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Full text of "Das deutsche Soldatenstück des XVIII. Jahrhunderts seit Lessings Minna von Barnhelm"

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J-^ 


lidyM 


LITTERAßHISTORISCIIE 


FORSCHUNGEN. 


HERAUSGEGEBEN 

VON 

Dr.  JOSEF  SCHICK,  Dr.  M.  Frh.  v.  WALDBERG, 

UND 

o.  ö.  Professor  an  der  Universität  a.  o.   Professor   an   der   Universität 

München.  Heidelberg. 

X.  Heft 

KARL  HAYO   VON   STOCKMAYER 

DAS  DEUTSCHE  SOLDATENSTCCK  DES  ACHTZEHNTEN 

JAHRHUNDERTS 

SEIT  LESSINGS  MINNA  VON  BARNHELM 


WEIMAR 

VERLAG  VON  EMIL   FELBER 

1898 


S'3654-a 


DAS 


DEUTSCHE  S0LMTEN8TÜCK 
DES  XYIIL  JAHRHUNDERTS 

SEIT 
LESSINGS  MINNA  VON  BAßNHELM 


VON 


KARL  HAYO  VON  STOCKMAYER 


65^ 


\ 


WEIMAR 

YEELAG   YO^  EMIL   FELBER 
1898 


h 


Alle  Rechte   vorbehalten. 


Druck  von  Emil  Felber  in  Weimar, 


Hermann  Allmers 

in  Verehrung  und  Freundschaft 

zugeeignet. 


\JV 


I 


Vorwort. 


Vorliegende  Studie  ist  auf  Anregung  Herrn  Professors 
Max  Freiherrn  von  Waldberg  entstanden  und  schulde 
ich  demselben  wärmsten  Dank  für  das  Interesse,  mit  dem 
er  den  Fortgang  der  Arbeit  begleitet  und  gefördert  hat. 
Bei  der  Herbeischaffung  des  zu  berücksichtigenden  Materials 
bin  ich  aufs  bereitwilligste  unterstützt  worden  von  der 
Universitätsbibliothek  in  Heidelberg,  der  Grossh.  Hofbib- 
liothek in  Darmstadt  und  der  K.  Staatsbibliothek  in  Stutt- 
gart, ferner  von  den  Bibliotheken  der  Hoftheater  in  Stutt- 
gart und  Karlsruhe.  Mit  aufrichtiger  Dankbarkeit  gedenke 
ich  auch  des  Herrn  Geh.  Hofrats  Professor  Joseph 
Kürschner  in  Eisenach,  der  mir  in  uneigennütziger  Weise 
die  Schätze  seiner  Privatbibliothek  zur  Benützung  an  Ort 
und  Stelle  überliess. 

Das  bibliographische  Verzeichnis  im  Anhang  giebt  den 
Massstab  für  den  Umfang  der  der  Arbeit  zu  Grunde  liegen- 
den Einzelstudien.  Es  enthält  allerdings  weit  mehr  Stücke, 
als  in  der  Untersuchung  selbst  zur  Sprache  kommen  konnten, 
da  es  in  chronologischer  Ordnung  eine  möglichst  voll- 
ständige Aufzählung  der  zu  dem  behandelten  Thema  in 
Beziehung  stehenden  dramatischen  Litteratur  überhaupt 
geben  soll.  Die  Zusammenstellung  dieser  bibliographischen 
Uebersicht  erfolgte  nach  dreierlei  Gesichtspunkten ;  es  sind 
vertreten:    eigentliche   Soldatenstücke,    ländliche 


—     VIII     — 

DraiTK'ii  und  Dramen  aus  dem  bürgerlichen  Kreis. 
Bei  (l<  r  Sammlung  der  ersteren  habe  ich  die  denkbar 
grösste  Vollständigkeit  angestrebt  und  ohne  Unterschied 
alles  herangezogen^  was  den  Namen  eines  militärischen 
Dramas  rechtfertigte.  (Ist  mir  dies  mit  Vermeidung  allzu 
fühlbarer  Lücken  gelungen,  so  scheint  freilich  mein  ganzes 
Verdienst  nur  darin  zu  bestehen,  dass  ein  kleiner  Bruch- 
teil der  bei  Gödeke  verzeichneten  Bühnenlitteratur  von 
einem  bestimmten  Gesichtspunkt  aus  ausgewählt  und  zn 
einer  engeren  Gruppe  zusammengefasst  wurde.  Denn  mit 
wenigen  Ausnahmen  finden  sich  jene  Stücke  auch  in  Gödekes 
Grundriss  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung  2.  Aufl. 
Bd.  4  (1801)  und  Bd.  5  (1893).  Wie  niühsam  aber  die 
Jagd  nach  Antorennamen  ist,  wenn  man  es  häufig  mit  er- 
bärmlich gedruckten,  schlecht  erhaltenen  anonymen  Text- 
bü(;hern  oder  blossen  Titelangaben  der  Stücke  in  Theater- 
zeitschriften zu  thun  hat,  das  entzieht  sich  freilich  einer 
späteren  Beurteilung.) 

Die  satirischen  und  politischen  Lustspiele  eines  flulius 
von  Voss  sind  nur  des  Gegensatzes  wegen  angereiht  und 
weil  sie  zugleich  am  besten  den  Niedergang  der  einst 
herrschenden  litterarischen  Mode  bezeichnen.  Bei  den 
Stücken  im  Stil  des  „dankbaren  Sohnes"  von  J.  J.  Engel 
und  den  bürgerlichen  Dramen  konnte  ich  mich  nicht,  wie 
mitunter  bei  den  Soldatenstücken,  auf  blosse  Titelangaben 
verlassen.  Hier  musste  eine  eingehende  Lektüre  feststellen, 
inwieweit  darin  verwendete  militärische  Motive  und  Figuren 
zur  Berücksichtigung  und  zur  Aufnahme  in  dem  Verzeichnis 
berechtigten.  (Einige  wenige  Stücke,  die  mir  nicht  zu- 
gänglich gewesen  und  aus  deren  Titel  nicht  mit  Sicherheit 
auf  den  Inhalt  zn  schliessen  war,  sind  mit  Fragezeichen 
versehen.)  Der  Abschlusstermin  ist  hier  willkürlicher  als 
in  den  Soldatenstücken  festgesetzt.  Doch  ging  ich  im  all- 
gemeinen darauf  aus,    die  Weiter  Wirkungen  aus  den  sieb- 


—     IX 


I 
i 

I 


ziger  und  achtziger  Jahren  zu  verfolgen  und  Halt  zu 
machen  vor  einer  dramatischen  Periode,  wo  das  soldatische 
Charakterbild  verblasste  und  sich  loslöste  von  der  Wirkungs- 
sphäre, in  der  es  das  letzte  Drittel  des  18.  Jahrhunderts 
mit  Vorliebe  sah.  Immerhin  Hesse  sich  über  die  Not- 
wendigkeit der  Aufnahme  mancher  Stücke  aus  der  Iffland- 
Kotzebueperiode  streiten,  die  auf  direktem  AVege  nicht  mehr 
an  den  Namen  Lessings  oder  seiner  nächsten  Nachahmer 
angeknüpft  werden  könnten.  Für  die  Untersuchung  selbst 
wäre  es  jedenfalls  nicht  erforderlich  gewesen,  die  Samm- 
lung von  Material  über  die  Wende  der  beiden  Jahrhunderte 
hinaus  fortzusetzen.  Für  die  bibliographische  Aufzählung 
aber  gaben  den  Aussclilag  Kotzebue  und  Iffland,  die  nach 
Prinzip  und  Wirkung  ihrer  Dichtwerke  unstreitig  noch 
diesseits  der  Grenzsclieide  stehen. 

Die  guten  Dienste,  die  mir  der  4.  und  5.  Band  von 
Oödekes  Grundriss  geleistet  hat,  möchte  ich  durch  einen 
kleinen  Beitrag  an  Ergänzungen  und  Verbesserungen  ver- 
gelten, die  zwar  häuHg  von  geringer  Wichtigkeit  sind,  im 
Interesse  der  Zuverliissigkeit  und  Vollständigkeit  de^  un- 
schätzbaren Werkes  aber  nicht  unwillkommen  sein  werden. 
Dieselben  beziehen  sich  auf  Anmerkung  32  im  iVnhang 
uud  auf  folgende  Nummern  (nebst  den  Anmerkungen)  des 
bibliographischen  Verzeichnisses:  18.  20.  21.  23.  2.").  27. 
57.  92.  95.  9().  109.  117.  123.  129. 
165.    167.    176.    181.    183.    188.   198. 


31.    43.   46.   49.    56. 
153.    154.    157.    162. 


207 


und  242. 


8tatt«:art  im  Februar  1898. 


Karl  Hayo  von  Stockninver. 


/'. 


^v 


Inhalt, 


Seite 

Vorwort YII 

Einleitung 1 

Die  ersten  Anregungen   der  „Minna  von  Barnhelm".     Brandes, 

Stephanie,  Engel  und  deren  N^achahmer 9 

Das  Soldatendrama 29 

Unmittelbare    Beziehungen     des     zeitgenössischen    Dramas    zu 

i^_            Lessings  „Minna  von  Barnhelm" 44 

|HP  Anmerkungen 86 

Bibliographisches  Verzeichnis 101 

Register 121 


I 


Einleitung. 


I 


Der  nationale  Gehalt,  den  die  dramatische  Poesie  im 
letzten  Drittel  des  18.  Jahrhmiderts  in  Dentschland  ge- 
wonnen hatte,  dnrch  den  sie  in  den  stärksten  Gegensatz 
zum  Regelzwang  und  Stelzengang  des  französischen  Dramas 
getreten  war,  ist  ein  AVerk  von  Lessings  „Minna  von  Barn- 
helm" und  Goethes  „Götz  von  Berlichingen".  Das  Streben 
nach  Darstellung  natürlicher  Vorgänge  und  Handlungen 
und  einfacher,  glau])hafter  Charaktere  erhält  die  festeste 
Basis  dadurch,  dass  diese  ganze  neuentdeckte  AYelt,  in  der 
wir  handeln  und  leiden,  lieben  und  hassen,  auf  vater- 
ländischen Boden  versetzt  wurde.  „Deutsche  Geschichte, 
deutsche  Helden,  eine  deutsche  Szene,  deutsche  Charaktere, 
Sitten  und  Gebräuche  waren  etwas  ganz  Neues  auf  deut- 
schen Schaubühnen.  Was  kann  nun  natürlicher  sein,  als 
dass  deutsche  Zuschauer  das  lebhafteste  Vergnügen  empfin- 
den mussten,  sich  endlich  einmal,  wie  durch  eine  Zauber- 
rute, in  ihr  eigen  Vaterland,  in  wohlbekannte  Städte  und 
Gegenden,  mitten  unter  ihre  eigenen  Landsleute,  in  ihre 
eigene  Geschichte  und  Verfassung,  kurz  unter  Menschen 
versetzt  zu  sehen,  bei  denen  sie  zu  Hause  waren  und  an 
denen  sie,  mehr  oder  weniger,  die  Züge,  die  unsere  Nation 
charakterisieren,  erkannten?"  ^). 

Die  Zauberriite  war  gefunden,  die  für  Geschmack  und 
Neigung  der  Zeit  die  ergiebigste  Quelle  erschliessen  sollte. 

Stockmayer,    Das  deutsche  Soklatenstück.  1 


Welcher  dramatische  Dichter  fühlte  sich  nun  nicht  dazu 
berufen,  sich  ihrer  zu  bedienen,  um  mit  grösserem  oder 
geringerem  Geschick  hier  einen  frommen  deutschen  Ritters- 
mann voll  Thatendurst  und  Adel  der  Gesinnung,  dort  einen 
für  König  und  Ehre  glühenden,  stolzen  und  doch  weich- 
herzigen Soldaten  ins  Leben  treten  zu  lassen?  Wilde 
Freiheitslust  und  kecker  Revolutionsgeist  so  gut  wie  un- 
bändiger Thatendrang  und  derbes  Kraftgefühl  gedieh  aus 
der  Saat  der  unzähligen  Ritterdramen  zum  üppigsten 
Wachstum;  warmer  Patriotismus,  hochgesteigertes  Ehr- 
bewusstsein  und  Pflichtgefühl  spiegelte  in  den  Soldaten- 
stücken wieder,  was  man  gelernt  hatte  von  einer  jüngsten 
grossen  Vergangenheit,  die  im  Deutschen  das  Vertrauen 
auf  die  eigene  Kraft  und  Tüchtigkeit  vielfach  erst  wieder 
geweckt  hatte. 

So  leicht  es  nun  ist,  aus  der  dramatischen  Litteratur, 
namentlich  der  achtziger  Jahre,  einzelne  Gattungen,  oft 
schon  nach  bloss  äusserlichen  Kennzeichen,  abzugrenzen, 
so  würde  man  um  Ermittelung  einer  Gefolgschaft  der 
„Minna"  in  Verlegenheit  sein.  Gemeinhin  pflegt  man  die 
sogenannten  Soldatenstücke  auf  Lessings  „Minna"  zurück- 
zuführen, wie  man  etwa  die  Stücke  mit  englischen  Eigen- 
namen als  Titel,  oder  dem  Beisatz  „bürgerliches  Trauer- 
spiel" mit  der  „Miss  Sarah  Sampson"  in  Beziehung  setzt, 
oder  solche  mit  dem  Attribut  „historiscli,  vaterländisch 
oder  romantisch"  als  eine  Frucht  von  Goethes  „Götz" 
kennzeichnet.  Was  man  aber  gewöhnlich  „Soldatenstück'^ 
nennt,  nämlich  ein  Drama  mit  überwiegend  militärischen 
Motiven,  steht  meist  in  ganz  vager  Beziehung  zur  „Minna" 
und  verdankt  ihr  nichts  weiter  als  die  Anregung.  Die 
von  dem  Meisterwerk  ausgehende  Anregung  aber  ist  es 
gerade,  die  sich  den  weitesten  Kreisen  mitteilte  und  be- 
deutungsvoll wurde  für  die  litterarische  Produktion  des 
nächsten    Vierteljahrhunderts.     Lessings    „Soldatenglück", 


diese  wahrste  Ausgeburt  des  siebenjährigen  Krieges,  wie 
Goethe  es  nannte,  war  ein  genialer  Fingerzeig  für  eine 
hochempt'ängliche  Zeit,  indem  er  sie  hinwies  auf  die  ausser- 
ordentliche poetische  Kraft,  die  den  nächstliegenden  Ereig- 
nissen und  den  populärsten  Typen  des  Friedrizianischen 
Zeitalters  innewohnte.  In  ausgedehntestem  Masse  machte 
sich  das  Soldatenstück  im  engeren  Sinne,  oder  wie  man 
es  gleich  von  seinem  Beginn  an  nennen  kann,  das  Soldaten- 
lärmstück,  diesen  Fingerzeig  zu  nutze.  Als  Mustern  aber 
folgte  es  Dramatikern  weit  geringeren  Ranges.  Ueber- 
blickt  man  aber  das  ganze  Gebiet  des  Dramas,  das  seinen 
Schauplatz  in  der  Gegenwart  und  in  bürgerlichen  Kreisen 
hatte,  so  stösst  man  allenthalben  auf  Elemente,  die  auf 
Lessings  „Minna"  zurückzuführen  sind.  Man  erhält  ein 
klares  Bild  davon,  wie  eine  kühne  Geistesthat  auf  Anschau- 
ungen und  Gedanken  der  Mitwelt  wirkt,  wie  jeder  Berufene 
oder  Unberufene  teilnimmt,  um  sie  zum  geistigen  Allgemein- 
gut zu  machen,  wie  man  Anleihen  macht  als  Lernender 
bei  dem  anerkannten  Meister  und,  bewusst  oder  unbewusst^ 
seinen  Stoff  durchdringt  mit  bewährten  Ideen  und  Motiven^ 
die  zu  stehenden  Formen  geworden,  die  brauchbarsten  Bau- 
steine für  fremde  Arbeit  liefern. 

So  gehen  die  Einwirkungen  der  „Minna  von  Barn- 
helm" auf  zwei  verschiedene  Gebiete  auseinander.  Die 
eine  Gattung,  an  den  Nebentitel  „Soldatenglück"  an- 
knüpfend, beschäftigte  die  Schaulust  eines  sensationsfrohen 
Publikums  mit  bunten  Szenen  aus  dem  Soldatenleben,  hob 
das  Pathos  der  Standesehre  in  spannenden  Konflikten! 
zwischen  Dienst-  und  Privatrücksichten  hervor  und  stellte 
exemplarische  Standes  Vertreter  auf  die  Bretter,  so  lange- 
das  Soldatenspiel  nur  irgendwie  als  Wiederhall  einer 
kriegerisch  bewegten  Zeit  und  ihres  Heldenkults  gelten 
konnte.  Die  andere  Gattung  beschränkte  sich  auf  den 
Kreis  des  häuslichen  Lebens  und  der  alltäglichen  P>fahrung, 

1* 


—     4     — 

pflegte  die  uüchterueu  Bilder  der  „Werkelwelt"  und  setzte 
hiermit  die  von  Lessing  angebahnte  Richtung  des  bürger- 
lichen Dramas  fort,  zwar  im  Sinne  Lessings  —  wie  Hettner 
sagt  —  aber  ohne  Lessings  schöpferischen  Geist. 

Zweck  dieser  Untersuchung  wird  nun  sein,  einmal  die 
von  der  „Minna"  ausgegangenen  Anregungen  im  all- 
gemeinen zu  skizzieren,  d.  h.  ihren  von  Goethe  gerühmten 
spezifisch  temporären  Inhalt  in  der  dramatischen  Dichtung 
der  Zeit  zu  verfolgen.  Die  Aufmerksamkeit  wird  sich  hier 
wesentlich  auf  die  von  Lessing  zunächst  inspirierten  Dichter 
konzentrieren,  die  ihrerseits  wieder  zu  Vorbildern  ge- 
w^orden  sind.  Im  Anschluss  hieran  ist  näher  einzugehen 
auf  Verwandtschaft  und  Abhängigkeit  der  einzelnen  Au- 
toren untereinander.  —  In  zweiter  Linie  soll  dann  die 
unmittelbare  Einwirkung  der  „Minna"  auf  das  zeit- 
genössische Drama  gekennzeichnet  werden,  indem  Lessing- 
scbes  Gut  und  Eigentum  in  den  Schauspielen  der  nächsten 
Jahrzehnte  nachgewiesen  wird.  Hier  ist  weiter  auch  die 
Umbildung  und  verschiedenartige  Verwendung  einzelner 
Motive  ins  Auge  zu  fassen.  Als  zeitliche  Grenze  wird 
sich  im  grossen  Ganzen  das  Zeitalter  Friedrichs  des  Grossen 
ergeben,  in  dem  die  hier  zu  berücksichtigende  dramatische 
Dichtung  wurzelt  und  von  dem  sie  ihren  ethischen  und 
realen  Gehalt  empfangen  hat. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  die  von  der  „Minna"  an- 
geregte dramatische  Produktion  wird  eine  kurze  Dar- 
stellung derjenigen  typischen  Charaktere  erleichtern,  die 
von  da  an  mit  zum  eisernen  Bestand  des  Schauspiel- 
apparates gehörten  und  mehr  oder  weniger  modifiziert 
auf  Schritt  und  Tritt  dem  Leser  begegnen. 

Grundtypeji  des  militärischen  Dramas.  Der 
beliebteste  und  populärste  Typus  ist  nach  dem  sieben- 
jährigen Kriege  im  Leben  wie  in  der  Dichtung  der 
Offizier 2).     In    letzterer    ist    er   das    Urbild    männlicher 


1 
i 

I 


Volllvommenheit.  Ehrgefühl  im  höchsten  Mayse  und 
sicheres  Auftreten  müssen  ihm  eigen  sein  in  einem  Staate, 
dessen  ersten  Stand  er  repräsentiert.  Die  Offiziere  aller 
Rangstufen  sind  miteinander  verbunden  durch  gleiches 
Metier,  gleiche  Ziele,  durch  gemeinsame  Beschwerden  und 
Gefahren.  Eifrige  Hingabe  an  den  Beruf  erwirbt  Achtung 
und  Ereundschaft.  Im  Dienste  sind  jedem  die  Grenzen 
seiner  Gewalt  und  das  Mass  seiner  Pflichten  vorgezeichnet; 
Subordinationsgefühl  und  Disziplin  sind  darum  dem  Geiste 
tief  eingeprägt.  Die  stete  Nähe  der  Gefahr  entwöhnt 
aller  Kleinlichkeit  und  Weichlichkeit.  Daher  auch  ist 
Grossmut  und  Mitleid  dem  Soldaten  um  so  natürlicher, 
als  er  Eigennntz  und  Gewinnsucht  verlernt  hat.  (Lessing 
tröstete  den  Major  v.  Kleist,  als  er  1757  das  Feldlazareth 
in  Leipzig  verwalten  musste,  während  sein  Thatendurst 
nacli  dem  Schlachtfeld  verlangte,  mit  Xenophons  Wort: 
die  tapfersten  Männer  sind  auch  die  mitleidigsten.)  Die 
stete  Bereitschaft  zu  handeln  schafft  Vertrautheit  mit  den 
Verhältnissen  der  AVeit  und  Keuntnis  der  Charaktere,  sie 
macht  die  Handlungen  selbst  freimütig,  das  Urteil  sicl>er 
und  einsichtsvoll.  Der  Offizier  ist  sich  dieser  Vorzüge 
genau  bewusst.  Wo  daher  die  Dinge  seinem  Programm 
zuwiderlaufen,  lehnt  er  sich  auf  in  ehrlichem  Zorn.  Daher 
die  zahlreichen  jungen  Heissporne  und  alten  Polterer,  da- 
her m\('A\  bei  letzteren  die  Neigung  zu  Eigensinn  und 
Grillenhaftigkeit,  die  doch  ihren  Ursprung  in  sittlichen  und 
vernünftigen  Motiven  hat.  Freundschaft  und  Zuneigung^ 
verbindet  ausserhalb  des  Dienstes  Kameraden  von  gleicher, 
wie  von  der  verschiedensten  Rangstufe.  Häufig  besteht 
ein  Pietätsverhältnis  zwischen  einem  jugendlichen  Offizier 
und  einem  in  Waffen  ergrauten  Krieger.  Unter  Kameraden, 
die  Zeugen  bedeutsamer  Voi  fälle  waren,  erinnert  sich  der 
Offizier  gerne  eigner  und  fremder  Verdienste.  Renommisterei 
aber  und  Ruhmredigkeit   -  on  Narben    und  Blessuren   sind 


—     6     — 

sekiiiuläre  Eigenscliafteii  —  das  einzige  üeberbleibsel  des 
alten  Gloriosus  — ,  die  weit  mehr  den  Haudegen  vom 
Range  des  Wachtmeisters  oder  Unteroffiziers  kennzeiclinen. 
Und  mit  einem  solchen,  mag  er  auch  0])erst  oder  General 
heissen,  hat  man  es  wohl  auch  zu  thun,  wo  ein  Verfasser 
einzelner  derber  Züge  zum  besten  seines  Dramas  nicht 
glaubte  entraten  zu  können. 

Der  Typus  des  Soldaten  aus  dem  Volk  —  AVacht- 
meister,  Korporal  oder  Unteroffizier  —  stellt  sich  dem  des 
Offiziers,  nicht  minder  liebevoll  und  lebendig  charakteri- 
siert, an  die  Seite.  Der  Untergebene  hat  die  Tüchtigkeit 
seines  Vorgesetzten  im  wechselvollen  Kriegsleben  schätzen 
gelernt  und  im  Augenblicke  der  Gefahr,  wo  die  Rang- 
unterschiede schwinden,  der  Mensch  den  reinen  Menschen 
zu  schauen  bekommt,  hat  er  dessen  persönliche  Eigen- 
schaften, Tapferkeit,  Geistesgegenwart  und  Hilfsbereitschaft, 
tief  sich  ins  Gemüt  geprägt  und  sieht  von  nun  an  in  ihm 
nur  noch  den  vergötterten  Helden,  dem  er  sich  mit 
treuester  Ueberzeugung  unterordnet  und  dessen  Lob  seinen 
höchsten  Stolz  ausmacht.  Die  Fülle  gemeinsamer  Er- 
innerungen und  das  Bewusstsein  gegenseitiger  Verpflich- 
tungen erheben  ihn  zu  dem  Range  eines  Vertrauten.  Er 
geniesst  den  Vorzug,  mit  dem  Vorgesetzten  geradeaus 
und  ohne  Umschweife  reden  und  seine  Meinung  äussern 
zu  dürfen  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  AViderspruch  und 
Uebellaune  hervorzurufen.  Er  rühmt  sich  seines  Hand- 
w^erks  oft  mit  lehrhafter  AVeitschweifigkeit  und  auch  ge- 
legentlicher Uebertreibung  da,  wo  er  Glauben  findet  und 
kopiert  seinen  Herrn  dreist  auf  seine  Art  jedem  gegen- 
über, der  ihm  bürgerlich  demütig  und  blöde  naht  oder 
den  Respekt  vor  des  Königs  Rock  ausser  Acht  lässt. 

Man  sieht,  über  eine  allgemeine  Charakteristik  des 
Lessingschen  Paul  AVerner  ist  hier  nicht  hinauszukommen 
und  thatsächlich  sind  auch  in  dieser  so  ziemlich,  alle  Züge 


erschöpft,  die  spätere  Naclialimiiiigeii  im  einzelnen  irgend- 
■wie  verwendet  liaben.  Es  spricht  dies  für  die  absolute 
Lebenswahrlieit  dieser  Lnstspielfigur,  und  zugleich  geht 
daraus  hervor,  dass  der  wahre  und  eigentliche  Lebeus- 
gehalt,  den  Goetlie  dem  Lessingschen  Werke  nachrühmt, 
am  unmittelbarsten  und  verständlichsten  in  diesem  preussi- 
schen  AVachtmeister  zu  Tage  tritt.  Es  genügt  denn  auch, 
zu  konstatieren,  dass  derselbe  unzählige  Kameraden  im 
Lustspiel  erhalten  hat,  die  alle  im  Hinblick  auf  die  Popu- 
larität und  die  Bühnenwirksamkeit  dieser  einen  Eigur  ins 
Leben  gerufen  wurden  ^). 

unter  den  Menschen,  mit  denen  der  Soldat  in  Be- 
rührung kommt,  bildet  das  stärkste  Gegengewicht  die 
Klasse  von  gewerbsmässigen  Beutelschneidern,  denen  der 
Krieg  und  seine  Eolgen  Vorschub  leisten  für  unlauteren 
Gewinn.  Just  charakterisiert  sie  in  einer  seiner  derben 
Apostrophen:  „Warum  wäret  ihr  denn  im  Kriege  so  ge- 
schmeidig? Warum  war  denn  da  jeder  Offizier  ein  wür- 
diger Mann  und  jeder  Soldat  ein  ehrlicher  braver  Kerl? 
Macht  euch  das  bischen  Frieden  schon  so  übermütig?" 
Derlei  Figuren  erscheinen  am  häufigsten  in  der  beliebten 
Maske  des  eigennützigen  Wirts,  des  hartherzigen  Wucheres 
oder  des  betrügerischen  Armeelieferanten.  Sie  tragen 
vielfach  die  Züge  des  unterwürfigen  Pedanten,  einer 
Karrikatur  des  bürgerlichen  Standes,  die  auch  oft  als  rein 
komische  Figur  erscheint,  um  die  zeremoniöse  Weit- 
schweifigkeit und  läclierliche  Blödigkeit  des  beschränkten 
Philistertums  in  Gegensatz  zu  bringen  zu  der  militärischen 
Dreistigkeit  und  Geradheit  im  Auftreten. 

Zuletzt  ist  noch)  ein  Blick  auf  den  Land  mann  zu 
werfen.  Im  Bauernstande  ist  der  Patriotismus  und  die 
Unverdorbenheit  der  Sitten  und  Denkungsart  zu  Hause. 
Gesunde  Moral,  Einfachheit,  Frömmigkeit,  kurz  alle 
^Tugend    und    Kraft    des    Volkes    konzentriert    sich    hier. 


Bauer  und  Soldat  passen  gut  zusammen  und  werden 
auch  häufig  genug  in  Berührung  gebracht,  denn  aus 
diesem  Kern  des  Volkes  kommen  dem  Könige  die  besten 
Soldaten,  lieber  das  ländliche  Genre  als  selbständige 
dramatische  Gattung  wird  mehr  zu  sagen  sein  bei  Be- 
sprechung von  J.  J.  Engels  „Dankbarem  Sohn"  und  dessen 
zahlreichen  Nachahmungen. 


ie  ersten  Anregungen  der  „Minna  von  Barnhelm'\ 
Brandes,  Stephanie,  Engel  und  deren  Nachahmer. 


Die  siebziger  Jahre  sind  noch  nngleit-h  ärmer  an 
(Iramatisclien  Erzeugnissen,  als  das  folgende  Jalirzehnt. 
Erst  von  1780  an  beginnt  eine  dramatische  Hocliflnt  die 
Bühnen  zn  überschwemmen.  Dagegen  fallen  in  die  vor- 
hergehende Zeit  die  eigentlich  typischen  Erscheinnngen 
des  dentsclien  Tlieaters,  die  dem  Drama  nacli  Form  nnd 
Inhalt  seinen  Charakter  geben. 

|H|  Die  ersten  Autoren,  auf  deren  Froduktionskraft  der 
"Weckruf  der  „Minna  von  Barnhelm''  einwirkte,  sind  Joli. 
Chrn.  Brandes,  Stephanie  der  jüngere  und  Joh. 
Jak.  Engel.  Diese  haben  zuerst  die  neuerschlossene 
Quelle,  jeder  auf  seine  Weise,  ausgebeutet  und  für  die 
nächstfolgende  Generation  das  Schaffen  mit  Lessings 
Ideen  in    ein  gewisses  System   gebracht.     Brandes   hat  im 

IB|,Grafen  von  Olsbach"  (und  um  vieles  später  im  „Eandes- 
vater")  bürgerliche  Verhältnisse  um  den  (entlassenen) 
Offizier  gruppiert.  Stephanie  bildete  die  rein  militärischen 
Motive  aus.  Engel  im  „Dankbaren  Sohn"  nützte  deren 
patriotischen  und  sittlichen  Gehalt  und  schuf  als  wirksame 
Grundlage  liierzu  das  ländliche  Genre,  das  seines  Fest- 
spielcharakters  wegen  beliebt  wurde  und  zahlreiche  Nach- 
hmer  fand. 


Bthmer  fai 


10 


„Der  Graf  von  01s back  oder  die  Beloliiiung 
der  Rechtschaffenheit"  von  Brandes  zeigt  Lessingsclie 
Spnren  zunächst  in  der  Figur  des  Helden,  eines  verab- 
schiedeten Offiziers.  Wie  Tellheim  leidet  er  im  geheimen 
unter  einem  schweren  Schicksal,  das  er  geflissentlich, 
freilich  oline  einleuchtende  (Jründe,  vor  seinen  teilnehmen- 
den Angehörigen  verbirgt.  Sein  Kummer  wurzelt  in  einem 
unglücklichen  Kriegsereignis.  Seine  Gattin  ist  bei  der 
Verwirrung  eines  feindlichen  Ueberfalls  von  ihm  getrennt 
worden  und  hat  bei  der  dabei  angerichteten  Feuersbrunst 
vermeintlich  den  Tod  gefunden.  Dieses  romantische  Motiv 
der  Trennung  zweier  Gatten  (oder  Liebenden)  erfreute  sich 
in  der  Folge  grosser  Beliebtheit;  es  bot  Gelegenheit,  die 
Totgeglaubten  oder  deren  Kinder  durch  eine  gütige  Fügung 
des  Himmels  wieder  ans  Tageslicht  kommen  zu  lassen  ^). 
Ein  alter  Freund  Olsbachs,  der  verabschiedete  Obrist 
V.  Stornfcls,  trägt  unverkennbar  die  Züge  Paul  Werners. 
Nach  Brandes*  Vorgang  gab  man  einem  alten  polternden 
Militär  gerne  die  Rolle  des  Vertrauensmanns  und  Ratgebers, 
der  mit  derben  Wahrheiten  freigebig,  Trost  oder  Tadel 
spendet  und  seine  Glossen  zu  dem  Gang  der  Dinge  macht  ^). 
In  der  Figur  Juliens,  Olsbachs  Schw'Cster,  hielt  sich 
Brandes  getreu  an  Lessingsche  Vorbilder.  Julie  fasst  den 
verschlossenen  bedrückten  Bruder  mit  überlegen  thuender 
Munterkeit  an,  im  Glauben,  seine  Schwermut  mit  spielender 
Hand  hinwegscheuchen  zu  können.  Sie  nimmt  die  Dinge 
absichtlich  leicht,  um  andere  mit  ihrem  wohlwollenden 
Leichtsinn  anzustecken.  Als  ihr  aber  der  Ernst  der  Lage 
klar  wird,  macht  ihre  Teilnahme  sie  des  thatkräftigsten 
uneigennützigsten  Beistands  fähig.  Ihr  gelingt  endlich  die 
Wiedervereinigung  des  unglücklichen  Paares.  So  bringt 
Brandes  in  dieser  Figur  den  Charakter  der  Minna  mit  der 
idealen  Funktion  der  Franziska  zusammen  und  gab  damit 
dem  Familienstück  eine  später  viel  verwendete  Figur.    Man 


—    11    — 

schob  nämlich  zwischen  die  sentimentalen  Liebenden  die 
schalkhafte    zielbewiisste    Vermittlerin,    die,    als    Rat    in 

Illerzenssachen,  der  Heldin  unbedingtes  Vertrauen  geniesst. 
bm  ihr  aber  hierzu  eine  eigentliche  Vollmacht  zu  geben, 
irhöhte  man  gewöhnlich  ihren  Stand  und  machte  aus  der 
pieneriu  eine  nahe  Verw^andte.  Im  Hinblick  auf  Lessing 
Avar  dies  aber  ein  Rückschritt.  Denn  durch  die  Standes- 
«rhöhung  der  Franziska  ging  man  nur  dem  schwierigen 
Problem  aus  dem  Wege,  mit  feinem  Takt  das  Verhältnis 
•der  Herrin  zur  Dienerin  in  P^inklang  zu  bringen  mit  dem 
zweier  vertrauten  Jugendgespielinnen,  so  wie  sich's  bei 
Minna  und  Franziska  darstellt.  AVo  ersteres  beibehalten 
ist,  da  erscheint  das  Zöfchen  doch  immer  noch  in  der  alten 
Tracht    der   schnippischen   Lisetten.     Auch    herrschte    die 

■Neigung  für  sentimentale  und  weichmütige  Liebhaberinnen 
Berartig  vor,  dass  die  resoluten  Eigenschaften  der  Minna 
offenbar   auf  geringes  Verständnis   stiessen.      Humor    und 

i^^röhliche  Lebensauffassung   überliess   man   denen,  welchen 

^^hie  Liebe  weniger  zu  schaffen  machte. 

■p  Ein  rehabilitierter  Lessingscher  Wirt  ist  im  Olsbach 
die  Frau  Wandeln,  die  gutmütige  Wirtin  der  Frau  v.  Orl- 
heim,  Olsbachs  totgeglaubter  Gattin.  Zu  dieser  Figur  hat 
Frau  Hebert  aus  Diderots  „Hausvater"  Modell  gesessen, 
wie  ferner,  —  andere  Aehnlichkeiten  zu  übergehen  —  die 
heimliche  Fürsorge  Juliens  für  des  Bruders  Gattin,  ehe 
dieser  von  ihr  w^eiss,  lebhaft  an  die  Aufnahme  der  Sophia 

tei  St.  Albins  Schwester  Cäcilie  gemahnt.  Die  schliessliche 
Hedervereinigung  der  Gatten  wird,  wie  in  unzähligen 
ndern  Stücken,  durch  das  triviale  Mittel  der  angenommenen 
\amen  hinausgezögert,  d.  h.  Verschollene  treten  unter 
fremdem  Namen  wieder  auf,  sodass  das  gegenseitige  Wieder- 

Irkennen   zuerst  immer  auf  Schwierigkeiten  stösst.     Auch 
ieser  schwache  Notbehelf,   dessen  sich  inittelmässige  Au- 


—     12     — 

toreii  iinermüdlicli  bedient  haben,  dürfte  Diderots  „Haus- 
vater" zur  Last  zu  legen  sein  ^). 

„Die  abgedankten  Offiziere"  von  Stephanie  d.  J. 
sind  nicht,  wie  man  nach  der  Uebereinstimmung  mit  der 
„Minna"  um  deretwillen  es  vorausgenommen  wird,  ver- 
muten könnte,  das  erste  Stück  dieses  flinken  Lustspiel- 
fabrikanten, das  militärische  Züge  enthält.  Diese  finden 
sich  vielmehr,  w^eit  origineller,  schon  in  dessen  „Werbern". 
Stephanies  Charaktere  aus  dem  niederen  Soldatenstand  sind 
mitunter  nicht  ohne  gewissen  Reiz.  Er  hat  sich  Lessing's 
Beispiel  auf  seine  Art  zu  Nutze  gemacht  und  das  entdeckte 
Gebiet  mit  Ausdauer  kultiviert  und  ausgebeutet,  wobei 
ihm  die  eigene  Erfahrung  zu  gute  kam.  Ehemals  selbst 
Soldat  hat  er  das  Soldatentreiben  gut  beobachtet  und 
daraus  seine  Fundgrube  gemacht.  Als  militärischer  Genre- 
maler bildet  er  den  Vorläufer  und  das  Vorbild  der  Möller, 
Hensler,  Schikaneder  etc.,  die  das  ergiebige  Rumor-  und 
Spektakelstück  in  Flor  brachten.  Freilich  ist  sein  Talent 
mit  der  wirksamen  Theatermache,  die  ihm  flink  von  der 
Hand  ging,  völlig  erschöpft. 

In  den  „abgedankten  Offizieren"  hat  er  nun  Lessings 
„Soldatenglück"  dem  Fassungsvermögen  des  Gallerie- 
publikums  angepasst.  Teilheim  heisst  hier  Graf  Freau- 
geville,  Minna  Fräulein  v.  Goschenborn.  Wessen  ein  mittel- 
mässiger  Verstand  in  der  Verkennung  der  delikaten  Be- 
ziehungen zwischen  dem  Lessingschen  Liebespaar  nur  fähig 
war,  das  alles  wird  hier  mit  bornierter  Unbefangenheit 
aufgetischt.  Das  Fräulein  geht  dem  Vater  durch',  um  dem 
Geliebten  nachzulaufen.  Sie  hat  ansehnliche  Summen  bei 
sich,  um  ihm  aus  der  Verlegenheit  zu  helfen.  Sie  drängt 
ihn,  ihr  Almosen  anzunehmen'^).  Die  unzarte  plumpe 
Art,  mit  der  dies  alles  geschieht,  stellt  die  Dame  wirklich 
in  ein  schlechtes  Licht.  Thatsächlich  ist  es  auch  Freau- 
geville,  diesem  trockenen,  nüchternen  Pedanten  in  Dingen 


—    13    — 

Inständigkeit,  um  einen  Skandal  bange.  Er  hat 
ßicli  ihrer  zudringlichen  Zärtlichkeit  zu  erwehren  und  mächte 
die  Entlaufene  ilirem  Vater,  dem  Minister  Grafen  Reichen- 
thal, wieder  zuführen.  Für  solches  AVohlverhalten  erhält 
er  dann  auch  am  Schlüsse  nebst  der  Tochter,  eine  gute 
Zensur  von  diesem  andern  Grafen  Bruchsall :  „Sie  sind  ein 
rechtschaffener  Mann,  mit  Recht  stolz  auf  Ihre  Verdienste, 
dem  Vaterlande  und  dem  Könige  aus  edlem  Antrieb  treu, 
Hpin  Ihrem  Unglück  gelassen,  niclit  kriechend.  Sie  prahlen 
■  nicht  mit  Ihren  Diensten,  aber  Sie  wissen  sich  darauf  zu 
berufen,  um  nicht  unterdrückt  zu  werden  u.  s.  w."  Einem 
Tellheim  gegenüber  hätte  der  Graf  dieses  unbescheidene 
Lob  nicht  gewagt.  Der  ritterliche  sächsische  Edelmann 
in  der  ,, Minna"  hatte  allerdings  auch  keine  bevormundende 
Vaterrolle  zu  spielen,  denn  er  war  überzeugt,  dass  Minna 
einem  Unwüi-digen  ihre  Hand  nicht  reichen  könne  und  die 
einfachen  Worte,  die  er  an  Tellheim  richtet:  „Sie  haben 
meine  völlige  Hochachtung.  Ich  bitte  um  Ihre  Freund- 
schaft!'' kommen  dem  beredsamsten  Lobe  gleich. 

Dass  man  übrigens  auch  ohne  das  honnete  des  Standes 
ein  ganz  wackerer  Soldat  sein  kann,  thut  Stephanie  dar 
an  Freaugevilles  Gegenstück,  dem  abgedankten  Hauptmann 
Baron  v.  Kreuzen.  Diesen  hat  die  Not  zum  Spieler  gemacht, 
er  treibt  '  sich  in  schlechter  Gesellschaft  herum,  macht 
Schulden  über  Schulden,  borgt  bei  seiner  Geliebten,  der 
Wirtstochter  Louise  und  wünscht  fortwährend  seinen  Stand, 
sein  Schicksal  und  seine  Lebensart  zum  Teufel.  Trotzdem 
gehts  ihm  am  Ende  kaum  minder  gut,  wie  dem  standhaften 
und  moralischen  Kameraden.  Louise  wird  seine  Frau  und 
er  erheiratet  sich  ihr  schönes  Vermögen.  Bei  dieser  Art 
von  Versorgung  klang  dem  Verfasser  wohl  kaum  Telllieims 
herbe  Sentenz  in  den  Ohren:  „es  ist  ein  nichtswürdiger 
Mann,  der  sich  nicht  schämt,  sein  ganzes  Glück  einem 
Frauenzimmer    zu    verdanken."      Stephanies    Moral    lautet 


—     14     — 

vielmehr :  der  Soldat  nehme  sein  Glück ,  wo  ers  findet. 
Denn  von  der  „wilden,  liederlichen  Lebensart"  ist  da& 
Metier  nun  einmal  nicht  zu  trennen.  Man  sieht,  wie  ober- 
flächlich und  gedankenlos  Stephanie  bei  der  Nachahmung- 
seines  unerreichten  Vorbildes  verfuhr.  Durch  die  Ein- 
führung des  verwahrlosten  Glücksritters,  für  den  er  Sym- 
pathie beansprucht  und  dem  schliesslich  alles  nach  Wunsch 
gedeiht,  schlägt  er  der  simpeln  Moral,  die  aus  Lessings^ 
„Soldaten glück"  zu  ziehen  ist,  geradezu  ins  Gesicht. 
Abgesehen  von  dem  moralischen  Unfug,  den  er  mit  ihr 
getrieben,  ist  ihm  diese  Figur  wohlgelungen  und  ihre  Lebens- 
fähigkeit lässt  sich  nicht  anzweifeln ;  —  auch  der  Typus^ 
des  Leutnants  Riccaud  ist  aus  dem  Vollen  geschöpft !  — 
derlei  Gesindel  mag  es  häufig  genug  gegeben  haben. 

Von  Stephanie  datiert  der  folgenschwere  Irrtum  her, 
dass  das  militärische  Treiben  als  solches  ein  Recht  auf 
Bühnendarstellung  habe.  Man  übersah  dabei  völlig  die 
patriotische  und  nationale  Idee,  die  der  Minna  zu  Grunde 
lag,  eine  Idee,  die  die  Wahl  des  Standes  rechtfertigte,^ 
während  bei  den  Nachahmern  die  Idee  dem  Stande  dienst- 
bar gemacht  wurde. 

Stephanies  erstes  Soldatenstück,  „die  Werber",  ist 
eine  freie  Bearbeitung  des  „Recruiting  Officer"  von  Far- 
quhar  (1706  erschienen)  ^).  In  Betracht  kommen  hier 
namentlich  die  lose  aneinandergereihten  Szenen  aus  dem 
Soldatenleben.  Der  Verfasser  setzt  seine  Tendenz  in  der 
Vorrede  auseinander.  Er  schreibt,  dass  er  versucht  habe, 
die  deutsche  Werbung  vollkommen  getreu,  vielleicht  nur 
allzu  getreu,  nach  der  Natur  abzubilden.  Sein  Lustspiel 
soll  als  ein  vielfaches  Gemälde  aas  dem  gemeinen  Leben 
zu  betrachten  sein^  worin  jede  Person  mit  kenntlichen 
Zügen  gezeichnet  sein  muss  und  nicht  nur  eine  Haupt- 
person hervorstechen  soll.  Dies  giebt  ihm  Anlass  zu  einer 
Massenverw^endung   von  Soldatencharakteren,   die   alle    als 


Itf 


—     15     — 

Typen  aufgefasst  und  sorgfältig  individualisiert  sind.  Ihr 
geraeinsamer  Grundzug  ist  die  Treue  und  der  Gehorsara 
gegen  den  Vorgesetzten,  das  Ehrgefühl  und  das  Bevvusst- 
sein  des  bevorzugten  Standes.  Derbrealistisch,  aber  wohl- 
gelungen als  Genrebild  ist  die  grosse  AVerbeszene  im  8.  Akt. 
Die  Hauptbeteiligten  sind  der  AVachtmeister  Kittmann,  die 
Korporale  Körbel  und  Kautzer.  Kittmann  ist's  heilig  ernst 
mit  seinem  Handwerk.  Das  Bewusstsein  seiner  Würde 
schaut  ihm  aus  jeder  Falte  seiner  funkelneuen  Ordonnanz- 
uniform; er  ist  Zoll  für  Zoll  ein  neugebackener  Husaren- 
wachtmeister. Körbel  ist  alt,  invalide  und  etwas  kindisch 
geworden;  seine  kriegerische  Vergangenheit  lässt  seiner 
Geschwätzigkeit  keine  Ruhe,  zumal  er's  ehemals  viel  besser 
hatte,  als  jetzt.  Das  Werbegeschäft  ist  nicht  nach  seinem 
Geschmack  und  er  ergeht  sich  in  beredten  Klagen  darüber. 
Sein  grauer  Kamerad,  der  Korporal  Kautzer,  tritt  noch 
bedeutend  schneidiger  auf;  er  wird  selbst  gefährlich  jäh- 
zornig, wenn  er  getrunken  hat,  und  dies  passiert  nicht 
elten.  Im  2.  Auftritt  des  1.  Aufzuges  fühlt  er  sich  ge- 
kränkt von  dem  barschen  Auftreten  des  jungen  Wacht- 
meisters. Er  fällt  in  unzurechnungsfähigem  Zustande  diesen 
seinen  grünschnäbligen  Vorgesetzten  mit  gezogenem  Säbel 
an.  Dafür  verdient  er  eine  Kugel  vor  den  Kopf.  Der 
Wachtmeister  aber  lässt  sich  rühren  von  der  Ehrw^ürdig- 
keit  und  den  Verdiensten  des  alten  Haudegens.  Er  giebt 
ihm  seinen  Säbel  zurück  mit  dem  Versprechen,  die  Anzeige 
unterlassen  zu  wollen.  Es  ist  dies  das  erste  Beispiel  jener 
zahlreichen  Subordinationsvergehen,  die,  in  Hitze  und  Zorn 
verübt,  sogleich  eine  grosse  Ernüchterung  zur  Folge  haben 
angesichts  der  furchtbaren  Strafen,  mit  denen  die  Militär- 
gesetze dieses  schwerste  aller  Verbrechen  ahnden.  Auch 
in  den  „Werbern^'  wie  in  den  „abgedankten  Offizieren" 
hat  Stephanie  im  Interesse  der  lebenswahren  Schilderung 
ein   zweifelhaftes   Element   eingeführt    in   der   Person    des 


—     16     — 

liifanterieliauptmanns  Lord  Bratzen,  eines  Chevalier  d'iii- 
diistrie  aus  der  Gattung  Riccaud  de  la  Marliniere.  Dieser 
treibt  das  Werbegescliäft  auf  eigene  Rechnung  und  suclit 
sicli  eine  vornehme  Braut,  um  ihr  ihr  Vermögen  abzu- 
schwindeln. Als  er  endlich  entlarvt  wird  und  zur  Strafe 
gezogen  werden  soll,  plädiert  der  Verfasser  für  ihn  auf 
mildernde  Umstände,  indem  er  ihn  seinen  abenteuerlichen, 
vom  Missgeschick  verfolgten  Lebensgang  erzählen  lässt, 
wobei  man  erfährt,  dass  er.  ursprünglich  ein  schlichter 
ehrlicher  Mann,  nur  durch  die  Ungunst  und  Ungerechtig- 
keit seines  Schicksals  als  Soldat  auf  Abwege  gebracht 
worden  sei.     Daraufhin  kommt  er  glimpflich  davon. 

