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Full text of "Das Grossherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit"

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Fi . Fur PR 7: ; 007° —*8 7 


600033173N 


Gs 








Seiner Königlichen Voheit 


fUDW36 II, 
großherzog von geſen, 


ſeinem allergnädigſten Herrn 


in tiefſter Ehrfüͤrcht 


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gewidmet 


yon dem Bere 


—* 








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Zeiner Königlichen Voheit 


SUDWI6 II. 


Hroßerzog von Seifen, 


feinem allergnädigjten Herrn 


in tieffter Ehrfuͤrcht 


i 


gewidmet 


yon em Berk 


Vorwort | 


Die Beichreibung eines Landes nad) den verfchievenen 
Beziehungen, wie fie der Xitel meiner Arbeit näher bezeichnet, 
fann von fehr verfchiedenem Umfange fein, je nachdem darin 
das Bild in großen Zügen oder in mehr oder weniger aus— 
geführtem Detail gezeichnet ift. Ich halte es darum für nöthig, 
meiner Arbeit einige Worte voraus zu fchiden, weil mir daran 
gelegen fein muß, daß man von derjelben nicht mehr erwarte, 
als was fie meiner Abficht nach Leiften fol. 


Wenn man die mehr als 6000 Nummern meines 
„Kiterarifhen Handbuchs fir Gefchichte und Landeskunde von 
. Helfen” durchſieht, fo kommt man zur Weberzeugung, daß über 
Heffen und das Großherzogthum insbefondere ſchon gar viel 
gefchrieben worden ift. In der That Tann der Grund ber 
mangelhaften Kenntnig unſeres engeren Baterlandes, welche 
jo häufig beklagt wird, nicht in dem Mangel einer Thätigkeit 
Heſſiſcher Schriftfteller allein gefucht werben, ſondern vielleicht 
zum Theil in der den Deutfchen überhaupt oft yum Beruure 
gemachten Vorliebe, ſich in das Univerſurn zu werten, RE 


VI Vorrede. 


ſich in fremde ganz unbekannte Regionen zu begeben, ehe das 
eigene Haus gehörig gekannt iſt, zum Theil aber auch in der 
Schwierigkeit, ſich das ſehr auseinander liegende Material 
herbeizuſchaffen und darin zurecht zu finden. Und doch möchte 
es damit ſchon anders ſtehen, wenn nur bie bereits vorhan 
denen Werke, welche es ſich zur Aufgabe gemacht baben, das 
zerſtreute Material zu einem Bilde zu verarbeiten, allgemeiner 
wären gewürdigt und benutzt worden. Es ſind ſolche Bücher 
in ſehr verſchiedenen Perioden unſerer Geſchichte geſchrieben, 
und fie geben tie Möglichkeit, ſich über das Land in jenen 
Zeiten bald mebr bald weniger vollftändig zu unterrichten. 
Ich erlaube mir auf einige derſelben bier einen rafchen Blick 
zu werfen, weil fih dann am einfachften herausftellen wird, 
was ih mit meiner Arbeit gewollt und was man von ihr 
wirb erwarten Tünnen. 


Von älteren Arbeiten glaube ich, mit Webergehung der 
Chronik Winkelmanns, vorzugsweife eine anführen zu müſſen, 
welde im Ganzen jebr wenig gefannt und vielleicht noch 
weniger beachtet werten if. Cs iſt tie „Neue Staatd- und 
Reifegeograpbie”, Deren IV. Theil, welder ten Cherrheinifchen 
Kreis, alſo aub Helfen entbält, won Eiter bevorwortet im 
Jabr 1754, alſo ver nun aerate 100 Jabren zu Dresden 
und Leipzig erjebienen if. Dieſes Buch it ein für jene Zeit 
höchſt merfwürtiges, deun es bejchreikt Tie Länder des Ober⸗ 
rheiniſchen Kreiſes nicht bloß in ter jenjt zumeiſt allein 
beachteten topographiſchen, ſondern in den verſchiedenſten fon 
ſtigen Beziebungen. Der Verfaſſer, der die Beſchreibung eines 
Landes von einem viel allgemeineren Standpunkte auffaßt, 
giebt im 1. Buche die geograpbiſche, im 2. die pbyſilkaliſche, 
um 5. tie politiſche, um 4. Die biſtoriſche Beſchaffenheit und 
im 5. tie Ortsbeſchreibung. Schon aus dieſer kurzen Inhalts⸗ 
anzeige iſt zu crichen, wie ganz anders ter alte Gelehrte ſich 


Borrebe. vo 


die Befchreibung eines Landes denkt, als fie heutigen Tags 
felbft noch von vielen gedacht wird. 


Bon den Arbeiten, welche auf dem jegigen Beſtande des 
Großberzogthums bafiren, erwähne ich, mit Webergehung ber 
verbienftlichen Arbeiten von Erome und Demian, nur die Be 
Tchreibungen des Großherzogthums von Wagner und Schäffer. 
Die Arbeiten beider Gelehrten — deren erfterer ein fo 
ausführliches. Bild von dem Lande fich zur Aufgabe geftellt, 
als e8 das vorhandene Material ihm zu zeichnen gejtattete, 
deren leßterer ein ſolches Geſammtbild zunächft für die Jugend 
geben wollte, — find von denen, welche fie gebraucht haben, 
fo gekannt und anerfannt, daß ich über diefelben kaum etwas 
weiteres zu fagen nöthig hätte. Tas Wagneriſche Wert ift 
für die Zeit, in der es gefchrieben ift, ein fo ausgezeichnetes, 
daß e8 als einzig in feiner Art genannt werden konnte, da 
vielleicht damals Fein anderes beutjches Land eine ähnliche 
Arbeit aufzuweifen im Stande war. 


Abgeſehen von mannichfachen ftatiftifchen Veränderungen, 
welche feit dem Erfcheinen dieſes Buchs eingetreten find und die 
daſſelbe uun in biefer Beziehung sicht mehr geniigend erſchei⸗ 
nen laſſen, ift die Kenntniß des Landes in vielem Betrachte 
und in Folge der verfchiedenften Verhältniſſe jo vorangefchritten, 
daß eine Umarbeitung des trefflihen Buchs vielfach gewünscht 
und Herm Wagner viefer Wunſch ausgefprochen worden ift. 
Der geehrte Berfafjer konnte fich- nicht entjchließen, dieſer Auf- 
forderung Folge zu leiften und wir müſſen feine Gründe achten 
und ehren. Ein Plan des biftoriichen Vereins, fi mit den 
übrigen wifjenfchaftlichen Vereinen des Landes auf eine fach- 
gemäße Weife zu einer Umarbeitung befjelben zu vereinigen, 
feheiterte an der gewonnenen Ueberzeugung, daß zu einer ſolchen 
Ürbeit, wie fie der Stand der heutigen Wiſſewhoht nerluugn 





Vorrede. X 


zwar nach beftem Wiffen und Können gearbeitet, daß ich 
aber auch vollftändig fühle, wie mangelhaft noch das ift, 
was ich gebe und wie wahr das Wort des Weiſen ift, welches 
ich als Motto meiner Arbeit vorangeftellt habe: „Ein Menſch, 
wenn er gleich fein Beſtes gethan hat, jo ift e8 kaum ange— 
fangen; und wenn er meint, er babe es vollendet, jo fehlet 
es noch weit.” Der Begriff des „nicht zuviel und nicht zu 
wenig“ hängt überdem gar fehr von individuellen Gefühle 
ab und ver Umftände find fonft noch gar viele, welche das 
„zu wenig wie das zu viel” entſchuldigen müſſen. 


An Irrthümern und Unrichtigfeiten in ‚meiner Arbeit 
wird es gewiß nicht fehlen. Sch bitte, fie mit der allgemeinen 
menfhlihen Schwäche des Irrthums zu entfchuldigen, die 
vielleicht um fo öfter fich geltend machte, als die große Man- 
nichfaltigkeit des Stoffs dazu Gelegenheit gab. Für die Ver- 
fehen, welche im Drude fich eingefchlichen haben, weiß ich 
feine. andere Entjchuldigung vorzubringen, als den Umftand, 
daß ich, den ganzen Tag über amtlich befchäftigt, nur des 
Abends, oft mit jehr ermübeten Augen die Drudbogen leſen 
konnte. Die wichtigften darunter, welche mir aufgefallen find, 
babe ich bemerkt und ich bitte dringend, fie vor dem Gebrauche 
des Buches zu verbeifern, jo wie auch bitte, die Nachträge 
nicht unbeachtet zu laſſen, die manches ergänzen, was im 
Buche vermißt werben könnte. Unerwähnt darf ich aber in 
Beziehung auf die Zufäge nicht laſſen, daß fie in das fehr 
ausführliche Regiſter aufgenommen find, fo daß Diefes auf 
das Zuſammengehörige binweift, wo fich daſſelbe auch findet. 


Der befonderen Erwähnung bedarf es kaum, da es fich 
von felbft verfteht, daß ich für eime jede mir zukommende 
Belehrung, beftehe fie in einer Berichtigung oder in einer 
Bervollftändigung, ſehr dankbar fein werde. Ich werbe alles 


1 Vorrede. 


mir in dieſer Beziehung zukommende auf das gewiſſenhafteſte 
bei einer etwa nöthig werdenden neuen Auflage benutzen. 


Schließlich ſage ich den Männern, welche mit freundlichſter 
Bereitwilligkeit mir da Auskunft ertheilt haben, wo gedrucktes 
zum Gemeingute gewordenes Material nicht vorlag, meinen herz- 
fichften Dank, namentlih den Herren: Geh. Archivar Baur, 
Oberforſtaſſeſſor Boſe, Landgerichtsaffeffor Günther, Dr. 
v. Heffe, Oberfinanzrath Dr. Hügel, Oberftubienfecretär 
Klöß, Pfarrer Lehr in Schotten, Oberftabsarzt Dr. Neu- 
ner, Pfarrer Schäfer in Schlig, Diftrietseinnehmer Schild— 
köter in Biedenkopf, Gartendirector Schnittſpahn, Han- 
velsgärtner Schneeberger, Regierungsrath Schott, Pfarrer 
Steinberger in Grünberg, Archivrath Streder, Ober- 
rechnungsreviſor Streder, prakt. Arzt Dr. Wittmann in 
Mainz, Katafteringenieur Zaubig, Geheimer Cabinetsrath 
Zimmermann. | 


Suftematifche Heberfiht des Inhalts. 


Erftes Buch. 


Geſchichte der Entftehung und Entwidelung des Großherzogthums. 


Ef =-255- 


—. 


IV. 


Die Zeiten der Römer ©. 1. 

Die Zeiten der Franken ©. 8. 

Die Zeiten der großen Geſchlechter ©. 11. 

Heffen unter ven Thüringifchen Lanpgrafen ©. 12. 

Heffen unter eignen Landgrafen bis zur Theilung des Landes 
nach dem Tode Philipps des Großm. ©. 14. 

Die Landgraffhaft Heflen - Darmftadt ©. 19. 

Das Großherzogthbum Hefjen und bei Rhein ©. 27. 


Zweites Buch. 
Bas San. 

Lage, Beſtandtheile, Grenzen und Größe ©. 35. 
Aeußere Befchaffenheit der Oberfläche des Landes im All: 
gemeinen ©. 37. | 

Startenburg S. 37 — Rheinhefſſen S. 38 — Oberheſſen S. 38. 
Höhenangaben ©. 39. 

Starkenburg S. 39 — Oberheſſen S. 40 — Rheinheſſen S. 48. 


Gebirge, Höhen und Thäler ©. 44: 
Der Odenwald S. 44 — Der Bogelsberg S. 50 — Die Hiuter- 
länder Gebirge S. 52 — Das Harbgebirge S. 58 — Der 
Taunus ©. 54. 

Ebenen ©. 54. 
Die Rheinebene S. 55 — Die Mainebene ©. 56. 


- Gewäfler ©. 57. 


Das Stromgebiet des Rheins. 57 — Der Rhein S. 58 — 
Der Nedar S. 60 — Die Weſchnitz S. 61 — Die Mobau 
S. 61 — Der Main mit feinen Nebenflüffen S. 62 — Die 


Vorwort. 


Die Beichreibung eines Landes nach den verfchiebenen 
Beziehungen, wie fie der Titel meiner Arbeit näher bezeichnet, 
fann von fehr verfchiedenem Umfange fein, je nachdem darin 
das Bild in großen Zügen oder in mehr ober weniger aus⸗ 
geführtem Detail gezeichnet ift. Ich halte e8 darum für nöthig, 
meiner Arbeit einige Worte voraus zu ſchicken, weil mir daran 
gelegen fein muß, daß man von berfelben nicht mehr erwarte, 
als was fie meiner Abficht nach Leiften foll. 


Wenn man die mehr als 6000 Nummern meines 
„Literariſchen Handbuchs für Gefchichte und Landeskunde von 
Heſſen“ durchſieht, fo Tommt man zur Weberzeugung, daß über 
Hefſen und das Großherzogthum insbefondere ſchon gar viel 
gefchrieben worden if. In der That kann der Grund der 
mangelhaften Kenninig umferes engeren Vaterlandes, welche 
lo häufig beklagt wird, nicht in dem Mangel einer Thätigkeit 
Heſſiſcher Schriftfteller allein gefucht werden, fondern vielleicht 
zum Theil in der den Deutfchen überhaupt oft zum Vorwurfe 
gemachten Vorliebe, ſich in das Univerfum zu vertiäen, vie 


VI Vorrede. 


ſich in fremde ganz unbekannte Regionen zu begeben, ehe das 
eigene Haus gehörig gekannt iſt, zum Theil aber auch in der 
Schwierigkeit, ſich das ſehr auseinander liegende Material 
herbeizuſchaffen und darin zurecht zu finden. Und doch möchte 
es damit ſchon anders ſtehen, wenn nur die bereits vorhan— 
denen Werke, welche es ſich zur Aufgabe gemacht haben, das 
zerſtreute Material zu einem Bilde zu verarbeiten, allgemeiner 
wären gewürdigt und benutzt worden. Es ſind ſolche Bücher 
in ſehr verſchiedenen Perioden unſerer Geſchichte geſchrieben, 
und ſie geben die Möglichkeit, ſich über das Land in jenen 
Zeiten bald mehr bald weniger vollſtändig zu unterrichten. 
Ich erlaube mir auf «einige derſelben hier einen raſchen Blick 
zu werfen, weil ſich dann am einfachſten herausſtellen wird, 
was ich mit meiner Arbeit gewollt und was man von ihr 
wird erwarten können. 


Von älteren Arbeiten glaube ich, mit Uebergehung der 
Chronik Winkelmanns, vorzugsweiſe eine anführen zu müſſen, 
welche im Ganzen ſehr wenig gekannt und vielleicht noch 
weniger beachtet worden iſt. Es iſt die „Neue Staats- und 
Reiſegeographie“, deren IV. heil, welcher den Oberrheiniſchen 
Kreis, alfo auch Heffen enthält, von Eftor bevorwortet im 
Jahr 1754, alfo vor nun gerabe 100 Yahren zu Dresden 
und Leipzig erfchienen iſt. Dieſes Buch ift ein für jene Zeit 
höchſt merkwürdiges, denn es bejchreibt die Länder des Ober— 
rheiniſchen Kreiſes nicht bloß in der ſonſt zumeiſt allein 
beachteten topographiſchen, ſondern in den verſchiedenſten jon- 
ſtigen Beziehungen. Der Verfaſſer, der die Beſchreibung eines 
Landes von einem viel allgemeineren Standpunkte auffaßt, 
giebt im 1. Buche die geographiſche, im 2. die phyſikaliſche, 
im 3. die politiſche, im 4. die hiſtoriſche Beſchaffenheit und 
im 5. die Ortsbeſchreibung. Schon aus dieſer kurzen Inhalts⸗ 
anzeige iſt zu erſehen, wie ganz anders der alte Gelehrte ſich 


Borrebe. va 


bie Befchreibung eines Landes denkt, als fie heutigen Tags 
felbft noch von vielen gedacht wird. 


Bon den Arbeiten, welche auf dem jegigen Beſtande des 
Großherzogthums bafiren, erwähne ich, mit Webergehung ver 
vervienftlichen Arbeiten von Erome und Demian, nur die Be- 
Tchreibungen des Großherzogthums von Wagner und Schäffer. 
Die Arbeiten beider Gelehrten — deren erfterer ein fo 
ausführliches. Bild von dem Lande fich zur Aufgabe geftellt, 
als e8 das vorhandene Material ihm zu zeichnen geftattete, 
deren Tegterer ein ſolches Geſammtbild zunächſt für die Jugend 
geben wollte, — find von denen, welche fie gebraucht haben, 
fo gekannt und anerkannt, daß ich über diefelben kaum etwas 
weiteres zu jagen nöthig hätte Das Wagnerifche Werk ift 
für die Zeit, in der es gefchrieben ift, ein fo ausgezeichnetes, 
daß es als einzig in feiner Art genannt werben Tonnte, ba 
vielleicht damals fein anderes deutſches Land eine ähnliche 
Arbeit aufzuweifen im Stande war. 


Abgefeben von inamtichfachen ftatiftifchen Veränderungen, 
welche feit dem Erfcheinen dieſes Buchs eingetreten find und bie 
daffelbe uun in diefer Beziehung nicht mehr geniigend erfchei- 
nen laffen, ift die Kenntniß des Landes in vielem Betrachte 
und in Folge der verſchiedenſten Verhältniſſe jo vorangefchritten, 
daß eine Umarbeitung des trefflihen Buchs vielfach gewünjcht 
und Herm Wagner dieſer Wunſch ausgeiprochen worden ift. 
Der geehrte Berfaffer konnte fich- nicht entſchließen, dieſer Auf- 
forderung Folge zu leiften und wir müſſen feine Gründe achten 
und ehren. Ein Plan des biftorifchen Vereins, fich mit ben 
übrigen wiflenfchaftlichen Vereinen des Landes auf eine jach- 
gemäße Weife zu einer Umarbeitung vefjelben zu vereinigen, 
fcheiterte an der gewonnenen Weberzeugung, daR zu einer \nltgen 
Arbeit, wie fie ber Stand der heutigen Wiilenihait werluum 


vn Vorrebe. 


würde, zur Zeit noch nicht alle diejenigen Vorarbeiten gemacht 
feien, welche einer ſolchen Hauptarbeit worangehen müßten. 
Namentlich batte die Anficht fich geltend gemacht, daß das 
ftatiftifche Material, welches bei feiner immer mehr erkannt 
werdenden Bebentung eine Hauptgrundlage bilden müſſe, noch 
in fo unvollkommenem Maaße vorhanden fei, daß die Aufgabe 
nicht gehörig zu löſen fein würde. Aber auch das nöthige 
hiſtoriſche Material, insbefonvere das fiir die Ortsgefchichte, 
war, als jener Plan gefaßt wurde, noch gar unvolljtändig 
vorhanden und wiyd vielleicht erft dann genügend vorhanden 
fein, wenn das Heffiiche Regeſtenwerk vollendet fein wird, 
durch welches mein Freund Scriba fih ein nicht genug zu 
preifendes Verdienſt um bie vaterländifche Gefchichtfchreibung 
erwirbt. 

Möchte die Hoffnung auf die Gründung eines ftatifti- 
Ihen Bureaus von Seiten der Regierung fich recht bald ver- 
wirklichen! An Mäunern, welche fih dann die Aufgabe ftellen 
werben, nach dem Mufter der Befchreibungen von Würtemberg, 
von Sachjen- Meiningen u. a. m., das ftatiftiiche Material 
mit dem biftorifchen zu einem Geſammtbilde unferes Großher- 
zogthums zu verarbeiten, wird e8 daun gewiß wicht fehlen. 


Wasfollaber nun meine Arbeit? Sie foll einftwei- 
len, bi8 es möglich fein wird, Ausführlicheres und Vielfältigeres 
zu liefern, ein Handbuch fein für diejenigen, welche eine all- 
gemeinere Auskunft itber einen und den anderen zur Kenntniß 
des Landes nöthigen Gegenftand wünfchen; fie foll in beſchränk— 
terer Weile ein Bild des Großherzogthums nach Geſchichte, 
Land, Volt, Staat und Dertlichfeit geben. Dieß war bie 
Aufgabe, welche ich mir geftellt Habe. Ob meine Löſung 
zufrieden ftellen wird, ob ich namentlich das richtige Mack 
eingehalten, muß ich dem Urtheil des Publitums überlaffen. 
Sp Tann mir aber das Geſtändniß nicht verſagen, daß ich 


Vorrede. X 


zwar nach beſtem Wiſſen und Können gearbeitet, daß ich 
aber auch vollſtändig fühle, wie mangelhaft noch das iſt, 
was ich gebe und wie wahr das Wort des Weiſen iſt, welches 
ih als Motto meiner Arbeit vorangeſtellt habe: „Ein Menſch, 
werm er gleich fein Beſtes gethan hat, jo ift e8 faum auge- 
fangen; und wenn er meint, er habe e8 vollendet, jo fehlet 
es noch weit.” Der Begriff des „nicht zuviel und nicht zu 
wenig” hängt überdem gar fehr ven indivibuellen Gefühle 
ab und der Umftänvde find fonft noch gar viele, welche das 
„zu wenig wie das zu viel” entjchuldigen müſſen. 


An Irrthümern und Unrichtigfeiten in meiner Arbeit 
wird es gewiß nicht fehlen. Ich bitte, fie mit der allgemeinen 
menjhlichen Schwäche des Irrthums zu entjchuldigen, die 
vielleicht um fo öfter fich geltend machte, als die große Man- 
nichfaltigfeit des Stoffs dazu Gelegenheit gab. Für die Ver- 
feben, welche im Drude ſich eingefchlichen haben, weiß ich 
feine. andere Entſchuldigung vorzubringen, als den Umftand, 
daß ich, den ganzen Tag über amtlich befchäftigt, nur des 
Abends, oft mit fehr ermüdeten Augen die Druckbogen leſen 
konnte. Die wichtigften darunter, welche mir aufgefallen find, 
babe ich bemerkt und ich bitte dringend, fie vor dem Gebrauche 
des Buches zu verbeffern, jo wie auch Bitte, die Nachträge 
nicht unbeachtet zu laſſen, die manches ergänzen, was im 
Bude vermißt werden könnte. Unerwähnt darf ich aber in 
Beziehung auf die Zuſätze nicht laſſen, daß fie in das fehr 
ausführliche Regiſter aufgenommen find, fo daß dieſes auf 
das Zufanmengehörige hinweiſt, wo fich daſſelbe auch findet. 


Der beſonderen Erwähnung bedarf es kaum, da es ſich 
von ſelbſt verſteht, daß ich für eine jede mir zukommende 
Belehrung, beſtehe fie in einer Berichtigung uver in Amer 
Beröollftändigung, fehr dankbar fein werbe, - IH weite Ar 


Z Vorrede. 


mir in dieſer Beziehung zukommende auf das gewiſſenhafteſte 
bei einer etwa nöthig werdenden neuen Auflage benutzen. 


Schließlich ſage ich den Männern, welche mit freundlichſter 
Bereitwilligkeit mir da Auskunft ertheilt haben, wo gedrucktes 
zum Gemeingute gewordenes Material nicht vorlag, meinen herz- 
lichſten Dank, namentlih den Herren: Geh. Arhivar Baur, 
Oberforftaffefior Bofe, Landgerichtsaffeffor Günther, Dr. 
v. Heffe, Oberfinanzratb Dr. Hügel, Oberftubienfecretär 
Klöß, Pfarrer Lehr in Schotten, Oberftabsarzt Dr. Neu- 
ner, Pfarrer Schäfer in Schlitz, Diftrictseinnehmer Schilb- 
köter in Biedenkopf, Gartendirector Schnittfpahn, Han— 
belsgärtner Schneeberger, Regierungsratb Schott, Pfarrer 
Steinberger in Grünberg, Archivrath Streder, Ober- 
technungsrevifor Streder, praft, Arzt Dr. Wittmann in 
Mainz, Katafteringeniene Zaubi is ‚ Geheimer Cabinetsrath 
Zimmermann. | 


Syſtematiſche Aeberſicht des Inhalts. 


Erftes Buch. 
Gefchichte der Entftehung und Entwidelung des Großherzogthums. 


Die Zeiten der Römer ©. 1. 

Die Zeiten der Franken ©. 8. 

Die Zeiten der großen Geſchlechter S. 11. 

Heffen unter den Thüringifchen Landgrafen S. 12. 

Helfen unter eignen Landgrafen bis zur Theilung des Landes 
nach dem Tode Philipps des Großm. S. 14. 

Die Landgrafichaft Heſſen-Darmſtadt ©. 19. | 

Das Großberzogtfum Hefjen und bei Rhein ©. 27. 


Zweites Buch. 
Bas Fand. 
Lage, Beſtandtheile, Grenzen und Größe ©. 35. 
Aeußere Befchaffenheit der Oberfläche des Landes im All— 
gemeinen ©. 37. j 
Startendburg S. 37 — Rheinhefſen S. 38 — Oberbeflen S. 38. 
II. Höbenangaben ©. 39. 
Starkenburg S. 39 — Oberhefien S. 40 — Rheinheſſen S. 48. 
IV. Gebirge, Höhen und Thäler ©. 44: 
Der Odenwald ©. 44 — Der Bogelsberg S. 50 — Die Hinter- 
länder Gebirge S. 52° — Das Hardgebirge ©. 58 — Der 
Zaunus ©. 54. | 
V. Ebenen ©. 54. 
Die Rheinebene S. 55 — Die Mainebene ©. 56. 
VI. Gewäflerr ©. 57. 
Das Stromgebiet des Rheins-S. 57 — Der Kun SS. — 


Der Nedar S. 60 — Die Veihnik S. 61 — De Mom 
©. 61 — Der Main mit feinen Nbenfülen S. 2 — DI 


Äs “«=25ar 


En 


S 


Xu Syſtematiſche Weberficht des Landes. 


Mümling S. 62 — Die Gerfprem S. 62 — Die Nibba 
S. 62 — Die Lahn mit ihren Nebenflüffen S. 63 — Die Nahe 
©. 64 — Das Stromgebiet der Wefer S. 64 — Die Fulda 
S.65 — Die Shlik ©. 65 — Die Schwalm S. 65 — 
Die Eder ©. 65. 


VO. Innere Befchaffenheit der Erdoberfläche ©. 65. 


Geognoſtiſche Forfchungen im Allgemeinen S. 65 — Die einzelnen 
Sormationen des Landes S. 66 — Geogaoftiihe Beichaffenheit 
einzelner Haupttheile im Allgemeinen ©. 71. 


VIII. Fruchtbarkeit des Bodens ©. 71. 


Rhein- und Mainebene S. 72 — Odenwald ©, 72 — Rheinheffen 
©. 72 — Die Wetterau S. 72 — Der aogelsberg ©. 72 — 
Das Hinterland S. 73 — Herrichaft Itter S. 532. 
TR. Climatifhe Verhältniffe ©. 73. 


Im Allgemeinen S: 73 — Die Aheinebene, die Bergftrafe S.73 — 
Rbeinheffen, S . 76 — Der Odenwald S. 77 — Die Wetterau 
, 13 — Der Vogelsberg S. 79 — Herrichaft Itter S. 533. 
X. Naturerzengniffe ©. 81. 
Im Allgemeinen ©. 81. 
1. Produkte ded Mineralreihd — Bergbau und Hüttenweien S. 83. 
Erze, Erzgruben und Hiittenwerfe ©. 
Gold ©. 82, Silber und Duedfilber S. 82 Bee ©. 88, Zinnober S. 83. 
fer 8, Eifen S. 85, Manganerz ©. 53 
2. Sale, Salzquellen und Salinen ©. 88. 
3. Brennbare Mineralien ©. 88. 


Steintohlen &. 87, Braunkohlen und Braunlohlenwerte S. 89, Torf S. 90. 
4. Erden und Thon ©. vi. 


5. Geſteine S. 91. 
6. Mineralquellen ©. 

2. Produfte des ——8 — Landwirthſchaft, Forſtwirthſchaft S. 94. 
1. Wildwachſende ©. 9 


2. Dur enbiietbfiaft und Gartenbau gewonnene S. 9%. 
Landwirthſchafi und Gartenbau im Großberzogthum im allgemeinen, lanb- 
Bülene ee Beräine und Gartenbaunereine S. 94 — Getreide 98 — 


— Rartoffeln S. 9 — Weißkraut S. 99 — Nüben 

u. — eriie © 100 — Zwiebeln S. 100 — Wein ©. 100 — Obft 

.102 — Del (che ©. 102 — Hopfen ©. 102 — Tabek ©. 102 — 
Mi S. 108 — Gras und Klee S. 103 — Cichdrie ©. 103, 


und Ha 
8, a gewonnene ©. 208. 
ur — im m Ganzen, oe und Privatwaldungen S. 103 — 
108 — Holzer 
3, Brabufie de3  Diiereißg lehnt &. 104. 
. Wilde Thiere S 
Y Hausthiere — —2 S. 106. 
Bigzugt ii im allgemeinen S. 106 — Pins ieggu hit ©. 106 — Schafzucht 
107 — giegenzucht S.107 — Pferdezugt ©. 107 — Eſelzucht S. 107 — 
Schweingzudt S. 108 — Federviehzucht S. 108 — Bienenzucht ©. 109. 


Drittes Buch. 
Bas Yolk. 


I. Größe ver Benölferung ©. 104. \ 


Zählungen im Allgemeinen S. 104 — Neuefte Zählung von 1852 
und ihre Refultate nach verſchiedenen Beziehungen S. 109 — 
Vergleichung berjelben mit ber erften Zählung im Jahr 1815 
und mit ber vorlegten von 1849 ©. 111 — Dichtigkeit der 
Bevölkerung S. 110. 


Syſtematiſche Veberficht des Landes. XI 


N. Bertheilung ver Bevöfferung in Land» und Stabtbeinohner, 
ftäbtifche und Ländliche Wohnpläte ©. 112. 
II. Phyſiſche Befchaffenbeit der Bewohner S. 114 u. 533. 


IV. Charakter, Sitten, Gebräude, Trachten ꝛc. ©. 116. 
Im allgemeinen S. 116 — In der Rhein⸗ und Dtuinchene ©. 
118 — Im Odenwald S. 123 — Im Rheinheſſen S. 126 — 
In der Wetterau S. 127 — Im Bogelsberg S. 130 u. 534 — 
Im Hinterland S. 136 — Im Schlitziſchen S. 535. 


V. Standeverſchiedenheit S. 143. 


Im · a nen S. 143 — Crblider Stand — Gtandesberrn, 
Abel, Bürger, Bauer S. 143 — Ferſezuicher Stand — Nähr-, 
Lehr-, Wehr⸗ und Beamtenfland S 


VI. Zechnifhe Cultur ©. 146. 


Am allgemeinen, Gewerbvereine und Gewerbwefen im Ganzen 
©. 146 — Tudfabrilation S. 149 — Spinnerei und Weberei 
S. 149 — Geibenzudt und GSeidenfabrilation ©: 10 — 
Fertigung wollener Hälelwaaren, Strobfledterei S. 151 — 
Striden wollener Strumpfivaaren im Hinterlande 3 151 — 
Wurſtfabrikation in Schotten S. 152. 


VD. Handel ©. 152. 


Im allgemeinen, Hanbelsleute S. 153 — Haupteinfuhrartifel ©. 
153 — Hauptausfuhrartitel © 154 — Haupthandelsplätze 
S. 155 — Gemerbe, welde den Handel befördern S. 155 — 
Beförberungsmittel des Handels, ſchiffbare Flüffe, Straßen, 
Eifenbahnen S. 155 — Die pofi, die Telegraphie S. 159 — 
Handelskammern S. 159 — Handelsverträge S. 159 — Con⸗ 
ſulate S. 160 — Banken S. 161 — Märkte S. 161 — Hauſir⸗ 
handel S. 161 — Münzen, Maße und Gewichte S. 161. 


VIII. Geiſtige Cultur S. 163. 
Im allgemeinen S. 163 — Aberglaube S. 164 — Unterrichts⸗ 
ee e I R en ©. ö ewersf le ©. 106 
® _ _ _ 
® Snmnafen ©. 167 — Unlverftäf ©. 10 101. Sduleieejenian rien ©. 
u e 0 1 — 


168 — Prebigers und Pri eminarien S 
8- und eo chulen, ——— — S. 1 
Kunſtſammlungen S. 169 — Wfenſchaftliche 
und Kunſtvereine S. 170. 


Wiffenfchaftt ide um 
RX. Sittlihde Eultur ©. 170. 

Im allgemeinen S. 170 — Tichtfeiten ber fittlihen Eultur ©. 
171°— Einrichtungen ꝛc. der Vorficht für die Zukunft und der 
Wohlthätigkeit S. 171. 

Winwentagen ©. 171 — Kaufunger Stift ©. 173 — Ludwigs⸗ und Wildel⸗ 
minenfi ng ©. 174 — Ludwigs⸗ und enifenftiftun A &. 174 — Sparkaſſen 
.174 — ebenönerfiherungeanftalten . 175 — Üentenanftalt S. 175 — 
— erungdanftalten S. 175 — —— —— S. 176 — 
Zuderoe tal op m ©. 177 — Invalidenanftalt S. 177 und S. 5386 — 
Beteranenvereine 177 — Gleonorenftiftung S. 177 — Berein zur Ber- 
befferung des Zuflandes ber Siraeliten 178 — Berein Laut Unterfiägung 
nnd Beauffihtigung ber aus trafanftalten Entlaffenen © 1738 — Berein 
r Unterftigung nothleivender Medizinalperjonen & . 178 — Lanbkranfen- 
Fans ©. 179 — Elifabethenftift S. 179 — Rettungtan alt für fittlich ver- 
wahrlofte Kinder ©. 179 — Blindenanftalt S. 179 — Taubftummenanftalt 
©. 3 — —E ützungskaſſe S. 536 — Stadt e für Unteroffigiere 
— Prälat Köpler/ihe Stiftang ©. 537 — xhäufer SW 

Schatienfeiten der fittlihen Cultur S. 181. 

Crimin inelle Bergehen S. 181 — Unehelihe Kinder ©. 189 — Strakankalten 


XIV Ofbeniatifche Ueberficht des Zuhalts 


X. Neligionsverfchievenheit S. 184. 


Religionsverbältniffe im allgemeinen &. 184 — Die evangeliſch⸗ 

protefentifhe Zanbesfirde S. 184 — Die katholiſ Sande. 

kirche S — Gonfige chriſtliche Eonfeffionen ( erahnen, 
Dienmoniten, Sufpirkee Deutſchkatholiken) S. 189 — Juden S.1 


Viertes Buch. 
Ber Stent. 


Die Berfaffung ©. 194. 
Der —— — S. 195. 
5. Das taatenberhanpt S. 195. 


ngsmä Stellung s i ein — 
"Selen —* = te beffeiken als ia Oöcaupt,de ——— — 


zgewa Dienſtg tuiß zu 
fremden Sta bute * l en pefu- 
niäre a Siusten berpanpt der — soliden ilie 
eis —S 8 — —* 8* ſchen Landeskirche on⸗ 
3. Die Staatsan km 2 ©. 203. 
en dann, — Rechte und Pflichten aller 


— Rechte und a Be Gefonberer fin: Abel, Staate- 


4 Die mc 5 a ihre 8 ©. Gem 
’ t 2309 — 
—— Dei —e— te en d Sunctionen ©. a _ 
e 


5. Die Steudeverfammfung &. 213 
Zufammenfegung berfeiben ©. 213 — "Reste berfelben 2c. ©. 215. 


. Die Verwaltung ©. 217. 
Einleitendes S. 217. 
A, Civiletat. ©. 217. 


. Der Staatsrath ©. 220. 
I. Die Cioilminifterien ©. 220. 


M. Das Minifterium der auswärtigen Angelegenheiten und bes 


Danfes und feine Behörden und Stellen ©. 221. 


. Das Danptfaotsarie zu Darmſtadt S. 221. 
3. Die Boftbehbörden ©. 222. 
3. Gefandte und andere diplomatiſche Agenten S. 222. 


IV. Das Minifterium des Innern und feine Behörden und 


Stellen ©. 223. 
. Die Prüfungscommiffion Krb das orcgierungefac u. Juſtizfach S.224. 
. Der Abminiftrativjuftizbof S 
. Kreisamtsverwaltung und Seirlsterwoltung ©. 227. 
Die Dbermebicinafbirection ©. 230. 
. Deffentlicher Suite © . 231. 
Eee penbehörben örben © 281 Katholifche Kirchenbehörden S- 233 — 
N he Rich ebörben 
6. O Defienti cher Unterricht und Eildungsanftaften S. 234. 
anbeßuniverf rat 8 254 — Muſeum zu Darmſtadt S. 385 — Oberſtudien⸗ 
rec 
7. Behörden zur Beförderung der Lanbwirtbfchaft, der Gewerbes - 
und Handelsinduſtrie S. 236. 
Laubiwi aftlicher Verein ©. 286 — Sanbgeftüttanflalt ©. 2337 — Gewerb- 
verein ©. 387 — Handelſstammern ©. 28 


— — 


5 ο 


Syſtematiſche ueberſicht bes Suhatte, xv 


8. Wittwen-, Waiſen⸗ und Ber alten S. 237. 
—— Bittnentafl e 9, 5* — Wittwenkaffe S. 237 — Schul⸗ 


afle S. 237. 
9. Burke re 
ü ungete e oo 208 — Sanbehwaifenanpat ee 238 — Landes⸗ 


bospital ger Etiftäfonds S 
10. Die Brand efurattons-Commitfion . 288. 
11. Die Oberrehnungsfanuner ©. 389. 
12. Einſtandskaſſe u. Staatsaſſecuranzkaſſe für die Stellvertretung S. 239. 


V. Das Minifterium der Juſtiz und feine Behörden umb 


Stellen S. 239. 


Einleitendes über das Recht und die Rechtsverfaflung im Groß⸗ 
herzogthum S. 239 — Das Juſtizminiſterium nnd feine Attri⸗ 
butionen S. 242. 

1. Das Oberappellations⸗ und Caſſations⸗Gericht S. 242 — 2. Hof 
gerichte ©. 243 — 3. Stadt⸗ und Banbgerihte S. 244 — 4. Ober- 
geriht der Provinz Rheinhefien S. 245 — 5. Bezirlsgerichte 
S. 245 — 6. Handelsgericht in Mainz S. 246 — 7. Rheinzoll- 
—* S. 246 — 8. Beiehensgeriäte S. 246 — 9. Rotarien 
S. 247 — 10. Gerichtsvollzieher S. 248 — 11. Hypotheken⸗ 
bewahrer ©. 248 — 12. Advokaten ©. 249. 


VI. Das Miniftertum der Finanzen und feine Behörden und 
Etellen S. 249. 


DOrtsein —— x. ©. 256 — Disk Sanpifenpetvensattu 

Die Salzregieverwaltung S. 2357 — Si in Rhein heſſen * —— — 

ha eöung ber Drbiteng erS.258 — Grhe He DER feinfii — —— har 
Mainz 208 — Beamte für die Aufſicht der — 


6. —— S. 258. 
berforf- und Domänen-Direction und ihre Stellen ©. 259. 
ermaltung. Forämter. börrfärfiereien, Cfugdgiete ©: 3607 7 
8. Die Oberbaubdirection und ihre Stellen ©. 262. 
Kreisbanämter, Kreißbaumeifter, Kreisbauaufſeber ©. 262. 
9, arlingbeputation S. 263. 
10. Eijenbahn-Banbdirection der Provinz Starfenburg < 26 


11. n 
B. Militäretet, ©. "264. 
Das Minifterium des Kriegs S. 264. 


Allgemeines über die Truppen des Genpberzogtfumg ©. 264 — 
Das Kriegen iniferium und feine Behörden S. 266. 

1. Berwaltungsräthe ©. 267 — 2. Sernifonstizche und E  nifons- 
ihule in Darmſtadt S. 267 — Proviantanftalt S. 268 — 
4, ar tärftenfanait Babenhaufen S. 268 — 5. Oberfriegsgericht 
S. 268 — 6. Militär⸗Medicinal⸗Commiſſion S. 260 — J. Au 
—e— S. 269 — 8. Militäriguldirection S. 70 — 58. 
Militär⸗Wittwen⸗ und Baifen-Commüfon S. 210. 


x ©yftematifche Ueberſicht des Inhatis, 


Füuftes Buch. 
Copegtaphit. 


J. Die Provinz Starkenburg im Ganzen S. 271 und S. 47 


Einzelne beſondere Theile S. 277. 


Kreis Darmſtadt ©. 277. 
„ Bensheim ©. 288. 


„ Dieburg S. 302. 538. 

„ Erbad ©. 317. 538. 
„Großgerau ©. 326. 

„ Heppenheim S. 334. 

„  Lindenfelld 6. 339. 538. 
„Neuſtadt S. 352. 539. 
„Offenbach ©. 358. . 


„ Wimpfen ©. 365. 


1. Die Provinz Oberheffen im Ganzen S. 368 und 53 
Einzelne befonvere Theile ©. 371. 


Kreis Gießen ©. 375. 
„ Alsfeld ©. 388. 
„  Biedentopf S. 400.” 
„ Büdingen ©. 412. 
"  Rriebberg ©. 420. 
n rünberg ©. 432. 539. 
„ Lauterbad S. 438. 
„Nidda S. 448. 539. 
„Schotten ©. 458. 
„  2ilbel ©. 464, 
„  Böhl ©. 469. 


II. Provinz Nheinheffen im Ganzen ©. 473. 
Kreis Mainz ©. 475. 

„ Alzey ©. 487. 539. 
» Bingen ©. 499. 

„ Oppenheim ©. 507. 

„ Worms ©. 517. 


Abkärzungen, 


welche nicht fehon an fich verſtändlich find. 


A. bedeutet” Aderfelb. 

Einw. „  Einmohner. 

ebang. „uuirt evangelifch. 

Gem. „ Größe der Gemarkung. 

Rath. n Katholiken. 

Luth. Lutheraner. 

M. " Morgen. 

Ref. Reformirte. 

Sect. n Sectirer, d. h. andern hriftlichen, als den proteftantifchen 
oder Tatholifchen Konfeffionen Angehörige. 

ſ. d. F fiehe dort. 

ſ. g. ſogenannt. 

ſ. o. ſtehe oben. 

u. a. n und andere, oder auch: unter andern. 

Un. n Unirt Evangeliſche. 

vergl. u vergleiche. 

Wa. n Waldland. 

We. n Weinbergsland. 

Wi. Wieſenland. 


Nota bene. Die Maaßangaben find Überall, mo es nicht etwa beſonders 
anders bemerkt ift, in Großherzoglich Heſſiſchen Maaßen ausgedrückt. 


“ > 


Wefentlide Druck» und ſonſtige Berichtigungen. 


Seite 14. Zeile 12 von oben flatt: circa 1250--1507 lies: 1250—1567. 


vn 4 u n „»  Edmannshain lies: Epmannshain. 
„ 57. u r „ unten „  LXürzenbad lies: Lörzenbach. 
» 64 v5 u „  Rorfe lies: Rorfe. 


» 86 u 13 u oben „Oden walde lies: Oberwalbe. 

„ 162. u 14 HH" nm 90 fies: 70. 

„ 176. u 2 u n deutſche Phönir l.: deutſche Phönir u.a. 

„ 35 3 12 un episcopus ließ: he copus. 

„187. 18 iſt hinter Hofheim: fenbad einzufchalten. 

„ 217. u 3 u einige lies: eigen 

„ 227. ift nach 3. 11 v. o. zuzufügen gehenfeen in den Provinjen 
Starkenburg und Oberheſſen. 

„232. Zeile 16 von unten lies: ift in 38 Delanate getheilt. 

» 231 „u 15 „ oben ift zuzufügen: 14. Abgabe von Nachtigallen. 

261. Lo Fate: Oberheſſen 19 — 9. 

„ 268. „5 on u jedem lies: je ein 

» 289 u 2 „ unten „ ——— fieg: Markbeſchrei⸗ 


„ 414. u I u oben Senburg-Bier ei lies : Iſenburg⸗Bir⸗ 
„ 46. „14 u nn " eimbung lies: Limburg. 


„ 47. u 10 un „Unterſchwarzbach Ties: Unterſchwarz. 
„ 351 „23 un n Shmeh enteipsmühle lies: Schwaben. 


teichsmühle. 
„4738., unten Brebenhein lies: Bretenheim. 
„ 475. ift Lad geile 80.0 Gusgeiafien: in 4 Rabbinate: Mainz, 


Alzey, Bingen, Worms. 
» 493. Zeile 16 von unten ftatt: Schlarzenmühle lies: Schlarpenmühle. 


Erftes Buch. 


Kurze Gefhichte der allmähligen Entwickelung und Ge- 
ſtaltung des Großherzogthums Heffen. 


L Die Zeiten der Römer. . 


| Die erfte Kunde von den Gegenben, welche jetzt das Grof- 
berzogthum Heſſen bilden, ift uns mit der Kunde von bem Lande 
der Deutſchen überhaupt, durch die Römer geworben, nachdem 
biefe unter Cäſar durch das befiegte Gallien bis an den Rhein 
gefommen waren. 

