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Seiner Königlichen Voheit
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gewidmet
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Zeiner Königlichen Voheit
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Hroßerzog von Seifen,
feinem allergnädigjten Herrn
in tieffter Ehrfuͤrcht
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gewidmet
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Vorwort |
Die Beichreibung eines Landes nad) den verfchievenen
Beziehungen, wie fie der Xitel meiner Arbeit näher bezeichnet,
fann von fehr verfchiedenem Umfange fein, je nachdem darin
das Bild in großen Zügen oder in mehr oder weniger aus—
geführtem Detail gezeichnet ift. Ich halte es darum für nöthig,
meiner Arbeit einige Worte voraus zu fchiden, weil mir daran
gelegen fein muß, daß man von derjelben nicht mehr erwarte,
als was fie meiner Abficht nach Leiften fol.
Wenn man die mehr als 6000 Nummern meines
„Kiterarifhen Handbuchs fir Gefchichte und Landeskunde von
. Helfen” durchſieht, fo kommt man zur Weberzeugung, daß über
Heffen und das Großherzogthum insbefondere ſchon gar viel
gefchrieben worden ift. In der That Tann der Grund ber
mangelhaften Kenntnig unſeres engeren Baterlandes, welche
jo häufig beklagt wird, nicht in dem Mangel einer Thätigkeit
Heſſiſcher Schriftfteller allein gefucht werben, ſondern vielleicht
zum Theil in der den Deutfchen überhaupt oft yum Beruure
gemachten Vorliebe, ſich in das Univerſurn zu werten, RE
VI Vorrede.
ſich in fremde ganz unbekannte Regionen zu begeben, ehe das
eigene Haus gehörig gekannt iſt, zum Theil aber auch in der
Schwierigkeit, ſich das ſehr auseinander liegende Material
herbeizuſchaffen und darin zurecht zu finden. Und doch möchte
es damit ſchon anders ſtehen, wenn nur bie bereits vorhan
denen Werke, welche es ſich zur Aufgabe gemacht baben, das
zerſtreute Material zu einem Bilde zu verarbeiten, allgemeiner
wären gewürdigt und benutzt worden. Es ſind ſolche Bücher
in ſehr verſchiedenen Perioden unſerer Geſchichte geſchrieben,
und fie geben tie Möglichkeit, ſich über das Land in jenen
Zeiten bald mebr bald weniger vollftändig zu unterrichten.
Ich erlaube mir auf einige derſelben bier einen rafchen Blick
zu werfen, weil fih dann am einfachften herausftellen wird,
was ih mit meiner Arbeit gewollt und was man von ihr
wirb erwarten Tünnen.
Von älteren Arbeiten glaube ich, mit Webergehung der
Chronik Winkelmanns, vorzugsweife eine anführen zu müſſen,
welde im Ganzen jebr wenig gefannt und vielleicht noch
weniger beachtet werten if. Cs iſt tie „Neue Staatd- und
Reifegeograpbie”, Deren IV. Theil, welder ten Cherrheinifchen
Kreis, alſo aub Helfen entbält, won Eiter bevorwortet im
Jabr 1754, alſo ver nun aerate 100 Jabren zu Dresden
und Leipzig erjebienen if. Dieſes Buch it ein für jene Zeit
höchſt merfwürtiges, deun es bejchreikt Tie Länder des Ober⸗
rheiniſchen Kreiſes nicht bloß in ter jenjt zumeiſt allein
beachteten topographiſchen, ſondern in den verſchiedenſten fon
ſtigen Beziebungen. Der Verfaſſer, der die Beſchreibung eines
Landes von einem viel allgemeineren Standpunkte auffaßt,
giebt im 1. Buche die geograpbiſche, im 2. die pbyſilkaliſche,
um 5. tie politiſche, um 4. Die biſtoriſche Beſchaffenheit und
im 5. tie Ortsbeſchreibung. Schon aus dieſer kurzen Inhalts⸗
anzeige iſt zu crichen, wie ganz anders ter alte Gelehrte ſich
Borrebe. vo
die Befchreibung eines Landes denkt, als fie heutigen Tags
felbft noch von vielen gedacht wird.
Bon den Arbeiten, welche auf dem jegigen Beſtande des
Großberzogthums bafiren, erwähne ich, mit Webergehung ber
verbienftlichen Arbeiten von Erome und Demian, nur die Be
Tchreibungen des Großherzogthums von Wagner und Schäffer.
Die Arbeiten beider Gelehrten — deren erfterer ein fo
ausführliches. Bild von dem Lande fich zur Aufgabe geftellt,
als e8 das vorhandene Material ihm zu zeichnen gejtattete,
deren leßterer ein ſolches Geſammtbild zunächft für die Jugend
geben wollte, — find von denen, welche fie gebraucht haben,
fo gekannt und anerfannt, daß ich über diefelben kaum etwas
weiteres zu fagen nöthig hätte. Tas Wagneriſche Wert ift
für die Zeit, in der es gefchrieben ift, ein fo ausgezeichnetes,
daß e8 als einzig in feiner Art genannt werden konnte, da
vielleicht damals Fein anderes beutjches Land eine ähnliche
Arbeit aufzuweifen im Stande war.
Abgeſehen von mannichfachen ftatiftifchen Veränderungen,
welche feit dem Erfcheinen dieſes Buchs eingetreten find und die
daſſelbe uun in biefer Beziehung sicht mehr geniigend erſchei⸗
nen laſſen, ift die Kenntniß des Landes in vielem Betrachte
und in Folge der verfchiedenften Verhältniſſe jo vorangefchritten,
daß eine Umarbeitung des trefflihen Buchs vielfach gewünscht
und Herm Wagner viefer Wunſch ausgefprochen worden ift.
Der geehrte Berfafjer konnte fich- nicht entjchließen, dieſer Auf-
forderung Folge zu leiften und wir müſſen feine Gründe achten
und ehren. Ein Plan des biftoriichen Vereins, fi mit den
übrigen wifjenfchaftlichen Vereinen des Landes auf eine fach-
gemäße Weife zu einer Umarbeitung befjelben zu vereinigen,
feheiterte an der gewonnenen Ueberzeugung, daß zu einer ſolchen
Ürbeit, wie fie der Stand der heutigen Wiſſewhoht nerluugn
Vorrede. X
zwar nach beftem Wiffen und Können gearbeitet, daß ich
aber auch vollftändig fühle, wie mangelhaft noch das ift,
was ich gebe und wie wahr das Wort des Weiſen ift, welches
ich als Motto meiner Arbeit vorangeftellt habe: „Ein Menſch,
wenn er gleich fein Beſtes gethan hat, jo ift e8 kaum ange—
fangen; und wenn er meint, er babe es vollendet, jo fehlet
es noch weit.” Der Begriff des „nicht zuviel und nicht zu
wenig“ hängt überdem gar fehr von individuellen Gefühle
ab und ver Umftände find fonft noch gar viele, welche das
„zu wenig wie das zu viel” entſchuldigen müſſen.
An Irrthümern und Unrichtigfeiten in ‚meiner Arbeit
wird es gewiß nicht fehlen. Sch bitte, fie mit der allgemeinen
menfhlihen Schwäche des Irrthums zu entfchuldigen, die
vielleicht um fo öfter fich geltend machte, als die große Man-
nichfaltigkeit des Stoffs dazu Gelegenheit gab. Für die Ver-
fehen, welche im Drude fich eingefchlichen haben, weiß ich
feine. andere Entjchuldigung vorzubringen, als den Umftand,
daß ich, den ganzen Tag über amtlich befchäftigt, nur des
Abends, oft mit jehr ermübeten Augen die Drudbogen leſen
konnte. Die wichtigften darunter, welche mir aufgefallen find,
babe ich bemerkt und ich bitte dringend, fie vor dem Gebrauche
des Buches zu verbeifern, jo wie auch bitte, die Nachträge
nicht unbeachtet zu laſſen, die manches ergänzen, was im
Buche vermißt werben könnte. Unerwähnt darf ich aber in
Beziehung auf die Zufäge nicht laſſen, daß fie in das fehr
ausführliche Regiſter aufgenommen find, fo daß Diefes auf
das Zuſammengehörige binweift, wo fich daſſelbe auch findet.
Der befonderen Erwähnung bedarf es kaum, da es fich
von felbft verfteht, daß ich für eime jede mir zukommende
Belehrung, beftehe fie in einer Berichtigung oder in einer
Bervollftändigung, ſehr dankbar fein werde. Ich werbe alles
1 Vorrede.
mir in dieſer Beziehung zukommende auf das gewiſſenhafteſte
bei einer etwa nöthig werdenden neuen Auflage benutzen.
Schließlich ſage ich den Männern, welche mit freundlichſter
Bereitwilligkeit mir da Auskunft ertheilt haben, wo gedrucktes
zum Gemeingute gewordenes Material nicht vorlag, meinen herz-
fichften Dank, namentlih den Herren: Geh. Archivar Baur,
Oberforſtaſſeſſor Boſe, Landgerichtsaffeffor Günther, Dr.
v. Heffe, Oberfinanzrath Dr. Hügel, Oberftubienfecretär
Klöß, Pfarrer Lehr in Schotten, Oberftabsarzt Dr. Neu-
ner, Pfarrer Schäfer in Schlig, Diftrietseinnehmer Schild—
köter in Biedenkopf, Gartendirector Schnittſpahn, Han-
velsgärtner Schneeberger, Regierungsrath Schott, Pfarrer
Steinberger in Grünberg, Archivrath Streder, Ober-
rechnungsreviſor Streder, prakt. Arzt Dr. Wittmann in
Mainz, Katafteringenieur Zaubig, Geheimer Cabinetsrath
Zimmermann. |
Suftematifche Heberfiht des Inhalts.
Erftes Buch.
Geſchichte der Entftehung und Entwidelung des Großherzogthums.
Ef =-255-
—.
IV.
Die Zeiten der Römer ©. 1.
Die Zeiten der Franken ©. 8.
Die Zeiten der großen Geſchlechter ©. 11.
Heffen unter ven Thüringifchen Lanpgrafen ©. 12.
Heffen unter eignen Landgrafen bis zur Theilung des Landes
nach dem Tode Philipps des Großm. ©. 14.
Die Landgraffhaft Heflen - Darmftadt ©. 19.
Das Großherzogthbum Hefjen und bei Rhein ©. 27.
Zweites Buch.
Bas San.
Lage, Beſtandtheile, Grenzen und Größe ©. 35.
Aeußere Befchaffenheit der Oberfläche des Landes im All:
gemeinen ©. 37. |
Startenburg S. 37 — Rheinhefſſen S. 38 — Oberheſſen S. 38.
Höhenangaben ©. 39.
Starkenburg S. 39 — Oberheſſen S. 40 — Rheinheſſen S. 48.
Gebirge, Höhen und Thäler ©. 44:
Der Odenwald S. 44 — Der Bogelsberg S. 50 — Die Hiuter-
länder Gebirge S. 52 — Das Harbgebirge S. 58 — Der
Taunus ©. 54.
Ebenen ©. 54.
Die Rheinebene S. 55 — Die Mainebene ©. 56.
- Gewäfler ©. 57.
Das Stromgebiet des Rheins. 57 — Der Rhein S. 58 —
Der Nedar S. 60 — Die Weſchnitz S. 61 — Die Mobau
S. 61 — Der Main mit feinen Nebenflüffen S. 62 — Die
Vorwort.
Die Beichreibung eines Landes nach den verfchiebenen
Beziehungen, wie fie der Titel meiner Arbeit näher bezeichnet,
fann von fehr verfchiedenem Umfange fein, je nachdem darin
das Bild in großen Zügen oder in mehr ober weniger aus⸗
geführtem Detail gezeichnet ift. Ich halte e8 darum für nöthig,
meiner Arbeit einige Worte voraus zu ſchicken, weil mir daran
gelegen fein muß, daß man von berfelben nicht mehr erwarte,
als was fie meiner Abficht nach Leiften foll.
Wenn man die mehr als 6000 Nummern meines
„Literariſchen Handbuchs für Gefchichte und Landeskunde von
Heſſen“ durchſieht, fo Tommt man zur Weberzeugung, daß über
Hefſen und das Großherzogthum insbefondere ſchon gar viel
gefchrieben worden if. In der That kann der Grund der
mangelhaften Kenninig umferes engeren Vaterlandes, welche
lo häufig beklagt wird, nicht in dem Mangel einer Thätigkeit
Heſſiſcher Schriftfteller allein gefucht werden, fondern vielleicht
zum Theil in der den Deutfchen überhaupt oft zum Vorwurfe
gemachten Vorliebe, ſich in das Univerfum zu vertiäen, vie
VI Vorrede.
ſich in fremde ganz unbekannte Regionen zu begeben, ehe das
eigene Haus gehörig gekannt iſt, zum Theil aber auch in der
Schwierigkeit, ſich das ſehr auseinander liegende Material
herbeizuſchaffen und darin zurecht zu finden. Und doch möchte
es damit ſchon anders ſtehen, wenn nur die bereits vorhan—
denen Werke, welche es ſich zur Aufgabe gemacht haben, das
zerſtreute Material zu einem Bilde zu verarbeiten, allgemeiner
wären gewürdigt und benutzt worden. Es ſind ſolche Bücher
in ſehr verſchiedenen Perioden unſerer Geſchichte geſchrieben,
und ſie geben die Möglichkeit, ſich über das Land in jenen
Zeiten bald mehr bald weniger vollſtändig zu unterrichten.
Ich erlaube mir auf «einige derſelben hier einen raſchen Blick
zu werfen, weil ſich dann am einfachſten herausſtellen wird,
was ich mit meiner Arbeit gewollt und was man von ihr
wird erwarten können.
Von älteren Arbeiten glaube ich, mit Uebergehung der
Chronik Winkelmanns, vorzugsweiſe eine anführen zu müſſen,
welche im Ganzen ſehr wenig gekannt und vielleicht noch
weniger beachtet worden iſt. Es iſt die „Neue Staats- und
Reiſegeographie“, deren IV. heil, welcher den Oberrheiniſchen
Kreis, alfo auch Heffen enthält, von Eftor bevorwortet im
Jahr 1754, alfo vor nun gerabe 100 Yahren zu Dresden
und Leipzig erfchienen iſt. Dieſes Buch ift ein für jene Zeit
höchſt merkwürdiges, denn es bejchreibt die Länder des Ober—
rheiniſchen Kreiſes nicht bloß in der ſonſt zumeiſt allein
beachteten topographiſchen, ſondern in den verſchiedenſten jon-
ſtigen Beziehungen. Der Verfaſſer, der die Beſchreibung eines
Landes von einem viel allgemeineren Standpunkte auffaßt,
giebt im 1. Buche die geographiſche, im 2. die phyſikaliſche,
im 3. die politiſche, im 4. die hiſtoriſche Beſchaffenheit und
im 5. die Ortsbeſchreibung. Schon aus dieſer kurzen Inhalts⸗
anzeige iſt zu erſehen, wie ganz anders der alte Gelehrte ſich
Borrebe. va
bie Befchreibung eines Landes denkt, als fie heutigen Tags
felbft noch von vielen gedacht wird.
Bon den Arbeiten, welche auf dem jegigen Beſtande des
Großherzogthums bafiren, erwähne ich, mit Webergehung ver
vervienftlichen Arbeiten von Erome und Demian, nur die Be-
Tchreibungen des Großherzogthums von Wagner und Schäffer.
Die Arbeiten beider Gelehrten — deren erfterer ein fo
ausführliches. Bild von dem Lande fich zur Aufgabe geftellt,
als e8 das vorhandene Material ihm zu zeichnen geftattete,
deren Tegterer ein ſolches Geſammtbild zunächſt für die Jugend
geben wollte, — find von denen, welche fie gebraucht haben,
fo gekannt und anerkannt, daß ich über diefelben kaum etwas
weiteres zu jagen nöthig hätte Das Wagnerifche Werk ift
für die Zeit, in der es gefchrieben ift, ein fo ausgezeichnetes,
daß es als einzig in feiner Art genannt werben Tonnte, ba
vielleicht damals fein anderes deutſches Land eine ähnliche
Arbeit aufzuweifen im Stande war.
Abgefeben von inamtichfachen ftatiftifchen Veränderungen,
welche feit dem Erfcheinen dieſes Buchs eingetreten find und bie
daffelbe uun in diefer Beziehung nicht mehr geniigend erfchei-
nen laffen, ift die Kenntniß des Landes in vielem Betrachte
und in Folge der verſchiedenſten Verhältniſſe jo vorangefchritten,
daß eine Umarbeitung des trefflihen Buchs vielfach gewünjcht
und Herm Wagner dieſer Wunſch ausgeiprochen worden ift.
Der geehrte Berfaffer konnte fich- nicht entſchließen, dieſer Auf-
forderung Folge zu leiften und wir müſſen feine Gründe achten
und ehren. Ein Plan des biftorifchen Vereins, fich mit ben
übrigen wiflenfchaftlichen Vereinen des Landes auf eine jach-
gemäße Weife zu einer Umarbeitung vefjelben zu vereinigen,
fcheiterte an der gewonnenen Weberzeugung, daR zu einer \nltgen
Arbeit, wie fie ber Stand der heutigen Wiilenihait werluum
vn Vorrebe.
würde, zur Zeit noch nicht alle diejenigen Vorarbeiten gemacht
feien, welche einer ſolchen Hauptarbeit worangehen müßten.
Namentlich batte die Anficht fich geltend gemacht, daß das
ftatiftifche Material, welches bei feiner immer mehr erkannt
werdenden Bebentung eine Hauptgrundlage bilden müſſe, noch
in fo unvollkommenem Maaße vorhanden fei, daß die Aufgabe
nicht gehörig zu löſen fein würde. Aber auch das nöthige
hiſtoriſche Material, insbefonvere das fiir die Ortsgefchichte,
war, als jener Plan gefaßt wurde, noch gar unvolljtändig
vorhanden und wiyd vielleicht erft dann genügend vorhanden
fein, wenn das Heffiiche Regeſtenwerk vollendet fein wird,
durch welches mein Freund Scriba fih ein nicht genug zu
preifendes Verdienſt um bie vaterländifche Gefchichtfchreibung
erwirbt.
Möchte die Hoffnung auf die Gründung eines ftatifti-
Ihen Bureaus von Seiten der Regierung fich recht bald ver-
wirklichen! An Mäunern, welche fih dann die Aufgabe ftellen
werben, nach dem Mufter der Befchreibungen von Würtemberg,
von Sachjen- Meiningen u. a. m., das ftatiftiiche Material
mit dem biftorifchen zu einem Geſammtbilde unferes Großher-
zogthums zu verarbeiten, wird e8 daun gewiß wicht fehlen.
Wasfollaber nun meine Arbeit? Sie foll einftwei-
len, bi8 es möglich fein wird, Ausführlicheres und Vielfältigeres
zu liefern, ein Handbuch fein für diejenigen, welche eine all-
gemeinere Auskunft itber einen und den anderen zur Kenntniß
des Landes nöthigen Gegenftand wünfchen; fie foll in beſchränk—
terer Weile ein Bild des Großherzogthums nach Geſchichte,
Land, Volt, Staat und Dertlichfeit geben. Dieß war bie
Aufgabe, welche ich mir geftellt Habe. Ob meine Löſung
zufrieden ftellen wird, ob ich namentlich das richtige Mack
eingehalten, muß ich dem Urtheil des Publitums überlaffen.
Sp Tann mir aber das Geſtändniß nicht verſagen, daß ich
Vorrede. X
zwar nach beſtem Wiſſen und Können gearbeitet, daß ich
aber auch vollſtändig fühle, wie mangelhaft noch das iſt,
was ich gebe und wie wahr das Wort des Weiſen iſt, welches
ih als Motto meiner Arbeit vorangeſtellt habe: „Ein Menſch,
werm er gleich fein Beſtes gethan hat, jo ift e8 faum auge-
fangen; und wenn er meint, er habe e8 vollendet, jo fehlet
es noch weit.” Der Begriff des „nicht zuviel und nicht zu
wenig” hängt überdem gar fehr ven indivibuellen Gefühle
ab und der Umftänvde find fonft noch gar viele, welche das
„zu wenig wie das zu viel” entjchuldigen müſſen.
An Irrthümern und Unrichtigfeiten in meiner Arbeit
wird es gewiß nicht fehlen. Ich bitte, fie mit der allgemeinen
menjhlichen Schwäche des Irrthums zu entjchuldigen, die
vielleicht um fo öfter fich geltend machte, als die große Man-
nichfaltigfeit des Stoffs dazu Gelegenheit gab. Für die Ver-
feben, welche im Drude ſich eingefchlichen haben, weiß ich
feine. andere Entſchuldigung vorzubringen, als den Umftand,
daß ich, den ganzen Tag über amtlich befchäftigt, nur des
Abends, oft mit fehr ermüdeten Augen die Druckbogen leſen
konnte. Die wichtigften darunter, welche mir aufgefallen find,
babe ich bemerkt und ich bitte dringend, fie vor dem Gebrauche
des Buches zu verbeffern, jo wie auch Bitte, die Nachträge
nicht unbeachtet zu laſſen, die manches ergänzen, was im
Bude vermißt werden könnte. Unerwähnt darf ich aber in
Beziehung auf die Zuſätze nicht laſſen, daß fie in das fehr
ausführliche Regiſter aufgenommen find, fo daß dieſes auf
das Zufanmengehörige hinweiſt, wo fich daſſelbe auch findet.
Der beſonderen Erwähnung bedarf es kaum, da es ſich
von ſelbſt verſteht, daß ich für eine jede mir zukommende
Belehrung, beſtehe fie in einer Berichtigung uver in Amer
Beröollftändigung, fehr dankbar fein werbe, - IH weite Ar
Z Vorrede.
mir in dieſer Beziehung zukommende auf das gewiſſenhafteſte
bei einer etwa nöthig werdenden neuen Auflage benutzen.
Schließlich ſage ich den Männern, welche mit freundlichſter
Bereitwilligkeit mir da Auskunft ertheilt haben, wo gedrucktes
zum Gemeingute gewordenes Material nicht vorlag, meinen herz-
lichſten Dank, namentlih den Herren: Geh. Arhivar Baur,
Oberforftaffefior Bofe, Landgerichtsaffeffor Günther, Dr.
v. Heffe, Oberfinanzratb Dr. Hügel, Oberftubienfecretär
Klöß, Pfarrer Lehr in Schotten, Oberftabsarzt Dr. Neu-
ner, Pfarrer Schäfer in Schlitz, Diftrictseinnehmer Schilb-
köter in Biedenkopf, Gartendirector Schnittfpahn, Han—
belsgärtner Schneeberger, Regierungsratb Schott, Pfarrer
Steinberger in Grünberg, Archivrath Streder, Ober-
technungsrevifor Streder, praft, Arzt Dr. Wittmann in
Mainz, Katafteringeniene Zaubi is ‚ Geheimer Cabinetsrath
Zimmermann. |
Syſtematiſche Aeberſicht des Inhalts.
Erftes Buch.
Gefchichte der Entftehung und Entwidelung des Großherzogthums.
Die Zeiten der Römer ©. 1.
Die Zeiten der Franken ©. 8.
Die Zeiten der großen Geſchlechter S. 11.
Heffen unter den Thüringifchen Landgrafen S. 12.
Helfen unter eignen Landgrafen bis zur Theilung des Landes
nach dem Tode Philipps des Großm. S. 14.
Die Landgrafichaft Heſſen-Darmſtadt ©. 19. |
Das Großberzogtfum Hefjen und bei Rhein ©. 27.
Zweites Buch.
Bas Fand.
Lage, Beſtandtheile, Grenzen und Größe ©. 35.
Aeußere Befchaffenheit der Oberfläche des Landes im All—
gemeinen ©. 37. j
Startendburg S. 37 — Rheinhefſen S. 38 — Oberbeflen S. 38.
II. Höbenangaben ©. 39.
Starkenburg S. 39 — Oberhefien S. 40 — Rheinheſſen S. 48.
IV. Gebirge, Höhen und Thäler ©. 44:
Der Odenwald ©. 44 — Der Bogelsberg S. 50 — Die Hinter-
länder Gebirge S. 52° — Das Hardgebirge ©. 58 — Der
Zaunus ©. 54. |
V. Ebenen ©. 54.
Die Rheinebene S. 55 — Die Mainebene ©. 56.
VI. Gewäflerr ©. 57.
Das Stromgebiet des Rheins-S. 57 — Der Kun SS. —
Der Nedar S. 60 — Die Veihnik S. 61 — De Mom
©. 61 — Der Main mit feinen Nbenfülen S. 2 — DI
Äs “«=25ar
En
S
Xu Syſtematiſche Weberficht des Landes.
Mümling S. 62 — Die Gerfprem S. 62 — Die Nibba
S. 62 — Die Lahn mit ihren Nebenflüffen S. 63 — Die Nahe
©. 64 — Das Stromgebiet der Wefer S. 64 — Die Fulda
S.65 — Die Shlik ©. 65 — Die Schwalm S. 65 —
Die Eder ©. 65.
VO. Innere Befchaffenheit der Erdoberfläche ©. 65.
Geognoſtiſche Forfchungen im Allgemeinen S. 65 — Die einzelnen
Sormationen des Landes S. 66 — Geogaoftiihe Beichaffenheit
einzelner Haupttheile im Allgemeinen ©. 71.
VIII. Fruchtbarkeit des Bodens ©. 71.
Rhein- und Mainebene S. 72 — Odenwald ©, 72 — Rheinheffen
©. 72 — Die Wetterau S. 72 — Der aogelsberg ©. 72 —
Das Hinterland S. 73 — Herrichaft Itter S. 532.
TR. Climatifhe Verhältniffe ©. 73.
Im Allgemeinen S: 73 — Die Aheinebene, die Bergftrafe S.73 —
Rbeinheffen, S . 76 — Der Odenwald S. 77 — Die Wetterau
, 13 — Der Vogelsberg S. 79 — Herrichaft Itter S. 533.
X. Naturerzengniffe ©. 81.
Im Allgemeinen ©. 81.
1. Produkte ded Mineralreihd — Bergbau und Hüttenweien S. 83.
Erze, Erzgruben und Hiittenwerfe ©.
Gold ©. 82, Silber und Duedfilber S. 82 Bee ©. 88, Zinnober S. 83.
fer 8, Eifen S. 85, Manganerz ©. 53
2. Sale, Salzquellen und Salinen ©. 88.
3. Brennbare Mineralien ©. 88.
Steintohlen &. 87, Braunkohlen und Braunlohlenwerte S. 89, Torf S. 90.
4. Erden und Thon ©. vi.
5. Geſteine S. 91.
6. Mineralquellen ©.
2. Produfte des ——8 — Landwirthſchaft, Forſtwirthſchaft S. 94.
1. Wildwachſende ©. 9
2. Dur enbiietbfiaft und Gartenbau gewonnene S. 9%.
Landwirthſchafi und Gartenbau im Großberzogthum im allgemeinen, lanb-
Bülene ee Beräine und Gartenbaunereine S. 94 — Getreide 98 —
— Rartoffeln S. 9 — Weißkraut S. 99 — Nüben
u. — eriie © 100 — Zwiebeln S. 100 — Wein ©. 100 — Obft
.102 — Del (che ©. 102 — Hopfen ©. 102 — Tabek ©. 102 —
Mi S. 108 — Gras und Klee S. 103 — Cichdrie ©. 103,
und Ha
8, a gewonnene ©. 208.
ur — im m Ganzen, oe und Privatwaldungen S. 103 —
108 — Holzer
3, Brabufie de3 Diiereißg lehnt &. 104.
. Wilde Thiere S
Y Hausthiere — —2 S. 106.
Bigzugt ii im allgemeinen S. 106 — Pins ieggu hit ©. 106 — Schafzucht
107 — giegenzucht S.107 — Pferdezugt ©. 107 — Eſelzucht S. 107 —
Schweingzudt S. 108 — Federviehzucht S. 108 — Bienenzucht ©. 109.
Drittes Buch.
Bas Yolk.
I. Größe ver Benölferung ©. 104. \
Zählungen im Allgemeinen S. 104 — Neuefte Zählung von 1852
und ihre Refultate nach verſchiedenen Beziehungen S. 109 —
Vergleichung berjelben mit ber erften Zählung im Jahr 1815
und mit ber vorlegten von 1849 ©. 111 — Dichtigkeit der
Bevölkerung S. 110.
Syſtematiſche Veberficht des Landes. XI
N. Bertheilung ver Bevöfferung in Land» und Stabtbeinohner,
ftäbtifche und Ländliche Wohnpläte ©. 112.
II. Phyſiſche Befchaffenbeit der Bewohner S. 114 u. 533.
IV. Charakter, Sitten, Gebräude, Trachten ꝛc. ©. 116.
Im allgemeinen S. 116 — In der Rhein⸗ und Dtuinchene ©.
118 — Im Odenwald S. 123 — Im Rheinheſſen S. 126 —
In der Wetterau S. 127 — Im Bogelsberg S. 130 u. 534 —
Im Hinterland S. 136 — Im Schlitziſchen S. 535.
V. Standeverſchiedenheit S. 143.
Im · a nen S. 143 — Crblider Stand — Gtandesberrn,
Abel, Bürger, Bauer S. 143 — Ferſezuicher Stand — Nähr-,
Lehr-, Wehr⸗ und Beamtenfland S
VI. Zechnifhe Cultur ©. 146.
Am allgemeinen, Gewerbvereine und Gewerbwefen im Ganzen
©. 146 — Tudfabrilation S. 149 — Spinnerei und Weberei
S. 149 — Geibenzudt und GSeidenfabrilation ©: 10 —
Fertigung wollener Hälelwaaren, Strobfledterei S. 151 —
Striden wollener Strumpfivaaren im Hinterlande 3 151 —
Wurſtfabrikation in Schotten S. 152.
VD. Handel ©. 152.
Im allgemeinen, Hanbelsleute S. 153 — Haupteinfuhrartifel ©.
153 — Hauptausfuhrartitel © 154 — Haupthandelsplätze
S. 155 — Gemerbe, welde den Handel befördern S. 155 —
Beförberungsmittel des Handels, ſchiffbare Flüffe, Straßen,
Eifenbahnen S. 155 — Die pofi, die Telegraphie S. 159 —
Handelskammern S. 159 — Handelsverträge S. 159 — Con⸗
ſulate S. 160 — Banken S. 161 — Märkte S. 161 — Hauſir⸗
handel S. 161 — Münzen, Maße und Gewichte S. 161.
VIII. Geiſtige Cultur S. 163.
Im allgemeinen S. 163 — Aberglaube S. 164 — Unterrichts⸗
ee e I R en ©. ö ewersf le ©. 106
® _ _ _
® Snmnafen ©. 167 — Unlverftäf ©. 10 101. Sduleieejenian rien ©.
u e 0 1 —
168 — Prebigers und Pri eminarien S
8- und eo chulen, ——— — S. 1
Kunſtſammlungen S. 169 — Wfenſchaftliche
und Kunſtvereine S. 170.
Wiffenfchaftt ide um
RX. Sittlihde Eultur ©. 170.
Im allgemeinen S. 170 — Tichtfeiten ber fittlihen Eultur ©.
171°— Einrichtungen ꝛc. der Vorficht für die Zukunft und der
Wohlthätigkeit S. 171.
Winwentagen ©. 171 — Kaufunger Stift ©. 173 — Ludwigs⸗ und Wildel⸗
minenfi ng ©. 174 — Ludwigs⸗ und enifenftiftun A &. 174 — Sparkaſſen
.174 — ebenönerfiherungeanftalten . 175 — Üentenanftalt S. 175 —
— erungdanftalten S. 175 — —— —— S. 176 —
Zuderoe tal op m ©. 177 — Invalidenanftalt S. 177 und S. 5386 —
Beteranenvereine 177 — Gleonorenftiftung S. 177 — Berein zur Ber-
befferung des Zuflandes ber Siraeliten 178 — Berein Laut Unterfiägung
nnd Beauffihtigung ber aus trafanftalten Entlaffenen © 1738 — Berein
r Unterftigung nothleivender Medizinalperjonen & . 178 — Lanbkranfen-
Fans ©. 179 — Elifabethenftift S. 179 — Rettungtan alt für fittlich ver-
wahrlofte Kinder ©. 179 — Blindenanftalt S. 179 — Taubftummenanftalt
©. 3 — —E ützungskaſſe S. 536 — Stadt e für Unteroffigiere
— Prälat Köpler/ihe Stiftang ©. 537 — xhäufer SW
Schatienfeiten der fittlihen Cultur S. 181.
Crimin inelle Bergehen S. 181 — Unehelihe Kinder ©. 189 — Strakankalten
XIV Ofbeniatifche Ueberficht des Zuhalts
X. Neligionsverfchievenheit S. 184.
Religionsverbältniffe im allgemeinen &. 184 — Die evangeliſch⸗
protefentifhe Zanbesfirde S. 184 — Die katholiſ Sande.
kirche S — Gonfige chriſtliche Eonfeffionen ( erahnen,
Dienmoniten, Sufpirkee Deutſchkatholiken) S. 189 — Juden S.1
Viertes Buch.
Ber Stent.
Die Berfaffung ©. 194.
Der —— — S. 195.
5. Das taatenberhanpt S. 195.
ngsmä Stellung s i ein —
"Selen —* = te beffeiken als ia Oöcaupt,de ——— —
zgewa Dienſtg tuiß zu
fremden Sta bute * l en pefu-
niäre a Siusten berpanpt der — soliden ilie
eis —S 8 — —* 8* ſchen Landeskirche on⸗
3. Die Staatsan km 2 ©. 203.
en dann, — Rechte und Pflichten aller
— Rechte und a Be Gefonberer fin: Abel, Staate-
4 Die mc 5 a ihre 8 ©. Gem
’ t 2309 —
—— Dei —e— te en d Sunctionen ©. a _
e
5. Die Steudeverfammfung &. 213
Zufammenfegung berfeiben ©. 213 — "Reste berfelben 2c. ©. 215.
. Die Verwaltung ©. 217.
Einleitendes S. 217.
A, Civiletat. ©. 217.
. Der Staatsrath ©. 220.
I. Die Cioilminifterien ©. 220.
M. Das Minifterium der auswärtigen Angelegenheiten und bes
Danfes und feine Behörden und Stellen ©. 221.
. Das Danptfaotsarie zu Darmſtadt S. 221.
3. Die Boftbehbörden ©. 222.
3. Gefandte und andere diplomatiſche Agenten S. 222.
IV. Das Minifterium des Innern und feine Behörden und
Stellen ©. 223.
. Die Prüfungscommiffion Krb das orcgierungefac u. Juſtizfach S.224.
. Der Abminiftrativjuftizbof S
. Kreisamtsverwaltung und Seirlsterwoltung ©. 227.
Die Dbermebicinafbirection ©. 230.
. Deffentlicher Suite © . 231.
Eee penbehörben örben © 281 Katholifche Kirchenbehörden S- 233 —
N he Rich ebörben
6. O Defienti cher Unterricht und Eildungsanftaften S. 234.
anbeßuniverf rat 8 254 — Muſeum zu Darmſtadt S. 385 — Oberſtudien⸗
rec
7. Behörden zur Beförderung der Lanbwirtbfchaft, der Gewerbes -
und Handelsinduſtrie S. 236.
Laubiwi aftlicher Verein ©. 286 — Sanbgeftüttanflalt ©. 2337 — Gewerb-
verein ©. 387 — Handelſstammern ©. 28
— —
5 ο
Syſtematiſche ueberſicht bes Suhatte, xv
8. Wittwen-, Waiſen⸗ und Ber alten S. 237.
—— Bittnentafl e 9, 5* — Wittwenkaffe S. 237 — Schul⸗
afle S. 237.
9. Burke re
ü ungete e oo 208 — Sanbehwaifenanpat ee 238 — Landes⸗
bospital ger Etiftäfonds S
10. Die Brand efurattons-Commitfion . 288.
11. Die Oberrehnungsfanuner ©. 389.
12. Einſtandskaſſe u. Staatsaſſecuranzkaſſe für die Stellvertretung S. 239.
V. Das Minifterium der Juſtiz und feine Behörden umb
Stellen S. 239.
Einleitendes über das Recht und die Rechtsverfaflung im Groß⸗
herzogthum S. 239 — Das Juſtizminiſterium nnd feine Attri⸗
butionen S. 242.
1. Das Oberappellations⸗ und Caſſations⸗Gericht S. 242 — 2. Hof
gerichte ©. 243 — 3. Stadt⸗ und Banbgerihte S. 244 — 4. Ober-
geriht der Provinz Rheinhefien S. 245 — 5. Bezirlsgerichte
S. 245 — 6. Handelsgericht in Mainz S. 246 — 7. Rheinzoll-
—* S. 246 — 8. Beiehensgeriäte S. 246 — 9. Rotarien
S. 247 — 10. Gerichtsvollzieher S. 248 — 11. Hypotheken⸗
bewahrer ©. 248 — 12. Advokaten ©. 249.
VI. Das Miniftertum der Finanzen und feine Behörden und
Etellen S. 249.
DOrtsein —— x. ©. 256 — Disk Sanpifenpetvensattu
Die Salzregieverwaltung S. 2357 — Si in Rhein heſſen * —— —
ha eöung ber Drbiteng erS.258 — Grhe He DER feinfii — —— har
Mainz 208 — Beamte für die Aufſicht der —
6. —— S. 258.
berforf- und Domänen-Direction und ihre Stellen ©. 259.
ermaltung. Forämter. börrfärfiereien, Cfugdgiete ©: 3607 7
8. Die Oberbaubdirection und ihre Stellen ©. 262.
Kreisbanämter, Kreißbaumeifter, Kreisbauaufſeber ©. 262.
9, arlingbeputation S. 263.
10. Eijenbahn-Banbdirection der Provinz Starfenburg < 26
11. n
B. Militäretet, ©. "264.
Das Minifterium des Kriegs S. 264.
Allgemeines über die Truppen des Genpberzogtfumg ©. 264 —
Das Kriegen iniferium und feine Behörden S. 266.
1. Berwaltungsräthe ©. 267 — 2. Sernifonstizche und E nifons-
ihule in Darmſtadt S. 267 — Proviantanftalt S. 268 —
4, ar tärftenfanait Babenhaufen S. 268 — 5. Oberfriegsgericht
S. 268 — 6. Militär⸗Medicinal⸗Commiſſion S. 260 — J. Au
—e— S. 269 — 8. Militäriguldirection S. 70 — 58.
Militär⸗Wittwen⸗ und Baifen-Commüfon S. 210.
x ©yftematifche Ueberſicht des Inhatis,
Füuftes Buch.
Copegtaphit.
J. Die Provinz Starkenburg im Ganzen S. 271 und S. 47
Einzelne beſondere Theile S. 277.
Kreis Darmſtadt ©. 277.
„ Bensheim ©. 288.
„ Dieburg S. 302. 538.
„ Erbad ©. 317. 538.
„Großgerau ©. 326.
„ Heppenheim S. 334.
„ Lindenfelld 6. 339. 538.
„Neuſtadt S. 352. 539.
„Offenbach ©. 358. .
„ Wimpfen ©. 365.
1. Die Provinz Oberheffen im Ganzen S. 368 und 53
Einzelne befonvere Theile ©. 371.
Kreis Gießen ©. 375.
„ Alsfeld ©. 388.
„ Biedentopf S. 400.”
„ Büdingen ©. 412.
" Rriebberg ©. 420.
n rünberg ©. 432. 539.
„ Lauterbad S. 438.
„Nidda S. 448. 539.
„Schotten ©. 458.
„ 2ilbel ©. 464,
„ Böhl ©. 469.
II. Provinz Nheinheffen im Ganzen ©. 473.
Kreis Mainz ©. 475.
„ Alzey ©. 487. 539.
» Bingen ©. 499.
„ Oppenheim ©. 507.
„ Worms ©. 517.
Abkärzungen,
welche nicht fehon an fich verſtändlich find.
A. bedeutet” Aderfelb.
Einw. „ Einmohner.
ebang. „uuirt evangelifch.
Gem. „ Größe der Gemarkung.
Rath. n Katholiken.
Luth. Lutheraner.
M. " Morgen.
Ref. Reformirte.
Sect. n Sectirer, d. h. andern hriftlichen, als den proteftantifchen
oder Tatholifchen Konfeffionen Angehörige.
ſ. d. F fiehe dort.
ſ. g. ſogenannt.
ſ. o. ſtehe oben.
u. a. n und andere, oder auch: unter andern.
Un. n Unirt Evangeliſche.
vergl. u vergleiche.
Wa. n Waldland.
We. n Weinbergsland.
Wi. Wieſenland.
Nota bene. Die Maaßangaben find Überall, mo es nicht etwa beſonders
anders bemerkt ift, in Großherzoglich Heſſiſchen Maaßen ausgedrückt.
“ >
Wefentlide Druck» und ſonſtige Berichtigungen.
Seite 14. Zeile 12 von oben flatt: circa 1250--1507 lies: 1250—1567.
vn 4 u n „» Edmannshain lies: Epmannshain.
„ 57. u r „ unten „ LXürzenbad lies: Lörzenbach.
» 64 v5 u „ Rorfe lies: Rorfe.
» 86 u 13 u oben „Oden walde lies: Oberwalbe.
„ 162. u 14 HH" nm 90 fies: 70.
„ 176. u 2 u n deutſche Phönir l.: deutſche Phönir u.a.
„ 35 3 12 un episcopus ließ: he copus.
„187. 18 iſt hinter Hofheim: fenbad einzufchalten.
„ 217. u 3 u einige lies: eigen
„ 227. ift nach 3. 11 v. o. zuzufügen gehenfeen in den Provinjen
Starkenburg und Oberheſſen.
„232. Zeile 16 von unten lies: ift in 38 Delanate getheilt.
» 231 „u 15 „ oben ift zuzufügen: 14. Abgabe von Nachtigallen.
261. Lo Fate: Oberheſſen 19 — 9.
„ 268. „5 on u jedem lies: je ein
» 289 u 2 „ unten „ ——— fieg: Markbeſchrei⸗
„ 414. u I u oben Senburg-Bier ei lies : Iſenburg⸗Bir⸗
„ 46. „14 u nn " eimbung lies: Limburg.
„ 47. u 10 un „Unterſchwarzbach Ties: Unterſchwarz.
„ 351 „23 un n Shmeh enteipsmühle lies: Schwaben.
teichsmühle.
„4738., unten Brebenhein lies: Bretenheim.
„ 475. ift Lad geile 80.0 Gusgeiafien: in 4 Rabbinate: Mainz,
Alzey, Bingen, Worms.
» 493. Zeile 16 von unten ftatt: Schlarzenmühle lies: Schlarpenmühle.
Erftes Buch.
Kurze Gefhichte der allmähligen Entwickelung und Ge-
ſtaltung des Großherzogthums Heffen.
L Die Zeiten der Römer. .
| Die erfte Kunde von den Gegenben, welche jetzt das Grof-
berzogthum Heſſen bilden, ift uns mit der Kunde von bem Lande
der Deutſchen überhaupt, durch die Römer geworben, nachdem
biefe unter Cäſar durch das befiegte Gallien bis an den Rhein
gefommen waren.
In jener Zeit nun fah das Land natürlich ganz anders ang,
als jetzo; und wenn wir auch annehmen müſſen, baß es ben
Römern bei dem Gebanfen an ihr Italien, wo ihnen jeder Schritt
Spuren uralter Cultur zeigte, die ja alles umgeftaltet und bem
Menſchen wohnlih und freundlich gemacht hatte, wo alles bie
Herrichaft des Menfchen über die rohen Naturkräfte verfüntigte, —
in viel unheimlicherer Geftalt ericheinen mußte, als unbefangneren
Menfchen, jo können wir uns doch ganz gut denken, daß es ihnen
einen großen Gegenfat zu jenem Lande bildete. Sie fanden bier
riefige Waldungen, mit Stämmen von nie gefehener Höhe beftanben,
einen Urwald mit all feiner Fülle und Kraft, aber auch mit- feinem
Schauer, viele Tagereifen weit burch Feine gerodete Stelle unter-
brohen, ohne Weg und Steg, über Berg und Thal fi ex-
jtredfend, wie das Meer unendlich; vazwiihen gewaltige Stehme,
noch ungebändigt in Zugendkraft dahin fluthend , sine ° Brüsten U
gBalivers Geſſen.
2 Gefchichte des Landes.
leer von Schiffen, aber tiefer und veißender als die Gewäßer
ihrer Heimath; endlich ftille, heimliche Wiejenthäler, mit dem
üppigften Grün bevedt, zwiſchen dem Hochwald an ben Flüſſen
bin, und darüber eine meift von feuchten Nebeln oder ſchweren
Wolfen erfüllte Luft.
Und wie den Römern die Natur des Landes imponirte, fo
thaten dieß auch die Bewohner vefjelben, die Germanen, ober
wie fie fich felbft nannten, das Volk, mit einem unferer Älteren
Sprache lange geläufigen Worte, das in feiner älteften Form
thiuda lautet, und wovon unfer jeßiges „beutfch”" das Adjectivum
if. Das Volt trieb Aderbau und Viehzucht, aber nicht in zu-
ſammenhängenden Anfievlungen, die fich vielleicht nur im Norden
an der See und in den großen Stromthälern, wo fih am erjten
eine höhere Eultur entwideln mußte, fanden, — ſondern in Einzelge-
böften, in Mitte angebauter Stellen gelegen, meift das Wohnhaus
des Herrn der umliegenden Ländereien umgeben von ben Hütten
feines Gefindes. Die Wohnung felbft aber ftand gewöhnlich in
der Nähe einer Duelle und unter mächtigen Bäumen, war er
fah und bequem nach ven Bedürfniſſen des Volks eingerichtet, .
wohl meiſt von Holz und mit Stroh gevedt, und in ihren Räu-
men nebjt dem Aufenthaltsorte der Menfchen auch die Stallung
bes Viehs während der Winterzeit befaſſend, zwar leicht wieder
erbaut, wenn fie durch Krieg oder. fonftige Unglüdsfälle zerftört
wurde, aber doch fchon etwas ganz anders, wie die Zelte und
Jurten wandernder Zartarenhorven. Die fonftigen Sitten und
Einrichtungen im Krieg wie im Frieden, im Haus wie im Felde
müſſen wir bier übergehen; wir mußten nur anführen, was zu
einem Bilde des äußeren Erſcheinens unferer Gegenden in damali⸗
ger Zeit beitragen fanı. Nur das fei noch erwähnt! Das Voll
bildete eben fo wenig wie heute eine compacte Einheit, fondern war
in eine Meihe von Unterabtheilungen und Völkerſchaften verzweigt,
beren Entitehung in die grauefte Vorzeit fällt, die aber troß aller
Stammesunterfchiede und obgleich fie fich oft in blutigen Kämpfen gegen-
überſtanden, doch auf die Fremden ven Eindruck des Zufammengehörens
zu einem großen Ganzen, zu einer feft beftimmten nach außen hin
abgegrenzten Nationalität machte, Gewöhnlich aber war das Be⸗
twußtfein, ein und berfelben Völkerſchaſt anzugehören, nicht ein auf
rein äußerliche Merkmale, wie etwa, daß man innerhalb eines
Zeiten der Römer. 8
von der Natur felbft durch Bergzüge oder Gewäſſer abgegrenzten
Landftriches wohnte, beruhendes, fondern e8 war aufs Innigſte
mit mythiſchen Traditionen, mit Cigenthümlichkeiten in Sitte und
Recht, Sprache, Tracht und Bewaffnung, befonders mit der Ver-
ehrung eines gemeinfchaftlichen Stammhelden verknüpft.
Die Völferfchaften, welche nun bei dem Erfcheinen der Römer
am Rhein die Gegenden unferes jebigen engeren Vaterlands be-
wohnten, waren in Dberhejjen die Chatten, in Starfenburg Kelten, —
ein Voll das in verfchiebenen Zweigen damals über einen großen
Theil des weitlichen Europas verbreitet und ſchon lange in Nach-
barichaft und bald frieplicher bald Friegerifcher Berührung mit den
Deutfchen war, — mit gallifchen Helvetiern, ferner Bangionen bie
fpäter zu den Allemanen gehörten; in Rheinheſſen wohnten fchon
mit Germanen untermifcht ebenfalls Kelten... Vor allen deutſchen
Völferfchaften imponirten den Römern die Chatten, welche aber
nicht bloß im unferem Oberheffen, ſondern auch in den Kurheſſiſchen
Theilen des Hefjenlandes wohnten. Der vömifche Gefchichtfchreiber
Zacitus jagt uns von ihnen: „Des Chatten Körper ift abgehärtet;
feine Glieder find gedrungen; fein Antlig ift troßig, noch höher
aber das Feuer feines Geiſtes. Groß ift fein Verſtand und
feine Schlaubeit." Und ähnlich bewundern fpricht er über ihren
Muth und ihre Tapferkeit, ähnlich über die Einrichtungen, welche
diefe Tugenden beurfundeten.
Sp war in großen Zügen bazumal das Land, fo das Voll!
Es rühren von den alten Bewohnern unferes Landes her: 1. bie
Ringwälle, Einfrieigungen auf Bergen, meift auf einzeln liegen-
ven fegelartigen und zwar erft gegen ven Gipfel in ziemlich hori«
zontaler Richtung nach dem Plateau verfelben hin, errichtet aus
unbehauenen Steinen und dienend zu religiöfen, gerichtlichen und
politifchen Sweden. Solche: Ningwälle finden fich in Oberheffen
auf der Gicelsburg, dem Hausberg, dem Dünsberg, ver Glau-
burg u. a. m., in Starfenburg bei der Haineburg in ber Nähe
vom Schloß Lichtenberg. 2. Die f. g. Hünengräber, welche von
verfchtedener Größe find und bald nur Kohlen und Branderbe,
bald auch Urnen mit Aſche und Knochen, ſ. g. ‘Donnerfeile, Ge-
genjtände von Bronze, Eifen, Glas, Bernftein 2c. enthalten. Be—
fonders reich an folchen Grabhügeln find u. a. vie Vmagbungen
von Arnsburg, Widjtabt, Bönftadt, Büdingen rc. .
1
4 Gefchichte des Landes.
As nun aber die Römer am linken Ufer des Aheinftromes
fih feitgejeßt hatten, änderten fich gar ſehr die äußere Anficht des
Landes und bie DVerhältnifje feiner Bewohner. Von dem jeßigen
Mainz ftromabwärts wurden eine Menge von befeftigten Lagern
errichtet, mit beſtändigen Befatungen, bewaffneten Flotillen,
mit Material zu Brüden, furz mit allen möglichen Kriegs⸗
vorräthen. Die deutſchen Stämme auf ber rechten Rheinſeite
waren ihnen natürlich geführliche Nachbarn, und es mußte
ihnen daran gelegen fein, fie fich zu unterwerfen. Dies war
aber nicht fo leiht und bei. ter XZapferfeit ber Deutfchen
mit Waffengewalt allein nicht dauernd zu bewirken. Römiſche
Schlauheit mußte bier römischen Waffen zu Hülfe fommen, und
mit beiden Mitteln gelang es den Römern allmählig, ihren Ein-
fluß dieſſeis des Rheins fo mächtig zu machen, daß ein Theil
der Deutjchen des bieffeitigen Ufers, namentlich der im jeßigen
Starfenburg wohnenden und auch ein Theil der in ben unmittel-
bar angrenzenden Gegenden, ihre bisherigen Sige verließ und fid
jenfeitS des Schwarzwalds im Inneren Deutfchlands eine nette
von römifcher Verrätherei und Gewalt fichere Heimath ſuchte.
Hierdurch war das Land von aller Vertheidigung entblößt und ein
großer Theil der wejtlichen Grenze ver deutſchen Völker ftand ben
Römern offen. — Anſiedler aus Gallien famen herüber und bauten fich
unter ben vielleicht hier und da zurüdgebliebenen Deutfchen an. Die
Römer unterftüßten dieſe Anſiedler, da fie ihres Einflußes auf die—
felben gewiß waren. Das Land bis zum Main und varüber hinaus
befam, ba die Römer als Schugherren von ber neuen Eroberung
den Zehent alles Güterertrags bezogen, den Namen agri decumates
" oder Zehentland. *)
Zur Sicherung gegen die Einfälle der jenſeits dieſes
Landes wohnenden Deutfchen, namentlih der Chatten, errichteten
fie an der Grenze ihres Zehntlandes hin und wieder Thürme
und Standlager und es entitand dadurch ber große Landhaag ober
Pfahlgraben, veffen jest noch vorhandene mächtige Spu-
x
*) Nach einer Deutung Niebuhrd hieß ed agri decumates, weil es nad
röm. Art vermeffen war, nach der bei der Vermeſſung gezogenen Kinie,
decumanus, welche die Hauptlinie von Mittag nach Mitternacht, Kardo,
rechtwinklig durchſchnitt.
Zeiten der Römer. 5
ren, jo weit er unfer Land berührt, unfer Landsmann Phil. Dieffen-
bach unterfucht hat. Man kann die Spuren dieſes Pfahlgrabens
verfolgen von jenfeit8 der Lahn auf der Höhe von Neuwied, fort-
laufend über einen großen Theil des Taunus, unmeit riebberg
und Butzbach, links und rechts von Pohlgöns nad) Grüningen,
von da nach ver Gegend des Colhäuſer Hofs und dann fündftlich,
bis er an dem Hardfelde nah Birklar zu, etwa 100 Schritte
von ber Mauer, welche das Arnsburger Klofter einfchlieft, endigt.
Diefe ganze Befeftigungslinie wurde allenthalben mit Gaftellen und
Schanzen befett, auf deren Trümmern fich fpäterhin bie vornehmſten
germanijchen und fränfifchen Gefchlechter angebaut und feftgefett
haben. Zu meiterer Sicherung ihrer befumatifchen Felder Tegten
die Römer fpäter jene große Pfanlhede (limes Romanus) an,
welhe von Obernburg am Main an dur ben Odenwald nach
dem Nedar und von da (unter dem Vollsnamen ber Teufelsmauer
befannt) bis nach Pförring an der Donau ging. Die nicht durch
einen Grenzwall geſchützten Streden fanden einen Schuß in einzelnen
Caftellen. Den Mittelpunkt dieſer Circumvallationslinie bildete in
dem dichten finfteren Odenwald der Lange ebene Bergrüden, welcher
von Mudau und Schloffau (im Badiſchen) über Heffelbach, Witrzberg,
Eulbach und Bielbrunn bis nach Obernburg und Breuberg fich
erftredte. Diefer ganze Bergrüden wurde ebenfalls von ben
Römern durch Gaftelle, Schanzen und Wartthürme gevedt, in deren
Nähe man eine große Menge von römischen Alterthiimern, Mauern,
Münzen, Inſchriften 2c. gefunden bat.
Nicht mit demſelben Erfolg, mit dem die Römer die Stämme,
bie Das nunmehrige Dekumatenland bewohnt, vertrieben hatten, Tämpf-
ten fie gegen die welche jenfeits des Pfahlgrabens wohnten, gegen
bie Chatten. Germanifus (15 n. Chr.) überfiel fie zwar einmal
undermuthet und verbrannte ihren Hauptort Maden (Mattiacum)
am Fuße des fteilen Gudenbergs (Wodansbergs), wo das Volk zu-
fammenfam, um alle allgemeine Angelegenheiten zu beratben, um
das Berbrechen zu richten, über Krieg oder Frieden zu befchließen,
und um feinen Gott zu verehren, allein weder damals noch bei
fpäteren Zügen durch das Land der Chatten vermochten vie Römer
einen dauernden Beſitz darin zu gewinnen, fondern fie mußten
immer wieber hinter ben Pfahlgraben zurüweigen. Dos wit:
ſprüngliche Hefjenland bat darum weder ein rümühe® SuHMÜHHFt
8 Gefchichte des Landes.
zurücigevrängt wınden. Wie der allemanifhe Bund im Süden
bie römifchen Provinzen bebrängte, - jo that dieß im Norben ein
gleichmächtiger, der Bund ver Franfen, zu welchen die Chatten
gehörten. Beide Bünde geriethen fpäter felbft miteinander in
Streit, der mit der Niederlage der Allemanen enbigte.
IH. Die Zeiten der Franken.
Es waren alſo von dieſer Zeit an die Franken die Herren
auch unſeres Landes und dieſe dehnten allmählig ihre Herrſchaft,
beſonders unter ihrem König Chlodwig aus dem Geſchlechte der
Merovinger, über den größten Theil Frankreichs und Deutſchlands
aus. Das Königsgeſchlecht der Merovinger wurde durch einen
ſeiner Hausmeiſter Pipin den Kleinen geſtürzt und dieſer gründete
ein neues Königsgeſchlecht, das von ſeinem großen Sohne Karl
dem Großen das Karolingiſche genannt wird, und das die frän—
kiſche Herrſchaft noch weiter trug, ſo daß unter Karl dem Großen
(800 n. Chr.) die Grenzen des Reichs von der Eider, dem Böhmer⸗
wald und der Raab bis jenfeit8 ver Tiber in Italien und bis
zum Ebro in Spanien reichten. Alfo zur Zeit der Merovinger
und zur Zeit ber SKarolinger bildete unfer Land einen Theil des
fränfifchen Reichs und als viefes fränfifche Neich in mehrere Theile
zerfiel, einen Theil des ſelbſtſtändigen veutjchen Reichs. Der
Name der Chatten war in ver fränfifchen Monarchie ganz ver:
ſchwunden; e8 tauchten aber da, wo früher die Chatten gewohnt
hatten, die Hefjen auf. —
Am Rhein war das Chriftenthum ſchon im 3. Iahrhundert
na) Chr. allgemein geworben; unter Pipin brachte feine Segnungen
ein engliiher Mönch, Winfried, fpäter Bonifacius genannt und
745 u. Chr. Erzbifchof von Mainz auch zu den Hefjen. Mildere Sitten
zogen mit ihm in ven Ländern ein; feite Wohnfige, Liebe zum
Uderbau waren in feinem Gefolge. Die geiftlichen Stifter, vie
Klöfter welche entftanden, wurden die Pflanzftätten derjenigen
Wiffenfchaften und Künfte, welche die Kirche zu pflegen für gut
fand. Sie erwarben aber auch reiche Beſitzungen. So ward im
Jahre 764 unter der Negierung Pipins jene nachher fo berühmte
und an Güterbefig einem Fürftenthum gleiche Abtei Lauresham
(ori) geftiftet.. —
|
Zeiten der Römer. 7
Dieffenbach nicht weniger al8 19 römiſche Straßenzüge nachge-
wiefen. Bor allem ift es hier die f. g. alte Mainzerftraße, auch
Könige- Wein- oder Steinftraße genannt, welche von Gaftel gegen
Hofheim, dann nach Praunheim, Heddernheim, Bonamds, durch
Nievererienbacher Gebiet, links an Kloppenheim vorbei gegen Okar⸗
ben Hin zieht. Reſte von Eaftellen finden ſich u. a. auf ber
großen Befeftigungslinie im Odenwald bei Schloffau, Heffelbach,
Würzberg, (das Hainhaus) Eulbach, Vielbrunn (das Hainhaus)
u. a. a. O., dann an dem Pfahlgraben in ver Wetterau, wo bie
Capersburg, die Hunenburg bei Butzbach, die Altenburg bei Arns⸗
burg 2c., Refte von Gaftellen zeigen. Bäder-Ueberreſte find
bei ven .Gajtellen zu Würzberg, Vielbrunn, Lügelbah u. a. a. O.
Der Zahn ver Zeit nagt wie an allem fo auch an dieſen Weberreften
einer grauen Vorzeit, fo daß vieles, was noch im 1. Diertel
dieſes Jahrhunderts vorlag, jegt ſchon geſchwunden ift. Kleinere
Gegenftänvde des hbäuslihen und Militärlebens, Mün-
zen 2c., welche in ver Aheinebene, im Odenwald und in ber
Wetterau gefunden worden find, bewahren die Summlungen des
biftorifchen Vereins in Darmftadt, das Mufeum im Schloß zu
Darmftadt, das Cabinetsmufeum daſelbſt, das Mufeum in Erbach
und viele Privatfanmlungen im Lande. —
Anderthalb Yahrhunderte dauerte die Ruhe in dem römischen
Zehntlande, denn die Römer ftanven mit den an der Grenze bes
felben twohnenden Germanen in freundlichem Verhältniß. Da ent-
zündete .eine Grauſamkeit bes Saifers . Caracalla, welche er bei
einem Aufenthalte im Zehntland an einem ber veutfchen Völker⸗
ſtämme beging, einen neuen Krieg. Die früheren Bünde ber ein-
zelnen Stämme waren zum Theil fchon wieder zu neuem Leben
erwacht, und e8 erhob fich nun am Rhein der allemaniiche Bund
gegen bie Römer. in volles Jahrhundert dauerte der neue Kampf
ber Deutjchen, um bem verhaßten Feinde die wohlbebauten Anfieb-
lungen dieſſeits be8 Rheins zu entreißen. Nach abwechſelnd glüd-
fichem und unglüdlichen Kampfe gelang es ihnen enblich zur Zeit
ver Kaifer Probus und Diofletian, alfo im 3. Sahrhundert nach
Ehriftt Geburt, die Römer über ven Rhein. zurücdzubrängen. Die
Allemanen nahmen nun nicht nur das Zehntland fondern auch viele
angrenzenden Gegenden jenfeits des Rhein in BE wm Üe
blieben ihnen, fo oft fie auch zeitweile beltegk und Über ven WR
10 Gefchichte des Landes.
Dberrheingan fürlih vom Main zivifchen dem Rhein md
‚dem Obenwald, beijen öftlichfte Grenzorte Darmſtadt, Eberſtadt,
Dberamjtabt, Dber- und Nieder - Modau und Ernithofen waren;
. ber Maingau, zu welchem noch Diekenbah, Mefjel, Roß—
borf, Gunbernhaufen, Beevenfirchen, Niederbeerbach, Bieberau,
Neinheim und Lichtenberg gehörten; dieſem Maingau waren nod
3 Untergaue: der Blumgau (vie Grafichaft Erbach), ver Bachgan
(zwifchen der Mümling und Gerfprenz) und ver Rodgau. g. von
der Rodaubach, welche ihn durchfloß, einverleibt; ver ODberlahn-
gan, der größte Theil von Oberheffen; ber Wett er ga u (Wetter
eiba), welcher von Lich und Laubach bis Wfingen und an ber
Nidda, wo fie die Nidder aufnimmt nach Fechenheim am Main
fort bis zur Kinzig, diefer entlang nach Gelnhaufen, von ba über
Freienfteinau zum Vogelsberg ging; ver Nid dagau mit Frankfurt, |
Rödelheim und Vilbel; ver Königsſundra, von Wiesbaden bis
Koftheim und Caftel; der Niederlahngau, von: Gießen bis
Dieg; der Buchgau mit Fulda, Schlig und Herbitein; ber
Lobdengau fürlih vom Oberrheingau; der Wingarteiba,
ein Theil des ſüdöſtlichen Odenwalds, ver Wormsgau, ber größte
Theil von Rheinheſſen.
Sn dem ehemaligen Decumatenland, dem Töniglichen Fiskus
nit allen feinen Colonen anhbeimgefallen, Tagen große königliche mit
Grund und Boden dem Kammergut zugehörige Neichsforfte. Hier
erſtreckte fich die Königliche Jagdgerechtigkeit (Königsbann, Wildbann)
auch über Wälder, welche bem Eigenthum nach in ben Händen
anderer Grunpheren waren. So 3. B. ber Wildbann zu Drei
eich mit dem alten Schloß Hagen oder Hain, der Wildbann des
großen Forſtes Forehahi (Führen oder Tannenwald) welcher bie
ganze Bergftraße bis nach Darmſtadt begriff. Ein anderer Reiche
forft war der Odenwald. Bon dem großen Umfang des Tönig
lihen Kammerguts in dem Lande zwijchen Rhein, Main und
Nedar zeugen auch die allenthalben in den Schenkungen an dad
Klofter Lorſch vorkommenden Reichspomänen, Höfe (curtes), Dörfer
und Schlöffer (villae), Weiler (vici) ꝛc. Auf den meiften Fönig-
hen Villen wurden Neichspaläfte (palatia) erbaut. Aus folchen
Villen und Palläften find die nachherigen Reichsſtädte entftanden.
Die meijten und anfehnlichiten lagen am linken Ntheinufer zu
Zeiten der großen Gefchlechter. 11
Worms, Mainz, Ingelheim, vieffeitS des Rheins Xribur, ber
Lieblingsaufenthalt aller fränkiſchen Könige und Sailer.
In. Die Zeiten der großen Geſchlechter.
Almählig wurde das Amt des Gaugrafen erblich und aus
ven Beamten des Königs wurden Erbberren. Während einige
nur einzelne Genten erwarben, erwarben andere ganze Gauen,
manchmal auch mehrere Gauen, und es entitanden baburch erbliche
Grafſchaften. Auf gleiche Weife kamen auch Graffchaften an Bis—
thümer und Abteien. “Diejenigen Gefchlechter, welche das größere
Befisthum an fi) brachten, wurden natürlih die mächtigften.
Unfer engeres Baterland war reich an folchen mächtigen Gejchlech-
tern. Eines ber mächtigften unter ihnen war jenes SHefitiche
Srafengaus im 9. und 10. Jahrhundert, aus welchen Konrad
zum König der Deutichen erwählt wurde (911 n. Chr). Aus
einem anderen ftammte ver veutfche König Konrad ver. Salier.
Weitere große Gefchlechter in unferer Gegend in Heſſen waren:
ie Grafen und Herren von Katenelnbogen, von Doruberg, von
Budensberg und Battenberg, von Ziegenhain, von Nidda, von
Sletberg, von Nüring, von Münzenberg, von Hanau, von Yal-
fenftein, von Solms, von Büpingen, von Eppftein, von Iſenburg,
von Kleeberg, von Schlit, von Erbach, von Stter u. a. m.
In diefer Zeit, da die großen Gefchlechter nach und nach
in den Belit des Landes kamen, änderten ſich in Deutfchland,
alle Verhältniſſe allmählig gar fehr. Die Gauverfaſſung zerfiel
mit der Theilung der Gauen. Aus ven großen Gefchlechtern
bildete fich der hohe Adel, ver fich fefte Burgen baute. Die Zuhl
der Freien nahm immer mehr ab, indem manche verfelben in ben
Stand der Dienftmannen traten, andere wieder fich iusbeſondere
ben Stiftern zu eigen gaben und von denſelben Güter gegen Frohn-
ben und jährlichen Zins an Geld und Naturalien zur Nutznießung
nahmen. Aus ihnen bildete ſich der nievere Adel. Aus offenen
Orten (villae) enftanden in verfchievenen Theilen Deuffchlands um
Klöfter, Burgen und Haupthöfe herum Städte, welche die mit ben
Öurgmannen (castrenses) verfchmelzenden Bürger dem Land-
gerichte entzogen und Weichbilvrecht erhielten. Die Gerihißeut-
fit ging auf ven Stadtvogt und andere Herrihaftlihe Bemmirn
12 Gefchichte des Landes
(Schultheißen) über, jedoch mit Zuziehung von Schöffen unter
dem mit ten Rathmannen die Gemeindeangelegenheiten leitenden Bir:
germeiſter. Alle Städte erhielten Marktrecht und behielten Waffen-
fühigfeit für ihre Bürger und die Befugniß fi) durch lauern
und Graben zu ſchützen. ‚Sie wurden im Gegenfaß zu den Bu—
gen des Arels bürgerliche Zeiten. In Heffen gab es übrigens
dazumal noch feine Städte; fie erfchienen bier erft im 13.
Jahrhundert. Das gefchriebene fränkische Recht verwandelte fich in
ein meift ungefchriebene8 örtlich verfchievenes Gewohnbeitsrent,
welches mehr durch Autonomie der Richter und Schöffen, insbe
ſondere durch die Weisſthümer höherer Gerichte als durch gefck
geberifhe Normen .fortgebilvet wurde.
IV. SHeflen unter den Thüringiſchen Landgrafen,
(circa 1122— 1247.) .
Die Gefchichte Heffens knüpft ſich in jener Zeit vornehm⸗
lich an das f.g. Werner’fhe Grafenhaus, das in Heffen fehr
ftart begütert war. Nach dem Tode des Grafen Werner von
Grüningen kam das Belisthum tiefer Familie an ein anderes Ge
ſchlecht, an das der Gifonen von Gudensberg, deſſen Erbtochter
mit dem Grafen Ludwig von Thüringen vermählt war. Durch
dieſe Heirath kamen Heſſen und Thüringen unter Eine Herrſchaft,
d. h. nicht ganz Heſſen und Thüringen, ſondern nur die reichen
Beſitzungen der beiden durch jene Heirath verbundenen Gefchlech-
ter, welche in Thüringen und Hefjen lagen. Anvere Gefchlechter,
Klöſter, Stifter und Kirchen hatten eben fo gut Theile vieler
Länder. Graf Ludwig von Thüringen erhielt 1130 in feierlicher
Hürftenverfammlung die Würde eines Landbgrafen von Thüringen
und fie verblieb bei feinen Nachfommen. Als Herren ber beden⸗
tenden Befigungen in Hefjen hießen die Landgrafen von Thüringen
bald Grafen bald Herren von Heſſen. Gewöhnlich ftand ein
jüngerer Sohn Heſſen vor. Da in diefer Zeit der Thüringiſchen
Landgrafen das Land feine befondere Rolle .pielte, fo Können wir
uns auf die Bemerkung befchränfen, daß e8 125 Yahre mit Thü—
ringen verbunden blieb, und daß während dieſer Zeit das Beſitz⸗
tum der Thüringifchen Landgrafen in Heffen anfehnlich vermehrt
Zeiten der großen Gefchlechter. 11
Worms, Mainz, Ingelheim, vieffeits des Rheins Tribur, ber
Lieblingsaufenthalt aller fränfifchen Könige und Kaifer.
m. Die Zeiten der großen Geſchlechter.
Almählig wurde das Amt des Gaugrafen erblich und aus
ven Beamten des Königs wurden Erbherren. Während einige
nur einzelne Genten erwarben, erwarben andere ganze Gauen,
manchmal auch mehrere Gauen, und es entjtanden dadurch erbliche
Grafſchaften. Auf gleiche Weife kamen auch Graffchaften an Bis—
thümer und Wbteien. ‘Diejenigen Gefchlechter, welche das größere
Beſitzthum an fih brachten, wurden natürlich die mächtigiten.
Unfer engeres Vaterland war reich an folchen mächtigen Gejchlech-
tern. Eines der mächtigften unter ihnen war jenes Heſſiſche
Grafenhaus im 9. und 10. Jahrhundert, aus welchem Konrad
zum König der Deutſchen erwählt wurde (911 n. Chr). Aus
einem anderen ſtammte ver veutiche König Konrad ver. Salier.
Weitere große Gejchlechter in unferer Gegend in Heffen waren:
die Grafen und Herren von Katenelnbogen, von Dornberg, von
Gudensberg und Battenberg, von Ziegenhain, von Nidda, von
Sfeiberg, von Nüring, von Münzenberg, von Hanau, von Pal
fenjtein, von Solms, von Büdingen, von Eppftein, von Iſenburg,
von Kleeberg, von Schlig, von Erbach, von Stter u. a. m.
In diefer Zeit, da die großen Gefchlechter nach und nad)
in den Bejig des Landes Famen, änderten ſich in Deutjchland,
alle Verhältniffe allmählig gar fer. Die Gauverfaffung zerfiel
mit ber Theilung ber Gauen. Aus den großen Gefchlechtern
bildete fich der hohe Adel, ver fich fefte Burgen baute. Die Zahl
ber Freien nahm immer mehr ab, indem manche berjelben in den
Stand der Dienftmannen traten, andere wieder fich insbeſondere
ben Stiftern zu eigen gaben und von venfelben Güter gegen Frohn⸗
ben und jährlihen Zins an Geld und Natiralien zur Nubnießung
nahmen. Aus ihnen bildete ſich ver niedere Adel. Aus offenen
Drten (villae) enftanden in verfchienenen Theilen Deutfchlands um
Klöſter, Burgen und Hanpthöfe herum Stäbte, welche vie mit ben
Burgmannen (castrenses) verſchmelzenden Bürger dem Lunb-
gerichte entzogen und Weichbilvrecht erhielten. Die Berihiiest-
feit ging auf ben Stabtvogt und andere hereihaktlühe Bew
14 Geſchichte des Landes
Schöffen geſprochen. Die früheren Centen erhielten meiſtens im
Namen von Gerichten. Wiſſenſchaft und Poeſie waren beleht
worden und die letztere vorzüglich hatte an dem landgräflichen Hoöft
auf der Wartburg eine geſchützte Stätte gefunden. Es war bat
Zeitalter der Minneſänger. Auch die Baukunſt war Hoch geftiegen
und fchuf die großartigften Werfe; jie erlebte in biefer Periet
eine neue Geftaltung; ver byzantiniſche Styl mit feinem Halbfrei,
welchem man noch im 12. Jahrhundert folgte, verfchwand m
e8 entwickelte fich der gothifche Styl mit feinen Spitzbogen.
V. Heflen unter eigenen Tandgrafen bis zur Theilung di
Landes nach dem Tode Philipps des Großmüthigen.
(Circa 1250 - 1507.)
Mit Landgraf Heinrich I. von Heſſen, weil er als Kind md
Heffen kam, gewöhnlich das Kind von Brabant genannt, begimt
bie Geſchichte des Landes Hefjen als felbjtftänbigen Landes. &
wurde ter Stammvater der jetzt noch regierenden Fürftenhäufe
Sein Land bilvete aber noch keineswegs ein zufammenhängeid
gefchloffenes Ganzes, denn Grafen und Freiherrn, geiftliche Stfe
und viele Klöfter lagen mit ihren Befigungen in feinem Lake
welches Dadurch auf mannichfache Weife zerjtüdt und zerriffen e
ſchien. Bon den Landestheilen bes jekigen Großherzogthums ge F
hörten nur die Aemter Ulrichjtein, Grünberg, Homberg a. d. Ohm
Norded, Biedenkopf ſowie die Stadt Alsfeld dazu. Heinrich be
gann inveffen ſchon frühe fein Befisthum durch neuen Erwerb A
vergrößern. So erwarb er im bieffeitigen Lande ums Jahr 1265
von dem Pfalzgrafen von Tübingen die Stadt und das Amt
Gießen. Er hatte während feiner Regierung fchwere und harte
Kämpfe zu beftehen, theils mit dem troßigen nach Unabhängigkeit
ftrebenden Adel, ver immer fchranfenlofer zu walten begann und
es ſelbſt nicht unter feiner Ehre hielt, wenn er die Wanderer
plünverte, fo daß jchon Heinrich eine Anzahl feiner Burgen zer
jtörte, theild mit dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten wegen
der Thüringiſchen Erbſchaft, theils felbft mit feinen Kindern, welde
bie Waffen gegen ihn erhoben. Die Folgen biefes immerwähren⸗
ben Kampfes waren für gar mandes Gute, was eine früher
unter den Thüringiſchen Landgrafen. 13
wurder — Der Mannsitamm des Thüringifchen Haufes erlofch
im 9. 1247 mit dem Tode des Königs Heinrih Raspe. Um
die Erbichaft ftritten fich nıwı mehrere Prätendenten. iner der
Thüringifchen Landgrafen, der 1227 geftorbene Ludwig IV., hatte
mit feiner Gemahlin, ver heiligen Elifabeth, eine Tochter Sophie
hinterlaffen, welche an den Herzog Heinrih von Brabant ver-
mählt worden war.. Diefe trat nun für ihren 3 jährigen Sohn
Heinrich als Erbin auf. Ihr entgegen ſtand bejonders Markgraf
Heinrih von Meißen, deſſen Mutter aus dem Thüringifchen Haufe
ftammte und der darum ebenfalls Anſprüche auf das Erbe machte.
Ein verwüſtender Krieg zwifchen beiden enbigte damit, baß der
Markgraf Heinrich Thüringen, Heinrich von Brabant aber Heſſen
erhielt. _
In der Zeit, da die Thüringifchen Landgrafen Herren des
Hefjenlandes im angegebenen Sinne waren, wirkten manche Ur-
ſachen zufammen, ven VBerhältniffen in Deutichland im Ganzen
wie im Einzelnen eine veränderte Geftalt zu geben. Namentlich
waren e8 bie Kreuzzüge, jene Züge unternommen von Tauſenden,
um das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen, welche große
Folgen in Deutfchland wie in anderen Ländern hervorriefen. Die
Bevölkerung wurde gelichtet, bie Sitten wurben veredelt, Kunſt
und Wiffenfchaft, Handel und Gewerbefleiß wurden gehoben, wenn
auch fremde Krankheiten und fremde Lafter damit einzogen. “Die
weltlichen Fürſten waren befeitigt in dem erblichen Befite ihrer
Lande und faft aller Rechte, welche man nachmals unter dem
Namen der Landeshoheit zufammenfaßte, und juchten ſich durch
Tamilienverträge zc. noch mehr darin zu fichern. Sie hatten einen
dem kaiſerlichen nachgebildeten Hofltaat in ihren Landen, mit Erb»
ämtern, eine. Ritterfchaft (ministeriales) und die Vogteien über bie
anfehnlichjten Klöſter. Wenn bisher nur der hohe Abel fefte
Burgen gehabt, fo begann jet auch ber nievere auf den Bergen
bes Landes troßende Wohnungen zu bauen. Im Heffen erjcheinen
zu Ende der Thüringifchen Herrfchaft allmählig Städte. Die
Städte befeftigten fih immer mehr durch Gräben, Wälle, Ning-
mauern und Thürme. Auch das Nechtsweien veränderte fick;
Weisthümer wurden gejammelt, Dienft- und Stadtrechte aufgezeich-
net 2. Das Urtheil wurde nicht mehr von allen Trien, \onters
nur no bon beftimmten vom Bolte erwählten Ryxeco
16 Gefchichte des Landes.
Dörfern wurden in. biefen ewigen Kämpfen zerjtört um nicht wwie-
ber aufgebaut zu werben, es erweiterten fich aber die Städte durch
bie Bewohner der Dörfer, die fich ihnen anfchloffen. Die Einig-
feit zwifchen ven Städten und dem Fürſten inbeffen, welche unter
Heinrih II. noch eine fo ſchöne gewefen, ſchwand unter Hermann J.
Die Macht der Städte wurde wie Die des Adels trotz ihres Wi-
berftandes gebrochen, und auf den Trümmern ihrer Rechte und
Freiheiten erhob fih mehr und mehr die fürftliche Landes
hoheit.
Auf Hermann J. folgte 1413 deſſen Sohn Ludwig J., der
Friedfertige genannt, weil er häufig zwiſchen Streitenden den Frie⸗
ben zu vermitteln wußte und deßhalb vom Papft durch Ueber⸗
reichung der geweihten goldenen Rofe im Yubeljahre 1450 zum
Friedensfürften ernannt worden war. Seine Friebfertigfeit ſchützte
ihn indeffen doch nicht vor Kämpfen. Die Vergrößerungen, welche
er feinem Lande verfchaffte, waren theilweife Schenkungen, welche
ihm gemacht wurden. Im J. 1450 wurden bie ſchon feit 1437
zu Heſſiſchem Lehen gemachten Graffchaften Biegenhain und Nidda
mit dem Lande vereinigt.
Nah dem Tode Ludwigs I. 1458 theilten fich feine Söhne
Ludwig I. der Freimüthige und Heinrich IM. in die Regierung,
jo daß erfterer Niederheſſen, letzterer Oberheilen erhielt. Sie
führten einen blutigen Kampf über viefe Theilung mit einander
und als Diether von Iſenburg und Moolf von Naffau um bie
Mainzer Kurwürde ftritten, fchlug fich Ludwig auf die Seite des
Legteren, während Heinrich den Erzbifhof Dietrich unterſtützte.
Für dieſe Hülfe, welche tie Landgrafen dieſen beiden Feinden lei-
fteten, erhielten fie, da feiner von biefen bie Kriegskoſten bezahlen
fonnte, Beſitzungen des Erzftifts verpfändet. Heinrich erhielt auf
biefe Weile 1464 u. a. das Amt Battenberg. Kine anjehnliche
Vergrößerung erhielt fein Land aber auch, als 1479 der letzte
Graf von Katenellenbogen ftarb, mit deſſen Tochter er vermählt
war. Daburch fiel ihm die obere und nievere Grafſchaft Katzen⸗
ellenbogen zu, jo daß nun das Heſſenland weftlich bis zum Ahein
und fünlich bis zum Nedar fich ausdehnte. Die Katzenellenbogi⸗
fhen Befigungen im Oberrheingau, welche ‘jet noch einen Theil
des Großheazogthums bilden und welche die Grafen von Katzen⸗
eenbogen ihr oberes Sand jenjeits des Mains nannten, bilveten
unter eigenen Landgrafen. 17
fein gefchlofjenes Territorium. Sie bejtanden in Lehen von Kaiſer
und Reich, vom Erzſtift Mainz, vom Bisthbum Würzburg, von
ven Pfahgrafen, von ber Abtei Fulda und waren von zahlreichen
größeren und Eleineren Dynaſten umringt, welche theils ihre Neichs-
freiheit behaupteten, theils nur ungern und allınäylig den Grafen
von SKatenellenbogen fich lehnbar machten unb ihnen ihre Gerech-
tigfeit und Güter verlauften.
Ludwig I. ftarb 1470 und ihu fofgten in Nieberheffen
feine Söhne Wilhelm I. und IL, anfangs unter Vormundfchaft
ihres. Oheims Heinrih. Heinrih ftarb 1483 und ihm folgte
fein Sohn Wilhelm IL. Schon im 3. 1500 aber, al Wil-
helm IH. gejtorben war und Wilhelm I. der Regierung entfagt hatte,
wurde Hefjen unter einen Scepter vereinigt; Landgraf von ganz
Helfen ward Wilhelm II., ein thatkräftiger Regent, der im Yahr
1504 in ber bayerifchen Fehde Homburg vor der Höhe und bie
Hälfte von Neuftadt und Bidenbach feinem Lande zu verjchaffen
wußte.
Die Kämpfe mit dem Adel, welche vie Füriten -bisher fo
vielfältig bejchäftigten, hatten allmählig nachgelaſſen, va diefer immer
mehr verarmt war und damit feine Macht in Abnahme gerietb.
Viele Adelige fuchten nun ihr Unterfommen im Dienfte ber Für⸗
ften und ftüßten damit bie fürftliche Landeshoheit, welche durch den
im 3. 1495 verkündigten Landfrieven ihren eigentlichen Grundſtein
erhielt. Diefe Zeit, ſchon vaburch eine beveutungspolle, warb es
auch noch in anderer Beziehung, Die Buchoruderkunft war er
funden und in ihr erftrahlte ein Licht, welches nach und nach auch
bie dichteſte Finfternig. durchdringen mußte. Uber e8 war auch
bie Zeit, in der das römiſche Necht feinen Sieg über das deutjche
davontrug und in feinem Gefolge Veränderungen mit fich brachte,
bie nicht gerade zu ben erwünfchten gezählt werben können. Neben
feinem geheimen Rathe, der ihm berathend in den Negierungsan-
gelegenheiten zur Seite ftand, errichtete Wilhelm II. ein befon-
beres Hofgericht, welches die Verwaltung ver allgemeinen Gerichts-
barkeit Durch das ganze Land beforgte und nach römijchem echte
feine Urtheilsfprüche bilvete.
Der Sohn und Nachfolger Wilhelms ift Philipp ver Groß
mithige, ein Held feines Jahrhunderts im Kampfe mit vem Shwert
wie im Kampfe mit bem Geifte. Unter ihm itieg Sie ya ce
Waltjerb Helen.
18 Gefchichte des Landes,
Größe und Bedeutung empor, wie es fie vorbem und nad
dem nie erreicht hatte. Als fein Vater ftarb, war Philipp erft
5 Jahre alt. Da aber über die Vormundſchaft Streit entftand,
wurde er fchon in feinem 14ten Fahre für volljährig erflärt (1518).
Luther erhob fich gegen die päpftlihe Gewalt und dag tiefe BVer-
derben ver Kirche, und feine Lehren fanden in Millionen Anklang
und Aufnahme Auch Philipp erfchien 1521 auf dem Neidhe
tage zu Worms, ber über bie neue Lehre entſcheiden follte, und
ihm gefiel die Kühnheit des Mönch, ver- Kaifer und eich gegen:
über zu treten wagte, fo daß er Luthern nachher ficheres Geleit
durch das Heffenland gewährte. Noch aber vachte Philipp damals
wohl nicht daran, fich Luthers Lehre zuzumenden. Philipps erfte
Waffenthaten galten ver Befiegung bes Ritters Franz von Sickingen,
ber 1518 Darmftadt belagert und dann den Erzbifchof von Trier
befriegt hatte, und dem Kampfe gegen die aufrührerifchen Bauern,
welche er in Verbindung mit Sachſen unter ihrem Anführer
Thomas Münzer bei Frankenhauſen ſchlug. Seine weiteren Waffen
thaten galten zumeift der Sache des Lutherthums, von deſſen
Wahrheit er fich, aufmerffam gemacht durch die Stimme mehren
Männer “\n Helfen, pur Luthers und Melanchthons Schrik
ten und burch die Bibel felbft immer mehr überzeugt hatte. Auf
der Synode zu Homberg 1526, zu der er bie Hefjifchen Großen,
bie Stände und die Geiftlichen berief, wurde ver katholiſche Got-
tesdienft im ganzen Lande aufgehoben. Die Klöſter wurden ge
Ihloffen und ihre Güter zur Stiftung der Univerfitit Marburg
(1527) und fonft zum allgemeinen Beften verwendet. Zwei öfter
wurden der Nitterfchaft für adelige Töchter überwieſen, vier andere
fir Gebrechliche und Geiftesfranfe beftimmt. Der Kampf, welchen
Philipp von da an fir Vertheidigung des ewangeliichen Glaubens
ſowie zu feiner eigenen Vertheidigung zu führen Hatte, war ein
wechfelooller, der ihn bald zu Siegen bald zu Niederlagen führte
und ihm zulegt eine 5 jährige Gefangenschaft bereitete, aus ber
enblich befreit, er in geräufchlofer Thätigkeit vornämlich dem Ge⸗
beihen feines Landes lebte. Daß er auch inmitten feiner Fehden
das Beſte feines Landes in allen Beziehungen im Auge behielt,
Davon zeugen bie verfchievenen Verorpnungen und Geſetze, welche
er zur Regulirung ver Verhältniſſe ergeben ließ, z. B. die Halsge⸗
richtsordnung von 1535, bie vermehrte Hofgerichtsordnung, die
Landgrafſchaft Heffen-Darmftabt. 19
Polizeiorpnungen, die Forft-, Jagd⸗ und Fifchorbnungen, die Berg⸗
und Schieferorbnung 2. Es ftand ihm in den NRegierungsgefchäfs
ten zur Seite fein geheimer Rath, beitehend aus zwei Rechtsge⸗
(ehrten, einem Sanzler und einem Bicelanzler, einem Sekretär und
einigen abeligen Räthen; die Verwaltung der Einkünfte beforgte ein
Kammermeifter. — Die fchon früher begründeten landeshoheit⸗
lichen Verhältniſſe hatten ſich unter Philipp noch mehr befeitigt;
Städte und Adel hatten der Landeshoheit gegenüber ihre Macht
und ihren Einfluß verloren. Wie feine Vorfahren, fo mehrte
auch er die Ausdehnung feines Landes bei verjchievenen Gelegen-
beiten. Namhafte Erwerbungen in dem Umfang bes biesfeitigen
Heſſens machte er indeſſen nicht. Er ftarb 1567.
VL Die Landgrafihaft Heflen- Darmitadt,
Philipps Teſtament theilte das große und fchöne Land unter
feine vier Söhne, fo daß der älteſte, Wilhelm, ungefähr bie
Hälfte, nämlich Nieverheffen und ben größten Theil ber Graf-
ſchaft Ziegenhain und der Heflifchen Hälfte der Herrfchaft Schmal-
falden, ver zweite, Ludwig, etwa ein Viertel, nämlich Ober-
heſſen mit ver Grafichaft Nidda, der dritte und vierte, Philipp
und Georg, jeder etwa ein Achtel, ver erjtere die Nieder, ber
zweite die Ober-Graffchaft Katenelnbogen mit Darmſtadt erbielt.
Georg I. ift der Stammvater der Negenten unferes Lan-
des, deſſen Gefchichte wir num allein zu verfolgen haben. Das
Erbe George umfaßte nur 7 Aemter: Darmſtadt, Nüffelsheim,
Dornberg, Lichtenberg, Reinheim, Zwingenberg und Auerberg,
war durch die Wetterauiichen Grafen von dem übrigen Heffen ges
trennt, im Süden durch die Schenfe von Erbach und andere
Pfälziſche Vaſallen beengt, im Inneren umgeben von ben Bes
figungen reichsunmittelbarer Ritter und alter Burgmannen der
Schloſſer, von denen die Ianpgräflichen Aemter die Namen trugen.
Die Einkünfte feines ganzen Landes betrugen etwa nur 40000 fl.,
und er mußte anfangs jo eingefchränft leben, daß er fih Hause
gerätb, ſelbſt Betten und Tiſchzeug, lieh. Während feiner Re
gterung aber vergrößerte fi) das Land auf verjchievene Weite.
So kam in Folge der Theilung der Hemter des &rofen vn Da
Bickenbach mit Alsbach und Kleinumftant an Doarmitstt, md 8
y*
20 Gefchichte des Landes.
fein Bruder Philipp im Fahr 1583 geftorben war, erhielt er durch
Tanfchvertrag anftatt feines Antheils an der Niedergrafichaft Kapen-
ellnbogen die Aemter Schotten, Stornfels und Homburg vor det
Höhe. Er erwarb ferner durch Kauf und Taufch mehrere Höfe
in der Nähe feiner Nefivenz, fowie Rechte zu Stoditabt, Wolfe
fehlen, Raunheim, Neinheim, Werſau. Seine innere Regierung
war bie eines thätigen, Eugen und fparfamen Negenten. Unter
ihm wurde das noch gültige Landrecht der oberen Grafihaft Tagen
ellenbogen geordnet, große Sorgfalt wurde auf den Anbau des
Landes verwendet, ſo z. B. wurde der Landgraben zur Verhin⸗
derung der Ueberſchwemmungen des Rheins und der ſich in ihn
ergießenden Bäche angelegt, viele Sümpfe ausgetrocknet, mit dem
Seidenbau, wenn auch nicht erfolgreiche, Proben gemacht, dagegen
der Weinbau eifrig betrieben, im Bergban Verſuche gemacht.
Seine weiſe Sparſamkeit in weniger weſentlichen Dingen, die ihm
jelbft nebot, feinem Sohne ein Paar ſeidene Strümpfe als zu
foftbar für einen folchen Prinzen zu verweigern, jegte ihn in ben
Stand, um fo mehr wahrhaft nütliche Ausgaben zu machen nad
bei feinem Tode einen wohlgefüllten Schat zu hinterlaſſen. Darm
ſtadt verbanfte ihm viele Gebäude und nüßliche Anlagen, wie z.B.
den großen Woog. Er legte neue Lanbfchulen an, forgte auf
mannichfahe Weile für Arme und Waifen und förberte Frömmig—
teit und gute Sitte auf mannichfaltige Weife. Durch Teſtament
ſetzte Georg I. (7 7. Febr. 1596) feine vier Söhne zu Erben feines Lan⸗
besein. Als ver ältefte, Ludwig, jedoch feine Brüder durch Zahlung jähr-
licher Deputate abgefunden hatte, übernahm er die Regierung allein.
Ludwig V., biefer ältefte Sohn George I., wegen feiner
Anhänglichkeit an den Kaifer fpäter ver Getreue genannt, wur
ein talentvoller, unternehmenver, in alten und neuen Spraden,
in Redekunſt, Weltweisheit und Religion wohl unterrichteter Fürft.
Theils mit Hülfe der Erſparniſſe feines Vaters, theils durch Tauſch
erweiterte er ſein Land durch namhafte Erwerbungen. Er kaufte
von dem kinderloſen Heinrich Grafen von Iſenburg das Amt Kel⸗
ſterbach, erwarb durch Tauſch den Wald Mönchsbruch, das Dorf
Langwaden, bie Hälfte ber Knoblochsau zc. Einen anfehnlichen
Zuwachs erhielt das Land durch ven Tod bes Landgrafen Ludwig
von Marburg. Es entſtand indeſſen über dieſes Erbe ein lang⸗
wieriger Rechtsſtreit zwiſchen ben beiden Heſſiſchen Käufern, ber
Landgrafichaft Heſſen⸗Darmſtadt. 21
Marburger Erbfolgeftreit, der erſt fpäter unter Ludwigs Nachfol-
ger fein Ende fand, fo daß fich erft dann entſchied, mas ber
Darmftädter Linie von ber Marburger Erbfchaft definitiv zufiel.
Das größte Vervienft erwarb ſich Ludwig durch Einführung
des Erſtgeburtsrechts, durch welche ver weiteren Zerftüdelung des
Landes Einhalt gethan wurde. Seine Brüder Philipp und Friebrich
wurden durch Deputate abgefimden, indem erfterer Butzbach er-
hielt, welches nach feinem kinderloſen Tode wieder an Darmftabt
zurüdfiel, mährenb Ickterem das Amt Homburg v. d. Höhe zu
Theil wurde, wodurch die Heffen-Homburgifche Nebenlinie begrün-
det wurde. Er genoß in ganz Deutichland ein großes Vertrauen
und man wählte ihn wiederholt zum Friedensftifter bei ausgebro-
chenen Streitigkeiten. Bergeblih aber waren feine Bemühungen
zur Abwenbung des unfeligen 30 jährigen Krieges, in welchem er
auf Seiten des Kaifers ſtand und welche Partheinahme ihm und
feinem Lande bald temporäre Vortheile, bald Nachtheile "brachte.
Lebtere waren übrigens jevenfall8 überwiegend; denn wenn er auch
fein Land vielfältig erweitert ſah, fo entſchädigte dieſes nicht für
die Drangfale wilder Krieger, welche darin gewüthet hatten, und
in ber Folge ging dem Lande doch "wieder ein ‚großer Theil ver
neu binzugefommenen . Befigungen verloren. Seine Regierung ift
auch bezeichnet durch die Gründung der Univerfität Gießen, zu
welcher die Flüchtung einer Anzahl Marburger Profefforen und Geift-
ficher Veranlaffung gab, welche nicht ven von Landgraf Morik
angenommenen Grundſätzen ber reformirten Kirche fich fügen woll-
ten. Er ftarb am 27. Juli 1626.
Georg I., fein Sohn und Nachfolger, hatte einen durch
Unterricht und vielfache Reifen forgfältig gebilveten Geift, welcher
fih in mannichfachen Handlungen zu erfennen gab. Er gründete
u. a. mitten in ven furchtbaren Drangfalen des 30 jähr. Kriegs,
in dem er wie fein Vater auf der Seite des Kaiſers ftand, in
dem aber Freunde wie Feinde das arme Land auf die fwrchtbarfte
Weife heimfuchten, das Gymnaſium zu Darmitabt, deſſen Grün-
bung fehon fein Vater befchlojfen hatte; er gab eine werbefferte
Kirchenordnung und ftellte eine allgemeine SKirchenvifitätion an.
Der lange Streit um die Marburger Erbſchaft, welchen beide
Heflifchen Linien mit der äußerſten Hartnädigteit führten und en
ein Vergleich nach bem andern vergeblich zu ihren Nacıtr, KL
22 Gefchichte des Landes.
endlich im Yahr 1648 ein Ende. Das Nefultat war, daß ber
Darmftäptifchen Linie die Hälfte von Stter, die Wemter Konigs⸗
berg, Blankenſtein, Battenberg, überhaupt das ganze f. g. Hinter-
land, dann Allendorf an der Rumba und die Herrfchaft Eppftein
zugefprochen wurde. Georg I. vergrößerte fein Land auch noch
durch Gräfenhaufen und durch die Hälfte von Eberftabt. Die
Wunden, welche der Krieg dem Lande gefchlagen, vermochte Georg,
wie gern er es auch getban, nicht zu heilen. Viele ſonſt blü-
hende Derter unferes Landes waren in ihm untergegangen, andere
hatten kaum noch einige Bewohner; in vielen Kirchenbüchern ans
jener Zeit findet fich eine Lüde von 10—15 Jahren. Er ftarb
am 11. Juni 1661. Es folgte ihm fein Sohn
Ludwig VI., der durch Unterricht und vielfältige Neifen
eine treffliche Erziehung genoffen hatte und feinen hohen Sinn für
Wiſſenſchaft durch große Fürforge für die Univerfität und durch
Gründung der Hofbibliothef bethätigte. Auch gab er die Pfalmen
in beutfchen Reimen heraus. Seine väterliche Sorge für das
Land beurfunden eine Menge Verordnungen im Intereffe der ver
ſchiedenſten Gegenftände allgemeiner Wohlfahrt, fo z. B. eine neue
Schulordnung, die Anoronung von Kirchen-Conventen, eine Mebi-
einalorbnung, bie von ihm in Gemeinfchaft mit dem Landgrafen
Carl von Caſſel gegebene Sammthofgerichtsorpnung ꝛc. 2c. Auch
unter ihm vergrößerte fich das Laub burdr das Schloß Franken
ftein bet Darmftadt, durch die andere Hälfte von Eberftabt, durch
bie Dörfer Ober-, Niever- und Schmal=-Beerbah, Allertshofen
und Horhohl, durch das Dorf Rodau und die Nheinau bei Gins—
beim u. a. m. Er ftarb am 24. April 1678. Sein Sohn
Ludwig VIL, welcher ihm folgte, ſtarb, nachdem er kaum
die Regierung angetreten, am 31. Auguft 1678. Für veffen
Bruder
Ernit Ludwig, welcher nun ven Thron beitieg, regierte
wegen feiner Minverjährigfeit anfangs feine Mutter Elifabetba
Dorothea 10 Jahre lang. In diefer Zeit nahm die Bor:
münderin⸗Regentin Theil an dem Bünbniffe gegen Frankreich, um
beifen Eroberungsfucht Grenzen zu jeßen, und ftellte Beiträge an
Geld und Mannſchaft gegen die drohende Gefahr von Seiten ver
Zürfen. Sie fügte auch dem Lande den purch Kauf erimorbenen
Schönauer Hof zu. Ernſt Ludwig hatte kaum bie Regierung au-
Landgraffchaft Heſſen Darmſtadt. 23
getreten, als Ludwig XIV. ſeinen Krieg gegen Deutſchland begann.
In dieſem Kriege litt die Obergrafſchaft Katzenelnbogen ſehr bedeu⸗
tend. Ein mit Naſſau⸗-Weilburg entſtandener ernſtlicher Streit über
das beiden gemeinſchaftliche Amt Hüttenberg endete durch einen
Vergleich damit, daß Langgöns, Kirchgöns, Pohlgöns, Allendorf,
Annerod und Haufen an Darmſtadt fiel. An dem ſpaniſchen Succef-
fionsfrieg nahmen nicht nur die darmſtädtiſchen Truppen, fondern auch
ein Bruder Ernſt Ludwigs Theil. Streitigkeiten wegen ber Lan-
beshoheit und Dbergerichtsbarfeit über das Bufeder Thal fanden
bamit ein Ende, daß Kaifer Karl VI. viefe dem Landgrafen bejtä-
tigte. Zu den vworzüglichiten Erwerbungen unter Ernft Ludwig ges
hören: Das bisher ven Schenfen vun Erbah und Heffen gemein-
fchaftliche Amt Seeheim und Tannenberg, wozu die Orter Bickenbach,
Sugenheim, Seeheim, Malchen, Balkhanſen, Staffel, Wurzelbach
und Beebenficchen, ferner der Hof von Hardenau, die Orter
Ernſthofen, Aßpach, Klein = Bieberan, Neutſch, und end—
lich der folmsfifche Theil von Butzbach. Zu den wohlthätigiten
Verordnungen Ernft Ludwigs gehört die Prozeßordnung vom Jahr
1724 und bie peinliche Gerichtsorpnung, Auch die Entdeckung
ber Kupfergruben zu Thalitter gehört in Ernſt Ludwigs Regierung.
Die Käufe der oben genannten Lanvestheile, die Kriege, bie große
Bauluft des Landgrafen und endlich feine Neigung zu alchymiſtiſchen
Berfuchen waren Beranlaffung zu einer Schulvenlaft, welche, von
feinen Nachfolgern noch vermehrt, das Land und feine Fürften einft
in eine brüdende Lage brachte. Er ftarb am 12. Septomber 1739.
Ludwig VII. war fein Sohn und Nachfolger. Durch
feine Vermählung mit der Erbgräfin von Hanau vergrößerte er,
als er noch Erbprinz war, nach dem Tode bes letten Grafen
von Hanau das Land mit der Grafichaft Hanau = Lichtenberg,
wozu bie zehn unter franzöfifcher Hoheit im Elfaß gelegenen Aem-
ter Brumath, Buchsweiler, Hatten nebft Kuzzenhaufen und Wörth,
Staab - Offendorf, Ingweiler, Pfaffenhofen, Wefthofen und Wol-
fisheim, die Aemter Lichtenau und Willftädt diesſeits des Rheins,
und endlich Lemberg gehörten. Die Graffchaft Hanau Münzenberg
fiel an Caſſel. Das Amt Babenhaufen, welches Caſſel ebenfo
wie Darmftadt in Anfpruch nahın, veranlaßte einen Streit, ber
fo endete, daß das Amt Schaafhein mit dem Oxte Sharm,
Schlierbach, Spipaltheim, Harpershaufen und Diegenbaky wi vet
24 Geſchichte des Landes.
Mobiliarverlaffenfchaft an Darmftabt fiel. Andere Streitigfeiten mit
Caſſel, fowie folche mit Heffen Homburg wurden auch friedlich
beigelegt. Der 7jährige Krieg machte das Land eine Zeit lang
zum Schauplag, und werurfachte ihm viele Leiden von Freund und
Feind. Ludwigs VII. übergroße Neigung zur Jagd und feine
grenzenlofe Freigebigfeit vermehrten die ſchon vom Vater ererbten
Schulden in foldem Maaße, daß dem Lande eine Taiferliche Ere
eutions-Commiffion drohte. Die Erbauung des Spinnhaufes wm
neuen Waifenhaufes war eine ver Wohlthaten, welche ver Land
graf dem Lande verfchaffte.e Er ftarb am 17. Oftober 1768.
Ludwig IX. fein Sohn und Nachfolger hatte ſich ſchon
als Erbprinz, fo lange ihn nicht feine Prenfifchen Kriegsdienſte
anders wohin riefen, anfangs in Buchsweiler, dann in Pirmasens
aufgehalten. Diefe letztere Reſidenz verließ er auch nidt,
al8 er Landgraf geivorden war, und er bejchäftigte- fich hier vor
zugsweife mit feinem Militär. Groß find feine Verbienfte um
fein Land durch die Aufhebung ver Wilnbahnen, welche unter feinen
beiden Vorfahren dem Landmann ven Ertrag feines Feldes ver
zehrten, groß auch durch die Ordnung, weldhe er durch Sparfm-
feit in bie zerrütteten Finanzen brachte. Er war ein äußerſt ge
rechter und thätiger Fürſt und feine Fürforge erftredte fich auf
bie verfchiedenften Veranftaltungen für die Wohlfahrt feines“ Lan
des. Es verbankte ihm u. a. die Aufhebung ver Zortur, bie
Errichtung einer Brandaffefuranz, die Aufnahme der Saline zu
Salzhaufen, ven Bau ber erften Chauffeen und bie Errichtung
einer Land-Commiffion, welche vie Hebung ver Lanbiwirthfchaft zum
Zwede hatte. Er ftarb am 6. April 1790. Sein Tod fid
alfo in jene Zeit, welche alle Verhältniffe umzugeftalten begann,
in die Zeit der erften franzöfifchen Nevolution.
Ehe wir zu feinem Nachfolger übergehen ift e8 nöthig, noch
einen Rückblick auf die Gefchichte des Landes, feit e8 von eigenen
Landgrafen vegiert wurde, zu werfen, und babei einiges über Ber-
hältniffe und Einrichtungen nachzuholen, die bei der Aufzählung
ber einzelnen Negenten feine Beachtung gefunden haben. Zwar
ging manches von diefen Verhältniſſen auch noch in die Negierungs-
zeit Ludewigs X. über; Ludewigs große Negententhätigfeit begann aber
erft vecht mit dem Verfalle des veutichen Reichs.
14 ..
Landgrafichaft Heſſen⸗Darmſtadt. 25
Heſſen hatte bis dahin einen integrirenden Theil des dentſchen
Reichs gebildet. Es erfannte ven Kaiſer als fein Oberhaupt an und
war ihm nach Inhalt der Reichsgrundgeſetze verfaffungsmäßigen
Gehorſam ſchuldig, obgleich feine Landgrafen im- Innern die meiften
Hoheitd: und Negierungsrechte, die fie nach und mach erlangt
hatten, übten. Sie hatten nicht bloß Reichsſtandſchaft, ſondern
gehörten auch zu den alternirenden altfürftlichen Häufern. Sie
"hatten fich ferner mehrerer Privilegien und VBorrechte zu erfreuen.
So 3. B. hatten fie feit 1573 das Privileg, daß von ben Aus-
fprüchen der Heſſiſchen Sammtgerichte feine Berufung an die Reichs—
gerichte ftattfinven folle, wenn das Streitobject nicht über 600
Goldgulden betrage (privilegium de non appellando). Es wurde
das Privileg fpäter erweitert, und enplich erhielten fie 1747 bas
privilegium de non appellando illimitatum d. 5. es konnte in
feiner Nechtsjache mehr, das Streitobject mochte eine Größe haben,
welche es wollte, von ver Enticheivung ver Heffiichen Gerichte an
bie Reich8gerichte eine Berufung ftattfinden. — Das Verhältniß ber
beiden Heſſiſchen Häufer zu einander betreffend, fo war die Grundlage
befjelben eine Reihe von Hausverträgen und Familienſatzungen. Ins⸗
befonvere blieben beiden Häufern ihre Erbanfprüche vorbehalten, fo
wie beiden die Unwartichaft auf das erbverbrüberte Preußen und
Sachſen zufommt. Gemeinfam waren beiven die adeligen Stifter
Kaufungen und Wetter, die Sammthofpitale Haina, Merrhaufen,
Gronau und Hofheim, das Sammthofgericht zu Marburg, bas
Revifionsgericht, das Archiv zu BZiegenhain 2c. — Der Staats-
form nach war vie Lundgrafichaft eine durch Stände beichränfte
Erbmonardie. Die Primogenitur-Orpnung (1602 und 1606) be-
gründete für alle Zeiten das Erftgeburtsrecht. Die ftändifche Ver-
fiffung war althergebracht. Anfangs wurden von beiden Linien
allgemeine Landtage abgehalten, feit 1628 traten an ihre Stelle
befondere Landtage für jede ver beiven Landgrafſchaften. ‘Die Darnı-
ſtädtiſchen Landtage wurden in Gießen abgehalten. Der Senior
ter Familie Riedeſel zu Eiſenbach, welcher das Erbmarfchallamt als
hen befaß, hatte das Directorium. Nur freie Grundeigentbitmer,
Praͤlaten, Nitterfchaft und Städte hatten Landſtandſchaft. Zu den
Präfsten gehörten der beutfche Ordens-Kommenthur zu Schiffenberg,
und wegen ihrer vordem geiftlichen Befigungen die Anweriiit SGirhen,
| welche ihren Kanzler und einen Profeſſor ſchicke. De Vier
26 Gefchichte des Landes.
Ichaft, deren lanbtagfähige Mitglieder den Landtag fämmtlich in
Perfon bezogen, war nach ven Strömen abgetheilt: der Lahn, Ever
und Schwalm, oder auch der Ever, Ohm und Lumbda. SKaben-
ellenbogen hatte keinen landſtändiſchen Adel. Zur Städte-Landfchaft
gehörten Darmſtadt und Gießen, welde 2, und 25 andere
Stäpte, welhe 1 vom Magiftrat ernannten Abgeorpneten ſchickten.
Diefe Stände bildeten 2 Kurien, beren erjte Prälaten und Ritter:
ſchaft, und die zweite die Städte befaßte. Sie traten zuſammen
wenn ber Regent einen Landtag ausichrieb. Von einer Vertretung
der Gefammttintereffen war bei diefen Ständen nicht die Rebe; fie
fuchten zunächſt nur ihre eigenen Rechte und Privilegien gu er-
halten. Mebrigend Ing in ihrem Wirkungsfreis das Steuerbe-
willigungsrecht, und die damit in Verbindung ftehende Theilnahme
bei der Erhebung und Verwendung der Steuern fomit auch bie
Befugniß zu verlangen, daß bas Land, ohne ihre Einwilligung
nicht getheilt, verpfänvet oder veräußert, noch auch die Verfafjung
bes Landes geändert wurde. in Recht an ver geſetzgebenden
Gewalt dagegen hatten fie nicht; dieſe Fam dem Lanbesfürften aus
Ihlieglih zu. Daneben erlangten bie Fürften, daß ihnen feit dem
weitphäliichen Frieden das Episcopalrecht zufam. — Außer dem, was
Darmſtadt in Gemeinfchaft mit Eaffel von Kaiſer und Reich zum
Lehen getragen, trug e8 auch noch Lehen von Kurmainz, Kurtrier,
Kurpfalz, vom Bisthum Würzburg, von Fulda, von St. Ferratius⸗
ftift zu Bleidenſtadt. Dagegen empfingen die Grafen von Witt-
genftein, 51 Familien des Wetterauifchen Adels und 41 Hanau
Lichtenbergifche Vaſallen verſchiedene Nechte und Güter von Darm⸗
ftadt zu Lehen. Es ftand ihm ferner noch zu das hohe Geleit
burh die Wetterau bis an die Frankfurter Warte, und von
Frankfurt bis Darmitadt ꝛc.
Die Verwaltung war in der Hauptfache folgende: Un ber
Spike der Gefchäfte ftand der Landgraf, umgeben von feinem
Staatsfanzler und feinen geheimen Näthen, bie jein gebeimes
Minifterium oder Geheimeraths- Kolleg bildeten. ‘Die Yuftiz war
von der Verwaltung nicht ſcharf getrennt. Die erſte Inſtanz
bildeten gewöhnlich die Suftizämterr. Als zweite Inſtanz erfchien
das Sammthofgericht, deſſen Richter und Beifier von Darmſtadt
und Gaffel abwechfelnd ernannt wurden. Nachdem Darmitabt pri-
yilegia non de appellando illimitata erhalten hatte, wurde in Darm⸗
Großherzogthum Heffen. 27
ftabt (1747) ein Oberappellationsgericht conftituirt, welches für
das ganze Land bie Stelle ber Neichegerichte einnahm. In
Lehnsfachen entſchied ein Mannengericht, wozu nur Vaſallen, welche
beide ftreitende Theile wählten, zugezogen wurden. In kirchlichen
Sachen urtbeilten die Eonfiftorien. Beinliche Suchen gehörten vor
bie peinlichen Gerichte. Für Aopminiftrativfachen insbefondere be-
ftanden dem Geheime Raths- Kolleg untergeortnete Regierungen
für die verfchievenen Lanbestheile. Den Regierungen fuborbinirt
waren bie Aemter, in welchen der Amtmann für bie Juſtiz und
Apnminiftration gleichmäßig zu forgen hatte, obgleich neben ihm für
einzelte Cameral⸗ und PVerwaltungsgefchäfte befondere Rentmeiſter,
Amtsfeller, Eentgrafen und Schultheißen fungirten. Außerdem be»
ftanden für einzelne Zweige der Verwaltung bejonbere Collegien,
Deputationen und Beamte. So leitete ein Kriegs-Colleg das
Militärwefen, die Steuer - Deputation und vie Rentlammern das
Steuer: und Cameralweſen, das Oberforftamt bas Forſtweſen 2c.
An der Erhebung ver Steuern nahmen die Stände burch land⸗
ftändifche Beamten in beftimmter Urt Antheil. An ver Spike
ber firchlichen Verwaltung ericheinen anfangs bie Synode, dann ein
„Sollegtum ver geiftlichen une weltlichen Bedienten,“ fpäter bie .
Conſiſtorien.
VI Das Großherzogthum Heſſen.
Als Ludewig X. die Regierung antrat, war die franzöſiſche
Revolution unaufhaltſam vorgeſchritten, und ihre Ideen hatten auch
in Deutfchland, wenn auch in ſchwächerem Ausdruck, mehr ober
weniger Eingang gefunden. Auch in ver Landgrafſchaft Heffen-
Darmjtabt war bieß ver Fall; allein ver Landgraf hatte fich durch
feine fefte Ruhe fowie durch fein gütiges Benehmen bie Liebe
und Achtung feines Volks fo fehr erworben, vaß fich nie Unruhen
in feinem Lande zeigten, felbjt dann nicht, als bie feinplichen
Republifaner in Deutichland ſelbſt durch vie Lodenpiten Verheißun⸗
gen bie Völker zum Anschluß an fie zu überreden fuchten. Lude⸗
wig X. fanbte, als ber Krieg gegen Frankreich von Seiten bes
deutſchen Reiche befchloffen war, feine Truppen ebenfalls gegen
Tranreih. In Folge der Wegnahme der veutigen None er
infen Rheinufers verlor auch der Landgraf \eine Übercheiien
28 Gefchichte des Landes.
Befigungen. Als die verbündeten Heere 1792 aus Frankreich
zurüdfamen, vereinigte fich das Heſſiſche Truppencorps mit ihnen
und foht von da am mit ausgezeichnetem Ruhme in allen Feld⸗
zügen gegen Frankreich. Ludewig X. hielt fo lange als möglich
mit Bebarrlichkeit und Muth in ber gemeinfanen Vertheidigung
des PVaterlandes aus; erit al8 der Friebe das Linke Rheinufer und
bie Feſtung Mainz in die Hände der Franzoſen brachte,. wurde
durch die Nähe der franzöfifchen Macht Heffen-Darmitadt in eime
jo gefährliche Lage gebracht, daß vie Staatsflugheit ven Landgrafen
nöthigte, fich der übermächtig gemorbenen Republik zu nähern.
Durch den Frieden von Lünenilfe 1801 und bie fich daran
knüpfenden Verhandlungen verlor Darmſtadt beftuitiv bie ganze
Grafſchaft Hanau Lichtenberg jenfeit8 des Rheins, die Aemter
Lichteran und Willſtädt, die Aemter Braubach, Katzenellnbogen,
Ems, Kleeberg, die Herrſchaft Eppſtein und das Dorf Weiper⸗
felden. Dafür erhielt es: 1) die Mainziſchen Aemter Gernsheim,
Heppenheim, Lorſch, Fürth, Steinheim, das Freigericht Alzenan,
bie Hälfte von Vilbel, Rockenberg, Haßloch, Aſtheim und Hirſch—⸗
born, die Höfe Mönchhof, Gundhof und Klarenberg; 2) bie
Pfälziſchen Aemter Lindenfels, Umſtadt mit Obberg, die Reſte ver
Aemter Alzei und Oppenheim viesfeitd des Nheins; 3) ven viel
ſeitigen Reſt des Bisthums Worms; 4) die Benebiftiner - Abtei
Seligenftabt, die Probftei Wimpfen und vie Eifterzienferabteti Marien⸗
ſchloß; 5) die alte Neichsftant Frienberg; 6) das Herzogthum
Weitphalen. Dagegen übernahm ver Landgraf eine Million Gul-
ben Schulden auf die Länder, die Erhöhung ver Einkünfte ver
Homburgifchen Linie und eine jährliche Entſchädigung für ben
Fürſten von Sayn-Wittgenftein. '
Der Friede dauerte nicht lange. Schon 1805 brach ber
Krieg zwifchen Defterreih und Frankreich wieber aus. Ludewig X.
trat durch die Umftände, die ihm feine Wahl Tießen, getrieben,
1806 dem Nheinifchen Bunde bet, wurde bamit ein Verbünbeter
bes nenen franzöfifchen Kaifers und feine Zruppen mußten fortan
für Frankreichs Zwecke kämpfen und biuten. Der Lohn für dieſen
Vebertritt war eine Gebietsvergrößerung, der Titel eines Grof-
herzogs mit allen mit ver Töniglihen Würde verbundenen Rechten
und bie Souverainetät. Die Gebietsnergrößerung beſtand varin,
daß dem Großherzog die Oberhoheit des Burgarafthums Fried⸗
Großherzogtum Heflen. 29
berg, ver. Herrfchaften Breuberg, Heubach und Habighain, ber
: Grafihaft Erbach, ver Herrſchaft Ilbenſtadt, des Stolberg-Gevern-
ihen Theils ver Grafichaft Königftein, der Befitungen ber’ fürft-
; Lich und gräflich-Solmſiſchen Häufer in der Wetterau mit Aus-
nahme ber Aemter Hobenfolms, Braunfels und Greifenftein, ber
Grafſchaft Wittgenftein - Wittgenftein und Wittgenftein = Berleburg,
des Amtes Homburg vor der Höhe, der bisherigen unmittelbaren
Riedeſeliſchen und mehrere veichsritterfchaftlihen Befigungen in
den Provinzen Starfenburg und Oberhefjen jo übergeben wurde,
daß er über bie Gebiete dieſer vormaligen reichsftänbifchen, nun⸗
mehr mebiatifirten Herren, die Gejeßgebung, die Obergerichtsbars
-feit, bie Oberpolizei, die Militärhoheit und das Recht der Auf—
lage erhielt. Die neuen Verhältniffe machten bie Aenderung mancher
bisherigen Einrichtungen nöthig. Die Lanpftände, welche übrigens
in ihrer Zujammenjegung, bie wir von fennen gelernt haben,
nicht das waren und fein fonnten, was fie als ni hätte er⸗
Icheinen laffen, wurben aufgehoben.
Der Wille des franzöfifchen Machthabers war für bie Fürſten
des Rheinbundes maßgebend. Heſſiſche Trnppen mußten mit gegen
Preußen fechten, Hefjiiche Truppen Tämpften gegen Spanien, das
gegen Frankreich feine Unabhängigkeit behaupten wollte, Heſſiſche
Truppen biuteten in den Schlachten bei Aspern und bei Wag-
ram im SKampfe gegen Deftreich für Napoleons Sache, Heffiiche
Truppen bedten als Leichen bie Felder Rußlands, als Napoleon’
mit bem Reſte feines unermeßlichen Heeres aus ihm entronnen
war, und fie Tämpften auch als in ver Völkerſchlacht bei Leipzig
das Schickſal Napoleons entſchieden wide. Der Rheinbund war
aufgelöft; der Vertrag zu Dörnigheim ficherte Helfen fein Wort
beftehen, Ludewig fchloß fich dem Bunde gegen Frankreich an.
No einmal mußten 1814 und 1815 zwei bintige Feldzüge gegen
Frankreich "unternommen werben, und nun Tämpften Heſſiſche Krie-
ger mit Deutfchen gegen Fremde mit Muth und Auszeichnung bei
St. George, wo das Leibregiment die vom Feinde befeßten Oöben
jtürmte, fowie bei Mundolsheim unweit Straßburg.
Der Friede von 1815 und die Beichlüffe des Congreſſes
zu Wien nahmen und gaben dem Großherzogthbum wieder Landes⸗
theile. Das Herzogthfum Weftphalen ging an Breuigen her Tue
die bisherige Oberhoheit von Wittgenftein, das Ui Docyimn fi
80 Geſchichte des Landes.
Großkrotzenburg, Großaubeim, Oberrovenbach und die Oberhobeit
des Solms⸗Rödelheimſchen Dorfes Praunheim an Kurheſſen; das
Amt Aenau, die Leiningifcehen Aemter Amorbach und Miltenberg
und das Löwenften-Werthheimifche Amt Heubach an Bayern. Dazu
entfagte der Großherzog allen Hobeitsrechten von Homburg. Für
biefe Ubtretungen fielen als Entſchädigung zu: 1) Mainz mit SKoft-
beim und Kaftel 2) der Kreis Alzei ohne den Kanton Kirchheim-
bolanden, die Kantone Worms und Pfeddersheim. Cbenjo erhielt
der Großherzog durch einen Bertrag mit Dejterreich die Oberhoheit
über die fürjtlich und gräflich) Iſenburgiſchen Lande, über bie gräf-
lich Schönborniſche Herrihaft Heuſenſtam, ven gräflich Lerchen-
feldiſchen Ort Eppertshauſen, die Solms-Rödelheimiſche Hälfte von
Nieverurfel und ven gräflich Ingelheimifchen Ort Ober-Erlenbadh,
bie kurheſſiſche Hälfte von Vilbel und Peterweil, jeboch unter ber
Bedingung ber Wieberabgabe ver Iſenburger Gerichte Diebach,
Langenjelbold, Meerholz, Lieblos, Wächtersbach, Spielberg und
Reichenbah und des Orts Wolfenborn an Kurheſſen. Dach
einen fpäteren Vertrag vom Jahre 1817 wurde bie Oberboheit
über die 4 Orte Umpfenbadh, Lautenbach, Windiſchbuchen und Rei—
chertsbaufen an Bayern gegen bie 3 Orte Dorndiel, Radheim
und Mosbach ausgetaufcht.
Der faft 25jährige Krieg Hatte die Kräfte des Landes er-
Ichöpft, allein bie Freiheit von fremdem Drud war wieder erlangt,
die errungene Gebietsvergrößerung war geblieben und bamit bie
innere Kraft des Staats erhalten, bie dem Volle bie Hoffnung
einer balbigen Erholung gewährte. Ludewig I., nun Großherzog
von Heſſen und bei Rhein, erkannte feinen hohen Beruf viele
Hoffnung feines Volles zu verwirklichen und lebte ihm bis zum
Ende feines glorreichen Lebens. Eine neue Einrichtung und Belle
rung folgte ber andern, und wenn es je ein Fürſt verdient, ein
Vater feines Volles genannt zu werben, fo war es Ludewig I.
von Heflen. Das Land wurde in 3 Provinzen getheilt: Starken⸗
burg, Nheinheffen und Oberheffen. Die erfte Anordnung welde
ber ſouveräne Großherzog ergehen ließ, war die Aufhebung ber
Steuerbefreiungen der Güter des Adels, der Geiftlichleit, Bffent-
licher Anſtalten und Stiftungen ꝛc., ver Staatsviener für ihre
Wohnungen und eine gewiſſe Anzahl von Grundbeſitz. Dadurch
wurbe für bie Stantsangehörigen des Großzterzogthums bie Gleich⸗
Großherzogthum Heſſen. 81
heit vor dem Gefeke auf das volljtändigfte begrünbet. Eine Haupt⸗
forge war bann bie Förderung ber Lanbwirtbfchaft durch Aufhebung
alfer Beichränfungen in ber freien Dispofitionsbefugniß über ihr
Grundeigenthum und duch Entfernung der dem Flor der Land-
wirtbfchaft entgegenftehenven Hinderniſſe. Es folgten die Geſetze
über das Beweiden des Brachfeldes, die Befugnig zur Betreibung ver
nicht zünftigen Gewerbe, bie Vergütung des Wildſchadens von
Seiten der Jagdberechtigten, bie Vertheilung der Grundſtücke, bie
Vertheilung gefchloffener Güter, die Aufhebung ver Leibeigenfchaft,
die Beförderung bes Tabaksbaues, vie Aufhebung des Retrakts,
pie Abldfung der Frohnden, vie Regulirung ver Beedenabgaben und
ſonſtiger Abgaben in ben ftanvesherrlichen Bezirken, welche bie
Natur von Steuern an ſich trugen, die Beförderung bes Hans
dels mit Lanvesprobuften, vie Gemeinheitstheilungen, die Vers
wanblung ber fisfalifchen Zehnten in ablösbare ftändige Natural-Grumb-
venten, die Verwandlung ber fisfaliichen Schaafweide-Berechtigung in
ftänbige jährliche Grundrenten, die Aufhebung des Zunftzwangs
binfichtlich der Bauhandiwerfer, die Aufyebung des Mühlenzwangs,
bie Wufhebung der Beifafjengelver, die Aufhebung ver Staats⸗
frohnden, das bei Einbringung der birecten Steuern zu beobach-
tende Verfahren, bie jtandesherrlichen Nechtswerhältniffe, die öffent⸗
fihen Dienjtverhältniffe der Eivildiener, die neuen zeitgemäßen
Kriegsartifel, die Ueberweifung ver Gerichtsbarkeit des Militärs in bürger-
lichen Rechtsverhältniffen an die Cinilgerichte, bie Militärbienftprag-
matik, bie Stiftung der Forſt-Wittwenkaſſe, ver Civildiener-Wittwenkaſſe,
ber Wilitäy-Wittwenfaife, pie Erweiterung und Verbefferung der Brand⸗
afſeknrations⸗ Anſtalt. Don dieſem und ähnlichem Inhalt waren
bie Anordnungen, welche von dem unbefchränften Großherzog
bor dem Entftehen ber gegenwärtigen Repräfentativverfaffung aus-
gingen. Wiffenfchaften und Künfte wurden dabei von ihm unter
fügt, u. a. ein Muſeum gegründet, was noch befteht; ver höchſte
Grad religiöfer und politifcher Toleranz herrſchte im Lande, Er-
ziehungs⸗ und Bildungsanftalten entftanden, jo das Schullehrer⸗
Seminar in Friebberg. Im Jahre 1820 gab Ludewig I. feinem
Bolt die Conftitution. Durch fie übergab er ein Drittheil feiner
inmmtlichen Domänen, nah dem Durchichnittsertrag ber reinen
Einkünfte derfelben, jevoch nach feiner eigenen Wohl, vem Staste,
m fte allmählig zu verlaufen und ven Ertrag zur Tiyuuy Am
52 Geſchichte des Landes.
Theils ‚ver Staatsfchulden zu verwenden. Die andern zwei Drit-
theile dagegen erhielten die Beſtimmung, ein fchuldenfreies und
unveräußerliches Eigentum ver Großherzoglichen Familie für immer
zu verbleiben. Derſelbe Geift der ihn früher als unbeichränften
Fürſten geleitet, leitete ihn auch als conftitutionellen. Die wid-
tigften Gegenftände der Adminiſtrativgeſetzgebung, welche auf ben
nun folgenden Landtagen unter. Zubewig I. erledigt wurden, waren
folgende: Die Militärdienſtpflicht mit alleiniger Ausnahme ver
Stanvesherrn und ihrer Familien und ver phyſiſch Untauglichen
wurde für jeden eingeführt. Es wurde eine Gemeinde - Orbnung
gegeben. Ein Geſetz regulirte die Abgabe des Eigenthums zu
- Öffentlichen Zweden. ‘Die Minifter wurden ' verantivortlich- gemacht.
Die Gefeßgebung in Beziehung auf die Zehnten wurde näher be
zeichnet. Die Nechtöpflege wurde durch mancherlei Verorpnungen
und Einrichtungen gefördert. Der Zunftdiſtrictsbann wurbe auf
gehoben. Die freie Auswanderung wurde regulirt. Kine neue
Schulordnung wurde publicirt u. a. nm. — Ludewig I. farb tief
betrauert von feinem Voll am 6. April 1830. Es hatte unter
ihm am geiftigem Leben, an befjeren bürgerlichen Einrichtungen,
an Gewerbfleiß und Wohlhabenheit gewonnen. Zu feinem Ange⸗
benfen erhebt fih die ihm von dem dankbaren Volke geſetzte
Ehrenſäule zu Darmitadt.
Ihm folgte fein Sohn Ludwig II., befeelt gleich vem Water von
dem ebelften Geifte ver Humanität. Der Anfang feiner Regierung fiel
in eine Zeit, in ber fih die Wirkungen einer zweiten franzöfifchen
Revolution fühlbar machten. Doch ging die Gefahr eines Kriegs
vorüber und in Frieden konnte das vom Vater begonnene Werl
raſcher Entwiclung aller Kräfte des Heffifchen Volkes gebeihlid
weiter geführt werben, und es gefchah im Geifte des erften Groß
herzogs. Die Abminiftratioverwaltung wurde zweckmäßiger einge
richtet, die Rechtspflege durch treffliche Gefege, insbefondere durch
Abfaſſung eines Felbitrafgefeges und eines für alle Provinzen bed
Landes gültigen Strafgefegbuchs befördert. ‘Das von Ludewig I.
mit der römifchen Curie abgefchloffene Concorvat wurde in Vollzug
geſetzt und damit das Fatholifche Kirchenmwefen im Lande feftgeftellt
und geregelt. Die evangelifche Kirche erhielt eine neue, zeitge-
mäße Geftaltung; ein Prebigerfeminar trat ins Leben und eine
neue Sonntagsorbnung wurbe gegeben zur Förderung bes religiös
Großherzogthum - Heffen. 83
r Tirchliden Sinne. Das gelehrte Schulweſen wie das Volks⸗
ſchulweſen erfreute fich ver größten Fürſorge. Die Univerfität zu
Giefen wurde mit neuen Anftalten bevacht, die Gymnaſien zum
Theil völlig neu organifirt und ihre Hilfsmittel vergrößert, das
Volksſchulweſen durch eine neue Schulorbnung völlig umgeſtaltet,
ver Öffentliche Unterricht des Volks durch Gründung ober Ver⸗
befferung von Reale und Gemwerbichulen, durch Aufbeſſerung ber
Schulſtellen, durch Erbauung neuer Schulbhäufer, durch Errichtung
eines Penſionsfonds für Lehrer 2c., außerordentlich gefördert. Nicht
minder wurden Landwirthſchaft und Gewerbe zu höherer Blüthe
und Ausbildung gebracht; es wurden ein lanbwirthfchaftlicher und
ein gewerblicher Verein ins Leben gerufen; für Entlaftung des
Bodens wurde durch die Nentenablöfungsgejege fortgefchritten, zur
Sicherung des Grundeigenthums und des Hypothekenweſens wurde
die Anlegung neuer Grundblicher und ihre Legalifirung angeorpnet. Ein
Straßenneg wurde über das ganze Land gezogen. Durch Zoll.
"und Hanbelöverträge wurbe der Handelsverkehr gefördert 2c.. — Lud⸗
wig HD. ftarb am 16. Yuni 1848 nachdem er einige Monate zuvor
die Sorge der Regierung dem Erbgroßherzog als Mitregenten
übertragen hatte, betrauert von feinem Volke, das in ihm einen
gütigen, milden und wohlwollenden Negenten verehrt hatte. Ihm
folgte fein Sohn, der Erbgroßberzog-Mitregent, als Ludwig II.
Ludwig TI. trat jeine Regierung unter ſchwierigen Ver-
hältniffen an. Es Hatten durch ben Ausbruch ver franzöfiichen
Februdrrevolution genährt, Ideen unter den Völkern Deutſchlands
Eingang gefunden, welche unvereinbarlich mit ven Grundſätzen ber
Monarchie zur Wachfamfeit und ftaatsflugen Behandlung mahnten.
Der Sturm der Iahre hat fich gelegt, er hat vie politifche Luft
bon Älteren und neueren unreinen Stoffen foweit gereinigt, daß
eine gebeihliche Pflege deſſen, was Noth thut, möglich geworben
ift; bie Beftrebungen haben fich vom Soealen, was unerreichbar
ift, ab- und mehr demjenigen zugewenvet, was mit Hoffnung auf
Erfolg angeftrebt werden kann. Wir ftehen in ver Zeit, an beren
befferen Geftaltung Ludwig, von Liebe zu feinem Volke beſeelt,
arbeiten Hilf. Was Er in dieſer Beziehung bereits gethan, —
e8 liegt vor unferen Augen. Möge es folche jegensreiche Früchte
bringen, wie fie fein edles ftetS nur das Beſte welenued Herh
fih Davon verſpricht! — Ludwigs II. Regierung N
Balthers Heffen. 3
34 Gefchichte des Landes.
burch folgende größere ftaatliche Einrichtungen und größere Unter
nehmungen bezeichnet: Deffentlichkeit und Münplichfeit mit Ge
Ihwornengeriht in Straffachen jind zur Geltung gefommen; vie
Berhältniffe der Standesherren und Patrimonialgerichtsherrn fint
näher vegulirt; um civilgerichtlichen Verfahren find Verbeſſerungen
eingetreten; Gefege und Verordnungen ber verfchievenften Akt,
welche des Landes Wohlfahrt befördern follen, wurden erlafien;
bie Adminiſtrativbehörden erhielten eine Drganifation, wie fie bie
Erfahrung als die zweckmäßigſte bezeichnet hat; zur Errichtung
einer Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt wurde bie
Conceſſion ertheilt; die Main-Wefer-Bahn wurde in ihrer ganzen
Länge eröffnet; der Bau der Heffifchen Ludwigsbahn wurde vom
Staat unterftüßt und dieſe dem Verkehr übergeben; der Main
Nedar-Bahn geht eine Xelegraphenlinie zur Seite; eine Conceffion
zur Erbauung von Eifenbahnen von Aichaffenburg nach der Hef-
fiihen Ludwigsbahn, ſowie von Mainz nach Bingen wurde er
theilt; der Beitritt zum beutjch-dfterreichifchen Poſtverein, ift erfolgt;
ber beutjche Zollverein wurde neu conftruirt unter Zuziehung bes
Steuervereindg und unter Abſchluß eines Handelsvertrags mit
Defterreich.
— —
Alſo hat ſich im Laufe ver Jahrhunderte das Territorium
des Landes gebildet; alſo ſind die Bewohner dieſes Territoriums
zu einem zuſammengehörenden Volke geworden; alſo hat ſich der
Großherzoglich Heſſiſche Staat entwickelt. Land, Volk und Staat |
näher Tennen zu lernen, ift nun unfere Aufgabe.
Zweites Buch.
Das Sand,
I. Lage, Beitandtheile, Greuzen und Größe des Landes,
Das Großherzogthum Heffen, welches feiner geographifchen
Lage nach zwifchen vem 25 33° und dem 27 20, öftlicher
Länge und dem 49° 13° und dem 51° 20° nörblicher Breite
liegt, bejteht in feiner Hauptmaffe aus zwei Xheilen, deren füd-
lichen die nur durch den Rhein von einander gejchievenen Bro-
vinzen Starkenburg und Rheinheſſen und deren nörblichen bie
Provinz Oberheffen bilden. Beide Haupttheile werden burch
Frankfurter und Kurheſſiſche Gebietstheile von einander geſchieden.
Die Grenzen des fünlichen Haupttheil® oder der Provinzen
Starfenburg und NRheinheifen find: gegen N. vie Gebiete des
Herzogthums Naſſau, der freien Stadt Frankfurt und bes Kur-
fürjtenthums Hefjen; gegen D. Baiern und Baden; gegen S. Baben
und gegen W. Nheinbaiern und Aheinpreufen. Die Grenzen des
nörblihen Haupttheils oder der Provinz Oberheſſen find: gegen N.
Preußen und Kurheffen; gegen D. Kurheffen; gegen ©. Kurheffen
und Frankfurt; gegen W. Hefjen-Homburg, Naſſau und Preußen.
Die Provinz Oberbeffen läuft nah N. bin in einen fchmalen
Streifen aus, welcher das Hinterland genannt wird.
Außer dieſen Haupttheilen gehören aber noch dazu 18 mehr
oder minder Fleinere vom Hauptgebiete und unter fih am 8
trennte Diftrifte, welche in anderen benachbarten Nnvern Ren,
3*
xX
36 Das Land.
Diefe 18 im Auslande liegenden Diftricte find:
a) zur Provinz Starfenburg gehörig:
1. die zufammenhängenven Gemarfungen Wimpfen am Berg
Wimpfen im Thal nnd Hohen ſtadt, begrenzt von Württemberg und
Baden; 2. ein nordweſtlich von dieſem Bezirk gelegener Felbpiftrift,
ver Zimmerhof genannt; 3. ver Forftbezirt Wimpfen
(Helmpof); 4. ter Finkenhof, melde 3 Diftricte mitten im
badiſchen Gebiete liegen, und 5. ver gr. heſſiſche Antheil ber Ge
marfung Kürnbach, melde Hefien und Baden gemeinſchaftlich
zufteht und im babifchen Bezirksamt Bretten an ber württember⸗
gifchen Grenze liegt. Ä
b) zur Provinz Oberheffen gehörig:
6. die Gemarkung Rödelheim, begrenzt von Kurheſſen,
Frankfurt und Naſſau; 7. die Gemarkung Niederurfel, ebem
fall8 von dieſen 3 Ländern begrenzt; 8. die Gemarkung Steiw
bach, begrenzt von Naſſau und Frankfurt; 9. ein nörblich von
Steinbach gelegener Walbbiftrict, die Heide genannt, ringsum
von Naffau umfchloffen; 10. die Gemarkung Vilbel, begremt
von Frankfurt und Kurheſſen; 11. ein ber Gemeinde Nieber-
urfel gehöriger Walobiftriet, ver Niederurfeler Hohe
marfmwald, begrenzt von Naffan, Homburg und Kurheſſen;
12. ein der Gemeinde Niedereſchbach gehöriger Walppiftrict,
begrenzt von Homburg, Kurheſſen und Naffau; 13. der Ober
eſchbacher Haardwald, ganz im Homburgifchen gelegen; 14. ver
Pettermweiler und Obererlenbacher Wald, begrenzt von
Homburg und Franffurt; 15. der Holzhäufer Wald, begrenzt
von Homburg und Sranffurt; 16. der Bezirk Vöhl, begrenzt von
Kurheffen und Waldeck; 17. die Gemarkung Höringhauſen,
ganz im Walvedifchen gelegen und 18. das Kirchfpiel Eimelrod
mit Hemmighaufen und Deisfelo, ebenfalld vom malvedifchen Ge
biete umfchloffen. —
Während auf dieſe Weife das Großherzogthum Gebietstheile
im Auslande Liegen hat, Tiegen dagegen auch 5 fremde Gebiets
theile in feinem Hauptgebiete. Diefe 5 im Innern bes Groß—
herzogthums Tiegenven fremben Gebietstheile find: '
a) in der Provinz Starfenburg: 1. bie zwifchen Hirfchhorn
und Nedarfteinah befindliche, zum Grofiherzogthum Baden gehö-
rige Gemarkung Michelbuch.
Die Oberfläche im Allgemeinen. 87
b) In der Provinz Oberbeffen: 2. der lanbgräflich heſſen⸗
homburgifche Felddiſtrit Döngesrod bei Oberroßbach; 3. ein
furfürftlich heſſiſcher Walddiſtrict bei Engelthal; 4. das berzoglich
naffauifhe Amt Reichelsheim und das Furfürftlich heffifche
Amt Do rheim, unter fich zufammenhängend, und 5. die Fur-
fürftlih heſſiſchen Gemarfungen Omes, Seibelsporf und Nühl-
firchen, das Geriht Katenberg im Sreife Alsfeld.
Die Größe des Landes ift, ſeitdem es feine jetzigen
Beitandtheile erhalten bat, Immer fehr verichieven angegeben worden.
Dieſe Verſchiedenheit der Angaben findet darin ihre Erklärung,
daß vor Vollendung ver topographiichen Aufnahme des Landes
durch den Generalguartiermeifterftab, welche nun feit einigen Jahren
vollendet iſt und in ber trefflichen Charte vefjelben vorliegt, das
nöthige zuverläffige Material fehlte. Zwar gibt dieſe topographifche
Aufnahme nicht diefelbe Genauigkeit, als eine trigonometrifche, wie
fie das Kataſterbureau beforgt und wie. fie nach gänzlicher Vollen—
bung biefer gegeben fein wird, allein immerhin ift es mit Hülfe
biefes Materials‘ möglich gewefen, den Flächenraum des Landes fo
genau zu ermitteln, als es zu allgemeinen ftatiftiichen Zwecken nur
immerbin nöthig if. Hügel bat die NRefultate biefer Ermittelung
unter Benutzung ber bereits vollenveten Theile der Satafterver-
meffung im 1. Hefte der nom Darmſtädter Vereine für Erdkunde
herausgegebenen „Beiträge zur Landes, Volks⸗ und Staatsfunde
des Großherzogthums Heffen“ ınitgetheilt. Demnach beträgt ver
Gefammtflächenramm des Grofherzogthums 3,366837 Großh.
Heffifhe Morgen oder 152,86 geographifche Duabratmeilen. Hier-
von fommen auf die Provinz Starkenburg 54,93 [_] Meilen, auf
die Provinz Oberheffen 72,94 Meiten, auf die Provinz Rhein-
heilen 24, 9 [_] Meilen.
II. Aeußere Beichaffenheit der Oberfläche des Landes im
Allgemeinen.
Das Großherzogthum Heſſen hat in ſeinen drei Provinzen
eine große Mannichfaltigkeit der Terrainbildung; es hat Ebenen,
Hügelland und Gebirgsland.
Der weſtliche Theil ver Provinz Starkenbur vum
einen Theil der großen Rheinebene, welche ſich uühen Stywotr
34 Gefchichte des Landes.
durch folgende größere ftaatliche Einrichtungen und größere Unter:
nehmungen bezeichnet: Deffentlichfeit und Mündlichkeit mit Ge
ſchwornengericht in Straffachen find zur Geltung gefommen; bie
Berbältniffe der Stanpesherren und BPatrimonialgerichtsherren fint
näher vegulirt; im civilgerichtlichen Verfahren find Verbefjerungen
eingetreten; Geſetze und Verorbnungen ver verichiedenften Art,
welche des Landes Wohlfahrt befördern follen, wurben erlaffen;
die Aominiftrativbehörvden erhielten eine Organifation, wie fie bie
Erfahrung als die zweckmäßigſte bezeichnet hat; zur Errichtung
einer Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt wurde bie
Concejjion ertheilt; die Main-Wefer-Bahn wurde in ihrer ganzen
Länge eröffnet; der Bau der Heffifchen Ludwigsbahn wurde vom
Staat unterſtützt und biefe dem Verfehr übergeben; der Main-
Nedar-Bahnı geht eine Zelegraphenlinie zur Seite; eine Conceffion
zur Erbauung von Eijenbahnen von Alchaffenburg nach der Hef-
fiichen Ludwigsbahn, jowie von Mainz nach Bingen wurbe er
theilt; der Beitritt zum beutfch-öfterreichifchen Poftverein , ift erfolgt;
ber deutſche Zollverein wurde neu conjtruirt unter Zuziehung bes
Steuervereindg und unter Abſchluß eines Handelsvertrags mit
Defterreich. |
en
Alſo Hat fich im Laufe der Jahrhunderte das Territorinm
des Landes gebildet; aljo find die Bewohner dieſes Territoriums
zu einem zufammengehörenvden. Volke geworben; alfo hat fich ber
Großherzoglih Heffiihe Staat entwidelt. Land, Voll und Staat
näher kennen zu lernen, ift nun unfere Aufgabe.
Zweites Buch.
Das Sand,
— — —
.Lage, Beſtandtheile, Grenzen und Größe des Landes,
Das Großherzogthum Heffen, welches feiner geographiſchen
je nach zwifchen vem 25° 33° und dem 27° 20, öftlicher
ge und dem 49° 13° und dem 51° 20° nörblicher Breite
t, bejteht in feiner Hauptmaffe aus zwei Theilen, deren füb-
m bie nur durch den Rhein von einander gejchievenen Pro-
en Starfenburg und Rheinheſſen und veren mnörblichen bie
ding Oberheſſen bilden. Beide Haupttheile werben durch
nffurter und Kurheſſiſche Gebietstheile won einander gefchieven.
Die Grenzen des fühlichen Haupttheils oder der Provinzen
wfenburg und Rheinheſſen find: gegen N. vie Gebiete des
zogthums Naffau, der freien Stadt Frankfurt und bes Kurs
tenthbums Heflen; gegen D. Baiern und Baden; gegen S. Baben
gegen W. Aheinbaiern und Rheinprenfen. Die Grenzen des
lichen Haupttheils oder der Provinz Oberheſſen find: gegen N.
ußen und Kurheffen; gegen DO. Kurheſſen; gegen S. Kurbeffen
Sranffurt; gegen W. Heffen-Homburg, Naffau und Preußen.
: Provinz Oberheſſen Läuft nah N. bin in einen fchmalen
eifen aus, welcher das Hinterland genannt wird.
Außer diefen Haupttheilen gehören aber noch dazu 18 mehr
: minder fleinere vom Hauptgebiete und unter fh um >
nte Difteifte, welche in anderen benachbarten Nnvern vryn.
3*
40 Das Land.
Melibotus 2079. Seligenftabt 443.
Mörlenbah 663. Sensbadh (Höhe) 2224.
Morswald 2073. Spahbrüden 646.
Nedarfteinah 555. Spitaltheim 565.
Nenifenburg 500. j Sprendlingen 530.
Neunfirchener Höhe 2362. Gtarfenburg 1191.
Neuſtadt 590: Steinfopf 1618.
Nieverramitadt 694. Tannenberg 1365.
Oberramftatt 812. Trebur 372.
Dbergerfprenz 760. Treiſa (Höhe w.) 1127.
Dffenbah 404. Tromm 2216.
Otzberg 1477. Umftadt 647.
Plirfchberg b. Großbiberau 962. „ Ziegelmald 1027.
Pfungftant 410. Vielbrunn (Hainhaus) 1813.
Rehbach c. 1100. Wimpfen (blauer Thurm) 845.
Reichelsheim (Schloß) 1306. Waldbullau (Höhe bei) 2100.
Reinheim 645. Waldmichelbach 1441.
Rohrbach (Gerfprenz) c. 1800. Wallerftädten 340.
Rimbach 733. Würzberg (Höhe) 2189.
Roßberg (b. Zeilhard) 1206. Weiterftadt (bei) 418.
Schnellerts 1410. Zeller Kopf 1421.
Schwanheim 356. Zwingenberg (Bahnhof) 396.
Seidenbuch (Höhe |. w.) 2392.
(höchfter P. in St.)
2. In Oberheffen:
Allenrover Hof (Höhe) 1485. Beuern (Höhe) 1369.
Altenſtadt 506. Biedenkopf (Markt) 1129.
„ (Söhe) 826. " (Lahn) 1090.
Affenheim 580. Bilftein 2693.
„Midda) 407. - Bifchoffen (Höhe) 1452.
Arnshain (Höhe) 1496. Blofeld (Anhöhe) 926.
Battenberg 1522. Bobenhaufen 1535.
Bauernheim (Höhe) 688. Bottenhorn (Höhe w.) 1965.
Bergheim (Höhe) 1419. . (Höhe |. w.) 2326.
Berjtapt 570. Buchholz (b. Wallau) 2587.
Beuern 950. Büpesheim (Nidda) - 405.
Höhenangaben. 41
jen 543.
wosfelden (Höhe) 1078.
vorn 1880.
(Höhe f. 3.) 2010.
ch (Markt) 809.
(Bahnhof) 806.
(Schränzer) 1200.
nenhof 846.
eld 1783.
be 1190.
hofen (bei) 1028.
heim 508.
erg (Hinterland) 2016.
aufen (Hinterl.) 1044.
ınshain (Höhe) 2389.
dorf (Höhe) 990.
1536.
(Homberg) 2432.
3haufen (Höhe) 972.
ach 1263.
Iden 2149.
icker Höhe 2590.
nteiche 2808.
erg (Burghof) 642.
(Eifenb. St.) 587.
asdorf 1108.
Görzberg (Hinterl.) 2296.
Großfarben (Station) 452.
Groffelda c. 1300.
Großlumda (Noll) 1509.
Grünberg (Markt) 1097.
Grüningen (Höhe) 1164.
Günterod (Höhe) 1919.
Haidekopf 2745.
Haindhen (Höhe) 900.
Hangenftein 1250.
1" (höchfter Punkt) 1276.
Hafferod (Hinterl.) 2501.
Hausberg 1963.
Hatzfeld 1410.
Helvenbergen 503.
Hemmen (Fulda) 932.
Herchenhain 2641.
’ (Höhe) 2963.
Herzhaufen 1242.
Himberg 1349.
Höchft (Nidda) 427.
Hohe Warte (Hinterl.) 2493.
Hohenfolms 1834.
Hoherodskopf 3070.
Holferwarte 1212.
Holzheim (Höhe) 1179.
her Wald (höchſter Bahn-Hungen 563.
tt) 936.
ı (Höhe) 1932.
dda (Nidda) 465.
tein 2795.
ı (Marft) 640.
(Bahnhof) 656.
wa 1138.
itte 1093.
ibach 1052.
(Kirchberg) 1197.
vg 1372.
Hutzdorf 872.
Ilbenſtadt 476.
Sohannisberg 1096.
Kaichen (Höhe) 826.
Kalbach (Höhe) 915.
Kammſcheid 2056.
Kaulſtoß 1770 (Altenberg) 2326.
Kiliansherberge 1572.
Kinzenbach (Höhe) 940.
Kleinfarben (Nidda) 394.
Kleinlinden (Anyohe) e. TOD.
58 Das Land.
wald und Odenwald einerfeits und Vogefen und Harbgebirg ander-
feit8 wohl 40 Meilen weit von Süden nach Norben erftredt, mit
Städten und Dörfern überbedt und in ihren meiften heilen
einen ber fruchtbarften Landſtriche Deutſchlands bildend. An fie
ſchließt fich im nördlichen Theile der Provinz die Mainebene an.
Bon beiden werben wir noch Näheres hören. Oeſtlich der Rhein⸗
ebene lagert das Gebirge des Odenwalds, das aus ihr Im fchnellen
und fteilen Höhen emporfteigt und dann etwa in einer größten
Breite von 10 und einer Länge von 14 Stunden fich fortfekt,
auf feinen vorveren Höhen ven weiten Weberblid über die unge
heuere Rheinebene bis gegen Straßburg aufwärts und bis Bingen
abwärts gewähren.
Rheinheſſen ift im Ganzen ein Hügelland, aber dennoch
in feiner Oberfläche wechſelnd; Thäler, mehr ober weniger er-
habene Ebenen, fanft anfchwellende Höhen und Hüggl wechfeln mit
einander ab; wagerecht ift der Boden nur felten und Berge von
Bedeutung finden fich feine vor. Am meiften erhebt fich ber
Boden im fünmeftlichiten Theil, da wo das Harbgebirge fich in
feinen nördlichften Auslaufern ins Land hinein ziebt, fo daß er
bei Fürfeld bis zu einer Höhe von 1280 Fuß emporfteigt. Das
ebene Land zwiſchen Worms und Guntersblum fo wie zwiſchen
Mainz und Bingen gehört zur Aheinebene.
Die Provinz Oberheſſen ift im Ganzen genommen um
eben, zum Theil wirklich gebirgig und ihre Gebirge find meiſt
höher und rauber als der Odenwald. Im Often der Provim
lagert der Vogelsberg in einer Länge von 16 — 20 und eine
Breite von 10 — 12 Stunden; von ©. W. her fenbe
ver Taunus feine PVerzweigungen bis Frienberg und Butzhbach.
Zwiſchen Vogeleberg und Taunus behnt fich Die geſegnete Wetteran,
ber höchſte Theil des ehemaligen Aheinjeebedens, in einer Länge
von 11 Stunden und einer größten Breite von 6 Stunven bie
zum Main bin als hügelige, wellenförmige Landſchaft hinab, be
wäffert von mancherlei Flüßchen und Bächen, welche ihr ver
Vogelsberg zuſendet. Im N. und N. W. ranfen Zweige ber
rheinifch - weftphälifchen Gebirge in die Provinz uud machen ihren
nörblichiten Theil, das ſ. g. Hinterland, der in einem langen
ſchmalen Streifen in fremdes Gebiet hineinragt und in ber tfolirt
Höhenangaben. 89
liegenden Herrichaft Stter ihr nördlichſtes Ende bildet, zu einem
rauhen Gebirgsland.
IH. Höhenangaben.
Die hinter den Namen ber Lofalitäten ftehenden Zahlen bebeuten
Großb. Heſſiſche Fuße.
1. In der Provinz Starfenburg:
Asbach, Schlofthurm 1096. Griesheim 371.
Arheilgen 510. Gronau (bei) c. 800.
Auerbach, Schloß 1474. . Großbiberau 651.
Babenhaufen (bei) 686. y (ſ. a. Pfirſchberg.)
Beerfelden( Mumlingquelle) 1594. Großgerau 358.
Bensheim, Markt 416. Großzimmern (bei) 783.
Bickenbach 430. Güttersbach (Höhe |. 8.) 1613.
Bieber 520. - Harbtberg bei Sievelsbrunn 2375.
BDieberer Berg 622. Hahn 357.
Birlenau 587. Heppenheim 420.
Bölffteiner Höhe 1620. Hering 1274.
Brensbah 696. Höchſt 621.
Breuberg 1201. Hirſchhorn 786. (Nedar unterhalb
Bürftadt 360. 504.)
Büttelborn 350. Hofheim 360.
Darmftadt (Pflafter a. d. Stadt⸗ Hundertmorgen (bei den) 950.
firche) 585. Kalkofen bei Meſſel 685.
Dieburg 582. Knoden (Höhe) 2037.
Dornheim 366. ° König (Mümling) 618.
Eberſtadt 460. Krähberg 2182.
Erbach 849. Lampertheim (Thurmfpige) 513.
Eihollbrüden 420. Langen 530.
Eulbah 2075. Lengfeld (Fuß der Kirche) 815.
Felsberg 2063. Lichtenberg (Bollwerf) 1137.
Finkenbach (Höhe |. w.) 1900. Linvenfels (Schloß) 1616.
Sranfenftein 1676. Lorſch (Rathhaus am Boden) 394.
Fürth (a. d. Kirche) 773. Ludwigseiche b.Oberramftabt 1163.
Fürftenau 780. Ludwigshöhe bei Darmitabt 973.
Geinsheim 340. Lörzenbach 420.
Gernsheim (Kirchenboven) 360. Maulbeerraue 400.
44 Das Land,
Oppenheim (Höhe) 836. Volxheim 520.
Dfthofen (Bach) 362. Wadernheim (Höhe n. w.) 806.
Petersberg bei Obernheim 987. Wallertheim (Höhen. w.) 1079.
Pfaffenfchwabenheim 377. Warteberg bet Alzey 1140.
Pfeddersheim 431. Weifenau (f. davon) 739.
Planig 344. Welgeshein 368.
Pleitersheim 466. Weithofen (Ba) 560.
Sauerſchwabenheim (Höhe w.) 978. Winphänfer Hof (bei dem) 912.
Schornsheim (Höhe n. w.) 1014. Wöllſtein 488.
Siefersheim 554. Wörrſtadt 853.
Sprenplingen 384. Wolfsheim (Höhe) c. 1050.
St. Johann (Wesberg) 1045. Wonsheim 553.
Steinbodenheim 580. Worms (Markt) 390.
, Göhe ſ.) 1032. „ (Pegel) 344.
„JGrubenhaus im Ge⸗ Zahlbach (bei) 506.
meindewald) 1249. Zotenheim 382.
IV. Gebirge, Höhen und Thäler,
Bon den Gebirgen, welche das Großherzogthum burchziehen,
gehören zwei: der Odenwald in der Provinz Starkenburg und
ver Vogelsberg in Oberheffen ihm faft ausfchlieflich an, während
brei andere: das Hardgebirge in Aheinheffen, ver Taunus
und bie weftphälifchen Gebirge in Oberheffen, das Land nur
mehr oder weniger berühren. Wir müſſen fie nach ihrer äußeren
Erſcheinung, nach ihrer Ausdehnung, ihren Bergformen und ihren:
Thälern näher betrachten.
1. Der Odenwald. Sein Name wird bald von dem heib-
nifchen Gotte Odin, bald von Kaiſer Otto dem Großen und ben.
Ditonen überhaupt, bald von einer Prinzeffin Oda abgeleitet,
welche nach der Sage mit ihrem Geliebten dem ftrengen Vater
entfloben in biefem Wald eine Zuflucht fand, und ihm ben Na⸗
men gab. Anvere leiten ven Namen ab von oede, wieber andere
leiden od von Oſt ab als im Gegenfag zum Weſterwald. Kaiſer
Ludwig nennt ihn in der Urkunde, morin er Eginhard befchenft,
Odonawald. Später kommt er als Odonwäid vor. Er macht
faft die Hälfte der Provinz Starfenburg aus, deren einziges Ge-
birg er if. Er liegt im füplichen und öftlichen Theile biefer
Gebirge, Höhen und Thäler. 51
Bafaltmafjen der Erbe, fie nimmt einen Flächenraum von beinahe
40 [ IM. em. Die ganze Bafaltmaffe tft wohl nur fehr all-
mählig und in fehr Iangfamer Aufeinanderfolge ver einzelnen Aus-
brüche bervorgequollen und abgefloffen, denn man beobachtet häufig
Durchbrechungen älterer Bafalte durch jüngere und ebenfo kennt
man Bafaltftröme, welche über andere fchon früher vorhandene
Baſaltmaſſen weggefloffen find. Die feſte Befchaffenheit aber des
Bafalts geftattet weder die Bildung von tiefen Cinfchnitten durch
allmählige Spilung des Waffers, noch überhaupt das Hervor⸗
fprubeln bedeutender Duellen, und bazu fommt noch, daß bie
fpätere ver Tertiärzeit angehörende Emporfteigung dieſes Gebirge
die Einwirkung der auflöfenden und abfpülenven Kräfte der Luft
und des Wafjers auf vie jüngfte, vergleichsweiſe alfo kurze, Periode
unferer Erdbildung beſchränkt. — Die Spike dieſes großen Ba-
ſaltkegels, als welcher ver Vogelsberg im Ganzen erfcheint, bilvet
das flache Plateau des Oberwaldes und feinen höchſter Punkt ver
Zaufftein (3131), ver als ein unbebeutender Hügel über bie
Umgebung hervorragt. An dem Rande viefes Plateaus, welches
größtentheilg mit Wald bedeckt ift, fällt pas Gebirg anfangs fteiler,
weiterhin aber in fehr geringer Böfchung ab. — Die von ber
Hauptgruppe auslaufenden Gebirgszüge find anfangs fehmal,
nehmen aber, je mehr fie fich von jener entfernen, an Breite
zu, während fie an Höhe abnehmen. — Die Thäler des Vo—
gelsbergs haben bei feiner eigenthümlichen Geftaltung nicht wie
bie des Odenwalds eine Hauptrichtung, ſondern ziehen wie feine
Höhenzüge rabienartig vom Hauptfegel auseinander. Sie nehmen
an Zahl zu, je mehr man fi vom Gentralpunft entfernt, fo
daß die Ianggeftredten Rücken zwiſchen venfelben gewöhnlich nur
einige hundert Schritte bis zu einer Viertelftunde, von Thalſohle
zu Thalſohle gerechnet, breit find. Die Thäler erfcheinen wie
nah allen Richtungen aus dem Hauptkegel ergofjene Lavaftröme,
faft alle beginnen zunächit der höchſten Maffe und umgeben bie-
jelbe radienförmig. Alle Thäler find Längethäler, wenn man fie
in ihrer nicht parallelen vadienartigen Erftredung fo nennen barf.
Man findet kaum ein Beifpiel, daß die Hunderte der fehmalen
Rüden, welche fie trennen, ein Duerthälchen zeigen. Wenn bie
Thäler, je mehr fie fih vom Centralpunkt entfernen, weeier
‚werben, tritt gewöhnlich ein jenem untergeorpneter Boat 8
A*
46 Das Land.
N. alſo nach der Mainebene hin verflacht fih das Gebirg, fe
daß das am mörblichen Ende gelegene Darmſtadt nur noch eine
Dieereshöhe von 585° hat. —
Zwifchen dem dftlihen und weftlihben Odenwald
macht man in geognoftifcher Beziehung einen Unterfchied; der weit:
liche ift Urgebirg und nur ifolirt treten in feinem Gebiete jünger
plutonifche Gebilde auf, ver öftliche ift Sanpfteingebirg. Die
Ausdehnung des Urgebirgstheil® in die Breite ift übrigens ziem
ch gering; eine von Heidelberg nach Aſchaffenburg gezogene
Linie dürfte nicht von ihr überfchritten werben. Diefe geognoftifce
Verfchievenheit ift die Urfache auch fonftiger Verſchiedenheiten in
der äußeren Erſcheinung. Die Bergformen des tveftlichen
Odenwalds, ber alfo in feiner Hauptmaſſe Urgebirg ift, exfcheinen
vielgeftaltig, kleinlich, beftändig wechſelnd, während - der öſtliche
Odenwald, das Sanpfteingebirg, gerade breite ebene Rücken, gerabe
gleich breite Thäler zeigt. Diefe Verfchiebenheit liegt, wie ange
deutet in ber Bejchaffenheit des Gefteins, aus denen die zwei
Theile beftehen. Die gewöhnliche Anficht von der Unverwäftlid«
feit der Granite und verwandten Gefteine, welche zum Wrgebirg
gerechnet werben, bat die Wifjenfchaft längſt als unrichtig ver
worfen. Die verfchievenen Beftanptheile dieſer Gefteine, —
barunter namentlich ver leicht auflösliche Feldſpath, ihre wech
jelnde, theil® fein- theils groblörnige Mengung, vorzüglich aber
bie zahllofen feinen, dem Auge gewöhnlich nicht einmal fichtbaren
Klüfte, welche das Geftein in allen Nichtungen vurchziehen und
das Eindringen des Waſſers gejtatten, find bie wichtigften Ur
ſachen, daß im weltlichen Odenwald bie auflöfenden und abſpülen⸗
ben. Kräfte der Äußeren Atmoſphäre und des Waſſers einen
jo großen Einfluß geäußert haben. Bald hat fich aus ber völligen
Auflöfung der Beſtandtheile des Urgebirgs ein fruchtbarer Boden
gebildet, bald find, wo die Zerjtörung noch nicht fo vorgefchritten
ift, Kies oder Gruslagen zwifchen dem Humus und dem feſten
Geftein vorhanden. Einzelne nach Structur und Zuſammenſetzung
ver Beſtandtheile ver Zerftörung mehr wiberjtehende Felfen liegen
von den bereit8 mehr oder weniger aufgelöften weicheren Maſſen
entblößt auf ober nahe, bei der Oberfläche. Am großartigften er-
fcheinen folche bloßliegende feſte Blöde am füblichen Abhang be#
Felsbergs in dem Felſenmeer. Hiernach -finden fich in dieſem
Gebirge, Höhen und Thäler. 53
den Rhein bin und nimmt den großen Raum zwifchen ber nord»
beutfchen Ebene, dem Taunus und dem Wogelsberge ein. ‘Der
Theil, welcher dem Großherzogthum angehört, hat eine Länge von
etwa 14 und eine durchichnittliche Breite von 3 Stunven. Die
Berge des Hinterlandes find meift ifolirt und Tegelförmig, und
auch dann wenn fie zufammenhängen, tief eingefattelt. Nnr in
ber Richtung von SW. nah NO. ziehen längere Rüden, deren
zum Theil firftenartige Form in ven fteil aufgerichteten Schiefer-
Schichten ihren Grund hat. . Die einzelnen Berge haben weit
einen fehr bebeutenden Abfall; die Mbhänge der Berge haben einen
ganz dünnen fteinigen Boden und belohnen ven Fleiß des Feld—
baus nicht; ohne häufigen Regen bleiben die Saaten entweder
aus ober verfümmern. Zum Glüd fehlt e8 nicht an Nebeln und
Thaufällen, wodurch die Vegetation in trockneren Jahren einiger-
maßen erhalten wird. Die Lahn pflegt im Sommer fajt gänzlich
einzugehen und nur mit Mühe können Hütten und Mühlen im
Gange erhalten werden. Auf den Bergen ift die Buche das
berrfchende Forftholz; darunter macht die Eiche einen wejentlichen
Beitand. Auf weite Streden hin fieht man faſt fein Nabelholz
und erft in neueren Zeiten erben bie abgetriebenen Waldhöhen
damit bepflanzt. Die Thäler find gewöhnlich von fteilen Berg-
wänden eingefchloffen und reich an grotesfen Telspartien. Es find
befonders zwei Thäler, welche hervorgehoben werden müſſen, das
Everthal und das Lahnthal, beide nur zum Theil dem Groß-
herzugthum angehörig. Das Thal der Lahn breitet ſich eine
Stunde abwärts Bievenfopf bis auf '), Stunde aus, ift aber
größtentheild nur 1000—2000 Schritte weit. In diefen Streden
liegt fruchtbares Aderland; in den übrigen fchmalen Thälern find
zum Theil Wiefen, zum Theik Aecker angelegt. Zwiſchen beiden
Thälern liegen die beveutenpften Höhen des Hinterlands, wie
bie Sadpfeife bei Hatzfeld 2680‘, Hafferod bei Biedenkopf 2501'.
Andere bebeutende Höhen der Hinterländer Gebirge find die Hohe
Warte 2493°, Görzberg 2296“, Reichensberg 2170,‘ Dünsberg
2016’ u. a.m —
4. Das Hardgebirg , welches fi) von den Dogefen aus
in nördlicher Richtung parallel mit dem Rhein durch die bayerifche
Rheinpfalz zieht, gehört nur in feinen nörvlichften Ausläufern Rovo
hefien an. Es zeigt fich, während e8 in ver Kueupiaiy. it in
54 Das Land.
großartigen Formen fich erhebt, bier nur meift als niebriges Hügel:
land aus dem nur einzelne Berge, bald domförmig wie 3. 2.
ber Wiesberg bei Gaubödelheim, oder kegelförmig wie der Eichel
berg bei Fürfeld, hervorragen. Die beträchtlichften Höhen ver
rheinheffiichen Ausläufer des Hardgebirgs find der Eichelberg in
einer Höhe von 1280’, dann der Warteberg bei Alzei mit
1140‘ Unter ven Thälern ift das Längethal der Selz zu er⸗
wähnen, welches dom Donnersberg aus von Süden nach Norben
binzieht. Andere Thäler find die des Apfelbachs und bes Wiek
bachs.
5. Der Tannus gehört nur auf einer kleinen Strecke und
zwar mit feinem nördlichſten und ſchmälſten Ende dem Großher⸗
zogthum an. Der Taunus führte durch das ganze Mittelalter und bis zur
neueren Zeit Teinen andern Namen als ben ber Höhe. Erft m
ber Mitte etwa des vorigen Jahrhunderts, als man anfing, ven
römifchen Ueberreften dieſer Gegend mehr Aufmerffamkeit zu
ſchenken, bat man biefen Namen, ber übrigens in der Volksſprache
noch fortlebt, in der gelehrten Welt verlaffen, und mit dem auf
dem keltiſchen Dun latinifirten Tannus vertaufcht.
Die Form feiner Berge ift vorwaltend die flacher gebehnter
Kegel, welche bisweilen fich auf ven Gipfeln zu ziemlich breiten
Hochebenen verflachen. Kin eigener und gemeinfamer Rücken bei
Gebirge beiteht nicht, indem alle Kuppen durch Kleine hochliegende
nicht ſehr tief eingejeßte Thäler getrennt find. Die beiden das
Gebirg bildenden Felsarten find: thonige Schiefer und Quarzge⸗
jteine. Sie unterfcheiden fih im Allgemeinen beftimmt in ben
Bergformen. Sehr deutlich wird dieß durch den Anblid des Höhen-
zugs ſchon von Frankfurt und dem Mainthale aus; die Berge
(infs von der breitheiligen Hauptgruppe, in denen bie herrſchende
Felsart thonige Schiefer find, haben eine fteilere mehr regelmäßige
fegelige Form, während die rechts, deren Hauptmaſſe Quarzge⸗
ftein bildet, Ianggezogene flache Rüden find. Seine höchften Punkte
find der große Feldberg (3519 Heff. Fuß hoch), ver Heine Feld⸗
berg und ber Altkönig (Altking).
V. Ebenen,
Dem Großherzogthum Heffen gehören nur zwei Ebenen an,
ber nörblichite Theil der großen Rheinebene, welche von Süpen
Ebenen. 55
nach. Norden hin wohl. 40 Meilen weit zwiſchen Schwarzwald
und Odenwald einerjeits und Vogeſen und Harbgebirg andererfeits
ſich erftredtt, und ein: Theil ver Mainebene, welche fich jener
an beren nörblichitem Ende anſchließt.
Die. Rheinebene bilvete bis zum Anfang der jeßigen Erb»
periode einen großen Binnenfee, deſſen Arme tief landeinwärts
durch. die ganze Wetterau, ven höchſten Theil des ehemaligen See-
bedfens, über Hanau bis Gelnhaufen, weit hinauf ins Mainthal
und. rheinaufwürts bis Bafel fich erftredte. Der Sce verlief und
die Ebene geftaltete fich erft, als vie Gewäljer bei Bingen ven Durch-
bruch erzwungen hatten. Betrachten wir biefe Rheinebene etwas
näher in ihren einzelnen heilen, fo finden wir zunächit das Rhein⸗
bett im weiteren Sinne d. b. das Bett des Rheins einfchlieglich
feiner tiefliegenben wiejen- und ſumpfreichen Angrenzungen, welche
fängere ober kürzere Zeit hindurch von dem früher burch feine
Dämme befchränften Strome überfluthet worden find. Es erſtreckt
fih von Lampertheim und Worms gegen Nadenheim und Xrebur
in einer Breite von einer Meile etwa in graber Linie, den Strom
mit feinen nun durch Dämme wohl verwahrten Ufern in großen
Bogen in fih aufnehmend. Parallel mit diefem Rheinbett zieht
öftlich davon bald etwa 3 Stunden weit, bald nur 2 Stunden,
bald wie bei Goddelau und Hofheim nur 4, Stunde entfernt, das
ſ. g. alte Nedarbett bin, von dem auch weiter unten beim Nedar
bie Rebe fein wird. Es zieht in einer Breite von etwa 1), Meile
von ber Landesgrenze bei Heppenheim bis Zwingenberg parallel
mit dem Gebirge Hin, fest ich dann in grader Linie nach Grof-
gerau und Trebur fort und zeichnet ſich durch naſſe Wiefen und
jumpfiges bei naſſer Witterung leicht überſchwemmtes Land aus.
Es iſt vielfach auf beffere Ausbeutung der Naturfchäte dieſes alten
Nedarbetts Hingewiefen worden, in welchen man u. a. Tauſende
von riefigen Baumſtämmen begraben glaubt, welche die Hochwaifer
ter beiden neben einander fließenven Waffer dem Boden entriffen
und dahin geführt haben Könnten, und die nun Halb verfteinert
oder gefhwärzt oder tur Einwirkung unterirdiſcher Säuren, Oele
u. a. Subſtanzen oder durch Erdbrände vielfach umgeftaltet in ber
Tiefe lügen. Ein einziger Eichenftanm, ven man 1811, 4 St.
von Neuwied im Bette des Wiedbachs entdeckte, bat Material zu
allen den fchönen Möbeln in naturſchwarzem Hole gehen, Wr
56 Das Land.
jet auf der Burg Stoßenfels fich befinden. Der Lanbitrih
zwifchen Rhein und altem Neckar iſt in feinem ſuüdlichen
Theil ſandig und mit Nadelholz bedeckt (Virnheimer Haide ıc.)
weiterhin mit Laubholz (Lorfcher, Fägersburger, Gernsheimer Wal),
und dann von Griesheim bis Trebur ſchweres fruchtbares Ader-
Kind zeigend, welches vorzugsmweife das Ried genannt wird. E
liegt, wenn auch nur um wenige Fuß, höher als fetne nieberen
Begrenzungen. Der übrige Theil der Ebene vehnt fich öſtlich
vom alten Nedar bis zum weftlichen Gebirgszug des Obenmalbs
aus. Beiderſeits der Chauffee von Darmftart bis Zwingenberg
kommt Sandhügelland, was aber eben feiner geringen Erhöhung wegen
noch zur Ebene gerechnet werben fan. Die aus dem Odenwald
fommenben größeren Büche, welche die Ebene durchſchneiden, Haben
zum Theil künſtliche Abflüffe in ven Rhein erhalten. Bei nati
lichen Laufe würden vie Fluthwaſſer dieſer Bäche der Niederung
des alten Necarbetts folgen, in welchen durch ven Landgraben für
möglichften Abflug des Waffers ver Heineren aus dem Obentwal
kommenden Bäche nach Trebur Sorge getragen: ift.
Die Mainchene ift eigentlich nur ein Theil der Rhein⸗
ebene, die fih an ver Nortgrenze bes Odenwalds fortjegt und
nad) der Gerfprenzgegend über Dieburg hinaus eingreift. Norte
öſtlich iſt ſie ähnlich wie im Nheinthal die won Wieſen durch⸗
zogene naffe Niederung des Fluffes von Zellhauſen bis Steinheim,
von ber Nieterung des Rodaubachs durch einen wiesfreien trocknen
Lanpftrich getrennt, welcher zum großen Theil mit Wald bebedt
ift und ſüdlich Durch Die nur wenige hundert Schritte. breite Nie-
derung der Serfprenz begrenzt wird. Der übrige Theil der Ebene
wechfelt, aber weniger vegelmäßig, zwifchen Sand-Lehm⸗- und Marſchland.
In Folge der ganzen Befchaffenheit ver Rheinebene finven
wir in derſelben große Gemarkungen, und in teren Mitte wohl
gebaute geſchloſſene Dörfer mit meift über 1000 Seelen bis zu
4000 Seelen, und durch ihre Gräfe und Bauart das Anfehen
von Flecken und vandſtädtchen gewinnend. Jedoch findet man
and namentlich im Ried viele große einzelne Gehöfte, in ber
Mitte großker geſchloſſener Feldgüter liegend.
Gewäffer. . 57
VI. &ewäfler.
Die ſämmtlichen Quellen, Bäche und Flüffe, deren Waffer
einem Strom fich vereinigt, : von deſſen Urfprung bis zu
em Ausfluffe ins Meer, und ver Landbezirk, aus welchem biefe
Hifferung nach dem nämlichen Strome ftatt findet, bilden das
omgebiet. In biefem Sinne gehört das Großberzogthum Heffen
2 Stromgebieten, zu dem Stromgebiet des Rheins und
Stromgebiet der Wefer, weil: fih alle feine Waffer
8 unmittelbar theils mittelbar in einen diefer Ströme ergießen.
ben Rhein ergießt ſich bei weitem ver größere Theil. Nur
Öftliche Theil des Vogelsbergs, ein Theil des Hinterlands und
Herrfchaft Itter ſchicken vie ihrigen in die Wefer, aber nicht
ittelbar in dieſe, fondern erſt mittelbar durch 2 ihrer Neben-
e: vie Fulda und vie Diemel.
Eine Ueberficht der Gemwäfler des Landes in der Reihen
e, wie fie flußabwärts in einen dieſer beiden Hauptftröme ein-
ben, möge eimer näheren Betrachtung ber wichtigeren unter
elben vorangehen. Die mit A. B. u. f. w. bezeichneten er-
m fich direct in den Hauptitrom; bie darnach folgenden ohne Be:
nung ergießen fich durch dieſe Nebenflüffe in venjelben, während
mit 1. 2. ꝛc. und weiter mit a. b. 2c. erft burch dieſe Ne⸗
(üffe ver Nebenflüffe ihr Waſſer dem Hauptftrome zuſenden.
Stromgebiet des Rheins.
In den Rhein exgießen fih am rechten Ufer einftrömenp:
Redar (inStar- BWefhnig(inSt) C. Winkelbach
fenburg.) Kamsbach . (in &t.)
Alſenz Thalbach D. Modaubach
1. Rodenbach Linnenbach (in St.)
Itterbach Lürzenbach Olenbach
Gammelsbach Mörlenbach Beerbach
Ulvenbach Brumbach E.Sandbach (i. St.)
tina Gundelbach F. Schwarzbach
1. Euterbad Laudenbach (in St.)
Meerbah Sich
58
Heegbach
1. Apfelba
2. Geraite ach
a. Gundbach
Landbach
1. Darm
a. Ziegelbach
6. Main
a. Starkenb. zufließend:
Miümling
1. Erbach
2. Einzig
3. Breitenbach
4. ka
5. Amorba
Welzbach
Gerfpreng
1. Eberbach
2. Schleiersbach
a. Grundbach
b, Erlauerba
aa. Gltteröba
X Am un ac
a)
m,
o*
2
x
n. Erbishad
Das Land.
9:. Semb ba b. Seemenbach
10. —— 5 Erenbaq
11. Langſtädterbach 6. Dornbach
12. Lache 7. Urſelbach
Rodaubach H. Lahn (in Oberh.)
Bieberbach Pferf
Erlenbach 1. Hörle
Goldbach ee -
Hengftbach Dautphe
aus Oberheſſen zu- eauterbadk: -
fließend: Ohm
(Kinzig) 5. Seba
1. Steinbad 8. Kleinbach
2. Salzbach Alnau
3. Bracht
4. Grüudaubach Salzböthe
Rodau Lumda
Krebsbach Wieſeck
Nidda Bieberbach
1. Serofl 1. Könsbadh
2 T u Kleebach
Re auer 1. Gunsbach
4 ke” Dille
a. Bleiche 1.
In den Rhein ergießen fich von ver Linfen Seite her ein
jtrömend vie Rheinheſſiſchen Gewäſſer:
A. Carlsbach Sulzbach Engbach
B. Eisbach H. Zeybach Goldbach
C. Pfrimm J. Sandbach M: Nahe
D. Flutgraben K. Gonſenbach Appelbach
E. Seebach L. Selze 1. Dunzenbach
F. Wedelgraben Steinbach De
6. Flageldach Auffpeingerbach KLriegsbach
Wir müſſen nun einige der Flüſſe und Flüßchen, welche
der Rhein aufnimmt, etwas näher betrachten.
Der Rhein ſelbſt hat ſeine Quellen in der Schweiz am
St. Gotthard. Nachdem er 2.Tagereifen unterhalb feiner Quellen
fih in Das große Becken des Bodenſees ergofien, verläßt er da%
jelbe in. wejtlicher Richtung und: fließt: in mannichfachen Krümmungen
Gewäſſer. 59
bis nach Baſel. Hier wendet er ſich auf einmal gegen Norden
und durchſchneidet das weite Thal zwifchen dem Schwarzwald un
Odenwald, ven Vogeſen und der Hard. Bei Worms tritt
er in das Großberzogthum ein und fließt dann bis Mainz in
feiner früheren nörblichen Sauptrichtung weiter, veriivert fie aber
hier und wendet ſich, nun Mittelrhein genannt, faft in einem
w vechten Winkel gegen Weiten. Bei Bingen verläßt er das Groß
herzogthum wieder und fließt in einem fchmäleren Bette zwifchen
° nahe herantretenden Bergen, der Zaunns rechts, der Hundsrück
links bis Coblenz, dann der Weſterwald und das Siebengebirg auf
ver rechten unb die Eifel bis Bonn auf ver linfen Seite. In
j feinem weiteren Laufe, (von jest an heißt er Unter- ober Nieder⸗
rhein), erlebt er in ben Niederlanden vielfache Theilung bis er
durch eime felt 1807 gegebene Mündung als unbedeutendes Waſſer
unterhalb Leyden die Norpfee erreicht. — Erſt unterhalb feines Falls
bei Schaffhaufen Tann ver Rhein mit Bequemlichkeit befahren
werben unb zwar von da an fehon mit Kähnen von 500—600
Centner Laften. Die größere Rheinſchifffahrt mit fchwerbelafteten
Fahrzeugen beginnt erft bei Speir. — Die Gefammt-Stromlänge
bes Rheins von feiner Duelle bis zur See beträgt 3081), Stun⸗
den; von biefen kommen etwa 24 Stunden auf das Gebiet unfe-
re8 Landes. — Die vielen Krümmungen, welche ber Oberrhein
in feinem Laufe macht, find für bie Schifffahrt ſehr erſchwerend.
Dean: Hat deßhalb jeit 1817 mehrere Durchftiche gemacht, welche
bie Waſſerſtraße verfürzen, befonders zu Snielingen und zwiſchen
Oppenheim und Worms (am eher), woburch Segelichiffe zu Berg
nahe an 6 Stunden und zu Thal nahe an: 3 Stunden Zeit
geivinnen. Auch am franzöfifchen Oberrhein waren noch Ende 1851
zwei Aheindurchftihe im Bau. Jene Krümmung in unſerem Lande
am Geyer war fo bebeutend, daß, abgefehen von fonftigen. Nach
theilen für bie anliegenden Diftrifte des Landes, Schiffer,. welche
ftromaufwärts fuhren, zweimal in vemfelben Wirthshaufe übernachten
mußten, einmal: beim Cinfahren in vie Krümme und dann beim
Ausfahren aus berjelben. Schon im Jahr 1794 machte der bar
malige Major v. Oben dem Lanpgrafen Ludewig X. einen Vor⸗
ihlag zu einem Durdftih an dieſer Stelle und ver Landgraf:
beging mit Oyen das Terrain. Die Kriegsjahre inneiien va er,
Umftand, daß das jenfeitige Ufer nicht Hei wor, Virkaııh
ii BED
60 Das Land.
Ausführung nicht zu Stande kommen. Diefelben Hinverniffe wal⸗
teten ob, als im Anfang des Yahrs 1796 der Stenerratb Wiche
fing das Projeft des Rheindurchſtichs vorlegtee Was der Landgraf
nicht vermochte, führte her Großherzog aus. Im Jahr 1828/29
wurde mit Eilbiliigung ver Stände ber Durchſtich vollzogen, und
wenn auch verfchievene Meinungen über feinen nüßlichen ober
ſchädlichen Einfluß auf bie anliegenden Lanbestheile auftaucher
fonnten, fo ift jedenfalls fein außerorbentlicher Nuten für vie
Schifffahrt allgemein erkannt und anerkannt. — Man rechnet ven
Tall des Rheins im Ganzen zu 10° auf die deutfche Meile mb
bie Schnelligkeit des Waffers auf etwa 46 Klafter in der Minute.
Seine Quellen liegen in einer Höhe von c. 7000° über vem
Spitgel der Nordſee. Bei Baſel beträgt feine mittlere Höhe
c. 1000°, bei Mannheim c. 400°, bei Mainz 'c. 320° x.
Seine Tiefe beträgt zwifthen Kehl und Mainz 7 —30; fein
größte Ziefe (bei Düffelvorf) beträgt 70°. Seine Breite beträgt
beit Bafel c. 1000, bei Mannheim 1600’, bei Mainz 2200,
unterhalb Mainz 2200—2600°, zwifchen Geifenheim und Kemp⸗
ten (Bingen) 2600°, bei Schenkenſchanz 3000..
In den Rhein ergießen fih u. a.:
1. Der Nedar. Er berührt zwar nur die Grenzen des Groß
herzogthums, allein er nimmt mehrere kleinere Flüßchen aus dem
Großherzogtfum auf uud wir müffen darum feiner mit einigen
Worten befonders gevenfen. Er entfpringt auf einer am Fuß
einer Anhöhe Tiegenden Heinen Ebene oberhalb des Dorfes Schwer
ningen im Württembergijchen in einer Höhe von 2800° durch⸗
fließt mit vielen Krümmungen in der Richtung von ©. nah ©.
das Königreich Württemberg, dann in weftlicher Baben bis er fid
bei Mannheim in den Rhein ergießt. Er bildet, fo weit er
unfer Land angeht, erſt vie öſtliche Grenze bes abgelegenen Be
zirks Wimpfen, und begrenzt dann bie Provinz Starfenburg gegen
Baden von Eberbady bis Nedargemünd. Sein Lauf ift ſehr raſch;
er fällt auf die Meile c. 44. — Man nimmt an, baß: bet
Nedar in alten Zeiten nicht bei Mannheim in ven Rhein gemün-
bet, ſondern erſt durch die Römer von Ladenburg aus be
bin geleitet worben ſei. Das römische Neckarbett wirb weiter
ſüdlich in dem alten Flußbett vor Nedarau geſucht. Die jetige
Ausmändung bei Mannheim wird fpäteren Zeiten und namentlich
Gewäfler. 61
dem Pfalzgrafen und König Rupert zugefchrieben. Che ihm
diefe Fünftlichen Bette gegraben waren, wendete er fich unterhalb
Ladenburg und bei dem Dorfe Feudenheim in 2- Armen gegen
Nord und Norboft. Beide Arme vereinigten ſich wieder unterhalb
Heddesheim und floffen von da in nörblicher Nichtung, bei Grof-
fachfen abermals in zwei Urmen gefchieven, beim Fallthorhaus an
ver Bapifch-Heffifchen Grenze wieder vereinigt, am wejtichen Fuß
des Odenwalds längs der Bergſtraße. Auf feinem weiteren Laufe
füllte der Nedar ven größten Theil ver Nieverung, burch welche
fich jet die Wefchnik und der Lanbgraben ziehen. Bei Baufch-
heim vereinigte fich, wie man annimmt, mit ihm ein Theil des Mains,
ber non Raunheim und Flörsheim in ziwei Armen gegen Süd
und Südweſt ftrömte, wornad der Nedar feine Mündung, bie
noch jest vollfommen als folche fich erkennen läßt, bei Ginsheim
zwitchen biefem Drte und ver Rheininſel Langau Hatte. Dieſer
Annahme gemäß iſt in dem alten Flußbette, welches in ber Rhein⸗
ebene zwifchen Rhein und Bergftraße fich Hinzieht, das ehemalige
Bett des Nedar zu erfennen. WUndere halten invefjen dieſes Bett
für das alte Bett der Wefchnig, welche ihren jetzigen Lauf nad)
dem Rhein nicht gehabt haben fol. Ueber das ſ. g. alte Nedar-
bett ſ. a. 0. ©. 55.
2. Die Weſchnitz (urſprünglich Wisgaz) entfpringt bei
Hammelbah im Odenwalde und fließt erjt in norböftlicher, damm
in weitlicher Richtung bis Birkenau und Weinheim, wo fie das
Gebirg verläßt und in bie Ntheinebene tritt. Don bier an ändert
fie ihren Lauf und wendet fich gegen Nordweſten, indem fte fich
in 2 Arme theilt, die fich erft bei Lorfch wiever vereinigen. Nun
fließt fie wieder wejtlich und ergießt fich, nachdem fie noch einmal
bie norbweftliche Richtung eingefchlagen,, unterhalb Biblis in ben
Rhein. Diefer Abflug der Wefchnig in ven Rhein, forwie auch
ber der Modau und der Winkelbach ift zum Theil künſtlich. Bei
natürlichen Laufe würden die Fluthwaſſer dieſer Bäche der Nie-
berung bes alten Nedarbetts folgen. Man bat, — ob mit Recht
tft unentjchieven, — wie fchon erwähnt worden ijt, das |. g. alte
Nedarbett für ein altes Bett der Wefchnik gehalten.
3. Die Mopdau entipringt bei Beedenkirchen an ber Neun⸗
tirchener Höhe aus mehreren Quellen, welche KG wi Seas
vereinigen. Sie fließt von da an erſt nie wa ga Di
Gewaͤſſer. .68
Bockenrod vorrüber, wo er zur linken ven andern Bach aufnimmt
ber ihm an Stärke gleih iſt. Diefer Hat feine Quellen am
Fuß der Neunfirchner Höhe, fließt in mannichfachen Krümmungen an
Winterfaften vorüber durch das reizende Thal von Groß⸗ und
Kleingumpen bis bierber. Die fo entftandene Gerfprenz fließt
nun an Fraͤnkiſch⸗Crumbach⸗ Werfau, Großbiberau und Reinheim
vorüber, verläßt bei Dieburg den Odenwald und tritt in bie
Mainebene..e Nun wendet fie ſich norböftlih und erreicht nach
einem Laufe von etwa 12 Stunden bei Stockſtadt den Main.
Sie tritt gern aus ihren Ufern und befeuchtet mit ihrem Schlamme
die benachbarten Wiefen. — Aus Oberhefien fließt dem Main
zu: a. bie Nidda. Sie Kat ihre Duelle im ſ. g. Lanbgrafen-
born anf der Norbfeite des Taufſteins im Vogelsberg, fließt von
da fünmeftlih bis Aſſenheim und verläßt bei Nidda ven Vogels
berg. Dann wendet fie fich fünlich und fällt nach ſehr vielen
Krümmungen in ihrem Laufe bei Höchft in Naſſau in den Main.