Die  Lie])esgeschichte  der  beiden  Kavallerie -AVerbe- 
offiziere  bildet  in  ihrer  Steifheit  und  Abgeschmacktheit 
einen  starken  Gegensatz  zu  den  bunten  originellen 
Soldatenszenen.  Sie  kommt  hier  nicht  weiter  in  Be- 
tracht »). 

In  dem  Bürgermeister  Prechtheim  und  dem  schwer- 
hörigen Stadtpfleger  Rosenau  zeichnet  Stephanie  die  be- 
liebten Typen  des  beschränkten  schwerfälligen  Bürger- 
standes. Genau  kopiert  hat  diese  Figuren  K.  Frd.  Kretsch- 
niann  in  „der  alte  böse  General",  w^o  er  den  Bürgermeister 
und  den  Ratsherrn  nocli  zudem  zu  groben  Schwindlern 
und  Wucherern  macht  ^^).  Rosenaus  Taubheit  giebt  Ge- 
legenheit, lächerliche  Missverständnisse  in  Menge  anzu- 
bringen; eine  Fundgrube  billiger  Witze,  die  zu  allen  Zeiten 
von  Possendichtern  ausgenützt  wurde.  Hervorzuheben  ist 
endlich  noch  die  Szene,  in  der  der  Rittmeister  Plume  dem 
Bürgermeister  und  dem  Stadtpfleger  gegenüber  barsch, 
fast  brutal,  unter  Hintansetzung  aller  persönlichen  Rück- 
sichten, die  er  gegen  Prechtheim,  den  Vater  seiner  Ge- 
liebten, hätte  beobachten  sollen,  Verw-ahrung  einlegt  gegen 
Verletzungen  seiner  Gerechtsame  als  Werbeoffizier.  Dass 
der    Soldat,    wo    sich 's    um    Dienst    und    Pflicht    handelt. 


—     17     — 

schneidig  zu  Werke  geht  und  nicht  mit  sich  spassen  lässt, 
sowie  dass  es  ilim  nicht  an  Mitteln  fehlt,  dem  Bürger  ge- 
waltig zu  imponieren,  ist  damit  deutlich  genug  betont. 
Brühl  hat  diese  Szene  in  seinen  „Bürgermeister"  auf- 
genommen und  ihr  dadurch  einen  ironischen  Beigeschmack 
gegeben,  dass  die  polternden  Demonstrationen  des  jungen 
Werbeleutnants  v.  Bdtzstein  an  der  überlegenen  und  be- 
sonnenen Ruhe  eines  —  diesmal  würdig  aufgefassten  — 
Bürgermeisters  abprallen. 

Die  glückliche  Idee  der  Verwendung  von  Werbe- 
scenen  im  Singspiel  machte  sich  Stephanie  selbst  noch  in 
höherem  Alter,  als  die  Erinnerung  an  das  einst  selbst  ge- 
übte Handwerk  wohl  schon  ziemlich  verblasst  war,  zu 
Nutze  in  einem  höchst  abgeschmackten,  sogenannten  Zeit- 
gemälde „die  Freiwilligen".  Vorher  schon  hatten  „die 
Werber"  einen  anonymen  Autor  zu  einer  komischen  Oper 
„die  Rekruten  auf  dem  Lande"  (Verz.  68)  angeregt:  der 
Unteroffizier  Seefuss  wirbt  den  Bauernburschen  Fritze, 
nachdem  er  ihn  vorher  nach  beliebter  Gepflogenheit  (wie 
auch  mit  dem  „Bauernkerl"  in  den  „Werbern"  geschieht) 
betrunken  gemacht  hat,  zum  Soldaten  an.  Hagemann  be- 
nützte 1793,  unter  dem  Eindruck  der  herrschenden  Kriegs- 
gefahr von  Westen  her,  das  Motiv  in  seiner  „glücklichen 
Werbung"  zu  einem  patriotischen  Zweck.  Der  hannoversche 
Korporal  Brand  rezitiert  einen  langweiligen  Katecliismus 
für  angehende  Vaterlandsverteidiger  und  gesinnungstüchtige 
Landeskinder   und   begeistert    mit    seiner   Geschwätzigkeit 

einen Kellner  zum  Kampfe  wider  die  republikanischen 

Franzosen.  Diese  dramatische  Erbärmliclikeit,  „Volks- 
liistspicl"  genannt,  war  bestimmt,  Nutzen  zu  stiften,  wie 
-  nach  der  Vorrede  —  etwa  eine  gemeinnützige  Volks- 
predigt eines  Pastors  „über  die  Unvorsichtigkeit  der  zu 
frühen  Beerdigungen".  Die  Werbeszene  in  Engels  „dank- 
l)arein  Sohn"   wird  später  zur  Sprache  kommen  ^^). 

Stockmay  er,    Das  deutsche  Soldatenstück.  2 


—     18     — 

Stephanies  nächstes  Stück  „die  Wirtschafterin,  oder: 
der  Tambour  bezahlt  alles",  possenhaft  nnd  von  roher 
Mache,  braucht  nur  kurz  erwähnt  zu  werden,  zunächst 
wegen  einer  gewissen  Abhängigkeit  einer  der  Hauptfiguren, 
des  Ordonnanzreiters,  von  Lessings  Paul  Werner.  Dies 
nur  beiläufig,  denn  die  Zahl  von  dergleichen  Kopien  ist 
Legion.  Wichtiger  ist,  dass  „die  Wirtschafterin"  teilweise 
die  Grundlage  zu  dem  vielgespielten  Stück  von  Plümicke 
„Henriette  oder  der  Husarenraub"  abgab.  Letzteres  ist 
eine  Dramatisierung  des  ersten  Teils  eines  Soldatenromans 
gleichen  Namens  von  Beuvius  (Berlin  1780).  In  der  „Wirt- 
schafterin" wird  der  Findling  Rosette,  der  der  General 
Graf  Straalhausen  eine  väterliche  Zuneigung  widmet, 
schliesslich  als  Tochter  des  Rittmeisters  v.  Marbach,  des 
Generds  besten  Freundes  erkannt.  In  der  „Henriette" 
findet  der  Major  v.  Yolkmar  an  der  Pflegetochter  seines 
Quartiergebers,  des  Pastoren,  ein  tiefes  Wohlgefallen,  das 
sich  als  Ahnung  der  vorhandenen  Blutsverwandtschaft 
herausstellt.  Sie  ist  die  Tochter  Volkmars,  der  sie  ehe- 
mals bei  einer  feindlichen  Invasion  samt  ihrer  Mutter  in 
den  Flammen  ihres  Hauses  umgekommen  glaubte.  Ein 
noch  vorhandenes  Erkennungszeichen,  ein  Ring,  hilft  liier 
wie  unzählige  Male  vor-  und  nachher  das  schwebende 
Rätsel  glücklich  lösen.  Dass  sich  Unteroffiziersfiguren 
ganz  besonders  dazu  eignen,  das  honnete  des  Soldaten- 
standes in  redseliger  Prahlerei  zu  entwickeln,  machte  sich 
Stephanie  in  der  Eingangsszene  zu  Nutze,  wo  der  Ordon- 
nanzreiter dem  Reitknecht  Strick  derb  den  Kopf  zurecht 
setzt,  da  er  sich  liatte  einfallen  lassen,  den  guten  Namen 
eines  Soldaten  für  skh  in  Anspruch  zu  nehmen.  Beu- 
vius-Plümicke  wiederholen  mit  ermüdender  Weitschw^eifig- 
keit  dieselbe  Szene,  die  sich  hier  zwisclien  dem  Unter- 
offizier Hubert,  dem  Schatten  des  Majors,  und  einem  Reit- 
knecht abspielt,    der  überall   mit  dabei  gewesen  sein  wilL. 


—     19     — 

Iwo  es  ernste  Kampfesarbeit  gab.  Es  schwebte  ihnen  wohl 
die  Szene  vor,  in  welcher  Paul  Werner  dem  rachsüchtigen  Just 
gegenüber  den  Unterschied  zwischen  einem  Soldaten  und 
einem  Packknecht  so  nachdrücklich  betont  (Minna  I,  12). 
Lessing  hatte  in  der  „Minna"  einen  Offizier  aus  der 
grossen  Welt  geschildert.  Der  Zwang  der  Noblesse  und 
des  point  dhonneur  veranlassten  hier  die  Verwicklung. 
Ein  reiches  adeliges  Fräulein  ist  es,  die  von  den  vortreff- 
lichen Eigenschaften  eines  preussischen  Offiziers  angezogen, 
erst  zur  Bewamderung  und  dann  zur  Liebe  hingerissen 
wird.  Joh.  Jak.  Engel  hat  nun  in  seinem  „dank- 
baren S  ohu"  ein  Gegenstück  zur  „Minna"  geschaffen, 
indem  er  denjenigen  Soldaten  zum  Helden  machte,  der, 
nur  mit  d'en  simpeln  Eigenschaften   des  Mannes   aus   dem 

1^  Volke  ausgerüstet,  zu  hohem  militärischen  Rang  und  An- 
^P  sehen  aufsteigt  und  nun  die  ganze  Waff'enherrlichkeit 
Friedrichs  des  Grossen  in  die  schlichten,  beschränkten 
Kreise  hereinträgt,  denen  er  entstammt.  Der  König 
schätzt  alle  w-ackeren  Männer,  die  treu  und  hingebend 
IB  ^^i^^^  Sache  dienen,  und  ehrt  den  gesunden  Volksstamm, 
der  in  Einfalt  und  Unverdorbenheit,  in  Loyalität  und 
patriotischem  Gefühl  den  Kern  seines  Volkes  bildet.  Dies 
ist  die  leitende  Idee  des  kleinen  einfachen  Gelegenheits- 
stückes, das  zusammen  mit  dem  „Edelknabec^*,  einer 
dramatisierten  liebenswürdigen  Anekdote,  Engel  die  Aus- 
zeichnung eintrug,  in  der  Reihe  der  dramatischen  Autoren 
Ioft  genug  diclit  hinter  Lessing  genannt  zu  werden  ^^). 
Der  moderne  Beurteiler  wird  dem  „Dankbaren  Sohn" 
in  erster  Linie  zuerkennen,  dass  sein  Dichter  eine  giück- 
liclie  Hand  bekundete  in  der  Wahl  von  dankbaren  Rollen 
im  besten  Sinne  des  Wortes.  Seine  Gestalten  sind  au.s 
dem  Vollen  geschöpft,  originell,  einfach  und  glaubwürdig. 
Sie  tragen  ihren  Wesensgehalt  an  der  Stirne  geschrieben, 
dank     einer     sorgfältigen,     zuweilen     etwas     überladenen 

2* 


—     20     — 

Cliarakterschilderuiig.  Man  kann  sie  als  allegorische  Ge- 
stalten betrachten,  die  in  schlichter  Rede  nnd  Handlung 
den  patriotischen  nnd  moralischen  Zweck  eines  Festspiels 
veranschaulichen  sollen.  Um  dieses  Zweckes  willen  ver- 
zeiht man  denn  auch,  wenn  die  einfältige  Beredsamkeit 
sich  zuweilen  allzu  weitläufig  im  Lobe  der  Tugend  und 
Sittenreinheit  oder  in  der  patriotischen  Begeisterung  für 
den  grossen  König  ergeht.  Eine  eingehendere  Betrachtung 
des  „dankbaren  Sohnes"  ist  unerlässlich,  da  sich  auf  dieses 
Stück  eine  eigene  zahlreich  vertretene  dramatische  Gattung 
zurückführen  lässt,  der  man  den  Namen  des  ländlichen 
Genres  geben  kann. 

In  den  ersten  acht  Auftritten  ist  die  Rede  vom  nahen 
Frieden  und  vom  Eintreffen  des  Helden,  des  Rittmeisters, 
im  Dorfe  seiner  Eltern.  Das  Hauptinteresse  bewegt  sich 
um  einen  Brief  des  Sohnes,  den  der  Küster  den  beglückten 
Eltern  vorzulesen  hat.  Er  enthält  die  Bestätigung  der 
Friedensgerüchte  und  eine  ausführliche  Schilderung  eines 
Zusammentreft'ens  mit  dem  Könige,  von  dem  der  Rittmeister 
zur  Tafel  geladen  worden  ist.  Die  Lektüre  geht  langsam 
von  statten,  da  der  Brief  Satz  für  Satz  genossen  sein  will. 
Er  giebt  Gelegenheit  zu  mannigfachen  Apostrophen  des 
Vaters  Rode  an  die  Adresse  seines  pietätvollen,  dankbaren 
Sohnes,  der  so  hoch  gestiegen  ist  und  doch  die  Liebe  zu 
seinen  schlichten  Eltern  nicht  verloren  hat,  an  den  ehren- 
vollen Soldatenstand,  dem  der  Sohn  zur  Zierde  gereicht, 
an  den  grossen  König,  der  den  Vater  im  Sohne  geehrt 
und  ausgezeichnet  hat  und  endlich  an  den  lieben  Gott, 
dem  man  für  all  dies  Glück  Dank  schuldig  ist.  Dem 
Stolze  des  Vaters  gesellt  sich  die  sorgliche  Mutterliebe 
der  alten  Bäuerin  bei.  Sie  hört  aus  dem  Briefe  immer 
nur  das  eine  heraus,  dass  der  Sohn  bald  kommen  wird 
und  dass  der  Friede  ihrer  Angst  um  sein  Leben  ein  Ende 
macht.     Dabei  ist  ihr  heimlich  bansre,   ob  der  Sohn,   trotz 


21 


aller  Anzeichen  dagegen,  nicht  doch  vornehm  und  unnah- 
bar geworden-  ist.  Ihr  sind  der  Krieg  und  des  Sohnes 
Beruf,  seine  AVaffentüchtigkeit  und  die  Auszeichnungen, 
die  er  davongetragen  hat,  im  Grunde  doch  immer  un- 
heimlich und  sorgenbringend  gewesen.  Durch  dies  alles 
glaubt  sie  ihn  dem  Mutterherzen  entfremdet.  Den  Ehr- 
geiz und  patriotischen  Stolz  Kodes  lässt  ihr  Gemüt  wohl 
gelten,  vermag  ihn  aber  nicht  zu  teilen.  So  erbaut  sie 
sich  denn  nebenher  an  dem  bescheideneren  Glücke  ihrer 
Tochter,  die  sich  einem  jungen  wackeren  Bauern  aus  der 
Nachbarschaft  verlobt  hat,  während  der  Alte  so  einzig  in 
(ledanken  mit  dem  Sohne  beschäftigt  ist,  dass  er  es  nicht 
einmal  begreifen  kann,  wie  das  Mädel  lieber  zu  ihrem 
Schatze  läuft,  als  der  schulmeisterlich  pathetischen  Inter- 
pretation von  des  Bruders  Brief  lauscht.  Der  Küster 
nimmt  in  seiner  Art  Teil  an  der  Weihestimmung  der 
beiden  Alten.  Die  Neugierde  hat  ihn  hergetrieben;  mit 
Selbstgefälligkeit  konstatiert  er,  dass  er  des  Jungen  Brav- 
heit schon  in  der  Schule  vorausgesehen,  und  zwar  — 
drollig  genug  —  an  den  Schlägen  und  Kopfstössen,  die 
er  austeilte,  wenn  die  Jungen  im  Dorfe  spielten.  Seine 
thaten  immer  am  wehesten  von  allen!  Wichtiger,  als  der 
Inhalt  des  Briefes  ist  ihm,  dass  der  Sohn  eine  „herrliche 
Hand"  schreibt  und  dies  ihm  zu  verdanken  hat.  Die 
rechte  Stimmung  aber  kommt  erst  über  ihn,  als  der  Alte 
einen  guten  Trunk  aufstellt  und  ihm  wacker  zuzusprechen 
empfiehlt.  Seiner  feigen  Seele  ist  übrigens  das,  was  er 
vorzulesen  hat,  fremd;  für  ihn  ist  der  Krieg  nur  ein  Uebel, 
der  Soldat  ein  Wütherich.  An  Frieden  glaubt  er  nicht, 
solange  er  eine  Uniform  vor  Augen  hat.  „Frieden?  — 
sagt  er  —  als  wenn  in  Königs  Landen  einen  Augenblick 
Frieden  wäre!  Als  wenn  wir  jemals  sagen  könnten,  wir 
wären  des  lieben  Unsrigen  sicher;  dass  Gott  erbarme!" 
—  Vom  neunten  Auftritt   an   entspinnt    sich    ein   geringes 


—     22     — 

an  Handlung  in  dem  dramatischen  Idyll.  Ein  fremder 
Feldwebel  kommt  ins  Dorf  und  will  Michel,  Gretchens 
Bräutigam  und  einzigen  Sohn  einer  armen  Witwe,  vor- 
geblich in  des  Königs  Namen,  zum  Soldaten  pressen. 
Roden  hat  dieser  Gewaltakt  das  Konzept  verrückt,  doch 
alint  er  gleich,  das  Ding  ist  nimmermehr  richtig,  so  etwas 
kann  der  König  nicht  wollen.  Er  stellt  sich  als  Sprecher 
der  empörten  Bauernschar  dem  rohen  Maulhelden  ent- 
gegen, mahnt  die  Andern  zur  Ruhe  und  redet  gütlich  auf 
den  Werber  ein.  Des  Sohnes  thut  er  zunächst  gar  keine 
Erwähnung.  Er  ist  überzeugt,  dass  er  bei  einem  Soldaten 
den  richtigen  Fleck  treffen  wird,  wenn  er  ihn  davon  über- 
zeugt, welch  loyale  Gesinnung  und  welche  Achtung  vor 
des  Königs  Rock  im  Dorfe  zu  Hause  ist.  Wenn's  dem 
König  und  Vaterlande  Not  thut,  so  soll  Michel  in  Gottes 
Namen  mit,  und  er  selbst  will  trotz  Alter  und  Müdigkeit 
dem  letzten  Aufgebote  Folge  leisten.  Nun  aber  ist  der 
Friede  erklärt;  Michel  ist  seiner  Tochter  Bräutigam  und 
dazu  ein  einziger  Sohn  —  —  —  weiter  lässt  ihn  der 
Eisenfresser  nicht  kommen.  Er  stopft  ihm  den  Mund  mit 
Brutalitäten  und  verhöhnt  ihn  ob  seiner  beweglichen  und 
eindringlichen  Rede.  Die  Gemüter  erhitzen  sich  und  nun 
endlich  erscheint  es  dem  Alten  am  Platze,  den  Rittmeister 
ins  Spiel  zu  ziehen.  Dass  der  Feldw^ebel  bei  Nennung 
des  Namens  sehr  stutzig  wird,  übersieht  Rode,  gefesselt 
von  der  Entdeckung,  dass  derselbe  seinen  Sohn  kennt  und 
also  von  ihm  Nachricht  geben  kann.  In  rasch  wieder- 
erlangter Laune  bestellt  er  für  den  Feldw^ebel  eine  Bou- 
teille,  die  der  Küster  mit  grimmigem  Neide  allmählich 
leeren  sieht.  Die  angelegentlichen  Fragen,  ob  des  Sohnes 
Regiment  bald  zurückkehre  und  ob  er  in  der  Nähe  kan- 
toniere,  kann  der  Feldwebel  nicht  beantworten.  Er  hat 
nur  früher  einmal  unter  dem  Rittmeister  gedient  und  ist 
für  übles  Verhalten  derb  gefuchtelt  worden.    Da  der  Alte 


I 


—     23     — 

lim  die  ^^ähe  des  Sohnes  —  der  Brief  ist  indessen  ganz 
vergessen  worden  —  selbst  nichts  weiss,  fasst  der  Feld- 
webel wieder  Mut.  Entweder  werden  dreissig  Thaler  auf 
die  Stelle  geschafft  oder  Michel  niuss  mit.  Mit  diesem 
erbarmungslosen  Bescheid  entfernt  er  sich.  Der  Küster, 
in  der  Verwirrung  allein  gelassen,  macht  sich  über  den 
Eest  des  Weines  her  und  beendigt  die  Lektüre  des 
Briefes.  Aus  diesem  geht  hervor,  dass  der  Sohn  am 
selben  Tage  noch  eintreffen  wird.  Vater  und  Mutter 
werden  benachrichtigt,  Ratlosigkeit  und  Verzweifelung 
haben  ein  Ende.  Gleich  darauf  triff't  der  Sohn  ein.  Erst 
begrüsst  er  die  Eltern  und  die  Schwester,  dann  lässt  er 
den  Feldwebel  arretieren,  da  er  mit  einer  gefälschten 
Ordre  das  Werbegeschäft  auf  eigene  Rechnung  und  Gewinn 
betrieben.  Damit  hat  er  seine  Rolle  schon  ausgespielt. 
Die  Pflicht  ruft  ihn  zu  seinen  Soldaten  zurück:  doch  will 
er  die  Eltern  mit  sich  nehmen  und,  solange  Ruhe  im 
1^  Lande  ist,  bei  sich  wohnen  lassen.  Diese  aber  können 
UP  sich  niclit  von  ihrer  Scholle  treanen,  und  so  muss  denn 
der  Rittmeister  zum  Abschied  versprechen,  die  Seinigen 
möglichst  oft  zu   besuchen. 

Dass    diese    letzten  Szenen    dramatisch    von    äusserst 

schwacher  Wirkung  sind,  ist  unleugbar.     Ihres  Eindruckes 

auf  empfindsame  Gemüter   freilich    war   der  Autor   sicher. 

Man  fragt   sich  aber,    worin   nun    eigentlich   die  That   der 

Pietät    und    Dankbarkeit    besteht,    die    den    Namen    des 

I^J Stückes  rechtfertigt?    Man  hört  ja  nur  von  solchen  reden, 

'^■bezw.  legen  die  handelnden  Personen  dem  Hörer  aus,  was 

man   am  Verhalten   des  Sohnes   von  Kindesbeinen   an   als 

■flobenswert  betrachtet,  z.  B.  dass  er  die  Neigung  zu  seinen 

in  Niedrigkeit  verbliebenen  Angehörigen  bewahrt  hat  und 

dass   er   die   Eltern   mit  Geld   unterstützt.     Wenn    er  nun 

im  rechten  Augenblicke  ankommt,  um  einen  Schurken  zu 

Intlarven,  wodurch  er  glücklicherweise  aucli  der  Schwester 


—     24     — 

den  Gatten,  einer  armen  AVitwe  die  Stütze  ihres  Alters 
wiedergiebt,  so  ist  dies  eher  ein  günstiges  Znsammen- 
treffen der  Umstände,  als  eine  verdienstvolle  Handhmg  zu 
nennen  und  doch  ist  dies  die  einzige  Handlung  des  Helden 
im  Stück.  Um  sich  also  für  diesen  dankbaren  Sohn  zu 
erwärmen,  bleibt  nichts  übrig,  als  genau  zuzuhören,  was 
ihm  im  Stücke  Gutes  nachgesagt  wird.  Eine  greifbare 
Handlung  aufopfernder  Liebe  und  Pietät  aber,  wie  sie 
z.  B.  Stephanies  „Deserteur  aus  Kinderliebe"  (siehe  S.  25) 
zum  Gegenstande  hat,  liätte  durchgreifendere  Wirkung 
gethan,  als  die  moralischen  Tiraden  des  Sohnes,  die  nichts 
sind,  als  eingehende  Interpretationen  des  vierten  Gebotes. 
Bedenklich  ist  auch  der  Umstand,  dass  der  den  Alten  so 
wichtige  Brief  des  Sohnes  über  dem  Werbezwischenfall 
vollständig  in  Vergessenheit  gerät.  Im  8.  Auftritt  ent- 
gegnet Rode  auf  die  zärtlicli  ungeduldigen  Fragen  der 
Mutter  nach  des  Solmes  Rückkehr:  „Geduld  Mutter,  das 
alles  werden  wir  hören!"  Trotzdem  versucht  man  im 
13.  Auftr.  bei  dem  fremden  barschen  Feldwebel  sich  die 
erwünschte  Auskunft  zu  erholen,  die  man  zuvor  mit 
Sicherheit  aus  dem  Schreiben  entnehmen  zu  können  hoffte ; 
und  selbst  als  aus  dem  Grobian  nichts  herauszubringen 
ist,  als  Michels  Schicksal  kritisch  zu  werden  droht,  ver- 
harrt man  in  Ratlosigkeit,  ohne  des  Briefes,  des  einzigen 
Auskunftsmittels  zu  gedenken.  T\'ur  aus  kalter  Neugierde 
holt  ihn  der  Küster  wieder  vor,  stösst  sozusagen  mit  der 
Nase  auf  die  Mitteilung  von  des  Sohnes  bevorstehender 
Rückkehr  und  nun  endlich  klärt  sichs  in  den  aufgeregten 
Gemütern.  Die  Gefahr  also  ist  eigentlich  beseitigt  noch 
ehe  der  Rittmeister  eintriff't.  Fragwürdig  ist  die  drama- 
tische Fähigkeit  eines  Dichters,  der  der  sinngemässen 
P^ntwickehing  solchen  Zwang  anzuthun  genötigt  ist,  um 
sich  eine  ungestörte  Szenenfolge  zu  sichern.  Solch  böse 
Kunstgriffe  haben  auch    sonst   häufig    genug   statt    bei  Er- 


I 


E 

t 


I 


—     25     — 

kennimgsszenen,  die  durch  mühseliges  Hinaiisrücken  irgend 

ines   wiclitigen  Gliedes    der    logisclieii  Kette    bis   an   den 

chliiss  verschoben  werden  ^^). 

Unter  den  zahlreichen  ^^achahmern  steht  wieder  Ste- 
plianie    voran,    der    nie    ohne    Modell    arbeitete    und    ein 

charfes  Auge  hatte  für  alles,  was  guten  Theatererfolg  ver- 
sprach. Sein  „Deserteur  aus  Kindesliebe"  weist  bezüglich 
des  Plans  —  wie  schon  erwähnt  —  einen  Fortschritt  gegen 
den  „dankbaren  Sohn"  auf.  Der  Soldat  Holbeck  trift't 
beim  Durchmarsch  durch  seinen  Heimatsort  seine  Eltern 
in  äusserster  Not  an,  die  die  Bedrückung  des  landsässigen 
Gutsherrn  und  seines  Amtmanns,  eines  schurkischen  Pe- 
danten, über  sie  gebracht  hat.  Um  sie  zu  retten,  bestimmt 
er  den  Oheim,  ihn  bei  einem  fingierten  Desertionsversuch 
zu  ertappen  und  anzuzeigen.     Der  Sykophantenlohn  dafür 

oll  den  Eltern  zu  gute  kommen.  Dies  das  Gerippe  des 
Stückes,  in  dem  in  gewohnter  Weise  den  Soldatenszenen 
und  den  unterschiedlichen  Vertretern  des  Militärstandes  die 
meiste  Aufmerksamkeit  gegönnt  ist,  vor  allem  den  ])eiden 

tvackeren  Kameraden  Holbeck  Sohn  und  Punk.  Der  alte 
Oolbeck  ist  nacli  Frdr.  Ludw.  Scliröders  gereclitem  Urteil 
eine  elende  Kopie  Vater  Kodes  ^*).  Im  letzten  Aufzug  bringt 
der  Verfasser  seinen  Helden  in  Arrest  unter  eine  elende 
Gesellschaft  von  Deserteuren,  gegen  die  er  in  seiner  Un- 
schuld vorteilhaft  absticht.    Diese  bunte  AVachtstubenszene 

st  getreu  nacli  dem  Leben  kopiert  und  nicht  ohne  Wirkung, 
da  Stephanie  hier  wieder  seiuQ  militärischen  Reminiscenzen 
zu  Hilfe  kamen.  Aeusserlich  lehnt  sie  sicli  an  dieselbe 
Szene  in  J.  M.  Sedaines  vielgesehenem  Singspiel  „Der 
eserteur"  an  (vgl.  Anm.   19),    das   auch    für   die    schein- 

are  Desertion  des  Helden  das  Muster  gab.  In  unbestreit- 
barer Abhängigkeit  vom  „Deserteur  aus  Kindesliebe"  steht 
Kotzebues  „Kind  der  Liebe"  ^^).  Dort  findet  der  Soldat 
Fritz   Böttcher  seine   Mutter   in   äussersten  Elend    an    der 


—     2f)     — 

Landstrasse  liegen.  Er  geht  in  Verzweiflung  darüber 
betteln,  während  die  kranke  Mutter  von  armen  Bauers- 
leuten in  deren  Hütte  aufgenommen  wird.  Die  Summe, 
die  der  Sohn  in  der  Eile  zusammengebettelt  hat,  ist  so 
lächerlich  klein,  dass  sie  nicht  ausreicht,  der  schwerkranken 
entkräfteten  Mutter  die  notdürftigste  Linderung  ihrer  J^eiden 
zu  verschaffen.  In  wilder  Entschlossenheit  will  er  sich 
von  dem  Oberst  v.  Wildenhain,  seinem  unerkannten  Vater, 
ein  grösseres  Almosen  erzwingen  und  als  er  abgewiesen 
Avird,  fällt  er  denselben  mit  gezogener  Waffe  an,  worauf 
er  festgenommen  und  in  sicheren  Gewahrsam  gebracht 
wird.  So  ist  er  zum  Strassenräuber  geworden  aus  Mitleid 
mit  seiner  Mutter  und  hat  das  Leben  verwirkt  i^).  Das 
gutherzige  Bauernpaar,  das  Wilhelmine,  die  Mutter,  auf- 
genommen, ist  in  letzter  Linie  auf  Rode  und  Rachel  zurück- 
zuführen, wie  all  die  braven  Bauersleute,  deren  Einfalt 
und  Sittenreinheit  so  häufig  in  Kontrast  gesetzt  wurde  zu 
dem  genre  comme  il  faut  d.  h.  der  Verderbtheit  der  Hof- 
welt und  der  höheren  Gesellschaft.  Auf  Aehnlichkeit  und 
Abhängigkeit  von  dem  Vorbild  braucht  man  nicht  näher 
einzugehen.  Es  genügt  zu  konstatieren,  dass  Engel  einen 
Typus  geschaft'en  hatte,  der  in  der  Folge  mit  Vorliebe 
kultiviert  wurde. 

Im  selben  Jahre  mit  dem  Kind  der  Liebe  erschien 
Beils  „Curd  von  Spartau"  und  ist  auch  diesem  Stück  die 
enge  Verwandtschaft  mit  dem  „dankbaren  Sohn"  und  dem 
„Deserteur  aus  Kindesliebe",nicht  abzustreiten.  Der  junge 
Soldat  Ralph  benützt  den  Durchmarsch  seines  Regiments 
durch  sein  Heimatsdorf,  um  sich  in  die  Hütte  seiner  kranken 
alten  Mutter  zu  stehlen,  lieber  diesem  Besuch  vergeht  die 
Zeit,  der  Soldat  kehrt  nicht  zur  Stunde  des  Appells  ins 
Lager  zurück  und  ist  nun  gewärtig,  als  Deserteur  betrachtet 
imd  bestraft  zu  werden.  Seinen  Angeber  macht  der 
sächsische    Lotto-Einnehmer    Wenicr,    dem    es    in    seinem 


—     27     — 

?senhass  gelegen  kommt,  einen  preussischen  Soldaten 
ins  Unglück  zu  stürzen.  Ralph  wird  gesucht,  in  der  Hütte 
ertappt  und  als  Arrestant   ins   Lager  zurückgebracht.     In 

(odesangst  schleppt  sich  die  Mutter  dahin,  um  ihren  Sohn 
»szubitten.     Sie   trifft  auf  den  General   v.  Spartau,   einen 
Iten  Helden,  der  an  einer  unheilbaren  Wunde  siecht  und 
im  Gedanken  an  seinen  nahen  Tod  mild   und  versöhnlich 
gestimmt  ist.     Er  erkennt  in  der  Mutter  Ralphs  seine  ehe- 
malige   Geliebte,    in    Ralph    und    seine    Schwester    seine 
eigenen  Kinder.     Durch  seine  Bemühungen  wird  Ralph  be- 
gnadigt.    Der  General  aber  lässt  sich  in  die  Hütte  seiner 
Angehörigen  tragen,  um  in  ihrer  Mitte  zu  sterben. 
H      Zu  einer  engeren  Familie  lassen  sich  zusammenfassen 
diejenigen   Stücke,   in    denen   ein    liöherer  Militär,    häufig 
auch  ein  Fürst,  aus  der  grossen  Welt  oder  aus  dem  wilden 
Soldatenleben  heraus  in  die  friedlichen,  beschränkten  Ver- 
hältnisse des  niederen  Bürger-  oder  Bauernstandes  versetzt 
wird,  eine  lebhafte  Sympathie  gewinnt  für  die  Tugenden, 
die  er  hier  zu  Hause  findet  und  nun  meist  der  Beschützer 
und  Wolthäter  der  guten  Leute  wdrd.     Den  ersten  Anstoss 
gab    „der  dankbare   Sohn",   die    nennenswertesten  Weiter- 
wirkungen sind  Plümickes  „Husarenraub",  Kotzebues  „Kind 
der  Liebe"  und  Beils  „Curd  von  Spartau".     Weitere  Stücke 
dieses  Genres  siehe  im  Anhang  ^'^).    Fast  überall  ist  eine 
Gestalt  mit  Zähigkeit  festgehalten,  die  zu  den  verbreitetsten 
Typen  der  dramatischen  Litteratur  des  17.  und  18.  Jalir- 
hunderts  zählt.     Es  ist  die  chargierte  Figur  des  Pedanten, 
eines  Zerrbilds   des    bürgerlichen  Airs,   mit   dem  Anstrich 
einer  seichten   gelehrten   Bildung   (seine   lateinischen  sen- 
tentiösen  Brocken  sind  ein  Hauptkennzeichen),  von  unter- 
würfigem   zeremoniösen    Wesen     und    umständlicher    Ge- 
schwätzigkeit,   die    durch     stereotype    Redensarten    noch 
bizarrerwirkt.    Hauptsächlich  hervorstechend  aber  ist  seine 
Feigheit.     Am    häufigsten    trifft    man   diese   Figur   in   der 


—     28     — 

]\raske  des  Halbgelelirten  —  erinnernd  an  den  dottore  der 
italienischen  Maskenkomödie  —  als  Küster  oder  Schul- 
meister. Sonst  erscheint  er  auch  als  alter  Diener,  als 
Subalternbeamter,  Amts-,  Stadt-  oder  Ratsschreiber,  Notar, 
Hausarzt  u.  s.  w.  Iffland  giebt  ihm  häufig  die  Rolle  eines 
niedrigen,  schurkischen  Schleichers  (so  z.  B.  in  den  „Höhen", 
in  den  „Spielern",  im  „Vormund")  und  Kotzebue  wird  nicht 
müde,  seinen  billigen  Witz  an  dieser  Gestalt  zu  verschwenden, 
leiht  ihr  meist  eine  ganz  unmögliche  Fratze  und  spart  nichts 
an  grobkomischen  grotesken  Zügen.  Zuweilen  verbinden 
sich  auch  gute  Eigenschaften  mit  dem  pedantischen  Wesen; 
dann  hat  man  die  Person  mehr  als  originellen  Sonderling 
aufzufassen.  Ich  erinnere  an  die  klassische  Figur  des 
Schulmeisters  in  Lenz'  „Hofmeister".  Ferner  kann  hier 
angeführt  w^erden  der  Schulmeister  AVillibald  in  Fr.  W.  G. 
Wetzeis  „Wilhelmine"  ^^),  der  mit  seiner  Frau  die  Heldin 
mit  ihrem  Kind  in  seiner  Hütte  aufnimmt.  Der  Verfas^'ser 
vereinigte  Vater  Rode  und  den  Küster  aus  dem  „dank- 
baren Sohn"  in  einer  Person.  Der  König  tritt  in  die  Hütte 
Willibalds  und  ergötzt  sich  an  der  originellen  Redeweise 
des  gutherzigen  Mannes.  Veredelt  ist  auch  der  Pedant 
in  Kotzebues  „Unvermählter",  Professor  Busch,  ein  schüch- 
terner, umständlich-zeremonieller  Gelehrter,  der  als  Er- 
zieher des  Fürsten  und  als  treuer  Beamter  des  begüterten 
Fräuleins  v.  Seelenkampf  gerühmt  wird. 


Das  Soldatendrama. 


H  aap  tele  111  eilte.  Das  Soldatendrama  im  engeren 
Sinn  d.  li.  dasjenige  Drama,  das  sich  mit  dem  Soldaten 
in  seiner  eigentlichen  Wirkungssphäre  beschäftigt,  enthält 
zwei  Hanptelemente.  Das  eine,  rein  theatralische,  bestand 
in  der  ausgiebigen  Verwendung  militärischen  Schauge- 
pränges nnd  spekulierte  mit  dieser  Bereicherung  des 
scenisclieii  Apparats  lediglich  auf  die  Schaulust  des  Publi- 
kums, das  andere  —  das  dramatische  Element  —  knüpfte 
an  die  Figur  Telllieims  an,  welche  das  Interesse  nach 
doppelter  Richtung  hin  fesselte  und  zur  Nachahmung  bezw. 
Weiterbildung  anregte.  Einmal  wurde  man  hingewiesen 
auf  das  honnete  des  iMilitärstandes,  der  den  strengen,  oft 
rigorosen,  aber  allgemein  anerkannten  und  darum  unan- 
tastbaren Gesetzen  der  Disziplin  und  der  Ehre  unterworfen 
ist  und  die  ganze  Auffassung  des  Lebens  und  der  Hand- 
lungen nach  dem  point  d'honneur,  dem  soldatischen  Ge- 
wissen, bestimmt.  Andrerseits  vertiefte  man  sich  in  die 
Tragik  eines  widrigen,  unverdienten  Schicksals,  das  Tell- 
heim  mit  Resignation  erträgt,  weil  sein  Soldatenstolz  es 
nicht  zulässt,  unter  anderen  Bedingungen,  als  denen  der 
Ehre  glücklich  zu  sein.  Der  tragische  Konflikt  zwischen 
Ehrgefühl  und  Neigung,  zwischen  Pflicht  und  Egoismus 
bestimmte  die  Wahl  der  Stoffe  in  dem  Soldatendrama  der 
folgenden   Jahrzehnte,    ohne    dass   aber 


—  so- 
gleich —  die  sittliche  Grösse  in  Teilheims  Charakter  und 
die  Subtilität  von  dessen  innerem  Zwiespalt  je  erreicht 
oder  gar  nur  angestrebt  wurde.  Denn  gewöhnlich  sind  die 
Helden  mitleidwerte  passive  Dulder,  denen  die  Schwere 
ihres  Schicksals  alle  Gewissenskämpfe  erspart,  die  der  Ver- 
suchung gar  nicht  verfallen  können,  das  Verhängnis  mit 
Einbusse  ihrer  Ehre  von  sich  abzuwälzen.  Teilheims  Un- 
glück war  für  den  Dichter  Mittel  zum  Zweck,  war  der 
Hebel  für  die  Verwicklungen,  die  sich  aus  dem  Widerstreit 
der  Hauptcharaktere,  aus  ihren  entgegengesetzten  Neigungen 
und  Anschauungen  ergaben.  Den  Hörer  bewegt  viel  weniger 
die  Frage:  Wird  Tellheim  wieder  zu  Vermögen  und  Ehre 
kommen?  als  vielmehr  die  andere:  Wer  wird  das  Spiel 
gewinnen,  die  tapfere  ausdauernde  Neigung  des  Fräuleins 
oder  die  schwer  angefochtenen  zähen  Ehrbegriffe  Tell- 
heims?  —  Wie  verfuhren  nun  dem  gegenüber  die  Autoren 
der  Soldatenstücke?  Sie  versetzen  den  Helden  in  eine 
tragische  Situation,  wobei  das  Wie  und  Warum  den  dra- 
matischen Kern  des  Stückes  bildet.  Dann  wird  die  Dulder- 
seele des  Kriegers  entschleiert.  Der  Märtyrer  der  Ehre 
ist  erfüllt  von  quietistischer  Gefühllosigkeit  gegen  den 
fatalen  Glückswechsel  oder  gegen  den  erwachenden  Willen 
zum  Leben.  Kleinmütigkeit  oder  Todesangst  herrscht  nur 
in  seiner  mitleiderschütterten  Umgebung,  die  er  als  be- 
wunderter Held  um  Haupteslänge  überragt.  So  gehts  der 
Entscheidung  entgegen,  die  in  den  meisten  Fällen  als 
plötzliche  W^endung  zum  Guten  dem  tragischen  Pathos  die 
Spitze  abbricht.  Der  Held  lässt  alles  mit  sich  geschehn; 
von  seinem  Sturze  an  verharrt  er,  sicher  vor  moralischem 
Fiasko,  in  hochherziger  Passivität.  Hier  ists  also  lediglich 
auf  das  Mitgefühl  des  Hörers  abgesehen  und  um  dessen 
Ursache  zu  variieren,  boten  sich  ungesucht  die  Anhalts- 
punkte. Tellheim  war  durch  die  gegen  ihn  erhobenen 
Verdächtigungen  in  eine  schiefe  Stellung  gekommen,  seinen 


31 


len 
ihniing 


orgesetzten 


raden    und    seinem   Könige    gegenüber:    ein   Offizier^ 
er  kompromittiert  ohne  irgend  ein  eigenes  Verschulden  T 
ie  unverdient  und  wie  vernichtend  war  dies  Verhängnis 
ber  ihn  gekommen!    Und  wie   vielerlei  ähnliche  Anlässe 
onnten  einen  solchen   Mann   bei   dem   heiklen   Charakter 
er    Standesehre    stürzen!     Das    scheinbar    Bizarre    vieler 
orschriften  der  P^hre  und  der  Disziplin  liess  zuweilen  ein 
irkliches  Vergehen  so  entschuldbar  erscheinen  und  forderte 
Laien  förmlich  zur  Kasuistik  heraus.     Z.  B.  die  Auf- 
gegen    einen    willkürlich    handelnden,    unbilligen 
wie   in  Möllers  „Graf  von  AYalltron''  — , 
las  Zuwiderhandeln  oder  nicht  Befolgen  eines  verkehrten, 
weckwidrigen  Befehls  —  wie  in  Kleists  „Prinz  von  Hom- 
burg-', Kotzebues  „Hugo  Grotius'-'  — ,  konnte  den  Zuschauer 
^Qur  sympatisch  stimmen  für  einen  unerschrockenen,  rasch 
[Bintschlossenen  Helden,    der    doch    hiermit    das    schwerste 
aller     militärisclien    Verbrechen,     das     Subordinationsver- 
gehen,   auf   sich    geladen  hatte.      Subordinationsvergehen, 
Ungehorsam  und  Desertion  boten    denn   auch   unerschöpf- 
liche Gelegenheit,  denHelden  einen  Fehltritt  thun  zu  lassen, 
der  seitab    von   den  allgemeinen  Moralgesetzen  liegt  und 
von   dem  Laien  eher  gebilligt  oder  entschuldigt,   als   ver- 
urteilt  wird,    da   ihm  im  p]inzelfall   die  Wichtigkeit   eines 
ausnahmelosen  Gesetzes  nicht  klar  vor  Augen  liegt  und  er 
^jmmer  geneigt  ist,  das  Vergehen  in  Vergleich  zu  den  zwingen- 
^Hen  Ursachen  zu  mildern  und  in  Schutz  zu  nehmen. 
H|       Der  erste   der  diese  angedeutete  Bahn  einschlug 
damit   das  Signal   zur  Schaffung  einer  neuen  Gattung 
Volksstücken   gab,   ist   wiederum  Stephanie.     Doch 
r  auch  sonst  nie  originell  und  selbständig  produziert 
bedurfte    es   auch   diesmal    bei  ihm  mannigfacher 
gungen  von   aussen   her,   um   seinen  regsamen  Geist  zu 
efruchten.    Er  schuf  seine  „Kriegsgefangenen"  unter  dem 
mittelbar  zuvor  empfangenen  Eindruck  des  „Deserteur"- 


und 
von 
wie 
hat, 
An- 


—     32     — 

von  [jöuis  Sebastien  Mercier,  einem  rührseligen  fran- 
zösischen Trauerspiel,  das  dazu  auserseheu  schien,  Lessings 
„Süldatenglück"  zu  ergänzen,  indem  es  demselben  das  Ver- 
hängnis an  die  Seite  stellte ,  das  krass  und  unversöhnlich 
den  Soldaten  trifft,  der  im  (iefühl  gekränkter  Ehre  wider 
die  Kriegszucht  gefrevelt  hat.  Das  Stück  hatte  grossen 
P>folg  in  Deutschland.  Wenn  man  im  Drama  jener  Zeit 
alle  notleidenden,  ungerechter  Weise  verabschiedeten  und 
heruntergekommenen  Offiziere  in  letzter  Linie  auf  Tell- 
heim  zurückführen  kann,  so  muss  man  als  Stammvater 
aller  verdächtigen,  schuldbeladenen  und  strafwürdigen  Ver- 
treter des  Soldatenstands,  vom  Major  Treith  in  Stephanies 
„Kriegsgefangenen"  an,  den  Deserteur  Durimel  ansehen. 
Das  Stück  hat  zahlreiche  Uebersetzungen,  Bearbeitungen 
und  direkte  Nachahmungen  veranlasst ,  um  derenwillen 
allein  schon  es  einer  eingehenden  Betrachtung  gewürdigt 
werden  muss  ^^).     Sein  Inhalt  ist  folgender: 

Durimel,  ein  junger  französischer  OfHzier,  hat  sich  in 
der  Aufwallung  des  Zorns  über  die  schmachvolle  Behand- 
lung, die  ihm  sein  Oberst  zu  teil  werden  lässt,  thätlich 
an  diesem  vergriffen.  Er  ist  des  Todes  schuldig  und  nur 
Desertion  kann  ihn  retten.  Als  Flüchtling  kommt  er  nach 
Deutschland  und  findet  im  Hause  einer  vermöglichen  Witwe 
Zuflucht  und  Bescliäftigung  als  deren  Verw^alter.  Seine  gute 
Haltung  erwirbt  ihm  das  Vertrauen  dieser  Witwe  und  die 
Liebe  von  deren  Tochter  Clary.  Er  bittet  um  ihre  Hand 
imd  erhält  sie  zugesagt.  Anlässlich  des  Krieges  kommt 
das  Regiment,  dem  Durimel  ehemals  angehörte,  in  den 
Ort.  Auch  die  Witw^e  erhält  Einquartierung  und  zwar 
von  Durimels  eigenem  Vater,  dem  Major  St.  Frank  und 
seinem  lebensfrolien,  etwas  dreisten,  aber  gutherzigen 
Kameraden  Valcour.  St.  Frank  hat  keine  Ahnung  von 
der  Nähe  seines  Sohnes,  der  sich  verborgen  hält.  Er  be- 
trauert ihn,  seit  dem  Tage,  wo  er  entflohen  ist  und  wo  er 


33 


der  Major   —   mit   bluteiidein    Herzen   eine  Verfügung 
ntersclirieben    hat,    nacli   ^velclier    alle   Deserteure    nach- 
iclitslos    der   Todesstrafe    verfallen   sollen.      Durimel    hat 
inen   Nebenbuhler  bei   Clary,    Hoctau,    einen   grimmigen 
ranzosenhasser,  der  ihm,  als  er  verschmäht  wurde,  Rache 
igeschworen  luvt.     Die  Gelegenheit  hierzu  ist  gekommen, 
octau    hat    das    Geheimnis  von  Durimels   Vergangenheit 
isgekundscliaftet    und  verrät    ihn    beim    Regiment.      Der 
nglCickliche  wird  verhaftet  und  von  seinem  Vater  erkannt, 
er  in  Verzweiflung  darüber  ist,  seinen  Sohn  nicht  retten 
u  können.     Die  Todesstrafe   ist  ihm  gewiss;   nur  das  er- 
eicht  der  Vater,   dass   sein  Sohn   die  letzten  Stunden   im 
ause   seiner    Braut    und    mit   ilim  zubringen   darf.     Dort 
^reitet   er   ihn   in    würdiger  Weise   zum   Tode   vor,    lehrt 
hn  ,,die  grosse  Kunst  zu  sterben",  wie  die  Karschin  singt. 
Goth.  Theaterkai.   1776  S.   19).     Valcour,  der  Clary  zuvor 
2iemlicli    leichtfertige    und   unverblümte   Anträge    gemacht 

I^^nd  den  eifersüchtigen  Bräutigam,  der  sich  ins  Mittel 
Biegte,  l)eleidigt  liat,  trifft,  erschüttert  von  Durimels  tra- 
uiscliem  Schicksal,  Anstalten,  ihm  zur  Flucht  zu  helfen, 
was  aber  unberücksichtigt  bleibt,  da  St.  Frank  für  seinen 
Sohn  liaftet.  Angesichts  des  Todes  findet  noch  die  Ver- 
mählung Clarys  mit  Durimel  statt.  Dann  wird  der  Verur- 
teilte von  seiner  vor  Kummer  und  Mattigkeit  eingeschlafenen 
Frau  weggeführt  und  unter  seines  Vaters  Kommando  er- 
scjiossen.  Die  hinter  der  Szene  sich  abspielende  Katastrophe 
mit  dem  groben  Knalleffekt  wird  auf  derselben  von  wilden 
'erzwriflnniisausbrüchen  begleitet,  die  aber  keine  Steiger- 
ng  des  Eindrucks  melir  hervorzubringen  vermögen,  da 
;hon  zu  viel  des  Janiuicrs  vorhergegangen  ist. 

