere  Anordnung  zeigte  mir 
Uriel,  wenn^^)  Licht  gebracht  wird  in  den  Mond, 
und  woher  es  gebracht  wird  aus  der  Sonne.     , 

13.  Die  ganze  Zeit,  welche  der  Mond 
fortfchreitet  in  -feinem  Lichte,  tritt  er  vor  die 
Sonne,  bis  in  14  Tagen  voll  wird  fein  Licht 
am  Himmel. 

14.  Und  wenn  zu  Ende  ilt  alles,  fo  hört  auf 
fem  Licht  am  Himmel,  und  der  erlte  Tag  wird 
Neumond  genannt;  denn  an  diefem  Tage  wird 
gebracht  über  ihn  Licht. 

fehlt.  Zur  Zahl  28  in  V.  xi.  ill  natürlich  Tage  m 
erganzen,  wie  Tchon  V.^io.  lehrt  (f.  auch  zu  V.  6)* 
Ueber  die  Differenz  zwifchen  V.  lo — ii  und  V.I9 
—  20-  vgl.  Anuierk.  74. 

73)  (bA^'Sni    Laurence  labt  die  Copula  «ua»  übff- 
fetEt  die  Partikel  wie  und  betrachtet  die  Worte  tis 

Nachfatz  zu  den  vorhergehenden,  welche  mit  PA* 
wenn  beginnen.  Der  Verf.  meint :  von  welcher  Seiti 
dea  Mondea  daa  Licht  anfange  (vgl.  V.  17.}.     T.  13. 

't'^dTC«  eigentlich  er  geht^  ift  dem  Sinne  nach 
fo  viel  ala  «r  nimmt  zw  ;    der  äthiopifche  Autdmck  il 

malerifcher.  "t'Ojlil  imponit^  projicit  fefe  verftdic 
Laurence  vom  Lichte  ^  wovon  allerdinga  daa  Wort 
in  diefem  Kap.  vielfach  gebraucht  wird ;  indeib  CchrfaC 
mir  der  Gedanke  su  verlangen  ^  dafa  der  Moni  Sab" 
ject  dasu  hyi  die  Femininalform  bat  bei  der  im  AeAi^ 
pUchea  dem  Gcüchlechte  der  Wörter  gewidmeua  gt- 


Kap.  77.    V.  15—19.  6Gi 

15.  Und  er  wird  voll  genau  an  dem  Tage, 
)  herabßeigt  die  Sonne  in  den  Abend,  und  Von 
fgang  her  er  aufßeigt  in  der  Nacht, 

16.  und  es  leuchtet  der  Mond  in  der  gan- 
1  Nacht,  bis  die  Sonne  aufgeht  vor  ihm,  und 
wird  gefehen  der  Mond  vor  der  Sonne. 

17.  Und  wo  kommt  Lkht  zu  dem  Monde, 
1  da  verringert  es  fich  wiederum,  bisverfchwun- 
1  ift  fein  ganzes  Licht  und  vergehen  die  Tage 
i  Mondes , 

18.  und  es  bleibt  feine  Kugel  leer,  ohne 
lit. 

19.  Und  3  Monate  macht  er  zu  30  Tagefi  in 
ner  Zeit,  und  3  Monate  macht  er,  jeden  länzel- 
1  zu  29  Tagen  ^^),  in  welchen  er  macht  feine 
rringerung,  in  feiner  Ißen  Zeit  und  iii  dem 
en  Thore,  in  177  Tagen* 


( ,-« 


ringen  Sorgfalt  nichts  Auffallendes.  Genau  V.  15. 
t!  SU  Kp.  72»  9. ;  in  dem  letzten  Satze  diefes  Verfes 
lieft  man  bei  Laurence  ^^der  Mgnd*^  fiatt  def  Pröno- 
mens  (er).  Uebrigens  iß  der  Inhalt  von  V.  I5.-«t-  ig« 
nicht  blofs  leicht  verltän^Üch ,  fondem  beki^nniJich 
aack  vollkommen  ricbtig.  Y.  17.  berückCchtigt  das 
Zunebman  und  Abnehmen  auf  derfelben  Seite, der 
Mondfeheibe,  nämlich  der  wefilichen. 

»i|)  Nach  V.  10 — II.  betrug  die  Differens  der  Monatd 
eintn  Tag,  ebenfo  hier  und  V.  30. ;  allein  nach  jcrfte- 
ter  Stelle  fcbwankt  die  Monatslange  zwifcben  29 
vild  28 1  hier  aber  und  V.  20.  zwifcben  30  und  29 
^«gen.  Von  3otägigen  Monaten  war  auch  Kp.  72^ 
4.  5.  und  73,  5  ff.  die  Rede.  Das  MondeDJafat:  wird 
Bti  12  Monaten  oder  354  Tagen  gerechnet,  das  balbö 

>  alfo  ganz  richtig  xu  177  Tagen  (vgl.  Kp.  73,  3.)* 
Um  dtefe  su  erbalten ,  und  3  Monatft  zu  30  Tagait 

Kidi  Hcnoeli,  43 


664  Kap.  77.    V.   20- 

20.  Und  zu  der  Zeit  feines  Ausganges  er- 
fcheint  er  3  Monate  je  in  [30  Tagen ,  und  3  Mo. 
nate  erfcheint  er  je  in]  29  Tagen. 


:=  90,  und  3  Monate  su  39  Tagen  r=  87  erforder- 
Yichi  bei  der  Vorau^fetzung  2gtägiger  Monate  würde 
die  Summe  von  177  Tagen  fürs  halbe  Mondjabr 
nicht  zu  erlangen  feyn.  Der  Widerfpruch,  in  wel- 
chem  V.  10  —  II.  und  V.  19  —  20.  mit  einander  zu 
ßehen  fcheinen»  löft  ßch  wohl  fo  am  befien:  Difs 
die  Mondphafen  nicht  nach  Verlauf  delTelben  Zeit- 
raum« eintreten,  weil  die  eigentliche  Umlaufsseit  dn 
Mondes  und  die  Periode  von  einer  Zufammenkunft 
;  d^IIelben  mit  der  Sonne  bis  zur  andern  keinesweg« 

.  gleich ,  fondern  im  Durchfchiutt  um  2  Tage  5  Stan- 
den 57  Secunden  davon  differirt,  hatte  der  Verf.  b^ 
obachtet«  obfcbon  der  wahre  Grund  davon  ihm  ua- 
bekannt  blieb.  Er  meinte  den  Wiedereintritt  dei 
Neumondes,  wahrfcheinlich  nach  der  verfchiedenea 
Jirhreszeit  (denn  es  wird  hinzugefetzt:  in  feiner  Zeit; 
▼gl.  auch  V.  7.)  zwifchen  29  und  30,   zuweilen  aber 

rauch  nur  28«  Tagen  bemerkt  zu  haben;  bereclmtf 
aber  die  Monate  des  Mondenjahret  nicht   nach  ia 

ff 

3faehett,  ihm  vorgekommenen  Beobachtung,  foodeis 
bfilt'lich  an  das  Gewöhnliche,  um  die  RechnuDf  lu 
▼ereinfachen  und  um  fo  leichter  die  beiden  Jähret- 
liilfteh  gleichföi*mig  zu  inachen.     Vor  den  Worten 

'  diminutionem  fuam  fupplirt  Laurence  unnötUfCr 
Weife :  Diefs  ßnd  die  Zeiten ;  denn  ea  besieht  fic& 
das  Relativum  auf  Monate  oder  auch  auf  die  Tdi^ 
zahl,  welche  im  Vorhergehenden  vorkam.  DetÜk 
fetat  die  Angabe:  in  feiner  erßen  Zeit  mit  jeaaa 
Worten  in  die  eogfie  Verbindung ,  waa  wohl  riciity 


Kap.  77.    V.  21.  665 

21.  In  der  Nacht  erfcheint  er  je  in  20,  wie 
lin  Mann,  und  am  Tage  wie  Himmel;  denn  etwas 
nderes  iß  nicht  in  ihm  aufser  fein  Licht. 


feyn  dürfte,  befonden  auch  wegen  des  Zufatses :    tu 
dem  ißen  Thore.     Die  erfie  Zeit  iß  die  erfiere  Hälfte 

des  Jtfhres,  ihr  wird  V.  30.  entgegengefetzt  HH^St 

^A^^)^  I  wörtlich :   tempore  exitus  ejus,  worunter 
aar  die  andere  Jahreshälfte  gemeint  feyn  kann ,  alfo 
die  Zeit,  wo  der  Mond  (denn  nur  auf  diefen  kann 
.  das  Suffix  an  muz^la  gehen ;    vgl.  auch  Kp.  73,  14.) 
*     fieh  dem  Ausgange  feiner  Bahn  nähert,  dem  Ende 
feines  Jahres  zuwendet.     Die  Abnahme  des  Mond- 
licbte»  gefchieht ,  wenn  der  Mond  lieh  entweder  im 
erßen ,  oder  im  fechfien  Thore  befindet^  (vgl.  Kp.  73, 
6.  g*    78*  ^«  30*     Auch  diefen  Behauptungen  liegt 
.ein  Erfahrungbfatz  zum  Grunde,    nämlich  der,  dafs 
der  Vollmond  in  den  Sommermonaten  bei  uns  und 
auch  in  Faläfiina  vom  Aufgange  bis  zum  Untergange 
einen  tiefen^  in  den  entgegengefetsten  Wintermona- 
ten aber  einen  hohen  Bogen  am  Himmel  durchlauft; 
er  geht  alfo  nach  der  Sprechweife  des  Verf.  in  jener 
Zeit  durch  ein  anderes  Thor  hervor  und  unter,  als 
"""''in  diefer.     Uebrigens  iß  das  Abnehmen  im  ißenTbore 
_far  die  erfte  Jahreshälfte  nur  dann  richtig,  wenn  man 
dieCa  mit  dem  3ten  Sonoenmonat  beginnt  (vgl.  Kp. 
^  73t  8*);  denn  im  erßen  Sonnenmonat  erfolgt  es  im 
6ten  Tbore  (f.  Kp.  73,  6).     Auch  hier,  wie  bei  Be« 
ndnung  der  Monatslänge  und  fouß  (f.  Anm.  zu  Kp. 
-    ^I»I8^*  S*  598')»  übergeht  der  Verf.,  um  allgemeine  Ge- 
trtse  SU  erhalten,  kleinere  Abweichungen,  oder  er  be* 
•  jpmit  das  Mondjahr  um  ein^n  Monat  fpäter,  als  das  Son- 
ijabr,  wogegen  indefs  Kp.  78»  3*  feyn  möchte  (f. 
im.  75.  XU  Kp.  78, 3  —  3).     Etwas  anders  befiimmt 


66«  Kap.  78.    V.  1—2. 

Kap.    78.  ^6) 

1.  Und  nun,  mein  Sohn  Methufalah, 
ich  dir  gezeigt  alles,  und  vollendet  ift  die ; 
Ordnung  der  Sterne  des  Himmels. 

2.  Und  er  zeigte  ^^)  mir  alle  ihre  Ordnu 
welche  an  allen  Tagen  und  in  jeder  Zeit,  w 
unter  jeder  Macht,  und  in  jedem  Jahre,  und 


Laurence  die  beiden  Jahreshälften ;  vgl.  Anm.  s 

78»  3*  ^A*  i^  ^*  20'  ™^^  Klammern  Umfchl 
fehlt  im  Cod.  Rüpp. ;  ich  glaube  aber  nach  de 
sen  Anlage  des  Abrchnitts,  dafft  es  nur  durch  Ve 
hinweggeblieben  iü,  und  habe  es  daher  aus  La 
aufgenommen.     In  V.  31.  erganze  man  mit  den 

zu  der  Zahl  20  das  Wort  Tage ;  dagegen  ift  I 

rnArLjI  ficut  vir  von  ihm  unnöthig  cnri 
„iffie  das  Geßckt  eines  Mannes.'*  Der  Verf.  1 
auf  das  Bild  Rückficht»  welches  der  Mond  darl 
den  mann  im  Monde,  Die  Schilderung  des  M 
am  Ende  von  V.  21.  bildet  mit  Kp.  71,  6.»  wo 
die  Sonne  eine  mit  Feuer  angefüllte  Kugel  ift, 
Art  Gegenfatz. 

75)  In.  Kp.  78»  wird  wenigßent  V.  i.  der  Ablichiii 
Anrede  Henochs  an  Methufalah  betrachtet;  vgl 
go,  8-  81»  I  ff-  I^en  2ten  Satz  diefe»  Verfet  w 
Lawrence  mit  Einfchiebung  der  curfiv  gedru 
Worte:  ^^  und  der  Bericht  jeder  Ordnung  — 
vollendet.^* 

7Ö)  y.  2— 4.  und  erfler  Theil  von  Y.  5.  bilden 
groften    zufammenhängenden »    durch  mehrere 
fcbenfatze»  von  denen  ich  den  einen  der  Deutlic 
wegen  alt  Parenthefe  bezeichnet  habe,  unterbrod 
Sau.     So  hat  man  z.  B.  feine  Verringerung 
noch  aU  Object  von  er  zeigte  mir  V;  a.  »a  be 


Kap.  78.    V.  2.  667 

i  fernem  Ausgange  und  in  feinem  Gefetz ,  in  je- 
em  Monate  und  in  allen  Wochen^  und  die  Ver- 
ngerung  des  Mondes ,  welche  bewirkt  wird  im 


ten ;  von  demfelben  Verbo  ift  V.  5.  der  Sats  abhän- 
gig: und  wenn  zu  Ende  iß  u.  f.  w.  Subjec^  diefet 
Verbi  ift  unfireitig  Uriel  ( vgl.  V.  5.  79,  I.) ,  nicht 
etwa  Henocby  wie  man  aus  V.  i.  fcblieften  mochte; 
denn  nicht  Methufalak ,  fondern  Henoch  ift  der  Re- 
dende (f.  Kp.  79,  I.  go,  I,  gl,  I  ff.).  Lawrence 
fupplirt  Eur  Verdeutlichung  V.  a.  das  Verbum:  er 
zeigte  mir  nach  dem  Worte  Jfocken;  V.  3.  dagegen 
fiafst  er  für  Cch,  defsgleichen  V.  4.  mit  dem  erfien 
Sat^e  von  V.  5.  Hierbei  wird  freilich  das  Relativum 
in  y.  x3.  nach  Verringerung^  im  Anfange  von  V.  4.  und 
endlich  in  V.  5. ,  ■  wo  es  zum  erfien  Male  vorkommt, 
nicht  beachtet,  aufserdem  vor  V.  4.  der  Sats :  „feine 
Periode  ifi^^  ergänzt.  Das  zu  dem  Worte  Ordnungen 
(ftatuta)  gehörige  Pronomen  im  Anfange  des  3ten 
Verfes  geht  mui  Gefiirne  (V.  I.);  Laurence  wendet 
ea:  Gefetze  riickfichtlich  diefer^  und  fchiebt  nach  dem 
unmittelbar  folgenden  Relativ  ^^fiatt  finden**  ein; 
dagegen  lafst  er  das  2te  Mal  das  Relativum  aus,  näm- 
lich nach  dem  Worte  Zeit,  welches  er  übrigens  dem 
Sinne  nach  ganz  richtig  von  Jahreszeiten  verficht. 
Jahr  foU  durch  den  Satz :  und  zwar  in  feinem  Aus» 
gange    und    in    feinem     Gefetz    erläutert    werden. 

wD>^^« !  exitus  ejus  (fc.  anni) ,  gibt  Laurence  hier 
jinkunjt  („arrival"),  währ^end  er  es  Kp.  77,  20. 
durch  Ausgang  (,> going  forth<<)  überfetzt.     Statt 

Macht  (fJjCV^ll)  hat  er  Einßufs,  dem  Sinnenach 
ganz  richtig.  Es  gibt  nach  dem  B.  Henoch  eine 
zwiefache  Stelle  für  das  Abnehmen  des  Mondes  (vgl. 
Kp«  73y  6.  8*   77»  19*)  t  ®^^  ^^  iften,  die  andere  im 


N 
> 


668  Kap.  78.   V,  2—3. 

6ten  Thore  —  denn  in  diefem  6ten  Thore  geht  zu 
Ende  fein  Licht , 

3.  und  von  ihn;  ilt  der  Anfang  des  Mondes— 
und  feine  Verringerung,  welche  bewirkt  wird  im 
llten  Thore  in  feiner  Zeit,  bis  zu  Ende  find  177 
Tage^^),  nach  der  Ordnung  von  Wochen  25,  und 
2  Tage, 


6ten  Thore  (f.  Anm.  zu  Kp.  77,   19.  und  7g,  3.}; 

beide  zeigte  daher  Uriel  dem  Henoch.     (DTV^  lUl 

JStXffh  ••  C^rt  :  ®C^  :  «^  «*  *«  (fc.  porta  feiu) 
fit  principium  lunae  im  Anfange  von  V.  3.  beziebt 
£ch  darauf,  dafs  der  Mond  im  erfien  Monate  des 
Jahres  im  6ten  Thore  feine  Abnahme  bewirkt  (f.  Kp. 
73,  6'  und  Anm.  z.  d.  St.)  Erß  mit  dem  3ten  Monat 
eröffnet  ßch  die  Reihe  derjenigen  Monate,  10  welchen 
die  Abnahme  im  iRen  Thore  gefchieht. 

7*^)  Der  Sinn  fcbeint  zu  feyn,  dafs  der  Mond  immer 
den  nördlichßen  Punkt  feines  Aufganges,  oder  des 
Wendepunkt  des  fechften  Thores,  zu  einer  Zeit  vi4- 
rend  feiner  Abnahme  in  177  Tagen,  oder  dem  halben 
Mondenjahre  durchgehe.  Der  hier  gemeinte  Theil 
des  Jahres  iß  der  von  dem  Idngßen  bis  zum  kürußm 
Tage  des  Jahres.  Diefs  mufs  nothwendig  gefcbabea. 
weil  die  Stelle  des  Vollmondes,  von  welchem  Au 
jihnehmen  beginnt ,  da  Ce  immer  die  der  Sonne  eac- 
gegengefetzte  ifi,  wahrend  der  erwähnten  Periode 
das  Zeichen  des  Krebfes,  den  Wendepunkt  des  ÜBck 
ften  Thores,  nicht  erreicht.  Die  andere  Seite  gilt  für 
die  andere  Hälfte  des  Jahres,  während  die  Sonne  foa 
dem  kürzefien  zu  dem  längfien  Tage  fortgeht.  Hie^ 
über  verbreitet  fich  Kap.  77,  19,  ao.  (t.)  Dieb 
Erklärung  Laurence^s  ift  nicht  richtig  9  larie  ans  tf» 
73  f  8«  (f-  such  die  dazu  gehörige  Tabelle  S.  tfos») 


Kap.  78.  V.  4— 5.    Kap.  79.  V.  1.        669 

4.  und  welcher  geringer  ilt  als  die  Sonne, 
lach  der  Ordnung  der  Sterpe,  genau  um  5  Tage 
a  Einer  Zeit  ^ö), 

5.  und  wenn  zu  Ende  ilt  jene  Stelle ,  welche 
[u  fieheft.  So  (iß)  das  Bild  und  die  Geßalt  von 
adem  Lichte,  welches  mir  zeigte  Uriel,  der  grofse 
^gel ,  welcher  ihr  Führer  ift. 

Kap.     79.  ^») 
1.     Und   in    jenen    Tagen   antwortete  mir 


erhellt;  denn  fchon  im  zweiten  Monate»  d.  h.  alfo 
ehe  der  längfie  Tag ,  welcher  dem  dritten  Monate 
angehört»  eingetreten  iCt,  erfolgt  das  Ahnehmen  des 
Mondes  im  ißen  Thore.     Der  Verf.  zählt  alfo  wohl 

I 

die  V.  3.   erwähnten  177  Tage    oder    25  Wochen 
2  Tage  vom  zweiten  Monate  bis  zum  fiehenten  Mo* 
nate,    während  das  andere  Halbjahr  vom  gten  bis 
zum  iften  Monate  üch  erftreckt. 
7g)  Da  das  Mondenjahr  354  Tage  dauert,  To  ift  ea  aUb 
um  10  Tage  kürzer ,  als  das  Sonnenjahr ,  wie  es  in 
diefem  Buche  berechnet  wird  /  (o  dafs  demnach  fein 
halbes  Jahr  5  Tage  kürzer  feyn  mufs ,  als.  das  halbe 
Sonnenjahr.  (L. )     Vgl.  auch  Kp.  73,  14.  15.     Eine 
Zeit  ift  nach  dem  Zufamraenhange  ein  Halbjahr*   Das 
Kelativum  im  Anfange  diefes  Verfea  bezieht  mau  am 
heften  wohl  auf  Mond  (V.  2.).     Ordnung  der  Sterne 

L  zu  Kp.  73.  II.     Das  einfache  TJC^)**!^  J  im  An- 
fange von  V.5.  überfetzt  Laurence:  ^^lihre)  fichtbare 

StelU.**  Bild  und  Gefialt  ACAp^  (DÄ^^HA: 
Ueber  Uriel  als  Führer  der  Geftime  f.  auch  Kp.  71«  I. 
73»  !•  74*  7  ^'  ^^^  über  die  Idee  Anm.  su  Kp.  74,  I. 
^9)  Diefes  Kap.  unterfcheidet  fich  dadurch  von  allen 
übrigen  diefes  Abfchnittes^    dafs  das  Aftronomifche 


j.      l'ndui  den 'lagen  deröünd( 
"VViiiter  ""}  verliürzt  worden, 


darin  mit  dem  Untergänge  de*  bÖfei 
Verbindung  gefetzt  wird.  Der  Gma 
cfaeriüch  durch  daQielbe  hinzieht,  beft 
ßellung,  daft  sui  Strafe  der  MenCchei 
Ordnung  der  Natur  aufgehoben  wei 
keiner  der  Sterblichen  diefs  obne  höh 
voraus  wilTen  könnte,  lo  wird  die  ] 
fchickt  dem  Engel  Uriel  in  den  Mun 
—~  2.  find  nur  eine  Axt  Einleitung ;  ^ 
die  Schilderung  jener  fchlimmen  2 
fetzt,  wie  auch  fonlt  oft,  V.  i  and  s 
hinzu,  dagegen  lafit  er  tot  Sonne  u 
daa  DemoöRratirum  "hi  aus;  auch 
was  weiterbin  :  wtlcke  verurfaeken  al 
gtn.  Oa^^\ja»*  txttus  eorum, 
.  Vtrfehwinden ,  Untergang  am  Horiz' 
?7>  30>  und  Anm.  dazu;  Laurtnte  ü 
arrivalt  to  reiurn. 
8o)  'ViAfi^'Pl  ei£entlichWiBMrfKp.R 


Kap.  79.    V.  4  —  6:  671 

und  ihr  Saame  wird  feyn  lalfi^  in  ihrer 
ind  auf  ihren  Triften,  und  jedes  Werk, 
f  der  Erde,  wird  umgekehrt  und  nicht. 
I  werden  zu  feiner  Zeit,  und  der  Re-> 
rd  zurücligehalten  werden  und  der  Him- 
1  ßehen. 

'  Und  in  jenen  Zeiten  wird  die  Frucht  der 
lEg  feyn ,  und  nicht  fproflfen  in  ihrer  Zeit» 
e  Frucht  des  Baumes  wi^d  zurückgehaltea 
i  in  Ihrer  Zeit. 

Und  der  Mond  wird  verändern  feine  Ord« 

und  nicht  gefehen  werden  zu  feiner  Zeit.» 

jenen  Tagen  wird  gefehen  werden  derHim-» 

nd  Unfruchtbarkeit  wird  Itatt  finden  in  den 

n  der  grofsen  Wagen  in  Abend  ®^),  und  er 

ie  und  Triften  beziehen  Ccb  naturlich  äu£  Sünder 

3*     Jf  ^-^^*   V.  4  und  5.  jfoßremuSf-  tardus. 

urenct  fafst  fV^^^C^^l  ®AOÖ^^<^;  zx^ 
imen :  in  ihrem  fruchtbaren  Boden, 

XJBJ  fiC^'OAi'fil  Die  Grenzen  der  groftcn 
Igen  im  Wefien  fcheinen  das  römifche  Gebiet  zu 
ieichnen,  das  Gebiet  einer  Macbt,  welche  mit  den 
rthem  in  Often  zu  der  Zeit ,  wo  das  Buch  verfalst 
irde,  und  in  der  That  lange  nachher  die  Herrfcbaft 
rWelttheilte.  (L.)    Der  Text  lautet  in  Cod.  Rüpp, 

snfo  (bis  auf  das  richtige  nK^'iciiJ  und  fV^^A^l 
'  das  bei  Laurence  Fehlerhafte);  ift  aber  gewifa 
;ht  in  dem  ihm  von  Laurence  beigelegten  Sinne  zu 
bmen.  Der  Verf.  meint  die  in  diefem  Abfchnitte 
P«  7If  7*  47*  ?3>  3.  74,  9.  10.  150  mehrmals  er- 
ihnten  Wagen  der  Himmelskörper;  innerhalb  ihrer 
0nzen  ift  die  Gegend  1  welche  fie  anf  ihrem  Laufe 


3 


en  uoer  ueii  ounucui  ~~j. 

Ton  Often  nach  Weßen  trei 
Tonnglicfae  Fiuclitbatksit  c 
tiguDg  der  BSren  wird  fis 
Erds  eotsogeD.  DieÜM  Sc! 
Weltgegenden  ebsnfkllf  su 
der  Verf.  nur  IierTor,  wi 
grofie  Bedeutung  beilegt, 
Mond  und  Sterne  verfcbw 
Auf  äbnliche  WeiTs  beifd 
^/päHHt  den  TiorJen  am  fii 
Die  Worte :  der  Himmel  t 
GegenCitx  mit  dem  voibergi 
liclit  bleibt  au* ,  nur  der  1 
X!Ep*77t  31.  eine  ähnliche  Ei 
nngMcbtet  wird  derfelbe 
verbreiten,  als  fonff,  elfo  vt' 
fengt  werden.  Ali  Subjeet 
erUuehÜH  witd  von  Laurti 
weichet  Nomen  ea  allerdiA 
gatuen  Sets ,  worin  et  vor] 
rfünigen  FinfcbaUungen,  fo: 


Kap.  79.  V.  8— 10.    Kap.  80.  V.  1.      673 

8*  Und  die  Gedanken  derjenigen ,  welche 
Dhnen  auf  Erden,  werden  irren  über  fie,  und  fie 
erden  abgewendet  werden  von  allen  ihren  Wegen, 

9.^  und  fie  werden  irren  und  fie  halten  für 
itter,  und  es  wird  grols  werden  über  ihnen 
\$  £lend. 

10.  Und  Strafe  wird  kommen  über  fie,  auf 
ifs  er  fie  vernichte,  fie  alle.'' 

Kap.    80.«») 

1.  Und  er  Tagte  zu  mir:  „OHenoch,  be« 
ichte  das  Buch,  welches  herabtröpfelte  der  Him- 
d,  und  lies  das,  was  gefchrieben  ifi  darin^  und 
Tnimm  jedes  Einzelne.'' 


(eig.  mit  U#i  C    ^u  fchreiben)  eoncludentur ^   auch 

im  A.  T.  (z.  B.  Hiob  9,  7.}  gewöhnliches  Bild  fiur 

non  apparentf  occultabuntur,     V.  g  —  9.  erkläreo  die 

Eotftehung   its  Gefiirndienßes^   welcher  im   Orient 

vorherrfcbend  war»  und  daher  auch  bei  den  Hebräern 

arft  fpät   ganz  vertilgt  werden  konnte.     V.  10.  ift 

Goit  Subject  sum  Zeitworte  vernichtenm 

83)  "Wie  fich  die  Nachrichten,  welche  Henoch  durch 

Offenbarung  zu  Tbeil  geworden  waren,  erhalten  und 

auf  die  Nachwelt  fortpflanzen  konnten,  fucht  Kp.  go. 

.Bachzuweiren.    Vgl.  die  analogen  Stellen  Kp.  33, 3. 4. 

67,   I*     Nicht  blofs  mündlich  wurde  der  Patriarch 

*  iMlehrt,  fonderii  auch  fchriftUch,     Das  empfangene 

'  B«ch  ging  uufMeihujalah  über  und  £0  weiter  in  deflen 

Familie.  Der  Redende  V.  i.  ift  Uriel.  KcfiKcd: 
eig.  fiiUatim  effudit  (vgl.  auch  V.  3.}  1  hier  von  dem 
ttUniähligen  £nthüllen ;  gleicfafam  blattweife,  wie 
Mnbammed  den  Koran  erhielt,  wird  die  Schrift  dar- 
geboten.    V.  2.  überfetet  Lawrence  nicht  wörtlich. 


674  Kap.  80.    V.  2  — 6. 

2.  Und  ich  betrachtete  alles  in  dem  Getröp 
des  Himmels,  und  las  alles,  Tv^as  gefchrieben  i(i 
und  vernahm  alles,  und  las  das  Buch,  und  a! 
-was  gefchrieben  war  darin ,  und  alle  Werke 
Menfchen 

3.  und  aller.  Kinder  des  Fleifches,  wel 
auf  der  Erde ,  bis  zur  Wiedergeburt  der  Welt 

4.  Hierauf  fo gleich  pries  ®*)  ich  den  Hci 
den  König  der  Herrlichkeit ,  wie  er  gemacht 
das  ganze  Werk  der  Welt. 

5.  Und  ich  rühmte  den  Herrn  wegen  fd 
Geduld  und  feines  Segens  über  die  Kinder  der  Wi 

6.  Und  zu  der  Zeit  fprach  ich;  „Gefcgi 
ift  der  Mann ,  welcher  ftirbt  gerecht  und  g 
und  über  welchen  ein  Verzeichnifs  von  Ünrei 
gar  nicht  gefchrieben ,  und  an  welchem  nicht  j 
funden  worden  iß  Verbrechen ! " 


fondern    nach    dem   Sinne:    Buch.     V,  3,   i\w 

^ÖTA^:  UA^;  gibt  Laurenct:  während  t 
Generationen  der  Welt ,  was  freilich  nicht  wördi 
ift.  Tevled  heifst  nicht  blofs  Gefchlecht^  Toodc 
auch  Erzeugung ^  Geburt  y  was  in  diefem  ZuTsouac 
hange  noch  beßimmter  von  einer  Neugeburt  oJ 
Umgeftaltung  der  Welt  zu  verßehen  ift.  Eine  bl^ 
wird  nach  vollbrachtem  Strafgerichte  eintreteaf  t| 
Kp.  IG,  22  (F.,  befonders  aber  Kp.  71»  x.  9O9  W^^ 
in  den  Codd.  oder  92,  j6  — 17.  nach  Loarfafl 
Umftellun^.  Vgl.  indefs  über  den  Ausdruck  an 
Kp.  82,  II. 
84)  Ein  gleiches  Betragen  beobachtete  Henoch  lu 
fonft  bei  ahnlichem  AnlaCfe ;  vgl.  Anm«  mn  Kp*  l 
9— xo. 


Kap.  80.   V.  7-^9.  675 

Und  jene  3  Heilige  ®*)  brachten  mich 
md  fetzten  mich  auf  die  Erde  vor  die  Thür 
Haufes. 

Und  fie  fagten  zu  min   „Zeige  alles  dem 
falahy  deinem  Sohne,  und  zeige  allen  dei-- 
indem,   dafs  nicht  gerechtfertigt  werden 
las,  was  Fleifchiß,  vordem  Herrn;  denn 
ir  Schöpfer,       * 

Ein  Jahr  wcräen  wir  dich  laflen  bei  dei- 
ndem,  bis  du  wieder  kräftig  biß,  auf  dafs 
shrelt  deine  Kinder,  imd  fchreibeft  für  fie, 
rkündigeft  allen  deinen  Kindern.  Und  in 
ideren  Jahre  werden  fie  dich  nehmen  aus 

Ütte,  und'fichfiärken  wird  dein  Herz.  Denn 

,     .  •   ■'  •  '      •  ,    .      .    . 

)ierer  Ausdruck  zeigt  wieder  von  Verworrenheit 
der  Anordnung  des  B. '  Henocb.  Denn  in  dem 
izei^  Abfchnitce  Kp.  71  —  gi.  iil  überall  nur  Uriel 

der  den  Henpch  belehrende  Engel  bezeichnet;  ja 
:h  Kp.  I  —  70.  ift  nirgends  von  drei  Engeln  die 
303  welche  Och  ip  der  Nähe  jenes  Patrit  reiben  be« 
»den  hättep/.  Wahrrcbeinlich  (qU  aufier  Uriel  noch 
cJbaW.iipd  fiahriel  verßanj^en  werden.  Durch  das 
lauen  der  GeheimnilTe  ift  Henoch  ermattet ,  und 
larf  alto  erft  der  Stärkung,  bis  er  neue  Offenbarung 
ertragen  fich  im  Stande  ßeht ;  darum  wird  er  zu« 
k  gebracht  auf  die  Erde  (vgl.  V.  g.).  Während 
fei  Zeit  Toll  er  das  Gefehene  feiner  Familie  be* 
int  machen,  und  um  es  vor  Entfiellupg  zu  bewah« 

,  auch  auf[chreiben  (V.  9.}.  Für  dasjenige  frei« 
ly  was  Kg.  71  ff.  gefchildert  worden  war,  bedurfte 
feiner  Aufzeichnung  nicht,  da  er  eft  auch  fchon 
riftlich  von  Uriel  empfangen  »hatte  (f.  V«  iff.  }• 
'  werden  dick  nehmen  (V.  9.)  ftatt  des  FalBva:  du 
rft  entnommen  werden.    Im  letxten  Theüa  TOn 


676       Kap.  80.  V.  9—13.    Kap.  81.  V.  1. 

die  Guten  werden  den  Guten  bekannt  machen  die 
Gerechtigkeit,  der  Gerechte  wird  mit  dem  Gerech- 
ten fich  freuen,  und  fie  werden  bekennen  unter 
einander,  und  der  Sünder  wird  mit  dem  Sünder 
Herben ,    . 

10*  und  der  Verkehrte  wird  mit  dem  Ver- 
kehrten erfäuft  werden. 

11.  Und  diejenigen,  welche  gerecht  handeln, 
werden  fterben  wegen  der  Werke  der  Menfchcn, 
und  werden  verfammelt  werden  wegen  der  Werke 
der  Gottlofen.'* 

12.  Und  in  jenen  Tagen  hörten  fie  auf,  fidi 
zu  unterreden  mit  mir, 

13.  und  ich  kam  zu  meinen  Nebenmenfchen, 
indem  ich  pries  den  Herrn  der  Welten. 

K  a  p.     81.  8«) 

1.     „Und  nun,  mein  Sohn  Methufalah,  alles 
diefe^  Tage  ich  dir,  und  fchreibe  ich  für  dich,  und 


V.  9.  bis  V;  II.  wird  auf  das  verfchiedene  Sebick(il 
der  Meiifchen  am  Tage  der  Vergeltung  hingewisTen, 

wie  fonft  öfters.  Ofi^Af^h^t  nCiß'J'tAfO^l 
et  conßtehuntur  inter  fefe  überfetzt  Laurence  lufi«: 
ße  werden  einander  beglüchwänfchen.  Das  Object 
fehlt,  wie  Kp.  62»  lo.  und  anderwärts,  und  ift  lekk 
SU.  fuppliren.  Der  ute  Ver»  bezieht  lieh  woU  vt 
die  Mifshandlungen  und  Verfolgungen,  welche  Jii 
guten  Menfchen  su  erdulden  haben  von  Seited  in^' 
abtrünnigen,    vor  der  Fluth   lebenden    Gefchlscto 

(t Kp. 7,  i3ff.  8, 9.  9, 1 S.).     JBtQ-n/V;  hier f« 

Tode,  wie  H^Al  f^iUt  nicht  feiten. 
86)  Die  erßen  4  Verfediefes  Kap.  hangen  genau  siKdi* 
SchluITadeasoBan  sufamnien  und  find  von.Henock|^ 


I 


Kap.  81.    V.   1—3.  677 

-  • 

s  offenbarte  ich  dir,  und  ich  gab  dir  die  Bücher 
i  allem  diefem. 

2.  Bewahre,  mein  Sohn  Methufalah,  die 
:her  von  der  Hand  deines  Vaters,  und  dafs  du 
gebeit  den  Gefchlechtern  der  Welt. 

3.  Weisheit  habe  ich  gegeben  dir  und  deinen 
idern,  und  denen,  welche  dir  feyn  werden  als 
ider,  damit  fey  ihren  Kindern,  und  auf  Ge- 
lecht zu  Gefchlecht  bis  in  Ewigkeit,  diefe 
isheit  über  ihre  Gedanken.  Und  nicht  fchlafen 
rden  diejenigen ,  welche  fie  verftehen,  und  bö- 
mit  ihrem  Ohre ,  damit  fie  lernen  diefe  Weis- 
t  und  würdig  werden  der  Speifen,  welche  gut 
en,   die  (fie)  eflen. 


fprocben  gedacht,  nachdem  er  zu  den  Seinigen  zarück- 
gekommen  war  (Kp.  30, 13.)*    Methufalah  foUdas  Em*  ' 
pfangene  nicht  für  ßch  behalten ,  fondern  verbreiten 

(V.2.).  Den  Satz  V.  3.  (DA7\A:  jBTidrv:  AT): 

(fft)rX  l  iistjue^  <fui  erunt  tibi  infiar  liherorum^  d.  i.  deU 
nen  Enkeln^  über  fetzt  Laurence :  und  deiner  Nachkom" 

menfchaft.  Das  einfache  T\C^*  PUA?I  ut  fit  gibt 
er :  damit  fie  fie  überliefern  („transmit**) ,  fo  dab  die 
Worte:  diefe  fVeisheit  über  ihre  G edankenAf 'po&tioa 
som  Objecte  (fie)  würden,  während  lie  vielmehr  als  Sub- 

}ec€  zu  jahalu  betrachtet  werden  müflen.     '^/Irn  I 

J^n:  /KA.91/ ^I  iß  Weisheit,  welche  ihren  Ge- 
fichtskreis  weit  überfchreitet ;  vgl.  den  ähnlichen 
Ausdruck  ^hil.  4,  7.  17  iigi^ini  rov  e'tov  1}  ^«e^/^ovMc 
ndwTu  vwvf  wofür  in  der  athiop.  Ueberfetzung  fieht: 

^^AüA;  TSf^iY^l  £\rf\:  EinGcht  und  Be- 
Ukrung  unter  dem  Bilde  derSpeife,  und  dasEUnpfan* 
gen  derCslben  als  Geniefsen « der  Speife  auch  in  der 
U.  Schrift;    vgl.  PH  119,  103.    Sprich w.  16 1  24. 


678  Kap.  81.    V.  4—5. 

4.  Gefegnet  find  alle  Gerechten  f  gel 
alle,  welche  wandeln  auf  dem  Wege®^)  di 
techtigkeit,  und  an  welchen  nicht  ift  Sünde  j 
den  Sündern,  bei  der  Zählung  aller  ihrer  Ti 

5.  Anlangend  das  Gehen  der  Sonne  am 
mel:  durch  die  Pforten  geht  fie  ein  und  a 


24»  13*  14*  Sir.  24,  26  S,  Joh.  6,  27  ff.  i  Ko 
Hebr.  5,  12  — 14.  Auch  Tertullian  (de  cultu 
L.  I.  cp.  2*}  betrachtet  Methufalah  als  Depofil 
dem  Henoch  liundgewordeoen  GeheimnilTe. 
cordentur»  Tagt  er,  pronepotem  ipdus  Enoch 
fuperftitem  cataclysmi  Noe ,  <jui  uti^ue  domefii 
mine  et  hereditaria  traditione  audierat  et  mcm 
de  proavi  fui  penes  Deum  gratia  et  de  omnibus 
dicatis  ejus,  <juum  Enoch  ßlio  fuo  Matufalat 
aliud  mandaverit ,  ^uam  ut  notitiam  eorum  p' 
fuis  tr äderet,  •* 
37)  In  Laurence*s  Codd.  fehlte  diefs  Wort,   we 

er  es  ergänzt;  Cod.  Rüpp.  hat  ^({i^'t'I«  h 
folgenden  Satze  fupplirt  Laurence:  wird  gefi 
Mit  diefem  Verfe  fchliefst  die  allgemeine  Betrac! 
und  y.  5  —  25.  folgt  noch  ein  Anhang  aftronomi 
Inhalts,  worin  zum  Theil  fchon  früher  Entwid 
mit  wenigen  Worten  wieder  aufgenommen, 
aber  die  Vorftellung  von  ge willen  Intelligenzen, 
chen  die  Leitung  der  Geßirne  unter  Oberauffid 
Eogela  Uriel  übertragen  ift,  detaillirter  entvri 
und  mit  dem  Wechtel  der  Jahresseiten  und  Ter 
denen  Naturerfcheinungen  i^  Verbindung  gel 
wird.  Infofern  alfo  V«  5.  gewiflermaaftea  ein  1 
Gegenßand  zur  Sprache  kommt  (gegen  V.  i-^i 

halten),  fteht  der  abfolute  Satz  voran :   AHRfh) 

e/hjp;  niV^jp;.  statt  ^9^<ff:  nm 


Kap.  81.    V.  5.  679 

t  den  Häuptern  von  1000  jener  Ord- 
er Sterne^  mit  den  4,  welche  hinzuge- 
en,  und  trennen  die  4  Theile  des  Jahres, 
führen^  und  mit  ihnen  Kommen  4  Tage. 

• 

i'J^K:^  wofür  ich  daher  in  der  Üeher^ 
r  unrer  Pforten  wählen  zu  müflen  glaubte. 
ice  überCetzt:  jedes  Thor^  fö  (lab  er  das  Ad- 
[upplirt ;  der  Meinung  des  Verf.  ift  diefs  liller- 
gemäb  (vgl.  Kp.  71,  12  ff.)*     Statt  Häupter 

\t\^l  vgl.  auch  Kp.  70,  4.    79»  6.)  hat  er 

(Führer) ,  was  fonft  durch   <^AJt\p\  t  aus- 
ist wird.     Dafs  nicht  überfetzt  werden  durf^: 
n  ibCO  Häuptern  jener  Ordnungen^  iieht  man 
19  und  24. ;   vgl.  auch  Kp.  74^  i.     Das  De* 

ativum  in  dem  Satze   H^OjJ^Ä)-:    Ah<P 

h  l  läfst  Läurence  ans ;  es  bezieht  iich  auf.frii- 
IrwShnung  det  Abtheilungen  (Läurence  uber- 
ilaßen  )  von  Sternen  Kp.  79,  7.  Die  4  Ainzu« 
en  Häupter  find  die  Vorgefetzten  der  4  Schalt« 
über  diefe  und  ihre  Stelle  f.  Kp.  74,  i.  iind 
:k.  z.  diefer  SteUe.  Da  jene  Schalttage  (vgl. 
)  zur  Zeit  der  beiden  Nachtgleichen  und 
ien  9  oder  im  ßten ,'  6ten ,  pten  und  I2ten  Mo- 
ingefchoben  werden,  fo  können  fie  auch  als 
ungsmittel  der  4  Jahreszeiten  betrachtet  wer- 

Die  Worte  7\A:  ßCK^CO^Cf^rl  ^ui  ducuni 
;.  partes  anni)  erklären  fich  aus  diefer  Annahme ; 
lämlich  die  Auffeher  der  Schalttage  alle  Mahl 
;r  angegebenen  Zeit  unfehlbar  ihren  Tag  am 
lel  heraufführen  y  fo  erfcheinen  fie  gleichfam 
r  Spitze  der  4  Jahreszeiten  und  helfen  fie  msir- 
Mit  ihnen^  oemlich  den  4  Jahreszeiten.  Der 
loch.  44 


680  Kap,  81.    V.  6—7. 

6«  Ihretwegen  irren  die  Menfchen  fet 
berechnen  fie  nicht  in  der  Rechnung  jedes 
laufes;  denn  fie  irren  fehr  über  fie,  un^ 
zeigen  fie  die  Menfchen  genau  an.  Denn  J 
in  der  Rechnung  des  Weltlaufes  \^des  Ji 
und  wahrlich  diefe  find  eingefügt  für  i 
einer  in  dem  Ißen  Thore,  und  einer  in  den 
und  einer  in  dem  4teny  und  einer  in  dem  6 

7.     Und  es  wird  vollendet  das  Jahr  in  3^ 


Verf.  legt  gerade  auf  die  Berechnung  der  Tage  de 
und  die  Einfcbaltung  von  4  Tagen,  wodurch 
möglich  wird  9  ein  grofses  Gewicht.  Dam 
weilt  er  auch  hier  dabei  noch  V.  6.;  vieles 
kam  fchon  Kp.  74,  3.  wortlich  vor,     Ueber  VP 

(CEA^y  CiAnmerk,  «u  jener  Stelle.     Das  in 
mern  Gefchloflcne  halte  ich  für  eine  blolse 
den  etwas  dunkeln  Ausdruck  &lam  sa  erklaren 

nau  f.  zu  Kp.  72,  9.      hyhf^O^Q!^:   non 
dunt  ßos  (fc.  dies)  gibt  Laurence:  fee  wijjen  fii 

Dcrfelbe  bemerkt   zu   ^^U5:   „von   AftO 

drücken ,  ausdrücken  oder  ßegeln  **  und  überli 

bezeichnet ;  da  das  Bild  nicht  g^t  beisubebalun 

ich  das   ähnliche  ^gefügt  dafür  gewählt.    1 

V.  3»,    Uebri'gens  fchwimmen  in  der  DarfieOv 

beiden  Begriffe  der  4  Schalttage  und  ihrer  Füb 

einander;  V.  6  und  g.  iß  von  erfiem  die  Redei 

rend  V.  5.  letztere  betraf. 

88)  Diefe  Notiz  wird  hier  beigefügt ,  well  dia  1 

Lunge  des  Jahres  nur  durch  Beachtung  dar  S 

tage  gewonnen  wird.     Der  Abficht  des  Verf.  p 

ift  es   alfoy    wenn  Laurence  diefen   Vers   mit 

Schlufle  des  vorhergehenden  in  die  engAeVeAn 

bringt:  Jo  daft  das  Jahr  tu/.  wJ     Ueber  im 


Kap.  81.    V.  8.  681 

Und  wahrlich  richtig  ift  die  Stelle  und 
die  Berechnung  deflen,  was  eingefügt  ift. 
die  Lichter,  und  die  Monate,  die  beftimnu 
;iten,  die  Jahre  und  die  Tage  zeigte  mir 
luchte  über  mich  Uriel,  welchen  befehligte 
ch  der  Herr  aller  Schöpfung  der  Welt  nach 
acht  des  Himmels  und  der  Herrfchaft  in 
ber  Tag  und  über  Napht,  zu  zeigen  das 

bft  vgl.  V.  II.  Kp.  73,  13.  74,  4.  Bei  364  ift 
;ürlich  Ta§e  aufgelalTen;  Laurence  fcbeint  diefs 
feinem  Texte  gehabt  su  haben.  Der  Anfang  des 
tn  Verfes  befcbaftigt  Geh  ebenfalls  noch  mit  der 
ifcfaaltung;  in  dem  2ten  Theile  deflelben  wird 
:hgewiefen ,  warum  Henoch  diefs  fo  genau  wilTe, 
Dlich  durch  Mittbeilungen  Uriel's,   welcher  yoa 

tt  dazu  befonders  beauftragt  war.  lA^*  über- 
it  Laurence:  ifi  angegeben  worden^  und  bemerkt 
Rande,  wörtlich  heifse  et:  ße  haben  berichtet f 
»in  et  iß,  wie  man  aus  dem  damit  verbundenen 
^VV:  Hi^O:  riebet,  wahrfcbeinlich  ein  Sab. 
Ativum  HnC  *  ™i'  Suf&x,  welches  auf  H^  vorbe« 
tet.     AUA^I  eig.  Fefitage^  alfo  befiimmte  Zei- 

i;  ebenfo  V.  9.  lf(/n  l  J^flPJ  fpiravit  fuper  me 
:  manifefiavit ;  ßatt  aller  Schöpfung  der  Welt  hat 
\Murence  blofs  alUr  Creatur;  ebenfo  welche  «r  &«- 
it  ftatt  in  ihm.  Vor  Licht  ergänzt  er  die  Gefetze^ 
la  aber  nicht  zu  billigen ;  denn  vom  Lichte  felbft 
die  Rede,  und  der  Satz:  die  Sonne ^  der  Mond 
L  w.  fieht  damit  in  Appofition.  Auch  hat  der 
ig^altext  nicht  das  Verbum  erklären,   wie  Lau* 

W0  ttberletzt,  fondern  T)C^  l  J^Cj^^l  xe  monßret» 
nr  IllAtiv  dem  Menfchen.(io  man)  ift  vom  engUfchen 

44  #        • 


682 


Kap.  81.    V.  8  — lÖ. 


Licht  über  den  Menfchen,  die  Sonne,  den  Moi 
und  die  Sterne  und  alle  Mächte  des  Himme 
welche  fich  umdrehen  mit  ihren  Kugeln. 

9.  Und  diefs  find  die  Ordnungen  derSten 
welche  untergehen  in  ihren  Orten  und  in  ihr 
Zeiten,  und  in  ihren  beltimmten  Tagen  ®^),  ui 
in  ihren  Monaten ; 

10.  und  diefs  find  die  Namen  derjenige 
welche  fie   führen,    derjenigen,    w^elche  wach( 


Ueberfetzer  nur  als  dem  Yerbo  erklären  gemäfs  i 

gewendet.     Denn  J^AI  n»r\A  l   gehört  alt  nihei 

Beftimmung  zu  rACH  i«?  alfo:  das  über  dem  Haopi 
der  Menfchen  (am  Himmel)  erfcheinende  Licht 

89)  nri\j5A'i;LP<Ä':  vgl.  y.  g.     Das  Demdnßrttifni 
im  Anfange  von  V.  9.  fieht  collective ,  v^e  fchon  J0 

riural  fJJCSJ^^l  lehrt;  Laurence  hat  in  beiden  FS 
len  den  Singular.  Diefes  Demonßrativiim  weiS  eta 
fo ,  wie  V.  10. ,  auf  den  Inbalt  von  V.  II  £  1* 
Wenn  nämlich  in  den  frühern  Kapiteln  von  der  Sotft 
oder  dem  Monde  ^  ihrem  Lauf  und  der  DiSereDS  ^ 
durch  ße  beftimmten  Jahres  gehandelt  wurde»  lo  ^ 
fchäftigt  fich  der  Verf.  hier  mit  den  verfchiefa^ 
Abfchnitten  des  Jahres  und  den  aulFallendften  Eig^ 
thümlichkeiten,  wodurch  fie  fich  von  einander 
fcheiden.  Nach  feiner  Yorfiellung  gefchieht 
alles  durch  den  Einflufs  eigends  daiu  aogeoi 
Geißer,  welche  zu  der  ihnen  beftimmtea  Zeit 
Icen  und  nach  Yedauf  derCelben  einem  «nden 
machen.  Vgl.  Anm.  zu  Kp.  ^g»  4*  9*  74»  I* » 
IndicopL  in  der  Collect,  nov.  patr.  et  Ccript. 
cd.  Montfauc.  T.  Tl.  p.  150.  155  —  56.  «M— 1 
und  /o.  Philoponi  in  Cap.  L  Genefeoa  da  onnd* 
tione  L.  I.  c.  i2.  (die  ^teilen  find  mitgatlieih 


Kap.  81.    V.  10—11.  683 

Dmmen    in    ihren    Zeiten,    und   in  ihren 
ngen  und  in  ihren  Perioden ,  und  in  ihren 
en ,  und  in  ihren  Herrfchaf ten ,  und  in  ih- 
ten : 
..    Vier  Führer  derfelben  ^  ^)  kommen  z6erß, 

trennen  die  4  Theile  des  Jahres,  und  nach 
12  Führer  derjenigen  Ordnungen,  welche 

die  Monate  und  (las  Jahr  in  364 ,  mit  den 


(39-*  40.).     Fuhrer  des  Lichts  kommt  alt  Bezeicb» 

lg  von  Engel  nach  f^udolf  (  Lexic.  aeth.  col.  65. ) 

h  in  der  Lit.  Job.  vor.     Sie  wachen\  merken  auf 

Zeit,  vro  £e  erfcbeinen  fnüflenj  vgl*  auch  Kp. 

l.  und  Aninerk.  da«u.  Vpr  A^A^^W*'^: 
änzt  l^aurence  unnöthiger  Wßlfe  dßii  Begriff  der 
t;     m(»'»    <?^'»    Zeifen)    ihres    Binfl^ffes.  ^'^      Um 

^^  "^ ;    und   O.ÜJ^I' :    zu  untcrfcbeiden ,    habe 

jenea  Zeiten ,  diefes  Perioden  überfetzt. ' 

)a8  Fronomen   geht    auf  Ordnungen    der   Sterne 

9.).  Zu  364  und  zu  4  ift  natürlich  Tage  zu  fup- 
en,  wie  V.  7. ;    Laurence  bezeichnet  die  Partikel 

Vfrelche  er  vor  der  Zahl  364  bat,  auch  als  blofse 
^änzung.     In  Cod.  Rüpp.  ftebt  eine  folcbe  Parti« 

freilich  auch  nicht;  man  bat  aber  die  Zahl  alt 
:ufativ  zu  fallen.  Unterfchieden  werden  1}  vier 
ir«r,  welche  die  4  Jahreszeiten  bringen  und  2) 
If  Führer  9  welche  die  12  Monate  beßimmen  und 
cb  deren  regelmäfsige  Folge  das  Jabr  von  364  Ta- 
vollenden ;    3)  die  Häupter  von   Taufend ,    de- 

Aufflcbt  fich  auf  die  einzelnen  Tage  bezieht. 
:er  den  Tagen  werden  wieder  (vgl.  zu  V.  5  —  g.) 

4.  Schalttage    befonders    erwäbnt.       JJnter  fie 

rUjr<^:),   Tc.  die  Tage  des  Jahres;   die  Partikel 
1  ftebt  jcewöbnlicb  bei  dem  Verbo  't'Onh  ♦  addi- 


684 


Kap.  81.   V.  11  —  12. 


Häuptern  Yon  1000,  welche  fcheiden  £e  Tage, 
auch  die  4,  welche  hinzugefügt  werden  unter  ht 
deren  Führer  trennen  die  4  Abtheilungen  der  Jabre. 
12.  Und  diefe  Häupter  von  1000  find  in  der 
Mitte  der  Führer,  und  der  Führenden  ^  ^),  —  hin- 
zugefügt wird  einer  nach  der  Stelle ,  —  und  ihre 
Führer  trennen.     Und  diefs  find  die  Namen  der 


tus  fuit.    Der  letzte  Satz  des  iiten  Verfes:  A/k*' 

kann  wohl  nur  nähere  Bezeichnung  zu  vitr  fejfl. 
Laurence  ah trieXzli  ^ywelche  ^  (als)  Führer ^  tkeä» 
die  4  J^ertel  des  Jahres  y  wobei  fprachlich  nichts  n 
erinnern,  aber  eine  grelle'Verinirchung-der  Tage  joi 
ihrer  Führer  angenommen  werden  muff.  Stindefl 
maraWjän  das  Suffix  homuy  fo  wäre  zu  uberfetieo: 
Quorum  feparant  duces  (juatuor  partes  annon»» 
Wahrfcheinlich  -ift  es  nur  Ungenauigkeit ,  ds(s  te 
Genitiv  des  Relativs  dadurch  nicht  angedeatit  iL 
Derfelbe  Gedanke  V.  5.  12.  15, 

91)  C?^7\1nA:  (^A\:  (M-C^A^:  Dasnleö* 
Aebende  Nomen^  welches  in  Ludolf*s  Lex.  aetk.  buk 
kann  nach  der  Analogie  (L  Hupfeld  exercitt«  ae^i^F 
P*  38*)  der  Führer  und  der  Geführte  bezeiduMii 
hier  fcheint  es  mir  in  erßerer  Bedeutung  jsa  Heheii 
wie  auch  Laurence  es  nimmt.  Indefs  wiblt  üM 
eine  andere  Abtheilung  der  Sat^e  und  zieht  tasurHi 
(Führende)  als  Subject  zum  Folgenden,  fallt 
Zi£Fer  nicht  als  Bezeichnung  von  eins^  fondem 
üe  jedes  und  überfetzt  daher:  ffUmd  die  Führer 
den  hinzugefügt  Jeder   hinter   feiner    Stelle.*^ 

aber  lebeint  in  dem  Satze  J?1*^A?n: 
^TT^  l  sn  dem  Zahlworte  daa  SoUbntifM 


Kap.  81.    V.  12.  685 

,  welche  trennen  die.  4  Abtheilung'en  des 
welche  verordnet  find;     Melktel,   Hel- 

plirt  werden  zu  miilTen,   wie  fo  oft  in  dlefem 
cboitte;  denn  der  Ausdruck  ift  fo  befchaiFen,  wie 
der  Verf.  bei  Erwähnung  der   Schalttage    oder 
m  Vortteber  liebt  (L  Kp.  74,  1.);  auch  fiibrt  daa  . 
aäcbften  Satze  wieder  vorkommende  Subfiantiyum 

5»ntP  ^LP^'^J   duces  eorum  darauf  hin,    daCi 

i*^ni|I  ein  anderes  Subject  haben  müQe.  Dat 
IX  an  martih'jan  bezieht  Geh  wohlauf  die  4  Schalt- 
) ,  fo  dafs  der  Sinn  ift :  hinter  dem  dazu  beftimm« 
Tage  (^Laurence  fupplirt  das  Pronomen  fein  zu 

l^T^I  Station)  wird  Ein  Tag  eingefchoben, 
die  Führer  diefer  4  eingefchobenen  Tage  bewir- 
die  Scheidung  des  Jahres  in  4  Abtheilangen. 
an  fchlöffe  ßoh  denn  der  !^te  Theil  des  Verfes  ganz 
ezwungen  an.  Oder  das  Su£Bx  homu  geht  auf 
ipter  im  Anfange  des  Verfes  zurück;  vgl.  Kp. 
I,,  wo  auch  Fuhrer  der  Häupter  von   Taufend 

(ommen.  MiÄuam  einerlei  mit  f^l^M^l  Kp.'73, 
16.  74»  !•  3-  4»  l^ie  Partikel  hadeWra  foU  an* 
ten ,  d*fs  das  Anfügen  am  Ende  des  Zeitraumes 
srteljahres)  gefchieht.  Bei  den  Namen  der  Führer 
irt  di«  im  Cod.  Rüpp.  dargebotene  Form  etwas 
der  Geftalt ,  in  welcher  fie  bei  Laurence  arfchei- 

,  jedoch  nicht  wefentlicb.     Denn  in  ^AT^AjAI 

:   Laurence    ^,1   aus,    in   \Jßi7\f^  C^r\Ti  l 

eiXt  er  Al  und  At^   in  ^A^VVPA:  wohl  nur 

:h  Druckfehler  A»!  und  am  Ende  t\l  Auch 
[4.  hat  Laurence  Shnliebe  Abweichungen  in  den 

ftdn;   in  ?\,Pfh"V\iA:  fehlt  bei  ihm  der  Buch- 


686 


Kap.  81.    V.  13  —  15. 


13.  MerejalundNärel; 

14.  und  die  Namen  derjenigen ,  welche  fie 
führen :  Adnar'el ,  Ijäfufäel  und  IjelumieL 

15.  Diefs  find  die  3,  welche  folgen  nach 
den  Führern  der  Ordnungen,  und  einer  folgt  nach 
den  3  Führern  der  Ordnungen,  welche  folgen  nach 
jenen  Führern  der  Stellen,  welche  trennen  die 
4  Theile  des  Jahres  ®  ^). 

fiabe  K:  und  in  ?\^A^A>A:  fchrcibter  (^ 

(  in  der  aten  Ausg.  A  *  )*  ^^®  Benennungen  deuta 
fammtlicb  auf  femitifcben  Urfprung ;  fo  MeUuA  dts 
hebt.  Sn^SSo  König  Gottes  (von  Gott  eingcfetiter 
König);  Helemmelek  oder  Helammelek  ^^871  Tfl 
Kraft  oder  Heer  des  Königs,  und  Narel  Sn")D  Leuciu 
Qottes  in  ganz  unverkennbarer  VVeife.  Die  anderen 
fiammen  gewifs  auch  daher 4  nur  bleibt  die  genauen 
Nachvfreifung  manchen  Schwierigkeiten  unterworfen. 
Schon  Melejal  i&  nicht  ganz  klar,  wird  aber  woU 
mit  N  7O  zufammenhangen,  etwa  daa  cbald.  HN^/P 

copiai   Adnarel  ift  wahrfcheinlich  ein  Compofitotfi 

und  delTen  erfiere  Hälfte  von  *1^K ,  dem  arak  jf, 
alfo  wohl  Stärke  der  Gottesleuchte ;  Ijafufäil  V^ 
leicht  Greis  Gottes  QÜVOl  =  TÜ^^J^  und  ^Nfl)  odtf 
Geretteter  Gottes  (yVvlJ^,  daa  Relat.  und  Sn);  *» 

t\t  ßteht  Im  A^thiopifchen  voy  yi^on  Nameo,  wd* 
che  im  Hebfäifchen  mit  Jod  anfangen  (f.  Luiolf 
aeth,  coL  374  (F.).  Sollte  endlich  Ijelumiel  nidbt 
thy  verbergen  «uruck  eu  fuhren  fejn,  und  alb  tffr 
^uem  Dcus  abfcondit^  Gefckättter  Gottes  betetea! 
93)  Schon  V,  J2  ^nd  14.  deuteten  auf  Un 

der  y.  14.  Genai^nten  anter  die  4  Fuhrer  (V.  i>-U']S 
noch  befiimmter  aber  gefchiebt  dielji  in  V.  ij.   Ih 


J 


Kap.  81.    V.  16.  687 

16.  In  dem  Ißen  ^')  des  Jahres  geht  zuerß 
if  und  re^ert  Melk'jäl,  welcher  auch  genannt 
ird  Tamaä  und  Sonne  (21ahaj) , 


follte  erwarten ,  dafs  die  Zahl  der  Führer  und  von 
ihnen  Geführten  gleich  feyn  werde.  Dieb  ift  nun 
auch  im  Grunde  der  Fall ;  nur  wird  der  4te  untser  den 
Geführten  von  den  drei  andern  unterfchieden  und 
ihnen  nschgefetzt.  Mit  V.  i6.  beginnt  die  Aufzäh- 
lung der  Naturereignille ,  welche  unter  den  Führern 
Melk*pl  (V.  l6  — 19.)  und  HelemmeUk  (V.  I9  —  25.) 
eintreten.  Die  übrigen  beiden  werden  nicht  berück. 
Iichtigt,  wie  fie,  weil  nur  diefe  zwei  die  ergiebige, 
fruchtbare  Jahreszeit  bringen* 
93)  Laurence  fügt  Theil  hiniu»  was  allerdings  bei  dem 
Zahlworte  zu  f uppliren  ift ;  gerechnet  wird  er  wahr« 
fcheinlich  von  Frühlingsanfang  bis  zum  Sommerfol- 

ftitium  (f.  die  Tab.  S.  590.).     ^A^JPA*,    wofür 

JLaurtnc€  f^Q^^XXX  hat,  kann  nach  dem  ganzen 
Zufammenhange  von  MeUCel  V.  12.  nicht  verfcbieden 
feyn.  An  dem  erßen  der  zwei  ihm  hier  noch  beige- 
legten Namen  't'C^^^^*  ift  die  Sjlbe  ni  wohl  die 
ithiop.  Conjuuction  für  «t,  etiam;  Laurenc§  freilich 
betrachtet  iie  als  integrirenden  Theil  des  Namena. 
Uebrigens  ift  diefs  TamaA  wieder  einerlei*  mit  To- 
mÄs'fa  oder  Tom  As  Kp.  77,  i. ,  und  liefert  abermalt 
einen  Beweis ,  wie  ungenau  die  Orthographie  der 
Namen  fey,  und  dafs  man  lieh  nicht  fcheuen  dürfe, 
auch  folche   Combinationen  zu  verfuchen,    welche 

fcheinbar  entfernt  liegen.     ^(TkJSi  «  im  Aethiopifchen 

gewöhnliche  Benennung  der  Sonne.  JB  LU  ^  ^ « 
ortus  eft^  wie  fonft  vom  Aufgdien  der  Geftime ;  nach 
Ludolf  (lex.  aethiop.  col.  109.)  wird  das  Verbum 
lelbft  vom  Anfange  des  Monate  angewendet« 


683  Kap.  81.  V.  17—19. 

17.  und  alle  Tage ,  welche  in  feiner  IM 
welche  er  regiert ,  find  91  Tage. 

18.  Und  diefes  find  die  Zeichen  »*)  der' 
welche  gefehen  werden  auf  Erden  in  den  1 
feiner  Macht:  Schweifs  und  Hitze  und  S 
Und  alle  Bäume  bringen  Frucht ,  das  Laub 
hervor  an  jedem  Baume,  und  der  Honig  des 
zens»  und  die  Blume  der  Rofe  und  alle  Bli 
blühen  auf  dem  Felde ,  und  die  Bäum^  des 
ters  werden  trocken. 

19.  Und  diefs  find  die  Namen  der  Fu 
welche  unter  ihnen  ®  *) :  Berk'el,  Zelb'Iael»  un 

94)  Ti^f^C^i  fignum  find  hier  die  aubern  Ex 
nuogeDi  welche  den  Einflufs  des  MeUCjal  bes< 
und  andeuten ,  oder  mit  andern  Worten ,  die  £ 

Jahreszeit  charakterifiren.     (\\(i,X  }ft  unflreitig • 

lei  mit  ^(i.:  (i  Mof.  3,  19.);  '^H'lXy  nach  I 
mit  rhl*  2U  fch reiben,  eigentlich:  Trauer^  Es 
keil  ift  hier  wohl  die  forgUchg  Tkdtigkeit  deflen 
die  Erde   bebauet;    Lawrence  überfetzt   et    l/s 

yCd^Cß*  fructus  praebent  ift  nicht  fo  zu  verä 
dafs  die  Früchte  fämmtlich  fchon  in  diefer  Zeit ' 
lieh  reiften ,  fondern  -fie  bilden  fich  nur  und  { 
der  Reife   allmahlig   entgegen  (vgl.  auch  V. 

<^0-4C*  ^^^  n^c^*  '^^  Ludolps  lex.  aeth.,  1 
aber  gewifs  mit  ^^C  ♦  Honig  zufammen*  La« 
iiberfetzt  ungenau :  dm  Korn  wird  geärnteu  B 
des  Winters  werden  trocken ,  d.  h.  das  ia  der  n 
Jahreszeit  lebhaftere  Grün  derfelben  verliert 
Frifche  und  vergilbt,  was  allerdings  mit  dm  a 
Heben  Verlaufe  übereinftimmt. 

95)  C^^f'/hW*?^:  hier  und  Vr  23..,  Mo  ihm 
tergeordnet.    In  den  Namen  diflerirt  Luuremct  i 


KaE;  81.    V.  19— 2t  689 

hinzugefügtes  Haupt  von  1000«  deflfen 
[elojäfef.  Und  zu  Ende  find  die  Tage  der 
enes  anderen  Führers,  welcher  nach  ihnen, 
lelek,  welchem  fie  zurufen  feinen  Namen : 

ide  Sonne  (Zahaj) , 

und  alle  Tage  feines  Lieh  tes  find  91  Tfige. 

Und  diefs  find  die  Zeichen  der  Ta£^ 

auf  der  Erde :  Hitze  und  Dürre »  und  die 

bringen  hervor  ihre  Frucht,  erhitzt  und 

t,  und  geben  ihre  Frucht,  dafs  fie  trockne. 

i;  in  rnOri?\}A:  hat  er  A  :  (vieUeicbt  blolser 
ckfebler ,  doch  fieht  fo  in  beiden  Ausgaben ) ,  in 

'AnA>A*    Bat  und  Sat  in  umgekehrter  Folge 

A:)  und  in  Hjf>f'ffl4it  lautet  beiihm  die  letzte 

>e  A>4i!     Berk'el  wahrfcheinlich  To  viel  als  Ge- 

\eter  Gottes.     ZelßVel  (nach  Laurenc^^s  Ortho- 

)hie)  führt  auf  da»  hcbräifche  Ss,  N^SC  und  SK, 

Schatten  des  Gottesheeres  ^  oder  IS  N3^\|^  t/ui 

citui  Dti ;  die  Orthographie  des  Cod«  Rüpp,  ver^ 
\t  die  urfprüngliche   Form   mehr*     Helojafef  ift 

irfcheinlicb  einerlei  mit  ^D  wN   tfuem  Dens  ad» 

tit.  Mit  der  2ten  Abtheilung  de«  Yerfet  geht  der 
f.  auf  den  aten  Führer  der  Jahresseiten  über; 
Name  deffelben  kam  fchon  V.  12*  vor.     Zeichen 

21.)  vgl.  «u  V.  Ig.     iil^iX^l  aefius^  fervorf  yrtU 

r  Begriff  im  B.  Henoch  gewöhnlich  durch  ^TI 

eichnet  wird.  Erhitzt  (Cihil  eigentlich  i^iti- 
) ,  nämlich  durch  die  Warme  des  Sommers ;  das 
*cknen  der  Frucht  darf  nicht  urgirt  werden  »fon« 
d  ift  nur  das  Fefterwerden  derfelben  ^  wodnroh  fie 
[S  dem  trocknen  Zuftande  Cch  nähert.    V.  22« 


690  Kap.  81.    V.  22—23. 

22,  Und  die  Heerden  find  folgfam  unc 
pfangen.    Und  fie  fammeln  alle  Früchte  der 
und  alles,  was  ift  auf  den  Aeckem,  imd  die  1 
des  Weins  wird  gekeltert.     Und  diefs  ift  ir 
Tagen  feiner  Macht. 

23.  Und  diefs  find  ihre  Namen  und 
Ordnungen  und  ihre  Führer,  welche  unt( 
denen,  welche  Häupter  (find)  von  Taufend: 
däel  und  Keel  und  Heel. 


Pf'tVf*  fi^  folgen  y  nämlich  dem  vorangeb 
hinten  nach.  Der  Verf.  will  das  Verweilen  der 
den  auf  der  Weide  damit  andeuten. 
96)  Vgl.  V.  19«  Vor:  ihre  Führer  fupplirt  Laiii 
die  Namen,  Seine  Angabe  der  Nomina  propria  ( 
abermals  nicht  ganz  mit  der  Orthographie  dei 

Riipp. ;  denn  in  n?£A>A  l  hat  er  noch  JP  ♦  vo 

in  h>/\>AJ  am  Ende   (Sl   (wohl  nur  Druck! 

doch  in  beiden  Ausgaben,  in  edit.  2.  aufserdem 

CidAH  ift  wohl  einerlei  mit   hH^'^l   Glück  6 

••    •  • 

KSH  hli'S  wU  Gott,    mil   (H,?\,A:)  einwU 

hVTü  ^on  leht  und  AspH  (AiW^jA:  )  onl 
Jti  ^DN  {tjuem)  Dens  adju^3f^it.  Der  Grun4ilk 
Verf.,  dafs  Engel  alles  leiten,  kommt  nahe,  ji 
ohne  in  das  Einzelne  einzugehen,  'vi^as  Jufiia  H 
(  Ap.olog.  brev.    ed.  un.  ex  congreg.  S.  Mauri  f 

/agt:  nqv  fi^v  x&v  av^Quanmv  xal  xwf  ^no  t^  fi 
XQOVOiccp  dYyiXoi£y  ovg  inl  Tov%oig  Irafsy  s«^ 
Dafs  übrigens  der  aftronomifche  Abfchnitt  (u 
wegea  in  der  äthiopifchen  Ueberfetsung  erft  liiai 
komnian  feyn  könne ,  fondern  ßch  bereira  » 
-den  Kirchenvätern  bekannten  griechirchen  Bocbi 
noch  befiindi  fiaht  man  aus  mehrera  AeaCipr« 


\ 


Kap.  81.  V.  24—25.  601 

I 

24.  Und  der  Name  delTen,  welcher  hinzu« 
7t  iit  zu  ihnen,  des  Fühfers  von  1000 ,  (ift) 
•eh  •  • 

25.  Und  zu  Ende  find  die  Tage  feiner  Macht. 


erfelben.  So  bat  Eufehius  (Hiß.  Eccl.  VIT,  33.  {.  g.) 
US  den  Canon.  Fafchal.  det  jinatolims  folgende  Worte 

afbewabrt :  rov  91  tdv  ngAtov  na^'  *Bß^tttoi9  fiSjpa  mql 
ifjfu^lav  clvtffty  nuQaarataiu  wal  nä  h  r^  *^vdi  fuafhiji/umt 
irgL  damit  Hen.  71,  g  ff,}«     Vgl.  auch  de  praeparat. 

^angelica  L.  IX.  cp.17.  (bereits  S.66  ff.  mitgatbeilt  und 
efprocben).  Dann  hbifst  es  bei  Origtnes  (InNomer, 
XXIV.  bomil.  3g.  T.  II.  p.  384.  ^d.  d«  la  Aim)  :  ,,Qai 
(citmültltudinenlftellaruin,  ut  ait  propbeta»  Omnibus 
a  nomina  vocat.  De  f/uibus  quidem  naminibms  plu* 
'jna  in  libellU ,  <jui  äppellantur  Enöeh  i  fäcrttd  ton* 
nentur  et  arcana.^^  Noch  beSlmmter  ift  dasZeügniCs 
BS  G.  Syhcellus  (Clironogr.  p.  33.  D.  ej.  Cöan  öder 
ol.  I.  p.  60*  ed.  Dindorfi^:  *lEaß  Tovup  (namlicb  dem 
S5ßen  jabre  des  Henoch)  yäg  %cn  imt^im^p  taS  iid 
Toniov  &MOV  6  iitl  xÄv  a^qmv  aQxayYiXog  Ovifo^l  ifajrve» 
0  *Bwmi  xi  iöxl  fiiii^  xal  x^omj  xal  ivutvxdgi  eig  ip  tj 
'ßXqi  udxov  'Evtox  ipiffixai,  xal  x6  ixnp  x6v  hßuxfkip  «ev- 
\Mvxtt  dvö  ißöoiia^ag  (Mö  gerade!  364  TlTge,-  wiei  das 
.  Henoöb  annimmt^  f.  Kp'.  73f  il  ffOt  u°^  ^twas 
eiter  bin  (p.  34;  A.  ed.  Göar;  Vol.  L  p.  6i.  ed. 

indorf,)  :  Ei  y«^  — tyimql«^  x^  *E9m%  scoi  iotg 

m  avxov  6  iviavciog  XQOvög  fud  6  xn^cifUffrjg  orffov  v^o- 
m£g  näl  6  datötiuefu^g  itipruetogy  «^a  iyiimeHOP  iwl  ol 

^   rov  WixcniXviSfiov   &v9^üntoi «oiff  tjUanoig  Bnei 

d  (iriei   %€etaftix(f6lv  xä  xn¥  ßaadianf  oAtAp  Ixt^.      Die 

^orte,  welche  Clemens  Alex.  (Eclog.  propbet.  p. 
DI.  B«  ed.  SylburgJ)  dem  Henoch  in  den  Mund  legt: 
d  Mop  xAg  vlag  ndeag^  und  von  denen  auch  Orige* 
71  (De  principüs  L.  IV.  c.  35.  ed.  Redepennihg.') 
eifs,   beaiehen  ßch  wohl  auch  auf  Kenntnils  des 


^ 


6ftl  Kap.  82.    V.  1. 

Kap.  82.    Sect.  XVL^^) 

1.     Und  nun  habe  ich  dir  gezeigt»  meiiiSohii 
Methufalah,  alle  Gefichte^  welche  ich  fahe  vor  dir. 


Himmels    und    feiner  Erfcbeinungen »    wie   es  aocl 
Origenes  fafsti    indem  er  fagt:    „Quod   utique  itt 
fentitur   quafi:    omnes  materiae    divifiones  perridi, 
quae  ab  una  in  fingulas  quasque  diruptae  funt  fpe- 
cies,  id  eftbominum,  vel  animalium,  vel  coeli^  xtl 
folisj  vel  omnium,  quae  in  hoc  mundo  funt.'*    Data 
kommen  noch  Angaben  jüdifcber  Scbriftßeller,  ii» 
fcbon  Fabricius  (Cod.  pfeudepigr.  Vet.  Teß.  p.  2l6£) 
andeutet. 
97)  Nach  Parifer  Manufcript   (L.)    und  Cod.  Rüpp. 
Sie  um^afst  Kp.  82  —  SS»  ^^d  bildet  allerdings  eioeo 
kleinen  in  £ch  abgefcbloITenen  Abfchnitt,    welcher 
jedoch  Kp.  g29  I*  3.  auf  den  folgenden  (Kp.  g4ffO  lof 
das  befiimmteße  bin  weift.     Kp.  g29  12.  ift  auch  eine 
gelegentliche  und  daher  nur  flüditige  Bezugnahme  lof 
den  Inhalt  der  Kapp.  71  — gl.     Hier  ift  die  Art  der  ho- 
hem Mittheilung  nicht  ahnlich  der  frühern  ;  £e  erfolgt 
nämlich  nicht  durch  Entrückung  Henoch*s  von  Ceiaea* 
WobnortCi  fondern  man  bat  fchon  wegen  V.  4.  an  ein 
TraumgeCcht  zu  denkeif ;  und  hielte  man  es  wegendie- 
fer  Stelle  noch  nicht  für  nothwendig,  fo  lalTen  Y.  9.  aal 
Kp.  g4, 1.  darüber  keinen  Zweifel.  .  Auch  im  folgeadaa 
Abfchnitte  wird  der  Traum  benutzt  sur  Offenbarung. 
Schon  hier,  noch  mehr  aber  in  dem  Abfchnttta  Kfi 
84  ff-»  wird  man  unwillkübrlich  an  DarftellnDgea  fa 
GeneCs  erinnert;   in  dem  letxtem  fcheint  felbS  dis 
fymbolilcbe  F'orm  zum  Tbeil  durch  z  Mo£  41,  I  £ 
▼eranlafst.     In  diefen  zwei  Kapiteln  geht  3er  VedL 
auf  fein  Lieblingsthema :   den  Untergang  der  (nadi- 
gen Generation,  zurück  (vgL  EinL  S.  xj.).    Dia  Amf 


Kap.  82.   V.  1.  093 

1  erzählen.  Zwei  Gelichte  fahe  ich»  ehe 
im  ein  Weib,  und  das  eine  von  ihnen  ift 
leich  dem  anderen^ 

t  ift  an  Methuf alah  gerichtet,  wie  Tchon  in  dem 
icbft  vorhergehenden  Afofchnitte.  Wenn  Eufe* 
(De  praepar.  evangel.  IX^  17.}  die  Ueberlieferung 
ahnt:  Tov  dh  'EycS^  ysvic^cu  vl^  Ma^nv6aXa9, 
naißxa  di  ayyilmv  ^bov  yvmißai  xtd  ifßog  bu-* 
'ttty  fo  ift  diefs  mit  den  Angaben  des  B.  Henoch 
it  nothwendig  in  Widerfprucb,  fondem  ift  wohl 
reqieint ,  dafs  Methufalafa  die  Belehrung  der  £n« 
zwar  mittelbar  durch  feinen  Vater  empfing,  aber 
ihm  doch  ausdrücklich  zugedacht  war  (vgl.  Kp* 

• 

g  —  Q.).     Vor  dir  Y.  i.  erklärt  Lawrence  gana 

tig:.  vor  deiner  Gehurt.     In  der  sweiten  Hälfte 

iften  Verfes  verbindet  er  unrichtig  9    nimmt  die 

er  zwei  als  Bezeichnung  für:  ein  anderes ^  über« 

t:  den  Plural  ^7\/^:  CGeßchte)  und  fupplirt 
1  diefem  Worte  das  Relativum ,  indem  er  über« 
::  ich  will  erzählen  ein  anderes  Geficht,  welches 
fahe.  Die  Wortabtbeilung  in  Cod.  Rüpp.  befta« 
Heb  durch  den  Sinn  allein  als  richtig.  Im  Scbluft« 
3  delTelben  Verfes  fehlt  bei  Laurence  die  Neg»^ 
y  wodurch  ein  falfcher  Gedanke  entfteht;  denn 
beiden  Gefichte  gleichen  ja  einander  nicAt.  Um- 
shrt  hat  feine  Verfion  Kp.  33,  5.  52,  7.  vor  »«r« 
tet  die  Negation ,  während  fie  mit  Recht  in  Cod. 
p.  fehlt»  Unnöthiger  Weife  fupplirt  er  V.  2.  das 
3um  war  nach  den  Worten:  das  erfie;   die  Con- 

ition  von  V.  I.  fchreitet  fort  und  ^J^^P:  pri* 

t  (vifionem)  und  ^A/\:  find  Object  su  CAjh«: 

f^Pi(t\it^l  fcripturaj  dann  liber,  fo  nament« 
im  B*  Henoch  nicht  feiten , ' weCihalb  auch  Lau» 


694 


Kap.  82.    V.  2—5. 


2.  das  erfie,  als  ich  lernte  Schrift,  vnd  das 
andere,  ehe  ich  nahm  , deine  Mutter.  Ich  fabe 
mächtige  Gefichte, 

3.  und  ihretwegen  flehte  ich  zu  dem  Herrn 

4.  Ich  ruhte  ^  ^)  in  dem  Haufe  MaläleeVs,  mei- 
nes Grofsvaters;  ich  fahe  in  einem  Geficbti  der 
Himmel  ^^urde  gereinigt  und  hinweggenommen. 

5.  Und  ich  fiel  auf  die  Erde;  und  als  ich 
fiel  auf  die  Erde,  fahe  ich  die  Erde,  dats  fie  '') 

rence  diefe  Bedeutung  anwendet :  „aZf  ich  Urnti  « 
Buck.^*  Es  fcheint  eine  frühere  Lebensepoche  aog^ 
deutet  2u  £ejUy  alfo  wohl:  als  ich  mich  daaiit  h^ 
fchaftigte,   Schrift  sü  lefen,  oder  die  Schreibekiml 

zu  erlernen.  AJ\P»  Krö^l  am  Ende  des  stea 
Verlies  überfetzt  Laurehcä  im  Singular ;   wegen  dei 

PluralfuflExe«  äH  n7\'^  t /\  LP  <^  t  propter  eas^M 
StenVerfe  mufs  ti  aber  collective  genommen  werdeo. 

/\  V^«  fortisj  vehemensy  aber  auch  gravis ^  <b^ 
y.  3.  hat  Laurence :   wegen  die f er  Dinge. 

98)  t\\\.(\:  TlTSTl,:  Es  iß  von  dem  Ruhen  *• 
Schlümmerndeh  zu  verfiehen.  Mahälaleel  (die  itliio' 
pifchef  t^orm  durch  Hinwegwerfung  einer  Sylbe  ^ 
bUdet)  ift  allerdings  Gröfsvater  Henoch's;  vgl  iVA 
5,  15-^18*  Laurence  verbindet  den  erften  Sati  ait 
dem  folgenj(eri  durch  Ergänzung  der  Partikel  ds  tok 
ich  fahti  dem  Sinne  allerdings  nicht  unangeaefo* 

Nach  Geficht  follte  die  Partikel  dafs  C(\f^\)  Uif^ 
welche  aber  nach  den  Verbis'  videndi  und  aantf* 
im  Aethiopilchen  oft  hiriweggelaflen  wird.     6\ 

C^'T'S^/h:),  gleichfam  g€fegti  wird  der 
um  ihn  dann  zufammen  zu  rollen. 

99)  Diei  bekannte  Attraction  ftatt:  fahm  iek^  i^i 
Erd§.    Henodi   erblickt  alles  nur  im  Trana»i 


i 
1 


I 
1 


Kap.  82.     V.   5-7.  695 

erfchlangen  wurde  in  einen  grofsen  Abgrund» 
nd  Berge  hingen  über  Bergen , 

6.  und  Hügel  Tanken  auf  Hügel,  und  hohe 
»äume  wurden  abgehauen  von  ihren  Stämmen, 
nd  wurden  binabgeworfen ,  und  Tanken  in  den 

bgrund. 

7.  Und  dcTshalb  ^)  fiel  nieder  das  Wort  iijt 
leinem  Munde,  und  ich  erhob  ein  GeTchrei  tind 
»räch :  ,,vernichtet  ifi  die  Erde  !^'  Und  Malaleelt 
lein  GroTsvater,  richtete  mich  auf,  als  ich  ihm 
Agerufen  hatte,  und  Tprach  zu  mir:  „Warum 
hreieß  du  To  mein  Sohn?  und  warum  wehklagft 
n  To?" 


Cchrickt  aber  in  demfelben  ebenfo  darüber,  ab  Tonft, 
wenn  er  im  wachenden  Zuftande  ViHonen  hatte;  vgl. 
s.  B.  Kp.  70,  13.  und  Anm.  dazu.  Auch  Origtnes 
(De  principiis  L.  IV.  cp.  35.  ed.  Reiepenning)  deu- 
tet an,  dafft  dergleichen  Aeufserungen  im  B.  Henoch 
vorkommen:  „  Sed  et  in  libro  Tuo  Enoch  ita  ait: 
jimbulavi  uscjue  ad  imperfecturru^^ 

l)  Laurence  Tupplirt:  beunruhigt  („being  alarmed*') 
und  überTetzt  das  folgende  nicht  wörtlich:  meine 
Stimme  ßammelte  (,,  faltered '<} ,    während  das  vom 

'  Verf.  gewählte  Bild  mahlerifcher  ift.  Das  Wort  fteigc 
gleichfam  in  dem  Munde  in  die  Höhe,  aber  die  Kraft 
geht  aus ,  ehe  es  aus  demfelben  gekommen ,  und  es 
linkt  wieder  zurück  ,  erfiirht  im  Munde.  Der  Satz : 
als  ich  gerufen  hatte  zu  ihm^  fehlt  bei  Laurence^ 
pabt  aber  trefflich  in  den  Cufammenhang.  Henoch 
ruft  den  Grofsvater,  in  delTen  Haufe  er  fchlaft,  um 
Hufe,  diefer  kommt  herbei  und  hebt  ihn  in  die  Höhe. 
Da.  das  Geücht  im  Traume  erfolgt  (vgl.  V.  4.  9.  und 
g4,  I.),  fo  könnte  man  glauben,  das  zur  Erde  Fallen 
Henoch*s  (V.  5.)  und  fein  Aufgerichtet  werden  durch 

Bueh  Henoch«  4*0 


696  Kap.  82.    V.  8—10. 

8.  Und  ich  erzählte  ihm  das  ganze  GeEcht, 
welches  ich  gefehen  hatte»  und  er  Tagte  zu  mir: 
yySchweres  ')  faheft  du ,  mein  Sohn ! 

9.  und  mächtig  ift  das  GeCcht  deines  Tnrt- 
mes  von  allen  geheimen  Sünden  der  Erde ;  und 
hinabgeltürzt  wird  fie  in  die  Abgründe  und  geht 
unter  im  grofsen  Untergange. 

10.  Und  nun »  mein  Sohn,  erhebe  dich  und 
flehe  zu  dem  Herrn  der  Herrlichkeit ,  —  dam 
du  bift  treu,  —  dafs  übrig  bleibe  ein  Reft  auf 
Erden,  imd  dafs  er  nicht  verderbe  die  ganze  Erde. 


Mahalaleely  das  Gefprach  swifchen  ihnen  und  dasLol 
Gottes,  von  Henoch  gefprocheDy  gehöre  auch  au  dea 
blofs  im  Traum eErfchienenen.  Allein  die  ganze  Situ* 
tiondes  Vißonärs,  wofür,  befonders  ivas  die  swifcba 
ihm  imd  dem  Grofsvater  gefchehene  Unterredung  an- 
langt, Kp.  39,  I  BF.  eine  Parallele  darbietet,  ifi  viei- 
melir  dicfe:  durch  den  Traum  erfchreckt,  ruft  er 
den  Grofsvater,  diefer  erkundigt  Cch  bei  dem  erwtcb* 
ten  Enkel  nach  dem  Grunde  feinea  Gefchreies,  vai 
alles  Folgende  (bis  Kp.  83»  80  gefchieht  im  wacheadei 
Zußande  Henoch's. 

3)  Pi  V"v  ♦  überletzt  haurence  ^^eonfirmeJb*  l^^f4^ 
/e/i),  was  eine  blofs  abgeleitete  Bedeutung  (rgLAnn. 
97.  au  V.  2.)«  13er  Traum  ift  nicht  voUftandig  eniblt; 
V.  9«  wird  dea  Grundes  jener  EreignilTe»  wdchc  H^ 

noch  gefeben  hatte,  nachtriglicb  gedachr«     ^*UM)^ 

U AQ*)"  :  gibt  Laur€n€€  :  ihre  Subfiamz  wird  /Ealc«, 

und  die   Sohlufaworte  das  9ten  Verlea    '^^^A: 

;)0^A :  OfXP  •  lauten  in  feiner  Ueberbtsniig:  md 
eine  grofse  Verwufiung  findet  ftatt.  Y.  la  btit  ff 
fiatt  des  2ten  Erde  das  Pronomen  und  ergiost  1* 


Kap.  82.    y.  10—12.  697 

lein  Sohn,  vom  Himmel  gefchieht  alles  diefea 
if  Erden,  und  auf  Erden  wird  feyn  ein  grofaer 
ntergang." 

11.  Und  alsdann  erhob  ich  mich,  und  be- 
te, und  flehte,  und  mein  Gebet  fchrieb  ich  auf 
LT  die  Gefchlechter  der  Welt  ') ,  und  alles  zeigte 
h  dir,  mein  Sohn  Methufalah ! 

12.  Und  als  ich  herausging  unten,  und  fahe 
m  Himmel  und  die  Sonne  hervorgehen  von 
[orgen,  und  den  Mond  herabßeigen  gegen  Abend, 
nd  einzelne  Sterne  und  die  ganze  Erde,  und 
leS|  was  er  gekannt  hat  vom  Anfange:  pries  ich 
3n  Herrn  des  Gerichts ,  und  ihm  legte  ich  Gröfse 
ei ;  denn  er  läfst  hervorgehen  die  Sonne  aus  den 
enitern  des  Aufganges ,  und .  fie  fieigt  und  geht 


alles  diefes  ein  Subfisntiv  ( „  calamity  *\  alfo  Plage^ 
Notk). 

3)  ^Ajf :  Q A^ :  vgl.  Anm.  83- "  Kp.  79 f  3-   V.  12. 

unten  (^n\'t't)  ift  offenbar  mit  Rückilcbt  luf  den 
Ort  gefegt,  wo  Henocb  gefchlammert  bitte,  namlicb 
in  dem  obern  Tbeile  des  Häufet.  Jetzt  tritt  er  bin- 
«us  ins  Freie ,  nnd  die  Betricbtung  des  Morgenbim- 
«neb  (denn  die  Sonne  tritt  beifvor  nnd  der  Mond  gebt 
imter)  verfetst  ibn  in  eine  andacbtige  Stimmung  und 
treibt  ibn  Eum  Preife  Gottes.     Von  Kp.  g3,  2  ff.  «n 

wird  mitgetbeilt,     was  er    fpracb.      CTnbfl^^: 

TlYlQ'A^  •  fingulM  ßellae  gibt  Lawrence:  einige 
(zerfireute)  Sterne^  mit  Ergänzung  des  in  Parentbefe 

GelcblolTenen«  EidedimagnitudinemXOp^lQAhfilV: 

vAPO    für:    ick  r&hmte  ihn»      Ana   den  Fenßern 

Cc^OPTiT*)  gebt  bier  die  Sonne  auf,  nacb  andern 
Stellan  aber  (Kp.7If  2  ff.)  aus  den  Tkorenf  Lawrence 

45  ♦ 


698         Kap.  82.   V.  12.     Kap.  83.  V.  1. 

auf  unter  dem  Antlitze  des  Himmels ,  und  erhebt 
fich  und  geht  den  Weg,  welcher  auserfehen  ift 
derfelben. 

Kap.    83.  *) 

1.  TTnd  ich  erhob  meine  Hände  in  Gerech- 
tigkeit und  pries  den  Heiligen  und  Grofsen.  Und 
ich  fprach  mit  dem  Athem  meines  Mundes  und 
mit  der  Zunge  des  Fleifches,  welche  gemacht  hat 
Gott  den  Kindern  des  Fleifches ,  den  Menfcfaen, 
auf  dafs  fie  redeten  damit  —  und  er  begabte  fie 
mit  Athem ,  und  Zunge  und  Mund,  auf  dafs  fie 
redeten  damit — : 


überfetKt  Karjfimern  („Chambers**)«  Unter  (J^rtO 
dem  Antlitz^  d.  i,  an  der  Oberfläche  des  HimiDdff 
da  die  GegeiiUände  nach  den  Erdbewohnern  su  g^ 
richtet  fcheinen,  fo  ifi  der  Himmel  darüber. 

4)  Diefes  Kap.  hängt  genau  mit  Kp.  82t  12.  suIaiBBen 
und  fetzt  den  dort  begonnenen  Gedanken  fort«  Füt 
Gedanke  und  Ausdruck   vgl.  Kp.  14,  i.     Statt  i^ 

Hindern  des  Fleifches,  den  Menfchen   (AöTA-J?- 

(UJQ:    fl'fih:)   V.  I.  überfetzt  Laurence:   •««• 

Hindern  der  fierUichen  Menfchen,     Der  letite  Ssti 

diefes  Verfes  iß  nachfchleppend  und  defshalb  von  nir 

als  Parenthefe  gefafst.     Das  Gebet  Henocb's,  veiai- 

lafst  durch  Aufforderung  feines  Grofsvaters  (TgLKf* 

83,  10.)«  unifafst  V.  2  —  g.;  zuerft  fchüdert  es  im 

Gröfse  Gottes  (V.  2  —  4. )  >    ^ann  geht  es  über  s«f 

die  Veranhiffung   der  bevorftehenden   grofaen  Kats* 

Arophe  (V.  5.),   und   die   Bitte  um  Erhaltvng'tf 

unfchuldigen  Familie  Henoch's  (V.  6— •7.),  wibvea' 

die  Befirafung  der  Frevler  als  gerecht  dargeSeUt  wn' 


\ 


Kap.  83.    V.  2— 4.  ^J9 

2.  „Gepriefen  feyß  du,  o  Herr,  König,  und 
rofs  und  mächtig  in  deiner  Gröfse,  o  Herr  aller 
refchöpfe  des  Himmels,  König  der  Könige,  und 
rott  der  ganzen  Welc,  und  dein  Reich,  und  dein 
LÖnigthum^  und  deine  Gröfse  bleibt  in  Ewigkeit 
Jid  in  Ewigkeit  zu  Ewigkeit , 

3.  und  für  alle  Gefchlechter  zu  Gefchlecht 
[l  deine  Herrfchaft,  und  alle  Himmel  find  dein 
'hron  in  Ewigkeit,  und  die  ganze  Erde  der  Sehe» 
lel  deiner  Füfse  in  Ewigkeit  und  in  Ewigkeit  zu 
.wigkeit. 

4.  Denn  du  haß  gemacht,  und  du  regierß 
lies ,  und  nicht  iß  zu  fchwer  dir  ein  Werk,  auch 
icht  eines  \^auch  nicht  eines'].  Weisheit  geht 
icht  von  dir,  und  wendet  fich  nicht  von  dem 
ttze  deines  Thrones,  und  nicht  von  deinem  An- 
eficht,  und  du,  alles  weifst  und  fieheß  und 
öreß  du.  und  nichts  iß,  was  verborgen  wäre 
[>r  dir;  denn  alles  fieheß  du.  . 


(V.  g.).  Zu  V.  2  — 3*  vgl.  Kp.  39,  IG.  12.  48,  ii. 
6o,  14.;  V.  3.  ift  Berückfichtigung  von  PI.  no  (in 
äthiop.  Vcrfion  109),  2.  Der  Sclilufsfats  in 'V.  3. 
ift  bei  Laurence  kürzer :  fUr  imm^r  und  für  immer ; 
nach  Herrfchaft  fupplirt  derfelbe :  wird  feyn^  und  zu 
gemacht  in  V.  4.  das  Object  fie.  In  V.  4«  ift  die 
Wiederholung:  auch  nicht  eines  woLl  hlob  Glolfe; 
Laurence  drückt  iie  nicht  aus ,  indem  er^nicht  gans 
wörtlich  überfetzt :  Kein  Werk ,  was  es  auch  fey^ 
überfieigt  deine  Macht.  Auch  im  Folgenden  hat  er 
cwar  den  Sinn  ganz  richtig  getroffen ,  aber  den \A.us- 
druck  ohne  Notb  aufgeopfert:    hei  dir  ifi   Weisheit 

unveränderUch;  7\^rtC;^  •  f^^\ZX\:  zieht  er 
auCammen:    von  deinem  Throne. 


700  Kap.  83.    V.   5—8* 

5«  Und  nun  ^)  die  Engel  deiner  Himmel 
haben  gefiindigt,  und  auf  dem  Fleifch  von  Men- 
fchen  wird  feyn  dein  Zorn  bis  zu  dem  Tage  des 
grofaen  Gerichts. 

6.  Und  nun,  o  Gott,  Herr  und  grofser  Kö- 
nig, flehe  ich  und  bitte  ich,  zu  gewähren  mir 
meine  Bitte ,  dafs  du  übrig  laflelt  mir  Nachkom- 
menfchaft  auf  der  Erde,  und  nicht  verderbeß  alles 
Fleifch  von  Menfchen , 

7.  und  nicht  entblörseft  die  Erde,  und  nicht 
Untergang  fey  in  Ewigkeit. 