Welche Bäche fie ihrerfeitS wieder aufnimmt, ift oben zu er-
fehen.
5. Die Lahn entipringt am Rodhaargebirg am Ederkopf in. ber
Preußiſchen Provinz Weftphalen und fließt von da bis Marburg öſtlich,
von ba bi8 Gießen fünlich, dann fünweftlich und zuletzt weftlich bis zu
ihrer Mündung in den Nhein bei Nieberlahnitein. Ste berührt iin
ihrem Laufe zweimal das Großherzogthum. Zuerſt nämlich fließt
fie quer durch das Hinterland und dann tritt fie wieder, nachdem
fie Marburg berührt, bei Sichertshaufen in das Großherzogthum.
Unterhalb Gießen verläßt fie bafjelbe wieder und burchfließt dann
bis zu ihrer Mündung das Herzogthum Naſſau. Ihre Duelle
liegt 2200 ° über dem Meeresiptegel, ihre Höhe bei Marburg
beträgt 790° ihre Höhe an ihrer Mündung 190° fo daß fie
alfo von ihrer Duelle bis zu ihrer Mündung 2010° fällt.
Schon im Jahre 1627 dachte man wenigſtens an ihre Floßbar⸗
mahung. In den Sahren 1653 — 1657 war es bejonbers
Landgraf Georg IL, welcher fich bemühte, ſämmtliche Fürften und
Herrfchaften, durch deren Territorium die Lahn floß, zur wirk-
lichen Schiffbarmachung derſelben zu vereinigen; aber ‚bier war es
beſonders Chur⸗Trier, welches eine Menge Schwierigfeiten dagegen
erhob, fo daß ans dem ganzen Werke nichts ‚werben Tontie. Is
Dahre 1720 kam das Project: von ‚neuem in Anregung „aber. mil
Gewäſſer. 86
von denen aber kein einziger in die Weſer ſelbſt ſich ergießt,
ſondern in die von der Nordſeite der hohen Rhön kommende
Fulda, die mit der Werra bei Hanöveriſch Münden ſich ver⸗
einigt und ſo mit dieſer den Weſerſtrom bildet. Die Fulda fließt
auf der öſtlichen Seite des Vogelsbergs etwa 5 Stunden weit
durch unſer Heſſen. Unter den Flüßchen, welche fie aus dem
Großherzogthum aufnimmt, ſind die bedeutendſten:
| 1. Die Schlig, welche aus dem Zuſammenfluße ver im
Bogelöberg entfpringenden Bäche, Wltfell und Lauterbach ent-
fteht und erſt wenn fie die Herfchaft Schlig erreicht, dieſen Na⸗
men annimmt, ergießt fich unterhalb der Stadt Schlitz in bie
Fulda.
2. Die Schwalm (ihr alter Name tft Swalmanaha),
entipringt in einem bürren Hochthale unter dem Stollberge, ',
Stunde Über Storndorf am Vogelsberg, wendet fich nörblich über
Alsfeld, tritt bei Holburg ins Kurheſſiſche in ven gejeg-
neten Schwalmgrund und vereinigt fich unter der Altenburg bei
Felsberg mit der Edder. Sie nimmt in ihrem Laufe mehrere
Bäche auf. Wenn fie auch in trocknen Zeiten feicht ift, ſchwillt
fie doch bei plötlichen heftigen Negengüffen leicht an und wirb
durch ihre Ueberfluthungen fehr zerftörend. Ihr Waffer tft fehr
weih und gilt im Schwalmgrunde als fehr heilfum für kranke
Pferde.
3. Die Edder, ehemal® Adrana, kommt vom Edderkopf im
NRodhaargebirge in Weftphalen. Sie berührt das Großherzogthum
zweimal, zuerjt in vielfachen Krümmungen das Hinterland und
dann die Herrſchaft Itter durchfließend, wo fie bie Itter auf-
nimmt. Sie hat einen reißenden Fall, — von ihrer Duelle
bis zu ihrer Mündung mit der Schwalm in die Fulda unterhalb
Breitenau bei Grifte 1326 Par. Fuß.
VI. Innere Beſchaffenheit der Erdoberfläche,
Die genaue Erforſchung der Erpfrufte unferes Landes hat
ſchon manche ausgezeichnete Männer früherer und neuerer Zeit
befchäftigt und ihre Arbeiten Liegen vor. Sie befchränfen fich
aber im genauerer Forfchung noch auf die Kenntniß einzeluer Gi-
kerer Diftrikte; eine genaue Kenntniß aller Tele ed Nunie®
Waltbers Heflen. 13\
68 Das Land.
in geognoftiicher Beziehung ift noch nicht erzielt. Die erften
Urbeiten, welche das Ganze umfaſſen, ſoweit es bis jet erforict
ift, bilden vie Arbeiten von Beder und Volz*. Die groke
Bedeutung der geognoftifchen Kenntnig eines Landes für das me
terielle Leben und feine Einrichtungen, für bie verjchtevenften Rid-
tungen der Landescultur, bie immer mehr burchpringenbe Weber
zeugung von biejer Bedeutung, zugleich aber bie Unmöglichkeit ber
Erreichung dieſes Zwedes durch einzelne Männer, bat in ber
neueften Zeit eine Anzahl von Sachverftänpigen in unferem Lande
ſowie in den Nachbarftaaten veranlaft, zu einen „mittelcheinifchen
genlogifchen Vereine“ zufammenzutreten, der fich bie geognoftifce
Erforſchung dieſer Länder nach einem beftimmt vorgezeichneten
Plane, ſowie die Nieverlegung der gewonnenen Refultate zur Auf
gabe gejtellt hat. Bereits ift ein großer Theil ver Generalftahk
harte nach den gewonnenen Refultaten geognoftifch colorirt md
es tft zu wünfchen, daß die Bebeutung einer folchen Arbeit gehörg
erfannt werde, und das Unternehmen diejenige Unterjtüßung es
fahre, welche e8 verdient. — Für unfern Zwed bier genügt ein
allgemeine geognojtifche Weberficht unferes Landes, wozu das Mate
rial bereits in den oben genannten ausgezeichneten Arbeiten vorliegt
Diefe lehren uns nun, daß unſer Land auf feinem verbäft
nißmäßig Heinen Raume eine beveutende Anzahl von Gebirgsbib
dungen befigt, ja daß mit Ausnahme der Kreide- und Iuraformatiet
faft alle Formationen vertreten find, wenn auch manche von ihnen
nur auf einen Heinen Raum befchränft find oder nur die Grenze
berühren. Wir wollen zu dieſem Zwecke die einzelnen Gebirge
bilvungen burchgehen und fehen, wo fie fich in ben verfchievenen
Theilen des Landes finden.
L Urgebirg. Unter dem Namen Urgebirg oder Primiti
Formation verfteht man bekanntlich eine Reihe von Gebirgsarten,
von welchen man annimmt, daß jie durch die Erfaltung der ur
fprünglich fenerflüffigen Erdrinde entjtanden feien, daß fie die
Grundlage aller andern feften Maffen des Ereförpers bilven, daß
fie ſomit die älteften, die Urgefteine feien. Alle dahin gehörigen
Felsarten tragen dadurch einen bejtimmten Charakter an fich, daß
* Anm. Beder, geogn. Skizze. In den Beitr. zur Landeskunde I. ©. 97.
Voltz, Fr., Ueberfiht der geolog. Verhältniffe des Großherzogthums
Seffen. Mainz 1852. 8.
Geognoſtiſche Beſchaffenheit. 67
die Beſtandtheile, aus venen fie gebildet ‚find, ftets einen größeren
ober geringeren Grab von Kryſtalliſation zeigen. Zubem find es
nur vier einfache Mineralien, melche diefe Gefteine bilden, nämlich
Feldſpath, Quarz, Glimmer und Hornblende. Aber durch das
Fehlen oder Auftreten des einen ober des anderen berfelben ent-
ftebt eine ganze Reihe von TFelsarten, deren Zahl noch vergrößert
wird durch die Art der Anordnung ver einzelnen Gemengtheile.
Es gehören zu dem Urgebirg Granit, Gneuf (?), Granulit, Eurit,
Spenit, Syenitfchiefer, Hornblendegeftein. Dieſe Urgefteine kommen
in unferem Lande nur im Odenwald vor, wo fie im Zufammen-
bang ben ganzen weftlichen Odenwald bilden. |
DM. Plutoniſche Bildungen, d.h. folche, welche durch Erftar-
rung ber fpäter aus ver Tiefe emporgetriebenen oder überquellenven
Maſſen entitanvden find. Man rechnet dazu ven Porphyr, Grünftein,
Serpentin. Porphyre fommen vor an ber Marienhöhe bei Darm⸗
ftabt, im weftliden Ende von Rheinheſſen, namentlich bei Fürfeld,
Siefersheim, dann bei Derheim. Die Grünfteine (Diorite, Hyper—
fthenfels) fpielen in zwei gänzlich) von einander geſchiedenen Theilen
unſeres Landes, dem Hiuterlande und ber Rheinprovinz, eine große
Rolle, und find namentlich im Hinterlande wegen ber gewöhnlich
in ihrer Nähe brechenden KEifenerze von großer Wichtigkeit. In
Rheinheifen finden fie fih nur an ber Grenze gegen das GStein-
fohlengebirg in ber Nähe des Donnersbergs, bei Darmitadt in
den großen Steinbrüchen, in ver Wetterau bei Büdesheim. —
Serpentin findet fih nur anf einer Kleinen Stelle ganz in ber
Nähe der Frankenſteiner Schlopruine.
II. Vulkaniſche Gefteine, d. h. folche, die Durch noch thätige
oder erlofchene Vulkane gebildet werden. Sie beſtehen zwar burch-
fchnittlich aus denſelben Stoffen wie die plutonifchen, unterfcheiden
fi aber durch ihre Structur von lekteren um fo mehr, je jünge—
ren Urfprungs fie find und je fchneller fie nach ihrem Ausbruch
erftarrten. Es gehören dazu der Trachyt, ver Bafalt, ver Pho—
nolith, der Nephelinfeld. Trachyt finvet fich blos an 3 nahe bei
einander Tiegenden Punkten, bei Urberach und dem Heufenjtammer
Berg. Der Bafalt findet ſich vor allem im Vogelsberg, ver ganz
aus ihm beſteht, und wo er cinen Flächenraum von ungefähr
40 [Meilen einnimmt; er finvet fid) aber auch in ver Vrieron
ind im Odenwald im einzelnen Kuppen, und bei Nieren. Ber
_ ii
68 Das Land.
Phonolith kommt vor bei Salzhaufen (Oberwipbersheim) und
zwifchen Crainfeld und Herchenhain, ver Nephelinfels bei Meiches
in der Nähe von Lauterbach.
IV. Neptunifche Bildungen oder folche, veren Bildung das
Waſſer veranlaft hat. Es find meift Thon- Sand⸗ und Kalffteine,
bie fih am Grunde ber Gewäſſer ablagerten, und entweder unter
dem ftärferen Drud, oder nach Abfluß der Wafjer durch Aus
trockaung zu Geftein erhärteten. Das Hauptmaterial für fie lie
ferten theils die Älteren Gebirgsmafjfen mit ihren durch Verwitte⸗
rung 2c. zerftörten Zheilen, theils fielen andere aus ihrer Auflöfung
im Wafjer niever. Außer biefen ihren mineralifchen Hauptbeſtand⸗
theilen gehören zu den bejtänbigen Begleitern verjelden mehr ober
weniger zahlreiche Reſte von Thieren und Pflanzen, bie entweder
im Wafjer Tebten ober bei Erbummälzungen in daſſelbe gelangten
und ſodann zugleih mit und zwifchen ven mineralifchen Nieber-
Ichlägen ſich abfegten.
Diejenigen neptunifchen Bildungen, welche in unferem Lande
vorfommen, find nun:
1. Alluvium ober angejpültes Land, welches von fließenden
Wafjern auch vom Meere noch bis auf ven heutigen Tag
gebildet wird. Ihm gehört Die Rheinebene an und es finden
fih da ebenfo Sand wie Torfbilbungen.
2. Dilupium ober aufgefchwenmtes Land, herrührend von
der letten allgemeinen Wafjerbevedung ver Erde, ver Sünd
fluth der Bibel. Seine Gebilde erweiſen ſich als Produkte
gewaltfamer Ueberflutbung und Zuſammenſchwemmung und
beitehen theils aus Zrümmer- und NRolliteinen, theils aus
feinerem Sande, Lehm und Löß. Löß ift längs des ganzen
Rheins verbreitet und zieht fi von ba in bie Thäler ber
ihn umgebenden Gebirge, in den Odenwald, den Taunus
und bie Hard; .man gewahrt ihn hier bis zu einer Höhe
von 400° über vem Rheinfpiegel. Lehm ift namentlich in
der Wetterau und Rheinheſſen verbreitet. Die ältere Di
Invialbilvung zeigt ſich ebenfalls won nicht unbeveutenver
Verbreitung. Sie läßt fi) von ihrem äußerften nörblichen
Auftreten bei Gießen bis unterhalb Mainz verfolgen.
3. Tertiärformationen. Die Benennung Tertiärformation
rührt daher, daß man früher die neptunifchen Gebilde bis
Geognoftifche Befchaffenheit. 69
zum Diluvium nach ihrem Alter in 3 Formationen tbeilte,
in bie primäre, die fefundäre und tertiäre. Die Benennung
ver tertiären ift noch beibehalten, während bie beiden andern
durch paſſender erachtete erfeßt worben find. Die Xertiär-
formation ift alfo bie jüngere Kruſte der neptunifchen ober
Waſſergebilde. Ihre Schichten zeichnen fich im allgemeinen
namentlich dadurch aus, daß fie felten in größeren Streden
zufammenbängen, fonvern meift in mehr oder minder abge-
fchloffenen Beden auftreten und einen mehrfachen Wechſel
von Süßmaffer- und Meeresbilpungen zeigen. Dieſe tertiären
Formationen bilden nun in unferem Lande das Mainzer
Deden. Die Ufer des Sees, aus welchen fich die Gebilve
bes Mainzer Bedens abfeßten, waren ber Taunus, der zu
damaliger Zeit nur theilweife vorhantene Vogelsberg, ber
Speflart, der Odenwald, der Schwarzwald, die Hard und
die Vogeſen; das Mainzer Beden gebt alfo über die Gren—
zen unſeres Landes hinaus. Seine einzelnen Schichten
werben nicht nach der Steinbefchaffenheit ber fie bildenden
Steine betrachtet, ſondern nad der Natur ber in ihnen
enthaltenen DVerfteinerungen, welche in großer Menge und
großer Mannichfaltigfeit darin vorkommen. Bon oben nah
unten gerechnet hat man folgende Wbtheilungen bemerkt:
a. Knochenführenden Sand in einzelnen Lagern unmittelbar
unter dem Lehm des Diluviums, berühmt geworben burd)
den Reichthum der darin aufgefundenen Nefte vierfüßiger
Thiere. Diefe Ablagerung feheint hauptfächlih in Buchten
bes großen Sees ftattgefunven zu haben, und vie beveutenpite
unter ihnen ift bie von Eppelsheim, vie reiche Fundgrube
ver foffilen Vierfüßler, welche das Darmſtädter Mufeum als
Schäße bewahrt. b. Oberen Sandſtein in der Wetterau
und bei Bodenheim. c. Oberen Braunfohlenletten, fehr ver-
breitet im Mainzer Beden, namentlich im nördlichen Theile,
ſchön entwidelt und durch den Reichthum an Braunkohlen
von hoher technifcher Wichtigkeit in der Wetterau und an
mehreren Stellen des Vogelsbergs. d. Litorinellenfalf, ver-
breitet im füblichen und mittleren Theile des Beckens.
e. Gerithienfalt bei Flörsheim und Oppenheim, (0 KW
wegen einer barin fich häufig findenden Shexies won Teriiium.
70
5.
Das Land.
f. Süßtwafferfalt bei Hochheim, reih an Land und Süß—
waffercondhilien. g. Unteren Braunfohlenletten, hauptſächlich
im füplichen Theile des Beckens, nicht reich an Braunloh-
lenlagern, aber häufig Stüde bitumindfen Holzes führen,
reich an Verfteinerungen von Meerthieren. h. Meeresjand
und Sandſtein auf den Rand des Bedens am Fuße ve
Donnersbergs um Alzey, Weinheim, Flonheim, Fürfeld ıc.
beſchränkt, fehr reich an Meerescondhhlien, Haifiſchzähnen und
Meeresfäugethierreften.
Triasgruppe, die zunächft unter ben Zertiärbilpungen
liegenden Schichten, fo genannt, weil ſie aus 3 eigenthümlichen
Gliedern, dem bunten Sandftein, Mufchelfalf und Seuper
beſteht. Von ven Glievern dieſer Gruppe ift nur das
ältefte, ver bunte Sanpftein, in größerer Ausdehnung inner
halb der Grenzen unferes Landes verbreitet; er findet fid
im dftlichen Odenwald, in einem Theil ber Wetterau, be
Bogelsbergs und der Herrfchaft Itter. Das zweitältefte
Glied diefer Gruppe, der Mufchelfalf, findet fich in mehre
ven Eleineren Parthien auf ver dftlichen Seite des Vogel
bergs und bei Micheljtadt und Erbacy im Odenwalde. Das
jüngfte Glied ver Gruppe, der Keuper, ift auf eine gan
fleine Parzelle bei Yanvdenhaufen in ver Nähe von Lauterbad |
und auf die Gegend von Wimpfen bejchränft.
Kupferichieferformation. Sie ift in ber Wetterau
und in der Herrfchaft Itter verbreitet.
6. Todtliegendes oder auch von dem gewöhnlich vorherrfchenden
röthlichen Sandftein „Rothliegendes oder rothes Todtliegendes
genannt. Es hat feinen Namen von den Thüringiſchen
Bergleuten darum erhalten, weil e8 unter dem Kupferjchiefer
liegt (fein Liegendes nach der Bergmannsfprache bilvet) und
bie Kupfererze nicht in es fortfeßen, es alfo „tobtes Gebirg
ift. Entwidelt bei Battenberg, in ter Wetteran und il
ziemlicher Verbreitung am nörblichen Ende des Odenwalts
zwifchen den Orten Langen, Dietzenbach, Oberroden, Epperts
haufen und dem Forfthanfe Einfievel, jenſeits des Rheins
bei Nierjtein.
L ve —
Geognoftifche Beichaffenheit. 71
7. Steintoblenformation. Sie findet ſich bis jet nur
im weftlichen Theil von Rheinheſſen, wo fie vom Donners⸗
berg ber bie Grenze überfchreitet.
8. Rheinifhes Schichtenfyften, ein von den Ardennen
ber über den Rhein nach Weftphalen ziehende große Ab⸗
lagerung gefchichteter Steine, welche durch bejonvere Ver⸗
fteinerungen vor andern charakterifirt ift und erjt in neuefter
Zeit von den Geologen genauer unterfucht wurde. Seine
obere Gruppe findet fich bei Itter, Battenberg und Gießen,
feine. mittlere bei Gießen, feine untere im Hinterland und
bei Butzbach.
IV. MetamorphiſcheBildungenoder Gefteine, vie fich nicht
mehr in ihrem urfprünglichen unveränderten Zuftande befinden
und in mineralogifcher oder chemifcher Beziehung Veränderungen
erlitten haben. Für ſolche Hält man die Schiefer-Gefteine, welche
das Taunusgebirge bilden, das die Grenze des Großherzogthums
nur zwilchen Homburg und Friedberg umb bei Bingen überfchrei-
te. Dan bat neuerdings den Taunusſchiefer als ein Gemenge
eines eigenthümlichen, neu entdeckten Minerals, dem man ben
Namen Sericit gegeben bat, mit Quarz erfannt. —
Betrachten wir die einzelnen größeren Theile unferes Landes
nach ihrer geognoftifhen Beichaffenheit im Ganzen, fo finden wir
nach dem bisher Gefagten: daß die Aheinebene aus Alluvial- und
Diluvial = Üblagerungen, Rheinheſſen und die Wetterau aus
Zertiär- und Dilnvial- Ablagerungen, der Taunus, das Hinter:
land und ein Feiner Theil von Rheinheſſen aus einer älteren
neptunifchen Gebirgsart, der Bezirk Vöhl aus jüngeren neptunifchen
Formationen, der öſtliche Odenwald aus Sanditeingebirg, ver
weitliche Odenwald aus Urgebirg mit den in feinem Gebiet auf-
tretenden jüngeren plutonijchen Gebilden und als Anhang bie in
bie Ahein- und Mainebene vorgreifende Halbinjel der Formation
bes Todtliegenden, ber Vogelsberg aus Bafalt (Sandſteingebilde
ihn umgebend) befteht.
VIII. Fruchtbarkeit des Bodens.
Bei ber verjchiedenartigen geognojtifchen Beſchaffenheit des
Bodens der einzelnen Theile unferes Landes und be ven DALE
74 Das Land.
fie nach allen Richtungen auszubehnen. Die jedesmalige erfenn-
bare Einwirkung der Wärme auf bie Körper nennt man Tempe⸗
ratur. Die DVerfchievenheit der Art und des Maaßes ver Ein-
wirfung der Sonne (als Quelle der Wärme) auf den Dunſtkreis
und die Erde begründet die Flimatifche Eintheilung der Erbe in
5 Zonen u. a. m. Klimatiſche Verfchtevenheiten finden fich aber
faft in jedem Fleineren Theile der Erd:Oberfläche, welcher irgend
eine Eigenthümlichkeit darbietet. Urfachen dieſer Verſchiedenheiten
des Klima ſind: die größere oder geringere Erhebung des Bodens, die
geographiſche Lage, die Beſchaffenheit des Bodens, die Geſtalt des
Bodens, die größere oder geringere Cultur vefjelben 20. Das
Clima des Großherzogthums ift in Folge diefer Urfachen verfchieben.
In den füblicheren, ebeneren Gegenven ift das Clima mild, fo daß
da Getreide, Wein, Obſt aller Art, felbft Mandeln und füße
Kaſtanien trefflich geveihen, währenn es in den nörblichen, nament-
lich gebirgigen Gegenden rauh ift, jo daß in den höheren Punkten
des Vogelsbergs, den rauberen des Hinterlands nicht viel mehr
als Hafer und Kartoffeln erzielt werden. Genauere Beobachtungen
in allen Theilen des Landes werben noch nicht angeftellt, wenig
ftens gelangen ihre Reſultate nicht in bie SDeffentlichfeit, doch
fteht zu hoffen, daß die rege Wiſſenſchaft unferer Zeit auch bier
ihre Thätigkeit entfalten wird. Kinige nähere Angaben mögen
inveffen bier eine Stelle finden, obgleich fie nur Feine Beiträge
bilden follen.
Das Klima in ver Rheinebene der Provinz Star
fenburg ift ein fehr mildes, namentlich in der Bergjtraße. Schon
im halben März beginnt bier das Wachsthum, das Steinobft blüht
meift ſchon Anfangs April, die Kirfchen reifen bis zur Hälfte
des Yuni und die Saatfrühte gegen Ende des Monats Yuli
Um einige Tage find in biefer Entwidelung und dem Fortgang
der Vegetation die nörblichen und nordöſtlichen Theile der Star
fenburger Rheinebene zurüd.
im Januar zwiſchen — 14 u. + 14 im Juli zmifchen + 1 u. + 17
„gem u Fin t+ 3. Au u. 4 14
aim * +3 u.+ 7 Septbr. . + 12 u. 4 11
Aprii „ +7 u. — 10 „Ocber — 11u. 47
„ Mai " — i0o u. 4 I „Nor u + 7u. 4
Juni —14u. — 167 „ Dezbr. + 3u. —
Es waren hell —XX bebedtetruve
im Jahre 1846 78 Tage 130 Tage 92 Tage 65 Tage
nn 1847 60 u 139 u Bu on
non 184850 m 168 on Mon
non 1804 121 u Bon 100 u
"on 1850 81 m 186 12 u u
"on 181 80 m 123 m 12 u un
” 1862 41 151 107 Nu
Barometerftand.
Elima,
Die Beobachtungen des Katafterburenns in Darmftabt ergaben für
biefen Theil des Landes folgende Refultate:
(Benbahumgsont 628,5 GShE od. 488,7 FB über b. Meere)
Tieffter
. (4: Yanıtar)
„ u NRoobr:)
" (8. Kebruar)
A
a
ebr.)
(ade)
„ (12. Dezbr.
N Min)
— iel
2,5
Tieffter
"
"
„ (27.
mometerfland.
N. (30/31D3.)
444
Die Regenhöhe des ganzen Jahres betrug:
19,584 Gr. Heſſ. Zolle
19,592 „
im Jahr 1849:
"
22,016 „
23,304 „
”
”
3194 B.R. (22. Dez.)
3208 „ (7.De.) } 331,5
320,8 43 fie nk) 331,0
321,74 5 (28. Deg.)| 331,49 „
320,33 5 ® Kir) 331,50 m
324,47 „ (6. März) | 331,67
322,72 v (8. 0et.) | 331,07,
76 Das Land.
Es gab Regen Schnee Hagel Nebel Stürme Gewitter
im Jahr 1846 an 100 18 35 22 24 Tagen
nn 1847 „ 109 29
" n. 1848 „ 152 16
„nm. 1849 „ 128 30
„ n..1850 „ 130 29
„ n . 1851 „ 125 28
„ nr .. 1852 „ 142 12
Der mittlere Barometerftand inDarmftabt aus 20. ft: 27°, 7, 50;
ber mittlere Thermometerftand aus 20 Sahren = + 8,6 NR.
Die mittlere Wärme tft im Frühlin = + 8,66; im Sommer
= 15,43; im Herbſt = + 8,62; im Winter = + 1,58.
Ebenſo günftig find die climatifchen Verhältniffe der Provim
Rheinheffen; auch hier Hält ver Frühling einen früheren Ein
zug und die Vegetation erwacht früher zum Leben. Die Gewitter
fommen hier meilt aus ©. und ©. W., vom Donnersberg und
aus der Gegend von Kreuznach her, halten jeboch ſelten lange
an, da fie gewöhnlich vom Rhein fowie von ven benachbarten Gebir-
gen, dem Taunus und dem Odenwald abgeleitet werben, und wir
fen nur dann beſonders verheerend, wenn fie von Hagel begleitet find.
DS RR MID OS DR -
Ot
“I
t
=]
—
=
Die von Dr. Wittmann in Mainz gemachten Beobad
tungen ergaben folgende Refultate:
Höchfter | Tieffter Mittlerer
im Jahr
Sarometerftand.
28°. 3,7 (16. Sept.) 26°. 11,5% (11. Febr.) | 27°. 9,20%
28, 70 (11. Febr.) | 27. 2,8 (28. Dez.) | 27°. 8,8544
28. 6,7 (22. $anuar) | 27. 1,3 (6. Febr.) | 27°. 10,58
28. 6,8 (12. Dezbr.) | 27,55 (29. Oct.) | 27°. 11,770
28. 7,8 (6. Mär;z) 27. 4,4 (5. Oct.) 27", 11,72 |
Höchſter | Tieffter Mittlerer
Thermometerſtand.
ER.
4 8.
(26. EN ‚sı R
(22. Juni) (3. Mär;) 9,08 8.
(17. Juli) (14. Mär;) 10,09 8.
Elime. 77
Das Klima des Odenwalds wird durch die Thäler, durch
bie ftarfe Bewaldung, durch die vielen Quellen und Bäche und
durch die Erhöhung über die Meeresfläche vielfach modificirt und
ungünftiger geftaltet, als es die geographiiche Lage bes Landes
mit ſich brächte. Es Hat fich feit hundert Sahren, während wel⸗
cher Zeit die Walofläche bedeutend abgenommen Hat, merklich ge-
beſſert. Nicht bloß an der fühlichen und weftlichen Grenze bes
Odenwalds wird Wein gebaut, fondern auch felbft im Innern,
wie 3. DB. bei Brensbach, Neichelsbeim ꝛc. Nur auf ven hoben
Gebirgsebenen des Bitlihen Odenwalds tritt der Weinbau ganz
und ber Obftban zum Theil zurüd, indem daſelbſt nur noch
rauhere Sorten von Xepfeln und Birnen, Zwetſchen aber nur in
ganz guten Jahren vollfommen reifen. Der April bringt bie eriten
Blumen, wie Schneeglddchen, Wintergrün, Veilchen. Im Mat
aber erfcheint erſt die ganze Natur in neuem fchönen Gewande,
obgleih Nachtfröfte bis in die Mitte Juni bin zu befürchten find,
und oft in einer mörberifchen Nacht die fchönften Hoffnungen des
Gärtner zerftören. An vielen Orten wird ſchon im Mai ge
heut, allgemein aber wird es erft in ver Mitte Yuni. Die
Erndte des Wintergetreives pflegt im weftlihen Odenwald und in
dem Weichnig- und Gerfprenz- Thal in bie erfte Hälfte, im mitt-
leren Theil des Odenwalds, dem Mümlingthal ꝛc. in der zweiten
Hälfte des Hull, in den Höheorten und bem Fälteren öftlichen
Theile des Landes aber erſt im Auguft zu beginnen. In ben
Thälern pflegen die Abende und Nächte weit kühler zu fein, als
auf den Bergen, was den feuchten Wiejenthälern und ber Aus⸗
bünftung der Bäche zuzufchreiben it. Auch ift die Kälte im
Winter bei winbitillem Wetter in ben Thälern oft weit fühl-
barer als auf ben Bergen, wogegen bei windigem Wetter bie
Kälte auf den Bergen fehr empfinplich ja fchneidend if. — Der
Unterfchied im Barometer- und Thermometerſtand in DBeerfelden
mit dem in Darmftabt bat ſich nach Jäger fo herausgeftellt, daß
nah der von 1834—1839( wohl nur in den Sommermonaten ?),
dort von Jäger hier von Hügel gemachten Beobachtungen, ver
mittlere Barometerjtand in Darmftadt 27 Parifer Zoll u. 8,9 Linien,
in Beerfelden 26 Zoll u. 10,1 Linien betrüg; der Xhermometer-
ftand in Darmſtadt 10,0 Grave R., in Beerfelden 7,03 Store
war.
78 Das Land.
Das Klima der Wetterau ift im allgemeinen ein mildes.
Die meteorologifhen Beobachtungen, welche ver phyſikaliſche Verein
in Frankfurt anftellte, find wohl auch auf einen Heinen Theil ver
Wetterau anwendbar und ergeben u. a. folgende Nefultate;
AS mittlerer monatliher Barometerftand während ber Sahre
1842 — 1850 ftelit fich heraus:
im Sanuar 333,9 im Mai 333,2 im Septbr. 334,0
„ Februar 333,2 ,„ uni 333,5 „Oetbr. 333,2
„ März 3334 „ Ali 333,4 „ Novbr. 333,5
„April 3323 „Auguſt 333,5 „ Dezbr. 334,8
Der höchſte DBarometerftand in dieſen Jahren war 343,3
im Februar 1849; der tiefite Barometerftand in berfelben Zeit
320,6 im Dezember 1846. Es fchwanfte mithin das Bare
meter zwifchen 320,6 und 342,3.
As monatlicher Durchfchnitt ſämmtlicher thermometrifchen Beobach⸗
| tungen in biefem Zeitraum ergibt fich:
im Januar +0 im Mi +121 im Septbr. + 111
„Februar +16 „ Juni +151 „Ode + 81
„März +86 „ li +157 „ Novbr. + 42
„Mil +83 „Auguſt #153 „ Dezbr. + 06
Aus ſämmtlichen Beobachtungen berechnet ſich die Jahres
temperatur auf + 8,02. — Der höchſte Thermometerftand in
biefem Zeitraum war + 28,0 im Yuli 1845, ber tiefite —
19,4 im Januar 1850. Es fchwaufte alſo das Thermometer
zwifchen + 28,0 und — 19,4 — eine Differenz von 47,4.
Die Wärmelinie bewegt fih nah Meermann in Frankfurt:
im Yan. + 0 im Juli zw. +15 u. + 15"
„Ber. zw. + Ou. - 35 „Aug. — 152 u. 4 14
„März +35u.+ 6 „Sept., #14 u. + 10
„Url „ + 6u.+ 10 „Octb., +15 m. + 6%
„Mi „ t10u.+ 13 „Nov. + 6 + 2
„Sun, +13.u.-+ 15 „Dez. + 2 u-+ 0
In Salzhbaufen war nah Taſché's Beobachtungen im
Sabre 1852 der mittlere Barometerſtand: 27,890; ber
mittlere Thermometerftann: + 7,30
Elima. 79
Das Klima von Gießen kann man nicht rauh, uber ges
trade auch nicht mild nennen. Sehr häufig find Spätfrofte, die
oft noch gegen Ende bes Mai eintreten. Die Winter find in
der Regel nicht fehr ftreng und während berfelben Froft und Thau⸗
wetter oft in ſehr Furzen Zeiträumen abwechſelnd. Der Wein-
ftod® gebeiht nicht mehr im Freien, ſondern nur unter dem Schube
von Gebäuden, und wenn Sommer und Herbft fehr warn find,
fönnen die Trauben zur Reife gelangen. Ebenſo muß bie Ans
pflanzung der Pfirſich⸗ und Aprikoſenſtämme auf folche mehr ges
ſchützte Orte bejchränft fein. Die verſchiedenen Pflaumenarten, bie
Süß⸗ und Sauerkirſchen, Aepfel und Birnen gedeihen bagegen
fehr gut. Der gemeine Wallnußbaum läßt ſich nur auf ben
böher liegenden, dem feuchten Thalzug nicht ausgefegten Orten
mit einiger Sicherheit anziehen. — Die von Conzen in Gießen
angeftellten Beobachtungen ergaben:
tiefften | mittleren ſals höchſten) tiefften | mittleren
1852 Barometerftand. Thermometerjtand.
28. 4,1 28.10, 27.08 47 + 27,2 — 7,8 4 7,67
(in Juli) (März)
Das Clima des Vogelsbergs zeigt neben großer Weber»
einftimmung mit den überall berfchennen Regeln im Clima von
Berggegenven gewiße Anomalieen. Man finvet öfters nach auf bes
beutender Höhe zarte Pflanzen, ſowohl Sommerpflanzen als Bäume,
Um Schotten (bei 1060 Heſſ. F. Höhe) findet man z. B. eine
große Menge von Wallnußbämmen von ausgezeichneter Schönbeit
und Stürke, welche man um Gießen (bei 640 Heſſ. 3. Höhe)
vergeblich fuchen würde. Während bei Gießen die Neben und
Nußbäume im Falten Sanuar und Mai 1850 fait ohne Ausnahme
bedeutend durch den Froſt gelitten haben, ift bavon weder in
Schotten noch felbjt in Wlrichitein, einem der höchſten Punfte des
Vogelsbergs, irgend ein Nachtheil verjpürt worden. Während in
den falten Tagen bes J. 1850 namentlich am 21. u. 22. Ja⸗
nuar Poſen 29,2! R. unter dem Gefrierpunft hatte, Petersburg und
Gießen 27, Leipzig 21,8, Nivta 25 und Schotten 22, fo be-
obachtete man auf der Höhe von Ulrichitein nur 15, aber N
uf dem St. Bernhard mur 12,2 und auf dem Broden wur \0 D.
80 Das Wand.
Im allgemeinen tft natürlich die Temperatur des Gebirgs eine
fühlere, und wenn fie nicht bin und wieder durch einzelne fehr
heiße Tage eine Aufhülfe erhielten, fo würden wir ohne allen
Zweifel alle jene zarteren Pflanzen vermiffen, welche zur Reife
ihrer Kräfte unbedingt eine lebhaftere Sonnenwärme bebürfen, fo
ber Pfirfih, der noch in Ulrichjtein zeitweife gute Früchte bringt.
Vergleiht man die gleichzeitigen Temperaturen höherer und niede
rer Orte des Vogelöbergs an ausgezeichnet warmen Tagen, fo er-
gibt fich Folgendes: Die höchfte Temperatur, welche in Darmitabt
(bei 585 Heſſ. 3. Seehöhe) im 3. 1850 erreicht wurbe, fid
auf den 26. Juni und betrug 26° R.; in Gießen beobachtee
man an bemfelben Tage 24°, in Ulrichſtein 21°. Betrachtet
man die Durchichnittswärme des ganzen Yahres, fo wird biee
natürlich geringer je höher man fteigt. Die Temperaturen ber
Duellen, deren Adern in den oberften Erdſchichten zufammenrtefeln,
geben ein Mittel ab, die burchichnittliche Wärme der verfchiedenen
Sahreszeiten mit ziemlicher Genauigkeit Tennen zu lernen. Max
hat nun im Juni 1851 auf verfchievenen Höhepunften des Vogelt⸗
bergs die Temperatur des Duellenwafjers beobachtet und hat gefunden,
daß es in Ruppertenrod (1130 Heff. F. über dem Meere) 8,50 N, in
Kleinfelda (c. 1300 8.) 7,8°, in Großfelda (c. 13008.) 8°, in Wind
haufen (1653 8.) 5°, in Rebgeshain (c. 2500) 4,8°, Ludtvigsbrumm
auf der Felofrüder Höhe (c. 2500 Heſſ. 3.) 4,9° Hatte. Kim
nach ift die oberfte Duelle um 1320 Hell. F. höher als we
untere und dabei um 3,7 Grab Fühler, und man würbe affı
annehmen können, daß man bei einem Steigen um 356 %. di
um Einen Grad fühleres Duellwaffer findet. In der Bergftrait
und dem Odenwald hat man ebenfalls Beobachtungen über die
Temperaturen der Quellen angeftellt und gefunden, daß der nieberft
unter den erwählten Punkten, Bensheim bei 416 Hell. %. Höhe
8,9%; der höchfte, die Duelle auf dem Felsberg, zu verfelben Zei
bet 2063 Heſſ. F. Höhe 5,0% Wärme hatte — Daß bie
Erndteverhältniffe mit der Höhe weſentlich geändert werben, verfteht
fih an fi und ergibt ſich ans den Erfahrungen ber Lanbleute
Nach dieſen fällt Die Roggenerndte in Schotten (1060 Heſſ. F. Höhe)
in die Mitte Juli, in Kleinfelda (c. 1300 F.) 25. Juli, in
Storndorf (ec. 1500 F.) 12. Aug., in Herbftein (ec. 1800 $.)
10. Yug., in Ulrichftein (c. 2312 3.) 20. Aug., Rebgeshain
(@ 2500 PHeſſ. 3.) Ende Augouſt. '
Naturerzeugniffe. 81
Die in Ulrichftein (won Dr. Help) angeftellten Beobach⸗
tungen ergaben als mittleren Thermometerftand
1845 1846 1847 1848 1849 1850
+49 +68 +54 +62 +73 +68
Die mittlere Wärme von Ulrichftein iſt demnach = + 6.
X. Naturerzeugniſſe.
Die Verſchiedenheit des Bodens und ber climatifchen Ver-
bältniffe der einzelnen Theile des Landes bebingen eine große
Mannichfaltigkeit von Erzengniffen ver Natır, und bie Bewohner
laſſen es nicht fehlen, durch Eultur vie Bemühungen der Natur
zu deren Erzeugung zu unterjtüen und ihre Verwenbung zum
Beiten ver Menſchen zu fördern. Landwirthſchaft, Vichzucht, Forſt⸗
wirthicheft und wohl auch Bergbau finden eifrige Pflege, und bie
Furſorge der Regierung läßt es ſich angelegen fein, durch Einrich-
tungen ber zweckmäßigſten Art dieſe Pflege zu förbern.
I. Yrodakte des Mineralreihs — Pergban, Hüttenweſen.
Die Produkte des Meineralreihs werden zum Theil durch
Bergbau gewonnen. Bergbau wird in unferem Lande fchon feit
Sahrhunberten betrieben, in früheren Zeiten felbft noch an mehr
Orten als jeßo, ja felbft an ſolchen Stellen, wo vorausfichtlich
nichts zu finden war. Die neuere Zeit ift in Folge der befjeren
geognoſtiſchen Kenntniſſe worfichtiger in Bergunternehmungen, ob⸗
gleich auch immer noch von Zeit zu Zeit Experimente gemacht
werben, welche auf Unkenntniß des Bodens bafirend zu feinem
Refultate führen können. So hat man Schürfverfuche auf Stein-
kohlen gemacht am Steinberg bei Münzenberg in jüngerem tertiären
Sandſtein, wo natürlicherweife feine Kohlen gefunden werben konnten.
In neuefter Zeit arbeitet man mit erneuten Eifer darauf hin, baß
der Bergbau in unferem Lande fchivunghafter betrieben werde, und
es bat an Vorſchlägen über die Art des Betriebs nicht gefehlt.
Für eine erfte Bedingung aber zu einem glüclichen Gebeihen hält
man eine Reviſion der noch gültigen alten geſetzlichen Beſtim⸗
mungen und Einrichtungen über unfer Bergwerksweſen für win.
Der Bergbau wirb theils vom Staate, theild yon Prwoken beitiorn,
Walthers Heffen. &
823 Das Land.
pie für das Recht, bauen zu bürfen, eine Regalitätsabgabe zu en⸗
richten haben.
l. Erze.
a. Gold. Unter ven Gefchieben der Eder und ber in fi
mündenden Mombeck, forwie auch umter denen der Winnenbach fine
ſich Gold. Man machte darum namentlich zu Anfang des vorige
Jahrhunderts viele Verſuche zur Auffintung des golpführende
Gebirge; man feheint ſich aber von der Unmöglichkeit des Erfolgeh
überzeugt zu haben, denn jeit vielen Jahren hat man nicht me
daran gedacht. Die Verfuche leitete ums Jahr 1708 ver ven
Darmftadt dahin geſchickte Bergrath Brumm in Gemeinfchaft wt
dem ehem. Hanauifchen Münzmeifter Balth. Müller, ver im Jah
1709 zum Oberberginfpector ernannt worden war. Auch bie Gebr
mwäfchereien ber genannten Bäche gab man fehr bald auf mb
fchenkte dem Stupferbergban mehr Aufmerkſamkeit, va man ‚beim
Goldſuchen auf Kupfer gefommen war.
b. Silber uud Duedfilber. Im neuefter Zeit bant
man in unſerem Lande nirgends mehr auf Silber. Vom Zahr
1695 an bis zum J. 1825 inveffen that man es bei Roth
im oberen Breidenbacher Grunde. Die Entvedung ver Ging
von Roth fällt in das 3. 1695. Damals follen zwei Cimvohee
des Orts an einer Stelle in fürweftlicher Richtung davon vumıf
aufmerffam geworben fein, daß dort weder Eichnee noch Ta
fange liegen blieben, darauf mit ber Wünfchelruthe dieſelbe geprifl
zulett geſchürft und auf reiche Ausbrüche von Silberfahlerz getroffe
fein. Es bildete fich hierauf eine Gewerfichaft und nahm mi
4 Gentnern Erz eine Probefchmelze vor, welhe 15 Mark Silber
ergaben. Aus diefem Silber wurden zur "Erinnerung an be
wichtigen Fund Thaler gemünzt, welche noch jegt in Münzſamm
fungen fich vorfinden. Auf ver einen Seite dieſes Thalers ſieht
man das von 2 Bergleuten getragene Heffiihe Wappen mit ber
Umfchrift: Gott baue das Haus Hessen-Darmstadt MDCXCVI, af
ber andern Seite verfchierene Berg. und Hütten-Embleme. Auf
biefen Fund bante man bie erfte Grube, bie Gottesgabe, um
andere Gruben folgten dieſer nach, obgleich im Laufe der Zeit
immer mur einzelne berfelben, und biefe felbft mit wentger Energie
betrieben wurden. In den Erzen ver Grube Gottesgabe entdedte
|
Naturerzeugniife. 88
man auch durch Zufall Quedjilber. In Folge der Scheitunge-
arbeiten ftarben mehrere ber dabei beichäftigten Leute plößlich Hin,
ohne daß man ſich die Urfache zu erflären mußte Ein zufällig
dahin gefommener Steiger, ter vorher in Qucckſilberwerken in
« Dienften war, Iöfte das Näthfel, als er bie im Ofen herumlan-
- fenden Duedfilberfugeln bemerkte, welche man fir Wismuth ge-
halten hatte. Man erhielt damals anf den Gentner 2 Pfund
: Quedfilber. Später ergab ſich auch noch cin geringer Goldgehalt.
Der letzte Verſuch zur Wiederaufnahme des Rother Berghaus
. enbigte im Jahr 1825. Sachverftändige Männer verheißen einem
. mit Kenntniß geführten Betrieb der Rother Gruben einen günftigen
Erfolg und fuchen darauf hinzuwirken, daß er wieder aufgenommen
. werde. — Bei Mornshanfen an ber Chauffee zwiſchen Gla⸗
denbach und Biedenkopf hat man im Herbft 1851 einen mächtigen
Fahlerzgang in Grünftein entredt, von tem man fich außer Kupfer
und Antimon nach dem Kefultate ver Ausichmelzungsproben feine
geringe Silberausbentung veripricht. Im ren Ausliufern des nen
anfgebecten mächtigen Gangs find vor mehr als 100 Yahren
ſchon Tebhafte Arbeiten betrieben worden. — In früheren Zeiten
wurde auch auf dem Burgberg bei Auerbach, jedoch mit mwent-
gem Erfolg, nach Gold und Silber gegraben.
c. Nidel. Auf viefes in neuerer Zeit in Folge feiner
Berwendung zur Berettung ver Argentanlegirung fo fehr geſuchte
Metall baute man mit Privatmitteln feit 1845 in ber Grube
Ludwigshoffnung in der Gemarkung Bellnhauſen bei Gladenbach.
d. Ztnnober. Auf Zinnober wurde früher bei Nieder-
wiefen in Rheinheſſen gebaut. |
e. Kupfer. Auf Kupfer wird bei Thalitter und Dorf
itter in der Herrjchaft Itter und am Hohenſtein bei Yteichenbach
in Starlenburg jetzt noch gebaut; früher war dieß auch bei
Silberg im Hinterland und bei Haingründan der Fall. Bei
beiten find auch vie nöthigen Schmelzhüttenwerfe.
Die Gruben in Thalitter, welche vom Staate Tetrichen
worden, follen fchon vor tem 30jährigen Kriege in Alban ge:
nommen, aber turch bie ungünftigen Verhältniſſe fell ver Bergbau
wieder eingeftellt worten fein. Den erjten Anlaf zur Wiederauf⸗
ziehung der alten Gruben bei Thalitter und Dorfitter gahen Tr
mannichfaltigen®Berfuche, welche man zu Anfang des vorigen ISiythumurti®
$*
84 Das Land.
in der Umgegend von Herzhaufen anftellte, um aus dem Sande
der Büchlein Winnen und Mombed Gold zu waſchen (f. 0.)
Dan fand bei dieſen Verſuchen Kupferfchiefer und begann chen
im 9. 1710 auf ihn zu bauen. Der Bergbau in biefer Gegend
wurde von dem Landgrafen Ernſt Ludwig fehr begünftigt. Die
Schächte mehrten fih bald und pas Werk nahm einen erfrem
lichen Fortgang. Bis zum Schluffe des Jahrs 1713 Hatte ſich
bas Werk fchon frei gebaut, kenn die bis dahin barauf verwen⸗
bete Summe von 21233 fl. war wieder herausgebracht worden
und bie Gewerffchaft Tonnte fchon vor Wblauf ver gefetlichen
Freijahre der fürftlichen Regierung bie Zehnten entrichten. Zur
Feier dieſes frohen Ereigniſſes wurven die befannten in Mün
ſammlungen noch oft vorkommenden Htterifchen Bergthaler gefchingen,
auf deren einer Seite das Bruftbild des Landgrafen Ernft Ludwizg
fih findet, während auf der andern Seite die Umgegend bes
Bergwerks mit ber Umſchrift: Gott hat seinen reichen Seegen,
In dich Itter wollen legen zu fehen if. Auch noch eine andere
Mevaille, welche im 9. 1716 ver Oberinfpector Müller prägen
burfte, verfünbigte ben glüdlichen Fortgang des Werks. Durch
das Bergpatent vom J. 1711 waren bie Bergleute von Thalitter
jehr begünftigt worden und e8 Tießen ſich darum berem tımmer
mehrere an dem öftlihen Hange des ſ. g. Lorberge an. G
entftand ba bald ein Kleines Dörfchen, pas noch heute „bie fyreb
beit" beißt. “Die Ausbeute wechjelte feit dem Anfang des Betriebe
bis jegt fehr oft; bald war fie größer, bald Feiner. Im ben
Sahren 1714—20 kamen auf den Gentner Kupfer etwa 34 Kübel
Kupferſchiefer, während man im Yahr 1845 dazu 66 Kübel
nöthig hatte. Der Gewinn an Garkupfer betrug in neuefter
Zeit durchſchnittlich 345 Centner aus ben Itterer Kupferwerken,
die jährlich zufammen etwa 23000 Kübel aus 30 Schachten er
gaben. Die ungünftigen Ergebniffe in neuefter Zeit haben bie
Regierung und Stände „veranlaft, das Itterer Bergwerk auf ben
Verlauf zu ftellen. Bis jegt iſt noch Tein Verkauf realifirt worben
und ber Staat betreibt e8 noch. in gänzliches Eingehen be}
Werfs würde ein großes Unglüd für die Bewohner ber Gegend
fein, weil viele Arbeiter dabei ihr Brod finden.
Das Bergwert am Hohenjtein wurbe bisher won ben
Grafen von Erbach betrieben. Dort burchfegt ein Ouarzgang bei
—⸗
Naturerzengniſſe. 85
Reichenbacher Thal. Man bat früher fchon auf bie barin vor»
kommenden Blei⸗ und Kupfererzge Verſuchsarbeiten getrieben, vie
indeffen erft in ven letzten Jahren einigen Erfolg veriprachen.
Wegen ber fchiwierigen Arbeit in der Gangmaſſe felbjt hat mun
vorgezogen, in dem Nebengeftein mit einem Stollen aufzufahren.
Diefes befteht aus zerſetztem Gneuß, in welchem leichter zu arbeiten
tft. Dean fand dieſes Geftein auch Bald ganz von Rothkupfererz
und gebiegenem Kupfer imprägnirt, fo daß man vor der Hand
die Arbeit in dem Hauptgang felbft aufgegeben hatte und vorerft
pie reichen Erze der Saalbänder abbaute und von ba aus zugleich
ben Gang felbft ımterjucht, indem man Duerfchläge trieb. “Die
auf dem Gange felbft vorkommenden Bleierze fcheinen feinen Ge⸗
winn zu verlohnen.
Ä Bei Silberg auf dem Schwarzenftein baute man noch im
erften Viertel unferes Jahrhunderts auf Kupfer und fchmolz es
auf ber Kupferhütte zu Breidenbach; bei Haingründau in ber
Wetterau, wo ber Bergbau fehr ergiebig gewefen, bis etwa zum
Sahr 1780. — Eine Kupferhütte wurde auch im 3. 1847 bei
Biedenkopf erbaut, weil im Kreis Biedenkopf mehrere Gruben
in Betrieb gefommen waren und gerate hübfche Anbrüche von
Erzen zeigten. Es zeigte fich jedoch bald, daß Die Quantität ber
Erzmittel nicht ausreichend war, bie Hütte zu befchäftigen und
es iſt darum bie Hütte felten in Betrieb geweſen.
Unter Georg I. wurde auch auf dem Hafelberg bei Ober-
ramftadt ein Kupferbergwerk angelegt.
f. Eifen. Eifenbergiverfe hat das Großherzogthum bet
Königsberg, zu Rachelshauſen und Lixfeld, zu Nonnenrod, Geheiven
und Hungen, zu Gelnhaar, Hirzenhain und Uſenborn in Ober-
heſſen, dann zu Michelitatt, Steinbach und Rehbach und zu Walb-
michelbah im Odenwald, endlich zu Bechtheim und Ganbödelheim
in Rheinheſſen. Der Gewinn an Roheiſen wird jährlich auf
143000 Eentner (61000 Tonnen Eifenftein) und ver an Stab-
eifen auf 48000 Eentner angefchlagen. Das Eifenhüttenmwefen
it fowohl in Bezug anf die Erzeugung des Eifens aus dem Erze,
als auch auf bie Fabrikation von Schmieveifen ein ziemlich bebeu-
tender Zweig ber Imbuftrie im Großherzogthum. Die Eifen-
fteinlager der Provinz Oberheffen find ſehr reich und beiteken In
ver Lahngegend aus bichten Hotheifenfteinen, im Wegberg WR
86 Das Land,
Brauneifenjteinen und bie Hütten erzeugen Öolztohleneifen d. h. fie
bevienen jich ver Holzkohle als Brennmaterial beim Verſchmelzen
ber Erze, was vor dem mit Steinkohlen ober Coaks erzengten
Eiſen mejentliche Vorzüge but. Im Vogelsberg muß vie Eiſen⸗
jteingewinnung früher beveutend gewejen fen. Es finden fich im
Bogelsberg 4 verfchievene Züge von Eifenftein, welche ſämmtlich
alte Bergbau⸗Arbeiten in Menge erkennen und nach ihrer Aus
dehnung auf einen fehr nachhaltigen Betrieb fchließen laſſen, fo
bei Grebenhain, Langenhain, Hirzenhain, Wenings, Fauerbach, Glas⸗
hütte, Eichelfachfen, beim Häuferhof unter Salzbaufen, bei Laubad),
Treienfeen ꝛc. Ebenfo zahlreich find die Meberbleibfel alter Schmele
Anlagen wie 3. B. beim Langenrain unter Ulrichftein, beim Ger
jelftein, am ſchwarzen Floß im Odenwalde, am Wetzberg bei Burg
bracht, Haingründau ꝛc. bei Ober« und Unterfchmitten. SDermalen
find nur wenige Gruben von- Brauneifenftein im Vogelsberg im
Betrieb, weil die Hüttenwerfe der Gegend ihn nur als eine Tleine
Zugabe zu den NRotheifenfteinen der Lahngegend verſchmelzen.
Die Eifenwerfe in Oberheffen find: 1. vie Ludwigshütte bei
Biedenkopf (zwifchen 1601 und 1626 erbaut, ehedem Staat
eigenthum, ſeit dem 2. Viertel dieſes Jahrhunderts Privateigen
thum) mit Hochofenbetrieb und Hämmern, und mit ben bazu ge
hörigen Hämmern zu Battenberg und Hatzfeld. Es gehören dazu
16 Eifenfteingruben, von denen 7 im Lande, 9 in Nafjau Tiegen,
und bie burchichnittlih 40 pCt. ausgeben. Die erften Steine
von Königsberg wurden auf derſelben im Jahr 1664 gejchmolen.
2. Die Kilinnshütte bei Biedenkopf und die Yuftushütte bei Gr
denbach mit Eifenhämmern und Drabtmwalzwerfen. Ihre reichen
Eifenfteingruben liegen zum Theil im Lande, zum Theil in Naffen,
und bringen 33 pCt. aus. 3. Die Karlshütte bei Bnchenen,
mit den dazu gehörigen Bergwerken, welche theils im Lande, theil
in Naffau liegen und 33—34 pCt. ausbringen. 4. Die Fried⸗
richshütte bei Laubach mit den dazu gehörigen Hämmern, bem
Heffenbrüder Hammer, dem Georgenhammer bei Laubach und dem
Louiſenhammer bei Schelnhaufen. Sie wurde bereits im Jahr
1699 von ven Grafen von Solms-Laubach angelegt. . Ihre Erz
erhält fie aus Gruben bei Agenhain, aus der Nähe von Hungen
und aus andern ihr zugehörigen Gruben, von denen 1, im Lande
liegen. Sie verſchmelzt nur Ya — 15 Brauneifenftein, während
Naturerzengniffe. 87
u — *s Notheifenfteine.e 5. Das Hirzenhainer Hütten und
Hammerwerk bei Ortenberg, welches feine Erze aus Gruben bes
Inlandes und Auslandes erhält.
Außer biefen Hüttenwerfen, welche theils allein mit ber Eifen-
erzeugung aus Erzen fich befaffen, theils auch Schmiedeeiſenfabri⸗
fation betreiben, befinden fich in Oberheſſen noch folgende Hammer-
werte: ber DBreibenfteiner Hammer unweit Biedenkopf und ber
Eifenbanmer zu Reddighauſen.
Die Provinz Starkenburg ift arm an Eifenfteinen. Es
befinden fich barin folgende Werke, welche ſich mit Eifenfabrifation
befchäftigen: das Michelſtädter Eiſenwerk und vie Kupolofengießerei
zu Darmſtadt, dann noch im Odenwalde das Gammelsbacher
Hammerwerk, ein Hammerwerk in Michelſtadt, eines in Ebersberg,
eines in Schöllenbach, 2 in Asbach und ber Raibacher Hammer.
Nur ein ganz Kleiner Bedarf ver nöthigen Erze wird im Lande
gewonnen, das meifte davon kommt aus dem Nafjauifchen.
Die Provinz Rheinheſſen beſitzt weber eine Eifengießeret
noch ein Hammerwerk. Indeſſen werben auf dem Wiesberg bei
Gaubödelheim und bei Bechtheim Bohnerze gegraben, welche auf
der Trippſtädter Eifenhütte bei Saiferslautern und in Meichelftabt
verſchmolzen werben.
2. Salze.
Salinen bat das Großberzogthbum zu Wimpfen, bei Kreuz⸗
nach, zu Salzhauſen; Salzquellen finden fich auch noch zu Wiffels-
beim und Büdingen, welche ehedem ebenfalls auf Grabirung
benugt wurden; dann an bem Ufeflüßchen bei Friedberg, in
ber Oberhörger Gemarkung, fowie bei Traishorloff und
Rockenberg.
Die Saline Ludwigshall bei Wimpfen wird von
Privaten betrieben und der Staat erhält als Regalitätsabgabe
davon eine beſtimmte Rate des Ertrags. Dieſe betrug für die
Finanzperiode 1845/47 28180 fl. 50 fr. Die Lager find
außerorbentlich reich.
Die Soolquellen in der Gegend von Kreuznach
werden urkundlich fchon im J. 1478 erwähnt und ihre Benugung
murbe 1490 von Kurfürften Philipp von der Pfaß in Erbpacht
gegeben. Sie beichäftigen 3 Salinen, die Salme Müinlter , DR
88 Das Land.
Salinen Karlshalle und Theodorshalle. Die beiden letzteren fir
burch den Wiener Frieden dem Großherzogthum Heffen zuerkann
und werben vom Staate betrieben. Die Saline Theodorshalle
fabricirtt im Yahr 26 bis 27000 Ctr. Sal. Die Einnahme,
welche fie dem Staate verfchafft, betrug in der Finanzperiode neu
1851/53 56285 fl., die Ausgabe, welche fie verurfachte, 44547 fl,
ſo daß fich ein Ueberſchuß von 11738 fl. ergibt.
Die Soolquellen des Salzhäuſer Thals fcheinen
ſchon in den älteſten Zeiten befannt gemwejen zu fein; wenigſtens
fommt der Name Salzhaufen ſchon in einer Urfunde von 1187
vor und in einer von 1492 wird fchon des Sakbrunnens gebadıt,
Schon vor dem J. 1577 muß ein förmlicher Saltnenbetrieb
ftatt gefunden haben, da um dieſe Zeit mit einem Licentiaten von
Dorned eine fchriftliche Webereinkunft getroffen wurde. 1592
wurde Ruoland Krug von Ludwig V. mit ver Saline belehnt, und
er wird als ber eigentliche Schöpfer des Werks angefehen. 1729
faufte die Herrichaft den Krugen von Nidda die Suline ab und
betrieb fie feit jener Zeit. Beſondere Verdienſte erwarb fich um
fie 9. W. Langsporf. Die fchwache ghpshaltige Salz-Soole wird
gegenwärtig ans 8 verjchiedenen Soolfchächten geförbert, theild um
zu Cal, theils zu Soolbädern benußt zu werden. Die jährliche
Salzproduktion wird zu 4120 Centner veranjchlagt, Tommt aber
zuweilen unter, zumeilen auch über biefe Menge. Nentabel erweik
fih die Saline nicht, und es muß fie die dabei befindliche Babe
anftalt und das Braunfohlenwerf halten helfen. Man hofft ihren
Ertrag zu fteigern, wenn es gelingen follte, bet tieferen Bohrver⸗
fuchen eine reichere Soole zu finden.
Die drei Salinen haben auch Soolbäder eingerichtet. De
Beſuch der Kreuznacher Bäder mehrt fih von Jahr zu Jahr;
ſchwächer beſucht find die der beiden andern Salinen.
3. Prennbare Mineralien.
a. Steinfohlen hat man bis jett im Lande Teine gefunden,
fo viele VBerfuche auch ſchon gemacht worden find. Es iſt dieß
namentlich in Rheinheſſen gefehehen, deſſen Grenzen bei Niederwieſen
und Bechenbeim und am ſ. g. Vorholz die älteren Schichten über:
fchreiten, welche um ven Donnersberg fo verbreitet find und ale
der Steinfohlenformation angehörig angefehen werben müffen. Die
Naturerzeugniffe. 88
Grundlage ber hier auftretenden Schichten ift, wie es fcheint, das
eigentliche Kohlengebirg, das indeſſen Hier bei den gemachten Bohr⸗
verſuchen nicht erreicht wurde. Bei einem Verſuche bei Nieber-
wendelsheim im 9. 1843 war man bis zu 558° gelommen,
obne auf Kohlen zu ftoßen. Ebenſo wenig Erfolg hatten Verſuche
bei Nieverwiefen, bei Uffhofen und Flonheim, bei Alzey und bei
Weinheim. Ebenſo bat man bis jetzt ohne Erfolg Bohrverjuche
auf Steinfohlen bei Lindheim in der Wetterau gemacht, ungeachtet
man fchon bie Teufe auf 11183 F. gebracht bat.
b. Braunkohlen. Die Braunkohlenproduktion in unferem
Lande Hit wichtig. Der jährliche Ertrag im Großherzogthum wirb
anf 97254 Tonnen angefchlagen. Diele Lager Tiegen unbemukt,
weil bei ber verhältnigmäßigen Wohlfeilheit des Holzes das Be⸗
pürfnig nicht anderes gebietet.
Die bedeutenderen Braunkohlenflötze des Großherzogthums
Heſſen befinden ſich, ſo weit die gegenwärtige Erfahrung reicht,
unter dem fruchtbaren Boden der geſegneten Wetterau und nur
hier und da in einzelnen zerſtreuten Punkten an den Rändern
und inmitten des Vogelsbergs. Die techniſch wichtigeren Sorten
laſſen ſich ihrer Beſchaffenheit nach in 4 Gruppen bringen:
a. Schwefelliesreiche Kohlen. Auf fie baut dermalen nur eine
Grube, die Ludwigshöhe“ bei Leihgeftern und es gehören dahin einige
früher betriebene Bergwerfe wie das bei Niebereichbach und Ober-
erlenbach bei Frankfurt, Eberftabt, bei Münzenberg ꝛc. b. Bitu⸗
mindfes Holz oder Lignit kommt ebenfalls nur in weniger aus-
gedehnten Ablagerungen vor. in befonberes Lager diefer Art
von Bedeutung ift zur Zeit nur am Heffenbrüder Hammer bei
Laubach in Angriff. Früher wurbe folches auch bei den nunmehr
eingegangenen Bergwerken von Zell, Brauerfchwend in ver Um-
gegend von Alsfeld, Beuren, Annenrod ꝛc. nachgewiefen. c. Die
erdige oder gewöhnliche Braunfohle.e Sie bildet die mächtigen
Flöte der Wetterau, auf welche bie Grnben von Dorheim, Bauern-
beim, Wölfersheim, Wedesheim und Dornafjenheim gegenwärtig
bauen, die fich aber unberührt in noch weiter Erftredung bis nach
Affenheim, Florjtadt, Wickſtadt, Frankfurt, Hanau und Seligenftabt
auf ber einen und Melbach, Wölfersbeim, Bettenhaufen, Berftadt
und Echzell auf der andern Seite hin ausdehnen und nich anf
Iahrtanfende ein reiches Brennftoffmagazin verigrehen. I v
Nafuzerzengntife. 01
sungen ber Lahn, ber Wieſeck, Horloff, Wetter, Nidda unb Schwalm,
wo er aber weniger benutt wird, weil bie wohlfeileren und beſſeren
z Braunkohlen ihn erfegen, und in Rheinheſſen wo man burch
Schürfverfiihe des Ianpwirtbfchaftlichen Vereins Torflagen in ber
2 Nheinnteverung von Gaulsheim bis Budenheim, fowie von Heides⸗
beim bis an bie Mhetnpfäßifche Grenze aufgefunden bat. Ein
s bebveutendes Xorflager von 2500 Morgen und mit einer Mäch-
tigleit von. birechfchnittlich mehr als 12 Fuß wirb auch bort zum
Vorſchein Tommen mach völliger Austrocknung des Altrheins (in
etwa 30. Jahren). Die Unterfuchungen des alten Nedarbetts von
Seiten des Dr. Malten Haben fehr reiche Xorflager in dem
Nedarbett und "zu beiden Seiten deſſelben ergeben, welche bis jet
zum großen Theile noch unbenutzt Liegen. Am bebeutenbften er-
fcheinen unter biefen die Torfmoore im Gernsheimer und Jägers⸗
burger Wald, ferner längs ver Weſchnitz und gegen Bobſtadt.
Die oberften Schichten ver meiften zu Tage gehenden Torfmoore
im Bereich) bes ehemaligen Nedarbeetes find nach Malten von
neuer Entftehung, deßhalb wenig ausgebilvet und leicht, darunter
aber findet man in einer Tiefe von 5—8 Fuß den beiten dunkel⸗
braunen Torf, der ſchwer und mit erbharzigen Theilen durchdrungen
iſt. An Gehalt und Kraft ift er vorzüglich, feine unterjte Lage,
der Stlipptorf, ſteht der Steinkohle an Kraft nahe und iſt am
beften geeignet zur Bereitung ber Torfkohle.
4. Erden und Thon.
An Erden und Thon ift das Großberzogthum fehr veich in
feinen 3 Provinzen und fie werben benußt; ſo in Starfenburg
bei Offenbach, bei Nüffelsheim 2c., in Rheinheſſen bei Dintesheim
und SKettenheim ꝛc., Ziegeleien und Xöpfereien find karum in
allen dieſen Provinzen Häufig. In .ver Wetterau und Rheinheſſen
ijt namentlich der Lehm fehr verbreitet und ift an vielen Orten
zum Behufe ver Ziegel- und Baditeinformation aufgejchlofien.
d. gefteine.
Daß das Land an Brücen für Bau- und Werffteine fehr
reich fein muß, ergibt fich fchon aus der oben ©. ff. 65 erläuterten
geognoftifchen Befchaffenheit, auf welche wir hier im ver Que
jache hinweiſen Fönnen. Aufgeſchloſſene Sanvttelnpruie Im
Naturerzengniffe. 97
Zofgill mit 19320 M., bas des Grafen Solms⸗Laubach zu Arnsburg mit 589
Dr., zu Laubach mit590M., zu Müngenberg mit 934 M., u Obbornhofen
nit 682 M., zn Öberfeemenmit 593 M., zu Utphe mit 839 M., der Hof Graß
es Grafen von Walderborff mit 549 M., bie Güter bes Herrn v. Riebefel
nEifenbach mit 594M., zu Rudlos mit 796 M., zu Eifenbach mit 548 M.,
u Stodhaufen mit 720 M., die Güter des Grafen v. Stollberg-Wernigerode
u Lindheim mit 1282 M., zu Louiſenluſt mit 612M., zu Ranſtadt mit 876
De., der Schleifelter Hof des Grafen v. Stolberg-Ortenberg-Roßla nit 700 M.,
a8 Gut des Rentier Behrens zu Konrabstorf mit 522 M., das Gut des
Fürften Solms⸗Lich zu Höringshaufen mit 752 Mn. a. m. —
Den landwirthſchaftlichen Vereinen ftehen Gartenbau
‚ereime zur Seite. Der Gartenbauverein zu Darmſtadt
wefteht feit 1835. Seine allgemeine Aufgabe ift: die DBeförbe-
ung der Obftbaumzucht in allen ihren Zweigen, des Baues ber
Semüfe- und Hanvelsfräuter, ver Zierpflanzen, ver Treibereien
ind ber bildenden Gartenkunſt. Er fucht feine Aufgabe zu ers
üllen: durch Kenntnißnahme von dem Zuſtande bes Gartenbaus
m In⸗ und Auslande, durch Prüfung und Verbreitung von Ent-
eckungen und Erfahrungen, durch Erweckung des MWetteifers in
Srziebung, Vermehrung und Veredlung neuer, feltner, nüßlicher,
chöner Obft- und Pflanzenarten, mittelft Ausftellungen von Früchs
en, Blumen, Gemüfe 2c. und mittelft Aufmunterung und öffent
icher Anerkennung. Seine Zwede hilft eine Bibliothek fördern,
weiche an die Mitglieder verleiht. Die ihm nöthigen Gelomittel
müſſen ihm die Beiträge feiner Mitglieder und freimillige Gaben
gewähren. Bis zum 3. 1852 hat der Verein in Yahresberichten
feine Thätigkeit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht; feit 1852 thut
er bieß in einer Zeitjchrift, welche in Duartallieferungen ericheint. — Der
Gartenbauverein in Mainz wirkt in ähnlicher Weife wie der zu Darm-
ftabt. Ueber feine Thätigfeit publicirt auch er Jahresberichte feit 1840.
Handelsgärtner find thätig in allen größeren Stäbten,
namentlich in Darmftadt und Mainz.
. Größere Gartenanlagen finden fih in und um Darm-
Ttabt, in Mainz, in Gießen, an ben ftändigen Aufenthaltsorten ber
Stanbesherrn des Großherzogthung, ſowie anderer größerer Guts-
befiger des Adelsſtandes und Bürgerftandes in allen 3 Provinzen.
Die größeren Gartenanlagen find namentlich:
a. in Starfenburg: Der Schloßgarten (Bosquet, Herrngarten) in Darm⸗
ftadt, der Gr. Luftgarten in Beffungen, der Luftgarten des Prinzen Emil
ebend., bie Anlage Mathildenhöhe bei Darmftadt, der Luftgarten bes Reim
zen Karl (Hofenhöhe), der Alaziengarten, der botaniihe Garten, W. W
Anlagen, ber Riedeſel'ſche Garten, der Garten der Knaben: Trbensuutsit in
Darmfabt, bie Walbanlagen: Dienaburg, um ven Woljsgerten, vn Ku
Baltpers Heffen, 1
9 . Das Baub,
Kohlen. von Salghaufen. Ste ftehen zwiſchen b. unb ce. in ber
Mitte, indem hier bitumindfes Holz und erdige Braunkohle in
ztemlich gleichem Verhältniſſe mit einander gemifcht find. Die
Lagerftätte ver Kohlen dürfte nach einigen Jahrzehnten ‚bei ber
Größe der gegenwärtigen Förderung vollftändig ausgebeutet fein.
Das beveutendfte Werk ift pas 1812 bei Dorheim in be
Wetterau entdeckte, welches auf Kurheffiihem Boden liegt, aber bei
Burüdgabe des Amtes Dorheim Großherzogliches Staatseigenthum
blieb. Es wird vom Staate betrieben und ergab in ber Yinany
periope 1851/53 eine Einnahme von 71242 fl. für verkaufte
Braunkohlen. Im Plane liegt es ſeit mehreren Jahren, ein am
beres Grubenwerk bei dem nahen Berſtadt zu eröffnen, wo nid
nur fehr reiche Lager, fonvdern auch fehr gute Kohlen zu erwar⸗
ten find.
Ein anderes Braunfohlenwert ift zu Salzbaufen, welches
ebenfalls vom Staate betrieben wird. Es wurde ebenfalls m
3. 1812 entvedt und ift mit ver Saline verbunden. Vom
% 1839 an wird die jährliche Fördermenge auf 60000 Eentue
feſtgeſetzt. So weit das Lager durch Bohrverfuche aufgefchloffen
iſt, beträgt feine Längenausvehnung von N. O. gegen S. W. 150 |
Klafter, von ©. DO. gegen N. W. 90 Klafter und feine größte
Mächtigkeit 100 Fuß. Im naturwiffenfchaftliher Hinficht ift dad
Salzhäufer Werk befonders wegen feiner wohlerhaltenen Pflanzen
reſten ſehr merkwürdig. In der meift fehr bichten Kohlenmafle
liegen eine Menge von Laub» und Navelholzftämmen, Wefte und
Wurzeln zerftreut, an denen man die Textur des Holzes noch
beutlich jehen Tann. Die Stämme find oft jehr did .und ein an
der Bafis durch eine Förberftrede entblößter und aufrecht ftehenber
Nadelholzſtamm hatte 13° im Durchmeffer. Auf dem Bergmerl
befinvet fich eine fehr fchöne Sammlung ver in dem Braunkohler⸗
lager vorkommenden Holzarten, Blätter und Früchte.
Andere Werke find bei Bauernheim, Niedereſchbach, Gef
nidda, Leihgeftern, Miünfter, Obererlenbach, Weckesheim, Wölfer*
beim, am Heſſenbrücker Hammer, Dornaffenheim in Oberbeffen.
Torf. Bon großer Berentung find auch die Torflager,
beſonders in ver Provinz Starfenburg bei Griesheim, Pfungftab
Alsbach, Eſchollbrücken, Seligenftant, Kleinumſtadt, Nichen, Mer
ftabt, Lampertheim; dann aber auch in Oberheſſen in ben Niede
Naturerzengniſſe. ot
mgen ber Lahn, ber Wieſeck, Horloff, Wetter, Nidda und Schwalm,
o er aber weniger benutzt wird, weil pie wohlfeileren und beſſeren
zraunkohlen ihn erjegen, und in Rheinheſſen wo man durch
Schürfverfuche des landwirthſchaftlichen Vereins Torflagen in ber
theinnieberung von Gaulsheim bis Budenheim, fowie von Heides⸗
eim bis an vie Rheimpfälziſche Grenze aufgefunden bat. Kin
ebeutende® Torflager von 2500 Morgen und mit einer Mäch
gfeit von. birechfchnittlich mehr als 12 Fuß wird auch bort zum
zorſchein kommen mach völliger Austrocknung des Altrheins (in
ma 30 Jahren). Die Unterfuchungen bes alten Nedarbetts von
Seiten des Dr. Malten Haben fehr reihe Zorflager in dem
deckarbett und "zu beiden Seiten befjelben ergeben, welche bis jekt
m großen Xheile noch wumbenußt liegen. Am bebeutenbften er»
heinen unter biefen bie Torfmoore im Gernsheimer und Jügers-
wrger Wald, ferner lings ver Wefchnig und gegen Bobftabt.
Die oberiten Schichten der metiten zu Tage gehenden Zorfmoore
m Bereich des ehemaligen Neckarbeetes find nach Malten von
ener Entjtehung, deßhalb wenig ausgebilvet und leicht, barunter
ber findet man in einer Tiefe von 5—8 Fuß ven beften dunkel⸗
raunen Torf, der jchwer und mit erpharzigen Theilen durchdrungen
t Un Gehalt und Kraft ift er vorzüglich, feine unterfte Lage,
er Klipptorf, ſteht der Steinkohle an Kraft nahe und iſt am
eften geeignet zur DBereitung ber Zorflohle.
4. Erden und Thon.
Au Erden und Thon ift das Großherzogthum fehr reich in
inen 3 Provinzen und fie werben benukt; jo in Starfenburg
ei Offenbach, bei Rüſſelsheim ꝛc., in Rheinheſſen bei ‘Dintesheim
nd Kettenheim 2c., Biegeleien und Xöpfereien find tarum in
lien viefen Provinzen häufig. Im .ver Wetterau und Rheinheſſen
ſt namentlich der Lehm fehr verbreitet und ift an vielen Drten
um Behufe der Ziegel- und Baditeinformation aufgejchlojjen.
d. gefteine.
Daß das Land an Brücken für Bau- und Werffteine jehr
eich fein muß, ergibt fich fchon aus ver oben ©. ff. 65 erläuterten
jengnoftifchen Beichaffenheit, auf welche wir hier in der Haunt-
ehe hinweiſen können. Aufgeſchloſſene Sanviteinprüne Nuten
9 Das Land.
fih bei Vilbel, Münzenberg, Altenftabt, Bübingen, Ortenberg, Be
benbaufen, Schlig, Alsfeld ꝛc., in Oberheifen; in Starfenburg be
Langen, Dietzenbach, Oberroden, Eppertshaufen, Neckarſteinach,
Hirſchhorn, Waldmichelbach, Raibach, Lengfeld ꝛc.; in Rheinheſſer
bei Nack, Bornheim, Laubenheim, Nierſtein, Flonheim, Lffhofen,
Steinbockenheim, Fürfeb ꝛec. Kalkſteinbrüche in Rheinheſſen
bei Weiſenau, Mombach, Budenheim, ꝛc., in Starkenburg bei
Hochftänten 2c.. in Oberheſſen zwiſchen Allendorf und Dubenhofen,
bei Nieverfleen, Ebersgöns, Nopheim, Bieber, Groß- und Kiew
Inden, Butzbach ꝛzc. Baſaltbrüche im Vogelsberg, ber Web
terau , im Odenwald, bei Steinheim ꝛc. Dioritbrüche (mie
dem Namen Manbelfteine) bei Darmſtadt an ben 3 Brunn
Phonolithbrude bei Oberwiddersheim.
6. Mineraſqueſſen.
Mineralquellen bat das Land zwar manche in den 3 Br
binzen, darunter aber nur wenige von Bebentung und eigentlich
nur eine, welche wahrhaft als folche benutzt wird. Es tft dieh
ber Ludwigsbrunnen bei Großkarben in Oberheſſen. Er ab
halt nach Liebigs Analyfe Chlornatrium, Tohlenfauere Kallerde,
kohlenſauere Magneſia, jchwefelfauere Magneſia, veßgleichen Natron
und Kali, fowie Stohlenfäuere.
In Oberheffen finden fich außerdem noch folgende Duelle:
Beim Häuferhof fließt ein nur nothdürftig gefaftes ſchwah
geſäuertes, ftahlartig ſchmeckendes Duellchen mit einer Temperam
von 72 R. bei einer äußeren Quftwärme von Alle. — Bein
Grünſchwalheimer Hof erhält man faft allenthalben Saum
waffer, wo man einfchlägt und zwar fchon in einer Tiefe vet
15 — 20 Fuß. Die wenigen Hänfer des Hofs beſitzen allen
etwa 10 Sauerbrunnen mit einer Tiefe von 24 — 50 Fık
Zwei von den Quellen find gefaßt, aber ver Brummen tft jegt in
einem fehr verwahrloften Zuftande. Liebig hat bie Quellen de
miſch unterfucht und gefunden, daß fie viele Aehnlichkeit mit bem
von Schwalheim in der Wetterau haben. — Ein anderer Brunnd
ber Gemeinde Berftadt gehörig, findet fich wicht weit von biefen
Schwalheimer Höfen und ift gefaßt; feine Unterfuchung fteht a
erwarten. — Bei Echzell findet fih ein Brummen, welcher ben
Drisgehörigen ihren gewühnlichen Haustranf gibt umb mit eine
Naturerzeugniife. 98
mpe verſehen if. _ Sein Waſſer ift neuerdings unterfucht worben.
ift ein ſchwacher Chlornatrium⸗Säuerling, ver etwas nad
wefelwaſſerſtoff ſchmeckt und riecht. — Bei Staaden ſind
were Saueyquellen in hölzernen Bohlen gefaßt, deren Waſſer
y nicht chemifch umterfucht iſt. Es Bat einen ſehr angenchmen
lichen Gefchmad und ift dem von Großfarben fehr ähnlich. —
: Vilbel entfpringen am linken Ufer ver Nidda mehrere an
lenfäure reiche Quellen, die mit denen bei Großlarben und Ofarben
rlei Zufanmtenfegung zu baben jcheinen. — Bei Olarben auf
ı rechten Niddaufer gibt der Seljerbrunnen einen Säuerling ;
: andere Quelle vabei ift mitten auf ber Main⸗Weſer⸗Bahn
ft worden. — Mehrere ſchwache Säuerlinge kommen am Rande
fih in die Wetterau verlaufenden Taunus vor, bie fich durch
n verhäftnigmäßig großen Reichthum an Eifen bemerflich machen,
die Sauerquelle zwiſchen Robheim und Niederrosbach, bie
ſchen Niederrosbah und Ockſtadt, der Pfaffenbrunnen zwifchen
Habt und Naubem — Bei Rödchen und Steinfurt
ven fich ebenfalls Schwache Säuerlinge, ebenfo bei ber Junker⸗
jle unterhalb Münzenberg. — Andere ſchwache Säuerlinge finden
bei Nidda, Lisberg, DOrtenberg und Büdingen.
Alle dieſe in Oberheſſen gelegenen, dem alten Meeresboben
Wetterau entfteigenden Quellen, enthalten Chlornatrium, kohlen⸗
ren Kalt und kohlenſaures Eiſenoxydul, nicht alle aber außerdem
m beträchtlichen Gehalt an fchwefelfaurem Salze.
Ein ſchwaches fchwefelwafferftoffhaltiges Waffer gibt der Faul⸗
nnen bei Rödelheim. — Eine intermittirende Heilquelle,
he urkundlich zum lestenmal im Jahre 1750 fich öffnete,
« deren Heilfraft in alten Papieren in ben Himmel erhoben
d, fand fih in Niederfeemen. Ueber ihre Beftanbtbeile
en keine Unterfuchungen vor.
Sn Startenburg find uns die gleichen 1739 und 1767
secten Duellen von Auerbach und Hocdftätten befamt
worden. Ste enthalten kohlenſaures Dlineral- Alkali, Toblenge-
erte Kalferde, Eifen und noch kohlenſtoffſaures Gas. Im älterer
t wurde auch eine zwifchen Griesheim und Goddelau
ende Duelle als Heilquelle gerühmt.
In Rheinheffen finden fich Schwefelquellen bei DO ffitein ,
ppenbeim a. d. Wieſe, DOftbofen, Behrheim, Uidr
96 . Das Land.
Die Wirthſchaftsmethoden find in ven 8 Brovinga 3
nicht gleih. Während in Oberheffen uoch das Dreifelberfuften
borberricht, fehen wir in Starkenburg, namentlich aber in Rhein
heſſen die Schranken, welche herlönmliche Flureintheilungen un
Fruchtfolgen ziehen, gefallen. Die Fruchtfolgen. find indeſſen and
in ben beiden letteren Provinzen verfchieven; ber eine Oekonon
zieht den einen, ber anbere einen anderen Umlauf vor, je nad
bem ed der Grund und Boden ober fonftige Verhältniſſe am
paſſendſten erjcheinen laſſen. —
Die größeren landwirthſchaftlichen Gutswirthſchaften ſind:
a. in Starkenburg: ver Rheinfelderhof bei Wallerfläbten, dem Came⸗
ral⸗Domãnen⸗Fiskus gehörig, mit 1361 Morgen; der Bensheimer Hof be
Leeheim, demz Grafen Görtz gehörig, mit 1250 Morgen; Mönchhof me
Claraberg dem Cameral⸗Domänen⸗Fiskus gehörig mit 880 Morgen; be
Schönauerhof bei Rüffelsheim, ebenfalls Domäne, mit 858 M.; ver Hs
henhoherhof des Grafen von Erkad - Fürftenau bei Rehbach mit 668 WM;
ber Kammerhof bes Grafen von Görk mit 659 M., das Gut des Grafen
Görz zu Georgenhauſen mit 637 M., der Hof Gehaborn, Domäne, be
Weiterſtadt mit 636 M., das Gut bes Bürgermeifters Heß i Htilter#
lingen mit 600 Morgen, die Domäne Wafjerbiblos bei Erumftabt m
598 M., ver Illbacher Hof der Herrn v. Willi mit 575 M., Gut
des Grafen zu Erbah-Schönberg in Rimbach mit 572 M., ber Hof Halns
bei 2eeheim, Domäne, mit 522 M., das Gut bes Gemeinbeeinnehmers Div
ſam in Grasellenbach mit 500 Morgen u. a. m.
b. In Rheinheſſen: die dem Grafen von Oberndorf gehörige Rheintafd
Schmittshaufen mit 2500 Morgen, das Gut ber Herzogin von.
in Hernsheim mit 710 M., der Mickenhäuſer Hof des Fr. W. Wit
mann bei Rheindürfheim mit 700 M., das Gut der Frau von Herbing #
Erbesbündesheim mit 679 M., ber Winbhänfer-Hof bes Dr.
mit 512 M., das Gut des Bürgermeifters Orb in Weſthofen mit 505
u. a. m.
e. In Oberheſſen: die Hallenburg des Grafen Gortz zn Schlitz wi
1537 Morgen, das Gut deſſelben Grafen zu Rimbach mit 794 M., das be
Grafen Lehrbach zu Lehrbach mit 568 M., die Altenburg bes Hern
v. Riedeſel mit 555 M., Hof Sorge bes Herrn v. Schend mit 600 M., be
Chriftinenhof des Fürften v. Yienburg-Büdingen mit 513 M., der Leu ftätter
Hof defjelben mit 606 M., das Gut deffelben zu Rohrbach mit 524 M., dat
Büpdinger Hofgut befjelben mit 825 M., das Gut bes Fürften von Nfenburp
Birftein zu Wenings mit 856 M., das Gut des Grafen von Yſenburg⸗ Meer
holz zu Marienborn mit 1273 M., das Out zuffonneburg des’ Grafen van
Bienbung-ZBäptersbad mit 528 Morgen, die Gilter des Grafen von Golmb
ödelheim zu Fauer bach II. mit 623M., zu Rödelheim mit 608M., zu ib
fFadt mit 2137 M., das Gut bes Grafen von Solms⸗Lanbach zu Engelthal
mit 679 M., das Gut des Grafen Dienburg-Wächtersbah zu Brudenbräder
mit 644 M., der Nonnenhof des Grafen von Leiningen-Wefterburg bei Jlben
pebt mit 507 M., das Gut des Grafen Walderborff zu Okarben mit 720 N.
8 bes Freiherrn v. Edelsheim zu Bübesheim mit 644 M., das bes Frhr
v. Leonharbi zu Großkarben mit 700 M., das der Frhrn. v. Lin zu Wiſſelt⸗
heim mit 1061 M., das der Frhrn. v. Lim (Stabener Linie) zu Steinfurti
nit 2199 M., das bes chen. v. Wiefenhütten zu Niebermeiiel mit 600 R.
ber Neuhof des Frhrn. v. Virnhaber bei Leihgeftern mit 585 M., das Gut
bes Frorn. v. Rabenau zu Londort mir 783M., das Gut —— —
u
Eid ju Roluhbanfen mit 518 M., das des Kürten von &o
Naturerzeugniffe. 97
ofgillt mit 19820 M., bas des Grafen Solms⸗Laubach zu Arns burg mit 589
., zu Laubach mit 590M., zu Münzenberg mit 934 M., zu Obbornhofen
682 M., zu Oberſeemen mit 593 M., zu Utphe mit 889 M., der Hof Graf
8 Grafen von Walderborff mit 549 M., die Güter des Herrn v. Riedeſel
Eiſenbach mit 594M., zu Rudlos mit 796 M., zu Eiſen bach mit 548 M.,
ı Stodhaufen mit 720 M., die Güter des Grafen v. Stollberg-Wernigerode
ıLindheim mit 1282 M., zu Louiſenluſt mit 612M., zu Ranſtadt mit 876
t., ber Schleifelver Hof des Grafen v. Stolberg-Ortenberg-Roßla mit 700 M.,
8 Gut des Rentier Behrens zu Konradstorf mit 522 M., das Gut bes
Ürften Solms⸗Lich zu Höringshaufen mit 752 M. u. a. m. —
Den Tanpwirtbfchaftlichen Vereinen ftehen Gartenbau
ereine zur Seite. Der Gartenbauverein zu Darmſtadt
eſteht feit 1835. Seine allgemeine Aufgabe iſt: tie Beförbes
ung ver Obftbaumzucht in allen ihren Zweigen, des Baues ver
demüfe- und SHanvelsfräuter, ver Zierpflanzen, ver Xreibereien
nd ter bildenden Gartenfunf. Er fucht feine Aufgabe zu er-
hllen: durch Kenntnißnahme von dem Zuftante des Gartenbaus
m In⸗ und Auslande, durch Prüfung und Verbreitung von Ent-
zeckungen und Erfahrungen, durch Erweckung des Wetteifers in
Erziehung, Vermehrung und VBereblimg neuer, feltner, nützlicher,
höner Obft- und Pflanzenarten, mittelft Ausftellungen von Früch-
en, Blumen, Gemüſe 2c. und mittelft Aufmunterung und Bffente
icher Anerkennung. Seine Zwede hilft eine Bibliothek fördern,
veihe an die Mitgliever verleiht. Die ihm nöthigen Gelpmittel
nüffen ihm tie Beiträge feiner Mitglieder und freiwillige Gaben
währen. Bis zum $. 1852 bat ver Verein in Fahresberichten
eine Thätigfeit zur Kenntniß ver Betheiligten gebracht; fett 1852 thut
T dieß in einer Zeitfchrift, welche in Quartallieferungen ericheint. — Der
Sartenbauverein in Mainz wirft in ähnlicher Weife wie der zu Darın-
tabt. Ueber feine Thätigfeit publicirt auch er Iahresberichte feit 1840.
Dandelsgärtner find thätig in allen größeren Stäbten,
namentlich in Darmftant und Mainz.
Größere Sartenanlagen finten fih in und um Darm-
Rabt, in Mainz, in Gichen, an ven ftändigen Aufenthaltsorten ver
Standesherrn des Großherzogthums, ſowie anderer größerer Guts—
befiter des Adelsſtandes und Bürgerſtandes in allen 3 Provinzen,
Die größeren Gartenanlagen find namentlich:
a. in Starkenburg: Der Schloßgarten (Bosquet, Herrngarten) in Darm
Rabt, der Gr. Lujtgarten in Beffungen, der Yujtgarten Des Prinzen Emil
ehend., Die Anlage Matbildenhöhe bei Darmftadt, ber Puftgarten des Prin«
en Karl (Rofenhöhe), der Alaziengarten, der botanifhe Garten, Die Kitten
agen, ber Riebefel’ihe Garten, der Öarten der Knaben: Arbetsantit in
Dormftadt, die Waldanlagen: Dienaburg, um den Wolisgarten, um Kronihe
Waltpers Geffen. 7
98 Das Land.
fein, im Forſt Reinheim (Lubwigseihe, Lindenberg, Matbilbentempel,
Emelinenhütte, Ludwigsteich, Ludwigstempel, Forftmeiftersteich,) in der Bef-
funger Oberförfterei (Herrgottsberg, Moosberg, Dommerberg),
die Anlage Marienhöhe, die Luftanlage in Seeheim, die Luftanlage in
Auerbad, der Luftgarten des Prinzen Alerander in Jugenheim, be
gräflich Erbachiſchen Särten zu Schönberg, Fürftenau, Eulbad, be
v. Wambolt'ſche Garten zu Birkenau, der v. Pretlad’fche & Sr. Crum⸗
bad, der v. Gemmingifche ebendaf., der v. Schönborn’fhe Garten zu Hen-
fenftamm, die Stabtanlage zu Offenbad.
b. In Oberheflen: der Burggarten zu Friedberg, ber botanilde
Garten in Gießen, der fürftl. Solms-Lich'ſche Garten zu Lich, der fürfl.
Solms - Braunfels’fhe Garten zu Hungen, ber gräfl. Solms - Laubach’ihe
Garten zu Laubach, die gräfl. Stolberg’ichen Gärten zu Ortenberg, die
die fürftl. Sienburgifhen Gärten zu Büdingen, die v. Löw'ſchen Anlagen '
in Staaben und Ziegenberg, bie gräfl. Görz'ſchen Gärten und Anlagen
in Shlit und auf dem Richthof u. a. m.
c. Rheinheſſen: der Garten der Herzogin von Dalberg in H errn#-
heim, der Eorn. Henf’ihe Garten in Worms, der Hausmann’fche Garten
auf dem Bifhheimer Hof bei Alzei, der Rumpler’ihe Garten in et
toldsheim, der v. Sturmfeber’fhe Öarten in Guntersblum, Der Mohr’f
Garten in Oberingelheim, der biſchöfliche Garten am bifchöflichen Schleß
in Mainz, die Stadbtanlage in Mainz, die Stadtanlage in Worms. —
Betrachten wir nun die einzelnen Erzeugniffe des
Pflanzenreichs, welche durch die Lanpwirtbichaft und ben
Gartenbau ihre Pflege erhalten |
Getreide. Man baut im Großherzogthum alle Urten von :
Getreide und zwar in folher Menge, daß ein großer Theil davon
ausgeführt werben kann. Den größten Ueberfluß bringen. Rhein
hefien, das f. g. Ried zwifchen ber Bergitraße und Rhein; bie
Gegenden am Main und namentlich die Wetterau, Nach eim
von Herrn Weller in ver Ianpwirthfchaftlichen Zeitfchrift (1848
S. 192) angefteliten Berechnung kann die Wetterau jährid
1,393500 Malter Körner ertragen und wenn man bie Saab
frucht mit ungefähr 87,093 Malter abzählt, fo bleiben 1,306407
Malter zur Confumtion und zum Verkauf. Wird in Abficht auf erftert
bie Geſammtbevölkerung, die Stäbte Frankfurt und Hanau mit einge
fchloffen, auf 100000 Menfchen, ver Bedarf an Bropfrucht aber jährlich
a Kopf auf 4 Matter, alfo in Summe zu 400000 Malter berechnet, ſ
bleiben in ver Wetterau allein 906407 Malter zum Verkauf übri
Der Ernbteertrag im 9. 1851 von den verfchievenen Gr
treivearten war:
Weizen 447714 Malter auf 144891 Morgen,
Spelz 27515 5 m 42 „5
Korn 714909 „ „ 253125 n
Gerſte 723427 5 „ 169406 „
Hafer 714324 u 1834398
U 7
— —
—
hl A
Naturerzeugniife. 99
Hirſe 22036 Malter auf 4387 Morgen,
Buchweizen 11153 „ n 4286 "
Mais 2007 „ " 1086 "
Betrachten wir pie Getreivearten in Bezug auf ihren Anbau in den
einzelnen Theilen des Landes, fo finvnen wir den Bau von Weizen in
Rheinheflen und Starfenburg (mit Ausnahme des Odenwalds wo bor-
zugsweife Buchweizen) daneben auch Spelz und Gerfte vorherrſchend, in
Oberheſſen (mit Ausnahme des Vogelsbergs und des Hinterlands) Roggen
borwaltend; dann Hirfe in Starfenburg und Rheinheſſen, Hafer im
Odenwald, Vogelsberg und Hinterland, minder in Rheinheſſen.
Bon Hülſenfrüchten werden überall Erbien, Linſen,
Widen, Bohnen, felbjt in den bergigen Gegenden gezogen. SDer
Erndteertrag im 9. 1851 War:
Erben 54806 Malter auf 22999 Morgen „
Zinfen 11371 „ nn 53866 „
Widen 27781 „ n.896 „
Bohnen 8737 „m . 38864 „
Kartoffeln baut man in allen 3 Provinzen in großer
Menge. Die Kartoffelfrankheit, welche immer bejonders empfinplich
die Gegenden bes hohen Vogelsbergs trifft, hat DVeranlaffung ge
geben, daß man bort mit bem Anbau ver fibirifchen Rübe als
Erjakmittel dafür Verſuche gemacht hat. Ihr Anbau ift von
einem Hejjen, Namens Flemming, ber feit vielen Jahren in Ungarn
lebt, und damit gute Erfolge in ven unfruchtbaren Gebirgsgegenven
Ungarns erzielt bat, angerathen worden. Der Ertrag im $. 1851
an Kartoffeln war 3,103002 Walter auf 193,555 Morgen.
Weißkraut (KopfflohD wird in großer Auspehnung in
Startenburg und Oberheſſen gezogen. Man vechnet an 17000
Morgen, welche in ven 3 Provinzen damit bepflanzt werben.
Oberbejjen bringt am meijten, weil damit mehr als 6000 Mor⸗
gen bepflanzt find. Starfenburg bringt das befte, befonvders im
der Umgegend von Großgeran, wo e8 zu einem beveutenden Han⸗
velsartifel geworden if. Der Ernöteertrag des Jahres 1851
betrug 755641 Centner auf 16500 Morgen.
Rüben in ihren verjchievenen Sorten und Arten werben
im Großberzogthum befonbers gerne angepflanzt. Dean Tann an-
nehmen, daß jährlich damit an 75000 Morgen beftellt werben,
wovon As auf Oberheffen kommt, während Startenburg wa
100 Das’ Land.
einmal fo viel anpflanzt als Rheinheſſen; der Umftand, daß biefer
Landſtrich zu wenig Wiefen und Weiden befigt, nöthigt zu Stall-
fütterung, wozu denn befonders die Rüben dienen. Mean pflanzt
weiße-, gelbe, Kohl- und Runfelrüben. Der Ertrag .1851 war
5,040345 Gentner auf 74683 Morgen.
Gemüfe Der Gemüfebau wird in allen Provinzen be
trieben, allein 28 gibt mehrere Gemarfungen, in welchen er eine
befondere Entwiclung und Ausdehnung erhalten hat und auf eine
hohe Stufe gefommen ift. In Starfenburg wird er am ftärkften
in der Gegend von Dornberg, Heppenheim und Bensheim - betrie
ben. Auch zieht man hier viele zarte feinere Gemüfe, ſowie in Darm
ftabt treffliche Spargel. In Rheinheſſen zieht man befonvers feine und
zarte Sorten, namentlich im f. g. Gartenfeld bei Mainz, in deſſen
Nachbarorten Mombach und Gonfenheim, fowie bei Bingen und Worms.
Zwtebeln. Der Zwiebelbau, der an ben meiften Orten
nur jo weit betrieben wird als es das eigene Bedürfniß erfordert,
tft an manchen Orten von großer Bebeutung und es wirb mit
Zwiebeln ein beträchtliher Handel getrieben. Es ift dieß befon
bers der Fall in Griesheim in Starfenburg, und in Ober- und
Niedermorftadt in Oberheifen. Hier rechnet man auf einen Mor
gen einen Erndteertrag von 45—50 Süden à 130—140 Bfh,
welche einen Rohertrag von 125—140 fl. liefern.
Wein. Der Hauptweinbau des Landes findet fich in Ahele
heſſen und in ber Bergftraße. Er wird invefjen auch in andern heilen
von Starfenburg jelbft in einigen Theilen von Oberheſſen getrieben.
Sn Rheinheſſen maht das Weingeläinde etwa 7 Prozent
des cultivirten Bodens aus und beträgt (1849) 35734 Morgen.
Es gibt nur wenige Gemarfungen, welche ganz ohne Weinbau find,
in vielen tft derſelbe beveutenvder als irgend ein fonftiger Zweig
der Landwirthſchaft, im Allgemeinen aber macht er nach dem Frucht
bau vie bedeutendſte Nahrungsuyuelle der Bewohner aus. Die
Natur felbft weiſt fie durch vie Falf- und thonhaltigen Beftand-
theile des Bodens, durch bie gegen rauhe Winde gefchitte Loge
der Anhöhen und ihre Richtung nach der Sonnenmwärme,
bie milde Befchaffenheit des Climas 2c., auf ven Weinbau hin.
Die Hauptweinorte für weiße Weine find: 1. Nierftein,
wo fchon vor Karl dem Großen Weinbau getrieben wurde, 2. Bir
besheim, in bejjen Gemarkung ber berühmte Scharlachberg liegt
Naturerzeugniſſe. 101
3. Bingen, 4. Oppenheim, 5. Worms, deſſen beſte Weine die
Liebfrauenmilch, der Luginsland, ſowie der Katerlöcher ſind, 6. Dien⸗
heim, 7. Laubenheim, 8. Nackenheim, 9. Bodenheim, 10. Koſtheim,
11. Gaubiſchofsheim, 12. Kempten. — An dieſe reihen ſich in 2. Linie:
Bechtheim, Dftbofen, Bofenheim, Alsheim, Guntersblum, Hahnheim,
Heßloch, Mettenheim, Wefthofen, Harrheim, Gaubödelheim u. a. m.
Rothen Wein erzeugen befonders: 1. Gundersheim, 2. Ober»
und Nieber-Fugelbeim, 3. Heivesheim. — Die Erträge des Wein-
areals von Rheinheſſen find natürlich je nach dem günftigen Aus⸗
fall eines Herbites ſehr verſchieden. Man rechnet von 1792—1833
14 vollfommene Herbfte, aljo für Ein Jahr durchſchnittlich 1s
eines ſolchen. Kin. in gehörig tragbarem Zuftande befinplicher
Morgen Weinberg ergibt durchſchnittlich jührlid 5 Ohm. Bon
dem ganzen Weinareal Aheinheffens nimmt man nur °/s ober
21,430 2/3 Morgen als in gehörig tragbarem Stande an, alfo
mit 5 Obm per Morgen anzufchlagen, oder das ganze Weinareal
mit 3 Ohm per Morgen. Demnach ergaben ſich als burch-
fehnittliche jährliche Weinprobuftion Rheinheſſens 107202 Ohm.
In Starfenburg zählt man 3268 Morgen Weinbergs-
land. Der meifte Wein wird an der Bergftraße geivonnen, nament-
lich bei Zwingenberg, Auerbach, Bensheim und Heppenheim. Aber
auch die Gewächſe von Schönberg, Gronau und Zell werben ge-
ſchätzt. Auch einzelne andere Orte in der Provinz treiben etwas
Weinbau, jo einzelne Drte des Sreifes Dieburg und bie Umgegend
von Wimpfen. Der Weinertrag ber Provinz Starfenburg wird
af 8360 Ohm gefchägt. Im und um Darmſtadt bejtanden vor
Zeiten berrjchaftliche Weingärten, welche ziemlich viel Wein zogen.
Der feinere Geſchmack fowie die Leichtigkeit des Bezugs befferer
Deine haben fie verſchwinden machen. Aehnliches mar ver Fall
bei Brensbach, Neichelsheim und in anderen Orten des Oben:
walds und der Aheinebene, namentlich im Niet. In Leeheim
kemmen z. B. ſchon 782 Wingerte vor. Noch im 16. Jahr⸗
hundert war der Weinbau im Ried ſehr beträchtlich. Viele Ge—
wanne führen daher dort noch den Namen Wingertsgewann.
Oberheſſen hat jest mr noch 89 Morgen Weinbergs-
land, welche jährlich 227 Ohm erzeugen. Sie liegen im Sreife
didingen. In der Wetterau wurde in früheren Jahrhunderten
ziemlich viel Weinbau getrieben. So werben vie Weiher um
102 Das Land.
Dauernheim jchon im 9. 790, die von Echzell und Bingenheim
817 genannt. Des Weinbaus zu Rendel geſchieht 1334 Er-
wähnung, 1395 in Dorheim, 1635 in Oberrosbach, Philippsed
und im Amte Hochweifel ꝛc.
Obſt. Obftbau wird in allen brei Provinzen in ziemlicher
Ausdehnung ceultivirt. Nicht blos Haus- und andere Gärten find
reichlich mit Obſtbäumen verfehen, fondern auch die an ber Land
ftraße fortlaufenden Weder müſſen vorichriftsmäßig damit bepflant
fein. Borzugsweife find es Aepfel-, Birn-, Kirichen-, Pflaumen
und Zwetſchenbäume, welche gepflanzt werben; außerdem kommen
aber auch Aprikoſen⸗, Pfirſich⸗ Mandelbäume namentlich in ver
Bergftraße und in Rheinheſſen vor. Die Bergftraße bringt be
ſonders viele Kirichen und Aepfel, das Ried vorzugsweife Aerfl,
die Wetterau Aepfel und Zwetfchen, das Hinterland Zwetſchen x.
Bon welcher Beveutung der Obftbau in ver Wetterau geworden
ift, geht n. a. daraus hervor, daß von Herbit 1832 bis Fräß
jahr 1835 von Privaten 26654 und von Gemeinden 4619
Obſt- befonders Wepfelbäume angepflanzt wurden. — Zur Fr
derung der Obftbaumzucht wirken fehr beveutend mit bie neben
vielen Privatbaumſchulen beftehenden Communalbaumſchulen in allen
Theilen bes Landes,
Delgewähfe Bon Delgewächjen baut man Reps um
Magfamen, und zwar in großer Ausdehnung. Oberheſſen fi
jährlich über 5000 Morgen Reps und über 800 Morgen Mohe
ein. Starkenburg dagegen pflanzt jährlihb über 3000 Mlorgen
mit Magfamen und etwas mehr mit Reps an. Rheinheſſen bat
etwa 10000 Morgen mit Reps, 1500 Morgen mit Magfamen
an. Der Gefammtertrag von Reps war im 3. 1851: 98384
Mealter und von Mohn 13494 Mealter.
Hopfen wird im Ganzen nicht viel gebaut, am meiſten
in Starfenburg, vorzugsweiſe in den Streifen Linvenfels, Dieburg
Großgerau, Erbach. Im Jahre 1851 waren 39 Morgen damit
bepflanzt welche einen Ertrag von 62 Centnern ergaben. MM
Oberheffen und in Nheinheffen ift der Hopfenbau unbedeutend.
Tabak. Der Tabaksbau Hat in neuerer Zeit einen We
beutenben Auffhwung erhalten. Im Jahre 1851 waren in be
Kreifen Bensheim, Heppenheim, Dieburg und Dffenbach 4296
Diorgen bamit beftellt, welche einen Ertrag von 23748 Centuer
Naturerzeuguiſſe. 103
eferten. Der Durchſchnittpreis ſtellte ſich auf 12 fl. per Cent⸗
er; es wurde alſo ein Erlös von 284976 fl. erzielt. In
berheſſen und Rheinheſſen iſt fo gut wie gar kein Tabaksbau zu
yanfe.
Flachs und Hanf. Der Bau dieſer Probilfte wirb in
fen Provinzen betrieben, aber in verfchievenem Verhältniß. Ober⸗
eſſen pflanzt befonbers viel Flachs, während in Starfenburg und
heinheſſen der Hanfbau vorherrſcht. Rheinheſſen pflanzte 1849
m 1 Morgen mit Flachs an, und von Hanf nur fo viel als
e Landleute feiner in ihren Haushaltungen zu Hemben, Beit-
cher ꝛc. bebürfen. Der Ertrag der Erndte im. J. 1851 war
ı Ylacdhs 46,244 Centner auf 15,090 Morgen, an Hanf 14,984
entner auf 5325 Morgen.
Gras und Kleebau. Oberheſſen ift am reichten an
Ziefen, Grasgärten und Weiden; fie nehmen 279347 Morgen
n, während Starkenburg 129122 Morgen und Rheinheſſen
ur 22873 Morgen hat. In Rheinheſſen fieht man fich darum
saötbigt, zur Fütterung des Viehs mehr und mehr Klee anzu:
men, fo daß jeto an 35000 Morgen damit beſtellt find. ‘Die
zieſenkultur bat in den legten 20 Jahren aufßerorbentliche Fort⸗
yritte gemacht; großen Antheil daran bat das im 9. 1830 ge-
bene Wiejenfulturgefeg, und feine Anwendung bat den Werth der
3iefen ungemein erhöht.
Cichorie wird in Starfendburg gepflanzt und zwar in ben
veifen Großgerau (befonders Griesheim), Dieburg (vorzugsweife
yarpertshaufen) und Offenbach (befonders Offenbach und Münfter).
Der Ertrag im 9. 1851 war: 3196 Gentner auf 83 Morgen.
3. Durch Forftwirtfchaft gewonnene.
Die Hauptwalvpiftricte des Großherzogthums bilden feine
gedirgigen Theile, alfo ver Odenwald, ver Vogelsberg und das
Öinterland. Von ven 3,196866 Morgen, welche feine Cultur⸗
fühe einnimmt, bilten 1,086327 Morgen Walpflächen. Bon
biefen Tommen 478226 auf Starfenburg, 568616 auf Ober-
beffen und 39485 auf Rheinheſſen. Die Walbungen find theils
Eigenthum des Staates alfo Domanialeigenthum, theil® gehören
fe Gemeinden und Stiftungen, theis Privaten an. In Starfen-
burg find 114491 Morgen Domanialwald, 218291 Warn
104 Das Land.
Communalwald, 150438 Morgen Privatwald. In Oberxheflen
find 207959 Morgen Domanial-, 196226 Communal-, 164431
Morgen Privatwal. In Nheinheffen bilden 6866. Morgen De
mania, 23747 Morgen Communal- und 8872 Morgen Pri
vatwald. Die Bewirtbfchaftung erfolgt bei dem Domanialwal
unmittebar durch die Forftbehörde, bei Commumal- und Privat
wald von Seiten der Eigenthümer unter der oberen Aufficht md
Leitung ver Forſtbehörden. — Laubholz, namentlich die Buche ifl
vorherrichend in den Forften; fie nimmt beſonders in Oberheſſen
eine bedeutende Fläche ein, weniger verhältnifmäßig in Starken
burg. In Rheinheffen zeigt fie fich in reinen Beftänden gar nicht,
fondern immer gemifcht mit andern Holzarten befonders mit ber
Eihe. Am reichiten an Eichen find Starkenburg und bie beiben
Forfte Gießen und Burggemünden in Oberheffen. Beide Ho
arten zugemifcht ift die Hainbuche, Birfe.. Der gemeine Ahorn
findet fih Häufig in den höheren heilen des Vogel&bergs und
oft von anjehnlicher Stärke. Seltener find Ejchen, Ulmen um
Linden. Im Nadelholz herricht die Kiefer vor, die in allen Bro
vinzen anzutreffen ift, namentlich aber in Starfenburg, felten fl
bie Fichte, häufiger die Lärche. Der beiläufige Holzertrag ber
Waldflächen des Großherzogthums beläuft ſich in ſummariſchen
Klaftern im Preußiſchen Maaſe von 108 Kubikfuß Raum und 75
Kubikfuß Maße auf 352880, wobei das ſämmtliche in orbentlide
Verkaufsmaaße gebrachte oder gefchätte Hoß, alfo auch Stod- ud
Reisholz, nicht aber bloßes Leſeholz, mitgerechnet ift.
II Erzengniffe des Thierreichs.
l. Wilde Thiere.
Die zunehmende Bevölkerung fowie das Lichteriverden der Wältet
verbunden mit andern Umſtänden, welche die zunehmende Cult
im Gefolge hat, das Jagdvergnügen, zu welchem bald Liebhaberei
bald Gefunpheitsrücjichten Yindrängen, haben die Menge von wilden
Thieren, welche cheven die Wülder des Odenwalds, des Vogel#
berg8 und des Hinterlands belebten, beveutend gemindert. Dit
legte Bieber, von dem die Jagdannalen in unferm Lande Er
wähnung thun, wurde 1596 an ber Gerfprenz unweit Stockſtadt gefar
gen. Der letzte Bär wurde im Yahre 1678 im Oberwalde auf
Naturerzengniffe. 105
bem Vogelsberg von dem Niebefel’fchen Oberjäger Jenniſch erlegt
und die letzte Bärenbete, eine noch) im Anfang des 17. Jahrhun⸗
derts beliebte Beluftigung, wurbe im 9. 1623 im Schloßhofe zu
Darmftadt gehalten. Der Iette Wolf fiel erit am 6. Januar
des J. 1841, im Lorſcher Wald, nachdem er von Frühjar 1840
an, wo er fich zuerjt gezeigt, 31 Schaafe und an 50 Frifchlinge
zerriffen Hatte, ohne was cr an Neben und Rothwild gemwürgt.
Durch den Jäger des Herrn v. Granch unſchädlich gemacht,
ſteht ber Loricher Wolf jet im Muſeum zu Darmftadt. Nicht
fo jfelten, wenn auch gewiß ihre Zahl früher größer war, find
Füchſe, wilte Raben, Marver, Iltiße, Wiefeln, Eichhörnchen 2c.
und bie verſchiedenen Arten des Speiſewilds.
Schwarzwild findet fih wohl jet nur noch in ben
Parks, während es in Starfenburg vor noch nicht langer Zeit im
Revier Mitteldick, fowie in einzelnen Forften des Odenwalds vor-
km. — Rothmwild findet man noch in den großen Walbungen
um Romrod, Grünberg ꝛc., fowie in ber Büdinger Mark, im
ſüdlichen Odenwald und matürlich in den Parks; Damwild im
Wildpark zu Gerau, in den Forften von Gerau, Langen und Lorjch
und in dem Erbadhifchen Thiergarten, Rehe, Hafen und Kanin-
hen in ziemlicher Zahl, wenn auch die letzten Jahre temporär
unter ihnen aufgeräumt haben. Fifchottern kommen als Selten-
beiten noch hier und da im Hinterlande an der Lahn und ihren
Auflüffen, im Vogelsberg an der Ohm und Nidda vor. Bon
Feld- und Waldgeflügel hat das Land Aoler, Habichte, Buß-
hardte, Fallen, Geber, Reiher, Naben, Sperber, Krähen, Elftern,
Hehre, Eulen, Spechte, Trappgänfe, Hafelyühner, Birkhühner,
Auerhahnen, Phafane, milde Gänſe, wilde Enten, Repphühner,
Schnepfen, Wachteln, Lerchen, Krammetsoögel, Amfeln, wilde Tau-
ben, Staare, Kibite, Wafferhühner, Pyrole, Grün, Echwarz und
Duntipechte, Wiedehopfe, Kufufe, Grünlinge, Zeisgen, Finken,
Nachtigallen, Sperlinge ꝛc. Bon Reptilien finden ſich: Eidechſen,
Salamanderarten, Fröfche, Schlangen (Ningelmattern, glatte Nattern,
Blindſchleichen, Ottern ober Vipern). An Fiſchen finden fich be-
ſenders: Aale, Karpfen (Teich- und Spiegelfarpfen, Weißfiſche,
Schleichen, Barben, Karauſchen, Elrigen), Hechte, Sulmen (Forellen
verſchiedener Art) Flußbarfchen, Quappen, Stichlinge, Grundeln.
106 Das Land.
2. SHausthiere.
Eine blühende Viehzucht ift eines ber mächtigften Mittel
zur Hebung ber Lanbwirthichaft, fie geht darum in ihren Der-
befferungen Hand in Hand mit denen des Aderbaus. Es ift ihr
ebenfo wie dem Aderbau vie Fürforge ver Regierung zugetvenbet,
und die lanpiwirthfchaftlichen Vereine find unermüdlich fie fo zu
heben, wie es bei ihrer Bedeutung für den Aderbau nöthig if.
Ausitellungen von preiswärbigem Vieh und Belohnungen und Be
lobungen der tüchtigen Viehzüchter wirken mit großem Erfolg.
Der Viehſtand des Großherzogthums im J. 1850 repr&
fentirte ein Capital von 20,427719 fl., von melden 6,704537
auf Starfenburg, 7,842580 auf Oberhefien, 5,880602 af
Rheinheffen kamen. _
Mehrere Viehmärkte des Landes find von großer Bedeutung,
wie: die Märkte in Schotten, Beerfelden und NReichelsheim. IR
Schotten waren im 9. 1851 aufgetrieben: 174 Pferde, 136
Tohlen, 584 Ochſen, 1904 Stiere, 774 Kühe, 729 Rinde,
1495 Kälber und 816 Schweine In Beerfelden betrug bie
Zahl des von 1841—1850 auf 198 Märkten aufgetriebenen
Viehs 96570 Stüd; verkauft oder vertaufcht mwurben in dieſer
Periode 27243 Stüd; der Betrag des Geldumſatzes dabei war
1,549396 fl. In Reichelsheun waren in berfelben Zeit aufge
trieben worden 25184 Stüd, von denen 11868 vertaufcht obe
verfauft wurden; der Betrag des Geldumfates dafür betrug an
742064 fl.
Viehverſicherungsanſtalten ſchützen PViehzüchter und
Viehbeſitzer vor Verluſten. eo.
Die Rindviehzucht ift von großer Bedeutung im Groß
herzogthum, fo daß ihre Probufte einen wichtigen Ausfuhrartifed
bilden. Beſonders zeichnen ſich die Provinzen Starfenburg und
Oberheffen durch ven ausgedehnten Betrieb der Viehzucht aus.
Man zählte im Jahr 1850
Ochſen. Stiere. Kühe. Kinder. .
in Stalendbug . . . 83861 822 57321 35096
„ Oberheffen . . . 14025 1103 76897 36075
„ Rheinhefien . . . 1769 674 43306 20061
im ganzen Großherzogthbum 19655 2599 177524 91232
Naturerzeugniffe. 107
Großen Antbeil an ber Verbefferung ver Rindviehzucht haben
a. die Einführung der Stallfütterung, vie beffere Einrichtung
x Bullenhaltung, die Einfuhr von gutem Zuchtvieh 2c. In Ober⸗
fen tft die Zahl der Ochſen verhältnigmäßig viel größer als in
m andern Provinzen, weil bort ver Ackerbau meijt mit Ochſen,
er aber mit Pferven getrieben wird. Die Nacen, welche vor»
gsweiſe gefunden werben, find in Starfenburg die Odenwälder,
Oberheſſen die Vogelsberger, in Rheinheſſen die Donnersberger
ace. Häufig fieht man auch dieſe Racen mit Schweizerblut
rmiſcht.
Die Schafzucht iſt nur in Oberheſſen bedeutend; in Star⸗
nburg betreibt man ſie nur im Odenwalde in einiger Ausdeh⸗
ing; in Rheinheſſen aber, wo es feine Gemeinweiden unb feine
rache gibt, eriftirt im Grunde gar feine Schafzucht. Der Schafr
and im 3. 1850 war: in Oberheffeu: 188407, in Etarfen-
weg 26658, in Rheinheffen 3584, aljo im ganzen Grofher-
ogthum 218649. Das Schafvieh Oberheffens ift im Ganzen
on fohlechter Nace, und nur in einigen Gegenden durch Hans
izverſche Stähre verebelt. Beſſere Schafe findet man in Star«
enburg, befonvers in mehreren burch fpanifche Böcke verebelten
Schäfereien.
Die Ziegenzucht iſt beſonders in Rheinheſſen bedeutend
amd bisher in ſtetem Zunehmen begriffen geweſen; im Zunehmen
begriffen ift fie auch in den beiden andern Provinzen, wenn auch
nit in dem Maße wie dort. Rheinheſſen hatte im J. 1850
einen Ziegenftand von 21703, Starfenburg von 25065, Ober:
hefien von 21362 Stüd.
Die Pferdezucht ift im Lanbe ebenfalls in bedeutendem
dortſchritte begriffen. Zur Verbefferung derſelben trug vieles bie
kit vem J. 1808 unter verjchievenen Formen beftehenve Landge-
ſtütsanſtalt bei, welche tüchtige Beſchälhengſte anfchafft und heran-
ieht, Die gegen ein mäßiges Sprunggeld die Stuten des Landes
in den verſchiedenen Theilen deſſelben zu näher beftimmten Zeiten
bedecken. In Ulrichftein beftand Bis zum 9. 1848 auch ein
Stammgeftüt, in welchem zur Zucht guter Pferde ebenfo Stuten
wie Hengfte gehalten wurden, während die Hengfte des Landesge—
ſtüts zur Bedeckung ber Pferde im Lante gebraucht wurten. Wie
br fich die Pfervezucht im Lande gehoben, geht voraus heran,
108 Das Land.
baß ber größere Theil der Remontepferde für das Großh. Militär
im Lande gefauft werben Tonnte und daß auch ein großer Theil
ver nöthigen Luxuspferde aus der Landeszucht bezogen wird, fowie
auch Häufig Pferde für das Ausland im Großherzogthum angefauft
werben. Im Intereſſe der Pferdezucht ift feit 1849 in ber
Nähe von Ulrichſtein auf den bis dahin dem Großh. Privatgeftüte
eingeräumt geweſenen fiskaliſchen Weiden eine Weideanſtalt für
eine entfprechende Anzahl ein- bis breijähriger Fohlen von Pri-
daten errichtet, auf welcher folche von Mai bis Detober gegen eine
entfprechende Vergütung Wartung, Fütterung und Aufficht genießen.
Im 3. 1852 fanden fich darauf 43 einjährige Fohlen und 18- ältere
Thiere. — Der Pferbeftand im J. 1850 war: in Starfenburg 14414,
in Oberhejjen 10915, in Rheinheffen 12383 Stüd, im ganzen
Großberzogtfum alſo 37712. Dazu fommen in Starkenburg
2364, in Oberheilen 775, in Rheinheſſen 402 Wohlen, im
ganzen Großherzogthum alſo 3541.
Der Eſelſtand betrug im J. 1850 in Starfenburg 293,
in Oberhefien 597, in Rheinheſſen 31 Stüd, im ganzen Groß
herzogthum alſo 921 Stüd.
Die Schweinezucht ift befonders in Starfenburg und
Oberheſſen bereutend, weil fie bier nicht blos durch ven ftarken
Kartoffeln und die zuhlreichen großen Branntweinbrennereien |
Sondern auch durch die ausgevehnten Eich- und Buchwaldungen
unterftügt und erleichtert wird; weniger beveutend ift fie in Rhein⸗
heifen. Der Schweineftand war im J. 1850: in Starlending
76487, in Oberhefien 81792, in Rheinheifen 42319 Städ,
im ganzen Großherzogthum alfo 200598 Stück.
Federviehzucht finvet fich überall in Menge, zum Theil
nur für den eigenen Bedarf. In Oberheſſen zieht man inbelien
weniger Federvieh als in ven beiden andern Provinzen.
Die Bienenzucht ift gerade nicht von großer Bedeutung,
beffenungeachtet liefert der Odenwald mit feinen Heiden und feinem
von ven Bienen fehr geliebten Heibeforn, Aheinhefjen mit feinem Reps⸗
und Kleebau einen fchönen Vorrat an Honig. Auch in ber
Wetterau befördert ein im Jahr 1841 gegrünveter Bienenverein
die Bienenzucht. Ehedem hatte man eigene Bienengärten; ein
folcher war 3. B. in Darmitabt in einem Xheile des jegigen Bosquets.
Drittes Buch.
Das Volk,
‚ Größe der Bevölkerung des Landes. — Vergleichende
Reſultate.
Die erſte Zählung der Bevölkerung des Großherzogthums,
jdem daſſelbe feine jetzigen Beſtandtheile erhalten hatte, erfolgte
Jahr 1815. Damals betrug die Geſammtbevölkerung 627157
len und zwar Tamen davon auf Starkendurg 218345, auf
erbeffen 248824, auf Rheinheſſen 159988. Erft im J. 1821
‚de wieder eine allgemeine Zählung vorgenommen. Don bem
1821 an erfolgten die PVollszählungen mit Ausnahme von
30—34 alle drei Jahre und lieferten ſtets fpeziellere und
erere Reſultate. Die Vollszählungen werben jetzo nach einer
truction vom 4. April 1833 und mit Zugrundelegung des
{bft vorgefchriebenen Formulars vorgenommen. Es werben bar-
h die Bevölkerungsliſten von jedem Orte beſonders durch ben
rgermeifter ober ben für bie Lokalpolizey angeftellten Beamten,
fich ein folcher findet) aufgeftellt und aus dieſen Drtsbenöl-
ungsliſten durch die Verwaltungsbehörden (Kreisräthe) die Gene-
tnbellen über vie Verwaltungsbezirke zufammengeftellt.
Die neuefte Zählung von 1852 ergab eine Gefammt-
eelenzabl von 854314. Bon bdiefen kommen auf Starfenburg
9050, auf Oberheſſen 309617, auf Rheinheſſen AULGAT.
110 Das Voll.
Diefe Zählung an fih, wie in ihrer Vergleichung mit ben
Zählungen früherer Jahre, läßt fich nach verfchievenen Rüchſichten
näher betrachten *) und bietet in diefer näheren Betrachtung mannid)
fach intereffante ftatiftische Reſultate, deren einige wir bier ar
führen wollen.
Don diefen 854314 Bewohnern gehörten 842654 dem
Civilſtand, 11660 dem Militärftand an. — Nah ven Eonfeffio:
nen betrachtet waren 603583 Proteftanten, 217798 Katholiken,
4199 fonftigen chriftlichen Confejfionen Angehörige, 283734 Juden.
Es wohnten von den 854314 Bewohnern in Städten 230482
(Oberhefjen 73734, Starfenburg 90911, Rhei heifen 65837),
auf dem platten Lande 623832. Es lebt alfo etwa ber vierk
Theil der Bevölkerung in Städten. —
Betrachtet man die Bevölkerung des Großherzogthums nad
ihrer Dichtigkeit, fo zeigt fih, daß auf einer [|M. im Gr '
herzogthum im Ganzen durchſchnittlich 5588 Seelen leben, in
Starfenburg 5808, in Oberheflien 4248, in Rheinheſſen 9029.
Es ift demnach die Provinz Rheinheſſen die relativ bevölkertſt.
Es gibt in Deutichland wohl kaum einen Bezirk von ähnlicher
Ausdehnung, der eine ftärfere Bevölkerung aufweiſen Tann, und «
tft dieſe Erfcheinung um jo auffälliger, als Rheinheſſen nicht eigent
ich einen Induſtrie⸗, fonvern vielmehr einen Landbaudiſtrikt bilde,
Nah den Befhäftigungen geſchieden find unter im
854314 Seelen .
Staats-, Kirchen⸗ sc. Diener: 6771,
Aderleute: 51318,
Uderbautreibende Gewerbleute: 18971,
Gewerbleute: 43161,
Taglöhner männlichen Gefchlehts: 39087,
1 weiblichen Gefchlehts: 25240,
Fabrifarbeiter: 7423.
Nah dem Lebensalter und Gefchlecht gefchieben fin
bon ben 854314 Seelen
Männlichen Gefchlehts unter 14 Jahren: 140722,
über 14 Jahren: 281588,
" "
*) Anm. Vergleiche bie treffliche Arbeit Schmidts in dem Beiträgen
des Vereins für Erdkunde zu Darmftadbt Heft 1. u. 2.
Größe ver Bendfferung. 111
Weiblichen Gefchlechts unter 14 Sahren: 140103,
" über 14 Sahren: 291901,
Samilien bilveten die 854314 Seelen: 168498,
Wohnbäufer bew. vie 854314 Seelen: 121490.
Dei einer Bergleihung mit früheren Zühlungen ergeben fich
u. as folgende Reſultate. Bei einer VBergleihung mit ver
eriien Zählung im 9. 1815, melde 627157 Seelen be-
eng, ergibt fih, daß fich bis jetzt vie Bevölkerung in folcher
Weife vermehrt hat, daß fie, wenn fie ftetS in gleichem Maaße
mnähme, in 85 Jahren fich verboppeln müßte, daß alfo im Jahr
1900 noch einmal fo viel Menfchen im Großherzogtfum leben
würden als im 9. 1815.
Dei einer VBergleihbung der Zählung von 1852
mit der von 1849 ergibt fich, daß fie fie fich feit dem um
1790 Seelen vermehrt hat, von denen 1287 auf Oberbefjen,
466 auf Starkenburg, 37 auf Rheinheſſen kommen. Betrachtet
nan vie Vermehrung mit Rückſicht auf jüdiſche oder _ chriftliche
Abſtammung, fo zeigt fich, daß bie jüdiſche um 397 abgenommen,
bie chriftlihe ſich alſo um 2187 vermehrt Hat. Weiter ergibt
fich, daß fich die Bevölkerung der Städte feit ver legten Zählung
um 9654 Seelen vermehrt hat, welche Vermehrung hauptfächlich
in ber bebeutenden Zunahme ver Benölferung von Darmſtadt mit
Beilungen, Offenbach, Mainz, Worms und Caftel ihren Grund
bat. Die Benölferung des platten Landes bat dagegen um 7864
Seelen abgenommen feit 1849. Es findet dieſe Abnahme vor⸗
zngsweife in ber bebeutenden Auswanderung ihre Erklärung. —
Die Städte, welche die ftärfite Vermehrung gehabt huben, find:
Schotten (von 2176 Seelen auf 2413), Friedberg (von 5135
anf 5242), Lich (von 2310 auf 2444), Grebenau (von 723
anf 816), Darmftadt mit Beffungen (von 29486 auf 30465),
Offenbach (von 11722 auf 13037), Gernsheim (von 3378
auf 3488), Zwingenberg (von 1533 auf 1641), Lindenfels (von
871 auf 985), Mainz mit Zahlbach (von 35140 auf 36741),
Worms (von 8862 auf 9690), Kaſtel (von 3157 auf 3360),
Oppenheim (von 3064 auf 3218). —
Bei einer Bergleichung ver neueften Zählung mit der
Zählung von 1834, ver erften, welche nach ber gültigen Its
ftruction aufgenommen wurbe, ergibt fih u. a. Tolgenus‘
112 ' Das Voll.
Die Gefammtbenöfferung des Großherzogthums Hat von
1834 bi8 1852 um 12,31 Prozent zugenommen. Die Zu
nahme ver einzelnen Claffen von Bewohnern aber bat nicht in
demſelben Verhältniß zugenommen, denn die Zunahme ver Ader-
leute beträgt 12,16 Przt.; die gewerbtreibenvden Aderleute haben
um 5,40 Przt. abgenommen; bie eigentlichen Gewerbleute Hatten
nur eine Zunahme von 8,50 Przt. erfahren; bie Stants- md
Kirchendiener dagegen haben fihb um 26,66 Przt. vermehrt, bie
männlichen Zaglöhner um 37,82 Przt., die weiblichen um 72,04
Pröt., die Fabrikarbeiter um 225,0 Przt. — Die proteftantifche
Bevölkerung ift um 11,00 Przt., die Tatholifche um 14,18 Prit,
die jübifche um 16,38 Przt geitiegen.
I. Bertheilung der Bevölkerung in Yand- und Stadtbemohner,
ftädtifche und ländliche Wohnplüge,
Stabt und Land find bie beiden Gegenfäße im Wohnen;
e8 gibt daher ftäbtifche Gemeinden nnd Ländliche,
Die Zahl der Städte im Land beläuft ſich auf 66, wo⸗
von 38 auf Oberheſſen, 21 auf Starkenburg und 7 auf Nheln-
heſſen kommen. Bon biefen Städten ift die größte Mainz mil
36741 Seelen, vie Kleinfte Königsberg in Oberbeffen mit 457
Seelen. Es befinden fich ferner darunter folche, die mehr al
10000 Einwohner haben, nur 3: Mainz, Darmftadt, Offenbad.
Es leben in allen Stäpten zufanmmengenommen 230482 Seelen.
Die Zahl der Ortſchaften auf dem platten Lande,
worin bie ſ. 9. Marftfleden, Dörfer und Weiler enthalten find,
beläuft fih auf 1109. Davon kommen auf Starfenburg 407
(24 Mrktfl,, 357 Dörfer, 26 Weiler ꝛc.); auf Oberhefjen 519
(9 Mrktfl, 492 Dörfer, 18 Weiler 2c.); auf Nheinhefjen 183
(15 Mrktfl,, 165 Dörfer, 3 Weiler 2c. Ihre Geſammtbevöl⸗
ferung beträgt 623832 Seelen. Die am ftärkften bevölkerten
ländlichen Gemeinden find: Lampertheim mit 4381 Einw., Pfung
ſtadt mit 3772 Einw. Die fchwächlte Dorfbenölferung haben
bie Filtal- Dörfer Kunzenbach mit 26 Einw. und Hochberg mit
46 Einw.
Die ländlichen Bohnpläge find bald gefchloffene Der.
ter und dieſe bilden bie Mehrzahl, bald liegen fie zerftrent und
Städtiſche und Länbliche Bevölkerung. 113
weit ausgebehnt (vie Gehöfte meift in einiger (Entfernung von
einander), fo namentlich im Odenwalde, wo 3. B. Moſſau und
Sensbach jedes eine Meile lang find. Fruchtbarkeit und Uns
fruchtbarfeit des Bodens, die daraus meift entfpringende Wohl-
habenheit oder Dürftigfeit der Bewohner entfcheivet in Verbindung
mit dem größeren oder Fleineren Maaße ihrer geijtigen ober fitt-
lihen Bildung über das äußere Anfehen der Wohnpläte. Sind mit
ber eigentlichen lanpwirthfchaftlichen und damit zuſammenhängenden
auch noch andere Beichäftigungen in Berührung, welche vie Ver-
arbeitung von felbft gewonnenen Rohftoffen zum Zweck haben,
oder entitehen zu dieſem Behufe im folchen. Gegenven dieß an⸗
ftrebende Etablifjements, fo übt das einen großen Einfluß auf den
Wohlftand ver betreffenden Gegend. Im weftlihen Oden
walde fommen nur felten große Gemarfungen, große Dörfer vor,
dagegen find fie in dieſem Xanvestheil fehr zahlreich, jo daß in
den oberen Modaugegenden und im Wefchnitgebiet namentlich bie
Dörfchen oft nur Viertelftunden weit auseinandberliegen, zwifchenlie-
gende Höfe und Mühlen nicht einmal gerechnet. Die Wohnorte
in ben Thälern bes dftlichen Odenwalds find zu einem gro-
gen Theil zu Langgeftredten in den großen Thälern fich Hinziehen-
den Dörfern verbunden, dagegen ift ihre Anzahl weit geringer,
als im weltlichen Ovdenwald. In der Rhein und Mainebene
finden fich meift große Gemarfungen und in deren Mitte wohlge-
baute gejchloffene Dörfer mit meift über 1000 Seelen bis zu
4000 Eeelen und durch ihre Größe und Bauart das Anſehen
von Fleckchen und Landſtädtchen gewinnend. Dazwiſchen findet man
auch, namentlich im Ried, viele große einzelne Gehöfte, in der
Mitte großer geſchloſſener Feldgüter liegend. —
Die Wohnorte Rheinheſſens ſind geſchloſſene gutgebaute
Dörfer und Flecken mit ſtarker Bevölkerung. Man zählt auf eine
[Meile 8 bis 9 größere ober kleinere Gemarkungen durchſchnitt⸗
ih 2700 Morgen. Die Wetterau ift in biefer Beziehung
Rheinheſſen fehr ähnlich, auch fie hat gefchloffene große Dörfer
und Tleden. —
Die Befchaffenheit der Wohnorte des VBogelsbergs ift
jo wechfelnd wie die des Gebirge. Oft liegen fie gruppenmeife bei
einander, oft haben beträchtliche Streden feine Wohnungen. Ebenſo
verfchieven iſt Größe, Bauart und Wohlitand ver Der. —
Waltpers Geffen. ®
116 Das Boll.
bie Sterblichkeit in Rheinheſſen am größten, in Oberheffen am
Hleinften. Bei erwachjenen männlichen Perjonen über 14 Yahren
war die Sterblichkeit in Oberheſſen am größten und in Ahein-
hefien am kleinſten. Bei ven erwachienen weiblichen Perſonen
war fie in Oberheſſen am Kleinften und in Rheinheſſen am größten.
Die Sterblichkeit der Knaben unter 14 Jahren war größer al
die der Mäpchen, während umgefehrt vie Sterblichkeit ver erw
wachjenen männlichen Perfonen Heiner war als die Sterblichkeit
ber ermwachjenen weiblichen Perjonen. —
Als weitere ftatiftifche Thatſachen, welche hierher gehören
bürften, find zu erwähnen:
Von Berfonen welche Über 90 Jahre alt waren, wurben
gezählt im Yahre 1846 im Ganzen: 78, von benen auf jebe
Provinz 26 Tamen.
Im Jahr 1846 wurden im Lande gezählt: 431 Blinde,
947 Blinte und Wahnfinnige, 548 Zaubftumme
Bon diefen waren 2 Blinde und 295 Blinde und Wahnfinnige-
im Hospital Hofheim, die übrigen waren im Lande zerſtreut. G
famen von dieſen zerjtreut lebenden Blinden auf Starfenburg 158,
auf Nheinhefien 109, auf Oberheffen 167; von Blinden and
Wahnfinnigen gehörten Starfenburg 241, Rheinheſſen 176. mb
Oberhefien 235 an; von den Zaubftummen hatte Starfenbun
287, Rheinheſſen 63, Oberhejlen 198.
Zwillingsgeburten 2c. famen in ben Jahren 1849 bi
1852 burchichnittlich jährlihd 340 - vor.
Die Zahl der lebendig gebornen Kinder nahm im
allgemeinen feit 1821 ab, die der todtgeborenen zu. Unter
100000 Geborenen hatte Starfenburg die meiften lebend geborenen '
Knaben, die wenigften lebend geborenen Mädchen, vie meiften tobt:
geborenen Knaben und Mäpchen; Rheinheſſen hatte die menigften
lebend geborenen Knaben, dagegen vie meiften lebend geborenen
Mädchen und die mwenigften todt geborenen Knaben und Mädchen;
Oberhefjen hielt mit allen dieſen DVerhäftnißzahlen die Mitte.
IV. Charalter, Sitten und Gebräude, Sprade,
Die Grundzüge in dem Charakter der Bewohner bes Greif
berzogthums Hefjen find biejenigen, welche dem germanifchen Belle
Charakter, Sitten, Sprache. 117
ftamme überhaupt eigen find. Un der Spike ber guten fteben
Fleiß, Ausdauer und Zapferfeit. Heffifchen Fleiß und Heſſiſche
Ausdauer verherrlicht fchon das alte Sprühwort: „Wo Heſſen
und Holländer verderben, kann Niemand Nahrung erwerben.”
Bon ihnen zeugen die wohlbebauten Fluren in allen Theilen
des Landes, bie gewerbliche Thätigkeit und die Crzeugniffe ber
Literatur und Kunft, vie Heſſen ihre Entftehung verdanken. Von
Heſſiſcher Zapferfeit aber reden alle die Schlachtfelver ver älteren
umb neueren Zeit, welche Heffiiches Blut getränft hat.
Bejondere Charaktereigenthümlichkeiten, bejondere Sitten und
Gebräuche geftalten fich nach befonderen Verhältniffen, welche auf
bie Bewohner eines Landſtrichs ihre Wirkung geäußert haben und
äußern. Clima, Beſchäftigungsweiſen, politiſche Schidfale und
noch andere Urfachen haben ihren Antheil taran und fo ähnlich
fi der Bewohner der Nheinebene, ver Odenwälder, ver Rhein⸗
Hefie, der Wetterauer, der Vogelsberger und der Hinterlänver in
ben allgemein veutjchen Charaktereigenthümlichkeiten find, fo ver-
ſchieden find fie im ven befonveren, die eben beſonderen Verhält⸗
niffen ihren Urfprung verbanfen. Wir müffen darum die Ber
wohner unjeres Landes in feinen verfchiedenen Haupttheilen einzeln
betrachten. Die immer mehr fteigenve Cinilifation bat freilich gar
manches Eigenthümliche in Charakter und Sitte bald zum Glüde,
bald zum Unglüde des Volks weggenommen und wirb in ihrem
begonnenen Werke fortfahren. Sie hat dieß nicht allein in den
Städten gethan, in denen naturgemäß ihr Einfluß aus ven ver-
fchievenften Urfachen fich ftärfer äußern mußte, fondern auch auf
dem Lande, wohin fie durch Handel und Verkehr mit den Städten,
Durch Schule und Unterricht mit ihrem guten und böfen Gefolge
ven Weg gefunden hat. Immerhin aber hat fie zur Zeit manches
noch nicht zu verwifchen vermocht, theils weil ihr bie Anhänglichkeit
an das Altherkömmliche Wiverftand Teiftete, theils weil fie bie
Urfachen, ans welchen es hervorgeht, nicht wegzufchaffen vermochte,
Und wie es mit Charakter, mit Sitten und Gebräuchen ift, jo
ift es auch mit ber Sprache. Im Ganzen ift die Volksſprache
der Bewohner des Großherzogthums die mitteldeutfche, welche ihrer
Natur nach fich mehr der oberdeutſchen anschließt, aber auf nieder⸗
beutfche Einflüffe zeigt. Saft jeder Ort hat übrigen® feine Dialect-
eigentbämichfeiten, und Zlüffe, Berge, Hügel um Wrong
118 F Das Boll.
ſcheiden ab, fowie frühere Einwanverungen. Die Dialectverfchie
benbeiten liegen zu einem großen Theile in ver härteren ober
weicheren Ausfprache, in dem Dehnen oder Schärfen ver Shlben,
in dem bald fingenven bald ftoßenden Ton. —
Im Nachfolgenven wollen wir einige Beiträge zur Kenntniß
desjenigen geben, was fich bei ven Bewohnern ber einzelnen Theile
unferes. Landes von Eigenthümlichfeiten in Charakter und Sitte
wenn auch nur fparfam noch findet. Vielleicht wird dadurch Am
vegung gegeben, daß Männer, die fih für Vollsfitte und Volk
brauch intereffiren, das nieverichreiben, was in ihrer Gegend
eigenthümlich erjcheint, ehe unfere‘ alles gleichmachenpe Zeit auch
darin Stadt und Land egaliſirt haben wird. |
Die Bewohner der Rhein- und Mainebene haben nur noch
weniges von Eigenthümlichkeiten behalten. Es erklärt ſich dieß
theils aus der mitunter ſtarken Einwanderung: von Fremden unter
den eigentlichen Eingeborenen, theils aus dem lebenbigen Verkehr
mit den ihnen benachbarten größeren Etädten: Mainz, Frankfurt
und Darmftadt. Auffallend ift .es, wie fich namentlich in dieſen
Lanbestheile auch jett noch in manchen Dertern der Einfluß ihrer
früher verfchievenen Herrichaft geltend macht. Die ehemaligen
Pfälzifchen Derter 3.8. haben einen ganz ‚anderen Menfchenfchlag
andere Eitten und Anfichten, anvere Dialectverfchievenheiten MW
die ehemaligen Mainzifchen ꝛc. Den Bernohnern einzelner Oerter
wird fchon ſeit Menſchengedenken immer verfelbe gute oder böſe
Charakter zugejchrieben, fo daß ſelbſt der Volfswis ihn in Worten
bezeichnet, die er in dem Tonfall ver Kirchengloden erfennen will
Bei ven Bauern des Rieds, die meiſt wohlhabend find,
ift das Pferd hoch angefehen, fo daß der Bauer, ver mit Pferben
fährt, anf den Kühbauer vornehm herabjicht.
Der Mittelpunft aller Volfsbeluftigungen auf dem Lande it
in ber Provinz Starkenburg, wie auch anderwärts die Kirchweihe.
Mander fpart vie Luftigfeit eines ganzen Jahres auf biefe Tage
anf; ja bie Zeitrechnung dreht ſich mehr oder weniger um bie
Kicchweihe. Am Sonntag vor Kirchweihe verfammeln fich bie
jungen Burfchen des Orts im Wirthshaufe und Wer Kirmesburſche
fein will, unterzeichnet baun feinen Namen. Nachdem gehörig ge
trunten ift, ziehen vie Burfche unter Singen im Orte herum.
Charakter, Sitten, Sprache. 119
Treitag vor Kirchweihe werben bie Kränze an ben Kirchweih—
m geflochten, der am antern Tag geftedt werben fol. Die
cſche nehmen bazu ihre Kirmesmädchen, d. h. biejenigen, mit
hen fie vorzugsweife tanzen wollen, mit in den Zanziaal Des
cths, wo. die Kränze geflochten werden. Um Sonntag holen
Burfhe im Walde den Kirchweihbaum und ftellen ihn unter
fit und Iubelgefehrei auf. Der Wirth, deſſen Haus die Ehre
Kichweihbaums zu Theil geworben ift, traftirt dann bie ‚ganze
elffchaft und Jubel und Tanz, in Ermangelung von Müpchen,
Mann und Mann ausgeführt, beichliegt ven Worabend des
68. Um Sonntag ter Kirchweihe wallt erſt die Gemeinde
Kirche. Kaum ift aber der Gottesdienſt vorüber, fo verjam-
n fi vie Kirmesburihe im Wirthshaufe. Einer von ihnen
» nun verfleitet, das Kirchweihtuch wird an eine bunte Stange
ftet und ber ganze Zug fett fich in Bewegung, um im Orte
unzuziehen und die Kirmesmädchen abzuholen. Damit fich
ch die erſte, welche jich dem Zuge anjchliegen fol, nicht genire,
;| bie Wirthstochter oder in Crmangelung einer folchen die
thsmagd, mag fie fo alt fein wie fie will, den Zug mitmachen.
3 Tuch wird vorangefchwenft, vie Mufif fpielt und fo gehts
dem Haufe eines Mädchens zum anbern, bis ein jeder Kir-
burſch fein Theil an der Seite Hat. Vor dem Haus des
rrers, Schullchrers und Bürgermeiſters wird Halt gemacht und
Iuftiges Stüd gefpicht. Dann geht ver Zug ins Wirthshaus
der Zanz beginnt. Beim Tanz ftehen die Burfche Hinter
etwa gekommenen Gäften zurüd; fie haben dann cine andere
tion. Cie tragen das Tuch vor jeden hin, trinken ihm zu
laffen fich tafür eine Silbermünze in vie bargehaltene Büchfe
fen; das beißt dann: auf das Tuch einfegen. Am Kirchweih⸗
itag halten die Burſche ſchon früh einen Morgenumzug, bei
ſie wieder vor den Häuſern der Kirmesmädchen halten. Haben
Sonntag die Gäſte getanzt, ſo tanzen am Montag die Orts-
yohner um fo mehr. Da geht es dann mitunter toll her;
Kicchweihe darf nicht ohne Schläge porübergehen. Am Kir—
bienftag wird das Halstuch Herausgefpielt und ber Stüdfiche
; für feinen Gewinnft traftiven. Damm wir bie Kirmes be-
ven. Ein alter Kochtopf wird vorausgetragen, bie Muſik Ipiert
n Trauermarſch, ein Loch wird gegraben, und DEU. Tome
120 Das Bolt.
hineingefenlt. In einzelnen Orten ift einer ober ber anbere dieſer
Kirmesbräuche mehr ober weniger mopificirt. So wird das Begräbniß der
Kirmes an manchen Orten mit einer Strohpuppe vollzogen n. a. m.
Eigenthümliche Gebräuche haben fich auch noch bei beſonderen Er-
eigniffen im Leben in einzelnen ober mehreren Orten ber Hefl.
Rheinebene erhalten. Wohl möglich, daß fie auch in andern Orten
außerhalb dieſes Lanbftrihs mit Modificationen fich finden. So
namentlich bei Hochzeiten. Mit mehr ober weniger Mobiftcationen
find die Gebräuche meift fich gleih. Es möge das Beifpiel eines
Drts für andere bienen. Wir wählen Götzenhain im Kreiſe
Dffenbad, in dem nah „Kaut's Heff. Sagen und Gebräuchen“
das Hochzeitsfeft etiwa alſo begangen wird. Nachdem der Burſche
eine Zeitlang der Auserwählten auf feine Art ven Hof gemacht,
befonvers durch Aufmerkfamfeiten während Kirchweiben, fo macht et
in Gegenwart der Eltern und nächften Verwandten, welche fehs
oft bei dem Heirathsprojeet ihre Hände im Spiele haben, vem
Mäpchen ven Heirathsantrag. „Hat fie dann das Jawort von
fich gegeben“ fo händigt er ber Braut einen Kronenthaler ein und
bamit ijt der DVerfpruch befiegelt. Wenn dann die Zeit der Hode
zeit näher rüdt und die üblichen Proffamationen in ber Kirche
erfolgt find, bei deren erjteren e8 aber für bie 2 Liebesleute nicht
ſchicklich iſt in der Kirche zu fein, fo wird in bie Stadt gefahren,
um die Einfäufe zu machen. Am Hochzeitstage ſelbſt gehts banz
ſehr feierlih und luſtig her. Frühe ſchon fieht man Mädchen,
DBerwandtinnen und Freundinnen der Braut mit befränzten Haaren
porübereilen. Um 10 Uhr ertönt das Brantläuten; man geht
zum Hochzeitshaufe, die Brautfuppe, beftehend in warmem Bier,
wird verzehrt. Die Braut felbft nimmt eine Weinfuppe zu fid,
damit fie rothe Baden befommt. Braut und Bräutigam erfchermen
in vollem Staate. Die Brant trägt ein Kleid von ſchwarzem
Tuch, vie Haare find geflochten und oben mit einem SKränzchen
geihmüdt; des Bräutigams Kleiver find gewöhnlich aus blauem
Tuch, der Oberrod lang, der Hut ijt mit Bändern und Sträufen
geſchmückt. Nach einiger Zeit holt der Bräutigam ven Geiftlichen
ab, der, nachdem er auch einiges genoffen hat, ein Sacktuch, eine
Eitrone und einen Rosmarinzweig . erhält; auch die übrigen An
weſenden erhalten einen Rosmarinzweig. Sobald num bie Glocken
ertönen, ſetzt fich die ganze Gefellichaft in Bewegung und zieht In
[“
Charakter, Sitten, Sprache. 121
gender Ordnung zur Kirche: Zuerſt kommt ber VBräntigam,
wifchen dem Pathen und dem Geiftlichen gehend, dann - folgt bie
3raut begleitet von jungen Burfchen, die Zuchtknechte heißen und
te auf ähnliche Art wie ber Bräutigam geputzt ſind. “Diejen
eihen fich die Mädchen an und ven Schluß bilvden bie übrigen
yochzeitsgäfte. Kor dem Altar verbeugen fich erft die Brautleute
or einander, dann vor dem Geiftlichen. Nach Beendigung ber
‚zanungsfdrmlichleiten wird der Zug am Ausgange ber Kirche von
Rufilanten, vie fpielend vorangehen, empfangen. Am Hochzeits⸗
muſe angekommen, gehen fämmtliche Gäfte wieder auseinander, um
ch etwa einer halben Stunde umgekleidet wieber zu erfcheinen,
orauf dann das Hochzeitsmahl beginnt, das je nach ven Verhält-
iſſen zugerichtet if. Während vefjelben fpielt die Muſik. Nach
iſch bricht die ganze Gefellfchaft auf und zieht jauchzend und
mmenb durch das Dorf. Hat man bier feinen Spaß gehabt,
o zieht man zum Tanz, bald ins Wirthshaus, bald ins Hochzeitshauß,
oo Wohnſtube oder Scheuertenne ven Tanzjaal bilden. Der Bräu-
gam eröffnet den Tanz mit ber Braut und dann dauert das
anzvergnügen bis Mitternacht, bis der Hunger und Durſt ihr
techt Haben wollen. Dean trägt bei dem Abendeſſen Reißbrei,
ochte Zwetichen, Braten und Salat u. a. m. auf. Un vielen
Aten bleiben nach dem Eſſen tie Ueberrefte auf dem Tiſch
eben, fo lange das junge Volf fih mit Trinfen, Spaßmachen
nd Singen unterhalten will. Soll des Morgens Kaffee getrun⸗
en erben, fo wird ein Umzug im Orte gehalten, voran bie
Nuſik und ber Spaßmacher (Schampotafd — Jean Potage).
dor jedem Haufe, in dem eim Hochzeitsgaft wohnt, wird Halt
emacht. Liegt er noch im Bette, fo muß er fehleunigft heraus;
t wird mit Strohfeilen gebunden und auf das Pferd gefekt.
In manchen Orten dauert die Hochzeit 2 Tage. Gegen 5 Uhr
8 2. Tages wird von der Gefellfchaft das Gothenkiſſen geholt.
Der Zug erfcheint, voran ein Mädchen, das in einem großen
torbe ein mit Bändern beftecftes Kiffen trägt. Nun iſt die Zeit
elommen, da die Gäfte für die genoffene Ehre etwas jchenfen
nüffen. Es wird ein zinnener Teller auf ven Tiſch geftellt, einer
er Pathen tritt auf und ladet zum Schenken ein. Das geſchieht
enn auch, während bie junge Frau bafteht und bittere Thramz
veint; das muß fie thun, fonft wilden die Beute dacbber (HR
122 Das Boll.
Zulegt wird ihr das Brautfränzchen entriffen und an vielen Orten
gefungen: Braut, zieh die Brauthaub’ aus!
Sei die Frau in Deinem Hans,
Feigenblatt und grüner Klee,
Heut 'ne Jungfer und nimmer meh.
In Habigheim im Kreife Dieburg (jo wie anch in man
hen Orten Oberheffens, wie 3. B. in Großenlinden) befteht ber
Gebrauch, daß junge Eheleute nach der Hochzeit noch 5—6 Ihe
als förmliche Dienftboten gegen gewöhnlichen Knechte- oder Mäge
lohn bei den Eltern bes einen oder anvern Xheils verbleiben.
Der jährliche Lohn, welchen die jungen Dienftleute erhalten, wird
zurüdgelegt, ein Stüd Landes dafür angefauft und der Ertrag
pon demſelben auf gleiche Weife verwendet.
In Diegenbach im Kreis Offenbach fanden ſich vor ned
nicht langer Zeit mancherlei eigenthlimlighe Gebräuche, von bene
Ph Dieffenbach erzählt: Wer am 1. Pfingittag mit feinem
Weidvieh zulegt ankam, erhielt den Namen „Pfingſtlümmel“. —
Wenn ein Bnurſche aus einem andern Dorfe um ein Madchen in
Dietzenbach freite, ſo wurde ihm von den einheimiſchen Burſchen
jo lange aufgelauert, bis man ihn an einer ſchicklichen Stelle er
wiſchte und er „fein Recht“ bekam. Dieſes Recht beſtand barin,
nn...
daß man ihm ein Seil um ven Leib band und. ihn bann mb :
nächte Waſſer warf „damit ihm die Hite verging“, nachher akt
mit dem Geil wieder herausgezogen. Reichere Burfche hatte
wohl verfucht, fih mit einem Fäßchen Wein davon loszukaufen;
e8 wurde ihnen aber nicht geftattet und ihnen beſtimmt erklaͤth
fie müßten exit ihr „Recht hun.“
Bon befonderen Trachten Hat fih in dieſem Lanpftrih
nicht viel erhalten. Es befchränft fich faft auf die Kleinen grobe
Strohhüte, mit welchen die Griesheimer Bäuerinnen auf ven Marlt
fommen, und bie fie über einem weißen Kopftuch tragen. Des
felbe weiße Kopftuch ohne Strohhut ift auch bei den Eberftähtern
Seeheimern ꝛc. noch gebräuchlich. Die Bauern des Rieds tragen
häufig uniform Beinfleiver von einem hellblauen Leinenftoff, fowie
auch ihre Pferde folche blaue mit andersfarbigen Streifen eingefaht!
Deden tragen.
Der Dialect, welcher hier geiprochen wird, ift der Unter
mainbialect, ber fich jedoch wieder nach einzelnen Gegenben abgrenzt
an (EEE "am: 1a
Ban.
„X
Charakter, Sitten, Sprache. 128
Kigenthämlicher feinem Wefen nach erfcheint er in dem ehemaligen
Rodgau, in ber. Dreieich wird er härter und örtlih in Mans
hem abweichenver bis zum Ausfluß des Mains, weichlicher in Darm
tabt und ber Umgegend und in ber Bergſtraße. Zu Offenbach zc.
indet fih der Sachfenhäufer Dialect. Die Main- ımb Rhein⸗
talecte fcheiden ſich nach den Dörfern in- verfchievene Nüancen,
o daß unter andern am Main in 3 naheliegenden Dörfern bie
Borte: „Gemeinde, Fleifh, Bein” im erften „Gemaan, Flaaſch,
aan,” im zweiten „Gemoin, Floifch, Boin“, im britten „Gemeen,
feejch, Been“ ausgefprochen werben.
Der Odenwälder Hat noch vieles von feiner ihm eigenthüm⸗
chen Natur und feinem Thun und Treiben erhalten. Im Oben»
ald lebt ein Fräftiger Menſchenſchlag mit hohem grabem lieber»
an, wenn man auch in armen Orten, wo bie Mehrzahl ver Bes
sohner nur fparfam ernährende Koft bei ſchwerer Arbeit fich. ver
Hoffen kann, Kleinere Menjchen mit gebengten Naden, eingebrüdter
Bruft und nngelenfen Glievern, als Folgen früherer Anftrengungen
hıbet. Der Eharafter des Odenwälbders ift ein ſeltſames Ge—
aiſch aus Treuherzigkeit und Pfiffigfeit, - gefunder Natur und
zrobheit, ehrlicher Einfalt und zurüdhaltendem Weſen; fat in
evem Dorfe herricht eins oder das andere biefer Elemente vor. -
Der Odenwälder ift mißtrauifch gegen einen jeben ber ihn aus
einem gewohnten Geleife bringen will. Diefes Mißtrauen er-
treckt ſich auch auf die gewöhnlichen Lebensbezichungen zu. fremden
Perfonen over zu Perfonen andern Standes, fo lange fich viejen
richt Gelegenheit geboten bat, Vertrauen zu erweden. Hat aber
er ächte Odeuwälder einmal Vertrauen gefaßt, jo find ihm als⸗
ann Dffenheit und das Gefuh um Nathsertbeilung Bedürfniß
ſeworden. Gaftfreunpfchaft ift dem Odenwälder ebenjowenig als
Sefälligkeit abzufprechen, und Höflichkeit ift ihm zwar nicht in
ſohem Grad eigen, boch Tann man ihn auch nicht ber Grobheit
heſchuldigen. Der Mann arbeitet ftarf und trinkt gern, doch
ammt neuerdings die Luft zum Branntivein ab und das Bier
wird beliebter, wo e8 zu baben if. ‘Der Verkehr zwijchen ben
Ledigen beiberlei Gefchlechts ift frei, Züchtigfeit ver Dirmen nicht
ſehr häufig und es gibt Dörfer, in denen bie meiften Märchen
don in der Stadt als Amme fich etwas erfpart haben, womit
fie ihren Hausſtand gründen können. Die Achtung vor Teemuem
Eigenthum nad gewiſſen Richtungen bin Lnnte mundi grölet
124 Das Volt.
fein. Holz Gras⸗ Laub- Obft-Entwendungen ſind nad) ben Be
griffen des Odenwälders nur einfacher Frevel, welchen zn begehen
fein Unrecht if. Dieſe verkehrte Anficht ift indeſſen ebenſo bem
Landmann in andern Gegenden auch eigenthümlih. "Die Natios
naltracht des Odenwälders beitand früher bei ven Männern
in einem großen, um ben ganzen Hinterfopf gehenden Kamm, einem
aufgefehlagenen breiedigen Filzhut, grüner Kutte von Beiderwolle,
hellblauer Tuchweſte, wollenen Strümpfen mit Kniegurten, Schuhen
mit großen Schnallen. Jetzt fieht man bie grüne Kutte nur noch
jelten und es werben ftatt bverfelben lange Röde von dunkelblauen
Tuch mit einer Neihe von Knöpfen getragen, aber auch dieſe Röcke jind
nicht mehr jo ganz allgemein, namentlich nicht bei den Burſchen
Die Frauen und Mäpchen haben fo ziemlich ihre ältere Tradt
beibehalten, namentlih in bem tieferen Odenwald. Sie tragen
dunkelblaue tuchene Muten, vergleichen lange Röcke mit vielen
Falten, und Hauben von ſchwarzem Kattun, welche an beiben
Seiten und oben mit Perlen geftict find. Die Strümpfe mb
ebenfall8 von weißer over blauer Wolle, die Schuhe Haben Bänbel
Zu diefem Anzug, wenn er vollftänvig fein ſoll, gehört ein großer
über zwei Fuß im. Durchmeffer hbaltender Strohhut mit einer
- großen fchwarz und rothen Kokarde. Diefer Hut wird am Am
hängend getragen und mehr gegen ven Regen als gegen die Some
gebrauht. — Die Lebensart des Odenwälders und fe
Nahrungsmittel find nach den verjchievenen Ständen — Bauern
und Taglöhnern — uud nach den Mitteln verſchieden. Während
ver wohlhabende Bauer gut lebt und nahrhafte Koft geniekt, na
mentlich viele Mehlſpeiſen, viel gejalzenes und gedörrtes Fleiſch x—
müſſen ſich die Taglöhner mit Kartoffeln ernähren und Brod, halb
von Kartoffeln halb von Getreivemehl eſſen. Nur bei befonveret
Gelegenheiten, bei Hochzeiten, Kinbtaufen, Kirchweihen wird Fleiſc
Wurft, Braten, Schinken, Kuchen gern und viel gegeffen. Bei
Zanzgelegenheiten gibt es unter den Burfchen oft Streit in bem
häufig die Meſſer gezogen werden und töbtliche Verwundunger
vorkommen. Die Wohnungen bes Odenwälders find niebrig
und nicht fehr hell, die Stuben in ver Negel gefchwärzt, obgleich
jest wohl nur noch felten, auf einfamen Weilern ftatt ber Lichter
Fackeln, Leuchtipäne von Buchen-, Birken, unb Kiefern = Hol,
gebrannt merben, die Viehftälle find oft in einem beſſeren Zuftand
A bie Wohnungen der Menſchen; Remligter wicht immer
Charakter, Sitten, Sprache. 125
im Haufe zu finden, bie Fenſter werben felten geöffnet und im
Winter wird fo ſtark eingebeizt, daß intretende vor Hitze ums»
fallen möchten. Der nächfte Stuhl am Ofen gehört dem Großvater,
(dem Herchen) der zweite Pla am Ofen dem Vater. — Die Mundart
bes Heſſiſchen Odenwälders hat viel Zreuherziges, Derbes und
Hingt mitunter an altveutfchen Formen noch ſtark an. So heißt
ber Großvater: Hehrche, d. i. Herrchen; die Großmutter: Frache,
d. t. alte Frau; die Schwägerfchaft: Geſchwaih. Seine Ehefrau
nennt der Odenwälder: Mer’, höchitens im Scherz: mei Olbe;
die Frau dagegen braucht bei ihren Belamnten und Verwandten
pen Vornamen ihres Mannes, bei Fremden fagt fie: Er, —
wenn fie von ihm als Abweſenden ſpricht. Das Fürwort man
hört man faft nie, dafür Aaner ftatt unfer einer. Eigene Vokal⸗
laute find au ſtatt o, doch nicht ganz das fehriftbeutihe au. —
Bon Sitten und Gebräucen ift noch folgendes charafteriftifch.
Wenn Üeltern das Gut an ein Kind abgeben, fo behalten fie
fi) entwever noch die Mitbenutzung auf eine Reihe von Yahren
aus, oder fie ſetzen fich „in den Auszug" und laſſen fich ein
Jahrſliches Leibgeninge geben, welches bei wohlhabenberen Bauern
etwa in 25—50 fl. an Geb, 10—15 Malter Frucht verfchies
dener Gattung, Sutter für 2 Kühe zc., bei ärmeren aus But⸗
ter, Käſe und Milch beſteht. Es tft dieß eine Ginrichtung, bie
oft zu Zwiſtigkeiten zwifchen eltern und Kindern Veranlaffung
gibt, wenn entweber bie Xeltern den Kindern mehr zumutben als
Necht ift, oder wenn bie Kinder das Ausbedungene nicht einhal-
ten. — In der Kegel wohnt jeder Bauer auf feinem Gute und
baber kommt bie zerftreute Lage ber Wohnungen, bie man unter
dem Namen ver „DVereindbungen” fennt und bie oft fehr beben-
tende Länge ver Dörfer. In den Stäbtchen und Flecken find
bie Hubengüter ober gefchloffenen Güter, wenn nicht ganz ber
ſchwunden, doch auf wenige herabgefunfen und durch Tauſch und
Berlauf einzelner Stüde umnfenntlich geworden. Dieſe Hubengüter
beftanden ober beftehen meiſt aus Haus, Hof, Scheuer, Stall,
Garten, Aeder, Wiejen, die aneinanver liegend, untheilbar waren
und für ben Hubner Geſitzer derſelben) gleichfam ein Kleines,
jelbftftändiges Gebiet ausmachten. Sie zogen gewöhnlich parallel
bon einer Gränze zur andern. Der ältefte Sohn erbte des Bar
ters Hube, bie. jüngeren‘ Brüber wurden von teieiben harten,
126 Das Volt.
Der Rheinheſſe ift von ganz anderer Natur. Gegen Erde
des vorigen Jahrhunderts der Herrichaft der Kurfürften von Mainz
und von ber Pfalz fowie einer Menge von Grafen, geiftlichen mb
weltlichen Herren unterworfen, fpäter ber franzöfifchen Republl—
und bem Saiferreihe, ‚dann wierer dem Großherzogthum Hefler
ongehörend, haben vie Bewohner Rheinheſſens zwar ihren beutfchen
Character beibehalten, e8 ift aber im Laufe der Zeit mancherkd
Frembartiges Hineingeflommen, und fie haben namentlich auch wiee
von franzöfifher Sitte und Gewohnheit angenommen. De
Landmann ift fleißig, von Morgen bis zum Abend bei ver Arbet
und felbft im Winter, wenn es nicht zu kalt ift oder gar gefrom
dat, vottet er in ben Meinbergen ober fucht fich fonft zu ie
fchäftigen. Er gebt feinen Arbeiten mit Luft und Liebe md
taufcht gerne feine Ideen über ben Feldbau aus und liebt &
hierbei, bie Art, wie e8 feine Eltern gemacht, beizubehalten, ohr
jedoch Verbefferungen von ber Hand zu weijen und für dieſelbe
unzugänglich zu fein. Er weiß vielmehr bald in neue Ideen er
zugehen und ihren Werth zu beurtbeilen, beſitzt überhaupt vielen
gefunden Menſchenverſtand, Einficht und Anſtelligkeit ze Arbeit
Wein, der im ganzen Lande wächft, wird jebem andern Getränk
borgezogen, doch find in neuerer Zeit nicht allein in den Stähle
fondern fogar auf dem Lande Bierbrauereien entftanden. Bram
wein wird nur wenig genoffen und ber Gemohnheitstrinter #
verachtet Bei einem Glafe Wein werben die Anftchten über biekb
und jenes ausgetaufcht und es ift nur zu bepauern, daß bei mande
folcher Gelegenheiten nicht bloß Zank und Zwift, ſondern anf
Händel entjtehen, die mit blutigen Köpfen enbigen. Zu Prozeflet
bie das Glück gar mancher Familie trüben, fcheint ein befonbere
Hang dem Lanpmanne inne zu wohnen. Sonft aber ift biefe
beiteren, mitunter nur zu leichten Sinnes und gern vergnägt
Doch iſt meift nur die Kirchweihe die Zeit, zu welcher im be
Ortſchaften Tanzmuſik gehalten wird und hierbei pflegt felbft be :
Yermere feine, wern auch noch fo Keine Wohnung herauszupuhen
und Breunde und Befannte mit angeborner Gaftfreundfchaft uf
zunehmen. Frömmigkeit macht einen Grundzug im Charakter des
Rheinhefjen, artet aber nie zur Unduldſamkeit gegen Anpersglänbige
and. — Die Kebensweife des Landmanns tft einfach und ber
Art feiner Beſchäftigung angemeſſen. Währenn. ber Erndte, . beim
| He Cu IE zur dä, dir
Charakter, Sitten, Sprache. 127
Rotten nud überhaupt bei anftrengenvder Arbeit bekommen bie
Taglöhner wohl auch Wein zu trinfen. Die Koft des Taglöhners
befteht meift in Kartoffeln und Milch; auf den Tiſch des Bauern
fommt mehrmals in ver Woche Schweinefleifch, Sonntage Rind-
fleifch, Kornbrod 'ift das gewöhnlichſte. — Die Kleidung bes
rheinheſſiſchen Lanpmanns tft wenig von ber bes Stäpterd unter
ſchieden. Die blaue, grüne ober graue Farbe iſt pie gemöhnlichite.
Der Ueberrod ift das Sonntagskleid, die kurze Jacke das Wert-
tagskleid des Landmanns, vie Kopfbedeckung am Sonntag ein runder
Hut, am Werktag eine Tuchmuütze. Im Winter trägt berfelbe
gewöhnlich bei Neifen einen grauen Mantel, im Sommer ade
und weite Beinfleiver von Linnen over baumwollenem Zeuge. Die
Meivung bes weiblichen Gefchlechts, namentlich in ben von ben
Städten entfernten Orten bat manches aus früherer Zeit beibe-
Kalten, von etwas Nationellem iſt darin aber feine Spur zu finden.
Die Kleidung beiteht im Sommer aus einfachen Baumwollenzeng,
im Winter aus wärmerem Stoffe, Bieber u. ſ. w. Sonntage
umterlafien weder Frauen noch Mädchen, fich fo ſchön wie möge
Bi herauszuputzen, auch wohl eine elegante Hanbe aus ber Stabt
aufzufegen, während fie in der Woche ihren Kopf mit einem
weißen ober farbigen leinenen ober baumtmollenen Tuche bedecken. —
Die Sprache ver Nheinheffen hat in ven einzelnen Dörfern fehr
mannichfache Nuancen. In ehemaligen Pfälzifchen Dertern Tlingt
noch der Pfälzer Dialekt, im Mainzifchen ver Mainzifche vor.
Der Wetterauer Kat zwar in Kleidung und Mundart Man-
ches von den Nachbarftäbten angenommen, doch unterfchetvet er
ſich noch wefentlich won feinen Nachbarn, namentlich den nörblich
wohnenven Heffenlänvern und den norböftlichen eigentlichen Do»
gelsbergern. Die Wetterauer zeigen fich im Ganzen als ein Fräf-
tiger, aber auch derber Menſchenſchlag. Ste find zwar nicht fo
heiter, lebens⸗ und erwerbluftig wie bie Rheinbewohner, und nicht
fo thätig wie die Starfenburger und Vogelsberger, vielleicht bar-
um nicht, weil fie die Natur in ihrem Boden gar reich bedacht
bat. Sie könnten im Ganzen viel reinlicher und fleißiger fetn.
Sie bleiben auch gerne beim Tiebgeworbenen Alten und darum
haben die Bemühungen, fie in manchen Dingen vom guten Yl-
ten zum befferen Neuen zu bringen, noch nicht bie Erfolge ges
habt, die: fie Hätten haben Lönnen. Der Wetterauer iR \a
130 Das Bolt.
geriffen imb ihr die Haube gewaltfam anfgefeßt. — Im Ober:
rosbach wird der Braut bei dem Gange in die Kirche von
jeder ihrer Freundinnen ein Band an den Arm geheftet. Eben⸗
bafelbft bringen, wenn unverheirathete Perfonen namentlich Kin
der beerdigt werden, Bekannte und Verwandte Blumenftränfe
von gemachten Blumen und erhalten dagegen einen breiedigen
Heinen Kuchen. —
Der Vogelsberger iſt ein ftarfer Schlag Leute; er be
fit einen muthigen Sinn, eine große Bieverfeit, Ehrlichkeit um
Dienftfertigfeit und weiß noch nicht fo viel von verborbenen Sit
ten und Gewohnheiten; vagegen ift auch vie Geiftesfultur noch
nicht fo groß, wie bei den Bewohnern ver nieberen Gegenben,
der Bergftraße, der Gegenden der Rheinebene und namentlich 4
Rheinheffen. Im Einzelnen zeigen fich bei den Bewohnern bei
Dogelsberges in Sitten und Gebräuchen große Verſchiedenheiten.
Der Bogelsberg in feiner Gefammtbeit bat Feine
allgemeine Nationaltradht, Feine allgemeinen Natiss
nalfitten und Gebräuche. Jedes Gebirgsthal, oft wieber
nur ein Cyklus näher zufammenliegender Orte in bemfelben, soft |
felbft einzelne Derter haben ihre beſonderen Eigenthümlichkeiten.
Das Ohmthal, das Schwulnthal, das Niddathal, das Riedeſel⸗
ſche Gebiet, das Thal ver Schlitz ꝛc., alle liefern ihre befonte
ren Bilder in Bezug auf Sitten und Gebräudhe. Für pie fr
weitliche Abdachung des Vogelsberges zunächft gilt, aber auch He
nur mit localen Abänverungen und Verfchtebenheiten, das Folgende
wenn fich auch wohl eins und das andere in anberen Theilen
nn — — —
un.
finden mag. Der dortige Vogelsberger ift durch die Natur fr °
ner Gegend auf Wiefencultur und Viehzucht hingewieſen. Er ft
von Jugend auf Hirte; bie Hut tft Einzeliut. Im Sommer
erblicdt man darum auf den Triften und grünen Matten an ber
Walpränden das Vieh truppiweife in einzelnen Gruppen, jede eit
zelne Gruppe von ihren eigenen Hirten gehütet, meift Knaben
WO Ur 7 OO 5
und Mädchen. Die Einförmigfeit jenes Lebens wird nur durh
bie Vieh- und Krämermärkte unterbrochen, bie bort mit bem
großen Markte zu Gedern im Februar beginnen und mit hem
ſ. g. Falten Markte in Ortenberg fchließen. Der Hauptmarlt
eines Ortes gilt zugleich als Kirchweihe, bie als befonderes Feſt
biefee Theil des Wogelsbergs nicht kennt. Auf dieſem Markte
Charakter, Sitten, Sprache. 131
ent fi bie Jugend bes Tanzvergnügens, das fie fonft nie
genießen bekommt. Don Schotten abwärts beginnen wieder
Kirchweihen. — Während ter Sommer des Vogelsbergers
d⸗ und Weidleben ift, ift ver Winter Stuben- und Hausleben.
Winter bejchäftigt fich ter Vogelsherger, alt und jung, Mann
Frau, Burfhen und Märchen mit vem Spinnen ver f. 9.
chwingen oder Uhnenfchiwingen, von denen das Puctuch gemacht
d, ober auch beſonders in ver neueren Zeit mit Holzarbeiten
verſchiedenſten Urt. Das gefellige Zufammenfein finvet Abends
den Spinnftuben ftatt; da wird gefungen, gefcherst, geplaubert
, Mährchen aufgebunden, und ver Echall, vem das letztere recht
ngt, bilvet fich viel auf fen Talent ein. Das Zufammen-
en in ven Häufern, das Befuchen wird als „Spielengehen“
eichnet. Derjenige, welcher Hausbeſuche nacht, heißt „Spie=
jänger”, im Volksmund „Spillegänger." — Eine eigenthüm-
e Beleuchtung in den höheren Drten des Vogelsbergs ift:
Beleuchtung dur den Span. In Herchenhain, Hartmanns-
n, VBolfartshain u. a. a. DO. brennt fein Licht in ver Stube,
bern ein Buchenfpan. Man benutzt dazu glatte aftfreie Stücke
ı 6 und 8 fpaltigen Buchen, welche in Bretter zerfügt, zuge⸗
ten und mit dem Spanhobel zu Spänen fertig gemacht wer-
» ‚m ber Stube befindet fich ein hoher, hölzerner Leuchter
; einer zweiarmigen Gabel. Im jedem Arme jtedt ein Span.
Ihe Späne bremen fehr hell und erjegen für größere Gefell-
ıften insbeſondere ben Gebrauch mehrerer düſterer Dellampen.
ver aus ber Gefellichaft nimmt am Leuchter Pla und beforgt
I Gefchäft des Spanmwartens, d. h. das Geſchäft, vie ab-
rannten Stüde, welche etwa nicht von ſelbſt abfallen, abzu—⸗
lagen, ten Span, wenn er ungleich brennt, auf vie andere
te zu wenden und wenn er völlig abgebrannt ift, durch einen
ien zu erfegen. — Die Lebensweise ift ehr einfach. Selbſt
Wohlhabende genießt in den Höheren Orten in ber Regel fein
nbfleih. Milch und Eier müſſen vie Fleifchnahrung erfegen.
re wohlhabende Bauer ift fehr zufrieden, wenn er am Gonn-
e zu Sauerkraut und Kartoffelbrei, etwa auch zu Sauerfraut
ein, ein Stüd Sped oder Dörrfleifh genießen kann. Geräu⸗
rte Wurft, Dörrfleifh und ver Speck des Schlachtſchweins bil-
vorzugsweiſe die Fleiſchnahrung ber Wohlhabenten. Wolter
9*
184 Das Voll.
fie bei der Hochzeit nicht fehlen kdürfen. Ueber bie Straße ha
wird übrigens nicht geraucht, fie ift nım ein Abzeichen für da
männlichen Sochzeitögajt, mit welchem jelbft der Knabe im Zug
grapitätifch einherſchreitet. Qen Echetten abwärts geht die Vram
in einfacherem mehr ftättiichen Keriputz zur Kirche, die Hochzeit
gäfte mit Noemarinzweigen, woran rothe Bändchen bejchäftigt find. —
Tie gottestienftlichen Santlungen bei Beerdigungen bafırm
auf ten Beſtimmungen ter alten Heſſiſchen Agenda, — Gel
ber dem Sterbhauſe, Zug über tie Strafe unter” Geläute ve
Glocken, am (Grabe eine Retde ober Rückzug nach der Kirche mb
(Guttescienft nach der Beerdigung. Bei Beerbigungen find de
Übrigen Mebränche gleichmäßiger als dieß bei Taufen und Hodyk
ken ver Fall iſt. Der Trauerzug. orpnet ſich auf folgende Weik:
Lie Beripuntten bis zu ziemlich entfernten Graben, ſowie ad
tie Taufpalhen des Verſtorbenen werten eingelaven; die Nachban
tagen ten Sarg. Die nächften Verwantten, nebft ven Patka
folgen zumächft dem Sarge und zwar einzeln, hierauf bie entfem
ben Wermwantten, md zwar bie männlichen voran, bann bie weil
lien. Nach der Weerbigung findet im Leichenhaufe das Trauer
mahl ſtatt, „Tröſtermahl“, „Tröſterbier“ genannt, auch fchlechtwg
mir „Weahlzeit“. Un vieſem ZTrauermahle hängt ver ganze Bauern
flaud mit zäher Feſtigkeit; weder Ermahnungen noch Vorftellungen,
nuch alte und me und ganz neue Polizeiverbote Helfen etwas
dagrgen. Leu Wirgerimeiftern iſt ſtrenge Anzeige zur Pflicht ge
nimbt; allein keiner dürfte 8 Wagen, wenn er als Anverwandtet
eingeben wird, vie Cinladung nur anszufchlagen, noch viel wenige
cine Außzeige gu minchen. Die gaunze Gemeinte würde fich im
Shane gegen ihn erheben. Der Bauer ficht das Todesmahl
als alte ale Berſtorbenen erwieſene letzte Ehre an, die er ihm
Alebl ſehulehß bleiben darf. ˖Je würdiger ein Berjtorbener m
FVelen A, veſto niehr hält man ihn des Trauermahls werth. —
hi bye von Albfeld herrſcht der Gebrauch, daß der Pathe
I a Genfltiialionvem Pathen über der Unterthür ſeines
Pnnfeo inen Apfel reiibt. Der Confirmand nimmt ihn an, beißt
iin me ehenun Aus übrige weg. Dadurch wird er künftig
vos spabiplnnagen Bier, wie man annimmt.
lm nn renſelben eigenthümlichen Dialekt bat ber ganze
gr glebsagp UBbh, den Jabbahe Theil nähert ſich dem Wetterauer,
a an AR WW
%
un
Charakter, Sitten, Sprache. 135
u; der nörbliche und norböftliche dem Buchonifchen, ber 3. B. das
Za E wie ein breites & mit weit geöffnetem Munbe, das au wie
Fe OR ꝛc. ausſpricht. Eigentlich oberhefjifcher Dialect ift ber ber
aa Gegend über die Ohm Hin nad) und bei Alsfeld. Jenſeits bes
ü Vogelsbergs treten die Mundarten in und um Schlitz, in und
am Lauterbach eigenthümlich auf, zeigen fich ven thüringifchen
ie ” Verwanbt und find in ven Vokalen mitunter .altertbümlich mit alt
„ oberbeutichem Gepräge. Uber auch viefe unterfcheiden fich ‚wieder
u Meſentlich; denn der lauterbachiſche Dialekt hat überaus gebehnten
: Ton, der fehlitifche ift kürzer und rauher.
air An eigenthümlichen Trachten ift ber Vogelsberg ebenfalls
= noch ziemlich reich. Neicher freilich noch als der eigentliche Vo-
„ gelöderg find die an denſelben nörblih angrenzenden Gegenden,
bie nicht mehr eigentlich zum Vogelsberg gerechnet werben können.
Dei Gelegenheit ver Enthüllung des Ludwigsmonuments in Darm-
; fabt konnte man verſchiedene Proben von folchen Trachten fehen.
Da ſah man 3. DB. ein Mädchen aus Angersbach bei Lauter-
; bach mit weiß und roth gemwürfelten auf. ziemlicher Kammhöhe
; Über dem Kopf gebundenen Tuch, deſſen breite Zipfel ſich am
‚ Halte baufchten, in violettem Leibehen, über welches ein buntge-
; wirktes Tuch vorn kreuzweiſe bis zur Taille gefchlungen war, ber
r weiße Hembärmel etwas bis über ven ‚Ellenbogen hervorblickend,
der bis übers Knie hinabreichende hellbraune Rock mit der rvoth-
gebundenen Schürze geihmüct, vie Strümpfe blau. Man fah
ferner da ein Mädchen aus Pforbt im Schliger Land; e8 trug
eine hohe fegelfürmige zu beiden Seiten mit Wuljten ausgefchmückte
ſchwarze Haube mit der oberheffifchen ſchwarzen Bandſchleife unterm
Kinn, eine ſchwarze weitärmelige Mutze (ade), darüber einen ums
geſchlagenen gejticten Kragen, ein übers Kreuz auf ber Bruft ge-
ſchlungenes rothes Tuch und eine filberne Kette drüber, einen für
Oberheſſen fehr langen, fait bis an vie Knöchel reichenden ſchwarzen
Faltenrock mit blauer Schürze und weißen Strümpfen. Der
Burſche aus Schlit Hatte eine hohe rauhe Müte mit zur Seite
Lang herabhängenden grünen Bändern, ſchwarzes Halstuch, grüne
Wefte mit weiß metallenen Knöpfen, langen dunkelblauen Oberrod
mit kurzem Stehfragen, einer Kuopfreihe und zwei Geitentafchen
vorn, weiße Kniehoſen und weite Querfaltenftiefel bis dicht ans
Knie. |
Charakter, Sitten, Sprache. 135
ber nörbliche und norpöftlihe dem Buchonifchen, ver z. B. das
e wie ein breites & mit weit gedfinetem Munde, das au iwie
ou ꝛc. ausſpricht. Kigentlich oberhefjiicher Dialect ift ver ber
Gegend über die Ohm bin nach und bei Alsfeld. Jenſeits des
Bogelöbergs treten die Mundarten in und um Schlitz, in und
um Lauterbach eigenthümlich auf, zeigen ſich ven thüringifchen
verwandt und find in ven Vofalen mitunter .alterthümlich mit alt-
oberdeutſchem Gepräge. Uber auch dieſe unterfcheiven ich wieder
wejentlich; denn der lauterbachifche Dialekt hat überaus gebehnten
Ton, ber fchligifche ift kürzer und rauher.
Un eigenthümlichen Trachten iſt der Vogelsberg ebenfalls
noch ziemlich reich. Reicher freilich noch als ber eigentliche Vo⸗
gelsberg find die ‘an benfelben nörblich angrenzenden Gegenden,
die nicht - mehr eigentlich zum Vogelsberg gerechnet werben können.
Bei Gelegenheit ver Enthüllung des Ludwigsmonuments in Darm-
ftabt konnte man verfchievene Proben von foldhen Trachten fehen,
Da ſah man 3. B. ein Mäpchen aus Angersbach bei Lauter:
bach mit weiß und roth gewürfelten auf. ziemlicher Kammhöhe
über dem Kopf gebundenen Zuch, veifen breite Zipfel fih am
Halſe baufchten, in violettem Leibchen, über welches ein buntge-
wirktes Tuch vorn Freuzweife bis zur Taille gefchlungen war, ber
weiße Hembärmel etwas bis über ben ‚Ellenbogen hervorblickend,
der bis übers Knie binabreichende hellbraune Rock mit ber rotb-
gebundenen Schürze geſchmückt, die Strümpfe blau. Man fah
ferner ba ein Mädchen aus Pforbt im Schliker Land; es trug
eine hohe Tegelförmige zu beiden Seiten mit Wulften ausgefchmüdte
ſchwarze Haube mit ver oberhefjifchen ſchwarzen Bandfchleife unterm
Kinn, eine ſchwarze weitärmelige Mutze (ade), darüber einen ums
geichlagenen geſtickten Kragen, ein übers Kreuz auf ber Bruſt ge-
fhlungenes rothes Tuch und eine filberne Kette drüber, einen für
Oberheſſen ſehr langen, fait bis an die Knöchel reichenden ſchwarzen
Faltenrod mit blauer Schürze und weißen Strümpfen. ‘Der
Burfche aus Schlitz hatte eine hohe raue Mütze mit zur Geite
lang berabhängenven grünen Bändern, jchwarzes Halstuch, grüne
Wefte mit weiß metallenen Knöpfen, langen dunkelblauen Oberrod
mit kurzem Stehfragen, einer Kuopfreihe und zwei Seitentafchen
born, weiße Sniehofen und weite Querfaltenjtiefel bis bicht ans
Knie.
136 Das Boll,
Auh in den Gegenden fünlich vom eigentlichen Vogelsberz
in dem Büdinger Land, finden fich noch nationale Trachten.
Es kamen daher in genanntem Feltzug die Mäpchen mit eigen
thümlich geformten weißen gefteiften Häubchen, bie ſich am Hinter
kopf fenfrecht, vorn etwas nach innen gewölbt über dem platige
Icheitelten Haare aufthürmten und mit fehmalen weißen Bänbchen
nett und reinlich unterm Kinn gebunven waren, in dunkleren (meif
braunen) weitärmeligen Muten und langen Röden, pie blaue Schäre
vorgebunben, das blaue rothgeränverte Tuch Treuzweife über den
Bufen gebunden, die Schuhe hoch. —
Aus dem Lonborfer Grund waren bei dem Feitim
erichienen ein Burfche mit kurzkappigem, breiträndigen Hut, ſchwar
zem Halstuch, heilblauer Weite mit doppelter Reihe von weiße
Metalifnöpfen, blaßgelbem langem Node, blauen Hofen und is
Stiefeln, — neben ihm ein Mädchen, das kurze, enge, bellfarbie
umfäumte Häubchen auf dem Scheitel, unter dem Kinn zufammems
gebunden, um den Hals eine Perlenfchnur, dann ein buntes Tud
barum gefchlagen, im buntgeränverten Miever, welches vorn ein |
zu beiden Seiten mit weißen Metallfnöpfen beſetztes breites Bruſt⸗
ſtück hatte, während die weißen Hembärmel bis an ben Ellenbogen
hervorblidten, ver hellgrüne, roth oder blau geränverte Rod bb |
an die nie reichend, um die Taille ein buntes Band, eim
blenvend meiße Schürze und eben foldhe Strümpfe.
Ebenfo war auch vie Gegend von Gießen durch bie ms
tionale Tracht eines Mädchens aus Heuchelheim vertreten.
E83 trug ein weißes Häubchen mit bunflen Beſatz, eine violette
Jacke vorn geichloffen, auf der Bruft eine grüne Schleife, einen
grünen Faltenrod, eine violette Schürze und blaue Strümpfe. —
Noch gar manches Eigenthümliche in Brauch und Sitte fir
bet fih aber auh im Hinterlande.
Die Hinterländer bilden einen jehr kräftigen Schlag Men
hen, wenn nicht Armuth ihre nachtheiligen Wirkungen auf das
Gedeihen ausübt. Charafteriftiich find bei ihnen vie vorberrfchend
helle Hautfarbe und blonde Haare. Das Vaterland der Hinter
länder erfreut fich bet ven übrigen Bewohnern des Großherzog
thums feiner befonders günftigen Meinung, namentlich die Rhein⸗
heſſen und Starfenburger denken fi) das „Buchfinkenland“, wie
fie e8 nennen, als eine Art Sibirien. Die nicht zahlreichen Dörfer
Charakter, Sitten, Sprache. 187
und Flecken des Hinterlands bieten allerdings feinen fonberlich
freundlichen Anblid var. Der Boden tft im Ganzen fteril und
eigentlicher Wohlſtand findet fich nirgends allgemein. ‘Die Dörfer
liegen zerftreut, ohnehin durch zahlreiche Gebirgsfegel jehr tolirt.