Im   Grunde    genomnien    maclit    (his    Stück   Opposition 

(egen    militärische    Zustände.      St.    Frank    ist    mit   Wider- 

len  Soldat;  nur  ein  widriges  Geschick  hat  ihn  zu  diesem 


ieruf  gezwungen   uiul  knirschend  beugt    er  sie 

Stockmayer,  Das  deutsche  SolJatenstück. 


den  rigo- 


—     34     — 

roseii  ßestimmiiiigen ,  die  er  selbst  von  jeher  verabscheut 
hat.  Seiner  nioralisclien  Auflehnung  entspricht  die  prak- 
tische des  jungen,  heissblütigen  Offiziers,  der  sich  von 
einem  schurkischen  Vorgesetzten  nicht  knechten  lassen 
wollte.  P^ine  Milderung  der  tragischen  Konsequenzen 
dieses  Schritts  ist  mit  Absicht  vermieden. 

In  Deutschland  beurteilte  man  das  Stück  von  anderen 
Gesichtspunkten  aus.  Die  Disziplin  war  damals  mehr  denn 
je  als  Kulturprinzip  geschätzt.  Ihr  sittlicher  Wert  trat 
scharf  hervor  bei  dem  aufs  äusserste  zugespitzten  Konflikt 
zwischen  Pflicht  und  Neigung  in  der  Seele  des  Majors  und 
dem  schliesslichen  Sieg  der  ersteren.  Unbezweifelbar  war 
auch  ihre  Fähigkeit,  als  treibendes  Motiv  im  Drama  zu 
wirken,  indem  dabei  der  Forderung  des  Diderotschen 
genre  serieux  vollkommen  Rechnung  getragen  wurde. 
Denn  bei  welchem  Stand  lassen  sich  „die  Tugend  und  die 
Pflichten  des  Menschen"  wohl  in  schärferen  Gegensatz 
bringen  zu  Neigungen  und  Privatrücksichten,  als  bei  dem 
militärischen?  Dass  beiiu  Hörer  das  Mitleid  mit  dem  Helden 
überwog  gegenüber  der  theoretisch  anerkannten  Unanfecht- 
barkeit einer  strengen  Kriegszucht,  machte  den  tragischen 
Einzelfall  nur  noch  dramatisch  wertvoller.  In  Frankreich 
selbst,  „ou  Ton  est  plus  belliqueux  que  soldat"  wie  ein 
Franzose  treffend  bemerkt  ^^),  wo  das  kriegerische  Pathos 
seiner  Individualität  nach  sich  mehr  in  lyrischem  Schwung, 
als  in  dramatischer  Reflexion  äussert,  blieb  der  „Deserteur" 
unbeachtet  und  hat  auch  kein  Seitenstück  erhalten.  Frei- 
lich gab  es  auch  dort  keinen  Friedrich  und  keinen  Sieg 
von  Rossbach.  Die  poetisch  verherrlichten  F]igenschaften 
des  preussisclien  Soldaten,  die  für  Deutschland  eine  neue 
Zeit    heraufgebracht   hatten,    waren   den  Franzosen   fremd. 

Die  deutschen  Parallelen  zu  Merciers  „De- 
serteur". Nachdem  nun  die  Hauptelemente  des  mili- 
tärischen   Dramas    skizziert    und    dessen    einfiussreichstes 


I 


35 


ister  ausfülirliclier  besproclieii  worden,  bleibt  für  das 
Soldatenstück  selbst  nur  mehr  eine  Znsammenfassung  der 
wesentlichsten  Motive,  eine  Uebersicht  über  das  ganze 
Stoffgebiet  übrig.  Denn  kaum  irgend  eine  andere  dra- 
matische (Jrnppe  wird  ein  so  gleichförmiges,  wenig  va- 
riiertes Bild  der  dramatischen  Entwicklung  bieten,  wie 
diese  hier,  wo  das  Hauptinteresse  nur  darauf  hinauslief, 
den  Theatergeschmack  des  Publikums  mit  dem  Wechsel 
der  Kriegs-  und  Lagerbilder  und  mit  einigen  Variationen 
in  dem  tragischen  Schicksal  des  Helden  zu  befriedigen''^^). 
So  lässt  sich  denn  leicht  ein  gewisses  Schema  herstellen, 
nach  welchem  der  Gang  der  Handlung  in  allen  Stücken 
wiederzuerkennen  ist,  ohne  dass  erhebliche  Lücken  zu 
Tage  träten.  In  grossen  Zügen  stellt  sich  dies  ungefähr 
so  dar:  Ein  Offizier,  in  Vollbesitz  seiner  Manneskraft 
und  von  glänzenden  Fähigkeiten,  hat  sich  innerhalb  seines 
AVirkungskreises  eine  unerschütterliche  Stellung  gegründet. 
Er  geniesst  die  Zuneigung  und  das  Vertrauen  seiner  Vor- 
gesetzten in  einem  nicht  zu  steigernden  Grade.  Seine 
Kameraden  sind  stolz  auf  seine  Freundschaft,  seine  Unter- 
gebenen vergöttern  ihn.  Irgend  ein  Glanzpunkt  in  seiner 
Vergangenheit  wirft  einen  verklärenden  Schein  über  sein 
ganzes  Leben:  eine  That,  die  seiner  Tapferkeit  oder  seiner 
Menschlichkeit  zur  P^hre  gereichte.  So  bietet  der  Held,  eine 
glorreiche  Vergangenheit  hinter  sich,  eine  verheissungsvolle 
Zukunft  vor  sich,  dem  Schicksal  und  den  Widersacliern  Trotz, 
falls  letztere  —  gewöhnlich  der  Abschaum  der  Menschheit 
—  in  seinen  Gesichtskreis  treten.  Aber  es  schlummert 
irgend  eine  menschliche  Schwäche  in  seinem  Busen  und 
diese  soll  dem  sonst  so  Vollkommenen  verhängnisvoll 
werden.  Sie  bringt  ihn  in  Kollision  mit  seinem  Pflicht- 
bewasstsein  und  letzteres  unterliegt  auf  einen  Moment, 
(1*  r  aber  bei  der  pointillösen  Strenge  der  militärischen 
Gcs.'tze  hinreicht,  um  den  Günstling  des  Glückes  ins  Ver- 

3* 


—     3()     — 

derben  zu  stürzen.  (Selten  mir  fällt  er  dem  Verhängnis 
gänzlich  nnscliuldig  anheim.)  Sein  Sturz  zieht  weite  Kreise 
in  Mitleidenschaft;  vor  allein  eine  Gattin  oder  eine  ver- 
zweifelnde Braut,  einen  ihm  wohlgesinnten  Vorgesetzten, 
der  häufig  die  moralische  Schuld  an  dem  Fehltritt  trägt 
oder  sonst  bei  dem  heiklen  Fall  stark  in  Mitleiden- 
schaft gezogen  wird  und  nun  unter  fürchterlichen  Ge- 
wissensqualen sein  Schuldig  auszusprechen  hat.  Allge- 
meines aber  machtloses  Mitleid  umgiebt  den  männlich 
gefassten  Helden,  der  selbst  am  tiefsten  durchdrungen  ist 
von  seiner  Strafwürdigkeit  und  sich  standhaft  der  verletzten 
Gerechtigkeit  als  Sühnopfer  stellt.  Es  werden  nun  Schrite 
gethan  zu  seiner  Rettung;  da  sie  theoretisch  aussichtslos 
sind,  so  gehen  sie  meist  von  solchen  aus,  denen  Jugend 
oder  naive  Unerfahrenheit  noch  nicht  den  Glauben  ent- 
rissen hat  an  die  Macht  der  eindringlichen  Fürbitte  der 
starren  Gesetzesautorität  gegenüber,  z.  B.  Soldaten  oder 
junge  Offiziere,  die  in  besonders  nahem  Verhältnis  zu  dem 
Verurteilten  stehen,  ferner  weibliche  Angeliörige,  Bräute, 
Gattinnen,  Mütter.  Die  ersehnte  Rettung  trifft  denn  auch 
fast  immer  in  dem  Augenblicke  ein,  wenn  der  Held  mit 
der  AVeit  abgeschlossen  hat  und  den  Tod  dicht  vor  Augen 
sieht.  Meist  ist  es  ein  fürstliches  Gnadendekret  oder  ein 
unvermutet  eintreffender  Kriegsherr  selbst,  der  dem  Ge- 
schick in  den  Arm  fällt  und  zu  allgemeiner  Erleichterung 
dem  Gesetz  eine  Ausnahme  gestattet.  Wo  es  sich  um 
Kriegsgefangene  handelt,  die  den  Märtyrertod  sterben 
sollen,  tritt  als  deus  ex  machina  der  Frieden  ein.  Sehr 
selten  ist  dem  unbarmherzigen  Schicksal '  freier  Lauf  ge- 
lassen. 

In  der  That  giebt  es  militärischer  Tragödien  ver- 
schwindend wenige.  Ihr  klassisches  Beispiel  ist  IffJands 
„Albert  von  Thurneysen".  Die  Notwendigkeit  der  tragi- 
schen   Sühne    drängte    sich    hier    auch    der   Ueberzeuouns: 


I 


87 


el  stärker  auf,  als  in  all  den  anderen  Stücken,  wo  das 
Verhängnis  sieh  an  einen  Verstoss  knüpfte,  der  nur  des 
bösen  Beispiels  wegen  bestraft  werden  niuss,  oder  wo  das 
Vergehen  nichts  als  eine  Lappalie  ist,  wie  z.  ß.  in  Töpfers 
„Tagesbefehl'',  wo  ein  liebegej)lagter  junger  Offizier  trotz 
des  im  Lager  ergangenen  Verbotes  nächtlicherweile  in 
seinem  Zelte  Licht  anbrennt,  um  sich  in  die  Korrespon- 
denz mit  seiner  Geliebten  zu  vertiefen:  oder  gar  in  Schika- 
neders  „Grandprofoss'',  wo  ein  Todesurteil  gegen  die  Frau 
eines  Feldwebels  ausgesprochen  und  vollzogen  wird,  weil 
sie  wider  das  Verbot  des  „Marodierens^'  ihrem  Gatten 
eiiitMi  ,.lndian"  zum  Mittagessen  gestohlen  hat.  (Drollig 
genug  verbittet  sich  der  Verf.  in  der  Vorrede  mit  Ent- 
scliiedenheit  das  Urteil  der  Rezensenten  und  giebt  sich 
zufrieden  mit  der  „Thränenernte",  die  seinem  Stücke  auf 
der  Bühne  nicht  fehlen  werde.) 

Dahingegen  hat  sich  Thurueysen  in  ganz  unentschuld- 
barer —  freilich  wohl  auch  in  fast  unglaubhafter  Weise 
gegen  das  Gesetz  vergangen.  Seine  Geliebte,  des  Generals 
Tochter  Sophie,  hat  ihn  aufs  dringendste  zu  einem  Rendez- 
vous beordert  mit  dem  Vermerk,  es  hänge  von  dieser 
Zusammenkunft  ihr  Leben  ab.  Sie  soll  nämlich  in  weni'j;en 
Stunden  einem  anderen  vermählt  werden  und  wünscht 
ihren  (Jeliebten  zuvor  ihrer  Treue  und  Schuldlosigkeit  zu 
versichern.  Thurneysen  verlässt  —  der  Schauplatz  ist 
eine  belagerte  Festung  —  den  ihm  anvertrauten  Be- 
wachungsposten, einen  der  wichtigsten  und  gefährlichsten 
im  Umkreis  der  Festungswerke  und  begiel)t  sicli  in  kopf- 
losem Leichtsinn  in  das  Haus  des  Generals  zu  seiner 
Geliebten.  In  seiner  Abwesenheit  geht  der  Posten  an  den 
F'eind  verloren  und  das  Schicksal  der  ganzen  Festung  ist 
dadurch  in  Frage  gestellt.  Diese  Folgen  seines  verhängnis- 
vollen Schrittes  mussten  dem  jungen  Thoren  klar  vor 
Augen  stehen    und    hätten,  entscheidend    sein   sollen   allen 


—     38     — 

aiideivii  liücksicliten  gegeiuiber.  Docli  mag  es  sein,  dass 
die  Liebe  ihn  der  Vernnnft  beraubt  hat,  einen  Milderungs- 
grnnd  gab  dies  für  sein  schweres  Verbreclien  niclit  ab  und 
er  musste  als  Opfer  seiner  Pflichtvergessenheit  fallen. 

Viel  mehr  Anspruch  auf  Verzeihung  und  Gnade  haben 
die  Helden  derjenigen  (iruppe  von  Schauspielen,  die  sich 
um  Möllers  „Graf  von  Walltron",  das  militärische  Drama 
par  excellence,  scharen.  Walltron,  das  Idealbild  eines 
Soldaten,  „vor  dem  Feinde  ein  Löwe,  im  Dienste  ein 
Argus,  in  der  Gesellschaft  der  empfindsamste  Mensch", 
wird  von  einem  übellaunigen  Vorgesetzten  hart  angelassen 
und  selbst  beschimpft.  In  kochendem  Zorne  greift  er  zum 
Degen,  bereit,  auf  der  Stelle  die  angethane  Beleidigung 
zu  räclien.  Sogleich  aber  kommt  er  wieder  zur  Besinnung. 
Doch  die  Subordination  ist  scliwer  verletzt,  der  Fehler  nicht 
mehr  ungeschehen  zu  machen;  Walltron  muss  vor  das 
Kriegsgericlit  und  wird  zum  Tode  verurteilt.  Fast  ebenso 
ergeht  es  dem  Helden  noch  in  zahlreichen  anderen  Stücken. 
Nur  ein  Beispiel:  in  Schildbachs  „Dienst  und  Gegendienst", 
einer  Fortsetzung  des  Walltron,  wird  dessen  Jähzorn  noch 
einmal  zum  Ausgangspunkte  der  dramatischen  Verwickelung 
genommen,  und  zwar  beschwört  er  hier  das  Verhängnis  auf 
sicli  herab  durch  eine  in  blinder  Wut  au  dem  feindlichen 
General  verübte  Gewaltthat,  in  dessen  Hand  er  als  Kriegs- 
gefangener gegeben  ist.  Am  frühesten  findet  sich  dieser 
Zug  in  Engels  „Eid  und  Pflicht",  wo  der  Soldat  Welldorf, 
der  gezwiingenerweise  in  preussischen  Diensten  steht,  seinen 
Obersten  mit  dem  Degen  in  der  Faust  anfällt,  als  er  ihn 
seinen  schwerkranken  Vater,  einen  sächsischen  Beamten, 
misshandeln  sieht.  Auch  im  Hausvaterdrama  wird,  um 
eine  erlittene  Beleidigung  auf  der  Stelle  zu  rächen,  häufig 
zum  Degen  gegrift'en  und  also  das  Subordinations vergehen 
bis  in  den  häuslichen  Kreis  weiter  verfolgt.  Nirgends  aber 
kommt  es  zu  einer  ernstlichen  Blutthat.    Das  liäufioe  „fährt 


—     39     — 

it    der  Hand   Mii   den  Degen"    im  Faiiiilieiistück    ist    eine 
ingefährliclie,     aber    ansdrucksvolle    Bewegung,     die    auf 
elbstbewusstsein   und   Elirgefüld    deutet   (so   in  Scliröders 
Faliudrich",  Zieglers  „Lorbeerkranz",  Sdiletters  „Familien- 
|)okal-'  etc.) 
■k         Was   nun   die   Variationen  der  militärischen  Vergeben 
^■anlangt,    so  ist  auf  die  Desertion  und  deren  Folgen  schon 
■pingewiesen  worden,  ebenso  auf  die  vermeintliche  Feigheit 
fim   Kampf  z.  B.   in   Babos  „Arno"    und  Henslers  „Kriegs- 
gefangenen"   (Vgl.  Anm.   1()   und  22).      Sinnreich    ist    der 
Einfall    in   Zschokkes    „Eichenkrauz" ,    wo    der   Held,    auf 
<lem   Höhepunkt   seiner   militärischen   Laufbahn   angelangt, 

||)lötzlich  der  F^hrlosigkeit  und  der  Schande  anheimfällt,  da 
bs  an  den  Tag  kommt,  dass  er  der  Sohn  eines  Delin- 
fpienten  ist.  Nachdem  der  heikle  Fall  allseitig  beleuchtet 
und  begutachtet  worden,  vernichtet  der  Feldmarschall,  als 
Richter  vom  König  autorisiert,  die  Macht  der  Vorurteile, 
indem  er  ihm  seinen  Degen  zurückgiebt,  ihn  zum  Oberst 
und  Freiherrn  v.  Adelwerth  macht  und  an  seine  Helden- 
rust  das  Grosskreuz  heftet.  Solch  gänzlich  unschuldige 
ulder  sind  aber  selten:  gewöhnlicli  handelt  es  sich  dabei  um 
Kriegsgefangene,  die  in  den  Verdaclit  des  Verrats  und  der 
^Spionage  kommen  und  dafür  mit  dem  Leben  büssen  sollen. 
Das  erste  Beispiel  hiefiir  geben  „die  Kriegsgefangenen" 
Yon  Stephanie,  wo  der  Major  Graf  Treith,  Kriegsgefangener 
in  einer  belagerten  Festung,  von  dem  unmenschlichen 
IHpjIouverneur  zu  ehrlosem  Tod  verurteilt  wird,  da  man  bei 
Ihm    Zeiclmungen   und  Pläne   der  Festungswerke   entdeckt 

Iliat.  die  aber  nicht  von  ihm,  sondern  von  dem  Feldwebel 
Fleckmann  stammen  und  von  diesem  in  aller  Harmlosig- 
keit zur  Verkürzung  der  langen  Haftzeit  und  zur  Üebung 
^^  seines  Zeiclientalents  verfertigt  wurden.  Eine  verräterische 
Korrespondenz,  durch  einen  Sdiurken  denunziert  oder  dem 
Kriegsgefangenen  untergeschoben,    haben  zum  Gegenstand 


—     40     — 

„General  Moorner"  von  Thilo  und  Kotze bues  „Taschen- 
buch". Aelinlich  liegen  die  Verhältnisse,  nur  etwas  ver- 
wickelter, in  Rambachs  „Hochverrat".  Feierliche  Kriegs- 
gerichtsszenen waren  seit  Walltron  untrennbar  von  einem 
geschehenen  Verbrechen.  Von  allen  militärischen  Vor- 
gängen kehren  diese  am  zalilreiclisten  wieder. 

Bemerkenswert  ist  ein  Zug  im  militärischen  Drama^ 
der  als  die  humane  Ergänzung  des  strengen  point  dhon- 
neur  betrachtet  werden  kann:  die  vornehme  Auffassung 
der  ausserdienstliclien  Bezieliungen  zwischen  feindlichen 
Offizieren.  So  viel  von  politischer  Feindschaft  die  Kede 
ist,  so  wenig  ging  man  auf  eine  einseitige  gehässige  Ver- 
kleinerung des  Feindes  aus.  Selbst  die  gutartige  Satire, 
mit  der  Lessing  die  Figur  des  heruntergekommenen  Glücks- 
ritters Riccaud  gezeichnet  hat,  fand  ihre  Tadler  wegen  der 
allzu  deutlichen  Anspielung  auf  französische  Erbfehler  des; 
Charakters  und  es  gab  nicht  wenige,  die  sich  um  eine 
Rettung  des  französischen  „Windbeutels"  verdient  machten. 
Energisch  spricht  diese  Absicht  z.  B.  Fr.  G.  Thilo  in  der 
Vorrede  zum  „General  Moorner"  aus.  Freilich  brachte  er 
es  bei  der  Figur  des  französischen  Majors  v.  Malebranche 
nicht  weiter,  als  zu  einer  Nachahmung  des  Blainville  in 
Grossmanns  „Henriette";  ein  Plagiat,  gegen  dessen  Vor- 
wurf er  sich  vergeblich  verwahrt. 

Zwischen  feindlichen  Offizieren  besteht  fast  immer  ein 
Achtungsverhältnis,  das  von  politischer  Meinungsverschieden- 
heit nicht  berührt  wird.  Wenn,  nach  Lessing,  einerlei 
Kriegszucht  den  Landsmann  machte,  so  schuf  die  Kriegs- 
zucht überhaupt  das  kameradschaftliche  Verhältnis.  So 
stellt  es  zuerst  Stephanie  in  seinen  „Kriegsgefangenen"  dar,, 
wo  der  gefangene  Major  v.  Treith  die  innigsten  Bezieh- 
ungen zur  Familie  seines  Gastfreundes,  namentlich  zu 
dessen  Tochter  unterhält.  An  dem  feindlichen  Hauptmann 
Heist  findet  er  einen  aufrichtigen  Freund,   der,   als  Treith 


-     41     — 

wegen  vermeintlicher  Spionage  zum  Tode  verurteilt  wird, 
keinen  Augenblick  an  seiner  Unschuld  zweifelt  und  empört 
ist  über  das  unmenschliche  Vorgehen  seines  Vorgesetzten, 
des   Gouverneurs    der   Festung.     Unter    dem   Einfiuss   von 

I  Stephanies  „Kriegsgefangenen"  steht  Engels  „Eid  und 
Pflicht''.  Diese  Tragödie  bezieht  sich  auf  den  Umstand, 
dass  Friedrich  IL  die  sächsischen  Soldaten  im  .Jahre  1756 
zwang,  in  seine  Dienste  zu  treten.  Das  Schicksal  trifft 
auch  den  jungen  Welldorf,  dessen  Vater  als  einflussreiche 
■|  Person  von  dem  preussischen  Oberst,  einem  Scheusal,  trotz 
f  seiner  tötlich  schweren  Krankheit  als  Geisel  für  eine  der 
sächsischen  Stadt  unrechtmässigerweise  auferlegte  Kontri- 
bution weggeschleppt  wird.  Der  preussische  Hauptmann 
V.  Brink,  eine  Kopie  des  Heist  zeigt  warme  thätige  Teil- 
nahme für  die  unglückliche  Familie  AVelldorfs  und  gerät 
dabei  sogar  in  Konflikt  mit  dem  verhassten  Oberst,  dem 
er  Gehorsam  schuldig  ist^^). 

Auch  Babos  „Arno"  hat  eine  historische  Grundlage  ^*). 
Das  Stück  spielt  im  siebenjährigen  Kriege  und  werden 
darin  die  beiden  feindlichen  Monarchen,  Friedrich  II.  und 
Joseph  II.  (damals  noch  Erzherzog)  nebst  ihren  Soldaten 
verherrlicht.  Dass  politische  Feindschaft  weder  die  An- 
erkennung persönlicher  Tüchtigkeit  hindere  noch  ein  ver- 
wandtschaftliches Verhältnis  lockere,  wird  an  dem  Bei- 
spiel des  östreichischen  Hauptmanns  Ruckzin  und  seines 
Sohnes  des  preussischen  Oberleutnants  Arno  gezeigt.  Das 
(ielegenheitsstück  „Es  ist  Friede"  von  Bock  feiert  den  glück- 
Uchen  Abschluss  des  bayrischen  Erbfolgekriegs.  Der  Frieden 
wird  allegorisiert  in  der  Verbrüderung  des  österreichischen 
Kapitäns  v.  Langenfeld  und  des  preussischen  Majors 
v.  Stammer,  dem  der  sächsische  Oberst  v.  Biederau  zur 
Seite  steht.  Der  Oestreicher  als  preussischer  Gefangener 
findet  geneigtes  Ohr  für  die  Verherrlicliung  seines  Joseph, 
wogegen    der  Preusse   seinen  Vater  Fiitz   und    der  Sachse 


I 


—     42     — 

seinen  Kurfürsten  Friedricli  August  leben  lässt.  In  Hubers 
„Kriegssteuer"  berrscbt  die  Tendenz,  die  Notwendigkeit 
einer  für  den  russisch -östreichisclien  Feldzug  gegen  die 
Türken  (ITST — 9*2)  zu  erhebenden  Kriegssteuer  plausibel 
zu  niaehen.  Der  nnvermeidliche  Kriegsgefangene  ist  hier 
der  Türke  Dorsuffi,  ein  Muster  an  AVeisheit  und  nniss- 
vollem  Benehmen,  der  mit  dem  östreichischen  Leutnant 
Niklas  V.  Lambert  ein  intimes  Freundschaftsverhältnis 
pflegt.  Hagemanns  „Eroberung  von  Valenciennes",  eine 
Szene  aus  der  englisch-hannoverschen  Invasion  im  Henne- 
gau 1798  während  des  europäischen  Krieges  gegen  die 
französische  Republik,  bringt  eine  Verbrüderungsszene 
zwischen  dem  hannoverschen  Freikorporal  Meister  und 
dem  französischen,  gut  monarchisch  gesinnten  Linien- 
soldaten Mousquin.  Hier  hallt  das  I^ob  des  Vaters  Georg 
(Kurfürst  Georg  HL),  dort  dasjenige  Ijudwigs  XVIL  Be- 
züglich des  in  „Arno"  erstmals  erscheinenden  politisch 
feindlichen  Verhältnisses  zwischen  Vater  und  Sohn  ist 
noch  zu  erwähnen,  dass  Spiess'  „General  Schlenzheim" 
und  Arrestos  „Feindlicher  Sohn"  dasselbe  genau  kopiert 
tiaben.  In  allen  dreien  erfolgt  die  wirkliche  Erkennung 
zwischen  Vater  und  Sohn  erst,  nachdem  der  eine  iii  die 
"Gew^alt  des  andern  gegeben  ist.  Anders  in  Kretschmanns 
„Belagerung".  Hier  muss  ein  General  wissentlich  seine 
eigenen  Söhne  belagern,  von  denen  der  eine  der  Festnngs- 
kommandant  ist.  Der  General  ist,  ohne  viel  Aufhebens 
von  einem  solchen  Schritt  zu  machen,  zum  Feinde  über- 
gegangen, weil  er  nicht  von  seiner  Gemahlin  Geld  leben 
wollte.  Auch  hier  bekommt  der  Kommandant  seinen  Vater 
gefangen,  wie  im  „Arno".  In  der  Tragödie  „Graf  Treu- 
berg" von  Czechtitzky  stehen  Sohn  und  Vater  einander 
ebenfalls  feindlich  gegenüber.  Hier  ist  aber  nicht  nur 
harmlose  politische  Feindschaft  mit  im  Spiele.  Der  Vater 
hat  einen  ganz  unglaubhaften  Verrat   an  der  Sache  seines 


—     43     — 

.andeslieiTii  begangen  und  der  Solin,  in  Raserei  hierüber, 
Tiiht  nicht  elier,  als  bis  er  dies  Verbreclien  durch  Vater- 
l^pord,  inmitten  der  umgebenden  Feinde  gesühnt  hat.  Es 
fordert  zur  Betrachtung  heraus,  wie  verschieden  in  den 
lieiden  letzten  Stücken  ein  und  dasselbe  Motiv  verwendet 
wird.  Czechtitzky  lässt  einen  alten  verdienten  Offizier,  der 
allgemeine  Achtung  und  das  Vertrauen  des  obersten  Kriegs- 
herrn geniesst,  ohne  klar  ersichtlichen  Grund  zum  Ver- 
räter werden.  Kretschmann  macht  eine  Kuriosität  aus 
diesem  Verrat.  Einer  Grille  wegen,  die  ihm  aber  zum 
Lobe  angerechnet  wird,  kämpft  ein  General  gegen  seine 
bisherige  Armee,  gegen  seine  eigenen  Söhne,  die  er  zu- 
dem ohne  Skrupel  zu  demselben  Verrat  verleiten  möchte, 
trliert  aber  darum  beim  Autor  nicht  im  geringsten  an 
iner  moralischen  Tüchtigkeit.  Blickt  man  solchen  Aus- 
geburten einer  lierrschenden  litterarischen  Mode  gegenüber 
auf  das  einzige  und  unerreichte  Vorbild  zurück,  so  er- 
.^taunt  man  über  den  Zeitgeschmack,  der  zuliess,  dass  die 
zu  wahrem  Leben  erweckten  ,  Gestalten  eines  grossen 
Dichters  allmählich  zu  solchen  Marionetten  straflos  herab 
gewürdigt  werden  durften. 


unmittelbare  Beziehungen  des  zeitgenössischen 
Dramas  zu  Lessings  „Minna  von  Barnhelm". 


p]s  ist  im  vorstehenden  der  Versuch  gemacht  worden, 
ein  allgemeines  Bild  der  Anregungen  zu  geben,  die  von 
Lessings  „Minna"  ausgingen  und  die  Produktionskraft 
einer  emsigen  Schaffensperiode  der  deutsclien  Litteratur 
befruchteten.  Es  sollte  gezeigt  werden,  wie  der  vielver- 
sprechende Schauspielgehalt,  auf  den  Lessing  die  Auf- 
merksamkeit gelenkt  hatte,  von  dreien  seiner  rührigsten 
Zeitgenossen  alsbald  ausgebeutet  und  auf  verschiedene 
(Jebiete  übergeleitet  wurde,  die  man  nach  dem  Milieu 
unterscheiden  kann  als  bürgerlicher  Kreis,  bäuerlicher 
Kreis  und  militärischer  Kreis.  Dass  dieser  Gehalt,  in  solcherlei 
Grenzen  eingeschlossen,  weiterbestanden  und  Entwicklungs- 
kraft bewahrt  hat,  sollte  darthun,  dass  „Minna  von  Barn- 
helm" dem  Bedürfnis  der  dramatischen  Dichtung  nach 
individuellem  Gepräge  und  nach  einer  nationalen  und 
modernen  Grundlage  in  eminentem  Masse  gerecht  geworden 
ist.  Auch  fremde  Muster  hatten  an  der  Regeneration  mit- 
gewirkt, aber  sie  wären  unbeachtet  geblieben,  hätte  nicht 
Lessing  seiner  Zeit  die  Augen  geöffnet  für  die  Bedürfnisse 
des  modernen  Lustspiels. 

Es  liegt  nun  im  Charakter  dieser  Untersuchung,  nicht 
nur  zu  zeigen,  wie  die  in  Menge  hervortretenden  neuen 
Gesichtspunkte  und  Ideen  als  Weiterwirkungen  des  einen 
Schöpfungsaktes  zu  betrachten  sind,  sondern  auch  direkten 


—     45     — 

ezieliiingen  und  Anleliiiiingeii  an  das  Vorbild  im  einzelnen 
nachzugehen.  Erschöpfend  kann  dieser  Teil  der  Aufgabe 
icht  behandelt  werden.  Einmal  würde  dies  leicht  zu 
ner  pedantischen  Reminiscenzenjagd  führen  und  dann 
tte  hierzu  das  herangezogene  Material  bei  weitem  nicht 
sgereicht.  Für  das  relativ  minder  wichtige  Resultat, 
dieser  Abschnitt  der  Untersuchung  liefern  soll,  genügt 
s,  in  den  Hauptzügen  festzustellen,  was  an  dem  grossen 
unerreichten  Muster  dem  Geschmack  der  Nachahmer  als 
sonders  wirksam  und  bühnenfähig  galt.  Denn  bei  der 
amatischen  Massenproduktion  im  letzten  Drittel  des 
8.  Jalirlumderts  hat  man  es  ja  w^eit  weniger  mit  Kunst- 
erken.  als  mit  Eft'ektstücken  zu  thun:  eine  Wahrnehmung, 
e  sich  nnm entlich  im  Hinblick  auf  die  in  dieser  Arbeit 
Betraclit  kommenden  Autoren  aufdrängt,  die  grossenteils 
dem  Scliauspielerstande  angehörten. 
Iv  Gewisse  Motive  lagen  nun,  wie  gesagt,  in  der  Luft. 
Ils  bedurfte  nur  des  einen  Weckrufs,  um  das  Verständnis 
uf  den  Reichtum  an  neuen  dankbaren  Stoßen  zu  lenken, 
or  allem  gilt  dies,  einmal  von  der  Figur  Teilheims,  des  ruhm- 
deckten würdigen  Vertreters  einer  grossen  kriegerischen 
eit,  der  ohne  alles  Verschulden  ins  Unglück  geraten  und 
adurcli  der  teilnehmendsten  Sympathie  würdig  ist;  dann 
on  der  Person  des  grossen  Königs  selbst,  den  zu  ver- 
errlichen  und  zu  bewundern  die  Begeisterung  zu  allen 
poetischeu  Ausdrucksmitteln  grifi'.  Das  scliwächste  ist 
freilich  das  dramatische,  da  es  meist  nur  an  anekdoten- 
liafte   Züge,    z.    B.   einen   Akt    königlicher   Wohlthätigkeit 

(der  Gereclitigkeit  gebunden  ist.  Neben  Friedrich  den 
[rossen  traten  dann  selir  l)al(l  auch  andere  Fürsten,  denen 
kan  einiges  Gute  nachrühmen  konnte,  als  Büliiieiigestalten. 
fauptsächlicli  gal)  die  Figur  des  Kaisers  Joseph  von  Oest- 
reich  Gelejuvulicit,  l)ekaiiiite  Episoden  aus  seiner  mensclien- 
freuiKHichi'ii    lu'geiitcuthätigkeit    zu    vi-rowigen.     Es    liegt 


—     46     — 

darin  allerdings  eine  Vergröberung  Lessiiigselier  Inten- 
tionen, ebenso  wie  in  der  unermüdlichen  Schilderung  der 
Invaliden  am  Bettelstab.  Sie  war  aber  begründet  in  der 
Humanität  des  damaligen  Geschlechts,  die  einen  Ausfiuss 
der  eudämonistischen  AVeltanschauung  des  Aufklärungszeit- 
alters darstellt.  (Grossmut,  Wohlthätigkeit  und  Vergebung 
nennt  Schink  die  drei  zuverlässigsten  Schatzgruben  des 
dramatischen  Interesses.  Vgl.  Dramaturg.  Monate  1.  Bd. 
S.  59).  Es  lag  auch  viel  Ehrlichkeit  und  Loyalität  in 
dieser  Eürstenverherrlichung,  deren  Tendenz  sich  immer 
an  die  guten  Instinkte  des  Volkes  wandte,  ohne  sich  in 
schmeichlerischer  Absicht  gerade  an  den  Tliron  selbst 
heranzudrängen  zu  suchen. 

Das  Wagnis,  den  lebenden  König  Friedrich  zum  ersten- 
mal auf  die  Bretter  gebracht  zu  haben,  dürfte  wohl  Babo 
zuzuschreiben  sein.  Es  ist  dies  der  Vorrede  zum  „Arno'' 
zu  entnehmen:  „dass  ich  den  grössten  lebenden  Monarchen 
auf  der  Bühne  reden  lasse,  entschuldigt  die  Natur  des 
Schauspiels  (es  spielt  mitten  im  siebenjährigen  Kriege). 
AVer  es  für  unerlaubt  hält,  sagt  der  nicht,  der  oder  jener 
Fürst  wird  nicht  viel  Gutes  sagen  oder  thun  können?" 
Ganz  im  Geiste  der  Zeit  erwidert  er  darauf,  dass  der 
Menschengrösse  Friedrichs  eher  ein  Tempel  —  d.  h.  seine 
dramatische  Verherrlichung  —  zukomme,  als  dem  Halb- 
gott Julius.  Es  hiess  freilich  zu  viel  gesagt,  Fürsten- 
anekdötchen  als  Bausteine  zum  Tempel  der  Menschengrösse 
zu  betrachten.  Man  erinnert  sich  hier  unwillkürlich  der 
schmerzvollen  Frage  von  Shakespeares  Schatten: 

Was?     Es  dürfte  kein  Cäsar  auf  euren  Bühnen  sich  zeigen, 
Kein  Achill,  kein  Orest,  keine  Andromache  mehr? 

Ich  übergehe  die  Schar  von  Königen,  Fürsten  und 
Prinzen,  die  von  den  „Kriegsgefangenen"  und  dem  „Deser- 
teur aus  Kindesliebe"  an  in  unzähligen  Fällen  den  Helden 
aus  der  Verlegenheit  zu  ziehen  und  ihm  ihre  Be\vunderung 


—     47     — 

zu   zollen   haben,    oder    die    durch    einen   Akt   königlicher 
(Jcicclitigkeit   dem  verbrecherischen   Treiben   schleichender 
j        Bösewichte  jählings    ein  I^nde   machen   und    verweile   nur 
bei  der  Gruppe  der  porträtierten  Monarchen  Friedrich  und 
Joseph.     Ein  Jahr  vor   dem   Erscheinen   des  „Arno"    ver- 
t'asste  Plümicke  das  Gelegenheitsstück  „der  Volontär"  au& 
Aiihiss  des  Geburtstags  Friedrichs  des  Grossen.    Der  Köni^ 
tritt  zwar  nicht  selbst  auf,  doch  hält  er  sozusagen  die  Fäden 
des  ganzen  Stückes  in  der  Hand.    Der  Herr  v.  Waller,  ein 
wilrttembergischer   Oftizier,    der  seinen   seitherigen  Dienst 
quittiert  hat   „aus  unüberwindlicher  Neigung",   sich   unter 
die  preussische  Fahne  zu  begeben,  kommt  eben  von  einer 
B  l  iitci  rcdüug   mit    dem   König,    dem   er,    ohne    ihn   zu   er- 
kennen,   die    kräftigsten    Lobeserhebungen    gemacht    hat. 
Dieselben  wiederholen  sich  andauernd   auf   der  Szene,   da 
ihm  jener  unerkannte    Offizier   ein  Handschreiben   an  den 
Generalfeldmarschall   mitgegeben  hat,   in   dem   er  schnur- 
^R^stracks   zum  Major  ernannt  wdrd.     Die  neuen  Kameraden, 
^Bunter  denen  auch  Tellheim  ist,  was  Wallers  Sympathie  für 
^Bden     gewählten    Dienst    hinlänglich    erklärt '^•^),     beglück- 
^B wünschen  den  Glücksvogel  und  preisen  sich  und  ihn  selig, 
^Bunter  einem  solchen  Fürsten  dienen  zu  dürfen.     Dies  der 
^Bganze   dürftige   Inhalt.      Im    „Chargenverkauf"    (Verz.    56) 
I^Bist    der   auftretende   König    zw^ar  nicht    als   Friedrich    der 
■^*  Grosse  bezeichnet.     Doch  ist   auf  ihn  deutlich  genug  hin- 
gewiesen durch    die   militärischen   Charaktere   des   Stücks, 
die  Sentenzen  und  Aussprüche  des  Königs,  die  an  die  be- 
rühmten  Marginalnoten    erinnern    und    die    ehrliche,    ver- 
trauliche Art  den  Verkehrs   zwischen  König  und  Soldaten, 
.    denen   der   alte   Fritz  ja  als  Soldatenvater  galt,    für  deren 
j^B  Anliefen  er  stets  ein  offenes  Ohr  und   eine  hilfreiche  Hand 
'^^  hat.     So    rettet   er   den   tapferen   Oberst   ßranten   für   sein 
Regiment,    das    dieser    hatte    verkaufen   wollen,    um   seine 

I Familie  vor  Mangel  zu  schützen.    Dem  Hauptmann  Blenn- 


—     48     — 

heim,    der  den  Dienst  quittieren   will,    weil   er   so    oft  im 
Avancement  übergangen  worden,  giebt  er  einen  erledigten 
Majorsposten.     Den  Oberleutnant  Winterfeld,    der  heiraten 
will,  lässt  er  in  Gnaden  ziehen.    Den  Unterleutnant  Wille 
aber,  der  im  Begriff  steht,  seine  Charge  zu  verkaufen,  um 
seine  Mutter  vor  dem  Hunger  zu  retten,  umarmt  der  König 
gerührt  und  giebt  ihm  die  erledigte  Stelle  des  Blennheim, 
seiner  Mutter  aber  eine  lebenslängliche  Pension.    Eng  zu- 
sammen gehören  die  Stücke:   „der  abgedankte  Offizier,  oder 
Joseph  der  Gute"  von  Lederer  (?  Verz.  31),  „die  Waise" 
von  Ch.  P.  F.  König,    „das  grosse  Beispiel  oder  welch'  ein 
Mensch!"    von  F.  I.  Fischer  und   „der  Rechtschaffene   darf 
nicht  immer  darben  etc."  von  Protkhe.     Erstere  drei  sind 
im  selben  Jahre  erschienen,  weisen  also  auf  eine  bekannte 
Anekdote    vom    guten    Kaiser    Joseph    hin.      Lederer    hat 
einen    abgedankten,    aufs    äusserste    heruntergekommenen 
Offizier,   den  Leutnant  Tapfer  zum  Helden  gemacht.     Der 
Wucherer    Geiz,    ein    Beutelschneider    wie    Lessings   Wirt 
zum   König  v.   Spanien,    treibt   ihn   einer  nicht   bezahlten 
Schuld  halber  samt  seinen  Kindern   aus   dem  Haus.     Sein 
alter  Diener  Heinrich   bietet    ihm    seine    kleine   Barschaft 
an,    doch  Tapfer  nimmt  sie   nicht  an.     Obwohl   im  Elend 
auf  die  fragwürdigsten  Subsistenzmittel  beschränkt  —  die 
Kinder  raufen  Gras  aus,  um  es  abgekocht  mit  dem  Vater 
zu  verspeisen!   —  hat  Tapfer  liocli  ein  fremdes  Kind  auf- 
genommen, das  sich  später  als  Sohn  eines  alten  Invaliden 
erweist.    Der  ganzen  Misere  macht  Kaiser  Joseph  ein  Ende: 
„der  Kaiser  erscheint  niclit  selbst  und  docli  sieht  man  den 
liebenswürdigen,    den  angebeteten  Fürsten  und  bewundert 
ihn"  schliesst  eine  Kritik  des  Stückes,  dem  sie  nachrülimt, 
dass  es  unter  all  den  Dramen,  die  bisher  sich  mit  Zügen 
von  dem  edeln  Herzen  Josephs  des  Guten  bereichert,   das 
einzige    sei,    das    es    auf    eine   würdige   Art    gethan    hat. 
(Almanach  d.  deutsch.  Mus.  1771)  S.  (S8.)  —  Ein  moderner 


1 


49 


eurteiler  kann  siejj  schwer  in  den  Geschmack  einer  Zeit 
liiiseinfinden,    die    eine    solch    übertriebene    Häufung    von 
^kdeln    und  rührenden  Motiven   gut  hiess.     Der  Inhalt   der 
^fctücke  von  König    und  Fischer  deckt   sich  ziemlich  genau 
^Biit  vorstehendem.     Nur   tritt   in  diesen    der  Kaiser  selbst 
^piuf,   der   edelmütige   Mann   ist   kein  Offizier   und   das   an- 
geiiommene  Kind  gehört  einem  liohen  Adelsgeschlechte  an. 
Das  letztgenannte    der  vier   obigen  Stücke    zeichnet   einen 
OfHzier,  der  einem  Mädchen  die  Ehre  geraubt  hat,  sie  nun 
heiraten  will,  dazu  aber  nicht  die  Erlaubnis  bekommt,  des- 
halb den  Dienst  quittiert  und  nun  mit  Frau  und  Kind  darbt. 
Ein   braver   Schustermeister  nimmt    die   Familie    auf,    ein 
dankbarer  ehemaliger  Soldat   bietet  seinem  Leutnant   eine 
loeben  gemachte  F^rbschaft  an,   ohne  sich  natürlich  erhört 
7A\   sehen.      Der   Fürst,    nämlich   der   menschenfreundliche 
Joseph,  lässt  alle  vor  sich  kommen  und  macht  sie  glücklich. 
Schink   bespricht  dies   Stück   im   1.  Bd.   der   „drama- 
4;urgischen  Monate"  unter  dem  Titel  „Fürstenpflicht",   den 
m  Brandes  gegeben,   nachdem   es   in  einer  voraufgehen- 


II 


w- 


en  Fassung  schon  in  „Armut  und  Liebe"  umgetauft  worden 
war.  Er  wendet  sich  dabei  mit  aller  Schärfe  gegen  die 
matten  Szenen  wohlthätigen  Inhalts,  die  nur  das  Herz, 
nicht  den  Verstand  anregen  und  ein  schlimmes  Zeugnis 
für  den  Kunstgeschmack  des  Publikums  geben.  Er  hat 
gewisslich  recht;  trotzdem  ist  man  geneigt,  der  Figur  des 
verabschiedeten  Offiziers  eine  hervorragende  Stelle  unter 
der  Schar  der  verarmten,  entlassenen,  invaliden  Militärs, 
die  sich  um  Teilheim,  ihren  geistigen  Vater,  gruppiert 
liaben,  einzuräumen,  insofern  in  der  Seele  dieses  Leut- 
nants ein  wirklicher  und  glaubhafter  Konflikt  zwischen 
seiner  sittlichen  Pflicht  und  seinen  Standesrücksichten  vor- 
geht. L'm  nicht  zum  schlechten  Kerl  zu  werden,  muss  er 
das  verführte  Mädchen  heiraten  und  seine  Carriere  schwinden 
ssen.     Das  erregt  ci-nsicrrs  Interesse   und  wirkliche  Teil- 

Stockmayer,  Das  deutsche  Soldatcnstück.  4 


—     50     — 

uahme  und  somit  verdient  der  Verfasser  grössere  Auf- 
merksamkeit, als  so  und  so  viele  oberflächliche  und  geist- 
lose Nachahmer,  welche  glaubten,  alles  gethan  zu  haben, 
wenn  sie  mit  ihren  stummen,  in  Entbehrung  und  Hunger 
verkommenen  Duldern  im  fadenscheinigen  Kostüm  Tell- 
heims  an  das  Mitleid  der  Zuschauer  appellierten  oder  wenn 
sie  aus  der  tiefen  Verbitterung  Tellheims,  bei  diesem  eine 
Folge  der  unerträglichen  Ehrenkränkung,  mürrische  Grillen 
und  Absonderlichkeiten  des  Charakters  herausbuchstabierten, 
die  den  alten  Haudegen  bei  seinen  sonst  so  vortrefflichen 
Eigenschaften  interessant  machen  sollten. 