In jener Zeit nun fah das Land natürlich ganz anders ang, 
als jetzo; und wenn wir auch annehmen müſſen, baß es ben 
Römern bei dem Gebanfen an ihr Italien, wo ihnen jeder Schritt 
Spuren uralter Cultur zeigte, die ja alles umgeftaltet und bem 
Menſchen wohnlih und freundlich gemacht hatte, wo alles bie 
Herrichaft des Menfchen über die rohen Naturkräfte verfüntigte, — 
in viel unheimlicherer Geftalt ericheinen mußte, als unbefangneren 
Menfchen, jo können wir uns doch ganz gut denken, daß es ihnen 
einen großen Gegenfat zu jenem Lande bildete. Sie fanden bier 
riefige Waldungen, mit Stämmen von nie gefehener Höhe beftanben, 
einen Urwald mit all feiner Fülle und Kraft, aber auch mit- feinem 
Schauer, viele Tagereifen weit burch Feine gerodete Stelle unter- 
brohen, ohne Weg und Steg, über Berg und Thal fi ex- 
jtredfend, wie das Meer unendlich; vazwiihen gewaltige Stehme, 


noch ungebändigt in Zugendkraft dahin fluthend , sine ° Brüsten U 
gBalivers Geſſen. 


2 Gefchichte des Landes. 


leer von Schiffen, aber tiefer und veißender als die Gewäßer 
ihrer Heimath; endlich ftille, heimliche Wiejenthäler, mit dem 
üppigften Grün bevedt, zwiſchen dem Hochwald an ben Flüſſen 
bin, und darüber eine meift von feuchten Nebeln oder ſchweren 
Wolfen erfüllte Luft. 

Und wie den Römern die Natur des Landes imponirte, fo 
thaten dieß auch die Bewohner vefjelben, die Germanen, ober 
wie fie fich felbft nannten, das Volk, mit einem unferer Älteren 
Sprache lange geläufigen Worte, das in feiner älteften Form 
thiuda lautet, und wovon unfer jeßiges „beutfch”" das Adjectivum 
if. Das Volt trieb Aderbau und Viehzucht, aber nicht in zu- 
ſammenhängenden Anfievlungen, die fich vielleicht nur im Norden 
an der See und in den großen Stromthälern, wo fih am erjten 
eine höhere Eultur entwideln mußte, fanden, — ſondern in Einzelge- 
böften, in Mitte angebauter Stellen gelegen, meift das Wohnhaus 
des Herrn der umliegenden Ländereien umgeben von ben Hütten 
feines Gefindes. Die Wohnung felbft aber ftand gewöhnlich in 
der Nähe einer Duelle und unter mächtigen Bäumen, war er 
fah und bequem nach ven Bedürfniſſen des Volks eingerichtet, . 
wohl meiſt von Holz und mit Stroh gevedt, und in ihren Räu- 
men nebjt dem Aufenthaltsorte der Menfchen auch die Stallung 
bes Viehs während der Winterzeit befaſſend, zwar leicht wieder 
erbaut, wenn fie durch Krieg oder. fonftige Unglüdsfälle zerftört 
wurde, aber doch fchon etwas ganz anders, wie die Zelte und 
Jurten wandernder Zartarenhorven. Die fonftigen Sitten und 
Einrichtungen im Krieg wie im Frieden, im Haus wie im Felde 
müſſen wir bier übergehen; wir mußten nur anführen, was zu 
einem Bilde des äußeren Erſcheinens unferer Gegenden in damali⸗ 
ger Zeit beitragen fanı. Nur das fei noch erwähnt! Das Voll 
bildete eben fo wenig wie heute eine compacte Einheit, fondern war 
in eine Meihe von Unterabtheilungen und Völkerſchaften verzweigt, 
beren Entitehung in die grauefte Vorzeit fällt, die aber troß aller 
Stammesunterfchiede und obgleich fie fich oft in blutigen Kämpfen gegen- 
überſtanden, doch auf die Fremden ven Eindruck des Zufammengehörens 
zu einem großen Ganzen, zu einer feft beftimmten nach außen hin 
abgegrenzten Nationalität machte, Gewöhnlich aber war das Be⸗ 
twußtfein, ein und berfelben Völkerſchaſt anzugehören, nicht ein auf 
rein äußerliche Merkmale, wie etwa, daß man innerhalb eines 


Zeiten der Römer. 8 


von der Natur felbft durch Bergzüge oder Gewäſſer abgegrenzten 
Landftriches wohnte, beruhendes, fondern e8 war aufs Innigſte 
mit mythiſchen Traditionen, mit Cigenthümlichkeiten in Sitte und 
Recht, Sprache, Tracht und Bewaffnung, befonders mit der Ver- 
ehrung eines gemeinfchaftlichen Stammhelden verknüpft. 

Die Völferfchaften, welche nun bei dem Erfcheinen der Römer 
am Rhein die Gegenden unferes jebigen engeren Vaterlands be- 
wohnten, waren in Dberhejjen die Chatten, in Starfenburg Kelten, — 
ein Voll das in verfchiebenen Zweigen damals über einen großen 
Theil des weitlichen Europas verbreitet und ſchon lange in Nach- 
barichaft und bald frieplicher bald Friegerifcher Berührung mit den 
Deutfchen war, — mit gallifchen Helvetiern, ferner Bangionen bie 
fpäter zu den Allemanen gehörten; in Rheinheſſen wohnten fchon 
mit Germanen untermifcht ebenfalls Kelten... Vor allen deutſchen 
Völferfchaften imponirten den Römern die Chatten, welche aber 
nicht bloß im unferem Oberheffen, ſondern auch in den Kurheſſiſchen 
Theilen des Hefjenlandes wohnten. Der vömifche Gefchichtfchreiber 
Zacitus jagt uns von ihnen: „Des Chatten Körper ift abgehärtet; 
feine Glieder find gedrungen; fein Antlig ift troßig, noch höher 
aber das Feuer feines Geiſtes. Groß ift fein Verſtand und 
feine Schlaubeit." Und ähnlich bewundern fpricht er über ihren 
Muth und ihre Tapferkeit, ähnlich über die Einrichtungen, welche 
diefe Tugenden beurfundeten. 

Sp war in großen Zügen bazumal das Land, fo das Voll! 

Es rühren von den alten Bewohnern unferes Landes her: 1. bie 
Ringwälle, Einfrieigungen auf Bergen, meift auf einzeln liegen- 
ven fegelartigen und zwar erft gegen ven Gipfel in ziemlich hori« 
zontaler Richtung nach dem Plateau verfelben hin, errichtet aus 
unbehauenen Steinen und dienend zu religiöfen, gerichtlichen und 
politifchen Sweden. Solche: Ningwälle finden fich in Oberheffen 
auf der Gicelsburg, dem Hausberg, dem Dünsberg, ver Glau- 
burg u. a. m., in Starfenburg bei der Haineburg in ber Nähe 
vom Schloß Lichtenberg. 2. Die f. g. Hünengräber, welche von 
verfchtedener Größe find und bald nur Kohlen und Branderbe, 
bald auch Urnen mit Aſche und Knochen, ſ. g. ‘Donnerfeile, Ge- 
genjtände von Bronze, Eifen, Glas, Bernftein 2c. enthalten. Be— 
fonders reich an folchen Grabhügeln find u. a. vie Vmagbungen 
von Arnsburg, Widjtabt, Bönftadt, Büdingen rc. . 

1 


4 Gefchichte des Landes. 


As nun aber die Römer am linken Ufer des Aheinftromes 
fih feitgejeßt hatten, änderten fich gar ſehr die äußere Anficht des 
Landes und bie DVerhältnifje feiner Bewohner. Von dem jeßigen 
Mainz ftromabwärts wurden eine Menge von befeftigten Lagern 
errichtet, mit beſtändigen Befatungen, bewaffneten Flotillen, 
mit Material zu Brüden, furz mit allen möglichen Kriegs⸗ 
vorräthen. Die deutſchen Stämme auf ber rechten Rheinſeite 
waren ihnen natürlich geführliche Nachbarn, und es mußte 
ihnen daran gelegen fein, fie fich zu unterwerfen. Dies war 
aber nicht fo leiht und bei. ter XZapferfeit ber Deutfchen 
mit Waffengewalt allein nicht dauernd zu bewirken. Römiſche 
Schlauheit mußte bier römischen Waffen zu Hülfe fommen, und 
mit beiden Mitteln gelang es den Römern allmählig, ihren Ein- 
fluß dieſſeis des Rheins fo mächtig zu machen, daß ein Theil 
der Deutjchen des bieffeitigen Ufers, namentlich der im jeßigen 
Starfenburg wohnenden und auch ein Theil der in ben unmittel- 
bar angrenzenden Gegenden, ihre bisherigen Sige verließ und fid 
jenfeitS des Schwarzwalds im Inneren Deutfchlands eine nette 
von römifcher Verrätherei und Gewalt fichere Heimath ſuchte. 
Hierdurch war das Land von aller Vertheidigung entblößt und ein 
großer Theil der wejtlichen Grenze ver deutſchen Völker ftand ben 
Römern offen. — Anſiedler aus Gallien famen herüber und bauten fich 
unter ben vielleicht hier und da zurüdgebliebenen Deutfchen an. Die 
Römer unterftüßten dieſe Anſiedler, da fie ihres Einflußes auf die— 
felben gewiß waren. Das Land bis zum Main und varüber hinaus 
befam, ba die Römer als Schugherren von ber neuen Eroberung 
den Zehent alles Güterertrags bezogen, den Namen agri decumates 
" oder Zehentland. *) 

Zur Sicherung gegen die Einfälle der jenſeits dieſes 
Landes wohnenden Deutfchen, namentlih der Chatten, errichteten 
fie an der Grenze ihres Zehntlandes hin und wieder Thürme 
und Standlager und es entitand dadurch ber große Landhaag ober 
Pfahlgraben, veffen jest noch vorhandene mächtige Spu- 


x 


*) Nach einer Deutung Niebuhrd hieß ed agri decumates, weil es nad 
röm. Art vermeffen war, nach der bei der Vermeſſung gezogenen Kinie, 
decumanus, welche die Hauptlinie von Mittag nach Mitternacht, Kardo, 
rechtwinklig durchſchnitt. 


Zeiten der Römer. 5 


ren, jo weit er unfer Land berührt, unfer Landsmann Phil. Dieffen- 
bach unterfucht hat. Man kann die Spuren dieſes Pfahlgrabens 
verfolgen von jenfeit8 der Lahn auf der Höhe von Neuwied, fort- 
laufend über einen großen Theil des Taunus, unmeit riebberg 
und Butzbach, links und rechts von Pohlgöns nad) Grüningen, 
von da nach ver Gegend des Colhäuſer Hofs und dann fündftlich, 
bis er an dem Hardfelde nah Birklar zu, etwa 100 Schritte 
von ber Mauer, welche das Arnsburger Klofter einfchlieft, endigt. 
Diefe ganze Befeftigungslinie wurde allenthalben mit Gaftellen und 
Schanzen befett, auf deren Trümmern fich fpäterhin bie vornehmſten 
germanijchen und fränfifchen Gefchlechter angebaut und feftgefett 
haben. Zu meiterer Sicherung ihrer befumatifchen Felder Tegten 
die Römer fpäter jene große Pfanlhede (limes Romanus) an, 
welhe von Obernburg am Main an dur ben Odenwald nach 
dem Nedar und von da (unter dem Vollsnamen ber Teufelsmauer 
befannt) bis nach Pförring an der Donau ging. Die nicht durch 
einen Grenzwall geſchützten Streden fanden einen Schuß in einzelnen 
Caftellen. Den Mittelpunkt dieſer Circumvallationslinie bildete in 
dem dichten finfteren Odenwald der Lange ebene Bergrüden, welcher 
von Mudau und Schloffau (im Badiſchen) über Heffelbach, Witrzberg, 
Eulbach und Bielbrunn bis nach Obernburg und Breuberg fich 
erftredte. Diefer ganze Bergrüden wurde ebenfalls von ben 
Römern durch Gaftelle, Schanzen und Wartthürme gevedt, in deren 
Nähe man eine große Menge von römischen Alterthiimern, Mauern, 
Münzen, Inſchriften 2c. gefunden bat. 

Nicht mit demſelben Erfolg, mit dem die Römer die Stämme, 
bie Das nunmehrige Dekumatenland bewohnt, vertrieben hatten, Tämpf- 
ten fie gegen die welche jenfeits des Pfahlgrabens wohnten, gegen 
bie Chatten. Germanifus (15 n. Chr.) überfiel fie zwar einmal 
undermuthet und verbrannte ihren Hauptort Maden (Mattiacum) 
am Fuße des fteilen Gudenbergs (Wodansbergs), wo das Volk zu- 
fammenfam, um alle allgemeine Angelegenheiten zu beratben, um 
das Berbrechen zu richten, über Krieg oder Frieden zu befchließen, 
und um feinen Gott zu verehren, allein weder damals noch bei 
fpäteren Zügen durch das Land der Chatten vermochten vie Römer 
einen dauernden Beſitz darin zu gewinnen, fondern fie mußten 
immer wieber hinter ben Pfahlgraben zurüweigen. Dos wit: 
ſprüngliche Hefjenland bat darum weder ein rümühe® SuHMÜHHFt 


8 Gefchichte des Landes. 


zurücigevrängt wınden. Wie der allemanifhe Bund im Süden 
bie römifchen Provinzen bebrängte, - jo that dieß im Norben ein 
gleichmächtiger, der Bund ver Franfen, zu welchen die Chatten 
gehörten. Beide Bünde geriethen fpäter felbft miteinander in 
Streit, der mit der Niederlage der Allemanen enbigte. 


IH. Die Zeiten der Franken. 


Es waren alſo von dieſer Zeit an die Franken die Herren 
auch unſeres Landes und dieſe dehnten allmählig ihre Herrſchaft, 
beſonders unter ihrem König Chlodwig aus dem Geſchlechte der 
Merovinger, über den größten Theil Frankreichs und Deutſchlands 
aus. Das Königsgeſchlecht der Merovinger wurde durch einen 
ſeiner Hausmeiſter Pipin den Kleinen geſtürzt und dieſer gründete 
ein neues Königsgeſchlecht, das von ſeinem großen Sohne Karl 
dem Großen das Karolingiſche genannt wird, und das die frän— 
kiſche Herrſchaft noch weiter trug, ſo daß unter Karl dem Großen 
(800 n. Chr.) die Grenzen des Reichs von der Eider, dem Böhmer⸗ 
wald und der Raab bis jenfeit8 ver Tiber in Italien und bis 
zum Ebro in Spanien reichten. Alfo zur Zeit der Merovinger 
und zur Zeit ber SKarolinger bildete unfer Land einen Theil des 
fränfifchen Reichs und als viefes fränfifche Neich in mehrere Theile 
zerfiel, einen Theil des ſelbſtſtändigen veutjchen Reichs. Der 
Name der Chatten war in ver fränfifchen Monarchie ganz ver: 
ſchwunden; e8 tauchten aber da, wo früher die Chatten gewohnt 
hatten, die Hefjen auf. — 

Am Rhein war das Chriftenthum ſchon im 3. Iahrhundert 
na) Chr. allgemein geworben; unter Pipin brachte feine Segnungen 
ein engliiher Mönch, Winfried, fpäter Bonifacius genannt und 
745 u. Chr. Erzbifchof von Mainz auch zu den Hefjen. Mildere Sitten 
zogen mit ihm in ven Ländern ein; feite Wohnfige, Liebe zum 
Uderbau waren in feinem Gefolge. Die geiftlichen Stifter, vie 
Klöfter welche entftanden, wurden die Pflanzftätten derjenigen 
Wiffenfchaften und Künfte, welche die Kirche zu pflegen für gut 
fand. Sie erwarben aber auch reiche Beſitzungen. So ward im 
Jahre 764 unter der Negierung Pipins jene nachher fo berühmte 
und an Güterbefig einem Fürftenthum gleiche Abtei Lauresham 


(ori) geftiftet.. — 


| 


Zeiten der Römer. 7 


Dieffenbach nicht weniger al8 19 römiſche Straßenzüge nachge- 
wiefen. Bor allem ift es hier die f. g. alte Mainzerftraße, auch 
Könige- Wein- oder Steinftraße genannt, welche von Gaftel gegen 
Hofheim, dann nach Praunheim, Heddernheim, Bonamds, durch 
Nievererienbacher Gebiet, links an Kloppenheim vorbei gegen Okar⸗ 
ben Hin zieht. Reſte von Eaftellen finden ſich u. a. auf ber 
großen Befeftigungslinie im Odenwald bei Schloffau, Heffelbach, 
Würzberg, (das Hainhaus) Eulbach, Vielbrunn (das Hainhaus) 
u. a. a. O., dann an dem Pfahlgraben in ver Wetterau, wo bie 
Capersburg, die Hunenburg bei Butzbach, die Altenburg bei Arns⸗ 
burg 2c., Refte von Gaftellen zeigen. Bäder-Ueberreſte find 
bei ven .Gajtellen zu Würzberg, Vielbrunn, Lügelbah u. a. a. O. 
Der Zahn ver Zeit nagt wie an allem fo auch an dieſen Weberreften 
einer grauen Vorzeit, fo daß vieles, was noch im 1. Diertel 
dieſes Jahrhunderts vorlag, jegt ſchon geſchwunden ift. Kleinere 
Gegenftänvde des hbäuslihen und Militärlebens, Mün- 
zen 2c., welche in ver Aheinebene, im Odenwald und in ber 
Wetterau gefunden worden find, bewahren die Summlungen des 
biftorifchen Vereins in Darmftadt, das Mufeum im Schloß zu 
Darmftadt, das Cabinetsmufeum daſelbſt, das Mufeum in Erbach 
und viele Privatfanmlungen im Lande. — 
Anderthalb Yahrhunderte dauerte die Ruhe in dem römischen 
Zehntlande, denn die Römer ftanven mit den an der Grenze bes 
felben twohnenden Germanen in freundlichem Verhältniß. Da ent- 
zündete .eine Grauſamkeit bes Saifers . Caracalla, welche er bei 
einem Aufenthalte im Zehntland an einem ber veutfchen Völker⸗ 
ſtämme beging, einen neuen Krieg. Die früheren Bünde ber ein- 
zelnen Stämme waren zum Theil fchon wieder zu neuem Leben 
erwacht, und e8 erhob fich nun am Rhein der allemaniiche Bund 
gegen bie Römer. in volles Jahrhundert dauerte der neue Kampf 
ber Deutjchen, um bem verhaßten Feinde die wohlbebauten Anfieb- 
lungen dieſſeits be8 Rheins zu entreißen. Nach abwechſelnd glüd- 
fichem und unglüdlichen Kampfe gelang es ihnen enblich zur Zeit 
ver Kaifer Probus und Diofletian, alfo im 3. Sahrhundert nach 
Ehriftt Geburt, die Römer über ven Rhein. zurücdzubrängen. Die 
Allemanen nahmen nun nicht nur das Zehntland fondern auch viele 
angrenzenden Gegenden jenfeits des Rhein in BE wm Üe 
blieben ihnen, fo oft fie auch zeitweile beltegk und Über ven WR 


10 Gefchichte des Landes. 


Dberrheingan fürlih vom Main zivifchen dem Rhein md 
‚dem Obenwald, beijen öftlichfte Grenzorte Darmſtadt, Eberſtadt, 
Dberamjtabt, Dber- und Nieder - Modau und Ernithofen waren; 
. ber Maingau, zu welchem noch Diekenbah, Mefjel, Roß— 
borf, Gunbernhaufen, Beevenfirchen, Niederbeerbach, Bieberau, 
Neinheim und Lichtenberg gehörten; dieſem Maingau waren nod 
3 Untergaue: der Blumgau (vie Grafichaft Erbach), ver Bachgan 
(zwifchen der Mümling und Gerfprenz) und ver Rodgau. g. von 
der Rodaubach, welche ihn durchfloß, einverleibt; ver ODberlahn- 
gan, der größte Theil von Oberheffen; ber Wett er ga u (Wetter 
eiba), welcher von Lich und Laubach bis Wfingen und an ber 
Nidda, wo fie die Nidder aufnimmt nach Fechenheim am Main 
fort bis zur Kinzig, diefer entlang nach Gelnhaufen, von ba über 
Freienfteinau zum Vogelsberg ging; ver Nid dagau mit Frankfurt, | 
Rödelheim und Vilbel; ver Königsſundra, von Wiesbaden bis 
Koftheim und Caftel; der Niederlahngau, von: Gießen bis 
Dieg; der Buchgau mit Fulda, Schlig und Herbitein; ber 
Lobdengau fürlih vom Oberrheingau; der Wingarteiba, 
ein Theil des ſüdöſtlichen Odenwalds, ver Wormsgau, ber größte 
Theil von Rheinheſſen. 

Sn dem ehemaligen Decumatenland, dem Töniglichen Fiskus 
nit allen feinen Colonen anhbeimgefallen, Tagen große königliche mit 
Grund und Boden dem Kammergut zugehörige Neichsforfte. Hier 
erſtreckte fich die Königliche Jagdgerechtigkeit (Königsbann, Wildbann) 
auch über Wälder, welche bem Eigenthum nach in ben Händen 
anderer Grunpheren waren. So 3. B. ber Wildbann zu Drei 
eich mit dem alten Schloß Hagen oder Hain, der Wildbann des 
großen Forſtes Forehahi (Führen oder Tannenwald) welcher bie 
ganze Bergftraße bis nach Darmſtadt begriff. Ein anderer Reiche 
forft war der Odenwald. Bon dem großen Umfang des Tönig 
lihen Kammerguts in dem Lande zwijchen Rhein, Main und 
Nedar zeugen auch die allenthalben in den Schenkungen an dad 
Klofter Lorſch vorkommenden Reichspomänen, Höfe (curtes), Dörfer 
und Schlöffer (villae), Weiler (vici) ꝛc. Auf den meiften Fönig- 
hen Villen wurden Neichspaläfte (palatia) erbaut. Aus folchen 
Villen und Palläften find die nachherigen Reichsſtädte entftanden. 
Die meijten und anfehnlichiten lagen am linken Ntheinufer zu 


Zeiten der großen Gefchlechter. 11 


Worms, Mainz, Ingelheim, vieffeitS des Rheins Xribur, ber 
Lieblingsaufenthalt aller fränkiſchen Könige und Sailer. 


In. Die Zeiten der großen Geſchlechter. 


Almählig wurde das Amt des Gaugrafen erblich und aus 
ven Beamten des Königs wurden Erbberren. Während einige 
nur einzelne Genten erwarben, erwarben andere ganze Gauen, 
manchmal auch mehrere Gauen, und es entitanden baburch erbliche 
Grafſchaften. Auf gleiche Weife kamen auch Graffchaften an Bis— 
thümer und Abteien. “Diejenigen Gefchlechter, welche das größere 
Befisthum an fi) brachten, wurden natürlih die mächtigften. 
Unfer engeres Baterland war reich an folchen mächtigen Gejchlech- 
tern. Eines ber mächtigften unter ihnen war jenes SHefitiche 
Srafengaus im 9. und 10. Jahrhundert, aus welchen Konrad 
zum König der Deutichen erwählt wurde (911 n. Chr). Aus 
einem anderen ftammte ver veutfche König Konrad ver. Salier. 
Weitere große Gefchlechter in unferer Gegend in Heſſen waren: 
ie Grafen und Herren von Katenelnbogen, von Doruberg, von 
Budensberg und Battenberg, von Ziegenhain, von Nidda, von 
Sletberg, von Nüring, von Münzenberg, von Hanau, von Yal- 
fenftein, von Solms, von Büpingen, von Eppftein, von Iſenburg, 
von Kleeberg, von Schlit, von Erbach, von Stter u. a. m. 

In diefer Zeit, da die großen Gefchlechter nach und nach 
in den Belit des Landes kamen, änderten ſich in Deutfchland, 
alle Verhältniſſe allmählig gar fehr. Die Gauverfaſſung zerfiel 
mit der Theilung der Gauen. Aus ven großen Gefchlechtern 
bildete fich der hohe Adel, ver fich fefte Burgen baute. Die Zuhl 
der Freien nahm immer mehr ab, indem manche verfelben in ben 
Stand der Dienftmannen traten, andere wieder fich iusbeſondere 
ben Stiftern zu eigen gaben und von denſelben Güter gegen Frohn- 
ben und jährlichen Zins an Geld und Naturalien zur Nutznießung 
nahmen. Aus ihnen bildete ſich der nievere Adel. Aus offenen 
Orten (villae) enftanden in verfchievenen Theilen Deuffchlands um 
Klöfter, Burgen und Haupthöfe herum Städte, welche die mit ben 
Öurgmannen (castrenses) verfchmelzenden Bürger dem Land- 
gerichte entzogen und Weichbilvrecht erhielten. Die Gerihißeut- 
fit ging auf ven Stadtvogt und andere Herrihaftlihe Bemmirn 


12 Gefchichte des Landes 


(Schultheißen) über, jedoch mit Zuziehung von Schöffen unter 
dem mit ten Rathmannen die Gemeindeangelegenheiten leitenden Bir: 
germeiſter. Alle Städte erhielten Marktrecht und behielten Waffen- 
fühigfeit für ihre Bürger und die Befugniß fi) durch lauern 
und Graben zu ſchützen. ‚Sie wurden im Gegenfaß zu den Bu— 
gen des Arels bürgerliche Zeiten. In Heffen gab es übrigens 
dazumal noch feine Städte; fie erfchienen bier erft im 13. 
Jahrhundert. Das gefchriebene fränkische Recht verwandelte fich in 
ein meift ungefchriebene8 örtlich verfchievenes Gewohnbeitsrent, 
welches mehr durch Autonomie der Richter und Schöffen, insbe 
ſondere durch die Weisſthümer höherer Gerichte als durch gefck 
geberifhe Normen .fortgebilvet wurde. 


IV. SHeflen unter den Thüringiſchen Landgrafen, 
(circa 1122— 1247.) . 

Die Gefchichte Heffens knüpft ſich in jener Zeit vornehm⸗ 

lich an das f.g. Werner’fhe Grafenhaus, das in Heffen fehr 
ftart begütert war. Nach dem Tode des Grafen Werner von 
Grüningen kam das Belisthum tiefer Familie an ein anderes Ge 
ſchlecht, an das der Gifonen von Gudensberg, deſſen Erbtochter 
mit dem Grafen Ludwig von Thüringen vermählt war. Durch 
dieſe Heirath kamen Heſſen und Thüringen unter Eine Herrſchaft, 
d. h. nicht ganz Heſſen und Thüringen, ſondern nur die reichen 
Beſitzungen der beiden durch jene Heirath verbundenen Gefchlech- 
ter, welche in Thüringen und Hefjen lagen. Anvere Gefchlechter, 
Klöſter, Stifter und Kirchen hatten eben fo gut Theile vieler 
Länder. Graf Ludwig von Thüringen erhielt 1130 in feierlicher 
Hürftenverfammlung die Würde eines Landbgrafen von Thüringen 
und fie verblieb bei feinen Nachfommen. Als Herren ber beden⸗ 
tenden Befigungen in Hefjen hießen die Landgrafen von Thüringen 
bald Grafen bald Herren von Heſſen. Gewöhnlich ftand ein 
jüngerer Sohn Heſſen vor. Da in diefer Zeit der Thüringiſchen 
Landgrafen das Land feine befondere Rolle .pielte, fo Können wir 
uns auf die Bemerkung befchränfen, daß e8 125 Yahre mit Thü— 
ringen verbunden blieb, und daß während dieſer Zeit das Beſitz⸗ 
tum der Thüringifchen Landgrafen in Heffen anfehnlich vermehrt 


Zeiten der großen Gefchlechter. 11 


Worms, Mainz, Ingelheim, vieffeits des Rheins Tribur, ber 
Lieblingsaufenthalt aller fränfifchen Könige und Kaifer. 


m. Die Zeiten der großen Geſchlechter. 


Almählig wurde das Amt des Gaugrafen erblich und aus 
ven Beamten des Königs wurden Erbherren. Während einige 
nur einzelne Genten erwarben, erwarben andere ganze Gauen, 
manchmal auch mehrere Gauen, und es entjtanden dadurch erbliche 
Grafſchaften. Auf gleiche Weife kamen auch Graffchaften an Bis— 
thümer und Wbteien. ‘Diejenigen Gefchlechter, welche das größere 
Beſitzthum an fih brachten, wurden natürlich die mächtigiten. 
Unfer engeres Vaterland war reich an folchen mächtigen Gejchlech- 
tern. Eines der mächtigften unter ihnen war jenes Heſſiſche 
Grafenhaus im 9. und 10. Jahrhundert, aus welchem Konrad 
zum König der Deutſchen erwählt wurde (911 n. Chr). Aus 
einem anderen ſtammte ver veutiche König Konrad ver. Salier. 
Weitere große Gejchlechter in unferer Gegend in Heffen waren: 
die Grafen und Herren von Katenelnbogen, von Dornberg, von 
Gudensberg und Battenberg, von Ziegenhain, von Nidda, von 
Sfeiberg, von Nüring, von Münzenberg, von Hanau, von Pal 
fenjtein, von Solms, von Büdingen, von Eppftein, von Iſenburg, 
von Kleeberg, von Schlig, von Erbach, von Stter u. a. m. 

In diefer Zeit, da die großen Gefchlechter nach und nad) 
in den Bejig des Landes Famen, änderten ſich in Deutjchland, 
alle Verhältniffe allmählig gar fer. Die Gauverfaffung zerfiel 
mit ber Theilung ber Gauen. Aus den großen Gefchlechtern 
bildete fich der hohe Adel, ver fich fefte Burgen baute. Die Zahl 
ber Freien nahm immer mehr ab, indem manche berjelben in den 
Stand der Dienftmannen traten, andere wieder fich insbeſondere 
ben Stiftern zu eigen gaben und von venfelben Güter gegen Frohn⸗ 
ben und jährlihen Zins an Geld und Natiralien zur Nubnießung 
nahmen. Aus ihnen bildete ſich ver niedere Adel. Aus offenen 
Drten (villae) enftanden in verfchienenen Theilen Deutfchlands um 
Klöſter, Burgen und Hanpthöfe herum Stäbte, welche vie mit ben 
Burgmannen (castrenses) verſchmelzenden Bürger dem Lunb- 
gerichte entzogen und Weichbilvrecht erhielten. Die Berihiiest- 
feit ging auf ben Stabtvogt und andere hereihaktlühe Bew 


14 Geſchichte des Landes 


Schöffen geſprochen. Die früheren Centen erhielten meiſtens im 
Namen von Gerichten. Wiſſenſchaft und Poeſie waren beleht 
worden und die letztere vorzüglich hatte an dem landgräflichen Hoöft 
auf der Wartburg eine geſchützte Stätte gefunden. Es war bat 
Zeitalter der Minneſänger. Auch die Baukunſt war Hoch geftiegen 
und fchuf die großartigften Werfe; jie erlebte in biefer Periet 
eine neue Geftaltung; ver byzantiniſche Styl mit feinem Halbfrei, 
welchem man noch im 12. Jahrhundert folgte, verfchwand m 
e8 entwickelte fich der gothifche Styl mit feinen Spitzbogen. 


V. Heflen unter eigenen Tandgrafen bis zur Theilung di 
Landes nach dem Tode Philipps des Großmüthigen. 


(Circa 1250 - 1507.) 


Mit Landgraf Heinrich I. von Heſſen, weil er als Kind md 
Heffen kam, gewöhnlich das Kind von Brabant genannt, begimt 
bie Geſchichte des Landes Hefjen als felbjtftänbigen Landes. & 
wurde ter Stammvater der jetzt noch regierenden Fürftenhäufe 
Sein Land bilvete aber noch keineswegs ein zufammenhängeid 
gefchloffenes Ganzes, denn Grafen und Freiherrn, geiftliche Stfe 
und viele Klöfter lagen mit ihren Befigungen in feinem Lake 
welches Dadurch auf mannichfache Weife zerjtüdt und zerriffen e 


ſchien. Bon den Landestheilen bes jekigen Großherzogthums ge F 


hörten nur die Aemter Ulrichjtein, Grünberg, Homberg a. d. Ohm 
Norded, Biedenkopf ſowie die Stadt Alsfeld dazu. Heinrich be 
gann inveffen ſchon frühe fein Befisthum durch neuen Erwerb A 
vergrößern. So erwarb er im bieffeitigen Lande ums Jahr 1265 
von dem Pfalzgrafen von Tübingen die Stadt und das Amt 
Gießen. Er hatte während feiner Regierung fchwere und harte 
Kämpfe zu beftehen, theils mit dem troßigen nach Unabhängigkeit 
ftrebenden Adel, ver immer fchranfenlofer zu walten begann und 
es ſelbſt nicht unter feiner Ehre hielt, wenn er die Wanderer 
plünverte, fo daß jchon Heinrich eine Anzahl feiner Burgen zer 
jtörte, theild mit dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten wegen 
der Thüringiſchen Erbſchaft, theils felbft mit feinen Kindern, welde 


bie Waffen gegen ihn erhoben. Die Folgen biefes immerwähren⸗ 


ben Kampfes waren für gar mandes Gute, was eine früher 


unter den Thüringiſchen Landgrafen. 13 


wurder — Der Mannsitamm des Thüringifchen Haufes erlofch 
im 9. 1247 mit dem Tode des Königs Heinrih Raspe. Um 
die Erbichaft ftritten fich nıwı mehrere Prätendenten. iner der 
Thüringifchen Landgrafen, der 1227 geftorbene Ludwig IV., hatte 
mit feiner Gemahlin, ver heiligen Elifabeth, eine Tochter Sophie 
hinterlaffen, welche an den Herzog Heinrih von Brabant ver- 
mählt worden war.. Diefe trat nun für ihren 3 jährigen Sohn 
Heinrich als Erbin auf. Ihr entgegen ſtand bejonders Markgraf 
Heinrih von Meißen, deſſen Mutter aus dem Thüringifchen Haufe 
ftammte und der darum ebenfalls Anſprüche auf das Erbe machte. 
Ein verwüſtender Krieg zwifchen beiden enbigte damit, baß der 
Markgraf Heinrich Thüringen, Heinrich von Brabant aber Heſſen 
erhielt. _ 

In der Zeit, da die Thüringifchen Landgrafen Herren des 
Hefjenlandes im angegebenen Sinne waren, wirkten manche Ur- 
ſachen zufammen, ven VBerhältniffen in Deutichland im Ganzen 
wie im Einzelnen eine veränderte Geftalt zu geben. Namentlich 
waren e8 bie Kreuzzüge, jene Züge unternommen von Tauſenden, 
um das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen, welche große 
Folgen in Deutfchland wie in anderen Ländern hervorriefen. Die 
Bevölkerung wurde gelichtet, bie Sitten wurben veredelt, Kunſt 
und Wiffenfchaft, Handel und Gewerbefleiß wurden gehoben, wenn 
auch fremde Krankheiten und fremde Lafter damit einzogen. “Die 
weltlichen Fürſten waren befeitigt in dem erblichen Befite ihrer 
Lande und faft aller Rechte, welche man nachmals unter dem 
Namen der Landeshoheit zufammenfaßte, und juchten ſich durch 
Tamilienverträge zc. noch mehr darin zu fichern. Sie hatten einen 
dem kaiſerlichen nachgebildeten Hofltaat in ihren Landen, mit Erb» 
ämtern, eine. Ritterfchaft (ministeriales) und die Vogteien über bie 
anfehnlichjten Klöſter. Wenn bisher nur der hohe Abel fefte 
Burgen gehabt, fo begann jet auch ber nievere auf den Bergen 
bes Landes troßende Wohnungen zu bauen. Im Heffen erjcheinen 
zu Ende der Thüringifchen Herrfchaft allmählig Städte. Die 
Städte befeftigten fih immer mehr durch Gräben, Wälle, Ning- 
mauern und Thürme. Auch das Nechtsweien veränderte fick; 
Weisthümer wurden gejammelt, Dienft- und Stadtrechte aufgezeich- 
net 2. Das Urtheil wurde nicht mehr von allen Trien, \onters 
nur no bon beftimmten vom Bolte erwählten Ryxeco 


16 Gefchichte des Landes. 


Dörfern wurden in. biefen ewigen Kämpfen zerjtört um nicht wwie- 
ber aufgebaut zu werben, es erweiterten fich aber die Städte durch 
bie Bewohner der Dörfer, die fich ihnen anfchloffen. Die Einig- 
feit zwifchen ven Städten und dem Fürſten inbeffen, welche unter 
Heinrih II. noch eine fo ſchöne gewefen, ſchwand unter Hermann J. 
Die Macht der Städte wurde wie Die des Adels trotz ihres Wi- 
berftandes gebrochen, und auf den Trümmern ihrer Rechte und 
Freiheiten erhob fih mehr und mehr die fürftliche Landes 
hoheit. 

Auf Hermann J. folgte 1413 deſſen Sohn Ludwig J., der 
Friedfertige genannt, weil er häufig zwiſchen Streitenden den Frie⸗ 
ben zu vermitteln wußte und deßhalb vom Papft durch Ueber⸗ 
reichung der geweihten goldenen Rofe im Yubeljahre 1450 zum 
Friedensfürften ernannt worden war. Seine Friebfertigfeit ſchützte 
ihn indeffen doch nicht vor Kämpfen. Die Vergrößerungen, welche 
er feinem Lande verfchaffte, waren theilweife Schenkungen, welche 
ihm gemacht wurden. Im J. 1450 wurden bie ſchon feit 1437 
zu Heſſiſchem Lehen gemachten Graffchaften Biegenhain und Nidda 
mit dem Lande vereinigt. 

Nah dem Tode Ludwigs I. 1458 theilten fich feine Söhne 
Ludwig I. der Freimüthige und Heinrich IM. in die Regierung, 
jo daß erfterer Niederheſſen, letzterer Oberheilen erhielt. Sie 
führten einen blutigen Kampf über viefe Theilung mit einander 
und als Diether von Iſenburg und Moolf von Naffau um bie 
Mainzer Kurwürde ftritten, fchlug fich Ludwig auf die Seite des 
Legteren, während Heinrich den Erzbifhof Dietrich unterſtützte. 
Für dieſe Hülfe, welche tie Landgrafen dieſen beiden Feinden lei- 
fteten, erhielten fie, da feiner von biefen bie Kriegskoſten bezahlen 
fonnte, Beſitzungen des Erzftifts verpfändet. Heinrich erhielt auf 
biefe Weile 1464 u. a. das Amt Battenberg. Kine anjehnliche 
Vergrößerung erhielt fein Land aber auch, als 1479 der letzte 
Graf von Katenellenbogen ftarb, mit deſſen Tochter er vermählt 
war. Daburch fiel ihm die obere und nievere Grafſchaft Katzen⸗ 
ellenbogen zu, jo daß nun das Heſſenland weftlich bis zum Ahein 
und fünlich bis zum Nedar fich ausdehnte. Die Katzenellenbogi⸗ 
fhen Befigungen im Oberrheingau, welche ‘jet noch einen Theil 
des Großheazogthums bilden und welche die Grafen von Katzen⸗ 
eenbogen ihr oberes Sand jenjeits des Mains nannten, bilveten 


unter eigenen Landgrafen. 17 


fein gefchlofjenes Territorium. Sie bejtanden in Lehen von Kaiſer 
und Reich, vom Erzſtift Mainz, vom Bisthbum Würzburg, von 
ven Pfahgrafen, von ber Abtei Fulda und waren von zahlreichen 
größeren und Eleineren Dynaſten umringt, welche theils ihre Neichs- 
freiheit behaupteten, theils nur ungern und allınäylig den Grafen 
von SKatenellenbogen fich lehnbar machten unb ihnen ihre Gerech- 
tigfeit und Güter verlauften. 

Ludwig I. ftarb 1470 und ihu fofgten in Nieberheffen 
feine Söhne Wilhelm I. und IL, anfangs unter Vormundfchaft 
ihres. Oheims Heinrih. Heinrih ftarb 1483 und ihm folgte 
fein Sohn Wilhelm IL. Schon im 3. 1500 aber, al Wil- 
helm IH. gejtorben war und Wilhelm I. der Regierung entfagt hatte, 
wurde Hefjen unter einen Scepter vereinigt; Landgraf von ganz 
Helfen ward Wilhelm II., ein thatkräftiger Regent, der im Yahr 
1504 in ber bayerifchen Fehde Homburg vor der Höhe und bie 
Hälfte von Neuftadt und Bidenbach feinem Lande zu verjchaffen 
wußte. 

Die Kämpfe mit dem Adel, welche vie Füriten -bisher fo 
vielfältig bejchäftigten, hatten allmählig nachgelaſſen, va diefer immer 
mehr verarmt war und damit feine Macht in Abnahme gerietb. 
Viele Adelige fuchten nun ihr Unterfommen im Dienfte ber Für⸗ 
ften und ftüßten damit bie fürftliche Landeshoheit, welche durch den 
im 3. 1495 verkündigten Landfrieven ihren eigentlichen Grundſtein 
erhielt. Diefe Zeit, ſchon vaburch eine beveutungspolle, warb es 
auch noch in anderer Beziehung, Die Buchoruderkunft war er 
funden und in ihr erftrahlte ein Licht, welches nach und nach auch 
bie dichteſte Finfternig. durchdringen mußte. Uber e8 war auch 
bie Zeit, in der das römiſche Necht feinen Sieg über das deutjche 
davontrug und in feinem Gefolge Veränderungen mit fich brachte, 
bie nicht gerade zu ben erwünfchten gezählt werben können. Neben 
feinem geheimen Rathe, der ihm berathend in den Negierungsan- 
gelegenheiten zur Seite ftand, errichtete Wilhelm II. ein befon- 
beres Hofgericht, welches die Verwaltung ver allgemeinen Gerichts- 
barkeit Durch das ganze Land beforgte und nach römijchem echte 
feine Urtheilsfprüche bilvete. 

Der Sohn und Nachfolger Wilhelms ift Philipp ver Groß 
mithige, ein Held feines Jahrhunderts im Kampfe mit vem Shwert 
wie im Kampfe mit bem Geifte. Unter ihm itieg Sie ya ce 

Waltjerb Helen. 


18 Gefchichte des Landes, 


Größe und Bedeutung empor, wie es fie vorbem und nad 
dem nie erreicht hatte. Als fein Vater ftarb, war Philipp erft 
5 Jahre alt. Da aber über die Vormundſchaft Streit entftand, 
wurde er fchon in feinem 14ten Fahre für volljährig erflärt (1518). 
Luther erhob fich gegen die päpftlihe Gewalt und dag tiefe BVer- 
derben ver Kirche, und feine Lehren fanden in Millionen Anklang 
und Aufnahme Auch Philipp erfchien 1521 auf dem Neidhe 
tage zu Worms, ber über bie neue Lehre entſcheiden follte, und 
ihm gefiel die Kühnheit des Mönch, ver- Kaifer und eich gegen: 
über zu treten wagte, fo daß er Luthern nachher ficheres Geleit 
durch das Heffenland gewährte. Noch aber vachte Philipp damals 
wohl nicht daran, fich Luthers Lehre zuzumenden. Philipps erfte 
Waffenthaten galten ver Befiegung bes Ritters Franz von Sickingen, 
ber 1518 Darmftadt belagert und dann den Erzbifchof von Trier 
befriegt hatte, und dem Kampfe gegen die aufrührerifchen Bauern, 
welche er in Verbindung mit Sachſen unter ihrem Anführer 
Thomas Münzer bei Frankenhauſen ſchlug. Seine weiteren Waffen 
thaten galten zumeift der Sache des Lutherthums, von deſſen 
Wahrheit er fich, aufmerffam gemacht durch die Stimme mehren 
Männer “\n Helfen, pur Luthers und Melanchthons Schrik 
ten und burch die Bibel felbft immer mehr überzeugt hatte. Auf 
der Synode zu Homberg 1526, zu der er bie Hefjifchen Großen, 
bie Stände und die Geiftlichen berief, wurde ver katholiſche Got- 
tesdienft im ganzen Lande aufgehoben. Die Klöſter wurden ge 
Ihloffen und ihre Güter zur Stiftung der Univerfitit Marburg 
(1527) und fonft zum allgemeinen Beften verwendet. Zwei öfter 
wurden der Nitterfchaft für adelige Töchter überwieſen, vier andere 
fir Gebrechliche und Geiftesfranfe beftimmt. Der Kampf, welchen 
Philipp von da an fir Vertheidigung des ewangeliichen Glaubens 
ſowie zu feiner eigenen Vertheidigung zu führen Hatte, war ein 
wechfelooller, der ihn bald zu Siegen bald zu Niederlagen führte 
und ihm zulegt eine 5 jährige Gefangenschaft bereitete, aus ber 
enblich befreit, er in geräufchlofer Thätigkeit vornämlich dem Ge⸗ 
beihen feines Landes lebte. Daß er auch inmitten feiner Fehden 
das Beſte feines Landes in allen Beziehungen im Auge behielt, 
Davon zeugen bie verfchievenen Verorpnungen und Geſetze, welche 
er zur Regulirung ver Verhältniſſe ergeben ließ, z. B. die Halsge⸗ 
richtsordnung von 1535, bie vermehrte Hofgerichtsordnung, die 


Landgrafſchaft Heffen-Darmftabt. 19 


Polizeiorpnungen, die Forft-, Jagd⸗ und Fifchorbnungen, die Berg⸗ 
und Schieferorbnung 2. Es ftand ihm in den NRegierungsgefchäfs 
ten zur Seite fein geheimer Rath, beitehend aus zwei Rechtsge⸗ 
(ehrten, einem Sanzler und einem Bicelanzler, einem Sekretär und 
einigen abeligen Räthen; die Verwaltung der Einkünfte beforgte ein 
Kammermeifter. — Die fchon früher begründeten landeshoheit⸗ 
lichen Verhältniſſe hatten ſich unter Philipp noch mehr befeitigt; 
Städte und Adel hatten der Landeshoheit gegenüber ihre Macht 
und ihren Einfluß verloren. Wie feine Vorfahren, fo mehrte 
auch er die Ausdehnung feines Landes bei verjchievenen Gelegen- 
beiten. Namhafte Erwerbungen in dem Umfang bes biesfeitigen 
Heſſens machte er indeſſen nicht. Er ftarb 1567. 