Doch finden fich auch Hier und da ganz reinliche, nette Bauern⸗
häufer und bie fonft verwahrlofte Haltung ver Wohnhäufer ift eher
ein Zeichen von Armuth, als Gefchmadofigleit; die an die Wände
ber Bauernhäufer gemalten Tulpen, Gänfe und Godel zeugen vor
einigem, wenn auch noch fehr unentwideltem Kunftfinn. In bem
Eſtricht find die Hänfer in mofaifähnlicher Manier mit jteileinger
fügten Schieferftäden ausgepflaftert. Die “Möbel und Getäfel der
Bauern und Bürger find größtentheils maſſiv aus Eichenholz, ba
bie Tanne unter allen Forftbäiumen am wenigften vorfommt. Das
Temperament bes Hinterländers ift im Ganzen mehr gut-
müthig und heiter als lärmend und roh. Gröbere Verbrechen
gehören bei ihnen zu den Seltenheiten. Achtung vor dem Gefek
mb Sinn für Religion find bei vem Landvolk herrfchend und an
Sonntagen fieht man die Bewohner von Filtalorten, welche ,
ja eine Stunde von dem Pfarrorte entfernt Liegen, zur Kirche in
größerer Anzahl ziehen. Unter feinen guten Eigenſchaften
ragen beſonders hervor: 1) fein Fleiß. Er erftredt fich nicht
bloß auf fein Feld. Wegen des unfruchtbaren Bodens müſſen
bie Hinterlänvder auf anvere Erwerbsquellen denken. Diele arbeiten
in ven Bergwerken und in ven GEifenhütten bei Biebenfopf, andere
und zwar wohl bie meilten bejchäftigen ſich mit Verarbeitung der
Wolle. Man fieht fehr häufig Weiber und Mädchen, welche immer
ihres Weges gehend emfig ſtricken (ſ. Näheres unten bei dem Ab⸗
ſchnitt: Techniſche Cultur). Um Licht zu erfparen Legen fie ſich
bes Abends früh zu Bette, und ftridlen fo lange bis fie einfchlafen.
Namentlich zeichnen fich die Bewohner des Dorfes Holzhaufen
durch vaftlofe Thätigfeit aus. Sobald fich das Laub der Bäume
zu färben beginnt, werden große Duantitäten Strümpfe unb jonjtige
wollene Strickwaaren verpadt und in die Stähte ver Rhein- und
Maingegend verfendet und hauſirend abgeſetzt. Wer kennt nicht
die Strumpfleute mit ihren Träftigen Geftalten, blauen Kitteln und
gewaltigen Stöden? Ebenfo reifen in jevem Jahre, namentlich aus
dem Breidenbacher Grunde, viele Weibsperfonen zum Schneiden
und Einſcheuern ver Erndte in die Wetteran und Mannigetinmen
188 Das Bolt.
zum Dreichen ber Früchte bis zum Rhein. 2) feine Genügſam⸗
ſamkeit. Kartoffeln, Sped, Brob und Brantwein find bie Haupt
nahrungsmittel ver Hinterländer. Bei Beluftigungen dient als
Getränt Schnaps und Bier ober auch ein Gemifch deſſelben
„Schnapsbier” genannt. 3) feine Friebfertigfeit. Auf Kirchweihen,
Jahrmärkten und in Wirtbshäufern bört man nur felten von
Streitigkeiten und fehr felten arten fie zu Törperlichen Mißhand
[ungen aus. Auch die Prozeßſucht des Hinterländers fol nic
berjenigen anderer Lanbestheile gleihen. — Die Bewohner vet
Lahnthals oder f. g. alten Amts Biedenkopf find weniger aufge
wect und intelligent, wie bie des rundes Breidenbach. Sie
hängen ſehr am Alten; Verbeiferungen in ökonomiſchen uud fonft-
gen Einrichtungen finden veßhalb bei ihnen wenig Anklang, währen
bie intelligenteren Bewohner des Grunbes Breidenbach für de
angeführten Berbefferungen viel empfänglicher find. Dem Wanbrer
zeigt dieß fchon ver Unbli der Wiefenthälerr. Während im Grunde
Breidenbach gar manche Wiefengründe fchön angelegt und bebaut
find, Tiegen tm alten Amt Biedenkopf ganze Streden an den Ufen
ver Lahn noch unbebaut. |
Bon eigenthümlihen Gebräuhen und Sitten finden
ſich befonvders in einzelnen Dertern und Diftricten noch mancherki
vor. In dem Gentralpunfte des Hinterlandes, in Biedenkopf felbf,
hat fih noch einiges erhalten. Im Sommer unternehmen %
meift ſtraßenweiſe, zahlreiche Gefellfchaften oft unter feftltchen Ank
zügen Ausflüge auf die nahen Walpblößen, von benen jede ihre
befonderen zum Theil ſchönklingenden Namen bat, 3. B. Schiw
fcheit, Kuhleich, Knochendriſch 2c. und fehren mit ber Nacht unte
Clarinetten⸗ und Paukenſchall in die Stabt zurüd, wo bie freude
trunfene Jugend vor dem Auseinanvergehen auf dem Marktplat
a WE fee un 0 NEE u — — —
erft noch einen Iuftigen Reigen aufführt. Selbft noch in ver |
neueften Zeit wurde auch ein |. g. Grenzgang feitlich gefeiert
Dabei bringt die gefammte Bürgerfchaft nebft ven Beamten meh :
rere Tage damit zu, bie Örenzlinie des Weichbilds ber Gtubl
durch Die und Dünn zu verfolgen und unterwegs an beſtinunten
Punkten Halt zu machen und neue Grenzfteine einzufegen oder
bie alten aufzugraben, dabei aber natürlich ven ermüdeten Glie
dern ihre entjprechende Genugtbuung zu verfchaffen. — In mar
hen Jahren fällt im Hinterland die Bucheneckernerndte ſehr
. —— — — —
Charakter, Sitten, Sprache. 189
ergiebig aus. Ganze Karamanen fieht man dann aus ben Gemein-
den in ben Wald ziehen, mit großen Leintüchern und Hämmern
verfeben, mitteljt deren die Bäume geflopft und ihrer Bürde ent-
laden werben. Sm foldhen Tagen haben dann auch vie Aermeren
gute Tage; mit dem Del ber Bucheln werben banın bie verſchie⸗
venften Speifen zubereitet. In allen Küchen duften vie Kröpfeln,
Eifentuchen ‘oder Waffeln und Kropfenfuchen, außer Pfannkuchen
vie B vorzugsweite vorfommenven Formen von Backwerk, deſſen
Hauptbeſtandtheile Kartoffeln und Hafermehl find. — Unter bie
Danptbeluftigungen des Hinterlänvers gehört bie Kirchweihe, bie
kn Grunde jährlich einen Tag, im alten Amt alle 3 Jahre 8 Tage
lang gefeiert wird. Da wird viel Schnaps getrunfen und viel
getanzt. Beim Walzen fchleifen die Tänzer nicht, ſondern treten
mit dem platten Fuße auf, ſo daß dem, ber einem ſolchen Tanze
bon fern zufieht, immer von der Xaftbewegung ber Tanzenden
ta, ta, ta entgegenfchalft. Der ganze Lanz ift ein heftige Stam-
pfen. Die Tänze werben oft im freien gehalten; des Abends
erleuchtet eine an einem Baum hängenve Laterne den Tanzplatz. —
Bemerkenswert ift wie in manden Orten des Amtes Biebenlopf
Ehen geichloffen werden! Wenn ein Buriche ein Mäbchen aus
einem anderen Orte zu beirathen beabfichtigt und nicht beſtimmt
weiß, ob er Hoffnung hat erhört zu werden, dann geht er fpät
Abends, nachdem fich fehon die meiften Bewohner zur Ruhe be-
geben haben, mit einigen ganz vertrauten Perfonen in den Ort
feiner Auserwählten, Eopft an dem Haus ver eltern an und
bittet um Einlaß. Sit dieſer gewährt, dann antworten bie Ein-
getretenen auf bie Frage, was fie in fo fpäter Zeit noch wünfchten:
fie beabfichtigten eine Magd zu dingen. Die eltern verftehen
natürlich den Sinn diefer Frage. Sind fie nun dem Antrag nicht
geneigt, fo erklären fie: „Wenn ihr eine Magd wollt, fo müßt
ihr wo anders fuchen, wir können unfer Mäpchen nicht entbehren!"
Sind fie aber dem Antrag geneigt, dann werben alle Frauens-
perfonen im Haus, jeden Alters, vor allen viejenigen, denen bie
Nachfrage nicht gilt, mit ber Frage vorgeführt: ob die vorgeführte
paffend ſei. Da ift denn bei der einen biefer, bei ber andern
jener Mafel ‚vorhanden, der fie nicht paffend erfcheinen läßt.
Wenn dann enplich Die rechte an vie Reihe gefommen und ſonder
Zabel und Fehl befunden worden ift, dann beginnt vie Unterhant-
142 Das Boll.
weiche fie dem Herkommen nach bei dieſer Gelegenheit tragen
mußte. Ihr wurde nun die Brautfrone aufgefett und das fchöne
faftanienbraume Haar, fonft in zwei Zöpfen geflöchten, flatterte um
ihre Schultern. So begleiteten wir fie zur Kirche, voraus bie
Mufif und zum Beichluß die alten Weiber, welche bitterlich wein
ten. In der Kirche hörten wir eine merkwürbige Hochzeitäprebigt
über den Grundſatz „Zwei tft beſſer als Eins" u. |. w.“ Mit
natürlich mannichfachen Modificationen im Einzelnen follen auch
noch in unferer Zeit, wenn auch nur felten, Sochzeiten im jener
Gegend alfo gefeiert werben.
Die Sprache des Hinterlänvers ift bemerflich wegen Eigen
thümlichkeiten des Dialects, aber auch wegen auffallender gramm
tifalifcher Unrichtigfeiten, wovon hier nur ber ftatt des Accuſative
gebrauchte Nominativ und der fächliche Artikel vor jedem weib⸗
lichen Eigennamen erwähnt fei.
Die Hinterländer zeichnen ſich durch fehr nationale Trachten
and. Vorzugsweiſe findet fich dieſe Originalität der Tracht beim
weiblichen Geſchlecht. Im Schnitt ver Mieder, im Bau ber
Mügen (Mutſchen) beſonders aber. in ber Zufammenftellung ber
Farben herrfcht große Verſchiedenheit; jeder Bezirk, oft jedes Darf
bat feine eigene Kleidung und Farben. Ein fehr anmuthiges Ge
mifch diefer mannichfaltigen Erfcheinungen bieten beſonders Jahr
märfte dar, in deren Gewühl jever Fremde fogleich die Lande
mannfchaften herauszufinden vermag. Eine ziemlich ſchauerliche
Sitte tft, daß fich die Bauernmweiber bei Regenwetter mit großen
weißen Tüchern umhängen, bie einem Leichengewanbe fehr gleichen.
Defonders beim Kirchengang tragen vie Weiber blendend weißt,
bie mohlhabenveren zudem mit Franzen und Garnituren bejebte
Umwürfe über dem Kopf. Das männliche Gefchlecht trägt eine
einfachen blauen Kittel und runben breitfrämpigen Hut. Dres
mafter fieht man feltener.
Bei dem mehrermähnten Feitzuge waren aus dem Breidenbacher
Grunde Märchen erfchienen. Sie trugen nahe im Naden fitenbe
furze, knappe und hinten banblofe rothe Heffenhäubchen, unterm
Kinn durch das ſchwarze Binbband gehalten, um ben Hals ein
Schwarzes jeivenes Tuch gefchlungen, veffen breite Schleife im
Naden lag, eine vorn offene nur an ver Taille tief zufammenge
Baltene weitärmelige ade, ein langes fehr buntes Bruſtſtück mit
— — — —-
rag — nn nn ee ESTER
Stänbeverfchtebenheit. 1483
Schleifen vorn über dem Hemd, einen bunflen Rod in vielen
Falten und fehr kurz, eine vielgefältete nur wenig hellere Schürze
darüber, gelbe Strümpfe und Strumpfbänvder mit grellfarbigen
Duaften und Hohe Abſatzſchuhe mit Schnallen. Die Mäbchen aus
dem alten Amte Battenberg trugen das Heffenhäubchen von ſchwar⸗
zer Farbe, die Form den ganzen Kopf umfaſſend, fo daß fie ſich
zierlih an bie Bildung des Hinterfopfs fchloß, mit einem verjüng-
ten Vorfprung, über die Stirne herabtretend und über ven Scheitel
eine natürliche Krone bilvend; ftatt der langen Banpfchleifen quollen
unter dieſen Häubchen hinten bie fchönen bichten Zöpfe hervor
den Naden binab, und vie langen Bänder vorn wurden nicht Inapp
nnter dem Finn gefnüpft, ſondern entiwerer freigelaffen oder über
der Bruft Iofe in einander gefchlungen; ein hellfarbiges Tuch
legte fih in weiten Falten um ben von einer Kette umfchloffenen
Hals, ein ſchöngeſchwungenes ärmelloſes, vorn offenes Leibchen um
den Oberleib; bie beiven blendend weißen bis nahe an ben Unter-
arm reichenben Hembärmel waren von bunten Armbändern gefaßt,
ein buntes reichgeſchmücktes Bruſtſtück bevedte ven von dem Leib⸗
hen offengelaffenen Raum und Treuzweife Schnüre umfpannten
das Bruſtſtück; ein bunter um die Hüften gelegter Gürtel fchlang
fid über ven im zahlreiche Falten gelegten wenig bis über bie
Kniee reichenden und vorn mit einer etwas helleren Schürze be-
deeten Rod; dazu kamen blendendweiße Strümpfe und jchiwarze
Schuhe mit hohen Abſätzen.
V. Ständeverſchiedenheit.
Im gemeinen Leben unterjcheivet man einen erblihen und
einen perfönlihen Stund Den erfteren zerlegt man in
Anel, Bürger und Bauer, den legteren in Nährſtand, Lehrftand,
Beamtenſtaud und Wehrftan.
Der erblihe Stand im Großherzogthum Heſſen hat in neue-
rer und neuefter Zeit — in. Folge ver von Ludewig I. als noch un⸗
befehränttem Großherzog begonnenen, durch die Verfaſſungsurkunde
und weitere Gefete fortgeführten Veränderungen in allen Verhält—
niffen — nicht mehr tie Bedeutung, welche ihm früher zugefommen
ift und welche er in andern deutſchen Ländern mitunter noch bat.
Wir finden den Adelichen im Nährftanve, im Beamtenitante ud mn
144 Das Bolt,
Wehrfianve, felten, fehr felten im Lehrftande; ben Bürgerlichen in
allen vier Klaſſen des perjönlihen Standes, ben bäuerlich Gebe
venen vornehmlich im Näbrjtande und Wehrſtande. —
Der Adel, deſſen befondere Nechtsverhältniffe im IV. Buch
(der Staat) zu beiprechen fein werben, theilt ſich in ben Hohen
und nieberen Abel. Zu dem hoben Abel des Großherzogthuns
gehören außer ven Gliedern des Großherzoglichen Haufes die Stan
desherrn.
Die Standes herrn bilden jene ehemaligen reichsunmittel⸗
baren fürftlichen und gräflichen Häufer, welche in dem Großherzoz—
thum mit einer oder mehreren Standesherrichaften angeſeſſen find,
und ihre Unmittelbarkeit verloren haben, fowie die, welchen bie
Stanvesherrlichkeit vom Großherzog verliehen if. Im Großher⸗
zogthum Heffen find Standesherrn:
Die Fürften 1) von Sfenburg - Birftein, wegen ber ehemaligen
Iſenburgiſchen Aemter Offenbach, Dreieih und Wenings; 2) Sfenburg
Büdingen in Büdingen, wegen ber Aemter Büdingen und Modftabt; 3)
Leiningen, wegen ber Eivilgerichtsbarfeit erfter Inftanz über Heffelbad,
bann ber Cent⸗ und Forftgerichtsbarfeit über Heſſelbach, Gammelsbach, Kai
bach, Hebsthal und Unterſensbach; 4) Löwenftein-Werthheim Freuden⸗
berg wegen feines Antheils an dem Amt Kirchbeerfurt und dem Amt Habik-
heim; 5) Solms-Braunfels, wegen ber Aemter Hungen, Wölfersheim
nebft Gambach und Grüningen; 6) Solms-Lich und Hohbenfolms, wen
der Aemter Lich und Niederweifel. Ferner die Grafen 1) von Erbad-Er
bach oder Erbach⸗Wartenberg⸗Roth, wegen ihrer ehemaligen Aemter Erbad
und Neichenberg und wegen des Antheils an Kirchenbeerfurth; 2) Erbadr
Fürftenan, wegen bes Amtes Fürftenau und Michelftadt und bes Amte
Freienftein und Rothenberg; 3) Erbach-Schönberg, wegen des Antheil
an ber Herrichaft Breuberg und der Aemter König und Schönberg; 4) Ifew
burg- Büdingen in Meerholz, wegen des Amtes Marienborn; 5) Iſen
burg- Büdingen in Wächtersbach, wegen feines Antheils am Amt Affew
heim; 6) Iſenburg-Philippseich, wegen bes Paragialamts Bhilippseidh;
7) Leiningen-Wefterburg, ältere Linie, wegen ber Herrſchaft Albenftabt;
8) Schlitz, genannt von Görtz, wegen der Herrſchaft Schlib; 9) Solm#
Laubach, wegen der Aemter Laubach und Utphe; 10) Solms-Rödelheim,
wegen der Aemter Rödelheim und Niederwöllſtadt und feines Antheils an Aflen-
heim (Dorf Einartshaufen); 11) Solms-Wildenfels, wegen ber Herriaft
Engelthal, die jedoch der Graf nicht mehr befittt, weßhalb er auch jett nr
als ftandesherrlicher Perfonalift im Großherzogthum gelten kann; 12) Stolk
berg-Wernigerode, wegen des Amtes Gebern; 18) Stollberg-Rosla,
wegen jeines Antheils an der ehemaligen Grafichaft Königftein, 2); von Statt
—* Deren Drtenberg, a, von Stadt und Schloß Münzenberg und 3/,, von
euchelheim.
Die Grundlage der Stanvesherrlichleit der vorgenannten
Fürſten und Grafen bildet theil8 der Umftand, daß fie vordem
wegen ihrer Belikungen zur Neichsftandfchaft berechtigt waren,
teils eine Großherzogliche Stanveserhebung. Jene Lönnen N
Stänbeverfchtedenheit. 145
eutfchen, dieſe die heffiichen genannt werben. Als ein Standesherr
er leßteren Art erfcheint nur der Graf von Echlik, der wegen feiner
Sraffchaft Schlig durch ein Großh. Patent vom 30. Dez. 1808
um Stanbesheren des Grofherzogthums erhoben wurde. Bon
er befonveren Stellung der Stanvesheren im Großherzogthun
Arb tm vierten Buch („ver Staat“) vie Rebe fein.
Zwifchen den Stanbesheren und dem übrigen insbeionbere
em begüterten Adel des Großherzogthums ſtand bi8 1848 ge-
ziſſermaßen die freiherrliche Familie Riedefel zu Eiſenbach
n der Mitte, weil fie verjchievene Vorrechte Hatte, die bis dahin
ur den Stanbesheren zugeftanden waren.
Der gegenwärtige niedere Adel des Großherzogthums, zu
selhem aljo alle übrigen Adelichen, fie mögen Grafen, Freiherrn
der bloße Herrn von fein, bejteht im allgemeinen aus zwei wefent-
ich verſchiedenen Beitanvtheilen, nämlich zum Theil aus Yamilien,
velhe ſchon zur Zeit bes beutjchen Reichs landſäſſig waren, wie
samentlich die Familien ber altheffifchen Nitterfchaft, und zum andern
heil aus Mitgliedern ver ehemaligen unmittelbaren Reichsritter⸗
haft, welche in Folge der Stiftung des rheiuiſchen Bundes ihre
ReichSunmtittelbarfeit verloren und zum Vortheil Heſſens fubjicirt
vorden find. ‘Der nicht lanpfäflige Adel fchließt fich an fie an.
ur altbejftifchen Ritterfchaft zählen die Grafen von und zu Lehr⸗
ach, die Freiherrn von Breidenftein zu Breivenbach, von Breiden-
sach zu Breivenftein, von Buſeck, von Nordeck zur Rabenau, von
Hievejel, von Rotsmann, von Schent zu Schweinsberg.
Der Bürgerftand bat fich erſt durch die Entitehung ber
Stäbte feit dem Anfang des 13. Jahrhunderts gebilvet. Er hat
als Gegenfab zum Bauernſtand jetzo feine Bedeutung verloren,
weil jeder bäuerlich Geborene feinen Beruf ſich wie jeder andere
freiwillig wählen und ein bürgerliche Gewerbe treiben, alfo aus
dem Bauernftand ganz durch fich felbft in den Bürgerſtand über-
treten Tann. Ebenſo find die Vorrechte, welche der Bürgerſtand
ber dem Bauernftand voraus hatte, gejchwunven.
Der eigentlihe. Bauernftand war während bes Mittel
alters größtentheils in Hörigfeit verfunfen und gelangte erft in
neuerer Zeit wieder zur Unabhängigkeit. Frühere Uuterſchiede
gewiffer Klaſſen des Bauerſtands find mit der neuen Gefeßgebung
beſchwunden.
Walthers Hefjen. \0
146 Dis Boll.
Werfen wir auch einen Blick auf Die perfönlihen Stände,
jo finden wir zumächft, daß va ein jener Hefie fich feinen Beruf
wählen kann, feine Klaſſe von Staatsbürgern ein ansfchließliches
Borrecht hat, ven einen ober ben anderen perfönlichen Stand zu
wählen. Wir finden ferner als ftatiftiiche Thatſache, daß von ben
854314 Einwohnern des Landes 6771 Staats⸗ und Kirchen
biener find, daß etwa 113450 dem eigentlichen Nährſtand, d. 6.
ven Aderleuten und Gewerbtreibenden angehören, an welche fid
15522 Handwerksgeſellen, 5486 Hunpwerfslehrlinge, 7423 Fe
brifarbeiter, 64327 Taglöhner anjchließen.
VI Techniſche Cultur.
Die Landwirthſchaft (ſ. o. S. 94 ff.) iſt zwar im unſern
Lande, wie überall, die ſicherſte Grundlage für die Ernährung dee
Volks, denn die auf den Betrieb der Gewerbe und bes Handel
fih ſtützende Ernährung fit ungewiſſer und ſchwankend. Allei
deſſen ungeachtet begründet der Ackerbau nicht allein den phyſiſchen
Wohlftand, fonvdern er muß Hand in Hand gehen mit Gewerbfleif
und Handel. Dieje drei Thätigfeiten vereinigt find bie Grund
lagen‘ der materiellen Betriebfamfeit und darum tft auch bei und,
namentlich in neuerer Zeit, von Regierung und Privaten ven Ge
werben und dem Handel viejelbe Aufmerkſamkeit gejchenkt worber
wie ver Landwirthſchaft. Don dem mohlthätigften Einfluß auf di
Hebung der Gewerbe bes Landes ift ver felt 1836 beftehent
Gewerbverein, welcher unmittelbar unter dem Mintjterium de
mern ftehend vom Staate jährlich eine Summe vou 8000 fl
erhält. Die Thätigfeit des Gewerbevereins ift eine fehr nik
fältige. Zur Förderung feiner Zwecke dürfen fi an ben Orten
in denen ein einigermaßen beveutenver Gewerbſtand fich befinbe,
Lokalſectionen bilden, welche mit dem Gentralverein in Verbindung
und unter feiner oberen Leitung ftehen. Zur Belehrung Gewerb
treibender find durch den Gentralverein und die Localfectionet
Handwerkſchulen ins Leben gerufen worben, in welchen bie Schüler
bie zum Gemwerbbetrieb nöthigen Vorkenntniffe erhalten. Sie haben
zu biefem Zwede von dem Centralverein ausgearbeitete Borleg
blätter und Muſterzeichnungen erhalten, und es wird zur Auf
munterung ber Schüler jährlich eine Ausftellung der befſeren Ar
— 0.
- oO mn
Techniſche Cultur. 147
iten und eine Prämienvertheilung veranſtaltet. Bet ber Aus⸗
ellung im J. 1851 waren 24 Handwerkerſchulen vertreten, bei
rw im J. 1852 veren 31, ebenfoviel im J. 1853. Es be-
anden aber im J. 1853 außer viefen 31 noch 7 weitere.
)ie Sefammtzahl ver Schüler betrug im J. 1852: 1070. &8
t ferner eine ſtets fortgehende Sammlung von Muſterzeichnungen
re Techniker und die verfchievenen Zweige bes Gewerbbetriebs
gelegt und dafür gejorgt worden, daß ſich Eremplare davon
enigftens an allen größeren Orten befinden, bamit ein jeder daraus
unten zu ziehen im Stanve if. Der Verein gibt ferner eine
eitfchrift heraus und vertbeilt fie unentgelblich an feine Mitglieder,
elche er burch viefelbe u. a. in fortwährender Keuntniß der neuejten
rfindungen und WVerbefferungen im Gebiete des Gewerbweſens
Hält; er bejikt eine Bibliothef und eine Mopellfammlung zur
jenutzung feiner Mitgliever, er beantiwortet Anfragen über Gegen
Ande der Technik, prüft ihm zur Begutachtung gegebene gewerb-
die Gegenſtände, veranftaltet Gewerbausjtellungen, fett Preife aus
rd bewilligt Gelbunterjtühungen zur Hervorrufung und Hebung
m Smöouftrieziveigen, foweit es feine Mittel erlauben. — Unter-
ht für Gewerbtreibende befonvers beftimmt, ertheilen vie höhere
jewerbichule in Darmftabt, nie Nealfchulen zu Darmftabt, Offen-
ich, Mainz, Alzei, Worms (Realgymnaſium), Gießen, Friedberg,
Jiebenfopf.
Die Verarbeitung der rohen Naturftoffe durch Gemerbthätig-
it erfolgt auf dem Wege des einfachen Handwerksbetriebs und
uf dem ber Fabrikation in größeren Inbuftrieanftalten. In beiver
Beife ift die Induſtrie des Landes im Fortichritt begriffen. Vom
j. 1827 — 1850 wurden an Bewohner des Großherzogthume
10 Erfindungspatente verliehen, und bei der Induſtrieausſtellung
r London erhielten 8 Gewerbtreibende des Landes die Preisme-
aille, 13 wurde ehrenvolle Erwähnung zu Theil. Cine Ueber:
ht über die im Großberzogthum betriebenen gewerblichen Gejchäfte
mbet fich tm Gewerbeblatt für das Gr. Hefjen (1849) und weift
. a. an mechanifchen Künftlern und Hantwerfern eine Zahl von
9198 Meiftern over für eigene Rechnung arbeitenden Berfonen,
nd 10944 Gehülfen und Lehrlingen nach; ferner an Schrift
ießern A Meijter und 46 Gehülfen, an Buchorudern mit zu⸗
mmen 91 Prefien 40 Meifter und 313 Gehülfen, an Tui
10*
148 Das Boll.
fotionsanftalten und Fabrikunternehmungen aller Art eine Zahl
von 4470 Anftalten (17 Dlafchinenfpinnereien; 243 Gewebe
fabrifen und 8448 im Ganzen befindlichen Webjtühle ſowohl für
eigne Rechnung, als Lohn; 2020 Mühlwerke, varınter 1531 für
Getreide; 77 Fabriken in Metall; 2312 fonftige Fabrifgefchäfte).
Die Induſtrie befchäftigt ſich mit Anfertigung von Gegenftänben,
die als Nahrungsmittel und Kleidungsmittel zum Verbrauch dienen
und biejen reiben fich noch andere Gegenftände an, welcher ber
Menſch theils zur unmittelbaren Nukanwentung, theils zur Be
quemlichfeit und zur Befriedigung des Luxus bedarf. Betrachten
wir die erfteren, fo finden wir nach obigem Verzeichniß u. «
1840 Bäder, 1873 Zleifher, 1531 Getreivemühlen, 332
DBierbrauereien, 1169 Branntweinbrennereien aus Getreive, Kar
toffeln 2c., 29 Deftilliranftalten, 76 Effigfievereien u. a, m.; an
Gewerben, welche für die Befleivung des Menfchen forgen, finden
wir u. a. Gerber aller Art 215, Schuhmacher 5061, Hank
ſchuhmacher 21, Kürſchner 133, Schneider 3631, Putzmachet
164, Tuchſcheerer 38, Strohhutmacher 3; wir finden ferner 4
Fabriken für Zwirn 2c., 11 Fabrifen für wollene und halbwollene Zengt,
32 Fabriken für baumwollene nnd halbbaumwollene Zeuge, 7 Fabriken fit
leinene Zeuge, 12 Strumpfwirfereien, 111 Bleichereien, 8 Druckereies
für Zeuge aller Art, 5 Knopffabrifen 2c. Bon Bau-Gewerben finben
wir 659 Zimmerleute und Schiffbauer, 2161 Tifchler, 1344
Maurer, 159 Dachveder, 175 Steinmegen, 388 Zimmermale,
Züncher ꝛc. 1014 Schloffer ꝛc., ferner 282 Ziegeleien, 60 Kol
brennereien. Bon Gewerben, welche für Bequemlichkeit und Lurm
des Menfchen forgen, heben wir aus: 537 Drechsler, 82 Kam
macer, 68 Bürftenbinder, 271 Töpfer, Ofenfabrifanten und ir
ben Geſchirrmacher, 427 Glaſer, 44 Gürtler und Broncem
40 Kupferſchmiede, 50 Zinngießer, 274 Klempner, 127 Ube
macher, 69 Golv- und Silbexarbeiter, 547 Barbiere, 38 Frifeu,
212 Buchbinder, 22 Papierfabrifen, 6 Tapetenfabrilen, 51 Tr
bafsfabrifen, 18 Schirmfabrifen, 20 Streichfenerzeugfabrifen u. a. m
Die bebeutenpften Gewerbftädte des Landes find Mainz un
Offenbach. |
Miehrere Induſtriezweige, welche für unfer Land von dr
beutung find, wie 3. B. vie Eifenfabrifation ‚haben wir ſchon 9
©. 85 fj. näher Tennen gelernt, einige andere müffen- wir hier
Techniſche Cultur. 149
och etwas näher betrachten, weil fie für das Land in Gegenwart
mb Zukunft von bejonverer Bedentung find. Dahin gehört bie:
Tuhfabrifation, die früher an einzelnen Orten einen
edeutenden Eriwerbszweig bildete. Kigentliche Tuchfabriken, welche
le Theile der Fabrikation in fich vereinigen, beftehen jet nur
n Michelftabt und Erbach im Odenwalde, wo hauptſächlich mittel-
eine Tücher geliefert werben. Ferner wird bie Quchmacherei
wetrieben in Biedenkopf, wo biefelbe in früherer Zeit einen be-
eutenden Erwerbszweig für eine zahlreiche Bevölkerung bilvete,
mn aber durch das Lebergewicht ver Fabriken auf ein fehr Ge-
inged rebucirt if. Im Biedenkopf befanden fih 1778 nicht
veniger als 152 Zuchmachermeifter, welche im Jahre nahe an 31000
Ellen Tuch fertigen. (Die Zahl nahm zu bis 1816. Gegen⸗
ärtig treiben nur noch 14 Tuchmacher in Biedenkopf ihr Ge-
Käft und von biefen find nur 10 das ganze Jahr Hinburch be-
chaftigt, welche durchſchnittlich 12000 Ellen Tuch, meiftens für
as Großh. Heſſ. Militär machen.) Sodann noch jetzt in ziem-
Icher Ausdehnung in Schotten, Alsfeld und Beerfelden. An den
ssteren Orten, wo hauptſächlich gröbere Tücher gefertigt werben,
aben jich Aſſociationen von Tuchmachern gebilvet, welche theils
wsichlieglih nur Spinnmafchinen, theils auch außer viefen die
Amrichtung für Walfe und Appretur zum gemeinfchaftlichen Ge-
rauch fich angeichafft baben, wobei indeſſen jeder Theilnehmer für
ih arbeiten läßt. Zur Aufhülfe ber Tuchmacherei im SHinter-
ande, bie beſonders u. a. auch dadurch Noth litt, daß bie
Meifter in Ermangelung einer Wollenfpinneret daſelbſt die Wolle
weit her beziehen mußten, ift für Anlegung einer Wollenfpinnerei
eine Summe von 30000 fl. unter beftimmten Vorausfegungen
bewilligt. Die Wollweber in Schotten (45 patentifirte) lieferten
im Jahr 1850: 2800 und im 9: 1851: 2860 Stüd ver-
ſchiedenartige Tücher, deren Werth nach einem Durchſchnittspreis
Dornet zu 106400 resp. 108680 fl. angenommen werben
Spinnerei und Weberei. Die Baumwolle - Dann
foftur im Großberzogthum ift von fehr untergeerbnetem Belang,
die Reineninbuftrie aber ift von ziemlicher Beventung. Wir haben
ſchon bei der Lanbwirtbfchaft ven Bau Des Flachjes und Hanfes
beſprochen, wir baben alſo Hier die Darſtellung derſelben W Nauen
150 Das Volt,
geipinnften und Geweben zu betrachten. Eine Flachsmaſchinen⸗
fpinnerei befitt das Großherzogthum bis jegt nicht. Der Hand⸗
fpinnerei ift darum um fo größere Aufmerkſamkeit zugewendet
worden, als eine Menge von fleißigen Menfchen in Oberheſſen
von Flachsfpinnerei und Weberei leben, die nur bei einer ver
beiferten Methode mit den Majchinen des Auslands concurrire
fönnen. Der Gewerbverein hat Preife ausgefett für bie fchönften
Einlieferungen von Rohflachs und Gefpinnften, ſowie für volk
fommen tabelfreie Gewebe, er hat Spinnjchulen eingerichtet (u. &
in ih, Ettinghaufen, Dorfgüll,) Utenfilien für WlachSbereitung
Spinnerei und Weberei herbeigefchafft 2. Die Hauptleimvans
fabrifation wird in Oberheffen getrieben und zwar vorzugsmeil
im Schlik, Lauterbach, Alsfelo, Grünberg, Hungen, Nidda, Vilbel x
In Lauterbah wird vorzüglich Padtuch fabricirt, Schlig zeichnet
fih durch feine Damaftwebereien aus. Uber an allen viejen
Orten war in neitererer Zeit ein Rückgang eingetreten, ver fid
für die einzelnen Gegenven fehr fühlbar machte. Die oben ww |
geführten Maßregeln des Lanvesgewerbvereins in Verbindung mit
ven Bemühungen einzelner für das Wahl ihrer Mitbürger fühlen
der Männer haben wieder neues Leben in dieſen Impuftriezwei
gebracht und Laffen immer fchönere Früchte erwarten. —
Die Seidenzucht und die Seivdenfabrifation M
Lande fteht zur Zeit noch auf einer nieveren Stufe. Es Ki
fich inveffen zu ihrer Pflege ein Verein gebilvet, ber unermüdlih
barauf hinwirkt, dieſen Juduſtriezweig in Flor zu bringen, um
burch feine Bemühungen bereits fehr viel zur Förderung beffelbe
erreicht hat. Der Zweck bes Vereins ift 1. auf vie Einführum
und Verbreitung der Seivdenzucht im Großherzogthum in ber ei
fachſten, ficherften und wenigſt Eoftfpieligen Weile hinzuwirken
2. insbeſondere biefelbe für die unteren ärmeren Volksllaſſen A
einem ficheren Mittel des Erwerbs und einer Quelle des Wohk
ftandes für unfer Vaterland zu machen. Der Verein fucht biefer
Zwed zu erreichen, indem er 1. die Anpflanzung ver Maulbeer⸗
bäume und Heden befördert; 2. zur Erziehung ber Seipenranpen
Anwelfung gibt und dem Seivenzlichter das Mittel bietet, die
Cocons zu beftimmten ficheren Preifen an ven Verein abzugeben,
falls ex nicht vorziehen follte, fie auf andere Weife zu verwerthen,
jofort aber 3. die Abhaspelung der gewonnenen Cocons in einer
- nu m.
Techniſche Cultur. 151
eignen großen Haspelanftalt tes Vereins auf deſſen Koften bewirkt,
und das Probuft an Fabrikanten verkauf. Der Verein Hat
feinen Sig in Darmſtadt. —
Es gibt viele Erwerbsziveige, welche in vorzüglichen Grabe
geeignet find, auf die Beförberung des Wohlftandes ganzer Orte
oder Gegenven einzuwirken, indem fie einer größeren Anzahl von
Berfonen, denen e8 font an jeder Gelegenheit zum Vervienft fehlt,
wenn fie nur arbeiten wollen, Gelegenheit zu einem ficheren und
anftändigen Verdienſt verfchaffen. Der Geiverbverein hat als fol-
hen befonders ber Fertigung von wollenen Häfelwaaren
und der Strobflechteret fein Intereſſe zugewendet und durch
Herporrufung dieſer Induſtriezweige vielen Armen Arbeit und Nah—
zung verfchafft. Die Häkelinduſtrie ift von befonverer Bedeutnung
in der Gegend von Bübingen; es find aber auch Anftalten zu
ihrem Betrieb in Biedenkopf, Gelnhaar, Linpheim, Rainrod, Hart:
mannshain, Glanberg und an anteren Orten. Die Fertigung
bon feineren Strohgeflechten und Hüten Hat vorzugsweife ihren
Sig in Gedern; von hier aus hat fie durch Lehrer und Lehrerinnen be-
reits in Hartmannshain, Battenfeld und Rimhorn Eingang gefunden.
Das Striden von wollenen Strumpfwaaren tft
ein dem ganzen Hinterland eigenthüämliches Nebengewerbe. An
ihm betbeiligen fih Alt und Yung und zwar nicht bloß die Weir
ber und Mäpchen, fonvern vielfach auch die Männer. Alın ver:
breitetften ift paffelbe in ver Gegend von Gladenbach, wo bie
Strickerei hauptfächlich in den Orten Günterod, Harterod, Edhlier-
bach, Bottenhorn, Hülshof, Dernbach, Wommelshaufen, Endbach,
Nömershaufen zc. zu Haufe iſt. Dieſe Inpuftrie, welche ver ınit-
unter fchlechten Wolle wegen nicht den rechten Crebit hat, wird
durch Errichtung ber oben erwähnten Wollenfpinnerei im Sinter-
Iande einen beveutenden Vorſchub erhalten. Wie groß dieſe In—
buftrie des Wolleftridens werden kann, ergibt fich daraus, daß
feitbem von dem Armenverein zu Biedenkopf eine Webereinkunft
wegen der Lieferung der Wolle und der Abnahme der geftricten
Waaren mit einer Großhandlung zu Frankfurt getroffen ift, wö—
chentlich etwa 300 Pfd. Wolle für das Etriden im Hinterland
nöthig geworden find, Von März bis Juni 1853 find 48148
Baar Strümpfe an das Franffurter Handelshaus abgeliefert wor-
ben, wofür ber Striderlohn 3978 fl. 26 fr. beteug.
152 Das Bolt.
Bon großer Bedeutung Tann für den hohen Vogelsberg bie
Holzwaarenfabrikation werben, weil fie unter Umſtänden
einen ftändigen Erwerbszweig für die arme Gegend bilden Tann.
Sehr bebeutend ift die Metgerei in Schotten. Dort
leben c. 57 Mebgermeifter, welche von der Mitte Oktober an
bis zur Hälfte des Monats März Rindvieh und Schweine fchlad-
ten, um daraus Würfte zu bereiten, mit welchen ein lebhafter
Handel in das Ausland, ja ſelbſt bis nach England getrieben
wird Von 1833 —1840, alfo innerhalb 8 Jahren, wurben
zu Schotten gejchlachtet: 73 Farren, 151 Ochfen, 210 Stier,
6350 Kühe, 296 Rinder, 4150 Kälber, 2640 Schafe, 1210
Himmel, 4150 Schweine Verkauft und ins Ausland geführt
wurben in verfelben Zeit: 6700 Etr. Gervelat- und 2250 Ct.
Blutwürſte, 2250 Ctr. Dörrfleiih. In den Jahren 1850 un
‚1851 wurben gejichlachtet:
1850. 1851.
Turen . 2.2. 5 4
Ochſen.335 42
Kühe.932 880
Rinder.1481 144
Kälber..784 720
Schweine. . . 905 800
Hämmel und Schafe 304 320
Biegen . 2... 12 14
Der purchfchnittliche Werth dieſes Viehs ift pro 1850 zu
73524 fl. und pro 1851 zu 71430 fl. angenommen worben
Das Fleifh von den Kühen und Schweinen wird größtentheiß
uud außerdem auch noch anderes Fleifh zu Würften verarbeitel
und exportirt, fo daß kaum '/, für ven örtlichen Verbrauch
übrig bleibt. |
VD. Handel.
Die Erzeugniffe der Lanpwirthichaft und des Gewerbfleißes
find zum Ge- und Verbrauch für menfchliche Zwede und für ven
Genuß des Lebens bejtimmt; daher müfjen fie in den Verkeht
kommen, und das gejchieht bekanntlich durch den Handel. Det
Handel. 158
idel fpaltet fich Hanptfächlich in inländiſchen Handel, bei wel-
ı bie Waaren lediglich inländischen Urfprungs find und inner-
des Landes vertaufcht werden, und ausländiichen Handel, bei
hem inländiſche Erzeugniffe ins Ausland gefchafft, ober fremde
aren zum DVerbrauh ins Heimathland geführt werben. Eine
te Form des Handels, der Tranfito- Handel, bejorgt die wei⸗
Berjendung ausländischer Waaren over Güter, vie burch ben
at bloß durchgehen. Alle 3 Arten des Handels find, ba bie
Örberungsmittel des Handels, Land⸗ und Waſſerſtraßen, Eifen-
ıen fich einer Fürſorge ber Lanvesregierung zu erfreuen ha⸗
‚ im Lande in Gang.
Das Großherzogthum Heſſen hatte im J. 1849 29 Hand:
en, welche hauptſächlich mit Geld, Papieren und Wechjeln
häfte trieben, 65 Großhändler, welche eigene oder Commiſ⸗
Sgefchäfte mit Waaren ohne offene Läden trieben, 146 Wein-
dler, 819 Getreidehändler, 327 Holz⸗ und Steinkohlenhänd⸗
32 Wollhändler, 3 Blutegelhändler, 11 Oelkuchenhändler,
Saamenhändler, 385 Viehhändler, 224 Geld⸗, Waaren⸗ und
iffsmakler im Großhandel, 303 Makler im Kleinen. In offe⸗
Läden handelten: 27 Buch-, Kunſt- und Muſikalienhändler,
lntiquare, 1958 Gewürz-, Material, Specereihändler, ‘Dro-
ten, 937 Schnitthänbler in Seiden-, Baumwollen-, Leinen⸗
Wollenwaaren, 200 Eifen-, Stahl-, Meijing- und andere
tallwaarenhäntler, 95 Galanterie- und f. g. Nürnberger Waa⸗
händler, 517 Händler mit allen anderen bisher nicht genann-
Artikeln. Handelsleute ohne kaufmännische Nechte gab es, und
r: Krämer mit kurzen Waaren, Nürnberger- und Nadlerkram
5, PBictualienhändler und Höder 792, herumziehende Krämer
- Qumpenfammler 2003.
Die Haupteinfuhrartifel find folgenne: 1) an Materialien
‚ anderen Gegenftänvden, welche vorzugsmeife als Bedürfniſſe ver
rifen und Gewerbe bes Landes betrachtet werden müſſen: rohe
umwolle, baumwollen Garn (weißes, ungezwirntes und Watten),
birntes Stridgarn und alles gefärbte Garn, Blei in Blöden
altes Blei, Alaun, Blei» uud Silberglütte, Mennige und
malte, Kupfer, Kupfervitriol, Eifenvitriol, Farbenerde, Farb:
er, Korkholz, Pottaſche, Sulpeter, Schwefelfänre, Schwefel,
pentin, Eiſenblech, Erze (Eifen- und Stahlitein, Stuten, Bram
154 Das Bolt.
ften, Reiß⸗ und Wafferblei, Graphit, Galmei, Kobalt), lacht,
Werg, Hanf, Häute und Welle, Pferdehaaren, Hopfen, gebrannter
Kalt und Gyps, Karbenpifteln, Kupfer- und Meffing- Blech, rohe
Garn, gebleichtes Garn, (amerik.) Tabaksblätter, Baumöl, Sei,
Steinfohlen, Talg, Theer, Pech, rohe Schaafwolle, Kumeelgart,
Zink, Wachs, Indigo, Cichorienwurzeln, geſchmiedetes Eifen ıc;
2) an Gegenſtänden bes unmittelbaren Verbrauchs und der Ve
zehrung: Baumwollene Stuhl- und gejtridte Poſamentierwaaren,
grobe Bleiwaaren, grobe Bürftenbinder« und Stebmacherivaaren,
grobe Gußwaaren, Hülfenfrüchte, Anis und Kümmel, Hanfſaat
Leinfant, Wachholperbeeren, grünes Hohlglas, weißes Hoblgleh
Zafelglas, gefchliffenes ꝛc. Glas, Spiegelglas, grobe Böttcherwa—
ren, Bier aller Art, Süpfrüchte, Ingwer, Lorbeeren, Musid,
Safran, Banille, Anis, Pfeffer, Zimmt, Heringe, Kaffee, Sale
Käſe, Komfitüren 2c., Mufchel- und Schaltbiere aus der ©,
Reif, Syrop, Thee, Zucker, Matten von Baft ꝛc., graues LM
und Padpapier, ungeleimtes Druckpapier, fonftige Papiere, Raub
waaren, Schießpulver, feivene Stuhl- und Strumpfwaaren, Blow
ven 2c., halbſeidene Waaren, Spielfarten, Fahence, Porzellan,
Pferde, Maulthiere, Efel, Ochſen, Schweine, Hämmel und anders
Schaafvieh, Ziegen, Kälber, wollene Stuhl- und Strumpfivane,
Teppiche aus Wolle 2c., Tlanelle, Bücher, Schriften, Lanblarten
und Kupferjtiche, Federpoſen und Bettfedern.
Ausfuhrartifel find: 1) an Landesprodukten: Abfälle von
Slashütten, von der Fabrifation der Salz⸗- und Salpeterfäm
Mutterlauge, Leimlever, Thierflechfen, Hörner, Hornfpigen, Klauen
und Knochen, Mineralwaffer, Stahlfuchen, altes Brucheifen, ©
fenvitriol, Waizen, Roggen, Gerfte, Hafer, Haidekorn, Mohnſa⸗
men, Raps, Kleefaat, fonftige Sämereien, Kuh: und Kälberkam,
Rohe von Eichen und Birken, Holzkohlen, Holzaſche, leinene u. 4
Lumpen, Wein und Moft, Tabafsblätter, Töpferthon, Kühe, Kit
der, gebadenes Obft, Kupfer, Mefling, Glodengut; 2) an &r
zeugniffen ber Fabriken und Gewerbe des Landes: chemifche dr
brifate und Präparate, Bleiweiß, Soda, Salzfäure, hölzerne Haus
geräthe u. a. Tiſchler- Drechsler- und Böttcherivaaren, mufil. me
han. mathem. optifche aftronom. chirurg. Inſtrumente, fertige Me
ber, Waaren aus Kupfer und Meffing, kurze Waaren, Leder⸗ um
Lederwaaren, Padleinwand und Segeltuch, rohe Leinwand, gebleichtt,
Handel. 155
gefärbte 2c. Leinwand, Talg, Wachslichter, Branntwein, Eifig,
Bier, Del, Butter, Fleiſch, Mühlenfabrifate, Tabalsfabrifate, Pa-
piertapeten, Felle und Belze, Seife, Töpferwaaren, Wachsleinwand,
BZinnwaaren, Seileriwaaren. —
Der Haupthandelsplatz des Landes tft Mainz. Die Ge-
fammtzufuhr und Abfuhr im Hafen von Mainz betrug im J.
1851: 2,642125 GCentner. Aus Holland direct nah Mainz
famen im 3. 1851: 354788 Gentner, und aus Häfen nnter-
halb Mainz: 793704 Centner. Un Mainz vorbei gingen im
9. 1851: 8.134049 Centner auf 11522 Schiffen. Andere
wichtige Punkte des Handels find Bingen, Worms, Offenbach und
Seligenjtabt. Für fpecielle Handelswaaren zeichnen fich aus: Worms
mit Leber, Offenbach mit Lederwaaren, Gernsheim als Pferbe-
markt, Schotten, Reichelsheim, Beerfelven als Viehmärfte, Erbach und Als⸗
feld als Wollmärfte, Mainz, Worms durch Weinhandel Getreidehandel zc.
Die Gewerbe welche den Handel befördern Hatten im 9.
1849 zu Pertreteen: 233 Schiffe mit 571 Schiffleuten, 521
Berfonen welche für eigene Rechnung Fracht: Stadt und Reiſe⸗
Fuhrwerk führten, mit 1278 Pferden und mit 806 mit ben
Fuhrwerken befchäftigten Perfonen; 477 Gafthöfe für die gebilveten
Stände, 493 Krüge und Ausfpannungen. —
Beſondere Einrichtungen zur Beförderung des Handeld fine
vor allem bie Land- und Wafferftraßen, denn auf ihnen bewegt
fih rer Verkehr mit Sicherheit und Schnelligkeit.
Die ſchiffbaren Flüffe des Landes find ber Rhein,
ber Main, der Nedar, die Lahn; und e8 werben durch Gorrection
berfelben die Hinterniffe ver Schiffahrt auf jede thunliche Weife
befeitigt. — Der Rhein hat auf Großherzoglich Heffiichem Ge-
biet einen Freihafen in Mainz, der zur Bergung der Güter über-
all bebedte Räume, außerdem faft '/, Stunde lang mit ftarken
Quadern gemauerte Ufer und Krahnen hat. Winterhäfen finden
fd in Mainz und in Bingen, von denen ber erjtere im Winter
1849 von 96 Schiffen und 17 Rheinmühlen nebit Bapjchiffen
und Pontons benutt wurde. Der Schiffahrtöverfehr auf bem
Rhein zwifchen Mainz und Straßburg im 9. 1845 führte zu
Berg 6,260575 Centner, zu Thal 3,832878 GCentner. Nabe
an 100 Dampfihiffe und 36 Schleppichiffe durchſchneiden jet
Tag und Nacht die Wellen des Aheins auf und ab, Bir Su.
156 Das Bolt.
ſchiffahrt Hat durch fie einen bebeutenden Stoß erlitten. Die
Zahl ver Segelichiffe welche direct nach Holland fuhren betrug
im 3. 1848 nahe an 100. Die Zahl ver Segelichiffe über
900 Centner Larungsfähigfeit, welche überhaupt im J. 1848
ben Rhein befuhren, betrug zufammen 520 Schiffe, parunter 80
Sroßherzoglih Heffiiche. — Im Intereſſe der Schiffahrt und bes
Handels auf dem Rhein bejteht die Rheinfhiffahrts- Affe
kuranz-Geſellſchaft in Mainz Ste verfichert die Waaren, welche
auf dem Rhein und deſſen ſämmtlichen Nebenflüffen, die holländi⸗
ſchen und belgiſchen Gewäſſer eingefchloffen, ftromauf- und abwärts
verführt werben. Unter beftimmten Vorbebingungen thut fie es
auch in Bezug auf andere Flüffe und Kanäle, und verfichert and
zur See und zu Land. Sie ift eine anonyme oder Actien-Gefellichaft
Die Schifffahrt auf dem Nedar erhellt aus folgen
ben Angaben: Im J. 1851 gingen zu Berg (ven Nedar hinaf) |
1,379222 Centner, kamen zu Thal (den Nedar hinab) 3,534131
Gentner. In demſelben Jahr befürderte die Nedar - Dampfichit
Geſellſchaft vom 2. März bis 8. Dezember in 385 Fahrte
37175 Perſonen und 15023 Centner Güter.
Auf dem Main fuhren im 3. 1852 11 Dampfboet,
die auf dieſem Fluffe im Jahre 1850 165330 Perfonen us
147779 Centner Güter beförverten. Die Güter, welche im}
‚1851 an ver Mainzollitätte zu Höchſt vorbeigingen, betrugs
3,270821 Gentner (ohne Floß- und Werkholz), mit Floß⸗ ¶
Werkholz betrugen fie 5,148278 Centner. Die Geſammtbene
gung auf dem Main, einfchließlich des Verkehrs zwiſchen ben be
fchievenen Mainhäfen, - wird auf mindeſtens 10,000000 Gentmt
jährlich geſchätzt. —
Die Schiffſahrt auf der Lahn berührt die Großherxm⸗
Heſſiſche Strecke noch nicht, da die Schiffbarmachung des Fluſſes vorech
noch nur bis Weilburg und Wetzlar reicht. Bis zum 1 Januar 18 E
waren für die Regulirung der Lahn von Heffen ungefähr 200000 ſ.
verausgabt.
Die Straßen des Großherzogthums haben wegen Teil
BVortrefflichkeit einen überall anerkannten Ruhm. Sie find in ihr
trefflichen Zuftand alle das Werk einer neueren Zeit, unb d
enng zu preifende Wohlthat für den inmeren Verkehr, ä
Berkehr mit vem Ausland. Es find durch fie Difieilt
Handel. 157
des Landes dem Handel und Verkehr zugänglich geworden, welche
früher ſo gut wie gänzlich von demſelben ausgeſchloſſen waren.
In früheren Zeiten waren einzelne unter den Straßen, welche
von beſonderer Bedeutung für den großen Verkehr in Deutſchland
waren, ſo übel berüchtigt, daß man ſich z. B. von der Straße
zwiſchen Friedberg und Butzbach ſcherzweiſe erzählte: ein von Ko—
penhagen nach Conſtantinopel abgeſchickter däniſcher Courier, befragt
über feinen Seufzer beim Aufſitzen, habe dieſen Weg als Urſache
angegeben. Noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts war es nichts
ſeltenes, den faſt leeren Poſtwagen mit 16 Pferden beſpannt und
dennoch dort ſtecken bleiben zu ſehen. Und ſo war es ähnlich
auch auf anderen Strecken der großen, Norb- und Süddeutſchland
verbindenden Straße und natürlich noch viel mehr in ven ent-
fernter liegenden Diftricten. — Die Straßen zerfallen in Staats»
ſtraßen und BProvinzialftraßen, d.h. folche, welche verſchiedene
Provinzen verbinden oder ins Ausland führen, und folche, bie
nur einer Provinz angehören. Die Ränge ver Staatsftraßen allein
beträgt in Oberheffen 176147 Heli. Klafter 2 Fuß ober 88
Stunden 147 Klafter 2 Fuß; in Starfenburg 125061 Klfte.
oder 62 Stunden 1061 Klafter; in Rheinheſſen 92295 Klftr.
9 Fuß oder 46 Stunden 295 Klftr. 9 Fuß; zufammen 196
bis 197 Wegftunden. Ihre Gefammtzahl beträgt 38 und zwar
in Oberhejien 18, in Starfenburg 10 und in Rheinheſſen 10.
Die wichtigften unter ihnen die folgenven:
1) Die das Großberzogthum von S. nah N. durchziehende Hauptverbin-
dungsſtraße zwifchen Nord- und Süddeutſchland, Deren Theil die f. g. Berg⸗
frage ausmacht. 2) Die gleichfalls von S. nah N. ziehente Straße, melde
längs bes linken Rheinufers über Worms, Oppenheim, Mainz, Bingen un
gefähr 15 — 16 Stunden weit durch das Land Täuft, bie f. g. Rheinſtraße.
IH Die an der Naffauifhen Grenze beginnende , welche über Mainz, Wörr-
Rt, Alzey fübweftlih über 9 Stunden weit zur Rheinbayeriſchen Grenze
unter dem Namen der Kaiferftraße läuft. 4) Die von Mainz über Koftheim,
Großgerau, Darmftadt füröftlich in den Odenwald nah Michelftadt, Erbach,
Beerfelden, Hirſchhorn nach- Baden ziehende, Über 21 Stunden lang. 5) Die
bei Kreuznach beginnende und Über Alzey, Worms, Heppenheim, Fürth und
bei Ebersberg in bie vorgenannten endigende. 6) Die von Langen in weft
und fühweftlicher Richtung Über Großgerau, Oppenheim, Wörrftadt, Wöllftern
jur Rheinpreuß. Grenze ziehende, in einer Länge von 12 Stunden. 7) Eine
andere geht von Frankfurt über Offenbach, Scligenftabt mainaufmärts. 8) Die
ton ber Preußifchen Grenze über Battenberg, Biedenkopf, Gladenbach nad
Gießen und von ba über Grünberg, Alsfeld nach Kurbefien zichende in einer
änge von 27— 28 Wegſtunden, 9) Die von der Kurheſſiſchen Grenze über
Schlitz, Lauterbach, Herbfteiu, Gedern, Ortenberg, Ilbenſtadt gebende, in einer
länge von 15— 16 Stunden. 10) Die von Grünberg ſüdweſtlich über Huv⸗
gem nach Friebberg ziehende. Zu biefen kommen no anbere, Wir wir wuhl
158 Das Boll.
alle angeben können, um nicht zu weitläuftig zu werden. Die Provinzial
firaßen durchkreuzen dieſe Staatsftraßen manichfad) und verbinden fie unter
einander. Zu den micdhtigften Provinzialftraßen gehören: die, welche von
Gießen ſüdöſtlich nach Lich geht, wo fie in derſelben Nichtung fi nad Huw
gen fortfegend von einer anderen, die von Butzbach fommt und nach Laubach
geht, gefreuzt wird. Bon Laubach ziehen wieder 2 ab, bie eine nbrblich zur
Stahtsftrafe, wo eine wieder nad) Homberg abgeht, bie andere nach Schotten.
Da treffen mehrere zufammen, fo daß man nad SHerkftein, Ulrichftein und
weiter nörhli auf die Grünberger Straße, ſüdöſtlich nach Gebern, fübfid
und füdweftli nach Büdingen, Nidda, Staden, Affenheim, Berfiebt 20. ge
langen fann. In Starfenburg zieht eine von Nüffelsheim zur Großgerauer
Straße und von hier eine andere fübmwärts durch die ganze Ebene bis Lam⸗
pertheim. Sie berührt Gernsheiin, von wo 2 nad ber Bergftraße ausgehen.
Die eine fteigt das Modauthal hinauf, einigt fi mit einer anderen von Lorfd
über Bensheim kommenden, und windet fi dann über Lindenfels nach Fürth
hinab zur Staatsſtraße. Nahe bei Oberramftabt beginnt in ber obengenaun⸗
ten eine, die von Dieburg nach Babenhauſen und Seligenftadt fich erftredt.
Sn Rheinheffen finden wir eine Straßentfette, die von Mainz füdlich, paralld
mit dem Rheine, hinauf bis Monsheim an die Bayerifche Grenze zieht und
die Straße von Oppenheim bis Worms freuzt; eine andere norbmeitlich von
Worms mit vielen Seitenzweigen und PBarallelzligen hinab bis Bingen mitten
durch das Land.
Auch die Vicinalwege find meift in gutem Stand und
die Behörden forgen, daß er fich erhält over wo nöthig verbeſſert wirb.
Das bei dem Fortfchritt aller Zweige ber materiellen
Thätigfeit und bei dem Vorgange der Nachbarftanten unabweisbare
Verbinvungsmittel, vie Etifenbahnen, haben auch im Großher
zogthum ſich Bahn gebrochen. Welchen Einfluß auf pas Volle
und Staatsleben fie noch äußern werben, läßt fich nicht vorher
fangen. Die Etjenbahnen, welche unfer Land burchichneiven, find:
1. Die Main-Nedar-Bahn, eine Staatsbahn, gebaut von Helfen
Baden und Frankfurt. Sie verbindet die Städte Frankfurt, Darm
ftadt, Heidelberg und Mannheim. Ihre ganze Länge beträgt 13
geogr. Meilen, wovon auf das Frankfurtiihe Gebiet 1 Meile,
auf das Hefliihe 7 Meilen und auf das Badiſche 4 Meilen
fommen. Der Verkehr auf derſelben iſt im Steigen begriffen.
Im 9. 1852 wurden auf ihr befördert: 848477 Berfonen,
744214 Ctr. Güter, und ihre Gefammteinnahme betrug 734971 fl.
26 fr. Die Gefammtausgabe betrug 297511 fl. 18. Mi
ihr verbunden ift die Bahn, welche Frankfurt und Offenbach mit
einander verbindet. 2, Die Main-Wejer-Bahn, ebenfalls eine Staate⸗
bahn, gebaut von Frankfurt, dem Großherzogthum und dem Kur
fürftenthum Heſſen. Sie wurde in ihrer ganzen Länge am
15. Mat 1852 eröffnet. Ihre Endpunkte find üblich Frankfurt
und nördlich Caſſel. Sie berührt in ihrem Laufe hie Stäbte:
Handel, 159
Bilbel, Friepberg, Butzbach, Gießen. Ihre ganze Länge beträgt
27 Meilen. Ihre Frequenz ift ſehr beveutend; fie beförberte im
Sahr 1852: 742172 Perfonen, 1,414556 Ctr. Güter, ihre
Geſammteinnahme Betrug 1,210907 fl. 56°, fr. 3. Die Heſſi⸗
che Ludwigsbahn, eine von Privaten unter Betheiligung des Staates
und unter Garantie ver Zinfen von Seiten des Staates gebaute
Bahn, welche von Mainz ausgehend über Oppenheim, Worms,
nach Ludwigshafen zieht, in ihrer ganzen Länge eröffnet im No
vember 1853. —
Eine andere zur Förderung bes Handels dienende Anſtalt
ift die Poſt, bei uns zur Zeit noch vertragsmäßig dem Fürften
bon Thurn und Taxis in ber Weiſe gehörig, daß derſelbe bafür
jährlich an den Staat die Summe von 25000 fl. bezahlt. "Die
Fahrpoſt auf ven Hauptitraßen Hat durch bie Erbauung der Eifen-
bahnen Beeinträchtigungen erlitten, bafür Hat fie ſich mehr ber
Nebenronten bemächtigt, um die Bewohner des innern Landes auf
die Schienenwege zu führen. ‘Die Organifation ver Poſtbehörden
f. u. im vierten Buch („ber Staat“).
Eine andere den Handel fördernde Einrichtung ift die Tele
graphen⸗-Einrichtung. Es durchziehen das Land zur Zeit 3
Telegraphenlinien: vie Xelegraphenlinie ber Main-Nedar-Bahn
bon Frankfurt nach Heidelberg, Mannheim; die Bayrifche Telegra⸗
phenlinie von Ajchaffenburg, Offenbach über Darmftadt und Worms
nach Ludwigshafen; die Telegraphenlinie der Main-Wefer-Bahn von
Frankfurt nach Caſſel. Alle dienen ebenjo dem Staats⸗ wie dem
Privatverkehr.
Andere Anſtalten zur Förderung und Hebung des Handels
find die Handelskammern zu Mainz, Offenbach und Worms.
Sie haben ven Beruf, ihre Anfichten über bie zweckmäßigſten Maas—⸗
regeln zur Beförderung bes Handels und der Manufalturen, ge⸗
fragt ober ungefragt, unmittelbar an das Miniſterium ober durch
bie Lofalbehörven gelangen zu laſſen.
Die Förderung des Handels bezwecken auch bie mit fremden
Staaten abgefchlofienen Zoll- und Hanpelsverträge Die
Bafis aller dieſer Handelsverträge bildet der im 8. 1828 auf
Anlaß der Großberzoglichen Regierung mit Preußen abgefchloffene
Zoll⸗ und Handelsvertrag, burch welchen Preußen und Helfen ſich
zu einer gemeinichaftlichen Zollgefeßgebung, zur WBernaitung wer
160 Das Bolt.
Zölle an einer gemeinfchaftlichen beide Staaten umfafjenden Zoll⸗
finie und zur Theilung der gemeinfchaftlichen Zoleinkünfte nad
bem DVerbältniß der Bevölkerung vereinigt haben. Im Laufe ber
Jahre traten die meiften deutſchen Staaten biefer Zoll- und Han:
belseinigung bei. In Folge dieſer Zollvereinigung ift der Hanvel&
verfehr mit diefen Staaten mit alleiniger Ausnahme derjenigen
Ausgleichungsabgaben, welche wegen ver beſtehenden Verſchiedenheit
der inneren Beitenerung, und um nicht die ausländifche Probultion
mehr als die eigene inlänvifche zu begünftigen, auf einige wenige
Artikel gelegt werden mußten, von allen Abgaben befreit. Alle
fremden Erzeugniffe der Natur und Kunft können in pas Groß
herzogthum eingebracht, darin verbraucht over durch baffelbe burd-
geführt werben. Dagegen tft auch die Ausfuhr ver inländiſchen
Erzeugniffe erlaubt. Ausnahmen von biefen Beftimmungen fin
zuläfftg aus polizeilichen Nüdfichten und auf beftimmte Zeit. Mm
Inneren ift der Verkehr frei. Bon ausländifhen Erzeugniſſen,
welche zum Verbranch oder Verkauf innerhalb des Landes einge
bracht werden, werben Eingangszölle erhoben. Don bloß durch
gehenden fremden Waaren find Durchgangszölfe zu erheben. Bei
ber Ausfuhr gilt bie Zollfreiheit als Regel. Die Gegenftänbe,
welche frei von Eingangs- und Durchgangszoll und welche nit
frei vom Ausgangszoll find, weiſt der Zolltarif nad. Nabe
dem nun durch ven Beitritt des Steuernereins vie meiften
ber noch nicht beigetreten gemwejenen Staaten dem oliver
ein angehören und mit Dejterreich ein inniger KHandelsverteg
abgefchloffen ift, fo fteht dem Handel des Großherzogthumg zu
Entfaltung feiner Thätigfeit ein gewaltiges Feld offen. Der Zol
verein, fomit auch das Großherzogthum, hat weitere Hanbelsverträg
abgeichloffen mit Holland,. Belgien, dem Königreich beider Sicilien,
Portugal, Sardinien und ver Türkei.
Ferner dient gleichen Zwecken vie Errichtung von Eonjr
faten, d. 5. bverjenigen Behörben, welche von unabhängigen Star
ten in den Häfen oder Handelsſtädten eines fremden Landes br
ftellt find, um dort dem Handel und ber Schifffahrt ihres Staatet
zu bienen und bie Angehörigen deffelben zu vertreten und zu
ſchützen. Das Großherzogtbum Heffen hat Eonfulate in Algier,
Amfterdam, Antwerpen, Bordeaux, Bremen, Brüffel, Genua, Ham
burg, Havre, Leipzig, London, Lübeck, Marfeille, Moskau, Neapel
2—
— — — —— — — — —
Handel. 161
Neu⸗-NYork, Oſtende, Petersburg, Rio de Janeiro, Rotterdam,
Stettin, Trieſt, Cineinnati, Liverpool, St. Louis, Odeſſa, Phila⸗
delphia, Porto in Portugal, Wien.
Die im Jahr 1853 conceſſionirte Bank für Handel
und Induftrie zu Darmſtadt gehört ebenfalls hierher. Die
Bank ift befugt zum Betriebe aller Bangniersgefchäfte, mithin zu
fotchen Gefchäften, aus denen fie ihre Gelder, fobald fie beren
bebarf, zu jever Zeit leicht zurückziehen kann; dazu gehören in®-
Befonbere Escompto⸗, Depofito-, Leih-, Giro: und MWechfelgefchäfte.
Was Grundkapital der Bank ift auf 25 Millionen fl. im 24 Ya
Guſdenfuß feftgeiett; eingeteilt in 100000 Actieu, jede zu 250 fl.
: Meffen und Märkte. Dahin gehören bie im Groß.
Jerzogthum beſtehenden Wochenmärfte, dann vie |. g. Jahrmärkte,
ferner die für einzelne Verfaufsgegenftände beftimmten Märkte,
Die Wochenmärkte beftehen in allen Stäpten und Marktflecken bes
Sonves, f. g. Jahrmärkte an fehr vielen Orten des Landes, zum
ZIEH mehrere Tage, zum Theil fogar wie in Darmſtadt, Offenbach,
ws Mainz länger dauernd. Don befonveren Märkten find nament-
Gi von größerer Bedeutung die PViehmärfte in Schotten, Rei-
cheloheim und Beerfelven (ſ. o. ©. 106), die Wollmärfte in Als
feld und Erbach.
„Der Hauſirhandel, d. 5. ber Handel, ber von folchen
Betrieben wird, bie fremde over eigne Erzeugniffe von einem Orte
zum andern zum Verkaufe führen und auf offenen Straßen, in
Gaſthoͤfen ober in Privathäufern umherziehend ſolche feil bieten,
bie aber weder mit ven Yahr- und Wochenmarkts-Verfäufern, noch
mit den Miufterreifenden zu verwechſeln find, ift Durch Gefege regulirt.
Z3Zu betrachten find ferner als hierher gehörig vie im Lande
geltenden Münzen, Maaße und Gewichte.
Im Großherzogthum Heffen wird gemöhnlich gerechnet: nach
Gulden (zu 60 fr. à 4 Pfennige), oder auch nach Thalern (zu 90 fr.
a 4 Pfennige). — Die Reichsthaler, Baten und Albus find
nur ibenle Münzen. Wirklich geprägte Landesmünzen find folgende:
1. Aeltere bis etwa 1.
wi ea a
: WBalthers Heffen. \\
162 Das Boll.
2. Nenere Münzung.
a. In Gold: Zehnguldenſtücke zu 10 fl., Süufgufdenftüde zu 5 fl.
b. in Silber: Kronenthaler zu 2 fl. 42 Ir., 6 Kreugerftilde, 3 Krenzerſtücke,
in Kupf ee Sr ud
c. ‚in er: Pfennige euzerftäde).
4 Gegenwärtige Mänzung
nach der ſüddeutſchen Münzconvention vom 25. Aug. 1837 und nad ber
Münzconvention von 30. Juli 1838.
Guldenſtücke zu 60 kr.; Halbe Gulden zu 30 fr.; 6 Kreuzerftüde; 3 Krenzer
ſtücke; 34 Guldenftüde oder Doppelthaler und 2 Guldenftüde.
Die Kursverhältniffe betr., fe richtet man fih nach den Wechſeln und
Geldkurſen, wie fie Frankfurt a. M. zu notiren pflegt.
Seit 1848 hat das Großherzogthfum auch ein Papiergelb
erhalten, die Grunprentenfheine, in Stüden von 1, 5,
10, 35 nnd 90 fl. Verpfändet zu deren Sicherung und zu all
mähliger Tilgung find bie Zilgungsrenten, welche die Staatsfchulven
Zilgungsfaffe für die ihr -von ven Gemeinden zur Ablöfung ber
Grundrenten worgefchoffenen Kapitalien von zufammen 2,399032 fl.
noch für die Dauer von mehr als 40 Jahren, jährlich zu be
ziehen hat.
Die vermaligen Großh. Heffifhen Staatspapiere find:
1) die fl. 50 Looſe. Sie batiren vom 25. Auguft 1826 und
wurden zur Abtragung verzinglicher Staats-Oblig. verwendet.
2) die 31/2 Prit.-Obligationen batirend
vom 1. April 1836) _. BR
» 1. April 1838 Diefe Obligationen wurden theils zu
gewöhnlichen Staatsbedürfniſſen, theils
" n Fin ar zum Bau der Staats- und Provin⸗
1. Oftbr. 1845 zialftraßen verwendet. _
3) die 4 Pröt.-Obligationen batirend
vom 15. Tebr. 1841
„ 1. Suli 1843
„ 1. $uli 1846
4) die 4a Przt.-Obligationen datirend
vom 1. m
wurden zum Straßen- und Eiſenbahn⸗
Bau vermwenbet.
„» 1. Now. 1849
„ I. Sept. 1850
wurben zur Erbauung ver rheinheſſiſchen
„ 4. San. 1853) Ludwigs⸗Eiſenbahn verwendet.
Maaße und Gewichte. Durch ein Gefeg vom 10. De.
1817 wurten für das Großherzogthum Hefien neue Maaße und
Gewichte auf Grundlage des franzöſ. metrifchen Syſtems verord⸗
deßgleichen.
Handel, 163
net, welche, nach mehreren Ergänzungen, mit bem Jahr 1821
eingeführt worben find. Es find folgende, und zivar:
1. Längenmaaße: Die Einheit ijt der Zoll (= 25 franz. Millimeter).
Der Fuß bat 10 Zoll zu 10 Linien. Die Elle bat 24 Zell und wird in
Biertel, Achtel und Sechszehntel getheilt. Die Klafter bat 10 Fuß. Die
Meile hat 3000 Klafter. Für das Gurnınaaß ijt beſtimmt, daß der ge=
wöhnliche Haspel mit 6 Speichen 1 Elle Durchmeffer oder 3 Ellen Umfang
baben muß. Der Strang bat 12 Gebund zu 120 Haspelfüden. Beim Zwirn
bat der Haspel nur Die Hälfte jenes Durchmeſſers; Die Zahl der Fäden aber
bleibt Die nämlich.
2. Flächenmaaße. Flächenräume werden nach Quadratklaftern beredh-
net. Die Quadratklafter hat 100 Quadratfuß zu 100 Quadratzoll.
3. gelimaaße Der Morgen bat + Viertel oder 400 Cuabratflafter.
4. Körper- oder Kubilmaafe Erd» und Steinmaffen berechnet
man nach Kubilllaftern. Die Kubikklafter bat 1000 Kubiffuß zu 1000
Kubik⸗Zoll. — Als Brennbolzmaaß gilt der Steden, welder iu Halbe und
Biertel eingetbeilt wird und 100 Kubikfnß enthält.
5. Hohlmaaße. Die Einheit ijt der Kubikzoll, Deren 32 das Mäß—
u des Getreidemaaßes oder den Scheppen des Flüſſigkeitsmaaßes aus-
machen.
6. Getreidemaaß. Das Malter bit + Simmer zu + Sumpf
& 4 Geſcheid, A + Maßchen. Sämmtliche Maaße werden geſtrichen ge—
meſſen. Das Getreidemaaß wird auch für Kartoffeln, Obſt ꝛc. angewendet.
7. Kohlen- und Kalkmaaß. Das Maaß für die Holzkohle iſt ein 5
Fuß langer, + %. breiter und 2 F. hoher Kaſten, der alſo 40 Kubikfnß ent-
hält. — Die Kalkbütte ift ein Kaſten, enthalt 10 Kubikfuß, iſt 20 ZoU Tang,
20 3. breit und 25 3. hoch.
8. Flüſſigkeitsmaaß. Die Obm hat 20 Viertel zu 4 Muß & 4
Shoppen. Der Schoppen ift dem Müfchen, die Maaß dem Gefcheib des
Getreidemaaßes an Juhalt völlig gleich.
9. Handelsgewicht. Der Centner hat 100 Pfund. Das Pfund ift
das franzöſ. halbe Kilogramm, mit dem Pfunde des deutſchen Zollvereing
(dem Zollpfund) ganz übereinjtimmend. Das Pfund bat 32 Loth zu 4 Ducnt-
hen & 4 Nichtpfennige.
10. Sold- und Silbergewicht. Esift die kölniſche Mark, die eigent-
lich 233,939 Gramm tft, Die aber Durch Die offieielle Vergleihung ber Heff.
Maaß⸗ und Gewichtscommiſſion vom 2. Juni 1820 auf 14,9670 neue Hell.
Loth angefegt ift, was — 233,8594 Gramm wäre.
11. Münzgewicht. Früher war es Das chen erwähnte Gold» und
Silbergewicht. Seit der Mürz-Convention von 1837 aber ift c8 die Münz—
Mark des deutſcheu Zollverein.
12. Brobirgemwicht. Es iſt das in Deutichland übliche.
13. Juwelengewicht. Es ift Bas engliſche Inwelen-Karat, melches
auf 0,0132 Hefſ. Loth feſtgeſetzt ift, und in halbe, wiertel 2c. eingetbeilt wird.
14. Medicinal- und Apothefergewidht. Es ift das alte Nürn—
Berger, welches aber als Normal-Apothekergewicht fir Heften das Pfund auf
nie Heſſ. Loth feftgefegt ij. Die Eintheilung iſt Die in Deutjchland ge-
wöhnliche.
VII. Geiftige Cultur.
Die geiftige Eultur des Volks bat ſich durch Schule und
Unterriht der mannichfachiten Urt, für welche Regierung vu
11*
164 Das Velf.
Private mit regſtem Eifer bemüht ſind, ſewie durch vermehrten
Verkehr mit Fremden, melden in allen Theilen tes Landes bie
guten Strafen ermöglichen, weientlih gebeken, und — wenn auch
euch ihr Gefelge manche gute alte Sitte, welche tief jittlich be
grüntet war, verträngt werten it, eder menn auch Halbwiſſen in
jeiner Ueberihätung beſſere Belehrung zuweilen verſchmäht, —
ihre Früchte jint im Yeben une Weben, im Handel und Wandel
vielfältig zu erfennen. Die Hauptiitze ter Cultur jind natürlich
tie Stätte, und größer iſt tie Cultur in ter Nähe diefer Städte
und in größeren Orten als in ten einjameren, Eleineren Gebirg®
Örtern des Odenwalds, tes Vogelsbergs und tes Hinterlands;
alfein auch Hier jelbjt iſt ein wejentlicher Fortichritt bemerkbar.
Nicht Leicht finvet fich, aufer vielleiht unter ganz alten Leuten,
unter Cingeborenen Jemand, der nicht wenigjtens lefen und fchres
ben kann, ter alſo das Fundament zu einer weiteren Belehrung
bat.
Eine Hauptfrucht ter gefteigerten Cultur ift das Abnehmen
des Aberglaubens, ter, wenn er fich auch wohl noch Hier und
ta in einzelnen Zügen findet, doch bei weiten nicht mehr bie
Allgemeinheit hat wie früher. Das lekte Trauerfpiel, welches ber
Herenglaube ven Bewohnern unfers Landes aufzuführen gebot, war
ber Herenproceß, welcher im J. 1627 auf Verlangen ver Gent
mannfchaft und des fanatifchen Pöbels zu Dieburg geführt wurde
in welchen die vermeintlichen Heren unter Bezeichnung eines nahe
gelegenen uralten Eichwafens, wo in ber Walpurgisnacht mehr al
taufend verlarvte, prächtig gefleivete Perfonen aus der Umgegend,
von Darmftabt, Umſtadt und Aſchaffenburg erjchienen feien, noch
in tem ganzen Wahnglauben eines magifchen Teufelsdienſtes er
ichienen. Unter die abergläubifchen Meinungen, welche bei und
zu Lande fich noch vorfinden, gehört vor allen der Glaube an
einen unfichtbaren Einfluß böfer Menfchen auf Wohl- und Uebek
befinden von Menſch und Vieh. Mean verfolgt folde Menſchen,
bie einem „etwas anthun können“ freilich nicht mehr, aber man
hat eine Angft vor ihren Einwirkungen. Kommt z. B. eine Fran
in die Wochen, fo wird e8 nicht fir räthlich gehalten, daß irgend
ein Hansgeräthe verlieben wird, damit feine böſe Menſchen Ge
walt über das Haus bekämen. Wird die Wöchnerin Fran ohne
daß man fich es natürlich erklären kann, fo muß es irgend ein
Geiftige Cultur. 165
böfer Menfch der Frau angetban Haben, und leicht wird dann
Jemand gefunden, ven man für ven ZThäter bill. — Jedes un-
vermuthete fonftige Ereigniß, für das man fich feine Grünte an-
geben kann, ift durch ein Wunder gefchehen, jeder üble Zufall ift
Dagegen Hererei und Zenfelei. Wird eine Kuh Frank, dann ift
es ihr angethan und der Schäfer wird geholt fie zu curiren.
Das thut er, invem er tie Milchmatten mit einem Srautftrumpf
und damit, wie er vorgibt, auch Die Here ſchlägt. — Die alten
Steinwaffen over Steinwerkzenge der alten Bewohner unſeres
Landes, vie |. g. Donnerfeile, die man noch häufig in der Erbe
findet, müffen als wirkliche Donnerkeile gelten und ihre Anmwen-
bung bei ven Kühen, deren Gemelt gefchwollen ift, wird für wirk—
famer gehalten, al8 alle Urzneien des Thierarzts. Ebenſo ſchützen
fie das Haus, in dem fie fich befinten, vor dem Einfchlag des
Blitzes. Nach ver Meinung terer, die an ihre Wunderwirkungen
glauben, Ingen fie urfprünglich am Meere, wurden von der Sonne
Binaufgezogen und werben bei Gewittern mit großer Kraft wieder
in die Erde gefchlenvdert, oft tiefer als ver höchſte Kirchthurm
hoch if. Nach jedem Gewitter heben fie fich wieder im Boden,
fo daß fie endlich nah 7 Jahren vie Oberfläche des Bodens
wieber erreichen. Vor jedem Gewitter pflegen fie zu fchwigen,
ober, wenn fie ſonſt hell waren, trübe zu werten. — Die Irr⸗
lichter find ebenfalls noch Häufig ein Gegenſtand tes Aberglaubens.
Es follen die Geifter verftorbener Menfchen fein, veren brennende
Seelen nächtliher Weile in den Tagen des Advents über Talte
Sümpfe und Wiejen binfchweifen. Ju Spinnftuben und andern
Zufammenfünften der Lanblente wird der Yrrlichter mit ſchauor⸗
lichen Gefühlen gedacht. — Auch Erzählungen von bremmervem
Gelde cirkuliren noch unter den Landleuten, und werben milunter
geglaubt. — Ebenſo gläubig ift man wohl aud noch in Betreff
ber Gefpenfter, und bie Alten erzählen gar mancherlei von yraıten,
ſchwarzen und weißen Geftalten, welche fie ta und dort aefehen
baben wollen. — Am Hinmelfahrttage werten gewijje Kräuter
gejammelt, die gerade an dieſem Tage geſammelt unfehlbare Wir-
fung haben. — In der Nenjahrsnacht wird von Mädchen Blei
gegoffen, und je nach der Geftalt, die c8 erfaltet annimmt, der
fünftige Bräutigam erblickt. — Auch Kartenſchlagerei und Wahr-
fagerei aus Kaffee finden noch bier und da Sluten. — Ku
166 Das Boll,
bat man noch große Angft vor dem Alp, ver einem Nachts ängfti-
gen Tann. — Indeſſen find doch alle dieſe abergläubifchen Ans
fihten nur noch geringe Weberbleibfel von ter großen Menge derer,
welche noch zu Ente des vorigen Jahrhunderts gang umb gäbe
waren, und von denen uns Xeltern und Vorältern noch gar mat:
herlei zu erzählen wiffen. Schule und Unterricht haben mit ihrem
hellfeuchtenden Lichte die Schredbilver beleuchtet und fie ihre
Schrecken beraubt.
Das Großherzogthum Heffen nimmt durch feine mannichfachen
Anftalten zur Bildung feiner Bewohner aller Stände eine ber
erften Stellen unter ten veutfchen Staaten ein. Man zählte im
im Sabre 1852: 1756 Schulen im Lande, von denen 653
auf Startenburg, 650 auf Oberheflen, 454 auf Rheinheſſen
fommen. (Im J. 1834 gab e8 nur 1413, im. 1843 1622
Schulen) Befucht wurden biefe Schulen von 76,871 Knaben
und 78,697 Mäpchen.
Das Volksſchulweſen wurde im Jahre 1832 regulkt,
und die Regierung behält feine Verbeſſerung immer im Auge.
Jedes Kind, nachtem e8 das 6. Lebensjahr zurückgelegt bat, ift
von dieſem Zeitpunkt an fchulpflichtig, und die Behörden find am
gewiefen barüber zu wachen, daß es bie Schule befucht. Die Ber
pflichtung zum Schulbefuche endet mit dem zurücgelegten 14. Jahre,
wenn das Kind bis dahin hinreichende Befähigung in den unbe
bingt nöthigen Kenntniffen erlangt bat. Die Aufficht über bit
Schule eines Orts fteht dem Ortsichulvorftand zu, der aus bem
oder den Drtsgeiftlichen, dem Bürgermeifter und einigen Gemeinde
mitglierern befteht. Die Aufficht Über die Echulen eines Bezirkt
führt die Bezirfs-Schuleommiffion, welche aus dem Kreisrath al
vorfißendem Mitglied und zwei Geiftlichen des Schulbezirfs alt
orbentlichen Mitgliedern bejteht.
Um denen, welchen fich bitrgerlichen Gewerben widmen wollen,
eine ihrem Stande entfprechenten Unterricht zu verfchaffen, find
in verfchiebenen Städten NRealfhulen errichtet. Sie follen
Bildungefchulen fein fir die zahlreichen Claſſen ter Gemerbtreibenven,
welche einer über das Gebiet ber Volksſchule hinausgehenden Schul⸗
bildung bedürfen, Bildungsſchulen fir folche Gewerbe und Gefchäfte
zu deren vollſtändigeren Betrieb naturwiſſenſchaftliche und fprad-
liche Kenntniffe verlangt werben. Solcher Schulen beftehen jetl
. Geiftige Cultur. 167
9 und zwar in Darmftabt, Offenbach, Michelftabt, Gießen, Bie
benfopf, Friepberg, Mainz, Ulzei und Bingen. In Worms hat
man eine Realfchule mit dem Eymnaſium zu verbinden gefucht,
man hat ein Realgumnafium gegründet. Mit der Schule in Darm-
ftapt ift eine Höhere Gewerbſchule verbunden, welche ven
Unterricht in. allen ven Wilfenfchaften und Künſten, die ben
verfchievenen technischen Berufsarten mehr oder weniger zur Grunb-
(age bienen, alfo vor allen Mathematik und vie Naturwifjenfchaften,
fowie die Zeichenkunft bis zu einer höheren Stufe fortzuführen
beitimmt iſt. Sie befteht aus zwei ſ. g. allgemeinen Klaſſen und
vier befonveren Fachklaffen, nämlich einer landwirthſchaftlichen, einer
technifchen, einer Bau⸗ und Ingenieurklaffe. Die beiden allgemeinen
Klaſſen, welche dieſen Fachklaſſen gleichſam als gemeinfame Vorbe⸗
reitungsſchule dienen, find theils als eine Erweiterung theils als
eine unmittelbare Fortſetzung der oberen Klaſſe der Realſchule zu
betrachten. Die Schüler der höheren Gewerbſchule, welche ben
ganzen Lehrcurſus mit günjtigem Erfolg durchgemacht haben, können
eine Diaturitätsprüfung machen, und das darüber ausgejtellte Zeug-
niß gewährt feinem Befiter das Recht ohne weitere Prüfung zu
befuchen: 1. die Bau- und Ingenieurſchulen, 2. bie forftwirtb-
ſchaftlichen und landwirthſchaftlichen Lehranftalten, 3. die polptech-
nifchen Inſtitute, 4. die Univerfität, um fi) der Cameraliſtik over
dem Reallehrerfache fich zu widmen.
Der Gymnaſien, welche vorzugsweiſe durch Unterricht
in den alten und neuen Sprachen und in Geſchichte zur Univer-
fität vorbilden, und bei ihrer Aufgabe einer allgemeinen wiſſen—
Ihaftlihen Vorbildung feine befondere Rückſicht auf den fpeciellen
Beruf nehmen, ben ihre Schüler demnächſt wählen, gibt e8 im
Lande 6 und zwar zu Darmitadt, Bensheim, Gießen, Büdingen,
Mainz uud Worms, alfo in jeder Provinz deren zwei. Sie be-
reiten den Schüler zur Univerfität vor, welche er nach beftaudenem
Maturitätseramen bejuchen Tann, um fich irgend einem Fache zu
wiomen, welches auf ber Univerfität gelehrt wird.
Die Univerfität Gießen ift bie einzige des Landes. Geftif-
tt im 3. 1607 durch Landgraf Ludwig V. nahm fie zu allen Zeiten
eine ehrenvolle Stelle unter den Hochichulen Deutſchlands ein,
ebenfo durch treffliche und berühmte Lehrer in den verfchievenen
Zweigen des Wiffens, wie durch die ihr zugehörigen Anftalten zur
168 Das Bol.
Förderumg des Studiums. Es find mit ihr folgende Haftitute
und Sammlungen verbunden: Das pbilologiiche Seminar, vie ver-
einigte Univerfitäts- und Senfenbergifche-Bibliothef, das alademiſche
Lefeinftitut, das anatomifche Theater, das zootomifche und thier-
beilfundige Inſtitut, das akademiſche Hofpital mit den verſchiedenen
Kliniten, das Entbindungsinftitut, pas chemifche Laboratorium, bas
phyſiologiſche Imftitut, der botanifche Garten, das pharmakologiſche
Inftitut, der Forft-, Verfuche- und forftbotanifche Garten, die Stern
warte und das meteorologifhe Cabinet, das phufifalifche, dad mw
thematifche, das technologifche, das ardhiteftonifche, das zoologiſche,
das mineralogifche, das pathologiihe Cabinet, die Sammlung ge
burtshätfticher und chirurgifcher Inftrumente, Maſchinen und Ban
dagen, das Kunſt⸗, Münz⸗ und Antilenfabinet, die Sanmnlung ber
Sanskrit- und Zendtypen. Es wirken an ver Univerfität bermalen
33 ordentliche, 17 aufßerorbentliche Profefforen, 1 Repetent, 6 Prk
vatoocenten. Die Zahl der Studirenden belief fih im Winter
feinefter 18°2),, auf 392.
Zur Bildung künftiger Volksſchullehrer beftehen zwei Schub
lehrerfeminarien, ein proteftantifches zu Friebberg (jelt 1817),
ein Fatholifches zu Bensheim (feit 1820 in feiner gegenwärtigen
Organifation, während vorher eine f. g. Normalichule zur Bildunz
Tatholifcher Lehrer beſtand). Un beiden Orten find auch Unter
rihtsanftalten für taubſtumme Kinder und für Tänftige Taubſtu—
menlehrer (vie Zaubjtummenanftalt in Friedberg feit 1887, de
in Bensheim feit 1840).
Zur Bildung künftiger proteftantifeher Geiftlichen dient ad
Bredigerfeminar zu Frienberg, eröffnet im Jahr 1837, in
welches die Tcheologie-Stupdirenden nach beftandenem Fafultäte
Eramen aufgenommen werben.
Ein bifchöfliches Briefterfeminar befindet fich in Maim
gegründet 1803 von Bilchof Colmar.
Eine Militärſchnle für folche junge Leute, die fich bem
höheren SKriegspienfte gewidmet, wirkt fegensreich in Darmftabt.
Außerdem finden fih faft .in allen etwas größeren Orten
ſ. g. Induftriefhulen, ferner f. g. Sonntags- ober Hank
werfsfchulen, in welchen Lehrlingen unb Gefellen, ober auf
Meiftern, in der Mathematik, den technifchen Fächern und in be
Mutterſprache Unterricht ertheilt wird.
Geiftige Cultur. 169
Schulen, welche die Woblthätigfeit fir Arme hernorgerufen,
allen Kleinkinderſchulen, finven fich in vielen Stäbten. —
Wenn auf folche Weife durch tie Schule vie geiftige Eultur
verfchiebenften Stände und Ulter geförbert wird, .fo iſt bieß
t minder der Fall durch wiſſenſchaftliche und Kunfte
mmiungen,. welche theils als Staatseigenthum, tbeils im
ih von Privaten und Vereinen zur förderung der geiftigen
fittlihen Biloung, zur Förderung der Humanttät überhaupt
en. Als großartige Schöpfung eines bochherzigen Fürſten, bes
ergeßlichen Ludewigs I., fteht hier in erfter Linie das Muſeum
Darmiftapt, ober ber Compiler von wiljenfchaftlichen und
iſtſammlungen, welche nur theilweife auf ſchwache Anfänge einer
jeren Zeit gegründet aus Privatmitteln von Ludewig I. zuſam⸗
gebracht und burch Teftament zum unveräußerlichen und un:
baren Fideikommiß ver Familie und des Staats erklärt worden
» uab die fchöne Aufgabe erhalten haben, turch ullgenffeine freie
mung „Bildung und Sitte verbreiten zu belfen.”" Die Bes
dtheile dieſes großen Monnmentes hoben TFürftenfinns find:
bie Hofbibliothet (mit etwa 300000 gedruckten Büchern, etwa
DO Manufcripten und einer reichen Charten-Blattjammlung), -
he burchichnittlich in einem Sabre 40O—50000 Bänte in
urgung gibt und zn welcher bie reiche Muſikbibliothek Ludewigs I.
rt, 2) die Gemälbegallerie, 3) bie Sammlungen für natur-
zriſche Gegenftände, 4) die Kupferitichlammlung, 5) pas phy⸗
liſche Eabinet, 6) die Sammlungen für Waffen⸗ und Nüftunge-
nftände, für Alterthümer, für Kunftgegenftänte mannichfacher
„ welche ihrer Nanır nach in Feine ber anderen Sammlungen
zren können, für Ethnographie, die Münzfammlung, vie Gem⸗
ſſammlung. — In Darmftadt finden fich außerten noch bie
yinetsbibliothet, etwa 32000 Bände ftarf und außerdem an
icharten jehr reich, und das Cabinetsmuſeum, (eritere ebenfalls
er gewiſſen Beichränfungen zur Benutzung geftattet), bie Militär-
liothek, Die Bibliothefen und fonftigen Sainmlungen ter ver⸗
edenen höheren Schulen, ver verfchiedenen wiſſenſchaftlichen und
duſtrie⸗Vereine ꝛc. — In Mainz finden fich außer ven Ver:
s⸗ und Schulbibliothefen und fonjtigen Sammlungen, bie Etabt-
liothekr, die Sammlung von Alterthümern, das Münzeabinet, bie
müldegallerie, — in Gießen die reihen Sommlungen er
170 Das Bolt,
Univerfität, welche wir fchon kennen gelernt haben, (f. o. S. 168), —
in Erbach tim Odenwald die berühmte Waffenfammlung, ver
Nitterfaal und eine reihe Sammlung griechifcher und römiſcher
Knuftwerfe und Aiterthümer, — in Laubach die Bibliothek des
Grafen von Solms, — in Worms die Gummafialbibliothel. —
Einen immer mehr wachjenden Antheil an der Yörberum
geiftiger Eultur nehmen aber auch bie in duſtriellen, vie wiſſer
fhaftlihen mb Kunſt-Vereine, welche in ven verfchtedenen
Provinztalhauptftänten ihre Gentralfige haben. Bon dem lan
wirthichaftlichen und Gemwerbvereine war fchon oben S. 94. 146.
bie Rede. Die im Augenblide beſtehenden wilfenfchaftlichen umb
fünftlerifchen Vereine find: ver Verein für Heſſiſche Gefchichtk
und Alterthumskunde, der Verein zur Erforſchuug ver rheiniſche
Geſchichte nnd Altertfüämer in Mainz, ber Berein für Erdknude
und verwandte Wiffenfchaften zu Darmſtadt, der Ikterarifche Verein
zn Darmftadt, die Gefellfchaft für Kunft und Wiffenfchaft p
Gießen, die Rheiniſche Naturforſchende Gefellichaft in Mainz, bie
Dberheffifche Gejellfchaft für Natur- nnd Heilkunde, der nun wit
dem Berein für Erdkunde verbundene naturhiftorifche "Verein fir
das Großherzogthum Helfen, ver Aheinifche Kunftverein, ver Heft
ide Berein für die Aufnahme mittelalterlicher Kunftiwerfe, ver
Berein Heifticher Aerzte zu Darmſtadt. Ulle wirken bald durh
Bublifatton von Schriften und Kunfterzeugniffen, bald durch Eee
zirkel, bald durch Vorträge und Befprechungen, und die große AM
nn
ber ihnen angehörigen Mlitgliever zeigt, daß ihr Schaffen Anflug
findet bei ven Bewohnern bes Landes.
Einen fteigenden Antheil haben auch bie Leſezirkel in
Stadt und Land, fowie die Volksbibliotheken.
IX. Sittliche Cultur.
Die wahre und eigentliche Mutter der ſittlichen Enltst
ift Die Religion, die ans dem Glauben und ver Liebe entiprim
und bie im Chriftentbum ihren fchönften Ausdruck erhalten bel
Ihrer Segnungen erfreuen fi alle Eonfeffionen. Es iſt ſchwer—
ben wahren fittlihen Zuſtand eines Volks in allgemeinen Worte
zu bezeichnen. Beſſer reden in folchem Falle ftatiftifche Ar
gaben, welche mehr ober weniger Anhaltspunkte zu einer Schluß
folgerung bieten. Freilich entgehen gar manche Handlungen, gi
wie ſchlechte, dem Statiſtiker und gar wande eilt wicht durch
Sittliche Cultur. 171
ihre änßere Erſcheinung, ſondern durch ihr oft verſchleiertes Motiv
ihren eigentlichen fittlichen Werth oder Unwerth. Fragen wir
num mach folchen ſtatiſtiſchen Angaben, nach welchen wir einen
Schluß ‘auf ven Zuftand der Bewohner des Großherzogthums bilden
nnen, fo bieten fich uns zumächft folche, welche vie Lichtſeite ber
ſitilichen Cultur beleuchten helfen. Die Hanblungen und Einrich-
tungen, welche wir in dieſer Beziehung zu betrachten haben, zer
fallen in folche, zu welchen bie Borficht für die Zukunft uud in
folche, zu welchen vie Wohlthätigkeit leitet. Beide Arten werben
von dem Staate als Staat wie von Gorporationen und Privaten
gefordert. Es gehören hierher:
1. Die Wittwenkaſſen. Es beftehen deren vom Staate
mehr ober weniger ummittelbar verwaltet 5, bie Civildienerwittwen⸗
Tafle, bie geiftliche Wittwenkaſſe, die Schullehrerwittwenkaſſe, vie
Borfivienerwittiwenlaffe, die Militärmittivenkaffe, (tie Gymnaſiallehrer⸗
wittwenlafie ift Privatinftitut.)
Die Civildiener-Wittwenkaſſe befteht mit Mobift-
cutionen ſeit 1809 und ift fir bie Eivilbienerfchaft beftimmt mit
Uinsnahme verer, für welche befonvere Wittwenfaffen beftimmt find,
ber ber Berfonen, weiche ohne Amt oder Gehalt blos charakterifirt
ad. Sie wird von einer beſonderen Gommiffion verwaltet. Ihre
Fonds erhält fie ans den Antrittsgelvern ber genannten Diener,
weiche zum Beitritt verpflichtet find, aus beren jährlichen Beiträgen,
MB von Zufchäflen der Staatskaſſe. Antrittsgelver und Beiträge
ver Mitglieder werben von ber Zahlungsbehörte von ben Bejol-
Wangen in Abzug gebracht. Die Wittwen genießen bie Berfton
De zu ihrem Tode ober bis zu ihrer Wievderverheirathung; bie
Kinder ihre Penflonstheile bis zum 20. Jahre, over bis zu ihrer
etwa vor dieſer Zeit erfolgten Verehelichung. Ihre Mitglieber
find nach der von ihnen befleiveten Rangelaſſe in 9 Claſſen ges
heilt, die verſchieden große Beiträge zahlen, und nach Maafgabe
ihrer Eintrittögelvder und Beiträge größere over kleinere Penſionen
beanſpruchen Können. Die höchfte Claſſe zahlt 80 fl. Beiträge
Khrlih, 640 fl. Eintrittsgeld und hat Anſpruch auf 800 fl.
Penfion.: Die niebrigfte Elaffe zahlt 64 fl. Eintrittsgelo, 8 fl.
Kprliche Beiträge und bat Anfpruch auf 80 fl. Benfion. Die
Rormaljäge des Eintrittsgelves gelten nur bis zum 40. Lebens
kire des Mannes.
172 Das Volt,
Die geiftlihe Wittwenkaſſe. Bis zum Jahr 1843
beftanden 4 feparate geiftliche Wittwenfaffen im Lande; fie find
im genannten Sabre zu einer allgemeinen für das Großherzogthum
bereinigt worden. Mitglieder berfelben find alle definitiv angeftellte
evangelifche Geiftliche, vie definitiv angeftellten Lehrer an Volle
ſchulen, deren Stellen burch Theologen zu bejegen find, der Hanpt
rechner ber Anftalt. Ihre Fonds find das Gapitalvermögen be
früheren bejtandenen 4 Kaffen, die Beiträge des Staats, bie Ber
träge des allgemeinen evang. Kirchenfonds, bie Antrittsgelder mm
jährlichen Beiträge ver Mitglieder, Gefchenfe und Vermächtnif,
das Einfommen einer durch Tod erledigt gewordenen Stelle im
2. Quartal nach dem Tode bes verftorbenen Pfarrers (wenn ber
Beritorbene feine Wittwe oder berechtigten Kinder binterlaffen Bat
auch das, Einkommen bes erjten Quartals) 20. Die Mitglieder
find mit Rückſicht auf die Gehalte in 5 Claffen getheilt, deren
erite 30 fl. jährlichen Beitrag, bie fünfte 10 fl. leiſtet; vie
Größe einer Benfion beträgt 250 fl. '
Die Schullehbrerwittwenfaffe beſteht ſeit 1819.
Mitglieder derſelben find ſämmtliche dekretirte Schullehrer, bie fid
zu einer ber 3 chriſtlichen Confeſſionen bekennen, mit Ansnahrt
ver Lehrer an Gymnaſien und fonftigen höheren Lehranftalten
jowie derer, bie als Theologen ber geijtlichen Wittwenkaſſe ange
hören. Ihre Fonds zieht fie aus ven Antrittögeldern und jäßr
lihen Beiträgen ihrer Mitglieder, den Beiträgen der Staatskaſt,
ben Beiträgen des geiftlichen Gollectenvermögens, aus Stiftungen
und Geſchenken. Ihre Mitglieder theilen fich in 2 Elaffen. Die
erſte Caſſe zahlt jährlich 6 fl. 30 fr. Beitrag, bie zweite 4 fl
30 kr.; vie Benfion für beide Elaffen beträgt 70 fl. Die Wittwe
zieht ihre Penfion bis zu ihrem Tode ober ihrer Wiedernermik
lung, die Waifen bis zu beendigtem 16. „Jahre.
Die Forftviener-Wittwenfaffe, feit 1804 ‚beftehen:
bat zu Mitglievern bie Forft-, Jagd⸗ und Fiſchereidiener, welde
mit einem firen Gehalt angeftellt find. Zur Bildung bes Kapitel
fonds find beftimmt: alle in bie Rechnung eimmal eingetragen
Capitalien, alle Autrittsgelver, ulle Vermächtniffe 2c., wenn fl
vom Geber nicht zur alsbaldigen Vertheilung beftimmt find, jaͤhr⸗
ih 500 fl. von dem Einkommen aus den Beiträgen ber Mit
glieder, aus ven Zinfen und ven Forftiwittwenfaffegebühren. Die
Stiche Cultur. | 178
Wittivengehalte beftimmen fich jebes Yahr nach der Summe ber
Einnahme und der Anzahl ter Wittwen, md zur Vertheilung
fommen jedes Jahr: vie jährlich einfommenven Beiträge ber Mit⸗
glieder, die Zinſen aller Kapitalten und ver Beitrag aus ber
Staatslbaſſe. Die Kinder beziehen ihre Penfion bis zum been»
bieten 25. Jahr, wenn fie nicht früher heirathen oder angeftellt
werben. |
Die Militärwittwenlaffen. a. Die Officierswittwen⸗
tafle, errichtet 1807, Hat zu Mitgliedern alle wirklichen Offiziere,
bie. Ober⸗ und Mittelftabsperfonen, bie Mitglieder des Kriegsmini⸗
Keriums und bie in feinen Bureaus Angeftellten, ſodann alle in⸗
aktiven Gage oder Penſion beziehenden Offiztere und Ober- und
Mittelftaabsperfonen. Der Fonds befteht ans dem Stiftungsfonds
ven. 20000 fl., aus ven Eintrittögelvern und jährlichen Beiträgen,
aus dem Beitrage aus ber Staatskaſſe. Die Mitglieder find in
5 Glaflen getheilt, deren erſte 36 fl. zahlt und Anſprüche auf
600 fi. Penfion Hat; die letzte zahlt 6 fl. und es fteht ihr
bofür eine Penfion von 200 fl. zu. b. Die Wittwenlaffe für
Unteroffiziere, Unterfiabsperfonen und Gemeine ift errichtet im Jahr
1808. Der Fonds beſteht aus ben Gelbern, welche aus ber
vormals Rheinpfaälz. Militar⸗Waiſenkaſſe dem Lande zugefallen tft,
ans ven Thor» und Sperrgelvern bar Nefivenz ober deren Erfah,
ms dem Ertrag ber auf die eingefanbten auswärtigen politiichen
Zeitungen gelegten Stempeltaren; fie erhält aus ber Invalidenkaffe
fit 1840 jährlich die Summe von 1000 fi.
Die Gymnaſiallehrerwittwenkaſſe ift ein Privat
wititıt. Es Tönnen in biefelbe alle biejenigen treten, welche
Lehrer an dem Gymnaſium „ Darmſtadt oder Stabtgeiftliche
ſind. Eine Verbindlichkeit, in viefelde zu treten, exiftirt nicht.
Die Anfprüche erlöfchen nicht, wenn die Betheiligten eine Verfegung
erſahren ſollten.
2. Das Kauffunger Stift, von Philipp dem Groß⸗
mithigen zur Unterſtützung armer adeliger Töchter gegründet.
Die Rechte an dieſem Stifte ſtehen den Familien der altheſſiſchen
Ritterſchaft zu. Der Stiftsfonds war dem Adel in ganz Heſſen
gemeinſchaftlich. Durch den Staatsvertrag mit Weſtphalen im
Ahr 1810 wurde das Stiftsvermögen getheilt und ber dieſſeitige
Unheil erhieit :eine eigene Inndesherrliche Inmitten. KR
174 Das Bolt.
Vermögen bat fi) jo gemehrt, daß vie gewöhnlichen jährlichen
Hränlein- und Wittwenftenern auf 300, und bie Eheſteuern anf
1500 fl. erböht werben konnten.
3. Die Ludwigs- und Wilhbelminen-Stiftung, ge
gründet 1829, ift ein Privatinftitut zur Verforgung von Wittwe
und Waifen, an dem alle Inlänver Theil nehmen können, in be
Art, daß nur von Ehemännern für die zur Zeit ihrer Aufnahme
mit ihren verbundenen Ehefrauen und für die Kinder biefer Che
eine Verjicherung auf eine Wittwen- oder Waifenpenfion erworke :
werden Tarın. Der Mann barf nicht über 60 Jahre alt eb
beffen zu verfichernpe Frau nicht über 20 Jahre jünger fein «a
er, zur Zeit ver Aufnahme. Die Wittwenpenfion dauert bis .zum
Tode over bis zur Wieververheirathung ver Wittive, pie Waifen
penfion fo lange bis das jüngſte unverforgte der lebenden Kinber
20 Yahre alt ift.
4. Die Lupewigs- und Lonifen-Stiftung, gegründet
1827, ift ebenfalls Brivatanftalt und bezweckt vermittelt Penfionk
bezug die Verforgung elternlofer lediger Töchter. Verſicherer können
werden alle Inländer, welche nicht über 60 Jahre alt find. De
zu verfichernden Mädchen bürfen bei ver Aufnahme Das 6. Lebenk
jahr noch nicht angetreten haben. Dean kann für eine volle Bew
ſion ober für irgend einen beliebigen Theil verfelben verſichen
Die Berechtigung zum Bezuge einer Penfion dauert fo ange v
bie Werficherte lebt und ledig ift.
5. Die Sparkaſſen, welche Gelegenheit zur zinstragende
beliebigen Deponirung von Erfparniffen bieten, ober zur Darleihung
von Vorfchüffen gegen mäßige Zinjen, zum Schuß gegen bei
Wucher 2c. dienen, haben im Großherzogthum großen Eingang ge
funden und es befteht nicht Ein Kreis mehr im Lande, ver nich
eine oder mehrere Sparfaffen beſäße. Dabei haben dieſe felhk
eine Ausdehnung, welche die Fühnften Erwartungen. übertraf; bi
Dry — nn
—⸗ —
Summe der Einlagen erreichte im Jahr 1839 ſchon in einzelnen
Provinzen mehr als eine Million, ja bie der jährlichen Einlages
mehrere Hunberttaufende von Gulden. Es betrug im Yahr 1839
bie in den Sparfaffen ver Provinz Starfenburg, deren erfte im
Yahr 1830, die jüngfte 13838 gegründet wurbe, eingelegte Summe
1,238199 fl. 35 fx. und ihr Reſervefonds betrug 46856 fl
14 E.;. in Rheinheſſen 394726 fl. 34 fx. mit. einem Referwefonbl
Sittliche Cultur. 175
son 11060 fl. 88 kr.; in Oberheſſen 1,161467 fl. 11 fr.
nit einem Reſervefonds von 81314 fl. 5. .
6. Eine eigne Rebensverfiherungsanftalt, d.h. eine
Anftalt, in ver. jemand feinen Angehörigen für den Tall feines
Todes ein gewifjes Kapital, das ein für allemal ausbezahlt wird,
ichern will und zu biefem Zwed alljährlich einen beitimmten Theil
eines Einkommens oder feiner Erfparniffe entbehren kann, foll
nit der Mentenanftalt verbunden werden. Die Bewohner des
Sroßberzogthums können fi) aber auch bei den im Lande aner-
sunten auswärtigen Lebensverjicherungsgefellichaften beteiligen,
velche ihre Agenten im Lande haben.
7. Eine Rentenanftalt (allgemeine Rentenanftalt zu
Barmftabt) d. h. eine Anftalt, welche Gelegenheit bietet einen be-
kebigen Theil feines Vermögens oder feiner Erſparniſſe anzumenven,
um fich felbft oder anveren für die ganze Lebenspauer ein allmäh-
Ga bis zum reichlichiten Ertrage fich ſteigerndes, vie gewöhnlichen
Binfen ver Einlage weit übertreffennes Einkommen zu erwerben,
zeſteht feit dem Jahre 1844. Sie ijt nicht auf pas Land be-
chpänkt, ſondern jeder innerhalb ver beutichen Staaten Wohnende
ann daran Theil nehmen. Vermöge ihrer Einrichtung wirkt fie
D als Rentenanſtalt durch Nentenverficherungen, b) als Depofiten-
affe durch Annahme mäßiger Gelder, c) als Crebitinftitut durch
Eusleihen von Kapitalien. Das Bermögen an NRentenfapitalien,
dibrenten⸗ und Nefervefonds ver bi8 Ende 1852 zuſammenge⸗
zetenen Dabresgejellichaften, im Ganzen 5592 Witgliever und
9859 einzelne Einlagen zählend, betrug Ende Dezember 1852
543404 fl. 30'/, fr. Die bei ver Anjtalt hinterlegten Depofiten-
gefper betrugen Ende Dezember 1852 367799 fl. 25 kr., fo
daß die Unftalt ein Capital von mehr als einer Million Gulven
zu verwalten hatte. — Die Rentenanftalt fteht unter dem Schuhe
des Staats; das Minifterium bes Innern läßt biefelbe durch
einen von ibm ernannten ftänvigen Negierungscommiffär beauf-
ſichtigen.
8. Die Brandverſicherungsanſtalt. Sämmtliche Be⸗
wohner, Gemeinden und Corporationen des Großherzogthums, welche
innerhalb deſſelben Wohn⸗ over andere Gebäude beſitzen, find zit
einer Branpverficherungsanftalt in ver Weife vereinigt, daß allen
vie Verbinblichleit ohliegt, ihre Gebäude in das Branbuerkigeruuntr
176 Das Boll.
Katafter mit einem ihrem Bauwerthe angemeſſenen Brandbvverſiche⸗
rungs-Anfchlag eintragen zu laſſen. Der Zweck dieſer Anftalt ift
gegenjeitige Sicherftellung gegen zufällige Feuersgefahr durch Ber
gütung aller an ten Gebäufichfeiten entftehenden Brandſchaden
mitteljt gemeinfchaftlichen, nach Verhältniß der Branbverficherung®
anfchläge zu repartirenden Beiträgen.
9. Feuerverfihernngsanftalten für Mobilien befikt
das Großberzogthum feine befonderen. Es ift den Bewohnen
aber unbenommen, ihr Mobiliar in einer der ausmärtigen Anftalten,
welhe im Lande anerkannt find und in demſelben ihre Agenten
haben, zu verfichern. Derartige Gefellfchaften find: die Mände
ner-YHachener, die Colonia und ber deutſche Phöntr.
10. Die Landeswaifenanftalt, geftiftet im 9. 169
und 1750 in ein beſonderes dazu in Darmitadt erbautes Heu
verlegt, Kat feit dem Jahre 1832 eine neue Einrichtung erhalla
wonach das Waiſenhaus, welches früher nur für bie altheſſiſche
Lande und evangelifche Unterthanen beftimmt war, in eine Lande
anftalt verwandelt wurde, welche alle Confeflionen "umfaßt mb
die Waifen nicht mehr in dem beſonderen Waifenhaufe aufgenommen
fondern auf Koften ver Anftalt bet rechtlichen Menfchen untere
bracht werben follen, um vafelbft verpflegt und für ein Handwetk
oder jonft ein Gewerbe vorbereitet zu werben. Durch Imftrnction
ift den Bürgermeiftern angegeben, wie fie für bie Verpflegung er
in ihren Gemeinven befinblichen Waifen zu forgen haben; es #
insbefondere darin beſtimmt, daß vie Wahl ber Pflegeältern im
Einverftännniß mit dem Ortsgeiftlichen gefchehen muß. Ihre Fonts
bilden das Capitalvermögen der Anftalt, (das Waifenhaus, Grund
eigenthum, und Capitalien von c. 90000 fl. Werth) vie State
beiträge, die freiwilligen Beiträge. Am Neujahrstage und m |
Sonntag PBalmarım werben . für die Waifen in den Kirchen Col⸗
lecten veranftaltet, bet Hochzeiten und Taufen freiwillige Gaben
gefammelt 2. Das Waifenhaus hatte am Schluffe des Jahres
1831 für 565 Waifen zu forgen, am Ende des Jahres 1849
hatte Die Landeswaifenanftalt 1456 und 1852 1551 Waaiſen
ihre Würforge zuzuwenden. Die Kinder werden auf Koften der
Anſtalt verpflegt bis zu ihrer Confirmation und dann auch während
ihrer Lehrzeit unterftütt. Unter ben genannten 1551 Waiſen
zu Ende bes Jahres 1852 waren 101 Lebrinaben.
Sittlihe Enltur. 177
11. Das Landeshospital Hofheim, urfprünglich eine
Baftorei, welche von Philipp dem Großmüthigen aufgchoben und,
wie außerdem einige Klöjter, in ein Hospital verwandelt wurde.
In das Hospital werten aufgenommen: 1. aus dem ganzen Groß-
berzogthum: Raſende und Wahnfinnige und Perfonen, welche ınit
Abichen erregenten Krankheiten behaftet fine; 2. außerdem noch
aus denjenigen Lanbestbeilen, welche ſchon vor 1827, in welchem
Jahre die urjprünglichen Beſtimmungen modificirt wurden, Anfpruch
auf Aufnahme von in diefen Landestheilen geborenen Berfonen in
das Hospital hatten: Blinde, in hohem Grade Blöpfinnige und
Berfonen, vie folche körperliche Gebrechen haben, vie fie zu aller
Arbeit unfähig machen. Nur vermögenslofe Berfonen werden un-
entgelolih aufgenommen. Sonftige Perfonen müſſen nach Maß—
gabe ihrer Vermögensverhältniſſe Koftgeld zahlen. Die Fonds der
Anstalt beftehen: in ihrem Vermögen (Immobilien, welche mit Aus:
nahme eines Heinen Gutes von 150 Morgen, verpachtet fine,
Gefälle und Capitalien, etwa 31000 fl. abwerfene) in ven In-
ferendengelver, in ben Koſtgeldern ver drei Pflegeflaffen und dem
Beitrag des Staats. Zu Ende des Jahres 1852 waren in ter
Anftalt verblicben: 355 Perſonen. Nach ihrer Heimath waren
von biejen aus Oberheſſen: 84 Männer, 55 Frauen,
„ Starlnbng: 7° un 76 om
" Rheinheſſen: 31 nn 32 "nn
Außerhalb des Hospitalg wurden unterjtügt: 86 Perſonen.
12. Die Invalidenanftalt. Ar ihr haben alle im Kriegs⸗
bienft untauglich gewordene Soldaten Antbeil. Sie bildet ihre
Fonds aus tem Abſatz ber in ihrem Verlag erfcheinenten Pub-
likationen und aus den jührlichen Beiträgen ver Staatsfaffe.
13. Die 3 VBeteranenvereine und zwar: der Prinz
Emil DVeteranenverein, der allgemeine Veteranenverein, die Ludwigs—
Veteranenftiftung, haben u. a. ebenfalls ven Zweck ver Unter:
tigung von hülfsbedürftigen Veteranen.
14. Die Eleonorenftiftung des verftorbenen Generals
von Weyhers iſt eine Stiftung zu Gunſten von ehelichen Töchtern
von heſſiſchen Officieren und Stabsperjonen gleichen Rangs, welche
jelbft unverehelicht, unbemittelt und unbefcholten fein müffen. Sie
zahlt einer Anzahl von folchen DOfficierstöchtern, je nad ven üwte
Balthers Hefjen. 12
178 Das Poll.
hanvenen zur Dertheilung beftimmten Zinfen, Penfionen von je
200 fl.
15. Der Berein zur Verbefjerung des Zuftan-
bes der Ffraeliten befteht feit 1833. Als die vorzüglichſten
Mittel zur Erreihung des Zwecks werben betrachtet: 1. Unbe
mittelten ifraelitifchen Jünglingen, welche fi) dem Schulfache wir
men wollen und deßhalb ein inlänvifches Schulfeminar befuchen,
bie Hierzu nöthigen Mittel und zwar bei fortwährenden Seife
und gutem Betragen, minbeftens zwei Jahre lang zu gewähren.
2. Kleineren und in ihren Mitteln befchränften ifraelitifchen Ne
figionsgemeinden zur anftänbigen Beſoldung eincs Lehrers, wenn ber-
jelbe neben fittlichem Lebenswandel genügende Schulbildung befikt,
einen Beitrag zu geben. 3. SKinter unvermögenter Hfraeliten
Handiverfe erlernen zu laffen. 4. Diejenigen Sfraeliten, welche
fih dem Aderbau durch Selbftbearbeitung des Bodens widmen
wollen, bierin zu unterftüßen.
16. Der Verein zur Unterftüßung und Beauf-
fihtigung der aus den Gr. Heff. Landes- und Pro
pinzialftrafanftalten Entlaffenen (ſeit 1841). Sein
Zweck ift: die moralifche Beljerung von aus Landes- und Pro
vinzialanftalten des Großherzogthums entlafjenen Inländern zu be
wirken und venfelben die Möglichkeit eines rechtlichen Erwerbs zu
vermitteln.
17. Der Berein zur Unterftüßung nothleidenper
Mepdicinalperfonen im Großherzogthum (gegründet 1842)
hat zum Zwed: feinen Kräften entiprechend jährlich Unterftägum
gen an folche Mekicinalperjonen im Großherzogthum zu verab
reihen, welche in Noth und Dürftigfeit gefommen. Zur Theil
nahme berechtigt find: Aerzte, Apotheker, geprüfte Wunb- um
Thierärzte. Anfprüche auf Unterftügung haben zunächt alle ſolche
unter den genannten: a. welche durch Altersfchiwäche oder anhak
tendes Krankſein arbeitsunfähig geworben; b. folche, deren No
burch anderweitige unverfchuldete Urfachen bebingt worden; e. unter
übrigens gleichen Verhältuiffen ſolche, die durch früher gegeben
Beiträge fi ein Näherrecht erwarben. Die Fonds werben ge
bildet durch jährliche freiwillige Beiträge (minimum 83 fl.) und
durch Gefchenfe uud Vermächtniſſe.
Sittliche Cultur. 179
18. Das Landkrankenhaus in Darmſtadt bat zum
Zwed: armen Kranfen vom Lande, welche zu Haufe bie nöthige
Pflege nicht finden können, als Zufluchtsftätte zu dienen. Die
Fonds bilden: a) vie jährlichen freiwilligen Beiträge der Freunde
der Unftalt; b) außerorventlihe Geſchenke und Vermächtniffe;
c) die Einnahmen von dem Verkaufe der von ten arbeitsfühigen
Kranken im Haufe verfertigten Arbeiten; d) die Beiträge der im
Krankenhauſe aufgenommenen Kranken. Landgemeinden können für
ihre armen kranken Gemeinteglierer Pflegverträge abfchliegen, mo-
nach die gefammte Krankenpflege für einen Tag, wenn 150 Pflege.
tage (zu 24 Stunben berechnet) gelauft werben, 6 Fr. Fojtet. Im
Falle kein beſonderer Pflegvertrag abgeſchloſſen ift, beträgt bie
Krankenpflege einfchließlih aller Koften verjelben für einen Tag:
für wenig Bemittelte 15 kr., für Bemitteltere 30 fr., für Pflege
in abgefonberten Zimmern 1 fl.
19. Das Elifabethenftift zu Nieberramftabt, eine von
ber Großherzogin Wilhelmine dotirte Erziehungsanftalt für arme
Mädchen, welche nach dem Willen ver hoben Stifterin unter dem
beſonderen Schuge ber jevesmaligen Erbgroßherzogin von Heffen
ſtehen fell.
20. Rettungsanftalten für fittlih verwahrlofte
Kinder. Zweck biefer Anjtalten iſt: Sittlih verwahrlofte oder
ver Verwahrloſung entgegen gehende Kinder zu brauchbaren Gflie-
dern für Kirche und Staat zu erziehen. Die Kinver erhalten
von der Anftalt alles, was zur Beförberung ihrer leiblichen und
geiftigen Bedürfniſſe nöthig ift, jevoh immer nach dem Maßſtabe
einer Armenanftalt und des Fünftigen Berufs, der Regel nach als
Migde und Knechte. Solcher Anjtalten beftehen denmalen 3 im
dande, in Arnsburg in ver Wetterau, in Hähnlein in ber Berg-
frage und in Iugenheim in Rheinheſſen. Ihre Fonts bilven
freiwillige Beiträge und Geſchenke von Freunden der Anſtalten
ind bie Beiträge welche für vie Aufzunehmenden zu zahlen find.
21. Die Blinvpenanftalt in Friedberg hat den Zweck:
Nichtſehende durch zweckmäßigen Unterricht und chriftliche Erziehung
einem befjeren Looſe entgegen zu führen. Bis jett befteht bie
Anftalt nur noch durch Privatwohlthätigfeit.
22. Die Tanbftummenanftalten in Friedberg und in
Bensheim find ſchon S. 168 erwähnt werten. Vor 1820 wur
an
180 Das Boll.
für Taubſtumme in unferm Lande noch nichts gefhehen. Von 1820
an bis 1837 Hatte ver jekige Director ber Zaubftunnmenanfteit
in Frienberg, Noller, ein Privatinftitut in Worms. Seitvem ifl
biefe Privatanftalt Nollers zur Staatsanftalt erhoben und von
Worms nach Frienberg verpflanzt. Die Anſtalt in Bensheim be
itebt in ähnlicher Urt wie die in Friedberg feit 1840. Im
ift für Kinder Fatholifcher Eonfeffion, diefe für Kinder evangeliſcher
Eonfeifion beftimmt.
Die bisher befprochenen Anftalten find folche, welche ihre
Thätigfeit Über das ganze Land oder über einen größeren Theil
veffelben erjtreden. Es ift hier unmöglich, alle Diejenigen wohl
thätigen Anftalten, Kleinkinderſchulen, Ortshospitäler, Armenfchulen,
Arbeitsanftalten, Induſtrieſchulen, Armenvereine, Leihhäuſer zc. an
zuführen, welche für einen beftimmten Ort beftimmt find; ihre
Zahl ift fehr groß und fie ftellen das Großherzogthum Heſſen in
bie erfte Reihe der Staaten, in denen vie Wohlthätigfeit im jeder
Geftalt, von Regierung und Privaten gepflegt wird. Stiftungen
aller Art für Firchliche und weltliche Zwede geben Zeugniß von
dem hoben wohlthätigen Sinne, ber die Bewohner des Großher⸗
zogthums befeelt, und in dem ihnen vie Negentenfamilie zu allen
Zeiten mit leuchtendem Beifpiel vorangeht. Und wie fich vieler
Sinn in ſtändigen Anftalten und Einrichtungen fund gibt, fo be
thätigt er fih auch in momentanen Notbfällen, mögen fie ver
anlapt fein durch Naturereigniffe, durch herrfchende Krankheiten
ober andere Gründe, an benen ber Nothleidende nichts verſchuldet bat.
So viel von ber Lichtfeite des fittlichen Charakters ber Be
wohner unferes Landes! MWenten wir uns auch zu feine
Schattenfeite! Die ftetS zunehmende Zahl ver Gefangenen in
den Strafhäufern zeigt, daß fie eine leiver fehr bunfle Färbung
hat. Die Gründe dafür aufzufuchen ift nicht unfere Aufgabe, fie
find ſehr mannichfach und an ihrer Beſeitigung wirb von Regie
rung, Eorporationen und Privaten gearbeitet. Möchten dieſe Be
mühungen zu gebeihlichen Nefultaten führen! Die fittliche Gultır
eines Volls läßt fich ftatiftifch vornehmlich von zwei Seiten auf-
faflen, von vem Leben in ver Familie und von. bem Leben in bet
Sittliche Cultur. 181
bürgerlichen Geſammtgemeinſchaft des Staats. In erſterer Be—
ziehung geben hier die Eheſcheidungen und in zweiter Linie die Zahl
der Kinder, welche aus der außerehelichen Geſchlechtsgemeinſchaft
entſpringen, Anhaltspunkte zur Beurtheilung; in letzterer Be—
ziehung die Zahl der jährlich im Staate vorkommenden Vergehen
gegen die allgemeinen Geſetze der Sicherheitspolizei und die Zahl
der gegen das Eigenthum und die Perſon verübten Verbrechen, mit-
bin vie Eriminalverbrechen.
Die von dem Yuftizminifterium feit mehreren Jahren ver-
öffentlichten jährlichen Meberfichten ver in den Provinzen des Groß-
herzogthums abgeurtheilten ftrafrehtlihen Vergehen und
Verbrechen weifen unter andern folgende Reſultate auf:
In Unterfuchung waren wegen criminellen Vergehen und
Verbrechen :
1846. 1847. 1848. 1849. 1850. 1851.
6939 6518 5363 7191 7246 7333
Berfonen.
Bon diefen wurden verurtheilt:
1846. 1847. 1848. 1849. 1850. 1851.
4673 4996 3947 5263 5573 5765
Perfonen.
Es kommen durchſchnittlich, die jebesmalige Iekte Volkszäh—
lung zu Grunde gelegt, nach Abzug von den Ausländern:
1846: 1 auf 195; 1847: 1 auf 180;
1848: 1 auf 252; 1849: 1 auf 171;
1850: 1 auf 160; 1851: 1 auf 157.
Auf die Provinzen berechnet fommt von den imJ. 1851 Ver-
urtheilten in Starfenburg: 1 auf 152; in Oberheffen: 1 auf
131; in Rheinheſſen: 1 auf 230. —
Nah den Geſchlechtern berechnet waren unter den PVer-
urtbeilten des Jahres 1851: 4826 münnlichen, 939 weiblichen
Geſchlechts. Es Tamen fonach auf 100 Perurtheilte: 83,71
Männer, 16,29 Frauen, ein Verhältniß welches beinahe auch in
ven Jahren 1848, 1849, 1850 jtattfand.
Die einzelnen Arten von Vergeben und Verbrechen
betr., zeigt fich unter andern, daß:
182 Das Boll.
1847. 1848. 1849..1850. 1851.
64 137 214 195 127 wegen Sewaltthätigteit u, Drohung,
420 393 723 647 666 „ Widerfegung u. Ungehorlan,
423 345 527 663 561 „ Berlekung ber Amts- md
Dienitehre,
17 13 18 "17 30 „ Störung relig. Handlungen ic.
358 270 360 378 483 ,„ Lamdfireicherei und Bettelei,
4 0 2 5 2 m ord,
1 2 2 5 0 u Tobtichlag,
2 0 6 2 2 „ inbsmord,
449 363 670 651 633 „ Körperverleßung,
687 695 889 1091 1172 „ Berläumdungn. Esrenkräntung
1 0 2 7 7 Nothzucht,
1 2 4 4 8 „ Raub,
t 11:7 29 7 11 „ Erpreflung,
1660 842 675 830 077 m Diebftahl,
8 4 7 10 11. Meineid und Eidesbruch,
106 85 74 96 89 u Sqriftverfaͤlſchung,
84 39 37 36 47 , Betrug,
49 106 261 268 253 5% Kefraction,
9 8 6 6 2 y
Brandftiftung,
verurtheilt worden find. E
Was die unehelihen Kinder betrifft, fo ift nachge⸗
wielen, taß auf 100000 Geborenen:
b.d. Zählg. 1. lebendig geborene uneheliche. 2. tobt geborene uneheliche.
1821: 6468 Knaben, 6253 Mädchen, 339 Kıraben, 379 Mädchen,
1824: 714 u 7057 u 3270 00 24 m
1827: 7138 u 7146 „ 336 „u 328 „
1830: 6697 6700 u 360 276 „
1834: 6717 5 6592 3 335 u 277 "
1837: 63 , 6528 u 3 u 36 m
1840: 599 „599 333 2913 284 3
1843: 5706 u 555 30 u. 248 n
gefommen find.
Das BVerhältnig ver ehelichen zu ven unehelich geborenen
Kindern im Großherzogthum beträgt aus tem arithmetifchen Mittel
ver act Zählungen vom Sabre 1821 — 1843 86318:
13689 over 63: 10. In Starfenburg ift das Verhältnif im
Durchſchnitt nach den Zählungen von 1821 — 1843 86809:
13191 over nahebei 66: 10. In Oberheffen 83014: 16996
der nahebei 49: 10. In Reinheffen 98770: 10230 over
nahebei 88: 10. Es wurden biernach in Oberheffen vie meiften
unehelichen Kinder geboren, in Rheinheſſen vie wenigften; Star:
kenburg ftand in der Witte. Das Verhältniß ver Tebend zu ben
tobt geborenen unehelichen . Kinder betrug im Großherzogthum
unter 100000 Geborenen 95383: -4617; in Starfenburg
95512: 4488; in Oberbefien .95899: 4101; in Rheinheſſen
Sittliche Cultur. 183
94076: 5924. Im Rheinheſſen wurden .biernach bie meiften
unehelichen Kinder und in Oberheffen tie wenigften tobt geboren.
Einen Beitrag zur Beurtheilung der fittlihen Cultur ber
Bewohner des „Großberzogtfums möge auch folgende Ueberficht
bilten !
Bei den Stadt- und Landgerichten in den Provinzen Star-
fenburg und Oberbeffen kamen vor:
1850),, 181),
j a. in Gtarfenburg. b. in Oberheffen. a, in Starkenburg. db. in Oberbeffen.
Civilproceſſe 9556 12350 10071 3446
Concurje 574 309 500 345
Polizeiger. Unterfud. 8060 8117 6428 10408
Korfiger. Unterfuh. 1188 1855 1131 1742
Die Straf-Anftalten, in welchen bie Criminalvergehen
verbüßt werden, ſind die folgenden:
1. Die Straf-Anftalt (Zuchthaus) in Marienſchloß. Sie
wurde 1804 in ver ehemaligen Abtei Marienfchloß bei Noden-
berg eingerichtet, und ift für folche beftunmt, welche von ben
Gerichten der 3 Provinzen wegen fchwerer Criminal-Verbrechen - zu
Zuchthausftrafe verurtheilt find. Die Gefangenen find in 2 Claf-
fen getheilt. Zur zweiten Claſſe gehört jeder Züchtling bei feinem
Eintritt und Tann nur durch Fleiß und gutes Betragen in bie
erfte Claſſe kommen. Jeder Zitchtling muß irgend ein Gewerbe
treiben; verfteht er bereits eine Profeffion, fo arbeitet er in ber-
jelben fort, im andern Falle wird er in einer folchen unterrichtet.
2. Das Correctionshans zu Darmſtadt ift für Diejenigen Sträf-
finge männlichen Gefchlechts beſtimmt, welche von ven Gerichten
in Starfenburg und Oberheſſen wegen geringerer Verbrechen zu
einer Correctionshausftrafe verurtheilt find. Auch hier müſſen
bie GSträflinge irgend eine Arbeit treiben. Bei der durch das
neue Strafgeſetzbuch größer gewordenen Anzahl won Correctionären
ft in Darmftatt, vor 1845 noch, eine Filialcorrectionsan-
flalt in dem alten Arrefthaus eingerichtet worden.
3. Die Strafanftalt in Dieburg follte nach einer 1835
gegebenen Verfügung für tie weiblichen zur Correctionshausftrafe
verurtbeilten Individuen dienen, Später aber wurben, wegen 1leber-
füllung des Correctionshaufes in Darmftabt, auch wieder Männer
in biejelbe aufgenommen.
4. Das Correctionshaus zu Mainz ift für folche beftimmt,
bie in ber Provinz Rheinheſſen zu einer Correctionshausituaie wer- .
184 Das Bolt.
urtbeilt werden. Auch bier müſſen fich vie Sträflinge mit irgend
einer Arbeit beſchäftigen.
5. Die Militärſtrafanſtalt in Babenhauſen befindet ſich in
dem vormaligen gräflich Hanauiſchen Reſidenzſchloſſe, das mit
doppelten Wällen und drei Waſſergräben verſehen iſt, und iſt für
ſolche beſtimmt, welche in eine Feſtungsſtrafe verurtheilt find.
Die Sträflinge werden auch hier ſo viel als molich mit Arbeit
beſchaͤftigt.
X. Religionsverſchiedenheit.
Jedem Einwohner des Großherzogthums iſt der Genuß voll⸗
kommener Gewiſſensfreiheit zugeſichert. Es ſteht ihm vie freie
und öffentliche Ausübung ſeines religiöſen Cultus zu. Unter dem
Vorwande der Religion dürfen aber weder die Geſetze des Stunt
oder der Sittlichkeit übertreten noch andere in ihren politiſchen,
bürgerlichen oder religiöſen Rechten beeinträchtigt werden. Die
Verſchiedenheit des Religionsbekenntniſſes hat keine Verſchiedenheit
in den politiſchen und bürgerlichen Rechten zur Folge. Jede Um
fähigkeit oder Beſchränkung Hinfichtlih der Ausübung von politk
fchen ober bürgerlichen Rechten und Rechtshanplungen, welche früher
als Folge des Religionsbekenntniſſes beftanden hat, ift aufgehoben.
Aus der Gleichftellung der chriftlichen Gonfeffionen ging auch bie
Beitimmung hervor, daß in Fällen gemifchter Ehen, wenn fich bie
Ehegatten nicht vertragsweife über bie religidfe Erziehung ihrer
Kinder vereinigt haben, folche nicht bloß in dem Falle ſämmtlich
in ber Religion des Vaters erzogen werden fjollen, wenn biejer
evangelifcher Confeffion ift, fondern auch alsdann, wenn biefer fid
zur katholiſchen Kirche befennt.
Unter dem Schutze dieſer gefetlichen Beſtimmungen leben
im Großherzogthum Heffen (1852) 409658 Lutheraner, 36520
Reformirte, 157405 Unirte, 217798 Katholifen, 4199 anderen
hriftlichen Confeffionen Angehörige, 28734 Juden. Dem Zwece
bes Gottespienftes dienten (1846) 956 chriftliche Kirchen und
Kapellen, 173 Synagogen. —
Die evangelifch-proteftantifche Landeskirche in Heſſen leitet
den Urfprung ihrer Verfaffung von Philipp dem Großmrüthigen
ab. Philipp erließ in Uebereinftimmung mit ben von ihm zuge
Religionsverſchiedenheit. 185
gogenen kirchlichen Organen tes Landes vie Kirchenorbnnng von
1537, 1539 und 1566. Es kam in ihnen bas wichtige, bie
weoteftantifche Kirche von der Tatholtichen wefentlich unterſcheidende
Princip der Betheiligung der Laien am SKirchenregimente darin
In: Anwendung. Die Anwendung dieſes Principe Hatte die Folge
eimes Theils, daß den Gemeinden das mehr ober weniger ausge⸗
dehnte echt der Zuſtimmung oder Mitwirkung bei gewiſſen Acten
des Sirchenregiments, namentlich bei Vorfchriften in Glaubens-
sind Gewwiffensfachen, bei der Handhabung ber Discipfin 2c. ein⸗
geräumt wurbe; anderen Theils, daß ber evangelifche Lanbesherr,
als erftes und michtigftes Mitglied der Kirche, in das Verhältniß
eines oberften Inhabers der Kirchengewalt (summus cpiscopus)
tent. Im Laufe der Zeit traten verfchienene Mobiflcationen ver
Kicchenorpnung ein, namentlich trat mehr und mehr in dem Or«
Winteenıs ber Sirchenverfaffung das conftftoriale Element mit dem
Wisicbölen: in Verbindung. Im mefentlichen aber wurde .bie im
Bpten Principien von Philipp dem Grogmüthigen und feinen Söhnen,
in ihrer vollftändigen Ausführung won Georg II. herrührente Or-
ganiſation bis zum J. 1803 beibehalten. Von dieſem Jahre an
machte in Folge der Zerritorialveränderungen ber Zutritt von an-
bern Eonfeffionen Angehörigen weitere Modificationen nöthig, welche
te 9. 1832 zu einer ſämmtliche Landestheile umfaſſenden Tirch-
fihen Organiſation führte. ALS hiſtoriſch und rechtlich begründet,
suherdem noch ausprüdlich durch die Verfaffungs - Urkunde des
Großherzogthums garantirt, fteht allen in Stiechenangelegenheiten
beftebenden Anorpnungen bie Grunpbeitimmung voran, baß ber
wangeliſche Landesherr mit ven Staatshoheitsrechten über bie
Kteche zugleich alle Rechte des oberften Episcopats in fich ver⸗
Die preoteftantifchen Gemeinden ſämmtlicher Lanvestheile und
beiber Bekenntniſſe, des Iutherifchen wie bes reformirten, bilden
zuſammen die „enangelifhe Landeskirche“ und ſtehen
unter Einem Kivchenregimente.
Das Kirchenregiment übt durch die Firchlichen Viſita⸗
ttonen fein Auffichtsrecht, welches alles zum Gegenftande hat was
pie Lehre und ven Eultns betrifft. Hinſichtlich ver Lehre
kommt ihm zu, die Einheit und Reinheit verfelben zn erhalten,
dem Einbringen und Ueberhandnehmen gefahturshenner Serie
186 Das Volt.
vorzubeugen und die Gemeinschaft des Religionsbekenntniſſes zu
überwachen, mithin öffentliche Abweichungen zu verhüten. Hinfiht
lich des Cultus befteht feine Aufgabe barin, vie Einrichtung des
öffentlichen Gottespienftes gefetlich zu beſtimmen und bie fird»
lichen Gebräuche zu regeln. Alle gefegliche Vorfchriften über. die
Lehre wie über den Cultus follen jedoch Teineswegs die Glaubens
und Gewifjensfreiheit beeinträchtigen, ſondern nur der Lehrfreikeit
ihre beftimmten, zum Heil des Gunzen nöthigen Grenzen feken,
und eine wohlthätige Gleichförmigfeit in den kirchlichen Gebräuchen
und äußeren Geremonien vermitteln. Zu dieſem Zwecke bienen
a. bie Kirchenagende, b. ver Katechismus, c. das für den öffent
lichen Gottespienft eingeführte Geſangbuch — Die Ugenpe ik
die 1573 vonden vier Söhnen Philipps des Großmüthigen gegebene,
welche 1662 unter Ludwig VI. und 1724 unter Ernſt Ludwig
neu aufgelegt und mit Zufäßen verfehen wurde. Da feit. 1724
feine neue Landesagende gegeben wurbe, gleichwohl die liturgifchen
Formen nach dem Berürfnik der Zeit wanbelbar find, fo wurde
an die Entwerfung einer neuen dem Zeitgeift angemejfenen Agende
gedacht. Bis jett ift inveffen eine folche noch nicht zu Staude
gefommen. 8 ift darum bis dahin den Geiftlichen eine mit
Beionnenheit zu benußente Freiheit in ber Benutzung zweckmäßiger
Hälfsmittel bei dem Cultus nicht verfagt. Inſoweit Hingegen bie
gefeglichen Beftimmungen ver alten Kirchenordnung nicht durch
jpätere Gefete und Verfügungen abgeänvert oder ausprüdlich auf -
gehoben ſind, bilden fie fortwährend die Grundlage unferer jegigen
Kicchenverfafinng und befigen auch jet noch ihre Kraft und Gib
tigkeit. — Als Religionslehrbuch in -ven altheſſ. Landen
gilt von Anfang an blos ver Iutherifhe Katehismus wie
ihn auch die Kirchenagende enthält. In den reformirten Gemein
ven wurde der Heidelberger Katechismus gebraucht; in ven
unirten Gemeinden beftehen beite Satechismen neben einander.
Zum Gebrauche in den Schulen, bei dem Confirmanden⸗Unterricht
und iu der SKatechismuslehre ift „der Katechismus ver chriftlichen
Lehre für die evang. proteftantifche Kicche im Großherzogthum
Baden” befonvers empfohlen und in Folge diefer- Empfeblun
(1840) zu einer faft allgemeinen Einführung gelangt, ohne tu
der Iutberifche Katechismus dadurch verbrängt worden wäre, MN
berjelbe auch noch fortgebraucht werden muß. — Das Gefanz
Religionsverjchtebenbeit. 187
buch ift tie Sammlung ber für den Gottesbienft und die gottes-
bienftlihen Haudlungen beftinmten Lieder. Da in den mit ber
Zeit neu hinzugefommenen Landestheilen verjchievene Liederſamm⸗
lungen neben dem alten Landesgeſangbuch in Gebrauch gekommen
waren, eine &leichförmigfeit in diefer Beziehung nothwendig er-
dien, jo wurde 1814 eine neue Ausgabe des alten Geſangbuchs
peranftaltet und nach und nach zur ullgemeinen Einführung ges
bracht. Eine nene veränderte Auflage wirb von vielen Seiten
gewünicht und angefirebt.
j Eine Bereinigung ber Iutherifchen und veformirten *) Gemein⸗
ben ift geitattet, wo fie aus ver freien Ueberzeugung ber Geſammt⸗
heit der Tirchlichen Mitglieder hervorgeht. Die Union ift bereits
erfolgt bei allen Gemeinden ver Provinz Rheinheſſen, ſowie a. in
Starkenburg: in Darmftadt, Lampertheim, Nedarfteinah, Drei—
eihenhain, Norbheim, Hofheim; b. in Oberbejfen: in Büdingen,
Düvelspeiin, Eckartshauſen, Haingründau, Herrenhag, Hitzkirchen,
Obermockſtadt, Rohrbach, Wolf, Bleichenbach, Euzheim, Glauberg,
Ortenberg, Hainchen, Bönſtadt, Bruchenbrücken, Holzhauſen v. d. 9.,
Obereſchbach, Rodheim v. d. H., Steinbach, Vilbel. Sie findet
ebenſo ihre Vertheidiger, wie ihre Anfechter.
Es beſtehen im geſammten Umfange des Großherzogthums
evangeliſchen Theils 424 Pfarreien, welche von einem oder meh—
reren Geiſtlichen verwaltet werden und zwar 402 Pfarrorte mit
dem Amtsſſitz der Geiſtlichen, 23 Pfarrorte, deren Geiſtliche ſich
in combinirten Dienſtſtellen befinden und in anderen Orten ihren
Wohnſitz haben, 24 äqualiter unirte Gemeinden ohne den Amts—
fig der Geiſtlichen, 570 Filialgemeinden. Die Zahl ſämmtlicher
angeftellten Geiftlichen beträgt 494, bhierunter find 48, welche
entweder gleichzeitig mit geiftlichen Aemtern oder ausſchließlich
Schulſtellen befleiven.
Die Behörden ber kirchlichen Verwaltung f. u. Buch IV.
Die katholiſche Landeskirche (das Landesbisthum Mainz) hat
ihre jet gültige Organifation im J. 1830 erhalten. Bis zur
*) Anm. Zu den Meformirten rechnen wir and bie Waldenſer,
welche zuerft unter Ernſt Ludwig ins Land kamen und nach man—
nichfachen Schickſalen, an denen aber die Toleranz der Heſſiſchen Fürſten
niemals eine Schuld trug, in mehreren Colonien ſich bleibend nieder—
en „und noch jeßt in 3 derſelben: in Walldorf, Rohrbach u. Wombach
en.
188 Das Voll,
Neformationgzeit hatte Heffen zum Erzbisſthum Mainz gehört,
welches fchon im 3. 745 und dem Bisthum Mainz in ein Ery
bisthum verwandelt worden war. Mit feinem Landesfürften, vem
Landgrafen Philipp, war das ganze Land zur Kirchenreformation
übergetreten, weßhalb ſich unter ven Bewohnern der altheffifchen
Gebtetstheile, vor dem Jahr 1803 nur wenige Satholifen be
fanden, und in Folge deſſen auch feine beſondere Behörde für bie
katholiſchen SKirchenangelegenheiten beftand. ‘Die herrſchende Kirde
war bie proteftantifche und nirgends im Lande war vor Ludwig IL
die Ausübung des Tatholifchen Cultus geſtattet. Seit Ludwig IL
Regierung fanden die von jeßt an herrſchend gewordenen duld
famern Grundſätze auch auf die Fath. Glaubensgenoffen Anmwenbung
Den Katboliten in Gießen wurde im 9. 1783 vie Erlaubnil
ertbeilt, einen Privatgottesdienſt einzurichten, und kaum war Lube
wig X. zur Regierung gelangt, fo gewährte er biefe Religionsfreiheit
in noch ausgevehnterem Maaße den römiſch katholiſchen Bermohnern
ver Reſidenz Darmſtadt durch den TFreiheitsbrief vom J. 1790.
Veranlaffung zu organıchen Beſtimmungen für die kirchlichen He
Tigionsangelegenheiten des Landes gaben bie Territorialveränverumgen
vom Jahr 1803 an, welche katholiſche Lanvestheile zu den pre
teftantifchen brachten. Ste kamen nach mannichfach veränderten
Einrichtungen und nach langen Verhandlungen mit dem päpftficen
Stuhl ım 3. 1830 zum Abſchluß durch Die zur Regulirung ber
Angelegenheiten ver Tathol. Kirche in ver oberrheinifchen Kirchen
provinz erlaffenen Bullen, welche vie Landesfürſten dieſer Provim .
mit reſervirenden Zufägen als gültig publicirten (Eoncorbat,
Mit dieſem Jahre trat die jetzt beftehende Organtfation ins Leben
Das Landesbisthum Mainz wurde errichtet als ein Beſtandtheil
der “Oberrheiniſchen Kirchenprovinz”, welche ihren Metropolitanft .
in Freiburg erhielt und zu ver außer Mainz noch die Bisthämer
Freiburg, Fulda, Rottenburg und Limburg gehören. Die erften
Grundfäge dieſer Organifation find folgende: Der Großberieg
al8 Oberhaupt des Staats vereinigt in ſich ulle echte ver
Staatsgewalt. Er iſt hiernach ver oberite Inhaber des ober:
hobeitlihen Echuk- und Auffichtsrechts über die Tatholifche Landes⸗
firche. Andererſeits ift die vollfommene Glaubens und Gewiſſens⸗
freiheit der Unterthanen, der Schu ver kirchlichen Verfaſſung
burch bie politische und die, jeden aus dem früheren Begriff von
Religionsverſchiedenheit. 189
blos „tolerirten“ Confeſſionsverwandten hervorgegangenen Unter⸗
ſchied aufhebende Gleichſtellung ver anerkannten chriſtlichen Con⸗
feſſionen als eine ſtaatsgrundgeſetzliche Vorausſetzung bei allen die
kathol. Kirchenangelegenheiten betreffenden Anordnungen und in
dem kirchlichen Organismus dieſes Religionstheils zu betrachten.
Die inneren Organe der kirchlichen Verwaltung werden im vierten
Buch „der Staat“ ihre Beſprechnng finden. Die biſchöflichen
Beſtimmungen über die geſammte Verwaltung des Bisthums und
über den amtlichen Wirkungsfreis und das Flerifalifche Leben des
Didcefanllerus find in den nach erhaltener Staatsgenehmigung 1837
erlafjenen Didcef an-Statuten für das Bisthun Mainz ent-
halten. — Im gefammten Umfange ver bifchöflichen Diöceſe be-
fteben 151 Pfarreien mit 281 Filialen. Dabei find 149
Pfarrer und 36 Caplane angeftellt.
Die Zahl ver Anhänger fonftiger chriſtlicher Confejfionen
im Großherzogthum beträgt nach der Volkszählung vom Jahre
1852: 4199. Die meiften von ihnen wohnen in ten Kreiſen
Nivva, Büringen, Alzey und Worms. Die obere Aufficht über
fämmtliche befonberen Neligionsfecten haben vie Kreisräthe in dem
Umfange zu führen, wie e8 ter Staatszweck erfortert und bie
Gewijjensfreibeit gejtattet. Die Kinder der Angehörigen der Sec-
ten müſſen bie öffentlich angeoroneten Volksſchulen befuchen, fine
aber von dem Religionsunterrichte dabei dispenſirt. Doch ift e8
ihnen auch geftattet, unter Befolgung ver bejtebenten Anordnungen
befonvere Schulen zu errichten. — Die einzelnen im Lande ver-
tretenen Secten find aber folgenve:
1. Herrnhuter. Förmliche Herrnhuter-Gemeinden be-
ſtehen im Lande nicht mehr, ſeit deren Auswanderung im 3. 1780
wegen verfchievener Frrungen mit ten damaligen Regierungen und
Behörten, weber in ven alten noch in ben neuen Lanten. Es
finden fi nur noch einzelne „Freunde ber Brudergemeinde“ ober
Heinere Gefellichaften verfelben, vie auch „Brüder ber Diuspora”
(in ber Zerjtreung lebende) genannt werten. ine gewilje Ver:
bindung zwifchen ihnen und ker Brudergemeinde wird burd) Ab⸗
geordnete ver letzteren unterhalten, welche von Zeit zu Zeit das
Land bereiſen. Uebrigens pflegen ſie fih von dem öffentlichen
Gottesdienſte und den Religionsgebräuchen ver Broräitanten URL
192 Das Voll.
befenntniß an, und feste als das Poſitive ihres Glaubensbekennt⸗
niffes im wefentlichen feſt: daß die Grundlage des chriftlichen
Glaubens ihnen einzig und allein die heilige Schrift und bie von
ver chriftlichen Idee durchdrungene und bewegte Vernunft fei.
Der negative Theil ihres Glaubensbekenntniſſes verwirft das Pri-
mat des Papftes mit Losfagung von ber Hierarchie, ferner bie
Ohrenbeichte, ven Cölibat, die Anrufung der Heiligen, den Ablaß
Faften und Wallfahrten. Wehnliche Weligionsvereine traten an
mehreren anderen Orten des Großherzogthums zufammen, namen
Gh in Darmftadt, Mainz, Worms, Nordheim, Alzey, Vilbel,
Bechtheim, Wörrftabt, Ofthofen und Rheindürkheim. Ihre Geift
lichen wählen fie fich felbjt; die Wahl bedarf aber ver Anerkennung
der Regierung. —
Juden leben im Großherzogtum nach der neueften Zählung
28734. Es kommt aljo auf etwa 30 Ehriften Ein Jude. Gie
leben im ganzen Lande zerjtreut. und es find nur ganz wenige
Orte, welche bis auf die neuefte Zeit gegen bie Nieberlaffung ven
Yuden proteftirt hatten. — Die erfte urkundliche Erwähnung von
Juden in Hefjen iſt vom Yahr 1387 unter Landgraf Herman.
Die Juden in Heſſen tbeilten das Schidfal der Juden im
übrigen Deutſchland: fie wurden verfolgt; fie follten nirgends ein
heimiſch, anſäſſig fein, nirgends einer chriftlichen Zunft ober Innung
angehören, fondern nur gegen Erlegung gewifjer Abgaben ven un
mittelbaren Schub der Landesherrn genießen. Der ältefte Schuß
brief in Heſſen, welcher bis jet mitgetheilt ift, gehört vem 3. 1414
an. In Deutfchland wurden fie als des heil. römifchen Reichs
Kammerfnechte (Gelvagenten) wie fie ein kaiſerlicher Schutzbrief
nennt, gegen Entrichtung einer Judenſteuer gefhügt. Sie gehörten
mit Leib, Gut und Blut der faiferlihen Kammer. Man zählte
das Recht, Juden zu halten, zu ven Negalien. Sie mußten jerem
nengefrönten Kaifer ben britten Pfennig oder die Kronenſteuer
bezahlen, ihr Leben damit zu Löfen, weil man annahm, ver Kaiſer
jei befugt, alle Juden, wenn er wollte, umbringen und zwar ber-
brennen zu lafjen bis auf einige wenige „zum bejtändigen Andenken".
Das Recht des Fudenfchutes war zwar urfprünglich ein kaiſerliches
Nejervat, fpäter aber erlangten e8 durch bie golone Bulle bie
Kurfürften, dann 1530— 1577 alle diejenigen, welche vom Reiche
Regalien hatten oder deßhalb befonbers privilegirt wgren und zulekt
Religionsverfchtenenheit. 193
mit der Reihsauflöfung von. felbft alle damaligen Souveräne. Der
f. g. güldene Opferpfennig, welchen fie, außer ver Kronftener,
entrichten mußten, bejtand in einem Gulven für jede zwölf Jahre
alte Berfon männlichen over weiblichen Gefchlechts, zuhlbar auf
Weihnachten. Man theilte fie in Schuk- und Schirm-Juden ober
vergefeitete (Judaei recepti) und unvergeleitete (Judaei non recepti).
Daher das Schußgelv und ver Leibzoll. Die Beichränfungen und
Bedrückungen in Helfen waren in verjchiedenen Zeiten mehr ober
weniger groß. Eine Judenordnung, welche Philipp der Grof-
mütbige 1539 gab und welche zu verjchievenen Zeiten erneuert
wurde, regulirte ihre Verhältniffe zwar im Allgemeinen, im Ein-
zelnen aber gab es mannichfache Berturbationen, ebenfo von Seiten
ber Regenten, als von Seiten bes Volle. Die früheren Zuſtände
find in Folge humanerer Anfichten, welche ihre Wirkungen im Ge-
feß und im Leben geltend machten, geſchwunden; tie „Schutzjuden“
gehören nur noch ver Gefchichte an. Das Gefek von J. 1848
über bie religiöfe Freiheit bat einen Schlußftein geliefert.
BBaltherb Helfen, \%
Viertes Ba.
Ber Staat.
„Der Menſch foll im Staate fein vollfommenes Beftehen
haben. Dieß kann er aber nur finden: a) als finnliches Wen
in ver durch Vermögen vermittelten Wohlfahrt, D) als geiftig-fitt-
liches Weſen durch Freiheit und Recht, c) als geiftiges intellectw
elles Wefen durch Bildung.“*) Dafür daß er diefe finde, hat bie
Staatseinrichtung zu forgen; fie hat zu forgen daß der Zweck des Staat#
erreicht werde, welcher darin befteht, daß die ganze Bürgerſchaft in fi
und dur fich ihre Befriedigung d. h. die Erreihung ver Be
ftimmung aller Einzelnen Habe." Im welcher Weife dieſer Zwed
im Großherzogthum Hefjen erreicht wird, wollen wir num fehen,
indem wir feine Organifation betrachten. Die Beftanptheile ver
Staatsorganifation find aber I. die Berfaffung, I. die Per
waltung.
I. Die Verfaſſung.
„Die DVerfaffung einer Sade im w. ©. tft nichts anderes
als die Form berjelben oder die Anordnung ihrer Elemente. Die
Staatsverfaffung oder die Staatsform ift alſo die Ordnung, im
welcher die Elemente derſelben verbunden find. In einem andern
Sinne aber ift die PVerfaffung die Rechtsform und zwar nit
9 Pölitz,, |
Verfaffung. Territorialbeſtand. 19%
bloß der fittlich nothwendigen, fonbern auch ber fittfich zufälfige
Sfferrtlichen Verbältniffe im Stante.“ |
7. Die Berfaffung, welche pas Großherzogthum Heffen hat, if
ch die Verfaffungsurfunde, welche Ludewig I. feinem Lande ver
Uen,- und durch fpätere Verfaffungsgefee beſtimmt. Durch fie fin
Mächte ver Beitimmung des Zerritortalbeftants des Staates die ge
efligten Nechte des Throns gefichert, und vie NRechtsverhältniffe de
Rp, atsangehörigen (vie allgemeinen Rechte ter Staatsbürger fort
© befonderen Mechte einzelner Klaſſen von Perfonen) und be
S eneinden des Landes feftgefett, veren Repräſentation durch Stände be
Tr nt und biefer Nechtszuftand durch befonvere Garantieen gewährleiſtet
:, l. Der Territorialbeftand.
Das Großherzogthum beftebt aus Domaniallanden und Sou
itäts⸗Landen.“) Jene befajjen die älteren Heſſiſchen Befitunge:
Uunb die Entſchädigungslande, welche ihm im Laufe dieſes Jahr
Banberts bis zur Wiener Congreßacte zu Theil wurden, biefe ba
y gegen bie ftandesherrlichen und patrimonialgerichtSherrlichen Gebiete
; &s Hat einen boppelten politifhen Character, denn es ift 1. ei
; Fageweräner Staat im europäifchen Staatenfpftem und 2. ein Be
VMandiheil des deutſchen Bundes. Das Großherzogthum als ſou
‚weräner Staat, gebildet aus der Geſammtmaſſe von Domanial
mnd Souveränitätslanden, kann nicht getheilt werben; es kann nır
Gin. phnfiiches Oberhaupt haben; es foll für die Folge in feine
“ Saumutlichen Gebietstheilen gleiche Staats-Einrichtungen, öffentlich
. Rechte und Verbindlichkeiten haben; feine Integrität ift Durch bei
ventſchen Bund garantivt; bei Fünftigen Erwerbungen wird nad
ven Rechtstiteln des Erwerbs feftgefeßt, ob fie zum Staats⸗ ode
ob fie zum Privatvermögen ver regierenden Familie gehören.
2. Das Staatsoberhaupt.
Der Großherzog ift das Oberhaupt des Staates m
vereinigt in fich alle Rechte der Staatsgewalt, und übt fie, unte
den durch bie von ihm gegebene Verfafjung fejtgefegten Beſtimmun
gen aus. Seine Perfon ift heilig und unverleglih. Als Mit
glied des deutſchen Bundes hat er die Verpflichtung übernommen
die Bundesacte unverbrüchlich zu halten, fowie allen fpäteren Grund
%*) Eine Unterſcheidung, bie in neuefter Zeit ihre prattifche Bedeutung veriatent
\d*
196 Der Staat.
gefegen, organifchen Bundeseinrichtungen und fonftigen verfaffunge-
mäßigen Befchlüffen ver Bundesverſammlung die erforderliche Nach⸗
achtung zu gewähren und deren Vollziehung zu fichern. Die Mit-
wirfung der Stände dabei befchränft fi) nur auf Aufbringung
der Mittel zur Erfüllung der Bundesverbinplichkeiten. Da ver
Großherzog die Rechte der Staatsgewalt nur unter den von ihm
gegebenen, in ver V. U. feſtgeſetzten Beitimmungen ausübt, fo er-
ſcheint er in dieſer Beziehung als conjtitutioneller. Fürft. Die
Stände Haben aber inbeffen nur eine Mitwirkung bei ver Aus
übung bejtimmter SHoheitsrechte namentlich der Geſetzgebung, und
zwar in ber Art, daß ein älteres Geſetz nur mit Zuftimmung ber
Stände aufgehoben und abgeändert, ein neues Geſetz nur mit Zur
jtimmung der Stände verfündigt werden kann. Die Initiative in
Bezug auf die Gefeßgebung fteht inveffen nur dem Großherzog zu.
Bon den Ständen können Veränderungen in ber Gefeßgebung nn
in Form von Petitionen in Antrag gebracht werden. Der Groß
herzog ift unverantivertlich; verantwortlich find feine Minifter und
um deren Verantiwortlichfeit reflamiren zu fönnen, tft bie Not
wenbigfeit der Contrafignatur ausdrücklich anerkannt worben.
Betrachten wir die ihm zuftehenden öffentlichen echte im
befonderen, fo ftehen fie ihm zu 1. als Oberhaupt des Staatk,
2. ale Oberhaupt des Großherzoglichen Haufes und 3. als Ober
haupt feiner evangelifchen Landeskirche.
Der Großherzog als Oberhaupt des Staats, Im feiner
Eigenfchaft als Oberhaupt des Staats ift er zunächſt im anf
ichlieglichen Befige ver vollen Staatsgewalt db. h. ver Be
fugniß die zur Crreihung der Staatszwecke geeigneten Mittel zu
wählen, alfo das den Staatszweden Entiprechende anzuorbnen —
und bie gewählten Mittel anzuwenden, alfo ausführenn zu ver
wirklichen. Die Staatszwede beziehen fich theils auf das Innere
des Staats, theils auf deſſen PVerhältniß zu auswärtigen Staaten.
In erfterer DVeziehung äußert fich die Staatsgewalt 1. anorbnend
in dem Gefeßgebungsreht, und ausführen in der Juſtiz und
Polizei.
Die Ausübung des Geſetzgebungsrechts iſt theilweiſe
abhängig gemacht von dem Beirath und der Zuſtimmung ber Lanbd⸗
ftände, infofern fein neues Geſetz ohne dieſe gegeben, fein älteres
ohne fte aufgehoben ober verändert werben kann. Indeſſen Kat
Verfaſſung. Staatsoberhaupt. 197
nur ber Großherzog die Smitiative, da nur von ihm vollftänbige
Geſetzentwürfe an die Stände gebracht werden können, während
die Stände auf neue Gefete, fowie auf Abänderung und Auf-
bebung Älterer nur im Wege ber Petition antragen können. Das
Recht ver Bekanntmachung ver Gefete fteht aber allein dem Groß-
Herzog zu. Ohne ftäindifche Mitwirkung kann aber ver Großherzog
die zur Vollſtreckung und Handhabung ver Geſetze erforberlichen,
bie aus dem Auffichts- und Verwaltungsrecht ausfliegenven, forte
die den öffentlichen Dienſt und die Organifation ver Behörben
betreffenten Verordnungen erlaſſen und in bringenden Füllen wie
überhaupt das Nöthige zur Sicherheit des Staats vorfehren, fo
auch die erforderlichen Gefete geben. Ebenſo fteht dem Großher—
zog das ausichliefliche Verordnungsrecht in Anfehung des Militärs
und bes Kriegsdienſtes zu, wobei woransgefegt wird, daß durch
ſolche Verordnungen nicht die Stantsgrundnerfaffung, noch auch
beftehende organifche Geſetze und gefekliche Einrichtungen verlekt
werben.
Die andere ausführende Staatsgemalt, welche der Großherzog
befitt, befteht in der Ausführung der Juſtizgeſetzgebung, ber
Bolizeigesgebung, ver Dienftgefeggebung unb ber
Finanzgeſetzgebung.
Die Juſtizgewalt des Großherzogs erſcheint nur inſofern
zeſſchränkt, als 1. die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch
jefondere Gerichte geſchehen ſoll, die innerhalb ihres legalen Wir—
kıngsfreijes ſelbſtſtändig und unabhängig handeln ſollen. Um bie
Unpartheilichkeit und Selbſtſtändigkeit der Gerichte zu ſichern, können
die Richter nur durch gerichtliches Erkenntniß entſetzt, nicht wider
ihren Willen quiescirt und nur ohne Nachtheile im Gehalte und
im Dienſtgrade verſetzt werden, eine Beſtimmung, die jedoch nicht
auf die Directoren ber Yuftizcollegien, die Landrichter, die Aſſeſſoren
und die Frievensrichter ihre Anwendung findet, 2. niemanten bie
Juſtiz verweigert orer verzögert werben tarf, 3. niemand feinem
gefeglichen Nichter entzogen werten kann, 4. 3 Inſtanzen in Civil⸗
fachen geltend find. — Die Iujtizgewalt des Großherzogs
ericheint unbefhränft 1. in feiner Befugniß, neue Gerichte
zu conftitniten, ihre Competenz zu beftimmen ꝛc., beſtehende Ge⸗
richte aufzuheben oder zu reorganifiren, 2. infofern alle Gerichte:
barkeit nur von ihm abgeleitet und nur innerhalb ver Gremien
198 Der Staat.
jeinee Verleihung ausgeübt wird, weßhalb er das Recht
bat, alle erledigten Richterftellen zu befegen, vie Gerichtsbarkeit
nur in feinem Namen üben zu laffen, und bie Oberaufficht über
fämmtliche Gerichte im Großherzogthum zu führen, demgemäß über
die Bollziehung ver Prozeßgeſetze und Geſchäftsordnung zur wachen,
bie Dienftpolizey über bie Richter auszuüben, Berichte einzufordern
und fich perjönlich oder durch Abordnung eigener Vifitations-Com-
miffionen von dem orbnungsmäßigen Gang der Nechtöpflege zu
überzeugen.
Die Juſtizgewalt .ves Großherzogs gibt ihm aber auch
in Bezug auf peinliche Sachen das Recht der Begnadigung, wenn
das rechtsbeſtändige Urtheil ergangen ift, das Recht ver Straf
verwandlung, das Recht der Abolition, verınöge deſſen er eine Un-
terfuchung verhindern oder niederfchlagen Tann, (verfaffungsmäßig
ausgejchloffen ift das Abolitionsrecht nur in allen Untersuchungen
gegen Stantsdiener wegen Dienftverbrechen), zulekt das Befſtäti⸗
gungsrecht condemnatoriſcher Straferfenntniffe, da bejtimmte peinliche
Strafen als folche ohne feine unterfchriftliche Genehmigung nicht
vollziehbar find.
Die Juſtizgewalt bes Großherzogs in bürgerlichen Rechte
fachen gefteht ihm nur das Recht zu, nach Befinden der Umſtände
Moratorien zu ertheilen.
Die Bolizeigewalt gibt dem Großherzog das Hecht, je
wohl für vie Ruhe und Sicherheit im Innern des Staats, ul
auch für die Wohlfahrt der Staatsangehörigen in foweit zu forgen
und zu wachen, als dieß micht fchon durch vie anderen Staat
gewalten gefchieht.
Die Finanzgewalt erjcheint als vie Berechtigung, zur
Erreihung der Staatszwede 2c. nicht nur Das erforderliche Duan-
tum der Stantseinfünfte zu beitimmen und wenn hierbei das Ein-
fommen aus beim unmittelbaren Staatsvermögen zur Deckung ver
Staatsbedürfniſſe wicht ausreicht, das außerdem Erforderliche auf
das Nationalvermögen auszufchlagen, ſondern auch das bejtimmte
Duantum zu erheben, nebit dem ummittelbaren Staatsgut umd
ben nußbaren Regalien zu verwalten und bie geſammten Staat
„einfünfte fir die betreffenden Staatsbenürfniffe zu verausgaben.
Das Finanzgefeg, welches ven Staatsbedarf ſtets auf 3 Jahre
jejtjegt, muß von den Ständen genehmigt fein. Der Großherzog
Verfaſſung. Staatsoberhaupt. 199
bat bei dem Finanzgeſetz die Initiative, das Recht der Sanction,
bie Promulgation une Publikation, fowie er auch das Necht bat,
die Bewilligung der nothwendigen Steuern zu fordern, und in
dringenden fällen erforderliche Summen Ichnbar aufzunchmen,
vorbebältlich der Nachweifung ihrer Verwentung und der Verant-
wortlichleit der Staatsbehörven. — Deu Grofherzog fteht dann
zu das Organifationsrecht in Anſehung der gefammten Yinanzver-
waltung, ferner vie Erlafjung der ans dem Wuffichts- und Ber-
waltungsrecht im Finanzfach ausfliegenden Verordnungen, und bie
Berwaltung, Erhebung und Verwendung ber verabjchiedeten Staats-
einfünfte.
Die Dienftgewalt gibt ihm vie Befugniß, die phyſiſchen
und pfuchifchen Kräfte ter Staatsangehörigen für bie Zivede des
Staats in Anſpruch zu nehmen. Sie ift eine Militär- und eine
Civildienftgewalt, je nachtem fie fih auf tie Diener bes Civil:
fachs oder des Militärfachs bezieht. Ueber das Militär ſteht dem
Großherzog tie ausfchließliche Verfiigung zu, ſowie über deſſen
Formation und die Disciplinargewalt nebſt dem Nechte alle ben
Kriegsdienſt betreffende Verordnungen ohne ftändifche Bewilligung
zu erlaſſen. Befchränfungen bei Ausübung der Militärgewalt
liegen theils in ber deutſchen Bunbesverfaffung, theils in ver Lan-
beöperfaffung des Großherzogthums. — Alle Diener des Civil-
fach8 werben von Großherzog ernannt oder miindeftens von ihm
beftätigt.
In Beziehung auf das Verhältniß zu fremden Staa—
ten erjcheint ver Großherzog als unbeſchränkter Repräſentant
feines Staats, anderen Mächten gegenüber, und ift im Befige
aller Äußeren Souveränitätsrechte. Seine Staatsgewalt ifta uch in
biefer Beziehung eine ziveifache, anordnend und ausführend,
Die anordnende äußere Stantsgewalt ift das Recht, auf
felbftftändige Weife die äußeren Verhältniffe des Staats, infoweit
fie nicht durch Das Völkerrecht geregelt fine, zu beftinumen, gefchehe
bieß nun vermittelt beſonderer Staatsverträge 2c. oder durch ein-
feitige Erlaſſe. Staatsverträge, durch welche den Staat oder ein-
zelnen &laffen und Perfonen neue Laften auferlegt werden, können
indeß nur mit Einwilligung ber Stände zum Vollzug kommen.
Nur bei Bundesverträgen (Beichlüffen ver Bundesverſammlung)
find Ausnahmen Hiervon zuläſſig. Staatsverträge werden nur
200 Der Staat.
burch den Großherzog ratificirt, abgefchloffen und in fetnem Namen
ausgefertigt.
Die ausführende äußere Staatsgewalt iſt das Necht, vie
durch das Völferrecht oder durch befontere Nechtstitel begrünbeten
Berhältniffe aufrecht zu erhalten und zu biefem Zweck die zuläffi-
gen völferrechtlichen Mittel anzumenten: Sie äußert ſich in bem
Geſandſchafts⸗ und Kriegsrechte. Vermöge des erfteren kann ber
Großherzog Gefandte abordnen und annehmen. Hinfichtlich ber
Koften, welche dadurch entjtehen, fteht den Ständen, infofern fie
aus Staatsmitteln beitritten werben, eine Mitwirkung zu. Mm
ver Ausübung bes Kriegsrechts ift der Großherzog ale Mitglied
des deutſchen Bundes mehrfach bejchränft.
Das Stuatsoberhaupt hat aber außer dem Beſitz der Staats⸗
gewalt noch gewiſſe befondere Berechtigungen, welde Attribute
der Krone genannnt werden Können. Sie find 1. Ehrenrechte,
2. Pekuniäre Berechtigungen.
Ehrenrechte find 1. fein Titel Großherzog von Hefien
und bei Rhein 2c. mit dem Präpifat „Königliche Hoheit” und
dem Genuß aller mit ver Föniglichen Würbe verbundenen Rechte,
Ehren und Borzüge. — 2. Das Wappen. Er bat im Schifbe
den Heffiichen Löwen aufrecht ftehenn, rechts gekehrt, weiß und
roth geftreift und mit einer Krone auf dem Haupte; das Schild
ift mit einer Königsfrone gevedt und einem Hermelinmantel ums
bangen. — 3. Ws Quelle ver höchſten Ehre kann nur er im
Sroßberzogthum den Aelftand ertheilen, Titel verleihen, zu Na⸗
mensveränderungen autorifiven und Uneheliche durch Reſeript legis
timiren. — 4. Ehrenrechte find ferner ein Hofftaat und eine
Garde, fowie 5. Verleifung und Gründung von Orden um
Chrenzeihen. Die Orden und Ehrenzeichen bes Großherzog
thums find:
a. berfudemwigsorden(Groffreuze, Commanbeure I. u. II. Claſſe, Ritter
I. u. Il, Claſſe, goldene Verdieuſtmedaille des Ludewigsordens; Orbenszeichen:
ein ſchwarzes, rothgerändertes, emaillirtes und mit Gold eingefaßtes in 8
Spitzen ausgehendes Kreuz. Im feiner Mitte auf der Borberfeite ein runder
rother Schild mit dem L., mit einer weißen Einfaffung, bie in goldner Schrift
bie Worte: „Für Verdienste“ enthält; auf ber Rüdfcite ein ſchwarzer Schild‘
worauf in goldner Schrift die Worte: „Gott, Ehre, Vaterland“ ftehen, mit
einem Lorbeer- und Eichenfrang auf weißemaillirtem Grunde ummwunden. Das
Kreuz, mit welchem oben die goldne Königskrone verbunden ift, wird am einem
nad) den Claſſen verſchieden breiten ſchwarzſeidenen, gewäflerten Band, beffen
Ränder auf beiden Seiten roth eingefaßt find, getragen. Die goldene Mebaille bes
Lubewigsordens wird an demſelben Bande getragen und hat anf der Vorder⸗
Verfaſſung. Staatsoberhaupt. 201
feite das Bild des Großherzogs, anf ber Rüdfeite die Angabe bes Grundes
ber Orbensverleihung.) b. Berdienftorden Philipps des Großmü—
thigen (Großkreuze, Comthure I. u. II. Claſſe, Ritter, filbernes Kreuz des
Berdienftordens. Ordenszeichen: ein achtfpitiges, einwärts ausgeſchweiftes
Kreuz von meißem Schmelzwert, mit goldner Einfaffung. Auf der Mitte der
Borberfeite auf laſnrnem Grunde das Bruftbild Philipps des Großmüthigen
in Gold mit deffen Wahlfprudy: „Si deus nobiscum, quis contra nos“ mit
goldnen Buchſtaben auf weißem Grunde. Auf der Nüdfeite in laſurnem
Grunde der Hell. Löwe mit der Umſchrift: Ludovicus II. magnus dux Hassiae
instituit in goldnen Buchſtaben auf weißem Grunde. Es wird an einem nad
den Claffen verfchieden breiten hochrothen Bande mit ſchmaler blaner Ginfaffung
getragen. Das filberne Kreuz des Philippsordens wird an demfelben Bande
getragen und ift in ber Horn dem Ritterorden ähnlich, Das Bruftbilb und ber
Löwe aber find von Silber. Auf ben für Militärs beſtimmten Orbenszeichen
durchkreuzen den Schild 2 Schwerter. c. Allgemeines Ehrenzeidhen
(filberne Mebaille) mit dem Bilde des Großhberzogs nnd ber Angabe bes
Grundes der Berleihung an einem hellblauen, hochroth ceingefaßten Bande.
d. Berbdbienft - Medaille für Wiffenfhaft, Kunft, Induſtrie und
Landwirthſchaft (goldene oder filderne Medaille mit Den Bilde des Groß-
herzogs und ber Inſchrift: „Dem Verdienste‘ an einem 5mal Pponceauroth
und 4mal weißgeftreiften Bande.) o. Das militäriſche Dienftebren-
zeigen, welches Militärperfonen nach 25 jähriger treuer Dienftleiftung er-
balten, beſteht Bei Den Offizieren in einem goldnen, bei Interoffizieren und
Gemeinen in einem filbernen Kreuze, welches an einen rotben weiß gefaßten
Bande getragen wird. Auf Ber vorderen Zeite hat es ein L. mit einer Krone,
auf ber hinteren Seite die Worte: XXV Jahre treue Dienfte. Das Dienft-
chrenzeichen für 50 Jahre unterfcheidet fich davon durch eine dariiber gefchte
Krone und die Worte auf der Rüdfeite: 50 Jahre trene Dienfte. f. Das
Felddienflzeihen, welches in ciner Medaille aus Geſchützmetall beſteht,
auf ber Borderfeite ein L. mit Krone und der Infchrift: „Gestiftet am 14.
Juni 1840°, auf der Hüdfeite die Worte: „Für treuen Dienst im Kriege“;
e8 wird getragen an einem rotbfeidenen weißeingefaßten Bande, und wird
jedem ertheilt, der im Heſſ. Dienfte einen Feldzug mitgemacht und fich Dabei
gut betragen hat und fpäter nicht wegen einer entehrenden Handlung beftraft
wurde. g. Militär-Dienftalterszeihen. Es zerfällt in 3 Elaffen und
wird für 10, 15 und 20 Dienftjabre ertheilt. Es beftcht für 10jähr. Dienft-
zeit in einer Schnalle von Eifen mit der Yufchrift: „10 Dienftjahre”; für
15jähr, Dienftzeit in einer Schnalle von Eifen mit filberner Einfaffung und
der Inſchrift: „15 Dienftjahre”; für 20jähr. Dienftzeit in einer Schnalle von
Silber mit der Iufchrift: „20 Dienftjabre”. Die Schnallen werden an dem
für die Militärdienftehrenzeichen beftimmten Bande getragen. h. Das Capi—
telstreuz der Domcapitulare in Mainz, beſtehend in einen mweiß-
emaillirten, abgerundeten, in Den Eden mit Flammen und oben mit einer
Königskrone verfebenen goldenen Krenz, mit dem Namenszug des Regenten zc.,
getragen an einem weißen rothgeftreiften Bande.
6. Gebühren ihm alle äußeren Zeichen der Ehrfurcht: er, feine
Gemahlin und alle Gliever des Hanfes werten in das Firchen«
gebet eingefchloffen. 7. Bei feinem Tode findet cine allgemeine
Pandestrauer ftatt. —
Zu dieſen Ehrenrechten gejellen fi) noch als pefuniäre
Rechte: eine Civilliſte (radicirt auf die als Familieneigen—
thum anerkannten ?/, ver Domänen) und gewiſſe Abgabenbe-
freiungen.
202 Der Staat.
Der Großherzog als Oberhaupt des Großherzoglichen Hauſes.
Alle Glieder des Haufes find feiner Hoheit, Aufficht und Gerichts:
barkeit untergeben. Chen ter Prinzen und Prinzgeffinnen des
Hanfes find darum 3. B. ohne Bewiliigung des Großherzogs ge
ſchloſſen unerlaubt, und Eheverträge ohne deſſen Betätigung nichtig.
Auch ift der Großherzog, unbebingt berechtigt, alle zur Erhaltung
ber Rube, Ehre, Ordnung und Wohlfahrt des Großh. Haufes an-
gemefjenen Manfregeln zu ergreifen. — Beſondere Berechtigungen
jtehen dem Großherzog und beziehungsweife dem ganzen Großer.
Haufe an dem fchuldenfreien unveräußerlihen Familiengute zu
. o. ©. 32, 116 u. 249. Dom Staatsvermögen und Yami-
lienvermögen ift verfchievden das Privatverınögen des Regenten.
Der Großherzog als Oberhaupt der evangelifchen Landeskirche.
Die Kirchenhoheitsrechte, welche in der Stantsgewalt liegen, erftreden
fih über alle Firchlichen Vereine. Als "evangelifcher Lanvesfürft
ift der Großherzog aber auch insbeſondere das Oberhaupt ver
evangelifchen Landeskirche nnd hat als folches die landesherrlichen
Episcopalrechte, und tamit die Ausübung der evangelifchen Kirchen:
gewalt. Er ift ſonach im Befite des kirchlichen Oberauffichtsrechts,
des Firchlichen Gejetsgebungsrechts und des Rechts der Ticchlichen
Verwaltung.
Die Heſſiſche Thronfolge. Das Großherzogthum iſt eine
erbliche Monarchie. Das Erbfolgerecht wird theils durch
Verwandtſchaft, theils durch Erbverbrüderung begründet. Die Erb
folge vermöge Verwandtſchaft bedingt Gemeinſchaft des Blutes mit
und Abſtammung von dem erſten Erwerber ver Landgrafſchaft,
Abſtammung aus einer ebenbürtigen und mit Bewilligung des
Großherzogs geſchloſſenen Ehe. In Folge von Erbverbrüderungen
ſind bei Erlöſchen der männlichen Erben des Hauſes erbfähig das
ſächſiſche Haus und das Haus Brandenburg, erſteres in Folge
ber Erbverbrüderung von 1373, letzteres in Folge des Erbrer—
trage von 1457, welchen bie bereit verbundenen fächfiichen und
befiifchen Häufer mit dem Haufe Branvenburg abgefchloffen, doch
fo, daß erft nach dem Ausgange ber früher verbundenen Häufer,
bie Erfolge verfelben den Kurfürften von Brandenburg (nachmals
Königen von Preußen) zufommen ſolle. Die Erbverbrüberungen
wurben von Seiten Heſſens und Sahien® 1487, 1520, 1555
Verfaffung. Staatsangehörige 203
und 1587 erneuert. Bei ber legten Erneuerung 1614 trat
auch wieder Brandenburg bei und zugleich wurde cine Aenderung
in ber Weiſe getroffen, daß Brantenburg, wenn Heſſen ober
Sachſen abfterben folfte, fogleich zu '/, erben follte, wührend Heſſen
und Sacfen fich gegenfeitig zu 2 zufallen und die brandenbur⸗
giſche Erbſchaft zu gleichen Theilen erhalten follten. Dem Haus
Heſſen aber follte die brandenburgifche und beziehungsweife ſächſiſche
Kurwürde zu heil werben.
Die Erdfolgeorpnung, welche in Folge verfchiepener
Verhältniſſe im Laufe der. Zeit mobificirt erjcheint, regelt bie
Reihenfolge, in welcher die verſchiedenen Erbfolgebirechtigten zur
Regierung gelangen follen. Ihr zufolge ift die Regierung im
Großherz. Haufe erblich nach Erftgeburt und Linealfolge. Sie
geht nur in Ermangelung eines durch Verwandſchaft oder Erb⸗
verbrüberung zur Nachfolge berechtigten Prinzen auf das weibliche
Geſchlecht Über. Demnach ift die Thronfolge zunächſt eine agna—
tiiche und erſt ſubſidiariſch eine cognatiſche. Die Thronfolgebe—
rechtigten vermöge Verwandſchaft geben denen vermöge Erb-
vertrag tor.
3. Die Staafsangehörigen.
Heſſiſcher Unterthan ift im allgemeinen jeve Berfon, welche
bie Staatöhoheit des Großherzogs über fich anzuerkennen ſchuldig
ft, mag die Berfon Heſſe fein oder Fremder, der entweder im
Staate begütert ift, oder durch vorübergehenden Aufenthalt innerhalb
ber Grenzen des Staats gegen Gewährung des gefeglichen Schußes
zur Beobachtung ter Staatsgeſetze, insbefontere der polizeilichen
Vorſchriften, verpflichtet erfcheint. Inländer aber find im all
gemeinen alle Helfen, d. h. alle Perfonen männlichen ober weib-
lihen Gefchlechts, Volljührige wie Milnverjührige, die in vem Groß-
berzogthum rechtmäßig in den Befig des Indigenats gelangt find.
Staatsbürger find dagegen nur diejenigen volljährigrn Inlän—
ber mänulichen Gefchlechts, welche in keinem freinden perfönlichen
Untertdansverbaud ſtehen und wenigſtens 3 Jahre im Großherzog-
thum wohnen. Die im Beſitz von im Lande liegenden Stanbesherr-
haften ſich befindenden Häupter ter um % 1820 beftantenen
ſtandesherrlichen Familen haben jedoch das Staatsbürgerrecht un-
geachtet eines fremden perſönlichen Unterthansverbands.
204 Der Staat.
Das Recht des Inländers, das Indigenat, wird er
worben: 1. durch die Geburt, wenn ver Vater zur Zeit ver Ge
burt das heſſiſche Indigenat befaß, 2. durch Verheirathung einer
Ausländerin mit einem SImlänver, für die erftere, 3. burch Ber:
leihung eines Staatsamts, 4. burch befondere Aufnahme. — &
geht verloren: 1. durch Auswanderung, 2. durch Verheirathung
an einen Auslänber.
Das Recht des Staatsbürgers fekt voran:
1. das Impigenat, 2. männliches Gefchleht, 3. die geſetzliche
Volljährigkeit, 4. Freiheit von fremdem perfönlichen Unterthan⸗⸗
verband, (mit oben angeführter Ausnahme) 5. einen wenigftens wäh
rend dreier Jahre ftattgefunvenen ſtändigen Wohnfig im Großher⸗
zogthbum. — Es geht ganz verloren: 1. mit bem Verluſt bei
Indigenats, 2. im Gefolge jeder rechtsfräftigen Verurtheilung tn
eine peinliche Strafe.
Alle Heffen find vor dem Gefete glei. Dem
gemäß genießen alle Heſſen gleiche ftaatsbürgerliche Rechte um
übernehmen gleiche ftaatshürgerliche Verbindlichkeiten.
Die ftaatsbürgerlihen Berechtigungen find en»
weder allgemeine politifche, oder individuelle politi-
Ihe. Die allgemeinen politifchen beziehen fich entweder
auf die Staatsverfaffung oder auf die Rechtspflege. Die erfteren
beftehen: 1. in dem Anſpruch des Heſſiſchen Volks auf Repräſen⸗
tation in ber Stänbeverfammlung und in ver Befugniß ver Dir fi
ger in die Stänveverfammlung zu wählen und gewählt zu werben N
2. in dem Recht ver Befchwerbeführung beim Lanbtage, wenn fit
ih in Hinficht ihrer individuellen Intereſſen verlegt Halten und
nachzuzeigen vermögen, daß fie die gefetlichen Wege zur Xbftellung
ihrer Beſchwerden vergeblich eingefchlagen haben. — In Folge ihrer
Rechte in Beziehung auf die Nechtöpflege haben alle: 1. einen
Anſpruch auf eine freie unabhängige Rechtspflege, 2. darf niemand
wider feinen Willen feinem gejetlichen Nichter entzogen werben,
3. darf Fein Heffe anders als in ver durch das Recht und bie
Geſetze beftimmten Fällen und Formen verhaftet oder beftraft wer-
pen, 4. darf Feiner länger al® 48 Stunven über den Grund
feiner Verhaftung in Ungewißheit gelaffen werben, 5. Hat jeber,
wo bie gefeglihen Nequifiten vorhanden find, Anſpruch aufs Ar⸗
menrecht im Proceß, 6. fteht ver Fiskus in allen privatrechtlichen
— —
Verfaſſung. Staatsangehörige. 205
3erhältniffen vor ven Gerichten, 7. ift die Strafe der Eonflscation
e8 ganzen Vermögens abgefchafft, 8. find auch Geiftliche in ihren .
ürgerlichen Verbältniffen und bei ftrafbaren Handlungen, die nicht
(oße Dienftvergeben find, ber weltlichen Obrigkeit unterworfen.
die individuellen politifhben Berechtigungen find:
reibeit der Perſon und Freiheit des Eigenthums, welche beibe im
jroßherzogthum feiner Beſchränkung unterworfen find, als welche
techt und Geſetz bejtimmen. In Folge veffen ift die Leibeigen-
baft aufgehoben, können unangemejjene Frohnden nie ftattfinden
ad felbft tie angemeffenen find ablösbar, fteht jedem Heſſen bie
Zahl feines Berufs und Gewerbs, infofern c8 an fich ein er:
ubtes ift, nach eigener Neigung frei und jeter kann fich mit
eicher Hoffnung auf WUnftellung zum Staatsdienfte vorbereiten, —
irf Niemand feinem gefetlichen Nichter entzogen werten (ſ. o.),
t jedem der Genuß vollfommener Gewilfensfreiheit zugefichert,
nd bat jeder das Recht der freien Auswanderung nach ben Be—
immungen bes Geſetzes, fowie auch jeder in ver Negel und im Zwei⸗
{ die ausjchließliche und unumfchränfte Verfügungsgewalt in Rück⸗
ht feines Vermögens baben fol.