Der  alte  Polterer  im  Waffenrock  kam  übrigens  — 
auch  ohne  die  angedeuteten  Voraussetzungen  —  sehr 
rasch  in  Aufnahme  und  war  im  Familienstück  l)ald  un- 
entbehrlich (Vgl.  auch  das  oben,  anlässlich  der  Figur  des 
Obristen  v.  Stornfels  im  „Grafen  Olsbach"  Gesagte.  S.  10 
und  Anm.  5).  Im  Rollenfach  der  Hausväter  verwendete 
man  sehr  häufig  alte  Militärs.  Diese  zwingen  gew'öhnlich 
ihre  Töchter,  eigensinnig  oder  mit  mürrischer  Strenge^ 
einen  ungeliebten  Mann  zu  heiraten  oder  dem  Geliebten 
zu  entsagen;  man  denke  an  Grossmanns  „Henriette",  Lenz 
„Hofmeister",  Sprickmanns  „Schmuck",  Beils  „Einöde" 
u.  s.  w^  In  Anton- Walls  „Arrestant"  geht  die  Bizarrerie 
soweit,  dass  der  alte  Obrist  den  Geliebten  seiner  Tochter 
vorläufig  abfahren  lässt,  nur  um  das  Vergnügen  zu  haben, 
späterhin  wieder  alles  ins  reine  zu  bringen  und  der  Tochter 
eine  freudige  Ueberraschung  mit  der  Hand  dieses  längst 
ausersehe  neu  Schwiegersohnes  zu  bereiten.  Zuweilen  findet 
es  sich,  dass  ein  alter  Offizier  einen  edelgesinnten  jungen 
Mann  ins  Herz  geschlossen  hat,  was  jedoch  kein  Abhaltungs- 
grund ist,  denselben  ein  misanthropisches  Misstrauen  fühlen 
zu  lassen  und  ihn  gelegentlich  bis  aufs  äusserste  zu  reizen 
und  zu  beleidigen,  so  in  Bonins  „Postmeister"  und  „Hass 
und  Liebe",   Schröders  „Fähndrich",  Schletters  „Familien- 


—     51     — 

pokal",  Möllers  „Graf  Walltron^'  ii.  a.  m.  Gerne  bürdet 
man  dem  wackeren  Kriegshelden  einen  geistigen  Defekt 
auf  oder  macht  ihn  siech  und  krank:  AValltron  leidet  an 
wahnwitzigen  Wutantallen,  die  Väter  ijn  „Arrestanten"  und 
im  „Fähndrich"  sind  gemütskrank.  Sterbende  Generale 
bringt  Beils  „Curd  von  Spartau"  und  Leos  „General- 
marsch". Einen  qualvollen  Eindruck  macht  das  Siechtum 
des  Majors  in  Beils  „Einöde"  und  des  Generals  in  Brömels 
„Adjutant".  Anstössig  und  geschmacklos  ist  in  letzterem 
Stück  der  Krankenbesuch  des  Regimentsfeldscher,  der  sich 
nach  der  Wirkung  eines  Brechmittels  und  nach  der  Kolik 
seines  Patienten  erkundigt.  Das  ungesündeste  aber  in 
pathologischer  Empfindelei  wagte  Kotzebue  in  „Armut  und 
Edelsinn"  dem  duldsamen  Hörer  zu  bieten.  Dort  treibt 
der  Major  Plum  einen  melancholischen  Götzendienst  mit 
allem,  was  ihn  an  seine  vor  langen  Jahren  heimgegangene 
Geliebte  erinnert.  In  schwarz  verhangenem  Gemach,  das 
seine  Manie  zum  Heiligtum  des  Erinnerungskultes  geweiht 
hat,  überlässt  er  sich  den  Ausbrüchen  einer  widerlichen 
Sentimentalität  und  affektierten  Misanthropie.  —  Ein  Haupt- 
charakteristikum  des  grillenhaften  militärischen  Sonderlings 
ist  endlich  sein  Hang  zur  Wohlthätigkeit,  dem  er  aber  in 
seiner  Eigenschaft  als  bourru  bienfaisant  nur  im  geheimen 
fröhnt,  wie  einer  verbotenen  Passion. 

Die  monarchischen  und  patriotischen  Tendenzen,  aus 
denen  das  eigentliche  Soldatenstück  hervorgegangen  ist, 
haben  ihr  Seitenstück  in  den  demokratischen  Tendenzen 
des  bürgerlichen  Dramas.  Man  machte  die  Bühne  zum 
Forum  für  die  Kritik  gewisser  sozialer  Missstände  und 
Schäden  der  Gesellschaft  und  nahm  Stellung  gegen  die 
\  erderbtheit  der  Hofwelt,  die  Missvvirtschaft  der  Beamten- 
kreise, lächerliche  Ueberhebungen  des  Adels,  Bedrückung 
des  Bürgerstands  u.  s.  \\.  Zugleich  lenkte  man  die  Auf- 
merksamkeit auf  die  gesünderen  Elemente  des  Volksganzen,, 

4* 


—     52     — 

indem  man  einzelnen  Mnstertypen  daraus  die  passive  Dnlder- 
rolle  in  diesem  sozialen  Drama  zuwies.  Dass  es  trotzdem 
dabei  nicht  an  zuversiclitliclien  Loyalitätsbezeugungen 
fehlte,  brachte  das  Zeitalter  der  absoluten  Monarchie  mit 
sich.  Wie  die  oben  angeführten  Beispiele  zeigen,  passte 
sich  die  Auffassung  der  Person  des  Fürsten  als  eines 
Landes vaters  durchaus  den  Tendenzen  des  bürgerlichen 
Dramas  an,  dessen  Hauptgedanke:  Eltern  wollen  ihre 
Kinder  glücklich  sehen,  hier  auf  einen  Fürsten  und  sein 
Volk  übertragen  wird.  Der  Fürst  wurde  geschildert  in  der 
schlichten  Rolle  eines  Hausvaters,  der  seinen  Kindern  — 
Mitgliedern  der  grossen  Volksfamilie  —  williges  Gehör 
schenkt,  um  ihre  Wünsche  und  Klagen  entgegenzunehmen 
und  der  das  in  ihn  gesetzte  Vertrauen  rechtfertigt,  indem 
er  dem  erkannten  Uebel  abhilft  und  dem  Unrecht  steuert. 
Geeigneter  konnte  nun  kein  Stand  erscheinen,  die  Mängel 
der  sozialen  Verhältnisse  zur  Anschauung  zu  bringen,  als 
der  des  verabschiedeten  Offiziers,  bei  welchem  Verdienst 
und  Belohnung  im  schneidendsten  Gegensatze  stehen.  Die 
Zeitläufte  hatten  dafür  gesorgt,  dass  es  der  Urbirder  für 
die  Gestalt  des  notleidenden,  mitleidwürdigen  Kriegers 
nicht  zu  wenige  gab.  Freilich  geschieht  es  meist,  wo  ein 
einflussreiches  Vorbild  eine  Gattung  in  der  Dichtkunst  er- 
zeugt, dass  allmählich  die  Berührungen  mit  der  Aktualität 
sich  abstreifen  und  dass  das  Individuum  sich  dem  dog- 
matischen Zwang  des  Gattungsbegriffs  unterordnet.  Dies 
führt  einerseits  zu  Einförmigkeit  und  Einseitigkeit  und 
schützt  andrerseits  nicht  vor  Entartung.  Teilheim  war  das 
Musterexemplar  geworden  und  was  ihm  das  Drama  in 
der  Folge  an  die  Seite  stellte,  das  waren  alles  mehr  oder 
weniger  wohlverstandene  Tellheime.  Man  liat  deren  kennen 
gelernt  im  Beispiel  des  Grafen  Freaugeville  in  Stephanies 
„abgedankten  Offizieren"  und  des  Leutnants  Tapfer  in 
Lederers   „Gutem    Joseph".     Das   Charakterbild    des   ver- 


—     53 


abscliiedeten  Offiziers  miiss  aber,  seiner  wiclitigen  Stellung 
im   bürgerlichen   Schauspiel    wegen,    noch    weiter  verfolgt 
werden    nnd    sind   darum    noch    einige   Beispiele   heranzn- 
jiehen. 

Zu    jener    Gruppe    von    moralischen   Lustspielen    mit 

a^rarmten   Kriegern,    gutherzigen    Leuten   aus    dem    Volk, 

grausamen    Bedrängern    und     grossmütigen    Fürsten,    als 

'deren    Beispiele    oben    die    Stücke    von    Lederer,    König, 

Fisclier   und    Protkhe    genannt    sind,    zählen    noch    —   als 

fcjbedeutend  schwächere  Produkte  „der  dankbare  Fürst"  von 

!  Franzky  und  „Deutsche  Treue"  o.  V.  (Verz.  204).  Ihr  In- 
halt deckt  sich  ungefähr  mit  dem  der  erstgenannten. 
Wichtiger  ist  der  ebenfalls  hierher  gehörige  „Landes- 
vater" von  Brandes,  weil  hier  die  gewissenlose  Höflings- 
und Intriguenwirtschaft  am  Hofe  eines  energielosen  und 
verkommenen  Statthalters  geschildert  wird  in  einer  Menge 

l^btron  lose  aneinandergereihten  Szenen.  Unter  den  Opfern 
dieses  Regiments  befindet  sich  AVeghorst,  ein  verab- 
scliiedeter  und    gänzlich   verarmter   Offizier,    den    die   Not, 

l^ptrotz  seines  Stolzes,  zur  Bestechung  einer  Kreatur  des 
lasterliaften  Statthalters  zwingt,  der  seiner  Tochter  nach- 
stellt. Mit  dem  AVirt  Ekkert,  einem  früheren  Husaren, 
der  gutherzig  den  notleidenden  Offizier  bei  sich  auf- 
genommen hat,  beabsichtigte  Brandes  eine  Ehrenrettung 
des  Lessingschen  Wirts.  (Dieselbe  Tendenz  verfolgte  schon 
Stephaide   in   den  „abgedankten  Offizieren"  mit   der  Figur 

I^Hes  Gastwirtes  Kranz,  andere  folgten,  z.  B.  Brühl  in  „Edel- 
mut stärker  als  Liebe"  und  Beil  in  der  „Familie  Spaden"). 
Lkkert  ist  so  geschwätzig,  dreist  und  rührig,  wie  all  seine 
Zunftgenossen     im     Lustspiel,     hat    aber    ein    bedeutend 

iHpienschenfreundlicheres  Aussehen  als  die  üblichen  devoten 
fipitzhuben  seines  Metiers.  Kotzebues  „Verleumder"  lehnt 
sich  zi('mlich  dreist  an  den  „Landesvater"  an.  Auch  dort 
thut     ein     heruntergekommener     llau[)tmann     vergebliche 


—     54     — 

Schritte  beim  Minister,  um  zu  der  verdienten  Pension  zu 
kommen.  Audi  dort  herrscht  die  verworfene  Intrigue, 
<lie  streberische  Schurkenhaftigkeit  bei  Hofe  und  gewissen- 
loser Leichtsinn  in  hochgestellten  Beamtenkreisen.  Hier 
^'ie  dort  ist  der  Statthalter  bezw.  Minister  nur  von  elenden 
Kreaturen  raissleitet,  schwach  und  der  Reue  fähig,  wie 
der  Prinz  in  „Emilia  Golotti"^^).  Aehnliches  Milieu  findet 
sich  auch  in  Ifflands  „Dienstpflicht''  und  dem  „ Spieler ''. 
Hier  bringt  die  episodisch  verwendete  Figur  des  Unter- 
offiziers Grüner  das  ganze  herbe  Elend  eines  verdienten 
und  tapferen,  dabei  aber  schmählich  übergangenen  Yater- 
landsverteidigers  zur  Anschauung.  Dort  ist  der  alte  Leut- 
nant V.  Stern  ohne  Verschulden  ins  p]lend  gestossen  worden. 
Seine  Verdienste,  seine  Ehrenhaftigkeit,  sein  Stolz  bilden 
einen  erschütternden  Gegensatz  zu  der  ßettlerrolle,  zu 
der  er  sich  zwingt.  Mit  der  Hartnäckigkeit  der  Ver- 
zweiflung antichambriert  er  beim  Kriegsminister.  Etwas 
von  Telllieims  Bitterkeit  liegt  in  seinen  Worten:  „Ihre 
Exzellenz,  wenn  bei  den  Obern  solche  Dienste  vergessen 
werden  können,  als  ich  das  Glück  hatte,  dem  Vaterlande 
zu  leisten,  so  ist  es  unter  der  Würde  dessen,  der  geleistet 
und  gelitten  hat,  sie  anzupreisen."  Auf  denselben  Pfaden 
wandelt  endlich  der  dramatisierte  Roman  „das  Einver- 
ständnis, oder:  auch  unter  dem  besten  Fürsten  kann  so 
etwas  geschehen"  o.  V.  (Verz.  160).  Der  Stoff  des  „Landes- 
vaters" ist  hier  ins  Monströse  gesteigert,  was  die  stärksten 
Zweifel  gegen  die  im  ^■ebentitel  ausgesprochene  naive 
Behauptung  veranlasst.  Beamtenkniff'e  und  Gewaltthätig- 
keiten,  Weiberherrschaft,  Intrigue,  Laster  u.  s.  w.  füllen 
die  endlosen  Szenen  aus.  Natürlich  felilt  auch  nicht  der 
kassierte  Hauptmann,  der  mit  Weib  und  Kind  ins  Unglück 
gerät,  weil  er  zu  nachsichtig  mit  seinen  Untergebenen 
verfahren  ist.  In  ähnlich  bedrückter  Lage  befindet  sich 
auch  sein  Kamerad,  ein  alter  Leutnant.    Vielfache,  unver- 


—      öo      — 

kennbare  Dialektankläuge  verweisen  diese  dramatische  Miss- 
gebiirt  nach  dem  damaligen  Hyperboräerland  in  Sachen  des 
Kuiistgeschmacks:  nach  Bayern. 

P^ine  Abwechslung  in  der  Monotonie  rührender  Effekte 
glaubte  Beil  in  der  „Einöde"  zu  schaffen,   indem  er  seine 
bankerotten  Kriegshelden  vier  Akte  hindurcli  vor  das  Ge- 
^        spenst    des   Hungertods    stellte.     Diese    dramatische   Ver- 

»irrung  groteskester  Art  verdient  darum  Erwähnung,  weil 
ihre  Mache  ein  besonders  charakteristisches  Beispiel  dafür 
giebt,  wie  aus  seichter  Empfindsamkeit,  aus  gewaltsam 
herbeigeführten  Zufallsfügungen  und  aus  dilettantischer 
Zusammensetzung  verbrauchter  Motive  ein  echtes  Schau- 
spielerstück von  theatralischer  Wirkung,  aber  ohne  allen 
ernsten  Gehalt  und  innere  Wahrheit  zurechtgemacht  wurde. 
Der  Inhalt  ist  kurz  folgender:  der  alte  Major  v.  Ralldorf 
hat  Hab  und  Gut  durch  die  Intriguen  des  Kammerherrn 
V.  Fliesbach  eingebüsst.  Dieser  verjagt  ihn  von  Haus  und 
Hof.  Ganz  kann  sich  aber  Ralldorf  nicht  von  seinem  ge- 
liebten ehemaligen  Landsitze  trennen.  Er  siedelt  sich  mit 
dem  treuen  Birg,  seinem  ehemaligen  Schlossverwalter,  iu 
einer  verrufenen  Gegend,  am  Eingang  einer  tiefen  Waldung 
an  der  sächsisch-böhmischen  Grenze  an,  von  wo  aus  er  zu 
jeder  Zeit  seinen  alten  Rittersitz  und  dessen  verhasste  Be- 
wohnerschaft vor  Augen  hat;  ein  Anblick,  der  in  seinem 
Herzen  eine  ganze  Skala  von  Gemütsbewegungen,  von 
trauernder  Wehmut  bis  zum  brennenden  Rachedurst  lebendig 
erhält.  Von  den  kümmerlichen  Ueberresten  seines  Ver- 
mögens gründet  er  eine  Herberge  und  nennt  sIq  „zur 
Freistatt  müder  Pilger."  Er  zählt  also  auch  zu  jener 
Gattung  von  unmöglichen  Wohlthätern,  die  an  der  Barm- 
herzigkeit wie  an  einem  Laster  kleben,  denen  selbst  das 
äusserste  Elend  nicht  verbietet,  mit  der  Nächstenliebe  ein 
kokettes  Spiel  zu  treiben.  Dieser  neugewählte  Lebens- 
zweck erweist  sich  nun  l)ald  als  unerspriesslich  und  schon 


I 

I 


I 


■ 


—     56     — 

zu  Beginn  des  Stückes  sind  die  beiden  Einsiedler  halbtot 
vor  Hunger  und  Entkräftung.  Die  letzte  und  einzige 
Hoffnung  setzt  Ralldorf  auf  seinen  Sohn,  der  als  sächsisclicr 
Hauptmann  den  bayrischen  Erbfolgekrieg  mitgemacht  hat 
und  nun  nach  dem  Friedensschlüsse  zurückerwartet  wird. 
Er  erscheint  nun  auch,  begleitet  von  seinem  Paul  Werner, 
einem  ehemaligen  Fourierschützen  Namens  Frey,  aber 
Rettung  bringt  er  keine.  Er  ist  mit  seinem  Freikorps 
rücksichtslos  verabschiedet  worden  und  hat  seine  ganze 
Barschaft  unter  die  Soldaten  an  Stelle  der  ihnen  vorent- 
haltenen Belohnung  verteilt.  Dadurch  aufs  äusserste  redu- 
ziert, scidägt  er  sich  wie  ein  Laudstreicher  bis  zu  seiner 
Heimat  durch.  Die  beiderseits  erlebte  Enttäuschung  stüi-zt 
Vater  und  Sohn  nebst  den  beiden  Getreuen  in  Verzweif- 
lung. In  dumpfer  Apathie  hungern  die  viere  dem  Ende 
entgegen,  als  plötzlich  ein  im  Walde  von  AVeglagenm 
überfallener  herrschaftlicher  Reisewagen  der  Aufmerksam- 
keit eine  neue  Richtung  giebt.  Man  eilt  zu  Hilfe  und 
befreit  die  erschreckten  Reisenden,  die  sich  als  Retter  in 
der  höchsten  Not  erweisen.  Denn  es  ist  die  vor  Jahren 
mit  ihrem  Geliebten  durchgegangene  Tochter  Ralldorfs, 
die  von  Reue  gepeinigt  samt  ihrem  Kinde  auf  der  Suche 
nach  ihren  Angehörigen  im  Lande  herumreist.  Sie  ist 
mittlerweile  reich  geworden  und  kann  somit  allen  aus  der 
Not  helfen.  Den  gepeinigten  Hörer  interessierte  wohl  vor 
allem,  dass  ihre  Reisevorräte  an  Lebensmitteln  reichlich 
genug  sind,  um  die  ganze  darbende  Gesellschaft  zu  sättigen. 
Der  extremsten  Erniedrigung  verfiel  die  Figur  des 
unglücklichen  Offiziers  in  denjenigen  Stücken,  avo  derselbe, 
jeder  persönlichen  Würde  entkleidet,  als  verkommener 
Bettler  und  Landstreicher  auftritt,  um  das  Mitleiden  mit 
einer  gefallenen  Grösse  im  Herzen  ehemaliger  Freunde 
bezw.  Feinde  zu  erregen  und  eine  edelmütige  That  zu 
veranlassen.     So  findet   es  sich  in  Brühls  „Bürgermeister'^ 


Ol       — 

0  das  abgenutzte  Motiv  der  iinverhoft't  wieder  aiiftauchen- 
en  Blutsverwandten^'^)  auf  den  verwahrlosten  Bettler  Gott- 
elt einen  ehemaligen  Offizier,  angewendet  wird,   der  von 
einem  Bruder,   dem  Bürgermeister,  von   der  Strasse   auf- 
elesen    und   wieder    zu   Ehren   gebracht    wird.      Aehnlich 
t  der  Inhalt  der  dramatischen  Erbärmlichkeit  „Wohlthun 
acht   glücklich"  von   F.   T.  Senf.     AVezels  „Wildheit  und 
jrossmut",  Brühls  „Rache",  Seidels   „Edelmut   und  Rach- 
'      sucht"  variieren,  vielversprechend  schon  durch   die  pathe- 
tischen  Titel    die   Nutzanwendung   der   christlichen   Moral 
thut  wohl  denen,    die    euch  hassen!    Eine  ungesühnte  Be- 
leidigung,   eine  verjährte  Feindschaft  zwischen  zwei  alten 
■poldaten   wird    zu   Grabe   getragen,    indem    der   eine    den 
^   andern  nach  Jahren  im  äussersten  Elend  wiederfindet  und 
von  Mitleid  übermannt  seine  Rache  in  Wohlthätigkeit  ver- 
wandelt^*^).     Hempel    gewann    dem    Stoff    eine    tragische 
IBfceripetie  ab  in  dem  Trauerspiel  „Schw^ärmereien  der  Liebe 
^md   des  Hasses":    der  alte  Hass   glimmt   fort   und  fordert 
nach  Menschenaltern  noch  neue  Opfer.    Das  Stück  beginnt 
IBpie  die  Mehrzahl  der  Hausvaterdramen:  General  Graf  Wal- 
l)rock  kehrt  nach  sechsjähriger  Abwesenheit  im  Felde  nach 
Hause  zurück.    Beim  Anblick  seiner  Tochter  Antouie  taucht 
in   ihm   die  schmerzliche  Erinnerung   an    seine  Gattin   auf, 
der    die    Geburt    Antoniens    das    Leben    gekostet    hat'^^). 
Dieser  Tochter   hat  er  einen  Bräutigam   mitgebracht,   der 
aber   nicht  erhört  wird,   da    sich  Antonie  schon  ihren  Ge- 
l^fcebten  gewählt  hat  und  zwar  einen  Kriegsgefangenen,  den 
ihr  Vater  unbedachtsam  vorausgesandt   hat.     Der  General 

tat  zwar  nichts  gegen  diese  Wahl  einzuwenden,  wünscht 
ber,  dass  Herr  v.  Ries  —  dies  ist  der  Bevorzugte  —  sich 
iivor  hinreicliend  über  Stand  und  Familie  ausweise.  Dies 
ermag  der  junge  Offizier  so  lange  niclit,  bis  ihm  sein 
heindich  und  in  Verkleidung  erscheinender  Vater  den  Auf- 
schluss  giebt,    dass  er  der  Solin  des  Todfeindes  von  AVal- 


—     58     — 

brock  ist.  Der  Vater  lieisst  Graf  Drüdeii,  ist  eliedem  von 
dem  General,  seinem  Vorgesetzten,  der  Meuterei  überfiilirt 
und  zum  Tode  verurteilt  worden.  Er  ist  entwichen  und 
seitdem    von    Stufe    zu    Stufe    heral)«fesunken.      Nur 


im 


brennenden  Gefühl  des  Hasses  und  des  Rachedurstes  fristet 
er  noch  sein  elendes  Dasein.  Nun  ist  die  Stunde  der  Ver- 
geltung da.  Er  zwingt  den  Sohn,  auf  Antonien  zu  ver- 
zichten und  ihm  ein  Werkzeug  der  Rache  gegen  den 
General  zu  sein.  In  ratloser  Verzweiflung  J3ntdeckt  sich 
der  Sohn  dem  General  und  verliert  infolge  seiner  Ent- 
hüllungen die  Anwartschaft  auf  Antoniens  Hand.  Da  be- 
schliesst  er  zu  sterben  und  das  in  Gemeinschaft  mit 
Antonie.  Er  vergiftet  sich;  die  Geliebte  aber  wird  von 
den  Herbeieilenden  noch  rechtzeitig  gerettet. 

Aus  den  gegebenen  Beispielen  erhellt  nun  hinlänglich, 
dass  bei  der  Verwendung  des  Tellheimschen  Typus  —  wenn 
man  diesen  Ausdruck  wagen  darf  —  als  Triebkraft  für 
die  dramatische  Wirkung  fast  ausscidiesslich  das  Mitleid 
mit  der  passiven  Dulderrolle  eines  dürftigen  und  faden- 
scheinigen Ehrenmanns  massgebend  gewesen  ist.  Spuren 
«ines  inneren  Konflikts  finden  sich  nur  da,  wo  man  den 
verarmten  Offizier  auch  noch  mit  häuslichen  Misshelligkeiton 
belastete  und  ihn  um  eine  verführte  Tochter,  einen  lieder- 
li(;hen  Schwiegersohn  u.  dgl.  m.  Klage  führen  liess.  Der 
subtile  Zwiespalt  aber  in  der  Seele  Teilheims,  der  das  warme 
Herz  und  die  kalte  Vernunft  in  Kollision  bringt,  ein  Zwie- 
spalt, der  nur  in  ausserordentlichen,  vornehm  gearteten  Seelen 
statt  hat,  bei  dessen  Betrachtung  das  gewöhnliche  Gefühl 
des  Mitleids  weit  überwogen  wird  von  dem  der  sittlichen 
W^ertschätzung,  ist  unverstanden  geblieben  bei  den  Nach- 
iihmern,  die  sich  nur  für  die  Situation  Tellheims  und  nicht 
für  die  psychologischenBedingungen  derselben  interessierten. 

Man  begnügte  sich,  dem  duldenden  Helden  das  mög- 
lichste an  Missgeschick  auf   die  Schultern  zu  legen,   ohne 


I 


59 


von  dem  Vorbilde  zu  lernen,  dass  Telllieim  infolge  der 
konsequenten  Korrektheit  seiner  Ehr-  und  Moralbegriffe 
^sein  Unglück  der  Hauptsache  nach  selbst  gewollt  hat,  da 
er  die  zur  Verbesserung  seiner  Lage  führenden  Wege  nicht 
einschlagen  konnte  und  wollte.  Ueberaus  selten  sind  die 
Fälle,  wo  bei  einem  Militär  die  spezifischen  Eigenschaften 
des  Standesbewusstseins  und  der  strengen  Rechtlichkeit 
nicht  blos  Phrase  sind  und  durch  Entwicklung  ihrer 
ethischen  Kraft  ein  etwas  hervorbringen,  das  einer  drama- 
tischen Spannung  gleicht. 

Ich  streife  flüchtig  zwei  Beispiele  hiefür:  „die  Erb- 
.schaff'  von  Buri-Borchers  und  „So  handeln  Freunde"  o.  V. 
{Verz.  166);  das  erste  ein  hübscher  dramatischer  Vorwurf, 
der  unter  berufeneren  Händen,  als  denen  seiner  Autoren 
sich  wirkungsvoll  hätte  gestalten  können,  das  andere  eine 
Anekdote,  aussprechend  durch  die  glaubhafte  Idee  der 
l^tandhafcigkeit  eines  Offiziers  gegenüber  den  Lockungen 
eines  vorteilhafteren,  aber  moralisch  unzulässigen  Handelns. 
Das  Schauspiel  „die  Erbschaft"  nennt  die  geschäftige 
Kritik  der  Allgem.  deutschen  Bibliothek  (Band  44,  Stück  "2, 
*S.  473)  in  der  Ausführung  schlecht  und  recht,  nirgends 
anstössig,  aber  auch  ohne  irgend  etwas  Auszeichnendes. 
Das  Auszeichnende  aber  besteht  in  der  nicht  alltäglichen 
Erfindung  der  Fabel.  Braunau,  ein  Offizier,  erbt  ein  Ver- 
mögen, das  aus  unrechtmässigem  Gute  entstanden  ist.  P> 
erfährt  dies  und  fasst  den  Entschluss,  es  denjenigen  zurück- 
zugeben, welche  von  seinen  Erblassern  darum  betrogen 
worden  waren,  ob  er  sich  gleich  dadurch  ausser  Stand 
.setzt,  Minna,  seine  Geliebte  zu  heiraten.  Jetzt  gerät  der 
Verfasser  ins  seichte  Lustspielfahrwasser,  da  im  folgenden 
der  glückliche  Zufall  als  Helfer  gerufen  wird.  Es  trifft 
sich  nämlich  gut,  dass  derjenige,  dem  das  Vermögen  gehört 
hatte.  Minnas  Vater  ist,  ein  französischer  Offizier,  der  sich 
heimlich   vermählt,   dann   aber    seine    P>au  verlassen   hatte 


—    ()()    — 

uiul  nun  just  zur  rechten  Zeit  wieder  erscheint.  In  dem 
Stück  „So  handehi  Freunde"  ist  bei  der  Figur  des  Helden 
Teilheim  unverkennbar  zum  Muster  genommen.  Der  Ritt- 
meister V.  Moorfeld  bewahrt  die  Hinterlassenschaft  seine» 
im  Feld  gebliebenen  Freundes  Hornthal,  um  sie  nach  dem 
Willen  des  Verstorbenen  dessen  Sohn  zu  übermitteln,  den 
Hornthal  nie  gesehen,  da  er  vor  dessen  Geburt  ins  Feld 
ziehen  musste.  Moorfeld  durchzieht  mit  seinem  Diener 
Lewald  —  nebenbeigesagt  eine  der  gelungensten  Nach- 
ahmungen des  Just  —  das  Land,  um  nach  der  Spur  der 
Witwe  und  ihres  Sohnes  zu  forschen.  Die  Hinterlassen- 
schaft enthält  einen  Brief  mit  30000  Thalern,  die  Moorfeld, 
weun  er  binnen  4  Jahren  Hornthals  Sohn  nicht  gefunden 
hat,  sich  zu  eigen  machen  soll.  Trotz  mannigfacher  und 
ausserordentlicher  Entbehrungen  bleibt  Moorfeld  seinem 
Schwur  getreu,  die  Erbschaft  trotz  der  längst  hiezu  er- 
langten Berechtigung  nicht  anzutasten  und  versetzt  lieber 
in  der  Not  das  letzte,  was  er  hat,  einen  Ring,  das  teure 
p]rbteil  seines  Vaters.  Der  Rest  ist  schwach,  denn  wiederum 
muss  der  unwahrscheinliche  Zufall  alles  zum  Besten 
fügen.  Unerkannt,  da  er  den  Namen  seines  Grossvaters 
angenommen,  hält  sich  der  Gesuchte  schon  lange  in  nächster 
Nähe  des  Rittmeisters  auf  und  bewirbt  sich  eifrig  um 
dessen  Tochter  Julchen,  die  ihm  der  Alte,  ein  starker 
Doktrinär,  seither  versagt  hat,  indem  er  ihm  in  langen 
Reden  seine  Ansicht  über  die  mangelnde  Berechtigung 
eines  Ehebündnisses  zwischen  Liebenden,  denen  sich  äussere 
Schwierigkeiten  in  den  Weg  stellen,  auseinandersetzt.  Beide 
Liebenden  sind  nämlich  vermögenslos.  Endlich  aber  kommt 
die  Wahrheit  an  den  Tag  und  alle  Hindernisse  fallen  dahin. 
Die  verschiedenen  Faktoren,  aus  denen  sich  das  Stück 
bedeutsamer  Lebensgeschichte  zusammensetzt,  das  Lessing 
bei  der  Vorführung  seines  Helden  vor  uns  aufrollt,  die 
angegliederten  Episoden  des  Dramas,  die  Nebencharaktere^ 


—     Gl     — 

urz  alle  P^lemente,  deren  meisterhafte  und  doch  einfache 
Onippierung  den  Ralimen  gab  zu  dem  Charakterbilde  Tell- 
eims,  verdienen   in  Bezug   auf  spätere  Nachahmung  oder 
mformung  noch  einige  Beachtung;  desgleichen  sind  noch 
heranzuziehen  gewisse  Charakterzüge  Tellheims,   zu  denen 

l^kich  späterhin  Beziehungen  nachweisen  lassen  und  endlich 

^  Lessingsche  Gedanken,  die  sich  gewiss  in  weit  ausge- 
dehnterem Masse,  als  hier  zu  verfolgen  möglich  war,  dem 
Drama  der  Zeit  assimiliert  haben.  Dies  bildet  zugleich 
den  letzten  Teil  der  Aufgabe,  den  sich  vorliegende  Arbeit 

I  ^gestellt  hat. 

I  ^P  Tellheim  hat  in  den  sächsischen  Aemtern  von  Minnas 
Ileimatsgegend  die  Kriegskontribution  einzutreiben  und 
S(  liii^sst  grossmütig  die  fehlende  Summe  vor.  Dieser  Zug 
findet    .^^icli   wieder    in  Brühls    „Findelkind''    und    „Brand- 

j^pschatzung" ''^^),  ebenso  in  Kotzebues  „Brandschatzuug". 
Bei  Tellheim  bedingt  diese  Handlung  den  Ruin  seines  Ver- 
mögens. Den  Helden  obiger  Stücke  bereitet  ihre  Frei- 
gebigkeit weiter   keine  Ungelegenheiten,   so  wenig  als   all 

l^fcden  unzähligen  Wohltliätern  auf  der  Bühne,  die  ohne  alle 
Sorge  und  Bedenklichkeit  mit  vollen  Beuteln  um  sich 
werfen.  Anders  ist  es  in  Beils  „Einöde"  (siehe  oben 
S.  55)  und  Jüngers  „Strich  durch  die  Rechnung".  Der 
aiinable  debauche  in  letzterem  Stück,  ein  junger  Offizier, 
schiesst    einer    vom    Feinde    verwüsteten    Ortschaft    6000 

,      Thaler  vor,  hilft  und  borgt  leichtsinnig  seinen  Kameraden, 

l^pbis  er  selbst  nichts  mehr  hat. 

Der   beschimpfende    Verdacht,    dem  Tellheim  verfällt, 
kam    sehr    in    Schwang,    wo    der    Held    zum    moralisclien 

l^pMärtyrer  gemacht  werden  sollte.  Bei  Tellheim  handelt  es 
sich  um  eine  geargwöhnteunrechtmässige Selbstbereicherung. 
Dies  wurde  zum  vermeintlichen  Gelegenheitsdiebstahl  in 
Schröders  ..Fäliudrich",  Scldetters  „Familienpokal",  Kotze- 
Ibiu's  ..  Ariiiut  und  K(]elsiiiir\  zur  Unterschlagung  in  Frikkes 


—     ()2     — 

„Freundscliaftsdieiist"  ii.  a.  m.  Feigheit,  Verrat  und  Deser- 
tion wurde  im  Soldatenstück  wackeren  Offizieren  imputiert. 
Wohl  scheint  es  ferne  zu  liegen,  all  diese  Fälle  mit  dem 
Tellheiras  in  Beziehung  zu  bringen.  Die  Vergleichung  ist 
aber  berechtigt,  insofern  die  militärische  Geradheit,  die 
schon  erwähnte  Entwöhnung  von  Eigennntz  nnd  Gewinn- 
sucht, die  Verachtung  aller  Winkelzüge  und  Schleichwege 
in  den  Augen  des  vermeintlichen  Schuldigen  sowohl,  als 
in  denen  seiner  Umgebung  ein  augenscheinliches  Vergehen 
um  so  schwerwiegender  und  schimpflicher  erscheinen  lassen, 
als  es  mit  dem  sonstigen  Wesen  des  Angeschuldigten  nicht 
in  Einklang  zu  bringen  ist.  Die  Helden  ertragen  alle  wie 
Teilheim  den  entehrenden  Verdacht  abwechselnd  niit 
äusserster  Erbitterung  oder  mit  herber  Gelassenheit.  Auch 
sind  überall  die  nächsten  Freunde  von  der  Unschuld  des 
Helden  überzeugt. 

Teilheim  hat  als  armer  Offizier  unter  der  Nichtachtung 
einer  charakterlosen,  eigennützigen  Kreatur  zu  leiden,  der 
die  Habsucht  nur  vor  einem  vollem  Beutel  und  einer  frei- 
gebigen Hand  Respekt  abnötigt.  Der  Wirt  weist  ihn  ohne 
Besinnen  aus  dem  Haus,  als  sich  ihm  die  Aussicht  eröffnet, 
mit  den  neuen  Gästen  ein  einträglicheres  Geschäft  zu 
machen.  Dies  wiederholt  sich  in  Lederers  „abgedanktem 
Offizier",  in  der  „Waise"  von  König,  in  Beils  „Einöde", 
Seidels  „Edelmut  und  Rachsucht",  AVezels  „Wildheit  und 
Grossmut".  Häufig  findet  es  sich,  dass  ein  Offizier  in  die 
Hände  eines  unbarmherzigen  Gläubigers  gerät;  so  in 
Stephanies  „Abgedankten  Offizieren"  (die  burleske  Gestalt 
des  Juden  Pinkus,  des  zähen,  ewig  geprellten  Gläubigers, 
zählt  viele  Leidensgenossen  im  Lustspiel),  in  Franzkys 
„Dankbarem  F'ürsten",  Brühls  „Edelmut  stärker  als  Liebe", 
Kotzebues  „Armut  und  Edelsinn"  ^^). 

Tellheim  sieht  sich  in  der  Not  gezwungen,  ein  teures 
Andenken,    seinen    Verlobungsring    zu    versetzen.      Diese 


—     63     — 

Ringversetzgescliirlite  erhielt  eine  Parallele  in  Sprickmaims 
..Schmuck^'  (liier  giebt  der  verarmte  Hauptmann  Wegfort 
den  ganzen  Schmuck  seiner  Gattin  daran),  „So  handeln 
Freunde"  (Yerz.  16G),  „Armut  und  Edelsinn"  von  Kotzebue 
und  „Der  seltene  Onkel"  von  Ziegler. 

Im  3.  Aufz.  2.  Auftr.  giebt  Just  der  Franziska  eine 
höhnische  Schilderung  von  der  Trefflichkeit  aller  seiner 
Vorgänger,  die  den  Major  bestohlen  haben  und  dann  ent- 
^vichen  sind.  Dies  gab  Kotzebue  Stoff'  zu  einer  derben 
Bedientenszene  in  der  „Silbernen  Hochzeit".  Im  3.  Aufz. 
1.  Auftr.  beraten  sich  der  Jäger  und  der  Diener  des  ge- 
stürzten Ministers,  Grafen  Lohrstein,  dem  sie  auf  seiner 
Flucht  bis  an  die  Landesgrenze  gefolgt  sind,  ob  sie  das 
„Hundeleben"  mit  dem  Herrn  noch  länger  teilen  wollen 
oder  nicht.  Sie  entschliessen  sich  zu  letzterem  und  machen 
sich  aus  dem  Staube  nachdem  sie  ihrem  vor  Ermattung 
eiiigeschlafenen  Herrn  noch  das  Kästchen  gestohlen,  in 
dem  sich  seine  letzte  Barschaft  befindet.  Ferner  ist  hier 
zu  erinnern  an  die  Szene  zwischen  Mainaus  Diener  Franz 
und  dem  naseweisen  Kammermädchen  Lotte  in  Kotzebues 
„Menschenhass  und  Reue"  (3.  Aufz.  2.  Auftr.)  ^^).  In 
Grossmanns  „Nicht  mehr  als  sechs  Schüsseln"  schildert 
der  Diener  Friedrich  dem  Kammermädchen  Louise  höhnisch 
die  Vorzüge  seines  feinen  Nebenbuhlers  Philipp. 

Auf  das  kordiale  Verhältnis  zwischen  Major  und  Wacht- 
meister wurde  schon  hingewiesen.  Er  kehrte  unzählige 
Male  mit  grösserer  oder  geringerer  Feinheit  in  humoristischer, 
derb  volkstümlicher  oder  sentimentaler  Färbung  wieder.  Die 
Weigerung  Teil  heims,  das  Werner  geborgte  Geld  wieder 
zurückzunehmen,  findet  sich  auch  in  Perinets  „Freikorps". 
Dort  aber  ist  der  Schuldner  ein  ehrlicher  Jude,  der  dem 
verabschiedeten  Rittmeister  Bogen  pünktlich  eine  geborgte 
Summe  zurückbringt.     Bogen  heisst    es    ihn    wieder    mit- 


—     64     — 

neljinen,  aber  er  solle  sich  darauf  gefasst  halten,  dass  er, 
der  Kittraeister,  es  vielleicht  in  einiger  Zeit  brauche. 

Tellheims  stolze  ritterliche  Natur  bäumt  sich  dagegen 
auf,  sein  Glück  aus  den  Händen  einer  Frau  zu  empfangen. 
Der  Energie  des  Kriegsmannes  widerstrebt  es,  sich  Ver- 
hältnissen unterzuordnen,  die  er  sich  nicht  selbst  geschaffen 
hat,  die  Gewalt  über  seine  Freiheit  bekommen  könnten.  Mag 
es  eine  bizarre  Laune  sein,  keinen  Menschen  etwas  schuldig 
werden  zu  wollen,  so  ist  es  doch  edel  und  männlich  ge- 
dacht, die  Liebe  der  Frau  nur  unter  der  Form  der  sitt- 
lichen Achtung  und  nicht  unter  der  der  „blinden  Zärtlich- 
keit" anzunehmen.  —  Es  ist  nun  lehrreich  zu  untersuchen, 
wie  dieser  mit  feinstem  psychologischen  Verständnis  durch- 
geführte Charakterzug  in  den  häufigen  Nachahmungen  sich 
gestaltete. 

Unwert  einer  näheren  Würdigung  ist  die  abenteuer- 
liche Erfindung  in  Kretschmanns  „Belagerung",  dass  ein 
General,  um  nicht  ferner  von  seiner  Gemahlin  Gelde  zu 
zeliren  zum  Feinde  übergeht.  Es  läuft  bei  diesem  Motiv 
wde  bei  den  anderen  in  dem  geringwertigen  Stück  nur 
darauf  hinaus,  die  abenteuerliche  Situation  zu  erzwingen, 
dass  ein  Vater  seine  eigenen  Söhne  belagern  muss  und 
dabei  die  verwandtschaftlichen  Neigungen  in  fortwährendem 
Widerstreit  liegen  mit  der  Pflichterfüllung  und  der  Soldaten- 
ehre. Ich  übergehe  ein  weiteres  Stück,  „die  schwarze 
Frau"  (Verz.  187),  eine  niedrige  Posse,  in  deren  Handlung 
ein  unfähiger  Anonymus,  wahrscheinlich  ein  Schauspieler, 
den  angedeuteten  Lessingschen  Gedanken  erbärmlich  und 
unbeholfen  eingeflochten  hat.  Schröders  Major  v.  Selting 
in  der  „unglücklichen  Ehe  durch  Delikatesse"  ist  ein  patho- 
logischer Charakter,  wie  auch  Harrwitz  im  „Fähndrich". 
Die  Majorin  sagt  von  ihrem  Gatten:  „die  Leiden  seiner 
-Jugend  machten  ihn  misstrauisch  und  menschenfeindlich; 
■dass  er  sich  alles  selbst  zu  danken  hat,  machte  ihn  stolz. 


—     65     — 

Ir  erkennt  kein  ander  Verdienst,  als  das  der  Degen  er- 
firbt."  Deshalb  verbietet  ihm  seine  „Delikatesse"  ein 
itimeres  Verhältnis  zu  seiner  edeln  Gattin,  die  selbst 
nch,  ihn  den  Vermögenslosen  geheiratet  hat.  Dass  aber 
[er  eigentliche  Grund  dieser  unerquicklichen  Beziehungen 
vischen  den  beiden  Gatten  nicht  dem  bizarren  Ehrgefühl 
iltings,  sondern  vielmehr  seiner  aus  dem  Gleichgewicht 
gebrachten  Gemütsverfassung  zuzuschreiben  und  dem  kranken 
Manne  darum  nicht  zu  helfen  ist,  giebt  die  Majorin  selbst 
zu  mit  den  Worten:  „wäre  ich  nicht  reicher,  als  er,  so 
würde  er  unaussprechlich  leiden,  dass  er  mir  nicht  alle 
Bequemlichkeiten  des  Lebens  schaffen  könnte."  Wo  ist 
da  zu  helfen?  Sie  verharrt  denn  auch  in  passiver  Ergebung 
und  nimmt  die  Kränkungen  ihres  Gatten,  die  sich  bei 
dessen  Verbitterung  bis  zur  Aussprache  unverhohlener 
Zweifel  über  ihre  Ehrbarkeit  versteigen  —  ein  Zug  krank- 
hafter und  niedriger  Eifersucht,  der  bei  Tellheim  undenk- 
bar wäre  —  mit  grosser  Gelassenheit  hin,  wobei  der  Ver- 
fasser nicht  den  leisesten  Versuch  macht,  ihren  Charakter 
in  den  des  unternehmenden  und  zielbewussten  Fräuleins 
V.  Barnhelm  überzuführen,  das  in  impulsiver  Munterkeit 
die  siegreichen  Eigenschaften  des  Weibes  gegen  Starr- 
köpfigkeit und  unpraktische  Ehrbegriffe  eines  dem  König 
wegzukapernden  Offiziers  ins  Feld  führt.  In  Grossmanns 
„Nicht  mehr  als  sechs  Schüsseln"  und  Schletters  „Familien- 
pokal" ist  die  Weigerung  des  jungen  Offiziers  seiner  Ge- 
liebten anzugehören  weil  er  arm,  sie  reich  ist,  ins  Senti- 
mentale gezogen,  was  entfernt  nichts  mit  der  imponierenden 
Charakterstärke  Tellheims  zu  thun  hat.  In  diesen  Stücken 
pflegen  die  unbemittelten  Offiziere  mit  Seufzen  und  Thränen 
eine  Liebschaft,  die  sie  der  angedeuteten  Umstände  halber  für 
unerspriesslich  erkennen.  Aber  dass  männliche  schweigende 
Entsagen  fällt  ihnen  zu  schwer.  Müssen  sie  auf  die  Liebe 
verzichten,  so  fordern    sie    doch    wenigstens    das    Mitleid. 