8.  Und  nun,  mein  Herr,  vertilge  von  der 
Erde  das  Fleifch I  welches  dich  erzürnt  hat,  uni 
das  Fleifch  der  Gerechtigkeit  und  Rechtfchaffen- 
heit  befeftige  zur  Pflanze  des  Samens  in  Ewigkeit 
Und  verbirg  nicht  dein  Angefleht  vor  dem  Gebet 

Knechtes,  oHerr!" 


5)  Bei  Laurence  fehlt  hier  diefe  UebergangifonML 
Engel  deiner  Himmel  fteht  wie  Kp.  19,  a.  (f.  Am 
s.  d.  St.)  von  den  abtrünnigen  Engeln ,  welche  ficfc 
mit  Weibern  der  Erde  einliefen.  Dafe  darin  iki 
Sünde  beBebe,  deriuf  führt  die  Verbindnog  ^^^ 
Angebe  mit  der  iweiten :  defi  Gott  gegen  die  Sttr^ 
liehen  süme*  Laurence  fefit  den  letsten  Sats  it 
y.  6.  nicht  gans  wörtlich :  und  dafs  niehi  das  gmm 
menfcUiche  Gefchlecht  umkommen  mSge.  Schon  Hf» 
10,  II.  heifft  es,  dab  nicht  alleMenTclien  unteigebaL 

Ohj^C^  *  (V.  7* )  te^ae  denudes  eam.  Lsmnm 
nnr  nach  dem  Sinne:  dafs  niekt  verlaffen  UeHe(w9^ 
deCitnte«*);    V.  g.  überfeut  derfelbe  ftatt  lUfi 

QJjJ  0  Gefchlecht^  waagerechtes  und  rmeihtcluMm^ 
Gefchlecht  Bett  FUifeh  der  GereeM/^t  mmd  Med^ 

fchaffenheit.     Unter  Pßani€  des  Sasmäms  (^fi  fi  •' 


Kap.  84.    V.  1^2.  701 

Kap.  84.     S  e  c  t.   XVH.  «) 

1.  „Und  hierauf  fahe  ich  einen  anderen 
raiun»  und  ganz  zeigte  ich  ihn  dir»  mein  Sohn  !*^ 
nd  es  erhob  lieh  Henoch  und  Iprach  zu  feinem 
ohne  Methufalah:  »yZu  dir  will  ich  reden,  mein 
ohn !  Höre  mein  Wort  und  neige  dein  Ohr  zu 
em  Geficht  des  Traumes  deines  Vaters.  Ehe  ich 
ahm  deine  Mutter  Edna ,  fahe  ich  in  einem  Ge* 
cht  auf  meinem  Lager , 

H.  und  fiehe!  hervorging  ein  Stier  ^)  aus 
er  Erde, 


HCAO)  ^**  Laurente  richtig  von  Uaekkommim,' 
fchaft  verßebt,  ift  eioe  Samen  tragende  Pflanze,  wel- 
che Cch  durch  ihren  Samen  fortpflanzt.  Der  ^chluls 
des  gtea  Verfes  fiiramt  fafl  wörtlich  mit  FL  55,  3* 

6)  Nach  dem  Farifer  Manufcript  (  L. )  und  nach  Cod. 
Rüpp.  Ueber  den  Inhalt  diefer  Section  ron  anfehn- 
lichem  Umfange  (Kp.  34 — gp.)  vgl.  Einl.  S.  17  ff. 
und  S.  57  ff*  Die  allegorifcbe  Darftellung  9  in  wel- 
eher  uns  die  biblifche  Gefchichte  des  A.  T.  hier  dar- 
geboten wird,  hat  allerdings  viel  Einförmiges  und  ver» 
liert  dadurch  an  Eindringlichkeit  und  Intereffe ;  indefs 
ift  der  Abfchnitt ,  befonders  in  feinem  letzten  Theile» 
für  die  Zeit  der  ZufammenKellung  des  B.  Henoch  in 
feiner  uns  vorliegenden  Geßalt  nicht  ohne  Bedeutung. 
Aus  Kp.  84«  !•  ^A  S*°'  deutlich »  dafs  auch  das  Ge- 
liebt Kp.  82  und  83«  i>»  Traume   erfolgte.      Edna 

(7\J?*90  wahricheinlich  das  hebräifche  nS'IV  «o- 
lupcm,  wie  auch  MIV  im  B.  Efra  als  Eigenname 
vorhommt« 

7)  AVJ^*  bedeutet  «Stier  und  Kuh;  hier,  wo  Adam 
darunter  gemeint  iß ,  fleht  es  offenbar  in  der  erßern 


diefes  rothe  Rind,  aber 
wurde  alt,  und  es  kam  ii 
Hind. 

7.  Und  ich  fahe,  daf 
viele  Stiere,  ihm  gleichi 
nach  ihm. 


Bedoatung,  Die  weifst  Fl 
lieit  und  monlUche  Gut«  1 
V.4.  ifi£tia.  In  demfelb«! 
,  «tff  aiiderts  Rind,  und  b( 
*  fcbeint  zu  Eotdem,  Atit  f 
der,'*  Aucli  im  Texte  dei 
»litui  wahrfcbeinlicb  i&  V 
dieffl  CoDJectui  ift  in  mei 
Unter  dem  Paar  und,  wi 
Kaift  und  Abel,  uud  zwar 
unter  dem  jchwarxen ,  le 
Rinde  zu  verfiehen.  Die 
tof  Uogleichartigkeit  der  < 
zeidiQung  der  Verdorbenhe 


Kap.  84.    V.  8—12.  703 

8.  'Und  jene  Kuh  ^),  jene  erfie,  ging  aus  von 
!in  Angeficht  jenes  erßen  Stieres,  fuchte  jenes 
the  Rind,  und  fand  es  nicht, 

9.  und  es  wehklagte  hierauf  eine  grofse 
^ehMage,  und  fuchte  daflelbe. 

10.  Und  ich  fahe,  bis  kam  jener  erße  Stier 
ichmals  ^  und  machte  fie  Itill »  uiid  von  diefer 
eit  an  fchrie  fie  nicht  mehr. 

11.  Und  hierauf  gebar  fie  einen  anderen  wei- 
m  Stier  9 

12.  und  nach  ihm  gebar  fie  viele  Stiere  und 
hwarze  Kühe. 


8)  7\'^:Mrti::  7^t  AI*:  eigentlich  femma  juvenca. 
Recht  paffend  wird  der  Mutter  gröfsere  und  heFtigero 
Trauer  sugefchrieben.  .  In  der  biblifcheu  Gcrchichte 
iß  übrigens  der  Klage  Eya*!  nicht  fo  ausführlich  ge- 
dacht. Bii  (7\  flTl : )  in  V.  lo.  ift  fo  zu  verftehen, 
dafs  Henoch  alles  lieht,  was  die  Kuh  thut,  er  arwihnt 
aber  nur  die  HauptCache.     Vgl.  das  chald.  HV  Dan. 

7»  4*  9*  und  v.  Lengerke  su  d«  erß.  Stelle.  Die  Kuh 
wird  befchwichtigt  durch  die  Ausficht  auf  Erfats  des 
Verlornen.  Unrichtig  überfetzt  Laurence:  f^lns  diefe 
erße  Kuh  kam  zu  derlelben.  **  Wenn  derfelbe  zu 
V«  2«  bemerkt:  >,Die  allegorifchen  Anfpielungen  auf 
die  biblifche  Gefchichta  in  diefer  Vifion  find  im  All- 
gemeinen zu  deutlich,  als  dafs  fie  einer  genaueren 
Eutwickelung  bedürften  {  ich  habe  jedoch  eine  gele- 
gentliche Hinweifung  der  Art  in  den  Noten  gegeben*^ 
fo  hat  er  wenigftens  V.II  und  13.  eine  folche  Andeutung 
unterlaffen.  Dafs  V.  ii.  aber  vom  Setk  zu  verftehen 
fey ,  leidet  keinen  Zweifel  (vgL  l  Mof.  4,  35.)  1  v^ 
V.  12.  erklärt  fich  aus  x  Mof.  5,  4.     Für  Küh^  ftebt 

Aethiop.  wieder  A^£|T!*     Sie  baÜaeo  wohl 


im 


704      Kap.  84.  V.13— 15.    Kap.  85.  V.  1-3. 


13.  Und  ich  fahe  in  diefem  meinem  Sdüaie 
einen  weifsen  Fairen  *) ,  und  £o  wuchs  er  uni 
wurde  ein  grofser  weUder  Farr ; 

14.  und  von  ihm  gingen  hervor  videwv&i 
Stiere  und  glichen  ihm, 

15.  und  fingen  an  zu  zeugen  viele  wob 
Stiere,  und  welche  ihnen  glichen,  und  folgtti 
einer  dem  andern. 

Kap.     85.  1«) 

1.  Und  wiederum  fahe  ich  mit  meinen  An- 
gen,  während  ich  fchlief ,  und  ich  fahe  den  Him- 
mel ohen. 

2.  Und  fiehe !  Ein  Stern  fiel  vom  Himmd, 


nicht  ohne  Grund  fchwart ,  fondern  der  Vert  wÜ 
dimit  auf  die  allmähligeVerdorhenheit,  durch  wdcbt 
es  nachher  den  abtrünnigen  Engeln  gelang ,  leidittr 
Eingang  bei  ihnen  zu  finden,  aufmerklani  machea. 

9)  f*^I     Wahrfcheinlich  ifkEnos  QI^aH  lMof,4.3fc 

5»  6')  gemeint.  Er  ift  fromm  und  feine  Nachkoa- 
menfchaftdefsgleichen.  V.  15.  fchiebtr««airtf ncc  aick 
viele  unnothiger  Weife  andere  ein» 

jo)  Diefes  Kapitel  berichtet  die  Herabkunfit  der  Eagel 
auf  die  Erde ;  der  Eine  Stern ,  welcher  suerft  herdk- 
flllt  (V.  3.) ,  ift  wohl  Semjasa ,  ihr  Anführer.  Dm 
Symbol  Stern  für  Engel  ift  um  fo  angemefFeneri  ab 
nach  hebrüfcher  Yorfiellung  beide  Begrifie  in  nabt 
Verbindung  erfcheinen.  Laurence  uberfetst:  a«f 
merkfam  fiatt  mir  metnen  Augen  ^  bemerkt  aber.  Üb 
letsterea  im  athiop.  Texte  flehe;  Y.  2.  hat  er:  m 
einzelner  (^^fingle'*)  Stern.  V.  3.  erCcheant  der  Sttn 
eflend  und  mit  den  Rindern  weidend;  eine  bvn 
TerletBung  des  Bildes,    welche  lieh  der  Vei£  aacfc 


I 


Kap.  85.    V.  3—6.  70S 

3.  und  er  erhob  fich  und  aft ,  und  weidete 
Qter  jenen  Stieren* 

4.  Und  hierauf  fahe  ich  gröfse  und  fcbwarze 
iMre»  und  fiehe !  fie  alle  Teränderten  ihre  Hürden 
nd  Weiden ;  und  ihre  Rinder  ^  ^) ,  und  fie  fingen 
^  wehzuklagen  eins  mit  dem  andern.  Und  wie« 
vom  fahe  ich  in  dem  Geficht  und  blickte  xum 
Smmel,  und  fiehe !  ich  fahe  viele  Sterne,  und  fie 
iaeen  herab  und  fiürzten  fich  vom  Himmel  zu 
«Lerften  Stern, 

5.  zwifchen  jene  Rinder;  und  die  Stiere  wa* 
ai  mit  ihnen »  fie  weideten  in  ihrer  Mitte. 

6.  Und  ich  blickte  nach  ihnen  und  fahe  fie, 
ad  fiehe!  fie  brachten  heraus  ihre  Schaam  gleich 
sr  der  Rofle,  und  fingen  an  zu  Aeigen  auf  die 


fonft  (s.  B.  V.  6.)  erlaubt.  Er  will  die  twifcben  den 
heterogenen  Wefen  Aitt  findende  Gemeinfchaft  recht 
anfcbaulich  machen. 

II)  Laurenee  überfetst  !\ßi\)^^t  Kahe,  wie  er 
auch  anderwärts,  und  Ewar  cum  Theil  in  folchen 
Stellen  tbut  (Kp.  84,  2.  3-  7«  8«  10.  IX.  12.  14.  I50f 
streiche  nothwendig  das  Mannlicbe  ▼orausfetsen.  Um 
im  Deatfcben  einigermaalsen  das  Original  durchfchim« 
snem  su  lalTen,  habe  ich,  foviel  es  möglich  war,  hier 
i^ie  fonft  für  das  athiopifcbe  Wort  überall  denfelben 
Ausdmck  gebraucht.  Aufserdem  fchiebt  Laurence 
das  Wort  andere  ein.  Das  Verindern  der  Weide- 
^litae  und  Hürden  gefchieht  in  Folge  der  Beeiqtrich« 
tigung  der  Eindringlinge;  eben  darauf  bezieht  fich 
euch  die  Wehklage.  Schwarz  nennt  der  Verf.  diefe 
Stiere  und  ihre  Angehörigen ,  weil  fich  Jene  Engel 
nicht  unter  das  firommOt  fbndem  unter  das  bereits 
aoralifch  geCunkene  Gefehleeht  mifchen«  Statt :  in 
dem  Gefickt  hat  Laurence :  in  meinem  Geficht. 


^(■11  an  zu  ztltein  und  zu  erbeben  vor 
llüchtcLen  ficli. 


Kap.    86.  1») 

1.     Und  wiederum  fabe  ich  fie«  < 
gen  an  zu  fiofsen  einer  den  andern^  i 


12)  ^aA+:  AA^ÜI^I*:  a.  h.  die  den 
gehörenden.  Der  Autdruck  deutet  mf 
nmlaige ,  welches  in  der  VeTmifchuDg  « 
bewobner  mit  deu  irdifchen ,  ibnen  nicl 
gen  Diinen  lag.  t-aurtnce  überfelst  u 
jtuigtn  Kühe.  Die  Worte  Ä'^H;  ^' 
verfiebt  auch  er  vou  Beifstn,  mit  Berufu 
Bemerkung  zu  Kp.  lo,  13.  (CS.  139. 
heterogene  Nacbkominenrchaft  der  Kühe 
fällt  der  Verf.,  um  Buaxudrücken,  dafa 
linge  jener  ungleichartigen  Verbindung  ■: 
IMütier  überragten  und  ein  verderbtea 
waren.  Am  SchluHe  dea  gten  Verfea  Eet 
hinzu:  plStxUck. 


Kap.  86.    V.  1—3.  707 

ilucken  einer  den  andern;  und  die  Erde  fing 
zu  fchrelen.  Und  ich  erhob  meine  Augen  wie- 
rum  zum  Himmel»  und  fahe  in  dem  Geficht, 
d  fiehe !  heraus  gingen  aus  dem  Himmel  wie 
Aalten  weifser  Menfchen.  Und  Einer  ging  her« 
B  von  jenem  Orte  und  drei  mit  ihm. 
.  2.  Und  diefe  drei,  welche  herausgingen  zu« 
stt  fafsten  mich  bei  meiner  Hand»  und  nahmen 
cfa  von  dem  Gefchlechte  der  Erde,  und  hoben 
ch  auf  einen  hohen  Ort. 

3.  Und  fie  zeigten  mir  einen  hohen  Thurm 
Q  der  Erde»  und  es  wurden  kleiner  alle  Hiigel. 
id  fie  Tagten  mir:  »»Bleibe  hier»  bis  du  fiehelt 
es«  was  kommen  wird  über  jene  Elephanten 
d  Kameele  tmd  Efel »  und  über  die  Sterne  und 
er  alle  Stiere/* 


andern  Worten  die  grofse  rerderbliche  Fluth  voraus 
verkündigt  wird«  Diefe  Vifion  fclüoff  fich  w«hr- 
fcheinlich  nach  kurzer  Paufe  «n  die  erße  an.  Ich 
Jähe  fie  (V.  I.) ,  nämlich  jene  böfen  Tbiere.  Ueber 
den  Inbalt  und  Ausdruck  vgl.  Kp.  7,  13 -.15.    3,  ^ 

9, 2.  X)o^:  Af^^^i  rtrnA:  ^uj^:  ficm 

Jimilitudines  hominum  alboruin  bezeichnet  natürlich 
£ng€l9  von  denen  Henocb  Belehrung  empfingt; 
wahrfcheinlich  ist  an  dieCelben  zu  denken,  welche 
Xonft  leine  Führer  wyren,  alfo:  Michael  ^  Gabriel^ 
JJrielf  RaphaeL  Aehnliches  wiederfahrt  dem  He« 
noch  auch  Kp.  x6»  I.  3»     Der  hohe  Thurm  (V.  3.) 

erhob   fich  von  der  Erde   CA^J?*C«)   i^*cb  dem 

'  Himmel  zu ,  wo  fich  Henoch  befand.   Laurence  über- 

-  felsC  minder  wörtlich :  „ai«/  der  Erde.**   Wahrfchein« 

lieb  denkt  der  Verf.  an  den  berüchtigten  babylonifchen 

%iarm,  welcher  freilich  erfi  nach  der  Fluth  entfiand 

Cl  MoC  iit  I  ff.). 


708  Kap.  87.    VI  1  —  5. 

Kap.    87.  1*) 

1.  [Und  ich  Iahe]  Einen  von  jenen  Tic^ 
welche  herausgegangen  waren  zuvor, 

2.  und  er  ergriff  jenen  erßen  Stern,  wddn 
herabfiel  vom  Himmel; 

3.  und  er  band  ihn  an  feinen  Händen  wi 
feinen  Füfsen,  tmd  warf  ihn  in  eine  Tiefe,  ui 
diefe  Tiefe  war  eng  und  tief,  und  graufend  wi 
düfter. 

4.  Und  einer  von  ihnen  ^  ^)  zog  fein  Schweb 
und  gab  es  jenen  Elephanten,  und  Kameelen  joi 
Efeln,  und  es  fing  an  zu  fchlagen  einer  denandcn 
Und  die  ganze  Erde  erbebte  unter  ihnen. 

5.  Und  als  ich  fahe  in  dem  Geficht,  vd 
flehe !  da  fuhr  einer  von  jenen  vier,  welche  henvs- 
gekommen  waren,  vom  Himmel  herab,  fammeb 
und  nahm  alle  diejenigen  grofsen  Sterne,  den 
Schaam  wie  die  Schaam  der  Rolfe ,  und  band  b 
alle  an  ihren  Händen  und  an  ihren  Füfsen,  joi 
warf  fie  in  die  Spalten  der  Erde. 


14)  Hingt  mit  Kp.  gd.  innig  sufammen«  Die  Y.  I*  ■ 
Klammern  gefchloIFenen  Worlo  hat  nur  LoamdS 
im  Cod.  Rüpp.  fehlen  Ce  dagegen»  fo  dala  hicrT.I- 
jila  abfoluterSata  erFdieint.  IßunterdemerAnknk' 
gefallenen  Stern  Semjaza  gemeint  (f.  su  Kp.  S^T»)»^ 
Ware  der  ihn  bindende  Engel  Michael  nach  Kp.  ¥k 
15.    Das   Binden  kommt   aoeh  V.  5.  <  wieder  nt 

C^'Of^l  Tiefe  (¥.3.)  ift  der  Holten  Abgmal. 
S5)  Unftreitig  einer  der  4  ElngeL  '  Den  Gigaatea  wd 
daa  Schwert  gegeben,  damit  fie  fich  gegenleit^  Uli 
ihren  Untergang  bereiten;  vgL  Kp.  xo^  13.    bJV 
Verle  wird  auf  Kp.  45»  &  und  gö^  i.  sttriicl|ia* 

fen.    UeberdenInhaltvgLV.a— 8«  ^^tQ^l  Of 


Kap.  88.    V.  1.  709 

Kap.    88.  ") 

1.  Und  einer  von  jenen  Vieren  ging  zu  den 
ufsen  Stieren,  und  lehrte  Re  ein  Geheimnifs« 
ihrend  zitterten  jene  Stiere.  Geboren  wurde  und 
tfiand  ein  Menfch ,  und  er  baute  lieh  ein  grofses 
ohit  und  er  blieb  darauf  und  3  Stiere  blieben 
it  ihm  in  jenem  Hohl,  und  es  wurde  eine  Decke 
ler  fie. 


nungetif  Ritten  V.  5*  find  wieder  die  Abgründe  der 

Hölle»    welche  man   fich    unter   der  ]£rdoberflache 

dachte. 

l6)  Diefes  längße  Kapitel  des  ganzen  Buches  behandelt 

die  Gefchichte  der  Urzeit  von  der  noachifchen  Fluth 

an  und  die  der  Hebräer  bis  zur  neuen  Colonifation 

Faläfiina*8  nach  dem  babylonifchen  Exil.     Durch  das 

Fefthalten  der  fchon  in  den  vorhergehenden  Kapiteln 

erwählten  bildlichen  Beseichnung  wird  die  Darßel« 

lung  höchft  eintönig  9    wie  denn  auch  die  erwählte 

Allegorie   keinen    gebildeten   Gefchmack    oder   eine 

reiche  PhantaEe  verräth.     Das  den  weifsen  Stieren 

(dem  frommen  Gefchlechte)  von  den  Engeln  mitg^« 

theilte  Geheimnifs  ift  offenbar  die  Kunde  von   der 

groben  Fluth ,    welche  kommen  foU.     In  den  Wor* 

ten:  MH:  J8C^J^;  Cfht::  A"Ul»:  nehme 
ich  viitu  Uk*m  collective  (jene  Stiere);  das  Zittern 
ift  Folge  der  Verkündigung  des  mit  ihnen  fprechen- 
den  Engels.  Laurtnct  verbindet  diefenSatz  mit  dem 
Folgenden,  fafst  UWm  als  Singular  und  überletzt: 
während  die  Kuh  zitterte ^  wurde  es  geboren  (^it 
was  born'O  und  wurde  ein  Menjch.  Natürlich  hau«' 
delt  der  zweite  Tbeil  des  zften  Verres  von  Uoah^ 

i^ie  Tchon  Laurence  richtig  andeutete.     (^il^Cl 
i:echt  palTende  Bezeichnung  der  Arche  Noah's,  da  te 


4.  l  nd  CS  ling  jenes  Waller  ar 
und  Hell  zu  crlieben  über  die  Erdi 
liefs  es  fehen  jenen  Hof,  während  fe 
den  bedeckt  war  mit  WalTer. 


HsluHg,  nacb  Luiolf  (lex.  coL  139 
bedeutet.  Die  gewöfanlicben  Nuna 
bmbo  ich  ^rum  abGcbtlich  Termiedei 
swar  nicbt  allgeinein  recipirte,  aber 
deutliche  Wort  Hokl  gewählt;  Lata-» 
Die  3  Geuoflea  Noah'a  Und  uBtürlich 
S^mt  Htutt  und  Japketk.  Laiirtnea  i 
ten  Sats  relativifcb  an :  weUhet  (Schi 
im  Originale  Seht  aber:  (DiiHJ^S'  ' 
17)  tJ^tM  AO>A:  ift  unftreitig  da 
Himmela,  welche*  wie  ein  Dach  die  1 
Unter  den  WairerftÜreen  (i\tlM\:, 
fetat  Katarakit")  vei  ßehe  man  den  heftij 
eher  gleicbram  in  Strumen  vom  Himniel 
rede  fitbtn  find  diefer  HanÄla,  weil  die(e 
unddaber  bei  dem  Verf.  befondera  beliel 
eibt  Lawrence  unnaOend  Dorf,    nacl 


Kap.  88.    V.  5  —  9.  711 

5.  Und  grofs  war  über  ihm  das  Wafler,  und 
inßernifs  und  Nebel.  Und  ich  fahe  an  die  Höhe 
lefes  Wallers,  und  es  überragte  diefes  Wafler  die 
;öhe  jenes  Hofes. 

6.  Und  es  überfirömte  die  Höbe  des  Hofes 
nd  itand  über  der  Erde. 

7.  Und  alle  die  Stiere»  welche  fich  in  diefem 
[ofe  verfammelt  hatten»  fo  lange  ich  fie  fahe»  gin- 
cn  unter  und -wurden  Verfehlungen  und  vemich- 
Bt  durch  diefes  Wafl"er. 

8.  Und  jenes  Hohl  fchwamm  auf  dem  Waf- 
»r.  Und  alle  Stiere,  und  Elephanten,  und  Ka- 
3eele  und  Efel  Tanken  unter  auf  der  Erde,  und 
lies  Vieh.  Und  nicht  konnte  ich  ile  mehr  fehen. 
lud  fie  vermochten  nicht  herauszugehen,  fondern 
.e  gingen  unter  und  fanken  in"  die  Tirfe. 

9.  Und  wiederum  fahe  ich  in  dem  Geficht, 
is  jene  Wafl"erfiürze  zurückwichen  von  jenem 
ohen  Dache,  und  er  die  Quellen  der  Erde  be- 
ixäuete  ^®).    Und  andere  Tiefen  wurden  geöffnet, 


eine  partielle  Flutb  deuten;  das  WalTer  tri£Ft  nuc 
}ene  Gegend  (den  Hof),  wo  Menfchen  leben  (vgl. 
V.  7.).  Die  Höhe  des  Hofes  (V.  5  un^  6.)  denkt 
Geh  der  Verf.  wohl  durch  die  denfelben  umgebenden 
B/lMern  bezeichnet.  Das  Bild  will  Tagen :  felbft  die 
hohen  Berge»  welche  die  damaligen  WobuGtze  der 
Bllenfchen  einrchlofleQy  wurden  überflutfaet  (vgl.  i  Mof. 
7*  19-)«  Laurence  minder  wörtlich  V.  5. :  und  es  (das 
Wafler)  erhob  fich  über  das  Dorf,  und  V.  d.  äbnlicb. 

Die  Finßirnifs  und  der  Nebel  ('\C%:)  find  Folgen 
\       des  heftigen  und  anhaltenden  Regens. 

18)  ülP-4»  Pf-  68»  la.  (mit  ÜI)  exprobravit.  Lau* 
reiue  gibt  den  Satz :  und  die  Quellen  der  Erde  war- 
den  gleich  gemacht  (,,equalized*0*     Vielleicht  Im  er 

Bneli  Bcnoch.  46 


» 


■•.  -* 


712  Kap.  88.    V.  10—14. 

10.  und  es  fing  das  WaiTer  an  hinabzuftc 
gen  in  diefelben»  bis  erfchien  der  Erdboden. 

11.  Und  jenes  Hohl  blieb  auf  der  Erde,  ui 
es  wich  die  Finfternifs  zurück,  und  es  wurde Licl 

12.  Und  jener  weifse  Stier,  welcher  Menl 
war,  ging  heraus  aus  jenem  Hohl  und  die  3  Stic 
mit  ihm. 

13.  Und  es  war  der  eine  von  den  3  Stier 
weifs  ^^),  ähnlich  jenem  Stiere,  und  einer  von  i 
nen  roth  wie  Blut  und  einer  fchwarz.  Und  jei 
w^eifse  Stier  ging  hinweg  von  ihnen. 

14.  Und  es  fingen  an  zu  gebären  die  Thie 
des  Feldes  und  die  Vögel. 


alfo  W/hr^  was  nach  Ludolf  (^L  unt*  fit)  ae^t 
vit  bedeutet  und  dem  Zufaminenbange  ganz  aog 
melTen  wäre.  Subject  zu  der  Lefeart  im  Cod.  Ruf 
ift  Gottf  welcher  die  Froductivitat  der  Quellen  t 
ihren  natürlichen  Zußand  zurückbringen  will  (t| 
die  ähnlichen  Aeufserungen  des  A.  T.  von  deiB 
fchwichtigung  der  Natur  durch  Gottes  Kraft),  o4 
die  acdve  Form  iß  nach  der  bekannten  Vorliebe  i 
Semiten  für  diefelbe  llatt  des  PalTiirs  gebraucbt  (rg 
Anmerk.  zu  Kp.  41,  i. ).  Das  Waffer  würde  in  k 
gewöhnlichen  Yorrathskammern  der  Quellen  keiM 
hinreichenden  Raum  haben;  darum  öffiiet  ficb  Ji 
Erde  noch  an  andern  Stellen. 
19)  Unßreitig  wird  Sem  gemeint,  wie  auch  eiae  Biü 
glo^e  des  Cod.  Rüpp.  erklart.  Der  rothe  Stier  i 
wahrfcheinlich  Japhetk  und  der  fch^sarxe  der  leickl 
fertige  Harn.     Das  Weggehen   des  erften  wtib 

Stieres  (Noah's)  bedeutet  Tcin  Sterben.    i\A^^ 

Ifif^:  V.  14.  find  die  wilden  Thiete,  wiasii« 
ren€e  richtig  gtCsTat  hat.     Im  Anfange  voa  V.  II 


Kap.  88.    V.  15  —  16.  713 

15.  Und  es  gefchahe  von  ihnen  allön  eine 
srfammlung  der  Gefchlechter :  Löwen,  und  Ti- 
tr,  und  Hunde,  und  Wölfe,  und  wilde  £ber,  und 
ichfe,  und  Kaninchen,  und  Schweine, 

16.  und  Sifet,  und  Geier>,  und  Weihe,  und 
>nkä8 ,  und  Ilaben. 


überfetzt  derfelbe  nicht  wörtlich :  „von  allen  diefen 
verfchiedenen  Arten  versammelten  fich.**  In  der  An» 
gäbe  der  einzelnen  Thiere  Bellt  er  die  Wölfe  vor  die 
Hunde  und  fetzt  nicht  überall  die  Copula ,  wo  lie 
Cod.  Rüpp.  darbietet.  Das  letzte  Wort  des  I5ten 
Verfes  (Hanzar)  hat  Laurence  beibehalten,  ebenfo 
wie  y.  i6.  Sifet  y  Avefi  und  Fonkat^  und  alleidings 

fleht  keines  davon  in  Ludolfs  Wörterbuche.  urlHO 
möchte  ich  iedoch  mit  dem  hebräifchen  "I^TH     dem 

So 

arabifchen   ^«^^  combiniren;  diele  Vermuthung  ift 

in  derUeberfetzung  ausgedrückt.    Freilich  werden  in 

demfelben  Verfe  auch  die  wilden  Schweine  UU^QTJP* 

ivR^*")  .erwähnt,  was  jedoch  nicht  geradezu  jene 

Erhlarung  abfchneidet.  (xQfil^lj  welches  Lau» 
rtnce  nicht  zu  deuten  wufste,  kommt  Hiob  39,  27* 
in  der  äthiopifchen  Verüon  für  yv^p  vor,  wefsbalb 
ich  es  Geier  überfetzt  habe.     Uebrigens  findet  mau 

Hiob  15,  23.  28»  7-  ^'  W»«ff  AHrtCi*  t»  während 
diisfes  wie  fein  Singular  gewöhnlich  itpi  griechifchen 

anog  und  aiizos  entfpricht.       Für    iXrt»'^»     (Cod. 

ILfipp.  hat  ft,l\1':)  und  (C^^ti:  weifs  ich  aUer- 
dings  zur  Zeit  auch  nichts  Befriedigendes  anzugeben. 

Das  letztere  ift  am  Ende  gar  nurVerfehen  für  A  i^I  . 
Habicht  (vghLudolf  a.  a.  O.  col.  361.)»  ^^s  wenig- 
ßent  in  den  Zulammenbang  recht  gut  paflen  wü^de. 

46  * 


714  Kap.  88.    V.  17-^20. 

17.  Und  es  wurde  geboren  in  ihrer  Mille 
ein  weifser  Stier  ^®). 

18.  Und  fie  fingen  an  lieh  zu  beifsen  untei 
einander,  eines  das  andere,  und  jener  weifse Stier 
welcher  geboren  war  in  ihrer  Mitte,  zeugte  ein« 
wilden  Efel  und  einen  weifsen  Stier  mit  ihm,  um 
viele  wilde  Efel.  Und  jener  weifse  Stier,  welche; 
gezeugt  worden  war  von  ihm,  zeugte  einer 
fchwarzen  wilden  Eber  und  ein  weifses  Schaf. 

19.  Und  jener  wilde  Eber  zeugte  viel< 
Schweine , 

20.  und  jenes  Schaf  gebar  12  Schafe. 

Unter  den  wilden  Thieren  ßnd  unSreitig  die  Nicht* 
Hebräer  zu  verßehen ;  fo  fcheinen  auch  die  kleinen 
Gloflen  des  Cod.  Büpp. ,  fo  weit  ße  lesbar  find,  Jen 
bildlichen  Ausdruck  gefafst  zu  haben,  und  erviboes 
namentlich  Edomiten^  Amoriten^  AmmonitenuS^* 
ao)  Offenbar  wird  Abraham  gemeint,  wie  in  der  erbs 
Hälfte  von  V.jg. :  Ifmael  und  Ifaac^  und  in  der  3t<B' 
Efau  und  Jakob.  Laurence  überfetzt  .V.  Jg.:  «• 
gleicher  Zeit^  was  der  Gefchichte  allerdings  etf* 
fpricht,     da    Efau    und   Ilaac    Zwilliogsbhider  wi* 

ren;  im  Cod.  Kupp,  fleht  aber  blofa  P^t\M* 
tum  eom  Auch  fchiebt  Laurence  unmittelbar  iMXid 
die  Zeitbeftimmung  nach  die  fem  ein,  woron  aberi* 
äthiopircben  Texte  nichts  ficht.  Dagegen  lilittf; 
gegen  Ende  des  Yerfes  das  Fronomen  vor  weifse  Süf 
und  nach  gezeugt  die  nicht  müfsige  Angabe  v»  >^ 
hinweg.  Die  vielen  wilden  ElTel  find  die  von  A^i^ 
ham  mit  der  Ketura  erzeugten  Statnmviter  dar  ^ 
birchen  Stamm«  ( t  MoC  35 »  I  ff. ).  Lmmr^net  U 
hier,  wie  fonft,  ich  fehe  nicht  ein»  ans  w 
Grunde,  befiändig  die  Femininalformen ;  Ksi 
Sau  gewihlt,     V.  19  und  30.  han^n  von  Ebo's 


Kap.  88.    V.  21—26.  715 

21.  Und  als  erwachfen  waren  jene  12  Schafe» 
[)ergaben  fie  eines  von  ihnen  den  Efebi. 

22.  Und  jene  Ef^^ wiederum  übergaben  je- 
BS  Schaf  den  Wölfen. 

23.  Und  es  wuchs  jenes  Schaf  inmitten  der 
rölfe. 

24.  Und  der  Herr  brachte  die  11  Schafe, 
imit  fie  wohnten  bei  ihm  und  weideten  inmitten 
5r  Wölfe. 

25.  Und  lie  mehrten  iich  und  es  war  viel 
feide  der  Schafe. 

•26.  Und  die  Wölfe  fingen  an  fie  zu  fchrecken. 
ad  fie  zu  bedrücken ,  während  fie  vjernichteten 
ire  Jungen« 


lakobi  Nachkommen.  Bei  letztern  bleibt  der  Verf. 
dann  Sehen ,  darum  gedenkt  er  auch  V.  30.  der  Zahl 
der  Söhne  Jakobi.  V.  21.  handelt  vom  Scbickfale 
lofepbs ;  die  dort  erwähnten  Efel  Cnd  die  MidianU 
ten^  an  welche  Jofeph  verkauft  wurde,  und  die  V.  22. 
vorkommenden  ^oi/^  bezeichnen  die  Aegyptier.  Dia 
DarRellung  beruht  natürlich  auf  der  jüdifcben  An- 
fchauung ,  alle  Völker  den  Juden  gegenüber  ^gering 
XU  achten.  Ueher  die  angedeuteten  Thatfachen  vgl. 
I  Mof.  37,  25  ff.  Der  23fte  Ver»  bezieht  fich  auf  die 
grobe  Bedeutung,  welche  Jofeph  in  Aegypten  er* 
langte  und  der  24^0  auf  die  Verpflanzung  feiner 
Familie  dorthin;  Laurence  hat  V.  24.,  wie  V.  I.  7* 
X2.  14- 17'  32.  u.  C.  w.,  die  Zeitpartikel  alsJLann^  ohne 
lUb  der  Originaltext  dazu  VeranlalTung  gäbe.  V. 
05  ff*  Schilderung  des  AufentHalts  der  Hebräer  in 
Aegypten  ,  und  zwar  V.  25..  während  der  erften  Zeit, 
V.  26  ff.  während  der  Periode  der  Bedrückung.  Am 
Scblufle  von  V.  25.  hat  Laurence  das  Pronomen  ßnt 
Schafe;  V.  27.  überfetat  er,  offenbar  Ludal/i Angabe 


« 


716  Kap.  88.    V.  27—33. 

27.  Und  fie  warfen  ihre]  Jungen  in  einen 
Strom  von  vielem  WalTer. 

28.  Und  jene  Schafe  fingen  an  zu  fclireicÄ 
wegen  ihrer  Jungen ,  und  fich  zu  flüchten  zu  ih- 
rem Herrn.  Und  ein  Schaf  ^i) ,  vvelches  entging 
den  Wölfen,  entwich  und  ging  zu  den  wilden  Efdn. 

29.  Und  ich  fahe  die  Schafe  wehklagen,  und 
fchreien  und  bitten  ihren  Herrn 

30.  mit  aller  ihrer  Kraft,  bis  herabftieg je- 
ner Herr  der  Schafe  auf  den  Ruf  der  Schafe  von 
hoher  Wohnung,  und  zu  ihnen  ging  und  nadi 
ihnen  fahe. 

31.  Und  er  rief  jenes  Schaf,  welches  £ck 
heimlich  entzogen  hatte  den  Wölfen,  undfpndi 
zu  ihm  von  den  Wölfen,  kund  zu  thun  ihnen, 
dafs  fie  nicht  anrührten  die  Schafe. 

32.  Und  es  ging  das  Schaf  zu  den  Wölfen 
mit  dem  Worte  des  Herrn ,  und  ein  anderes  Sdiaf 
begegnete  ihm  und  ging  mit  ihm. 

33.  Und  es  kamen  beide  zufammen  in  & 
Wohnung  jener  Wölfe,  und  redeten  mit  ihnen, 
und  thaten  ihnen  kund,  dafs  fie  fortan  nicht  an- 
rühren follten  die  Schafe. 


(Lexic.  col.  417.)  SU  Mngßlich  beachtend,  torreib; 

ei  ift  aber  der  Nil  gemeint,  alfo  darf  man  (ff\^\ 
wohl  Strom  überfetzen,  der  Plural  aber  iß  dem  On* 
ginal  frenid.  Für  das  GeTch ich t liehe  vgl.  2  MoC  l^ 
befonde;«"  V.  26. 
21)  MofeSy  Welcher  aus  Aegypten  zu  den  MiiuunU* 
■  ging  (2  Mof.  2y  15  ff.)-  Laurence  hat  blo£i  dieZaU; 
V.  30.  überfet^t  er:  „auf  ihren  Ruf**,  fduebt  dtg** 
gen  vor  hohen  Wohnung  das  Pronomen  /mcr  i^ 
Für  die  folgenden  Verre  vgL  2  Mot  3  ff.  V.  32-  W* 
zeichnet  das  Zufammentreffen.  dea  Mofea  oiit  Mb* 


Kap.  88.    V.  34— 3d.  717 

34.  Un4  hierauf  fahe  ich  die  Wölfe,  und  wie 
e  fahr  hart  waren  gegen  die  Schafe  mit  aller  ihrer 
[raft.  Und  die  Schafe  Ichrien  und  ihr  Herr  kaiii 
u  den  Schafen. 

35.  Und  er  fing  an  zu  fchlagen  jene  Wölfe, 
nd  die  Wölfe  fingen  an  zu  wehklagen,  aber  die 
chafe  wurden  ftill  und  von  da  an  fchrien  fie 
icht  (mehr). 

36.  Und  ich  fahe  die  Schafe,  bis  fie  ausgin* 
en  von  den  Wölfen.  Und  die  Wölfe  —  geblen- 
2t  waren  ihre  Augen ,  und  es  gingen  aus,  indem 
5  folgten  den  Schafen,  jene  Wölfe  mit  aller  ihrer 
Tacht.  Und  der  Herr  der  Schafe  ging  mit  ihnen, 
dem  er  fie  fühlte, 

37.  und  alle  feine  Schafe  folgten  ihm; 

38.  und  fein  Antlitz  (war)  glänzend,  und 
irchtbar  imd  herrlich  fein  Anblick.  Doch'  die 
''ülfe  fingen  an  nachzufolgen  jenen  Schafen,  bis 
j  fie  erreichten  an  einem  WalTerfee. 


Bruder  Aaron  (2  MoX.  4,  27.).     Zu  V.  33—^84'  f- 

2  Mof.  5.  Ol  |U»J  (V.  34.)  gibt  Laurence:  hehert' 
fchen ;  da  indefs  Ludolf  wenigftens  der  4tcn  Conju- 
gation  die  Bedeutung  verhärten  gibt,  to  glaubte  ich 
der  Gefchichte  folgend ,  die  ifte  Conj.  hart ,  ßreng 
feyn  auffalTen  zu  dürfen.  Äin  Scblufle  von  V.  34. 
bat  Lfaurence :  zu  ihnen,  V.  35.  besiebt  Heb  auf  die 
fogenannten  ägyptifcben  Plagen  (  2  Mof.  7  ff. ) »  V. 
36  ff.  auf  den  Auszug  der  Hebräer  aus  Aegypten  und 
den  Untergang  ibrer  üe  verfolgenden  Feinde  im  ro- 
tben  Meere  (2  Mof.  12  —  14»  )•  ^°*  Anfang  des 
3gßen  Verfes  baben  die  Prädikate  bei  Laurence  zum 
Theil  eine,  andere  Stellung:  „fein  Antlitz  (virar) 
furchtbar  und  glänzend  und  berrlicli  war  fein  An- 
blick.**    Auch  überfetzt  er :  „in  einem  gewiffen  Waf- 


718  Kap.  88.    V.  39—44. 

'39.  Und  diefer  WalTerfee  wich  zuriicli, 
es  fiand  dasWafTer  nach  hierhin  und  nach  de 
vor  ihrem  Angeficht. 

40.  Und  ihr  Herr,  während  er  fie  fi 
ftellte  fich  zwifchen  fie  und  zwifcheri  die  V 

41.  Und  überdiefs  fahen  jene  Wolf 
Schafe  nicht,  und  gingen  mitten  in  den  WaD 
und  die  Wölfe  folgten  den  Schafen,  und  es 
hinter  ihnen  her  jene  Wölfe  in  den  Waflerft 

42.  Und  als  fie  den  Herrn  der  Schafe  1 
wendeten  fie  fich,  um  zu  fliehen  vor  feinei 
geficht. 

43.  Und  jener  Waflerfee  wendete  fich 
derum,  und  es  gefchahe  zufolge  feiner  Natur  fc 
und  es  ging  das  Waffer  und  fiieg,  bis  es  be< 
jene  Wölfe.  Und  ich  fahe,  bis  umkamen  al 
Wölfe,  welche  verfolgt  hatten  jene  Schafe 
erfäuft  woirden. 

44.  Aber  die  Schafe  gingen  weiter  vo 
fem  Wafler  ^^)f  und  zogen  aus  zu  einer  \ 


ferfee  ** ,  was  aber  wegen  V.  39. ,  dem  tufol 
See  fich  erft  öffnet  und  Raum  zum  Durcbgac 
wäbrt,/ nicht  zula/Iig  ift;  vgl.  auch  3  MoC 
Natürlich  ift  das  rothe  Meer  unter  dem  See  1 
Aehen.  In  V.  39.,  welcher  mit  2  MoC  14,  ai 
zu  vergleichen ,  (iberfetzt  Laurence  minder  wc 
der  See  wurde  getheilt.  Zu  V.  40.  L  2  MoC 
—  30.  und  zu  y.  41.  f.  daC  V.  23.  Im  418011 
hat  Laurence  der  Häufung  der  Worte:  fV6l\ 
^chafe  durch  Setzung  des  Pronomens  absuhel 
fucht;  ebenfo  V.  43.  47.  4^  u.  L  w.  Zn  V.  4 
2 MoC  14,  24— ^25«  «ncl  2«  V.  43.  dat  V.  27- 

dagag«o  t  M^M  Sohafe  gingen  fiter  du  Waflbr«" 


Kap.  88.    V.  44—49.  719 

>rin  nicht  Wafler  und  Gras  war.     Und  fie  fingen 
zu  öffnen  ihre  Augen  und  zu  fehen. 

45.  Und  ich  fahe  den  Herrn  der  Schafe  nach 
nen  fehen  und  ihnen  geben  Wafler  und  Gras» 

46.  und  jenes  Schaf,  während  es  ging  und 
I  leitete. 

47.  Und  es  ßieg  diefes  Schaf  hinauf  auf  die 
»itze  jenes  hohen  Felfens,  und  der  Herr  der  Schafe 
[lickte  es  zu  ihnen. 

4ß.  .  Und  darnach  fahe  ich  den  Herrn  der 
hafe,  welcher  fiand  vor  ihnen,  und  fein  Anblick 
ar  furchtbar  und  fireng. 

49.  Und  alle  jene  Schafe  fahen  ihn  und  furch* 
ten  fich  ^or  feinem  Antlitz. 


letzte  Satz  von  V«  44.  foll  wohl  beifsen ,  dafs  die 
Hebräer  angftlicb  nacb  Nahrung  in  der  iinwirthbaren 
Wüftc  fucbten  (2  Mof  15,  32  ff.)»  V.  45.  erwähnt 
daher  recbt  paffend ,  dafs  Gott  für  fie  auch  da  Sorge 
getragen  habe ,  wo  das  dürre  Erdreich  für  kein  Be- 
dürfnifs  Abbilfe  erwarten  liefs  (2  Mof.  15,  35  ff.). 
V.  46.  ift  wieder  von  Mofts  die  Rede*  Laurence 
fchiebt  darin  bei  Schaf  zur  Verdeutlichung  ein :  das 
hersits  erwähnte ,  und  zu  ging  macht  er  den  Zufatz : 
mit  ihnen»  Dagegen  läfst  er  V.  47.,  womit  2  Mof. 
29»  3  ff*  zu  vergleichen  ift,  das  Demonfirativprono- 
men  vor  hohen  Feljens  binweg,  welches  allerdings  da* 
durch  auffallig  ift,  dafs  jenes  Felfens  (offenbar  des 
Sinai)  in  diefem  Zufammenfaange  noch  gar  nicht  ge- 
dacht war    (V.  51*    ift  jenes   allerdings    paffend^). 

YJ^£\1  am  Ende  von  V.  48«  eigentlich  vali4»^s,  fortis^ 
aber  auch  faevus^  wefsbalb  fcbon  Laurence  9^ fever e** 
überfetzt.  Zu  V.  4g  —  51.  vgL  2  MoL  20«  Ig  ff*  '  ^^^ 
beiden  Sätze  des  49ten  Yerfes  geftaltet  Lßuremee  zu 


720  Kap.  88.    V.   50. 

50.  Und  alle  diefe  fürchteten  fich  unc 
terten  vor  ihm ,  und  fie  fchrien  alle  nach  y 
Schafe  bei  ihm,  welches  hatte  ^3)  das  ai 
Schaf,  welches  war  in  ihrer  Mitte:  „denn  wii 
mögen  nicht  [zu  flehen]  vor  unferem  Herrn 
ihn  anzublicken." 


einem  Vorder-  uncl  Naclifatze:    ,,und  als  Ce  i 
hen,  fürchteten  ße  fich'*  u.  f.  w. 

rtiO:  HT^S:  <^7Yn/V0^:  Dar  sinn  iß:  i 
fen  nach  Mofes,  welcher  zu  Jehova  auf  den 
gclliegen  war,  während  fein  Bruder  Aaron  im 
des  Volks  zurück  hlicb  (2  Mof.  20,  18  *  »  ▼§ 
3 ff.)*  Laurence  überfetzt:  ,,Sie  fchrien  nach  d 
Schafe,  und  zu  dem  andern  Schafe»  welches  gr 
war  bei  ihm,  und  welches  war  in  ihrer  Mitte.' 
Cod.  Rüpp.  lieht  aber  die  Copula  nicht,  auch  n 
eine  Umitellung  in  den  Worten  fiätt  gefunden  h 
fonft  ift  der  in  der  englifchen  Ueberfetzung  liflj 
Gedankengang  belTer.  Vor  dem  letzten  Satze  < 
Verfes  fupplirt  Laurence:  ^findem  fie  faxten** ; 

gen  läfst  er  die  Partikel  AJi^^  ♦  im  Anfange  der 
hinweg.     Diefe  Partikel,  wenn  lie  nicht  dem  gri 

fchen  oTi,  dem  hebräifchen  ^3     dem  Tyrirchen  < 

wortlichem  Anführen  der  Rede  Jemandes  entfpi 
bezieht  fich  auf  das  Schreien  der  fich  Beklagei 
Wir  rufen  nach  dir ,  wollen  ^e  Tagen ,  -vireil  ui 
grofse  Furcht  anwandelt.  Das  Eingeklammerte 
im  Cod.  Rüpp. ,  wohl  nur  durch  einen  Fehlei 
Abfcbreibers»  findet  fich  dagegen  in  Laurence^sV 
fetsung.  Nach  Beruhigung  der  Menge  kehrt  X 
auf  den  Sinai  zurück ;  das  Volk  erlaubt  fich  wil 
feiner  Abwefenbeit  Bilderdleuft  einzaführen , 


Kap.  88.   V.  51  —  58.  721 

51.  Und  es  kehrte  zurück  jenes  Schaf,  wei- 
ss fie  führte,  und  flieg  auf  die  Spitze  jenes  Felfens, 

52.  und  die  Schafe  fingen  an  zu  verblenden 
e  Augen,  und  abzuweichen  von  dem  Pfade,  wel- 
en  jenes  Schaf  ihnen  gezeigt  hatte;  (aber)  es 
fuhr  nichts. 

53.  Und  der  Herr  der  Schafe  ward  zornig 
er  fie  in  grofsemZorn,  und  jenes  Schaf  erfuhr's, 

54.  und  flieg  herab  von  der  Spitze  des  Fel- 
ns,  und  kam  zu  den  Schafen,  und  fand  eine 
enge  von  ihnen , 

55.  denen  verblendet  die  Augen, 

56.  und  -die  abgewichen  waren  von  feinem 
ade.  Und  als  He  es  fahen ,  fürchteten  fie  fich 
id  zitterten  vor  feinem  Antlitz, 

57.  und  verlangten  zurückzukehren  zu  ih- 
r  Hürde. 

5S.  Und  diefes  Schaf  nahm  mit  fich  andere 
;hafe,  und  kam  zu  denjenigen  Schafen,  welche 
)gewichen  waren ; 


dafs  er  eine  Ahnung  davon  bat.  Diefs  der  Inhalt  von 
V.  51  ff. ,  vgl.  2  Mof.  32.  Laurencß  fchiebt  im  An- 
fange von  V.  52.  vor  Schafe  unnötbiger  Weife  ein : 
der  Reß  („the  reft  of  the  fheep*')  ,  und  *ur  Verdeut- 
lichung nach  erfuhr  am  Ende  des  53fien:  das^  was 

ßch  zugetragen  hatte.  Das  Wort  ^9J?I>  welches 
ich  V.  57  und  59.  nach  Laurence*s  Vorgange  (er  gibt 
es  „  fold  **)  durch  Hürde  überfetst  habe ,  kam  fchon 
V«  2.  vor  (f.  SU  d«  St.).  Zurückkehren  zu  ihrer  Hürde 
oder  tfcr^m  Stalle  i&  wahrfcbexnlicb  fo  viel  als:  in 
das  frühere  Verbältnifs  zu  Gott  und  feinem  Gefandten 
Mofes  wieder  eintreten.  '  Au  den  Wunfeh,  nach 
Aagypten  zurückzugehen,  welcher  von  den  Hebräern 
während  des  Zuges  durch  die  WüSe  allerdings  aus- 


722 


Kap.  88.    V.  59—61. 


59.     und  hierauf  fing  es  an  fie  zu  tödten, 
un4  die  Schafe  fürchteten  fich  vor  feinem  Aniliiz. ' 
Alsdann  hiefs  es  diejenigen ,    welche  abge\iiciien  | 
waren »  zurückkehren ;   fie  gingen  zurück  zu  iL- 
ren  Hürden. 

6().  Und  ich  fahe  dort  in  meinem  Geficbt, 
bis  diefes  Schaf  ein  Mann  wurde ,  ein  Haus  baute 
dem  Herrn  der  Schafe ,  und  alle  Schafe  hinftellle 
in  diefes  Haus  24). 

6i.  Und  ich  fahe,  bis  Geh  niederlegte  d« 
Schaf  9  welches  getroffen  hatte  jenes  Schaf,  da 
Führer  der  Schafe.     Und  ich  fahe,  bis  umkamfli 


gefprocben  wurde  (4  iVlof.  14,  3  —  4.),  darf  hier  nick 
gedacbt  werden ,  befonders  wegen  V;  59.  Im  Sgl» 
und  59ften  Yerfe  wird  die  Ermordung  der  Bildcrd# 
ner  durch  die  Leviten  bezeicboet  (vgl.  2  Mof.  3]* 
26  —  2g.)*  die  Uebriggebliebenen  belfeiten  ficb. 
34)  VsLi  durch  Mofes  gebaute  heilige  Zelt ,  die  fog^j 
nannte  Stiftibütte  (vgl.  2  Mof.  40.)«  AufFalleoJ 
es*  dafs  der  Verf.  bier  ausdrücklich  zu  verftebengi 
unter  dem  Schafe  fey  ein  Menfch  su  verftebeo; 
findet  dtefs  aber  wahrfcheinlicb  defsbalb  für  b 
wendig ,  weil  das  Erbauen  eines  Häufet  dem 
xuzufchreiben  doch  gar  zu  fehr  gegen  den  sat 
Lauf  der  Dinge  verftofsen  haben  würde.     Dti 

M         '    *      I 

ftellen  der  Schafe  in  das  neue  Haus  heibt  nniiötV' 
das  ganze  Volk  zum  Jebova*s  Dienfte  Terpfltdi 
Sich  niederlegen  (V.  61.  62  und  65.)  ift  Eop 
mua  für  ßerben,    wie  Laurence  geradezu 
V.  61.  handelt  von  Aaron's  (vgl.  4  Mo£  aOt  33 
V.  62.  von  Mofet  Tode  (vgl.  5M0L  31, 14  C  33* 
34,lff.).  Die  Bezeichnung  det  erftern  (weleherf 
hatte u.  r.  w.)  weifet,  wie  V.^o.»  auf  V.33.  (vgLa 
4,  370  Burucki   Laurence  überfetzt  etwas 


Bi 


2 


Kap.  88.    V.  61  -  64.  723 

grofse  Schafe  y  und  kleine  erhoben  fich  an  ih- 
Stelle,  und  fie  kamen  zu  einer  Weide  und  na^ 
;n  fich  einem  Waflerltrofne. 

62.  Und  jenes  Schaf,  welches  fie  geführt 
tCp  welches  ein  Mann  geworden,  wurde  von 
en  getrennt  und  legte  fich  nieder. 

63.  Und  alle  Schafe  fuchten  es  und  fchrien 
r  dafTelbe  ein  grofses  Gefchrei, 

64.  imd  ich  fahe,  bis  fie  aufhörten  zu  fchreien 
h  jenem  Schafe  und  gingen  über  den  Waf* 
lufs«*), 


lieh :  welcher  fortging  („proceeded'Ot  «»w  «««  treffen. 
Der  letzte  Theil  des  6lften  Yerfes  berichtet  den  Tod 
der  ganzen  Generation,  welche  über  3oJabre  alt  aus 
Aegxpten  ausgezogen  war;  vgl.  4  Mof.  14,  22  S. 
5  MoL  I,  35  £F.  Der  WalTerBrom ,  In  deflen  NSbe 
die  Schafe  (das  hebräifche  Volk)  gelangten,  ift  der 
fordan.      Hier    drückt    es    der    Originaltext    durch 

ifAH:    ^JP:,    dagegen  V.  64.   durch    (Df^H: 

^^  *  aus*     Den  62 Ren  Vers  beginnt  Laurence  mit 

er  Zeitpartikel  dann^  ohne  dafs  diefe  im  Texte  fleht; 

ienfo  V.  66.  68.  71.  74  u.  T.  w.     Mit  den  Worten: 

dickes  ein  Mann  geworden^  wird  auf  V.  6o*  zurück- 

wieren.     Zu  V.  63-  vgl.  5  Mot.  34«  g  ff.     Laurence 

erfetzt  den  letzten  TheU  delTelben  dem  Sinne  nach 

12  richtig:  mit  bitterer  Klage» 

lit  diefem  Verfe  beginnt  die  Darßellung  der  nach- 

aifcben  2^it ;  auffallend  ift  es ,  dab  weder  beim 

ergange  über  den  Jordan ,  noch  nachher  Jofua^ 

llroberer  des  heiligen  Landes ,  befonders  heraus« 

ben  wird,  obfchon  der  Einnahnre  Kanaans  V.  66* 

ht  ift.     Der  Verf.  zählt  ihn  offenbar  mit  zu  den 

•rn.     Im  Anfange  von  .V.  65.  überfetzt  Laurence  : 


724  Kap.  88.    V.  65—67. 

65.  und  es  erhoben  lieh  alle  die  Schafe 
che  fie  führten,  die  Pflanze  derjenigen,  \^ 
fich  niedergelegt  und  fie  geführt  hatten. 

66.  Und  ich  fahe  die  Schafe,  bis  fie  I 
an  einen  guten  Ort  und  "in  ein  reizendes  ui 
priefenes  Land. 

67.  Und  ich  fahe  jene  Schafe,  bis  fie  gel 
wurden,  und  es  war  ein  Haus  in  ihrer  Mi 
dem  reizenden  Lande,  und  es  gab  (Zeiten] 
geöfinet  waren  ihre  Augen ,  und  es  gab  (Zc 

,,  und  dafs  andere  Schafe  Ccb  erhoben ,  weld 
fie  führten**,  was  dem  Zufammenhange  gaoi 
melTea   ift.      Meine  Uebertragung  richtet  licl 

Cod.  Rüpp.  't'YiA'^'O'I  planta  eorum  verkü 
Laurence  in  das  profaifche:  uftatt  derjenigen} 
fcbiebt  in  den  letzten  Satz :  „welche  ^t  geföh: 
ten**  die  Zeitpartikel  frukerhin  ein.  Das  i 
Land,  wohin  nach  V.  66  die  Schafe  gelaogi 
natürlich  Canaan ;  und  das  Haus  in  ihrer  JVIitte (' 
das  Nationalheiligthum^wahrfcheinlich  das  beili| 

©P:   'SA;   ^X/\A:  et  «rat  (tempus),   yiu> 
hrmbat  eos  (fc.   oculos).      Als   Subject   zu  jt 
konnte  man  die  Schafe  betrachten ,  da  die  Col 

form  A^^  V  l  auch  das  Verbum  im  Sing,  sv 
indefs  ift  es  wohl  beflier,  die  3te  Perfon  des  I 
'  wie  auch  fonft  oft,  durch  unfer  man  au  erl 
Der  Semit  fetzt  einmal  oft  die  activen  Formen, 
fich  gerade  ein  beftimmtes  Subject  au  denken, 
nur  darauf  ankommt,  das  Object  der  Handln: 
erwähnen,  und  wo  wir  alfo  die  pafitven  Forma 
suaiehen  pflegen  (vgl.  auch  zuKp.4i,i.).  Bei 
r9nc9  find  alle  SaUe  des  67fien  Verfes,  mit  Ansu 
daa  allerletzten,  abhängig  von  ick  fahe^  'WOmü 


Kap.  88.    V.  67—68.  725 

o  man  fie  verblendete,  bis  lieh  erhob  ein  ande- 
5 Schaf  und  iie  führte.     Und  alle  Schafe  [brachte 
zurück]  und  geöffnet  wurden  ihre  Augen. 

68;  Und  es  fincen  an  die  Hunde ,  luid  die 
Ichfe  und  die  Waldichweine  zu  verfchlingen  jene 
:hafe ,  bis  lieh  erhob  ein  anderes  Schaf  als  Herr 
^  Schafe,  eins  von  ihnen,  ein  Widder,  welcher 
i  führte.  Und  diefer  Widder  fing  an  zu  ftofsen 
ierhin  und  dorthin  diefe  Hunde,  und  Füchfe  imd 
ilden  Schweine ,  bis  er  £e  alle  umbrachte. 


im  Cod.  Rüpp.  keine  YeranlalTung  ift.  Das  Schwan- 
ken der  Gefinnungen  gegen  Jefaova»  wovon  V.  67. 
fpricht,  ift  dem  Berichte  des  Bachs  der  Richter  voll« 
kommen  gemafs,  das  Schaf,  deflen  verdienfiliche  Füh- 
rung derfelbe  Vers  berührt,  ift  Samuel.  Das  in  Klam- 
mern Gefchloßene  fehlt,  wohl  nur  durch  Schreibver- 
fehen,  im  Cod.  Rüpp.,  und  ift  von  niir  aus  der  engli« 
fchen  Ueberfetzung  aufgenommen.  Die  Hunde,  FücfaCs 
und  wilden  Schweine,  von  denen  die  Schafe  zu  leiden 
haben,  find  die  den  Hebräern  benachbarten  Volker- 
fchaften,  mit  welchen  fie  in  beftandiger  Fehde  lebten» 
iSkib  Awmoniten^  Moabiten  und  vorzüglich  die  Philißen 

Im  Anfange  von  V.  63.  fteht  (UZiQfP  l  (h^Cit 
(wie  Pf.  79,  14.)  porci  fylvefires^  welches  aber  einer- 
lei mit  (tt^Qff:  nj^:  (vgl.  auch  V.  15.  diefos 
Kapitels).  Zu  erhöh  fich  ergänzt  Laurence  :  wiederum» 

TllHA:  hfYlt/l  Herr  der  Sehafe,  YTomit  AerYeif. 
fbnS  Gott,  den  letzten  und  oberfien  Herrn  des  bebrai^ 
fchen  Volkes,  bezeichnet ,  ift  hier  das  irdifche  Ober- 
haupt; der  ^ame  wird  wohl  defsfaalb  gewählt,  weil 
■  iet  hier  Gemeinte ,  nämlich  Saul ,  der  erfte  König 
war.  Aus  gleichem  Grunde  wird  die  Benennung  Wid* 
der  hinsugefetzt;  denn  darunter  Ift  fieberlich  dux  gre* 


726  Kap.  88.    V.  69—72. 

69.  Und  jenes  Schaf  —  geöfihet  wurde 
feine  Augen  und  es  fahe  jenen  Widder,  inmitu 
der  Schafe,  welcher  vetliefs  feinen  Ruhm, 

70.  imd  anfing  zu  fiofsen  jene  Schafe,  fie  i 
treten  und  einherzugehen  ohne  Würde. 

71.  Und  der  Herr  der  Schafe  f endete  i 
Schaf  ^^)  zu  einem  andern,  mid  erhob  es  als  Wii 
der,  zu  führen  die  Schafe  Itatt  jenes  Schafes,  wc 
ches  verlaflen  hatte  feinen  RuKm. 

72.  Und  es  ging  zu  ihm,  und  redete  m 
ihm  allein,  und  erhob  jenen  Widder,  und  machl 


^ij  zu  verliehen  (vgl.  V.  71.  77.).  Laurence  ficht! 
dem  Aufdrucke  Appofiüon  zum  Subjecte;  ich  bi 
trachte  ihn  dagegen  alt  nähere  Bertimmung  von:  o 
hob  ßch.  Der  öpfte  Vers  handelt  von  dem  mUsfaO 
gen  Benehmen  Saul's;  vgl.  I  Sam.  15  ff.  Loärai 
Tupplirt  zu  Schaf  die  genauere  Bezeichnung:  it 
erfiere.  Der  Verf.  vrill  Tagen :  Samuel  fahe  jeut  di 
dafs  er  Cch  in  feinen  Erwartungen  von  Saul  getinlct 

hatte.     Im  Aethiopifcben  fleht  der  Satz :   (IKirAt 

(Yl^l  (und  dierei  Schaf)  abfobite. 
aö)  Das  frükercy  wie  Laurence  dem  Sinne  nach  rickt^j 
erklart.  Gott  fchickte  «famiitfZ  zu  Daviil;  vgLlSia 
l6«  Laurence  überfetzt :  ihr  Herr  (das  PronfWMB  lii 
des  Genitivs  der  Schafe)  f  uni  dagegen  wieder:  fl 
einem  ganz  verfchiedenen  Schafe  ^    wo  Cod.  Büff 

blofs  V):  "nC^h:  Cad  aliam)  hat,  Tuppliit  audi  ■ 
fchicken  das  Adverbium  wiederum»  Die  ScbinlfWOil 
des  Verfes  weifen  auf  V.  69.  zurück.  Die  eile  Sd 
bung  David's  gefchahe  heimlich  und  -bloCi  in  der  N 

I  milie  deOelben  (i  Sam.  x6,  13.).  ^JTtTlHlii*! 
duXf  befonders  Heerführer;  in  dieferBede«tnagM 
es  auch  hier.    LMurence  überüetat  FUrß.    Dti  Yfi^ 


Kap..  88.    V.  n—n.  727 

n  zum  Heerzog  und  Führer  der  Schafe.     Und 
imerfort  bedrängten  jene  Hunde  die  Schafe. 

73.  Und  der  erfie  Widder  verfolgte  diefen 
tzteren  Widder. 

74.  Und  es  erhob  fich  diefer  letztere  Wid- 
ir  und  flöhe  hinweg  von  feinem  Angefleht.  Und 
li  fahe,  bis  zu  Falle  brachten  jene  Hunde  den 
fien  Widder. 

75.  Und  es  erhob  fich  jener  letztere  Widder 
id  führte  die  kleinen  Schafe. 

76.  Und  jener  Widder  zeugte  viele  Schafe 
id  legte  fich  nieder. 

77.  Und  ein  kleines  Schaf  2^)  wurde  Widder 
i  feiner  Statt,  und  wurde  Heerzog  und  Führer 
ner  Schafe. 


nimmt  er  alt  Vorderfatz  zu  V.  73. ,  und  gibt  alfo  die 
ganze  Stelle:  „Jedesmal  wenn  die  Hunde  (die  Fhi« 
lifier)  beunruhigten  die  Schafe  (das  hebraifche  Volk), 
bewies  der  erße  Widder  Achtung  diefem  letztern 
Widder.*«  Der  athiopifche  Text  läfst  aber  diefe  Deu- 
tung nicht  zu,  abgefehen  davon,  dafs  nach  der  bibli« 
fchen  Relation  das  gute  Vernehmen  zwifchen  Saul 
und  David  weder  dauernd,  noch  von  der  erfiern 
Seite  aufrichtig  war.  Im  72ften  Verfe  fleht  keine 
Conjunction,  fondern  blofs  (\fy^l\{W\y  und  V.  73. 
ließ  man  in  Cod.  Kiipp.  ganz  deutlich  fljiji »  expu» 
.  Ut ,  perfecutus  efi.  Zu  der  erßen  Hälfte  von  V«  74. 
vgl.  I  Sam.  19  ff.  und  zu  der  letzten  i  Sam.  31,  4. 
In  V.  75.  wird  Davids  Regierung  nur  ganz  kurz  he« 
rührt  und  Y.  j^.  feine  zahlreiche  Nachkommenfchaft. 
£r  legte  fich  nieder  für :  er  fiarb ,  wie  Lawrence  ge- 
radezu überfetzt. 
^7)  Sütomon  ift  gemeint ;  klein  heifst  er  wohl,  weil  er 
im  Verhaltcifs  zu  mehreren  feiner  Brüder  noch  jung 

iucb  Jlenocta*  47 


728  Kap.  88.    V.  78—81. 

78.  Und  es  wuchfen  und  .vermehrten  Geh 
jene  Schafe. 

79.  Und  arfe  jene  Hunde  und  Füchfe  undwil- 
den  Schweine  fürchteten  (ich  und  flohen  von  ihm. 

80.  Und  jener  Widder  fchlug  und  tödiete 
alles  Wild,  und  nichts  vermochte  Aviederum  jenes 
Wild  inimitten  der  Schafe ,  auch  raubte  es  nie- 
mals etwas  von  ihnen. 

81.  Und  jenes  Haus  wurde  grofs  und  weitj 
und  erbaut  wurde  durch  jene  Schafe  ein  hoher 
Thurm  auf  jenem  Haufe  für  den  Herrn  derSdu& 


war.     Laurence  überfetzt  minder,  genau :  pyDanBWir 
dort  ein  kleineres  Schaf«  ein  Widder  an  feiner  Statt, 
welcher  ein  Fürft  und  Leiter  wurde  und  die  Heerde 
führte."     Ueber  den  Ausdruck  vgl.  V.  72.     Der  7s 
und  79^6  Vers  besieht  Geh  auf  die  glückliche  L»gt 
-der  Hebräer  nach  Davids  Eroberungskriegen  uotec 
der  friedlichen  Regierung    des   Salomo.      Von  ihm, 
nämlich  dem   Widder  der  Schafe.     Merkwürdig  ü 
dafs  gerade  Salomo  da^  Schaffen  der  politifcbenGröIs« 
des  hebräifchen  Staates  zugefcbrieben  ivird,  wibres' 
diefs  doch  eigentlich  feinet  Vaters  Werk  war.    Soll- 
ten etwa  V.  7g  —  go^  an  einer  falfchen  Stelle  Sebca! 
Jedenfalls  würden   fie   nach  V.  75.    pallender  fsn. 
V.  gl  ff.  dagegen  Landelt  von  dem  durch  Salomo  ?c^ 
anfialteten  Tempelbaü.    Sonderbar  bleibt  es,  daisder 
Verf.  fich  einen  hohen  Thurm  darauf  befindlich  deab, 
wovon  die  Bibel  i  K5n.  6.  gar  nichts    lagt    BIu 
möchte  vermuthen^  der  Verf.  beriickCchtige  dieAs- 
gabe  der  Chronik  (2  Cbron.  3,  4.),  dab  dieVedtfOi 
lao  Fufs  hoch  gewefen  (vgl.  mein.  Entw«  derhefe 
Alterth.  S.  149.  J»   oder  habe  fpitere  TempelfiKVCi 
vor  Augen.  Allein  aus  V.  gsund  114.  iftklar/dalsantcr 
dem  Thurm  das  AIlerheiligAe  gedacht  wird;  uai  ^^ 


Kap.  88.    V.  82  —  85-  729 

82.  Und  niedrig  war  jenes  Haua,  aber  der 
biurm  war  erhaben  und  fehr  hoch. 

83.  Und  der  Herr  der  Schafe  ßand  über  je- 
^m  Thurme,  und  einen  vollen  Tifch  brachten 
5  vor  ihn. 

84.  Und  ich  fahe  lie  wiederum,  jene  Schafe, 
ifs  fie  wiederum  ^®)  abwichen,  und  ße  gingen 
ele  Wege,  und  verliefsen  dies  ihr  Haus, 

86.  und  der  Herr  der  Schafe  rief  (einige) 
is  der  Mitte  der  Schafe  und  fendete  fie  zu  den 
liafen. 


Verf.  fctireibt  dierem  Theile  des  Bauet ,  wobl  nicht 
mit  Rück  ficht  auf  die  wirkliche  Befchaffenheit  des 
Bauet,  die  grofse  Höbe  zu,  londem  vielmehr  deft- 
balb,  weil  Gott  darüber  thront.  V.  gß.  überfetst 
Laurence :  ,,und  lieft  einen  vollen  Tifch  vor  fich  brin- 
gen"; im  Cod.  Rüpp.  ßebt  AT-^iA^'I  appropin- 
tjuarunt.  Der  Verf.  meint  wobl  den  Scfaaubrottifch, 
.  welcher  im  Heiligt hume  fich  befand  und  su  den 
autgeseichnetßen   Gegenfiänden     delTelben    geborte. 

^rtjdi^t   eurn'i  kam  fchon  Kp.  gß,  3.  tor. 

3g)  So   Cod.  Rüpp.;    Laurence  bat  diefet  Adverbium 

'  wobl  im  Anfange  des  Ver  fes,  bier  aber  nicht.  Uebrigens 

waren  die  Hebräer  allerdings  fcbon  früber  abgewichen ; 

ygW.  $2  S*  Viele  (ffilhntj  Laurence  überfetst 
verfckUdene^  Wege  foUten  die  Hebräer  nicht  wan« 
dein/  foddem  nur  den  einen  geraden,  weil  die  andern 
Abwege  von  Gott  Und.  V.  g5  ff.  handeln  von  den 
Propheten  ;  das  eine  gerettete  Schaf  beaeicbnet  nach 
d^n  GioiTen  des  Cod.  Rüpp.  und  nach  Laurence  den 
Prophet  £Uax.  Die  Richtigkeit  diefer  Deutung  er- 
gibt fich  aus  V.  g6.  vgl.  mit  i  Kön.  19,  10.  14.  und 
Hufl  der  Cchtlichen  Hinweifung  auf  die  Himmelfahrt  det' 

47  ♦ 


jrniTi  S(b;ilVn,  /ftiiiiiifs  abzulegen  un 
über  )ie. 

89.     Und  hierauf  fahe  ich,  als  Ii 
das  Haus  des  Herrn  der  Schafe  und 
wegen  alles  ihres  Abweichens  und  v 
ihre  Augen, 


Eliai  V.  g7.  Tgl.  mit  3  KÖn.  3.  Laurt 
V.  g6*  nicht  giDz  genau:  „und  all  ein 
Ciiettet  war  vom  Blutbade ,  lief  e*  ui 
diejenigen,  welche  begierig  waren  ea 
und  V.  87-  i.*""  •^'^e'«  Hdnden'\  und  hat 
was  aber  vielleicht  auf  ander«  Lefear 
fiel,  ßa»  zu  mir  CSflP!  fteht  im  Cod 
deutlich).  Der  Redende  iß  Benoch  (vj 
deiTen  eigenes  Vnfchwinden  von  der  E 
dea  Elia*  eine  ungetwungeno  Vergleich! 
Der  Sinn  ift :  EUii  gelangte  nach  manchi 
de*  Lebens  endlich  dahin,  wo  £cb  H 
befand.  Bei  den  wehklagenden  Prophi 
denkt  der  Verf.  wohl  häuft  fachlich 
Nach  Laureitce's  Ueberfetaune   von  V. 


Kap.  88.    V.  90—91.  731 

90.  und  ich  fahe  den  Herrn  der  Schafe,  dafs 
machte  eine  grofse  Niederlage  unter  ihnen  je 

if  ihrer  Weide»  bis  fchrien  zu  ihm  jene  Schafe 
)  diefer  Niederlage,  und  er  gab  preis  feinen  Ort 
)d  liefs  iie  in  der  Hand  der  Löwen,  und  der 
iger,  und  der  Wölfe  ^^),  und  in  der  Hand  der 
ichfe  und  aller  Thiere  des  Feldes. 

91.  Und  es  fingen  diefe  Thiere  des  Feldes 
I  zu  zerreifsen  jene  Schafe. 


baog  zwifchen  der  Zeitbefiimniung  V.  gp.  und  dem 
pofien  Verfe  ein  wenig  verdunkelt.  Der  immer  grÖ- 
fsere  Verfall  des  faebräifchen  Volkes  veranlafi t  Jehova, 
feinen  bisherigen  Sitz  auf  Zion  zu  verlaflen  und  das 
halsftarrige  Volk  preis  zu  geben ,  eine  den  propheti- 
fchen  Büchern  des  A.  T.  gar  nicht  fremde  Vorftellung. 

i\f^^iYt\^\  rini'Ut  (V. , S9') propteroninem errorein 
ipforum  (eig.  ejus^  das  Suffix  ift  aber  collective  zu  neh- 
men). Laurence  überfetzt:  „indem  Iie , nach  allen 
Seiten  wanderten*'  und  V.  90. :  ,, alsdann  ging  er  hin* 
weg  von  dem  Orte  (  feiner  Wohtiung  )  •%  wobei  das 
in  Parenthefe  GefcbloiTene  ohne  Noth  ergänzt  wird. 
Derfelbe  wählt  den  Ausdruck:  Gewalt  für  Hand 
V.  90  ff. 
29)  Im  äthiopifchen  Texte  des  Cod.  Rüpp.  ift  Wolf 
doppelt  ausgedrückt,  fo  däfs  nur  eine  verfchiedene 

Orthographie  beobachtet  wird,  nämlich  ATIv'AtJ 

(D(\FkA^^l     Laurence  hat  das  2te  nur  verftüm- 

melt  gefunden :  /VO'A^  •  und  überfetzt  daher  irrig : 
der  Wölfe  und  der  Zeeht ,  indem  er  das  äthiopifche 
Wort  beibehielt.  Henoch  trauert  über  die  ihm  ent- 
hüllte Zukunft  des  hebräifchen  Volkes  (V.  93  —  94.» 
vgl.  auch  V.  102.  106.)  9  ganz  im  Geifte  der  altteßa- 
inentUchen  i?ropheten  (f.  Anm.  zu  Kp.  24»  IlO* 


73a  Käp.  88.   V.  92— 95 

92.  Und  ich  fahe,  dafs  er  verliefs  jenes  Haus 
derfelben  und  ihren  Thurm,  und  £e  alle  gab  in 
die  Hand  der  Löwen,  iie  zu  zerreifsen  und  zu  ver- 
fchlingen,  in  die  Hände  aller  Thiere. 

93.  Und  ich  fing  an  zu  fchreien  mit  aller 
meiner  Kraft,  und  rief  an  den  Herrn  der  Schafe, 
und  machte  ihm  Anzeige  über  die  Schafe,  weil  £e 
Verfehlungen  wurden  von  allen  Thieren  des  Feldes. 

94.  Und  er  fchwieg,  indem  er  (es)  fahc,  uod 
freute  fich ,  w^il  fie  Verfehlungen  und  verfchluckt 
und  hinweggefchajfft  wurden ,  und  er  liefs  fie  in 
der  Hand  aller  Thiere  zur  Speife.  Und  er  rief  70 
Hirten^®),  und  überliefs  ihnen  jene  Schafe,  auf- 
dafs  Iie  Iahen  nach  ihnen. 

95.  Und  er  fprach  zu  den  Hirten  und  zn  ih- 
ren Dienern :  „jeder  Einzelne  von  euch  fehe  fortan 
nach  den  Schafen,  und^  alles,  was  ich  euch  befeh- 
len werde,  thuet;  und  ich  übergebe  (fie)  euch 
nach  der  Zahl. 


30)  Vgl.  die  Ein].  S.  24  ff.  und  S.  57  ff.  Das  SQ^eKif. 
onterfcheidet  diefe  70  Herrfcher  wieder  in  mekro* 
Reiben  (vgl.  Kp.  gQ,  !•  7  und  25.)  ;  hier  dagegen  wirf 
nur  ihr  Verhaltnifs  zu  den  ihnen  Untergebenen  ai' 
ihr  Verhalten  gegen  fie  im  Allgemeinen  gefchilto. 
Zu  dem  einfachen  Ausdruck :  „und  überlieb  ibflOi 
jene  Schafe  (V.  94O**  ergänzt  Laurence:  die  Sarp 
für  (jene  Schale).  Das  Bild  des  Hirten  ift  im  A.  T. 
baufig.     V.  95.  veranfchaulicht  die  Uebertngung  if 

Henrfchafk.  ,  Fif^J^  ^0. :  famulis  €orum ,  gibt  I^ 
rence  ungenau:  ihren  Genoffen  („aflbciatea**).  D^ 
...Herr  übergibt  die  Schafe  natk  der  ZaU^  und  be- 
merkt diefs  den  Herrfcbem,  um  dieb  dadurch  toi 
Ungerechtigkeit  abBufchrecken  ^  da  ihm  Ibaach  sieb 


Kap.  88.   V.  96  —  98.  733 

96.  Und  ich  will  euch  Tagen ,  welcher  um- 
bracht werden  wird  von  ihnen,  und  fie  •^)  brin- 
t  um."     Und  er  übergab  ihnen  jene  Schafe. 

97.  Und  einen  anderen  rief  er  und  Tagte  ihm : 
rernimm  und  fiehe  alles,  was  thun  werden  die 
irten  an  dieTen  Schafen;  denil  fie  werden  Urn- 
ingen aus  ihrer  Mitte  mehr  als  ich  ihnen  be- 
falen  habe. 

98.  Und  alles  UebermaTs  '  *)  und  Uinbringen, 
elches  begehen  werden  die  Hirten ,  —  geTchrieben 
erdö  es ,  wie  viele  fie  umbrachten  nach  meinem 
sfehl,  und  wie  viele  fie  umbrachten  nach  ih- 
m^  Kopfe. 

verborgen  bleibt,  wenn  die  Zahl  der  Schafe  zuTam- 
menfcfamilzt. 

31)  (DTXPIP^^:  Nach  der  Anrede  an  die  Fürften 
des  israelitifchen  Volkei  (V.  95  —  96.)  wird  Veran- 
ftaltung  zur  Beohachtung  derfelben  getro£Fen  (V.  97  ff.)- 
Wer  damit  beauftragt  fey,  wird  nicht  genauer  ge- 
Tagt;  nach  Kp.  gp,  21.  32.  24.  33.  ift  ea  ein6  PerTon 
menfchlicher  Geßalt,  und  nach  Kp.  89,  33.  vgl.  ¥.41. 
offenbar  einer  der  er  Ren  Engel.  Der  Auftrag  an  ihn 
ift  V.  97-^100.  dargelegt;  dann  nimmt  Henoch  Teirie 
Erzählung  wieder  auf. 

32)  So  gibt  auch  Laurence  die  athiop.  Worte  (DfV'/VJ 

P\^(\  l  et  omnem  copiam  (fc.  interfectorum) ;  eigent- 
lich, beifftt  das  Wort  Sättigung.  Der  Anfang  von 
V.  9g.  llfcfse  Cch  vielleicht  mit  V.  97.  in  noch  engere 
Verbindung  bringen ,  fo  daff  der  Satz  bis  zu  dem 
Worte  gefchrieben  als  Objeet  von  dem  Verbo  fieke  ! 
(V.  97.)  abhinge.  Indela  hat  Cod.  Rüpp.  vor  dem- 
felben  ein  Unterfcheidungszetchen ,  ebenfo  wie  die 
von  Laurence  benutzten  Texte;  vgl.  auch  V.  99. 
Statt  des  Pailivs  gefchritben  werde  hat  Cod.  Rüpp. 


734  Kap.  88.    V.  99—100. 

99«  Und  alles  Umbringen  des  einzelnen 
ten  —  gefchrieben  werde  darüber ,  und  nad 
Zahl  lies  mir  vor,  und  wie  viele  fie  umbra( 
nach  ihrem  Kopfe,  imd  wie  viele  fie  dahing 
zum  Umbringen«  auf  dafs  mir  fey  diefes  Zeu 
über  fie ,  auf  dafs  ich  kenne  alles  Thun  der  Hi 
dafs  ich  fie  hingebe  und  fehe»  was  fie  thun,  c 
handeln  nach  meinem  Befehle,  wie  ich  ihnei 
fohlen  habe,  oder  nicht. 

100.  Und  kein  Ein f eben  werden  fie  habe] 
und  nicht  foUfi  du  fie  fehend  machen,  noc 


V.  9g  und  99.  defcriptio  (fc.  fit),  welebe  L 
auch  Laurence  ausdrückt,  indem  er  überfetst: 
Berechnung  („account*')  feyn  l  Der  Ausdruck: 
ihrem  Kopfe  (V.  gg  und  99.)  fiatt  eigenmächtige 
fo,  wie  bei  uns,  wenigftens  in  der  Rede^weife  d< 
meinen  Lebens.  Der  erfte  Satz  in  V.  99.  ift  abfi 
des  Nachdrucks  wegen  vorangefiellt;  Laurence 
denfelben,  jedoch  ohne  Noth ,  theils  durch  E 
eung,  theils  durch  Verwifchung  des  abfoluten  i 
SU  verdeutlichen:  ,,Von  allem  Morden ,  herv 
bracht  durch  jeden  der  Schäfer,  foll  ein  Bericht  £1 
Auf  ahnliche  Weife  ergänzt  er  V.  loo»  Auch  { 
Ende  Jes  yerre8  99.  iß  in  der  englifchen  Ueberfet 
etwas  fupplirt:  »»und  dafs  ich»  ihnen  übergc 
die  Schafe^  fehen  möge«  was  fie  thun  werden^ 
V*  Il60t  i°i  Aethiopifchen  heilst  ea  aber  gMii 
fach:  T)^:  7\C?^'^(D0D.:  „e  tradam0os,  um 
Fronomen  ift  wohl  auf  die  IBrten  zu  besiehea, 
auf  die  Schafe.  Der  Herr  läfst  es  zu  ,  dab  die 
ten  fich  durch  Mifshandlung  der  Schafe  ihres  i 
unwürdig  zeigen.    Geben  hier  ähnlich  wie  i  MoC : 

83)  Zu   ©Aj^Ai^^:   fupplirt  Laiircnca  das  Ol 
9»hiev0H  inde£i  Collen  de  nichts  wilTea**«    Etwai 


Kap.  88.    V.   100— 102,  735 

rcchtwcifen ;  aber  verzeichnet  werde  alles  Um- 
ngen  der  Hirten,  eines  jeden  in  feiner  Zeit,  und 
ng  herauf  zu  mir  alles.^'  Und  ich  fahe,  bis  dafs 
le  Hirten  Aufficht  hatten  in  ihrer  Zeit.  Und 
,  fingen  an  zu  tödten  und  umzubringen  viele 
er  ihren  Befehl, 

101.  und  fie  liefsen  jene  Schafe  in  der  Hand, 
r  Löwen.  Und  es  verfchlangen  und  verfchluck- 
1  den  gröfseßen  Theil  der  Schafe  Löwen  und 
ger,  und  wilde  Eber  verfchlangen  mit  ihnen, 
id  fie  verbrannten  jenen  Thurm  und  untergru- 
n  jenes  Haus* 

102.  Und  ich  war  traurig  gar  fehr  wegen 
s  Thurmes,  weil  untergraben  war  das  Haus 
nr  Schafe. 


terhin  überfetzt  er  auch  mit  Ergansung:  9,ab6r  es 
foU  feyn  ein  Bericht  vqd  aller  Vernichtung  („defiru- 
ction**),  gefchehen  („done*')  durch  fie  in  ihren  ent- 
fprechenden  Zeiten.^'  Auffallend  lEt  es,  dab  die  fol« 
genden  Sätze :  „und  bring  -.««.-.  in  ihrer  Zeit*' 
bei  Laurence  fehlen ;   ob  Letzterer  fie  autlieb  durch 

das  wiederkehrende  n'\.H>U-r  verleitet ,  oder  ob  fie 
in  der  ihm  zu  Gebote  ftehenden  Handfchrift  und  der 
Abfchrift  vom  Parifer  Manufcript  fehlten,  vermag  ich 
nicht  zu  entfcheiden.    Statt  Auf  ficht  haben  im  Aethio- 

pifchcnblofs  JEC^Rt  ße  fahen^  vgl.  Y.  iio*  Die 
natürliche  Theilnabme  des  Juden  an  dem  Untergange 
des  Nationalheiligthumes  wird  hier  auch  dem  Henoch 
beigelegt.  Berückfichtigt  wird  V«  loi  ff.  die  Zerftö- 
rang  Jerufalems  und  des  Tempels  durch  die  Chaldäer 
( 2  Kön.  25.  2  Chron.  36,  17  ff.  Jer.  52. ).  Der  Ge- 
genfiand  ift  dem  Juden  von  grofser  Wichtigkeit ; 
darum  verweilt  der  Verf.  dabei ,  während  er  andere 


736  Kap.  88.  V.  103  —  106- 

103.  Und  hierauf  vermochte  ich  nicht  zu 
fehen  jenes  Haus. 

104.  Und  die  Hirten  und  ihre  Diener  gaben 
jene  Schafe  hin  allen  Thieren^^),  auf  dafsfiefii 
verfchlängen;  und  jedes  einzelne  von  ihnen  ii 
feiner  Zeit  und  Zahl  wurde  hingegeben*  Und  je 
den  Einzelnen  von  ihnen  mit  dem  anderen  ver 
zeichnete  er  in  einem  Buche,  wie  viele  erumbrachu 
von  ihnen,  mit  dem  anderen,  in  einem  Buche. 

105.  Und  mehr  als  ihnen  befohlen  war, 
tödtete  je  der  Einzelne  und  brachte  er  um. 

106.  Und  ich  fing  an  zu  weinen,  und  wir 
gar  fehr  erzürnt  wegen  jener  Schafe. 


Perioden  der  bebraifcben  Gefcbichte ,  z.  B.  die  K^ 
nigszeit,  ganz  kurz  abthut  und  nur  einige  allgemeioe 
Keflexionen  darüber  macht.  V.  103.  gibt  die  natir- 
liche  Folge  an  von  dem,  wat  V.  102.  berichtet  wor« 
den  war;  der  Verf.  drückt  auch  fonfi:  auf  diefe  Weife 
die  völlige  Vernichtung  eines  Gegenßandes  ans;  rgL 
z.  B.  Kp  34,  6.  88»  8*  Laurence  überfetit  zwii; 
daa  Eingeklammerte  fupplirend:  „ich  vennockts 
nicht  wahrzunehmen  y  ob  de  (wiederam)  betcatea 
diefei  Haus  '^ ,  allein  in  Cod.  Rüpp.  lieft  man  blob: 

das  SuiEx  an  reejot  auf  elchu  bet  vorbereitet. 

34)  A^^Tl  Laurence  hier  und  V.  117.  dem  SiaBS 
nach  richtig:  ^^wilde  Thiere.**  In  deh  beiden  letiten 
Sitzen  diefes  Verfes  hat  derfelbe  das  PaIRvum  aof- 
gedrückt.  Der  Znbtz:  mit  dem  andern  foU  anden- 
ten  9  dafs  der  Engel  alle  (den  einen  wie  den  andern) 
aufTchrieb.  In  V.  105.  fchiebt  Laurence  das  Noaea 
Schafhirt,  eio ,  wahrend  er  es  V.  iig.  (das  ateUsl) 
hinwegltefs.  Nach  einer  GloITe  des  Cod«  Rüpp  s« 
V.  X07.   ift  der  Au  ffch  reibende  der  Engel  MckstL 


Kap.  88.    V.  107—110.  737 

107.  Und  fo  fahe  ich  in  dem  Geficht  ihn, 
dcher  fchrieb,  wie  er  auffchrieb  den  Einzelnen, 
elcher  umgebracht  war  von  jenen  Hirten  an  je«- 
sm  Tage;  und  er  flieg  hinauf,  und  blieb  und 
•igte  fein  ganzes  Buch  dem  Herrn  der  Schafe, 
les,  was  fie  gethan  hatten,  und  alle,  welche  jeder 
i^wegfchaffte  von  ihnen , 

108.  imd  alles,  was  iie  dahin  gegeben  hat- 
n  zum  Umbringen. 

109.  Und  das  Buch  wurde  gelefen  vor  dem 
Ärrn  der  Schafe,  und  er  nahm  das  Buch  in  feine 
[and,  und  las  es,  und  Yerßegelte  es  und  legte 
\  hin. 

110.  Und  hierauf  fahe  ich,  dafs  Aufficht 
ihrten  Hirten  12  Stunden  ^*)  lang. 


In  V.  107. ,  dcffen  Inhalt  übrigens  V,  ug.  faft  wort- 
lieh  wiederkehrt,  überfetzt  Laurence:  «,und  zeigte 
jedes  feiner  Bucher^^;  die  ganze  Darfiellang  £pricht 

aber  blofs  für  EiftBuch  und  das  Aetbiopifche  T\f*f)pl 

"  InjV  l  ^^Fi(h(fi  I  nöthißt  auch  keinesweges  zu  je- 
ner AuffaOung.  Wahrfcheinlich  zog  Laurence  we- 
gen Kp.  89i  30«  31-  <l«n  Plural  vor,  wo  er  allerdings 
in  einem  ähnlichen  Zufammenhange  vorkommt,  als 
.  hier  der  Singular.  Der  Satz :  ,,alles  was  ile  gethan 
u.f.w."  bis  V.  lOg.  ift  natürlich  abhängig  vom  Verbo 
zeigen;  Laur#nctf  fupplirt  vor  demfelben :  enthaltend^ 
welches  fich  auf  Bücher  beziehen  folL  Der  lopte 
Vers  lautet  hei  Laurence  ungleich  kürzer;  bis  zu  den 
Worten:  9^ und  las  es^*  berichtet  er:  ^«Er  nahm  das 
Buch  in  feine  Hinde.'* 

'aö  tVÖH^li  i«  ^^^^^  ähnlichen  Stelle  (Kp,89,7.)  ßeht 

ftattdeflen  0,H»J^t  Zeiten,  was  dem  eigentlichen 

^anne  nach  auch  der  hier  gebrauchte  Ausdruck  be- 


0 


738 


Kap.  88.   T.  111  —  113. 


111.  Undfiehe!  3  von  jenen  Schafen  ^•)ljeb- 
ten  um  und  l^amen  und  traten  ein,  und  fingen  an 
zu  bauen  alles,  was  verfallen  war  von  .jenem Haufft 

112.  Und  die  Eber  des  Feldes  hinderten  k 
und  vermochten  nichts. 

113.  Und  fie  fingen  an  wiederum  zubauest 
wie  zuvor,  und  richteten  auf  jenen  Thurm,  iml 
man  nannte  den  Thurm  hoch. 


zeichnen  foll.     Jedenfalls  i(t  hier  die  Periode  des  Exil 
zu  verßeben,  wie  die  Angaben  des  nacbften  Teifa 
deutlich  lebren;    warum  fie  aber    gerade   lafiujiilf 
oder  I2zeitig  genannt  fey,  ift  fchwer  zu^Iageii.  i* 
dem  gefchichtlicben  Abfcbnitte  Kp.  89  und  93.  nsi 
ihren    chronologifchen  Datis  gewinnt   man  eben  fc 
wenig  Aufklärung  darüber,  als  aus  den  ohDebinlM' 
Kanntlich  über  diefe  Periode  fefar  dürftigen  Nacbric^ 
ten  der  Bibel.    Höchft  wabrfcheinlich  will  der  Verf. i" 
mit  eineAurze Zeit  ausdrücken.  Vgl.  Anm.  znKpgpt?* 
36)  Nach  Laurence :  ^^Seruhahely  Jofua  uudNehem^ 
gleiche  Anfprüche  hat  aber  auch  Esra,     Die  Gegnt^ 
mit  denen  die  Zurückgekehrten  nach  V.  112.  suki* 
pfen  haben,  find,  wie  fchon  Laurence  bemerkt,  & 
Samariter  ;  vgl.  Efr,  4,  I  ff.     In  V.  113.,  zu 
Efr.  6f  1  S,  zu  vergleichen  ift,  über  fetzt  LaurMti 

Worte:  oj?rtc^je:  ^'^(^je:  S9^:  i^i 

navit  turrim  alt  am)  :  ^^welcher  (  fc.  Thurm)  g 
wurde  ein  hoher  Thurm.^*     Unter  dem  Thnrme 
fieht  der  Verf.  wohl  das  Allerheiligfte ,    in 
Gott  über  der  heil.  Lade  thronend  gedacht  war; 
V.  114.  kann  nur  vom  Schaubrottitbh  vetfianto 
äeVf  welcher  im  Heiligen ,  aber  vor  dem  All 
den  fiand  (vgl.  mein.  Entw.  d.  hebr.  Alterth.  S* 
und  152')*     So  viel  wir  aus  dem  A.  T.  wifldi, 
ragte  im  erden  Tempel  das  ÄUerheiligfte  den  ü 


Kap.  88.    V.  114—117.  739 

114.  Und  He  fingen  an  wiederum  zu  fetzen 
)r  den  Tliurm  einen  Tifch,  und  alles  Brot ,  wel* 
its  darauf,  war  unfauber  uhd  nicht  rein; 

115*  und  über  alles  waren  diefer  Schafe  Au* 
m  verblendet  und  fie  fahen  nicht,  und  auch  ihre 
Irten  wie  fie. 

116.  Und  fie  gaben  auch  die  Hirten  hinzum 
mbringen  in  Menge ,  und  mit  ihren  Füfsen  zer- 
aten  fie  die  Schafe  und  verfchlangen  fie. 

117.  Und  der  Herr  der  Schafe  fchwieg,  bis 
nrmindert^^)  wa^en  alle  Schafe  auf  dem  Felde, 
id  fie  vermifchten  fich  mit  ihnen ,  und  retteten 
5  nicht  aus  der  Hand  der  Thiere. 