VL Die Landgrafihaft Heflen- Darmitadt, 


Philipps Teſtament theilte das große und fchöne Land unter 
feine vier Söhne, fo daß der älteſte, Wilhelm, ungefähr bie 
Hälfte, nämlich Nieverheffen und ben größten Theil ber Graf- 
ſchaft Ziegenhain und der Heflifchen Hälfte der Herrfchaft Schmal- 
falden, ver zweite, Ludwig, etwa ein Viertel, nämlich Ober- 
heſſen mit ver Grafichaft Nidda, der dritte und vierte, Philipp 
und Georg, jeder etwa ein Achtel, ver erjtere die Nieder, ber 
zweite die Ober-Graffchaft Katenelnbogen mit Darmſtadt erbielt. 

Georg I. ift der Stammvater der Negenten unferes Lan- 
des, deſſen Gefchichte wir num allein zu verfolgen haben. Das 
Erbe George umfaßte nur 7 Aemter: Darmſtadt, Nüffelsheim, 
Dornberg, Lichtenberg, Reinheim, Zwingenberg und Auerberg, 
war durch die Wetterauiichen Grafen von dem übrigen Heffen ges 
trennt, im Süden durch die Schenfe von Erbach und andere 
Pfälziſche Vaſallen beengt, im Inneren umgeben von ben Bes 
figungen reichsunmittelbarer Ritter und alter Burgmannen der 
Schloſſer, von denen die Ianpgräflichen Aemter die Namen trugen. 
Die Einkünfte feines ganzen Landes betrugen etwa nur 40000 fl., 
und er mußte anfangs jo eingefchränft leben, daß er fih Hause 
gerätb, ſelbſt Betten und Tiſchzeug, lieh. Während feiner Re 
gterung aber vergrößerte fi) das Land auf verjchievene Weite. 
So kam in Folge der Theilung der Hemter des &rofen vn Da 
Bickenbach mit Alsbach und Kleinumftant an Doarmitstt, md 8 

y* 


20 Gefchichte des Landes. 


fein Bruder Philipp im Fahr 1583 geftorben war, erhielt er durch 
Tanfchvertrag anftatt feines Antheils an der Niedergrafichaft Kapen- 
ellnbogen die Aemter Schotten, Stornfels und Homburg vor det 
Höhe. Er erwarb ferner durch Kauf und Taufch mehrere Höfe 
in der Nähe feiner Nefivenz, fowie Rechte zu Stoditabt, Wolfe 
fehlen, Raunheim, Neinheim, Werſau. Seine innere Regierung 
war bie eines thätigen, Eugen und fparfamen Negenten. Unter 
ihm wurde das noch gültige Landrecht der oberen Grafihaft Tagen 
ellenbogen geordnet, große Sorgfalt wurde auf den Anbau des 
Landes verwendet, ſo z. B. wurde der Landgraben zur Verhin⸗ 
derung der Ueberſchwemmungen des Rheins und der ſich in ihn 
ergießenden Bäche angelegt, viele Sümpfe ausgetrocknet, mit dem 
Seidenbau, wenn auch nicht erfolgreiche, Proben gemacht, dagegen 
der Weinbau eifrig betrieben, im Bergban Verſuche gemacht. 
Seine weiſe Sparſamkeit in weniger weſentlichen Dingen, die ihm 
jelbft nebot, feinem Sohne ein Paar ſeidene Strümpfe als zu 
foftbar für einen folchen Prinzen zu verweigern, jegte ihn in ben 
Stand, um fo mehr wahrhaft nütliche Ausgaben zu machen nad 
bei feinem Tode einen wohlgefüllten Schat zu hinterlaſſen. Darm 
ſtadt verbanfte ihm viele Gebäude und nüßliche Anlagen, wie z.B. 
den großen Woog. Er legte neue Lanbfchulen an, forgte auf 
mannichfahe Weile für Arme und Waifen und förberte Frömmig— 
teit und gute Sitte auf mannichfaltige Weife. Durch Teſtament 
ſetzte Georg I. (7 7. Febr. 1596) feine vier Söhne zu Erben feines Lan⸗ 
besein. Als ver ältefte, Ludwig, jedoch feine Brüder durch Zahlung jähr- 
licher Deputate abgefunden hatte, übernahm er die Regierung allein. 

Ludwig V., biefer ältefte Sohn George I., wegen feiner 
Anhänglichkeit an den Kaifer fpäter ver Getreue genannt, wur 
ein talentvoller, unternehmenver, in alten und neuen Spraden, 
in Redekunſt, Weltweisheit und Religion wohl unterrichteter Fürft. 
Theils mit Hülfe der Erſparniſſe feines Vaters, theils durch Tauſch 
erweiterte er ſein Land durch namhafte Erwerbungen. Er kaufte 
von dem kinderloſen Heinrich Grafen von Iſenburg das Amt Kel⸗ 
ſterbach, erwarb durch Tauſch den Wald Mönchsbruch, das Dorf 
Langwaden, bie Hälfte ber Knoblochsau zc. Einen anfehnlichen 
Zuwachs erhielt das Land durch ven Tod bes Landgrafen Ludwig 
von Marburg. Es entſtand indeſſen über dieſes Erbe ein lang⸗ 
wieriger Rechtsſtreit zwiſchen ben beiden Heſſiſchen Käufern, ber 


Landgrafichaft Heſſen⸗Darmſtadt. 21 


Marburger Erbfolgeftreit, der erſt fpäter unter Ludwigs Nachfol- 
ger fein Ende fand, fo daß fich erft dann entſchied, mas ber 
Darmftädter Linie von ber Marburger Erbfchaft definitiv zufiel. 
Das größte Vervienft erwarb ſich Ludwig durch Einführung 
des Erſtgeburtsrechts, durch welche ver weiteren Zerftüdelung des 
Landes Einhalt gethan wurde. Seine Brüder Philipp und Friebrich 
wurden durch Deputate abgefimden, indem erfterer Butzbach er- 
hielt, welches nach feinem kinderloſen Tode wieder an Darmftabt 
zurüdfiel, mährenb Ickterem das Amt Homburg v. d. Höhe zu 
Theil wurde, wodurch die Heffen-Homburgifche Nebenlinie begrün- 
det wurde. Er genoß in ganz Deutichland ein großes Vertrauen 
und man wählte ihn wiederholt zum Friedensftifter bei ausgebro- 
chenen Streitigkeiten. Bergeblih aber waren feine Bemühungen 
zur Abwenbung des unfeligen 30 jährigen Krieges, in welchem er 
auf Seiten des Kaifers ſtand und welche Partheinahme ihm und 
feinem Lande bald temporäre Vortheile, bald Nachtheile "brachte. 
Lebtere waren übrigens jevenfall8 überwiegend; denn wenn er auch 
fein Land vielfältig erweitert ſah, fo entſchädigte dieſes nicht für 
die Drangfale wilder Krieger, welche darin gewüthet hatten, und 
in ber Folge ging dem Lande doch "wieder ein ‚großer Theil ver 
neu binzugefommenen . Befigungen verloren. Seine Regierung ift 
auch bezeichnet durch die Gründung der Univerfität Gießen, zu 
welcher die Flüchtung einer Anzahl Marburger Profefforen und Geift- 
ficher Veranlaffung gab, welche nicht ven von Landgraf Morik 
angenommenen Grundſätzen ber reformirten Kirche fich fügen woll- 
ten. Er ftarb am 27. Juli 1626. 
Georg I., fein Sohn und Nachfolger, hatte einen durch 
Unterricht und vielfache Reifen forgfältig gebilveten Geift, welcher 
fih in mannichfachen Handlungen zu erfennen gab. Er gründete 
u. a. mitten in ven furchtbaren Drangfalen des 30 jähr. Kriegs, 
in dem er wie fein Vater auf der Seite des Kaiſers ftand, in 
dem aber Freunde wie Feinde das arme Land auf die fwrchtbarfte 
Weife heimfuchten, das Gymnaſium zu Darmitabt, deſſen Grün- 
bung fehon fein Vater befchlojfen hatte; er gab eine werbefferte 
Kirchenordnung und ftellte eine allgemeine SKirchenvifitätion an. 
Der lange Streit um die Marburger Erbſchaft, welchen beide 
Heflifchen Linien mit der äußerſten Hartnädigteit führten und en 
ein Vergleich nach bem andern vergeblich zu ihren Nacıtr, KL 


22 Gefchichte des Landes. 


endlich im Yahr 1648 ein Ende. Das Nefultat war, daß ber 
Darmftäptifchen Linie die Hälfte von Stter, die Wemter Konigs⸗ 
berg, Blankenſtein, Battenberg, überhaupt das ganze f. g. Hinter- 
land, dann Allendorf an der Rumba und die Herrfchaft Eppftein 
zugefprochen wurde. Georg I. vergrößerte fein Land auch noch 
durch Gräfenhaufen und durch die Hälfte von Eberftabt. Die 
Wunden, welche der Krieg dem Lande gefchlagen, vermochte Georg, 
wie gern er es auch getban, nicht zu heilen. Viele ſonſt blü- 
hende Derter unferes Landes waren in ihm untergegangen, andere 
hatten kaum noch einige Bewohner; in vielen Kirchenbüchern ans 
jener Zeit findet fich eine Lüde von 10—15 Jahren. Er ftarb 
am 11. Juni 1661. Es folgte ihm fein Sohn 

Ludwig VI., der durch Unterricht und vielfältige Neifen 
eine treffliche Erziehung genoffen hatte und feinen hohen Sinn für 
Wiſſenſchaft durch große Fürforge für die Univerfität und durch 
Gründung der Hofbibliothef bethätigte. Auch gab er die Pfalmen 
in beutfchen Reimen heraus. Seine väterliche Sorge für das 
Land beurfunden eine Menge Verordnungen im Intereffe der ver 
ſchiedenſten Gegenftände allgemeiner Wohlfahrt, fo z. B. eine neue 
Schulordnung, die Anoronung von Kirchen-Conventen, eine Mebi- 
einalorbnung, bie von ihm in Gemeinfchaft mit dem Landgrafen 
Carl von Caſſel gegebene Sammthofgerichtsorpnung ꝛc. 2c. Auch 
unter ihm vergrößerte fich das Laub burdr das Schloß Franken 
ftein bet Darmftadt, durch die andere Hälfte von Eberftabt, durch 
bie Dörfer Ober-, Niever- und Schmal=-Beerbah, Allertshofen 
und Horhohl, durch das Dorf Rodau und die Nheinau bei Gins— 
beim u. a. m. Er ftarb am 24. April 1678. Sein Sohn 

Ludwig VIL, welcher ihm folgte, ſtarb, nachdem er kaum 
die Regierung angetreten, am 31. Auguft 1678. Für veffen 
Bruder 

Ernit Ludwig, welcher nun ven Thron beitieg, regierte 
wegen feiner Minverjährigfeit anfangs feine Mutter Elifabetba 
Dorothea 10 Jahre lang. In diefer Zeit nahm die Bor: 
münderin⸗Regentin Theil an dem Bünbniffe gegen Frankreich, um 
beifen Eroberungsfucht Grenzen zu jeßen, und ftellte Beiträge an 
Geld und Mannſchaft gegen die drohende Gefahr von Seiten ver 
Zürfen. Sie fügte auch dem Lande den purch Kauf erimorbenen 
Schönauer Hof zu. Ernſt Ludwig hatte kaum bie Regierung au- 


Landgraffchaft Heſſen Darmſtadt. 23 


getreten, als Ludwig XIV. ſeinen Krieg gegen Deutſchland begann. 
In dieſem Kriege litt die Obergrafſchaft Katzenelnbogen ſehr bedeu⸗ 
tend. Ein mit Naſſau⸗-Weilburg entſtandener ernſtlicher Streit über 
das beiden gemeinſchaftliche Amt Hüttenberg endete durch einen 
Vergleich damit, daß Langgöns, Kirchgöns, Pohlgöns, Allendorf, 
Annerod und Haufen an Darmſtadt fiel. An dem ſpaniſchen Succef- 
fionsfrieg nahmen nicht nur die darmſtädtiſchen Truppen, fondern auch 
ein Bruder Ernſt Ludwigs Theil. Streitigkeiten wegen ber Lan- 
beshoheit und Dbergerichtsbarfeit über das Bufeder Thal fanden 
bamit ein Ende, daß Kaifer Karl VI. viefe dem Landgrafen bejtä- 
tigte. Zu den vworzüglichiten Erwerbungen unter Ernft Ludwig ges 
hören: Das bisher ven Schenfen vun Erbah und Heffen gemein- 
fchaftliche Amt Seeheim und Tannenberg, wozu die Orter Bickenbach, 
Sugenheim, Seeheim, Malchen, Balkhanſen, Staffel, Wurzelbach 
und Beebenficchen, ferner der Hof von Hardenau, die Orter 
Ernſthofen, Aßpach, Klein = Bieberan, Neutſch, und end— 
lich der folmsfifche Theil von Butzbach. Zu den wohlthätigiten 
Verordnungen Ernft Ludwigs gehört die Prozeßordnung vom Jahr 
1724 und bie peinliche Gerichtsorpnung, Auch die Entdeckung 
ber Kupfergruben zu Thalitter gehört in Ernſt Ludwigs Regierung. 
Die Käufe der oben genannten Lanvestheile, die Kriege, bie große 
Bauluft des Landgrafen und endlich feine Neigung zu alchymiſtiſchen 
Berfuchen waren Beranlaffung zu einer Schulvenlaft, welche, von 
feinen Nachfolgern noch vermehrt, das Land und feine Fürften einft 
in eine brüdende Lage brachte. Er ftarb am 12. Septomber 1739. 
Ludwig VII. war fein Sohn und Nachfolger. Durch 
feine Vermählung mit der Erbgräfin von Hanau vergrößerte er, 
als er noch Erbprinz war, nach dem Tode bes letten Grafen 
von Hanau das Land mit der Grafichaft Hanau = Lichtenberg, 
wozu bie zehn unter franzöfifcher Hoheit im Elfaß gelegenen Aem- 
ter Brumath, Buchsweiler, Hatten nebft Kuzzenhaufen und Wörth, 
Staab - Offendorf, Ingweiler, Pfaffenhofen, Wefthofen und Wol- 
fisheim, die Aemter Lichtenau und Willftädt diesſeits des Rheins, 
und endlich Lemberg gehörten. Die Graffchaft Hanau Münzenberg 
fiel an Caſſel. Das Amt Babenhaufen, welches Caſſel ebenfo 
wie Darmftadt in Anfpruch nahın, veranlaßte einen Streit, ber 
fo endete, daß das Amt Schaafhein mit dem Oxte Sharm, 
Schlierbach, Spipaltheim, Harpershaufen und Diegenbaky wi vet 


24 Geſchichte des Landes. 


Mobiliarverlaffenfchaft an Darmftabt fiel. Andere Streitigfeiten mit 
Caſſel, fowie folche mit Heffen Homburg wurden auch friedlich 
beigelegt. Der 7jährige Krieg machte das Land eine Zeit lang 
zum Schauplag, und werurfachte ihm viele Leiden von Freund und 
Feind. Ludwigs VII. übergroße Neigung zur Jagd und feine 
grenzenlofe Freigebigfeit vermehrten die ſchon vom Vater ererbten 
Schulden in foldem Maaße, daß dem Lande eine Taiferliche Ere 
eutions-Commiffion drohte. Die Erbauung des Spinnhaufes wm 
neuen Waifenhaufes war eine ver Wohlthaten, welche ver Land 
graf dem Lande verfchaffte.e Er ftarb am 17. Oftober 1768. 

Ludwig IX. fein Sohn und Nachfolger hatte ſich ſchon 
als Erbprinz, fo lange ihn nicht feine Prenfifchen Kriegsdienſte 
anders wohin riefen, anfangs in Buchsweiler, dann in Pirmasens 
aufgehalten. Diefe letztere Reſidenz verließ er auch nidt, 
al8 er Landgraf geivorden war, und er bejchäftigte- fich hier vor 
zugsweife mit feinem Militär. Groß find feine Verbienfte um 
fein Land durch die Aufhebung ver Wilnbahnen, welche unter feinen 
beiden Vorfahren dem Landmann ven Ertrag feines Feldes ver 
zehrten, groß auch durch die Ordnung, weldhe er durch Sparfm- 
feit in bie zerrütteten Finanzen brachte. Er war ein äußerſt ge 
rechter und thätiger Fürſt und feine Fürforge erftredte fich auf 
bie verfchiedenften Veranftaltungen für die Wohlfahrt feines“ Lan 
des. Es verbankte ihm u. a. die Aufhebung ver Zortur, bie 
Errichtung einer Brandaffefuranz, die Aufnahme der Saline zu 
Salzhaufen, ven Bau ber erften Chauffeen und bie Errichtung 
einer Land-Commiffion, welche vie Hebung ver Lanbiwirthfchaft zum 
Zwede hatte. Er ftarb am 6. April 1790. Sein Tod fid 
alfo in jene Zeit, welche alle Verhältniffe umzugeftalten begann, 
in die Zeit der erften franzöfifchen Nevolution. 


Ehe wir zu feinem Nachfolger übergehen ift e8 nöthig, noch 
einen Rückblick auf die Gefchichte des Landes, feit e8 von eigenen 
Landgrafen vegiert wurde, zu werfen, und babei einiges über Ber- 
hältniffe und Einrichtungen nachzuholen, die bei der Aufzählung 
ber einzelnen Negenten feine Beachtung gefunden haben. Zwar 
ging manches von diefen Verhältniſſen auch noch in die Negierungs- 
zeit Ludewigs X. über; Ludewigs große Negententhätigfeit begann aber 
erft vecht mit dem Verfalle des veutichen Reichs. 


14 .. 


Landgrafichaft Heſſen⸗Darmſtadt. 25 


Heſſen hatte bis dahin einen integrirenden Theil des dentſchen 
Reichs gebildet. Es erfannte ven Kaiſer als fein Oberhaupt an und 
war ihm nach Inhalt der Reichsgrundgeſetze verfaffungsmäßigen 
Gehorſam ſchuldig, obgleich feine Landgrafen im- Innern die meiften 
Hoheitd: und Negierungsrechte, die fie nach und mach erlangt 
hatten, übten. Sie hatten nicht bloß Reichsſtandſchaft, ſondern 
gehörten auch zu den alternirenden altfürftlichen Häufern. Sie 
"hatten fich ferner mehrerer Privilegien und VBorrechte zu erfreuen. 
So 3. B. hatten fie feit 1573 das Privileg, daß von ben Aus- 
fprüchen der Heſſiſchen Sammtgerichte feine Berufung an die Reichs— 
gerichte ftattfinven folle, wenn das Streitobject nicht über 600 
Goldgulden betrage (privilegium de non appellando). Es wurde 
das Privileg fpäter erweitert, und enplich erhielten fie 1747 bas 
privilegium de non appellando illimitatum d. 5. es konnte in 
feiner Nechtsjache mehr, das Streitobject mochte eine Größe haben, 
welche es wollte, von ver Enticheivung ver Heffiichen Gerichte an 
bie Reich8gerichte eine Berufung ftattfinden. — Das Verhältniß ber 
beiden Heſſiſchen Häufer zu einander betreffend, fo war die Grundlage 
befjelben eine Reihe von Hausverträgen und Familienſatzungen. Ins⸗ 
befonvere blieben beiden Häufern ihre Erbanfprüche vorbehalten, fo 
wie beiden die Unwartichaft auf das erbverbrüberte Preußen und 
Sachſen zufommt. Gemeinfam waren beiven die adeligen Stifter 
Kaufungen und Wetter, die Sammthofpitale Haina, Merrhaufen, 
Gronau und Hofheim, das Sammthofgericht zu Marburg, bas 
Revifionsgericht, das Archiv zu BZiegenhain 2c. — Der Staats- 
form nach war vie Lundgrafichaft eine durch Stände beichränfte 
Erbmonardie. Die Primogenitur-Orpnung (1602 und 1606) be- 
gründete für alle Zeiten das Erftgeburtsrecht. Die ftändifche Ver- 
fiffung war althergebracht. Anfangs wurden von beiden Linien 
allgemeine Landtage abgehalten, feit 1628 traten an ihre Stelle 
befondere Landtage für jede ver beiven Landgrafſchaften. ‘Die Darnı- 
ſtädtiſchen Landtage wurden in Gießen abgehalten. Der Senior 
ter Familie Riedeſel zu Eiſenbach, welcher das Erbmarfchallamt als 
hen befaß, hatte das Directorium. Nur freie Grundeigentbitmer, 
Praͤlaten, Nitterfchaft und Städte hatten Landſtandſchaft. Zu den 
Präfsten gehörten der beutfche Ordens-Kommenthur zu Schiffenberg, 

und wegen ihrer vordem geiftlichen Befigungen die Anweriiit SGirhen, 


| welche ihren Kanzler und einen Profeſſor ſchicke. De Vier 


26 Gefchichte des Landes. 


Ichaft, deren lanbtagfähige Mitglieder den Landtag fämmtlich in 
Perfon bezogen, war nach ven Strömen abgetheilt: der Lahn, Ever 
und Schwalm, oder auch der Ever, Ohm und Lumbda. SKaben- 
ellenbogen hatte keinen landſtändiſchen Adel. Zur Städte-Landfchaft 
gehörten Darmſtadt und Gießen, welde 2, und 25 andere 
Stäpte, welhe 1 vom Magiftrat ernannten Abgeorpneten ſchickten. 
Diefe Stände bildeten 2 Kurien, beren erjte Prälaten und Ritter: 
ſchaft, und die zweite die Städte befaßte. Sie traten zuſammen 
wenn ber Regent einen Landtag ausichrieb. Von einer Vertretung 
der Gefammttintereffen war bei diefen Ständen nicht die Rebe; fie 
fuchten zunächſt nur ihre eigenen Rechte und Privilegien gu er- 
halten. Mebrigend Ing in ihrem Wirkungsfreis das Steuerbe- 
willigungsrecht, und die damit in Verbindung ftehende Theilnahme 
bei der Erhebung und Verwendung der Steuern fomit auch bie 
Befugniß zu verlangen, daß bas Land, ohne ihre Einwilligung 
nicht getheilt, verpfänvet oder veräußert, noch auch die Verfafjung 
bes Landes geändert wurde. in Recht an ver geſetzgebenden 
Gewalt dagegen hatten fie nicht; dieſe Fam dem Lanbesfürften aus 
Ihlieglih zu. Daneben erlangten bie Fürften, daß ihnen feit dem 
weitphäliichen Frieden das Episcopalrecht zufam. — Außer dem, was 
Darmſtadt in Gemeinfchaft mit Eaffel von Kaiſer und Reich zum 
Lehen getragen, trug e8 auch noch Lehen von Kurmainz, Kurtrier, 
Kurpfalz, vom Bisthum Würzburg, von Fulda, von St. Ferratius⸗ 
ftift zu Bleidenſtadt. Dagegen empfingen die Grafen von Witt- 
genftein, 51 Familien des Wetterauifchen Adels und 41 Hanau 
Lichtenbergifche Vaſallen verſchiedene Nechte und Güter von Darm⸗ 
ftadt zu Lehen. Es ftand ihm ferner noch zu das hohe Geleit 
burh die Wetterau bis an die Frankfurter Warte, und von 
Frankfurt bis Darmitadt ꝛc. 

Die Verwaltung war in der Hauptfache folgende: Un ber 
Spike der Gefchäfte ftand der Landgraf, umgeben von feinem 
Staatsfanzler und feinen geheimen Näthen, bie jein gebeimes 
Minifterium oder Geheimeraths- Kolleg bildeten. ‘Die Yuftiz war 
von der Verwaltung nicht ſcharf getrennt. Die erſte Inſtanz 
bildeten gewöhnlich die Suftizämterr. Als zweite Inſtanz erfchien 
das Sammthofgericht, deſſen Richter und Beifier von Darmſtadt 
und Gaffel abwechfelnd ernannt wurden. Nachdem Darmitabt pri- 
yilegia non de appellando illimitata erhalten hatte, wurde in Darm⸗ 


Großherzogthum Heffen. 27 


ftabt (1747) ein Oberappellationsgericht conftituirt, welches für 
das ganze Land bie Stelle ber Neichegerichte einnahm. In 
Lehnsfachen entſchied ein Mannengericht, wozu nur Vaſallen, welche 
beide ftreitende Theile wählten, zugezogen wurden. In kirchlichen 
Sachen urtbeilten die Eonfiftorien. Beinliche Suchen gehörten vor 
bie peinlichen Gerichte. Für Aopminiftrativfachen insbefondere be- 
ftanden dem Geheime Raths- Kolleg untergeortnete Regierungen 
für die verfchievenen Lanbestheile. Den Regierungen fuborbinirt 
waren bie Aemter, in welchen der Amtmann für bie Juſtiz und 
Apnminiftration gleichmäßig zu forgen hatte, obgleich neben ihm für 
einzelte Cameral⸗ und PVerwaltungsgefchäfte befondere Rentmeiſter, 
Amtsfeller, Eentgrafen und Schultheißen fungirten. Außerdem be» 
ftanden für einzelne Zweige der Verwaltung bejonbere Collegien, 
Deputationen und Beamte. So leitete ein Kriegs-Colleg das 
Militärwefen, die Steuer - Deputation und vie Rentlammern das 
Steuer: und Cameralweſen, das Oberforftamt bas Forſtweſen 2c. 
An der Erhebung ver Steuern nahmen die Stände burch land⸗ 
ftändifche Beamten in beftimmter Urt Antheil. An ver Spike 
ber firchlichen Verwaltung ericheinen anfangs bie Synode, dann ein 
„Sollegtum ver geiftlichen une weltlichen Bedienten,“ fpäter bie . 
Conſiſtorien. 


VI Das Großherzogthum Heſſen. 


Als Ludewig X. die Regierung antrat, war die franzöſiſche 
Revolution unaufhaltſam vorgeſchritten, und ihre Ideen hatten auch 
in Deutfchland, wenn auch in ſchwächerem Ausdruck, mehr ober 
weniger Eingang gefunden. Auch in ver Landgrafſchaft Heffen- 
Darmjtabt war bieß ver Fall; allein ver Landgraf hatte fich durch 
feine fefte Ruhe fowie durch fein gütiges Benehmen bie Liebe 
und Achtung feines Volks fo fehr erworben, vaß fich nie Unruhen 
in feinem Lande zeigten, felbjt dann nicht, als bie feinplichen 
Republifaner in Deutichland ſelbſt durch vie Lodenpiten Verheißun⸗ 
gen bie Völker zum Anschluß an fie zu überreden fuchten. Lude⸗ 
wig X. fanbte, als ber Krieg gegen Frankreich von Seiten bes 
deutſchen Reiche befchloffen war, feine Truppen ebenfalls gegen 
Tranreih. In Folge der Wegnahme der veutigen None er 
infen Rheinufers verlor auch der Landgraf \eine Übercheiien 


28 Gefchichte des Landes. 


Befigungen. Als die verbündeten Heere 1792 aus Frankreich 
zurüdfamen, vereinigte fich das Heſſiſche Truppencorps mit ihnen 
und foht von da am mit ausgezeichnetem Ruhme in allen Feld⸗ 
zügen gegen Frankreich. Ludewig X. hielt fo lange als möglich 
mit Bebarrlichkeit und Muth in ber gemeinfanen Vertheidigung 
des PVaterlandes aus; erit al8 der Friebe das Linke Rheinufer und 
bie Feſtung Mainz in die Hände der Franzoſen brachte,. wurde 
durch die Nähe der franzöfifchen Macht Heffen-Darmitadt in eime 
jo gefährliche Lage gebracht, daß vie Staatsflugheit ven Landgrafen 
nöthigte, fich der übermächtig gemorbenen Republik zu nähern. 

Durch den Frieden von Lünenilfe 1801 und bie fich daran 
knüpfenden Verhandlungen verlor Darmſtadt beftuitiv bie ganze 
Grafſchaft Hanau Lichtenberg jenfeit8 des Rheins, die Aemter 
Lichteran und Willſtädt, die Aemter Braubach, Katzenellnbogen, 
Ems, Kleeberg, die Herrſchaft Eppſtein und das Dorf Weiper⸗ 
felden. Dafür erhielt es: 1) die Mainziſchen Aemter Gernsheim, 
Heppenheim, Lorſch, Fürth, Steinheim, das Freigericht Alzenan, 
bie Hälfte von Vilbel, Rockenberg, Haßloch, Aſtheim und Hirſch—⸗ 
born, die Höfe Mönchhof, Gundhof und Klarenberg; 2) bie 
Pfälziſchen Aemter Lindenfels, Umſtadt mit Obberg, die Reſte ver 
Aemter Alzei und Oppenheim viesfeitd des Nheins; 3) ven viel 
ſeitigen Reſt des Bisthums Worms; 4) die Benebiftiner - Abtei 
Seligenftabt, die Probftei Wimpfen und vie Eifterzienferabteti Marien⸗ 
ſchloß; 5) die alte Neichsftant Frienberg; 6) das Herzogthum 
Weitphalen. Dagegen übernahm ver Landgraf eine Million Gul- 
ben Schulden auf die Länder, die Erhöhung ver Einkünfte ver 
Homburgifchen Linie und eine jährliche Entſchädigung für ben 
Fürſten von Sayn-Wittgenftein. ' 

Der Friede dauerte nicht lange. Schon 1805 brach ber 
Krieg zwifchen Defterreih und Frankreich wieber aus. Ludewig X. 
trat durch die Umftände, die ihm feine Wahl Tießen, getrieben, 
1806 dem Nheinifchen Bunde bet, wurde bamit ein Verbünbeter 
bes nenen franzöfifchen Kaifers und feine Zruppen mußten fortan 
für Frankreichs Zwecke kämpfen und biuten. Der Lohn für dieſen 
Vebertritt war eine Gebietsvergrößerung, der Titel eines Grof- 
herzogs mit allen mit ver Töniglihen Würde verbundenen Rechten 
und bie Souverainetät. Die Gebietsnergrößerung beſtand varin, 
daß dem Großherzog die Oberhoheit des Burgarafthums Fried⸗ 


Großherzogtum Heflen. 29 


berg, ver. Herrfchaften Breuberg, Heubach und Habighain, ber 
: Grafihaft Erbach, ver Herrſchaft Ilbenſtadt, des Stolberg-Gevern- 

ihen Theils ver Grafichaft Königftein, der Befitungen ber’ fürft- 
; Lich und gräflich-Solmſiſchen Häufer in der Wetterau mit Aus- 
nahme ber Aemter Hobenfolms, Braunfels und Greifenftein, ber 
Grafſchaft Wittgenftein - Wittgenftein und Wittgenftein = Berleburg, 
des Amtes Homburg vor der Höhe, der bisherigen unmittelbaren 
Riedeſeliſchen und mehrere veichsritterfchaftlihen Befigungen in 
den Provinzen Starfenburg und Oberhefjen jo übergeben wurde, 
daß er über bie Gebiete dieſer vormaligen reichsftänbifchen, nun⸗ 
mehr mebiatifirten Herren, die Gejeßgebung, die Obergerichtsbars 
-feit, bie Oberpolizei, die Militärhoheit und das Recht der Auf— 
lage erhielt. Die neuen Verhältniffe machten bie Aenderung mancher 
bisherigen Einrichtungen nöthig. Die Lanpftände, welche übrigens 
in ihrer Zujammenjegung, bie wir von fennen gelernt haben, 
nicht das waren und fein fonnten, was fie als ni hätte er⸗ 
Icheinen laffen, wurben aufgehoben. 

Der Wille des franzöfifchen Machthabers war für bie Fürſten 
des Rheinbundes maßgebend. Heſſiſche Trnppen mußten mit gegen 
Preußen fechten, Hefjiiche Truppen Tämpften gegen Spanien, das 
gegen Frankreich feine Unabhängigkeit behaupten wollte, Heſſiſche 
Truppen biuteten in den Schlachten bei Aspern und bei Wag- 
ram im SKampfe gegen Deftreich für Napoleons Sache, Heffiiche 
Truppen bedten als Leichen bie Felder Rußlands, als Napoleon’ 
mit bem Reſte feines unermeßlichen Heeres aus ihm entronnen 
war, und fie Tämpften auch als in ver Völkerſchlacht bei Leipzig 
das Schickſal Napoleons entſchieden wide. Der Rheinbund war 
aufgelöft; der Vertrag zu Dörnigheim ficherte Helfen fein Wort 
beftehen, Ludewig fchloß fich dem Bunde gegen Frankreich an. 
No einmal mußten 1814 und 1815 zwei bintige Feldzüge gegen 
Frankreich "unternommen werben, und nun Tämpften Heſſiſche Krie- 
ger mit Deutfchen gegen Fremde mit Muth und Auszeichnung bei 
St. George, wo das Leibregiment die vom Feinde befeßten Oöben 
jtürmte, fowie bei Mundolsheim unweit Straßburg. 

Der Friede von 1815 und die Beichlüffe des Congreſſes 
zu Wien nahmen und gaben dem Großherzogthbum wieder Landes⸗ 
theile. Das Herzogthfum Weftphalen ging an Breuigen her Tue 
die bisherige Oberhoheit von Wittgenftein, das Ui Docyimn fi 


80 Geſchichte des Landes. 


Großkrotzenburg, Großaubeim, Oberrovenbach und die Oberhobeit 
des Solms⸗Rödelheimſchen Dorfes Praunheim an Kurheſſen; das 
Amt Aenau, die Leiningifcehen Aemter Amorbach und Miltenberg 
und das Löwenften-Werthheimifche Amt Heubach an Bayern. Dazu 
entfagte der Großherzog allen Hobeitsrechten von Homburg. Für 
biefe Ubtretungen fielen als Entſchädigung zu: 1) Mainz mit SKoft- 
beim und Kaftel 2) der Kreis Alzei ohne den Kanton Kirchheim- 
bolanden, die Kantone Worms und Pfeddersheim. Cbenjo erhielt 
der Großherzog durch einen Bertrag mit Dejterreich die Oberhoheit 
über die fürjtlich und gräflich) Iſenburgiſchen Lande, über bie gräf- 
lich Schönborniſche Herrihaft Heuſenſtam, ven gräflich Lerchen- 
feldiſchen Ort Eppertshauſen, die Solms-Rödelheimiſche Hälfte von 
Nieverurfel und ven gräflich Ingelheimifchen Ort Ober-Erlenbadh, 
bie kurheſſiſche Hälfte von Vilbel und Peterweil, jeboch unter ber 
Bedingung ber Wieberabgabe ver Iſenburger Gerichte Diebach, 
Langenjelbold, Meerholz, Lieblos, Wächtersbach, Spielberg und 
Reichenbah und des Orts Wolfenborn an Kurheſſen. Dach 
einen fpäteren Vertrag vom Jahre 1817 wurde bie Oberboheit 
über die 4 Orte Umpfenbadh, Lautenbach, Windiſchbuchen und Rei— 
chertsbaufen an Bayern gegen bie 3 Orte Dorndiel, Radheim 
und Mosbach ausgetaufcht. 

Der faft 25jährige Krieg Hatte die Kräfte des Landes er- 
Ichöpft, allein bie Freiheit von fremdem Drud war wieder erlangt, 
die errungene Gebietsvergrößerung war geblieben und bamit bie 
innere Kraft des Staats erhalten, bie dem Volle bie Hoffnung 
einer balbigen Erholung gewährte. Ludewig I., nun Großherzog 
von Heſſen und bei Rhein, erkannte feinen hohen Beruf viele 
Hoffnung feines Volles zu verwirklichen und lebte ihm bis zum 
Ende feines glorreichen Lebens. Eine neue Einrichtung und Belle 
rung folgte ber andern, und wenn es je ein Fürſt verdient, ein 
Vater feines Volles genannt zu werben, fo war es Ludewig I. 
von Heflen. Das Land wurde in 3 Provinzen getheilt: Starken⸗ 
burg, Nheinheffen und Oberheffen. Die erfte Anordnung welde 
ber ſouveräne Großherzog ergehen ließ, war die Aufhebung ber 
Steuerbefreiungen der Güter des Adels, der Geiftlichleit, Bffent- 
licher Anſtalten und Stiftungen ꝛc., ver Staatsviener für ihre 
Wohnungen und eine gewiſſe Anzahl von Grundbeſitz. Dadurch 
wurbe für bie Stantsangehörigen des Großzterzogthums bie Gleich⸗ 


Großherzogthum Heſſen. 81 


heit vor dem Gefeke auf das volljtändigfte begrünbet. Eine Haupt⸗ 
forge war bann bie Förderung ber Lanbwirtbfchaft durch Aufhebung 
alfer Beichränfungen in ber freien Dispofitionsbefugniß über ihr 
Grundeigenthum und duch Entfernung der dem Flor der Land- 
wirtbfchaft entgegenftehenven Hinderniſſe. Es folgten die Geſetze 
über das Beweiden des Brachfeldes, die Befugnig zur Betreibung ver 
nicht zünftigen Gewerbe, bie Vergütung des Wildſchadens von 
Seiten der Jagdberechtigten, bie Vertheilung der Grundſtücke, bie 
Vertheilung gefchloffener Güter, die Aufhebung ver Leibeigenfchaft, 
die Beförderung bes Tabaksbaues, vie Aufhebung des Retrakts, 
pie Abldfung der Frohnden, vie Regulirung ver Beedenabgaben und 
ſonſtiger Abgaben in ben ftanvesherrlichen Bezirken, welche bie 
Natur von Steuern an ſich trugen, die Beförderung bes Hans 
dels mit Lanvesprobuften, vie Gemeinheitstheilungen, die Vers 
wanblung ber fisfalifchen Zehnten in ablösbare ftändige Natural-Grumb- 
venten, die Verwandlung ber fisfaliichen Schaafweide-Berechtigung in 
ftänbige jährliche Grundrenten, die Aufhebung des Zunftzwangs 
binfichtlich der Bauhandiwerfer, die Aufyebung des Mühlenzwangs, 
bie Wufhebung der Beifafjengelver, die Aufhebung ver Staats⸗ 
frohnden, das bei Einbringung der birecten Steuern zu beobach- 
tende Verfahren, bie jtandesherrlichen Nechtswerhältniffe, die öffent⸗ 
fihen Dienjtverhältniffe der Eivildiener, die neuen zeitgemäßen 
Kriegsartifel, die Ueberweifung ver Gerichtsbarkeit des Militärs in bürger- 
lichen Rechtsverhältniffen an die Cinilgerichte, bie Militärbienftprag- 
matik, bie Stiftung der Forſt-Wittwenkaſſe, ver Civildiener-Wittwenkaſſe, 
ber Wilitäy-Wittwenfaife, pie Erweiterung und Verbefferung der Brand⸗ 
afſeknrations⸗ Anſtalt. Don dieſem und ähnlichem Inhalt waren 
bie Anordnungen, welche von dem unbefchränften Großherzog 
bor dem Entftehen ber gegenwärtigen Repräfentativverfaffung aus- 
gingen. Wiffenfchaften und Künfte wurden dabei von ihm unter 
fügt, u. a. ein Muſeum gegründet, was noch befteht; ver höchſte 
Grad religiöfer und politifcher Toleranz herrſchte im Lande, Er- 
ziehungs⸗ und Bildungsanftalten entftanden, jo das Schullehrer⸗ 
Seminar in Friebberg. Im Jahre 1820 gab Ludewig I. feinem 
Bolt die Conftitution. Durch fie übergab er ein Drittheil feiner 
inmmtlichen Domänen, nah dem Durchichnittsertrag ber reinen 
Einkünfte derfelben, jevoch nach feiner eigenen Wohl, vem Staste, 
m fte allmählig zu verlaufen und ven Ertrag zur Tiyuuy Am 


52 Geſchichte des Landes. 


Theils ‚ver Staatsfchulden zu verwenden. Die andern zwei Drit- 
theile dagegen erhielten die Beſtimmung, ein fchuldenfreies und 
unveräußerliches Eigentum ver Großherzoglichen Familie für immer 
zu verbleiben. Derſelbe Geift der ihn früher als unbeichränften 
Fürſten geleitet, leitete ihn auch als conftitutionellen. Die wid- 
tigften Gegenftände der Adminiſtrativgeſetzgebung, welche auf ben 
nun folgenden Landtagen unter. Zubewig I. erledigt wurden, waren 
folgende: Die Militärdienſtpflicht mit alleiniger Ausnahme ver 
Stanvesherrn und ihrer Familien und ver phyſiſch Untauglichen 
wurde für jeden eingeführt. Es wurde eine Gemeinde - Orbnung 
gegeben. Ein Geſetz regulirte die Abgabe des Eigenthums zu 
- Öffentlichen Zweden. ‘Die Minifter wurden ' verantivortlich- gemacht. 
Die Gefeßgebung in Beziehung auf die Zehnten wurde näher be 
zeichnet. Die Nechtöpflege wurde durch mancherlei Verorpnungen 
und Einrichtungen gefördert. Der Zunftdiſtrictsbann wurbe auf 
gehoben. Die freie Auswanderung wurde regulirt. Kine neue 
Schulordnung wurde publicirt u. a. nm. — Ludewig I. farb tief 
betrauert von feinem Voll am 6. April 1830. Es hatte unter 
ihm am geiftigem Leben, an befjeren bürgerlichen Einrichtungen, 
an Gewerbfleiß und Wohlhabenheit gewonnen. Zu feinem Ange⸗ 
benfen erhebt fih die ihm von dem dankbaren Volke geſetzte 
Ehrenſäule zu Darmitadt. 

Ihm folgte fein Sohn Ludwig II., befeelt gleich vem Water von 
dem ebelften Geifte ver Humanität. Der Anfang feiner Regierung fiel 
in eine Zeit, in ber fih die Wirkungen einer zweiten franzöfifchen 
Revolution fühlbar machten. Doch ging die Gefahr eines Kriegs 
vorüber und in Frieden konnte das vom Vater begonnene Werl 
raſcher Entwiclung aller Kräfte des Heffifchen Volkes gebeihlid 
weiter geführt werben, und es gefchah im Geifte des erften Groß 
herzogs. Die Abminiftratioverwaltung wurde zweckmäßiger einge 
richtet, die Rechtspflege durch treffliche Gefege, insbefondere durch 
Abfaſſung eines Felbitrafgefeges und eines für alle Provinzen bed 
Landes gültigen Strafgefegbuchs befördert. ‘Das von Ludewig I. 
mit der römifchen Curie abgefchloffene Concorvat wurde in Vollzug 
geſetzt und damit das Fatholifche Kirchenmwefen im Lande feftgeftellt 
und geregelt. Die evangelifche Kirche erhielt eine neue, zeitge- 
mäße Geftaltung; ein Prebigerfeminar trat ins Leben und eine 
neue Sonntagsorbnung wurbe gegeben zur Förderung bes religiös 


Großherzogthum - Heffen. 83 


r Tirchliden Sinne. Das gelehrte Schulweſen wie das Volks⸗ 
ſchulweſen erfreute fich ver größten Fürſorge. Die Univerfität zu 
Giefen wurde mit neuen Anftalten bevacht, die Gymnaſien zum 
Theil völlig neu organifirt und ihre Hilfsmittel vergrößert, das 
Volksſchulweſen durch eine neue Schulorbnung völlig umgeſtaltet, 
ver Öffentliche Unterricht des Volks durch Gründung ober Ver⸗ 
befferung von Reale und Gemwerbichulen, durch Aufbeſſerung ber 
Schulſtellen, durch Erbauung neuer Schulbhäufer, durch Errichtung 
eines Penſionsfonds für Lehrer 2c., außerordentlich gefördert. Nicht 
minder wurden Landwirthſchaft und Gewerbe zu höherer Blüthe 
und Ausbildung gebracht; es wurden ein lanbwirthfchaftlicher und 
ein gewerblicher Verein ins Leben gerufen; für Entlaftung des 
Bodens wurde durch die Nentenablöfungsgejege fortgefchritten, zur 
Sicherung des Grundeigenthums und des Hypothekenweſens wurde 
die Anlegung neuer Grundblicher und ihre Legalifirung angeorpnet. Ein 
Straßenneg wurde über das ganze Land gezogen. Durch Zoll. 
"und Hanbelöverträge wurbe der Handelsverkehr gefördert 2c.. — Lud⸗ 
wig HD. ftarb am 16. Yuni 1848 nachdem er einige Monate zuvor 
die Sorge der Regierung dem Erbgroßherzog als Mitregenten 
übertragen hatte, betrauert von feinem Volke, das in ihm einen 
gütigen, milden und wohlwollenden Negenten verehrt hatte. Ihm 
folgte fein Sohn, der Erbgroßberzog-Mitregent, als Ludwig II. 