Stockmayer,  Das  deutsche  Soldatenstück. 


I 


—     {^6     — 

I^mpfindsam  und  beweglich  erklingen  vor  der  Geliebten 
ihre  Klagen  über  des  Schicksals  Härte.  Tellheim  hingegen 
lässt  sich  das  Geständnis  der  für  ilm  bei  dem  Verzicht 
massgebenden  Gründe  halb  widerwillig  entreissen  und  un- 
zufrieden mit  seiner  Schwäche  zwingt  er  sich  zu  dem  Be- 
kenntnis, dass  er  Minna  noch  liebe.  Den  innern  Kampf, 
den  er  bei  der  Loslösung  von  der  Geliebten  durchgerungen 
hat,  war  er  Willens,  in  sich  begraben  sein  zu  lassen. 
Nachdem  er  äusserlich,  kraft  einer  furchtbaren  moralischen 
Anspannung,  die  Ruhe  wiedergewonnen  hat,  geschieht  es 
ihm  zum  höchsten  Verdruss,  dass  der  Zwiespalt  seiues^ 
Innern,  anscheinend  zwecklos,  noch  einmal  beschworen  wird. 

In  Kotzebues  „Armut  und  Edelsinn"  ist  die  4.  Szene 
des  2.  Akts  nach  dem  Muster  der  ersten  und  zweiten 
Unterredung  Teilheims  mit  Minna  (2.  Aufz.  9.  Auftr.  und 
4.  Aufz.  6.  Auftr.)  zugeschnitten.  Der  schw^edische  See- 
leutnant V.  Cederström,  der  w^egen  politischer  Umtriebe 
des  Landes  verwiesen  ist,  begehrt  eine  Waise,  die  er 
arm  glaubt,  zur  Gattin.  Ihrer  Neigung  noch  nicht  gewiss, 
macht  er  seine  bitteren  Glossen  darüber,  dass  ein  reicher 
Schurke  ihr  ungestraft  den  Hof  machen  darf,  denn  „nur 
der  Reiche  darf  alles''  seiner  Meinung  nach.  Louise,  die 
Waise  macht  ihm  begreiflich,  dass  Armut  der  geringste 
Fehler  eines  Mannes  ist,  dass  aber  nur  Liebe,  Redlichkeit 
und  Treue  bei  einem  Mädchen  von  ihrer  Gesinnung  den 
Ausschlag  geben  werden.  Auf  diesen  AVink  hin  erklärt 
sich  Cederström  und  wird  erhört.  Einen  idealen  Wunsch 
sieht  er  erfüllt:  er  hat  eine  Geliebte  gefunden,  die  mit  ihm 
darben  will !  Da  entdeckt  sie  ihm  jedoch,  dass  sie  ihren 
Vater  wiedergefunden  hat  und  dass  dieser  wohlhabend  ist. 

C.  Gott!  was  höre  ich! 

L.  Freuen  Sie  sich  mit  mir. 

C.  Ich  mich  freuen?  0  Sie  haben  durch  dieses  Wort 
alle  meine  Hott'nungen  zu  Boden   geschlagen. 


—  .67     — 

L.  Was  soll  das? 

C.  Der   arme   Cederström    durfte    sein    Auge   zu   der 
rmen  Louise  erheben  — 
L.  Welche  Grille? 

C.  Die  reiche  Louise  ist  für  den   armen  Cederström 
verloren? 

L.  Macht  uns  nicht  die  Liebe  gleich?  ^^) 
C.  Nur  in  Gottes  Augen! 
L.  Ist  dass  nicht  genug? 

C.  Nein,  die  Liebe  ist  mein  Freund,   die  Ehre  ist  mein: 

Tyrann!    Ich    gehorche   wider  Willen,    aber  ich   gehorche! 

Dass  der  Mann  arbeite  und  das  Weib   die   Früchte   seiner 

H|Arbeit  geniesse,  das  will  die  Natur.     Aber  dass  der  Mann 

^Biur  im  Wohlleben  von  dem  Vermögen  seiner  Gattin  schwelge, 

^Has  verbietet  die  Ehre"  ^*). 

H|  Die  Ehre  also  ist  sein  Tyrann,  denn  sie  verbietet  ihm 
eine  Handlungsweise,  die  aber  zugleich  nach  seiner  eigenen 
I^^Erklärung  der  Natur  zuwider  ist.  Also  wäre  in  diesem 
[B^Falle  beiKotzebue  das  Gesetz  der  Ehre  und  das  der  Natur 
offenbar  identisch.  Dieses  proklamiert  der  Held  mit 
männlicher  Ueberzeugung,  jenem  fügt  er  sich  mit  allen 
Zeichen  des  Widerwillens!  Der  hochtrabenden  Phrase 
wurde  einfach  der  vernünftige  Gedanke  geopfert  oder  viel- 
mehr, Kotzebue  ist  in  das  Wesen  der  Ehre  überhaupt 
nicht  eingedrungen.  Wie  hätte  ihm  denn  sonst  der  fatale 
Missgriff  passieren  können,  die  Natur  und  die  Ehre  in 
in  einem  Atem  zu  nennen,  wobei  er  doch  offenbar  die 
letztere  als  eine  Tyrannei  des  Vorurteils  aufgefasst  wissen 
wollte.  Es  ist  wahr:,  man  konnte  über  die  Heiligkeit  der 
Soldatenehre  verschiedener  Ansicht  sein,  je  nach  dem 
Standpunkt  den  man  vertritt.  Das  Fräulein  v.  Barnhelm 
zum  Beispiel  ist  sehr  geneigt,  das  Palladium  der  Liebe 
über  das  der  Ehre  zu  stellen  und  in  der  That  giebt  sie 
sich    eine    Zeit    lang   die    grösste    Mühe,   ihrer   weiblichen 


—     ()8     — 

Ueberzeiigang  zum  Siege  zu  verhelfen.  Sie  giebt  zu,  dass 
es  nicht  die  Sache  einer  Frau  sei,  das  Wesen  der  Ehre  zu 
ergründen  und  zu  erklügeln.  Der  Gegenstand  ist  ihr  zu 
kompliziert  und  so  definiert  sie  denn  verblüffend  einfach  : 
die  Ehre  ist  —  die  Ehre!  Das  ist  ganz  weiblich;  doch 
sie  fühlt  unausgesprochen,  dass  die  Ehre  „nicht  die  Stimme 
unseres  Gewissens,  nicht  das  Zeugnis  weniger  Recht- 
schaffenen", sondern  die  festbegründete  Maxime  eines  be- 
vorzugten Standes  ist,  eine  Maxime,  die  durch  die  jüngsten 
historischen  Vorgänge,  in  denen  sich  dieser  Stand  so 
glänzend  bewährt  hatte,  eine  unanzweifelbare  Autorität 
empfangen  hat.  So  kann  denn  die  Ehre  nach  der  Auf- 
fassung eines  Laien  wohl  ein  Vorurteil  genannt  werden, 
aber  es  ist  ein  unantastbares,  historisch  gerechtfertigtes 
Vorurteil.  P'ür  einen  Tellheim  hingegen  ist  die  Ehre  ein- 
fach ein  sittliches  Postulat.  Er  sieht  in  ihr  lediglich 
die  positive  Moral  seines  exklusiven  Standes.  Ehre  und 
Gerechtigkeit  sind  für  ihn  untrennbare  Begriffe.  Er  ist  von 
ihrer  Heiligkeit  und  ünverletzlichkeit  so  völlig  durch- 
drungen —  und  so  musste  es  jeder  Offizier  sein  — ,  dass 
er  lieber  zu  Grunde  gehen  möchte,  ehe  er  nicht  ihre 
Forderungen  im  Interesse  dieses  Standes  bis  zur  äussersten 
Konsequenz  erfüllt  sähe.  Es  ist  daher  völlig  ausgeschlossen, 
dass  Tellheim  in  seinem  Gerechtigkeitsdurst  die  Schwäche 
gehabt  haben  könnte,  sich  über  die  Strenge  der  Ehrbegriffe 
zu  beklagen,  weil  sie  unglücklicherweise  in  Konflikt  mit 
Privatrücksichten  geraten  waren,  die  theoretisch  gar  nicht 
mehr  für  ihn  existieren  konnten  von  dem  Augenblick  an, 
wo  ihm  deren  Weiterverfolgung  als  feige  nnd  unmännlich 
erscheinen  musste.  Mochte  etwas  Starres  und  Unbiegsames 
in  diesem  heroisclien  Flhrbewusstsein  liegen,  immerhin  war 
es  die  konsequente  Durchführung  eines  für  alle  An- # 
gehörigen  des  Soldatenstandes  heiligen  und  unantastbaren 
Grundsatzes.     Wer  anders   dachte   und   handelte,    der   be- 


—     69     ^ 

ugte  damit,  dass  er  das  Wesen  der  Ehre  nicht  verstand  oder 
erstehen  wollte  und  dies  ist  Kotzebnes  Fall,  der  für 
einen  kläglichen  Helden  die  Ehre  zum  Popanz  gemacht  hat. 
Cederström,  von  diesem  Popanz  in  Aufruhr  versetzt, 
acht  aus  der  Erfüllung  der  Ehrgebote  eine  alberne  Pe- 
anterie,  indem  er  nach  einem  Mittel  sucht,  die  Forderungen 
eines  Standes  mit  denen  seiner  Neigung  in  Einklang  zu 
gen,  das  heisst  in  diesem  Fall,  möglichst  rasch  zu 
inem  Vermögen  zu  kommen.  Unglaublich  naiv  ist  der 
.\usweg,  auf  dem  er  verfällt;  „Ich  will  fort  —  ruft  er 
mit  kindischem  Pathos  —  fort  in  die  weite  Welt!  ich 
nehme   nichts  mit  als  das   Andenken   Deiner  Liebe!     („In 

|?ersien,   Herr  Major,   giebts   einen   trefflichen   Krieg;   was 
rieinen  Sie?"  möchte  man  ihm  mit  Paul  Werner  zurufen.) 
m  Getümmel  der  Schlachten  will  ich  dein  Bild  auf  jeder 
Fahne  sehen  und  wo  man  nur  meiner  Liebe  danken  sollte, 
a  wird   man  meinen  Heldenmut  preisen!    —  Wenn  dann 
er  Fürst,   dem  icli    diene,    mich    durch  Ehrenzeichen   be- 
hnen  will,  Ehrenzeichen,  die  vormals  mein  höchster  Wunsch 
aren;  so  will  ich  mich  ihm  zu  Füssen  werfen:  Fürst!  — 
ill  ich  sprechen;  ich  habe  kein  Gefühl  für  die  Ehre  (!), 
imm  deinen  Orden  zurück  und  gieb  mir  Geld!  Meine  Ge- 
iebte  ist  reich!  Ich  brauche  Geld!  auf  dass  ich  ohne  Scham 
ich  vor  ihren  Vater  hinstellen  und  sagen  darf:  gieb  mir 
eine  Tochter!"    (Hiermit  vergleiche  man  die  dieser  platten 
irade   zu    Grunde   liegende  1.  Szene   des  5.  Aufz.  in  der 
Minna" !) 

Dieser   affektierte    „Edelsinn"    berührt   fast  widerlich. 

ie  tragische  Grösse  von  Tellheims  Unglück  schmilzt  hier 

u  einer  läclierlichen  Geldbeutelaffäre  zusammen.    Und  dieser 

leidige  Geldmangel  gab,  unnatürlich  aufgebauscht,  den  Stoff' 

zu  einem  unverstandenen  Konflikt  zwischen  Liebe  und  Ehre! 

t-  Nun  aber  höre  man  den  charakteristischen  Schluss  der 
nwahren  Edelmutskomödie ! 


—     70     — 

Louisen  wird  bange  bei  der  unheimliclienEntschlossenbeit 
ilires  (Jeliebten.  Sie  zieiit  ihre  Base  Joseplüne,  eine  muntere 
und  energische  Mittelsperson,  ins  Vertrauen  und  diese  über- 
nimuit  es,  Cederströms  Ehrbegriffe  auf  ein  bescheideneres 
Mass  zu  reduzieren.  Der  Geschulmeisterte  benimmt  sich 
kläglich  dabei.  Er  verspricht,  seine  unsicheren  Finanz- 
projekte noch  eine  Weile  aufzuschieben.  Währenddessen 
deponiert  liOuise  heimlich  einen  Wechsel  von  hohem  Be- 
trag in  seinem  Zimmer.  Er  schreibt  das  Geschenk  dem 
ihm  wohlwollenden  Major  Blum,  Louisens  Vater  zu,  den 
er  in  dieser  Eigenschaft  noch  nicht  kennt.  Als  er  sich 
aber  zu  diesen  begiebt,  kommt  die  Wahrheit  an  den  Tag 
und  umworben  von  Vater  und  Tochter,  sagt  er  dem  point 
d'honneur  Valet  und  sinkt  Louisen  in  die  Arme. 

Gegen  solch  gesuchte  Unnatur  und  gegen  die  dilettan- 
tische Auslegung  unverstandener  Ehrbegriffe  fallen  die 
Worte  Goethes  von  dem  aus  dem  bedeutenden  Leben  ge- 
griffenen Meisterstück  von  spezifisch  temporärem  Inhalt, 
von  vollkommen  norddeutschem  Nationalgehalt,  als  das  er  be- 
wundernd Lessings  „Minna"  anerkennt,  schwer  ins  Gewicht. 
Fast  zu  milde  urteilt  denn  auch  die  epigrammatische  In- 
vektive  A.  W.  v.  Schlegels: 

Armut  und  Edelsinn!    Das  ist  ja  für  alle  der  Wahlspruch: 
Selig  die  Armen  an  Geist,  denn  sie  sind  edel  —  versteht  !^^) 

Kotzebue  bezeichnet  übrigens  nicht  die  niedrigste 
Stufe  in  der  kasuistischen  Auslegung  des  point  dlionneur, 
zu  welcher  der  Fall  Tellheim  die  Veranlassung  gegeben 
liatte.  „Armut  und  Edelsinn"  stellt  doch  wenigstens  ein 
Etwas  auf,  das  an  den  interessanten  Seelenzustand  Teil- 
heims erinnert.  I.  K.  Wezeis  „Eigensinn  und  Ehrlichkeit" 
hingegen  steht  auf  der  Basis  eines  scheinbaren  psycho- 
logischen Experiments,  welches  darthun  sollte,  dass  man 
auch    gegen    p]hre    und    Pflichtgefühl    handeln    und    sich 


71 


►efriedigend  mit  seinem  Gewissen  abfinden  kann, 
fer  Gegenstand  ist  eine  Mesalliance  von  gewagtester  und 
Tmglaubhaftester  Erfindnng.  Die  Gräfin  Wildruf  liebt 
Hermann,  erst  Armeefourier,  dann  Kammerdiener,  jetzt 
Informator  ihrer  Tochter  und  sucht  sich  seiner  Liebe  mit 
hartnäckigster  Ausdauer  zu  versichern.  Respekt  und  Welt- 
kenntnis halten  Hermann  davon  ab,  seine  nicht  minder 
heftige  Liebe  merken  zu  lassen.  So  muss  denn  die  Gräfin, 
die  ih]i.  wenigstens  behauptet  sie  das,  nur  seiner  vortreff- 
lichen Charaktereigenschaften  wegen  besitzen  möchte,  seiner 
Diskretion  zu  Hülfe  kommen,  indem  sie  das  erste  ent- 
scheidende Wort  spricht.  Wezel  lag  ungemein  viel  daran, 
diesen  ungewohnten  Schritt,  das  Unherkömmliche,  fast 
Indecente  dieser  Wendung  zu  motivieren.  Wie  er  sich 
damit  abfindet,  ist  hier  nicht  weiter  von  Belang.  Hermann 
sind  eine  Reihe  von  Eigenschaften  verliehen,  die  das  Rezept 
zu  einem  dramatisch  interessanten  Charakter  anzugeben 
scheinen.  Die  rauhe  Schale  seines  Wesens  besteht  —  nach 
Wezels  eigenen  Worten  ^^)  —  in  Heftigkeit,  Stolz,  Eigen- 
sinn, Grillenhaftigkeit,  bizarre  Empfindlichkeit,  gerade 
Denkungsart,  wnnderlicher  Sinn.  Weniger  schon  hätte  ge- 
nügt, um  Zweifel  in  sein  normales  geistiges*Gleichgewicht 
7u  s;^tzen,  mag  auch  die  Gräfin  den  Trumpf  draufsetzen, 
dass  dieses  psychologisciie  Unikum  „der  ehrlichste,  edelste, 
beste  Mann  sei,  den  jemals  -die  iSonne  beschienen  hat." 
Im  es  nun  als  einen  schweren  Entschluss  von  Seiten 
Hermanns  darzustellen,  seinem]Glück  in  die  Arme  zu  laufen, 
nützt  Wezel  die  Tellheimschel  Weigerung,  dasselbe  einer 
Frau  verdanken  zu  wollen.  Gleichwohl  unterliegt  Hermann 
dem  Alisturme  der  zähen  Liebe  der  Gräfin.  Jeder  Schein 
von  (irossnrtigkeit  der  Charakteranlage  schwindet  aber  bei 
4ler  leiciitfertigen  Behandlung  eines  schwerwiegenden  Ge- 
wisstMiskampfes,  der  Hermann  bevorsteht,  als  er  in  der 
<irätin  Kaminerjungfer  seine  ehemalige  Geliebte   wiederer- 


—     72     — 

kennt,  der  er  einst  das  Eheversprechen  gegeben  hat.  Er 
hatte  allerdings  Grund,  sich  seines  gegebenen  Wortes  ent- 
ledigt zu  glauben,  da  das  Mädchen  nach  seiner  Vermutung 
bei  einem  feindlichen  Ueberfall  in  den  Flammen  eines 
Hauses  verbrannt  war.  Jetzt,  wo  die  älteren  Ansprüche 
in  ihr  volles  Recht  wieder  eintreten,  quält  sich  Hermann 
eine  Zeit  lang  mit  seinen  Gewissensskrupeln  herum,  ohne 
den  Mut  zu  finden,  gegen  die  Gräfin  oder  gegen  seine 
frühere  Braut  Farbe  zu  bekennen.  Geschmackvoll  vergleicht 
er  sich  mit  einem  verhungernden  Esel  zwischen  zwei  Heu- 
bündeln. Als  die  unternehmende  Gräfin  AVind  erhält  von 
dem  unvorhergesehen  Hemmnis,  redet  sie  ihrem  unent- 
schlossenen Geliebten  ins  Gewissen,  dass  er  verpfliclitet 
sei,  sie,  die  Gräfin  nicht  sitzen  zu  lassen  und  dass  er 
überhaupt  von  seinen  Verpflichtungen  gegen  sie  nicht  mehr 
zurückkönne.  Die  endgültige  Entscheidung  erleichtert  sie 
ihm  durch  die  Aussicht  auf  eine  angemessene  Entschädigung, 
die  sie  der  verschmähten  Zofe  zu  teil  werden  lassen  will. 
So  entschliesst  sich  denn  Hermann  endlich,  die  älteren  Ver- 
pflichtungen dranzugehen.  Das  tiefgekränkte  Mädchen,  das 
mit  unerschütterlichem  Vertrauen  auf  Hermanns  Liebe  ge- 
baut liat,  wird  abgefunden  und  verlässt  stumm  die  Szene. 
Es  ist  wohl  denkbar,  dass  Wezel  mit  diesem  aus  Spitz- 
findigkeiten und  Ungereimtheiten  zusammengesetzten,  so- 
genannten Charakterstück  Lessings  Minna  darin  Konkurrenz 
zu  machen  beabsichtigte,  dass  er  die  ausdauernde,  gross- 
mütige  Liebe  seiner  Gräfin  den  Sieg  davontragen  lässt  über 
die  Cliarakterstärke,  die  Gewissenhaftigkeit  und  den  Stolz 
eines  Mannes,  den  er  als  interessantes  Original  aufgefasst 
wissen  wollte.  Er  liess  sich  denn  auch  angelegen  sein,  die 
Figur  der  Gräfin  in  den  Brennpunkt  des  Interesses  zu 
rücken  und,  mag  der  Versuch  geglückt  sein  oder  nicht, 
die  Eigenart  und  die  Seelen  grosse  einer  Frau  zu  schildern, 
die  alle  Schranken  des  Vorurteils  und  der  Konvention  durch- 


—     73 


bricht,  obne  sclieinbar  ihrer  Würde  etwas  zu  vergeben, 
dieser  Versuch  verdient  jedenfalls  Beachtung.  Denn  die 
Armut  an  bedeutenden  Frauencharakteren,  wie  Lessing 
einen  mit  Abstreifung  alles  herkömmlich  Typischen  in  seinem 
Fräulein  v.  Barnhelm  geschaffen  hat,  ist  ein  Hauptkenn- 
zeichen jener  dramatischen  Periode. 

Ein  kleiner  Zug  ist  hier  hervorzuheben,  einer  der 
feinsten  des  ganzen  Stückes,  der  direkt  der  „Minna"  ent- 
nommen ist.  In  der  Freude  über  den  endlich  errungenen 
Besitz  des  geliebten  Mannes  beschenkt  die  Gräfin  ihre 
Tocliter  Philippine,  eine  übernaive  Puppe,  um  ihr  Ge- 
legenheit zu  geben,  ihre  festliche  Stimmung  zu  teilen.  Es 
ist  dies  eine  Reminiscenz  der  unvergleichlichen  kleinen 
Szene,  in  der  Minna  freudigen  und  gerührten  Herzens 
ihrem  Jubel  über  das  Wiederfinden  Teilheims  Ausdruck 
giebt  und  Franziska  zwingt,  sich  mit  ihr  zu  freuen  („Minna 
von  Barnhelm",  2.  Aufz.  3.  Auftr.)^'^). 

Die  Sucht  nach  bizarren  Effekten  thut  Wezel  besonders 
deutlich  kund  in  den  Gestalten  des  Oheims  der  Gräfin,  des 
verabschiedeten  Generals  v.  Thoren  und  seines  Dieners,  des 
ehemaligen  Korporals  Dann.  Jenem  bürdet  er  die  ganze 
Last  der  Beschränktheit  und  der  Vorurteile  auf,  zu  deren 
Trägern  gewölmlich  die  affektierten  Frauen  des  genre  comme 
il  faut,  die  „dampfigten  Damen",  wie  sie  Lenz  im  „Hof- 
meister" nennt,  verwendet  werden.  Selbst  ein  alter  Murr- 
kopf und  thörichter  Polterer,  steht  der  General  in  absurder 
Abhängigkeit  seines  Dieners,  der  an  Ungeschlift'enheit,  p]igen- 
sinn  und  Pedanterie  seinesgleichen  sucht.  Es  ist  allent- 
halben ersichtlich,  dass  nur  der  Geist  der  Verneinung  und 
der  Eitelkeit  und  nicht  vielmehr  eine  gesunde,  originelle 
dichterische  Schaffenskraft  an  den  bestehenden  und  ge- 
wohnten Verhältnissen  rütteln  konnte. 

Das  von  Wezel  mülisam  vermiedene  Gebiet  der  Fri- 
volität erkor  sich  ein  Nahahmer   inferiorster  Gattung  zum 


—     74     — 

Tummelplatz.  Es  ist  E.  F.  Hesler,  der  in  der  „schönen 
Sünderiir'  den  Charakter  der  Gräfin  Wildruf,  liier  Gräfin 
Kohler,  ins  Zweideutige  herabgedriickt  hat.  Diese  schöne 
Sünderin  hat  sich  ehedem  von  ihrem  Informator  verführen 
lassen.  Derselbe  taucht  als  Korporal  Lehr  wieder  auf.  Der 
iieuangenommene  militärische  Charakter  soll  ihm  das  Air 
eines  gewissenhaften  Ehrenmannes  geben.  Die  Gräfin  wirft 
sich  dem  ehemaligen  Geliebten  plump  an  den  Hals;  er  soll 
sie  heiraten  ä  tout  prix.  Der  Zärtlichkeit  dieser  miss- 
ratenen  Minna  sucht  sich  der  Kriegsmann  mit  unverstande- 
nen Teilheimischen  Phrasen  zu  entziehen,  indem  er  be- 
hauptet, seine  Grille  sei,  kein  Glück  anzunehmen,  das  er 
garnicht  geschaffen  oder  wenigstens  vorbereitet,  noch  viel 
weniger  eines,  das  er  gar  nicht  verdient  habe.  ¥a'  hätte 
sie  genommen,  wäre  sie  arm  und  bürgerlich.  So  aber 
müsse  er  ihr  Anerbieten  nur  als  romantischen  Einfall  be- 
trachten etc.  etc. 

Die  Sätze  sind  teilweise  wörtlich  nach  der  Minna 
kopiert;  z.  B.  nennt  sich  Lehr  einen  Bettler;  die  Gräfin  er- 
widert darauf:  „Aber  wie  ?  Wenn  der  Bettler  nur  so  eigen- 
sinnig wäre  und  nicht  zugreifen  wollte,  wenn  man  ihm 
anbietet?  —  komm,  lieber  Bettler,  mache  mich 
reich  und  glücklich!'' 

Diese  Stelle  aus  der  „Minna"  (2.  Aufz.  9.  Auftr.)  findet 
sich  auch  sonst  nicht  selten  nachgeahmt;  z.  B.  in  Hempels 
„Schwärmereien  der  Liebe  und  des  Hasses"  2.  Aufz.  3.  Auftr. 
Der  melancholische  Herr  v.  Ries  sucht  der  Geliebten  Antonie 
die  Unmöglichkeit,  sie  zu  besitzen,  klar  zu  machen.  Er 
findet  keinen  Glauben  und  wird  von  ihr  geneckt.  Ries: 
Leb'  wohl,  Antonie!  auf  ewig  leb'  wohl.  —  Ant. :  Das 
klingt  ja  recht  tragisch  u.  s.  w.  In  dem  Lustspiel 
„Welche  ist  sie  nun"  o.  V.  (Verz.  208)  klagt  der  verab- 
schiedete, an  der  Ehre  gekränkte  Hauptmann  Frischmuth  einer 
Dame,  die  ihn  weiter  nichts  angeht:   „welches  Frauenzimmer 


ii) 


m 


m 


önute   wohl  ilir  Leben  mit  einem  an  seiner  Ehre  ge- 
ränkten  Offizier,    mit  einem  Krüppel,   mit  einem 
ettler   zu  führen  wagen!"    Die  Dame  antwortet  launig: 
Fast  scheinen  Sie   mir   ein  zweiter  Teilheim  zu  sein,   ich 
nss  Ihnen  aber  auch  wie  Minna  antworten:  der  Krüppel 
scheint  noch  ziemlich  gesund  u.  s,  w.     In  Grossmans 
..Sechs   Schüsseln"    und    Schletters    „Familienpokal"    (vgl. 
()5)  bekennen    die  jungen  Offiziere  unter  Seufzen,   dass 
hre  Armut  ihnen  leider  versage,   ihre  Augen  zu  der  Ge- 
liebten  zu   erheben.     Hier  wie    dort   spottet  dieselbe  gut- 
mütig über  dies  eingebildete  Hindernis  und  thut  es  dabei 
der  Minna  an  Schlagfertigkeit  ungefähr  gleich.  Das  politische 
Lustspiel    „Pseudopatriotismus"    von    Jul.    v.    Voss    spielt 
nach  der  Niederlage  bei  Jena  1809.    Der  Leutnant  v.  Wahlen, 
^in     aus    französischer    Gefangenschaft    zurückkommender 
preussischer  Offizier  tritt  in  tiefer  Trauer  über  die  Schmach 
es    Vaterlandes    vor   Lsidore,    seine    Braut,    giebt   ihr  ihr 
reuwort    zurück,    verzichtet   auf  alle    Ansprüche,    die    er 
vormals  in  der  Hoffnung,  als  ruhmgekrönter  Sieger  zurück- 
ukehren.  an  sie  gestellt  hatte  und  bittet,  ihn  zu  vergessen, 
sidore  bemerkt  darauf,  dass  er  sich  wohl  den  Tellheim  zum 
uster  genommen  habe.    Er  verneint  es,  denn  —  sagt  er  — 
Tellheim  kam  aus  einem  siegreichen  Kampf,  selbst  ein  Held!" 
ei  der  in  der  Wolle  schwarz-weiss  gefärbten  preussisch-pa- 
rintiscIi^Teudenz  des  Stückes  erscheint  es  nicht  allzu  fremd- 
artig,   dass   ein  durch  trübe  Erfahrungen  schwermütig  ge- 
stimmter Offizier  solch  heterogene  Dinge,  wie  eine  Liebschaft 
und  die  Politik  vermengt.   Die  Antwort  Wahlens  hält  übrigens 
nicht    Stich.     Der   Fall  Tellheims    streift    das   Gebiet    der 
Politik  überhaupt  nicht.    Dass  er  als  Held  aus  einem  sieg- 
reiclieii  Kampfe  zurückkehrte,  dies  war  völlig  unwesentlich 
für  die  Thatsache,  dass  er  aus  dem  Krieg  als  verabschiedeter 
und    kompromittierter   Offizier   hervorging.      Ohne   Zweifel 


—     76     — 

ist  Teilheim  ein  Kriegslield;  das  verriet  allein  die  Uniform, 
unter  der  man  dazumal  nichts  anderes  als  ein  Heldenlierz 
vermutete.  Seiner  kriegerischen  Vergangenheit  aber  wird 
nur  Erwähnung  gethan,  wo  es  galt,  den  Menschen  im 
Soldaten  und  nicht  etwa  den  Soldaten  im  Menschen  in 
die  richtige  Beleuchtung  zu  rücken.  Ausserdem  bekennt 
er,  dass  er  als  kurländischer  Unterthan  seinen  Dienst  ohne 
politische  Grundsätze  erwählt  hat,  dass  er  als  Soldat  alles 
seiner  eigenen  Ehre  wegen  gethan  und  das  Kriegshandwerk 
überhaupt  nur  als  eine  gelegentliche  Beschäftigung  ange- 
sehen hat,  die  für  ihn  eine  Schule  der  Energie  und  der 
kaltblütigen  Entschlossenheit  sein  sollte.  Die  Anschauungen 
machten  freilich  innerhalb  vierzig  Jahren  starke  Ver- 
änderungen durch.  Zu  Teilheims  Zeiten  machte  man  aus 
den  Diensten  „bei  den  Grossen"  ein  ritterliches  Handwerk, 
in  dem  der  junge  Edelmann  unter  dem  Einfluss  des  mäch- 
tigen Geistes  und  des  strategischen  Genies  eines  glorreichen 
Fürsten  und  seiner  ausgezeichneten  Heerführer  Charakter 
und  männliche  Tüchtigkeit  formte  und  schulte.  Nach  der 
schmachvollen  Niederlage  bei  Jena  aber  brach  das  mittler- 
weile gealterte  militärische  System  haltlos  zusammen,  nach- 
dem es  seinen  Gründer  um  zwei  Jahrzehnte  in  innerer 
Ohnmacht  und  Verkommenheit  und  in  äusserer  Pralilerei 
überlebt  hatte.  Damit  war  aber  einer  neuen  Auffassung 
Raum  gegeben,  nach  der  die  Wehrkraft  als  eine  heilige 
Bürgerpflicht  und  die  politische  Gesinnungstüchtigkeit  als 
sittlicher  Hebel  für  den  kommenden  Aufschwung  der  Nation 
betrachtet  wurde. 

Die  Aeusserung  der  Minna  (2.  Aufz.  2.  Auftr.):  „der 
König  kann  nicht  alle  verdienten  Männer  kennen  u.  s.  w." 
ist  wiederholt  in  Lederers  „abgedanktem  Offizier"  (1.  Aufz, 
7.  Auftr.)  V.  Tapfer:  „Mein  Dienst  war  Schuldigkeit  und 
mein  zerschossener  Arm  war  Unglück  und  jeden  dem  Staat 
Unbrauchbaren  zu  belohnen,  jeden  Unglücklichen  im  Lande 


—     77     — 

glücklich   zu  machen,    dazu  reichen  auch  die  Kräfte  eines 

Monarchen  nicht  zu der  Kaiser  kann  nicht  jeden 

^Soldaten  kennen  n.  s.  w."  Hierher  gehört  auch  die 
oben  (S.  54)  angeführte  Aeusserung  des  Leutnants  v.  Stern, 
in  Ifflands  „Spieler^'.  In  Prothkes  „der  Rechtschaffene 
darf  nicht  immer  darben  etc."  ist  Sabina,  die  Gattin  des 
braven  Schustermeisters,  der  den  verarmten  Leutnant  Blenk- 
schütz  aufgenommen  hat,  der  Ansicht,  der  Fürst  könne 
sich  nicht  um  solche  Kleinigkeiten  kümmern,  wie  die  Ver- 
sorgung des  Leutnants  (L  Aufz.  8.  Auftr.). 

Die  Episode  in  der  2.  Szene  des  2.  Akts  zwischen 
dem  katzenbuckelnden  Wirt,  dem  Fräulem  v.  ßarnhelm 
und  der  übermütigen  Franziska  schwebte  Rambach  vor  im 
^„Hochverrat"  in  einer  Szene  zwischen  dem  Wirt  zum 
"  fliegenden  Merkur  und  der  von  der  Revolution  vertriebenen 
französischen  Marquise  de  Seves  nebst  deren  Kammer- 
mädchen; eine  Nachahmung,  die  diesem  sonst  feinen  und 
geistreichen  Konversationsstück  so  wenig  zum  Vorteil  ge- 
reicht als  andere  abgenützte  Eft'ektmittel  der  dramatischen 
Praxis  z.  B.  eine  langausgesponnene  Kerkerszene,  eine 
Walltronsche  Gerichtsszene  u.  s.  w. 

Die  Weigerung  Minnas,  in  Deutschland  mit  einem 
französischen  Windbeutel  dessen  Sprache  zu  sprechen  (4.  Aufz. 
2.  Auftr.)  findet  sich  bei  «Jünger  in  dessen  „Badekur"  in 
einem  Auftritt  zwischen  dem  faden  petit  maitre  Kammer- 
herrn V.  Schus  und  dem  Sonderling  v.  Biederberg.  Eine 
Reminiszenz  der  Wiedersehensszene  zwischen  Tellheim  und 
Minna  (2.  Aufz.  8.  Auftr.),  wo  die  hervorbrechende  Leiden- 
schaft Tellheims  einen  Augenblick  seine  angenommene  Kälte 
Lügen  straft,  ist  folgender  Passus  in  Sodens  „Rosalie 
V.  Felsheim"  (2.  Aufz.  10.  Auftr.):  „Reinthal  (mit  offenen 
Armen  auf  sie  zu)  Rosalie!  Rosalie!  Rosalie  v.  Fels- 
heim. Franz!  Franz!  (sich  auf  einmal  zur  äussersten  Kälte 
herabstimmend) Herr  Baron!  Reinth.    Gnädige  Frau!  etc." 


—     78     — 

„Bald  wäre  der  Spass  auch  zu  weit  gegangen"  platzt 
Franziska  heraus,  die  mit  wachsendem  Unbehagen  die  In- 
trigue  ihrer  Herrin  mit  dem  arglosen  Major  verfolgt  hat 
und  bei  dem  ersten  vertraulichen  Ton,  der  die  affektierte 
Kälte  Minnas  ins  Wanken  bringt,  das  gefährliche  und  grau- 
same Spiel  beendigt  glaubt.  Die  muntere  Doppelintrigue, 
die  sich  zwei  Liebende  gegenseitig  in  Kotzebues  „Fosthaus 
in  Treuenbritzen"  spielen,  wird  nach  ihrer  Entdeckung  von 
dem  Kammermädchen  der  Dame  mit  den  Worten  glossiert: 
„Zu  früh!  zu  früh!  Ich  hätte  ihn  noch  ein  wenig  zappeln 
lassen!"  Aus  der  Komödie,  die  Minna  ihrem  starrsinnigen 
Geliebten  spielt,  zog  auch  Wezel  Vorteil  in  der  „seltsamen 
Probe",  einem  oberflächlichen  Machwerk  voll  Roheit  und 
Pöbelvvitz.  Fräulein  v.  Berkheim  ist,  wie  Minna,  eine.s 
zerbrochenen  Wagenrades  w-egen  gezwungen,  ihre  Reise  zu 
unterbrechen  und  in  einem  Gasthofe  abzusteigen,  wo  sie 
ihren  Geliebten  Thalberg,  dem  sie  etlicher  barmherziger 
Handlungen  wegen  ihre  Zuneigung  gewidmet  hat,  in  der 
liederlichen  Gesellschaft  eines  abgedankten  Hauptmanns, 
einer  Kopie  des  Fallstaft*  und  eines  „hurtigen"  Wirtes  vor- 
findet, der  die  beiden  Offiziere  als  vertraute  Freunde 
mit  du  anredet.  (Die  ganze  Situation  ist  Shakespeares 
„Heinrich  IV."  entlehnt.  Thalberg  spielt  die  Rolle  des 
Prinzen  Heinz.)  Um  nun  die  Liebe  des  ihr  lange  aus  den 
Augen  gekommenen  Thalberg  zu  prüfen,  lässt  sie  sich 
durch  den  Juden  Abraham  dem  Geliebten  als  Dirne  schildern 
und  beobachtet  den  Eindruck,  den  diese  delikate  Neuigkeit 
auf  den  nichts  Ahnenden  macht.  Vor  Augen  stand  dem 
Verfasser  der  Auftritt,  wo  Franziska  in  Minnas  Auftrag- 
dem  leichtgläubigen  Major  einen  Bären  aufbindet  mit  der 
Erzählung  der  Enterbung  und  Verstossung  ihres  Fräuleins 
(4.  Aufz.  7.  Auftr.). 

Das  fürstliche  Handschreiben,  das  Tellheim  seine  Ehre 
und  sein  Vermögen  wiedergiebt,  ist  bei  Lessing  ein  Motiv, 


79     — 


I 


das  in  vielfaclier  Hinsicht  folgerichtig  und  notwendig  an- 
gewendet werden  musste;  folgerichtig,  weil  Teilheims  Handel 
dem  Könige  unfehlbar  zu  Ohren  kommen  musste  und  dessen 
Bescheid  über  kurz  oder  lang  zu  erw^arten  stand;  somit 
kann  es  kein  deus  ex  machina  genannt  werden.  Es  war 
r  aber  auch  notwendig,  denn  einmal  gab  es  im  Verhältnis 
zu  der  (Jrösse  der  vorhergegangenen  Kränkung  nur  die 
einzige  vollkommene  Genugthuung,  dass  der  König  selbst 
in  der  Form  eines  auszeichnenden  Gnadenbeweises  der  un- 
bedingten Forderung  Tellheims  nach  Gerechtigkeit  nach- 
kommt und  zwar  in  rascherer  und  zufriedenstellenderer 
Weise,  als  alle  Untersuchungen  und  Nachforschungen  von 
Seiten  der  chikanösen  Beamtenschaft  der  Feldkriegskassen 
im  Stande  gewesen  wären.  Zum  zw^eiten  galt  es  den  Satz 
zu  widerlegen,  dass  der  Soldatenkönig  nicht  alle  ver- 
dienten Kriegsmänner,  zumal  wenn  sie  so  schwerwiegende 
Ansprüche  auf  Berücksichtigung  haben  wie  Tellheim  kennen 
und  belohnen  könne.  Im  Handschreiben  heisst  es  denn 
auch,  dass  der  König  um  Tellheims  Ehre  besorgt  war 
und  dass  sein  Bruder,  der  Prinz  von  Preussen,  des  näheren 
von  dessen  Handel  unterriclitet  war.  Ueberraschendes  hat 
also  der  Vorgang  weiter  nichts,  denn  der  König  that  mit 
Erlassung  seines  Handschreibens  nur  seine  Pflicht  einem 
verdienten  Offizier  gegenüber;  was  freudig  stimmt  ist  nur 
der  huldvolle  Ton  desselben.  So  nimmt  sich  denn  dieser 
Fall  ganz  anders  aus,  als  in  unzähligen  andern  Stücken, 
wo  der  Fürst  wie  von  ungefähr  aus  seiner  ahnungslosen 
Sphäre  heraustritt  und  zum  guten  Glück  sich  mit  eigenen. 
Augen  von  Misständen  überzeugen  kann,  denen  abzuhelfen 
er  vom  Dichter  berufen  ist.  Das  gedankenlose  Mittel,  mit 
einem  fürstliclien  Dekret  alle  Verwicklungen  ins  Reine  zu 
bringen,  war  viel  zu  bequem,  als  dass  es  nicht  ebenso  häufig 
wie  die  persönliche  Intervention  des  Machthabers  angewandt 
worden  wäre.     Es  würde  zu  weit  führen,  hier  einzelne  Bei- 


—     80     — 

spiele  heranzuziehen,  zumal  da  Lessing  wohl  schwerlicli 
für  all  den  verübten  Unfug  verantwortlich  gemacht  werden 
kann;  schon  Meliere  im  „Tartuffe"  hatte  ja  für  die  plötz- 
liche Rettung  Unschuldiger  durch  einen  königlichen  Akt 
das  Beispiel  gegeben  ^^). 

Teilheims  Schatten,  der  plumpe  ehrliche  Diener  Just 
mit  seiner  Pudeltreue  und  seinem  Packknechtsverstand  ist 
eine  einzig  dastehende  Erscheinung  in  der  Lustspielliteratur! 
Es  dürfte  schwer  sein,  im  stehenden  Rollenfach  der  ehr- 
lichen Bedienten  einen  zweiten  Just  zu  finden.  Die  Tra- 
dition geht  hier  weit  über  diesen  zurück.  Lessing  selbst 
hatte  ja  bei  dieser  Figur  das  typische  ältere  Muster  über- 
nommen und  für  seine  Zwecke  ausgebildet.  Just  hat  von 
Hause  aus  die  wilden  Regungen  einer  „Bestie"  und  das 
plumpe  Gebahren  eines  „Viehs".  Unter  dem  unmittelbaren 
Eindruck  aber  von  Tellheims  Persönlichkeit,  deren  sittliche 
Vornehmheit  er  wie  durch  die  Macht  des  Instinktes  em- 
pfindet, wird  er  zum  Menschen  und  ein  Stück  von  Tellheims 
Wesen  geht  in  ihn  selbst  über:  er  ist  das  Geschöpf  seines 
Herrn.  Aber,  wie  ein  treuer  struppiger  Hund  seine  gute 
Natur  nur  für  seinen  Herrn  und  in  unmittelbarer  Berührung 
mit  ihm  erweist,  so  kann  auch  Just  ohne  Tellheim  nicht 
gewürdigt  und  verstanden  werden.  Er  beweist  wie  ein 
scheues  misstrauisches  Tier  seine  üblen  und  feindseligen 
Eigenschaften  allen  denen  gegenüber,  in  denen  er  Feinde 
seines  Herrn  wittert.  Seine  ganze  Moral  ist  selbstlose 
Hingabe  für  das  Wohl  seines  Herrn.  Umgekehrt  ist  Just 
für  das  richtige  Verständnis  Tellheims  unentbehrlich.  Die 
Triebfeder  seines  ganzen  Handelns  ist  grenzenlose  elementare 
Dankbarkeit  und  in  feiner  psychologischer  Verkettung 
werden  dem  Hörer  gewisse  Charakterzüge  Tellheims  erst 
deutlich  durch  den  Hinweis  auf  das  Werk  der  Vermensch- 
lichung und  Gesittung,  das  ihm  bei  Just  gelungen  ist. 
Tellheims  Humanität  ist  es,  die  in  die  Dumpf heit  dieser 


—     81     — 

primitiven  Natur  hineingeleuchtet  und  ihre  guten  Instinkte 
erweckt  hat;  die  sicli  zugleich  durch  diesen  ergreifenden 
Akt  weit  künstlerischer  und  delikater  offenbart,  als  durch 
das  handgreif liclie  „Professionmachen  aus  Edelmut  und 
Entsagung''  —  wie  Danzel  es  nennt  —  das  Lessing  zur 
Verdeutlichung  seiner  Intentionen  in  die  entbehrliche  Szene 
zwischen  Tellheim  und  der  Rittmeisterin  Marloft"  gelegt  hat. 

Was  wollen  nun  aber  dagegen  die  hundertfachen  Bei- 
spiele von  Dienertreue  und  Anhänglichkeit  bedeuten,  die 
so  bequeme  Anhaltspunkte  boten  zur  Anwendung  einer 
regelrechten  langweiligen  Moral  und  zur  Verwirklichung 
idealer  Zustände  in  der  menschlichen  Gesellschaft! 

Elüchtig  ist  zuweilen  eine  Spur  von  Justs  kerniger 
Grobheit  gegen  alle,  die  seinem  Herrn  nicht  Elirerbietung 
und  Wohlwollen  beweisen,  anzutreffen.  Schon  erwähnt 
wurden  zwei  derartige  Szenen  in  Kotze bues  „Menschenhass 
und  Reue"  und  Grossmanns  „Nicht  mehr  als  sechs  Schüsseln" 
(siehe  S.  63).  Die  Eingangsscene  zwischen  Just  und 
dem  Wirt  ist  nachgeahmt  in  Seidels  „Edelmut  und  Rach- 
sucht", wo  Korporal  Klaus  in  seines  Herrn  Auftrag  dea 
Wirt,  der  einem  heruntergekommenen  Offizier  die  Thür 
weisen  will,  anschnauzt.  In  Just'scher  Form  sagt  in  dem 
Stück  „Seelenadel"  von  Cache  der  Diener  Franz,  der  früher 
bei  dem  verarmten  Hauptmann  Linden  war,  seinem  jetzigen 
Herrn,  dem  Wirt  zum  Tiger,  was  von  Beutelschneidern 
seines  Schlags  zu  halten  sei.  Derselbe  Auftritt  findet  sich 
in  Zieglers  „Eulalia  Mainau"  2.  Aufz.  6.  Auftr.  An- 
knüpfend an  Justs  zornige  Frage,  „warum  wäret  ihr  denn 
im  Kriege  so  geschmeidig,  ihr  Herren  Wirte?"  bringt 
Fr.  W.  G.  Wetzel  folgende  Szene  in  der  schon  mehrfach  er- 
wähnten „Wilhelmine"  (7.  Auftr): 

Schulmeister  Willibald:  Herr!  Sie  sind  mir  lieb  und 
angenehm,  allein  lange  können  Sie  doch  nicht  dableiben. 
Wenn    der    Tag    anbricht,     kommen    meine    Schulkinder. 