Die bürgerlichen Pflichten ver Hefjen find entweder
ngliche oder perjönliche Leiftungen. Zu erfteren gehören vorzugs-
eije: die Steuerpflicht, die Einquartirungslaften, vie Verpflichtung
ar Abtretung des Privateigenthbums für öffentliche Zwecke gegen
orgängige Entſchädigung. Zu lekteren gehören als perjönliche Dienſt⸗
eiftungen für öffentliche Zwecke: die Militärvienftpflicht nach ven
Bejtimmungen des Gefeßes, der Huldigungseid. —
Einzelne Claſſen von Staatsangehörigen ſtehen aber
auper in den allgemeinen Hechtsverhältniffen noch in bejonderen
Rechtsverhältniffen. Es find dieſe der Adel und die Staatöbiener.
Der Adel (ſ. o. ©. 144). Der perfönlihe Adel wird
me burch eine Großberzogfiche Verleihung erworben ; per Geſchlechts⸗
abel ift entweber feit unvordenklichen Zeiten bergebracht (Urabel)
oder er iſt durch eine Standeserhöhung erlangt worden, deren
Zeitpunkt nachzuweifen ift (Brief- oder Bullenadel). Der per-
oͤnliche Adel erlifcht ordentlicher Weife mit dem Tode bes per-
Önlich Adeligen, ver Gefchlechtsavel in der Pegel nur mit dem
lusſterben der abeligen Familie; ausnahınsweife geht er in be-
timmten durch das Recht bezeichneten Füllen verloren. — Au ben
206 Der Staat.
Vorrechten des Heffifchen Adels überhaupt gehört: 1. ver Anſpruch
auf bie Präbifate dieſes Standes, 2. das Wappenrecht, 3. bie.
Hoffähigkeit. — Die Vorrechte des alten Adels von dem neuen
befchränten fich jett faft nıtr auf einen Vorzug unter den übrigen
Adelsgenoſſen, die bei Bejekung ver Ober- und Hofchargen be
rheffichtigt zu werben pflegt. — Zu ben bejonderen Vorrechten
ter Familien ver altheffifchen Nitterfchaft gehört ihr Anfpruch auf
Theilnahme an dem abeligen Stifte, Kaufungen (ſ. o. ©. 173).
Die befonderen perjönlichen Vorrehte ver Standesherrn
beftehen feit 1848 nur noch darin, daß fie: 1. zur Standes⸗
Haffe des Hohen Adels von Deutſchland gerechnet werden und das
Recht der Ebenbürtigkeit haben nach dem im Staatsrecht des vor
maligen deutſchen Reichs damit verbundenen Begriffe, 2. vie Titel
und Benennungen von ihren Befitungen, Graffchaften und Herr
ſchaften fortführen, welche fie vor Vereinigung mit dem Großher⸗
zogthum geführt Haben, 3. ihren Aufenthalt im jedem zum deut
ſchen Bunde gehörigen oder mit vemfelben in Trieben Tebenven
Staate nehmen können, 4. daß ihre noch beftehenven Famtlienverträge
und Verfügungen verfelben über ihre Güter und Fumilienverhäft
niffe, nach den Grundſätzen ver früheren deutſchen Verfaffung auf
recht erhalten werben, 5. daß fie das Präfentationsrecht bei Be
fetung von Pfarr- und Schuljtellen, fowie ver Stellen der Ber
walter von Sirchenfaften, Schulfonds und milden Stiftungen haben,
wenn fie nachweifen Tönnen, daß dieſe Stellen von ihnen ober
ihren Vorfahren aus ihrem Privatvermögen fundirt worden find,
ein Recht was unter gleicher Vorausſetzung auch andern Privaten
zuftehen würde. — Bis zum Jahr 1848 waren den Stanbe&
herrn beſonders noch folgende Vorrechte gemwährleiftet: 1. pas Kir
chengebet, das Trauergeläute und die Einftellung ber Bffentlichen
Luſtbarkeiten bei Trauerfällen in den ftandesherrlichen Yamilien,
2. die Befreiung von ber Militärpflicht, 3. das von den Bewoh—⸗
nern der Standbesherrfchaften abzulegenve Verfprechen ber Ehrer⸗
bietung, 4. das Recht der Haltung von Ehrenwachen, 5. ver pri
vilegirte Gerichtsftand und eine exceptionelle Stellung in Polizei⸗
fachen, 6. die Befreiung ver ftandesherrlichen Wohnungen von ver
Eingnarkirung, 7. die Befugniß über ihre Güter und Familien
verhältniffe neue verbinvliche Verfügungen zu treffen, welche in
beffen, wenn die Gerichte des Londes darauf Rückſicht nehmen
Verfaſſung. Staatsangehörige. 207
follten, dem Großherzog vorgelegt werben mußten, 8. das Vorrecht,
daß bie Häupter der Familien nach den Prinzen des Großherzog.
lichen Haufes vie vorberften geborenen Stimmführer auf vem
Landtage waren, 9. gewiſſe Vorrechte Hinfichtlich der Entrichtung
bon birecten ober inbirecten Steuern, 10. gewiſſe Vorrechte, ver-
möge beren ihnen eine bejchräntte Ausitbung einzelner Hoheitsrechte
zuftend, namentlich Gerichtsbarkeit, Polizeiverwaltung, Anftellung,
Ernennung und Präfentation von Beamten, einjchlieklich ver Ge—
meinbebeamten, begleichen ein Antheil an ver Kirchengewalt, 11. dus
allgemeine Präfentationsrecht bei Befegung aller in ihren ſtandes—
herrlichen Bezirken erledigt werdenden Pfarr- und Schufftellen,
12. das vorzugsweife Necht auf Benutzung ber fich innerhalb ihrer
Standesherrſchaften vorfindenden Mineralien und Foffilien, 13. Zu-
geſtändniſſe Hinfichtlich ihres Privateigenthbums und ihrer Privatge-
rechtſame in Bezug auf Abldfung, Verwandlung oder Aufhebung
ſolcher Gerechtfame.
Die Staatspiener. Bei ver durch die V. U. geftatte-
ten freien Wahl feines Berufs kann jeder Heffe fih zu einem
Staatsamte vorbereiten. Keiner aber Tann ein folches erhalten,
wenn er nicht feine Fähigkeit dazu durch ordnungsmäßige Prüfung
bewiefen hat. Staatsdiener wird ein Heffe, wenn er ein Anftel-
mgsbecret Hat, und zwar batirt feine Stantspienergualität won
dem Tage an, an dem fein Decret umterzeichnet if. Der Tod
des Landesfürſten, welcher das Anftellungsvecret ausgeftelit hat, ift
af die Forttauer ber Staatövienergualitit ohne Einfluß. Die
Staatsdienerqualität erlifcht orbentlicher Weife erft mit dem Tode
des Staatsdieners, außerorbentliher Weife noch bei feinen Lebzeiten
durch gänzliche Dienftentlafjung (Dimiffion) und durch gerichtliche
Dienftentfegung (Caſſation). Dienftentlaffungen können nur
in zwei Hauptfällen erfolgen, nämlich in dem Falle, wenn ver
Etaatsriener felbft vie Staatsregierimg darum bittet und in dem
delle, wenn die Staatsregierung einen proviſoriſch angefteliten
Diener entläßt; proviſoriſch angestellt aber ift jeder in ven erften
5 Yahren feiner Anftellung, und jeder überhaupt auf Widerruf
Angeftelltee ine erbetene Dienjtentlaffung wird, außer in Noth-
fällen, ertbeilt. Eine Dienftentjegung kann nur burch richterliches
Erkenntniß bewirkt werden. Sie bewirkt völligen Amts⸗ Titel- und
Gehaltsverluft; fie macht aber an fich nicht unfähig ya ae
208 Der Staat.
öffentlichen Aemtern, wenn nicht das Urtheil vie Unfähigkeit, im
Staatsdienſt wieder angeftellt zu werben, außbrüdlich ausgefprochen
hat. — Bei Unfchuldigung oder Verbacht einer Amtsverletzung
hat das vorgeſetzte (Mominiftrativ-) Colleg mit den Recht einftweili-
ger Suspenfion vom Dienft die vorläufige Unterfuchung. Der
Erfolg diefer präparatorifhen Unterfuchung ift entweder Erklärung
der Unfchulo oder Erfenuung einer Disciplinarftrafe, oder wenn
entweder eine, ihre Competenz überfchreitende höhere Strafe zu
erfennen, ober gerichtliche Spezialunterfuhung (Berjeßung in ben
Anklageſtand) nothwendig ift, Stellung vor Gericht, womit ſtets
Suspenfion vom Dienft und Gehalt verbunden if. Erkennt dam
das Gericht eine Strafe, welche vie Disciplinarftrafbefugniß ver
Adminiſtrativbehörde nicht überjchreitet, jo wird die Sache an bie
Behörden zurüdveriwiefen zur Strafausiprehung. Bei TFahrläflie
feit, Ungehorfam und Unfleiß ꝛc. finden Disciplinarftrafen ftat,
welche in Verweifen, in Gelpftrafen und in Suspenfion vom Dienft
und Gehalt beftehen. — Die Rechte eines Staatsbieners wer
den erworben mit der erjten Anſtellung. Definitiv angeftellte
Staatsviener insbefonvdere erlangen im Augenblick ihrer befinitiven
Anftellung 1. ein Recht auf lebenslängliche Erhaltung ihrer Staats⸗
bienerqualität, infofern fie zu fordern berechtigt find, daß fie nicht
willführlich entlaffen und nur durch Urtheil und echt entjekt
werben, 2. ein Necht auf den unverminderten Yortbezug ber ihnen
bewilligten Beſoldung, 3. im Falle eines bejtimmten Lebens» ober
Dienftalters, oder, im Falle einer vor biefer Zeit eriviejenen
Dienftunfähigkeit als Folge phyſiſcher Gebrechlichkeit 2c. ein Recht
auf Verfegung in den Ruheſtand und auf Bewilligung bes ver
orbnungsmäßigen Nuhegehalts. Die Regierung Tann übrigens alle
Staatsdiener mit einziger Ausnahme gewiſſer Nichter jederzeit in
Ruheſtand verfegen, ſowie fie auch einen jenen aus Gründen bet
Verwaltung, jedoch ohne Zurückſetzung in der Dienſtklaſſe und in
dem Gehalt, verfegen kann, 4. das Recht auf feinen Amtstitel,
5. das Recht auf feine Amtsfleivung, 6. begründet die Staat
bienerqualität auch für bie Wittwe des Staatsdieners einen eben‘
länglichen und für feine Kinder bis zum Eintritt ind 21. Leben%
jahr einen verorbnungsmäßig näher beftimmten Penfionsanfprud,
7. ift e8 ein Vorrecht der Staatsbiener, daß ihre Beſoldungen
und Penfionen nur zu '/, von Gläubigern in Unfpruch genommen
vr
Verfaſſung. Gemeinden. 209
werben können, 8. Injurien gegen einen Beamten bei Vornahme
feiner Amtsfunctionen werben ftrenger und von Amtswegen beftraft. —
Jeder Staatsbiener hat aber auch die Verpflichtung, alle feine
Kräfte, feinen Fähigkeiten entiprecheut, mit Nechtfchaffenheit und
Thätigkeit und insbefonvere mit ver feinem Fürften fchuldigen
Treue und dem pflichtinäßigen Gehorfan gegen vie Befehle feiner
Borgefegten, auf vie ftrengfte Erfüllung jeiner Anıtspflichten und
DObliegenbeiten zu verwenden.
A. Semeinden.
Jeder Staatsangehörige, für welchen feine gefetliche Aus-
- nahme befteht, muß einer ber Gemeinden des Großherzogthums
angehören. Die Gemeindeoronung fpricht als Grundlage des Ge-
meinbeivefend vie eigne felbitjtändige Verwaltung des Vermögens
durch von der Gemeinde Gewählte unter ver Oberaufficht des
Staats aus und ftellt zugleih das Gemeindevermögen gegen alle
fislaliſche Eingriffe ſicher — Bere Gemeinde ift der Regel
nach mit einem beftimmten umgränzten Bezirk verfehen, welcher
bie Gemarkung heißt. Die Gemeinve bilvet die Geſammtheit der
zeitigen Ortsbürger. Ortsbürger ift aber, wer in bus Ver⸗
zeichniß der Ortsbürger eingetragen ift, und er tritt mit biefem
Eintrag in die Nechte eines Ortsbürgers ein. Das Ortsbürger-
recht wird erlangt vermöge Geburt und vermöge befonderer Auf-
nahme. Vermöge der Geburt ift jeder großjährige Inländer ver
Regel sach berechtigt, die Aufnahme an dem Ort zu verlangen,
wo fein Vater ober feine Mutter zu der Zeit, wo er bieß thun
will, das Ortsbürgerrecht bejigen, oder als Ortsbürger geftorben
find. Den Kinvern der Ortsbürger gleich ftehen, infofern fie nicht
bereit8 anderswo das Bürgerrecht haben, die Kinder der Civil⸗
ſtaatsdiener, ver Geiftlichen, ver Schullehrer, ver Militärperjonen zc.
Die Aufnahme von Perſonen, welche nicht vermöge ber Geburt
ein Necht auf die Ertheilung des Ortsbürgerrechts haben, ift je
nachdem der Aufzunehmenve Inländer oder Ausländer ift, verjchie-
ben. Geber großjährige Inländer chriftlicher Religion oder auch
jever tiraelitiiche Inländer kann die Aufnahme als Ortsbürger
verlangen, und fie wird ihm nur dann verweigert, wenn er einen
fchlechten Auf hat oder vorausfichtlich fich nicht rechtlich ernähren
kann. Ausländer müffen erft das Inpigenat erwerben, che ar KA
Walthers Helen. \4
210 Der Staat.
um Aufnahme als Ortsbürger bewerben können. Bei ihrer Auf⸗
nahme ift auch noch beſonders darauf zu ſehen, ob fie für bie
Gemeinde vwortheilhaft if. — Der Ortsbürger erhält Nechte und
übernimmt Pflichten: Die Rechte des Ortsbürgers fin
namentlich: das Necht des ſtändigen Aufenthalts in ber Gemeinde,
das Recht durch Heirath eine Familie zu gründen, ber Anſpruch
auf Benutzung der Gemeinveanftalten, das Necht auf Unterftütung
aus den Lolalarmenftiftungen over ven Gemeinbemitteln in Fällen
wahrer Dürftigfeit, das Necht der Wahlfähigfeit und Wählbarkeit
zu allen Gemeindeämtern und in Rüdficht auf pas Gemeindever⸗
mögen in ver Negel ein Recht auf gleichen Antheil an den Nukun-
gen deſſelben. — Die Pflichten des Ortsbürgers bejtehen
in ber Bürgerpflicht zur Webernahme von Gemeindeämtern ver
Negel nad, in der Beforgung gewifjer befonverer Dienfte, (Ber
ſehung des Sicherheitswachedienſts 2c.) Zahlung ber Communal⸗
abgaben.
Die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten und der mit
biefer verbundenen Ausübung der Lofalpolizey bejorgt ordentlicher
Weiſe in jever Gemeinde ein befonvderer Ortsvorftand. De
Ortsvorftand jeder Gemeinde bilden: der VBürgermeifter, ein ober
mehrere Beigeorbnete beffelben und ver Gemeinveratf. ‘Der alle
gebilbete Ortsvorſtand tft der gefeßliche Stellvertreter ver Gemeinde
in allen Angelegenheiten, . welche vie Gemeinde und bie Verwaltunz
ihre8 Vermögens betreffen. Der Bürgermeifter ift ber erfte
Ortsporgefettte und bie handelnde und ausführende Behörde in
der Gemeinbeverwaltung, und zugleich der Regel nach die vol
ziehende Gewalt in polizeilicher Hinficht. Er wird von der Staate⸗
regterung ernannt aus den gewählten Mitglievern des Gemeinde
raths, deſſen Mitglied ‘er verbleibt. Seine Ernennung erfolgt
entweder für bie Zeit bis zur nächſten regelmäßigen &rgänzung
bes Gemeinveraths, oder auf fo lange, als der Emantıte zum
Mitglied des Gemeinderaths gewählt if. Der Beigeorbnete
ift der Stelivertreter des Bürgermeiſters, fobald dieſer verhindert
ift, oder wenn er von biefem beauftragt wird. Auch er wird
bon der Staatsregierung aus dem Gemeinverath ernannt. — Der
Gemeinderath fteht als berathende und mitauffehende contre
lirende Behoͤrde dem Bürgermeifter zur Seite. Er foll minbeftens
9, Höchftens 80 WMitgliever haben, Stimmfähig bei ver Wahl
Verfaſſung. Gemeinden. 211
es Gemeinderaths find nur Staatsbürger, welche das 25. Lebensjahr
wrücgelegt haben, auch feit Anfang des Jahres, in welchem bie
Vahl ftatt findet, Perfonalfteuer entrichtet, und unter dieſer Vor—⸗
usfegung find ftimmfählg, infofern fie in der Gemeinde feit einem
ahr Heimath und feſten Wohnfig haben und infofern fie nicht
urch jonftige gejeßlihe Beſtimmungen daran verhindert find,
. alle Ortsbürger, 2. alle anderen Einwohner, die in den Städten
Yarmftabt, Mainz, Gießen, Offenbah, Worms, Bingen, zur 6.
ı anderen Gemeinden zur 7. ober zu einer höheren Klaſſe ber
jerfonalftenerpflichtigen gehören. Wählbar zum Mitglied des Ge-
ſeinderaths ift jeder ftimmfähige Ortsbürger, welcher nicht an ber
usübung der Stimmbderechtigung gehindert ift, mit Ausnahme von
Rilitärperfonen während des Dienftes, und der Geiftlichen, Schul-
hrer fowie derjenigen activen Staatspiener, welche zu einer dem
zemeindevorſtand vorgefegten Verwaltungsbehörde gehören, nicht
veniger bie “uftizbezirfsbeamten. Auch vürfen die Mitglieder des
Bemeinveraths nicht in auffteigender oder abfteigenver Linie mit
inanber verivanbt fein. Der Gemeinverathb kann in gewiſſen
Killen von der Staats-Negierung aufgelöft werden. Die Wahl
er Mitglieder des Gemeinderaths erfolgt auf 9 Jahre. Alle 3
Jahre tritt ein Drittbeil aus dem Gemeinberath aus und wird
urch neue Wabl erfett. Die abtretenden Mitglieder können aber
dieder gewählt werben.
Die Berwaltung der Gemeinde bezieht fih: 1. auf
te hoheitliche Ortspolizei, 2. auf die Verwaltung des Gemeinde⸗
ermögend.
Die DOrtspolizei tft, wie wir ſchon gehört haben, da
do nicht eine eigene Ortöpolizeibehörbe bejtebt, dem Bürgermeifter
Ihertragen, der damit als Ianvesherrlicher Diener erfcheint. Zur
Irtspolizei rechnet die Sicherheits⸗, Reinlichkeits-, Geſundheits⸗,
Irmen⸗, Straßen⸗, Feuer⸗, Markt⸗, niedere Gewerbs-, weltliche Kir⸗
hen⸗ und Stiftungspolizei, ſowie die Sittlichkeits, Gemarkungs⸗,
Jau- und Geſindepolizei, ſowie auch die Aufſicht auf Mans und
zewicht. Zu dieſen Zwecken fteht auch das Dienjt- und Polizei
terfonal zu feinen Befehlen.
Die Berwaltung der eigentlihen Gemeindean-
elegenheiten bezieht fich theils auf Perfonen d. 5. auf Re⸗
ption und Demiffion von Ortsbürgern und theüs au Somen
1\4*
212 Der Staat.
d. 5. auf die Verwaltung des Gemeinvevermögens. Die Gemeine
Einnahme und Ausgabe Hat ein Gemeinverechner zu beforgen.
Zur Begründung und Erhaltung eines geordneten Gemeindehau
balts ift, wie für den Staat, fo aud für die Gemeinden ix
Etatswirtfchaft eingeführt. Demgemäß muß jährlich ein Gemeine
voranfchlag nach beitimmter Form gefertigt werben, ber vom Ge
meinberath berathen, zur Cinficht der Ortsbürger «aufgelegt, vom
Kreisrath geprüft, vom Minifterium beftätigt wird. Innerhalb ve
Beftimmungen des PVoranjchlags verivaltet der Bürgermeifter in
Namen ber Gemeinde nach den allgemeinen Verwaltungsregeln ım
becretirt bie einzelnen Poften in Einnahme und Wusgabe Te
Gemeinderechnung wird nach Ablauf des Jahres vom Gemeine
einnehmer geftellt, vom Bürgermeifter geprüft, auf dem Gemeine
haus ausgelegt, nebft ver Verwaltungsrechenfchaft vom Gemeine
rath geprüft, und der Rechnungsfammer zur Revifion eingefchidkt zc. —
Wenn der Ertrag des Gemeindevermögens zur Beſtreitung be
Ausgaben nicht hinveicht, findet eine Gemeinveumlage ftatt. te
Gemeindeumlage erfordert Genchinigung ver Staatsregierung. —
Etwaige Kapitalaufnahmen erfordern der Regel nad) Genehmigug
und Autorifation des Kreisrathss. — Ueber die Subftanz des Ge
meinbevermögens kann ohne Genehmigung des Kreisraths nicht
bisponirt werben. — Die Communalforftverwaltung betr. f. m
o. ©. 104.
In jeder Gemeinde der Provinzen Starfenburg und- Ober
heſſen befteht ein DOrtsgericht, bejtehend aus einem Vorſteher
und mehreren Mitglieder (Gerichtsmännern), welche von den Statt
und Landgerichten aus den Einwohnern ber Gemeinden ernamt
werden. Der Borfteher hat die Leitung, Ueberwachung ung Zr
theilung der Gefchäfte. Bezüglich ver freiwilligen Gerichtsbarkeit
hat das Ortsgericht die auf Immobilen gerichteten Kauf- ꝛc. Ver
träge, fowie Gütertheilungen und Cheverträge, welche richterliche
Beftätigung berürfen, zu protofolliren; da, wo dieß nicht durch Mt
Gerichte geſchieht, Viehhandelsprotokolle aufzunehmen, freiwillige Ker
fteigerungen und öffentliche Verpachtungen abzupalten, Lnterfchriften
Dritter zu beglaubigen, Sterbfälle ven Gerichten anzuzeigen, Ob
fignationen vorzunehmen, für Ordnung, Aufbewahrung des Hupe
thefenbuh8 und der Grundbücher zu forgen, Schäßungen von
"mmobilten vorzunehmen, vie Tragen bei Supetäelen, bei Verträgen
Verfaſſung. Stänbeverfammlung. 218
über Immobilien 2c. zu beantworten, Begutachtungen bei DVeräuße-
rungen 2c. zu geben, die Einträge und Löfchungen im Hypotheken⸗
buche vorzunehmen. Bezüglich ver ftreitigen Gerichtsbarkeit hat es
Berichte über Zulaffung zum Armenrecht zu erjtatten, Zwangsver⸗
fteigerungen jeder Art vorzunehmen, gerichtlich erfannte Befchlag-
nahmen, Ausweifungen und Urtheile zu vollzichen. Es hat ferner
bei vorfallenven befonveren gerichtlichen Alten (Leichenſchau 2c.) das
Schöffenamt zu verjeben, auf Erfordern des Gerichts Urkundsper⸗
fonen zu jtellen, Leumundszeugniſſe zu geben.
d. Die Ständeverfammlung.
(Man vergleiche über die alten Heffifihen Stände S. 25 f.)
Die Zufammenfegung der Stänveverfammlung ſowie
bie Art und Weife ver Wahl ihrer Mitgliever, wie fie bie Ver-
faffungsurfunde beftimmt hatte, find durch die Creigniffe bes Jah—
res 1848 in Frage geftellt.e Berfchievene DVerfuche zur Löſung
biefer Frage auf andere Weife haben bis jett zu feinem dauernden
Refultate geführt.
Die V. U. beftimmte 2 Sammern Die erfte Kam:
mer wurde aus 3 Klafjen von PBerfonen gebildet, nämlich: 1. aus
ſolchen welche durch ihre Geburt (die Prinzen des Haufes, bie
Häupter ber ftandesherrlicden Familien, ver Senior der Familie
Riedeſel), 2. aus folchen welche durch ihre Stelle (ver Tatholifche
Landesbiſchof, ver Kanzler ver Univerfität), 3. aus folchen melche
kraft einer beſonderen Großherzoglichen Ernennung zu Mitglievern
der erjten Kammer berufen waren (ein proteftantifcher Geiftlicher
[Prälat], ein ausgezeichneter katholiſcher Geiftlicher, bei Erledigung
des bifchöflichen Stuhle an ver Stelle des Bifchofs bei dem Land⸗
tag ericheinend, ausgezeichnete Staatsbürger, welche der Großherzog
auf Lebenszeit berief), — Die zweite Kammer wurde durch
Wahlen, aber aus 3 Claffen von Perfonen gebilvet. Sie beitand:
1. aus 6 Abgeorbneten, welche der im Land mit Grundeigenthum
angeſeſſene oder im Beſitz eines bejtimmten Kapitalvermögens fich
befindende Adel aus feiner Mitte wählte, 2. aus 10 Abgeorpneten
berjenigen Städte, welchen, um bie Intereſſen des Handels ober
alte achthare Erinnerungen zu ehren, ein bejonveres Wahlrecht zu-
ftand, 3. aus 34 Abgeordneten, welche nach beftimmten, in ben
3 Provinzen befonvers gebildeten Wahlbezirten, von ven wit wit
214 Der Staat.
einem beſonderen Wahlrecht begabten Städten und ben Lanbgemein-
den gewählt wurden. — Allgemeine Erforbernifje zur Wählbar-
feit waren: daß der zu Wählende Staatsbürger war, daß er nie
mals wegen Verbrechen over Vergehen, die nicht bloß zur niederen
Polizei gehören, vor Gericht geftanven hatte, ohne gänzlich freige
fprochen worden zu fein, daß er das 30. Lebensjahr zurückgelegt
batte, daß er ein zur Sicherung einer unabhängigen Eriften ge
nügendes Einkommen hatte, daß er nicht ſchon Mitglied ver erften
Kammer war, und endlich, daß er nicht gewiffen durch das Geſet
näher bejtimmten Claffen von Staatsdienern angehörte. Beſondere
Erforderniffe zur Wählbarfeit -waren für einen Deputirten bes
Adels, daß er felbft zum Adel gehörte, daß er im Lande felht
genügenden Grundbeſitz hatte, over als Capitalift 60000 fi. an
Großberzoglichen Staatspapieren eigenthümlich oder nutznießlich be
ſaß. Beſondere Erforberniffe für einen Deputirten eines Stadt
oder Landwahlbezirks waren, daß er orventlicher Weife 100 fl
birecte Steuern jährlich entrichtete, oder als Staatsdiener einer
jährlichen ftändigen Gehalt won wenigftens 1000 fl. bezog, ober
an Großherzoglihen Staatspapieren 20000 fl: befaf. —
An den Wahlen des Adels nahmen Theil: alle abeligen
Grunpbefiger over Capitaliften, welche das erforderliche Vermögen
befaßen und das 30. Lebensjahr zurüdgelegt hatten. Die Ernen
nung der Abgeorpneten ver Wahlbezirfe gefchah durch 3 Wahlen.
Die erfte derjelben beftimmte vie Bevollmächtigten, von vielen
wurden bie Wahlmänner und von diefen wieder bie wirklichen Ab
georbneten gewählt. Stimmfähig bei ver Wahl der Bevollmächtig
ten war jeder in ber Gemeinde wohnente "Staatsbürger (mit
Ausnahme der Mitglieder ver erften Kammer over eines bei ben
Wahlen des Adels Stimmfähigen oder Wählbaren). Wählbar aber
war nur Derjenige in ber Gemeinde wohnende Staatsbürger, ber
menigftens 25 Jahr alt war und minbeftens 20 fl. directe Steuern
jährlich zahlte. Wählber zum Wahlmann waren die 60 im ben
Bezirken wohnenden und höchftbefteuerten Staatsbürger, welche min
beitens 30 Jahre alt waren. Wählbar zum Abgeorbneten waren,
ohne Rückſicht in welchen Bezirken fie wohnten, alle Staatsbürger
in beren Perfon fich die deßhalb bedingenden allgemeinen und befon-
beren Erfordernifje wirklich vorfanden.
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rn:
Verfaſſung. Ständenerfammlung. 215
Sp waren die Beitimmungen ver Verfaſſungsurkunde über
bie Zufanmmenfegung ber beiten Kammern und über die Art und
Weile ver Wahl! Welche Beftimmungen demnächſt gültig fein
werben, ijt bermalen noch unentjchieben.
Die Dauer der Wahlen it auf 6 Jahre beftimmt.
Während viefer Zeit findet eine neue Wahl nur ftatt: 1. wenn
ein Abgeordneter ftirbt, 2. wenn er ablehnt oder nieverlegt, 3. wenn
er wahlunfähig wird, 4. wenn er ein Öffentliches Amt übernimmt
oder zu einer höheren Stelle beförvert wird. Der Abgeordnete
ft Dann aber wieder wählbar. —
Die Etände treten nur zufammen, wenn fie vom Großher⸗
809 berufen werben, was ber Regel nach alle 3 Jahre zu ge-
ſchehen Hat. Der Großherzog Nat das Recht, die Kammer zu
Tchliegen, zu vertagen und aufzulöfen.
Die Berbandlungen fönnen veranlagt werben: 1. burch
Großherzogliche Propofitionen, 2. durch Anträge eines ober meh-
xerer Mitglieder der Kammer, 3. durch Mittheilung ver anvern
Sammer, 4. durch (jchriftlich einzureichenve) Petitionen Einzelner
oder Corporationen, welchen e8 jedoch nur bann verjtattet ift, fich
an bie Stände zu wenden, wenn fie jich in Hinficht ihrer indi—
viduellen Intereſſen anf unrechtliche oder unbillige Weife für ver-
letzt oder gefränft halten und wenn fie zugleich nachweifen können,
Daß fie die gefeglihen Wege um bei ven Stantsbehörben eine
Abhülfe ihrer Beſchwerden zu erlangen, vergeblich eingefchlagen
haben.
Die Stänbeverfammlung hat folgende Rechte: 1. das Mitwir⸗
fungsrecht bei der Lanbesgejekgebung in der Weile, daß fie das
Recht bat, Gefekesanträge im Wege ver Petition zu machen und
das Recht der Zuftimmung bei neu zu erlaffenden Gejegen. 2. Rechte
in Anſehung des Staatshaushalts, va ohne ihre Zuftunmung feine
Directe ober inbirecte Auflage ausgefchrieben oder erhoben werben
kann, und ihr die Befugniß ertheilt ift, nicht nur eine vollftändige
Ueberfiht und Nachweilung der Staatsbebürfniffe, fondern auch
eine genügende Auskunft über die Verwendung früher verwilligter
Summen zu verlangen. In biefer Beziehung können die Stände
(außer wo eine Ausgabe zur Erfüllung bundesgemäßer Qerpflich-
. tungen nötbig if) ihre Zuftimmung hinſichtlich einzelner vorgefchlas
gener Ausgaben und Auflagen theilweife ober ganz verweigern.
216 Der Staat.
Die Thätigfeit der Stände bezieht fich aber nicht bloß auf das
Finanzgefeß, fondern auch auf die Staatsſchuld, welche von ven
Ständen garantirt ohne ſtändiſche Einwilligung nicht vermehrt
werben darf. Der Einfluß der Stände in Rüdficht ver zum
Familieneigenthum gehörigen ?/, der Domänen befchränft fich da
rauf, daß in der Regel davon nichts, ohne ihre Einwilligung ver-
hupothecirt werben barf, und daß die Einnahmen dieſes Familien⸗
guts in dem Einnahmebudjet aufgeführt und zu den Staatsandge
ben verivenbet werten, obwohl die zu den Bedürfniſſen des Grof-
herzoglichen Haufes und Hofes erforderlichen Summen darauf vor-
zugsweife vabicirt find. Was aber das Teßte \/, der Domänen
betrifft, welches mittelft allmähligen Verfaufs zur Staatsfchulen |
tilgung verivendet werben foll fo ift tie Art ꝛc. feiner Veräußerung
burch ein Gefeg genau beftimm. Mit dem Steuerbewilligunge
recht und ven übrigen Berechtigungen der Stände in Anfehung
des Staatshaushalts ift das Necht ver Mitaufficht über vie Ber-
werbung der Staatseinfünfte ſowie das Recht auf Nachweifung ber
Staatsberürfniffe und auf genügende Auskunft über die Verwen—⸗
bung früher bewilligter Summen auf das engfte verbunden. Un
mittelbar und fortwährend wirkſam äußert fich biefes echt mm
in Bezug auf die Verwaltung der Staatsjchuldentilgungsfaffe und
in Rüdjicht der auf die Amortifation der Staatsſchulden zu verwenden
den Summen. Es äußert fich aber auch fonft durch pas Recht
auf Vorlage eines Staatsbudjets für die nächftfolgenne TFinanzpe
riode, fowie durch das Recht auf Mittbeilung der Reſultate ver
Finanzverwaltung in der nächſt vorher gehenden Finanzperiobe, bet
wirklich erfolgten Einnahmen und Ausgaben in derſelben, 3. haben
die Stände ein Betitionsrecht d. b. fie haben das echt ven
Großherzog alles dasjenige vorzutragen, was fie vermöge eine
übereinftimmenven Befchluffes für geeignet halten, um es als Wunſch
oder Befchwerde an ihn gebracht zu fehen, inmfofern ver Gegem
ftand zu dem Wirfungsfreis ver Stände entweder unmittelbar ge
hört oder biefen auf eine des inneren Zufammenhangs nicht er
mangelnde Weife berührt, 4. haben fie auch ein Beſchwerde⸗ und
Anklagereht d. h. fie haben das Recht, Beſchwerden, welche fie
fih gegen das "Benehmen der Staatsriener aufzuftellen bewogen
finden könnten, in Form von Petitionen an ven Großherzog zu
bringen.
Verwaltung. Allgemeines. - 217
Die Stände haben auch fonft noch Rechte, vie ihnen als
Sorporation zukommen. Dahin gehören: 1) das Recht ver
yefinitiven Cntſcheidung über die Gültigkeit ver Wahlen und über
sie BZulaffung, Abweiſung oder Befreiung der Mitglieder ihrer
Kammer, 2) das Recht einzelnen Mitgliedern ihrer Kammer einen
Urlaub zu ertbeilen, 3) das Recht in Fällen cines ordnungswidri⸗
zen Benehmens eines ihrer Mitglieder eine Mipbilligung auszu-
ſprechen und im Wiederholungsfalle zeitliche over gänzliche Aus:
ſchließung aus dieſer Ständeverſammlung zu erfennen, 4) alle Mit-
zliever ver Kammern ftehen unter deren Schuß, 5) fie haben das
Recht ihre Verhandlungen pur ven Drud bekannt zu machen
nd Zuhörer zu ihren Sigungen zuzulaffen, 6) fic haben ihr
Ranzleiperfonal zu beftellen, cin eignes Siegel zu führen, einige
Regiftraturen zu führen und haben das Archivrecht.
Perſönliche Rechte ver einzelnen Stänvemitgliever find:
1. Keins darf während der Diner des Landtags ohne Bewilligung
ter Kammer irgend einer Art Arreft untertvorfen werden. 2. Jedes
Mitglied darf Motionen machen über Gegenftinvde, welche zum
Wirfungstreis ver Kammer gehören und iſt für den Inhalt feiner
Abſtimmung nicht verantwortlih. 3. Jedes Mitglien, welches
nicht am Orte des Landtags feine Wohnung hat, erhält ans ber
Staatsfaffe eine Vergütung des Reiſegelds und Entfchärigung für
den Aufenthalt als Taggeld.
Der Gefhäfsgang ber Stänbeverfammlung ift durch eine
beſondere Gefchäftsorpnung geregelt.
II. Die Verwaltung.
Da e8 für den Regenten unmöglich ift, alle öffentliche
Tunctionen im Staate felbit zu vollziehen, ober auch nur bie
Regierungsgewalt überall unmittelbar zu üben, jo iſt es möthig,
daß Organe beftellt werben, welche vie Bffentlichen Functionen
des Stuatslebens in feinem Namen verrichten. Die Gewalt für
einen ausüben, heißt verwalten. Man nennt daher die Ausübung
ver Regierungsgewalt im Namen des Negenten, ober auch das
Syſtem von Organen, durch welche die Staatsgewalt ausgeübt
wird, die Staatsperwaltung.
220 Der Staat.
ber Juſtiz untergeorbneten Regierungsbehörden betreffend. Demnach
fielen die das Mittelgliev zwifchen Minifterium und Landräthen bil
denden Provinzial-Regierungen aus und es wurden Kreisräthe cre⸗
irt, auf welche die Funktionen der Regierungen im Ganzen über:
gingen. Es wurde ferner für die Angelegenheiten, welche vie Ge:
feßgebung an die nun aufgehobenen Regierungen verwies, und die
ihrer Natur nach collegialiihe Berathung erfordern, eine collegie-
liſch organifirte Behörde, ver Apminiftrativjuftizhof angeorbnet. Im).
1848 traten an die Stelle ver Kreisräthe collegialifche Behörden
unter dem Namen NRegierungscommiffionen. Im J. 1852 wurden
wieber unter gewiſſen Veränverungen in ver Größe und Zutke-
(ung ihrer Bezirfe Kreisräthe eingefekt.
Die jegige Staatsverwaltung ift in folgender Weile
organifirt:
A. Ciniletat.
Il. Der Staatörath.
Er wird gebildet aus Prinzen des Haufes, aus den Miniftern
den Geheimen Stantsräthen in den Miniſterien, aus Staatspienern
welche ver Großherzog zu Mitglievern nes Staatsraths ernennt
Sein Wirkungsfreis ift berathend bei allen Gefegentwürfen,
bei neuen Organifationen; entfcheidend in Competenzftreitigfeiten
zwifchen Juſtiz- und Verwaltungsbehörden, in allen Recurfen von
den Entfcheivungen der Vermwaltungsbehörven in Apminiftrativjuftiz
jachen, und in Fällen, in welchen Staatspiener, vie felbft Mitglieder
des Minifteriums find, einer Amtsverlegung verdächtig erjcheinen,
in Competenzconflicten iiber vie Frage ob die Civil- oder bie Mi
litär⸗Gerichtsbarkeit begründet fei. Vollziehend ift der Etaatt:
rath niemals; vie Vollziehung feiner Befchlüffe ift Sache des be
treffenden Minifteriums,
D. Die Eivilminifterien.
Die Eirilminifterien bilden die oberften Behörden in ten
einzelnen Zweigen ver Staatsverwaltung. * Die verfchievenen Mi
nifterien find: 1. das Minifterium bes Innern, 2. das Miniſterium
‚ ber auswärtigen Ingelegenheiten und des Haufes, 3. das Yuflir
— — — — — —— —— — —- — — —
Verwaltung. Allgemeines, 219
Civilſachen Gericht letzter Inſtanz, da in Criminalſachen überhaupt
gegen Erfenntniffe der Regierung fein Recurs, namentlich kein
Rechtsmittel ergriffen werden konnte. Das oberfte Gericht ver in
Frankreich liegenden Hanau-Lichtenbergifchen Theile war das Parla-
ment in Colmar. — Die Zerritorialverinderung führte im J.
1803 zu einer neuen Organifation. Das Land zerfiel demnach)
in 3 Provinzen: 1. das Oberfürftenthum Heſſen, 2. das Her-
zogthum Weftphulen, 3. das Fürftenthum Starkenburg. Central-
punkte ber ganzen Staatsverwaltung - unter der ummittelbaren böch-
ften Direction des Negenten war das Geheimeraths-Collegium oder
das Miniſterium, welches in 3 Departements, das Miniſterium
ber auswärtigen Angelegenheiten, das der Innern und das ber
Finanzen zerfil. Das Miniſterinm hatte auch zugetheilt vie In⸗
fpection und Direction über das ganze Civil- unb Criminaljuftiz-
weſen. Das Oberappellationsgericht war bie oberjte Juſtizbehörde
für die gefammten Lande. Für jede Provinz war eine collegialifch
organifirte Adminiſtrativbehörde (Regierung) angeorbnet, für jebe
Provinz ferner ein Gerichtshof (Hofgericht). Die unterfuchenden
Behörden waren: 1. die peinlichen Gerichte, 2. die Kivilunterge-
richte, 3. die in peinlihen Sachen beſonders angeorbneten Com⸗
miffionen. Un die Stelle ver bisherigen Konfiftorien trat für
jede Provinz ein Kirchen- und Schulrath. — Die veränderten
politifchen Nerhältniffe gaben im 3. 1816 vem’ Lande wieder eine
geographiiche Umgeſtaltung. Weſtphalen fiel an Preußen und dafür
erhielt das Großherzogthum vie jegige Provinz Nheinheffen. Im
3. 1820 erſchien die Verfafjungsurfunde und im 9. 1821 meh-
rere Modificationen in der bisherigen Organijation. Zunäͤchſt er-
folgte die Trennung ber Yuftiz von der Verwaltung in erfter In-
ftanz, indem die erftere den Stabt- und Landgerichten, vie letztere
ben Landräthen überwiefen war, dann eine Modification ver bis⸗
berigen Organifation de8 Minifteriums, indem es nun in ein Mi«
nifterium des Innern und ber Yuftiz, in eins ber auswärtigen
Angelegenheiten und bes Großberzoglihen Haufes und in das ber
Finanzen zerfiel. Jeder Minifter wurde in feinem Departement
verantwortlid. Neben dem Minifterium beftand ferner ein Staats⸗
rath, der theils beratbend theils entſcheidend aber nie ausführend
war. — Im J. 1832 erfolgte eine neue Organifation für Stur-
fenburg und Oberbejien, vie dem Minifterium bes Innern und
232 Der Staat.
nun getrennten Lande gemeinichaftliches in Ziegenhain zu belaflen,
fowie in jebem der getrennten Lande ein . eignes zu errichten.
Dasienige Archiv, welches für Heflen-Darmftabt errichtet wurke,
war das Hauptftantsarhiv zu Darmſtadt. Seine Benutzung ift
mit jebesmaliger Erlaubniß des Minifterimms geftattet.
2. Die Poftbehörden.
(Bergleihe o. S. 159.)
Der Poftlehnsvertrag mit dem Fürften Taris conftituirt für
das ganze Großherzogthum eine Oberpoftinfpection, welche in Darm-
ſtadt ihren Sit hat. Alle auf die Poften Bezug habenden An-
gelegenheiten, welche zur Kenntniß des Großherzogs gelangen müſſen,
gehören zum Reſſort diefer Stelle und vie Ausübung aller ber
Iandesherrlihen Rechte in Poftfachen ift ihr anvertraut. Yon
ihr haben vie Generaldirection ver Großherzoglichen Pojten, melde
mit Genehmigung des Großherzogs in Frankfurt befteht, ſowie alle
Poftbeamten von derſelben allein die auf das Poſtweſen Bezug
habenben, vie lanbesherrliche Willensmeinung enthaltenden Nefcripte
zu empfangen und an biefelbe über alle biejenigen Gegenftänbe,
welche zur SKenntniß des Großherzogs gelangen müſſen, Berichte
zu erftatten oder Anträge zu richten. — Zum Behufe der näheren
Leitung und Aufficht über das Provinzialpoftwefen find, der Ober-
poftinfpection untergeorbnet, Poftveputirte ernannt. Ausnahmsweile
baben jeboch auf dem Lande’ die Gr. Beamten ex commissione
perpetua ver Poftveputirten dringenden Beſchwerden nach ber Poft:
ordnung abzubelfen und den Pojtveputirten Anzeige zu machen. —
In Darmſtadt befteht das Oberpoftamt und der bemfelben vorge
feßte Dberpoftmeifter ift der nächſte Dienftuorgefegte aller Heffl-
hen Poftämter. — Diefen Boftverwaltungsbehörden find die Be
amten ber übrigen Boftftellen des Sroßherzogtbums, nämlich die
Poftämter, die Pofterpebitionen, die” Pofthaltereien und die Poft
annehmejtellen untergeben.
3. Hefandte und andere diplomatifche Agenten.
Das Großherzogthum Heſſen hat als Vertreter des Hofes
bei andern Höfen, over des Staats bei andern Staaten Gefanbte.
Sie find entweber aufßerorbentliche Geſandte und bevollmächtigte
Döinifter, ober Minifterrefiventen, over Gelhäftsträger; fie gehören
Verwaltung. Minifterium des Innern. 223
ſo nach dem Reglement über ven Wang der biplomatifchen Agen⸗
ı, wie e8 auf dem Wiener Congreß und dem Congrek zu Aachen
tgeftellt worben ift, ver 2. und 3. Rangklaſſe ver biplomatifchen
jenten an. Bertreten ift das Großherzogthum dermalen durch
efandte beim Bundestage, bei Baden, Bayern, Belgien, Frank⸗
ih, Hanover, Kurhefien, Naſſau, Nieberlande, Deftreich, Sach-
t, Würtemberg. Zur Wahrung der Hanbelsinterefien fei-
Tr Lanvesangehörigen in fremden Ländern bat es in See- und
andelsſtädten Confuln, welche entweder Generalconfuln oder
mfuln heißen. Außer dieſer ihrer eigentlichen Aufgabe Haben
» Conſuln aber auch die weitere: Angehörige des Großherzog.
ams in dem Lanve, wo fie deſſen Intereſſen zu wahren haben,
t Rath und That zu unterftüßen, fich ihrer in Fällen ber
oth anzunehmen, ihre Angelegenheiten ven Behörden des fremden
ndes gegenüber zu vertreten 2c. Heſſiſche Conſuln find dermalen
ſtellt in Algier, Amſterdam, Antwerpen, Borbeaur, Bremen,
rüffel, Cincinatt, Genua, Hamburg, Havre, Leipzig, Liverpool,
ndon, St. Louis, Lübeck, Marfeille, Moskau, Neapel, New⸗York,
deſſa, Ditenve, Petersburg, Philadelphia, Porto in Portugal, Rio
Janeiro, Rotterdam, Stettin, Trieſt, Wien.
IV. Das Miniſterium des Innern.
Zu feinem Reſſort gehören 1) die Aufſicht Über die Ne
zungsverwaltung und bie Polizei, fowwie bie Erlaffung der bef-
figen NReglementarverfügungen, 2) die Correfponvdenz mit ben
egierungsbehörden, 3) die Aufficht Über das Gemeindeweſen und
e Corporationen, 4) den Vicinal⸗ Communal:, Waſſer⸗ und
rüdenbau, 5) die Aufficht über Annahme und Entlaffung ver
ntertbanen, 6) die bürgerlichen und fonftigen PVerhältniffe ver
r Iſraeliten, 7) die Imbigenatsertheilungen, 8) die Leitung bes
ecrutirungsweſens, infofern fie‘ der Civilbehörde überwiefen ift,
ı der Eultus nnd fonftige Kirchenangelegenheiten, 10) ber dffent-
be Unterricht, 11) die Aufficht Über vie Preffe, 12) das Me-
:inalwefen und die Mebicinalpolizei, 13) das Urmenwefen und
: Berfügung über vie der Regierung zur Dispofition ſtehenden
hithätigen Fonds, 14) die öffentliche Sicherheit, 15) die Ver
nbung ber Gensbarmerie, 16) die Oberaufficht über die Ge
ignifſe, Zucht und Beſſerungshäuſer, 17) die Ranbescnluur u
224 Der Staat.
Induſtrie, 18) das Lanvesgeftüt, 19) ven Handel, die Manufuc- |
turen, Fabriken, Gewerbe überhaupt und das Zunftwefen, 20) Maof
und Gewicht, 21) die Lehnsfachen, 22) Avels- und Wappenver-
leihungen, 23) tie Zitelverleihungen, infofern fie nicht Ausländer
oder Perſonen betreffen, die einem andern Minifterium untergeor-
net find, 24) bie öffentlichen Gebäude, die nicht zur Militär:
und Domänenverwaltung gehören, 25) das Negierungsblatt, 26) bie
inneren Hoheitsfachen, die nicht dem Finanzminifterium überwieſen find,
insbejondere die ftaatsrechtlihen Verhältniffe zu ben verjchievenen
Elaffen ver Staatsbürger im Allgemeinen, 27) vie Anſtellungen
und Entlajjungen aller zu ben vorftebenven . Dienftziweigen ver-
wenbeten Individuen, 28) die Dienftpolizey über viefelben, 29) vie
Verfügungen über tie ter Verwaltung des Innern bupgetmäßig
zugewiejenen Summen, 30) bie Verhandlungen mit ven Lan
itänden über Gegenftände des Minifteriums des Innern und über
das Ausgabebudget veijelben. — Das Minifterium bedient fich zm
fung feiner Aufgaben folgender Behörden, die ihm untergeorbnet
find.
1. Die Prüfungscommiffion für das Kegierungs: und Juftisfad).
Sie ift eingefeßt zur Prüfung verjenigen, welche im Regie
rungs- und Yuftizfach angeftellt fein wollen. Die Commiſſion
hat ihren Sig in Darmftadt. Die vorzunehmenve Prüfung wir
immer durch öffentliche Ankündigung anberaum. Es Hat vie
jährlich zweimal zu geſchehen. Zugelaſſen werben zur Prüfung
diejenigen, welche auf einer Univerfität bie Jurisprudenz ftubirt
und fich über ven genügenven Erfolg, ver vorjchriftsmäßigen An—
orbnungen gemäß, ausgewiefen haben, — die durch ven Acceeß bei
ben betreffenden Behörden fih im Practifchen genügend vorbereitet
haben.
2. Der Adminiftrativ-Juftizhof.
Sein Wirkungskreis ift folgendermaßen beftimmt. Er hat:
I. Gegenftände der Adminiftrativjuftiz. 1) Die. Veriand-
(ungen der Zehnten und Theilabgaben in Grundrenten; — 2)
die Verwandlung ver Weiveberechtigungen in Grundrenten; —
3) Entſchädigungsklagen wegen erlittenen Wildſchadens; — 4) Ge
meinheitstheilungsjachen, einſchließlich ver erblichen Theilungen bet
Verwaltung Minifterium des Innern. 225
Allmenvden und ver Theilung gemeinfchaftlicher Gemarkungen; —
5) Streitigkeiten über Gemarkungsgränzen, beziehungsmweife Gemar-
kungsrechte; — 6) bie bei Theilung gefchloffener Güter entftehen-
den Streitigfeiten über Verwandlung der darauf haftenden Grund»
befchwerven in ftändige Leiftungen und deren Verunterpfändung auf
einzelne Grundſtücke; — 7) Steeitigfeiten, welche bei Theilung
einzelner Grunpftüde oder Gebäude über ven Abkauf over bie
Verunterpfändung der darauf haftenden Grundbeſchwerden auf ein-
zelne Theile derſelbe entftehen; — 8) Streitigkeiten über das
Aufammmenlegen von Grundbeſchwerden auf ein Grunpftüd, ober
BVertheilung ber bereit8 conſolidirten Grunprenten auf mehrere
Grundſtücke; — 9) Feititellung des Jahresbetrags bei unftändigen
Grundrenten zum Behnfe ver Ablöſung, in Fällen wofür nicht
bereits geſetzliche Vorjchriften beftehen; — 10) Beftimmung ver
den ehemaligen Meühlenbannberechtigten wegen des aufgehobenen
Mühlenzwangs zu leiſtenden Entfchädigungen; — 11) Feſtſetzung
ber für aufgehobene ausfchließliche Hantels- und Gewerbsberechti-
gungen zu leiftenden Entſchädigungen; — 12) Allodification der Erb⸗
und Landſiedelleihen; — 13) DVermeffung nnd Verwandlung ber
an geijtliche und Schuljtellen noch zu Teiftenden Frohnden; —
14) Ablöſung von Leiftungen, welche auf Grundrenten oder Grund»
ftücen haften und nicht dem Artifel 1 des Ablöfungsgefeges vom
27. Juni 1836 unterliegen; — 15) die Feltitellung ver feit-
berigen Lehen in ihren Beſtandtheilen, die Abſchätzung ihres Werths
und die Sicheritellung der an ven Lehnsherrn over nächjtberechtigte
Lehnserben zu leiſtenden Entſchädigungsbeträge; — 16) Sodann
in Beziehung auf die Provinz Rheinheſſen alle diejenigen Gegen
ftände, welche, außer ven unter Ziffer 1., 4, 5 und 9 bereits
erwähnten, nad) ber bortigen Geſetzgebung als Adminiſtrativjuſtiz⸗
fachen zu behandeln find. Im allen vorftehend unter 1 bis 16
aufgezählten Gegenftänven entjcheivet der Aominiftrativjuftizhof in
erfter — und, fomweit Recurſe nothwendig find, der Großherzog:
liche Staatsrath in zweiter und leiter Imftanz.
u. Streitige Adminiſtrativſachen. 1) Beftrittene Anſprüche
der Ortsbürger an dem Genuffe des Gemeinvevermögens; — 2)
Abtretung des Privateigenthums zu öffentlichen Zwecken, Entſcheidung
wenn ber Eigenthümer bie Nothwendigkeit ver Verwendung feines
Eigenthums zu Öffentlichen Zwecken widerſpricht oder in Zweifel
Walthers Heflen. \d
226 Der Staat.
zieht, daß der Zwed, wofür die Abtretung in Anfpruch genommen
wird, ein wohlthätiger öffentlicher fei; — 3) Wbtretung. bes
Grundeigenthums zu Bauplägen nad) der nur in ben Provinzen
Starfenburg und Oberheffen geltenden Verordnung vom 29. Yuli
1791 — Entſcheidung über vie im Zweifel gezogene Nothiwen-
digkeit folcher Wbtretungen; — 4. Entſcheidungen, wenn die Ber-
befferungen einer Wiejenflur, die Abtretung von Privateigentyum,
deſſen Veränderung over Beichränfung von Privatgerechtfamen, neue
oder veränderte Anftalten zur Zuleitung, Abtheilung oder Verthei-
lung von Waffer erfordert (Abſchnitt IL. des Wiefencultur-
Geſetzes). — In dem Falle unter 1 entjcheivet in erfter Inſtanz
bas Kreisamt, der Aominiftrativjuftizhof in zweiter Inſtanz, in
allen übrigen Fällen entfcheivet verjelde in erjter Inftanz Der
Necurs gegen deſſen Verfügungen kann in allen Fällen an das
Minijterium des Innern ergriffen werben.
IM. Sonftige Gegenftände des Wirkungsfreifes des Admin.
ſtrativjuſtizhofs. 1) Entſcheidung über die Gefeglichfeit der Wahlen
der Gemeinverathsmitgliever und die gejetlichen Eigenfchaften ver
Gewählten; — 2) Begutachtung etwaiger Dienjtentlafjungen von
DBürgermeiftern und Beigeorpneten im Wege der Verwaltung; —
3) Begutachtung etwaiger Auflöfung von Gemeinberäthen; —
4) Entjcheivung über Nothwentigfeit und Zuläfjigfeit von Aus
gaben, welche Gemeinden im öffentlichen Intereſſe angefonnen
werden, im Falle des Wiperfpruchs des Gemeindenorftandes; —
5) Entſcheidung über Vertheilung der durch eine Bachregulirung
entjtehenden Koften nach Verhältniß der dadurch gewährten Bor
theile, im alle des Widerſpruchs vom Gemeindevorſtande; —
6) Entſcheidung über Bildung beziehungsweife Aufhebung von Ber-
Bänden behufs der Aufräumung und Unterhaltung von Bächen; —
7) die Ertheilung der Ermächtigung zur Führung der Activ- umd
Palin - Procefje von Seiten ber Gemeinven, ber weltlichen Stif
tungen und ver Fatholijchen kirchlichen und geiftlichen Stiftunge
Ins in ben Provinzen Starkenburg und Oberheffen; — 9) bie
—— m Discplinargewat gegen bie Subalternen des
bp * zhofs; — 10) Unterſuchungen gegen Kreisraͤthe
| untergeorbneten ‘Diener auf Anordnung des Mini
ms des Innern; — 11) Erftattung aller von dem Minifterium
Verwaltung. Minifterinm des Innern. 227
des Innern in Bermwaltungsungelegenheiten gefordert werdenden
Gutachten. — In dem Falle unter 1 enticheivet der Apminiftra-
tiojuftizhof in eriter, das Minifterium des Innern in zweiter und
letzter Inſtanz. — Im ven Füllen unter 4, 5 und 6 entjcheibet
ver Bezirksrath in erfter und der Adminiſtrativjuſtizhof in zweiter
Inſtanz. Der Recurs gegen beffen Entjcheitungen kann an ten
Großh. Staatsrath ergriffen werden. — Bon Erfenntnijfen des
Apminiftrativjuftizhofs als Disciplinarftrafbehörte (in den unter 9
und 10 erwähnten Fällen) findet ver Recurs ftatt, was bie
Etrafe betrifft, an dus Minifterium tes Innern, binfichtlich des
Koftenpunfts aber an den Staatsrath.
3. Kreisamtsverwaltung und Kezirksverwaltung.
Zum Zweck ver politifchen und Polizei-Verwaltung iſt das
Land zunächſt in 26 Kreisämter getheilt, von denen 10 auf
Starfenburg, 11 auf Oberheffen, 5 auf Rheinheſſen Tommen.
Für jedes Kreisamt iſt ein VBerwaltungsbeanter (Kreisrath) mit
dem nöthigen Perſonal eingeſetzt. Es find ihnen in ihrem Bezirk
fämmtliche in ihrem Reſſort fungirenven Lofalbehörven und Diener,
insbefondere die Sunitätsbeamten, die Bürgermeifter, die Ortsvor⸗
ftände, die Gemeinveeinnehmer, vie Kirchenvorftände, die Schul
vorftände, die Polizeicommijfäre, die ifraelitiichen Religionsvorſtände,
und alle übrigen bei ver Bolizeiverwaltung angeftellten Diener,
rüchfichtlich ihrer Amtsführung untergeordnet. Die befonveren
Attributionen der Kreisräthe find: die Aufficht über gehörige
Verkündigung der Gefege, Ueberwachung ver Vollzicehung und Bes
folgung der den Gefchäftsfreis der SKreisräthe berührenden Geſetze
und Verordnungen, Aufjicht über die ihnen untergebenen Diener,
Dieciplinargewalt über viefelben bis zu einem beftinmten Grade,
Beobachtung und Wahrung ver Hobeitsrechte in Bezug auf das
Ausland und Inland, Bevölferungspolizei, Angelegenheiten ber
Iraeliten in polit. und religiöſ. Beziehung, Militärfachen, Necru-
tirungsweſen, Kriegsfoften-Angelegeuheiten, in Firchlichen Angelegen-
beiten Wahrung ver Ianbesherrlichen Rechte in Bezug auf bie
Kirche nnd die Firchlihen Gemeinten, Beauffichtigung des geift-
lihen Bauweſens und der Verwaltung ver Kirchen- und geiftlichen
Stiftungsfonds, in Schulangelegenheiten Aufjicht über die Verwaltung
15*
0
230 - Der Staat. ch
oder des ganzen Bezirks berühren, an die Negierungsbehörben ober
bie Minifterien gelangen zu laſſen. Der Bezirksrath tritt auf
Einladung der. Negierungsbehörvde des Bezirks jährlich regelmäßig
einmal zufammen. Einen Zufammentritt kann aber auch unter
beftimmten Verhältniſſen außergewöhnlicher Weife die Regierung
veranlaffen. Die Sigungen des Bezirksraths find der Negel nad
Öffentlich.
Drtsvorftant. Jede Gemeinbe, welche einen eigenen,
oder die Gemeinden, welche einen gemeinfchaftlichen Ortsvorſtand
haben, bilvet eine Bürgermeifterei. Das Weitere über vie Zu
fammenfeßung, die Wahl, die Functionen des Ortsporftandes und
feiner Mitgliever ſ. o. ©. 210 ff.
Die Übrigen oben genannten den Kreisräthen untergeorbneten
Lofalbeamten ꝛc. werben an einem anderen Orte ihre Befprechung
finden,
4. Die Obermedizinalirektion
bilvet zunächſt die berathende und begutachtende Behörde, teren
ſich die Minifterien des Innern und ver Yuftiz in Mepizinal-
jachen zu bebienen haben; fie prüft menfchen- und thierheilfunbige
Perfonen, läßt bie Apothefen pifitiren und bient der Rechtspflege
indem zu ihren Gefchäftsfreife auch gehört: a. vie Abfaffung
und Erftattung Ärztlicher Nefponfen und Prüfung ärztlicher Gut-
achten, wenn fie von einer Gerichtsbehörve (oder auch von Pri-
patperfonen in anßergerichtlichen Fällen) darum erſucht ‚wird.
b. die Prüfung und Beurtheilung gerichtlich ärztlicher Inſpections—
und Sectionsberichte mit dem hierauf geftüßten Gutachten, wenn
über das Materielle derſelben oder das judicium medicum bei ven
Gerichtshöfen Zweifel entjtanden find und von biefen der Recnrs
an die Obermebicinaldirection genommen wird.
(Das Mepicinalwefen ift durch eine Medicinalorbnung,
burch die Mevicinaltare, durch die Arzneimitteltare und durch eine
große Menge von einzelnen Verordnungen und Beſtimmungen nad)
ben verfchievenften Beziehungen Hin geregelt. Das fanitätspolizei-
liche Perfonal bat ſchon o. ©. 228 ff. feine Befprechung gefunden).
x.
Verwaltung. Minifterimm bes Innern. 331
5. Deffentlicher Culſtus.
Evangeliſche Kirchenbehörden (vergl. o. S. 184 ff.) Die
Verwaltung der Angelegenheiten der evang. Kirche ſind übertragen
1. einem Oberconſiſtorium, 2. drei Superintendenten, 3. den
Kreisräthen, 4. den Decanen, 5. den Pfarrern, 6. den Kirchen⸗
vorftänden. —
Das Oberconſiſtorium ſteht in dem Verhältniß eines
Landescollegs und hat ſeinen Sitz in Darmſtadt. Demſelben ift
unter der unmittelbaren Leitung und Aufſicht des Miniſteriums
übertragen: die Verwaltung ver landesherrlichen Rechte in den bie
evang. Kirche betreffenven Ungelegenheiten, und bie Ausübung ber
evangelifch-fiechlichen Gewalt. Demgemäß gehören in feinen Ges
(häftsfreis folgende Gegenftänte: 1. Wufficht über ven ew. Cultus,
2. Aufrechthaltung der Kirchenverfaffung, 3. allgemeine Organiſa⸗
tionsangelegenheiten, 4. vie Verhältniffe ver ev. Kirche zu anderen
Religionen, 5. Leitung der ev. Kirchenvereinigungen, 6. Handbas
bung und Wahrung der lanbesherrlichen Rechte, 7. Errichtung zc.
von Decanaten und Pfarreien, 8. Anordnung vou Teiertagen,
9. Ertheilung von Dispenfationen in beftimmten Füllen, 10. Auf:
ficht über den Religionsunterricht in den Volksſchulen, 11. Prü—
fung der Candidaten ver Theologie, 12. Anordnung von Ordina⸗
tionen, 13. Erſtattung von Berichten über Befegung 2c. von
Stellen, 14. alle Befolvungsangelegenheiten ver geiftlichen Diener,
15. Beauffichtigung der Pfarramtscandivaten, 16. Oberaufficht
über die Führung der Kirchenbücher, 17. Wrlanbsertheilungen,
18. Beaufſichtigung und Leitung der Kirchenfonds, 19. Veräuße⸗
rung von SKirchenvermögen, 20. Annahme von Stiftungen zu
kirchlichen Zweden, 21. Ertheilung ver Erlaubniß zu Collecten,
22. das geiftliche Baumwefen, 23. Beaufjichtigung und Divection
ber geiftlihen Wittwenfaffe, 24. Erlaffung von Negulativen,
Die Superintendenten haben ihren Sit in Darm-
ftant, Gießen und Mainz; ein jeder ift für vie betr. Provinz ein-
gefeßt. Sie find nur Organe, durch welche das Oberconfiftorium
gewifje feiner Functionen ausüben läßt. Als folche haben fie
folgenbe befondere Functionen: 1. Beobachtung bes Firchl. veligiöf.
Buftandes ver Gemeinden, 2. Beauffichtigung der relig. Yugend-
bildung in den Volksſchulen, 3. Beauffichtigung ver Amtsfüh—
zung 2c..der Geiftlichen und Candidaten, 4. Vornahme kirchlicher
®
Pe
230 - Der Staat.
oder bes ganzen Bezirks berühren, an vie Regierungsbehdrden ote
die Minifterien gelangen zu laffen. Der Beazirksrath tritt ui
Einladung der Regierungsbehörde bes Bezirks jährlich regelmäßh
einmal zufammen. Einen Zufammentritt kann aber auch unte
beftimmten PVerhältuiffen außergemöhnliher Weife die Regierum
veranlaffen. Die Sigungen des Bezirksraths find der Kegel nad
öffentlich.
Ortsvorſtand. Jede Gemeinde, welche einen eigene,
oder die Gemeinden, welche einen gemeinfchaftlichen Ortsworftan
haben, bilpet eine Bürgermeifterei. Das Weitere über vie Ju
ſammenſetzung, die Wahl, die Functionen des Ortsvorſtandes mt
feiner Mitgliever j. o. ©. 210 ff.
Die übrigen oben genannten den Kreisräthen untergeorbiekn
Lofalbeamten ꝛc. werben an einem anderen Orte ihre Befprechum
finden.
4. Die Obermedizinaldirektion
bildet zunächjt Die berathende und begutachtende Behörde, verm
fih die Minifterien des Innern und ver Yultiz in Mkevizinal
fachen zu bedienen haben; fie prüft menfchen- und thierbeiffunbige
Perfonen, läßt die Apotheken vifitiren und dient der Rechtspfleze,
indem zu ihrem Gejchäftsfreife auch gehört: a. die Mbfajfung
und Erftattung ärztlicher Nefponfen und Prüfung ärztlicher Gut
achten, wenn jie von einer Gerichtsbehörde (oder auch von Pri
vatperfonen in ampergerichtlichen Fällen) darum erjucht wirt.
b. die Prüfung und Beurtheilung gerichtlich ärztlicher Inſpectiont
und Sectionsberichte mit dem bieranf geftüßten Gutachten, wenn
über das Materielle derſelben over das judicium medicum bei ven
Gerichtshöfen Zweifel entſtanden find und von biefen ter Reenrs
an die Obermedicinaldirection genommen wird.
(Das Mepicinalmwmefen ift durch eine Mevicinalorbnung,
durch die Mericinaltare, durch die Arzneimitteltare und durch eine
große Menge von einzelnen Verordnungen und Bejtimmungen nad
ben verjchiedenften Beziehungen bin geregelt. Das fanitätspolizei-
liche Berfonal hat fchon 0. ©. 228 ff. feine Befprehung gefunden).
Berwaltun. Winifterium des Innern. 235
4. ven Kanzler, 5 den Syndikus, 6. den akademiſchen Senat,
7. das Lniwerfitätsgericht, 8. das Disciplinargericht, 9. die Bib-
liothekcommiſſion, 10. die Adminiſtrationscommiſſion, 11. vie Unt-
verfitätsfanzlei, 12. das Univerſitäts Rentamt und’ vie academiſche
Quäftur, 13. das Univerfitätsperjonal, 14. ten Collegienhausver—
walter.
Diejenigen, welche vie Univerjität beziehen wollen, um fich
für ven inländiſchen Staats- oder Kirchendienſt vorzubereiten,
müſſen eine Prüfung beftehen, une zwar wenn fie nach beendigtem
Gymnaſialcurſus von einem Landesgymnaſium abgeben, vor ber
für dieſes Gymnaſium angeordneten Prüfnugscommiſſion, — wein
fie nicht von einem Landesgymnaſium abzeben, vor ber in Darm
ftapt von der Oberſtudiendirection anzuordnenden Prüfungscom⸗
miſſion. |
Muſeumsbehörden zu Darmſtadt. (vergl. o. ©. 169),
Das Muſeum zu Darmftart zerfällt in 2 Theile, deren jeder
einen unmittelber unter dem Minifterium ſtehenden Direc-
tor bat, a. Die Hofbibliothef und b. vie übrigen Sammlun—
gen des Muſeums. — Tie Kofbibliothef ift täglih von
2 — 4 Nachmittags (mit Ausnahme Samftage) und auch unter
gewiffen Beichränfungen Vormittags von 9 — 12 dem Befuche
und ber Benukung geöffnet. Sonntage bleibt geſchloſſen.
In den Nachmittagsftunden werben auch nach beftehenven fpeciellen
Beltimmungen Bücher außerhalb des Locals verliehen. Won ber
Benugung im Lokale ift der Regel nach Niemand ausgefchloffen.
Die Benugung außerhalb des Yofales wird unter gewiffen Voraus—
feßungen nicht minver bereitiillig geitattet. Die übrigen Samnt-
lungen des Mufeums find vem Befuche täglich (mit Ausnahme
Samftags) im Sommer von 10—1 Uhr im Winter von 1LO—12
Uhr geöffnet. Beſondere Benutung verjelben erfordert beſondere
Crlaubnif. —
Die Oberftndiendirection, (vergl. o. ©. 166). Die
obere Leitung und Aufficht über die Schulen des Landes, mögen
lie gelehrte, Real- oder Volksſchulen fein, incl. ver Schullehrerfe-
minarien, ift einer Oberftudiendirection übertragen, welche in Darm⸗
ſtadt ihren Sik hat. Die fpecielle Leitung ver Gymnaſien
und Realſchulen Haben veren ‘Directoren unter der Wufficht
der Oberſtudiendirection. Ihnen untergeorpnet find bie Lehrer ber
236 Der Staat.
Anftalten. Die Elementarfchulen find der Sorge ver Schul
lehrer, der "Ortsfchulvorjtände und ver Bezirksſchulcommiſſion an-
vertraut, welche alle der Oberſtudiendirection untergeben find.
Den Bezirfsihulcommiffionen ift die Aufficht über ſämmt⸗
liche öffentlihe und Privatelementarfchulen ver einzelnen Schulbe:
zirfe übertragen. Sie befteben aus tem Kreisrath des Bezirke
als Vorfigenven, aus 2 vom Minifterium ernannten Geiftlichen
als ordentlichen Mitglievern und aus folchen Staatsbürgern des
Schulbezirks, die ſich beſonders für das Schulwefen intereffiren
als außerorbentlichen Mitgliedern: (Die Schulbezirfe fallen mit
den Kreisämtern zuſammen). Zu ihrem fpeciellen Wirkungsfreis
gehören u. a. Anordnungen periopifcher Unterfuchungen ver Schulen,
Aufficht Aber vie Schullehrer, Anordnung der Einweifung neu er
nannter Echullehrer, Ertbeilung ver Erlaubniß zum Austritt aus
ber Schule für Kinder, die das ordnungsmäßige Alter noch nit
erreicht haben 2. Dem Ortsiehulvorftand fteht die Auffict
über die Schule eines Orts zu. Er befteht aus dem Drtsgeift-
lichen, dem Bürgermeifter und einigen Gemeinbeglievern. Ihm liegt
ob: Ueberwachung ter Befolgung der über das Schnlweſen be
jtehenvden Anorbnungen fowohl von Seiten der Lehrer als ver
Eltern, Mitaufficht über die Verwaltung des Schulvermögens, Auf
ficht über die in der Gemeinde vorhandenen Privatſchulen.
7. Rehörden zur Keförderung der Landwirthfchaft, der Kemerbs
und Handelsinduftrie.
Der landwirthſchaftliche Verein, (f. o. S. 94). Als das
Organ der landwirthſchaftlichen Vereine beſteht eine Centralbehörde
welche aus dem von dem Miniſterium zu ernennenden Präſidenten
des für die Provinz Starkenburg gebildeten Provinzialvereins und
dem ebenfalls vom Miniſterium ernannten beſtändigen Secretär bet
landwirthſchaftlichen Vereine beſteht. Die Centralbehörde hat ihren
Sitz in Darmſtadt. Die Provinzialvereine wählen ihre Präſiden⸗
ten und Secretäre, die in Verbindung mit dem aus mindeſtens 5
Mitglievern beſtehenden Ausſchuß die Gefchäfte beforgen. Es iſt
benfelben geftattet, Sectionen für einzelne Theile der Provinz
zu bilden, ober nach ven verfchievenen landwirthſchaftlichen
‚Zweigen.
Verwaltung. Miniſterium des Innern. 235
4. den Kanzler, 5 den Syndikus, 6. den akademiſchen Senat,
7. Das Univerfitätsgericht, 8. das Disciplinargericht, 9. die Bib⸗
Uot h elcemmiſſion, 10. die Adminiſtrationscommiſſion, 11. vie Uni⸗
verſi tãtskanzlei, 12. das Univerſitäts Rentamt und vie academiſche
NQuccã ſtur, 13. das Univerſitätsperſonal, 14. den Collegienhausver⸗
Walter.
Diejenigen, welche die Univerſität beziehen wollen, um ſich
Für ven inlaändiſchen Staats- oder Kirchendieuſt vorzubereiten,
12*
N
=
=
ex
> mäffen eine Prüfung bejtehen, und zwar wenn fie nach beenbigtem
Munaſialcurſus von einem Landesgymnaſium abgeben, vor ber
für dieſes Gymnaſium angeorpneten Prüfungscommmifjion, — wenn
nicht von einem Landesgymnaſium abzehen, ver ber in Darm-
Dt von der Oberftudientirection anzuordnenden Prüfungscom—
mifſion. |
Mufeumsbehörden zu Darmſtadt. (vergl. v. ©. 169),
unmittelbar unter dem Minifterium ſtehenden ‘Direc-
tor hat, a. Die Hofbibliotbef und b. die übrigen Sammlumn-
Ken des Muſeums. — Die Hofbibliothek iſt täglich von
2_4 Nachmittags (mit Ausnahme Sanftags) und auch unter
® Das Mufenm zu Darmſtadt zerfällt in 2 Theile, deren jeber
?
gewiſſen Beſchraͤnkungen Vormittags von 9 — 12 dem Befuche
Und ver ‚Benugung geöffnet. Sonutags bleibt geichloffen.
In den Nachmittagsſtuuden werden auch nach befteheuven jpeciellen
Beitimmungen Bücher außerhalb des Locals verlichen. Von der
Benugung im Lofale ift der Regel nach Niemand ausgefchloffen.
Die Benutzung außerhalb des Lokales wird unter gewiffen Voraus—
feßungen nicht minder bereitivillig gejtattet. Die übrigen Samm—
lungen des Mufeums find tem Befuche täglich (mit Ansnahme
Samftags) im Sommer von 10—1 Uhr im Winter von 10—12
Uhr geöffnet. Beſondere Benutung derſelben erfordert befonvere
Erlaubnif. —
Die Oberftndiendirection, (vergl. 0. ©. 166). Die
obere Leitung und Aufſicht über die Schulen des Lanves, mögen
fie gelehrte, Real- over Volksſchulen fein, incl. ver Echullehrerfe-
minarien, ift einer Oberſtudiendirection übertragen, welche in ‘Durm-
ftadt ihren Sig hat. Die fpecielle Leitung der Gymnaſien
und Realſchulen haben deren ‘Directoren unter der Wuflicht
der Oberftubienbirection. Ihnen uniergeorpnet find bie Lehrer rer
288 Der Staat.
9. Woßltfätigkeitsanftaften.
Die Staatsunterftükungsfaffe*) wirt unter der un
mittelbaren oberen Leitung des Minifteriums ven einem Kaffier
und Rechner verwaltet. Den SKreisräthen werten Credite bei ter
jelben eröffnet, aus denen fie Hülfsbedürftigen Unterftügungen an—
weifen können. Es werben. bei biefen Anmweifungen namentlich fol
gende Grunbfüge befolgt: 1) wer aus einer Wittwenkaffe over
aus einem Lokalarmenfonds Unterftügung erhält, bat ver Regel
nach feinen Anfpruh auf die Staatsunterſtützungskaſſe; 2) nur
wahrhaft Arme, für welche feine anderen Hülfsquellen offen jtehen,
haben Anſprüche; 3) 'bloß befchränfte Umſtände geben Feine An—
ſprüche; 4) wo ergiebige Lokalfonds erhalten ſind, tritt die St. U. K
nur hülfsweiſe ein; 5) Beiträge zu Käufen, Bauten, ꝛc. find
dem Zwecke ver St. U. 8. fremd; 6) auf Einen Armen werben
der Regel nach im Laufe des Jahres nicht. mehr als 10 fl. ver
wendet. Ä
Die Landeswaifenanjtalt (vergl. o. ©. 176) wird von
einer Commiffion unter Borfig des Kreisraths zu Darmſtadt geleitet.
Das Tandeshospital Hofheim (vergl. o. S. 177) wirt
ebenfalls von einer Commiffion unter dem Vorſitz des Kreisraths
in Darmſtadt geleitet. Im Hospital felbft find thätig ein Dire-
tor für die Sanitäts- und die damit verfmöpfte übrige Polizei;
ihm untergeordnet find ein Chirurg, ein Hofpitalmeifter und Gel |
rechner, ein Hausverwalter und Naturalienrechner und ein Geiftlichen
Der Raufunger Stiftungsfonds (vergl. 0. ©. 173)
wird durch drei von ven bei dem Stiftsfonds betbeiligten adeligen
Fumilien zu wählenden vom Großherzog zur Beftätigung zu prä
jentirenden Mitglieder ver Nitterfchaft geführt, welche ven Titel
Obervorfteher führen und von welchen ber eine die laufende Der-
waltung zu beforgen hat. Ein lanvesherrlicher Conmiſſar führt
die Aufficht über dieſe Verwaltung,
10. Die Srandaffecurations:Gommiffion:
(Bergl. 0. ©. 175). Die Verwaltung biefer Anftalt ift eine
Vrandaſſekurationscommiſſion zu Darmftabt Übertragen, welche von
*) Durch Verſehen ift diefelbe bei den MWohlthätigkeitsanftalten oben ©. 176
unerwähnt geblieben. Es wird darum hier einiges Über biefelbe nachge⸗
holt, was bort feine Stelle hätte finden müſſen.
Verwaltung. Miniſterium bee Juſttz. 289
n betreffenden Kreisaͤmtern nach vorhergegangener Unterſuchung
ch die Land» ober Friedensrichter 2c. Über die etwaigen Brände
achricht erhält und die Brandentſchädigung becretirt.
U. Die Oderrecinungskammer.
Gehört zum Theil Gierher, weil fie auch bie Revifion und
n Abſchluß der Gemeinverechnungen beforgt. Da fie aber ımter
e befonberen Leitung und Aufficht des Finanzminiftertums fteht,
wird fie paffender dort befprochen werben (j. S. 255).
. Einftandskaffe und Stants-Affecuranzkafle für die-Stellvertrefung.
Jeder Kriegsbienftpflichtige kann fich im Militaäͤrdienſte ver-
sten laſſen. Diefes Necht Hört jedoch mit bem Tage ber Loos—⸗
dung auf. Wer fich vertreten Iaffen will, bezahlt in bie Ein⸗
ndslaffe eine Einlage, welche in jedem Jahre von dem Miniſterium
8 Innern beitimmt und öffentlich befannt gemacht wird. Dies
ıigen, welche weniger als 6 Jahre zu bienen haben, erhalten
ten verhältnißmäßigen Theil ihrer Einlage zurüd, Kein Ein-
ber vertritt (der Negel nach) einen beftimmten Einſteller. Alle
rben überhaupt nur als Einſteher bezeichnet. Die Kaffe wird
n einem Rechner verwaltet untes ber oberen Leitung bes Mini-
rinms bes Innern.
V. Das Mintfterinm der Juſtiz.
Der Artikel 103 der V. U. fagte eine umfafjende Rechts⸗
eßgebung zu, indem es darin heißt: „Für das ganze Großher-
tthum ſoll ein bürgerliches Geſetzbuch, ein Strafgefeßbuh und
ı Gefeßbuch über das Verfahren in Rechtsfachen eingeführt wer-
n." Eine zur Bearbeitung dieſer Geſetzbücher alsbald eingeſetzte
mmiſſion Hatte ihre Tätigkeit zunächft dem Strafrecht zugewen⸗
: and Reſultat diefer Thätigfeit ift das feit 1841 eingeführte
Strafgeſetzbuch. Vorher galt in den Provinzen Star-
Iburg und Oberheffen als ftrafrechtliche Norm das römifche und
aontfche Necht, die peinliche Gerichtsorbnung Carls V. mit. den
rigen Neichögefegen und einer Anzahl von Partikularverordnun⸗
1, jedoch nur in fo weit, als es Praris geworben war; in
jeinheſſen herrſchte das franzöfiiche Strafgeſetzbuch von 1810.
2340 Der Staat.
Sowohl dieſe Verichietenheit ver beiten heile des Landes, als
tie Unvolllemmenheit ter jtrafrechtlihen Zuſtände biefjeits und
jenſeits trängte zur Aufrihtung einer das ganze Land umfafjenven
unb zeitgemäßen Strafgefekzebung. Tas mit ben Ständen be
rathene Strafgeſetzbuch zerfüllt in 2 Theile, beren erfter in 11
Titeln von ten Verbrechen und Bergehen und von deren Beſtra⸗
fung im Allgemeinen, ter zweite in 17 fortlaufenden Titeln von
ten einzelnen Verbrechen umt Vergehen haudelt. Begleitet wurde
das Geſetzbuch, — weil ed nöthig war wegen der Nothwendig—
feit feftzuftellen, welche ter bisherigen Beftimmungen über Be
ftrafung ver Verbrechen une Bergehen noch fernerhin, ſei es im
ganzen Großherzogthum oder in einzelnen Theilen deſſelben Gül⸗
tigkeit haben ſollen oder nicht, und gewiſſe Handlungen, deren
polizeiliche Ahudung das Strafgeſetzbuch unterſtellt, vie aber bisher
theils gar nicht, theils nicht allgemein bei Vermeidung einer Po—
fizeiftrafe verboten waren, mit einer folchen zu bebrohen, — von
einem Cinführungsgefek. ALS zweiter Begleiter gefellte fic,
weil es nothwenvig geworten, die Zuſtändigkeit der Strafgerichte
zum Theil neu zu beftimmen und tie Vorfchriften der in ben
verfchievenen Theilen des Großherzogthums geltenden Gefege mit
dem Geſetzbuch in Einklang zu bringen, ein Competenzgefeh
hinzu. — Gleichzeitig trat das gleichfalls mit den Ständen be
rathene Feldſtrafgeſetz in Wirkſamkeit.
Ein Militärftrafgefegbuch ift fchon im Sabre 1822
erlaffen worden (f. u. Kriegsminifterium S. 268.)
Ein Forftftrafgefeg wurte im Iahre 1837 publicirt.
In Zollftraffachen gilt die Zolljtrafgefeßgebung des deutſchen
Zollvereins.
Ein allgemeines Geſetzbuch über das Verfahren in
Strafſachen fehlt zur Zeit noch, wohl aber iſt der Entwurf
dazu nebſt Motiven bereits ter Oeffentlichkeit unterbreitet. Bis
zur demnächſtigen Einführung deſſelben iſt indeſſen ein proviſori⸗
ſches Geſetz gegeben, welches auch für Starkenburg und Oberheſſen
Oeffentlichkeit und Mündlichkeit mit Schwurgerichten in ben be
beutenderen Fällen einführt, fowie ein anderes, welches aus dem
bisherigen Strafproceß wefentlihe Gebrechen entfernt. In Rhein⸗
heſſen ift ber code d’instruction criminelle bis dahin gültig.
Verwaltung. Minifterlum der Juſtiz. 241
Im Civilrecht gilt immer noch eine fehr bunte Regislatton.
Schon zu Ente des vorigen und Anfang tes jeßigen Jahrhunderts
war dieſe vielfarbig genug. Als das geltende Civilrecht zeigte fich
das römiſche und canonifche Recht, vie Neichsgefetgebung, das
longobardiſche Lehnrecht, das Katzenelnbogiſche, das Solmſiſche
Landrecht und eine Maſſe von Einzelverordnungen. Die im An-
fang dieſes Jahrhunderts erworbenen Vande führten neue Statutar-
rechte: das Stadrecht von Wimpfen, das Mainzifche, pas Pfälzifche
vandrecht, das Landrecht der Grafichaft Erbach und Herrfchaft
Dreuberg u. a. m., fowie eine Maffe von Einzelverorpnungen
hinzu, die oft nur ein glüdlicher Zufall auffinven ließ und Täßt,
jo daß nicht felten darüber Beweis aufgelegt und geführt wird,
ob fie eriftirten ober publicirt wurden. Und zu diefen allen famen
nun noch feit 1820 eine Maffe neuerer mit ven Lanpftänden
vereinbarter Cinzelgefete. Als die Provinz Aheinhefien erworben
wurde, brachte dieſe auch ihr Civilgefekbuch, ven code civil und
den code de commerce binzu. Für Bearbeitung eines biefen
Wirrwarr verträngenden Civilgeſetzbuchs iſt die Gefeßgebungscom-
miffion ebenfalls thätig geweſen und hat bereits Entwürfe zu ein-
zelnen Theilen besjelben’ ausgearbeitet.
Im Civilprozeß yilt in ven Provinzen Starfenburg und
Oberhefjen die von Ernſt Ludwig im 9. 1724 publicirte Civil
progeßorbnung , welche in 3 Theile zerfällt (das Verfahren bei
den Untergerichten, bei ven Mittelgerichten, bei dem Oberappella-
tionsgerichte behandelnd.) Cie aboptirt die Grundfäge des allge.
meinen beutjchen ivilprozefjes, welche, va dieſe Prozeßordnung
nicht ſehr ins Kinzelne geht, als ſubſidiäres Necht gelten und viel⸗
fah in Uebung fint. Außerdem berricht eine Anzahl won Par
tikularverordnungen, welche vie Lücken jener Prozeßordnung ausfüllen
helfen, fie vielfach modificiren ꝛc. Zum Theil hat fich das Civil⸗
verfahren auch durch die Praris ausgebildet. Ein Beifpiel bafür
ift der Executivprozeß, der lediglich ein Kind derſelben ift. —
In Rheinheſſen ift die franzöfifche Civilprozeßordnung einheimifch. —
Diefe Verſchiedenheit in den diesſeitigen und jemjeitigen Provinzen
hat auch in viefem Zweige ver Gejetgebung zu Reformen binge-
brängt, und bie Gefeßgebungs - Commiffion ift auch in dieſer Be—
ziehung thätig geweſen. Die deßhalb gemachten Entwürfe \ollen
Walthers Hefien. \6
242 Der Staat.
aber den Ständen erft dann vorgelegt werben, wann Das Civilge⸗
ſetzbuch hingegeben ift.
Im Wechſelrecht gilt die allgemeine dentſche Wechſel⸗
ordnung Das Wechfelverfahren in ben Provinzen Star
fenburg und Oberheſſen ift durch ein bejonderes Geſetz regulirt.
Das Staatsrechht des Großherzogthums hat feinen Kern
und Mittelpunkt in der Verfafjungsurfunde und iſt S. 194 ff. be
iproden worden. —
Die Verwaltung der Yuftiz nach den angeführten Gefek-
büchern 2c. bat nun das Juftizminifterium mit ven ihm
untergeordneten Behörden und Stellen.
Das Yuftizminifterium Hat folgende Wttributionen: 1. bie
. Auffiht über ſämmtliche Ober- Mittel- und Untergerichte, 2. bie
ber Yuftizorganifation entfprechende Correſpondenz mit den Juftir
behörven, 3. die Aufſicht über die Advokaten und die, welche die
willführliche Gerichtsbarkeit ausüben, 4. die Erledigung der Re
curje wegen verzögerter oder veriweigerter Zuſtiz, 5. die DBegnabi
gungsgefuche aller Art, infofern fie fich nicht auf den Erlaß von
Disciplinarftzafen, die in dem Wirkungsfreis eines andern Mi
nifteriums, oder ſolcher Strafen, die in Gemäßbeit finanzieller Ge
fete erfannt find, beziehen, 6. Errichtung von Majoraten oder
Tamiltenfideiconmiffen, Conſens zu Veräußerungen ber leiteren,
Legitimationen unebeliher Geburten, Moratorien und bie Ber
wilfigung dier gefetlich zuläffigen Ausnahmen von ven Gefegen,
7. die Verfügung über die ver Verwaltung der Yuftiz budgetmäßg
zugewiefenen Summen, 8. die Verhandluugen mit ben Lanpftänder
über Gegenſtände des Yuftizpepartements und über das Ausgabe
budget deſſelben. Im Sinne diefer Attributionen find ihm fol
gende Stellen zur Ausübung der Rechtspflege in Civil- und Straf
ſachen untergeorbnet.
l. Das Ober-Appellations und Laflafions = gericht.
Es ift die oberfte Gerichtsftelle für die 3 Provinzen und
in feinen Gefchäftsfreis gehören: 1) vie oberfte Leitung der Yaftie
pflege, 2) bie letzte Entſcheidung ver Rechtsfachen und zwar A)
in Unjehung ver bürgerlichen Gerichtsbarkeit, B) im Anſehung ber
Stenfgerechtigkeitspflege a) als NRenifionsgericht in Sachen wo anf
2jahrige Buchthausftrafe oder auf eime berfelben gleiche ober
Verwaltung. Miniſterium ver Yuftiz. 248
höhere Strufe erfannt ift, und weitere Vertheibigung um befjeres
Recht geführt wird, b) als Uppellationsgericht in allen Fällen,
wo mehr als bürgerlicher Arreſt zur Strafe auferlegt worden tft
und der Angeſchuldigte feine völlige Unſchuld beweifen will, c) als
Forfte und Polizeigericht 3. Inſtanz für bie Provinzen Starken⸗
burg und Oberheffen d) als Gaffationsgericht. Als folches ent,
ſcheidet es über die Geſuche um Caſſation der von ben Ge
richtshöfen in letter Suftanz gefällten Urtheile, über die Geſuche
um Verweiſung einer Rechtsſache von einem Gericht an das
andere, wegen Verlegung der Gefete, ſowohl in ber Form des
Verfahrens, als in der Hauptſache.
2. Hofgerichte.
Die oberfte Gerichts-Inftanz in den Provinzen Starkenburg
und Oberheſſen bilden vie Hofgerichte in Darmftadt und Gießen.
Zu ihrem Gefchäftskreife gehören folgende Gegenftänbe:
1. Die Beforgung der Rechtspflege in a. bürgerlichen
Streitigleiten in zweiter Inſtanz, b. in Strafſachen, worin bie
Unterbebörven nicht für fich ftrafen fünnen. Bei jedem ber beiden
Hofgerichte iſt für folche Sachen, worin die Unterbehörben nicht
firafen Tönnen, ein Criminalfenat gebilbet und ein Staatsanwalt
beftelit, welcher die DVerrichtungen auch bei dem Aſſiſenhofe zu
verfeben bat. Der Griminaljenat verweift die -von dem Unter⸗
fuchungsrichter gefchloffene Unterjuchungsfache nach vorheriger Prü-
fung an bas Affifengeriht, ober an das Polizeljtrafgericht, wo
bie Sache dann zum Urtbeil kommt, in erfterem alle mit Zu-
ziebung von Gefchwornen, im letteren ohne ſolche. Das Affifen-
gericht verfammelt fich im jedem Wierteljahre einmal. Es beiteht
ans einem Präfiventen und 4 Richtern, aus dem Staatsanwalt
bes Griminalfenat3 und aus einem Secretär des Hofgerichts. Das
babei thätige Schwurgericht beſteht aus 12 unter 30 geloften
Geichiworenen. Die unterfuchenden Behörden, jedoch unter ber
Direction des Hofgerichts, find die peinlichen Gerichte in An⸗
ſehung der Special- Inquifition bei größeren Verbrechen, — bie
Landgerichte und Stadtgerichte in Anfehung ver General-Inquifition
und auch ber Special-Inguifition bei geringeren Verbrechen, — bie
in peinlichen Fällen etwa befonbers angeorbnet werdenden Com⸗
miffionen. — Wenn gegen Straferfenntniffe ber Untergerichte
16*
246 Der Giant.
das Zuchtpofizeigericht, oder bei größerem Belange an bie Anklage⸗
fammer. Wenn die Anklagelammer den Gegenftaud zu einer Anklage
für geeignet finvet, fo kommt die Sache vor das Affiiengerict.
Diefes verfammelt fich in jedem Vierteljahr einmal und beftcht
aus einem Präfiventen und 4 Richtern; das babei thätige Schwar-
gericht aus 12 unter 30 geloften Gefchwornen.
Das Bezirksgericht in Alzey als Hanvelsgericht hat ebenfo
wie das befondere Handelsgericht in Mainz in allen Streitigfeiten
über Verpflichtungen zwiſchen Handelslenten und Banquiers, zwiſchen
allen Perfonen in Streitigkeiten über Hanbelsgejchäfte, über bie
Klagen gegen die Factoren und Commis, über die Schuldſcheine
der Einnehmer, der Zahlmeifter ꝛc., oder anderer Rechnungspflid-
tigen von öffentlichen Kafjen zu erfennen.
6. Das Handelsgericht zu Mainz.‘
(Bergl. oben Bezirkögerichte.)
7. Das Nheinzoflgericht
in Mainz ift conftitwirt zur Ausführung ber Stipulationen der
Rheinfchifffahrtsconvention. Seine Competenz erftredt ſich über
alte in der Convention vorgefehene Fälle. Appelle gegen fein
Sentenzen, welche nur in gewiſſen beftimmten Fällen zuläffig find,
gehen an das Bezirfsgericht in Mainz.
8. Friedensgerichte.
Sie beftehen nur in Rheinheſſen und es beſtehen deren in
ber ganzen Provinz 12, von denen 7 zu dem Bezirksgericht Main
und 5 zu dem Bezirksgericht Alzey gehören. Die Friedensgerichte
haben zunächft die Aufgabe, die Parthieen zu vergleichen und, im
Falle ihnen dieß nicht gelingt, fie einzuladen, ihre Sache durch
Schiedsrichter enticheiven zu laſſen. Herner Haben fie in ven
meiften kleineren bürgerlichen Nechtsitreitigleiten das Amt eines
Civilrichters, theils nur in erfter Inſtanz, fo daß eine Berufung
an bie Bezirfsgerichte ftatt finden kann, theils in erfter um letzter
Inſtanz. Sie erkennen in bloß perfönlichen oder Mobiliarſtrei⸗
tigleiten bi8 zu dem Werthe von 50 Franken ohne, und bis zu
den Werthe von 140 Franken mit Appellation. Sie haben ferner
VBerwaltung. Mimniſterium ber Yuftiz. 247
Alte ber freiwilligen Gerichtöbarkeit, als: den Vorfig im
rath, das Anlegen und Abnehmen ver Siegel bei Sterb-
bie Ausitellung ver Notarintsafte bei Heirathen ꝛc. Sie
ber andy das einfache Polizeigericht und haben die niederen
efälfe, welche hauptſächlich Feldfrevel, Zuwiderhandlung gegen
a⸗, Fremden⸗, Feuer⸗ und Gefunbbeitspolizei, verbotene
‚ einfache Imjurien zum Gegenftande haben, und mit einer
von höchſtens 15 Franken, und mit einer Gefängnißftrafe
yöchltene 5 Tagen verpdnt find, abzuurtbeilen. Sie find
auch Hülfsbeamte der Gerichtspoligei und Haben als folche
meiationen anzunehmen und barüber zu berichten, auch bie
ißheit eines DVergehens over Verbrechens auf frifcher That
uftellen und deßhalb Hausfuchungen anzuorpnen, Zeugen zu
nehmen ac.
9. Notarien.
Die franzdf. ivilrechtsperwaltung beruht theils auf nicht
echt Tprechenvden Unftalten, theils auf Mecht fprechenten An-
alten. Unter den nicht Recht fprechenven fteht pas Notariat oben
. Die Nptarien, welche nur in der Provinz Rheinheſſen be-
eben, find die öffentlichen Zeugen in fubjectivem und objectivem
’inn. Durch fie bezeugt der Staat und ihr Zeugniß wird für
m Staat und die ganze Gefellichaft geführt und verwahrt. Sie
sen Gontracte, Schuloverfchreibungen und Vergleihe und alle
ıvere bie willführliche Gerichtsbarkeit betreffenden Afte auf, vie
e Summe von 150 Franken überfteigen. Notariatsbeurfundungen
ben vollen Glauben und ein Zeugenbeweis gegen fie wird nicht
gelaffen. Der Notar führt über alle von ihm vorgenommenen
anblungen eine Regiftratur und ift für die Verwahrung berfelben
rantwortlih. Hat ver Gläubiger die Ausfertigung feiner Schuld⸗
wichreibung verloren, fo findet er das Original bei dem Notar
ieder. Auch Haben die Notare ein wichtiges Amt bei Erbver⸗
eilungen, da ihnen bie Fertigung von Inventarien und bie Leitung
6 (Erbvertbeilungsgefchäfts zuſteht. Da die Wirffamfeit ver
totarien nur in dem Vertrauen des Publikums begründet ift, fo
eftimmt das Geſetz, daß in jedem Friedensgericht minveftens 2
totarien angeftellt fein müfjen, damit jedem die Wahl des Beam⸗
m freiftehe.
248 Der Staat.
10. gerichtsoollzieher.
Auch fie fommen-nur in Rheinheſſen vor. Sie haben ven
bie richterliche Thätigkeit vorbereitenden Akt, die Vorlapung, -unb
ben dieſelbe ins Leben überführennen Akt, vie Vollſtreckung bes
Urtheils. Für die Vollftredung der Eivilerfenntniffe durch biefelben
zu forgen, ift Sache der obfiegenden Partei, die der Criminaler-
fenntniffe betreibt der Staatsanwalt. Auch der Gerichtsvollzieher find
viele, damit die Parteien fich einen nach ihrem Vertrauen wählen
und wenn fie mit ben Leiftungen des Gewählten nicht zufrieden
find, das Geſchäft an einen andern überweiſen können.
11. Hypothekenbewahrer.
Zur Führung der Bücher, in welche die Vorzugs- und bie
Unterpfandsrechte einzutragen find, ſind befondere Beamte, bie
Hhpothefenbewahrer,, in Rheinheſſen beftellt, einer für jeben ver
beiden Gerichtsbezirfe (Mainz und Algen), fo daß fich ver Ge
Thäftsbezirf eines jeven dieſer Beamten auf alle in dem Bezirke
gelegene Liegenfchaften und nur auf diefe erftredt. Ihre Aufgabe
kann man unter folgende Hauptftüde bringen: 1. Ste haben ein
Tagebuch zu halten, in welchen fie Tag für Tag unter fortln-
fenden Nummern die Schriften anzumerfen haben, bie bei ihnen
zum Behuf der Trans- oder Infeription eingereicht werden. 2. Gie
haben tenen, welche auf die Trans- oder Infcription antragen, ein
Bekenutniß über das Suchen, mit Bemerkung der Nummern, unter
welchen bie eingereichten Schriften in dem Tagebuche angemerkt
worden find, auszuftellen. 3. Sie haben Hierauf beziehungsweile
bie Zrans- oder Inſcription in die dazu beftimmten Bücher unter
ben Datum und in berjelben Ordnung, wie die Eingaben im
Zagebuche angemerkt find, alsbald zu bewerfftelligen. 4. Sie
haben die Forberungen, welche auf einem BVeräußerungsvertrage
beruhen, deſſen Zransfeription bei ihnen Fewerfitelligt worven ifl,
von Amtswegen zu inferibiren. 5. Haben fie bie von ihnen ge
ſchehenen Iuferiptionen, unter den in den Geſetzen beitimmten Be
bingungen, zu befchränfen oder auszuftreichen. 6. Haben fie einem
jeden, der e8 verlangt, eine Abjchrift von den inferibirten Erwer⸗
bungsurkunden, over eine Abfchrift von ven gefchehenen Infcriptionen,
oder ein Zeugniß, daß auf eine gewiſſe Liegenfchaft Fein Vorzug
oder Unterpfandsrecht eingetragen fei, auszuftellen.
Berwaltung. Miniſterium ver Finanzen. 249
12. Advokaten.
Advolaten oder Nechtögelehrte, welche es fich zum Berufe
gemacht Haben, Anderen in ihren Streitigfeiten über das Mein
und Dein (Civilftreitigkeiten) und bei Aufchulbigungen von Ver⸗
brechen mit ihrer Nechtsfenntnig beizuftehen, find bei jebem ber
beiven SHofgerichte des Landes (Gießen für Oberheſſen, Darmitabt
für Starkenburg), fowie bei dem Obergerichte in Mainz eine gewiſſe
Anzahl beſtellt. Die Zahl verjelben ift in Darmftabt auf 50, in
Gießen auf 30, in Mainz auf 20 beſchränkt. Die venfelben für
isre Bemühungen zu bezahlenten Belohnungen find durch eine
Zarorbnung beftimmt. Iſt eine Parthie in einem Civilprozeſſe
ober ein Ungefchulpigter zu arm, um einen Advokaten aus - feinem
Bermögen bezahlen zu können, fo wird ihn ein Anwalt, welcher
ihm unentgeltlich dienen muß, ein fogen. Offiziafanmalt vom Ges
richte beigegeben nnd die Arvocaten find verpflichtet, fich als Offi⸗
zialanmwälte beftellen zu Taffen.
VI. Das Minifterimm der Finanzen.
Die Einnahmen des Staats fließen aus den Domänen
und Negalien, ans den birecten und inbirecten Steuern und aus
verſchiedenen befonveren Quellen.
Die Domänen zerfallen in Cameral- und Forft-Tomänen.
Die erfteren beftehen in Gütern, Häufern und Mühlen, in Gülten,
Renten und Zinjen, in Steinbrühen, Salz, Berg: und Hütten»
werfen 2c.; vie lesteren in Forſten, Jagden und Fiſchereien.
Die Einkünfte der Domänen find in der fFinanzperiote von
1851/53 auf 1,762579 fl. weranfchlagt. — Dur die B. U.
wurde beftimmt, daß !/, ber ſämmtlichen damals vorhandenen
Domänen, nach dem Durchichnittsertrag der reinen Einfünfte be-
rechnet, nach der Auswahl des Großherzogs, an den Staat abge-
geben, um mittelft allmäbligen Verkaufs zur Schulventilgung ver-
wenbet zı werten, ferner vaß bie zwei übrigen Drittheile das ſchuldenfreie
unveräußerliche Familleneigentbum des Großh. Haufes bilden follen.
Die Einkünfte dieſes Familienguts follen jedoch in den Budgets
aufgeführt umb zu Staatsausgaben verwenvet werben; die zu ven
Berürfniffen des Hauſes und Hofes erforterlichen Summen find
aber darauf vorzugsweiſe rabicirt. Das \/,, welches zur Etaatsfchulpen-
tilgung zu verwenden war, iſt conſumirt.
2350 Der Staat.
Die Regalien befteben in dem Negalitäts- Einkommen
von Wafferfällen, wozu die Wafferfallzinjen gehören, welche von
Mühlen und andern die Wafferfraft benutzenden technifchen Werten
zu entrichten find, dem Salinen- und Bergwerlsregal, dem Poft-
regal, dem Münzregal zc.
Unter directen Steuern werten im Großberzogtbum
Heſſen diejenigen verftanden, welche ver Summe nach vorber befannt
find und auf die fteuerbaren Objecte repartirt werben. “Die ftener-
baren Objecte find: 1) die reinen Erträge ver Grunpftäde
Gebäude und ver auf Grundeigenthum vabicirten Gerechtſame,
Renten und Gefälle, 2) das Gewerbeinfommen, 3) das auf ber
perjönlichen Erwerbfähigfeit der Etaatöbürger beruhende Einkommen,
Sie beſtehen demgemäß in: 1) ver Grunbfteuer, 2) der Gewerbe
ftener, 3) ver Perfonaljteuer.
Die Grundftener beruht darauf, daß von allem Grm
vermögen nach Verſchiedenheit feiner Eulturart, als Weder, Wieſen
Gärten, Weinberge, Wälder, Gebände und Zehnten und Zinſer,
ber mittlere reine Ertrag durch Schätung der Claſſen ausgemiittelt
und dieſer als Steuercapital in Anſatz gebracht wird. Es bildet
alſo das reine Einkommen von Grundvermögen, welches jeder
Beſitzer bei ordnungsmäßiger Benutzung deſſelben erzielt, ven Maß⸗
ſtab der Beſteuerung dieſes Vermögenstheils. — Die Gewerb—
ſteuer beruht im Ganzen darauf, daß jedem Gewerbe ein muth⸗
maßliches Minimum feines Reinertrags nah 7 Claſſen und in
biefen nach dem Rang der Orte verſchieden, als Steuerlkapital
angefeßt und ver größere Umfang ber Gewerbe nach ver Zahl
ber befchäftigten Gehülfen oder dem Miethwerth des Gefchäftstofals
bemeijen und darnach dem Normalfteuerfapital ein Zufak gemadt
wird. — Die Perfonalftener beruht auf der Unterftellung
daß der Miethwerth der Wohnung im Zweifel ein Mafftab für
das Gejammteinfommen der Steuerpflichtigen fei und nimmt daher
nah 9 Claffen den Miethwerth ver Wohnungen abzüglich ver
zum Betrieb der Gewerbe und der Landwirthſchaft erforberlichen
Lokale als Steuercapital an. — Die birecten Steuern find in
ber Finanzperiode von 1851/53 zu 1,934940 .fl. vorgeſehen
worden.
Unter indirecten Steuern werben biejenigen verftanben,
weiche entweder für. ven Genuß und Verbrauch beftenerter Gegen
Verwaltung. Miniſterium der Finanzen. 251
ftände bes Verbrauchs und ver Verzehrung, ober für die Benutzung
von befonveren Staatsanftalten, ober fir den Durchgang und ben
Transport von Waaren auf den Flüffen und Straßen des Groß.
berzogthums, ober enblich für die Ertheilung gejeglich nothiwenbiger
Eonceffionen nach gejeglich beftimmten Tarifen und Anſäatzen als
dann errichtet werben müflen, wenn ber in dem Geſetz bezeichnete
Fall eintritt. Es beitehen vermalen im Großherzogthum folgende
inbirecte Auflagen: 1. Trankſteuer von Wein, Obftwein, Bier und
Branntwein und Zapfgebühr vom Wein; 2. die Salzregie; 3. Jagd⸗
wohfenpäffe; 4. Wafferzölle auf dem Main; 5. das Rheinſchiff⸗
fahrtsoctrei; 6. Chauſſeegeld; 7. Brüden- und Ueberfahrtsgeld;
8. Abgabe von Öffentlichen Waagen; 9. Sporteln in Rheinheſſen
und von ben Yichämtern; 10. Gerichts- und Adminiſtrativſtempel;
11. Collateralgelver; 12. Abgabe von Hunden; 13. Ein-, Aus
und Durchgangszoll. — Die indirecten Steuern bilden ven erheb-
lichſten Theil der Stantseinnahme; ihr Ertrag ift in der Finanz.
periovbe von 1851/53 auf rauhe 3,506289 fl. angefchlagen.
Nur 3 Arten verjelben erjcheinen im Ganzen als allgemeine
Confumtionsftenern, die Zranfftener, die Salzregie und bie Zoll-
gefälle; als Retribution für vie Benugung fpezieller vom Staat
unterbaltener Anftalten find zu betrachten: vie Wafferzölle, das
Ehaufjee- und Brüdengelv, die Wanggebühren, fowie die Sporteln
und ber Gerichtsſtempel, währenn ber Adminiſtrativſtempel zum
erheblichen Theil in inbirecter Beftenerung verjchiedener Hanblungen,
namentlich Vergnügen zc. befteht. Die Collaterafgelver bilden eine
Beftenerung des Beſitzwechſels.
Die Ansgaben des Staats befteben 1. in Laften und
Abgängen (Laften auf ben Domänen, Branpverficherungsbeiträge,
Entfchäpigungen für Frohnden, fir verlorenen Bezug inbtrecter
gaben, für Leibeigenfchaftsgefülle, anderer Renten, Ausfälle, Ab⸗
gänge und Nachläffe von dem Einkommen ber virecten und indirecten
Steuern); 2. Verzinfung der Staatsſchuld; 3. Penfionen,; 4. Be⸗
bürfnig des Großberzoglichen Haufes und Hofſtaats; 5. Koften
der Landſtände; 6. Ausgaben zur Unterhaltung des Militärs umb
der Militäranftalten; 7. Ausgaben für die verfchievenen Civil⸗
Minifterien und ihre Behörven und Anftalten.
Das Finanzminifterinm, welchem bie obere Reguliruug ver
Etaatseinnahme und Ausgabe zunächſt obliegt, Hat folgenden
252 oo Der. Staat.
Geſchaͤftskreis: 1. die Leitung der gefammten Finanzverwaltung und
bie Erlaſſung der Reglementarverfügungen, welche darauf Bezug
haben; 2. die Correſpondenz mit den Finanzbehörden; 83. bie
oberfte Verwaltung ſämmtlicher Domänen nnd Negalien; 4. das
ganze birecte und inbirecte Steuerwejen; 5. das Münzivefen;
6. die Staatsſchuld; 7. das geſammte Staatsfaffen- und Cautions⸗
weien; 8. das gefammte Staatsrechnungsweien; 9. die Aufftellung
des Staatsbudget und die Sorge für deſſen Befolgung; 10. bie
Anmweifung der Summen, welde die Civillifte bilden, oder ben
übrigen Minifterien zur Verfügung überwiefen find; 11. der Waffer,
Straßen- und Brüdenbau, fofern er auf üffentliche Koften betrieben
wird; 12. vie Gnadenerlaſſe, "die in dieſem Verwaltungszweige
erfannt worden find; 13. die Verhandlungen mit ben Lanbftänden
über Gegenftände biefes ‘Departements.
Zur Ausführung feiner Aufgaben dienen ihm folgende Be
börben :
1. Die Prüfungs -Commiffion
für Diejenigen Candidaten im Finanz. und technifchen Fach, welde
zum Zwed ihrer Verwendung im Dienjt des Finanzdepartementd
die vorgefchriebenen Prüfungen beftehen wollen. Dieſe Prüfungen
find a. allgemeine, b. fpezielle erjter Art, d. 5. folche, die zu
einer dem Gentralcolleg bes Finanz und technifchen Fachs unmittel⸗
bar untergeordneten ‚Stelle befähigen, c. fpezielle. zweiter Art,
d. h. Solche, welche fich auf eine, einer Lofal-, Finanz ober tech⸗
nischen Behörde untergeorpnete Stelle beziehen. Die Prüfungen
unter a. und b. werben von einer bejonvers gebildeten Prüfung
Commiffton vorgenommen, die unter c. unter ‚Leitung des Referen⸗
ten ber betr. Gentralftellen vorgenommen.
.2. Die Hauptſtaatskaſſe
hat zum Zwecke, die ſämmtlichen Staatseinkünfte aufzunehmen und
zu vereinnahmen, barans bie gejammten Staatsausgaben entiweber
unmittelbar oder durch Zahlung ar vie für einzelne Zweige ver
Anminiftration angeordneten befonderen Zahlämter oder Spezial
verwaltungen zu bejtreiten, und beites, Einnahme und Ausgabe
auf den Grund des Staatsfinanzbungets centralifirt zu verrechnen.
Sie bat demzufolge von dem TFinanzminifterium: vie erforberfichen
Verwaltung. Minifterium ber Finanzen. 258
Beifungen über ihren Gefchäftsbetricb zu empfangen unb anzu-
nehmen , das Finanzminifterium in beftändiger Ueberficht und
Kenntniß der gejammten Gejchäftsführung ver Hanptitantsfaffe zu
erhalten, und vie Aufficht über das inftructionsmäßige Verfahren
ver Recepturen zu führen, infoweit es das Kaflen- und Nechnungs-
weien berfelden in ihrem Verhältniß zur Hauptſtaatskaſſe betrifft.
3. Die Staafsfchulden-Tilgungskaffe.
(Bergl. a. ©. 216.)
Unter ver früheren Verfaſſung ver Landgraffchaft Heffen-
Darmſtadt theilten ſich vie Staatsjchulden in Landes- und Kam⸗
merſchulden. Erſtere waren folche, welche von ven Landſtänden
durch ihre eigenen Organe zu Xaften ver verfchiebenen damaligen
Ianeftänd. Kaffen contrahirt worden waren, legtere aber folche,
welche von dem Regenten auf das Kammergut, für diejenige Kaſſe
aufgenommen wurden, welche bie auf dem Domanial-Eintommen
ruhenden Staatsausgaben zu beitreiten hatte. Beide Arten waren
ichon bedeutend vorhanden, als Ludewig X. zur Regierung Tam;
fie mehrten ſich von ba an noch beveutend durch vie Kriegsijahre,
und vie Schulden, welche auf den Entſchädigungs-Landen hafteten
und welche von ihrer neuen Regierung übernommen wurden. Durch
das Staatsfchulden- Zilgungsgefeg vom 29. Juli 1821 wurben
nun färnmtliche auf dem Großherzogthum haftende Paffivfapitalien,
welche bisher in Generalfajfe, Debitlaffe und in ven lanbftänd.
Kaſſen verrechnet wurden, fowie die von fremden Gouvernements
und von Corporationen noch zu übernehmenven Kapitalichulpen,
ferner die Schulen ber Chauffeefaffe und rer Flußbaufaffe für
allgemeine nach ver Verfaſſungsurkunde von den Ständen garantirte
ohne ftändifche Einwilligung nie zu vermehrenden Staatsjchulten
erlärt, welche von nun an aus ver St. ©. T. K. verzinjt und
abgetragen werben follten. Zugleich wurbe erklärt: daß dieſe
Schulden auf den gefammten Lanbeseinfünften insbejondere auf dem
zur Schulventilgung gewidmeten Drittheil der Domänen ruhen
ſollten, unbeſchadet der Spezialhypotheken, welche einzelnen Kapitalien
gegeben worden jeien.
Die Staatsſchuld beftanp im 3. 1821 aus 1. einer liqui-
den, 2. einer tlliquiven, 3. einer fchiwebenden Staatsihult. Die
Ihwebenpe Staatsſchuld, welche aus fämmtlichen beim
254 Der Staat. --
Schluß der Bücher für das Jahr 1820 außer der liquiden und
illiquiden Schuld noch vorhandenen Zahlungsverbindlichkeiten beſtand,
wurde einer Hauptreſtenkaſſe überwieſen, welche fie mit der Ein
nahme von früheren Rückſtänden tilgen follte, und welche bis
1838 beftand. Die liguide und illiquide Schuld betr
am 1. Ianuar 1824 15,409999 fl. und war ber Wirkſamkeit
der Schulventilgungsfaffe überwieſen, welche durch das Staatsjchul-
dentilgungs⸗Geſetz vom 29. Iumi 1821 beftimmt war. Sie be-
trug Ende 1832: 12,979260 fi. Sie betrug, nachdem für
Straßenbauten, Eifenbahnen, Folgen der Ereigniffe des Jahres
1848 :ıc. neue Anlehen nöthig geworben waren, Ende 1850:
16,209803 fl. 12%/,, kr. Da aber bie Activen der Statt
ſchuldentilgungskaſſe (heftehend 1. in älteren Staatsactivlapitalien,
2. in ausgeliehenen Staatsactivfapitalien, ausgeliehen nach Maas⸗
gabe ver Gefee von 1836 betr. die Abldfung der Grunbrenten
[fm Betrag von 12,326103 fl. 11°), fr.) 3. in ausftehenden
Binfen :c., 4. in Kaſſevorrath) Ende 1850: 12,540579 fi.
23 !/, tr. betragen, fo ift Stand ver Paffiven ober der eigent-
lichen Staatsſchuld Ende 1850: 8,669223 fl. 48°/,, fr.
Die Staatsſchulden-Tilgungskaſſe tft biejenige
Gentralftelle, welche die noch nicht liquidirten Staatsſchulden liquid
zu ftellen, die Zinfen ber verzinslichen Staatsfchuld zu bezahlen
und bie Staatsfchulden nach und nach zu filgen hat. Die Direction
führt ein unter ver oberen Leitung des Finanzminifteriums vom
Großherzog zu ernennender Staatsdiener und ein bon beiden Kam
mern der KLanbftände zu wählendes Mitglied einer ber beiben
Kammern. Die Fonds zur Verzinfung nimmt fie aus den Zinfen
berjenigen Activ-Rapitalien, welche ihr aus anderen Kaſſen über
wiefen werben, ferner aus benjenigen Beiträgen, welche zur Dedung
des weiteren Bedarfs aus eigends dazu beſtimmten Recepturen
eingezahlt werden ſollen. Als Fonds zur allmähligen Tilgung der
Staatsſchuld find hauptſächlich der oben genannte britte Theil ber
omänen beftimmt, bie nach und nach verfauft wurden, alle ge
vichtliche Depofiten, alle Baar eingehenden Cautionen, viejenigen
Gelder, die aus anderen Kafjen überwiefen werben.
Verwaltung. WMinifterium der Finanzen. 257
beichäftigen, und bie bei ven Miinifterien, ven Central und Pro-
pinzialverwaltungsbehörven beftellten Controleurs haben das zu ben
Ansfertigungen vieler Behörde nöthige Stempelpapier von ber
Hauptftempelverwaltung zu empfangen. — Alle Eingaben an ben
Großherzog, fowie au die Minifterien, ven Ctaatsrath, die Ober-
iteuerbireftion, die Oberbaudirektion, die Oberrechnungskammer,
die Megierungsbehörven, das Oberconſiſtorium, bie verfchiepenen
Kafjeoirektionen, die Kreisämter, die Lokalforſtbeamten, infofern
e8 fich von WUngelegenheiten der Forſtpolizei hanbelt, vie Ober-
einnehmereien und Rentämter müfjen, wenn fie irgend ein n-
terejfe des Eingebenden zum Gegenftann haben, auf einen Stem⸗
pelbogen von 36 fr. gejchrieben fein. Frei von biefem Stempel
find: Gefuche um gefetliche Steuernachläjfe, Monitorien, Eingaben,
welche für notoriſch arme Perſonen eingereicht werden und Ein⸗
gaben, welche durch allgemeine Unglücksfälle veranlaßt werben.
Die Salzregieverwaltung ijt verpflichtet, fir ven ganzen
inländifhen Bedarf an Salz zu jeder Zeit zu forgen. Sie bat
Dagegen allein das Hecht, im Lande Salz für ihre Nechnung ver«
taufen zu lafjen und ſänuntliche Landeseinwohner find verpflichtet,
ihren ganzen Berarf an Salz aus den Vorräthen und bei ben-
jenigen Angeftellten der Salzregie einzukaufen, an bie fie angewies
jen find. Zur bejtäntigen PVerforgung des Lantes mit Salz find
fir Rechnung ver Ealzregie in den verjchievenen Lanvestheilen
bie nöthigen Salzmagazine angelegt (in Starfenburg 5, in Ober⸗
heilen 12, in Rheinheſſen 6) und an allen Orten, an welchen
fih taugliche Perfonen dazu vorfinden, Salzaustwieger angenommen,
welche das aus ten Diagazinen bezogene Kochſalz um ben beſtimm—
ten Preis von 3 Fr. das Pfund, das feine Tafelſalz zu 6 Fr.
und ein durch geeignete Zufüge zu anderen Zweden unbrauchbar
gemachtes Salz an Vandwirthe zur Vicbfütterung und zum Düngen
m1'/, kr. das Pfund abgegeben. Die Salzuagazinsverwalter liefern bie
Erlöfe, welche fie ven ven Salzauswiegern ihres Bezirks für vers
fauftes Salz eingenemmen haben, unmittelbar an vie Obereinnehmer
ab, Das Hanfiren mit Salz ift verboten, felbft wenn der Hau-
firende das feilgebotene Salz aus den Vorräthen ber Salzregie-
Berwaltung angekauft Hütte.
Einregijtrirung in Rheinheſſen. Alle in Rheinheſſen errichtet
werdenden Akte und Urkunden, ſowohl ver freiwilligen Gerichtöbarfeit,
Walthers Hefien. 17
258 Der Staat.
fowte der ftreitigen, ſelbſt auch vie Privatafte müſſen auf ven
betr. Rentämtern einregijtrirt werden, und unterliegen für dieſe
Einregiftrirung einer firen Gebühr. Das Marimum diefer Gebühr
bet Immobiliarverkäufen, mag vie Verkaufsſumme noch fo hoc
fein, beträgt 4 fl. Der Centralkaſſier und ber Verificator haben
ihren Sit zu Mainz. Die Rentämter (ſ. u. S. 260) haben die Ein-
nahme der Gebühren und die Domänenpfanpmeifter die Beitrei-
bung zu beforgen.
Erhebung der Brüdengelder und Weberfahrtsgebühren. Zu
ihrer Bejorgung find Erheber, Controleure und Auffeher beftimmt.
Die Gelder werden an die Diftrictseinnehmereien eingeliefert.
Erhebung der Rheinihifffahrtsgebühren zu Mainz. Zur Ein
nahme ver Nheinjchifffahrtsgebühren, bejtimmt durch die Rhein⸗
Ichifffahrtsconvention, ift in Mainz für die Fahrt abwärts um
aufwärts eine Aheinzollerhebungsitelle errichtet.
Beamte für die Aufficht der inneren indirekten Anflagen.
Unbefchadet ver beſtehenden Amtsverbinplichkeit zur regelmäßigen
Aufficht, welche den Angeftellten ver Verwaltung der indirekten
Steuern 3. B. Zollbehörven und Zollauffichtsbeamten, Diftricte-
und Ortseinnehmern, Gensdarmen, Polizeioffizianten 2c. obliegt,
wurde ein weiteres Aufjichtsperjonal für vie inneren indireften
Auflagen eigends aufgeftellt, und vemfelben ihre Ueberwachung zur
befonveren ‘Dienftobliegenheit gemadt. Dieſes Perfonal befteht aus
Steuerauffehern und Stenercontroleuren. Die letteren find bie
nächſten Vorgeſetzten der erfteren. Die Provinz Starfenburg zer
fällt in dieſer Hinfiht in 2 Steuer - Controle-Bezirfe und 13
Steuer - Auffichtspiftrifte, Oberheſſen in 2 Controle - Bezirke umd
15 Auffichtspiftrifte, Nheinheffen in einen Controle-Bezirt mb 7
Aufſichtsdiſtrikte.
6. Oberzolldirection.
(Bergl. o. ©. 159 ff.)
Zur Vollziehung der Zollgefege und zur Leitung der Dienft
führung der Lofalzollbeamten im Großherzogthum ift zu Darmftat
eine Dberzollpirection eingefekt. |
Zur Feftftellung und Erhebung der Ein, Aus- und Dirk
gangszölle find im Grenzbezirk Grenzzollämter, in den übrigen
Theilen des Landes andere Hebejftellen errichtet. Die. Hau “
aollamtsbezirte find: 1. ver H. Z. A. B. Mainz mit dem Haupt
Verwaltung. Minifterium ver Finanzen. 259
zollamt zu Mainz und den Nebenzollämtern I. Claffe zu Worms
und zu Bingen. 2. Der H. Z. A. B. Offenbach mit dem Haupt-
zollamt zu Offenbach »und ven Nebenzollamt I. Claſſe zu Darmitabt.
3. Der 9.3.8. Gießen mit dem Hauptzollamt zu Gießen
und dem Nebenzollamt I. Claſſe zu Alsfeld und ven Nebenzoll-
ämtern I. Elaffe zu Grünberg, Butzbach, Friedberg, Lauterbach,
Bübingen.
Die Hanptzollämter find in ber Regel allein ermächtigt:
1) zur Ein- und Ausgangsbehandlung durchgehender Wuaren, deren
wirklicher Ausgang zu eriveilen ift, fowie der Gegenſtände, welche
vorbehaltlich des Wievereingangs in das Ausland verſendet werben;
2) zur Cingangsbehanvlung ver Waaren, welche an Zollämter im
Innern gehen und zur Ausgangsbehandlung der Gegenftänve, welche
aus unverjtenerten Niederlagen in das Ausland verfendet werben.
Ausnahmen treten nur ein, wenn Nebenzollämtern in dieſer DBe-
ziehung befonbere Befugniſſe ertheilt werben.
Die Nebenzollimter im Innern haben Erhebungsbefugniffe
in Anfehung der mit der Poft eingehenden Waaren, und find zur
Mitwirkung bet der Waarencontrole verpflichtet.
7. DObersForfl: und Domänen-Direction.
Die Domänen (f. 9. S. 249), welche in Cameral- und Forft-
Domänen beftehen, wurven früher von zwei getrennten Behörden
verwaltet. Beide find jeßt zu obiger Stelle verbunden. Es find
ihr folgende Gefchäfte zugewiefen 1) was die Forft-Domänen be-
kifft: die Oberanfficht über das ganze Forſtweſen und Leitung
veifelben oder die Verwaltung ver forfteilichen Hoheit und Forft-
polizei, insbefondere auch vie obernormundfchaftliche Leitung des
Forſtweſens der Gemeinden, Corporationen 2c.; die Führung ber
Correſpondenz mit den ihnen untergebenen Beamten, jowie bie
Anfficht über viefelben; in allen Gegenftänden ver laufenden Ver—⸗
waltung, für welche gefegliche Normen oder Neglements vorliegen,
kann fie auf ihre eigene Verantwortung entjcheiden; jie bat auf
Erforvern des Finanzminiftertums Bericht und Gutachten zu er-
ftatten ꝛc. Die Forftgerichtsbarkeit ift in Starfenburg und Ober-
heſſen ven Stabt- und Lanpgerichten als Forſtgerichte eriter, ven
Hofgerichten als Forftgerichte zweiter und tem Oberappellationdge-
richt als Forſtgericht britter Inſtanz übergeben. “ Rheinhe en
1
258 Der Staat.
fowie ber ftreitigen, felbft auch bie Privatalte mil za sr®
betr. Rentämtern einvegifteirt werben, und unterliem- >> F-
Einregiftrirung einer figen Gebühr. Das Marimy —— =
bei Immobiliarverfäufen, mag bie Verkaufsſung
fein, beträgt 4 fl. Der Eentralfaffier und » «
ihren Sit zu Mainz. Die Rentämter (ſ. u. S7
nahme ver Gebühren und bie —E
bung zu beſorgen. 2*
Erhebung der Brückengelder ug e
Die Gelder werben an bie ——
Erhebung der han ‚
nahme ver Rheinfchifffaht ' g
ſchifffahrtsconvention, ift in
aufwärts eine Nheinzolf A 1
Beamte für die
Unbeſchadet a)
F ‚ 4 ung
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* „wenz mit — u
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Auffiht, welche den⸗ fs
E mönen Direction bedient
Steuern z. B.
und Ortseinnehmey
wurde ein weite „- Tofgenter Beamten und Stelle?”
Auflagen eigen‘ , <tarfenburg 9, in Oberheffen 10, in An
befonberen Dir „aben felgente Dienftobliegenheiten : Verdi —
Stenerauffeb omanen, fe weit fie in ifren Diſtrmen (99
nachſten Pr Gameral- und Fort Revenuen, als: der Pachtg
fallt in Pa ber Gelder fiir verkaufte Walduntzungen; bie
Stener, ver Beed⸗ Gült- und Zehntfrüchte; die Beiwohnung si
15 Artanf ber Domänen; die Auffſtellung jährlicher Remus?
Urt Einnahme und Ausgabe. Die Einnahmen werden unmit
om bie Hauptſtaatskaſſe eingeſchick.. Die Reutämiter habel
die EinregiſtriruugsGebühren zu erheben.
Oberforſthehörden. Es iſt dieß dermalen ein höherer Fort
manter, welcher Organ zur höheren Aufſicht und Controle 18
totalen Forſtdienſts im ganzen Großherzogthum iſt. Er hat je
dieſem Zwecke die einzelnen Theile des Pandes zu bereiſen und a
Ort uud Stelle die Reviſionen und Viſitatiouen vorzunehmen.
‚Die Lokalbeamten für die Koriserwaltuug. Das Statt
gebiet ift in Forftämter ug m Slalıny 9, u
a
Atıng. Pinifterium ver Finanzen. 261
n Ryheinheſſen 1). Ein Forſtamt zerfällt in mehrere
Die Oberförftereien find wieder eingetheilt
m a Eine Oberförfterei enthält durchſchnittlich
=. il und Konmunal⸗Waldungen, ausfchließ-
mm "ber.. Hinficht angetheilten Privatwaldungen,
m Hi 2000 Morgen. Den Schutzbe⸗
— 2 den Oberförſtereien Oberförſter,
= Sn A, er dor. — Die Forftmeiiter
Tr "in, Nienftgefehäfte: die Ueberwachung
a 59 a md Forftwarte, die Aufficht
SEN * te, die Erhaltung des prak—⸗
. 2. * 1,7 FE) m Gange durch häufige
.. 6 4 * fie folgende Dienſtver⸗
“ | . % „ungen und periobifchen
.ır Oberförftern den Entwurf
. ‚ prüfen die VBoranfchläge der Ober-
u: „atmen; fie beforgen bie forjtwirthichaft-
„e genehmigen die Afforve mit den Holzhanern
o ber Domanialwaldungen; fie meifen ven Ober-
. Ausführung der genchmigten Wirtbfebaftsplane an; fie
en mit den Oberförjtern vie Freveliiften, nehmen vie nöthi—
Änderungen vor, wohnen Den Koritgerichten bei und ergreifen
Zenfalls Rekurs gegen das Erkenntniß des Strafrichters ; einen
nſtand ihrer Fürſorge und Mitwirkung bilden die polizeilichen
Wegeln zur fichren und Teichten Befriedigung Des Holzbedarfs;
erſtatten endlich jährlich einen Hauptbericht über den Zuftand
Vorftpofizei. — Die Oberförfter haben folgende Dienft-
egenheiten: fie unterftügen den Forſtmeiſter bei den Betriebs—
rungen und bei der Aufftellung ver periodifchen Wirthichafts-
e oder leiten und beforgen das Gefchäft felbjt; fie beſorgen
im laufenden Dienft vorfalfenden Vermeffungen; fie ftellen bie
lichen ſpeciellen Wirthichaftsplane auf und führen folche aus;
Auszeichnung des zu fällenden Holzes insbejentere die Führung
Waldhammers iſt eine ihrer weſentlichen Dienftpflichten; bie
ıbme der Holzbauer für tie Gemeindewaldungen geſchieht unter
- Mitwirkung, fowie fie fir die Domanial⸗-Waldungen die
rede mit den Arkeitern vorbehaltlich höherer Sentimtuug W-
Ben; fie deforgen unter Zuziehung ver inihlagerten THWumt
260 Der Staat.
ift das Friedensgericht das TForftgericht erſter und das Bezirksge—
richt das Forfigericht zweiter Inſtanz. 2) was bie Cameral-
Domänen betrifft: Verwaltung aller Cameral-Domänen, mit: Aut
nahme folcher Gegenftänve, welche anderen Behörden zur Verwaltung
übergeben find; Aufftelung des Tomänen-Inventars uud Wahrung
ver Ab⸗ und Zugänge; Ausforihung und Beitreibung von unbe
fannten oder ungiebigen Etnatsrenten, Realitäten und Gefällen;
Abfonderung des zum Verkauf und zur Schulden-Tilgung beſtimm—
ten Domänen-Drittbeil® und deſſen Verkauf; Prüfung und Berid-
tigung der für die Rentämter aufgeſtellt werdenden Einnahme: und Au&
gabe-Bupget8; Sorge für Erhaltung 2c. allerCameral-Domänen; ; Sicher:
jtellung des Befiges durch Ausfteinen ; genaue Beftimmung aller Grund
laften und Servituten; Ablöfung ter Zinfen und Gülten, Allovif
fationen der Erbleihen, Ausgabe-Verfügung über alle in den Nas
amtsrechnungen zur Ausgabe kommenden Lokal - Berwaltingsfoften,
Laſten, Abgänge und inerigible Poften; Einſendung periodiſchet
Ueberfichten über die Nefultate ver Domänın - Verwaltung nah
Anordnung bes Finanz-Minifteriums; Correfpondenz mit ben unter
gebenen Beamten und Aufficht über fie —
Die Ober - Forft- und Domänen -Direction bedient fich zur
Ausführung ihrer Aufträge folgender Beamten und Stellen:
Nentänter, in Starfenburg 9, in Oberheffen 10, in Nheir
beffen 5. Sie haben folgende Dienftobliegenheiten: VBerpachtumg
ver Sameral- Domänen, fo weit fie in ihren Diftrilten Tiegen;
Erhebung der Cameral- und Forft-Nevenuen, als: der Pachtgelie,
ber Forftftrafen, ver Gelver für verfaufte Waldnutzungen; vie @
hebung der Beed- Gült- und Zehntfrüchte; die Beiwohnung Mi
dem Verkauf ver Domänen; die Aufſtellung jährlicher Rechnung
über Einnahme und Ausgabe. Die Einnahnen werben unmitth
bar an die Hauptſtaatskaſſe eingeſchick. Die Rentämter Haben
auch die Einregiftrirungs-Gebühren zu erheben. J
Oberforſtbehörden. Es iſt dieß dermalen ein höherer Jar FF
beamter, welcher Organ zur höheren Aufſicht und Controle di
lokalen ForftvienftS im ganzen Großherzogtfum ift. Er it 9
biefem Zwecke die einzelnen Theile des Landes zu bereifen md 0
Ort und Stelle vie Revifionen und Bifitationen vorzunehmen.
Die Nofalbeamten für die Yorftverwaltung. Das Stuik
gebiet ift in Forſtämter eingetheilt (in Starlenburg 9, a 1:3
Verwaltung, Miniſterium der Finanzen. 261
Oberheifen-19, in Rheinheſſen 1). Ein Forftamt zerfällt in mehrere
Dberförjtereien. Die Oberförftereien find wieder eingetheilt
m: Schugbezirfe. Eine Oberförfterei enthält durchſchnittlich
8200 Morgen Domanial- und Kommunal-Waldungen, ausfchließ-
Beh. der in forftpolizeilicher Hinſicht zugetheilten Privatwaldungen,
ein Schutzbezirk durchſchnittlich 2000 Morgen. Den Cchutbe-
zirken ſtehen Forſtwarte, ven Oberförſtereien Oberförſter,
den Forſtämtern Forſtmeiſter vor. — Die Forſtmeiſter
haben im allgemeinen folgende Dienſtgeſchäfte: die Ueberwachung
. ver. Dienftführung ver Oberförſter und Forſtwarte, die Aufſicht
- über bie Befolgung ver Forftpolizei-Gefeße, die Erhaltung des praf-
then Forſtbetriebb in ordnungsmäßigem Gange durch häufige
Solalbefichtigungen. Im befonteren haben ſie folgenve Dienjtver-
richtungen: jie entwerfen tie Forftbefchreibungen und periopifchen
Wirthſchaftsplane; fie beratben mit ven Oberförftern ven Entwurf
der jährlichen Mirthichaftsplane, prüfen die VBoranfchläge der Ober-
förfter und ftellen fie zufammen; fie beforgen vie forjtwirthfchaft-
he Buchführung; fie genehmigen die Akkorde mit ven Holzhauern
für ten Betrieb ter Domanialwaldungen; fie meifen ten Ober-
förfter zur Ausführung ver genehmigten Wirtbfchaftsplane an; fie
burchgehen mit ven Oberförftern vie Frevelliften, nehmen bie nöthi-
gen Abänderungen ver, wohnen ben Forjtgerichten bei und ergreifen
nöthigenfalls Rekurs gegen das Erkenntniß des Strafrichters; einen
Gegenftand ihrer Fürſorge und Mitwirkung bilden Die polizeilichen
Mafregeln zur jichren und Teichten Befrierigung bes Holzberarfs;
fie erjtatten endlich jührlich einen Hauptbericht über den Zuftand
ber Forſtpolizei. — Die Oberförjter haben folgente Dienit-
obfiegenheiten: fie unterftügen ten Forſtmeiſter bei den Betricbs-
regulirungen und bei ber Anfitellung ver periotifchen Wirthfchafts-
pläne orer leiten und beſorgen das Gefchäft ſelbſt; fie .beforgen
bie im laufenten Dienft vorfallensen Bermefjungen ; fie ftellen bie
jährlichen fpeciellen Wirthichaftsplane auf und führen folche ‚aus;
die Auszeichnung des zu füllenten Hoßes insbejentere die Führung
des Walrbammers ift eine ihrer mefentlihen Dienftrpflichten; bie
Annahme ver Holzhauer für tie Gemeindewaldungen gefhieht unter
ihrer Mitwirkung, ſowie fie für die Domanial-Waldungen die
Aklorde mit ven Arbeitern vworbebaltlih höherer Genehmigung ab-
ſchließen; fie beforgen unter Zuziehung ter einihlagenten Voðg
262 Der Staat.
die fchriftliche Aufnahme aller Walpnutungen zur Begründung ber
Naturaleinnahme; fie führen vie Naturafrechnung in ven Doma—
nialwaldungen und die Eontrole des Naturalertrags in den Comm
nalwaldungen; fie üben den Forſtſchutz gelegentlich anderer Ge
Ihäfte aus; fie beforgen die Zufammenftellung und Einſendung
der Forfifrevelliften an ven Forftmeifter und mohnen den Forft
gerichten als Technifer bei. — Die Forftwarte haben bie per-
fönliche Handhabung des Torfifchuges durch Denunciation der
Forftfrevler, und die Mitwwirfung bet den untergeoroneten Gefchäften
des Forſtbetriebs.
8. Die Oberbaudirection.
| Ihre Aufgaben find: Vollziehung alles neuen Bauweſens um
Unterhaltung aller Domanial- und Staatsgebäude; bupgetmäßig
Verwendung der zum Straßenbau und zur Unterhaltung ver Straßen
bewilligten Summen; Bejorgung des Fluß- und Dammbaus; Ver-
waltung und Betrieb der zu ven Domänen gehörenden Galz,
Kohlen- und Bergwerfe, ſowie der Hütten- und Hammerwerke und
Handhabung des Bergregals im allgemeinen und der Berg, Stra
gen-, Fluß⸗ und Dammpolizei.
Das ganze Land iftin Kreisbauämter eingetheilt, denen Kreis—
baumeifter vorftehen, welchen der Civil-Straßen- und Waſſerban
zujammengenommen übertragen ift. Zugleich haben fie bie te
nifche Aufficht über das Maaß- und Gewichtsweſen und bie Aid
ämter. Die Kreisbaumeifter in den Provinzialhauptitäbten Darm
ſtadt, Mainz unn Gießen find zugleich Provinzialbaumeifter un
haben in biefer Eigenfchaft bejonvere Aufträge ver Oberbaubireftion
in allen Theilen ver betr. Provinz zu übernehmen mit noch be
jonderen Funktionen. Unter ven Sreisbanmeiftern ſiehen Kreis—
bauauffeher, fowie nöthigenfalls unter dieſe wieder Bauauf
jeher geftellt find. — Das gefammte Hof- und Militär-Baır-
wefen wird von einem befonderen ausführenten Beamten in Darm⸗
ftabt beſorgt. — Das Berg und Salinenwefen beforgen bad
Dergamt Thalitter, das Salinen- und Bergamt Salzhaufen, das
Bergamt Dorheim, das Salinenamt Theodorshalle.
Verwaltung. Minifterum der Finanzen. 263
9. Iünzdeputation.
Es iſt dieſer Stelle die Bejorgung des Münzweſens über-
tragen, und fie bat in Darmſtadt ihren Sitz. Ueber das Münz-
weſen felbit f. o. S. 161.
10. Eifenbaßn-Kaudirection der Provinz Starkendurg.
Dem Art. 9 des zwilchen den Großherzogthümern Heffen
und Baden und ber fr. Stadt Frankfurt a. M. wegen Erbauung
und Betriebs der Muin-Nedar-Bahn zufolge wurde in Darmſtadt
eine @ifenbahn-Direction errichtet, die nach Art. 10 aus 3 Mit-
gliedern bejtehen fol, von denen jede der contrahirenden Negierun:
gen eines ernennt. Ebenſo wurden wie zu Heidelberg und Franl-
furt fo zu Darmſtadt befondere der Direction untergeordnete Bahn-
verwaltungen over Bahnämter für ten Betrieb ver Eifenbahn in
technifher und finanzicher Beziehung in ber Weife Übereinkunft:
mäßig angeordnet, daß zit jeber dieſer Bahnverwaltungen ein Bahn:
ingenieur von jeden der contrahirenten Staaten ernannt wurde.
Den Bahningenieuren ift anfervem noch die Bahnpolizei über:
tragen.
1. Eifenbafn - Baudirection in Öberheffen.
Dur Art. 7 des Staatsvertrags zwiſchen ven Großherzogthum
und dem Kurfürftenthum Helfen, fowie ber freien Stadt Frankfurt
wegen Erbauung und Betrichs der Main-Wejer-Bahn find für bie
verfchievenen Gebiete der 3 contrahirenden Staaten Eifenbahn-
birectionen gebilvet. Die dem Großherzogthum ungehörige hat
in Gießen ihren Sit. Art. 9 vefjelben Vertrages ordnet noch
eine ftändige Vereinscommiffion fir den Bahnbetrieb an, welche
fo oft als nöthig, und geringftens am Ente eines jeden Jahrs
zu SKaffel zufammentritt, um durch vwermittelnde Vereinbarungen
entftandene Anſtände zu erledigen, die von ver betr. Staatsbehörhe
geprüften Mechnungen ver Direction zu vevibiven und auf ben
Grund der Rechnungsabfchlüffe vie der vorzunehmenden Vertheilung
ber Ueberfchüffe von ben Einfünften der Bahn zum Grunde zu
legende Summe feftzuftellen.
266 Der Staat.
Es theilt fih in 3 Sectionen. Im ber erften Section
werben alle rein militärifchen Gegenſtände bearbeitet, namentlich
was auf Formation, Dienft und Uebung der Truppen Bezug hat;
das Marſchweſen inlänpifcher Zruppen, foweit es bie Bewegung
und bie Dislofation betrifft; Anftellung, Beförderung 2c. der Off
ziere und Unterabjutanten; Urlaubsgefuche ver Offfziere; Führung
ber Liften; das Rapportiwefen; die Weilitärbildungsanftalten; Milttär
orbensfachen; die Armatur und Uniformirung, joweit es deren
Mufter und Conftruction betrifft; zugleich Hat die 1. Section
Attributionen bezüglich des Recrutirungsweſens, der Stellvertretungx. '
— Zur Cognition der zweiten Section gehören: die allgemein
Militärpolizei und Disciplin; die Militärftrafgefeßgebung; Auffidt
über die Militärgerichte nach Maßgabe ver Reglements; Auffidt
über bie Strafanftalten und Gefängniffe; Defertionsprozeffe ; Carr
ſachen; Nechte des Militärfiscus; Execution civilgerichtlicher Erlem
niſſe nach Maßgabe einer beſtimmten Verordnung; Ueberwachun
ber Militärwittwen- nnd Waiſenanſtalten; Invaliditätserklärungen;
Penſionirung der Unteroffiziere und Gemeinen; Armenpflege m
Verſorgung der Invaliden; Militärkirchen- und Schulweſen; Gnaben-
erlaſſe und Heirathsſachen; Anſtellung ꝛc. der Militärjuſtizbeamten,
der Kirchen- und Schullehrer und ver Angeſtellten der Kriege
minifterialfanzlei; Oberaufficht über ſämmtliche Militärgerichte zc. —
Dienftobliegenheiten ver dritten Section find: Direction und Cor
teolirung der Kriegskaſſe; Aufftellung der Etats uud die Sorge
für deren Einhaltung; Auffiht über die richtige Verpflegung ber
Angehörigen ver Militäretats; Prüfung aller Contracte; Auffiht
über das Militärbaumwefen 2c.; Prüfung der Rechnungen ꝛc. —
Die Sectionen vereinigen fi) zu einem Plenum, wenn 1. be
ben Ständen vorzulegende Voranfchlag der Militärbevürfnifje be
rathen wird; 2. wenn und joweit ein in den Gefchäftsfreis einer
der 3 GSectionen einfchlagender Gegenftand auf die Einhaltung
der Etats Bezug hat; 3. wenn über Gegenftände der Organifatien
berathen wird; 4. wenn über allgemeine Geſetze, Verordnungen
und Reglements berathen wird; 5. wenn über andere Gegenftänte
bon einiger Wichtigkeit, die in das Neffort ver 2. nnd 3. Section
einſchlagen, definitiver Beſchluß gefaßt werben ſoll zc.
Das Kriegsminiſterium gebraucht zur Erfüllung feiner Auf—
gabe folgende Stellen:
Verwaltung. Miniſterium bes Kriege. 267
1. Die Verwaltungsrätde.
Die innere Deconomie - Verwaltung eines Regiments ober
Corps ift einem aus Offizieren aller Grade zufammengefeßten
Berwaltungsratbe übertragen, ber unmittelbar unter dem Kriegso⸗
minifterium ftebt. Der Prüfident tes Verwaltungsraths ift ber
Commandeur, und ber Referent der nach ihm kommende höchfte
Offizier des Regiments oder Corps ꝛc. Die übrigen jührlich
wechfelnden Mitglieder find Beijiger. Für das Nechnungswefen,
für Geld» und Naturalverwaltung und dahin Gehöriges find ven Ver-
waltungsräthen BVerpflegsoffiziere beigegeben. Die Deconomie bei
den einzelnen Compagnien und Schwadronen verwalten beren Chefs
unter unmittelbarer Controle des Verwaltungsraths. Die BVers
waltungsräthe bejorgen alles, was Verpflegung, Kaſernirnng zc.
der Truppen anbelangt; nur bie Armirung macht hierin eine Aus⸗
nahme, indefjen werden die Waffen und Ausrüftungsgegenftänbe,
welche ven Negimentern und Corps für den Dienftgebrauch oder fonft
befinitiv übergeben find, von venjelben auch unterhalten und ver⸗
rechnet.
2. YHarnifonskirche und garniſonsſchulen in Darmſtadt.
In Darmſtadt beſteht eine evangeliſche Garniſonskirche und
Garniſonsſchule, für welche erſtere ein Garniſonsprediger, der
zugleich Garniſons⸗-Schulinſpector iſt, und die demſelben unmittelbar
untergebenen beiden Garniſons-Freiprediger (zugleich Garniſons—
Schullehrer) angeſtellt ſind. Der Garniſonsprediger hat in Bezug
auf die evangeliſche Garniſonsgemeinde dieſelben Parochial-Gerccht-
ſame auszuüben, wie die Civil-Geiſtlichen hinfichtlich der Civil⸗
Gemeinden und ſteht überhaupt mit dieſen in gleicher Dienſteategorie.
Die Gurnifonsfirche und Geiftlichfeit mar von früheren Zeiten
ber, ſowohl was ben äußeren Dienft, als bie eigentliche Sacra
betrifft, unmittelbar und ausjchlieflich nur dem Kriegsminifterium
untergeben. Seit 1835 aber werben bie erjhienenen und er-
ſcheinenden Verordnungen und Generalverfügungen ber kirchlichen
Civilbehorden, vorbehältlich der Seitens des Kriegsminiſteriums
etwa zu treffenden Modificationen, auch als gültig und anwendbar
in Bezug auf bie proteſtautiſche Militäͤrlirche und Geiſtlichkeit be,
208. | Dee Staat.
trachtet. Ein Theil ber Functionen der Superintenventen find in
Bezug auf die Militärgeiftlichen einem befonveren, auf WVorfchlag-
bes SKriegsminifteriums vom Großherzog aus ven geiftlichen Mit-
glievern des Oberconfiftoriums ernannten, dem Kriegsminifterium
in biefer Beziehung untergebenen Commiſſarins übertragen.
3. Proviantanftaft.
In der Garnifon Darmſtadt befteht eine Militärbäckerei
anf Ararifche Rechnung (Proviantanftalt), welche für bie Garnifon
Darmſtadt das Brod Tiefer. Sie wird unter Oberleitung bes
Kriegsminifteriums von einem Offizier verwaltet. In den Garni
fonsorten, wo feine folche Militärbäderei befteht, wird in ver Regel
bie Lieferung bes Brodbedarfs von den Verwaltungsräthen unter
Vorbehalt der Genehmigung des Kriegsminifteriums vergeben. Im
einzelnen Fällen werben ben Bädern auswärtiger Garnifonen
ärariihe Früchte zum Verbacken gegeben. Beſondere Berhältniffe
fönnen auch bie Errichtung befonderer Militärbädereien in aus
wärtigen Garnifonen nöthig machen.
4. Militärftrafanftalt Rabenhauſen.
(Bergl. 0. ©. 184.)
Die obere Auffiht und Leitung der Anftalt ift einem Com -
mandanten übertragen, dem eine beſondere Suftruction ertheilt ift.
Außerdem befindet ſich ein Milttärarzt daſelbſt.
5. Dberkriegsgericht.
Das Militärſtrafgeſetzbuch enthält das Militärftrafrecht, den
Strafprozeß, die Kriegsartifel, ven wefentlichen Inhalt der anwend⸗
baren Beftimmungen veffelben für Unteroffiziere und Solpaten.
Die Militärgerichte beftehen aus Ober⸗ nnd Untergerichten.
Die Untergerichte find: 1) Militär - Unterfuchungsgerichte, welche
zur Unterfuchung ver zur Milttärgerichtsbarkeit gehörenden Straf-
fachen bejtimmt find. 2) Sriegsgerichte, welche über. biefe Straf:
fachen in: erjter Smjtanz zu erkennen haben. — Das Obergericht
ft: das Oberfriegsgericht, welches die Erfenntniffe der Kriegsgerichte
jeven Grades in zweiter Inſtanz revibirt, bejtätigt ober abänbert
ober.enblich caſſirt. Die Revifton ver Friegsgerichtlichen Erlenutniffe
Verwaltung. Miniſterium bes Kriegs. 269
wirch. das Obergericht ift jedoch namentlih nur vorgefchrieben
jet Erkennung ver höheren oder höchften Strafen und bei Berufung
er Angeſchulbigten ſowohl, als der ‚zur Wahrung ber Rechte des
Staats bei ben Milttärgerichten verpflichteten Vorgeſetzten. Das
Oberfriegsgericht tft eine permanente aus permanenten ' Richtern
yeftehenve Gerichtöftelle und hat feinen Sit In Darmftabt. Die
Priegsgerichte über Militärs vom Hauptmann abwärts werben in
edem Regiment oder Corps in der Art permanent gebildet, daß
ie Gerichtsftelle 6 Monate lang befleivet wird, und fie urtheilt
vährend viefer Pertobe Über alle vorkommenden Vergeben ver
enannten Grave. Die Militär - Unterfuchungsgerichte werben für
ebe Unterfuchung beſonders beſtellt. Ebenſo wird zur Aburtheilung
ines Generald und Stabsoffiziers ein beſonderes Sriegsgericht
erufen. — Stanbrechtliches Verfahren der Kriegsgerichte tritt
mr im Sriege für beftimmte außerorbentliche Fälle ein. — Außer
ven Milttärgerichten fteht eine Strafbefugniß Teinem geringeren
Stade, als dem Compagnie oder Schwabrons» Chef zu und es
berden biefe Strafen Disciplinarftrafen genannt.
6. Militärs Medicinal-Lommiffion und Lazarethe.
Die Militär - Mebicinal- Commiffton ift zuſammengeſetzt aus
em Dberftabsarzt und ven fänmtlichen in Darmſtadt ftationirten
Stabsärzten. Sie hat vie fpecielle Leitung des gefammten Militär:
Sanitätswefens in Ärztlicher, polizeilicher und öconomiſcher Hinficht
nit Ausnahme des inneren Sanitätspienftes in ven Regimentern
ınd Corps. — Der Oberftabsarzt ift der erfte Arzt ber Truppen;
rt überwacht ben technifch ärztlichen Sanitätspienft und die Ärzte
iche Dienftführung der Militärärzte, fowohl in ven Lazarethen,
[8 in ven Negimentern und Corps. Milttärlazarethe find in
en Garnifonen Darmftadt, Worms und Friebberg.
7. 3eughausdirection.
Sie hat zu forgen für die Anschaffung ober Anfertigung,
je Unterhaltung, Aufbewahrung und Verrechnung ver Geſchütze,
er Handwaffen mit Zubehör, ber Leder-Rüſtung, der Munition,
er Kriegsfuhrwerke mit Ausnahme des ber Pioniercompagnie über-
viefenen Materials, ver Geſchütz⸗ und Fuhrmwerfsgeräthe, des Zug⸗
efchirrd, des Handwerkszeugs, des Schanzzeugs und ber Feldgeräth⸗
370 ° Der Staat.
ſchaften, ſodann die Aufficht und Leitung in ven ihr. überwieſenen
Borrathshäufern für das Kriegsmaterial, fowie in den Werkitätten
und bem Laboratorium. Ihre Beamten find ein Zenghausbivecter
(ver Regel nach Mrtillerie-Stabsoffizier), 2 Berwaltungsoffiziere
(ein Hauptmann von ber Artillerie und ein Oberlientenant von
der Yufanterie) 3 Hülfsoffiziere, 1 Rechner, zugleich. Secretär.
8. Militärſchuſdirection.
In die Militärfchule zu Darmſtadt kann nach beftanbener
Präfung ein jeder Unteroffizier und Soldat aufgenommen werben.
Zur Pröfung werben nur folche zugelaffen, welche 1. das 25. Lebens⸗
jabe noch nicht überfchritten haben und unverheirathet find, 2. al
vollkommen bienfttauglich in phyſiſcher Beziehung erfcheinen, 3. ein
gänftiges Zeugniß ihrer Compagnie- oder Schwabronsoffiziere, 4.
ein weiteres Zeugniß ber Ortsbehörde über untadelbafte Aufführung
vor dem Eintritt in ven Dienft beibringen. Die SKenntnifie,
welche in der Aufnahme-Prüfung nachgewiefen werben müſſen, find
befonvers feftgeftelt. — Die Leitung der Schule Bat eine befon-
dere Schulbirection. Die Schule befitt eine Militärbibliothef, ein
phyſikaliſches Cabinet 2. Der Unterricht in ver Militärſchule
wird in ben Wintermonaten ertheilt.
9. Mititär-Wittoen- und Waifen-Commiffion.
(Bergl. 0. ©. 173, 177 und 536. 537.)
Die Leitung der Militär-Wittwen- und Waifencaffen bat eine
befondere Commiſſion. Für eine jebe einzelne hierher gehörige
Anftalt, als: 1. die Wittwen- und Waiſen-Caſſe für Offiziere,
2. die Wittwen- und Waiſen-Caſſe für Unteroffiziere nnd Sole
ten, 3. die Invalidenkaſſe, 4. die Sterblaffe für Unteroffizier,
find befonvdere Rechner beftellt.
Fünftes Buch.
Topographie.
I. Provinz Starkenburg.
Die Lage, Größe, natürliche Beichaffenheit, vie Bewohner
Provinz Starfenburg haben in dem 2. Buch („das Land“) und
bem 3. Buch („das Voll") ihre Erörterung gefunden, two biefe
venftände in Beziehung auf das Land beiprochen worden find,
wir müfjen, um Wiederholungen zu vermeiden, dorthin ver⸗
en.
Die Provinz Starkenburg führt ihren Namen nach dem
naligen Mainziſchen Oberamt Starkenburg (benannt nach der
vg gl. N. bet Heppenheim), welches einen Beſtandtheil von
bildet. Sie ift zufammengefett aus 1. ver ehem. Ober-
fichaft Katenellenbogen, 2. vem Mainz. Oberamt Starlenburg
r den ehem. Amtsvogteien Heppenheim (mit 7 Orten), ber
itsvogtei Bensheim (mit 5 Orten zc.), der Amtsvogtei Lorſch
t 5 Orten), der Amtsvogtei Fürth (mit 31 Orten), 3. dem
ainz. Amt Gernsheim (mit 3 Orten), 4. dem Oberamt Stein-
m (mit Ausnahme der Amtsvogteien Alzenau und Großkrotzen⸗
(9) oder der Amtsvogtei Steinheim mit Ausnahme des Orts
roßauheim (9 Orte), ver Amtsvogtei Dieburg (5 Orte), ver
ntsvogtei Seligenftant (10 Orte), der Amtsverwalterei ber Abtei
eligenſtadt (mit 3 Orten), 5. dem Mainz. Amt Hirfchhorn mit
isnahme des Orts Eichelbah (4 Orte), 6. dem Kurpfälzi-
en Oberamt Linvenfels (34 Orte), 7. dem SKurpfälzifchen
beramt Umſtadt (10 Orte), 8. dem Kurpfälziſchen Oberamt
272 Topographie.
Deberg (12 Orte), 9. den Kurpfäßzifchen Parzellen des Amtes
Alzey auf ver rechten Ahbeinfeite, ebenfo wie 10. vie Parzellen
des Kurpfälz. Amts Oppenheim auf dem rechten Rheinufer nicht
aus Ortſchaften, fondern aus Rheininſeln, einzelnen Höfen 2c. be
ſtehend, 11. ven Reiten des Bisthums Worms mit Ausnahme
ver Kellerei Ehrenberg,. oder dem Wormſiſchen Amt Lampertheim
(5 Orte) und der Herrſchaft Netarfteinah (4 Orte), 12. ver
Stadt Wimpfen und ter Probftei over dem kath. Nitterftift St.
Peter in Wimpfen, 13. ver Aemter des Fürjten von Lömenftein-
Werthheim-Roſenberg: Habitheim, Kirchbeerfurth, 14. ve
Herrihaft Breuberg, 15. den Aemtern des Grafen Erbach-Für:
ftenau: Michelſtadt, Fürftenau, Freienftein, Rothenberg, 16. ven
Aemtern des Grafen Erbach-Erbach: Erbach, Reichenberg, 17. ka
Aemtern des Grafen Erbach- Schönberg: Schönberg und King,
18. einzelnen veichsritterfchaftlichen Befigungen der Frhrn. m
Albini, Grafen von Belverbufch, Grafen Dalberg, Frhrn. v. Frar
fenftein, Herrn v. Gemmingen und Pretlaf, v. Harthaufen un
v. Wambold in biefen Diftrieten, 19. dem Hanauifchen Amt
— —.
Babenhauſen, 20. den ehem. fürſtl. Yſenburgiſchen Aemtern:
Offenbach und Dreieich und 21. der ehem. Herrſchaft Heufenftamn
des Grafen von Schönborn, 22. einigen ehemals bahrifchen Orten.
In Folge dieſer ehemaligen verfchiedenen Herrjchaft find m
Starfenburg bis zur Einführung eines bürgerlichen Geſetzbuchs
für das ganze Großherzogthum vie ehemals darin gültigen Recht
in Wirkſamkeit.
Nach ven verſchiedenen VBerwaltungszweigen ift ie Provinz eingetheilt
1. in 10 SKreisämter: Bensheim, Darmſtadt, Dieburg, &r
bach, Großgerau, Heppenheim, Lindenfels, Neuftabt, Offer
bach, Wimpfen ;
2. in 18 Landgerichte und Stabtgerichte: 1. Startgericht Darm
Stadt, Landgericht Darmftadt, Beerfelven, Fürth, Gernsheim,
Grofßgerau, Hirſchhorn, Höchſt, Langen, Lorch, Michelftatt
Dffenbach, Reinheim, Seligenjtadt, Umſtadt, Waldmichelbach
Wimpfen, Zivingenberg;
3. in 3 Oberreinnehmereien: Darmftabt, Bensheim, Umftatt.
4. in 12 Stenercommifjariate;: Darmftabt, Langen, GSeliger
ſtadt, Großgeran, Offenbach, Beerfelvden, Zwingenberg
Fürth, Heppenheim, Dieburg, Höchſt, Michelitadt.
5.
8
us
9.
10.
11.
12,
13.
Provinz Starkenburg. 278
in 32 DiftrietSeinnehmereien und zwar a. zur Obereinneb-
merei Darmftadt: Darmftadt, Archeilgen, Babenhaufen, Groß-
gerau I. I., Langen, Offenbach, Seligenftabt, Steinheim,
Wolfstehlen, b. zur Obereinnehmeret Bensheim: Beerfelven,
Bensheim, Birkenau, Fürth, Gernsheim, Heppenheim, Hirſch⸗
born, Lampertheim, Pfungftadt, Waldmichelbach, Wimpfen,
Zwingenberg, c. zur LObereinnehmerei Umſtadt: Dieburg,
Großbieberau, Höchſt, König, Michelftant, Oberramftabt,
Reichelsheim, Reinheim, Richen, Umftabt ;
. in 9 Rentäimter: Darmftabt, Großgerau, Lampertheim, Lich-
tenberg, Seligenftabt, Umftabt, Zwingenberg, Linvenfels,
impfen;
. in 9 Forftämter: Darmſtadt, Gerau, Heppenheim, Jugen⸗
beim, Langen, Reinheim, Seligenftabt, Umſtadt, Wald⸗
michelbach ;
m 38 Oberförjtereien une zwar a. zum Forftamt Darmftabt
gehörig: Kalkofen, Mefjel, Steinbrüderteich, Beffungen; b. zum
Fort Gerau: Königftäpten, Wogsdamm, Griesheim; c. zum
Forſtamt Heppenheim: Heppenheim, Lampertheim, Lorich,
Viernheim, Wimpfen; d. zum Forftamt Jugenheim: Gerne-
heim, Eberſtadt, Jägersburg, Zwingenberg: e. zum Forft-
amt Langen: Koberſtadt, Mitteldick, Mönchhof, Mörfelven,
Wolfsgarten; ſ. zum Forftamt Neinheim: Ernfthofen, Lich-
tenberg, Niederramſtadt, Roßdorf; g. zum Forftamt Seligen-
ftabt: Babenhaufen, Dubdenhofen, Heufenftamm, Steinheim,
Zellhaufen; h. zum Forſtamt Umſtadt: Altheim, Dieburg,
Lengfeld und Schafheim; i. zum Forftumt Waldmichelbach:
Hirſchhorn, Lindenfels, Rimbach, Waldmichelbach;
in 5 Salzmagazinsverwaltungen: Darmſtadt, Beerfelden, Bens-
heim, Großgerau und Langen;
in 12 evangeliſche Dekanate: Darmſtadt, Dornheim, Eber⸗
ſtadt, Erbach, Großgerau, Lindenfels, Neuſtadt, Offenbach,
Reinheim, Umſtadt, Wimpfen, Zwingenberg;
in 4 katholiſche Dekanate: Darmſtadt, Bensheim, Dieburg,
Heppenheim, Seligenſtadt;
in 3 Rabbinate: Darmſtadt, Offenbach, Michelſtadt;
in 10 Schulbezirke, mit den Kreisämtern zuſammen⸗
fallend;
Dalthere Heffen. 18
274 Topographie.
14. in 18 Medieinalbezirke: Darmſtadt, Bensheim, Dieburg,
Erbach, Fürth, Gernsheim, Großbieberau, Großgeran, Heppen-
beim, Hirſchhorn, König, Langen, Michelſtadt, Neuitaht,
Offenbach, Seligenſtadt, Waldmichelbach, Wimpfeg ;
15. in 10 Veterinärbezirke, mit ven SKreisämtern zufammen-
fallend.
Che wir mit Zugrunvelegung ver Kreiseintheilung zur Be
trachtung der einzelnen Orte der Provinz uns wenden, haben
wir noch einen Augenblid bei einigen befonvderen Diftricten ver
Provinz zu verweilen, die in ihrer Gefammtheit ein befonberes
Intereſſe darbieten. Es find dieſe Diftricte: die Bergſtraße, das
Ried, der Odenwald.
Die Bergftraße ift eine ebene, an dem weftlichen Mbhang
des Odenwaldes hinlaufende breite. mit hohen Nußbäumen und ur
deren Obftbäumen auf beiven Seiten bejette. Landſtraße. Uebet
ihren Anfang und ihr. Ende gibt es verfchievene Meeinungen.
Einige verjtehen darunter die ganze Strede von Darmſtadt bis
Wißloch und noch weiter, andere befchränfen fie auf die Strede
von Befjungen bis Heidelberg. Ihrer natürlichen Befchaffenheit,
fowie auch ihrer Bewohner ift fehon oben im 2. und 3. Bud
Erwähnung getban. |
Die Bergftraße (strata montana, platea montana) war fchon
den Römern befannt und foll ven Kaifern Probus, Gratian umb
Valentinian ihren Ursprung zu verdanken haben. Die gegenwärtige
Landſtraße nähert fich erft bei Zwingenberg dem Gebirg; vie alte
Bergſtraße aber, welche noch bejteht, zieht dicht am Gebirg hin
und berührt die Dörfer Malchen, Seeheim und Alsbach. Die
Bergftraße gab dem umliegenden Lande den Namen; fie bildet
eine der fehönften und fruchtbarſten Gegenden des deutſchen Landes.
Auf der .einen Seite begränzen fie die herrlichen Waldberge des
Odenwaldes, anf der anderen die Rheinebene mit ihrem reichen
Wechſel von Fluren, Wäldern und Dörfern. —
Das Ried ift ein zwifchen Bergftraße, Rhein- und Mainebene
gelegener fruchtbarer Landſtrich, deſſen Abgränzung mit Worten
genau nicht anzugeben if. Der Name ift ans dem Alt- und
Mittelveutfchen zu erläutern; ried beveutet hier bald Niebgrad
oder einen mit Schilf und Sumpfgras bewachſenen, nafjen Grund,
ist aljo finnverwandt mit Moor; bald bebeutet es ausgereutetes
Provinz Starfenburg. 275
Buſchwerk, einen von ſolchem gereinigten Platz, auch wohl einen
Weiler, eine Anfierlung auf fol einem ausgereuteten Plake.
Bermuthlich find beide Bedentungen im Laufe ver Zeit zufummen-
gefloffen, a8 mar vem lange mit Rohr und Riedgras bewach—⸗
jenen und vom Rhein überſchwemmten, „Ried“ genannten Landſtrich
diefen Namen gab. Die Benennung des „Rieds“ ift alt. Schon
in einer Urkunde vom Jahre 1277 kommen die „NRitwiefen” vor,
und in anderen von 1477 und 1492 iſt von „Wolfffeln und
den umliegenden Rietdörfern“ vie Rede. —
Bom Odenwald, von deſſen natürlicher Befchaffenheit war ſchon
im 2. Bub S. 44 u. a. a. O. vie Rebe, fowie von feinen Bewoh—
nern im 3. Bud S. 123. Auch von der Erflürung des Namens
Odenwald iſt S. 44 einiges gejagt worden. Der Odenwald
wurde frühe fchon bewohnt von Celten und Germanen. Doc
bewohnten dieſe wohl nur die Vorhügel, während das Innere des
Sebirgs lange eine unbewohnte Wildniß blieb. Die Römer brachten
dahin die erjte Eultur. Sie trangen (vermuthlich unter Habrian
in ber erften Hälfte des 2. Jahrhundert v. Chr.) auf der einen
Seite am Main bei Obernburg und auf der anderen vom Nedar
bei Eberbach ein, zogen einerjeits jürlich, andererfeits nördlich und
reichten fih auf ver öftlichen Seite des Odenwaldes bie Hänbe.
Bon ihnen rührt die große befejtigte Linie in dieſem Theile des
Odenwaldes ber, die von Obernburg aus über die unmwirthbarften
Höhen bei Lützelwiebelsbach über Vielbrunn, Enlbach, Würzberg
Heffelbah und Schloſſau zog. Nachdem vie Römer ungefähr
250 Jahre bier gehanft und viele Niederlaffungen gegründet hatten,
mußten fie dem Sturm der andringenden fiegreichen Deutjchen,
bie von ihnen immer mehr öſtlich gedrängt worden waren, weichen,
mb es wurde ihrer Herrichaft in diefer Gegend für immer ein
Ende gemacht. Bei ven römiſchen Kaſtellen fiedelten fich neue
Benohner an; daher kommt es, daß die aus Saftellen in einer
jo rauhen Höhe entſtandenen Drte grade die älteften dieſer Gegenden
find, In fpäteren Zeiten, als das deutſche Land in Gaue zerfiel,
gehörte der größte Theil des Odenwaldes, foweit die Gemäffer
in den Main fallen, zum großen Maingau; da wo fie fich in
den Rhein ergießen, war die Gegend dem Oberrheingau, und va,
wo fie dem Nedar zuflichen, dem Lobdengau und dem Wingars
teibagau einverleibt. In der Gegend ver Duellen ver Wein
ı1o%
278 Topographie.
dieſe Zeit u. a. das jetzige Rathhaus, der Marktplab mit dem
Brunnen, der große Woog, der Anfang der alten Vorftabt. Dem
Beifpiel des Vaters folgten Sohn, Enfel und Enkelskinder.
Ludwig V. fegte den Bau der alten Vorftabt weiter fort, er-
weiterte die Stadt nach Norpojten und erbaute eine Münze und
ein Hospital. Unter ihm erlitt die Stadt aber auch fchwere
Drangfale im Laufe des 30jährigen Kriegs, beſonders durch den
Strafen Mansfeld, ver (1622) in die Stabt drang und 8 Tage
lang plündern, zerftören und mißhanbeln lief. Georg IL e-
baute das Gymuaſium (1627—1629), legte im Sahr 1629
den Grumbftein zu einem neuen Echloffe. Aber andy unter ihm
hatten die Bewohner fehwere Prüfungen durch ven Krieg zu be
ftehen, beſonders als Zurenne (1647) die Stadt branpfchaft.
Ludwig VI erbaute einen Theil des Schloffes, ven Glockenba,
legte den Herrngarten an und veranlaßte den Bau des Birngarten
(ietzige Alexanderſtraße). Eliſabeth Dorothee vollendete ben
Birngarten, machte an der Stadtkirche zwei Anbauten. Unter
Ernſt Ludwig eroberten und brandſchatzten die Franzoſen unter
Melac zweimal Darmſtadt und bei ihrem zweiten Beſuche 1693
ſchleifte ihr Führer, der Marſchall de Lorges die Feſtungswerke.
Ein Brand, welcher im J. 1715 einen Theil des Schloſſes nebft
einem dabei liegenden Stabtthor zerjtörte, gab dem Landgrafen
Beranlaffung zum Bau des jest noch ftehenden neuen Schloſſes.
Seine Banluft ſchuf auch das alte Opernhaus, den weißen Thurm
u. a. m Unter Ludwig VIM. entftand die neue Vorſtadt,
welche einfchließlich ver Louiſenſtraße alle Gebäude weftlich vom
Schloß begriff, das f. g. Spinnhaus und das neue Waifenhans
Getzt Gymnaſium). Ludwig IX. baute eine neue Infanteriefaferne,
das Exercierhaus, das Collegiengebäude. Ludewig X. iſt ber
zweite Gründer Darmſtadts geworden, venn unter ihm erweiterte
und verfchönerte fih die Stadt in fo beveutendem Maaße, daß
fie, vie im Jahr 1791 9567 Seelen mit dem Militär, 3 Jahre
fpäter ohne das Militär 6700 Seelen zählte, bei dem Tode
ihres erhabenen Wohlthätere über 22000 Einwohner ohne bad
Militär Hatte. Auch unter der Regierung Ludwigs I. eriei-
terte und vergrößerte ſich die Stadt durch mannichfaltige neue
Straßenanlagen und Neubauten öffentlicher und Privatgebäupe.
Provinz Starkenburg. Kreis Darmftabt. 279
Darmſtadt Liegt an den äußerſten Vorhöhen des Odenwalds
auf einem wur zum Theil fruchtbaren Boden 8 zählt jekt
2044 Häufer, 72 Straßen, 11 freie Pläße, 54 öffentliche Brun-
nen, 7 Etabtthore. Die Thore der Stabt find: das Rheinthor, durch
welches man auf die vom Rhein kommende Chauſſee gelangt, das
Mainthor, zu welchem vie Straße vom Main ber führt, das
Nedartbor, auf ver vom Nedar her kommenden Straße, das
Jägerthor, zu dem die Alchaffenburger Straße führt, das Sporer-
tbor, welches aus der Bangerts-DVorftadt den Eingang zur Stadt
bilvet, das Beſſunger Thor, am Eingang der Beſſunger Vorftabt,
das neue Thor am Arreſthaus. Außerdem führen noch in bie
Stadt 4 Barrieren. Die Stadt felbft befteht aus 2 heilen,
der Altſtadt und der Neuftabt, und dazu kommen noch 2 Vor-
ſtädte, die Beffunger Vorftadt und die Bangerts- (Baumgarten)
Vorſtadt. Altſtadt und Neuftaet werben durch das Schloß, ven
Marktplatz und Paraveplag von einander gefchieven. Die Altftabt
bat enge und krumme Gaſſen, in ihr bewegt fich aber ber Haupt:
verfehr. Die Neuftant ift nach einem regelmäßigen Plane ange-
legt, Hat breite grade Straßen mit ſchönen Gebäuden. Die beiben
geößten Straßen find die Rheinſtraße und die Nedarftraße; ihre
Gebäude, fowie tie ter meiften übrigen Straßen ber Neuftabt
find durch zwifchenliegende Gärtchen over Höfe mehr oder weniger
weit von einander gejchieten. Die Straßen find mit dem trefi-
lichſten Schichtenpflafter belegt, gut beleuchtet und reinlich gehalten.
Der fchönfte Platz der Stabt ift der Louiſenplatz; er bildet ein
großes von der Rheinſtraße und zwei Seitenftraßen burchjchnittenes
Viereck (eig. Achte) und in feiner Mitte erhebt fich die Lupewigs-
fünle, das Monument, welches das dankbare Volk feinem fürftlichen
Wohlthäter Ludewig I. erbaut hat. Andere wieder in anderer
Art Schöne Pläge find: ver Mathilvenplag, ver neu angelegte
Wilhelminenplag, der Marienplaß, alle 3 mit Alleen bepflanzt,
ter Lubewigsplag, ver Paradeplag mit daran ſtoßendem Theater⸗
platz; in ter Altſtadt Tiegen ver Marftplag und der Ballonplag,
ſ. g. weil er und ein an ihm ehemals befinvliche8 Gebäude zum
Ballfpiel diente. An faft allen tiefen Plüßen liegen fchöne öffent-
lihe Gebäupe Wandern wir von O. nah W. fo finden
wir am Ballonplag vie im 3. 1829 erbaute ftattliche und mujter-
baft eingerichtete Infanteriecaſerne, und nicht weit davon bicht am
280 Topographie.
Yügerthore das Milttärlazareth; am Theaterplag: das im Jahr
1818 und 1819 gebaute prächtige Theater, das begnem 1800
Perfonen faßt; am Parabeplag das durch feine kunſtvolle Dad;
construction merfwürbige Erercierhaus, erbaut 1771, ehedem zu
Militärerercitien im Winter beftimmt, zu welchem Zwede es ge
heizt wurde, jet als Zeughaus benutt; am Marktplatz das 1580
erbaute Ratbhaus. Die drei eben genannten Pläße begrenzen
auch das Refidenzfhloß, aus mehreren in verichievenen Yahr-
hunderten gebauten Gebäuven beftehend, welche unter einander in
Verbindung gebracht find, von einem breiten tiefen Graben m
zogen, ber ehedem mit Waffer gefüllt, nun mit Raſen, Gebäfd,
Bäumen und Blumen beſetzt ift, und über ven 3 gewölbte
Brüden zu den 3 Eingängen des Schloffes führen. Ein Tel
der inneren Bauten find noch Theile des 1568 von Gel
gebauten Schloffes, (die Conditorei vielleicht ein Theil des 1381
vom Grafen Wilhelm von Katenelnbogen erbauten Schloffes), ber
Glockenbau mit feinem Glodenfpiel ift 1664 von Ludwig VI. ge
baut. Die Façaden nach dem Marfte und ver Rheinſtraße bin
find der zur Ausführung gefommene Theil des großartigen nenen
Schloßbaus, welchen Ernſt Ludwig unternahm. Der Heinere Ban,
welcher nah N. W. Sieht, ift im 9. 1784 erbaut. Der Iektere
Bau wird von dem Großherzog und der Großherzogin bewohnt,
ber Glodenbau von den Prinzen Emil und Georg, Der gang
Bau Ernit Ludwigs ift für öffentliche Zwecke in Gebrauch, dem
er enthält die Hofbibliotbef, die Sammlungen des Muſemms, ba
Staate-, Haus- u. Cabinetsarchiv, Die Hauptftaatsfajfe2c. — Am Louiſer⸗
plag fteht das Großherzogliche Palais, auf den Fundamen⸗
ten einer Neitercaferne erbaut; es diente dem Höchitfeligen Groß
herzog Ludwig N. als Erbprinz und Großherzog zur Reſidenz;
jest wird e8 zu Wohnungen für fremde Herrfchaften und zu Hop
bälfen benutzt; auch ſind die Cabinetsbibliothef und das Cabinetk
mujeum darin aufgeftelt. Dem Palais gegenüber liegt das vm
Ludwig IX. erbaute Ranzleigebäude. An ver Südweſtecke des
Platzes ſteht das Ständehaus (ehemals Palais des Lanvgrafen
Chriftian) mit feinem 1837 erbauten Neubau, welcher u. a. ben
Sitzungsſaal ber II. Kammer enthält. — Am Mathilvenplag fteht dem
Mainthor grade gegenüber das im 3. 1827 erbaute neue Kanz—
leigebäude, während faft feine ganze Weftfeite von vem 1810— 1812
|
Provinz Starkenburg. Kreis Darmftabt. 281
erbauten Großherz. Marftall eingenommen wird. Nahe dem Thore
ftebt das 1831. erbaute Münzgebäude. — Am Wilhelminen-
platz befindet fi die in Rotunvdenform 1822—1827 erbaute
fatholifche Kirche. — Un dem Marienplat fteht die 1827
erbaute Neitercajerne. — Bon Gebäuden, welde nicht an
einem ber genannten Pläße liegen, heben wir hervor: die evan⸗
gelifche Kirche, deren Schiff aus dem Anfang des 15. Yahr-
bunverts ſtammt, aber 1678 und 1688 durch 2 Anbauten er-
weitert wurde. Sie hat im 3.1843 ff. eine Rejtauration erfahren,
welche die vorher püftere und geſchmackloſe Kirche zu einem freundlichen
Gotteshaus umgefchaffen hat. Das Gymmafium (ehevem Wai—
ſenhaus) vor dem Beſſunger Thor, erbaut 1748—1750. Die
Realſchule und höhere Gewerbichule, ein im 9. 1843
gebauter jtattlicher und zwedmäßig eingerichteter Bau. Das in
der Altftabt gelegene 1832— 1834 gebaute Arreſthaus. Die
1816 erbaute Freimaurerloge in der Sanpftraße. ‘Das 1817
vollendete Haus ver vereinigten Gefellfchaft in der Ahein-
ftrafe. Das Palais des Prinzen Karl in ver hinter ber
latholiſchen Kirche nach Beſſungen führenden Straße, erbaut
1835 — 1836.
Die Zahl der Einwohner Darmitadts beträgt: 27177
Sr größerer Theil beftcht aus Geiwerbtreibenden, an fie
reiben fich der Zahl nach die Diener des Staats und der Kirche,
dann das Militär, die Hofleute, Künftler, Ackerleute und Zaglöhner,
Sabritanten und Fremde. Nahrungsquellen bieten der Hof, bie
Beamten, das Militär, ver Handel (hauptſächlich mit Landeserzeug-
niſſen, Del, Waldſaamen, Wein), ver Garten» und Feldbau, bie
Gewerbe. Unter ven Gewerben herrſcht eine beſondere Thätigfeit
in den Buchbrudereien. An Fabriken befikt Darmſtadt ſolche für
Tapeten, Spiellarten, Zündhölzer, hemifche Fabrifate, Tabak, Chaifen,
mufilalifche und technijche Inftrumente, Diafchinen, Bijouterie-Waaren,
Relief- Karten cc. — An Bilpungsanftalten ift Darmfiabt
ſehr reich; es hat ein Gymnaſium, eine Real- und höhere Gewerb-
ſchule, eine Militärfchule, die nöthige Anzahl Volksſchulen, eine
große Anzahl von Privatichulen für beide Gefchlechter vom ver-
Ihiedenften Alter un Stand. Dazu kommen bie Sammlungen
des Muſeums, vie Hofbibliothef, die Cabinetsbibliothef, die Biblie-
thefen verfchievener Gorporationen ac. KirhlideGemeinfhaften
282 Topographie.
finden fich Hier: eine evangelifche mit 3 Kirchen, eine katho
mit einer Kirche, eine veutjch - Tatholifche, eine ijraelitifche.
evangelifchen Gottesbienfte vient die Stadtkirche, die Hofkirche
Stabtfapelle; dem katholiſchen eine Kirche; ver ifraelitifchen
Synagoge. Auch ift ein anglifanifcher Gottesbienft in ber ©
firche eingerichtet. — Bon Wohltbätigfeitsanftalten fin
fonders zu erwähnen: das jtäbtifche Hospital, die Klein
beivahranftalt, die inabenarbeitsanftalt. — Das Wappen ber!
ift ein veutiches Schild, quer mitten durch einen breiten ſchn
Balken getheilt, in deſſen Mitte eine filberne Kugel fteht; ver
Theil zeigt im rothen Felde einen golonen Löwen mit d
Indtigem Schwanze, der untere Theil bat im blauen Felde
weiße Lili. — Zur Annehmlichkeit und BVerfchönerung der ı
tragen außer ben „Stabtpromenaden”" vom Nedarthor bi
Meainthor eine Anzahl dem Hofe gehöriger öffentlicher Gärte
por allen das Bosquet (dev Herrengarten), dann die Mathilb
(Luftgarten und Sommerwohnung des Großherzoge), die Roſſ
(Zuftgarten und Sommerwohnung des Prinzen Carl), ber
herzogliche Garten in Beſſungen, ver Garten des Prinzen
in Beifungen, ferner der Karlshof, ein Fideicommißgut des
v. Lersner. In höheren Maße thum dieß noch die mm
Ihönen Waldungen in unmittelbarer Nähe der Statt, in U
man auf für Tahrende, Neitende und Fußgänger vortre
Wegen zu einer großen Anzahl reizender Punkte wallfahrerms
bie theils in den Walbungen ver Ebene, theils in den Wal-
der Odenwälder VBorhöhen durch die Fürſorge des natur
menfchenfreunblichen Großherzog mit Tempeln, Ruheſitzen,
heerven 2c. hergerichtet find. Es gehören zu dieſen Punlter
Ludwigshöhe, die Ludwigseiche, der Herrgottsberg, der Dommme
ber Lindenberg. Zu Spaziergängen laden ferner ein: die Faſc
das Jagdſchloß Kranichjtein (Cabinetsgut, mit fehenswerthen €
lungen von Hirfchgeweihen und fürftlichen Familienbildern, el
dem Johann von Rensdorf gehörig, von Georg I. gefauf
zum Jagdſchloß eingerichtet), ver Dippelshof, einige benachbarte 2
bie Emelinenhütte u. a. m. Zu Darmftabt gehören noch 2 Fo
ſchneidmühlen, wovon die eine „Neumühle”, Heißt, 1 Mablı
„Schneidmühle“ genannt, die Martinsmühle (Delmühle)
Forſthäuſer Steinbrüderteich (von Georg I. 1573 angelegt,
einer Dberförfterei), und das in ver Aolamere.
Provinz Starkenburg. Kreis Darmftabt. 28
Arheilgen in Urk. Arabeiligen, Arenheiligen, luth. Pfb
Sitz einer Diftrictseinnehmerei, erſcheint urkundlich 1225, gehört
ben Grafen von Kabenellnbogen, die es nach dem Ausgang de
Münzerrberger 1225 in Anſpruch genommen, aber erft nach Etreitig
feiten mit ven Salfenfteinern erhalten hatten. Im 30 jährige
Kriege car es bis auf wenige Häufer abgebrannt. Zu U. gehören
pie Rückerrmühle, Aumühle, Leibchesmühle, Schleifmühle, Schneivere
nähe, > Biegeleien, ver Jagdpavillon Dianaburg, das Forfthau
Kallofert „ (Sig einer Oberförfterei), das Forfthaus bei Meile
Sem.: 15263 M. (4878 Uder, 1041 Wiefen, 9345 Walt
Einw. 2: 2125.
, Beffungen in Urt. Berbing, Belfing, Bezung, Biffing, Intl
e Pfr, ⁊xxit Darmftadt durch eine Straße zufammenhängend, m
, mem Ichönen Gr. Garten, Sit einer Oberförfterei, kommt ſcho
_ 1002 a, vor als Neichslehen von Würzburg, fo daß Darmftat
ehrt Fein Filial war; die Grafen von Sabenelnbogen trugen e
* ſpaͤter als Lehen von Würzburg und belehnten ihrerſeits wiede
andere damit. Dabei lag der ausgegangene Ort Clappacl
ci Bu ©. gehören: der Luſtgarten und bie Sommerwohnung de
ze Yan Emil, ver Hopfengarten, Laboratorien und PBırlvermagazin
-. Vo Schießhaus, die Forfthänfer Böllenfallthor, Beſſunger Forfthau
‚ist de ſog. Leimen⸗ (Roths⸗) Hans, die Wirthſchaft auf der Ludwige
vet Gem.: 9135 M. (2029 W., 586 ®i., 6105 Wa.
fahr Pl, 3388.
n ZUE air Braumshard in Urk. Brunshard, Brunishard, luth. Flo
— 3— einem ehemals fürftl., jest im Privatbeſitz befindlichen Schlo
Br (15, Darten, erjcheint urf. zuerft 1559. Gem.: 1780 M
mr 2 4,99 Wi, 144 Wa) Einw.: 228.
Ar Obere Eberſtadt in Urk. auch Serberftabt, Inth. Pfd., Sit eine
> ftein Byriteret, fommt ſchon 782 url. vor. Die Herrn von Franken
2 day Befaßen vie eine Hälfte als Mainzifches Lehen, vie ander
; zur Wobdialgut; ſpäter war es zur Hälfte Schönburgiſch, ſeit 166
früp Glfte und feit 1662 ganz Heſſiſch. Seine Kirche enthiel
Bm bie Grabfteine ver Herrn von Franfenftein, deren ehemalig,
Deren auf einen Berge in ter Nähe in Ruinen liegt, und ii
Im nen bergejtellte Kapelle fie jett gebracht worden ſind
Dofe der Burg Steht eine Förſterswohnung. Die Herrn vo
ur
Ne ftein Hatten die Burg nebſt mehreren Dürfen 166% u
m
us
a
2384 Topographie.
Heſſen verkauft, welcher Kauf 1682 vie Faiferliche Bei:
erhielt. 1694 lag darin noch eine Hefliihe Beſatzung.
Herrn v. Frantenftein erhielten ebebem von Beſſungen 12 M
Korn jährlich gegen die Verbindlichkeit, einen Eſel zu balten,
welchem vie Weiber durch Darnıftadt geführt wurden, welche
Männer geichlagen hatten. Es hieß dieß Lehen das „Ejelsie
Noch 1588 forberte der fürftl. Keller Joh. Sanger den E
weil einige Weiber ihre Männer gefchlagen Hatten. Die Om
Fr. ift der Geburtsort des gelehrten Chemikers Dippel, —
Eberſtadt gehören: vie Bohlenmühle, die Rofennrühle, PA
Eihollmühle, Ober- und Unter-Wiefenmühle, Walkmühle we 4
weitere Mühlen ohne befondere Namen. Im der Nähe des Di
ftanb ehedem, aber nur auf furze Zeit, eine von Ernſt Mk
erbaute Glashütte. — Gem.: 7149 M. (3352 A., 14
3176 Wa) Einw.: 2443.
Eich, luth. Fi. Gem: 203 M. (1234, UM
Einw.: 116.