Theil  des  eigentlichen  Tempelhaufes  keineiweges 
(a.a.  O.  S.  150  —  51.)  t  *™  ^^^^  konnten  die  Verhält- 
nifle  beider  Theile  freilich  ficb  geändert  ha^en.  Doch 
wäre  es  auch  möglich ,  dafs  der  Verf.  nicht  rowobl 
das  Aeufsere  genau  zeichnen ,  fondern  vielojchr  nur 
auf  eine  fiunliche  Weife,  d^er  Sitz  Gottes  fey  erhaben, 
andeuten  wollte.  Am  Ende  von  V.  114.  überfetzt 
Lawrence  nicht  ganz  genau :  »»mit  jeder  unreinen  und 
unfaubem  Art  Brots  darauf.**  Der  Anfang  von  Y. 
115.  lautet  wörtlich:  „und  über  alles,  diefe Schafe  — 
verblendet  waren  ihre  Augen** ;  am  SchluITe  deflelbea 

überfetzt  Laurewce :  O^j^/VfODi^;  Tl^l>:  wie  wa^ 
Ten  die  Schäfer  gleichfalls*  Derfelbe  beginnt  V.  Il6. : 
„So  wurden  üe  überliefert  den  Hirten  zu  einem  gro* 
fsen  Gemetzel  (defiruction)**;  im  Cod.  Rüpp.  hexf;it 

et  aber:  ®^c^),i;arp<^:  A^j^/vf  <^^<:  a:>o^a: 

J7)  'l'HCH^!  überfctzt  Laurence:  vertilgt  („de- 
ilroyed'*).  Nach  Ludolf  heifst  das  Wort  nur  foviel 
ala  hebefcere  y  imminuiy  und  diefe  Bedeutung  ift  um 
[o  foehr  feftzuhalten,  als  nach*  dem  Folgeaden  nicht 


K  a  p.     K'J.  3  8) 

1.  Und  ich  fahe  bis  zu  der  2 
folche  Weife  Aufiicht  führten  37  Hi 
endeten    alle  je  in  ihrer  Zeit,    wi 


■lle  Scbaf«  gciödtet  find.  Im  iigt 
ftatl  AOZ**!  '•  wahrfcheinlich  Aie  iB 
Suffix,  da  er  überretzt:  fiieg  (ßatt  i 
Für  den  Plural  Wohnungen  (A<fU 
Häufer)  lieft  man  bei  ihm  den  Singu 
veiräth  der  Verf.  iii'dem  hier  vom  H 
Gefagten ,  dafs  ec  darunter  Gott  varft 
tt  txiit  (am  Schlufs  des  KapiteU),  b 
gemeiner:  er  ging  hinweg  („depatted 
mit  Rückficht  auf  die  Wohnung  in 
che  der  Engel  ein  getreten  war.  umBeri 
38)  Obgleich  fchon  gttgen  Ende  von  K{ 
elilirche  Zeit  berück  ficht  igt  worden 
der  Verf.  in  Kp.  89.  auf  die  Königap 
ofienbar  um  noch  Einiges  näber  sn  l 


Kap.  89-    V,   1-4-         '        741 

ndere  erhielten  fie  in  ihre  Hände ,  dafs  lie 
it  führten  über  lie  je  in  ihrer  Zeit,  alle  Hir- 
in  ihrer  Zeit« 

Und  darauf  fahe  ich  in  dem  Geficht:  alle 
des  Himmels  kamen ^  Adler  und  Geier**), 
^eihen  und  Raben.  Und  die  Adler  leiteten 
• 

Und  fie  fingen  an  zu  verfchlingen  jene 
,  und  auszuhacken  ihre  Augen  und  zu  ver« 
;en  ihre  Leiben 

Und  die  Schafe  fchrieen,  weil  verfchlun- 
irden  ihre  Leiber  von  den  Vögeln. 

1  Ifrael;  vgl.  die  Prelimioary  dilTertation.*'  JVTan 
let  feine  AnCcbt  ausführlicher  dargelegt  S.  57. ;  al» 
1  man  vergl.  damit ,  was  S.  24.  von  mir  gegen  die  von 
a  vorgefchlagene  Aenderung  bemerkt  wurde ,  und 
»rin  Lücke  (Verf.  e.  vollfi.  Einl«  in  d.  Offenb.  Job, 
54.)  mit  mir  übereinftimmt.  Die  Namen  der  37 
tilge  ßnd  bereits  in  der  Einl.  S.  24  — 25.  vgl.  S.5g. 
tgetheilt,  worauf  ich  hier  verweifen  mufs.  Die 
Un  (Hirten  oder  Könige)^  mit  welchen  die  37  ver» 
oben  werden»  find  natürlich  Saul,  David  und  Sa* 
DO.  Bei  der  fonftigen  Gewohuheit  des  Verf.»  das 
»men  zu  wiederholen »  ßatt  das  Pronomen  aneu« 
^nden,  zumal  in  diefem  Abfchnitte,  fobald  von  den 
rten  oder  Schafen  die  Rede  ift ,  mufs  es  auffallen, 

Ts  im  2ten  Satze  bei  dem  Verbo  +C7^rn(irp(A>»; 
r  das  Suffixum  ßeht,  und  ich  mochte  daher  ver« 

ithcn ,  dafs  darnach  AAO'^  v  l  ausgefallen  f«y. 

idTM  1* •  9  welches  Laurence  in  feiner  Ueberfetzung 

behalt ,  wogegen  er   l/A  JB  ♦  (miZüuj)  vom  Geier 

•fteht,  fo  auch  V.  16.  19  und  23.     Vgl.  über  erfte- 

Wort  S)  713.     Aus  V.  5.  erhellt^  wie  aus  andern 


742  Kap,  89.    V.  5^7. 

5*  Und  ich  fchrie  und  feufizte  in  meine! 
Schlafe  gegen  jenen  Hirten,  ^reicher  beaufliclitigi 
die  Schafe. 

6.  Und  ich  fahe,  bis  Verfehlungen  wurit 
jene  Schafe  von  den  Hunden,  und  von  den  Adler 
und  von  den  Weihen,  Und  fie  liefsen  ihnen  diiidi 
aus  nicht  den  Leib,  noch  die  Haut,  noch  Muskeln 
bis  daltanden  allein  ihre  Gebein e,  und  ihreGebeim 
fielen  auf  die  Erde.  Und  vermindert  wurden  die 
Schafe. 

7.  Und  ich  fahe,  bis  eine  Zeit  lang  io^ 
ficht  führten  23  Hirten*^),  und  fie  erfiillten,jf 
in  ihrer  Zeit,    58  Zeiten. 


Stellen ,  dafs  Henoch  diefs  alles  im  Traume  gefib 
wird;  vgl.  auch  Kp.  84»  I-  13-  85f  !•  t)>«  Tm« 
Henoch»  über  daft  harte  Gefchick  der  Schafe  (Ee* 
bräer)  findet  natürlich  auch  nur  Im  Traume  bsi 
ähnliche  Aeufserungen  kamen  auch  Kp.  88«  93-1^ 

ic6.  vor.  ^^:  (V.  6.)  ßetit,  welches  £«««• 
minder  genau:  ührigbleiben  gibt,  Ift  der  Veranb^ 
lichung  wegen  gewählt.     Laurence  im  An&DgB'^ 

6ten  Verfes  T^flT]  :  während  (ftatt  bis),  wie  TobI A 

40)  Laurence  bemerkt  hiebe! :  »»Die  Könige  von  Batf 
lonien  u.  f.  w.  während  und  nach  der  GeEMigenf<tft 
r.  die  Prelim.  DilTert.  **,  und  fügt  in  der  ateaAsf 
feiner  Verlion  noch  hinzu:  „Die  Zahlen  35  vB^^i 
machen  58  >  nicht  aber  37»  wie  irriger  WeibV.li 
gefetzt  iß.**  Gegen  dlefe  Berechnung  vgL  aberi^ 
meik.  3g.  Den  nähern  Nachweis  der  hier  geaitB* 
Behcrrfcher  des  jüdifchen  Volkes  C  S.  25  und  flfe 
gefchieden  find  fie  als  befondere  Abthellang  voa'* 
37  delswegeu,  weil  fie  nicht,  wie  diefe,  ani''* 
Volke  fclblt  hervorgegangen»  fondem  Analindv*^ 


Kap.  89.     V.  8.  743 

8.     Und  kleine  Lämmer*^)  wurden  geboren 
jenen  weifsen  Schafen,  und  He  fingen  an,  ihre 

^en  zu  öffnen  und  zu  fehen ,  und  zu  fchreien 

ien  Schafen. 


Die  5g  Zeiten  cler  23  Herrfclier  beginnen  unRxeitigmit 
dem  Eintritte  des  Exils  und  fcbliefsen  da,  wo  das  jtidi- 
Xche  Volk  fiatt  endlich  völlig  frei  zu  werden,  den  härte* 
Aen  Druck  auswärtigen  Joches  zu  ertragen  hat  (vgl*  zu 
V.  250«  Isabel  ihren  Endpunkt  lafst  lieh  defshalb  mit 
^ntfchiedenheit  etwas  faßfetzen ,  weil  V.  g  ff«  wohl 
nnx  die  makkabäifchen  Kampfe  gegen  Syrien  be- 
zeichnet feyn  können.  Nicht  anders  verhalt  es  ßch  mit 
der  Angabe  ihres  Anfanges.  Denn  fetzt  man  die  Stelle 
ttiit  y*  I  ff.  in  Verbindung ,  fo  mufs  man  durchaus 
den  Zeittaiim  mit  der  Zertrümmerung  des  Reichs  Juda 
tdurch  Nebukadnezar  anheben  laflCen;  und  dieVerglei« 
chnng  einer  andern  Stelle  in  diafem  hiSorifchen  Be- 
richte macht  diefe  Art  der  Berechnung  auch  nicht  zwei- 
felhaft. Denn  find  auch  die  Kp.  gg,  no.  erwähnten 
jS^finiZrn  von  gleicher  Dauer  mit  den  hier  vorkommen- 
^Sffßiiititen^  fo  dafs  beides,  jene  12  Stunden  und  diefe 
5g  Zeiten ,  den  im  A.  T.  gewöhnlich  angenommenen 
Zeitraum  des  Dinickes,  welchen  die  Juden  nach  der 
Auflöfung  ihres  Staates  mehr  oder  weniger  hart  em* 
pfänden,  d.  i.  die  70  Jahrwochen  des  Daniel  betrüge, 
fo  ift  doch,  der  erße  Zeitabfchnitt  (die  12  Stunden) 
Hur  der  erfte  Theil  der  5g  Zeiten,  die  Periode  bis  zur 
Kückkebr  aus  Babel ;  die  übrigen  46  Zeiten  dagegen 
trftreeken  ficb  von  der  neu  gegründeten  jüdifchen 
Colonie  bis  zu  den  Tagen  des  Unglücks. 
1)  Cod.  Rüpp.   hat    hiezu   die    Gloflc:     /I^T:    PI 

/h^:    H1>:   HLC^'J    er  meint  damit  die  Kinder, 
welche  Herodes  tödtete  (den  bethlehemitifcbeu  Kin- 
dermord  vgl.  Matth.  2,  16.) ;  es  bedarf  aber  nur  Be- 
\ch  2Icaac]i.  48 


i 


fchlaii- 


1  fie. 


■cbtnng  de*  ZuTammenlunges,  am  ä\ 
all  gUDB  unSaitliaft  zu  erkeDoen.  n 
Vers  blofs  von  den  Makkahäern  und 
gern  gedeutet  werden  zu  dürfen ,  wd 
frommen ,  Jebova  getreuen  GeCchlecfal 
fsen  ScbsFen)  abfiammten  und  die  allge 
düng  nicbt  tbeilten.  Lämmtr  heirte 
fpStere ,  nacUtoromeDde  Generation  ; 
Die  Scbafe,  welcbe  iie  .durch  ihren  S 
fam  machen  und  aum  Kampfe  gegen  ( 
Feinde  erwecken  wollen,  find  nichi 
fondern  die  ganee  Heerde,  alfo  da* 
Die  Abtrünnigkeit,  welche  Ce  vorfand 
wird  durch  die  fonfiige  hiftorifche 
beftStigt ;  f.  I  Macc.  i  und  3-  haureiu 
die  Zeitpartikel  dann ,  verfiebt  alfo  m\ 
fo,  daf*  dai  darin  Ilericbteta  erfi  eintri 
düng  der  in  V.  7.  erwähnten  5g  Zütet 
43)  Darunter  könnte  Judas  Makkahi  v< 

den.     1iV«l(;hi>T-    im    Kaniftr«    arotm    Ji« 


Kap.  89.    V.  12 -r«.  745 

12.  Und  ich  fahct  bis  hervorgingen  Homer 
I  jenen  Lämmern ,  und  die  Raben  fuchten  her- 
»zuwerfen  ihre  Homer. 

13.  Und  ich  fahe,  bis  hervorfprofste  ein 
'ofses  Hörn,  eines  von  jenen  Schafen ,  und  ge- 
ünet  wurden  ihre  Augen. 

14.  Und  es  fahe  nach  ihnen;  und  es  thaten 
zh  auf  ihre  Augen,  und  es  fchrie  zu  den  Schafen. 

15«     Und  die  Ochfen  ^^)  fahen  es,  und  es 


grofse  Hörn  V.  13.  der  tapfere  Heerführer.  Die 
BMhen  find  die  Syrer.  In  V.  12.  wird  die  £r- 
nuthigung  der  Juden  unter  Mattathias  und  feinen 
Söhnen  in  einem  der  Darfteilung  angemelTenen  Bild« 
beseichnet,  da  Hörn  bekanntlich  im  A.  T.  Symbol 
der  Stärke  ift  (f.  zu  Kp.  öl,  I.)>  das  grofse  Hom 
V.  13.  ift  jedenfalls  der  Feldherr.  Laurence  überfetat  in 
diefem  Verfe  an  einem  von  den  Schafen,  fand  aber 
auch,  wie  er  in  einer  Note  bilmerkt,  in  der  ihm  vor- 
liegenden Handfcbrift  blofs  das  Zablaeicben  (ohne 
Partikel).  Eine  GloITe  des  Cod.  Rüpp.  hat  iU^l 
¥^C«9  verfieht  es  alfo  von  ChrißuSf  wie  V.U.  von 
Johannes  d«  T. 

43)  J^riATI   offenbar  nach  den  dazu  gehörigen  Ver- 

bia  Chß(J)l  (DC^:  rV^rpO^:  einePlural. 
form,  wie  es  auch  Laurence  aufgefafst  hat;  ebenfo- 
V.  t6»  Dagegen  kommt  V.  20  und  22.  in  Cod.  Rüpp. 
nnd  in  der  von  Laurence  gebrauchten  Handfcbrift 
l  vor,  wahrfcheinlich  der  Singular  von  dem 
gebrauchten  DabilAt.  Laurence  erklärt  Heb  zu 
y.  QO^  über  den  Ausdruck  folgender  Maafsen :     »»Ein 

Iblcbes  Wort,  wie  J^  OA  l  dabela,  findet  fich  nicht 
in  Ludölfs  ätbiopifcbem  Lexicon ;    aber   in  feinem 

amhafifehen  Lexicon    kommt  das  Wort  J^YVA« 

48  ♦ 


.*^ 


746 


Kap.  89.    V.   15. 


liefen  lie  alle  zu  ihm. 


dekula  yor ,  welches  nach  feiner  Angabe  die  Bedeo« 
tung  ihex  hat,  eine  Art  wilder  Ziege ^    oder  irgend 
ein  folches  Thier.     Vielleicht  iß  der  dahela^  auf  wel- 
che Weife  wir  ihn  auch  deuten  mögen ,  aufgefühit, 
um  Alexander  den  Grofsen  zu  ^bezeichnen ,  der  von 
Daniel  (Kp.  g,  5.)  als  ein  Ziegenbock  befchriebeo 
wird,    welcher    ,,cin  grofses  Hörn    zwifchen  feinen 
Augen  hatte*',  und  von  welchem  auch  gefagt  wird, 
,,dafs  er  fehr  grofs  wurde,    und  da  er  am  fiaikfies 
war,  zerbrach  das  grofse  Horn^*^  (da f.  V.  g.).     Alexan- 
der fcheint   (in  der    ißen  Ausg.  fagt  Laurence  b^ 
ftimmt:  „ift")  der  feckzehnte  der  23  in  Vers  7.  er« 
wähnten  Hirten  zu  feyn ,  welche  swifehen  die  Zeit 
der  Gefangenfchaft  und  die  Erhebung  der  makkabäi« 
fchen  Dynaftie  fallen.     Auf  die  letzten  zwölf  Hirten, 
deren  Reihe  mit  den  Makkabäern  anfängt,  wird  erf 
in  V.  25.  übergegangen.  ^*     Dafs  diefe  von  jdem  eogli« 
fchen  Ueberfetzer,  welchem  überhaupt  die  ImgyfoB 
Kapitel  liegenden  Ideen  nicht  recht  klar  gewefeaio 
feyn  fcheinen,  gegebene  Erklärung  nicht  riditig  kp 
könne,  lehrt  einmal  der  in  diefem  Verfe  gebrancbtt, 
Plural,  welcher  dabei  ganz  unerläutert  bleibt,  daxm 
aber  d^r  ganze  Zufammenhang ,  in  welchem  Dähk 
und  Dahelat  erfcheinen,  und  namentlich  das  VerUIfi- 
nifs,  in  welchem  das  damit  bezeichnete  Thier  lades 
Schafen,  d.  i.  dem  jüdifchefi  Vo]ke  fteht.     Denn  dib 
swifehen  beiden  eine  innige  Verbindung  ftatt  fiods, 
dals  das  unter  Dabelat  und  Dahela  sa  VerSebcnde 
nur  unter  dem  edlern,  Gott  getreu  gebliebenen Tkeüi 
der  jüdifchen  Nation  zu  fuchen  fej»  nicht  abervs* 
ter  den  auswärtigen  Völkern,   iß  bei  •ufraerkfiB'f 
Betrachtung   der  Verfe   16— Ig.   20— 22.    keinefl 
Zweifel  unterworfen.     Mir  fcheint  daher  nater  D»- 


f! 

V 


Kap.  89.   V.  16  —  17.  747 

Und  trotz -Neffen  **)  brachten  alle  jene 
md  Geier,  und  Raben  und  Weihen  bis  jetzt 
Schafe,  und  flogen  auf  fie  herab  und  ver- 
en  fie.  Die  Schafe  aber  wurden  fiill ,  und 
ifen  wehklagten  und  fchrien. 

Und  jene  Raben  firitten  und  kämpften 
n. 

t  nichts  anderes,  als  die  Familie  ^et  tapfern  Hai- 
der  (Mattathiasy  Ju^as,  Jonathan,  Simon)  ge- 
it  zu  feyn«  an  welche  fich  anfchlofs,  wer  in  Cai- 

Glauben  feß  und  treu  blieb  ( i  Macc.  2,  2g  ff. 
acc.  5,  27*  8t  I  ff')-  Dabela  combinirt  man  am 
iteften  mit  dem  griechiTcben  dcifMXfi  (6ä(iaXiff)  junge 
t,  Kalh  f  darauf  fiiltzt  fich  meine  Ueberfetzungi 

Ausdruck   Ochs   wurde   gerade    gewählt,     weil 

ire  Beaeichnungen  (Rind,  Stier,  Kalb  u.  f.  w.) 

n  für  andere  athiopirche  Worte  angewendet  wa- 

Diefes  Bild  ift  ganz  im  Geifte  des  Verf.  und 

i  derDarftellung  in  diefem  Abfchnitte  angemeffen. 

^tltVHl  ^^'  diefem  f   wie  das  arab.  V^SlJw>    >tc; 

rence  überfetzt:  aufser  diefem.  Ungeachtet  der 
rengungen  der  Hasmonaer  gingen  doch  viele  Ju« 
zu  Grunde  (vgl.  i  Macc.  2  ff.).     Am  Ende  von 

7«  hat  der  Text  f^nfW^  ♦  cum  eo.  Auch  Lijm- 
f  drückt  in  der  erften  Ausgabe  feiner  Üeber> 
mg  den  Singular  aus,*  in  der  2ten  Ausgabe  wählte 
wdiT  den  Plural,  hat  aber  doch  V.  ig»  den  Sin- 
r  beibehalten,  während  beide  Verfe  ßch  noth-^ 
lig  auf  denfelben  Gegenftand  besiehen.  Halt 
den  Singular  feft»  fo  mufs  diefer  von  dem  mak« 
ifchen  Heerführer  verftanden  werden.  Obfchon 
berzeugt  bin»  dafs  nach  V.  19.  der  Singular  hier  col- 
riCcb  ftehe,  fo  habe  ich  doph  in  die  Ueberfetzung 


748  Kap.  89.    V.   18—23. 

18«  Und  fie  fchauten  fich  um,  zu  enlfemen 
fein  Hbm ,  und  fie  befiegten  ihn  nicht. 

19.  Und  ich  blickte  auf  fie»  bis  kamen  die 
Hirten,  und  dieÄdler,  undjene  Geier  und  Weihen; 

20.  und  fie  fchrien  zu  den  Raben ,  dafs  fie 
zerbrächen  das  Hom  jenes  Ochfen,  und  fie  hader- 
ten  mit  ihm  und  firitten.  Und  er  kämpfte  mit  ih- 
nen, und  fchrie,  dafs  ihm  käme  feine  Hülfe. 

21.  Und  ich  fahe,  bis  kam  jener  Mann,  irel- 
cher  auffchrieb  die  Namen  der  Hirten  und  hinauf- 
brachte vor  den  Herrn  der  Schafe. 

22.  Und  diefer  half  ihm,  und  liefs  Jeda 
fehen ,  (dafs)  er  herabfiieg  als  Hülfe  des  Ochfen. 

23.  Und  ich  fahe,  bis  kam  zu  ihnen  jener 
Herr  der  Schafe  im  Zorn;  und  diejenigen,  welche 
ihn  fahen,  fie  alle  flohen.  Und  es  fielen  nieder 
alle  in  feinem  Zelte  ^^)  vor  feinem  Angeficbt;  allf 


den  Singular  aufeehmen  zu  müITen  geglaubt.  T.  ly 
gibt  Laiir^nce  .*  „fie  wünfchten  unter  („among'*)  ^ 
nen  eu  zerbrechen  fein  Horn/<  Die  Hirten  (dieliei^ 
nifchen  Beberrfcher  der  Juden)  machen  geineiDlcfci&' 
liehe  Sache  mit  den  Raubvögeln  gegen  den  OcUeii 
d;  h,  fie  fenden  ihre  Heere  gegen  die  Makkaücc 
welche  für  die  politifche  und  religiöfe  Freiheit  ihm 
Nation  das  Schwert  ergriffen  hatten.  V.  21  vn'  ^ 
deuten  auf  ofFenbare  und  augenfcheinliche  \j^^ 
Aützung  der  frommen  Juden  durch  Jehova;  vgL^ 
mit  z.B.  2  Macc.  10,  39  ff.  12,  32  ff.,  ebne  b 
minder  fiark  und  finnlich  ausgefprochenen  Aogabci 
darüber  zu  rechnen.  ' 

45)  dftl'Pl  Fi^\f)p^:  in  umhra  oder  tahermmcmU^ 
verftehe  ich'  vom  Tempel  zu  Jerufalem ;  es  loU  •b< 
hier  der  Zeitpunkt  angedeutet  werden,  wo  dieFoi'* 
befiegl  find  und  durch  Jodaa  das  Heiligthna  («^ 


Kap.  89.    V.  23—25.  749 

f 

.  t    ' 

r,  und  Geier,  und  Raben,  und  Weihen  ver- 
leiten lieh  und  brachten  mit  fich  alle  Schafe 
Teldes. 

24.  Und  es  kamen  lie  alle  zufammen ,  und 
;bten  fich  zu  zerbrechen  jenes  Hom  des 
;n. 

25.  Und  ich  fahe  den  Mann,  welcher  fchrieb 
uch  nach  dem  Wort  des  Herrn,  bis  er  öflPnete 
Buch  des  Umbringens ,  was  hatten  umbrin- 
aflen  diefe  letzten  12 Hirten ^^),  und  erzeigte. 


igt  wird  (i  Macc.  4»  37  £F.) ,  und  der  Verf.  fteUt 
le  im  Dankgebet  »um  Tempel  eilenden  Juden  den 
lebenden  Feinden  gegenüber;  über  den  Ausdruck  f. 
Macc  4,  40  und  55.  Die  Schafe  des  Feldes  find 
ie  abtrünnigen  Juden,  welche  fich  yor  der  Strafe 
er  Patrioten  fürchteten,  und  daher  nach  Syrien  fich 
endeten  und  aum  Theil  an  den  neuen  Kämpfen  mit 
chuld  waren  (ygL  z.  B.  x  Macc«  6»  91  ff«  9,  5g  ff. 
Df  61  ff»)*  Von  folchen  weitem  Anftrengongen  ift 
iher  auch  V.  24.  die  Rede* 

]Laurence  hat  nicht  da»  Pronomem  demonßrativiim, 
»ndem  den  bloCien  Artikel.  Es  ift  diefea  aber  für 
ie  richtige  Auffaflung  des  Gegepfiandee  nicht  ohne 
edeutung;  denn  aus  dem  Pronomen  erhellt,  dab 
ie  Nachweifung  der  X2  Hirten  oder  Beherrfcber  der 
jiden  nothwendig  in  derjenigen  Zeitperiode  .verfucht 
'erden  müfie ,  welche  in  den  vorhergehenden  Ver* 
ji  gefchildert  worden  war.  Aus  diefem  Grunde 
hon  kann  ich  der  Anficht  Laurence^s  nicht  ferner 
sitreten ,  wornach  unter  den  X2  Hirten  »ydie  eipge- 
)men  dürften  Juda's  nach  feiner  Befreiung  vom  Sy- 
fcben  Joche'*  verfianden  werden  Collen.  Denn  find 
ie  13  letsten  Hirten  diejenigen,  unter  deren  Zulaf* 
log  oder  gar  Veranftaltung  die  auTor  befchriebenen 


750  Kap.,  89.     V.    25- 

dafs  iie  melir  als  die  vor  ihnen  anigebracht  hatten, 


Baubanfalle  gegen  die  bedrängte  Schafkeerde  gefcl» 
lien,  was  die  An'wendung  deft  Pronomens  nicLt  swe- 
felbaft  läfat ,  fo  können  damit  nur  diejenigen  Macb(> 
faaber  gemeint  feyn,  unter  welchen  die  Judeo  iaB6 
drückung  fchmachteten  und  ßch  zum  Kampfe  nf 
Tod  und  Leben  erboben.  Hiermit  fiimmt  denn  md 
das  vollkommen ,  was  zur  Cliarakteriltik  der  13  Ulf- 
ten  in  diefem  Verfe  bemerkt  wird.  Fr,  Lücke  [Veil 
e,  vollft.  Einl.  in  d.  Offenb.  Job.  S.  55.)  gil>t  zwr 
SU,  dafs  das  cbronologifcbe  Verbältnifs  allerdings  fir 
Laurences  Auffaflung  (vgl.  Einl.  S.  6o  ff. )f  ^ 
Silv.deSacy  (Journal  desSavans  1322.  Sept.  p.549.' 
und  ich  lelber  früher  (in  der  Allgem.  Encyklop.c 
WilTenfcb.  u.  Künfte  2te  Sect.  5  Th.  S.  407.  udL  i 
Art.  Henocb  und  in  der  Einl.  zu  d.  Bearb.  d.  B.  H^ 
noch  S.  25.)  beigetreten  waren,  zu  fprechen  fcbeU 
aufsert  aber  zugleich  mit  richtiger  Einücbt  in  (m 
Sache,  dafs  diefe  Berechnung  «»infofern  etwai  Uofr 
cheres  habe'S  ^^^  ^^s  über  die  12  Hirten  Enribfiti 
y,wenigftens  von  den  erfien  Makkabäerfurfien  sieb 
gut  getagt  werden  könne. '^  Dagegen  lafst  fich  b 
VorausfetBung,  unter  welcher  derfelbe  jene  Beieck' 
nung  annehmlich  finden  möchte,  daft  der  Verl  da 
Buchs '  Henoch  weniger  die  Epoche  der  politildui 
Befreiung  von  dem  Auslande,  als  das  zunebsesii 
innere  Verderben  auch  unter  den  Mahkabaern  benct 
Cchtige,  meines  Erachtens  mit  einer  einfacheo  va^ 
ungezwungenen  Erklärung  der  Worte  des  25fienVe' 

-fes :  Iie  haben  mehr  umgebracht  (A'^  ^i%  •)  ^ 
ihre  Vorgänger,  und  des  vorausgegangenen  B<nA- 
tes  nicht  zufamnien  reimen.  VtTSre  aber  auch  Ls^ 
r«ac«'j  Anficht  im  Ganzen  richtig,  fo  würde  jedea^ 
Mattathias  und  Judas  Mekkabi  nicht  mit  au  liUi* 


ß 

I 


•    Kap.  89.    V.  25.  751 

fv  dem  Herrn  der  Schafe. 


feyn ,  nicht  blofs  defswegen »  weil  die  hier  angege- 
bene Eigenfchaft  der   Hirten  auf  fie  keine  Anwen- 
dung leidet,  fondern  auch  weil  der  erfte  den  Frei* 
heitskampf  nur  erft  anfachte  und  der  andere  bei  gün« 
fiigen  Erfolgen  feiner  An ßrengungen  doch  noch  wich- 
tige Puncte  des  heiligen  Landes  dem  übermächtigen 
Feinde  nicht  entwinden  konnte.     Wenn  demgemäfs 
über  Herodes  den  Grofsen  hinausgegangen  würde,  f6 
träte  freilich  dabei  eine  Schwierigkeit  für  die  Zäh- 
lung ein  (vgl.  auch  Einl.  S.  25  und  6o — 61.),   in- 
dem nach  demfelben  Archelaus,  Philippus  und  Hero- 
des Antipas  gleichzeitig  herrfchten,  und  diefe  mitge- 
rechnet nicht  12,  fondern  13  Hirten  herauskommen 
würden.      Allein  dafs  Mattathias  nicht  als   Beherr- 
fcher  angefehen  werden  dürfe,  fcheint  mir  nach  dem 
Berichte  des  erften  Buchs  der  Makkabäer  ganz  klar 
zu  feyn.     Es  wäre  daher ,  wenn  Laurence's  Anficht 
in  der  Hauptfache  feßcuhalten  wäre,  unftreitig,  um 
die  erwähnte  Schwierigkeit  su  befeitigen,  am  sweck- 
jnäfsigften,  auch  Jonathan  nicht  mit  zu  zahlen ,  fon- 
dern die  Reihe  erfi  mit  Simon  zu  beginnen  und  fie 
fo  zu  geftalten:    i)  Simon;    9)  Johannes  Hyrkan  I; 
3)  Ariftobul  I;  4)  Alexander  Jannäus;  5)  Alexander; 
6)  Ariftobulus  H;  7}  Hyrkan  II;   g)  Antigonus;    9) 
'  Herodes  der  Grofse;    10)  Archelaus;    ii)  Philippus 
und  12)  Herodes  Antipas.      Für  die  Ausfchltefsung 
der  beiden  Brüder  Judas  Makkabi  und  Jonathan  läfst 
lieh  als  Grund  geltend  machen,  dafs  fie  nur  Feldher- 
ren der  infurgirten  Juden  waren,  und  erft  Simon  als 
Fürft  feines  Volkes  erfcheint  (vgl.  i  Macc.  13,41.42. 
14,  4  ff«  41«  470*     Könnte  man  Geh  entfchliefseu, 
die  zu  Einer  Zeit  über  yerfchiedene  Theile  des  Lan- 
des herrfchenden  Heroden  nicht  befonders  su  zählen, 


752  Kap.  89-     V.    26. 

26.     Und  ich  fahei    bis  kam    zu  ihnen  der     f 


fondern  nur  für  Eins  zu  rechnen,    oder  nur  den  B^ 
herrfcber  Judäa's  ( d.  h.  ArcheUus  )   zu  berücUclifr 
gen,  was  lieh  freilich  defswegen  nicht  eben  empfieht 
da  früher  die  über  die  Reiche  Juda  und  Krael  regie- 
renden  Könige    alle  einzeln  aufgeführt  wurden,  f: 
müftte  man  noch  Herodes  Agrippa  I  und  II  hinzafb- 
gen,  um  die  Reibe  der  12  Hirten  zu  vervollftandigen, 
und  würde  alfo  damit  in  die  Periode  de»  jüdifch-rö* 
mifcben  Krieges  oder  gar  der  Zerftörung  JeruUnci 
und  des  Tempels  und  der  Zerftreuung  des  jüdiCche 
Volks  gelangen.     Die  in  dem*  übrigen  Theile  dielet 
Kapitels  gegebene  Schilderung  von  dem  Gerichte  Got- 
tes und  die  daran  geknüpften  HolFnungen  einer  bet 
fern  Zeit  bezögen  Heb  dann  auf  die  bei  den  Fanifr 
kern  unter  dem  Volke  bis  aum  völligen  Untergiojt 
nicht  gefchwächten  Erwartungen  einer  vrunderbiita 
Hilfe  Gottes  gegen  die  übermachtigen  Römer  und  3« 
glanzenden  Herfiellung  des  Staates  unter  dem  MeSß»- 
Es  lafst  lieh  nicht  in  Abrede  fiellen  ,   dafa  der  übrige 
Theil  des  Kapitels  (V.  26  ff.)  gerade  aus  jener  höäk 
eigenthümlichen  Zeit   und  der  damaligen  Lage  da 
jüdifchen  Volkes  recht  wohl  hatte  hervorgebea  kos- 
nen,  und  die  in  ihm  ausgefprochenen  Ideen  bei  Iff 
furchtbaren    Entwickelung     des    langft    gefdiünici 
Knotens  den  einzigen  Ho£Fnungsftern  bildeten.   Zwei- 
erlei jedoch  iß  es ,  was  mich  davon  abhält ,  nidi  n 
diefer  Anßcbt  zu   bekennen.     Einmal  der  DmÜiDdi 
dafs  der  in  V.  35.  enthaltene  Bericht  über  das  Yei- 
fabren  der    J2  Herrfcber,   wenigßena   auf  JohauBti 
Hyrkan  und  felbft  auf  Ariftobul  keine   Anwendnof 
leidet,  da  letzterer  nur  an  Mutter  und  Gefchwifien 
fich  verfündigte,  der  Staat  aber  nichts  au  leiden  fasctc 
und  überhaupt  von  vielen  der  eipgebornen  Herrlcto 


Kap.   89-     V.   26.  753 

[err  der  Schafe ,   und  nahm  in  feine  Hand  den 


nicht  wohl  behauptet  werden  kann,  fie  hätten  yom 
Volke  mehr  getödtet,  als  ihre  Vorganger,  wahrend 
gerade  die  unmittelbar  vorausgegangene  Periode  der 
Abhängigkeit  von  Syrien  und  Aegypten  eine  Co  über- 
aus drangfalreicbe  gewefen  war.     Dann  aber  swei- 
tens  ift  nicht  zu  vergelTen ,  dafs  der  vorhergehende 
Abfcbnitt  offenbar  von    der  Bedrückung  der  Juden 
durch  andere  Völker  handelt,  und  der  Gedanke  an 
diefe  Dränger  auch  V.  26  ff-  noch  fcharf  genug  her- 
vortritt.    Man  follte  doch  meinen ,  dafs  das  Refultat 
des  Freiheitskampfes   angedeutet  wäre,    wenn    der 
Verf«  bei  den  letzten  12  Herrfchern  an  die  makkabäi« 
fchen    und  herodifchen  Fürften  der   Juden    gedacht 
hätte.     Davon  zeigt  lieh  aber  auch  nicht  die  aller- 
geringfie  Spur.     Vielmehr  tritt  das  Strafgericht  Got. 
tes  unmittelbar  nach  derNoth  ein,  welche  die  Schafe 
(Juden)  von  den  Adlern,  Geiern  (Syrern,  Aegyptiern) 
11.  L  w.  SU  erdulden  hatten,  und  die  12  Hirten  find 
daher  unftreitig  folche,  welche  im  InterelTe  der  Raub- 
thiere,    aber   nicht  der   ihnen  anvertrauten  Heerde 
bandeln.     Sie  finden  zuletzt  Widerftand  an  den  jun* 
gen  Stieren  („Dabel&t**) ,  welphe  fich  in  der  Heerde 
befinden  und  mit  ihren  Hörnern  die  Raubvögel  abzu- 
halten fuchen  ( Mattathias  und  feine  Söhne),    aber 
deren  Kraft  würde  nicht  ausreichen,  wenn  der  Herr 
der  Schafe  (Gott)  fich  ihrer  nicht  annähme ,  und  die 
treulofen  Hirten   fo  wie  die  feindlichen  Thiere  be* 
ftrafte.    Defswegen  veranfialtet  der  Herr  das  Gericht; 
die  Züchtigung   der  Hirten   und.  des  Wildes  leidet 
keinen  AufTchub,   da   ihre  Schuld   erwiefeu  und  in 
dem  darüber  geführten  Buche  Terzeichnet  fteht«    Die 
letzten  12  Hirten  muffen    alfo  auswärtige   Konige, 
nicht  aber  eingelorne  Fürften  des  jüdifdien  Volkes 


754  Kap.  89.    V.  26. 

Stecken  feines  Zorns  und  fchlug    die  Erde,  und 


feyn ;   es  muFs  ficb  von  ihnen  gefchicbtlich  nachwei- 
Ten  lalTen,  was  V.  25.  behauptet,    dafa  Ile   den  Tod 
von   mehr  Juden    veranlafsten ,    als     ihre  Vorginger, 
dafs  unter  mehrern  derfelben  das  jiidiCcheVolk  dorcli 
kraftige  Vorkämpfer  aus    feiner   PaHivitat  geweckt 
und  dafs  fie  nicht  obßegten»    weil  Gott  den  Juden 
endlich  den  Sieg  verlieh«     Täufcht  mich  nicht  alles, 
fo  gibt  es  in  der   ganzen  jüdifchen  Gefchichte  nur 
Einen  Zeitraum,  auf  welchen  alles  diefes  Anwendung 
findet.     Diefs  ift  aber ,  was  für  die  Richtigkeit  oei* 
xier  Erklärung  noch  befonders  hervorgehoben  werdeo 
inufs  9    gerade  derjenige  ,    bis  eu  welchem  das  Bad 
Henoch  die  biblifche  Gefchichte  in  den  erßen  24Ver- 
fen  von  Kp.  89*  fortführt.     Es  ift  die  Periode  i» 
Druckes  der  Hebräer  durch  die  Dynaftien ,   welche 
nach  Alexander  dem  Groben  ßch  in  Vorderafien  fei- 
gefetzt  hatten  ,   durch  die  feleucidifche  in  Syrien  uni 
die  ptolemäifche  in  Aegypten.     Gelingt  es  uns  lifo, 
für  diefe  denkwürdige  Zeit  ohne  alle  KünBelei  voi 
gezwungene  Deutung  die  erforderliche  Zahl  der  u 
Herrfcher  aufzufinden ,  und  lalTen  /ich  endlich  daoh 
die  früher  erwähnten  Angaben  einer  beftimmten  ZaU 
Von  Herrfchem  vereinigen»    fo  dürfte  diefe  Aaficbt 
keinen^  Zweifel  unterliegen.     Das  einf  aber  wie  du 
andere  findet,  wie  ich  meine,  wirklich  ftatt.    Ndu 
etwa  nach  entlegenen  Quellen,  fondern  nach  derBi* 
bei  felbft  und  nach  Flavius  Jofephus  fteht  ea  übSi  dili 
die  Abhängigkeit  der  Juden  von  der  perfifchen  Obep 
herrfchaft  und  von  Alexander*s  nachßen  NaehMgen 
keinesweges  drückend  genannt  werden   kann,  foe- 
dem  unter  den  erften  Ptolemäem  die  Rohe,  denn 
Paläftina  fich  erfreute,  und  dieBegunftigungen^  doich 
welche  ^0  Sgyptifcheti  Könige  dieTeo  nSrdUdilfiBi 


r    . 

V 


.  Kap.   89-    V.  26.  755 

rils  die  Erde»   und  alle  Thieve  und  Vögel 


das  eroberungsfüchtige  Syrien  hart  angrensenden 
leil  ihres  Staates  an  fich  zu  felTehi'  fachten,  Wohl« 
ad  und  neue  geiftige  Entwickelung  unter  den  Jn- 
1  herbeigeführt  hatten«     Sobald  aber  Antiochus  III, 
er  der  Grofse  als  König  von  Syrien  mit  den  Pto- 
aaern  in  ernfte  Fehde  gerieth,  hattp  jener  Zuftand 
I  Glückes  ein  Ende;    es  beginnt  hier  die  Periode 
I  härteften  Druckes,  welche  erfl  durch  den  makka* 
ifchen  FürfijBn  Simon  wirklich  beendigt  wird  (i  Macc 
41.}.   In  diefer  Periode  traten  nach  einander  12  Ka- 
ie auf,  welche  fich  als  Herren  von  Palaßina  betrach« 
Bn,. anfangs   ohne  Widerlpruch  der  Juden,    dann 
:er  Kämpfen  der  letztern  für  ihr  GeTetz  und  zu* 
'X  auch  für  politifche  Unabhängigkeit«     Ihre  Folge 
diefe:     i)  Ptolemäus  Philopator;    3)  Ptolemaus 
ladelphus  (beide  Zeitgenoflen  von  Astiochus  dem 
)(sen);    3)   Seleueus  III  Philopator  (2  Mäcc.  3, 
;.);  4)  Antiochus  IV  Epiphanes  (i  Macc.  i  — 5.); 
Intiochus  V  Eupator  (i  Macc.  6»  17.) ;  6)  Demo« 
IS  Soter,  Sohn  des   Seleucus  (l  Macc.  7,  i  ff. ); 
Al^ander  Balas ,    Sohn  des  Antiochus  (i  Maco» 

I  ff.);  g)  Demetrius  Nikator,  oder  der  jüngere 
Macc.  lo,  67.) ;  9)  Ptolemäus  Pbilometor,  Alexan- 
s  Schwiegervater  (i  Macc.  ii,  i  ff.);  10)  Deme- 
s  Nikator  II  (i  Macc.  11,  19  ff.)»  Il)  Antiochus 
lOS,  de^  Sohn  Alexanders  (l  Macc.  11,  39  ff.); 
Tryphon  (i  Macc.  13,  31  ff.),  deflen  Gegner  Demo« 
I  dem  Simon  die  Unabhängigkeit  zugefteht  (iMacc. 
41  ff.).  Wer  zweifeln  möchte,  ob  die  beiden  er* 
Herrfcher  in  diefe  GlalTe  gehörten,  ]e(e  nur  Jofe* 
i  Archaeol.  XII,  3.  $.  3.  (ed.  Oberthür.);  anftatt 
einen  Ptolemaers  könnte  man  übrigens  auch  An* 
ms  d«  G.  fetzen»  da  bald  der  eine,    bald  der  an- 


756  Kap.   89.    V.   26. 

des  Himmels  lielen  von  jenen  Schafen  henb 


dere  die  Oberhand  hatte.  '  Wollte  man  fener 
maus  FhilometOT  (Nr.  9.)  defahalb  nicht  rec 
weil  er  nur  kurze  Zeit  gekrönter  König  tod  i 
war  (iMacc.  11,  13—18)*  fo  müliite  man  And 
Sidetes »  Demetrius  Sohn ,  als  I2ten  König  xi 
welcher  Palafiina  feinem  Reiche  wieder  eintw 
ben  wünfchte,  obfchon  es  von  feinen  Vorgänge 
unabhängig  anerkannt  worden  war  (i  Mscci^, 
Da  ffeine  Zuifiuthung  nicht  Eingang  fand  und  a 
hinreichende  Macht  befafs,  feinen  Forderungen 
druck  zu  verleihen,  fo  mifslang  fein  Plan»  un< 
Jufiinus  hiftor.  XXXVI»  l.  fchreibt  von  den 
„vtrtfi  tantae  fuefunt ,  ut  poß  hunc  (nach  jen< 
tiochut)  nulluni  Macedonum  regem  tulerint^  i 
citque  imperiis  uß,  Syriam  magnis  bellis  in 
rint.*^  Jedenfalls  ift  die  Zahl  zwölf  in  beidei 
gerechtfertigt;  doch  ziehe  ich  nach  dem  erftei 
der  Maccabäer  die  oben  angedeutete  Befi 
vor.  Die  Nachweifung  der  V.  7.  angegebei 
den  letzten  12  vorausgegangenen  23  Hirten» 
£inL  S.  25«  vgl.  S.  59.  gegeben  wurde,  mufi 
hin  modificirt  werden,  dafs  bei  der  perfifche 
Ale  die  drei  dort' übergangenen  Herrfcher:  ! 
Xerxes  II  und  Sogdian,  deren  Regierung  w 
Zeit  dauerte ,  und  bei  der  macedonifcheä  A 
mitgerechnet  werden,  welcher  31^  vor  C 
Faläßina  wegnahm  und  311  durch  Uebereiiik 
den  übrigen  Ufurpatoren  der  Verlaflenfchafk 
ders  von  Auen  foviel  zum  Antbeil  erhielt,  a 
von  beCals.  Die  ganze  Reihe  der  33  Hirten 
£'ch  demnach  fo :  i)  Nebukadnezar;  a)  Evilm 
3)  Nerigliflar;  4)  Belfazar  (Nabonned);  3 
der  Meder  (Cyaxares) ;  6)  Korelch  (Öjkub); 


Kap.  89.     V.  26.  757 

ken  in  die  Erde,  und  lie  überdebkte  fie^^). 


hyh»;  g)  Smerdes  (Artachrcliafia  Err.4,  7 ff.);  9)Da- 
rius  Hyftaspit;    10)  Xerxes;   n)  Artaxerxes  Longi- 
xnanut  (Neb.  2»  i  ff.);  13)  Xerxes  II;  13}  Sogdianus ; 
14)  Ochus   C  Darius  Nöthut ) ;    15)  Artaxerxea  Mne« 
mon  (Arfaces) ;  i6)DMriufOchu8;  i7)Arre8;  ig)  Da- 
rius Co  dorn  annus ;  19)  Alexander  der  Grobe ;  ao)An- 
tigonus;    31)  Ptolemaut  Lagi;  32}  Ptolemfiua  Phila* 
delphus  und  33)  Ptolemaus  Euergetes.      Schlüftlich 
ift  noch  zu  erwähnen,  dab  die  auf  diefen  Vers  ge* 
baute  Vermuthung  einer  Abfaffung  des  ganzen  Buchs 
Henoch  oder  wenigftens  diefes  Abfchnittts  unter  He- 
rodes  dem  Grofsen  unter  diefen  Umftanden  ihre  BaCs 
yerliert.  —     Nach  den  Worten  des  Verfes  25. :  jenes 
Buch  des  Umbringens  wiederholt  Laurence  das  letzte 
Subftantiv ,  offenbar  damit  das  nachfolgende  Relativ 
nicht  etWa  auf  Buch  bezogen  werde  ^  was  aber  fchon 
der  Sinn  verhütet.     Den  Satt:    vor  dem  Herrn  der 
Geiß^r  ftellt  derfelbe  fogleich  zu  dem  Verbo :  er  zeigte 
afif  worauf  er  allerd  ngs  auch  bezogen  werden  foU. 
47)  In  diefem  und  den  zunächft  folgenden  Verfen  wird 
nun  das  Gericht  vollzogen,  zu  welchem  nach  V.  25, 
die  Vorbereitungen  getroffen  waren.     Das  Kommen 
des  Herrn  gelchieht  eben  in  der  Abficht,  die  Heerde 
gegen  die  Angriffe  der'wilden  Thiere  nicht  blofs  vor- 
übergehend,   fondern  für  die  Zukunft  vollkommen 
und  auf  die  Dauer  zu  fchützen.     Stecken  feines  Zorns 
vgl.  Jef.  10,  5.     Statt :  und  er  fchlug  die  Erde  (vgl. 
Jef.  II,  4.)  überfetzt  Laurence:   ergriff  d.  £.  (t,fei- 
zed");  im  Aethiop.  fteht  (DHO^I     Das  Zerberßen 
undUeberdecken  der  Erde  find  bekannte  biblifche  Bil- 
der (vgl.  4  Mof.  16,  30 — 34.    Pf.   106,  17' )•     I^i« 
Bedrückung  der  Juden  bort  auf  und  ihre  Feinde  fin- 
ken  in  den  Abgrund.     Der  26fie  Vers  gibt  das  letzte 


758  Kap.  89.    V.  27—28. 

27.  Und  ich  fahe,  bis  gegeben  wurde  den 
Schafen  ein  grofses  Schwert,  und  es  gingen  aus  die 
Schafe  gegen  diefeThiere  des  Feldes,  fie  zutödten, 

28.  und  alle  Thiere  und  Vögel  des  Himmels 
flohen  hinweg  aus  ihrem  Antlitz«  ^ 


und  endliche  Sdiickfal  der  letztem  an ;  V.  27  ff.  iber 
berichten  das  Einzelne  fpecieller.     Ohne  diole  Vor- 
ausfetzung  käme  das  Unternehmen  der  Schaff  gegea 
diefe  wilden  Thiere   ( Laurence   überfetzt   alle  nnJ 
läfst  das  Demonßrativum  dagegen  aus,   wodurch  der 
Gedanke   gegen    den  Zufammenhang  verallgemeinert 
wird)  ofFenbar  zu  fpät.     Man  müfste  denn  die  Aeui5^ 
Tungen  in  V.  26.  nur  als   eine  fehr  fiarke  Hyperbel 
betrachten    für    gänzliche  Muthlofigkeit;    in   dieCeiD 
Falle  vgl.  man  Jef.  2, 10.  21.  Hof.  10,  g.   Luk.23,3a 
Inzwifchen  ift  es  viel  natürlicher,  in  dem  Ausdndw 
eine  Hinweifung  auf  ein  ähnliches  Looa  zu  finden, 
als  in  der  Urzeit  die  Rotte  Korah't  hatte  (4  MoC  161 
30  S.).     Noch  V.  41.  erzählt  der  Verf.   etwas ,  wis 
der  V.  33  —  7.  gefchilderten  Beftrafiing  der  Damonca 
und  böfen  Herrfcher  vorangegangen  war,  wie  er  fei* 
her  ausdrücklich  bemerkt.     Das  grofse  Sckwert^  Kd* 
ches   den  Schafen  (Juden)  gegeben ^    und  nach  Be* 
nutzung  delTelben  von  ihnen  in  das  Haus  des  Hem 
niedergelegt  wird  (vgl.  V.  43.)»  iß  Sjmbol  deiRscbc^ 
welche   Iie   an    ihren  Feinden  nehmen.      £s  i&  dis 
Schwert  Gottes  (vgl.  Kp.  6I9  15«  629  I5.} ,  den  Kis- 
mand  widerßehen  kann.     So  gibt  Gott  Ezech.  3C|3> 
fein  Schwert  dem  Könige  von  Babel  (vgl.  anchJct 
349  5.  6.  Jer.  12»  12.    49,  37.  )|"und  waa  noch  niber 
liegt,  Jeremias  nach  2  Macc.  15,  15— 16.  den  Jndii 
ein  goldnes  Schwert,  die  Feinde  damit  su  tcbUffni 
denn  unfireitig  will    der  Verf,  hier   die   iiegreicbea 
KämpÜB  der  Makkabaer  andeuten. 


N    I 


,Kap.  89.    V.  29—32.  759 

Und  ich  fahe ,  bis  ein  Thron  aufgerich- 
le  in  einem  reizenden  Lande  *®). 

Und  es  fafs  auf  demfelben  der  Herr  der 
und  nahm  alle  verfiegelten  Bücher ; 

und  er  öffnete  diefe  Bücher  ,yor  dem 
er  Schafe. 

Und  es  rief  der  Herr  jene  7  erßeWeifse, 
ahly  dafs  fie  brächten  vor  ihn  von  denSter- 
I  erften ,  welcher  voranging  jenen  Sternen, 
Ichaam  gleich  der  Schaam  derRofle,  und 
en  Stern,  welcher  zuerit  herabfiel;  und  fie 
1  fie  alle  vor  ihn. 

iefes  Land  iftPaläßina,  f.Kp.  gg,  66.;  derTbroo 
1  für  den  Richter  hergeßellt  (  vgl.  Kp.  6ly  3«  5«  )• 

einem  folchen  Htzt  auch  der  Mellias,  wenn  er 
Sericht  hält  (vgl.  Kp.  45,  3.  und  Annierk.  z.  d.  St.)* 
3  ähnliche  Situation  wie  diejenige  9  welche  V.  30« 
hildert  ifl ,  ßndet  man  Kp.  47,  3  —  4.  Im  3ißen 
fe  hat  Laurence  das  FalTivum :  es  wurden  geöffnet^ 

das  Pronomen  der  3ten  Perf.  („vor  ihm**)  ftatt 
r  der  Schafe.  .Die  Weifsen  (V.  32.),  d.  i.  weift 
ieideten  ^nd  natürlich  Engel;  der  Ausdruck  be* 
it  Geh  aufKp.  g6,  I  ,  wo  jedoch  die  ZML  fielen 
it  angewendet  id.  Die  Zahl  fiehen  als  heilige 
1;  Kp.  20.  wurden  fechs  mit  Namen  genannt, 
»er  die  Schilderung  der  abtrünnigen  Himmelshe- 
mer,  welche  unter  den  vom  Himmel  gefallenen 
men  eu  verftehen   find,    vgl.  Kp.  g5,  2.   4  —  6. 

5«  Der  erfte  darunter  ift  Semjaza  (f.  Anm.  10. 
Kp.  g5.).  Ihre  Strafe  beginnt  jetzt  nicht  erft,  denn 
waren  fchon  früher  eingekerkert  und  gebunden 
b  Kp.  g7,  I  — 5m  vgl-  »"ch  Kp.  IG,  6  — g.  15'  17- 

14  flF. ,  fondem  das  Endurtheil  foll  nur  an  ihnen 
Iftreckt  werden  (  vgl.  auch  Kp.  lo,  9.  16  ^  17- ). 

Hcnoch.  ^y 


760  Kap.  89.      V.   33. 

33.  Und  er  fprach  zu  jenem  Manne,  wd- 
eher  fchrieb  vor  ihm ,  welcher  -war  einer  von  ia 
7  Weifsen*^),  und  er  fprach  zu  ihm:  „Nimi 
jene  70  Hirten,  welchen  ich  übergab  die  Schafe, uni 
welche  nach  ilirer  Uebernahnie  luehr  tödteten,  & 
die,  welche  ich  ihnen  befohlen  hatte."  ündfiebf! 
£ie  alle  gebunden  fahe  ich,    und   lie  Händen  toc 


Ueber    die  Befcbaffenheit    der     frühem   Haft  hm- 
fchen   im  Buche  Henocb  verfcbiedene  Darfidlus^ 
Nach  Kp.  lo,  6.  8*  nämlich  wird  Azazjel  ia  t'meaft 
ßern  Kerker  gethan  ,  um  am  Gerichtstage  ins  Feoff 
geworfen  zu  werden  (vgl.  daf.  V.  9.);  nachKp. :; 
5  —  6.  dagegen   Hebt  Henoch  die  gefallenen  Eszi  I 
bevor  das  Gericht  gehalten  ift,  fchon  in  einem  i^l 
gründe  voll  Feuers,  und  die  Sterne  lind  vor  derec^l 
liehen  Entfcheidung  über  üe  nach  Kp.  Ig»  U"!^ 
^     ebenfalls  im  Gefängnifs  über  Feuer. 

49)  Sonach  war  alfo  mit  dem  Auffchreiben  der  TbiKl 
welcbe    die  Könige  ßch   rückficbtlich  des  jüdÜc^ 

.  Volkes  erlaubten,  einer  der  7  bedeutendften  Engel  ^ 
auftragt.  Auffallend  ift  esy.dafs  alle  7oHirteo,B 
denen  doch  auch  die  Könige  Juda*4,  und  alfo  kottt 
Männer»  wiejofaphat,  Hiskia  und  Jofia  gehdrtei.iii 
Uebertreter  der  Befehle  Gottes  dargeßellt  und  als  foldi 

-  beftraft  werden  im  Feuerpfuhle.  Ihre  Zahl  iS  ^ 
lieh  verhält nifsinafsig  fehr  gering,  fo  dafslieii'' 
Menge  der  übrigen  verfch winden ;  aus  diefeaGf»" 
übergeht  fie  wohl  der  Verf.  and  wirft  alle  in  ß' 
Kategorie.  Ueber  die  Anrede  des  Herrn  anteV» 
seichner  derUntbaten  vgl.  Kp.  88»  94.  96.98fE*I0t^ 
Gebunden  werden  die  Strafwürdigen  demRidit«'^ 
geführt  ( vgl.  Kp.  63,  39«) »  damit  fie  fich  der  So* 
nicht  durch  Flucht  zu  entziehen  verfuclien.  ^ 
Ende  des  folgenden  Satzes  wiederholt  Go^  R4f 


Kap.  89.  V.  33  —  34.  761 

m  alle.  Und  das  Gericht  gefchahe  zuerA  über 
e  Sterne,  und  fie  wurden  gerichtet  und  waren 
huldig  befunden,  und  gingen  zu  dem  Orte  des 
erichts.  Und  fiefiiefsen  lie  in  eine  Tiefe,  und  fie 
ar  voll  Feuers  und  brennend  und  voller  Säulen 
in  Feuer.  Und  jene  70  Hirten  wurden  gerichtet, 
id  waren  fchuldig  befunden,  und  hinabgefio-  ' 
en  wurden  fie  in  jene  Untiefe  des  Feuers. 

34.  Und  ich  fahe  in  diefer  Zeit,  dafs  fich 
Ihete  eine  von  den. Untiefen  ^®),  wie  die  in  der 
lue  der  Erde,  welche  voll  Feuers. 


nachdrücklieb  das  Wort  alle ,  Laurence  aber  labt 
et  aus.  Auch  in  der  Schilderung  des  Qualortes  hat 
diefer    einige     kleine    Abweichungen;     er    nimmt 

vOOi^J  als  Adjectivum  tief  und  Tupplirt  davor: 
einen  Ort  ^  und  das  Folgende  überfetzt  er  minder 
wörtlich :  ,,  und  voll  flammenden  Feuers  und  voll 
Feuerfäulen.**  Das  Hinabßofsen  der  gefallenen  En- 
gel in  den  Feuerfchlund  gefchieht  naturlich  durch 
die  Diener  Gottes  (vgl.  auchKp.  IG,  6  ff.  13. 15.);  cler 
Verf.  wechfelt  aber  im  Ausdrucke  ab,  daher  erft  active, 

dann  paffive  Form.  Feuerfäulen  (V^f^X  ♦  7^0^  0 
kamen  fchon  Kp.  Ig,  12.  21,  5  vor»  und  feilen  das 
Feuer  als  ein  grofses «  hoch  aufflammendes  bezeich^ 
nen.     Zu  der  Schilderung  des  Strafortes  vgl.  Kp.  53, 

I  —  2.  5  —  6.  Ö4i  12. 
50)  So  hat  Cod.  Rüpp.;  Laurence  ühextetzt  dagegen: 

„ein  Abgrund"  und  gibt  Tl^l>  ♦*  (Vergleichungspar- 
tikel  mit  dem  Pronomen  fiiflF.  der  3ten  Perf.)  blofs 
durch  fo  („thus")  wieder.  Der  Verf.  bezieht  fich 
auf  Kp.  25,  3.  und  26,  I  —  3.,  wornach  ein  verfluch- 
tet  Thal  immitten  des  gefegneten  Landes  die  Böfen 
aufnimmt.     Es  ift  das  Thal  Ge  Hinnom  gemeint  (vgl. 

49  ♦ 


762  Kap.  89.    V.  35  —  38. 

35.  Und  fie  brachten  jene  verblendeten  Schaf«; 
und  lie  wurden  gerichtet  alle  und  fchuldig  befan- 
den, und  hinabgeßofsen  in  diefe  Tiefe  des  Fco« 
[auf  der  Erde]  und  verbrannt. 

36.  Und  diefe  Untiefe  war  zur  Rechten  j^ 
nes  Haufes. 

37.  Und  ich  fahe  jene  Schafe ,  indem  fie 
brannten  und  ihre  Gebeine  brannten. 

38.  Und  ich  fiand  und  fahe,  bis  erverfenltf 
jenes  alte  Haus,  und  fie  brachten  heraus ^^}  alle 

Anm.  SU  Kp.  26,  I.),  wie  auch  Lücke  (Ver£  e.  voIÜ 
Eiul.  in  d.  Offenb.  Job.   S.  57.)   annimmt ,  befooiirn 

.  mit  Bezug  auf  V.  36.  Denn  das  dort  erwähnte  H»i 
ill  der  Tempel^  und  von  ihm  lag  das  Thal  Ben  Hi» 
nom  füdlicb ,  d.  i.  nach  jüdircber  BeaeicbnuDgswd! 
zur  Rechten  (vgl.  Anm.  zu  Kp.  25,  3.).  Da  Verbro 
nen  fehr  empHndlicbe  Schmerzen  veranlafst,  foifi<^ 
derndes  Feuer  in  der  Darftellung  der  Höllenqoiltf 
auch  im  Buche  Henoch  eine  der  gewöhnlichlei  ^ 
beliebteßeu  Vorftellungen ;  vgl.  Kp.  21,  5.  frJt  U 
66, 5  ff*  Laurence  läfst  V.  35.  bei  verllcHdeunSA^ 
das  Pronom.  demonftr.y  hei  gerichtet  AaB  Wort  JUi^'t 
dagegen  bat  er  die  in  Klammem  gefchloflenenWoii^ 
viräbrend  fie  im  Cod.  Rüpp.  fehlen.  Bei  der  Ter* 
theilung  wird  eine  Art  Rangordnung  beobachtet;  * 
erft  kommen  die  Engel  daran  (V.  33.),  dana  diiK' 
nige  (V.  33.)  und  endlich  die  Juden,  welche lA* 
heidnifcher  Sitte  und  Religion '  gewendet  kB« 
(V.  350 ;  denn  hierin  befteht  eben  ihre  yeiUaoH 
hauptfachlich. 

51)  Diejenigen,  welche  damit  beauftragt  yntrn]^ 
active  Form  ift  angewendet,  wo  wir  die  pf"* 
fetsen  würden;    vgl.  Kp.  41,   f.      jDoi  alu  B^ 

(WV:  ftt :  ifit^^O  ift  der  Tempel  laJ** 


Kap.   89.    V.   38.  703 

kilen,    jede  Pflanze   und  das  Elfenbein   diefes 
aufes,    worein    gehüllt  feine  Gebilde,   und  fie 


lern.  Das  Pronomen  demonftrativum  weift  auf  frü- 
here Erwähnung  delTelben  (Kp.  gg,  81  ff«'  I02  ff.)  zu«. 

rück.  Pßanze  ('f'Y^  §\t  .*)>  ein  fonft  im  B.  Henoch 
vorkommender  bildlicher  Ausdruck  (vgl.  Kp.  lo,  21. 
83»  8*  89»  380'  bezeichnet  hier  wohl  das  Schnits- 
werky  welches  zur  Verzierung  des  Tempels  diente» 
und  vorzüglich  Palmen  und  Blumen  darfteilte.  Der 
Verf.  fetzt  voraus ,  dafs  Hch  dergleichen  wie  im  fa- 
lomonifchen  Tempel  (vgl.  i  Kön.  6,  29  ff.)»  fo  auch 
in  dem  nachexilifchen  befunden  habe«  Unter  den 
Säulen  verßeht  er  nicht  blofs  etwa  zwei,  wie  fie  vor 
dem  falomonifchen  Tempel  ftahden,  Jachin  und  Boas 
genannt   (vgl*  I  Kön.  7,  15  ff.)*    fondern  überhaupt 

alle,  welche  das  ganze  Gebäude  fchmüclcten.     QN  r! 

f\<ffht:  n»+:  +Yn(irc^:  (^riAi>:  überfetzt 

Laurence:  ,,und  das  Elfenbein,  w^elches  dalFelbe  ein«- 
fafste^S  übergeht  alfo  mesUhu.  Das  Baumaterial  des 
alten  Tempels  wird  bei  Seite  gethan;  warum  es  ge- 
rade zur  Rechten  der  Erde,  d.  h.  auf  der  füdlichen 
Seite  derfelben  hinterlegt  werde,  ift  zwar  nicht  mit 
Beftimmtheit  zu  entfcheiden;  allein  am  natürlichften 
möchte  es  wohl  feyn ,  an  die  von  Jerufalem  aus  füd- 
lieh  liegende  (vgl.  Anrm.  zu  Kp.  27»  I.)  Gegend  des 
Sinai  'zu  denken ,  jenes  alten  Gottesberges ,  welche 
▼on  grauer  Vorzeit  her  heilig ,  auch  am  geeignetften 
war,  den  Sehmuck  des  vormaligen  Tempels  in  fich 
aufzunehmen.  Vielleicht  empfiehlt  fich  aber  noch 
mehr  die  Vermuthung,  dafs  ein  Ort  ganz  in  der  Nähe 
lenifalems  gemeint  fey,  welcher  fich  zur  Aufbewah- 
rung des  nicht  mehr  brauchbar  Befundenen  eignete, 
alfo  in  der  rauhen  Gebirgsgegend  fudlich  von   dem 


•i  1 


Befiegung  cler  Syrer  zu  vergleichen  v 
44  —  47. :    xttl    ^jSovAevffavro    kbqI    rov    < 

oloTtttvreaabcog  rov  ßsßrjXafiivov  y  xi  ceix 
ininsafv  €cvTOts  ßovkrj  dy  ad'rjy  kcc^^eU 
yivfjTcit  avTOis  slg  ov£<doff,  ort  ifilavttv  1 
wtd'ilXov  t6  ^vaiaari^QLOv,  xal  dnid^ivro  1 
OQBi  Tov  ohov  h  Tona  initrjSeiG}  fiixQi  ro 
nQO(p-^Trjv  TOV  dnonQiOijvai  ntQi  rrvrcDV.  x 
oloTiliJQOvg  Ttazd  rov, vofiov ,  nal  91x0^0 
üiaCTiJQiov  xaivov  narä  ro  ngovi 

wird  das  Alte  nur  wegenr  feiner  Um 
hinweggefchafft ,  um  dem  Beflern  Fla 
weil  alles  neu  werden  foU  (im  melliai] 
entßeht  nach  Jef.  65«  17.  66*  22.  fogar 
mel  und  eine  neue  Erde)«  kann  auch  t 
nicht  bleiben ,  wie  es  war.  Et  wü\ 
das  Gefühl  des  Hebräers  verftofsea.  Si 
wie  der  Entweihung  ausgefetzt,  ui 
denken;  daher  mufste  alles,  was  fei: 
£ch  hinwegfchafFen  liefs,  an  einen  bei 
bracht  werden.  Aus  einem  ahnliche 
die  bekannte  jüdifche  Sitte  hervor ,  u 
wordene  Handfchriften  des  A.  T.  zu 
dadurch  jeder  Profanation  zu  entziehe] 
des  Cod.  Rüpp.  zu  diefem  und  dem  f 


Kap.    89.    V.   39.  765 

I 

39. .  Und  ich  fahe  den  Herrn  der  Schafe ,  bis 
:  hervorbrachte  ein  neues  Haus,  und  gröfser  und 
5her  als  jenes  erfie,  und  er  Hellte  es  an  den  Ort 
es  erßen,   welches   eingehüllt   worden  war  ^*). 


ausgedrückt  und   ftatt  des   tweiten  ein  Synonymuui 

(UiJ  (J.  i.  (UJA»'^:)  potens  gewählt.  Ware  diefe 
Erklärung  richtig,  fo  müfste  freilich  ^ alles  Uebrige 
ebenfalls  bildlich  gefafst  werden;  z.  B.  das  Haus  als 
Gefamnitheit  der  Juden  u.  f.  w.  Allein  dagegen  find 
alle  vorausgegangenen  Stellen,  wo  diefes  Haus  er- 
wähnt ift;  denn  überall  bezeichnet  diefs  Wort  das 
Kationalheiligthum  in  Jerufalem. 

52)  Lawrence  nicht  ganz  wörtlich :  grÖfser  und  hoher 
als  das  erfiere ,  weiches  er  heßimmte  (,,  bounded  ••) 
nach  dem  frühern  Umkreis  („circular  fpot").  Cod. 
Rüpp.  hat  zu  diefem  Verfe    am  Rande    die  GloITe: 

(\t    Til^    was    unSreitig  Abbreviatur    für""  fl  +  I 

Y\CI^'t:/^J  Haus  der  Chrifien,  chrifiliche  Kirche 
.(vgl.  Ludolf  lex.  col.  395.).  Der  GlolTator  bat  über- 
haupt'zuweilen  fpätere  Zeiten  berückfichtigt,  als  der 
Verf.  des  Buchs  vor  Augen  hatte;  fo  z.  B.  deutet  er 

V.  37.  die  dem  Feuer  übergebenen  Schafe  durch  fl»  I 

(^ly    was    doch  wahrfcheinlich    fo  viel  als    fl't'^ 

C^(t\(^^  l  Haus  Mohammeds ,  d.  i.  die  Muhamme- 
daner  (vgl.  Ludolf  lex.  col.  62.)  feyn  foU.  Auch 
Jauche  (Verf.  e.  vollft.Einl.  in  d.  OiFenb.  Joh.  S-SZff.) 
bekennt  fich  ungefähr  zu  derfelben  Anficht  von  dem 
Sinne  des  vorliegenden  Abfchnittes,  und  benutzt  dem- 
felben  •  für  feine  Hypothefe  von  einem  chrißlichen 
YerfalFer  des  B.  Henoch  und  einer  Abfaffung  delTel« 
ben  nach  der  Zei  ßörung  Jerufalems  durch  die  Romer, 
,Jch  mache  mich  nicht  anheifcbig,  tagt  er,  die  dun« 


766  Kap.  89.    V.    39. 

Und  alle  feine  Säulen  waren  neu ,  und  fem  Elfah 


kein«  zum  Theil  verworrenen  Symbole  (des  Ab^cbni^ 
tes  Kp.  89»  29  ff* )  alle   zu   deuten  ;    nur  fckeint  wir 
klar  zu  feyn  ,  dafs  die  Zerfiörung  des  jikdifcken  Tt» 
pels  und  das  Gegrundetfeyn   der   chrifllichen  Gatii» 
fchaft  darin  angedeutet  ifi.*'^     Den  erßen  Theil  feia« 
Behauptung  kann  man  zugebeji,   ohne  damit  zugleiik 
den  zweiten  Theil  derfelben  zu  unterfchreiben.  Abs 
auch  jener  mufs  in  einem  etwas  andern  Sinne  geDOBh 
men  werden,  alt  e%  Lücke  offenbar  getban  hat.  Dea 
nicht  die  wilden   Threre  (die  Feinde  der  Juden,  äi 
nach  Lücke* s  Vorausfetzung  die   Römer)  verbrecDO 
und  zerßören  das  alte  Haus ,   fondem  der  Btrr  itr 
Schafe  (alfo  Gott)  felbft  verfenkt  es ,   um  ein  befieTd 
an  feine  Stelle  zu  fetzen;  die  Koftbarkeiten  desHic- 
fes  werden  nicht  geraubt  und  nicbt  nacb  dem  Unut- 
gange  der  Sonne  zu  (nach  Rom)  entfübrt ,  oder  pt 
dort  im    eiteln  Gepränge  als   Siegeszeichen  im  Tri^ 
nmph  mit  herum  getragen,  fondern  offenbar  wiriiü 
Vorzuglichere  in  dem  Haufe  auf  des  Herrn  Befehlyv 
der  Verfenkung  der  Mauern,  welche  viregen  ibrei  ü- 
terSy  wegen  ihrer  unfcheinbaren  Geßalt  und  ihrer  ^ 
Verhältniflen  nicht  mehr  entfp  rech  enden  Befchtie» 
beit  andern  Platz  machen  foUen  ,   forgfaltig  inr  Aof> 
bewahrung  zufaminengebracht  und    sur  Reckten  är 
Erde  (alfo  füdlich  vom  heiligen   Lande)  hinteikgl 
Man  wende  nicht  ein:  was  die  Römer  tbateo,  "^ 
doch  Gottes  Werk,  welcher  fich  ihrer  nur  als  Vftxd 
und  Werkzeuge  bediente ;  denn  der  Verf.  utttericbev 
det  durchgängig  das  *  was  der  Herr  der  Schafs  A^ 
ganz  genau  von  dem»    was   diefe  oder  ihre  Feii'B 
Tollbringen.    Man  vergl.  namentlich  Kp.  Sg^te-i  «^ 
Bach  ein  Schaf  (Mofes)  4>*  beilige  Zelt  baut;  fen« 
Kp.  88t  81*  III  £  über  den  Bau  des  (alomoaiicfa« 


Kap.   89.    V.   39.  767 

dn  neu  und  fiärkef  als  das  erfie  alte,  welches  er 


und  nachexilifcben  Tempels,  welchen  Schafe  hewir* 
ken.  Die  Zerftörung  des  Heiligthums  durch  dieChal- 
daer  bezeichnet  Kp.  gg,  loi.  durchaus  als  ein  Werk 
wilder  Quadrupeden.  Demnach  ßeht  wohl  feft,  dafs 
das  Vertaufchen  des  alten  Kaufes  mit  dem  neuen  kei- 
nesweges  die  Verbrennung  des  Tempels  unter  Titus 
bedeuten  könne.  Noch  weniger  verträgt  Geh  mit 
der  Darftellungsweife  des  Verf.  die  Annahme ,  dafs 
V.  39  und  40.  der  Untergang  des  Mittelpunctes  der 
jüdirchen  Heligionsgemeinfchaft  der  Gründung  der 
chriftlichen  entgegengeßellt  werde ;  n^an  würde  gana 
aus  dem  Gedankengange  delTelben  heraustreten,  wenn 
hier  ,Haus  uneigentlich  genommen  werden  follte« 
Denn  der  Verf.  denkt  dabei  anderwärts  nur  an  daa 
wirkliche  Gebäude  des  Tempels ;  die  hier  und  V.  39; 
angewendeten  Ausdrücke  lind  auch  von  der  Art,  dafs 
fie  nur  gezwungen  lieh  zum  Bilde  geftalten,  wobei 
man  fiufserdem  mehreres  als  müfsige  Seiten  des  Bil- 
des geradezu  müfste  fallen  laßen,  und  V.  43  —  43. 
nicht  SU  erklären  wären.  Tft  aber  V.  39. ,  wie  auch 
Lücke  zu  glauben  fcheint,  das  ölte  Haus  nichts  an- 
deres als  der  Tempel  zu  Jerufalem,  fo  kann  auch 
daa  neue  Haus ,  welches  V.  40.  fcbildert ,  wiederum 
nur  ein  Tempelgebäude  feyn ,  da  fonft  der  Vergleich 
gar  zu  hinkend  wäre.  Ohnehin  kommt  ja  das  neue 
Haut  ganz  auf  diefelbe  Stelle  y  welche  vorher  das 
alte  eingenommen  hatte.  Die  Gründung  des  Chri- 
fienthums  kann  überhaupt  keinem  befiimmten  Orte  in 
Jerufalem  zugefchrieben  werden;  wäre  es  aber  auch 
möglich ,  fo  ift  wenigftens  nach  Ap.  Gefch.  2»  I  ff. 
nicht  der  Tempel  als  derjenige  zu  betrachten ,  wo 
die 'jerufalem  fche  Gemeinde  zlierft  entfprang,  obfchon 
ich  gern  zugebe»  dafs  die  Chriften  anfangs  den  Tem- 


768  Kap.  89.    V.  39. 

herausgebracht  hatte, 

pel  fleifsig  befuchten  (vgl.  Ap.  Gefch.  2,  46.).    Auch 
Latte  der  Segen  des  Chrißenthums  ßch  weit  über  Fa- 
läßina*8  Grenzen  hinaus  verbreitet,  als  die  Worte  fei- 
nes Stifters  (Matth.  24,  2.)^  ««^^  wird  hier  nicht  ein 
Stein  auf  dem  andern  bleiben'^   ßch  an  dem  Fracht- 
baue  des  jüdifchen  Tempels  bewahrten.     In  unferm 
Abfchnitte  entßeht  aber  das  neue  Haus  erfi  dann,  ah 
das  alte    hinweggenommen  worden  war;    dies  wir 
auch  nothig^    weil  diefelbe  Baußelle  benutzt   wird. 
Streng  genommen  und  factifch  iß  auch  die  chrißlicbe 
Religion  nicht  an  die  Stelle  der  jüdifchen  getreteo, 
da  letztere  noch  immer  eine  fehr  anCehnlicheZahlTon 
Bekennern  hat,  und  nach  Matth.  24»  34.  Ach  erbalten 
wird.      Kurz  Lücke  s  Erklärung  mag  ßch  bei  eioer 
flüchtigen  Betrachtung  unferes  Abfchnittes  empfehleo, 
beim  Eingehen    in    das  Einzelne  dagegen  fchwicdet 
das  Blendende  derfclben  nicht  nur,  fondern  ße  erweit 
Heb  auch   dann  als   völlig  unhaltbar.       Me£ianifcka 
Inhalts  iß  die  Stelle  allerdings ,  aber  nicht  aus  cbrii* 
lieber,    fondern  jüdifcher  Betrachtungsw^eife  berrot* 
gegangen,  und  der  Verf.  derfelben  iß  kein  JudeDcbiÜi 
fondern  ein  Jude.     Wir  haben  nämlich  hier  nnrdiS' 
felbe  Hoffnung,  welche  im  A.  T.  fo  oft  ausgefprocfaes 
iß,  dafs  der  Glaube  an  Jehova  zuletzt  in  feiner  Wah^ 
heit  erkannt  werden  und  allgemeinen  Eingang  fiadeO} 
aber  dadurch  die  Scheidewand  fallen  werde,  welcbedie 
Gemüther  der  Hebräer  und  Nichthebräer  von  einai' 
der  entfremdete  (vgl.  Pf.  22,  28  ff«    Jef.  2,  2— 4- 
9,  I — 2.   19,  23-    23,  Ig.    60,  I  ff.   Kp.  65  und  66. 
Jer.  3,  17—19.  Mich.  4,  iff.  Zacb.2,  II.  8,20—23- 
14«  l6.)«     Diefe  Erwartungen  knüpfen  Geh  aber  iaft 
Henocfa,  und  foauch  in  diefem  Abfchnitte  nidtmebr, 
wie  es  im  A.  T.  fo  oft  der  Fall  ift »  an  einen  aiug^ 


> 


Kap.   89.    V.  40.  769 

s 

40.     und   [der  Herr   der  Schafe]  in   feiner 
Stte^^).  Und  [ich  fahe]  alle  Schafe,  welche  übrig 


zeichneten  Herrfcher  aus  Davids  Stamm,  welcher  fie 
EU  verwirkliclien   berufen  ift,    fondern  verlaufen  in 

-  den  allgemeinern  Gedanken ,  wie  fogar  fcbon  in  der 
Gencfis  (Kp.  12,  3.  22,  ig-  26,  4.  28»  14«)  t  dann  in 
dem  letzten  Theile  des  Jefaias  und  beim  Daniel  (Kp.  2» 
44.  7,  14.  27.)«  I^er  39ße  Vers  ift  im  Grande  nur 
Wiederholung  dei  HolTnung »  welche  Haggai  2,  7*  9« 
ausgefprochen  hatte:  y^Und  ich  erfchUttere  alle  VöU 
ker^  und  es  kommen  die  Koßharkeiten  aller  Völker^ 
und  ich  erfülle  diefes  Haus  mit  Herrlichkeit  ^  fpricht 
Jehova  der  Heerfcharen.  Gröfser  wird  feyn  die  Herr" 
lichkeit  diefes  letzten  Haufes  als  des  erfien^  fpricht 
f  Jehova  der  Heerfcharen ,  und  an  die  fem  Orte  will  ich 
Frieden  gehen ,  fagt  Jehova  der  Heerfcharen.**  Auch 
nach  Ezech.  45,  l  ff.  wird  ein  gröfser  Raum  für  den 
Tempel  und  feine  heilige  'Umgebung  (das  Harem  der 
Araber)  beftimmt,  und  nach  E«ech.  47,  i  S.  foll  fogar 
ein  herrlicher  Strom  mit  Fruchtbäumen  an  feinen 
Ufern  die  Gegend  des  Tempels  beleben.  Gegen  Ende 
des  Verfes  ergänzt  Laurence  zu  den  Adjectiven:  »»das 
erße  alte**^  den  Begriff  Elfenbein  ^  worauf  fich  aller- 
dings diefe  Epitheta  beziehen. 

53)  Mitten  im  neuen  Haufe  ift  Gott  iind  der  Theil  des 
Volkes,  welcher  übrig  blieb,  wird  geehrt.  Die  Herr- 
liebkeit  Jehova's  erfchien  fchon  im  heiligen  Zelte 
(2  Mof.  40,  34  ff.)  und  im  falomonifchen  Tempel 
(I.Kön.  8.  10.  II.  2  Chron.  5,  13.  14.  7,  i  —  3.);  et 
^ifl;  daher  ganz  natürlich ,  dafs  das  B.^Henoch  nach 
dem  Untergange  der  Feinde  und  der  Hefftellung  eines 
prachtvollen  Tempels  Gott  wieder  darin  wohnen  lädt, 
was  auch  fchon  Ezech.  43;  2.  4  —  5.  44,4.  ankündigt. 
Früher  verlieCs  ei:  das  Haus  (Kp.  88»  90«  92.)  wegen 


770  Kap.  89.    V.  40—41. 

geblieben  waren;  und  alles  Vieh,  n^'elches  auf  der 
Erde,  und  alle  Vögel  des  Himmels  fielen  nieder  ut^H 
warfen  fich  hin  vor  diefen  Schafen,  und  flehten 
zu  ihnen  und  hörten  auf  lie  in  allem  \Vorte. 

41.  Und  darauf  brachten  jene  Drei,  welche 
weifs  gekleidet  waren  ^'^^  und  mich  gefafst  hatten 
bei  meiner  Hand,  diejenigen,  welche  mich  zuvor 
hatten  hinauffi eigen  laden,  —  und  die  Hand  delTen, 
welcher  fprach,  hielt  mich,  —  mich  hinauf  und 
fetzten  mich  in  die  Mitte  jener  Schafe,  ehe  fiatt 
fand  das  Gericht. 


der  Lafter  des  Volks  ;  nun  aber  verbirgt  er,  mitEzedi. 

39,  29«  zu  reden,  fein  Angeficbt  nicht  mehr.    Laurtnce 

bat  das  in  Klammern  GefchloITene  nicht  und  überfetzt: 

„und  während  alle  die  Schafe  ^  welche  übrig  gelaßn 

worden^  in  der  D/Iitte  deßelben  waren*^  fo  dafs  fcboo 

hier  der  Gedanke  fleh  fände ,  welcher  V.  4^  und  4^ 

ausgefprocben  ift.     Allein  die  von  mir  aus  Cod.  Rüpp« 

beibehaltene  Angabe  ift  unftreitig  vorzuziehen:  Gott 

zieht  wieder  in  fein  Heiligthum  ein ,  und  die  Völktf, 

welche  bisher  feindlich  gegen  die  Juden  gefiimaitwi' 

ren,  demüthigen  fich  vor  dem  übrig  gebliebenen  froB* 

menTheile  derfelben.    Vgl.  die  Hoffnungen  bei  JeLu 

1.2.  45»  14-  49»i^2  —  23.  60,4—14.  61, 5* 6.  66,12- 

Der  Ausdruck  ift  Hen.  61,  12.  ähnlich ,  1^0  aber  dj* 

.  Niederfallen  vor  dem  Menfcheufohne  gercbieht. 

54)  Bezieht  fich  auf  Kp.  g6,  2. ;    diefer  Drei  gedenkt 

der  Verf.  auch  Kp.  go,  7.     Auch  Kp.  17,  i.  faeifstes, 

dafs  Engel  den  Henoch  hinauf  zum  Himmelsgewölbe 

gebracht  hStten.     Diefer  Vers  weift  uns ,  wie  am- 

driicklich*  bemerkt  wird  ,  in  die  Zeiten  vor  dem  Ge* 

rieht  zurück ,  um  deutlich  zu  macben ,  wie  Henock 

im  Stande  gewefen  fey,    diefa   allea   su  fehen.     Is 

42ften  Terfe  dagegen  wird  die  Schilderung  deflfeii,  wn 


Kap.  89.     V.  41.  771 

42.  Und  diefe  Schafe  waren  alle  weifs  und 
re  Wolle  grofs  und  rein.  Und  alle,  welche  um- 
^bracht  und  vernichtet  worden  waren,  und  alle 
hiere  des  Feldes  und  alle  Vögel  des    Himmels 

nach  Verhängung  der  Strafe  gefchehen  foU,  wieder 
aufgenommen.  Weifs  ßnd  die  übrig  gebliebenen,  nicot 
zum  Feuer  verdammten  Schafe;  denn  der  Reft  des 
Volkes,  wie  es  Jefaias  gewöhnlich  autdruckt,  bekehrt 
fich »  ift  heilig  und  gut  (vgl.  auch  Jef.  4,  3.'  10,  21. 
32.  33.  26.  27*  29.  II9  II.  und  in  anderen  melHa- 
uifcben  Abfchnitten ;  Ezech.  36,  26  —  27.  in  der 
'Schilderung  der  nach  dem  Exil  lebenden  Generation). 
Auch  die  wilden  Thiere  (die  Heiden)  wenden  fich  zu 
dem  neuen  Haufe;  vgl.  die  ähnlichen  Erwartungen 
Pf.  681  29  ff.  72,  9  ff.  Micha  4,  I  ff.  Jef.  2,  2  —  4, 
'Jer.  3,  17  — 19.  Zach.  14,  17  ff.  Es  liegt. alfo  darin 
nicht  nothvvendig  Anfpielung  auf  die  weltbefiegende 
Kraft  des  Chrifienthumes.  Auch  die  früher  im  Kam- 
pfe   Gefallenen    (©fV-np^:    AAI    't'>'>A': 

O't'HCN^  • ;  über  letztem  Ausdruck  f.  Anm.  bu  Kp. 
88f  117*)  follen  Theil  haben  an  dem  Glücke  der  mef- 
fianifchen  Zeit ;  dies  fetzt  voraus,  dafs  fie  wieder  be- 
lebt werden.  Vgl.  damit  die  Wünfche  Jef.  269  19.9  die 
Schilderung  Ezech.  37,  i  ff.  und  Dan.  12,  2.  I3.  Sollte 
doch  fogar  nach  Jer.  30,  9.  Ezech.  34,  23.  24.  37»  25. 
der  wieder  erweckte  David  das  Volk  einft  wieder  be« 
berrfchen.  Von  einer  Auferfiehung  der  übrigen  Men« 
~fchen  wird  nichts  erwähnt,  fondem  nur  der  Gutge* 
finnten,  wefshalb  man  üuch  Kp.  5O9  I  ff.  blob  von 
der  Auferftehung  der  Gerechten  deuten  konnte.  Da 
jedoch  die  70  Hirten,  von  denen  gewöhnlich  der  eine 
erft  nach  dem  Tode  des  andern  zur  Regiprung  kam^ 
gebunden  vor  dem  Richter  fiehen ,  beurtheilt  und  be* 
'firaft  werden  (V.  33.)9  fo  dachte. der  Verf.  fie  lieh  al- 


772  Kap.  89.    V.  42—43. 

wandten  lieh  zurück  zu  diefem  Haufe,  u 
Herr  der  Schafe  freute  fich  mit  grofser  1 
weil  fie  alle  gut  waren  und  zurückkehr 
dem  Haufe. 

43.  Und  ich  fahe ,  bis  fie  niederlegte 
Schwert,  welches  gegeben  worden  war  dei 
fen ,  und  fie  brachten  es  zurück  in  das  Hau 
verfiegelten  es  vor  dem  Angefichte  des  Hei 


lerdings  auch  wieder  ins  Leben  surück  gekel 
werden  aber  nicht  wiederum  den  Erdbewohi 
gefeilt,  fondern  dem  Feuerfchlund  übergebe 
welcher  endlichen  Entfeh eidung  ihres  Schick 
der  Betrachtung  des  Verf.  entfchwinden.  Av 
ifi.  dafs  es  auch  von  den  Thieren  des  Feldes  und 
des  Himmels,  alfo  den  Heiden ^  heifst:  fie  i 

fick  zurück  ('1\tr\/Vi  1%  da  fie  früher  noch  t 
Haufe  des  Herrn  gewefen  waren ;  Laurence  ü 
daher,  freilich  nicht  wörtlich:  fie  verfammelu 
der  Ausdruck  bezieht  fich  jedoch  wohl  nur 
Schafe,  welche  von  dem  Haufe  gewichen  war< 

88»  89*  89«  9* )  ^"^  ^^^  ^^  Gemeinfchaft  mi 
frühern  Gegnern  fich  dahin  zurück  wenden, 
fange  von  V.  42.  hat  Laurence  das  ^emonfti 
bei  dem  Worte  Schafe  nicht;  und  am  SchlufTc 
ben  und  Y.  43.  das  PofielRvum :  „zu/eiraer  Woh: 

wo  aber  im  Cod.  Rüpp.  blofs  OTlTt'  l  (W  l  , 
wird.     Die  zweite  Ausgabe  feiner  Ueberfetmuo 

übrigens  n^/\i  l   in  demfelben  Satse  ganm 
von  der  Vergangenheit :  „fie  waren  zurückgefc 
wahrend  die  i^e  Ausgabe  falfchlich  dasPraCeiis 

55)  Von  hier  an  differiren  die  beiden  AutgalN 
haurence*khen  Ueberfetzung  in  der  Veraabtli 
des  Kapitels ;  denn  V.  44.  der  2teu  Ausg.  bilde« 


Kap.  89.    V.  U.  773 

44.  Und  alle  Schafe  wurden  eingefchlofTen  *•) 
i  diefem  Haufe ,  und  es  fafste  fie  nicht ,  und  die 
ugen  aller  wurden  geöffnet,  und  fie  fahen  den 
Uten,  und  nicht  Einer,  welcher  um  nicht  fchaute, 
ar  unter  ihnen. 


einen  Theil  des  43ßen  Verfes  in  der  iften  Ausg.  Dem« 
nach  hat  Kp.  gp.  in  der  ißen  Ausg.  nur  50 ,  in  der 
2ten  aber  51  Verfe«  Ich  habe  die  letztere  Abtheilung 
befolgt;  Cod.  Rüpp.  ßimmt  mit  keiner  von  beiden 
zufammen.  Der  Inhalt  von  V.  43.  weift  auf  Y.  27. 
Die  Kp.  62»  15.  vorkommende  Aeufserung:  „das 
Sdbwert  witd  bleiben  vor  dem  Angefichte  des  Men* 
fchenfohnes  *<  erhält  durch  das  hier  Erzählte  auch 
mehr  Anfcbaulichkeit. 

56)  -tA/^Ch  :  Der  Verf.  wählt  gerade  diefe  büdliche 
Bezeichnung  fchützender  Fürforgey  weil  fie  der  Dar« 
fiellung     des    hebräifchen    Volkes    als    einer    Schaf« 

beerde  am  angemelTenfien   war.      O/\0I   (in  Cod. 

Rüpp.  mit  Ar  gefchrieben)  ßeht  oft  im  fchlimmen 
Sinne ,  als  Kp.  669  4«  68>  40. 9  was  aber  hier  gegen 
den  Zufammenhang  ift ;  auch  nach  Kp.  gg»  6o.  wur- 
den früherhin  die  Schafe  fämmtlich  in  das  Haus  ge- 
ftellt.  Laurence  deutet  zwar  in  einer  Note  an.  dab 
ihm  derfelbe  Text  vorlag  9  welchen  Cod.  Rüpp.  dar- 
bietet, überfetzt  aber  minder  wörtlich:  ,,Alle  Schafe 
würden  eingefckloßen  feyn  in  diefes  Haus,  wäre  es 
fähig  ^ewejen^  fie  zu  falTen."  Es  ift  hyperboUfche 
Rezeichnung  der  grofsen  Menge;  vgl.  die  ihnlicbe 
DarSellung  Jef.  49,  19 — 21.  Darum  heifst  es  auch 
in  der  Parallele  V.  45.  nur,  das  Haus  fey  äuCierft  voll 

(f^fhtl:  <iJ^(^  l )  gcwefen.  Geöffnet  £ad  nun 
die  Augen  der  Schafe  ( vgl.  Kp.  gg,  67.  6g*  %9f  g. 
13.  I4O  t  während  fie  in  der  Vorseit  ihre  Augen  ver- 


774  Kap.  89.    V.  45. 

45.  Und  ich  fahe,  dafs  diefes  Haus  grofs  war, 
und  weit  und  voll  gar  fehr.  Und  ich  fahe,  da(s 
geboren  wurde  Ein  weifses  Rind*^),  und  itm 
Hörner  waren  grofs,  und  alle  Thiere  des  Feld« 
und  alle  Vögel  des  Himmels  fürchteten  es,  vai 
flehten  zu  ihm  zu  aller  Zeit. 


blendeten  (Kp.  gg,  $2.  55*  67*  gQ-  II5-   89»  90-    ^" 
den  übrigen  Abfchnitten  des   B.   Henoch  bietet  nu 
Kp.  529  5  —  6.  einen  Anknüpfungspunkt  mit  derSi^ 
derung  des  Haufes  dar.     Darnach  foll  das  Haus  da 
Verrammlungy    nachdem  die  feindlichen  Könige  es* 
gekommen  9    fortan  unverändert  hleiben.      Vgl.  accä 
Ezech.  43,  7.    Uebrigeiis  deutet  der  GloCfator  deiCoi 
Rüpp.  auch  V.  42.  wieder  vom  chriftlichen  Glanbea. 
57)  Hierunter  iß  derMelRas  gemeint.  Er  foll  aisSpiöd- 
ling  des  hebraifchen  Volkes  bezeichnet  .Mrerden,  wii 
in  der  Allegorie  des  Verf.  nicht  füglich   anders  ab- 
zudrücken war.     Nicht  bei  dem  Gericht  felbfi  erfchdüt 
er  thätig,  wie  in  der  Abtheilung  Kp.  37  —  70.  (ul 
Anm.  67.  zu  Kp.  45,  3.) ,  fondern  nachdem  es  rol^ 
bracht  iß,  fieht  er  an  der  Spitze  des   Volkes  (vgLHpi 
6lt  IlO»  ^odafs  hier  ungefähr  diefelbe  Anficht  benick 
wie  Kp.  104b,  2.     Nach  Kp.  45*  4.  51»  4.  60«  4-  öli 
17.   wohnt  er  in  der  Mitte  der  Auaerwahlteo  o«k 
Beßrafung  der  Sünder.     Der  Name  fVeibesfok»,  ^ 
chen  der  MelBas  Kp.öl»  9.  führt,  und  MeHfchnJt^ 
welchen  er  in  den  fogeaannten  Parabeln  (Kp.  37 '! 
mehrfach  erhalt  (f.  Anm.  67.  zu  Kp.  45,  3.},  ebenfo  ft 
Benennung  Mejßas  lehren  uns,  da£i  diefer  StellreitifV 
Gottes  nach  dem  B.  Henoch  menfckUeher  Abknaft,  ^ 
da  hier  alles  fich  auf  die  hebrSifche  Nation  beliebt,  ji^ 
fchen  Urfprunges  iß.    GrSfse  der  HörAer  badenteC  alt* 
l^ch  gewaltige  Kraft  und  Macht  (vgL  V.  13  ff.).  G^Sfi" 
tet  und  verehrt  auch  von  den  Heiden  wird  darBbI* 


Kap.  89.    V.  46  —  47.  775 

46.  Und  ich  fahe,  bis  verändert  wurden  ajle 
jfchlechter  derfelben^®),  und  fie  wurden  alle  zu 
eiHsen  Rindern.  * 

47.  Und  das  erfie  in  ihrer  Mitte  wurde  zum 
^orte,  und  diefes  Wort  wurde  zu  einem  grofsen 
[liere  ^^),  und  an  ihm,  auf  feinem  Kopfe,  waren 


auch  nach  Kp.  43, 4.  61,  IG.  Noch  fiarkere  Ausdrücke 
über  die  ihm  erwiefene  Ehre  finden  fich  Kp.  4g,  2. 3, 
60»  II  ff.  61,  12  — 13.  Laurence  überfetst  hietKuh 
ftatt  Rind  9  wie  er  auch  fonft  gethan  hat  (f.  Anmerk» 
zu  Kp.  35,  4.  und  hier  V.  46. ,  wo  der  Plural  Kühe 
angewendet  iß};  defTenungeachcet  hat  er  das  darauf 
besüglicbe  Pronomen  im  Mafculino,  wie  der  athio- 
pifcheText  (,,/iim*^  fiatt  ,,A«r*'),  und  swar  in  beiden 
Ausgaben ,  wahrfcheinlich  weil  er  doch  ebenfalls  ein 
männliches  Wefen  unter  dem  Bilde  fuchen  zu  miilFen 
glaubte.     Er  bemerkt  übrigens  ^zu  V.  45.  darüber: 

55jB(£?OJ(D*  (timebunt  eum)  mit  dem  Mafculinar- 

Suffix;  das  äthiopifche  Wort  ^SJfi^l  Muh,  fcbeint 
ein  Epicoenum  (  „  generic  term  ** )  zu  feyn  ,  wie  das 
englifche  Wort  pieep  (Schaf).** 

58)  'T^A«:  AH^j^l/^'^:  gibt  iaur#ftc^  minder 
wörtlich:  die  Natur  aller  derfelben.  Der  Sin\i:  das 
Wild  trat  herüber  in  die  ClaÖe  des  folgfamen,  gut- 
mütbigen  Hausthieres ;  oder  ohne  Bild :  die  bisheri* 
gen  Heiden  wurden  fromme  Verehrer  Jehöva's.  Das 
Suffix  an  azmad  kann  nur  auf  Thiere  des  Feldes  und 
Vögel  des  Himmels^  d.  i.  die  heidnifchen,  früher  den 
Hebräern  feindlichen  Nationen  bezogen  werden. 