Stockniayer,  Das  deutsche  Soldatenstück.  O 


-     82     — 

Die   würden    Ihre  Wunden   wieder  aufschreien    und  w^enn 
sclion  eine  Haut  darüber  gewachsen  wäre. 

Rittmeister  Lilienthal:  Nur  heute  noch,  wenn  er\s 
erlaubt. 

Willibald:  Seid  ihr  Rotröcke  doch  so  ge- 
schmeidig, wenn's  euch  an  Händen  und  Füssen 
fehlt!  I 

In  Stephanies  „abgedankten  Offizieren",  2.  Aufz." 
8.  Auftr.,  traktiert  der  Wirt  aus  reiner  Gutmütigkeit  das 
Faktotum  der  beiden  Offiziere,  Blink,  mit  seinem  Schnaps 
und  nötigt  ihm  eine  beträchtliche  Portion  davon  auf.  Das- 
selbe bringt  mit  wörtlicher  Wiederholung  der  Stelle  aus 
dem  2.  Auftr.  der  „Minna":  „Geschwind  noch  eins;  auf 
einem  Bein  ist  nicht  gut  stehen",  Ludw.  Fischers 
„lustiges  Soldatenleben".  Justs  Bedientenrechnung  wieder- 
holt im  schlimmen  Sinn  Schletter  in  „Betrug  für  Betrug". 
Zollheim  liest  die  Rechnung,  die  ihm  sein  spitzbübischer 
Bedienter  überreicht:  „Rechnung,  was  ich  vor  Ihro  Gnaden, 
den  Herrn  von  Zollheim  in  Dresden  zu  dero  Verlobung 
eingekauft  habe.  Summa  30  Louisdor,  Johann  Paulsen, 
Bedienter  —  —  Kerl,  bist  du  toll?"  Genau  ebenso  bei 
Kotzebue  im  „Schreibepult"  1.  Akt  7.  Szene.  In  dem 
anonymen  Stück  „ein  Uebel  ist  oft  der  Grund  zum  Glück" 
(Verz.  106)  entlässt  der  verarmte  Ehrenhold  seinen  treuen 
Diener  Philipp,  da  er  ihm  nichts  schuldig  werden  will  und 
ihn  zu  bezahlen,  kein  Geld  mehr  auftreiben  kann.  Philipp 
aber  ist  gewillt,  bei  seinem  Herrn  auszuharren  und  dessen 
Unglück  zu  teilen  (vgl.  „Minna"  1.  Aufz.  8.  Auftr.).  Justs 
Steifheit  und  unhöfliche  Wortkargheit  gegenüber  den  Damen, 
bei  denen  er  sich  eines  lästigen  Auftrags  zu  entledigen 
hat  (2.  Aufz.  6.  Auftr.)  klingt  an  in  dem  anonymen  Lustspiel 
„der  Sekretär"  (Verz.  61),  wo  der  Diener  Prell  der  Buhleria 
Beretti  eine  Botschaft  seines  jungen  liderlichen  Herrn  zu 
überbringen  hat.    Schlaftrunkene  Diener,  die  bis  zum  frühen 


-     83     — 

»rgen  ilire  Herrn  erwarten  und  mit  trüben  Gedanken  über 
deren  missliche  Lage  bescliäftigt  sind,  erscheinen  in  Sprick- 
manns  „Sclimuck^',  Raebigers  „Verbrechen  und  Edelmut", 
Ifflands  „Spieler"  und  „Familie  Lonau"  u.  s.  w.   ^^). 

Die  Kriegslust  des  Wachtmeisters  Werner  (3.  Aufz. 
7.  Auftr.)  ist  nachgeahmt  in  Ferinets  „Freikorps".  Dort 
hat  der  Wachtmeister  Frank  von  einem  zu  erwartenden 
Kriege  gelesen  und  gerät  darüber  in  unbändige  Begeisterung. 
Er  ist  gleich  bereit,  die  drückende  Friedensruhe  mit  dem 
wilden  Waffenhandwerk  zu  vertauschen  und  sucht  seinen 
Herrn,  den  liittmeister  v.  Bogen  zu  gleicher  Gesinnung  zu 
animieren,  wogegen  dieser  aber  in  kalter  abweisender  Ruhe 
verliarrt.  Der  Passus  im  12.  iVufir.  des  1.  Aufz.  der  „Minna", 
wo  Werner  dem  Major  die  geliehenen  100  Dukaten  zurück- 
bringt und  auf  Justs  Frage,  was  Tellheim  damit  soll,  er- 
widert: verzeliren  soll  er  sie,  verspielen,  vertrinken,  ver  — 
wie  er  will "  findet  sich  wieder  in  Schletters  „Familien- 
pokal" 2.  Aufz.  13.  Auftr.  Der  gutm'titig- heftige  General 
V.  Wertheim  will  den  armen  Leutnant  v.  Färber  unter- 
stützen und  begleitet  sein  Geschenk  mit  deu  AVorten:  „es 
ist  freilich  kein  Geld,  das  Segen  bringen  kann,  aber  dazu 
geb"  ich  dir's  auch  nicht.  Versaufen  sollsfs,  verspielen, 
ver  —  verthun,  wie  Du  willst!"  Ebenso  in  Sprickmanns 
„Schmuck"  L  Aufz.  13.  Auftr.  Der  Hauptmann  Wegfort 
hat  in  der  Not  einen  Schmuck  versetzt  und  geht  nun  mit 
sich  zu  Rat  über  die  Verwendung  des  erhaltenen  Geldes: 
„Tausend  Dukaten,  haha!  Mit  hundert,  anderthalb  hundert 
höclistens  bezahl'  ich  meine  Schulden  und  die  übrigen  will 
icli  dann  bei  mir  hinlegen  und  —  —  Champagner  dafür 
trinken,  dass  es  meinem  alten  dürren  Fleisch  wohl  davon 
werden  soll;-'  In  diesen  Fällen  haben  die  mit  dem  Gelde 
bedacliten  nicht  die  mindeste  Anlage  zu  ungeregeltem 
Le])ensgenuss  und  mit  der  Geldverschleuderung  ist  es 
durclniiis  niclit  ernst  gemeint.  — 

G* 


—     84     — 

Ich  stehe  am  Ende  meiner  Untersuchung  und  fasse  die 
Hauptpunkte  nocli  einmal  zusammen.  Lessings  „Minna 
V.  Barnhelm"  steht  als  di'amatisches  Ganzes  in  einer  Zeit, 
wo  alles  dichtete  und  dabei  bewäljrten  Vorbildern  folgte, 
ziemlich  isoliert  da.  Es  hat  sich  um  sie  keine  Familie  von 
Nachahmungen  gebildet,  die  unverkennbar  auf  das  Muster 
zurückwiesen,  wie  die  Dramen  aus  dem  historischen  Stoff- 
gebiet des  „Götz. von  Berlichingen"  oder,  dem  bürgerlichen 
der  „Miss  Sarah  Sampson".  Bestimmt  und  leicht  nach- 
weisbar knüpfte  die  litterarische  Tradition  erst  an  Nach- 
folger und  Dichter  weit  geringeren  Ranges  an,  die  ihrer- 
seits auch  nur  in  gewisser  Hinsicht  von  Lessing  abhängig 
sind.  Die  schöpferische  und  vorbildliche  Bedeutung  des 
Meisterwerks  liegt  nun  einmal  darin,  dass  es  seine  Hand- 
lung mitten  in  den  Fluss  grosser  nationaler  Begebenheiten 
versetzt  und  zu  Trägern  dieser  Handlung  echte  Kinder  der 
Zeit  gewählt  hat;  zweitens  darin,  dass  es  die  Eigenart  und 
Tüchtigkeit  des  populärsten  Standes  einer  kriegerisch  be- 
wegten Epoche  in  eine  glänzende  Beleuchtung  gerückt  hat. 
Von  der  militärischen  Gruppe  in  der  „Minna"  ist  die  Figur 
des  abgedankten  Offiziers  in  der  äusseren  Gestaltung  seiner 
Verhältnisse  und  in  seinen  hauptsächlich  hervortretenden 
Charaktereigenschaften  festgehalten  worden.  Die  Person 
des  Soldaten  aus  dem  Volk  fand  lebhafte  und  eingehende 
Würdigung  und  erlangte  allgemeine  typische  Geltung.  Die- 
diskreten  Hindeutungen  auf  den  grössten  lebenden  Monarchen 
wurden  mit  grösserem  oder  geringerem  Taktgefühl  ausge- 
beutet und  als  wirksamer  Ausdruck  loyaler  und  patriotischer 
Gesinnuugen  verwertet.  Von  der  anderen  Gruppe  blieb 
die  heitere,  sicher  auftretende,  meisterhaft  individualisierte 
Liebhaberin  unverstanden  oder  wenigstens  ungewürdigt,  ihre 
Jugendgespielin,  ferner  die  Gestalten  des  Wirts  und  des 
Dieners  Just  waren  trotz  ihrer,  oder  vielmehr  gerade  wegen 
ihrer  Vortreft'lichkeit  nicht  vermögend,  die  ältere  Tradition^ 


—     85     — 

in  der  aucli  I.essing  in  letzter  Linie  wurzelte,  zu  verdrängen 
oder  neu  zu  beleben.  Der  Chevalier  de  l'ordre  de  lindustrie, 
in  dessen  Verwendung  man  bei  Lessing  eine  leise  Kon- 
:zession  an  die  durch  die  Ereignisse  gerechtfertigte  nationale 
Eitelkeit  erblicken  darf,  hat  viele  Kameraden  erhalten,  die 
meist  als  öde  Fratzen  das  äusserliche  und  gehaltlose  einer 
französelnden  Weltbildung  karrikieren  sollten.  Uebrigens 
erschien  er  in  dieser  Aiifi'assung  kaum  ein  zweites  Mal  in 
-der  Rolle  eines  Soldaten,  sondern  in  der  des  gewohnten 
petit  maitre,  als  niclitssagende  lächerliche  Gesellschaftsfigur. 
Der  dramatische  Elan  des  patriotisch  -  militärischen 
Soldatenstückes  erlosch  ungefähr  zur  Zeit  des  allgemeinen 
politischen  Niedergangs,  als  die  Staaten  Europas  einer 
nach  dem  andern  vor  der  Liebermacht  des  korsischen  Er- 
oberers in  den  Staub  sanken.  Schon  vorher  durfte  Julias 
V.  Voss  es  wagen,  in  einer  Reihe  politisch-satirischer  Dramen 
neben  andern  Mis|ständeu  die  innere  Hohlheit  des  ver- 
alteten preussischen  Militärsystems  an  den  Pranger  zu 
stellen.  Sein  bitterer  Hohn  klingt  wie  eine  Travestie  der 
einstigen  poetischen  Verherrlichung  einer  vergangenen 
AVaffenglorie,  war  aber  keine  solche;  man  travestiert  nur 
das,  was  im  Urteil  der  Zeit  noch  Autorität  und  litterarischen 
Wert  besitzt.  Als  Heinrich  v.  Kleist  um  1809  in  frischem, 
originellem  Schöpferdrang  seinen  „Prinzen  von  Homburg" 
ilichtete,  jenes  kernhafte,  preussische  Soldatenstiick,  dem 
als  Kunstwerk  entfernt  kein  anderes  an  die  Seite  zu  stellen 
Ist,  dachte  er  wohl  kaum  an  die  Dichter  der  Walltron,  Arno, 
Thurneysen  zurück,  die  vor  kaum  dreissig  Jahren  eine  der 
Äcinigen  so,  nahe  verwandte  Idee  mit  dem  Tross  ihrer  An- 
hänger und  Xaciiahmer  zu  Tode  gehetzt  hatten. 


Anmerkungen. 


^)  Wieland,  „Sendschreiben  an  einen  jungen  Dichter". 

-)  Ygl.  hierzu  Christian  Garves  Abhandlung;  „Ueber  die  Maxime 
Rochefoucaults:  das  bürgerliche  Air  verliert  sich  zuweilen  bei  der 
Armee,  niemals  am  Hofe".  Yersuche  über  verschiedene  Gegenstände 
aus  der  Moral,  der  Litteratur  und  dem  gesellschaftlichen  Leben. 
Breslau  1792.     1.  Teil. 

^)  Dem  modernen  Beurteiler  springen  vielleicht  die  Aehnlich- 
keiten  mit  dem  einzigen  Yorbild  nicht  sofort  ins  Auge.  Es  lässt 
sich  aber  leicht  denken,  dass  sich  hier  ein  gewisser  Typus  heraus- 
gebildet hatte,  der  sich  allein  schon  durch  Aeusserlichkeiten  des^ 
Gebahrens,  durch  gewohnte  Tracht  und  Redeweise  der  Gunst  de^ 
Publikums  versicherte  und  unwillkürlich  das  Andenken  an  Lessings 
Wachtmeister  und  Freischulzen  wachrief.  Auch  Schillers  Wacht- 
meister in  „Wallensteins  Lager"  lässt  sich  einigermassen  mit  Pcinl 
Werner  identifizieren.  Nur  die  lehrhafte  Redseligkeit  des  ersteren, 
wie  sie  auch  sonst  häufig  für  diese  Figur  typisch  ist,  unterscheidet 
ihn  von  dem  etwas  jünger  gedachten,  frohsinnigen  und  thatenlustigen 
Werner.  Die  höchste  Idealisierung  der  Untergebenentreue  unternahm 
Th.  Körner    in  seiner    dramatisierten  Anekdote   „Joseph  Heyderich". 

*)  W.  Wetz  (Anfänge  der  ernsten  bürgerlichen  Dichtung  des 
18.  Jahrhunderts.  Bd.  L:  Rührendes  Drama  der  Franzosen.  Worms 
1885.  S.  63)  findet  „diese  romantische  Begebenheit  in  der  Enge  des 
Alltagslebens"  schon  im  französischen  Rührdrama  des  Destouches 
und  La  Chaussee.  Durch  Yersetzung  auf  militärischen  Boden  erhielt 
dies  Motiv  grössere  Glaubhaftigkeit.  Es  liegt  den  Fabeln  folgender 
Stücke  zu  Grunde:  „Der  Adjutant"  von  Brömel,  „Eigensinn  und  Elrr- 
lichkeit"  von  J.  K.  Wezel,  „Der  Husarenraub"  von  Plümicke,  „Der 
Hauptmann  von  Breisach"  von  Schöpfel,  „General  Moorner"  von 
Thilo,    „General    Schlenzheim"  von    Spiess,     „So    handeln    Freunde"- 


87 


V.  (Yerz.  166),  „Falsche  h>cliam"  von  Kotzebue,  „Der  Weihnachts- 
end"  von  Hageniann.  Die  Beliebtheit  der  um  verlorenes  Eheglück 
uernden  Gatten  bezeugen  u.  a.  auch  die  Helden  in  Gemmingens 
eutschem  Hausvater"  und  Kotzebues  „Menschenhass  und  Reue", 
ner  der  General  Dolzig  in  Ifflands  „Albert  von  Thurneysen"  und 
Major  Harrwitz  in  Schröders  „Fähndrich ". 
^)  31inor  (Christian  Felix  Weisse.  •  Innsbruck  1880)  beansprucht 
sen  Charakter  als  eine  Xeuschöpfung  für  Weisse  mit  Hinweis  auf 
ist  in  dessen  „Haushälterin"  und  Wahrmund  im  „Naturalien- 
mler".  Er  denkt  hierbei  hauptsächlich  an  den  Typus  eines  „Yer- 
uten  der  Liebenden,  der  die  Intrigue  auf  sich  nimmt".  Mir  ist 
r  wichtiger  die  nahe  Beziehung  zu  den  Vätern  der  Helden,  die 
andere  nicht  ausschliesst  (oder  zu  den  Helden  selbst,  wenn  sie 
"wie  im  Olsbach,  in  reiferem  Alter  gedacht  sind),  und  hierin  erinnern 
sie  vielfach  an  den  Komtur  in  Diderots  „Hausvater",  obgleich  dieser 
<lie  Rolle  im  Übeln  Sinne  spielt.  Als  Beispiele  für  Verwendung 
dieses  Typus  führe  ich  an  die  Stücke:  „Gräfin  Freyenhof"  von 
Stephanie  d.  J.  (General  Clemard),  „Eigensinn  und  Ehrlichkeit"  von 
.1.  K.  Wezel  (der  General  v.  Thoren  lehnt  sich  direkt  an  Diderots 
Komthur  d'Aulnoi  an;  er  ist  zwar  nicht  eigensüchtiger  Bösewicht 
e  dieser,  sondern  nur  mürrischer  Polterer  und  Grobian),  „Der 
rrestant"  von  Anton-AVall  (General  v.  Scharf),  „Der  Liebe  Lohn" 
von  A'ulpius  (Major  v.  Waidenstein),  „Der  Postmeister"  von  Bonin 
(Obrist  V.  Bergheim),  „Wer  ist  sie?"  von  Schröder  (Oberst  v.  Rall)' 
„Eiilalia"  von  Ziegler  (Oberst  von  der  Horst),  „Baron  von  Blanken- 
-rein"  o.  V.  (Verz.  135)  (Oberst  von  Denningen),  „Die  Husaren"  von 
l'r.  AVerner  (Major  v.  Biedersee),  „Weltton  und  Herzensgüte"  von 
Ziegler  (Graf  v.  Blanker),  „Die  Höhen"  von  Iffland  (Hauptmann 
v.  Brägen).  —  Aeltere  Militärs  waren  für  diesen  Typus  gut  zu  ver- 
wenden, namentlich  durch  den  Umstand,  dass  in  ihrer  wunderlichen 
wortkargen  Redeweise  das  Bild  der  jeweiligen  Situation  originell 
rc^flektiert  wird. 

Wichtig  ist  zu  erwähnen,  dass  in  dem  Trauerspiel  „Julie"  von 
H.  P.  Sturz,  einem  der  ersten  Abkömmlinge  jener  Trias,  die  das 
bürgerliche  Drama  hervorgerufen  haben,  nämlich  Lillos  „Kaufmann 
von  London",  Diderots  „Hausvater"  und  Lessings  „Miss  Sarah",  der 
agent  provocateur  des  Stückes  ein  Militär  ist,  auf  den  Lessing  noch 
nicht  eingewirkt  hat.  Es  ist  dies  der  Bruder  des  schwachen  gut- 
herzigen Hausvaters,  ein  vom  Regiment  verjagter  Kapitän  von  hartem, 
brutalem  Wesen,  der  mit  der  Familie  „wie  mit  einer  Kompagnie" 
umgeht,  ein  Verwandter  des  alten  llorribilicribrifax  und  des  Gloriosusv 


K( 

li 


—     88     — 

<ler  den  Mund  stets  voll  von  kriegerischen  Sentenzen  und  liodoraont- 
aden  hat.  Das  Stück,  im  selben  Jahre  wie  „Minna"  erschienen 
fand  geringen  Anklang,  obwohl  darin  keiner  der  beliebten  Züge  des 
bürgerlichen  Dramas  mangelt,  und  mag  die  Schuld  daran  wesentlich 
der  bei  dem  Aufgehen  von  Tellheims  Gestirn  so  schnell  in  Miss- 
kredit geratene  uralte  Typus  des  militärischen  Aufschneiders  und 
Bramarbas  tragen. 

*)  Solchen  Reminiszenzen  und  unverkennbaren  Anlehnungen 
an  Diderots  „Hausvater"  begegnet  man  auf  Schritt  und  Tritt  im 
Oebiete  des  bürgerlichen  Dramas,  viel  häufiger  und  auch  viel  früher, 
als  man  nach  C.  Flaischlens  Studie  über  0.  H.  v.  Gemmingen  an- 
nehmen könnte.  Was  hier  für  das  Familienstück  zu  holen  war,  das 
wusste  man  lange  schon,  ehe  Gemmingen  sein  germanisiertes  Pendant 
neben  den  französischen  Hausvater  stellte  und  damit  offenkundig 
auf  sein  Muster  hinwies. 

Welcher  Unfug  im  bürgerlichen  Schauspiel  mit  angenommenen 
Manien  getrieben  wird,  dies  illustriert  am  besten  das  Beispiel  von 
Fr.  G.  Thilos  „General  Moorner",  wo  die  Beziehungen  zwischen 
fünf  Gliedern  derselben  Familie  dadurch  gewaltsam  in  Yerwirrung 
gebracht  weVden,  dass  jedes  mit  mehr  oder  weniger  Berechtigung 
einen  besonderen  Familiennamen  führt.  Die  Gattin  des  Generals 
Moorner  tritt  nach  langer  Trennung  als  Elisabeth  v.  Palfy  wieder 
auf,  die  beiden  Kinder  des  Generals  heissen  Yolontär  v^  Mühlenberg 
und  Majorin  v.  Bellochese,  Ein  jüngerer  Stiefbruder  des  Generals 
nennt  sich  Hauptmann  v.  Bohlen.  Dies  künstliche  Quiproquo  giebf 
nun  Gelegenheit  zu  allerhand  absonderlichen  Zufallsfügungen;  z.  B.1 
muss  der  General  seine  Tochter  zum  Tode  verurteilen,  nachdem 
er  sie  zuvor  hatte  heiraten  wollen.  Hierbei  war  er  in  Konkurrenz 
mit  seinem  Sohne  getreten,  der  ebenfalls  in  Liebe  zu  seiner  Schwester 
entbrannt  ist.  Selbstverständlich  wird  alles  Unheil  verhütet  durch 
die  am  Ende  erfolgende  Entwirrung  des  grossen  Rattenkönigs. 

'')  Dies  sollte  wohl  weniger  für  ihr  Taktgefühl,  als  vielmehr 
für  ihre  Gutherzigkeit  ein  schönes  Zeugnis  sein.  Dass  Lessing  diesen 
Zug  seiner  Minna  nicht  verliehen  hat,  tadelt  Chrn.  F.  Weisse,  naiv 
genug,  in  einem  Briefe  an  Garve.  Grenzenlos  aufopferungsfähig 
und  grossmütig  liebte  man  ja  meist  die  Theaterheldinnen.  Weisse 
dachte  wohl  speziell  an  die  abenteuernden  Damen  in  seiner  „Amalia" 
und  „Grossmut  für  Grossmut",  die  sich  so  harmlos  über  das  An- 
stössige  einer  Jagd  nach  dem  verschwundenen  Geliebten  hinweg- 
setzen und  dann  das  Aeusserste  an  Opfermut  und  Entsagung  leisten, 


81)     — 


indem  sie  sich  aller  älteren  Rechte  begeben ,    als  sie  den  Geliebten 
in  den  Armen  der  Nebenbuhlerin  glücklich  sehen. 

*)  Eine  Uebersetzung  des  „Recruiting-  Officer"  von  Farquhar 
lieferte  C.  H.  Sehmid  im  ersten  Teile  seines  „Englischen  Theaters". 
Frankfurt  und  Leipzig  1769. 

")  Beiläufig  erwähnt  sei  die  possenhafte  Verkleidung  der 
Bürgermeisterstochter  Philippine,  die  sich  von  ihrem  Geliebten  als 
Soldat  anwerben  lässt,  um  unerkannt  in  seiner  Nähe  zu  verweilen 
und  sich  dadurch  GeAvissheit  über  seine  Neigung  zu  ihr  zu  ver- 
schaffen. Dies  Yerkleidungsmotiv  ist  noch  öfter  verwendet  worden, 
z.  B.  in  einem  vielgespielten  Stücke  von  Brömel  „Der  Adjutant". 
Hier  baut  sich  der  ganze  Plan  auf  der  abenteuerlichen  Yoraus- 
setzung  auf,  dass  ein  alter  General  seine  Neigung  einem  jungen 
Kriegshelden,  dem  Leutnant  v.  Wallin  schenkt,  welcher  sich  schliess- 
lich als  dessen  eigene  Tochter  Therese  entpuppt.  In  dem  Ballet 
„Der  weibliche  Deserteur"  (Verz.  12)  ist  die  Verkleidung  der  Ge- 
liebten als  Soldat  direkt  Stephanie  entlehnt.  Dieser  weibliche 
Soldat  wird  zum  Deserteur,  soll  als  solcher  abgeurteilt  werden  und 
rettet  sich  nur  durch  Vorzeigung  eines  Ringes,  den  er  bezw.  sie 
von  ihrem  Geliebten,  dem  Major  Milton,  erhalten  hat,  vor  dem 
:Standrecht.  In  dem  Singspiel  „Die  Rekruten  auf  dem  Lande" 
(Verz.  68)  verkleiden  sich  zwei  Bauernmädchen  für  ihre  Geliebten 
als  Rekruten.  In  Kotzebues  Posse  „Der  Deserteur"  gelingt  einem 
Offizier  die  Entführung  seiner  Geliebten  durch  deren  Verkleidung 
als  Soldat. 

'")  Ein  dreistes  Plagiat  von  Kretschmanns  „altem  bösen  General" 
ist  Kotzebues  „Brandschatzung",  worin  nur  die  Namen  des  Originals 
verändert  und  sonst  noch  etliche  unwesentliche  Abweichungen  an- 
gebracht sind. 

^')  Zu  den  Stücken  mit  Werbe-  und  Rekrutierungsszenen  ge- 
hören noch  folgende:  „Die  glückliche  Werbung"  o.  V.  (Verz.  53), 
„Die  Familienheyrath  oder  der  Rekrutenaushub"  o.  V.  (A''erz.  58), 
„Der  Rekrut"  von  Hagemann,  „Die  Rekrutierung"  von  Schildbach, 
.„Alles  in  Uniform  für  unsern  König"  und  „Die  getreuen  Oester- 
reicher  oder  das  Aufgebot"  von  Hensler,  „Die  jungen  Rekruten" 
von  Lederer,  „Die  Rekruten  auf  dem  Lande"  o.  V.  (Verz.  68),  „Die 
erwünschte  Rekrutierung"  von  H.  Beck. 

^-)  Was  der  Geschmack  jener  Zeit  an  Vorzügen  in  Engels 
Dramen  vereinigt  fand,  darüber  höre  man  beispielsweise,  was  Jör- 
dens  im  „Lexikon  deutscher  Dichter  und  Prosaisten"  (Bd.  I,  S.  468) 
schreibt:  „Engels  Schauspiele  waren  es,  die  ihm  den  ersten  und  den 


—     90     — 

ausgebreitetsteii  Ruhm  verschafften.  Man  erkannte  sofort  in  den 
zwei  kleinen  Stücken,  dem  „Dankbaren  Sohn^  und  dem  „Edelknaben", 
den  einsichtsvollen  Dramatiker,  den  feinen  Menschenbeobachter,  den 
j^lücklichen  Dialogisten,  den  richtigen  Denker,  den  lebhaften  und 
eleganten  Schriftsteller.  Man  freute  sich,  komische  Züge  und  Witz 
mit  Zartheit  der  Empfindung  verbunden,  heitere  Laune  zu  der 
Achtung  für  Tugend  und  der  Rührung  für  Edelmut  gesellt  zu  sehen. 
Man  genoss  mit  hohem  Vergnügen  die  angenehmen  Sujets,  die  gut 
angelegten  Situationen,  die  Entwickelung  der  Charaktere  und  der 
steigenden  Affekte;  und  alles  das  umsomehr,  da  nirgends  Yerstösse 
gegen  Geschmack  oder  Sprache  beleidigen.  Auch  eilten  alle  Bühnen, 
die  lieblichen  Stücke  aufzuführen."  Ygl.  ferner  auch  die  Rezensionen 
in  Klotz'  „Bibliothek  der  schönen  Wissensch.",  Bd.  6,  Stück  21, 
S.  107  ff.,  in  der  „Allgemeinen  deutschen  Bibliothek",  Bd.  17,  Stück  1, 
S.  219  und  in  Chr.  H.  Schmids  „Parterre"   (Erfurt  1771),  S.  106  ff. 

^^)  Ein  sprechendes  Beispiel  davon,  wie  man  in  derlei  Fällen 
die  Geduld  des  Hörers  auf  die  Probe  stellte,  giebt  Plümickes  „Hen- 
riette". Die  Erkennung  zwischen  dem  Major  und  seiner  Tochter 
wird  schon  im  2.  Akt  vorbereitet;  der  vierte  aber  hätte  sie  unfehlbar 
bringen  müssen.  Hier  erzählt  nämlich  der  Pastor  dem  Major  Yolk- 
mar  ausführlich,  wie  er  seine  Pflegetochter  Henriette  als  kleines 
Kind  aufgefunden.  Alle  Umstände  stimmen  überein  mit  der  (im 
2.  Aufzug)  voraufgegangenen  Erzählung  des  Unteroffiziers  Hubert, 
der  seinem  Major  beichtet,  wie  er  am  nämlichen  Orte  vor  so  und 
so  viel  Jahren,  damals  noch  auf  Feindesseite,  als  grausamer  Mord- 
brenner gewirtschaftet  und  eine  Frau  in  die  Flammen  ihres  Hauses 
zurückgestossen,  ihr  Kind  aber  auf  die  Strasse  geworfen  habe.  Den- 
noch verfällt  weder  der  Pastor,  noch  der  Major,  der  überzeugt  ist, 
dass  sein  eigener  Unteroffizier  ihm  um  Frau  und  Kind  gebracht  hat, 
auf  den  Gedanken,  die  beiden  Erzählungen,  die  sich  nach  den  Um- 
ständen der  Zeit  und  des  Ortes  völlig  entsprechen,  mit  einander  in 
Zusammenhang  zu  bringen.  Ein  in  den  Windeln  des  Findlings  ver- 
borgener und  sorgfältig  aufbewahrter  Ring  könnte  alle  Zweifel  lösen. 
Dies  soll  aber  erst  am  Ende  des  nächsten  Aktes  geschehen  und  so 
bürdet  der  Verfasser  dem  Pastor  eine  ganz  unmögliche  Unterlassungs- 
sünde auf.  Er  vergisst  des  Rings  Erwähnung  zu  thun  und  erst, 
nachdem  er  unter  vielen  Verwünschungen  und  unehrerbietigen  Selbst- 
anklagen ob  seiner  Vergesslichkeit  am  Ende  des  Stücks  den  Ring 
herbeigeholt,  kann  der  gequälte  Vater  seine  wiedergefundene  Tochter 
in  die  Arme  schliessen. 


—     91     — 

^*)  Siehe    Litzmann   „Scliröder  und  Gotter",  Hamburg  u.  Leipzig 
^7,  S.  56. 

'^)  Kotzebues    „Kind  der  Liebe''    hat   noch    ein    anderes  Vorbild^ 
ilich  Frdr.  Ludw.  Schröders  „Fähndrich" ;    eine    unrühmliche  Ab- 
iangigkeit,    die    schon    Schink    in    den    „Dramaturgischen   Monaten" 
(4.  Bd.,  Schwerin  1791,  S.  946  ff.)  zu  Kotzebues  grossem  Aerger  dar- 
than  hat. 

R^")  Rührende  Pietätshandlungen  junger  Krieger  waren  ähnlich 
lliebte  dramatische  Stoffe  wie  die  später  zu  besprechenden  Anek- 
bten  von  edelmütigen  und  wohthätigen  Fürsten.  In  Joli.  Karl 
gWezels  „Eigensinn  und  Ehrlichkeit"  stürzt  sich  der  Regimentsfourier 
(rmann  in  Scliulden,  um  seine  unglückliche  Schwester  zu  unter- 
itzen.  In  Schröders  „Fähndrich"  darbt  der  Held  für  seine  arme 
id  kranke  Mutter.  In  Zieglers  „Inkognito"  und  Kotzebues  „Schreibe- 
lt" teilen  die  Helden  ihre  geringe  Gage,  hier  der  Kadett  mit  der 
itter  seiner  Geliebten,  einer  armen  Soldatenwitwe,  dort  der  Fähn- 
sh  mit  seinen  unverschuldet  ins  Unglück  geratenen  Eltern.  In 
lalzows  „Edelmütigem  Sohn"  und  Weppens  „Hessischem  Offizier 
Amerika"  lassen  sich  die  Söhne  als  Soldaten  anwerben,  um  mit 
Handgeld  ihre  verschuldeten  Yäter  zu  retten.  In  Fellners 
Jhargenverkauf"  hingegen  will  Unterleutnant  Wille  seiner  Mutter 
wegen  seine  Charge  verkaufen.  In  Brühls  „Edelmut  stärker  als 
Liebe"  kapituliert  der  Reiter  Georg  Herold  nach  Ablauf  seiner 
Dienstzeit  und  im  Begriff  zu  heiraten,  auf  weitere  sechs  Jahre,  um 
mit  dem  erhaltenen  Gelde  die  Schulden  des  verarmten  Majors 
V.  Tiefenau  zu  bezahlen.  In  Casches  „Hauptquartier"  verlässt  der 
Soldat  Karl  Schmidt,  angesichts  der  darauf  gesetzten  Todesstrafe, 
seinen  Posten,  um  das  Haus  seiner  Eltern  vor  Marodeuren  zu 
xhützen.  Der  Leutnant  Loring  in  der  „Unvermählten"  von  Kotzebue 
duelliert  sich  für  die  Ehre  seiner  Pflegemutter  und  nimmt  dafür 
eine  Festungsstrafe  auf  sich.  In  Babos  „Arno"  und  in  Henslers 
„Kriegsgefangenen"  glauben  die  Helden  auf  dem  Schlachtfelde  im 
Heere  des  Feindes  ihre  Yäter  zu  erkennen.  Nicht  imstande,  ihre 
Warten  gegen  dieselben  zu  kehren,  verfallen  sie  dem  Verdachte 
der  Feigheit  und  werden  vor  ein  Kriegsgericht  gestellt. 

^')  Zu  dem  ländlichen  Genre  gehören  fernerbin:  „Wilhelmine" 
von  Fr.  W.  G.  Wetzel,  „Die  Werbung  für  England"  und  „Die  Fürsten- 
reise" von  Krauseneck,  „Der  abgedankte  Offizier"  von  Lederer,  „Die 
W  aihc"  von  König,  „Das  grosse  Beispiel"  von  F.  J.  Fischer,  „Der 
NVi  cd  erkauf"  von  Schletter,  „Das  Findelkind"  von  Brühl,  „Der 
Kechtschaffene    darf    nicht    immer    darben"    von    Prothke,    „General 


—     92     — 

Wurmsal"  von  Wimmer,  „Röschen  Brand  aus  Gräfenthal'*  von  Plü- 
micke.  Um  die  Tragweite  der  vom  „Dankbaren  Sohn"  ausgegangenen 
Anregungen  weiter  zu  verfolgen,  seien  an  Nachahmungen  noch  ge- 
nannt: „Es  ist  Friede"  von  Bock,  „Die  dankbare  Tochter  oder  die 
Einquartierung"  von  A.  Q.  Hartmann.  (Nicht  bekannt  ist  mir  ge- 
worden: „Die  dankbare  Tochter",  Originaldrama  in  einem  Aufzug 
von  P.  AVeidmann,  Wien  1773.)  Selbständiger  in  der  Fassung,  aber 
mit  Beibehaltung  des  Dorfmilieus :  „Der  junge  Menschenfreund"  von 
Cornova,  „Die  Familienheirat  oder  der  Rekrutenaushub"  o.  Y. 
(Verz.  58),  „Wer  wird  sie  kriegen?"  o.  Y.  (Yerz.  62),  „Das  lustige 
Süldatenleben"  von  L.  Fischer,  „Die  Rache"  und  „Den  ganzen  Kram 
und  das  Mädchen  dazu"  von  Brühl,  „Alles  in  Uniform  für  unsern 
König"  und  „Geistesgegenwart"  von  Hensler,  „Die  silberne  Hochzeit" 
von  Kotzebue  und  „Der  Plan"  von  Arresto.  Die  Liste  liesse  sich 
ohne  Zweifel  noch  um  Beträchtliches  vermehren,  namentlich  in  der 
Blütezeit  des  Iffland-Kotzebue'schen  Familienstücks,  wo  die  Schein- 
bauern, deren  Kotzebues  „Silberne  Hochzeit"  ein  Muster  giebt,  d.  h. 
die  outrierten  Mustertypen  der  Sittenreinheit,  der  empfindsamen  Ein- 
falt und  gezierten  Schönrednerei,  eine  so  grosse  Rolle  spielten.  Hier 
aber  ist  nur  Bedacht  genommen  auf  Stücke,  in  denen  militärische 
Motive  einen  integrierenden  Bestandteil  bildeten. 

^*)  Fr.  W.  G.  Wetzeis  „Wilhelmine",  lange  vor  Beils  „Curd  von 
Spartau"  erschienen,  hat  mit  diesem  die  Idee  gemein,  dass  ein  ver-^ 
wundeter  Soldat  (Rittmeister  Lilienthal)  in  eine  Hütte  armer  Leut< 
(Willibald)  getragen  wird  und  hier  Frau  und  Kind  wiederfindet, 
{Wilhelmine  hatte  von  Lilienthal  das  Eheversprechen  erlialten.  Der 
Krieg  hatte  die  Trauung  verhindert  und  die  beiden  haben  nun  seit 
Jahr  und  Tag  nichts  von  einander  gehört,  bis  sie  das  Geschick  in 
•der  Hütte  des  mitleidigen  Schulmeisters  wieder  zusammenführt.) 

'")  „Le  Deserteur",  drame  en  5  actes  en  prose  par  Louis 
Sebastien  Mercier.  Paris  1770,  Besangen  1771.  Amsterdam  1778 
in  Merciers  „Theätre".  —  Deutsche  Uebersetzungen,  Bear- 
beitungen und  Nachahmungen:  1.  „Der  Deserteur",  Schauspiel 
in  5  Akten  aus  dem  Französischen  des  Herrn  3Iercier  in  einer  freien 
Uebersetzung.  Mannheim,  bei  Schwan  1771.  (Guter  Ausgang, 
deutsche  Namen  adaptiert,  „Schwan  erhielt  es  zuerst  in  Deutschland 
lind  von  Mercier  selbst",  wie  der  Goth.  Theaterkai.  besagt.)  2.  Der 
genaue  Titel  lässt  sich  nicht  mit  voller  Sicherheit  angeben.  Er 
lautet  entweder  „Der  Deserteur"  oder  „Dürimel",  Hamburg  1771. 
Die  Uebersetzung  schreibt  der  Goth.  Theaterkai.  (1777,  S.  168)  der 
Madame  Zink  zu.    3.  „Der  Deserteur",  Drama  aus  dem  Französischen 


—     93     — 

des  Herrn  Mercier,  übersetzt  von  einem  Offizier  [Karl  Aug.  v.  Beul- 
Avitz],  Berlin  1771.  4.  Hiervon  zweite  Ausgabe,  welche  mit  einer 
zweiten  fünften  Handlung,  nach  welcher  das  Stück  einen  glücklichen 
Ausgang  nimmt,  vermehret  ist.  Berlin  1774.  5.  „Dürimel,  oder  die 
Einquartierung  der  Franzosen^,  rührendes  Lustspiel  nach  dem  Fran- 
zösischen [von  Joh.  Jos.  Xunn],  Prag  1771.  6.  Chr.  H.  Schmids  Be- 
arbeitung für  die  Kochische  Gesellschaft  mit  Zugrundelegung  von 
Nr.  3,  „da  der  Hauptton  des  Mercier  hier  am  besten  erreicht  zu  sein 
schien'',  in  der  Theaterchronik,  Giessen  1772,  Stck.  1,  S.  101  ff, 
(Schmid  strich  die  moralischen  Tiraden  St.  Franks,  setzte  die  im 
Original  vernachlässigte  Figur  Hockarts  (Hoctaus)  und  die  Valcours 
fort  und  führte  sie  durch,  bereitete  ferner  das  „wohlfeile  Mittel"- 
des  schliesslichen  Pardons  in  verschiedenen  eingefügten  Szenen  vor.) 
—  Von  Nachahmungen  sind  mir  folgende  bekannt  geworden:  „Frei- 
herr von  Bardenfels",  bürgerliches  Trauerspiel  in  3  Akten  von  H, 
K.  H.  V.  Trautzschen,  in  dessen  „Deutschem  Theater",  2.  Teil,  Leipz.. 
1773.  „Das  Kriegsrecht",  eine  Tragödie  o.  V.,  Lüneburg  1781 
(„ist  weiter  nichts  als  der  Deserteur  von  Mercier,  nur  die  Personen 
deutscher  Nation  sprechen  deutsch,  die  Franzosen  französisch",  vgL 
AUgem.  Yerzeichn.  neuer  Bücher  mit  kurzen  Anmerkungen  etc. 
Leipzig,  bei  Siegfr.  Lebr.  Crusius,  Bd.  4,  1781,  S.  761).  Hierher  ge- 
hört auch  das  vielgesehene,  von  der  Hamburger  Theaterdirektion 
preisgekrönte  Lustspiel  von  Grossmann  „Henriette,  oder  sie  ist  schon 
verheiratet".  In  diesem  Stück  war  Grossmann  wenig  wählerisch  mit 
Entlehnungen.  Der  Stoff  ist  der  neuen  Heloise  entnommen,  im  Plan 
blickt  Diderots  „Hausvater"  überall  durch.  In  der  Figur  des  Obristen 
V.  Freyhof  sieht  eine  Rezension  (in  der  Berl.  Litt.-  und  Theater- 
zeitung 1778,  1.  Bd.,  6.  Nummer,  S.  87  ff.)  eine  Yerschmelzung  von 
„ein  halb  Dutzend  Charakteren  aus  anderen  Komödien:  Hartleu  in 
der  Eugenie  [von  Beaumarchais],  Odoardo  Galotti,  Comthur  im  Haus- 
vater, Kapellet  in  Romeo  und  Julia  und  weiss  der  Himmel,  wer 
mehr!"  Aus  Merciers  Deserteur  stammen  folgende  Einzelheiten:  der 
französische  Major  Graf  Saint-Martin  hat  Differenzen  mit  dem  Feld- 
marschall gehabt,  hat  ihm  gefordert  und  musste  darauf  fliehen. 
Unter  dem  einfachen  Namen  Blainville  kommt  er  nach  Deutschland 
und  findet  in  dem  Hause  der  Obristin  v.  Freyhof  in  Abwesenheit 
ihres  Gatten  Aufnahme  unter  dem  Titel  eines  Lehrers  der  Tochter 
Henriette,  mit  der  er  unter  den  Augen  der  gutherzigen  Mutter  ein 
Liebesverhältnis  anknüpft  und  sich  heimlich  verheiratet.  Der  zurück- 
kehrende Oberst  erklärt  sich  mit  dieser  Ehe  einverstanden,  nachdem 
er,  freilich  mit  Widerstreben,  einem  von  ihm  ausersehenen,  übrigen»- 


—     94     — 

unwürdigen  Prätendenten  auf  die  Hand  seiner  Tochter  den  Lauf- 
pas8  gegeben  hat.  Sein  Entschluss  wird  ihm  dadurch  erleichtert, 
dass  er  in  seinem  Schwiegersohn  einen  Offizier  erkennt,  dem  er 
einstmals  im  Kriege  gegenüber  gestanden  und  dessen  tapferes  Be- 
nehmen ihm  Achtung  abgenötigt  hatte. 

Die  Idee  der  Desertion  hat  Mercier  Jean  Michel  Sedainos 
Singspiel  „Le  Deserteur"  (drame  en  3  actes  et  en  prose,  mele  de 
musique.  Paris  1769)  entnommen.  Dieses  Stück,  „an  dem  man  sieh 
leider  zu  Frankfurt  und  Mannheim  nicht  satt  sehen  kann"  —  wie 
€hr.  H.  Schmid  in  seiner  Theaterchronik  schreibt  —  und  das  auch 
sonst  im  Repertoir  keiner  Theatergesellschaft  fehlte,  erlebte  eben- 
falls verschiedene  Uebersetzungen,  nämlich  von  Schwan,  Mannheim 
1770,  von  J.  G.  Eschenburg,  Mannheim  1772,  Frankfurt  1773,  von 
M.  V.  Brahm,  "Wien  1770,  und  von  J.  H.  Faber,  Frankfurt  und  Leipzig 
o.  J.  Seine  Beliebtheit  dankte  es  auch  der  von  Monsigny  dazu  ge- 
schriebenen Musik.  Der  Inhalt  ist  kurz  folgender:  Alexis,  ein 
Soldat,  macht  von  seinem  nahegelegenen  Lager  aas  einen  Besuch 
im  Dorfe,  wo  seine  Braut  wohnt.  Er  sieht  sie  in  festlichem  Zuge 
an  der  Seite  eines  anderen  des  Weges  daher  kommen.  Es  ist  dies 
aber  weiter  nichts  als  ein  verabredeter  Scherz,  den  Louise,  die 
Braut,  banger  Ahnungen  voll,  ungerne  mitmacht.  Während  Alexis 
in  Bestürzung  dasteht,  kommt  eine  Patrouille  vorbei  und  hält  ilm 
an.  An  seinem  Leben  liegt  ihm  nichts  mehr  und  so  giebt  er  sich 
als  Deserteur  aus.  Er  wird  verhaftet,  ins  Gefängnis  gebracht  und 
zum  Tode  verurteilt.  Louise  eilt  in  Todesangst  dem  im  Lager  er- 
warteten Könige  entgegen  und  erhält  ein  ihr  noch  unbekanntes 
Dekret  von  ihm.  Sie  langt  beim  Kerker  an  in  dem  Augenblick,  wo 
Alexis  abgeführt  werden  soll.  Das  Dekret  enthält  die  Begnadigung 
und  Alexis  ist  gerettet.  Gut  gelungen  ist  die  drollige  Figur  des 
ewig  betrunkenen  Dragoners  Himmelsturm,  der  geringfügiger  Ver- 
gehen halber  fortwährend  im  Arrest  sitzt  und  mit  seiner  tollen  Laune 
die  düsteren  Kerkerszenen  erheitert.  Die  Verwandtschaft  von 
Stephanies  „Deserteur  aus  Kindesliebe"  und  Beils  „Kurd  von  Spar- 
tau" mit  Sedaines  Singspiel  liegt  am  Tage.  An  Nachahmungen  sind 
noch  zu  nennen:  „Der  ehrliche  Schweizer"  von  Madame  Henipel,  .^ 
„Der  Transport"  von  Kaffka,  „Der  Deserteur",  eine  Komödie  o.  V.*^ 
Eisenach  1779  (ist  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen;  vielleicht  auch 
bloss  Uebersetzung?),  „Der  österreichische  Deserteur"  von  K.  F. 
Hensler  (auch  dies  Stück  ist  mir  unbekannt  geblieben). 

'^'^)  Das  Citat  stammt  aus:  „Kotzebue,  sa  vie  et  son  temps  etc." 
par  Charles  Rabany.     Paris-Nancy  1893.     S.  242  Anmerkung. 