Ludwig TI. trat jeine Regierung unter ſchwierigen Ver- 
hältniffen an. Es Hatten durch ben Ausbruch ver franzöfiichen 
Februdrrevolution genährt, Ideen unter den Völkern Deutſchlands 
Eingang gefunden, welche unvereinbarlich mit ven Grundſätzen ber 
Monarchie zur Wachfamfeit und ftaatsflugen Behandlung mahnten. 
Der Sturm der Iahre hat fich gelegt, er hat vie politifche Luft 
bon Älteren und neueren unreinen Stoffen foweit gereinigt, daß 
eine gebeihliche Pflege deſſen, was Noth thut, möglich geworben 
ift; bie Beftrebungen haben fich vom Soealen, was unerreichbar 
ift, ab- und mehr demjenigen zugewenvet, was mit Hoffnung auf 
Erfolg angeftrebt werden kann. Wir ftehen in ver Zeit, an beren 
befferen Geftaltung Ludwig, von Liebe zu feinem Volke beſeelt, 
arbeiten Hilf. Was Er in dieſer Beziehung bereits gethan, — 
e8 liegt vor unferen Augen. Möge es folche jegensreiche Früchte 
bringen, wie fie fein edles ftetS nur das Beſte welenued Herh 
fih Davon verſpricht! — Ludwigs II. Regierung N 

Balthers Heffen. 3 


34 Gefchichte des Landes. 


burch folgende größere ftaatliche Einrichtungen und größere Unter 
nehmungen bezeichnet: Deffentlichkeit und Münplichfeit mit Ge 
Ihwornengeriht in Straffachen jind zur Geltung gefommen; vie 
Berhältniffe der Standesherren und Patrimonialgerichtsherrn fint 
näher vegulirt; um civilgerichtlichen Verfahren find Verbeſſerungen 
eingetreten; Gefege und Verordnungen ber verfchievenften Akt, 
welche des Landes Wohlfahrt befördern follen, wurden erlafien; 
bie Adminiſtrativbehörden erhielten eine Drganifation, wie fie bie 
Erfahrung als die zweckmäßigſte bezeichnet hat; zur Errichtung 
einer Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt wurde bie 
Conceſſion ertheilt; die Main-Wefer-Bahn wurde in ihrer ganzen 
Länge eröffnet; der Bau der Heffifchen Ludwigsbahn wurde vom 
Staat unterftüßt und dieſe dem Verkehr übergeben; der Main 
Nedar-Bahn geht eine Xelegraphenlinie zur Seite; eine Conceffion 
zur Erbauung von Eifenbahnen von Aichaffenburg nach der Hef- 
fiihen Ludwigsbahn, ſowie von Mainz nach Bingen wurde er 
theilt; der Beitritt zum beutjch-dfterreichifchen Poſtverein, ift erfolgt; 
ber beutjche Zollverein wurde neu conftruirt unter Zuziehung bes 
Steuervereindg und unter Abſchluß eines Handelsvertrags mit 
Defterreich. 


— — 


Alſo hat ſich im Laufe ver Jahrhunderte das Territorium 
des Landes gebildet; alſo ſind die Bewohner dieſes Territoriums 
zu einem zuſammengehörenden Volke geworden; alſo hat ſich der 
Großherzoglich Heſſiſche Staat entwickelt. Land, Volk und Staat | 
näher Tennen zu lernen, ift nun unfere Aufgabe. 


Zweites Buch. 
Das Sand, 


I. Lage, Beitandtheile, Greuzen und Größe des Landes, 


Das Großherzogthum Heffen, welches feiner geographifchen 
Lage nach zwifchen vem 25 33° und dem 27 20, öftlicher 
Länge und dem 49° 13° und dem 51° 20° nörblicher Breite 
liegt, bejteht in feiner Hauptmaffe aus zwei Xheilen, deren füd- 
lichen die nur durch den Rhein von einander gejchievenen Bro- 
vinzen Starkenburg und Rheinheſſen und deren nörblichen bie 
Provinz Oberheffen bilden. Beide Haupttheile werden burch 
Frankfurter und Kurheſſiſche Gebietstheile von einander geſchieden. 

Die Grenzen des fünlichen Haupttheil® oder der Provinzen 
Starfenburg und NRheinheifen find: gegen N. vie Gebiete des 
Herzogthums Naſſau, der freien Stadt Frankfurt und bes Kur- 
fürjtenthums Hefjen; gegen D. Baiern und Baden; gegen S. Baben 
und gegen W. Nheinbaiern und Aheinpreufen. Die Grenzen des 
nörblihen Haupttheils oder der Provinz Oberheſſen find: gegen N. 
Preußen und Kurheffen; gegen D. Kurheffen; gegen ©. Kurheffen 
und Frankfurt; gegen W. Hefjen-Homburg, Naſſau und Preußen. 
Die Provinz Oberbeffen läuft nah N. bin in einen fchmalen 
Streifen aus, welcher das Hinterland genannt wird. 

Außer dieſen Haupttheilen gehören aber noch dazu 18 mehr 
oder minder Fleinere vom Hauptgebiete und unter fih am 8 
trennte Diftrifte, welche in anderen benachbarten Nnvern Ren, 

3* 


xX 


36 Das Land. 


Diefe 18 im Auslande liegenden Diftricte find: 

a) zur Provinz Starfenburg gehörig: 

1. die zufammenhängenven Gemarfungen Wimpfen am Berg 
Wimpfen im Thal nnd Hohen ſtadt, begrenzt von Württemberg und 
Baden; 2. ein nordweſtlich von dieſem Bezirk gelegener Felbpiftrift, 
ver Zimmerhof genannt; 3. ver Forftbezirt Wimpfen 
(Helmpof); 4. ter Finkenhof, melde 3 Diftricte mitten im 
badiſchen Gebiete liegen, und 5. ver gr. heſſiſche Antheil ber Ge 
marfung Kürnbach, melde Hefien und Baden gemeinſchaftlich 
zufteht und im babifchen Bezirksamt Bretten an ber württember⸗ 
gifchen Grenze liegt. Ä 

b) zur Provinz Oberheffen gehörig: 

6. die Gemarkung Rödelheim, begrenzt von Kurheſſen, 
Frankfurt und Naſſau; 7. die Gemarkung Niederurfel, ebem 
fall8 von dieſen 3 Ländern begrenzt; 8. die Gemarkung Steiw 
bach, begrenzt von Naſſau und Frankfurt; 9. ein nörblich von 
Steinbach gelegener Walbbiftrict, die Heide genannt, ringsum 
von Naffau umfchloffen; 10. die Gemarkung Vilbel, begremt 
von Frankfurt und Kurheſſen; 11. ein ber Gemeinde Nieber- 
urfel gehöriger Walobiftriet, ver Niederurfeler Hohe 
marfmwald, begrenzt von Naffan, Homburg und Kurheſſen; 
12. ein der Gemeinde Niedereſchbach gehöriger Walppiftrict, 
begrenzt von Homburg, Kurheſſen und Naffau; 13. der Ober 
eſchbacher Haardwald, ganz im Homburgifchen gelegen; 14. ver 
Pettermweiler und Obererlenbacher Wald, begrenzt von 
Homburg und Franffurt; 15. der Holzhäufer Wald, begrenzt 
von Homburg und Sranffurt; 16. der Bezirk Vöhl, begrenzt von 
Kurheffen und Waldeck; 17. die Gemarkung Höringhauſen, 
ganz im Walvedifchen gelegen und 18. das Kirchfpiel Eimelrod 
mit Hemmighaufen und Deisfelo, ebenfalld vom malvedifchen Ge 
biete umfchloffen. — 

Während auf dieſe Weife das Großherzogthum Gebietstheile 
im Auslande Liegen hat, Tiegen dagegen auch 5 fremde Gebiets 
theile in feinem Hauptgebiete. Diefe 5 im Innern bes Groß— 
herzogthums Tiegenven fremben Gebietstheile find: ' 

a) in der Provinz Starfenburg: 1. bie zwifchen Hirfchhorn 
und Nedarfteinah befindliche, zum Grofiherzogthum Baden gehö- 
rige Gemarkung Michelbuch. 


Die Oberfläche im Allgemeinen. 87 


b) In der Provinz Oberbeffen: 2. der lanbgräflich heſſen⸗ 
homburgifche Felddiſtrit Döngesrod bei Oberroßbach; 3. ein 
furfürftlich heſſiſcher Walddiſtrict bei Engelthal; 4. das berzoglich 
naffauifhe Amt Reichelsheim und das Furfürftlich heffifche 
Amt Do rheim, unter fich zufammenhängend, und 5. die Fur- 
fürftlih heſſiſchen Gemarfungen Omes, Seibelsporf und Nühl- 
firchen, das Geriht Katenberg im Sreife Alsfeld. 

Die Größe des Landes ift, ſeitdem es feine jetzigen 
Beitandtheile erhalten bat, Immer fehr verichieven angegeben worden. 
Dieſe Verſchiedenheit der Angaben findet darin ihre Erklärung, 
daß vor Vollendung ver topographiichen Aufnahme des Landes 
durch den Generalguartiermeifterftab, welche nun feit einigen Jahren 
vollendet iſt und in ber trefflichen Charte vefjelben vorliegt, das 
nöthige zuverläffige Material fehlte. Zwar gibt dieſe topographifche 
Aufnahme nicht diefelbe Genauigkeit, als eine trigonometrifche, wie 
fie das Kataſterbureau beforgt und wie. fie nach gänzlicher Vollen— 
bung biefer gegeben fein wird, allein immerhin ift es mit Hülfe 
biefes Materials‘ möglich gewefen, den Flächenraum des Landes fo 
genau zu ermitteln, als es zu allgemeinen ftatiftiichen Zwecken nur 
immerbin nöthig if. Hügel bat die NRefultate biefer Ermittelung 
unter Benutzung ber bereits vollenveten Theile der Satafterver- 
meffung im 1. Hefte der nom Darmſtädter Vereine für Erdkunde 
herausgegebenen „Beiträge zur Landes, Volks⸗ und Staatsfunde 
des Großherzogthums Heffen“ ınitgetheilt. Demnach beträgt ver 
Gefammtflächenramm des Grofherzogthums 3,366837 Großh. 
Heffifhe Morgen oder 152,86 geographifche Duabratmeilen. Hier- 
von fommen auf die Provinz Starkenburg 54,93 [_] Meilen, auf 
die Provinz Oberheffen 72,94 Meiten, auf die Provinz Rhein- 
heilen 24, 9 [_] Meilen. 


II. Aeußere Beichaffenheit der Oberfläche des Landes im 
Allgemeinen. 


Das Großherzogthum Heſſen hat in ſeinen drei Provinzen 
eine große Mannichfaltigkeit der Terrainbildung; es hat Ebenen, 
Hügelland und Gebirgsland. 

Der weſtliche Theil ver Provinz Starkenbur vum 
einen Theil der großen Rheinebene, welche ſich uühen Stywotr 


34 Gefchichte des Landes. 


durch folgende größere ftaatliche Einrichtungen und größere Unter: 
nehmungen bezeichnet: Deffentlichfeit und Mündlichkeit mit Ge 
ſchwornengericht in Straffachen find zur Geltung gefommen; bie 
Berbältniffe der Stanpesherren und BPatrimonialgerichtsherren fint 
näher vegulirt; im civilgerichtlichen Verfahren find Verbefjerungen 
eingetreten; Geſetze und Verorbnungen ver verichiedenften Art, 
welche des Landes Wohlfahrt befördern follen, wurben erlaffen; 
die Aominiftrativbehörvden erhielten eine Organifation, wie fie bie 
Erfahrung als die zweckmäßigſte bezeichnet hat; zur Errichtung 
einer Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt wurde bie 
Concejjion ertheilt; die Main-Wefer-Bahn wurde in ihrer ganzen 
Länge eröffnet; der Bau der Heffifchen Ludwigsbahn wurde vom 
Staat unterſtützt und biefe dem Verfehr übergeben; der Main- 
Nedar-Bahnı geht eine Zelegraphenlinie zur Seite; eine Conceffion 
zur Erbauung von Eijenbahnen von Alchaffenburg nach der Hef- 
fiichen Ludwigsbahn, jowie von Mainz nach Bingen wurbe er 
theilt; der Beitritt zum beutfch-öfterreichifchen Poftverein , ift erfolgt; 
ber deutſche Zollverein wurde neu conjtruirt unter Zuziehung bes 
Steuervereindg und unter Abſchluß eines Handelsvertrags mit 
Defterreich. | 


en 


Alſo Hat fich im Laufe der Jahrhunderte das Territorinm 
des Landes gebildet; aljo find die Bewohner dieſes Territoriums 
zu einem zufammengehörenvden. Volke geworben; alfo hat fich ber 
Großherzoglih Heffiihe Staat entwidelt. Land, Voll und Staat 
näher kennen zu lernen, ift nun unfere Aufgabe. 





Zweites Buch. 
Das Sand, 


— — — 


.Lage, Beſtandtheile, Grenzen und Größe des Landes, 


Das Großherzogthum Heffen, welches feiner geographiſchen 
je nach zwifchen vem 25° 33° und dem 27° 20, öftlicher 
ge und dem 49° 13° und dem 51° 20° nörblicher Breite 
t, bejteht in feiner Hauptmaffe aus zwei Theilen, deren füb- 
m bie nur durch den Rhein von einander gejchievenen Pro- 
en Starfenburg und Rheinheſſen und veren mnörblichen bie 
ding Oberheſſen bilden. Beide Haupttheile werben durch 
nffurter und Kurheſſiſche Gebietstheile won einander gefchieven. 

Die Grenzen des fühlichen Haupttheils oder der Provinzen 
wfenburg und Rheinheſſen find: gegen N. vie Gebiete des 
zogthums Naffau, der freien Stadt Frankfurt und bes Kurs 
tenthbums Heflen; gegen D. Baiern und Baden; gegen S. Baben 

gegen W. Aheinbaiern und Rheinprenfen. Die Grenzen des 

lichen Haupttheils oder der Provinz Oberheſſen find: gegen N. 
ußen und Kurheffen; gegen DO. Kurheſſen; gegen S. Kurbeffen 
Sranffurt; gegen W. Heffen-Homburg, Naffau und Preußen. 
: Provinz Oberheſſen Läuft nah N. bin in einen fchmalen 
eifen aus, welcher das Hinterland genannt wird. 

Außer diefen Haupttheilen gehören aber noch dazu 18 mehr 
: minder fleinere vom Hauptgebiete und unter fh um > 
nte Difteifte, welche in anderen benachbarten Nnvern vryn. 

3* 


40 Das Land. 


Melibotus 2079. Seligenftabt 443. 
Mörlenbah 663. Sensbadh (Höhe) 2224. 
Morswald 2073. Spahbrüden 646. 
Nedarfteinah 555. Spitaltheim 565. 
Nenifenburg 500. j Sprendlingen 530. 
Neunfirchener Höhe 2362. Gtarfenburg 1191. 

Neuſtadt 590: Steinfopf 1618. 
Nieverramitadt 694. Tannenberg 1365. 
Oberramftatt 812. Trebur 372. 

Dbergerfprenz 760. Treiſa (Höhe w.) 1127. 
Dffenbah 404. Tromm 2216. 

Otzberg 1477. Umftadt 647. 
Plirfchberg b. Großbiberau 962. „ Ziegelmald 1027. 
Pfungftant 410. Vielbrunn (Hainhaus) 1813. 
Rehbach c. 1100. Wimpfen (blauer Thurm) 845. 
Reichelsheim (Schloß) 1306. Waldbullau (Höhe bei) 2100. 
Reinheim 645. Waldmichelbach 1441. 
Rohrbach (Gerfprenz) c. 1800. Wallerftädten 340. 

Rimbach 733. Würzberg (Höhe) 2189. 
Roßberg (b. Zeilhard) 1206. Weiterftadt (bei) 418. 
Schnellerts 1410. Zeller Kopf 1421. 
Schwanheim 356. Zwingenberg (Bahnhof) 396. 


Seidenbuch (Höhe |. w.) 2392. 
(höchfter P. in St.) 


2. In Oberheffen: 
Allenrover Hof (Höhe) 1485. Beuern (Höhe) 1369. 


Altenſtadt 506. Biedenkopf (Markt) 1129. 

„ (Söhe) 826. " (Lahn) 1090. 
Affenheim 580. Bilftein 2693. 

„Midda) 407. - Bifchoffen (Höhe) 1452. 
Arnshain (Höhe) 1496. Blofeld (Anhöhe) 926. 
Battenberg 1522. Bobenhaufen 1535. 
Bauernheim (Höhe) 688. Bottenhorn (Höhe w.) 1965. 
Bergheim (Höhe) 1419. . (Höhe |. w.) 2326. 
Berjtapt 570. Buchholz (b. Wallau) 2587. 


Beuern 950. Büpesheim (Nidda) - 405. 


Höhenangaben. 41 


jen 543. 
wosfelden (Höhe) 1078. 
vorn 1880. 
(Höhe f. 3.) 2010. 
ch (Markt) 809. 
(Bahnhof) 806. 
(Schränzer) 1200. 
nenhof 846. 
eld 1783. 
be 1190. 
hofen (bei) 1028. 
heim 508. 
erg (Hinterland) 2016. 
aufen (Hinterl.) 1044. 
ınshain (Höhe) 2389. 
dorf (Höhe) 990. 
1536. 
(Homberg) 2432. 
3haufen (Höhe) 972. 
ach 1263. 
Iden 2149. 
icker Höhe 2590. 
nteiche 2808. 
erg (Burghof) 642. 
(Eifenb. St.) 587. 
asdorf 1108. 


Görzberg (Hinterl.) 2296. 
Großfarben (Station) 452. 
Groffelda c. 1300. 
Großlumda (Noll) 1509. 
Grünberg (Markt) 1097. 
Grüningen (Höhe) 1164. 
Günterod (Höhe) 1919. 
Haidekopf 2745. 

Haindhen (Höhe) 900. 
Hangenftein 1250. 

1" (höchfter Punkt) 1276. 
Hafferod (Hinterl.) 2501. 
Hausberg 1963. 

Hatzfeld 1410. 
Helvenbergen 503. 
Hemmen (Fulda) 932. 
Herchenhain 2641. 

’ (Höhe) 2963. 
Herzhaufen 1242. 
Himberg 1349. 

Höchft (Nidda) 427. 
Hohe Warte (Hinterl.) 2493. 
Hohenfolms 1834. 


Hoherodskopf 3070. 


Holferwarte 1212. 
Holzheim (Höhe) 1179. 


her Wald (höchſter Bahn-Hungen 563. 


tt) 936. 

ı (Höhe) 1932. 

dda (Nidda) 465. 

tein 2795. 

ı (Marft) 640. 
(Bahnhof) 656. 

wa 1138. 

itte 1093. 

ibach 1052. 

(Kirchberg) 1197. 
vg 1372. 


Hutzdorf 872. 

Ilbenſtadt 476. 

Sohannisberg 1096. 

Kaichen (Höhe) 826. 

Kalbach (Höhe) 915. 
Kammſcheid 2056. 

Kaulſtoß 1770 (Altenberg) 2326. 
Kiliansherberge 1572. 
Kinzenbach (Höhe) 940. 
Kleinfarben (Nidda) 394. 
Kleinlinden (Anyohe) e. TOD. 


58 Das Land. 


wald und Odenwald einerfeits und Vogefen und Harbgebirg ander- 
feit8 wohl 40 Meilen weit von Süden nach Norben erftredt, mit 
Städten und Dörfern überbedt und in ihren meiften heilen 
einen ber fruchtbarften Landſtriche Deutſchlands bildend. An fie 
ſchließt fich im nördlichen Theile der Provinz die Mainebene an. 
Bon beiden werben wir noch Näheres hören. Oeſtlich der Rhein⸗ 
ebene lagert das Gebirge des Odenwalds, das aus ihr Im fchnellen 
und fteilen Höhen emporfteigt und dann etwa in einer größten 
Breite von 10 und einer Länge von 14 Stunden fich fortfekt, 
auf feinen vorveren Höhen ven weiten Weberblid über die unge 
heuere Rheinebene bis gegen Straßburg aufwärts und bis Bingen 
abwärts gewähren. 


Rheinheſſen ift im Ganzen ein Hügelland, aber dennoch 
in feiner Oberfläche wechſelnd; Thäler, mehr ober weniger er- 
habene Ebenen, fanft anfchwellende Höhen und Hüggl wechfeln mit 
einander ab; wagerecht ift der Boden nur felten und Berge von 
Bedeutung finden fich feine vor. Am meiften erhebt fich ber 
Boden im fünmeftlichiten Theil, da wo das Harbgebirge fich in 
feinen nördlichften Auslaufern ins Land hinein ziebt, fo daß er 
bei Fürfeld bis zu einer Höhe von 1280 Fuß emporfteigt. Das 
ebene Land zwiſchen Worms und Guntersblum fo wie zwiſchen 
Mainz und Bingen gehört zur Aheinebene. 


Die Provinz Oberheſſen ift im Ganzen genommen um 
eben, zum Theil wirklich gebirgig und ihre Gebirge find meiſt 
höher und rauber als der Odenwald. Im Often der Provim 
lagert der Vogelsberg in einer Länge von 16 — 20 und eine 
Breite von 10 — 12 Stunden; von ©. W. her fenbe 
ver Taunus feine PVerzweigungen bis Frienberg und Butzhbach. 
Zwiſchen Vogeleberg und Taunus behnt fich Die geſegnete Wetteran, 
ber höchſte Theil des ehemaligen Aheinjeebedens, in einer Länge 
von 11 Stunden und einer größten Breite von 6 Stunven bie 
zum Main bin als hügelige, wellenförmige Landſchaft hinab, be 
wäffert von mancherlei Flüßchen und Bächen, welche ihr ver 
Vogelsberg zuſendet. Im N. und N. W. ranfen Zweige ber 
rheinifch - weftphälifchen Gebirge in die Provinz uud machen ihren 
nörblichiten Theil, das ſ. g. Hinterland, der in einem langen 
ſchmalen Streifen in fremdes Gebiet hineinragt und in ber tfolirt 


Höhenangaben. 89 


liegenden Herrichaft Stter ihr nördlichſtes Ende bildet, zu einem 
rauhen Gebirgsland. 


IH. Höhenangaben. 


Die hinter den Namen ber Lofalitäten ftehenden Zahlen bebeuten 
Großb. Heſſiſche Fuße. 


1. In der Provinz Starfenburg: 
Asbach, Schlofthurm 1096. Griesheim 371. 


Arheilgen 510. Gronau (bei) c. 800. 

Auerbach, Schloß 1474. . Großbiberau 651. 

Babenhaufen (bei) 686. y (ſ. a. Pfirſchberg.) 

Beerfelden( Mumlingquelle) 1594. Großgerau 358. 

Bensheim, Markt 416. Großzimmern (bei) 783. 

Bickenbach 430. Güttersbach (Höhe |. 8.) 1613. 

Bieber 520. -  Harbtberg bei Sievelsbrunn 2375. 

BDieberer Berg 622. Hahn 357. 

Birlenau 587. Heppenheim 420. 

Bölffteiner Höhe 1620. Hering 1274. 

Brensbah 696. Höchſt 621. 

Breuberg 1201. Hirſchhorn 786. (Nedar unterhalb 

Bürftadt 360. 504.) 

Büttelborn 350. Hofheim 360. 

Darmftadt (Pflafter a. d. Stadt⸗ Hundertmorgen (bei den) 950. 
firche) 585. Kalkofen bei Meſſel 685. 

Dieburg 582. Knoden (Höhe) 2037. 

Dornheim 366. ° König (Mümling) 618. 

Eberſtadt 460. Krähberg 2182. 

Erbach 849. Lampertheim (Thurmfpige) 513. 

Eihollbrüden 420. Langen 530. 

Eulbah 2075. Lengfeld (Fuß der Kirche) 815. 

Felsberg 2063. Lichtenberg (Bollwerf) 1137. 

Finkenbach (Höhe |. w.) 1900. Linvenfels (Schloß) 1616. 

Sranfenftein 1676. Lorſch (Rathhaus am Boden) 394. 

Fürth (a. d. Kirche) 773. Ludwigseiche b.Oberramftabt 1163. 

Fürftenau 780. Ludwigshöhe bei Darmitabt 973. 

Geinsheim 340. Lörzenbach 420. 


Gernsheim (Kirchenboven) 360. Maulbeerraue 400. 


44 Das Land, 


Oppenheim (Höhe) 836. Volxheim 520. 

Dfthofen (Bach) 362. Wadernheim (Höhe n. w.) 806. 
Petersberg bei Obernheim 987. Wallertheim (Höhen. w.) 1079. 
Pfaffenfchwabenheim 377. Warteberg bet Alzey 1140. 


Pfeddersheim 431. Weifenau (f. davon) 739. 
Planig 344. Welgeshein 368. 
Pleitersheim 466. Weithofen (Ba) 560. 


Sauerſchwabenheim (Höhe w.) 978. Winphänfer Hof (bei dem) 912. 
Schornsheim (Höhe n. w.) 1014. Wöllſtein 488. 
Siefersheim 554. Wörrſtadt 853. 
Sprenplingen 384. Wolfsheim (Höhe) c. 1050. 
St. Johann (Wesberg) 1045. Wonsheim 553. 
Steinbodenheim 580. Worms (Markt) 390. 
, Göhe ſ.) 1032. „ (Pegel) 344. 
„JGrubenhaus im Ge⸗ Zahlbach (bei) 506. 
meindewald) 1249. Zotenheim 382. 


IV. Gebirge, Höhen und Thäler, 


Bon den Gebirgen, welche das Großherzogthum burchziehen, 
gehören zwei: der Odenwald in der Provinz Starkenburg und 
ver Vogelsberg in Oberheffen ihm faft ausfchlieflich an, während 
brei andere: das Hardgebirge in Aheinheffen, ver Taunus 
und bie weftphälifchen Gebirge in Oberheffen, das Land nur 
mehr oder weniger berühren. Wir müſſen fie nach ihrer äußeren 
Erſcheinung, nach ihrer Ausdehnung, ihren Bergformen und ihren: 
Thälern näher betrachten. 

1. Der Odenwald. Sein Name wird bald von dem heib- 
nifchen Gotte Odin, bald von Kaiſer Otto dem Großen und ben. 
Ditonen überhaupt, bald von einer Prinzeffin Oda abgeleitet, 
welche nach der Sage mit ihrem Geliebten dem ftrengen Vater 
entfloben in biefem Wald eine Zuflucht fand, und ihm ben Na⸗ 
men gab. Anvere leiten ven Namen ab von oede, wieber andere 
leiden od von Oſt ab als im Gegenfag zum Weſterwald. Kaiſer 
Ludwig nennt ihn in der Urkunde, morin er Eginhard befchenft, 
Odonawald. Später kommt er als Odonwäid vor. Er macht 
faft die Hälfte der Provinz Starfenburg aus, deren einziges Ge- 
birg er if. Er liegt im füplichen und öftlichen Theile biefer 


Gebirge, Höhen und Thäler. 51 


Bafaltmafjen der Erbe, fie nimmt einen Flächenraum von beinahe 
40 [ IM. em. Die ganze Bafaltmaffe tft wohl nur fehr all- 
mählig und in fehr Iangfamer Aufeinanderfolge ver einzelnen Aus- 
brüche bervorgequollen und abgefloffen, denn man beobachtet häufig 
Durchbrechungen älterer Bafalte durch jüngere und ebenfo kennt 
man Bafaltftröme, welche über andere fchon früher vorhandene 
Baſaltmaſſen weggefloffen find. Die feſte Befchaffenheit aber des 
Bafalts geftattet weder die Bildung von tiefen Cinfchnitten durch 
allmählige Spilung des Waffers, noch überhaupt das Hervor⸗ 
fprubeln bedeutender Duellen, und bazu fommt noch, daß bie 
fpätere ver Tertiärzeit angehörende Emporfteigung dieſes Gebirge 
die Einwirkung der auflöfenden und abfpülenven Kräfte der Luft 
und des Wafjers auf vie jüngfte, vergleichsweiſe alfo kurze, Periode 
unferer Erdbildung beſchränkt. — Die Spike dieſes großen Ba- 
ſaltkegels, als welcher ver Vogelsberg im Ganzen erfcheint, bilvet 
das flache Plateau des Oberwaldes und feinen höchſter Punkt ver 
Zaufftein (3131), ver als ein unbebeutender Hügel über bie 
Umgebung hervorragt. An dem Rande viefes Plateaus, welches 
größtentheilg mit Wald bedeckt ift, fällt pas Gebirg anfangs fteiler, 
weiterhin aber in fehr geringer Böfchung ab. — Die von ber 
Hauptgruppe auslaufenden Gebirgszüge find anfangs fehmal, 
nehmen aber, je mehr fie fich von jener entfernen, an Breite 
zu, während fie an Höhe abnehmen. — Die Thäler des Vo— 
gelsbergs haben bei feiner eigenthümlichen Geftaltung nicht wie 
bie des Odenwalds eine Hauptrichtung, ſondern ziehen wie feine 
Höhenzüge rabienartig vom Hauptfegel auseinander. Sie nehmen 
an Zahl zu, je mehr man fi vom Gentralpunft entfernt, fo 
daß die Ianggeftredten Rücken zwiſchen venfelben gewöhnlich nur 
einige hundert Schritte bis zu einer Viertelftunde, von Thalſohle 
zu Thalſohle gerechnet, breit find. Die Thäler erfcheinen wie 
nah allen Richtungen aus dem Hauptkegel ergofjene Lavaftröme, 
faft alle beginnen zunächit der höchſten Maffe und umgeben bie- 
jelbe radienförmig. Alle Thäler find Längethäler, wenn man fie 
in ihrer nicht parallelen vadienartigen Erftredung fo nennen barf. 
Man findet kaum ein Beifpiel, daß die Hunderte der fehmalen 
Rüden, welche fie trennen, ein Duerthälchen zeigen. Wenn bie 
Thäler, je mehr fie fih vom Centralpunkt entfernen, weeier 
‚werben, tritt gewöhnlich ein jenem untergeorpneter Boat 8 
A* 


46 Das Land. 


N. alſo nach der Mainebene hin verflacht fih das Gebirg, fe 
daß das am mörblichen Ende gelegene Darmſtadt nur noch eine 
Dieereshöhe von 585° hat. — 

Zwifchen dem dftlihen und weftlihben Odenwald 
macht man in geognoftifcher Beziehung einen Unterfchied; der weit: 
liche ift Urgebirg und nur ifolirt treten in feinem Gebiete jünger 
plutonifche Gebilde auf, ver öftliche ift Sanpfteingebirg. Die 
Ausdehnung des Urgebirgstheil® in die Breite ift übrigens ziem 
ch gering; eine von Heidelberg nach Aſchaffenburg gezogene 
Linie dürfte nicht von ihr überfchritten werben. Diefe geognoftifce 
Verfchievenheit ift die Urfache auch fonftiger Verſchiedenheiten in 
der äußeren Erſcheinung. Die Bergformen des tveftlichen 
Odenwalds, ber alfo in feiner Hauptmaſſe Urgebirg ift, exfcheinen 
vielgeftaltig, kleinlich, beftändig wechſelnd, während - der öſtliche 
Odenwald, das Sanpfteingebirg, gerade breite ebene Rücken, gerabe 
gleich breite Thäler zeigt. Diefe Verfchiebenheit liegt, wie ange 
deutet in ber Bejchaffenheit des Gefteins, aus denen die zwei 
Theile beftehen. Die gewöhnliche Anficht von der Unverwäftlid« 
feit der Granite und verwandten Gefteine, welche zum Wrgebirg 
gerechnet werben, bat die Wifjenfchaft längſt als unrichtig ver 
worfen. Die verfchievenen Beftanptheile dieſer Gefteine, — 
barunter namentlich ver leicht auflösliche Feldſpath, ihre wech 
jelnde, theil® fein- theils groblörnige Mengung, vorzüglich aber 
bie zahllofen feinen, dem Auge gewöhnlich nicht einmal fichtbaren 
Klüfte, welche das Geftein in allen Nichtungen vurchziehen und 
das Eindringen des Waſſers gejtatten, find bie wichtigften Ur 
ſachen, daß im weltlichen Odenwald bie auflöfenden und abſpülen⸗ 
ben. Kräfte der Äußeren Atmoſphäre und des Waſſers einen 
jo großen Einfluß geäußert haben. Bald hat fich aus ber völligen 
Auflöfung der Beſtandtheile des Urgebirgs ein fruchtbarer Boden 
gebildet, bald find, wo die Zerjtörung noch nicht fo vorgefchritten 
ift, Kies oder Gruslagen zwifchen dem Humus und dem feſten 
Geftein vorhanden. Einzelne nach Structur und Zuſammenſetzung 
ver Beſtandtheile ver Zerftörung mehr wiberjtehende Felfen liegen 
von den bereit8 mehr oder weniger aufgelöften weicheren Maſſen 
entblößt auf ober nahe, bei der Oberfläche. Am großartigften er- 
fcheinen folche bloßliegende feſte Blöde am füblichen Abhang be# 
Felsbergs in dem Felſenmeer. Hiernach -finden fich in dieſem 


Gebirge, Höhen und Thäler. 53 


den Rhein bin und nimmt den großen Raum zwifchen ber nord» 
beutfchen Ebene, dem Taunus und dem Wogelsberge ein. ‘Der 
Theil, welcher dem Großherzogthum angehört, hat eine Länge von 
etwa 14 und eine durchichnittliche Breite von 3 Stunven. Die 
Berge des Hinterlandes find meift ifolirt und Tegelförmig, und 
auch dann wenn fie zufammenhängen, tief eingefattelt. Nnr in 
ber Richtung von SW. nah NO. ziehen längere Rüden, deren 
zum Theil firftenartige Form in ven fteil aufgerichteten Schiefer- 
Schichten ihren Grund hat. . Die einzelnen Berge haben weit 
einen fehr bebeutenden Abfall; die Mbhänge der Berge haben einen 
ganz dünnen fteinigen Boden und belohnen ven Fleiß des Feld— 
baus nicht; ohne häufigen Regen bleiben die Saaten entweder 
aus ober verfümmern. Zum Glüd fehlt e8 nicht an Nebeln und 
Thaufällen, wodurch die Vegetation in trockneren Jahren einiger- 
maßen erhalten wird. Die Lahn pflegt im Sommer fajt gänzlich 
einzugehen und nur mit Mühe können Hütten und Mühlen im 
Gange erhalten werden. Auf den Bergen ift die Buche das 
berrfchende Forftholz; darunter macht die Eiche einen wejentlichen 
Beitand. Auf weite Streden hin fieht man faſt fein Nabelholz 
und erft in neueren Zeiten erben bie abgetriebenen Waldhöhen 
damit bepflanzt. Die Thäler find gewöhnlich von fteilen Berg- 
wänden eingefchloffen und reich an grotesfen Telspartien. Es find 
befonders zwei Thäler, welche hervorgehoben werden müſſen, das 
Everthal und das Lahnthal, beide nur zum Theil dem Groß- 
herzugthum angehörig. Das Thal der Lahn breitet ſich eine 
Stunde abwärts Bievenfopf bis auf '), Stunde aus, ift aber 
größtentheild nur 1000—2000 Schritte weit. In diefen Streden 
liegt fruchtbares Aderland; in den übrigen fchmalen Thälern find 
zum Theil Wiefen, zum Theik Aecker angelegt. Zwiſchen beiden 
Thälern liegen die beveutenpften Höhen des Hinterlands, wie 
bie Sadpfeife bei Hatzfeld 2680‘, Hafferod bei Biedenkopf 2501'. 
Andere bebeutende Höhen der Hinterländer Gebirge find die Hohe 
Warte 2493°, Görzberg 2296“, Reichensberg 2170,‘ Dünsberg 
2016’ u. a.m — 

4. Das Hardgebirg , welches fi) von den Dogefen aus 
in nördlicher Richtung parallel mit dem Rhein durch die bayerifche 
Rheinpfalz zieht, gehört nur in feinen nörvlichften Ausläufern Rovo 
hefien an. Es zeigt fich, während e8 in ver Kueupiaiy. it in 


54 Das Land. 


großartigen Formen fich erhebt, bier nur meift als niebriges Hügel: 
land aus dem nur einzelne Berge, bald domförmig wie 3. 2. 
ber Wiesberg bei Gaubödelheim, oder kegelförmig wie der Eichel 
berg bei Fürfeld, hervorragen. Die beträchtlichften Höhen ver 
rheinheffiichen Ausläufer des Hardgebirgs find der Eichelberg in 
einer Höhe von 1280’, dann der Warteberg bei Alzei mit 
1140‘ Unter ven Thälern ift das Längethal der Selz zu er⸗ 
wähnen, welches dom Donnersberg aus von Süden nach Norben 
binzieht. Andere Thäler find die des Apfelbachs und bes Wiek 
bachs. 

5. Der Tannus gehört nur auf einer kleinen Strecke und 
zwar mit feinem nördlichſten und ſchmälſten Ende dem Großher⸗ 
zogthum an. Der Taunus führte durch das ganze Mittelalter und bis zur 
neueren Zeit Teinen andern Namen als ben ber Höhe. Erft m 
ber Mitte etwa des vorigen Jahrhunderts, als man anfing, ven 
römifchen Ueberreften dieſer Gegend mehr Aufmerffamkeit zu 
ſchenken, bat man biefen Namen, ber übrigens in der Volksſprache 
noch fortlebt, in der gelehrten Welt verlaffen, und mit dem auf 
dem keltiſchen Dun latinifirten Tannus vertaufcht. 

Die Form feiner Berge ift vorwaltend die flacher gebehnter 
Kegel, welche bisweilen fich auf ven Gipfeln zu ziemlich breiten 
Hochebenen verflachen. Kin eigener und gemeinfamer Rücken bei 
Gebirge beiteht nicht, indem alle Kuppen durch Kleine hochliegende 
nicht ſehr tief eingejeßte Thäler getrennt find. Die beiden das 
Gebirg bildenden Felsarten find: thonige Schiefer und Quarzge⸗ 
jteine. Sie unterfcheiden fih im Allgemeinen beftimmt in ben 
Bergformen. Sehr deutlich wird dieß durch den Anblid des Höhen- 
zugs ſchon von Frankfurt und dem Mainthale aus; die Berge 
(infs von der breitheiligen Hauptgruppe, in denen bie herrſchende 
Felsart thonige Schiefer find, haben eine fteilere mehr regelmäßige 
fegelige Form, während die rechts, deren Hauptmaſſe Quarzge⸗ 
ftein bildet, Ianggezogene flache Rüden find. Seine höchften Punkte 
find der große Feldberg (3519 Heff. Fuß hoch), ver Heine Feld⸗ 
berg und ber Altkönig (Altking). 


V. Ebenen, 


Dem Großherzogthum Heffen gehören nur zwei Ebenen an, 
ber nörblichite Theil der großen Rheinebene, welche von Süpen 


Ebenen. 55 


nach. Norden hin wohl. 40 Meilen weit zwiſchen Schwarzwald 
und Odenwald einerjeits und Vogeſen und Harbgebirg andererfeits 
ſich erftredtt, und ein: Theil ver Mainebene, welche fich jener 
an beren nörblichitem Ende anſchließt. 

Die. Rheinebene bilvete bis zum Anfang der jeßigen Erb» 
periode einen großen Binnenfee, deſſen Arme tief landeinwärts 
durch. die ganze Wetterau, ven höchſten Theil des ehemaligen See- 
bedfens, über Hanau bis Gelnhaufen, weit hinauf ins Mainthal 
und. rheinaufwürts bis Bafel fich erftredte. Der Sce verlief und 
die Ebene geftaltete fich erft, als vie Gewäljer bei Bingen ven Durch- 
bruch erzwungen hatten. Betrachten wir biefe Rheinebene etwas 
näher in ihren einzelnen heilen, fo finden wir zunächit das Rhein⸗ 
bett im weiteren Sinne d. b. das Bett des Rheins einfchlieglich 
feiner tiefliegenben wiejen- und ſumpfreichen Angrenzungen, welche 
fängere ober kürzere Zeit hindurch von dem früher burch feine 
Dämme befchränften Strome überfluthet worden find. Es erſtreckt 
fih von Lampertheim und Worms gegen Nadenheim und Xrebur 
in einer Breite von einer Meile etwa in graber Linie, den Strom 
mit feinen nun durch Dämme wohl verwahrten Ufern in großen 
Bogen in fih aufnehmend. Parallel mit diefem Rheinbett zieht 
öftlich davon bald etwa 3 Stunden weit, bald nur 2 Stunden, 
bald wie bei Goddelau und Hofheim nur 4, Stunde entfernt, das 
ſ. g. alte Nedarbett bin, von dem auch weiter unten beim Nedar 
bie Rebe fein wird. Es zieht in einer Breite von etwa 1), Meile 
von ber Landesgrenze bei Heppenheim bis Zwingenberg parallel 
mit dem Gebirge Hin, fest ich dann in grader Linie nach Grof- 
gerau und Trebur fort und zeichnet ſich durch naſſe Wiefen und 
jumpfiges bei naſſer Witterung leicht überſchwemmtes Land aus. 
Es iſt vielfach auf beffere Ausbeutung der Naturfchäte dieſes alten 
Nedarbetts Hingewiefen worden, in welchen man u. a. Tauſende 
von riefigen Baumſtämmen begraben glaubt, welche die Hochwaifer 
ter beiden neben einander fließenven Waffer dem Boden entriffen 
und dahin geführt haben Könnten, und die nun Halb verfteinert 
oder gefhwärzt oder tur Einwirkung unterirdiſcher Säuren, Oele 
u. a. Subſtanzen oder durch Erdbrände vielfach umgeftaltet in ber 
Tiefe lügen. Ein einziger Eichenftanm, ven man 1811, 4 St. 
von Neuwied im Bette des Wiedbachs entdeckte, bat Material zu 
allen den fchönen Möbeln in naturſchwarzem Hole gehen, Wr 


56 Das Land. 


jet auf der Burg Stoßenfels fich befinden. Der Lanbitrih 
zwifchen Rhein und altem Neckar iſt in feinem ſuüdlichen 
Theil ſandig und mit Nadelholz bedeckt (Virnheimer Haide ıc.) 
weiterhin mit Laubholz (Lorfcher, Fägersburger, Gernsheimer Wal), 
und dann von Griesheim bis Trebur ſchweres fruchtbares Ader- 
Kind zeigend, welches vorzugsmweife das Ried genannt wird. E 
liegt, wenn auch nur um wenige Fuß, höher als fetne nieberen 
Begrenzungen. Der übrige Theil der Ebene vehnt fich öſtlich 
vom alten Nedar bis zum weftlichen Gebirgszug des Obenmalbs 
aus. Beiderſeits der Chauffee von Darmftart bis Zwingenberg 
kommt Sandhügelland, was aber eben feiner geringen Erhöhung wegen 
noch zur Ebene gerechnet werben fan. Die aus dem Odenwald 
fommenben größeren Büche, welche die Ebene durchſchneiden, Haben 
zum Theil künſtliche Abflüffe in ven Rhein erhalten. Bei nati 
lichen Laufe würden vie Fluthwaſſer dieſer Bäche der Niederung 
des alten Necarbetts folgen, in welchen durch ven Landgraben für 
möglichften Abflug des Waffers ver Heineren aus dem Obentwal 
kommenden Bäche nach Trebur Sorge getragen: ift. 

Die Mainchene ift eigentlich nur ein Theil der Rhein⸗ 
ebene, die fih an ver Nortgrenze bes Odenwalds fortjegt und 
nad) der Gerfprenzgegend über Dieburg hinaus eingreift. Norte 
öſtlich iſt ſie ähnlich wie im Nheinthal die won Wieſen durch⸗ 
zogene naffe Niederung des Fluffes von Zellhauſen bis Steinheim, 
von ber Nieterung des Rodaubachs durch einen wiesfreien trocknen 
Lanpftrich getrennt, welcher zum großen Theil mit Wald bebedt 
ift und ſüdlich Durch Die nur wenige hundert Schritte. breite Nie- 
derung der Serfprenz begrenzt wird. Der übrige Theil der Ebene 
wechfelt, aber weniger vegelmäßig, zwifchen Sand-Lehm⸗- und Marſchland. 