59)  Laurence  läfst  die  Stelle  vom  Yerbo  fehen  (V.  46.) 
abhangen,  und   überfetzt,  da  er   A\i^«    für  Kuh 

.    nimmt:    Und  dajs  die  erfte^  (welche)  war  in  der  Mitte 
derfelben^  fprach^  als  diefes  Wort  ein  grofses  i'kier 
Buch  Hcnocli«  50 


na  Kap.   89.     V.  47. 

gofse  und  fchwarze  Homer. 


wurde,  liefert  aber  in  den  Anmerkangea  den 
naltext:  1>^ö^<R:  ^O^T^Yl^OD»:  Y^l,:   ' 

Riipp.  faß  überein fti m ni t ,   nur  hat  er   fiatt  des 

Wortes  das  fynonyme  ^^A^^*  mitderCopi 

und  (tatt  arvi  das  richtige  AC  b  *      Hiezu   b 
nun  Laurence :  ,,Der  buchftäbliclie  Sinn:   die  < 
ihrer  3Tute  wurde  ein  IVort  und  das  Wort  wu 
grofsef  Thier^  fcheint  ganz  unverfiändlich ;  vi< 
habe  ich    ihn    aber   fo   nicht   viel    verfiandlicl 
macht/*     In  diefes  Urtheil  deHelben  überfeine 
fetzung  mufs  jeder  Unbefangene  einßimmen; 
weift  ßch  aber  auch  als  ganz   verfehlt  ^  weil 
l(ein  Verbum  feyn  kann ,  fondero  offenbar  Sul 
vum,  wie  die  Worte  veetu  nagar  (und  diefes 
aufser  allen  Zvveifel  fetzen.     Vorausgefetzt,  di 
Text,  in  welchem  CoH.Rüpp-,  die  Oxforder  und 
fcheinlirb  auch  die  Parifer  Ilandfchiift ,   von  \« 
Laurence  eine  Abfcdrift  benutzen  konnte ,    do< 
faminen  fiimmen ,  wirklich  richtig  ift,   hat  die 
allerdings   etwas  fehr  Auffallendes.     Man  foUt 
Gedanken   erwarten:     das   Rind   wucUi    siun 
heran  und  wurde  ein   gewaltiges  Thier;  odec 
dem  Aehnlichea.     Ich  kann  mich  daher  der  7 
thnng  nicht  erwehren,    dafs  der  Text  hier  ao 

ruption  leide.     Vielleicht  iß  beide  Male  PC*) 

chea  auch  Kp.  34,  13.  fich  findet,  au  lefen  Satt 

Man  könnte  auch  an  *i^  •  Elephatu  denken,  wi 

in  der  Form  ijC*  noch  näher  kommst;  da  ei 
keifst ,  dafs  das  grofse  ji^ier »  zu  wachem  das 
fich  entwickelte I  grofse  Hörner  gehebt  Jiabe, 


Kap.  R9.     V.  4«.  777 

48.     Und  der  Herr  der  Schafe  freute  fich  über 
*®)  und  über  alle  Rinder. 


diefe  Combination  untulädig.  Das  Heterogene  dage- 
gen würde  fich  mit  Rückficht  auf  Kp.gg»  12.  {g.  wohl 
entfchuldigen  lalTeii.  Ein  zweiter  Emendationsver- 
fuch,  der  mir  noch  belTcr  zu  feyn  fcheint»  ftutzt  fich 
darauf,  dafs  es  dem  Zufammenhange  ganz  angemefl*en 
wäre,  wenn  der  Verf.  fagte:  das  Rind  wurde  zum 
Fuhrer ;  am  nächften  läge  dann  dem  im  Texte  ftehen- 
den  Worte  STC*  offenbar  j'^fJJ*  rex^  imperator. 
Man  vgl.  Kp.  8^,  77.:  „ein  Kleines  Schaf  (Salomon) 
wurde  Herzog  und  Führer  der  Schafe.^*  Zu  einem 
folchen  Sinne  müfien  auch  die  Worte,  wie  fie  jetzt 
lauten,  fich  bringen  laden,  wenn  er  erträglich  feyn 
foll.  Man  nehme  alfo  dann  Wort  iüx  Sprecher ^  Wort' 
führ  er  ^  das  ift  fo  viel  als  Ordner  und  Leiter  (der 
Heerde).  Obfchon  ich  (f.  Änmerk.  zu  V.  39.)  glaube, 
dafs  hier  nur  vom  Meflias  gehandelt  feyn  könne,  fo 
fcheint  mir  doch  eine  Yergleichung  des  n'ngqr  mit 
dem  Logos  des  £v.  Johannes  nicht  empfehlungswür. 
dig»  weil  eine  folche  Bezeichnung  des  grofsen  Stell- 
vertreters Gottes  in  diefem  Zufammenhange  gar  zu 
unerwartet  wäre.  Uebrigens  bat  die  ätbropitche  Ver. 
fioD  des  N.T.  für  o  Xdyog  nUht  SHC-j  fondern  ^A: 
gewählt «  ,was^  denn  auch  ia  der  amharifchen  Ueber- 
ÜDtzuqg  beibehalten  ift.  An  ihm ,  welches  durch  das 
nachfolgende  auf  feinem  Kopfe  näher  beftimmt  wer« 
den  feilte ,  läfst  Laurence  aus.  Die  fchwarze  Farbe 
der  Hdrner  ift  hier  nicht  'BUd  .der  Gefinnung  defii  ge« 
hörnten  Thieres,  fondern  der  Natur  des  Rindviehs 
angemeffen. 
60}  Nämlich  über  die  Schqfe,  Hierunter  verßeht  der 
Verf.  die  Juden^  unter  den  Rindern  dagegen  die  mit  ih- 
nen nunmehr  vereinigten  Heiden  (vgl.  V.  46.)- ' 

50  * 


6l)  In  den  letzten  3  Veifen  da  Kapitell 
fpiicht  Henocb  die  Empfindungen  au 
,  bei  diefem  GeCchte  ergriffen ;  und  zvi 
Weife,  wie  in  andern  Partien  des  Buc 
Kp.  8S<  ic^-  94'  !•  Ueber  den  Schi 
f.  Anmerk.  nu  Kp.  24,  II.  Im  Traui 
triarch  die  Zukunft,  wie  fcboa  Kp< 
angedeutet  wurde;  diefer  Weg  der  M 
aucb  fuiiß  im  Bucbc  voiauBgefetKt  (Kj 
Laurv'ue  zieht  den  Anfang  des  3ten  '. 
KU  dem  vorbergelienden  und  üherretut 
fahe  fcklajend  und  wachend."  Diefs  ift 
vielinebr  fcbaut  Henocb  alles  im  Trau 
Verbindung  :  weinie  ein  groftts  fVe'mt 
Kp.  64. 5-  und  Anm.  bu  Kp.  59,  j.  (S.  4 
at1o6.veTgoi»  HenocbTbriuen  übet  dt 
der  Schafe;  auch  das  hier  ervrShnta  1 
Ccb  auf  die  Noth,  welche  Ce  xu  oi 
eh«  die  V.  39  S.  gefcbildcrte  beflere  ', 
bricht.     Der  Schmerz  darüber  droht 


Kap.  89.     V.  50— 51.  779 

rabAeigen  wegen  deflen,  was  ich  gefehen  hatte, 
inn  alles  wird  kommen  und  erfüllt  werden.  Und 
e»  in  jedem  einzelnen  Theile  des,  Handelns  der 
enfchen  wurde  mir  gezeigt. 

51.  Und  in  jener  Na^ht  erinnerte  ich  mich 
sines  erfteren  Traumes,  und  defshalb  weinte  ich 
td  war  beltiirzty  weil  ich  gefehen  hatte  jenes 
blicht. 


tneines  Eraclitens  nur  zum  Vorigen  gehören  kann. 
Henoch  will  fagen :    ich  hatte    unterliegen  müden, 
wenn  ich  f^ner  hingefehen  und  wahrgenommen  hätte» 
'dafs  fie  herabftiegen.     Wer  aber  fteigt  herab  und  wo- 
hin begibt  er  Ech?    Entweder  ift  es  mit  Rückficbt 
auf  y.  32.  fo  zu  verftbhen ,  dafs  die  Engel  vom  Hirn* 
in^l  herabkommen,    um  die  Strafe  an  den  Sündern 
■ZB  vollziehen,  oder  mit  Bezug  auf  V.  33.  fo  zu  neh- 
men ,    dafs  die  Böfen  hinabfinken  in  den  Abgrund. 
Nach  meinem  Gefübl  iß  die  erftere  AnGcht  vorzuziehen; 
vgl.  auch  Kp. 99, 1.  Den  zunächft  folgenden  Satz :  denn 
alles  u.f.w.  überfetztLawrentfe  im  Präterito ;  im  Aethio- 
•pifchen  Acht  aber  das  Futurum,  was  auch  dem  Zufam- 
nenhange  viel  angemelFener  iß«  In  derfelb'en  Nacht,  wo 
Henoch  diefen  ausführlichen  Traum  hatte  (vgl.  Kp. 
84»  !•)>  gedenkt  er  des  frühern,  welcher  Kp.  82  —  83- 
erzahlt  ift.     Eine  Anfpielung  auf  diefen  hier  fchlie-' 
fsenden  Abfchnitt,  namentlicb  auf  Kp.  89t  39*»  meint 
iSücke  (Verf.  e.  voUft.  Einl.  in  d.  Oßenb.  Job.  S.  61. 
Anm.  3.)  im  Teftament.  Levi  cp.  10.  zu  finden,  wo  es 
heifst:   *0  yaQ  otxos,  ov  Sv  i%Xif;ritai  xv^coff,  '/c^ovtfvXijft 
xiliT^tferai ,    nad-oig    vtifU%u    ßlßlog  'Evax ,    tov    9i%€Uov. 
Da  aber  in  den  unmittelbar  vorhergehenden  Worten : 
„nal  diaünaffiiaBa(ys  aiziialtovoi  iv  xol^  ^Ovftfi,   nal  Itfcdde 
ng  6viUiMfi6v  %al  xaro^v  %al  eii  nazandnuM^'y  -doch  nur 

auf  das  Exil  zu  beziehen  find,  fo  mufs  man  wohl 


7ifi^  Kap.  yo.   V.  t. 

Kap.   90.     S  e  c  t.   XVni. «») 

I 

1.  „Und  mm,  mein  Sohn  Methnfalah,  rufe 
zu  mir  alle  deine  Brüder ,  und  verrammle  zu  niii 
alle  Kinder  deiner  Mutter;  denn  eine  Stimme 
ruft  mich,  und  der  Geilt  iit  ausgegolTen  über  mich, 
auf  dafs  ich  euch  zeige  alles,  was  euch  begegnen 
wird  bis  in  Ewigkeit.  *' 


die  Besiebung    auf  dlefen   Abfchnitt  zugeben,    aber 
nicht  auf  jene   beßiminte  Stelle   defTelben ,    (ondem 
viel  eher  auf  Kp.  88«  III  ff- 
612)  NacbParifer  Manufcript  (L.)  und  nach  Cod.  Rüpp. 
Diefe  Section   befchränkt  Geh  bloft  auf  diefet  eine 
Kap. ,  während  die  folgende  den  übrigen  Tbeil  def 
Buchs  in  lieh  begreift.     Ei  beginnt  mit  diefem  Kip* 
ein  paränetifcher  Abfchnitt,    welcher  mit  geriogea 
Unterbrechungen  bis  Kp.  104.  fortläuft»     Was  abei 
dazwifclien  gefiellt  ift,  gibt  immer  wieder  neue  Ter* 
imlalTung  zu  Ermahnungen  und  Warnungen.    Gerich- 
tet £nd  diefe  an  Henoch*s  Familie,  welche  er  au  im 
Ende  durch  Methufalah  zufanimenrufen  läfst  (Kp.90i 
I  ff.).     Das  meiße  InterelTe  gewährt  aber  die  ia  10 
Wochen  vertheilte  und  nur  in  ihren  Hauptmomeotei 
angedeutete  Gefchichte  des  jüdifchen  Volkes,  weicbe 
von  den  Handfcbriften  auseinandergeriiTen  und  sv« 
Stellen,  nämlich  Kp.  90  und  93.,  zugetbeilt,  aber  fot 
Laurence  mit  Recht  in  Kp.  92.  zufammengefielltwor 
den  ift  (vgl.  Anm.  au  K^.  90,  14.  und  93,  X3*-I7v- 
Am  fonderbarßen  Meiljt  dahiu,  dafs  die  fpatere  Zeit 
(von  der  gten  Woche  iin)  in  den  Handfcbriften s«- 
erft  gefchildert  wird  (Kp.  90.  nach  V.  14.) ,  uni  & 
frühere,  worauf  die  Darfteilung  jener  mebrfiich  Rück* 
Acht  nimmt,  nioht  blofs  davon  gefchieden,  Ibodtft 

avch  fpäter  bebandeU  erfcheint.     ^1:*Vk  ;  dia  g^ 


k 


Kap.   90.    V.  2— 4.  781 

2.  Undvonihm  ^ ')  ging  Meihufalah  und  rief 
Ile  feine  Brüder  zu  ihm,  und  verfammclte  feine 
'erwandten. 

3.  Und  er  fprach  zu  allen  feinen  Kindern 
relHich , 

4.  lind  fagte:  y^Höret,  meine  Kinder,  jedes 
Tort  eures  Vaters,  und  vemebniet  gebülirend  ^*) 

iTTÖbnliche  äthiopifche  Form  für  Methüfalah.  Die 
Stimme,  welche  Henoch  ruft,  mahut  ihn  vtrahrfchein- 
lieh  an  fein  Scheiden  aus  dem  Kreife  der  Seinen  (vgl. 
Kp.  go,  9.).  Die  WeiiTagung  deüelben  befcbriinkc 
lieh  nicht  auf  die  Schickfale  der  ihn  umgebenden 
Perfonen ,  fondern  bezieht  fich  auch  auf  ihre  Nach- 
kommen 5  darauf  führt  der  Zufats :  7\iXi)  l  tVÜ^tV^l 
in  aeternum  usaue, 

63)  A^liU*!)  welches  jedoch  auch  dann^  hierauf  h^- 
deuten  könnte  (vgl.  V.  13.);  in  diefem  Sinne  nimmt 
es  Laurence.  Verwandte^  im  Aethiop.  fleht  ATl^'^J?'  I> 
eigentlich  Gefchlcchter^  Familien  ^  dann  aber  auch 
cognatii    vgl.  Ludolf  lex.  aeth.  lat.   eol.  475.      Am 

^  £ude  des  3ten  Verfes  überfetzt  Laurence:  in  fVahr- 
keit  für  das  Aethiop.  Pij^^  l  (nach  Ludolf  a.  a.  O. 
&ene),  in  welchem  Sinne  aber  HÄJf'x  ♦  gewöhn- 
lich iß.  Derfelbe  läfst  im  Anfange  von  V.  4.  die  Co- 
pula  aus  y  und  fchiebt  ftatt  derfelben  das  nomen  pro- 
prium Henock  ein.  Nacb  der  Aufforderung  des  Pa- 
triircfaen  V.  i.  handelt  die  kleine  Einleitung  von 
V.  2.  bis  in  dton  Anfang  von  V.  4.  in  der  dritten  Per- 
fon  von  Henoch«  wie  oft;  vgl.  z.  B.  Kp.  84f  I-  D*« 
Ermahnungsrede  erftreckt  fich  von  V.  4.  bis  zu  Ende 
des  Kapitels  (mit  Einfchlufs  der  in  Kp.  92.  geßcll- 
tdd  Verfe). 

J4)  nC'^\f*j    vgl-   Ludolf  lex.    col.  132.     Laurence 
liberfetat  es  dem  Zufammenhange  minder  angemeffeti : 


7ö2  Kap.  90.    V.  4  —  6. 

die  Stimme  meines  Mundes ;  denn  ich  i^erde  end 
hören  laßen  und  zu  euch  reden.  Meine  Lieben! 
liebet  Rechtfchaffenheit,  und  in  ihr  'vrandelt 

5.  Und  nahet  euch  nicht  der  Reclufcliaffeih 
heit  mit  zwiefachem  Herzen,  und  verbindet eod 
nicht  mit  denen,  welche  zwiefachen  Herzens, 
fondem  wandelt  in  Gercchti«:keit,  meine  Kindff, 
und  fie  wird  euch  führen  auf  guten  Wegen,  und 
Gerechtigkeit  wird  euch  feyn  Begleiterin. 

6.  Denn  ich  weifs,  dafs  Itark  w^erdenrai 
der  Zuftand  derBediückung^^^auf  der  Erde,  u&d 

in  Aufrichtigkeit*     Derfclbe  gibt  den  nächfien  Sa 

T\t\(^^\  J^flY^OOi:  durch:  ich  mochte  gnivm 
euere  Aufmerkfamkeit ,  und  knüpft  den  folgeoiflB 
durch  die  Partikel  während  daran.  V.  5.  warnt  tx 
Doppelßnnigkeit  und  Gemein fchaft  mit  zweidratips 

Menfchen;  über  den  Ausdruck  vgl.  Pf.  12,  3.  \\i^i» 
Genoßin ,  Begleiterin  der  Frommen  heifit  biei  Ür 
Gerechtigkeit,  wie  Sprichw.  7,  4.  die  Weiibeit cii 
Klugheit  Schwefler  und  Verwandtin^*^  um  iDDigeTa* 
eioigung  ausmu drücken. 

65)  V/A*?:   14:0:,    Laurence  etwas   freier:   „Ü 
Bedrückung   feyn    und  herrfchen  wird  auf  Erdo.** 

Bei  Gebäude  {^\\Kl)  fupplirt  derfelbe  oMf^n^^ 
tet  Jur<:fcyte(dieUngereclitif;keit),  allerdingti&Siost 
des  Schriftfiellers.  Dnr  Boden,  welchem  das  Bob  e^ 
fprofste,  und  das  auf  diefeiu  G^unde£ntftaDdeDevf^ 
fnllt  der  Vernichtung.  Der  Verf.  deutet  damit  ■■ 
die  grofse  Fluth.  Die  abermalige  Verfchledittnof 
des  JVTenfcbengefchlecbtt  erfolgt  nach  diefergrolMiE^ 
taBrophe  und  ungeachtet  dea  dadurchgegebeneagioii* 
Strafexempels ;  f.  auch  Kp.  loji  i6«  Die  VeruribiiH 


Kap.  90.   V.  6  —  8.  783 

ifvird  vollendet  werden  grofse  Strafe  auf  der 
de,  und  es  wird  zu  Ende  Itommen  alle  Unge- 
:htiglieit9  und  abgefchnitten  werden  von  ihren 
urzeln,  und  jedes  Gebäude  wird  vergehen.  Und 
iederholen  wird  fich  abermals  die  Ungerechtig- 
iit  und  vollfiändig  werden  auf  der  Erde.  Und 
fafst  werden  wird  jedes  Werk  der  Ungerech« 
^keit^  und  das  Werk  der  Bedrückung  und  Ver- 
ihen  zuni  zweiten  Male. 

7.  Und  wenn  zunehmen  wird  Ungerechtig- 
dt,  und  Sünde,  und  Gotteslälterung ,  und  Be- 
ückung,  und  jedes  (böfe)  Werk,  und  zunehmen 
ird  Uebertretung,  Vergehen  und  ünreinigkeit, 
lann)  wird  grofse  Strafe  feyn  vom  Himmel  über 
le  diefe. 

[8.  Und  hervorgehen  wird  der  heilige  Herr 
1  Zam^  und  über  $ie  alle  wird  grofee  Strafe  vom 
^immel  verhängt  werden  ^^)]. 


diefeT  Sünder  gefchieht  am  Tage  Ae$  Gerichts«  Beides 
kam  aucfaKp.  88«  4  —  7-  ^^^  89«  ^6  £  Tor.  Im  7ten 
Verfe  habe  ich  mit  Laurence  der  VerdeutlicbuDg  we- 
gen das  Adjectiv  böfe  vor  dem  Worte  fVerk  einge- 
fchoben.  Laurence  wiederholt  aufaerdem  TOr  dem 
2teD  Satse  die  Partikel  wenn^  nnd  im  dasu  gehöri- 
gen Nttchfatze  die  Partikel  dann$  erßerea  iS  aber 
unnöthig. 
66)  Diefer  Vers  fehlt  in  dem  Parifer  Manufcript  nach 
JVoide^s  Abschrift.  £i  fcheint  in  dem  Bodlejanifchen 
Manufcript  ein  blofser  Fehler  des  Abfchreibers  zu 
feyn,  welcher  diefelben  Worte  zweimal  fchrieb«  (L.) 
Cod.  Rupp.  hat  ibn  nicht;  es  verhält  fich  damit  ge- 
wift  tOf  wie  Laurence  vermuthete.  Durch  Klammern 
und  curCven  Druck  habe  ich  ihn  daher  als  unecht 
bezeichnen  zu  müflen  geglaubt. 


784  Kap.  90.    V.   9—11. 

9.  Und  hervorgehen  wird  ®  ^)  der  heilige  Herr 
in  Zorn  und  mit  Strafe ,  auf  dafs  er  Gericht  halte 
auf  der  Erde, 

10.  und  in  jenen  Tagen  wird  abgefchnittcn 
werden  die  Bedrückung  von  ihren  Wurzeln,  und  die 
Wurzeln  der  Ungerechtigkeit  fammt  dem  Betrüge 
werden  ausgerottet  werden  unter  dem  Himmel. 

11.  Und  alles  wird  hingegeben  werden  mit 
den  Völkern  ^  ®) ;  der  Thuim  wird  in  Feuer  verbren- 
nen,   und  fie  werden  üe  herausbringen  von  der 

67)  cM(D9Ar    exihit^   wie  Kp,  l,  3.,    fonft  von  der 
Sonne  oft;  fo  Rieht.  5,  4.  NST^  von  Gott  gebraucht 

Gott  verläfst  den  Hioimel  und  erfcheint  zum  \Vel^ 
gericht.     Die  GloITen  des  Cod.  Rüpp.  gehen  von  der 
Vorautfetzung  aus,  dafs  hier  auf  den  bekannten  Un- 
tergang Sodoms  (I  Mof.  19.)   angefpielt  fey,    w» 
aber  nicht  zugegeben  werden  kann.  Der  Verf.  fpriclit 
in    diefem   Kapitel   durchaus    nur   von    aUgenKwe«, 
grofsartigen  Entwickelungen,  nicht  aber  von  einieU 
nen  EreignilTent  wie  Hp.  33  und  39.     Ohnebin  greift 
das  die  Jordanaaue  Betroflene  nicht  in  das  Schickfil 
des  hebriifcbea  Yoll^es  ein,  und  wurde  daher  felbi 
Kp.  33  —  39.  mit  Stilirchweigen  übergangen. 
63)  Laurence^s  Ueberfetzung  differirt   hier  etwas  von 
dem  Texte  in  Cod.  Rüpp.     In  dem  erften  Satze  bst 
er:    ^^ jeder  Ort  der  Stärke^*'  fiatt  des   blofaen  ßlUs, 
während  im  zweiten  Satze  bei  ihm  das  Subftaotiviui 
Thurm  fehlt.     Es  g^-ht  die  Verfchiedenheit  allb  tob 

einer  Verfatzung  des  Wortes  ^^((^l  aus;  dam 
dab  Laurenee  diefes  in  feinem  Texte  fand»  fiabt  naa 
aus  der  kktnen  Note  zu  Ort  der  Stdrkm^  worin  <r 
andeutet,  dafa  der  äthiop.  Ausdruck  eigentlich ,,  llanB, 
Palaft  oder  Tempel*^  bedeute.     Bäahfad  kam  Kp.  88i 


Kap.   90-    V.  11  —  13.  785 

anzen  Erde,  und  fle  werden  geworfen  werden 
I  ein  Gericht  des  Feuers »  und  lie  werden  Um- 
ommen  in  Zorn ,  und  durch  ein  hartes  Gericht, 
'elches  für  die  Ewigkeit. 

12.  Und  erheben  wird  /ich  der  G^echte  ^^) 
ES  dem  Schlummer,  und  erheben  wird  £ch  die 
^«dsheit  und  ihnen  gegeben  werden.    . 

13.  Und  alsdann  werden  abgefchnitten  wer- 
m  die  Wurzeln  der  Urigerechtigkeit  ^  und  dia. 
Inder  umkommen  durch  das  Schwert,  von  den 
QttesläAerem  werden  lie  abgefchnitten  werden 
I  jedem  Orte. 


gl£  allerdings  Tom  Nationalheiligthume  dto  Hebräer 
vor.  Hier  fcheiot  mir  diefa  aber  nicht  am  Orte,  ob* 
wohl  auch  Kp.  SSf  loj.  das  Verbrennen  det  Thurmet 
:  (Tempels)  durch  die  Feinde  der  Hebräer  erwähnt 
wird.  Nach  dem  Zufammenhange ,  wie  das  auch 
IsOHrence  gefühlt  hat,  kann  nur  etwas  gemeint  leyn, 
wodurch  die  Böfen  fich  gefchützt  glaubten.  £s  ift 
ein  ähnliches  Bild,  wie  V.  6.  Gebäude  der  Ungerech- 
tigkeit, nur  fpecieller  gefafst  und  den  BegriiF  des 
Schutzes  einfchliefsend.    Endlich  überfetzt  Laurence : 

Einwohner  Ratt  Völker  (/VhHrn:).  •  flort  O/Al) 
ift  das  Gericht^  da  es  Feuerßrafe  bringt;  Laurence 
überfetzt:  überufdltigdndp  deutet  aber  aii,  dafs  im 
Texte  ßebe:  mächtig» 

6g)  Laurence  überfetzt  Gerechtigkeit.     Cod.  Rüpp.  bat 

jedocfh  )^Jp*To  ^"^  ^^^  Schlufs  des  Verfes  recht- 
fertigt diefe  Lesart*     Denn  fonft  wüfste  man  nicht, 

worauf  das  Pronomen  A^OVJ*^  zu  beziehen  wäre. 
Den  Gerechten  alfo  wird  die  Weisheit  zu  Theil«  Im 
I3ten  Verfe  bat  Laurence:  ,^und  Gottesläfierer  ver« 
nichtet  werden  überall**;  in  Cod.  Rüpp.  lieft  man  je* 


786  '  Kap.  90.     V.  14 — 17. 

14.  Und  diejenigen,  "i^elche  auf  Bedriic 
finnen,  und  diejenigen,  'welche  übten  Gottes 
rung,  werden  umgebracht  -werden  durch 
Schwert  ^®). 

15.  Und  nun,  meine  Kinder,  will  ich 
lagen  und  euch  zeigen  die  ySTege  der  Gere« 
keit  und  die  Wege  der  Bedrückung. 

16.  Und  ich  will  fie  euch  zeigen  wiedc 
auf  dafs  ihr  wifTet,  was  kommen  wird. 

17.  Und  nun  höret,  meine  Kinder,  tm 
het  auf  dem  Wege  der  Gerechtigkeit,  und  j 
nicht  auf  dem  Wege  der  Bedrückung;  denn 
kommen  werden  in  Ewigkeit  «alle  diejen 
welche  gehen  werden  auf  dem  Wege  der  l 
rechtigkeit.^' 


doch  ganz  deutlith  T^f^K^qii t  Dt  hier 
die  furchtbare  Strafe  der  Dichotomie  gemeint  iS, 
che  auch  im  A.  T.  erwähnt  wird  (Ezech.  16, 4£ 
47.  Dan.  2,  5.)»  fofupplire  man  IVurzelnznmS 
70)  Zwifcben  dem  141011  und  ijten  Verfc  diefes 
tels  find  fowohl  in  demBodlejanifchen  als  in  ia 
rifer  Manufcripte  fecbs  andere  eingerückt,  v 
ich  fo  verfetzt  babe,  dafs  ße  den  ißten,  I4ten,  i 
löten,  X7ten  und  igten  Vers  des  gojien  Kapite 
den.  Diefe  Verfetsang  fcbien  durchaus  notbw 
um  die  einzelnen  Stellen  (ed.  3.  heifst  ea:  dieft 
pitel)  verllnndlich  zu  machen.  (£».)  Auch  Cod. 
hat  diefe  Verfe  an  derfelben  Stelle,  wie  Codd. 
und  Farif.  DelTenungeachtet  bin  ich  überzea{ 
fie  nicht  hieber  gehören ,  und  habe  fie  dabei 
falls  inKp.  92.  eingefchoben,  y,in  welchem*«,  wi 
renee  in  der  2ten  Ausg.  feiner  UeberL  an  di 
wähnten  hinzufetzt,  „nach  der  Aufsahlung  toi 
chen  oder  Perioden  der  in  den  verletsten  Verl 


■Kap.  91.    V.   1.  787 

K  a  p.    91.     S  e  c  t.    XIX.  ^^) 

1.  ,; Was  gefchrieben  wurde  von  Henoch  dem 
hreiber,  diefe  ganze  Lehre  der  Weisheit  von 
lern  gerühmten  Manne,   und  dem  Richter  der 

haltene  Bericht  von  der  gten,  pten  und  loten  Woche 
nothwendig  fcbeint ,  um  die  Erzählung  zu  yervoll- 
ftändigen.  Hier  find  fie  ofiFenbar  ohne  Zufanfimen- 
hang  und  vcrficUt." 

7l)  Nach  dem  Parifer  Manufcript  (L.)  und  nach  Cod. 
Rüpp.  Diefs  ift  die  letzte  Section  des  Buches  He- 
noch ,  welche  alfo  Kp.  91  — 105.  umfafst.  Deflen- 
ungeachtet  folgt  Kp.  92.  eine  abermalige  Einleitung ; 
denn  dem  Inhalte  nach  hat  man  Kp.91.  (vgl.Einl.  S.lg.) 
zu  Kp.  90.  zu  ziehen.     Henoch  heifst  der  Schreiber 

(ri^djlX^  wie  Kp.  12,  4«  Laurence  hat  hier  diefes 
Epitheton  nicht,  fondern  überfetzt:  ffdas^  was  ^e- 
fchriehen  wurde  von  Henoch^^ ;  darum  "wurde  von  mir 
zu  Kp.  12»  4.  bemerkt,  dafs  es  blofs  dort  vorkomme« 
Ueber  den  Beinamen  ift  fchon  in  der  Anmerk.  zu  Kp. 
12»  4*   das  Nöthige  bemerkt.      Statt  zahafi  fcheint 

Laurence  i\n\(Lil  gelefen  zu  haben;  feine  Ueber- 
fetzung  fchreitet  nämlich  fd  fort:  „Er  fchrieb  alle 
diefe  Unterweifung  der  Weisheit^*  u.  f.  w.  Auffallend 
ift  in  diefem  Verfa  wiederum  der  fchnelle  Uebergang 
aus  der  ßten  Perfon  in  die  erfie,  fo  dafs  man  geneigt 
werden  möchte,  unter  dem  Redenden  einen  Anderen 
als  Henoch  zu  denken ,  etwa  Methufalah«  ^ber  die 
Ermahnung  V.  2.  läfst  diefs  fchwerllch  zu,  und  V.  3. 
berührt  Geh  zu  nahe  mit  den  Worten  Henoch*s  Kp.  90» 
12.»  als  dafs  man  nicht  auch  diefe  Aeufserungen  ihip  zu- 
fchreiben  follte.  Es  iß  alfo  eine  ähnliche  Ungenauigkeit 
und  Unbeholfenbeit  des  Ausdruckes,  wie  Kp.I2|  I  —  3» 


788  Kap.   91.    V.    1  —  3. 

ganzen  Erde,  (ifi)  für  alle  meine  Kinder,  welc 
wohnen  werden  auf  der  Erde,  und  für  die  na( 
folgenden  Gefchlechter,  welche  wirken  ward 
RechtfchafFenheit  und  Frieden. 

2.  Nicht  möge  fich  bekümmern  euer  G( 
wegen  der  Zeiten;  denn  Tage  ^^^  hat  gegeben  i 
Heilige,   der  Grofse  Allem. 

3.  Und  es  wird  fich  erheben  der  Gerech 
aus  dem  Sghlummer  wird  er  fich  erheben  u 
wandehi  auf  dem  Wege  der  Gerechtigkeit;  u 
alle  feine  Wege  und  feine  Gänge  (find)  in  Güte  lu 


^f^HY^:  f\r{\h:  titt/fily  vrirä  von  Lauren 
überFetzt:    fär  jeden  Mann  von  Würde;  allein  fa 

cler  Partikel  rm  würde  dann  i\l  ßehen,  wie  ctw 
weiterbin.  Der  Gedanke  des  Verf.  fcheint  Tielmd 
TAX  feyn  :  IIenoch*8  Unterweifung  ftimmt  zufamoM 
mit  dem,  was  von  anderen  gefeierten  Männern g> 
lehrt  worden  ifi  (f.  auch  Kp.  93, 2*\  und  umfafstefcbo 
alles  das ,  was  diefe  fpäter  den  Menfchen  roittheJ« 
Tollten ;  es  war  0£FenbaruDg  des  Welten  rieh  ters.  Lu 
rence  liberfetzt :  und  jedem  Richter  der  Erde ;  im  Cod 

Rüpp.  fielit  aber  ©i^^lTt'iS:  tVA'!  f^J^C   ^ 
Schlufs  des  Verfes  faß  wie  Kp.  105,  2t. 

72)  O^^O  ^l  für  eine  gewiffe,  befiimmte  Zeit;  U» 

'  rence  überfetzt  es  Periode,     Henoch*s  Angaben  übä 

die  Zukunft  waren  allerdings  geeignet,    BeforgniHi 

zu  erregen ;  daher  folgt  hier  der  Troß ,  dafs  die  lU* 

waltende  Hand  Gottes  alles  weife  ordne»  und  für  i^ 

des  den  Moment  des  Kommens  unjl  Gehens  fefificD«* 

Demnach  dauert  die  Zeit  der  Noth  und  des  Drucket 

nicht  immer.     Der  3te  Vers,  welcher  zum  Thefl  wk 

Kp.  90,  12.   wörtlich  zufammen  trifft,   fcb liefst  t^^ 

an  diefe  Hoffnung  fehr  gut  an.     In  dem  Anlange  Jet 


Kap.  91.     V.  3.  789 

I  ewiger  Gnade.  Gnädig  wird  ex  feyn  dem  Ge- 
wehten ^  wird  geben  RechtfchafiEenheit  für  ewig 
nd  geben  Macht.  Und  er  wird  feyn  in  Güte  und 
i  Gelrech tigk ei t,  und  wird  wandeln  im  ewigen 
icht.  Und  die  Sünde  wird  in  Finßernifs  unter- 
»hen  für  ewig,  und  daher  nit;ht  gefehen  werden 
>n  jenem  Tage  an  bis  in  Ewigkeit.** 


Telben  uberfetzt  Laurence:  gerechter  Mann  ßatt  der 
Gerechte^  und  theilt  fo  ab,  dafs  die  Worte:  aus  dem 
Schlummer  den  erften  Satz  fcblierien;  auch  wählt  er 
nicht  das  Futurum,  fondern  fafst  die  Stelle  paräjne- 
tifch:  ^ilafst  den  gerechten  Mann  fich  erheben**'  u.  f. 
W.  EbenCo  hat  er  im  Folgenden  manche  Verfehle- 
deuheit,  .was  jedoch  um  fo  natürlicher  ift,  da  die 
Worte  mehrfache  Confiruction  und  Auffaflung  zulaf- 

im.     So  trennt  er  (SX^^^AKtl  von  iS>iYt\t\ 

CflJ^'tj  (et  omnes  viae  ejus),  und  beginnt  mit  erfte» 
rem  einen  frifchen  Satz :  „  und  lafst  ihn  vorwärts 
fchreiten  **,  deutet  jedoch  in  einer  kleinen  Note  an, 
dafs  der  Text  eigentlich  laute :  und  feine  Gdnge^  wo- 
bei  er  ergänzt :  feyen.  Das  in  Parenthefe  Gefchlof- 
'  £ene  find  glaubte  ich  der  Verdeutlichung  wegen  vor 
dem  Relativo  ergänzen  zu  mülTen.  Die  folgenden 
Sätze  drückt  Laurence  alle  palRvifch  aus;     zu  den 

activen  Formen  des  äthiop.  Textes   (^dUHAl    und 

JjiM\l)  iß  unftreitig  Gott  jdas  Subject,  deflen  V.  2. 
gedacht  worden  war.  Im  nacbfien  Satze  iß  der  Ge- 
rechte wieder  Subject.    ^Utt  ^WHPPl    AKJ^I 

J?IW\;  C^J  HAÜ;A(^:  hat  Laurence  nicht 
ganz  genau :  Gnade  wird  er  wie f eh,  werden  dem  ge^ 
rechten  Manne.  Die  Sünde  und  ihr  Loos  bildet  den 
Gegenfatz  gegen  den  Gerechten  und  fein  Gluck. 


3.     Dlefcs    -vviU  ich    v.n  euch    f 
tvicU  anzci'icij,  meint; Kinder,  icii,   dt 


73)  Diefe«  Kap.,  mit  Einrchlufa  dar  am 
gefiellten  Verfe  (V.  13  —  18-).  g>l"  « 
eben  deravregeo  nicht  überall  fogleich 
Skizze  Act  hebräifcben  Gefcbichte.  1 
den  Eingang  dasu.  V.  i.  überretit 
einem  Buche;  im  Cod.  Rüpp.  fiebt  abi 
ebenfo  V.  4.  Wenn  die  Worte  V.  2. 
nehmen  waren ,  To  mürite  in  dierem 
den  Gerechten  autrcblierslich  gehand 
dal  tft  nicht  der  Fall,  [ndefa  lüfit  Ci> 
tung  des  Inhalts  doch  infofern  rechil 
lerdingi  die  hier  gegebenen  N^chricl 
den  Verlauf  der  Begebenheiten  hetrefl 
auch  auf  ihre  TJrfachen  und  VerenlaJI 
vom  religiöfen  Standpunkte  au*  ang 
damals  berrfcbende  Frömmigkeit  od 
bezieben.  Pßane  ein  in  diefem  Ka 
liebter  Tropus  j  vgl.  V.  g.ia.     Im  3t. 

Laurertee    kii    A»m    Prnnnm^n    Jainni 


Kap,   92.    V.   3—4.  791 

tach'  dem ,  was  mir  erfchlenen  iftr  Von  meinem 
immlifchen  Gelicht  und  von  der  Stimme  der  hei- 
gen  Engel  habe  ich  Kenntnifs  erlangt ,  und  von 
em'  Getröpfel  des  Himmels  habe  ich  Einficht 
oapfangen/' 

4.     Und  es  fing  alfo  Henoch  an  zu  berichten 
18  Büchern  und  Tagte  ^^):    »Jch  bin  am  fieben- 

Ergänzung:     diefe    Dinge   im    2ten  Satze«      Al  ♦ 

c/ht::  H^(^T\  :  ego  <iui  Henoch  ift  Aärker  all  un- 
fer:  ick  Henoch»  Das  Nächfif olgende  ift  von  Lau» 
rence  nicht  mit  dem  Verbo  anzeigen  in  Verbindung  ge- 
-bracht;  bei  ihm  beginnt  vielmehr  einneuerSata:  y,Irt 
Folge  deßen ,  was  mir  gezeigt^*  u.  C  w. »  welcher  oh* 
1 .  nehin  ungenau  ift.  Dagegen  hat  Laurence  mit  den  Wor- 
ten :  ffVon  meinem  himmlifchen  Geficht^*  keinen  neuen 

Satz  anheben  lalTen.  Statt  Getröpfel  C^4^/\cl^*) 
uberfetzt  er  Tafel  (,,  tablet«').  U«ber  den  Sinn  der 
Metapher  f.  Anm.  zu  Kp.  go,  l. 

74)  In  der  hier  angenommenen  Kechnungiweire  ift  es 
Uar/dafs  ein  Tag' Reht  für  icx>  Jahr^  fo  dafs  alfo 
eine  Woche  eine  Periode  von  700, Jahren  beträgt. 
Eine  fo  eingerichtete  Chronologie  aber  ftimmt  nicht 
überall  mit  der  überein,  welche  aus  der  Bibel  abge* 
leitet  wird,  zu  Folge  der  Nothwendigkeit  von  der 
unbeftimmten  Aera  der  Schöpfung  rechnen  zu  müfleii. 
Diefs  ift  der  Fall,  wenn  wir  für  die  verfchiedenen 
EreignilTe,  welche  in  den^  et  Ren  fechs  Wochen  ange- 
führt werden »  das  Datum  zu  beftimmen  verfuchen. 
Aber  an  dem  letzten  Ende  der  fechßen  Woche  wird 
ein  Ereignifs  angeführt,  deflen  genaue  Zeitbefiim- 
tnnng  mogtich   ift.     Die  Zerfiörung    des   falomoni« 

'  bhen  Tempels  foll  zu  diefer  Zeit  eingetreten  hja. 
Nun  gefchahe  diefer  Vorfall  52  Jahre  fr  über ,  als  der 

:   'Befehl,   Jerufalem  wieder  zu  bauen,  in  dem  erftea 

^ttda  Bc&och.  51 


792  K»P-  ^-      V.   4. 

tcn  geboren  in  der  erfien  Woche ,  fo  lange  als 

Jabre  cles  Cynis ,  gegebtn  ^viirde  ,  tind  wir  wilfa. 
dafs  von  dem  erBen  Jahre  cles  Cyrus  bii  zur  Gebiet 
Chrifti  gerade  536  Jabre  verfloD>,n.  Diefs  ii  gnrib 
durch  den  berühmten  Canon  des  Ptolemaeus,  vonz 
die  Dauer  der  dazwifchen  liegenden  Regierungen  de 
einzelnen  Monarchen  genau  bemerkt  iß.  Kehac 
wir  alfo  an ,  dafs  die  Zerßorung  des  SalomoDifd-a 
Tempels  im  Jahre  sgg  tor  Chrißns  gefcbahe,  fok?> 
nen  wir  das  Jahr  5CX>  deifelben  Zeitrechnung  akcu 
Ende  der  fechßen  und  als  den  Anfang  der  fiek^tat 
Woche  betrachten.  In  der  Zwifchenzeit ,  «wildis 
der  ZerHorung  des  Tempels  und  der  Geburt  ChrS. 
aber  dem  letzteren  Zeiträume  näher,  wurde  ^sB«^ 
TTenoch,  wie  ich  bereits  zu  zeigen  verfuchte,» 
ftreitig  gefchrieben.  Da  alfo  der  VerfafTer  deffelbe 
vor  dem  Schlufle  der  fiebenten  Woche  lebte,  bS 
fein  Bericht  über  die  Ereignifle  an  dem  Ende  ^ 
felben  blofs  V^ermuthung  und  demnach  vrahrfckeis- 
lich  falfrh.  Dafs  es  fo  fey,  kann,  wie  ich  glis'A 
keinen  Zweifel  leiden.  Denn  obfchon  er  in  fet'e 
Angaben  über  den  erfienTheil  diefer  WocbeduRi> 
tige  gibt,  wenn  er  bemerkt,  dafs  ein  regfaoet,  ibtf 
verdorbenes  Gefchlecht  Geh  in  demfelben  erfaifco 
werde ,  fo  ift  er  doch  in  feinem  Berichte  über  ^ 
letzten  Theil  derfelben  durchaus  im  Irrthum,über03(i 
Zeitraum ,  welchen  er  felbfi  nicht  mehr  erlebte.  ^ 
demfelben,  fagt  er,  ^^werden  die  Gerechten ,  iie  1*^ 
erwählten  von  der  Pflanze  ewiger  Gerechtigkeiti  ^ 
lohnt  werden ,  und  es  wird  ibnea  liebenfache  Urt^ 
weifung  über  jeden  Theil  der  Schöpfung  pgi^ 
werden.^'  Wenn  man  nun  bedenkt,  ^•ff  d]ejÜ00 
Woche  mit  dem  sten  Jahrhundert  der  chriSlidMoi^ 
fich  fchliefst ,  und  dafs  gegen  das  Ende  des  toi^ 


Kap.  92.    V.  4.     ,  793 

Ncricht  und  Gerechtigkeit  langmüthig  waren. 


•  gehenden  oder  erften  lafarhunderts  derfelben  Aera  Je* 
Turalem  unwiederbringlich  erobert  und  zerftört,  feine 
Einwohner  *u  Tausenden  niedergemetzelt  und  felbft 
der  Name  des  jüdifchen  Volkes  aus  der  Lifte  unab- 
hängiger Nationen  geßrichen  wurde,  —  wenn  wir  diefs 
t)edenken ,  fo  müITen  wir  die  gänzliche  Unrichtigkeit 
der  Angaben  des  Pfeudopropheten  zugeftehen.  Auch 
lafst  ßch  nicht  annehmen,  dafs  er  blofs  die  Zertrüm- 
merung des  etfien  Tempels  und  die  babylonifche  Ge* 
fahgenlchaft  angeführt  haben  würde,  wäre  er  Zeuge 
gewefen  von  dem  weit  traurigem  fireignifs  der  gäns- 

«2    liehen  Vernichtung   des  Nationalcharakters   und  der 
Folgen,  weiche  nach  der  ^Zertrümmerung  des  zweiten 
Tempeis  eintraten.     Nicht  glücklicher  ift  er  in  feinen 
folgenden  Vermuthungen ;    denn  in  der   achten  Wo*' 
che,    erzählt   er,     dafs    ein  Schwert    folle    gegeben 
werden,  um  Gericht  und  Getechtigkeit  zu  üben  ge* 
gen  ,,alle  Unterdrücker,    dafs  die  Sünder  überliefert 
werden  ixl  die  Hände  der  Gerechten,  welche  während 
ihrer  Erfüllung   Wohnungen  erlangen   f ollen    durch 
ihre  Gerechtigkeit«   und  dafs  das  Haus  des   grofsen 
Königs  föU  aufgebaut  werden  für  immer  (V.  13  und 
14.).**     Da  nun  diefe  W^oche  den  Zeitraum  zwifchen 
dem  Anfange  des  ßten  und  dem  des  löten  Jahrhun* 
^erts  nach  Chriflus  in   ßch  begreift,  fo  ift  es  klar, 
dafs  hier  feine  WeilFagung  abermals  fehl  geht;  denn 
gerade  das  Gegentheil  von   dem ,    was   er  annimmt, 
gefchah  wirklich,  da  die  Juden  noch  immer  dulden 
xnufsten  von  dem  Schwerte  ihrer  Unterdrücker ,    da 
Ce  foweit  entfernt  waren,  durch  ihre  Gerechtigkeit 
Wohnungen  zu  erhalten,    dafs  fie  nur  noch   weiter 
über  die  Oberfläche  der  ganzen  Erde  zerßreut  wurden, 

•  und  da  das  Haus  des  grofsen  Königs  noch  immer  in 


f  4 


Füffl'ii'n 


toJl  der  ganzen  Welt;  alle  ^Vel^u 
len  vei  fclnvinden  von  jedem  TlipÜe  ■ 
wild  beKimint  werden  der  VerwüftL 
Ichen  werden  vracben  über  dt«  R 
(V.  14  und  15.)-  UeberdieTeErBigni 
TheiledererwäbntenZeitwaifadieGi 
nicht  da*  Geringlle.  Ueber  die  Beget 
t«n Woche i(i  ei  unmöglicb,  etwaiG 
luerken,  weil  diefe  Begebenheiten  ni 
bi«  am  letzten  Tage  diefer  Woche,  d.* 
de,welche  anfangt  ntit  dem  Jahre  330C 
datiitDämlichZ<<iurenc«Tom  J.lti00)i 
Jahie  33CO  n.  Chr.  Geb.,  einer  Peri« 
nicht  gekommen  lü.  (Z..)  haurtnct'i 
VorauireUung,  dafs  in  diefein  Kap.  < 
Jahre  ficbe,  eine  nnerweielicheUnte 
cbeu  deCswegen  auch  eine  gani  Calfc 
loen.  Statt  ein  Tolches  Princip  vorai 
man  &ch  vielmehr  an  die  Thatfacher 
einem  }eden  der  10  Zeiträume  ode 
fchrieben  werden.  Ich  kann  daher  i 
beiftimmen,  wenn  er  (Journal  dei  S< 


Kap.  93.    V.  5.  795 

/ 

er  zweiten  Woche ,  grofse  Bosheit  und  Betrug 
iriefst  auf; 


die  ganze  Dauer  der  Zeiten  in  Wochen  getheilt  wird» 
weichet  ohne  Widerfpruch  Nachahmung  Daniel't  ift, 
ohne  dafs  man  defskalb  mit  Laurence  annehmen  mujste^ 
dafs  der  Verfaßter,  indem  er  die  ganze  Dauer  der 
Zeiten  in  Wochen  theilt ,  darunter  Perioden  yon  700 
Jahren  oder  überhaupt  einander  gleiche  Perioden  und 
von  einer  hefiiinmten  Länge  verßanden  habe,  Henoch 
lagt  9  dafs  er  gehören  fey  am  7ten  Tage  defr  erften 
Woche ;  die  Flutb  werde  kommen  in  der  2ten  Woche« 
die  Erwahlung  Abrahams  in  der  3ten«  Die  Zerftö- 
ning  des  Tempels  und  die  habylonifche  Gefangen» 
fchaft  gehören  der  6ten  Woche  an ;  die  Vernichtung 
alles  Unrechts  und  das  Reich  der  Gerechtigkeit  find  ^ 
'  die  Kennzeichen  der  pten,  und  das  allgemeine  Gericht, 
dem  die.  Erfcbeinung  eines  neuen  Himmels  folgt,  iK 
für  den  7ten  Tag  der  loten  Woche  feßgeftellt.  Es 
ift  fchwerer,  dio  vom  VerfalTer  der  yten  un^  8ten 
Woche  zugetheilten  EreignilTe  zu  erkennen;  was  Je- 
doch wichtig  feyn  möchte,  um  die  Epoche,  zu  wel<* 
eher  das  Buch  Henoch,  oder  wenigSens  diefer  Theil 
des  Buches  gefcfarieben  worden  ifi,  feßzufetzen.*^  Mit 
gleicher  UmCcht  aufsert  Lücke  (Verf.  e.  vollft.  EinL 
in  d.  OSenb.  Joh.  S.  6o.)f  unter  Riickfichtnahme  auf 
Silv.  de  Sacy :  j^Laurence ^  indem,  er  annimmt,  dafa 
der  Verf.  des  Buches  in  der  7ten  Woche  gelebt,  und 
alle  Wochen  gleichmäfsig  zu  700  Jahren  zu  rechnen 
■  feyen,  führt  die  Rechnung  tief  in  die  chriftlichen 
Jahrhunderte  hinein ,  wo  es  denn  freilich  nöthig  und 
leicht  i/{,  über  das  fnlfche  Prophetenthum  des  Buches 

zu  klagen» Die  Darßellung  nöthigt  fafi.  Mit- 

gleich^:  Zeiträume  anzunehmen,^*     Wir  haben  hier  of- 
fenbar ein  Gegenftück.  zu  der  allagorifcben  Darfiel- 


t 


I    ■ 


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F    -  . 


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i".v 


tigjten  der  dort  erwähnten  Momei 
ruckßchtigt  feyen^  und  die  eigentlici 
iveiter  in  der  Zeit  herabgehen  werd 
alfo  die  Periode  der  AbfalTung  des 
mebr  die  dem  Verf.  und  feinen  2 
verbüllte  Zukunft  nur  in  bildlichen 
ten  UmrilTen  gezeichnet  feyn  wer 
Lücke  (a.  a.  O.  )  ganz  richtig  beme: 
der  Natur  folcber  prophetifchen  "Di 
die  Gegenwart  und  Zukunft  des  Fr 
ner  dargeßellt  wird,  als  die  Verga 
Verf.  verfallt  darauf,  die  Zeiträume 
nen,  wahrfcbeinlicb  durch  das  Buch  I 
auch  fonft  berück  (lebt  igt  (f.  Eiul.  ^ 
aulafst.  Henocb^s  Geburt  wird  v 
7ten  Tag  der  erßen  Woche  gefetzt, 
biblifcben  Genealogie  (i  Mof.  5.)  ii 
reibe  von  Adam  das  7te  Glied  ift;  \ 

f.     Der  letzte  Satz  des  4ten  Verfea 

't'U^lULi;    quamdiu p 

foll  nicht  blofs  das  Ende  der  Wocl 
Überhaupt  cbarakterißren.  In  die 
Kain's  Gefclilecbt  (vgl.  I  INIof.  4.)  a! 
vielfach  verfündigt,  aber  ein  auffall 


Kap.   9X    V,   7.  797 

7.  Erfüllte  lie  fich,  fo  wird  wach  Ten  die 
ngerechtigkeit ,  und  disn  Befchlufs  wird  er  aus- 
ihren  an  den  Sündern. 


der  erfien  (nämlich  Woch^)^  wat  nur  bei  fehr  ge- 
zwungener Wendung  einen  erträglichen  Gedanken 
gibt.  Den  folgenden  Satz  knüpft  derfelbe  durch  daa 
Kelativum   an :    in  welcher  die  Menfehen  ßcher  feyn 

werden^     Allein  im  Cod.  Rüpp.  Seht  00*1;  o   ^^^ 

auf  das  0*1^«  im  Anfange  des  Verfes  zurückweift, 
und  alfo  nothwendig  wie  jei^es,  d.  i.  ron  der  zweiten^ 
nicht  aber  von  der  erß^n  Wpche  zu  yerßehen  ift. 
Das  erfie  Ende  konnte  die  grofse  no^chifche  Flutb 
heifsen  im  Gegenfatze  zu  der  allgemeinen  IJjpwand- 
lung  der  Dinge  am  grofseu  Tage  des  Gerichts  (vgl. 
V.  i6  if.  Kp.  I05,  i6.).  Denn  dafs  der  Verf.  an  die- 
fes  grofse  weltlüftorirche  Ereignifs  der  fogenannten 
Sündfluth  gedacht  habe,  lieht  man  auch  aus  V.  7% 
und  Laurence  nimmt  dief^  felber  an,     Der  eine  un- 

verfebrt  bleibende  Mann  (^A  f*!,;,  wie  V.  8  ^^^  lo*) 
i&  Noah,  wie  auch  der  GloHator  des  Cod.  Rüpp. 
andeute^.  Diefe  GloITen  führen  übrigens  diente  Wo-* 
che  wieder  7  Generationen  herab;  MethuCalah ^  La- 
mech»  Noah.  Sem,  Arph$chfad,  Kainan»  Sal^h*  Da* 
mit  fcheint  jedoch  V.  ^. ,  befondars  w^n  man  wie 

Laurence  (in  der  Note)  't'^fV^  l  im  Anfangs  def- 
felben  durch :  nachdem  vollendpt  worden  iß  überCetzt, 
nicht  übereinzuftimmen«  Laurence  freilich  fupplirt 
hiebet  die  erße  (Woche) ,  fo  data  nur  der  InhaU  des 
5ten  Verfes  wiederholt  würde.  Allein  diefe  Ergän- 
zung hat  wenig  Wahrfcheinlichkeit.  Der  Sinn  i(t 
vielmehif :  mit  dem  Fortfehritte  dör  2ei€  in  diefer  Pe- 
riode nimmt  auch  die  Bosheit  sa.  ■  Oiefa  ift  der  bibll- 
fchen  Angabe^gaDZ.!>geiiii£i ;  dfM  ^ft  turSeitNoah's 


79S 


Kap.   Ü2.    V.   8- 


3.  Und  hierauf,  in  der  dritten  Woche,  in 
ihrer  Erfüllung,  wird  auserwählt  werden  ein 
Mann^^)  zur  Pflanze  des  Gerichts  der  Gerechüg- 


erreicbt  die  Bosheit   ihren  hochften  Grad.     Ebenfo 
fiimmt  diefs   zu  den  in  andern  Stellen  des  B.  Henodi 
niedergelegten   Anflehten  (vgl,  Kp.  7  ff.)*     ^^  *^di 
Sem  ZeitgenoITe  der  Siindfluth  iß,  und  fchon  3  Jsbre 
nach  der  Fluth  Arphachfad  zeugt  (i  Mof.  11,  ic). 
fo  möchte  fich  doch  die  Meinung  des  Gloflatori  ver- 
theidigen  lalTen,    den  Schlufs  der  Woche  erfi  nach 
der  Siindfluth  anzunehmen.     Denn  beim  Eintritte  der 
Fluth  war  der  gröfsere  Theil  des  Zeitraumes  fchoa 
vorbei.    Den  vorletzten  Patriarchen  dieferSiebenzah], 
Kainan ,  erwähnt  das  hebräifche  Original  allerdiogs 
nicht,  dagegen  die  LXX  und  die  Sthiop.  Verfion  des 
A.  T.     Durch  jene  Operation  des  GloITators  bleiben 
dann  bis  Abraham  wieder  7  Glieder ,  und  bilden  die 
dritte  Woche.     Befchlufs  an  den  Sündern  heifst  du 
Strafgericht  mit  Berückfichtigung  von  i  Mof.  6,  7* 
76)  jibraham^  der  Stammvater  des  hebräifcfaen  Yolkei; 
die  Beßimmung  deflelben  dazu  ift  für  feine  Nachkom- 
men allerdings  ein  ^vichtiges  Ereignifs ,  der  Grand- 

Aein  ihrer  VerfalTung  und  Gefchichte.  n't'4^'\<'^^ 
in  ihrer  (der  Woche)  Erfüllung ,  kommt  auch  V.  9. 
JI«  12.  14.  vor  und  foll  wohl  nur  faelfsen:  im  Ver- 
laufe, nicht  gerade:  am  Ende  derfelben  ,  inria  T*7* 

*f*<I^A^  *  Laurence  überfetzt  daher  darchgiogig: 
während  ihrer  Erfüllung.  Silv.  de  Sacy  (a.  a.  0.  p* 
593.)   erklart   es    in    V.  J2«:    während    des    Eniiu 

A+Irt  A:  fV-Si:  K"^^:  überfetu  Lm^rmia: 
ffVoniewVBMuzeieB  gerechten  Gerichu^^;  indeUtfdi^ 

die  Anwendung  des  bloüien /V  gegen  di«(dAiififfaag> 
Der  Ausdrack:  Pßanz4  d0S  Gerichts  imr  G^rtcku^ 


Kap.  92.    V,  S— 9.  799 

Atf  und  nach  ihm  wird  kommen  die  Pflanze  der 
ereclitigkeit  für  ewig. 

9.  Und  hierauf,  in  der  vierten  Woche,  in 
irer Erfüllung,  werden  GeGchte  der  Heiligen  und 
er  Gerechten  gefehen  werden,  und  Verordnun- 
en  für  Gefchlecht  zu  Gefchlecht,  und  Wohnung 
ird  gemacht  werden  für  fie  ^^)*     Und  hierauf 

bezeichnet  in  der  Hauptfaclie  wohl  dalTelbe,  wiePflanzt 
der  Gerechtigkeit^  welches  unmittelbar  nachher  und 
V.  12.  vorkommt.     Wenn  in  dem  leisten  Satse  dea 
Yerfes  die  Hoffnung  autgefprocben  i(k :  et  Werde  ein 
(von  Abraham  abftammendea)  durch  RechtTch^ffenheit 
Gott  wohlgefälliges  Gefchlecht  leben,    fo  will  der 
vorhergehende  Satz  geltend  machen,  dafs  eben  diefes 
Mannes  Gefchlecht  es  ift,    um  delFentwillen  ein  ge* 
r-    rechtes  Gericht   gehalten  wird.     Es  ift  das  Gericht 
über  die  Feinde  des  hebraifchen  Volkes  und  über  die 
Abtrünnigen  aus  feiner  eignen  Mitte.  Vielleicht  denkt 
der  Verf.  auch  an  den  Meflias,  welcher  als  Nachkomme 
Abrahams  in  Gottes  Auftrage  das  Gericht  halt  (vgl. 
Kp*  45,  3«  und  Anmerk.  dazu). .  Nach  ihm  kann  an 
und  für  fich  betrachtet  eben  fo  gut  auf  Abraham  ge- 
hen,   als  auf  Gericht  der  Gerechtigkeit;  nach  dem 
fonfiigen  Ideengange  des  Verf.  aber  ift  das  letztere  das 
Richtigere.     Denn  nach  Abraham  fehlte  es  keineswe- 
ges  an  Böfen  und  Ungerechten  (vgl.  V.  lo«  12») ;  aber 
in  dem  Gericht  werden  alle  Uebelthater  hinwegge- 
fchafft  (vgl.  V.  15.).    Die  Gloffen  dea  Cod.  Rüpp.  rech- 
nen Bu  der  dritten  Woche  die  7  Patriarchen :    Eber, 
Feleg,  Regu,  Serag,  Nahor,  Tharah  und  Abraham. 

fj)  In  einer  kleinen  Note  erklärt  Laurence:  „das  Ge* 
fetz*%  und  bezieht  alfo  die  Schilderung  der  4ten  Wo- 
che auf  die  finaitifche  Gefetzgebung.  Diefa  gilt  aber 
mir  von  der  erften  Wochenhilfte.    Demi  die  für  die 


800  Kap.  92.    V.   9—10. 

in  der  fünften  Woche,  in  ihrer  Erfüllung,  wird 
das  Haus  des  Ruhms  und  der  Herrfchaft  auf<:t* 
richtet  werden  bis  in  Ewigkeit. 

10.     Und  hierauf,  in  der  fechlten  Woche**-, 
werden  diejenigen,  welche  in  derfelben  find,  vei- 

Gerechten  bereitete  Wohnung  könnte  awar  die  Stiftt> 
hütte  bedeuten  Tollen  (vgl.  Kp.  gg,  60.^  ;  wabrfcheinli- 
eher  aber  Kielt  der  Verf.  mit  feiner  Aeufserung  auf  äs 
Befitznahme  de»  Landes  Kanaan.  Die  ÜMfickte  it' 
Heiligen  und  Gerechten  find  die  OflTenbaruDgen,  vci- 
che  den  frommen  Nacbkommen  Abrahams  za  Tii&l 
wurden.  An  die  Engel ,  welche  nach  fpiterer  jüdL< 
fcber  Anficht  bei  derGefetzgebung  auf  dem  Sinai  ui- 
tig  waren  (vgl.  auch  Ap.  Gefch.  7,  3g.  Hebr,2,  2.},  ä 
hier  fchon  defs wegen  nicht  zu  denken ,  weil  of^ 
zwar  Heilige ,  aber  nicht  Gerechte  genannt  weroei 
Der  Genitiv  Gefichte  der  Heiligen'  heifst  fo  viel  ils: 
Gefichte. für  fie,  zu  ihrem  Bcfien.  Den  zweiten  Satz a 
V.  9.  gibt  Laurence :  die  Ordnung  von  GefchUcktn:^ 
(„after")  Gefchlecht  und  fupplirt  dazu  :  wirdßattjtt 
den.  ^CSÜ^l  andhiei decreta.  ^?\.^:  Woh^ 
kam  fchon  Kp.  82»  2.  57«  59*  vor.  Die  GlolTeii^ 
Cod.  Rüpp.  führen  die  Gefchiechier  der  Hebiäer  u 
in  das  mofaifche  Zeitalter  herab  (Ifaac,  Jacob,  Itk 
Ferezy  Hezron,  Harn,  Amminadab).  Von  der 510 
Woche  berichtet  der  Verf.  nur  die  Erbauung  desTe» 
pels  unter  Salomo  ^  bis .  auf  diefen  König  find  abtf- 
mals  7  Glieder:  NahelTon,  Salmon»  Boas,  Ob^ 
Ifai,  David,  Salomo,  welche  auch  dieGloflen  detC«! 
Rüpp.  namhaft  machen.  Bis  hieher  ift  alJb  fie^V^ 
cheneintheilung  glir  nicht  unsweckmäfaig. 
7g)  Alfo  in  der  Periode  nach  Saloano  ;  der  Ein«  Ha 
welcher  in  derfelben  auftreten  wird  (PQCfl*)j^ 
Cch  nach  der  Anficht  dea  VerL  ,    welche,  er  jAä 


Kap.  92.    V.  10—12.  801 

iltert  feyn  allzumal,  und  vergelTen  wird  d^s  Herz 
>n  ihnen  allen  die  Weisheit ,  und  in  ihr  wird 
if treten  ein  Mann. 

11.  Und  in  ihrer  Erfüllung  wird  verbrennen 
IS  Haus  der  Herrfchaft  im  Feu^r,  uhd  in  derfel- 
!n  werden  fie  zerltreuen  das  ganze  Gefchlecht  der 
isefwählten  Wurzel. 

12. .  Und  hierauf,  in  der  fiebenten  Woche, 
ird  fich  erheben  ein  verkehrtes  ^^)  Gefcjüeclit, 


» 


Dicht  beflimmt  ausgefprocben  hat«  von  der  allgemei- 
nen Verderbnifs  feineir  ZeitgenoITen  frei  erhält,    ift 
nach  Laurencef  Erklärung  der  Prophet  Elias»     Für 
diefp  AufFalTung  fpiicbt  allerdings  Kp.  gg,  gö^ — g7.  in 
dem  parallelen  biftorifcben  Abfcbpitte.    Wollte  man 
auch  diefen  Zeitraum  nach  den  in  der  Bibel  angege- 
benen Generationen  befiimmen ,  fo  würden  Ach  hier 
freilich  nicht  7,  fondern  2  mal  7  Glieder  ergeben, 
Yf eiche  auch  die  GloITen  zu  Cod.  Rüpp.  andeuten} 
Rebabeam,  Abia,  AfTa,  Jofaphat,  Joram,  Ufia,  Jo- 
tbam,  Abas,  Hiskia,  ManalTe,  Ammon,  Jolia,  die 
Gebrüder  Joabas  und  Eljakim  (Jojakim) ,  und  die  in 
Gefangenfcbaft  geführten  Jojachin  und  Zedekia.    Die 
Verdoppelung  würde  fich  wobl  entfcbuldigen  lalTei}, 
wpil  hier  eine  ftreng  biftorifcbe.Zeit  vojrlag»  wo  die 
Lebenszeit  der  Einzelnen  gegen  die  der  Fatriarcben 
gehalten  nur  kurz;  war.      Ohnehin  Hefa  fich^diefer 
Zeitraum  füglich  nicht  befler  begränzen,  als  durch 
die  Glanzperiode  des  Salomo  (Bau  des  Tempels)  und 
den  Untergang  des  Reichs  (  Zerftörung  des  National- 
heiligthumes  durch  die  Chaldäer),     Die  auserwählte 
Wurzel  y.  II.    ift  natürlich    Abraham*a   Gefchlecht 
(vgl.  V,  g.). 
79)  V /p  ■  »  eigentlich  transgrediens 9  dann  perverfa^ 
fccUßaf   perßda.    Der  Verf.  gedenkt  wphl  haupt- 


802  Kap.  92.    V.  12. 

und  viel  wird  fein  feiner  Thaten ,  und  alle  fdne 
Thaten  verkehrt;  und  in  ihrer  ErfiUlung  werden 
belohnt  werden  die  Gerechten ,  die  Auserwähken 

ßchlich  an   die  Vermirchutlg  der  im  Exil  lebenden 
Hebräer  mit  den  faeidnifcben  Nationen»  den  dadurch 
unter  ihnen  herbeigeführten  Abfall  von  Jehova  und 
die  allmalig  enttlandene  Befreundung  mit   dem  Aui- 
lande  und  feinen  Ideen.     Der  iweite  Theil  de«  Ver- 
fes  betrifft  die  Juden ,  welche  von  Cyrus  Erlauboili 
cur  Rückkehr   in  die  Heimatb  Gebrauch   macbteo. 
Die  Worte:  von  der  Pßame  der  ewigen  Gerecktig» 
keit  (umfcbreibende  Bezeichnung  der  Hebräer ;  f.  in 
y,  g«)  geboren  nicht  za  dem  Verbo  belohnt  werden^ 
fondern  zu  dem  Subßantivo  die  Auserivählten.    Die 
Meinung  des  Verf.  ift:    nicht  alle^  fondern  nur  die 
treu  gebliebenen  und  eifrigen  Anbanger  Jehova's  un- 
ter den  Juden  erbalten  die  Belohnung ,  d.  i.  gelangen 
Eum  Vaterlande.    Siebenfache  Belthrung  Hebt  fnrnni- 
ftändlicbey  genaue  und  gründliche,  mit  ^rückfichti- 
gung  der  auch  im  B.  Henoch  beliebten   Siebenzahl 
(vgl.  ».  B.  V.  17.  Kp.  lo,  15.  76,  5  —  8-  und  AnimerL 
dazu).    Den  Schlufs  von  V.  12.  wendet  Lawrence  fo: 
'      rüchßchtlich  jedes   Theiles  feiner  Schöpfung.     Dtf 
Pronomen  fein  in   diefem   Satse  kann  fich  nur  anf 
Gott  beziehen»  obfcbon  er  in  dem  Zufammenhange 
gir  nicht  erwähnt  ift  (vgl.  Anmerk.  g4.  su  Kp.  13,  !.)• 
-  LlUhe  (Verf.  e.  vollfi.  £inl.  in  die  Offenb.  loh.  S.  59-) 
wirft  zu  diefer  Stelle  die  Frage  auf  ^  ob  unter  diebr 
Belehrung  die  Bekanntfcbaft  der  Juden  mit  chelddi' 
fcher  Weisheit^  welche  der  Verf.  befondera  liebe,  g^ 
meint,  oder  darin  eine  Anfpielung  auf  die  InSitvtio- 
tien  Efra^s  sum  Unterrichte  dea  Volkea  im  Gefetia 
enthalten  tfff^  oder  ob  der  Auadnxck  Tielioidit  aef 
Beidea  gehen  bUe.    Zufolge  Kp.  gg,  iii*  maAn» 


Kap.  92.    V.   12.  -803 

ron  der  Pflanze  der  ewigen  Gerechtigkeit,  fie,  de- 
len '  gegeben  werden  wird  liebenfache  Belehrung 
ür  feine  ganze  Schöpfung. 


\   » 


ßch  drei  JVIäuner  nach  dem  Exil  um  ihr  Volk  ver- 
dient, wobei  unßreitig  Efra  mit  ins  Auge  gefa Est 
wurde.  Da  nun  die  Hauptmomenta  dort  und  hier 
diefelben  find,  fo  könnte  man  allerdings  geneigt  wer« 
den,  die  Aeufserungen  am  Ende  diefet  Verfes  auf 
Efra's  verdienKliche  Bemühungen  mit  zu  besieben. 
Jedenfalls  aber  läge  kein  Grund  vor,  nur  an  fie  zu 
denken ;  vielmehr  dürfte  die  Belehrung  der  Prophe* 
ten  jener  Zeit  nicht  ausgefcbloiren  werden.  Uebri« 
gens  tcheint  aber  in  den  Worten  die  neue  Entwick- 
lung det  jüdifchen  Volkes  zur  Zeit  der  Riickkehr  in 
das  Land  der  Väter  blofs  im  Allgemeinen  angedeutet 
zu  feyn ,  ohne  dafs  der  Verf.  dabei  beßimmte  Perfo- 
nen  als  Vermittler  und  Förderer  derfelben  vor  Augen 
gehabt  hätte.  D^r  letzte  Abfchnitt  des  Jefaias  (Kp. 
40  —  66.)  enthält  ja  auch  die  Ho£Fnung  reicherer  und 
belTerer  Erkenntnifs,  womit  der  frifche  Stamm  des 
neu  begründeten  Volkes  ausgezeichnet  werden  foUe. 
Jene  höhere  Einlicht  bezog  fich  natürlich  ganz^befon- 
ders  auf  Gott  und  auf  feine  Werke,  worin  fich  fein 
Wefen  abfpiegelt.  Tieferes  Eindringen  in  die  uns 
umgebende  Natur  bildet  auch  nach  dem  A.  T,  (vgl. 
befonders  das  Buch  Hiob)  und  nach  B.  Henoch  einen 
wefentlichen  Theil  wahrer  Gotteserkenntnifs ,  und 
fuhrt  nothwendig  von  der  Thorheit  des  Götzendien« 
ftes  zurück  (f.  auch  Jef.  40  —  42.)*  Darum  fpricht 
auch  Henoch  im  letzten  Theile  diefes  Kap.  (V.  Ipff«) 
ein  vollkommenes  Wiflen  über  die  grofsen  Erfchei« 
nungen  des  Himmels  und  der  Erde  nur  Gott  zu  (vgl. 
Hiob  33 fF).  Schon  der Zufammenhang,  in  welchem 
die  fiebente  Woche  mit  der  vorhergehenden,  blofs  bis 


804'  Kap.  ^92.    V.    l3. 

t6.     Und  hierauf  wird  feyn  eine  andere  *•) 


J-mJ. 


auf  das  babylonifcbe  Exil  führenden  ßeht,   notbigt 
uns,    die  Deutung  derfelben  zu  verwerfen ,  welche 
Stlv^  de  Sacy  (Journal  des  Savans.  Octobre  Ig22.  p< 
51^3-^4.)  aufgeftellt  bat,  und  welcbe  Heb  nur  mit 
AbfalTung  des  Abfcbnittes  yon  cbrifilicber  Hand  rei- 
nen liefse.     Et  überfetzt,  aber  gegen  den  atbiopi- 
leben  Text,  im  Singular :  ^yder  Ger-tchte^  nusentikk 
von  der  Pßanze  der  ewigen   Gerechtigkeit  ^  wird  ht* 
lohnt  werden^  und  es  wird  ihnen  gegeben  werden  jU- 
henfache  BehhruHg*^  und  ergänzt  zu  dem  Pronomen: 
ihnen  ^  welcbea  üch  auf  die  zu  belohnenden  Gerech- 
ten und  AuserWählteii  bezieht ,  nach   einer  ziemlich 
harten  Ellipfe:    den  Menfchen,     Zu  diefer  Üeberfet- 
zuhg  bemerkt  et  noch :  n^ch  mü(ste  mich  febr  inen, 
oder  diefes  verderbte  Gefchlecht  (wovon  nfimlicb  der 
Anfang  des  Verfea  handelt)  find  die  Juden  s  der  Ans- 
erwählte^  der  Sprofs  des  Stammes  der  ewigen  G^ 
rechtigkeit,  ift  Jefus  ChrißuSf   belohnt  durch  fjBioo 
Auferftehung  und  Verherrlichung  für  feine  Leiden  on| 
feinen  Tod*  •—  • —  Wenn  man  diefe  Erklärung  nicht 
zuliefse ,  fo  könnte  der  Auserwablte  Judas  Mäünii 
leyiif  — >  — *  Ich  geflehe  aber ,  daCi  die  erßere  ErUi* 
Tung  mir  nieht  gefallt."     Es  ifk  aber  die  eine  ErUi- 
rung  fo  falfch  als  die  andere  ^  und  fchon  Fn  Ufi^ 
der  doch  die  AbfalTung  des  B.  Henoch  ebenfo  wie<S^* 
de  Sacy  9  in  das  etfie  chriftliche  Jahrhundert  letses 
möchte,  wagt  nicht  einet  davon  beizutreten^  (bsien 
gefieht »   dafs  der  Zufammenhang  und  der  Flniil  ia 
diefem  Verfe  entgegen  fey:  «lea  ift'%  lagt  er,  „nicht 
von  Einem  Gerechten  die  Rede ,   fondern  voa  ^ 
Gerechten ,  dem  Volke  Gottes,  daa  far  feine  hi^ 
im  Exil,  belohnt  werden  folK<* 

80)  ^ AA      ;    Sichüich  liegt  darin  eine  Besiehtuig  i"^ 


Kap.  92.    V.  li  805 

Dche;  die  achte,  die  der  Gerechtigkeit;  und  es 
rd  ihr  gegeben  werden  ein  Schwert,  auf  dafs 
Tchehe  das  Gericht  und  Gerechtigkeit  gegen  alle, 
liehe  bedrückten. 


die  fiebente  Wocbd;    delTenüngeacbtet  gebort  diefer 
Vers  in  den  Manufcripten  zuKp.  90.  (nach  V.  14.),  in 
welchem  nicbts  von  den  Wocben  V'otkam.      Daber 
wurde  er,  vfie  die  iiäcbften  fünf  Verfe,  bieher  ver- 
fetzLt  (vgl.  Anmerk.  zu  Kp.  90,  14.  und  92^  lg.).     Silv. 
de  Sacy  findet  aucb  in  diefem  Vürfe  Spurendes  cbrift- 
liehen  Zeitalters.     „Das  SbbWert**,  beifst  fes  bei  ibm 
(a.  a.  O.  8.  593)  >  »•'^eigt  die  Zerßörung  Jerufalems 
und  die  an  der  jüdifcbfen  Nation  geübte  göttlicbe  Ra- 
che an;    endlich  ifi  die xhrißlicke  Kirche ^  däs  Haus 
des  grofsen  Königs,  errichtet,  um  evrig  zu  dati6rn/< 
Wolle  mail  diefs  oicbt  zugeben ,    fabrt  ier  fort,    fo 
könne  man  aucb  ,,den  letzten«  von  Herodes  dem  Gro- 
fsen wieder  gebauten  Tempel**  unter  des  grolsen  Kö« 
nigs  Haufe  verReben.     DiefeADflcbt  gebt  aber  davon 
aus,  dafs  fchon  die  7te  Wocbe  bis  auf  Cbriftus  berab- 
fübre.    Da  dicl's  jedocb  Heb  nicht  fo  verbält  (f.  Anm. 
SU  V.  12.) »  fo  ift  aucb  bier  offenbar  eine  ganz  andere 
Z^it  gemeint,  und  zwar,  wie  Lück^  (a.  a.  O.  S.  59 — ^ 
60.)  ganz  ricbtig  angibt,    die  Zeit  der  Makkahäer» 
Vergleicben  wir  nämlicb  den  entfp  reeben  den  biftori« 
fcben  Abfcbnitt,  fo  lebrt  fcbon  die  Aebnlicbkeit  des 
Ausdruckes  mit  Kp.  89t  27. ,  dafs  dort  und  biet  Ein 
und  dalFelbe  Factum  berückficbtigt  werde;    da  nun 
Kp.  89i  25  ff.  von  der  Bedrückung  det  Hebräer,  durch 
die  Heiden  und  dem  Freiheitskampfe  unter  Leitung 
der  Makkabäer  bandeln,  diefer  Gegenftand  aufserdem 
hiex  noch  nicht  berübrt  war^  und  doch  wegen  feiner 
Wichtigkeit  fcbwerlicb  ganz  mitStillfcbweig^n  über- 
gangen wäre,  fo  bleibt  nicbts  übrig,  als  diefe  denk- 


806 


Kap.  92.     V.   14. 


14.  Und  es  werden  übergeben  werden  i\t 
Sünder  in  die  Hände  der  Gerechten ,  und  in  ihrer 
Erfüllung  werden  fie  erlangen  Häiifer  von  ihrer 
Gerechtigkeit,  und  es  wird  erbaut  werden  das  Haus 
des  grofsen  Königs  [zum  Preife]  bis  in  Ewigkeit 
Und  hierauf  in  der  neunten  Woche  ®^),  in  ihr 
wird  das  Gericht  der  Gerecluigkeit  offenbart  wer- 
den der  ganzen  Welt, 


würdige  Periocie  in  die  achte  Woche  (V.  13 — 14«) 
SU  verlegen.  Die  GloITe  des  Cod.  Kupp,  deutet  die 
Bedrücker  und  Sünder  vom  Gog  und  Magog.  Za 
dem  Hauptgedanken  'des  Verfes  vgl.  auch  Kp.  3g,  3 
—  5.  Den  Neubau  des  Haufes  (Tempels)  nach  Been- 
digung der  Tage  des  Jammers  verbiefs  auch  Kp.  g9i 
38  —  39*  43  ^f  zu  welchen  auch  über  diefe Hoffaung 
und  die  Erwartung  ihrer  Erfüllung  nach  dem  langen 
Streite  um  Abhängigkeit  (befonders  S.  766  —  69.)  ^ 
Nöthige  bemerkt  ift.  Grofser  König  ift  BezeicbBuog 
Gottes  j  wie  Kp.  ^3,  6.;  ähnliche  Namen  find:  der 
grofse  Herr  (Kp.  12,  30f  der  heilige  und  grofse  Herr 
der  Herrlichkeit  (Kp.  24»  8*) »  ^^^  ewige  König  (Kp. 
34»  9-  II»   261  3.}-     ^A>  ^n  Klammern  GefcblolFeD« 

hat  Cod.  Rüpp.  (  A  ft'/Vh^ :)  ,  während  Ltuuena 
es  nicht  ausdrückt. 

gl)  Sie  umfafst  die  meßianifche  Zeit,  wie  fchoBLädl' 
(a.  a.  O.  S.  60.)  ausgefprochen  hat.  Die  Gloflies  » 
Cod.  Rüpp.  fuhren  fie  daher  herab  bia  auf  ^0 
Tk^I)  alfo  unfern  Herrn  Chrißus^  womit  auchli^ 
(a.  ä.  O.)  im  Wefentlichen  überainftimmt ,  jedod  «>^ 
der  Mpdification,  dafs  im  Anfange  der  ptea  oder  adE^ 
nifchen  Periode,  „als  das  Evangeliam  bereits  atSifi 
in  der  Welt  verbreitet  zu  werden<%  der  Vei£  fii^ 

•  SU  haben  fcheine.     Hier  aber  mufa  ich  gegen  dhlA 
auch  um  die  Apokalyptiker  verdienten  TheologeBini' 


l 

t 

D 


Kap.  92.    V.   15.  807 

15.     Und  alle  Werke  der  Gottlofeti  werden 

jrfchwinden  von  der  ganzen  Erde  hinweg;  arid 

wird  beßimmt  werden  zur  Zerltörung  die  Welt, 

id  alle  M^nfchen    werden  fchauen  nach    dem 

''ege  der  Rechtfchaffenheit. 


derbolen,  was  fchon  bei  einigen  andern  Gelegenhetteu 
geltend  gemacht  wurde,  dafs  V.  14 —  15.  keine  ein* 
sige  Aeufserung  ausrcbliefslich  oder  auch  nur  vor-« 
herrfchend  chrißlicben  Gepräges  enthalten.  Alles  be- 
wegt lieb  vielmebr  in  dem  Kreife  der  bekannten  jii- 
difcben  Vorftöllungen  vom  goldnen  Zeitalter,  welches 
einßens  wiederkehren  foU.  Es  wird  nicht  einmal  die 
Perfon  des  Mellias  ausdrücklich  genannt»  fondern  der 
Verf.  wählt  nur  die  allgemeinßeii  Züge  su  feinem 
Bilde  jener  Zeit.  Vergleicht  man  Kp.  39. ,  fo  kann 
nur  foviel  nicbt  in  Abrede  geßellt  werden ,  dafs  der 
Kampf  gegen  die  Feinde  ausgekämpft  und  die  Sonne 
der  Frpibeit  und  des  Glücks  über  dem  Lande  der  Ver* 
ehrer  des  einen  wahren  Gottes  aufgegangen  ift.  Alles 
Andere  ruht  noch  im  Schofse  der  Zukunft  bei  Abfaf- 
fung  des  Abfchnittes ;  darum  kann  es  der  Verf.  nur 
In  allgemeinen  Wendungen,  wie  fie  der  Glaube  feines 
Volkes  an  die  Hand  gab  (vgl.  die  S.  768  und  771,  ange«* 
führten  Stellen  des  A.  T.},  auszumalen  unternehmen. 
Vgl.  auch  Henoch  10,  21  S»  Ueber  die  Länge  der 
Zeit,  welche  nocb  bis  zum  Anbruch  der  letzten 
Woche  verfliefst»  ift  ficb  derfelbe  gewifs  felber  nicbt 
Klar  gewefen«  Zu  dem  Inhalte  von  V.  15.  vgl.  Kp* 
89i  40.  42.  44 — 46.  48.  DieZerftörung  der  jetzigen 
Welt  gefchieht  in  der  Qten  Woche  noch  nicht,  fondern 
erd  in  der  loten  Woche  erfolgt  die  Erneuerung  aller 
Singe.  V.  15.  bezieht  ficb  nur  auf  Gottes  Rath« 
fchlufs,  fie  zu  bewirken.  Dafs  ab^r  diefeZerfiÖrung^ 
wie  fo  oft  im  A.  T.  (f.  Gefenius  Comment.  lu  Jef.  13, 
luch  Hedoch«  52 


uiiil  II  am  entlieh  hier  den  Untergang 
den  Hebrüe.n  feindlichen  Staaten  b 
tuöclita  ich  fehl  bezweifeln  (vgl.  V.  ] 
ga)  A^J)  vgl.  Kp.71,  16.  und  Anmi 
rtnce  uberfetet  minder  wörtlich  Tag 
des  roQ  inii  ergSnEten  und  daher  ii 
fetzten  Veibi  ifl,  wie  et  fcheint,  ii 
FutI  Pl\iffl  *  gefundeot  und  coucen 
de>  Verfes  den  Aufdruck:  „und  ein  ^ 
ger  Himmel  wird  heruorfpriefttn."  ] 
che«  für  ewig  gilt  (Kp.  10,  15.  J>  w»ri 
gefalleaea  Engel  entfchieden  (ebenfo 
—  330>  ßelieifsenhier  Wäcfiter,  wie 
leii  de>  B.  Henoch  orten  (f.  Anmerk 
wo  jedoch  das  Citat  921  lÖ.  «ui  Zeil 
fetzen).  Entllehung  einea  neuen  Hin 
auch  JeL  65<  I7-  66,  33.  vgl  51,  itS 
dieApok.  31,  iff.  3PeU3,  10 — 13. 
binea  i&  die  Voifiellung  einet  falct 
nicht  unbekannt.  Die  Eatftehung  1 
meU  denkt  Heb  der  Verf.  wie  daa  i 
FHanze  (H^A^A.*  Tagt  er);  die  Ei 


Kap.  92.   V.  17—18.  809 

17.  Und  der  frühere  Himmel,  —  er  wird  hin- 
jgkommen  und  vergehen  ,  und  ein  neuer  Him- 
el  wird  lieh  zeigen,  und  alle  himmlifchen  Mächte 
erden  leuchten  in  Ewigkeit  fiebenfach.  Und 
erauf  werden  viele  Wochen ,   deren  keine  Zahl 

Ewigkeit,  in  Güte  und  in  Gerechtigkeit  feyn. 

18.  Und  Sünde  wird  von  da  an  nicht  er- 
ahnt bis  in  Ewigkeit  ®^). 


gewöhnlicbßer  Bedeutung  veniet^  auch  redihit^'H 
hier  eingehen  (in  ein  Bebaltnifs,  alfo  gleicbfam  ein* 
gewickelt  werden),  verfchwinden  (vgl.  das  hebr.  NlS, 
s.  B.  von  der  untergebenden,  am  Horisont  verrcbwio« 
denden  Sonne  i  Mof.  15,  17.  2g,  II.)*     I^ie  himmli» 

fchen  Mächte  O^At  :  ft^/^:  vgl.  Kp.  gl,  g.) 
oder  Geßirne  haben  einen  ftärkern  Glanz  (über /le&en* 
fach  r.  V.  12«),  weil  überbaupt  alles  fcböner  undberr- 
licber   aufbiüben  foU.      Vgl,   auch  Kp.  10,  23  —  24* 
und  Anmerk.  dazu. 
83)  Die  vorbergebenden  6  Verfc,  namlicbderi3te,  I4te, 
I5te,  löte,  I7tc  und  igte  find  zwifcben  dem  I4ten 
und  I5ten  Verfe  des  poften  Kapitels  herausgenommen, 
wo  fie  in  den  Manufcripten  Reben.     Aber  der  Sinn 
in  diefer  Stelle  fcbien  fie  fo  offenbar  hier  zu  erfor« 
dern,  dafs  icb  gewagt  habe,  fie  zu  verfetzen.  (L.) 
Aucb  Silv.  de  Sacy  (a.  a.  O.  p.  594O  erklärt  „diefe 
Umßellung  für  unvermeidlicb/*     Die  Sünde  wird  fo 
radikal  vertilgt  feyn,    dafs  ihrer  aucb  nicht  einmal 
gefpräcbsweife  gedacht  wird  (A,'^'^^HA:  non  di- 
cetur).     Dem  ipten  Verfe  gel«t  die  Partikel  AM^^t 
.  Toraus,  aber  keinesweges  Hebt  er  mit  V.  ig.  in  einem 
Caufalverbältnifs.     Ueberbaupt  foUte  man  den  Inhalt 
von  V.  19  —  24.  gerade  in    diefem  Zufammenbange 
kaum  erwarten.     Eine  Verbindung  zwifcben  diefer 
Ueinen  Stelle  und   dem  vorhergebenden  Abfcbnitte 

52  * 


liaiui  ich  nur  in  der  Erwähnung  Aet 
SU  fchafFenden  Himmel*  (V.  lö  — 17 
heifauDg  einei  dereioSigen  genügem 
guten  Mearcbes  über  alle  Seitco  ' 
(V.  130-  Denn  in  der  Hauptfacbe 
des  Verf.  in  V.  19  ff.  darauf,  dafa  de 
an  Kraft  (ey,  zumal  Gott  gegenüber 
men  an  Einficht,  liefonders  über  d< 
cber  die  Erde  überdeckt,  (a  CelbA  übei 
84)  Die  Frage  wählt  der  Verf. ,  um  ( 
Lebendigkeit  und  Kraft  zu  verleih 
12  ff.«  mit  welcher  Stelle  auch  rüc 
balu  Berührung  fiatt  findet.  MeiSei 
V.  ao.  jedoch  auch  einmal  ^i^;  1 
Heilig«  (V.  19-)  iß  natürlich  Gott, 
hat  der  Verf.  feine  Gröfse  und  Gefti 
dera  die  Gefetze,  wornach  die  Erfcbe 
felben  erfolgen  I  kure  alle«  dai  iniAi 
■^gl.  von  ihm  dargeftellt  worden 
Auch  vom  Verf.  des  Bucha  Henoch 


Kap-  Ü2.     V.  21—22..  811 

21.  Und  mag  er  fehen  feine  Belebung,  doch 
icht  feinen  Geilt  ^^),  und  kann  er  reden  (davon), 
och  nicht  hinauffteigen ,  und  fähe  er  alle  Flügel 
ierfelben  und  bedäclite  iie,  fo  wird  er  doch  nichts 
lachen  ihnen  gleich. 

22.  Und  wer  ift  unter  allen  Menfchen,  wei- 
ter könnte  erkennen,  wie  ift  dieBreite  undLänge 
er  Erde? 


den  Ordnung  und' Gefetzmäfsigkett  im  Weltall;  und 
da  an  dem^  dem  Menfchen  nur  feinen  allgemeinen  Ver^ 
hdltniffen  nach  kund  werdenden  Lieben  der  Gefiirne 
weniger  IVdlkühr  und  Zufälligkeit  ^  als  an  dem  Er- 
'  denleben  erfcheint ,  fo  ward  der  Sternenhimmel  vor» 
zugsweife  als  ein  Bild  gefetzmäfsiger  Ordnung  be- 
trachtet.^* 

85)  (DTkAi :  ßd\ß  i  W :  (d7\<^  :  ^ :  <«Vi^;: 

JVIit  naf*s  bezeicbnen  die  Aethiopier  das  thierifche 
Leben,  mit  manfas  dagegen  den  eigentlichen,  unfierb- 
lieben  Geiß,  welcher  den  Organismus  leitet;  vgl. 
Ludolf  lexic.  ed.  2.  col«  323.  Eine  ähnlicbe  Bewandt- 
nifs  hat  es  mit  beiden  Ausdrücken  auch  hier;  wefs- 
balb  auch  fchon  Laurence  den  erßeren  durch  anima» 
tion  (Belebung),  den  andern  durch  fpirit  (Geiß)  über- 
fetzt.  Das  B.  Henoch  betrachtet  die  Himmelskörper, 
weil  fie  nach  feßßehender  Regel  erfcheinen ,  fich  be- 
wegen  und  yerfcbwinden,  als  belebt;  und  das,  was 
wir  davon  an  ihnen  gewahr  werden,  als. die  Wirkung 
einer  ihnen  inwohnenden,  £e  leitenden,  vernünfti- 
gen, geißigen  Perfönlichkeit.  Es  kehrt  hier  diefelbe 
Yorftellung  wieder,  welche  su  Kp.  5g,  4.  g  und  9.  aus- 
führlich  befprochen  wurde.  Zu  den  dort  angeführten 
Parallelen  aus  dem  Alterthume  verdient  noch  als  ver- 
wandte Meinung  hinzugefügt  zu  werden»  dafs  die 
AegTptier  nach  Herodot  (Hifior*  II,  83.)  swar  nioht 


812  Kap.  92.     V.  23  —  24. 

23.  Und  wem  ift  gezeigt  -worden  die  Groi» 
von  allem  diefem?  Und  ift  es  jeder  Mann,  vi 
eher  könnte  erkennen  die  Länge  des  Himmds, 
und  vv^ie  feine  Höhe  iß,  und  worüber  feine Be« 
fefiigung, 

24.  und  wie  grofs  die  Zahl  der  Sterne  iS, 
und  wo  rxihen  alle  Lichter?" 


den  Sternen ,    doch  den  Monaten   und  Tagen  Gctts 
vorgefetzt   dachten:     JSTal    zdÖB    alXa    *Aiyvxzioi6i  « 
i^Bv^Hivw  (ulg  «  xal  rict^ifrj  hxdarfj  &biov  oxtv  itzL  Tc: 
den  Stoikern  aber  beifst  es ,   dafs  £ie  die  Eigenfcki^ 
ten  und  Kräfte  der  Luft,  der  Gewaffer,  der  Fcuerfi» 
men  als  Götter,  aberfreitich  nurala  ßerblicbe  Midi:, 
eingefübrt  hatten.     Vgl.  Plutarck  de  oraculorum  ifr 
fectu  in  Opp.  omn.  T.  Il.ed.  G.  Xylander  p.42C.i 
und  de  placitis  philofophoruna  L.  L  p.  ggl.F.  SS^-^ 
Der  Sinn  unferer  Stelle  ift  deutlich  und  kein  aoddft 
als  dafs  die  Menfcben  die  Aeufaerungen  der  denBic^ 
xnelskörpem  verliehenen  Kraft  wohl  gewahr  werdo, 
ihnen  aber  die  Urfache  derfelben  verborgen  bleibs^  I* 
9ten  Satze  fupplirt  Laurence  zum  Verbo  reden  & 
Worte :  rückfichtlich  deßelben^Mnd  in  den  beiden leo* 
ten  Versgliedern ,  wo  das  FJuralfuffixum  aDgewenb 
ift,  überfetzt  er;  ^^dUfer  Dinge''* ^  fo  dafs  erdaiFv^ 
nomen  nicht  blofs  auf  Himmel  bezogen  haben  w»^ 
£s  geht  aber  nichts  weiter  voraus»  nvoxu  das  Pronosfl 

geboren  konnte,und  das  Wort  Flügel  (AlH  ^(iJÜ^t 
was  Laurence  durch  Grämen  wiedergibt,  pabta* 
dazu.  Es  ift  aber  Himknel  hier  in  der  Mehifasit  f 
noaiman^  wie  fo  oft  im  B«  Henoch  (vgl.  Kp.  I|I*  i 

X.  3-  41'  I-  47f  2. 3*  53«  7*  8-  59*  X*  6o,  g.  ?D,  1^  ^ 

XI.  74f  IX.  83»  3-  50-  Zu  Y.a^.  vgl.  HiobaSt» 
Ala  etwas  vorzüglich  Bewundemswerthet  erfiW 
dem  Verf.  Y«  33.  die  Ausbreitang  dea  Himmdige*^ 


Kap.  93.     V.  1  —  2.  813 

Kap.     93.  8ö) 

1.  „Und  nun  will  ich  euch  Tagen,  meine 
linder,  liebet  Gerechtigkeit  und  in  ihr  wandelt.; 
enn  die  Pfade  der  Gerechtigkeit  find  würdig, 
enommen  zu  werden ,  und  die  Pfade  der  Unge- 
schtigkeit  werden  plötzlich  vernichtet  werden 
nd  fich  mindern, 

2.  Und  Männern,  erkannt  ®  ^)  vom  Geföhlecht, 

bes  über  die  Erde,  wie  auch  fonS  (Kp.  Ig,  3«  5g,  3. 
6g,  24  )•     Der  Inhalt  von  V.  24.  erinnert  an  den  afiro- 
nomifcben  Abfchnitt  Kp«  71  S.    Henoch  kennt  diefs 
alles,  aber  lediglicb  durcb  böbere  Mittbeilung;  der 
MenCcb  aber  als  folcber  hat  darüber  keine  fiebere  und 
genaue  Kenntnifs.     Am  ScbluIFe  von  V.  23.  überfetst 
Laurence  ungenau:  i^^und  wodurch  er  (der  Himmdl} 
getragtn  wird.** 
g6)  Mit  diefem  Kap.  werden  nun  die  durch  Kp.  92.  in 
Etwas  unterbrochenen  Ermahnungen  und  Warnungen 
wieder  aufgenommen.     Wenn  der  endliche  Ausgang 
der  Dinge  fo  iß,  wie  ihn  Kpi  92.  fchildert ,  f 0  liegt 
1a  die  Aufforderung  zur  RechtfclMiffenheit  gar  au  nahe. 
Fr.  Lücke  (Verf.  e.  vollft.  Einl.  in  d.  Offeoh.  Joh.  S. 
61.    Anm.  2.)  glaubt,   im  Teft.  Xievi  cp;  15 «-+-16. 
liege  eine  Anfpielung  auf  diefes  93ße  und  die  nachfi: 
folgenden  Kapitel.     Allerdings  beruft  fich  fene  Schrift 
auf  das  Zeugnifs  des  Buchs  Henocbi  nm.  die  Behaup- 
tung einer  einft  fehr  verbreiteten  Verdorbenheit  zu 
rechtfertigen.     V.  i*  ift  theilweife  faft. wörtlich  mit 
Kp,  90,  15 — 17.  übereinßimmeijd.      P/mÖÖ"!  T^ar- 
vus  fiel  (vgL  y.  5«)  nach  vorausgctg^ilgep^fU:  ftithevn 
Ausdrucke;  man  foUte  eine  uiiij^ekehrte Stellung  der 
beiden  Worte  erwarten. 

87)  ?\^-^"i:  Tifi^^dfßi^t  Lamencß  überfetzt: 
jQfaniMi?!  von  A^ifchen  in  ihrem  G^JfihU^hi;  Co.dafs 


814  Kap.  93.    V.    2  —  5. 

werden  offenbart  werden  die  Wege  derBedriiduns 
und  des  Todes,  und  fie  werden  £ch  fem  halt» 
von  ihnen  und  ihnen  nicht  folgen. 