Erzhanſen in Urf. Ebrichhufen, Ernedishus, Exrharbisäet
Ernsdeshus, luth. Pfd. zuerft url. 1264, wo bie Wittwe em
von Dornberg das Einlöfungsrecht auf E. an bie Heren v. Jalı
ftein abtritt; 1449 erhielt e8 Graf Philipp der Süngere U
Katzenelnbogen von feinem Vater mit anderen Orten; feit 1771!
e8 Hefftfch, nachdem e8 vorher nur zur Hälfte Heffen gehört ii
Gem.: 2744 M. (1561 A. 521 Wi. 662 Wa.) Einm.: MM
Eſchollbrücken in Urk. Eſchelbruchen, Schellbrofen ꝛc., U
Pfd., urk zuerſt 1216, feit 1319 Würzburger Lehen von Aa
elnbogen; in feiner Gemarkung find reiche Torfgruben. Get
1478 M. (805 A., 480 Wi., 106 Wa.) Einmw.: 764
Gräfenhanfen in Urk. Grebenhaufen, Greffenhaufen, &
vehus 2c., luth. Pfod. 1291 Würzburgifches Lehen derer vond
fenftamm, 1413 zeitweife an Katzenelnbogen verpfändet, feit 10
Heſſiſch. Das darin befindliche ſ. g. Schloß diente von 1776
1810 als Aufenthaltsort von Invaliden, fpäter war es Mil
hoſpital und ift nun Privatbeſitz. Zu Gr. gehört die Fleif
mühble. Gem.: 3907 M. (2426 X, 557 Wi, 924 #
Einw.: 925.
Griesheim in Urk. auch Greozesheim ꝛc., luth. Pf. ı
zuerft 1173, ſchon früge ein beträchtlicher Ort, litt im 30f
Provinz Starkenburg. Kreis Darmftadt. 285
A durch Brand und Verwüftung in folhem Grave, daß es
tere Jahre wüſte lag, in neuerer Zeit durch die Thätigfeit und
em Gewerbfleiß feiner Bewohner in fteter Zunahme begriffen. Sie
ren eine ausgebehnten Handel mit Waldfaamen, ſowie mit Felv-
Kenaniffen, namentlich mit Zwiebeln, (ſ. o. ©. 100). In feiner
ie bedeutende Torfgruben. Ein Brunnen in feiner Nähe, ber
helkräfte befigen folfte, wurde 1671 u. in ff. Fahren viel genannt.
R feiner Gemarkung hat man 1846 mehrere german. Stein-
rüber geöffnet, deren werthvolleren Inhalt ver hiſt. Verein in
dermſtadt erhalten bat. — Gem.: 11166 M. (6957 A.,
1857 Wi, 2884 Wa), Einw.: 2965.
. Hahn in Url. Hayn, urk. zuerft 1354, in gemeinfchaft-
Üchen Befig derer non Frankenſtein und von Bufed, welche Iek-
tere ihren Antheil in Katzenelnbogen 1468 verkauften. Gem.:
1425 M. (868 U, 504 ®Wt), Einw.: 874.
Meſſel in Urk. Mafilla, Meſelta ꝛc., luth. Pfd., Sig einer
Oberförfterei, ein nach neuerer Anſicht urſprünglich celtiſcher Ort,
(im feiner Nähe ver f. g. Stryrbel, Linebel, nach Scriba vielleicht
in von ven Gelten ihrem Gotte Belus zu Ehren errichteter Hü-
we) kommt ſchon 800 als Mafilla vor. Als Vogteiherrn erfchie-
en ſtets die von Grofchlag in Dieburg, die den Ort anfangs
4 Allodium, dann als aufgetragenes erſt Eppenfteinifches, dann
olfbergifches Lehen und zulett als Mainzifches Afterlehen be-
fin. Nach ihrem Abſterben erhielt e8 5. 3. Frh. v. Albint.
BOG kam es an Heſſen. Gem.: 2882 M. (1471 A. 592 Wi,
19 Wu) Einw.: 666.
Niederramftadt in Urf. auch Ramstadt inferior, luth. Pfd.
u Modaubach, Sit einer Oberförfterei, url, zuerft 1354. Im
1403 trug e8 Kabenelnbogen von Würzburg zu Mannlehen ,
449 erbielt es Philipp ver j. von Kabenelnbogen von feinem
ter nebft Darmftadt u. a. DO. Nach aufgefundenem Mauer:
rk zu fchließen war der Ort früher größer. ‘Dafelbjt befindet fich
» &lifabethenftiftung ſ.o. S. 179. Es gehören zu Nieverramftaht : bie
chachenmühle, die 2 Bruchmühlen, vie Papiermühle, Pulvermühle,
chleifmähle, vie alte und nene Bohlenmühle, 3 Mühlen in ver
torbach, die Emmelinenhätte. — Gem.: 4105 M. (2103 A.,
92 Wi, 1677 Wu) Einw.: 1478.
286 Topographie.
Niederbeerbach Luth. Bir. am Fuße rer Titieite des Fro
fleins, deſſen Zugehör es ceherem war unt mit tem es
durch Kauf an Hejien kam. Es befſtand ſchen in Garolim
Zeiten. An ein Brünnlein in jeiner Nähe fnüpft jich eine
Yindwurmfage. Gin früherer Burgherr, Georg ven Franke
jolf Hier einen Linpwurm, ver die Gegend unjicher machte, erfd
aber die männlihe That mit dem Yeben gebüft haben, inber
fterbende Unthier ihm ven giftigen Schwanz in das Bein I
Ein an der Kirche befinbliches Steinbild eines Ritters, ber
Drachen mit dem Fuße tritt, bat vermutblid Anlaß zu dieſer
gegeben. Im ver Gemarkung von N. liegen 2 Höhen,
eine „das alte Schloß”, die andere „die alte Burg“ heißt. (
ift als alter Ringwall erfannt; auf ver letteren joll früh
alte Burg Frantenftein geftanden haben. In feiner NAf
ehedem der ausgegangene Ort Dunfelbad. Zu N. gebd
Frankenſtein (ſ. v. ©. 283), 3 Mühlen und 1 Ziegel
Breiteloh. Gem.: 3299 M. (1126 A. 211 Wi., 1837
Einw.: 2349.
Oberramftadt in Urk. auch DO. Ramſtede, Iuth. Pfo., a
Modaubach, Sit einer Diftrictseinnehmerei, Geburtsort G.
lichtenbergs, dem um Pfarrhaufe‘ eine Gedenktafel geftiftı
fommt ſchon 1319 vor, in welchen Jahre es Katzenelı
befaß, litt im 30 jährigen Kriege fehr jtarf. Ehedem war b
ein Bergwerf und eine Eifenhütte.e In feiner Nähe lag das
gegangene Dorf Staderſtatt. Zu DO. gehören: ver
ſchmidt'ſche Dilshof bei Zeilbard, die 3 Schachenmühlen, die He
müble, die Raumühle, Hoherainmühle, Waldmühle, Schlof
und tie Wohnung Eiſernhand. Gem: 8975 M. (479!
690 Wi, 3268 Wa.) Einw.: 2349.
Pfungitadt in Urk. Fungeſtat, Phungeftat, Punſtad
WMarktfleden an ter Modaubach, Sik einer Diftrictseinneh
mit bedeutenden Torfgruben, foll nach einer Annahme von
aus Puniern beftchenten vöm. Cohorte gegründet fein. In
Gemarkung finden ſich Spuren röm. Niererlajjung und Befeft
Sceriba vindicirt ihr das munimentum Trajani. Urki
erſcheint Pf. ſchon 785; c8 war zur Zeit des 30 jührigen :
(don ver bedeutendſte Ort ver Obergrafſchaft Katzeneln
Es gehören dazu: tie Oberbrüdenmühle (Gulgennrühle), Borm
Provinz Startenburg Kreis Darmftabt. 287
Ahınügle, Etröhmühle, Clöschesmühle (Uppelsmühle, Hextors-
le), Pfeffermühle, Neumühle, Schmeihmühle, Hahnmühle,
e Ultramarinfabrik (früher Zuder-, vordem Krappfabrik). Gem.:
4086 M., (6503 A., 1316 ®i., 5534 Wa) Einm.:
172.
Roßdorf in Urkunden auch Roſedoph 2c., luth. Pfarrdorf,
#4 einer Oberförfterei, kommt fehon 1250 urkundlich vor und
iangte durch die Grafen von Sabenelnbogen an Heffen. Im
ser Gemarkung liegt der Roßberg mit Bafaltbrüchen, welcher,
: man annimmt, den Römern als Wachtpoften gedient hat und
en Wachtthburm trug Zu R. gehören: bie Krugsmühle, bie
mühle, Weißmühle, (Heiligenmühle) und das einzelne Haus
uchlenbütte". Gem. 5542 M. (27254. 661 Wi. 1974 Wa.)
aw. 1775.
Schneppenhauſen in Urkunden Sneppehuifen, luth. Fld. er-
ent ſchen 1318 als Katzenelnbogenſcher Ort. Zu Sch. gehört:
8 Hörfterhaus an der Apfelbachbrüde (Rohre Hau). Gem.:
84 M. (991 U. 93 Wi) Einw. 257.
Traiſa in Urt. Drapfien, Dreyſte, zu den Treyſſen, luth.
„ eriheint urf. zuerſt 1338, ehemals Erbachiſch, feit 1510
Mh. In feiner Nähe der Dippelshof (Obertraiferhof)
hans und Deconomtiegebäude, im 9. 1710 von dem Chemiler
% C. Dippel erbaut. Gem.: 909 M. (661 A., 93 Wi,
7 Ba.) Einw. 541.
Waſchenbach luth. Fld. erſcheint zuerft 1430, früher ein
f mit leibeigenen Bewohnern, Beſitzthum mehrerer abliger
willen, die ihn und jeine Gemarkung zu Lehen trugen. Zu
‚gehört die Waiſenhausmühle. Gem.: 863 M. (300 U,
Wi., 498 Wa) Einw. 232.
Weiterftadt in Urk. Wirereftatt, Wytterſt, Uderſtatt, luth.
„kommt ſchon 948 urkundlich vor, ſcheint urſprünglich nur
einigen Höfen beſtanden zu haben, die zu verſchiedenen Zeiten
verfchiedenen Händen waren, während bie höhere Gerichtsbarkeit
enelnbogen zuſtand. Antheile Hatten die von Heuſenſtamm, bie
Frankenſtein u. a. m., welche letztere ihren Theil an Katzen⸗
ogen verpfändeten. — Zu Weiterſtadt gehört der Hof Geha-
n. Gem.: 6361 M. (4322 4, 204 Wi, 1835 Wa.)
ıw.: 845.
288 Topographie.
Wirhanfen in Urt. Wiekershufen, Wifchhufen ꝛc., luth Bir,
urf. zuerft 1286; 1386 Würzburger Lehen von Satenelnbogen.
Dazu gehören: der Hof Sensfelven, die Sensfelver Mühle, Ottilien⸗
mühle und Küchenmühle. Gem.: 2765 M. (1924 A., 566 Wi,
494 Wa.) Einw.: 781.
reis Bensheim.
Seine Gefammtbenölferung beträgt (Ende 1852) 29832
Seelen (16283 Luth., 37 Ref., 808 Un, 11694 Kath., 5l
©ect., 959 Juden). Es beiteht aus folgenden 38 Orten:
Bensheim, Kreisſtadt an ber durch die Bergſtraße ziehenhen
Chauffee, Station der Main-Nedar-Bahn, Sig eines Kreitt,
einer Obereinnehmerei, einer DiftrictSeinnehmerei, eines Kr |
amts. Auf einem Zlächenraum von etwa 150 Morgen durch de
Lauterbach in Stabt und Vorftadt getrennt, zählte e8 Ende 1853:
5104 Einwohner in 500 Wohnungen. Unter ihnen find el
350 evangelifche und 150 Juden, alle übrigen find katholiſh
Die Katholifen haben außer ver zwifchen 1825 und 1830 ve
Moller und Opfermann erbauten Kirche noch 3 andere im Gebrang:
bie Kloſter- nun Schulfeminarficche, vie Hospitalfirche in ber Bew
ftabt, und die Kirche vor ber Stadt auf dem Friedhofe. Für be
evangelifchen Gottesvienft befteht ein Betſaal, in dem fich auch WE
Evangelifchen der benachbarten Fatholifchen Orte einfinden. Cie.
Synagoge ift auch vorhanden. Von Unterrichtsanftalten finden ff
bier ein katholiſches Schullehrer-Seminar, ein Gymnafium, miehret.
ftäptifche und Privatfchulen, eine Taunbftummenanftalt, eine Imbuftrie :
-
v
fhule, eine Handwerkerſchule. Von Wohlthätigfeitsanftalten ift be |
fonders das Hospital zu erwähnen, hauptſächlich als Anftalt fir
AÜrbeisunfähige und Kranke beftimmt. Bemerkenswerthe Gebt
find außer dem Bahnhof der von Nobenfteinifche, von Dalbergfkt -
und von Wamboltfche Hof, das Rathhaus zc. Der größte Ti
ber Bewohner befchäftigt ſich mit Ackerbau und Weinbau, wei
letzterer fich wegen ver unfichern Erndten feit einiger Zeit vermiß
vert hat. Indeſſen ift auch ein nicht unbedeutender Gewerbftant
und Handelſtand da. Unter den Gewerben find befonbers bie
Gerbereien und Leberfabrifen bemerfenswerth. Die Wochenmärfte
Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 289
nd 4 Yahrmärkte find fehr beveutend für Bensheim. Bensheim
efitst noch etwa 600 Morgen Weinberge, bei 4200 Morgen
Ideriand, 3300 Morgen Wald, 1300 Morgen Wielen. Bon
(derland hat ver Fiskus 164 Morgen, bie Mbeligen mit Kirchen
nd Fonds 184 Morgen, die Statt 744 Morgen, Private
500 Morgen. Das Wappen der Stadt iſt ein geharnijchter
Rann, in der Linken einen Schild mit einem B., in der Rechten
men Speer, in ven unten ein ‘Drade beißt. — Bensheim ift
ner der älteſten Orte zwifchen Nedar, Main und Rhein. Schon
n Sabre 772 ſchenkte nach einer Lorfcher Urkunde ver Priefter
Uramnus die Michaelisfirche in Baſinesheim, vielleicht von dem
raukenkönig Chlodwig feiner Mutter Bafina zu Ehren fo genannt,
sb 46 Jahre fpäter ein Gifelhelm vie zweite Kirche dem Klojter
oxſch. Es erhielt 956 von Otto I. Marftgerechtigfeit. Gegen
ie Mitte des 13. Yahrhunderts fam es an Mainz. Um 1318
ber 1821 heißt es Stadt. In der Baperifchen Fehde warb es
1504 von Landgraf Wilhelm II. elf Tage belagert, aber vom
urfürft Pfalzgraf Philipp entjegt. Gegen Ende des 30 jührigen
riegs hatten fich die Franzoſen bineingeworfen, die Bahern aber
Mürmten es und machten alles nieder, was vie Waffen trug.
wi Drleans’schen Krieg hingegen blieb e8 von dem Morpbrenner
Welac verfchont, weil in dem Kapuzinerkloſter vafelbft ein ſchwer⸗
Wisundeter franzöfiicher General Aufnahme und brüderliche Pflege
Manven hatte. SKurmainziih war e8 1650 geworden, 1802
m es nach dem Frieden von Luneville an Heffen. — Ein
izender Punkt bei Bensheim ift ver Kirchberg, einer ber
Wentenderen Berge, die zwifchen Darmftadt und Heidelberg an
ww Bergitraße Liegen. Zu Excurfionen ter ſchönſten Art bietet
Me Umgegend mannichfache VBeranlaffung. — Zu Bensheim gehören:
we Falkenhof nebſt Mühle (früher Neumühle), vie Hanfenmühle
keiftenmühle), die Happelt- oder Schmitt- nun Biermühle, bie
Nefenmühle (Muttergottesmühle), die Hahnmühle und 1 Ziegelei.
Alsbach in Urf. Aldolvesbach, Adolvesbach, Adilspach, Alts-
eh 2c., luth. Pfd., am Fuße des Melibokus. Gem.: 3629
Rorgen (2130 A., 356 Wi., 981 Wa) Einw.: 691.
# kommt fchon unter dem Namen Adolvesbach im Jahr 775
t der Seppenheimer Marftbefchreibung vor, unb war 1333 ein
agehör des Schlofjes Tannenberg (j. u. Iugenheim). Seine erite
Waligers Heſſen. 19
290 Topographie.
Kirche war eine von Agnes von Katzenelnbogen im Jahr 1379
geftiftete Kapelle. Erſt im Jahr 1610 wurde die Kirche zur
Pfarrfirche erhoben; bis dahin war fie ein Filial von Bickenbach.
Im Jahr 1504 war die Familie von Werdenberg mit bem Dorfe
belehnt worden, welches im Jahr 1717 an Hefjen fiel Die
dabei auf einer Vorhöhe liegende Burgruine, gewöhnlich „das
Alsbaher Schloß” genannt, heißt richtiger das Bickenbacher
Schloß, denn es war Stammfik der Dimaftenfamilie derer von
Bickenbach, die zum eritenmal im 12. Jahrhundert auftritt. Die
Burg war erit Lorjcher, dann Mainzer Leben. Die Dynaſten
von Bidenkach vergrößerten ihre Befikungen nah und nah fo,
daß fie in der erjten Hälfte des 14. Jahrhunderts reichstagefühg
waren. Bald darauf wurde das Schloß ein Ganerbenhaug, b.
eine Burg, welche mehreren, die fich durch einen Burgfriede p
einer gemeinfamen Vertheidigung vereinigt hatten, zum Wurfentkät
diente. Als es einſt Feinde ber Stadt Frankfurt beherbergte
ließ e8 bie Stadt belagern, nahm e8 ein und ftedte e8 im Braud.
Es wurde in ber Folge wieder hergeftellt. Die Befigungen ber.
Bickenbacher waren feit 1488 ganz an die Schenfe von Erbad
gekommen. Die Familie felbjt erlojch im Yahr 1497. Sm ber -
Bayeriſchen Fehde kam das Schloß nebit einem Theil ver bam
gehörigen Befigungen an Wilhelm I. Bon Philipp dem Groß
müthigen in Stand gefeßt, diente die Burg dem Herzog Ulrich
v. Würtemberg zum geheimen Aufenthaltsort. Wie alle Burgen
ver Bergftraße, ift fie und wird fie vor weiterem Verfall geichäkt
und ift ein viel aufgefuchter Punkt bei Excurfionen. Bon ver
Höhe ihres dicken Thurms hat man eine herrliche Anſicht ber
Aheinebene und der Walphöhen des Melibofus. Da wir auf bem
Alsbacher Schloß auf einem virecten Wege nach dem Melibokns
find (er fann übrigens von mehreren anderen Punkten aus bequemer
beftiegen werben), fo wollen wir auch ihn gleich betrachten. E
ift der höchſte Punkt ver Bergſtraße (2079 Fuß), bis an fein
Gipfel mit herrlichem Buchwald bedeckt, und beherrfcht das Rhein⸗
land von Straßburg bis zum Rheingau. Auf feinem Gipfel fteht
ein vierediger Thurm von 80 Fuß Höhe, von Ludwig IX. im
Jahr 1772 erbaut. Auf deſſen bedeckter Gallerie ſteyt ein gutes
Zelescop aufgejtellt, welches dem überrafchten Blicke eine ungeheure
Ferne zeigt. Der Name Melibofus hat ven Gelehrten viel zu
Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 291
thun gegeben. Manche nennen ihn Chattimelibocus und wollen
ven Sit ver Chatten Hierher verlegen. Ptolemäus, ver alte
Geograph, nennt einen Melibocus, verfteht aber darunter den Broden.
Untere, jelbit Grimm, nehmen un, aus einer volfsthümlichen Cor-
ruption von Chattimelibocus fei ver Name Katenelnbogen geivorben.
Der Name Melibofus zur Bezeichnung unferes Bergs kommt invefjen
ta ben Urkunden bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts nicht
vor, ſondern es findet fich in ihnen niemals cine anvere Benennung
dafür als mons Malcus over Malscus und er beißt noch heute im
Munde des Volles „ter Malchen“, vielleicht nichts anderes als
ein Diminutv von bem germanifchen mal oder eine Contractton
von Maleichen, vd. b. ein Platz, wo freie Männer unter Eichen
anf ver Maljtatt fich verfammeln. Es feheint, daß dieſer urfprüng-
fiche Rame in einer Zeit, wo nach Wiebererwedung ver claffiichen
Literatur alles möglichit gräcifirt und latiniſirt wurde, durch bie
Willkühr der Gelehrten in ven Namen Mielibocus verwandelt wurde.
Eine finnreiche Hypotheſe Dilthey's erklärt die Gelchrten von Heidel⸗
berg zu Ende des 15. Jahrhunderts für die wahrjcheinlichen Ur-
beber biefer Sünte. — In ter Gemarkung von Alsbach liegt
ver ſ.g. Weilerhügel, in Flurbüchern die alte Burg genannt,
im dem Nachgrabungen mancherlei Spuren von einer alten Nieber-
laffung aufgewiefen haben, und zwar ebenfowohl einer vömifchen
as einer mittelalterlichen (Weilerhof).
Auerbach in Urk. Auwerbach, Urebach zc., luth. Pfo., Anhalte-
pnnlt der Main-Nedar- Bahn, mit einer Gem. von 4660 M.
(1986 U, 620 Wi., 256 We., 1568 Wa.) und 1556 Einw. Sit
emer Oberföriterei. Es erftredt fich zum größeren Theile an
beiden Seiten ver Auerbach, ein enges Seitenthal hinauf, an beffen
Ende das Fürftenlager liegt, ein Complex von Gebänven, welche
Ludwig IX. 1780 bauen Lich, von den Liehlichften Anlagen umgeben;
ein Sommeraufenthalt ver Großherzoglichen Familie (Hausdomäne),
von Ludewig I. und feiner Gemahlin lange Sabre als ſolcher benutzt,
m neueſter Zeit twiederhergeftellt und mannichfach verſchönert.
Der im Fürſtenlager befindliche Geſundbrunnen, ein ſchwaches
Stahlwaſſer, hatte in früheren Jahren Auerbach als Kurort benutzen
machen. Die bochgelegene Kirche des Dorfs ift erjt nach ber
Reformation entftanden. Bis dahin war es Filial don Bensheim
und benußte vie Kapelle „zur Noth Gottes“, welche In einer
SE
292 Topographie.
Schlucht des nahen Waldes zwifchen bier und Zwingenberg Ing.
Auerbah kommt in Urkunden von 773 mb 775 unter vem
Namen Urbach vor. Die dabei auf einem Berge von 1474 Fuß
Höhe gelegene Ruine, „pas Auerbacher Schloß”, bildet einen ver
reizenditen Punkte der Welt und darum einen ver beliebteften bei
Ereurfionen in dieſer Gegend. Sie ift eine ber fchönften umb
größten Ruinen der Bergftraße und’ bietet von ben vwerfchiebenften
Punkten aus die reizendften Ausſichten. Ihre Gefchichte Tiegt aber
noch fehr im Dunkeln, und gar vieles, was von ihr erzählt wird,
ift unverbürgt. Der Ort wird ſchon 773 urkundlich erwähnt.
Das Schloß foll nach der Annahme einiger von Karl dem Gr.
erbaut und wegen ber häufig in jener Gegend damals hanfenden
Urfttere „Urberg“ genannt fein. Es war Eigenthum der fräntifie
Könige und kam als foldhes an das Slofter Lorſch, von Hefe
an Mainz und dann an die Grafen von Katzenelnbogen. Em
Tamiltie des Namens ift nicht bekannt; die Burgmannen vor
Auerbach führten andere befannte Gefchlechtsnamen. Wie die Bag
Bickenbach (f. o. S. 290) diente auch die Burg Auerbach dem geld
teten Ulrich von Würtemberg zum Verfted. Von 1601 bis gegen
1627 befand fih noch ein Burggraf bier. Bewohnt wurde bie
Burg, obgleih 1635 vom Feinde fehr zerftört, bis 1674.
AS Zurenne in der Gegend erſchien, diente fie ven geflüchteten
Bewohnern der Umgegend zum Zufluchtsort, den fie eine Zeitlang
vertheibigten; durch einen verborgenen Ausgang erftiegen endlich
die Franzofen die Burg. Zu Anerbach gehören außerdem: das
Förſterhaus im Hochſtädter Thal, 8 Mühlen und 2 Ziegelhütten.
Balkhauſen in Urf. Balkhuſen, in einem von Jugenheim im
den Odenwald ziehenden jchönen Thale, Iuth. Fld., ehedem ein
Zugehör des Schlofjes Darberg, erfcheint urk. zuerft 1400, kam
1717 durch Kauf von Erbah an Hellen. Dazu gehören meh
rere Häufer in der Quatelbach, das Forfthaus auf dem Felsben
und der Thalhof. Gem 1881 M. (679 U, 188 Wi
921 Wa.) Einw. 311.
Beedenkirchen in Urk. Badenkirchen, Bettenkirchen, luth. Pfarr
dorf am Fuße des Felsbergs hat eine Gemarkung von 1981
Morgen, darunter 1108 M. Ackerland, 331 M. Wieſen ohne
Torf, 6 M. Wieſen mit Torfbrüchen, 458 M. Wald, 26 M
Debungen und 271 Einw. Es kam zu Anfang des 11. Zahrh.
Provinz Startenburg. Kreis Bensheim. 293
au Lorſch, dann wurde es Zubehör des Schloffes Tannenberg,
dann fam es an die Grafen von Erbah und 1717 durch Kauf
an Heflen. In feiner Nähe lagen vie ausgegangenen Derter ober
Höfe Ayenrode u. Grubelbad,.
Biblis in Url. Bibelois, Bibiflog ꝛc., kath. Pf. unweit
ver Weſchnitz, nicht weit vom Rhein, erſt (jeit 846) Lorſch,
dann Mainz gehörig, von biefem ven Herrn von Rüdesheim als
Lehen übertragen, feit 1802 Heffüh. Zu B. gehören das Forft-
wartsbaus Oberſthorſt (Gehhorft) und 1 Ziegelei. — Gem.:
8851 M. (4114 A., 2457 Wi, 1745 Wu.) Einw: 2276.
Bidenbah in Urk. Bicchumbach, Bickinb., Buchenb., luth.
Pfd. an der Bergſtraße, Anhaltspunkt ver Main-Nedar-Bahn, kommt
ſchon 874 vor, in welcher Zeit Ludwig der Deutſche fein Eigen-
thum darin an Lorſch ſchenkte. Es war fpäter Eigenthum ber
Diymaften von Bickenbach, und kam mit den Schloß gl. N. (f. o.
©. 290) an die Grafen von Erbach. Bon Erbach kam e8 1717
durch Kauf an Heffen. Zu B. gehört die ſ. g. Bidenbacher
Mühle und ver Weiler Hartenau. — Gem.: 3726 M. (1975
A. 1000 ®i. 584 Wa.) Einw.: 627.
Elmshanfen in Urt. Ellmannsh., Elmerzh., an ver Lauter-
bh, war (feit 1398) Pfälzifches Lehen von Erbach und kam
.1806 unter Hefjifhe Hoheit. Zu E. gehören: die Stlingen-
mühle (Wiefenmühle), 1 Papiermühle, 1 Ziegelei und das Forft-
haus Waltmühle — Gem.: 1549 M. (684 A.. 136 Wi,
672 Wa.) Einw. 462.
Fehlheim in Urk. Hurfeldun, Feldun ꝛc., kath. Fld., kam
1802 von Mainz an Heſſen. Gem.: 981 M. (542 A., 213
Wi. 197 Wa.)
Gadernheim in Urkunden Gavern ꝛc., Mktfl., urkundlich ſchon
‘773, feit 1561 Erbachiſch, kam 1806 unter Hefjifche Hoheit.
Dazu gehört eine Ziegelei. — Gem.: 1819 M. (676 U,
361 Wi, 724 Wa) Einw.: 726,
Gernsheim Stadt mit 3488 zum größten Theil fath. Einw.,
in einer ebenen Gegend am Einfluß des Winkelbachs in den Rhein,
Sig eines Landgerichts, einer Diftrictseinnehmerei, einer Oberför-
fterei. Die Einwohner treiben Aderban, Schifffahrt une Handel.
Seine Pferdemärkte jine ſehr befucht von nah und fern. Us
294 Topographie.
einem freien Platz (Schöffersplatz) ſteht das Standbild Peter
Schöffers, von Scholl in Heilbronner Sandſtein verfertigt und im
Jahr 1836 aufgeſtellt. Gernsheim kommt ſchon 773 in ver
Heppenheimer Mearkbefchreibnng vor. Mehrere Kaifer und Könige
zählten e8 zu ihren Königehöfen Es kam nah und nach in ten
Beſitz von Lorſch, welches eine eigne Vogtei hier errichtete und
bie Familie der von Bickenbach damit belehntee Mit Lorfch kam
e8 dann an Mainz und erhielt 1356 Stabtredhte. 1465 wurbe
e8 von Mainz an Katzenelnbogen verpfündet und blieb verpfändet
bis 1520. Im 9. 1689 wurde es in einen Alchenhaufen ver-
wanbelt durch Melac.e Im 9. 1802 kam e8 an Heflen. — Zu
©. gehören: der Johannishof (Pladenhof), Fängenhof, Wildehirſch⸗
bof (Förftershaus), Hof Einfierel mit der Wallfahrtsfapelle Mari
Einfievel und die Heckenmühle. Gem.: 12382 M. (6168
A, 662 Wi, 4513 Wa.)
Gronau in Urk. Gronowa, Gruna, Grünau, Inth. Pfd., in
einem jchönen Thale des vorberen Odenwaldes gelegen, urf. zuerft
1318, ehemals Erbachifch, feit 1806 unter Heſſen. ‘Dazu gehören
die Klauſenmühle und bie Häufer am Geisberg und Schleifberg. —
Gem.: 3078 M. (969 A., 273 Wi, 1708 Wa., 89 We)
Einw.: 548.
Großrohrheim in Urk. Rorheim superior, Marktflecken in
der Rheinebene mit 1622 Einw., die zum größten Theil lutheriſch
find. Es hat jährlich mehrere fehr bejuchte Vieh- und Krämer:
märfte. Urk. ſchon 783; aller Wahrfcheinlichkeit ift es das alte
Rora. wo Herzog Heinrich der Baher ven jungen König Otto II,
veffen er ji) mit Gewalt bemächtigt hatte, feiner Mutter zuräd-
gab. Die Tradition feßt hierher ein königliches Palatium, obgleich
fi feine Spuren von Trümmern eines foldhen bier finden. Sr
deſſen führt noch jeßt eine Flur ven Namen Hofftatt und bie
umliegenden Gewanıen heißen der Burggraben. Im J. 103
wurde G. zum Theil eingeäfchert und ganz geplündert. Zu -
gehört das Forſthaus Jägersburg, die Hämmeraue, und die Nheir *
infel Sandwörth. Die Gemarkung von Grofrohrheim hat 6896
M. (3607 A, 1944 ®i., 1022 Wa.), die der Hämmeraue
1994 M. (1272 Wi, 264 Wa.)
Hähnlein in Urk. Haenchen, Henich 2c., luth Pfd., Y, &
von ber Diain-Nedarbahn, in ver Ebene, gehörte zum Schloß |
Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 295
Zannenberg, kam mit einem Theil viefer Herrichaft an einen Neben-
zweig ber Bidenbacher und von biefem an Erbach. Wahrſcheinlich
kam e8 in ber bahrifchen Fehde an Heffen. Urfprünglich foll an
feiner Stelle eine dem db. Laurentius geweihte Kapelle mit einer
Anzahl von Höfen geſtanden haben, deren Bewohner fih im 14.
Yahrh. vereinigten. Gem.: 3058 M. (2117 U. 757 Wi,
68 Wa.) Einw 995.
Hartenau (in der Ebene) ein zu Bickenbach gehöriger Wei-
fer (j. D.).
Goodhſtädten in Urk. Hobefteven, Hofftaten, luth. Fld., in
einem fchönen Thale '/, Stunde von Auerbah, mit Delmühlen,
Kalkſteinbrüchen und Quellen von ſchwachem Mineralwaſſer (f. o.
S. 93). Gem.: 1552 M. (746 U, 148 Wi. 620 Wa.)
Einw.: 264.
Jugenheim in Urk. Gugenheim, Gogenheim, luth. Pfd., Sit
eines Forſtamts, mit einem auf einer Höhe liegenden Sommer-
Schloß des Prinzen Mleranvder mit veizenden Anlagen. Das Dorf
war erit -Zugehör des Echloffes Zannenberg, fam dann zu Dags-
berg und fpäter mit deſſen Zugehör un Erbach, 1717 durch
Kauf an Helfen. Im Rayon des prinzlichen Sommeraufenthalts
tiegen Reſte eines Klofters, auf einem Berge, welcher „ber hei-
lige Berg” in Urkunden und im Volksmunde heißt, und auf
bem unter dem Schatten ver noch ſtehenden uralten Xinbe das
Centgericht gehalten wurde. Wann viefes Klofter, welches ber
Aloſterregel des Benediktinerordens folgte, erbaut ift, läßt fich nicht
beftimmen. Die ältefte Nachricht davon datirt von 1264, bie
legte von 1480. Auf dem Kirchhofe von Yugenheim ift ber des
Kchptofatholicismus beſchuldigte Oberhofprediger von Starck beerbigt.
Im ver Nähe Fugenheims liegen auf 2 nerfchievenen Höhen Trüm—
mer zweier Burgen, auf tem Zannenberg une anf den Dags—
berg. Die Gefchichte beider Burgen ift mit einander verknüpft.
Der Burg Tannenberg geichieht zum erjtenmal im J. 1263 Er-
wähnung auf einem fleinen Steine in dem Chor ver Kirche zu
Yugenbeim, deſſen Inſchrift einen Conrad von Zunnenberg als
Gründer diefer Kirche nennt, ver nach Wenk ein Sprößling tes
Bidenbachifchen Haufes war. Er hinterließ Feine männlichen Er-
ben; eine feiner Zöchter aber war an einen Schenken von Erbach
vermäblt, eine andere an einen Herrn von Joſſa. Die Herrn von
Yoffa bauten in ber Nähe des Tannenbergs auf vem Dagkhery im
296 Topographie.
1310, nachdem fie ihr Stammſchloß Joſſa bei Saalmünfter auf
gegeben hatten. . Im 9. 1300 erjcheint ein Herr von Bickenbach
ale Erbe eines Theile des Schloffes, melden er an einen von
Eronenberg und einen von Scharpfenftein und deren Erben ver
kaufte. Es entftand damit hier eine Ganerbichaft, als deren Mit
befiger im Burgfrieven von 1382 nicht weniger als 20 erſcheinen.
Die Burg wurde zum wahren Raubneft um fo mehr, als bie
Zahl der Ganerben immer mehr zunahm. Namentlich waren es
die Cronenberger, welche übel bauften und im Jahr 1399 pꝛ
einem Bündniß zwiſchen Pfalz und Mainz zwangen, welches mit
Beihülfe von Frankfurt u. a. Bunvesgenofjen die Belagerung mb .
envliche Zerftörung der Burg Tannenberg zur Folge Hatte. De
Großherzog ließ die Trümmer verfelben im 3. 1847 burchforgen
und aufgraben und die Nefultate der Ausgrabung nebft eine es
ſchichte des Schloffes beichreiben. Die bei der Ausgrabung gem
been, zum Theil fehr interefjanten Gegenftände bilden jebt ein
Theil des Cabinetsmufeums zu Darmſtadt. — Die Burg Dagk
berg war, wie wir gehört, von den Kern von Joſſa erbant,
deren einer eine Tochter des Conrad von Tannenberg zur @e
mahlin hatte. Sie blieben nicht lange im Beſitz der Burg, dem
)
ihon 1337 kam ein Theil und 1346 das ganze Schloß net
Zubehör durch Kauf an die Schenken von Erbach. In den Ruinen
der Burg waren 1847 auf Befehl des Großherzog Nachforfhur
gen angeftellt worden, aber ohne beveutenten Erfolg. — Zu 3
gehören die Sandmühle und 4 Mühlen im Balkhäufer Thale. —
Gem: 1349 M. (556 A., 52 Wi., 19 We, 669 Wa)
Einw.: 721.
Kleinrohrheim in Urk. auch Nieverrohrheim, kath. Fld., in
ber Nheinebene nahe tem Rhein, gehörte fchon früher dem Kloſter
Lori. Ein Theil des Zehntens fam von Bickenbach an Erbach
und 1717 an Heſſen. Der Ort wurde 1802 Heſſiſch. —
Gem.: 1737 M. (1325 A, 267 Wi. 74 Wa.) Einw.: 213.
Tangwaden in Urk. auch Lancquada, Langwata ꝛc., Fld. in
ber Rheinebene, kommt ſchon 773 in ver Heppenheimer Marfde
jhreibung vor und fam 1621 durch Kauf von E:bach an Heffen.
Gem.: 503 M. (8341 4A, 132 ®i, 3 Wa) Einw. 265.
Lautern, luth. Pfd. im Odenwald, an ber Lauter, kommt im
Lorſcher Güterverzeichniß als villa luttra vor, fam 1561 durch
Zaufh von Churpfalz an Erbach und 1808 unter Hefftiche Hobel
[0
|
!
Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 297
zu 8. gehört die Lampertsmühle (Schallersmühle. — Gem.:
56 M. (341 A. 127 Wi, 159 Wa.) Einw. 178.
Malden luth. Flo. an ver Bergftraße, war ehedem ein Zu—
ehör ver Burg Tannenberg, kam an die Schenfen von Erbach
nd von viefen 1717 duch Kauf an Helfen. Der Ort bat
ute Leinwandbleichen. — Gem.: 412 M. (310 U, 24 Bi,
» We, 53 Wa) Einw.: 161.
Nordheim, evang. Pfo. in ver Ebene liegend, kommt urf.
nerft 1274 vor, gehörte zum Bisthum Worms und fam 1802
n Helfen. Zu N. gehören: die Aheininfel Maulbeerau, die Rhein⸗
uen Steinerwörth, Altwörth, Auguftenwörth, Bernhardswörth und
. Biegelei. Gem. v. Nordh.: 4224 M. (2391 U, 598 Wi,
007 Wa.) Größe ver Maulbeeraue: 1520 M. (100 U,
56 Bi, 498 Wu) Einmw.: 1022.
Oberbeerbach, Luth. Bfr. im Odenwald, fommt im Lorfcher
Tobtenregijter vor, gehörte urſprünglich mwenigftens zum Theil zu
ven Zubehörungen der Burg Zunnenberg, und wahrfcheinlich ge-
örte es zu demjenigen Theil verjelben, welchen vie von Franken-
ein als Mitganerben jener Burg befaßen, gelangte 1662 von
m Herrn v. Franfenftein an Heſſen. Zu DO, gehört auch das
myelne Hans Ziegeffchall (Wallgaufen,. Gem.: 3239 M.
1738 A. 384 Wi, 1046 Wa) Einm.: 523.
Raidelbach, tuth. Fler. im Odenw., fam 1561 von Churpfalz an
bach und 1806 unter Heffische Hoheit. — Gem.: 809 M.
143 4, 181 Wi. 169 Wu) Einw.: 74.
Reichenbach, Luth. Fir. an der Lauter in dem von Bensheim
ı den Odenwald ziehenren jchönen Thale am Fuße des Felsbergs,
ft vielleicht das 773 in ver Heppenheimer Markbefchreibung vor-
ommente Reonga, 1514 Pfäßifh, 1561 von Pfalz an Erbach
getreten, jeit 1806 unter Sefliicher Hoheit. — Gem.: 2981
X (1202 A., 396 ®i., 1237 Wa) Einw.: 1041.
In feiner Nähe liegen 2 mäßige Berge: der Hohenjtein
nd Porſtein, auf deren Höhe gewaltige nadte Quarzfelſen, die
ei Derwitterung ver fie umliegenden Steinmajje verjchont blieben,
leich Burgen emporſtehn. Das ehevem dabei liegende Dörfchen
Johenftein (Gem.: 576 M. [154 4, 97 Wi, 317 Wa.] bat
er Graf von Erbach- Schönberg ungefauft und an jeiner Stelle
in Schlößchen mit Deconomie angelegt. Zwiſchen viefem Schlößchen
298 Topographie.
und Reichenbach wird Bergbau getrieben (f. o. ©. 84 ff.). De
nörblic von Reichenbach fich erhebende Felsberg, in Urk. auf
Felisberg, Felichberg, befteht aus Syenit und ift berühmt durch
das Felſenmeer, eine fjehr große Fläche an dem Abhange bei
Dergs, welche mit einer Menge von durch Waſſer und Luft abge
runbeten, über und neben einanber liegenden gemaltigen Shentt-
Felsblöcken bevedt if. Man hat mehrfach verfucht, vie Bildunz
biefes großartigen Felfenmeeres zu erflären. Die Geognoften find
nun fo ziemlich einig darüber, daß das Waſſer die Felſen blokge
Apült und Luft und Waſſer an ihrer jekigen Geftalt genrbeitet
haben. Seine Bildung wurde fehr begünftigt durch einen Meinen
Waldbach, welcher fich unter den gigantifehen Blöcken feinen &y
gefucht hat, und dem bei Regen ober bei dem Schmelzen be
Schnees die Bergmwaffer von beiden Seiten her zufließen ud ben
Grus, der durch Die fortvauernde, wenn auch langfume Dersite
rung entfteht, zuführen, ben er dann fpäter im Thale wieder di
ſetzt. Der ganze Berg ift reich an bloßliegenden Felfen, und ax
vielen von ihnen zeigen jih Spuren von Menfchenhänven, bie fe
bearbeitet haben ober bearbeiten wollten. Die 2 am berühmteften
gewordenen berfelben find tie Rieſenſäule und ber Riefer
altar. Die Riefenfäule ift ein 31 $. 8 3. langer mb 4 $.
6 3. unten und 3 F. 10 3. oben im Durchfchn. habender Conoid ver
Syenit. Sie liegt ohne Zweifel nahe an dem Orte, an dem fl
behauen wurde. Zweck und Urfprung ver Säule haben den Ge
fehrten fchon viel Kopfverbrechens gemacht. Bald wird fie für e
— — — ——
Werk der Römer, bald für eins ver Germanen, bald für eu
beutfches Werf des Mittelalters aus ber Zeit Carls des Großen
gehalten. Manche glauben fie fei für einen Tempel bes Obl
beftimmt geweſen, andere halten fie zu einer Götzenſäule deſignith
andere für ein römifches Palatium ꝛc. beftimmt. Die neue
Anfiht Diltheys ftellt die Vermuthung auf, fie ſei von Kalk
BValentinian als Denkmal der röm. Macht für die befeftigte Ye
dieſes Kaijers in Tribur beftimmt gewefen. Der NRiefenaltt
it ein über 40 F. im Umfang haltenver Fels, der wie man ber
muthet das Fußgeftell der Säule werben folltee An noch vielen
andern Felſen erjcheinen Sägefchnitte, Anſätze von Meißeln um
andern Werkzeugen. — Zu R. gehört 1 Mühle und 1 Zie
gelei.
Vrovin Starlenburg. Kreis Bensgeim. 299
Nodan in Url, Rode, Rodaha, luth. Pfd. in ber Ebene an
Winkelbach, kommt ſchon 964 als Lorfcher Eigenthum vor
5 gelangte 1802 von Mainz an Heffen. Von der nahe dabei
F ben Pantgraben führenden Brüde hat man eine überfichtliche
bt der gamyen Bergſtraße. — Gem.: 497 M. (467 U, 9 Wi,
0) Einw.: 190.
Schmalbeerbach, lutb. Fo. im Odenwald, war Frantenftei-
8 Allod, kam 1662 durch Kauf von Frankenftein an Heffen.
: 66. In ver Nähe lag der ansgegangene Ort Wall-
ifen, in befien Gemarkung in ver 2. Hälfte des vorigen
b. der Hof Ziegelſchall und die Höfe zu Hainzer-
em in ben Odenwald ziehenden fchönen Thale an ver
mit einem auf fteiler Anhöhe gelegenen Schlofje, dem
ı bes Grafen von Erbad-Schönberg, und ſchönem Garten,
auf einer anderen Höhe gelegenen neuen Kirche. Es
hiſch als Eigenthum des Lorſcher Kloſters durch bie
en als Kloftervögte an die Schenken von Erbach als Lehen
Im. der bayriſchen Fehde von Wilhelm IL genommen
ſtört befamen es die Erbacher Grafen im J. 1510 wiever
als Lehen von Heffen. 1806 kam es unter Heffiiche
Zu Sch, gehören 4 Mühlen und 1 Ziegelei. — Gem.:
M. (377 U, 45 Wi, 272 Wa, 42We) Einw.: 565.
Schwanheim in Url. Suainheim, Schweinheim- ıc., luth.
Me. in der Ebene, kommt urk. ſchon 764 vor, war von Karl
d. GEr. 782 dem Kloſter Lorfch geſchenkt worden. 1478 erhielt
es Graf Philipp von Kagenelnbogen von den Kämmerern von
Dalberg. Gem: 1710 M. (1238 U, 89 Wi, 339 Ba),
barunter 458 M. Gemeinvegut mit Einfhluß des 322 M. gro-
Sen Gemeindewalds und 45 M. Kirchengut. Einw.: 534.
Secheim in Urk. Scheim, luth. Pfd. an ver Bergſtraße,
mit einem Großherz. Sommerfchloß und Anlagen. 874 von Lud⸗
wig dem Deutſchen an Lorfch gefchenkt gehörte es fpäter zur Burg
Tannenberg und kam dann an bie Schenken von Erbad. Im
9. 1622 wurde es faft ganz zerftört duch die Bayern, 1717
300 Topographie.
ging e8 an Heſſen über. Es treibt viel Obftbau, namentlich MR y
feine Kirſchen vortrefflih. Zu ©. gehören 6 Mühlen m St |,
bacher Thal, fowie 1 Mühle im Oberbeerbacher Thal — Gem:
4694 M. (1367 4, 178 ®i., 121 We, 2762 W)
Einw.: 1099.
Staffel, Iuth. Flo. im Odenwald, war ehebem Zugehör da
Schloſſes Dagsberg, kam nach deſſen Verfall an Tannenberg, vor
da an Bidenbah, nachher an Erbah und 1717 an Helle
Gem.: 446 M. (308 4A, 58 Wi. 68. Wa) Einw: 59
Stettbach, luth. Flo. in einem von Jugenheim in ben Oben
wald ziehenden jchönen Thal, fam 1662 von den Herrn v. rar
fenftein an Heſſen. Zu Stettbach gehören: die Häufer auf bem
hinteren Steigerts, das einzelne Haus Dicktanne nnd ver Hof
Hainzerflingen (ſ. o. Schmalbeerbah). Einmw.: 143.
Wattenheim in Urk. Waddenheim, Wattinheim, kath. M.
3), St. vom Rhein, an ber linken Wefchnibfeite, 836 von do
wig dem Deutfchen dem Grafen Werner, von dieſem am Lork
geſchenkt kam es mit Lorſch an Mainz und nach verſchiedenen Ber
pfändungen und Mieverfäufen an das Erzitift Mainz und iſt
jeit 1802 Heffifh. — Gem.: 1694 M. (1129 A., 433 ®i,
66 Wa.) Einw.: 450.
Wilmshanfen in Urt. Willmannsh., Wilmeshuf., luth. FM.
an ber Lauter- oder Ziegelbach in dem Neichenbacher Thale, wurde |
1398 von dem Pfalzgrafen an Erbach zu Lehen gegeben und m
1806 als Erbachiſcher Ort unter Heffiiche Hoheit. Zu Wilmk
baufen gehört ver Falkiſche Hof bei Schönberg, — Gem:
505 M. (337 4, 45 Wi, 90 Wa) Einw: 144.
Wurzelbach, luth. Flo. unweit des Feldbergs, kam 1717
von Erbach an Helfen. Dazu gehört eine Mühle. Es bildet mit Ber
denficchen eine Gemarfung (f. d.). Einw.: 55.
Ze in Urk. Celle, Iuth. Flo. in einem von Bensheim #
den Odenwald ziehenvden fchönen Thal, fam 1398 als Pfälzifceb
Lehen an Erbach, 1806 unter Heffifhe Hoheit. Zu 3. geht
bie Borbmühle. — Gem.: 1462 M. (751 A., 75 Wi., 182 Be.
397 Wa) Einw.: 523.
Zwingenberg in Urf. Guingenberg, Twingenberg, Stabt mit
1641 meift luth. Einwohnern, Station der Main - Nedar- Bahn,
Sig eines Landgerichts, eines Nentamts, eines Steuercommiſſariate,
Rz
Provinz Starlenburg. Kreis Bensheim, 301
er. Mer Diſtrietseinnehmerei. Seine Eimvohner, treiben meift Ader-
And Weinbau, auch einige Gewerbe. — Urſpruͤnglich, da die Sümpfe
Pr des alten Nedarhetts, namentlich bei Zwingenberg, fich bis in bie
Berpftraße erftredten, jo daß zum Verkehr kaum ein Paß bier
iübrig blieb, lag auf der Höhe eine Burg, deren Befeſtigungswerke
bie herunter an bie ſumpfige Ebene reichten. Sie gehörte ven
Grafen von Katzenelnbogen, die darin ihre adeligen Burgmänner
fügen hatten. Die Stabt hat jich anfangs wohl durch Anſiedelun⸗
gen innerhalb der Burgmauern zu geftalten begonnen, ſo daß fchon
1258 Graf Diether von Katzenelnbogen eine Kirche zu bauen für
nöthig hielt. 1273 erhielt Zwingenberg Stabtgerechtigfeit. Mit
ganz Katzenelnbogen kam auch Zwingenberg an Hefjen. Die Stabt
vergrößerte fih unter ten Landgrafen von Heſſen und erhielt grö-
ßere Rechte und Freiheiten. Im Jahr 1507 nahm die Stadt
vaburkh an Bereutung zu, daß die Gent Zwingenberg errichtet
wurbe, in welcher fie den Vorort bildete. Auf der Burg wohnte
ber Amtelellr. Vom Jahr 1610 an wurde auch außerhalb ber
Burgmanern gebaut, was zu Streitigkeiten mit den Auerbachern Ver:
anlaffung gab, vie ſich durch viefes Bauen in ihrem Gemarkungs-
vecht beſchwert glaubten. In dem 3Ojährigen Krieg litt Zwingen⸗
berg fehr bedeutend, noch mehr faft in dem Orleans’schen Krieg
und nicht minder im Jahr 1799 durch die Franzofen. Die Burg
Zwingenberg, in welcher in ber Heſſiſchen Zeit ein Amtsleller
feinen Sit Hatte, wurde 1613 Gemeinveeigentbum, 1639 mit
der Stabt zerftört und nicht wieder aufgebaut. Von den Gebäu-
ven der Stabt find zu erwähnen: 1) das Gafthaus zum golpnen
wen, von ber Stadt erbant, als fie die Erlaubniß erhalten hatte,
außerhalb der Burgmauern bauen zu dürfen, 2) das ſ. g. Schlöf-
chen, eine Zeit lang im Befi des Heffifchen Minifters F. K. von
Moſer. In Folge der Entſtehungsart der Stadt hat die Stadt
eine fehr Heine Gemarkung, im Ganzen 1261 M., darunter
802 U, 264 Wi., 95 We, 7 Wa. Die meiften Einwohner
find deßwegen mehr in ven Nachbargemeinden Anerbah, Alsbach
und Bensheim als in ihrer eignen begütert. Das Wappen ber
Stadt ift ein deutſches Schild quer in ber Witte getheilt, im
oberen Theile einen wachſenden ungekrönten Löwen mit boppel«
Mmdtigem Schwanze, im untern Theile 3 Herzen.
02 Topographie.
Kreis Dieburg.
Der Kreis Dieburg bat (1852) eine Bevöllerung ven
1635 Seelen (30971 Luth., 3731 Ref., 67 Un., 15164
ath., 18 Sect., 1684 Juden), welche in 68 verfchtebene Orte
h vertbeilen. Kreisftabt ift
Dieburg in Urk. Dietpurg, Dyppurch ꝛc., Stabt an be
jerfpreng mit einer Gemarkung von 8991 M. (4131 U, 802
zi, 4058 Wa.) und 3680 Einwohnern, Sig eines Kreisamtt,
nes Kreisbauamts, einer DiftrictSeinnehmerei, eines Forſtamit,
ner Oberförfterei. Die Einwohner jind meift katholiſch; fie
eiben Aderban, Haben viel Gewerbfleiß und beziehen Meſſen
rd Märkte mit Kleinwaaren. Unter ven öffentlichen &eböster
t merkwürdig: die alte Stabtlirhe aus dem 14. Yahrhatet
jenerfenswerth find ferner noch die Burg Stodau, von mM
srofchlagen erbaut, das Schloß derer v. Albini, an ver Ct
r alten Königeburg und des Mainzer Schloffes, das ehemalige
apuzinerklofter, jet Strafanftalt, die Wallfahrtskirche auf vem
ichhof in der Altftant, mit den Erbbegräbnifien der Familien
Uner und Grojchlag von Dieburg, mit einem wunderthätigen
Rarienbild, zu vem auf Mariä Geburt 6 — 8000 Menſchen
allfahren. Dieburg ift wohl römischen Urfprungs; e8 kreuzten fich hiet
Nömerftraßen und man hat vielfältig Münzen, Aſchenkrüg
. a. Römifches mehr hier gefunden. Später war Dieburg ein
Iniglihe Burg. As Stadt wird e8 1288 genannt; 1325 er
ielt die Stadt durch Ludwig ven B. ein Jahrmarktsprivileg
iner der erſten Befiger im 11. Jahrhundert fcheint ein Bübinger
eiwejen zu fein. Im Jahr 1310 kam Mainz in feinen vollen
zeſitz. Viele adeliche Familien fchlugen Hier ihren Wohnfit auf
son Mainz kam e8 1802 an Heffen. Das Wappen von Die
urg zeigt ben heil. Martin, ver dem Bettler ein Stüd feind
Fe abſchneidet. — Zu Dieburg gehört auch noch die Mörk
nrühle.
Allertshofen luth. Fld, war Katzenelnbogen — Heſſiſches Lehen
erer v. Frankenſtein, kam 1662 an Heſſen. Dazu gehört der
Seegerhof oder Neuhaus, die Lochmühle und 1 Mühle ohne
damen. — Gem.: 653 M. (381 A., 94 Wi, 164 Wa)
zinmw.: 202.
. Brovinz Starfenburg. Kreis Dieburg. 303
Altheim auch Spigaltheim, luth. Pfd. Im feiner Gemarkung
inden fich viele römiſche Grabhügel. Urfprünglich Eppenfteinifches
!ehen, waren mehrere in feinen Beſitz getbeit. Sm Jahr 1527
aufte e8 Graf Philipp von Hanau. Nach dem Ubfterben der Hanau-
Hchtenbergifchen Linie wurde über den Beil des Amtes Baben-
nufen, zu welchen es gehörte, von beiden Heſſiſchen Linien ge-
teitten, Altheim kam aber durch vie Verträge von 1762 und
:771 an Heflen-Darmftadt. Zu Altheim gehört die Stadthäuſer
Rüähle.. — Gem.: 3187 M. (1692 U., 288 Wi. 1207 Wa.)
tinw.: 898. Ä
Asbach Luth. Fld. ehedem 3 verfchievenen abeligen Familien,
ann mur noch einer, ter von Wallbrunn, gehörig, fam 1722
m Heften. Zu Asbach gehört die Schnadenmühle.e — Gem.:
1472 M. (590 U, 150 Wi., 706 Wa.) Einw.: 241.
Babenhauſen in Urk. Babinhus, Bobinhuis, Stadt mit einer
Gemarkung von 12662 M. (3619 A., 667 Wi., 7966 Wa.)
unb 1965 meiſt proteftantiichen Einwohnern, an ber Gerfprenz,
Sig einer DiftrictSeinnehmerei, mit einem mit boppelten Wällen
md Mauern umgebenen Schloß, ehemals Schloß ver Grafen von
danau, jest Militärftrafanftalt. Die Kirche enthält mehrere Holz-
tulpturen, Bilphauerarbeiten und Glasmahlereien, fowie auch bie
Jamiliengruft ver Grafen von Hanau -Lichtenberg. Babenhaufen
hörte in alter Zeit ven Pfalzgrafen von Tübingen. Bon ben
Serren von Münzenberg, welche e8 ſchon 1236 befaßen, kam es
m Hanau und nach der Theilung bes Haufes Hanau im Yahr 1458
n 2 Linien, an bie Lichtenbergifche Linie, von ver e8 nach deren
Ausfterben Ludwig VII. als Erbprinz, und zwar als Gemahl ver
Hanauiſchen Erbtochter, erhielt. Babenhauſen hat als Wappen
einen vieredigen qnadrirten Schild, im erften und vierten Quadrate
B Sparren, im zweiten und vritten 2 übereinander ſchreitende
viberfichtige Löwen. — Zu Babenhanfen gehören: ver Hof Alttorf,
sie Confurtermühle, tie Etattmühle und 1 Ziegelei.
Billingd in Urk. Bullinges, luth. Fld., in einem Fleinen
Thale, am Fuß ver Neunkircher Höhe, wahrſcheinlich die alte in
Lorſcher Schenkungsbriefen oft vorfommente Billinger marca, am
Schluß des 30 jährigen Kriegs ganz unbewohnt. — Gem.:
531 M. (254 4, 101 Wi, 167 Wa) Einw.. 170.
304 Topographie.
Brandau Inth. Fld., an der Modan, am Fuß ber Neun
ficcher Höhe, von den NRobenfteinern 1347 dem Grafen Wilhem II.
von Katzenelnbogen verpfändet und nicht wieder eingelöſt. Zu
Brandau gehören: 2 Mühlen und 2 Ziegeleien.. — Gem.
2756 M. (1179 U, 413 Wi., 1105 Wa) Einw.: 639,
Brensbach Markifleden an ver Gerjprenz. Im feiner Nähe
römiſche Grabhügel; eine römifche Straße zog in feiner Nähe
vorüber. Es war ein altes Fulvaifches Lehen, welches fpäter an
bie Pfalz fam. Bon ver Pfalz waren damit belehnt Heffen und
Erbach. 1806 kam der Erbachiſche Theil unter Heffifche Hoheit,
während ber Pfälzifche» feit 1803 ſchon Heflen gehörte. Zu
Brensbach gehört der Hof Mummenroth und die Bauersmühle —
Gem.: 2249 M. (1555 U, 258 Wi, 355 Wa.) Eism:
1191.
JDorndiel in Url. Dorndill, kath. Fld. Im feiner Gem:
fung ift ein bedeutender Sandſteinbruch; wurde 1817 von Bayern
an Heffen abgetreten. — Gem.: 1105 M. (614 A., 55 Bi,
386 Wa.) |
Eppertöhanjen in Urk. Eegiharteshufon, kath. Pfd., unfern
der Gerfprenz, gehörte zum Nitterfanton Odenwald und war ber
Burg Stockau in Dieburg centbar, wurde 1806 Sfenburgih
und kam 1816 mit einem Theil bes Fürſtenthums Iſenbutz
unter Heffen. Zu Eppertshaufen gehören 6 Ziegeleien; dabei
liegt die Thomashütte, Hof mit Ziegelei. — Gem.: 2689 WM
(848 A. 443 Wi., 1398 Wa) Cinm.: 352.
Ernſthofen luth. Fld, am der Modau, Sit einer Oben -
förfterei, mit einer Kapelle, in welcher das Erbbegräbniß ber
Familie von Wallbrunn war und einem ehemals Wallbrunn’fchen
Schloß, jetzt Großh. Hauspomäne und Wohnung des Oberförftere,
Es gehörte den Herrn von Wallbrunn als Pfälzifches Lehen um
wurde in ber Bayeriſchen Fehde 1504 von Landgraf Wilhelm H
tweggenommen. Die Familie v. Wallbrunn trug e8 dann feit 158
von Heffen zu Leben, bis e8 1722 nebſt anderen Dörfern
buch Kauf an Heffen kam. Zu Ernfthofen gehört vie Linkſche
Mühle. — Gem.: 1442 M. (844 4, 245 Wi, 300 ®)
Einw.: 359.
oranfenhaufen Tuch. Zt. Gem.: 976 M. (610 4,
111 Wi, 231 Wa) Einmw.: 290.
Provinz Starfenburg Kreis Dieburg. 805
Fränkiſch-Crumbach Marktflecken an ver Gerfprenz mit
1603 meiſt evangelifchen Einwohnern. Die Herrn v. Gemmingen
haben hier fchöne Wohnungen mit Gartenanlagen. Crumbach ge-
hörte ſonſt den NRovenfteinern. Nachher kam e8 an vie v. Gem
mingen, und ift feit 1806 unter Hellen. Im der Kirche hatten
bie Rodenſteiner ihr Erbbegräbniß. Die Stammburg ver NRoben-
feiner, ver Rodenftein, liegt '/, Stunde davon auf einer
Borhöge des Neunfirchener Bergs, ven 3 Seiten durch walbige
Anhohen umgeben. Die Burg macht troß ber fie umgebenven
Anlagen den Einprnd von Oede und Cinfamfeit, erhöht dadurch,
daß fie von Gebüfch überwuchert if. Es knüpft ſich an fie bie
allüberall bekannte Sage von dem Auszug des Ritters Rodenſtein
ans der 2 Stunden von bier entfernten Burg Schnellarts, wenn
ein Krieg bevorfteht, und von feinen Einzug, wenn ber Frieden
nahe iſt. Pferbegetrab, Wagengeraffel, Waffengeflivr, Hunde—
gebell ꝛe. verfünven jtetS ten Zug, ver oft gehört, nie gejehen
worben if. Die Urfache vieles Getöfes, über welches 1742 —
1764 amtliche PBrotofolle geführt wurden, ift noch nicht erklärt.
Manche fchreiben es Zügen von Eulen zu, andere unterirbijchen
ſtarken Duellen, vie fich zeitweife öffnen, wieder andere ftarken
Windſtößen, die fi im Gebirge oder an ver Ruine felbft brechen.
Sa neuefter Zeit wird behauptet, das unerflärliche Geräuſch müſſe
darch ſ. 9. Luftoulfane entjtehen, es fei mithin nur temporäre
Gasausſtrömungen, wie fie öfters beobachtet werden. Der Grund
biefer Vertammung eines Nobenfteiners zum lärmenden Propheten
wird nerfchieven angegeben. Die von Grimm behauptete Sage
erzählt: ber Kaifer babe einjt dem Ritter Nobenftein, deſſen Burg
verpfändet war, alle Schulen gezahlt und dadurch die Treue und
Anbänglichleit veffelben in jo hohem Grave gewonnen, baß vieler
ſchwur, bis an ten jüngjten Tag auch aus dent Zodesfchlaf und
aus Grabesnacht auszirziehen, wenn ber Kaiſer oder das Meich je
von Gefahr bedroht werde. Nach tiefer Sage ftürzte der heim-
gelehrte Nitter nahe bei der Burg Schuellarte vom Roß, ſtarb
und wurde tafelbft begraben. — Nah einer anderen Faſſung
der Sage hatte ver Ritter, ein wilder Kämpe und Weiberhafjer,
eine arme Waife kennen gelernt und als Gattin heimgeführt,
nachdem er gelobt, feinen wilden Muth zu bändigen oder ben
Geiltern der Nacht zu verfallen, wenn er den Schwur breche.
Walthers Hefien. 20
306 Topographie.
Allein er fing fchon fehr bald mit dem Ritter Echnellarts Häaͤndel
an und ftieß feine treue Agnes mit dem Fuße weg, als fie ihn
daheim zu bleiben bejchwor und au feinen Eid mahnte. Er zu
aus. Sie aber erjchien ihm in ver nächiten Nacht, ein tobtes
Knäblein auf dem Arm, in gefpenftiger Geftalt, mitten in einem
Hohlweg, wo er im Hinterhalt lag, und verkündete ihm, er müſſe
nun, wie er fich jelbft verheißen, bis an den jüngften Tag umher
ziehen. Nah J. W. Wolf ift die Sage in ber Mythologie be
gründet und der Geift, ver bald ver Rodenſteiner, bald ver Schub .
(arts beißt, ift in 2 zu trennen, deren erſterer ber Gott Th,
ber zweite deſſen Vater Wuotan ift. Diefer Anficht zufolge Hätte
wir in Rodenſtein und Schnellarts zwei heilige Orte, an bene
dem Donar und veffen Vater einft in heiliger Walopnacht Wr
dampften, in deren Nähe das Volk fih zum Gericht ver
melte. — Zu Fränfifch-Crumbach gehören: die Dormmühle, Ety
mühle, Bauersmühle (Schmalmühle), Lauthemühle CHanpmähk)
die Pretlackſche Meierei, die Walpfchügenwohnung „ Holziviele"
und bie Banernhofraithe „Schleiersbah". — Gem.: 6443 M.
(3072 A. 1026 Wi, 2187 Wa.)
Georgenhaufen luth. Pfr. Seine erften befannten Beſther
waren die Rodenſteiner. Nach und nad Tamen bie Herrn ve&
Wallbrunn in feinen Befiß, welde es 1649 an ven Freihern
Hans Joach. Kamptz auf Godau verkauften, von bem es an befien
Descendenten, vie Herrn v. Harthaufen, Tam. 1806 kam «
unter Heflifche Hoheit. Das dazu gehörige große Gut gehört
jegt tem Grafen von Schlitz. Zu Georgenhaufen gebört ein
Mühle — Gem: 848 M. (440 A., 58 Wi., 319 Wa.)
Einw.: 304.
Großbieberau Marktflecken an tem Fiſchbach, nicht weit
von deſſen Einfluj in die Geriprenz, Sit einer Diſtrictseinnehmerei,
und Oberförjterei. Es war vordem Pfälziſches Leben ver Grafen vom
Katzenelnbogen. Zu Grofbieberan gehören: ter Hof Hippelsbud,
3 Mühlen und 1 Ziegelei. — Gem.: 5310 Morgen (3046 U,
391 Wi, 1713 Wa) Einw: 1717.
Großzimmern Marktflecken auf ver linken Seite der Gerfprem-
Mm feiner Gemarkung find bedeutende Häfnerthongruben. Crft
Fnldiſches Lehen, dann Katzenelnbogen'ſches Afterlehen derer ven
Wambold, welche ihre Güter und Gerechtigkeiten an Frankenſtein
Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 807
>erfauften; fpäter im Befit von Hanau. In ver Baherifchen
Fehde gelangte es im gemeinfchaftlichen Befig von Hefjen und Pfalz.
Die Heſſiſche Hälfte wurde zwifchen Darmftadt uud Caſſel getheilt,
ie 1627 vie Hälfte ganz an Darmftadt kam. Die niebere
Berichtsbarfeit war Löwenfteinifch, die hohe und centbare Pfälzifch
mb Heſſiſch. Den Pfälzifchen Antheit erhielt Darmſtadt 1802
wo die Lömenftein’fchen Gerechtſame 1805. Zu Großgimmern
ebören: die Ober- und Untermühle, die Schneemühle (Hirſchbacher
Kühle), mehrere Streichzünphöfgerfabrifen und 1 Ziegelei. —
Jem.: 7027 M. (3587 A., 567 Wi., 2872 Ua.) Einw.:
(078.
Gundernhauſen in Urt, Gunterateshufen, Gunderadeshuſen,
sth. Pfo., mit einen Lehngut derer v. Grolmann, ehemals derer
» Nimpifch, war ein Lehen von Fulda, womit die Grafen von
Ratgenelubogen belehnt waren. Zu Gundernhaufen gehören: vie
Hundsmähle und 1 Ziegelei. — Gem.: 2698 M. (1314 4,
497 Bi, 794 Ra.) Einw.: 815.
Habisheim in Urt. Habuchisheim, Habersheim, Habesheim,
yabbeim, Marktflecken mit Schloß und Garten der Fürſten von
Imenftein. Im Anfang des 14. Jahrhunderts hatten e8 die
Biekenbacher zu Zehen, nachher zog Fulda dieſe Lehen ein. Die
Burg winde ſpäter getheilt zwiſchen Erbach und Wertheim, gelangte
ser 1406 in ven alleinigen Befit von Erbach. In der Baherifchen
ſjehde wurde es von Heilen weggenommen und 1530 von den
Smenfteinern gekauft. 1806 kam es unter Heſſiſche Hoheit.
u SHabitheim gehören die Dorfmühle und dic Tannenmühle. —
Bem.: 3205 M. (2963 A. 242 Wi.) Einw.: 1035.
Hahn ref. Fld. war 1318 ein Hof, welchen Berthold I.
von Katenelnbogen zu feinem Theil erhict. Im Jahr 1699
uurbe der Hof von Waldenfern bevölkert und zu einem ‘Dorf
zweiter. Es bilvet mit Wembach eine Gemarkung (f. d.). —
Fiuw.: 112.
Harpertshanjen in Urk. Harpprachtishufen, Harpreizbaufen,
Scarperkaufen, luth. Flo. an, dem Reichenbach, ehedem Fuldiſches
dehen, dann (Eppenfteinifches war e8 1481 dreiherriſch und Seit
1541 in ganzem Bejik von Hanaun. Nach tem Ausgang ber
Hanau Lichtenbergifchen Linie Fam es durch vie Vergleiche von
1762 und 1771 an Darmftadt. Zu H. gehört eine Mühle, —
20*
808 Topographie.
Gem.: 1400 M. (882 A., 118 Wi., 396 Wa). Einm:
273.
Harreshauſen in Urk. Hareshuſen. luth. Pfo. an ver Ge Fi
iprenz, Sitz einer Oberförfterei, mit einer fchönen Eiche vom
Wuchfe einer italiän. Pappel. Es gehörte ehedem ven Münze
bergern, kam zwiſchen 1258— 1278 an Hanau und in og
der obengenannten PVergleihe an Caſſel. 1807 nahm es Frank
reich und verleibte e8 1810 vem Grofherz. Frankfurt ein, ven
dem es noch in demſelben Jahr an das Großherzogthum Hefe
fam. — Dabei lag ber ausgegangene Ort Hildenhauſen
Zu 9. gehört die Pappdeckelfabrik Wilpertsmühle. — Gem:
3128 M. (1360 4, 678 Wi, 1090 Wa.) Einw.: 477.
Herdentode, luth. Fld. am Fuße der Neunkirchener He
früher im Befig mehrerer kam es in der erften Hälfte ve 15.
Jahrh. nach und nach in den alleinigen Beſitz von Kagenelnboge.—
Gem.: 777 M. (435 A., 96 Wi., 222 Wa) Einm.: 51.
Hergershanfen in Urt. Hirginshufen, Hirtarshuſen, If
Pfo., erſt Münzenbergifch Fam zwifchen 1258—1278 an Sem
Später in Befit beider Heffen, kam es endlich 1810 an Helle
Darmftadt. Zu H. gehört die Langfeltsmühle. Gem.: 3577 X
(1233 U, 937 Wi, 1408 Wa.) Einm.: 698.
Hering in Urk. Herings, ein fehr altes, aber unbebentenbe
und armes Dorf, zuweilen Flecken oder Stabt genannt, mit ein
Gem. von 1078 M. (762 U, 264 ®i., 52 Wa.) und mi
515 Einw., liegt um ben fegelförmigen freiftehennden 1477 $
hoben Otzberg. Sein Name wird von Höhenring abgeleitt
Als Lehen ver Abtei Fulda wird es fchon 1390 Stäbtchen ge
nannt, fpiter fam es an vie Pfalz, von ver Pfa 1802 a
Heſſen. As Wappen hat Hering einen herzfürmigen Schi
welcher in ter Mitte quer einen Häring und oben und unld
Eichenzweige mit Eicheln zeigt. — Der Name Burg Otzberg fl
von Orinsberg jtammen. Cie gebörte zu ten urfprüngide |
Stiftungsgütern ver Abtei Fulda, die fpäter Pfälziſch und |
Hanau verpfändet waren. In ver baprifchen Fehde nahm it
1504 vVandgraf Wilhelm weg, fie kamen aber größtentheils wielt
an Pfalz zurüd. Im 30fährigen Krieg nahm fie Darmftadt we:
die zu Hilfe gerufenen Franzoſen eroberten ven Otzberg wieder,
und er fam turch ven weftphäl. Frieden wieder an Pfalz, Ber
Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 309
fang bes 15. Jahrh. bi8 1763 war das Schloß Wohnfik der
(3. Beamten der Aemter Umſtadt und Otzberg. Seit 1808
er Darmftädtiih. Früher diente das Schloß (Hausdomäne)
Staatsgefängniß und als Pulvermagazin. Jetzt iſt es unbe-
mt. Die Ausſicht vom Otzberg iſt ſehr weitreichend, ſowie man
ſelbft von vielen Punkten des Odenwalds ſieht.
Heubach, Inth., ref. und kath. Fld. am Richenbach, mit
m Bruch von vorzäglichem rothen Sandſtein. Ehedem war
Ort Bickenbachiſch, ſeit 1399 Pfälziſch, ſeit 1802 iſt er
fiſch. Zu H. gehören die alte und neue Mühle — Gem.:
632 M. (1663 A., 231 Wi., 1768 Wa.) Einw.: 1103.
Horhohl in Urk. Horole, luth. Fld. an der Modau, ehedem
zenoldiſches, dann Frankenſteiniſches Lehen der Herren v. Wall⸗
nm, ſeit 1722 von ihnen an Heſſen verkauft, aber dann wieder
Lehen genommen. Zu H. gehören 2 Mühlen. — Gem.:
2 M. (379 4, 115 Wi, 259 Wa.) Einm.: 144.
Steeitadt in Urk. Cleſtadt, Clegſtadt, luth. Pfo. mit Torf-
bereien. Urfprünglich Eigenthbum berer von Eppenften, tann
sauifch kam es durch die Hanauifchen Exrbvergleiche an Caſſel,
de im 3. 1810 von frankreich dem Großherz. Sranffurt ein-
eibt und von diefem an Darmftant abgetreten. — Gem.:
41 M. (1655 4, 196 Wi, 663 Wa.) Einw. 549.
Kleinbieberan, luth. Fld. gehörte den Herrn von Wallbrunn
fam 1722 an SHeffen. Unweit bes Orts ift das f. g. Wild⸗
ıbaus, eine eigenthümliche Telsgeftaltung. Zu KL gehört 1
Se. — Gem.: 1285 M. (611 4, 198 Wi, 447 Wa.)
uw.: 261.
Kleinumftadt, luth. und ref. Pfd. mit Torfgräbereien, kommt
29 urkundlich vor, war bis zum J. 1802 gemeinſchaftliches
Wthum von Pfalz und Heffen und ift ſeitdem Heſſen allein
Brig. Zu KL gehören: der Grünhederhof, der Häuferhof und
enbielerhof (Pfalzhofſ,. Gem: 3688 M. (2606 A. 157
„ 926 Wa.) Einm.: 847.
Kleinzimmern, kath. Fld, kam von Mainz an Heffen.
a: 1517 M., (964 4, 134 ®i, 372 Wa) —
nw.: 416.
Laugſtadt in Urk. Langenftabt, luth. Pfd., ericheint 1267
undlich, war ehebem Hanauiſch, dann Cafjeliih, von 1807
310 Topographie.
Frankfurtiſch, feit 1810 Heſſiſch. In feiner Nähe lag frühe It
eine Burg. — Gem.: 3102 M. (1872 U, 153 Wi, 9% Fi:
Ba) Einm: 536
Xengfeld in Urk. Langfelt, Lengvelt, Mktfl., Sik einer Oberfür
jterei, hat in feiner Gemarkung ein bedeutendes Lager von rothen Sant
jteinen. Es erfcheint fchon 1244 nrfundlih, war früher eim
Fuldiſche Befikung und kam im 3. 1802 von Pfalz an Hefla
Zu L. gehören: die Bundenmühle, Heidenmühle (Aramsmühle) wm
1 Ziegelei. — Gem.: 5353 M. (3387 4, 331 Wi., 1636
Wa) Einw.: 1015.
Lichtenberg, luth. Flo. mit einem Großherz. Schloffe (Ham
bomäne) auf dev Höhe des Bergs, welches nad) einer alten Gage
jo viel Fenſter haben fol, als Tage im Jahr. Das u br
Heppenheimer Markbeſchreibung 773 genannte Gelicheberg ff
die Burg Lichtenberg fein. Sie war dem SKlofter Lorfch zu Ar
und wurde von ihm zu Lehen gegeben. Graf Dietber I. m
Kakenelnbogen trug fie zu Lehen und nannte ſich nach ihr Gnf
von Lichtenberg. An fpätere Befiger gab fie tie Pfalz zu Lehen .
Einige Grafen von Katzenelnbogen verfchrieben fie ihren Gemah |
linnen zum Witthum. Dadurch Fam fie im 14. Jahrh. einig |
Zeit an andere Herrn. Noch 1482 war bier ein Wreiftuhl de |
h. Fehme. Die alte Burg war rund gebaut, Georg I. baute fl |
im Viereck und verbefferte manches, er ließ die Schloßfapelk
bauen, einen ZThiergarten einrichten. Ludwig V. machte bier am
8. Oct. 1625 fein ZTeftament und Georg I. floh wegen ber it
Darmftadt wüthenden Belt im 9. 1629 mit feinem ganzen He
ftaat und feiner Kanzlei hierher. Als feſtes Schloß ward es im
30jährigen Krieg der Zufluchtsort von Schußfuhhenten. mM
Jahr 1688 erhielt es Beſatzung, mit dem Befehl weder franzöfiſche
noch andere Truppen einzulaffen. Sowohl 1693 als auch 1735
wurden Reparaturen daran vorgenommen an Befeftigung und —
Geſchütz. Seit 1802 ift die Pfälzifche Lehnsherrlichkeit aufgehe
ben. Yu der Nähe res Schloffes Lichtenberg Tiegt die ſ. g. Kur
nenburg, ein germaniſcher Ningwall. Zu 2. gehören: bie Kin:
bachshütten. — Lichtenberg hat mit Oberhauſen eine Gemarkung
von 658 M. (168 A, 35 Wi., 430 Wa.) Einmw.: 121.
Lützelbach in Urk. Rucelenbach, luth. Fld. mit Brüchen von
rothen Sandſteinen, kam als Pfand von den Rodenſteinern af
Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 811
Katzenelnbogen und wurde nicht wieder eingelöft. Gem.: 964 M.
(849 U, 191 Wi., 408 Wa.) Einw.: 209.
Meſſenhauſen, kath. Fld. (eigentlich nı Höfe) gehörte ven
Herrn von Branfenftein und kam 1806 unter Heſſiſche Hoheit.
®em.: 356 M. (231 A. 65 Ri, 59 Wa) Einw.: 121.
Meßbach in Urk. Meſſenbach, Mispach, luth. Flo., mit einer
intereffanten Felſenhöhle auf einem hohen Berge in feiner Nähe;
alter Katenelnbogiicher Ort. Gen: 901 M. (383 U, 111 Wi,
895 Wa.) Einw.: 93.
Mosbach, kath. Pfo. au dem Welzbach, hieß zur Zeit ver
Rorolinger Machesbach. Ums J. 827 befand fich hier ein Non-
nenflofter. Der Johanniterorden befaß fchon 1218 das Patro-
satrecht der Pfarrei Mosbach, welches ihnen von venen von Werth-
Geim gefchentt war. Es entſtand hier ein Johanniter⸗Ordens⸗
Sommenvehus. Die Beligungen des Ordens bafelbjt mehrten
fich nah und nach, fo daß Mosbach 1253 fchon als Glied ver
Danpteommenve Frankfurt auftrat. Dem noch ſtehenden Commende⸗
hof erbaute 1781 ver Comthur Fehr. v. Rottberg. Im ben
Iabren 1806 u. 1807 wurden die beutichen Johanniter⸗Güter
im allgemeinen eingezogen. Mosbach kam im I. 1817 von
Bayern an Helfen. — Gem.: 2636 M. (1554 A. 130 ®i..
9038 Wa) Einw: 802.
| Münfter in Urk. Monfter, Meunfter, Munftere, kath. Pfo.,
arhprünglich den Herren von Mlünzenberg gehörig. Später erfcheinen
die Falfenfteiner in feinem Befige, dann war es getheiltes Be⸗
fisthum von Falfenftein und Hanau. Den Falkenſteiniſchen Theil
erhielten 1444 die Grafen von Sahn und 1484 tie Sfenburger,
ven Hanauiſchen 1684 Mainz, ver 1706 auch an Iſenburg Tam.
Seit 1816 ift es unter Heſſen. Zu Münfter gehören: die Alt-
und Neuwiefenmühle — Gem.: 4887 M. (1670 U., 568 Wi,,
3749 Wa.) Einw.: 1913.
Neunfirden in Urk. Nuwenkirchen, Nünkirchen, Iuth. Pfo.,
am Abbange ver 2362 Fur hohen Neunfirchener Höhe gelegen.
Der daſelbſt befindliche treffliche Brunnen ſoll ehedem ein Gefunb-
brunnen geweſen ſein und in Folge feiner Wunberfuren Veranlaſſung
zur Erbauung ver Kirche gegeben haben, in welche 9 Kirchen ein-
gepfarrt gewefen ſeien, daher der Name. Als Geiſtlicher daſelbſt
erſcheint 1360 ein Herr von Rodenſtein, welche Familie im Belit
312 Topographie,
bes nach und nach bei ber Kirche entftanpenen Ortes war, bis er
1413 von ihr der Pfalz verpfändet wurde. — Gem: 767M.
(271 A. 141 Bi, 336 Wa.) Einw.: 107.
Neutſch in Urk. Neite, Nik, Nyz, luth. Fld., ehedem ben
Herrn von Wallbrunn gehörig, ſeit 1722 Heſſiſch. Dazu gehört
der Neutſcher Hof. — Gem.: 1361 M. (676 A., 121 ®i,
540 Wa.) Einw.: 105.
Niederflingen ref. Flo., fam 1802 von Pfalz an Hefien,
welches daſſelbe 1805 an Löwenftein vertaufchte, bis e8 1806
wieder unter Hejfen fam. Zu N. gehört die Storfenmühle. —
Nieverklingen hat mit Oberflingen eine Gemarfung von 4987 M.
(3702 A., 346 Bi. 939 Wa.) Einw.: 517.
Kiedermodan luth. Pfo., an der Modau. Der Kirk
barin gehörte ten Herrn von Frankenftein, von welchen er 1449
an Katenelnbogen fam. Zu N. gehören vie f. g. Nievermober
mühle und das Müller’ihe Haus (Sulzmannshbaus). — Gem:
1920 M. (1061 4. 176 Wi, 629 Wa) Einmw.: 635.
Niedernhanfen luth. Flo., am Fuß des Lichtenberger Berge
an dem Fiſchbach, ehemals Pfätztiches Lehen ver Katzenelnbogener. —
Gem.: 1828 M. (701 A., 245 Wi., 835 Wa.) Einm:
486.
Niederroden kath. Pfo., an dem Rodaubach, früher Eppen-
jteinifh, fett 1425 Mainziſch, kam 1802 an Heſſen. —
Gem.: 5420 M. (2677 4. 419 Wi, 2325 Ma) Einm:
1087.
Nourod in Urf. Nanterode, Iuth. Flo. — Gem.: 440 M.
(209 A. 60 Wi., 161 Wa) Einw.: 86.
Oberklingen ref. PBfo., ehevem Pfälziſch, kam 1802 on
Helfen, 1805 durch Zaufch an Löwenſtein, 1806 wieder unter Heſſen.
Zu DO. gehören die Schmelznrühle und die Koblbacher Mühle. —
Es bildet mit Niererflingen eine Gem. von 4987 M. (3702 4
346 Wi, 939 Wa.) Einw.: 686.
Obermodan Iuth. Fld, an der Modau, mit 1 Mühle; er
ſcheint 1430 urk. als Katenelnbogener Lehen ver Kalbe v. Reinheim. —
Gem.: 1819 M. (669 U, 239 Wi., 865 Wa.) Einw.: 331.
Obernhanfen luth. Flo., am füblichen Abhang des Lichten-
berger Bergs und ar feinem Fuße, bat mit Lichtenberg eine Ge
marfung (ſ. d.) — Einw.: 184.
Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 513
Oberroben in Urk. Oberraebauve, Oberroddaw, kath. Bfo.,
ben Rodaubach, Sik einer Oberförfterei, ehedem Münzenbergifch
» Eppenfteinifh, kam e8 1425 an Mainz und 1802 von
inz an Heſſen. — Gem.: 6157 M. (2711 4A, 899 Wi,
47 Ba) Einw.: 1741.
Radheim in Urk. Ratibenheim, Raiden, Nove, kath. Sto.,
bem Welzbach, mit einem Bruch von rothem Sandſtein. Ehedem
einer Dauer umgeben und Sit mehrerer ablicher Familien,
: e8 1817 von Bayern durch Tauſch an Heffen. — Gem.:
75 M. (1071 A. 116 Wi, 309 Wa) Einw.: 602.
Raibach in Urk. Ripach, luth. und ref. Fld., war früher
diſches Lehen, doch ſchon im Jahr 1392 wurden die von
Achlag zum erſtenmal von Pfalz damit belehnt; ſpäter war es
fen und Pfalz gemeinfchaftlih und Tan 1802 ganz an Helfen.
MR. gehört 1 Mühle. — Gem.: 1239 M. (679 U,
Wi, 546 Wa) Einw.: 633.
Reinheim in Urk. Rinheim, Nüchsheim, Stadt an bem
mbach und nahe ber Gerfprenz, Sig einer Diftrictseinnehmeret,
& Landgerichts, eines Rentamts. Man findet hier Spuren ehema⸗
e Befeſtigungen. R. hatte ehedem große Freiheiten und Gerechtig-
a und war von Frohn⸗ u. a. Dienften frei, gleich ben übrigen
wten; baber entftand das Sprüchwort: „Mh thue es nicht,
bin von Reinheim!“ welches man brauchte, wenn man auf
nd eine Zumuthung nicht eingehen wollte und bei feiner Weige-
z beharren konnte. Heut zu Tage ift das Sprüchwort nicht
zw üblich. Die Grafen von Katzenelnbogen befaßen fchon früher
m Ort, ber bereit8 1318 Stadt genannt wird. Ums Jahr
33 iſt von einem Schloffe vie Rede, als deſſen Burgmänner
chiedene Abliche im Jahr 1440 aufgeführt werben. Im 30
igen Kriege diente die befeitigte Stadt Vielen als fichere
lucht; fie hatte aber durch die Kriegsvölker viel zu leiben.
e adliche Familien, welche einft bier und in ver Gegen be=
rt waren, wohnten bier, barunter beſonders die Herrn von
se. As Wappen hat Neinheim einen rothen Löwen in golpnem
e. — Zu R. gehören: ver Hof Illbach und 3 Mühlen.
bifvet mit Ueberau eine Gemarkung von 7442 M. (5668 U,
7 Wi., 673 Wa) Einw.: 1491 (mit Ueberau 2282.)
814 Topographie.
Richen Tuth. Fld. am Nichenbach, mit Torfgräbereien, Sik
einer Diftrieleinnehmerei, einer Oberförfterei, war mit Chuenfah
gemeinfchaftlich, ift aber feit 1802 ganz Heffiih. Zu R. gehören
bie Litzelforſtmühle (Brennersmühle) und 1 Mühle ohne Namen. —
Gem.: 2330 M. (1378 4. 798 Wi, 154 Wa.) Ein:
515.
Rodan in Urk. Roden, luth. Fld. Die Familie Stumpf
von Aßbach beſaß den Ort als ein Bickenbachiſches Lehen vom
Erbach. Nachher kam er an die Familie von Schrautenbad,
bie ihn 1672 an Heffen vertaufchte. Zu R. gehört ver Hotten
bacher Hof und 3 Mühlen. — Gem: 2186 M. (815 4,
180 Wi., 1148 Wa) Einmw.: 329.
Rohrbach ref. Pfo., Hatte in alten Zeiten Evelleute, wede
fih nach ihm benannten. Im 3Ojährigen Kriege ſehr heub
gefommen, wurde e8 1699 von Walvenfern erweitert und größter
theils erbaut. — Gem: 851 M. (709 4, 115 Wi)
Einw.: 322.
Schaafheim Marktfieden mit einer Gem. von 7311 R
(4198 A. 328 Wi. 2785 Wa.) und 1456 Einw. Chemald
beitand bier ein kaiſerliches Hofgericht, das feinen Urfprung ve
bem bier befinplich gewefenen Taiferlichen Sattelhof Hatte. G&
gehörten zu biefem Hofe gewiſſe Hubengüter, über welche em |
eigenes Gericht mit Schultheiß und Schöffen nievergefeßt war.
Eine Sage fchreibt die Entftehung des Gerichts Kaiſer Frievrih L |
zu. Kaiſer Carl IV. ertheilte 1368 Schaafheim das Staptredt.
Ehemals Hanauiſch wurde es nach dem Auſſterben der Hana
Lichtenbergifchen Linie durch bie Verträge mit Caſſel von 1762
und 1771 Heſſen-Darmſtädtiſch.
Schlierbach in Urk. Slirbach, Schlierjtadt, luth. Fld., erfcheint
urk. ſchon 770. Der Kirchſatz gehörte 1218 ver bier ſehr be
güterten Familie der Grafen von Wertheim. Durch Schenk
kam er in vielen Jahre an ven Johanniter-Convent zu Mosbach
und ſpäter an Hanau. Nach dem Ausgang der Hanan ⸗Lichten⸗
bergifchen Linie kam Schlierbach durch die Verträge mit Caſſel
von 1762 und 1771 an Hefjen-Darmftant. Zu Schl. gehören:
bie Straßenmühle, bie Ober- und Untermühle. — Gem.: 1339 R.
(929 4, 81 W., 330 We.) Einw.: 857.
Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 815
Send in Urk. Siemina, Sembe, Sempp, luth. und ref. Fld.,
batte ehebem ein ſ. g. Gravengericht der Grofen von Katzeneln⸗
bogen. Der Ort war mit Pfalz gemeinfchaftlich und kam 1802
ganz an Helfen. Zu ©. gehören: bie Untermühle und bie Forft-
mühle.. — Gem.: 7165 M. (2522 A. 670 ®i., 3974 Wa.)
Einw.: 1296.
Sidenhofen in Urt, Stegenhouen, luth. Pfd. an ver Gerfprenz,
war binfichtlich der Zerritorialcentbarkcit Zugehör ver Burg Baben-
Saufen und kam mit dieſer 1258 — 1278 an Hanau, von dem
es die Herren von Groſchlag als Lehen hatten. 1802 kam es
an bie beiden Hefjifchen Häufer, 1807 kam fein Caſſel'ſcher Antheil
an Frankreich, 1810 an Frankfurt und in bemfelben Iahre an
das Großh. Heflen. Zu ©. gehört die |. g. Sickenhofer Mühle. —
Gem.: 2099 M. (1006 %., 216 Wi, 877 Ru) Einm.:
556.
Spachbrücken in Urt. auch Spuchhraden, luth. Pfo., anfäng-
lich zur Burg Habisheim gehörig, und Fuldiſches Leben der Herrn
von Bickenbach, dann wurde es Pfälzifches Lehen der Grafen
von Erbach. Die Erbacher verkauften e8 nach und nach und
Kauptfächlih an Lömenftein. Der Pfälifche Theil fiel 1802 an
Heſſen und vie Löwenſteiniſchen Vogteirechte durch Tauſch im Jahr
1805. Zu Sp. gehört die Bodmühle. — Gem.: 3092 M.
(1790 A. 155 ®i., 1076 Wa) Einmw.: 8083.
Steinan Iuth. Flo., war 1347 von ven Nobenfteinern an
Katzenelnbogen verpfänbet worden und nicht wieder eingelöſt. —
Gem.: 784 M. (236 %., 121 ®i., 409 Wa) Einm.:
176.
Ueberan in Urk. Obera, Oberauwe, Uebera, luth. Pfd., auf
ber rechten Seite der Gerfprenz, mit Gruben von weißem Sand;
alter Katzenelnbogener Ort. Zu Ue. gehört ver Hof Hundertmorgen.
Es bilvet mit Reinheim eine Gemarkung (f. d.). Einw.: 791.
Umftadt auch Großumſtadt genannt (in Urk. Autmonbiftabt,
Ommmmteftat, Omunftet, Obmeftat ꝛc.), an ben Borhöhen des
Odenwaldes, Stadt mit einer Gemarkung von 10740 WM.
5518 4, 650 ®i., 4572 Wa.) und 3033 Einwohnern,
welche außer Landwirthſchaft maucherlei ſtädtiſche Gewerbe treiben.
Auch Weinbau wird hier getrieben. Sitz einer Obereinnehmerei,
einer Diftrictseinnehmerei, eines Landgerichts, Rentamts, einer
816 Topographie:
Oberförfterei: Die Stadt bat einige fchloßartige Gebäude, welde
mit den Namen: das Pfälzerfchloß, das Darmſtädter Schloß, das
Wamboldiſche Schloß, das Curti'ſche Schloß bezeichnet werben.
Viele Häufer in Umftadt tragen noch ablige Wappen. Das f. g.
Heſſiſche und Pfälzifche Schloß find Großh. Hauspomänen; erfteres
wird bermalen vom Nentamtmann beivohnt, letzteres ift für ven
fath. Gottesdienſt und das Landgericht hergerichtet. Die Kirche
hat alte Grabdenkmäler der bier und in ber Nähe begütert ge
wefenen Alien. Das Hospital kommt fchon 1451 vor. Am
Frankenzeit war Umſtadt Tönigliche Ville, Sie erfcheint fchen
741. Carlmann fchentte das Patronat dem Bisthum Würzbng,
Pipin die Villa an Fulda. Dieſes belehnte bamit fpäter vie Herm
von Münzenberg, nach deren Abgang Hanau und- Satzenelubegen
Theile erhielten. Später verfanfte Fulda die Herrſchaft an Bl.
Im der Baperifchen Fehde nahm Wilhelm II. pie Stabt meg, W
1521 durch Vergleich Hefjen und Pfalz gemeinfchaftlich zu Theil
wurde. Der Heſſiſche Antbeil war wieder unter Cafjel und Dam
ſtadt getheilt. Nach verichievenen Wechfelfällen erhielt 1705
Darmitadt den ganzen Heffifhen Theil. Im Jahr 1802 fam
auch der Pfälzifche Theil an Heflen. AS Wappen Hat Umſtadt
eine Burg mit 3 Thürmen, zwifchen welchen auf der rechten Seite
ein rothes Schildchen mit 3 golonen Sparren, links ein weißes
Schilochen mit einem fchwarzen Kreuze befindlih if. — Zu U.
gehören: die 3 Oberiviefenmühlen, die 2 Rauwieſenmühlen, bie
Burkharbsmühle, vie Efelmühle, 2 Ziegeleien und 1 Kalfbrennerei
Urberach in Urk. Urberaiche, Urbruch, kath. Pfo. an bem
Rodaubach, treibt ſtarke Häfnerei. Churmainz gab den Ort tauſch⸗
weile 1706 an Yſenburg; 1816 kam er unter Heffen. Zul,
gehören: die Dber- und Untermühle.e — Gem.: 4222 W.
(1815 A., 497 Wi., 1910 Wa.) Einw.: 1577.
Webern, Iuth. Flo., in dem ehedem mehrere Aoliche, namen
ih die Kalbe von Reinheim als Lehnsleute von SKabenelnboge,
dann von Heilen, Vogteis und Gerichtsheren waren. — Gem:
476 M. (149 A., 95 Wi, 222 Wa.) Einw.: 59.
Wembad in Urk. Wendebach, luth. u. ref. Fld. Ehedem
ſtand an feiner Stelle nur ein Hof, welchen die Kalbe von Rein⸗
beim von Hejfen zu Lehen trugen und ver 1670 von Ludwig VL.
in eine Wohnung nebft Marftall vermanvelt wurde. Den Wal⸗
Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 817
benfern 1699 eingeräumt, wurde dieſe zu einem Dorfe erweitert.
Der babei gelegene Fichtengarten iſt in forftmifienichaftlicher
Hinficht merkwürdig durch die feltene Höhe und Dide feiner
Bäume. — Zu W. gehört vie |. g. Wembacher Hütte —
Sem.: 921 M. (723 U, 167 Wi) Einw.: 447.
Werfan in Urt. Werfawe, luth. Pfd. nahe bei ber Ger-
fprenz, einft unter Breubergifcher Oberboheit, fpäter ven Beſitzern
bes Schloſſes Breuberg und ven Grafen von Katzenelnbogen ge-
meinfchaftlich, 1446 an Katenelnbogen verpfändet. 1805 Tamen
auch vie Löwenfteinifchen Gerechtfame dur Tauſch an Heffen.
Au W. gehören: 2 Mühlen und 1 Ziegelei. — Gem.: 2271M.
(1461 U, 295 Wi, 441 Wa.) Eimw.: 825.
Zeilhardt in Urt. Zilhart, Zyegelhard, luth. Fld., ehedem
mit: Habitzheim ꝛc. Fuldiſches Lehen der Herren von Bidenbadh.
Mit Habitheim wurde es Pfälziſch und die Erbacher trugen es
zu Lehen. Bon Erbach erfauften es mit anderen Befitungen bie
Löwenftener. Im 3. 1802 kam mit Umftabt ver Pfälzifche An⸗
theil und 1805 durch Tauſch das Löwenfteinifche Vogteirecht an
Hefſen. Zu 3. gehören die 2 Wörnerifchen Dilshöfe. — Gem.:
1463 M. (952 U. 115 Wi. 363 Wa) Einmw: 410.
Kreis Erbach.
“ Der Kreis Erbach ift aus dem größten Theil ver ehema⸗
maligen Grafichaft Erbach zufammengefegt und gehört ganz bem
Odenwald an. Er hat fehr beveutende Walbflächen außer ven
za den Gemarkungen ver Orte gehörigen, fo 3. B. den Erbacher,
Enlbacher, Zeller Fort mit 5445 M., den Neichenberger Forft
mitt 3061 .M. u. a. m. Er zählt bermalen 23852 Einwohner
(22140 Luth., 76 Ref., 2 Un, 1234 Kath., 400 Juden),
welche in 51 Orten wohnen. Diefe Orte find:
Erbach, Kreisftant an der Mümling, mit einer Gemarkung
von 2725 M. (1294 A., 359 Wi., 946 Wa.) und 2325
meift luth. Einw,, mit einem Schloß ver Grafen von Erbady-Er-
bad. Seine Einwohner leben theils vom Aderbau theil® von
Gewerben, namentlich ver Gerberei, Tuchmacherei und Gewehr⸗
fabrikation. Nicht unbeveutend find feine Märkte; ver berühmte
918 Topographie.
Eulbacher Markt ift feit 1825 hierher verlegt. Die Sammlungen,
welche Graf Franz von Erbach (F 1823) im Schloffe aufgeftellt
bat, find ein Unziehungspunft für viele Fremde. Weltberühmt
tft darunter ver Nitterfaal; fowie auch die Gewehrkammer uud
die Sammlung römiſcher Alterthümer u. a, die Aufmerkſamkeit in
bohem Grade verdienen. — Den Namen leitet man von Erdbach
ab, einem kleinen in der Nähe befinvlichen Bache, welcher etwa
ı. Stunde weit unter ber Erbe fließt. Der Ort Michelftabt
mit einem Gebiete von 2 Meilen in ver Runde, alfo auch mit
dev Gegend, in der Erbach liegt, war von Ludwig dem Frommen
im 9. 815 an Eginhard, Carls des Gr. Geheimfchreiber, gefchenlt
worden. Diefer gab das Befitthum dann nah Lorſch. (ia
Schloß ftand Hier jchon im J. 1146 und gehörte einem Ekr-
hard, Ein Breuberger hatte es fpäter zur Hälfte gefauft. Eis
anderer Eberhard erhielt e8 von Ludwig dem Bayer im 3. 13%.
Ein darüber nach Eberhards Tode entitandener Streit endete dw
mit, daß 1365 Erbach in den alleinigen Befig Fam. Seit 1498
war Erbach von Michelftabt getrennt und wurde eigne Pfarrei
1806 kam es unter Heffiiche Hoheit. Die Stapt Erbach führt
als Wappen einen rothen Schild, quer mitten durch ein blauer
Fluß und in biefem 3 rothe Sterne — Zu Erbach gehört vie
Tuchfabrik bei Lauerbach, 1 Ziegelhütte, das Forſthaus u. Wald
förftershaus auf tem Mähader, das Haus auf dem Habermann
freu.
Airlenbach, luth. Flo, ehedem Erbachiſch, feit 1806 unter
Hell. Hoheit, mit einer Mühle in der Liedenbach — Gem:
3589 M. (924 U, 325 Wi, 2283 Wa) Einw.: 321.
Aflelbrunn in Urt, Ameslabrunna, Anfelbornen, luth. Fit.
an der Mümling, ijt vielleicht das in ber Heppenheimer Mark
befchreibung 773 fchon vorkommende Ulisbrunn, 1095 kommt
es als Ameslabrunna vor, und kam 1806 von Erbach unter Hefl
Hoheit. — Gem.: 804 M. (311 4, 126 Wi, 367 Wa)
Einw.: 77
Beerjelden in Urk. Baurenfeld, Bayerfeld, Bürfeld, Burke
feld, Stadt auf einer Hochebene am Urfprung ver Mimling,
Sig eines Stenercommifiariats, einer Diftrietseinnehmerei, eines
Landgerichts. Seine Einwohner find fehr betriebfam und befchäf-
tigen ſich mit Ackerbau, Zuchmacherei und Strumpfweberei. Es
Provinz Starlendurg Kreis Erbach. 819
urde ſchon im 10. Jahrh. von Lorſch zu Neben gegeben, 1290
atten es fchon vie Schenken von Erbach. 1328 erhielt es von
udwig dem Bayer Stadtrechte Cine Kirche gründete bier 1500
m Schenk von Erbach. Im 3Ojährigen Krieg litt der Ort fehr,
amentlid 1621 durch die Bayern. 1806 kam er von Erbach
mter Heli. Hoheit. In feinem Wappen führt Beerfelden einen
igeuben Bären. — Zu B. gehören: das Forſthaus Walderbach
Bägerhans) und 2 Biegelein. — Gem.: 5330 M. (23734,
49 Wi, 2517 Wa) Einmw.: 3008.
Bullan in Urt. Bulla, Bullaha, luth. Flo. auf einer be
entenben Höhe. Hier Hatte einer Steininfchrift zufolge eine Ab⸗
heifung ber 8. röm. Legion ihr Standquartier. Bullau kommt
n dem Güterverzeichniß ber Celle Michelitant 819 vor. Es kam
L806 von Erbach an Heffen. — Zu B. gehört die Gebharbe-
fütte. — Gem: 3221 M. (847 4, 147 Wi, 2159 Wa.)
Einw.: 488.
Eberöberg, luth. Flo. an der Mümling, kam 1806 von
Erbach an Heſſen. — Zu €. gehören 1 Eifenhammer und 1
Müßle. — Gem.: 1459 M. (479 U, 86 Bi, 893 Wa.)
Zinw.: 1693.
Elsbach in Urk. Elingesbach, Elnsbach, luth. Fld, Tam 1806
son Erbach an Heſſen. — Gem.: 1102 M. (343 A., 61 Wi.,
698 Wa.) Einw.: 47.
Erbach auch Dorf Erbach genannt, luth. Fld., bat Kalk—⸗
teinbrüche, 1113 Lorſch gehörig; kam 1806 von Erbach unter
deſſ. Schell. — Gem.: 1054 M. (861 U, 87 Wi. 606
Ba.) Einw. 211.
Erbud in Urk. Extpuc, luth. Fld, ſchon 1113 urf. als Lorſch
zehöͤrig, kam 1806 von Erbach unter Heſſ. Hoheit. Gem.:
378 M. (429 A. 57 Wi, 493 Wa) Einw.: 86.
Erlenbach, luth. Fld., kam 1806 von Erbach unter Heſſ.
Zoheit. Zu Erlenbach gehört das Parkhaus Bullauer Bild.
Sem.: 1713 M. (434 A., 110 ®i, 1131 Wa) Einm.:
330.
Erusbach in Urt. Erichesbuch, Yringsbach, luth. Flp., liegt
nnerhalb des Erbacher Parks, von Bergen umgeben, ſchon 1095
ils Lorfcher Befit vorkommend, kam 1806 von Erbach unter Heilen.
Yem.: 999 M. (338 U, 85 Wi, 576 Wa.) Einw.: 126.
320 Topographie.
Etzean urk. Elzhan ꝛc., Iuth. Fld, fam 1806 von Erbaq
unter Heſſen. In Urkunden heißt es auch Etzelshain (Etzel, Ber
namen bes alten Donnergotts). — Gem.: 1881 M. (4234, |
137 Wt, 1295 Wa) Einmw 105. |
Eulbach, Weiler auf einer bedeutenden Anhöhe mit einem
Erbachiſchen Jagdſchloß, worin eine reihe Sammlung von Hirſch
und Rebgeweiben. Im dem dazu gehörigen fchönen Garten finden
fich mehrere dahin gebrachte röm. Alterthümer, In feiner Nähe fin
Reſte eines römischen Eaftells, fowie Gräben. E. war unter ben
Namen Ulenbach bei der Schenkung Eginhards an Lorfch und Ian
1806 von Erbach unter Heffifche Hoheit. Dazu gehören bi
Balentinshütte und mehrere Barkhäufer. Gem: 694 M. (167
A. 120 ®i, 407 Wa) Einw.: 65.
Falkengeſäüß in Urk. Walfengefeffe, kath. Fld., kam 1806
von Erbach unter Heſſen. — Zu F. gehört: ver Leonhardéha!
Tuchfabrik, 6 Mühlen. Gem.: 4123 M. (1186 A., 3118B.
2495 Wa.) Einw.: 772.
Hürftenan, Schloß, Refivenz des Grafen von Erbach⸗Fir
ftenau mit fchönem Garten. Zwei der 4 Eckthürme des ala
Theils waren ſchon 1356 vorhanden. Die dabei liegenden Gr
tenanlagen find: ausgezeichnet fchön. Im J. 1317 machte di
Mainzer Bifchof den Schenf Eberhard zum Schirmwogt Ye
Schloſſes Fürftenau.
Gammelsbach, luth. Flo. am Gammelsbah. In der Ser
penheimer Markfbefchreibung kommt der Ort unter dem Name
Gammenasbach vor. Im 9. 1806 kam er von Erbach unkt
Heſſen. In feiner Nähe Liegt die Auine der Burg Freienfteik
Die Erbacher fcheinen dieſe ehedem ihrer Lage nach fehr fe
Burg, mit der fie von Pfalz belehnt waren, als Wittiwenfik be
nußt zu haben. Sie fam 1806 unter Heffiihe Hoheit. — #
©. gehören ferner: Die Jagdhäuſer Herrnhütte und Schmibtersk
das Jägerhaus Steingrund, 2 Hammerwerfe uud 7 Mühlen. —
Beim: 5960 M. (931 A., 357 Wi., 4587 Wa.) Eint:
61.
Günterfürft in Urt. Gunverfürft, luth. Fld., kommt ſchen
1347 vor, ift 1806 von Erbach unter Hefj. Hoheit gefommen. —
Sem: 1508 M. (711 X, 108 ®i., 690 Wa.) Einm:
66. J .
” Provinz Starkenburg. Kreis Erbach, 821
Heainbrunn in Url. Heimbronn, Himbrun, luth. Fl., er-
cheint url, 1442 als Neichslehen verer von Hirfchhorn, gehörte
ur Degenfelvifhen Herrichaft Rothenberg, welche dem Nitterfanton
Odenwald einverleibt war, und burch Kauf an Erbach gekommen
ft; jeit 1806 unter Heffen. Gem.: 500M. (214%, 147 Wi,
BB Wa) Einw. 290.
Haiſterbach, luth. Fld., erfcheint ſchon 1398 als Pfalz.
Beben von Erbach, kam 1806 von Erbach unter Heſſen. In feiner
Nähe lag das ausgegangene Dorf Marbach. — Gem.: 2190
M. (869 U, 89 Wi, 1232 Wa) Einw 198.
Hebftahl in Urt. Heppftale, luth. Fld., theilt fich in Unter
und Ober-Hebftahl, deren erfteres zur bad. evang. Pfarrei Katzen⸗
bach gehört, das lettere zur Iuth. Pfarrei Beerfelven, ſchon 1398
Pfalz. Lehen von Erbach, fam 1806 von Erbach unter Heffen. Zu
Hebſtahl gehören 2 Mühlen. Gem.: 2709 M. (585 U, 161
Wi., 1931 Wa) Einw.: 335.
Heſſelbach in Urt. Hafelbah, kath. Pfr. Im feiner un-
mittelbaren Nähe liegen vie Ruinen eines röm. Kaftells; ſchon
1398 Pfäß. Leben von Erbah, kam 1806 von Erbach unter
Heſſen. Gem.: 2869 M. (707 U, 145 Wi, 1964 Wa.)
Einw. 213. -
Hetzbach, luth. Fld. an der Mümling, kam 1806 von Er-
Bach unter Heffen. Dabei liegt auf der Höhe eines 2182 %. hohen
bewaldeten Berge das Erbachiſche Jagdſchloß Krähenberg (in
urt᷑. Crawinberk mons). Es gehören ferner dazu die Gebhards⸗
hutte und 1 Quchfabrif in der Marbach. Gem.: 5092 M.
(1896 4, 297 Wi, 3248 Wa) Einmw.: 662.
Hilteröflingen in Urk. Hilvegeresbrung, Hiltegerskl. ꝛc., be-
ſtehht aus 2 verfchievenen Theilen, deren einer, das eigentliche Hil-
tersffingen, 1806 von Erbach, das letztere, Hiltersflingen an ber
Hardt, 1802 von Mainz an Heffen fam. Urk. erſcheint es
fchon als Hilvegeresbrung 773 in ver Heppenheimer Markbeſchrei⸗
bung. Gem.: 2423 M. (466 A., 273 ®i., 1659 Wa.)
Einw.: 469.
Hinterbach, luth. gb fam 1806 von Erbach unter Heffen.
Einw.: 106.
Walthers Hefien. 21
322 Topographie.
Hohberg, luth. Flo., bildet mit Schöllenbuch eine Gemarkung
(. d.), am 1806 von Erbach unter Heffen. Zu H. gehört bus
Jagdſchloß Albertsruhe. Einw.: 46.
Hättenthal in Urk. Huttendal, Inth. Fld., ſchon 1398 Pfäl,
Lehen non Erbach. Gem: 3712 M. (840 A., 241 Ul,
2550 Wa.) Einm.: 361.
Kailbach in Urk. Kellenbach, Flo. in einem hohen Thale,
buch ben Stterbach in 2 Theile getheilt. Kailbach jenfeits (Links)
des Bachs ift Tatholifches Fld. zu Heſſelbach gehörig. Kailbadh
bieffeits gehört zur luth. Pfarrei Beerfelden, 1806 von Erbad
(in defjen Befig e8 fchon 1398 erfcheint) unter Hejfen gelomme.
In feiner Gemarkung liegt auf einer Anhöhe ein Ringwall. Zu
R. gehören 1 Mühle und 2 Parkhäuſer — Gem.: 14498
(362 4, 107 Wi, 927 Wa.) Einw.: 183.
Kortelshütte, Fld., gehörte zur Herrichaft Rothenberg, wäh
an Erbah und 1806 von dieſem unter Hell. Hoheit m
Einw.: 88.
Langenbrombach in Urk. Langinbrannbach, luth. Fl—., weit
auseinandergelegen und durch einen Bach in 2 Theile geſchieden
die ehedem verſchiedenen Herrn gehörten, ſeit 1806 unter Heſſen
Urk. erſcheint es 1387 als Erbachiſch. — Es gehört zu L. em
Papierfabri. Gem.: 2098 M. (970 A. 300 Wi, 728 X)
Einw.: 748.
Lauerbach in Urk. Lurbach, Luwerbach, luth. Flo. im Müm
Ungthale, mit 1 Mühle, kommt ſchon 1290 aß Erbacdhifch vor
und ift 1806 von Erbach unter Hefjen gekommen. — Gem:
1036 M. (405 U, 93 Wi, 499 Wa) Einm: 174.
Michelſtadt in Urk. Michlenftat ꝛc, Stadt an ver Mimling
mit 3414 Einw., Sit eines Landgerichts, eines Steuercommille
riats, einer Diftrietseinnehmerei, eines Kreisbauamts, hat viel Ge
werbfleiß und Betriebſamkeit. Seine Kirche im gothifchen Stk
enthält verfchievene Biltniffe und Grabmäler, vie Gruft der Gm
fen von Erbach und eine Bibliothef mit feltenen alten Drab
fohriften, welche zum Theil zu einer von NR. Met in Speber
1499 an tie alte Kirche gemuchten Schenkung gehörten. Außer
den Volksſchulen fintet fich bier auch eine Realſchule. Sehr be
ſucht ift bie Scharfenbergifche Kaltwafferheilanftalt. Der Name
Michelſtadt wird bald von dem altveutfchen michil = groß, bab
Provinz Starkenburg. Kreis Erbach. 323
von dem Erzengel Michael abgeleitet, dem vie Kirche geweiht
gewejen wäre. Der Ort wurde non Kaiſer Ludwig dem Eginhard,
von diefem an Lorfch gefchenft und kam vermuthlich burch bie
Vogtei der Pfalsgrafen über das Kloſter Lorſch an die Schenken
von Erbach; 1806 kam es unter Heffifche Hoheit. Als Wappen
führt M. einen veutfchen Schilo, mitten quer getheilt, in ber oberen
Hälfte 2 nebeneinanderftehende Hftrahlige Sterne, in ber unteren
ein vamascirtes Fell. In feiner Gemarkung find Brüche von
Kalt und rothem Sanpftein. Es gehören zu M. das Forſthaus
Fürftenauer Hof, der obere Eifenhammer (Flautenhammer), 2 Tuch-
fabrifen, 1 Kattunfabril, 2 Mühlen und die Wafferbeilanftalt bes
Dr. Scharfenderg. — Es bildet mit Stodheim eine Gemarkung
von 5028 M. (1813 A. 565 Wi, 2650 Wa.)
Momart in Urk. Momenhard, Mombart, Iuth. Fld., kommt
wit Sicherheit fchon 816 vor. 1438 kauften die Schenfen
von Erbah den Grafen von Otzberg ihre biefigen Güter und
Gefälle ab. 1806 kam Momart unter Helfen. Die „Schimmels$-
hätte“ genannte Wohnung gehört zu Momart, ſowie die Häufels-
mühle. — Gem. 2062 M. (940 U, 238 Wi, 885 Wa.)
Einw.: 473.
Oberfinkenbach in Urt. auch Wynckenbach, luth. Fld., kam
1806 von Erbach, in deſſen Beſitz es ſchon 1398 erſcheint,
unter Heſſen. — Gem.: 2201 M. (336 A., 132 Wi,
1681 Wa.) Einw.: 366.
Obermoſſan in Urk. Mofa, Moſaha, luth. Pfd. Im feiner
Gemarkung find Sandſteinbrüche. Der Kirchſatz gehörte ſchon 1253
den Fohannitern, welche hier cin Haus hatten, kam aber bei ber
Reformation an Erbah und 1806 unter Heſſen. — Gem.:
3563 M. (1106 A., 330 Wi, 2051 Wa.) Einw.; 399.
Oberſensbach in Urk. Sentelbah, Senzesbach, luth. Fld.,
kam 1806 von Erbach unter Heſſen. Zu Oberſensbach gehören
2 Mühlen. — Gem.: 4640 M. (755 A, 136 Bi, 3682
Wa.) Einw.: 254.
Olfen in Urf. Ulfen, luth Fld, und 1 Mühle. Im feiner
Gemarkung find Sanpfteinbrühe Es kam 1806 von Erbadh,
im deſſen Befig es fchon 1398 erjcheint, unter Helfen. —
Gem.: 1810 M. (371 U, 175 Wi., 1234 Wa) Einw.:
912.
21”
824 Topographie.
Ranbach, luth. Fld, kam 1806 von Erbach unter Heſſen.
Zu R. gehört das Förſtershaus Ludwigsthal (Saubuche). Ind.
bes Forſts Falkengeſäͤß hat es eine Gem. von 3094 M. (153 X,
143 Wi, 2774 Wa) Einw.: 89.
Rehbach in Urt. auch Rehpach, luth. Fld. Im feiner Ge
marfung liegt ein Eifenbergwert. Rehbach war frühe ſchon im
Befig von Lorſch, kam 1806 von Erbach unter Heffen. €
gehören zu Rehbach die Ruinen einer Gapelle, der Rehbacher
(Hohenloher) Hof, das Forfthaus Kohlgrube und die Achtbuchen. —
Gem.: 4134 M. (796 U, 240 Wi., 3051 Wa.) Einm.
194.
Roßbach, luth. Fld., ehedem im Beſitz von Lorfch, fan
1806 von Erbach unter Heſſen. — Gem.: 53 M. (4741,
59 Wi.) Einw.: 66.
Rothenberg, Mktfl., auf einer beveutenden Anhöhe gelegn.
Es bildete mit Hainbrunn, Unterfinlenbah und SKortelshütte de
Degenfelpifche Herrichaft Rothenberg, welche durch Kauf an Erbaf
Fürftenau fam. 1806 kam Rothenberg unter Heffen. — Gem:
— -
5523 M. (1068 4., 279 Wi, 3982 Wa) Einw.: 561.
Schöllenbach in Urk. Schelnbach, Schelmbah, Inth. Fb,
an dem Stterbach, fam 1806 von Erbach unter Heffen. Dabei
liegt das Jägerhaus Reiſenkreuz. Es bilvet mit Hohberg (f. d)
eine Gemarkung von 5700 M. (742 U, 211 Wi, 4646 Ua)
Einw.: 401. Ä
Schönnen in Urk. Schonawe, Schoena, Iuth. Flo. an be
Mümling, fam 1806 von Erbach unter Heffen. In den Walk
dungen bed Orts finden ſich Reſte von röm. Verfchanzungen. —
Gem.: 1890 M. (473 U, 128 Wi, 1289 Wa.) Eine:
168.
Steinbach in Urk. Steinbeche, futh. Flo. an der Mümlin,
Hier finden fi noch Reſte des ehemaligen Nonnenklofters gleiche
Namens, veffen Kirche, nach den Trümmern zu fchließen, viellakt
nicht lange nach Karl dem Gr. erbaut zu fein fcheint. 1525
fam es vertragsmäßig an Eberhard von Erbach, ver e8 1535
gänzlich aufhob und in ein Hospital verwandelte, welches im
30 jährigen Kriege einging. 1806 Tam Steinbach von Erbach
unter Helfen. Es gehören zu Et. das Schloß Fürſtenau (f. d.)
1 Eijenhüttenwerl, 1 Spathmühle und der untere Eifenhammer. —
/
Provinz Starkenburg Kreis Erbach. 825
m.: 1612 M. (948 A., 185 Wi., 403 Wa) Einm.:
80.
Steinbuch, luth. Fld, kam 1806 von Erbach unter Heffen.
ızu gehören der Weiler Neudorf und ver Steinbucher Hof. —
em.: 1289 M. (911 A., 159 ®i., 219 Wa.) Einm.:
9.
Stockheim in Urk. Stogheim, luth. Fld., gehörte frühe ſchon
ich und erſcheint urk. ſchon 1095, kam 1806 von Erbach
ter Heſſen; bildet mit Michelſtadt eine Gemarkung (ſ. d. —
nw.: 228.
Unterfinfenbad), luth. Fld., gehörte zur Herrfchaft Nothen-
9 (ld). — Gem.: 868 M. (173 U, 78 Wi, 589 Wa.)
in w.: 105.
Untermofſan (ſ. Obermoſſau), luth. Fld., kau 1806 von
bach unter Heſſen. — Gem.: 4002 M. (1441 A., 356 Wi.
187 Ra.) Einmw.: 548.
Unterſensbach (ſ. Oberſensbach), luth. Fld, fam 1806 von
bach unter Heſſen. Dazu gehören der Rittſchlich (Salmshütte),
3 mehreren Häuſern beſtehend, das einzelue Haus „Brückenpeter“
ſannt, und 3 Mühlen. — Gem.: 5385 M. (1164 U,
5 Wi, 3932 Wa.) Einw: 482.
Weitengefüß in Urk. Widengeſehes, Willingengefäß ꝛc., luth.
), gehörte ſchon 1113 Lorſch. Die Familie Karben war bier
tert und verkaufte 1366, fowie die Familie Bafey 1397
er Theil an die Schenfe von Erbach. Es fam 1806 von
bach unter Helfen. Dazu gehören die Wpolonienhütte und
3 Haberichshbaus (Heuberg). — Gem.: 3532 M. (1742 A.,
2 Wi. 1558 Wa) Einw: 801.
Würzberg in Urt. Witzbergck, luth. Flo., in einer hohen
gend gelegen; '/, Stunde davon liegen die Reſte eines vöm.
ſtells. Würzberg iſt vielleicht das in ber Grengbeichreibung
Michelftädter Mark erwähnte Vullineburch, war ehebem Heil.
ven ber Echter von Mefpelbrunn, kam dann an einen von Ingel—⸗
m und gelangte 1806 unter Heffen. Dazu gehören bie Höfe
tergrund und Mangelsbach, die Hainftermühle und Eutermühle. —
:m.: 4011 M. (1966 U, 208 Wi, 1837 Wa) Einw.:
‚9.
326 Topographie.
Zell, luth. Fld. im Mümlingthal, hieß einft Mangolvs
Zelle und fam 1806 von Erbach unter Hefj. Hoheit. Auf bem
Kirchberge liegt die Kapelle und es gehören ferner bazu: das
Zeller Forfthaus, die Förfterswohnung Ligert, 2 Papierfabriken
und 2 Mühlen. — Gem.: 1932 M. (775 U, 267 Bi,
791 Wa.) Einw.: 506.
direis Hroßgeran.
Der Kreis Großgerau enthält 30 Orte, in welchen eine
Gefammtbenöfferung von 28525 Seelen lebt (24911 Xi,
668 Ref., 37 Un., 1643 Kath., 8 Sect., 1258 bee)
Kreisſtadt iſt
Großgeran in Urk. Gera, Geraha, Geraw ꝛc., Stadt a
ver Schwarzbach mit einer Gem. von 5787 M. (42294
642 Wi. 916 Wa.) und 2226 Einw., Sik des Kreisau
eines Landgerichts, eines Steuercommifjariats, einer Diftrichtei®
nehmerei (IL u. IL), eines Nentamts, eines Kreisbauamts. Im |
Einwohner nähren fich theils vom Aderbau theild von Gewerben.
Unter ihren Gebäuten ift nur die alte Kirche hervorzuheben, deren
hoher Thurm weithin erblict wird. Ihr alter Name ift Gerawe
und fie kommt fchon unter Kaifer Heinrich I. als Reichsdorf vor.
Er gab das Domanialgut Gerau 1002 an Worms, 1013 a
Würzburg, dann kam es an bie Grafen von Henneberg, welche
die Herrn v. Dornberg damit belehnten und erft nach deren Ab
gang an Kabenelnbogen. Unter ihnen war es, bis das Cl
in Darmſtadt erbaut war, gewifjermaßen Hauptort in ber Ober
grafichaft Katzenelnbogen. Die Grafen wohnten in dieſer Zeit i
dem nahen Dornberg. Im J. 1398 erhielt Gerau von Kaife
Wenzel Stabt- und Murktreht. Im 3Ojährigen Krieg litt es f
daß nur 50 Einwohner tarin blieben; tie Franzofen hauften d
rin gar übel; im April und Mai 1647 Hatte Turenne daru
fein Hauptquartier. Als Wappen führt Gr. einen zum Grimme
geihidten, vechtsgewendeten, ungefrönten Löwen. — Zu Gr. gebe
ren die Neumühle (Straßenmühle), tie Forſthäuſer Woogsbamm
und Nikolauspforte (Sig ziner Oberförfterei), das Gerauer Ful-
tborhaus im Oberwald.
Provinz Starfenburg Kreis Großgeran. 827
Aftheim in Urk. Aſckmuntesheim, Afteheim ꝛc., kath. Pfd.
dem Schwarzbach. Es kam 1099 von Speyer an Worms.
ie Vogtei darin hatten 1467 Graf Philipp von Katzenelnbogen
d Graf Philipp von Hanau. 1579 überließ Heſſen Aſtheim
Churmainz, 1802 kam es wieder an Heſſen. Gem.: 2794
. (2417 U, 370 Wi.) Einw.: 915.
Bauſchheim in Urk. Babesheim, Bawesheim, Biwinesheim,
wensh., luth. Pfd. Im J. 1269 wurde es mit lehnsherrl.
nwilligung derer von Liningen zur Hälfte an einen Mainzer
irger verfauft, ver viefe Hälfte 1282 an das Mainzer Claren-
fter verſchenkte. 1781 nahm die Mainzer Univerfität davon
Hit. Gem.: 2652 M. (2784 U, 227 Wi, 126 Wa.)
Iinw.: 512.
Berkach in Urk. Bergbach, Berka, Birkawe, luth. Fir. am
nobach am alten Neckarbett kam von ben Herrn von ‘Dorn-
rg an Katzenelnbogen. 1298 hatte bier ein Gefecht ftatt
nfchen Kaiſer Adolph von Naſſau und Herzog Albrecht von
eftrih. — Gem.: 1272 M. (947 U, 326 ®Wi.)
Inw.: 209.
Biebesheim in Urk. Bibenshufen, Bubensheim, Bubisheim 2c.,
b. Pfr. Im 9. 1252 verkauften bie von Wolfsfehlen an
ainz ihre Comeciam in Bubensheim. 1272 errichtete Diether
n Katzenelnbogen mit Bewilligung von Mainz zu Bube bei Bu-
beim eine Befeſtigung. 1297 beftätigte Kaiſer Adolph ein
ledsrichterliches Urtheil, durch welches vie Fiſcherei zu Biebes-
m den Grafen von Katzenelnbogen zugefprochen wird. Mit
em Antheil am Ort belehnten dieſe 1401 ten Johann von
olfstehlen. Außer ihnen hatten aber auch die von Stodheim
d Hohenftein Untheile, welche 1473 ebenfalls an Kagenelnbogen
nen. In der Gemarkung von DB. Tagen tie 2 andgegangenen
te Nieber- und Oberlohheim. Zu ®B. gehört die Walb-
Isle (Hospitalmühle),. Gem.: 6927 M. (4354 A., 1543
i, 373 Wa.) Einw.: 1565.
Bifchofsheim in Urk. Bifchesheim, Biscovesheim, Piscoves-
im, luth. Pf. °/, Stunden vom Rhein. Schon 977 betätigte
to I. ver Sulvatorfapelle in Franffurt ihre Beligungen in
Scovesheim, welche fie 880 von Ludwig dem Deutjhen erhalten
te. Gewiſſe Rechte hatte fpäter darin das Albansftitt wu
828 Topographie.
Mainz Einen Theil Hatten die Katzenelnbogener, 1478 von Ep
ftein erworben, ven Mainzifchen Antheil erfauften fie 1579 für
1400 Goldgulden. Gem.: 5217 M. (3292 A., 122 Wi,
1668 Wa) Einw.: 907.
Büttelborn in Urk. Böddelborn, Budelborn, Budilburn x,
luth. Pfd. unweit des Landbachs. Es kam 1331 am Katzeneln⸗
bogen. In ſeiner Gemarkung lag das ausgegangene Dorf Otter—
ſtadt. Gem.: 5553 M. (3621 A. 683 Wi, 1250 Wa)
Einw.. 944.
Crumftadt, luth. Pfo. zwifchen Rhein und Landbach. ie
mals Reichsdorf wurde Er. von König Wilhelm 1248 au
Katzenelnbogen verpfändet. Die Pfanpfchaft wurde wieder einge
löſt, 1465 aber erfaufte Graf Philipp von Katzenelnbogen ber
reichslehnbaren Ort. Nach Philippe Tod von Friedrich TE ekt
Lehen anveriveitig gegeben, erhielt ihn 1493 Lanpgraf Wilhelm. %
feiner Gemarkung liegen die Höfe Wafferbiblos, Gräbenbrh
(Bruchhof) und die Bruchmühle. Gem.: 5630 M. (4368 I.
595 Wi, 431 Wa) Einm.: 1298.
Dprnberg in Urk. Dorenburch, Dorenberg zc., wuth. Sb.
an ber Landbach am alten Nedarbett, Sit einer Oberföorſterei.
Dabei auf einer Anhöhe die Ruinen des alten Schloffes Dorw
berg, vermuthlih erbaut auf ben Ruinen eines röm. Gaftelle.
Seinen Namen erhielt e8 von den Herrn von Dornberg, bie @ |
als Lehen der Henneberger hatten. 1259 erhielt e8 Katzeneln⸗
bogen al8 Würzburger Lehen, und es hatten dieſe Grafen bier
Keller oder Amtmänner. Sie felbit wohnten bier bis 1375.
Don 1411 an machten vie Henneberger ihr Recht darauf wieber
geltend und traten es erft 1521 an Philipp ven Großm. ab.
Es diente als feiter Ort im 30jährigen Krieg vielen als fichere
Zuflucht. 1689 wurde e8 von ben Franzofen verbrannt. —
Zu D. gehören die Dornbderger Fafanerie und Oberförftersweok
nung. Gem: 490 M. (332 4, 100 Wi., 57 Wa)
Einw.: 133.
Dornheim in Url. Dorenheim, Thornheim, luth. Pfo. am
alten Nedarbett, fommt ſchon 779 urkundlich vor, und Lorfch war
barin ſehr begütert. Es war als Neichsborf 1248 von König
Wilhelm an Katzenelnbogen verpfäntet und nicht wieder eingelöft.
In feiner Gemarkung find Torfgräbereien. Dazu gehört auch ber
|
|
|
Provinz Starkenburg. Kreis Großgeran, 829
Sof Riedhauſen. Gem.: 5383 M. (8371 A., 1551 Wi,
461 Wa) Einw.: 1265.
Erfelden in Url. Erevelde, Erifelo, Orfelden ꝛc., luth. Pfo.
am Wltrbein. Seine Einwohner leben von Aderbau und Sciff-
fahrt. Es kommt fchon 779 url. vor, und Lorſch war darin
ftart begigert. Die Bickenbacher und Erbacher hatten bier fpäter
ebenfalls Beſitzungen. Satenelnbogen belehnte 1401 einen Johann
von Wolfsfehlen damit, ſpäter verkaufte viefe Familie ihren Antheil
m Katzenelnbogen. Als Guftan Adolf 1631 den Rhein über-
ichritt, übernachtete er hier. 1689 wurde es von ben Franzofen
jeritört. In feiner Gemarkung fteht die Schwedenſäule zur Bes
zeichnung der Stelle, an welcher Guftan Adolf ven Rhein über-
feste, ein Obelisf, auf dem ein Löwe fteht, durch das Eingreifen
des Rheins mehrmals weiter landeinwärts gefett. In feiner Nähe
lagen chedem die ausgegangenen Oerter Elmersbadh und
Popfenheim (ehedem Frankenfteinifh und Dienheimifch, feit ver
Bayhriſchen Fehde Heſſiſch), welche beide vom Rhein verfchlungen
worben find. — Zu E. gehören: ber Bensheimer Hof, Platten⸗
jof, Hahnenſand, das Forſthaus Knoblochsau (kam durch ven
Reichsdephptſchl. an Heſſen; vorher °/, Heſſiſch, °/, Pfälziſch; bie
dandeshoheit wurde von beiten Theilen behauptet), das Carlswörth,
Beterswörth, Kiſſelwörth und Schuftermwört Gem.: 8433 M.
3052 A., 2304 Wi, 1795 Wa.) Einmw.: 943.
Geinsheim in Urt. Gemminesheim, Genish., Genfem, Gens-
jeim 2c., luth. u. kath. Pfo. Es kommt ſchon 767 url. vor
mb Lorſch war darin ſtark begütert, fpäter war es benen von
Deufenftanm, ven Ofenburgern und dem Kloſter Jakobsberg gemein-
ſchaftlich, bis e8 1802 ganz an Yfenburg fill. Im 3. 1816
lam es unter Heſſen. Gem.: 3845 M. (3118 A., 727 Wi.)
Zinw.: 1009.
Ginsheim in Urt. Gimmesheim, Ginneshain zc., luth. Pfo.
in der Mündung des Schwarzbachs in ven Rhein. Es erfcheint
red. fchon 1190. Es war ehedem Reichsdorf und von König
Bilhelm 1248 an Nabenelnbogen verpfänvet. Die Vogtei war
en Erpenfteinern, von benen fie an bie Salfenjteiner und dann an
ie Slenburger kam. 1600 kam es mit dem ganzen Amt Sel-
terbach an Heſſen. Zu G. gehören: dic Langaue (Molsberger
Aue), Ginsheimer Oberaue, bie Unteran, Neuaue, Nauchenaue mit
880 Topographie.
Körberwörtb, vie Bleinue, die Ziegelhütte Guftansburg und 9 Rhein
mühlen. Gem.: 5907 M. (3223 U, 428 Wi., 502 Wa)
Einmw.: 951.
Goddelan in Urk. Geblov, Godela, Gotelohen zc., luth. Pt.
Es erfcheint urk. ſchon 834. Eine adelige Familie führte nad
ihm feinen Namen und wohnte bier. 1401 erhielt e8 Johann
von Wolfskehlen von Katenelnbogen zu Lehen. Landgraf Wilhelm IL
z0g in ber bayrischen Fehde die Güter derer von Wolfsfehlen ein
In feiner Gemarkung find Torfgräberetien. Zu G. gehört das
Hospital Hofheim (ſ. u.) Gem.: 3518 M. (2703 U, 664
Bi, 7 Va) Einw.: 686.
Haßloch im Urk Hafelahe, Hafelach, Haeſeloch, Kath. Pfr.
Urfprünglih nur ein Hof und dem Mainzer Albansflofter gehörg,
fam er 1158 an das Klofter Eberbach, welches ihn 1331 a
bie Falfenfteiner vertaufchte, die ein Schloß bafelbit bauten. Yes
viefen kam Haßloch wieder an Mainz und von da 1802 a
Heſſen. — Gem.: 1329 M. (823 U, 96 Wi, 410 a)
Einw.: 232:
Hospital Hofheim, Irren⸗ und PVerpflegungsanftalt für be
Großherzogthum (f. o. S. 177.) Ehedem war bier ein Darf
in Urt, Havunga, Hofun, Hoven genannt, welches 834 urkunbäd
vorkommt als Fuldiſcher Befig und eine reiche Pfarrei Hatte, p
der Crumſtadt, Erfelden, Gobbelau ꝛc. gehörten und beren Prüfe
tation den Erbachern und Bickenbachern zuftand. Nach ver Nefer
mation 1533 wurde biefe Pfarrei durch Philipp den Grofm
5 — ——
in ein Hospital verwandeit und der Pfarrer nach Crumſtadt ver
jet. H. liegt in ber Gemarkung von Goddelau (f. d.) |
Keliterbad), luth. Pfo. am Main, hat Fabriken von Fayenr
und Steingut, von mouffirenden Weinen. Schon 880 Toms
es im Befig der Salvatorcapelle in Frankfurt als Gelstrebach wi; '
ipäter trug e8 eine Familie von Schwalbah von Tallenftein
Senburg zu Lehen. Dann kam e8 an Iſenburg und eine et
diefes Namens nannte ſich darnach. Im Jahr 1600 Fam ie
ganze Amt Kelfterbach durch Kauf an Heſſen. Es teilte fih
früher in Alt- und Neufelfterbach. Lebteres war eine Waldenſer⸗
colonie, welche ihren eigenen Pfarrer hatte, aber bald wieder mn
ihnen verlaffen wurde. Zu K. gehören: der Mönchhof mehll
Forſthaus (Sig einer Oberförfterei), ver Hof Claraberg mit eine
Provinz Starlenburg. Kreis Großgeran. 881
efter6- und Schäferswohnung und 1 Ziegelei. — Gem.: 4827
. (2190 A. 44 Wi, 2594 Wa.) Einw.: 1256.
Kleingeran,, luth. Fld. Es gehörte den Grafen v. Katzen⸗
bogen und hieß früher Wenigengera. Zu K. gehören die Knops⸗
ble und Eichmühle — Gem.: 2255 M. (15524, 93 Wi,
0 Ra) Einmw: 514.
Königftädten in Url. Steven, Steti, Koneckſteden ꝛc., luth.
d. erfcheint urk. ſchon 3880, Tam fpäter von den Müngenbergern
> SFallenfteinern an die Iſenburger und von biefen 1642 an
fen. Zu 8. gehören das Jagdſchloß Mönchbruch (Hauspomäne,
6 einer Oberförfterei), die Bruchmühle, das Königftäbter Forſt⸗
d Fallthorhaus. — Gem.: 3860 M. (3188 U, 418 Wi,
4 Ba.) Einmw.: 694.
Leeheim in Urt. Lehem, luth. Pfr. Schen 766 hatte das
ofter Lorich Befigungen darin. Das Mainzer Albansflojter Hatte
Fer dem Patronate auch noch andere Rechte. Begütert waren
ch die von Wolfstehlen u. a. Moeliche, vie ihre Güter an das
ofter Eberbach verkauften. Einer von Wolfsfehlen wurte 1401
ı bem Grafen von Kabenelnbogen mit beffen Rechten in Leeheim
ehnt. Zu L. gehören: ver Hainerhof, der Kammerhof, die Infel
Mgrund. — Gem: 5827 M. (4937 U, 1467 Bi.)
nw.: 1043.
Mörfelden in Urt. Merjeveld, Merzfeld, luth. Pfo., erjcheint
„ zuerft 1277. Es fam 1600 mit dem ganzen Amt Seljter-
h von Iſenburg an Heſſen. Iſenburg Hatte e8 von den Fallen-
nern erhalten. Es gehören dazu das Forſthaus Wiefenthal
dp 1 Mühle. — Gem.: 5627 M. (3276 A., 728 Bi,
23 Wa) Einw.: 1440.
Nauheim in Urk. Nimenheim, Nuwenheim, Iuth. Pfo.
a den Münzenbergern fam es an bie von Heufenftamm, von
fen 1317 an fallenftein und dann au Iſenburg. Mit bem
ızen Amt Kelſterbach wurde e8 1600 Hefliih. Dazu gehören
3 Nauheimer Fallthorhaus und die Waldſchützenwohnung „Sinners
8°. — Gem.: 5093 M. (2487 A. 355 Wi. 2251 We.)
‚nw.: 836.
Kaundeim in Urk. Rubensheim, Ruhnheim ꝛc., luth. Pie.
he am Main, erſcheint urk. ſchon 910. Die Eppeniteiner,
iche es wahrfcheinlih von Münzenberg Hatten, verlauften c8
832 Topographie.
1425 an Satenelnbogen. Dazu gehört 1 Ziegel. — Gem:
5088 M. (1572 U, 253 Wi, 3263 Wa) Einw.: 644.
Rüſſelsheim in Urt. Nüchjelsheim, Aucilesheim, Ruzelsheim,
Mil. mit 2043 meiſt Iuth. Einwohnern. Die von Heufenftamm
und fpäter die von Cronberg trugen e8 zu Leben von ben Grafen
von Katenelnbogen. 1437 erbielt e8 von Kaiſer Sigismund
Stadtgerechtigfeit und durfte befeftigt werben, obgleich Mainz e&
zu hindern fuchte.e Philipp der Großm. vermehrte 1560 die
Feſtungswerke. 1631 wurde vie Feltung den Schweden eingerämt
und 1689 von ben Franzofen Schloß und Feſtung zerſtort.
Nahe dabei lag früher das Dorf Seilfurt, welches nach einem
durch Blitz viranlaften Brande 1534 einging, indem fich bie
wenigen Bewohner nach Nüjjelsheim zogen. Das Wappen ben
Rüſſelsheim Hat einen links gewenbeten gefrönten Löwen wit 4
gleichen Dnerftreifen und boppeltfnötigem Schwanze. Dazu get
ber Hof Schönau. — Gem. von R.: 6301 M. (4787 U
245 Wi, 749 Wu). Die gräffelsheimer Mark hat einen weiteren
Umfang von 2403 M., größtentheils Wald.
Stoditadt in Urk. Stocheftat, luth. Pfd. am Aitrhein mi
1109 Einwohnern, welche fich von Aderbau, Holz⸗ und Ste
fohlen-Hanbel nähren. Es kommt fchon 1184 als Pfarrdorf um,
welches denen von Wolfsfehlen gehörte Von ihnen fam es an
Mainz. Georg I. taufchte die Mainziſchen Gerechtiame 1579 ein.
Zu St. gehören: die Hahnlahmühle, die Neumühle (Schlößche®
mühle), die Infel Kalters und das Mühlwörth. — Gem.: 3237
M. (1991 U, 614 Wi, 247 Wa.)
- —— Zu
Trebur, Mktfl. mit 1561 meift luth. Einwohnern, welde |
meilt Aderbau treiben. Es liegt da, wo der Landgraben und ber
Schwarzbach fich vereinigen und wo, wie man annimmt, in alte
Zeit Main» und Nedararme fi in den Rhein ergoffen Hader
Daber foll fein Name ftammen, ver zuerft Trifurt oder Drei
gelautet, weil Rhein, Main und Nedar bier zufammengefldie
wären. Es hieß ſonſt Tribur ober Triburis und wird in m
deutſchen Neichsgefchichte viel genamnt. Karl vd. Gr. Hatte hie
einen Palaſt, und es war eine Neichspomäne, welche 1248 vn
König Wilhelm an die Katenelnbogener verpfändet wurde. Kirchen
verſammlungen wurden 822 und 895 bier gehalten und Ludwiz
e Fromme wie Ludwig der Deutfche hielten fich Häufig bafelbit
WU We ws
— —
Provinz Starkenburg. Kreis Großgeran. 888
auf. 897, 900, 905, 1031, 1085, 1045, 1066 und 1119
wurben Weichötage hier gehalten. Bon da an zerflel ver Reiche:
palaft und mit ihm ſchwanden alle Herrlichleiten von Zrebur, fo
daß fchon ver Abt Joh. von Tritenheim im Anfang des 16. Jahrh.
nichts mehr bier fah als wenige Bauernhäuſer. Nicht weit von
Trebur lag das untergegangene Dorf Campen, wo 1024 Konrad I.
zum deutſchen Könige gewählt wurde. Tr. hatte in ber Zeit feines
Glanzes 3 Kirchen. Nach einer Sage wurde von ben Trümmern
bes Palaftes die Landskrone erweitert und ausgeſchmückt. Zu T.
gebörig find: der Treburer Hof (Förftershuus), die Ludwigsaue
(Co. Wallbrunniſche Aue), die Hohenaue (Schrimpfifche Aue, ur-
fpränglich Eigentbum des Grafen von Benzel, ver fie von Naffau-
Sambrüd zu Lehen trug), die Treburer Ober und Unteraue und
die Sufel Haderfand. — Gem.: 12458 M. (6348 A, 2604
Bi, 8506 Wa.)
Walldorf, ref. Pfd., wurde zu Anfang des 18. Sahrh,
von franzöfifchen Emigranten gegründet. Zu Walldorf gehört das
Forſthaus Gundhof. — Gem.: 5562 M. (1381 U, 274
Wi. 3906 Wa) Einmw.: 649.
Wallerſtüdten in Urk. Walberftätten, Iuth. Pfo. am Landbach.
Im feiner Gemarkung kommt 1238 ein Hof Althoch vor. Es
gehörte ven Katzenelnbogenern. Zu W. gehören: der Hof Rheinfelden
und das Schügenhaus in der Wächterftant. — Gem.: 4153 M.
(2884 4, 1157 Wi, 111 Wa) Einw: 761.
Wolfslehlen, luth. Pfo., Sig einer Diftrietseinnehmeret,
Bat Torfgraͤbereien. Es gehörte ben Herrn von Wolfskehlen,
weiche bier ein Schloß Hatten. Sie verkauften nach und nad
Tre Gentgerichtsbarfeit und andere Güter in der Cent Erfelden
an Katzenelnbogen. Auch die von Eronenberg verkauften ihre Güter
und Gefälle an daſſelbe, und Georg I. acquirirte die Mainziſchen
Rechte daran. Im Fahr 1644 wardas Dorf ganz abgebrannt. Zu
W. gehören: der Weilerhof und 1 Ziegelei. — Gem.: 5103 M.
8598 A, 1087 Wi. 260 Wa.) Einmw.: 1176.
Worfelden in Urt Warfelden, Werfelden, Wornfelven, Iuth.
SW. 1245 üÜbertrugen es die Dornberge an Arnold Kämmerer
von Main. 1388 erfcheint es bei ven Katzenbogenern. —
Gem.: 3011 M. (2648 U, 171 UL 192 Wa.) Einmw.:
674.
834 Topographie,
Kreis Heppenheim.
Der Kreis Heppenheim hat 24027 Einwohner (936 Xuth,,
178 Ref, 4085 Un. 18273 Kath., 554 Juden), welche in
18 Ortjchaften leben. Kreisſtadt ijt
Heppenheim in Urt. Hepfenheim, Hephinheim, an der Berg
ftraße, Station der Main-Nedar- Bahn, Stadt mit einer Gem.
von 12245 M. (4281 4, 3559 Wi, 566 We, 34658)
und 4344 meift Tatholifhen Einw., die fih von Ackerbau und
Weinbau, Gerberei, Bleicherei und Mühlengefchäften ernähren,
Sit eines Kreisamts, eines Steuercommiffariats, einer Diftrictt
einnehmerei, eines Kreisbauamts, einer Oberförſterei. Um ben
alten Theil der Stabt ziehen fich noch alterthümliche Minzern
Deffentlihe Gebäude find: das Nathhaus, die neue Amtökelexii,
die alte Sellerei, welche einft ven Templern gehört Haben Il.
Der Name der Stadt wird nach der Trabition von einem rim.
Ritter Heppins abgeleitet, der bier eine Villa gehabt haben fol.
Die Stabt war eine Reichsdomäne und unter den Franfenkönigen
war ein Königshof daſelbſt. Karl ver Große ſchenkte fie 773
an Lorih, von wo fie 1232 an Mainz kam. 1802 entlid
wurde fie Heſſiſch. In ihrem Wuppen führt fie einen -fitenben
Biſchof im Ornate, in ber Rechten einen Bilchofsftab, im ver
Linfen ein Buch haltend. Ber H. Liegt auf einem faft ifolkt
jtehenden Berge tie Ruine Starkenburg, nah der bie Pre
vinz indirect den Namen führt, mit fchönen Unlagen und herr
licher Ausfiht. Die Burg wurde 1066 durch ten Abt Ulrid
von Lorſch erbaut. Ste hatte ihre eignen Burggrafen und Burg
männer von 1267 — 1796 und litt mit dem Klofter Lorſch
wechfelnde Schickſale. 1621 nahmen fie bie Spanier, bierauf de
Pfälzer, dann die Baiern, 1631 beſetzten ſie vie Schweden, 1645
beiagerte fie Turenne aber vergeblih. 1765 befahl Kırcflrl
Emmerih Joſeph ihren Abbruch und die Mainzifche Garnifon m
im Mai 1765 nad) Mainz ab. Der Abbruch begann 1768.
Der mittlere hohe Thurm follte erhalten werden, bie Kuppel aber
zerftörte 1768 ver Blitz. 1802 kam fie an Heffen. Zu H
gehören 4 Mühlen im Hambacher Thal „SKleinheppenheim” ge
nannt, der Weiler „Fiſchweiher“, mit Del- und Mahlmühle und
einigen Hofraithen, 4 Mühlen im Kirfchhäufer Thal und 5 Mi
len im Erbacher Thal und 1 Reale.
Provinz Starkenburg. Kreis Heppenheim. 885
Bobftadt in Urk. Babeftabt, Bopſtadt, kath. u. evang. Flo.
8 erfcheint urk. ſchon 776. Lorſch war fehr begütert Karin.
8 gehörte ſeit 1443 ver Familie vou Frankenftein zu Ockſtadt,
siche es als Lehen von Worms trug; es wurde im J. 1780
gen Biſchöfl. Wormfifche Gefälle an andern Orten vom Bisthum
zorms ertaufcht und kam 1802 an Helfen. Gem.: 1759
t. (1414 U, 172 Wi, 115 Va) Einw: 513.
Bürftadt in Urk. Bergſtadt, Bierftat, Birgftatt, Birrſtadt,
ifisſtadt 2c., kath. Pfr. Es gehörte einft zur SHeppenheimer
art und wurde von Karl d. Gr. 773 an Lorfch gefchentt.
dwig ber Deutſche hielt fich verfchienenemal bier auf. Es theilte
ichher die Schickſale von Lorſch. Zu B. gehören: der Borbei-
er Hof und der Hof Rheinſchanz, Zollhaus. Gem.: 6905 M.
1167 U, 2478 Wi, 15 Wa) Einw: 2718.
Erbach in Urk. Ertbach, Erphbach, Kath. Fld. im Odenwald.
487 hatten die Frankenſteiner darin Güter, die ſie von den
ronbergern hatten; es kam 1802 von Mainz an Heſſen.
zem.: 758 M. (510 U, 62 Wi, 164 Wa) Einw.: 218.
Großhanien, luth. Flo, durch eine Brücke über die Wefch-
g mit Kleinhaufen verbunden, fcheint die unter König Pipin vor-
uımenbe villa Husen zu fein, welche Lorſch gehörte, und kam
802 von Mainz an Hefien. Dazu gehören: das Forftbaus
Kgersburg (Sit einer Oberförfterei) und ver dv. Schuler'ſche
of. Gem.: 6668 M. (1588 U, 78 Wi, 4876 Wa.)
inw.: 593.
Hofheim in Url. Hoien, Honeheim, kath. Pfo., gehörte
016 ſchon Worms und kam 1802 von dem Bisthum Worms
n Heſſen. Dazu gehören: das Wehrzollfaus (ehem. Jagdhaus),
ie Carlsaue, das Ninnenwörty und die Jungenaue. Gem.:
960 M. (8790 U, 921 Wi. 62 Wa) Einm.: 1484.
Hüttenjeld (Lumpertheimer Hütte), evang. Fld., kam 1802
a Hefien.
Kirſchhanſen in Urk. Kershufen, Kath. Fld, fam 1809 von
Rainz an Hefien. Dazu gehören der Gulvenflingenhof und 2
Rühlen. Gem.: 2032 M. (950 A., 156 Wi, 850 Wa.)
cinw.: 831.
Kleinhanſen, Kath. Fld. durch eine Brüde über die Wefch-
ig. wit Großhauſen verbunden. Wahrſcheinlich bilbeten beike
336 Topographie.
Dörfer früher nur ein Dorf. Sie kamen 1802 von Man
an Heffen. Gem.: 2312 M. (1251 U, 960 Bi. 1 Wa)
Einw.: 1134.
Lampertheim, Mrktfl. an ver Grenze von Heffen gegen
Baden mit einer Gem. von 17452 M. (8822 X, 2031 Wi,
5445 Wa.) und 4381 Einw., bie etwa zu ?/, evangelifch fint
und Tabaksbau und Obftzucht treiben; Sig einer Diſtrictseinuch
meret, eines Nentamts, einer Oberförfterei. Die Torfgruben in
feiner Gemarkung find ſehr ergiebig, Jährlich werben bier 3 be
|
fuchte Märkte gehalten. Der Name des Orts ift verkürzt m :
Langobardenheim. Es gehörte zum Bistum Worms und fam
1802 an Helfen. Eine halbe Stunte davon liegt ver Wale
Neuſchloß mit einer chemifchen Fabri. Zu 2. gehören arfer
dem noch: 2 Ziegelhütten, ein Harzofen, das Wirthshaus Woſen⸗
garten, die Rheininſel Biedenfand, die Lampertheimer Aue, Bam
ane, das Bederwörth, Ludwigswörth, Froſchwörth und vie Fri
richsaue.
Lorſch in Urk. Lauresha, Lauresham, Lauriſſa, Lorſe, Mil
mit einer Gem. von 5760 M. (3778 A. 1303 Wi., 407 Wa)
[der ſ. g. Lorſcher Wald hat außerdem 9858 M.] und 3099
Einw.; Sitz eines Landgerichts, eines Forſtamts, einer Oberflr
ſterei; darin die Ruinen ver berühmten Abtei Lorſch. ES firft
von ber einft fehr umfangreichen Klofterfirche, welhe 1621 ab
brannte, nur noch ein vorberer Theil, ber jett als Speicher br
nügt wird. In dem zu feiner Umgebung gehörenden Garten fit
man noch bier gefundene Grabfteine und Steinfürge. Bon ben
Klojter fteht noch die Vorhalle, welche in die Clauſur führte m
1697 zu einer Capelle eingerichtet wurde. Die Stifter bed
Klofterd waren Cankor, ein Graf des Oberrheingaus und fe
Mutter Williswinde zur Zeit Pipins des Kurzen. Es ftanb ar
fprünglid auf einer von der Weichnig gebildeten Infel an ei
Drte, ver Lauresham hieß. Die geiftliche Verwaltung wurde mi
den GStiftern einem Neffen Pipins, dem Biſchof Chrodegang Mi
Met übertragen, ver dem Klofter die Orbnung des h. Bernedil
übertrug und jelbft ihm als Abt vorftand. Der große Auf de
Klofters machte bald eine Erweiterung nöthig und man verfette &
darum 765 an einen höheren von Lauresham faft eine Stunde
entfernten Platz. Die auf ver Inſel gelegenen Gebäude, feitben
Provinz Starkenburg. Kreis Heppenheim. 337
das alte Münfter geheißen, wurde zu einer Probftei gemacht, welche
dem Abt von Lorfch untergeben war. Es wird angenommen, daß
der Ort Lorſch damals unter dem Namen Gunau beftanden und
fich fpäter nach ver Abtei genannt Habe. Das neue Klofter wurbe
im Beiſein Karls d. Gr. und feiner Familie von Bifchof Lullus
von Mainz feierlich eingeweiht und erhielt tamals fchon reiche
Geſchenke. Die Geſchenke an Befigungen mehrten fich nach und
nach jo, daß die Befigungen des Klofters in einigen Jahrhunder—
ten einem Fuürſtenthum glichen. Mit zunehmendem Neichthum
des Kloſters wurden feine Achte immer fühner, To daß fich fein
Abt Ulrih (1076), als Heinrich IV. dem Erzbifchof von Mainz
Adalbert von Bremen die Abtei ſchenken wollte, dem wiberfeßte
und bie Starkenburg auf dem Berg Burkhelvden bei Heppenheim
bante. Er vertbheidigte fi mit feinen Mannen fo tapfer darin,
daß ihn ber Kaifer wieder einſetzen mußte. Allein er mußte fich
zum Klofteruogt einen Günftling des Kuifers, Berthold, gefallen
Iaffen, welcher vieß Amt in feiner Familie erblih machte Er
wie feine Nachkommen bevrüdten Lorſch ſchwer. 1067 erwarb
Abt Ulrich auch Markt- und Münzrecht für fein Dorf Laureshan.
Im 9. 1090 brannte die Kloſterkirche nebft allen umliegenden
Gebäuben niever. Die Kirche wurte zwar von ven reichen Ge-
ſchenken, welche ihr zu Theil wurden, wieder aufgebaut, aber went-
ger prachtvoll als vorher. Die Schlechte Wirthſchaft einiger Aebte,
Die Raubfucht ver Vögte, die Verwilderung ver Mönche und der
baburch immer mehr fühlbare Mangel an Kirchenzucht, ſchadeten
allmählig ter Abtei ſehr. Im J. 1225 wurde ber Iekte Abt
Conrad abgefett und 1232 das Klofter von Kaiſer und Pabit
ven Erzbiſchof Siegfried III. von Mainz gegeben. ‘Die verwilder-
ten DBenebictiner, welche bisher Lorich immer gehabt, wurden nun
entfernt und anfangs durch Eiftercienfer, dann durch Prämonftra-
tenjer erfegt. Die Vogtei über Lorſch ererbte durch Heirath der
Bruder Friedrichs Barbarofjas, Pfalzgraf Conrad und begründete
damit bie Inndesherrliche Gewalt in dieſer Gegend. Ein Streit,
welcher zwiſchen Pfalz und Mainz über vie beiberjeitigen echte
in Bezug auf Lorſch entftand, endete 1239 zu Gunften von Kur⸗
pfalz. Das Klofter blieb unter einem Probft fortbeftehen. In
der bayrifchen Fehde plünderte es Landgraf Wilhelm I. (1504).
1555 verjagte ver Pfalzgraf Zriebrih die Mönche und nahm,
Walthers Heſſen. 22
Provinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 339
direis Lindenfels.
Der Kreis Linvenfel® begreift 89 Gemeinden, welche 47
wgermeiftereien bilven. Die Gefammtbevöllerung beträgt 36578
sten (11931 Luth, 7804 Ref., 1437 Un., 14663 Kath.,
D Juden). Kreisſtadt it
Lindeufels, Stadt mit einer Gemarkung von 1350 M.
1 U, 157 Wi, 685 Wu) und 985 Einwohnern, Sik
4 Kreisamts, eines Rentamts, einer Oberförfterei. Auf ver
ve des Bergs, an den ſich die Stadt anlehnt, Liegen die Ruinen
alten Schloſſes. Das ulte Schloß Fam wahrfcheinlich unter
"fränkifchen Königen an Lori. Im Anfang des 12. Jahrh.
Beint cin Graf von Lindenfels als Vogt von Lorſch. Durch
Nachkommen von deſſen Echwefter Fam es au Pfalzgraf Kon-
von Hohenſtaufen, ſpäter an Herzog Heinrich von Sachſen.
4 Tochter Heinrichs brachte c8 ihrem Gemahl, dem Markgrafen
B Baden, zu und von deſſen Eöhnen wurde e8 1277 an ven
ilzgrafen Ludwig verkauft Durch Pfandſchaft gerietb es zeit-
e on Mainz, dann aber wicher an die Pfalz, bis es 1802
Heilen kam. Das Echlop war 1784 noch zu beivohnen und
ſeitdem zerfallen. Als Stadt wird Linvenfels im 14. Yahrh.
ihnt; König Vudwig gab ihm 1336 ftäptifche Freiheiten.
3 Wappen von YPinvenfel® Hat eine Linde auf einem Yeljen,
damit verbunden das Churpfälziiche Wappen, — Dazu gehört
Anlage Ludwigshöhe.
Affolterbad) in Urk. Affelterbach, vef. Flo. am Ulvenbach, kam im
1509 von Echent Eberhard zu Erbach an Pfalzgraf Ludwig und
B2 von ver Pfalz an Heſſen. Dazu gehören: vie 2 Höfe bei Olfen
Wener Höfe), 2 Mahlmühlen und 1 Oelmühle. Gem.: 2798
(800 %., 393 Wi, 1550 Wa.) Einw.: 585.
Albersbah in Urk. Albenesbach, luth. Fld., Kommt fchon
5 in der Grengbefchreibung von Heppenheim vor, Tam 1806
den Dalbergen unter Heffen. 1812 trat der Herzog von
Jerg feine fämmtlichen Rechte daran, mit Ausnahme des Zehn-
d, fir tie Allopification feiner übrigen Lehen ab. Zu ihm
Set der Hof Kreiswald, früher denen von Ullner, dann ben
fen von Lehrbach gehörig, und der Hof „auf dem Häſſel“.
m: 506 M. (351 4, 64 ®i, 76 Ba) Eivw. IE.
22*
338 Topographie.
was noch da war, in Beſitz. Nene Zwiſtigkeiten zwiſchen Pfalz
und Mainz endeten mit ven weftphälifchen Frieden 1648; Lorſch
fam wieder an Mainz mit ter Starfenburg und blieb tiefem bis
es 1802 Heifiih wurde. Zu L. gehören: 1 Ziegelei und tus
Forfthaus in der Wildbahn.
Nenſchloß, Weiler mit 104 Eium., welcher zum Bisthum
Worms gehörte und 1802 an Heffen Fam; hat eine beveutente
chemiſche Fabrik.
Oberhambach in Urk. DO. Heimbach, kath. Fld. kam 180%
von Mainz an Heſſen. — Gem.: 425 M. (257 A., 94 Wi,
65 Wa.) Einw.: 71.
Oberlaudenbach, ev. und kath. Fld, kam 1561 durch Tauſ
von Erbach an Pfalz und 1802 an Heſſen. Zu DO. gehirar:
1 Hof im Schannenbadher Thal und 2 Höfe am Heſſelhaag —
Gem: 835 M. (545 A, 97 Wi., 228 Wa.) Einmw.: 3%.
Seehof, kath. Fld. an der Weichnik, gehörte zu Lori,
dann zur Probſtei Altenmünfter und kam 1802 von Main u
Heſſen. — Gem.: 1208 Di. (1073 U, 43 Wi, 66 Wa)
Einw.: 261.
Sonderbach in Urk. Sunvernbah, Tath. Fld., kam 1802 |
von Mainz an Heffen. — Gem.: 918 M. (386 A. J100 ®i,
415 Wa) Einw.: 135.
Unterhambad) in Urk. Niederheimbach, Tath. Fld. kam 1802
von Mainz an Hefien. — Gem.: 1984 M. (726 A., 95 Vi,
950 Wa. 153 Ve) Einmw.: 952.
Birnheim in Urk. Firnunheim, Verebeim, Bernheim x,
mit einer Gem. von 19366 M. (6538 U, 597 Wi. 11602
Wa.) und 2957 meiſt kath. Einw., an ber babifchen Grenz,
Si einer Oberförfterei. In feiner fandigen Gemarkung wirt
ſtarker Tabalbau getrieben. Es kommt in Urkunden fchon 717
vor und kam von Lorſch an Mainz. Mainz verkaufte es 1439
dem Klofter Schönau, dieſes aber veräuferte e8 1533 an
Kurpfalz. In dem Receß von 1650 kam es von SKumpfh
an Kurmainz und 1802 an Hefjen. Dazu gehören 2 Ziegelei.
Walderlenbah, kath. Fld, fam 1802 von Mainz an
Heffen. — Gem: 678 M. (354 A., 84 Wi, 218 &)
Einw.: 76.
—— —
An
Provinz Starfenburg. Kreis Lindenfels. 339
direis Lindenfels.
Der Kreis Linvenfel8 begreift 89 Gemeinden, welde 47
Bürgerimeiftereien bilden. Die Gefammtbevöllerung beträgt 36578
Seelen (11931 Luth., 7804 Ref., 1437 Un., 14663 Kath.,
740 Juden). Kreisſtadt ift
Lindenfeld, Stadt mit einer Gemarkung von 1350 M.
(461 A. 157 Wi., 685 Wa) und 985 Einwohnern, Sig
eines Kreisamts, eines Nentamts, einer Oberförfterei. Auf ver
Höhe des Berge, an den fich die Stadt anlehnt, Liegen die Ruinen
des alten Schlojfes. Das alte Echloß kam wahrfcheinlich unter
den fränfifchen Königen an Lorſch. Im Anfang des 12. Jahrh.
erjcheint ein Graf von Linvenfels als Vogt von Lorſch. Durch
die Nachkommen von deſſen Schweſter kam es an Pfalzgraf Kon-
rad von Hohenſtaufen, ſpäter an Herzog Heinrich von Sachſen.
Die Tochter Heinrichs brachte es ihrem Gemahl, dem Markgrafen
von Baben, zu und von deſſen Söhnen wurde es 1277 an den
Pfalzgrafen Ludwig verkauft Durch Pfandſchaft gerieth es zeit—
weiſe an Mainz, dann aber wieder an die Pfalz, bis es 1802
an Heſſen kam. Das Schloß war 1784 noch zu bewohnen und
iſt ſeitdem zerfallen. Als Stadt wird Lindenfels im 14. Jahrh.
erwähnt; König Ludwig gab ihm 1336 ſitädtiſche Freiheiten.
Das Wappen von Pinvdenfel® bat eime Pinde auf einem Telfen,
und damit verbunden das Chmrpfäßzifche Wappen. — Dazu gehört
die Anlage Ludwigshöhe.
Affolterbach in Urk. Affelterbach, ref. Flo. am Ulvenbach, kam tm
J. 1509 von Echent Eberhard zu Erbach an Pfalzaraf Ludwig und
1802 von der Pfalz an Helfen. Dazu gehören: vie 2 Höfe bei Olfen
(Dffener Höfe), 2 Diahlmühlen und 1 Oelmühle. Gem.: 2793
M. (800 A., 393 Wi. 1550 Wu) Einw.: 585.
Albersbach in Urk. Albenesbach, luth. Fld., kommt fchon
805 in der Grenzbeſchreibung von Heppeuheim vor, kam 1806
von den Dalbergen unter Heſſen. 1812 trat ver Herzog von
Dalberg feine ſämmtlichen Rechte varan, mit Ausnahme des Zehn-
tens, für die Allovification feiner übrigen Lehen ab. Zu ihm
gehört der Hof Kreiswald, früher denen von Ullner, dann ben
Grafen von Lehrbach gehörig, und der Hof „auf dem Häſſel“.
Gem.: 506 M. (851 U, 64 Wi, 76 Wa.) Eiuw: 147.
22*
338 Topographie.
was noch da war, in Beſitz. Nee Zwiftigfeiten zwiſchen Pfalz
und Mainz endeten mit ven weftphälifchen Frieven 1648; Lorſch
fam wieder an Mainz mit ver Starfenburg und blieb dieſem bis
es 1802 Heffiih wurde. Zu L. gehören: 1 Ziegelei und das
Forſthaus in der Wildbahn.
Nenſchloß, Weiler mit 104 Einw., welcher zum Bisthum
Worms gehörte und 1802 an Hefjen kam; hat eine bedeutende
chemiſche Fabrik.
Oberhambach in Urk. DO. Heimbach, Fath. Fld, kam 1802
von Mainz an Heffen. — Gem.: 425 M. (257 A., 94 Wi,
65 Wa.) Einm.: 71.
Oberlandenbady, ev. und kath. Fld, kam 1561 Durch Taufe
von Erbach un Pfalz und 1802 an Helfen. Zu D. gehörm:
1 Hof im Schannenbadher Thal und 2 Höfe am Heffelfang —
Gem.: 885 M. (545 A., 97 Wi, 228 Wa) Einmw.: 386.
Seehof, kath. Fir. an der Wefchnik, gehörte zu Lord,
dann zur Probftei Altenmünfter und fam 1802 von Mainz am
Heffen. — Gem.: 1208 M. (1073 U, 43 Wi, 66 Wa)
Einw.: 261.
Sonderbach in Urf. Sundernbach, kath. Fld., Tam 1802
von Mainz an Heffen. — Gem.: 918 M. (386 A. J100 ®i,
415 Wa.) Einw.: 135.
Unterhambad in Urk. Nieverheimbach, kath. Fld. kam 1802
von Diainz an Heffen. — Gem.: 1984 M. (726 A., 95 Ui,
950 Wa, 153 We.) Einw.: 952.
Birnheim in Url. Firnunheim, DVereheim, Bernheim x,
mit einer Gem. von 19366 M. (6538 A. 597 Wi., 11602
Wa.) und 2957 meilt kath. Einw., an ver babifchen Grenz,
Sig einer Oberförfterei. In feiner fandigen Gemarkung wirt
ſtarker Tabalbau getrieben. Es kommt in Urkunden ſchon 777
vor und fam von Lorſch an Mainz. Mainz verkaufte es 1439
dem Kiofter Schönau, dieſes aber veräußerte e8 1533 an
Kurpfalz. Im dem Receß von 1650 kam es von Kurpfah
an Kırmainz und 1802 an Heſſen. Dazu gehören 2 Ziegelei.
Walderlenbach, kath. Fld, kam 1802 von Mainz an
Heffen. — Gem: 678 M. (354 A., 84 Wi., 218 We)
Einw.: 76.
Provinz Starfenburg. Kreis Linvenfels. 339
Kreis Lindenfeß.
Der Kreis Lindenfels begreift 89 Gemeinden, welche 47
DBürgermeiftereien bilven. Die Gefammtbevöllerung beträgt 36578
Seelen (11931 Luth., 7804 Ref., 1437 Un., 14663 Katy,
740 Juden). Kreisſtadt ift
Lindenfels, Stadt mit einer Gemarkung von 1350 M.
(461 A. 157 Wi., 685 Wa.) und 985 Eimvohnern, Sik
eines Kreisants, eines Rentamts, einer Oberförftere. Auf ver
Höhe tes Bergs, an den fich die Stadt anlehnt, Liegen die Ruinen
des alten Schlojfes. Das alte Schloß kam wahrfcheinlich unter
ven fränfifchen Königen au Lorſch. Im Anfang des 12. Jahrh.
ericheint ein Graf von Linvenfels als Vogt von Lorſch. Durch
tie Nachkommen von deſſen Echwefter kam es an Pfahgraf Kon-
rad von Hohenſtaufen, fpiter an Herzog Heinrich von Sachfen.
Die Tochter Heinrichs brachte c8 ihrem Gemahl, dem Markgrafen
von Baben, zu und von deſſen Eöhnen wurde es 1277 an den
Pfalzgrafen Ludwig verkauft Durch Pfanpfchaft geriet) es zeit-
weife an Mainz, dann aber wicher an vie Pfalz, bis e8 1802
an Heilen kam. Das Schloß war 1784 noch zu bewohnen und
ift ſeitdem zerfallen. Als Start wird Linbenfels im 14. Jahrh.
erwähnt; König Ludwig gab ihm 1336 ftäptifche Freiheiten.
Das Wappen ven Pindenfel® Hat eine Pinde auf einem Felſen,
und damit verbunden das Churpfäßziihe Wappen. — Dazu gehört
die Anlage Ludwigshöhe.
Affolterbadh in Urk. Affelterbach, vef. Fld. am Ulvenbach, kam im
3. 1509 von Echent Eberhard zu Erbach an Pfalzgraf Ludwig und
1802 von ver Pfalz an Hejfen. Dazu gehören: vie 2 Höfe bei Olfen
(Dffener Höfe), 2 Mahlmühlen und 1 Delmühle. Gem.: 2793
M. (800 %., 393 Wi, 1550 Wu) Einw.: 585.
Albersbady in Urk. Albenesbach, Inth. Fld., kommt fchon
805 in der Grenzbefchreibung von Heppenheim vor, Tam 1806
von den Dalbergen unter Heffen. 1812 trat ber Herzog ben
Dalberg feine fämmtlichen Rechte daran, mit Ausnahme des Zehn-
tens, für die Allovification feiner übrigen Lehen ab. Zu ihm
gehört der Hof Kreiswald, früher denen von Ullner, dann ben
Grafen von Lehrbach gehörig, und der Hof „auf dem Häſſel“.
Gem.: 506 M. (351 U, 64 Wi, 76 Wa) Einw: 147.
22*
542 Topographie.
ober näher bei Waldmichelbach liegt tie Tromm, ein Bey
von 2216 Höhe. Zu Fürth gehört ver Hof Altlechtern,
ber Strödelbacher Hof, 1 Ziegelhütte (bei Fahrenbach), vie Hinter:
nrühle, 4 Mühlen und 3 SZiegeleien ohne Namen umd mehrere
einzelne Häufer das „Loh" genannt. Gem.: 3438 M. (2042
A., 407 Wi., 988 Wa). Der Fürther Centwald begreift
1122 M. (38 ®i., 1065 Wa.)
Gadern in Ur. Gades, Tath. Fld, kam 1802 von Main;
an Heffen. Gem.: 1252 M. (709 U, 159 Wi., 344 Wa)
Einw.: 255.
Gerfprenz (Ober- und Niever-), Iuth. Fld. an ver Gerfpren;
kam von Erbach unter Heffen. Zu Gerſprenz gehört ver Hof
Hutzwieſe und das Förfterhaus im Buſche. Obergerfprem hat
eine Gem. von 433 M. (290 4, 44 ®i., 99 a)
Einw.: 161.
Glattbadj, vef. Flo. an dem Thalbah, kam 1802 mm
Kurpfag an Helfen. Dazu gehört ver Hof Jäger Hütte
Gem.: 922 M. (482 A., 166 ®i., 257 Wa.) Gin.
170.
Gorrheim auch Georgsheim, Fath. Flo. in dem fchönen nad
ihm benannten Thal, kam 1802 von Mainz. an Heffen Es bil⸗
bet mit Kunzenbach eine Gem. von 895 M. (208 %., 79 Bi,
596 Wa.) Einw.: 113.
Grasellenbach, vef. Fld. am Ulvenbadh, von einem Linden⸗
fels 1423 an Pfahgraf Ludwig IM. verfauft und 1802 von ber
Pfalz an Heffen gekommen. In einem Walddiſtrict nahe babe,
dem Speßhardt, mweift man die Duelle nach, an ver Siegfrie
ermordet wurde. Sie ift mit einem Denfitein bezeichnet. Au
G. gehören: 2 Mühlen und 1 Ziegelhütte. Gem.: 2462 M
(801 Q., 415 ®i., 1385 Wa.) Einmw.: 368.
Grein, evang. Fld, kam 1802 von Mainz an Hefe
Dazu gehört das Looghaus. Gem.: 1282 M. (224 A., 54
Wi, 988 Wa) Einw.: 113.
Großbreitenbach, kath. Fld. an ver Weſchnitz mit 134 Einm,
kam 1802 von Mainz an Hefjen.
Großgumpen, luth. Fld., fam 1806 von Grbach umter
Beffen. Gem.: 2065 M. (1237 U, 304 Wi, 524 Wa)
Einw.: 258.
Brovinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 343
Hammelbach in Urt. Hamelbach, Mktfl. am Wbhange eines
Bergs gelegen, gelangte 1324 an bie Linvenfelfe, bie das von
K. Ludwig an die Fam. Pavey verpfändete Dorf löſten; fam 1802
von Kurpfalz an Heſſen. Dazu gehört ter Scharbhof auf ber
Tromm. Gem.: 2986 M. (1288 U, 320 Wi., 1270 Wa.)
&@inw.: 1029.
Hartenrod, kath. Flr., kam 1802 von Mainz an Hefien.
Dazu gehört die Hedenmühle. Gem.: 608 M. (312 4, 127
Wi, 148 Wa) Einw.: 151.
Hiltersflingen in Urk. Hildegeresbrunno, Hiltegersklingen ꝛc.,
{uth. Fld., erfcheint ſchon 773 in der Heppenheiner Marfbefchrei-
bung, zerfällt in 2 Theile, veren einer, das eigentliche Hiltere-
Klingen, zu Erbach, das zweite, Hiltersflingen an der Hardt, zu
Mainz gehörte. Erfterer kam 1806 unter Heffen, ver leßtere
1802. Gem.: 1042 M. (281 A., 22 ®i., 709 Wa.)
Cinw: 469.
Hirſchhorn in Urk Hirceshorn, Hirtkhorn, Stadt mit 1835
meift kath. Einw., welche ſich meiftens von Echifffahrt, Gewerben,
Holz- und Rindenhantel nähren; Sig eines Landgerichts, einer
Diftrictseinnehmerei, einer Oberförfterei. Die Stadt hat mehrere
Kirchen. Auf fteilem Berg über ver Stadt erhebt fi) das Schloß
(Hausbontäne), von dem mehrere, aber fpäteren Jahrh. angehörige
Gebäude noch bewohnbar find und jekt als Foritmartswohnung
und Forſtfrevler⸗Arreſt-Lokal benußt werten. Die Stabt Hat ein
Ho8pitalgebäude, in welchen einige Arme und Kranke Zuflucht
finden. Stadt und Schloß hatten vie Edeln won Hirſchhorn von
Mainz zu Leben. 1391 ertbeilte König Wenzel Staptgerechtigfeit
nnd die Erlanbniß, Mauern und Thürme zu bauen. Nach dem
Aussterben der Familie im Anfang des 17. Jahrh. fielen Schloß
und Stadt an Mainz zurück und 1802 kamen fie an Heffen.
Zur Gemarkung von Hirfchhorn gehören noch der Hämmelsbacher
Hof (Geißhof) an dem Finfenbach, nebſt dem dazu gehörigen Haus
Kortelshütte, ver Hof Unterhainbrunn, die Zimmermannshütte, der
Hof Igelsbach, 4 Mühlen, 1 Eijenhanmer, 3 Ziegeleien (Ers⸗
heimer Ziegelhütter), vie Begräbnißkirche jenfeitd tes Neckars
(Ersheimer Kirche) und die Nedarinfeln Wehrinfel und Kroaten
inje. — Gem.: 9755 M. (966 A. 592% Wi, 1712 Wa)
344 ' Topographie.
Hornbach, Luth. Fld. gehörte anfangs denen von Strahlen:
berg; fpäter wurde die Vogtei von den Pfalzgrafen zu Lehen ge
geben, 3. B. den Fumilien von Erlifbeim, von Hundheim. 1802
fam der Ort von ver Pfalz; an Hejlen. — Gem.: 1001 N
(456 A. 137 Wi., 399 Wa) Einw.: 246.
Igelsbach in Urk. Illsbach, kath. Fld, fam 1806 von Erbad
unter Heffen. — Gem.: 397 M. (210 4. 57 Wi., 124 Ba)
Einw.: 38.
Kallitadt, kath. Fld., gehörte urſprünglich dem Kloſter Lorſch,
von dem es an Mainz kam. Mainz gab es als Lehen an die
Familie Schwendt und dann an tie Wambolde. 1806 kam es
unter Heſſen. — Gem.: 437 M. (277 A. 50 Wi. 104 Wa)
Einw.: 54.
Kirchbeerfurt, luth. Fld, kam 1806 von Löwenſtein um
Erbach unter Heffen. '/, Stunde davon auf einer waldigen U—
höhe liegen vie Ruinen eines |. g. Schloſſes Morsburg. Di
gehört 1 Mühle .— Gem.: 799 M. (331 A., 118 Qi,
350 Wa.) Einm: 302.
Kleinbreitenbach, kath. Flo. mit 57 Einmw., fam 1802
von Mainz an Heffen.
Kleingumpen, luth. Flo., gehörte zum Theil Erbach, zum
Theil denen von Gemmingen, und fam 1806 unter Heffiice
Hoheit. — Gem.: 1222 M. (659 X, 259 Wi, 303 Wa.)
Einw.: 261.
Knoden in Url, Gnoden, luth. und ref. Flo. auf ver f. g.
Knobener Höhe, 2037 Fuß Über dem Meere, war früher von den
Grafen von Erbach zu Afterlehen gegeben worden. 1561 lam es
durch Tauſch an Kurpfalz und 1802 an Heſſen; bildet mit
Breitenwiefen eine Gem. von 776 M. (344 A., 130 Bi,
284 Wa.) Einmw.: 78.
Kocherbach, Kath. Fld., kam 1802 von Mainz an Hefe
Dazu gehört ver Hof Stedelsberg — Gem.: 11238
(484 A. 137 Wi. 465 Wa.) Einw.: 225.
Kolmbad), kath. Fld. am Urfprung des Thalbachs, kam 1802
von Mainz an Heffen. — Gem.: 952 M. (535 U. 161 ®i)
227 Wa.) Einw.: 186.
Kreidach, ref. Fld. mit 261 Cinw und 3 Mühlen,
fommt in Urkunden des 13. und 14. Iahrh. unter ben Namen
Provinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 345
Crutehe und Crudech vor und wurde von Kurpfalz zu Neben
gegeben. Die Gefälle, welche Erbach bezog, waren 1509 auch
ſchon an Kurpfalz gekommen. 1802 wurde e8 Heſſiſch. —
Gem.: 1208 M. (637 A., 234 Wi, 317 Wa.)
Kreiswald, Hof, ſ. Albersbach.
Kröckelbach in Urk. Crechlenbach, Krecklenbach, kath. Fld.,
erſcheint ſchon c. 1094 unter ven Hubengütern, welche zu dem
Lorſcher Hof gehörten, und kam 1802 von Mainz an Heſſen. —
Gem.: 595 M. (299 A., 97 Wi., 188 Wa.) Einw.:
141.
Krumbach, kath. Flo., erſcheint urk. ſchon 1094 als zu
Lorſch gehörig, kam 1802 von Mainz an Heſſen. Dazu gehört
das einzelne Haus, „Klemm genannt. — Gem.: 2007 M.
(854 A. 273 ®i., 816 Wa) Einw.: 233.
Kunzenbach, |. Niererkunzenbach.
Langenthal, ev. und kath. Flo. am Ulvenbach mit 1 Mühle,
fom 1802 von Worms an Helfen. — Gem.: 2348 M.
250 A. 104 ®i., 1994 Wa.) Einw.: 255.
Lanzenbach, ſ. Neckarhauſen und Nedarfteinach.
Landenau in Urk. Luttenhaha, Ludenau, luth. Fld., wurde
1413 von den Rodenſteinern an Pfalzgraf Ludwig verpfändet und
gehörte fpäter zum Theil Erbach, zum Theil denen v. Gemmingen.
Es kam 1806 unter Hefjen. Dazu gehört eine Papierfabrik. —
Sem.: 1256 M. (721 4, 199 Wi., 336 Wa) Einm.:
304.
Lautenweſchnitz, xef. Fld, Eommt 805 in der Grenzbefchrei-
bung der Heppenheimer Kirche als Ludenmiscoz vor und fam 1802
von Pfalz an Heffen. Dazu gehört 1 Mühle — Gem.: 631 M.
(375 4, 101 ®i, 139 Wa) Einw.: 150.
Linnenbach, ref. und kath. Fld.,, fam 1802 von Kurpfalz
an Helfen. — Gem.: 718 M. (476 A., 116 Wi, 111 Wa.)
@inw.: 127.
Litzelbach, Kath. Fi. In feiner Gemarkung find gute
Sandfteinbrühe. Kam 1802 von Worms an Heffen. — Gent:
187 M. (314 A., 99 Wi, 354 Wa) Einw.: 138.
Löhrbach in Urk. Lerlebach, kath. Fld., kommt 1071 ul.
im Beſitze von Lorſch vor und kam 1802 von Mainz an
848 on Topographie.
Heften. — Gem.: 1891 M. (1042 U., 321 Wi. 496 Wa)
@inw.: 379.
Lörzenbach, Tath. Fld. am Lörzenbach, fam 1802 von Main
an Heſſen. Dazu gehören: 1 Hofgut und 2 Mühlen —
Gem.: 1253 M. (764 A., 206 Wi., 240 Wa.) Eine.
379.
Viadenheim, kath. Fld, kam 1802 von Mainz an Hefla.
Zu M. gehören die Schnorrenbacher Höfe (f. u). — Gem:
782 M. (379 9, 122 Wi, 269 Wa) Einw.: 69.
Mitlechtern, ref. und fath. Fld., heißt in ber Grenzbeſchreibn
des -Heppenheimer Kirchſprengels 805 Middelechdum, fam 1561
duch Tauſch von Erbah an Churpfag und 1802 von da a
Heflen. — Gem.: 778 M. (426 4, 106 ®i., 222 Ua).
Einw.: 201. |
Mittershaufen in Urk. Deuttershaufen, ref. Fld, Fam 1561
purch Tauſch von Erbach an die Pfalz und 1802 von ver Pfah
an Heſſen. Es bilvet mit Scheuerberg eine Gem. von 979 M.
(453 A. 249 Wi, 249 Wa) Einw.: 172.
Mörlenbah in Urk. Morlenbah, Mörelbach, Mörlbah
Mrktfl. mit 814 meift Tath. Einw., an der Cinmünbung ie
Mörlenbachs in die Weſchnitz, war früher mit Mauern, Wal
und Graben umzogen. In dem ehedem hier geiwejenen Schlofie,
welches 1650 noch genannt wird, wohnten Burgmänner, vie ih
von Mörlenbach nannten. M. kam 773 an Lorfch, won dieſem
jpäter an Mainz und 1802 an Helfen. Zu M. gehören:
der Eulenhof, Vohbergshof, die Bettenbacher Höfe, die Weſchnitz⸗
mühle und 4 Mühlen ohne Namen. — Gem: 4723 M.
(2720 4, 688 Wi, 1176 Wa.)
Nedarhanjen, ev. und kath. Flo. am Nedar, gehörte zu ven
Stift Wormſiſchen Reften, die 1802 an Hefien kamen. Day
gehören 1 Mühle und vie Häufer auf der Linken Seite Mr
Lanzenbach — Gem.: 235 M. (133 U, 27 Wi., 7 )
Einmw.: 127.
Nedarfteinadh, Stadt am Neckar mit einer Gem. von 4216 1.
(648 %., 217 Wi., 3201 Wa.) und 1450 Einmw., melde
fich von Schifffahrt, Schiffbau, Fiſchfang, Steinbrecherei, Holzhandel
nähren. Von Bedeutung ift auch die Leverbereitung. Die Herit
von Steinach, die ihren Namen darnach führten «ihr urfpräng
Provinz Startenburg. Kreis Linvenfels, 847
fiher Name war Bligger, urf. zuerft 1142 vorlommenb; feit ber
Mitte des 17. Jahrh. erjchienen die DBligger mit dem Beinamen
Laudſchaden von Steinach, den fie nach der Ueberlieferung im
Bollsmunvde wegen ihrer Theilnahme au ben gefährlichiten Fehden,
woburc das Land in Schaden gerieth, erhielten), trugen die Gegend
zu Leben von Main. Im Jahr 1802 kam es von Mein
an Heſſen. Das Wappen der Stunt bat eine ſchwarze Harfe in
golonem Tele. Zu Nedarjteinach gehören die im Bollsmund
„Landſchaden“ genannten vier Schlöſſer: Mittelburg und Vorberburg,
bie Ruinen Hinterburg und Schadeck (Schwalbenneft), 2 Mühlen,
4 Sohliever-Gerbereien, vie Nedarinfel „Langwörth“ (wildes Wehr),
die Häuſer auf der vechten Seite ber Lanzenbach.
Niederkainsbah in Urk. Gynſpach, Kuningesbach, Kuinſpach,
Inth. Flo, in einem engen von hohen Gebirgen umgebenen Thale
gelegen, fommt 1012 in ber Befchreibung ber Grenzen bes
Wormfer und Lorfcher Odenwaldes vor. E8 war fpäter in gemein-
ſchaftlichem Befit von Heſſen und Churpfaß, bis auch ver Pfäl-
zifche Antheil 1802 an Hefjen fiel. — Gem.: 902 M. (662 A.,
191 Wi, 2 Wu) Einw.: 470.
MNiederkunzenbach, kath. Fld., bildet mit Gorgheim eine Ge-
markung (j. d.) und bat 27 Einw.
Niederliebersbach, luth. und kath. Fld., kam 1802 von
Mainz an Heſſen. — Gem.: 1761 M. (1292 U, 146 Wi,
272 Wa.) Einw.: 628.
Niedermumbach, Weiler mit 28 Einw., fam 1802 von
Mainz an Hefien.
Oberabtſteinach in Urk. Poſſeſſa Steinaha, Abtſteinach sup.,
lath. Pfd. an der Steinach, die in der Nähe entſpringt, erſcheint
fhon 1012 urkundlich, fam 1802 ven Mainz an Heſſen. —
Gem.: 1298 M. (799 A., 237 Wi., 221 Wa) Einw.:
779.
Oberkaiusbach, luth. Fld. Im feiner Gemarkung find be-
beutende Sanbfteinbrüche. Es gehörte den Johannitern, von denen
es an bie Erbacher verkauft wurde. 1806 Fam es unter Heilen.
Dazu gehört der Lohhof. — Gem.: 2957 M. (1475 U,
452 Wi, 1031 Wa.) Einw.: 459.
548 Topographie.
Oberfleingumpen, luth. Fld., bildete früher einen Ort mit
Eeingumpen (f. d.), von dem es feit 1827 getrennt if. —
Gem.: 722 M. (407 U, 127 Wi, 189 Wa.) Einw.: 99.