In Folge der ganzen Befchaffenheit ver Rheinebene finven 
wir in derſelben große Gemarkungen, und in teren Mitte wohl 
gebaute geſchloſſene Dörfer mit meift über 1000 Seelen bis zu 
4000 Seelen, und durch ihre Gräfe und Bauart das Anfehen 
von Flecken und vandſtädtchen gewinnend. Jedoch findet man 
and namentlich im Ried viele große einzelne Gehöfte, in ber 
Mitte großker geſchloſſener Feldgüter liegend. 


Gewäffer. . 57 
VI. &ewäfler. 


Die ſämmtlichen Quellen, Bäche und Flüffe, deren Waffer 
einem Strom fich vereinigt, : von deſſen Urfprung bis zu 
em Ausfluffe ins Meer, und ver Landbezirk, aus welchem biefe 
Hifferung nach dem nämlichen Strome ftatt findet, bilden das 
omgebiet. In biefem Sinne gehört das Großberzogthum Heffen 
2 Stromgebieten, zu dem Stromgebiet des Rheins und 

Stromgebiet der Wefer, weil: fih alle feine Waffer 
8 unmittelbar theils mittelbar in einen diefer Ströme ergießen. 
ben Rhein ergießt ſich bei weitem ver größere Theil. Nur 
Öftliche Theil des Vogelsbergs, ein Theil des Hinterlands und 
Herrfchaft Itter ſchicken vie ihrigen in die Wefer, aber nicht 
ittelbar in dieſe, fondern erſt mittelbar durch 2 ihrer Neben- 
e: vie Fulda und vie Diemel. 


Eine Ueberficht der Gemwäfler des Landes in der Reihen 
e, wie fie flußabwärts in einen dieſer beiden Hauptftröme ein- 
ben, möge eimer näheren Betrachtung ber wichtigeren unter 
elben vorangehen. Die mit A. B. u. f. w. bezeichneten er- 
m fich direct in den Hauptitrom; bie darnach folgenden ohne Be: 
nung ergießen fich durch dieſe Nebenflüffe in venjelben, während 
mit 1. 2. ꝛc. und weiter mit a. b. 2c. erft burch dieſe Ne⸗ 
(üffe ver Nebenflüffe ihr Waſſer dem Hauptftrome zuſenden. 


Stromgebiet des Rheins. 
In den Rhein exgießen fih am rechten Ufer einftrömenp: 


Redar (inStar- BWefhnig(inSt) C. Winkelbach 


fenburg.) Kamsbach . (in &t.) 

Alſenz Thalbach D. Modaubach 
1. Rodenbach Linnenbach (in St.) 
Itterbach Lürzenbach Olenbach 
Gammelsbach Mörlenbach Beerbach 
Ulvenbach Brumbach E.Sandbach (i. St.) 
tina Gundelbach F. Schwarzbach 

1. Euterbad Laudenbach (in St.) 


Meerbah Sich 


58 
Heegbach 


1. Apfelba 
2. Geraite ach 
a. Gundbach 
Landbach 
1. Darm 
a. Ziegelbach 
6. Main 


a. Starkenb. zufließend: 


Miümling 
1. Erbach 
2. Einzig 
3. Breitenbach 
4. ka 
5. Amorba 


Welzbach 


Gerfpreng 
1. Eberbach 
2. Schleiersbach 
a. Grundbach 


b, Erlauerba 
aa. Gltteröba 


X Am un ac 
a) 
m, 
o* 
2 
x 


n. Erbishad 


Das Land. 


9:. Semb ba b. Seemenbach 
10. —— 5 Erenbaq 
11. Langſtädterbach 6. Dornbach 
12. Lache 7. Urſelbach 
Rodaubach H. Lahn (in Oberh.) 
Bieberbach Pferf 
Erlenbach 1. Hörle 
Goldbach ee - 
Hengftbach Dautphe 

aus Oberheſſen zu- eauterbadk: - 
fließend: Ohm 

(Kinzig) 5. Seba 
1. Steinbad 8. Kleinbach 
2. Salzbach Alnau 
3. Bracht 
4. Grüudaubach Salzböthe 
Rodau Lumda 
Krebsbach Wieſeck 
Nidda Bieberbach 
1. Serofl 1. Könsbadh 

2 T u Kleebach 
Re auer 1. Gunsbach 
4 ke” Dille 

a. Bleiche 1. 


In den Rhein ergießen fich von ver Linfen Seite her ein 
jtrömend vie Rheinheſſiſchen Gewäſſer: 


A. Carlsbach Sulzbach Engbach 

B. Eisbach H. Zeybach Goldbach 

C. Pfrimm J. Sandbach M: Nahe 

D. Flutgraben K. Gonſenbach Appelbach 

E. Seebach L. Selze 1. Dunzenbach 
F. Wedelgraben Steinbach De 
6. Flageldach Auffpeingerbach KLriegsbach 


Wir müſſen nun einige der Flüſſe und Flüßchen, welche 
der Rhein aufnimmt, etwas näher betrachten. 

Der Rhein ſelbſt hat ſeine Quellen in der Schweiz am 
St. Gotthard. Nachdem er 2.Tagereifen unterhalb feiner Quellen 
fih in Das große Becken des Bodenſees ergofien, verläßt er da% 
jelbe in. wejtlicher Richtung und: fließt: in mannichfachen Krümmungen 


Gewäſſer. 59 


bis nach Baſel. Hier wendet er ſich auf einmal gegen Norden 
und durchſchneidet das weite Thal zwifchen dem Schwarzwald un 
Odenwald, ven Vogeſen und der Hard. Bei Worms tritt 
er in das Großberzogthum ein und fließt dann bis Mainz in 
feiner früheren nörblichen Sauptrichtung weiter, veriivert fie aber 
hier und wendet ſich, nun Mittelrhein genannt, faft in einem 
w vechten Winkel gegen Weiten. Bei Bingen verläßt er das Groß 
herzogthum wieder und fließt in einem fchmäleren Bette zwifchen 
° nahe herantretenden Bergen, der Zaunns rechts, der Hundsrück 
links bis Coblenz, dann der Weſterwald und das Siebengebirg auf 
ver rechten unb die Eifel bis Bonn auf ver linfen Seite. In 
j feinem weiteren Laufe, (von jest an heißt er Unter- ober Nieder⸗ 
rhein), erlebt er in ben Niederlanden vielfache Theilung bis er 
durch eime felt 1807 gegebene Mündung als unbedeutendes Waſſer 
unterhalb Leyden die Norpfee erreicht. — Erſt unterhalb feines Falls 
bei Schaffhaufen Tann ver Rhein mit Bequemlichkeit befahren 
werben unb zwar von da an fehon mit Kähnen von 500—600 
Centner Laften. Die größere Rheinſchifffahrt mit fchwerbelafteten 
Fahrzeugen beginnt erft bei Speir. — Die Gefammt-Stromlänge 
bes Rheins von feiner Duelle bis zur See beträgt 3081), Stun⸗ 
den; von biefen kommen etwa 24 Stunden auf das Gebiet unfe- 
re8 Landes. — Die vielen Krümmungen, welche ber Oberrhein 
in feinem Laufe macht, find für bie Schifffahrt ſehr erſchwerend. 
Dean: Hat deßhalb jeit 1817 mehrere Durchftiche gemacht, welche 
bie Waſſerſtraße verfürzen, befonders zu Snielingen und zwiſchen 
Oppenheim und Worms (am eher), woburch Segelichiffe zu Berg 
nahe an 6 Stunden und zu Thal nahe an: 3 Stunden Zeit 
geivinnen. Auch am franzöfifchen Oberrhein waren noch Ende 1851 
zwei Aheindurchftihe im Bau. Jene Krümmung in unſerem Lande 
am Geyer war fo bebeutend, daß, abgefehen von fonftigen. Nach 
theilen für bie anliegenden Diftrifte des Landes, Schiffer,. welche 
ftromaufwärts fuhren, zweimal in vemfelben Wirthshaufe übernachten 
mußten, einmal: beim Cinfahren in vie Krümme und dann beim 
Ausfahren aus berjelben. Schon im Jahr 1794 machte der bar 
malige Major v. Oben dem Lanpgrafen Ludewig X. einen Vor⸗ 
ihlag zu einem Durdftih an dieſer Stelle und ver Landgraf: 
beging mit Oyen das Terrain. Die Kriegsjahre inneiien va er, 
Umftand, daß das jenfeitige Ufer nicht Hei wor, Virkaııh 


ii BED 


60 Das Land. 


Ausführung nicht zu Stande kommen. Diefelben Hinverniffe wal⸗ 
teten ob, als im Anfang des Yahrs 1796 der Stenerratb Wiche 
fing das Projeft des Rheindurchſtichs vorlegtee Was der Landgraf 
nicht vermochte, führte her Großherzog aus. Im Jahr 1828/29 
wurde mit Eilbiliigung ver Stände ber Durchſtich vollzogen, und 
wenn auch verfchievene Meinungen über feinen nüßlichen ober 
ſchädlichen Einfluß auf bie anliegenden Lanbestheile auftaucher 
fonnten, fo ift jedenfalls fein außerorbentlicher Nuten für vie 
Schifffahrt allgemein erkannt und anerkannt. — Man rechnet ven 
Tall des Rheins im Ganzen zu 10° auf die deutfche Meile mb 
bie Schnelligkeit des Waffers auf etwa 46 Klafter in der Minute. 
Seine Quellen liegen in einer Höhe von c. 7000° über vem 
Spitgel der Nordſee. Bei Baſel beträgt feine mittlere Höhe 
c. 1000°, bei Mannheim c. 400°, bei Mainz 'c. 320° x. 
Seine Tiefe beträgt zwifthen Kehl und Mainz 7 —30; fein 
größte Ziefe (bei Düffelvorf) beträgt 70°. Seine Breite beträgt 
beit Bafel c. 1000, bei Mannheim 1600’, bei Mainz 2200, 
unterhalb Mainz 2200—2600°, zwifchen Geifenheim und Kemp⸗ 
ten (Bingen) 2600°, bei Schenkenſchanz 3000.. 

In den Rhein ergießen fih u. a.: 

1. Der Nedar. Er berührt zwar nur die Grenzen des Groß 
herzogthums, allein er nimmt mehrere kleinere Flüßchen aus dem 
Großherzogtfum auf uud wir müffen darum feiner mit einigen 
Worten befonders gevenfen. Er entfpringt auf einer am Fuß 
einer Anhöhe Tiegenden Heinen Ebene oberhalb des Dorfes Schwer 
ningen im Württembergijchen in einer Höhe von 2800° durch⸗ 
fließt mit vielen Krümmungen in der Richtung von ©. nah ©. 
das Königreich Württemberg, dann in weftlicher Baben bis er fid 
bei Mannheim in den Rhein ergießt. Er bildet, fo weit er 
unfer Land angeht, erſt vie öſtliche Grenze bes abgelegenen Be 
zirks Wimpfen, und begrenzt dann bie Provinz Starfenburg gegen 
Baden von Eberbady bis Nedargemünd. Sein Lauf ift ſehr raſch; 
er fällt auf die Meile c. 44. — Man nimmt an, baß: bet 
Nedar in alten Zeiten nicht bei Mannheim in ven Rhein gemün- 
bet, ſondern erſt durch die Römer von Ladenburg aus be 
bin geleitet worben ſei. Das römische Neckarbett wirb weiter 
ſüdlich in dem alten Flußbett vor Nedarau geſucht. Die jetige 
Ausmändung bei Mannheim wird fpäteren Zeiten und namentlich 


Gewäfler. 61 


dem Pfalzgrafen und König Rupert zugefchrieben. Che ihm 
diefe Fünftlichen Bette gegraben waren, wendete er fich unterhalb 
Ladenburg und bei dem Dorfe Feudenheim in 2- Armen gegen 
Nord und Norboft. Beide Arme vereinigten ſich wieder unterhalb 
Heddesheim und floffen von da in nörblicher Nichtung, bei Grof- 
fachfen abermals in zwei Urmen gefchieven, beim Fallthorhaus an 
ver Bapifch-Heffifchen Grenze wieder vereinigt, am wejtichen Fuß 
des Odenwalds längs der Bergſtraße. Auf feinem weiteren Laufe 
füllte der Nedar ven größten Theil ver Nieverung, burch welche 
fich jet die Wefchnik und der Lanbgraben ziehen. Bei Baufch- 
heim vereinigte fich, wie man annimmt, mit ihm ein Theil des Mains, 
ber non Raunheim und Flörsheim in ziwei Armen gegen Süd 
und Südweſt ftrömte, wornad der Nedar feine Mündung, bie 
noch jest vollfommen als folche fich erkennen läßt, bei Ginsheim 
zwitchen biefem Drte und ver Rheininſel Langau Hatte. Dieſer 
Annahme gemäß iſt in dem alten Flußbette, welches in ber Rhein⸗ 
ebene zwifchen Rhein und Bergftraße fich Hinzieht, das ehemalige 
Bett des Nedar zu erfennen. WUndere halten invefjen dieſes Bett 
für das alte Bett der Wefchnig, welche ihren jetzigen Lauf nad) 
dem Rhein nicht gehabt haben fol. Ueber das ſ. g. alte Nedar- 
bett ſ. a. 0. ©. 55. 

2. Die Weſchnitz (urſprünglich Wisgaz) entfpringt bei 
Hammelbah im Odenwalde und fließt erjt in norböftlicher, damm 
in weitlicher Richtung bis Birkenau und Weinheim, wo fie das 
Gebirg verläßt und in bie Ntheinebene tritt. Don bier an ändert 
fie ihren Lauf und wendet fich gegen Nordweſten, indem fte fich 
in 2 Arme theilt, die fich erft bei Lorfch wiever vereinigen. Nun 
fließt fie wieder wejtlich und ergießt fich, nachdem fie noch einmal 
bie norbweftliche Richtung eingefchlagen,, unterhalb Biblis in ben 
Rhein. Diefer Abflug der Wefchnig in ven Rhein, forwie auch 
ber der Modau und der Winkelbach ift zum Theil künſtlich. Bei 
natürlichen Laufe würden die Fluthwaſſer dieſer Bäche der Nie- 
berung bes alten Nedarbetts folgen. Man bat, — ob mit Recht 
tft unentjchieven, — wie fchon erwähnt worden ijt, das |. g. alte 
Nedarbett für ein altes Bett der Wefchnik gehalten. 

3. Die Mopdau entipringt bei Beedenkirchen an ber Neun⸗ 
tirchener Höhe aus mehreren Quellen, welche KG wi Seas 
vereinigen. Sie fließt von da an erſt nie wa ga Di 





Gewaͤſſer. .68 


Bockenrod vorrüber, wo er zur linken ven andern Bach aufnimmt 
ber ihm an Stärke gleih iſt. Diefer Hat feine Quellen am 
Fuß der Neunfirchner Höhe, fließt in mannichfachen Krümmungen an 
Winterfaften vorüber durch das reizende Thal von Groß⸗ und 
Kleingumpen bis bierber. Die fo entftandene Gerfprenz fließt 
nun an Fraͤnkiſch⸗Crumbach⸗ Werfau, Großbiberau und Reinheim 
vorüber, verläßt bei Dieburg den Odenwald und tritt in bie 
Mainebene..e Nun wendet fie ſich norböftlih und erreicht nach 
einem Laufe von etwa 12 Stunden bei Stockſtadt den Main. 
Sie tritt gern aus ihren Ufern und befeuchtet mit ihrem Schlamme 
die benachbarten Wiefen. — Aus Oberhefien fließt dem Main 
zu: a. bie Nidda. Sie Kat ihre Duelle im ſ. g. Lanbgrafen- 
born anf der Norbfeite des Taufſteins im Vogelsberg, fließt von 
da fünmeftlih bis Aſſenheim und verläßt bei Nidda ven Vogels 
berg. Dann wendet fie fich fünlich und fällt nach ſehr vielen 
Krümmungen in ihrem Laufe bei Höchft in Naſſau in den Main. 
Welche Bäche fie ihrerfeitS wieder aufnimmt, ift oben zu er- 
fehen. 

5. Die Lahn entipringt am Rodhaargebirg am Ederkopf in. ber 
Preußiſchen Provinz Weftphalen und fließt von da bis Marburg öſtlich, 
von ba bi8 Gießen fünlich, dann fünweftlich und zuletzt weftlich bis zu 
ihrer Mündung in den Nhein bei Nieberlahnitein. Ste berührt iin 
ihrem Laufe zweimal das Großherzogthum. Zuerſt nämlich fließt 
fie quer durch das Hinterland und dann tritt fie wieder, nachdem 
fie Marburg berührt, bei Sichertshaufen in das Großherzogthum. 
Unterhalb Gießen verläßt fie bafjelbe wieder und burchfließt dann 
bis zu ihrer Mündung das Herzogthum Naſſau. Ihre Duelle 
liegt 2200 ° über dem Meeresiptegel, ihre Höhe bei Marburg 
beträgt 790° ihre Höhe an ihrer Mündung 190° fo daß fie 
alfo von ihrer Duelle bis zu ihrer Mündung 2010° fällt. 
Schon im Jahre 1627 dachte man wenigſtens an ihre Floßbar⸗ 
mahung. In den Sahren 1653 — 1657 war es bejonbers 
Landgraf Georg IL, welcher fich bemühte, ſämmtliche Fürften und 
Herrfchaften, durch deren Territorium die Lahn floß, zur wirk- 
lichen Schiffbarmachung derſelben zu vereinigen; aber ‚bier war es 
beſonders Chur⸗Trier, welches eine Menge Schwierigfeiten dagegen 
erhob, fo daß ans dem ganzen Werke nichts ‚werben Tontie. Is 
Dahre 1720 kam das Project: von ‚neuem in Anregung „aber. mil 





Gewäſſer. 86 


von denen aber kein einziger in die Weſer ſelbſt ſich ergießt, 
ſondern in die von der Nordſeite der hohen Rhön kommende 
Fulda, die mit der Werra bei Hanöveriſch Münden ſich ver⸗ 
einigt und ſo mit dieſer den Weſerſtrom bildet. Die Fulda fließt 
auf der öſtlichen Seite des Vogelsbergs etwa 5 Stunden weit 
durch unſer Heſſen. Unter den Flüßchen, welche fie aus dem 
Großherzogthum aufnimmt, ſind die bedeutendſten: 

| 1. Die Schlig, welche aus dem Zuſammenfluße ver im 
Bogelöberg entfpringenden Bäche, Wltfell und Lauterbach ent- 
fteht und erſt wenn fie die Herfchaft Schlig erreicht, dieſen Na⸗ 
men annimmt, ergießt fich unterhalb der Stadt Schlitz in bie 
Fulda. 

2. Die Schwalm (ihr alter Name tft Swalmanaha), 
entipringt in einem bürren Hochthale unter dem Stollberge, ', 
Stunde Über Storndorf am Vogelsberg, wendet fich nörblich über 
Alsfeld, tritt bei Holburg ins Kurheſſiſche in ven gejeg- 
neten Schwalmgrund und vereinigt fich unter der Altenburg bei 
Felsberg mit der Edder. Sie nimmt in ihrem Laufe mehrere 
Bäche auf. Wenn fie auch in trocknen Zeiten feicht ift, ſchwillt 
fie doch bei plötlichen heftigen Negengüffen leicht an und wirb 
durch ihre Ueberfluthungen fehr zerftörend. Ihr Waffer tft fehr 
weih und gilt im Schwalmgrunde als fehr heilfum für kranke 
Pferde. 

3. Die Edder, ehemal® Adrana, kommt vom Edderkopf im 
NRodhaargebirge in Weftphalen. Sie berührt das Großherzogthum 
zweimal, zuerjt in vielfachen Krümmungen das Hinterland und 
dann die Herrſchaft Itter durchfließend, wo fie bie Itter auf- 
nimmt. Sie hat einen reißenden Fall, — von ihrer Duelle 
bis zu ihrer Mündung mit der Schwalm in die Fulda unterhalb 
Breitenau bei Grifte 1326 Par. Fuß. 


VI. Innere Beſchaffenheit der Erdoberfläche, 


Die genaue Erforſchung der Erpfrufte unferes Landes hat 
ſchon manche ausgezeichnete Männer früherer und neuerer Zeit 
befchäftigt und ihre Arbeiten Liegen vor. Sie befchränfen fich 
aber im genauerer Forfchung noch auf die Kenntniß einzeluer Gi- 
kerer Diftrikte; eine genaue Kenntniß aller Tele ed Nunie® 
Waltbers Heflen. 13\ 


68 Das Land. 


in geognoftiicher Beziehung ift noch nicht erzielt. Die erften 
Urbeiten, welche das Ganze umfaſſen, ſoweit es bis jet erforict 
ift, bilden vie Arbeiten von Beder und Volz*. Die groke 
Bedeutung der geognoftifchen Kenntnig eines Landes für das me 
terielle Leben und feine Einrichtungen, für bie verjchtevenften Rid- 
tungen der Landescultur, bie immer mehr burchpringenbe Weber 
zeugung von biejer Bedeutung, zugleich aber bie Unmöglichkeit ber 
Erreichung dieſes Zwedes durch einzelne Männer, bat in ber 
neueften Zeit eine Anzahl von Sachverftänpigen in unferem Lande 
ſowie in den Nachbarftaaten veranlaft, zu einen „mittelcheinifchen 
genlogifchen Vereine“ zufammenzutreten, der fich bie geognoftifce 
Erforſchung dieſer Länder nach einem beftimmt vorgezeichneten 
Plane, ſowie die Nieverlegung der gewonnenen Refultate zur Auf 
gabe gejtellt hat. Bereits ift ein großer Theil ver Generalftahk 
harte nach den gewonnenen Refultaten geognoftifch colorirt md 
es tft zu wünfchen, daß die Bebeutung einer folchen Arbeit gehörg 
erfannt werde, und das Unternehmen diejenige Unterjtüßung es 
fahre, welche e8 verdient. — Für unfern Zwed bier genügt ein 
allgemeine geognojtifche Weberficht unferes Landes, wozu das Mate 
rial bereits in den oben genannten ausgezeichneten Arbeiten vorliegt 

Diefe lehren uns nun, daß unſer Land auf feinem verbäft 
nißmäßig Heinen Raume eine beveutende Anzahl von Gebirgsbib 
dungen befigt, ja daß mit Ausnahme der Kreide- und Iuraformatiet 
faft alle Formationen vertreten find, wenn auch manche von ihnen 
nur auf einen Heinen Raum befchränft find oder nur die Grenze 
berühren. Wir wollen zu dieſem Zwecke die einzelnen Gebirge 
bilvungen burchgehen und fehen, wo fie fich in ben verfchievenen 
Theilen des Landes finden. 

L Urgebirg. Unter dem Namen Urgebirg oder Primiti 
Formation verfteht man bekanntlich eine Reihe von Gebirgsarten, 
von welchen man annimmt, daß jie durch die Erfaltung der ur 
fprünglich fenerflüffigen Erdrinde entjtanden feien, daß fie die 
Grundlage aller andern feften Maffen des Ereförpers bilven, daß 
fie ſomit die älteften, die Urgefteine feien. Alle dahin gehörigen 
Felsarten tragen dadurch einen bejtimmten Charakter an fich, daß 

* Anm. Beder, geogn. Skizze. In den Beitr. zur Landeskunde I. ©. 97. 


Voltz, Fr., Ueberfiht der geolog. Verhältniffe des Großherzogthums 
Seffen. Mainz 1852. 8. 





Geognoſtiſche Beſchaffenheit. 67 


die Beſtandtheile, aus venen fie gebildet ‚find, ftets einen größeren 
ober geringeren Grab von Kryſtalliſation zeigen. Zubem find es 
nur vier einfache Mineralien, melche diefe Gefteine bilden, nämlich 
Feldſpath, Quarz, Glimmer und Hornblende. Aber durch das 
Fehlen oder Auftreten des einen ober des anderen berfelben ent- 
ftebt eine ganze Reihe von TFelsarten, deren Zahl noch vergrößert 
wird durch die Art der Anordnung ver einzelnen Gemengtheile. 
Es gehören zu dem Urgebirg Granit, Gneuf (?), Granulit, Eurit, 
Spenit, Syenitfchiefer, Hornblendegeftein. Dieſe Urgefteine kommen 
in unferem Lande nur im Odenwald vor, wo fie im Zufammen- 
bang ben ganzen weftlichen Odenwald bilden. | 

DM. Plutoniſche Bildungen, d.h. folche, welche durch Erftar- 
rung ber fpäter aus ver Tiefe emporgetriebenen oder überquellenven 
Maſſen entitanvden find. Man rechnet dazu ven Porphyr, Grünftein, 
Serpentin. Porphyre fommen vor an ber Marienhöhe bei Darm⸗ 
ftabt, im weftliden Ende von Rheinheſſen, namentlich bei Fürfeld, 
Siefersheim, dann bei Derheim. Die Grünfteine (Diorite, Hyper— 
fthenfels) fpielen in zwei gänzlich) von einander geſchiedenen Theilen 
unſeres Landes, dem Hiuterlande und ber Rheinprovinz, eine große 
Rolle, und find namentlich im Hinterlande wegen ber gewöhnlich 
in ihrer Nähe brechenden KEifenerze von großer Wichtigkeit. In 
Rheinheifen finden fie fih nur an ber Grenze gegen das GStein- 
fohlengebirg in ber Nähe des Donnersbergs, bei Darmitadt in 
den großen Steinbrüchen, in ver Wetterau bei Büdesheim. — 
Serpentin findet fih nur anf einer Kleinen Stelle ganz in ber 
Nähe der Frankenſteiner Schlopruine. 

II. Vulkaniſche Gefteine, d. h. folche, die Durch noch thätige 
oder erlofchene Vulkane gebildet werden. Sie beſtehen zwar burch- 
fchnittlich aus denſelben Stoffen wie die plutonifchen, unterfcheiden 
fi aber durch ihre Structur von lekteren um fo mehr, je jünge— 
ren Urfprungs fie find und je fchneller fie nach ihrem Ausbruch 
erftarrten. Es gehören dazu der Trachyt, ver Bafalt, ver Pho— 
nolith, der Nephelinfeld. Trachyt finvet fich blos an 3 nahe bei 
einander Tiegenden Punkten, bei Urberach und dem Heufenjtammer 
Berg. Der Bafalt findet ſich vor allem im Vogelsberg, ver ganz 
aus ihm beſteht, und wo er cinen Flächenraum von ungefähr 
40 [Meilen einnimmt; er finvet fid) aber auch in ver Vrieron 
ind im Odenwald im einzelnen Kuppen, und bei Nieren. Ber 

_ ii 


68 Das Land. 


Phonolith kommt vor bei Salzhaufen (Oberwipbersheim) und 
zwifchen Crainfeld und Herchenhain, ver Nephelinfels bei Meiches 
in der Nähe von Lauterbach. 

IV. Neptunifche Bildungen oder folche, veren Bildung das 
Waſſer veranlaft hat. Es find meift Thon- Sand⸗ und Kalffteine, 
bie fih am Grunde ber Gewäſſer ablagerten, und entweder unter 
dem ftärferen Drud, oder nach Abfluß der Wafjer durch Aus 
trockaung zu Geftein erhärteten. Das Hauptmaterial für fie lie 
ferten theils die Älteren Gebirgsmafjfen mit ihren durch Verwitte⸗ 
rung 2c. zerftörten Zheilen, theils fielen andere aus ihrer Auflöfung 
im Wafjer niever. Außer biefen ihren mineralifchen Hauptbeſtand⸗ 
theilen gehören zu den bejtänbigen Begleitern verjelden mehr ober 
weniger zahlreiche Reſte von Thieren und Pflanzen, bie entweder 
im Wafjer Tebten ober bei Erbummälzungen in daſſelbe gelangten 
und ſodann zugleih mit und zwifchen ven mineralifchen Nieber- 
Ichlägen ſich abfegten. 

Diejenigen neptunifchen Bildungen, welche in unferem Lande 
vorfommen, find nun: 

1. Alluvium ober angejpültes Land, welches von fließenden 
Wafjern auch vom Meere noch bis auf ven heutigen Tag 
gebildet wird. Ihm gehört Die Rheinebene an und es finden 
fih da ebenfo Sand wie Torfbilbungen. 

2. Dilupium ober aufgefchwenmtes Land, herrührend von 
der letten allgemeinen Wafjerbevedung ver Erde, ver Sünd 
fluth der Bibel. Seine Gebilde erweiſen ſich als Produkte 
gewaltfamer Ueberflutbung und Zuſammenſchwemmung und 
beitehen theils aus Zrümmer- und NRolliteinen, theils aus 
feinerem Sande, Lehm und Löß. Löß ift längs des ganzen 
Rheins verbreitet und zieht fi von ba in bie Thäler ber 
ihn umgebenden Gebirge, in den Odenwald, den Taunus 
und bie Hard; .man gewahrt ihn hier bis zu einer Höhe 
von 400° über vem Rheinfpiegel. Lehm ift namentlich in 
der Wetterau und Rheinheſſen verbreitet. Die ältere Di 
Invialbilvung zeigt ſich ebenfalls won nicht unbeveutenver 
Verbreitung. Sie läßt fi) von ihrem äußerften nörblichen 
Auftreten bei Gießen bis unterhalb Mainz verfolgen. 

3. Tertiärformationen. Die Benennung Tertiärformation 
rührt daher, daß man früher die neptunifchen Gebilde bis 


Geognoftifche Befchaffenheit. 69 


zum Diluvium nach ihrem Alter in 3 Formationen tbeilte, 
in bie primäre, die fefundäre und tertiäre. Die Benennung 
ver tertiären ift noch beibehalten, während bie beiden andern 
durch paſſender erachtete erfeßt worben find. Die Xertiär- 
formation ift alfo bie jüngere Kruſte der neptunifchen ober 
Waſſergebilde. Ihre Schichten zeichnen fich im allgemeinen 
namentlich dadurch aus, daß fie felten in größeren Streden 
zufammenbängen, fonvern meift in mehr oder minder abge- 
fchloffenen Beden auftreten und einen mehrfachen Wechſel 
von Süßmaffer- und Meeresbilpungen zeigen. Dieſe tertiären 
Formationen bilden nun in unferem Lande das Mainzer 
Deden. Die Ufer des Sees, aus welchen fich die Gebilve 
bes Mainzer Bedens abfeßten, waren ber Taunus, der zu 
damaliger Zeit nur theilweife vorhantene Vogelsberg, ber 
Speflart, der Odenwald, der Schwarzwald, die Hard und 
die Vogeſen; das Mainzer Beden gebt alfo über die Gren— 
zen unſeres Landes hinaus. Seine einzelnen Schichten 
werben nicht nach der Steinbefchaffenheit ber fie bildenden 
Steine betrachtet, ſondern nad der Natur ber in ihnen 
enthaltenen DVerfteinerungen, welche in großer Menge und 
großer Mannichfaltigfeit darin vorkommen. Bon oben nah 
unten gerechnet hat man folgende Wbtheilungen bemerkt: 
a. Knochenführenden Sand in einzelnen Lagern unmittelbar 
unter dem Lehm des Diluviums, berühmt geworben burd) 
den Reichthum der darin aufgefundenen Nefte vierfüßiger 
Thiere. Diefe Ablagerung feheint hauptfächlih in Buchten 
bes großen Sees ftattgefunven zu haben, und vie beveutenpite 
unter ihnen ift bie von Eppelsheim, vie reiche Fundgrube 
ver foffilen Vierfüßler, welche das Darmſtädter Mufeum als 
Schäße bewahrt. b. Oberen Sandſtein in der Wetterau 
und bei Bodenheim. c. Oberen Braunfohlenletten, fehr ver- 
breitet im Mainzer Beden, namentlich im nördlichen Theile, 
ſchön entwidelt und durch den Reichthum an Braunkohlen 
von hoher technifcher Wichtigkeit in der Wetterau und an 
mehreren Stellen des Vogelsbergs. d. Litorinellenfalf, ver- 
breitet im füblichen und mittleren Theile des Beckens. 
e. Gerithienfalt bei Flörsheim und Oppenheim, (0 KW 
wegen einer barin fich häufig findenden Shexies won Teriiium. 


70 


5. 


Das Land. 


f. Süßtwafferfalt bei Hochheim, reih an Land und Süß— 
waffercondhilien. g. Unteren Braunfohlenletten, hauptſächlich 
im füplichen Theile des Beckens, nicht reich an Braunloh- 
lenlagern, aber häufig Stüde bitumindfen Holzes führen, 
reich an Verfteinerungen von Meerthieren. h. Meeresjand 
und Sandſtein auf den Rand des Bedens am Fuße ve 
Donnersbergs um Alzey, Weinheim, Flonheim, Fürfeld ıc. 
beſchränkt, fehr reich an Meerescondhhlien, Haifiſchzähnen und 
Meeresfäugethierreften. 


Triasgruppe, die zunächft unter ben Zertiärbilpungen 
liegenden Schichten, fo genannt, weil ſie aus 3 eigenthümlichen 
Gliedern, dem bunten Sandftein, Mufchelfalf und Seuper 
beſteht. Von ven Glievern dieſer Gruppe ift nur das 
ältefte, ver bunte Sanpftein, in größerer Ausdehnung inner 
halb der Grenzen unferes Landes verbreitet; er findet fid 
im dftlichen Odenwald, in einem Theil ber Wetterau, be 
Bogelsbergs und der Herrfchaft Itter. Das zweitältefte 
Glied diefer Gruppe, der Mufchelfalf, findet fich in mehre 
ven Eleineren Parthien auf ver dftlichen Seite des Vogel 
bergs und bei Micheljtadt und Erbacy im Odenwalde. Das 
jüngfte Glied ver Gruppe, der Keuper, ift auf eine gan 


fleine Parzelle bei Yanvdenhaufen in ver Nähe von Lauterbad | 


und auf die Gegend von Wimpfen bejchränft. 


Kupferichieferformation. Sie ift in ber Wetterau 
und in der Herrfchaft Itter verbreitet. 


6. Todtliegendes oder auch von dem gewöhnlich vorherrfchenden 


röthlichen Sandftein „Rothliegendes oder rothes Todtliegendes 
genannt. Es hat feinen Namen von den Thüringiſchen 
Bergleuten darum erhalten, weil e8 unter dem Kupferjchiefer 
liegt (fein Liegendes nach der Bergmannsfprache bilvet) und 
bie Kupfererze nicht in es fortfeßen, es alfo „tobtes Gebirg 
ift. Entwidelt bei Battenberg, in ter Wetteran und il 
ziemlicher Verbreitung am nörblichen Ende des Odenwalts 
zwifchen den Orten Langen, Dietzenbach, Oberroden, Epperts 
haufen und dem Forfthanfe Einfievel, jenſeits des Rheins 
bei Nierjtein. 


L ve — 


Geognoftifche Beichaffenheit. 71 


7. Steintoblenformation. Sie findet ſich bis jet nur 
im weftlichen Theil von Rheinheſſen, wo fie vom Donners⸗ 
berg ber bie Grenze überfchreitet. 

8. Rheinifhes Schichtenfyften, ein von den Ardennen 
ber über den Rhein nach Weftphalen ziehende große Ab⸗ 
lagerung gefchichteter Steine, welche durch bejonvere Ver⸗ 
fteinerungen vor andern charakterifirt ift und erjt in neuefter 
Zeit von den Geologen genauer unterfucht wurde. Seine 
obere Gruppe findet fich bei Itter, Battenberg und Gießen, 
feine. mittlere bei Gießen, feine untere im Hinterland und 
bei Butzbach. 

IV. MetamorphiſcheBildungenoder Gefteine, vie fich nicht 
mehr in ihrem urfprünglichen unveränderten Zuftande befinden 
und in mineralogifcher oder chemifcher Beziehung Veränderungen 
erlitten haben. Für ſolche Hält man die Schiefer-Gefteine, welche 
das Taunusgebirge bilden, das die Grenze des Großherzogthums 
nur zwilchen Homburg und Friedberg umb bei Bingen überfchrei- 
te. Dan bat neuerdings den Taunusſchiefer als ein Gemenge 
eines eigenthümlichen, neu entdeckten Minerals, dem man ben 
Namen Sericit gegeben bat, mit Quarz erfannt. — 

Betrachten wir die einzelnen größeren Theile unferes Landes 
nach ihrer geognoftifhen Beichaffenheit im Ganzen, fo finden wir 
nach dem bisher Gefagten: daß die Aheinebene aus Alluvial- und 
Diluvial = Üblagerungen, Rheinheſſen und die Wetterau aus 
Zertiär- und Dilnvial- Ablagerungen, der Taunus, das Hinter: 
land und ein Feiner Theil von Rheinheſſen aus einer älteren 
neptunifchen Gebirgsart, der Bezirk Vöhl aus jüngeren neptunifchen 
Formationen, der öſtliche Odenwald aus Sanditeingebirg, ver 
weitliche Odenwald aus Urgebirg mit den in feinem Gebiet auf- 
tretenden jüngeren plutonijchen Gebilden und als Anhang bie in 
bie Ahein- und Mainebene vorgreifende Halbinjel der Formation 
bes Todtliegenden, ber Vogelsberg aus Bafalt (Sandſteingebilde 
ihn umgebend) befteht. 


VIII. Fruchtbarkeit des Bodens. 


Bei ber verjchiedenartigen geognojtifchen Beſchaffenheit des 
Bodens der einzelnen Theile unferes Landes und be ven DALE 


74 Das Land. 


fie nach allen Richtungen auszubehnen. Die jedesmalige erfenn- 
bare Einwirkung der Wärme auf bie Körper nennt man Tempe⸗ 
ratur. Die DVerfchievenheit der Art und des Maaßes ver Ein- 
wirfung der Sonne (als Quelle der Wärme) auf den Dunſtkreis 
und die Erde begründet die Flimatifche Eintheilung der Erbe in 
5 Zonen u. a. m. Klimatiſche Verfchtevenheiten finden fich aber 
faft in jedem Fleineren Theile der Erd:Oberfläche, welcher irgend 
eine Eigenthümlichkeit darbietet. Urfachen dieſer Verſchiedenheiten 
des Klima ſind: die größere oder geringere Erhebung des Bodens, die 
geographiſche Lage, die Beſchaffenheit des Bodens, die Geſtalt des 
Bodens, die größere oder geringere Cultur vefjelben 20. Das 
Clima des Großherzogthums ift in Folge diefer Urfachen verfchieben. 
In den füblicheren, ebeneren Gegenven ift das Clima mild, fo daß 
da Getreide, Wein, Obſt aller Art, felbft Mandeln und füße 
Kaſtanien trefflich geveihen, währenn es in den nörblichen, nament- 
lich gebirgigen Gegenden rauh ift, jo daß in den höheren Punkten 
des Vogelsbergs, den rauberen des Hinterlands nicht viel mehr 
als Hafer und Kartoffeln erzielt werden. Genauere Beobachtungen 
in allen Theilen des Landes werben noch nicht angeftellt, wenig 
ftens gelangen ihre Reſultate nicht in bie SDeffentlichfeit, doch 
fteht zu hoffen, daß die rege Wiſſenſchaft unferer Zeit auch bier 
ihre Thätigkeit entfalten wird. Kinige nähere Angaben mögen 
inveffen bier eine Stelle finden, obgleich fie nur Feine Beiträge 
bilden follen. 

Das Klima in ver Rheinebene der Provinz Star 
fenburg ift ein fehr mildes, namentlich in der Bergjtraße. Schon 
im halben März beginnt bier das Wachsthum, das Steinobft blüht 
meift ſchon Anfangs April, die Kirfchen reifen bis zur Hälfte 
des Yuni und die Saatfrühte gegen Ende des Monats Yuli 
Um einige Tage find in biefer Entwidelung und dem Fortgang 
der Vegetation die nörblichen und nordöſtlichen Theile der Star 
fenburger Rheinebene zurüd. 















im Januar zwiſchen — 14 u. + 14 im Juli zmifchen + 1 u. + 17 
„gem u Fin t+ 3. Au u. 4 14 
aim * +3 u.+ 7 Septbr. . + 12 u. 4 11 
Aprii „ +7 u. — 10 „Ocber — 11u. 47 
„ Mai " — i0o u. 4 I „Nor u + 7u. 4 
Juni —14u. — 167 „ Dezbr. + 3u. — 
Es waren hell —XX bebedtetruve 
im Jahre 1846 78 Tage 130 Tage 92 Tage 65 Tage 
nn 1847 60 u 139 u Bu on 
non 184850 m 168 on Mon 
non 1804 121 u Bon 100 u 
"on 1850 81 m 186 12 u u 
"on 181 80 m 123 m 12 u un 
” 1862 41 151 107 Nu 





Barometerftand. 


Elima, 


Die Beobachtungen des Katafterburenns in Darmftabt ergaben für 
biefen Theil des Landes folgende Refultate: 
(Benbahumgsont 628,5 GShE od. 488,7 FB über b. Meere) 


Tieffter 









. (4: Yanıtar) 
„ u NRoobr:) 
" (8. Kebruar) 


A 


a 


ebr.) 
(ade) 
„ (12. Dezbr. 
N Min) 














— iel 
2,5 





Tieffter 


" 


" 


„ (27. 


mometerfland. 


N. (30/31D3.) 








444 





Die Regenhöhe des ganzen Jahres betrug: 
19,584 Gr. Heſſ. Zolle 
19,592 „ 


im Jahr 1849: 


" 






22,016 „ 


23,304 „ 


” 


” 


3194 B.R. (22. Dez.) 

3208 „ (7.De.) } 331,5 
320,8 43 fie nk) 331,0 
321,74 5 (28. Deg.)| 331,49 „ 
320,33 5 ® Kir) 331,50 m 
324,47 „ (6. März) | 331,67 
322,72 v (8. 0et.) | 331,07, 


76 Das Land. 


Es gab Regen Schnee Hagel Nebel Stürme Gewitter 
im Jahr 1846 an 100 18 35 22 24 Tagen 
nn 1847 „ 109 29 
"  n. 1848 „ 152 16 
„nm. 1849 „ 128 30 
„  n..1850 „ 130 29 
„  n . 1851 „ 125 28 
„ nr .. 1852 „ 142 12 


Der mittlere Barometerftand inDarmftabt aus 20. ft: 27°, 7, 50; 
ber mittlere Thermometerftand aus 20 Sahren = + 8,6 NR. 

Die mittlere Wärme tft im Frühlin = + 8,66; im Sommer 
= 15,43; im Herbſt = + 8,62; im Winter = + 1,58. 


Ebenſo günftig find die climatifchen Verhältniffe der Provim 
Rheinheffen; auch hier Hält ver Frühling einen früheren Ein 
zug und die Vegetation erwacht früher zum Leben. Die Gewitter 
fommen hier meilt aus ©. und ©. W., vom Donnersberg und 
aus der Gegend von Kreuznach her, halten jeboch ſelten lange 
an, da fie gewöhnlich vom Rhein fowie von ven benachbarten Gebir- 
gen, dem Taunus und dem Odenwald abgeleitet werben, und wir 
fen nur dann beſonders verheerend, wenn fie von Hagel begleitet find. 


DS RR MID OS DR - 
Ot 
“I 
t 
=] 
— 
= 


Die von Dr. Wittmann in Mainz gemachten Beobad 
tungen ergaben folgende Refultate: 


Höchfter | Tieffter Mittlerer 
im Jahr 
Sarometerftand. 


28°. 3,7 (16. Sept.) 26°. 11,5% (11. Febr.) | 27°. 9,20% 
28, 70 (11. Febr.) | 27. 2,8 (28. Dez.) | 27°. 8,8544 





28. 6,7 (22. $anuar) | 27. 1,3 (6. Febr.) | 27°. 10,58 
28. 6,8 (12. Dezbr.) | 27,55 (29. Oct.) | 27°. 11,770 
28. 7,8 (6. Mär;z) 27. 4,4 (5. Oct.) 27", 11,72 | 









Höchſter | Tieffter Mittlerer 
Thermometerſtand. 















ER. 
4 8. 
(26. EN ‚sı R 
(22. Juni) (3. Mär;) 9,08 8. 
(17. Juli) (14. Mär;) 10,09 8. 