3.  Und  nun  auch  zu  euch  fpreche  ich,  n 
den  Gerechten :  ,, Gehet  nicht  auf  dem  Wege  ita 
Böfen  und  der  Bedrückung ,  und  nicht  auf  des 
Wegen  des  Todes,  und  nahet  euch  ihnen  nicht, 
auf  dafs  ihr  nicht  umkommt,   fondem  begehret 

4.  und  erwählet  euch  Gerechtigkeit  und  ein 
wohlgefälliges  Leben. 

5.  Und  gehet  auf  den  Wegen  des  Friedess, 
auf  dafs  ihr  lebet  und  würdig  feyd ,  und  behaltet 
in  dem  Gedanken  eueres  Herzens  undver tilgt nicb 
mein  Wort  aus  euerem  Herzen ;  denn  ich  wm 
dals  veranlaflen  werden  die  Sünder  den  Menfcha 
zu  vollbringen  boshafte  LilL  Und  jeder  Ort  wiii 
nicht  entgegen  kommen  derfelben»  noch  jedei 
Rath  gemindert  werden," 


^^■^-»■■1     wm 


es  ein  ahnlicher  Aufdrnck  i^are,  'wie  Kp.  91,  X.  b 
3ten  Verfe  hat  -  derfelbe :  lafst  mich  euch  ermak'A 
und  fchiebt  ohna  Noth  darnach  ein :  die  ihr  /r^^ 
y.  4.  hängt  gana  genau  mit  V.  3.  zufammen,  uadat- 
halt  namentlich  aruch  das  Object  su  4^.C  •  '^^ 
get^  wünfchetm  Laurenee  überfetzt  in  demCdba: 
jygutes  Leben<<;  im  Texte  Seht  ti^^^lj  welda 
Luäolf  durch  acceptus ,  gratus  erklart.  Statt  Jf^ 
des  Friedens  (iW^  l)  V.  5.  konnte  man  auch  üba- 
Cstzen :  des  Heils»  ^Jf  AQh  t  gibt  JLaurencc  ledtf 
•gut:  (dafi)  ihr  würdig  erfunden  werdet i  dagegei 
überfetit  er  Unndthig :' in  eurem   innerßen  Gtivä» 

für:  Gedanken  eures  Hertens,  und  '^fl/l;  AYVPt 
(calliditatem  malam)  durch  Ferhrechen  begehen  vü^ 
lieh.  Der  Sinn  de«  JSchlnilbs  von  Y.  5.  ift  offenbr 
Hiebt  «Ues  wird  ihnett  geUagen.     Untetftiitst  wak 


Kap.  93.   y.  6—7.  815 

6*  Wehe  denjenigen,  welche  aufbauen  ®  ®)  Un- 
rechtigkeit  undBednlckung,  und  begründen  Be- 
15;  denn  plötzlich  werden  fie  gefiürzt  werden, 
\i  ihnen  wird  kein  Friede! 

7.  Wehe  denjenigen,  welche  aufbauen  ihre 
iiifer  mit  Sünde;  denn  alle  ihr  Grund  wird  ein* 
Xiürzt  werden ,  und  durch  das  Schwert  werden 
1  lallen!  Und  diejenigen,  welche  befitzen  Gold 
id  Silber, — im  Gericht  werden  fie  plötzlich  um- 

der  lißige  Anfcblag,  wenn  tbm  das,  yras  er  beabCch* 
ti^t,  die  Hand  dazu  böte,  alfo  der  Ort,  wohin  er  will, 
glucbfam  entgegen  käme.  Der  Rath ,  welcher  fich 
nitht  verliert,  iß  der  zur  Bekämpfung  der  Bosheit 
noh wendige.  Bei  Laurence  wird  die  Stelle  nicht 
geutt  gefafst :  „Sie  werden  nicht  gefunden  »n  jedem 
Ort«,  noch  befitzt  jeder  Hatb  („counfel**)  ein  wenig 
yon  ihnen.'* 

88)  PA'^ÖT;     Das  Bild  ift  von  einem  Gebäude  her- 
genotmen ;  fo  auch  im  Folgenden,  wo  eben  defawe- 
gen   lU't'  X  deßruxit  (vgl.  V.  7.)  mit  gutem  Bedachte 
gewalt  wurde.     Der  Verf.  wechfelt  hier,  wie  fonft 
oft  inliefem  Abfchnitte,  mit  Ermahnungen  der  From- 
men uA  dem  Weheruf  über  die   Böfen    ab.      Der 
zweitcSatz  im  7ten  Verfe  lautet  bei  Laurence  t  denn 
von  ihifi  wahren  Gründen  („their  very  foundationt**) 
werden  \re  Häuf  er  zerßört  werden^  und  in  einem  Nöt- 
chen wij  angedeutet,  dafi  fie  für  ihre  Hdufer  im  Texte 
fiehe ;  a^h  ift  vor  dem  Verbo  fallen  das  Pronomen 
felhfi  ergist.     Meine  Ueberfetzung  folgt  Cod.  Rüpp. 
ganz  gena     Auch  im  weitern  Verlaufe  des  Yerfea 
Jhid   kleiniAbweichungen    der  englifcben  Verlion; 
fo  heifst  es  ^q  jen  Befitzern  edler  Metislle  2  fie  wer' 
den  gerechte^gij'^  („juftly*')  und  plötzlich  «nt&om- 
maiit  und  unitt^lluir  nachher  wird  überfeut ;  weh$ 


i 

1 


816  Kap.  93.    V.  7  —  10. 

kommen.  Wehe  euch  Reichen !  Denn  auf  cbot 
Reichthum  habt  ihr  vertraut;  aber  aus  euerciB 
Reichthum  werdet  ihr  herausgehen ,  weil  ihr  in 
Erhabenen  nicht  gedacht  habt  in  den  Tagen  eixm 
Reichthumes,  fihr  werdet  herausgehen^  ireifür 
nicht  gedacht  habt  des  Erhabenen  in  den  Tiffli 
eueres  Reichthumes.] 

8.  Ihr  habt  begangen  Gottesläßerung  nnd 
Ungerechtigkeit,  und  bereitet  feyd  ihr  für  deiTag 
des  Blutvergiefsens  und  für  den  Tag  der  Fioiler- 
nifs,  und  für  den  Tag  des  grofsen  Gerichts. 

9.  So  fpreche  ich®^)  und  zeige  eu:h  «i, 
dafs  euch  verderben  wird  er,  welcher  eu:h  ge- 
fchaffen  hat. 

10.  Und  über  eueren  Fall  wird  nidt  fcp 
Mitleid,  und  euer  Schöpfer  wird  lieh  freien  über 
eueren  Untergang. 


euch^  die  ihr  reich  feyd^  fo  wie  mehr  gegen  dai  £n Je: 
Tage  eures  Glückes  fiatt  Reichthumes,  Zi  iem  tod 
mir  inKlainmern  geßellten  und  durch  den  Druck  aus- 
gezeichneten  Schlufle  von  V.  7.  bemerkt  Laurence: 
lyDiefe  Zeilen  find  offenbar  eine  Wiederholang  der 
vorhergehenden ,  vermöge  eines  Fehlers  in  der  ib- 
fchrift«  Sie  kommen  nicht  vor  im  Parifer  Maoo- 
fcript.*^  Auch  Cod.  Rüpp.  hat  Ce  nicht«  wodorck 
Laurence* s  Vermuthung  vollkommen  beftatigt  wiri 

89)  TiC^ü:  ?\iAA:,  was  Laurence  i  diefs  ^rkUrtiA 
üherfetzt  hat.  Im  Anfange  von  V.  la  kei&t  «  bö 
ihm  ungenau :  »«wenn  ihr  fallet,  wirJ  er  euch  nicht 
Gnade  erzeigen*«,  und  V.  ii. :  ^ylaCit  dmn  diejenige 
welche  gerecht  feyn  werden  unter  euch  in  dietei 
Tagen,  verahfcheuen**  u.  f.  w.  Eu0S  Gereckten  bbt 
LoMr^ficeofiFetibarfo:  die  unter  euci»  als.ihsenZ«b|^ 


Kap.  93*  V.  1 1.   Kap.  94.  V.  1  —  3.        817 

11.  Und  euere  Gerechten  in  jenen  Tagen 
erden  feyn  zur  Schmach  den  Sündern  und  den 
sltlofen. 

Kap.     94. 

1.  Wer  gibt  meinen  Augen,  dafs  fie  würden 
ir  Waflerwolke,  und  ich  weinte  über  euch  und 
jfse  fliefsen  meine  Thräne  wie  eineWaflerwolke, 
id  ruhete  von  der  Betrübnifs  meines  Herzens. 

2.  Wer  hat  euch  verfiattet  zu  üben  Hafs 
id  Bosheit?  Und  erreichen  wird  euch;  die  Sün« 
iT,  das  Gericht. 

3.  Nicht  fürchten  werden  lieh  die  Gerechten 
)r  den  Sündern ;  denn  wiederum  wird  lie  brin- 


Doflen,  befindlichen  frommen  und  rechtfcliafiFenen 
IVIenfchen.  Doch  konnte  das  Pronomen  auch  auf  die 
den  Henocb  in  diefem  ganzen  Äbfchnitte  umgeben- 
den (f.  Kp.  90,  I.  4*  93*  30  Glieder  feiner  Familie 
gehen;  vgl.  Kp.  94>  3*  Indefs  dem  möge  feyn,  wie 
ibm  wolle,  der  Gedanke  des  Verf.  ifi :  die  Guten  wer- 
den  in  ihrem  edlen  Streben  verlacht,  weil  die  Böfea 
Cch  nicbt  einbilden,  daft  es  fo  kommen  werde,  wie 
y,  p  — 10.  ankündigen.  Aber  Henoch  weifs  es  ficher, 
dafs  ihre  Strafe  nicbt  ausbleibt,  darum  ergreift  ihn 
nach  Kp.  94,   !•  Schmerz,  über   ihre   Verblendung. 

Die  Formel  i^V:    ßUH^;    AtiPh^l  Tl^: 

im  Anfange  von  Kp.  94.  iß  dem  Hebräifchen  \F\']  ^0 

zu  vergleichen  und  drückt  einen  Wunfch  aus.  Da- 
her überfetzt  Laurence:  „o  dafs  meine  Augen  Waf- 
ferwolken  wären.*«  Das  ftarke  Bild,  deflen  der  Verf. 
Geh  bedient,  ifi  an  Geh  klar.  Vgl.  für  den  Gedanken 
Kp.  67,  2«  Laurence  fetzt  Regen  für  JVafferwolke^ 
wo  es  zum  2ten  Male  vorkommt,  las  aber  nicht  an- 
ders, wie  aus  feiner  Anmerkung  lu  dem  Worte  erbeilt. 


^ 


• 


818  Kap.  94.     V.  3  —  5. 

gen  der  AUherrfcher  in  euere  ^  ®)  Hand,  auf  da£s  Ir 
übet  an  ihnen  Gericht  nach  euerem  Gefallen. 

4.  Wehe  euch,  die  ihr  verflucht  in  Flüchen, 
dafs  ihr  nicht  löfet;  und  Heilung  iß  fem  von  euch 
wegen  euerer  Sünde.  Wehe  euch,  die  ihr  lohnet 
Böfes  euerem  Nächßen ;  denn  ihr  werdet  belohnt 
werden  nach  eueren  Werken. 

5.  Wehe  euch,  ihr  Zeugen  der  Lüge,  und 
denen,  welche  entfprechen  der  Ungerechtigkeit; 
denn  plötzlich  werdet  ihr  umkommen. 

90)  In  die  Hand  der  frommen  Nachkommenfchaft  Bs* 
nochs ,  welchen  er  diefs  mittheilt ;  vgl.  Kp.  90, 1-  ^ 
92,  3*  Statt  Hand  überfetzt  Laurence:  Gewaltyral 
euch  rächen  fiatt  Gericht  üben.  Den  Anfang  voo 
y.  4.  wendet  er  lo,  dafs  der  Sinn  entßelit:  wehe^ 
nen ,  welche  durch  Verwünfclmngen  dermaafsen  g^ 
feHelt  find,  dafs  Iie  fich  nicht  losmachen  Können. 
Man  erwartet  aber  vielmehr  nach  V.  ^fF.  Kp.  93,6- 
7.  und  andern  analogen  Aeufserungen  ,  dafs  auf  eiss 
Handlung  bingewiefen  wird ,  welche  den  Verf.  sna 
Weheruf  veranlafste.  Der  Sinn  alfo :  Ihrer  Strafe 
entgehen  die  nicht»  welche  durch  Anwünfchungea» 
denen  fie  eine  Zauberkraft  zufchreiben,  ihreioNicb- 
fien  lu  fchaden  fuchen,  und  die  darin  vermeindick 
liegende  Macht  nicht  wieder  abwenden  vom  Schiebe- 
Opfer  ihres  Haffes.  Auch  Kp,  7,  6  —  g.  10.  8»  3"" 4* 
64»  6.  gedachte  das  Buch  Henoch  dea  Zaubers  und 
feiner  Löfung.     Der  Schlufs  von  V .  4.  kehrt  Kp.  99> 

5.  wörtlich  wieder.  J^J^AdTTl  tiW^^l  V- 5- 
überfetit  Laurence  nicht  ganz  genau:  ikr  iii  i^ 
fchwerer  macht  („aggravate")  Ungereduigk^iti  Aea- 
dafelbS  faljcke  Zeugen  fiatt  Zeug0n  der  Lügt.  Zi 
dierem  letztem  vgl.  Kp.  g6»  24.  * 


Kap.  94.  V.  6.     Kap.  95.  V.  1—2.        819 

• 

6«  Wehe  euch,  den  Sündern;  denn  die  Ge- 
lten vertreibt  ^^)  ihr,  denn  ihr  nehmet  auf  und 
reibt  die  der  Ungerechtigkeit»  und  ea  wird 
r  euch  fiark  feyn  ihr  Joch. 

Kap.     95.  ") 

1.  Hofifet,  ihr  Gerechten;  denn  plötzlich 
den  vernichtet  werden  die  Sünder  vor  euch, 
Herrfchaft  wird  euch  feyn  über  fie  nach  eue- 

Gefallen. 

2.  Und  an  dem  Tage  der  Noth  der  Sünder 
den  er)iöht  und  erhoben  werden ,  wie  Adler, 
:e  Nachkommen.  Und  höher ,  als  des  Geiers 
1  feyn  euer  Nefi,  und  ihr  werdet  hinauffteigen 
eingehen  in  die  Höhlen  ^  ^)  der  Erde  und  in  die 


:)  Laurence  fchiebt  hier  ein:  nach  Gefallen ^  was  aU 
lerdings  in  dem  Gedanken  des  Verf.  liegt.  Denn  der 
Sinn  der  Stelle  ilt  offenbar:  die  Sünder  verdrängen 
den  Gerechten,  aber  auch  den  ihnen  felbft  Gleicbge* 
Ilnnten ,  wenn  er  ihnen  nicht  anfleht ,  und  zwar  laf- 
fen  fie  fich  dabei  bloft  von  ihrer  Willkiihr  leiten. 
TllJ&JE,  l  (repuLerunt)  gibt  Laurence  des  Gegenfatzes 
wegen:  verwerfen,  Aufserdemfaater  den  Genitiv:  die 
der  Ungerechtigkeit-  AuTch  Ergänzung  zu  verdeutli- 
chen gefucht:  die  Ungerechtigkeit  begehen. 
i)  Die  in  Kap.  94.  ausgefprochenen  Drohungen  gegen 
die  Böfen  werden  Kp.  95,  i  —  4.  durch  einen  Blick 
auf  das  Schickfal  der  Frommen  unterbrochen ,  dann 
aber  von  V.  4  —  g.  wieder,  aufgenommen.  Vor  euch 
(V.  I.)  foll  beifsen,  fo  dafs  ihr  es  gewahr  werdet; 
es  iß  alfo  dem  Sinne  nach  einerlei  mit  dem  Aus- 
drucke :  vor  euren  Augen» 

)  A  ^K'tyX^:     Eine  folche  Wurzel  wie  S  JPA  : 
kommt inLii<fo//^^  äthiopiTcbemLexicon  nicht  vor, jäher 


820  Kap.   95.     V.   2. 

Spalten  der  Felfen  in  Ewigkeit  ^  wie  KanincheSi 
von  den  Ungerechten  hinweg ; 

in  feinem  ambarifcben  Wörterbuch e  gibt  er  demSob- 
fiantivo  SJ^Al  die 'Redeutun^  foramen.  Diefe  B^ 
deutung  habe  ich  angenommen.  Die  Stelle  fcheint 
•US  Jef.  2y  21.  genommen  zu  feyn  ,  vrelcbe  in  den 
Septuaginta  fo  ausgedruckt  wird :  tov  ii^Mw  tl; 
zag  T^toylag  tijg  cttQsag  nirgag ,  xai  itg  ras  cxiOfMi  nif 
mx^Av^  einzugehen  in  die  Hohlen  der  fefien  FeLjen  uni 
in  die  Klüfte  der  Felfen.  Die  Worte ,  welche  der 
athiopilcbe  Ueberfetzer  des  Jefaias  gewählt  bat,  na 
den  letzten  Satz  der  Sentenz  auszudrücken ,  find  g^ 
nau    diefelben,    wie    im    Buch    Henoch,   nimlich: 

■J^U;!^:  rö^/K:  dit  Klüfte  der  Felfen.  (^L)  Im 
Cod.  Rüpp.  findet  fich  übrigens  ganz  derfelbe  Text 

Ueber  das  folgende  Ti^^l   *1/Tlb«   bemerkt  Laurtuct 

noch:  ^jLudolf  gibt  ^M^J  durch  lepus  (Hife),  er 
fügt  indefs  hinzu :  ,,  fed  cuniculum  interpretabatar 
Aetbiops  mens.**  Die  letztere  Bedeutung  fcbeiotim 
befien  in  den  Zufammenbang  zu  paflen.**  Hierin kaoa 
ich  ihm  nicht  anders  als  beiftimmen ;  denn  der  Nitardei 
Kaninchens,  nicht  aber  des  Hafens,  iß  das  Eingraben 
in  Felslöcber  und  Bergfcbluchten  eigenthümlich.  Auch 
hat  er  Kp.  gg,  15.  g*he  felbft  Kaninchen  uberfetit 
Das  ätbiopifcbe  Aveß^  welches  Geier  bedeutet  (t 
Anm.  zu  Kp.gg,  16.)*  behält  Laurence  auch  hierbei 
Zu  dem  ifien  Satze  des  Verfes  vgl.  JeC  40,  31.  D^ 
lindere  Theil  deflelben  hat  faß  denfelben  Sinn»  nt 
fpecieller  gefafst.  Das  in  der  Höhe  aDgabracbteNd 
ift  unzugänglich ,  und  in  den  Erdklüften  findet  das 
Tbier  feine  Zuflucht ;  fo  foUen  auch  die  GerediteB 
Schutz  finden  und  vor  ihren  dermaligen  Bedringcn 
gefiebert  feyn.  Dafs  der  Geier  wie  der  Adler  (Hi^ 
38»  27  ff )  gern  auf  hohem  fierge  horfte,  ift  bekaBB<* 


V 


Kap.  95.    V.  3—4.  821 

3.  und  fie  werden  feufzen  ^^)  über  euch 
nd  weinen  gleich  Sirenen. 

4.  Und  ihr  werdet  nicht  fürchten  diejenigen» 
eiche  euch  verletztefa ;  denn  Heilung  wird  euch 

94)  Dat. Wort  I  welches  ich  feufzen  überfetst  habe ,  ift 
JB'^OYVI  Luiolf  jedoch  hat  es  nicht  als  ein  Ver- 
bum  gefunden,  aber  er  gibt  ihm,  als  einem  Sübßan- 

tiv,  diefe  Bedeutung  unter  der  Form  ^A  Y\  l  Es  ift 
auch    noch    ein    anderes    Wort    in     diefem    Verfe» 

AJPT^^o  welches  Ludolf/ai*iii  überfetzt,  indem 
er  ßch  auf  Jef.  13,  21.  bezieht,  welches  ich  dagegen 
Sirenen  gegeben  habe.  Tn  der  angeführten  Stelle  des 
JefaiaslefendieSeptnaginta  alfo:  nuä  dvancevcovxai  imZ 
of^veg,  %al  6ain6vui  ixil  <$^;p7<n>«rT0tf ,  und  Sirenen  wer- 
den  dort  ruhen  und  Dämonen  dort  tanzen*     Dies  ift 

lo  überfetzt  im  Aethiopifchen :    (DPVOÜl  OtVtTt 

A^7;^^:  (d.Bh4;V:  nw:  A'}'^^^:  Hier 

ift  das  griechifche  Wort  atiif^vis  (Sirenen)  ganz  deut- 
lich überfetzt  durch  das  äthiopifche  Wort  Ar^^r^^  J 
(L.)  In  dem  Texte  Laurence*s^  der  in  beiden  Ausgaben 
gleich  lautet,  iß  noth  wendig  (D  ll'^X«  bu  ändern.  Nach 
diefen  Worten  hat  die  erfie  Ausgabe  (die  zweite  aber 
nicht)  noch  Folgendes:  „Aber  Ludolf  ift  in  feiner 
Erklärung  des  äthiopifchea  Wortes  unvorfichtiger 
Weife  in  zwei  Fehler  gefallen ,  indem  erftens  die  Be- 
deutune  delTelben  mit  dem  des  Subftantiva  D^'^^ytD 

o  •    •     • 

daemones  piloß  ^  Satyrn  in  dem  folgenden  Theile  dea 
Verfes  verwechfelt  worden,  welches  von  den  Septua» 
ginta  ganz  einfach  daifiovia  übertragen  wird,  und 
zweitens  indem  auf  den  hebräifchen  und  nicht  auf 
den  griechifchen  Text  Rücklicht  genommen  ift,  aus 
welchem  letztem  die  äthiopifche  Ueberfetzung  un- 
ftreitigl  geüolFea  iSL.** 


822  Kap.  95.     V.   4—6. 

feyn ,  und  ein  glänzendes  Lticht  ^leird  euch  leucb- 
ten ,  und  die  Stimme  der  Ruhe  \irerdet  ihr  höra 
vomHimmel^*).  Wehe  euch,  Sünder!  denn  euer 
Reichthum  macht  euch  gleich  den  Gerechten»  aber 
euer  Herz  wird  euch  vorwerfen  ,  dafs  ihr  Sündcc 
feyd.  Und  diefes  Wort  wird  feyn  gegen  eod 
ein  Zeuge »  zur  Erinnerung  an  die  Bosheit. 

5.  Wehe  euch,  die  ihr  verfchlingt  das  Fett 
des  Weizens  und  trinkt  die  Kraft  der  Wurzel  ia 
Quelle,  und  tretet  nieder  den  Demüthigen  k 
euerer  Kraft. 

6.  Wehe  euch ,  die  ihr  trinket  Wafler  k 
jeder  Zeit  ^^);  denn  plötzlich  wird  euch  vergoliei 

95)  Verfcbiedene ,  lum  Theil  im  B.  Henoch  gevcb 
liehe,  bildliche  BezeichnuDgen  des  Glückes.  31ittf 
fiten  Hälfte  diefes  Verfes  wendet  lieh  der  Verf.  w» 
derum  mit  feiner  Rede  an  die  ftraf würdige  yitvgt. 
Der  Sinn  des  erften  auf  fie  bezüglichen  Satzes  Ü 
wollte  man  (wie  es Hiobs Gegner  machten)  nichts 
aufsern  Glücke  auf  ihre  ßttlicbe  BefchalTenheit  fcb«» 
fsen,  fo  müfste  man  diefe  Frevler  für  Lieblinge Got* 
tes  halten ,  allein  ihr  GewiflTeii  urtheilt  andcn  uitf 
fie.  Nach  vorwerfen  fupplirt  Laurence  ^  aber  cd«' 
tbiger  Weife:  da  fie  wiffen  („knowing**),  ebcnfof» 
V.  5.:  in  dem  Uebermuthe  vor  eurer  Kraft.  Stitt 
Fett  des  Weizens  (V.  5.)  überfetst  er:  dnl^ 
(«yglory^*)  desKorns^  wabrfcbelnlich  v^eil  er  fUm 
was  Ludolf  mit  fJJ  l  fcbreibt.  mit  tinth  l  U»^ 
in  Verbindung  brachte.  TVurzel  der  Quelle  erUi^ 
er  durch  tiefße  Quelle;  der  Verf.  meint  wobl*  tf 
fie  da  fchöpfen,  wo  das  Wafier  der  Erde  entfpn'A 
und  wo  ea  alfo  am  friCcheften  uod  toh  befo  '^ 
fcbaffenbeit  ift. 

96)  Diefer  auffallende  Ausdruck  hat  gewils  (TglT.}« 
keine  Beziehung  auf  irgend  eine  befondeicSitttcii' 


Kap.  95.  V.  6— 8.    Kap.  96.  V.  I.        823 

rden,  und  ihr  werdet  vernichtet  werden  und 
-dorren,  weil  ihr  vergafset  die  Quelle  des 
bens. 

7.  Wfehe  euch,  die  ihr  übet  Ungerechtigkeit, 
d  Betrug,  und  Gottesläfterung !  Erinnerung 
rd  feyn  über  euch  für  das  Böfe. 

8.  Wehe  euch,  ihr  Mächtigen,  die  ihr  mit 
ftcht  niederfchlaget  Gerechtigkeit;  denn  koni- 
5n  wird  der  Tag  euerer  Vernichtung.  In  jenen 
Igen  werden  l^ommen  den  Gerechten  viele  und 
te  Tage ,  an  dem  Tage  eueres  Gerichts. 

Kap.     96. 

1.  Es  Vertrauen  die  Gerechten ;  denn  zu 
banden  werden  die  Sünder,  und  fie  werden  uui- 
immen  an  dem  Tage  der  Ungerechtigkeit  •^). 

Volkes  oder  ein  einseines  Factum ,  rondem  Toll  nut 
Genufsfucht  \ind  Ungenügfanikeit  bezeichnen.  Man 
mufs ,  um  das  Bedeutfame  und  Schlagende  des  Aus- 
rprucbes  mit  su  empfinden.  Heb  an  das  Land  erinnern, 
dem  der  Verf.  angehört«  Die  Frevler  überlaflen  ßch 
jedem  Genuffe ,  ohne  deflen  tu  gedenken ,  welcheif 
ihnen  wohhhut ;  aber  die  Undankbaren  ereilt  dia 
Strafe.  Z\i  jeder  Zeit  erklärt  Laurence:  nach  Ge- 
fallen. TT™J^A»I  ift,  wie  es  fchon  Laurence 
gibt,  confutneminu  Dafs  in  dem  Anfange  des  Ver- 
.  fes  für  Waffer  trinken  nichts  Anderes  geftanden  hm» 
ben  werde ,  darauf  führt  der  Schlufs  deflelben.  Im 
gten  Verle  fupplirt  Laurence  die  Partikel  während 
vor  der  ejßen  Zeitbeßimmung  (in  diefen  Tagen^  und 
gerade  vor  der  zweiten.  Das  Unbefiimmte  der  erfien 
Angabe  veranlafste  wahrfcheinllch  den  Verf.,  dicf 
sweite  genauere  nachträglich  beizufügen. 
p7)  Das  96fte  Kap.  fchliefst  fich  im  iSedanhen  unmit^ 
.   talbar  an  Kp.  gSt  8*  ^i^*     Mit  V.  2.  wendet  ficb 

Buch  Hrnoch/  53 


W4    /  Kap.   96.    V.   2  —  5. 

2.  Kimd  fcyn  wird  es  euch,  denn  dfr 
habene  wird  ficli  erinnern  an  euem  Vnlerp 
und  fieucn  werden  fich  die  Engel  über  euem 
irrgang.  Was  werdet  ihr  tHun,  ihr,  dieiiirf 
der  feyd,  und  wohin  werdet  ihr  fliehen  an  ja 
Tage  des  Gerichls,  wenn  ihr  hören  werdet 
Stimme  des  Gebetes  der  Gerechten? 

3.  Und  ihr  werdet  nicht  feyn  wiefie,  I 
dem  Zeuge  wird  feyn  gegen  euch  diefesW 
„GenofTen  wäret  ihr  den  Sündern." 

4.  Und  in  jenen  Tagen  werden  gdar 
die  Gebete  der  Gerechten  zu  dem  Herrn,  un( 
/  iirh  die  Tage  eueres  Gerichts,  und  erwähiU' 
den  wird  jedes  Wort  euerer  Ungerechtigkeit 
dem  Grofsen  und  Heiligen. 

5.  Und  befchämt  fevn  wird  euer  Am 
und  verworfen  werden  jede  That,  welche. 
il't  in  Ungerechtigkeit. 


Anrede  wieder  an  die  Sünder.  Den  AnfiDg  to: 
fem  Verfe  fafst  Laurence  fo :  ^^ihr  werdet  »(&• 
hcwufst  feyn,**'  Die  Darßellung  hat  vielAehnlu 
mit  Kp;  3g  ff.  und  6o  ff.;  man  vgl.  zu  V.2.  ^a 
lieh  Kp.  38t  2.  47,  I.  Im  3teD  Verfe  weicLi 
r«nrf *i Verßon  ab;  derateSals  w^ird  nichtnard 
Kelativum  angefchloffeiiy  fondern  et  wird  diii 
Subjcct  diefes  JVort  gans  ausgelaflen:  ^rf^ 
diefer  Beziehung  zeugen  gegen  euch.  Zum  Ai 
Ton  V.  4.  ifi  EU  vergleicheo  V.  2.  und  47,  i.,  n 
dagegen  Kp.  61,  7.  3.  14.  Laurence  beginnt  ■■ 
Theile  des  4ten  Verfes,  welcher  nach  den  Vfi 
vor  dem  Herrn  Folgt,  einen  neuen  Satc,  in  wt 
V.  5'  d«'  NacbfatB  wird :    fVenn  der  Tag  wn 

richts  kommen  wird  — vor  dem  — .—  flfi 

werden  eure  Antlitze  fich  tedeekem  mii  Ssketm 


Kap.  96.    V.  6— 7.  825 

6.  Wehe  euch,  o  Sünder,  ihr  in  ijer  Mitte 
es  Meeres  und  auf  dem  Trockenen  ^^)t  deren 
Bericht  böfe  ift  über  euch!  Wehe  euch,  die  ihr 
D  Beiitz  nähmet  Silber  und  Gold,  welches  nicht 
/^urde  in  Gerechtigkeit,  und  fprechet:  „Reich  find 
/ir  an  Reichthum,  und  es  wurde  uns  Wohlitand, 
iid  wir  haben  in  Befitz  genommen  alles,  was 
^ir  wninlchten; 

7.  und  nun  wollen  wir  thun,  was  wir  dach- 
en ;  denn  Silber  haben  wir  zufammeu  gebracht, 
nd  angefüllt  imfere  Scheuern,  und  gleich  vielem 
(^affer  die  Landbebauer  unferer  Häufer. " 


9g)  Alfo  wehe  allen  Sündern  ohne  Ausnahme.  Der 
Ort,  an  welchem  Ile  fleh  befinden,  ift  Zeuge  ihrer 
böfen  Handlungen,  fo  dafs  diefelben  nicht  verborgen 
bleiben   können ,    und   die   Vergeltung  ihrer  wartet. 

Laurence.  übeiieizt  minder  genau:   welche auf 

dem   trocknen  Lande  diefe  find  ^  §^S^^   welche  eina 
höfe    Urkunde    vorhanden  iß.      Kurz    darauf  bat   er. 
'trnCßl    (poflidetis)  vcrfchwenden  (  ,,  fquander  *« ) 
übertragen,  undV.7.  HIJAJt?iJ  (quod  cogilavimus): 
was  wir   nur  zu  thun  geneigt  find^    und  fiatt  vielem 
Waffer  fetzt  er:  überßiefsenden  JV.     Aebnlicbe prah- 
lerifche  Reden  werden  von  den  Gottlofen  auch  in  der 
Bibel  erwähnt;  vgl.  z.  B.  Luk.  12,  19.  Pf.  lO,  6.  35, 
35-   Jef.  9,  9.    10,  10. 13  —  14.    14,  13  — 14.    28f  15. 
37«  34  —  25.     ZufammenralVen  ungerechten  Gutes  ift 
an  ihnen  getadelt  auch  Jef.  5,  ^  —  9.  Mich.  2,  2.     Zu 

dem  Gedanken  vgl.  auch  Hen.  93,  6  —  7.  (t\^SV\ri 
kommt  in  der  äthiop.  Verßon  Matth.  21«  33.  für  y£c»^- 
Yol  vor.  Häuf  er  ift  nicht  von  den  Wohnungen,  fon- 
dern wie  6ft  Laurence  ganz  richtig  fafst,  von  dett 
einzelnen  Familien  zu  verftehen ,  die  lieh  in  den  Be- 
ßtz  grofser  Länderei  gefetzt  haben,  und  denen  zur 

53  * 


■1 

■ 

i 
■  1 

v' 

I      •' 


Jl 


I    . 

I  : 

I     a 


die  Erde ,  und  weil  ihr  Schmuck 
euch»  ihr  M»änner,  mehr  als  eine  J 
liabenheit ,  in  Hoheit ,   in  Gröfse 


Bearbeitiuig  deTfelben  eine  ge\i*^aUij 
der  zu  Gebote  Hebt.     Vieles  fV^jffer 

'■\\'l  (vgl.  Kp.  48  b,  I.    Pf.  79.  3-    88»  X 

.•';  Waffer  feiner  Natur  nach  leicht  s 

K:  j  es  V.  8'   iß  ^®r  Erwiederung    auf 

'«  Selbdberäucberung  (V^  6  —  70  bcuul 

lenWecbfel  und  die  Unbeftändigkci 

■j  :'!|  dauernden  Glückes  zu  veranfchaulic 

■    i' 
-'p  .■  Ter  in  diefer  bildlichen  Bedeutung  1 

:•;  j,  52,  7-  Pf-  58»  8.     1^*«  Lüge ,   welcl 

rj'J  fcheint  nach  dem  Zufanimenhange 

'^;  !  gefprocbcne,  unerfüllt  bleibende!-] 

!.-.  oder  es  iß  der  Trug,    welchen  ße 

^^  f  Habe   und  Gut  an  fich   zu  ra£Fen. 

hilft  alfo  den  Ungerechten  nichts  ;   \ 
Ausfpruch    Kp.  62,    13.    14.        Au 

O^ti:?]:)»    etwa  wie  Dunftc,    die 
verlieren,   oder  Staub  und  Spreu. 


Kap.   96.     V.   9.  827 

* 

i  Silber.      Aber  Gold,    und   Piii^ur,  und 

md  Reiclithuiu   werden   wie   Wafler  ver- 


lit  (üefem  Verfe  beginnt  in  Cod.  Rüpp.  ein  neuei 
Titel,  da»  ggftc»  welche»  V.  9  —  26.  des  pöften 
h  Laurence*Sf  von  mir  beibehaltener.   Zählung  in 

i  begreift.  (TifXO  7I  (Kluge)  überfetzt  Laurence 
lige ,  und  den  nacbßen  Satz  wendet  er  fo :  „daf^ 
,  oft  betrachtend  die  Erde,  ihr  die  ihr  feyd  Män- 
,  euch  kleidet  zierlicher  als  verheirathete  Weiber, 
1  beide  zufammen  mehr  als  dieUnverheiratheten*% 
bei  er  nur  das  curßv  Gedruckte  als  leine  Ergän- 
ig  andeutet,  fo  dafs  das  Uebrige,  was  feine  Ver-» 
n  mehr  enthält,  als  die  nieinige,  dem  Texte  feines 
dex  entfprechen  niufs.  Jedenfalls  ift  die  kürzere 
rßellung  des  Cod.  Rüpp.  vorzuziehen.  Nach  jener 
iveiterung  de»  Textes  lautet  Laurence*s  Verfiou 
iter :  „i/tclem  i^r  überall  euch  hüllet  (,,arraying 
irfelves»*)  in  Hoheit»*  u.  f.  w. ,  wo  das  im  Druck 
»gezeichnete  ebenfall»  vou  demfelben  blofs  fup- 
rt  ift.  Wenn  er  zu  dem  Ausdrucke :  ihr  kleidet 
:h  zierlicher  bemerkt,  dafs  der  Text  wörtlich  beifse: 
t  mehr  Schmuck  auf  cuch^  und  binzufetzt:  „der 
fchreiber  der  Bodlejanifchen  Handfchrift   bat  biet 

rch  ein  Verfehen  All  ^go  für  /UU i*  pulchritudo 
xhrieben ;  die  Parifer  Handfchrift  ließ  richtig^*: 
hat  er  völlig  recht,  und  auch  Cod.  Rüpp.  fcbreibt 

■^y  woraus  das  falfche  A 1!  leicht  entßeben  konnte, 
e  hier  Getadelten  verlieren  Heb  im  Irdifcben  und 
fsern  Schimmer;  auf.  die  Erde  fchauen  fie  ^  aber 
;ht  zu  Gott ,  bekümmern  fich  alfo  nur  um  das  äu- 
re  Leben,  und  trachten  Menfchep  zu  gefallen, 
rum  fcbmücken  lie  lieh  fo  angelegentlich.    Wo  ich 


828  Kap.  96.     V.    10 — 12. 

10.  Defshalb  ^)  ifi  Lehre  und  Weisheit  nich 
in  ihnen,  und  dadurch  werden  iie  umkommen  ze- 
gleich  mit  ihren  Gütern,  und  nüt  aller  ihrer  Fracht 
und  ihrer  Ehre , 

1 1.  und  in  Schmach,  und  in  Tödtunfr  und  in 
grofser  Arniuth  wird  ihr  Geilt  gew^orfen  werda 
in  einen  Ofen  des  Feuers. 

12.  Ich  habe  euch  gefch-woren,  o  Siind«; 
dafs  nicht  geworden  ift  der  Berg  zum  Knechte,  unj 
nicht  feyn  wird  imd  nicht  iß  der  Hügel  dem  Weik 


Erhabenheit   überfetzt  habe,     fieht   im   Cod.  Roff. 

Hc^YiAm    wofür  vielleicht  HCA^AUA;   au  Iffct 
ilt;  Laurence  hat  übrigens   etwas  Aehnliches  in  l?^* 
ner  Plandfchiift  gefunden;    denn   das   von  ihm  •^l:^ 
wendete   Adverbium   überall  ^     dem    in    Cod.   Rtvp. 
nichts  entlpricbt,  fcheintauf  CA^^'  j/*\  ;  binsudei;»i 
j)  Weil  ße  lieb  der  Pracbtliebe   hingeben,    gehen  ii 
unter;  denn  das  v^n  ihnen  eifrig  Krßrebte  hilüfüi- 
nen  nichts.     Laurence  deutet  an«   dafs  im  2teii 5«tu: 
«t  in  eo  ßebe,  überfetzt  aber:    und  fo,     Deo  iltfl 
Vers  knüpft  er  durch  diePartikel  während mn.  Ue^ 
den  Feuerofen  f.  Anm.  zu  Kp.  lo,  Q.       Der  Geiß  wiri 
demfelbcn  überliefert ,  nachdem  der  Körper  gptö<M 
ift ;  daher  beifst  es  auch  ausdrücklich  :  /I^TA*  [* 
cacde)  erfolge  das  Hinabwerfen.      Der  etwas  dunlc« 
J2te  Vers  kann  in   diefem  Zufammenhancie  nu'  d'J 
Sinn   haben:    diefer  Anordnung    Gottes  könoeo  «w 
Strafwürdigen  durchaus  nicht  entfliehen;  wollten £< 
auch  Berg  und  Hügel   auffordern ,    Ce    deckend  tcc 
dem  Feuer  zu  fchützent  es  wäre  doch  unfoni.  i^ 
ders  Hebt  Laurence  die  Stelle  an.     £r  überfetzt  oi» 
lieh :  dafs  weder  Berg  noth  Hügel  gewtftn  ifi  ^ 
feyn  wird  dienfihar  Weihmrn  (f,to  ^iroman**),  enrik> 
jedoch  I  dafs  Satt  des  Adjectiva  dienflbar  im  ta» 


Kap.  96.     V.  13—14.  «29 

13.  In  einem  Jahre  *)  iß  auch  folcher  Mafseu 
Sünde  nicht  gefendet  worden  auf  die  Erde,  fon- 
n  die  Menfchen  haben  fie  aus  ihrem  Kopfe  ge- 
afFen,  und  fiarker  Verfluchung  werden  zuTheil 
jenigen ,  welche  fie  ihun ; 

14.  und  Unfruchtbarkeit  ifi  dem  Weibe  nicht 
;eben  worden,  fondem  wegen  des  Werkes  Uirer 
nde  wird  fie  fterben  kinderlos. 


flehe:  ein  Diener,  und  bemerkt  dsxu:  »»Vielleicht, 
indem  Ce  diefelben  (»»tbem^%  auf  woman  zu  besie- 
ben)mit  Scbatsen  au  Schmuck  verfeben.^*  Das  ^ei6 
ift  erwähnt,  ftatt  der  Menfchen  im  Allgemeinen,  weil 
V.  9.  von  Putz  die  Rede  war  und  von  Männern, 
welche  durch  ihre  Sucht,  Ach  im  Aeulaeren  bu  vor* 
fchönern,  ihre  wahre  Würde  vergafsen,  und  mit  den 
\Veiberu  in  Eine  KlalTe  zu  ßellen  lind, 

I  ^CA^'t'  ♦  >   zu  irgend  einer  Zeit.     Laurence  lafst  et 
ganz  aus ;  denn  feine  Ueberfetzung :  aufdiefem  JVege 

gibt  nur  das  darauf  folgende  Tl^'H !  wieder.  Au- 
fserdeni  bat  er  am  SchluITe  ^e^  erften  Satzes  die  Worte : 
zu  unj,  und  bemerkt,  dafü  der  Text  eigentlich  laute : 
„i/l  unfer  Verbrechen  („crime**)  herabgefchicht  wor^ 
den.**  Statt  Kopf  hat  er  den  Plural »  und  verftärkt 
den  Ausdruck  durch  das  beigefügte  Adjectiv  eigen^ 
wie  er  ßatt  des  einfachen  thun  am  Ende  des  Verfes 
letzt:  tJlir  Kraft  geben.  Der  Verf.  will  fagen:  die 
Menfchen  find  lediglich  felbft  Schuld  an  ihrer  mora» 
lifcben  Verfchlechterung.  Im  I4ten  Verfe  ergänzt 
Laurence:  vorläufig  („previously**)  im  erflen  Satze. 

<'^T\li't    hat  zwar  Ludol/' nicht,    aber   doch    den 

Stamm  ^^^^}[  ßerilis  fuit.  Unfruchtbarkeit  erfcheinc 
hier  als  Strafe  Gottes,  wie  oft  im  A.  T.  (vgl.  i  Mol'. 
10, 17.  29,  21*  Hof.  9,  14.) ;  fie  ift  aicbt  etwa  will- 


N  . 


«;jO  Kap.   %.    V-  15  —  17. 

15.  Ich  befchwor  euch,  o  Sünder,  bei  3cm 
Heiligen  undGrofsen ;  denn  ^)  alle  euere  böfeThat 
ift  offenbar  in  den  Himmeln,  und  nicht  ift  inendi 
eine  That  der  Bedrückung  verborgen  und  nidt 
geheim. 

16.  Und  meinet  nicht  in  euerem  Geiftc,  and 
fprechet  nicht  in  euerem  Herzen :  y^denii  fie  wur* 
den  nicht  bemerkt,  und  nicht  werden  fie  fehcn 
alle  Sünde/'  Im  Himmel  fchreibt  man  das,  was 
ifi ,  an  jedem  Tage  auf  vor  dem  Erhabenen.  Von 
nun  an  find  fie  bemerkt;  denn  alle  eure  Bedru- 
ckung, womit  ihr  bedrückt,  fchreibt  man  auf  lo 
jedem  Tage  bis  zu  dem  Tage  eueres  Gerichts. 

17.  Wehe  euch,  o  Thoren;  denn  ihr  wer- 
det umkommen  in  euerer  Thorheit,  und  auch  & 
Weifen  höret  ihr  nicht,  und  Gutes  wird  euchnicbt 
treffen. 


hührlich  aufgelegt,    fondem  die  damit  Belegte  kt 
iicb  des  Kinderfegent  unwürdig  gemacht. 

ß)  niiC^  :  Laurence  überfetzt  daf% ,  ebenfo  V.  l6. i* 
der  Rede  der  Böfen.  Henoch  befchwor  die  Sufl^i 
in  ßch  zu  gehen,  weil  er  weifs,  dafa  Gott  ihr {»■ 
zea  Treiben  genau  kennt.  Der  Plural:  HimmtU^ 
oft;  f.  Anmerk.  zu  Kp.  92,  21.  Im  löten  Verb  M 
die  Rede  der  Sünder,  womit  Ce  ihr  GewUTca  ffB*. 
fchlafern,  ihre  Sinnesart  recht  deutlich  macbea;  fgL 
die  ähnliche  Stelle  V.  6  — 7..  Ueber  die  FartiU 
^enn  im  Anfange  diefer  Rede  f.  Anm.  su  Kp.  ggt  S^ 
Der  Aufzeichnende  ift  unftreitig  ein  Engel;  daÜel^ 
9ild  kommt  oft  im  B.  Henoch  vor;  f.  Kp.  ^  98^ 
100.  104.  107 — 9*  IIS«  89»  31.  35-  30*-3I*3> 
Laurence  fiaCit  das  Verbum  nach  der  Zeitbe8iiiUBai|' 
von  nun  an ,  ron  der  Zukanft ;  Cod.  Kupp.  hH  «^ 
liier  diafelbe  Fonn ,  wie  rorher  in  den  Wertü  i^ 


Kap.  96.    V.    18—20.  831 

18.  und  nun  wüTet,  dafs  ihr  beftimmt  feyd 
sm  Tage  des  Unterganges,  und  hoflFet  nicht,  dafs 
ben  werden  die  Sünder,  fondem  ihr  werdet  hin- 
?hen  und  Herben ,  weil  ihr  nicht  wilTet  das  Lö-  , 
geld, 

1 9.  Denn  ihr  feyd  beßimmt  für  den  Tag  des 
rofsen  Gerichts,  und  für  den  Tag  der  TrübCü 
Ad'grofsen  Schmach  für  eueren  Geiß. 

20.  Wehe  euch,  Verfiockte  des  Herzens,  die 
ir  thuet  Böfes  und  effet  Blut*) !  Woher  elTctihr 
Utes  und  trinket  und  werdet  fatt?  Weil  von 
lern  Gute,  welches  reichlich  gefchenkt  hat  unfer 
err  der  Erhabene,  auf  der  Erde  (ilt).  Und  nicht 
rird  euch  Friede. 


Böfewich ter .  nämlich  'tKf^  JL\  In  V.  17  — 19. 
wird  der  Gedanke,  dafs  ße  dem  Verderben  lu  entge* 
ben  Cch  vergeblich  fchmeicbelten ,  noch  weiter  aus« 
geführt ,  weil  diefer  Gegenftand  dem  Verf  befondert 
wichtig  ifi.  Laurence  überfetst  im  igten  Verfe  nicht 
wörtlich:  aber  im  Verlaufe  („proceCi*')  der  Zeit  wer» 
det  ihr  fierhen ,  obfchon  er  nach  einer  Andeutung  in 
4er  Note  eben  fo  in  feinem  Cod.  las ,  als  ich  in  dem 
ineinigen.  Die  Drohung  wird  durch  diefe  Wendung 
offenbar  gefchwacht ;  denn  dals  auch  Ce  einmal  dem 
Tode  unterliegen  würden,  daran  zweifelten  fie  nicht. 
Den  Schlufsfatz  deflelben  Verfes  hat  Laurence  auch 
etwas  umgeftaltet :  denn  iht  f^y^  nicht  hefiimmt  zur 
Erlöfungf  wodurch  der  bildliche  Ausdruck  zerftört 
wird.     Vgl.   SU  demfelben  Matth.  16,  26.   Mark,  g, 

^  Der  Genufs  des  Blutes  war  bei  den  Hebra^em  unter 
Androhung  der  härteften  Strafe  verboten;  nähere 
Nachwetfung  gibt  mein  Entwurf  d.  hehr.  Al^rth. 
S.  470  ff.  Die  Ap.  Gefch.  15, 99.  gebotene  Enthaltang 


832  Kap.  96.     V.  21  —  23. 

21.  Wehe  euch,  die  ihr  liebt  die  Tlialen  der 
Ungerechtigkeit !  Warum  hoffet  ihr  für  euch  auf 
Guies?  WilTet,  dafs  ihr  werdet  gegeben  werden 
in  die  Hand  der  Gerechten  ^),  und  fie  wierden  ab- 
fchneiden  euere  Hülfe,  und  euch  tödten»  und 
kein  Mitleiden  haben  gegen  euch. 

22.  Wehe  euch,  die  ihr  Freude  habt  an  der 
Trübfal  der  Gerechten;  denn  ein  Grab  wird  nicht 
gegraben  werden  für  euch. 

23.  Wehe  euch ,  die  ihr  vereitelt  das  Wort 
der  Gerechten ;  denn  nicht  wird  euch  feyn  Hoff- 
nung des  Lebens. 

von  demfelben  bei  den  altefien  Cbrifien  wurzelt  b^ 
kanntlich  in  der  hebraifchen  Anficht  von  dem  Gegen- 
Bande.  Da  Gott  die  Erde  mit  Früchten  reichlicbfi  ltl^ 
geftattet  bat,  ift  es  um  foftrafbarer,  wenn  derMenfch 
die  verbotene  Speife  ficb  erlaubt.  Die  Lebhaftigkeit 
derDarftellung  iß  im  Folgenden  dadurch  erhöbt,  d«fi 
der  Verf.  den  Sündern  eine  Frage  vorlegt  und  fie  b^ 
antwortet.  Es  erhellt  ihre  Undankbarkeit  daraui, 
indem  (ie  ihres  Wohlthäters  Gaben  zwar  hinnehmen, 
aber  fich  um  ihn  nicht  kümmern.  Darum  fchlielst 
der  Vers  mit  Drohung ,  wie  er  mit  dem  Ausrufe: 
vehe!  begann.  Laurence  hat  übrigens  kleine  Ab- 
vreichungen.  So  fupplirt  er  in  der  Frage  das  curfir 
Gedruckte:  ,,W^oher  iß  es,  dafs  ihr  eflet"  u.  C  ir., 
und  die  Antwort  wendet  er  fo :  ,, //{  es  nicJk<«  weil 
—  —  hat  in  Ueberfluls  dargereicht  alle  guten  Dioge:** 

S)  Vgl.  Kp.  38«  5*  93»  14.  Das  Folgende  ift  Ausbruch 
JüdifcherRacbfucht,  welche  den  Untergang  der  Bobs 
snit  derbem  Finrel  malt.  Daher  hier  Hals  abfchneides 
und  V«a3*  das  un begraben  Liegenlaflen  der  Getodtetci. 
Zu  letsterm  vgl.  Jef.  14,  19.  20.  Jer.  22«  19-  36«  3^ 

Das  Wort  dar  Gerechten  vertiuln  OlYl'^  A«  0 


Kap.  96.    V.  24—25.  833 

24.  Wehe  euch ,  die  ihr  fchreibt  das  Wort 
er  Lüge,  und  das  Wort  der  Gottlofen ;  denn  fio 
ihreiben  ihre  Lüge,  damit  fie  hören  und  nicht 
ärgeflen  die  Thorhpit. 

25.  Und  nicht  wird  ihnen  Friede  werden, 
»ndern  des  Todes  werden  fie  ßerben  plölzlich. 

fiören(V.23.)»  Indem  fie  e»  in  einem  falfcben  oder  lieher* 
liehen  Lichte  erfcheinen  laden.     Da  demfelben  ofien* 
bar  y.  34-  da»  fVort  der  Läge  und  der  Gotilofßm  ent- 
gegengefetzt wird,  wie  Kp.  97,   l  —  2.  dem  Worte 
der  Rechtfchaffenheit  und  den  Anordnungen,  welche 
für  alle  Zeiten  heftimmt  find,  fo  ift  darunter  fchwer- 
lich    etwas    anderes  zu  vergehen«    als  die  heiligen 
Schriften  der  Juden,  und  unter  den  entgegenftehen» 
den    zu   Gunften    des    Heidenthums    Tcrfafste   oder  * 
feine   Lehren    darftellende  Bücher.     Ein   Gegenfatz 
zwifchen  Religio nsfchriften  der  Juden  und  Heiden 
kommt  allerdings  weder  in  den  kanonifchen^  noch 
in  den  apohryphirchen  Büchern  des  A.  T.  ausdrück* 
lieh  vor;   jedoch  liefse  fich  allenfalls  i  Macc  3,  43. 
vetgleichen,  wo  erzählt  vird:  Kfd  ii^nivaamf  t6  ßt- 
ßllov  xov    vofiQv  negl  iv  i^tiQBVPaw  rä  i^vri 
ta    6(101(6 fJtaza   tmv    sldti imp   ^vtmp.    Zu  einer 
Zeit,  wo  nicht  blofs  der  rohe  Naturdlenft  der  Falä- 
ilina  umgebenden  aßatifchen  Völker,  fondern  auch 
die  freundlichere  und  eben  dadurch  anziehendere  My- 
thologie der  Griechen  und  Römer  zur  Kunde  der  Ju- 
den gekommen  war ,  lag  es  für  diefe  gar  nahe,  zwi- 
fchen ihrem   heiligen  Kanon  und  analogen  literari- 
fchen  ErzeugniOfen  des  Ethnicismus  eine  Parallele  za 
ziehen ,  eben  fo  wie  es  Jofephus  (Contra  Apionem 
L.  T.  c.  3  ff.)  mit  der  griechifobeji  und  jüdifcfaen  Ge- 
fchichtc  gethan  hat,  und  wie  Sirach  34,  g*  (od.  3i,g,) 
vermeintliche  Offenbarung  im    Traume  dein  Wort« 


834  Kap-  *J7.    V.    l. 

K  9  p.     97. 

1.  Wehe  denen,  welche  begehen  Gottlo&g- 
keiten,  und  das  Wort  der  Lüge  loben  und  ehren*). 
Ihr  feyd  verloren  gegangen,  und  nicht  ift  in  eucb 
gutes  Leben. 

Gottes  entgegenßellt»   in<]em  er  Tagt:     orev   pti^vti 
4fvvTtXta^csTai    vofiog,   und  in  demfelben  Zufammeo' 

■ 

hange  V,  5. :  fietvzilai  %al  olmvia/iol  %al  Mnvia  (uitaui 
iati,  Befafsen  doch  die  KÖmer  eine  anfehnliche  ZaU 
von  Religionsurkunden ,  angeblich  voll  Numa  Pom* 
pilius  herrührend  (vgl.  Dionyfii  Halicarnaff.  AicbMoL 
L.  IL  C.  63*  '•  m^ilccßdv  dl  anaauv  ttjv  iuqI  ta  9» 
vofto^salttP  y^atpccist  iul^P  iis  oxro>  fu^Ufus,  und  Lita 
Hißor.  Lib.  L  c.  20.  )f  und  auf  die  fibylliniTcbea 
Bücher  wurde  bekanntlich  groföes  Gewicht  gelegt. 
Und  wenn  Straho  bei  Gelegenheit  feines  Bcriebtei 
über  den  Serapistempel  zu  Kanohus  in  Aegypten  inel' 
det  (Geograph.  L.XVT1.  p.  goi.  ed.  CafanhJ):  „Ei* 
nige  fchreiben  auch  die  Heilungen  auf  (  welche  ü 
Folge  der  im  Tempel  gefchehenen  Incubatiooeo  $^ 

*  fchehen  waren).  Andere  die  Wirkungen  der  dortiges 
Orakelträume^S  fo  konnte  jedenfalls  ein  eifriger  Mo* 
notheift  Geh  leicht  verfucht  fühlen ,  auf  den  graüo 
Unterfchied  swifchen  folcberlei  Productionen  oa' 
feinen  heiligen  Büchern,  wie  er  ihn  notbwendif  es- 
pfand,  auch  andere  aufmerkfam  zu  machen.  Gö^ 
zendiener  hat  der  Verf.  befiimmt  im  Auge,  wiaSp« 
97i  8*  deutlich  zeigt.  Die  Stelle  vom  Niederidu«^ 
ben  parteiifcher  Urtheile«  etwa  wie  Jef.  10«  !•  ^ 
rerfteheo ,  hindert  die  ganze  Art  ujid  Weife  ^ 
FalTung. 

6)  Diefes  Kap.  fetzt  den  Inhalt  des  ▼orhtrgeheaJff 
weiter  fort.  V,  z  —  3*  fchlielaea  fich  ganz  geaan« 
Kp.  96»   33  £  an-      Mit  V.  4*   wendat    fich  A^ 


Kap.  97.    V.  2— 5.  835 

2.  Wehe  euch ,  die  ihr  verändert  die  Worte 
r  Rechtfchaffenheit;  und  die  Anordnungen, 
eiche  für  die  Ewigkeit,  übertreten  fic, 

3.  und  machen»  (dafs)  die  Häupter  derjeni- 
n ,  welche  nicht  Sünder  find,  auf  der  Erde  nie- 
rsetreten  werden. 

4.  In  jenen  Tagen  werdet  ihr  Gerechten  ge- 
lirdigt  werden,  zu  erheben  euere  Gebete  zur 
innerung,  und  fie  fetzet  zum  Zeugen  vor  die 
Igel,  damit  iie  fetzen  die  Sünden  der  Sünder 
>r  den  Erhabenen  zur  Erinnerung. 

5.  In  jenen  Tagen  werden  befiürzt  fcyn  die 
ilker,  und  es  werden  fich  erheben  dieGefchlech« 
r  der  Völker  an  dem  Tage  des  Verderbens. 


Verf. ,  wie  in  diefem  Abfchnitte  oft ,  plötslich  wie* 
der  an  die  Gerechten ,  als  natürlichen  Gegenfatz  je- 
ner Frevler,  welche  er  bis  daher  berückficbtigt  hatte. 
V.  5*  will  den  allgemeinen  Schrecken  fchildern,  wel* 
chen  das  Strafgericht  Gottes  yerbreiteo  wird.     Lau» 
renee  fchiebt  im  sten  Theile  deflelben  wiederum  ein, 
wodurch  der  Sinn  wefentlich  modificirt  wird.    Nach 
dem  Texte  des  Cod.  Riipp.  fiehen  die  Gefchlechter 
der  Völker  auf  vor  Staunen  und  Angft,  und  dieCs  ift 
dem  ißen  Verstheile  ganz  angemeflen.     Der  Mangel 
an  Mitgefükil  für  die  nächßen  Bande  des  Bluts  und 
die  Graufamkeit  gegen  die  eigne  Nachkommenfcbaft, 
welche  V*  6.  erwähnt  werden  ,  find  Folge  der  Ver- 
zweiflung ,  welche  alles  ergriffen  hat.     Es  wird  fich 
alfo  auch  bei  diefer  Gelegenheit  die  Wahrheit  des 
Ausfpruches  Jefu  (Matth.  34*  12.}  *•  Jui  td  «Xi^v^ 
pui,  njy  avofiUcVf  ipvyij0ivtu  ij  dydxfi  r£p  «roXXm  bethäti- 
gen.     Die  Unnatur  kann  wohl  nicht  greller  gezeich« 
net  werden,  als  wenn  Mütter  ihre  eigne  Leibesfrucht 
Mrfleifcben,     Sie  gehen  hinaus^   um  «uCierhalb  der 


836  Kap.  97.     V.    6  —  7. 

6.  Un4  in  jenen  Tagen  -werden  diejenico, 
welche  fchwanger  werden,  hinausgehen,  uni 
ihre  Kinder  zerreifsen  und  lie  verlaflen.  Und  von 
ihnen  werden  fallen  ihre  Erzeugten,  und  w?> 
rend  lie  fangen,  werden  fie  fie  hinwerft-n,  uid 
lieh  nicht  wenden  zuilmcn,  und  kein  IVlidcida 
haben  uiil  ihren  Lieben. 

7.  Wiederum  bcfchwöre  ich  euch,  ihr  Sün- 
der; denn  ^)  dem  Tage  des  Blutes,  welchernidü 
aufliürt,  ift  bellinimt  die  Siiride. 

nienfchlicLcn  Gerellfchaft  ihre  Frevelthat  zurollbr* 
gen.      Laurence  überfetzt:    ^Jie  fuhren  kinue^  M 
Kinder",  in  Cod.  Rüpp.  lieft   uian   aber    P^lk." 
Es  ift  von  Schwangern  die  Rede ,   deren  Kinder  erJ 
8ur  Welt  kommen  follen  ,   fo    dafs    Laurence  s  D» 
tung  nicht  pafst.     ß  Jjrl,  ^  ;   cadent  ift  von  der  G'- 
burt  gemeint;  vgl.  das  Lehr.    SdD   Jef.  u6,  19.  lu 
rence  überfetzt  daher  gans   ricbtig  :    fchläpfen  (y^ 
fcktiefen  („flip**)-     Eine  folche  alJgemeineAuaöi'a^ 
aller  Faniilicnverhältniire ,     wie    fie    hier    bezeirt:« 
ift,    fchildert   auch  Kp.  54.    lo— n.     A^n  Scblds 
von  V.  6.  übcrfet»it  Laurence  .-    „w^rf   nimmer  w.m. 
weifen  fie  ihre  Lieben  *\  verwechfelt  alle  wohJ  «ia 
Verbum  f^ih^  l  mit  ^Oh  l   duxit. 
7)   Laurence  überfetst  Jo/i,  und  verfiebt  alfo  dai  Fol- 
gende von  demjenigen ,    worüber  Hcnoch  deo  5i> 
dern  eine  feierliche  Verfich^rung  gibt.     Cod.  flüjf. 
bat  aber   fitt^l   und  der  Sinn    ift   Mo:  wdiö 
weifs ,   welchen  Auagang  es    mit  der  Snada  Ua 
wird ,  fo  ergebt  an  euch  meine  ern Aliche  Mahaug. 
Der  erklärende  Seta  H\P^J^7\:  ,  welchen  icbai< 
Tag  belogen  habe,  könnte,  die  Sache  blola  pnat 
tifch  genonunen ,  auch  auf  Blut  geben  nad  aUb  Uh 


^  Kap.  97.     V.    8.  ft37 

8-  Und  fie  werden  anb^teii  Steine,  und  das, 
as  fie  fchneiden :  Bilder  von  Gold  und  von  Sil- 
r,  und  von  Holz  [und  Von  Thon],  und  fie 
erden  anbeten  unreine  Geifief ,  und  DcHmofien, 
id  jeden  Götzen ,  und  in  Tempeln.  Und  sAt 
:ine  Hülfe  wird  gefunden  werden  von  ihnen, 
)d  lie  werden  vergeflen  werden  wegen  der  Thor- 
fit ihres  Herzens.  Und  es  werden  verblendet  feyn 
re  Augen  in  den  llcfürclitungen  ihres  Herzens 
id  in  dem  Geiicht  ihrer  Träume,  in  ihnen  wer- 
:n  lie  böfe  leyn  und  fürchten,  weil  fie  alle  ihr 
hun  in  Lüge  thnteu,  und  anbeteten  Stein;  und 
3  werden  umkommen  auf  einmal. 


Uen :  welches  nicht  grßiUt  wird.  Wenn  der  Tag  des 
Blutvergiefsens  imjiier  daiieri ,  fliefst  natürlich  auch 
daa  Blut  ununterbroclien  fort.  lui  jten  Verfe  wer- 
den die  Sünder  fehr  befiimint  als  Götzendiener  dar* 
geftellt  nach  der  auch  Weish.  14,  27.  ausgefprocbe- 
nen  Anficht:  rj  ya^  znw  avavvfuov  MdXtov  ^^iftula 
navTog  tf^p;  nanov  xal  aitia  xal  ni^ag  ior/r.  Die  in 
Klammern  eingefchlonenen  Worte  bat  Laurenct  nicht; 
allerdings    ift   es  auffallend,    daCi    das   Fertigen    der 

Thonbilder  (HA/KTV-^*:)  auch  mit  Plß\sil  be. 
zeichnet  wird.  Wenn  Laurence  überfetzt:  ,,  Ihre 
Herzen  werden  gottlos  werden  durch  rhreThorheit*% 

fo  nimmt  er  JBrjif\lVl  in  der  Bedeutung  des  he- 

braifchen  y^^.  wie   in   der   letzten  Hälfte    diefea 

—  ff 

Verfes  ^^llU*!  von  mir  nach  Laurence* s  Vorgange 
übertragen  wurde.  Hier  fcheint  mir  aber  die  Be- 
deutungt  welche  Ludolf  diefer  abgeleiteten  Form 
fusfchliefslich  beilegt,  in  den  Zuffimmenhang  befler 
SU  paOen.  Aehnliche  Schildehxngen  des  Götsendien* 
ftes  find  Un  A.  T.  nicht  feiten  {  man  rgl.  Jef.  41.  44. 
46.  und  in  den  Apokryphen  Bar.  6.  3  Macc  a,  2  ff. 


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-4'. 
f. 

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'1 

■'I 


S38  Kap.  97. 

9.  Und  in  jenen  ' 
diejenigen ,  welche  aufi 
Weisheit,  und  es  Terki 
Wege  des  Erhabenen ,  u 
der  Gerechtigkeit,  undi 
welche  böfej 

10.  denn  £e  werc 

11.  Wehe  euch,  ( 
heit  eueres  Nächften;  d 
ihr  getödtet  werden. 


TmB 


Wei»h.  13  —  15. 
An  merk.  d>Eu.  Die  1 
Träume  bauen,  ttdelt 
Henoch  ftellt  die  langt 
Traume  empfingeneo  I 
ner  Iicbtlich  wieder  iei 
ning  im  Worte  de«  eii 
(vgL  V.  9).  Uebrigeu 
einige  aadere  kleine  AI 
fange  fast  er  ungenau: 
und  fehiitidtn  („engrar 
vor  ßl£\ji:  ginxlich 
Satse:  in  Tempeln,  ebe 
^irandige ,  aber  demfelb 
bende:  in  ihnen  (niml 
Hertens). 
8)  P^^C^Wnd)*.*  Laurm, 
ühergaien  („deliTCTed") 
Kp.  37, 1.  Weg  nehmen, 
für:  ihn  verfolgen ,  \vi 
CauCüpartiSel  im  AnFanj 
falb«  aoa.  Unter  den 
Sünde  tft  wohl  dia  fdu 


Kap.  97.   V.  12  —  13.  839 

12.  Wehe  euch,  die  ihr  macht ')deh  Grund 
sr  Sünde  und  des  Betrugs^  und  denen,  welche 
bittern  auf  Erden;  denn  auf  ihr  werden  fie  Ter* 
chlet  werden; 

13;  ..  Wehe  euch,  die  ihir  bauet  euere  Häufer 
arch  Arbeit  Anderer;  und  alle  ihr  Bau  üt  Zi^ 
tl  und  Stein  der  Sünde.  Ich  fage  euch,  daftf 
ich  nicht  wird  FHede; 

14.  Wehe  denen,  welche  verwerfen  da$ 
[aafs  lind  das  Erbtheil  ihrer  Väter,  welches  für 
wigkeit,  und  lalTeri  nachfolgen  ihren  Geill  dem 
Dtzen;  denn  nicht  wird  ihnen  Ruhe. 


Schuld,  yielleicht  auch  abücbtlicha  Vergröfaerang 
derfelben    gemeint.     Auffallend  ift  die  Aeufaerung, 

daCi  diefe  Verläumder  im  Scheoi  Cf^ilJ^ßii)  getödtei 
werden  foÜen;   der  athiop.  Text  ifi  aber  gans  deut- 

lict  (l^l^l^+A'O.  Von  diefem  iiten  Verfe  an  bk 
Bu  Ende  dea  Kapitels  beftbäftigt  tich  der  Verf.  ohne 
weitere  Unterbrechung  mit  Bedrohung  der  Böfen. 

^)    M\f\j!^l    Laurence  dem  Sinne  nach  richtig:  legi. 
Derfelbe     überfetzt  :     find     bitter     Aatt     erhittern 

\^^Q^  • )  und  behält  im  letzten  Satze  diefea  Ves- 
feä  die  ^te  Perfoii  bei.  Auch  in  V.  13.  ift  ein  fol» 
eher  fchneller  Uebergang  aus  der  Qten  in  die  dte 
Perfoni;  Laurence  umgebt  ße;  indem  er  übertragt: 
von  wilckefi  (  fc.  Häufern)  jeder  Theil  erhauei  iß  mit 
Ziegel**  u.  f.  w;  Ein  Bau  von  Ziegeln  und  Stei" 
nän  der  Sünde  gelchieht  dann,  wenn  Andere  bedrückt 
werden  I  umi  deni  Bau  zii  Stande  zu  bringen.  Ini 
i4ten  Verfe  gibt  Laurence  den  äthiopischen  TextS 

C^tUdCtl  ©Crt+r  An<eifO^:  mcht  ganz  ge. 
nan :  den  Umfang  des  ewigen  Erhtheils  eurer  Väter; 
fo  dala'  die  Copulä  vor  rhta  ganz  unbeachtet  bliebe 

Üdch  Hcnoeta.  ,     54 


840 


Kap.  97.  V.  14— 16-    Kap.  98.  V.  1. 


15.  Wehe  denen,  welche  Unrecht  thim, 
und  helfen  der  Bedrückung,  und  lödten  ihren 
Nächßen  bis  zu  dem  Tage  des  grofsen  Gerichts; 
denn  er  ^®)  wird  niederwerfen  euern  Ruhm,  undlfr 
gen  Bosheit  in  euer  Herz ,  und  erregen  den  Gcifi 
feines  Zorns,  dafs  er  euch  umbringe,  euch  alle 
durch  das  Schwert. 

16.  Und  alle  Gerechte  und  Heilige  werdä 
gedenken  euerer  Sünde. 

Kap.     98.^1) 
1.     Und  in  jenen  Tagen  werden  an  Eiaea 


nncl  masfarta ,  welches  auch  Kp.  72,  2.  77f  4»  «* 
Schieden  Maafs  bezeichnet,  in  einer  abgeleiteten  Be* 
«leutung  Hände.  Aus  dem  Gegen  Tatze  erhellt,  wM 
gemeint  ift,  nämUch  die  alten  nationalen  Eiiirid)- 
tiingen,   Sitten  und  vor  allem    das    Gefetz   uod  die 

Verehrung  Jehova's.  Alles  diefes  wird  biotan|;eretft, 
um  fich  dem  Götzendienfte  und  allen  damit  verbo- 
rgenen  Abweichungen    von   jüdilcber   Denkweife  <■ 

ülierlalTen. 

XO)  Nämlich  Götty  der  den  grofsen  Gerichtstag  belis'^ 
hat  mid  halten  wird.  Ueber  dieAuslaflung  deiSsb* 
jects  f.  Anm.  zu  Kp.  13,  i.  Laurenct  hat  hierc« 
Intranfitivum:  euer  Ruhm  wird  finkenf  zo  den  foi* 
genden  Sätzen  hat  auch  er  Gott  als  Subject  geooo* 
inen.  Ohne  Noth  ergänzt  er  endlich  ^uck  za  ^ 
AusTpiniche :  den  Geiß  feines  Zorns  wird  er  errt^^*^ 
und  das  ßch  daran  Schliefsende  gibt  er  minder  vc>'<' 
Ücli :  ^^dafs  ein  jeder  von  euch  mö^e  undiommtn  d«/» 
d^as  Schwert.**     Im  löten  Verfe    endlich  uisämt^l 

^riTI^I  tranfitivifch :    in  Erinnerung  bringen, 
1f)  Diefes  hutze  Kapitel  enthält  blofa  eine  SchiUen 
des  fcb recklichen  Gerichtstages  {  hefonden  wirf 


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Kap.  98.    V.  1—3.  84l 

te  Väter  mit  ihren  Erzeugten  erfchlagen  wcr- 
1,   und  Brüder  mit  ihrem   Nächfien  ninfallen 
den  Tod,  bis  es  fliefsen  wird  wie  ein  Strom 
n  ihrem  Blute. 

2.  Denn  ein  Mann  wird  nicht  zurückhält 
i  feine  Hand  von  feinen  Kindern ,  und  nicht 
n  den  Kindern  feiner  Kinder;  gnädig  (ift  er)> 
s  er  lie  tödtet.  x 

.  3.  Und  der  Sünder  Wird  nicht  zurückhalten 
ne  Hand  von  feinem  geehrten  Bruder.  Von 
'  Morgenröthe  bis  zum  Untergange  der  Sonne, 
werden  fie  getödtet  werden.  Und  gehen  wird 
\  Pferd  bis  an  feine  Bruft  im  Blute  der  Sünder, 
d  der  Wagen  wird  bis  zu  feiner  Höhe  einfinken« 


Kp.  97,  6.  angedeutete  Gedanke  mehr  ins  Einzelne 
verfolgt.  Den  Satz:  an  Einem  Orte  erklärt  Lau* 
rence  ganz  richtig  durch :  in  Gegenwart  von  einan» 
der;  alfo  der  eine  kommt  vor  den  ficbtlichen  Augen 
det  andern  um.  Natürlich  liegt  darin  eine  gröfsere 
Härte,  daft  fie  Zeugen  feyn  müfFen  des  Verderbens, 
welches    die  Ihrigen  trifft«     Vgl.  2  Macc.  7.     Statt 

Nächßen  {(Xj^OO^l)  überretzt  Laurence:  Brüder^ 
Der  Schlufi  des  iten  Verfes  will  fagen:  Sterben 
müflen  fie  jedenfalls;  es  ift  alfo  befler,  durch  die 
Hand  ihres  Vaters  zu  fallen ,  als  von  den  Feinden 
einen  qualvollen  Tod  su  erleiden.  Aehnliche  An- 
ficht herrfcht  Rieht.  9,  54.  und  i  Sam.  31,  4.  Der 
Schlufs  des  3ten  Verfes  ift  beftimmt,  die  Gröfse  des 
Blutbades  su  malen;  vgl.  dazu  Jef.  lg,  6.  34«  3*  6ffl 
Aeholich  auch  eine  Stelle  in  der  Ragnars  Lodbroks 
Quida,  Lied  III :  Gera  fengom  tbä  gnoga  Gisting  a€ 
thwi  vigi  (dem  Wolfe  fchufen  wir  da  genug  Speifung 
bei  der  Schlacht)« 

54  ♦ 


842  Kap.  99.    ▼.    1 — 2. 

Kap.    99.  1*)' 

1.  Und  in  )eneifi  Tagen  werden  die 
herablleigen  in  die  Schlupfwinkel,  und 
menbringen  an  Einen  Ort  alle  diejenigen» 
halfen  der  Sünde. 

2.  Und  erheben  wird  fich  der  Erbab 
jenem  Tage,  zu  halten  -das  grofae  Gericii 
alle  Sünder;  und  Wächter  w^ird  er  geben  ül 
Gerechte  und  Heilige  von  den  heiligen  I 
iie  werden  fie  bewachen ,  ^e  den  Augapf 
vernichtet  iß  alle  Bosheit  und  alle  Sünde. 


12)   In  Cod.  Rüpp.  beginnt  bier  kein  neues 
fondern    alles ,    was  icb   mit  JLaurence   su 
recbne,    bildet  dort    einen  Beftandtbeil  dei 
ebenfo  wie  mein  und  Laurenc€*s  Kap.  9g. 
nige  Zufammenbang ,    welcher   swifchen  K] 
und  99,  I  S.  fiatt  findet,    Rechtfertigt   jene 

düng  vollkommen.  i^^^^Vl^I  /oitfrula  hi 
fcheinlicb  die  abgelegenen  Orte »  wohin  fick 
len  flüchten  könnten.  Die  Verbrecher  wen 
den  Engeln  dabin  gebracht,  wo  dat  Gericht 
gehalten  werden  foll,  in  das  Thal  derVet 
ten,  wie  es  Kp.  26«  1.  3.  genannt  wird.  Na 
-  forgen  und  wachen  fie  für  d|e  Frommen, 
denn  überhaupt  im  B.  Henoch  bei  dem  Wd 
nicht  blofs  gegenwartig  (vgl.  Matth.  ajt  |1 
dern  auch  mitwirkend  gedacht  iirerden,  ehi 
in  der  Offenbarung  Johannia,  Nach  Kp.  6li 
machtigen  fie  fich  der  Böfan  iiiid  nach  KpuIC 
binden  Rapbäel  und  Michael  die  abtiunaigs 

des  Himmeli.  £Mr  Sundd  Wl/tii  {^JJ^ 
türlich  nnr  die  ihr  ergakaaen  Uehanretet  i 
lichan  Gebote,    Im  3tea  TerCi  fiberfrtit  L 


Kap.  99.    y.  3->5.  843 

3.  Und  wenn  auch  fchlafen  die  Gerechten 
inen  tiefen  Schlaf,  fo  ifi  nicht  in  ihnen ,  was  fie 
irchten  follten,  und  das  Wahre  werden  fehen  die 
reifen  Menfchen. 

4.  Un  d  verliehen  werden  die  Kinder  der  Erde 
(des  Wort  diefes  Buches,  und  o-kennen  ,  dafs 
icht  vermag  ihr  Reichthum  ße  zu  retten  in  dem 
Inrz  ihrer  Sünde. 

5.  Wehe  euch,  o  Sünder  ^  *)r  wenn  ihr  quäien 
«rdet  die  Gerechten  an  dem  Tage  heftiger  Drang- 
1,  und  £ie  verbrennen  laflet  im  Feuer;  und  ihr 
erdet  belohnt  werden  nach  eueren  Werken. 


'  niclit  YfÖrtliph :  ^^unä  niiTertrauen  das  Auffeheramt 
( ••  guardianChip  ** )  über  alle  Gerechte  und  Heillgo 
den  beiligen  Engeln."     Aua   dem   Kreife  der  Engel 

(?\^A7\n+;)  werden  Befchütacr  für  die  Frommen 
beßellt.  Die  Sicherheit  der  letztern  winl  V.  3.  noch 
entfchiedener  ausgefprochen  und  auf  die  Zeit  ausge- 
dehnt,   in  welcher  fie  am   wenigften  felbß  fär  ficb 

^  forgen  Könnten.  Laurencs  hat  diefen  Vert  offenbar 
fsirph  aufgefafst;  er  betrachtet  nämlich  den  eißen 
Sats,  worin  er  i^ufserdem  nach  dem  erden  Wprte  die 
Partikeln:  ^^oder  nicht**  erganst«  alt  abhängig  yon 
dem  letzten :  »»Ob  die  Gerechten  ficher  fchlafen  oder 
nUh$^  werden  dann  weife  Männer  wirklich  wahrf 
nehrqeii.**  Schuld  daran  ift  wahrfcheinlich ,  dafs  in 
Caioer  Handfchrift  der  IVIittelfatz  fehlte  oder  er  den- 

'  (elben  übertahe.  Dt^rch  diefen  aber  wird  ein  ganz 
guter  Gedanke  hergeftellt»  ohne  einer  Ergänzung  zu 
bedürfen:  felbft  im  tiefen  Schlaf  haben  die  Frommen 
nichu  SU  beforgen.     AehnUch  ift  Pf.  91,  5. 

^)  Wie  früher  oftmals,  wendet  fich  Henoch  Jetzt  wie- 
der  direct  an  die  Böten  mit  feiner  Drohung,  welche 
den  übrigen  Tbeil  diefea  Kap.  umfafst.     Wenn  Jjau» 


*( 


844 


Kap.  99.    V.  6 --7. 


6.  Wehe  euch,  o  Verderbte  des  Herzens, 
die  ihr  wachet  einzufehen  das  Böfe!  Und  esg^ 
fchiehty  (dafs)  euch  erreicht  die  Furcht,  undDi^ 
xnand  ifi,  der  euch  helfe. 

7.  Wehe  euch,  Sünder;  denn  ^rcgen  d« 
Wortes  eueres  Mundes  und  "wegen  der  Werke 
euerer  Hände,  welche  Thaten  euerer  Gottlofigkeit, 
werdet  ihr  in  der  Gluth  der  Flamme  des  Feaeri 
glühen. 

rence  in  V.  5.  das  PronominalfufEx  in  ^Sjf'JP'CD^ 
nicht  blofs  überfehen  bat,  fo  ift  der  Text,  weldws 
er  dann  foigt,  allerdlngft  dem  ZufammenhaDge  (r^ 
auch  V.  7.  102»  I.)  angemeffen:  y^ihr  werdtt  wr- 
hrannt  werden  im  Feuer  und  belohnt**  u.  f.  w.  Dcf 
Tag  der  Notb  iß  dann  nisht  die  Zeit,  wo  die  Froo- 
men  von  den  Gottlofen  Unterdrückung  erduldo 
mufsten,  fondern  der  Tag  der  Strafe  für  die  leiitea 
wie  Kp.  49,  2.  Die  Drangfale  der  FrooQmeJi  fiJ 
nach  der  Lefeart  des  Cod.  Rüpp.,  welcher  ich  folj^ 
allerdings  mit  fiarken  Farben  gefchildert ;  jedochbu 
man  iie,  wenn  iie  mit  den  Nachrichten  in  den  Bücbf* 
der  Makkabäer  verglichen  vi^erden  ,  nicht  10  IbA 
finden.  Der  Scblufs  des  Verfes  kam  fcbon  Kp-94t 
4.  vor.  Auch  im  6ten  Verfe  weicbt  Laurence*s  V(^ 
fion  etwas  ab;  den  vorletzten  Sata:  0UA(!)* 
^Ct)rf\TiO^:    (j:CWt:   glaubt  er  nioüidiik- 

hängig  von  T'MU'  l  (^ihr  feyd  wackfam)  und  «^ 
fetzt  ibn  demnach:  und  zu  ent4ecken  SchreAi^- 
Den  7ten  Vers  wendet  derfelbe  fo :  mir  den  Warusj 
....  uad  mit  dem  Werk^  •  •  •  •  kaht  ikr  goulnH  f 
handelt;  in  Cod.  Rüpp.  fieh^  aber  kein  folcbei 

bum,    fondern   7\A:  ^H^J^l   /.^"O^^l 
der  Flamme  des  Feuers  gibt  er:    Flamme  «Mtf 
demden  Feuers^  wio  auch  aa  «ndtra  Stdloi. ' 


Kap.  99.    V.  8  —  9.  845 

8.  Und  nun  wiflet,  dars.4ie  Engel  erforfchen 
erden  euere  Thaten  im  Miminel  von  der  Sonne» 
id  von  dem  Monde  und  von  den  Sternen  we- 
»n  euerer  Sünde,  weil  auf  Erden  ihr  übet  Ge- 
eilt an  den  Gerechten^*). 

9.  Und  zeugen  wird  über  euch  jede  Wolke, 
id  der  Nebel,  und  der  Thau  und  der  Regen; 
5nn  lie  alle  werden  zurückgehalten  werden  von 
Lch,  dafs  de  nicht  herabkommen  zu  euch,  und 
cht  Sorge  tragen  für  euere  Sünde. 


ja)  Tborbeit  iß  e»  eu  wähnen ,  Schlechtigkeit  könne 
und  werde  verborgen  bleiben  ( vgl.  Kp.  96,  16. ). 
Laurence  fupplirt  nach  Erwähnung  der  Sterne  ohne 
Notb:  fie  werden  erforfchen.  Der  Qte  Vers  fetzt 
den  Gedanken  des  gten  fort;  nur  wählt  der  Verf. 
andere  Gegenßände  als  Zeugen  des  Gefcbehenen. 
Das  Ausbleiben  deflen»  was  sum  VVachsthum  und 
Gedeihen  erforderlich  ift,  betrachtet  er  nämlich  aU 
Strafe  für  die  Sünde »  aber  zu  gleicher  Zeit  auch  aU 
ein  Mittel  in  Gottes  Hand ,  den  Bofen  ihre  Schuld 
vorzuhalteu   ud4   jedes  Ableugnen   derfelben    abzu- 

fchneiden.  'X^A:^  I  Nehel^  f.  Anm.  zu  Kp.  58,  10. 
Den  letzten  Satz  des  pten  Verfes  fafst  Laurence 
dem  Sinne  angemeflen:  ^<iund  nicht  dienfibar  werden 
euern  Verbrechen,*''  Würde  unter  der  Hand  (lc-:J  Bo- 
len alles  gedeihen  durch  herabfallenden  Hegen  und 
Thau,  fo  würde  feine  firafwürdige  Denkart  dadurcii 
Förderung  und  Unterftützung  erhalten.  Die  erite 
Hälfte  von  V.  10.  will  jede  Hoffnung  des  Gottlofen 
abfchneiden,  auf  irgend  eine  Weife  der  Natur  das 
Verfagte  abzwingen  zu  können ;  der  bildliche  Aus- 
druck ifi  von  der  Sitte  entlehnt,  lieh  durch  Gefchenke 
und  Gaben  geneigtes  Gehör  und  Willigkeit  zu  ver* 
fchaffen,     Isaurencf  uberfetzt  im  Präterito:    ^^wenn 


SAß       Kap.  99.  T.  10.    Kap.  100.  V.  1. 

10.     Und  nun  gebet  ein  Gefchenk  demRe* 

gen,  damit  er  fich  nicht  zurückhalten  laffe  und 
erabkomme  auf  euch,  und  dem  ThaOt  wenn  er 
annimmt  von  euch  Gold  und  Silber.  Wenn  fallt 
auf  euch  der  Reif  und  der  Schnee  und  ihre  Kälte; 
und  alle  Winde  des  Schnees  und  alle  ihre  Qualen, 
in  jenen  Tagen  werdet  ihr  nicht  vermögen  za 
ßehen  vor  ihnen. 

Kap.    100.  ") 

f 

1.  Betrachtet  den  Himmel,  alle  ihr  Kinder 
4es  Himmels,  und  jedes  Werk  des  Erhabenei^ 
und  furchtet  ihn  und  thuet  kein  Böfea  vor  ihm. 


er angenommen  hat.**     Den  fegensreicbai 

Natorerfcheinungen  9  welche  der  Sünder  vergeUicb 
herbei  wünfcht,  da  ße»  ihn  wegen  feiner  Verdorben- 
heit zu  züchtigen,  aoftbleiben»  ftellt  die  andere  Yen" 
hälfte  verderbliche  entgegen» welche  unfehlbar  komoMB 

und  alles  zu  Grunde  richten.     Afl^^/ 1  ihf^^  l 

und  4>^C:  find  fchon  S.  444  £  hinreichend  ke- 
fprochen. 

15)  In  diefem  Kap.  bemüht  fich  der  Verf. ,  Ehrfonk 
vor  Gott»  dem  machtigen  Schopf  er  aller  Dinge  1  ik 
etwas  ganz  Natürliches  und  durchaus  Nothwendigtf 
darzufiellen.  V.  i.  beginnt  er  mit  einer  allgemeines 
Aufforderung  zur  Betrachtung  der  Natur,  ifsil  tfs 
den  Menfchen  zum  Gefühl  der  Gröffl«  Gottes  leitst. 
Die  Kinder  des  Himmel^  find  hier  aber  nicht  & 
Engel  f  wie  Kp.  7,  3.  13,  9. ,  fondem  did  Meafdissi 
da  fonft  alle  Ermahnungen  in  diefen  Kapitela  aM* 
fchliefslich  an  diefe  gerichtet  werden  1  Co  kS«MB  ib 
genannt  werden ,  infofern  fie^  einft  im  HiauMd  u 
^ebea  beftimmt  find  (rg^.  Kp.  S9»  4£)*     Der  staV«* 


{ 


Kap.   100.    V.  2—4.  847 

2.  Wenn  er  verfchliefst  dieFenfter  des  Hirn- 
eis  f  und  zurückhält  Regen  und  Thau ,  dafs  er 
cht  herabkommt  auf  die  £rde  eueretwegen,  was 
oUt  ihr  da  thun? 

3.  Und  wenn  er  fendet  feinen  Zorn  über 
ich  und  über  alle  euere  Werke,  fo  feyd  ihr  nicht 
ejenigen,  w^che  ihn  anflehen  ^  ®) ;  ihr  fprechet 
ler  feine  Gerechtigkeit  Grobes  und  Starkes,  und 
ach  wird  kein  Friede. 

4.  Und  fehet  ihr  auch  nicht  die  Könige  ^  ^) 
jr  Schiffe ,  wie  herumgetrieben  von  der  Woge, 
id  fortgeriflen  von  deh  Winden  ihre  Schiffe  und 
fahrdet  werden  ?        -  ' 


enthalt  den  Grund  zu  der  in  V.i«  enthaltenen  Mahnung. 
Fenfier  des  Himmels  lautet  wie  Kp.  71,  5.  im  athiop. 
Texte  (f.  Anm.  z.  d. St.);  dagegen  fteht  ilVIof.7,  ix. 

i\t\A/\:  fV^P:  für  da« hebräifche  üy^^Ün  hsINf. 
Der  Gedanke  ifi  übrigens  yeranlaOit  durch  die  Aeufse- 
rungen  Kp.  99,  9.  10.  Die  Sünde  veraniafit  Zu« 
rückhalten  des  Regens  (Jer.  3,  3.). 
X6)  Lawrence:  ^f  anflehen  kpnnen*^;  nach  einer  Note 
deflelben  zu  fchliefien,  hatte  fein  Text  vor  dem.  fol* 
genden  Verbo  die  Caufalpartikel.  Henoch  fchwebt  hier 
diefelbe  MenfchenclalTe  vor  Augen ,  welche  im  leta- 
ten  Theile  von  Kp.  99.  herücklichtigt  wurde.     Gro* 

fsts  und  Starkes  (K*  rCtT" «)  reden  ift  Bezeiohnung 
frecher,  übermüthiger  und  frivoler  Aeufseniogen 
(vgl.  Pf.  12»  4*  Dan.  7,  g.  IX.  20.  Apok.  13,  5  und 
die  Erklärer  z;  d.  St.). 
%J^  ^Laurence  dem  Sinne  nach^  Befehlshaber;  ebenfo 
V.  ^.  Was  diefe  Hinweifung  auf  die  gefahrvolle 
Schiffahrt  in  diefem  Zubmmenhange  bedeuten  wolle» 
wird  y»  9.  ganz  kurz  und'  deutlich  ausgefprochen ; 
vgl.  auch  V«  &     Du  Fahren  der  Schiffe  auf  dem 


848  Kap.  100.    V.  5  —  6. 

5.  Und  defshalb  haben  fie Furcht;  denn  alle 
ihr  fchöner  Heichthum  ging  aus  in  das  Meer  mit 
ihnen.  Und  Gutes  denken  iie  nicht  in  ihrem  Her- 
zen, weil  das  Meer  Iie  verfchlingen  wird  und  fie 
untergehen  werden  in  ihm. 

6.  Ift  nicht  das  ganze  Meer,  und  alle  feine 
Waffer,  und  alle  feine  Bewegung  ein  Werk  des 
Erhabenen?  Und  er  hat  alles  Wirken  delTelben 
verfiegelt,  und  es  ganz  eingefchloffen  mit  Sand  ^®), 


wilden  Meere  ift  alfo  hier  nicht  Bild  des  UnSeten 
und  Unzuverläfligen ,  Virie  s.  B.  Wcisb.  5,  10.  Sir. 
33«  2* ;  foudern  wird  als  ein  gefährliches,  Angß  und 
Furcht  einjagendes  Wageftuck  angefehen ,  wobei  j^ 
doch  lange  nicht  foviel  Grund  sur  Beforgnifs  vor- 
liege, als  bei  dem  Zürnen  Gottes.  Der  heftigen 
Brandung  kann  das  Schiff  doch  immer  noch  ent;;f- 
hen;  wen  aber  Gottes  firafendo  Hand  ereilen  wült 
ift  unaufhaltfamem  Verderben  rerfallen.  Laurencc 
fafst  auch  V.  5.  als  Frage  und  fetzt  die  Partikel  iaji 
vor  denfelben  und  swar  fo ,  als  wenn  Ce  in  feinea 
Texte  geßanden   hattet   hei  Reichthum  übergebt  er 

das  Adjectivum  [JJ^^X  (honum^  pulcrum)y  überfetzt 
minder  wörtlich:  iß  eingefchifft  auf  dem  Oceani^ 
und  erklärt  kein  Gutes  denken  ganz  richtig  durdi: 
Böfes  ahnen. 

Ig)  Das  Verhältnifs  des  gefürchteten  Meeres  %n  feioea 
Schopfer  follte  den  Menfchen  darauf  führen,  fo 
Lietztern  Unwillen  ungleich  mehr  eu  fcheueni  aber 
die  Erfahrung  lehrt,  da(s  es  nicht  fo  fey.  Lamremu 
knüpft  die  2te  Hälfte  des  6ten  Verfes  durch  das  R^ 
lativ  an ,  fo  dafs  der  ganse  Vers  nur  Einen  fragcf 

den  Satz  bildet.  'Vt'^  •  vtrfiegeln ,  wie  das  b» 
hriifche  Dnn  TerfchUeOien,    hemmen  §    ^aaJ  lii 


Kap.  100.  V.  7— 9.   K«p.  102.  V.  1.        849 

7.  und  bei  feinem  Schelten  >vird  es  trocken 
und  erfchrickty  und  alles,  was  in  demfelben  ift. 
Und  ihr  Sünder,  die  ihr  auf  Erden  feyd,  ihr  fürch- 
tet ihn  nicht?  Ilt  er  nicht  der  Schöpfer  des  Him- 
mels und  der  Erde,  und  von  allem,  was  in  ihnen? 

8.  Und  wer  gab  Lehre  und  Weisheit  allen 
denen ,  welche  auf  der  Erde ,  und  denen ,  welche 
im  Meere? 

9.  Fürchten  nicht  die  Könige  der  Schiffe  das 
Meer?  Und  Sünder  follten  den  Erhabenen  nicht 
fürchten  ? 

Kap.     102.  lö) 

1.  Und  in  jenen  Tagen,  wo  er  bringen  wird 
über  euch  heftiges  Feuer,  wohin  werdet  ihr  flie- 
hen und  wo  werdet  ihr  lieber  feyn? 


Grenze  des  Meeres  gedacht,  weil  das  Gefiade  damit 
bedeckt  zu  feyn  pflegt;  vgl.  auch  Kp.  6g,  a7.  Der 
7te  Vers  fetzt  die  am  Ende  des  6ten  angefangene 
Schilderung  des  göttlichen  Verfahrens  fort;  Laurence 
nimmt  ihn  durchgängig  als  Frage  und  fupplirt  im 
Anfange  delTelben :  Iß  es  nicht.  Seine  Handfchrift 
weicht  in  dem  nächdfolgenden  Satze  durch  Erivei* 
terung  von  Cod.  Rüppu  ab ;  denn  er  überfetzt : 
,,  während  alle  Fifcbe  mit  jedem  darin  enthaltenen 
Dinge  Serben'^,  und  hat  nur  das  curfiv  Gedruckte 
ergänjit.  Lehre  und  IVeisheit  werden  V.  ^  neben 
einander  geftellt,  während  fie  Kp.  91,  i.  verbunden 
find  als  Lehre  der  IVeisheit.     Zu  V.  9.  vgl.  V.  4. 

19)  Es  ift  kein  Kap.  loi.  in  den  Manufcripten  (L.); 
in  Cod.  Rüpp.  i(t  das  vorhergehende  Kap.  als  Qißes  und 
diefes  als  9aftes  bezeichnet.  An  die  Sünder,  welche 
nach  Kp.  xoo»  9.  Gott  um  fo  mehr  fürchten  müfsten, 
als  fie  vor  feinem  Werke  zittern  und  zagen,  wir4 


850  Kap.  102.    V.   2—6- 

2.  Und  wenn  er  legt  fein  Wort  auf  euchi 
werdet  ihr  nicht  beßürzt  leyn  und  euch  furchten? 

3.  Und  alle  Lichter  werden  bewegt  feyn  in 
grofser  Furcht,  und  die  ganze  Erde  wird  beltürzt 
feyn,  und  zittern  und  Angft  empfinden. 

4.  Und  alle  Engel  vollziehen  ihre  Befehle  *®), 
und  trachten  fich  zu  verbergen  vor  der  grolsen 
Herrlichkeit ,  und  zittern  werden  die  Kinder  der 
Erde  und  bewegt  feyn. 

5.  Und  ihr  Sünder  feyd  verflucht  in  Ewig- 
keit, und  nicht  wird  euch  Friede. 

6.  Fürchtet  nicht,  ihr  Seelen  der  Gerechten, 
und  hoffet  auf  den  Tag  eueres  Todes  in  Gerech- 


Kp.  102*   das  Wort  gerichtet ,  wahrend  Kp.  103,  1. 
die  Gerechten  wiederum  angeredet  werden.     V.  1. 
viberfetzt  Laurence:    das   Unglück   des   Feuers  vai 
y.  3* :    wenn    er   ausfendet   fein    Wort  gegen  emck. 
Das*  Woit  Gottes  ift  die  von  ihm  ansgefiofaeoe  Dro- 
hung der  harten  Strafe  für  ihre  Verbrechen.     Aeho- 
liehe  Gedanken  9  wie  hier,  auch  Kp.  33,  2*  4g,  g^ 
L  w.     Mit  Feuer  kommt  und  richtet  Jehova  aadi 
Jef.  669  15*  l6.     Die  Befiürzung  bei  der  TfaeopbaDie 
ift  allgemein;  wie  nach  Kp.  59,  i  ff.  Sonne,  Mond 
xcai  Sterne  (dieb  find  die  hier  gemeinten  Licht er)^  gers- 
then  auch  nach  Matth.  24, 29«  Luk.  21«  25«  am  grofsen 
Tage  des  Gerichts  die  Himmelskörper  in  Bewegaog* 
30)  Laurence:  »«die  Befehle ,  welche  fie  empfingen  won 
ihnen  *%  mit  Ergänzung  des  curfiv  Gedruckten.    Ei 
find  die  ihnen  von  Gott  riickfichtlich  der  Himmelskör- 
per und  der  Erde  (denn  darauf  ift  das  Pronoaiasl- 
fuffix  doch  )edenfislls  an  besieben)  gegebenen  Anf- 
trage.     Dafs  felbft  die  Engel  Gott  nicht  ansafcbaueo 
wagen  y  aeigen  auch  andere  Stellen  daa  Bt  Hanoili; 
»an  Tgl.  Toniiglich  Kp«  14»  33  ff*     ' 


Kap.  102.    V.  6— 7.  851 

tigkeit,  und  feyd  nicht  traurig,  weil  hinabßeigt 
euere  Seele  in  grofser  Trübfal,  und  Seufzen ,  und 
Aechzen,  und  in  die  Unterwelt  in  Traurigkeit,  und 
nichts  empfing  euer  Leib  in  euerem  Leben  Mregen 
euerer  Gixtp  2^),  fondern  vielmehr  an  dem  Tage; 
wo  ihr  wäret,  Sünder  waren,  und  an  dem  Tage 
der  Verfluchung  und  Züchtigung. 