Oberliebersbady in Urk. Liefersbach sup., Kath. Fld., wird
ſchon 877 als Lorſcher Eigenthum genannt und ift 1802 von
Mainz an Heffen gefommen. — Gem.: 790 M. (436 4,
78 Wi, 251 Wa.) Einm.: 54. |
Obermumbach, Iuth., ref. und kath. Fld., fam 1802 von
ver Pfalz an Hefien. Dazu gehören die Geifenbacher Höfe, ver
Hof Repsgrund. — Gem.: 1061 M. (641 A., 163 Wi)
238 Wa.) — Einmw.: 155. |
Oberoftern in Urk. O. Ofterna, luth. Fld., fam 1806
von Erbach unter Heffen. — Gem.: 2264 M. (1388 9,
350 Wi, 527 Wa.) Einw.: 485.
Oberſcharbach, ref. und fath. Fld. Die Schenke von &
bach und die Kreiße von Linvenfels hatten Theile daran; wi
Lindenfelfer Theil fam 1423 durch Kauf, ter Erbacher 1509
burch Vergleich an Kurpfalz, das Ganze aber 1802 an Helen.
Gem: 808 M. (461 A., 127 Wi, 192 Wa.) Einw.: 222.
Oberfhönmattenwag in Urk. Schemmmettewag, Schymmechten⸗
waage, ref. und kath. Flo. auf beiden Seiten bes Ulvenbachs.
1396 ꝛc. trugen es die von Hirſchhorn von Mainz zu Leben,
1636 erfcheint e8 urf, von Mainz verpfändet, fanı 1802 von
Kurpfalz an Heffen. Dazu gehören die Lotzenhäuſer. Gem.:
2793 M. (352 A., 258 ®i., 2122 Wa.) Einmw.: 355.
Piaffenbeerfurt, Derkifl., durch einen Bach von Kirchbeer:
furt getrennt, gehörte dem Stift zum h. Geift in Heidelberg und
fam 1802 von Kurpfalz au Heffen. Dazu gehören die Wiefen-
mühle, ver Pfälzerhof in Kleingumpen. Gem.: 1179 M. (499
A, 157 Wi, 495 Wu) Einw.: 625.
Reichelsheim in Urk. Richelmsheim, Richelsheim, Mirkil
im Thale der Gerſprenz, Sitz einer Diſtrictseinnehmerei, mit eine
Gem. von 1742 M. (1090 U, 307 Wi, 345 Wa.) [te
Forſt Reichenberg hat außerdem 3150 M., darunter 3091 Wal
und 1483 Einw., am Fuß des Neichenbergs gelegen, auf dem
bie Ruine des Schloffes Reihenberg fteht, von dem nur
wenige Gebäude erhalten find. Die Zeit ver Erbauung tee
Schloſſes ift nicht genau bekannt; unter feinen Burgmännern waren
Provinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 849
vie von Wallbrunn. Außer ten Ruinen tes Echloffes find bier
noch mehrere andere Gebäude. Bon bier aus wird gewöhnlich
ver */, St. entfernte Rodenſtein (ſ. o. S. 305) befucht. Die Vieh
märfte, welche in R. gehalten werben, find fehr befucht (0. S. 106.) R.
fam von Erbach unter Heffen. Dazu gehören: ver Neichelsheimer Hof,
das Neichenberger Forſthaus bei Obermoſſau und 2 Mühlen.
Reißen, luth. u. kath. Flo. anf beiden Seiten der Wefch-
nig, in einer Urkunde von 1023 Ereſſam, in dem Zinsbuch von
1369 Rüſſen genannt, kam 1802 von Kurpfalz an Helfen.
Es bildet mit Schimbah (f. d.) eine Gem. von 1338 M.
(812 A. 154 Wi., 333 Wa.) Einw.: 206.
Rimbach in Urk. Rempach, Ninpach 2c., Mktfl. an der Wefchnig,
gehörte anfangs durch Schenkung Karls d. Gr. Lori, kam dann
an Mainz, welches daſſelbe 1409 an Erbach zu Leben gab.
Später wurbe Erbach immer von Pfalz damit belehnt. Es kam
1806 von Erbach unter Heſſen. Dazu gehören: der Hof im
Hopper, vie Neumühle (Weſchnitzmühle) und 2 Ziegelhütten.
Gem: 4274 M. (2455 A., 638 Wi, 1037 Wa.) Einw.:
1958.
Rohrbach (vorm. Logs. Michelftabt), luth. Fld. kam 1806 von
Erbach unter Heften. Zu R. gehört eine Mühle Gem.: 1389
M. (726 9, 299 Wi, 363 Wa) Einw.: 292.
Rohrbach (Landg. Fürth, luth. Fld, kam 1806 von denen
v. Wambold unter Heſſen. Gem.: 265 M. (145 A., 33 Wi,
85 Wa) Einw.: 48.
Schannebach in Urt. Schanvebah, Scharpach, luth. u. ref.
Sb. auf bedeutender Höhe gelegen, kam 1561 von Erbach durch
Tauſch an Kurpfalz; und 1702 von ta an Heflen. Gem.: 380
M. (172 A, 89 Vi, 111 Ra) Einw: 143.
Scheuerberg, luth., vef. und Kath. Fld., fam 1561 taufch-
weile von Erbah an Kurpfalz und 1802 an Heffen, bildet mit
Mittershaufen eine Gemarkung (f. d. Einw.: 82.
Schimbach, luth. und kath. Ftb., fan 1802 von Kurpfalz
an Heſſen, beiteht aus 3 Höfen (f. o. Reifen. Einw.: 33.
Schlierbach, ref. Pfr. auf beiden Seiten des Thalbachs,
fam 1802 von Kurpfalz an Heſſen. Gem.: 804 M. (3819,
161 Wi., 246 Wa.) Einw.: 8317.
356 Topographie.
Schnorreubach, Weiler, fam 1802 von Mainz an Hefien,
bildet mit Vödelsbach eine Gemarkung (ſ. d.). Einw.: 22.
Seidenbad, ref. Fld, kam 1802 von Kurpfalz an Hefien.
Gem.: 540 M. (277 A, 83 Wi, 170 Wa) Einw.: 73,
Seideubuch, vef. u. kath. Fld.,, oft Glashütte genannt,
weil früher bier eine Glashütte geftanden, fam 1802 von Kur:
pfalz an Seifen. Gem.: 647 M. (164, 16 Wi., 607 Wa)
Einw.: 161. |
Siedelsbrunn, ref. Flo., kommt url. 1012 ımter dem Na
men Sideles Brunnon vor und war bis 1509 Pfälziſches Lehen
von Erbach, fiel aber dann wieder an Pfalz zurüd und fm
1802 an Heffen. Gem: 1202 M. (575 4, 179 Ui
435 Wa) Einw.: 316.
Steinbad), kath. Fld, fam 1802 von Mainz an Hefe.
Gem.: 388 M. (261 9., 79 ®i, 37 Wa) Cinw.: 112.
Tröfel, fath. Fld, fommt 1071 unter dem Namen Tresia
vor und fam 1802 von Mainz an Heſſen. Gem: 2114N
(983 U, 245 Wi, 868 Wa) Einw.: 361.
Unterabtiteinad, kath. Flo. an ver Steinah, kam 1802
von Mainz an Heffen. Gem.: 2335 M. (841 U, 261 Wi,
1205 Wa.) Einw.: 445.
Interoftern in Urk. Nydder Ofternauwe, Unter Ofterna,
(uth. Fld, fam 1806 von Erbach unter Heſſen. Gem.: 1774
M. (963 A, 262 Wi, 514 Wa) Einw.: 272.
Unterſcharbach, ref. u. kath Flo. Theile daran Hatten tie
Kreife von Linvenfels und die Echenfen von Erbad); beider An
tbeile Tamen, ver erfte 1432 durch Kauf, der zweite 1509 durch
Tauſch an Kurpfalz. 1802 fam es an Helfen. Dazu gehört
1 Mühle. Gem: 993 M. (331 A., 141 Wi, 479 Wa)
Cinw.: 278.
Unterfhönmattenwag in Urk. Niederſchemmechtenwaage, Tal.
Pfd. am Ulvenbach, Tam 1802 von Mainz von Heffen. Daza
gehören 2 Mühlen. Gem.: 7384 M. (889 4, 562 Ri,
5766 Wa.) Einw.: 1187.
Bödelsbad), ref. Fld, kam 1802 von Kurpfalz an Heffen,
bildet mit Schnorrenbach (f. d.) eine Gem. von 1027 M. (561
A, 168 Wi, 275 Wa.) Einw.: 107.
Provinz Starlenburg Kreis Linvenfels. 801
Wahlen, ref. u. Kath. Flo. am Ulvenbach, kam 14283 von
ı Kreißen von Linvenfel® an vie Pfal, 1802 von ba an
fin. Gem.: 1118 M. (378 4, 218 Wi., 494 Wa.)
nw. 339.
Waldmichelbach, Marktflecken auf beiden Seiten des Ulven-
he, mit 2215 Cinw., welche theils Fath. theils reformirt ſind
b ihre befonveren Kirchen haben; Sig eines Landgerichts, einer
fteictseinnehmerei, einer Oberförſterei. Es beftehbt aus dem
erborf (Oberwaldmichelbach) und dem Unterborf (Unterwaldmichel⸗
5) und ben zerftreut liegenden Häuſern in ben Ortsbezirken:
- Halle, die Spechtbach, die Kuhklinge, im Binzig, der Secken⸗
m, die Neuftadt, vie Strakburg, der Hohliten. Es Tam 1802
n Kurpfalz an Heſſen. Dazu gehören: 3 Mahlmühlen, 1 Ei-
Kammer, 1 Schneitmühle, vie Hänfer auf dem Stallenkandel,
: Opermengelbacher Höfe und der Forftihütenhof „Lichtenflingen-
f.“ Gem.: 7808 M. (2595 A., 974 Wi, 4043 Wa.)
Weiher, kath. Flo. am Mörlenbach, kam 1802 von Mainz
Heffen. Dazu gehören 2 Mühlen und 1 Papierfabri. Gem.:
50 M. (966 X, 288 Wi., 739 Wa.) Einw.: 339.
Weſchnitz, Kath, Fld. nicht weit von ven Quellen der Wefch-
1, kommt in alten Urkunden unter bem Namen Wiscotz vor
b war bi8 1802 Mainzifh. Auf einer Anhöhe dabei Tiegt eine
pelle ver h. Walpurgis, chevem von Wallfahrern befucht. Dazu
ren 1 Mühle und ver Hof Neulechtern. Gem.: 941 M.
86 4, 157 Wi, 487 Wa) Einw.: 127.
Winkel, ref. Fld., kam 1802 von Kurpfalz an Heffen.
a gehören: tie Höfe Kaffeeberg und Neuthal. Gem.: 886
L (499 U, 135 Wi, 217 Wa) Einw.: 91.
Winterfaften, luth Fld. in einem hoben Thale, kommt ſchon
"3 in der Heppenheimer Markbeſchreibung vor und kam 1806
n Erbach nnd denen von Gemmingen unter Heſſ. Sobeit.
em.: 2358 M. (1130 U, 454 Wi, 644 Wa.) Einw,;
'O.
Zosenbad), in Urk. Zozunbach, luth. Fld, kommt ſchon 877
3 Lorfcher Beſitzthum vor, ihm von Liuthar von Hauſen gege-
n, war dann Pfälzifches Lehen von Erbah und fam 1806
n Erbach unter Heffen. Dazu gehören Pie LUntermengelbacher
852 ‚Zopographie.
Höfe und 1 Mühle. Gem.: 3071 M. (1493 A, 372 Bi.
1136 Wa) Einw.: 698.
reis Neuftadt.
Der Kreis Neuſtadt hat eine Bendlferung von 18000
Seelen (15073 Luth., 537 Ref, 1892 Kath, 8 Sect., 490
Juden, welche in 40 Orten wohnen, SKreisitabt ift
Nenftadt in Urk. Nuenftant, Stadt an der Mümling mit
einer Gem. non 1950 M. (559 A., 207 Wi., 139 Wa., 18We)
und 944 Einw., welche mit Ausnahme von etwa "/,, Tntheriid
find. N. erſcheint urk. ſchon 1113 unter ben zur Lellewi
Michelftabt gehörigen Gütern, welche Heinrih V. dem Adſter
Lorfch beftätigtee Die Robenfteiner hatten bier einen Hof. D%
rere Yamilien nannten fi nach dem Orte. Das Wappen von
Neuftadt zeigt in der Mitte vie verfchlungenen Buchitaben N. 8.
und um folche herum abwechfelnd 3 fünfitrahlige Sterne unb 3
Roſen. Im feiner Gemarkung Liegt auf einem Fegelförmigen Berg
das Schloß Breuberg in Urk. Bruberg, Bruburg zc. Die
Höhe war fchon zu Nömerzeiten angebaut, denn außer Anberem
fand man auch bier ein vöm Bad. Woher in ven folgennen
Sahrhunterten die Burg den Namen Brenberg erhielt, ift uner
mittel. Sie war Lehen von Fulda und kam an verfchiebene
Familien. Eine Familie von Breuberg wird 1219 erwähnt.
Später wurde die Herrſchaft getheilt und gelangte zuleßt, nachbem
fie in ven Händen der Wertheimer, Talkenfteiner, Eppenſteiner xc.
geweſen, an Löwenſtein und Erbach, von benen fie 1806 unter
Hefjen kam. Zu Neuftadt gehören: ver Wolferhof, 2 Mühlen
und 1 Ziegelei.
Affhöllerbach in Urk. Erffurderbach, luth. Fld, kam a
Löwenſtein'ſchem nnd Erbach'ſchem Beſitz im J. 1806 unter Hefe
In feiner Gemarkung liegt der Hof Kilsbach und es gehon
ferner dazu das luth. Flo. Stierbad. Gem.: 718 M. (972
U, 87 Wi, 236 Wu.) Einw.: 275.
Annelsbach, luth. Fin., kam 1806 aus Löwenftein’fchem
und Erbach’fchem Befig unter Heſſin. Gem: 740 M. (360
N, 63 Wi, 318 Wa) Einw: 77.
Provinz Starkenburg. Kreis Neuftabt. 863
Birkert in Urt. Birkenhard, Birkunhart, luth. Fld., befteht
aus 2 ganz verfchienenen Gemeinden und Gemarkungen und kam,
nachbem es früher theils Pfälzifch, theils Löwenfteiniih und Er-
bachiſch geweien, 1806 unter Heſſiſche Hoheit. Gem. bes
einen Theile: 564 M. (328 A., 69 Wi, 142 Wa) Gem.
des andern Theild: 213 M. (126 U, 19 Wi, 68 Wa) Einw.
(ufammen): 173.
Böllftein in Urk. Bilftein, luth. Fld. auf bedeutender Höhe
gelegen, kam aus Löwenftein’fchem und Erbach'ſchem Beſitz 1806
unter Heſſen. Dazu gehört vie Schloßruine Schnellarts
(vergl. ©. 805). Gem.: 828 M. (380 A, 114 Wi, 299
Wa) Einw.: 254.
Breitenbrum in Urk. Breivenborn ꝛc., luth. Fld., erfcheint
urk. ſchon 1273, kam von Löwenſtein und Erbach 1806 unter
Heſſen. Dazu gehört ver Hof Hengmantel. Gem.: 2533
M. (871 U, 173 Wi, 1383 Wa) Einw.: 619.
Duſenbach, Luth. Flo. an ver Mümling, früher Löwenftein
und Erbach gehörig, feit 1806 unter Heffifcher Hoheit. Gem.:
386 M. (263 X, 95 Wi, 28 Wa) Einw.: 60.
Etzengeſäß, luth. Fld. an der Mümling, früher Löwenfteinifch
und Erbachiſch, feit 1806 unter Heſſen. Gem.: 546 M. (295
A, 112 ®i, 139 Wa) Einw.: 196.
Forſtel, luth. Fld., bat in feiner Gemarkung Kalffteinbrüche
und kam 1806 von Löwenftein und Erbach unter Heffifche Hoheit.
Gem.: 648 M. (455 U, 49 Wi, 144 Wa) Einw.: 73.
Frauennanſes, kath. und vef. Fld., gehörte früher zu dem
ehemaligen Nonnenklofter Höchit, Fam 1802 von Pfalz an Heflen,
1805 durch Taufh an Wöwenftein und 1806 unter Heffen.
Gem.: 805 M. (270 A. 31 Wi. 505 Wa.) Einw.: 55.
Fürſtengrund, luth. Flo. Im feiner Gemarkung liegt ein
Muhlſteinbruch. Es kam 1806 von Erbach unter Heſſen. Dazır
gehört der Kannengießerheckenhff. Gem.: 1834 M. (873 U,
45 Wi, 916 Wa.) Einw.: 389.
Gumpersberg in Urk. Gumersen in ven Lagen, luth. Fld.,
ebetem Lömwenfteiniich und Erbachiſch, feit 1806 unter Heſſen.
Gem.: 580 M. (308 U, 86 Wi, 165 Wa.) Einw.: 96.
Walthert Hefien. AB
Provinz Startenbyrg. Kreis Neuftadt. B55
5% rombad) in Urk. Kicchbram-, bran- brom⸗ u. brumbach,
‘iner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch. Es er-
A Wertheim’fches Leben uud kam von Löwenſtein
u‘ % unter Helfen. Dazu gehören die 4 Bals⸗
. Im y Alertshaus. Gem.: 2411 M. (1186 U,
* Einw.: 1301.
* —8* * 5 cha, Cunthichum, Kendig, Kumbich,
te tl. an der Mümling, Sit einer Die
* vn % unfehnlichen Sandſteinbruch und vielbejuchten
. . jeinen Einwohnern find Tuchmacher, Gerber und
* Schon in der Lorſcher Grenzbeſchreibung wird ein
»töntig genannt und 820 erhielt Lorſch Beſitzthümer daſelbſt.
Schon ſehr frühe trug Erbach die eine Hälfte von Mainz zu
Lehen und erhielt auch ſpäter die andere. Unter Heſſen kam es
1806. Dazu gehören: vie Grohmühle, Künzelsmühle, Bruch
müßle, die Ziegelhütte und 1 Ziegelei. Gem.: 4603 M. (2004
4, 502 Wi. 2097 Wa) Einw.: 1731.
Zangenbrombady in Urk. Langenbronnbach, Langinbrannbach,
Ipth. Fid., durch einen Bach in 2 Theile getheilt, mit weit aus⸗
einanber liegenden Häufern, fam 1806 von Löwenftein und Erbach
unter Heſſiſche Hoheit. Dazu gehört 1 Papierfabril. Gem.: 2098M.
(#70 4, 300 Wi, 728 Wa) Einw.: 615.
| Lutzelwiebelsbach, luth. Fld., eigentlih aus: 2 Dörfern,
Ehthelbach und Wiebelsbach beftehend, bie durch eine Höhe getrennt
ſind, aber an ihrem Ende mit einander zufammenhängen. Bei Lügel-
ba, in Urk. Lutelenbach, ftand ehedem ein Breubergifches Schloß.
Umpeit davon find die Ruinen eines röm. Kaſtells. Es wird
Men 1165 url. erwähnt und kam 1806 von Löwenftein und
Ebach unter Helfen. Gem.: 2576 M. (1201 4, 188 Wi,
1069 Wa.) Einw.: 982.
Mittellinzig, luth. Fld., kam 1802 von Pfalz an Heffen,
1805 durch Taufch an Löwenitein und 1806 uuter Hefjen. In
feiner Gemarkung liegen die Pfälzerhöfe und bie Schanzen-
müble Gem.: 764 M. (326 4, 94 Wi, 341 Wa.)
Einmw.: 95.
Mühlhanfen, Weiler mit 34 Einw. Unmet vanen ie
Ruine gl M. wahrfcheinlich ehedem ein Jagvichtoß.
23*
854 Kopographie.
Haingruxh, luth. amd kath. Fld, kam 1806 vom Lwenſtein
und Erbach wuter Heffen. Gem: 1807 M. (401 A. 99 Wi.
764 Ba.) KEinw.: 507.
Hajfſenroth in Urk. Haſſenrode, ref. Fld., emieint ur.
1816, wo Ludwig Graf von Renekle dem Kloſter Schönau der
Ort verkaufte, war dann ſpäter Pfaälziſch und kam 1802 à
Heſſen, 1805 erhielt es Löwenſtein durch Tauſch und kam 1808
nuter Heſſen. Gem.: 1277 M. (502 X, 133 Wi, 500 Wa)
&iup.: 299.
Hembach in Urt. Heunnbach, Heunebach, Juth. Fld. erſchein
art. 1408 als Breubergiſches Mannleben des Henze Stapfertt,
ihm vom Grafen Johann von Wertheim gegeben; kam 1806 m
Löwenftein und Erbach unter Heflen. Gem.: 677 M. (379%,
86 Wi, 188 Wa) Einw. 106.
Heihbad in Urk. Heiſterbach, Heſterbach, luth. Flo, km
Erbah 1806 unter Heſſen. Gem.: 1267 M. (BII U, N
Wi, 796 Wu) Einm: 263.
Höchſt in Urk. Hoefte, Hohelten, Hoifte, Mrktfl. an be
Pümling, Sit eines Steuescommiffariats, einer Diftrichgeinnf
merei, eines Landgerichts, gehörte ehedem der Abtei Fulda, welche
Kurpfalz damit belehnte, fpäter kam es an tie Grafen Wertheim,
Herren zu Breuberg, und 1806 von Erbach unter Heffen. Das
ehemalige Nonnenflofter, deſſen noch ziemlich bedeutendes Vermögen
jet zu kirchlichen und wohlthätigen Zweclen verwendet wird, bient
jegt als Pfarrwohnung. Zu Höchſt gehören 4 Mühlen uud 1
Ziegelei. Gem.: 3967 M. (1417 A., 449 Wi, 2101 We)
Einw.: 1499.
Höllerbach in Urk. Holderbach, Kuth. Fld, kam 1806 pen
Lwenſtein und Erbach unter Heſſen. Zu Höllenbach gehört per
Schafhof. Gem.: 1018 M. (397 U. 98 Wi, 499 Ba)
Einw.: 230.
Hummetrotd in Urt, Humerode, luth. Fld., kam 1806
von Löwenſtein und Erbach unter Heſſen. Unweit davon Tiegm
bie Ruiuen eines römischen Caftells, des größten Im Odenwald.
Gem.: 588 M. (394 A., 111 Wi, 83 Wa) Einw.: 268.
Kimbach, luth. Fld, kam 1806 von Löwenftein und Erbach
unter Heſſen. Gem.: 1262 M. (832 U, 135 Wi, 295 a.)
Einw.: 418.
Provinz Starkendurg. Kreis Neuftabt. B55
Kirchbromhach in Urt. Kirchbram⸗, bran⸗ brom⸗ u. brumbach,
Murftf._ Im feiner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch. Es er-
ſcheint 1408 als Wertheim’fches Leben uud kam von Löwenftein
sub Erbach 1806 unter Heffen. Dazu gehören die 4 Balg-
becher Höfe und das Alertshaus. Gem: 2411 M. (1186 4,
808 Wi, 795 Wa) Einm.: 1301.
König in Urk. Cunticha, Cunthihum, Kendig, Kumbich,
Kannig, Quinticha ꝛc., Mrktfl. an der Mümling, Sitz einer Dir
ftrictseinnehmerei, mit anſehnlichem Sandſteinbruch und vielbeſuchten
Märkten. Unter feinen Einwohnern find Tuchmacher, Gerber und
Leiniveber. Schon in der Lorfcher Grenzbefchreibung wird ein
Wald Köntig genannt und 820 erhielt Lorſch Beſitzthümer daſelbſt.
Schon fehr frühe trug Erbach die eine Hälfte von Mainz zu
Lehen und erhielt auch fpäter die andere. Unter Heſſen kam es
1806. Dazu gehören: vie Grohmühle, Künzelsmühle, Bruch
mühle, die Ziegelhütte und 1 Ziegelei. Gem.: 4603 M. (2004
A. 502 Wi., 2097 Wa.) Einw: 1731.
Zangenbrombad in Urk. Langenbronnbach, Langinbrannbach,
Iyth. Fld., durch einen Bach in 2 Theile getheilt, mit weit aus«
einander liegenden Häufern, fam 1806 von LKöwenftein und Erbach
unter Heffifche Hoheit. Dazu gehört 1 Papierfabrik. Gem.: 2098 M.
(970 A. 300 ®i, 728 Wa) Einw.: 615.
Lützelwiebelsbach, luth. Fld., eigentlich aus- 2 Dörfern,
Kügelbah und Wiebelsbach beitehend, die durch eine Höhe getrennt
find, aber an ihrem Ende mit einander zufammenhängen. Bei Lützel⸗
bad, in Urk. Lubelenbach, ftand ehedem ein Breubergifches Schloß.
Umweit davon find die Ruinen eines röm. Kaſtells. Es wird
Ion 1165 url. erwähnt und fam 1806 von Löwenftein und
Erbach unter Heffen. Gem.: 2576 M. (1201 UA, 188 Wi,
1069 Wa.) Cinw.: 982.
Mittellinzig, luth. Fld, fam 1802 von Pfalz an Heffen,
1805 durch Tauſch an Röwenitein und 1806 uuter Heſſen. In
feiner Gemarkung Liegen die Pfälzerhöfe und die Schanzen-
müble. Gem.: 764 M. (326 U, 94 Wi, 341 Wa.)
Einw.: 95.
Mühlhauſen, Weiler mit 34 Einw. Uniweit bavon bie
Ruine gl. N. wahrfcheinlich ehedem ein Jagdſchloß.
Ir
356 Topographie.
Mümlinggrumbad) in Urk. Mimminge, Mimelingen, Min
ling, Iuth. Fl. an ter Mümling. Im feiner Gemarkung fiegt
ein Sanditeinfruh. Es ericheint urf. ſchon 1113 unter ve
zur Kellerei Michelftabt gehörigen Gütern und fam 1806 von
Löwenftein und Erbach unter Heffen. Dazu gehören: das Beinen
häuschen und 1 Mühle Gem.: 2189 M. (634 A., 231 Wi,
1325 Wa) Einw: 548.
Niederfinzig, Iuth. Flo. In feiner Gemarkung ift ein
Sandſteinbruch. Es kam 1806 von Löwenftein und Erbach unter
Heffen. Dazu gehört der |. g. Ringau (mehrere einzelne Häufer),
die Ningauer und die Ebengefäßer Mühle. Gem.: 969 M
(580 4, 62 Wi, 267 Wa) Einw.: 383.
Oberfinzig in Urk. Oberkuntlich, luth. Flo. Im feiner &
marfung find Kalkſteinbrüche. Es erfcheint urk. fchon 1408 wi
kam 1806 von Löwenftein und Erbach unter Heſſen. Gem.
1286 M. (707 U, 198 ®i., 314 Wa.) Einw.: 341.
Obernanfed in Urk. Obernauwefefte, luth. Flo., mit einem
Löwenftein’fchen Schloß, fam 1806 von Röwenftein, dem es 1805
von Heſſen im Tauſch abgetreten worden war- unter Heſſen.
Gem.: 670 M. (164 A. 47 Wi, 459 Wa.) Einw.: 101.
Pfirsbach, luth. Fld, kam 1806 von Löwenſtein und Er
bach unter Heſſ. Hoheit. Gem.: 848 M. (396 A., 69 Zi,
383 Wa.) Einw.: 151.
Raibreitenbach, entſtanden aus der Vereinigung der Dörfer
Raibach und Breitenbach, luth. Fld. Raibach war früher Fuldiſches
Lehen; ſchon im Jahr 1392 waren die von Groſchlag damit be
lehnt. Es kam 1806 von Löwenſtein und Erbach, fowie Breiten
bach unter Heffen. Dazu gehört Mühlhaufen (f. o.). — Gem:
1879 M. (701 A., 144 Wi. 1055 Wa.) Einw.: 438.
Rimhorn, Yuth. Pfo., in einer hoben waldigen Gegend ge
legen, gehörte vordem den Rodenſteinern, kam von ihnen an ME
von Pretlad und wurde von biefen 1741 an Löwenftein mb
Erbach veräußert. 1806 kam e8 unter Heſſen. — Gem:
1577 M. (1147 U, 77 Wi, 358 Wa) Einw.: 543.
Saudbach, luth. Pf. im Mümlingthal, kam 1806 ven
Löwenftein und Erbach unter Heffen. Dazu gehören das Thier⸗
gartenhaus und 1 Ziegelei. — Gem.: 1256 M. (702 4,
276 Bi, 278 Ra) Einw.: 661.
Provinz Starkenburg. Kreis Neuftadt. 857
Schloßnanfes, Weiler, ehedem ven Grafen von Eidlingen
gehörig und von Heſſen erfauft, 1805 an Löwenſtein taufchweife
abgetreten, kam e8 1806 wieder unter Helfen. — Gem.: 642 M.
181 4, 76 ®t, 386 Wa) Einw.: 48.
Sedmanern in Urk. Sedenmuren, Seckmawren, luth. Pfd.,
ſoll der Sage nach ſeinen Namen von dem röm. Centurio Luc.
Fav. Secclanus haben, der in Bullau eine Abtheilung der 8. Legion
befehligte; kam 1806 aus Löwenſteiniſchem und Erbachiſchem Befitz
unter Heſſen. Dazu gehört ver Angelhof. — Gem.: 1978M.
(851 A. 101 Wi, 934 Wa.) Einw.: 776.
Bielbrumn, luth. Pfr, kommt ſchon 773 vor und gelangte
1806 von Löwenftein und Erbach unter Helfen. In feiner Nähe
Gegen die Auinen eines röm. Kaftels, das Hainhaus genannt,
im deſſen Umfang ein Löwenftein’fches Jagdthaus mit Delonomie-
gebäuben liegt. Zu V. gehört ver Bremhof, auch Baftelshof
genannt, ebenjo der Weiler Ohrenbach (zum Theil, ver größere
Theil fteht unter Bayr. Hoheit), ferner die Geiers- und die Hangen-
müäle. — Gem.: 2796 M. (1451 U, 448 Wi, 795 Wa.)
Einw.: 1105.
Waldamorbach auch Wüſtamorbach, Luth. Flo, am 1802
vor Pfalz an Hefjen, wurde 1805 tauſchweiſe an Löwenftein ab-
getreten und fam 1806 unter Hefien. — Gem.: 1417 M.
523 4, 55 Wi, 839 Wa) Einw.: 311.
Wallbach, luth. Fld, kam 1806 von Lömenftein und Erbach
unter Helfen. Gegen Enve des vorigen Sahrhunderts war in
feiner Gemarkung ein Silberbergwerf, im Orte felbft vie
Schmelze. — Gem.: 1405 M. (511 A., 158 Wi, 694 Wa.)
Einw.: 256.
Wiebelsbach, ref. Fld., erfcheint urkundlich ſchon 1273
und kam 1802 von Pfalz an Heflen, wurde 1805 an Löwenftein
vertaufcht und Fam 1806 unter Heffen. Nicht weit davon Tag
ber ausgegangene Ort Nalsbad. — Gem.: 1605 M. (935 A.,
178 Bi, 492 Wa) Einmw: 308.
858 Zopographie.
Kreis Offenbach.
Der Kreis Offenbach hat eine Bevölkerung von 48282
Seelen (11403 Luth, 1176 Ref, 10325 Un, 22119 Kath.
964 Sect., 2295 Juden.), welche in 33 Gemeinden leben.
Kreisſtadt ift
Offenbach, Stadt am Main, Sit eines Kreisamts, eine
Landgerichts, eines Stenercommifjariats, einer Diftrictseinnehmerei,
eines Kreisbauamts, einer Hanbelsfammer; bie bedeutendſte Gewerbe
ftabt des Landes, mit einer Gem. von 7432 M. (2001 4,
1798 Wi., 3011 Wa.) und 13087 Einw., deren Hau
nahrungszweige Handel uiid Gewerbe find. Von Unterrichtscnftalte
hat Offenbach außer den Vollsſchulen und vieler Prrigatfiiier
eine Realſchule. Unter ven vielen Fabrifen, welche weit Im Wi
lande befannt find, find befonbers hervorzuheben: bie bon Ca,
Mafchinen aller Art, bunten Papieren, Eiſengußwaaren, SItidiräih
in Gold und Seide, Bortefeitillenrbeiten, Silberarbeiten, Welt
tuchen,, chemifchen Fabrifaten, Herrnhüten, Leder, Tabak, Wach
lichtern ꝛc. Von Sffentlichen Gebäuden find befonderd zu erwähnen:
das alte hart am Main gelegene Echloß, bis 1718 bie Reſtdeth
einer Iſenburger Linie (in vemfelben empfing 1631 Guſtav Abolf
die Abgeorpneten ver Stabt Frankfurt), ferner die Caferne, bie
Kirchen, das Hospital. — Dffenbach wird urk. zuerit 970 genannt,
Herren von Offenbach erfcheinen in Url. aus dem 13. — 15.
Jahrh. erft als Minifterialen der Dynaſten von Hagen, Dlünzen-
berg u. a. Unter den Miüngenbergern war e8 bis 1255: Nach
dem Ausftetben der Falkenſteiner, welche jetier Erben waren, kam
e8 an Iſenburg und Sayn, die es gemeitifam beſaßen, Bis Sat
1446 feihen Antheil verpfänbete. 1486 verkaufte Sayıt fefkek
Antheil an Iſenburg. 1816 kam es unter Heſſen. — Os
Wappen von Offenbach zeigt einen bidbelaubten Eichbaum mit
Eicheln und entblößten Wurzeln. Zu D. gehören außerhalb vefkk
ben liegend: die Tempelfeemühle, Bicbelsmühle, ver Hof Löwenruk,
der von Amerong'ſche Hof, die Bagatelle, die Gerberei „Neuhöfte*,
1 Asphaltfabrit, 1 Rauchtabakfabrik und 1 Wachstuchfabrik.
Bieber in Urk. Bieberah, Biebera, Biberaha, Biebra ꝛc.
kath. Pfo. am VBieberbach, erfcheint urf. ſchon 1270, kam 1802
von Mainz an Helfen. In feiner Nähe lag das ausgegaugene
Provinz Starkenburg. Kreis Offenbach. 859
Dorf Reiningsbanfen. Im feiner Gemarkung find Kalkſteinbrüche.
Dazu gehören: der Waldhof, bie Obermühle und Käßmühle. —
Gent: 3495 M. (1728 %, 322 Wi, 1350 Wa.) Einw. 1151.
Bürgel m Url. Bergele, Bergilla, Birgele, Tat. Pfd. am
Mein, ericheint urk. ſchon 794, kam 1802 tauſchweiſe von Mainz
an Aenburg und 1806 unter Heffer. Auf dem Friebhofe vafelbft
ruht Sophie la Roche. Dazu gehören: 1 Ziegeki (Altenkütte),
die Kuhmähle (Knochenntühle) und Lchmühle. — Gem: 2849 M.
(1319 4, 455 Wi, 847 Wa) Einw.: 1273.
Dietesheim in Urk. Dydesheim, Dydinsheim, Duthelinsheim,
kath. Fb. am Main, kommt urk. ſchon 1266 dor, wo das Con⸗
went zu Seligenſtadt feine Güter darin verkauft, kam 1802 von
Main an- Heſſen. Dazu gehört die Wenvelinscapelle. —
Gew: 2345 M. (1067 A. 99 Wi., 1180 Wa.) Einw.: 791.
Dietzenbach in Url. Dycenbach ꝛc., luth. Pfo. mit einem
Er Schönborn'ſchen Gut, erſcheint urk. ſchon 1270, gehörte
ſpäter zur Herrſchaft Babenhauſen, welche nach dem Ausfterben
ber Hanau⸗Lichtenberg. Linie 1736 von beiden Heſſen in Anſpruch
genommen wurde. Durch die Vergleiche von 1762 und 1771
fam es an Darmftart. — Gem.: 7950 M. (3869 4., 1157
Wi., 2695 Wa) Einw.: 1357.
Dreieihenhain, auch Hain ober Hain in der Dreieich, Stabt
mit einer Gem. von 1970 M. (702 A. 141 Wi. 1127 Wa.)
[ver Forft Dreieich hat einen Flächenraum von 10762 M.,
darunter 36 Wi. 10726 Wa.) und 965 Einw. Es ift um-
mauert und mit 2 Thoren verfehen und enthält innerhalb ver
Mauer die Ruinen tes Schleifes Hain oder Sagen. Es hat
feinen Namen von tiefem Schloß und tem großem KReichsforft
Dreieich, in tem es lag. Das Schloß Hagen, welches ter Sage
nach von Carl v. Gr. erbaut jein fell und eft ven ten Caroling.
Raifern auf ihren Jagden beſucht wurde, war ter Stammſitz ber
Seren von Hagen une nachherigen Herrn von Münzenberg, welche
1174 ihren Siß nach Münzenberg verlegten. Nah tem Aus-
fterben derſelben 1255 kam e8 theilweiſe in ven Belik ber Falken⸗
ſteinet, tbeilweife in ven von Hanau. Nach tem Ableben ter
Falkenſteiner 1419 ucauirirte es Iſenburg und bebielt e&, obgleich
es von 1640 — 1642 an Heſſen-Darmſtadt verpfändet war.
Dazu gehören: die Wiintelemühle, Helzmühle und Bergmühle.
360 Topographie.
Dudenhofen in Url, Diutenhofen, Iuth. Pfd. am Rodaubach,
wurde 1300 von Reinhard von Wefterburg theilweife an allen
ftein verpfändet. Seit 1486 waren Hanau, Mainz und Henbur
Heren des Drtes und 1684 erhielt Hanau durch Tauſch ben
Mainzifchen Antheil, 1701 auch noch den Iſenburg. Antheil
Nah dem Abfterben ver Grafen von Hanan-kichtenberg wurde &
in Folge der Vergleiche zwifchen ven beiden Heſſen an Caſſel ge
theilt; 1807 von Frankreih in Bejig genommen, fam es 1810
zum Großh. Frankfurt, in vemfelben Yahre aber noch an bei
Großh. Heſſen. — Gem.: 8069 M. (4485 A., 90 ®i,
3494 Wa.) Einw.: 1221.
Egelsbach, luth. Pfo., kam 1600 von Iſenburg, welches
es von den Falfenjteinern (diefe von den Münzenbergern) befonme
hatte, an Heſſen. Zu Egelsbach gehört die Baierseich, MWelr
mit 27 Einw., 2 Ziegelhütten und die Baierseichmühle. — Gem:
5114 M. (2917 A., 758 Wi. 1439 Wa.) Einmw.: 1648.
Froſchhauſen, kath. Fld, kam 1802 von Mainz an Heflen
In feiner Nähe lag der ausgegangene Ort Dreckhauſen. —
Gem.: 1939 M. (939 A. 319 Wi., 620 Wa.) Einw.: 674.
Götzenhain in Urk. Gotzendorff, Guzenbain, luth. Pft,
wurde 1318 von den Falkenſteinern der Abtei Fulda zu Lehen
aufgetragen, kam 1816 von Iſenburg unter Heſſen. Dazu ge
hören: der Neuhof, die Dampfmühle „Kreuzmühle” und bie feg.
Gögenhainer Mühle. — Gem.. 2196 M. (1491 U, 705 Wi)
Einw.: 638.
Hainhanjen in Url. Hanhufen, Hyenhus, Heynhaus, kath.
3b. am Rodaubach, kam 1425 von Eppenftein an Mainz, 1802
von Mainz an Heffen. — Gem.: 1909 M. (901 A, 241 Bi,
717 Wa.) Einw.: 405.
Hainitadt in Urk. auch Heimſtadt, kath. Fr. am Main
kam 1802 von Mainz an Heffen. — Gem.: 2359 M. (1114
U, 222 Wi, 889 Wa) Einm.: 738.
Hanfen, Kath. Flo. am Rodaubach, gehörte mit Obertshaufen
zum Kurmainz. Oberamt Steinheim. Erzbiſchof Ich. Philipp
verfaufte biefe Orte 1664 an Ph. Erwin von Schduborn, behielt
fih aber das Wiebereinlöfungsrecht vor, kam 1806 unter Her
anrgifche Hoheit unn 1816 unter Heflen. Dazu gehören: das
Provinz Starkenburg. Kreis Offenbadh. 861
Nenwirthshaus und die Untermühle. — Gem.: 1804 M. (819 U,
893 Wie, 578 Wa.) Einw.: 580.
Henfjenftamm in Urt. Hauſenſteen, Heuffenftein, Huſelſtam ꝛc:,
kath. Pfr. am Bieberbah, Sit einex Oberförfterei, mit einem
alten und neuen Schönborn’fchen Schloſſe. Das Schloß Heufen-
ftomm trug früher Eberhard Waro von Hagen von Kaiſer und
Reich zu Lehen. 1211 wurden bie von Eppenftein bamit belehnt
und gaben es ihn wierer als Reichsafterlehen. Im Jahr 1806
kam das ganze Patrimontalgeriht Heufenjtamm unter Iſenburg
und 1816 unter Helfen. Die Kirche wurde 1739 von ber
Gräfin Maria Therefia, geb. Gräftn von Meontfort, erbaut. Zu
9. gehören: die Schloßmühle, Schleifmühle, 1 Ziegelei, die Höfe
Batersbuaufen, ehedem ein Dorf mit Klofter, und Gräfen-
brad. — Gem. von Heufenftamm: 3418 M. (1581 U,
350 Wi, 1401 Wa.), von Gräfenbruch: 1672 M. (122 U,
67 Wi, 1436 Wa), von PBatershaufen: 1029 M. (225 U,
57 Wi. 726 Wa) Einmw.: 1010.
Fügesheim in Urt. Gogesheim, Gugensheim, Gugisheim :c.,
fath. Fb. am Rodaubach, kommt urk. ſchon 1261 vor, fam 1425
von ben Eppenjteinern an Mainz und 1802 von Mainz an Heflen.
Dazu gehören: die Wintermühle (Heidenmühle) und 1 Capelle. —
&em.: 5457 M. (2663 4,328 Wi, 2307 Wa.) Einw.: 1244,
Kleinanheim, Kath. Fld, kam 1425 von Eppenftein an
Mainz und 1802 von Mainz an Helfen. Dazu gehören 2 Forit-
hanſer in ber Steinheimer Faſanerie — Gem.: 4290 M.
(1559 A. 507 ®i., 2020 Wa.) Einw.: 1008.
Kleinkrogenburg, kath. Pfr. am Main, 1425 von Eppen-
ftein an Mainz gelommen, gelangte 1802 von Mainz an
Hefien. — Gem.: 4028 M. (1828 A., 467 Wi, 1477 Wa.)
Einw.: 1067.
Kleinfteinheim, kath. Flo. am Main. Im feiner Gemarkung
find Baſaltbrüche. Kam 1802 von Mainz an Helfen. —
Gem.: 1420 M. (611 X. 169 Wi., 503 Wa.) Einw.: 677.
Kleinwelzheim in Urt. Walinesheim, Wellensheim, Tath. Fld.,
erfcheint urf. Schon 772 unter dem Namen Walinesheim; uriprüng-
lich Lorſch, dann Mainz gehörig, kam e8 1802 von Mainz an
363 Copogtaphie.
Heſſen. Dazu gehört die Wafferburg — Gem: 2182 M.
(1006 A. 318 Wi., 773 Wa.) Einw.: 529.
Lämmerſpiel in Urk. Lyemersbuhel, Limmerſpnel, lath. Pfr.
am Rodaubach. Im feiner Gemarkung findet ſich ein bedentender
Steinbruch. Es kam 1425 von Eppenften an Mainz und 1802
von Mainz an Helfen. In feiner Nähe Ing das ausgegangem
Dorf Hinderfemen. — Gem.: 1433 M. (537 X, 169
Wi, 727 Wa.) Einw.: 482.
Zangen in Url, Langunge, Langungon, Langena, Melifl. mit
3242 meift luth. Einmw., Sit eines Landgerichts, eines Gteuer-
eommifjariats, einer Diftrictseinnehmerei, eines Forftamts. MA
feiner Gemarkung liegen beveutende Brüche von Sanbfisinen
Langen wurde von Ludwig dem Deutfchen 834 an Lorfch gegeben.
Später hatten es die Münzenberger, dann die Fallenfteiner, dam
die Dfenburger, bie e8 1600 an Hefjen verimften. Zu im
gehören das Jagdſchloß Wolfsgarten, erbaut ven Ernfi Ar
wig (Huusbomäne), ferner die Forſthäuſer Mittelpid mw Re
berſtadt, ſämmtlich Site von Oberförftereien, letzteres f. g. ven
einem Wald Koberſtadt oder Cobershart, der ſchon im 9. Jahrh
genannt wird und fpäter den Münzenbergern zufiel als Mairizifches
Lehen, 4 Mühlen und 5 Ziegeleien. Gem. von Langen: 10102
M. (4064 U, 507 ®i, 5531 Wa.) von Mitteldick 6717 P.
(82 4., 6635 Wa.) von Koberftabt 620 M. (33 A, 30 Bi,
556 We.)
Mainflingen in Urt. Manolfingen, Menflingeh, Tath. PM.
om Main, wird ik. ſchon 793 genannt, 1405 ꝛc. verlicher
die Grafen Son Hanau ven Zehnten barin zu Lehen. Es kam
1802 von Mainz an Geffen. In feiner Nähe lag das ange
gangene Dorf Haufen. Gem.: 3587 M. (1068 A., 283
Wi, 2158 Wa.) Einw.: 741.
Mühlheim in Urt, Mulenheim, Miolenheim, Mältinheim =
kath. Pfr. am Rodaubach nahe am Main, wurde 815 von
wig dem Frommen an Eginhard gefchenft und Fam 1802 ve
Mainz an Helen. Dazu gehören: vie Rothewarte (Mar
thurm), 1 Ziegelei, bie Straßenmühle und 7 Mühlen ohne
Namen. In feiner Nähe Tag das ansgeganjene Dorf Meiel—
heim. Gem.: 4106 M. (1675 9, 391 Wit, 1878 ®e)
Einw.: 1570.
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Provinz Starkenburg. Kreis Offenbach. 368
Neitienburg, tef. Pfb., gegründet von Johann Philipp Gra⸗
fen von Ienburg, 1700 von einer franzöfiihen Colonie gebant,
kam 1816 von Iſenburg unter Heſſen. Dazu gehört die Ban-
ſaſche Mühle. Gem.: 1766 M. (1387 U, 252 Wi., 5 Wa.)
@inw.: 2289. |
Obertohauſen in Urk. Oberbueshufen, Obershuſen, Tath. Fb.
dm Nodaubach, kommt wei. fühon c. 836 vor, gelangte 1425
son Eppenſtein an Maitiz, fam 1806 unter Iſenburgiſche Hoheit
mb 1816 unter Heffen. Gem: 2577 M. (1120 A., 486
wi, 912 Wa) Einm:: 799.
Affenthal in Urk. Obendam, Offendann, Ouedon, luth. Pfv.,
Köln 834 ih, ſchon vor in der Grenzbeſchreibung des Borfes
Langurnge (Langen) und gelatigte 1816 von Iſenburg unter Heffen.
Gr ſeiner Gemarkung find Baſaltbrüche. Gem.: 1924 M.
(1405 A. 530 8) Einw.: 534.
| ippseich, ref. Pfd. mit einem Fſenburgiſchen Schloß
nebft Sarten, kam 1816 von Sfenburg unter Heſſen. Gem.:
861 M. (151 U, 128 Wi, 81 Wa) Einw.: 88.
. Rembrüden in Urk. Reinbrücken, Rintbrüden, Rympbrücken,
Wi Flo. kam 1425 von Eppenftein m Mainz und 1802 von
. Mainz an Heſſen. Gem: 1003 M. (465 4, 113 Wi,
: 485 Wa) Einw.: 208.
Seligenſtadt, Stan am Main, Sitz eines Laubgerichts,
daes Rentaints, eines Steuercommiſſaridts, einer Diſtrictseinneh⸗
nerei, einesd Forſtamts und einer Oberförſterei. Sie Hat eine
Sem. son 8172 M. (2987 A., 705 Wi., 4191 Wa)
sb 3208 Einw., weiche meiſtens katholiſch ſind. Die Stadt
hat einige jährliche Märkte, Tuch⸗, Leinwand⸗ und Strumpfwebe⸗
en. In ihrer Gemarkung finven ſich beträchtliche Torfgruben
and Braunkohlenlager. Unter ihren Bffeittlichert Gebäuden find zu
erwäßnen: bie ehemalige Benedietinerabtei (Hausvomäne) und ihre
teche, vie Nine des f. g. rothen Schlofies, (eines alter kalſerl.
Bılatttiıs ver Hohenſtaufen, vie hier wohnten), bie neue Evang.
airche, das tens Schulhaus. — Von der Anweſenheit ber Romer
in bei Gegen von Seligenſtadt zeugen viele daſelbſt gefundene
ieertpüner: Im 9. Hahth. erfejeint Hier ein Dorf Obertmähl-
heim, welches durch Schenkung Ludwigs des Frommen an Eginhaurd
364 Topographie.
und Emma 815 kam. Eginhard fanmmelte bier —
um ſich, denen er ſpäter als Abt vorſtand, baute den N;
Peter und Marzellin, veren Reliquien er von Rom ut
hatte, eine eigne Kirche. Seine Gebeine beivahrt mit dener
und ihrer Schwefter Giſela feit 1722 ein koſtbarer Mu!
Obermühlheim wurde nun ein angefehener Ort, weithin
burch feine fchöne Abtei und die Reliquien der Heiligen, —
hen das gläubige Volt wallfahrtee. Wer damals ver —
fragte, wohin er reife, erbielt zur Antwort: „zu tr —
Seligen.” Diefe Bezeichnung wurde fo allgemein, vg —
Jahre fpäter der Name Obermühlbeim verſchwunden nn HE
Stelle ver Name „Seligenftätte" üblib war. Im J.
rief Ludwig der Deutfche hierher eine Verfammlung von er “
auh 2 Synoden wurden fpäter da gehalten. 1045 cö
Abtei Münze und Marktrecht. Durch Otto IL kam fie =
das Bartholomäusitift in Frankfurt. 1063 Tamen
Stadt an Mainz, ſpäter als Mainzifches Lehen an bie >
und blieben über - 100 Jahre im Beſitz veutfcher Könige und =
Zwifhen Abtei und Bürgern entipannen ſich häufig u
Zwiſtigkeiten. Als Stadt erfcheint S. zuerft urk. 1284.
30jährigen Kriege hatte Stubt und Abtei, namentlich bie —
durch die Schweden zu leiden, dann durch franzöfiſch⸗wei
Truppen, ſo daß nach dem Friedensſchluſſe die Felder verw 7
lagen und die Stadt öde und menſchenleer war. Viel zum V⸗
deraufblühen der Stadt trugen eine Anzahl niederländiſcher 2
weber bei, welche fi darin nieberließen. Im 7Tjährigen
ftand die Tuchweberei in ver Stadt in hohem Flor. Im Lime⸗
viller Frieden wurde die Abtei fäcularifirt und die Stadt km
1802 an Heſſen. Das Wappen der Stabt hat ein fechsfpeid*
ges filbernes Rad in rothem Felde. Zu GSeligenftabt gehöre
1 Ziegelei und die Wendelinuskapelle.
Sprendlingen in Url. Sprenvelingum ꝛc., luth. Pfo., Int
Ihon 880 urkundlich vor und war erſt Münzenbergifch, wm |
Falkenſteiniſch, zulegt Senburgiih. 1816 kam es von Herb
unter Heffen. Dazu gehören: der „Hof zum Trauben“, ber Hei
Gehfpig, die Theifenmühle und 3 Ziegelein. Gem.: 3858ER
(2905 A., 950 ®i) Einw: 2295 (bie Gehfpig enthält
102 M. A.)
Provinz Starkenburg. Kreis Offenbach. 865
Steinheim, Start an Main mit 1827 Einw., bie meiſt
Zfch find und fich von Fifcherei, Schifffahrt und Steinbrechen
re. In ſeiner Nähe find bedeutende Baſaltbrüche. Sit eimer
-LSeinnehmeret u. einer Oberförftere. Auf einer kleinen An-
et das alte Schloß mit hohem Thurm. St. gehörte im 13.
Au den Eppenfteinifchen Befigungen und kam 1294 durch
an Katzenelnbogen. Es war ſchon 1320 eine Stabt.
Pam es wieder an Eppenftein, von dem e8 1424 Mainz
Paauf an fi) brachte. Bei Mainz blieb es, wenn auch ein-
Bw porär an Iſenburg verpfänbet, bis e8 1802 an Heſſen
<—Zein Wappen zeigt einen fienden Biſchof im Ornate und
= Biihofsmüge, in der Rechten ein entblößtes Schwert
Bor deſſen Füßen ftebt ein fechsfpeichiges Rad. Im
pipe lagen die ausgegangenen Dörfer Wüſtenedders⸗
Sen Schönfeld. Gem.. 2374 M. (869 U, 228 Wt.,
Ba) Einw.: 1327. Dazu gehören: die Höllenziegel-
Berın 7 Biegeleien ohne Namen.
eigfirhen in Urt. Wyſenkirchen, kath. Pfd. am Rodaubach,
L425 von den Eppenfteinern an Mainz und 1802 von
% an Heflen. Dazu gehören: die Tannenmühle, Eichmühle
Lelsmühle) und die Sensmühle (Grabenmühle) Gem.: 3848
(1636 4, 556 Wi, 1157 Wa) Einw.: 771.
Zellhanfen, Tath. Fld, kam 1802 von Mainz an Heffen.
Weit davon ftand eine der Sage nach von Emma, Eginhardé
mahlin, geftiftete Zellficche, welche erft 1816 abgebrochen
be. Gem: 3424 M. (1124 4, 588 Wi, 1628 Wa.)
aw.: 720.
Rreis Wimpfen.
Der Kreis Wimpfen Tiegt iſolirt von ber Provinz (f. o.
36) und hat eine Benölferung von 4046 Seelen (3741
b., 264 Kath., 3 Sect., 38 Juden) Sreisftabt ift
Wimpfen am Berg in Urt. Vuinpina, Wimphina, Wimpina,
idt am Nedar, Sit eines Kreisamts, eines Landgerichts, eines
tamts, einer Oberförfterei. Sie liegt auf einer fchroffen Tels-
id, bat eine Gem. von 5305 M. (3435 A., 479 Wi,
868 Kopographte.
857 Wa.) und 2298 Einmw., welche Gewerbe und Viehzucht,
aber auch Wein und Aderbau treiben, und in: wen benachbarten
Salinen Beichäftigung finden. Unter den Öffentlichen Gebäuden
tft das bedeutendfte Die gotbifche Hauptlixche, zu welcher ber Grund⸗
jtein 1492 gelegt wurbe, mit einer aus einem Steine gehauenen
Kanzel uehft Treppe. Die Römer ſchon hatten ein Kaſtell auf
dem Berge, auf dem Wimpfen liegt. Zahlreiche Antiquitäten,
welche man bafelbft gefunden hat, fpreshen dafür, ſowie Die Nele
einer Landftraße, ein Römerbad u. m. a Auch ven f. g. rother
Thurm Hält man für römiichen Urfprunge. Im Anfang bei
10. Jahrh. wurde Wimpfen von den Ungarn zerftört, nachher
aber wieder aufgebaut. Urkunpli wird Wimpfen zum erſtenmal
829 genannt. Um 1230 wird es als Reichsſtadt angefäht;
ſchon vor 1245 war e8 ver Sit des kaiſerlichen Lanpgexikts in
Franken und im 16. Yahrh. war ein Faiferliches Kammergeift
daſelbſt. Die Reformation fond in Wimpfen Anflang; ber hie
thätige Reformator Schnepf fand an einigen Ablichen Beſchicher,
indeffen gab es mannichfache Reibereien zwiſchen ven Hiefigen De
minifanern, denen Eberhard von Weinsberg im 18. Jahrh. em
Kofter gebaut Hatte, und ven Proteftanten. Im 30jährigen Krirge
wurde 1622 die bekannte Schlacht bei Wimpfen geliefert, in ber
Tilly den Markgraf von Baden flug, und jene 400 Pforzheimer
ipren Tod fanden, die unter Ihrem Bürgermeifter Deimling ihrem
Landesherrn ven Rückzug deckten. Mehrmals hatte Wimpfen durch
die Drangfale des Kriegs zu leiden gehabt. Ian Sept. 1803
hörte Wimpfen auf, freie Reichsſtadt zu fein, Baden nahm es in
Beſitz, trat e8 aber ſchon 1803 an Heffen ab. Das Wappen
der Stadt zeigt einen fehwarzen Adler mit rothen Füßen und
Schnabel, in welchem er einen filbernen Schlüffel hält, in gel
nem Feld. Zu Wimpfen gehören: die Saltne Lubwigshalle (f. e
S. 87), die Nedarmühle, die Gebäude bes Soolbads Mathildenbid
und bie Leinwandbleiche in ver Erbach.
Finkenhof, Hof aus 533 M. (337 U, 13 Wi., 116
Wa.) bejtehend, Liegt ganz ifoltrt von Wimpfen und hat 25 Bewohner.
Forſtbezirk, beftehend ans dem Heffifhen Helmhofe, dem
Forſthauſe nebit Pachtersgebäuden und Holzmacherswohnungen.
Seine Größe beträgt 2799 M. (424 U, 33 Wi, 2327 8)
und ex bat 147 Bewohner.
Provinz Starkenburg. Kreis Wimpfen. 867
Hohſtadt, Fip., feit 1803 Heſſiſch. Dagn gehören die 2
Fleckinger Mühlen und das f. g. alte Salinenhaus. Gem.:
1188 M. (8414, 118 Wi, 115 Wa, 64 We.) Giam.: 234.
Kürnbach, Mrhft. zwifchen Württemb. und Badiſchem Ge-
Wer, zu 2, Heſſen, zu Baden gehörig, fo, daß nicht bie
Henarfung, ſondern bie Unterthanen getheilt ſind. Dieſe zahlen
eine Aperſionalſumme jährfih an Steuern. Die Hell. Unterthanen
find an ver Zahl 903. Die Grafen von Kagenelnbogen hatten
ſchen im 12. Jahrh. einen Antheil an Kürnbach, welchen die Familie
Sternfels zu Lehen trug, bis diefer wieder an Heflen zurädfid.
Zu SH. gehören die Humbitermühle und die Kloſtermühle.
Wimpien im Thal, Mrktfl. am Nedar, mit einer Gem.
vom 1178 M. (710 U, 251 Wi. 30 Wa.) und 439 Eium.
Es bat 2 Kirchen, von denen die Stiftskirche im byzant. gothifchen
Styt ig hohem Grade intereffant if. Sie ift ums Yahr 1259
ou die Stelle ver alten Stiftsfirche gebaut worden, welche ein
Bernie Biſchof Krotold nebit Klofter erbaut, das fpäter in ein
weltliches Stift verwandelt wurde. Das Stift war dem h. Peter
geweiht, wurde im Laufe ver Zeit ſehr reich und erfreute ſich
wichtiger Privilegien. Judeſſen hatte es mit ver Reichsſtabt Wim⸗
pfen mancherlei Streitigkeiten, welche erſt von dem Neichsfganmer-
wit 1596 durch einen Hauptvergleich geſchlichtet wurden. Im
RAhr 1803 wurde das Stift ſäculariſitt. Wimpfen im Thal
hat eines berühmten Tuchmarkt auf Peter und Paul. Dazu gebp-
ven; bie unweit davon Liegende Koruelienficche und bie Nedariujel
368 Topographie.
OD. Provinz Oberheſſen.
Was die Lage, Größe, natürliche Beſchaffenheit, die Bewohner
ber Provinz Oberheſſen betrifft, jo müffen wir, um Wteberbolungen
zu vermeiden, wie bieß auch bei ver Provinz Starkenburg geichehen
ift, auf das 2. und 3. Buch vieles Werks verweifen, wo all
biefe Gegenftände in Beziehung auf das ganze Großherzogthum
Beſprechung gefunden haben. Nur das fei noch nachträglich erwähnt,
daß von den 1,594640 Morgen, welche die Provinz enthält,
701886 auf Ackerfeld, 280605 auf Wiefen, 74 auf Weinberg,
556106 auf Wald, 5304 auf Hofraithen, 50665 auf une
ftenerbares Gelände kommen. Cbenfo fei noch bemerkt, daß vom
ven 309617 Bewohnern ver Provinz 243903 Lutherase,
18832 Reformirte, 21670 Unirte, 15646 Katholiken, 195
fonftigen chriſtl. Confefjionen Augebörige, 9371 Juden find.
Die Provinz Oberheſſen ift zufammengefegt 1. ans ven
ehemaligen Oberfürftenthum Hefjen, oder den alten Heffifchen Ober
ämtern und Aemtern: Gießen, Allendorf an ver Lumda, Wlefeh,
Battenberg, Biedenkopf, Bingenheim, Blankenftein, Burggemänden,
Butzbach und Philippsed, Cleeberg, Grebenau, Grünberg, Homber
an der Ohm, Hüttenberg, Itter (Amt over Herrichaft), Königsberg,
Nidda, Lißberg, Oberrosbah, Schotten und Stornfels, Stornberf,
Ulrichitein, 2. aus Theilen des ehem. Mainzifchen Oberamts König-
ftein (Vilbel und das Amt Nodenberg), 3. ber vormal. freien
Neichsftant Frienberg, 4. dem ehem. landgr. Heffen-Homburg. Dorf
Peterweil, 5. der Burggrafihaft Friedberg (Burg Friebberg, Amt
Altenftaot, Amt Büpesheim, Amt Großfarben), 6. ver Herrſchaft
des Grafen von Stolberg-Ortenberg, 7. der Herrichaft des Grafen
von Stolberg-Gevern, 8. ven ehem. fürftl. Solms-Braunfelfiiger
Aemtern (Aemter Hungen und Gambach, Wölfersheim, Grüninge)
9. den ehem. Aemtern bes Fürften von Solms (Aemter. Lich m
Nieverweiiel), 10. ven ehem. Aemtern des Grafen von Solms-Luhef
(Aemter Laubach, Utphe), 11. den ehem. Aemtern des Grafen me
Solms-Rövelheim (Nödelheim, Niederwöllſtadt, Affenheim), 12. iM
ehem, Amt Gngelthal des Grafen von Solms-Wilvenfels, 13. ver chem.
Abtei Arnsburg, 14. der Grafſchaft Schlik, 15. den Befitungen
ber Freiherrn v. Nievefel (Cent Lauterbach, Gericht Stockhauſen
Gericht Landenhaufen, Gericht Altenfchlivf, Gericht Moos, Gert
— — — — —
Provinz Oberheffen. 369-
Hreienfteinau, 16. der gräfl. Leiningen-Wefterburgiichen Herrichaft
Mbenftant, 17. ver ehem. Ganerbichaft Staven, 18. ber ehem.
Maltheſer⸗Ordens⸗Commende Niederweifel, 19. ven ehemaligen
Deutſchordens⸗Beſitzungen (Schiffenberg, Kloppenheim), 20. ven
mittelrheiniſch⸗ reichsritterfchaftlichen Orten derer von Löw, von
Frankenſtein, von Wetel, von Rau zu Holghaufen, von Günberobe,
von DVenningen 2c. in dieſem Bezirke, 21. der ehem. Fulpaifchen
Stadt Herbftein, 22. den ehem. Hanauifchen Aemtern Rodheim,
Münzenberg, Ortenberg, 23. dem Fürftl. Iſenburgiſchen Amte
Wenings, 24. der Graffchaft Iſenburg-Büdingen (Aemter Büdin⸗
gen und Morftadt), 25. dem ehem. Amt Marienborn bes Grafen
von Iſenburg⸗Meerholz, 26. dem ehem. Amt Affenheim ver Gra-
fen von Pienburg- Wächtersbah, 27. ver Patrimonialherrfchaft
Dbererlenbach des Grafen von Ingelheim.
In Folge dieſer ehemaligen verfchiedenen Herrichaft find in
Oberheſſen bis zur Einführung eines bürgerlichen Gefegbuchs für
das ganze Land die ehemals darin gültigen Nechte in Wirkſamkeit.
Nach den verichievenen Verwaltungsrüdfichten ijt die Provinz
eingetheilt:
1. in 11 Sreisämter: Alsfeld, Biedenkopf, Büdingen, Friebberg,
Gießen, Grünberg, Lauterbach, Nidda, Schotten, Vilbel, Vöhl;
2. in 24 Lanpgerichte und Stabtgerichte: Stabtgericht Gießen,
Landgerichte Gießen, Alsfeld, Altenstadt, Battenberg, Bieden⸗
kopf, Büdingen, Butzbach, Friedberg, Gladenbach, Grünberg,
Herbſtein, Homberg, Hungen, Laubach, Lauterbach, Lich, Nidda,
Ortenberg, Schlitz, Schotten, Ulrichſtein, Vilbel, Vöhl;
3. in 3 Obereinnehmereien: Gießen, Nidda, Romrod;
4. in 15. Steuercommiſſariate: Friedberg, Biedenkopf, Butzbach,
Gießen, Gladenbach, Hungen, Vöhl, Büdingen, Nidda, Schot—⸗
ten, Alsfeld, Grünberg, Herbſtein, Homberg, Schlitz;
5. in 43 Diſtrictseinnehmereien und zwar a. zur Obereinneh⸗
merei Gießen: Aſſenheim, Battenberg, Biedenkopf I. IL,
Butzbach I. IL, Friedberg, Gießen 1. IL, Rodheim, Gladen⸗
bach I. I., Großenlinden, Großfarben, Lich, Nievermörlen,
Vilbel, Vöhl, b. zur Obereinnehmerei Nidda: Altenſtadt,
Bingenheim, Bübingen I. I., Gebern, Hungen I. I, Laubach,
Nidda, DOrtenberg, Schotten I. IL, Ulrichjtein, c. zur
DObereinnehmerei Romrod: Alsfeld, Zelda, Großenbufed,
BWalthers Hefien. TA
370
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
Topographie.
Grünberg, I. I., Gunzenau, Herbftein, Homberg, Kirterf,
Lauterbach, Romrod, Schlit ;
. in 10 Rentämter: Gießen, Alsfeld, Battenberg , Frieoberg,
Gladenbach, Grünberg, Homberg, Nidda, Schotten, Vöhl;
. in 7 Kreisbauämter: Gießen, Alsfeld, Biedenkopf, Friedberg,
Grünberg, Lauterbach, Nidda;
. in 9 Forftämter: Battenberg, Biedenkopf, Burggemünden,
Triepberg, Gießen, Nidda, Romrod, Schotten. Vöhl;
. in 45 Oberförftereien und zwar a. zum Forſtamt Batter⸗
berg gehörig: Allendorf, Clbrighaufen, Dodenau, Hatzfeld,
Leifa; b. zum Forftamt Biedenkopf: Biedenkopf, Breidenbach,
Katzenbach, Dautphe, Gladenbach, Weidbach; c. zum Forſtan
Burggemünven: Grünberg, Hainbah, Homberg, Mlauled,
Niederohmen, Wahlen; d. zum Forſtamt Frievberg: At
ftabt, Bußbach, Oberejchbach, Hochweifel, Oberroßbach; e. zum
Forjtamt Gießen: Altenbufed, Gießen, Königsberg, Schiffer
berg, Münzenberg, Lich; f. zum Forjtamt Nivva: Bingenheim,
Eichelsdorf, Langd, Ortenberg; g. zum Yorftamt Romrod:
Alsfeld, Eudorf, Grebenau, Romrod, Vadenrod, Winphaufen;
h. zum Forftamt Schotten: Eichelſachſen, Laubach, Feldkrücken,
Grebenhain, Rainrod; i. zum Forftamt Vöhl: Altenlotheim, Aſel;
in 12 Salzmagazinsverwaltungen: Gießen, Alsfeld, Bermuthe-
bain, Büpingen, Friedberg, Gladenbach, Grünberg, Lauterbach,
Salshaufen, Ulrichftein, Vilbel, Vöhl;
in 18 evangelifche Defanate: Gießen, Alsfeld, Biedenkopf,
Büdingen, Butzbach, Friedberg, Gedern, Gladenbach, Grofen-
finden, Grünberg, Hungen, Kirtorf, Laubach, Lauterbad,
Nidda, Rodheim, Schotten, Vöhl;
in 3 katholiſche Dekanate: Gießen, Ockſtadt, Vilbel;
in 1 Rabbinat: Gießen; ’
in 11 Schulbezirfe, mit ven Kreisämtern zuſammenfallerd;
in 25 Medicinalbezirke: Gießen I. II., Alsfeld, Aomre,
Kirtorf, Schlitz, Bierenkopf, Battenberg, Gladenbach, Bibin
gen, Friedberg, Altenftart, Butzbach, Vilbel, Grünberg, Ulrich
jtein, Hungen, Laubach, Nidda, Schotten, Gevern, Ortenberg
Vöhl, Lauterbach, Altenfchlirf ;
in 11. Veterinärbezirke, mit ven Kreisämtern zuſammenfallend.
Provinz Oberheffen. 871
Im nördlichen Theile der Provinz Oberheſſen jenfeit8 des
Pfahlgrabens finden fih Spuren von ungleich mehr ausgegan-
genen Dertern al8 in ver Wetterau Die Urfache fucht
Dieffenbach darin, daß fchon die alten Bewohner der Wetterau
durch die Römer hingewieſen wurden, in größeren. Gemeinheiten
zuſammenzuwohnen, während bie Beivohner des nörbl. Theils mehr
nach altveuticher Sitte anf einzelnen Höfen zu wohnen fortfuhren.
Aus diefen Höfen mögen im Laufe ter Zeit Weiler entjtanden
fein, vie fo lange blieben bis fie die Fehdeſucht des Mittelalters
oder die verheerenden Kämpfe des 17. Jahrh. zwangen, fich zu
vereinigen oder innerhalb ficherer Pläße zu ziehen. —
Ehe wir zur Betrachtung ber einzelnen Kreife und Oerter
der Provinz Oberheſſen übergehen, haben mir einige befonbere
Landſtriche der Provinz zu betrachten, welche in gefchichtlicher ober
ſonſtiger Beziehung ein befonteres Intereſſe bieten, aber in ihrer
Gejammtheit an Feiner andern Stelle eine pafjende Beiprechung
finden können. Es find dieſe Lanpftriche: die Wetterau, ver Vo⸗
gelsberg, das Hinterland, ver Breidenbacher Grund, die Grafichaft
Schlig, der Hüttenberg. Die Herrfchaft Itter fällt mit dem
Kreife Vöhl zufammen und wird darum dort befprochen werben.
Die Wetterau. Der Umfang ver Wetterau ift in ver-
ſchiedenen Zeiten verfchieven bezeichnet worden. In ben Zeiten
ber alten Gauverfaflung bildete die Wetterau einen befonderen Gau,
ber aber, wie noch ein anderer, ver Wingartriba, nicht Gau, fon-
dern Eiba geheißen und nach einem ber Flüßchen, welche ihn
burchichlängeln, benannt wiirde. Der Gau Wedereiba, ber
zum eritenmal 736 fo genannt wird, hatte folgenden Umfang:
Die Grenze z0g von Steinbach nach Queckborn, lief von ba nad
dem SHerchenhainer Berg und Crainfele. Hierauf vurchjchnitt fie
das vorm. Gericht Freienfteinau, ging dann über Kreſſenbach und
Ulmbach, und lief über vie Spite ver Gebirge fort. Bei Höchſt un-
weit Gelnhaufen erreichte fie die rechte Seite ber Kinzig, die nun
bis an ven Main die Grenze ver Wetterau bildete. Cie ging
dann ten Main abwärts, lief zwifchen Dörnigheim und Fechenheim,
wo der Niddagau angrenzte, burch, bis an den Einfluß ber Nidder
in die Nidda. Von da bildete die Nidda die Grenze bis nad)
Dfarben, ging dann zwifchen Rodheim und Petterweil durch, wovon
eriteres noch zur Wetterau gehörte, dann unter Oberroßbach nach
Ar
372 Topographie.
Ufingen. Hier lief fie wejtlich an Butzbach vorüber, z0g dam
über Gambach, Holzheim, Grüningen bis wieder nach Steinbach.
Nachdem die Gauverfaffung ſich aufgelöft hatte, entftand Hier, wie
in mehreren andern Theilen Deutfchlants, eine Landvogtei ober
Provinz, an deren Spike ein vom Kaiſer eingeſetzter Landvogt
(advocatus provindialis) jland. Der Umfang ver Landvogtei ober
Provinz Wetterau war aber ein bei weitem größerer als ver des
ehemaligen Gaus, denn fie ging nördlich bis Lahnftein, Montabaur,
Gladenbach und Homberg, öſtlich bis Schlüchtern, dann bis an
die Ufer des Mains und Rheins und bis an den Ausflug ver
Lahn. Heut zu Tage wird ver Umfang ber Wetterau wieder auf
berfchievene Weife angegeben. Die gewichtigften Stimmen vereint
gen ihre auf Sprachgebrauch, Bopenqualität, Sitten und Gekränfe
bafirende Meinung dahin, daß im geraver Linie von Süden md
Norden Frankfurt und Hungen, und von Welten nach Dften Pk
göns und Nidda die Grenzpunfte feien. Oeſtlich bilvet die Nidde
bie Grenze bis Florſtadt. Von da zieht die Wetterau bis nah
Altenſtadt und es birften von bier bis nah Büdingen Hin no
mehrere Gemarfungen zur Wetterau gehören. Weiter Täuft bie
Grenze mit der Nidda bis nah Windeden und von da nad
Hanau, Gegen Süden bildet der Main von Hanau an bis
Frankfurt die Grenze. Die weftliche Grenze läuft von Fraukfurt
über Homburg vor der Höhe und von da mit dem Pfablgraben
bis Pohlgöns. Die Grenze nach Norden geht von Pohlgöns aus
längs dem Pfahlgraben bin über Grüningen und von da nach Lich und
Hungen bis nah Nidda. Es würde hiernach ver Flächenraum ver Wet-
teran ungefähr 15 [_ Meilen betragen. — Von ber natürlichen Be
ichaffenheit ver Wetterau, von ihren Bewohnern ift im 2. u. 3. Buch
fhon vie Rebe gewefen, und wir müſſen deßhalb dorthin verwei⸗
fen. Das Land war urfprünglich fait ganz Taiferliches Kammer
gut und im feiner Nähe lagen die Faiferlichen Villen, auf welde
bie Deinifterialen lebten. Die Folge von dieſen Verhältniſen
war, daß bon dieſen Minifterialen Jahrhunderte lang des KHaiferd
Milde und Noth zu Schenkungen und Vergebungen benugt wırde
Am Ende war dem Kaifer felbjt hier gar nichts mehr geblieben
und bie Wetterau zerfiel in zahliofe Heine Linder, deren jebes feinen
Herrn hatte. Noch find es niht 50 Jahre, daß die MWetterm
ein buntes Gemisch einer Menge von einanver unabhängiger
Provinz Oberbeffen. 373
Defigungen war. Die Kreife Friepberg und Vilbel allein waren 3. B.
aus 19 verfchtevenen Lanvestheilen zufammengefeßt, bie geiftlichen
und Klofter-Güter, welche ſehr bebeutend erimirt waren, nicht ein-
mal dazu gerechnet.
Dei dem beutichen Neichstage hieß eines der 4 Sollegien,
in welche bie Neichsgrafen und Herrn getheilt waren, das Wetter
anifche Grafencollegium, zu welchem vie Fürften und Grafen von
Solms, Iſenburg, Stolberg 2c. angehörten.
Der größte Theil der Wetterau gehört nun zum Großher⸗
zogthum Heſſen. Kurheſſen befigt außer dem Amte Dorheim einen
großen Theil ver fünlich von der Nidder gelegenen Orte Zum
Herzogthum Nafjan gehören außer dem aus 2 Orten bejtehenven
Amte Neichelsheim mehrere Drte dieſſeits des Taunus bis an ben
unteren Theil ber Nidda bin. Außerdem befigt die freie Stadt
Fraukfurt in der Wetterau einige Orte. Endlich Liegt die eigent-
fiche Landgrafſchaft Hejjen-Honbnrg darin. —
Der Vogelsberg Der Umfang des Vogelsbergs im
weiteren Sinne des Worts (f. o. ©. 50) ift genau ſchwer zu
beſtimmen. Nach Wagner ift vie Grenze vefjelben (über die Orte
gezogen, bie innerhalb vejjelben liegen) folgende: An der nordweſt—
fichen Grenze anfangend, ift Schelinhaufen ver erjte Ort; von ba
zieht die Grenze über Ober- und Niederbreidenbach, von welchen
nur eriteres zum Vogelsberg gehört, durch, und geht über Wallen-
rod, Rimlos, Lauterbach, Rudlos, Landenhauſen, worauf die Linie
(ings ver öftlichen, fürlichen und meftlichen Grenze des Kreiſes
Lauterbach hinzieht. Von da geht die Grenze nach dem reife
Schotten, zieht dann etwa an ber öſtlichen Grenze bes Kreis
ſes Nidda Bin und dann ziwifchen Ober- und Mittelfeemen
durch. Dann zieht Die Grenze von Neuhof nach Ufjenborn, Liß-
berg und Oberlais, läßt Eichelsdorf und Stornfel® außer ber
Grenze liegen, gebt dann von Kfeineichen nach Großeneichen, Rup⸗
pertenrod, Zeilbach und von da nach Schellnhauſen. Dieß ift bie
ungefähre Grenzangabe. Die natürliche Beſchaffenheit des Vogels⸗
bergs fowie feine Bewohner haben im 2. und 3. Buch ſchon
ihre Beſprechung gefunden und es muß deßhalb dahin verwieſen
werden. — Eine Geſchichte hat der Vogelsberg als Ganzes nicht,
da er zu keiner Zeit ein politiſches Ganzes gebildet hat. Der
Name Fogelsberg kommt urf. zum erſtenmal 1238 vor. —
374 Topographie.
Das Hinterland. Unter dem Hinterland verfteht man
ven fchmalen Streifen, in ten die Provinz nach Norden bin aus
läuft. Es ift ein im Durchſchnitt etwa 2 Meilen breiter und
8 Meilen langer Landftrih (vom Ausfluffe ver Bieber in bie
Lahn fünlich von Heuchelheim an bis zur Grenze jenſeits Broms⸗
firchen), der weftlich von Gießen kaum auf dritthalbhundert Klafter
mit dem Hauptlande zufammenhängt, dann nach Norden läuft,
jenfeit8 Frankenbach noch einmal auf einige Klafter fich verengt,
in der Gegend von Dautpbe aber feine größte Breite bat. Die
natürlihe Beſchaffenheit des Hinterlands fowie feine Bewohner
haben im 2. und 3. Buch ihre Beiprechung gefunden.
Einen Zheil des Hinterlandes bildet: der Breidenbacher
Grund, ein aus 21 Ortfchaften beſtehender Landſtrich, im bene
früher vie Polizeigewalt, ſowie vie Gerichtsbarkeit erfter Inſetz
dem Staate und der Familie von DBreitenftein gemeinfchaftkd
zuftand. Diefe 21 Ortfchaften find: Achenbach, Breidenbach,
Breidenſtein, Kleingladenbach, Niederdieten, Nieverhörle, Dberbieten,
Quotshauſen, Wallau, Weifenbach, Wieſenbach, Wolzhauſen, Frechen
hauſen, Gönnern, Lixfeld, Niedereiſenhauſen, Obereiſenhauſen, Ober-
hörle, Roth, Simmersbach, Steinpferf. In älteren Zeiten waren
in dieſem Grunde eine große Anzahl Adlicher begütert. Ihre
Güter waren theils Allodialgüter, theils Lehensgüter non Heſſen,
Naſſau und Wittgenſtein. Dieſelben finden ſich ſpäter meiſt in
den Händen ver Familie Breidenbach zu Breidenſtein und Breiden
bach genannt Breivenftein. in Theil verfelben fiel in ver 2.
Hälfte des 16. Jahrh. an die Lanvgrafen von Heffen. Die Be
wohner bes Grundes haben noch manches Eigenthümliche in Sitten,
Gebräuchen, Trachten und Nechtsgewohnheiten. —
Das Schliter Land liegt in der Provinz Oberbeffen am
weiteften gegen Oſten. Es Hildet dic Standesherrſchaft Schi.
Es ift ein aus ven Ausläufern des Vogelsbergs einerfeits wm
des Rhöngebirgs andererfeits gebilvetes Hügelland (heſſiſches Hüpk
land genannt) uud befteht aus 16, in 3 Thälern liegenden, Dir
fern nebſt dem ifolirt liegenden Dorfe Willofs und der Statt
Schlitz, welche, gleichfam Mittelpunft des ganzen Bezirks, in tem:
jenigen Theile veffelben Yiegt, welcher gewiffermaßen als Ausgangs
punft jener 3 Gründe zu betrachten if. Der Fuldagrund
mit den Orten Hemmen, Hartershaufen, Uellershaufen, Pfordt unt
Provinz Oberheſſen. 875
Fraurombach, jowie ver Untergrund mit den Dörfern Hußborf,
Sandlofs, Dued, Rimbach, Oberwegfurth, Unterwegfurtb und Un-
terihwarz werben von der Fulda durchſtrömt und erftreden fich
von Süden nah Norden; ber Sreuzersgrund, die Orte
Uetzhauſen, Niederſtoll und Bernshauſen umfaffenn, und von ber
Schlitz durchſtrömt, von Süd⸗-Weſt nach Nort-Oft. Die Herr-
ſchaft Schlitz war vor der Mebiatifirung 1806 reich8unmittelbar
un) gehörte zum fränfiichen Kreiſe, Canton Werra, Buchiſchen
Drvartiers und jtand in Lebensverband mit Fulda. Ueber manches
Eisenthümliche, was fich bei ihren Bewohnern erhalten bat, |. m.
um Nachtrage, wo e8 zur Ergänzung des ©. 116 ff. über Charafter,
Sitten ꝛc. der Bewohner des Großherzogthums Gefagten feine
S:elle finden wird. —
Der Hüttenberg ift ein Lanbftrich, welcher nicht allein
das ehem. Heſſiſche Amt Hüttenberg umfaßt, ſondern auch einen
Teil des ehem. Naſſauiſchen an Preußen gekommenen Amts Atz⸗
bad. Sein Name ift manchmal in Heidenberg umgeteutet wor-
ben. Nah Schmibt aber „bezieht er fich auf ven Namen bes in
ber Nähe von Butzbach gelegenen Hansbergs. Da vie Kultur
biefer Gegend von Süden kam, fo können bort fhon Häuſer
gewefen fein, während hier no Hütten waren. Doc meiß bie
Geſchichte nichts darüber.” Der Hüttenberg enthält die Orte:
Allendorf, Annerod, Dornholzhauſen, Dudenhofen, Großrechtenbach,
Hauſen, Höchelheim, Hörnsheim, Kirchgöns, Langgöns, Leihgeſtern,
Litzellinden, Nieverfleen und Pohlgöns. Er gehörte, fo weit bie
Sefchichte zurückgehen kann, zum Schloß Gleiberg (f. u. bei Gießen).
Mit Gießen kam vie Hälfte an die Landgrafen, doch ward feine
Abtheilung vorgenommen. Erft im J. 1703 wurde bie Gemein-
ſchaft aufgeboben und die Theilung gemacht. Najjau befam: ‘Dupen-
bofen, Lützellinden, Hörnsheim, Hochelheim, Nicverfleen, Dornholz⸗
haufen, Groß-Rechtenbach.
Kreis gießen.
Der Kreis Gießen umfaßt 49 Ortfchaften und verfchiebene
Höfe. Seine Gelammtberälferung beträgt 45369 Seelen (40057
Luth., 3203 Ref, 76 Un, 553 Ruth, 47 Sect,, 1433 Juden).
Kreisitabt, zugleich Hauptſtadt der Provinz Oberheffen, tft
376 Topographie.
Gießen an ver Lahn, Landesuniverſität, Sitz eines Kreisung
eines Stadtgerichts, Landgerichts, einer Obereinnehmerei, em
Steuercommiffariats, einer Dijtricetseinnehmerei, eines Rentam,
eines Kreisbanamts, eines Forftamts, einer Oberförfterei, mit en
Gem. von 14369 M. (5801 U, 1830 Wi., 4979 Ua)
und mit 9049 Einw Die Stadt Gießen befteht aus m
eigentlichen Stadt und den angebauten Theilen, vie fih theu
üblich nach ver Höhe des Selzerbergs, theils nörbli der Stufe
nah Marburg entlang ziehen. In die eigentlihe Stadt fü
4 Thore: das Selzer-, Neumeger-, Wall und Lahnthor. De
Stadt war mehrere Jahrhunderte hindurch mit Wall und Grda
wohlbefeftigt. Der größte Theil vejjelben wurde 1806188
gejchleift und es find noch jetzt an verfchiedenen Orten die Refteie
alten Befeftigung zu feben. Die um die Stabt herumzicheit
Straße mit einem fchattigen Fußweg, die Schur, bezeichnet m
Umfang der ehemaligen Feſtang. Die Straßen und Gafıa
find mit wenigen Ausnahmen unregelmäßig und eng. Der Seb
zersweg in Verbindung mit ver ſ. g. Mäusburg und ver Ba
thorſtraße durchſchneidet die Stadt in ihrer ganzen Länge von S. W
nah N. DO. Anvere bedeutendere Strafen find: die neuen Bänt
ber reiche Sand, der neue Weg, ver Alterweg ꝛc. Die bedeuten
deren Pläße der Stadt find: der Brand, das Kreuz, ber Firchen-
plat, ver Marktplatz. Die intereffanteren Gebäude ſind: bie
Stabtlirche (vollendet 1821) mit dem davon getrennt ftehenben
von der 1809 abgebrochenen alten Kirche übrigen Thurme; ber
Kanzleibau (Großh. Hauspomäne); das Hofgerichtsgebäure, ehevem
Commandantenwohnung; die neue Aula, erbaut auf den Fundamenten
bes alten Collegiengebänves; das Zeughaus, erbaut 1556, ehebem
gefüllt mit einem reichen Schag von Kriegsgeräthen, jetzt als Lager⸗
haus, als Fechtboden und als Theater dienend; das Entbinvunge
haus; das neue Öhmnafium an der Stelle des Wohngebäudes dei
für die Univerfität unvergeflichen R. 8. v. Senfenberg; du
Klub-Gebäude mit einem ſchönen und gejchmadvolen Saale; is
Sabrifgebäube des Herrn Gail, früher Wohnung des befannten
Minifters v. Gatzert. Außerhalb ver eigentlichen Stadt liegen
folgende bemerfenswerthe Gebäude: das Bnuſch'ſche Gartengebäude,
ein bejuchter Vergnügungsort; die Eatholifche Kirche; das Univerfi⸗
tätsgebäude, uriprünglich zur Saferne beftimmt, mit werjchiebenen
— —
Provinz Oberbeffen. Kreis Gießen. 877
me Untverfitit gehörigen Imftituten: ver vereinigten Univerſitäts⸗
mb Sentenbergiichen Bibliothel, vem Muſeum, dem alademifchen
rankenhaus, verfchievenen Cliniken, mineralogifchen und geologifchen
Sammlungen; baran ftoßend das chemifche Laboratorium; ferner
8 neue Arrefthaus; das neue Anatomiegebäude; ver Bahnhof. —
ne zur Univerfität gehörigen Anftalten ſ. o. S. 167 f. An Schu—
a finden ſich in Gießen: ein Gymnaſium, eine Realſchule, 7
idtiſche Schulen und zwar 2 Knaben- und 2 Mäpchenfchulen,
&lementarfchule, 1 Freiſchule, 1 höhere Töchterfchule und meh-
ce Privatichulen, fowie auch eine Arbeitsichule und eine Klein-
ıwer-Bewahranftalt. Bon wohlthätigen Anftalten find zu
wähnen außer ver für bie Kreife Gießen und Grünberg bejteben-
n Spar- und Leihlaffe: die Urmenanftalt, das Bürgerhospital
it ver Arbeitsanftalt, das Pfand- und Leihhaus. Als gefellige
ereine bejtehben bier ver Klubb, die muſikaliſche Geſellſchaft,
er Gejangverein. — Die Einwohner treiben vorzugsiweife
Sewerbe, doch auch ftarfen Ackerbau verbunden mit anfehnlicher
ziehzucht. Unter ven Gewerben find die Gerberei, Strumpfmwir-
rei und Bierbrauerei bebeutend. Fabriken ſind mehrere bier für
abak, Spiritus, Liqueur und Effig, Leinen und Baumwolle —
n ber Umgegend von Giefen finden fich noch vielfacdhe Spuren
ya ben alten Bewohnern der Gegend, den Chatten. Daß die Römer
ch längere Zeit hier aufgehalten, ift nicht erwiefen. Der Name Gichen
fcheint zum erjtenmal in einer Urkunde von 1197 und dann öfters
erſchiedenartig gefchrieben 3.8. Gyſen, Giezen, Geyzen 2c. meiſt aber
zum Gießen”, fo daß es zu beveuten fcheint „zu den Waſſern
der Bächen.“ Die Stapt foll aus der Vereinigung von 3 Dör-
ern: Selters, After und Krobbach entſtanden fein. Als Befiger
er Gegend ericheinen vie Grafen von Gfleiberg, von deren Befigungen
urch Heirath die eine Hälfte mit Gießen an Rudolph, Pfalsgraf
on Xübingen fam. Im 9. 1265 ging Gießen durch Kauf an
en Landgrafen Heinrich I. von Heilen über und erfcheint ſchon
(8 Stab. In der Febhde zmwiichen dem Landgrafen und bem
rzbifhof Mathias von Mainz hatte ©. 1327 eine Belagerung
nd Eroberung zu beitehen; die helvenmüthigen Bürger verjagten
ber bie Feinde bald wieder. Im die Mitte bes 14. Yahrh.
atten die Falfenfteiner einen Antheil an Gießen pfandweiſe inne.
Inter Philipp dem Großm. begann der Neubau ber Feſtungswerke;
378 Zopograpbie.
Ip
unter Ludwig IV. wurden „vie neuen Bäue“ aufgeführt, ä \%
Georg II., welcher fih während eines großen Theils des 3%
rigen Kriegs hier aufhielt, wurde ein Theil der Vorwerke AN
Während des 7 jährigen Sriegg war G. vun 1759 bi® w
von den Franzoſen beſetzt. Auch während des Revoluc
hatte es mehrfach zu leiden. Von Oct. 1805 bis zum 6.
1806 hatte Ludewig I., durch den Gang tes Kriegs gm
Darmftabt zu verlaffen, feinen Aufenthalt bier genoruum we
Bon Lofalitäten in der Nähe von Gießen haben wir zu Aal)
ven Hardhof, eim ziemlich bedeutendes Wirthſchaftsge an
beiden Burgen Vetzberg und Gleiberg, letziere uf
Gebiete liegend, beide ehedem im Beſitze des mächtigen —e
ver Gleiberge, erſtere als Ganerbenhaus; der Dünsberg — 2
hoch, mit gewaltigen Ringwällen auf feiner Höhe; die B
burg, 1358 von Joh. von Weitolshauſen erbaut, bE —* i
neuere Zeit im Befig der Familie von Schrautenbach ⸗ er
Mitte des vorigen Jahrhunderts Ruine, jett ein vielbeſu rg
gnügungsort; ver Schiffenberg, jekt Großh. Hausdon ein u
als Oeconomiehof verpachtet iſt. Noch zu Anfang des 12.
war bier ein großer Walt, ver Wifleder Walt. Auf ber? W
tigen Schiffenberg grüntete 1129 Clementia, Gräfin von are
eine Stiftung für Kanonifer von der Negel des h. Auguftind w
gab ihr Sant, Mälter und Wiefen. Erzbiſchof Balduin von IM
ſah fich aber genöthigt, ven Kanonifern wegen ihres argen
den Sciffenberg zu nehmen und ihn tem beutichen Orten P
ſchenken, in deſſen Befiß er nahe an 500 Sabre bie. U
bilvete eine Commente des Orbens. Der Orten gerietb mit ven Hd.
Landgrafen ſeit ver Reformation in Mifhelligfeiten und Streitigkeiten
bie erjt mit ter Beſitznahme ter Ordensgüter im 3. 1809 ihr em
fanten. — Gießen führt in feinem Wappen im blauem Felde eu
jilberne® 6. und in dieſem einen recbtögewenteten gefrönten Hefe
Löwen mit toppelfnötigem Schwanz, ten Endbüſchel einwärk pP
fehrt. — Zu G. gebören: tie ſchon ermühnte Domäne Chir
berg, ver Hardtbof, tie Neumühle, Fulvermühle (Wirthsharh),
Dber- und Untermüble, Delmüble, Lobmühle, Fonrnierjchneitmähk,
3 Ziegeleien une vie Forſthäuſer Baumgarten und Forftgarten.
Albach, Iurb. Fr. Die Familie von Buſeck hatte frühe
darin vie Patrimonialgerichtsbarkeit — Gem.: 1532 M. (974 4,
93 Wi, 465 Ra) Einw.: 329.
Provinz Oberhefien. Kreis Gießen. 879
ach, Hof, 1 St. von Lich; dabei ein Forſthaus.
udorf an der Lahn, luth. Bfo., kommt urkundlich ſchon
ſeit 1703 durch vie Wbtheilung mit Naffau - Weilburg
nd Heſſiſch. Dazu gehören: die obere und mittlere
ble, die untere Sorgermühle (Deubelsmühle). — Gem.:
. (1238 4. 179 Bi, 57 Ra) Einw.: 404.
wdorf in Urf. Altentorpb ꝛc., an ter Lumda, Stabt
Gem. von 5697 M. (2840 A., 827 Wi., 1759
ı 1338 Einm., die mit wenigen Ausnahmen lutheriſch
fih aufer mit Aderbau viel mit Weberei und Teppich—
ı bejchäftigen. Allentorf kommt in Fulder Schenkungs⸗
ater dem Namen Altentorfe vor. Bon ten 4 Befefti-
nen, melde noch in ver Merian’schen Abbildung vor-
jt nur noch einer vorhanden. U. aehörte zu den älteften
ven Bejigungen; als Stadt fommt e8 1370 vor. Es
' tur die Belt und ebenfo im 30 jührigen Krieg.
pen ter Stadt iſt im weißen Felde ein bunter, blau
rz geitreifter Löwe, zum Grimme gejchidt, rechtöge:: entet,
mit einfahem Schwanze, teilen Endbüſchel auswärts
. Auf rem naben Ziegenberg fell der Sage nad
R geitunten baben. In feiner Nähe finten ſich noch
ber auegegangenen Dörfer Möllenbah oder Meilen:
außlingen, Bellerbach, Todtenhauſen. Zu
n: tie Kleimmühle, Pirrmühle, Magermüble, Weiden⸗
» 1 3iegelei.
nbnjed in Urk. Alten-Buchfede, luth. Pfd. unfern ter
zig einer Iberföriterei, am Abhange eine® Berge, ver
Nordſtürme deckt. Im feiner Kirche ſind mehrere Grab—
ı Heren v. Buſeck zu ſehen. Es gehörte ven Herrn
k. Schon im Jabr 1152 erficheint eime Familie von
welche ſich ſpäter in mehrere Linien theilte und eine
ft Bilrete, zu ver entlib 9 Dörfer tiefes Thals ge-
sie famen 1332 unter lantgränl. Gerichtsbarkeit, wollten
ale unmittelbare Reichsiafien angeſehen werten, was zu
ı Streitigfeiten führte, tie 1725 dahin geichlichtet wurden,
Darmitadt rie Gerichtsbarkeit nebit rer Lehensherrlichleit
beſtändige kaiſerliche Commiltien beitätigt murte. Tozu
se Grekmüble une vie Mittelsmüble. — Gem: 3569
7 u 728 ®i, 514 Wa.) Einw. 1433.
880 Topographie.
Annerod in Urk. Anrade, Anrodt, luth. Fld., kommt v
ſchon 1313 vor, kam 1703 aus gemeinſchaftlichem Bell
Heffen und Naffau- Weilburg an Heffen allein. Dam gs
die Wieſenmühle. — Gem.: 2147 M. (1250 A., 263
513 Wa.) Einw.: 426.
Arnsburg, Hof an der Wetter, mit geräumigen Ks
und Wirthichaftsgebäuben, einft eine reiche Cifterzienferabtei.
Umgebungen von Arnsburg find reich an Hünengräbern une=
Befeftigungswerken. Der Pfalgraben zieht in feiner Nihe
Ringwälle, Gräben mit Wällen zeigen fih überall. Auf ®
Stelle, welche vie Altenburg beißt, befand fich ein Römer-&ufT
Die ifterzienferabtei, die num in einen Hof verwandelt Hl
ftand aus der Burg Arnsburg, welde Konrad von Hayes
Arnsburg 1174 den Mönchen des von feinem Vater geil
Klofters Altenburg überlaffen hatte. Sie wurde fo reih
Geſchenke aller Art, daß ihr Schug von Friedrich II. 1218
Burggrafen von Friedberg übertragen wırde. Im 30 jch
Krieg litt fie gar fehr, ebenfo waren ihr die Streitigfeiten
dem Haufe Solms von großem Nachteil, welches bie hier B
ben Befigungen der Falfenfteiner, ver Erben der Münzenbe
geerbt hatte. Auch der 7jährige Krieg brachte ihr großen Sch
As das Klofter aufgehoben war, lag bald ein Theil der Gel
in Trümmern. Von ven alten Gebäuben der Abtei ftehen:
noch der Burfenbau, das Paradies, das Capitelhaus, ver X
keller, der Schlafbau und — leider nur die Trümmer ber ef
prächtigen Kirhe. — Gem.: 1862 M. (499 A., 45
1318 Wa) Einw.: 86.
Berdrode, luth. Fld., erfcheint urf. 1392, gehört
Bufedern. — Gem.: 1715 M. (866 A., 193 Wi., 578
Einw.: 398.
Benern in Urk. Bramaren, Buren, Iuth. Pfd., er
ur. 1325 und gehörte den Herrn von Bufed. An feiner
Kirche ijt außerhalb ein aus einem einzigen Bafaltftein befte
Zabernafel zu fehen. Seine Bewohner handeln viel mit irl
befonders braunem Geſchirr. Dazu gehören: die Krebs
Mönchmühle, Neumühle und 1 Ziegelei. — Gem.: 386:
(2047 A. 384 Wi. 1224 Wa) Einmw.: 1143.
Bieber, luth. Fld., Liegt am Bieberbach, gehört zu ?
Felliugshauſen, zu \|, zu Revue, wod Kat Kallſteinbrüch
Provinz Oberheffen. 373
sungen war. Die Kreife Friedberg und Vilbel allein waren 3. B.
19 verfchievenen Lanbestheilen zufammengefegt, bie geiftlichen
Slofter-Giter, welche fehr bebeutend eximirt waren, nicht ein-
dazu gerechnet.
Bei dem deutſchen Reichstage hieß eines der 4 SKollegien,
Delche bie Neichsgrafen und Herrn getheilt waren, das Wetter»
Grafeneollegium, zu welchem die Fürſten und Grafen von
6, Senbirg, Stolberg ꝛc. angehörten.
Der größte Theil der Wetterau gehört nun zum Großher⸗
Hefien. Kurheſſen befigt außer vem Amte Dorheim einen
Theil der fünlih von der Nidder gelegenen Orte. Zum
thum Naffau gehören außer dem aus 2 Orten beftehenben
Reichelsbeim mehrere Orte dieſſeits des Taunus bis an ben
Theil der Nidda Hin. Außerdem befitt bie freie Stabt
fürt in der Wetterau einige Orte. Endlich Tiegt bie eigent-
dgrafſchaft Hefien-Hombnrg darin. —
Der Vogelsberg. Der Umfang des Vogelsbergs im
Sinne des Worts (f. o. ©. 50) ift genau ſchwer zu
immen. Nach Wagner ift die Grenze beffelben (über die Orte
Sgen, die innerhalb beffelben liegen) folgende: An ‘ver nordweſi-
Grenze anfangend, ift Schellnhauſen der erfte Ort; von ba
die Grenze über Ober- und Nieberbreivenbah, von welchen
erſteres zum Vogelsberg gehört, durch, und geht über Wallen-
d, Nimlos, Lauterbach, Rudlos, Landenhauſen, worauf bie Linie
der öſtlichen, ſüdlichen und weftlichen Grenze des SKreifes
cbach Hinzieht. Von da geht die Grenze nach bem Kreiſe
hotten, zieft dann etwa an der öſtlichen Grenze bes Srei-
Nidda Hin und dann zwiſchen Ober - und Mittelfeemen
Dann zieht die Grenze von Neuhof nach Ufenborn, Liß—
J und Oberlais, läßt Eichelsdorf und Stornfels außer der
enze liegen, geht dann von Kleineichen nach Großeneichen, Rup⸗
pertenrod, Zeilbah und von da nach Schellnhauſen. Dieß iſt bie
ungefähre Grenzangabe. Die natürliche Beſchaffenheit des Vogels⸗
bergs ſowie feine Bewohner haben im 2. und 3. Buch ſchon
ihre Befprechung gefunden und es muß deßhalb dahin vertiefen
werben. — Eine Gefchichte Hat ber Vogelsberg als Ganzes nicht,
va er zu feiner Zeit ein politifches Ganzes gebilvet hat. Der
Name Fogelsberg kommt urf. zum erftenmal 1238 vor. —
382 Topographie.
Großenbuſeck, luth. Pfd. an der Wieſeck, Sitz einer Diftrid®
einnehmerei, mit einem ehedem Zwierlein'ſchen, jet Nabenawfcen
Schloß, gehörte denen von Buſeck. Im feiner Nähe war 1621
ein Treffen, in welchem Herzog Chriftian von Braunfchweig von
dem liguiftifchen Heere aufs Haupt gefchlagen wurde. Zu E..
gehören: die Scheivemühle, Spigmühle, Leppermühle, Fußmülle.
Weißmühle und das Wirthshaus „die Ganſenburg“ genannt. —
Gem.: 6016M. (3787 U., 899 Wi., 1331 Wa.) Einmw.: 1684.
Großlinden, Stadt mit einer Gem. von 4587 M. (2061
U, 490 ®i., 1724 Wa.) und 1251 Einw., Sit m
Diftrietseinnehmeres, Merkwürdig ift feine alte Kirche mit em
Portal aus dem 10. oder 11. Jahrh., deſſen Steine mit allere
jonverbaren Figuren geſchmückt find, deren Auslegung bis jeßt ka
Alterthumsforſchern noch nicht genügend gelungen iſt. Che
beachtungswerth ift das Rathhaus, welches früher einer Sage mh
ven Zempelhern gehört haben fol. Von einer alten Burg, ta
Oberburg‘, finden ſich noch Spuren. Es ift ein fehr alter Ott;
fhon 790 ift von der Linder marca und villa Linden bie New.
Es erfcheint wie Gießen als eine Befigung ver Grafen von Ge
berg. Von feiner Gemahlin ererbte es Pfalzgraf Rudolph um
verfaufte e8 1265 an Landgraf Heinrich 1. von Heffen. Herman
der Gelehrte vertaufchte 1396 die Hälfte davon an feinen Schwaget,
den Grafen Philipp von Naffau. 1585 wurde es wieder alleinigel
Eigenthum von Heſſen. Das Wappen von Gr. ift eine did
belaubte Linde. Dazu gehören: die Univerfitätsmühle, Babſtmühlt
(Bauermühle), Luhmühle und 1 Braunfteinbergwerf mit Zechenhane.
Grüningen in Urk. Gruningen, Gröningen, Stat mit
677 meilt ref. Einw., auf der Wafjerfcheide zwifchen Main: um
Lahngebiet, über welche auch das Bollwerk der Römer, Kt
Pfahlgraben Hinläuft. Grüningen ift noch mit einer ftarfen Moser
umgeben und hat noch 2 Feſtungsthürme. ine Befichtigung Mr
bie alte Burg, ehedem ein fehr fefter Ort. In Urkunden gehſich
ihon 799 des Ortes Erwähnung. Es war eine Befitung tet
Herrn von Arnsburg und fam von biefen an die Meünzenberget
und dann vie Falfenfteiner. Bei der Theilung der Falkenſteiniſche
Erbſchaft fiel e8 1419 an bie Eppenfteiner, welche felbft de
Hälfte davon 1478, und deren Erben, die Stolberge, bann bit
übrigen Theile ebenfalls an Solms vertanfchten. Im ZOjährigen
Provinz Oberheflen. Kreis Gießen. 888
g wear 8 fajt ganz zerjtört worden. Verpfändet wurbe es
»5 an Heffen-Eaffel. 1806 fam es unter Helfen. Gr. führt
einem Wappen einen Baum, zu deſſen beiden Seiten abge-
jene Zweige liegen. — Gem.: 2757 M. (1820 A., 173
765 Wa.)
Hattenrod, luth. Fld. mit 503 Einw., die zum Theil
meberei treiben, Sitz einer Oberförfterei. Es fommt urf.
t im 14. Jahrh. vor und fam 1806 von Solms-Lich uuter
en. — Gem.: 1657 M. (844 U, 277 Wi, 467 Wa.)
Hanjen, luth. Fld., erfcheint urk. ſchon 1017, gehörte zum
loß Gleiberg, fam dann in gemeinfchaftlichen Beſitz von Heffen
Naſſau und 1703 ausſchließlich an Helfen. Dazu gehört
Häufer Mühle. — Gem: 1021 M. (731 U, 125 Wi,
3 Wa) Einmw: 310.
Hemannftein, luth. Pfo. an der Dill, auf einer Anhöhe
gen, an ber am dftlichen Ende des Orts bie Trümmer einer
eg zu fjehen fin Der Ort kommt fchon 1140 unter dem
wen Mülnheim vor. In dem SKampfe der Landgrafen von
'en gegen den Übel errichtete Landgraf Hermann (1373—1376)
nach ihm genannte Burg bei Mülnbeim, Hermannitein. Sie
be unter Widerjvru von Seiten der Solmjer vollendet.
Otto von Mudersbach verpfänvet, Löfte Johann Schenk zu
weinsberg 1481 dieſe Pfändung ein. Die Solmjer, welche
yerfpruch dagegen erhoben, erhielten burch Vergleich von 1489
Sälfte davon, gaben fie aber an Johann Schenk ab, Die
vohner von Mülnheim zogen ſich nach und nach nach Hermann-
1, ber alte Ort ging ein und es entjtand ein neuer unter dem
me der Burg. Im Jahr 1496 gefchieht einer Beguinenflaufe
Dorfe Erwähnung, von der ein Theil jegt noch in dem Pfarr-
fe vorhanden ift. Dazu gehört 1 Mühle — Gem.: 3872 M.
50 U, 247 Wi, 1596 Wu) Einw: 696.
Heuchelheim in Urt. Heuhilheim, Iuth. Pfo. an dem Vieber-
», ericheint url. 1245. Es gehörte zur Burg Gleiberg und
ı bei ver Theilung zwifchen Helfen und Naſſau 1585 an das
eres. Im Jahr 1646 war e8 auf eine furchtbare Weiſe won
idlichen Kriegsvölkern zerjtört worden. Dazu gehören: die Heuchel-
mer Mühle, die Walkmühle und ver Windhof (dermalen Gafthof
884 Topographie.
zum Weſtphäl. Hof. — Gem.: 2532 M. (1626 A. W
Wi) Einm: 1353. R
Holzheim, ref. Pfd., beſtand fchon 772 und kam W ar
von Solms-Braunfels unter Heffen. — Gem.: 2964 M- —8
A, 238 Wi, 354 Wa) Einw.: 1285. |
Kirchberg in Url. Kirperg, an ver Layn, befteht ar
gemeinfchaftlichen Kirchſpielskirche, ver Pfarr- und Glöcner m"
und 1 Wirthshauſe; es gehört zu Auttershaufen (ſ. d.)—
Kleinlinden, Luth. Fld, fommt 1280 als minor
Lindes vor und heißt noch heute im Volksmunde furzweg LEE —EN
Gem.: 1183 M. (8524, 263 ®i., 10 Wa) Ein ı
Königsberg in Urk. Ehuningesberg, Stadt mit del
Si einer Oberförfterei. Sie liegt auf einer Höhe
Befuch Lohnt durch eine treffliche Ausficht nah DO. ner I =
Das f. g. Schloß (Großh. Hausdomäne) dient jest ri ⸗
förfterswohnung. Im feiner Nähe find große Kalkbrenne eq
ein beträchtliches Eiſenbergwerk und auf einer Bafaltfm— Ar
Ruinen des alten Schloffes Hohenfolms. Königsberg im
wahrfcheinlich von einem Markwart von Solms mit ve U
Hohenfolms erbaut. 1350 verkaufte es Philipp von SCI u
Landgraf Heinrich den Kifernen, hielt ſich aber ven Sik
aus, bis er 1357 es ohne Bebingung an den Lanbgrafen
Dazu gehören: die Höfe Bubenrod, Haina und Strubbach, u
Obermühle und 1 Ziegelei. — Gem.: 5375 M. (1811 %
531 ®i., 2932 Wa)
Langgöns in Urk. Langengunfe, Langgonje, luth. Pfo. m
1552 Einw., welche zum Theil Leinwand fabrictren. Es erfchen
urk. ſchon 1242 und fam 1703 uns dem gemeinfchaftlichen Veh
von Naſſau und Heffen an Heffen allein. Dazu gehört die Laden
mühle. — Gem.: 5814 M. (3590 A. 454 Wi., 1718 ®)
Leihgeſtern, luth. Pfo., kommt ſchon als Leucastre, Leitkatt,
Leitcastre ꝛc. zu Carls d. Gr. Zeiten vor. Aus dem gemeinkhfr
lichen Befig von Naffau und Heſſen kam e8 1703 an Ha
allein... Zu 2. gehören: ver Neuhof und der Hof Oberfteinber,
das Braunkohlenbergwert „Lutwigshöhe” und vie Rindsmühle. —
Gem.: 4547 M. (2827 A., 658 Wi, 931 Wa.) Einw.: 1040.
Lich in Urk. Lichom, Lichonis villa, Liocha, Liochen, Gtatt
an ber Wetter mit einer Gem. von 8794 M. (3189 %
Provinz Oberbeffen. Kreis Gießen. 385
3, 4145 Wa.) und 2444 Einw., Sit eines Landgerichts,
Diftrietseinnehmere. Bon feinen uralten Feſtungswerken,
noch die Merian’fche Anficht zeigt, find nur noch Reſte
Seine Einwohner treiben neben Gewerben ſtarken Aderbau
ben beträchtliche Viehzucht. Intereſſante Gebäude darin
a8 alterthümliche Schloß, die Reſidenz der Fürften von
Lich, und die Stiftsfirche mit mehreren Grabfteinen von
einern und Solmjern, bie zum Theil älter find als bie
n 15. Jahrh. herrührende Kirche. In feiner Umgebung
ſich mehrere Höhen, welche eine ſchöne Ausficht bieten,
er Breuerberg oder rothe Schütt, der Harbberg. Es finden
reinen Umgebungen Spuren alter Werke, welche ven Römern
ieben werben müſſen. Urk. ſchon 788 erwähnt. Zu Ende
und Anfang des 9. Jahrh. Tommt es als Leohe und
bor, woraus im 14. Jahrh. Lichen und in neuerer Zeit
ftand. Seine älteften Befiger waren vermuthlich die Herren
nshburg, von denen e8 an tie Münzenberger und dann an
einer kam. Kaifer Albrecht ertheilte dem Neichsminifterinlen
II. von Falfenftein im Jahr 1300 für Lich Stadtrechte.
m Ausjterben der Talfenjteiner kam es 1419 un Solms.
fam e8 unter Hefjen. Das Wappen von Lich zeigt ein ges
3 Thor; barüber einen Schild, mitten quer getbeilt, das obere
ief carrict, das untere leer. — Zu Lich gehören: die Ober-
termühle, 1 Schlagmühle, 1 Lohmühle, 2 Ziegelzien, ber
bach nebjt einem Jägerhaus und der Hof Kolnhaufen
Mühle und 1 Theerhütte.
ollar, luth. Fld., Hat jährlich mehrere fehr befuchte Vieh-
Das Gericht Lollar war Naſſauiſch, durch Tauſch erhielt
1396 Antheil daran, und bei ver 1585 ftattgehubten
3 fam ter Ort ganz an Heffen. In ver Gegend von Lollar lag
egangene Ort Einshauſen. Zu L. gebört die Holzenmühle.
2096 M. (1109 A. 330 Wi, 432 Wa.) Einm.: 882.
tainzlar in Lirf. Masceleren, Mancilere, Mantzlar, Tuth.
ver Lumda, mit 1 Mühle, wird ſchon 1367 urk. erwähnt.
ericht Kirchberg, in tem es lag, war in gemeinſchaftlichem
on Naſſau und Heffen. 1585 fam Mainzlar mit bieiem
ansfchließene an Heſſen. Gem.: 2230 M. (1247 &,
ji, 525 Wa) Einw.: 468.
28 Heſſen. 25
386 Topographie,
Mühlſachſen, Hof, 1 Stunde von Lich mit einer Gem,
von 342 M. (63 U, 45 Wi, 226 Wa.)
Münfter in Urt. Monftere, Mönfter, Iuth. Pfd. unfern ber
Wetter, erfcheint urk. ſchon 1239 im Befit von Münzenberzg,
1271 in dem von Fallentein, fam 1806 von Solms-Lich unter
Heffen. Zu beachten ift feine Kirche mit einem uralten Taufſtein.
Dazu gehören: die Steinesmühle, Heffenbrüdermühle und das
Braunfohlenbergwerf bei den Hefienbrüden. Gem: 1194 R
(739 U, 189 Wi, 139 Wa) Einw.: 313.
Naunheim in Url. Nunheim, Nuwenbeim, luth. Pfd., mt
1 Mühle, erjcheint urk. fchon 1309, war in gemeinfchaftlicen
Befig von Heffen und Solms und fam durch den Hauptvergled
von 1629 an Heffen allein. Gem.: 3142 M. (1560 %
400 Wi, 1064 Wa) Cinw.: 723.
Niederbeflingen, luth. Pfo. an ver Wetter, mit 379 Ein,
welche ſtarken Flachsbau treiben, erjcheint 1366 in Falkenſteiniſchen
Belig, fam 1806 von Solms-Braunfeld unter Heffen. Dazu ge
hört die Beinmühle (Ranzenmühle). Gem.: 1735 M. (822
A., 299 Wi, 614 Wa.)
Oberbeifingen, luth. Zip. an ver Wetter, 1366 in Falken
jtein’fchem Befig, fam 1806 von Solms-Lich unter Heffen. Dazu
gehört eine Papiermühle. Gem.: 1640 M. (946 A., 355 Wi,
339 Wa) Einw.: 441.
Oberhörgern in Urf. Hergeren, Oberenhörg, ref. Fü. an
ver Wetter, erjcheint urk. ſchon 1222, war 1271 im Belig von
Fallenftein, kam 1806 von Solms-Lich unter Heffen. In feiner
Nähe lag ter Ort Ellersrorf. Dazu gebört eine Mühle.
Gem.: 1323 M. (1149 A. 174 Wi.) Einw.: 350.
Oppenrod, luth. Zio., erfcheint fchon 1257 im Beige ber
Bufeder. Gem.: 1114 M. (851 A., 138 Wi., 125 Wa)
Einw.: 312.
Reiskirchen in Urk. Richolveschiricha, Nicholfest., Nichel,
Ruchelinsk., luth. Pfd., eriheint urk. ſchon 975, gehörte der fr
milie von Bufed. Gem.: 2796 M. (1750 A, 387 Ui,
658 Wu) Einw.: 776.
Nodheim in Urk. Rodoheim, Iuty. Pfd. an dem Bieberbad,
Sig einer Diftrietseinnehmerei. In feiner Kirche finden fich hie
Grabmäler einiger Herren von Vetzberg aus den letzten 3 Jahr⸗
Provinz Oberheffen. Kreis Gießen. 387
inderten. Es erjcheint url. ſchon 1069, war erft gemeinfchaft-
bes Beſitzthum von Heflen und Naffau; 1585 wurde e8 ganz
eſſiſch. Dazu gehören: die Scmitte (Hof und Mühle), die
utmanns⸗ und bie Waldmühle. Gem.: 3424 M. (1928 X,
36 Wi, 909 Wa.) Einw.: 889.
Rödtchen in Urk. Roda, luth. Pfd. unfern ver Wieſeck, er-
weint url. ſchon 1017, gehörte den Herrn von Bufed. Das
arrhaus nebſt Deconomiegebäude hieß ehedem „bie Burg.” Gem.:
17 M. (1055 U, 368 Wi, 294 Wa.) Einmw: 619.
Ruttershauſen urk. Ruthardesh., Nüttersh. ꝛc., luth. Zip.
feits der Lahn. Dazu gehört Kirchberg (ſ. d.), kam 1396 in
neinſchaftlichen Befig von Heſſen und Naffau und 1585 an
fien allein. Gem.: 1106 M. (660 U, 183 Wi., 142 Wa.)
Iinw.: 384.
Stanfenberg in Urk. Stouphenberch, Stoyphenb., Stouffinb.,
stadt mit einer Gem. von 2857 M. (1426 U, 241 Wi,
010 Ra.) und 621 Einmw., auf einer Bafalthöhe gelegen.
n feiner Nähe find trefflicde Sandfteinbrühe Wuf der Höhe
gen bie Trümmer von zwei Burgen hervor. Staufenberg erfcheint
233 ſchon als Befigung ver alten Grafen von Ziegenhain, welche
e Burg mehrmals verpfänteten und wieder einlöften, bis fie nad)
ww Ausſterben von Ziegenhain an Heffen fiel. Die Stadt iſt
ut jünger ald die obere Burg Staufenberg und bilbete fich
w aus Wohnungen von folchen, welche fich unter dem Schuße
x Burg angejietelt hatten. Die Burg wurde 1647 von dem
chwediſchen General Königsmark zerftört, Die untere Burg beißt
e Schabenburg — Yenfeitd der Lahn Liegt das Rittergut
riepdelbaufen.
Steinbach, luth. Pfo. mit 1 Ziegelei, wurde im 12. Jahrh.
g ber Gräfin Clementia von Gleiberg nebft noch 5 antern Dör-
m dm MWiffeder Wald angelegt |. o. Garbenteih. Gem.: 3488
(2220 4A, 342 Wi, 822 Wa.) Einw.: 916.
Trohe, Iuth. Flo. an ver Wiefed. In feiner Mitte ficht
in noch wenige Zrümmer einer alten Burg der alten Familie
w Trohe, welche zu ven Gunerben des Bufeder Theils gehörte.
euı.: 94 M. (31 A. 49 Wi) Einw.: 176.
Waldgirmes in Urk. Walngermeze, Waltgimeze, luth. Pfd.,
ücheint urk. ſchon 1250, während einer Germezer marca Gov
28*
388 Topographie,
771 vorlommt; 1358 erhielt e8 Heffen fchon zum Til —
aus gemeinfchaftlichem Befit von Heffen und Solms 1658
ben alleinigen von Heilen. Dazu gehören: die Schmale
und Hauftäbter Mühle. Gem.: 3978 M. (1506 A., 48 -
1954 Wa) Einw.: 834. |
Watzenborn in Urk. Wagenburnen, Warzenburne, kath
gehörte zu den 6 Dörfern der Gräfin GClementia von S
(1. 0. Garbenteich.) Es hat mit dem in daſſelbe eingepfarrten E—
berg eine Gem. von 3463 M. (2442 A., 523 Wi, 204
Einw.: 1231. Dazu gehört die Commendemühle (Conterse®
Wieſeck in Urk. Wiſecho, Wiske, Wiſſigk, Wiſicheim zı
Pfd. an der Wieſeck, erſcheint urk. ſchon 775, war berei
1458 Heſfiſch. Dazu gehören: die Badeburg (Hof md R
ſ. 0. ©. 378, das Gaſthaus „Wellershäufer Hof“, die Stra
mühle (Wiefedermühle) und die Gänsmühle. Gem.: 49
(1989 A. 1207 Wi, 1547 Wa.) Einw.: 1628.
direis Alsfeld.
Der Kreis Alsfeld umfaßt 72 Ortfchaften und hat ı
Gefammtbevölferung von 34499 Seelen (833128 Luth., 113 M
1 Un, 76 Kath., 28 Sect,1153 Iuben). SKreisftabt it
Alsfeld in Urk. Mpelesfelt, Apesfeld, Adilfult, Ailesvekt, 1
felt 2c., Stabt an der Schwalm, am Fuß eines Bergrücken
einer fchönen und fruchtbaren Gegend; Sit eines Kreisamtsé, d
Landgerichts, eines Steuercommiffariats, einer Diſtrictseinnehn
eines Nentamts, eines Kreisbauamts, einer Oberförfterei, mit €
Gem. von 8957 M. (4461 A, 2211 Wi, 1762 We)!
4228 Einw., welche fi) ftarf mit Landbau und Viehuft
ſchäftigen, außerdem aber auch beventenden Fabrif- und He
betrieb haben. Namentlich beveutend ift die Fabrikation von U
Tuch, Leinen und Baumwolle, bedeutend auch ber Pferbehn
Bon Wohltbätigkeitsanftalten hat die Stadt: das f. g. Volke
Negifter, das Hospital, die Armenkaſſe, bie v. Rotsmann'fce €
tung. Unter ven Gebäuden find hervorzuheben: das alte R
baus mit einigen Anttanititen namentlich einem alten Sch
Provinz Oberheffen. Kreis Alsfeld. 889
Welches von Karl dem Großen berrühren foll; das f. g. Weinhaus;
die Dauptliche (ver Walpurgis); die h. Geift- (Dreifaltigfeits-)
Pirche ; ver alte Leonhardsthurm, 1386 erbaut; das Lutherthürm-
et. an dem Luther bei feiner Anmwefenheit im 9. 1521 zum
„fe geredet haben foll; die Toptenficche auf dem Oelberg
7 5 rauenberg — Alsfeld war ein Lehen von Fulda und
Heirz C zum erftenmal als Apelesfelt im 9. 1069. Als Stadt
BL es 1247 in Urkunden vor und zwar im Befiß ber Land⸗
rent won Thüringen. 1255 gründete es mit andern Städten
SI > $en rheinifchen Bund, und von ber Zeit an feheint es troß
BD ex- vorübergehender Unfälle an Blüthe zugenommen zu haben.
2 jährige Krieg aber ſchlug ihm tiefe Wunten. Es wurbe
xI⸗ geplündert, angezündet und gebrandſchatzt. Bei der Be-
* Ta g burch die niederheſſ. Truppen 1646 zeichneten ſich feine
A Ser burch Tapferkeit und Muth aus. — In feiner Ge-
ge" Tung lagen die ausgegangenen Derter Groß- und Klein:
HP WW Berg, Hegenrob, Leidenrod. Bon Lofalitäten ber
WoðSegend erwähnen wir des Auerbergs, eines hoben Wald—⸗
ws, wo Landgraf Ludwig VIII. ſich oft der Auerhahnbalze
eute; ferner des Mönchber gs, wo wahrſcheinlich ehedem
Mojter ſtand; man findet noch Reſte eines Gebäudes. Zu
4 gehören: der Schützenrain, ver Höllhof und vie Höllmühle,
2 Mühlen ohne Namen, 1 Ziegelei, 1 Bleichhaus, 7 Gerb-
er. Das Wappen von A. ift in blauen Felde ein zum
‚rimme geſchickter, rechtsgewendeter, golbgefrönter Heff. Löwe mit
dappelknoͤtigem Schwanze.
Alltenburg in Url. Aldenburc, Aldinburg, Inth. Pfo. an ter
Schwalm, auf einer Bafaltfuppe gelegen, mit einer beveutenven
Zach Manufactur. Auf der Unhöhe erhebt fich vie ſchöne Wohnung
ser Frhrn. Rievefel mit Gartenanligen. Eine Burg wirb bereits
1178 genannt als ein Befitthum eines Gejchlechts von Alten-
burg, das es als Lehen von Fulda trug. Im J. 1300 verlaufte
Reinhard von Altenburg feine Burg an Heinrich I. von SHeffen.
- Bon 1354 an waren die von Eifenbach von Helfen damit belehnt.
Bon ber Witte des 15. Jahrh. an lag die Burg in Trümmern
und erit im 18. Jahrh. wurden bie Riedeſel'ſchen Wohngebäude
aufgeführt. Die an ver Höhe fowie im Thal zerjtreut liegenden
Gebäude waren urfprünglih nur Höfe, von denen 3 den Landgrafen,
gg
.n
890 Topographie.
1 denen von Schädel, 1 denen von Schü gehörte. Oi:
2010 M. (832 A., 430 Wi., 591 Wa.) Ein: 46
Angerod in Urk. Ingerave, Ingerobe, luth. Fld. an ei
preft, ehem. ein Lehen derer von Werdau, genannt Fly, ı
Heffen. Zu U. gehören: 1 Mühle und 1 Ziegelei. —2
1298 M. (855 4, 204 Bi, 81 Wa.) Einw BIh?
Appenrod in Urk. Appenrade, Appinrobe, luth. db. @
1317 an das RL. Haina; 1328 verfligte Heinrich ve
barüber. Gem.: 2451 M. (1366 A, 566 Wi, 7 M
Einw.: 344.
Arnshain in Urk. Arnoldeshan, luth. Flo. an bei u
wird url, 1297 erwähnt; 1346 verpfäntete Mainz ve
dem Joh. Niedefe. In feiner Gemarkung liegt ber Du
bof und die Tammesmühle ES gehörte der Familie va
als Patrimontalgerichtsherrn. Im feiner Nähe Tag ber og
gene Ort Bieſenrode. Gem.: 5257 M. ara
Wi. 2026 Wa.) Einmw.: 516. .
Bernsburg in Urk. Bernhardesdorf, luth. Pfd. an di
drecht, erſcheint urk. 1297. ES gehörte der Familie v. Cce
In feiner Nähe ſollen die ausgegangenen Orte Hanſtadt
Watzenrode gelegen haben. Zu B. gehören: die Wei
und bie Grubenmühle. Gem.: 2853 M. (974 U, 639
1152 ®a) Einmw.: 342.
Bieben in Urk. Biebernabe, luth. Flod., wurde 1259 u
Conrad von Stithefe an Rudolf von Omeſa verkauft, der «8 17
an des Kloſter Haina abgab. Zu B. gehört ver Hof Merist
2 Mühlen. Gem.: 2451 M. (923 4, 256 Wi, 1220
Einw.: 285.
Billertshauſen in Urk. Bylharteshuſen, Bilverhufen, luth.
an der Andreft, wurde 1369 von Metze Frau non Lyobisbeth
Adelheid, Ludwigs von Schreckbach Wittive, verfauft. Seine 9
und Schulhaus Tiegen auf dem f. g. Gethürms (richtiger
börns), einer Anhöhe Stunde davon, auf der die Stamm
per Familie von Nöding geftanden bat. Zu B. gehören: die We
mühle, 1 Mühle ohne Namen und ein Hofgut. Gem.: 2184
(1126 4, 397 Wi, 528 Wa) Einw.: 268.
Bleidenrod in Urf. Blidenrode, Blivenftate, Briterobe, |
Ft, kommt url. fchon im 10. Jahrh. vor, erjcheint 1289
Provinz Oberheſſen. Kreis Alsfeld. Rp]
em Befitz des Kloſters MWerberg, welches ed von venen
njtein erworben hatte Gem.: 2361 M. (1131 U,
, 705 ®a.) Einmw.: 356.
nerſchwend in Urk. Bruwertswende, Brueröivende, luth.
20 hatten die von Brenberg und vie von Ehyſenberg
te darin, 1449 erfcheinen die von Riedeſel barin begü⸗
feiner Gemarkung liegt ein Braunkohlenwerk. Im felner
n die Derter Hemmenrod, Lenzenrod Zu 2.
Erlenmühle und 1 Zienelei. Gem.: 3540 M. (1703
Wi. 616 Wu) Einw.: 545.
feld in Urt. Bubilsfelde, Bulesvelve, luth. Fld., erſcheint
3. Im feiner Nähe lag der Ort Frymane. Zu B.
Neumüble. Gem: 2133 M. (1002 A., A410 Wi,
) Einw.: 245.
ggemründen in Urk. Zegemunven 26, Merktfl. an ver Ohm,
Heinen Bafalthöhe, Sit eines Forſtamts. Es evicheint
im 9. over 10. Jahrh. Es hieß auch fonft Gemünd
Straß. Reſte einer alten Straße find noch in feiner
bar. Ceinen jeßigen Namen bat e8 von einer Burg,
ſier ftand und von der jet nur noch an ber Norbfeite
on Mauer und Graben fichtbar find. Das f. g. Schloß
Dauspomäne) dient als Forſtmeiſterswohnung. B. er-
. zuerft 1283 als Eigenthum der Grafen von Ziegen-
e Burg wurde damals von Landgraf Heimich I. zerſtört
m J. 1309 wieder aufgebaut. Es fam 1450 nach dem
legten Grafen Johann an Hefjen. In feiner Nähe lag
Frauenrod. Zu B. gehört ver Hof Sorge nebit
b ber Hof Untergrubenbach. Gem. von B: 3151 M.
„ 696 Wit, 700 Wa.) Einw.: 574.
nenrod, luth. Flo. auf einem Bafalthügel gelegen. Im
ve find Santfteinbrühe. Zu D. gehört der Geftütshof
ihftein. Gen.: 2380 M. (777 4, 337 Wi,
ı.) Einw.: 259. Ä
enbad), luth. Fld, mit 459 Einw., die zum Theil
| treiben. In feiner Nähe lagen die Derter Hoffteden,
inshauſen. Gem.: 3893 M. (982 U, 470 Wi,
a.)
892 Topographie.
Ehringshauſen in Urk. Pringshufen, Tribingh., Tringich,
Eringish., luth. Pfd. an der Felda, mit 448 Einw., welche fd
zum Theil von Leinweberei nähren. In feiner Nähe lag ber Ok
Langenhain. Im 3. 1263 fchenfte der Ritter Eckehard ven
Lyderbach feine Güter darin dem D. D. Haus zu Marburg. 1360
erhielten die Eifenbach von denen von Romrod Güter und Zehnten
darin. Gem. von E.: 6040 M. (1089 U, 1036 ®i,
3802 Wa.) |
Eifa in Urt, Iba, Iffe, Uffe, luth. Fld. mit 1 Me
Sm 15. Jahrh. gehörte es unter dem Namen Iffe zum Kirher
gebiet von Alsfeld. Gem.: 3454 M. (1258 A., 559 &
1548 Wa.) Einw.: 499.
Elbenrod in Urk. Eibelrod, luth. Fld. mit 1 Mühle à
9. 1284 erfcheint das Kl. Haina begütert darin. Gem.: 4185
M. (773 U, 487 Wi, 2780 Wa) Einw: 337.
Elyenrod in Urf. Elpenrade, luth. Fld., Sit einer Ober
förfterei, in einem engen tiefen Thale gelegen, mit 1 Mühle à
der Nähe lagen die Derter Altenrod md Bechterod. Gem:
3896 M. Kaufen A, 790 Wi, 1710 Wa) Einw.: 486.
Erbenhaufen, luth. Pfd. in einem engen Thale gelegen, wit
1 Mühle Es erfcheint url. fchon 1254. Die Gerichtsbarkeit
erfter Inftanz ſtand früher denen von Schenk in Gemeinjchaft wi
dem Staate zu. In feiner Gemarkung liegen bie Derter Düber
thal oder Daubenthbal, Heugershbaufen, Hirtenrob
Gem.: 2917 M. (1266 A., 549 Wi., 1034 Wa.) Einw.: 2%
Endorf in Urf. Udorf, luth. Pfd. an ver Schwalm, &
einer Oberförfterei. Im J. 1263 gab das FI. Haina dem Andreakll
bei Fulda feine Güter darin. Später verlichen vie Grafen von Zr
genhain die Zehnten darin und dann die Landgr. von Heffen. F
E. gehört der Hof Dokelrod. Gem.: 2950 M. (1758 %
503 Wi, 533 Wa) Einw.: 381.
Enlersdorf luth. Flo. erfcheint urf. 1270, als vie v. Alter
burg ihre Güter darin an die Sohanniter zu Nidda verkaufte.
Gem.: 1382 M. (504 U, 111 Wi, 747 Wa) Einw.: 143
Felda, Derkifl., auch Großfelda genannt, am Feldabach in
einer Höhe von c. 1300 %., Sit einer Diftrictseinnehmerei, mi
1107 Einmw., welche außer Aderbauern und Viehzüchtern Hunt
werler find, namentlich Nagelſchmiede, Strumpfiwirfer, Leinweber X
Provinz Oberheſſen. Kreis Alsfelb. 898
erſcheint url. ſchon 1190 als Felle, Velle und fpäter immer
ter ben Beſitzungen ver Landgrafen. Den Zebnten. von allem
te das St. Fohannisftift in Mainz. — Dabei lagen die ausges
genen Derter Dautzenrod, Gerftenropde, Horhenhain.
F. gehören: die Wolfenmühle, Hauchenmühle, vie Heiligenmühle
smeabsmühle) und bie Higmühle. Gem.: 4801 M. (2276 U,
89 Bi,, 1158 Wa.)
Fiſchbach, Inth. Fl. Gem.: 1079 M. (454 U, 96 Wi,
1 Ra) Einw.: 76.
Gleimenhain in Urk. Glimenhan, Gleimen, luth. Flo. Es
e 1278 von dem Grafen von Ziegenhain an das Klofter Haina
henkt worden. Nicht ſehr weit davon lag ber ausgegangene
t Folkershain. Zu GL. gehört vie Odermühle. Gem.:
84 M. (559 U, 564 Wi, 819 Wa.) Einw.: 228.
Gontershaufen in Urt. Gunversh., Güntersh., luth. Flo,
t fruchtbarer Gemarkung, fam 1285 von benen v. Nona an das
.Haina. Gem.: 761 M. (426 A., 282 Wi.) Einw.: 214.
Grebenau in Urk. Grebenomwe, Grefenawe, Stabt an ber Ioffa,
4 einer Dberförfterei, mit 816 Einw., welche fich großentheils
t Leinmweberei namentlich von Verfertigung des Padleinend er-
wen. Seine Gemarkung ift, weil fanbig, nicht fehr fruchtbar.
8 ſ. g. Schloß, früher im Pfanbbefig der Herrn v. Lißberg,
m Beamtenwohnung, ift jet Fruchtſpeicher. Im feiner Näbe
ıd früher ein Iohanniterflofter. G. kommt ſchon in der 2. Hälfte
: 13. Jahrh. in Urkunden vor. 1605 gab ihm Ludwig V.
abtgerechtigfeit. Sein Wappen tft auf einem fpanijchen Schilve
Grebe (Dorfbeamter) in grüner Au, die Nechte in die Seite
mend, in der Linken einen ftehenden Speer. Zu Gr. gehören
Rühlen. Gem.: 4224 M. (1446 U, 333 Wi., 2338 Wa.)
Haarhauſen, Iuth. Flo. mit einer Gem. von 889 M.
31 A., 206 ®i., 47 Wa) Einw.: 234.
Hainbach in Urk. Heimbach, luth. Fld., erfcheint urk. ſchon
O1, wo bie von Hatzfeld Güter darin an das Kloſter Haina
nlen. — Gem.: 2862 M. (867 u, 451 Wi., 1478
.) Einw: 289.
Heidelbach in Urk. Heibilbach, luth. Pfd. an ver Schwalm,
ber Kurheſſ. Grenze, Tommt urf. fchon 1057 vor. In feiner
he lagen die Orte Geroltshain, Greiffenhain, ſowie
894 Topographie. \
Weitzendorf. Zu H. gehören: vie Höfe —
Weitzendorf, die Ueberreſte der 2 ausgegangenen Derter. —
3294 M. (1172 U, 356 Wi, 1672 Ma.) in
Heimertshanjen, luth. Fld. an dem Kleinbach mit 1 C
Sm feiner Nähe lag der Ort Melbach. Heimertshauſen
urf. 1272, wo die von Romrod an das D. O. Haus a5 <t
burg ihre Güter darin verfaufen. — Gem: 4154 M. —
A, 939 Wi, 1633 Wa) Einw.: 362.
Helperöhain in Urf. Helferichshain, Helfershain, (isst
erfcheint urk. fchon 1295. Dazu gehörten die ausge nd?
Derter Baufhbenbain, Bulbertshain, Wolfs ei
Jetzt gehören dazu: die Grunpmühle und 1 Fohlenftall. — &
3370 M. (957 4, 867 Wi. 1490 Wa.) Einw.: 555
Hergersdorf in Urk. Vuerechenbrunn, Werchenbrunnen, „78°
Fld., urk. Schon 812. In feiner Nähe Ingen bie ausgegusnE
DOerter Drebehanfen, Riftenberg, Stendorf. — ED
1648 M. (727 4, 314 Wi, 446 Wa) Einm: 1 3
Höingen in Urk. Honigen, luth. Fld., zur Bürgemosı
Deckenbach gehörig. — Gem.: 289 M. (211 U, 67 —
Einw.: 133.
Homberg in Urt. Hohunburch, Hohemburg, Hohinbir £
Stabt an der Ohm, Sit eines Landgerichts und eines Nentam
eines Steuercommijjariats, einer Diftrictseinnehmerei, einer Ob
förfterei, mit einer Gem. von 4778 M. (2177 A. 10648,
1444 Wa.) und 1735 Einm., auf einem Bafaltberg gelegen,
in einer Höhe von 1266 Fuß, auf deſſen Gipfel das alte Chi
ftand, welches 1836 zum Theil abgebrochen, zum Theil rennt
worben ift (Großh. Hausdomäne und nun als Rentumtswohnum
dienend). Die Einwohner treiben mehr Gewerbe als Ackerbu
Homberg fommt zuerjt 1065 unter dem Namen Hohunburch va
1371 erfcheint e8 als Stadt. 1554 erbielt es von Bhlh
dem Gr. zwei freie Iahrmärfte. 1597 brannte ein großer Til
der Stadt ab und auch im 30jährigen Krieg Hatte fie vid A
leiden. Im feiner Gemarkung lagen die Derter Einhauſen
Niederdeckenbach. Es gehören bazu: die Krebsmühle, Ober
mühle, Sandmühle, Herrmühle, Pletſchmühle und Hainmühle, tet
Hof Wälvershaufen mit 1 Mühle, die Förfterswohuung Altwälder—
haufen und das |. g. Neue Haus.
Provinz Oberbeffen. reis Alsfeld. 895
Sopfgarten, Intb. Pfr. Es hieß früher Hohenwarta, Hoppeng.,
warez url. ſchon 812 vor, gehörte zur Burg Romrod; 1358
er>e es mit einem Antheil ver Burg Romrob an Helfen verfauft
UT gnes von Wefterburg, einer Romrodiſchen Erbtochter. In
ex Mühe lagen die Derter Nievderbopfgarten, Merſchrod.
> oopfgarten gehören: ver Hof Melchiorsgrund nebſt Mahl-
Dchlagmũhle. — Gem.: 3826 M. (819 A., 578 Wi,
>> Wa) Einw.: 298.
Meſtrich in Urt. Chifteriche, Keifterich, luth. Fld. an ber
>’ _ in einem engen Thal gelegen, mit 406 Einw., welche
>T el mit Spinnerei und Weberei befchäftigen. Urk. fchon 825.
Ber wır tas Stift St. Johann in Mainz darin begütert.
DE erhielt es Casp. von Weither als Kunkellehen von Philipp
N DDeilen. 1717 belehnte Ernſt Ludwig die v. Schenk damit. —
VER, : 1951 M. (794 A. 440 Wi, 626 Wa.)
| Sirtorf in Urt. auch Kirchdorf, Stadt an tem Kleinbach
W einem engen Thale mit 1115 Einw., Sit einer Diftricts-
MEeHmerei. In der Umgegent finten fib Spuren vieler längft
ASK egangener Derter, 3. B. Kamberg (zmifchen Alsfeld und
Xtorf), Habertshauſen (zwiſchen Obergleen und Maulbach),
Sunzelrod, Hirtenrod, Watzenrod, Folkershain (da
vo jeßt ver Kirchenſtumpf, die Ueberreſte einer alten Kirchen⸗
ze Vebelwand) sc. Kirtorf war ſchon 1254 eine Beſitzung ber
m alten Grafen von Ziegenhain, nach teren Ausſterben 1450 es
a Heſſen kam. Es hatte früher ein befonderes Amt, wozu auch
RB Eußer-Gericht ver Frhrn. v. Schent gehörte, eigentlich
das äußere Gericht, weil e8 die außerhalb Kirtorf liegenden Dörfer
Ahrbach, Erbenhaufen, VBernsburg, Arnshain, Wahlen und Ober-
gieen umfapte und nicht die Stadt. Zu K. gehören: die Aumühle,
Grenzersmühle und Spitzenmühle. — Gem.: 4452 M. (2202
A., 737 ®i, 1230 Wa.)
Köddingen, luth. Fir. an ter Felt. Im Jahr 1558
erwarben bie v. Niebefel den Zehnten barin. Im feiner Gemar-
fung liegt ver Vögelsberger Hof. In feiner Nähe lag ber
Ort Rützelshain. — Gem.: 3664 M. (1519 A., 848 Wi,,
1169 Wa) Einw.: 583.
Lehrbach in Urk. Lovelbach, Lovenbach, luth. Pfr. an dem
Kleinbach, urk. ſchon 1261, zu welcher Zeit die v. Rodheim darin
896 Topographie.
begütert erfcheinen. 1299 gaben tie v. Ziegenhain ven
darin dem Klofter Haina zu Lehen. Im Ort ift en —
Grafen von Lehrbach mit fchönem Garten. Unweit dac *
Schmitthof nebft Mühle, ven Herrn von Schenk hc
einer wieberhergeftelften Ritterburg mit Wirthfchaftsgebiuds?
ftehend, ferner der Retſchenhäuſer Hof nebft Mühle,
ein Dorf, die Zeichmühle und die Weißmühle. In ver O
fung find Sandfteinbrüche. Im der Nähe lagen die Dörfer 7
dorf, Baldersporf, Föllershain. — Gem: 542
(1264 4, 463 Wi., 3549 Wa.) Einw.: 409.
Leuſel in Urt, Liuzziliha, Lutcela, Leyſell, luth. Pin“
1 Mühle, kommt urk. ſchon 1107 vor, gehörte zur Burg
tod, wurde 1369 von einer Romrobifchen Erbtochter an We
von Schrecksbach auf Wiederkauf verfauft und wahrfcheinlich
von den Landgrafen eingelöf. 1681 ernenerte Elif. Dog‘
bie darin aufgetragenen Lehen denen von Döringberg und S
zu Schweinsberg. — Gem.: 2845 M. (1931 U. 762
Einmw.: 446. |
Kiederba in Urk. Luderbach, luth. Flo, kommt fchon
gelegentlich ver Einweihung ver Kirche von Schlig vor, ee
825 gelegentlich der Kirchweihe zu Zell bei Alsfeld. 18
Ichenfen vie v. Lyderbach ihre Güter darin an das D. O. -
zu Marburg. — Gem.: 2903 M. (942 A., 502 .
1334 Wa) Einw.: 341.
Manlbad) in Urt. Mülenbach, luth. Pfo., Sit einer Ol
förfterei. Im feiner Gemarkung ift ein Baſaltbruch. In fe
Nähe lagen die Derter Dirsrode, Lurelahe. — Ge
5230 M. (1694 A., 813 Wi, 2618 Wu) Einmw.: 4
Meiches, luth. Pfo. mit 592 Einmw., welche zum 9
Gewerbe treiben. Sein früherer Name war Eiches oder zu
Eiches. Es kommt url. 1340 vor im Bei bes Stifts
Johann in Mainz. In feiner Nähe lag ver Ort Hodenf
Im Walde liegt eine Todtenkirche — Gem.: 3343 M. (1
4, 1076 ®i., 1076 Wa)
Mündlenjel in Urt. zu deme Movinchens, luth. Fb.
der Schwalm, zur Bürgermeiiterei Schwabenrod gehörig Es
ſcheint urk. 1328, wo tie von Romrod ihre Güter darin an
Sohanniter zu Grebenau fchenten. In feiner Gemarkung liegt
Provinz Oberbeffen. Kreis Alsfeld. 387
feinhof. — Gem.: 793 M, (491 A., 170 Wi., 95
2.) Einw.: 71. Ä
Friederbreidenbadh in Urk. Breidenbach, Breitunbach, luth.
- + Tormt in Url. fchon 812 vor — Gem.: 1368 M.
>32 u, 373 ®i, 397 Wa) Einw.: 205.
Friedergemünden, luth. Pfo. an der Felda mit 545 Einm,
He zum Theil Schaafhanbel treiben. Im feiner Nähe lag ber
' Drtenrod (8 gehören dazu: die Oppermühle, Schlag-
le, Deoffelmühle und Dienertsmähle. Urk. erſcheint es 1311
efisß ver Ziegenhainer. — Gem.: 3121 M. (1566 4,
Wi., 580 Wa.)
teberofleiden, luth. Flo. an der Ohm. Im feiner Gemar-
. Utegt ein Sandſteinbruch. Es erfcheint 1264, wo die von
ihre Güter darin an das Klofter Haina fchenfen. In
a Nähe lag ver Ort Finfenhain. Es gehört zu Nieber-
ra bie Aumühle. — Gem.: 2186 M. (1362 4, 557
» 837 Ba.) Cinw.: 528. |
Oberbreidenbach, luth. Pfr. an ber Anpreft, erfcheint urk. ſchon
- Sm feiner Nähe lagen die Derter Günzelporf, Neuenrob.
1 gehört die Bruchmühle. — Gem: 3580 M. (1412 A.,
118 Wi., 946 Wa.) Einw.: 551.
Shergleen in Urf. Glena sup., luth. Pfr. an dem Klein
bach. In feiner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch. Im feiner
Nihe Lagen tie Oerter Günzelrode, Habertshaufen, Heil
bertspaufen, Rodelshaufen. Dazu gehören: vie Casparsmühle
(Eichmühle), Wernersmühle, Mcbergsmühle, Kamberger Mühle. —
Gem.: 1347 M. (932 4, 271 ®i) Einw.: 714.
Sherofleiden, luth. Pit. an ter Chm mit 369 Einm,
welche fich zum Theil viel mit Spinnerei une Yeinmweberei beichäf-
tigen. Im jeiner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch ımt 1 Mühle.
Im Jahr 1256 ſchenkte Guntram Schenk von Schweinsberg
fein Allod darin dem Kleſter Sun. — Gem: 1347 M.
(982 ©, 271 Ei)
Oberſorg, luth. Fe. an ter Schwalm, zur Bürgermeifterei
Hergerstorf gehörig, mit 1 Mühle — Gem: 1531 M.
(589 A, 277 Wi, 672 Wa) Cint.: 221.
Oberroden, Kirche nebſt Glüdnerirchmung, anf einer Heinen
Anhdhe in ter Gemarkung Liederbach, in einem waldigen Thale,
812
398 Topographie.
Ueberrefte des fonft ausgegangenen Ortes gl. N., gewöhnlich Kirche
für Nieverbreitenbah und Liederbach, ſoll ſchon 1209 geftanden
und eine eigentliche Walpfapelle geweſen fein.
Otterbach, luth. Fl. 1420 gaben vie v. Riedeſel ihr
Güter darin an Hanau und empfingen e8 als Lehen. — Gem:
1476 M. (565 A., 224 Wi, 640 Wa.) Einw.: 119.
Rainrod, Iuth. Flo. an der Nidda mit 534 Einw., be
zum Theil Hanpwerfer find, namentlich Nagelfchmiede 2c. In feiner
Nähe ift das Drachenloch, eine tiefe Höhle in einem Bafaltfellen,
an die fi eine Dracenfage knüpft. Zu O. gehört vie Hat |
mühle. — Gem.: 3292 M. (1060 4. 764 Wi., 1398 Ra)
Neibertentod, luth. Fld., zur Bürgermeifterei Schwaben
gehörig. — Gem.: 1382 M. (567 U, 199 Wi., 5
Wa) Einw.: 129.
Reimenrod, luth. Flo., erfcheint url. 1264, in welden
Jahre die v. Romrod daſſelbe an Haina verfauften. — Gem:
1765 M. (504 4., 160 Wi, 1077 Wa.) Einw.: 178.
Nenzendorf, Iuth. Flo. an ver Schwalm mit 2 Mahl-
mühlen und 1 Schneibmühlee — Gem: 460 M. (293 U,
149 Wi) Einw: 92.
Romrod in Urk. Rumerode, Rumeraive, Runderode, Statt ..
an ber Aubreft mit einer Gem. von 5535 M. (1569 4,
923 Wi., 2813 Wa.) und 1110 Einw., welche fich theils
von Aderbau und Viehzucht, theild von Gewerben nähren, St:
einer Obereinnehmerei, einer Diftrictseinnehmerei, eines Forſtamts
einer Oberförftere. Ihr merkwürbigftes Gebäude ift das Schloß
Die dafjelbe jet umgebenden Gärten bilveten ehedem einen Graben.
Es war in alten Zeiten Stammjig einer Familie von Romrod
(Numerode), von ter ein Ludwig zuerft 1197 genannt wird
Der Hauptzweig ftarb in der Mitte des 14. Jahrh. im Maunb
ftamm aus; vie weiblichen Erben verkauften ihre Befiungen u
die Landgrafen. Die alte Burg zerfiel und ift vielleicht nur nd
in einem Nefte zu erfennen. ‘Die neuen Gebäude, welche ja
noch ftehen, ließ Ludwig Landgraf von H. Marburg 1578 af
führen. Die Lanpgrafen von Hefjen- Darmjtabt bielten fich ver
Jagd wegen oft Hier auf. — Ein Tägerhaus, im Jägerthal
genannt, liegt zwiſchen Romrod und Zell. Vor noch nicht Langer
Zeit bejtand das Jägerthal aus 14 Gebäuben; jet ift alles im eines
Provinz Oberheifen. Kreis Alsfeld. 899
Schutthaufen verwandelt. In der Umgegend von Romrob finden
& ebenfalls viele Spuren von ausgegangenen Dertern, 3. BD.
dringen, Wadenhauſen, Mölbad, Hirtenrod, Ober
ob, Eldenrod, Liprod, Neuenbain. Zu NR. gehören:
ie Eichmühle, Lippmühle und Herrnmühle.
Rülfenrod, luth. Fld. an der Felda, zur Bürgermeiſterei
Friugshauſen gehörig. Es hieß früher Rudolfferade und kam
an denen von Schenk unter Heſſen. Dazu gehört die Neü—⸗
hle. — Gem.: 1384 M. (417 A., 207 Wi., 723
33.) Einw. 122.
| Schadenbach, luth. Eld. Im feiner Nähe lag der Ort
iwbele.. — Gem.: 2497 M. (971 4, 433 Wi, 1037
Be) Einw.: 168.
ESchwabenrod, Iuth. Flo. Dazu gehören ver Kleinhof und
e Keinmühle. Gem.: 1548 M. (948 A., 267 Wi, 159
Ba.) Einw.: 223,
Ssgqdhwarz, luth. Pfd. Im feiner Nähe follen noch Reſte der
Rirche des ausgegangenen Orts Oberſchwarz zu fehen fein.
Dazu gehören bie Finkenmühle und Mittelmübhle (Hunnchesmühle).
Bem.: 6645 M. (1604 A. 900 Wi, 3970 Wa.) Einw.: 729.
Storudorf, luth. Fld. an ver Schwalm, welche nahe babei
nat. Es hat eine alte Burg und mebrere Höfe. Gewiſſe
| darin hatten ehedem vie von Seebad. Zu St. gehört eine
üble. Gem.: 3271 M. (1378 U, 975 Wi, 747
We) Einw.: 993.
= Strebendorf, luth. Fld. an der Andreft, mit einer Mühle.
Mem.: 2467 M. (908 A. 540 Wi., 944 Wa.) Einw.: 339.
=’; Gtumpertentod in Urk. Stumprachtesrode, luth. Pfd., mit
Mil Einw., welche theils Lanbwirthfchaft und Viehzucht, theils
wu Gewerbe treiben. 1342 bezog bie Kirche St. Johann im
Wein; ven Zehnten varin. Gem.: 3139 M. (1776 U, 1034
Bi, 220 Wa) Einw: 611.
Udenhanfen, luth. Pf. Die Sage erzählt: ein Schwein
mbe bier ein Schwert aufgewühlt, welches als das des Attila
zfannt worden fei, von dem bie Gothengefchichte fagt, daß es einft
wm Mars gehört Habe. 1270 verkauften U. die v. Altenburg an
se Johanniter zu Nidda. Dazu gehört eine Schneidmühle. Gem.:
BA5I M. (1038 U, 458 Wa, 2402 Wa) Einmw: 481.
400 Topographie.
Unterforg, luth. Fld. an ver Schwalm, mit 1 Mühle. #
ihm gehört ver Scheibelshof.e Gem: 489 M. (2851 fr
128 Wi. 49 Wa.) Einw.: 101. =
Vadenrod in Urt. Fronerot, Pharderaide, luth. Flo. mn!
Schwalm, Sit einer Oberförfterei, erfcheint urf. fchon 812 *
feiner Nähe lagen bie Oerter Hachbach, Hetzelsha a
Matzmus, Mersrod, Wingerod, Lenzenrod.
hört die Hohmühle. Gem.: 3548 M. (1096 A., 78” «\
1536 Wa.) Einw.: 486.
Wahlen in Urk. Walken, luth. Pfo., Sit einer C
fterei, zum Eußer Gericht gehörig. Seine große Gemartuzz?”
Eifenfteine, Bafalt, und Sanpfteinblöde. Urk. fchon 1297. _
ditlich davon lagen vie 2 ausgegangenen Derter Hauftädt 2 <
Watzenrode, ferner lag in feiner Nähe der Ort Greber 3 «
Gem.: 5440 M. (17624., 845 ®i., 2731 Wa.) Einw.arf :
Wallersdorf in Urf. Walboversporf, Iuth. Fld, mit 1 IL
1276 hatten vie v. Altenburg ihre Güter darin an Same =
Gem.:171I9M. (915 U, 229 Wi. 504 Wa.) Einw._<a®
Windhaufen, luth. Fld., Sit einer Oberförfteret. _
lag der ausgegangene Ort Roßbach. W. erfcheint urk. [cher 7
Die von Romrod und Eijenbach waren begütert barin. .
4437 M. (1321 A., 960 Wi., 1978 Wa) Einwr «%
Zell in Urk. Cella, luth. Fld. mit 673 Einw., ef
ſich viel mit Spinnerei und Weberei beſchäftigen. Dabei Ing Wi
ausgegangenen Dexter Einhaufen, Unterzell, Herten
Dazu gehören: die Hobelmühle, ver Steineshof und vie Steink
mühle. Im J. 825 meihte Erzbifchof Hatftolf die Kirche dun
1393 erfaufte Heinrich von Heſſen Theile davon von denen im
Wefterbnrg, die fie durch Heirath von denen von Romrod erme
ben hatten. 1434 erhielt e8 Landgraf Ludwig von Hersfeln zu Leha
Gem.: 8919 M. (2287 A. 1149 Wi., 5216 Wa.) Einm.: 6
direis Biedenkopf.
Der Kreis Biedenkopf befteht aus 83 Ortfchaften, im weide
eine Gefammtbevölferung von 35486 Seelen wohnt (34687 Luh
97 Ref, 7 Un, 92 SKath., 12 Sect, 591 Juden). Darum
befinden ſich 4 Stäͤdte. Keeisitaht it
Provinz Oberheſſen. Kreis Biedenkopf. 401
Biedenkopf in Urk. Bievencap, Beidenkap, Biedenkaph, Stabt
der Lahn, Sig eines Kreisamts, eines Landgerichts, eines Steuer-
Imiffariats, einer Diftrietseinnehmerei, eines Kreisbauamts, einer
erförfterei, mit einer Gem. von 13355 Morgen (1731 U,
31 Wi, 9965 Wa.) und 3015 Einw. Hinter der Stabt
ein Berg auf, deſſen zum Theil bewalveter Gipfel vie Nefte
alten Schlofjes trägt, darunter noch den Hauptthurm. In⸗
ezutere Gebäude der Stadt jind: die Stadtkirche mit einigen
zrälern und vie Hospitalfirche, Iettere im J. 1415 erbaut.
un Schlofje zeichnet fich) Der runde Thurm aus. Das Schlof-
> (Großh. Hausbomäne) war bisher als Fruchtſpeicher be-
Xvorden. Die Einwohner nähren fi theil® von Aderbau
won Gewerben. Das Gewerbe der Tuchmacherei war ebe-
»SDn der größten Bedeutung für Biedenkopf (f. o. ©. 149).
Stadt bejigt ein Hospital, geftiftet für Bürger, welche von
HEyigen keine Verpflegung finden. Zur Zeit ver Landgräfin
ze (1254) gefchieht zuerft Biedenkopfs Erwähnung Als
E erfcheint e8 1304. Die Vorſtadt wurde 1335 begonnen;
Sewohner ver alten Orte Gunzbaufen und Dreders
Ten zogen hierher. Die Stadt hat wiederholt durch große
Er shrünfte gelitten. Das Wappen von B. ift im oberen Theile
Einem Felde ohne Farbe (weiß) 3 Thürme mit vothen Dächern;
unteren Xheile in rothem Felde ein fchreitender, rechtsgewende⸗
ungekrönter golener Löwe mit aufgefperrtem Rachen und eins
dem über den Rüden gebogenen Echwanze. In ver Nähe Bie-
tlopfs Liegt das große Hütten- und Hammerwerf die Ludwig
tte, ehedem Domäne, jett Privateigenthbum (j. o. ©. 86).
gehören ferner zu B. die Crlenmühle, vie Ober- und Unter:
ble, eine Ziegelei und die Knochenmühle.
Achenbach in Urk. Hachenbach, Achimbach, luth. Fld. Im
er Gemarkung liegt ein Schieferbruch. In frühen Zeiten ſchon
de bier Bergbau getrieben. Es erſcheint urk. 1360 als von
Romrodern an die Eiſenbacher verpfändet. 1395 trugen es
v. Breidenſtein von Heſſen zu Lehen. Zu A. gehört 1 Mühle.
m.: 2528 M. (1299 A. 348 Wi., 764 Wa.) Einw.: 322.
Allendorf (bei Battenberg), luth. Fld. an ter Eder. Cs war
91 in ungetheilten Belig ter Grafen von Battenberg gefom-
ı 1297 fam es von ihnen tur Kauf an Mainz une wurde
Walthers Heilen. 26
402 Topographie.
bon dieſem 1464 an ven Landgrafen Heinrich II. verpfänkt.
uralten Zeiten fol bier ein Salzwerk geweſen fein. Zu 4
die Colonie Dfterfeld und die Kämmersmühle Gr
6116 M. (1918 X., 1038 Wi., 2832 Wa.) Cinw.: 8
Allendorf (2'/, St. von Gladenbach) in Urk.
luth. Fld., erfcheint ur. fchon 1295. Gerechtfame darin hatten
Breivenbacher. Unweit davon ift eine Höhe, auf der die ©
berer v. Hohenfels gelegen haben foll; jet nur noch mit a
Ringwall verfehen. Gem.: 1604 M. (444 A., 176 Wi,
Wa) Einw.: 267.
Anmenhaufen, luth. Flo. mit 71 Einw. Gem: Il
M. (625 U, 147 Wi., 160 Wa.)
Öattenberg, Stadt, auf einer Anhöhe gelegen, an beraff
eines Rentamts, eines Forftamts, zweier Oberförftereien, mit a
Gem. von 4663 M. (2004 U., 960 Wi., 1485 Wu)
1376 Einw Am norbiweftlihen Ende ftand einft das 6 |
Battenberg, an deſſen Stelle nun die von Ernſt Auge)
baute fehöne Neuburg (Großh. Hauspomäne) fteht, welche jr
Iocalen und Amtswohnungen dient. Weſtlich überragt vie CME
der Burgberg mit ber Burg Kellerberg, eine Fegelförnige 14
dige Anhöhe, auf deren Gipfel ein alter runder Thurm ſleht, @
geben von einem Meft einer Mauer ꝛc. Bet Battenberg mt
die Chatten durch Germanifus überfallen und in die Ever ger
Karl ver Gr. lieferte bier Treffen gegen die Sachfen. 1227
icheinen als Befiter der Stadt die Grafen von Wittgenftin w
Battenberg. 1234 erhielt fie Mainz zur Hälfte Im g. 19
erhielt Mainz Stadt und Schloß Battenberg, 1297 auch Kellerhel
ganz. 1464 Tamen alle Mainzifchen Beſitzungen bafelbit an Heil
Das Wappen von B. ift ein filbernes Rad in rotbem Felt“
Eine PViertelftunde von Battenberg liegt die Colonie Neujägtf
dorf „auf der Kröge“, eine von einem Wallgraben umge
Anzahl von Wohnungen, deren mehrere von Mennoniten, eine #
Zigeunern bewohnt wird, deren Väter dem Landgrafen das MP
gerettet haben follen. Nahe dabei liegt die Kleupelburz, 9
ehenn Jagdſchloß von Ludwig VII. öfters ber Jagd wegen beweht
jetzt ein Hof, Privateigenthum. Es gehören zu B. außerdem M
Mühle unterm Rain, die Füllnhäufer Mühle, der Auhammer, ein
gelei und das Braunfteinbergwertt „Sunterlindergruriiuutt
Provinz Oberbeffen. Kreis Biedenkopf. 403
ittenfeld, Mrktfl. an ver Ever, am Fuße ver Anhöhe, auf
enkerg liegt, mit 557 Einw. Seine Kirche enthält ver-
Srabmäler und gemalte Wappen. Es theilte die Geſchicke
ttenberg. Bei Battenfelo führt eine fchöne Brüde
Ever. Gem.: 5085 M. (1085 A., 459 Wi., 3356 Wa.)
Unhauſen in Urt. Bedelhuſen, Bedelnhuſin, luth. Flo.
Alnau. Gem.: 1459 M. (595 A., 242 Wi., 589
ẽinw.: 138.
tohofen in Urk. Berghohen, Berckhoben, luth. Flo. Im
emarkung ſind Sandſteinbrüche. Zu B. gehört der Klein'⸗
Gem.: 2271 M. (1065 U, 194 Wi, 970 Wa.)
481.
ebighaufen, Hof, zu Hatzfeld gehörig. Gem.: 225 M.
„34 Bi, 2 Wa.) Einw.: 58.
hoffen, luth. Pfo., kam 1629 aus gemeinfchaftlichem
m Solms und Hefjen an Heffen allein. In feiner Nähe
: auögegangenen Derter Ober-Bifchoffen, Merbad.
gehören: vie Pfeifersmühle, die Grünewaldsmühle, die Gel-
ühle, die Steinmühle und Schleifmühle. Gem.: 2673
2 U, 357 Wi., 1399 Wa.) Einw.: 457.
ttenhorn in Urk. Buttenborn, Iuth. Flo. Zu ihm gehört
be. Gem. 3433 M. (2087 U, 629 Wi., 639
Einw.: 677.
eidenbad), luth. Pfd. mit einem Schloffe der Herrn von
ein. Es kommt Schon 913 urkundlich vor. 1359 trugen
und Johann von Breivenbah tem Lanbgrafen Hermann
ige Schloß zu Lehen auf. Zu B. gehört eine Mühle.
3932 M. (1696 U, 465 Wi., 1613 Wa.) Einw.:
leber ven Breivenbacher Grund f. o. ©. 374.
‚eidenftein, Stadt an ver Pferf mit 393 Einw., barin
e Wohnung des Frhrn. v. Breidenftein mit gejchmadvollen
lagen. Die Herrn v. Breivenftein erhielten 1398 von
Benzel die Erlaubniß zu ihrer Seite, genannt Breibenftein,
otlein bauen zu dürfen, wodurch fie Neicheritter wurden.
denftein gehört ver Breibenfteinifche Eiſenhammer, 1 Mühle
Höfe Elsbach (Melsbah) und Roßbach. Gem. von
82 M. (1135 U, 457 Wi., 818 Wa) Gem. von
ſ. u. Roßbach,
I *
404 Topographie.
Bromsfirden in Urk. Fromelskirch, Fromoldiskirchen ꝛc., Mrftil
an ber Preuß. Grenze mit 1168 Einw. und einer Gem. von
13098 M.. (4162 A. 1479 Wi., 6851 Wa.) Es kam 1238
von den Herren dv. Battenberg an das Mainzer Erzftift, von vem
e8 1464 mit andern Ortfchaften an Landgraf Heinrich II. ver
pfändet wurde. Zu DB. gehören vie Colonieen Neuludtwigsver
und Dachsloch, die Höfe Seibelsbah, Heiligenholz, das Forſthan
Elbrighaufen (Sig einer Oberförfterei), und bie Ober- und Unter
Iinspher Mühle.
Buchenau, luth. Pfo. nahe an ver Lahn. In feiner Gemarkung
findet fih ein Kalffteinbruh. Die Kirche aus vem 15. Yahk
enthält mehrere alte Grabmäler. Es gebörte im 12. Jahrh. ie
Zandgrafen von Thüringen und Hefjen Ludwig I. und fpäter ka
Nachfolgern; 1562 fam es an Heſſen-Marburg, dann an He
Caſſel und 1623 an Heffen- Darmftadt. Zehnten darin hate
bie v. Breidenbach als Lehen. Im 30jährigen Kriege wurde —9
ftart mitgenommen. In der Nähe ftand fonft ein Dorf Upper |
haufen. Zu Buchenau gehören: die Buntebergsmühle, 2 Meühlen
ohne Namen, die Eifenfchmelze Carlshütte (f. o. ©. 86) um
1 Eifenbergwerf. Gem.: 4830 M. (1377 U, 626 Wi., 2611
Wa) Einw.: 613.
Damushauſen in Urk. Demefihufen, luth. Flo. Gem.: 2487
M. (770 A.: 322 Wi, 1283 Wa) Einw.: 248.
Dautphe in Urk. Dupafhero, Dupuffe, Dudeffe 2c., luth. PR
unweit der Dautphe, auf einer Kleinen Anhöhe; einer ver ältefim
Orte des Hinterlandes, der urf. ſchon 791 vorkommt. Sehenk
werth iſt die alte Kirche. Zu D. gehört ein Theil ver Kilian®
hütte. Gem: 2954 M. (1052 A, 371 Wi. 1318 Wa)
Einw.: 414.
Dernbach in Urk. Derinbach, luth. Flo. auf einer hoben
DBergfpige; urf. fehon 1254, war ehebem der Sit der ausgeſtor
benen Familie v. Dernbach, welche den Ort 1309 an Lanbgrafen
Otto und feine Gemahlin Alheyt verkauften. Spuren von ihre
alten Burg find noch zu fehen. Gem.: 749 M. (256 4., 118
Wi., 355 Wa.) Einm: 175.
Derbach, luth. Pfo., mit 2 Mühlen. Gem.: 2826 R.
(1088 4, 302 Wi., 1348 Wa.) Einw.: 851.
Provinz Oberheflen, Kreis Biedenkopf. 405
Dietenshanien, luth. Flo. mit 142 Einw. und 2 Mühlen.
:m.: 1614 M. (528 U, 311 Wi. 695 Wa.)
Dodenan, Iuth. Bid. an ber Ever mit 902 Einw,, unter
en viele Nagelſchmiede finn, Sit einer Oberförftere. Zu D,
Ören: die Colonie Burghölle, die Höfe Burbach, Binfenbach,
Henberg, Hobe, Kleudelburg, Obell, die oberjte und unterjte
Asburg, vie Rößmühle und 1 Papiermühle. Gem.: 12678 M.
359 U, 1261 Wi, 7449 Wa.)
Eckelshauſen, luth. Pfo. an der Lahn, Sit einer Oberför-
ei, kommt in Urk. unter dem Namen Eykeldisshusen, Eckeltz-
m vor. Gem.: 1761 M. (592 4, 315 Wi, 754 Wa.)
kw.: 902.
Eifa in Urk. Ibe, Sffe, Uffe, luth. Flo. mit 301 Einw. und
zw Mühle. Gem.: 3619 M. (12444., 326 Wi., 1940 Wa.)
Elmshanſen, luth. Fld. in einer der lieblichſten Lahngenden. Es
Wirte früher ven Herrn v. Döring, nach deren Ausſterben (1791)
an die v. Breidenſtein fiel. Zu E. gehört der Karlshof. Gem.:
91 M. (477 U, 239 Wi, 627 Wa.) Einm.: 1483.
Endbach, luth. Fld., erfcheint 1261 im DBefit derer von
heim. Zu E. gehören: die Krebsmühle, Dörrmühle, Heden-
He und 2 abgelegene Häufer, „Hütte“ genannt. — Gem.:
39 M. (760 U., 254 Wi, 999 Wa.) Einw: 448.
Engelbach, luth. Fld. an ver Kurheſſ. Grenze mit 411
nw. Gem.: 3378 M. (1045 4, 336 Wi, 1907 Wa.)
Erdhauſen in Urk. Ertzbauſen, Iuth. Flo. In feiner Ge-
ung finden fih Spuren ter Burg Nenen- over Naumburg,
be im 13. Jabrh. von Berthold von Blankenſtein errichtet
den war. Zu €. gehören: die Curtsmühle, die oberjte und
erite Blaumühle, die Urbansmühle, vie oberfte und unterfte
uchmühle. — Gem.: 2268 M. (881 U, 311 Wi, 946
) Einw.: 349.
Frechenhauſen in Urk. Frehenthüſen, luth. Fld. im Grund
eidenbach mit 2 Mühlen, der Bilſingsmühle und oberſten
ihle. — Gem.: 1562 M. (919 U, 201 Wi., 415
.) Einw.: 305. |
Sriebertöhnnfen, Iutb. Fld. an ver Alnau mit 2 Mühlen.
beftebt meift aus großen Höfen, deren Beſitzer fehr wohlhabend
» und bieß früher Frevebrachtishufen, Frebertshufen. Zehnten
406 Topographie.
barin hatten bie v. Breidenbach — Gem: 1394 M. (6101,
187 Wi, 566 Wa) Einm: 125. æ
Friedensdorf, luth. Fld., heißt im Urkunden Frediluiſe gr:
Dazu gehören: vie Neumühle, die Schmelzmühle und vie M
mühle. Zehnten barin hatten vie von Breidenbach als a p
von Heſſen. — Gem.: 2500 M. (859 U, 407 U,
1074 Wa.) Einw.: 371.
Frohnhauſen in Urk. Fronenh. Fromh. (2 Et. v. Balln
berg), luth. Pfd. unweit ver Ever mit 390 Einm., welche derh
Wiefen- und Weideland begünftigt, vorzugsweiſe Viehzucht twin.
Es erſcheint urf. fchon 1128. Dazu gehört 1 Mühle — Ger:
3221 M. (1338 U, 448 Wi., 1350 Wa.)
Srohndanfen in Urk. Fronhus (1 St. von Glaved)
luth. Fl. an der Alnau — Gem.: 1647 M. (66U
231 Wi, 717 Wa) Einw.: 212.
Gladenbach, Mktfl. mit 1180 Einw., Sig eines ie
gerichts, eines Steuercommifjariats, einer Diftrictseinnehmed,
eines Rentamts, eines Forftamts, einer Oberförfterei, Tiegt in eins
erhöhten Keſſel, veifen benachbarte Höhen ein mehr kahles um
unfreundliches Anſehen haben. Nahe bei Gladenbach auf em
Anhöhe findet man noch zur Zeit fpärlide Auinen ver Bay
Blanfenftein, in welcher ver entfegte Erzbiſchof Ruprecht von Cu
gefangen faß, fpäter Herzog Ulrih von Würtemberg ein Verſte
fand. Bis zum Jahr 1770 war fie ver Sig ber Beamten em
Amts, welches nach ihr das Amt Blankenftein hieß. Auf em
anderen etwas entfernteren Höhe, ver Naumburg, foll ein Sch
geftanden haben, jett ift nur noch ein Ringwall da. Bon ben
alten Bergwerfe, aus tem Landgraf Ludwig IV. das Silber p
ben ſ. 3. Gladenbacher Thalern gewann, ift nur noch ver Rum
in einer benachbarten Mühle, ver BPohmühle, übrig. —
In ter Umgegent von Gladenbach finden fick Spuren von am
gegangenen Dertern, wie Mainzbaufen, Gilbertshanfen
Frommerode, Merbad. — Gem.: 1067 M. (620 %
218 Wi., 128 Wa.)
Gönnern, luth. Fld., heißt in früheren Urfunben Gindem
Dazu gehören: vie Agmannsmühle, tie Martinsmühle (Treppes
mühle) und Obermühle (Schlöffersmühle). — Gem.: 3083 M
(1570 A. 571 ®i, 883 Wa) Einw.: 501.
Provinz Oberbeffen. Kreis Biedenkopf. 407
Günterod, luth. Pfr., auf einem bebeutenden Bergrüden ge
n, mit 467 Einw., bie fich großentheild® vom Striden wol-
r Waare ernähren. Dabei foll das ausgegangene Dorf Frome-
ve gelegen haben. — Gem.: 2421 M. (982 U., 246
‚ 1099 Wa.)
Hartentod, luth. Pfo. mit 616 Einw., welche fich fehr
mit Wolleftriden befchäftigen, kommt in älteren Urkunden
r bem Namen Hirprachterode vor. In feiner Gemarkung
de früher Bergbau getrieben. Es gehört dazu bie oberfte
unterfte Hahnkopfsmühle und die Schmittsmühle — Gem.:
32 M. (1426 A. 261 Wi, 145 Wa.)
Hasfeld in Urk. Haitsfeld, Hatsvelt, Stadt an ber Eder
einer Gem. von 13405 M. (3319 U, 1192 Wi,
86 Wa.) und 1138 Einm., welche fich in ber rauhen Gegend
merlich theils von Wiefen- und Ackerbau und Viehzucht, theils
ben benachbarten Wäldern von Kohlenbrennerei und Holzmacherei
ren, Sit einer Oberförfterei. Auf dem Hinter der Kirche fteil
eigenden Berg liegen die wenigen Trümmer bes alten Schloffes
feld, des Stammhauſes einer uralten Familie, die in einzelnen
igen jest noch blüht. — Hatzfeld und feine Umgegend gehörte
ven Befigungen ber Grafen von Battenberg. Der Name er-
nt zuerft 1213. Kraft von Hatzfeld erhielt 1340 von Kaiſer
wig das Recht, unter der Burg eine Stadt zu bauen. Die
rn von Habfeld folgten in ven Fehden zwifchen Mainz und
en bald ver einen, bald ver anderen Parthei. 1570 erlofch
Linie berfelben und Landgraf Ludwig IV. zog bie Hälfte von
g und Stadt Hatzfeld als eröffnetes Lehen ein. Einen andern
il davon kaufte Ludwig IV. 1588, tie fibrigen Theile Ludwig IX.
'2 und 1776. Ein NRechtsftreit einer Hatzfeldiſchen Linie
» die Erbfolge im Leben enbigte zu Gunften Heſſens. —
feld bat in feinem Wappen in ber Mitte in golpnem Felde
gegen einander jtehende fchwarze Klammern, jede oben mit
m Thürmchen in natürlicher Farbe verziert. Cine viertel Stunve
halb Hasfeln Tiegt der Hof Oberndorf, der Reſt eines aus:
ngenen Ortes. Es gehören ferner zu 9. die Höfe: Lindenhof,
chen, Schaafhort, Elſoff und Thal (Ebenfelr), ferner 1 Papier:
le, 1 Eiſenhammer und 1 Forftyaus.
408 Topographie. X
>
Herzhanfen in Urk. Hedtenhufun, Hirtzh., luth. Ste, ,%
ur. fhon 1107. — Gem.: 2837 M. (712 4. ec
1645 Wa.) Einm.: 322.
Holzhanfen (bei Battenberg), Tuth. Flo. an der Ever. ==
gehören: die oberfte und unterjte Edermühle, die Eifer
der Holzhäufer Eifenhammer, 1 Braunfteinbergmerf und 1 —
bruh. — Gem.: 3146 M. (972 U., 486 Wi, 27
Wa) Einw.: 410.
Holzhauſen (bei Gladenbach), Iuth. Pf. an der TEE
mit 1 Mühle. Auf einer Anhöhe umweit, der Hunnent 1112
Munde des Volks genannt, findet fich ein großer SteimssTtTT
Holzhauſen erfcheint urk. ſchon c. 1340 als in theilweifen FF
des Stifts St. Johann in Main — Gem.: 335-5 z
(1024 A. 524 ®i, 1710 ®a) Einw.: 650.
Hommertshaujen in Urk. Humershaufen, luth. Fle., „ -*
bis zur Mitte des vorigen Jahrh. ftarfen Bergbau. — E
2053 M. (877 A, 284 Wi, 775 Wa) Einw.: 28 5%
Hülshof, Hof, zu Bottenhorn gehörend. — Gem.: 4
M. (703 U, 94 Wi, 147 Wa) Einw.: 28.
Katzenbach, Weiler mit 46 Einw. und einer Gem.
1400 M. (256 A., 110 ®i., 1009 Wa.)
Kehlnbach in Urk. Kelnbach, Iuth. Flo. mit 69 Eine,
und einer Gem. von 824 M. (462 A., 123 Wi., 209 &ı)
Kleingladenbad), luth. Fld., ericheint urf. ſchon 913; we
von Breidenbach hatten es feit 1395 als Lehen von Helm;
e8 trieb früher Bergbau. — Gem.: 2131 M. (958 U, 160
Wi., 958 Wa) Einm.: 274.
Kombach, luth. Fir. Zu K. gehört die Altenmühle —
Gem.: 1754 M. (676 A., 349 Wi, 613 Wa.) Einw.: 345.
Leiſa, Iuth. Fld. Seine alte Kirche fell einer Sage zufoht
die ültefte in Heffen und von Bonifacius felbft gegrünvet far
Es ijt ver Ort Liesi, hei welchem 778 die Sachſen vie Nike
lage erlitten. Das Dorf Battenfeldun, welches ein Schriftftele
als Ort der Niederlage bezeichnet, liegt fehr nahe dabei. An 8
gehört ein Braunfteinbergwerl. — Gem.: 3052 M. (1491 4
570 Wi, 857 Wa) Einw.: 424.
Lirfeld, luth. Pfr. mit 3 Mühlen, erfcheint urf. 1238,
trieb frühe fchon Bergbau, gehörte zum Kirchengebiet von Breiden⸗
Provinz Oberheffen. Kreis Biedenkopf. 409
zu bildete mit SFrechenhaufen, Gönnern, Simmersbach und
>xie das Gericht Lirfeld. — Gem.: 2042 M. (1556 U,
Wvi., 165 Wa) Einw.: 420.
SWiornshanfen in Urk. Morludisshufen, an der Dautphe,
Sid. In feiner Gemarkung Liegt der Hof Amelufe
= 3131 M. (790 A. 330 Wi., 873 Wa.) Einw.: 293.
SWitornöhanfen in Urk. Moretzh., Maroltesh., an ver Salz
Inth, Flo. (Vergl. 0. ©. 83.) Dazu gehören: vie obere
Ewtere Mappesmühle, die obere und untere Lotzenmühle, bie
wwend untere Hüttenmühle — Gem: 2390 M. (1019 4,
zu, 971 Wa) Einw.: 531.
WMiiederdieten, luth. Flo. Die von Breivenbach hatten es
Les Lehen von Heſſen und es fommt in Urk. als Nydern-
a vor. Dazu gehörig find vie Hedenmühle und 2 andere
zu ohne Namen. — Gem.: 2481 M. (1194 U., 283
Bl1 Wa) Einw.: 273.
Nicdereifenhanfen, luth. Fld. an der Perf, Liegt im f. g.
deubacher Grunde. In Urkunden beißt es Yſſenhuſen inf. Die
‚Breitenbach hatten darin die Gerichtsbarkeit als Lehen von
ſen. Es gehört dazı die Sandmühle. — Gem: 1729 M.
08 A., 351 Wi, 314 Wa) Einw.: 403.
Niederhörle, Inth. Fld. im Grunde Breidenbach, hieß mit
wrhörle Zwey horle. Die v. Breitenbach hatten es als Lehen
ı Seffen. — Gem.: 1435 M. (679 A., 296 Wi., 420
) Einw.: 162.
Niederweidbad) in Url. Webah, Weidenbach, luth. Pfo.,
} einer Oberförfterei. Seine Kirche befigt in einem Wltar-
ank ein intereffantes Kunftwerf des 15. Jahrh. Nieberweib-
kam 1630 aus gemeinjchaftlichem Solmfer und Heffifchen
ausſchließlich Heffischen Beſitz. Zu N. gehören vie Stoßmühle
die Stödeholzmühle (Mörbachsmühle). — Gem.: 3270 M.
14 A. 470 Wi. 1528 Wa.) Einw.: 530.
Oberasphe, luth. Fl. Gem.: 2459 M. (1353 U,
> Wi, 700 Wa.) Einm.: 333.
Oberdieten in Urk. Oberdiedenau, Dodena, Oberdydena,
.‚ Sb. im Breidenbacher Grunde. Die von Breidenbach hatten
jet 1395 als Lehen von Heffen. Es gehören dazu 2 Mühlen
410 Ä Topographie.
und 1 Schiefergrub. — Gem: 2188 M. (1221 a, ®
Wi, 488 Wa) Einw.: 308.
Obereifenhanfen, in Urk. Yzenhuſen sup., luth. dh
ber Pferf im Breivenbacher Grunde. Die v. Breidenbac2 f
bie Gerichtsbarkeit darin als Leben von Heſſen. Bis a
neueren Zeiten wurbe bier unter freiem Himmel ein Ge—
balten, durch welches alle vie landgräfl. Leibeiguen, we” —
abelige Leibeigene geheivathet hatten, beftraft wurden. E— =
zu DO. die Sternsmühle — Gem.: 1008 M. (460 TEA
Wi, 380 Wa.) Einw: 279.
Oberhörle, luth. Pfo. im Breidenbacher Grunte (f. o— =.
hörle). Gem.: 2838 M. (1719 U., 452 Wi., 56
Einw.: 318.
Oberweidbach, luth. Flo. am Fuße des Schneeberg
urk. fon 1212 vor, kam 1630 in ausfchlieglihen B—
Heffen, nachdem es vorher Solms und Heſſen gemei ⸗.
gehabt. — Gem.: 2959 M. (563 U, 247 Wi— M
Wa.) Einw.: 222.
Quotshanſen, luth. Flo. an der Pferf, im Breibeniafe
Grunde, mit 1 Mühle. Die v. Breidenbach hatten es «af
von Heffen. — Gem.: 1124 M. (496 A., 214 Bi, 30
Ba) Einw: 166.
Nadjelshanfen in Urk. Racholshauſen, luth. Fld., auf cam
Anhöhe gelegen, mit 1 Bergwer. — Gem.. 1204 M. (M
A, 189 Wi, 547 Wa) Einw.: 89.
Neddighanfen, in Urk. Rendiedehuſin, Rendelh., lu. BY
mit einem Gifenhammer, erfcheint urk. 1343. — Gem.: 3081
M. (1000 A. 357 Wi, 1532 Wa) Einw.: 550.
Nemmertehanjen in Urk. Rengersh., luth. Fld. unweit WM
Eder mit 1 Mühle. — Gem.: 3823 M. (2187 A., 88
Wi., 440 Wa.) Einw.: 881.
Römershanfen in Urk. Rumersh., Reymersh., luth. du
mit 308 Einw.., welche ſich viel mit Stricken von wollme
Waaren befchäftigen. Es kommt urf. fhon 1257 vor. — Gem:
2462 MM. (1063 A, 317 Wi, 1028 Wa.)
Roßbach, Luth. Fld, kam 1630 aus gemeinfchaftlichem Geh
bon Helfen und Solms in alleinigen Befit von Heſſen. Gem:
2407 M. (830 A., 196 Wi., 1192 Wa.) Einw.: 251.
Provinz Oberbefien. reis Biedenkopf. 411
doßbach, Hof zu Breidenſtein gehörig (ſ. d.). Gem.: 888
14 4., 118 Wi., 643 Wa) Einw.: 17.
toth in Url. zum Roth, Roden, luth. Fld. im ſ. g. Brei-
7 Grunde. Die v. Breitenbach trugen es zu Lehen von
an Sayn und Wittgenftein. Im feiner Gemarkung wurbe
Bergbau getrieben, Aus dem dabei gewonnenen Silber
aft Ludwig die Mother Thaler Schlagen |. 0. S. 82. Zu
rt die Eberbadhsmühle. Gem.: 3177 M. (1924 A.,
zi; 631 Wa) Einw.: 318.
küchenbach in Urk. Richenbach, Inth. Flo. mit 147 Einw.
1559 M. (629 U, 237 Wi, 649 Wa.)
kmzhanjen in Urk. Rameshauſen, luth. Fld. an der Alnan.
er Nähe foll der ausgegangene Ort Mainzbanfen ge-
haben. Zu R. gehört der Spretb (3 Häuſer). Gem.:
M. (959 .U, 409 Wi. 696 Wa) Einw.: 295.
ichlierbach in Urk. Slirbach, luth. Fld. in einer rauhen
gelegen, mit 170 Einw., welche lebhafte Strumpffabrika⸗
iben. Zehnten darin hatten die v. Breidenbach als Lehen
fin. Gem.: 1911 M. (1060 X., 215 Wi. 581 Wa.)
silberg in Urk. Sulberg, luth. Fld., trieb früher Bergbau
pfer (f. 0. ©. 85.) Gem: 1799 M. (636 U, 215
75a) Einmw.: 226. |
jimmeröbad), luth. Pfd. im ſ. g. Breidenbacher Grunte. Im
Semarfung werten Echieferfteine gebrochen. Dazu gehört
le. Gem.: 2909 M. (1642 U., 487 Wi, 623 Wa.)
: 406.
intershaujen in Urk. Senckenshuſen, luth. Fb. Gem.:
M. (953 A., 405 Wi, 1069 Wa) Einw.: 284.
steinpferf in Urt. Steinpernephe, Steinpherphe, luth. Flo.
Pferf, fommt urk. [hen 1103 vor. Die vd. Breidenbach
ie Gerichtöbarfeit als Yehen von Heſſen. Gem.: 1594 M.
I., 248 Wi., 452 Wa.) Einw.: 402. j
dallan, luth. Pfr. an ver Lahn im f. g. Breidenbacher
, Sig einer Oberförfterei. Die von Breidenbach hatten es
95 als Lehen von Heſſen. Zu W. gehören: ber Hof
haufen, 2 Mahlmühlen und 1 Bapiermühle. Gem. 5881
129 U., 703 W., 3489 Wa.) Einw: 880.
412 Topographie.
Weidenhanfen in Urk. Wydenhuſen, luth. Flo. Zu By FL
hören: bie Kättchesmühle, vie Hartenmühle, bie obere un me fie!
Waldmühle, 1 Eifenfchmelze ( Iuftushütte) und 2 Ziezelhus gem!
Gem.: 3679 M. (1203 U, 578 Wi., 1731.) Einn:
Weifenbach, luth. Fld. im Breidenbacher Grunde DrW
Breidenbach hatten es feit 1395 als Lehen von Heſſen. De
2360 M. (589 4, 181 Wi, 1537 Wa) Einn.:
Wieſenbach in Urt. Wiſſenb., Weffentb., Iuth. Fin. im
venbacher Grunde, mit einer Mühle. Die v. Breidenbach vs
es feit 1395 zu Sehen von Heffen. Gem.: 2578 ge N
U, 240 Wi, 1150 Wa.) Einmw.: 268. “
Wilsbach, luth. Pfo., kam 1629 ausſchließlich aımı (iM
Dazu gehört ver Hof „Hankelsburg.“ Gem.: 2860 zz. M
A. 491 Wi, 1351 Wa) Einw.: 318. |
Wolfgruben, luth. Flo. an ver Lahn mit einem Pi
und Hüttenwerk nebſt einer Drabtzieherei „Kiltanshätte” gem
Sig einer Oberförfterei. Gem.: 852 M. (847 U, 1468
297 Wa.) Einw.: 215.
Wolzhanfen in Urk. Wolfershufen, Iuth. Flo. an ber Be
im f. g. Breidenbacher Grunde. Es gehört zu W. die Wiefemmähke
Gem.: 2100M. (786 4,302 Wi, 960 Wa.) Einm: 34
Wommelshanfen in Urk. Womelvishoffen, luth. Flo. in m
rauhen Gegend gelegen, mit 419 Einmw., vie fich viel mit 1
Striden von wollenen Waaren befchäftigen. Es gehören zu ß
die Colonie „Hütte“, die Hintermühle und die Plodenmühle. Gr
2360 M. (1116 U, 308 ®i., 839 Wa.)
Kreis Büdingen.