Elime. 77 


Das Klima des Odenwalds wird durch die Thäler, durch 
bie ftarfe Bewaldung, durch die vielen Quellen und Bäche und 
durch die Erhöhung über die Meeresfläche vielfach modificirt und 
ungünftiger geftaltet, als es die geographiiche Lage bes Landes 
mit ſich brächte. Es Hat fich feit hundert Sahren, während wel⸗ 
cher Zeit die Walofläche bedeutend abgenommen Hat, merklich ge- 
beſſert. Nicht bloß an der fühlichen und weftlichen Grenze bes 
Odenwalds wird Wein gebaut, fondern auch felbft im Innern, 
wie 3. DB. bei Brensbach, Neichelsbeim ꝛc. Nur auf ven hoben 
Gebirgsebenen des Bitlihen Odenwalds tritt der Weinbau ganz 
und ber Obftban zum Theil zurüd, indem daſelbſt nur noch 
rauhere Sorten von Xepfeln und Birnen, Zwetſchen aber nur in 
ganz guten Jahren vollfommen reifen. Der April bringt bie eriten 
Blumen, wie Schneeglddchen, Wintergrün, Veilchen. Im Mat 
aber erfcheint erſt die ganze Natur in neuem fchönen Gewande, 
obgleih Nachtfröfte bis in die Mitte Juni bin zu befürchten find, 
und oft in einer mörberifchen Nacht die fchönften Hoffnungen des 
Gärtner zerftören. An vielen Orten wird ſchon im Mai ge 
heut, allgemein aber wird es erft in ver Mitte Yuni. Die 
Erndte des Wintergetreives pflegt im weftlihen Odenwald und in 
dem Weichnig- und Gerfprenz- Thal in bie erfte Hälfte, im mitt- 
leren Theil des Odenwalds, dem Mümlingthal ꝛc. in der zweiten 
Hälfte des Hull, in den Höheorten und bem Fälteren öftlichen 
Theile des Landes aber erſt im Auguft zu beginnen. In ben 
Thälern pflegen die Abende und Nächte weit kühler zu fein, als 
auf den Bergen, was den feuchten Wiejenthälern und ber Aus⸗ 
bünftung der Bäche zuzufchreiben it. Auch ift die Kälte im 
Winter bei winbitillem Wetter in ben Thälern oft weit fühl- 
barer als auf ben Bergen, wogegen bei windigem Wetter bie 
Kälte auf den Bergen fehr empfinplich ja fchneidend if. — Der 
Unterfchied im Barometer- und Thermometerſtand in DBeerfelden 
mit dem in Darmftabt bat ſich nach Jäger fo herausgeftellt, daß 
nah der von 1834—1839( wohl nur in den Sommermonaten ?), 
dort von Jäger hier von Hügel gemachten Beobachtungen, ver 
mittlere Barometerjtand in Darmftadt 27 Parifer Zoll u. 8,9 Linien, 
in Beerfelden 26 Zoll u. 10,1 Linien betrüg; der Xhermometer- 
ftand in Darmſtadt 10,0 Grave R., in Beerfelden 7,03 Store 
war. 


78 Das Land. 


Das Klima der Wetterau ift im allgemeinen ein mildes. 
Die meteorologifhen Beobachtungen, welche ver phyſikaliſche Verein 
in Frankfurt anftellte, find wohl auch auf einen Heinen Theil ver 
Wetterau anwendbar und ergeben u. a. folgende Nefultate; 


AS mittlerer monatliher Barometerftand während ber Sahre 
1842 — 1850 ftelit fich heraus: 


im Sanuar 333,9 im Mai 333,2 im Septbr. 334,0 
„ Februar 333,2 ,„ uni 333,5 „Oetbr. 333,2 
„ März 3334 „ Ali 333,4 „ Novbr. 333,5 
„April 3323 „Auguſt 333,5 „ Dezbr. 334,8 


Der höchſte DBarometerftand in dieſen Jahren war 343,3 
im Februar 1849; der tiefite Barometerftand in berfelben Zeit 
320,6 im Dezember 1846. Es fchwanfte mithin das Bare 
meter zwifchen 320,6 und 342,3. 


As monatlicher Durchfchnitt ſämmtlicher thermometrifchen Beobach⸗ 
| tungen in biefem Zeitraum ergibt fich: 

im Januar +0 im Mi +121 im Septbr. + 111 

„Februar +16 „ Juni +151 „Ode + 81 

„März +86 „ li +157 „ Novbr. + 42 

„Mil +83 „Auguſt #153 „ Dezbr. + 06 


Aus ſämmtlichen Beobachtungen berechnet ſich die Jahres 
temperatur auf + 8,02. — Der höchſte Thermometerftand in 
biefem Zeitraum war + 28,0 im Yuli 1845, ber tiefite — 
19,4 im Januar 1850. Es fchwaufte alſo das Thermometer 
zwifchen + 28,0 und — 19,4 — eine Differenz von 47,4. 

Die Wärmelinie bewegt fih nah Meermann in Frankfurt: 
im Yan. + 0 im Juli zw. +15 u. + 15" 
„Ber. zw. + Ou. - 35 „Aug. — 152 u. 4 14 
„März +35u.+ 6 „Sept., #14 u. + 10 
„Url „ + 6u.+ 10 „Octb., +15 m. + 6% 
„Mi „ t10u.+ 13 „Nov. + 6 + 2 
„Sun, +13.u.-+ 15 „Dez. + 2 u-+ 0 


In Salzhbaufen war nah Taſché's Beobachtungen im 
Sabre 1852 der mittlere Barometerſtand: 27,890; ber 
mittlere Thermometerftann: + 7,30 


Elima. 79 


Das Klima von Gießen kann man nicht rauh, uber ges 
trade auch nicht mild nennen. Sehr häufig find Spätfrofte, die 
oft noch gegen Ende bes Mai eintreten. Die Winter find in 
der Regel nicht fehr ftreng und während berfelben Froft und Thau⸗ 
wetter oft in ſehr Furzen Zeiträumen abwechſelnd. Der Wein- 
ftod® gebeiht nicht mehr im Freien, ſondern nur unter dem Schube 
von Gebäuden, und wenn Sommer und Herbft fehr warn find, 
fönnen die Trauben zur Reife gelangen. Ebenſo muß bie Ans 
pflanzung der Pfirſich⸗ und Aprikoſenſtämme auf folche mehr ges 
ſchützte Orte bejchränft fein. Die verſchiedenen Pflaumenarten, bie 
Süß⸗ und Sauerkirſchen, Aepfel und Birnen gedeihen bagegen 
fehr gut. Der gemeine Wallnußbaum läßt ſich nur auf ben 
böher liegenden, dem feuchten Thalzug nicht ausgefegten Orten 
mit einiger Sicherheit anziehen. — Die von Conzen in Gießen 
angeftellten Beobachtungen ergaben: 





tiefften | mittleren ſals höchſten) tiefften | mittleren 
1852 Barometerftand. Thermometerjtand. 


28. 4,1 28.10, 27.08 47 + 27,2 — 7,8 4 7,67 
(in Juli) (März) 


Das Clima des Vogelsbergs zeigt neben großer Weber» 
einftimmung mit den überall berfchennen Regeln im Clima von 
Berggegenven gewiße Anomalieen. Man finvet öfters nach auf bes 
beutender Höhe zarte Pflanzen, ſowohl Sommerpflanzen als Bäume, 
Um Schotten (bei 1060 Heſſ. F. Höhe) findet man z. B. eine 
große Menge von Wallnußbämmen von ausgezeichneter Schönbeit 
und Stürke, welche man um Gießen (bei 640 Heſſ. 3. Höhe) 
vergeblich fuchen würde. Während bei Gießen die Neben und 
Nußbäume im Falten Sanuar und Mai 1850 fait ohne Ausnahme 
bedeutend durch den Froſt gelitten haben, ift bavon weder in 
Schotten noch felbjt in Wlrichitein, einem der höchſten Punfte des 
Vogelsbergs, irgend ein Nachtheil verjpürt worden. Während in 
den falten Tagen bes J. 1850 namentlich am 21. u. 22. Ja⸗ 
nuar Poſen 29,2! R. unter dem Gefrierpunft hatte, Petersburg und 
Gießen 27, Leipzig 21,8, Nivta 25 und Schotten 22, fo be- 
obachtete man auf der Höhe von Ulrichitein nur 15, aber N 
uf dem St. Bernhard mur 12,2 und auf dem Broden wur \0 D. 


80 Das Wand. 


Im allgemeinen tft natürlich die Temperatur des Gebirgs eine 
fühlere, und wenn fie nicht bin und wieder durch einzelne fehr 
heiße Tage eine Aufhülfe erhielten, fo würden wir ohne allen 
Zweifel alle jene zarteren Pflanzen vermiffen, welche zur Reife 
ihrer Kräfte unbedingt eine lebhaftere Sonnenwärme bebürfen, fo 
ber Pfirfih, der noch in Ulrichjtein zeitweife gute Früchte bringt. 
Vergleiht man die gleichzeitigen Temperaturen höherer und niede 
rer Orte des Vogelöbergs an ausgezeichnet warmen Tagen, fo er- 
gibt fich Folgendes: Die höchfte Temperatur, welche in Darmitabt 
(bei 585 Heſſ. 3. Seehöhe) im 3. 1850 erreicht wurbe, fid 
auf den 26. Juni und betrug 26° R.; in Gießen beobachtee 
man an bemfelben Tage 24°, in Ulrichſtein 21°. Betrachtet 
man die Durchichnittswärme des ganzen Yahres, fo wird biee 
natürlich geringer je höher man fteigt. Die Temperaturen ber 
Duellen, deren Adern in den oberften Erdſchichten zufammenrtefeln, 
geben ein Mittel ab, die burchichnittliche Wärme der verfchiedenen 
Sahreszeiten mit ziemlicher Genauigkeit Tennen zu lernen. Max 
hat nun im Juni 1851 auf verfchievenen Höhepunften des Vogelt⸗ 
bergs die Temperatur des Duellenwafjers beobachtet und hat gefunden, 
daß es in Ruppertenrod (1130 Heff. F. über dem Meere) 8,50 N, in 
Kleinfelda (c. 1300 8.) 7,8°, in Großfelda (c. 13008.) 8°, in Wind 
haufen (1653 8.) 5°, in Rebgeshain (c. 2500) 4,8°, Ludtvigsbrumm 
auf der Felofrüder Höhe (c. 2500 Heſſ. 3.) 4,9° Hatte. Kim 
nach ift die oberfte Duelle um 1320 Hell. F. höher als we 
untere und dabei um 3,7 Grab Fühler, und man würbe affı 
annehmen können, daß man bei einem Steigen um 356 %. di 
um Einen Grad fühleres Duellwaffer findet. In der Bergftrait 
und dem Odenwald hat man ebenfalls Beobachtungen über die 
Temperaturen der Quellen angeftellt und gefunden, daß der nieberft 
unter den erwählten Punkten, Bensheim bei 416 Hell. %. Höhe 
8,9%; der höchfte, die Duelle auf dem Felsberg, zu verfelben Zei 
bet 2063 Heſſ. F. Höhe 5,0% Wärme hatte — Daß bie 
Erndteverhältniffe mit der Höhe weſentlich geändert werben, verfteht 
fih an fi und ergibt ſich ans den Erfahrungen ber Lanbleute 
Nach dieſen fällt Die Roggenerndte in Schotten (1060 Heſſ. F. Höhe) 
in die Mitte Juli, in Kleinfelda (c. 1300 F.) 25. Juli, in 
Storndorf (ec. 1500 F.) 12. Aug., in Herbftein (ec. 1800 $.) 
10. Yug., in Ulrichftein (c. 2312 3.) 20. Aug., Rebgeshain 
(@ 2500 PHeſſ. 3.) Ende Augouſt. ' 





Naturerzeugniffe. 81 


Die in Ulrichftein (won Dr. Help) angeftellten Beobach⸗ 
tungen ergaben als mittleren Thermometerftand 
1845 1846 1847 1848 1849 1850 
+49 +68 +54 +62 +73 +68 
Die mittlere Wärme von Ulrichftein iſt demnach = + 6. 


X. Naturerzeugniſſe. 


Die Verſchiedenheit des Bodens und ber climatifchen Ver- 
bältniffe der einzelnen Theile des Landes bebingen eine große 
Mannichfaltigkeit von Erzengniffen ver Natır, und bie Bewohner 
laſſen es nicht fehlen, durch Eultur vie Bemühungen der Natur 
zu deren Erzeugung zu unterjtüen und ihre Verwenbung zum 
Beiten ver Menſchen zu fördern. Landwirthſchaft, Vichzucht, Forſt⸗ 
wirthicheft und wohl auch Bergbau finden eifrige Pflege, und bie 
Furſorge der Regierung läßt es ſich angelegen fein, durch Einrich- 
tungen ber zweckmäßigſten Art dieſe Pflege zu förbern. 


I. Yrodakte des Mineralreihs — Pergban, Hüttenweſen. 


Die Produkte des Meineralreihs werden zum Theil durch 
Bergbau gewonnen. Bergbau wird in unferem Lande fchon feit 
Sahrhunberten betrieben, in früheren Zeiten felbft noch an mehr 
Orten als jeßo, ja felbft an ſolchen Stellen, wo vorausfichtlich 
nichts zu finden war. Die neuere Zeit ift in Folge der befjeren 
geognoſtiſchen Kenntniſſe worfichtiger in Bergunternehmungen, ob⸗ 
gleich auch immer noch von Zeit zu Zeit Experimente gemacht 
werben, welche auf Unkenntniß des Bodens bafirend zu feinem 
Refultate führen können. So hat man Schürfverfuche auf Stein- 
kohlen gemacht am Steinberg bei Münzenberg in jüngerem tertiären 
Sandſtein, wo natürlicherweife feine Kohlen gefunden werben konnten. 
In neuefter Zeit arbeitet man mit erneuten Eifer darauf hin, baß 
der Bergbau in unferem Lande fchivunghafter betrieben werde, und 
es bat an Vorſchlägen über die Art des Betriebs nicht gefehlt. 
Für eine erfte Bedingung aber zu einem glüclichen Gebeihen hält 
man eine Reviſion der noch gültigen alten geſetzlichen Beſtim⸗ 
mungen und Einrichtungen über unfer Bergwerksweſen für win. 


Der Bergbau wirb theils vom Staate, theild yon Prwoken beitiorn, 
Walthers Heffen. & 


823 Das Land. 


pie für das Recht, bauen zu bürfen, eine Regalitätsabgabe zu en⸗ 
richten haben. 


l. Erze. 


a. Gold. Unter ven Gefchieben der Eder und ber in fi 
mündenden Mombeck, forwie auch umter denen der Winnenbach fine 
ſich Gold. Man machte darum namentlich zu Anfang des vorige 
Jahrhunderts viele Verſuche zur Auffintung des golpführende 
Gebirge; man feheint ſich aber von der Unmöglichkeit des Erfolgeh 
überzeugt zu haben, denn jeit vielen Jahren hat man nicht me 
daran gedacht. Die Verfuche leitete ums Jahr 1708 ver ven 
Darmftadt dahin geſchickte Bergrath Brumm in Gemeinfchaft wt 
dem ehem. Hanauifchen Münzmeifter Balth. Müller, ver im Jah 
1709 zum Oberberginfpector ernannt worden war. Auch bie Gebr 
mwäfchereien ber genannten Bäche gab man fehr bald auf mb 
fchenkte dem Stupferbergban mehr Aufmerkſamkeit, va man ‚beim 
Goldſuchen auf Kupfer gefommen war. 


b. Silber uud Duedfilber. Im neuefter Zeit bant 


man in unſerem Lande nirgends mehr auf Silber. Vom Zahr 
1695 an bis zum J. 1825 inveffen that man es bei Roth 
im oberen Breidenbacher Grunde. Die Entvedung ver Ging 
von Roth fällt in das 3. 1695. Damals follen zwei Cimvohee 
des Orts an einer Stelle in fürweftlicher Richtung davon vumıf 
aufmerffam geworben fein, daß dort weder Eichnee noch Ta 
fange liegen blieben, darauf mit ber Wünfchelruthe dieſelbe geprifl 
zulett geſchürft und auf reiche Ausbrüche von Silberfahlerz getroffe 
fein. Es bildete fich hierauf eine Gewerfichaft und nahm mi 
4 Gentnern Erz eine Probefchmelze vor, welhe 15 Mark Silber 
ergaben. Aus diefem Silber wurden zur "Erinnerung an be 
wichtigen Fund Thaler gemünzt, welche noch jegt in Münzſamm 
fungen fich vorfinden. Auf ver einen Seite dieſes Thalers ſieht 
man das von 2 Bergleuten getragene Heffiihe Wappen mit ber 
Umfchrift: Gott baue das Haus Hessen-Darmstadt MDCXCVI, af 
ber andern Seite verfchierene Berg. und Hütten-Embleme. Auf 
biefen Fund bante man bie erfte Grube, bie Gottesgabe, um 
andere Gruben folgten dieſer nach, obgleich im Laufe der Zeit 
immer mur einzelne berfelben, und biefe felbft mit wentger Energie 
betrieben wurden. In den Erzen ver Grube Gottesgabe entdedte 





| 


Naturerzeugniife. 88 


man auch durch Zufall Quedjilber. In Folge der Scheitunge- 
arbeiten ftarben mehrere ber dabei beichäftigten Leute plößlich Hin, 
ohne daß man ſich die Urfache zu erflären mußte Ein zufällig 
dahin gefommener Steiger, ter vorher in Qucckſilberwerken in 
« Dienften war, Iöfte das Näthfel, als er bie im Ofen herumlan- 
- fenden Duedfilberfugeln bemerkte, welche man fir Wismuth ge- 
halten hatte. Man erhielt damals anf den Gentner 2 Pfund 
: Quedfilber. Später ergab ſich auch noch cin geringer Goldgehalt. 
Der letzte Verſuch zur Wiederaufnahme des Rother Berghaus 
. enbigte im Jahr 1825. Sachverftändige Männer verheißen einem 
. mit Kenntniß geführten Betrieb der Rother Gruben einen günftigen 
Erfolg und fuchen darauf hinzuwirken, daß er wieder aufgenommen 
. werde. — Bei Mornshanfen an ber Chauffee zwiſchen Gla⸗ 
denbach und Biedenkopf hat man im Herbft 1851 einen mächtigen 
Fahlerzgang in Grünftein entredt, von tem man fich außer Kupfer 
und Antimon nach dem Kefultate ver Ausichmelzungsproben feine 
geringe Silberausbentung veripricht. Im ren Ausliufern des nen 
anfgebecten mächtigen Gangs find vor mehr als 100 Yahren 
ſchon Tebhafte Arbeiten betrieben worden. — In früheren Zeiten 

wurde auch auf dem Burgberg bei Auerbach, jedoch mit mwent- 
gem Erfolg, nach Gold und Silber gegraben. 

c. Nidel. Auf viefes in neuerer Zeit in Folge feiner 
Berwendung zur Berettung ver Argentanlegirung fo fehr geſuchte 
Metall baute man mit Privatmitteln feit 1845 in ber Grube 
Ludwigshoffnung in der Gemarkung Bellnhauſen bei Gladenbach. 
d. Ztnnober. Auf Zinnober wurde früher bei Nieder- 
wiefen in Rheinheſſen gebaut. | 

e. Kupfer. Auf Kupfer wird bei Thalitter und Dorf 
itter in der Herrjchaft Itter und am Hohenſtein bei Yteichenbach 
in Starlenburg jetzt noch gebaut; früher war dieß auch bei 
Silberg im Hinterland und bei Haingründan der Fall. Bei 
beiten find auch vie nöthigen Schmelzhüttenwerfe. 

Die Gruben in Thalitter, welche vom Staate Tetrichen 
worden, follen fchon vor tem 30jährigen Kriege in Alban ge: 
nommen, aber turch bie ungünftigen Verhältniſſe fell ver Bergbau 
wieder eingeftellt worten fein. Den erjten Anlaf zur Wiederauf⸗ 
ziehung der alten Gruben bei Thalitter und Dorfitter gahen Tr 
mannichfaltigen®Berfuche, welche man zu Anfang des vorigen ISiythumurti® 

$* 


84 Das Land. 


in der Umgegend von Herzhaufen anftellte, um aus dem Sande 
der Büchlein Winnen und Mombed Gold zu waſchen (f. 0.) 
Dan fand bei dieſen Verſuchen Kupferfchiefer und begann chen 
im 9. 1710 auf ihn zu bauen. Der Bergbau in biefer Gegend 
wurde von dem Landgrafen Ernſt Ludwig fehr begünftigt. Die 
Schächte mehrten fih bald und pas Werk nahm einen erfrem 
lichen Fortgang. Bis zum Schluffe des Jahrs 1713 Hatte ſich 
bas Werk fchon frei gebaut, kenn die bis dahin barauf verwen⸗ 
bete Summe von 21233 fl. war wieder herausgebracht worden 
und bie Gewerffchaft Tonnte fchon vor Wblauf ver gefetlichen 
Freijahre der fürftlichen Regierung bie Zehnten entrichten. Zur 
Feier dieſes frohen Ereigniſſes wurven die befannten in Mün 
ſammlungen noch oft vorkommenden Htterifchen Bergthaler gefchingen, 
auf deren einer Seite das Bruftbild des Landgrafen Ernft Ludwizg 
fih findet, während auf der andern Seite die Umgegend bes 
Bergwerks mit ber Umſchrift: Gott hat seinen reichen Seegen, 


In dich Itter wollen legen zu fehen if. Auch noch eine andere 


Mevaille, welche im 9. 1716 ver Oberinfpector Müller prägen 
burfte, verfünbigte ben glüdlichen Fortgang des Werks. Durch 
das Bergpatent vom J. 1711 waren bie Bergleute von Thalitter 
jehr begünftigt worden und e8 Tießen ſich darum berem tımmer 
mehrere an dem öftlihen Hange des ſ. g. Lorberge an. G 
entftand ba bald ein Kleines Dörfchen, pas noch heute „bie fyreb 
beit" beißt. “Die Ausbeute wechjelte feit dem Anfang des Betriebe 
bis jegt fehr oft; bald war fie größer, bald Feiner. Im ben 
Sahren 1714—20 kamen auf den Gentner Kupfer etwa 34 Kübel 
Kupferſchiefer, während man im Yahr 1845 dazu 66 Kübel 
nöthig hatte. Der Gewinn an Garkupfer betrug in neuefter 
Zeit durchſchnittlich 345 Centner aus ben Itterer Kupferwerken, 
die jährlich zufammen etwa 23000 Kübel aus 30 Schachten er 
gaben. Die ungünftigen Ergebniffe in neuefter Zeit haben bie 
Regierung und Stände „veranlaft, das Itterer Bergwerk auf ben 
Verlauf zu ftellen. Bis jegt iſt noch Tein Verkauf realifirt worben 
und ber Staat betreibt e8 noch. in gänzliches Eingehen be} 
Werfs würde ein großes Unglüd für die Bewohner ber Gegend 
fein, weil viele Arbeiter dabei ihr Brod finden. 

Das Bergwert am Hohenjtein wurbe bisher won ben 
Grafen von Erbach betrieben. Dort burchfegt ein Ouarzgang bei 


—⸗ 


Naturerzengniſſe. 85 


Reichenbacher Thal. Man bat früher fchon auf bie barin vor» 
kommenden Blei⸗ und Kupfererzge Verſuchsarbeiten getrieben, vie 
indeffen erft in ven letzten Jahren einigen Erfolg veriprachen. 
Wegen ber fchiwierigen Arbeit in der Gangmaſſe felbjt hat mun 
vorgezogen, in dem Nebengeftein mit einem Stollen aufzufahren. 
Diefes befteht aus zerſetztem Gneuß, in welchem leichter zu arbeiten 
tft. Dean fand dieſes Geftein auch Bald ganz von Rothkupfererz 
und gebiegenem Kupfer imprägnirt, fo daß man vor der Hand 
die Arbeit in dem Hauptgang felbft aufgegeben hatte und vorerft 
pie reichen Erze der Saalbänder abbaute und von ba aus zugleich 
ben Gang felbft ımterjucht, indem man Duerfchläge trieb. “Die 
auf dem Gange felbft vorkommenden Bleierze fcheinen feinen Ge⸗ 
winn zu verlohnen. 

Ä Bei Silberg auf dem Schwarzenftein baute man noch im 
erften Viertel unferes Jahrhunderts auf Kupfer und fchmolz es 
auf ber Kupferhütte zu Breidenbach; bei Haingründau in ber 
Wetterau, wo ber Bergbau fehr ergiebig gewefen, bis etwa zum 
Sahr 1780. — Eine Kupferhütte wurde auch im 3. 1847 bei 
Biedenkopf erbaut, weil im Kreis Biedenkopf mehrere Gruben 
in Betrieb gefommen waren und gerate hübfche Anbrüche von 
Erzen zeigten. Es zeigte fich jedoch bald, daß Die Quantität ber 
Erzmittel nicht ausreichend war, bie Hütte zu befchäftigen und 
es iſt darum bie Hütte felten in Betrieb geweſen. 

Unter Georg I. wurde auch auf dem Hafelberg bei Ober- 
ramftadt ein Kupferbergwerk angelegt. 

f. Eifen. Eifenbergiverfe hat das Großherzogthum bet 
Königsberg, zu Rachelshauſen und Lixfeld, zu Nonnenrod, Geheiven 
und Hungen, zu Gelnhaar, Hirzenhain und Uſenborn in Ober- 
heſſen, dann zu Michelitatt, Steinbach und Rehbach und zu Walb- 
michelbah im Odenwald, endlich zu Bechtheim und Ganbödelheim 
in Rheinheſſen. Der Gewinn an Roheiſen wird jährlich auf 
143000 Eentner (61000 Tonnen Eifenftein) und ver an Stab- 
eifen auf 48000 Eentner angefchlagen. Das Eifenhüttenmwefen 
it fowohl in Bezug anf die Erzeugung des Eifens aus dem Erze, 
als auch auf bie Fabrikation von Schmieveifen ein ziemlich bebeu- 
tender Zweig ber Imbuftrie im Großherzogthum. Die Eifen- 
fteinlager der Provinz Oberheffen find ſehr reich und beiteken In 
ver Lahngegend aus bichten Hotheifenfteinen, im Wegberg WR 


86 Das Land, 


Brauneifenjteinen und bie Hütten erzeugen Öolztohleneifen d. h. fie 
bevienen jich ver Holzkohle als Brennmaterial beim Verſchmelzen 
ber Erze, was vor dem mit Steinkohlen ober Coaks erzengten 
Eiſen mejentliche Vorzüge but. Im Vogelsberg muß vie Eiſen⸗ 
jteingewinnung früher beveutend gewejen fen. Es finden fich im 
Bogelsberg 4 verfchievene Züge von Eifenftein, welche ſämmtlich 
alte Bergbau⸗Arbeiten in Menge erkennen und nach ihrer Aus 
dehnung auf einen fehr nachhaltigen Betrieb fchließen laſſen, fo 
bei Grebenhain, Langenhain, Hirzenhain, Wenings, Fauerbach, Glas⸗ 
hütte, Eichelfachfen, beim Häuferhof unter Salzbaufen, bei Laubad), 
Treienfeen ꝛc. Ebenfo zahlreich find die Meberbleibfel alter Schmele 
Anlagen wie 3. B. beim Langenrain unter Ulrichftein, beim Ger 
jelftein, am ſchwarzen Floß im Odenwalde, am Wetzberg bei Burg 
bracht, Haingründau ꝛc. bei Ober« und Unterfchmitten. SDermalen 
find nur wenige Gruben von- Brauneifenftein im Vogelsberg im 
Betrieb, weil die Hüttenwerfe der Gegend ihn nur als eine Tleine 
Zugabe zu den NRotheifenfteinen der Lahngegend verſchmelzen. 

Die Eifenwerfe in Oberheffen find: 1. vie Ludwigshütte bei 
Biedenkopf (zwifchen 1601 und 1626 erbaut, ehedem Staat 
eigenthum, ſeit dem 2. Viertel dieſes Jahrhunderts Privateigen 
thum) mit Hochofenbetrieb und Hämmern, und mit ben bazu ge 
hörigen Hämmern zu Battenberg und Hatzfeld. Es gehören dazu 
16 Eifenfteingruben, von denen 7 im Lande, 9 in Nafjau Tiegen, 
und bie burchichnittlih 40 pCt. ausgeben. Die erften Steine 
von Königsberg wurden auf derſelben im Jahr 1664 gejchmolen. 
2. Die Kilinnshütte bei Biedenkopf und die Yuftushütte bei Gr 
denbach mit Eifenhämmern und Drabtmwalzwerfen. Ihre reichen 
Eifenfteingruben liegen zum Theil im Lande, zum Theil in Naffen, 
und bringen 33 pCt. aus. 3. Die Karlshütte bei Bnchenen, 
mit den dazu gehörigen Bergwerken, welche theils im Lande, theil 
in Naffau liegen und 33—34 pCt. ausbringen. 4. Die Fried⸗ 
richshütte bei Laubach mit den dazu gehörigen Hämmern, bem 
Heffenbrüder Hammer, dem Georgenhammer bei Laubach und dem 
Louiſenhammer bei Schelnhaufen. Sie wurde bereits im Jahr 
1699 von ven Grafen von Solms-Laubach angelegt. . Ihre Erz 
erhält fie aus Gruben bei Agenhain, aus der Nähe von Hungen 
und aus andern ihr zugehörigen Gruben, von denen 1, im Lande 
liegen. Sie verſchmelzt nur Ya — 15 Brauneifenftein, während 


Naturerzengniffe. 87 


u — *s Notheifenfteine.e 5. Das Hirzenhainer Hütten und 
Hammerwerk bei Ortenberg, welches feine Erze aus Gruben bes 
Inlandes und Auslandes erhält. 

Außer biefen Hüttenwerfen, welche theils allein mit ber Eifen- 
erzeugung aus Erzen fich befaffen, theils auch Schmiedeeiſenfabri⸗ 
fation betreiben, befinden fich in Oberheſſen noch folgende Hammer- 
werte: ber DBreibenfteiner Hammer unweit Biedenkopf und ber 
Eifenbanmer zu Reddighauſen. 

Die Provinz Starkenburg ift arm an Eifenfteinen. Es 
befinden fich barin folgende Werke, welche ſich mit Eifenfabrifation 
befchäftigen: das Michelſtädter Eiſenwerk und vie Kupolofengießerei 
zu Darmſtadt, dann noch im Odenwalde das Gammelsbacher 
Hammerwerk, ein Hammerwerk in Michelſtadt, eines in Ebersberg, 
eines in Schöllenbach, 2 in Asbach und ber Raibacher Hammer. 
Nur ein ganz Kleiner Bedarf ver nöthigen Erze wird im Lande 
gewonnen, das meifte davon kommt aus dem Nafjauifchen. 

Die Provinz Rheinheſſen beſitzt weber eine Eifengießeret 
noch ein Hammerwerk. Indeſſen werben auf dem Wiesberg bei 
Gaubödelheim und bei Bechtheim Bohnerze gegraben, welche auf 
der Trippſtädter Eifenhütte bei Saiferslautern und in Meichelftabt 
verſchmolzen werben. 


2. Salze. 

Salinen bat das Großberzogthbum zu Wimpfen, bei Kreuz⸗ 
nach, zu Salzhauſen; Salzquellen finden fich auch noch zu Wiffels- 
beim und Büdingen, welche ehedem ebenfalls auf Grabirung 
benugt wurden; dann an bem Ufeflüßchen bei Friedberg, in 
ber Oberhörger Gemarkung, fowie bei Traishorloff und 
Rockenberg. 

Die Saline Ludwigshall bei Wimpfen wird von 
Privaten betrieben und der Staat erhält als Regalitätsabgabe 
davon eine beſtimmte Rate des Ertrags. Dieſe betrug für die 
Finanzperiode 1845/47 28180 fl. 50 fr. Die Lager find 
außerorbentlich reich. 

Die Soolquellen in der Gegend von Kreuznach 
werden urkundlich fchon im J. 1478 erwähnt und ihre Benugung 
murbe 1490 von Kurfürften Philipp von der Pfaß in Erbpacht 
gegeben. Sie beichäftigen 3 Salinen, die Salme Müinlter , DR 


88 Das Land. 


Salinen Karlshalle und Theodorshalle. Die beiden letzteren fir 
burch den Wiener Frieden dem Großherzogthum Heffen zuerkann 
und werben vom Staate betrieben. Die Saline Theodorshalle 
fabricirtt im Yahr 26 bis 27000 Ctr. Sal. Die Einnahme, 
welche fie dem Staate verfchafft, betrug in der Finanzperiode neu 
1851/53 56285 fl., die Ausgabe, welche fie verurfachte, 44547 fl, 
ſo daß fich ein Ueberſchuß von 11738 fl. ergibt. 

Die Soolquellen des Salzhäuſer Thals fcheinen 
ſchon in den älteſten Zeiten befannt gemwejen zu fein; wenigſtens 
fommt der Name Salzhaufen ſchon in einer Urfunde von 1187 
vor und in einer von 1492 wird fchon des Sakbrunnens gebadıt, 
Schon vor dem J. 1577 muß ein förmlicher Saltnenbetrieb 
ftatt gefunden haben, da um dieſe Zeit mit einem Licentiaten von 
Dorned eine fchriftliche Webereinkunft getroffen wurde. 1592 
wurde Ruoland Krug von Ludwig V. mit ver Saline belehnt, und 
er wird als ber eigentliche Schöpfer des Werks angefehen. 1729 
faufte die Herrichaft den Krugen von Nidda die Suline ab und 
betrieb fie feit jener Zeit. Beſondere Verdienſte erwarb fich um 
fie 9. W. Langsporf. Die fchwache ghpshaltige Salz-Soole wird 
gegenwärtig ans 8 verjchiedenen Soolfchächten geförbert, theild um 
zu Cal, theils zu Soolbädern benußt zu werden. Die jährliche 
Salzproduktion wird zu 4120 Centner veranjchlagt, Tommt aber 
zuweilen unter, zumeilen auch über biefe Menge. Nentabel erweik 
fih die Saline nicht, und es muß fie die dabei befindliche Babe 
anftalt und das Braunfohlenwerf halten helfen. Man hofft ihren 
Ertrag zu fteigern, wenn es gelingen follte, bet tieferen Bohrver⸗ 
fuchen eine reichere Soole zu finden. 

Die drei Salinen haben auch Soolbäder eingerichtet. De 
Beſuch der Kreuznacher Bäder mehrt fih von Jahr zu Jahr; 
ſchwächer beſucht find die der beiden andern Salinen. 


3. Prennbare Mineralien. 

a. Steinfohlen hat man bis jett im Lande Teine gefunden, 
fo viele VBerfuche auch ſchon gemacht worden find. Es iſt dieß 
namentlich in Rheinheſſen gefehehen, deſſen Grenzen bei Niederwieſen 
und Bechenbeim und am ſ. g. Vorholz die älteren Schichten über: 
fchreiten, welche um ven Donnersberg fo verbreitet find und ale 
der Steinfohlenformation angehörig angefehen werben müffen. Die 


Naturerzeugniffe. 88 
Grundlage ber hier auftretenden Schichten ift, wie es fcheint, das 
eigentliche Kohlengebirg, das indeſſen Hier bei den gemachten Bohr⸗ 
verſuchen nicht erreicht wurde. Bei einem Verſuche bei Nieber- 
wendelsheim im 9. 1843 war man bis zu 558° gelommen, 
obne auf Kohlen zu ftoßen. Ebenſo wenig Erfolg hatten Verſuche 
bei Nieverwiefen, bei Uffhofen und Flonheim, bei Alzey und bei 
Weinheim. Ebenſo bat man bis jetzt ohne Erfolg Bohrverjuche 
auf Steinfohlen bei Lindheim in der Wetterau gemacht, ungeachtet 
man fchon bie Teufe auf 11183 F. gebracht bat. 

b. Braunkohlen. Die Braunkohlenproduktion in unferem 
Lande Hit wichtig. Der jährliche Ertrag im Großherzogthum wirb 
anf 97254 Tonnen angefchlagen. Diele Lager Tiegen unbemukt, 
weil bei ber verhältnigmäßigen Wohlfeilheit des Holzes das Be⸗ 
pürfnig nicht anderes gebietet. 

Die bedeutenderen Braunkohlenflötze des Großherzogthums 
Heſſen befinden ſich, ſo weit die gegenwärtige Erfahrung reicht, 
unter dem fruchtbaren Boden der geſegneten Wetterau und nur 
hier und da in einzelnen zerſtreuten Punkten an den Rändern 
und inmitten des Vogelsbergs. Die techniſch wichtigeren Sorten 
laſſen ſich ihrer Beſchaffenheit nach in 4 Gruppen bringen: 
a. Schwefelliesreiche Kohlen. Auf fie baut dermalen nur eine 
Grube, die Ludwigshöhe“ bei Leihgeftern und es gehören dahin einige 
früher betriebene Bergwerfe wie das bei Niebereichbach und Ober- 
erlenbach bei Frankfurt, Eberftabt, bei Münzenberg ꝛc. b. Bitu⸗ 
mindfes Holz oder Lignit kommt ebenfalls nur in weniger aus- 
gedehnten Ablagerungen vor. in befonberes Lager diefer Art 
von Bedeutung ift zur Zeit nur am Heffenbrüder Hammer bei 
Laubach in Angriff. Früher wurbe folches auch bei den nunmehr 
eingegangenen Bergwerken von Zell, Brauerfchwend in ver Um- 
gegend von Alsfeld, Beuren, Annenrod ꝛc. nachgewiefen. c. Die 
erdige oder gewöhnliche Braunfohle.e Sie bildet die mächtigen 
Flöte der Wetterau, auf welche bie Grnben von Dorheim, Bauern- 
beim, Wölfersheim, Wedesheim und Dornafjenheim gegenwärtig 
bauen, die fich aber unberührt in noch weiter Erftredung bis nach 
Affenheim, Florjtadt, Wickſtadt, Frankfurt, Hanau und Seligenftabt 
auf ber einen und Melbach, Wölfersbeim, Bettenhaufen, Berftadt 
und Echzell auf der andern Seite hin ausdehnen und nich anf 
Iahrtanfende ein reiches Brennftoffmagazin verigrehen. I v 





Nafuzerzengntife. 01 


sungen ber Lahn, ber Wieſeck, Horloff, Wetter, Nidda unb Schwalm, 
wo er aber weniger benutt wird, weil bie wohlfeileren und beſſeren 
z Braunkohlen ihn erfegen, und in Rheinheſſen wo man burch 


Schürfverfiihe des Ianpwirtbfchaftlichen Vereins Torflagen in ber 


2 Nheinnteverung von Gaulsheim bis Budenheim, fowie von Heides⸗ 


beim bis an bie Mhetnpfäßifche Grenze aufgefunden bat. Ein 
s bebveutendes Xorflager von 2500 Morgen und mit einer Mäch- 


tigleit von. birechfchnittlich mehr als 12 Fuß wirb auch bort zum 


Vorſchein Tommen mach völliger Austrocknung des Altrheins (in 


etwa 30. Jahren). Die Unterfuchungen des alten Nedarbetts von 
Seiten des Dr. Malten Haben fehr reiche Xorflager in dem 
Nedarbett und "zu beiden Seiten deſſelben ergeben, welche bis jet 
zum großen Theile noch unbenutzt Liegen. Am bebeutenbften er- 
fcheinen unter biefen die Torfmoore im Gernsheimer und Jägers⸗ 
burger Wald, ferner längs ver Weſchnitz und gegen Bobſtadt. 
Die oberften Schichten ver meiften zu Tage gehenden Torfmoore 
im Bereich) bes ehemaligen Nedarbeetes find nach Malten von 
neuer Entftehung, deßhalb wenig ausgebilvet und leicht, darunter 
aber findet man in einer Tiefe von 5—8 Fuß den beiten dunkel⸗ 
braunen Torf, der ſchwer und mit erbharzigen Theilen durchdrungen 
iſt. An Gehalt und Kraft ift er vorzüglich, feine unterjte Lage, 
der Stlipptorf, ſteht der Steinkohle an Kraft nahe und iſt am 
beften geeignet zur Bereitung ber Torfkohle. 


4. Erden und Thon. 

An Erden und Thon ift das Großberzogthum fehr veich in 
feinen 3 Provinzen und fie werben benußt; ſo in Starfenburg 
bei Offenbach, bei Nüffelsheim 2c., in Rheinheſſen bei Dintesheim 
und SKettenheim ꝛc., Ziegeleien und Xöpfereien find karum in 
allen dieſen Provinzen Häufig. In .ver Wetterau und Rheinheſſen 
ijt namentlich der Lehm fehr verbreitet und ift an vielen Orten 
zum Behufe ver Ziegel- und Baditeinformation aufgejchlofien. 


d. gefteine. 

Daß das Land an Brücen für Bau- und Werffteine fehr 
reich fein muß, ergibt fich fchon aus der oben ©. ff. 65 erläuterten 
geognoftifchen Befchaffenheit, auf welche wir hier im ver Que 
jache hinweiſen Fönnen. Aufgeſchloſſene Sanvttelnpruie Im 





Naturerzengniffe. 97 


Zofgill mit 19320 M., bas des Grafen Solms⸗Laubach zu Arnsburg mit 589 
Dr., zu Laubach mit590M., zu Müngenberg mit 934 M., u Obbornhofen 
nit 682 M., zn Öberfeemenmit 593 M., zu Utphe mit 839 M., der Hof Graß 
es Grafen von Walderborff mit 549 M., bie Güter bes Herrn v. Riebefel 
nEifenbach mit 594M., zu Rudlos mit 796 M., zu Eifenbach mit 548 M., 
u Stodhaufen mit 720 M., die Güter des Grafen v. Stollberg-Wernigerode 
u Lindheim mit 1282 M., zu Louiſenluſt mit 612M., zu Ranſtadt mit 876 
De., der Schleifelter Hof des Grafen v. Stolberg-Ortenberg-Roßla nit 700 M., 
a8 Gut des Rentier Behrens zu Konrabstorf mit 522 M., das Gut des 
Fürften Solms⸗Lich zu Höringshaufen mit 752 Mn. a. m. — 

Den landwirthſchaftlichen Vereinen ftehen Gartenbau 
‚ereime zur Seite. Der Gartenbauverein zu Darmſtadt 
wefteht feit 1835. Seine allgemeine Aufgabe ift: die DBeförbe- 
ung der Obftbaumzucht in allen ihren Zweigen, des Baues ber 
Semüfe- und Hanvelsfräuter, ver Zierpflanzen, ver Treibereien 
ind ber bildenden Gartenkunſt. Er fucht feine Aufgabe zu ers 
üllen: durch Kenntnißnahme von dem Zuſtande bes Gartenbaus 
m In⸗ und Auslande, durch Prüfung und Verbreitung von Ent- 
eckungen und Erfahrungen, durch Erweckung des MWetteifers in 
Srziebung, Vermehrung und Veredlung neuer, feltner, nüßlicher, 
chöner Obft- und Pflanzenarten, mittelft Ausftellungen von Früchs 
en, Blumen, Gemüfe 2c. und mittelft Aufmunterung und öffent 
icher Anerkennung. Seine Zwede hilft eine Bibliothek fördern, 
weiche an die Mitglieder verleiht. Die ihm nöthigen Gelomittel 
müſſen ihm die Beiträge feiner Mitglieder und freimillige Gaben 
gewähren. Bis zum 3. 1852 hat der Verein in Yahresberichten 
feine Thätigkeit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht; feit 1852 thut 
er bieß in einer Zeitjchrift, welche in Duartallieferungen ericheint. — Der 
Gartenbauverein in Mainz wirkt in ähnlicher Weife wie der zu Darm- 
ftabt. Ueber feine Thätigfeit publicirt auch er Jahresberichte feit 1840. 

Handelsgärtner find thätig in allen größeren Stäbten, 
namentlich in Darmftadt und Mainz. 

. Größere Gartenanlagen finden fih in und um Darm- 
Ttabt, in Mainz, in Gießen, an ben ftändigen Aufenthaltsorten ber 
Stanbesherrn des Großherzogthung, ſowie anderer größerer Guts- 
befiger des Adelsſtandes und Bürgerftandes in allen 3 Provinzen. 


Die größeren Gartenanlagen find namentlich: 


a. in Starfenburg: Der Schloßgarten (Bosquet, Herrngarten) in Darm⸗ 
ftadt, der Gr. Luftgarten in Beffungen, der Luftgarten des Prinzen Emil 
ebend., bie Anlage Mathildenhöhe bei Darmftadt, der Luftgarten bes Reim 
zen Karl (Hofenhöhe), der Alaziengarten, der botaniihe Garten, W. W 
Anlagen, ber Riedeſel'ſche Garten, der Garten der Knaben: Trbensuutsit in 
Darmfabt, bie Walbanlagen: Dienaburg, um ven Woljsgerten, vn Ku 

Baltpers Heffen, 1 


9 . Das Baub, 


Kohlen. von Salghaufen. Ste ftehen zwiſchen b. unb ce. in ber 
Mitte, indem hier bitumindfes Holz und erdige Braunkohle in 
ztemlich gleichem Verhältniſſe mit einander gemifcht find. Die 
Lagerftätte ver Kohlen dürfte nach einigen Jahrzehnten ‚bei ber 
Größe der gegenwärtigen Förderung vollftändig ausgebeutet fein. 

Das beveutendfte Werk ift pas 1812 bei Dorheim in be 
Wetterau entdeckte, welches auf Kurheffiihem Boden liegt, aber bei 
Burüdgabe des Amtes Dorheim Großherzogliches Staatseigenthum 
blieb. Es wird vom Staate betrieben und ergab in ber Yinany 
periope 1851/53 eine Einnahme von 71242 fl. für verkaufte 
Braunkohlen. Im Plane liegt es ſeit mehreren Jahren, ein am 
beres Grubenwerk bei dem nahen Berſtadt zu eröffnen, wo nid 
nur fehr reiche Lager, fonvdern auch fehr gute Kohlen zu erwar⸗ 
ten find. 