7.  Und  wenn  ihr  fterbt,  fo  werden  fprechen 
über  euch  die  Sünder:  „Wie  wir  fierben,  Iterben 
die  Gerechten ,  und  was  ift  der  Nutzen  in  ihrem 
Thun  ?  Siehe !  gleich  uns  fterben  fie  in  Traurig- 
keit und  in  Finitemifs.  Und  was  ift  ihr  Vorzug 
vor  uns?  Von  nun  an  find  wir  gleich.*  Und  was 
werden  fie  davon  tragen  und  was  fchauen  in 
Ewigkeit?  Denn  auch  fie,  fiehe!  find  gefiorben» 
und  von  nun  an  in  Ewigkeit  werden  fie  nicht 
fchauen  das  Licht.*'     Ich  will  euch  fagen,  ihr  Sün« 


2l)  Laurence  weniger  wörtlich,  aber  dem  Sinne  nach 
ganz  richtig:  ^^euere  Leiber  empfingen  keine  Beloh* 
nung  nach  Maafsgahe  euerer  Güte.**  Als  V.  6^^ 7« 
ähnlich  vgl.  Weish.  3,  i  ff.  5,  3  ff.  Ueberhaupt 
seigt  Geh  hier  eine  gleiche  Stimmung,  wie  im  Bache 
der  Weisheit,  und  die  Zeit  der  Bedrangnifs ,  in  wel« 
eher  das  Buch  Henoch  gefcbrieben  feyn  tnuft  (vgl« 
S.  23  und  754  ff. ).  In  dem  zweiten  Theile  voa 
V.  7.  loll  den  Böfen  gezeigt  werden ,  dafs  fie  im  Irr« 
thume  waren ,  wenn  fie  fich  den  Frommen  in  ihrem 
Schickfale  gleich  Seilten;  denn  der  innere  Friede^ 
das  Bewufstfeyn,  nur  das  Rechte  gewollt  und  ge- 
tban  zu  haben,  und  die  Hoffnung  auf  Belohnung  er« 
leichtert  diefen  den  Tod ,  während  fie  ihr  Gutes  in 
diefem  Leben  genoffen  hatten.  Vgl.  Luk<  j6«  35« 
Bedrückung  wurde  in  dem  Sinne  an  den  Gerechten 
nicht  gefunden»  als  fie  fich  dergleichen  gegen  ander« 


852        Kap.  102.   V.  7.    Kap.  103.  V.  1. 

der :  „Zur  Gnüge  war  euch  Speife  und  Trank,  uitd 
Beule  von  Menfchen,  und  Raub  und  Sünde,  und 
Erwerb  von  Gütern,  und  Sehen  guter  Tage.  Habt 
ihr  auch  gefehen  nach  den  Gerechten,  wie  ihr 
Ende  war  in  Frieden,  weil  gar  keine  Bedrücl^ung 
gefunden  wurde  an  ihnen  bis  zu  dem  Tage  ihres 
Todes?  Und  fie  kamen  um,  und  wurden  wie  das, 
was  nicht  war,  und  es  ßiegen  hinab  in  die  Unter- 
welt ihre  Geilter  in  Trübfal/* 

K  a  p.     103.  22) 

1.  „Und  nun  fchwöre  ich  euch,  den  Ge- 
rechten ,  bei  feiner  grofsen  Herrlichkeit  und  fei- 
nem Ruhme,  bei  feinem  ruhmvollen  Köni^thume 
imd'bei  feiner  Gröfse  fchwöre  ich  euch:  „Ich 
vireifs  diefes  Geheimnifs,  imd  ich  habe  gelefen  in 
dem  Getröpfel  des  Himmels,  imd  ich  habe  gefe- 
hen das  Buch  der  Heiligen ,  und  ich  habe  gefun- 
den, was  gefchrieben  darin  und  ausgedrückt 
über  fie. 


niemals  erlaubten.     Der  letzte  Satz  des  Verfes  fcbeint 

das  Gerede  der  leichtfinnißen  Frevler  zu  befiatigen; 

der  Verf,  bleibt  nämlich  bei  der  äufsern  ErfcbeiDUDg 

Aeben  I  wornach  die  Sache  fich  allerdings  fo  darfd- 

len  konnte,    aber  wie  et  ßcb  eigentlich  damit  vt^ 

halte,  wird  Kp.  103,  I  S.  nacbgebracbt.     Laurenct 

bat  V.  7.  nur  ganz  unbedeutende  Abweichungen. 

32)  Diefes  Kp.  rcbliefst  ßch  unmittelbar  an  das  £nb 

des   vorbergeb^den    an   und  fcbildert    den    wahres 

und  endlichen  Verlauf  des  Schickfales  dei  Fronmeo. 

Hcnoch  Itützt  fich  in  feinen  Behauptungen  über  dat 

Celbe  auf  die  ihm  zu  Tbeil  gewordene  höhere  Ofo" 

barung «  ohne  welche  iie  nicht  zuverUKßg  feyn  wür« 

den.     Laurence  hat  die  directe  Red«:  ich  weift  ^ 


Kap,   103.     V.   2.  853 

2.  Denn' alles  Gute,  und  Freude,  und  Ehre 
;nd  ihnen  bereitet  worden,  und  niedergcfclirieben 
iLr  die  Geißer  derer,  welch«  ftarben  in  Gerech- 
igKeit  und  in  vieler  Güte.  Gegeben  werden  wird 
uch  die  Pflanze  euerer  Leiden,  und  euer  Theil  wird 
.bertre£Een  den  Theil  des  Lebens. 


fes  Geheimnifs  u.  f.  W.  als   abliangig  von  ich  fchwSte 

euch  angcfeben   iind    daher -durcb    dafs  angeknüpft; 

er  fupplirt  defsliafb  vor  V.  3.  •'   ich  habe  ^efehen  und 

fetzt  darnach  nicht  die  Caufalpartlkel,  wie  der  Text 

hat,    fondern   dafs.     Die  oiatio   directa    ift  offenbar 

ungleich    aogemelfener  und    kräftiger.     Die  Anrede 

an     die    öcrechten    umfafst    V.    I — 3,       GetrÖpfcl 

(gleicbfam    Thau)  des  Himmels  f.  Anui.  zu  Kp.  go,  l'. 

92,  3.     Laurence  hat  am  Ende  von  V.  i.   das  Pro« 

nomen    der   2teu   Ferfon   ftatt  der  3ten,    ebenfo  im 

Anfange  von  V.  2.     Die  andere  Hälfte  des  2ten  Vcr- 

fes  lautet  bei  ihm:    ^^Euch  wird  es  gegeben  werden 

zur  Vergeltung  für   euere   Trübfal^*^   mit  Auflöfung 

des  bildlichen  Ausdruckes:    die  Pßante  (wir  würden 

fagen  die  Fruchi)  euerer  Leiden*     Dagpgen  ift  von 

ihm  zu  euer  Theil  als  Ergänzung  hinzugethan :  von 

Gläckfeligkeit ^    Was   als  Erklärung  recht  gut,    aber 

doch  nicht    nothwcndig   ift ,    da    Hiefe  Bezeichnung 

ohne  Zufatz  für  künftige  Seligkeit  dem  B.  Henoch 

geläufig  ift  (Kp.  39,  8-    56,  2.  5.    66,  I.    70,   22.; 

auch  Kp.  46«  2.   möchte  dahin   gehören).      Das  ein- 

fiige  Glück  wird  ungleich  gröfser  feyn ,  als  das  auf 

Erden  genoHene»  welches  fo  oft  durch  Noth  geftört 

wurde.    Im  3ten  Verfe  findet  fich  der  fchnelle  Ueber« 

gang  aus  der  2ten  in  die  3te  und  dann  wieder  in  die 

2te  Perfon  ebenfalls  bei  Laurence;  vgl.  Kp.  39,  i.  3. 

70»  I  —  7.     Mit  dem  Anfange  diefes  3ten  Verfcs  vgl. 

man  Joh.  n,  ss«— *26.     Statt  des  Singulars  G'eifi  im 


1 

I  ■ 


fegnet  find  diefp  Sünder;  alle  ihn 
:  gelehen,   und  nun  find  fie   gefic 

^^  und  in  Reich th um ;  Unglück  und 

h]  fie  nicht  in  ihrem  Leben,  in  £h] 

und  Gericht  ward  über  fie  nicht 
V  rem  Leben." 


1  ■ 
•  _ 

m 
il 

.      •  ■ 

V 
t 


Anfange  von  V,  3.  bat  Laurenc€ 
auch  V.  5.  und  Aatt  Gtfchlechter  ( 
3*  82ff  II*    104,  3.)  überreizter: 
Gejchlecht;  auch  läfst  er  das  eti/iri 

'  nominalCuffix  an  ^\}iC^^^  «^"^ 
beachtet.  Meinet  Erachtens  kann 
die  boshaften  Bedrücker  der  Frouin 
welche  der  Verf.  V.  4.  übergeht,  ui 
Schlufle  des  102 ten  Kap.  gehande 
Alfo  Sinn  :  Befckimpfung  von  dem 
durch  ihre  IVlilshandlungea  und  1 
zu  gut  bekannt  find. 

23)  V.  4 — 14.  bat  es  auftfchlierslic! 
denen  zu  fchaffen»  welche  in   der  ' 


Kap.  103.   |V.   5-6.  855 

5.  Wurde  ihium  tiicht  gezeigt ,  dnfs  (ic  in 
e  Unterwelt  binabfteigi^n  lafTeti  werden  ihre 
elfter»  Und  IJebcl  feyn  werden  und  grofs  ihre 
nal?  Und  in  die  Finfiemifsy  und  ii>  das  Nerz 
id  in  die  Flamme,  welche  brennen  wird  zu  dem 
•ofsen  Gericht,  wird  eingehen  ihr  (leilt,  und 
IS  grofsc  Gericlil  wird  feyn  lur  alle  Gefchlecliter 
IS  in  F.wi«>keit. 

TD  * 

G.  Wehe  euch!  denn  euch  Wird  nicht  Frie- 
-**)•  Nicht  werdet  ihr  Tagen  zn  den  Gerechten 
rid\xil'  den  Guten ,  welche  im  Leben  liud:   „In 


m>  litff m  .■> 


'''    gA^lt  ikrs  ganu  Zeit^^^   «ind  wSblt  jfas  Prafent: 

uni  luM  JLtrh%n  Jie.     Dai  in  Klammero  Qerchloffene 

batCcKLRüpp.  nicht,  fori<lem  nur  Laurence^  and  ift 

.  ;:!ifi  tttfinm  wohl  nur  durch  Schreibfebier  auigefallen, 

;  #0ldb«a  bei  etat  Wiederkehr  des  Verbi  ßerbtn  Tehr 
rbv^ht  gefcheben  konnte.  Zu  dem  Ausdrucke  in 
Gläck  («Jiappliieffl**)  bemerkt  Laurenee  noch  in  ei- 
nem Nöteben,  dafs  der  Text  eigentlich  in  Gutem 
(«»goodner»  '*)  laute.  Der  5te  Vera  bildet  den  Ge- 
genfatz  zu  dem  voreiligen  Glücklichpreiren  in  V.  4. ;  . 
daher  ergänzt /.aur^/ictf, vor  dehifelben  die  AdveiTa- 
tivparttkel  aber.  Kurz  nachher  nimmt  et  ihre  Gel- 
fitr  als  Suhject  und  fchiebt  die  bypothetifcbe  Par- 

tikel  ein:    »«dafs,  wenn ihre  Geifter  hinabge- 

fchickt  werden ,  ihre  Uebeltbaten  ihre  grofste  Qual 

feyn  werden?"     Der  Text'in  Cod.  Riipp.  j?  (I^CJ^ 

(D^'iJ^iW^':   CWXP  :  ISfst  fich  nicht  anders  neb- 
mcn ,  als  es  von  mir  gefchehen  ift. 

24)  Der  Sinn  der  langen  Hede ,  welche  V.  6  — 14.  an- 
gefchloflen  und  A^n  xu  beftrafenden  Sün  lern  in  den 
iVIund  gelegt  wird,   iß   einzig  und   allein  «iatauf  ge- 

Bucli  Hcnoch.  JJ 


■ 

t 


f ' 


■  I 


■ 


'  '  gegenüber  weder  auf  erfahrene  .U 

tene  Noth  oder  Gewaluhitigkeit^ 
gel  an  Ebre,  an  ütifi^efftm   Glück- 
.r-f,    '  IVlifsacbtung  ibre r  Wünfcke  iId4  ep 

^'^"  rufen;  fondern vUlmebiffMid da« vi 

nifs  ßatt ;  dafs  ße  atider»  v^cfblgtei 
in  der  Welt  viel  galten  kmd  Ueitu 
Abbiilfe  fand.  Üle  Aufdrücke  R 
wäblt,  wie  fie  aui  dem  itlunde  i 
nommen  am  Orte  waren.'  Diels  gel 
balb,  um  dadurcb  fogleicli  an  die 
■',  Qebendc  und  von   ilinen    fcbSndlic 

'  1  tei  der  Frommen   zu  erinnern.      F 

durcb   die  Red«  hier   uxid   da ,   fo 
nn  das  Gcfuchte,    WQ  die    Sünder 
wurden  zur  Speife  den  Sündern»*  u.  1 
des  Satzes,  welcher  diefe  lange  F.: 
j  leitet^  bat  Laurence  einoial  die  Cou 

in    Cod.   Klipp,   nicht  Bebt;    gewö 
(  umgekehrte  Fall   ftatt.     Mit  unnöt' 

fe]   iihp.rrefzt   Laurence :,  ^^\ede  Art 
wir.**     Die  Sünder  hatten  gar  keii 


,   iap,.miiosv.<ji,T^ti.  ^7 

i   '  7.     nnd  wirfim)  ailfidfrrvbertmndgoTohMräcIU, 

nd.lrfnfiilli|r  .111  ;(ii^'ebrGBia,flft)i.iihif  -jUv  /.I 

ad  nicht  wnr  da,  der  uns  hülfe.     Mit  Wort  und 
lit  der  That   konnte  er   nicht.      Und'  durchaus 
einm-Katien  wir >gefanÜCTi,''Virid'Wir  wurden  ge- 
riudit  und' EU  Grande  'gerichtet.  r~  i'l.  \,,. 
i'O'^ii  -Und-wir  habdnvniAht  fE;'ehoffCt- dafs  wir 
ben'^das'ILebeh  vot»iTag.t.ü  Tag^i^m:  i  •   < 
f^i  <10;     und  win  hofftsitwDviärdsti  der  Kopf» 
•    'II.  '  und  ^tiriwurdeBZumiSohntanEa.-    Wir 
wrden/bedt£ngt;  wäbstaid  tirif  'vrtfhtcad^  und  wir 
itatalii.'keiaQ  MaehE' ühcif  wt)ferfl-.t)fangf«l^   und 
iriititfardKD.  »nr  tjpaifQ.dsn  Sün^rn.;.  .^U&d  die 
n^^ed^n  BiMllifta^Qbvcr  «tif  unr.ibr  Jach.- 

^Ä'iiiffftH'^T*'''' '      ■  ^^fJ"  ^'"'^^ '  ^'^  ^'  3''  »}n<i  bflaieht 
f.  j1^.^«//y*rb^n/<|,'«i(Biy,Vcyei   darauf  ah' Pra'dicat,  wM 

^■J^^li^hkfit_ponJaülJt.f^Untin  fV ort  oder  in  Tiiatt 

. ,  vit:S*i!!^  .^ii^- '  .P"  L<^en../>fceK,  oada  «iuc  bblieb- 
',t^t>,,fem)tirabBn  Imt^MKYKWfaU  .^ttiJmx  fnr  fe(eni 
'.    W>»  eineb  Luttrvnr«  überfetxt.    l\f^Y\*    init 
"'  fölg^ndem  /\  l  verftSrkeädb'  FoVni  ffir  nitl/uj.     Das 
■  fiild  ^.  (Ouftd  II.  wie  J*f.  9,  13.  14.     In  der  attri 
Äuigabe  von  LiCdrenci^i  VeTfion  Febiän  diA  Worte: 
'      .■,liflrfenft*ln«MnfAtSr/angfnStrMn/i«Drrtng/Äl,wit"( 
Aü'ße  Cefa  aber  in  der  iften  Ausgabe  finden,  und  ge- 
rade Eine  Zeile  auimaöhen ,  auch  durch'  Cod.  Kupp. 
■    die  Richtigkeit  dei'  Textet  aaftcr  Zweifel  geretst  iA, 
fo  lialtaich  diefe  AuilalTuDg  für  einen  blofsen  Dtuok* 
feUer.  '  Zur  Sptif*  werden  löft  Lanrcnct  au£  in  das 
gewöhnlicbere :  vtrfehtungen   („devouied")  werden, 

53  ♦ 


:  1  wären  vor  ihnen.      Und   wir    ver] 

I    i  Fiirftcn  in  unferer  Noth,  und  fclii 

jcnigon,  welche  uns  vcrfchlangon, 
Gefchrei  fallen  fic  nicht,  und  nicht 
^•*  hören  unfcre  Stimme. 

14.     Und  fie  halfen  deTien  *^J 

.  rauben  und  verfchlingen,  und  dene 

fchwächcn  und  verbergen  ihre  Bedj 


■      1 
4     < 


1 


7  * 
'  1 


1 


26)  Für  dio  in  Klammern  gerchloiFenc 
Cod.  Rüpp.  nichts  Entfp rechendes    r 
'  •  \  Laurence  5  Vcrfion   entlehnt .   und    o 

-  i  ramniGiihaiigo    ongomcITon.       Bedrdn 

\  ßnchcln  (iin  Knglifchcn  Seht  ^^goad* 

\  können   nicht  behaupten ,  will  Hcn< 

)  fio  geringen  Standes  ^cwefen,  mit  F< 

/  ter  Ilochftchcnclcn   und  Einllufsrcich 

gehabt   und    bei   parteiifcher   Obrigk 

gefunden    Iiätten.      tlTiJR'Jlt ^^ l    i 

(V.  13.)  nbcrfetzt  Laurence:    wir  fuvl 

27)   Laurence  Infst   diefen  Salz  Qhhnngi 

chcn^  oder,  wie  er  of^Pj?;  ühcrfefz 
f^yn  ^  nm  Knde  des  vorlirrgeh enden  ^ 
dem  fetzt  er  vor  V.  14.  die  Adverfaii 


Kap.  103.   V.  14.    Kap.  104.  V.  1.        859 

he  nicht  entfernen  von  uns  ihr  Joch,  fondern 
ine  verfchlingen  9  und  uns  entnerven ,  und  uns 
rmorden,  und  verbergen  unfere  Ermordung, 
nd  ßch  nicht  daran  erinnern,  dafs  fic  aufgehe- 
en  haben  ihre  Hände  über  uns.** 

K  a  p.  ^  104.  28) 

1.     Ich  befchwöre  euch,  o  Gerechte;   denn 
n  Himmel  werden  ^  erwähnen    die  Engel    über 

reclil  trabe  Zell  mit  durchlebt  haben  und  Zeuge 
vielen  Ungemachs  gewefen  Teyn^  welches  feine  from> 
1II0II  Volksgenoflen  getroffen  hatte ,  da  er  hier  von 
danQattloIen,  welche  eben  Schuld  waren  an  jener 
/Notb  der  Verehrer  4«hova'a ,  fo  ausführliche  Andcu- 
tungen  dayon  geben  xu  laffen  fich  aufgefordert 
,  iffthHe, 

iS)  'Wenn  die  foöGui  Meotohen  nach  Kp  103.  durchaus 
keine  VennkrfTung  halben ,  fleh  über  ihre  Lage  im 
trdsfcbeii  lieben  xu  befobweren,  fo  fände  fie  iich 
allerdings  für  die  unglücklichen  Frommen.  Datum 
wendet  fiok  der  Verf.  Kp.  104.  an  dicfe ,  um  fie  zur 
Standhilftigkeit  und  Treue  zu  ermuntern ,  indem  ci 
ihnen  sugleioh  vorhält,  welches  beflerc  Loos»  iliici 
einft  warto  (V»  I— 50'  Laurentc  hat  V.  i.  äafi 
Ü^t  denn,  ohcofo.V.  6«»   in   Cod.    Iliinn.   lielit  aber 

?\rkAi:«  Ift  diefs  als  Caufalpaitikul  /ai  £aiicif,  to 
erklärt  fie  tfich^  in  .di^fein  Zufamniünliaagü  nui  lu  . 
Henoch  kann  eidliche  Verliclierung  geben  ,  uäiiiHoh 
aber  die  eiuRigc  DcTeligung  der  Gercciitcn ,  weil 
ilirc:  Tbaten  und  Leiden  lui  Himmel  vci^eichiiia  wei- 
den. Dafür  fpricht  die  Wicdcrkelu  dieler  l^irtikcl 
am.  ,Af)fange  von  y.  2  und  3. ,  wo  auch  Lawrence 
dieCaufalbedeutung  hat.     Vgl.  jedoch,  was  zu  Kp. 


860  Kap.   104.    V.  1—2. 

euch  Gutes  vor  der  HeiTÜchlicit  des  •M.achligen; 
feuere  Namen  wird  man  auffchreiben  vor  ftr 
Herrlichkeit  des  Mächtigen.] 

2.  HoflFet  *^);  denn  zuerß  feyd  ihr  b^ 
fcliimpft  worde/i  in  Elend  und  Leiden ,  und  nun 
werdet  ihr  leuchten  wie  die  Lichter  des  Him- 
niels ,  und  ihr  werdet  gefelien  werden  ,  und  die 
Thore  des  Himmels  werden  euch  geöffnet  wer- 
den.    Und   euer  Gefdhrei   nach  dem    Gericht  — 


88*  50«  über  fie  bemerkt  wurde.  Die  in  Klair 
mern    cingeichloiTeiien  'Worte,    welche    einer  Er* 

klarung  von  ^HJ)^*  (eomm^morabunt^  ähnlich  le- 
hen,  hat  haurenci  nicht;  da  Ce  alfo  eine  blolse 
GlolTe  feyn  möchten,  habe  ich  l^e  iiq  Druck  ao^- 
gezeichnet. 

29)  't'lld^CD*!  Laurence  ohne  Noth  umBandlicher: 
9^W artet  mit  geduldiger  Hoffnung** ,  ebenfo  zu  in- 
fange  vpn  V.  3.  Der  Glanz  des  himmlirchen  Lidi- 
tes  ift  Bild  des  gtöfseften  Glückes ;  vgl.  Dan.  12,  3* 
Matth.  13»  43.     In  dem  3ten  Hauptfatse  hat  Cod. 

Rüpp.  den  Imperativ  KC^l  und  trennt  iha  tod 
dem  Vorhergehenden  durch  Unterrcheidungtseiditti, 
fo  dab  diefei  ah  ein  abfoluter  Sats  voran  lebt* 
Henoch  will  alfo  Tagen:  durch  die  fehnfüchtige 
Klage  und  daa  Herbeiwunfchen  des  Gerichts  über 
die  Böfen  wird   das  von  mir  Ausgefprochene  nidt 

widerlegt}  beharret  nur  darin,  das  Gericht  (fWll* 

Judicium  ia  Subject  zu  J^tCA.!  ATiöOr!  a^i- 
rehit  vohis')  wird    zu  feiner  Zeit   fchon    koon«. 

Laurence  las  wahrfchetnlich  CiQH*  l  cUmarura  nai 
überfetzt:  f^tuer  Schreien  fchrie  nach  Gericht  wU 
es  iß  euch  erfchienein.^*  Die  Erkundigung  über  <ks 
erfahrene  beid  wird  nach   den  letzten  Wortcu  ^ 


Kap.   104.     V.   2— 4.  861 

chreiet  (nur)  und  es  wird  euch  erfcheinefi ;  denn 
on  den  Fiirßen  erfragen  werden  lie  alle  euere 
Irangfaly  und  von  allen  denen ,  welche  halfen 
[enen,  die  ^euch  beraubten. 

3.  Hoffet  und  gebt  nicht  auf  euere  Hoff- 
«ng;  denn  werden  wird  euch  grofse  Freude» 
Uich  den  Engeln  des  Himmels.  Was  Ihr  auch 
lun  werdet,  keinesweges  werdet  ihr  verborgen 
»y^30)  an  dem  Tage  des  grofsen  Gerichts ,  und 
icht  erfunden- werden  als  Sünder;  und" das  Ge- 
cht,  welches  für  ewig,  wird  fem  feyn  von 
ich  für  alle  Gcfchlechter  der  WeU. 

4.     Und    nun    fürchtet    nicht,     o   Gerfvchte, 
enn  ihr  die  Sünder  fehet  erllarken  und  gedeihen 
ihren  Begierden  ^  ^) ! 


Verfes  bei  denen  eingezogen ,  welche  dalTelbe  ver- 
fchuldcten  und  herbeiführten;  daher  habe  ich,  ebeufo 

wie  Luurence^  O^^iVfi't'l  hier  nicht  Eng^l  ixhet- 
r^tzt,  was  fünft  aach  einen  guten  Sinn  gäbe  mit 
Bezug   auf  V.  i» 

30;  Auch  Laur^nce  fafst  die  Woclc :    A  J^t'.'    LfA©. 

ncxir:  ^im:  Am:  l-^'-S^/V.:  UA(DY1<»-: 

auf  diefe  Weife.  Das  Ende  des  Verfes  lautet  hei 
ihm;  „und  eiuige  Verdammnifs  wird  fern  feyn  von 
euch ,  fo  lange  als  die.  fVeh  exifiirt '%  ohne  dafs  er 
jedoch  anders  gelefen  hätte  in  feinem  Texte.  U«bec 
Gcfchlechter  der  WeU  f.  zu  Kp.  I03,  3. 
31)  An  die  evfte  Mahnung,  den  IMuth  nicht  (inken  24 
lalTen  und  feft  zu  bleiben  im  Vertrauen  auf  Gott, 
fchliefst  (ich  ganz  einfach  und  natürlich  die  andere, 
aber   auch    fich    aller  Geuicinfchaft    mit   den    ßöfeu 

forgEiiltig  zu  enlba^eu.     RC\01  würdig  feyn,  biet 
gedeihen  f    wie  es    Luk.  12,  l6.    vom   Acker    licht. 


«62  Kap.  104.     V.  5—0. 

5.  Und  feyd  hicht  Genufleti  mit  ihnen,  fon- 
dem  lialtct  euch  fern  von  ihrer  ßedrütliimzi 
denn  dem  Heere  des  Himmels  fc-vd  ihr  GcnoffeL 
Weil  ihr  fprechet 9  ihr  Sünder:  „nicht  erforfcit 
werden  wird  alle  unfeie  Sünde,  und  nicht  wirii 
man  (lie)  auffchreiben,*^  fo  \^-erden  fie  auffchrci- 
bell  alle  euere  Sünde  an  jedem  Tage. 

,  6,  Und  nun  zeige  ich*s  euch  an  '*);  dfla 
Licht  und  Finfiemirs,  Tag  und  Nacht  fehen  dr 
euere  Sünde«     3eyd  hicht  gottlos  in  euerem  Her- 


Am  Schlufle  ie%  4t6n  Verfa«  bat  Laurence:  w  irtx 
JVegtn^  fand  alfo  ia   feiner  Haadfchrift   it'?'^^ 

.  oder  verlas  fiob^  denn  Cod.  Riipp.  hat  4;^(H(A' 
im  5€en  Verfe  fehlt  bei  ihm  die  Canrälpartikd  im, 

:^nä  der  das«  gehörig^  Safs  Vplrd,  wemger  Kf 
BiäQRni,  aliob  alü  EnnabiÄing  genoitiiiieti:  •id'A 
ri€h  tmd0H  Schatifm  deimmmrlii**  Vor  den  d« 
auf  folgondrä  Salce  lafit  i^i'di»  Ganlalpartiliel  eh» 
MU  hinweg,  bringt  ihn  nieht  in'  jdai  TerUlüi 
des  VorderratBea  au  deöi ,  was   unmittelbar  sacbU 

"Isommt,  und  hat  ftatt  dar  acttven  FormeD:  ■» 
fckreiht  auf  und  fie  werden  auffchreihen  dai  P«;- 
Tum  gebraucht.  Als  Veraeicbner  der  Sünden  gelte 
Henoch  natiirlicb  die  Engel  nach  Kp.  99,  8*  ? 
auch  Kp.  88,  98 — 99.  104.  107  — 109.  1I8-  i^'^ 
35>  33-  Zu  der  Aeuberung  der  Böfen  ift  \^^ 
Kp.  ^^  16. 
82)  Lnurefice  überfetzt :  ^^und  Jeyd  verßchert  vo^^- 
was  der  Text  aber  nicht  darbietet,  und  wähli  ^' 
für  denn  (f.  lu  V.  !.)•  Dem  Gedanken  iü  du^ 
Kp.  99t  g.  9. ,  nur  dafs  hier  andere  Gegeofiän3e  ^ 
Verbrechen  verrathen.  Das  fVort  der  VoUkm^^ 
A#tt  (oder  GeradUeit^  Recht fchaffenkeit ,  vtl^ 
97%  2. )  'f  was    nicht    ausgeliefert  werden  bUi  ^ 


Kap.  10*.    ¥.6—7/  863 

■ 

;en;  und  lüget  nichts  ntid  übergtäb^t  nicht  das 
Vort  der  YoUkommenheit;  vlüget' nicht  Worte 
les  H^iKgen  und  des  Mächti<«en^y  und  lobet  nicht 
uere  Gölten ;  denn  nicht  \rird  Ville  euere  Sünde 
md  alle  euere  Gottloß^i^it  z\it  Gerechtigkeit, 
ondei*n  zu  grofser  Sünde. 

7.  Und  nun  will  ich  ämkägen  cliet^  Geheim- 
ufs;  denn  ^?)  "  das  Wort  dpr  VoÄIfeqinmcnheit 
rcrdeli  Vei^drehen  und  ülbertretei)'  viäU  iJHnäer. 

zeichnet  die  heiligen  Schriften  der  Juden  »^uad  der 
hier  ert%ellt6  Bifeht '  eHhitert^  aii  dt^^Z^lln  des  An- 
|Whü§  EplphamtSt-wW  di<ire^!Bdchtt'%ulgtt6fcht  und 

:^airiitcbte(.,vrwrd^;i  dx.K^^ckS  i(«iaip?ri6sib  .8*  480* 

^^a^df|a.4#MK6,:l€|Kt  .4vfi>aufAcVCfl(}icdke!lEwfhfi^ng  der 
>\^^.?**^  v.Äjrf  welcfe)^  |ii#fi.,#chj,n|^^  foll » 

..   fthrmi;  4«<l4l.'f#geUi«h,.:gä|t|j^I\^^^^^  «u 

rechffert^efi;  fuohen ,.  ,0f <^  Weife  daj^-.I^Coben  Pro- 
rrfbepe»  df r  Vqtzpjit  (J^u  S»  Äl-  •.  ^  W  ff? ,  7t  4-  8-  8t 
8  ff-  I4t  14  £  33«  16.  2h  a3*  ^7»  16-  ^9*  9-  ^1-^3* 
Ezech.  13,  2.  3.  7.  16  ff.  ai,  280 1  und  der  Irrlehrer 
im  apoftolifchen  Zeitalter  (Matth.  a4t  5-  II-  Mark. 
I3t  6— ?•  31  —  an.  Luk-  ai»  g.  2  Theff.  a*,  a.  10 
—  12.  I  Tim.  I,  3  ff.  4,  lr-2.  7»  a  Tim.  t-  Tit.  3, 
9.  2  Fetr.  3«  I  ff.  I  Job,  4,  i.  Offenb.  3t  a.)*  DeTs- 
balb  wird  vor  dergleichen  lügenhaftem  Vorgeben  ge* 
warnt,  welches  ohnehin  vor. dem  Weltenrichtei  zu- 
nichte wird. 

33)  Laurence  lafst  diefe  Partikel  aus ;  auch  hier  würde 
man  dafs  Aatt  der  Caufalpartikel  erwarten,  ebenfo 
auch  V.  10.  Indefs  läfst  fich  ^uch  |ene  hier  recht- 
fertigen. Um  nämlicb  Verführung  durch  lügenhafte 
Menfchen  abauhalten ,  hält  Henoch  es  für  notbwen- 


k- . . 


864 


Kap.   104.    V.  8. 


8.  Und  fie  werden  fprechen  böfc  Worie, 
und  liipcn  und  fchafi'cn  grofse  Schöpfunjreii '^), 
und  Bilther  werden  lie  fcnreiben  über  ihre  Worte. 
Wenn  lie  aber  fchreibcn  werden  alle  mein  Wort 
richtig  in  ihren  Spraclien, 


(lig,  über  (lie  feiner  Zeit  fern  liegende  Zukunft  ihm 
SU  Gebote  Sehende  Auffcblüife  xu  eitheilen.  Die 
wahre  gottliche  Lehre,  fagt  er,  wird  verfälfcbt  oder 
mifsdeutet  werden  ;  defsbalb  erhielt  ich  OlFenbaruu- 
gen  über  jene  fchlimme  Zeit,  und  mache  Iio  kuud. 
Hierin  liegt  gewifTermaafsen  für  den  Verf.  des  Rucks 
eine  Uechtfertigung  bei  AbFalTung  dellclben;  er  ift 
von  der  Nothwendigkeit  überzeugt,  mit  einer  lol- 
chen  Warnungt-  und  Troftfchrift  aufxutreten,  uua 
will  anderen  ihren  Wertb  fühlbar  machen. 

34)  Of!<^,^t  (f.T^^i':  ^aj't:  von  Lau.e..u 
ausgedrückt:  ^^fie  werden  ausfuhren  gtofse  l.'ntcf 
nehmung^n**^  bezieht  Pich  nach  dem  Zufammeiiiiai^^e 
wohl  nur  auf  Hervoibringung  von  Schriften.  Uirle 
Werke  heifsen  grofs  nach  dem  bedeutenden  CJinfju^e 
derfelben,  womit  ihre  Urheber  zu  impouireo  fucheo. 
Unmittelbar  darnach  überfetzt  Laurence .-    „tn  ihren 

eignen  Worten**;   Cod.  Rüpp.  hat    Jl^A*,    ebeofu 

wie  am  Ende  dei  Verfes  Xf^i  A^'/^tl/^'^:  '* 
ihren  Sprachen,  Der  Gedanke  ift  iiiclit  MrefenilicL 
verfchieden«  man  mag  nun  diba  in  der  urfprüuglichtu 
oder  abgeleiteten  Bedeutung  nehmen.  Im  «ilcn 
Falle  Tagt  Ueooch,  dafa  ihre  eignen  Eiuialle  uoi 
Reden  den  Sto£F  der  Bücher  ausmachen;  lai  aoJeiü 
Falle  aber 9  dafa  ße  Geh  lediglich  ihrer,  nicht  Ati 
göttlicher  Auafprüche  bedienen.  Vgl*  auch  Kp.  96, 
33 -^34«  V.  9*  nimmt  auch  Laurence  ala  NadiTatt 
zu  der    letutea  Hälfte  von  V.  g. ,   welche  mit  der 


Kap.   104-     V.  P.  8G5 

9.  fo  werden  ß^  nicht  verändern  und  nicht 
emiindern  von  meinen  Worten,  fondeni  alle» 
chtig  fc/ireiben ,  alles ,  was  ich  zuerü  mitge- 
leilt  habe  über  iie.   -        ' 


Partikiel  01^011:  beginnt;  das  (Dl  su  Anfange 
von  V.  9.  ift  daher  nur  durch  unfer  fo  su  überfetzen* 
Allerdings  erfcheint  H^^noch  (denn  diefer  mufs  als^ 
der  Redende  betrachtet  werden)  der  Tautologie  hier 
fehr  ergeben;  bei  genauerer  Entwickelung  de»  Ge- 
dankens wird  fie  indefs  doch  wenigftens  etwas  gemiU 
dert.  Wollen  fie  ßch,  Tagt  er,  überhaupt  keiner  Ver- 
fiiimmelung  tind  Veruntieuung  gegen  meine  Schrift  su 
Schulden  kommen  laflen,  fo  werden  fie  ror  allem 
nichts  von  dem  ausladen ,  was  ficb  darin  auf  fie 
felbft  und  ihr  Verhalten  besieht;  Der  Verf.  des  B. 
Henocfa  fcheint  folchen  feiner  Zeitgenoflen  begegnen 
«u  wollen  I  welche  von  feiner  Darftellung  getro£Fen« 
fich  derfelben  feindlich  entgegen  ftellen,  und  wo 
nicht  das  Gänse  als  unwahr  su  beseichnen,  doch 
in  einseinen,  gerade  fie  und  ihre  Richtung  angehen« 
den  Theikn  der  Unrichtigkeit  zu  bezüchtigen  Miene 
ipacben  konnten.  Das  ganse  I04te Kapitel  erfcheint 
wie  eine  oratio  pro  domo ,  welche  vom  Verf.  auch 
erft  fpäter  hinzugethan  feyn  konnte,  nachdem  er 
,  fchon  darüber  Erfahrungen  gemacht  hatte,  wie  maa 
ihrem  Einflufle  entgegen  su  wirken  fuchte »  d4  man 
(ie  nicht  gans  als  unecht  in  Anfpruch  zu  nehmen 
wagen  mochte«  lu  der  Einl.  S.  ip^rap,  bei  wel- 
cher blofs  die  englifche  Verfion  benutst,  werden 
konnte ,  ift  diefe  Stelle  fo  verftanden ,  als  wenn  He- 
noch  die  Bekehrung  Einiger  unter  denfiöfen  erwarte; 
diele  Anficht  widerlegt  fich  aber  bei  genauerer  Be- 
frachtung des  Originaltextes« 


866     Kap.  Up\.  y.  10—11.     Kap.  104^  V.  l. 

tO.  Und  ein  anderere  35)  Gcheimnifs  will 
ich  anzeif^en.  Denn  den  Gerecluen  und  den  ^Vei• 
Ten  werdtn  gegeben  werden  Bücher  Her  Freude, 
der  Vollkommenheit  und  grofscr  Weisheit,  und 
ihnen  werden  Bücher  gegeben  werden ,  und  fic 
werden  an  ßc  glauben , 

11.  und  fie  «Verden  lieh  freuen  über  fic. 
Und  es  werden  belohnt  werden  alle  Gerechte;  aus 
ihnen  lernten  fie  kennen  alle  Wege  der  Rccbi- 
fchafFenheit.  ** 

Kap.     104*ir3«) 

1.  Und  in  jenen  Tagen  wird  fagcii  da 
Herr ,  damit  fie  rufen  und  hören  laffen  den  Kio* 
dern  der  Erde  ihre  Weisheit ;  ^^^gt^t  (fic)  iiineui 
weil  ihr  ihre  Fuhrer  feyd» 


35)  Das  9rflv  V.  7.  berührte  Geheimnifa   outhicit  «ür 
Nacfaricht  über  <lie  VerfSlfcbung  der  heiligen  Büdivi. 
^efev  ivneite  dagegen   berichtet  das  Oafeyii  tröili- 
eher  t   erfreulieber  Schriften  zu  der  Zeit ,  wo  Vci- 
dörb^ibeit  allgemein    horrfcht  und  das   Straf{>erkirt 
Gottes  iin  Anzüge  iß.     Mit  andern  Worten,  b  iit- 
Fem  Verfe  empFiehlt  äct  Verf.  auf  verdeckte  Wtift 
fein  eignes  apolcalyptifches  Procfuct ,    und  |ireift  <> 
als  unverglcidiiich  und  vollliomnien  wahr.     Kp.  39. 1 
wurden  feitie  Schriften  nach  ihiein  den  GotrJofeoU 
drohenden  lübalte  betrachtet.    CJcber  die  Partikel  «*• 
Anfange  dea  aten  Sataes  f.  die  Aumerk.  £11  V.7.   Ii>* 

Uten  Verfe  hat  Cod.  Kü])p.  dos  Prat.  AA^"^*' 

'    während  Lawrence  daa  Fut.  autiflriickt, 

3Ö).  Diefji  (d.  h.  ein  io4tes)  Kapitel  koiiimt  swe>^ 

vor  (L.);  in  Cod.  Rdpp.  ift  es  Kap^.95..faeaeidioeL 

Es  Schliefst  fich   genau  au  V.  IG— II.  dea  vsrbcr 


Kap.   104^     V.  2.  867 

2.  lind  die  Vergeltung  über  die  gatiKC  Erde; 
»Tin  ich  und  mein  Sohn  werden  uns  verbinden 
it  ihnen  in  Ewigl«eit  nuf  den  Wegen  der  Uecht- 
liafl'enheit  in  ihrem  Leben.  Und  Friede  wird 
ich  werden.  Freuet  euch^  Kinder  der  Recht« 
haffenheit,  in  Wahrheit!" 


I  * 


eotiendcn  an.  Jene  Schriften  er/rouHchen  Tnhalts^ 
welche  gegen  das  Ende  aer^  T^g^  i"  ><Ien  t^änden  der 
Frnninicn  gefunden  werden»  alfo  vorzüglich  das  Buch 
llcnoch,  follen  ni^ht  unb^nutst  daliegen ,  fonderit 
das  darin  Stehende  foll  in  9cr  Zeit  des  Elends,  wo' 
fic  ilie  Ausdcht  auf  Celohnfüng  fiäskeb  foU »  bekannt 
'gomhcbt  werden«  «In  jVjif^/t  iT^^n;  iiaibticb  den'Vor« 
i  h4^r^.g«rohilfUrteift.  Der  V^rfir>1>ege'M^t  dlilknit  ■  dbehfo 
wie  das  Buch  DanicA^  diiir<^>^lA^^  abniicbiJB'^c^e- 
rung  (Kp.  8>  26.  13»  4.;  vgl.  auch  OfFenbr-xo«  4.)« 
dem  Einwände  niöglichejr.  Verdacht^ung^^  v^jie  ee 
doch  zugehe,  dafs  früher  von  folcher  Schrift  und 
ihren  auIFallenden  MitthcUungen  fo  gar  picbts  ver« 
lautete.  Laurence  wendet  den  Anfang  fo  :  ,  i^it  js' 
neu  Tagen  ^  f^S^^  ^^f  ^^^^  %  werden  fi^^  rufen,** 
Die  AulFoi'derung  Gottes  :  zeiget  ihnen  u.  f.  w.  fieht 
dann  ganz  abgerilTen  da.  Der  Schlufs  des  Verfee 
lautet  in  der  englifchen  Verfion  :  ^,zeiget  ihneOf  ydafs 

(htlO^l)  ihr  ihre  Fahrer  feyd.**  Diefe  kann  da- 
her   auch  V.  2.   nicht    bei    dem   einfachen  Accufat.» 

welcher  von  ACAß  •  zeiget  (V.  i. )  abhangig  ift, 
Hohen  bleiben,  fondern  nimmt  zu  Ergänsungen  ihre 
Zuflucht,  welche  ich  curfiv  drucket  laue :  „und  dafs 
Vergeltung  ßau  finden  werde  auf  der  ganzen  Erde.'* 

<1^^^^«  eigentlich:  commifcemus,  dann  confueimdi* 
nem  habehimus^  wie  es  auch  Laim-ence  richtig  fafste. 
Ueber  den  Gedanken  vgl.  Joh.  14,  23«    17,  31  tf. 


untltncin  Sohn  {J\*i:  ©fflfljfi' i 
(fdit  Kp.  70.)  AtM  M«nia<  gkc  nit 
tchshet  init  Antn'timo  rler  bildl: 
in  «inem  allegatircfam  AbrcbDiit 
Üiefer  Name^delTclbeii  Iccmmt  aul 
Buche  nur  hier  wofi  aufaeräem  15( 
Rllenfall*  vergleichen,  iro  Go'tC  1 
Anif^rwühlteB  neiiat. 
j7)  In  Cod.  Rüpp.  entTprecben  II 
vt'elcbe  auch  eineit  eigenen  Abrcfai 
XX  ausmachen ,  vrährenci  nach  der 
nunien  HanilTctirlft  Kp.  105.  xu 
nut  unil  alfo  mit  Kp,  91  IE  rbrbi: 
erlle  Abtheilung  delTetben  V.  i  —  3 
Kp.  96  uii(l  97. ,  hantTelt  von  der  1 
^en  auffnllnnHen  UmßäncTen,  von  t 
tet  iß>  Aeti  BeforgnifTcn,  welche  1 
Familie  entliehen  und  die  ßelchtui 
diefe  VorfiiDe  und  ihre  Bedeutung, 
düng  ilcigt  Geh  «leirachc  Beiührtli 
Der  andere  nicht  viel  hürsere  T 
beliebt,  wie  fchon  der  Eingang  V. 
■US  fär  ficht  daher  fiingt  nicht  t 
Cod.  Rüpp.  ein  neues  Kap,  an,  das 


Kap.  105.    V.  2— 3.  869 


./ 


2.  Und  fie  wurde  fchwanger  von  ihm,  und 
;bar  ein  Kind,  und  es  war  fein  Fieifch  weifs 
io  Sehne«  und  roth^  wie  die  Blume  dei^Rofc; 
id  das  Hanr  feinet  Haupte»  "Wie  Wolle  weifs 
id  fein  Scheitel,  und  fchön  feine  A«gen,  und 
enn  ed  fie  öffnete^  erlpuchtete  e&  das  ganze 
aus  wie  die  Sonne  ^  und  Ueberflufs  an  Licht 
itLc  das  ganze  Haus.,,  ^  .  -=  %* 

'ii/tXJnd  als  es  genommen  w^irde  .aus  der 
and  der  Wehemutjter^:.ö£^ete  es  feinto  Mund 
id-fprach  2u  denvHcPCrn.  4erGei:eehtig)i^it^  Und 
furchteve  Jficli  .I^aoM^ « ^  ijeiii  .Valer ,  rot  ihm, 
ijd  flo^i^  lUEid  lian;K  -^u  iCeiilom  V^ter  Methufalali 
\d  f^gt^ihm^'  aIaH  J^abe^wenLgt  eitteii  anders- 
tigen  Sohn ;  nicht  ift  er  wii&|VXesi£c;h^l>f  SonAem 
eicht  den  Kinde^i)  der  :]^ngel  dß^  HimmdSg  und 
i^^,j^at|U.r  ilt  anders^  und  er  ift  nUibJ^'W^Q  wir. 

Sobtu  Ueber  dis  VefgleSbhükigeii  dti  tr^ifseil  Farbe 
mit  Schnee  (AfifhI'J*;)  und  Wolle  t  Kp.  14,  aH- 
46,  I.  70,  12.     Statt:    und  fein  Scheitet  (Ojfl^J?' 

^IfO  bat  Laurence:  und  lang  9  welches  ab  Epi- 
theton ztt  Haupthaar  gehört.  Starker  Glans  wird 
auch  Kp.  14,  22.  56,  5*  init  dem  der  Sonne  vergli« 
chen;  der  letzte  Satz  erwähnt  in  übertreibender 
Weife  die  Folge  des  Glanzes.  In«  V.  3.  fetzt  Lau^ 
rence  bei* der  Erwähnung  des  Mundes  die  Partikel 
auch  hinzu.  Gott  heifst  hier  JSerr  der  Gerechtig* 
keitf  wie  Kp.  89»  49*»  i"  ^^^  ParallelftaUe  V.  11. 
wird    dafür    Herr   des    Himmels    gefetzt.       ®Aj?« 

<Dr/*Wn  .*  C  V.  3. )  eigentlich :  ßlium  mutatum ,  gibt 
'haurence  mit  Ergänzung  des  curfiv  gedruckten:  „un* 
gleich  andern  Hindern.''*'  Im  folgenden  Satze  wählt 
er  das   Ad)ectivum  menfcklich^    ftatt    wie  Mcnfchen, 


:  iH)cli,    iinfcrcm  Vntrr,   iiiid    horf 

'    f  Wahrheit;    denn    oA    iß    biji    den 

Wolinimg 


I 

I 


■J 
•  j 


t 
j 


I  . 


I 


»•  ■       ■  ■■'.■> 


:  [j  7.     Und    üb   Methufnlah  ^€ 

Wort  °")  feinoÄ  Sohnes,  kaiii'  er 
Kiulcn  der  Erdü}  dcnu 'cf  hatte  g 
dort  war.     Und  er  rief. 


.  ij 


1  \ 


and  den  Schluff  des  Verfes  weridbt 
einem  kleinen»  im-Dnick  von- mir 

•   }!  Kinfchiebrel :  .^iß  verCrfaiedener^  Mal 

•  ■  ■  •  ■ 

i'  ^^'^f  in^cni   er  iinfc  g^nt  ut^ielch 

v.r  im  ißen  Satio  glänzend  fcirizii  ui 

I  dra  Verfes:    ,|  luif)  er  firbt    nicht  ai 

,N  mir  angehörte.**     Im  6tBh    Verfe-'n 

*  nicht  Vater^  foii<)crn  Vöffhkir  (j^^^fM 
}'.  firh  hier  V.  3—6.  Lamerh  durch  [ 
fi;  thiilaliih    tibcr   das   ihm    Unerklarlicl 

ii(-hc  voa  Henorh  Auflcblura  au    V4 
lii   wendet  ßch  Noah  nach  Kp.  64* 
rhi-u   riner   geiahi-voUen  Zukunft   ai 


4..-   ii:«...    n.-i    L 


.Kap. ^05.  V/8— :1Ä  871 

•8/    Und  iA'höneiMi«  Stinkd»  tmd-kam 
aiaguit um:  ^/Sf^Üei  dk  Via  ickV  hmüiSoIuw 

9«  Und  er  antwöitete  laittr  und  fprach: 
iTffgei»  ffioArigfolM»  Apgdflgjeqbsit  l^m  iqh  g^ 
mmmi^v.idirtfiJund^mßgeiliieiDAi  Ukw^tfnQ^ 
it^;  darum  naljti^U  icb.q^cb.  .,^   • 

10.     l/nd   nun»:    mem  Vatcär»   tiöre   mich; 

Ifind»  w^kh^.nl^i  i& fein  Eben^il^  iin^  def- 

Natur  nicht  gleich  der  Natur'  des  JK^eiiilcK/en; 

1  feine  Farbe  iß  weifser  .a)8  ^er  3chiiee  imd 

heiW  ^fe  Blni^e^^r-ftötef «üntf^dte  Haare 

i^i'  itiiüpt^  fihd'yeiffiet^^^^  ithii^^"mme, 

d  öffnete  es  feine  AugfaV;'  tb '  «irliucUtete  '  te 
ganze  Haus;  -^ . 

tH^ ;/  uAdies  UKruDde.  cenoiiimfia«A8e4wIIand 
Wi^heniuiier^  uad  dSRCtQ^feinai  Mund  t und 
la  den  Herrn  dw  Hi<nm«U. 
:  12,  >  Und  es  fürchtete  f^ih  fein  .Vater  La- 
Hk  und  flöhe  zu  mir ^.  und  glaubte  nicht,  dafs 
ron  ihm  feyt  fopdem  meinte  von  den  Engeln 
Himmels.  Und  flehe  i  ich  bin  zu  dir  gekonv- 
1  f  damit  du  mir  verkündeteß  die  Wahrheit/' 


s,  d*  .St.).     Im  gten  V.  überCatEt  Sfucb   Laurencg 

wueil  und  Cod.  Riipp.  bat  gans  deutlich  AFVd«  9 
fokift  wiirda  die  Frage  warum  f  lehr  gut  der  Ant« 

wort  y.  9.  entrpreehen.  Für  ^mg^UgMh^it  (SHC  ^ 
verbum^  rts)  töX%t  hawrence :  Ereignifs^  unA  fchwe^ 
tet  -Gif  cht  umCchreitit '  et  uiui5tfaigs  „OeGdit,  weU 
chu  fokw^  zu  h^grnftn  iß.**  Methnldah  berichtet 
V.  to  ff.  diu  GaCpbebene  meifi  mit  denCelben  Wor« 
reo«  welche  fein  Sohn  Lamech  V.  3  ff.  gebraucht 

ich  Hvnoch,  56 


''^'^'^1  l.auc.      {\^'^(\^:  fcinE,:d(V.i 

I  ifi    ihm  dhnlith.      Im    lateu   Verfe 

jf  Hindi  obgleich  diefor  auch  oboe 

44  TarftiadlUh  genug  ift. 

]  39)  ^/fKP^:  rf^J^ftt:   DmK« 

1  was    Gott  vollfübten  wird,    ift    d 

'  böfen  Menfchsn    aaf  in   Erde   d 

'  Flutfa;    To  wird  auch  Jef.  43.  9<    < 

I  bevotftebends ,  ktlen  unerwaitste 

den  genannr.  ^(D*A£,I  A^^ 
Geschlecht,  die  eigni-n  NachkomoK 
nen  ja  eben  Henoch  geborte;  vii 
Ztitgenoßtn  damit  geiaeint.  La 
„in  den  GeoeTaiionen."  Sichtlich 
hier  auf  frühere  Abfchnitte  dea 
wahrfcbeinlich  hat  er  zuuSchß  K 
lieh  Kp.  g5,  im  Auge.  Latirence 
von  der  Hohe  des  HimmelM  an  ei 
Stelle,  als  Cod.  Rüpp.,  ob  Dacb  I 
o^ei'  blofs  durch  Veirctaung  drrfi 
nicht;   er  iiherret»t:    „lek  hahe  äii 


Kto.  105.    y.  13-^16.  873 

lerlreteii  die  Anordnungen»  iind  mit  Weibern 
»rmifchteh  £e  fich »  lind  mit  ihnen  begingen  fie 
inde»  heiratheteti  Von  ihnen  und  zeugten  mit 
Ben  Kinder.  - 

14i  Und  gtöfse  Verwufiung  wird*®J  feyn 
uf  der  ganzen  Erde^  eine  Fluth],  und  grofse 
erwüriting  wird  in  Einem  Jahre  reyii. 

15.  Diefes  Kind,  welches  etich  geboren  iß, 
efs  wird  librig  bleiben  auf  der  Erde,  und  feine 
Ki^ider  werden  gerettet  werden  mit  ihm.  Wenn 
stben  wfctdeil  alle  Metifcheii,  Welche  Auf  Erden 
id «  wird  es  ficher  feyn. 

16.'  Und  feine  Kiiider  werden  zeugen  rtuf 
5*.  Erde  die,  welche  Riefen  *i)   nicht  des  Gei- 

WdrteP>A(jii  fJJCSJirt:  tranfiimn^  ßatUta,  wel- 
t^e  aüöb  -K|).  97,  i,  vorkommen,  hier  mit  Rück- 
ficfat^auf  das  deo  abirünnigelf^Eitgelil  im  B.  Henoch 
Söfauld  -Gogebeno:  ße  gähmf.  auf  ihre  Ordnung  (oder 
CUaffä).^*  Die  Kinder  äur  der  ungleichen  Verbin- 
dnng  find  die   gewaltthätigen  Giganten.     Vgl.  über 

'     die  hier  nur    kura  angedeutjBteü  Gegenftande  befon- 
.  detft  Kp.  7  S.       s 

46)  Läurence  fchiebt  biet  ein:  defskalhi  und  hat  das 
id  Klammern  GefchloIFene,  wahrend  ei  in  Cod. 
Räpp.  fehlt,  vielleicht  nur  durch  Verfehen  des  Ab- 
fchteibers.  Der  zweite  Theil  des  Verfes  bringt  fo 
übet  die  Art  und  Weife  der  Verwüßung  und  den 
2eitpüncty  wo  fie  fich  ereignen  foll,  noch  eine  nä- 
here Beßimmung  nacb^  Wenn  Kp.  gl»  10.  g3,  6. 
die  Familie  Noah's  nur  allgemein  bezeichnet  wurde 
tth  eine  zu  rettende^  fo  find  hier  neben  Noah  auch 
feine  3  Söhne  erwähnt^  ebenfo  wie  Kp.  gg,  i.  12. 

40  JP C'AnV  •  f  nur  hier  im  B.  Henoch«  offenbar  nach 
1  Moi. 6t  4«;  in  andern  Stellen»  wo  diefet  Giganten 

56  * 


874  Kap.  105.     V.  les. 

lies,  fondem  ctes  Fleifches.  Und  es  wird  feyn 
grofse  Züchtigung  auf  der  Erde»  und  abgewa- 
fchen  werden  wird  die  Erde  von  aller  Verdorben- 
heit. Und  nun  benachrichtige  deinen  Sohn  Li- 
niech.  Denn  das»  was  geboren  wurde,  iß  fem 
Kind  in  Wahrheit,  und  nenne  feinen  Xamea 
Noah ;  denn  es  wird  euch  feyn  ein  UebriggebUe- 
bener.     Und  er  und  feine  Kinder  werden  ficbcr 


Erwähnung  gefcbieht,  fteht  dafür  eine  ander«  k 
zeichniuig,  nämlich  entweder  j£^ji  T*  :  allein  (Kp> 
9r  8«  15»  8  —  9*  1^9  lO>  o^c'  ">i^  dem  Zvbm 
OAgB^T  S  grofs  (Kp.  7,  II.).  Ueber  diefe  gefii* 
teten  Heroen  der  Urseit  f.  Anmerk.  zu  Kp.  9,  g.  M» 
g.  9.  HÖehft  auffallend  ift  et »  dab  fie  nach  der  luff 
vorliegenden  Angabe  zu  Noah's  Nachkoamenfchift 
gerechnet  werden,  da  fie  nach  der  GeneGa  nad  UÜ 
nach  den  früLeren  Abfcbnitten  de»  B.  HenoA  iwar 
vor  der  Fluth  leben,  aber  nicht  zu  Noah'a  Faaib 
gehören.     Und  doch  geht  'nichu  vorana,  wonzf  Jtf 

Pronominalfuffix  in  dem  Worle  S^^l^  •  (jEtii  ip4 
füglich  bezogen  werden  könnte.     Ich  nodte  dikr 

yermuthen.  daft  .P^:  zu  lefen  fey :    Xindcriff* 
gen  fit  (für  daa  Fa/Tiv:  werden  gezeugt)  i  znaal  • 
kurz  nachher  heifst:    er  (Noah)  und   feine  Kiate 
werden    hewakn  hleihen    vor    der  allgemeinem  Vtr* 
dorhenheit»     Doch  bat  auch  Laurmtce  daa  Suffix  •»* 
gedrückt,    fo   dafs   alfo    die   bis    {eUt    verglickfa« 
Handfchriften    darin   übereinkomoien.     Daa  Ridca- 
hafte  der  Giganten  zeigt  /Ich  nicht  in  böherea  jp 
fiigen  Aulagen,  fondern  in  der  körperlicben  CWUi 
und  äufseren  phyfifchen  Kraft.     Die  Eatfernniig  i» 
Böfen  wird  recht  gut   al»    ein  HiifwagwafdieB  b*-- 
zeichnet ,    da  fie  durch  die  gro£ie  FKith  gtUtiii^ 


Kapw  105.  V.M^n.  875 

eyn  Tpr  der  yerdorb,eifbcp|t>  Mrelcbe  kommen 
irird  auf  .der  Erde ,  vor  aller  Sü^de  und  vor  al* 
er  Ungerechtigkeit^  welche  vollbracht  werden 
vird  auf  der  Erde  in  feinen  Tagen.  Und  dar- 
uf  wird  feyn  eine  Ungerechtigkeit »  noch  gewal- 
iger^')  als  die»  welche  vollbracht  wurde  zuerft 
uf  der  Erde.  Penn  ich  weifs  die  GeheimnüTe 
er  Heiligen,  weil  er»  det.Herr|[  mir  (fie)  o£Fen- 
art  und  verkündet  hat,  und  in  dem  Getröpfel 
es  Himmels  habe  ich  gelefen. 

17.  Und  ich  fahe,  was  gefcfirSsben  Aber  fie.^ 
»enn  Gefchlecht  auf  Gefchlecht  wird  fich  verge- 
en,    bis  fich  erl^eben  wird  ein  Gefchlecht  der 


4-p«- 


%  -•> 


Ueber  dss  Bild  felbS  f.  Jef*  t$  l6.  Ig*     Der  Nane 

j  Nopih  ("i^^*)  wird  Tom  Verf.  fo  gtdentef»  aU  liq^ 

darin  ekie'Beceicbnting  des  UtirighleH^nitn  vt^C^}^ 
'  tiähtt  koinmt  der  Aogabe  dar,  Genefi«  X  Noah ,.  Pli 

rr'de^Tröftendä,  DfUt)  1  IVfots»  ddO»  ^>*  V.20« 
äU'cTrund  des  Namens  ipitgetherit  Wird. 

43)  Ungeacbtet  det  grofaen  Stirafexempela ,  welcbei 
durch  die  Fluth  gegeban*  worden  war»  hriten  lieb 
doch  die  nacb  Noah  Lebeaden  nicbt  auf  det  rechten 
Babn ,  foDdem  begeben  noth  'Sdilinnierea^  ala  die 
durch  dai  Waflfer  Hinweggaraffien.     Nach   der  Pa- 

'  rallelftelie  Kp.  93;  /f.  haben  ebenfalls  mit  Noah  Sünde 
und  Verbmchen  ihre  Endfcbafi  nicbt  erreicht.  Mit 
•grober  Umftandlichkeit  fpricht  Henoch  hier,  wie 
fonft«  über  die  Mittel  und  Wege,  wie  er  autf^Kennt* 
•  nifs  )ener  Gegenftanda  gelangt  fey;  man  fiahti  wie 
febr  es  dem  Verf.  am  Herzen  liegt,  keinen  Zweifel 
•n  der  Ricbtigk^t  (einer  Mittbeilungen  aufkommen 
SU  laflen  und  ihm  fchon  im  Voraus  au  begegoen. 
GttrSpfel  des  Himmels  L  Kp.  X03,  X.  Mit  V.  17.  fangt 
in  Cod.  Rüpp.  ein  neues  Kap.  an  (das  97^«),  um- 


AV.       UHU    UI3    griiuifc    iiMit.e 

Wort  feines  Vaters  Heno^h,  w 
verborgen,  ihm  zeigte,  jedes  W 
zurück,  um  zu  fehen,  und  nani 
jenes  Kindes  Noah,  weil  es  erhi 
Erde  nach  gänzlichei:  V^rwüßunj 

fafit  aber  nur  4  Terb.  Lauren 
denn,  ebenfo  wie  V,  19.  and  im  4t« 
Zu  Vtrgehtn  und  Sünde  hat  er  l 
und  äta  ScbluCi  fabt  er  fo:  „bU 
kommt  auf  fit."  Im  Cod.  Rüpp. 
A.:  TOc  ßc^P:7\:;  wäre  dieC 
was  icb  aber  febr  bcBWeifi«»  fo  ]äl 
diefem  ZuCiinmen bange  wohl  nur 
Too  mir  gefchabeq  iß.  Daa  Gute  : 
nicht  erft  noch  erwartet' 
43)  Laurtne*  wählt  da>  Relatiruni  > 
zurammen:  „jedet  geheime  Ding' 
„kehrte  zurück  mit  Einfieht^';  gi 
hleiuen  Note  zu  verReben,  dafa  im 
hend."     In  Cod.  Itüpp.  ÜfA  man   1 


Kap.    105.     V.   21.  877 

2t.  Eine  andere  Schuft  **),  welche  Heiioch 
fchrieb  für  feinen  Sohn  Methufalah,  und  für  die- 
jenigen,  ^w^elche  kommen  werden  nach  ihm,  und 
beobachten  die  Anordnungen  in  den  letzten  Ta- 

{^en.     fyDic  ihr  wirktet  und  harren  werdet  in  die- 
en  Tagen,  bis  vernichtet  jünd  diejenigen,  welche 


44)  Wenn  damit  blofs  der  kleine,  das  gans^  Werk 
berchliefsende  Abfchnitt  V«  21^-27  gemeint  iß,  wel- 
cher in  Cod.  Rüpp.  ein   eignes  Kapitel  (da»  pgf^e) 

bildet,  fo  ftebt  C^Fi(t\(fi:  (Schrift,  Buch)  nicht 
entgegen ,  infofern  dlefea  Wort  auch  fchriftlich  Auf- 
geseichnetes  vom  kleinlien  Umfange  bedeutet.  Als 
fckreihend  wird  Henoch  überall  im  Buche  gedacht 
(vgl.  Anmerk.  zu  Kp.  II,  4.)«  u°^  ^aa  von  ihm  dem 
Papier  Anvertraute  iil  aunächft  sur  Belehrung  feiner 
Familie  benimmt  (f.  auch  Kp.  91,  !.)•  Laurenee 
uberfetzt  in  der  Schilderung  der  Nachkommen:  ^^und 
erhalten  ihre  Reinheit  dei  Verhaltens  ^'^^nnA  deutet 
in  einer  Note  an ,  der  Text  laute  eigentlich :  „ifc- 
ren  Zufiand  des  Lehens,^^  Mit  Cod.  Rüpp.  ftimmt 
weder  das  Eine  noch  daa  Andere;    denn  in  diefem 

lieft  man  :  OPU^/>  l  fUOJtt  L  Der  Anfang  der 
Anrede  lautet  bei  Lawrence:  ^flhr^  die  ihr  habt  ge" 
arbeitet^  foUt  warten**;  im  Aethiopifcben  heifst  es: 

(D^/\7n^**  l^ie  Ermahnung,  womit  die  Dar« 
fifUiing  hier  anhebt,  ift  dem  Hauptawecke  des  Verf. 
vollkommen  angemeflen;  denn  es  galt  ja  vorsngs- 
weife«  fromme  Dulder  aufzurichten,  und  das  Schick« 
fal  der  haUfiarrigen  und  verlockten  Sünder,  unter 
deren  Schlägen  fie  fenfaten,  abfchreckend  vor  Au- 
l^en  %u  ß eilen.  Ihre  Geißer  werden  getödtet  ift  nicht 
KU  urgirenj  der  Vcrf»  will  gewifs  nur  fageu  (vgl. 
Kp.  23«  14)»  dafs  die  ßrafwürdigeu  Perfonen  ver«  , 


978  Kap-  i05.     V.  21. 

Uebeles  thatenv  und  vernichtet  iR  die  Macht  är 
Schuldigen:  harret  ihr ,  bis  vergeht  die  Sünjk 
Denn  ihr  Name  wird  ausgeltrichen  werden  m 
den  Büchern  der  Heiligen ,  und  iJir  Saame  iriii 
vernichtet  werden  für  ewifi^,  und  ihre  Geifterp* 
tödtet.  Und  de  werden  ichreien  und  klagen  a 
dem  Orte  der  Wüfte,  welche  nicht  gerehenwiii 
und  im  Feuer  werden  fie   hreiinen;,  denn,  nicb 

tilgt  werden  foUen ,  wie  man  au«  den  NacUnlg» 
den  erfiebc.  Dean  in  unfichtiarer  Wüfie  (rgL  I^ 
lö»  6.)t  d.  h.  Ao  eioem  Ccbrecklichea  Orte  der  Siai^ 
fern  vom  Wohafitae  der  Meafchen  «nd  ihnei» 
cuganglich  le^len  lie»  was  ihre  Tbaten  verdiest  ^ 
hea ;  Tgl.  auch  V.  23.  Der  nachfifolgeode  Satt  fa 
nach.  Laurence*s  in  der  Note  gemachten  Aaff^ 
wörtlich  lauten:  ,|ia  dem  Feuer  werden  ße  hrtuts 
wo  keine  Erde  i/Z/S'  doch  gibt  er  ea  etwas  bffßi 
in  dem  bodenlofen  Feuer  werden  fie  trennen ,  b  U 

^X*Cl  Gntnd^  Boden  bezeichnete»  wieKp.8Si| 
Die  Caufalpartikel  vor  den  letsten  Worten  wird  ^ 
bei  von  Lawrence  gans  und  gar  nicht  beachtet.  D* 
Böfewichter  müflen  im  Feuer  bleiben,  weil  liile 
aufser  Verbindung  mit  dem  Erdboden  ift;  TgLl^ 
I8t  13.  21«  I.  2. 1  welche  Stellen  überhaupt  far  ü 
Befchaffenheit  des  hier  gemeinten  Strafortei  ltb^ 
rückfichtigen  find.  Für  die  einseinen  Züge  der  to- 
teren Schilderung  bietet  Entfp rechendes  dar  Kp.  iL 
5.  Feuer  betrachtet  des  B.  Henoch  durchgingig  ik 
ein  Hauptmittel  9  die  Verdammten  (Engel  und  M» 
fchen)  au  peinigen  (L  Kp.  xo»  9.  x6«— 17.'  3If  >^ 
48»  9*  53f  I«  6.  62,  14.  166*  4  &  39,  33—3»  ^ 
IZ«  99»  7.).  Auch  in  dar  letxten  Abtheilang  J^ 
langen  2lten  Verfes  hat  Laiurmtue  kleine  VsiU» 
denheiten.     So  heilst  es  bei  ihm  :  y^e/f  wäre  es  ^ 


Kap.  103.    V.  2t— 123.  879 

:  dort  Erde.''  Und  ich  Tähe  dort,  wie  eine 
folke ,  weldie  mcht  fehen  lief« ;  denn  wegen 
irer  Tiefe  vermochte  ich  nicht  in  die  Höhe  zu 
ickent  und  Flammen  feines  FeueVs  fahe  ich, 
idem  es  hell  brannte,  und  fie  drehten  fich  wie 
anzende  Berge,  und  wiird^  bewegt  hierhin 
ad  dorthin. 

22.  Und  ^*)  ich  fragte  Einen  von  den  hei- 
3;en  Engeln,  welche  bei  mir,  und  fagte  ihm: 
Was  ifl  diefes  Glänzende  ?>  Denn  es  iß  nicht 
sr  Himmel ,  fondem  allein  Flamme  vom  Feuer, 
"elches  brennt ;  und  eine  Stimme  des  Gefchreies 
ad  des  Weinens  und  der  Klagen  und  grofser  QuaL*' 

23.  Und  er  fagte  mir:  »»In  diefen  Ort,  wel- 

fVolk^f  durch  wtlchg  ftickt  hindurch  gcfehcm  werden 
könnte '-^  ^^  — .  Ick  fahe  auch  eine  Flamme  von 
helUoderndem  Feuer  ^  'und  als  wären  es  glänzend^ 
Berge^  herumgedreht  und  bewegt  von  einer  Seite  zur 
andern.**  Der  Siim  der  Stelle  ifi:  Hanoch  ßeht 
nidit  alles  gans  geoau,  nur  die  ewig  auflackemde 
Gluth  wird  er  gewahr;  es  ift»  als  rerdecke  ihn  eine 
Wolke  die  Ausficht.  Diefe  Wolke  ift  der  Rsuch 
und  Dampf,  Welcher  aus  der  nie  ruhigen  Feuer« 
mafle  aufqualmt.  IVIit  glänzenden  Bergen  ift  die 
Hiefenflamme  verglichen,  wie  Kp.  34,  I.,  und  die 
Sterae  Kp.  ig,  14.  31,  3.  In  Bewegung  erfcheint 
das  Feuer  auch  Kp.  14,  16.  19.  33-  24*  I7t  4.  Ig,  I3. 
21»  5*  23f  3.  3-  24,  I.  70,  3.  g. 
45)  Laurence  hat  die  Zeitbeftimmung :  dann  9  erganst 
pa  glsnsend  das  Subftantivum  Gegenßand^  läfst  eine 
Stimme  aus  und  fupplirt  dafür:  darin  iß,  Aehn- 
licbe  Fragen  und  darauf  folgende  Belehrungen  ka- 
men in  früheren  Abfchnitten  häufig  vor;  vgl«  Kp. 
60,  3.  und  die  Anmerk.  8.  d.  St. 


wa3  gefchehen  wird  den  Sündern 

46)  D»  F^BcIiilnicki  weg«n  wird  n 
BtatWe  Ortgbeftiinmiing  binBugeFü 
ttetn  Vorh''rg  eil  enden  unnölhig  g«v 
göttliche  Wort,  über  deflrn  Verla' 
104. 6  (F.  gekUgt  wurde,  ift  dleOffe 
Avelchei  meiflentheil*  von  Prophete 
pbeten  fteht  hier  geradezu  für  alli 
Erkenntnir*  mitgetheilt  erhielten  ;  ^ 
10,  41-  I4>  5-  3I>  46.  33,  3t.  (<tab 
<l<>rf;1eiclien  vorgaben,  Mattb,  7, 
falfche  Propheten  beifien),  wie  ja 
in  Verbindung  mit  dem  Gefets  de 
iimrchreiben  (Mittb.  j,  17.  n.  13. 

yie  (?\<*^^u<^:),  doch  wohl  i 

vor  gerchilderten  Frevler;  Laurtnc: 
ßchtiich  diefer  Dinge,  wobei  er  fiel 
TJmfland  leitfii  lier« ,  daf*  nachher 
Filier  1VI(;nrchencla(r<i  <1ie  Rede  iR. 
erwähnten  Gegrnfl.nnde  hrtiolitrn  G 
auf  die   HÖfRwirhi^r.      IJa     nun     i 


Kap.  105.   y.  23  —  25.  881 

ftern  der  Pemüthigen ,  und  denen,  welche  lei- 
den li^fsen  ihr  Fleifch,  und  belohnt  worden  find 
von  Gott,  und  denjenigen,  welche  befchimpft 
wurden  von  böfeii  Menfchen,  welche  Gott  lieb- 
ten, nicht  Gold  uiid  nicht  Silber  [liebten],  noch 
an  irgend  Gutem,  was  in  der  Welt,  hingen,  fun- 
dern  hingaben  ihr  Flßifch  der  Qual, 

24«  und  denjenigen,^  lyelche  feit  fie  find, 
liicht  begehrten  Reichthum,  welcher  auf  der 
Erdö,  fondern  anfahen  ihr  Haupt  als  einen 
Ilauch,  welcher  dahin  g^ht«  p 

25,     Und    diefs    beobachteten  fie  ^^),   und 

die  Engel  dem  HenocliL  über  die  S^afe  der  Gottlo» 
(en  Autkupft  geben  können,     Ibqen  liegt   die  Zu- 
kunft piler  Menfchen  vor  Augen«     Die  Vorftellung, 
daCi  über  dip  fittliche  Befcbaffenhfsit  der  Menfchen  im 
Himmel  ein  Bnch  geführt  werde,  ift  von  HeuQch  auch 
fonft   ausgefprocben  (vg}.  Kp,  103,  i.,     befonders 
häufig  in  Kp.  88*)«  ^^^  Engel  erfcheinen  als  dieje- 
nigen, welche  die  Thaten  der  Menfchen  erforfchen 
(Kp.  99,  SO*     I^*  ^>®  ZeitgenoHen  dea  Verf.  in  be- 
drängter Lage  leben,  fo  hat  er  in  der  Schilderung 
de^  Frommen  befonders  auf  ihre  Hingebung,  (ledu)d, 
Sündhaftigkeit   und   Ausdauer  hingowiefßn,  als  die 
Tugenden,  deren  diejenigen,  auf  welche  er  wirken 
wollte,  vorzugs^vcife  bedurften.     Das  in  Klammern 
gefchloflene    Verbum   liebten    hat    nur  Cod.   Rüpp. 
Im  94ten  Verfe,    welcher  mit  V.  33.  genau  zufam- 
m^nbängt ,  überfetzt  Laurence  ;    von  dem  Zeiträume 
(„period'*)  ihrer    Geburt  ^    gibt   indefs   in  der  Note 
eine  mehr  wörtliche  Debertraguug.     Der  leicht  ser- 
fliefsende  Hauch  (.^^(^tll)  ift  fchönes  Bild  des  kur- 
sen  irdifchen  Dafeyns.     Vgl.  die  ähnlichen  Aeufse- 
ningen  Hieb  7,  7.   Pf«  78f  39- 
47)  Laurenc«  minder  wörtlich :  fo  war  ihr  Verhalten; 


882 


Kap.   105.     V.  25. 


viel  {reprüft  hat  fie  der  Herr,  und  erfunden  vriir- 
den  ihre  Geifter  in  Reinheit »  dafs  fie  preifen 
feinen  Namen.  Und  allen  ihren  Segen  habe  idi 
erzählt  ni  Büchern,  und  er  belohnte  ihre  Häup- 
ter; denn  fie  find  erfunden  worden  als  die  lieben 
den  Himmel  vor  ihrem  Odem,  ^^elcher  für  ewig. 
Und  während  fie  niedergetreten  w^urden  von  den 
böfen  Menfchen,  und  hörten  von  ihnen  Schmä- 
hung und  Gottesläfierung,  und  befchimpft  wur- 
den I,  indem  .  fie  mich  prlefen :  werde  ich  nun 
rufenMie  Geifier  der  Guten  von  dem  Gefchlechu 

doch  ]«•  er  nach  einer  beigegebeiieii  Note  dalTelkt 
was   Cocf.  Rüpp«   darbietet.      Man    konnte    sweifd- 
baft  darüber    feyn ,    ob   die  Rede   des   Engels  nicht 
blofs  die  erde  Hälfte  von  V.  33.  oder   überhaupt  V. 
23  —  25.  umfafste;    allein    nach   V.   25.   ill    letitere 
Annahme  unffatthaft.     Denn  der  Sats:    ich  habe  er» 
zählt  in  Bäckern  u.  f.  w.  macht  es  deutlich ,  dafs  tlfr 
hier  Sprechende  Hen och  feyn  niüfle.     Laurence  ühtr* 
fetzt:    in    einem  Buche ^    Cod.    Rüpp.    hat   aber  d<3 
Plural;    dafs  dem  Henoch  mehrere  Schriftea  bfij^e 
legt  werden,  lehrt  fchon  V.  21.     Für  ihre  Hämpttr 
wählt  Laurence  das  blofse  Pronomen  jte, und  die  Worte 

l\f^l\M^(tf^(I^:  HAÜlA^ö^:  «m  Schlaffe  des 
sweiten  Abfatses  in  V.  25*  gibt  er :  mir  tiner  imnu^ 
währenden  Sehnfucht.  Unmittelbar  darnach  fdriek 
er  ein :  Gott  hat  §efagt ;  allerdinj;«  find  das  Folgeok 
Worte  Gottes y  wie  die  Angabe  lehrt,  dals  Bb  tn 
dulden  gehabt  hätten ,  weil  fie  ihn ,  den  Redeaden. 
aafrichtig  verehrten.  DerUebergang  in  Gottes ReJt 
ift  ungemein  fchnell  und  unvorbereitet ;  aber  wie  >■ 
den  altteftamentlichen  Propheten  die  Rede  derl^to 
und  deflen «  der  fie  fendet,  in  einander  übergebeii 
fo  hier  dasjenige,  was  Henoch  auf  Befehl  Gottd 
verkündet  und  der  göttliche  Ausfpruch  felbL    D*'' 


Kap.  105.    V.  25  —26.  883 

es  Lichtet^  tind'  veränclem  diejenigen,  welche 
eboren  wurden  in  Finfterhife,  welche  in  ihrem 
lelfche  nitht  wieder  empfingen  die  Ehre,  wie 
\  würdig  war  ihrer  Tretie; 

26.  •  Und  ich  werde  bringen  in  ein  glan- 
Bndes  Licht  diejenigen,  welche  lieben  meinen 
eiligen  Namen,  und  fetzen  jeden  Einzelnen  auf 
neu  Sitz  der  Ehre ,  [ßmer  Ehre  ^^,  J  und  lie 


die  den  im  Ungldck  (Finfiernifs)  Gebomeii  sage* 
dachte  Veränderung  in  einer  Verbeflerüfig  ihrer  Lage 
beßahen  follCv  lebrt  derZufainnienbang;  am  deutlich- 
fien  aber  V.26.  Am  Ende  dea  a^fien  Verfes  ha tLaurenc« 
minder  wörtlich:  welche  nicht  -7- ."^  helohnt  wor» 
den  ßnd  mit  Ehre ,  wie  —  -—  verdient  haben  würde. 
4g)  Laurence  mit  Ergansung  des  curfiv  gedruckten 
Wortes:  ,,der  Ehre,  befonders  C^peouliarly*^  Tetner 
eignen. *f  Die  Wiederholung  hat  etwaa  Schleppen« 
des  und  fcheint  mir  eine  in  den  Text  gerathene 
HandgloITe  zu  feyn ;  üe  foU  noch  befiimmter,  als  das 
einfache:  Sitz  der  Ehre  ausdrücken ,  dafs  der  suge- 
theilte  Fiats  für  den,  welcher  ihn  empfing,  ehren» 
▼oll  Tejn  werde.  Was  ich  erhöht  werden  überfetze, 
ift  fowohl  nach  Cod.  Rüpp. ,  als  nach  der  Ton  Lau* 
renee  benutzten  Handfchrift  im  Aethiopifchen  durch 

OP^QA)<Snj^:  ausgedrückt  (©^^tj^UOl^:  in 
beiden  Ausgaben  der  englifchen  Verfion  in  einem 
Ndtchen  unter  der  Ueberfetsung  und  in  den  am  Ende 
des  Werkes  angefügten  Remarks  ift  doch  wohl 
bloGier  Druckfehler).  In  der  erfien  Ausgabe  über- 
fetst  es  Laurence:  treated  with  clemency  (behandelt 
werden  mit  Gnade)  und  bemerkt  dazu  Folgendes: 
„Ich  habe  mich  yergeblich  abgemuht,  die  Wurzel 
diefes  Verbi  zu  entdecken.  Das  einzige  Wort,  waa 
ich  als  ihm  überhaupt  ahnlich  aofifinden  kann  in  fei- 


884  Kap.    10! 

werdet!  erhöht  werden  in 


Der  eiafachHen  Fonn,  iS 
bthmndeln  nnä  in  Pafß' 
Mild«  oitt  Gnad*  bedc 
hang  wohl  pafat.  £i  il 
da,  welche!  von  Ceß, 
dta  und  eine  anWendba: 
Diefi  ifi  O'SP:  oder 
fo  erklärt  tvird:  //>/*«< 
infiar  fitigurisi  Jet,  i 
Lexik ogtapfa CD  irren  ii 
ihm  beilegen.  £■  ftomi 
vOr,  wie  zuettt  ton  Ct 
wiederum  ohne  Priifi 
wurde,  fOndern  ib  dej 

f«ni  7\flco;  ßV'*- 

(uaginta,  fd  ergibt  ßi 
wSrtliehe  Ueberretaun 
dem  GriecbirGfaen :  jw« 

«wie  HtiMfmckung  mit 
tutd  mit  grafttt  Stimm 
bräifohen  OrigiDa]  übet 
bam  ^T\:  TOn  (D 
Anadraeb  ^ueauinj  hna 
fmekumg  oder  «r  urirJ 
diefelbe  BedeutoDg, 
ihm  iu  einer  »ndcni  b 
ninlicb  GVhP:  mfit»9 
fcbetnt  üsine  einsige  I 
Conjeotor  lifo,  welcbi 
ha  beifügt  in  den  fblgi 
iIwK  0^91  fmlfit,  T*l 


Kap/ 105.  :V,; JM.  «85 

•«nn  **")  Gerechtigkeit  (ift)  das  Geri»bt  6ott«s; 


•ttmt 


der  fiucliftabent  tiimlich  ^l  für  Tl.}  ^  welche  ohna 
Beirpiel  iß)  war  gant  unhQthig  und  UDjtaflend.'*  In 
der  Iteti  Ausgabe  (einer  Verfion  hat  aber  Läurence 
den  fchwierigen  Auadruck  wiedergegeben  2  fie  wer' 
den  feyn  in  Rukg  ^  and  erklart  Heb  darübet  alfo : 
i,Tch  bin  aweifelhaft,  ob  ich  die  richtige  Bedeutung 
diefem  Worte  gegeben  habe.     Ich  betrachte  aU  feine 

Wuntel  SQ)^  I  oder  VDU  l  init  einer  Verdopt>e- 
lung  der  beiden  letsteü  ßuchSaben/  wie  wenn  siiu  biU 

den  das  Vetbum  quinquelitterütti  S(D)®  f !    Diefs 

würde  in  der  öten  Conjügatiön  bilden  ]S  ^hO^iCDU*  ^ 
Aber  der  Abfchreiber  des  Manufdripts  müClte  in 
diefem  Falle  forglos  den  Radicalbutihftaben  S  ^  ^^S" 
gelaffeü  haben.     Ludolf  gibt  die  Bedeutung  ri(juie* 

Vit  dem  Verbo  iG)  7*9  ^^  ÜebereinRininlüng  mit 
dem  hebräifchen  Verbo  ni3.  Daher  habe  ich  die 
vorhergehende  Bedeutung  des  Verbi  ^uinqUelitteri 
gelieitet.  ^*      Sichtlich    redet  Läurence  vom  Stamme 

^l(D^l  und  delTen  Derivate  ()^  am  Ende  deiWor^* 
tea  ift  Druckfehler  fiir  ri ;)«  Will  man  aber  ein» 
mal  zu  iiei^t  Wurael  fein«  ZnducbC  nehmen^  fo  ift 
nicht  abäufehen «  warum  man  nioht  bei  der  gewöhn« 
liehen  Bedeutung  detfelben:  ältum  tffe  ftahen  hlei« 
ben  foll;  der  dadurch  gewonnene  Gedanke  ift  auch 
der  vorausgehenden  HofiFnung  von  künftiger  Verherr* 
lickung  decFrommennochangemelTenerf  aladieblofse 
Verficherung»  dafs  lie  ficb  der  Ruhe  erfreuen  foUen. 

Das  1 1  konnte  allerdings  leicht  überfehen  werden^ 
49)  Läurence  hat  die  Canfalpar^ikel  hier  nicht«  wohl 
aber  V.  27»  i  auch  wählt  er  das  .Adjectiv  gereckt  ftatt 
des   Subßantiva  und  überfetat  V.  27« :     tVoknungen 
der  jiufrichtigkeit4     ZwedunäCiiger    würde  V.  27. 


i 


886 


Kap.   105.    V.   27. 


27.  denn  den  Treuen  wird  er  Treue  g^ 
ben  in  der  Wohnung  rechtrchaffener  Wege.  Und 
Jie  werden  fehcn  diejenigen »  ^welche  geboren 
wurden  in  Finftemifs,  [und  in  FinfiemiTs  wer- 
den hinabgeworfen  werden»]  während  erhöht 
werden  die  Gerechten.  Schreien  i^erden  und 
lie  fehen  die  Sünder,  wahrend  fie  glänzen»  und 

Srehen  zu.  dem ,   was  gefchrieben  worden  iß  für 
ie  an  Tagen  und  Zeiten. 

[Hier  endet  das  Oe ficht  Henoeks,  deg  Pr^htim. 

Möge  der  Segen    fbinee   Gebetes   und  die    Gabi 

feiner   festgefetmten  Zeit  feyn   mit    feinen 

lAeben!    Amen  ^^]. 

mit  dem  letxten  Satze  des  aöften  anheben.     Dm  in 
Klammern  GefcUoITeDe  febh  in  Cod.   Rüpp.,  ift  aber 
gewifs  richtig,  wefsbalb  ich  ea  an»  Laurence*s  Ver* 
fion  aufnehmen  eu  müIFen  glaubte.     Denn  der  5ioo 
iB:  fie  feben  die  Verblendeten ,  welche  dem  Verder- 
ben  geweiht    find|    Finftemifa    einmal    ala  Bild  der 
Unwiflenheit  und  Thorbeit,  dann  aber  des  Unglüdii« 
Ueber  den  Ausdruck  erhöbt  werden  f.  Anmerk.  4j. 
a«  V.  26.     Beide,  die  Frommen  und  die  Böfan,  fiaJ 
Zeugen  des  Gefchicket,  welches  die  andern  getroCa 
bat,  damit  die  Gerechtigkeit  Gottes  ihnen  kund  weidt 
50)  Diefer  offenbar  nur  von  Abrcbreibem  des  Bncto 
herrührende  Schlufs  findet  ficb  in  Cod.  Rüpp.  nickt 
wefsbalb  er,  als  auf  Einer  einaigen  Quelle  bemheaii 
mit  Klammern  eingefchloflen  ift.     In  curfircr  Sdirift 
erfcheint  er  als  fpatere  Zutbat.     Cod.  Rupp.  hat  h^ 
gegen  im  Anfange  des  Buches  einen  firoaimenWaBUii 
weichet  ficb  auf  den  naaientlich  auFgefuhrtea  Ab 
fcbreiber  beaiaht.  ^ 


•\ 


*    ■ 


I . 


♦     -i' 


Erster  Eistcurij. 


tV 


Wagmente  des  griechischen  Buches  He-^ 

weh  und   Verhältniss  derselben  %u  dem 

m  der  äthiopischen  Version  enthalt 

tenen  Texte. 


Die  Andeutungen  über  das  Buch  Henoch  und  Be- 
cksichtigungen  desselben,  welche  ans  frfiherer  Zeit 
f  mis  gekommen  sind^  zerfallen  nach  Inhalt  und 
^«chaffenheit  in  drei  Classen  Von  ungleichem  WerChe. 
tweder  n&mlich  besteben  sie  in  eigentlichen  Citaten 
ft  dem  jetzt  nicht  mehr  Torhandenen  griechischen 
^ke  und  gewähren  uns  dadurch  die  Mtfglichkeitj 
Q  ins  Einzelne  gehende  Vergleichung  solcher  Bruch-> 
cke  mit  der  nunmehr  zugfingUch  gewordtntii  äthio-» 
c^en  Uebersetzung  anzustellen,  oder  sie  beschrän- 
1  sich  auf  die  Angabe ,  dass  dieser  oder  jener  Ge-' 

87 


Erster    E 


X  • 


r  8. 


genstand  im  Buche  Henoch  berührt  werde,  ohne  ^ 
rade  dieselben  Worte  mittheilen  zu  wollen,  in  welcbn 
es  dort  geschehen  war^  oder  sie  enthalten  endlick 
nur  Shuliche  Ansichten,  Vorstellungen  und  Ausspru- 
dle, als  das  nunmehr  Tollständig  vorliegrende  Psende 
pigraphum,  welche  zuweilen  aus  demselben  geschöpft 
seyn  mögen .  nur  dass  ihre  Quelle  nicht  namhaft  ge- 
macht wird.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache.  da»$ 
diese  letzte  Classe  vormals  nur  spärlich  bedacht  wo^ 
den  konnte,  da  auch  dem  eifrigsten  Leser  der  flltestn 
christlichen  Denkmäler  alle  Gelegenheit  absreschuittci 
war,  das  in  denselben  aus  dem  Buche  Ilenoch  etwa 
Entlehnte  und  die  etwanigen  Anspielungen  auf  StelitS 
desselben  zu  erkennen  und  hervorzuheben.  Nur  i» 
beim  Syncellus  aufbewahrte  Bruchstück,  freilich  ge- 
rade einer  der  aufiiilligsten  Abschnitte,  war  zogüc^ 
Jich,  und  inwiefern  dieses  von  den  Kirchenvätern  be 
aclitet  worden  war^  Hess  sich  bestimmen  und  oacb* 
weisen.  Doch  diess  hat  sich  nunmehr  geändert;  es 
lässt  sich  in  der  Folge  eine  vollständige  NachJfse 
solcher  versleckten  und  daher  bisher  unerkannten  B^ 
nutzung  llenoch's  erwarten.  Eine  solche  wml  aBa- 
dings  dazu  beitragen^  die  Ueberzeugung  zn  befesdgflBy 
dass  wir  in  dem  äthiopischen  Texte  weder  eia  m 
liabesch  ganz  und  gar  ausgcbnitetes  ALichwerk,  aodi 
auch  eine  wesentlich  veränderte,  ihrer  ursprOngliciifDGe 
stalt  bedeutend  entfremdete  Schrift  besitzen,  sonta 
eine  im  Ganzen  treue  Uebertragung  des  ehenak  nt- 
handenen  und  den  Kirchenvätern  w^ohl  bekanntes  ^i^  J^^ 
chischen  Werkes.  Soll  aber  die  Sammlung  tokiv  1  ^^ 
Beweisstellen  vollständig  ausfallen,  so  muss  ihrk^i  jtc 
und  mühsame  Forschung   vorausgehen,    wie  ich>^|i|M 


ff 


Ueber  die  griech.  Fragmente  des  B.  Henocb.     889 

enigstens  jetzt  nicht  anzustellen  rermagi    rielleicht 
»er  später  einmal  ausführen  möchte* 

Die  ziteite  Classe  von  Stellen  in  altem  Schriften« 
eiche  nicht  bloss  das  Daseyn  eines  Buches  Renocht 
ndem  auch  ziemlich  verbreitete  Kunde  davon  vor« 
issetzen  lassen,  hat  früherhin  verhäUnissmSssig  grosse 
id  viele  Beachtung  gefunden.  Diess  darf  keineswegs 
ifallen.  Denn  der  Untergang  des  griechischen  Bu- 
les  Henoch  musste  bei  dem  Mangel  an  Nachricht 
»er  die  Existenz  einer  in  Aethiopien  davon  erhalte* 
Ol  Uebersetzung  als  ein  vollständiger^  niclit  wieder 
i  ersetzender  Verlust  betrachtet  werden.  In  aller 
nsigkeit  ging  man  also  darauf  aas ,  sich  wenigstens 
les  das  zu  sichern,  was  durch  einzelne  zerstreute 
^merkung  irgend  einer  unverdächtigen  Stimme  als 
iher  stammend  bezeichnet  war.  Am  vollständigsten 
:  die  Zusammenstellung  von  Fabricius  im  Cod.  pseu- 
jpigr.  Vet.  Test  p.  160  ff.  Jedoch  trennt  dieser  sorg- 
me  Sanmiler  die  eigentlichen  Citate  aus  dem  Buche 
inoch  keinesweges  von  den  nicht  ganz  wörtlichen 
afuhruugen  aus  demselben.  Er  hat  sogar  solche 
igaben  aufgenommen,  von  welchen  es  einigermassen 
^eifelhaft  bleibt,  ob  sie  gerade  aus  dem  Buche  He-^ 
ch  stammen,  wenn  dieses  auch  allerdings  Derartiges 
diält.  Dahin  gehört  z.  B.  Testament  Kuben  cp.  5. 
d  die  Aeusserungen  von  Juslinus  Martyr  in  Apolo«- 
si  brev.  (p.  9S!.  edit  unius  ex  congr.  Sti  Alauri)  über 
3  Verbindung  der  Engel  mit  irdischen  Mädchen, 
^Iche  von  mir  zu  Kp.  9,  7.  (S.  127.)  mitgetheilt 
irde.  Hier  wie  dort  sagt  der  benutzte  Schriftsteller 
er  die  Quelle  dessen^  was  er  lehrt,  rein  gar  nichts^ 

57  * 


vurgeuwuciic  .ncuaaciuugcu  ucr  ikirc 
dein  über  die  Aactorität,  Glaubwürd 
uicität  des  Buches,  nud  wurden  da 
von  Lanrence  iit  seiner  der  englisch 
ansgehendea,  auch  tou  mir  mitgetheii 
2ur  Sprache  gebracht  Diese  verschiei 
liefenuigen  hier  nochmals  etwa  in  di 
befolgten  Weise  aii  einander  zu  reilj 
ganz  überflüssig.  Es  wird  vielmehi-  gi 
anzadeaten  und  auf  diejenigen  Absei 
tung  oder  des  Comnientors  hiiizuweist 
vorkamen,  aucli  alles,  was  nur  Beui 
haltes  und  seines  Werthes  oder  son 
BcmerktiugeneiithAlt,  um  so  mehr  davon 
als  es  bereits  S.  46  ff.  berfihrt  wurde. 