Der Kreis Büdingen umfaßt 41 Oerter, welche eine &
ſammtbevölkerung von 18960 Einwohnern haben (1045 U
4061 Ref., 12788 Un., 96 Kath., 57 Sect., 913 ua).
Kreisſtadt ift
Büdingen in Urf. Butingen, Butbingen, Budicken, SM
an dem Seemenbach mit einer Gem. von 4945 M. (274614
1435 Wi., 349 Wa, 66 We.) und mit 2921 meift evom
Einw. Dazu kommt noch der Büdinger Stadtwald mit 9163 9
Provinz Oberheffen. Kreis Büdingen. 418
989 Wi, 8011 Wa.) Der ſ. g. Büdinger Markwald
n Flächenraum von 8371 M. Sit eines Kreisamts, eines
his, eines Steuercomniiffartats, einer Diftrictseinnehmeret,
eines Stammes des Iſenburgiſchen Haufes, in einer rei-
Gegend gelegen. Die Stadt ift mit einer doppelten Dauer
ben umgeben. Die Mauer hat mehrere Thürme, welche
it Dächern, theils mit Zinnen endigen. In dieſelbe füh-
rere Thore: das Unterthor over Schaafthor, auch Jeruſa⸗
bor genannt, weil es nach dem Mufter eines Thors in
m 1503 gebaut fein fol; das Mühltbor; pas Oberthor.
Awürbiges Gebäude barin ift das am n. d. Theile lie⸗
ichloß, deſſen Capelle wegen ihres Holzichnitwerts fehens-
t. In demielben findet fich auch eine aus mehreren Jahr⸗
n berrührende Bibliothef und ein bedeutendes Archiv, ver-
Sammlungen, Kunftfachen, Alterthümer ꝛc. und ein mit
den Wanpbildern aus der Gefchichte des Iſenburgiſchen
(gemalt von R. Hofmann) geſchmückter Nitterfanl, Das
um war urfprünglid eine Kirche. Die Einwohner
ich theil® von Aderbau und Weinbau, theild von Gewer-
: der Gemarkung von B. finden fich bedeutende Sanbdftein-
owie eine Unzahl falinifcher Mineralquellen. Das Wappen
ift in weißem Felde eine rothe gethürmte Mauer mit
bilochen und 2 Fahnen, welche in weißem Grunde 2 fchwarze
en haben. Südöſtlich von der Stabt erhebt fich ber f. g.
Stein, eine merfvärbige Formation, ba der Bafalt aus
bftein auffteigt. Südweſtl. von ihr befinvet fich eine An—
: Kalfjtein, in welchem man die Krötenſteine antrifft, vie
ber für ein Gegengift Hielt, die aber weiter nichts find
alkte Mufcheln. Nicht fehr weit von der Stadt Liegt ber
rrnhaag, wo 1737 Graf von Zinzendorf eine Bruder⸗
jtiftete, die fih aber 1750 in Folge von Streitigkeiten
bamal. Lanbesheren wieder entfernte. In neueren Zeiten
bier eine Separatiftengemeinde auf. Nicht weit von Herrn-
auf einem fegelförmigen Berg das alte Schloß Hardeck
rdbegg. Unmittelbar vor der Etabt liegt das Vorwerk
ıborf mit 89 Einw., beftehend aus dem Todtenhof,
ten» ober Pfarrkirche, mehreren Hofgebäuden, Ziegeleien
hrennereien. — Bielleicht ift Büdingen aus einem NRömer-
414 Topographie.
Caſtell entftanden. Später erfcheint in der Gegend ein Neihik
Das Schloß gab die PVeranlaffung zur Gründung ber Stit;t
war der Stammfiß der Herrn von Büdingen, deren Mama
1247 erloſch. Bon ihnen fam es in ven Befit ver Sera‘
1321 erfcheint e8 als Stadt. Im 30Ojährigen Krieg fit a
Ungemach. As 1635 ver Graf von Iſenburg in bie Kehl
erflärt war, wurbe fein Land dem Lantgrafen Georg HD. p
gegeben bis zum Wergleihe im Suhr 1643. 1806 im
Bübinger Land unter die Hoheit des Fürften von Herb duit
ftein, 1816 unter Heſſiſche Hoheit. — Zu Büdingen gehe
der Sandhof, Salinenhof „Ferdinandenhalle“ (ehedem Sale), W
Thiergarten (Hof-, Jagd- und Forſthaus), der Sammer (bil
aus einem Fügerbaufe, Schlag, Mahl- u. Waltmühle), 1 Papiers
Altwiedermnd in Urt. Wyedermus, evang. Fld., erſcheuu i
1236, fam .1816 von Iſenburg-Meerholz unter Helfen. di
gehört der Beundehof (Neuhof). Gem.: 870 M. (7 174,8
Wi.) Einw.: 304.
Anlendiebach, evang. Fld, kam 1816 von gſenburg⸗Biin
unter Heſſen. Gem,: 1182 M. (1016 A., 90 Wi. 23
Einw.: 234.
Bindſachſen in Urk. Bingenfaffen, evang. Pfd., kam 18
von Sfenburg unter Heffen. Dazu gehört 1 Ziegelei. Ge
2968 M. (1920 A., 851 Wi., 102 Wa.) Einw.: 509
Bößgeſüß, evang. Fld., durch die Bracht in 2 Theile geſche
ben, deren einer Kurheſſiſch ift, wurde 1370 auf Wiederkauf v
den Sfenburgern an Mainz verkauft und fam 1816 von I
burg unter Heffen. Zum bvieffeitigen Theile gehört die Lahnenmähk
und 1 Ziegelei. Gem.: 554 M. (280 4., 209 ®i., 47 u)
Einw.: 97.
Büches in Urk. Buche, Buche, Buchis, Buocho, evang.
unweit bes Seemenbachs, erjcheint urf. ſchon 1062, Kam 1818
bon Iſenburg (Büdingen), in deſſen Bejig e8 fchon 1399 urk. vw
fommt, unter Heffen. Dazu gehören: ver Erbacher Hof und d
Erbacher Mühle. Gem.: 883 M. (662 4,192 Wi.) Einm.: 19
Burgbracht in Urk. Brachta, Brataha, evang. Fld., erfche
1335 url. im Beſitze ver Lisberger; 1347 gaben dieſelben d
Dominium bayüber an Fulda; war von 1438 an an bie Ifenburg
Provinz Oberheffen. Kreis Bübingen. 415
en und gelangte 1816 unter Heſſen. Gem.: 1590 M.
A. .578 Wi., 298 Wa.) Einw.: 237.
Lalbadı, evang. Flo. an dem Krebs⸗ oder Köbelbach, kam 1816
enburg-Bübingen unter Heffen. Gem.: 811 M. (661 U,
8.) Einmw.: 336.
Diebady am Haag in Urk. Diepach, Dietpach, Dyppach, evang.
rſcheint urk. ſchon 1232, und war 1269 urf. ſchon im
er Iſenburger, von denen e8 1816 unter Heffen fam. Gem.:
Di. (838 A., 142 Wi) Einmw.: 336.
Düdelöheim in Urt. Dudelsh., Dudinesh., Tuttelnsh. ꝛc.,
feden am Seemenbach mit 1297 Einw., welche etwas
m, einen ſtarken Ackerbau und Gewerbe treiben. Es wirb
792 urk. erwähnt und fam 1816 von PMenburg-Bübingen
Heffen. Dazu gehören: ber Findörfer Hof und die Findörfer
. &em.: 4781 M. (2321 U., 804 Wt., 1539 Wa., 3 We.)
Dadenrod, evang. Fld., fam 1816 von Sfenburg-Büringen
Heſſen. Dazu gehört der Chriftinenhof mit Jägerhaus.
: 880 M. (245 4, 121 ®i) Einw.: 139.
Edartöhanfen in Urt. Heckehardish. Hecharbesh., evang. Pfd.
ı Krebs⸗ over Köbelbach, erfcheint fhon 1280 im Befitz
enburger. Mit dem Gerichte E. war Iſenburg von Würy
elehnt. Es kam von Iſenburg⸗Meerholz 1816 unter Heffen.
: 1536 M. (1316 A., 172 Wi) [Der Edartshäufer
ild bat einen Flächenraum von 2134 M., der Unterwald
473 M.] Einw.: 392.
Enzheim in Urt. Anfuinesheim, Anfensh. Einssheim ꝛc., evang.
n ber Nidder, erfcheint urf. fchon 792. 1476 verkauften
penjteiner Enzheim an die Grafen von Hanau. Bon Hanau
> 1810 an Heſſen. Gem.: 783 M. (482 U, 103
79 Wa.) Einmw.: 163.
Blanberg in Urk. Glouburc, Glouberg, Glaiberg ꝛc., evang.
n der Nidder, mit 1 Mühle, erfcheint urk. 1190 als
ſches Ufterlehen verer v. Büdingen. Im feiner Nähe auf
Berge finden ſich Spuren einer uralten Burg Glauburg,
Icktunde vom 9. 1247 zufolge eine Reichsburg. Um das
Plateau des Bergs läuft ein alter Ringwall, außervem finden
ch ungeheure Wälle und Gräben; e8 wird darum angenom-
daß biefe Arbeiten Befeftigungen der Germanen gegen bie
416 | Topographie.
Römer waren. Der Ort fam 1806 von Stolberg-&erernui:
Heffifche Hoheit. Gem.: 2186 M. (1297 U, 328 Ri, 9
Va) Einmw: 513. u
Hainchen in Url. Hane, Heinchen, evang. Pfo., Tun WM
von Hanau an Heffen. Dazu gehören 2 Ziegeleien. Gem:
M. (706 A. 354 Wi, 1077 Wa) Einw.: 666. p
Haingründan, evang. Pfr. an dem Grünvaubach, Tom If
von Iſenburg unter Heffifche Hoheit. Dazu gehören: bie a
ltegende Haingründauer Kirche und Mühle. Gem.: 179
(1345 4, 383 ®i) Cinw.: 566.
Heegheim in Urk. Hegeheim, Heigenheim, evang. Flo, m
urf. fchon 1285, gehörte zum Schloß, nachheriger Geil
Staaben, bie fpäter bei ven Sfenburgern erfcheint. Herb
bei ber Abtheilung erft an das Haus Limbung, dann 148
Sibold we von Steinfurt. Durch eine weitere Abtheilung ME
fiel e8 an Sfenburg nnd kam 1816 von Senburg-Büringen
Heffifche Hoheit. — Gem.: 1129 M. (916 A., 19%
35 Wa) Einmw.: 219. au
Himbach in Urt. Heymbach, evang. Fld. 1358 werden Wäg
Grafen von Ziegenhain vom Erzbifchof Gerlach mit ber PP
belehnt, kam 1816 von Iſenburg⸗Meerholz unter Hefjen. — IM
1182 M. (955 4, 66 Wi, 121 Wa.) Einw.: 5.
Hitzkirchen in Url. Higenficchen, evang. Pfo. an ber |
fam 1816 von Sfenburg unter Heſſen. Dazu gehört de
Allenrod. — Gem.: 1847 M. (1218 9. 483 Wi.) Einn.:#
Ilnhauſen im Urt. Jllhuſin, evang. Fld., kam von ven GP
von Weilnau an Iſenburg und 1816 unter Heſſen. — der‘
961 M. (407 U, 519 Wi.) Einmw.: 157.
Kefentode evang. Fld. am Seemenbadh, fam 1816 von de
burg unter Helfen. Dazu gehören: die Pfarrmühle und nt
müuhle. — Gem.: 3154 M. (1711 4, 992 Wi, M
Ba) Einw.: 518. |
Rangenbergheim in Urt. Berfheim, Berchtheim, evang E
an der Kurheſſ. Grenze, am Krebs- orer Köbelbach. Im WM
1391 erſcheinen die Norvede darin von Fulda belehnt; 146
wurbe Sfenburg mil bem Gericht darin von Würzburg belt
fam 1816 von Sfenburg unter Heffen. Dazu gehört vie Um
mähle. — Gem.: 2054 M. (1712 4, 221 Wi, !
Wa) Einw: 829.
Provinz Oberheffen. Kreis Büdingen. 417
indheim in Urk. Lintheim, Luntheim, luth. Bf. am Zufammen-
8 Seemenbachs mit ver Nidder. Unweit ber Kirche ſteht
e runder Thurm, welcher ver Herenthurm genannt wird,
welchem ein Amtmann im 17. dahrh. diejenigen, welche
Heren erklärt haben wollte, einfperren lief. Es iſt aller
jeinlichfeit nach ein Ueberrejt ver alten Burg, welche bier
m bat und von der auch noch einige Reſte einer Umwal—
nd vierediger Eckthürme fichtbar find. Auf ver Stelle
ten Burg ftand vielleicht eine Römerſtätte. Schon 930
der Name Lindheim urkundlich vor. Später ericheint auf
elle des Drts, welcher jetzt eine Fünftliche Inſel bildet, eine
chaftliche Burg, an welcher mehrere der angefehenften Ge-
x ber Wetterau Theil hatten. Gegen Ende bes 15. Jahrh.
inbheim ein Reichsſchloß. Die einzelnen ganerbfchaftlichen
gingen durch Kauf und Verkauf vom Anfang des 17 Yahrh.
berichievene Hände über; Hanau hatte Theile, welche zum
an die Herrn von Schlig und dann an bie Schrautenbache,
an Landgraf Wilhelm IX. von Hefjen-Kafjel, dann an vie
v. Bubenheim und von biefen an die v. Venningen kamen zc,
Ort kam 1806 unter ‚Heflifche Hoheit. Eine Zeit lang
ier im Anfange des vorigen Jahrh. ein theolog. Seminar
errnbuter, welches aber 1749 nach Barby kam, ebenfo um
itte des Jahrh. ein akadem. Collegium. — Gem.: 1889
21 U, 865 Wi, 4 Wa.) Einw: 654.
Lorbach in Urk. Larbahe, Lobberbach, evang. Fld., Yam 1816
ſenburg, in deſſen Beſitz es ſchon 1399 urk. erſcheint,
Heſſen. In feiner Gemarkung liegt Herrnhaag (f. o. bei
en). — Gem.: 1177 M. (950 A., 162 Wi., 16
Einw.: 411.
Marienborn in Urk. Fons b. Mariae Marienburnen, Mer-
n 2c., Weiler. Hierher verlegte Ludwig von Iſenburg im
abrb. ein Eifterzienfer-Nonnenflofter von Haag, wo Wafler
te, und nannte e8 Marienborn. Es beftand bis zum Yahr
‚ und feine Gebäude wurden dann anberiweitig verwendet.
ließ Karl Auguft von Iſenburg-Büdingen ein neues Schloß
. in welchem er feine Nefivenz nahm. Mit Genehmigung
rafen ließ ſich 1730 bier eine Herrnhutergemeinde nieder,
te ein Seminar (fpäter nach Lindheim verlegt), errichtete
ther® Heilen. 21
420 Topographie.
Wenings in Urk Wäniges, Wenigiz, Stadt an ver Di
mit 993 meift ref. Einw., auf einer nah ©. O. ſich erheben
Böfhung Am norpöftlihen Ende lag einft das fürftl, Feun
Schloß, jest ift nur noch der eigentlihe Morisftein, &
fteinernes altes Gebäude, fürftl. Eigenthum, vie übrigen Gele
find in Privathänden. Wenings foll 1336 Stabtrechte erhalın
haben, allein vie bis jet bekanuten Urkunden nennen 6 Mb
1464 als Stadt. Dagegen fommt ver Ort ſchon 1351 mir in
Namen „das Wenigis“ vor und die Iſenburger ſcheinen KR
damals Theil daran gehabt zu haben. 1816 kam Wening WM
Hfenburg unter Heffen — Gem.: 7164 M. (3031 &
1289 Wi, 2696 Wa.)
Wernings in Urk. Werniz, Wernchis, Wernis, DH
ehedem evang. Fld.; jett ift die Gemeinde aufgelöft und der gz
Theil feiner Bewohner in Amerika, ein Heiner Theil iſt WW
nachbarten Dörfern nievergelaffen. Wald und Privatbeſtuck
hat der Graf von Solms-Laubach gefaufl. — Gem.: 035%
444 A., 124 ®i.)
Wolf, evang. Pfd. an dem Wolfsbah, kam 1816 WM
Iſenburg-⸗Büdingen unter Heffifche Hoheit. — Gem:.: 10988
(909 A., 160 ®i, 1 Wa) Einm.: 351.
direis Friedberg.
Der Kreis Friedberg befteht aus 45 Orten, worunter |
Städte. Seine Gefammtbenölferung beläuft fih auf 39210 Eim
(21463 Luth., 5608 Ref., 2103 Un., 8392 Rath.) Kreisſtadt
Friedberg in Urk. Friveberg, Freveberg, Stadt auf einerl
höhe gelegen, an deren nörblichen Fuß vie Ufe fließt; Sy i
Kreisamts, eines Landgerichts, Rentamts, Stenercommiffariats, A
bauamts, einer Diftrictseinnehmerei, und einer Beſatzung von 1
Infanterie, mit 5242 Einw., welche theil$ in ben verſchiede
Schul-Anftalten und Aemtern, theils in Aderbau, Biehzucht und
Gewerben ihren Unterhalt finden. Friedberg befteht aus 2 Theil
weiche früher befonvere Gemeinheiten bilveten, aus ver Stadt 1
ber Burg, beren erfterer eine Gem. von 2285 M. (2114!
142 Wi), deren letzterer eine Sem. non 1350 M. (145 |
Provinz Oberheſſen. Kreis Friedberg. 421
i, 1152 Wa.) haben. Die 4 Hauptthore ver Stadt
ainzer-, Tauterbacher-, Ufer» und Seerthor find in neuerer
sgebrochen, dagegen fteht noch ein Theil der Stabtmauer
t alter Feſtungsthurm, ver f. g. rothe Thurm. Die beveu-
. Gebäude ver Stabt find die Stadtkirche im fehönften
m Style erbaut (Chor und Schiff von 1290—1320);
e Judenbad in ver Judengaſſe, ein unterirpifches Gebäude
a 100 8. Tiefe und 20 F. Breite; das Predigerfeminar;
ndenanſtalt. Außer verfchienenen milden Stiftungen bat bie
ein Hospital (zum h. Geiſt). Die Burg enthält u. a.
malige Burgkanzlei jetzt Schullehrer-Seminar, das Militär-
‚ das ehem. Burggraviat jetzt Großh. Schloß (Hauspomäne),
erne, ein ehemals dem beutfchen Orden gehöriges Gebäube.
ant ift auch ver fehöne und mwohlerhaltene runde Feſtungs⸗
welchen Graf Adolph v. Naſſau 1347 erbauen ließ, nm
3 der Gefangenfchaft zu löſen. — Friebberg war ein von
mern befejtigter und lange Zeit beiwohnter Ort. Wenn
iner feine befonvere Erwähnung in Urkunden gefchieht, fo
anzunehmen, daß er zur Zeit ber Franken von Minifte-
beſetzt geweſen ift, welche vie Gegend fchüßten, die Fönigl.
te beforgten und im Namen des Könige Recht fprachen;
yern Bewohner waren Königsleute. Erit 1217 gefchieht
rgarafen von Friedberg als 2. faiferlichen Beamten ber
u Erwähnung und auch von den Burgmannen und Bür-
: die Rebe. 1226 war Friepberg in dem Stäptebund von
Bingen, Worms, Speier, Frankfurt und Gelnhaufen. Im
255 nahm e8 an dem großen rheinischen Stäbtebund Theil.
eiden Corporationen Friedbergs, die der Burg unter bem
afen, und der Stabt unter dem Schultheißen, mußten fich
ıd nach Rechte zu verjchaffen, welche eine gegenfeitige Eifer-
voorrief, zu mannichfachen Befehdungen VBeranlaffung gab
richiedene Satzungen zur Regulivung der DVerhältniffe von
des Kuifers ins Leben führte. Karl IV. verpfändete bie
1349 an Günther von Schwarzburg, von dem die Pfand-
n Mainz, Eppenftein, Iſenburg und Frankfurt und enblich
Burg Friedberg überging, fo daß die Stadt jebem neuen
fen als Pfandherrn huldigen mußte. Alle Verfuche, welche
idt machte, von damals an bis in bie neueren Zeiten, ſich
422 Topographie.
von biefer Abhängigkeit wieder Loszumachen, waren oh Eh
Andere Urfachen Halfen den Wohlſtand ver Bürger inmer m
herunterzubringen. Auch die Burg verlor nach und md in
Blüthe, wenn fie auch bis zum J. 1806 ihre Unabhängiget ie
hauptete. An ihrer Spite ſtand ber auf Lebzeit gerwählle day
graf als Chef des Regiments, welches aus 12 Regimmiiep
mannen beftand. Der gemeinen Burgmannen, welche alt
bei der Aufnahme 8 Ahnen beweifen mußten, waren im). 10
noch 77, wovon. indeffen nur einige Wohnhäufer in Ara
batten. Die Burg hatte feit unbenflichen Zeiten aud te d
12 Dörfern beftehende Graffchaft Kaichen ꝛc. Die Str I}
1802 an Heſſen; ver Verfuch auch in den Befig ver BR
fommen, gelang bamals nicht. Erſt 1806 kam dieſelbe E
Heſſiſche Hoheit. Der Burggraf erhielt die Nechte eines Stakb
herrn, trat aber mit Vorbehalt der Würde eines folchen IM
alle feine Rechte an den Staat ab und nach feinem Tode 184
wurde die Burg nebft der Graffchaft Kaichen integrirender W
des Großherzogthums. Die Vereinigung der Stadt und Bu |
einer Gemeinve erfolgte erft 1837. Das Wappen von Fr. '
in golonem Felde der ſowohl ein- als zweilöpfige Reichsadler, fo
mit rothem Schnabel, Zunge und Srallen, auf ter Bruft ein
der Mitte ver Länge nach getheilter Schild, rechts ein weißes, Ü
ein fchwarzes Feld. Zu Friebberg gehören: die Brüdenmühle, N
müble, Hodenmühle und das Forſthaus Winterftein.
Altenheim in Urk. auch Affinheim, Stadt an dem Zuf
menfluß der Nidda und Nidder mit 970 Einw., einem Sc
Rödelheimiſchen Schloß nebit ſchönem Garten; Sitz einer Diftel
einnehmerei. Vielleicht war in Affenheim ſchon eine römifche‘!
verlaffung. Die Stadt wird 1193 zuerjt urkundlich genannt. |
älteften Befiter verjelben waren die Münzenberger, nach veren
fterben '/, an Hanau, °), an Falkenftein fielen. Die Fal
ftein’fchen Theile famen nach dem Erlöfchen des Haufes an 9
burg und Sayn. Sayn verſetzte 1446 feinen Theil an
Eronenberger und Solms löfte ihn fpäter ein. Der Selm
Antheil Tam 1806, der Sfenburgifche 1816 unter Heffen. T
gehören außer dem Schloß Amalienhof die Hainamühle und
Stadtmühle.. Das Wappen von X. ift im weißen Felde ein ro
Thurm mit hellblauen Fenftern und weißen Querftreifen. Ge
2506 M. (1949 U, 293 Ui, 9 Wu)
Provinz Oberbeffen. Kreis Friedberg. 428
Mer Baneruheim in Urk. Burenheim, Bürnheim, luth. Pfo., erfcheint
ſchon 1093, fam 1806 von Solms-Röbelheim, welches daſſelbe von
ſtein hatte, unter Heff. Hoheit. Dazu gehört 1 Braunfohlenwerf.
m.: 1159 M. (836 U, 273 Wi, 2 Wa) Einw.: 186.
Deyenheim in Urk. Bigenheim, Bienbeim, Beinheim, Iuth.
erfcheint urk. ſchon 774, war Neichslehen der Weife von
ch (Feuerbach), fam 1806 unter Heffen von der Familie
® von Holzhaufen. Gem.: 1691 M. (1533 U, 108 Wi.)
uw: 447.
Bodenrod, Inth. Flo. mit 212 Einw. und 1 Kallofenbren-
ng. Gem.: 2567 M. (452 A., 199 Wi, 1917 Wa.)
ua Bönftadt in Urk. Benftat, Binftet, Bonftat, evang. Pfd.,
8 1816 von Iſenburg⸗(Wächtersbach), welches ſchon 1233 einen
bavon vom Kl. Arnsburg ertaufcht hatte, unter Heffen. Gem.:
Re59 m. (2314 A. 438 Wi, 759 Wa.) Einw.: 695.
Bruchenbrücken in Urk. Bruchinbrüden, evang. Pfd., war
* Früher ſchon im Beſitz ber Fulfenfteiner und fam 1816 von Iſen—
Burg Wächtersbach unter Heſſ. Hoheit. Dazu gehört die Görbel-
Seimer Mühle. Gem.: 2544M. (22274, 219 ®i.) Einw.: 594.
. Butzbach, Stadt in einer fruchtbaren Gegend, mit einer
> Sem. von 4180 M. (1720 A., 563 Wi, 1898 Wa.) und
wm 92844 Einw., welche fich theils von Feldbau, theils von Gewer-
> ben nähren, Sit eines Landgerichts, eincs Steuercommiſſariats,
einer Diftrictseinnehmerei, einer Oberförfterei, auch liegt bier eine
Abtheilung des Neiterregiments in Garnifon. Sehenswerth ift
; Wer bie Stadtkirche mit mehreren für die Gefchichte von Heſſen
> bebeutfumen Grabmälern, bie Hospitalfiche zu St. Wenbel, bie
& Reitercaſerne, ehedem das von Landgraf Philipp von Butzbach er-
te
—
bante Schloß und lange Zeit Wittwenſitz der Landgräfinnen. Das
f. g. Braunfelſiſche Schloß (Gr. Hausdomäne) dient jetzt als Frucht-
ſpeicher. Butzbach hat außer anderen milden Stiftungen ein Pfründ-
nerhospital, eine Stiftung der Münzenberger aus tem 11. Jahrh.,
aus deren Fonds 30 Pfründner monatlich mit Geld und Brod
verfeben werden. — Schon unter Carl dem Gr. kommt der Ort
als Botisphaden, Rotinesbach, Butespach vor. Später erjcheint
er als Münzenbergiſche, dann als Falkenſteiniſche Beligung, dann
als Eppenfteiniihe. Die Eppenfteiner verfauften Theile davon an
Solms und Katenelnbogen, einen anderen fpäter am Lubwig IV.
424 Topographie.
von Marburg. Der Solms'ſche Theil kam 1741 an Hefe.
Wappen von B. ift in blauem Felde ein vothes Hans uf db
rothen Säule ftehend; auf jeder Seite ein Schilochen,
roth und gold. In ber Umgegend von Burbach fird feet
talitäten bemerfenswerth: in N. W. das Hunefelv mb
Huneburg, eine alte Nömerftätte, ver Hausberg mit
von einem Ringwall und römifchen Befeftigungen, ber ſ. g. St
zer, ein Beluftigungsort ver Butzbacher, wo ber
vorbeizieht.
Fauerbach II. in Urk. Fiurbach, Furbahe, Furbach,
bach ꝛc., bei Friedberg, luth. Pfo., kommt urk. ſchon 947m
tam von ben Fallenſteinern an Sahn, 1458 an Cronberg, 18%
von Solms⸗ Rödelheim unter Heſſen. Gem.: 2139 M. ums
4, 191 Wi) Einw.: 713.
Fauerbach 1. bei Butzbach, luth. Fld, kam von deu Fe
fteinern 1478 an Sabenelnbogen. Dazu gehört die Herrnuike
(Damm- und Teihmühle) und 1 Mühle ohne Namen. Gem:
4081 M. (2341 U, 456 Wi, 1289 Wa.) "Einm: 4
Slorftadt in Urk. Flageftat, Flaſtad, Flanftad, Floſtatt,
Pfo., durch die Nidder in Ober- und Unterflorftabt getheilt, em.
ſcheint url. 1030; gehörte zur Ganerbfchaft Staden, welche 1806
unter Heffifce "Hoheit fam. Bei ber Theilung ber Ganerbfehaft
im 9. 1820 fam Florſtadt an bie Sehen. Sm. Gem. vn
Oberflorftant: 1447 M. (953 U, 494 Wi.), von Unterflorftabt:
3325 M. (1672 4, 393 Wi, 1260 Wa.) Einw.: 129
Gambach, ref. Pfo. unweit ver Wetter, wird urk. jdn
798 erwähnt, erfcheint 1314 im Beſitz derer von Limburg, wer
fpäter Falfenfteiniich, fam 1806 von Solms-Rödelheim unter He.
Hoheit. Zu G. gehören: die Gambacher Mühle, die Kreuzmähle
und Pletiämühle. Gem.: 5423 M. (3741 A., 878 Bis
1304 Wa.) Einw.: 1468.
Griedel, vef. Pfo. an ver Wetter, kommt ſchon 782 ur.
vor und fam 1806 von Solms-Braunfels unter Heffen. Dez
gehören: ber Weiherhof, bie Riedmühle, Herrnmühle und Rainmühle.
Gem.: 3249 M. (2413 A., 297 Wi, 539 Wa.) Einm.: 751.
Haufen, ref. Pfo., kam 1806 von Solms unter Heffen
In feiner Gemarkung liegt ver Weiler Des. Gem.: 481 M
(152 A, 79 ®i, 250 Wa) Einm.: 204.
Probinz Oberheffen. Kreis Friedberg. 425
Boghweiſel in Urk. Houewizila, Howiffel, Hohenweiſſel, luth.
Sig einer Oberförfterei, erſcheint url. 1250, kam 1478
Kauf von den Eppenfteinern an Katzenelnbogen. Ehedem
* Dier ein Kloſter, vie Clauſe, wovon noch jet ein Armen-
. für die Bewohner der zum alten Amt Butzbach gehörigen
5 beſteht, welche ver Clauſefonds heißt. Zu H. gehören
Re Gem.: 3922 M. (1451 4, 410 Wi, 2061
“) Einw.: 757. Der Hochweifeler Markwaldfiscal-⸗Antheils
außerdem einen Flächenraum von 869 M.
Ilbenſtadt in Urk. Eluiſtat, Elwenftadt, Elbinſtadt, kath. Pfdb.
"der Nidda. Sehenswerth iſt die alte Kirche, tie ehemalige
des 1123 von dem Grafen won Cappenberg gegründeten
nftratenfer-Klofters, welches 1647 zur Abtei erhoben, 1803
rt wurde, — ein Gebäute im byzantin. Style des 12.
In den Gebäuden der Abtei, jetigen Gräfl. Leiningifchen
S pe finden fich auch u. a. mehrere fchr fehöne Gemälde. Nicht
weit davon Legt der Hof Nonnenhof, oder das ehem. Nonnen-
— Fſter Niederilbenſtadt mit dem Beinamen Engel- Pforte,
2. #803 fäcularifirt. — Ilbenſtadt kommt fehon 818 urkundl. vor
R_utter dem Namen Elvistat.e Es gehörte fpäter zur Grafſchaft
© hichen, Eigentbum der Burg Friedberg, mit welcher e8 1806
> änter Heſſ. Hoheit, 1817 ganz an Heffen fam. — Zu Nieber-
= HMbenftadt gehört auch ver Rodheimer Hof gewöhnlich Jäger:
= haus genannt, weil lange ein Förfter hier wohnte. Gem. von
I Hbenfiadt: 3662M. (2788 N, 443 Wi., 237 Wu.) Einw.: 928.
Kirchgöns in Urk. Kirchgunfe, Kirgunfe zc., luth. Pfd.
> 5 dem Gunsbach, erfcheint urk. 1267, war fpäter Faltenfteinifch
und kam 1703 aus der Gemeinfchuft mit Naffan ganz an
Heſſen. — Gem: 2567 M. (1887 4, 222 Wi., 332
Ba.) Einw.: 608.
Langenhain, luth. Pfd. an der Ufe, hat vielleicht feinen
Namen von dem Pfahlgraben, ver bier vorbeizieht. Es theilte
feine Schieffale mit Ziegenberg (f. u.) Zu ihm gehören 2 Mühlen.
Es hat mit Ziegenberg zufammen eine Gem. von 3865 M.
(1216 A. 208 ®i., 2440 Wa) Einw.: 729.
Maibach, Iuth. Flo. mit ver f. g. Maibacher Mühle. Gem.:
1665 M. (547 4, 199 Wi. 919 Wa.) Einw.: 358.
112
N;
.?
Ma
426 Topographie.
Marienfhloß in Urk. Morgenflos, Zucht- und Belferug
Anftalt (ſ. o. ©. 183), an ber Wetter; bis 1803 Eifterzienie
Nonnenflofter, gegründet 1330 von Johann v. Rockenberg. 1466
fand Erzbifchof Adolf von Mainz die Nonnen fo ausfchweiien,
daß er fie fortjagte und andere einfette. 1803 wurde das Mofter
aufgehoben und zu Helfen getüeilt.
Melbah in Urk. Melpac, Melbbach, Iuth. Pfo., erichent
ur. 1206, kam als Neichspfandfchaft an die v. Carben. Die Stat
Friedberg Löfte die Pfandung 1374. 1806 kam e8 von ben
Frhrn. von Wetel an Heſſen. — Gem: 3648 M. (3352 '
4, 192 Wi) Einw: 541.
Miünfter, luth. Pfo. Unmittelbar dabei ſtand Die von Ya
graf Philipp von Burbach gebaute Fünftliche Fefte: Philippeed
genannt, bie zwifchen 1775 und 1778 abgebrochen wurde. Minfer
fom 1478 durch Kauf von den Eppenfteinern an Katzenelnbep
Zu M. gehören: die Hejfenmühle und Lochmühle. — Gem:
1905 M. (852 U, 257 ®i, 796 Ra.) Einw.: 390.
Münzenberg in Urk. Minzenberg, Mincinberg, Stadt m
Buße einer Bafalthöhe, auf der bie fchönen Ruine des Schloflel
Meünzenberg liegt, mit 909 Einw. In dem Stäbtchen ift be
Kirche jehenswerth mit mehreren architeltonifch interefjanten Theilen.
Die Ruine des Schloffes, eines Werfes des 12. Jahrh., gehört
zu den fchönften und intereffanteften Dentmälern Des Mittelalters.
Es wurde auf dem Berge Minzinberg von uno von Arnebary
gebaut und er und jeine Nachkommen nannten fi) darnach. Sch
Gefchlecht war reih und mächtig, ftarb aber in männlicher Lin
\hon 1255 aus, Bon feinen Erben erwarben außer Hanm
befonders die Falfenfteiner den Befis von Münzenberg, und al
auch dieſe 1418 ausjtarben, traten die Solmfer und Eppenfteine
ihre Erbichaft an. Ihre Erben hatten Münzenberg bis in unſere
Zeiten in gemeinfchaftlichen Beſitz. — Die Stadt Münzenberg
erhielt ſchon 1256 von ven Erben Ulrihs II eine Beftätigung
ihrer Rechte und Freiheiten und 1304 die Marftrechte won FFrant-
furt. Das Schloß wie die Befeftigungen der Stadt waren ned
im 30jährigen Kriege wohl erhalten. Das Wappen von Münzen:
berg bat auf der mittelften Wölbung eines dreimal gewölbten
Bogens einen Iangen Stengel, auf beiden Seiten mit binnen
Blättern ſtark beſetzt und auf jever Seltenwölbung einen großen
+
|
Provinz Oberheſſen. Kreis Friebberg. 427
mem mit 3 Binnen. — Nörblic von Mlünzenberg Tiegen alte
mengräber; fürlich die Spuren der ausgegangenen Dörfer Ger:
haufen und Hammelhanfen ' Höchft merkwärbig find
der nächſten Nähe von M. vie Steinbrüche auf vem Stein-
rg. Zu M. gehören: der Laubacher Hof, bie Junkermühle
b Kettenmühle. — Gem: 3517 M. (2930 A., 581 Wi,
Ba.) Einw: 909.
ermörlen in Url. Nievermurlien, Morlyn, kath. Pfd.
der Ufe, Sig einer Diftrictseinnehmerei, urfprünglich im Beſitz
e Grafen von Kleeberg, die fich daher auch v. Deörle nannten;
fam nach deren Ausfterben an die Eppenfteiner; dieſe verkauften
.1356 an die Falkenſteiner, nach deren Erlöſchen kam es wieder
Eppenftein, und mit beren Ausſterben an Mainz. 1803
zde es Heſſiſch. Zu N. gehört der Hof Löwenthal (f. m.
ifſelsheim). — Gem.: 2802 M. (1737 U, 170 Bi,
BE Wa.) Einw.: 865.
Niederroßbach, luth. Pfo. an dem Roßbach, erfcheint 1420
! ven Tallenfteinern, kam 1633 von Nafjfau-Saarbrüden an
fen. Die ehem. v. Greifenflauiihe Burg gehört jett einem
ivatmanne. Zu N. gehören: die Seemühle, Harbmühle, Brunnen«
ihle und 1 Mineralbrunnen. Gem.: f. u. bei Oberroßbac.
Niederweifel in Urt. Wizela, Wizele, ref. Pfo. Hier befand
b vormals eine Yohanniter-Commende, deren Stiftungsurfunte
n 1258 if. Die Gebäude berfelben find jeßt in einen Oeko—
miehof verwandelt, die alte jchöne Kirche darunter ift ein Kuh⸗
H geworben. Nieverweifel kam 1806 von Solms-Laubach unter
fen. Zu N. gehört die Einhäufer Mühle. — Gem.: 6519
, (3459 U, 485 Wi, 2574 Wa) Einw: 2291.
Niederwöllitedt in Urk. Wullenft. inf., N. Wollenft., luth.
d. unweit ber Nibba, evicheint url. 1280. Bon ven Falken⸗
inern fam es an Sayn, von biefem verpfündet 1446 an bie
onenberger. Durch Ablöfung erhielt e8 Solms und von biefem
n e8 1806 unter Hefjen. Dazu gehören: ber Hof die f. g.
Reuherberge" , die Spudenmühle, Schlagmühle, Langenmühle
riebmühle) und Gänsmühle. — Gem.: 4062 M. (2889 4,
76 Wi. 98 Wa) Einw.: 927.
Obermörlen in Urt. O. Murle, Murlyn, kath. Pfd. an ber
e. Im feiner Gemarkung lag der ansgegangene Ort Häfters-
428 Topographie.
beim. Es ift bier ein von Wetzel'ſcher großer Hof. Ehedemn
war auch der deutſche Orden mit mehr als 34 Huben bier ke
gütert. Das Dorf ift öfters durch bedeutende Feuersbrünfte heim
gefucht worden. Seine politiihen Schidfale find viefelben wie bei
Nievermörlen (ſ. 0.) Dazu gehören: ver Hof Haſſeleck um
4 Mühlen. — Gem.: 8160 M. (5075 4., 788 Wi, 2297
Wa) Einw: 1954.
Oberrosbad) in Urk. Rospach, Noffespach, Roisbach, Stadt
am Fuße des Taunus, am Roßbach, mit 1233 Einw, Sk
einer Oberförfterei. Sie hat noch großentheils ihre Mauer. Dur
ben Ort führte von Mainz nach Butzbach hin eine alte Römer
ſtraße. In feiner Gemarkung etwa ?/, St. weftlich liegt bie
Capersburg, vie Nefte eines Römercaftells am Pfahlgraben
Dberrosbah Kommt ſchon 884 urkundlih vor. Später erfkent
es im Befig der Grafen v. Diet und v. Weilnau. in Til
davon kam 1326 an vie Grafen von Naffau, ein anderer 1405
an Graf Philipp von Saarbrüden, ein anderer an Epper
ftein, von deſſen Theil 1453 ein Stüd an Kaßenelnbogen m
von ihm an Hefjen. Heffen kaufte 1489 das weitere Epper⸗
fteinifche Theil, 1633 das Saarbrüdifche und taufchte 1666
das Dieß’fche, welches an Trier gefommen war. Oberrosbach hat
als Wappen in einem golpnen Felde zwei Thürme und zwiſchen
ihnen eine rothe Roſe. — Zwiſchen Oberrosbach und TFriebberg
lag einft ein Dorf Straßheim, veffen Kirche 1804 abgebrochen
wurde. Oberftraßbeim ift ein weiter weftlich gelegener Hof
der Heren von Frankfenftein und wird gewöhnlich ver Löwenhof
genannt. Zu O. gehören die Ober- und Untermühle — Gem. mit
Niederrosbach zufammen 7929 M. (4179 A., 713 Wi., 3037 Wa.)
Oberwöllitadt in Urk. Willinft., Woltenft., Wullenft. inf,
fath. Pfd., ericheint url. 1235. Es kam von den Münzenbergern
an die Falfenfteiner und von diefen an die Iſenburger. Bon
ben Iſenburgern ertaufchten e8 1436 vie Eppenfteiner und nad
deren Abgang erhielt e8 Mainz. Bon Mainz kam es 1803 an
Helfen. Zu D. gehören: die Hainmühle, Riedmühle :und die
Ludwigshütte auf nem Blauenberg. — Gem.: 2087 M. (1921
A, 85 Wi) Einw.: 905.
Ockſtadt in Urk. Ocheſtad, Ockeſtad 2c., kath. Pfb., Kommt
urtundlich 1278 vor. Es gehörte den Grafen von Kleeberg
Provinz Oberheffen. Kreis Friebberg. 429
fam dann an Eppenftein. Vom Reich an die von Garben ver-
pfändet, löfte es die Stabt Friedberg ein. Zuletzt fam es an bie
von Franfenftein, von deren befeftigtem Schloß noch Theile übrig
find. 1806 kam e8 von ihnen unter Heffen. Dazu gehören:
der Löwenhof (j. o. Oberrosbadh), die Schmelzmühle, mittlere
Deühle, 1 Ziegelhütte und 2 Capellen im Felde, „St. Georgs⸗
Capelle” und „Hollunvercapelle” genannt. — Gem.: 5858 M.
(2577 4, 329 Wi, 2953 Wa) Einw: 1092.
Oppershofen in Urt. Hubrachteshoven, Hopershove, Obirsh. 2c.,
fath. Pf. an der Wetter, kommt urk. ſchon 1150 vor, kam
1590 mit ver Grafichaft Königftein an Mainz und von biefem
1803 an Heſſen. Dazu gehören: die Nonnenmühle und bie
St. Anna-Capelle. — Gem: 1863 M. (1678 U, 172 Wi.,
13 Wa.) Einw.: 684.
Oſſenheim in Urk. Oczenheim, Ohſingheim, Oſenheim ꝛc.,
evang. Pfd. an der Wetter, kommt ſchon 775 urk. vor und
findet ſich nach ver Falkenſteiniſchen Theilung bei Sayn. Bon
biefem 1446 an die Cronenberger verſetzt, kam e8 durch Ablöfung
an Solms. Seit 1806 ift e8 unter Heil. Hoheit. Dazu gehören:
das |. g. Offenheimer Jagdhaus und 1 Ziegelfabri. — Gem.:
1744 M. (1199 A. 339 Wi, 146 Wa) Einw: 300.
Oftheim, luth. Pfo., war ein Theil der Graffchaft König-
ftein, welche in ven älteften Zeiten ven Grafen von Nüring
gehörte und von diefen an bie Miünzenberger, dann an bie Falfen-
fteiner kam. Durch Heirath erwarben fie die Eppenfteiner und
dieſe verkauften Oftheim 1478 an SKabenelnbogen. — Gem.:
8359 M. (1922 A. 189 Wi, 1249 Wa) Einw.: 528.
Pohlgöns in Urk. Palgunfin, Pailgunfe, luth. Pfo. an dem
Gunsbach, erfcheint url. 1250, kam 1703 bei ver Theilung
bes Hüttenbergg aus der Gemeinfchaft mit Naſſau an Hefjen
allein. Dazu gehört die Ziegelhütte Windhof. — Gem: 3344
M. (1546 4, 632 Wi. 1166 Wa) Einw.: 574.
Rodenberg in Urk. Nochenberg, Nochinberg, kath. Pfo. an
der Wetter. Mitten im Orte befindet fich noch eine alte Burg,
welche ehevem den Templern gehört haben foll, wahrfcheinlich aber
Eigenthum ver alten Familie von Nodenberg war. In feiner Ge-
markung ift ein Steinbruch von harten Sanpfteinen; ſüdlich vom
Orte ift ein Zorfftich, in welchem Reſte einer alten Röm. Straße
4830 Topographie.
gefunden werben. R. kommt urk. 1150 vor, gehörte hama
Münzenbergern, von denen es an bie „alfenfteiner, dann ak
Eppenfteiner fiel. 1581 nahm e8 Mainz als erlevigtes Ihe a
ſich bis e8 1803 an Helfen fam. Nahe dabei Tiegt bie Ein
anftalt Marienſchloß |. o. ©. 183. Dazu gehört ferne ie
Klappermühle. Gem.: 2698 M. (2317 U, 382 Wi.) Eim:
1491. Der Rockenberger Wald hat einen Flächenraum von 14438
Södel in Urk. Sodela, Sodele, Sodile, Sothle erſhei
urk. 1196, war in Falkenſteiniſchem Beſitz, gelangte 1806 @
Solms⸗Lich unter Heffen. Gem.: 2410 M. (1647 4, u
608 Wu.) Einw.: 666.
Standen, Stadt an ver Nidda mit 555 Einw. Mm e
nörbl. Theil derſelben ftcht der Iſenburger Hof; unmittelbar duß
ftand die alte Burg. Unweit des Städtchens Liegt ein Gm
Brunnen. Staaven wird für eine alte Römerftätte gehalten. BR
Name erfcheint url. 1156. Die alte Burg wurde non Weit
von Büdingen erbaut. Nach dem Ausgange ver Bübinger Mt
die Gegend im Beſitz ver Iſenburger. 1304 erhielt Sam
ftäptifche Freiheiten. 1405 verkaufte es Iſenburg an m
Adeliche, an die von Löw, Fauerbach u. a. m., wodurch fi Mk
Ganerbichaft bildete, zu der noch mehrere Derter gebörten. ba
J. 1729 blieben von den Ganerben nur noch die Senbuk
die Löwe, die Burg Friedberg. Der Friepbergifhe Theil fid
Hefjen; bei einer Abteilung der Ganerbichaft 1820 fiel S
an Iſenburg. Geiftlicher in Staaden war Erasmus Alberus,
ſehr thätig für die Reformation war. Das Wappen von CM
ven zeigt einen geharnijchten Ritter mit offenem Viſir, auf
Bruft ein großes Kreuz, in der Rechten eine Fahne, darauf Ak
Lilie, in der Linfen einen Schild, worauf ein Kreuz. Bei Stil
gejchieht 1030 eines Ortes Sconeberg urkundlich Erwähnung. GeHf.
1262 M. (779 A., 415 Wi) }
Steinfurt in Urk. Steynvort, luth. Pfo. an ber Wetter. DR
v. Lö Haben hier ein großes Gut. St. wird urk. ſchon 914
erwähnt. Die Familie v. Löw findet fich hier feit Anfang des 14. Jaht
und trug die Hälfte bes Gerichts als Lehen von Mainz 18
kam es von denen v. Löw unter Hefien. Gem: 1442 #
(573 4, 717 Wi. 153 Va.) Einw.: 898.
Provinz Oberheſſen. Kreis Friedberg. 431
Weckesheim in Urk. Weckenesheim, Weckirsh., Wegfesh. zc.,
Fld., ehedem in Falkenſteiniſchem Beſitz, kam 1806 von
8-Braunf. unter Heſſen. Dazu gehört ein Braunkohlenwerk.
-: 1701 M. (1529 U, 121 Wi) Einw.: 397,
Widftadt in Urk. Widenftat, kath. Pfd. an ver Nidda, er-
> ac. ſchon 1231, beftand uriprünglich nur aus.2 Höfen,
bis 1802 dem Klofter Arnsburg gehörten und jet Solms⸗
heimiſch find. Der Ort kam 1806 von Solms-NRödelheim
Seil. Hoheit. Unweit des Dorfs Liegt im Walde die Stern-
er Kapelle mit einem für wunderthätig gehaltenen Bilde.
kefer Kirche gehörte früher ein Dorf Sternbach. Gem.:
3 M. (1391 U, 397 Wi, 900 Wa). Einw: 144,
Wiſſelsheim in Urt. Wizenesheim zc., luth Flo. au der Wetter.
siner Nähe ift ein Sauerbrunnen. Wiffelshein gegenüber auf
aıderen Seite der Wetter Tiegt eine nun nicht mehr im Bes
jtehende Saline. Hier befindet fich auch ein großes Defo-
gut: Hof Löwenthal (f. Rievermörlen) ver Familie v. Löw.
Saline Wifjelsheim war ehedem Mainzifh und kam 1803
eſſen. Das Dorf kommt url. ſchon 804 vor, fam 1806
ser Familie v. Schenf und v. Löw unter Hell. Hoheit. Gem.
7 mM. (975 U, 45 Wi, 31 Wa) Einw.: 172.
Wölfersheim in Urk. Welversheim, Wolfirsheim, Marktflecken
808 meilt ref. Einw. Es hat noch einer Theil feiner alten
zn mit Graben und einem ftarfen runden Feſtungsthurm.
vo früher die alte Burg ftand, fteht nun die geräumige 1741
weihte Kirche. Urk. kommt W. fchon 1141 vor und kam
3 von Solms-Braunfels unter Heffen. Dazu gehören 1 Braun-
wert und 2 Biegelein. Gem: 3728 M. (3144 4,
Wi, 219 Wa, Einw.: 808.
Wohnbach in Url. Wanabach, Wanalbach, Wanebach 2c., luth.
In feiner Gemarkung find ergiebige Steinbrüche. Es kommt
771 vor und kam 1806 von Solms- (Laubach), welches es
ben Falfenfteinern hatte, unter Heſſen. Gem: 3564 M.
4 4, 245 Wi, 912 Wa) Einw.: 652.
Ziegenberg in Urk. Eziegenberg, mit Langenhain (f. o.)
Gemeinde bildend. Auf einer Felshöhe dabei das gleichnamige
8 derer v. Löw. Don dem alten Schloß ift nur noch ein
m übrig, das übrige ift in ver Mitte bes 18. Jahrh. gebaut.
482 ' Topographie.
Bon dem Dafein ber Römer in viefer Gegend zeigen außer km
Pfahlgraben, der bei dem Dorfe Langenhain (f. 0.) vorüber,
2 andere Pläbe: die Gickelsburg und die Burg. Die bw
fen von Kleeberg oder Mörle waren die erften Beſitzer der Gegen,
Ihre Nachfolger waren die Eppenfteiner, welche fie an vie Fallen
fteiner verkauften, nach beren Ausjterben fie wieder an bie Eppen-
fteiner Tam. 1478 verkauften die Eppeujteiner u. a. Langenhau
mit Ziegenberg an Katenelnbogen. Die Erben Katenelnbogen,
die Landgrafen von Heſſen gaben in ver Folge Langenhain um
Ziegenberg an die von Draxborf zu Lehen. Nach dem Abſterba
bes männlichen Stammes der Draxvorfe ertheilte Philipp d. Er.
dem Curt Diede zum Fürftenftein, dem Schwiegerfohn des cken
Draxborf, beide Orte zu Erblehen. Der legte männliche -Eprofk
ber Diebe binterließ ‚fein Erbe feinen beiden Töchtern, ver Gräfe
von Ranzau und der Frau v. Löw zu Staaden. In ver Wk
von Ziegenberg find Spuren von dem ausgegangenen Drte Holy
burg Gem.: ſ. o. bei Langenhain.
Kreis Hründerg.
Der Kreis Grünberg hat eine Benölferung von 19844 Seelen
(19550 Luth., 6 Ref., 1 Un, 16 Rath., 22 Sect., 249 Juden)
welche in 38 Oertern und einigen Höfen wohnen. SKreisftabt it
Grünberg in Urk. Grunenberg, Gronenberg 2c., Stadt, anf
einer Anhöhe gelegen (zum „grünen Berg“), mit 2456 Einw,
welche fehr thätig find und viel Gewerbfleiß haben, Sig eine
Kreisamts, eines Landgerichts, eines Stenercommiſſariats, eine
Diftrietseinnehmerei, eines Nentamts, eines Kreisbauamts, einer
Oberförfterei. Sehenswerth find in Grünberg: vie Stadtkirche
die Wafferfunft am Brunnenberge, die Brüde in der Nichts
nach Alsfeld, welche 2 Höhen mit einander verbindet, ber ft
ſ. 9. Diebsthurm, der an einer Seite eine Ede Hat und m
übrigen rund ift, ver alte Wartthurm außerhalb ber Stadt, I}
alte Antoniter Haus oder das ehemalige Schloß (Großh. Hat
bomäne, jest Lanbrichters- und Rentamtmannswohnung). Auf
verfchievenen anveren wohlthätigen Anftalten hat vie Stadt A’
Hospital, entjtanden aus einem in ver Reformation anfgehobern
Provinz Oberheffen. Kreis Grünberg. 488
'Ionnenkflofter. — Genauere Nachrichten über Grünberg finben
ch erft gegen Ende des 12. Jahrh. Da erbaute Landgraf Ludwig
mw Thüringen, ver im Streite lebte mit Erzbiichof Conrad von
Rainz, zum Schute feines Landes die Burg Grunenberg, vie
deſſen ſchon 9 Jahre nachher zerftört, vielleicht aber ſchon bald
ieder hergeſtellt wurde. 1227 erjcheint Grünberg fchon als
Habt, die 1255 den großen Städtebund gründen half. 1263
urde fie dem Erzitifte Mainz zu Lehen aufgetragen unb 1272
lieh Landgraf Heinrich das Kind ben Bürgern das Necht, nicht
x ein ausmwärtiges Gericht belangt werden zu können ꝛc. Das
ntoniter Haus wird zuerft 1242 erwähnt und wurde bei Ein-
ihrung des Reformation 1527 aufgehoben, fein Vermögen aber
re meugegrünveten Univerfität zugewiefen. Das Wuppen von
heünberg ift ein gebarnifchter Neiter, in der Rechten eine flat-
zude Fahne, in ver Linken einen Schild, auf welchem ein zum
zrimme gefchicter Löwe zu jehen ift. Zu Gr. gehören: bie Stadt⸗
rägfe, Antonitermühle (Holzmühle), Steinmühle, Lagmühle (Rappen-
üble), Neumühle und 2 Ziegelhütten. Die Gemarkung von
zrünberg enthält 6870 M. (3478 A., 1219 Wi, 1634 Wa.)
Allertshauſen in Urk. Alftratehufen, luth. Fld., gehörte ver
reiherrl. Familie von Nordeck zur Rabenau, in deren Beſitz es
hon 1471 urk. erſcheint. Dabei lag ver ausgegangene - Ort
Immenhaufen. Gem.: 1855 M. (800 4., 238 Wi,
69 Wa.) Einw.: 267.
Asenhain in Urk. Anzenhagen, Anzenheimb, luth. Flo. unfern
er Lumda, erfcheint urk. ſchon 1237, gehörte zum Gericht Nieber-
hmen, welches 1370 Laudgraf Heinrich IL. von dem Stift St.
Stephan in Mainz zu Leben trug. ‘Dabei lag der ausgegangene
rt Schönborn Dazu gehört 1 Ziegelei. Gem: 4011 M.
1720 A. 585 ®i., 1595 Wa) Einw.: 524.
Beltershnin in Urk. Belvirshain, Berlershain, Tuth. Fld.,
ommt url. 1317 vor, zu welcher Zeit das Stift Et. Johann
s Mainz darin begütert war. Gem.: 1974 M. (895 U,
99 Wi, 672 Wa.) Einw.: 350.
Bernsfeld in Url, Bernesvelde, Bernisfelve, Iuth. Fld.,
efcheint url. 1227 in theilweiſem Beſitz des St. Stephansftifts
ı Mainz, gehörte zum Gericht Nieverohmen (ſ. d.) Dabei liegt
er Pferdsbacher Hof, 1360 urkundlich Perdisbach, dann als
Walthers Hefien. 28
4B4- Topographie.
Pherdesbach und als Petersbach vorkommend. Gem.: 3330 W.
(1749 A., 525 Wi., 937 Wa) Einw.: 446°
Climbach, luth. Fld., gehörte den Nordecken zur Rabenan,
in deren Beſitz es ſchon 1334 urk. erſchein. Gem.: 472M.
(313 A., 100 Wi., 13 Wa.) Einw.: 293.
Ermenrod in Urk. Irmeurade, luth. Pfo. mit 380 Eiuvw,
welche ſich beſonders mit Spinnerei und Weberei beſchäftigen.
In feiner Gemarkung liegt ein Baſaltſteinbruch. Im ver Nöhe
lagen tie Dörfer Bilsporf, Felpfrüden Dazu gehöre:
der Schmitthof, die Herenmühle, Seifenmühle. Gem.: 2946 R.
(1054 A., 498 Wi., 1272 Wa.)
Flenſungen in Urk. Flenjingen, Flynfingen, luth. Fld., war |
zur Hälfte als Pfandſchaft im Befite derer von Merlau; fie wurden
tamit 1570 belehnt, nachdem ver Landgraf die Pfanpfchaft ab-
gelöft hatte. Dazu gehört das Wirthshaus „Die Mücke“ genannt.
Gem.: 1088 M. (502 U, 282 Wi., 239 Wa.) Einw.: 464.
Geilshanjen in Urk. Gamilshufen, Gelsh., Iuth. Flo. ar
der Rumba, gehörte denen von Nordeck zur Rabenau. In feiner
Gemarkung lag der ausgegangene Ort Andreff. Gem.: 3390
M. (1839 U, 500 Wi, 773 Wa) Einw.: 529.
Göbelurod, luth. Flo. mit 284 Einw. und einer Gem.
von 1606 M. (883 A., 234 Wi, 375 Wa.)
Großeneihen in Urk. Eycha, Eychen, ad Quercus, luth. Po.
mit 875 Einw., welche fich viel mit Flachsipinnerei und Weberei
bejchäftigen, erfcheint urk. fchon in der Mitte des 11. Jahrh.
und gehörte denen von Riedeſel, welche 1558 ven Zehnten tarin
erfauften. In feiner Nähe lag das Dorf Wadenhauſen,
wonach jett noch eine Mühle genannt wirt. Dazu gehören aufer
dem bie Grummetsmühle (Heßlersmühle) und 2 Ziegelhütten.
Gem.: 3152 M. (1802 4. 760 ®i., 450 Wa.)
Großlumda in Url. Lumme, futh. Flo. an der Lumda,
hatte 1370 Landgraf Heinrich II. zu Lehen von dem St. Stephank
ftifte in Mainz, Es hat mit Kleinlumda eine Gem. von 3078
M. (1049 U, 499 Wi, 1414 Wa) Einw: 479.
Harbad) in Urk. Harebach, Hörbach, Inth. Fld., kommt uf.
ſchon 1250 vor als Filial von Safen. Dazu gehören: vie 2
Sommermühlen und die 2 Kolbenmühlen. Gem.: 2491 M.
(1633 U, 344 Wi, 369 Wu.) Einw: 431.
Provinz Oberbeffen. Kreis Grünberg. 485
Ilsdorf, luth. Flo. am Seebah mit 1 Mühle. Gem.:
10 M. (332 U, 126 Wi, 14 Va) Einw.: 175.
Keſſelbach, luth. Fld, war Eppenfteinifches Lehen derer von
ordeck zur Rabenau. Dabei lag der ansgegangene Ort Herrn-
ınfen. Dazu gehören: die Neumühle und 1 Papiermühle. Gem.:
022 M. (783 U, 246 Wi, 807 Wa) Einw.: 473.
Kirfhgarten, Weiler au ter Ohm mit 53 Ginw. und
nem Schloß nebft Meierei. Dazu gehört 1 Mühle.
Kleinlumda, |. Großlumda.
Kleineihen, Tuth. Fld., gehörte denen von Riedeſel, welche
558 ben Zehnten darin Tauften. Gem.: 846 M. (523 U,
72 Wi. 59 Wa) Einw.: 167.
Lauter in Urk. Quter, Quttere, luth. Fld., kommt ur.
350 vor. Dazu gehört der Hof die Bing genannt, ferner
e Bingmühle, Tröllersmühle, Arztmühle, Wallmühle nebft Mahl⸗
üble und der Georgenhamner. Gem.: 2476 M. (1161 U,
37 Wi, 878 Wa.) Einmw: 435.
Lehnheim, luth. Fld., erfcheint in der Mitte des 14. Jahrh.
ı Defik des Stift S. Johann in Mainz, Dazu gehört das
3irthshaus „pie Krenzburg.” Gem: 2093 M. (1046 A.,
40 Bi., 486 Wa.) Einw.: 453.
Lindenſtruth, Inth. Fld., erfcheint url. 1377 als Lyndin⸗
ad. Gem.: 1092 M. (699 4, 268 Wi., 72 Wa.)
inw.: 330.
Londorf in Urk. Lundorf, Roindorf, luth. Pfo. in dem Lumda⸗
al, Sitz einer Oberförſterei. In ſeiner Kirche (von der ein
heil nebſt dem ſchönen Thurme im 14. Jahrh. erbaut zu fein
jeint), find mehrere Grabmäler ver Herrn von Rabenau. Wo
edem bie Oberburg (Rabenau), welche 1287 zuerft urk.
wähnt wird, ftand, ftehen jet Deconomie-Gebände. Die Burg
orded Liegt umweit tavon, aber fihon auf Kurheſſ. Gebiete.
nborf fcheint feinen Namen von ver Lumda zu baben; e8 heift
. den älteften Urkunden Lundorf und erfcheint urk. ſchon c. 800.
8 gehörte den Herrn von Rabenau. In feiner Nähe Tagen
ehrere num ausgegangene Dexter, z. B. Norpernahe (bei
orded), Andreff (fühl. ven Londorf), Waizenhain (zwifchen
üdingshaufen und Weitershain). Es gehören zu Londorf bie
28 *
485 | Topographie.
Burgmühle, Schmiermühle, Neizenmühle und 1 Ziegelei. Gem.:
3110 M. (1340 4, 462 Wi, 1099 Wa.) Einw.: 1033.
Merlan in Urk. Merlouwe, Merlaw, luth. Pfr. am Seebad,
Sig einer Oberförfterei, erjcheint urf. jhon 1190. Dabei Tiegen
die Ruinen des ehemaligen Schlofjes Dierlau, welches Ludwig IV,
Philipps des Großm. Sohn, 1584 errichtete und mit Graben
umgab. Eine alte abeliche Familie nannte fih nach ver alten
Burg, welche einjt bier ftand, Dazu gehören: der Vorwerkshof,
die Herrnmühle und die Triebmühle Gem.: 2789 M. (1155
A, 465 Wi, 1112 Wa.) Einw.: 474.
Niederohmen in Urk. Amana, Amena, Amene, Inth. Pf.
au ber Ohm, erfcheint urk. ſchon c. 800. Zu ibm gehören bie
3 Höfe Königsfaafen, Obergrubenbahb und Winphain;
ferner die Kirfchmühle, die Langwiefenmühle und 1 Papiermüßle
Es bildete mit andern Orten ein eigenes Gericht, an weldem
das St. Stephansjtift einen Antheil hatte, ven Landgraf Heinrich IL
bon demfelben zu Lehen trug Gem.: 6666 M. (2714,
995 Wi., 2706 Wa) Einw.: 1401.
Oberohmen in Urk. Amene, Omen, Obirname, luth. Pf.
an der Ohm, wurde 1428 den Herrn von Riebefel von benen
von Fürbach verpfänvdet und gelangte fpäter käuflich an viefelben.
Dazu gehören: die Luchmühle und die Rahnsmühle. Gem.:
3833 M. (2406 A., 698 ®i., 463 Wa) Einw.: 1013.
Odenhaufen, luth. Flip. an der Lumda, gehörte denen von
Norded zur Rabenau als Cppenfteinifches Lehen, welches fie von
Stolberg trugen. Der Ort fonlmt urf. fhon 1093 vor. Dabei
liegt der Rabenau’fhe Hof Appenborn, oberhalb deſſen früher
ein Dorf ge N. ſtand, aus deſſen Kirche eme Glocke in ver
Kirche von Londorf fich befindet. Zwifchen Odenhauſen und Appen-
born Tag ein anderer ansgegangener Ort Steinboile. Gem:
1878 M. (860 UA, 278 Wi, 551 Wa.) Einw.: 322.
Queckborn in Url. Quecburne, Duepporn, Iuth. Pfd. mit
1 Mühle, ericheint url. fhon c. 1111. Gem.: 3343 N.
(2021 4., 403 ®i., 725 Wa) Einw: 709.
Neinhardshain in Urk. Reinharteshagen, Iuth. Flo. an ber
Kurheſſ. Grenze. Im der Mitte des 14. Jahrh. war das Stift
St. Johann darin begütr. Gem: 3285 M. (1108 4,
344 Wi, 1703 Wa.) Einmw.: 384.
Provinz Oberhefien. Kreis Grünberg. 437
Rüdingshauſen, Inth. Fld., gehörte denen von Norbed zur
Rabenau. Dabei lagen die ansgegangenen Orte Frankenhauſen
und Waizenhain. Gem.: 4476 M. (2001 U, 875 Bi.
1527 Wa.) Einw.: 852.
Auppertenrod, luth. Fld. an der Ohm, in Urkunden von
1151 Ruprecherode, gehörte ven Freiherrn von Riedeſel. Dazu
gehört die Nikolausmühle. Gem.: 3664 M. (2121 A., 717
Wi., 701 Wa.) Einw.: 780.
Saafen in Url. Sahſun, Saffin, luth. Flo, erfcheint urk.
fhon c. 1111. Im Anfang des 14. Jahrh. erfcheint es ale
Miünzenberger Leben derer von Mufchenheim. Dazu gehört ber
Beitsberg, worauf 1 Kirche, ver Zobtenhof, 1 Schulhaus und
einige Bauernhöfe fteben, dann Wirberg, wo 1 Kirche, bie Pfarr:
gebäude, das ehemalige Schulhaus und der Toptenhof für das
Kirchſpiel Wirberg fin. Gem: 2977 M. (1561 A., 312
Wi., 889 Wa.) Einw.: 540.
Stangentod, Tuth. Fld. Im der Mitte des 14. Jahrh.
war das Stift St. Johann in Mainz darin begütert. Gem.:
1674 M. (1092 4., 278 Wi., 128 Wa.) Einw.: 445.
Stockhauſen, luth. Flo. In der Mitte des 14. Jahrh. er-
fheint das Stift St. Johann in Mainz begütert darin. Gem.:
850 M. (571 U, 164 Wi, 68 Wu) Einw.: 212.
Unterfeibertenrod, luth. Fld., gehörte denen v. Niebefel,
welche e8 1344 von Heſſen als Lehen erhichen. Gem.: 2330
M. (1254 U, 593 Wi. 379 Wa.) Einw.: 316.
Weickartshain in Urk. Winkandeshain, luth. Fld. mit 419
Einw. Gem.: 1316 M. (689 A., 332 Wi., 197 Wa.)
Weitershain, luth. Fld., gehörte denen v. Nordeck zur Ra⸗
benau, hieß in Urk. Mydreitshain. In ſeiner Gemarkung liegt
ver Petershainerhof (Hainerhof). Gem.: 3702 M. (1475
A. 717 Wi., 1425 Wa.) Einw.: 487.
Wettſaaſen in Urf. Wafchelfafen, Wenzelsfaffen, luth. Flo.
an der Ohm, erfcheint urk. ſchon 1327. Gem.: 883 M. (566 A.,
195 ®i, 71 Wa.) Einw.: 264.
Winnerod in Urk. Winderave, Winderode, luth. Pfd. Den Kirchſatz
darin hatten die Nordecke als Münzenbergiſches Lehen. Es gehörte
fpäter denen von Münch, nachher v. Zwierlein und war von dieſen
438 Topographie.
an bie v. Schend gefommen. Gem.: 1084 M. (853 U, 102
Wi, 587 Wa.) Einm.: 86.
Zeilbach in Urk. Zeilach, Zilburne, Inth. Fld. In der Mitte
des 14. Jahrh. erjcheint urf. das Stift St. Johann zu Main
begütert tarin; e8 gehörte fpäter tenen dv. Riedeſel. Dazu gehören:
bie Wernertsmühle (Quedbörner Mühle) und die Burfsmühle. Gem.:
1453 M. (948 A. 347 Wi, 78 Wa.) Einw.: 216.
Kreis Lauterbach).
Der Kreis Lauterbach hat eine Seelenzahl von 30390 Ss
len (28214 Luth., 75 Ref, 2036 Kath., 65 Juden), welche
in 67 Ortfchaften und mehreren Höfen wohnen. Kreisftabt ift
Lanterbach in Urk. Lauterenbach sup., Luterbach ꝛc., Statt
mit der Vorftadt, ver Wörd, Sit eines Kreisamts, eines Landge⸗
richts, einer Diftrietseinnehmerei, eines Kreisbauamts, mit einer
Gem. von 9510 M. (2276 A., 1361 ®i., 5383 Wa.) und
mit 3525 Einw., bie einen ftarfen Gewerbbetrieb haben; man
findet hier Wachstuchfabrifen, Färbereien, Gerbereien, Zöpfereien ıc.
befonvers bedeutend ift die Leintweberei und ber Handel mit Lein-
wand (Pad- und Schodleinen). Die |. g. Burg. ift eine alte
Niedefeliche Wohnung. Die Stadt Hat außer anderen wohlthäti-
gen Stiftungen: die Heineccius’fche Stiftung für 8 Pfründner und
ein Siechenhaus für Ortsarme und Durchreifende. Der Stabt
gejchieht ſchon 812 als einer Fulvifchen Beligung urkundlich Er⸗
wähnung. Um 1265 wurde fie zur Stabt erhoben und befeftigt.
Stadt und Burg wurden im 9. 1326 und im J. 1360 von
Fulda an die Heren von Eiſenbach verpfänbet, das Pfand aber
wieder gelöſt. Gleiches geſchah 1420. 1427 Fam fie als Pfand
an Mainz und Landgraf Ludwig ver Friedfertige wurde in bie
Gemeinfchaft der Pfandſchaft aufgenommen. Ludwig verfetste 1433
und 1436 ben halben Theil von Burg und Stadt an Hermann
Riedeſel. Die andere Hälfte erhielt viefer von Mainz 1456.
1496 und 1515 erfcheint fie aufs neue an Mainz und Heſſen
verpfänbet. 1527 kündigte Fulda die Pfanpfchaft, aber es entftant
ein Streit darüber, was eigentlich zur Pfanpfchaft gehöre, fo daß
es Fulda gewaltſam nahm, aber ihm wieder von denen v. Niebefel
Provinz Oberheſſen. Kreis Lauterbach. 439
genommen wurde. Erſt durch einen Vergleich vom 3. 1684 wurde
die Statt 2c. als ein Erblehen von Fulda an die Familie Nieb-
ejel abgetreten. 1806 fam die Belchnung von Lauterbach an
Heffen. — Etwa °/, St. von Lauterbach liegt die Burg Eifen-
bad, die Stammburg der uralten Familie von Eiſenbach, 1428
als Fulviiches Lehen und Ziegenhainifches Afterlehen tem Schwie⸗
gerſohne des legten Eifenbachers Joh. Riedeſel verliehen und ſeitdem
in Riedeſel'ſchem Belig. Die eigentl. Burg ift mit einem Graben
umgeben; es finden fich aber noch weitere Wohngebäude ſowohl
wie Deconomiegebäude bafelbft mit einer Knochenmühle. — Zu Lauter:
bach gehören: die 2 Steinmühlen, 1 Papiermühle und 2 Oel-
mühlen. Das Wappen von 2. zeigt einen Geharnifchten, in ber
Rechten ein auf dem Boden ſtehendes Schwert, in ber Linken
eine Fahne Am Schwerte hängt ein Schild, auf dem ebenfo
‘wie auf der Fahne ein Heiner Berg zu fehen ift, aus welchem 3
Stengel emporfteben.
Almenrod in Urk. Almunderot, Amunberot, Iuth. Fld. kommt
url. ſchon c. 1131 vor, gehörte den Frhru. v. Riedeſel. Gem.:
2995 M. (676 A. 1021 Wi, 1138 Wa.) Einw: 347.
Altenihlirf in Urk. Slierafa, Stierefa, Veteris Siuerepha,
luth. Pfo. an ver Altfell. Eine Slierofero marca wird urk. ſchon
812 genannt. Die Kirche wurde fchon 885 geweiht. 1011
erſcheint es als Fuldiſches Beſitzthum und kam um 9. 1400 in
den Beſitz derer v. Eifenbach, dann an die Riedeſel. Zu U. ge
hören: die Auine „Schaafhof” mit Gut, die Betenmühle, Peters-
mühle und Kaltemühle. Gem.: 3114 M. (1180 A., 1593 Wi,
341 Ra.) Einw.: 500.
Angersbady in Urk. Angeresbach, luth. Pfo. Sm feiner Ge-
markung find Sanpfteinbrücdhe. U. wird fchon 812 urkundlich er-
wähnt und kam 1400 in den Befig derer v. Eiſenbach. Eine
Biertelftunde davon ftand ehedem die alte Burg Wartenbad,
1261 zerftört, jeßt nur in einem Nefte eines Keller vorhanden.
Zu Angersbach gehört ver Nievefeliihe Hof Saffen unb bie
beiden Helmesmühlen. Gem. v. U: 7628 M. (2775 U,
1286 Wi. 3229 Wa.) Einw.: 1209. Gem. von Saffen:
1938 M. (273 U, 88 Wi, 1548 Wa.)
Banmerod, luth. Fld., fam 1806 von denen v. Niebefel
unter Heffen. Gem.: 1262M. (515 A., 626 Wi, 121 Wa.)
Einw.: 152.
440 Topographie.
Bermuthshain in Url. Warmundesſnida, Bertoles Sneiba,
Bertholtesneiva 2c., luth. Flo. an der Kurheſſ. Grenze, mit ven
2 Grundmühlen, wird 1016 fchon urk. erwähnt. Im feiner
Nähe lag ein ausgegangener Ort Scherſchhain. Gem.: 3396
M. (1286 A, 1669 Wi, 306 Wa.) Einmw.: 495.
Bernshanjen in Urk. Berenhereshufen, luth. Fld. an ber
Schlitz, urk. fchon 852 genannt, fam 1806 von den Grafen
von Schlig unter Heffen. Zu B. gehören: die Heermühle und
das Forfthaus Willina. Gem.: 1293 M. (846 A., 359
Wi, 33 Wa) Einw.: 262.
Bligenrod, luth. Fld. gehörte denen v. Nievefe. Dazu ge
hört 1 Baummollefpinnerei-Fabri. Gem: 516 M. (190 4,
164 Wi., 109 Wa) Einw.: 86.
Erainfeld, in Urk. Ufecreginfelt, Ereigenfelt, Ereinfelt :c,
luth. Pfd., war Fuldiſches Lehen der Grafen von Ziegenhain und
fan 1434 an Heſſen. Es ift. vielleicht das fchon in einer Fulder
Urkunde von 900 erwähnte Creichesfelt. Dazu gehört bie Heden-
müble. Gem.: 4026 M. (1529 4, 2095 Wi, 273 Wa)
Einmw.: 555. | |
Dirlamen, luth. Flo., wird urf. fchon c. 1131 genannt
und war ſchon 1277 im Beſitz derer von Eiſenbach. Gem:
3903 M. (888 U, 1267 Wi., 1649 Wa.) Einw.: 427.
Eichelhain in Url. Eygelshain, luth. Fld., erfcheint urkundl.
1289 im Beſitz der Grafen von Ziegenhain, welche es von Iſen⸗
burg erhalten hatten, gehörte ſpäter denen v. Riedeſel. Dazu gehört
bie Obermühle. Gem.: 3637 M. (558 U, 1402 Wi., 1595
Wa) Einw.: 361.
Eichenrod, luth. Fld., gehörte denen v. Riedeſel. Gem.:
1155 M. (665 A. 326 Wi, 127 Wa) Einw.: 237.
Engeltod in Urk. Engelhus, Engelrodt, luth. Pfdo, wird 1239
zum erjtenmal urk. erwähnt als Engelhus, gehörte denen v. Nieb-
efel, in deren Befit es fchon 1313 erfcheint. Dazu gehören:
bie Ober- und die Teihmühle. Gem.: 4017 M. (922 4,
2024 Wi., 739 Wa.) Einw.: 515.
Fleſchenbach in Urk. Flaſchenbach, Flascunbach, luth. Fb.
wird urk. ſchon 860 erwähnt, wurde 1267 von denen v. Bleichenbach
an das Andreaskloſter bei Fulda verkauft, kam 1806 von denen
Provinz Oberbeffen. Kreis Lauterbach. 441
Riedefel unter Helfen. Gem: 1577 M. (875 A., 647
is 28 Wa.) Einw.: 163.
Fraurombach in Urk. Ruhenbach, Ruhunbach, luth. Pfd. an
er Fulda, erſcheint urk. ſchon 801, mar Fuldiſcher Beſitz und
n 1806 von den Grafen v. Schlitz unter Heſſen. Dazu ge⸗
ven: die Fulpmühle und die Pletfchmühle. Gem: 1951 M.
64 4, 310 Wi, 777 Wa.) Einw.: 269.
Freienſteinau, luth. Pfo., kam 1338 an dien. Eifenbach, 1806
ter Heſſen von denen v. Riedeſel. In feiner Näbe gegen N. O.
pt der hohe Winterberg. Zu F. gehören: vie Grunpmühle
b die Stollmühle, aus 2 Bauernhöfen beftehend, von denen ber
ie auch eine Mühle if. Gem.: 5345 M. (2421 A. 2198
ti, 731 Wa.) Einw.: 854.
Friſchborn, luth. Pfo. mit 1 Mühle, kommt zuerft 1320
kundlich vor und gehörte denen v. Rievefe. Gem: 5377 M.
425 A. 1457 ®i, 2309 Wa.) Einw.: 692.
Grebenhain in Urt. Greffenheyn, Grebinhayn, luth. Fld. am
Iftein, Sig einer Oberförfterei, erfcheint url. 1297. Im feiner
ide lag der ausgegangene Ort Scherfchhatn oder Schere#
un. Dazu gehören: die 4 Ahlenmühlen und die Katzenmühle.
em.: 6297 M. (1240 A. 2619 Wi. 2200 Wa.) Einw.: 519.
Gunzenan in Urt. Gunzenaho, luth. Fld. an dem Mooshach,
4 einer Diftrietseinnehmerei, wurde 1013 von K. Heinrich II.
Fulda gefchenkt, fam 1806 von denen v. Riedeſel uuter Heffen.
em.: 2054 M. (983 A., 1066 Wi, 5 Wa.) Einw.: 295.
Hartershauſen, luth. Pf. an der Fulda, kommt fchon 871
Defig von Fulda als Harterateshufen vor, fam 1806 von
bli unter Heffen. Gem: 2501 M. (1103 A, 389 Wi,
5 Wa.) Einw.: 305.
Heblos, luth. Fld, wird 812 unter dem Namen Ebenoldes
undlich genannt und kam von venen v. Niebefel, in veren (Ei.
bacher) Beſitz es fchon 1341 erfcheint, unter Heſſen. Gem.:
60 M. (885 U, 406 Wi) Einw: 240.
Heifterd, luth. Fld, kam 1806 von denen v. Riedeſel
er Heffen. Zu H. gehört die Kohlenmühle. Gem.: 890 M.
37 U, 437 Wi, 86 Wa) Einm.: 171.
Hemmen, luth. Flo. an ber Fulda mit 1 Mühle, kam 1806
ı Schlig unter Heſſen. Gem.: 1505 M. (631 4, 343
„471 Va) Einmw: 190.
442 Topographie.
Herbftein, Stadt mit 1919 meift kath. Einmw., deren Haupt
beichäftigung in Leinwandweberei befteht, . Sig eines Landgerichts,
eined Steuercommiffariats, einer Diftrietseinnehmerei, wird in Jul
biichen Urkunden von 1011 u. ff. als Heribrateshufun, Herder
ftein 2c. genannt und war Fuldifche Beſitzung. 1261 foll es ei
Burg erhalten haben, wird aber erft 1325 urkundlich als Statt
genannt. Stadt und Burg war wiederholt von den Fulder Aebten
verpfändet, aber immer wieder eingelöft worden; 1810 kam es
von Fulda an Heffen. Die. Stadt hat ein Epital. Das Wappen
ber Stadt zeigt den h. Yalobus, in ver Rechten die Weltfugel, in
ber Linfen einen Hirtenftab. Zu H. gehören: die Afchenmühle,
Bachmühle, Hedenmühle, Weißinühle und Wolfsmühle. Ge m.: 6965
M. (2793 U, 3020 Wi, 1152 Wa.) Südlich von Herbftein
foll ehevem ein Dorf Molkenau geftanden haben, fowie nad
Rixfeld zu ein Darf Schaltsbach.
Hörgenan, luth. Fld. mit 277 Einw. und einer Gem.
von 1863 M. (697 U, 693 Wi, 392 Wa.)
Holzmühl, kuth. Fld,, fam 1806 von denen v. Riedeſel
unter Heffen. Gem.: 1340 M. (680 A., 371 Wi, 256
Wa.) Einw.: 152.
Hopfmannzfeld, in Urk. Holsmannesfeld, Holtzmansfeld, luth.
Pfd., erſcheint urk. 1276. war erſt Hersfeldiſches Lehen ber Gra—
fen v. Orlamünde. Das Lehen kam nachher an die v. Breuberg,
von dieſen an die Eppenfteiner. Die Eppenjteiner verlauften es
denen v. Eifenbach und 1806 fam es von denen dv. Riedefel unter
Heffen. Dazu gehört die Scligmühle. Gem.: 3515 N.
(1058 A. 926 Wi, 1410 Wa.) Einmw.: 368.
Husdorf in Urk. Hizzesporf, luth. Pfo. oberhalb ver Min
bung der Schlit in die Fulda, fommt ſchon 852 vor, und fam
1806 von den Grafen von Schlig unter Heilen. Dazu gehört
das einzeln gelegene Wohnhaus „Antonius oder Hühnerberg” ge
nannt und 1 Mühle. Gem.: 1197 M. (748 4, 340 Wi,
27 Wa.) Einw.: 287.
Ilbeshauſen in Urk. Iliuvineshuſen, Ylevingsh., Uflwensh.,
luth. Pfo. an der Altfell mit 754 Einw., welche viel Leinweberei
und Handel mit Garn und Leinwand treiben, kommt urf. 1013
bor, und war ſchon 1402 denen von Eifenbah von Fulda zu
Lehen gegeben. 1806 fam es unter Heffen. Dazu gehöre:
Provinz Oberheffen. Kreis Lauterbach. 448
die Waldmühle, Zeilmühle, Möllerchesmühle und Stürzchesinühle.
®em.: 5766 M. (1495 A, 2213 Wi‘, 1569 Wa.)
Zandenhaufen, luth. Pfo. ınit 873 Einw., welche viel
Spinnerei, Weberei, fowie Garı und Leinwandhaudel treiben.
Die Gemarkung erzeugt viel Weißfraut, welches ebenfall8 einen
Handelsartikel bildet. In der Gemarkung finden fih auch Sunb-
fteinbrüche. Landenhauſen wird fchon 812 urkundlich erwähnt,
und wurde fehon 1400 von denen v. Eifenbach von Fulda zu
Leben getragen. Es fam 1806 unter Heſſen. Dazu gehören:
die Erlenmühle und die Kochmühle. Gem: 6274 M. (1728
A. 777 Wi., 3543 Wa.)
Kanzenhain, luth. Fld, war fehon 1360 bei denen v. Eifen-
bach und Fam von venen dv. Riedeſel 1806 unter Heffen. Dazu
gehört die unterſte Mühle Gem: 4807 M. (1064 U,
2175 Wi., 1366 Wa.) Einw.: 472.
Maar in Urk. Marahe, Mare, Mena, Intb. Pfd., ericheint
1252 im Befig derer von Wartemberg; 1435 kam es nach
dem Ausiterben der Eifenbacher an die von Riedeſel als Fuldiſches
Lehen ver Grafen von Ziegenhain. In feiner Gemarfung find
Kalkfteinbrühe. Gem: 8430 M. (4467 A., 1560 Wi,
1862 Wa.) Einmw.: 1142.
Metzlos, luth. Fld, kam 1806 von tenen v. Nievefel unter
Heffen. Dazu gehört die Lenzenmühle.e Gem.: 1420 M. (634
4, 777 Wi, 9 Wa.) Einw.: 161. M
Metzlosgehag, luth. Fir. an dem Moosbah, kam 1806
von denen Riedeſel unter Heffen. Dazu gehört die Birkenmühle,
Gem.: 1248 M. (634 A., 581 Wi., 34 Wa.) Einw.: 178.
Niedermond in Url. Müs, luth. Pfo. an ven Moosbach,
erfcheint urt. fchon 812, und kam 1435 als Fuldiſches Lehen
der Ziegenhainer an die Riedeſel. Bei dem Orte liegt ein großer
fifchreicher Teich von bedeutendem Umfang. Dazu gehören: das
Teichhaus, die Pfingftmühle und Katzenmühle. Gem.: 1813 M.
(724 U, 1072 Wi, 17 Wa) Einw.: 288. In ber
Gegend von Niedermoos follen vie ausgegangenen Derter Kuhl⸗
hatn und Hirſchrod geftanvden haben.
Niederftoll, luth. Fld. an ver Schlik, kam 1806 von
den Grafen von Schlig unter Heſſen. Gem: 889 M. (601
A., 164 ®i., 67 Wa) Einmw.: 176.
444 | Zopograpbie.
Nösberts, luth. Flo. unweit der Lüder mit 1 Mühle, kam
1806 von tenen Riedeſel unter Helfen. Gem.: 1018 R.
(297 A., 576 Wi, 145 Wa) Einm.: 79.
Obermoos in Urk. Mofa, Mufah, luth. Fld., erfcheint ml.
1011 im Befiß von Fulda, und wurde 1338 von ven Eiſen
bachern erfauft, fam 1806 von denen Riedeſel unter Hefle.
Dazu gehört das Teichhaus. Gem.: 2798 M. (1162 4
1636 Wi., '), Wa) Einw.: 294.
Oberwegfurt, in Url, Wegefurte, Iuth. Flo. unweit be
Fulda, wird urf. fchon 852 genannt im Befit von Fulda; kam
1806 ven Schlig unter Heſſen. Gem.: 576 M. (350 4,
104 ®i., 88 Wa) Einw: 113.
‚ Plordt, in Url. Phorte, Porta, luth. Fld. an der Fulda
mit 1 Mühle, wird urk. fchon 852 genannt im Befig von Fulı
Schon 1269 hatten die v. Stitefe die Advokatie darin, von been
e8 1806 unter Heffen fam. Gem: 1959 M. (1256 A.
477 Wi., 75 Wa) Einw.: 370.
Queck, in Url. Duedaha, luth. Pfd. an ber Fulda mit
642 Einw., bie viel Leinweberei treiben, erfcheint urk. ſchon
852; fam 1806 von Sclig unter Heſſen. Zu Qued gehören:
der Hof Saafjenhof, der Hof Wehnerts, die Wiefen- und
bie Untermühle. Gem.: 3361 M. (2285 U, 698 Bi,
202 Wa.)
Radmühl in Urk. Navenmolen, Iuth. Fld., vom Salzbad
in 2 Theile getrennt, deren einer zu Kurheſſen gehört. 1391
waren die Norvede darin von Fulda belehnt. Der Großh. Theil
bat eine Gem. von 1224 M. (553 U, 418 Wi, 216 Wa.)
und 214 Einw., und kam 1806 von denen Riedeſel unter
Heffen. Dazu gehören: die Wiefenmühle, Leinmühle, Dbermühle,
Untermühle, Hühnermühle.
Reichlos, luth. Fld., kam 1806 von denen Riedeſel unter
Heſſen. Dazu gehört die Heckenmühle. Gem.: 1730 M. (706
A., 775 Wi., 196 Wa.) Einw.: 227.
Reuters in Urk. Rutters, luth. Fld. Schon 1311 hatten
die v. Eiſenbach Rechte darin, kam 1806 von denen Riedeſel
unter Heſſen. In ſeiner Gemarkung ſind Brüche von Bauſteinen.
Gem: 1444 M. (701 A., 453 Wi, 247 Wa.) Einw.: 198.
Provinz Oberheſſen. Kreis Lauterbach. 445
RNimbach in Urt. Nimperg, luth. Flo. an ver Fulda, kam
1806 von Schlig, welches ſchon 1369 im Befite erfcheint, unter
Heffen. Jenſeits Rimbach ift ver Golpftein, wo man im Felſen
eine Art Lagerftätte mit Waſchbecken fieht, die der Jungfrau Maria
mit dem Jeſuskinde zur Ruheſtätte, ver Sage nach, gebient haben
fol. Zu R. gehören: vie Fulbmühle und der Hof Berngerob.
Gem. 2133 M. (1526 U, 402 Wi, 89 Wa.) Einw.: 390.
Rimlos, Int. Fld., kam 1806 von denen Riedeſel unter
Heffen. Gem: 424 M. (238 4, 137 Wi) Einm.: 71.
Nirfeld in Urk. Neggisfelt, Rochesfeilt, Nogifesfelt, Iuth. Flo.,
erfcheint urk. fchon c. 927 bei Fulda und fam 1806 von denen
Riedeſel unter Heſſen. Gem.: 2991 M. (839 U, 934 Wi,
1060 ®a.) Einw.: 465.
Rudlos in Urk. Richolfes, luth. Fld., erfcheint urk. fchon
1272 von Fulda an die Eiſenbacher verpfändet, kam 1806
von denen Riedeſel unter Heſſen. Gem.: 3094 M. (468 U,
459 Wi., 2085 Wa.) Einw.: 99.
Salz in Urk. Salzaha ꝛc., luth Fld. an dem Salzbach, er⸗
ſcheint urk. ſchon 827 und kam 1806 von deuen Riedeſel unter
Heſſen. Dazu gehören: die Heiſtermühle, Päuſchermühle, Lange⸗
mühle und Speckenmühle. Gem.: 1892 M. (982 A., 821
Wi., 44 Va.) Einw.: 326.
Sandlofs, luth. Fld, kam 1806 von Schlig unter Helfen.
Gem.: 1099 M. (705 U, 274 Wi, 47 Wa.) Einw.: 231.
Schadges in Urk. Schapiges, Iuth. Flo., erfcheint url, fchon
1296 im Befite der Eifenbacher, fam 1806 von denen Riedeſel
unter Heffen. Gem.: 1931 M. (248 W., 235 Wi, 1392
Wa.) Einw.: 115.
Schlechtewegen in Urk. Sclievinuefe, luth. Fld. an ver
Altfell, ericheint urk. ſchon 885, kam 1337 durch Kauf in ben
Beſitz der Eifenbacher und 1806 von denen Niebefel unter Heſſen.
Dazu gehört 1 Mühle. Gem.: 2482 M. (858 A., 779 Wi,
722 ®a) Einw.: 277.
Schlitz in Urk. Stivefa, Slidſe, Stitife ꝛc, Stabt an ber
Schlig mit 2861 Einw., welche viel Gewerbbetrieb haben, Sit
eines Landgerichts, eines Steuercommiffariats, einer Diſtrictsein⸗
nehmerei. Es finden fich hier bedeutende Brennereien und Braue⸗
reien, Xöpfereien und Gerbereien. Bon großer Bedeutung war
446 | Topographie.
befonvers ehedem hier die Leinweberei, insbefondere die Damaſtweberei.
Bon merkwürdigen Gebäuden find zu erwähnen: 1) die Kirche, beren
ältefter Theil (das Chor; 1812 fein tanfenpjähriges Beſtehen
feierte, mit mehreren Grabmälern und ver Gruft des 1719 ent
haupteten ſchwediſchen Mäniſters Georg Heinrich von Görz; 2) bie
5 Burgen, die Hinterburg mit einem alten Thurm (melche bereits
1487 urk. erfcheint), die Vorderburg, die Schachtenburg, 1557,
bie Ottoburg 1652 erbaut; 3) die Hallenburg, die Wohnung
des Grafen von Schlitz, mit weitläufigen Deconomie» Gebäuben
und großen Gartenanlagen. Schlitz hat außer mehreren andern
wohlthätigen Anftalten und Etiftungen ein Hospital, geftiftet im
16. Jahrh. Schlig wird ſchon 812 als Befikung von Fulda
genannt, als die Kirche von Slitese eingeweiht wurde. Die Herm
von Schlitz hatten es wohl von Fulda zu Lehen. Der ällteſte
Lehnbrief ift von 1439, obgleih ſchon 1116 ein Erminoldus
de Slitese vorkommt. Im Jahr 1726 wurden ſie in den Reid
grafenftand erhoben, 1808 unter die Hefliichen Standesherrn.
1806 kam Schlitz unter Hefjen. Das Wappen von Schlik ift
ein franzdf. Schilo, in welchem zwei quer burchfchneivende Stabtmauern
befindlich find. Zu Echlik gehören: der Carlshof, die Hallenmühle
bet ver Hallenhurg, die Hohmühle, Pfannmühle, Schneidmühle, 1 Pay
pendeckelfabrik, „Hüttenmühle“ genannt, 1 Leimfiederei und 1 Ziegelei.
Die Gemarkung von Schlik hat einen Umfang von 4776 M.
(3325 A., 1055 Wi, 14 Wa.) Der gr. EC hliger Wald hat noch
einen weiteren Flächeninhalt von 26963 M. (165 A., 865 Bi,
25834 Wa.) In der Nähe von Schlit finden fih Spuren von aus
gegangenen Dertern, jo n. d. von Schlit Burgfcheidel over Nieder:
ſchlitz, zerſtört 1261, ferner n. w. Rimmels und Reimbers.
Sidendorf auch Oberſickendorf, lutb. Fld, fam 1806 von
benen v. Riedeſel unter Heffen. Dazu gehört der Hof Unterfiden
dorf. Gem.: 1107 M. (385 X., 266 Wi, 423 Wa.) Einw.: 108.
Steinfurth, luth. Fld, fam 1806 von denen v. Riedeſel
unter Heſſen. Zu St. gehört die Spießmühle. Gem.: 1442
M. (573 U, 717 Wi, 153 Wa) Einw.: 215.
Stockhauſen, luth. Pfd., an ver Altfell mit einem fchönen
Riedeſelſchen Schloß 2c. In feiner Gemarkung find Brüche von
Bajalten und rothen Sanpfteinen. Es kommt 1288 zuerft url.
vor und erjcheint 1407 fchon bei denen v. Riedeſel, fam 1806
Provinz Oberheffen. Kreis Lauterbach). 447
unter Heffen. Zu St. gehören: die Höfe Vietmes und Niedern-
borf, die Conradshöhe und Eonrabsruhe. Gem.: 7089 M. (2336
A. 1478 Wi, 3007 Wa.) Einw.: 886.
Uellershauſen, luth. Flo. an ver Fulda, kam 1806 von
Schlitz unter Helfen. Gem.: 1709 M. (1140 A., 329 Wi.,
161 Wa.) Einw.: 283.
Uetzhauſen in Urf. Ottishufen, Iuth. Flo. an der Schli, er-
fcheint url. ſchon 1282, Tam 1806 von Schlitz unter Heſſen.
Gem.: 1000 M. (667 X, 232 Wi, 48 Wa.) Einmw.: 202..
Unterſchwarzbach, luth. Fld. an ver Fulda, kam 1806 von
Schlitz unter Helfen. Dazu gehört das Schlitziſche Schloß und
Hof Rehberg oder Richthof. Gem: 1599 M. (621 A.,
236 Wi, 660 Wa.) Einw: 158. .
Unterwegfutt, futh. Fld, fam 1806 von Schlik unter Hejjen.
Gem.: 800 M. (457 A., 176 ®i., 118 Wa.) Einw.: 107.
Veitshain, luth. Fld. unweit der Lüder, fam 1806 von
denen Riedeſel unter Heffen. Gem.: 984 DM. (405 U, 545
Wi., 35 Wa) Einm: 111.
Wallenrod in Urt, Waldenrode, luth. Pfd. mit 818 Einw.,
die ſich beſonders mit Verarbeitung des Flachſes beſchäftigen, kam
1806 von denen Riedeſel, die es nach dem Ausfterben der Eiſen⸗
bacher bekommen batten, unter Heffen. Gem.: 5066 M. (2003
A. 1592 Wi, 1281 Wa.)
Weidmoos, Luth. Flo. unweit der Lüder, fam 1806 von
denen Niebefel unter Heffen. Gem.: 882 M. (365 U, 474
Wi, 43 Wu) Einw.: 52.
Wernged in Urk. Werniches, luth. Fld., erfcheint urf. 1322
bei denen v. Romrod, kam 1806 von denen v. Riedeſel unter Heffen.
Gem.: 3929 M. (742 A., 456 Wi, 2586 Wa.) Einw.: 282.
Willofs, luth. Pfr, fam 1806 von Schlig unter Hefien.
Dazu gehört die Trodenmühle Gem.: 1636 M. (830 U,
362 Wi, 391 Wa.) Einw.: 433.
Wünſchenmoos, luth. Flo. am Moosbah, Fam 1806 von
denen v. Niebejel unter Helfen. Gem.: 438 M. (188 U,
250 Wi.) Einw.: 56. j
Zahmen, luth. Fld. am Moosbah, kam 1806 von denen
bon Niebefel unter Heffen. Dazu gehört die Waldmühle. Gem.:
1042 M. (430 U, 612 Wi.) Einmw: 207.
448 Topographie.
Kreis Nidda.
Der Kreis Nidda hat eine Gefammtbenöfferung von 35509
Einw. (27209 Lnth., 5564 Ref., 1643 Un, 101 Kath,
9 Sect., 983 Yuben), welche in 62 Dertern und einigen Höfen
wohnen. Kreisſtadt ift
| Nidda, Stadt in einem Thale an ter Nidda, mit eine
Gemarkung von 3788 M. (2874 U, 913 Wi.) und 1920
Einw, Sig des Kreisamts, einer Obereinnehmerei , eine
Steuercommiffariats, einer Diftrictseinnehmerei, eines Landge⸗
richte, eines Kreisbauamts, eines Rentamts. Sehenswerth ift
darin der .alte Thurm ver Johanniterkirche mit feinem fchönen
Gelaäute. Das ehemalige Schloß (Großh. Hausdomäne) Hat Teine
Bedeutung; e8 enthält jet das Kreisamt, das Landgericht und bie
oberjten Räume dienen als Fruchtfpeicher. Ernſt Ludwig 30g fich beim
Einfalle der Franzojen in die Obergrafichaft Katenelnbogen, 1688,
in das Schloß zurüd und wohnte bier einige Jahre. Die ehe
malige Münze ift jett Privathaus. Die Stadt hat außer anberen
wohlthätigen Stiftungen ein Hospital. In der Nähe auf einer
Anhöhe lag die Burg Altenburg. — Nidda fcheint aus einem
Römerlager entjtanden zu fein. In Urkunden heißt es Nitahe auch
Nidehe und ift der Stammfig eines uralten Grafengefchlechte. Es
ericheint 1234 als Stadt. Bon einem jüngeren Gefchlechte ver
Grafen von Nivva famen deſſen Beligungen durch Heirath ven
Grafen von Ziegenhain zu. Bon dieſen famen fie 1434 an
Helfen. Die Yohanniter =» Commende Nidda wird 1234 zuerft
erwähnt. — Das Wappen ver Stadt ift ein getheilter Schild,
oben ein breithürmiges filbernes Kaftell in jchwarzem Felde, unten
ein goloner, mit den Spiten unter fich gefehrter halber Mond,
und unter folchem ein goldner, fechsediger Stern im fchwarzem
Felde. Zu N. gehören: die Mahl-, Oehl-, Wall- und Loh- Mühle
„Krötenburg“ (Margarethenburg) mit ſchönen Gartenanlagen, früher
Vergnügungsort, das Neumirtbshaus und das Wirthshaus „Carl®
bof.” In ver Umgegend von Nidda finden ſich Spuren ber anf
gegangenen Dörfer: Frankenhauſen, Wolfartshaufen
Stedeveld.
Bellersheim in Urk. Baldradesheim, Beldrish. ꝛc., ref. PR.
mit 613 Einw., welche viel Schlachtvieh mäften und damit Handel
Provinz Oberheſſen. Kreis Nibba, 449
treiben, fowie auch mit felbftgefertigter Leinwand, wird fchon 769
url, erwähnt, erjcheint 1268 in Falkenſteiniſchem Befig, kam
1806 von Solms unter Heffen. Gem.: 3445 M. (2575 U,
139 Wi. 731 Wa.)
Bellmmth in Urk. Bellemunt ꝛc., luth. Fld., exfcheint urk.
ſchon c. 1040, kam 1345 an die Ziegenhainer. Dazu gehören
die Höfe Bieberberg und Steinkaute. Gem.: 1007 M. (481
A. 102 Wi, 399 Wa) Einw.: 141.
Bergheim in Urk. Berkheim, evang. Pfr. an ver Bleiche,
auch Hedenbergheim genannt, kam 1476 von Eppenftein an
Hanau und 1810 an Heffen. Gem.: 1794 M. (626 4,
240 ®i., 849 Wa) Einw.: 431.
Berſtadt in Urt. auch Bertenftant zc., luth. Pfo,, wurbe
852 von Karl tem Diden an Fulda gefchenft, von biefem 1423
an Naffau und von Naſſau 1570 an Hefien verfauft. Nabe
babei ijt ein reiches Braunfohlenlager. Gem.: 3971M. (3155
A. 663 Wi.) [Der Berjtädter Marfwald hat eine Aushehnung
von 1257 M] Einmw.: 1013.
Bettenhanſen, vef. Fld. wird ſchon zur Zeit Karls d. Gr.
urkundlih erwähnt, war fpäter in Falkenſteiniſchem Beſitz, kam
1806 von Solms-Braunfels unter Heſſen. Gem.: 1973 M.
(1413 4, 164 Wi., 395 Wu) Einw.: 434.
Bingenheim, luth. Pfd. an der Horloff, Sit einer Diftricts-
einnehmerei, eines Yorftamts, einer Oberförfterei, erſcheint urk.
ihon 773, kam 1423 von Fulda an Naffau und wurde von
diefem 1570 an Heſſen verfauft, 1648 trat e8 Georg IL an
Landgraf Wilhelm Chriſtoph, Sohn Ludwig Philipps, des Stifter der
Homburgifchen Linie, ab, der das Schloß zur Reſidenz ermwählte
und das Haupthans vafelbft, ven ſ. g. hohen Bau, errichtete; 1691
fiel B. wieder an Darmſtadt zurück. Jetzt dient das Schloß
(Großh. Hauspomäne) zu Wohnungen für Beamte. Zu B. gehört
pie Bilgesheimer Mühle (Bingenheimer Mühle), Gem: 3604
M. (1518 4A, 528 Wi, 1370 Wa.) Einw.: 770.
Birflar in Urk. Birchinlare, Bilelare, Birkelar, vef. Fld.,
urk. Schon 791 erwähnt, jpäter in Falfenfteinifchem Befit, kam
1806 von Solms» Braunfels an Heſſen. Gem.: 1765 M.
(1539 A. 95 Wi., 131 Wu) Einw.: 493.
Walthers Hefien, 29
450 Topographie.
Biſſes, luth. Fld., fcheint das fehlende in der Fulder Mut |
gelegne Steinerftant zu fein. (?) Es war ein Lehen von Fulda um
wurde 1783 vom Lanpgrafen um 235000 fl. erfteigt. Gem:
542 M. (412 U, 89 Wi) Einw.: 350. |
Bleichenbach, evang. Pfo. In feiner Gemarkung liegen San
fteinbrüche und Kalffteinbrüche. Es wird ur, ſchon 1266 erwähnt,
fam von den Eppenfteinern 1476 durch Kauf an Hanau, 1810
von Hanau an Heffen. Gem.: 2716 M. (1472 U., 82 Ui,
996 Wa.) Einm. 809.
Blofeld in Urk. Blafelt, Blovelt, Iuth. Pfo., ehedem Fuldi⸗
ſches Lehen der Grafen von Nidda, kam 1423 durch Kauf ax
Naſſau, und von da 1570 durch Kauf an Heſſen. Es war m
30jähr. Kriege um's 3. 1648 mehrere Sabre ganz unbewohnt. Gem:
2566 M. (990 A., 265 Wi., 1206 Wa) Einw.: 28.
Bobenhaufen I. in Urk. Babinhufen, luth. Flo., erſcheint ml.
1306, dann 1337 von Helfen an bie Eifenbacher verpfänbt,
ebenfo 1528. Gem.: 1992 M. (681 A, 184 Wi., 1084
Wa) Einw.: 282.
Borsdorf, luth. Flo., hieß in Urk. Barstorph, und erfheint
im Beſitz von Ziegenhain. Im feiner Nähe lag ein ausgegangener
Ort Bolant. Dazu gehört das Forfthaus Glaubzahl. Gem:
2745 M. (1185 A., 416 Wi., 1032 Wa) Einmw.: 459.
Dauernheim in Urk. Durenh., Turenh., Thurnh. ꝛc., fa.
Pfo. an der Nidda, wurde 782 von Karl d. Gr. an Fulda ge
Ichentt, von dem es fpäter tie Grafen von Nidda zu Lehen trugen.
Es kam 1423 durch Kauf an Naſſau und 1570 durch Ku
an Heffen. Dazu gehört der Hof Oberdauernheim, font
ver Schleifelderhof, ſchon 951 unter dem Namen Sleitfelde
genannt, fpäter Slonfeld. Gem. von Dauernheim: 3276 R
(2241 A. 726 Wi, 100 Wa.) von Schleifeld: 643 R
(501 4, 3 Wi, 118 Wa.) von Oberdanernheim: 556
M. (227 4, 161 Wi, 141 Wa.) Einm.: 784,
Ehzell in Urk. Eccile, Echecila, Echenzelle ꝛc., luth. Pf.
an der Horloff, wurde 817 von K. Ludwig an Fulda vertaufät
war dann Fuldifches Lehen der Grafen von Nidda und wurk
1423 an Naffau und von biefem wieder 1570 an Heſſen ver
kauft. Dazu gehört das Bingenheimer Forftbaus. Gem:
4749 M. (3468 A., 1072 Wi.) [Der Echzeller Markwadh
Hat einen Umfang von 2250 M\ Cinm.. 18622.
Provinz Oberbeffen. Kreis Nidda. 451
Eckartsborn in Urk. Eckenburn, luth. Flo., erfcheint urf. 1290.
zu gehören 2 Mühlen und 1 Ziegelei. Gem.: 1865 M.
022 4, 420 Wi, 292 Wa.) Einw.: 407.
Efſoiderbach in Urk. Affolterbach, Effelderbach, luth. Pfo. an
Nidder, erſcheint urk. ſchon 1034, war ſpäter in gemeinſchaft⸗
em Beſitz von Heſſen, Iſenburg und Stolberg, 1806 kam ber
olbergiſche, 1816 der Iſenb. Antheil unter Heſſen. Gem.:
91 M. (685 U, 208 Wi, 350 Wa.) Einw.: 352.
Eichelsdorf in Urk. Eigelesdorph, Ailhardesdorp, luth. Pfd.
der Nidda, erſcheint urk. 1187, Sit einer Oberförſterei.
az gehören: vie Zuükermühle, bis etwa 1680 Eigenthum des
berforftmeifters von Bobenhaufen, dann dem Biſchöfl. Münfterifchen
mptmann v. Trilitz gehörig, die Schweventeichsmühle und Ctod-
be. Sem: 4782 M. (1788 U, 793 Bi, 2012 Wa.)
nw.: 729. j
Fauerbach, Tuth. Flo. mit 475 Einw. und einer Gem.
ı 3634 M. (1302 N, 463 Wi, 1717 Wa.)
Gedern in Urk. Gewirada, Gaudern, Mrktfl., Sig einer
ftrictseinnehmerei, befteht aus 2 Haupttheilen: dem Dorf und
ws Schloßberg. Der Tettere enthält außer dem Schloßgebäupe
H mehrere Privathäufer. Es hat eine Gem. von 9537 M.
186 A. 3295 Wi, 2697 Wa.) und eine Bevölkerung von
387 Einw., welche mannichfach gewerbthätig find, namentlich
ſchäftigt in neueren Zeiten vie Strohflechterei viele Menſchen.
: feiner Gemarkung liegt ein Steinbruch mit Tafelbajalt. ©. er-
eint urk. fchon 800 und gehörte fpäter zu den Beſitzungen der
ren v. Büdingen, von denen es an bie Breuberge und Trim⸗
ge, dann an die letteren allein kam. Nach veren Wbfterben
n es an die Eppenfteiner und von biefen 1535 an vie Stol⸗
‚ger. Seit 1806 ift e8 unter Heffen. — In der Nähe von
dern find Spuren des ansgegangenen Ortes Ruhlhauſen.
ı ©. gehören: 4 Mühlen, die Colonie Schönhaufen, 1 Papier-
ihle und 1 Ziegelhütte,
Geisuidda in Url. Hifinthe, Gysnede, luth. Pfd. Seine
eche ift wegen ihres Bauftyls, der zum heil ind Ente bes
3. oder Anfang des 13. Jahrh., zum Theil ins 13. ober 14.,
dit, von hohem Intereſſe. Es erfcheint urk. 1233 und gehörte
nen v. Nobenftein, von welchen e8 1659 Ludwig Apolph Krug
YI*
452 Topographie,
erfaufte. Gem.: 2198 M. (1592 4, 274 Wi., 202 Ra)
Einw.: 693.
' Geluhaar in Urt. Gelvenhore, Gelanhorn, evang. Pfo. au
beiden Seiten ver Bleiche, erfcheint url. 1187. Der eine Theil
fam 1810 von Hanau an Heſſen, der andere gelangte 1816
von Iſenburg unter Heffen. In feiner Nähe lag das ausgegangem
Dorf Schönberg. Gem.: 2354 M. (1155 4, 825 Bi,
281 Wa.) Einw.: 847.
Gettenan in Urk. Getenove, Iuth. Flo. an der Horloff, m
jcheint url. 1280, kam von Fulda an Naſſau und von Diem
1570 an Helfen. In feiner Nähe foll ehevem ein Dorf La:
denau geftanven haben. Gem.: 2160 M. (1606 4., 508
Wi.) Einmw: 480.
Glashütten, luth. Flo. Es gehören dazu die Höfe Igeb
baufen und Streithain. Gem.: 3120 M. (851 U
880 Wi, 1260 Wa) Einw.: 354.
Heuchelheim in Urk. Huchelenheim, luth. Pfo., erfcheint ur.
1239, fam von den Münzenbergern zum Theil an Hanau, zam
Theil an Falfenftein. Von legterem kamen Theile an Cppenftein
und an Solms. Die Eppenfteiner Theile Tamen an Mainz und
wurben Hanau überlaffen. Die Solmfer kamen durch Tauſch an
Stolberg und 1806 unter Heffen. Die Hanauifchen Theile fielen
1810 an Heſſen. Gem.:589 M.(452W,116Wi.) Einw.: 263.
Hirzenhain in Urk. Hirczenhane zc., Iuth. Pfo. Merkwürbig
ift bier die Kirche, deren Echiff, der erften Hälfte des 15. Jahrh.
angehörig, jest als Eijenmagazin benugt wird. Der Chor, am
dem 14. Jahrh. herrührend, vient dem Gotteshienfte und enthält
das Grabmal des letzten Eppenfteiners Eberhard von Königſtein,
fowie Bilder, welche aus dem Schiff Hierher gebracht find. Hir
zenhain gehörte den Cppenfteinern, die es wahrjcheinlich von ben
Büpingern 1247 ererbt hatten. Bon ihnen fam eg 1476 an
Hanau und 1601 an Stolberg, und von Stolberg-Ortenberg 1806
unter Heffen. Vor 1437 war hier ein Auguftinerflofter, welches
vermuthlih 1581 aufgehoben wurde. In Hirzenhain tft dermalen
eine beveutende Eifenfchmelze mit Hammer ꝛc. Auf einer benach⸗
barten Anhöhe liegt ver Neuhof auch Louiſenluſt genammt. Zu
H. gehören auch noch: 1 Mahlmühle, Gypsmühle, Schneipmühle u.
‚Biegelei, Gem.: 898 M. (263 R., 292 Wi. 318 Wa.) Einm.: 880.
Provinz Oberbeflen. Kreis Nidda. 453
Hungen in Urk. Houngun, Hohing, Hoingen ꝛc., Stabt an
ber Korloff mit einer Gem. von 5185 M. (3045 U, 727
Wi, 1413 Wa.) und 1199 meiſt ref. Einw., Sit eines Lanb-
gerichts, eines Stenercommiffariats, einer Diftrictseinnehmerei. Um
einen Theil ber Stadt zieht noch ein alter Wall mit Graben.
Das Schloß, vom Grafen Morik von Solms - Braunfels erbaut,
ift ohne Bedeutung. Viele Spuren Taffen auf einen frühen
Anbau der Gegend: fchließen, namentlich von Seiten der Römer.
; Urkundfih kommt Hungen ſchon 782 vor. Später erjcheint es
. als Befigung der Dynaften von Münzenberg, nach deren Abſterben
es an Falkenftein fiel und von dieſen 1418 an Solms. 1806
kam e8 von Solms-Braunfeld unter Heffen. In der Umgegend
find Spuren ver ausgegangenen Derter : Celle, Eruftilo, Feldheim,
Diasfelven, Rehborn. Zu H. gehören: die Ober- und Untermühle
und 2 3iegeleien.
Inheiden, luth. Fld, Kommt um 1141 fchon urk. vor, kam
wahrſcheinlich von Hanau an Falfenftein und 1806 ven Solms:
Laubach unter Heffen. In feiner Nähe an einer Stelle, die „auf
ber Mauer” heißt, hat man Mauerrefte, Gefäße, Münzen 2c. ge-
funden, welche von den Römern herrühren. Cbenfo wurben an
einer anderen Stelle am Telvheimer Wald die Fundamente eines
NRömerkaftells gefunden. Zu 9. gehört die Riedmühle. Gem.:
1382 M. (984 A. 331 ®i, 1 Wa) Einw.: 888.
. Kohden in Urt. Coden, Inth. Fld. an der Nidda, fo genannt
von Kotten d. i. Salzſoden, benn e8 war früher bier ein Saf-
werk, wovon bie älteften Nachrichten ins Yahr 1577 gehören.
‚ 8 erſcheint urk. ſchon 1187. Dazu gehört eine Ziegelei in ber
Hard. Es Hat mit Salzhaufen (ſ. d.) eine Gem. von 2303 M.
"(898 4, 370 Wi, 878 Wa.) Einw.: 495.
Laugd in Urk. Langk, Langte, luth. Pf., Sig einer Ober-
förfterei. Dazu gehört 1 Ziegelhüttee Das Kloſter Hirzenhain
erbielt 1519 von Philipp vem Großmüth. ven Zehnten darin. Gem.:
4405 M. (2142 A. 508 Wi, 1629 Wa.) Einmw: 636.
Im feiner Nähe lag ver ausgegangene Ort Rommelhaufen.
Langsdorf in Urk. Lanctorp, Langendorf, Mrktfl. mit 728
meift ref. Einw., erfcheint urk. fchon 771, und kam 1806 von
Solms:Braunfels ımter Helfen. Dazu gehört 1 Ziegelei. Gem.:
4719 M. (2408 A. 330 Wi., 1981 Wa.)
454 To pograpbie.
Leidheden in Urk. Leytekin, Leichiken, luth. Pfo. unwen e
Horloff, erſcheint urk. 1280, gehörte zum Theil Fulda und iq
burh Kauf 1423 an Naſſau und ebenfo 1570 an Hella
Gem.: 2792 M. (504 A., 580 Wi., 1579 Wa.) Einw.: 44
Lißberg, Stapt an ver Nidder mit 493 Einw., um dm
Anhöhe herum gelegen, auf deren Spike das alte Schloß Lißbet;
fteßt, von dem aber außer dem Hohen runden Thurn wenig me
übrig iſt. Seine älteften Befiger nannten fi von Liebesberz;
fie kommen zuerft 1222 urkundlich vor und ftarben 1395 a.
Die Grafen von Ziegenhain als Lehensherrn nahmen es bann u
fi und verkauften 1418 einen Theil davon an Heffen. Ad
ihrem Ausfterben 1450 kam e8 ganz an Heſſen. Zu. gehiem:
bie Ruinen einer Capelle „Schaafskirche“ genannt, der Hof Brei
tenhatd (auch Numpelsburg genannt), 4 Mühlen u. 1 Zieze.
Gem.: 2792 M. (504 A. 580 Wi, 1579 Wa.)
Michelnau, luth. Fld, fam 1816 von Iſenburg unter
Heffen. Dazu gebört die Ziegelhütte „Tobiashütte“. In feiner
Nähe lag ein ausgegangener Ort Habehesbah. Gem.: 2110
M. (439 U, 252 Wi, 1361 Wa) Einw.: 248.
Mittelfeemen in Url, Symen, Iuth. Pf. am Seemernbach,
fam von ven Eppenfteinern an Stolberg und 1806 von Stolber
Ortenberg unter Heſſen. Dazu gehört die Grundmühle. Gem:
8185 M. (1398 4, 1029 Wi, 668 Wa) Einw.: 382.
Muſchenheim in Urt. Musgenh., Musfeny., Moskenh. x.
ref. Pfd. an der Wetter erjcheint url. fchon 774, war fpäte
in Falkenſteiniſchem Befig und kam 1806 von Solms-Braunfelt
unter Heffen. Dazu gehört der Hof Hofgüll, die Mufchenheime
Mühle und die Neumühle. Gem. von Mufhend.: 2285 M
(1602 A. 163 Wi, 430 Wa) Einw.: 618. Gem. vn
Hofgüll: 954 M. (873 A., 30 Wi.) Einw: 12.
Niederfeemen in Urk. N. Symen, luth. Flo. am Seemen
bad, Fam von Eppenftein an Stolberg und 1806 unter Heſſen.
Dazu gehört bie Harzmühle.e Gem.: 3185 M. (1398 1.
1029 Wi, 668 Wa) Einmw: 277.
Nonnenroth in Urk. Nunrode, ref. Fld, kam 1806 te
Solms-Braunfels unter Heffen. Gem.: 1949 M. (1147 4
281 Wi, 521 Wa) Einmw: 382.
456 - Xopographie.
pas |. g. Nonnenhaus, jetzt Scheuer. Zu Ortenberg gehim:
die Hanauifche Mühle, Staptmühle, 1 Papiermühle.
Rabertshauſen in Urk. Nabenhaufen, luth. Fld., erfcen
url. 1252 im Beſitz von Ziegenhain. Hierher gehören der Reis
häufer und Ningelshäufer Hof (Weißmühle) und vie Sm
benmühle. Gem. von Rabertshaufen: 1847 M. (688 A. 172 |
Wi, 939 Wa.) von Ringelshaufen: 567 M. (369 A. 71 U
87 Wa.) Einw.: 207. |
Ranftadt in Urk. Ramſtadt, Nenftatt, Iuth. Pf. In fee
Gemarkung ift ein guter Sandfteinbrud.. Es kam von ven Eye
fteinern an Stolberg und 1806 von Stolberg-Gebern unter Hela
Dazu gehören: vie Weidenmühle, Philippsmühle und 1 Ziegen.
Gem.: 3961M. (1736 A. 387 Wi. 1699 Wa.) Einmw.: 618.
Rodheim in Urk. Radeheim, Rodeheim 2c., luth. Pfd., e
ſcheint urk. ſchon 804, und 1311 im Beſitz von Ziegenhan
In feiner Nähe lagen die ansgegangenen Derter Weitershanfen
und Nordenhauſen. Zu R. gehört ver Hof Graf, wahrſcheinlich
vormals ein Dörfchen Grassa, mit einer Mühle und die Neumähle.
Gem. von Rodheim: 1743 M. (1061 A. 167 Wi.,- 429 Ba.)
von Graf: 429 M. (313 X, 75 Wi, 17 Wa.) Einw.: 325.
Nöthges in Urk. Roda, Iuth. Pfo., erfcheint urk. fchon 1017,
fam 1806 von Solms-Braunfels unter Helfen. Gem.: 1174
M. (720 U, 172 Wi, 282 Wa.) Einw.: 255.
Salzhauſen, Weiler mit 74 Einw., mit einer Galin
und Badeanſtalten, ſowie mit einem Braunfohlenwerk (ſ. o. S. 88—9li
Erſcheint urk. ſchon 1187, und 1329 im Befiß von Ziegenhait
Es bildet mit Kohben eine Gem. (f. d.)
Schwidartöhanjen in Urk. Suigereshufen, Schwykersh., Intl,
Pfd., wird urk. ſchon 1020 genannt. In feiner Nähe lag ver
ausgegangene Ort Wogenhaufen. Gem: 2868 WM. (828
A. 424 ®i., 1536 Wa) Einw.: 313.
Selters in Urf. Seltirfe, Seltreffe, luth. Flo. an der Nidder,
fom 1810 von Hanau an Hejfen. Dazu gehören: die Nemmühle
(Selterfermühle) und 1 Kalfbrenneri. Gem: 1426 M. (703
A, 325 Wi, 336 Wa) Einw.: 358.
Steinberg, luth. Fld., erfcheint urf. 1305 als Gülch'ſches Lehen
der Herrn dv. Bruberg, fam 1806 von Stolberg-Ortenb. unter Heſſen.
Gem.: 1093 M. (454 4, 343 Wi, 247 Wa.) Einw.: 319.
Provinz Oberheſſen. Kreis Vohl. 471
theilt, mit 2 Mühlen; url. fchon 1257 erwähnt. Gem.: 6895
M. (1428 U, 703 Wi, 4488 Wa) Einw.: 538.
Ael, in Urt, Efele, luth. Flo. auf beiden Seiten der Wfel
mit 170 Einw. und einer Gem. von 5172 M. (741 U,
857 Wi., 4074 Wa)
Basdorf in Urt. Bastorp, Boßdorf zc., luth. Flo. mit 1
Ziegelei. Gem.: 3085 M. (1584 U, 474 Wi, 1077 Wa.)
Einw: 367.
Bnchenberg in Url. Bochmar, Buchmar, luth. Fld., erſcheint
url. 1805. Gem.: 3240 M. (1596 u, 381 Wi., 1148
Wa.) Einmw: 400.
Deisfeld in Urk. Deßfelden, Iuth. Flo. auf beiten Selten
ber Diemel mit 1 Mühle. Gem.: 1364 M. (891 U, 164
Wi., 309 Wa) Einw.: 110.
Dorfitter, Iuth. Fld. auf beiden Seiten ver Itter, erfcheint
ur. ſchon 1126. Dazu gehören: der Hof Schener, die Ram-
melsmühle und das Zechenhaus Uppellu Gem... 1394 M.
(960 A. 124 Wi., 309 Wa) Einw.: 8330.
Eimelrod in Urk. Emegerova, Emerode, luth. Pfd. an. ber
Diemel in einer fehr rauhen Gegend, erfcheint url. 1310. Dazu
gehört bie Zatenberger Mühle. Gem: 3522 M. (2146 U,
297 Wi, 1002 Wa) Einmw.: 431.
Harbshaufen in Urk. Harprachufen, Harpreptesh., Iuth. Fld.
unweit der Ever, erjcheint url. 1263, mit 113 Einw und,
einer Gem. von 1681 M. (485 W., 166 Wi., 918 Wu.)
Hemmighanfen in Urt, Heymminchufen, Iuth. Flo. auf beiden
Seiten ver Diemel. Dazu gehört die Speiermüßle. Gem.: 1333
M. (872 4, 253 Wi, 178 Wa) Einm: 117.
Herzhanfen in Urk. Herimardesh., Heredesh., Herabsh. zc.,
luth. Fld. am Einfluß der Itter in die Ever, erfcheint urk. 1043.
Auf dem Ehrenberge liegt eine Schloßruine, Geldloch genannt.
Zu Herzhaufen gehören: die Dorfmühle, Scheuermühle und Leihen-
müßle. Gem.: 3028 M. (750 A., 323 Wi., 1592 Wa.)
@inw.: 322.
Höringhaufen in Urk. Horinghufen, Inth. Pfo., erfcheint
url. 1289. Zwei dazu gehörige Höfe, darunter Neudorf, gehören
den Wolfen v. Gudensberg. Zu Höringhaufen gehören außerdem:
458 Topographie.
Dazu gehört das f. 9. Zoll» oder Markthäuschen. Gem.: 1279 |
M. (571 U, 543 Wi., 131 Wa) Einw: 251.
Wallernhanſen in Urk. Wolverichesh., Wanoldesh., Walır
besh. ꝛc., luth. Pfo., ſchon 1062 url. genannt, und 1329 m
Beſitz von Ziegenhain url. erfcheinenn. Dazu gehören ver Hei
Sinkenloh und 1 Ziegelei. Gem.: 3835 M. (16771
566 Wi. 1451 Wa) Einw.: 633. In feiner Nähe ig
ber ausgegangene Ort Rambach.
Wippenbach, Iuth. Fld, kam 1810 von Hanau an Hefe.
Gem.: 844 M. (293 U, 89 Wi, 442 Wa.) Einw.: 111.
Kreis Schotten.
Der Kreis Schotten Hat eine Bevöllerung von 2149
Seelen (20950 Luth., 9 Ref., 3 Un, 62 Kath, 471 Huben),
welche in 37 Dertern und mehreren Höfen wohnen. Streisftabt ift
Schotten, Stadt an ber Nidda mit einer Gem. von 6042
M. (1476 U, 2006 Wi., 2331 Wu.) und 2418 Einm.
Sit des Kreisamts, eines Landgerichts, eines Steuercommifiaria,
einer Diftrict8einnehmerei, eines Nentamts, einer Dberförfterei.
Das interefjantefte Gebäude zu Schotten ift die Stadtkirche, ein
Wert des 14. Yahrh. mit mehreren Grabmälern. Andere Ge
bäude find: das f. g. Schloß (Großh. Hausdomäne) noch mit einem
Graben und einem runden Mauerthürmchen verjeben, jebt a
Amtslofalen dienend; die „alte Burg” auch urkundlich die „alt
Kemnabe" genannt. Hier ftand einft die Burg der Herrn va
Trimberg. Die Bewohner von Schotten treiben bedeutenden Hat
bel mit Würften und Dürrfleifh (f. o. ©. 152), außerdem wid
von ihnen auch viel Tuch fabrizirt, fowie fie auch Strumpf- und
Leinweberei treiben. — Schotten war im 10. Jahrh. im Befike
eines Biſchofs von Straßburg, welcher die Herrn v. Bübingen
bamit belehnte. Nah dem Abfterben derſelben kam es durch eine
Tochter des Haufes an Breuberg. Bon da an kam e8 als Pfand
haft nah und nach in den Beſitz verfchienener Familien, bie es
feit 1403 ven Landgrafen von Hefjen zum Eigenthum wurde.
Auch die Landgrafen verpfändeten es zeitweife. Philipp der Grofm.
gab es ben Kindern ber Margarete von der Saale, nach deren
Provinz Rheinheſſen. 478
IH. Provinz Rheinheffen.
Bon ber Lage, Größe, natürlichen Befchaffenheit ver Pro-
vinz Rheinheſſen, ſowie von ihren Bewohnern tft im 2. und 8.
Buche gehanbelt worden, wo dieſe Gegenftände in Beziehung auf
das ganze Land befprochen worden ſind. Um Wieverholungen zu
vermeiden, müfjen wir, wie dieß auch bei ben beiden andern Pro-
gingen der Fall geweſen ift, deßhalb vorthin verweilen. Nachzu⸗
bolen ift bier nur noch, daß von ven 539818 Morgen, welche
die Provinz enthält, 426827 auf Aderfeld, 25802 auf Wiefen-
land, 36075 auf Weinberge, 27645 auf Wald, 19897 auf
unbefteuerbares Gelände fommen. Ferner tft noch zu bemerken,
daß von ven 225647 Bewohnern ver Provinz 2587 Lutheraner,
8440 NReformirte, 95412 Unirte, 111951 Katholiken, 2791
fonftigen chriftlichen Confeffionen Angehörige, 9466 Inden ſind.
Die Provinz ift zufammengefeßt aus 190 Orten, welche ehe
bem 86 verfchievenen Herrn angehörten. Don ihnen gehörten
Kurpfalz allein 92 und gemeinfchaftlih mit Baden 1; Kurmainz
allein 30 und gemeinjchaftlich mit dem Fürften von Naſſau Saar⸗
brüden 3; dem Markgrafen von Baden 2; dem Bisthum Warme
5; der Neichsftant Worms 1; dem Fürften von Saarbrüden 2;
dem Fürſten von Leiningen 1; dem Domcapitel zu Mainz 3;
dem Nitterftift zu St. Alban bei Mainz 1; dem Dompropft zu
Moin; 2; dem Grafen von Leiningen 6; ven Fürften und Grafen
son Salm 5; dem Fürften von Brekenheim 1; dem Nheingrafen
von Grumbach mit Salm 1; ten Grafen von Falfenftein allein 6,
gemeinfchaftlih mit DBregenhein 1, und mit Riancour 1; denen
von Wertheim 1; denen von Ingelheim 1; denen von Warten
berg 1; denen von Grehmweiler 2; denen von Sidingen 1; ben
Freiherrn v. Dalberg 4; denen von Dienheim 8; denen von Köth 1;
denen ven Hunoloftein 2; denen von Greifenklau 1; denen von
SHettersporf 1; denen von Elz 1; denen vom Wambold und Hu—⸗
nolpftein gemeinschaftlich 1; dem Kloſter Dalbeim 1; ben Gan-
erben 4, und ver Ritterichaft 2.
Viele diefer Ortichaften, Parzellen einzelner Neichstheile, ftan-
den im Lehnsverband von Kur⸗Mainz und Pfalz und zugleich unter
ihrer Hoheit; die ganerbfchaftlichen aber waren durch Palte verbun⸗
ben. Bon ven Städten waren Mainz, Worms, Oppenheim un
|
40 Topographie.
Eihenrode in Urk. Afechenrove, luth. Pfd., erfcheint nt |
1187. Dazu gehört die Sengesmühle und Weidmühle. Gen:
4250 M. (2356 4. 1511 Wi, 116 Wa) Einw. 554.
Heldfrüden in Urt, Felkukin zc., luth. Pfd. Dazu gehören
ber Neuhof (Wiefenhof) und 1 Mühle. Gem: 36728
(1280 A. 1124 Wi, 1086 Wa.) Einw.: 408.
Freienſeen, Mrktfl. am Seebach mit 923 Einw., wei
fich ſtark mit VBerfertigung von Halbleinen und Baumwollenzeug beidäk
tigen. F. kam von Hanau an Falfenftein, von dieſem 1419 an Som,
1806 von Solms unter Hefien. Gem: 2762 M. (10071,
786 Wi., 968 Wa.)
Gösen, luth. Flo. mit 247 Einw. und einer Gem. m
1978 M. (1127 4. 568 Wi. 177 Da.)
Gonterslirhen in Urk. Guntbersfirchen, luth. Pfo. ummet
bes Urfprungs der Horloff, Fam von Hanau an Falkenſtein, md
deſſen Ausfterben 1419 an Solms, 1806 von Solms-Lanbaqh
unter Heffifche Hoheit. In feiner Gemarkung Tagen die andge
gangenen Dörfer Niedern- und Obern- Hinderna. Dazu
gehört die Horloffsmühle Gem.: 2772 M. (1204 A, 769
Wit, 799 Wa) Einw.: 495.
Hartmanndhain, luth. Flo. mit 318 Einw. und einer Gem.
yon 1604 M. (502 4, 995 Wi, 33 Wa.)
Herhenhain, luth. Pfd. mit 493 Einw., welche fterke
Viehzucht treiben, da die Gemarkung viel Wieje- und MWeibelur
hat. Es erfcheint urk. jhon 1289. Im 14. Jahrh. war ie
Kirche bier Pfarrlirhe und hatte mehrere Filiale. 1358 ba
der Abt von Fulda mit den Grafen von Ziegenhain eine Stun
und Burg. Gem: 2957 M. (810 A, 1371 Wi, 489 Ra)
Hödersdorf, Iuth. Fld. Dazu gehört die Rothmühle (Blech
mühle). Gem: 1111M.(7504,278Wi,2 Wa.) Einw.: 292.
Ilsdorf (Solms), lutb. Fld. mit 1 Mühle, kam 1806 von
Solms-Laubab unter Heflen. Hierher gehört der Flenſunger
Hf. Gem. von Ilsdorf: 299 M. (194 U, 105 Wi.), ben
Flenfungen: 247 M. (189 U, 58 Wi) Einw.: 104.
Kaulſtoß in Urk. Kulftoiß, Kulstorf, luth. Flo. an der Nibver
Gem.: 2537 M. (936 A., 1182 Wi, 316 Wa.) Einm.: 300.
Kölzenhain in Urk. Kolkinzinh., Kolzenh. zc., luth. Fe.
Dazu gehört der Hof Betershain, wo ehedem ein Dorf ftant.
Provinz Rheinhefien. Kreis Mainz. 475
11. in 4 Oberförftereten: Mombach I. I., Wendelsheim, Bingen;
12. in 6 Salgmagazinsverwaltungen: Mainz, Alzei, Bingen, Fürs
feld, Sprenblingen, Worms; |
18. in 8 evang. Delanate: Mainz, Ulzet, Oberingelheim, Oppen-
heim, Ofthofen, Wöllftein, MWörrftabt, Worms;
44. in 9 katholiſche Dekanate: Mainz, Alzei, Bingen, Gaubödel-
j heim, Nieverolm, Oberingelheim, Oppenheim, Ofthofen, Worms;
"I6. in 5 Schulbezirke, mit den Kreisämtern zuſammenfallend;
417. in 11 Mebicinalbezirfe: Mainz I. II., Nieberolm, Oppen-
heim, Alzei, Wörrftabt, Bingen, Oberingelheim, Wöllſtein,
Worms, Ofthofen, Pfebpersheim;
19. in 5 Beterinärchezirke, mit den Kreisämtern zuſammenfallend.
Kreis Mainz.
Der Kreis Mainz befteht aus 24 Dertern, in welchen eine
Bevölkerung von 64292 Seelen lebt (941 Luth., 62 Re,
7051 Un. 52884 Kath., 494 Sect., 2860 Yuben). Kreis⸗
ftadt, zugleich Hauptitabt der Provinz Rheinheſſen ift bie deutſche
Bunbesfeftung
Mainz, am linken Ufer des Rheins, eine Viertelftunde von
der Einmündung des Mains in venfelben, Station der Hell.
Ludwigsbahn, Sitz des Obergerichts für vie Provinz Rheinheſſen,
eines Kreisamts, eines Bezirksgerichts, zweier Friedensgerichte,
zweier Steuercommiſſariate, (Mainz und Oberingelheim), einer
Obereinnehmerei, einer Diftrictseinnehmerei, eines Rentamts, eines
Kreisbauamts, eines Worftamts, einer Handelskammer. Sie bat
eine Gem. von 2731 M. (1135 U, 119 Wi, 136 We,
3 Wa.) und eine Bevölkerung (mit Zahlbach) von 86741 Seelen.
Dazu kommt noch eine militäriiche Befagung von 6000 Man,
zur Hälfte aus öſterreich, zur Hälfte aus preuß. und einem
Commando heſſ. Truppen beftehend. Der innere Umfang ver
Stadt mift 6570 Schritte, ihre Grundfläche wird auf c. 420
Morgen berechnet. Innerhalb des Feftungs-Umfchluffes finden fich
116 Straßen und größere Gafjen, 72 Heine Gaffen und Sad-
gaffen (Reile), 15 größere und eben fo viel Heinere Pläge, 4 Lands
thore und 9 Wafferthore. Die Zahl ver Tirchlichen, zum öffent-
4716: Topographie.
lichen Gottesbienft verwenveten Gebände beträgt 13 mit 15%
men, von denen 9. Kirchen und 2 Kapellen für ven !
1 Kirche für den ewangelifcdren und 1 Synagoge für en 24 ind
Gottesdienft beftimmt find. Sonftige öffentlihe Gene — \
140 und Privathäufer c. 2200. Die vorzüglichften Se St!
der Stadt find die Nheinftraße, gleichlaufend mit dem REIF
in geringer Entfernung von bemfelben, die 3 Blihn, wi
neben einanber binziehend, die Thiermarktſtraße mit vem zz
Heff. Negierungsgebäuve, vie Altmünftergaffe mit dem vr oft
Altmünfter-Nonnenklofter, jet Milttärlazaretd, die Enmrz>rn
mit der gleichnamigen alten Kirche, bie Lubwigsftraße, de
gaffe, die alte Univerfitätsftraße, die Schuftergaffe (bie vor; er<z
Handels⸗ und Gewerböftraße der Stabt) mit ver alten =
firhe und vem Hof zum Gutenberg, einem Haufe tr wurst
Gensfleifch, die Gräbergaffe, die Auguftinergaffe mit ver I |
firhe und dem bamit zufammenhängenden Seminargebiute SH
vorzüglichften Plätze find: der Schloßplag vor dem Haufasszu
einem Anbau des kurfürſtl. Schlofjes (feit 1777 ao
Paradeplatz); der Thiermarkt, ein Theil bes forum gemmge
Römer, mit einem Brunnen, welcher eine Granitfäule =— |
Sngelheimer Pallaſt Karls des Gr. enthält; ver Ballpe nn
Gutenbergsplag,. entftanden durch bie Zerſtörung der Dom- un
im Sahr 1793 und durch Wegichaffung von deren — .
im J. 1807 u. ff. J., früher Fruchtmarkt genannt, ſeit der %
ftellung des fchönen Gutenbergsdenkmals von Thorwabie=? 5.
jegigen Namen führend, an feiner N. W. Seite das Schauf rang,
ber Speiſemarkt, an ihm der Dom; der Liebfrauenplaß; ber Fi
markt; der Mitternachtsplatz, an welchem bie römiſche Nein [R
begann; der Karmeliterplag ; ber Domkuftoreiplag mit der Wohn N
des Landesbifchofs in dem ehem. Domfuftoreigebäude. — En N
andere Lofalität ift noch zu nennen, bie Citabelle, in ihrer Kent \ı.
GSeftalt von 1659 — 1661 erbaut, mit 4 Bafteien, an vem \\
einer, der bes Drusus, der Eichelftein fteht. — Die merkwäri-
fin Gebäude find: der- Dom (erbaut von bem erften Er
biſchof von Mainz, Willigie, von 978—1009, zum zweiten
aufgerichtet, nachdem er am Tage feiner Einweihung abgebramt
war, bis 1038, dann abermals vom Feuer verheert und bis 1239
wieder hergeſtellt. Zum brittenmal durch euer vernichtet wurde
ausgegangenen Dorfs |
21 U, 749 Wi, 1882 a.) Einn. 1050.
Stadt mit einer Gem. von 5131 M. (1778
538 Wa) und 984 Eimw., welche fich meift
; gelegen A — ud. rufen Gegend
eines
Webberfelle ıc.,
erfeint- wet, fen 773, Tom: 1806-0on
Heſſen. een
©. 86), die Streuchesmühle: Gem.: 2647
428. Wi, 658 Wa) Einwr 533. -
464 Topographie.
Wohnfeld in Urt. Wanefclve, Wonenfelve, Iuth. FI. Yg
gehören: die Hahnmühle, Schneivmühle, Rappelmüble um W |ı
Berghaus. Gem.: 1747 M. (880 U, 554 Wi., 154 W
Einw.: 508. |
Kreis Vilbel,
Der Kreis Vilbel hat eine Gefammtbevölferung von 227
Seelen (11907 Luth., 96 Ref., 5048 Un., 4217 Kath, R
Sect., 1470 Juden), welche in 26 verjchiebenen Dertern wohn
Kreisſtadt ift
Bilbel in Urk. Felwile, Filbil, Velwile ꝛc, Mtfl. aufime |
Seiten der Nidda, Station der Main - Wefer - Bahn, Sit mi
Kreisamts, eines Landgerichts, einer Diftrictseinnehmerei. Kill
(tegt ganz von frembem Gebiete umgeben und hat eine Gem. va
4174 M. (2778 4, 452 Wi., 685 Wa., 3 We) um
2823 Einw., bie zum größeren Theile proteftantifch find. Die
Katholiken haben ebenfalls ihre eigene Kirche. Unweit ver ner
fhönen DBrüde, welche über bie Nidda geht und beide Theile des
Marktfleckens verbindet, Liegt ein Sauerbrunnen. Bon dem Aufen
halt ver Römer bierfelbft haben fich viele Spuren gefunden, insbeſer
dere wurde ein röm. Bad bier aufgegraben, von dem einzelne Tl
namentlich ein prachtuolfer Mofaifboven, ins Mufeum nah Dre
ftabt gefommen find. In Lorfcher Urkunden kommt Bilbel a :
772 unter dem Namen Felwila vor. Später war es im BA |
der Münzenberger aus der Verlajfenichaft ver Grafen von Nüringk
Nach deren Ausfterben Fam es zur Hälfte an Hanau, zur Hl |
an Falfenftein, deſſen Theil wieder halb an Sayhyn und Sfenbup
balb an die Eppenfteiner kam. Sayn verkaufte 1453 feine
Antheil an bie Kronenbergee Sämmiliche Theile, mit Ausnahm
bon dem Sanauifchen, der an das ältere Haus Heffen kam, ve
einigten ſich fpäter wieder unter Eppenftein. Die Stolberge be
erbten Eppenftein, 1581 aber erklärte Mainz das Leben pi
Mainz für erlofhen und ſetzte fich in beffen Beſitz. 1803 fi
der Mainziiche Theil an Heſſen-Darmſtadt, ver Kurheffiiche, früh
Hanauiſche an Frankfurt und 1816 auch an das Großherzogthu—
Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 479
punkt feiner Thatigkeit. Er baute fich in Niederingelheim eine
prächtige Pfalz, jtiftete in Mainz pas Albansklofter mit einer ge=
lehrten Schule, förberte den Weinbau, Handwerke und Sünfte, ließ
auf ven Pfeilern ber röm. Brüde eine folche von Holz über ben
Rhein ſchlagen ꝛc. Erzbiſchof Hatto I. machte fich unabhängig
und eignete fich die lanvesfürftliche Würbe zu. Mainz wurbe beßs
Halb 953 durch Kaifer Otto, aber fruchtlos, belagert. Erzbifchof
Willigis ließ fich zum Kurfürſten ernennen und unter ihm unb
feinen Nachfolgern nahm tie Stadt an Umfang wie an Bebeutung
zu, fo daß im 2. Viertel des 11. Jahrh. fchon eines Bürger-
meifters und Raths von Mainz gedacht wird. Streitigkeiten zwifchen
ver Bürgerfchaft und Geiftlichkeit im Jahr 1073 endeten mit
einem Sieg der erfteren. Die Selbitftändigfeit ver Bürgerſchaft
befeftigte fich fpäter noch mehr und die Patricier befamen bie
ganze Gewalt, vie ihnen zwar durch Konrad von Wittelsbach ent-
riffen wurde, aber durch Kurfürft Siegfried III. wieder zugeftanden
werben mußte Durch Arnold Salmann Walpoden entjtanb der
rheiniſche Stäptebund, dem auch die Kurfürften beitreten mußten,
wenn fie ihren Einfluß in ver Hauptftabt ihres Kurftants fichern
wollten. Der Städtebund trug nicht wenig zu dem blühenben
BZuftande des Handels uud ver fteigenden Wohlfahrt von Mainz
bei. Es erwarb fich al8 Haupt und Mittelpunkt veffelben wegen
feiner Macht und Neichthümer ven Beinamen bes „golonen”.
Es vermehrte fih aber nun Lie Eiferfucht zwiſchen den gemeinen
Dürgern und ven alten ober Patricier- Gefchlechtern, vie oft in
wahre Fehden ausartete. Ebenſo erfolgten Yubenverfolgungen.
Die fich gegenfeitig belämpfenden Kurfürften Diether von Sfenburg
und Xbolf von Naſſau ftürzten endlich Mainz in gränzenlofes Elend.
Hoolf von Naffau bemächtigte fich der Stadt 1462, gab fie allen
Gräueln der Plünverung Preis und vernichtete ihre ſämmtlichen
Sreiheiten, die auch burch Diether nach Adolfs Tod nicht wieder
Bergeitellt wurden. Im 3Ojährigen Krieg befekten die Schweden
am 13. Dec. 1631 Mainz, befeftigten fih barin und bebaup-
teten ſich 4 Jahre, während welcher Zeit es jo hart mitgenommen
wurde, daß e8 1636 nach der Wieberbefignahme von Geiten bes
Kurfürften Anfelm Kaſimir ſehr übel ausſah. Am 16. Sept.
1644 beſetzten e8 vie Franzofen, gaben es aber nach dem weſt—⸗
phälifchen Frieden 1648 wieber zurüd, Kurfürſt Johann Philipp
466 Topographie.
Silzbrunnen (f. o. ©. 92). Es kommt ſchon 1593 werkam
vor und Fam zur Burggraffchaft Friedberg. Dazu gehört ie
Dögelmühle. Großfarben bildet mit Kleinkarben (f. u.) eine Gem
non 5241 M. (2762 A. 964 Wi., 1480 Wa.) Einw.: 973.
Heldenbergen, kath. Pfo., Sit einer Oberförftere. M
Helidaberga erjcheint e8 839 in einer Urkunde Ludwigs bes fr
und gehörte fpäter zur Burg Friedberg. Es wurde bereits 1816 rd
Vertrag mit dem Burggrafen unmittelbarer Panvestheil des Grek
herzogthums. Dazu gehört das Schloß Rhodenburg (chem
Dberburg), die Hintermühle (Wirgemühle) und die Niddermie
Vordermühle). Gem.: 3806 M. (2677 U., 574 Wi, 54
Wa) Einw.: 1554.
Höchſt in Urk. Hoefte, Hoiſt, luth. Pfd. an ber Nidder mi
einem. von Günderodeſchen Schloß mit einer ſchönen Bibliothek,
Höchſt gehörte urfprünglich den Herrn v. Garben, von benen d
1729 an vie Freiberen Berntein und zulekt an bie Freihern
v. Günderode kam, bis e8 1806 unter Heff. Hoheit gelangte.
Gem.: 1234 M. (390 A., 372 Wi, 472 Wa.) Einw.: 591.
Holzhaufen, ewang. und kath. Pfd., auch Holzhauſen vr
der Höhe genannt. In der Nähe Liegt der Burgplatz mit be
Fundamenten eines Schloffes, welches das Stammhaus ver Famlit
v. Holzbaufen fein fol. Nach einander im Beſitz der Falfenfteine,
Eppenfteiner und Stolberge, fam e8 1578 Täuflih an Hama
und 1810 an das Großh. Heſſen. Im feiner Gemarkung fi
eine Mineralquelle. Es gehören dazu: die Navelmühle, Schlappe
mühle, Brunnenmühle (Bornmühle) und 4 Mühlen ohne Name.
Gem.: 2473 M. (1371 U, 429 Wi., 647 Wa.) Einw.: 91.
Kaiden in Urt. Coichen, Koicheno, Couchene ꝛc., Iuth. Pf
fommt zuerft 1249 urkundlich vor. Die Grafihaft Kaichen fm
an die Burg Friebberg, aber es ift ungewiß, wann und wie ed
gefchehen if. Dazu gehört die Rögesmühle. Gem: 2951 R
(2553 U, 184 Wi, 214 Wa) Einw.: 726.
Kleinkarben, luth. Pfo. an ver Nidda, mit 788 Einm
In feiner Gemarkung ift ein Kalkſteinbruch. Kleinkarben gehörte
zur Burg Friedberg. Gem.: f. o. Großfarben.
Kloppenheim in Urk. Clopheim, Kath. Flo, kommt urk. den
801 nor, fam mit der Grafichaft Kaichen an die Burg Friebberg
wurde 1659 an ben beutfehen Orden verfauft und bei der Auf
Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 481
Bretzenheim in Urk. Villa Brittanorum, Brezzenh., Brizenh. ꝛc.,
kath. Pfd., ſoll unter ven Römern eine Niederlaſſung von Britta⸗
niern geweſen fein, Sicila Brittanorum; erſcheint urk. 773. Kaiſer
Arnulf fchentte 893 den Ort dem Kloſter St. Marimin bei
Trier. Bon ihm kam er an das Nonnenklofter Mariendalheim.
Als dieſes Klofter 1781 aufgehoben wurde fiel Bregenheim an
Mainz. Dazu gehören der Hof Römerthal (Leimenfaute) und bie
Bregenheimer (Kriegeriche) Mühle. Gem.: 5370 M. (5129
u, 5 Wi, 28 We) Cinw: 1738.
Budenheim in Urk. Buetenheim, kath. Pfd. am Rhein, er-
ſcheint url. 1057. Die Hoheit hatte urſprünglich das Mainzer
Nonnenkloſter Altenmünfter, welches fie an benachbarte Adeliche als
Leben vergab, die fie ihrerfeit8 wieder andern als Afterlehen über-
teugen. 1563 übergaben Webtiffin und Convent von Wltenmünfter -
bas Dorf Budenheim dem Erzbiichof Daniel von Mainz. Im
feiner Gemarkung Tiegt ein guter Steinbruch von Mauerfteinen,
aus benen ber größte Theil der Mainzer Feſtungswerke gebaut ift.
Dazu gehören: 4 Ziegeleien und 4 Kalköfen, das Forſthaus „Lubd-
wigshoͤhe“ auf dem Lennenberge im Walde, vie St. Wenpelinus-
Enpelle im Walde und bie feine Haderaue (Gänswörth). Gem.:
3874 M. (14574, 92 Wi, 51 We, 1919 Wa.) Einw.: 900.
Draid in Urk. auch Treyſe, Traife, Drefien ꝛc., Kath. Flo,
eriheint url. 1112. Begütert waren barin im 14. Yahrh. das
Meiner Albansklofter und einige Adliche, welche ihre Güter dem
Erzſtift überließen, die dann an die Probftei Hirſenach Tamen.
Im 9. 1606 fam das Noviziat der Jeſuiten in den Befig eines
Theils verjelben, fowie des Patronats. Die Tefuiten bauten barin
ein fchönes Haus. Mit der Aufhebung bes Ordens fam ihr Gut
an das erzbilchäfl. Seminar und 1777 an den Schulfonde. “Die
Bauthei ftand im 13. Yahrh. dem alten Mainzer Startfimmerer,
Dem mütterlichen Ahnen Gutenbergs zu. Ron feinem Gefchlecht
kam fie an das Glarenklofter und von dieſem an ben Erzbiſchof
von Mainz 1586. Im den Befig der ganzen Fauthei fam Mainz
nad Aufhebung des Jeſuitenordens. Gem.: 1383 M. (1232
U, 118 Wa.) Einm.: 404.
Ebersheim in Urk. Eberolfesh. Ebberinsh. ꝛc., kath. Pfo.
Es erſcheint urk. Ichon 764 und warden durch Kaiſer Arnulf 893
ben Mariminsklofter zu Trier einzelne Güter daringefchenkt. ‘Die Hoheit
Waltpers Heffen. SL
482 Topographie.
über den Ort beſaß im 11. Jahrh. ſchon das Erzſtiſt M
Zu dem Kurſtaat Mainz gehörte der Ort ganz ſeit 1420.9
feiner Gemarkung liegt ver Töngeshof, ſ. g. von feinen @i
Befigern, den Antonitern in Ale. Gem.: 3995 M. (0%
a, 42 Wi, 277 We) Einw.: 1120. LE
Efienheim in Urt. Hefinesheim, Iſensh., Eſenh. x. h
Fid. erfiheint urkt. 1023. Die Fauthei über ven Ort ii
die Dynaſten von Bolanven als mainzifches Erblehen.: Bon n
kam fie an die Spanheimer, welche fie wieder als Afterlehen wg
gaben. Im 9. 1354 ift Effenheim im Befik der Orfa:
Velden; und nach dem Mbleben bes Ietten Grafen von AM Eı
(1444) fam e8 an bie Kurpfalz, bei ber es bis in ufer
geblieben war. Dazu gehört die Neumühle. Gem.: 42
(8852 4, 141 Wi, 587 We) Einw.: 1155.
Finthen in Url. Finvene, Fundene, unten ꝛc., Ih
Bon dem Aufenthalte der Römer in Finthen geben die Wierifiut
und Imfchriften Zeugniß, welche 1844 gefunden, jet im
Muſeum ſtehen. Es ift eine alte Beſitzung bes Erzftiftes
die Vogtei darüber hatte das Domftift, welches fie ver PM
feiner Probſtei zugetheilt hatte. Im feiner Gemarkung liett u
Layenhof, f. g. zu Ehren bes Domprobites img. 17880
fen von ber Layen, die Jungenfeld'ſche Mühle und 1 ia
und Damaftwebereifabri. Die Einwohner von Finthen fi
ftens Unterkäufer, welche Victualien weit und breit auflaufen 9
zu Mari bringen. Gem: 4414 M. (3409 A., 36h
13 We., 819 Wa) Einw.: 2002.
Ganbifchofsheim, Gaubifchheim, fo genannt, weil a
ſ. g. Gau liegt, zum Unterfchied von anderen Orten gl h
fath. Flo. Sein Weinwachsthum ift fehr bedeutend und m
Weinberge waren fehon unter Karl d. Gr. befannt. Es
ul. ſchon 769. Die Bolande hatten anfänglich den Ort a
Mainzer Lehen, traten aber 1263 einen großen Theil ihrer Reches
an das Mainzer Domkapitel ab. Gem.: 1138 M. (822 %
28 Wi., 246 We) Einw.: 409. |
Gonfenheim in Urt. Gunfanbeim, Gunſinh. ꝛc., lath. "
gelegen an ver Bach Gom. Es erfcheint urf. 774. Die
war fpäter an das Domfapitel zu Mainz gefommen und von w
fem zur Präbende des yairlihen Dowrobſest. Die Einwohe
4.
Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 488
n "bebeutenden Gartenbau. Dazu gehören: die Bruchmühle
» Victorftiftsmühle), Angelmühle (ehem. Dienheimer Mühle),
hmühle, Aumühle, Obermühle und die 14 Nothhelfer-
e. Gem: 4247 M. (2573 U, 36 Wi., 38 We,
> Wa) Einw: 2457.
Harrheim in Urt. Arasheim, Haresheim zc., evang. Pfo.,
ihon 767 genannt. Die Falkenfteiner hatten den Ort aus
Bolanbifchen und Hohenfelſiſchen Theilung erhalten als Main-
I Lehen. Gem.: 1408 M. (1076 U, 71 Wi., 212
Einw.: 493.
Hechtsheim in Urk. Hehhivesheim, Hechebesheim, Hexheim 2c.,
Pfr. Seine Gefchichte fällt mit der von Weifenau zu-
an (f. d.) In feiner Gemarkung lag ehedem ein nun aue-
jenes Dörfchen Dulmesheim. Gem.: 5819 M. (5563
oO ti, 1 Wa) Einw.: 1811.
Kaſtell, Stadt am rechten Ufer des Rheins, einen Theil
dereichs ver Bunbesfeftung Mainz bilvend, Station der Tau-
ifenbuhn, Sit einer Diftrictseinnehmerei, mit einer Gem.
328 M. (4033 U, 62 Wi, 60 We.) und 3360 Einw.
bebdeutenderen Gebäuden find bemerfenswerth: die Bahnhof—⸗
>e der Taunuseifenbahn, der große Gafthof zum Bären und
3 Brüdenfopf und Kaſerne dienenden doppelten Zangenwerle. —
as ließ gleichzeitig mit vem Castrum Maguntiacum das nach
Benannte SKaftell erbauen, deſſen innerer Umfchluß höchftens
Rinuten im Unfang hatte. Es befand fich auf ver Norpfeite
yeutigen Stadt und war mit dem linken Ufer durch eine
ne Brüde verbunden, teren Erbaunng in die Zeit Trajans
zen iſt. Auf die alten fteineruen Brüdenpfeiler hatte Carl
Sr. eine hölzerne Brücke bauen Iaffen. Auf der Oftfeite des
as⸗Kaſtells ſtand wahrfcheinlich vom J. 150 nach Chr. Geb.
ine bürgerliche Nieberlaffung, anfangs Vicus novus, dann
3 Meloniorum, fpäter civitas Mattiacorum genannt. In ber
rwanderung wurbe fie wie Mainz zerftört, wurde aber bei
eraufbauung weiter ausgebehnt. Sie gehörte zu den königl.
(pomänen bis zum Jahr 961, wo Dtto I. dieſe feinem
ie, dem Mainzer Erzbifchof Wilhelm, ſchenkte. Im 13. Jahrh.
: bie mit Mauern umgebene Stadt als Neichsftant angefehen.
Mainz kam Kaftel 1792 tn bie Hände ver Wrameien.
31*
484 Topographie,
Durch den Negensburger Reichsreceß 1803 ven Firm F
Naſſau⸗Uſingen abgetreten, trat fie dieſer 1806 wieder on ab *
reich ab. 1816 wurde fie zur Feſtung bes deutſchen D
erklärt und ihr Territorium Heſſen zugetheilt. Die Feſtimuch —
find von 1826 an ſtets verbeſſert worden. Das VUyaul“ _
Kaftell enthält eine f. g. Pilgermufchel in einem deutſchen CM.
Zur Gemarkung von Kaftell gehört die große Petersane, %
ftehend aus 3 Abtbeilungen: ber Grofiberzoglichen, — fie
Kurfürftlihen, auch Karthäufer Aue, der Lahifchen Aue d
der Petersaue. j
Kleinwinternheim in Urk. Vintherheim prope Olmen, id
Pfr. Un dem in feiner Gemarkung gelegenen Petersberg wuR
ein guter Wein. Gem: 2207 M. (1995 A., 54 Wt, *
We, 3 Wa.) Einmw.: 555.
Koſtheim, kath. Pfd. auf der rechten Main- und Rheinſch
am Einfluß des Mains in den Rhein, mit einer Gem. m
3815 M. (2575 U., 205 Wi, 451 We.) und 1829 Eim Wi
In Urkunden Heißt es Cupese, Cuffstein, Coffinstein, Cafistel,
Coffingstang und Capistan. Karl der Gr. ließ bier einen Poll
erbauen. Es gehörte zum Königshundertgau und bie von Eiper
ftein Hatten die Vogtei darin vom Neiche zu Lehen. 1226 il
das St. Stephansftift die Hoheit und 1506 veränfßerte das EM |
den Ort an den Erzbiſchof und Kurfürſt von Mainz, Durch fee
große Gemarkung und herrliche Weinberge nahm Koftheim in W#
dehnung und Flor bis zum Anfang der franzöf. NAevolutim #
wo eine Zeit von Leiden und Drangfalen für e8 begann, wi
ihm die Nähe der Feftung brachte. Es erlitt eine breimalige Jr
jtörung, 1793, 1795 und 1813. Dazu gehören die Dow
mühle und 1 Ziegelei.
Zanbenheim in Urk. Nubenheim, Lubenheim, kath. Pfo, m
fcheint urf. 773. An feinem fchönen Berge wächft ein vortreff
licher Wein. Seine politifche Gefchichte fällt mit der von We
fenau zufammen (f. dort). Dazu gehört die ſ. g. Marane (v. Bir
jtenberg’jhe Aue. Gem.: 2978 M. (1699 U, 276 ®
554 ®e., 9 Wa) Einmw.: 971.
Marienborn, Kath. Pf. Im früheren Zeiten hieß es Br |
nen, auch Born und hatte nur eine Kapelle Es war eine ® ij
fitung des Exrzbiichofs und war non ven au bie von Bolandea
—
Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 485
Na en, welche fie als Afterlehen an anbere gaben. Es ſtand
—* ein Marienbild, zu welchem viele wallfahrteten. Daher ſein
Name Im J. 1738 hatte Kurfürſt Philipp Karl ein
au Hospital Hier erbauen laſſen, welches ſpäter als geiftliche
Nele diente, aber 1793 größtentheils zerjtört wurbe. Dazu
lei oder Gaftbaus „zur ſchönen Ausficht."
a 1182 M. (1130 4, 6 Bi, 2 We.) Einm.: 565.
Ri —* iath Pfd. in einer ſandigen Ebene nahe dem
Es treibt beveutenden Gartenbau. Es war ein Mann-
bes Erzſtifts Mainz und kam in der Mitfe des 14. Jahrh.
ols- Eigenthum an das Mainzer Domkapitel. Dazu gehören: 1 Zie-
se und 1 Eifenbahnwagenfabri. Gem.: 2175 M. (11684,
243 Wi, 21 We, 360 Wa) Einw.: 1165.
Niederolm, kath. Pfd., Sit eines fFrievensgerichts, einer
Mifirictseinnehmerei. Eine alte Beligung des Mainzer Erszitifts,
welche fonft Olmene oder Ulmene hieß und erjt fpäter zum Un⸗
terfchiebd von Oberolm Nieverolm genannt wurde. &8 erfcheint
wel: 1092. Im 12. Jahrh. fchon fcheint es befeftigt geweſen
ga fein und in feiner Mitte auf einer Kleinen Anhöhe ein Schloß
erbaut worden zu fein, welches aveliche Burgmänner hatte. Kur⸗
fürft Berthold von Henneberg ließ 1503 eine neue Burg bauen,
weiche im Anfang dieſes Sahrh. abgeriffen wurde. Dazu gehören:
bie Wingertsmühle, Eulenmühle und die 4 Ecklochermühlen. Gem.:
4471M. (3996 A. 222 Wi. 118 We, 2 Wa) Einw: 1401.
Oberolm, kath. Pfo., Sit einer Diftrictseinnehmerei, zum
Unterfchiev von Niederolm, weil e8 auf einer Anhöhe liegt, Ober-
olm geheißen. Zu ihm gehört die Wiefenmühle und das Jäger⸗
haus. Gem: 7160 WM. (4689 A., 311 Wi., 360 We,
1610 Wa.) Einw.: 1343.
Sörgenloch in Urt. Sorgenloch, Solgeloch, Sulgenloch und
Selgeloch, kath. Fld. ES gehörte ſchon im 12. Jahrh. zu den
Beſitzungen derer von Thurn und kam wahrfcheinlich von ihnen
an das Albansklofter, welches bis zu feiner Aufhebung 1802 in
deſſen Befit blieb und die Vogtei an abeliche Familien im Lehens⸗
verband überließ. Dazu gehören: 1 Mühle und 1 Ziegelei. Gem.:
949 M. (665 4, 40 Wi, 193 We) Einw.: 599.
Stadeden, evang. Pfo., auf dem rechten Ufer ver Selz.
Sein Weinwahhsthum ift ausgezeichnet. Früher hieß eg Hedensheim,
486 Topographie.
welhen Namen e6 durch feine Burg Stadeck verler, uk
mehreren Burgmänmern gehörte, ‚die zugleich tie Hebet ken fe
Ort hatten. Zu den Burgmänuern gehörten tie ven mia
bogen und bie v. Leiningen. Später kam es an tie Frl
von Zweibräden und 1773 an die Kurpfalz. Gem: Hl
M. (2546 U, 247 Wi, 534 We, 33 Wa) Gin: M,
Weifenan, kath. Pfr. Seine Gemarkung bat zum Ti
einen trefflichen Weinwachs. Es kommt in alten Urkmden mi
dem Namen Wizzenomwe, Wiffenowe, Wizzenauve ver und war Gp
thum bes Erzbiſchofs von Mainz. Die Vogtei war von al
Bolanden als Lehen gegeben und fie Hatten in tem Orte is
Burg, welche in ber Witte des 13. Jahrh. durch vie Wi
von Mainz zerftört wurde, und als fie 1329 wieber ke
war, aufs neue zerftört wurde. Nach dem Ausfterben ver Bi
wer es anfangs an Sayn und an Sfenburg gefallen, vamı WE
es Yienburg allein. Gegen Ende des 16. Jahrh. wurde as
die Grafen von Schönborn verpfändet und von dieſen on W
Mainzer Dombechant Johann von Heppenheim verlauft. Mm WW
felben Jahre noch trat Kurfürft Johann Philipp von Schäaie
in den Kauf ein und damit war Mainz im Befitz deſſcke
Oberhalb Weifenau, an dem Anfange ver Gemarkung von All
heim, lag vor Zeiten ein großer Hof Rudolfshaufen —
Nupelthaufen genannt. Im ber Gemarkung liegt auch bie gi
Zungenfelderau und 1 Dampfmühle. Gem.: 12798
(952 4., 108 Wi, 174 We) Einw.: 1580.
Zahlbach in Urk. Zagelbah, Zagilbach, Kath. Fin. Om
Namen leitet man von dem Cia, Zia, Sia, Zey, jeßigen Zei
ab, der durch das Ort läuft. Anfangs ftanden Hier mm dd
Höfe von adelichen Patriciern aus Mainz. Die meiften be
Höfe drwarb im 11. Jahrh. das Stift St. Jacob, welde |
fpäter dem Dalheimer Nonnenklofter überließ. Daraus entf
das Dorf Zahlbach im Befit des Kloſters Dalheim. Im fei
Nähe find die merkwürdigen Reſte der großen röm. Wafferleite
und fein Boden ift immer noch eine Fundgrube von röm. Al
thiimern. Dazu gehört auch die Lindenmühle. Seine Gemark
ift in bie von Mainz eingeſchloſſen. Einw.: 386.
Bornheim in Urk. Zarenheim, Zarneh., Zargenh., kath. Pfb. |
12, Jahrh. gehörte 88 ven Bolonten, welde bie Vogtei anti
Provinz Rheinheſſen. Kreis Alzey. 487
en zu Leben ließen. 1329 kam es an pas Clarenflofter,
Hebtiffin e8 1579 an den Kurfürften von Mainz verkaufte.
, 2231 M. (1744 U, 96 Wi., 312 We, 12 Wa.)
: 807.
Kreis Algey.
Der Kreis Alzey bejteht aus 48 Orten, in welchen 37474
leben (530 Luth.,. 25344 Un, 9789 Kath, 287 Sect.,
Juden). Er bildet die Kornkammer von Rheinheſſen und
eich feine meiften Waldungen. Sreisftabt ift
Alzey, in einer ſchönen Ebene an dem Selzbach, zugleich
nes Kreisamts, eines Bezirksgerichts, eines Friedensgerichts,
Jbereinnehmerei, einer Diftrietseinnehmerei, eines Rentamts,
reisbauamts. Sie hat mit dem Weiler Schafbaufen 5382
„ deren Hauptnahrungsquelle bei dem überaus fruchtbaren
der Uderbau if. Auch befinden fich anjehnliche Gexrbereien
ifnereien bier. Jährlich werben auch daſelbſt 3 Meſſen
. Die Stabt, welche ehevem innerhalb und außerhalb eine
ehe und 6 Kloſterkirchen hatte, Hat jet eine katholiſche,
ingeliſche Simultanpfarrkirche, eine Synagoge, mehrere Schul-
c. Es befindet fich ferner in ihr neben andern Schulen
ealſchule. Zu Alzey gehören: vie Rechenmühle, bie
:nmüble, bie Tönchesmühle, die Pfortmühle, bie
üble. Die Stabt ift römischen Urfprungs, wie einige daſelbſt
abene Injchriftenfteine beweifen. Sie heißt in denfelben vicus
sis und ihre Gründung fällt in das Eude des erften oder ben
bes ziveiten Jahrh. Die erjte urkundliche Nachricht ftammt
n % 897; damals fehenfte König Arnulf den Zehnten
9 und Schafhaufen der Domficche zu Worms. Im Jahre
übergab ein Gaugraf Bertold von Ravengiersburg die Stabt
rche zu Alzey dem Stift zu Mainz, um bamit auf feinem
n Hundsrüden gelegenen Schloffe Ravengiersburg ein Kloſter
en. Ein Raugraf taufchte von biefem Klofter einige Jahre
sie Stadt Alze gegen andere Gitter ein und erbaute darin
urg, deren Ruinen jeßt noch von ihrem Umfang und ber
488 Topographie.
Stärfe ihrer Mauern und Thürme Zeugniß ablegen. Die day
männer biefer Burg, welche Evelleute waren, vie in und umiya Hi
anfäffig gewefen, und ihr gewählter Oberer, ver Burggraf, ftanden i
folchem Anfeben, daß fie von ven Königen und Pfalzgrafen zu ſchiederih
terlihen Entfcheivungen und gütlichen Vermittlungen gewählt inne
Nach der Zerftörung ber Stadt Alzey durch König Albrecht im
3. 1298 war Stabt und Burg Algen ver Pfalz einverleibt wer
ben. Der Zuftand beider war bis zum 30 jährigen Kriege cu
fehr blühender, wenn fie auch wieberholt von feindlichen Dirk
zügen und Verwüftungen, wie 3. B. 1504 durch Landgraf Bi
helm von Hefjen zu leiden hatten. Die Burg war im 9.149
noch bewohnt und im Schutze von 82 Burgmännern. Stabt ıb
Burg Alzey wurben aber im J. 1689 mit vielen andern Stäbe
ver Pfalz von den Franzofen verwäftet und verbrannt, fo daß m
ungefähr 40 Häufer der Stabt bewohnbar blieben. Die Suhl
erbolte fich aber wieder und blieb nach wie vor eine Oberami«
ſtadt der Pfalz. Die Burg wurde nach der Zerftörung wieder
fo weit bergeftellt, daß fie unter vem Namen des Burggrafiu
als ein Kellereigebäude zur Aufnahme von Wein- und Fruchtge
fällen und als Wohnung des zeitlichen Kellers, auch als Gefängnk
für Verbrecher diente. Nach der Beſitznahme burch bie Franzojen
in den Jahren 1792 und 1793 wurde fie zu einem Lazarelh
eingerichtet. Das alte Wappen der Stadt, welches fie mobificht
jest noch hat, ift eine Geige, im gemeinen Sprachgebraud ee
Fiedel, von ber die Alzeyer im Mittelalter die Fiedler Hiee
Der Meifterfänger des Nibelungenlieds, Voller ver frielm,
war von Alzey, und Stadt und Gegend ift der Hauptichauplet
ber Nibelungen, wie folches fchon die Namen Volker um
Nolcher von Alzey beweifen. Gem.: 7189 M. (6720 4,
68 Wi, 119 We)
Albig in Urt. Albucha, Albechen, Albeck, evang. Pfd. mit
2 Kirchen, erjcheint urk. ſchon 767. Die Stiftungsurkunden
des Kloſters Lorch enthalten 13 Schenkungen in ter Albiger
Gemarkung. Im 3. 1357 überliefen die ZTruchfeffen zu Alzeh
das Dorf und Geriht Albig an den Pfalzgraf Ruprecht 1.
Ein altes Gefchlecht führte von dem Orte feinen Namen. Zu
A. gehört die Ziegelhüttee Gem.: 4083 M. (3791 U, 25
Wi, 163 We) Einw.: 1002.
10
Provinz Nheinheffen. Kreis Alzey. 489
ße. Babenheim in Urt. Babensheim, Babinheim, evang. und
ch. Pfd. an der Appelbach mit 1 Mühle. Die Katholilen und bie
SMeöteftanten befigen ihre bejonbere Kirche darin. In Badenheim
— Ate der befannte Volksdichter Maus. Babenheim erfcheint urk.
zen 769. Die Hoheit des Orts ſtand ehedem ber rheinifchen
m Ritterſchaft zu. Gem.: 1730 M. (1481 A., 93 Wi., 96
—Be) Einw.: 406.
a: Berhenheim in Url, Becchilenh., Vechenh., evang. und kath.
= üb mit 420 Einw., welche eine Simultanficche haben. Schon
u ie Gahre 824 wird es in einer Urkunde genannt. Mehrere
»: Wöige Familien hatten fpäter im Dorfe ein Vogteigericht als ein
= UNeichslehen. Ein Theil diefer Vogtei gehörte ven Rangrafen
— 3. kam von dieſen wechſelnd an verjchiedene Herrn, bis fie zu-
m’ Melt von den Grafen von Naffaus Weilburg 1599 an ven Pfalz
D geafen und Kurfürften Ludwig VI. abgetreten wurde. Gem.:
> 1015 M. (810 4, 62 ®i, 111 a)
Bermersheim in Urk. Bermaresh., Vermersh., ev. und kath.
— El. mit 316 Einw., welche eine Simultanficche benugen, kommt
; ar. Schon 768 vor. Es kam fchon frühe an das Nonnenflofter
don Mupertsburg bei Bingen. Gem.: 1145 M. (1086 U, 21 We.)
Bibeldheim in Urk. Bibilnheim, Bibelnh., Tath. und evang. Flo.
Die Grafen von Falkenftein hatten ehebem barin die Hoheit. Gem.:
1259 M. (1049 U, 19 Wi, 146 We) Einw.: 428.
Bornheim in Urk. Brunheim, Burnesh. Im feiner Gemar-
Bang liegt der fchöne Rauenthaler Hof. Auch hat die Gemarkung
einen guten Sandſteinbruch. Schon 782 kommt der Ort Burned-
beim vor; er fam im Mittelalter an bie Wilpgrafen und fiel in
„ ber Theilung von 1283 ver Dhaunifchen Linie zu. Gem.: 1788
M. (1564 U, 37 Wi, 45 We, 88 Wa) Einw. 428.
Boſenheim in Urk. Bofinesh., Baſensh. zc., evang. Pfb.
Es erzeugt den beiten Wein ver Umgegend. Boſenheim ericheint
url. 782. 1044 fcheint e8 dem Kloſter Maximin zu Xrier
gehört zu haben. Die Grafen von Sponheim hatten mehrere
Befigungen im Orte; fpäter fam ber Ort ganz an bie von Spon-
heim und gehörte zur vorveren Grafichaft, welche im Jahr 1707
Baben und Pfalz gemeinfchaftlich gehörte, von ba an aber durch
einen Vergleih ganz an Kurpfalz kam. Gem.: 2244 M. (1927
a, 43 Wi, 200 We.) Einw.: 713.
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I. . _ KU
490 Topographie.
Dantenheim in Urk, Dudanh., Dutenh., evang. Fld. kom
ſchon 781 vor. Im 12. Yahrh. wurde in feiner Nähe ein Non
Hofter, Marienborn oder Weidas, geitiftet und fo veich beit,
bag beinahe die ganze Ortsgemarkung demſelben gehörte. Die
Pfalgrafen hatten die Schutz⸗ ober ſ. g. SKaftenvogtei über du
Mofter. Nach ver Reformation wurde e8 von Pfalzgraf Friebrihll
1551 aufgehoben und die Gefälle an bie Univerfität Heidelbetz
gewieſen. Nur noch wenige Reſte befjelben find auf der :MWeftieke
bes Orts fichtbar. Im der Gemarkung liegen 2 große Hi
bie ehedem dem SKlofter gehörten: ver Hufen» und ver Weibik
hof, fomwie bie obere und untere Weidasmühle. Gem.: 130
M. (1292 4, 54 Wi, 10 We) Einw.: 364.
Dintesheim in Urk. Tivinesh., Thitensh. ꝛc., evang. Fi,
fommt fchon in einer Lorfcher Urkunde 778 vor. Die Aldſter
Weidas und Gomersheim befaßen zu fait gleichen Theilen bie game
Ortsgemarfung, jo daß die Ortsbewohner nur Beftänder ihrer Orlk
gemarfung waren. Die Oberhoheit war ven Pfahgrafen. Gem:
786 M. (769 4) Einw: 791.
Eckelsheim in Urk. Edilsheim, evang. Flo., Hat einen fer
befuchten 3 Tage dauernden Jahrmarkt, ver auf dem freien Je
bet den Ruinen ber ehemaligen Bellerskirche gehalten wir
Oberherrn waren ehebem die Grafen von Falfenftein. Gem:
1964 M. (1745 A., 44 Wi., 115 We) Einw.: 490.
Erbesbüdesheim in Urk. Botensheim, Botinesh., Erb
bübensh. zc., Kath, Pfd. mit 2 Kirchen, kommt ſchon 766 ins
Lorfcher Urkunden vor. Drei Heine Dörfchen: Rath oder Ni,
Aulbeim oder Ulenheim und Eich lagen nahe dabei und wur
ihon frühe mit ihm vereinigt. Die Ortshoheit gehörte der Ar
pfalz. Im dem dabei liegenden Walde war ehebem eine Du
fülbergrube, die noch 1774 355 Pfund reines Queckſilber lieferte.
Zu €. gehören: die Unter- und Oberaulheimer- Mühle, die Kir
mühle, die Mosbachermühle (Kreuther Mühle), Gem.: 4067 R
(3542 A., 28 Wi, 36 We, 331 Wa.) Einw.: 1027.
Eſſelborn in Urk. Ajchininbrunnen, Cscileburnin, Hafdie
Brunnen, Eſchilbornen, Egelburne 2c., evang. Fld. Es erſcheint
url. ſchon 763. Die Hoheit des Ortes fcheinen fchon im 13.
Fahrh. die Herrn von Stralenberg gehabt zu haben. Im Jahr
1408 fiel fie mit vem Wlterben ver Stealenberger an bi
Provinz Nheinheifen. Kreis Alzey. 491
Kurpfalz, welche mit einem Theile befjelben die v. Löwenftein be-
lehnte, nach deren Mbjterben 1657 es ganz an Kurpfalz kam.
Gem.: 1639 M. (1604 4) Einw.: 384.
FIlomborn in Url. Flamburn, Flanborn ꝛc., evang. Pfb.
Ein altes Gefchlecht, welches nach ibm den Namen führte und
fhon 1208 vorkommt, fcheint auch die Wogtei Über den Ort ge
habt zu haben als Lehen vom Bistyum Worms. Im 15. Jahrh.
fam viefes Lehen an bie. v. Rodenſtein. in Theil veffelben fcheint
Übrigens damals fehon Kurpfalz zugeftanden zu haben. Nach bem
Abſterben berer von Rodenſtein kam der Ort ganz an bie Pfalz.
In F. gehören: die Obermühle, die Mittelmühle, die Unternrühle
und bie Ziegelhütte. Gem.: 3204 M. (3056 A., 22 Wi,
34 We) Einw.: 708.
Hlonheim in Url, Flaanheim, Flancoheim, Flamanheim :c.,
‚Mettfl. mit 1748 Einw., bie mit Ausnahme von !/, Katholiken
alle evangelifch find. Es hat eine Simultanpfarrlirche, 2 Schul
häuſer, eine Synagoge ꝛc. Die Hälfte ver Bewohner treibt
Wiürgerliche Gewerbe. In der Gemarkung liegen bie fehr befannten
Steinbrühe, deren weißlicher Sandſtein fehr gefucht ift und bie
durch Brechen und Verführen in die Nähe und Ferne viele Men-
ſchen beichäftigen. Flonheim Tommt in ven Lorfcher Urkunven
764 vor und wurbe von Karld. Gr. dem Kloſter Lorfch geichentt,
nach deſſen Aufhebung es an das Albansklofter zu Mainz und
das Kloſter Maximin zu Trier in gemeinfchaftlihen Beſitz Tam.
Sm Sahr 1139 nennt fih Wildgraf Emicho, vielleicht der Grün-
der des ehedem daſelbſt geſtandenen Kloſters, Graf von Flonheim.
Als das Wildgräfliche Geſchlecht ſich in 2 Linien theilte, wurde
1283 der Ort Flonbeim getheilt; nach dem Erlöfchen ver einen
Linie fiel er wieder ganz ver liberlebenven zu und verblieb bis in
unfere Zeiten bei deren Erben, ven fürftl. Häufern Salm und
den NRheingrafen von Stein. Zu Fl. gehören: die Dohlmühle,
pie Neumühle, 1 Mühle ohne Namen und 1 Schmiede in ben
großen Sanpfteinbrühen. Gem.: 4141 M. (3805 A., 47
Wi., 133 We, 29 Wa.)
Framersheim in Urk. Frecmaresheim, evang. Pfb. an ber
Selz, treibt ftarfen Wein- und Sleebau. Der Ort kommt fchon
im Jahr 775 vor. Die Grafen von Falfenftein hatten die Landes⸗
Hoheit, die Ritter von Sarmsheim eine Burg darin. Zu Fr.
493 Topographie.
gehört die Krebsmühle. Gem.: 3943 M. (3569 U, 118
221 Be.) Einw.. 1386.
Sreilanbersheim in Urk. Uffiliubesh., Sufifeibest,, Leiberes⸗
heim ꝛc., evang. und kath. Pfd. mit einer Simultankirche. Der
Ort kommt ſchon im Jahr 766 vor. Bis zum Jahr 1707
gehörte er Pfalz und Baden gemeinfchaftlih, von da an Kurpfak
allein. Zu Sreilaubersheim gehört bie f. g. Hütte (3 einzeln
tiegende Häufer). Gem.: 3976 M. (2431 A., 85 Wi., 83
We., 1143 Wa.) Einw.: 771.
Freimersheim in Urk. Frimaresh., Frimersh., Frigmersh.
Freimeresh. ꝛc., kath. Pfo. mit 608 Einw., bie zu 2/, evang,
zu 4, Kath. find. Katholiken und Proteftanten haben beide be
fonvdere Kirchen. Schon 763 wird der Ort genannt. Er war
ber Nitterburg zu Alzei zinsbar. Die Hoheit hatte vie Kurpfalz
der Pfarrja gehörte den Winter von Alzei, fpäter den. Kurfüriten
von der Pfalz. Zu Freimersheim gehören: bie Aufſpringmühle,
die Ober- und Untermühle. Gem.: 2558 M. (2478 U, 4
Wi.) Einw.: 608.
Fürfeld in Urk. Furinfeld, Furnivelt ꝛc., evang. und kath.
Pfd. mit 2 Kirchen, einer evangeliſchen und einer katholiſchen.
Es wird jährlich bier ein fehr bejuchter Markt gehalten. Ya
feiner Nähe Liegt der Eichelberg, die beventenpfte Höhe der Provinz
(1280 Fuß boch) mit bedeutenden Bafalt- und Sandſteinbrüchen,
bie viele Menjchen bejchäftigen und deren Steine verführt were
Es finden ſich tarin regelmäßige fechsfeitige Porphyrſäulen ve
11 — 20 Fuß Länge. Fürfeld erfcheint urk. fhon 912. Me
Hoheit des Ortes hatte die rheinifche Ritterſchaft. Zu Fürfeb
gehört ver Ibner Hof, auf welchen ſich die Ruinen einer
gothifchen Kirche finden, vie zu bem ehemaligen von ben Trhrn.
von Kronenberg erbauten Schlojfe Ywen gehörte; ferner ber Hof
Biedenthal, die Ibner Mühle, die Thalermühle, und 1 Ziegelei.
Gem.: 4998 M. (3681 4, 122 Wi, 109 We, 826
Wa.) Einw: 1151.
Gumbsheim in Ur. Sumninsteim, evang. Flo. an ver Rohr⸗
bad, Tam von ven Raugrafen an die v. Sponheim und bei beren
Abjterben an Pfalz und Naſſau gemeinfchaftlih. 1714 trat Pfalz
feinen Untheil an Mainz ab. Gem.: 1333 M. (1159 A., 46
Wi., 87 We) Einw.:; 254.
Provinz Rheinheſſen. Kreis Algen. 498
Hadenheim in Urk. Hakinesheim, kath. Flo. Der Ort er⸗
fcheint url. 1023 und war mit der Erbichaft ver alten Gau-
grafen und ber von Sponheim an Pfalz und Baden und durch
die Teilung vom Jahr 1707 an die Pfalz allein gefallen. —
Zu 9. gehören: der obere und ber untere Bornheimerhof,
der Darmſtädterhof. Gem.: 1722 M. (1568 U, 8 Wi,
94 We, 9 Wa) Einw: M7.
Heimersheim in Urt. Hiemradesheim, Heimrabsheim, Hunrt-
vesheim ꝛc., Fath. Pfo. an der Engbach, mit einer kath. und einer
esang. Kirche, wird urk. jchon 771 genannt. Die Ortshoheit ge-
hörte fpäter Kurpfalz. Gem: 2519 M. (2343 4, 90 We,
14 Va) Einm.: 621.
Heppenheim im Loch, in Urk. Hepfanheim, kath. Pfo. mit
624 Einmw., die zum größten Theil evangelifch find, Katholiken
nnd Evangeliſche haben "ihre befondere Kirche Es erſcheint m.
ſchon 794 und gehörte fpäter zur Burg von Alzey und war ihr
bienftbar. Mit dieſer Burg kam es unter Kurpfalz. Zu 9. ge
hört die Mohrenmühle und 1 Eifenerzggrub. Gem.: 2199
M. (2167 4, 7 Bi, 8 Wa) Einw: 624.
Ippesheim in Urk. Sversheim, Wefersheim, evang. Flo. an
dem Appelbach. Es erfcheint url. 1023. Die Hoheit ftand ben
Fürften von Bretenbeim und ben Grafen von Fallenjtein zu. Zu
Sppesheim gehört die Schlarzenmühle Gem.: 504 M.
(255 4, 105 Wi. 109 We) Einm.: 134.
Kettenheim in Urk. Kindenheim, Keitenheim, Ketenheim, evang.
Pfo., mar Alzey vienftbar. Ein abeliges Gefchlecht nannte fich
nach dem Orte und hatte große Güter darin von Kurpfalz zu
Erblehen. Es erloſch 1662 und feine Lehen fielen an Kurpfalz
zurüd. Unfern vom Orte ftehen noch Nefte einer alten Kirche,
welche wahrfcheinlich zu dem ausgegangenen Dörfchen Agirsheim
gehörte. Zu K. gehören: die Wiefemmühle, die Katharinenmühle,
vie Heffenfteigermühle und 1 Ziegelei. Gem.: 1389 M. (1339
U, 8 ®i) Einw: 371.
Köngernheim auch Bösfingernheim genannt, in Urk. Cunni⸗
gesheim, Kemminesh., Kennigh., evang. Pfd. unweit der Seh. Es
ericheint urf. 782 und gehörte fpäter zur Grafichaft Scharfened,
welche die Grafen von Werthheim, nachherige Fürften von Löwen⸗
ftein-Wertheim, als Kurpfälz. Leben beſaßen. Zu K. gehören: bie
494 Topographie.
Neu⸗ oder Dbermühle und die Untermühle. Gem.: 722 R.
(682 A. 18 Wi.) Einw.. 296.
Lousheim in Urk. Laonisheim, Lohengesh., kath .u. enang. Flo. Ct
ericheint url. 775. Der Ort gehörte urfprünglich ven Rau⸗ und
Wilpgrafen und kam 1368 zum Theil, 1679 ganz an Pia
Ein adeliges Gefchlecht führte nach ihm feinen Namen und hatte
darin eine Burg, von ber noch Spuren vorhanden find. Zu L.
gehört 1 Ziegelei. Gem: 1813 M. (1630 U, 3 Wi., 34
We, 82 Va.) Einmw: 415.