Ein anderes Braunfohlenwert ift zu Salzbaufen, welches 
ebenfalls vom Staate betrieben wird. Es wurde ebenfalls m 
3. 1812 entvedt und ift mit ver Saline verbunden. Vom 
% 1839 an wird die jährliche Fördermenge auf 60000 Eentue 
feſtgeſetzt. So weit das Lager durch Bohrverfuche aufgefchloffen 
iſt, beträgt feine Längenausvehnung von N. O. gegen S. W. 150 | 
Klafter, von ©. DO. gegen N. W. 90 Klafter und feine größte 
Mächtigkeit 100 Fuß. Im naturwiffenfchaftliher Hinficht ift dad 
Salzhäufer Werk befonders wegen feiner wohlerhaltenen Pflanzen 
reſten ſehr merkwürdig. In der meift fehr bichten Kohlenmafle 
liegen eine Menge von Laub» und Navelholzftämmen, Wefte und 
Wurzeln zerftreut, an denen man die Textur des Holzes noch 
beutlich jehen Tann. Die Stämme find oft jehr did .und ein an 
der Bafis durch eine Förberftrede entblößter und aufrecht ftehenber 
Nadelholzſtamm hatte 13° im Durchmeffer. Auf dem Bergmerl 
befinvet fich eine fehr fchöne Sammlung ver in dem Braunkohler⸗ 
lager vorkommenden Holzarten, Blätter und Früchte. 

Andere Werke find bei Bauernheim, Niedereſchbach, Gef 
nidda, Leihgeftern, Miünfter, Obererlenbach, Weckesheim, Wölfer* 
beim, am Heſſenbrücker Hammer, Dornaffenheim in Oberbeffen. 

Torf. Bon großer Berentung find auch die Torflager, 
beſonders in ver Provinz Starfenburg bei Griesheim, Pfungftab 
Alsbach, Eſchollbrücken, Seligenftant, Kleinumſtadt, Nichen, Mer 
ftabt, Lampertheim; dann aber auch in Oberheſſen in ben Niede 


Naturerzengniſſe. ot 


mgen ber Lahn, ber Wieſeck, Horloff, Wetter, Nidda und Schwalm, 
o er aber weniger benutzt wird, weil pie wohlfeileren und beſſeren 
zraunkohlen ihn erjegen, und in Rheinheſſen wo man durch 
Schürfverfuche des landwirthſchaftlichen Vereins Torflagen in ber 
theinnieberung von Gaulsheim bis Budenheim, fowie von Heides⸗ 
eim bis an vie Rheimpfälziſche Grenze aufgefunden bat. Kin 
ebeutende® Torflager von 2500 Morgen und mit einer Mäch 
gfeit von. birechfchnittlich mehr als 12 Fuß wird auch bort zum 
zorſchein kommen mach völliger Austrocknung des Altrheins (in 
ma 30 Jahren). Die Unterfuchungen bes alten Nedarbetts von 
Seiten des Dr. Malten Haben fehr reihe Zorflager in dem 
deckarbett und "zu beiden Seiten befjelben ergeben, welche bis jekt 
m großen Xheile noch wumbenußt liegen. Am bebeutenbften er» 
heinen unter biefen bie Torfmoore im Gernsheimer und Jügers- 
wrger Wald, ferner lings ver Wefchnig und gegen Bobftabt. 
Die oberiten Schichten der metiten zu Tage gehenden Zorfmoore 
m Bereich des ehemaligen Neckarbeetes find nach Malten von 
ener Entjtehung, deßhalb wenig ausgebilvet und leicht, barunter 
ber findet man in einer Tiefe von 5—8 Fuß ven beften dunkel⸗ 
raunen Torf, der jchwer und mit erpharzigen Theilen durchdrungen 
t Un Gehalt und Kraft ift er vorzüglich, feine unterfte Lage, 
er Klipptorf, ſteht der Steinkohle an Kraft nahe und iſt am 
eften geeignet zur DBereitung ber Zorflohle. 


4. Erden und Thon. 

Au Erden und Thon ift das Großherzogthum fehr reich in 
inen 3 Provinzen und fie werben benukt; jo in Starfenburg 
ei Offenbach, bei Rüſſelsheim ꝛc., in Rheinheſſen bei ‘Dintesheim 
nd Kettenheim 2c., Biegeleien und Xöpfereien find tarum in 
lien viefen Provinzen häufig. Im .ver Wetterau und Rheinheſſen 
ſt namentlich der Lehm fehr verbreitet und ift an vielen Drten 
um Behufe der Ziegel- und Baditeinformation aufgejchlojjen. 


d. gefteine. 

Daß das Land an Brücken für Bau- und Werffteine jehr 
eich fein muß, ergibt fich fchon aus ver oben ©. ff. 65 erläuterten 
jengnoftifchen Beichaffenheit, auf welche wir hier in der Haunt- 
ehe hinweiſen können. Aufgeſchloſſene Sanviteinprüne Nuten 


9 Das Land. 


fih bei Vilbel, Münzenberg, Altenftabt, Bübingen, Ortenberg, Be 
benbaufen, Schlig, Alsfeld ꝛc., in Oberheifen; in Starfenburg be 
Langen, Dietzenbach, Oberroden, Eppertshaufen, Neckarſteinach, 
Hirſchhorn, Waldmichelbach, Raibach, Lengfeld ꝛc.; in Rheinheſſer 
bei Nack, Bornheim, Laubenheim, Nierſtein, Flonheim, Lffhofen, 
Steinbockenheim, Fürfeb ꝛec. Kalkſteinbrüche in Rheinheſſen 
bei Weiſenau, Mombach, Budenheim, ꝛc., in Starkenburg bei 
Hochftänten 2c.. in Oberheſſen zwiſchen Allendorf und Dubenhofen, 
bei Nieverfleen, Ebersgöns, Nopheim, Bieber, Groß- und Kiew 
Inden, Butzbach ꝛzc. Baſaltbrüche im Vogelsberg, ber Web 
terau , im Odenwald, bei Steinheim ꝛc. Dioritbrüche (mie 
dem Namen Manbelfteine) bei Darmſtadt an ben 3 Brunn 
Phonolithbrude bei Oberwiddersheim. 


6. Mineraſqueſſen. 
Mineralquellen bat das Land zwar manche in den 3 Br 
binzen, darunter aber nur wenige von Bebentung und eigentlich 
nur eine, welche wahrhaft als folche benutzt wird. Es tft dieh 
ber Ludwigsbrunnen bei Großkarben in Oberheſſen. Er ab 
halt nach Liebigs Analyfe Chlornatrium, Tohlenfauere Kallerde, 
kohlenſauere Magneſia, jchwefelfauere Magneſia, veßgleichen Natron 
und Kali, fowie Stohlenfäuere. 
In Oberheffen finden fich außerdem noch folgende Duelle: 
Beim Häuferhof fließt ein nur nothdürftig gefaftes ſchwah 
geſäuertes, ftahlartig ſchmeckendes Duellchen mit einer Temperam 
von 72 R. bei einer äußeren Quftwärme von Alle. — Bein 
Grünſchwalheimer Hof erhält man faft allenthalben Saum 
waffer, wo man einfchlägt und zwar fchon in einer Tiefe vet 
15 — 20 Fuß. Die wenigen Hänfer des Hofs beſitzen allen 
etwa 10 Sauerbrunnen mit einer Tiefe von 24 — 50 Fık 
Zwei von den Quellen find gefaßt, aber ver Brummen tft jegt in 
einem fehr verwahrloften Zuftande. Liebig hat bie Quellen de 
miſch unterfucht und gefunden, daß fie viele Aehnlichkeit mit bem 
von Schwalheim in der Wetterau haben. — Ein anderer Brunnd 
ber Gemeinde Berftadt gehörig, findet fich wicht weit von biefen 
Schwalheimer Höfen und ift gefaßt; feine Unterfuchung fteht a 
erwarten. — Bei Echzell findet fih ein Brummen, welcher ben 
Drisgehörigen ihren gewühnlichen Haustranf gibt umb mit eine 


Naturerzeugniife. 98 


mpe verſehen if. _ Sein Waſſer ift neuerdings unterfucht worben. 
ift ein ſchwacher Chlornatrium⸗Säuerling, ver etwas nad 
wefelwaſſerſtoff ſchmeckt und riecht. — Bei Staaden ſind 
were Saueyquellen in hölzernen Bohlen gefaßt, deren Waſſer 
y nicht chemifch umterfucht iſt. Es Bat einen ſehr angenchmen 
lichen Gefchmad und ift dem von Großfarben fehr ähnlich. — 
: Vilbel entfpringen am linken Ufer ver Nidda mehrere an 
lenfäure reiche Quellen, die mit denen bei Großlarben und Ofarben 
rlei Zufanmtenfegung zu baben jcheinen. — Bei Olarben auf 
ı rechten Niddaufer gibt der Seljerbrunnen einen Säuerling ; 
: andere Quelle vabei ift mitten auf ber Main⸗Weſer⸗Bahn 
ft worden. — Mehrere ſchwache Säuerlinge kommen am Rande 
fih in die Wetterau verlaufenden Taunus vor, bie fich durch 
n verhäftnigmäßig großen Reichthum an Eifen bemerflich machen, 
die Sauerquelle zwiſchen Robheim und Niederrosbach, bie 
ſchen Niederrosbah und Ockſtadt, der Pfaffenbrunnen zwifchen 
Habt und Naubem — Bei Rödchen und Steinfurt 
ven fich ebenfalls Schwache Säuerlinge, ebenfo bei ber Junker⸗ 
jle unterhalb Münzenberg. — Andere ſchwache Säuerlinge finden 
bei Nidda, Lisberg, DOrtenberg und Büdingen. 

Alle dieſe in Oberheſſen gelegenen, dem alten Meeresboben 
Wetterau entfteigenden Quellen, enthalten Chlornatrium, kohlen⸗ 
ren Kalt und kohlenſaures Eiſenoxydul, nicht alle aber außerdem 
m beträchtlichen Gehalt an fchwefelfaurem Salze. 

Ein ſchwaches fchwefelwafferftoffhaltiges Waffer gibt der Faul⸗ 
nnen bei Rödelheim. — Eine intermittirende Heilquelle, 
he urkundlich zum lestenmal im Jahre 1750 fich öffnete, 
« deren Heilfraft in alten Papieren in ben Himmel erhoben 
d, fand fih in Niederfeemen. Ueber ihre Beftanbtbeile 
en keine Unterfuchungen vor. 

Sn Startenburg find uns die gleichen 1739 und 1767 
secten Duellen von Auerbach und Hocdftätten befamt 
worden. Ste enthalten kohlenſaures Dlineral- Alkali, Toblenge- 
erte Kalferde, Eifen und noch kohlenſtoffſaures Gas. Im älterer 
t wurde auch eine zwifchen Griesheim und Goddelau 
ende Duelle als Heilquelle gerühmt. 

In Rheinheffen finden fich Schwefelquellen bei DO ffitein , 
ppenbeim a. d. Wieſe, DOftbofen, Behrheim, Uidr 


96 . Das Land. 


Die Wirthſchaftsmethoden find in ven 8 Brovinga 3 


nicht gleih. Während in Oberheffen uoch das Dreifelberfuften 
borberricht, fehen wir in Starkenburg, namentlich aber in Rhein 
heſſen die Schranken, welche herlönmliche Flureintheilungen un 
Fruchtfolgen ziehen, gefallen. Die Fruchtfolgen. find indeſſen and 
in ben beiden letteren Provinzen verfchieven; ber eine Oekonon 
zieht den einen, ber anbere einen anderen Umlauf vor, je nad 
bem ed der Grund und Boden ober fonftige Verhältniſſe am 
paſſendſten erjcheinen laſſen. — 


Die größeren landwirthſchaftlichen Gutswirthſchaften ſind: 

a. in Starkenburg: ver Rheinfelderhof bei Wallerfläbten, dem Came⸗ 
ral⸗Domãnen⸗Fiskus gehörig, mit 1361 Morgen; der Bensheimer Hof be 
Leeheim, demz Grafen Görtz gehörig, mit 1250 Morgen; Mönchhof me 
Claraberg dem Cameral⸗Domänen⸗Fiskus gehörig mit 880 Morgen; be 
Schönauerhof bei Rüffelsheim, ebenfalls Domäne, mit 858 M.; ver Hs 
henhoherhof des Grafen von Erkad - Fürftenau bei Rehbach mit 668 WM; 
ber Kammerhof bes Grafen von Görk mit 659 M., das Gut des Grafen 
Görz zu Georgenhauſen mit 637 M., der Hof Gehaborn, Domäne, be 
Weiterſtadt mit 636 M., das Gut bes Bürgermeifters Heß i Htilter# 
lingen mit 600 Morgen, die Domäne Wafjerbiblos bei Erumftabt m 
598 M., ver Illbacher Hof der Herrn v. Willi mit 575 M., Gut 
des Grafen zu Erbah-Schönberg in Rimbach mit 572 M., ber Hof Halns 
bei 2eeheim, Domäne, mit 522 M., das Gut bes Gemeinbeeinnehmers Div 
ſam in Grasellenbach mit 500 Morgen u. a. m. 

b. In Rheinheſſen: die dem Grafen von Oberndorf gehörige Rheintafd 
Schmittshaufen mit 2500 Morgen, das Gut ber Herzogin von. 
in Hernsheim mit 710 M., der Mickenhäuſer Hof des Fr. W. Wit 
mann bei Rheindürfheim mit 700 M., das Gut der Frau von Herbing # 
Erbesbündesheim mit 679 M., ber Winbhänfer-Hof bes Dr. 
mit 512 M., das Gut des Bürgermeifters Orb in Weſthofen mit 505 
u. a. m. 

e. In Oberheſſen: die Hallenburg des Grafen Gortz zn Schlitz wi 
1537 Morgen, das Gut deſſelben Grafen zu Rimbach mit 794 M., das be 
Grafen Lehrbach zu Lehrbach mit 568 M., die Altenburg bes Hern 
v. Riedeſel mit 555 M., Hof Sorge bes Herrn v. Schend mit 600 M., be 
Chriftinenhof des Fürften v. Yienburg-Büdingen mit 513 M., der Leu ftätter 
Hof defjelben mit 606 M., das Gut deffelben zu Rohrbach mit 524 M., dat 
Büpdinger Hofgut befjelben mit 825 M., das Gut bes Fürften von Nfenburp 
Birftein zu Wenings mit 856 M., das Gut des Grafen von Yſenburg⸗ Meer 
holz zu Marienborn mit 1273 M., das Out zuffonneburg des’ Grafen van 
Bienbung-ZBäptersbad mit 528 Morgen, die Gilter des Grafen von Golmb 

ödelheim zu Fauer bach II. mit 623M., zu Rödelheim mit 608M., zu ib 
fFadt mit 2137 M., das Gut bes Grafen von Solms⸗Lanbach zu Engelthal 
mit 679 M., das Gut des Grafen Dienburg-Wächtersbah zu Brudenbräder 
mit 644 M., der Nonnenhof des Grafen von Leiningen-Wefterburg bei Jlben 
pebt mit 507 M., das Gut des Grafen Walderborff zu Okarben mit 720 N. 
8 bes Freiherrn v. Edelsheim zu Bübesheim mit 644 M., das bes Frhr 
v. Leonharbi zu Großkarben mit 700 M., das der Frhrn. v. Lin zu Wiſſelt⸗ 
heim mit 1061 M., das der Frhrn. v. Lim (Stabener Linie) zu Steinfurti 
nit 2199 M., das bes chen. v. Wiefenhütten zu Niebermeiiel mit 600 R. 
ber Neuhof des Frhrn. v. Virnhaber bei Leihgeftern mit 585 M., das Gut 
bes Frorn. v. Rabenau zu Londort mir 783M., das Gut —— — 
u 


Eid ju Roluhbanfen mit 518 M., das des Kürten von &o 


Naturerzeugniffe. 97 


ofgillt mit 19820 M., bas des Grafen Solms⸗Laubach zu Arns burg mit 589 
., zu Laubach mit 590M., zu Münzenberg mit 934 M., zu Obbornhofen 
682 M., zu Oberſeemen mit 593 M., zu Utphe mit 889 M., der Hof Graf 
8 Grafen von Walderborff mit 549 M., die Güter des Herrn v. Riedeſel 
Eiſenbach mit 594M., zu Rudlos mit 796 M., zu Eiſen bach mit 548 M., 
ı Stodhaufen mit 720 M., die Güter des Grafen v. Stollberg-Wernigerode 
ıLindheim mit 1282 M., zu Louiſenluſt mit 612M., zu Ranſtadt mit 876 
t., ber Schleifelver Hof des Grafen v. Stolberg-Ortenberg-Roßla mit 700 M., 
8 Gut des Rentier Behrens zu Konradstorf mit 522 M., das Gut bes 
Ürften Solms⸗Lich zu Höringshaufen mit 752 M. u. a. m. — 

Den Tanpwirtbfchaftlichen Vereinen ftehen Gartenbau 
ereine zur Seite. Der Gartenbauverein zu Darmſtadt 
eſteht feit 1835. Seine allgemeine Aufgabe iſt: tie Beförbes 
ung ver Obftbaumzucht in allen ihren Zweigen, des Baues ver 
demüfe- und SHanvelsfräuter, ver Zierpflanzen, ver Xreibereien 
nd ter bildenden Gartenfunf. Er fucht feine Aufgabe zu er- 
hllen: durch Kenntnißnahme von dem Zuftante des Gartenbaus 
m In⸗ und Auslande, durch Prüfung und Verbreitung von Ent- 
zeckungen und Erfahrungen, durch Erweckung des Wetteifers in 
Erziehung, Vermehrung und VBereblimg neuer, feltner, nützlicher, 
höner Obft- und Pflanzenarten, mittelft Ausftellungen von Früch- 
en, Blumen, Gemüſe 2c. und mittelft Aufmunterung und Bffente 
icher Anerkennung. Seine Zwede hilft eine Bibliothek fördern, 
veihe an die Mitgliever verleiht. Die ihm nöthigen Gelpmittel 
nüffen ihm tie Beiträge feiner Mitglieder und freiwillige Gaben 
währen. Bis zum $. 1852 bat ver Verein in Fahresberichten 
eine Thätigfeit zur Kenntniß ver Betheiligten gebracht; fett 1852 thut 
T dieß in einer Zeitfchrift, welche in Quartallieferungen ericheint. — Der 
Sartenbauverein in Mainz wirft in ähnlicher Weife wie der zu Darın- 
tabt. Ueber feine Thätigfeit publicirt auch er Iahresberichte feit 1840. 

Dandelsgärtner find thätig in allen größeren Stäbten, 
namentlich in Darmftant und Mainz. 

Größere Sartenanlagen finten fih in und um Darm- 
Rabt, in Mainz, in Gichen, an ven ftändigen Aufenthaltsorten ver 
Standesherrn des Großherzogthums, ſowie anderer größerer Guts— 
befiter des Adelsſtandes und Bürgerſtandes in allen 3 Provinzen, 


Die größeren Gartenanlagen find namentlich: 

a. in Starkenburg: Der Schloßgarten (Bosquet, Herrngarten) in Darm 
Rabt, der Gr. Lujtgarten in Beffungen, der Yujtgarten Des Prinzen Emil 
ehend., Die Anlage Matbildenhöhe bei Darmftadt, ber Puftgarten des Prin« 
en Karl (Rofenhöhe), der Alaziengarten, der botanifhe Garten, Die Kitten 

agen, ber Riebefel’ihe Garten, der Öarten der Knaben: Arbetsantit in 
Dormftadt, die Waldanlagen: Dienaburg, um den Wolisgarten, um Kronihe 

Waltpers Geffen. 7 


98 Das Land. 


fein, im Forſt Reinheim (Lubwigseihe, Lindenberg, Matbilbentempel, 
Emelinenhütte, Ludwigsteich, Ludwigstempel, Forftmeiftersteich,) in der Bef- 
funger Oberförfterei (Herrgottsberg, Moosberg, Dommerberg), 

die Anlage Marienhöhe, die Luftanlage in Seeheim, die Luftanlage in 
Auerbad, der Luftgarten des Prinzen Alerander in Jugenheim, be 
gräflich Erbachiſchen Särten zu Schönberg, Fürftenau, Eulbad, be 
v. Wambolt'ſche Garten zu Birkenau, der v. Pretlad’fche & Sr. Crum⸗ 
bad, der v. Gemmingifche ebendaf., der v. Schönborn’fhe Garten zu Hen- 
fenftamm, die Stabtanlage zu Offenbad. 

b. In Oberheflen: der Burggarten zu Friedberg, ber botanilde 
Garten in Gießen, der fürftl. Solms-Lich'ſche Garten zu Lich, der fürfl. 
Solms - Braunfels’fhe Garten zu Hungen, ber gräfl. Solms - Laubach’ihe 
Garten zu Laubach, die gräfl. Stolberg’ichen Gärten zu Ortenberg, die 


die fürftl. Sienburgifhen Gärten zu Büdingen, die v. Löw'ſchen Anlagen ' 


in Staaben und Ziegenberg, bie gräfl. Görz'ſchen Gärten und Anlagen 
in Shlit und auf dem Richthof u. a. m. 

c. Rheinheſſen: der Garten der Herzogin von Dalberg in H errn#- 
heim, der Eorn. Henf’ihe Garten in Worms, der Hausmann’fche Garten 
auf dem Bifhheimer Hof bei Alzei, der Rumpler’ihe Garten in et 
toldsheim, der v. Sturmfeber’fhe Öarten in Guntersblum, Der Mohr’f 
Garten in Oberingelheim, der biſchöfliche Garten am bifchöflichen Schleß 
in Mainz, die Stadbtanlage in Mainz, die Stadtanlage in Worms. — 

Betrachten wir nun die einzelnen Erzeugniffe des 


Pflanzenreichs, welche durch die Lanpwirtbichaft und ben 
Gartenbau ihre Pflege erhalten | 


Getreide. Man baut im Großherzogthum alle Urten von : 


Getreide und zwar in folher Menge, daß ein großer Theil davon 
ausgeführt werben kann. Den größten Ueberfluß bringen. Rhein 
hefien, das f. g. Ried zwifchen ber Bergitraße und Rhein; bie 
Gegenden am Main und namentlich die Wetterau, Nach eim 
von Herrn Weller in ver Ianpwirthfchaftlichen Zeitfchrift (1848 
S. 192) angefteliten Berechnung kann die Wetterau jährid 
1,393500 Malter Körner ertragen und wenn man bie Saab 
frucht mit ungefähr 87,093 Malter abzählt, fo bleiben 1,306407 
Malter zur Confumtion und zum Verkauf. Wird in Abficht auf erftert 
bie Geſammtbevölkerung, die Stäbte Frankfurt und Hanau mit einge 


fchloffen, auf 100000 Menfchen, ver Bedarf an Bropfrucht aber jährlich 


a Kopf auf 4 Matter, alfo in Summe zu 400000 Malter berechnet, ſ 
bleiben in ver Wetterau allein 906407 Malter zum Verkauf übri 

Der Ernbteertrag im 9. 1851 von den verfchievenen Gr 
treivearten war: 

Weizen 447714 Malter auf 144891 Morgen, 

Spelz 27515 5 m 42 „5 

Korn 714909 „ „ 253125 n 

Gerſte 723427 5 „ 169406 „ 

Hafer 714324 u 1834398 


U 7 


— — 


— 


hl A 


Naturerzeugniife. 99 


Hirſe 22036 Malter auf 4387 Morgen, 

Buchweizen 11153 „ n 4286 " 

Mais 2007 „ " 1086 " 

Betrachten wir pie Getreivearten in Bezug auf ihren Anbau in den 
einzelnen Theilen des Landes, fo finvnen wir den Bau von Weizen in 
Rheinheflen und Starfenburg (mit Ausnahme des Odenwalds wo bor- 
zugsweife Buchweizen) daneben auch Spelz und Gerfte vorherrſchend, in 
Oberheſſen (mit Ausnahme des Vogelsbergs und des Hinterlands) Roggen 
borwaltend; dann Hirfe in Starfenburg und Rheinheſſen, Hafer im 
Odenwald, Vogelsberg und Hinterland, minder in Rheinheſſen. 

Bon Hülſenfrüchten werden überall Erbien, Linſen, 
Widen, Bohnen, felbjt in den bergigen Gegenden gezogen. SDer 
Erndteertrag im 9. 1851 War: 

Erben 54806 Malter auf 22999 Morgen „ 
Zinfen 11371 „ nn 53866 „ 
Widen 27781 „ n.896 „ 
Bohnen 8737 „m . 38864 „ 

Kartoffeln baut man in allen 3 Provinzen in großer 
Menge. Die Kartoffelfrankheit, welche immer bejonders empfinplich 
die Gegenden bes hohen Vogelsbergs trifft, hat DVeranlaffung ge 
geben, daß man bort mit bem Anbau ver fibirifchen Rübe als 
Erjakmittel dafür Verſuche gemacht hat. Ihr Anbau ift von 
einem Hejjen, Namens Flemming, ber feit vielen Jahren in Ungarn 
lebt, und damit gute Erfolge in ven unfruchtbaren Gebirgsgegenven 
Ungarns erzielt bat, angerathen worden. Der Ertrag im $. 1851 
an Kartoffeln war 3,103002 Walter auf 193,555 Morgen. 

Weißkraut (KopfflohD wird in großer Auspehnung in 
Startenburg und Oberheſſen gezogen. Man vechnet an 17000 
Morgen, welche in ven 3 Provinzen damit bepflanzt werben. 
Oberbejjen bringt am meijten, weil damit mehr als 6000 Mor⸗ 
gen bepflanzt find. Starfenburg bringt das befte, befonvders im 
der Umgegend von Großgeran, wo e8 zu einem beveutenden Han⸗ 
velsartifel geworden if. Der Ernöteertrag des Jahres 1851 
betrug 755641 Centner auf 16500 Morgen. 

Rüben in ihren verjchievenen Sorten und Arten werben 

im Großberzogthum befonbers gerne angepflanzt. Dean Tann an- 
nehmen, daß jährlich damit an 75000 Morgen beftellt werben, 
wovon As auf Oberheffen kommt, während Startenburg wa 


100 Das’ Land. 


einmal fo viel anpflanzt als Rheinheſſen; der Umftand, daß biefer 
Landſtrich zu wenig Wiefen und Weiden befigt, nöthigt zu Stall- 
fütterung, wozu denn befonders die Rüben dienen. Mean pflanzt 
weiße-, gelbe, Kohl- und Runfelrüben. Der Ertrag .1851 war 
5,040345 Gentner auf 74683 Morgen. 

Gemüfe Der Gemüfebau wird in allen Provinzen be 
trieben, allein 28 gibt mehrere Gemarfungen, in welchen er eine 
befondere Entwiclung und Ausdehnung erhalten hat und auf eine 
hohe Stufe gefommen ift. In Starfenburg wird er am ftärkften 
in der Gegend von Dornberg, Heppenheim und Bensheim - betrie 
ben. Auch zieht man hier viele zarte feinere Gemüfe, ſowie in Darm 
ftabt treffliche Spargel. In Rheinheſſen zieht man befonvers feine und 
zarte Sorten, namentlich im f. g. Gartenfeld bei Mainz, in deſſen 
Nachbarorten Mombach und Gonfenheim, fowie bei Bingen und Worms. 

Zwtebeln. Der Zwiebelbau, der an ben meiften Orten 
nur jo weit betrieben wird als es das eigene Bedürfniß erfordert, 
tft an manchen Orten von großer Bebeutung und es wirb mit 
Zwiebeln ein beträchtliher Handel getrieben. Es ift dieß befon 
bers der Fall in Griesheim in Starfenburg, und in Ober- und 
Niedermorftadt in Oberheifen. Hier rechnet man auf einen Mor 
gen einen Erndteertrag von 45—50 Süden à 130—140 Bfh, 
welche einen Rohertrag von 125—140 fl. liefern. 

Wein. Der Hauptweinbau des Landes findet fich in Ahele 
heſſen und in ber Bergftraße. Er wird invefjen auch in andern heilen 
von Starfenburg jelbft in einigen Theilen von Oberheſſen getrieben. 

Sn Rheinheſſen maht das Weingeläinde etwa 7 Prozent 
des cultivirten Bodens aus und beträgt (1849) 35734 Morgen. 
Es gibt nur wenige Gemarfungen, welche ganz ohne Weinbau find, 
in vielen tft derſelbe beveutenvder als irgend ein fonftiger Zweig 
der Landwirthſchaft, im Allgemeinen aber macht er nach dem Frucht 
bau vie bedeutendſte Nahrungsuyuelle der Bewohner aus. Die 
Natur felbft weiſt fie durch vie Falf- und thonhaltigen Beftand- 
theile des Bodens, durch bie gegen rauhe Winde gefchitte Loge 
der Anhöhen und ihre Richtung nach der Sonnenmwärme, 
bie milde Befchaffenheit des Climas 2c., auf ven Weinbau hin. 

Die Hauptweinorte für weiße Weine find: 1. Nierftein, 
wo fchon vor Karl dem Großen Weinbau getrieben wurde, 2. Bir 
besheim, in bejjen Gemarkung ber berühmte Scharlachberg liegt 


Naturerzeugniſſe. 101 


3. Bingen, 4. Oppenheim, 5. Worms, deſſen beſte Weine die 
Liebfrauenmilch, der Luginsland, ſowie der Katerlöcher ſind, 6. Dien⸗ 
heim, 7. Laubenheim, 8. Nackenheim, 9. Bodenheim, 10. Koſtheim, 
11. Gaubiſchofsheim, 12. Kempten. — An dieſe reihen ſich in 2. Linie: 
Bechtheim, Dftbofen, Bofenheim, Alsheim, Guntersblum, Hahnheim, 
Heßloch, Mettenheim, Wefthofen, Harrheim, Gaubödelheim u. a. m. 
Rothen Wein erzeugen befonders: 1. Gundersheim, 2. Ober» 
und Nieber-Fugelbeim, 3. Heivesheim. — Die Erträge des Wein- 
areals von Rheinheſſen find natürlich je nach dem günftigen Aus⸗ 
fall eines Herbites ſehr verſchieden. Man rechnet von 1792—1833 
14 vollfommene Herbfte, aljo für Ein Jahr durchſchnittlich 1s 
eines ſolchen. Kin. in gehörig tragbarem Zuftande befinplicher 
Morgen Weinberg ergibt durchſchnittlich jührlid 5 Ohm. Bon 
dem ganzen Weinareal Aheinheffens nimmt man nur °/s ober 
21,430 2/3 Morgen als in gehörig tragbarem Stande an, alfo 
mit 5 Obm per Morgen anzufchlagen, oder das ganze Weinareal 
mit 3 Ohm per Morgen. Demnach ergaben ſich als burch- 
fehnittliche jährliche Weinprobuftion Rheinheſſens 107202 Ohm. 
In Starfenburg zählt man 3268 Morgen Weinbergs- 
land. Der meifte Wein wird an der Bergftraße geivonnen, nament- 
lich bei Zwingenberg, Auerbach, Bensheim und Heppenheim. Aber 
auch die Gewächſe von Schönberg, Gronau und Zell werben ge- 
ſchätzt. Auch einzelne andere Orte in der Provinz treiben etwas 
Weinbau, jo einzelne Drte des Sreifes Dieburg und bie Umgegend 
von Wimpfen. Der Weinertrag ber Provinz Starfenburg wird 
af 8360 Ohm gefchägt. Im und um Darmſtadt bejtanden vor 
Zeiten berrjchaftliche Weingärten, welche ziemlich viel Wein zogen. 
Der feinere Geſchmack fowie die Leichtigkeit des Bezugs befferer 
Deine haben fie verſchwinden machen. Aehnliches mar ver Fall 
bei Brensbach, Neichelsheim und in anderen Orten des Oben: 
walds und der Aheinebene, namentlich im Niet. In Leeheim 
kemmen z. B. ſchon 782 Wingerte vor. Noch im 16. Jahr⸗ 
hundert war der Weinbau im Ried ſehr beträchtlich. Viele Ge— 
wanne führen daher dort noch den Namen Wingertsgewann. 
Oberheſſen hat jest mr noch 89 Morgen Weinbergs- 
land, welche jährlich 227 Ohm erzeugen. Sie liegen im Sreife 
didingen. In der Wetterau wurde in früheren Jahrhunderten 
ziemlich viel Weinbau getrieben. So werben vie Weiher um 


102 Das Land. 


Dauernheim jchon im 9. 790, die von Echzell und Bingenheim 
817 genannt. Des Weinbaus zu Rendel geſchieht 1334 Er- 
wähnung, 1395 in Dorheim, 1635 in Oberrosbach, Philippsed 
und im Amte Hochweifel ꝛc. 

Obſt. Obftbau wird in allen brei Provinzen in ziemlicher 
Ausdehnung ceultivirt. Nicht blos Haus- und andere Gärten find 
reichlich mit Obſtbäumen verfehen, fondern auch die an ber Land 
ftraße fortlaufenden Weder müſſen vorichriftsmäßig damit bepflant 
fein. Borzugsweife find es Aepfel-, Birn-, Kirichen-, Pflaumen 
und Zwetſchenbäume, welche gepflanzt werben; außerdem kommen 
aber auch Aprikoſen⸗, Pfirſich⸗ Mandelbäume namentlich in ver 
Bergftraße und in Rheinheſſen vor. Die Bergftraße bringt be 
ſonders viele Kirichen und Aepfel, das Ried vorzugsweife Aerfl, 
die Wetterau Aepfel und Zwetfchen, das Hinterland Zwetſchen x. 
Bon welcher Beveutung der Obftbau in ver Wetterau geworden 
ift, geht n. a. daraus hervor, daß von Herbit 1832 bis Fräß 
jahr 1835 von Privaten 26654 und von Gemeinden 4619 
Obſt- befonders Wepfelbäume angepflanzt wurden. — Zur Fr 
derung der Obftbaumzucht wirken fehr beveutend mit bie neben 
vielen Privatbaumſchulen beftehenden Communalbaumſchulen in allen 
Theilen bes Landes, 

Delgewähfe Bon Delgewächjen baut man Reps um 
Magfamen, und zwar in großer Ausdehnung. Oberheſſen fi 
jährlich über 5000 Morgen Reps und über 800 Morgen Mohe 
ein. Starkenburg dagegen pflanzt jährlihb über 3000 Mlorgen 
mit Magfamen und etwas mehr mit Reps an. Rheinheſſen bat 
etwa 10000 Morgen mit Reps, 1500 Morgen mit Magfamen 
an. Der Gefammtertrag von Reps war im 3. 1851: 98384 
Mealter und von Mohn 13494 Mealter. 

Hopfen wird im Ganzen nicht viel gebaut, am meiſten 
in Starfenburg, vorzugsweiſe in den Streifen Linvenfels, Dieburg 
Großgerau, Erbach. Im Jahre 1851 waren 39 Morgen damit 
bepflanzt welche einen Ertrag von 62 Centnern ergaben. MM 
Oberheffen und in Nheinheffen ift der Hopfenbau unbedeutend. 

Tabak. Der Tabaksbau Hat in neuerer Zeit einen We 
beutenben Auffhwung erhalten. Im Jahre 1851 waren in be 
Kreifen Bensheim, Heppenheim, Dieburg und Dffenbach 4296 
Diorgen bamit beftellt, welche einen Ertrag von 23748 Centuer 


Naturerzeuguiſſe. 103 


eferten. Der Durchſchnittpreis ſtellte ſich auf 12 fl. per Cent⸗ 
er; es wurde alſo ein Erlös von 284976 fl. erzielt. In 
berheſſen und Rheinheſſen iſt fo gut wie gar kein Tabaksbau zu 
yanfe. 

Flachs und Hanf. Der Bau dieſer Probilfte wirb in 
fen Provinzen betrieben, aber in verfchievenem Verhältniß. Ober⸗ 
eſſen pflanzt befonbers viel Flachs, während in Starfenburg und 
heinheſſen der Hanfbau vorherrſcht. Rheinheſſen pflanzte 1849 
m 1 Morgen mit Flachs an, und von Hanf nur fo viel als 
e Landleute feiner in ihren Haushaltungen zu Hemben, Beit- 
cher ꝛc. bebürfen. Der Ertrag der Erndte im. J. 1851 war 
ı Ylacdhs 46,244 Centner auf 15,090 Morgen, an Hanf 14,984 
entner auf 5325 Morgen. 

Gras und Kleebau. Oberheſſen ift am reichten an 
Ziefen, Grasgärten und Weiden; fie nehmen 279347 Morgen 
n, während Starkenburg 129122 Morgen und Rheinheſſen 
ur 22873 Morgen hat. In Rheinheſſen fieht man fich darum 
saötbigt, zur Fütterung des Viehs mehr und mehr Klee anzu: 
men, fo daß jeto an 35000 Morgen damit beſtellt find. ‘Die 
zieſenkultur bat in den legten 20 Jahren aufßerorbentliche Fort⸗ 
yritte gemacht; großen Antheil daran bat das im 9. 1830 ge- 
bene Wiejenfulturgefeg, und feine Anwendung bat den Werth der 
3iefen ungemein erhöht. 

Cichorie wird in Starfendburg gepflanzt und zwar in ben 
veifen Großgerau (befonders Griesheim), Dieburg (vorzugsweife 
yarpertshaufen) und Offenbach (befonders Offenbach und Münfter). 
Der Ertrag im 9. 1851 war: 3196 Gentner auf 83 Morgen. 


3. Durch Forftwirtfchaft gewonnene. 

Die Hauptwalvpiftricte des Großherzogthums bilden feine 
gedirgigen Theile, alfo ver Odenwald, ver Vogelsberg und das 
Öinterland. Von ven 3,196866 Morgen, welche feine Cultur⸗ 
fühe einnimmt, bilten 1,086327 Morgen Walpflächen. Bon 
biefen Tommen 478226 auf Starfenburg, 568616 auf Ober- 
beffen und 39485 auf Rheinheſſen. Die Walbungen find theils 
Eigenthum des Staates alfo Domanialeigenthum, theil® gehören 
fe Gemeinden und Stiftungen, theis Privaten an. In Starfen- 
burg find 114491 Morgen Domanialwald, 218291 Warn 


104 Das Land. 


Communalwald, 150438 Morgen Privatwald. In Oberxheflen 
find 207959 Morgen Domanial-, 196226 Communal-, 164431 
Morgen Privatwal. In Nheinheffen bilden 6866. Morgen De 
mania, 23747 Morgen Communal- und 8872 Morgen Pri 
vatwald. Die Bewirtbfchaftung erfolgt bei dem Domanialwal 
unmittebar durch die Forftbehörde, bei Commumal- und Privat 
wald von Seiten der Eigenthümer unter der oberen Aufficht md 
Leitung ver Forſtbehörden. — Laubholz, namentlich die Buche ifl 
vorherrichend in den Forften; fie nimmt beſonders in Oberheſſen 
eine bedeutende Fläche ein, weniger verhältnifmäßig in Starken 
burg. In Rheinheffen zeigt fie fich in reinen Beftänden gar nicht, 
fondern immer gemifcht mit andern Holzarten befonders mit ber 
Eihe. Am reichiten an Eichen find Starkenburg und bie beiben 
Forfte Gießen und Burggemünden in Oberheffen. Beide Ho 
arten zugemifcht ift die Hainbuche, Birfe.. Der gemeine Ahorn 
findet fih Häufig in den höheren heilen des Vogel&bergs und 
oft von anjehnlicher Stärke. Seltener find Ejchen, Ulmen um 
Linden. Im Nadelholz herricht die Kiefer vor, die in allen Bro 
vinzen anzutreffen ift, namentlich aber in Starfenburg, felten fl 
bie Fichte, häufiger die Lärche. Der beiläufige Holzertrag ber 
Waldflächen des Großherzogthums beläuft ſich in ſummariſchen 
Klaftern im Preußiſchen Maaſe von 108 Kubikfuß Raum und 75 
Kubikfuß Maße auf 352880, wobei das ſämmtliche in orbentlide 
Verkaufsmaaße gebrachte oder gefchätte Hoß, alfo auch Stod- ud 
Reisholz, nicht aber bloßes Leſeholz, mitgerechnet ift. 


II Erzengniffe des Thierreichs. 
l. Wilde Thiere. 


Die zunehmende Bevölkerung fowie das Lichteriverden der Wältet 
verbunden mit andern Umſtänden, welche die zunehmende Cult 
im Gefolge hat, das Jagdvergnügen, zu welchem bald Liebhaberei 
bald Gefunpheitsrücjichten Yindrängen, haben die Menge von wilden 
Thieren, welche cheven die Wülder des Odenwalds, des Vogel# 
berg8 und des Hinterlands belebten, beveutend gemindert. Dit 
legte Bieber, von dem die Jagdannalen in unferm Lande Er 
wähnung thun, wurde 1596 an ber Gerfprenz unweit Stockſtadt gefar 
gen. Der letzte Bär wurde im Yahre 1678 im Oberwalde auf 


Naturerzengniffe. 105 


bem Vogelsberg von dem Niebefel’fchen Oberjäger Jenniſch erlegt 
und die letzte Bärenbete, eine noch) im Anfang des 17. Jahrhun⸗ 
derts beliebte Beluftigung, wurbe im 9. 1623 im Schloßhofe zu 
Darmftadt gehalten. Der Iette Wolf fiel erit am 6. Januar 
des J. 1841, im Lorſcher Wald, nachdem er von Frühjar 1840 
an, wo er fich zuerjt gezeigt, 31 Schaafe und an 50 Frifchlinge 
zerriffen Hatte, ohne was cr an Neben und Rothwild gemwürgt. 
Durch den Jäger des Herrn v. Granch unſchädlich gemacht, 
ſteht ber Loricher Wolf jet im Muſeum zu Darmftadt. Nicht 
fo jfelten, wenn auch gewiß ihre Zahl früher größer war, find 
Füchſe, wilte Raben, Marver, Iltiße, Wiefeln, Eichhörnchen 2c. 
und bie verſchiedenen Arten des Speiſewilds. 

Schwarzwild findet fih wohl jet nur noch in ben 
Parks, während es in Starfenburg vor noch nicht langer Zeit im 
Revier Mitteldick, fowie in einzelnen Forften des Odenwalds vor- 
km. — Rothmwild findet man noch in den großen Walbungen 
um Romrod, Grünberg ꝛc., fowie in ber Büdinger Mark, im 
ſüdlichen Odenwald und matürlich in den Parks; Damwild im 
Wildpark zu Gerau, in den Forften von Gerau, Langen und Lorjch 
und in dem Erbadhifchen Thiergarten, Rehe, Hafen und Kanin- 
hen in ziemlicher Zahl, wenn auch die letzten Jahre temporär 
unter ihnen aufgeräumt haben. Fifchottern kommen als Selten- 
beiten noch hier und da im Hinterlande an der Lahn und ihren 
Auflüffen, im Vogelsberg an der Ohm und Nidda vor. Bon 
Feld- und Waldgeflügel hat das Land Aoler, Habichte, Buß- 
hardte, Fallen, Geber, Reiher, Naben, Sperber, Krähen, Elftern, 
Hehre, Eulen, Spechte, Trappgänfe, Hafelyühner, Birkhühner, 
Auerhahnen, Phafane, milde Gänſe, wilde Enten, Repphühner, 
Schnepfen, Wachteln, Lerchen, Krammetsoögel, Amfeln, wilde Tau- 
ben, Staare, Kibite, Wafferhühner, Pyrole, Grün, Echwarz und 
Duntipechte, Wiedehopfe, Kufufe, Grünlinge, Zeisgen, Finken, 
Nachtigallen, Sperlinge ꝛc. Bon Reptilien finden ſich: Eidechſen, 
Salamanderarten, Fröfche, Schlangen (Ningelmattern, glatte Nattern, 
Blindſchleichen, Ottern ober Vipern). An Fiſchen finden fich be- 
ſenders: Aale, Karpfen (Teich- und Spiegelfarpfen, Weißfiſche, 
Schleichen, Barben, Karauſchen, Elrigen), Hechte, Sulmen (Forellen 
verſchiedener Art) Flußbarfchen, Quappen, Stichlinge, Grundeln. 


106 Das Land. 


2. SHausthiere. 

Eine blühende Viehzucht ift eines ber mächtigften Mittel 
zur Hebung ber Lanbwirthichaft, fie geht darum in ihren Der- 
befferungen Hand in Hand mit denen des Aderbaus. Es ift ihr 
ebenfo wie dem Aderbau vie Fürforge ver Regierung zugetvenbet, 
und die lanpiwirthfchaftlichen Vereine find unermüdlich fie fo zu 
heben, wie es bei ihrer Bedeutung für den Aderbau nöthig if. 
Ausitellungen von preiswärbigem Vieh und Belohnungen und Be 
lobungen der tüchtigen Viehzüchter wirken mit großem Erfolg. 