'  Mit  ausdrücklieber  Angabe  de9 
sich  zwar  das  pseudepigraphisclic  1 
patriarchantm  mehrfach  aof  das  Bucl 
jedoch  meines  Erachtens  gerade  die 
desselben    anzugeben.     Wenigstens    ii 


lieber  die  gricch*  Fragmente  dei  B.  Heiioch.     891 

»gene  Rede  des  Verfassers  wieder  beginnt    Bei  die- 
ler  Lage  der  Dinge  hat'  man  sich  also  wohl  zu  hü- 

en,  dass  man  nicht  aus  diesen  unvollkommenen  Cita- 

• 

en  von  so  unsicherer  Begränzung  vorschnelle  Schlüsse 
Iber  das  Buch  Henoch  mache ,  also  auf  sie  allein 
nssend,  weder  über  die  äthiopische  Uebersetzung  mit 
Sotschiedenheit  aburtheile^  noch  auch,  wie  es  wohl 
;eschehen  ist,  darin  {ur  Inhalt,  Verfasser,  Abfassungs- 
eit  u.  s.  w.  der  verloren  gegangenen  griechischen 
»chrift  eine .  Grundlage  gewonnen  zu  haben  meine. 
Ke  sämmtlichen  Stellen  des  Testamentes  der  12  Pa- 
iarchen,  worin  das  Buch  Henoch  genannt  ist  und 
Is  Beweisurkunde  benutzt  wird,  gehören  demnach 
mr  in  die  zweite  Classe  der  Zeugen.  Insofern  sich 
doch  in  einigen  Fällen  darüber  streiten  lüsst,  ob  al* 
m  im  Zusammenhange  Vorkommende  daher  stamme, 
sheint  es  mir  gerathen,  alle  diese  Angaben  jenes 
seudepigraphi  hier  bei  Seite  zu  lassen,  und  lieber  da 
ner  näheren  Betrachtung  zu  unterziehen,  wo  in  Folge 
ner  anderweitigen  Veranlassung  zu  untersuchen  bleibt, 
I  der  äthiopischen  Uebersetzung  etwas  von  dem  ^ 
hie,  was  in  dem  grieduschen  Texte  stand« 

Andere  Beispiele  im  christlichen  Altertfaume  vor< 
mimender  Benutzung  von  Angaben  des  ^ches  He- 
ich  in  solcher  Art  bieten  Justinus  Martyr  in  der 
M>I.  brev.  (vgl.  S.«  690.),  Irenaeus  (vgl.  S.  44  und 
2.),  TerttUUan  (vgl.  S.  48-49.  141.  142.  241.  523 
d  678.),  und  Clemens  von  Alexandrien  theils  in  den 
romaten  (vgl.  S.  215.),  tbeils  in  den  Eclog.  prophetic. 
r,  p.  808.  ed.  Sylburg.j  wo  es  heisst :  „'Htfi/  il  xal 
vibx  <P^Oiy^  xovi  Ttapaßtivta^  dyyiXov^  8i- 


H 


Pastoralis  dicitur,  de  angeli  positic 
conscripsit,  ita  refertur:  P-rimo  om 
iinus  estDeuB,  qni  omnia  creavit  atq 
com  nihil  esset  prius,  fecit  omnia,  i 
piens ,  ipse  vero  a  ncniine  capitur. 
libro  h'u  similia  describuntur.     Wolin 

1  gelehrte   KircIiriiTater    liier   Stellen , 

-;  39,  10  ff.  SO,  4.  83,  2  ff.  im  Ange. 

•  auch  bei  Evsebins  (vgl,  S.  691.  ),   I. 

5  114.),   miarius  (vgl.  S.  107.)  und  . 

{  C91.)  uiclit  an  dergleichen  Hin%ve)sui)j 

im  Bliche  Ileitoch,  worin  iinr   der  \ 
auch  die  Worte  des  letztem  Beaclituu 

GroFses  Interesse  gewähren  end 
erhaltenen  griecliisclien  Fragmente, 
die  Vergleichung  mit  dem  üthiopiscl 
leichtem  j  in  folgender  Zusammensti 
Kapiteln  und  Versen  des  letztem  tob 
Schon  durch  diene  Einriclitung  uiitersc 


Ueber  die  griecL  Fragmente  des  B«  Henoch.    89S 

BU  beschränken;  denn  sämmtliehe  Ueberbleibscl,  auch 
die  dem  Umfange  nach  noch  so  unbedeutenden^  haben 
ebenfalls  Anspruch  auf  Berücksichtigung.  Dann  aber 
hielt  ich  für  nOthig,  im  Abdruck  der  Fragmente  selbst 
so  wohl  diß  Uebereinstimmung ,  als  auch  die  Abwei- 
chung derselben  vom  äthiopischen  Texte  hervoitreten 
zu  lassen.  Zu  dem  Ende  ist  alles,  was  in  ihnen  allein 
steht  und  also  im  Aethiopischen  gar  nicht  ausgedruckt 
wird,  durch  gesperrte  Lettern  ausgezeichnet  Das 
mit  Unirersalbuchstaben  Gedruckte  soll  solche  Worte 
nnd  Sätze  ausdnlcken,  welche  in  beiden  Denkmälern 
des  Textes  nicht  übereinstimmen^  wobei  es  keinen 
Unterschied  macht,  wenn  der  Sinn  in  beiden  derselbe 
ist,  also  die  Verschiedenheit  nur  im  Ausdnicke  liegt, 
oder  beide  wesentlich  Anderes  darbieten.  Die  Abwei- 
dirng  des  äthiopischen  Textes  selbst  i^^t  in  den  dem 
Griechischen  untergesetzten  Noten  naher  nachgewiesen, 
so  dass  der  Leser  nicht  erst  nöthig  hat,  in  meiner 
Uebersetzuug  naclizusehen.  Bei  dieser  Collation  ist 
übrigens ,  um  ganz  sicher  zu  gehen ,  der  äthiopische 
Text  selbst  nach  Cod.  Rüpp.  zu  Grunde  gelegt.  Ich 
bemerke  diess  ausdrücklich,  um  jedem  Missvcrständ- 
niss  vorzubeugen,  da  zwischen  der,  von  mir  in  det 
ersten  Abtheilung  allein  benutzten  englischen  Ueber- 
setzung  und  dem  äthiopischen  Originale  emige  kleine 
Abweichungen  statt  finden.  Auf  solche  Weise  ist  das 
Urtheil  über  das  Verhältniss  beider  Texte  ziemlich 
klar  vor  Augen  gelegt  und  es  winl  daher  keiner  brei- 
ten Auseinandersetzung  desselben  bedürfen. 

Die  Fragmente  selbst  sind  folgende : 


894  Brstvr    Bxears. 


(Epist  Judae  v.  14  —  15.) 

7ffo2r,  ^Xäs  Kifptos  ir  dylixt^  fivptd6w  ovtA 
ftotfjöat  Kpl0tv  xaxct  nJNT£XN  * },  Ha\  IWjU 
ndvtaS  tobs  döeßsis  aixcby  b)  ntpi  ndrrcjvTSlS 
"BPraN  'A2EBEIA2'  'ATTiXN  ^ilN  V^EBE- 
SAN^).  nal  napl  ndrtoay  r&v  öKXtfpär.ii 
iXäXtiöay  ua'^  aitov  AiAaprtoXol  döeßiti 

K  t  <p»     ZT« 
(  Geort^i  Syneeltt  Chronogmph.  p.  II  t<|.) 

1«  Kai  iyiyETQ  8te  inXtjSiirB^öay  oi  vü 
rar  dySrpdfnofiy  ^)  t  iyByytjSti(fay  onurois  ^vyatips 
Apalctt  6)t 

2,  Koi  'EnEeTMHSAN  'ATTAS  VI  trPB- 
rOPOI^)^  xai  dftBnXaviff^tiöay  S7r{6a>  avra^.H^i 
nw  nph£  tfttXi^Aovr  g) ,  ixXiSdfßA^Sra  iavroU  yvrmus 
dmh  t&y  SvyatipoDy  %&y  dy^pcawcoy  r?}^  y^s^r 

3»  Kai  diTB  JSepiuxZäg  6  äpxoay  air&¥  tfk 
a^obi^  ipoßovjuxt  ßit)  ot)  SteX4<ffira  notiföai  tb  npif^ 
rovtOf 


_  •)  Aelb,  eorum.     b)  Aetii.  addh:   #(  ad 

earmem,  c)  Aetb.  qume  peeemiores  ei  mudi  feeauM  i/tf^ 
tranmt  contra  eum,  d)  Aeth.  addh:  hU  ditimi,  ^i^ 
«ddit:  ei  pulcrae.  f)  Aetb.  vtdenmi  moM  mf^gdi,  /Efif  (m^ 
tum,  ft  amcuphenaU  €««.  g)  Aeth.  iijidii  «ftt^.  tt^ 
Actb«  tflsm  «cqoniitari  M  flgBomm  mMt  UUrw. 


■  I 


lieber  die  giiech.  Fragaente  des  B.  Henodi.    895 

BydXfjS  *)• 

5.  Ka\  dnsxpi^tjöav  air(p  ndvtBS  nai  alfroYf 
uSöcapiev  SnavTSS  Spncp 

6.  Koi  dvaähfiatlöQDfABv  dKKyXov^  tov  jif^  dbto- 
tpHai  tffv  FNaMHNh)  ravtrfv,  MEXJPI2 'OT 
inOTEJESaMEN  'ATTHNc). 

7.  TSre  "ndytes  Sixoöav  SßoVf  xal  ävää^iidtu 
XV  dXXijXov^'  fföay  ^h  oirot  SianSötot  ol  xaraßdr- 
s  iy  tais  ^jxipaiS  IdpeS  els^)  rf/y  xopvy^ily 
piAonAfA  Bpovs. 

8.  Kai  iycdXEÖav  tb  BpoS  ^Epixoo^ ,  xa^ött  ä/to- 
Ty^)^  xal  dyaSrefidtiÖay  dXKi^Xov^  iy  ctötcp. 

\  9.  .  Koii  tavta  tä  iy^lJ^otta  r&y  dpxöytoov  atJ- 
5v  0.  a'  SejjttaZds  6  äpx^^  aix&y.  ß  *Atap^o6q>. 
'ApaxiijX'  ö'  Xcoßaßii^.  e  ^Opajdßjia/jif}.  g  'Pä- 
i^X.  a  SapiipiX'  V  ^axtiiX.  St  BaXxtiiX.  t  'AiiaX- 
jX.  id  ^apfiapö^.  tfÜ  UßxapifjX*  ty  'Ayayrffiäs* 
f  &av6aiffX>  id  2apLti}X.  «5'  2apiyäS.  i8!  EijAt^X. 
<  TvptiiX.  tSf'  'lovjjLiiiX.  X  'ZapvfiX.  Odtotg),  xal 
\  Xoiitol  itdytt^  1^), 

10.  iy  top  xtXtoöttp  ^HatQ6t(p  ißSoßtf^o- 
rtp  itet  tov  x66iaqv  IXaßoy  kavtoU  yvvaixas^xai 

a)  Aetb.  addit  pronomen :  hujui,  b)  Aeth.  consiNum.  c)  Aeth. 
et  fadamtu  hoc  cowtüium  fadendo,  d)  Aetli.  injidt  Domen 
proprium  Ardis.  e)  Aeth.  h  cevr^  non  in  iine  versu«,  sed 
hoc  loco  eiprimit.  0  Aeth.  numerum  ante  nomina  propria, 
quorum  tantum  XVIIl  cooimemorat,  pronus  omisit.  In  no- 
minum  forma  inter  euni  et  teitum  Gnieriiin  magna  deprehen- 
ditur  divcrsita»;  cfr.  comparatloneni  eoniin  siipra  p.  108.  in- 
utitutam.  g)  Aeth.  addit:  erwU  praf*fecti  duceniia  an§eUi> 
h)  Aeth.  addit:  ciim  iU. 


894  Brstvr    Bxears« 


(Epist  Judat  V.  14  —  15.) 

ftotijöat  Hplöty  Kaxcc  lUNTCXN  ^)j  xa\  i£iXiySa 
närtaS  tobs  döeßsis  ait&y^)  mpl  mivrcoY  TdS 
"BPraN  'A2EBEIA2'  'JTTON  'ßiV  ^SEBH- 
SAN^).  nal  napl  ndytoar  r&v  6KXtfp&y,  ar 
iXäXt/öay  nai^  aitov  AfAaprcaXol   döeßttc. 

K  B  <p»     2!  • 

(  Georgß  Sffncelli  Chrooognipli«  p.  11  sq.) 

1.  Kai  iyiyito  StB  Inkti^iry^riöixy  ol  wik 
räy  drSipdbnQ^y  ^)  9  iyByyifSfföay  cnötots  Svyaripts 
Apäicti  6)t 

2.  Koi  'BinEerMHSAN  *atta:s  'oi  "ErpH- 

rOPOI^).  Kai  dftBTtXayiff^tiöay  6ni6<o  ctdr&y^  ual  i 
nw  nph€  dKKi^XovS  E)  %  ikXiSd}ß/ii3fa  ionirois  yt/rabus 
dmh  t&y  Svyaripofy  x&y  dy^pt&xcjy  r^ff  y^^^> 

3»    KiA    dm  2€pita2ä€  6   äpxc^r  erhw  tpii 
afitoif^9  ipoßovjuxt  ßiff  oi  SieXii<ffirB  ftonffag  th  npiffiB 

tOVtOt 


•)  Aelb.  eamm.  b)  Aeth«  addh:  #1  0d  punitwdmm 
eamem,  c)  Aeth.  ptme  pecemiare»  ei  maÜ  ftevtmi  ^J^ 
iranttU  contra  eum.  d)  Aeth.  adAt:  Alf  rfftiiwi.  e)  ätik 
«ddit:  et  pulcrae.  f)  AeA.  videnmi  eas  mmgeü,  filä  tedt- 
tum,  ^  comaiphenaU.  eas.  g)  Acdi.  iqpdti  i^te.  tth 
A«tfc.  Itsm  «cquimmn   ei  ftgtumm  «oMt  U^eroe. 


lieber  die  griedi.  Fragaente  des  B.  Henoelu    895 

BydXfjS  *)• 

5.  Ka\   dnexpi^tjöav    air(p    ndvtss  juA   alftov, 

6.  Koi  dyaäBjjiatiöoD/jiey  dWyXov^  tov  jiif  dfto- 
xpHai  tffv  rNilMHNh)  ra&tnvf  MEXPl2 'OT 
inOTEJESaMEN  UTTHNc). 

7.  Töte  "ndvtes  SjjLOöav  S/aov  ,  xal  iiyädeßidtt' 
utv  dXXijXov^ '  ^öav  ^i  oitot  Siandöioi  ol  xataßdr- 
s  iv  rats  ^jiipaii  'tdpeS  els^)  tffv  KCfw^^i/y 
'p/xovu\ßi  Bpovs. 

8.  Kai  iAdXz6av  xb  Bpos  ^Epixooß,  HaSött  ä/w- 
arv«),  Hai  dvaäejÄdtiÖav  dXKi^Xovf  iv  ait<p. 

V  9.  .  Kai  tavta  tä  ^y^fiata  t&y  dpxövtoov  aiJ- 
5v  f).  a  2€Mt(xZds  6  äpxoi>i^  ait&y.  ß  'Atap^ofbqf. 
^ApaxiriX.  ö'  Xcoßaßi/ß,.  e  ^Opajjißjia/Ätj.  g'  T^a- 
t^X.  a  2apiipiX'  f\  Zaxt^X.  Sf  BaXxiiiX.  %  'ASiaX- 
ifX»  ta  ^apfiapös.  tß'  *Aß4aptf}X.  ty  ^Ayaytfßäs. 
f  @av6aiffX.  ta  2apLtiiX>  t^'  Sapivd^.  i8!  Eö/AtiiX. 
{  Tvpiiß..  iS^'  'lovpLv/iK.  K  2api^X.  O6tots)f  xal 
:  XoiTtol  Ttdyts^  Kf 

10.  iy  rgJ  x^^^^^'^V  ^HotXQ6t(fi  ißSoßtf^o- 
t(p  itet  tov  xdöfAOv  IXaßoy  kavtoU yvyavcas^xäi 

a)  Aetb.  addit  pronomen :  kujui,  b)  Aeth.  conätium.  c)  Aeth, 
et  faciamtu  hoc  conHitum  fadendo.  d)  Aeth.  injidt  oomen 
proprium  Ardis.  e)  Aeth.  h  ixunp  non  in  üne  versiu,  sed 
|ioc  loco  exprimit.  0  Aeth.  numerum  ante  nomina  propria, 
quorum  tantum  XVIIl  conimeniorat ,  proraus  ooiiait.  In  nor 
minum  forma  inter  euni  et  teztum  Graecum  magna  deprehen- 
ditiir  diversita»;  cfr.  comparationem  eoniin  supra  p.  106.  in- 
utitutam.  g)  Aeth.  addit:  eraiU  pra^fecti  durentis  an§Mi- 
h)  Aeth.  addit:  cttm  iU, 


898 


Erster     Excur«. 


9.     MetA  Si  ravta   HpBavto   oi  Flyar- 

xal  iip^avto  ol  äv^pannoi  iXixrrovöBai 
inl  tifS  yi7S^*>-  'Ol  JE  AOinoi  "EBOH2AS 
*EI2  TON  'orPANONh)  nBp\  xrj^  xaxdötas 
atit&y  Xiyovtss  bIöbvbx^V'^^^  '^i  fAvtjiioöv- 
vov  aifx&v  ivGOfCiov  Kvpiov- 

K  £  <p.     &. 
(Georg,  Syncelli  Chronograpbia  p.  IS.  et  p.  24.) 

1.  Kai^)  dxoiöavtes  ol  riaöapes  lAtya- 
Xoi  dpxdyyBXot  Mtxa^X  xai  OiipiffX  xal  "Po- 
tpaf/X  xai  FaßptifX^)  Ttapixvtpar  inl  rifV  y^y  ix 
t&y  dyioov  tov  oipavov"  xa\  ^sa6dfitvoi  alßta 
noXb  ixxBXV^ivov  ItA  tifS  yfff  xal  Ttäöaty  döißttat 
xal  dyoßiiav  yeroixiytjv  ^)  in  aixrjs^  eiöeX^öv- 
Ter  ^)  elftoy  nphs  dXXrjXov^g)^ 


a)  HujuB  generis  nonnulla  in  Aeth.  teztus  q).  VII,  13—  H.  ■• 
veniuBtur.     b)  Aeth.  simplidter  ait:   Et  in  interitu  komhom 
clamarunt  et  pervenit  vox  eomm  in  coelum,     Simifiter  Crt- 
garius  Syncdlus  altero  in  loco  (p.  24.)  Chronographlae .  oK 
eandem  rem  nairat  verbis  Henocbi  graece  scripti :    7dR  i^V 
canß  oi  Snß&ffmnoi  tig  rov  o^^cnrdv,  Uyoprtg,    tlgaytt/tn  tfP 
%lfiei9  ii(i£v  nifog  rov  vtptaroVf  xal  tijp  dm&ltutw  ^/mw  M- 
'wav  tijg  i6ifig  r^s  fJtBydlrjg,  ivtomor  rov  Kvqiov  *»»  i»^ 
Tuammv  xjj  fieyalmavini.      c)  Aeth.   iiddit:    turne,      dl)  AHk- 
coFinmemorat  guinqtte  angeloa,  in  Graeco  texta  alliub  SwyetKm 
addens;  praeterea  aliiim  sequens  ordinem  com  IfickwO  Gt- 
brielem,  cum  RaphaSfi  Suijamim  et  Urielem  coi^oBgit    e)  €> 
Syncdlus  in  loco  paralldo  p.  34.  yerbif  traaiposilk:  hfiM» 
%al  aeißsutv  et   ytvofkiißny  pro  rcva^sirqir,      f)  b  AHk 
lexto  additor:    #r.      g)  AeCb.  addit:  (m) 


Ueber  die  griech.  Fragmente  des  B.  Henock    899 

3.  "OTI^)  xit  nvei) iiara  nal  ai  ifVXoA  tw 
dv^pobnwv  6tzydS,ov6iy  ivruyx^yoyra^)  KAI^^)  Xi- 
yoyra  oxi  c)  döaydysre  r))y  xplöiy  d)  rjfi&y  np6s  thv 
viptötoy^'),  xal  tify  dndüXeiay  t'jjxcby  iycojttoy 
tf/S  ööSrj^  tfjs  lAByaXooövyijs y  iydonioy  tov 
Kvpiov  XQoy  Kvpicoy  n&yxooy  rgf  ;ie^aXa>- 
6{}y^.  Kai  elnoy  t(p  Kvpi(p  TnN  'AIHNaNf^^ 
cb  bI  6  ®tbs  x&y  dccov  Kai  KipiQS  r&v  xvpioayg) 
xal  6^)  ßaöiXevs  toby  ßaöiKzvdytoay  xal  Bios  t&y 
alcbycoy  i) »  xal  S  ^piyos  rfjs  Sd^rfS  öov  ek  7td0as 
tits  yeysät^  x&y  alcbyooy  xal  xb  Byofid  öov  Sytov  xal 
eiXoyqiJLiyoy  sk  ndyxa^  xovs:  al&yag. 

4.  2v  ydtp  'EI  V  nOIHSAS  k)  tA  mhxa  xal 
nävXGoy  xf/y  i^ovölay  ix<^^9^^^  nJnrta  Momdy  öov 
qfoyepa  xal  äxdXvTtxa,  xal  ndyxa  6pqiSf  xal  otix 
Söxty  8  xpvfifjyai  6e  Sivaxat. 


a)  V.  2«  teztus  Aetbiopid:  orbata  ciamai  terra  ad  porta» 
codi  usque,  in  Graeco  praeiermittitury  quia  eadem  res  v.  3* 
fusius  narratur.  Com.  3.  vero  in  Aeth.  venione  Ita  iadpit: 
ei  nunc  vobisj  sancti  codi,  b)  G,  Syncdlus  In  loco  pa* 
raflelo  (p.  24«  G)  imfyiatvovci  cnva^orüa,  bb)  Aetb.  dum 
loco  copulae.  c)  ^«  Syficdlus  in  loco  paralldo  (p.  34.  C) 
omittit  ort.  d)  In  paraOelo  G,  Syncdii  loco  (p.  24.  C)  pro 
hoc  %*ocabulo  le§;itur  diipttv;  Aeth.  lectioneni  ngiaiv  ezprimit» 
e)  Quae  sequuntur,  in  parallelo  G,  Syncdti  loco  (p.  24.  GL) 
prorsus  hie  praetermittuntur ,  alio  nezu  (p.  24.  B.)  adbibita; 
cfr.  not  ad  cp.  8,  9.;  neque  Aeth.  hoc  loco  ea  exhibet. 
0  Pro  bis  in  parallelo  G,  Syncdii  loco  (p.24.)  legimns:  KtA 
nifo^^X^ovxzq  ol  tiaauQsg  a^;i;ayyfXof  dnop  xf 
KvqUp,  lioco  T&v  alfovmv  Aeth.  post  KvqIo}  addit:  regL 
g)  Aeth.  ordinem  invertit,  dicens:  domine  donünorum,  deu$ 
dc'omni.  h)  In  loco  parallelo  Cr.  Synceiii  (p.  24.  (X)  artico- 
lus(  oniittitur.  \)  In  loco  parallelo  6r.  Syncdii  (p.  24.  C.) 
iegitiir  dvd-Qcontov;  Aeth.  hanc  quar^llm  designatloaem  Del 
Miiiiltit.      k)  AHfi.  fcciMti. 


900  Erster     Exenrs. 

5-  'Opqt^  oöa  inolt]6zy  AZatjX,  KAI  Tö 
eltfi/yeyxcv,  o6a  iSiSa^ev^  'AjdIKIA2 
'AMAPTIA2  b)  int  rijs  yfjs^  xai  novra  SoXo 
rrff  Bffpä^>  iSiSaSs  yap  tat  ßivifrijpia  xa 
KäXvipe  t<p  alcjvi  t&  iv  'OTPANnc).  ixin 
ovöt  Si  t&  inirrfSeijLiata  aitotj^  eli 
tä  ßivöt^pta  Ol  viot  rcbv  dyStpconcjy. 

6.  Tai  2  EMI  AZA  d)  r^y  i&otßölav  KScoxa 
x&y  6vy  aöt<p  Sfia  ivtoov^  xai  inop^i^ijöav 
tis  Svyatipa^  r&y  dv^pdjitaov  trjs  yrjs^  xai 
xotfiii^rföixy  per  aitdar ^  xai  iv  tals  BrjX 
ipidv^TjÖaVi 

7.  xa\    iSrßGoöav   avtäis  itAöa^    ra? 
xlai  xa\  iSiSaSay  a{ftits  fii6tjt pcc  noii 

8.  Ka\   yvy    iSov    'AI  BTrATEPE^ 
*ANePD.n£lN c)  Itzxov  i^  aixcbv  viovs  yiyi 

9.  KißötjXa  inl  rf}g  yfjs  x&y  dy^pd 
ixxixvxatf  xai  0  S^V  ^  yV  i^^V^^V  ^)  döix 

10.  Kai  yvy  ISob  xk  itvtip,ctxa  x&y  i^x 
x&y    dno^aydyxGoy    dy^pdonojy    'ENTTrXd: 

11.  Kai  pixp^  "^^  7tvX&y  xov  oiiparov  ^AN. 
'O   :STENArM02  'ArTnN'i). 

12.  k)  Kai  oö  Siivatat  iSeXästv  dnb  npo6i 
x&y  inl  xffs  yfji  yivopiyooy  dötxrfjjidxa^y*  mm 
'ATTA  1)  olSa^  npb  x&y  avtit  yayiö^m. 


)  Aeth.  quomado.      b)  Aeth.  omnem  ifdguUaiemu     r) 
Plur.  coeiU  poDit       d)  Aeth.  Et    indieatii    imtamM 
Semidzäf.cui.      e)  Aeth.  feminae.     f)  Aeth.  ioscrit:  ki 
g)  Aeth.  sanguinis  ei,     h)  Aeth.  danumt,     0  Aeth.  r/«i 
k)  AetL  et  atcendit  gemitus  eorum,     l)^Aelh.  mmdä. 


^ 


lieber  die  grieeh.  Fragmente  des  B.  Henoch.     901 

13.  Ka\  6pqlS  'ATTOr:S  a)  xai  '£^2  'AT- 
0T2  b)^  xa\  ovöhv  Xiyeis^  c). 

14*     Ti  Ö£i  ^)  Ttoit'jiSai  avtovs  nepi  roixov; 

(  G.  St/nceiti  Chronographia  p.  25  sq.  e) ) 

1.  Töte  6  viptötos  elTte  xal  S  Syioi^  6  ßiiyas^» 

2.  Kai  iTtifitßt  TON  'OTPIHA  g)  npb^  xhv 
bv  AdfJLtx* 

3.  Aiyaoy^  nop^iov  nphi  tbv  N&e  xal 
nbv  avtcp  t(p  i/iqS  SySjiatt»  xp6^oy  öeavrbr. 

4.  Kai  Si}Xcü6oy  avicji  tiXos  inBpxdßsvoy  9  8rz 
yrf  dndXKvtai  näöa.  xal  elnby  air(p  Sri  KA* 
AKAr2M02  h)  /liXXet  yiyiö^ai  nA2H2  i)  tj?^ 
;^,  dnoXiöat  ndvta  'AHO  nP02D.nOT  TH2 
H2  k). 

5.  I)  JiSaSoy  TON  JIKAIONm)  TI  noi^öBu 
hy  vihy  Adßiex»  ^^^  '^V^  P^X^l^  aixov  eis 


a)  Aeth.  haec,  b)  Aeib.  guae  eorum.  c)  Aetb.  addit:  nobis. 
d)  Aeth.  inserit:  nos.  e)  Alio  loco  (p.  13.  G. )  a  G,  Syn- 
cello  summain  tantum  rerum  boc  capite  narratarum  esse  pn^ 
positam  nullus  dubito,  quaoqaam  arcte  cobaereant  cum  iisy 
quae  ad  verbum  ßh  ipso  allegiintur.  Dich:  Tors  6  vifftaxog 
ixilBvas  TOfg  ^loig  uffiayyilotq^  xcel  idrjoav  tovg  i^oiQXPvg 
avzav  wxl  JIßaXov  avxovg  tig  rijv  aßvaaoVy  Icd;  tijg  nQiaaag, 
xccl  ta  i^TJg.  Fhnit  igltnr  eadem  formula,  qua  aliaa  selecta 
ex  üenocho  capita  inteirumpit.  ()  Ab  Aeth.  initio  capitis  ei, 
et  sanctus  post  nonien:  nutgnus  ponitur.  g)  Aeth.  Arslfa» 
läfjur.  h)  Aeth.  et  aqua  diluvii.  i)  Aeth.  «t^ier  omnem. 
k)  Aeth.  ijuae  tnmt  in^  ea,  I)  Aeth.,  praeponlt  hoic  versui : 
9i  nunc.      iii)  Aeth.  etfm,  guomodo. 


Erster    Bzcara. 

N02f  xal  IB  avrov  gfvrBvBt}öerat.   #7 
MA  KAI  2TA0H2ETAI  HASAS  TA2  FEI 

Tor  'Aiayo2^). 

&    Kai  r<p  TagfoifX  cljffb),  Mopevov  'P 
^X,  xal   6f;6oy  rdv 'düixifX  ^    X^P^   xcA  noöi 
fTÖÖtöor  aiLftbr^  Mal  tßißaXa  a&rdr  eür  ro  i 
nal  ärotSor  rifv  Ipffßiav  titr  oStfar   ir   ry   if 
JavSa^Xf  Kai  iiui  nopBvdel^  ßdXt  or^dr. 

7.  Kai  vniäts  aür<i  Xl^ov^  6SeU  xal  Xi: 
'tpaxtiSf  xal  ijnxilXvtpay  a6t(p  ÖxdtoSt 

8.  xal  olxtfiihco  ixei  ek  rhv  al&va^  Ka\ 
Bifty  adtov  TroopuxöoVf  KAI  c)  ^h^  ßi^  S£a>peirG 

9.  Kai  ir  ty  ^ßip^^)  tfj^  xpiötco^  'ATIA) 
2ETAIe)  eU  rbv  ißinvptößidy  TOT  IITPC 

10.  Kal^A2AI%)  ti^r  yify,  ffy  ^<pdyiOa 
'ErPHrOPOIh),  Hai  THN1A2IN  I)  riyf  j 
yy^  SifXaXfoY,  Iva  1A2CINTAI  THN  nAHTHi 

11.  Kai  fiif  dndXa^ytat  ndnrtts  ol  vtoi  tSn 
^pfbncov  iy  t<p  ßivöttjpi^  f)  8  *EinONm)  d  'g 
yopotf  xal  iSiSaSay  tohs  vtobs  oAtäy^ 

12.  Kai  'HPHMaSH^)  ita6a  4  y^  ir  TC 
"EPrOIS   TII2  JIJA2KAAIA2  o)    'AZa^h 
ifl  airg  ypd^oy  ndöaS  täs  d/iapfiafp). 


a)  Aeth.  nunuurum  M  semen  ^ju$  in  tata  terrm.  h)  i 
addit:  Uerum  Dominus*  t)  Aetlb  ut.  d}  AeÜL  9i 
magno,  e)  Aetb.  vi  cofyMant  ewm*  I)  ActL  «ott 
g)  Aeth.  fritae  redde.  h)  Aeth.  angeU,  1)  AcÜl  fM 
terrae,  k)  Aetb.  vitae  reddam  terramu  I)  Aeth.  ak 
ayusgue.  m)  Aetb.  occidentnt.  a)  Aetlu  cam^ftm  < 
o)  Aeth.  dwMna  operU,  p)  Aeth.  Shigmimrem 
4dbKbeL 


ik 


lieber  die  griech.  Fragmente  des  B.  Henoch.     908 

13,  Kai  X(5  FaßpiffX  eins  «),  noptiov  FaßpiifX 
in\  xohs  nr^NTA^h),  ln\  rov^  xißöiiXovs ,  M 
toi)?  viovs  rfjs  nopvzlas^  xal  dnSXBöov  tovs  viobs: 
rcüv  'EyptjySpooy  dnb  robv  vlobv  tc5v  dv^pdoncav*^^ 
Trißitl^ov  avtovs  sk  dXXijXov^f  'ES  *ATT£IN^)  ek  at5- 
rob^f  iy  TroXipicü  xal  iv  dTrcoXei^c)^  KAl^  }iaKp6' 
rtfS  t/ßiepd)y  ovh  lötai  airoiS' 

14.  xal  nA2A  'EPnTH:^I2  )  o^x  {ort  toxi 
natpdtSiv  aixcöv  h) ,  oti  iXniZovQi  Zrföat  Zooffr  alcb" 
vtOfVy  xal  ort  ^7}(ferai  txaötoi  airojy  inj  nevraxööiai 

15,  Kai  tg3  Mtxar]X  etna  >),  nopföov  MtxaffXi 
^H20N^)  2sjÄta^dy  xal  rovs  dXXovs  övy  aör^i 
rovf   övßÄ^iyiyta^    TAI2  &rrATPA2I  TaN  'AN- 

,  &P£in£lN  ^)  rov  ßitayBfjyat  iy  aitals  iy  xfj  dxa* 
\  Sapölct^)  ait&y*  xat  otay  xataÖq}ayd)öiy  ol  vtol^) 

atitcöVi  xal  {8co<Si  rfjy  dncüXetay  rcjy  dyanrjtobv  at)- 
,  tcby^  öfföoy  aitovs  inl  ißSopLrjxoyta  yeyeas  'EI2 
■  TA2   NAnA2  o)    rrjs  yfjs  y    juixpi   ^^ipas  xpiöeoo^ 

airä)v <t    ßiixpt    ^p,ipaS  rsX&icböe cos    TEAE2' 

MOTp)t    €a)S    öwteXeöS^    xpißxa    rov  alwyos   xäy 

tMlcbycay. 

16.  TOTEq)  'AnENEXeH20NTAI   eh    TÖ 
Jkj^02  r)   rov  Ttvpös  xal  als   rify  ßdöavoy^    xal   sU 


a)  Aeth.  acldit :  Dominum.  b)  Aetli.  mordente^.  c)  Aeth.  ioi- 
serit :  educ  ens  et*  d)  Aeth.  hos.  Q  Aeth.  addit :  peribfini. 
f)  Aeth.  nani.  g)  Aeth.  omnes  a  te  petenl  et,  h)  Aeth. 
addit:  eorum  caiissa,  0  Aeth.  addit:  Dominus,  k)  Aeth. 
et  indica;  hanc  ob  caiissam  ponit  in  sequentibas  Dativ,  neque 
Accus.  1)  Aeth.  simpFiciter :  mulletibus,  m)  Aeth.  addit: 
omni.  n)  Aeth.  uddit:  omnes.  o)  Aeth.  infra  coites^ 
p")  Aeth.  et  consummationis  eorum.  q)  Aeth.  £t  kis  die^ 
ims  deducent  eos.      r)  Aeth.  infemum. 

58. 


(V     Aal  VW  Ol  ytyavTte,    oi    j 

JINETMATaN  1)  ««i  ff«pMdf,  » 
iii\  ri}s  yifs  xaXiSovtftv  aöxobf,  "OT 
aiiwv  itfrai  iTri  Tfjt  y^s.  •>)  jrvet5/ja" 
tat  rA  afeiftara 'ESEyiHjiT& 
a^ftatoi  r^f  tfafixöf  aitöbv ,  Si 
'jtN0PiinaN  'ErENONTOk).  X. 
räf  ' EypTjydptav  f)  ij  rfpjr»)  Tf/s  x 
xa\  dpxh  äS/itXiov.  itvt^itara  novr, 
laoviai  m) 

9.  ta  nvsifiata  jäv  ytyArxwv  f\ 
dßtJtovvta,  etipariSiOvra ,  i^TtixtOYTa 
orra.  Mal  'PinTOTNTJ»).  in\  rffe 


•  ;  -  a)  Aetli.  inrhidiMtm-  in  taretäa  »aeatlorm 

'r'  pi-aUnia    contiuretvr   et  pertitt,         c) 

f,.  d)  Arih.  üEurpHt  Plwaleai  niimeram. 

.  .|;j  nt*.      I)  Aeih.  poatt  Slngulnrem.      g)  Ac 

I  ■«Hl  et.      \i  Acib.   exienaa.      k)  Anh. 

ii '  teUa^  ereahiuttw,      I)  Aelh.  ndtlU  r  fair, 

gnum  oddilMueBium  exfclbet:   et  »ptHtmn 

halt,  et  (quod  ad)  »pMtM  eoeU  —  f« 


Üeber  die  griech.  Fragmente  des  B.  Henoelu     905 

10.  KAI  JP0M0T2  nOIOTNTA^)  xai  ßti- 
S\v^)  l6ilovra,  d\X  d(Sttovyta,  nal  qfdößiara 
ft  oiov  vi  a  ,  xai  c)  SiifAvta  xal  nPO^KOH- 
TONTA  d).  Ha\  e)  i&ctvaöt'/jöovton  tä  nvzifiata  ^ 
in\  töhf  viob^  r&v  ävS^pokncov;  xa\  TJCIN  rTNAI- 
knNg),  Sri  iS  avtcjy  iSeXv^iStaöv  Kai  dnb 
^ßiipaS  xatpov  öparyij^  Hai  d7to9\e{as^y 

k  t  ip.     l/. 

i.  Ha\  Savdtov  0  täv  ytydiricay  NäqJtfXel/if' 
ol  löxvpol  xfjs  yifs,  öi  ßiydXoi  6yoßia6tol^}f 
tä  nveifiara  TA  'EKnOPETOMENA  I)  dTtö  t^f 
fVXV^  ait&v,  (&g  ix  trff  öapxbs  vk)  "E^ONTAIn)^ 
'A^ANIZONTA  x^op^^  ^piöeoo^ ,"'0rT£12  'A^ANI- 

rffi  xplösaas  xfjs  fiBydXtfS,  'EN  "^HI  'O  'AlflN  'O  ME- 
FAS  P)  rsXecf^iiöerat,  '£*'  "'AHAS  VMOT  TE- 
AE2eH2ETAI  <\). 

a)  Aeth.  et  Mstitiam  fadent;  Fat.  pro  Paitidpio  graed  ttUx»' 
iltcDs ;  ita  etiam  in  sequentibus.  b)  Aeth.  addit  döum,  c)  Aeth. 
repetit  negationem  ante  hoc  verbom.  d)  Aeth.  occulta  eruni. 
e)  A^.  addit:  noif.  fj  Aeth^  addit:  haec  g)  Aeth.'  äüper 
feminas,  h)  Haec  quidem  in'  Aelhiopieb  a  sequentibiu  mani- 
feftto  separata^  in  Graeco  tarnen  textu  cum  iis  arctissime  co- 
'  *  fcaerentia,  secundum  illiiis  ordinein.proposui^  quo  facUiui  com* 
j^aratio'  fragmentorum  Graecorum  cum  nostra  Aethiopid  textua 
faiterpretatione  bmtitiialur.  i)  Gehitivus  a  voce  lipi^a^  Cap* 
XV.  yers.  10.  pendetr  in  Aelhiopico  textu  statu«  constiHctui, 
quem'  dicunt ,  ujriirpatur  tanquam  tempöris  index ;  cft*.  Ludolß 
Grammat.  Aetlu  ed.  :2.  p.  139.      k)  Aeth.  inserit:  quo  (L  e.  io 

.^uem  locom).    I}*  Aeth.  exiertint»    m)  Aeth.  hie  addit:  mthiii« 

"... 

II)  Aeth.  etit  id  ijuod  c&rrumpetur  (aut  perMt),      o)  Aeth. 
Hcüt  ille  (sc.  spirituum  quUque;  Sing,   rollective  iotelligatur 
necesse  est^.      p)  Aeth.   de  mmndo  Maipw,      q)   Aeth.  de' 
.  tuModlbu*  et  impidt. 


gU6  Erster     Bzcsrs. 

K  t  tp-    ZT!. 

(Tmtuniam,  6»  idololatr.  cp.  4.  biOpp.  cd.  Pam.  laSL  p.  97. E) 

7.  Jnro  vobis,  pecratore« ,  QFOD»)  in  dina 
sanguinis  ET  PERDITIONIS  JISTITIA  PARATAM 
est. 

8.  Qri  <*)  scr\'i{is  lapidibus  et  d)  qai  imagioes 
facitis  anreas  et  arimiteas  et  Irsrneas  et  lapideas 
et  fictiics  et  servitt.s  phantasmatibas  et  daenw 
nii5i  et  spiritibus  INFA3UBL\S  ^)  et  oaiDibus  ERROIU- 
BUS  0  non  secondnm  scientiam,  uallam  ab  üs 
I.NTEMETIS  ^)  auxilium. 


•)  Aftli.  nam.  b)  Aetb.  qui  ntm  resxat,  p^ccaftnn  desfimtfum. 
r)  Aelh.  et;  idein  pro  serunda  persona  fertig  utitur  n  hoc 
xm»,  d)  Afth.  adilit:  iis,  quae  scaipunt.  e)  Aetb.  te- 
purh  et  niiitato  ordiiie  daemoniis  postponit.  i)  Atlh.  id^Uti 
»dem  oddit:  W  in  tempUs,      §)  Aetb.  inveniclur. 


Schon  bei  fluclitiorer  Betrnchtnns:  dieser  Zosan- 
meDKteliunp:  l'i'.der  Texte  mus9  es  auffallen ,  dass  die 
ätbinplKciie  L'cbersetzuug  gar  oft  IManches  Ton  de« 
aiislässt,  vraa  sich  im  Griechischen  findet.  Dieselbe 
Erscheinung  zweigt  sich  in  dem  biblischen  Fragmenti 
nicht  minder,  als  in  denen,  welche  Stpncellns  niid  7Vf- 
tifUian  erhalten  haben.  Es  möchte  also  die  Venim- 
tlmng  nicht  zu  gewagt  seyn^  dass  das  verlaren  ge- 
gangene griechische  Buch  Henoch  Gbcrhäüpt,  gesn 
das  uns  vorliegende  üthiopische  gehalten,  sich  nickt 
bloss  durch  breitere  udd  wortreichere,  sondern  in  wtot 
dien  Stellen  auch  ausführlichere  und  speciellere  Si^ 
Stellung  unterschied.    Ein  später  zu  besprechender  Vm- 


I 


lieber  die  griech.  Pmginente  dei  B.  Hcnoch.     907 

stand  setzt  die  letztere  Behauptung  vollends  ausser 
allen  Zweifel.  Allerdings  fehlt  es  nicht  ganz  an  Bei- 
spielen, wo  das  umgekehrte  VerhSltuiss  statt  findet; 
allein  theils  sind  sie  doch  weniger  zahlreich,  theils 
beschränkt  sich  die  grössere  Ausführlichkeit  des  äthio- 
pischen Textes  meist  nur  auf  Venige  Worte  oder  kurze 
Sätze.  Verfuhr  iimi  etwa  der  Urheber  der  äthiopi- 
schen Version  bei  seiner  Arbeit  so^  dass  er  Einiges 
als  müssige  Züge  der  Erzählung  absichtlich  hinweg 
schnitt,  oder  auch  hier  und  da  auß  Versehen  und  Nach- 
l|issigkeit  Etwas  ausliess  ?  Diess  wäre,  wie  mir  scheint, 
eine  Annahme  ohne  allen  haltbaren  Grund.  Denn  der 
griechische  und  äthiopische  Text  stimmen  oft  ganze 
Strecken  lang  bis  auf  die  geringsten  Kleinigkeiten  zu- 
sammen, der  Aetlüopier  gab  dabei  nicht  selten  Dinge, 
welche  er,  auf  ihren  Werth  und  Bedeutung  für  das 
Ganze  -gesehen,  wenigstens  ebenso  gut  hätte  unbe'adi- 
tet  lassen  können,  als  dasjenige,  was  er  angeblich 
Biclit  mit  überj^etzt  hat  Feiner  liegt  da,  wo  Abwei- 
chung zwischen  beiden  bemerkt  wird,  im  (Tegenstaude 
selbst  durchaus  keine  Veranlassung  dazu;  im  Gegeii- 
Iheil  macht  der  griechische  Text  durch  sein  weiteres 

,  Eingehen  in  die  Sache  dieselbe  meistentheiis  erst  recht 
anschaulich  und  deutlich.  Auch  niusste  zu  der  einen 
Beschuldigung  gegen  den  äthiopischen  Uebersetzer 
auch  noch  die  zweite,  eben  so  wenig  begrünriete  kom- 
men, dass  er  überall,  wo  die  längere  Darstellung  auf 
seiner  Seite  ist,  sich  einie  Erweitecung  erlaubt  habe. 
JBndlich  würde  und  müsste  auch  der  Verdacht  Raum 
f ewinnen,  dass  er  allein  die  Abweichungen  verschul- 
4^  habe  5  welche  ausserdem  zwischen  ihm  und  dem 

'Sriechischen  Texte  vor  Augen  liegen.  Was  ihn  aber 
99  ^em  solchen  Verfahren  bewogen  haben  sollte,  ist 


908  Erster    Bxevrs. 

gar  nicht  abzusehen.  Ilieraas  folgt  aber,  dasa  irir 
uns  nach  einer  andern  Erklärung  der  bemerkenswo^ 
then  Erscheinung  umzusehen  haben. 

Bekanntlich  ist    sogar    von   einigen    kanonischen 
Bfichem  des  A.  T.  mehr  als  eine  TestgestaltuDg  a«f 
uns  gekommen ,   wie  vom  Pentatenche  nach  dem  ji- 
disch-masoretliischen,  sämaritanischen  und  griechiscfaei 
Texte  der  Septuaginta,   Tom  Buche   Esther,  Jeremia 
und  Daniel  nach  dem  hebräischen    und    griechiscbci 
Texte.    Ja  das  im  A.  T.  selbst  doppelt  VorkommeBde 
verräth  schon  Verschiedenartigkeit  der   Fbrm  in  den 
Quellen,    aus    welchen    die    biblischen    Schriftsteller 
schöpften.     Noch    freier  und  willkührlicher  schaltete 
inan  natürlich  mit  solchen,  wenn  auch  in  Achtung  ste 
henden,  Schriften,  welche  ausser  Verbände  mit  da 
als  heilig  verehrten  völliger  Ueberarbeitung ,  um  wii 
viel   mehr   geringfügiger   unwesentlicher   Abindeno; 
ausgesetzt  blieben.      Ich   meine  die  Apokrjrpha  woi 
Pseudepigrapha.     Eine   solche   Bewandtniss   hatte  es 
nun  auch  mit  dem  B.  Henoch.    Der  griechisdie  TcHi 
aus  welchem  die  äthiopische  Version  gefertigt  ward^ 
enthielt  eine  andere  Recension,  als  diejenige  war,  n 
welcher  die  griechisch  erhaltenen  Fragmente  gdiSn* 
Kurz  es  wiederholt  sich  bei  diesem  Werke  dasselbe» 
wof&r  die  jüdische  Liteiärgeschichte  so  reichlidie  B^ 
lege  aufzuweisen  hat 

Unter  diesen  Umständen  kann  es  denn  nicht  arf* 
fallen,   daas  auch  solche  griechische  Fragmenta  ^ 
getroffen  werden,   für  welche  sich  im  AeäuopsA^ 
nichts  Entsprechendes    ausniitteln    iSssL     Da» 
würdigste  und  sicherste  Beispiel  davon  ^bt 
iJnmittelbar  nach   dem  schon  oben  vorgdcgiflB  Bwk 


lieber  die  griecb«  Fragniente  des  B.fleiiodh.     (M>9 

itficke  ( Chronographia  p.  26.  C. )  f&hrt  derselbe  foit, 
(US  dem  griechischen  B«  Henochzu  citiren,  bidein  er 
Ins  \\'eitere  mit  den  Worten:  Kai  ai^is  anknüpft. 
>chon  Laurence  ( The  Book  of  Enoch  p.  190.  ed.  3» ) 
gesteht,  diese  Stelle  im  Aethiopischen  nicht  nachwei- 
len  zu  können«  Und  doch  muss  man  erwarten  ^  das» 
^yncelhis  hier  eben  so  wörtlich  citire,  wie  früher»  zn- 
nal  er  unmittelbar  nach  diesen  Angal^en  hinzufugt: 
lal  ravra  /ihv  ix  tau  npchtov  ßtßXiov  *Ey&>x  ^^P^ 
dbv  'Eypiiyopcüv.  Auch  sprechen  ausser  den  aus- 
Irücklichen  Beziehungen  auf  den  frühern  Bericht  die 
Lusdrucksweise  und  Phraseologie  nicht  minder  als  die 
!arin  vorkommenden  Ansichten  und  Vorstellungen 
teutlich  genug  dafür»  dass  Synoellus  Behauptung  in 
er  Wahrheit  begründet  sey.  Der  ini  Aetbiopischon 
ßhlende  Abschnitt  i^elbst  lautet  folgendermaassen : 

Tlapic  S\  tov  Spov^f  ir  ^  Jifioöay  xa\  dveSsfid- 
i0ay  nphs  fhy  nXijöioy  aix&v^  8tt  sk  rhv  alcava 
i  jxff  dnoöt^  4^  airtoy  ipüxof  xal  x^^y*  nal 
dxrrf  xal  Spööo^  od  jif/  xataßfl  tU  aifxb^  el  fxii 
Is  xardpav  xataßi^öetät  in  ^jirh,  ßfxp^f  ^fiipa^ 
plöeck^  tfjs  ßiiydXffS*  iv  t^  xatpip  ixBlvop  xct%of- 
av^f)6Btat  xal  taneiyco^ijöerai  xai  iötai  xataxaiö- 
levov  xat  ttixSfABvoy  (&f  xtipbs  dnh  nvpbs^  oütooi 
ataxatfösra*  nepl  ndvx<av  t&v  ipyojy  a&tov*  xal 
vv  iyiif  Xiytxf  {)pXy  vloii  dy^pcamay^  dpy^  /iBydXtf 
aS'  ifjL&y^  xaric  tSyy  vl&y  i})lm^k»  xal  od  nai6ttqt 
Spyi}  aÜTff  dq/  6pi&y^  ß^XP^  xaipoü  6(payffS  tcay 
iGoy  iiiQoy.  xcii  dnoXovvtat  6i  dyaTCtftol  dfioav^  xal 
^Tto^txyovytat  oi  lyri^ot  dficbv  dnb  ftdtffj^  rfji  yffs^ 
tt  nä6ai  al  ii}iipat  tiff  Zco^f  adtdby  dno  röv  vijv 
ö  /i^  löoytat  kXmUö  Hcov  ixatbv  etxoötv  itäy.   xal 


910  Erster     Exeurs. 

ßiff  SSStjte  fn  Zff^t  in\  wXsfova  irtj*  ot>  ydp  lixw 
in  airols  nä6a  68bs  inq^eiUcco^  dno  rov  vvv  6ia 
rffy  SpyfjVt  fjv  ihpylö^i}  v^nv  o  BaöiXevs  jrdvrar 
t&y  aldovoov.    ßiif  vopiiötjts  Sri  ixqfevSeö^e  ravta. 

Weniger  wichtige,  weil  von  gar  zu  winzigem  Um- 
fange^ ist  das  von  Clemens  Alexandrinns  (  Eelog.  pro- 
pbet.  p.  801.  ed.  Sylburg.)  aufbewahrte  Citat: 

obgleich  Oriffcncs  (  de  prineip.  L.  IV.  c.  35.)  mit  dem- 
selben ganz  übereinstimmt,  indem  er  als  von  Uenech 
gesagt  die  Worte  anfuhrt: 

tJniversas  malerias  pei^spexL 

Henoeh  erwähnt  zwar  mehrmals,  dass  er  geinir 
digt  worden ,  in  die  Geheimnisse  der  Natur  einen  de- 
fern Blick  zu  thun ,  als  es  dem  Menschen  nach  des 
gewöhnlichen  Laufe  der  Dinge  verstattet  ist ,  aber  ge- 
rade diese  Worte  kommen  im  äthiopischen  Texte  Dieb 
vor.  Doch  gibt  es  mehrere  Stellen,  wo  sie  gestandei 
haben  könnten ,  wie  Kp.  41,  1.  51,  2.  58^  2.  Eine  an- 
dere kurze  und  eben  desswegen  unbedeutende  Aeasse- 
rung  des  Patriarchen  hat  Origenes  a.  a.  O.  waSbt- 
wahrt,  nämlich  die  Worte: 

Ambulavi  usque  ad  imperfectum. 

Ich  würile  di^s  Citat  unbedenklich  auf  Ep.  13,  & 

beziehen:   Ambidavi donec  obdormivij  wenn  es 

nicht  Origenes  in  einem  andern  Zusammenhange  gek- 
sen  zu  haben   schiene  *).     Auch  Kp.  69,  i.  eitfUk 


*)  Er  sagt  nSmlicb :  „Qood  IpBum  pnto  poMe 
qaod  sciHcet  ambuiaverU  mens  Pkophatee 
dUserent  dngula  tuqus  quo  ud  pHiteipiittm 


Ueber  die  grieeh*  Fragmente  fies  B.  Henoch»     911 

le  Sclnlderuüg,   worin*  diese '  Bemerkung  Henocli's 
[gewendet  seyn  konnte. 

Zu  den  interessanten  Stellen  ^  welche  dem  B.  He- 
>ch  Manches  in  dem  jetzt  vorliegenden  äthiopischen 
ixte  nicht  Stehende  zuzuschreiben  scheinen,  gehört 
[ch  Einiges  von  dem,  was  der  Urheber  des  Testa- 
entes  der  zwölf  Patriarchen  aus  dieser  Quelle  ken- 
in gelernt  zu  haben  versichert.  Geben  diese  Aeus- 
rungen  auch  keine  wörtlichen  Citate  aus  dem  Vet- 
ren  gegangenen    griechischen  Buche  Henoch  (vgL 

890  —  891.)?  so  sollte  man  doch  erwarten,  die  da- 
(1  enthaltenen  Vorstellungen  in  der  äthiopischen  Ueber- 
tzung  wieder  zu  finden,  was  aber  wenigstens  in  zwei 
3ispielen,  (Testam.  Zabul.  c.  3.  und  Testam.  Benjam. 

9.)  entschieden  nicht  der  Fall  ist.  Um  daher  derglei- 
len  auszuzeichnen,  sind  sie  in  nachfolgender  Zusam-^ 
enstellung  durch  flFe^pen'/e  Lettern  unterschieden.  Aus- 
trdem  darf  bei  Beurtheihmg  des  Gegenstandes  nicht 
ibeaclitet  gelassen  werden ,  dass  die  Art  und  Weise 
3r  Darstellung  in  diesen  Stellen  des  Testamenftes  der 
J  Patriarchen  uns  keinesweges  in  Stand  setzt,  dar- 
3er  mit  Entschiedenheit  zu  urtheilen,.  wie  weit  das 
igebliche  Citat  aus  dem  B.  Henoph  sich  erstrecke, 
uch  ist  sichtlich  in  dem  Testamente  Vieles,  was  im 


in  quo  imperfectara  raateriam  ab.sqiie  qualitatibiis  pervidet.^> 
Da  Origenes  puto  sagt ,  so  ist  die  den  dtirten  Worten  Fon 
ihm  gegebene  Beziehung  doch  am  Bnde  nur  seine  eigene 
Voraussetzung^  so  dass  ihm  der  Zusummenbang ,  worin  sie 
standen^  beim  Niederschreiben  nicht  gegenwärtig  war.  Diese 
Vermuthung  wird  noch  bestärkt  durch  die  unmittelbar  dar- 
nach folgende  Aeusserung:  ^^Sqriptum  namque  est  in  eodem 
libelloy  dicente  Enodi:   univei;^  materias  perspexi." 


913 


Erster. Excurg. 


B.  Henoch  ganz  allgemein  hingestellt  ist  und  voudem 
ganzen  hebriiisclien  Volke  gilt,  auf  einen  ciiizelneA 
Stamm  desselben  bezogen  worden ,  während  dem  B. 
Henocli's  eine  Unterscheidung  der  hebräischen  Stämme 
fem  lag.  Denn  nach  der  ganzen  Anlage  desselbeu 
hätte  höchstens  Kp.  84  ff.  ihrer  gedacht  werden  ken- 
nen, und  selbst  diese  Abtheilung  erhielt  einen  solcheo 
Zuschnitt,  dass  die  Stammeiutheilung  von  keinem  Ge- 
wicht seyn  konnte.  Die  Beziehungen  des  Testamentes 
der  12  Patriarchen  betreffen  aber*  den  paränedsdien 
Theil  HenocVs,  in  welchem  das  Eingehen  auf  solcht 
Unterschiede  vollends  unangemessen  scheinen  musste. 
Die  einzelnen  Stellen,  welche  hieher  gehören,  sind 
nun  folgende, 

(Testamentum  Simeon.  eap.  5.) 

^Ecafioxa  yAp  ir  x^PotxTTfpt  ypag^rj^  'EvodXj  ^ 
o!  vlpl  Vßioby  ßiBy  Cßioby  iv  nopyd^  q^^apijöortai 
^ai  iy  Asvt  dStx^öovözy  iy  ßo ijupaitf^  dXX 
Qi^  övv^öoyrat  np6^  Atvtj  8rt  ttöXe/iot  Kv- 
piov  noX€jJi^6e%  kccI  ytHiföei  n&0ay  %ap%W 

(Testamentun^  L^vi  cap,  10.) 

Ka\  StaöTtapiiöaö^e  alxiidXQorot  iy  rois  ISnöu 
j^\  lösöBe  iU  dyetSiÖjxiy  xal  xardpotY  t  xoA  ils  na- 
tandtTffjia*,  'O  yäp  olxo^^  dy  Äv  ixXiStftai 
K6ptofy  7epov6aXifß  xX^Bii^Btatt  »0^^' 
fUptix^i  ßißXof  'Eydi>x  '^ov  Svxaiou.. 

(Ibid.  cap«  14) 
Ka\  yvy%  thtva,  tyywy  dftb  ypag^ff^  YErdb/»  Av 
iirl  ti\n  d69ßi^6nu%    ^nl    Kfiptor  jr«ipa^  h*" 


lieber  die  griedu  IßVagmeAte  de«  B.  Henocli«     918 

'^'  ißxä^  ol  dSfXtpol  Vfioify^    uäi    näjft   xoU  idvBÖt 

(Ibid.  cap.  la) 

Ka\  Yvy  lyvoify  ir  ß^ß^<P  '^va>^»  Sri  ifiSoßi^- 
uarra  ißSoßdSas  nXarrj^rf^öBö^e  ^  xcA  rffy  iepcaöivrjy 
SißrfXcüöeUt  Ka\  t&f  ävöia^  ßjitayeiu,  xa\  rby  yöfjLOY 
d<pofyi6€tif  xal  Xöyov^  frpoq>ffr&y  iSovSsydöBts  9  iy 
Sta6rpoq>^  Stda^BTe  äySpas  Sixaiovs^  xa\  i^öeßitg 
idtöiiöeTiy  dXff^työby  XöyovS  ßdeXvSeöBß^  xal  äySpa 
dyaxaiyonoiovyta  tby  yößioy  iy  Svydfiet 
Oipiöxov  nXdyoy  Ttpofayopev öst^t  xal  ti- 
\o^y  cüS  yoßiiZBtSt  djtoxtBysite  aitby^  oix 
Bl66tef  aixov  tb  dydört} fJia.  tb  dädjoy 
alßia  iy  xaxiqc  inl  xeqiaXrf^  i^&y  dyaSs» 
X^ifiByot.  Kai  6t*  atitby  iöoytat  rJt  &yta 
OßjLGJy  iptjßjia  icoS  iödgiov^  ßjte  fiiaßiiya.  xal 
o6x  iötat  x6nof  {ffxoby  xa^apbs,  dXX  iy 
xols  i^yeöty  iöeöäe  elf  xaxdpay^  xal  Big 
6ta6xo pnt6 ixiyy %  %os>t  aixb^  ndXty  intöxi- 
fpBxat^  xal  olxxBiprfö as  npaaSi^txat  ijiäif 
iy  niöxtt  ual  üSaxu 

(Testaou  Dan  cap..5. ) 

^Ayiyyooy  yhp  iy  ßißX(p  ^EyoDX  tov  öixaiov^  Bxt 
6  äpxoDy  {)ß&y  iöxty  6  Saxaväs ,  xal  Sxt  ftdyxa  xit 
fCVfbiJLaxat  xic  xffs  nopy^la^  xal  xtfi  ^Kiptf^aysiagt  xtp 
Aevt  {>na3ioiü6oyxau  tov  ftapeSpsijBiy  xqls  viotf 
devtf  xov  npuiy  aixqhs  i^afiaxdyBiy  ivfbntay  Kv- 


.  i 


914 


Erster     Excars. 


(Testam.  Judae  cap.   18.) 

Kaiys  lyvouV  iv  ßißXLoiS  'Ercox  tov  Sixalov,  o6a 
xaHonoifföere  iv  iöx^rai^  ijfxipai^. 

(Testam.   Zabulon   cap.  3.) 

^lic  rovro  iv  ypaq)fj  ySßiov  ^Erojx  yiypainau 
thv  ßitf  ^ iXorta  ö Tvipßia  dyaörifvai  tä 
dSsXqxp    aütoVf     vnoXv^rf  0 eö^ ai    rb    vni- 

(Testam.  Nephtlialim  cap.  4.) 
Tavta  Xiyca^  tinva  fAOv^  Stt  lyvcov  iv  ypa(pj 
Ayiqt  'Evoox*  ort  xalys  v^abU  dTroOrijöeö^e  dno  Kv- 
pioVf  nopsvSßjieyot  xaxdt  näöav  novijpiav  i^vätVt  xai 
notiiösre  xara  ndöav  dvo^iav  2 oö 6 ßi  cj  v.  Kai  ha- 
ggf  vfjiiv  Köpws  alxfJKxXcDöicv  ^  xa\  öovXBvöers  £x« 
rois  ix^pols  vp-^v^  xai  n&6'Q  xaHcaöai  xai  SAii^a 
ÖvyTcaXiHpBfföeö^e,  ecj^  dvaXcoörf  Kvpio>  ndrtas  vfiöi- 
Kai  ßiBta  r6  dXiyco^fjyai  vpd^  xai  ö/iixpvy^ijy^ 
intiSrpi'^tB  na\  iTriyycböeö^s  Kvpioy  xoy  ^^6r  vfiär 
xa\  injL^rpiipBi  vpds  Bis  rffy  yf/y  v/döjy^  xara  » 
noXb  avrov  UXeoS.  xai  iörat  8t  &y  i)^ov(fty  h  yi 
narpcbrf  ait&v^  ndXiv  iniXd^Goytai  K{)pioy^  xa\  4^^ 
ßj^öovöu  xai  SiaöTteipei  aötovff  Kvptos  i^^ 
npoöcüTtov  ndörfS  rfjs  yfjs^  ^XP^  "Tov  iXSil^ 
rb  öTtXdyxyoy  Kvpiovt  dy^pconos  woi&f 
Stxatoöüyrjy 9  xai  notcby  1\boc  eis  xdrtäS 
rovs  fiaxpäy  xai  rovs  iyyüs^ 

(Testam.  Beiijamm  ct^*  9.). 

^noyoGJ  Sif  xai  npdSets  iy  ifilv  oi}  naXiis  M- 
9aif  dnb  Xöytoy  *Evd9X  '^ov  Stxcdovm  HopyiA^i^ 
^dp    nopyeiay    SoööjÄO^yt     xa\  dnoXelifSi  l^ 


Veber  die  ^riech.  Fragmente  des  B.  HenocL     916 

Kai  tj  ßaöiX&la  Kvßiov  oin  lötai  iv  v/Aty  8ri 
tv^v^  avrb^  Xtjtperai  airi^v.  TlX/jv  iv  fAsplSt 
t)/i(öy  yerr/ösrat  vaos  BeoVf  xal  IvSoßoS  tötai  iv 
tjjAiv»  "Ott  avrh?  'Kt)tl>Brav  aitifv  xal  SoadsKa  tpvXai 
iiai  övrax^V^ovrai^  jtal  rrdvta  ta  i^vrf '  ?a?^ 
ov  6  {j^töxos  dnoöreiXif  rb  öoftfjptoy  aiirov ,  iv 
iniöKonrj  pioyoye'rov^.  Kai  slösXevöetat  ek  tbv 
Ttpojroy  vabv^  xai  ixet  Kiptos  vßptö^t'föetat ^  xal 
inl  5vXov  v-^Go^ Tjö^tat.  Kot\  iörat  rb 
&7tX(M)ßa  rov  vaov  6 xtZ6 ^zvov^  xal  pisra^ 
ßtiöerat  rb  Ttvevpta  rov  Bsov  izrl  ri  l^vrii 
cS  $"  nvp  ixxvvSpieyoy.  Kat  dysX^ coy  ix 
rov  aSov9  iörat  dyaßaiyoov  dnb  yt}^  ili 
oi)  p  ay6y.  "Eyya^v  Sh  oJos  lötoci  tanziyhi 
inl  tfjs  yv^y  ^^^  oJoC  iySoSos  iy  oiipavcS. 

Die  Scliilderungen  der  Verdorbenheit  in  Test.  Sim. 
cp«  5.9  Le\i  cp.  14  und  16.,  Dan  c.  5.,  Jud.  c.  18. 
Neplith.  c.  4.,  Benj.  c.  9.  lassen  sich,  sobald  matt 
iinr  nicht  ganz  wörtliche  Citate  darunter  sucht,  im  B: 
lleuoch  theils  in  dem  Abschnitte  Ep.  84  ff. ,  theils 
Kp^  92. ,  theils  in  den  letzten  Kapiteln  mehrfach  ohiie 
Mühe  nachweisen.  Jedoch  muss  man  dabei  die  Rück- 
fticlitnahme  auf  einen  bestimmten  hebräischen  Stamitf 
^usschliessen.  Bei  Test.  Zabul.  c.  3.  macht  Fr.  Lüvke 
'Vers.  e.  vollst.  Einl.  in  d.  Offenb.  Joh.  S.  61.  Anm.l.) 
larauf  aufmerksam^  dass  die  Schrift  Ilenoch's  citirt 
^crde:  iy  rrj  ypacpff  yöpiov  ^Eyd)X9  und  findet  diess 
Km  so  auffallender,  da  das,  was  daraus  angeführt  wird^ 
gerade  so  5  Mos.  25, 7.  (vielmehr  V.  9.)  stehe.  Er  ist  eben 
lesswegen  geneigt^  die  Leseart  für  falsch  zu  halten,,  und 
^«niicirt  sehr  schaiüsinuig,   dass  Moocico^  oder  d«t' 


916 


Erster    Exears. 


gleichen  statt  'Erdx  zu  lesen  sey.    Noch  besser  ist 
wolil  nur  ^Evcox   ganz   zu  streichen.     Im  Test  Le^i 
c.  10.  findet  Jei-selbe  Gelehrte  (a.  a,  O.  Anm.  2.)  mt 
Recht  eine  Anspielung  auf  Hen.  89,  39.  und  Test  Ler. 
c  15  und  16.  auf  Henöch  10, 15  ff.  und  auf  die  Schluss- 
reden Kp»  93  ff.    Wäre  alle^  aus  Test.  Levi  c.  16.  obea 
IVIitgetheilte  wirklich  aus  dem  Buche  Henoch  entoom- 
men^   oder  auch  nur  bis  zo  den  Worten  xa\  öt*  ai- 
rbv  löovraii    so  würde,  wie  schoh  Lücie  (a.  a.  0. 
S.  75.   Anm.  3.)   hervorgehoben   hat,   daraus  folgeo, 
dass  Henodi   „Verfolgung  mid  Tod  des  Itlessias  miter 
den  Juden  angedeutet  habe.^'    Nichts    zwingt  ms  io- 
dess  zu  dieser  Annahme;  ich  bin  vielmehr  überzeQ§tt 
dass  der  Veif.  der  Testamente  in  dieser  Stelle  seine 
eignen  Ansichten  niedergelegt  hat    Man  darf  sich  um 
so  weniger  sträuben,  in  den  Aeusserüngen  des  Testa- 
mentes der  12 .  Patriarchen  Referate  aus  dem  R  Vt- 
noch  anzuerkennen,  welche  Uoss  den  Shm  gewisser 
Stellen  ausdrücken,  niefat  aber  zugleich  auch  die  Worte 
derselben    wiedergeben,    da  ja  sogar    Synceltus  siA 
dergleichen   erlaubt    hat    und    noch   dazu,    indem  er 
sich    einer    Wendung    bedient,    welche    nach   seuer 
anderwäi-ts   beobachteten  Weise   ein  wörtliches  GtM 
erwarten  lässt  (vgl.  dessäi  Chronograph,   p.  13.  G; 
die  Stelle  selbst   ist    schon  S.  901.    Note  e)  nagt*' 


«  ■•    t> 


Zweiter  Excurs« 

ntsland  das  äthiopische  Buch  Helioch 
\s  Ueherarbeitung  und  Erweiterung  eines 
fen  prophetischen  Werkes^  und  kann  mam 
rschiedenartige  Bestandtheile  desselben 
ilerscheiden  y  oder  gar  die  Urschr^t^ 
eiche  seine  Ornndlage  bildet^  aus  dem'' 
selben  wieder  herstellen? 


Unter  dem  Titel:  Enock  restitutusf  OTy  an 
tempt  io  separate,  from  the  Books  of  Enoch  ike 
jok  qufded  by  St.  Jude;  €dsa,\a  compatison  of  ike 
hymology  of  Enoch  with  ike  Hebrew  computaiumß 
id  with  the  petiods  mentioned  in  the  Book  öf  Da* 
el  and  in  the  Apocalypse.  By  ibe  rev.  Edward 
hirtay,  Vicar  of  Stinsford,  and  Chaplain  to  thä 
skop  of  Rochester  (London  1836.  S.)»  bat  eine  auem- 
zh  umfangreiche  Schrift,  welche  ich  erst  nach  faat 
miß  vollendetem  Drucke  der  Anmerkungen  zu  Geisicht 
^m,  die  von  Laurence  angestellten  Forschungen 
i)er  das  B.  Henoch  wieder  aufgenonmien,  und  wfirde,- 


918 


Zweiter     Excurs. 


wenn  sie  auf  sicherer  Grundlage  mhte,  uns  nothiscD, 
den  Wertli  des  lange  verborgen  gebliebenen  Werkes 
ungleich  höher  anzuschlagen.  Es  ist  daher  wohl  gani 
in  der  Ordnung ,  dass  ich  diesen  neuen  Zuwachs  der 
Literatur  des  Buches  Ilenoch  nicht  mit  StillschweigieD 
übergehe,  sondern  noch  nachträglich  das  Wesentliche 
daraus  kurz  darlege -und  euier  unbefangenen  sorgfäl- 
tigen Kritik  unterwerfe. 

AVorauf  Murray's  Streben    gerichtet    sey,   habe 
ich  in  der  Ueberschrift  dieses  Excurses  nur  als  Frage 
hingestellt  9    wt3il   die  Beweisfiihning    dafiir^    in   wel- 
cher die  englische  Version  Laurences  als  vollkommea 
richtig    vorausgesetzt  wird,    nach    meiner  Ueberzea- 
gung  nichts  weniger  als  gelungen  zu  nennen  ist-    Die 
Entwickelung    und    vermeintliche    Begründung    seiocr 
Ansicht  findet    sich    in   der   208  S.  starken    Introdi- 
ctory  dissei'tatUm .  und   soll  durch  eine  Vei^Ieichiuis 
der  Ausspruche    des  Buclies    Henoch    mit    biblischen 
Stellen^  welche  88  Seiten  fiillt  und  im  Sinne  des  Vff^ 
fassers  nicht  übel  berechnet  ist,  an  Wahrscheinlichkfit 
gewinnen.     Von    geringerer  Bedeutung    ftir   den  hier 
abzuhandeh)den  Gegenstand   ist  der  Kost  des  DodKSi 
obschon  er   116  Seiten  umfasst.    Er   beschäftigt  sick 
damit,  die  Uebereinstimmung  der  Chronologie  ia  ft 
Henoch  mit  der  hebräischen  Zeitrechnung  daraolegeB 
und  dann  zu  zeigen,  dass  die  Perioden  in  der  Prophe- 
zeihung  Ilenoclis  Kp.  92.  zusammentreffen  mit  den  n- 
merischen  Bestimmungen  im  Buche  Daniel  und  der  j»- 
hanneischcn  Apokalypse. 

Lavrence^s  Bemerkung^  dass  die  einzelneii  TUk 
des  Buches  Henoch  zu  verschiedenen  Zeiten  getcliri^ 
hen  seyn  mOchten  (vgL  oben  S.  67»),  und  die  tob  dar 


Entotehung  d.  &th.  B.  Hen.  tu  e.  alten  propk  Wetke*  dl0 

setben  nachgewiesene  Nothwendigkeit^  einige  in  gar 
keinem  Zusammenhange  stehende  Stücke  zu  versetzen^ 
so  wie  die  Thatsache,  dass  Einiges  im  Testamente  der 
12  Patriarchen  angeblich  aus  dem  ß.  Etenöch  JElntnom* 
mene  in  dem  letztem  venhisst  wird   (vgl*  den  Isten 
Excars),   gaben  Mvrray,  wie  ^  sagt^  äKan&ehst  den 
Anstoss,  das  jedenfalls  merkwürdige  Werk  einer  wei^ 
lern    kritischen    Betrachtung  zu   unterwerfen.     Aach 
die  Erklärung  von  J7i^o  Grotius  fiber  das  Bach  He- 
noch  *)f  welcher  lediglich  die  wenigen  damals  bekamt- 
ten  Fragmente  desselben  vor  Augen  hatte:    ^^ Credo, 
inäio  Ubnm  fiüsse  ^xiguum^  sed  cum  tefttpore  quemque 
ea^  qUae  votuit,  ei  addidissej  ut  in  libris  itUs  abstru* 
sioribus  factum  est  saepe^^^  hat  nicht  verfehlt,  auf  den** 
selben  Eindruck  zu  machen.  Wahi^cheinlich  bestimmte 
ihn  aber  auch  der  Wunsch ,  die  maui^hem  Befangenen 
atistössige  Berücksichtigung,  welche  ein  PsjBudepigra-' 
phum  bei  einem  neutestanlentlichen  Schriftsteller  ge- 
funden ,   zu'  beseitigen  und  sönach  das  Citat  im  Briefe 
Judä  auf  eine  lautere  Quelle  zurück  zu  fuhren.    Bei 
der  Untersuchung  selbst  liess  er  sich  von  dem  Zusam- 
menhange der  Abschnitte  und  von  der  Verschiedenheit 
der  darin  behandelten  Gegenstände  leiten,  und  gelangte 
SU  der  Ueberzeugung,  dass  den  verschiedenen  Abschnit- 
ten keinesweges  gleiche  Autorität  zukomme.    Er  unter- 
scheidet daher  eine  ursprüngliche  Grundlage  des  fiaches 
Benoch,  welche  von  dem  Patriarchen  dieses  Namens 
Sjelbst  herrühren  und  im  Briefe  Judä  dtirt  seyn  soU^ 
mid  später  entstandene  Zusätze.    Diese  letztem  gehör- 
ten nach   seiner  Meinung  eigentlich  zu  Wericen  von 
^puAz  anderem  Inhalte «   und  wurden  so  zugestutzt  and 


*)  Ad  Eptot  Judae  v.  14. 

.  Ö9 


9S0  Zweiter    Excnrs. 

überarbeitet,  dass  sie  sieh  theils  unter  einander,  theOs 
mit  dem  alten  Buche  Ilcnoeh  verbinden  liessen. 

Die  Untersuchung  M'ird  vorzup^sweisc  auf  den  an- 
geblich filtesten  Bestandtheil  des  B.  IfcMioch  geriditet 
Dieser  1%'firdc*  jedenfalls ,   wenn  ihm   ancli    nicht,  nie 
Mui^ay  es  freilich  mOehte^  ein  ungemein  hohes  Alter 
zugestanden  werden  sollte,   doch  als    das  Wichtigste 
im  Hcnocli  gelten  müssen,  sobald  nur  überhaupt  seiue 
fiühere  Entstehung    sich  erweisen   liesse.     Was  alles 
zu  demselben  gehört  habe,  tvird  von  Murray  in  einer 
Tabelle  nach  den  Seitenzahlen  der  Latfreuce  scheu  W 
sion  bestimpit;  daneben  stehen,  in  gleicher  Weise  an- 
gedeutet ^    die    aus    andern  Schriften    mit    der  ersten 
Grundlage  {des  jetzigen   B.  Ilenoch  verbundenen  Ab- 
schnitte.    Statt  dieser    unvollkommenen    und  nur  fir 
die  Besitzer  des  Zkiier^tce'schen  Buches   brauchbares 
Zusammenstellung,  welche  obendrein  in  einzelnen  Fäl- 
len an  Unsicherheit  leidet,  habe  ich   es   vorgezogoi, 
durch  Angabe  der  Kapitel   und  Verse  ^    welche  laxA 
Muiray  theils   zur   vermeintlichen   Urschrift   des  He- 
noch,  theils  zu  den  einzelnen  späteren  Erzeugnissen  gt 
hören  würden ,  die  erforderliche  Uebersicht  ohne  Im- 
Ziehung  der,  Version  von  Lawrence  möglich  zu  madki 
und  ilberhaupt  zu  erleichtern. 

Das  alle  ßuc/t,  Wie  ei»  Murray  nennt  ^  unifiuM 
nach  seuier  Slcinung  ( vgl  seme  Ttlbelle  ui  der  Stet 
Abth.  seines  Werkes  S.  88.  un^  Iste  Abth.  8.  83  C) 
Kp.  1  mid  2.  45,  2—5.  47,  1—4  48,  2  •)-.50,  5.  Si^ 
2-5.  60,7-61,  18.  68,34—41.;  ausserdem  kta- 


*)  Kp.  48,  I.  ff mhi' Murray  (vgl  Iste  Abth.  sdDcs  Backpi 
86  —  8/ .)  nach  Styl  und  Inhalt  zu  einer  andeni  Schrift    am 
Buche  der  Geheimnijtse  rechnen  su  mOMen,  yi«»^fmf|  «■  äd 
auf  den  Ort  und  nicht  auf  die  Zeit  beziehe. 


Entstehung  d.  &th.  B*  Hen.  a.  e.  alten  proph.  Werke.   921 

ten  aueh  einige  am  Schlosse  des  70sten  Kap.  befind- 
liche Verse  dazu  gehört  haben,  doch  will  er  darüber 
nicht  entscheiden«  Das  82ste  Kap.  (die  DarsteUang 
der  Weltgeschichte  nach  10  Wochen  oder  Perioden) 
betrachtet  er  als  eine  Weissagung,  9, welche  indess 
nichts  zu  enthalten  scheine,  das  sich  nicht  auch  in 
demselben  alten  BucJie oder  in  der  darauf  fol- 
genden Weissagung  wiederfBnde  *).  <^  Da  er  aber 
in  dem  2ten  Kap.  der  3ten  Abtheilung  sich  abmüht, 
die  in  jenem  Abschnitte  tienoch's  vorkommende  Zeifc- 
eintheilung  der  Geschichte  mit  der  •biblischen  Chrono- 
logie als  identisch  nachzuweisen,  so  llUst  sich  nicht 
daran  zweifeln,  dass  er  ihn  auch  als  eine  alte,  von 
einem  Oottbegeisterten  herrührende,  Prophetie  ansähe. 
Ihn  rechnet  er  indess,  was  zwar  nicht  aus  der  Tabelle^ 
aber  aus  S..86.  des  2ten  Theils  ganz  deutlich  wird, 
nnr  bis  V.  !& ,  V.  19  ff.  aber  zur  Vision  Noah's. 
Ak  vorzüglich  beachtungswerth  stellt  er  ihn   in  der 

^  Tabelle  der  Bestandtheile  des  B.  Henocli  unter  das 
sogenannte  ^,alte  Buch^^    Ebendahin,  aber  darunter, 

'  Isam   auch  Kp.  93  —  104  b ,    bezeichnet  als  ^^  zweites 

'  JBuch.^^  Diesen  letzten  Abschnitt  möchte  er  nach  seiner, 
%A  sonstiger  Ausführlichkeit  auffallend  wortkargen 
Jkngabe**),   als  eine  Nachahmung  des  ursprünglichen- 

'■  Saches    Henoch    und   als    ,,apokryphisch<<   ansehen« 

9  

^^Ues  Uebrige  gilt  ihm  als  Einschaltung  aus  dem  Isten 
id   2ten  Buche  der   Wächter,   aus    dem   Isten  und 
Buche  der  Geheimnisse  oder  Vision  der  Weisheit, 
der  Vision  NoaJCs  und  dem  Buch  der  Geschichte 
endlich  aus  dem  Bwche  den*  Astronomie. 


^)  Introd.  diwert.  p.  91. 
••)  a.  a.  0.  p.  91. 


59  * 


923 


Zweiter    Bzeurs. 


Zu  dem  ersten  Buche  der  Wächter  rechnet  JAr- 
ray  Kp.  7,  1  —  10,  29.  und  dann  Kp.  6,  11  —  12.*); 
za  dem  zweien  aber  Kp.  12,  1  — 14, 7.**)  6,  4  -  lO.*") 

■ 

14^  8 — 16,  5.  und  zwar  in  der  hier  angedeuteten  Folge 
Das  erste  Bück  der  Gekeimnisse  bestand  aus  Kp.  5& 
S& ****),  dannSO,  1— 6.  und  Kp.62— 63.  Kp.  17-33. 


*)  Binrraffs  Angabe  der  Pagina  lAwt  hier  um  so  m^  fibtf 
den  Umfang  des  davon  hieher  zu  Rechnenden  mgewi»,  ak 
er  zufolge  seiner  Tabelle  auch  xum  2ten  Buche  der  Wicker 
etwas  von  derselben  Seite  gezogen  haben  muss.  Es  kSaMn 
also  noch  einige  andere,  vor  V.U.  vorhergehende»  TtneUe 
hinzu  zu  ne}imen  seyn.  Dass  er  aber  gewiss  diese  leB» 
Verse  dem  Isten  Buche  der  WAcfater  angefiigl  wksen  wslk, 
erhellt  jedoch  deutlich ,  Indem  er  auch  die  folgende  P^ 
demselben  zuschreibt,  auf  welcher  V.  13.  erst  gefchloua 
wird. 

*')  Da  Murray  bloss  die  Blattseite  dtut^  so  Ist  nTdU  ausgouck, 
ob  er  gerade  bis  zu  V.  7.  rechnete;  doch  Begt  die  Vcm- 
thung  sehr  nahe,  hisofeni  genule  mit  V.  0.  etwas  IfeMi  ke> 
ginnt. 

»**}  Auch  hier  Ifisst  sich  Bburafs  AaalGht  Ober  den  Vwim 
des  hieher  Gehörenden  nur  daich  Vermnthang  hsnäm^ 
Da  er  aber  Kp.  6,  1  —  3.  xoni  Bmche  dmr  Atti'emomi§  ei 
die  letzten  Verse«  also  wenigstens.  V.  11  —  13.,  mmsräß 
Buche  der  Wächter  gezOlt  xa  haben  scfcciat,  «ad  dkMk 
worauf  diese  Verse  voricommefl,  sonst  nicht  wdler  cMrtnlA 
so  bleibt  flir  V.  4— la  kdne  «idcM  Stele  ttrig. 

****)  Nach  der   aus  der   erstem  Ansgahe  4m  Lmwreem^ 
Version  von  mir  belbehdicaea  AMMIu^g.    Nach  dv 
ten  Ausgabe  von  Xonrjaoe  dbcr  1^  SS.nni  SflL 
erkliirt  sich  zwar  nicht  darOber,  we|dM  der  bdden  Aiip** 
er  zu  Grunde  gelegt  habe;  es  moas  aber  die  tweite  gm^ 

^  seyn,   da  die  VUUm  Nodh'e  (Kp.  64  C)  aU  hi  dv 
Aus^ipabe  nicht,  wie  er  angibt,  p.  71  C, 
am  Ende  der  UeberMtiong  Mfaidet. 


Bntitehmig  d.  ätL  B.  Hen.  a«  e.  slten  propL  WeiJLe.  033 

•  « 

mid  Kp.  70.  *),  und  das  zweite  Buch  ans  Kp.  37  -—  44. 
46.  61  —  55.  57.  Nach  der  Introductoty  dissert  p.  86 
—  87.  gehörte  auch  Kp.  48, 1.  zu  dem  Buche  der  Ge-^ 
heimiiifse,  ob  aber  zum  ersteh  oder  zweiten,  sagt 
Mwray  nicht  An  die  Vüim  Nookes  Kp.  64--  68,  33. 
[69.**)]  92,  19  —  24.***)  war,  wie  er  ghiubt-,  das 
Buch  der  Geschichte  angeschlossen;  letzterem  gehören 
¥p.  105.,  dann  82  —  9^1.  an.  Endlich  dem  Buche  der 
Astronomie  werden  zugewiesen  Kp.  71  —  81.  ^  so  wie 

Kp.  3,  1  —  6,  a****> 


*)  Doch  kSnnten,  wie  JUiurray  glaubt,  l&lge  Verse  dieses  Ka- 
pitels aus  dem  oHen  Buche  stammen.  Auf  eine  Uctliere  B»* 
sdmniUDg  derselben  Ulsst  er  sieb  jedodi  siebt  ein. 

**)  In  Klammem  bab^  leb  dieses  Kap.  eingeschlossen ,  weil  es 
schon  p.81.  der  Laurßnee'Mhea  Uebersetzqng  beginnt,  ilfiir- 
ray  aber  das  bieher  Gehörende  erst  vcm  p.  82.  an  rechnet. 
AnderwUrts  jedocU  kann  es  nicht  untergebracht  werden.  Denn 
Mürrag  erw&hnt  diese  Qbittseite  (p.  Bl.)  zwar  noch  beiM 
sogenannten  4dien,  Buche ,  so  dass  man  vielleicht  Kp.  B9, 
1  —  2.  dabin  ku  rieben  geneigt  seyn  nfSchte;  allein  V.  3  ^  4. 
hangen  offenbar  mb  V.l — 2.  susanmen^  luid  was.  die  Haopt- 
sache  ist^  Mtaray  Mgt  selbst  ansdrOclKlicb  (Introduct.  dissert 
p.  9(X),  d^sf  mit  Kp.  68,  4f .  das  alte  Buch  «cblies^e. 

***)  Murray  citirt  allerdings  bloss  die  Seite  (p.  141.)  der  engD- 
schen' Version,  er  Icann  aber  nur  diese  Verse  gemeint  babeo^ 
welche  mit  dem  unmittelbar  Vorb^ehenden  nicht  In  enger 
Verbindang  stehen  (vgl.  meine  Anm.erk.  zu  ^p.  92,  18*)* 

^**)  G^rufde  bis  Kp.,6,  S.  diese  Schrift  zu  rechnen^  Ist  allerdbigii 
von  Murray  nicht  vorgeschri.eben ;  aber  jedenfiUls  hat  er 
Kp.  6^  *2  — 3.,  da  sie  die  von  Ihm  dtirte  Pagina  4.  Laureneä's 
beginneii ,  dazu,  gezogen.  lllS^cb  bliebe  also ,  dass.  er  auch 
von  den  folgeinden  Versen  no^rb  Etwas  dazu  geredinet  hätte. 
Es  ist  ab^  nlqht  wahrscheinlich,  da  aqsserdem  beide  Bflciier 
der  Wttchter  an  dieser  Seite  Tbell  haben  sollen«  und  V. 
1—3.  von  V.  4  ff.  sich  trennen  husen. 


994  ^\reltor    Ezevrf. 

Zufolge  dieser  Veitheilung  bleiben  nur  wemge 
Verse  übrig,  über  deren  Ursprung  Murraj/'s  Memug 
zu  eröffnen  bleibt,  ufimlich  Kp.  45,  1.  56,1.  68,  ti. 
Sie  bilden  Ueberschriften  und  Schlussformeln,  und  wu> 
den,  wie  Murray  vemiutliet  *),  von  einem  Abscbreüier 
(„transscriber'^)  hinzugethan.  Könnte  nicht  aber  der 
Redactor  sämmtlicher  Bestandtbeile  eben  so  gut  ihr 
Urheber  gewesen  seyn?  Vielleicht  hegt  er  auohfibcr 
andere  Stellen  dieses  Inhaltes  Reiche  Meinung,  hidt 
es  aber  nicht  der  Mühe  werth,  sie  besonders  anzudeu- 
ten, weil  er  nur  dem  sogenannten  alten  Bücke  seine 
Torzi^liche^  ja  fast  aussdiliessliehe  Aufmerksamkeit 
schenkte.  UeberschriAeu  und  Schlussformeln  aber  fii- 
den  sich  vorzüglich  in  den  Abschnitten ,  welche  nadi 
Murray's  Sonde;rung  den  übrigen,  angeblich  im  B.  Ife* 
noch  liegenden,  Schriften  angehören. 


Was  berechtigt  nun  zu  einer  solchen 
Trennung,  durch  welche  die  uns  im  äthiopischen  Texte 
fiberlieferte  Gestaltung  des  Buches  Henoch  völlig  zer 
stört  wird?  Mwn'ay  antwortet  ganz  einfach:  die  Ver- 
schiedenartigkeit des  Inhaltes  und  der  lose  Zusammen- 
hang zwischen  mehreren  Abtlieilmigen  dieser  Schiüt 
Darauf  lässt  sich  aber  freilich  ga^r  Manches  erwieden. 
Denn  auch  in  andern  Schriften  der  Juden  weckseb 
bekannter  IVIaassen  historische  und  prophetische  Da^ 
steUung,  am  aulFallendsten  im  B.  Daniel,  welchem  der 
Verf.  des  B.  Henoch  ohnehin  so  sichtlich  und  anflal* 


*)  Vgl.  Introduct,  dissert.  p.  8S.>  wo  diese  Meinung  wenigste» 
über  Kp.  45«  1.  aiisgesprocben  wird.  BSktray  gbubl  ück  tf 
dieser  Annahme  um  so  mehr  berechtigt»  da  die  Cebendml 
^,du8  nidit  genau  beschreibe ,  was  folgt.'* 


Entotehang  d.  äth.  B.  Hen.  a.  c.  alten  proph.  Werke«  93S 

Icnd  nachgcalimt  hat.  Feiner  '  fehlt  e«  selbst  fiir  die 
Abschnitte  Henochs,  welche  weder  zu  dieser,  qoch  zu 
jener  gerechnet  werden  können  ^  nämlich  für  die  Pa* 
rfinescn  und  für  alles  an  Ijrische  Poesie  Anstreifende, 
im  Daniel  nicht  ganz  an  Vorbildern;  man  vgl.  namentlich 
Dan,  9.,  obschon  diese  Partien  Henoch's  allerdings  mit  dem 
Buche  der  Weisheit  und  Baruch's  noch  grössere  Aehn- 
lichkeit  haben.  Nicht  zu  längnen  ist  es,  dass  mehrere 
Kapitel  (vgl.  Kp.  37  ff.  64  ff.  Kp.  71  ff.  92.  93  ff.  105.) 
die  Gegenstände  verlassen,  welche  in  einer  vorherge- 
henden oder  nachfolgenden  Kapitelreihe  sehr  ausfiihr- 
lich  besprochen  waren,  und  denen  grosse  Wichtigkeit 
beigelegt  wurde,  und  dass  sie  sich  dagegen ,  znw'eileh 
sogar  ausschliesslich  (vgl.  z.  B.  Kp.  71  ff.),  einem 
Stoffe  zuwenden,  welcher  ausser  aller  Verbindung  da- 
mit zu  stehen,  dem  Ganzen  vielleicht  selbst  fremd, 
wenigstens  (ur  deii  i^wecl;  des  Verf.  ungehörig  -  und 
werthlos  zu  se^^  scheint.  Aber  wenn  wir  aufrichtig 
Boyn  wollen,  fuhrt  uns  alles  dieses  doch  nur  zu  dem 
von  mir  in  der  Einleit  S.  32  ff.  aufgestellten  Resultate. 
A|n  allerwenigsten  reicht  diese  Erscheinung  hin,  die 
Apnalime  zu  rechtfertigen ,  dass  im  B.  Henoch  ein 
sehr  >yinziges  BächlciQ  irischen  Quell wassers  von 
einer  aus  allen  Richtungen  her  zusammengelaufenen 
Fluth  überdeckt  iverde.  Durch  Umstellung  lässt  sieh 
gar  vieles  zurecht  rücken,  wie  nicht  nur  Lawrence 
durch  seine  kritischen  Operationen  bereits  bewährt 
hat,  sondern  auch  in  meinen  Anmerkungen  vieliach 
angedeutet  wurde.  Mnrray  gesteht  ausserdem  sogar 
selber  liier  und  da  zu,  dass  nicht  Abgerissenheit  und 
Mangel  an  innerer  Verbiiidung  zu  gewaltsamer  Zer- 
stückelung zwinge,  sondern  er  sie  sich  lediglich  dess- 
balb  erlaube,  weil  sich  das  Eine  upd  Andere  auch 


926  Zweiter    Bxeore. 

nnH  entfernt  davon  Stehendem  leicht  EosoiniiieD  ftgoi 
lasse  *). 

Nehmen  wir  an,  wokq  wir  allerdings  Grand  geon; 
liaben  (vgl.  S.  753  ff,),  dass  *ein*  Jude  gegen  Ende  der 
nakkabfiischcn  Periode  nicht  bloss  darch  mfindliclie 
Ansprache,  sondern  auch  durch  Schrift  darauf  anssin^ 
sein  Volk  aufzurichten,  und  bei  der  immer  wiedeikeh- 
renden  Bedrängiiifs  muthig^  standhaft  und  im  Dienste 
Jehova's  treu  zu  erhalten ,  dass  er  sich  dabd  von  der 
leicht  erklärlichen  Ansicht  leiten  Hess,  sein  Wort 
werde  ^  einem  berühmten  Manne  der  Vorzeit  in  da 
Mund  gelegt,  ungleich  tiefem  und  bleibendern  Eindruck 
auf  seine  Zeitgenossen  machen,  und  dass  er  nach  dei 
Begriffen  seines  Volkes  und  seiner  Zeit  in  einer  sol- 
chen Handlungsweise  weder  etwas  Ungewöhnliche» 
noch  Verwerfliches  und  Sfindhafkes  finden  mochte, 
zumal  er  sich  be^rasst  war,  nur  das  Gute  zu  woUe«, 
und  sich  von  wahrhaft  sittlichem  Erpste  ergriffen  fühlte: 
so  werden  wir  die  nicht  abzuleugnende  MannichfiiltiS' 
keit  des  Inhaltes  in  dem  von  ihm  ver&ssten  und  dea 
Henoch  zugeschriebenen  Buche  nicht  mehr  so  obm- 
tfirlich  finden  dürfen,  sondern  bald  gewahr  werdei! 
das»  sie  eine  leicht  erklärliche  Folge  der  einmal  ge 
machten  Voraussetzung  war.  Denn  sollte  die  Belek- 
ning  des  Verf.  sich  an  Henooh's  Namen  und  Penoi 
anknüpfen,  so  war  es  ganz  in  der  Ordnung,  dass  nift- 
destens  die  wichtigsten  Beziehungen,  in  welcheii  die 
Ueberliefcrong  den  Patriarchen  kannte,  in  seiner  Sduifi 
hervortraten,  wenn  sie  auch  für  den  n&disteQ  Zweck 
von  ganz   untergeordneter  Bedeutung    ueyn  medile» 


*^ 


*)  hUrod,  di9t€rtai.  p.  S4.  und  p.  89. 


Entstehung  d.  ftth.  B.  Hen.  a.  e.  alten  proph.  Werke.  VSY 

Pahin  reebne  ich  ganz  varzfiglich  eins  Astronomische, 
welches  der  Verf.  ohnehin  seinem  Hauptzwecke  ^ni- 
^r  Maassen  dienstbar  zu  machen  gewusst  hat  (v^L 
Kp.  79.)*  Nur  der  Umstand  ist  von  entschiedener 
Wichtigkeit,  dass  Kp.  64  ff.  Noah  redend  auftritt, 
während  sonst  Henpch  selbst  das  Wort  führt,  und  hier 
liegt  die  Viermuthung-  einer  Interpolation  nahe.  Do'^h' 
selbst  in  diesem  Falle  würde  demjenigen,  welcher  die- 
sen Abschnitt  auf  den  Urheber  der  übrigen  zurück- 
fuhren  wollte,  allerlei  zu  seiner  Vertheidigung  zu  Ge- 
botß  stehen.  Denn  ßtach  Kp.  64  ff.  dreht  sich  doch 
fast  alles  um  Henooh's  Person,  und  Noah  empfängt 
seine  Belehrung  erst  von  ihm,  so  dass  eine  ähnlich^ 
Situation  vorausgesetzt;  wird,  wie  in  Kp.  105. 

Wollte  man  aber  auch,  zugeben ,  wozii  siph  aba 
höchstens  bei  Kp.  64-^67.  und  59,  7  —  14  eine  drin- 
gendere Veranlassung  aufzeigen  lässt,  dass  die  eina^el- 
Den  Abtheilungen  des  Bjuches  Henoch  Beatandtheile 
mehrer  von  einander  unabhängigen  Schriften  seyen^ 
so  ist  doch  damit  die  zweite  Behauptung  des  hohen 
Alters  der  einen  davon,  und  des  spätem  Ursprunges 
der  übrigen  noch  keinesweges  bewiesen.  Wir  müssen 
also  auch  noch  erwägen,  auf  welche  Weise  und  mit 
welchem  Glucke  Murray  diess  bewenkstellige. 