Nad, evang. u. kath. Fld. Im feiner Gemarkung Tiegt du
Bruch mweißgrauer Sanbfteine, welcher vielen ver Einwohner Be
Ihäftigung gibt. Im 14. Jahrh. gehörte e8 ven Grafen von
Sponheim und von Leiningen, und es trugen es die von Handel
zu Lehen, bis es fpäter, vermuthlich durch eine Heirath, an bie
von Hunoloftein fan. Gem.: 2223 M. (1860 4A, 52 Bi,
12 We. 239 Wa.) Einm.: 526.
Nenbamberg auch Bamburg genannt, in Urk. Boinborg, N
wenbeumberg, Flo. an ber Appelbach mit 586 Einw., die m
faft gleicher Anzahl Katholifen und Proteftanten find. Es gehörte
bis ins 18. Jahrh. den Raugrafen, dann kam e8 in ven Bellk
von Kurmainz. Die Refte der alten Burg gl. N. liegen anf einer
Ihönen Anhöhe und gehören zu den fchönften Ruinen in ber
Rheinprobinz. Die Burg war im J. 1242 von dem Raugrafen
Rupert gebaut worden. Dazu gehören bie Junfermühle und Wei
benmühle. Gem.: 1806 M. (1190 A., 86 Wi, 14 We
332 Wa.) Einw.: 586.
Niederwiefen in Urt. Rivern-Wisheim, evang. Pfd. an ver Wiß⸗
bad. Der Ort gehörte venen v. Hunolpftein, welche darin ein
Schloß Hatten. Zu N. gehört die Neumühle. Gem.: 1959
M. (1054 U, 135 Wi, 717 Wa) Einw: 572.
Odernheim auh Gauodernheim genannt, in Urk. Hotern-
heim, Dbenheim, ein mit Thoren, Zhürmen, Mauern, Wällen
und Gräben umgebener Marktfleden an ver Seh, Sitz einer
Diftrietseinnehmerei, mit 1838 Einw., von denen etwa ’], evan⸗
geliſch ſind. Die große Kirche iſt Simultankirche, ſo daß der Chor
den Katholiken, das Langhaus den Evangeliſchen gehört. Odern⸗
heim gehörte von den Zeiten der Karolinger an zu den Domanial⸗
ober Fränkiſchen Königsgütern unter der Verwaltung der Herzoge
Provinz Nheinheffen. Kreis Alzey. 495
amd Gaugrafen und muß fo am bie nachherigen Dynaſten von
Bolanden gelommen fein, bis es wieder an das Neich kam. Im
31287 erhielt es von Kaiſer Nubolph 1: alle Freiheiten und
Rechte der Stadt Oppenheim und von veffen uächſten Nachfolgern
mod) einige andere Rechte. Pfalzgraf Ludwig, als er xöm. Mönig
geworden, werpfänbete e8 1314 mit andern Städten an ben Erz—
biſchof Peter von Mainz. Wieder eingelöft wurbe es daun fpäter
wieder von “Carl IV. an die Stadt Mainz werpfündet und bann
‚1375 dem Pfahzgrafen Ruprecht überlaſſen. Als dieſer 1400
zum-9 1802. Die Reichsburg gl. N, welche die Schichſale
mit der Stadt theilte, iſt nur noch in einem Thurme vorhanden. Weft-
nordwärts don Obernheim lag das Prämonftratenfer Nonnenkofter
‚Gomersheim, weldes 1146 durch einen Grafen vom Arnftein
geftiftet war und don dem fich noch zu Ende des vorigen Jahrh.
Meberrefte vorfanden. Nahe der Stadt liegt der ſchöne Peters-
berg, vom dem aus man eine herrliche Ausſicht Hat, und auf
dem noch Reſte einer Kirche zu fehen find. Das Wappen
won D. ift der ungekrönte einköpfige Neichsabler. Zu DO, gehören:
bie Mloftermühle, die Stegmühle, die Shwabenmühle
le). Gem.: 6343 M. (5835 U., 103 Wi, 200 We,
Offenheim in Urk. Offinheim, Uffinheim, evang. Pfd. an
ber Steinbach mit 360 Einwi, von denen 2), evangeliſch find.
ffen⸗
Raugrafen und von dieſen erhielten die Dynaſten von Bolanden bie
Ortsvogtei, welche fie den Edeln won Buſch oder Boſche zu Lehen
‚gaben. Später verzichteten die Bolande auf ihre Lehensherrlichteit
mb bie Buſche verfauften es an das Sionstlofter bei Mauchen-
Heim, welches es 1473 au Kurfürſt Friedrich I. ben Siegreichen
abtrat. Zu D. gehören: port Ebersfelderhof, das Forſthaus
im Vorholz und das f. g. Hollahäuschen. Gem: 5547
M. (1982 U, 67 Wi, 3392 Wa.) Einw.: 560.
Pfaffenſchwabenheim in Urk. Suabo, Suabenh. zc., ev. und
Fath. Ild. am der Appelbach mit 593 Einw., die beinahe in
Theilen kath. und evang. find. Es wird ml, ſchon 765
H
496 - Zopograpbie.
genannt und gehörte fchon im 11. Jahrh. den Grafen von Se
heim, ‚welche bier ein reich botirtes Kloſter ftifteten, das fte 1130
dem Erzbiſchof Adalbert von Mainz übergaben. Das Mole
wurbe 1566 von dem Kurfürjten Friebrich IN. von der Pia mb
dem Markgrafen Philipp von Baden aufgehoben, im 30 jährigen
Krieg von den Spaniern temporär ben Jeſuiten überiwiefen, dam
durch den weſtphäl. Frieden wieder an die Pfalz abgegeben un
vom 9. 1702 wierer als Klofter benutzt. Zu P. gehört bie
Schleifmühle. Gem.: 2072M.(15124.,158 Wi., 330%)
Planig in Url. Bleiniche, Bleynichen, Tath. evang. Bft. a
ber Appelbach mit 985 Einw., welche in ziemlich gleichen Ti
len Katholiken und Proteftanten find und eirie gemeinfchaftlik
Kirche benuten. Es erfcheint url. 1092. Die Hoheit über ber
Drt hatte das Kloſter St. Yacob bei Mainz bis fie. von bem
Fürften von Brekenheim, einem natürlichen Sohne des Kurfürfta
Karl Theodor, im 3. 1791 abgelauft wurde. In der Nähe om
Planig liegt die Kreuznacher Saline Theopors- Halle m
Karls» Halle (ſ. o. ©. 87), Gem.: 2439 M. (1856
4, 117 Wi, 350 We, 1 Wa.) Ä
Pleitersheim auch Bleittersheim, evang. Pfo. - meet
der Appelbach. Es gehörte den Wild- und NRaugrafen, kam vum
aus der Erbichaft der Naugrafen und der von Sponheim an Piah
und Baden und nach ihrer Theilung von 1707 an Kurpfch
welche es 1714 an Mainz abtrat. Im feiner Nähe finten fd
auf einer Anhöhe noch Spuren einer alten Burg. Gem.: 9%
M. (833 A, 28 Wi,41 We) Einw.: 296.
Siefersheim, evang. Pf. mit 562 Einw., von be
etwa */, evangelifch find. Vor bem Orte liegt auf einer Anhche
eine verfallene Kirche, welche dem h. Martin geweiht mar, um
von der die Anhöhe die Martinshöhe heißt. Es gehörte ven Ruw
grafen, kam von biefen an die von Sponheim und von dieſen am
die Kurpfalz, welche e8 wiederum burch ven Vergleich von 1714
an Kurmainz abtrat. Zu Sief. gehört die Kagenfteiger Mühle.
Gem.: 2510 M. (2006 4, 72 Wi. 114 We, 55 Ba)
Sprendlingen in Urk. Sprenbilingen,. evang. u. Kath. Pf.
an der Wißbach, Sig einer DiftrictSeinnehmerei, mit einer Simul
tanpfarrfirhe. An dem in feiner Nähe liegenden Wißberg
wächſt ein ziemlich geluchter Wein. Der Ort erfcheint urk. chem
Provinz Rheinheſſen. Kreis Alzey. 497
767; er gehörte ſpäter den Wild- und Raugrafen, kam von ihnen
an die v. Sponheim, von dieſen an Pfalz und Baden in Gemein⸗
ſchaft, dann im J. 1707 an Baden allein. Dieſe Schickſale
theilte der mit ihm eine Gemeinde bildende Weiler St. Johann,
mit einer ſchönen gothiſchen Kirche. Der daſelbſt jährlich gehul-
tene Markt wird ſehr beſucht. Gem.: 7281 M. (5266 U,
240 Wi, 1050 We., 427 Wa.) Einw.: 1885.
Steinbodenheim, evang. Pfd. Im feiner Gemarkung liegen
große Steinbrüche, welche die Einwohner bejchäftigen. Die Gra-
fen von Salın hatten ehevem die Ortshoheit. Dazu gehört vie
Karls⸗ und Theodorshalle (f. o. ©. 87). Gem: 1610 M.
(1473 U, 26 Wi, 18 We, 42 Wa) Einw.: 616.
Tiefenthal, evang. Flo. unmeit ver Appelbach, mit 1 Mühle,
gehörte eherem ven Fürften von Naſſau-Saarbrücken. Gem.: 541
M. (453 U, 24 Wi, 33 Wa) Einw.: 201.
Volrheim in Urk. Fochesheim, evang. Flo. Der Ort wurde
im 3. 1714 von Kurpfalz an Mainz abgetreten. Gen: 1962
M. (1699 U, 64 Wi, 129 We) Einw.: 598.
Wahlheim in Url. Walaheim, Wahlen, evang. Flo. an ber
Aufſpriugbach, erfcheiut url. 778 und gehörte fpäter als Burg—
mannsichen zu Alzey und kam, nachdem Pfulzggraf Ruprecht II.
im 9. 1400 zwei Theile gekauft Hatte, im Jahr 1663 an bie
Pfalz. Zu W. gehört vie Kellermühle, Sanpmühle und Schleif-
mühle. Gem.: 1305 M. (1261 4,2 Wi, 1 We.) Einw.: 430.
Weinheim auh Gauweinheim genamıt, in Urk. Wigen-
bein, - Wihenheim 2c., kath. Pfd. Auf einer Anhöhe an ver Weft-
feite des Drts fieht man noch die Nefte der Burg Windberg,
welche ten Grafen von Sponheim gehörte Der Ort erfcheint
url, 771 und fcheint anfangs den Wildgrafen und ven Dynaſten
von Bolanven gehört zu haben Er kam an die von Sponheini,
fpäter an vie Pfalz. Dazu gehören: die Poppenmühle, Würzmühle,
Neumühle, Obermühle, vie f. g. "Hütte" und das Wingertshaus
auf tem Blutberg. Gem: 3015 M. (2727 A., 30 Bi,
128 We, 16 Wa.) Einw.: 1064.
Welgesheim in Urk. Wilgesheim, Velgesheim, Welingesheim,
fath. und ev. Fld. an ver Wißbach, mit 1 Mühle und 306 Einw,,
von denen ?/, kath. find. Der Ort erſcheint mf. 770. Die
Hoheit des Ortes gehörte den Dynaſten von Bolanden, nachherigen
Walthers Heffen. 32
498 Topographie.
von Hohenfels, von denen fie an bie Pfalz; kam. Gem: 814N
(603 4., 40 ®i., 138 We) Einw.: 306.
Wendelsheim in Urk. Wandilesheim, Wenbilsheim zc., evang
Pfr. an ver Kriegsbach, Sik einer Oberförfterei. In feiner Nike
finden fih noch Reſte der Burg Wiefenftein, welche bene
von Randeck gehört hat. Es erfcheint url, 766. Aus ber Eb⸗
Ichaft der Rau⸗ und Wildgrafen fam e8 an die Grafen von Salm.
Dazu gehören: die Rübenmühle, Bannmühle, Neumühle, Haſſel
mühle, Stoffelmühle und Finkenmühle. Gem.: 3099 M. (2579
AU, 72 Wi, 43 De, 287 Wa) Einw: 936,
Wöllſtein in Urt. Wyldenſtein, Wellhiſtein, Wieldiſtein
Mrktfl. an der Appelbach, Sit eines Friedensgerichts, einer Diſtrick⸗
einnehmerei, mit 1382 Einw., welche zur etwas größeren Häfft
evangelifch find und gemeinfchaftlich die Simultanpfarrkirche benuten,
bie aber dem Bepürfniffe nicht genügt. In ter Gemarlkunz
‚liegen die Refte ver Dftenburg, welde ven Naugrafen ge
hörte. — Wöllftein war fchon zu Karls des Gr. Zeiten im
Befige des Klofters Marimin in Trier. Im 13. Jahrh. erjchein
es als Eigenthum der Raugrafen, dann kam es an vie Grafen
von Sponheim und von dieſen ein Theil au Kurpfalz, welde
biefen Theil 1714 an Kurmainz vertaufchte, fo daß dieſes 1733
°), und Naffau '/, davon hatte. Im Jahr 1690 litt Wollſten
ſehr durch die Franzofen unter Melac. Zu Wöllftein gehöre:
bie alte Delmühle, Mittelmühle, Dbermühle, 1 Hammerſchmiede
und 1 Ziegelbrennerei. Gem.: 4798 M. (4152 U, 111
Wi., 225 We.) .
Wonsheim in Urk. Vuanesheim, Wanesheim ꝛc., evan.
Pfd., ericheint url. 800. Es gehörte urjprünglih den Nau= um
Wildgrafen; frühe aber Hatte auch ſchon die Pfalz Befitungen
darin. Auch Sponheim hatte einen Theil davon. Vom 9. 1579
an war bie Pfalz im vollen Befite des Ortes. Gem.: 2393 M.
(2181 A. 63 Wi, 32 We, 12 Wa.) Einw.: 607.
Zogenheim in Url. Zarezanheim, Zozinheim, evang. Pf.
an ber Wiesbah mit 1 Mühle und 391 Einw., welche tbeild
evangeliſch, theils Tatholifch find und vie Simultankirche benuten,
ericheint url. 771. Das Batronat der Kirche mit Pfarrfig und
Zehnten gehörte den Nheingrafen, welche e8 1404 an bas Stift
zu St Iohann bei Daun ſchenkten. Ein Theil des Zehnten
Provinz Rheinheſſen. Kreis Alzey. 499
fcheint rheingräfl. Lehen derer von Ingelheim geweſen zu fein.
Gem.: 1258 M. (878 A. 61 Wi, 267 We, 6 Wa.)
RKreis Bingen.
Der Kreis Bingen tft gebilvet aus 26 Oertern, welche
von 29807 Einwohnern (109 Luth., 2729 Ref., 7533 Um,
17789 Kath., 287 Sect. und 1524 Juden) bewohnt werben.
Kreisftabt ift .
Bingen auf ver Landſpitze gelegen, wo die Nabe fi) in ben
Rhein ergieft, mit 5383 Einw., von denen etwa 4000 Katholiken,
500 Juden, die übrigen evangelifhe Chriften find; Sit eines
Kreisamts, eines Friedensgerichts, einer Obereinnehmerei, einer
Diftrietseinnehmerei, eines Nentamts, eines Kreisbauamts. Seine
Sem. beträgt 1597 M. (202, 7 Wi, 609 We, 215 Wa.)
Die Stadt hat 4 Thore: das Draifertbor (Drufusthor) gegen O.,
das Salzthor gegen N. am Rhein, das Nahethor gegen W. und
das Gautbor gegen S. Ihre Lage macht fie zu einem bebeutenven
Zwiſchenhafen zwifchen Köln und Mainz, ihre Frucht-, Vieh- und
ber mittwöchige Wochenmarkt find darum bebeutend. Bedentende
Geſchäfte machen ihre Barchent- und Flanell- Manufakturen, ihre
Garnleinen- und Tabaksfabriken. Der vorziiglichfte Wein in ihrer
Gemarkung ift der Scharlachberger. Von Firchlihen Gebäuden
find bemerfenswerth: 1. die ehemalige St. Martinsjtiftsfirche mit
der St. Barbaralicche; 2. die Kapuzinerkloſterkirche bei dem jebi-
gen Stabthospital, ehem. SKapuzinerflofter. Andere merfwürbige
@ebäude find: das ehem. Gymnaſium, das Rathhaus, das Pfarrhaus bei
der Stiftskirche. Als wohlthätige Anftalt ift zu erwähnen das
Hospital, zunächit beſtimmt zur Aufnahme alter und arbeitsunfähiger
Bürger beiden Gefchlechts, jo aber daß Krankenpflege nicht ausge—
fchloffen if. Die Umgegend Bingens Hat manches Denfwürbige
aufzumeifen. Zunächit ift es vie 1. über die Nabe gebaute fteinerne
gewölbte Brücke, welche Erzbifchof Willigis von Mainz im Yahr
989, nad) andern Erzbifchof Hatto I. erbauen ließ. 2. Der Klopp,
auf einer Höhe, Ueberreft einer Burg, die im 30jährigen Kriege
noch feit und gewaltig gewefen und die im Mittelalter als unüber—⸗
windlih galt. Es wird angenommen, daß im Burgverließ des
YA
500 Topographie.
Kopp Kaifer Heinrich IV. als Gefangener gefchmachtet, nacht
ihn fein treulofer Sohn Heinrich V. enttbront hatte; 3. die Ruinen
des ehem. Nuperts-Klofters auf dem Gipfel des gleichnamigen
Dergs, am linfen Naheufer, worin die h. Hildegard im 12. Jahrh. ihre
jeraphifchen Verzüdungen Hatte und ihre Mittheilungen darüber
nieberfchrieb; 4. der Rochusberg, deſſen Kapelle am Rochusfefte
von vielen Zaufenden befucht wird. Das darin aufgeftellte Bih
des Heiligen ift ein Geſchenk Göthe's. — Das Castellum Bingiun
ver Römer ftand ohne Zweifel. auf der Stelle des Klopp. Die
dazu gehörige bürgerliche Nieverlaffung lag unmittelbar am Fuß
ber Feſtung gegen die Nahe, und ber Boden bafelbft ift ncd
heute eine Fundgrube von röm. Antiquitäten aller Art, Grabfteinen,
Urnen, 2egionstafeln 2. Ueber die Nahe hatten die Römer fh
eine Brüde. Unter Conftantius im 9. 354 zerftörten die Als
mannen Bingen, Sulian aber baute 359 vie Mauern ber Steh
wieder auf. Wiederholt zerftört von ven Vandalen und fpäter
von ben Hunnen erfcheint Bingen, als die Gegend zum rheinifcen
Franzien gehörte, in den Urkunden mit dem Namen eines Kaftell,
Ein Theil von Bingen fam 765 an das Erzitift Mainz, ba
größte Theil deſſelben und bie Umgegend blieb lönigliches Kammer
gut. Im 9. und 10. Yahrh. war Bingen ſammt Umgegend ve
Erzbifchöfen von Mainz eigen und War der Sig eines beträdt
lichen erzbifchöflichen Mleierhofs, einer ausgedehnten damit verbuw
denen Bilikation und eines Saalgerichts. Im J. 1165 wur
Bingen mit feiner Burg unter andern von dem Landgrafen Lud
wig von Thüringen zerjtört, aber bald wieder bergejtellt, pie Burg
in der Geftalt, welche jie bis zu ihrer gänzlichen Zerftörung be
hielt. Auf der Burg wurde: zum Schuß der Stadt. und Buy
eine Burgmannfchaft aus den benachbarten Evelleuten gebildet. Am
Anfang des 13. Jahrh. trat Bingen dem Stäbtebund bei, welchen
Heinrih VII. 1226 als nachtheilig für die Mainzer Kirche auf
hob. Die Bürger von Bingen machten nun mehrfache Verſuche,
fich von Mainz unabhängig zu machen, welche aber ohne Erfolg
blieben. 1254 trat Bingen dem großen rheinifhen Städtebund
bei, ber mit dem Ausgange des Jahrh. ſchon Durch Uneinigkeit
ber verbundenen Städte im Verfalle war. 1301 Hatte Bingen
mit feiner Burg eine 10Omöchentliche Belagerung von König Albrecht
auszuhalten, ver gegen die 3 Erzbiſchöͤfe zu Felde zog. Im
Provinz Rheinheſſen. Kreis Bingen. 501
14. und 15. Jahrh. war der Wohlitanb ver Stabt Bingen ſehr
groß und fie trieb bedeutenden Handel, was fchon die Niederlaffung
mehrerer großer italiän. Handelshäuſer darin beweifen. Bingen
war eine der ſtärkſten Mainzer Münzftätten; bie Erzbifchöfe ließen
daſelbſt einen großen Theil ihrer Gold⸗ und Silbermünzen prägen.
Nah Schlichtung eines zwilchen dem Erzbiſchof Johann IL und
dem Domcapitel über die Oberherrlichfeit von Bingen entftandenen
Streites Huldigte die Stadt 1416 beiden gemeinfchaftlih. Bald
barauf aber wurde es dem Domkapitel allein zugehörig. Die Stabt
litt zu verfchiedenen Zeiten in Folge von Streitigkeiten zwiſchen
verfchievenen Machthabern, fo zu Enve des 15. Jahrh. in dem
Streite zwifchen Mainz und Pfalz, vanı im 9. 1504 bei dem
Durchzug des Landgrafen Wilhelm von Heffen, dann im 3Ojähr.
Krieg, tim ſpaniſchen Succeffionsfrieg, fowie endlich im franzöfifchen
Revolutionskrieg. Vom 93. 1792 bi8 1813 unter franzöf. Herr-
ſchaft fam Bingen 1816 unter Hejfen. — Das Wappen von
Bingen zeigt den 5. Martin, mit dem Schwerte ein Stüd feines
Mantels für den Bettler abfchneivend. Zu Bingen gehören: bas
SHelenenbad (Babeanftalt für falte und warme Rheinbäder), vie Rhein⸗
inſel Muühlwerk und 2 Ntheinmühlen.
Appenheim, evang. Pfo. mit 855 Einw., welche zum Theil
evangelifch, zum Theil Tatholifch find und ihre eigenen Kirchen be-
figen. Seine Gemarkung ift gut angebaut. Es erfcheint url. 1132
und gehörte fpäter der Kurpfalz. Zu U. gehören 4 Mühlen. Gem.:
2798 M. (mad A, 80 Wi, 225 We, 60 Wa)
Aspisheim in Urz. Aspenheim, Albitzheim, evang. Flo., ſtand
unter Pfäßifcher Hoheit. Seine Gemarkung ift gut bebaut und
bat eine Größe von 2328 M. (1489 4, 13 Wi, 345 We,
392 Wa) Einw.: 726.
Bubenheim in Urt. Bubinheim, Buvinheim, evang. Flo. an
ber Se. DB. wird urf. fchon 766 genannt und gehörte zu ben
Reichsdörfern des Ingelheimer rundes, die immer unmittelbar
vom Reich abhingen, und kam durch Verpfändung an bie Kurpfalz.
Dazu gehört bie ſ. g. Bubenheimer Mühle. Gem.: 1758 M.
(1421 A. 91 Wi. 163 We, 20 Wa) Einw.: 633.
Büdesheim in Urk. Buetesheim, Budinsheim und Budens—
beim, kath. Pfo., '/, Stunde von ver Nahe. Es gehörte feit
1181 dem St. Ulbansflofter in Mainz, fam aber in fpäteren
502 Topographie.
Zeiten an das Stephansitift zu Main, Gewiſſe Hoheitsreche
hatte auch das Mainzer Erzftift. Sein Weinwachs ift bebeuten,
insbefonvere ift der an dem Scharlachberge wachfende Wein be
rühmt. Hart am Orte lag vordem eine mit Gräben wohlver⸗
wahrte Burg, Winede, jest in eim fchönes Wohnhaus verwan
belt. Dazu gehören: bie Kebsmühle (Kappesmühle,, vie 2 Ne
mählen und 1 Lohmühle. Gem.: 3484 M. (2375 U, 36 Wi,
935 We, 10 Wa) Einw.: 2054.
Dietersheim, kath. Pfo. an ver Nahe. Es gehörte zum
Mainziſchen Amt Algesbeim. Gem.: 1444 M. (1292 A., 18
Wi, 105 We) Einw.: 513.
Dromerdheim in Urk. Truchmaresheim, Trutmaresheim, Tath,
Pfr. Seine Gemarkung ift fruchtbar und wohl angebaut. &
wird urk. fchon 756 genannt. Urfprüngli war es Pfalz geht
rig, von welchem e8 bie von Monsfort als Lehen trugen; es fam
1391 an ven Erzbifchof Konrad und das Donilapitel von Main. »
1690 wurde es durch Melac in Ajche gelegt. Dazu gehört 1
Ziegelpütte. Gem.: 2502 M. (1584 A., 65 Wi., 697 We)
Einmw.: 953.
Elsheim in Urk. Elifanheim, Elifinheim, Egelliesheim x.
evang. und kath. Flo. an ber Selz, wird urk. fchon 793 genamt.
Es gehörte im Mittelalter zu ben Reichsdörfern des f. g. Ingel⸗
heimer Grundes und Fam mit biefen durch Karls IV. Verpfändung
an Kurpfalz. Im feiner Gemarkung liegt der Winphäuferbof,
(eins der fchönften Privatgüter der Aheinprovinz), die Ruine 11000
Zungfrauenpforte, die Selzmühle, 11000 Mägdemühle, 3 Mühlen
ohne Namen und 1 Windmühle. Gem.: 2331 M. (17354,
62 Wi., 305 We, 143 Wa.) Einw.: 751.
Engelitadt evang. Pfo. Es gehörte urfprünglich der Pfal,
und fam verpfänvdet 1197 an die Grafen von Sponheim. Im 14.
oder 15. Jahrh. kam es an das Urfulinerklofter zu Köln, und
1454 erkaufte es Kurfürft Friedrich I. von ter Pfad. Gem.:
3102 M. (2520 A., 176 Wi., 265 We. 52 Wa.) Einw.: 581.
Sreiweinheim auch Weinheim am Rhein genannt, in Url.
Uinheim, Cberwinesheim, kath. und evang. Fld. unterhalb tes
Einfluffes der Seh in ven Rhein, erjcheint urk. 772, gehörte
zu ben Reichsdörfern des Sugelheimer Grundes und kam mit biefen
an bie Pfalz. Zu Sr. gehören: die Rheininſeln Yungaue, Winkler
- Provinz Rheinheffen. Kreis Bingen. 503
Aue, große Hader Aue, Zangaue, Fuldiſche Aue, neue Anlage
und 1 Rheinmühlen. Gem.: 1809 M. (523 A., 171 Bi,
156 Wa.) Einmw.: 550.
Ganalgesheim, gewöhnlich Algesheim genannt, in Lorfcher
Urkunden aus Karls d. Gr. Zeit Alagafteheim, Stadt, am Abhange
eines Bergs in einer fandigen Ebene mit einer Gem. von 5589
M: (8614 A., 145 Wi., 1235 We, 391 Wa.) und 2082
meift fath. Einw., Sig einer Diftrietseinnehmerei, erfcheint urk.
Ichon 766, kam 983 an das Mainzer Erzitifl. In den Sahren
von 1422 — 1444 ließen die Mainzer Erzbifchöfe eine Burg
zu Algesheim erbauen, welche Ardef hieß und öfters von ihnen
bewohnt wurde. Erzbifchof Adolf von Naffau, dem es fich in dem
befannten Kurftreite ergeben hatte, verpfänbete e8 1462 mit andern
Orten an Markgraf Karl von Baben; biefer übertrug bie Pfanpfchaft
1466 an Philipp von Kagenelnbogen, der jeinerfeitS wieder bie-
felbe 1468 feiner mit Chriftopb von Baden verlobten Tochter
als. Heirathsgabe gab. Krzbifchof Diether löſte Algesheim wieder
ein 1480, und ſeitdem verblieb es bis in unfere Zeiten bem
Erzſtift. Das Wappen von Gaualgesheim bat 2 übereinander
ftehende ſechsſpeichige Räder, welche in ver Mitte des Schilves
Durch eine quer durchgehende Doppelart mit einander verbunden
find. In der Gemarkung liegt auch der Laurenziberg mit
einer Wallfahrtsfirche und einem großen Hofgut. In früher Zeit
wor bier ein Dorf und hieß Bergen over Bergheim Zu
G. gehören 4 Mühlen ohne Namen.
Gaulsheim in Urt. Gaumelsheim, Gauzoldesheim, Tath. Pf,
wird ur. fchon 772 genannt nnd gehörte ſchon fehr frühe ber
alten NRitterfamilie der Brömfer von Rüdesheim, welche es als
Lehen der Herzoge von Gülch und fpäter von Kurpfalz hatten.
1655 verkaufte Pfalzgraf Karl Ludwig die Oberberrlichfeit an Franz
Merkurius von Hellmud und biefer wierer an Heinrich Brömfer.
Brömfer übertrug die Oberherrlichfeit an das Mainzer Erzitift
und trug dann Ganlsheim als Erbleben. Mit dem Ausfterben
der Brömfer kam es an die Familie von Metternich-Winneburg-
Beilftein, bis es mit Bewilligung tiefer Familie Kurfürft Lothar
Franz 1717 an den Frhrn. von Ingelheim übertrug. Gem.:
1864 M. (1265 A., 539 Wi.) Einw.: 489.
Genfingen in Urk. Guntfing, Genziga, evang. Pfo. an ber
Wiesbach. Die Gemarkung ift fruchtbar und Kat (Kinn Wein.
504 Topographie.
Es wird urk. fchon 768 genannt und ftand früher unter Pfäl
zifcher Hoheit. Dazu gehören 3 Mühlen. Gem.: 3450 M.
(2768 %., 150 Wi., 363 We) Einw.: 930.
Grolsheim in Urk. Graulfesheim, Graolfesheim, Grawolfesh,
evang. Fld. an der Wiesbach. Der Ort .erfcheint urk. ſchon 772.
Er war von Pfalzgraf Nubolf I. an die Grafen von Sponheim
1311 in Pfand gegeben. Später kam er an die Kurpfalz zuräd.
Dazu gehört 1 Mühle. Gem.: 1523 M. (1351 A., 12 Bi,
84 We.) Einw.: 817.
Großwinternheim, evang. Pf. an ver Selz. 8 gehörte
zu ven Neichspörfern des Ingelheimer Grundes und kam mit biefen
an die Kurpfalz In feiner Gemarkung liegt der -Boditein
welcher den burch feine Stärfe und Güte befannten Boditeine
Wein liefert. Dazu gehört die Selzenmühle. Gem.: 23674.
(1681 U, 74 Wi, 337 We, 186 Wa) Einw: 804,
Geidesheim in Urk. Heiffesheim, Heifinsheim, Hettisheim,
kath. Pfd., wird urk. ſchon 779 genannt. Die alten Rheingrafen
trugen den Ort als Lehen von dem alten Münſterkloſter zu Main
und übertrugen ihn als Ufterleben an einen von Winternheim,
welcher dort im Anfang des 12. Iahrh. eine Burg, Winterch,
baute. Bon denen Winternheim famen Burg und Ort an bie vn
Leyen, dann an die Dnaftenfamilie von Biegen. Die Abvolatie
bes Orts fam endlich wieder an das Klofter zuräd. Das Kloſter
übertrug dann ben Ort wieder als Lehen nad einander an ver
ſchiedene Gefchlechter und gab ihn zuletzt 1609 an Kurmainz. —
Das alte Schloß Wintereck fteht noch und es ift im feinem
Umfange eine Gerberei angelegt. Dabei und in einem heil ver
Gemarkung wächſt ein fehr guter rother Wein. Nicht weit davon
liegt mitten im Sand der darnach genannte Sanphof. Zu 9.
gehören:. die Königslinger Aue (Eitviller Aue), Nonnenaue, bie
Kufufsmühle, Eulenmühle, Klausmühle, obere und untere Sand—⸗
mühle, 1 Oelmühle und 1 Ziegelhütte. Gem: 7027 M
(3425 A. 608 Wi, 216 We, 1586 Wa.) Einw.: 1473.
Eine Halbe Stunde von Heidesheim liegt am Rhein das f. g.
Heidenfahrt, aus einigen Häufern beftehend, ehedem ein Ort,
Walsheim genannt, mit 172 Einw.
Horrweiler in Urk. Holvilre, Horwiler, Hahrweiler, ewang.
Pfd., gehörte zur Pfändung, welche 1311 Pfalzgraf Rudolf 1.
Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 809
erften Adel der Umgegend waren. Unter biefen Reichsoberbeamten
batte die Burg zu ihrer befonveren Hut, Bewachung und Verthet-
bigung eine eigne Beſatzung, welche aus Rittern und Coelleuten be⸗
ftand, welche Burgmänner hießen und als folche befonbere Rechte und
Freiheiten hatten. Der 30jährige Krieg bereitete Oppenheim mans
cherlei Drangfale. Guſtav Adolf ging 1631 bei Oppenheim über
den Rhein und vertrieb daraus die Spanier. In ver Folge wurde
bie Stadt abwechjelnd von Spaniern, Schweden, Kaiferlichen, Wei⸗
marifchen und Franzofen beſetzt. Die fchredlichiten Sabre waren
bie Sabre 1688 und 1689 für Oppenheim. Am 31. Mai
des Jahrs 1689 tobten die Franzofen darin als die fcheuflichften
Morpbrenner, fo daß nur wenige Häufer der Stadt von ber all
gemeinen Zerftörung verfchont blieben. Die Burg ift fett dieſem
Jahre zeritört geblieben und die Stadt Tonnte fich zwar von ihrem
Elende erholen, aber nicht mehr zu ihrem früheren Wohlſtande
gelangen. Das Wappen der Stabt ift ein einfacher ſchwarzer
Adler mit ausgebreiteten Flügeln und einer rothen Zunge in gold⸗
gelbem Felde. Ueber dem Kopf des Adlers war ein filbernes Band.
Armsheim in Urt. Uribimesh., Habarinesh., Armeßheim zc.,
evang. Pfd. an ver Wiesbach, erfcheint url. fchon 775. Schon
tm 11. Jahrh. gehörte e8 dem Nonnenllofter St. Nilomeb in
Mainz und ging mit diefem Klofter in ven Befit ber Wbtei Jakobs⸗
berg über. Die Abvokatie darüber hatten ſchon im 183. Jahrh.
die Dynaſten von Bolanden, nachherigen von Hohenfels. Im 14.
Jahrh. Hatten fie die Grafen von Veldenz. Armsheim mit feiner Burg
(itt beveutend im 9. 1504 in ver bahrifchen Fehde durch Land⸗
graf Wilhelm. U. von Hefjen. Gem: 2966 M. (2574 U,
52 ®i., 265 We) Einw.: 1143.
Bechtolsheim in Urk. Babolfisheim, Bertolfesh., Bertoldish. x,
evang. und kath. Pfd. an der Seh. Die Kirche ift Simultankirche.
Es erjcheint urk. fchon 766. Mehrere Ritterfamilien hatten barin
ihren Sik und mehrere von ihnen Burgen. Sie befaßen bie
Hoheit des Drts als Ganerben. Dazu gehören: die Schanzen-
mühle und Pommermühle. Gem.: 4262 M. (3795 U, 205
Wi., 140 We) Einm.: 1324.
Biebelnheim, evang. Pfd. unweit ver Se. Die früheren
Orts⸗ und VBogteiherrn waren die Grafen von Leiningen. Don
1391 an befand fich Kurpfalz in feinem Beſitze Gem.: 2498.
M. (2260 U, 77 Wi, 106 We) Einw. 645,
510 | Topographie.
Bodenheim in Urt. Bathenheim und Batenheim, Tath. Pi, ı
erfcheint url. fchon 756, altes Eigenthum des Erzſtifts Man,
Die Vogtei hatte das Mainzer Domlapitel, welches bie von Be
landen damit belehnte. Später erhielt das Albansflofter zu Main
die Advokatie. Seine Gemarkung ift groß und fruchtbar und hat
vielen und guten Weinwachs. In ihr Liegt die Spatenmühle (Ner⸗
mühle). Gem.: 5776 M. (4309 4., 452 Wi, 874 We)
Einw.: 2103.
Dahlheim in Urt. Dalaheim, Dale, Talaheim, evang. Pi.
erfheint url. 766. Es war ehevem ven Grafen- von TFallenftein
gehöri. Gem: 2495 M. (2284 A, 14 Wi., 173 We)
Einmw.: 975.
Derheim in Url. Dehidesheim, Thehitesheim, Deckesheim ꝛc,
evang. Pfo., ericheint url, 774. Im Mittelalter wurde es mei
von ben in Oppenheim wohnenden abelichen Familien beberridt.
Im J. 1340 kam das Patronat an das Mainzer St. Iohanmik
tif. Die Hoheit über den Ort hatte Kurpfalz. Gem.: 2271
M. (2138 4, 2 Wi, 82 We) Cinw.: 756.
Dienheim fonft Dinenheim, Tinenheim, Teinenheim, evanz.
Pfo., treibt bedeutenden Weinbau. 8 erfcheint urk. fchon 756.
Karl der Gr. fchenfte es 790 ver Kirche zu Fulda, welche bie
Hoheits- und Wogteirechte Über ven Ort den Herrn v. Fallenſtein
zu Lehen gab, welches von biefen wieder an bie alte Familk,
welche fich nach dem Drte von Dienheim nannte, als Afterlehen
gegeben wurde. Im J. 1495 verkauften vie Dienheimer ihre
Fauthei an die Kurpfalz und e8 gehörte feitvem zum Oberamt Alzei.
Gem.: 3873 M. (2819 U, 215 Wi, 596 We) Einw.: 830.
Dolgesheim in Urk. Dulfesheim, Dulgensh. ꝛc., evang. Pb.
Es erfcheint urk. ſchon 769 und war fpäter ritterfchaftlich unter
ber Hoheit der Grafen von Leiningen. Gem.: 2574 M. (2457
A, 39 Wi, 60 We) Einw.: 807.
Eihlod in Url. Heichinloch, Einlohun zc., evang. Pf. Es
fiegt in einer Vertiefung, daher vielleicht fein Name. Es wird
urk. Schon 824 genannt. Die Hoheit gehörte den Grafen von
Grehweiler. Zu €. gehört die Drollmühle (Schlottermühle). Gem.:
1643 M. (1433 U, 19 Wi. 144 We) Einw.: 462.
Eimsheim in Urt. Ummesheim, Ominsheim, Huominisheim ıc.,
fath. u. evang. Fid., Tommt urk. fchon 762 vor. Urfprünglid
- Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 511
ſich das Mlofter Weidas als Ortsherr; es Fant theil-
1485. und 1551 ganz an Kurpfalz. Gem: 1828 M.
778 U, 1.Wi, 29-We) Einn.: 583.
Ensheim in Urt. Yonespeitt, Onesheim, Ennesheim 20,
1. Pfo,, erſcheint urk. ſchon 769. Es war eine alte Befigung
Pfalzgrafſchaft und gehörte zum Oberamt Stromberg: Gem:
3 M. (1353 U, 4 Wi, 155 We) Cinw.: 466.
Sriefenheim, kath. Pfo. mit 543 Einw., welche in gleichen
ilen Tatholifch und evangelifch find. Die Kirche ift Simultan.
3 erfcheint art, ſchon 803. Karl d. Gr. foll Hier eine Kolonie
Frieſen gegründet Haben, welche dem Orte ven Namen gaben,
war. bis im unfere Zeiten der Familie von Udenheim.
em.: 1886 M. (1141 4, 66 Wi, 126 We.)
Gabsheim in Urk. Eaisbotesh., Geisbodish. 2c., kath. Pfd.
Goldbach, wird urk. ſchon 770 genannt. Die Familie,
ſich darnach nannte, Hatte darin eine Burg, bie von Dalberg
e satten bie Hoheit. Gem: 3238 M. (3010 U, 80 Wi,
PR) Eimm.: 718,
in Urt. auch Bedlenheim, Gunbeite, Goube:
Kath. Pfo. an ver Wiesbach. Es kam aus ber Erbſchaft
Raus und Wildgrafen an die von Sponheim; 1278 kam es
Widerſpruch don Seiten eines Sponheimers, 1287 aber
Vermittlung des Kaiſers Rudolf definitiv an Kurmainz. Au
verpfändet, kam es 1648. durch den Kurfürſten don
So. Philipp von Schönborn an deſſen Bruder Philipp
von Schönborn, ver bie. Einlöſungsſumme vorgeſchoſſen.
Summe wurde zurückbezahlt 1682, das Dorf Gauböckelheim
er an das Seminar zu Mainz verpfändet. Seitdem gehörte es
8 auf unfere Zeiten den Seminar unter Mainzifcher Hoheit.
Am ber großen Burg zu Gaubödelgeim finden fih noch einige
aimen. Dazu gehöven: die Effemmühle und Scheibenmühle, bie
— auch Kreugcapelle und 1 Eiſenerzgrube und Erzwaſche.
: 3250 M. (2554 U, 135 ®i,, 430 We.) Einw.s 1426,
in Urt, Guntirsplumen ꝛc., Mrktfl., Sig einer
mit einer Gem, von 9871 M. (5687 U,
174 Wi, 622 We, 1496 Wa.) und 2479 Einw. Bor
m hieß es Nordhofen und die Sage ift, daß e8 erſt durch einen
kafen Gunter von Leiningen, der es feine Blume genannt, ben Namen
512 " Topographie.
Günters⸗ oder Guntersblum erhalten babe. Es Hat eine ebay.
und eine fath. Kirche, fowie auch eine Synagoge. Das new
Schloß und der Garten ver ehem. Grafen von Leiningen fin
eine Zierde des Ortes. Das alte Schloß verfelben dient jet
al8 Gemeinvehaus. Guntersblum gehörte ſchon im frühen Mitte
alter denen von Leiningen. Es befanden fi) darin abelige Höf
mehrerer Familien. Bon 1788 — 1792 war auch bier em
Druderei und ift darin eine Zeitung erfchienen. Dazu gehören:
ver Lerchenhof (Berghof), das Rheinhaus, die Rheindurchſtichsiufeh
auf welcher die Höfe Schmittshaufen und Kälberteich, das Fort
haus Kühfopf ‚und ver Wald Yungenbufch Liegen, ferner vie Rheis
infeln: Feiner Kühkopf, Geyerwörth, Kiffelwörth und Kälberteich
wörthchen (Pipi) und Kübitzeninſel.
Hahnheim in Urt. Hagenheim, Hegenheim, evang. Pfo. am
rechten Ufer ber Se; mit 707 Einw., bie größtentheils evan
find. Auf dem f. g. Hahnheimer Knopf wächſt ein vorzüglicher Bein.
Es erſcheint url. 762. Die Familie von Dienbeim Hatte vorden
bier vie Hoheitsrechte. Dazu gehört ver Wahlheimer Por. Gen:
2503 M. (1995 A., 151 Wi., 305 We.)
Billesheim in Urk. Hillersheim, evang. Pf. Es gehörte
zu ten ganerkichaftlichen Orten, kam ſpäter an tie Grufen ven
Bulfenftein und vie von Riancour, welde tie Hoheit gemein
Ihaftih übten Gem: 2211 M. (2038 I, 21 Wi, 9
Ve) Einw.: 683.
Köngernheim in Urk. Cunnigesheim, Kennigheim, kath. und
edang. Fld. an ver Selz, ericeint urf. 782 und gehörte zu
ehem. eberrheiniſchen Ritterſchaft unter ver Hoheit rer Grafen
von Sickingen. Dazu gehören: tie Neu- eder Obermüble mt
ie Untermühle. Gem: 1402 M. (1254 A., 23 Wi, 16
We) Einw.: 574.
Yörzweiler in Urk. Serenzenwllare, Serzwüre 2c., kath. Fit.
Es gebürte zur eberrbeiniichen Reiberitteriduft ure wur als Main⸗
ziſches eben im Beſitz terer v. Hetteederi. Gem: 2239 I
SIE N. 55 Wi, 264 Ber Einw.: 6061.
Sudwigsböbe, ars. ut evanı. Fk. Ss ih ver chemalige
am Kein gelesene Ort Rztelsbeim, ter wegen Der jührlicen
Uederijihwemmuren ar einem bederen Une 1323 wieder un
wurde. Die Fumie con Tienbeim haue im Serdanade mir ie
Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 513
oberrheinifchen Reichsritterſchaft vie Hoheitsrechte von Rudelsheim,
welches unter dem Namen Rubolfsbeim fchon in Tulder und
Lorſcher Echenfungen vorkommt. Dazu gehört der Aubelsheimer
Sof. Gem: 1042 M. (680 U, 111 Wi, 122 We, 116
Wa.) Einmw.: 316.
Mommernheim in Urt. Mumenheim, Maumanbeim, Momon-
beim 2c., evang Pfd., ericheint url. fchon 764. Es ftanden ehe⸗
dem 2 Burgen bafelbft, die von Ganerben aus alten Familien
u. a. von denen v. Greifenklau bejegt waren. Diefe waren auch
bie Herrn des Ortes. Gem.: 3083 M. (2647 A., 189 Wi,
174 We) Einw.: 946.
Nadenheim, in Urt, Nacheim ꝛc., Tath. Pfo., durch feine
Weine berühmt. Schon in einer Urkunde von 772 wird e8 er
wähnt. Es gehörte zu den früheften Befitungen ber Erzbiſchöfe
von Mainz. Dazır gehören: bie Aheininfeln Kiſſelwörth und Sänd-
hen, eine Capelle und einige Rheinmühlen. Gem.: 2939 M.
(1892 A. 55 Wi, 264 We) Einm: 1425.
Niederfanlheim in Urk. Sawelnheim inf., evang. und kath.
Pfo. mit 1893 Einw., die zu *, etwa evangelifch find und
eine Simultanfiche und noch eine befonvere evangelifche Kirche
haben. Die Simultantirche enthält eine Menge von Denfmälern
von Edelleuten und Ganerben, die hier wohnten und ben gemein-
fchaftlichen Befit und die Hoheit des Drtes Hatten. Kine ber
alten Grenzmarken, eine fteinerne Säule, fteht in der Nähe bes
Drtes und von ihr bat vielleicht der Ort feinen Namen. Dazu
gehören: die Dittenmühle (Dickmühle) und bie Untermühle Gem.:
5331 M. (4360 W., 169 ®i., 605 We, 9 Wa.)
Niederweinheim auch Gaumeinheim genannt, in Urk. Gautz⸗
winesheim, Wuiginesheim, kath. Pfd. mit 544 Einw., bie zu 2,
enangeliich find. Katholiken wie Proteftanten haben ihre eigene
Kirche. Es eriheint wel. ſchon 774. Bon dem Pfalzgrafen
Rudolf I. war es 1311 an den Grafen von Sponheim verfeßt.
Später wurde die Verpfändung wieder eingeldjt und gehörte zum
pfälziſchen Amt Stromberg modo Ale. Dazu gehören: ber Hof
Wißberg und 1 Erzwälhe Gem.: 1761 M. (1462 U,
16 ®i., 216 We.)
Nierftein in Urk. Neriftein, Neirftein, evang. und kath. Pfo.
am Rhein, Sik einer Diftrictseinnehmerei, mit 2855 Einm.,
Walthers Heſſen. 33
516 Topographie.
Sulzheim in Url. Sulzenheim, Sußiheim, Solzheim, lath.
Pfr. Es war ſchon zu Pipins Zeiten unter dem Namen befanıt.
Es gehörte fpäter den Raugrafen, dann den Bolanden, dann ber
Mainzer Dompräfenz und kam von biefer an ven Kurfürften von
Mainz. Es gehörte bis in unfere Zeiten zum Mainzer Amt
Nieverolm. Dazu gehört die Rommersheimerr Mühle. Gem.:
2427 M. (2110 U, 63 Wi, 292 ®e) Cinmw.: 625.
Üdenheim in Url. Odenheim, Utinheim ꝛc., evang. Pfb.
Die Kirche ift Simultanfirche. Eine adeliche Familie führte fchon frühe
nad) dem Orte den Namen. Cpäter wurden mtebrere abelide
Familien darin anſäſſig. Herrn des Orts wurden nach und nad
bie v. Köth-Wannſcheid. Dazu gehört die Kötbenmühle. Gem.
3211 M. (2798 A. 119 Wi, 222 We) Einmw.: 774.
Undenheim, evang. und kath. Pf. an dem Goldbach mit
1168 Einw., welche zu °/, evangelifch find. vangelifche wie
Katholiken Haben eigene Kirchen. Es ericheint urf. fchon 773
und gehörte fpäter zur Burg Alzey und war im Beſitz ber ven
Bolanden, fpäter von Hohenfels. Vogtei und Ortshoheit Hatte
bie Pfalz. Dazu gehören: die Goldmühle, Raufenmühle und Spar:
mühle. Gem.: 3990 M. (3674 U., 134 ®i, 75 We)
Bendersheim in Url. Uentilesheim, Fendersheim, Tath. Pf.
mit 487 Einw., die zu ?/, evangelifch find. Die Pfarrkirche
ift Tatholifch, eine andere Kirche ift Simultankirche. Es erfcheint
url. 841 und war fpäter ritterfchaftlicher Ort, fiel aber endlich
benen von Elz-Kempenih zu. Gem.: 1669 M. (1377 4,
57 Wi., 172 We.)
Waldüversheim in Urk. Ulfireitesheim, Ulfrevesheim, Ufer
beim ꝛc., evang. Pfd., ericheint url. ſchon 765. Die Hoheit
hatten ehebem die Grafen von Leiningen. Gem.: 2968 M.
(2668 4., 20 ®i., 67 We) Einw.: 696.
Wallertheim evang. Pfo. neben dem Wiesbach Cs kam
bon den Naugrafen an bie von Bolanden, von biefen an bie
‚ bon Hobenfels und Leiningen. Dazu gehören: die Lettenfäuther
Mühle, Katenfteiger Mühle (Neumühle) und die Luftmühle.
Gem.: 3330 M. (2982 A., 78 ®i., 139 We, 2 Wa.)
Einw.: 1002.
Weinolöheim in Urk. Winoffesh., Winoldesh. 2c., kath. Pfb,
erfcheint urk. [hen 789. Die Bolanve Hatten im 12, Jahrh
Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 517
die Hoheit als Neichslehen und eine Burg darin. Don ihnen kam
es an bie von Sponheim, 1579 aber an bie Pfalz. Dazu
gehört die Weißmühle. Gem.: 2302 M. (2140 A., 80 Wi,
67 ®e) Einw.: 672.
Wintersheim in Urt, Wintresheim, Wentrisheim ꝛc., evang.
und Kath. Fld., erjcheint urf. fchon 765. Ein Theil davon ge-
fangte durch Kauf 1414 von denen von Hohenfels, das übrige
1481 von Leiningen an vie Pfa. Gem.: 1509 M. (1488
4, 1 va Cinw.: 355. | |
Wörrſtadt in Url, Weriftant, Werftabt ꝛc., Mrktfl., Sik
eines Steuereommiljariats, eines Friedensgerichts, einer Diſtriets⸗
einnehmerei, mit einer Gem. von 5068 M. (4563 A., 85
Wi., 264 We) und 2027 Einw., welche zu °/, evangelifch
find. Es foll feinen Namen von Vari statio erhalten haben, und
man finvet viele römiſche Alterthümer darin. Es wird urk. fchon
779 genannt. Es gehörte den Naugrafen bis zu deren Ausfterben
im 14. Jahrh., wonach es die Bolanbe erhielten. Später kam
es an bie Fürften von Salm-Kirburg und an die Grafen von
Grumbach, die es in Gemeinfchaft bis auf umfere Zeiten befaßen.
Dazu gehören: die 1., 2., 3. Thalmühle, die Altmünftermühle,
die Hospitalmühle und Weidenmühle.
Wolfsheim in Urt, Gozolfesheim, Gofolvesheim ꝛc., evang.
Pfo. mit 612 Einmw,, die zu *), evangelifch find. Es erfcheint
urk. 790, gehörte fpäter zu ben rheingräflichen Beſitzungen und
war von ihnen mit Vorbehalt der Lantesherrlichleit unter bie
Pfalzgrafen in Lehen gegeben. Gem.: 1993 M. (1671 U.
42 Wi., 180 We, 17 Wa.)
Kreis Worms.
Der Kreis Worms umfaßt 45 Derter, welche von 50133
Menſchen bewohnt werden (31809 Unirte, 14944 Kath., 1165
- &ect., 2215 Juden). SKreisftabt ift
Worms in Urf. Civitas Vuangionum, Uuormacia, Wormatia,
Wormes, Wurmbs, in ber Mitte einer freundlichen Ebene gelegen,
nahe dem Rhein, Sit des SKreisamts, eines Nentamts, Kreisbau⸗
amts, einer Handelskammer, eines Zrievensgerichts, eines Steuer
818 Topographie.
commiſſariats, einer Obereinnehmerei, Diftrietseinnehmerei, wit
8690 Einw., bie etwa zu *, evangelifch find. Die Gem
von Worms bat 7597 Morgen, darunter 3471 A., 1921 Bi,
3572 We, 712 Wa. eine nächfte Umgebung ift ein ber
liches Gartenfeld, gleich trefflich wegen feines dort wachſenden
ausgezeichneten Weins, wie feiner Gartengewächſe. Die Stadt iſt
mit Mauern umgeben, welche meift erſt zu Anfang des vorigen
SuhrhundertE aus dem Schutte der früheren wieder aufgerichtet
wurden. Bon den alten Mauerthürmen ter Stabt aus der Mitte
des 14. Jahrh. haben ſich nur 2 erhalten. Sie hatte 7 Thom,
beren 4, das Speierer:, Mainzer-, Anpreas- und Rhein⸗Thor al
Hauptthore angejehen wurden. Die Hauptftraßen der Stadt fin:
bie Speier⸗ und Kämmergaſſe, die frequenteften Straßen bie Peter&
und Rheinſtraße. Oeffentliche Plätze der Stadt find: der Markt
platz, der Schulhof, der Obermarkt, ver Andreasplatz, der vordere
Domplat, der Martinsplaß, der Paulplatz. Unter ven kirchlichen
Gebäuden find bemerfenswerth: 1. der Dom, in byzant. Style
erbaut in ber Zeit von 996— 1016, einigemal wiederhergeftelk,
zum letztenmal 1181, nächſt dem Mainzer Dom und der Oppen-
heimer Katharinenkirche das fchönfte Gotteshaus in Rheinheſſen;
2. bie Dreifaltigfeitsfirche, erbaut 1709—25, evang. Hauptlirche;
3. vie Liebfrauenkirche; 4. die Martinsfirche, 2te Pfarrkirche ver
Katholiken; 5. die Maguusfirche, jet vie 2. evang. Pfarrkirche;
6. die Frieprichsfirche, ebenfalls evang. Kirche; 7. vie ehemalige
St. Paulsfirche, jest ein Magazin für Holz und Frucht, ein merk
würbiges Bauwerk aus ven Zeiten bes Uebergangs aus dem bizan-
tinifchen in den gothiſchen Styl; 8. die Synagoge, in byzant.
Style des XI. Jahrh., die ältefte Synagoge in Deutjchland. Ans
dere bedeutende Gebäude find: 1. ver Bifchofshof, 1504 erbaut,
1689 zerftört, 1719 nen aufgebaut und 1791 den franzöfifchen
Emigranten dienend, 1792. wieder zeritört; 2. die Domdechanei,
jet Kaferne; 3. der alte Bürgerhof, jegiges Stabt- und Rath⸗
haus; 4. das alte ſtädtiſche Münzhaus. — Einem großen Theil
ver Bewohner von Worms gibt der Aderban und Weinbau Be
ſchäftigung. Die beiten Weine von Worms find die Liebfrauen-
milch, der Luginslänver und ver Sattenlocher. Der Weinhandel
von Worms ift beveutend. Fabriken find mehrere in Worms un
isre Fabrifate find gelucht, namentlich ihr Leber, ihre Cichorien.
Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms. 519
Worms hat ein Realghmnaſium und nwiele fonftige öffentliche und
Privatſchulen. Von wohltbätigen Unftalten befitt Worms vor allem
ein großes Hospital, aus deſſen Fonds beftändig 117 Individuen
und außerdem eine große Anzahl von Stabtarmen unterhalten werben.
Worms fcheint feinen Urſprung ven Gelten zu verbanten. Zuerſt
waren es die Mediomatriker und dann die Vangionen, welche bie
Gegend im Befis Hatten. Als die Römer fich dieſer Gegend
bemächtigt hatten und zum Schuß gegen die Germanen Befeftigungen
anlegten, wurde auch Worms, die Stadt der Vangionen Worbetomagus
ein. befeftigtes Lager und nahm bald den Namen einer Stabt civitas
Vangionum an. Als der römiſche Feldherr Stilico, gedrängt durch
bie über die Donau und Alpen gebrungenen fremden Völker und
nach einem. mit ben Alemannen und Franken im 9. 398 abge
fchloffenen Frieden, die römijchen Befagungen aus ven Feftungen
bes Rheins an fich gezogen hatte, zeritörten bie über ben Rhein
dringenden Horden die Vangionenſtadt. Ihnen folgten bie Aleman-
nen. US die Burgundionen die von ben Mlemannen verlaffenen
Länder des linken Ufers des Oberrheins eingenommen hatten, machten
fie das kaum wieder aus feinem Schutte erjtandene Worms zum
Meittelpunfte ihrer neuen Auſiedlung. Die Burgundionen zogen
nach Gallien und die Alemannen nahmen wieder ihren alten Sik
ein. Sie unterlagen ren Franken im 9%. 496. Unter ihrem
König Chlodwig wurde Worms eine Fönigliche Fiskalſtadt, in ber
ein Löniglicher Palaft ftand. Unter ven Nachfolgern Chtodwigs ger
wann Worms ftets mehr an Bedeutung, noch mehr aber, als Pipin
dem Merovinger Reiche ein Ende gemacht hatte. Ihr Bifchof war
im Verhinverungsfalle desjenigen von Mainz Metropolitan der Did-
ceje. Sie war eine Zeit lang Lieblingsaufenthalt Karls d. Gr. und
er bielt darin wiederholt große Reichsverſammlungen. Aehnlich Lud⸗
wig ber Deutiche und feine Nachfolger, namentlich die Dttonen ber
ſächſiſchen Dynaſtie. In Eonflicte gerietben indeſſen damals fchon
wiederholt Bifhof und Stadt, die jeboch ftets zu Gunften ver
ftäptifchen Unabhängigfeit beigelegt wurben. Worms ftieg durch bie
Geneigtheit, welche die Kaifer für es hegten, im 12. Jahrh. zu
einer Höhe des Wohlitandes, daß 60000 Seelen barin Iebten.
Nicht fo glücklich als bei ven früheren Conflicten mit feinen Bi«
fchöfen war Worms, als Heinrich, ein Graf von Saarbrüden, im
Sabre 1217 Biſchof von Worms geworben, ber burch einen
520 Topographie.
Vertrag von 1233 der Stadt manche von ihren Rechten und Ft
heiten zu entziehen verftand. Dem Raubweſen am heine Einkalt
zu thun, hatte 1220 Worms mit Mainz und Oppenheim ein
Schutz⸗ und Trutzbündniß gefchloffen, dem andere folgten. De
Biſchöfen aber waren dieſe Städtebünbniffe nicht genehm und fie
wußten e8 dahin zu bringen, daß fie von Heinrich VII.. 1226
aufgehoben wurden; bejonvers thätig dabei war eben Biſchof Hein-
rich von Worms, Die Treue der Wormfer gegen König Friedrich I
beftimmte dieſen jenen Vertrag von 1233 aufzuheben, währen
auf der andern Seite der Bifchof fie zur Strafe in ven Kirchenbam
that. Aus diefen unerquidlichen Verhältniffen kam Worms erft
als e8 1254 mit Mainz und Oppenheim einen Bund gefchleften
hatte zur Sicherung des Landfriedens, den König Wilhelm beſchwor.
Nun wurden die Angelegenheiten von Worms wieder fo regulit,
wie fie vor jenem Vertrag von 1233 beitanden hatten. Das
große ſ. g. Zwilchenreih nah König Wilhelms Tode zerrüttete
den fchönen Bund und ließ das Fauftrecht mit allen feinen Greueln
wieder eriwachen. Die Streitigkeiten zwiſchen Bifchof und Statt
erwachten wieber und erft mit Rudolph von Habsburg geftalteten
fih die Verhältniffe aufs neue beffer, aber auch nur auf Kur
Zeit. Neue Unoronungen im Reiche, wie im Innern ber Stahl
begannen und wirkten nachtbeilig auf fi. Dauernder und wir:
famer als vie bisherigen Bünde zur Aufrechthaltung bes Lantfrie
bens war ber im J. 1381 errichtete große Stäbtebund. Er er
höhte die Macht der Städte, aber auch ihren Stolz. Verleihungen
von Rechten und Privilegien, welche ihnen König Wenzel machte,
brachten fie zum Uebermuth, aber fie fehütten die Bürger doch nicht
vor den Anmaßungen ver Geiftlichkeit, vie im 9. 1387 zum offenen
Feinpfeligfeiten führten. Zur Ruhe fam vie Stadt auch wieber
nicht, als ber Streit wieder einmal gefchlichtet war, ſondern es
wiederholten fich bie Neibereien. ftetS auf neue. In allen biefen
Wechfelfällen ftand aber boch immer Worms al8 eine ver erften
Städte des Reichs da, in deren Mauern bie Könige weilten, Ber-
fammlungen hielten und bie wwichtigften Bejchlüffe gefaßt wurden.
Der große Reichstag von 1495, welcher in Worms gehalten
wurbe, fchuf den ewigen Landfrieven und mit ihm Tam in bed
Reich größere Ruhe und Orpnung, nicht aber ſchuf er Frieden
awiſchen Geiftlichleit und Bürgerichaft von Worms. Sie geriethen
Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms. 821
immer wieder aufs neue in Händel und einmal von 1499— 1508
war Worms ohne Öffentlichen Gottesdtenft, weil während dieſer
Zeit die gefammte Wormfer Geiftlichfeit die Stadt verlaffen hatte.
Kaum war ber Streit zwiſchen Geiftlichkeit und Bürgern von
- Worms einige Jahre geenbigt, als 1513 einer zwifchen dem Kath,
den Patriziern und ven Zünften ausbrach und, wie man vermuthet,
anf Anreizung ber Geiftlichkeit. Im 9. 1515 hatte W. viel
durch Franz v. Sicingen zu leiven. Der Kampf ver Geiftlichkeit
gegen den Rath und bie Bürgerfchaft entbrannte aufs neue als
Kaiſer Maximilian 1519 geftorben war, ber ver Stabt jehr ge-
wogen geivefen war. Der Neichsvicar Pfalzgraf und: Kurfürft
Ludwig war von der Geiftlichfeit gewonnen worben und es kam
die den Bürgern nachtheilige ſ. g. Pfälzifche Nachtung 1519 zu
Stande, gegen welche fie proteftirten und welche fie auf Turze Zeit
wieder [08 wurden. . Eine neue Rachtung fam 1526 zu Stande,
wodurch ber Biſchof erhielt, was er wünfchte und bis in unfere
Zage behalten Hatte. Der große Neichstag von 1521 war ber
Leiste Glanzpunkt in der Gejchichte von Worms. Bon biefer Zeit
an kamen von Zeit zu Zeit harte Schläge über fie, welche ihren
Glanz und ihre Hoheit und am Ende fie felbft vernichtete. ‘Der
Bauernkrieg, der Zürfenfrieg und ber unter dem Namen ber
Münfter befannte Krieg hatten mehr oder weniger Einfluß auf
Worms. Deffenungeachtet war es fortwährend ver Sit vieler
Reichstag. Mit dem Anfang des 17. Jahrh. brach eine große
Yupvenverfolgung in Worms aus. Iedes Yahr des 30 jährigen
Kriegs ſchlug der Stadt neue Wunden durch Einguartierungen, Lie⸗
ferungen und Gewaltthaten. Der weftphäl. Frieden hatte ber
Stadt ihre Reichsunmittelbarfeit ausdrücklich beftätigt und fie begann
fih einigermaßen wieder zu erholen, als der ſ. g. Orleans’fche
Krieg ansbrach, in welchen fie 1689, wie fo viele andere Städte
bon den morbbrennerifchen franzöfifchen Horden angezündet unb
zerftört wurde. Erſt im 9. 1697 kehrte ver nach Frankfurt ge-
flüchtete Rath wieder nach Worms zurüd und es wurbe an einer
Wichererbauung der Stabt begoimen. Der Wiederaufbau fchritt
mächtig voran, Gewerbe und Handel kamen wieber in Xhätigfeit
und neues Leben erwachte. So ging es im MWiebererftehen von
. Worms weiter bis zum Ausbruche der franzöfifchen Revolution.
Da begannen neue Drangfale für die Stadt und mit ber. probi«
522 Topographie.
ſoriſchen Beſitznahme des ganzen linken Rheinufers im 9. 1797
war die freie reichsftäbtifche Verfaffung von Worms, welche beinck
ein Jahrtauſend gebanert hatte, zu Ende. Aus einer freien Reicht
ftabt war e8 eine Kantonsftabt eines franzdf. Departements geworden.
Fünfzehn Jahre blieb es eine folche, anfangs in einer Republil,
dann in einem SKaifertfum. 1814 mußten bie Franzofen des
ganze linfe Rheinufer räumen. Worms blieb nun in einem
Zuſtande des Proviforiums bis es 1816 mit der ganzen jebigen
Rheinprovinz an Heflen fam. Das Wappen von Worms it
in rothem Felde ein filberner ſchräg rechts liegender Schlüfld
mit nieberwärts gelehrtem Ringe und Schließplatte. Zu W.
gehören: die Kirfchgartenmühle, Walfmühle, Lochmühle, Rön⸗
fteinsmühle, Kloſtermühle, vie Forſthäuſer im oberen und Mit
telbufch, 2 Ziegeleien, 4 Holzhöfe, 1 Eichorienfabrif, das chem.
Dergklofter, die Liebfrauenkicche, die Eulenburg.
Abenheim in Url. Abunheim, Abinheim 2c., kath. Pf. 6
wird urk. ſchon 932 genannt. Es gehörte urfprünglich bis 1316
dem Abt von Fulda, Tam aber fpäter an die Kämmerer vom
Worms, bie von Dalberg, von denen viele Denkmäler fich in be
Kirche finden. Dazu gehört die St. Klausfapelle anf dem Ma
ſenberg. Gem.: 4368 M. (8834 U, 114 Wi, 303 We)
Einw.: 1359. .
Alsheim am Altchein in Urt. Aloisheim, Wlahesheim, Ale
beim, evang. und Kath. Pfo. mit Hangenwahlhein (ſ. u.) eine
Gemeinde bilvend, mit 1730 Einw., von denen °/, evangeliſch
find. Beide Eonfeffionen haben ihre bejonberen Kirchen. Es er
ſcheint urk. ſchon 782. Die Hoheit gehörte anfänglich zum. Theil
den Grafen von Leiningen als bifchöfl. Wormfifches und Pfälzifches
Lehen. Bon 1467 an wurbe e8 Pfälziſch. Dazu gehören: vie
Weigmühle und 1 Ziegelhütte. Gem.: 6238 M. (5365 U,
19 Wi, 647 We.)
Bechtheim in Url. Beraheim, Beratbgisheim, Bergeresheim,
Becheldisheim ꝛc., Marktflecken, zieht einen guten Wein. 8
ericheint urk. 793 und gehörte urſprünglich ven Gaugrafen
und kam nach dem Verſchwinden biefer an bie von Leiningen,
welche es bis in umfere Zeiten hatten. Dazu gehört eine
Nothgerberi. Gem: 5857 M. (4617 A., 596 We)
Einw.: 1583.
Brovinz Rheinheſſen. Kreis Worms. - 53888
Bermersheim in Urk. Bermabesheim, Bermutesheim, evang.
amd Tath. Fld., mit 311 Einw., von benen nur \/, katholiſch
find. Es wird urk. ſchon 780 genannt. Es gehörte zur
Grafſchaft Leiningen, deren Grafen es am andere Edelleute zu
Lehen gaben. 1467 kam es an Kurpfalz. Gem.: 929 M.
(868 A., 33 We.)
Blödesheim in Urk. Blatmarsheim, Blitersheim, Blivensheim,
evang. Pfod. Es kommt urk. ſchon 781 vor. WS Betheiligte
an der Vogtei erſcheinen 1377 die Rheingrafen, die es 1412
zu einem ewigen Kauf an das Stift Schwabenheim gaben. Später
gehörte es ver Pfalz. Gem: 1423 M. (1388 A., 5 Wi.)
&inw.: 468.
Dalsheim in Urk. Dagolfesheim, evang. u. Tath. Pfo. mit 644
Einw., die etwa nur zu 1), katholiſch find. Es ift mit einer
Mauer umgeben, worin, 11 Thürme fteben, und Hat 3 Kirchen,
2 evangelifhe und eine katholiſche. Es erſcheint urk. ſchon 765
und es -führte ein adeliches Gejchlecht von ihm ven Namen. Die
von Bolanden und von Leiningen übten barin die Gerichtsbarkeit
im Namen des SKaifers und ber Pfalzgrafen als Taiferliche und
pfalziſche Vafallen. Beide hatten wieder eigene Uftervafallen. 1395
kam es an Kurpfalz und blieb babei. Gem.: 2468 M. (2285
4A, 113 We.)
Dittelöheim in Urk. Dietelskeim, Dudilesheim, Titelsheim
evang. Pfd., erfcheint urk. ſchon 775. Die Ortsoogtei hatten in
älteren Zeiten mehrere adeliche Gejchlechter, darunter eines, welches
nad bem Orte den Namen führte und welches eine Burg in ber
Nähe nes Ortes hatte. 1602 und 1606 brachte es Kurfürft
Friedrich IV. an bie Pfalz. Dazu gehört die Burgruine Klops⸗
maner. Gem: 2976 M. (27914, 106 We) Einw.: 746.
Dorndürkheim in Url, Durincheim, Thuringheim ꝛc., evang.
Pfd. Es erfcheint urk. ſchon 768. Die Ortshoheit ftand fchon
frühe der Kurpfaß zu und ſtand unter ber Berwaltung bes Dber-
amts Alzei. Das abelihe Geichleht derer von Düringheim führte
von biefem Orte ven Namen. - Gem.: 2230 M. (2066 U,
10 Wi. 85 We) Einw.: 801.
Eid. in Url. Aichinum, Echena, Eichinen ꝛc., am Altrhein,
evang. und kath. Pfd., Sit einer Diftrictdeinnehmerei, mit einer
fath. und einer evang. Pfarrliche Es erfcheint url, ſchon 782
536 Topographie
zwiſchen dieſem und dem Kurfürften von Mainz wurve es 1460
durch Brand verwäfte. Dazu gehört vie Weidenmühle: Gem.
3892M. (3378 A, 206 Wi. 179 We., 34 Wa.) Einw.: 1400.
Herrnsheim in Urt. Harlesheim, Herlesheim, Mrktfl. mit
einem fchönen Schloß und prächtigen Gurten ver Dalberge. De
Ort erfcheint urk. ſchon 771 und er gehörte ſchon früße ber ur
alten Familie der Kämmerer von Worms, genannt von Dalber,
und wurde fpäter das Stammhaus einer eigenen Dalbergiſchen
Linie, der Dalberge von Herrusheim, welcher es bis im unfer
Zeiten gehörte. Die im 14. Iahrh. erbaute Kirche enthält me
rere Grabdenkmäler der Dalberge. Gem.: 6263 M. (5328
u, 368 Wi, 96 We, 14 Wa) Einw.: 1446.
Hefßloch in Urk. Heſinloch, Heſeloch, kath. Pfo., erſcheint
mi. 767. Die Hoheit gehörte urſprünglich Leiningen und wer
den Edeln von Hirfchhorn zu Lehen gegeben. Später kamen hie
Dalderge in. ihren Beſitz. Dazu gehören: der Hospitalhof auf
dem Liebfrauberg und 1 Ziegelel. Gem.: 2544 M. (2338 %,
23 Bi, 104 We) Einw: 920. - |
Hochheim an der Pfrimm, evang. Pfr. ES ſcheint in da
äfteften Zeiten zum Hochſtift Worms gehört zu haben und Tam
fpäter in Lehenverband an vie Pfalzgrafen. Es befand ſich Hier
ehedem .ein Nonnenflofter Himmelstron und eins mit Namen
Liebenau. Dazu gehören: ver Hof Liebenau, die Liebenau
Mühle, die Frofhmühle und Dreikornsmühle. Gem.: 1528 N.
(1361 4, 79 ®e) Einw.: 8T3.
Hohenfülzen auch Oberſülzen genannt, in Urk. Horfulen,
Sulzen, evang. und kath. Pfb. mit 486 Einw., bie größtentheils
evangelifh find. Die Kirche ift Simultankirche. Es gehörte Bis in
unfere Zeiten den Grafen von Falkenſtein. Gem.: 1502 RN.
(1381 A., 29 ®i., 56 We.)
Horchheim in Urt. Horagaheim, Horgiheim 2c., im: Pfrimm⸗
thal, Tath. Pfo. Es wird fchon 765 -urf. genannt und gehörte
jpäter ver Abtei Hornbach und war von ihr den Leiningen zu
Lehen gegeben. Später fam es an das Bisthum Worms. Dazu
gehören 2 Mühlen Gem.: 1776 M. (1470 A., 85 Bi,
132 We) Einw.: 1066. |
Ibersheim am- Rhein, auch der Ibersheimer Hof genamt,
in Urk. Ibernesheim, Wberkhein, rang, Sb, mit 389 Ein,
m.
Provinz Abeinheffen. Kreis Worms. 425
bifhheimer Hof, welcher ſchon in ven Porfcher Urkunden als
Biſchofsheim im Wormsgau vorfommt und als er in Belik des
Kloſters Otterburg gelommen war, ein Probfteigebäube erhielt,
woher ver veränderte Namen, und ferner bie Schleihmühle (Neu⸗
wegermühle. Gem.: 3379 M. (2961 A. 13 Wi, 291 We.)
Gundheim in Urt. Gundenheim, Gunsheim, kath. Pf. Es
wird url. 774 genannt. Früher im Befig des Klofters Lorch,
welches feine Güter darin mehreren feiner Dienftmänner in Lehen
gegeben, bie eine eigene Ganerbichaft allda bilpeten, war es im
Anfang bes 15. Jahrh. bereits an die Pfalz gefommen, welche
es nım den Ganerben in Lehen gab. Im 9. 1700 wurbe von
Kurfürft Iohann Wilhelm Johann Erwin von Greifenflaun damit
belehnt und im Beſitz biefer Familie blieb e8 bis in unfere Zeiten.
Gem.: 1835 M. (1673 U, 92 We) Einw.: 665.
Hamm in Urt, Hammo, Hamme, Hammen, evang. und Tath.
Fb. neben dem Rhein mit 1306 Einw., welche zum größten
Theil evangeliich find. Es erfcheint url. 782 und gehörte fchon
im Anfang des 11. Jahrh. zum Bisthum Worms. Die Hälfte
der Hoheit kam dann als Lehen an die Grafen von Leiningen,
bie andere Hälfte an Adeliche der Nachbarfchaft. Die Leiningifche
Hälfte erhielt 1468 Kurfürft Friebrih I. von ber Pfalz. Zu
Damm gehören: 2 Aheinmühlen und 1 Gafthaus an ver Rhein⸗
überfahrt. Gem.. 2570 M. (1104 4, 615 Bi.)
Hangenwahlheim (zum Unterjchieb von Wahlheim bei Alzey
fo genannt, weil e8 an dem Hange bei Alsheim Tiegt), bilvet mit
Alsheim eine Gemeinde (ſ. d.). Die Hoheit gehörte größtentheils
zu Leiningen; fie kam anfänglich zur Hälfte, dann 1481 ganz
an bie Pfalz. Einw.: 86.
Hangenweisheim in Urk. Wikum, Wißen, evang. Pfr. Es
erfcheint url. 773. Es gehörte nah 1577 unter die f. g. Aus⸗
dörfer, obſchon 1538 Kurfürft Ludwig V. einen wegen bes Zehn-
ten ꝛc. entitandenen Prozeß vertragen und entfchieven hatte. Dazu
gehört der Maltheſerritterhff. Gem: 1840 M. (1726 U,
18 Wi., 33 We, 6 Wa.) Einw.: 520.
Heppenheim an ver Wiefe (zum Unterſchied von Heppen-
beim im Loch), fo genannt von feinem großen Wieſengrund, wo⸗
ran es liegt, evang. Pfr. Es ericheint url. 766 und gehörte
zu ben frübeften Befitungen ver Pfalzgrafen. In ber Fehde
528 Topographie.
bie andere Hälfte. Gem: 2249 M. (2151 A., 31 %)
Einw.: 611. ”_
Monsheim in Url. Mamuffesheim, Munesheim ꝛc., an ber
Pfrimm, evang. Pfr, Es erfcheint urk. ſchon 766 und ift em
alte Befigung ver Grafen von Leiningen. Sie Hatten barin ein
Schloß, welches in neuerer Zeit mit Gütern Heinrich v. Gagern
gehörte. Dazu gehören: bie obere und untere Schloßmüble. Gem.:
2638 M. (2396 U, 38 Wi, 115 We) Einw.: 810.
Monzernheim in Url Muncenheim, Dunzanheim zc., evang.
und kath. Flo. Der Ort erjcheint url. ſchon 765 und gehörte ſchon
frühe zum Bisthum Worms; fpäter kam er an die Pfalzgrafen -und
blieb bei ver Kurpfalz bis auf unfere Zeiten. Gem.: 1546 R.
(1487 U, 17 We) Einw.: 587.
Neuhanſen in Urk. Nimwihufon, Nova Casa z2c. an be
Pfrimm, kath. und evang. Flo. mit 331 Einw., melde zu ',
fatboliich find. Schon vor der Karolinger Zeiten ftand Hier ein
Königspalaft, den König Dagobert in ein Stift des h. Dionhfins
umwandelte. &8 wurde 847 vergrößert und nachvem Die Gebeine
bes 5. Cyriakus Hierher gebracht waren, biefem Heiligen geweiht.
Das Stift ftand in großem Anfehen und wurbe von allen Seiten
reichlich beſchenkt. Die Wormfer Bürger verbeerten es 1386
und kaum wieberbergeitellt geichah das Gleiche 1460 im Steeite
zwifhen den Mainzer Erzbifchöfen Diether von Iſenburg und
Adolph von Naſſau. 1465 bemächtigte fich Kurfürſt Friedrich J
des Ortes und vereinigte ihn mit ver Pfalz. Friedrich IN. bob
das Stift von Neuhauſen auf und verwandelte e8 in ein Collegium
ilustre. 1566 wurde auf bie fteten Klagen des Wormfer Dom-
jtift8 Hin von dem Augsburger Reichstag die Rückgabe von Neu
haufen an Worms verorbnet; die Kurfürften von der Pfalz fügten
fi aber biefer Verordnung nicht fo bald, unb erft 1616 gelang
e8 Worms wieder in feinen alten Beſitz zu konunen, ver aber
erſt durch Vertrag im J. 1708 förmlich zugeftanden wurde.
Biſchof Franz Ludwig von Worms verwanbelte Kirche und Stifts⸗
gebäude 1730 in ein Waifenhaus, 1793 zünbeten vie From
zojen auf ihrem Nüdzuge vor den Preußen ihre großen Magazine
in Neuhaufen an, wodurch Waifenhaus mit ber Kirche und mehrere
Gebäude zerftört wurden. Dazu gehören: bie Gerftennrühle, Den
zenmühle, Kaijermühle, Shleimitle vod has ehemalige Zollhan
Gem.: 382 M. (314 U, 9 Wi, 10 Mr)
Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms, 529
Niederflörsheim in Urk. Flarivesheim, Flettersheim 2c., evang.
Pfd., Sit einer DiftrictBeinnehmerei. Es erfcheint urk. ſchon 768.
1400 kam die Hälfte des Orts vom Wormfer Domtftift an ben
Bfalzgrafen Ruprecht II. Die Ortsvogtei hatten die Edlen von
Flersheim al8 Lehen von den Bolanden. Das Leben kam fpäter
an die von Faltenftein. 1566 kam ber ganze Ort. an bie Pfalz
unb blieb bei ihr bi in unfere Zeiten. Gem.: 2595 M. (2313
A, 69 Wi, 162 We) Einw.: 727.
Oberflörsheim auch Herrnflörsheim genannt, in Urk.
Florlesheim, Vluortesheim sup., kath. Pfd. mit 1135 Einw.,
die zu */, evang. find; bie Pfarrkirche gehört ven Katholiken, bie
Evangeliſchen haben eine Filialkirche. Es erjcheint urk. fchon 776.
In früheren Zeiten waren mehrere edle Familien im Befig ver
Güter und der Vogtei des Ortes, befonders ſtark betheiligt war
dabei der deutſche Ritterorden. Im J. 1202 kam der größte
Theil des Drts an diefen Orden und deſſen Ballei Marburg und
wurde jpäter zu einer bejonveren Ordenskommende erhoben, welche
endlich an bie Kurpfalz gekommen if. Dazu gehören: bie Ober:
und Untermühle. Gem.: 4096 M. (3967 A., 10 Wi., 9
We., 7 Wa.)
Offitein in Urk. Offenftein, Uffftein, an ver Eisbach, kath.
Pfd. mit 796 Einw., bie zu */, evangelifch find. Beide Eon-
feffionen haben ihre eignen Kirchen, Es erjcheint urk. 771. Spä-
ter gehörte e8 dem Stift in Neuhaufen. In der Nähe von Off-
ftein lag ein Ort Lanprisheim ober Linderisheim, ber
zu Ende des 13. Jahrh. eingegangen ift. Yet noch fieht man
in ber Gemarkung die Nefte einer alten Burg Oberftein. Zu O.
gehören die Neumühle, Dfengartenmühle und 3 Schwefelbrunnen.
Gem.: 2238 M. (2057 4, 14 Wi, 113 We) . .
DOfthofen in Urk. Oftova, Oſthoven, Mrktfl. 1, Stunde vom
Rhein, mit 2951 Einw., bie zu 2/, evangelifch find; Sitz eines
Friedensgerichts, eines Steuercommiffariats, einer Diftrietseinneh-
merei. O bat 2 evangelifche und 1 Fath, Kirche, auch eine Syna⸗
goge. Es wird urk. 784 genannt. Die Ortsvogtei gehörte dem
Kaiſer und wurde von ihm vergeben. Auf dem nahe gelegenen
I Berge hatten vie Vögte 1195 eine wohl befeftigte Burg ungelegt,
: welche aber 46 Jahre jpäter, als die Burgmänner aus Scirm-
vögten Raubritter geworden waren, von dem Bilchof Landolf von
Walthert Heſſen. JA
580 Topographie.
Worms zerftört wurde. Die Vogtei kam nachher an die tm
Ebernburg, dann waren die Leiningen belehnt. Nah und mad
(1468) kam bie Pfalz in den Befit bes Ortes und verblieb darin
bis auf unfere Zeiten. Dazu gehört auch ber f. g Mühl
beimer Meierhof nebſt 3 Mahlmühlen, 1 Schwefelbrunnen, bie
Stärkmühle, Holmühle, 1 Ziegelbüttee Gem: 7969 M.
(7090 A., 40 Wi. 563 We) -
Pfeddersheim in Urk. Paternivilla, Pheternwile, Pederent
heim 2c., Stadt an der Pfrimm, Sit eines Friedensgerichts, eine
Diftrietseinnehmerei, mit 2063 Einmw Es bat 2 enangelilde
und 1 katholiſche Kirche. Pf. ericheint urk. fchon 763 und hatte
fhon im 8. Jahrh. eine Kirche. Es gehörte unmittelbar dem
Neich und wurde zu ven kaiſerl. Kammergütern gezählt. Es hatte
feine NReichsburg mit Burgmannfchaft ꝛc. Wie andere unmittelbare
Reichsorte ˖ wurde auch es wiederholt verpfänbet; beſonders betheiligt
bei feiner Verpfändung waren bie von Falkenſtein. Erzbiſchof Con⸗
rad II. von Mainz löſte im J. 1413 die Pfandſchaft mit laiſer·
licher Genehmigung und brachte fie an ſich unb das Gtift. Kur
fürft Sriebrih I. von der Pfalz, als er in dem befannten Mainzer
Kurftreite für Adolph von Naffau gegen Dieiher von Iſenburg am
4. Zuli 1460 die Schlacht bei Pfeddersheim gejchlagen, eroberte
die Stadt und erhielt fie aus Dankbarkeit von Erzbifchof Adolf
gegen eine Kaufjumme Die alte Burg lag in der Stabt. Das
Wappen ver Stabt ift ein quergetheiltes Herzfchilo, worin im oberen
Felde ein fchwarzer Adler als Zeichen der ehemaligen Reichsun⸗
mittelbarkeit, im unteren ein lateinifches P. Dazu gehört vie Wie
ſenmühle. Gem.: 5482 M. (5003 4, 256 We.)
Pfiffligheim in Urk. Phephilinencheim, Pfeffelkheim, Buffel-
fum 2c., evang. Pfd. an der Pfrimm mit 919 Einw., welde
2 Kirchen haben. Es gehörte von ven früheften Zeiten an zum
Domftift Worms. Im 9. 1705 wurde e8 von bem Biſchof
Franz Ludwig an feinen Bruder Kurfürften Johaun Wilhelm von
ver Pfalz abgetreten. Dazu gehört 1 Mühle und 1 Ziegelei.
Gem.: 1838 M. (1643 A, 13 Wi, 100 We.)
Rheindürkheim in Urk. Rindovineheim, Dorkheim, Aheinbierl-
heim 2c., evang. und kath. Fld. am Rhein mit 1014 Einw,
weiche eine Simultanfirche Haben. Es gehörte urfprünglich zur
Grafſchaft Leiningen, when a8 Wormftiches Lehen. 1467
Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms. 581
kam es in gemeinfchaftlichen Befit von Worms und der Pfalz.
1705 trat vie Pfalz "die ganze Hoheit an Worms ab. Zu
Rheindürkheim gehört auch das aus einigen Häufern 2c. beftehende
Rheindürkheimer Fahrt nebft vem Müdenhäufer Hof, welche
beide ver Pfalz gehörten. Gem.: 2305 M. (1825 A., 250
Wi., 106 Wa.)
Wachenheim in Urk. Waccanheim 2c., evang. Pf. am ber
Pfrimm. €&8 erjcheint urk. ſchon 764 und gehörte zu ben frühe-
ften Beligungen des Bisthums Worms. Das darin befindliche
Schlößchen gehörte ehedem ven Herrn v. Bozheim. Dazu gehören:
die Schloß-, Loh- und Neumühle. Gem.: 1417 M. (1292
A, 48 Wi, 25 We) Einp.: 486.
Weinsheim in Url. Vinimisheim, Vuainesheim, Wiffenheim :c.,
Tath. Ild., erſcheint urk. 804 upb- wor ehebem Wormſiſches DBe-
ſitzthum. Gem.: 1444 M. (1222 A., 40 Wi., 133 We.)
Einw.: 408.
Weſthofen in Urt. Weftobin zc., Mirftil. an ver Seebad),
Sitz einer Diſtrictseinnehmerei. Jede ber beiden chriſtl. Confeffio-
nen bat ihre eigne Kirche. In früberen Zeiten hatte das Bene-
dietinerklofter Mamromünfter zu Weifenburg die Ortshoheit. Es
gab diefe den Raugrafen, denen von Bolanden u. a. m. Die
Ortsvogtei hatten bie von Leiningen, und fie, wurde von ihnen in
Afterlehen gegeben. Nach und nah kam vie Pfalz in den Beſitz
bes Ortes, 1615 war er ihr nollitändig abgetreten. Wefthofen
hatte früher eine Burg mit Burgmännern ber verfchievenen Fami-
tien, welche ſich in feine Hoheit theilten. Dazu gehören: bie Neu-
müßle, Raiferbspmühle, Schabenmühle, Dreihornsmühle, Gemeinbe-
möhle und 2 Zisgeleien. Gem.: 5888 M. (5202 A., 78 Wi,
448 Be) Kinw.: 2013.
Wiesoppenheim in Urk. Boesoppenheim, Hat. Fld. Es
wor Wormfiſches Lehen ber Grafen Leiningen. Gem.: 1214 M.
(1915 9. 110 Wi, 53 We, 6 Wa) Einw.: 589.
DAN
Yarhträge.
Zum zweiten Buche. (Bas Send.)
1. Höhenangaben.
2. In Oberheffen. (S. 40 fi)
Hier ſind noch folgende Höhenpunkte einzufchalten:
Alsfeld (Markt) 1062. Homberg 1770.
Auerberg 2008. — (Ohm) 783.
Burggemünden (Höhe) 1340. Maulbach 1196.
Gethurms 1324. Romrod 1248,
Saudlofs (Fulda) 823.
va. Fruchtbarkeit des Bodens.
Die Fruchtbarkeit des Bodens in ber Herrſchaft Itter
ift, da die Dammerde meift nur eine dünne Dede bildet, im Ganzen
eine mittelmäßig... Im Befonveren ijt fie bebingt durch die Be
fchaffenheit des Untergrundes. Innerhalb des Schiefergebirgs: ift
der Boden zwar einer guten Gultur fähig, aber er ift meijt zu
kalt und bünn, und bei trocknen Sommern, da er öfters Regen bebarf,
wieder zu heiß. Da wo ber bunte Sanpftein mit vielem Thon
vermifcht bie Oberfläche Bilvet, ift der Boden ſchwer und ma.
In den Gemarkungen, in- welchen fich die Kupferfchteferformation,
der Kallſtein und tie Mergelbildung vorfinvet, ift der Boden etw
ergiebiger. Die größte Fruchtbarkeit entwidelt ter durch Er!
mungen und Ueberſchwemmungen aus verfchievenen Gebirgsarten
sufammengeführte gemiihte Baven 2 Grcðals.
Nachträge, 533
Ix. Climatiſche Verhältnifie.
Das Clima der Herrfhaft Itter ober bes Kreiſes
Vöhl, eines hochliegenden Gebirgslandes, ift im allgemeinen rauh
und die Witterung im Direchfchnitte wandelbar. Im Befonveren
ift e8 aber je nach der höheren ober tieferen Lage ber Orte ver-
fchieven. Beſonders rauh ift es im Kirchipiel Eimelrodr. Am
mildeſten ift bie Temperatur im Eberthale, das gegen die rauhen Nord»
und Oſtwinde geſchützt ift. Die mittleren Barometerftände find:
mittlerer höchſter Stand 385,70 P. 8.
mittlerer tieffter Stand 319,40 P. L.
: mittlerer Stand 327,92 P. L.
Der höchſte Stand des Thermometers beträgt in der Regel
+ 23 bis 24 Grabe, der niedrigſte — 12 bis 13 Grabe.
In ungewöhnlich heißen Sommern iſt die Hite ſchon auf +— 25
bis 26 Grade, in außerorbentlich Falten Wintern bie Kälte auf
23 bis 231), Grade geftiegen.
Die mittlere Temperatur des Jahres beträgt 7,0; und zwar
im Frühling 9,5; im Sommer 12,3; im SHerbite 4,5; im
Winter 1,6.
x. Naturerzeugniſſe.
I. Mineralreid.
Den ©. 82 und ff. angeführten Erzien ift noch bei⸗
zufügen:
g Manganerz, Braunfteinmetal. Auf vafjelbe wirb
gebaut bei Battenberg, bei Großenlinven, bei Holzhaufen und Leifa.
II. Ylanzenreid,.
(Zu S. 100 nnd 101.) Dos Weinbergsland betrug
im Jahr 1853: in Rheinheſſen 36075 Morgen, in Starfenburg
2763. Morgen, in Oberheffen 74 Morgen.
Zum dritten Buche. (Bas Volk.)
m. Phyfiſche Befchaffenheit der Bewohner. .
Bei der Zählung 1852 fanben fich:
Taubſtumme von 7 — 14 Yahren 222 (111 in Ober-
beffen, 84 in Starfenburg, 27 in Rheinheſſen). Verhältnißmäßig
die meiften gehörten dem Kreiſe Lindenfels an;
534 Nachtrage.
Blinde, Blöpfinnige, Wahnfinnige, Taubſtumme,
Krüppel und mit Abſcheu erregenden Krankheiten behaftete Ber:
fonen 2527 (810 in Oberheſſen, 1345 in Starkenburg (baven
350 im Hospital Hofheim), 372 in Rheinheſſen). BVerbältnif
mäßig bie meiften kommen auf Nedarftenach, Wimpfen, Hirjchhors,
Kirchbrombach, Lindenfels und Kürnbach;
Perſonen, welche ein Alter von 90 Jahren und darüber
erreicht hatten, 60 (in Oberheſſen 26, in Starkenburg 12, in
Rheinheſſen 22) und zwar 39 Männer und 21 Frauen.
IV. Charaktet, Sitten und Gebräͤuche, Sprache.
Die nordöſtliche Abdachung des Vogelsbergs iſt
in ihrem oberen Theile rauher, unwirthbarer, nicht ſo üppig wie
die ſüdweſtliche und noch mehr Weideland als die letztere. Darum
iſt auch hier die Viehzucht maßgebend für die Beſchäftigungen der
Menſchen, und es findet ſich fo ziemlich daſſelbe Som menrleben
und Winterleben wie dort. Auch bier finden ſich die Spinn⸗
ſtuben, auch bier jenes Spanbrennen uub zwar in noch
größerem Maafe.
Bon einzelnen Sitten und Gebränchen in biefem
Theile des Vogelsbergs möge folgendes Erwähnung finden. In
dem ganzen ehem. Riedeſel'ſchen Gebiete werben meift die Güter
nicht getheilt, fondern ver älteſte Sohn ift geborner alleiniger Guts-
herr und Erbe. Die übrigen Kinder werben mit Geld abgefunven.
Für die Mäbchen wird von ber Geburt an eine ber Größe des
Gutes entfprechende Fläche mit Flache bebaut. Der Flachs wird
in jevem Jahre bis zum Verſpinnen bearbeitet und aufbewahrt
bis zur Verheirathung. Man fchägt daher, in Bezug auf ven
Reichthum, ein Mädchen oft nach der Ouantität des für daſſelbe
von feiner Wiege an angefanmelten Flachfes. Wenn das Mädchen
heiratbet, jet es feinen Stolz in ben Brautwagen, ver feinen
Flache fährt. Hoch oben auf dieſem Flachswagen ragt das ihm
zur Brautgabe mitgegebene nene Spinnrad hervor, an deſſen Spike
ber Rockenſtock mit einem großen, mit neuem bunten Bande um
wundenen Rocken hervorſticht. — In ver Pfartei Nieder moos
kommt folgender Gebrauch vor: Bei Taufen erhält die Hebamme
wie auch anderwärts won ven Kotten ein Gefchenkt. Dieſes in
Nachträge. 585
einem Geldſtück beftehenve Gefchent wird hier in den ber Amme
Bargereichten Branntwein geworfen und fie muß das Glas aus-
trinken, in bem das Geldſtück Liegt. — Die Sprache ver Be-
wohner Riedeſelſcher ‘Dörfer ift breiter, die Vocale werben dunkler
geſprochen, auch begegnet man eigenthümfichen Wendungen un
Ausdrücken und infofern bildet der Bergrüden zwifchen Südweſt
und Nordoſt eine fcharf trennende Scheivewand. — Ganz eigen-
thumilich iſolirt erfcheint das katholiſche, ehedem Fuldiſche, Herb-
ftein. Auf dem Markte in Lauterbach erſcheinen bie Frauen
und Mädchen von Herbftein mit ihren Spithauben, welche ein
breites fchwarze8 Band verbedt, jo daß von ber Cattunhaube auf
beiden Seiten vom Kopf nur eine fehmale Fläche, anf ver ein
Buntes Blümchen auf weißem Grunde bemerkt wirb, fichtbar bleibt.
Das Schwarze Band Läuft breit über die Wangen und geht vom
hinteren Theile der Haube in einen großen Schlupf aus, aus dem
viertheilig die Bandenden über den Rücken herabhängen. Das
Mieder ift von dunkler Farbe, ebenfo der Rod, um ven an feinem
Ende eine dunkelblaue breite Schnur Läuft. —
Im Schligifchen finden ſich ebenfalls die Majorate noch
und an biefe Einrichtung Tnüpft fich noch manches Eigenthümliche
in Sitten und Brauch. — Auch bier bildet der Flache, welcher
dem Mäpchen aufgefammelt ift, feinen Hauptſtolz. Auch Hier muß
berjelbe am Hochzeitötage parabiren auf dem 4 fpännigen Wagen,
auf ben das ganze Geräthe für die nee Haushaltung geladen
wird. Wenn ein Burfche ein Möpchen zur Fran begehrt, dann
wird erſt auf feinem Gute eine Schan gehalten von ven f. g.
Schauleuten. Stall und Fruchtboben, Weder und Wiefen werben
einer Prüfung unterworfen. Hat die Schan ein günftiges Reſul⸗
tat gehabt, fo fagen die Schauleute beim Weggehen: er folle ſich
in den erjten Tagen das „Ja“ bei ber Braut holen. Im andern
Falle geben fie ſchweigend von dannen, laſſen ihm aber bald durch
einen Fremden fagen, die Heirath könne noch nicht vor fich gehen.
Dei dem der Hochzeit vorhergehenven Weinfauf wird gut gefpeift
und getrunfen und tapfer getanzt. Die Brantleute haben 3 Neigen
allein zu tanzen, oft auch von einem Zeller zu efjen. — Ein
Kind erhält bald nach ber Zaufe von dem Pathen ein Mützchen,
das fogenannte Neunnachtsfäppchen; fpäter bis zur Confirmation
zu Weihnachten Uepfel, Nüffe und Gebadenes, und zu Nenjahr
536 Nachträge.
einen großen, oval geformten Wed, auf deſſen einer Seite ale
hand Berzierungen angebracht find. Wohlhabende Pathen zeben
dem Rinde um das 10. Lebensjahr ein Schaaf, ein Holstud),
eine rothe Schnur und ein Taſchenmeſſer. Lebteres foll das nm
mehrige „Abgeichnittenfein " ver Patbengefchenfe bebeuten. Das
Schaaf wird von Reicheren einige Fahre gefüttert, Dann gegen ein
jüngeres vertaufcht und dieſes dann dem Kinde bei feiner Verhei⸗
rathung als das |. g. Petter-Brautichaaf gegeben. — Die Ben:
bigungen find in ben meilten Orten öffentlich. Im Zuge geben
vor dem Sarge die Schüler und Ortsbürger, hinter bem
Sarge einzeln die nächſten Verwandten, die Mannsperfonen in
langen jchwarzen Mänteln, ven Zeckigen Hut herabgekrempt mit
langem Flor, die Frauensperfonen in fehwarzer Tracht mit langen
weißer um ben Kopf zufammengeftecter, ‚über ben Rücken berab-
hängender Schleppe nach Art der Nonnentradht.
IX. Sittliche Cultur. -
Den Einrichtungen der Vorſicht und Wohlthätigfeit, an denen
das ganze Land Antheil hat, find noch beizufügen:
Die Staatsunterftüßungsfaffe, welche unter ver
unmittelbaren oberen Leitung des Minifteriums des Innern von
einem Kaffier und Nechner verwaltet wird. Es werden ven Frei
räthen bei verfelben Credite eröffnet, aus denen fie Hülfsbebärfti-
gen Unterftügungen aumweifen können. Folgende Grundſätze werben
bei diefen Anweifungen befolgt: 1. Wer aus einer Wittwenfaffe
oder einem Lofalarmenfonde Unterſtützung erhält, Bat ber Regel
nach feinen Anfpruch auf die St. U. 8. 2. Nur wahrhaft Arme,
für welche feine anderen Hülfsquellen offen ftehen, haben Anſprüche.
3. Bloß befchränfte Umſtände geben feinen Anſpruch. 4. Wo er
giebige Lofalfonds vorhanden find, tritt die St. U. K. nur Hilfe
weife ein. 5. Beiträge zu Käufen, Bauten 2c. find dem Zwecke
ber St. U. 8. fremd. 6. Auf Einen Armen werben ber Regel
nach im Laufe des Jahres nicht mehr als 10 fl. verwendet.
Die Invalidenanftalt (ber Shen ©. 177 Erwähnung
gefchah) ift im 3. 1772 von Ludwig IX. begründet durch Be
‚ Wwilligung einer Summe von 6000 fl. aus fürftl. Handgeldern.
Im 3. 1775 murbe biefer Stiftung vie Ueberlaffung des Schloffes
Gräfenhaufen zugefügt, in vemielben Iahre die Anftalt durch Aufnahme
Nachträge, 587
von Invaliden uud Solbatenwaifen eröffnet, und berfelben befpn-
dere jährliche Einnahmen zugewiefen. In ber Folge wine ber
Invalidenanſtalt das Privileg einer Buchhandlung mit verfchiebenen
Berechtigungen verliehen. Das Invalidenhaus zu Gräfenhaufen
beftand bi8 1818. Won diefer Zeit an wurden feine Invaliden
mehr dafeldft in Natur verpflegt und es traten an bie Gtelle
dieſer Verpflegung Geldpenfionen ver Invaliden ein. Die Inva—⸗
fivenanftalt ging in die Form einer Invalidenkaſſeverwaltung über
und befteht als ſolche ſeitdem. Die Haupteinnahme ber Invaliden⸗
anftalt befteht in einer. Nente, welche ihr das Minifterium des
Smnern für den im 9. 1841 abgetretenen literarifchen Verlag
zahlt, außerdem vorzugsweife in einigen weiteren auf Nechtstiteln
berubenvden Renten. Anſprüche an viefelbe haben alle im Kriegs⸗
dienſte untauglich geworbenen Solvaten. Die Penfionen werben
theil8 nach dem Grade, welchen -ein zum Invaliden geivorbener
Solvat befleivet hat, vergeben, theils danach, ob er Ganz- ober
Halbinvalide ift und hierbei wird wieder herüdfjichtigt, ob er nur
zeitweifer ober ftänbiger Invalide ift.
Sterbfaffe- Unftalt für Unteroffiziere. Zur Theilnahme
an berjelben find berechtigt und verpflichtet alle activen verheirathe-
ten Unteroffiziere und fonftige Militärperjonen im Unteroffiziers-
rang. Ihre Fonds bildet fie aus den Eintrittögelvern, den jährs
fichen Beiträgen, aus ven Zinfen von angelegten SKapitalien, aus
zufälligen Einnahmen. Die Einlage beträgt 1 fl.; der jährliche
- Beitrag 1 fl. 12 kr. Stirbt ein Mitgliev der Unitalt, jo wird
an die dazu berechtigte Perfon alsbald ein Sterbgeld von 30 fl.
aus der Kaffe bezahlt. Die Anſtalt fteht unter der Oberaufſicht des
Kriegsminifteriums, die Kaffe wird von dem Rechner der Wittwen⸗
und Waifenfaffe für Unteroffiziere und Solvaten verwaltet.
Die Prälat Köhler’fhe Stiftung Sie bat bie
Beftimmung, Hülfsberürftige und würbige Töchter verftorbener evan⸗
gelifcher Geiftlichen zu unterftügen. Das Grunblapital beiteht in
3000 fl.
. Sebärhänfer Die Gebärhäufer zu Gießen haben als
folde ven Zwed, Schwangeren inshefonbere ber ärmeren Klaſſe
und folchen, welche außerehelich ſchwanger geworben find, für ihre
Niederkunft Aufnahme und Verpflegung gegen Zahlung, over bei
Bereitwilligfeit, als Mittel des geburtshülflichen Unterrichts zu
558 Nachtkage.
dienen, mnentgeldlich zu gewähren. Sie dienen zugleich als Heb
ammenſchulen, an denen jährlich in 2 Curſen Hebammenunterrich
ertheilt wird.
Zum fünften Buche. (Copographie.)
L Provinz Starfenburg.
Rachträgkich ift hierbei zu bemerken, daß von ben 1,184458
Morgen, welche die Provinz enthält, 512844 M. auf Ackerland,
181051 M. auf Wiefenland, 2763 M. auf Weinberge, 507020
M. auf Wald, 4429 auf Hofreithen und 26851 auf imbeftener:
Bares Gelänve Tonımen. — Bon ven 319050 Bewohnern ver
Provinz find 163168 Lutheraner, 14248 Neförmirte, 40323
Unirte, 90201 Katholiken, 1213 fonftigen hriftlichen Eonfeffimen
Wigehörige, 19897 Inden.
dreis Dieburg.
Mit Fränkiſch-Crumbach Bilden eine Gemeine:
Bierbach, Flo. mit 68 Einw.
Eberbach, Flo. mit 83 Einw.
Erlau, Flo. mit 153 Einw. Dazu gehört. vie Ruine
Rodenſtein, ver Rodenſteiner Hof.
Gütersbach, Weiler mit 17 Einw.
Mihelbah, Weiler mit 50 Einm.
Zipfen, Weiler mit 90 Einm.
Kreis Erbad).
Zu dem Sreife Erbach gehört auch:
Güttersbach in Urk. Guderspach, luth. Pfo., kam 1806 von
Erbach unter Heſſen. Gem: 2827 M. (730 A., 303 Bi,
1749 Wa.) Einw.: 327.
Kreis Lindenfels.
Zu dem Kreiſe Lindenfels gehören noch:
Corfifa, Weiler am Ulvenbach, mit 1 Papiermühle u. 95 Einm.
Kudwigsdorf, Weiler am Ubbenbach, mit 158 Einw.
Mimnſchbach, Weit, hat wit Rimbach eine Gemarkung (.b.)
Nachträge. 539
Kreis Neuftadt.
Zum Kreiſe Neuftabt gehört noch:
Hainftadt, luth. Fld. an der Mümling. Im feiner Gemar-
fung jind Brüche von rothen Sandfteinen. Es war Bidenbadhi-
fches Beſitzthum und kam 1806 von Erbach und Löwenftein unter
Heffen. Gem.: 1580 M. (816 A., 350 Wi., 414 Wa.)
Einw.:483. Dazu gehören die Roſenbacher Höfe mit 30 Einw.
Arnheiten, Hof, zu Naibreitenbach gehörig.
1. Provinz Oberbheffen.
Kreis Hründerg.
Zum Kreife Grünberg gehören noch:
Bollubach, Hof, Hat eine Gemarkung mit Saafen.
Schelnhanfen, Weiler, auf beiden Seiten ver Felda gelegen.
Dazu gehören: der Lonifenhammer und bie Hohlmühle.
Kreis Nidda.
. Daznı gehört noch:
Traiömünzenberg, Iuth. Pfo. an ver Wetter, kommt urk.
don 788 vor, alter Münzenbergifcher Ort, fam zum ‚Theil 1806
von Solmb-Braunfeld und Solms-Laubach unter Heffen. Gem.:
1803 M. (1427 4, 187 ®i, 190 Wa.) Einw.: 208.
m. Prodinz Rheinheſſen.
Rreis Alzey.
Zum Kreiſe Alzey gehört noch:
uffhofen, evang. Fld. an dem Wiesbach mit einer Simul⸗
tankirche. Es gehörte ſchon vor dem 12. Jahrh. den Rau⸗ und
Wildgrafen. Nach deren Ausfterben kam es an das fürftl. Haus
Salm und die Rhehtgrafen von Stein, in deren Beſitz es bis in
unfere Zeit blieb. Dazu gehören bie Geiftermühle und vie Neu
geiftermähle. Gem.: 1837 M. (1650 4, 28 Wi, 96 We,
8 Wa) Einw.: 504.
— en
Regifter. .
Die Zahlen bebenten bie Geiten bes Buche.
Abenheim 522. Alnau, bie 58, Andreff 434. 435.
Aberglaube 164. Alsbah 289, Andreft 64.
Adenbad), bie, 58. Asbaher Schloß-Ruine Angelhef 357,
Achenbach 401. (Haus Bidenbach) 290,39. Angelmühle 483,
Achtbuchen, mehrere Hän- Allenz 57. Angerod 390, ”
ſer 324. Alsfeld, Kreis 388, Angersbach 135. 439.
Aderbau 94. Alsfeld 388. 582. Anfer, zum gofbnen 514.
Aderleute 110. 112. Alsheim 93.101. 522, Anlage, nene 503,
Abamsmühle 361. Altdorf 303. St. Anna-Enpelle 499.
Adel 11. 13. 144 f. 205. Alteburg 380, Annelsbah 352.
Apminiftrat,-Fuftizhof224. Altenburg 389.96. Annerod 380,
Abvofaten 249. Altenbufed 370. Antenitermiihle (Holy
Xepfeltode 457. Altenfelder Hof 455. mühle) 438.
Affhöllerbach 352. Altenbain 459. Autoniusberg (Hühnen-
Affotterbad) 339. Altenhütte 359. berg) 442.
Agende 186. Altentotheim 470. Apfelbach ob. Appelb. 58.
Agirsheim 493. Altenmühle 408. Apfelbach⸗ Thal 54.
Ahlenmühlen 44. Altenrob 392. Appollonienhittte 326.
Ahr, die 58. Altenfandaue 505. Appellau 471.
Airlenbach 318. Altenſchlirf 439. Appelshanfen 465. 469.
Altach 385. Altenftabt 40. 465, Appelsmühle 287,
Mbah, Hof nebft Iäger- Alterthimer, römifche 7. Appenborn 436.
haus 379. 378. Altheim (Spik-Alth.) 308. Appenbaufen 404.
Alderobach 339. Altheff, Nitterfpaft 145. Appenheim 501:
Albertsruhe 322. Altlönig 54. Appenrod 390.
Albig 488. Altlechtern 342, Ardet 503,
Aemannen-Bunb 7 Altloch 333. Arheilgen 283. 39.
Alertshaus 355. Altmühle 309. 524. Armeheim 509.
Agesheim 608. Altmünftermühfe 517. Wrnheiten 589.
ee, zur grünen 524. Alt-Wäldershanfenf394, Arnsburg 380. 96.
Allendorf 5. Battenberg Altwidermus 414. Arnshain 40. 390.
a. b. E. 401. Atwiefenmühle 311. Artillerie 265.
Allendorf a. d. Lahn 379. Altwörth 297. Arztmühle 435.. .
Allendorf a.d. Lumda 379. Alzey, Kreis 487. . Asbad 303.
Allendorf 6. Gfabenb. 402. Alzey 43. 487. Aſchbach nebft Eifenham-
Allenrob 40. 416.1 Amalienhof 422. mer 340.
Alfertshaufen 433. Arneloje 409. Aſchenmuhle 442.
Allertshefen 302. d. Amerong’fcher Hof 358. Ael, die 64.
Alertspofer Tanne 302. Ammenbaufen 492. 433. Ael 471.
Aluoium 68. Amorbad 58. Aspisheim 43. 501.
Almenrod 439. - Antmanuemiite 887. Affelbrunn 318.
Affenheim 40. 422.
an 327.
Attribute der Krone 200.
Atzenhain 483.
Atenrode 293.
Auerbach 291. 82. 93.101.
Auerb. Ir fenlager 291.
wu. chloßruine 292.
Auerberg 889. 582.
Aufipringerbad 58.
Aufipringmühle 492.
Auguftenwörth 297.
Aubammer 402.
Aulendieba 414.
Aulheim 490.
Aulbeimer Mühlen 490.
Aumübhle 283. 395. 397.
483.
Aurensmühle 480.
Ausfuhrartifel 154.
Ausgegangene Dörfer 371.
use t, zurfchönen 485.
Babenhauſen 803. 89.
Babſtmuͤhle 882.
Bachgau 10.
Bachmiühle 442.
Babeburg 378. 388.
Badenheim 489.
Bäder, römifhe 6. 7.
Bären 104.
Bagatelle 358.
Baldersdorf 896.
Ballhauſen 292.
Balkhauſer Thal 49. 296.
Balsbacher Höfe 355.
Bank für Handel ıc. 161.
Bannerod 439.
Bannmühle 498,
Banſa'ſche Mühle 868.
Bafalt und Bafaltbrüdhe
. 92.
Basborf 471.
Baftelehof 857.
Battenberg 40. 402.
Battenfeld 403.
Bauermühle 882.
Bauernheim 40. 423.
Bauernftand, ſ. auch Ader-
lente 145.
Bauersmühle 304. 306.
Baumgarten (Bangart)
Baumlkirchen 461.
Bauſchenhain 394.
Bellersheim 448,
Bergbau 81 ff
Betzenmühle 439,
Betenrob 459,
j Regifter. 541
Bauſchheim 327.
Bayerseich 360.
Bayerseichmühle 860.
Bechenheim 489. Beyenheim 423,
Bechterod 392. Bezirksgerichte 245.
Bechtheim87.93.101.522. Beyirteratg 229,
Bechtolsheinm 509. Bezirks - Schulcommiffton
Bederwörth 336. . 236.
Beedenkirchen 292. Bibfis 298.
Beerbad 57. Bickenbach 293. 39.
Beerfelden mit Unterbeer- Bidenbad, Haus 290.
felden 318. 106. 39. Biebelnheim 509.
Beigeorbnete 210. Biebelsheim 43. 489,
Beinenhäuschen 356. Biebelsmühle 358.
Bellerba 379. Bieben 890.
Bellers Kirche 490. Bieber in Starf. 39. 868.
Bieber in Oberb. 380
Bieberbach, die 58.
Bieberberg 449,
Biebesheim 327.
Beuern 40. 880.
Beunbehof 414.
Bevölkerung 109.
Bellingshanfen 411.
Bellmuth 449.
Bellnhaufen 83: 408.
Beltershain 438, Biebighaufen 4089.
Bensheim, Kreis 288. Biedenkopf, Kreis 400.
Bensheim 288.18.39.101. Bichenfopt85. 149.40.401.
Senebeimer Hof 329, 96. Bicdenjand 336.
Biedenthaler Hof 492.
Bienenzudt 108.
. Bierbach 5838.
Bergen ob. Bergheim 503. Biermühle 289.
erf, bi .
Bergämter 262.
Bergfreiheit Thalitter 472. Biefenrobe 390.
Berghaus
Bergheim 40. 449,
Berghof 512.
Berghofen 403.
Bergflofter, ehem. 522.
Bergmüble 359.
Bildungsanftalten 234.
Bilgesheimer Mühle 449.
Billertshaufen 890.
Billings 308.
Bilsdorf 434.
Bilſingsmühle 406.
Beraftraße 274. Bilftein 40.
Berkach 397. Bindfachfen 414.
Bermersheim (bei . Pfeb- Bing 435.
bersheim) 523. Bingen, Kreis 499.
Bermersheim (bei Alzey) Bingen 43. 499. +00.
489. ehem 449.
Bermuthshain 440. Bingenheimer Forſth. 450.
Berngerod 445. Bingenheimer Mühle 449.
Bernbarbsrodrth 297.
Bingmühle 435.
Bernsburg 390. Binjenbacdh 405.
Bernsfeld 433.
Binzig, im 351.
Bernsbanfen 440. Birlenau 39. 340.
Bersrod 380. Birlenauer Thal 49.
Berftabt 92. 40. 449. Birkenmühle 448,
Befjungen 283. 97. Birlert 353.
Beſſunger Forſthans 288. Birklar 449,
Beitundtheile des Großher⸗Biſchof von Mainz 288.
zogthums 35. Biſchoffen 40. 408.
Bettenbacher Höfe 846. Se 927.
Bettenhaufen 449,
Bisthnm Mainz 187.
Blantenftein 406.
642
Blauenberg 428.
Blaumlihle 405.
Blechmühle 460.
Bleiaue 880.
Bleiche, die, 58.
Bleichenbach 450.
Bleidenrod 3.
Blinde 116. 534.
Blindenanftalt 179.
Blitenrod 440.
Blöbesheim 523.
Blofeld 40. 450.
Blumgau 10.
Blutberg 497.
Bobenhaufen.I. 40. 450.
Bobenbaufen II. 459.
Bobſtadt 385.
Bodenrod 340.
Bodmühle 315.
Bodftein 504.
Bodenheim 48. 510. 101.
Bobenrod 423.
Böllenfallthor 283.
Billftein 39. 368.
Bönikircher Mühle 461.
Bönftadt 428,
Bösgejäß 414.
Bösköngernheim 498.
Regifter.
Breibenftein 408. Bullan 319.
Breibenteiner Eifenbam- Bullauer Bild 919.
mer 8 Sunmenjehen 1.
— 286. Bunbenmühle 810.
Breitenbach, die, 58. Bumtenbergemlipe 404.
Breitenb "366. Burbach 405
Breitenbrumn 853. Burg
Breitenhaid 450. Burgbr t 414.
Dreitenwiefen 340. Burggemi en 891. 582.
Brembof 357. Burggräfenrope 465.
DBrenuersmühle, f. Litzel⸗Burghölle 408.
forftmihfe. Burgmannen 11.
Brensbach, bie, 68. Burgmähle 436.
Brensbach 304. 89. Burgicheibel 446.
Bretenhein 43. 481. Burkharbe 459.
Breuberg 39. 362.
Breuerber 8
Breungesha
—— 340
—æ—
Bruchbach, die, 58.
Bruchenbrücken 423. 96.
Bruchhof 328.
Bruchmuͤhle 328. 365. 408.
897. 331. 483.
Bruhmühlen, zwei 285.
Brüdengelder 258.
Brüdenmühle 422.
Bohlenmühle, die alte und Brückenpeter 825.
neue (Bohlenmühle) 284. Brumbach, Die; 57.
Bolant 450.
Bollnbach 539.
Bonnenaue 886.
Bonsmweiher 340.
Borbmühle 300.
Bornheim 489.
Bornheimer Hof 493.
Bornmühle 286,
Borsdorf 450.
Bofenheim 43. 489. 101.
Bottenhorn 40. 403.
Borbeimer et 330.
Bracht, die, 58
Brandau 304.
Branboefiherungsanpl
Brauerſchwend 891.
Braunfohlen 89.
Braunkohlenletten 69. 70.
Braunsbarb 283.
Braunftein 588.
Breidenbad 408.
Bü
Brunnenmühle 427. 466.
Bubenbeim 501.
Bubenheimer Mühle 601.
Bubenrod 885.
Buchenau 404.
FE BON 471.
Buchgau 10.
Buckel; bei Wallau 40.
Buchklingen 340.
Buchwaldsmübhle 459.
Budenheim 481.
Büches 414.
Bilbeapeim (Kr. Vilbel) 40.
Burkharbsfelden 41. 381.
Burkhardsmühle 316.
Burtsmühle 438.
Buſch, in dem 342.
Bujeder Thal 379.
Buſenborn 41. 459,
Butzbach 41. 4283.
@ fiehe auch 8.
—— 169.
Calbach 415
Campen
Capersburg 498,
Carlsaue 385.
Carlsbach 58.
Carlsburg 408.
Carlshalle 88. 496. vn
Carlshof 446, "448, 406
Carlshütte 86. 404.
Carlswörth 329.
Easparsmiühle a.
Caſtelle, röm. 6.
So harinenmüßte 48.
Celle 45
Genten ı 8 Centenarü 9.
Cerithienfatt 69.
Charakter, Sittenzc.116f.
Chatten
Büdesheim 43. 501. 100. hnuffeehuug 485. 507.
Brandaße uranz⸗ -Commif- Büdingen, Kreis, 412.
fion Büdingen 93.186. 41.412. Shrikinen of 41. 410. %
108.
96. 101.
Bürgel 359.
Bürger 11.
Bürgermeifter 210.
—— 145.
Bürſtadt 39. 335.
tr 469.
Büßfeld 391.
Breibenbager Grund 142, Büttelborn 39. 328.
Bulbertsäain I.
Chevaurlegers 265.
Eichorien
Eiotbienerwittwenlofie
171. 287.
Civilfifte 201.
Civilminifterien 220.
Eivilprogeß 241.
itregt 241.
appach 283.
Elgraberg (Clarahoſ) 80.
Slanfe, bie 425..
Clauſefonds 425.
Reaiſur. 548
Defanate, kath. inStarlend. Domcapitel 284.
273., in Oberhefien 870., Dommerkerg 98.
Clima 78. 683. in in Rheinhefen, 475. Donnerkeile 165.
Elimbach 484. Dekumatenlan Donnermühle 484.
erreneomihle, f. Appels- Denzenmühle 528. Dorferbad 819.
müble Dernbach 404. Dorfgüll 381.
Gommenbenmübfe 388. Deubelsmühle 379. Dorfitter 471.
Concorbat 188, Deutf — die alten 2. Dorfmühle 807. 471. 515.
Eonfurter Mühle 803. Deutichlatheliten 191. Dornbad, bie 58,
Conradsdoxf 97. 455. Derbach 404. Dornberg 828.
Conradshöhe 447. Derheim 510. Dornberge: Faſanerie 828.
Conrabsroth 381. Dialecte 116 fi. Dorndiel 304.
Eonrabsrube 447.
Conrabsmilhle 898.
Eonftftorium, bifchöfl. 234.
Eonfulste 160. 222.
Eontersmlhle 888.
Correctionshäufer 188.
Eorfila 538.
Crainfeld 41. 440.
Eronienmühle 381.
Eruftila 453
Crumbach 881.
Crumſtadt 328.
Erutenjehen 461.
Dianaburg, Jagdpav. 288. Dornbieler Hof (Pfalzhof)
Didmühle (Dittenmübhle)
513. Dornbürtgeim 528.
Didmühle 468. Dornbein 90. 389. 828.
Didnertsmühle 397. Dornmühle 806.
Didtanne 300. Dotzelrod 392.
Diebach 415. Drachenloch 398. 462.
Dieburg, Kreis 302 ff. Drais 43. 481.
Dieburg 302. 39. Drebebaufen 894.
Dielsbach, die 58. Dredershaufen 401.
Diemel 64. Dredhaufen 360.
Dienbeim 94. 510. 101. Dreieihenhain 859.
v. Zienheimiſche Miüble Dreibornemidle 626. 531.
@ultus 231. rolimühle 510
Eurtsmüble 408. Dienftgewalt 198. Dromersheim 502.
Diete, bie 58. Dubenhofen 41. 860.
Dachsloch 404, Dietenshaufen 405. Dubenrod 41.
Dagsberg 295. Dietersbeim 502. Dübentbal 392.
Dahlheim 510, Dietesheim 359. Dübelsheim | 41. et
Dalsheim 523. Dieenbad 122. 359. Dilngber 19 58 . 878.
Dammeshof 390. Dille, die 58. Dürellenbad) 3.0.
Dammesmühle 390. Dilshofen, Sleinfgumid'- Dulmesheim 488.
Dammmäühle 424. her Hof 286 Duntelbach 286.
Damshaufen 404. Dilshofen, ati Börner’- Dunzenbah 58.
Damwild 105. fhe Höfe 317. Durhfig am Ühein 59.
Danneurgd 391. Diluvium ſ. a. Geyer, am.
Darm 58. Dintesheim 490. Dufenbach 358.
Darmfladt, Kreis 276. Diöcefanftatuten 189.
n Stabt 276. 75. Divritbrüche 92. Ehenfeld 407.
89. 97. Dippelshof 287. Eberbach, die 58.
Darmftäbter Hof 493. Dislammen 440. Eberbach 841.
Darsberg 340. Dirsrode 396. Eherbahysmühle 411.
Daubenthal 392. Diftrictseinnehmer 256. Ebersberg 819.
Daubringen 881. Diltrictseinnehmereien in Ebersfelberhof 495.
— 450. tarfenb. 273. in Ober- Ebersheim 481.
Dantenheim 490. effen 369. in Rhein- Eoerfiaht (a Starfenburg)
utphe, bie 58. eilen 474.
Dauthte 41. 404. Dittelsheim 528. Gier je Oberb.) 881.
Daubenrob 898. Dittenmühle 518. Echzell 92. 460.
Dedenbach 891. Dodenau 405. E som 451.
Deisfeld 471. Dögelmühle 466. Edartsbaufen 415. .
Delane 232. Dörrmühle 405. Edelshaufen 41. 408.
Delanate, evang. in Star Dohlmühle 491. Edelsheim 43. 490.
tenb. 273. in Oberheffen Dolgesheim 510. Edenlodher Mühlen 485.
370. in Rheinheſſen 475. Domänen 249. Ever 65.
544 Regifter.
Edermůhle 408. Elmersbach 329. Erlenbach b.Lindenfels 341.
Effenmühfe 511. Elmshauſen (in Starkenb.) —— bei Erbach 319.
Effolderbach 451. 293. Erlenmiühle 401. 391, 443.
Egelbach 405. Eimspaufen (in Oberheſſ.) Ermenvob 434,
Egelsbach 360. sbach 319.
Ehrenberg 471. —*8 ie Ernnbofen 304.
no bes Großher⸗ Elsbach 319 Ernft Ludwig 22. 28.
3098 200 Elsbach Deietad) 403. Ersheimer Ziegelhütte 343
Speingepaufen 302. Eisheim 502 Ersheimer Kirche 343.
(in Startenb.) 284. Elſoff, bie 64. Erzbach 341.
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Eich (Rheinheff. a. O) 490, Eltviller Aue 504. Erzhaufen 284.
Eichelberg 54. 48. Emmelinenbütte 285. Eſchenrod 460.
Eichelberg 341. Enclaven 36. chollbrücken 284. 39.
Eichelhain 440. Endbach 405. hollmühle 284.
Eichelſachſen 459. Engelbad 408. Ejelmühle 316.
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Eichelſtein 6. Engelrod 440, elborn 490.
Eichenrod 440, Engelftadt 502. Efjenheim 482. °
Eichloch 510. . Engelthal 465. 506. 9b. Eitingehaufen 41. 381.
Eihmühle 397. 399. 365. Ensheim 511. Etean 820. -
Eihmühle 881. Enzbach 58. Epengefäß 3583.
Eifabach 64. Enzheim 415. Etengefäßer Düfte 350.
. Eifa bei Alsfeld 392.. Enzheim mit Gumbersheim Cuborf 392.
Eifa bei Battenberg 406. 101. 524. Eulbad 320. 39.
Eilftaufend Mägdemühle Episcopus summus 185. Eulenburg 522.
. Eppelsheim 69. 524. Eulenhof 346.
Eilftaufenb Sungfeauen- Chpertspaufen 804. Eulenmübfe 506. 504. 18
pforte ach, die 58. Eulersdorf 392.
Eimelrod 471. Erbach, Grafen 144. Eulsbach 341.
Eimsheim 510. Erbach, Kreis 317. Eufer Gericht 395.
Einartshaufen 459. Erbach, (8. Heppenheim) Euterbad 57.
Einfuhrartitel 153. 335. Eutergrund 325.
Einhaufen 394. 400. er (&. Erbach) 39. Eutermühle 325.
Einhäufer Mühle 427. Evangeliſche Landeskirche
Einregiftrirung 257. Gebr, in der 866. 184.
Einshaufen 385. Erbacher Forft 317.
Einfiedel 294. Erbader Hof und Mühte Fabrikarbeiter 110. 112.
Einſtandskafſe, |. Stellver- 414. ängenhof 294..
tretung 239, Erbacher Thal 334. ahrenbach 341.
Fra 58. Erbenhaufen 392. alfengefäß 320.
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Eifen 85 ff. Erbesbüdesheim 43. 96. Seltengefüßer Aal 324.
Eiensag, Schloß u. Hof 490. kenhof 289.
Erbfolgeordnung 203. alten einsmühle 467.
Sifenbahemühfe 408. Erbfolgeredht 202. Bei er Hof bei Schön-
Eijenbahnen 158. Erbliher Stand 143. erg 300.
Eijenbahn-Baubirectionen Erbesbach, die 58. Safari bei Darmftadt,
Erbuch 319. - Darmftadt.
Eiteraband 286. Erbverbrüberungen 202. Faſanerie bei Dornberg,
Elbenrod 392. Erden 91. ſ. Dornberg.
Elbrighauſen 404. Erdhauſen 405. auerbach, Die 58.
Eldenrod 399. Erfelden 329. auerba bei Nidda 451.
Elementarſchulen 236, Orinbungspatente 147. dauetba I. bei Mün
Eleonovenftiftung 177. Erlau 538.. 41.
Elifabetbenfitt 179. Erlauerbad 58, —8 U. be Fried⸗
Ellenbach 34 Erlebach 381. berg 424. 96.
Ellersdorf 586, Erlenbah, vie 68. Faulbrunnen 93,
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Geinsheim 329. 39. Gewerbftaͤdte 148. Grebenhain 441. 400.
Geisberg, am 29. Gewerbfteuer 250. Greifenhain 3983.
Geisberg 322. Gewerbvereine 146. 237. Grein 342.
Geiſelſtein 41. Gewichte 162 ff. Grenzen 35. .
Geiſenbacher Höfe 348. Gene am, Rheindurchftich Srenzersmähfe 395.
Geifenberg 405. Grenzzollämter 258.
Geiſtige Cultur 163 o Vrwbrth 512. Griedel 424.
Geiſtliche Wittwentaffe 172 Oideleburg 482. Griesheim 284. 98. 39,
7. Gießen, Kreis 375. Griesmühle 506.
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Geitoh Hämmelsbacher Sieben 79. 41. 376. Größe des Landes 37.
Gilbertshauſen 406. Grohmüuhle 355.
Sehnde 4. 451. Gimsheim 524. Grolsheim 504.
Geißwieſe, an der 341. Ginsheim 329. Gronau 294. 39. 101.
Gelbes Haus 514. Girmeshaufen 461. Großbieberau 306. 39.
Geldloch 471. Gladenbach 41. 406. Großbreitenbach 342.
Gellnbachsmühle 403. Glashütte, ehemalige bei Oroßenöufed 382. -
Selnhaar 452. Eberftabt 284 Großendorf 413.
Gemeindemühle 531. Glashütte 40. 452. Oroßeneihen 434.
Gemeinden 209. Glattbach 342. Großenlinden 382.
Gemeindevermögen 211. Glauberg 41. 415. Großfelda 80. 41. 39.
Gemiünd an der Straß 391. Slauburg 415. — Kreis 326.
Gemiüfe 100. Glaubzahl 450. Großgerau, Stadt 326. 9.
Generalquartiermeifterftab Gleiberg 41. 378. Großgumpen 842.
Gleimenhain 393. Großhauſen 335.
Genstarmerie 265. Goddelau 93. 330. Großherzog, Der 195., als
Öenfingen 43. 503. Söbelnrod 434. Oberhaupt des Staats
Geogneftiiche Beichaffen- Gönnern 406. ' 196., der Großh. Fami⸗
heit Görbelheimer Mühle 423. Tie 201., der evangel.
Gearg I 19, Söringen 39. Landeskirche 202.
Georg IL. 21. Görzberg 53. 41. Großhomberg 389.
Georgenhammer 485. 461. Götzen 460. Sroßfarben SD. 96.41.4665.
Georgenhauſen 306.,96. Götenhain 360. Großlumda 41. 434.
Georgsfapelle 429. Cötenboiner Mühle 360. Großmühle 379. 528.
Geraitsbach 58. Großrohrheim 294.
Gerauer Fallthorbaus 326. Solbader 43. Großfteinheim , ſ. Stein-
Gerichtswollzieher 248. Goldbach, bie 58, heim.
Serlahehaufen 427. Goldgrund 331. Großumftadt, |. Umftabt.
Gernsheim 293. 39. Goldmühle 516. Öroßwinternbeim 504.
Gernsheimer Wald 56. Goldner Anker 514. ®roßzimmern 306. 39.
Geroltshain 393. Goldftein 445. Grubelbach 293.
Gerjprenz (D.- und U.- Gomersheim 495. Grubenbach, f. DO.» u. U.
Geriprenz) 342. Gonſenbach 58. Grubenbach.
Gerſprenz, die 58. 62. Gonſenheim 482. Grubenmühle 390.
Gerſprenz⸗Thal 48. Gontershauſen 393. Grünberg, Kreis 432.
Gerſtenrod 393. Gonterskirchen 460. Grünberg, Stadt 41. 42.
Gefandte 222. Gorrheim 342. Gründaubach 58.
Geſangbuch 186. Gorrheimer Thal 49, Grüne Allee 5924.
Gejhichte des Landes 1. Grabenmühle 365. Grünewaldsmühle 403.
Gejchlechter, große 11. Gräbenbrug (Bruchhof) Grünheder Hof 309.
Geleggebungsreiht 196. Grüningen 41. 382.
Geſteine 9 Sräfenbaufen 284. Grünſchwalheimer Hof 9.
Gethürms "oo, 532. Grafenbruch 361. 457.
Getreide 98. Granit 67. Grünftein 67.
©ettenau 452. Gras 108. Grummetsmühle 434.
Gewäller 57 ff. Sraselentah IM. U. Grundbadh 58.
Regiſter. 547
Grundmühle 394. 440. 441. Häuſer Mühle 383. Hankelsburg 412.
468. 454. 459. Häußlingen 379. Hanndhesmühle (Mittel-
Srundrentenfcheine 162. Hagen, Schloß, 859. müble) 399.
Grundſteuer 250. ° Hahn 285. 39. Hanfenmilble 487.
Günterfürft 320. Hahn 807. Happeltmühle, |. Bier-
Günterop 41. 407. Hahnenfand 329. muͤhle 289.
Gimzelborf 397. Hahnheim 101. 512. Harbach 434.
Günzelrode 397. 895. Hahnkopfsmühle 407. Harbmühle 427.
Güttersbach, die 58. Hahnlachmühle 332. Harbshauſen 471.
Güttersbadh 39. Hahnmühle 287.289.464. Hardeck 413.
Guldenklingenhof (Klingen Haidekopf 41. Hardgebirg 53.
hof) 335. Hain in der Dreieich 359. Hardt 43.
Gumbebeim 492. Haina 384. Hurbtberg 39. 385.
Gumpen, ſ. Gr. u. Kl. Oum- Hainbad 393. Hardthof 378.
pen u. Oberfleingumpen. Hainbrunn (Oberhaine Harpertshaufen 307.
Gumpersberg 358. brunn) 321. Harreshaufen 308.
Gunau 337. Hainchen 41. 416. Hartmühle 398.
Gundbach 58. Haineburg 310. Hartenau 293.
Gundelbach, die 57. Hainer Hof 331. 96. Hartenmühle 412.
Gundernhauſen 307. Hainer Hof (Betershainer Hartenrod 140. 407.
Gundersheim 101. 524. Hof) 437. Hartershaufen 441.
Gundheim 525. Haingründau 85. 416. Hartmannshain 460.
Gundhof 833. Haingrund 354. Hartmannsmühle 463.
Gunsbach 58. Hainhaus 357. Harrheim 43. 483.
©untersblum 43. 101.511. Seinbaufen 360. Harzmühle 454.
Öunzenau 441. Hainmühle 394. 428. 422. Safelerg, f Häſſel.
Gunzhauſen 401. Hainſtadt 360. 539, Haſſeleck
Guſtavsburg 330. Hainftermühle 325. Safefhany. 340.
Gutswirthſchaften 96. Hainzerflingen 299. 300. Haſſelhof "340.
Gymnaſien 167. 235. Haiſterbach 321. Haſſelmühle 498.
Gymnaſiallehrer⸗Wittwen⸗ Halle, in der 851. Haſſenroth 53. 354. 41.
tafie 173. Hallenburg 96. 446. Haßloch 330.
aag 417. Hallenmühle 446. Hattenrod 383.
Haagkirche 419. Hambach, FAR Dr u. U. Ham. Habfeld 41. 407.
Haarhauſen 393. bach 388 Saubenmühle 456.
Haafenmühle 289. Sambader Thal 334. Daudenmihle (Wolfen-
Haafenwörth 514. Hamm 525. mübhle) 393.
Habechesbach 454. Hammelbach 343. Haumühle 524.
Haberichshaus 325. Sammelbaufen 427. Hauptſtaatskaſſe 252.
Habermannstreuz, am 318. Hammer 414. Hauptitempelverwaltung
Habertshaujen 395. 397. Hammeraue, ſ. Hämmer- 256.
Habitzheim 122. 307. aue. Hauptzolämter 258 ff.
Hachbach 400. Hanauifche Erbichaft 23. Hausberg 41. 424.
Dadenheim 493. Hanauiſche Mühle 456. Haufen (a. DO.) 362.
Haderaue 481. 508. Handel 152 ff. Haufen 383.
Haderſand 333. Handelsgärtner 97. Saufen 360. 454.
Hähnlein 294. Hanbelsgerichte 246. Saufirbanbel 161.
Hälelwaaren 151. Handelsgewerbe 155. Hausthiere 106.
Hammelsbach (Geißhof) Handelskammern 237. 159. Hauſtädten 390. 400.
Handelsplätze 155. Hauſtädter Mühle 388.
Slmmieraue (Hammeraue) Handelsverträge 159. Harthäuſer Hof 505.
294. Handlungen 153. Heblos 441.
Häffel, auf dem (Haffel- Hanf 103. Hebſtahl 321.
berg) 339. Hangenmühle 357. Hechtsheim 483.
Häufelsmühfe 323. Hangenftein 41. Hedenberghbein 449.
Häufer Se 8309. 92. Hangenwahlheim 525. Sedenmilßle204.409, 440.
455. 505 Hangenweißheim 525. 405. 444. 442.
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Sebensheim 485.
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Heegheim 416.
Heermübhle 440.
Hegenrod 389,
Heibertshaufen 381.
Heidelbach 398.
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mühle) 861.
Heidesheim 101. 504.
Heidmühle 459.
Heilbertshaufen 397.
Heiligenberg 295.
Heiligenholz 404.
Heiligenmühle 393.
Heimersheim 498.
Heinrih das Kind 13. 14.
Heinrich I. 15.
Heimertshanfen 394.
Heiftermiühle 445.
Heifters 441.
. BHeldenbergen 41. 466.
Selenenbab 501.
Helgertsmühle 286.
Selmannshanfen 465.
Helmesmühlen 439.
Helmhof 366.
Helpershain 394.
Hembach 354.
Hemmen 41. 441.
Hemmenrod 391.
Hemminghaufen 471.
Hengmantel 353.
Hengſtbach, Die 58.
Henriettenhof 462.
Heppenheim an der Berg- Hildenhaufen 308.
firaße 101. 334. 39.
Regifter.
Herrnhütte 320. - Hirſchrod 443.
Herrnmüble 394.399. 434. Hirſenmühle (Meuttergot-
424. 436. tesmühle) 289.
Herrnsheim 43. 96. 526. Hirtenrod 392. 395. 399.
Hertenrod, f. ‚Hirtenrod. 400.
Herzhaufen 41. 408. Sirzenhain 86. 452.
Herzbaufen 471. Hitzkirchen 416.
Heffelba 321. Hitzmühle 393.
Heflelhang, am, 2 Höfe 338. Hobe 405.
Helfen, Stellung zu Kaifer Hobelmühle 400.
und Reich 25. Hochheim 526.
Heffen, Stellung ber bei- Hochftätten 295. 98.
den Häufer 25. Hochſtätter Thal 292.
Heſſenbrücken⸗Eiſenham⸗ Hochweiſel 425.
mer 386. 461. 463. Hockenmühle 422.
. Heffenbrüdenmühle 386. Hodenfeld 396.
Heſſenmühle 426. Höchſt 354. 39.
Heſſenſteiger Mühle 498. Sao an ber Nidder 41.
Södetsberf 460.
Höhe, Die 54.
- Hefifersmühle 434.
Heßloch 101. 526.
Hetſchbach 354.
Hetzbach 321. Höhenangaben 39 ff.
Hebelshaufen 400. Höingen (Hoingen) 39.
Heubach 309. Höllenziegelhlitte 365.
Heuberg, auf dem, f. Ha⸗ Hollerbach 354.
berich 325. äſlhof, 389.
Seichelpehm, 8. Gießen) — 389.
383.
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Geucegeim (Kr. Nibde) Sirgenan 442.-
Hörige 9
Seuchelbeimer Mühle 383. Hörle, die 58.
Heugershaufen 392. Hofbibliothet 169. 235.
Heuſenſtamm 361. 98. Hofgerichte 243.
Heutzmühle 459. Höringhaufen 471. 97.
Heuzhofen 468. SHofgüll 454. 96.
Herenprozeſſe 164. Hofheim 335. 39.
Hexenthurm 417. Hofheim, Hoſpital 330.
Hertorsmühle 287. Hofmannsmühle 461.
Hildebranpsmühle 287. Hofftaat 200.
Hoffteden 391.
Hillesheim 512. Hohe Graben, ber 465.
Heppenheim im Loch 493. Hiltgrsffingen 96.321.348. Hohberg 322.
Heppenheim an der Wieſe Himbach 416.
93. 525.
Herbitein 442. 535.
Herchenhain 41. 460.
Herchenroden 308.
Hergersporf 394.
Hergershanfen 308.
Hering 308. 39.
Hermann I. 15.
Hermannftein 383.
Herrgottöberg 98.
Herrnhaag 413. 417.
Herruhaufen 435.
Herrnhof 457:
Herrnhuter 189.
Hohenaue (Schrimpfiſche
Aue) 333.
Hohenfels 402.
Hohenloher Hof 96. 324.
Hinterburg 347. Hohenjolms 41. 385.
Hinterland 71. 73. 136. Hohenſtein 297.
874. Hohenftein, am 84:
Hinterländer Gebirge 52. Hohenſülzen 526.
Hinterländer Gewerlſchaft Hoherainmühle 286.
402. Hoherodskopf 41.
Hintermühle 342. 412. Hohe Warte 53. 41.
Hippelsbach 306. Hohlftein, im 351.
Hipping 514. Sohmühle 400. 446.
— nebſt Schloß Hohſtadt 366.
v. Eienhamme 303.30. Solahäuschen 495.
HSimmelsfron 526.
Hinderfemen 362.
Hinterbach 321.
Holdermwarte 41.
Sollunbereapelle 429.
Holzburg
Shaun bei Gladenbach Shhotbefenbernhrer 248.
Sohzhaufens. Battenb. 408,
Holzauſen vor der Höhe
Sofzheim 41. 385.
Holzmühl 442.
Sofemübfe 359. 385. 442.
433. 530.
Holzwaaren 151.
Holzwiefe, bet ber 806.
Homberg 394. 532,
Somertshaufen 408.
Öopfen 102,
Sopfengarten 288.
Hopfgarten 395.
Hopfmannsfeld 442.
Hopper, im 8349.
Horchenhain 393.
Horchheim 526.
Horlesberg 43.
Horloff, Die 58,
Horloffsmühle 460.
Hornbach 344.
Horrweiler 504,
Hoſpitalmühle 327. 517.
526.
Hottenbacher Hof 314.
Horhohl 309,
Hubele 399.
Huben 9.
Huckenhof 490.
Hüftersheim 427.
Hühmenberg 442,
Hühnermühle „444.
Hürfenfrüchte 99.
Hülshof 408.
Hünengräber 3.
Regijter.
Hunnenftein 408.
—2 41. 442.
Hutzwieſe 342.
sägerhans (Rodheimer
Hof) 4
gigerhaus 5. Oberolm 485.
Jägerhütte 342.
Jägersburger Forfthaus
294. 835.
gageroburger Wald 56.
Jägerswörth 336.
Jägerthal 398.
Ibner Hof 492.
Ibner Mühle 492.
Ibersheim 526.
Ibersheimer Wörth 527.
Igelhauſen 452.
Selsbag 343. 344,
Ilbenſtadt 41. 425.
Ilbeshauſen 442.
Illbacher Hof 313. 96.
Sunhanfen „216.
Ilsdorf 4
549
Jungaue 502.
Jungenaue 835,
Jungenbuſch 512.
Zungenfeldifhe Aue 486.
Zungenfeldifhe Mühle 482.
Surnjfrauenpforte (10000)
Suntermüßle 427.494. 451.
duſtzgewan 197.
Juſtizminiſterium 242.
Juſtushütte 412.
K fiche auch ©
Kälberteich 512.
Käfberseicher Wörth ſ. Pipi.
Kämmersmilhle 402.
Kaͤßmühle 359,
Kättchesmühle 412.
Kaffeeberg 8351.
Kaichen 41. 466.
ch 322.
gaiferbonmühte 531.
Kaifermühle 531.
Kaltofen 283. 39.
Ilsdorf (Scims- Ilsdorf) Kalkſteinbrüche 92,
460.
Induſtrie 146 ff.
Juduſtrieſchulen 168.
Infanterie⸗Diviſton 265.
Ingelheimer Aue 480.
Snbeiten 453.
Snländer 203.
Infpirirte 191,
Snvalidenanftalt 177. 536.
St. Johann 497.
St. Johannis Aue 480.
Zohannisberg 41,
Kallſtadt 344.
Kaltenmühle 439.
Kalters 332.
Kamberg 395.
Kambergermühle 397.
KRammerhof 96. 381.
Kammſcheid 41.
Kampfmühle 472.
Kamsba
Kannengießerheckenhof353.
Karthäuſer Aue 484.
Kartoffeln 99.
Fokannisgof@Blodenb. )294 Kaftel 43. 488.
Johanniscapelle 511.
Joſſa, die 64. 296.
Hütte, Sie 405.412. 497. Ippesheim 43. 498.
492,
Hüttenberg 375. ‚
Hüttenfeld (Rampertheimer
Hütte) 335.
Hüttenmühle 446.467.409.
Irrlichter 165.
Sienburg, ‚Sürften u. Gra⸗ dabentag
fen 14
— 110. 112. 165.
178. 192, 234.
Katehismus 186.
Katerloch 101.
Katholilen 110. 112.
Kathol. Landeskirche 187.
408.
Kapenelnbogen, Grafſchaft
15.
Katenmühle 441. 448,
Hüttentbal nebft Eiſenham⸗ Stier, derrſchaft 469. 582. Fabenfteiger Mühle 496.
516.
mer 322.
Hulshofen 467.
Humbfter Mühle 367,
Hummetroth 354.
Hundertmorgen 315. 39.
Sundsmühle 307.
Huneberg 424.
Hunefeld 424.
Hungen 41. 459.
gin die 64.
Itterbach 57.
Stterburg 472.
Yügesheim 361.
Jugenheim 295.
Jugenheim 43. 505.
Kaufunger Stiftsfonds
238. 178.
Kaufftoß 41. 460.
Kebsmühle 502.
Kefenrode 416.
Kehlnbach 408.
Yugenheimer Berg (Hei- Kellerbery 402.
genberg) 295.
Kellermühle 497.
550
Kelten 3.
Kelfterbah 330.
Kempten 101. 505.
Keſſelbach 435.
Keftrich 395.
Kettenheim 493.
Kettenmlühle 427.
Keuper 70.
Kiliansherberge 41. 459.
Kilianshütte 404.412. 86.
Kilsbach 352.
Kimbad 354.
Kinzig 58.
stirchbeerfurth 344.
Kirchberg 387. 385.
Regiſter.
Kleinheppenheim 334.
Kleinbof 397. 399.
Kleinhomberg 389.
Kleiniſcher Hof 483.
Kleinkarben 41. 466.
Kleinkinderſchulen 169.
Kleinkrogenburg 361.
Kleinlinden 41. 385.
Kleiniumda 434. 435.
Kleinmühle 399. 379.
Kleinrohrheim 296.
Kleinfteinheim 361.
Kleinumftabt 809.
Kleinwelzbeim 361.
Kleinwinternbeim 484.
Kirchberg b. Bensheim 289. Kleinzimmern 309.
Kirchbrombach 355.
Klemm, in der 345.
Kirhenbehörben, evangel. Kleudelburg 405. 402.
231. kathol. 233. iſrael. Klingenmühle (Wiefen-
234.
Kirhenmühle 514.
Kirchenordnung 185.
Kirhenregiment 2c, 185.
Kirchenftumpf 396.
Kirchenvorſtände 238.
Kirchgöns 425.
Kirchlotheim 472.
Kirchweiben 118.
Kirlesmiühle 465.
Kirnbachshütten 310.
Kirchberg 459.
Kirihgarten 435.
Kirſchgartenmühle 522.
Kirſchhauſen 335.
Kirihhäufer Thal 49. 384.
Kirfhmühle 436.
Kirtorf 395.
Kiſſelwörth 512. 513. 329.
Klappermühle 430.
Klaus⸗Capelle 522.
Klauſenberg 522.
Klauſenmühle 294.
Klausmühle 504.
Klee 103.
Kleebach 58.
Kleeſtadt 309.
Kleinauheim 361.
Kleinbach, die 58.
Kleinbieberau 309.
Kleinbreitenbach 344.
Kleineichen 435.
Kleinfelda 80.
Kleingerau 331.
Kleingladenbach 408.
Kleingumpen 344.
Kleinhauſen 335.
müble) 293.
Klobergsmühle 397.
Klopp 499.
Kloppenheim 42. 466.
Klopsmauer 523.
Kombach 408.
KRoppenmühle 283.
Kornelienkirche 367.
Kortelshütte 322.
Kortelshütte 343.
Koftheim 101. 484.
Kräbenberg 39. 321.
Kranichftein 282.
Krautlacheninfel 343.
Krebsbadh, bie 58.
Krebsmühle 405.492. 380.
394.
Kreidah 344.
Kreisämter i.allg. 227.232.
Kreisämter inStarkfbg.272.
" „ Oberb. 369.
n „Rheinh. 474.
Kreisärzte 2c. 228.
„ tin Starlenb. 274.
„„Oberh. 370.
nn Rheinh. 475.
Kreisbauämter 262. 474.
370.
Kreisbaumeifter 262.
Kloftermühle 495.367.522. Kreisbauauffeher 262.
Kuoblodhsaue 329.
Knochenmühle 401. 359.
Kirchmuhle( Altmühle) 524.
Knoden 39. 444.
Knopsmühle 431.
Koberſtadt 362.
Kocherbach 344.
Kochmühle 443.
Köddingen 395.
Kreisräthe 227. 232.
Kreiswald 339. 345.
Kreuther Mühle 490.
Kreuzburg 435.
Kreuzcapelle 511.
Krenzersgrund 375.
Kreuzmühle 424. 860.
Kreuznach 87. '
Köhler’fhe Stiftung 537. Kreuzzüge 13.
Kölzenhain 460.
Kriegeriihe Mühle 481.
Köngernheim ander Selz Kriegsbady 58. -
43. 512.
Kriegsheim 527.
Köngernheim(Böslöngern- Kriegsminifterium 264.
beim) 493.
König 39. 355.
Königsberg 42. 385.
Königslinger Aue 504.
Königsmühle 495.
Königfaajen 436.
Königftädten 331.
KonigſtädterForſthaus 331.
Königfundra 10.
Könsbach 58.
Körberwörth 330.
Köthenmühle 515.
Kohden 453.
Kohlbacher Mühle 312.
Koblenmühle 441.
Kohlgrube, in der 324,
Kolbenmühlen 434.
Kolmbach 344.
Kolnhanien 96. 385,
rödelbach 345.
Krödelbaher Hof 342.
Kröge, auf der 402.
Krötenburg 448.
Krugsmühle 287.
Krumbah 345.
Kübigeninfel 512,
Küchenmühle 287.
Kühkopf 512.
Künzelsmühle 355.
Kürnbach 367.
Kubflinge, in dem 351.
Kublhain 448,
Kuhmühle 859.
Kufusmühle 504.
Kunfelsmühle 4685.
Kunfelfteine 9.
Kunftfammlungen 169.
Kunftvereine 170.
Regifter.
551
Kunzenbach (Nteder- auch v. Kangwerth’fche Aue 504. Leuſel 396.
Unterfungenbad) 342. Langwiefenmühle 436.
un Langwörth 347.
pfer 83. Lanzenbach 345. 346.
uhlersahiefer 70. Lanzenhain 443.
Lanzenrod 400.
Laboratorium nebft Woh- Lappenmühle 433.
nung bei Darmftadt 283. Lardenbach 461.
Rache, bie 58. Latzmühle 438.
Ladenau 452. dantag 42. 96. 461.
Lämmerſpiel 362. Laubach'ſcher Hof 427.
Lage, geogr. 85.
Lahn, die 58. 63. 156. Laudenau 345.
Lahnthal 58. Laudenbach, die 57.
Lampertheim 39. 336. Lauerbach 322.
Lampertheimer Aue 836. Laurenziberg 508.
Rampertheimer Hütte 335. Raureshbam 336.
Lampertsmühle (Schallers- Tautenweichnig 845.
müble) 297. Lauter 435.
Landbach 58. . Lauterbach, Die 58.
Landbbewohner 110. 112. Lauterbach, Kreis 438.
Landeommiffion 95. Lauterbach 42. 438.
Landenhauſen 443. Lauterbach, Hof 472.
Landesbiſchof 233. Lautern 296.
Landesbisſsthum 187. Lauthenmühle 306.
Landesgeſtlitsanſtalt 107. Layenhof 482.
Layenmühle 506.
Bandeshospitaf 177. 238. Layiſche Aue 484.
Landeskirche 184. Lazarethe 269.
Landesuniverfität 234. .
Landeswaifenanftalt 176. 175.
238. Leeheim 331.
Landgerichte 244. in Star- Lehen, Heffiihe 26.
kenb. 272. in Oberh. 369. Lehnheim ga. 435.
Landfranfenhaus 179. Lehrbach 3
Zandisheim 529. ‚Seißhesmilßte 283.
Landſchaden, die 347. Leidenrod 389.
Landskrone 507. Leihdecken 454.
Landwirthſchaft 94. Leihenmühle 471.
Landwirtbichaftl. Vereine Leihgeſtern 42. 3885.
. 95. 236. Leimberg 341.
Langaue 8329. Leimenhuus 283.
Langd 453. Leimenkaute 481.
Langen 39. 362. Leiningen, Fürften und
Langenbergbeim 416. Grafen 144.
Langenbrombadh 322.355. Leinmühle 444.
Langenhain 425. 392. Leiſa 408.
Langenmüble 427. 445. Leifelhbeim 527.
Langenthal 845. Leiftenmühle 289.
Langfeltsmilhle 308. Lengfelb 39. 810.
Langgons 42. 385. Lennenberg 481.
Langmühle 459. Lenzenmühle 443.
Langsdorf 453. Lenzenrod 391.
Langſtadt 309. Leonbarbshof 820.
Langſtädter Bach 58. Leppermühle 382.
Langwaben 296. Lerchenhof 512.
Langwaſſer 463.
Lettenfauter Mühle 516.
Leuſtädter Hof 96. 418.
Lich 42. 384.
Lichen 468.
Lichtenberg mit Schloß 39.
eicptenktingenhof 851.
Liebenauer Hof u. Mühle
526.
Lichfrauenberg 526.
Liebfrauenmilch 101.
Laubenheim 48. 101. 484. Liedenbadh, in der 318.
Liederbach 396.
Lieſi 408.
Limes Rom. 5.
Lindenberg 98.
Lindener Mark 42.
Linbenfels, Kreis 339.
Lindenfels 39. 339.
Lindenhof 407.
Lindenmühle 486.
Lindenftrutb 485.
Lindheim 42. 96. 417.
Linie Mühle 304.
Linnenbach, die 57.
Linnenbach 345.
Linnes 385.
Linſenberg 42.
Linspherbach 64.
Lebensverfiherungsanftalt — Mühle 404.
Lippmühle 399.
Liprod 399.
Lißberg 93. 454.
Litorinellenkalk 69.
Litzart 326.
Litzelbach 345.
Litzelforſtmühle 314.
Litzelrimbach 345.
Lirfeld 408.
Lobdengau 10.
Lobſacksmühle 461.
Lochermühle 385.
Lochmühle 302. 426. 522.
eögesmühle (Lügesmüuͤhle)
—— 345.
Lörzenbach, die 57.
Lörzenbach 39. 346.
Lörzweiler 512.
. 2öR 68.
Löwenhof 429. 428,
Löwenruhe 358.
Lümenftein, Fürften 144.
Löwentbal 427. 431.
Lob, das 342.
Lohhof 8347.
Yollar 42. 385.
552
Xondorf 96. 485.
Londorfer Grund 136.
Lonsheim 494.
Looghaus 342.
Lorbach 417.
Negifter.
Lirrelahbe 396,
Luternbach 462.
Maar 448.
Maaße 162.
Madenheim 346.
Lorfe, die 64, Maden 5.
Lorih 39. 336. * Mägbemühle 502.
Lorſcher Wald 56. Mäbader 318.
Märkte 161.
Magermübhle 379.
Lotthen 381.
Lotzenhäuſer 348.
Lotzenmühle 409. Magſamen 102.
Lonifenbammer 539. Maibach 42. 425.
Lonifentuft (Neuhof) 42. Maibacher Mühle 425.
96. 452. 457. Main 58. 62, 156.
Lndwig I. 16. II. der Frei- Mainebene 56..
müthige 16. Mainflingen 362. °
Ludwig 11. 32. Maingau 10.
Ludwiglll.'33. V.20. VI. Main-Nedar-Bahn, 158.
Main-Wefer-Bahn 158.
22. VII. 22-
Ludwig VII. 23. IX. 24. Mainz, Kreis 475,
X. 27. Mainz 43. 475.
Ludwig v. Marburg 19. Mainzer Beden 69.
Ludwigsaue, vormals von Mainzhaufen 406. 411.
Wallbrunniſche Aue333. Mainzlar 385.
Ludwigsbahn 159. Malchen 297.
Ludwigsbrunnen 92. 465. Malftätten 9.
Ludwigsdorf 538.
Ludwigseiche 39. 98. Manganerz 533.
Ludwigshalle 87. 366. Mangelsbach 325.
Ludwigshöhe b. Darmftabt Mappesmihle 409.
283.39. Mar-Aue 484.
Ludwigshöhe b. Lindenfels Marbach, die 49.
339. Marbach 321.
Medicinalperfonen 178.
Meerrbach, die 57.
Meiches 396.
Meielsheim 362. .
Meftelsmühle 365.
Melbach 42. 426. 394.
Melchiorsgrund 395.
Melibofus 290. 40.
Melsbach (Elsbach) 403.
Mengelsbacher Höfe 351.
Mennoniten 190.
Merbach 403. 406.
Mertenfriß 418.
Merlau nebft Schloßruine
436.
Merlos 390. "
Merihrod 395. 400.
Merzenmüble 462.
Meffel 285.
Meſſen und Märkte ı6ı.
Meffenhaufen 311.
Meßbach 311.
Metamorphifche Bildungen
71.
Mettenbeim 527.
Mepgerei in Schotten 152.
Malthefer-Ritter Hof 525. Metzlos 443.
Metzlosgehag 443.
Michelau 418.
Michelbach 462. 133.
Michelnau 454.
Micelftabt 322.
Michelftädter Eifenwerf 7.
Ludwigshöhe, Forfth. 481. Marburger Erbſchaft 20. Militär - Mebicinal- Eom-
Ludwigshöhe 512. Margarethenburg 448.
Ludwigshöhe, Grube 89. Maria-Einfiedel 294.
Ludwigshöhe, Braunfoh- Marienborn 96. 417.
Ienwerf 385.
Ludwigshütte 42. 86.401. haus 484.
428. Marienhagen 472,
Ludwigs» u. Louifenftif- Marienhöhe 98. 67.
tung 174.
Ludwigs- u. Wilhelminen- Marten 9.
ftiftung 174. Markrichter 9.
Lndwigsteich 98. Martinshöhe 496.
Ludwigstempel 98. Martinsmühle 406.
Ludwigsthal (Saubude) Masfelten 453.
324. Mathildenbad 366.
Ludwigswörth 336. Mathildenplag 98.
Lüder 64. Mattenberg 42.
Lügesmühle 466.
Lützelbach 310.
Lützelwiebelsbach 355.
Luftmühle 516.
Luginsland 101.
Yuhmühle 436. 382.
Pumba, die 58. GH.
Matzmus 400.
Maulbach 396. 532.
Maulbeeraue 297. 39.
Mevieinalmeien 230.
Marienihloß 430. 426.
miſſion 269.
Militärpflicht 264.
Militärſchuldirection 270.
Marienborn nebftChanffee- Militär-Wtmw.-Kaffen 173.
Militär⸗Wittwen ꝛc. Com⸗
miſſion 270.
Militärſtrafgeſetz 240.
Mineralquellen 92.
Ministeriales 13.
Miniſterium des Innern
223.
F der Juſtiz 239.
» - bes Auswärti-
gen 221.
Mitlechtern 346.
Mittelburg 347.
Mittelbufch, im 522.
Mittelvid 362. .
‚Mittelgründan .418.
Medicinalbezirte in Star- Mittelfinzig 355.
fenburg 274. in Oberh. Mittelfeemen 454.
370. in Rheinb. 475.
Mittershanfen 2346.
Modau 61.
Wegifter. - 5 558
ubach 57. Münfter(Kreis Diet, ya! 454. 482. 487.491. 497.
m-Thal 48. 49. Miünfter (Pr. Giefien) 386. 498. 527.
18) 399. Münfter (Str. Fried6.) 426. Neunfirchen 40. 311.
nbad 379. - Münzdeputation 263, Neufhloß 338. 336.
rchesmühle 443. Münzen 161. Neuftadt, Kreis 352.
jeim 527. _ Dünzenderg nebſt Schloß · Neuftabt 40. 352.
bruch 331. ruine 42. 96. 426. Neuthal 351.
3bof 96. 330. Mulſtein 468. Veutſch 312.
jmilhle 380, Mumba, Obermumb. Neutider Hof 912.
acpsmühle 409. Mummenrotb 304. Nenelkrichftein 391.
ben 881. Munimentum Trajani 286. Neu-Wäfbershaufen 394.
mbad, bie 57. Muſcheltalt 70. Neumwegermühle 525.
mbad 40. 846. Muſchenheim 454. Neuwirthshaus 448. 361.
mübhle 302. Mufeum 235. 169. Nidel 83,
Rabt 527. Muttergottesmühle 289. Nibba, bie 58.
102. . Nidda 42, 93. 69. 448,
enmüble 498. Mad 494. Nidda, Kreis 448.
lsberg'ſche Aue 329. Nadenheim 43. 101. 513. Nibdagau 10.
naue 442. Nabelmühle 466. Niddaquelle 42.
ırt 323. Nahe, bie 58. 64. Nidder, die 58.
Jah 485. Nalsbach 357. Nibdermühle 466.
nernheim 518. Naturerzen; ife 81. Niederbeerbach 286.
heim 528. Nauheim 331. Niederbeffingen 386.
ernheim 528. Naumburg 406, Niederbreidenbach 397.
bach 64. Naunheim 886. Niederdeckenbach 394.
berg 98. Nebenzollimter 259. Niederbieten 409.
ahbten (3), eine Nedar. 57. 60. 156. Niedereifenbaufen 409.
on auch Glaspütten- Nedarhaufen 346. Nieberefhbad) 467.
je genannt 285. Nedarbett 55. Nieberflörsheim 529.
stein 420. Nedarmühle 366. Niederflorftadt‘ 424.
Shaufena.b. Dautphe Nedarſteinach 40. 346. Niedergemünden 397.
82. Nedarthal 49, Nieberhilbersheim 505,
eaufen a. d. Salz. Neefenbung 462. Niederhörlen 409.
e 409. Nephelinfels 68. Nieberbopfgarten 395.
burg 344. Reptunifhe Bildungen 68. Niederilbenftabt 425.
malb 40. Neffelberg 42. Nieberingelbeim 505.
Tioten, Bilbeler 6. Neunue 329. Niederfainsbad 347.
sm Neubamberg 43. 494. Niederlinzig 356.
E Mügte 490. Neuborf 325. Niederllingen 31
enborf 471. Niederkunzenbad 347. ı
nökufer Sof 96. 531. Neuenheim 399. Niederlahngau 10. ö
Jah, die 58. Neuenrod 397. Nieberfiebersbah 347,
jyaufen 355. 356. Neugeiftermlhle 539. Niederlohheim 327.
jeim 362. Neubaus 394. Niedermodjtabt (Nieder
jyeimer Hof 530. Nenbaufen 528. morftabt) 42. 100. 418.
achſen 386. Neuberberge 427. Nieder modau 312,
vert 501. Neuböfte 358. Niedermodauer Muhle 312.
vörth 332. Neuhof 96.385, 414.452. Niedermörlen 427.
18 Haus 312, 391. 457. 460. Niedermons 448. 534,
beim 388. Nen-Jügereborf 402. Niedermumbach 347.
ing 58. 62. Nenifenburg (Henburg) Niebernborf 447.
inggrumbach 356. 40. 368. Niedernbaufen 4189. 312.
inge Thal. 48. 4 Neulechtern 351. Niedern-Hinderna +60.
jifchpeimer Hof 98. Neulubnigsvorf 404. Niederofleiden 497.
. Neumlihle 287, 326. 392. Nieberohmen 436.
bleufel 396. 349. 360. 378.880. 391. Niederofm 43. 485.
chbach 538. 399. 422. 433.406. 435. Nieberorte 472.
554 Regifter.
Niederramſtadt 285. 40. Oberfinkenbach 328. Oberramftaht 286. 40. 85.
Niederroden 312. Oberflörsheim 529. Oberrehnungefammer
Niederrosbah 427. Oberflorftadt 424. 255. 239.
Niederſaulheim 513. Dberförftereien 261. in Oberrhbeingau 10.
Niederihlig 446. Startenb. 273. inhein- Oberrod 399.
Niederfeemen 42. 93.454. heſſen 475. inOberb.370. Oberroden 397. 313.
Niederfteinheim, |. Klein- Oberforft- und Domänen- Oberrosbady 42. 428.
‚fteinbeim. Direction 259. Oberſaulheim 514.
Niederftoll 443. Dberforftbehörven 260. Oberſcharbach 348.
Niederurfel 467. Obergericht 245. Oberjhmitten 455°
Niederweidbach 409. Obergerfprenz 40. 342. Oberfchönmattenwag 348.
Niederweinheim 518. Dbergleen 897. Oberihwarz 399.
Niedermeifel 96. 427. 128. Obergrubenbadh 436. Oberfeemen 42. 455.
Nieberwielen 83. 494. —— ſ. Hain⸗Oberſeemer Hof 96. 461.
Niederwöllſtadt 42. 427. brann. Oberjeibertenrod 462.
Nierftein 43. 100. 513. Oberhambach 338. Oberſensbach 323.
Nikolausmühle 437. Oberbefien 368. 88. 101. Oberfidenborf 446.
Nikolauspforte 326. DOberhilbersheim 43. 514. Oberjorg 397.
Nösberts 444. Ober-Hinderna 460. Oberftein 529.
Nonnenaue 504. Oberhörgern 386. Oberfteinberg 385.
Nonnenhof 96. 425. Oberhörlen 42. 410. Oberfteuterbirection 255.
Nonnenmühle 429. Oberingelbeim 43. 506. Oberſthorſt, ſ. Gehhorſt 293.
Nonnenroth 454. Oberleinsbah 347. DOberftraßheimer Hof 428.
Nontod 812. Oberlfinzig 356. Obertraifaer Hof (Craiſaer
Nordenhaufen 456. Oberfleingumpen 348. Hof, Dippelshof) 287.
Nordernahe 435. Oberkliugen 312. . Obertshaujen 368.
Nordheim 297. Oberkreidach, ſ. Kreidach. Oberftubiendirection 235.
Nordhofen 511. Oberlais 455. Oberwegfurt 444.
Notarien 247. Oberlahngau 10. Oberweidbach 42. 410.
Nothhelferkapelle, die 14 Oberlaudenbach 338. Oberwerba 472.
483. 506. Oberliebersbach 348. Oberwidbersheim 455.
Oberlinspher Mühle 404. Oberwieſenmühle 316.
Obbornhofen 96. 455. Oberlochheim 327. DOberwöllftabt 42. 428.
Oberabtfteinach 347. Obermebizinal- Direction Oberzolldirection 258,
Oberappellations- 2c. Ges 230. Obſt 102.
richt 27. 242. Obermengelbader Höfe Odenheim 43. 506.
Oberasphe 409. Odftabt 428.
Oberau 467. 329. Obermodtabt (Obermor- Obenhaujen 436.
Oberaulheimer Mühle 490. ſtadt) 100. 418. Odenwald 71. 77. 44. 67,
Dberbaudirection 262. Obermodau 312. 123. 275.
Oberbeerbach 297. Obermörlen 427. Opermühle 393.
Oberbeerbadder Thal 300. Obermoos 444. Odernheim 43. 494.
Oberbeifingen 386. Obermofiau 323. Delberg 389.
Oberbiſchoffen 403. Obermühlheim 363. Delgewädje 102.
Oberbreidenbach 397. Obermumbadh 348. Des 424.
Oberbrüdenmühle 286. Obernaufes 356. Offenbad 40. 358.
Oberburg 466. Dbernburg 472. Offenheim 495.
Oberconfiftorium 231. Oberndorf, Kreifes Bie- Offentbal 368.
Dberdauernheim 450. denfopf 407. Offftein 93. 529.
Oberbdieten 42. 409. Oberndorf, Kr. Alsfeld, ſ. Obell 405.
Obereinnehmereien 256. Ehringshanjen. Ohm, die 58. 64.
in Starfenb. 272. in Obernhaufen 312. Ohrenbach 357.
Oberh. 369. in Ahein- Oberofleiven 397. Obrenbrüder Mühle 506.
hefien 474. Oberohmen 436. Dlarben 96. 467. 98.
Obereifenhaufen 42. 410. Oberolm 43. 485. Olenbach 57.
Obererlenbach 467. Oberoftern 348. Dlfen 323.
Obereſchbach 467. Oberraidelbach, ſ. Raidelb. Offener Höfe 339.
Regifter.
555
=
Sppelshaufen(Neuhof) 165. Pfalzhof, f. Dorndieler Hof. Primogenitur-Orbnung2b-
Oppenbeim44.100.507.94. Pfalzwiebelsbach 857.
Oppenrod 42. 386. Pfannmühle 446.
Oppermühle 397. Pfarreien 187.
Dppershofen 429. Pfarrer 233.
Orden u. Ehrenzeihen 200. Pfarrmühle 416.
Ordinariat, bifchöfl. 234. Pfebdersheim 44. 530.
Orte, die 64. Pfeffermühle 287.
Orkel 514. Pfeifersmühle 408.
Drleshaufen 418. Pferbeftand 108.
Ortenberg 455. 98. Pferdezucht 107.
Ortenrod 397. Pferdsbach 42. 438. 419.
Ortsbürger 209. Pferf, Die 58. 64.
Ortseinnehmer 256. Pfiffligheim 530.
Ortögerichte 212. Pfingftmühle 443.
Ortsſchulvorſtand 236. Pfirsbach 326.
Ortsvorſtand 230. 210. Pfirſchberg 40.
Ortspolizey 211. Pflangenreih 94 ff.
Dfengartenmiüble 529. Bfordt 135. 444.
Dffenheim 42. 429. Pfortmiühle 487.
Oftenburg 498. Pfrimm, die 58.
Oſterfeld 402. Pfungftaht 268. 40.
Dftern, ſ. O. u. U.-Oftern. Philipp der Großm. 17f.
Oſtheim 429. Philipp v. Rbeinfele 19.
Oſthofen 44. 93. 101. 529. Bhilippsed 426.
Otterbach 398. Philippseich 368.
Otterſtadt 328. Philippsmühle 456.
Dttilienmühle 288.
Dtto I. 15.
Otto ber Schütz 15.
Bewohner 114.
Otzberg 40. 808. brüche 68. 92.
Pipi, Kälberteicherwärth
Päuſchermühle 445. 512.
Papiergeld 162. Birrmühle 379.
Bartenbeim 514. Plackenhof, ſ. Johannishof.
Parzellen 36.
Patershauſen 361.
Peinmühle 386.
Perſönlicher Stand 146.
Perſonalſteuer 250.
Petersaue 484.
Petersberg 44. 484. 495.
Petershain 460.
Petershain (Hainer Hof)
437
Petersmilhle 439,
Peterswörth 329.
Betterweil 467.
BPfälzerhöfe 355.
Pfälzerhof 348.
Pfälzerwörth 329.
BPfaffenbeerfurth 348.
Pfaffenhofen 506.
Pfaffenfchwabenbeim 44.
49
95.
Pfablaraben 4.
Pfablhecke 5.
Planig 44. 496.
Plattenbof 329.
feitersbeim 44. 496.
Pletſchmühle 394. 424.483.
441.
Plodenmübhle 412.
Plutoniſche Bildungen 67.
Pochmühle 406.
Pohlgöns 42. 429.
Pohlheim 469.
Polizeigewalt 198.
PBommermiübhle 509.
Popfenheim 329.
Poppenmübhle 497.
Porphyr 67.
Porftein 297.
Poft 159.
Poftbehörden 222.
Predigerjeminar 168.
vd. Pretlack'ſche Meierei
306.
Priefterjeminar 168.
Phyſiſche Befchaffenheit der
Phonolith und Phonolith-
Privilegien der Landgrafen
von Heflen 25.
Producte 81. des Mineral-
reichs 81. Des Pflanzen-
reichs 94. bes Thier-
reichs 104.
Proteftanten 110. 112.
Proviantanftalt 268.
Provinzialftraßen 158.
Prozeſſe 183.
Prüfungs-Commiffton für
das Cameralfach 252.
für d. Regierungsfach 2c.
224.
Pulvermagazine nebſtWoh⸗
nungen 283.
Pulvermühle 285. 378.
Quatelbach, in der 292.
Dued 444,
Duedborn 436.
Duedborner Mühle 438.
Ouedfilber 82.
Duellentemperatur im Vo⸗
gelsberg 80.
Duotshaufen 410.
abbinate in Starkenb.
273. in Oberheſſen 370.
in Rheinhefien 475.
Rabbinen 234.
Rabenau 435.
Kabertshaufen 456.
Rachelshauſen 42. 410.
Radheim 313.
Radmühl, 444.
Rahnsmühle 486.
Raibach 313. 356.
Raibacher Hammer 87,
Rai⸗Breitenbach (Raibach)
356.
Raidelbach 297.
Rain, unterm 402.
Rainmühle 424.
Rainrod 462. 398.
Rambach 458.
Rammelsmühle 471.
Ranſtadt 42. 97. 456.
Ranzenmühle 386.
Rappelmühle 464.
Rath 490.
Raubach 324.
Rauchenaue 829.
Rauenthal 489.
Raufenmible 516.
Raumüble 286.
556 Regifter.
Raunheim 331. — Hof und Rochuscapelle 500.
Raumiefenmühlen 316. Mühle 396. Rodelshaufen 397.
Realſchulen 166. 235. MNettungsanftalten für fitl. Rodenberg 429.
Nebgeshain 42. 80. 462. verwahrl. Kinder 179. Rodau, bie 58.
Rechberg 447. Reuters 444. Rodan 299. 314.
echenmüßle 487. Rhein 58. 155. Rodaubach, bie 58.
Rechtsweſen 239. Nheinbett 55. Rodenbach, bie 57.
Necrutivung 114. Nheinbürkheim 530. Robenba 468.
Beebbigbaufen "nein Eifen- Rbeinblireimer Fahrt Webenfein, Schlofruine
hammer 87. 410; 305.
Negalien 250. Aheiuburchfich 9. 512, —* ſau 10.
Regierungen für Landes- ——— 54.55. 71. 72. wenn. aut b. Bieber 386.
theile 27. 74. 118. Rodheim an d. Horloff 456.
Rehbach 40. 324. Rheinfelben 338. Robheim wor ber Höhe 168.
Rehbach 514. Rheinfelder Hof 96. Rodheimer Hof 425.
Rehbacher Hof 324. Rheinhans 512. Nödchen 42. 93. 387.
Nehborn 453. Rheinheflen 38.71.72. 76. Röddyen, Hof 407.
Neibertenrob 398. 100. 126. 473. Rödelheim 96. 93. 468.
Neichelsheim 40. 106.348. ReinifhenSchichtenfotem gi Römer in Heflen ı.
Neichelsheimer Hof 349. 71. Römershaufen 410.
Reichenbach, die 58. Rheinfchang 335. Nömerthal 481.
Reienbad 297. Reinihifehrte> Afetu- —* — 405.
Neichenberg 348. rang es 456.
Neichenberger Forf 317. Aehntifffahetegeblifren u bach a.b.erfpreji0.
Neichenberger Korftb. 349. 258.
Reichersberg 42. 53. Nheinüberfahrt- Stations- oda 42. 96. 419.
Reichlos 444, haus 525. Rohrbach 349.
Reihsforfte 10. Nheinzollgericht 2a. Nobrbacd 349.
Reichspaluſte 10. Nhoda, ſ. Rödden. Rohrhaus am ber Aepfel-
Neiheftädte 10. Rbodenburg 466. badbrüde 287.
Reimberts 446. Richen 314. Rommelaufen 453. 469.
Reimenrod 398. Richthof 447. RommersheimerMübles16
Reinhäufer Hof, |. Weiß- Nieb, das 56. 118. 274. Romrob 398. 532.
müßle. Riebefel, die v., 145. 584. Ronneburg 42. 96. 419.
Reinhardshain 42. 436. Riedhauſen 329, Roſenbacher Höfe 539.
Reinbeim 40. 318. NRiebmühle 428. 468. 453. Rofengarten, Kupferbetg -
Neiningshanfen 359. 424. 490. 5id. werfu. Zechenhaus
Reiſenkreuz 324. Riefenfäule, die 298. Nofengarten, zum 336.
Reißdorf 396. Rilusbruchmühle 472. Rojenmühle 284.
Reistirchen 42. 386. Rimbach 445, Roffelmüble 397.
Reißen 349. Rimbach 40. 96. 349. Roßhbach, die 58.
Reigenmühle 436. Rimhorn 856. Roßbach (a. D.) 400.
Religionsverſchiedenheit Nimlos 445 Roßbach, Ber 403. 411.
184. Nünmels 446. NRopbad 410.
Rembrliden 369. Rinderbügen 42. 419. Roßbad (Kr. Erbach) 324.
Nemfteinsmühle 522. Ninderbüger Hof 419. Nofberg 40.
Rendel 468. Rindemähle 385. Roßdorf 287.
Rennberg 42. Nindviebzucht 106. Roßdorfer Forfthaus, |.
Rennertehaufen 410. Ningauerdofu. Mühle356. Befjunger Forftbaus.
Rentämter 260. in Star Ringelsbaufen 456. Roth 411. 82.
tenb. 273. inOberh.370. Ringwäle 3. Notbenberg 324.
in Rheinh. 474. Rinnenwörth 335. Rothe Warte 362.
Rentenanftalt 175. Riſtenberg 394. Rother Thaler 411.
Renzendorf 398. Nigenhain 468. geumäbıe 460.
Reps 102. Rittſchlich 325.
* Schütt 385,
Repsgrund 348. Rirfeld 445. Rotbwild 105.
Reptilien 105. Rodusberg 500. Nudelsheim 512,
Regiſter. 567
Rudelsheimer Hof 518. Sauerſchwabenheim 44. Schlitz 42. 135. 446.
Rudlos 445. 506. Schlitz, die 64. 65.
Rudolfshauſen 486. Saugraben 465. Schlitzer Land 374. 535.
Rüben 99. Schaafheim 314. Schligmühle 442.
Rübenmühle 498. Schaafhof 439. 354. Schlößchesmühle 332. _
Rüchenbach 411. —28 407. Schlöſſersmühle 406.
Rückenhauſen 463. aafskirche 454. Saglotithenftadt, ſ. Ilben⸗
Rückenmühle 288. Schaafzucht 107.
Rüdingshain 462. — 887. Shiofmühfe 286. 528.
Rüdingshanſen 437. Shabenmühle 531. 861. 531.
Aülfenrod 399, Schachenmühle (Speng Schloßnaujes 357.
Sellin 332, lersmühle) 2885. Schlottermuͤhle 510.
Rüſſelsheimer Mark 332. Schachenmühlen (3) 286. Schmalbeerbady 299.
KRüftermühle 527. Schabed 347, Schmalmübhle 306.
—— 395. Schabenbad 899. © meihmüble 287.
Ruhlhauſen 451. Schadges 445. Samelzmüble 312. 406;
Rumpelsburg 454. Schafhauſen 487. 429.
Runzhauſen 411. - Schallersmühle 297. Schmidtsruhe 320.
Rupertskloſter 500. < altsbach 442. Scmiebmähle 486.
Ruppertenrod 42,437.80. Schannebadh 349. - Schmitte, die 387.
Ruppertsburg 42. 462. Sgannebe er Thal 338. Schmitten 462.
Authharbshaufen 461. Schanzenmühle 355; 509. Schmitthof 396. 434.
Auttershaufen mit Kirch⸗ Zxatthe 348. Schmittlotheim 472.
berg 387. Scharrmühle 468. Schmittmühle 468.
Scheibelshof 400. Schmittshaufen 96. 512.
Saufen 437. Sceibenmühle sıı. . Schmittsmühle 407.
Saaſenhof 444. Sceivemühle 382. - Schnadenmäbhle, |. Dau⸗
Sadpfeife 42. 58. * Scellenmühle 527. mijches Haus 308.
Sänddhen 513. en 42. Schneemüuhle 307. -
Säuerlinge 92. . Scellnhof 463. Schneidersmühle 283.
Salinen 87. Scherſchain 441. 440. Schnellarts 40. 305. 353.
Salmöhütte 325. Scheuer 471. Schneppenhaufen 287.
Salz 445. - Sceuerberg 349. 346. Schnorrenbadh 350. 346.
Salzbach, die 58. Scheuermühle 471. Schöllenbach 324.
Salzböthe, die 58. 64. Säieiergefteine 71. Schönauer Hof 96. 332.
Salze 87. Schifffahrt 155. . Saänberg nebft Schloß
Satzhaufen 78.88. 90.456. Schiffenberg 42. 378. 299.
Salzmagazinsverwaltun- Schimbach 349. - Schönberg (a. O.) 452.
gen 273. 370. 475. Schimmelshütte 823. . Schönberger Thal 48.
Salzregieverwaltung 257. Schimbsheim 515. Schönborn 433.
Sammthofgericht 25. 26. —— 427.397.385. Schönbornsmühle 514.
Sand 68. 69. Schlappermühle 166. Schönfeld 365.
Sandaue, ſ. Altenfand. Sctarpenmühte 498. Schönhaufen 451.
Sandbach, die 57. 58. Säledhientegen 445. Schönnen 324.
Saudbach 536. Schleihmühle 525. Schornsheim 44. 515.
Sandhof 504. 414. E leiersbach, die 88. Schotten, Kreis 458.
Sandhof nebſt Mühle 524. Schleiersbach 806. Schotten 42.458. 106. 149.
Sandlofs 445. 582. Schleifberg, am 294. 152,
Sandmühle 296. 497.409. Schleifelder Hof 97. 460. Schränzer 424.
394. 504, Scleifmühle 283. 285. Schreinersmühle 461.
Saudſtein 69. 70. #96. 524. 528.361.403. Schrimpfiſche Aue 333.
Sandſteinbrüche 9. Shütenrain 389,
Sandwörth 294. —2 Kr. Lindenf.) Shulbezirte in Starkenb.
Sandwogbrücke 827. 273. in Oberh. 370. in
Sanitätspflege 228. 2 (Kr. Dieburg) Rheinh. 475.
Saſſen 439. Schulen 166.
Saubuche 324. Schtiersad (Kr. Bok.) 411.0. Schuler’iher Hof 325.
558 Regifter.
Säulleiner · Semiaarien Sichenhauſen 462. Staatsansgaben 251.
Sidenborf 446. Staatsbürger 203.
GSänliehrer -Wittwentaffe Siseniofen 315. Staatödiener 207. 110.
237. 172. Sidenhofer Müble 315. 112.
Schufterwörtb 329. Siebenaborn 42: Staatseinnahmen 249
Scwabenmüble 495. Siebelsbrunn 350. Staatsgewalt 199.
Schwabentod 399. Siefersheim 44.49 Staatsoberhaupt 195.
Schwabsburg 515. Siegfrienshrunnen . Staatöpapiere 162.
Schwabenteihsmähle 451. SiegmundshänferHöfers3. er
Schwalbenmüble 388. lee 82. Staateredpt 24
Schwalbenneft 347. Silberg 411. 84. Staatsjhuld 258,
Schwalheimer Hof, fiehe Siljbrunnen 466. Staatsihulden- Tilgungs-
Grinfchwalhein. Simmersbadh 42. 411. tafie 254.
Schwalm, die 64, 68. Sinfersbaufen 411. Staatsjtraßen 157.
Schwanheim 299, 40, Sinnershans 331. Staatsunterjtügnngstafie
Schwarz 399. Sironabad 514. 94, 238. 536.
Schwarzbad, die 57. Sitten 116 ff. 584. Staatsverfafjung 194.
Schwarzwild 105, Sittlihe Culiur 170.586. Staatsverwaltung 217.
Schwebenfäule 329. Södel 430. Stadeden 485.
Schwefelquellen 93. Sörgenlod 485. Staderjiatt 286.
Schweinezudt 108, Seine, Birken und Gra- Stabtbewohner 110. 112.
Schwidartshaufen 458. fen Stabtgerichte, ſ. Laudger.
Sconeberg 480. Solms! — (Hedorf). Städte in Heſſen 12.112,
Sedenrain 351. Sommermühlen 434. Stänbeverfanunfung 213.
Sedmauern 867. Sonderbad 338. Stundeverſchiedenheit 143.
Seebad, die 58, Sonntagsjhule 168. Stabthäufer Mühle 303.
Seegerhof 302, Sorge 96. 391. Stärtmühle 530.
Seeheim 299. Sorger Mühle 379. Staffel 300.
Seehof 341. 338. Spadhbrüden 40, 315. Stallentandel, auf dem söt.
Seemenbach, 58. Spannweit 341. Stammgeftät 107.
Seemühle 427. 381. Sparkaffen 17% Stammheim 42. 469.
Seibelsbad 404. Sparrmüble 516. Stanbeöherrn 2 4.
Seidenbach 350. Spagenmühle 510. Stangenrod 42. 4;
Seidenbuch (Glashütte) 40. Spehtbach, in der 351. Starkenburg, Provinz 271.
350. Spedenmühle 445. 38. 538.
Seidezucht 150, Speiermühle 471. Starkenburg, Schloßruiue
Seifenmühle 434. Speßharbt 342, 40. 334. 101.
Seilfurt 332. Spiesheim 515. Staufenberg 387.
Selgenhof 463. Spießmiühle 446. Stedelsberg, aufdem 344.
Seligenftabt 40. 863. Spindelfteine 9 Stebeveld 448.
Sellnrod 462. Spinnerei 149. Stegmüple 495. 306.
Seiters 42. 456. Spigaltheim 40.809. SteigertS, ber obere u. un
Selterfer Mühle 456. Spitenmilble 395. tere (Koblberg) 299. 300.
Selze, die 58. Spitmühle 3 Steinach 57.
Seljen 515. Sponsheim 506. Steinau 315.
Seljer Mühle 515. Sponsheimer Mühle 506, Steinbad, die 58.
Seljenmühle 504. Sportenheimer Hof 505. Steinbad) (Kr. Erbach) 324.
Selzmiüble 502. Sprade 116. 536. Steindad) (Kr. Vilbel) 469.
Scj-Thal 54. Sprendlingen 40. 364. Steinbach (Kr.Gießen)387.
Semd 315. Sprendlingen und St. Jo- Steinbad (a. ©. 461.
Semberbadh 58. bann 44, 496. Steinsag (Kr. Lindenf.)
Sengesmühle 460. Spreth, ber 411. 350.
Sensjelden, Hof 238. Spudenmüble 427. Steinberg, ber 427.
Sengfelder Mühle 238. Staaden 42. 92. 430. Steinberg 388.
Sensmühle 365. Staat 194. Steinberg 456.
Sericit 71. Staatsangehörige 203. Steinbodenyeim +4. 497.
Serpentin 67. Staatsardio 221. Steinbeile 436.
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Wedelgraben 58. Veithofen 44. 96. 531. Winede 502.
Wedereiba 371, _ Weſtphaliſcher Hof 384. Wingarteiba 10.
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Weidenhauſen 412, Wettergau 10. Winkler Aue 502.
Weibenmühle 517, 526. Wetterquelle 49. Winnerod 437,
9.494. 456. 979. Wettſaaſen 437, Winterberg 441,
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Beidmühle 460. Wiebelsbach bei Hering Winterfaften 951.
Beifenbad) 412, ET ) 357. Winternühle 361.
Weiher 351. Wiebelsbad; bei &i im 517.
Weiherhof 424. 333. IB — i 422.
Weilerhof 291. Wiedermus, f. Altwie 4 458,
Weilerhügel 291. Wiesbach, die 58. 947.
Wein 100 ff. 533. 54. Bes
Weinheim 497. Ricfed, die 58, 64. im 468.
Weinolsheim 516. Wiejed 388, F ftömethoden 96,
Weinsheim 581. Wiejeder Mühle 388: fen‘ tl. Bereine 170.
Weifenaundd, 486. Biefen! 412. 1 Sammlun ·
Weidlirchen 365. 284. 485. 169,
Weißtraut 99. 462.444. 412, 380.348, jelsheim 431.
Weißmühle 287.517.522.° 530. “ Wißberg 496. 513.
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