—     95     — 

-^)  Es  liiesse  wohl  die  Genauigkeit  zu  weit  treiben,  wenn  man 
in  trockener  Aufzählung  die  ansehnliche  Masse  der  hierher  gehörigen 
dramatischen  Litteratur ,  die  mit  dem  Streben  nach  thunlichster 
Vollständigkeit  in  das  angehängte  Yerzeiclmis  aufgenommen  ist, 
nach  gewissen  Klassen  gruppieren  wollte,  unter  denen  den  grössten 
Raum  einnehmen  Avürden:  einerseits  die  Gefolgschaft  des  „Grafen 
V.  Walltron"  von  Möller  und  des  viel  weniger  beachteten  „Arno" 
von  Babo,  der  hervorstechendsten  Muster  des  militärischen  Volks- 
stückes; andererseits  die  Familie  der  bürgerlichen  Schauspiele  mit 
vorwiegend  militärischen  Motiven,  als  deren  Prototyp  Stephanies 
„Kriegsgefangene",  Anton-Walls  „Arrestant"  und  Schröders  „Fähn- 
drich"  gelten  können. 

Lessings  Bruder  Karl  stimmt  in  seiner  Biographie  von  Gotth. 
Ephraim  (1.  Teil.  Berlin  1793.  S.  240)  über  die  Entartung  der 
poetischen  Intentionen  der  Minna  bei  den  dii  minorum  gentium  be- 
rechtigte Klagen  an:  „Welche  Menge  Nachahmer  hat  dieses  Stück 
erweckt!  Was  nur  im  Militärstande  vorkommen  kann,  hat  man 
nachher  auf  der  Bühne  gesehen:  Kriegs-  und  Standrecht,  arquebu- 
sieren  und  ehrlichmachen,  Spiessruten  und  Prügel,  Trommel  und 
Pfeifen,  Insubordination  uud  Desertion,  Marquetender  und  Spione! 
Eine  Theatergarderobe  glich  nun  einer  Montierungskammer  und  in 
der  Stadt,  wo  keine  Besatzung  war,  konnte  manche  Truppe  ihre 
gangbarsten  Stücke  nicht  aufführen."  Wie  eine  Erlösung  betrachtete 
er  das  Aufkommen  der  Ritterstücke,  denn  er  fährt  fort:  „Dank  den 
sinnreichen  Schöpfern  der  Operetten  und  Ritterdramen,  die  dem 
militärischen  TJnfvige  ein  wenig  gesteuert!  K^un  hat  doch  die  zärt- 
liche Dame  Nahrung  für  ihren  Geist  und  der  deutsche  Krieger  Bei- 
spiele von  Tapferkeit  und  Patriotismus  aus  der  Zeit  seiner  Ahnen !" 

^■^)  Weniger  in  Betracht  kom'nit  hier  die  moralisierende  Tendenz 
zahlreicher  Lustspiele,  wenn  darin  unter  anderem  auch  die  sittlichen 
Gefahren  des  militärischen  Standes  illustriert  werden  am  Beispiel 
eines  jungen  missratenen  Offiziers,  den  Willkür  oder  Leidenschaft 
zu  einem  schlechten  Streiche  verleitet  haben.  Gewöhnlich  bringt 
diesen  irgend  eine  derbe  Lektion  oder  das  gute  Beispiel  eines 
moralischen  Kameraden  zur  Bekehrung  und  auf  den  Wog  der  Pflicht. 
Das  bekannteste  Beis})iel  hierfür  ist  Ferdinand  in  Gemmingens 
„Deutschem  Hausvater." 

•-')  Nach  Jördens  (Lex.  d.  Dicht,  und  Prosaist.  Bd.  I.  S.  464  f.) 
wurde  „Eid  und  Pflicht"  entworfen  unter  dem  Eindruck  des  sieben- 
jiUiri<4-en  Krieges.  Es  wäre  also  zur  selben  Zeit  wio  JiOssings  „Minna" 
a!)<i'    aus    völlig   verschiedenen  Anregungen    entstaiuli'ii.      Das  Stiick 


—     9()     — 

ist  durchaus  auf  die  Form  des  bürgerlichen  Trauerspiels  zugeschnitten^ 
erhielt  auch  gewiss  die  mannigfachen  Motive  aus  dem  Stoffgebieter 
des  Soldatenstücks  erst  anlässlich  einer  späteren  Umarbeitung. 
Höchst  auffallend  ist  Engels  sichtbare  Voreingenommenheit  gegen 
das  siegreiche  Preussen.  Dabei  hatte  er  —  nach  Jördens  Zeugnis  — 
den  Hubertusburger  Frieden  durch  eine  zündende  Rede  in  der 
Stadtkirche  zu  Bützovv  verherrlicht,  nicht  zu  gedenken  des  be- 
geisterten Lobliedes,  das  er  kurz  nachher  im  „dankbaren  Sohn''  dem 
grossen  König  und  seinen  Soldaten  sang.  Mängel  gab  es  gewiss  im 
preussischen  Heerwesen;  nur  war  der  Augenblick  schlecht  gewählt, 
sie  so  scharf  zu  beleuchten.  Lessing  hatte  sie  zwar  auch  nicht 
ignoriert.  Teilheim  verdankt  solchen  ja  sein  tragisches  Geschick. 
Doch  wird  in  der  „Minna"  der  Erwähnung  dieser  heikein  That- 
sachen  jede  Spitze  genommen  durch  den  Hinweis  auf  die  Intervention 
des  gerechten  Königs  der  als  grosser  Mann  auch  ein  guter  Mann 
sein  muss.  So  ist  denn  begreiflich,  dass  Engel  sein  Stück  bis  zum 
Tode  Friedrichs  des  Grossen  zurückgelegt  und  es  dann  erst  Schröder 
in  Hamburg  zur  Aufführung  überlassen  hat;  und  als  es  dann  endlich 
nach  zahlreichen  Umarbeitungen  im  6.  Band  von  Engels  Schriften 
1803  zum  erstenmal  im  Druck  erschien,  waren  alle  historischen 
Spuren  daraus  verwischt. 

^*)  Babos-Arno  erschien  im  selben  Jahre  wie  Möllers  „Walltron" 
und  hat  offenbar  mit  diesem  keine  Beziehung.  Somit  konnte  sich 
Babo  mit  einigem  Recht  als  der  Schöpfer  einer  neuen  Gattung,, 
nämlich  eben  des  militärischen  Schauspiels  betrachten  —  Stephanie 
war  bis  dahin  noch  nicht  über  eine  lokale  Bedeutung  hinaus- 
gedrungen und  somit  kamen  nur  die  unmittelbaren  Weiterwirkungen 
des  „Deserteurs",  des  Singspiels  von  Sedaine  und  des  Trauerspiels^ 
von  Mercier,  in  Betracht.  —  Er  täuschte  sich  freilich  sehr  über  die 
Tragweite  der  von  ihm  ausgehenden  Anregungen,  da  die  Mode  des^ 
Soldatenspiels  auf  der  Bühne  doch  ausschliesslich  an  Möllers  Xamen 
anknüpft.  Hieran  trägt  Babo  wohl  selbst  die  Schuld,  denn  er  rechnet 
seinem  Schauspiele  just  das  zum  Yorzuge  an,  was  der  Geschmack 
der  Zeit  daran  zu  wünschen  übrig  fand,  nämlich  den  Mangel  an 
Motiven  des  Familienrührstücks,  deren  Unentbehrlichkeit  hingegen 
Möller  klug  erkannt  hatte.  Babo  schreibt  in  der  Vorrede  zum 
„Arno":  „ein  Schauspiel  ohne  Liebe  und  Frauenzimmer,  ein  mili- 
tärisches Schauspiel,  ein  ungesehenes  Meteor!"  Dem  entgegnet  zwei 
Jahre  später  eine  Rezension  im  Almanach  der  deutschen  Musen 
(1779  S.  81)  —  allerdings  etwas  vorschnell:  „die  Zeit  ist  nun  vor- 
über, wo  Leser  (!)  ein  Drama  blos  deswegen  schätzen,  weil  es  mili- 


—     97     — 

tärisch  ist  und  Herr  Babo  hat  seit  der  Zeit  wirklich  etwas  Besseres 
geschrieben."  Bezüglich  der  Spektakelstücke  waren  freilich  Leser 
bezw.  Rezensenten  und  Theaterpublikum  fast  immer  verschiedener 
Ansicht! 

-^)  Plümicke  liebte  es  überhaupt,  Hand  an  die  Werke  grosser 
Zeitgenossen  zu  legen,  um  ihnen  zu  noch  grösserer  Unsterblichkeit 
zu  verhelfen.  Berüchtigt  ist  seine  Bearbeitung  von  Schillers 
^Räubern".  Zur  „Minna"  schrieb  er  ein  Nachspiel  in  1  Akt  ,,Der 
Senior".  —  Hier  mag  auch  flüchtig  zwei  anderer  Dunkelmänner  Er- 
wähnung gethan  werden,  die  neben  Stephanie  (in  den  „abged. 
Offizieren")  das  Meisterwerk  Lessings  in  ihren  plumpen  Nach- 
ahmungen degradierten.  „Der  Offizier''  von  Bergopzoomer  (?  vgl, 
Verz.  2)  beruht  auf  dem  fragwürdigen  Kunstgriif  einer  Umkehrung 
des  Sujets  der  „Minna".  Hier  handelt  es  sich  um  einen  im  Krieg 
reich  gewordenen  Offizier,  der  aber  vorläufig  seine  veränderten 
Olücksumstände  verbirgt  und  sich  als  armer  Leutnant  um  die  Hand 
der  armen  Lucinde  bewirbt,  von  deren  reichen  Angehörigen  er  sich 
eine  Zeit  lang  malträtieren  lässt,  bis  es  ihm  an  der  Zeit  erscheint, 
die  nötigen  Aufklärungen  über  jetzigen  Stand  und  Verhältnisse  zu 
geben.  Das  „Fräulein  v.  Blenheim"  o.  V.  (Verz.  74)  entschliesst 
sich,  den  bedrängten  Umständen  ihres  Vetters,  des  verabschiedeten 
Offiziers  v.  Peltin  aufzuhelfen.  Um  sich  aber  zuvor  über  seinen  Cha- 
rakter zu  vergewissern,  spielt  sie  eine  Zeitlang  die  Rolle  eines 
Kammermädchens,  wobei  ihr  eine  Kollegin,  eine  erbärmliche  Nach- 
ahmung der  Franziska,  zur  Seite  steht. 

-^)  Ueber  das  Verhältnis  von  Brandes  „Landesvater"  zu  „Eniilia 
Oalotti"  und  „Kabale  und  Liebe"  vgl.  Flaischlen,  0.  H.  v.  Gemmingen. 
S.  130  f. 

-'')  So  nennt  dies  Motiv  eine,  im  übrigen  sehr  wohlwollende 
Kritik  in  der  Jenaer  allgem.  Litteraturzeitung  1786  Nr.  191  S.  281  f. 
Die  Kritik  überhaupt  sprach  stets  mit  Ehrerbietung  von  den  schwachen 
dramatischen  Versuchen  des  gräflichen  Dilettanten  Friedr.  Aloysius 
Reichsgrafen  von  Brühl,  dem  man  bei  seiner  einflussreichen  Stellung 
in  der  grossen  Welt  die  Beschäftigung  mit  Wissenschaft  und  Künsten 
zu  hohem  Verdienst  anrechnete.  Nicht  frei  von  pedantischer 
Schmeichelei  sind  die  Beurteilungen  seiner  Stücke,  in  denen  aus- 
nahmelos alte  und  junge  Krieger  als  Muster  der  Gesittung  und 
Menschlichkeit  paradieren,  in  der  Jenaer  Lit.  Zeitung  in  vier  Artikeln, 
ebenso  in  der  Nürnberger  Gelehrten  Zeitung  1785  S.  695.  Getreulich 
wiederholt  das  devote  Lob  Jördens  im  Lexikon  deutscher  Dichter 
und  Prosaisten  Bd.  L  S.  232. 

Stockmayer,  Das  deutsche  Soldatenstück.  7 


—     98     — 

'-*')  Aehnlich  ist  die  Fabel  in  den  noch  unter  französisi'heni  Ein- 
fluss  stehenden  Stücken:  „Der  Zweikampf  von  J.  L.  Schlosser  (17B7), 
„Die  Versöhnung"  von  Gebier  (1772)  und  „Das  Duell,  oder  der  Weise 
in  der  That"  Wien  1768.  Das  letztere  ist  Uebersetzung  des  „philo- 
sophe  Sans  le  savoir"  von  Sedaine  (1765),  bekannter  in  der  Ueber- 
setzung  von  Gotter,  Leipzig  1782. 

■-®)  Flaischlen,  in  seiner  Studie  über  Gemmingen  S.  111.  und  Anni.l) 
hat  auf  diesen  Zug  des  Hausvaterstücks  aufmerksam  gemacht,  der 
mit  einer  Zähigkeit  ohnegleichen  festgehalten  wurde.  Es  scheint 
wirklich,  als  ob  zur  Schilderung  des  Hausvaterstandes  auf  der  Bühne 
absolutes  Erfordernis  gewesen  wäre,  zu  dem  jeweiligen  Vertreter  nur 
einen  Witwer  zu  wählen  (vgl.  auch  Anm.  4).  In  unnatürlicher  üeber- 
treibung  des  Schmerzes  um  eine  verlorene  Gattin  hat  es  wohl  keiner 
weitergebracht,  als  Kotzebue  in  „Menschenhass  und  Reue"  und  in 
„Armut  und  Edelsinn".  Dagegen  liefert  ein  würdiges  Analogon  Bonins 
„Hass  und  Liebe",  eine  schwächliche  Nachäffung  der  Franz  Moor- 
Episoden  aus  Schillers  „Räubern".  Der  schwache  sentimentale  Ge- 
heimderat  v.  Steinau  wirft  einen  unnatürlichen  Hass  auf  seinen  Sohn 
Karl,  weil  er  bei  dessen  Geburt  seine  Gattin  verloren  hat. 

^")  Jördens  (Lexikon  deutscher  Dichter  und  Prosaisten  Bd.  L  S.  233) 
weiss  über  Brühls  „Brandschatzung"  zu  berichten,  dass  ihm  eine  wahre 
Anekdote  zu  Grunde  liegt:  „Als  im  siebenjährigen  Krieg  König 
Friedrich  II.  aus  Privatrache  das  Brühlische  Schloss  zu  Pforten  in 
Brand  stecken  liess,  vollzog  der  Offizier  den  Befehl  zwar  buch- 
stäblich, doch  mit  solcher  Schonung  und  solchen  Massregeln,  dass 
man  den  edlen  Unwillen,  den  er  dabei  empfand,  deutlich  spüren 
konnte;  auch  schoss  nachher  der  General  Möllendorf  der  Herrschaft 
Pforten  aus  eigener  Kasse  die  Kriegsgelder  vor.  Dies  gab  dem 
Grafen  Veranlassung  zu  dem  Schauspiele,  welches  in  Ansehung  der 
Ausführung  eines  seiner  vorzüglichsten  ist."  Jördens  wiederholt  hier 
nur  das  Lob,  das  dem  Verfasser  schon  die  Jen.  allgem.  Lit.  Zeitung 
(1786  liir.  17.  S.  129  ff'.)  gespendet  hat.  „Alltägliche  Dinge  auf  all- 
tägliche Art  gesagt;  —  wäre  sehr  zum  Zufluchtsschauspiel  aufzu- 
sparen", äussert  lakonisch,  aber  treff'end  der  Hofschauspieler  Beck 
in  Mannheim,  von  Dalberg  um  seine  Meinung  befragt,  (Martersteig: 
Protokolle  des  Mannheimer  Xationaltheaters.  Mannh.  1890.  S.  210.) 
und  er  gab  damit  das  richtige  Urteil  über  all  die  dramatischen 
Lappalien  des  poetischen  Krongeneralfeldzeugmeisters. 

'^)  Die  Rolle  des  erbarmungslosen  Bedrängers  gehörte  überhaupt 
zum  unentbehrlichen  Requisit  des  bürgerlichen  Schauspiels  und  findet 
sich  namentlich    in   Stücken,    die    Diderots    „Hausvater"  nahestehen. 


—     09     — 

In  solchen  Stücken  Hess  man  die  in  Armut  und  Verborgenheit  lebende 
Geliebte  oder  die  von  ihrem  Gatten  getrennte  Frau  unter  einer  hab- 
gierigen und  brutalen  Hauswirtin  dulden:  eine  Umkehrung  des 
Charakters  der  gutmütigen  Frau  Hebert,  die  St.  Albins  Geliebte 
Sophia  beherbergt.  —  Auf  die  mehrfach  unternommene  Rehabilitation 
des  Lessingschen  Wirtes  wurde  schon  hingewiesen  (S.  53.). 

^-)  Zu  den  in  Gödekes  Grundriss  5.  Bd.  S.  275  f.  angeführten 
Bearbeitungen  etc.  von  Kotzebues  „Menschenhass  und  Reue"  wäre 
noch  hinzuzufügen:  „Menschenhass  und  kindliche  Reue"  Schausp. 
in  4  Aufz.  nach  Kotzebue  für  die  Jugend  von  Heinr.  Stephanie,  herausg. 
V.  Joh.  Chrn.  Giesecken.  Magdeburg  1792.  8.  Vgl.  Mensel  Gel. 
Deutschi.  Bd.  7.  1798.     S.  652. 

^')  Eine  Parallele  zu  dieser  Stelle  giebt  Schröders  „unglückliche 
Ehe  d.  Delikatesse"  3.  Aufz.  10.  Auftr.  Majorin:  „Ist  es  meine 
Schuld,  dass  mir  das  Schicksal  Vermögen  gab,  ist  es  Ihre  Schuld, 
dass  es  Ihnen  keines  gab  ?"  In  der  „Minna"  wird  über  diese  heikein 
Dinge  mit  viel  mehr  Takt  gesprochen.  —  Kotzebue  schwebte  bei 
dieser  Stelle  das  Ende  des  6.  Auftr.  im  4.  Aufz.  der  „Minna"  vor ; 
vgl.  besonders  die  heuchlerisch- rhetorische  Phrase  Minnas:  „Sie 
können  der  Meinige  in  einem  Fall  nicht  sein;  ich  kann  die  Ihrige 
in  keinem  sein.  Ihr  Unglück  ist  wahrscheinlich,  meines  ist  gewiss.  — 
Leben  Sie  wohl !" 

^*)  Vgl.  hiezu  die  herbe  Tellheim'sche  Sentenz:  „es  ist  ein 
nichtswürdiger  Mann,  der  sich  nicht  schämt,  sein  ganzes  Glück 
einem  Frauenzimmer  zu  verdanken." 

•■'•'^)  Das  Distichon  findet  sich  in  A.  W.  v.  Schlegels  „Ehrenpforte 
und  Triumphbogen  für  Kotzebue"  Verzeichniss  von  K.'s  Schauspielen, 
10,  Epigramm. 

'"')  Vgl.  Briefwechsel  über  einige  Rezensionen  der  neuesten 
Wezelischen  Schriften,  herausgegeben  von  dem  Herausgeber.  Leipzig 
1779.     S.  46. 

")  Eine  ähnliche  Nachahmung,  anknüpfend  an  die  bedächtig 
mahnenden  Worte  der  Franziska:  „Fräulein,  Sie  sind  trunken,  von 
Fröhlichkeit  trunken",  findet  sich  in  dem  anonymen  „Sittengemälde: 
Vorurteil    und   Liebe"    (Basel   1792.      „KarPn   Clawel   gewidmet   von 

K )    1.  Aufz.    13.   Auftr.     Die    Liebhaberin    drängt    ungeduldig 

ihre  Freundin,  an  ihrer  Freude  über  des  Geliebten  Ankunft  teilzu- 
nehmen, wobei  diese  sich  zurückhaltend  zeigt  und  die  Bedächtige 
spielt.  Das  unbedeutende  Lustspiel,  ein  unselbständiges  Hausvater- 
drama, wimmelt  übrigens  von  Lessingschen  Reminiszenzen,  nament- 
lich  aus  dem   „Xathan". 

7* 


—     100     — 

'*)  Ich  beschränke  mich  auf  Nennung  folgender  Stücke,  die  die 
angedeutete  Lösung  zum  Schluss  bringen:  „Der  Yolontär"  von  Plü- 
micke,  „Der  ehrliche  Schweizer"  von  K.  L.  Hempel,  „Nicht  mehr  als 
sechs  Schüsseln"  von  Grossmann,  „Major  Streitenfeld"  von  Schmiedel, 
„Das  Freikorps"  von  Perinet,  „Edelmut  stärker  als  Liebe"  von  Brühl, 
„Die  silberne  Hochzeit"  von  Kotzebue,  „Der  feindliche  Sohn"  von 
Arreste,  „Der  Degen"  von  Ehrimfeid. 

^^)  Daran  pflegte  man  dann  die  Exposition  des  Stückes  anzu- 
knüpfen, deren  Kosten  die  Bedientenszenen  so  häufig  zu  tragen 
hatten.  Aehnlich  oft  kehrte  es  wieder,  dass  man  am  Ende  den 
Personen  des  Stückes  einen  schicklichen  Vorwand  gab,  von  der 
Szene  zu  verschwinden,  durch  die  meist  von  einem  Vater  ausge- 
sprochene Aufforderung,  nun  zum  Essen  zu  gehen  und  sichs  nach 
all  dem  überstandenen  Ungemach  schmecken  zu  lassen.  So  z.  B. 
in  Grossmanns  „Henriette"  und  „Nicht  mehr  als  sechs  Schüsseln", 
in  Sprickmanns  „Schmuck",  Jüngers  „Badekur",  Schinks  „verlorenem 
Sohn"  und  Kotzebues  „Gefangenem". 


k 


Bibliographisches  Verzeichnis. 


1.  Der  Graf  von  Olsbach,  oder  die  Belohnung  der  Recht- 
schafFenheit.  Lustsp.  in  5  A.  von  J.  Gh.  Brandes  [1768].  Lust- 
spiele Leipz.  1773 — 76.    II;  I.   1. 

2.  Der  Offizier.  Nachsp.  in  1  A.  o.  V.  [Bergop zoomer?]  ^) 
ITebersetzte  auserlesene  neue  Lustspiele  nebst  einem  deutschen 
Nachspiel.     Frankf.  u.  Leipz.  1769. 

3.  Die  Werber.  Lustsp.  in  5  A.  von  Stephanie  d.  J. 
nach  dem  Engl,  des  Farquhar  [1769].  Sämtliche  Lustspiele  Wien 
1771.    Nr.  1.    Umgearbeitet  in  den  Sämtl.  Lustsp.  1777—80;  I.  L 

4.  Die  abgedankten  Officiers,  oder  Standhaftigkeit  und 
Verzweiflung.     Lustsp.  in  5  A.  von  Stephanie  d.  J.    Wien  1770» 

?5.  Der  listige  und  unerschrockene  Husar.  Von 
Grleditsch.  Sammlung  einiger  Commedien  bestehend  in  Lust- 
und  Schäferspielen.  Hrsg.  von  A.  M.  Sprickmann.  Frankf.  u. 
Leipz.  1770.     Nr.  5. 

6.  Die  Wirtschafterin,  oder  der  Tambour  bezahlt  alles. 
Lustsp.  in  2  A.  von  Stephanie  d.  J.  [1770].  Sämtl.  Lustsp. 
AVien  1771.     Nr.  4. 

7.  Der  dankbare  Sohn.  Ländliches  Lustsp.  in  1  A.  von 
J.  J.  Engel.     Leipz.   1771. 

8.  Die  Kriegsgefangenen,  oder  grosse  Begebenheiten  aus. 
kleinen  Ursachen.   Lustsp.  in  5  A.  von  Stephanie  d.  J.  Wien  1771.^ 


*)  Möglicherweise  ein  Nachdruck  des  in  Wien  1768  erschienenen, 
nur  unbekannt   gebliebenen  „Offiziers"  von  Joh.  Bapt.  Bergopzoomer. 


■ 


—     102     - 

9.  Der  Deserteur  aus  Kindesliebe.  Lustsp.  in  3  A.  von 
Stephanie  d.  J.     Wien  1773. 

10.  Die  Deutschen.  Lustsp.  in  5  A.  von  J.  Ch.  Bock. 
Hamburg  1773.  —  Umgearb.  von  Stephanie  d.  J.  unter  dem  Titel: 
,.Wer  hat  sich  nun  betrogen?"    Lustsp.  in  3  A.    Wien  1779. 

11.  Freiherr  von  Bardenfels.  Bürgerl.  Trauersp.  in  3  A. 
von  H.  K.  H.  V.  Trautz sehen,  in  dessen  Deutschem  Theater. 
Leipz.  1772.     Nr.  8. 

12.  Der  weibliche  Deserteur.     Ballet  in  2  A.  o.  V.^) 

13.  Henriette,  oder  sie  ist  schon  verheirathet.  Lustsp.  in 
5  A.  nach  der  Neuen  Heloise  von  G.  F.  W.  Grossmann.  Ham- 
burgisches Theater.     Bd.  2.     1777.     Nr.   1'^). 

14.  Präsentiert  das  Gewehr.  Lustsp.  in  2  A.  von  J.  H.  F. 
Müller  nach  einer  Idee  des  Moissy.     Wien  1775. 

15.  Der  Schneider  und  sein  Sohn.  Originallustsp.  in 
2  A.  von  Franz  Fuss.  Neues  Wienertheater  vom  Jahre  1775. 
Teil  III.     Nr.  4. 

16.  Der  Volontair.  Lustsp.  in  1  A.  von  K.  M.  Plümicke. 
Zum  erstenmal  aufgeführt  an  dem  Geburtsfest  Sr.  Majestät  des 
Königs.     Breslau  1775. 

17.  AVilhelmine.  Schausp.  in  1  A.  von  Fr.  W.  G.  AVetzel. 
Gera  1775. 

18.  Wilhelmine  von  Blondheim.  Trauersp.  in  3  A.  von 
G.  F.  W.  Grossmann.     Gotha  1775. 

19.  Arno.  Militär.  Drama  in  2  A.  von  J.  M.  Babo.  Frankf. 
u.  Leipz.  1776. 

20.  Der  ehrliche  Schweizer.  Schausp.  in  2  Handl.  o.  V. 
[Karoline  Louise  Hempel,  nachmalige  KlenckeJ '').  Berlin  und 
Leipz.  1776. 

^)  Nach  Meyer,  Schröder  II.  2.  S.  77  im  Jahre  1773  oder  74 
auf  der  Hamburg.  Bühne  vorgestellt.  Inhaltsangabe  liefert  die  Berl. 
Litt,  und  Theaterzeitung  1780.    S.  762  f. 

^)  Nach  Meyer,  Schröder  II.  2.    8.   150  schon  1775  aufgeführt. 

^)  Tochter  der  Katschin.  Unter  keinem  der  beiden  Xamen  bei 
Oödeke  zu  finden. 


Km 


21.  Eid  und  Pflicht.    Bürgerl.  Traiiersp.  in  5  A.  von  J.  J. 
in  gel.     Berlin  1803'). 

22.  Der  Graf  von  Walltron,  oder  die  Subordination  von 
F.  Möller.     Bald  als  Schausp.,  bald   als  Ti'auersp.   an  vielen 

Orten  gedruckt.     Erstmal.  Aufführung  zu  Prag  25.  Januar  1776. 
28.    Die  verstorbene  Ehefrau,  oder  drey  Liebhaber  auf 
einen  Tag.     Lustsp.  in  5  A.  von  C.  F.  Bretzner").     Theater  der 
Deutschen  Bd.  LS  Nr.  1. 

24.  Die  Werbung  für  England.  Ländl.  Lustsp.  in  1  A. 
von  J.  C.  Krauseneck.     Bayreuth   1776. 

25.  Gewinnt  der  Fürst,  wenn  er  sich  herablässt? 
Lustsp.    in  1  A.  von  S.  F.  Schletter.     Frankf.   u.   Leipz.  1777='). 

26.  Der  Graf  von  Sonnenthal,  oder  das  Schicksal  des 
Soldaten.  Lustsp.  in  2  A.  o.  V.  Frankf.  u.  Leipz.  1777*).  (Nach- 
ahmung des   ,,Ministers"  von  Gebier.) 

27.  Graf  Treuberg ^).  Originaltrauersp.  für  Soldaten  und 
Patrioten  in  5  A.  von  K.  Czechtitzky.     Elbing  o.  J. 

28.  Henriette  von  Blumenau,  oder  die  Liebe  aus  Dank- 
barkeit. Rührendes  Lustsp.  in5  A.  o.  V.  [Ign.  Cornova]  Prag  1777. 

29.  Der  Transport.  Lustsp.  in  1  A.  von  J.  C.  Kaffka. 
Nüimberg  1777. 

80.  Die  Wildschützen.  Lustsp.  mit  Gesängen  in  8  A. 
von  Stephanie  d.  J.     Wien  1777. 

31.  Der  abgedankte  Offizier,  oder  Joseph  der  Gute.  In 
einer  komisch.  Oper  von  5  Abtheil,  vorgestellt  von  der  in  dem 
befreyten  Stift  zu'n  Wengen  in  Ulm  studierenden  Jugend  mit 
Musik  von  J.  Lederer  4.  o.  J.  [zwischen  1774  und  76]*'). 


^)  Nach   Jördens'    Lexikon  I,    S.  464    schon  1776  vollendet   u.  d. 
Titel  „Die  Geisel". 
K      2)  Fehlt  bei  Gödeke  Bd.  IV.    S.  253,  21. 
^K      3)  1778  unrichtig  siehe  Gödeke  V.    S.  322. 
^B      *)  Vgl.  Alraanach  der  deutschen  Musen   1779.    S.   115. 
5)  Nicht  Treuburg  wie  bei  Gödeke  V.    S.  396. 
")  So  eitiert  nach  Albr.   Weyermanns  Neuen  Nachrichten  von  (Je- 
lehrteii  etc.  aus   Tliu  1829.    S.  2()7  tT.     Oh  die  Ausoabo :  /\visrh(Mi  1774 


—     104     — 

32.  Alles  aus  Freundschaft.  Lustsp.  in  5  A.  von  Herrn 
V.  F**  aus  Dresden,  überarbeitet  von  Herrn  Schmidt  in  Wien  1778. 

83.  Das  grosse  Beispiel,  oder  welch  ein  Mensch!  Schausp. 
in  3  A.  von  F.  J.  Fischer.     Prag  1778. 

34.  Ertappt,  Ertappt!  Lustsp.  in  1  A.  von  J.  K.  Wezel. 
Lustspiele  Leipz.  1778—87.  IV;  I  Nr.  2. 

35.  Das  lustige  Soldatenleben  im  Felde,  oder:  so  gehts 
im  Lager  zu.     Oper  in  2  A.  o.  V.     OfFenbach  1778. 

36.  Das  Lustlager.  Lustsp.  in  1  A.  o.  V.  Frankf.  a,  M.  1778. 

37.  Der  Soldat.  Lustsp.  von  A.J.Brenner.     Jena  1778. 

38.  Die  Wayse.  Schausp.  in  4  A.  von  einem  preussischen 
Offizier  [C.  P.  F.  König].     Frankf.  u.  Leipz.   1778. 

39.  Das  Winterquartier  in  Amerika.  Lustsp.  in  1  A. 
von  K.  M.  Babo.     München  1778. 

40.  Die  Wölfe  in  der  Herde,  oder  die  beängstigten  Lieb- 
haber. Lustsp.  in  5  A.  von  Stephanie  d.  J.  Sämtl.  Schausp. 
4.  Bd.     Wien  1778.    Nr.  4. 

41.  Der  Adjutant.  Lustsp.  in  3  A.  von  W.  H.  Brömel. 
(Preisgekrönt  in  Wien  1779.)     Hamb.   1780. 

42.  Der  Arrestant.  Lustsp.  von  Anton- Wall  (Chr. 
Lebrecht  Heyne).  Ursprüngl.  in  1  A.,  preisgekrönt  von  Schrödei 
in  Hamb.  Von  diesem  wegen  der  übermäss.  Länge  in  2  A.  geteilt 
und  so  i.  J.  1779  aufgeführt^).  Vom  Verf.  nochmals  in  3  A.  ab- 
geändert und  so  erschienen.     Leipz.   1780. 


und  76  richtig  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden,  da  auch  Lederers 
Mspt.  zu  diesem  Stück  keine  Jahreszahl  enthält.  (Dasselbe  —  nicht 
als  Oper,  sondern  als  Drama  —  befindet  sich  auf  der  Stadtbibliothek 
zu  Ulm  in  einem  Sammelband  von  Trauer-  und  Lustspielen  von  Lederer.) 
Auffallend  ist,  dass  sein  Inhalt  identisch  ist  mit  einem  1778  in  Erfurt 
o.  V.  erschienenen  gleichnamigen  Schausp.  in  5  Abteilungen ,  welches 
Gödeke  IV  S.  220  (nach  Meusel  14,  85)  C.  F.  Timme  zusehreibt.  Wer 
von  den  beiden  Verf.  war  der  Plagiarius?  Vgl.  auch  Aum.  zu  Nr.  56. 
Dass  Gödeke  Lederer  an  2  Orten,  IV  S.  121,  49  und  V  S.  3()6,  1, 
nennt,  ist  wohl  ein  Versehen. 

^)  Vgl.  Meyer,  Schröder  II.  2;  S.  172. 


—     105     — 

43.  Die  dankbare  Tochter,  oder  die  Einquartierung. 
Tiändl.  Lustsp.  mit  Gesang  in  1  A.  o.  V.  [Andr.  Grottl.  Hart- 
mann.]    Leipz.  und  Budissin  1779  '). 

44.  Der  Deserteur.     Eine  Komödie  o.  V.     Eisenach  1779. 

45.  Eigensinn  und  Ehrlichkeit.  Lustsp.  in  5  A.  von 
J.  K.  Wezel.     Lustspiele  Leipz.   1778—87.  IV;  IL  Nr.  1. 

46.  Die  Erbschaft.  Schausp.  in  3  A.  Frankfurt  1779"). 
Bearbeitung  von  Borchers  nach  dem  ,Jntelligenzblatt"  von 
E.  K.  L.  Ysenburg  v.  Buri.  Schausp.  in  3  A.  aufgeführt  in 
Wien  1778. 

47.  Es  ist  Friede.  Ländl.  Drama  in  1  A.  von  J.  C.  Bock. 
Zur  Feier  des  Friedensschlusses  in  Teschen.     Leipz.   1779. 

48.  Der  junge  Menschenfreund.  Lustsp.  in  5  A.  von 
J.  Cornova.     Prag  1779. 

49.  Der  Patriot  auf  dem  Lande.  Eine  Familienszene 
mit  Gesang  und  Tanz  am  Geburtstage  des  Königs.  Breslau  und 
Leipz.   1779  von  Karl  Emil  Schubert^). 

50.  Der  Schmuck.  Lustsp.  in  5  A.  von  A.  M.  Sprick- 
mann.     AVien  1779, 

51.  Die  seltsame  Probe.  Lustsp.  in  5  A.  von  J.  K.  Wezel. 
Lustspiele  Leipz.   1778—87.   IV;  11,  Nr.  2. 

52.  Wildheit  und  Grossmut.  Lustsp.  in  2  A.  von  J.  K. 
AVezel.     Lustspiele  Leipz.  1778 — 87;  III,  Nr.  3. 

53.  Die  glückliche  Werbung.  Ein  ländl.  Lustsp.  in  2  A. 
mit  Chören,  geheiligt  dem  grossen  König  Friedrich  11.  als  Er 
Deutschland  den  Frieden  gab  im  Frühling  1779.  o.  V.  Hanau 
u.  Frankf.   1779. 

54.  Die  Winterquartiere.  Lustsp.  in  5  A.  von  E.  A.  W. 
Rost.     Leipz.  1779. 

55.  Betrug  für  Betrug,  oder:  wer  hat  nun  die  Wette  ge- 
wonnen? Lustsp.  in  3  A.  von  S.  F.  Schletter.     Wien  1780. 


')  Nicht  1784,  wie  bei  Gödeke  IV.  S.  256,  42.  3). 

2)  1780  unrichtig;  so  bei  Gödeke   V.  S.  375. 

3)  Fehlt  bei  Gödeke  V.  S.  255. 


—     106     — 

5(i.  Der  Chargenverkauf.  Lustsp.  in  1  A.  o.  Y.  Salz- 
burg 1780  •). 

57.  Der  edelmütige  Sohn.  Drama  in  5  A.  von  Karl 
Friedrich  Paalzow^).     Hambg.   1780. 

58.  Die  Familienhey rath,  oder  der  Rekrutenaushub. 
Operette  in  2  A.  o.  V.     Weimar  1780. 

59.  Henriette,  oder  der  Husarenraub.  Schausp.  in  5  A. 
nach  dem  Roman  gleichen  Namens  [v.  BeuviusJ  von  C.  M. 
Plümicke.     Berlin  1780. 

60.  Nicht  mehr  als  sechs  Schüsseln.  Familiengemälde 
von  G.  F,  W.  Grrossmann.     Bonn  1780. 

61.  Der  Sekretär,  oder:  das  wird  sich  finden.  Dramat. 
Versuch  in  8  A.  o.  V.     Eisenach  1780. 

62.  Wer  wird  sie  kriegen?  Lustsp.  in  1  A.  von  einem 
Soldaten.     Wien  1780. 

63.  Der  Wieder  kauf.  Ländl.  Lustsp.  mit  Gesang  in  3  A. 
von  S.  F.  Schletter.     Musik  von  Franz  Danzy.     Mannheim  1780. 

64.  Albert  von  Thurneysen.  Bürgerl.  Trauersp.  in  4  A. 
von  Iffland.     Mannheim  1781. 

65.  Die  glückliche  Jagd.  Lustsp.  in  2  A.  o.  V.  Augs- 
burg 1781. 

66.  Die  jungen  Rekruten.  Kom.  Operette  in  3  A.  mit 
Musik  von  J.  Leder  er.     Ulm   1781. 


')  Wie  beim  „abged.  Offizier'-  (Nr.  31)  liegen  auch  hier  zwei  in- 
haltlieh gleiche  Ausgaben  mit  verschiedenem  Druckort  vor.  Die  eine, 
Altenburg  1780,  schreibt  Meusel  (Gel.  Deutschi.  2,  308)  und  nach  ihm 
Gödeke  (V.  S.  389)  Fellner  zu.  Die  Ausg.  Salzburg  1780  oder  81 
soll  J.  Lederer  zum  Verf.  haben.  (Vgl.  Weyermann,  Nachrichten 
von  Gelehrten  etc.  aus  Ulm  S.  267  ff.  und  nach  ihm  (jödeke  JV.  S.  121 
und  Y.  S.  366).  Vielleicht  pflegte  der  k.  k.  gekrönte  Dichter,  Prof. 
Lederer,  fremde  Stücke  für  die  Schüleraufführungen  seines  Augustiner- 
klosters zurechtzumachen  und  sie  unrechtmässiger  Weise  unter  seinem 
Namen  drucken  zu  lassen? 

-)  Nicht:  Karl  Ferdinand  Paalzow.  Auch  Stendal  1786  ist 
unrichtig.     Vgl.  (Jödeke  Y.  S.  397. 


i 


—     107     — 

67.  Das  Kriegsrecht.    Tragödie,    o.  Y.     Lüneburg  1781. 

68.  Die  Recrouten  auf  dem  Lande.     Kom.  Oper  in  3  A. 
V.     Wittenberg  und  Z erbst  1781. 

69.  Der  schöneLieutenant,  oder  die  Verwandlung.  Lustsp. 
5  A.  von  C.  F.  Timme.     Erfurt  1781. 

70.  Die  weibliche  Beständigkeit.  Schausp.  in  5  A.  von 
F.  J.  V.  Günderode  gen.  Kellner.     Frankf.  u.  Leipz.  1781. 

i_.  71.    x^lles    in  Schuh   und   Strümpfen.     Militär.  Schausp. 

■Ins  einer  wahren  Geschichte  von  B.  D.  A.  Cremeri.  Linz  o.  J. 
[1782].  —  Der  Auditor,  oder  Alles  u.  s.  w.  Militär.  Schausp. 
in  5  A.     Frankf.  u.  Leipz.  1788. 

72.  Die  drey  Töchter.  Lustsp.  in  3  A.  von  C.  H.  Spiess. 
Wien  1782. 

73.  Der  Fähndrich.  Lustsp.  in  3  A.  von  F.  L.  Schröder. 
(Erstmals  aufgeführt  1782.)  Beitrag  zui*  deutschen  Schaubühne. 
2.  Theil.     Berl.  178(3.     Nr.   1. 

74.  Das  Fräulein  v.  Blenheim.      Lustsp.    in  3  A.  o.  V. 
!j    Dessau   1782. 

IHI       75.    Der  Landesvater.   Schausp.  in5A.  von  J.Ch.  Brandes 
'    (1782).     Sämtl.  dramat.  Schriften.     Bd.   1.     Leipz.   171)0.     Nr.   1. 

76.  Der  Baron  von  Wallen  stein.  Militär.  Trauersp.  in 
5  A.  o.  V.     Gotha  1783. 

77.  Der  hessische  Offizier  in  Amerika.  Lustsp.  in 
3  A.  von  J.  A.  Weppen.     Göttingen  1783. 

78.  Der  Invalide,  oder:  nicht  jeder  ist  todt,  von  dem  die 
Leute  es  sagen.     Ländl.  Lustsp.   in  2  A.  o.  V.  a.  0.  [Wien]  1783. 

71).  Der  Hekrut;  ein  deutsches  Schausp.  mit  Gesang  in 
5  A.  von  F.  G.  Hage  mann.     Hamburg  1783. 

?80.  Die  Liebe  unter  den  Waffen.  Lustsp.  in  3  A.  von 
K.  E.  Graf  Traun.     St.  Polten  1783. 

81.  Der  ßing.  Lustsp.  in  5  A.  von  F.  L.  Schröder  [nach 
Farquhars  „Constant  couple"]  erstmals  aufgeführt  1783  zuHambg.  ^). 
Heitraof  zur  deutschen  Schaubühne.    2.  Theil.    Berlin  1786.    Nr.  2. 


\)   Vol.   Clever,  Schröder:  II.  2:  S.   172. 


—      108     — 

82.  Der  theure  Ring.  TAistsp.  von  A.  Graf  Törring- 
Seefeld.     München  1783. 

83.  Der  Weise  in  der  Uniform,  oder  ihn  nimmt  nichts 
Wunder.     Lustsp.  in  2  A.  o.  V.     Eegensburg  1783. 

84.  Albert  und  Louise,  oder  der  Trommelschlag  zur  Ke- 
bellion.     Schausp.  von  J.  A.  Braun.     Basel  1784. 

85.  Der  Hauptmann  von  Breisach.  Schausp.  in  1  Handl. 
von  J.  W.  A.  Schöpfel.     Anspach  1784. 

86.  Der  lahme  Husar.  Kom.  Oper  in  2  A.  von  Friedr. 
Koch.     Dresden  u.  Leipz.  1784. 

87.  Das  lustige  Soldatenleben.  Lustsp.  in  1  A.  von 
Ludw.  Fischer,  Schauspieler  zu  Karlsruhe.     Mspt.  1784^). 

88.  Der  Hing,  oder  die  unglückliche  Ehe  durch  Deli- 
katesse. Lustsp.  in  4  A.  von  F.  L.  Schröder;  erstmals  auf- 
geführt 1784").  Beitrag  zur  deutschen  Schaubühne  3.  Theil. 
Berl.  1790.    Nr.  1. 

89.  Der  Strich  durch  die  Rechnung.  Lustsp.  in  3  A. 
von  J.  F.  Jünger.     Wien  1784. 

90.  Die  Badekur.  Lustsp.  in  2  A.  von  J.  F.  Jünger. 
Lustspiele  Leipz.  1785—90.     V.;  I  Nr.  1. 

91.  a)    Das   Findelkind.     Lustsp.    in    5   A.,    und   b)   Die 
Brandschatzung.     Schausp.  in  5  A.  von  A.  F.  Graf  v.  Brühl.  ] 
Theatral.  Belustigungen.     Dresden  1785—90.  V.;    I  Nr.   1  und  2. 1 

92.  Den  ganzen  Kram  und  das  Mädchen  dazu.  Lustsp. 
in  1  A.  von  A.  F.  Graf  v.  Brühl.     Dresden  1785'). 

93.  General  Moorner,  oder  der  Streit  zwischen  Liebe  und 
Pflicht.  Schausp.  in  5  A.  vom  Verf.  der  Emilie  Sommer  [Fr.  G. 
Thilo].     Leipz.  1785. 

94.  General  Schlenzheim  und  seine  Familie.  Schausp. 
in  4  A.  von  Chn.  Heinr.  Spiess.     Frankf.  u.  Leipz.   1785. 

95.  Major  Streitenfeld,   oder  wenige  lieben  so.     Lustsp. 

^)  Mspt.  238  der  Karlsruher  Hof-  und  Landesbibliothek. 

-)  Nach  Meyer,  Schröder  IL  2.    S.  172. 

•■')  Nicht  Wien  1787,  wie  bei  Gödeke  V.  S.  387. 


k 


—     109     — 

3   A.   von    F.    L.    Schmiedel    in    dessen    theatral.    Werken, 
ien  1785^). 

96.  Der  Rechtschaffene  darf  nicht  immer  darben, 
[er:  wenn's  der  Füi-st  nur  weiss,  er  hilft  gewiss.  Eine  dialogi- 
sierte Anekdote  in  3  A.,  o.  Y.  [Joh.  Protkhe]  Lemberg  im 
Verl.  des  Autors  1785.  —  Neue  Auflage  unter  dem  Titel:  „Armuth 
um  Liebe."   o.  0.  1787^). 

97.  Rosalie   v.  Fels  heim,   oder  Liliput.     Lustsp.  in  5  A. 

Ion  F.  J.  H.  Reichsgraf  v.  Soden.     Berlin  1785. 
98.    Die  Schwärmereyen   der  Liebe   und    des  Hasses, 
türgerl.  Trauersp.  von  G.  L.  Hempel.     Leipz.   1785. 

99.  Die  Belagerung.  Lustsp.  von  K.  Fr.  Kretschmann. 
Sämtl.  Werke.     Leipz.  1784—99  VL;  IIL,  1786.  Nr.  2. 

100.  Der  Bürgermeister.  Originallustsp.  in  5  A.  von 
A.  F.  Graf  v.  Brühl.  Theatral.  Belustigungen.  Dresden  1785 
bis  90  V;  in  Nr.  1. 

101.  Ein  jeder  reitet  sein  Steckenpferd.  Lustsp.  in 
5  A.  von  A.  F.  Graf  V.  Brühl.  Theatral.  Belustigungen.  Dresden 
1785—90  V;  II  Nr.  1. 

102.  Hass  und  Liebe.  Schausp.  in  4  A.  von  Ch.  Fr.  Ferd. 
Ans.  V.  Bonin.     Berlin  1786. 

103.  Die  Eache.  Lustsp.  in  2  A.  von  A.  F.  Graf  v.  Brühl. 
Theatral.  Belustigungen.     Dresden  1785—90  V;  II  Nr.  3. 

104.  Das  ßäuschgen.  Lustsp.  in  5  A.  von  Ch.  F.  Bretzner. 
Leipz.  1786. 

105.  Die  Schauspieler  schule.  Originallustsp.  in  3  A. 
von  J.  D.  Beil.  Mannh.  1786.  —  Neu  hrsg.  u.  d.  Titel:  „Liebe 
um  Laune".     Zürich  1794. 