Nachdem,  er  sich  bemüht  hat,  die  Erhaltung  alter, 
jn  der  Bibel  nicht  enthaltenen,  Propbezeihungen  ab 
etwas  Mögliches  und  nicht  eben  Unwahrscheinliches 
darzuthun,  wobei  er  sich  auf  die  Entscheidung  be- 
rühmter Männer  (z.  B.  Wdlton's)  beruft,  und  nachdebi 
er  die  Art  und  Weise  aus  einander  gesetzt  hat,  wie 
die  im  B.  Henoch  nach  seiner  Meinung  liegende  alte 


928  üi/vr  eitpr    Bxcwrt, 

■ 

Wel{$Mi{nuig  bis  auf  das  apostolische  Zeitalter  foitise- 
pflaiizt  werden  konnte,  versucht   er   sogar,  natuilidi 
nu^  auf  sogenannte  innere  Gnlncl«  gestutzt,   die  Zfit 
und  den  Ort  der  AbfQssungj  endlich  auch  die  Spracht 
der  Urschrift  des  B,  Henoch  zu   bestimnien.     Er  \^ 
jedoch  dabei  so  bes^cheiden,  auf  diese  Frage  ,.nicht  io 
der  Voraussetzung  eingehen  ^u  wollen  •   als  ivfiren  sie 
einer  genaven  Ilßsuiig  fShig  *)."    Es  wird  nicht  iiöthif; 
Bcyiu  auf  die  erste  Untersuchung  desselben  naher  eiih 
zugehen;*  es  ist  aber 9  um  nur  das  Eine  zu  erwrilme», 
im  hOch^cn   Grade  unwahrscheinlich,   dass    eine  IV: 
künde  der  Hebifier  aus  der  ültesten  Zeit,  wc^lchc  nicht 
in  den  Kanon  des  Ä.  T.  gekommen    war,    sich  hatte 
Bis  zur  Entstehungfi^riQde  der  neutestamcntlichen  Be- 
cher fortpflanzen  sollen.     Murray  scheint   diess  selbst 
gefühlt  zu  haben.  Darum  erklärt  er  sich  dahin**),  ib.« 
der  von  Hei^och  ^Ibst  gegebene  Gnmdbestandtheil  de$ 
nach  ihm  benannten  Buches  von  solchen  unter  die  Hei- 
den zerstreuten  Juden  erhalten  seyn  mCige,  ^.welche  ker- 
nen hinreichenden  Zutritt  zu  der  griechischen  Literatr 
hatten 5  dem  Verluste  des  Buchen  vorzubeugen,  iioek 
ausreichende  Verbindung  mit  den   Gelehrten 9.  wekhe 
sich  dieser  Sprache  bedienten,  um  ihnen  eine  allgemeine 
Kenntniss  dieser   oder   anderer  hebrAischer  Schriftn 
mitzutheilen.^*    Frühzeitig  kam,  wie  er  glaubt,  das  ahe 
Buch  Henoch's  nach  dem  durch  seine  geographisdie 
Lage  sehr  isolirtcn  Aethiopien ,  und  er  glaubt  dadurch 
dem  Einwände  zu  begegnen,  wanim  seiner  nicht  fro- 
her gedacht  werde,  als  in  dem  Briefe   Judä.    Wem 
aber  nur  ui<^t  die  ganzß  Athiopisohe  Literatur  gar  n 


*)  introdtict.  dUsert.  p.  5'^S^ 
••)  a.  a.  0.  p.  14. 


«#ieuuiig  d.  itli«B.|Ieii.  a.  ehalten  proph. Werke.  939 

deutlich  daraaf  bfaiwiese,  dass  sie  erst  nach  Einftln 
nuig  des  Chrlf  teuthums  entstand,  und  damit  alle  Com^ 
binationeu,  welche  auf  einer  entgegengesetzten  Voi^ 
ausseta^ung  bemhen,  mit  fdnem  Schlage  Temichtete! 
Daiui  aber ,  wenn  die  CJeberarb^tong  und  Erweitenmg 
eines  alten,  wahre  OiTenbarung  enthalt^den  fioches  in 
Aethiopieu  zu  Stande  gebracht  ist*),  wie  kommt  es 
denUj  das«  die  Kirchenväter  fl^ade  solche  Stellen  be- 
rficksichtigten  •  welche  keine^woges  su  dem  fllr  ur- 
sprGnglich  ausgegebenen  Theile  diss  Werkes  gehörten  9 
Noch  unwahn^heiulicher  wird  Mufraifs  Hypothese, 
i¥cnu  das  griechische  B.  Henoch,  von  welchem  whr 
nur  noch  Bruchstücke  besitzen,  ebenso  wie  das  nan- 
mehr  zugängliche  äthiopische  erst  anu  dem  Hebräisekem 

m 

Übersetzt  ist  **).    Deiui  d^  vpii  einem  äthiopischeii  Ja- 


^)  Vgl.  Introd.  dUsert.  p.  24.  31.  ^  besonden  aber  63  ff.  and  74« 

t*)  Introduct  dUiert.  p.  33.  sagt  näinlkb  Mwrmgf:  „Et  schdal, 
mir  wenigstens,  so  weit  meine  beschrftokte  Kemitniss*dleser 
.Sprachen  mir  zu  entscheiden  verstatteC»  dass  es  eineii  wirk- 
lieh genügenden  Beweis  dafAr  gibt,  dass  ntchi  allein  da» 
älteste  y  sondern  auch  das  neueste  dieeer  Bücher  (welche 
nflmlich  das  jetzige  B.  Ilenoch  ansmacheo)  ursprünglich  im 
hebräischer  Sprache  geschrieben  wurde.*'  Auf  den  nächst- 
folgenden Selten  bemüht  er  sich,  diese  seine  Behauptung  sn 
begnlnden.  Er  legt  dabei  ein  Gewicht  auf  den  Engelnamea 
Ophanim  (Ilen.  60,  14.  .70,  9.),  welcher  sich  auch  1  K5n. 
7>  3a  Ezech.  I,  15  d,  10,  2  ff.  finde,  dagegen  den  Grieche 
unbekannt  gewesen  sey];  dann  auf  Ilen.  76,  1.»  womach 
Osten  und  der  erste  zu  einem  Wortstamme  (Q^C)  gehören, 
wie  es  im  Hebräischen  der  Fall  bt;  feriler  aufUen«  TG^fLi  wor- 
iiach  der  Süd  seinen  Namen  von  herabsteigen  haben  soll, 
und  hegt  die ,  wie  mir  scheint ,  ginckliche  Vermdthung ,  dass 
die  ähnlicli  klingenden  hebräischen  Worte  3JQ   und  DHS 

Veranlassung  zii  der  In  dieser  Stelle  Hegenden  CombkMOhm 


au  DcneiioGii  in  seiner  acrmaii^c»  < 
ten,  darAii  luitte  wohl  die  Auffiiiduit 
Mtn  Lande  TorjEiiglicti  Schuld  ",-.  L 
£e  Existeuz  einer  allen  von  Hcnoch  t 
den  WeiMiagnng  einmal  ffa  nicht  zwei 
dnn-Ii  die  vom  Leil,  Jutjos  gemachte 
cbend  bewiesen  sey  **)">  «ud  fülilt« 
das  Buch  in  FalfisUna  odni;  einem  bei 
wenn  es  doit  vorhanden  gewesen  Wi 


gaben.  Kp.  76,  3.  ttegl  nndi  ihm  in  de 
swbchea  JUmgei  (-VerrinKrfiing )  nnd 
wird,  dne  Aiuf^eluug  auf  die  KlLnliclif 
niyO  md  3*TVC.  Ferner  führt  er 
HbiiM^  Beriet,  Btt^jalef,  MMmiutui 
SnP^3  (Donner  Gotte»),  :|Sk  »od  n 
•wJi^bO  dS^V  (Ordner  der  Jahre«*eiteD 
(Kficber  Gotlet)  ■urQck ,  ood  mBcbi  dann 
tthiliclie  Comblnullonen  bd  allen  di^nni 
A^thiopluchea,  hikIi  in  eüicr  HDdrm  Spnu 
UebrilladieD,  nSjjlicIi  mjmi.    VgL  itucla  |i 


%Meliiiiigd.fttli.B.HeB.a.e.  alten  proph.  Werke.    981 

Igoren  geben  konnte*)^  so  war  es  natdrliGhy'daas 
if  den  bekanntett  Fnndort  des fiberarbeiietenB.  Henoch 
ifnch  ab  die  GebnrtastAtte  deafldben  beCraehle|eL  Sb* 
mm  erseheiBt  Uun  dabei  ab  daa  Yerbindimgaglied» 
«ircb  wdchea  die  üradirift  Henoch  nach  Aedfiopbn. 
idangie  **)t  und  e»  bt  fiberkeiigt)  dase  Juden  in  ersten 
,m  Land  durch  daa.Eaul  Temeüt  wurden  ***).  Die  K5%  -• 
,4ghin  von  Saba  (1  Kön.  10.)  ond  der  Kftmmerer  der  • 
liandace  ( Ap.  Geaeh«  8,  27  fi  )  werden  ab  Bebpblo. 
j^rährer  religiöser  Erkenntnbs  in  Sabäa  und  Aethiopiaii 
^gestellt  ^***)  i  dureh  sie  soll  es  wahrscheinlicb  wen* 
^ea»  dass  die  den  Hebrltonii  ertheiUe  OSSenbarungi  nap 
^nendich  auch  die  ihnen  voradj^ich  wichdgen  prdpha» 
^w;hen  Schriften  in  diese  liinder  gedrungen  wSren» 
^knsseDdem  werden  selbst  unsichere  und  fabelhafte  Sar 
jBB^  nicht  unbennl^  gdassen^  wehdie  Henoch's  Nai 
nut  Aethiopien  in  irgend  eine  Verbindang  bringen  t> 


*>)  lolrod.  «fissert«  p.  14.:  „Wenii  wir  anlehnen»  ei  tef  siMer 
den  «pAtem  Jaden  entstanden»  oder  aiefai  Von  ilwen  erhalten- 
worden  in  PakUtina,  oder  während  ihrer  Zerstreuung  Aber 
Asien  Und  ihrer  Gefangenschaft  in  Babel:  so  erschebt  es  ge- 
wiss sehr  unwahrschehilich ,  dass  in  diesem  Falle  die  Schrift 
verloren  gegangen,  oder  dass  sie* In  der  Gegend  erhalten 
worden  sey^  welche  von  aDen  andern  die  wenigste  Vcrbln' 
dong  ndt  Pallatifia  oder  Aegypten  hatte.^ 
)  Introd«  dissert.  p.  15. 
)  Introd«  dissert  p.  SO  C 

0  a.  a.  O.  p.  17  A  und  p.  29  iL 

t)  Introd.  dissert.  p.  24.  Hier  heisst  es:  „Fabridus  gl|it  aiif 
Autorität  des  AMfartufitu  eine  Ueberiieferung,  dassMemoch 
üach  Aethiopien  ging  und  lehrte  ^  wekhes^  da  es  ganz  tro»- 
pkch  ist^  vidleicht  nidii  ohne  Grund  auf  das  Vorhandenseyn 
von  Schriften  bezogen  wird,  die  ihm.  in  diesen  Gegenden  bd- 

.     gelegt  wurden.''    Unjitreltlg  bt  FaMc.  Cod.  pseud^^.  V, 


flwelter    EKesr«. 

Der  HAoplgnuid  aber  eoU  in  drei  Stelleii  des  B. 
Heooch  fMM  voiÜegen  *),  nflmlich  Kp.  31,  I  ff.  75, 1  ff. 
und  76,  6 — 7«,  bei  welchen  daher  etwas  länger  za  tct- 
w^en  seyn  ivird,  da  Murra^s  Aneicht  über  8ie  in  den  An- 
merkongennoeh  nicht  berficksichtigt  werden  konnte.  Abi 
der  ersten  Stelle  schlieast  Mwrratf,  der  Anfenthahsoit 
desjenigen ,  welcher  diese  Stelle  schrieb ,  müsse  so  be- 
schaffen gewesen  seyn,  ,,dass  er  zuerst  nach  Norden  n 
gingnndauf  seinem  Wege,  einige  Berge  überschritt,  duun 
mnt  Strecke  lang  Sstlich  reiste,  bavor  er  zu  den  Err- 
dirSischen  Meere  gekommen  wäre;  mit  andern  Worten,  er 
befand  sich  sfidwestlich  von  diesem  Meere«^<  Nehme  au 
nnn,  fihrt  er  fort,  ErythrftischesBleer  im  weitem  Sinne,  so 
kAnne  der  VerÜEWser  niur  in  Arabien  (sfidwestlich  tm 
persischen  Meerbusen)  gedacht  werden ;  fasse  man  e 
im  engem  Sinne ,  so  lebte  er  im  alten  Aeikiopien  oder 
heutigeu  Abyssinien  ( sfidwestlich  vom  rothen  Meere)^ 
Dagegen  ist  nun  aber  zu  bedenken ,  dass  in  der  äthiopi- 
schen Version  eine  solche  Stelle  von  geringem  Umfang 
leicht  eingeschoben  oder  umgestaket  seyn  könnte»   Al- 


T.  p.  217  — 2i8.  geftieint,  aldn  dabeisein  Inthsni  mm^ 
iaafeo.  Denn  weder  im  ChrotUetmSifriacum,  nodi  in  dcrtf- 
siorta  dynastiarum  compemdiMa  des  Ahmlfarmduk  uM 
der||;leichen^  auch  sagt  es  Fabridus  nldiU  Vielaehr  ikA 
Letzterer  eine  Stelle  auf  Kirchtir^»  Oedipos  nitt  wonack 
dieser  jene  Sage  ans  einem  arftbischen  Schrilbldlcr  {Akm 
NephiuM  von  Kircfaer  genannt)  entnommen  xu  haben  bchuf- 
tet  Ausserdem  beruft  sich  Jlftirrasf  auf  ebi  2tea  RcCent  ds 
Fabridus  (a.  a.  O.  p.  219.) ,  dass  nflmifdi  KisMmmB  (Vit  pa- 
trum)  berichte«  die  SabAer  hfftten  sich  für  Erben  imdBcHtttf 
der  Bacher  IIenoch*s  ausgegeben  (eigentlich  heilst  «i:  dd 
Idris,  welcher  aber  mit  Henoch  ehierld  Person  isi), 

*)  latrod«  dissert  p.  63*^75. 


ntotehimg  d.  ftth.^.  Heft.  a.  e.  ükk  proph.  Weike.    933 

in  auch  davon  ganz  abgesehen,  so  nimmt  Murrnjß 
cht,  wie  er  es  doch  sollte,  auf  den  Zusammenhang 
ucksicht,  worin  diese  Aeuss«rung  vorkommt  Denn 
ß  steht  nicht  etwa  im  Anfange  einer  Vision ,  so  dass 
an  glauben  mischte,  der  Verfasser  lasse  von  seinem 
^ohnorte  aus  Hendch's  Wanderungen  in  gels^tiger  £nt- 
ickung  beginnen«  Vielmehr  ist  der  Sinn  der  Stelle, 
\r  Patriarch  sey  nordöstlich  von  den  Puncten  itortge- 
hritten,  welclie  er  uns  zuvor  bescl^ieben  hatte  (vgl. 
nmerk.  lÖ.  zu  Kp.  31,  2.).  Murray  iiidess,  geleitet 
»n  seiner  ÄuSassung  der  Stelle,  hegt  die  Üeberzeu* 
mg,  dass  der  Verfasser  dieses  Absehnittes^Sil/iici  vom 
ner  Gehirgsreike  gelebt  haben  nifisse«  Wenn  er  da- 
T  auch  bei  Kp.-  75.  zugesteht,  dUs  die  darin'  gege- 
bne Schilderung  der  Wliide  und  der  diaihit  in  Verbin* 
mg  gebrachten  Erscheinungen  keinesweges  mit  dem 
lima  des  ncirdlichen  Theils  von  Habessinien  fiberein« 
Imipe,  sobald  man  Bruce* s  Angaben  berücksichtige: 
•  ist  er  doch  der  Meinung,  die  Gegend  Abyssiniens 
iter  dem  9ten  Crrotde  der  Breite  und  SGsten  der  Lflbge 
tspreche  jener  Angabe  in  Kp.  3L ,  und  auf  sie  lasse 
3h  zugleich  auch  der  Inhalt  von  Kp.  75.  anwenden« 
e  gebirgige  Besdiafienheit  von  Habessinien  ist  aller- 
ngs  eine  bekannte  Thatsadhe,  und  dass  der  Wind  dort 
hr  verschieden  sey  und  in  jeder  Richtung  wehe, 
gt  schon  Bruce.  Aber  ich  möchte  auf  keinen  Fall 
t  Mun^ay  behaupten:  „dass  die  den  verschiedenen 
indcn  in  diesem  Buche  zugeschriebenen  Eigenschaf- 
[1  sehr  wahrscheinlich  auf  die  geographbche  Lage 
zogen  würden,  welche  schon  oben  erwähnt  wurde.^^ 
IS  Ideale  der  Schilderung  Henoch's  und  das  Symme- 
sehe  in  der  Anordnung  (vgl  meine  Anmerk.  z.  d. 

.)  bat  er  ganz  fiberseheo.    Er  legt  vorzüglich  darauf 


934  Zweiter    Bs^nra. 

Gewicht,  dass  ackt  ^^nde  Regen  bringen  sollai«  in 
der  von  ihm  angenommenen  Gegend  aber  viel  Regoi 
vorausgesetzt  werden  dürfe ,  da  sie  den  weissem  JFVits 
enthalte ,   welchen  Bruce  hauptsSchlicli  als  Grund  da 
Niluberschwemmuiig  ansieht,  und  dass  ein  veränderiiclies 
Klima,  wie  es  Kp.  75«  voraussetze,    südwestlich  von 
persisdien  Meerbusen  nicht  vorkomme.     Das  in  diesen 
Kap^des  B.  Ilenoch  Berichtete  ist  jedoch  durchaus  aa- 
iach  gehalten  >  ohne  alle  spedelle  Rucäksicht  auf  ein 
bestimmtes  Land/sondeni  nur 'gemäss  dem  allbduiuh 
ten  Cliarakter  der  4  Weltgegenden,  wie  er  auch  im  ge 
birgigen  Palüstina  sich  tnarkirte.  De^  SüdosiMcind  bnngt 
nach  Kp.  75,  4.  Dürre  und  Verderben ;  Murrag  denkt 
dabei  an  den  Samum,  und  findet  hier  eine  neue  Besdn 
tigung  seiner  Meinung,  weil  Bruce  nach  seiner  Enäk- 
Inng  einem  solchen  aus  Sudost  kommenden  Gluthninde 
auf  seiner  Heise  in  Aethiopien  ausgesetzt  gewesen  wtf« 
Ist  denn  aber  dieser  \\lnd  etwa  in  Palästina  onbekaBOt 
und  weht  er  nicht  aus  der  arabischen  Wüste,  also  fr 
dieses  Land  uugefiihr  in  der  Richtung^  welche  HaioA 
im  Auge  hat?    In  Kp«  75^  spricht  also  nichts  für  3/ir- 
rajfs  Hypothese.    Aber  auch  Kp.  76,  5  ff.  ist  derseta 
keiiieswegcs  so  günstige  als  mau  nach  seiner  Versiehe 
rung  denken  möchte.    Zu  den  in  dieser  Stelle  erwAi- 
ten  7  Strömen  meint  Murray  nämlich  rechnen  eu  nifr 
sen  zunächst  die  4  Flüsse^  welche  nach  Bruce^s  (%iitt 
in  dem  sudlich    von  Dembea   gelegenen  Gebiige  o^ 
springen  und   einen  östlichen  und  sfidOstlichen  Lof 
nehmen,  dann  aber  den  Nil  und  Bahr  el  Abiad.    Ualff 
dem  Strome,  welcher  sich  nach  Kp.  76^  6.  in  das  grm» 
Meer  ergiesst,  möchte  er  den  Nil  verstehen  ^  wekkr 
östlich  fliesse,  bevor  er  in  den  grossen  See  von  Dea* 
bea  gehe.    In  seiner  Nadiweisung  fiehk  also  der  7k 


ntstchung  d.  äth.  B.  Hen.  a.  e.  alten  proplt  Werke;    935 

luss^  wenn  er  nicht  etwa  den  Nil  doppelt  rechnet.  Aber 
as  die  Hauptsache  ist,  die  7  Ströme  werden  unB.Henoch 
sdie  grj)ssesten  der  ganzen  Erde  betraditet,  was  auch 
n  in  Aethiopien  lebender  Hebräer  von  den  dortigen 
tröiiien  (den  Nil  natürlich  abgerechnet)  wohl  kaum 
^liaiipten  konnte.  Murray  übersielit  wiederum  das 
ythischc  Gewand,  in  welches  ^e  Schilderungen  ge- 
eidct  sind.    Vgl.  die  Anmerk.  zu  d.  KapiteL 

Nur  dem  Buche  dei*  Astronomie  spricht  Mun'ay 
e  Entstehung  in  Aethiopien  nicht  zu.  Vielmehr  soll 
in  jeuer  nördliclien  Gegend  von  Asien  geschrieben 
yn ,  woliin  Laurcnce  (vgl.  Einl.  S.  27  und  69  ff.)  den 
rspining  ,dcs  ganzen  Buches  Ilenoch  verlegen  wollte. 
»  hatte  dann  das  B.  Henoc,h  das  seltsame  Schicksal 
habt ,  dass ,  mit  Mmray  zu  reden  *),  ;,zwei  verschie- 
ne  Schriftsteller,  welche  in  nicht  weniger  als  30 
*adc  der  Breite  voneinander  entfcniten  Ländern  leb- 
1 ,  in  euiem  Theile  dieses  Werkes  vereinigt  wären^^v 
d  sich  beide  wiederum  einer  uralten  Offenbarung  aus 
n  patriarchalischen  Zeiten  ansclilossen,  welche  übec 
biia  nach  Aethiopien  gelangt  se^Tisoll.  Den  in  Ilabes- 
lien  entsprungenen  Theil  des  B.  Ilenoch  erklärt  Mur- 
y  liir  den  jüjiffsten'^),  und  findet  darin  ,,eme  andere 
iisumtion  für  das  Alter  der  frühem  Theile,  weil  sogac 
'ser  Zusatz  selbst  in  hebräischer  Sprache  geschrie- 
n  gewesen.'^  Da  ferner  das  vollständige  Buch  Hc- 
ch  in  einer  Gegend  angetroffen  wurde,  welche  von 
fn  Orte ,  wo  angeblich  die  astronomische  Abtheilung 
>»taud,  sehr  weit  entfernt  ist,  so  zieht  Murray  daraus 


)    Introduct.  dissert.  p.  78* 
")  a.  a.  O.   |i.  74. 

60 


dass  dieses  Buch  nicht  allein  von 
tchrieben  worden ,  Bondem  dass  auc 
tene   Kcnntniss   tod   Aegyptischcn 
Astronomen  erlangt  seyu  mCsse.*' 
Ton  mir  in  den  Anmcik.  xa  Kp.  71.  7 
Gegenstände  bemerkt  ist.     Mm-ray  f 
Angaben  des  B.  Henoch  und  dem  Juli 
einen. so   hohen  Grad  von  Aeliiilich 
EinfShrung  des  letzten)  fiir  früher  e 
die  Abfassung  des  astronomiscJicn  j 
Henoch,  wenn  nicht  wiedcrnm  Alni 
sprechen  scliiene  **).     Er  leitet    des 
Stimmungen  ausfiner  Quelle  ab,   nS 
ten***). 

•)  a.  a.  0.  p.  ?4-?5. 

")  „Wenn  wir  «LisBiicIi  einem  JüdischM 
ao  wird  nifs  der  Aen  SiSDnenmonnten  t 
XII  scblicuen  aejrn ,  ilau  er  in  einer  ■> 
(Introd.  dbsert.  p.  77.) ;  namüdi  mii  Bi 
11.  34.    Aui  der  dem  Sonnenjnlir   b^ij 


Entstehung  d.  £th.  B.Hcn.  uu  e.  alten  proph.  Werke.    937 

Gerade  die  oben  näher  bezeichneten  Stellen  aber 
ab  das  alte  und  ursprüngliche,  durch  spätere  verschie- 
denartige Zusätze  ungemein  vergrösserte ,  aber  auch 
aus  einander  gerissene  Buch  Henoch's  anzusehen,  wurde 

'  Murray  nach  seiner  eignen  Angabe  *)  durch  das  Citat 
im  Briefe  Judä  veranlasst ,  weil  darin  ausdrücklich  an* 
jgezeigt  werde,  dass  Henoth's  Weissagung  „von  der 
Strafe  böser  Menschen  beim  Kommen  des  Herrn  zum^ 
Gericht^^  gehandelt  habe.  Es  kam  ihm  also  darauf 
an»  das  jetzige  B.  Henodh,  welches  damit  beginnt,  5,voii 
nachgekommenen  Zusätzen  zu  befreien,  da  sich  er- 
warten liesse,  dass  der  so  begonnene  Gegenstand  audi 
fortgesetzt  seyn  werde^%  und  dass  die  vorkommenden 
.Unterbrechungen  desselben  wahi^cheinlich  „Interpola- 
tionen^^ seyen ,  ^^besonders  dann  5  wenn  einige  Spuren 
eines  regelmässigen  Fortschreitens  des  frühem  Gegen- 
standes in  den  übrigen  Theilen  zu  entdecken  wären.^^ 
Sein  kritisches  Geschäft  beschränkt  sich  lediglich  auf 
dieses  Ausscheiden  des  vermeintlich  Interpolirten  $  denn 
der  dadurch  gewonnene  Text  des  sogenannten  alten 
Buches  wird  ganz  unverändert  beibehalten ,  und  jede 
Conjectur  über  ihn  gänzlich  ausgeschlossen.  Es  wird 
aber  nöthig  seynj  Mwn'ajfs  Bemerkungen  über  die 
Stücke,  welche  zum  sogenannten  alten  Buche  geschla- 
gen werden,  noch  einzeln  nachfolgen. zu  lassen,  weil 
sie  die  Rechtfertigung  seiner  Ums^llungen  enthalten. 
p^Unmittelbar  nach  der  im  Briefe  Judä  citirten  Stelle  (Kp. 
3«  )^S  heisst  es  **) ,  „ist  ein  plötzlicher  Uebergang,  der 
(Gegenstand  jählings  gewechselt.     Hier   halte  ich  da- 

;£ir,  dass  das  erste  Einschiebsel  vorkommt    Aber  von 


♦)  Introd.  dissert.  p.  78  ff. 
•*)  a.  a.  O.   |i.  83. 


60 


938  Zweiter     Excur0. 

dieser  Stelle ,  auf  einem  Räume  von  mehr  als  40  Sdten 
(iiamlich  bis  Kp.  45,  2.),  wird  zwar   der  Ges;fnstaiid 
mehrere  Älale  miterbrochen  und  ein  Theil  einer  \  isk» 
dazwischen  gestellt,  welche  einiger  I^Iaassen  mit  dea 
Anfange  des  Buches  Aehnlichkeit  hat ,  aber  die  jfililiji^ 
abgebrochene  Stelle  scheint  nicht  wieder  aufgenomma 
zu  seyn-  bis  auf  der  45sten  Seite   ( der  cn^l.  Versioa, 
d.  L  Kp.  45.)  die  Aufzfililung  der  Sterne  n.  «•  w.  plot^ 
lieh  ausgesetzt  wird,  so  dass  der  Gegenstand  siciulick 
unvollständig -bleibt.  ^^     Der  Abschnitt   Kp.  45,  ä-S* 
soll  Tollkommen  mit  dem  fnihem  Fragmente  zusammco 
hangen.    5.Die",  SRgtMuirayj  ..welche  nicht  hiiiauist«- 
gen,  noch  kommen  sollen  auf  die  emeuei'te  Erde,  sai 
die  eben  vorher  erwähnten  Sünder  und  (^ttlosen.  nß' 
der  Gedanke  (..scnse^^)  der  dort  gegen  sie  begoniieu» 
Ankündigung  ist  fortgesetzt ,  um  die  Schilderung  iluts 
Schicksals  vollständig  zu  machen '^^).    Das  46ste  Ka- 
pitel,  ,^  welches  auf  den  ersten  Blick  zu  dem  G^TB- 
«tande  des  Gerichts  zu  gehören  sclieint^S  betrachtet  ff 
dagegen  .^als  ein  Stück  einer  der  in  einer  frühem  Stfik 
unvollendet  gelassenen  Visionen  ^S  und  zwar  aus  des 
theilweise  sonderbaren  Grunde,  weil,  wie  er  sagt.  .;das 
ei*ste  Buch  nur  von  deni  Tage  allein,  ohne  Benicksicb* 
tignng  des  Of*ies^  zu  sprechen  scheint,  während  &t^ 
zurüekge^nesenen   Stücke    eine   allmfilige   AufEähloBj 
¥on  Orten  enthalten,  welche  nach   einander  gesebci 
wurden,  mit  einer  bestandigen  Anspielung  auf  das  fii* 
hereBnch  der  Geheimnisse,  welches  auch  nachher  «na 
ansehnlichen  Raum  in  einer  mehr  zusammenhängfudet 
Gestalt  einnimmt^^    Woher,  fragen  wir  aber,  soDj«* 
denn  schliessen,  dass  des  augeblichen  alten  JkAä 


*)  hitrod.  difisert.  p.  84. 


Sntstehang  d.  äth.  B«  Hon.  a«  c.  alten  proph.  Werke.    939 

nhalt  so  dürftig  war?    Da  es  eiumal  vom  grossen  Ge- 
ichtstage  handelte,  lag   es  doehi  sehr  nahe^   andere 
laniit  zusanimenhüngende  Materien  (Ort  des  Gerichts» 
lichter  u.  s.  w.)  zu    besprechen.     Jene  Stücke  sollen 
ibrigens  auch  noch,  wie  weiter  behauptet  wii*d,  „ei- 
ige  siclitliche  Nachahmungen  von  Stellen  enthalten^% 
irelclie  in  dem  von  Muiray  zum  alten  Buche  gerech- 
eten,  aber  im  jetzigen  Hcnoch  weiter  hinten  befind- 
ehcn,  Theile  stehen,  und  noch  dazu  so,  dass  die  im 
Iten  Buche  ,^gefw)denen   Ausdrücke  in   der  Nachah- 
mng  verdreht  und  übertrieben  seyen,  als  wenn  sie 
lissverstanden  worden  wären"  *).    Kp.  47, 1.  dagegen 
ndet  Miai'ay   mit  Kp.  45,  5.   im  besten   Zusammen- 
ange ;  ^,so  folgt^S  heisst  es  bei  ihm,  „auf  eine  Ankibi- 


*)  a.  n.  O.  p.  84  *^  85.  Ein  Beweis  fiir  diese  Bcbaiiptiing  soll  in 
K|».  4(),  2.  der  Aiisdrucic  «eyn,  wi>  es  von  d^m  Menscheii- 
soliiie  heisst.,  er  werde  oßenbaren  alle  SvJuUzti  dr.sneriy  was 
verhörten  Ut^  statt  ihm  das  Amt  des  Ricliteiis  ziiziisch reiben ; 
diess  sey  ,«offenbar  Nacholmiimg  der  naclifolgenden  Erlclft- 
ninj;  (Kp.  48  b,  S.) :  er  wird  rit'hlen  jetlea  gvheime  Ding,*' 
AiiMserdeni  l^oiiiiiic  Kp.  40.  2  AT, ,  also  nudi  Marratfs  Meiniuis 
im  H.  der  Celieininisse ^  dieselbe  Aiisdrucivsweise  vor,  wie 
in  Kp.  4f).,  so  diiss  letzteres  eine  Fortsetznn^  jener  Scliil- 
deruii«;  zu  seyn  scheine.  Er  deutet  auf  die  Stelle:  „  Ick 
fragte  einen  der  Engel,  welcher  mit  mir  ging^^  Kp.  46,  1. 
v^I.  Kp.  40,  S*  8«  Eine  weitere  Veninlissun^  ^  Kp.  46.  nicht 
zum  alten  Buche  zu  rechnen  ^  findet  Murray  in  dem  Um- 
stände, dass  dem  Namen  Haupt  der  Tage  „die  Schilderung 
Daniels"  beigegeben  sey:  ,, dessen  Haupt  gleich  weisser 
Wollet'  Bei  unbefangenem  Lesen  jedoch  wird  man  diese 
hanuntliclien  Kapitel,  das  40ste  und  46ste  mit  eingeschlosseiH 
in  sich  wohl  zusammenh.lngend  finden ,  unil  daher  jeden  G^ 
danl^en  an  ein  aus  zwei  verschiedenen  (einem  «'lltern  und 
neuern)  ScliriftstcUera  Kusaouuengeflicktcs  Ganzes  zarückwei* 
6en  niüsien. 


940  Zweiter    Bzcurf. 

dignng  des  allgemeinen  Glückes  der  RcchtschaSoMO, 
eine  besondere  Erwähnung  der  Belobuimg  der  Slmty- 
rer.^^    Von  hier  soll  das   alte  Buch    fortschreiten  bis 
Kp.  50,  5. ;  nur  Kp.  48,  1.,  welcher  nicht  ZeiU  senden 
Ort  angebe,    mOge   auszuschliessen    seyn,    indem  er 
,)besser  zu  dem  Style  und  Inhalte  des  B.  der  Gehebn- 
nisse  gehOre^S  ^uid  da  nach  Ausstossung  desselben,  die 
„zu  einander  gebrachten  Verse  ursprünglich  einander 
gefolgt  zu  haben  schienen.^^     Mit  Kp.  CO,  5.  soll  der 
Gegenstand  sich  wieder  plötzlich  und  gänzlich  andern 
und  aller  ^Zusammenhang  aufhuren  ^  wobei  auch  ..die 
Verschiedenheit  des  Styls  sowohl  als  der  Ideen  so  deut- 
lich sey ,  als  sie  selbst  in  einer  Uebersctzung  sichtbar 
bleiben  konnte.^^    (Vgl.  dagegen  Anmerk.  98.  zuEp.3h) 
lieber  Kp.  56^  2  —  5.  lautet  das  Urtheil    dahin,  dsss 
darin  ^^der  Gegenstand  des  Gerichts  abermals  eben  so 
unerwartet,  als  er  aufgehoben  worden,  wieder  aofe- 
nommen  sey^^ ,  und  untersuche  man  „  den  letzten  der 
Interpolation  vorausgehenden  Vers  (Kp.  50^  5.)  und  da 
ersten  Vers  des  wieder  aufgenommenen  Gegenstandes 
(Kp.  56,  2.)^  so  finde  man  sie  entsprechendes  ^^ 
,4caum  bezweifelt  werden  könue.^^    Wie  aller  zwisdici 
Kp«  50  und  56.  befindliche  Text  dem    Buche  der  Ge 
heimnisse  zugeschoben  wird ,  so  auch  zwischen  Kp.  3S 
und  60.,  mit  dessen  6ten  Verse   es  .^eben  so  plötz- 
lich ende,  als  zuvor  durch  das  Wiedererscheinen  des 
ursprtingliclicn   Gegenstandes^    welcher    wiedenni  iv 
Ueberehistimmung  mit  der  letzten  Stelle  befunden  tmie, 
in  welcher  er  unterbrochen  wurde«  ^'     Nach  Ausscbei- 
düng  von  Kp.  57,  1.  bis  Kp.  60,  6,  ,,folge  auf  die  S<tf- 
derung  des  ewigen  Lebens  der  Heiligen  die  Versiii^ 
rung,  dass  alle  fiUiig  seyn  sollen ,  wieder  sn  leb«a  fr 
den  Geuuss  dieses  Lebens.^'    Nach  Kp.  61^  18. »  9ß^ 


Entstehung  d.  ath.  B.  Ilen.  a.  e.  alten  pröph*  Werke.    941  ^ 

Murratfj  sind  keine  weitern  Bruehstücke  des  alten  Ba-^ 
ches  vorhanden,  als  Kp.  68^  34 — 41.  Er  verkeimt 
nicht ,  dass  V.  34.  aich  mit  dem  immittelbar  Vorherge- 
henden wohl  verbinden  lasse,  aber  dennoch  könne  er 
nicht  umhin  zu  bemerken,  ,,dass  der  Gegenstand  wie- 
der gcweoliselt  habe ;  denn  der  nächste  Vers  (also  V. 
35.)  beziehe  sich  auf  den  Zustand  der  Heiligen.  ^^ 
Wende  man  sieh  aber  zu  der  Stelle  zurück,  wo  das 
letzte  Stück  des  Buches  unterbrochen  worden,  so  „werde 
der  Sinn  wieder  zusammenhangend  befunden  ^^;  denn 
„der  letzte  Vers  (Kp.  61, 18.)  endete  mit  einer  Beschrd- 
bung  der  Glückseligkeit  der  Heiligen  und  Auserwähl« 
ten,  und  hier  findet  sich  eine  Schilderung  ilires  Piren 
sens  vor  dem  Herrn  der  Geister.^^  Betrachtet  man  je^ 
doch  den  Gontext  näher,  so  ist  Kp.  68,  35.  keineswegea 
so  beschaffen,  dass  er  auf  die  Heiligen  sich  beziehen 
müsstc »  vgl  die  Anmerk.  ?,  d*  SU 

Seiner  Hypothese  von  der  Entstehung  diese»  alten 
Buches  in  grauer  Vorzeit  bemüht  sich  Murray  in  der 
2ten  Abtheilung  seiner  Schrift,  Tke  ancient  Book  of 
Enoch  wilh  Üie  parallel  Passages  of  Scripture  betitelt, 
dadurch  noch  grössere  Wahrscheinlichkeit  zu  geben, 
dass  Ol*  den  Text  desselben,  Vers  für  Vers,  mit  bibli-^ 
sehen  Sprüchen  zusammenstellt  Bei  manchen  dieser 
verglichenen  Stellen  ist  eine  Verwandtscha(ik  nicht  ab-, 
aiuleugnen ,  welche  aber  unstreitig  sich  daraus  erklärt, 
dass  der  Urheber  des  Buches  Henoch  das  Atte  Ti  voi> 
Augen  hatte;  bei  gar  vielen  aber  hängt  sich  die  Ver« 
gleichung  an  einen  für  das  Ganze  unwesentlichen  Aus^ 
druck  oder  an  Vorstellungen,  welche  überhaupt  in 
Asien ,  vorzüglich  aber  b^  den  Juden  allgemeiict.  ver- 
breitet waren,  und  also  eine  directe  Benutzung  des  A.T. 


943  Zweiter    Excari» 

im  Bache  Henoch's  oder  gar  das  umgekehrte  Verliält- 
niss  nicht  nothwendig  voraussetzen   lassen.     Zuweilen 
liegt  die  veitneintliche  Achnliehkeit  so  fem,   da^s  es 
wenigstens  mir  schwer  wird,  sie  zu  entdecken ,    ijidem 
nur  aufgegrifien  wurde ,  was  ii^end  zu   passen  sciiieii, 
weil  Murray  sich  einmal  darauf  gesetzt  hatte,  iur  alle 
zum  angeblich  alten  Buclie  gehörigen  \>rse  eine  ISi- 
beistelle    als  parallel  aufzuweisen.      Die   BeriilLruii^o 
endlich  mit  dem  neuen  Testamente  finden  sieh  niet$t  in 
der  Apokalypse  und  in  den  Abschnitten   der  aiiderea 
Bücher,   welche    die  Zukunft  Clu-isti    betretfen;   hier 
konnte  nun  zwar ,  bloss  auf  die  äussern  Umstände  ire- 
sehen ,  das  Buch  Henoch's  Beachtung  gefunden  haben, 
wie  es  im  Briefe  Judä  wirklich*  geschehen  ist,  allein 
nach   meiner  festen   Ueberzeugung   ist    es    höchstens 
noch  im  ziceileii  Briefe  Vctri  der  Fall  gewesen.    \i» 
der  Johanneischen  Apokalypse  sclieint  es  //.  A.  EicaUl*) 
zu    glauben ,     wahrend    Fr.    Liiche  **)   es    bestritten 
hat^  weil  „es  an  bestimmten  Spuren  der  Nachahmoii; 
felde,  und  das  Verwandte  und  Gleiche  sich  auch  an- 
derswie erklären  lasse/'    Dass  apokalyptische  Sclirif- 
ten,  wenn  auch  keine  unmittelbare  Benutzung  derselben 
statt  fand,  sich  in  gar  manchen  Ideen  und  Fonueu  b^ 
gegnen  mussten ,  versteht  sich  von  selbst.     Man  mn*^ 
daher  bei  der  Vcrgleichung  derselben  und  den  diraas 
zu  machenden  Schlüssen  möglichste  Vorsieht  anwen- 
den, was  aber  Murray  nicht  gethan  hat.     Da  iudess 
die  von  ihm  angezogenen  biblischen  Parallelen^  auch 
von  dem  nächsten  Zwecke  abgesehen ,  für  welchen  «« 
zusammengesucht  wurden,   mehrfaches  Interesse  S^ 


*)  Commentar.  in  Apocalyps.  p«  S4.  in  der  Note. 

**J  Ven,  e.  vollsttlnd.  Einl.  In  d.  Oflenb.  Job.  S.  77— TS. 


( 


Entstohung  d.  äth.  B.  Hen.  a.  e.  alten  proph.  Werke.   949 

währen,  so  schien  es  mir  nicht  nnahgemesscn,  sie  hier 
den  An2;aben  des  sogenannten  alten  Buches  gegenüber, 
aber  freilich  beides  als  nackte  Citate,  nachfolgen  zu 
lassen. 

Ilenoch. 
Kp.      1,  1.    Jucl.  V.  4  11.  14.    4  Mos.  24,  S.    Zach.  4,  1. 

—  1,  2.    Maith.  24.  22.^  Col.  1,  26.    Matth.  24,  S4.  35. 
.  —      1,  S.    Ezeclu  "21,  4.    Jes.  42,  13.    Zach.  14,  1.  S- 

—  1,  4.    Neh.  9,  13.    Luc.  2,   13.  14. 

—  '   1,  5.    Jcr.  4,  16. 

—  1,  6.    Offenb.  Joh.  1,  7.  16.  20.    Hab.  3,  6.   Mich.  1,  S.  4i 

Ps.  97,  1.5.    2  Petr.  3,  7.    1  Petr.  4,  18.    Mal  3,  2. 

—  1,  7.    Jes.  26,  1.3.  65,  9.  54.  8. 

—  1,  8.    Offeub.  Joh.  21.  4.    Jes.  60,  2a    Offenb.  21,  23. 

—  2.  J»cl.  V.  14.  15. 

—  45.  2.  Offenb.  Joh.  21,  1.  27.    Jud.  V.  4.    Hebr.  10,  29-    • 

—  45,  3.  Matth.  25,  31.  34.    Joli.  14,  2.    Jef.  25,  9. 

—  45,  4.  Offenb.  Joh.  21,  3.    Jes.  65,  17.   30,  26. 

—  45,  5.  2  Petr.  3,  13.    P».  104,  35.  Jes.  13,  9.  Prov.  11»  31, 

Jes.  60,  21.    Matth.  25,  41. 

—  47,  1.  Inc.  18,   7.  8. 

—  47,  2.  Offenb.  Joh.  6,  9.  19,  1. 

—  47.  3.  2  Cliron.  18,  18.    Dan.  7,   9.  10. 

—  47,  4.  Offeub.  Joh.  18,  20.    Jes.  49,  13. 

—  48,  2.  Joh.  5,  22.    Ap.  Gesch.  10,  42.    Joh.  i6,  15. 

—  48,   3.  Joh.  8,   58.    Col.   1,   17.    llebr.  13,  8.    Ps.  124,   8. 

Jes.  43,  2.    Luc.  2,  32. 

—  48,  4.    Matth.  11,  28.    Offenb.  Joh.  15,  3.  4. 

—  48,  5.    1  Mos.  1,  26.    Joli.  I,  1.  2.  3. 

—  48,  6.    Hebr.  11,  24.  25.     Joh.  17,  14. 

—  48,  7.     Offenb.  Joli.  6,  15. 

-^  48,  8.    5  Mos,  52,  41.    Ps.  18,  48.    Luc.  19,  27. 

—  48,  9.     1  Cor.  3,  12.  13.    Luc.  13,  2*.  25. 

—  48,  10.  Prov.  16,  4.    Jes.  35,  10.    2  Tliess.  1,  7. 

—  48,  11.  2  Thess.  1,  7.  8.  9. 

—  48  b,  1.  Prov.  8,  22.  8.  32.    1  Petr.  4,  13. 

—  48  b,  2.   Ps.  S7y  1.  2.    Dan.  3,  33. 

—  48  b,  3.   1  Cor.  1,  30.  Luc.  21.  15.  Ptot.  15,  33.  Ap.  Gesch. 

7,  58.    Ps.  31,  6.    Rom.  2, 16. 


944  Zweiter    Excvrs. 

l^p.  48  b,  4,  Hab.  g,  Sa    Jes.  41.  1.    Job.  16.  SS. 

—  49,    1,  1  Cor,  15.  51.    Offenb.  Jot-  21,  23.  24. 
-r  49.    2,  Jes.  17.  14.    Ps.  11,  6.  47.  2.  S, 

—  49,    fl.  Ap.  Gesch.  17.  SO.  31.    Job.  S.  17.     2  Pet.  S,  9.  1 

—  49.    4.  Eiech.  33.  11. 

—  50.     1.  OfFenb.  Job.  20,  13-    Ps.  49,  15.  16. 

—  50.    2,  1  Gay.  15.  22.  23.    Offenb.  Job.   20,  5. 

—  50.    8,  Offenb.  Job.  3,  21.    Mattb,  25,    31. 
T-  50.    4.  P».  68.  17,    IVIattb,  22,  JO. 

T-  50.    5.  Jes.  65f   17.  18.. 

—  56.    2.  Jes.  65.  9. 

—  56.    Sw  Mal.  4.  2-    Offenb.  Job.  21»  4,  10,  5.  a 
T-  56.    4.  Job.  14,  27. 

—  56,     5.  Je«.  60,  1.  19.  32*  17. 

—  60,    7.  Offenb.  Job.  20,  13.    Job,  3,    14^  15.     Röpi.  6,  22 

Job.  10,  28. 

—  60,    8.    Offenb.  Job^  4i^  6^    E^ecb,  U  tS. 

—  60,    9.  Offe^b,.  Job.  11,  15,  5,  II..  12. 

^  60,  la.  h»'  42»  1.    1  Pesr.  2»  6^    Ps.  9, 8. 

-r-  60,  IK  Dan.  5,  27.    Mattb,  10.  26,    Je».  26,  7.. 

—  60,  12.  Offenb.  19,  5.    P».  50,  5.-  6. 

—  60,  13.  Ps.  €0,  2.  Jc8.  6,  1.  2.  Ezecb.  1^  19.  20.  1  Mos.  1, : 

—  60,  14.  P».  148,  2.  103,  2K    Offenb.  Job.  4.  8. 
^  60,  15.  Ps.  115,.  17.  18.    Offenb.  Job.  22,  2. 

—  60,  16.  2  Mos.  34,  6.    1  Tixn.  1,  16*    EpUes.  3,  4»  5. 
^61,    1.  Ps.  72.  8.  9.  89»  18.  2,  10. 

-^  61«    2-    Offenb.  Job.  20,  11^    Maub,  25,  31. 

— >  61.    3.  Jes.  11,  2.  4. 

—  61,    4.  Jes..  11,  4.    Ps.,  2,  12*    Offenb.  Job.  19.  I5k 

—  61.    6.  Ps.  76,  9.  10.  13. 

—  61.    6.    Mattb.  l2.  36.  37,    Jer.  44»  29* 
-r-  61.    7.  1  Thess.  5,  2.  3. 

^61,    8.    i^zedi.  26,  16*    Jer.  13,  18. 

—  61,    9.  Jes.  7,  14.  9,  6. 

—  61,  10.  4MOS.24,  19.  Ps.72.  8.  lCor42K7.  8.  5Moi.  29,2 

—  61.  11.  Jer.  31,  27.  28.    Jes.  65,  9.    Luc.  ^1,  36. 

—  61  f  12.  Ps.  2,  2-5.    1  Cbron.-  16.  29.  30.     - 

—  61,  13. .  1  Job.  3,  3.    Rüip.  9.  15. 

•^  61,  14,  Mattb.25,  41*30. 13,  39.40.^41.  IIebr,^10^  3a   ^i>  • 

^6U  15.  Jes.  66,  16.  34,  6.  8-    Offoib.   19»  15. 


Entstehung  4.  äth.  B.  Hen.  ä.  e.  alten  proph.  Werke.    945 

Kp.  61.  16t  5  Mos.  32,  9.    Ps.  94,  14.  15. 

—  61,  17.  2  Cot,  6,  IG.    Offenb.  Job.  21,  S, 

—  61,  18,  Offenb,  Job,  6,  11.  7,  14,  15,  16t  17.    Matth,  6,  20. 
--  68,  S4,  1'»,  149,  1.  2. 

—  68,.  S5.  Jes.  51,  S.    P«.  108,  6.  7, 
•r-  68,  SS.  Job.  10,  28. 

—  68,  87.  1  Cpr.  2.  9.     1  Petr,  4,  IS, 

—  68,  38,  Pbil,  2,   ?.  10. 

—  68,' 39.    P8.  97,  1.  2.    Job,  5,  22.  23.    Ps.  104.  85.    Offenb. 

Job.  20,  1.  2,  7.  8.  10. 

—  68,  40,    Mattb.  25,  41.    Offenb.  Job,  22,  S.  2!,  5. 
T-  68,  41.    Je»,  1,  24,  25.    Luc,  21,  33, 

Da  Mmray  den  Text  des  B.  Henoch  in  seiner  Zu*" 
sammenstellung  nicht  nach  Kapitek^  und  Versen  cititt, 
sondern  unter  80  Nummern  vertjieilt  hatj  so  ist  die  nä- 
here Bezeichnung  von  mir  nachgeholt^  weil  sie  hief^  wo 
jener  Text  selbst  nicht  wiederholt  werden  sollte,  ganai 
unentbelu-lich  war«  Seinen  Zweolc  hätte  der  Kritiker 
durch  diese  mühsame  Zusammenlese  nur  dann  einiger« 
maassen  erreicht ,  wenn  er  zugleich  hätte  zeigen  klkh 
nen ,  dass  alle  übrigen  Abschnitte ,  welche  er  nicht  za 
der  vom  Henoch  selbst  abstammenden,  wenn  auch 
picht  gerade  von  ihm  niederg^chriebenen  *)  göttlicheo 

•)  Introduct,  dUsert.  p.  97-^^98.;  „Die  Sch^rierigkelt,  eine  der 
Sdirift  nicht  anvertraute  Ueberlieferung  eine  gegebene  Anzahl 
von    Jahren    hindurch  zu  erhalten,    muss    In    allen  Fällen 
grosser  seyn  als  diejenige,   welche  hi  der  Erhaltung  einer 
Schrift  filr  denselben  Zeitraum  liegt«  und  da  die  Schwierig« 
keit ,  eine  unveränderte  Ueberlieferung  zu  erhalten ,  mit  dem 
Liaufe  der  Zeit  zunehmen  mus8,««o  haben  wir  mehr  Grund» 
fQr  die  Moglichlceil  zu  sdmmen^  dass  eine  patriarchaUscha 
Urlcunde,   wenn  sie  einmal  der  Schrift  anvertraut  war,   so 
fibergegyigen  seyn  könnte,  als  die  schwierigere  Meinung  sa 
unterhalten ,  dass  sie  übergegangen  sey  ohne  die  Hilfe  einet 
geschriebenen  Documentes.    Auch  haben  wir  nicht  n5th{g  zu 
behaupten,  dass  sie,  wenn  Oberhaupt  aufgeschrieben ,  in  dem« 
selben  Zeltalter,   in  welchen    sie  zoerst  bekannt   gemacht 


9-16  Zweiter    Excars. 

Offeiibaniiig  rechnet,  nicht  gar   oft  auch  ihre  Paral- 
lelen in  der  Bibel  fanden.     Diess  bat  er  aber  zu  thiu 
weislich  unterlassen;   denn  der  Beweis    hatte  nimmer 
glucken  können.    In  meinen  Anmerkungen  iindeu  .sich 
zahlreiche   Beispiele  dafür.    Unter   diesen    Umständen 
fuhrt  uns  alles  dieses  nur  zu  der  Ueberzeugung  (vi;L 
auch  Einl.  S,  20  If.  und  75  ir.)^    dass  nicht  bloss  eiu 
einzifjer  Jfjsc/mUt,   sondcni  das    ganze  Buch,    wie  es 
uns  im  fithiopischen  Texte  zugänglich  gc^vorden  ist,  üi 
seinen  wesentlichsten  Ideen   und   Formen    vom  Alten 
Testamente  abhängig  sey.     Ja  in  mehreren   Stelleu  iNt 
vielleicht  sogar  Abhängigkeit  von  Apokryphen  dcsA.T. 
nicht  unwahrscheinlich  (vgl.  besonders  Kp.  89.  ui.d  die 
Aimierk.   zu  demselben).    Hierauf  nimmt  aber  Mnrrnji 
gar  keine  Rucksicht;  nur  mit  dem  kleinen  Stucke  Kp. 
1)2,  1  — 18.,    der  sogenannten    Weissatßung    Ih'Uftch'u 
macht  er  eine  Ausnahme.    Denn  in  der  2ten  Abthcilun; 
seines  Werkes  Imt  er  diese  unter  13  Niuumern  mit  bibli- 
schen Stellen  vergUchen^  in  der  Absicht,  sie  dadurch 
als  wahr  und  folgeweise  selbst    als    eine    eigentliche 
Ollenbarung  ei-schchieu  zu  lassen.    Die  3te  Abtheilung 
soll  dann  das,   was  durch  das  Parallclisiren  nalnrlich 
bloss  angedeutet  werden  konnte,  ausführlich  «hirkuvu 
und  nachweisen.      Dabei  wii'd  in  der  Deutung  di*f  li> 
Wochen  Jjiiiinmrcs  3Iehuu)g  zu  («runde  gelegt,  deren 
Unrichtigkeit  nach  dem,  was  S.  794  IT.  darüber  bcuicrkt 


wurde ,  der  Srlirlft  iinvertniiU  sey ;  denn  so  Ijinge  aN  JRt\(fii- 
gl'n ,  weldie  Zeiivfcnossoii  den  Prophotoii  warten ,  iintl  ibrr 
uiiiulMc'lbnre-n  NiuliLonuncn  Mch  noch  am  Leben  berioilm. 
würde  die  Notliwendigkeit ,  die  so  erlialteiiei  Erfiieonuu'^  ii 
Schrift  zu  bringen  ^  weni|;er  empfunden  ftoyn.  JEs  wird  riia 
den  n!lchstfolj;enden  (ieuerationen  geschehen  «eyn,  da*5  ^f» 
Bedilrfniss  einei»  Ducinnentit,  den  Mangel  der  gfeirliu-iligrn  Er- 
kenntnistt  ihrer  Vorfuhren  zu  ersetzen,  genUiU  werdeo  UHuste." 


Entstefanng  d.  äth.  B.Hen.  a.  e.  alten  proph.  Werke.  ^47 

warde,  keinem  Zweifel  unterliegen  kann«  Wie  indess 
Murray  die  Angaben  des  B.  Heuoch  mit  der  Bibel  zu 
vereinigen  suche ,  ergibt  sich  aus  folgender  tabellari- 
scher Zusammenstellung: 

Vom  J.  1  bis  700  n.i 

>  Kp.  92,  4i 
Schöpf,  d.  VV.         )      ^ 

Vom  J.  700  bis  1400)    »>    92',  5. 

9if  6. 

92,  7* 


1  Mos.  5»   18. 


n.  Schöpf,  d.  VV.    ) 


Vom  J.  1400  bis  2100> 
n.  Schopf,  d.  W.    ) 

Vom  J.  2100  bis  2800> 
n.  Schöpf,  d,  W.-  ) 

Vom  J.  2800  bis  S500> 
n.  Schöpf,  d.  W.    ) 

Vom  J.  3500  bis  4200> 
n.  Schöpf,  d.  W.    ) 


Vom  J.4200  bis  4900  n.' 
Schöpf.  d.W.  oder  von] 
200  —  900  n.  Clir,  Geb.] 

Vom  J.4900  bis  5600  n.> 
Schöpf.  d.W.  oder  von' 
900— 1600  n.  Chr.Geb.; 

Vom  J.560O  bis  6S00  n/ 
Schöpf.  d.W.  oder  von 
1600—2300  n.  Ch.Geb., 
Vom  J.63QP  bis  7000  n. ' 
Schöpf.  d.W.  oder  von' 
2300-3000  n.Ch.Gcb.^ 


M    92»  8* 


»>    9zt  9» 


9t 


f> 


9» 


9» 


99 


92,  9. 


92)  la 


ff    92»  11« 


»»    92,  12. 


92,  13.    14. 


92,  14.  15. 


1  Mos.  6,  5. 

1  Mos.  6,*3i 

1  Mos.  6,  11.  12. 
^1  Mos.  1%  1.    15,  18. 
(Mich.  7,  20. 
.4  Mos.  46,  2.  2  Mos. 

3,  2.  4.    Rieht.  6,  12. 

13,  22.  2  Mos.  40,  15. 

,40,  2.  3.  Jos.  18,  1. 

älKöm8,12.13.Hagg.  , 
2,  8.  la       . 

/ Jes.  5, 30.  59, 9.  Mttb. 

Jl3,  15.    1  Cor.  1,  2p. 

kS,  19.   Joh.3,  13.  Ap. 

VGesch.  1,  11, 
Matth.  24,  2.  20.  i<uc* 
20,  16.  3  Mos.  26r  33. 
Oßenb.Joli.6,1.2.8,7. 

^Offenb»    Joh.    6,    3» 

(12,  11. 

'OfFenb.Joh.14,6— 13. 

|2,  23.  26.  16,6.  6,11. 

1  Pctr.  2,  5.  1  Cor.  3» 

<X7.  Hebr.  3,  6. 
^Offenb.  Joh.  6>  12  — 
(17.    19,  7. 


'Offenb.   Joh.  ^0,    12. 
92»  16  -  18.  ^4.  la  21,  1.    11.  25. 

:27.  22»^ 


m 


948  Zweiter    Excurau 

Bei  seinen  Naehwcisungen  glanbte  aber   MwTfljf 
sicli  nicht   auf  die  heiligen  Seliriften  beschränken  za 
dürfen,  sondern  hielt  für  nöthig,  das  Alterthuni  über- 
haupt darauf  ansehen  zu  müssen,  ob  sich  nicht  Spuren 
vom  Inhalte   des  ursprünglichen  Buches  Ilenoch«  hier 
und  da  auch  wohl  der  spätem  2utliaten,  darin  entde- 
cken liessen^  insofern  diesö  dann  „als  äussere  Zeugnisse 
von  einem  frühem   Ursprünge   dieser  Bücher"    gelten 
könnten  *).    Er  rechnet  dahin  die  Schriften  des  Hernes 
Trtsniegistos,  die  Üeberliefcrungen  über   Zoroaster  md 
die  sibyUinischen  Bacher^  fühlte  zwar  selbst  das  Unzu- 
längliche so  mancher  Combination,  beruhigt  sich  aber 
darüber  gar  leicht ,  in  der  Ueberzcugung ,  dass  diess  in 
der  Natur  des  Gegenstandes  seinen    Gmnd  habe**). 
Genauere  Citate  aus  den  Büchern  Henoch's  unter  ib- 
rem  gegenwärtigen  Namen  durften,  wie  er  glaubt,  eben 
desswegen  in  jenen  Ueberresten  sehr  alter  Zeiten  nicht 
erwartet  werden;  indess  schreibt  er  letztem  eine  soi- 


*)  Introd«  disMrt  p*  105. 

**)  a.  a.  O.  p.  104.  Migt  er  nämlich:  „Wenn  eiuige  der  in 
nächsten  Kapitel  (wo  eben  die  Vei^elchungen  mit  den  Afoi- 
seningen  in  den  Schriften  des  Hermes  u.  s.  w.  vorkosuMs) 
enthalteneu  SteUen  nur  eine  schwache  Beziehuni;  auf  ifie  rt 
entscheidende  FVa^e  zu'hab^  scheinen^  oder  die  aus  m^ 
einzigen  Quelle  zu  sammelnden  Zeugnisse  nur  unbcitiBCt 
und  ungenügend  erscheinen,  so  möge  mau  sich  erüuiefiij  4im 
aus  so  spärlichen  und  so  sehr  InterpoCrten  BfateriaBen,  wie 
alle  diese  alten  Bruchstücke  sindj  die  Haupdeltnag,  anfml- 
che  wir  hoffen  können,  von  dem  ZusanmlenlrdfcBi  dnts,  ob- 
schon  geringen,  Zeugnisses  gewonnen  werden  masse^  so  4mi 
Meinungen^  ans  verschiedenen  Quellen  abgelekeC^  In  Bemdii 
Ihrer  Ueberelnsdmmung  gültig  seyn  mögen,  «Asdioa  wir,j^ 
des  einsein  genommen,  demselben  nur  wc&lg  WUiüi^cil  W- 
legen  möcfate&i** 


Entetehmig  d.  Hau  B^Hen.  a«  e.  alten  proph.  Werke.  049 

che  Gestalt  und  Beschaffenheit  Ssu,  ^^dass  sie  uns  be- 
ffthigtcn,  verschiedene  alte  Fragmente  mit  einigen  Stücken 
dieser  Bucher  (Henoch*s),  welche  nun  in  unserem  Besitze 
sind,  zu  identificiren^' *).  Allgemeiu  bekannt  ist  der 
Zustand  der  Schriften,  welche  nach  Mun*ay  einen  Be- 
weis dafür  ablegen  ^  dass  schon  in  alter  Zeit  eine  sol- 
che Offenbarung,  wie  sich  in  dem  von  ihm  angeblich 
^viederhergestellten  Buche  finde,  vorhanden  gewesen 
sey.  Eis  wäre  daher  unnütz,  mich  darüber  weiter  aus- 
zulassen, dass  solche  Werke,  wie  die  selu:  spät  ent- 
standenen hermetischen  9  unmöglich  ein  Zeugniss  liir 
das  abgeben  können^  was  Murray  durch  sie  beweisen 
will.  Dann  aber  muss  hier  das  wiederholt  werden, 
was  schon  rücksichtlich  der  biblischen  Parallelen  gel- 
tend gemacht  wurde,  dass  nämlich  die  Wiederkehr  ge- 
wisser Vorstellungen  m  Schriften  verwandten  Inhaltes 
(wie  im  B.  Henoch  und  in  d^n  Sibyllinen)  ganz  und  gar 
nicht  auffallen  dürfe ,  mid  keinesweges  immer  auf  Ber* 
nutzung  der  einen,  in  der  andern  schliessen  lasse. 

Hermes  ist  nach  Muiyay  einerlei  Person  mit  He- 
noch **) ,  und  melirere  Titel  der  hermetischen  Schrif- 
ten werden  daher  auf  Abschnitte  im  B.  Henoch,  deren 
Inhalt  ihnen  etwa  entsprach,  ohne  alle  Scheu  bezo- 
gen ***).  Ausserdem  werden  mehrere  Stellen  der  ci^ 
Stern  angegeben,  welche  Henoch's  Aeusserungen  ver- 
wandt, und  auf  diese  als  ihre  Quelle  zurückgef&hrt 
werden  sollen.  Kann  ich  gleich  aus  schon  angedeiftet^o 
Gründen  iiieseMeuiung  durchaus  nicht  theilen,  so  möchte 
es  doch  nützlich  seyn ,  diese  Zusammenstellungen  hier 


*)  Introd.  difttert  p.  10&. 
••)  a.  a.  O.  p*  109  ff. 
•♦'•)  Ä.  •.  O.  p.  117  £ 


950 


Zweitor    Excnrs. 


aufzunehmen^  tlieils  weil  sie  erst  Min^t'nys  leichtglan- 
bi:;c  Kritik    in   ihrer    ganzen    Schwüclic   hervortreten 
lassen,  tlicils  aber  auch  als  exegetisdie  Parallelen  zum 
Uenoch  bei  Diesem  oder  Jenem  einiges  Interesse  finden 
i!vcrden.     Worin  übrigens  das  Ucbcreinstimmcnde  be- 
stehen soll ,   das  habe  ich   der  schnellem   UebcnHiclU 
wegen  meist  durch  gespeirle  Schrift  ausgezeichnet.  )& 
Hei:.  1)1  — 2.  wird  die  Nachricht  über    Hermes  veri;t 
chen  *):  j^Tovto  ö'  fjv  S  navrdav  vovs  ^Ep^ijs ^  ds  xai 
elde    ra    öv^navra^   Ka\    IScjv    x,arsv6i}6u 
7ta\  Katavoi)6 aSs  löxvöi  6i]\cb6ai  xat  Sil- 
iau     Ka\    ydrp    &    ivStföey   ixdpaSs ,    xal    ^^ypa'ÄrJ 
^  Mxpvips   rä    nXztöra  öiyr}6aS   dötpaXojs    nal  Xa?.jjöa; 
tva  ^V^V   tavra^   nds  alojv  6  /^tsr aysriörv 
pos  xSöpov»**    Eben  dahin  bezieht  iMurrui/  eine  von 
PiUrltius  **)  atLS  dem  Upbs  Koyos  ausgezogene  Aeusse- 
rung:  „J7poVe;te,  riuvoy^pBl   KpvnrffS  yäp  iKaxoi- 
€tS  ^ECDpia^t    TJf   S  per  npondroop  Kapi)€pi)i  lxvxi^% 
inaxovöaS  napa*Eppov  toxi  navxöbv  Mpyoiyy  vsc 
pvi] patoy pdq)ov^'     Eine  andere  von  Ikiiritins***) 
aus  demselben  Buclic  entlehnte  Stelle :    Ouroi  ra  xpv 
nrot,   (pr]ö\y  ^ Eppf/s:  9   tcbv  ipcbv  intyvdböoj^ai  ypan- 
pdrcov  TrdytGDVf  xa\  Sianpirovöt'  xal  riva  pir  avxoi 
xati6XG0(fty t   &  6h  xal    ftphi  ^^  s pys ölay  Syt}- 
t&y  (p^dyetf  örr/Xalf   xal  dßeXia H6t%  x^' 


*)  ^'gl.  a.  a.  O.  p.  124  ff.  Nadi  Mutray  stammt  »le  ans  drr 
liermetisrhen  Schrift:  Kai^og  (so  emendirt  er  nAalidi  Ki^ 
bei  Chmens  Afexandr,  in  den  Slromat.  L.  IV,  p.  033.  o4<r 
r.  IV.  I».  757.)  xoefiov,  Sic  »tcLt  iiinter  Franc.  Ihifiitii  No*.^ 
lie  UnivcrMs  jihilogopliiu  (Venct.  1593.  fol.)  in  den  Schrif- 
ten des  llcrnies  Trisiiiei;.  f.  28.  a. 

**)  a.  a.  O.  in  der  Ablutudliins;  über  Hermes  Triuneg.  foL  \X 

***)  a.  a.  O.  fol.  2.  b.  und  In  Hermes  Scbriflen  a.a*0.  foLSik^ 


Bntstehtiiig  d.  &th.  B.  Hen.  a«  e.  alten  propL  Werii^e.  951 

pdBovöiy**  wird  mit  Hen*  104^  8.  9.  verglichen^  und 
sogar  eiue  solche  Aehnlichkeit  beidei'  Aeusserungen 
behauptet  9    ^,dass  sie  aus  derselben  Quelle  hervorge- 
gangen seyn  müssten^'*).    Eine  dritta  Stelle  derselben 
Schrift  UpSt  XöyoSf  welche  so  lautet '^):    ,/X3  iepal 
ßißXot  r&y  d<p^dpt&iy ,   a?  *  tBtsöxotte  ßiov  x^^P^^ 
rrjf  dtpäapöia^  q>appiäH(p  xop^ictS  iitiKpctrAi  döotneU 
navxbs  al&vos   xai  äg)^aptot   Siaß^eivatte,    xP^ov^» 
däedprirot ,   dvepBivrjrot  ytröß^syan**   soll,  nach  üficr- 
ray  ***)  ,^mit  dem  Gegenstande   des  ^testen  Theiks 
von   Henoch  übereinstimmen^^'  und  beides    wiederum 
mit  der  Nachricht  fiber  Isis  und  Osiris:  ^^Oitot  "'ti. 
q)Böptßzoy  roby  ÖODfidroav  iTttyy&ytts^  th  iv  &7Ca6i  ti' 
Xetoy  rcay  kpog)iirooy  itBxydöavto^^  ****)  übereinkom* 
men  f );    Dasselbe  Resultat  soll  aus  einer  Vergleichung 
von  Hen.  61^  13.  mit  der  Aeusserung   b|ei  Hermes: 
„7/v  yäp  6k6xo^  änttpov  iy  dßfi66(pt   Hai  HSoop^ 
Hai  nyBvpia  Kenthy^  yoBphyf  Svydßiet  Syra 
iy  x^^^^'  ü)  hervorgehen.    Auch  die  Erklärung  de» 
Hermes  fff) :   ,/i4yrfreiAov  ifSf/  .öeavrhy  ;tP9iuaW^ovrk 
r^  HÖöjjKp^  xal   rov  ßiov  rb    Sypioy  ^{ftf^ov 


*)  Introd.  dissert.  p.  129. 

**)  Patriiius  a«  a.  O.  foK  2.  b.  und  In  Hermes  Schriften  sellMt 
a.  a.  O.  l'ol.  28.  a. 

••*)  Introd.  dissert.   p.  131—2. 

•••«^  Wo  sie  sicli  findet,  weiset  Murray  nicht  aach^  wie  er 
sicli  denn  überhaupt  auf  solche  genaue  Citäte»  als  ich  über 
die  hier  abgehandelten  Gegenstände  beigefSgt  habe,  nicht  dn- 
lässt.  Es  «iteht  aller  die  hier  gemeinte  Aeusserung  in  Uermet 
Schrift:  Minerv»  tmmdi  a.  a.  O.   fol.  52.  b. 

t)  Introd.  dissert.    p.  133. 

tt)  Sie  befindet  sich  im  Ipyos  ^0^9;  s.  Hermes  Schriften  a.  a. 
O.  fol.  8.  b.         ' 

ttt)  Im  Tractat  BCnenra  mimdi  a.  a.  0.*fol.  82.  n, 

61 


I 


952  Zweiter    Exeors. 

Xpri^l^ohs.  nXiipoixfoy  xaX&r  iXniStoy  nif- 
ta.  00 ßBiöSooÖav  äv^ßoanoi  rffv  änh  6iov 
ixStKiaVy  xa\  ovSelC  dßAaptf}  (ftt. —  Fif  nap- 
ffy  TtBpiXvTtoS  iS^s^'f  mit  welcher  ein  zoroaste- 
risches  Fragment*):  ,9*Avto{f^  re  x^^jy  Karo6vpttai 
$h  rixya  jiixpif^^  übereinkomme,  wird  dafür  aQsgeg^ 
ben,  dass  sie  denselben  Gegenstand  betreffe,  welcher 
in  den  ältesten  Tlieilen  Henoch's  ( Kp.  10^  25  ff.  wiid 
vorzüglich  verglichen)  behandelt  ist  **)*  Endlich  wird 
auch  die  nach  Mun*ay*s  Ansicht  in  keinem  rechten 
Zusammenhange  stehende  und  verdorbene  Stelle  in  He^ 
mes  Schriften  ***) :  ^^xai  dyaXväifyat  ei^  8  iörat  fiS' 
ydXa  dnoixyfjpoye{fj4ara  tBXVovpytffxdtcoy  in\  rijs 
yijs  xaraXtndyrss  iy  dyaytdHiu  xP^^ov  dßia6pG:»6rf' 
Kai  ftdöav  Y^yB^iy  ifxifvxov  Öapxif  xal  xaptpCs 
önopdi  xai  ndörjs:  tBxyovpyias  r&  iXarroAfitya  dta- 
veooBijöBtat  dydyxp^*  benutzt  ^  um  daraus  auf  emvei' 
handenes>  aber  nur  lange  Zeit  in  Verborgenheit  ge- 
bliebenes Werk  (das  alte  Buch  Henoch)  einen  Sdibss 
zu  machen  ****).  Eine  Spur  von  einem  andern  Sdirift- 
werke,  aus  welchem  beide ^  die  Bücher  des  Henaes 
und  Henoeh,  hätten  schöpfen  können^  sey  nicht  da,  es 
müsse  daher  letzteres  selbst  als  die  Quelle  angesda 
werden  "f*).  Weil  aber  auf  solche  Weise  sogar  den 
Stücken  des  B.  Henoch  ^  welche  Murray  keineswegei 


*)  In  der  ZaMmmenfttellang  der  Fragmente  Zbroaster'B,  wdcht 
Patritius  hinter  seiner  Nova  de  imiv.  philotopUi  ücfcftf 
p.  11.  a. 

**)  Introd.  dissert.  p.  134  ff. 

••♦)  Bei  Patritius  a.  «.  O.  foL  9.  «. 

*♦••)  Introd.  dlssert.  p.  1S7  iL 

t)  n.  a.  O.  p.  158—9. 


•*;■ 


Entstehung  d.  iÜu  B.  Heu.  a.  e.  alten  proph.  Werke.    953 

als  die  ältesten  betrachtet  ^  ein  hohes  Alter  beigelegt 
zu  werden  scheint,  so  will  der  Kritiker  für  sie  keine 
andere  Autorität  in  Anspruch  nehinen ,  als  die ,  welche 
einer  Urkunde  zukommt,  worin  die  derselben  gleichzeiti-  , 
gen  Meinungen  entlmlten  sind-  Er  lässt  sich  also  gar 
nicht  darauf  ein,  die  Zeit  ihrer  Entstehung  oder  die 
Art  und  Weise  zu  bestimmen,  vermöge  deren  sie  mit 
dem  nach  seiner  Voraussetzung  ursprunglichen  TheUe 
venn?n^  Ymrdep  *J. 

Da  Hyde^  wie  er  erzählt**),  eine  angeblich  voa 
Zoroaster  selbst  yerfasste  Schrift  besessen  habe ,  wel- 
che de  rdms  iniquUsinüs  iemporibujf  mundi  gestis  han- 
delte, und  da  aus  .dem  Oupnekhat  erhelle^  dass  Zo- 
roaster's  Worte  auf  einen  Tag  des  Gerichts  bezogen 
worden,  ^  vermutliet  JHurray  in  den  FragmeDten^ 
welche  map  ^em  persischen  Religionslehrer  zugeschrie- 
ben hat,  dergleichen  Andeutungen,  So  in  der  Stelle 
des  Plutafch  ***) ;  f^'^Ene^tfi  Sh  xp^yos  eip^ap/iivo^ ,  iy 
(ß  rby  'AfiBijxdvtar  ilo?/<iv  indyovta  xai  \i^6y  üJiri 
toiXGoy  (lydyxtj  q>^apfjya%  naytänaöi  nai  dq^aytö^'q* 
yatf  t;/^  öh  yfjs  irtiniöov  Hä\  SfiaXrf^  yeyoptiyrj^f  Sya 
ßioy  Ka\  ßilay  itpXtreiocy  dy^pAnwy  fia^apicoy  xai 
Spioy\Gj6(foay  dndvtGi>y  yeyfyf^av**^  Weil  femer  in  deft 
von  Opsopoeus  herausgegebenen  Oracula  magica  (Par. 
1607.)  das  Gericht  und  die  Zerstöhing  durch  Feuer 
erwähnt  werden,  und  diess  jaicht  aus  der  heil.  Schrift 
geschöpft  seyn  könne,  so  müsse  es  eine  ausserhalb 


•)  a,  a.  O.   p.  139. 

*')  Hist.  religionift  veterum  PeFBarum  p^  B28* 

»»•)  De  Iside  et  Osiride  In  Opp.  moral.  VoL  VIL  ed.  RMte 
p.  458*- 9. 

61* 


954  Zweiter    Exeuri. 

derselben  befindliche  Weissagung  gegeben  haben*). 
Die  von  Patritius  **)  gesammelten  einzebnen  Aossprü- 
che  Zoroaster's: 

jjNov  yäp  Novs  iörlv  6  xSöjiov  r^xylttis  ^tvpiov- 

^ExteivaH  nipivoy  rovr,  Mpyo^  h^  e^döefilti^ 

fievörhy  xal  öäpia  öa&ötis* 

OötB  yäp  oipAvios  xvptbs  tStt  g>aiyBtat  Syxoft 

dötipe^  ofi  Xd/iTtovöt  *  t6  /ii^vi/r  q>G9^  xixäXuTtat 

X^^  oix  ^(ftijxe'  ßXiftBrai  tt  ndyta  xspovrois- 

'Hvixa  ßXii>ji^  fAopg}f}s  ärsp  evUpoy  fcvp 

'Kapn6)ityov  öxvpttfSbr  8Xov  xarii  ßcräia  xSö/iov 

xXv^t  nvpbf  qfoov^v. 

ndvtoSsY  äxkdötcp  in)x$  nvphi  ^via  XBlroy.^'' 

will  Mvrrdy  ***)  durchaus  nicht  metaphorisch  Yerstan- 
den  wissen;  wOrtlich  genommen  aber  deuten  sie  nad 
seiner  Meinung  auf  den  Untergang  durch  Feuer ,  wel- 
chen man  nur(?)  aus  dem  B.  Henoch  habe  wissa 
kSnnen.  Die  Buchstäblichkeit  jener  Stellen  zu  erb&^ 
ten,  wird  endlich  noch  dieses  von  Synesius  i°^^)  eriial* 
tene  Fragment,  als  worin  die  Andeutung  einer  künf- 
tigen Vergeltung  liege,  angezogen: 

tyMfjöh  xatosf  rsiiöjiff  tk  thv  ßisXavavyia  xSöfLOt, 
^ßvShffaUl  ämötof  ittiötp^tai  re  xal  UtSti> 
dßiqfixYBqf^ff,  ßvH6QO¥9  elSooXox^pflf^ 9  ctrSritoS*'* 

nnd  damit  Hen.  61, 14»  verglichen  i  obschon  die  Aehn- 
Bchkeit  sehr  gering  ist  f  )• 

*)  Introd.  dissert.  p.  147  —  8. 

•*J  Ifinter  seiner  Schrift  Nova  de  univers*  philosophb  foL  7.  k 
10.  b.   II.  A.b. 

***)  Introd.  dissert  p.  148  ff. 

••»*)  Opp.  ed.  Di.  Petavii  p.  I4a  Tgl.  Notae  in  Ont.  M^ 
Opsopoei  p.  136. 

t)  Vgl.  Introd.  dissert.  p.  150  —  1. 


Eotstehiing  d.  äth.  B.  Hen.  a.  e.  alten  proplu  W^ke«  055 

Bei  den  sibyllinischen  Büchern  gibt  Murray  Inter- 
polation durch  christliche  Hand  zu^  meint  sie  aber  des- 
sen ungeachtet  ab  Beweismittel  fiir  die  frfihzeitige 
Existenz  des  ältesten  TheUes  im  B«  Henoch^  benatzen  . 
zu  diirfen  *)^  unter  Berufung  auf  einige  Angaben  der 
älteren  Zeit  **)  und  auf  die  enge  Verbindung,  in  wel- 
cher die  Sibylle  mit  Hermes  erscheiiie  ***)•  Die  älte- 
sten Abschnitte  Henoch's  ,4i^erten  die  Materialien  zu 
der  zweiten  (sibyllinischen)  Sammlung  der  Legaten,' 
welche  ui  den  Orient  gesandt  wurden ,  um  die  verlor- 
nen Verse  zu  mtdecken  ****).«  Die  von  Mvrray  am 
den  SibyUinen  ausgewählten  Parallelen  beschränken 
sich  aber  keinesweges  auf  das  sogenannte  alte  Buch.  • 
Sogleich  die  erste  SteUe  f  )^  welche  schon  von  mir  in 
den  Anmerkungen  S.  130.  mitgetheilt  ist,  und  die  der- 
selben unmittelbar  vorhergehenden  Verse: 

jyAiticp  inA  rovrots  {in%6i5ato  SM&cepoif  cti^tS 
TS)V  HaxaKtup^ivXQsyv  tt  StHaiotdtooy  dv^pdoitoffv 
"AXKo  yiyoi  nvSiy  TtoXvnoiHtXov  9  oh  ißit/iifXei 
"Epy'  ipctrit  6itovSai  tt  xäkai  yux\  {ftc^ipoxos  alSooc 
Ka\  nvKwfi  Coq^itif  tixyas  S\  ß\y  i^iföxifioty 
Havtoiai  aijpövteff  iitixoviats  iTttvoiaii. 
Kai  tts  fikv  yaiffy  dpdtpots  iSivpB  yicapysiVt 
"AXXo^  TBHtaiyityf  äKk<p  6h  nXi$ty  lieiiihjtOt 
"dXXtp  t^  dötpoyopLBiy  nal  öyatponoXetr 
tä  nBtetyä 


•}  a.  a.  O.  p.  151  f. 

**)  Nftmlich  adf  Just  Martyr  Apologia  L  c  SOl  p.  55.  ed.  S. 

Maurt  DUmyM.  Halic.  Antiq.  L.ir.  p.9$(K  cd.  F.  Stfihwrfß. 
•••)  Introd.  dissert  p.  153. 
••••)  a.  a.  O.   p.  ie6* 
t)  SibyUln.  Oractda  ed.  OpiopoH  p.  167.»  ed.  fierv.  GMüH 

p.  8€  C 


956 


Zweiter    Excurs. 


''AXXot  6*  äXXa    inaöta  fASjtffXdta  t^xro- 

liefern  den  Be>veis  daf&r;  denn  mit   ihnen  verdacht 
Murray  Hen.  8, 1—8.  10,  6—9.  13.,  obschon  letztere 
nach  seiner  Annahme  dem  Buche  der    Wächter  od'^ 
hören.    Da  fibrigens  die  Aeassemngen  beider  Schriften 
nicht  zusammen  stimmen,  so  schreibt  er  ihnen     eine 
gemeinschaftliche  Quelle  ^<  zu,    ^och  sollen    zu  Weich 
„mehrere  innere  Anzeichen^^  vorhanden  seyn,  ,, welche 
xeigen ,  d&ss  Henoch  das  Original  sey  <%    namentlich 
könne  man  „den  Namen  Wächter  keiner  andern  Quelle 
zuschreiben"*).    Im  2ten  Buche  der  SibylUnen  ♦*)  soll 
nch  eine  Nachahmung  Henoch's  finden  "^^^^y  weil  in  da 
Versen; 

9*Hvlxcc  ^däavdtov  Seov  äq^Sttot  dyyEXtijpii, 
'Hxaß  ipQp,%ifX,  Of^ptf/X,  SartifX^  "AZa^Xxh 
Aitoi  imöfd^Bvot  8öd  %^i  naxit  repöffStey  ipeSn 
'AyS^pdfftoov**  K.  r.  A, 

dieselben  Namen,  vrie  Hen.  7,  9,  8,  1  ff,  9,  1,  (wieder 
lauter  Abschnitte  des  angeblicl^en  Buches  der  Wäckier) 
Torkommen,  Da  aber  die  Sibyllinen  ,,  ohne  Uote^ 
schied  von  den  Namen  der  guten  und  bösen  Engel,  wel- 
che im  Henoch  erw&hnt  sind^  genommen  zu  habcn'^ 
schienen  (z.  B.  Azael  als  Name  eines  guten  Eogds)i 
da  femer  ^,in  der  griechischen  Version  dieser  Fras- 
mente  Henoch's,  worin  diese  Stelle  enthalten  ist,  eine 
AufzShhuig  der  Eigenschaften  Gottes»  an  Madit  ood 


*)  Introd.  disscrt.  p.  169  —  70. 

«*)  ed.  Opaopoei  p.  SOS.  ed.  GaUaei  p.  V^ 

«**)  Introd.  diuert.  p.  172  ff. 


)Biit9tchiing  d.  äth.  B.  HeiL  a«  e.  alten  proph.  Werke.   957 

Gerechtigkeit,  unmittelbar  nachfolgt,  und  diess  auch  in 
dem  Sibyllinischen  Buche  geschieht,  während  in  der 
Uebersetzüng  Henoch's  ans  dem  Aethiopischen  eine 
andere  kurze  Stelle  dazwischen  tritt*S  so  ist  es  nach 
Muiray  wahrscheinlich,  ^,da8S  diese  Zeilen  aus  der 
griechischen  Uebersetzüng  fienöch's  genommen  wor- 
den.^^  Nun  gut ;  folgt  aber  daraus  das  hohe  Alter  des 
B.  Henoch,  welches  bewiesen  werden  sollte  ?  Aus  dem« 
selben  2ten  Buche  der  SibylUnen  wird  femer 

„Kai  t&f  iy  ^BXiiyB6öty  dndoXe^B  HVfAa  9a- 

*H^  SftSdaS  SffpBff  Kai  ipttetit  Ha\  itBtBtiyii 
GoiytjöaytOt  SXaS  taiftas  int  ßrfßia  KaXiööet^'*) 

mit  Hen.  60,  f.  ( einer  Stelle  des  alten  Buches )  verg- 
ehen, und  behauptet,  die  in  beiden  gewählte  Verbin- 
dung der  Gegenstände  ^^  könne  nicht  zufällig  seyn^% 
als  wenn  sie  nicht  vielmehr  eine  ganz  natCirliche  wäre. 
Ebenfalls  noch  im  2ten  Buche  der  Sibylliuen^  aber 
•  ziemlich  am  Ende  desselben  *^)  stehen  die  zu  einer 
Schilderung  des  Glückes  der  Rechtschaffenen  gehörigen 
und  von  Muiray  mit  Hen.  56,  3  —  6,  (wieder  einer  Stelle 
des  sogenannten  alten  Buches)  verglichenen  Verse : 

„K*  o^H  It   ipBl  tti  8XgdC,  yhS  ^AScv,  oiiSh 

/iiy  aöptoy, 
OifK  ix^^^  yiyoyeyt  oöx  fißiata  TtoWet  ßiepiß^yäy. 

Oi  Siöty*    dyrökitiy,    ftotifjöBi    yicp    ßiaxphy 
fl^ap. 


«)  Sibyllln.  orac.  ed.  Gatlaei  p.  276. 

«*}  ed.  Opsopoei  p.  212.  ed.  Gaiiaei  p.  291. 


958  Zweiter    Eecuts. 

Toi^  Kai   6    navtoxpAtwp  äedf  äg>ättoi 

äXXo  7raf>iSet9 
EiiösßiötVt  6n6xav  ä^ffv  äip^itoy  alnftfoytai-*^ 

Er  will  „in  diesem  Falle  keine  unzweifelliafie  Citation^' 
annehmen ,  meint  aber  doch ,  es  sey  ^^schwer  zu  glau- 
h&kj  dass  die  eine  dieser  Stellen  nicht  aaa  der  andern 
nachgeahmt  seyn<^  sollte,  besonders  da  beide  .^dic  Hei- 
Ugen  und  Ausenvählten  beträfen^^  *).  Der  Jm  3ten  Ba- 
che der  Sibyllinen  **)  vorkommende  Ausspruch : 

noöötetpaf 
'^Ötat  Ipti^os  &na6a  öiäev,  nai  Sratißjurra  ötjnov^ 
*AX\&  ßihv  ei^  dyaäoto  T^Aor,  Kai  666a  )ii' 

yiött) , 
'A^  inixpave  äeös  öot  xal  ßpotSff.** 

welchen  Mun^ay  mit  Test  Levi  cp.  16.  ***)  zusammen- 
stellt ,  soll  aus  dem  Buche  der  Geschichte  Kp.  88,  93 
-^89,  43.  stammen,  jedoch  so,  d^ss  die  Sibylliuen  nicht 
unmittelbar  aus  Heuoch ,  sondern  aus  dem  Testamente 
der  12  Patriarchen  schöpften  ****)*  Aber  das  fast  un- 
mittelbar nach  diesen  Worten  Folgende: 

sjKat  röte  6^  Srtis  aöparöäey  nijitp€t  fiaöik^a^ 
Kptrei  6'  ärSpa   Sxatftoy  iv    atjjLait  xai 

nvpbs  aiyy. 
iBött  6i  tis  q)v\if  ßatfikifto^f  ffff  yiroc  t6tai 
^'AntätötoVf  xal  toöto  jtpdvoi^  jreptreXko/uyoiät 
"ApSet    xal     xaivbv    ötfxöv    Beoö     dpiix 

ky^ipaiv.^^ 

*)  Introd.  difsert.  p.  176. 

**)  ed.  Opsopoet  p.  259.  ed.  Gaiiaei  p.  586L 

***)  Vd.  im  isteo  £xcuni  S.  91$.    FakrieU   Cod.  pnodqi^ 

V.  T.  p.  581.  und  Grabe  ApicUeg.  patnmi  See.  I.  p.  169. 
•w»)  lotrod.  dissert  p.  177  —  8. 


Ent0tdimig  d.  StL  B.  Hen.  a.  e.  alten  proph.  Werke.  959 

sieht  Murray  allerdings  so  an,  dass  es  ans  JleiioclCs 
Weissagung  (Kp»  92, 13 — 14»)  genommeii  sey^  mit  Ans- 
nahme  der  ersten  Zeüe*  Aach  hier  stützt  er  sich 
bauptsächUch  auf  die  gleiche  Reihenfelge  der  Gegen^ 
6t$iide  (Bestrafong  der  Bösen,  Ehrrschaft  der  Gereoh- 
ten  und  Baa  des  Baases  Gottes).  Die  berfihmten  Verse 
fiber  die  ZerstOning  Ton  Samos  imd  Rom  im  3ten  und 
Sten  Boche  der  Sibyllman:  . 

KaVPAfiij  fifißtif.  Tic  8h  9i6q>ata  nirta  r^Ariroi««*). 

glaabt  Murrajf  hervorgegangen  aus  der  Schilderung 
des  in  den  letzten  Zeiten  kommenden  aUgemeinen  Un- 
terganges, wie  sie  Henoch  ^bt,  und  findet  es  sehr 
wahrscheinlich  9  dass"  gerade  dieser  das  Vorbild<  sol» 
eher  Stellen  sey,  weä  Schi^stellem  ohne  K^ymtnisa 
der  Bibel  keine  andere  Quelle  zogSnglich  gewesen  sey"^). 
Eben  daher  leitet  er  die  Beschrdbung  de&  ^^zlea  Weh» 
alters  im  Anfange  des  Sten  und  Sten  Buches  der  Sibyl- 
Unen  ***) ;  vorzQgliph  aber  will  er  die  Verse  ♦**♦) 

,,V/AA^  töx*  ö&gayitf  Stotr  ^  X^P^^  itJLßa6tXe66^9 
Kai  ondtav  nals  n6B\  iep6ff  Sökoq^cov  indtvtoov^ 
'E5o\i(S^,  SeößQie  6Xo6<ppoifa  ßöö^or  dyoiycoy, 

mit  Hen.  69,  39 — 41.  varglichen  wissen  f),  Da  auch 
im  4ten  Buche  ff)  eine  ilmliche  Aeusserung  angetroffen 


^)  Sibyllin.  orac.  ed.  Gallael  p.  405—^8.  und  717.    cd«  OpiO' 

poH  p.  £44. 
••)  Inirpd.  dii^rt.  p.  179—82. 
*^*)  cd.  OpsopoH  p.  220  uqd  379.    ^  Galttui  jf.  527  IE.  mid 

p.  675  ff, 
**«*)  Sibyirtn.  orac  ed.  GaHael  p.  790. 
t)  Introd.  dissert.  p.  182  flu 
tt)  SibylK  orac.  ed.  Opjopo«!  p.  299.    ed.  GaHaei  p.  490  ff. 

62 


960  Zweiter    Excnrs. 

wird,  flo  liegt  fär  ilin  darin  ein  weiterer  Gnmdy  ein 
Muster  solcher  Schilderungen  vorauszusetzen,  was 
dann  im  sogenannten  alten  Bnche  Henoch's  zv  sncben 
sey^).  Endlich  hat  er  auf  die  Art  und  Weise,  wie 
die  Zeitalter  im  B.  Henoch  und  den  Sibyllinen  berech- 
net werden^  RQcksicht  genommen,  und  in  der  vermeint- 
lichen Uebereinstimmnng  beider  abermals  geschlossen, 
dass  die  Weissagmig  Hen.  92.  in  letztem  benntzt  wo^ 
den  sey  **}.  Dass  zwischen  der  Angabe  von  eilf 
Weltaltem  in  den  Sibyllinen  ***) 

»MväpobnotC  8öa  vüv  te  xal  6nit66a  ylvtrat  avStf, 
*Ek  npobtij^  ysve^e  ^xpts  irdexdttjc  d^ini^au 
'ArpeHiaaff  xataXi^at^^ 

und  Hen.  92,  16.  Verschiedenheit  Statt  finde«  gesteht 
Murray  zwar  ein ,  glaubt  sie  aber  um  so  leichter  anr 
gleichen  zu  können ,  da  in  einer  andern  Stelle  der  Si- 
byllinen selbst  *♦**) 

t/AXMt  tä  ixkv  öixdtji  ytv^y   /idXa  nana  ff- 
Xtlrat " 

• 

die  VorsteUnng  von  zehn  Zeiträmnen  rorkomme-r). 
9^Die  vielen  Wochen^S  sagt  er^  ,^we!che  nachher  seyn 
werden  (vgl.  Hen.  92,  17. )j  können  ohne  ii^end  ane 
üngereiintheit  als  das  eilfie  ZeUdtter  angesprochen 
werden^^  ff).  Aber  diese  tielen  Wochen  oder  Zeit- 
räume werden  von  den  zehn  Wochen  der  Weltdaner  bis 


*)  Introd.  cRssert  p.  1S4. 

••)  a.  a.  O.  p.  185  C 

**')  Sibyllin.  orac.  ed.  Opsopoei  p.  237.    ed.  Gailad  p.  4SS- 

****)  ed.  Opsopoei  p.  228.    ed.  Gatlaei  p.  491. 

t)  Vgl.  jedoch,  was  FaMdut  (Biblioth.  Graec  L.  I,  c.  50i '» 

T.  I.  p.  246.  ed.  Harleu)  Qber  letztere  Scdle  ▼ermihec 
tt)  Introd.  dinert.  p.  190.  ' 


Entstehung  d.  äth.  B*  Hen.  a.  e.  alten  proph,  Werke.    961 

zum  Gericht  sichtlich  unterschieden,  und  sind  eben 
nicht  eine  Woche  (die  Ute),  sondern  umfassen  eine 
Zeit),  deren  Ende  der  Verf.  sich  gar  nicht  denken 
kann. 

Während  das  sogenannte  alte  Buch  und  die  Weis- 
sagung Henoch's  Ep.  92.  nach  Murray's  Meinung 
den  ältesten  Bestandtheil  im  Buche  ausmachen,  er- 
scheint ihm  das  Bmch  der  Geschidäe ,  obschon  er  die 
darin  enthaltenen  Au^ielungen  mit  Lawrence  (vgl.  Einl.. 
S.  6ü  fr.)  bis  auf  Herodes  Zeitalter  herabfuhrt ,  als  der 
neueste  y  weil  ,,es  der  einzige  Theil  sey^  worin  keine 
zufällige  oder  absichtliche  Interpolationen  zu  seyn  schie- 
nen'^*). Ueber  das  Zeitalter  der  übrigen  Bücher  hat  er 
keine  Vermuthung  ausgesprochen.  Weil  aber  Kp.  20. 
die  Namen  der  Engel  anders  geordnet  sind,  als  Kp\  40, 
8.  9.,  und  die  Angabep  über  sie  etwas  verschieden  lau- 
ten **) ,  so  betrachtet  er  diese  Stellen  nicht  nur  als 


*)   Introd.  dissert  p.  03. 

*•)  a.  a.  O.  p.  93.  „So  wird  dem  Michael  von  eiuem  Schrift- 
steller eine  Oberherrschaft  zugeschrieben,  während  er  in  der 
von  dem  andern  gegebenen  Reihenfolge  als  vierter  vorkommt. 
So  Ist  das  in  der  einen  Stelle  dem  Phanuel  zugeschriebene 
Amt  in  dem  andern  dem  Sarakid  gegeben,  während  der 
Name  Phanuels  gar  nicht  erwähnt  wird.  Wiederum  werden 
verschiedeneAemter  dem  Raphael  zugeschrieben,  und  in  der  zwei- 
ten Liste  ist  sein  Attribut  dasselbe  mit  demjenigen  ^  welches 
demRagael  zugeeignet  wird.*'  Vgl.  mit  diesen  Ansichten' meine 
Anmerk.  zn  Kp.  40»  8.  9.  Ob  die  Ordnung ,  in  welcher  die 
Engel  Kp.  20.  aufgezählt  werden,  geradt  den  Rang  dersel- 
ben bestimmen  solle,  ist  zweifelhaft;  am  allerwenigsten  aber 
wird  Kp.  40,  8.  eine  Superioritiit  MichaePs  über  die  andern 
ausgf  spBochen.  Die  Verschiedenheit  beider  Stellen  In  Betreff 
der  den  Engeln  zugeschriebenen  Geschäfte  und  EpitheU  Ist 
auch  keinesweges  so  gross,  dass  sie  nicht  ein  undfderselbe 
Verfasser  zu  versclnedeaen  Zeiten  hätte  zulassen  können. 


963 


Sweite»    Ezonr^ 


Erzeugnis^  TorschiedeDer  SohriftsteUer^  sondern  >,da 
es  Auch  wahrscheinlich  sey,  dass   solche  Sdiililcmn- 
gen  wie  diese  den  Volksglauben  der  Zeit  und  Gegend, 
\vo  das  ^Verk  geschrieben  worden ,  ausdrucken  (,,  em- 
body")f  80  entstehe  ans  diesen  Verschiedenheiten  eine 
Pk^omtion ,  dass  wir  diese  awei  Stficke  als  von  ver- 
•chiedenem  Alter »   oder  wenn  von   demselben  Alter 
als   m   verschiedeneii    LMem   T^^&ast     betrachten 
nfissen  '<  *)t   ' 

»)  In  der  BHdoiig  dieser  Hums  der  Engel  ftadn  Übroy 
auBserdem  einen  Beweb  für  iBe  onprOngil^  liebrflische  Ab- 
faMung  dieser  Stacke,  und  „wenn  sie«',  sagt  er.  ,^ud«vaa 
den  alten  Kabballsten  den  Engeln  ertheUten  Namen  und  Aem- 
Cent  YergUchen  werden,  so  wird  erbdlen ,  daa«  sin  die  iheni 
sind"  (Introd.  dissert  p.  94.).  ,J>enn*%  heisst  es  etwas  w« 
terbln  (a.  ä.0.  p.«S.)*  »^  ksnn  kaum  sweifelhari  se>n,  davs 
die  Namen,  weicbe  Im  Henoch  gefunden  werden ,  da  iL  reh 
yur  hekräU^  rinA,  üp  ältesten  seYn  mOasen.** 


^