106.  Ein  Uebel  ist  oft  der  Grund  zum  Glück,  oder 
^^e  Verirrung.  Lustsp.  in  4  A.  o.  V.  Deutsche  Schaubühne, 
■bigsb.  Jahrg.  1789  Bd.  7   (nach  Fernbach  S.  319:   1786). 

^B      ^)  Gödeke   Y.    S.    331,  107)    giebt    keinen   Yerf.    und    unrichtiges 

^■Ihr  an. 

^^^^       -)  Somit  wäre  zu  streichen:  Gödeke  Y.  S.  332.  Nr.  111. 


—     110     — 

107.  Der  alte  böse  General.  Lustsp.  in  B  A.  von  K.  Fr. 
Kretschmann.     Sämtl.  Werke.     Bd.  4.     Leipz.   1787. 

108.  Der  Grandprofos.  Trauersp.  in  4  A.  von  E.  Schi- 
kane der.     Regensbg.  1787. 

109.  Die  Matrosen.  Schausp.  mit  Gesang  in  2  A.  von 
E.  K.  L.  Ysenburg  v.  Buri.     Neuwied  1787  i). 

110.  Menschen  und  Menschensituationen,  oder  die 
Familie  Grünau.  Schausp.  in  5  A.  von  K.  Steinberg.  Frankf. 
u.  Leipz.  1787. 

111.  Die  Mittagssuppe,  oder:  merk'  dil-'s,  ich  war  Soldat. 
Familiengemälde  von  Frz.  Xaver  Wimm er.     Fünfkirchen  1787. 

112.  Der  Ring,  oder  die  unvermutete  Entdeckung.  Original- 
lustsp.  in  3  A.  von  J.  G.  Hall  er.     Prag  und  Wien  1787. 

113.  Der  Soldat  und  sein  Mädchen.  Originals chausp. 
in  5  A.  von  J.  A.  Waldvogl.     Wien  1787. 

114.  So  zieht  man  dem  Betrüger  die  Larve  ab. 
Lustsp.  in  5  A.  von  A.  F.  Graf  v.  Brühl.  Theatral.  Belusti- 
gungen.    Dresden  1785—90;  IV  Nr.  3. 

115.  Das  Freykorps.  Lustsp.  in  3  A.  o.  V.  [J.  Perinet]. 
Wien  1788. 

116.  Liebe  und  Philosophie.  Kom.  Singspiel  in  3  A. 
von  A.  W.  V.  L.  [Aug.  Wilh.  v.  Leipziger].     Glogau  1788. 

117.  Der  Obriste  von  Hohenthal.  Originallustsp.  in 
5  A.  von  J.  G.  Haller.     Prag  1788'). 

118.  Der  dankbare  Fürst.  Originalschausp.  in  2  A.  von 
Frz.  Jos.  Franzky.     Brunn  1789. 

119.  Die  Kriegssteuer.  Schausp.  in  3  A.  von  L.  Hub  er. 
Nach  einer  wahren  Geschichte  bearbeitet,  dem  Willigen  zum  Ver- 
gnügen und  dem  Murrenden  zur  Belehrung,  während  der  Winter- 
quartiere aufzuführen.     Wien  1789. 

120.  Der  Liebe  Lohn.  Schausp.  in  2  A.  von  Chn.  Aug. 
Vulpius.     Bayreuth  1789. 

^)  Gödeke  V.  S.  375:  Ehrenbreitstein  1789. 
')  Nicht  1781  wie  bei  Gödeke  V.  S.  350. 


111 


121.  Reue  versöhnt.  Schausp.  in  5  A.  von  Iffland. 
Berlin  1789. 

122.  Der  Bürger  und  der  Soldat.  Originallustsp.  in 
3  A.  von  C.  Edler  v.  Marine lli.     Pressbg.  o.  J. 

128.  Curd  von  Spart  au.  Schausp.  in  4  A.  von  J.  D.  Beil, 
Mannh.   1790'). 

124.  Die  deutsche  Hausmutter.  Schausp.  in  5  A.  o.  V. 
Mannh.  1790. 

125.  Edelmuth  stärker  als  Liebe.  Lustsp.  in  1  A.  von 
A.  F.  Graf  v.  Brühl.  Theatral.  Belustigungen.  Dresden  1785 
bis  90  V;  V.  Nr.  4. 

126.  Das  Ehrenwort.  Lustsp.  in  4  A.  von  Chn.  Heinr. 
Spie  SS.     Prag  u.  Leipz.  1790. 

127.  Die  Engländer  in  Amerika.  Schausp.  in  4  A.  von 
J.  F.  E.  Albrecht.     Prag  1790. 

128.  Erlachs  Tod.  Vaterland.  Trauersp.  von  Jos.  Ign. 
Zimmermann.     Augsbg.   1790. 

129.  Freemann,  oder  wie  wird  das  ablaufen?  Schausp. 
in  4  A.  von  E.  F.  Jester  (Uebersetzung?)     Königsb.  1790^). 

130.  Der  Invalide.  Militär.  Originallustsp.  in  3  A.  von  K.  F. 
Hensler.  Marinellische  Schaubühne  in  Wien  1790 — 91  IV;  I  Nr.  2. 

131.  Das  Kind  der  Liebe.  Schausp.  in  5  A.  von  Kotz  ebne 
(erstmals  aufgeführt  1790).     Leipz.   1791. 

132.  Der  Postmeister.  Lustsp.  in  4  A.  von  Ch.  Fr.  Ferd. 
Ans.  V.  Bonin  (angenommen  von  der  k.  k.  Nationaltheaterdirektion 
in  Wien  i.  J.   1790).     Duisburg  1792. 

?133.  Der  Soldat  von  Cherson.  Lustsp.  in  3  A.  von 
K.  F.  Hensler.     Marinellische  Schaubühne  Bd.  3,   1790;    Nr.  1. 

134.  Wohlthun  macht  glücklich.  Originalschausp.  in  5  A, 
von  Frz.  Tr.  Senf.     Meissen   1790. 

135.  Baron  von  Blankenstein,  oder  die  bereuete  Ueber- 
eilung.     Schausp.  in  3  A.  o.  V.     Hamburg  1791. 


')  Nicht  1791.  wie  bei  Gödeke  V.  S.  290. 
2)  Fehlt  bei  Gödeke  IV.  8.  253  f. 


112 


136.  Die  Einöde.  Schausp.  in  4  A.  von  J.  D.  Beil.  Münster 
1791.  —  Neu  hrsg.  u.  d.  Titel  „Die  Freystatt  der  müden  Pilger" 
Zürich  1794. 

137.  Eulalia  Mainau,  oder  die  Folgen  der  Wiederver- 
einigung. Ein  bürgerl.  Trauersp.  in  4  A.  von  F.  J.  W.  Ziegler 
(Fortsetzg.  von  Kotzebues  „Menschenhass  und  Reue").  Wien  1791. 

138.  Der  Familienpokal,  oder  der  militärische  Hausvater. 
Originalschausp.  in  5  A.  von  Sal.  Frdr.  Schletter  a.  0.   1791. 

139.  Grrossmuth  und  Liebe.  Schausp.  in  5  A.  von 
J.  H.  Bösenberg  (Bearbeitung  des  „Constant  couple"  von 
Farquhar).  Dramat.  Beitr.  für  das  Hoftheater  in  Dresden.  Dresd. 
u.  Leipz.  1791;   Nr.  2. 

140.  Die  Kriegskameraden.  Lustsp.  in  5  A.  von  Frz. 
Kratter.     Wien  1791. 

141.  Der  österreichische  Deserteur.  Militäi-.  Lustsp. 
in  5  A.  von  K.  F.  Hensler.  Marinellische  Schaubühne.  Bd.  4, 
1791  Nr.   1. 

142.  Stadt  und  Land,  oder:  Mädchen,  die  das  Land  er- 
zogen hat,  sind  wie  die  Mädchen  in  der  Stadt.  Lustsp.  in  3  A. 
von  Ch.  H.  Spie  SS.     Prag  1791. 

143.  Verbrechen  und  Edelmuth.  Schausp.  in  4  A.  von 
F.  W.  Raebiger.     Berlin  1791. 

144.  Elise  von  Valberg.  Schausp.  in  5  A.  von  Iffland. 
Leipz.  1792. 

145.  Das  Inkognito,  oder  der  König  auf  Reisen.  Lustsp. 
in  4  A.  von  F.  J.  W.  Ziegler.  o.  0.  1793  [1792  Hofburgtheater]. 

146.  Das  Judenmädchen  von  Prag.  Originallustsp.  in 
8  A.  von  K.  F.  Hensler.     Wien  1792. 

147.  Die  Kriegsgefangenen,  oder  Kindesliebe  kennt  keine 
Grrenzen.  Lustsp.  in  3  A.  von  K.  F.  Hensler.     Wien   1792. 

?  148.  Der  militärische  Besenbinder.  Lustsp.  in  3  A. 
von  K.  F.  Hensler.     AVien  1792. 

149.  Die  Eroberung  von  Valenciennes.  Schausp.  in 
1  A.  von  F.  G.  Hagemann.     Hannover  1793. 


—     113     — 

150.  Der  Greneralmarsch.  Trauersp.  in  4  A.  von  Fr.  Leo. 
Frankf.  1793. 

151.  Die  glückliche  Werbung,  oder  Liebe  zum  König. 
Volkslustsp.  in  1  A.  von  F.  G.  Hagemann.     Hannover  1793. 

152.  Die  Husaren.  Schausp.  in  5  Handl.  von  Fr.  Werner. 
Hannover  1793. 

153.  Karl  von  Strahlenberg.  Schausp.  in  5  A.  von 
D.  B— n.  [J.  E.  D.  Bornschein]  ^).     Leipz.  1793. 

154.  Die  Quälgeister.  Lustsp.  in  5  A.  von  Heinr.  Beck 
o.  0.  1794 -).  (Nach  Shakespeares  „Much  Ado  about  Nothing".) 
Hofburgtheater  1793. 

155.  Die  Rekrutierung.  Lustsp.  von  J.  G.  Schildbach. 
Prag  1793. 

156.  Versprechen  macht  Schuld,  oder:  was  thut  die 
^Liebe  nicht?     Lustsp.  in  3  A.  von  K.  G.  Miersch.     Berlin  1793. 

157.  Weltton  und  Herzensgüte.  Familiengemälde  in 
^4  A.  von  F.  J.  W.  Ziegler.     Wien  1793=^). 

158.  Edelmut  und  Rachsucht.  Schausp.  in  3  A.  von 
K.  A.  Seidel.     Dessau  1794.     Leipz.   1794. 

159.  Die  Einquartierung.  Schausp.  in  1  A.  von  F. 
Ochsenheim  er.     Mannheim   1794. 

160.  Das  Einverständnis,  oder  auch  unter  dem  besten 
Fürsten  kann  so  etwas  geschehen.  Dramatisierter  Roman  in  4  A. 
o.  V.     Augsburg   1794. 

161.  Die  Einwilligung.  Lustsp.  in  3  A.  von  J.  C.  D. 
Curio.     Braunschw.   1794. 

162.  Der  Freundschaftsdienst,  oder:  wie  macht  es  der 
Onkel  in  der  Comödie?   Lustsp.  in  3  A.  von  Frikke.  Leipz.  1794*). 

163.  Heldenmut   und   Vaterlandsliebe,    oder   Laudons 


I 


')  Nicht  Bonin,  wie  Gödeke  V.  S.  382  angiebt.     V.  S.  518  steht 
übrigens  das  Stück  unter  dem  richtigen    Verl. 

'^)  (jödeke  nennt  als  früheste  Ansgabe:    Frankfurt  1802. 
3)  Gödeke  V,  S.  292  giebt  an:  Leipz.   1799,  Wien  1802. 
*)  Verf.  nicht  bei  Gödeke. 

Q 

Stockmayer,  Das  deutsche  Soldatenstück.  ^ 


—     114     — 

und  Koburgs  Denkmal.  Vaterländ.-militär.  Originals chausp.  in 
8  A.  aus  den  Kriegszeiten  des  Jahres  1789  von  Jak.  Edler 
V.  Zepharovich.     Wien   1794. 

164.  Der  Invalid,  oder  der  Geburtstag.  Oper  (?)  in  8  A. 
von  B.  J.  V.  Koller.     Wien  1794. 

165.  l)ie  schöne  Sünderin.  Schausp.  in  4  A.  von  E.  F. 
H...r  [Hesler?]^     Leipz.   1794. 

166.  So  handeln  Freunde.  Originalgemälde  aus  dem  häusl. 
Leben  in  1  A.   o.  V.     Wien  1794. 

167.  Der  verlorene  Sohn.  Lustsp.  in  3  A.  von  J.  Fr. 
Schink.     Wien  1794'). 

168.  Alles  in  Uniform  für  unsern  König.  Volkslustsp. 
in  3  A.  von  K.  F.  Hensler.  Wien  1795.  —  Fortsetz.  u.  d.  Titel: 
Der  Spion.     Lustsp.  in  3  A.  gespielt  1795. 

169.  Armuth  und  Edelsinn.  Lustsp.  in3  A.von  Kotzebue. 
Leipz.   1795. 

?  170.  Der  Denkpfennig,  oder  der  Wachtmeister.  Original- 
lustsp.  in  1  A.  von  K.  F.  Hensler.     Wien  1795. 

171.  Dienstpflicht.  Schausp.  in  5  A.  von  Iffland. 
Leipz.    1795. 

?  172.  Die  preussischen  Husaren  im  französischen 
Nonnenkloster.     Schausp.  in  5  A.  von  Frz.  Christel.    Cöthen 

1795-^). 

173.  Die  schöne  Marketenderin.  Militär.  Originalsingsp. 
von  K.  F.  Hensler.     Musik  von  W.  Müller.     Gespielt  1795. 

174.  Die  Verläumder.  Schausp.  in  5  A.  von  Kotzebue. 
Leipz.  1795. 

175.  Der  Vormund.  Schausp.  in  5  A.  von  Iffland. 
Leipz.  1795. 


^)  So  wird  der  Verf.  genannt  in  Kaysers  Bücherlex.  Bd.  VI.  Schau- 
spiele S.  98.     Gödeke  kennt  den  Verf.  nicht. 

2)  Fehlt  bei  Gödeke  IV.  S.  350  f. 

^)  Citiert  nach  Gödeke  V.  S.  375  und  V.  S.  552,  wo  das  Stück 
o.  V.  unter  den  Satiren  genannt  wird. 


—     115     — 

176.  Die    Frey  willigen.      Gemälde   der   Zeit    mit   Gesang 
1  A.  von  Stephanie  d.  J.     Die  Musik  dazu  ist  von  H.  Kapell- 
meister und  Kompositeur  8üssmeyer.     2.  Aufl.    Wien   1796^). 

177.  Obrist  von  Steinau,  Häusl.  Lustsp.  in  5  A.  von 
B.  J.  V.  Koller.     Basel  1796. 

178.  Der  Kammerhusar.  Schausp.  in  1  A.  von  B.  J. 
V.  Koller,     ßegensbg.   1796. 

179.  Der  seltene  Onkel.  Lustsp.  in  4  A.  von  F.  J.  W. 
Ziegler.     Wien  1796. 

180.  Die  deutsche  Hausmutter.  Schausp.  in  5  A.  von 
Fr.  J.  H.  ßeichsgraf  v.  Soden.    Augsb.   u.  Gunzenhausen   1797. 

181.  Die  erwünschte^)  Rekrutierung.  Lustsp.  in  1  A. 
von  Heinr.  Beck.     Wien  1797. 

182.  Die  Erbschaft  zur  rechten  Zeit.  Schausp.  in  8  A. 
0.  V.     Leipz.   1 797. 

1183.    General  Wurmsal  und  seine  Familie.  Sittengemälde 
2  A.  von  Frz.  Xav.  Wimmer.     Prag  1797-'). 
184.    Die   getreuen  Oesterreicher,    oder    das  Aufgebot, 
olksstück  mit  Gesang  in  3  A.  etc.  von  K.  F.  Hensler  (Fortsetzg. 
V.  Nr.   168).     Wien  1797. 

185.  Die  Hautboisten.  Lustsp.  in  1  A.  von  W.  Bröckel- 
mann.    Cassel   1797. 

186.  Der  österreichische  Soldat  in  Kehl.  Vorsp.  in 
1  A.  nach  Hagemann  (Eroberung  v.  Valenciennes?  vgl.  Nr.  149), 
bearbeitet  von  K.  F.  Hensler.     Wien  1797. 

187.  Die  schwarze  Frau.  Lustsp.  in  2  A.  o.  V.  Leipz.  1797. 


')  Fehlt  bei  Gödeke  IV.  S.  76. 

2)  Die  verwünschte  R.  ist  nur  bei  Gödeke  Y.  S.  291,  13,  Nr.  6) 
citiert.  An  verschiedenen  andern  Orten  las  ich  „erwünschte".  Das 
Stück  ist  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  —  Uebrigens  sind  irrtüm- 
licher Weise  bei  Gödeke  2  Werke  von  Heinr.  Beck:  „Der  Geheimnis- 
volle" und  „Die  erwünschte  Rekrutierung"  ein  zweitesmal  citiert  und 
einem  ,J Beck  zugeschrieben :  V.  S.  339,  138. 

')  Fehlt  bei  Gödeke  V.    S.  344,  180. 

8* 


—     116     — 

188.  Der  1)  Blinde.  Schausp.  in  5  A.  von  Fr.  J.  H.  v.  8 o d e n. 
Grätz  1798. 

189.  Falsche  Scham.  Schausp.  in  4  A.  von  Kotzebue. 
Neue  8chausp.  Bd.   1.     Leipz.   1798.     Nr.  2. 

190.  Hochverrat,  oder  der  Emigrant.  8chausp.  in  5  A. 
von  Fr.  Rambach.     Leipz.   1798. 

191.  DerSpieler.  Schausp.  in5  A.  von  Iffland.  Leipz.  1798. 

192.  Weihnachtsabend,  oder  Edelmann  und  Bürger. 
Schausp.  in  5  A.  von  G.  Hagemann.     Eisenach   1798. 

198.  Der  Veteran.  Schausp.  in  1  A.  von  Iffland. 
Leipz.   1798. 

194.  Die  Geflüchteten.  Schausp.  in  1  A.  von  Iffland. 
Leipz.   1799. 

195.  Gute  Menschen  lieben  ihren  Fürsten,  oder  die 
Jakobiner  in  Deutschland.  Zeitstück  in  3  A.  von  K.  F.  Hensler. 
Wien  1799. 

196.  Leichter  Sinn.  Lustsp.  in  5  A.  von  Iffland. 
Leipz.    1799. 

197.  Der  Lorbeerkranz,  oder  die  Macht  der  Gesetze. 
Originalschausp.   in  5  A.   von  Fr.  J.  W.   Ziegler.     Wien   1799. 

198.  Das  nächtliche  Jawort,  oder  die  Verlobung  im 
Garten.     Lustsp,  in   1  A.  vom  Schauspieler  Lücke,  o.  0.   1799^). 

199.  Seydlitz  und  Julia.  Militär.  Trauersp.  in  5  A.  nach 
Friedr.  Schulz  bearb.  von  Ch.  F.  G.  Kühne.     Leipz.   1799. 

200.  Die  silberne  Hochzeit.  Schausp.  in  5  A.  von 
Kotzebue.     Neue  Schausp.  Bd.  3.     Leipzig  1799.     Nr.   1. 

201.  Der  Tag  der  Erlösung.  Originalschausp.  in  4  A. 
von  Fr.  J.  W.  Ziegler.     Wien  1799. 

202.  Ueble  Laune.  Schausp.  in  4  A.  von  Kotzebue. 
Neue  Schausp.  Bd.  3.     Leipz.  1799.     Nr.  4. 

203.  Welche  ist  sie  nun?  Lustsp.  in  5  A.  o.  V.  Leipz.  1799. 


')  Nicht  Die  Blinde.     Vgl.  Gödeke  V.    S.  260. 
^)  Verf.  nicht  bei  Gödeke. 


—     117     — 

204.  Deutsche  Treue.    Lustsp.  in  2  A.  o.  V.    Hambg.  1 800. 

205.  Der  Fremde.  Lustsp.  in  5  x\.  von  If flau d.Leipz.  1800. 

206.  Frohe  Laune.  Schausp.  in  5  A.  von  Ch.  G.  H. 
Arresto.     Hambo^.   1800. 

207.  Das  Gedicht,  oder  die  junge  Schweizerin.  Lustsp. 
in  2  A.  von  J.  D.  Falk.     Wien  1800'). 

»208.    Der    Schreibepult,   oder   die   Gefahren   der  Jugend, 
chausp.  in  4  A.,  und 
209.    Der   Gefangene.     Lustsp.   in    1    A.   von  Kotzebue. 
Neue  Schausp.  Bd.  4.     Leipz.  1800.     Nr.  2  und  3. 

210.  Wucher  und  Weibertrug.  Lustsp.  in  o  A.  von 
Jos.  Richter.     Wien  1800. 

211.  Das  Bouquet.     Schausp.  in  2  A.  von  Elise  Bürger 
:eb.  Hahn.     Sämtl.  theatral.  Werke.     Lemgo   1801.     Nr.   1. 

212.  Der  Durchmarsch.     Ländl.-militär.    Singsp.    in  3  A. 
on  J.  G.  Schildbach.     Wien  1801. 

213.  Das  Epigramm.     Lustsp.    in   4   A.    von   Kotzebue. 
eue  Schausp.  Bd.  5.     Leipzig  1801.     Nr.  2. 

214.  Herzensgüte.     Lustsp.  in  3  A.  von  L.  F.  v.  Bilder- 
eck.    Schauspiele,  II;  Leipz.   1801.  IL    Nr.   1. 

215.  Die  Höhen.  Schausp.  in  5  A.  von  Iffl and.  Leipz.  1801. 

216.  Mutterliebe,  oder:  nicht  General,  nicht  Graf,  doch 
Korporal  und  brav.  Lustsp.  in  1  A.  von  S.  F.  Schletter.  Ge- 
spielt 1801. 

217.  Mutterpflicht.  Schausp.  in  5  A.  von  L.  F.  v.  Bilder- 
l)eck.     Schauspiele   1.  Bd.     Leipz.   1801.     Nr.  2. 

218.  Die  Familie  Lonau.  Lustsp.  in  5  A.  von  Iffl  and. 
Leipz.  1802. 

219.  Geistesgegenwart.  Lustsp.  in  2  A.  von  K.  F. 
Hensler.     Wien  1802. 

Hp        220.    Das   Hochzeitsgeschenk.     Lustsp.  in  5  A.  von  Fr. 
Laun  (Pseudonym  für  Friedr.  Aug.  Schulze).     Pirna  1802. 


')  Fehlt  bei  Gödeke  V.    S.  549. 


■ 


—     118     — 

221.  Die  Narbe  an  der  Stirn.  Lustsp.  in  4  A.  von  G.  L.  P. 
Sicvers.     Leipz.   1802. 

222.  Repressalien.  Schausp.  in  4  A.  von  Fr.  J.  W. 
Ziegler.     Wien   1802. 

228.  Der  Freiheitsspiegel.  Dramat.  Gemälde  aus  der 
neueren  Zeitgeschichte  in  5  A.  von  K.  M.  Plümicke.    Berlin  1803. 

224.  Der  heisse  Tag,  oder  die  Zeugen.  Militär.  Schausp. 
in  o  A.  von  J.  G.  Schildbach.     Gespielt  1803. 

225.  Hugo  Grotius.  Schausp.  in  4  A.  von  Kotzebue. 
Leipz.   1803. 

226.  Jedem  das  Seine.  Lustsp.  in  1  A.  von  Fr.  Rochlitz. 
Züllichau  und  Freystadt  1803. 

227.  Die  Männerfeindin,  Schausp.  in   1  A.,  und 

228.  Der  Weiberfeind,  Schausp.  in  1  A.  von  Karl  Koch. 
Hamb.   1803. 

229.  Dienst  und  Gegendienst,  oder  Walltrons  zweiter 
Theil.  Militär.  Schausp.  in  5  A.  von  J.  G.  S  c  h  i  1  d  b  a  c  h. 
Wien  1804. 

230.  Der  Plan.  Lustsp.  in  1  A.  von  Gh.  G.  H.  Arresto. 
Hamb.  1804. 

231.  Die  Soldaten.  Schausp.  in  5  A.  von  Arresto. 
Hamb.  1804. 

232.  Der  feindliche  Sohn.  Schausp.  in  4  A.  Fortsetzg. 
des  vorhergehenden,  von  Arresto.     Hambg.  1805. 

233.  Die  Hausfreunde.  Schausp.  in  5  A.  von  Iffland. 
Berlin  1805. 

234.  Die  Prüfung  der  Treue,  oder  die  Irrungen.  Lustsp. 
in  3  A.  von  Aug.  Lafontaine.    Dramat.  Werke.    Görlitz  1805. 

235.  Seelen-Adel.  Schausp.  in  2  A.  von  Jos.  Casche. 
AVien  1805 1). 

236.  Das  Sommerlager.  Ländl.-militärische  Oper  in  3  A. 
von  Joach.  Per  in  et.     Musik  von  Müller.     Gespielt  1805. 


1)  Verf.  nicht  bei  Gödeke.     Siehe  Verz.  Nr.  242. 


—     119     — 

287.  Die  Tochter  der  Natur.  Familienszene  von  Aug. 
Lafontaine.     Dramat.  Werke.     Görlitz   1805. 

238.  Blinde  Liebe.  Lustsp.  in  3  A.  von  Kotzebue. 
Neue  Schausp.  Bd.  L3.     Leipz.   1806.     Nr.  2. 

239.  Die  Brandschatzung.  Lustsp.  in  1  A.  von  Kotzebue. 
Almanach  dramat.  Spiele.    4.  Jahrg.    Berlin  1806.     Kr.  5. 

240.  Der  Degen.  Militär.  Schausp.  in  3  A.  Nach  Bonel 
und  Boii'ie  von  Ehrimfeid,  Mitgl.  des  K.  Nationaltheaters  in 
Prag.     Wien  1806. 

»24L  Kinder  und  Narren  reden  die  Wahrheit.  Lustsp. 
in  1  A.  von  A.  Bäuerle.     Wien  1806. 

242.    Das  Hauptquartier.     Militär.  Schausp.  in  4  A.  von    - 
Jos.  Gas  che.     Wien  1807. 

•  243.    Der  Kommandant  ä  la  Fanchon.    Heroische  Posse 

von  1   A.  in  Knittelversen  von  Jul.  v.  Voss.  Lustspiele.    Berlin 
1807.    Bd.   1.    Nr.  3. 

244.  Der  Kriegsgefangene.  Originals chausp.  in  5  A.  von 
F.  K.  Sannens.     Gespielt  1807. 

245.  Der  Deserteur.  Posse  in  1  A.  von  Kotzebue. 
Almanach  dramat.  Spiele,  6.  Jahrg.    Leipz.  1808.    Nr.  6. 

246.  Der  Eichenkranz.  Schausp.  in  4  A.  vom  Verf.  des 
„Abällino"  [Zschokke].  Neu  bearbeitet  von  T.  Fr.  Ehrimfeid. 
Wien  1808. 

247.  Das  Posthaus  in  Treuenbritzen.  Lustsp.  in  1  A.  von 
Kotzebue.  Almanach  dramat.  Spiele.  6.  Jahrg.  Leipz.  1808.  Nr.  1. 

248.  Röschen  Brand  aus  Gräfenthal.  Gemälde  aus  der 
neuesten  Zeitgeschichte  in  2  A.  von  K.  M.  Plümicke.  Neue 
Schausp.  vom  Verf.  der  „Lanassa".     Berlin  1808.    Nr.   1. 

249.  Die  Unvermählte.  Drama  in  4  A.  von  Kotzebue. 
Neue  Schausp.  Bd.   14.     Leipz.  1808.    Nr.  1. 

k250.    Loos    des   Genies,    oder   die    alte  Fabel.     Lustsp.  in 
5  A.  von  Jul.  V.  Voss.     Lustspiele  Berlin  1809.    Bd.  2.    Nr.  1. 
251.    Der  Pseudopatriotismus.    Polit.  Lustp.  in  3  A.  von 
Jul.  V.  Voss.     Lustspiele  Berlin  1809.    Bd.  2.    Nr.  2. 


I 


—     120     — 

252.  Grossmuth  und  Dank))arkoi t.  Schausp.  in  1  A. 
von  P.  (i.  Hagemann.  Neue  Schausp.  2.  Tlieil.  Eisenach  1810.  Nr.3. 

258.  Bei orderunof  nach  Verdienst.  Lustsp.  in  1  A.  von 
Jnl.  V.   \'oss.     Tjüstspiele  Bd.  H.    Berlin   1811.    Nr.    1. 

251.  Die  deutsche  Hausfrau.  Schausp.  in  8  A.  von 
Kotzehiie.      Neue   Schausp.    Bd.    18.    Leipz.   1818.    Nr.  2. 

255.  Joseph  Hey  der  ich,  oder  deutsche  Treue.  Eine  wahre 
Anekdote  als  Drama  in  1  A.  Pehruar  1818,  von  Th.  Körner. 
Dramat.  Beiträge  Wien  1814.    Bd.  2.    Nr.  3. 

25H.    Das  Taschenhuch.    Drama  in  8  A.  von  Kotzebue.       M 
Neue  Schausp.  Bd.  22.    Leipz.  1818.    Nr.  2.  ^ 

257.  Die  doppelte  Komödie,  oder  Hindernisse.  Lustsp. 
in  4  A.  von  Fr.  J.  H.  ßeichsgraf  v.  Soden.  Theater,  III.  Aarau 
1814—19.    Bd.  8.    Nr.  8. 

258.  Man  soll  die  Wurst  nicht  nach  der  Speckseite 
werfen.  Sprüchwortspiel  in  1  Handl.  von  Jul.  v.  Voss.  25  Spiele 
nach  deutschen  Sprüchwörtern.  Berlin  1822.  Sprüchw.  14.  Dies 
wurde  erweitert  zu: 

259.  Die  Erbschaft  aus  Surinam.  Lustsp.  in  5  Abt. 
Neuere  Lustsp.  von  J.  v.  V.    Berlin   1828.    Nr.   1. 

260.  Der   Tagesbefehl.     Drama   von   K.    Fr.  G.  Töpfer.         « 
Spenden  für  ThaUens  Tempel.    Leipz.   1822.    Nr.   1  ^).  M 

^)  Vgl,  Börne.  Ges.  Schriften.  Neue  Ausg.  Hamb.  u.  Frankf 
1862.    Ed.  4.    S.  276  ff. 


k 


Register. 


nonyme 

Baron  v.  Blankensteiii  (Verz.   135)  Anm.  5. 

Deutsehe  Treue  (Verz.  204)  S.  53. 

Das  Einverständnis  (Verz,  160)  S.  54  f. 

Die  Familienheirat  (Verz.  58)  Anm.   11,  17. 

Fräulein  v.  Blenheim  (Verz.  74)  Anm.  25. 

Glückliche  Werbung  (Verz.  53)  Anm.  11. 

Kriegsre;'ht  (Verz.  67)  Anm.  19. 

Rekruten  auf  dem  Lande  (Verz.  68)  S.  17,   Anm.  0,    11. 

Schwarze  Frau  (Verz.   187)  S.  64. 

Sekretär  (Verz.  61)  S.  82. 

So  handeln  Freunde  (Verz.  166)  S.  59  1'.,  63,  Anm.  4. 

Ein  Uebel  ist  oft  der  Grund  zum  Glück  (Veiz.   106)  S.  82. 

Vorurteil  und  Liebe  Anm.  37. 

Weibliche  Deserteur  (Verz.  12)    Anm.  9. 

Welche  ist  sie  nun?  (Verz.  203)  S.  74  f. 

Wer  wird  sie  kriegen?  (Verz.  62)  Anm.  17. 
An  ton -Wall,  Arrestant  (Verz.  42)  S.  50  f.,  Anm.  5,  21. 
Arreste,  C.  G.  H.,  Feindliche  Sohn  (Verz.  232)  S.  42,  Anm.  38. 

Plan  (Verz.  230)  Anm.  17. 
Babo,  J.  M.,  Arno  (Verz.  19)  S.  39,  41  f.,  46,  Anm.  16,  21,  24. 
Beck,  H.,  Erwünschte  Rekrutierung  (Verz.  181)   Anm.  11. 
Beil,  J.  D.,  Curd  von  Spartau  (Verz,  123)    S.  26  f.,    51,    Anm.   19. 

Einöde  (Verz.   136)  S.  50  f.,  55  f.,  61  f. 

Faiiiili(j  Spaden  S.  53. 
Bc  rgopzoome  r,  Job.  Bapt,,  Offizier  (Verz.  2)  Anm.  25. 
Bock,  J.  C,  Es  ist  Friede  (Verz.  47)  S.  41  f.,  Anm.   17. 
Bon  in,  Ch.  Fr.  Ferd.  Anselm  v.,  Hass  und  Liebe  (Verz.   102)  S.  .'>(>, 
Anm.  29. 

Postmeister  (Verz.  132)  S.  50,  Anm.  5. 


—     122     -- 

Brandes,  J.  Ch.,  Graf  von  Olsbach  (Verz.  1)  S.  10  f. 

Landesvater  (Verz.  75)  S.  53  f.,  Anm.  26. 
Brömel,  W.  H.,  Adjutant  (Verz.  41)  S.  51,  Anm.  4,  9. 
Brühl,  A.  F.  Graf  v.,  Brandschatzung  (Verz.  91)  S.  61,  Anm.  30. 

Bürgermeister  (Verz.  100)  S.  17,  56  f. 

Edelmut  stärker  als  Liebe  (Verz.  125)  S.  53,  62,  Anm.  16,  38. 

Findelkind  (Verz.  91)  S.  61,  Anm.  17. 

Den  ganzen  Kram  etc.  (Verz.  92)  Anm.  17. 

Rache  (Verz.  103)  S.  57,  Anm.  17. 
Bürgerliches  Air,  Seine  Zerrbilder  S.  7,  27  f. 
Buri-Borchers,  Erbschaft  (Verz.  46)  S.  59  f. 
Casche,  Jos.,  Hauptquartier  (Verz.  242)  Anm.  16. 

Seelenadel  (Verz.  235)  S.  81. 
Cornova,  J.,  Junge  Menschenfreund  (Verz.  48)  Anm.  17. 
Czechtitzky,  K.,  Graf  Treuberg  (Verz.  27)  S.  42  f. 
Diderot,  Hausvater  S,   11  f.,  Anm.  5,  6,  31. 
Ehrirafeld,  T.  Fr.,  Degen  (Verz.  240)  Anm.  38. 
Engel,  Joh.  Jak.,  Dankbare  Sohn  (Verz.  7)  S.   19  flP.,  Anm.  12. 

Eid  und  Pflicht  (Verz.  21)  S.  38,  41,  Anm.  23. 
Fellner,  Chargenverkauf  (Verz.  56)  S.  47  f.,  Anm.   16. 
Fischer,  F.  J.,  Grosse  Beispiel  (Verz.  33)  S.  48  f.,  Anm.  17. 
Fischer,   Ludw.,  Lustige  Soldatenleben  (Verz.  87)    S.  82,    Anm.  17. 
Franzky,  Frz.  Jos.,  Dankbare  Fürst  (Verz.  118)  S.  53,  62. 
Frauenrollen  in  „Minna  v.  Barnhelm"   S.  10  f. 
Frikke,  Freundschaftsdienst  (Verz.  162)  S.  61  f. 
Fürstenverherrlichung  S.  45  ff. 

Fürstlicher  Erlass  als  dramatisches  Zufluchtsmittel  S.  78  ft'. 
Gemmingen,  0.  H.  v.,  Deutsche  Hausvater,  Anm.  4,  6,  22. 
Grossmann,  G.  F.  W.,  Henriette  (Verz.  13)  S.  50,  Anm.  19,  39. 

Nicht   mehr   als   sechs   Schüsseln    (Verz.  60)    S.  63,    65  f.,    75, 
Anm.  38,  39. 
Hage  mann,  F.  G.,   Eroberung  von  Valenciennes  (Verz.  149)  S.  42. 

Glückliche  Werbung  (Verz.  151)   S.  17. 

Rekrut  (Verz.  79)  Anm.  11. 

Weihnachtsabend  (Verz.  192)  Anm.  4. 
Hartniann,  A.  G.,  dankbare  Tochter  (Verz.  43)  Anm.  17. 
Hempel,  G.  L.,  Schwärmereien  der  Liebe  und  des  Hasses  (Verz.  98) 

S.  57  f.,  74. 
Hempel,  Karol.  Louise,  Ehrliche  Schweizer  (Verz.  20)  Anm.  19,  38. 
Hensler,    K.   F.,    Alles   in   Uniform    für    unsern   König    (Verz.  168) 
Anm.  11,  17. 


i 

I 


—     123     — 

Geistesgegenwart  (Verz.  219)  Anm.  17. 

Getreuen  Oesterreicher  (Verz.  184)  Anm.   11. 

Die  Kriegsgefangenen  (Yerz.   147)  S.  39,  Anm.  16. 

Oesterreichische  Deserteur  (Yerz.  141)  Anm.   19. 
Hesler,  E.  F.,  Schöne  Sünderin  (Yerz.  165)  S.  73  f. 
Hub  er,  L.,  Kriegssteuer  (Yerz.  119)  S.  42. 
Iffland,  Albert  von  Thurneysen  (Yerz.  64)  S.  36  ff.,  Anm.  4. 

Dienstpflicht  (Yerz.  171)  S.  54. 

Familie  Lonau  (Yerz.  218)  S.  83. 

Höhen  (Yerz.  215)  Anm.  5. 

Spieler  (Yerz.  191)  S.  54,  83. 
Jünger,  J.  F.,  Badekur  (Yerz.  90)  S.  77,  Anm.  39. 

Strich  durch  die  Rechnung  (Yerz.  89)  S.  61. 
Just,  dessen  Charakteristik,  S.  80  f. 
Kaffka,  J.  C,  Transpart  (Yerz.  29)  Anm.   19. 
Kleist,  H.  V.,  Prinz  von  Homburg,  S.  31,  85. 
König,  C.  P.  F.,   Waise  (Yerz.  38)  S.  48  f.,  62,  Anm.   17. 
Körner,  Th.,  Joseph  Heyderich  (Yerz.  255)   Anm.  3. 
Kotzebue,    Armuth    und    Edelsinn    (Yerz.  169)    S.  51,    61  ff.,    66  ff., 
Anm.  29. 

Brandschatzung  (Yerz.  239)  S.  61,  Anm.  10. 

Deserteur  (Yerz.  245)  Anm.  9. 

Falsche  Scham  (Yerz.  189)  Anm.  4. 

Gefangene  (Yerz.  209)  Anm.  39. 

Hugo  Grotius  (Yerz.  225)    S.  31. 

Kind  der  Liebe  (Yerz.  131)  S.  25  f.,  Anm.  15. 

Menschenhass  und  Reue  S.  63,  Anm.  4,  29. 

Posthaus  in  Treuenbritzen  (Yerz.  247)  S.  78. 

Schreibepult  (Yerz.  208)  S.  82,  Anm.   16. 

Silberne  Hochzeit  (Yerz.  200)  S.  63,  Anm.   17,  38. 

Taschenbuch  (Yerz.  256)  S.  40. 

Die  Unvermählte  (Yerz.  249)  S.  28,  Anm.   16. 

Die  Yerläumder  (Yerz.   174)  S.  53  f. 
Krauseneck,  J.  C,  Fürstenreise,  Anm.  17. 

Werbung  für  England  (Yerz.  24)  Anm.   17. 
Kretschmann,  K.  F.,  Alte  böse  General  (Yerz.  107)  S.  16,  Anm.  10. 

Belagerung  (Yerz.  99)  S.  42  f.,  64. 
li  ;i  iidliches  Genre,  S.  20  ff.,  Anm.   17. 
liiindmann.  Seine  Charakteristik  im  Drama  S.  7  f. 
Lederer,    J.,    Abgedankte    Offizier    (Yerz.  31)    S.   48f.,    62,    76  f., 
Anm.  17. 


—     124     — 

Chargenverkauf  (Verz.  56)  S.  471'.,  Anm.   16. 

Jungen  Rekruten  (Yerz.  66)  Anm.   11. 
Lenz,  J.  M.  Reinh.,  Hofmeister,  S.  28,  50. 
Leo,  Fr.,  Generalmarsch  (Verz.  150)  S.  51. 
Mercier,  L.  S.,  „Le  Deserteur«,  S.  31  ff.,  Anm.  19. 
Möller,    H.  F.,    Graf  von  Walltrou  (Verz.  22)    S.  31,   38,   51,    Anm. 

21,  24. 
Offiziersehre,  S.  67  ff. 
Offizier,  Sein  Urbild  im   Drama,  8.  4  ff. 
Paalzow,  K.  Fr.,  Edelmütige  Sohn  (Verz.  57)  Anm.   16. 
Paul  Werner,  Allgemeine  Charakteristik  S.  6  f.,  Anm.  3. 
Perinet,  J.,  Freikorps  (Verz.  115)  S.  63  f.,  83,  Anm.  38. 
Plümicke,  K.  M.,  Anm.  25.    Henriette,  oder  Husarenraub  (Verz.  59) 
S.  18,  Anm.  4,  13. 

Röschen  Brand  aus  Gräfenthal  (Verz.  248)  Anm.   17. 

Volontär  (Verz.  16)  S.  47,  Anm.  38. 

Protkhe,    Job.,    Der    Rechtschaffene    etc.    (Verz.    96)    S.  48  ff.,    77, 

Anm.  17. 
Raebiger,  F.  W.,  Verbrechen  und  Edelmut  (Verz.  143)  S.  83. 
Rambach,  Fr.,  Hochverrat  (Verz.  190)  8.  40,  77. 
Schikaneder,  E.,  Grandprofos  (Verz.  108)  8.  37. 
Schildbach,  J.  G.,  Dienst  und  Gegendienst  (Verz.  229)  S.  38. 

Rekrutierung  (Verz.  155)  Anm.  11. 
Schiller,  V^allensteins  Lager  Anm.  3. 
Schink,  J.  Fr.,  Verlorene  Sohn  (Verz.  167)  Anm.  39. 
Schletter,  8.  F.,  Betrug  für  Betrug  (Verz.  55)  S.  82. 

Familienpokal  (Verz.  138)  S.  39,  50  f.,  61,  65  f.,  75,  83. 

Wiederkauf  (Verz.  63)  Anm.  17. 
Schmiedel,  F.  L.,  Major  Streitenfeld  (Verz.  95)  Anm.  38. 
Schöpfel,    J.  W.  A.,   Hauptmann  von  Breisach   (Verz.  85)    Anm.  4. 
Schröder,    F.    L.,    Fähndrich    (Verz.  73)    S.  39,    50  f.,    61,    Anm.  4, 
16,  21. 

Unglückliche  Ehe  durch  Delikatesse  (Verz.  88)  S.  64  f.,  Anm.  33. 

Wer  ist  sie?  Anm.  5. 
Sedaine,  J.  M.,  Le  Deserteur  S.  25  Anm.  19. 
Seidel,  K.  A.,  Edelmut  und  Rachsucht  (Verz.  158)  S.  57,  62,  81. 
Senf,  F.  T.,  Wohlthun  macht  glücklich  (Verz.  134)  8.  57. 
Soden,  F.  J.  H.,  Graf  v.,  Rosalie  v.  Felsheim  (Verz.  97)  8.  77. 
Spie  SS,  Clin.  H.,  General  Schlenzheim  (Verz.  94)  8.  42  Anm.  4. 
Sprickma^nn,  A.  M.,    Schmuck  (Verz.  50)    8.  50,   63,   83,    Anm.  39. 


—     125     — 

Stephanie  d.  J.,   Die  abgedankten  Offiziere    (Yerz.  4)    S.  12  ff.,   53, 
62,  82. 

Deserteur  aus  Kindesliebe  (Verz.  9)  S.  25,  Anm.  19. 

Die  Freiwilligen  (Verz.  176)   S.   17. 

Gräfin  Freyenhof  Anm.  5. 

Die  Kriegsgefangenen  (Verz.  8)  S.  31,  39,  40  f.,  Anm.  21. 

Die  Werber  (Verz.  3)  S.  14  ft'. 

Die  Wirtschafterin  (Verz.  6)  S.  18. 
Sturz,  H.  P.,  Julie  Anm.  5. 

Thilo,  Fr.  G.,  General  Moorner  (Yerz.  93)  S.  40,  Anm.  4,  6. 
Timme,  C.  F.,  Der  abgedankte  Offizier  (Verz.  31). 
Töpfer,  K.  F.  G.,  Tagesbefehl  (Yerz.  260)  S.  37. 
Trautzschen,    H.    K.    H,    v.,    Freiherr    v.    Bardenfels    (Yerz.    11), 

Anm.  19. 
Unteroffizier,  dessen  Charakteristik  S.  6  f.,  Anm.  3. 
Voss,  Jul.  V.,  S.  85. 

Pseudopatriotismus  (Yerz.  251)  S.  75. 
Vulpius,  C.  A.,  Der  Liebe  Lohn  (Yerz.  120)  Anm.  5. 
Weisse,  Chrn.  Felix,  Anm.  5,  7. 

Weppen,  J.  A.,  Hessische  Offizier  in  Amerika  (Yerz.  77)  Anm.  16. 
Werner,  Fr.,  Die  Husaren  (Yerz.  152)  Anm.  5. 

AYetzel,  F.  W.  G.,  Wilhelmine  (Yerz.  17)  S.  28,  81  f.,  Anm.  17,  18. 
Wezel,  J.  K.,   Eigensinn  und  Ehrlichkeit    (Yerz.  45)   S.  70  ff.,   Anm. 
4,  5,  16. 

Seltsame  Probe  (Yerz.  51)  S.  78. 

Wildheit  und  Grossmut  (Yerz.  52)  S.  57,  62. 
Wimmer,  F.  X.,  General  Wurmsal  (Yerz.  183)  Anm.  17. 
Ziegler,  F.  J.  W.,  Eulalia  Mainau  (Yerz.  137)  S.  81,  Anm.  5. 

Inkognito  (Yerz.   145)  Anm.  16. 

Lorbeerkranz  (Yerz.  197)  S.  39. 

Seltene  Onkel  (Yerz.   179)  S.  63. 

Weltton  und  Herzensgüte  (Yerz.   157)  Anm.  5. 
Zsihokke,  Heinr.,  Eichenkranz  (Yerz.  246)  S.  39. 


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Druckfehlerverzeichnis. 

S.  27     9.  Zeile    von    oben:    lies     „seiner    Schwester"     statt    „seine 

Schwester". 
S.  36  12.  Zeile  von  oben:  lies  „Schritte"  statt  „Schrite". 
S.  45  17.  Zeile  von  unten:  lies  „nur"  statt  „uur". 
S.  59  16.  Zeile  von  oben:  lies  „ansprechend"  statt  „aussprechend". 
S.  63     8.  Zeile  von  unten:  lies  „Es"  statt  „Er". 


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