Der Viehſtand des Großherzogthums im J. 1850 repr& 
fentirte ein Capital von 20,427719 fl., von melden 6,704537 
auf Starfenburg, 7,842580 auf Oberhefien, 5,880602 af 
Rheinheffen kamen. _ 

Mehrere Viehmärkte des Landes find von großer Bedeutung, 
wie: die Märkte in Schotten, Beerfelden und NReichelsheim. IR 
Schotten waren im 9. 1851 aufgetrieben: 174 Pferde, 136 
Tohlen, 584 Ochſen, 1904 Stiere, 774 Kühe, 729 Rinde, 
1495 Kälber und 816 Schweine In Beerfelden betrug bie 
Zahl des von 1841—1850 auf 198 Märkten aufgetriebenen 
Viehs 96570 Stüd; verkauft oder vertaufcht mwurben in dieſer 
Periode 27243 Stüd; der Betrag des Geldumſatzes dabei war 
1,549396 fl. In Reichelsheun waren in berfelben Zeit aufge 
trieben worden 25184 Stüd, von denen 11868 vertaufcht obe 
verfauft wurden; der Betrag des Geldumfates dafür betrug an 
742064 fl. 

Viehverſicherungsanſtalten ſchützen PViehzüchter und 
Viehbeſitzer vor Verluſten. eo. 

Die Rindviehzucht ift von großer Bedeutung im Groß 
herzogthum, fo daß ihre Probufte einen wichtigen Ausfuhrartifed 
bilden. Beſonders zeichnen ſich die Provinzen Starfenburg und 
Oberheffen durch ven ausgedehnten Betrieb der Viehzucht aus. 
Man zählte im Jahr 1850 

Ochſen. Stiere. Kühe. Kinder. . 
in Stalendbug . . . 83861 822 57321 35096 
„ Oberheffen . . . 14025 1103 76897 36075 
„ Rheinhefien . . . 1769 674 43306 20061 


im ganzen Großherzogthbum 19655 2599 177524 91232 


Naturerzeugniffe. 107 


Großen Antbeil an ber Verbefferung ver Rindviehzucht haben 
a. die Einführung der Stallfütterung, vie beffere Einrichtung 
x Bullenhaltung, die Einfuhr von gutem Zuchtvieh 2c. In Ober⸗ 
fen tft die Zahl der Ochſen verhältnigmäßig viel größer als in 
m andern Provinzen, weil bort ver Ackerbau meijt mit Ochſen, 
er aber mit Pferven getrieben wird. Die Nacen, welche vor» 
gsweiſe gefunden werben, find in Starfenburg die Odenwälder, 
Oberheſſen die Vogelsberger, in Rheinheſſen die Donnersberger 
ace. Häufig fieht man auch dieſe Racen mit Schweizerblut 
rmiſcht. 

Die Schafzucht iſt nur in Oberheſſen bedeutend; in Star⸗ 
nburg betreibt man ſie nur im Odenwalde in einiger Ausdeh⸗ 
ing; in Rheinheſſen aber, wo es feine Gemeinweiden unb feine 
rache gibt, eriftirt im Grunde gar feine Schafzucht. Der Schafr 
and im 3. 1850 war: in Oberheffeu: 188407, in Etarfen- 
weg 26658, in Rheinheffen 3584, aljo im ganzen Grofher- 
ogthum 218649. Das Schafvieh Oberheffens ift im Ganzen 
on fohlechter Nace, und nur in einigen Gegenden durch Hans 
izverſche Stähre verebelt. Beſſere Schafe findet man in Star« 
enburg, befonvers in mehreren burch fpanifche Böcke verebelten 
Schäfereien. 

Die Ziegenzucht iſt beſonders in Rheinheſſen bedeutend 
amd bisher in ſtetem Zunehmen begriffen geweſen; im Zunehmen 
begriffen ift fie auch in den beiden andern Provinzen, wenn auch 
nit in dem Maße wie dort. Rheinheſſen hatte im J. 1850 
einen Ziegenftand von 21703, Starfenburg von 25065, Ober: 
hefien von 21362 Stüd. 

Die Pferdezucht ift im Lanbe ebenfalls in bedeutendem 
dortſchritte begriffen. Zur Verbefferung derſelben trug vieles bie 
kit vem J. 1808 unter verjchievenen Formen beftehenve Landge- 
ſtütsanſtalt bei, welche tüchtige Beſchälhengſte anfchafft und heran- 
ieht, Die gegen ein mäßiges Sprunggeld die Stuten des Landes 
in den verſchiedenen Theilen deſſelben zu näher beftimmten Zeiten 
bedecken. In Ulrichftein beftand Bis zum 9. 1848 auch ein 
Stammgeftüt, in welchem zur Zucht guter Pferde ebenfo Stuten 
wie Hengfte gehalten wurden, während die Hengfte des Landesge— 
ſtüts zur Bedeckung ber Pferde im Lante gebraucht wurten. Wie 
br fich die Pfervezucht im Lande gehoben, geht voraus heran, 


108 Das Land. 


baß ber größere Theil der Remontepferde für das Großh. Militär 
im Lande gefauft werben Tonnte und daß auch ein großer Theil 
ver nöthigen Luxuspferde aus der Landeszucht bezogen wird, fowie 
auch Häufig Pferde für das Ausland im Großherzogthum angefauft 
werben. Im Intereſſe der Pferdezucht ift feit 1849 in ber 
Nähe von Ulrichſtein auf den bis dahin dem Großh. Privatgeftüte 
eingeräumt geweſenen fiskaliſchen Weiden eine Weideanſtalt für 
eine entfprechende Anzahl ein- bis breijähriger Fohlen von Pri- 
daten errichtet, auf welcher folche von Mai bis Detober gegen eine 
entfprechende Vergütung Wartung, Fütterung und Aufficht genießen. 
Im 3. 1852 fanden fich darauf 43 einjährige Fohlen und 18- ältere 


Thiere. — Der Pferbeftand im J. 1850 war: in Starfenburg 14414, 
in Oberhejjen 10915, in Rheinheffen 12383 Stüd, im ganzen 


Großberzogtfum alſo 37712. Dazu fommen in Starkenburg 
2364, in Oberheilen 775, in Rheinheſſen 402 Wohlen, im 
ganzen Großherzogthum alſo 3541. 

Der Eſelſtand betrug im J. 1850 in Starfenburg 293, 
in Oberhefien 597, in Rheinheſſen 31 Stüd, im ganzen Groß 
herzogthum alſo 921 Stüd. 

Die Schweinezucht ift befonders in Starfenburg und 
Oberheſſen bereutend, weil fie bier nicht blos durch ven ftarken 


Kartoffeln und die zuhlreichen großen Branntweinbrennereien | 


Sondern auch durch die ausgevehnten Eich- und Buchwaldungen 
unterftügt und erleichtert wird; weniger beveutend ift fie in Rhein⸗ 
heifen. Der Schweineftand war im J. 1850: in Starlending 
76487, in Oberhefien 81792, in Rheinheifen 42319 Städ, 
im ganzen Großherzogthum alfo 200598 Stück. 


Federviehzucht finvet fich überall in Menge, zum Theil 


nur für den eigenen Bedarf. In Oberheſſen zieht man inbelien 
weniger Federvieh als in ven beiden andern Provinzen. 

Die Bienenzucht ift gerade nicht von großer Bedeutung, 
beffenungeachtet liefert der Odenwald mit feinen Heiden und feinem 
von ven Bienen fehr geliebten Heibeforn, Aheinhefjen mit feinem Reps⸗ 
und Kleebau einen fchönen Vorrat an Honig. Auch in ber 
Wetterau befördert ein im Jahr 1841 gegrünveter Bienenverein 
die Bienenzucht. Ehedem hatte man eigene Bienengärten; ein 
folcher war 3. B. in Darmitabt in einem Xheile des jegigen Bosquets. 


Drittes Buch. 
Das Volk, 


‚ Größe der Bevölkerung des Landes. — Vergleichende 
Reſultate. 


Die erſte Zählung der Bevölkerung des Großherzogthums, 
jdem daſſelbe feine jetzigen Beſtandtheile erhalten hatte, erfolgte 
Jahr 1815. Damals betrug die Geſammtbevölkerung 627157 
len und zwar Tamen davon auf Starkendurg 218345, auf 
erbeffen 248824, auf Rheinheſſen 159988. Erft im J. 1821 
‚de wieder eine allgemeine Zählung vorgenommen. Don bem 
1821 an erfolgten die PVollszählungen mit Ausnahme von 
30—34 alle drei Jahre und lieferten ſtets fpeziellere und 
erere Reſultate. Die Vollszählungen werben jetzo nach einer 
truction vom 4. April 1833 und mit Zugrundelegung des 
{bft vorgefchriebenen Formulars vorgenommen. Es werben bar- 
h die Bevölkerungsliſten von jedem Orte beſonders durch ben 
rgermeifter ober ben für bie Lokalpolizey angeftellten Beamten, 
fich ein folcher findet) aufgeftellt und aus dieſen Drtsbenöl- 
ungsliſten durch die Verwaltungsbehörden (Kreisräthe) die Gene- 
tnbellen über vie Verwaltungsbezirke zufammengeftellt. 


Die neuefte Zählung von 1852 ergab eine Gefammt- 
eelenzabl von 854314. Bon bdiefen kommen auf Starfenburg 
9050, auf Oberheſſen 309617, auf Rheinheſſen AULGAT. 


110 Das Voll. 


Diefe Zählung an fih, wie in ihrer Vergleichung mit ben 
Zählungen früherer Jahre, läßt fich nach verfchievenen Rüchſichten 
näher betrachten *) und bietet in diefer näheren Betrachtung mannid) 
fach intereffante ftatiftische Reſultate, deren einige wir bier ar 
führen wollen. 

Don diefen 854314 Bewohnern gehörten 842654 dem 
Civilſtand, 11660 dem Militärftand an. — Nah ven Eonfeffio: 
nen betrachtet waren 603583 Proteftanten, 217798 Katholiken, 
4199 fonftigen chriftlichen Confejfionen Angehörige, 283734 Juden. 
Es wohnten von den 854314 Bewohnern in Städten 230482 
(Oberhefjen 73734, Starfenburg 90911, Rhei heifen 65837), 
auf dem platten Lande 623832. Es lebt alfo etwa ber vierk 
Theil der Bevölkerung in Städten. — 

Betrachtet man die Bevölkerung des Großherzogthums nad 


ihrer Dichtigkeit, fo zeigt fih, daß auf einer [|M. im Gr ' 


herzogthum im Ganzen durchſchnittlich 5588 Seelen leben, in 
Starfenburg 5808, in Oberheflien 4248, in Rheinheſſen 9029. 
Es ift demnach die Provinz Rheinheſſen die relativ bevölkertſt. 
Es gibt in Deutichland wohl kaum einen Bezirk von ähnlicher 
Ausdehnung, der eine ftärfere Bevölkerung aufweiſen Tann, und « 
tft dieſe Erfcheinung um jo auffälliger, als Rheinheſſen nicht eigent 
ich einen Induſtrie⸗, fonvern vielmehr einen Landbaudiſtrikt bilde, 
Nah den Befhäftigungen geſchieden find unter im 
854314 Seelen . 
Staats-, Kirchen⸗ sc. Diener: 6771, 
Aderleute: 51318, 
Uderbautreibende Gewerbleute: 18971, 
Gewerbleute: 43161, 
Taglöhner männlichen Gefchlehts: 39087, 
1 weiblichen Gefchlehts: 25240, 
Fabrifarbeiter: 7423. 


Nah dem Lebensalter und Gefchlecht gefchieben fin 
bon ben 854314 Seelen 

Männlichen Gefchlehts unter 14 Jahren: 140722, 
über 14 Jahren: 281588, 


" " 


*) Anm. Vergleiche bie treffliche Arbeit Schmidts in dem Beiträgen 
des Vereins für Erdkunde zu Darmftadbt Heft 1. u. 2. 


Größe ver Bendfferung. 111 


Weiblichen Gefchlechts unter 14 Sahren: 140103, 

" über 14 Sahren: 291901, 

Samilien bilveten die 854314 Seelen: 168498, 

Wohnbäufer bew. vie 854314 Seelen: 121490. 

Dei einer Bergleihung mit früheren Zühlungen ergeben fich 
u. as folgende Reſultate. Bei einer VBergleihung mit ver 
eriien Zählung im 9. 1815, melde 627157 Seelen be- 
eng, ergibt fih, daß fich bis jetzt vie Bevölkerung in folcher 
Weife vermehrt hat, daß fie, wenn fie ftetS in gleichem Maaße 
mnähme, in 85 Jahren fich verboppeln müßte, daß alfo im Jahr 
1900 noch einmal fo viel Menfchen im Großherzogtfum leben 
würden als im 9. 1815. 

Dei einer VBergleihbung der Zählung von 1852 
mit der von 1849 ergibt fich, daß fie fie fich feit dem um 
1790 Seelen vermehrt hat, von denen 1287 auf Oberbefjen, 
466 auf Starkenburg, 37 auf Rheinheſſen kommen. Betrachtet 
nan vie Vermehrung mit Rückſicht auf jüdiſche oder _ chriftliche 
Abſtammung, fo zeigt fich, daß bie jüdiſche um 397 abgenommen, 
bie chriftlihe ſich alſo um 2187 vermehrt Hat. Weiter ergibt 
fich, daß fich die Bevölkerung der Städte feit ver legten Zählung 
um 9654 Seelen vermehrt hat, welche Vermehrung hauptfächlich 
in ber bebeutenden Zunahme ver Benölferung von Darmſtadt mit 
Beilungen, Offenbach, Mainz, Worms und Caftel ihren Grund 
bat. Die Benölferung des platten Landes bat dagegen um 7864 
Seelen abgenommen feit 1849. Es findet dieſe Abnahme vor⸗ 
zngsweife in ber bebeutenden Auswanderung ihre Erklärung. — 
Die Städte, welche die ftärfite Vermehrung gehabt huben, find: 
Schotten (von 2176 Seelen auf 2413), Friedberg (von 5135 
anf 5242), Lich (von 2310 auf 2444), Grebenau (von 723 
anf 816), Darmftadt mit Beffungen (von 29486 auf 30465), 
Offenbach (von 11722 auf 13037), Gernsheim (von 3378 
auf 3488), Zwingenberg (von 1533 auf 1641), Lindenfels (von 
871 auf 985), Mainz mit Zahlbach (von 35140 auf 36741), 
Worms (von 8862 auf 9690), Kaſtel (von 3157 auf 3360), 
Oppenheim (von 3064 auf 3218). — 

Bei einer Bergleichung ver neueften Zählung mit der 
Zählung von 1834, ver erften, welche nach ber gültigen Its 
ftruction aufgenommen wurbe, ergibt fih u. a. Tolgenus‘ 


112 ' Das Voll. 


Die Gefammtbenöfferung des Großherzogthums Hat von 
1834 bi8 1852 um 12,31 Prozent zugenommen. Die Zu 
nahme ver einzelnen Claffen von Bewohnern aber bat nicht in 
demſelben Verhältniß zugenommen, denn die Zunahme ver Ader- 
leute beträgt 12,16 Przt.; die gewerbtreibenvden Aderleute haben 
um 5,40 Przt. abgenommen; bie eigentlichen Gewerbleute Hatten 
nur eine Zunahme von 8,50 Przt. erfahren; bie Stants- md 
Kirchendiener dagegen haben fihb um 26,66 Przt. vermehrt, bie 
männlichen Zaglöhner um 37,82 Przt., die weiblichen um 72,04 
Pröt., die Fabrikarbeiter um 225,0 Przt. — Die proteftantifche 
Bevölkerung ift um 11,00 Przt., die Tatholifche um 14,18 Prit, 
die jübifche um 16,38 Przt geitiegen. 


I. Bertheilung der Bevölkerung in Yand- und Stadtbemohner, 
ftädtifche und ländliche Wohnplüge, 


Stabt und Land find bie beiden Gegenfäße im Wohnen; 
e8 gibt daher ftäbtifche Gemeinden nnd Ländliche, 

Die Zahl der Städte im Land beläuft ſich auf 66, wo⸗ 
von 38 auf Oberheſſen, 21 auf Starkenburg und 7 auf Nheln- 
heſſen kommen. Bon biefen Städten ift die größte Mainz mil 
36741 Seelen, vie Kleinfte Königsberg in Oberbeffen mit 457 
Seelen. Es befinden fich ferner darunter folche, die mehr al 
10000 Einwohner haben, nur 3: Mainz, Darmftadt, Offenbad. 
Es leben in allen Stäpten zufanmmengenommen 230482 Seelen. 

Die Zahl der Ortſchaften auf dem platten Lande, 
worin bie ſ. 9. Marftfleden, Dörfer und Weiler enthalten find, 
beläuft fih auf 1109. Davon kommen auf Starfenburg 407 
(24 Mrktfl,, 357 Dörfer, 26 Weiler ꝛc.); auf Oberhefjen 519 
(9 Mrktfl, 492 Dörfer, 18 Weiler 2c.); auf Nheinhefjen 183 
(15 Mrktfl,, 165 Dörfer, 3 Weiler 2c. Ihre Geſammtbevöl⸗ 
ferung beträgt 623832 Seelen. Die am ftärkften bevölkerten 
ländlichen Gemeinden find: Lampertheim mit 4381 Einw., Pfung 
ſtadt mit 3772 Einw. Die fchwächlte Dorfbenölferung haben 
bie Filtal- Dörfer Kunzenbach mit 26 Einw. und Hochberg mit 
46 Einw. 

Die ländlichen Bohnpläge find bald gefchloffene Der. 
ter und dieſe bilden bie Mehrzahl, bald liegen fie zerftrent und 


Städtiſche und Länbliche Bevölkerung. 113 


weit ausgebehnt (vie Gehöfte meift in einiger (Entfernung von 
einander), fo namentlich im Odenwalde, wo 3. B. Moſſau und 
Sensbach jedes eine Meile lang find. Fruchtbarkeit und Uns 
fruchtbarfeit des Bodens, die daraus meift entfpringende Wohl- 
habenheit oder Dürftigfeit der Bewohner entfcheivet in Verbindung 
mit dem größeren oder Fleineren Maaße ihrer geijtigen ober fitt- 
lihen Bildung über das äußere Anfehen der Wohnpläte. Sind mit 
ber eigentlichen lanpwirthfchaftlichen und damit zuſammenhängenden 
auch noch andere Beichäftigungen in Berührung, welche vie Ver- 
arbeitung von felbft gewonnenen Rohftoffen zum Zweck haben, 
oder entitehen zu dieſem Behufe im folchen. Gegenven dieß an⸗ 
ftrebende Etablifjements, fo übt das einen großen Einfluß auf den 
Wohlftand ver betreffenden Gegend. Im weftlihen Oden 
walde fommen nur felten große Gemarfungen, große Dörfer vor, 
dagegen find fie in dieſem Xanvestheil fehr zahlreich, jo daß in 
den oberen Modaugegenden und im Wefchnitgebiet namentlich bie 
Dörfchen oft nur Viertelftunden weit auseinandberliegen, zwifchenlie- 
gende Höfe und Mühlen nicht einmal gerechnet. Die Wohnorte 
in ben Thälern bes dftlichen Odenwalds find zu einem gro- 
gen Theil zu Langgeftredten in den großen Thälern fich Hinziehen- 
den Dörfern verbunden, dagegen ift ihre Anzahl weit geringer, 
als im weltlichen Ovdenwald. In der Rhein und Mainebene 
finden fich meift große Gemarfungen und in deren Mitte wohlge- 
baute gejchloffene Dörfer mit meift über 1000 Seelen bis zu 
4000 Eeelen und durch ihre Größe und Bauart das Anſehen 
von Fleckchen und Landſtädtchen gewinnend. Dazwiſchen findet man 
auch, namentlich im Ried, viele große einzelne Gehöfte, in der 
Mitte großer geſchloſſener Feldgüter liegend. — 

Die Wohnorte Rheinheſſens ſind geſchloſſene gutgebaute 
Dörfer und Flecken mit ſtarker Bevölkerung. Man zählt auf eine 
[Meile 8 bis 9 größere ober kleinere Gemarkungen durchſchnitt⸗ 
ih 2700 Morgen. Die Wetterau ift in biefer Beziehung 
Rheinheſſen fehr ähnlich, auch fie hat gefchloffene große Dörfer 
und Tleden. — 

Die Befchaffenheit der Wohnorte des VBogelsbergs ift 
jo wechfelnd wie die des Gebirge. Oft liegen fie gruppenmeife bei 
einander, oft haben beträchtliche Streden feine Wohnungen. Ebenſo 
verfchieven iſt Größe, Bauart und Wohlitand ver Der. — 

Waltpers Geffen. ® 


116 Das Boll. 


bie Sterblichkeit in Rheinheſſen am größten, in Oberheffen am 
Hleinften. Bei erwachjenen männlichen Perjonen über 14 Yahren 
war die Sterblichkeit in Oberheſſen am größten und in Ahein- 
hefien am kleinſten. Bei ven erwachienen weiblichen Perſonen 
war fie in Oberheſſen am Kleinften und in Rheinheſſen am größten. 
Die Sterblichkeit der Knaben unter 14 Jahren war größer al 
die der Mäpchen, während umgefehrt vie Sterblichkeit ver erw 
wachjenen männlichen Perfonen Heiner war als die Sterblichkeit 
ber ermwachjenen weiblichen Perjonen. — 

Als weitere ftatiftifche Thatſachen, welche hierher gehören 
bürften, find zu erwähnen: 

Von Berfonen welche Über 90 Jahre alt waren, wurben 
gezählt im Yahre 1846 im Ganzen: 78, von benen auf jebe 
Provinz 26 Tamen. 

Im Jahr 1846 wurden im Lande gezählt: 431 Blinde, 
947 Blinte und Wahnfinnige, 548 Zaubftumme 
Bon diefen waren 2 Blinde und 295 Blinde und Wahnfinnige- 
im Hospital Hofheim, die übrigen waren im Lande zerſtreut. G 
famen von dieſen zerjtreut lebenden Blinden auf Starfenburg 158, 
auf Nheinhefien 109, auf Oberheffen 167; von Blinden and 
Wahnfinnigen gehörten Starfenburg 241, Rheinheſſen 176. mb 
Oberhefien 235 an; von den Zaubftummen hatte Starfenbun 
287, Rheinheſſen 63, Oberhejlen 198. 

Zwillingsgeburten 2c. famen in ben Jahren 1849 bi 
1852 burchichnittlich jährlihd 340 - vor. 

Die Zahl der lebendig gebornen Kinder nahm im 
allgemeinen feit 1821 ab, die der todtgeborenen zu. Unter 
100000 Geborenen hatte Starfenburg die meiften lebend geborenen ' 
Knaben, die wenigften lebend geborenen Mädchen, vie meiften tobt: 
geborenen Knaben und Mäpchen; Rheinheſſen hatte die menigften 
lebend geborenen Knaben, dagegen vie meiften lebend geborenen 
Mädchen und die mwenigften todt geborenen Knaben und Mädchen; 
Oberhefjen hielt mit allen dieſen DVerhäftnißzahlen die Mitte. 


IV. Charalter, Sitten und Gebräude, Sprade, 


Die Grundzüge in dem Charakter der Bewohner bes Greif 
berzogthums Hefjen find biejenigen, welche dem germanifchen Belle 


Charakter, Sitten, Sprache. 117 


ftamme überhaupt eigen find. Un der Spike ber guten fteben 
Fleiß, Ausdauer und Zapferfeit. Heffifchen Fleiß und Heſſiſche 
Ausdauer verherrlicht fchon das alte Sprühwort: „Wo Heſſen 
und Holländer verderben, kann Niemand Nahrung erwerben.” 

Bon ihnen zeugen die wohlbebauten Fluren in allen Theilen 
des Landes, bie gewerbliche Thätigkeit und die Crzeugniffe ber 
Literatur und Kunft, vie Heſſen ihre Entftehung verdanken. Von 
Heſſiſcher Zapferfeit aber reden alle die Schlachtfelver ver älteren 
umb neueren Zeit, welche Heffiiches Blut getränft hat. 

Bejondere Charaktereigenthümlichkeiten, bejondere Sitten und 
Gebräuche geftalten fich nach befonderen Verhältniffen, welche auf 
bie Bewohner eines Landſtrichs ihre Wirkung geäußert haben und 
äußern. Clima, Beſchäftigungsweiſen, politiſche Schidfale und 
noch andere Urfachen haben ihren Antheil taran und fo ähnlich 
fi der Bewohner der Nheinebene, ver Odenwälder, ver Rhein⸗ 
Hefie, der Wetterauer, der Vogelsberger und der Hinterlänver in 
ben allgemein veutjchen Charaktereigenthümlichkeiten find, fo ver- 
ſchieden find fie im ven befonveren, die eben beſonderen Verhält⸗ 
niffen ihren Urfprung verbanfen. Wir müffen darum die Ber 
wohner unjeres Landes in feinen verfchiedenen Haupttheilen einzeln 
betrachten. Die immer mehr fteigenve Cinilifation bat freilich gar 
manches Eigenthümliche in Charakter und Sitte bald zum Glüde, 
bald zum Unglüde des Volks weggenommen und wirb in ihrem 
begonnenen Werke fortfahren. Sie hat dieß nicht allein in den 
Städten gethan, in denen naturgemäß ihr Einfluß aus ven ver- 
fchievenften Urfachen fich ftärfer äußern mußte, fondern auch auf 
dem Lande, wohin fie durch Handel und Verkehr mit den Städten, 
Durch Schule und Unterricht mit ihrem guten und böfen Gefolge 
ven Weg gefunden hat. Immerhin aber hat fie zur Zeit manches 
noch nicht zu verwifchen vermocht, theils weil ihr bie Anhänglichkeit 
an das Altherkömmliche Wiverftand Teiftete, theils weil fie bie 
Urfachen, ans welchen es hervorgeht, nicht wegzufchaffen vermochte, 
Und wie es mit Charakter, mit Sitten und Gebräuchen ift, jo 
ift es auch mit ber Sprache. Im Ganzen ift die Volksſprache 
der Bewohner des Großherzogthums die mitteldeutfche, welche ihrer 
Natur nach fich mehr der oberdeutſchen anschließt, aber auf nieder⸗ 
beutfche Einflüffe zeigt. Saft jeder Ort hat übrigen® feine Dialect- 
eigentbämichfeiten, und Zlüffe, Berge, Hügel um Wrong 


118 F Das Boll. 


ſcheiden ab, fowie frühere Einwanverungen. Die Dialectverfchie 
benbeiten liegen zu einem großen Theile in ver härteren ober 
weicheren Ausfprache, in dem Dehnen oder Schärfen ver Shlben, 
in dem bald fingenven bald ftoßenden Ton. — 

Im Nachfolgenven wollen wir einige Beiträge zur Kenntniß 
desjenigen geben, was fich bei ven Bewohnern ber einzelnen Theile 
unferes. Landes von Eigenthümlichfeiten in Charakter und Sitte 
wenn auch nur fparfam noch findet. Vielleicht wird dadurch Am 
vegung gegeben, daß Männer, die fih für Vollsfitte und Volk 
brauch intereffiren, das nieverichreiben, was in ihrer Gegend 
eigenthümlich erjcheint, ehe unfere‘ alles gleichmachenpe Zeit auch 
darin Stadt und Land egaliſirt haben wird. | 


Die Bewohner der Rhein- und Mainebene haben nur noch 
weniges von Eigenthümlichkeiten behalten. Es erklärt ſich dieß 
theils aus der mitunter ſtarken Einwanderung: von Fremden unter 
den eigentlichen Eingeborenen, theils aus dem lebenbigen Verkehr 
mit den ihnen benachbarten größeren Etädten: Mainz, Frankfurt 
und Darmftadt. Auffallend ift .es, wie fich namentlich in dieſen 
Lanbestheile auch jett noch in manchen Dertern der Einfluß ihrer 
früher verfchievenen Herrichaft geltend macht. Die ehemaligen 
Pfälzifchen Derter 3.8. haben einen ganz ‚anderen Menfchenfchlag 
andere Eitten und Anfichten, anvere Dialectverfchievenheiten MW 
die ehemaligen Mainzifchen ꝛc. Den Bernohnern einzelner Oerter 
wird fchon ſeit Menſchengedenken immer verfelbe gute oder böſe 
Charakter zugejchrieben, fo daß ſelbſt der Volfswis ihn in Worten 
bezeichnet, die er in dem Tonfall ver Kirchengloden erfennen will 

Bei ven Bauern des Rieds, die meiſt wohlhabend find, 
ift das Pferd hoch angefehen, fo daß der Bauer, ver mit Pferben 
fährt, anf den Kühbauer vornehm herabjicht. 

Der Mittelpunft aller Volfsbeluftigungen auf dem Lande it 
in ber Provinz Starkenburg, wie auch anderwärts die Kirchweihe. 
Mander fpart vie Luftigfeit eines ganzen Jahres auf biefe Tage 
anf; ja bie Zeitrechnung dreht ſich mehr oder weniger um bie 
Kicchweihe. Am Sonntag vor Kirchweihe verfammeln fich bie 
jungen Burfchen des Orts im Wirthshaufe und Wer Kirmesburſche 
fein will, unterzeichnet baun feinen Namen. Nachdem gehörig ge 
trunten ift, ziehen vie Burfche unter Singen im Orte herum. 


Charakter, Sitten, Sprache. 119 


Treitag vor Kirchweihe werben bie Kränze an ben Kirchweih— 
m geflochten, der am antern Tag geftedt werben fol. Die 
cſche nehmen bazu ihre Kirmesmädchen, d. h. biejenigen, mit 
hen fie vorzugsweife tanzen wollen, mit in den Zanziaal Des 
cths, wo. die Kränze geflochten werden. Um Sonntag holen 
Burfhe im Walde den Kirchweihbaum und ftellen ihn unter 
fit und Iubelgefehrei auf. Der Wirth, deſſen Haus die Ehre 
Kichweihbaums zu Theil geworben ift, traftirt dann bie ‚ganze 
elffchaft und Jubel und Tanz, in Ermangelung von Müpchen, 
Mann und Mann ausgeführt, beichliegt ven Worabend des 
68. Um Sonntag ter Kirchweihe wallt erſt die Gemeinde 
Kirche. Kaum ift aber der Gottesdienſt vorüber, fo verjam- 
n fi vie Kirmesburihe im Wirthshaufe. Einer von ihnen 
» nun verfleitet, das Kirchweihtuch wird an eine bunte Stange 
ftet und ber ganze Zug fett fich in Bewegung, um im Orte 
unzuziehen und die Kirmesmädchen abzuholen. Damit fich 
ch die erſte, welche jich dem Zuge anjchliegen fol, nicht genire, 
;| bie Wirthstochter oder in Crmangelung einer folchen die 
thsmagd, mag fie fo alt fein wie fie will, den Zug mitmachen. 
3 Tuch wird vorangefchwenft, vie Mufif fpielt und fo gehts 
dem Haufe eines Mädchens zum anbern, bis ein jeder Kir- 
burſch fein Theil an der Seite Hat. Vor dem Haus des 
rrers, Schullchrers und Bürgermeiſters wird Halt gemacht und 
Iuftiges Stüd gefpicht. Dann geht ver Zug ins Wirthshaus 
der Zanz beginnt. Beim Tanz ftehen die Burfche Hinter 
etwa gekommenen Gäften zurüd; fie haben dann cine andere 
tion. Cie tragen das Tuch vor jeden hin, trinken ihm zu 
laffen fich tafür eine Silbermünze in vie bargehaltene Büchfe 
fen; das beißt dann: auf das Tuch einfegen. Am Kirchweih⸗ 
itag halten die Burſche ſchon früh einen Morgenumzug, bei 
ſie wieder vor den Häuſern der Kirmesmädchen halten. Haben 
Sonntag die Gäſte getanzt, ſo tanzen am Montag die Orts- 
yohner um fo mehr. Da geht es dann mitunter toll her; 
Kicchweihe darf nicht ohne Schläge porübergehen. Am Kir— 
bienftag wird das Halstuch Herausgefpielt und ber Stüdfiche 
; für feinen Gewinnft traftiven. Damm wir bie Kirmes be- 
ven. Ein alter Kochtopf wird vorausgetragen, bie Muſik Ipiert 
n Trauermarſch, ein Loch wird gegraben, und DEU. Tome 


120 Das Bolt. 


hineingefenlt. In einzelnen Orten ift einer ober ber anbere dieſer 
Kirmesbräuche mehr ober weniger mopificirt. So wird das Begräbniß der 
Kirmes an manchen Orten mit einer Strohpuppe vollzogen n. a. m. 
Eigenthümliche Gebräuche haben fich auch noch bei beſonderen Er- 
eigniffen im Leben in einzelnen ober mehreren Orten ber Hefl. 
Rheinebene erhalten. Wohl möglich, daß fie auch in andern Orten 
außerhalb dieſes Lanbftrihs mit Modificationen fich finden. So 
namentlich bei Hochzeiten. Mit mehr ober weniger Mobiftcationen 
find die Gebräuche meift fich gleih. Es möge das Beifpiel eines 
Drts für andere bienen. Wir wählen Götzenhain im Kreiſe 
Dffenbad, in dem nah „Kaut's Heff. Sagen und Gebräuchen“ 
das Hochzeitsfeft etiwa alſo begangen wird. Nachdem der Burſche 
eine Zeitlang der Auserwählten auf feine Art ven Hof gemacht, 
befonvers durch Aufmerkfamfeiten während Kirchweiben, fo macht et 
in Gegenwart der Eltern und nächften Verwandten, welche fehs 
oft bei dem Heirathsprojeet ihre Hände im Spiele haben, vem 
Mäpchen ven Heirathsantrag. „Hat fie dann das Jawort von 
fich gegeben“ fo händigt er ber Braut einen Kronenthaler ein und 
bamit ijt der DVerfpruch befiegelt. Wenn dann die Zeit der Hode 
zeit näher rüdt und die üblichen Proffamationen in ber Kirche 
erfolgt find, bei deren erjteren e8 aber für bie 2 Liebesleute nicht 
ſchicklich iſt in der Kirche zu fein, fo wird in bie Stadt gefahren, 
um die Einfäufe zu machen. Am Hochzeitstage ſelbſt gehts banz 
ſehr feierlih und luſtig her. Frühe ſchon fieht man Mädchen, 
DBerwandtinnen und Freundinnen der Braut mit befränzten Haaren 
porübereilen. Um 10 Uhr ertönt das Brantläuten; man geht 
zum Hochzeitshaufe, die Brautfuppe, beftehend in warmem Bier, 
wird verzehrt. Die Braut felbft nimmt eine Weinfuppe zu fid, 
damit fie rothe Baden befommt. Braut und Bräutigam erfchermen 
in vollem Staate. Die Brant trägt ein Kleid von ſchwarzem 
Tuch, vie Haare find geflochten und oben mit einem SKränzchen 
geihmüdt; des Bräutigams Kleiver find gewöhnlich aus blauem 
Tuch, der Oberrod lang, der Hut ijt mit Bändern und Sträufen 
geſchmückt. Nach einiger Zeit holt der Bräutigam ven Geiftlichen 
ab, der, nachdem er auch einiges genoffen hat, ein Sacktuch, eine 
Eitrone und einen Rosmarinzweig . erhält; auch die übrigen An 
weſenden erhalten einen Rosmarinzweig. Sobald num bie Glocken 
ertönen, ſetzt fich die ganze Gefellichaft in Bewegung und zieht In 


[“ 


Charakter, Sitten, Sprache. 121 


gender Ordnung zur Kirche: Zuerſt kommt ber VBräntigam, 
wifchen dem Pathen und dem Geiftlichen gehend, dann - folgt bie 
3raut begleitet von jungen Burfchen, die Zuchtknechte heißen und 
te auf ähnliche Art wie ber Bräutigam geputzt ſind. “Diejen 
eihen fich die Mädchen an und ven Schluß bilvden bie übrigen 
yochzeitsgäfte. Kor dem Altar verbeugen fich erft die Brautleute 
or einander, dann vor dem Geiftlichen. Nach Beendigung ber 
‚zanungsfdrmlichleiten wird der Zug am Ausgange ber Kirche von 
Rufilanten, vie fpielend vorangehen, empfangen. Am Hochzeits⸗ 
muſe angekommen, gehen fämmtliche Gäfte wieder auseinander, um 
ch etwa einer halben Stunde umgekleidet wieber zu erfcheinen, 
orauf dann das Hochzeitsmahl beginnt, das je nach ven Verhält- 
iſſen zugerichtet if. Während vefjelben fpielt die Muſik. Nach 
iſch bricht die ganze Gefellfchaft auf und zieht jauchzend und 
mmenb durch das Dorf. Hat man bier feinen Spaß gehabt, 
o zieht man zum Tanz, bald ins Wirthshaus, bald ins Hochzeitshauß, 
oo Wohnſtube oder Scheuertenne ven Tanzjaal bilden. Der Bräu- 
gam eröffnet den Tanz mit ber Braut und dann dauert das 
anzvergnügen bis Mitternacht, bis der Hunger und Durſt ihr 
techt Haben wollen. Dean trägt bei dem Abendeſſen Reißbrei, 
ochte Zwetichen, Braten und Salat u. a. m. auf. Un vielen 
Aten bleiben nach dem Eſſen tie Ueberrefte auf dem Tiſch 
eben, fo lange das junge Volf fih mit Trinfen, Spaßmachen 
nd Singen unterhalten will. Soll des Morgens Kaffee getrun⸗ 
en erben, fo wird ein Umzug im Orte gehalten, voran bie 
Nuſik und ber Spaßmacher (Schampotafd — Jean Potage). 
dor jedem Haufe, in dem eim Hochzeitsgaft wohnt, wird Halt 
emacht. Liegt er noch im Bette, fo muß er fehleunigft heraus; 
t wird mit Strohfeilen gebunden und auf das Pferd gefekt. 
In manchen Orten dauert die Hochzeit 2 Tage. Gegen 5 Uhr 
8 2. Tages wird von der Gefellfchaft das Gothenkiſſen geholt. 
Der Zug erfcheint, voran ein Mädchen, das in einem großen 
torbe ein mit Bändern beftecftes Kiffen trägt. Nun iſt die Zeit 
elommen, da die Gäfte für die genoffene Ehre etwas jchenfen 
nüffen. Es wird ein zinnener Teller auf ven Tiſch geftellt, einer 
er Pathen tritt auf und ladet zum Schenken ein. Das geſchieht 
enn auch, während bie junge Frau bafteht und bittere Thramz 
veint; das muß fie thun, fonft wilden die Beute dacbber (HR 


122 Das Boll. 


Zulegt wird ihr das Brautfränzchen entriffen und an vielen Orten 
gefungen: Braut, zieh die Brauthaub’ aus! 
Sei die Frau in Deinem Hans, 
Feigenblatt und grüner Klee, 
Heut 'ne Jungfer und nimmer meh. 
In Habigheim im Kreife Dieburg (jo wie anch in man 
hen Orten Oberheffens, wie 3. B. in Großenlinden) befteht ber 


Gebrauch, daß junge Eheleute nach der Hochzeit noch 5—6 Ihe 
als förmliche Dienftboten gegen gewöhnlichen Knechte- oder Mäge 


lohn bei den Eltern bes einen oder anvern Xheils verbleiben. 
Der jährliche Lohn, welchen die jungen Dienftleute erhalten, wird 
zurüdgelegt, ein Stüd Landes dafür angefauft und der Ertrag 
pon demſelben auf gleiche Weife verwendet. 

In Diegenbach im Kreis Offenbach fanden ſich vor ned 
nicht langer Zeit mancherlei eigenthlimlighe Gebräuche, von bene 
Ph Dieffenbach erzählt: Wer am 1. Pfingittag mit feinem 
Weidvieh zulegt ankam, erhielt den Namen „Pfingſtlümmel“. — 
Wenn ein Bnurſche aus einem andern Dorfe um ein Madchen in 


Dietzenbach freite, ſo wurde ihm von den einheimiſchen Burſchen 


jo lange aufgelauert, bis man ihn an einer ſchicklichen Stelle er 
wiſchte und er „fein Recht“ bekam. Dieſes Recht beſtand barin, 


nn... 


daß man ihm ein Seil um ven Leib band und. ihn bann mb : 


nächte Waſſer warf „damit ihm die Hite verging“, nachher akt 
mit dem Geil wieder herausgezogen. Reichere Burfche hatte 
wohl verfucht, fih mit einem Fäßchen Wein davon loszukaufen; 
e8 wurde ihnen aber nicht geftattet und ihnen beſtimmt erklaͤth 
fie müßten exit ihr „Recht hun.“ 

Bon befonderen Trachten Hat fih in dieſem Lanpftrih 
nicht viel erhalten. Es befchränft fich faft auf die Kleinen grobe 
Strohhüte, mit welchen die Griesheimer Bäuerinnen auf ven Marlt 
fommen, und bie fie über einem weißen Kopftuch tragen. Des 
felbe weiße Kopftuch ohne Strohhut ift auch bei den Eberftähtern 
Seeheimern ꝛc. noch gebräuchlich. Die Bauern des Rieds tragen 
häufig uniform Beinfleiver von einem hellblauen Leinenftoff, fowie 
auch ihre Pferde folche blaue mit andersfarbigen Streifen eingefaht! 
Deden tragen. 

Der Dialect, welcher hier geiprochen wird, ift der Unter 
mainbialect, ber fich jedoch wieder nach einzelnen Gegenben abgrenzt 


an (EEE "am: 1a 


Ban. 


„X 


Charakter, Sitten, Sprache. 128 


Kigenthämlicher feinem Wefen nach erfcheint er in dem ehemaligen 
Rodgau, in ber. Dreieich wird er härter und örtlih in Mans 
hem abweichenver bis zum Ausfluß des Mains, weichlicher in Darm 
tabt und ber Umgegend und in ber Bergſtraße. Zu Offenbach zc. 
indet fih der Sachfenhäufer Dialect. Die Main- ımb Rhein⸗ 
talecte fcheiden ſich nach den Dörfern in- verfchievene Nüancen, 
o daß unter andern am Main in 3 naheliegenden Dörfern bie 
Borte: „Gemeinde, Fleifh, Bein” im erften „Gemaan, Flaaſch, 
aan,” im zweiten „Gemoin, Floifch, Boin“, im britten „Gemeen, 
feejch, Been“ ausgefprochen werben. 

Der Odenwälder Hat noch vieles von feiner ihm eigenthüm⸗ 
chen Natur und feinem Thun und Treiben erhalten. Im Oben» 
ald lebt ein Fräftiger Menſchenſchlag mit hohem grabem lieber» 
an, wenn man auch in armen Orten, wo bie Mehrzahl ver Bes 
sohner nur fparfam ernährende Koft bei ſchwerer Arbeit fich. ver 
Hoffen kann, Kleinere Menjchen mit gebengten Naden, eingebrüdter 
Bruft und nngelenfen Glievern, als Folgen früherer Anftrengungen 
hıbet. Der Eharafter des Odenwälbders ift ein ſeltſames Ge— 
aiſch aus Treuherzigkeit und Pfiffigfeit, - gefunder Natur und 
zrobheit, ehrlicher Einfalt und zurüdhaltendem Weſen; fat in 
evem Dorfe herricht eins oder das andere biefer Elemente vor. - 
Der Odenwälder ift mißtrauifch gegen einen jeben ber ihn aus 
einem gewohnten Geleife bringen will. Diefes Mißtrauen er- 
treckt ſich auch auf die gewöhnlichen Lebensbezichungen zu. fremden 
Perfonen over zu Perfonen andern Standes, fo lange fich viejen 
richt Gelegenheit geboten bat, Vertrauen zu erweden. Hat aber 
er ächte Odeuwälder einmal Vertrauen gefaßt, jo find ihm als⸗ 
ann Dffenheit und das Gefuh um Nathsertbeilung Bedürfniß 
ſeworden. Gaftfreunpfchaft ift dem Odenwälder ebenjowenig als 
Sefälligkeit abzufprechen, und Höflichkeit ift ihm zwar nicht in 
ſohem Grad eigen, boch Tann man ihn auch nicht ber Grobheit 
heſchuldigen. Der Mann arbeitet ftarf und trinkt gern, doch 
ammt neuerdings die Luft zum Branntivein ab und das Bier 
wird beliebter, wo e8 zu baben if. ‘Der Verkehr zwijchen ben 
Ledigen beiberlei Gefchlechts ift frei, Züchtigfeit ver Dirmen nicht 
ſehr häufig und es gibt Dörfer, in denen bie meiften Märchen 
don in der Stadt als Amme fich etwas erfpart haben, womit 
fie ihren Hausſtand gründen können. Die Achtung vor Teemuem 
Eigenthum nad gewiſſen Richtungen bin Lnnte mundi grölet 


124 Das Volt. 


fein. Holz Gras⸗ Laub- Obft-Entwendungen ſind nad) ben Be 
griffen des Odenwälders nur einfacher Frevel, welchen zn begehen 
fein Unrecht if. Dieſe verkehrte Anficht ift indeſſen ebenſo bem 
Landmann in andern Gegenden auch eigenthümlih. "Die Natios 
naltracht des Odenwälders beitand früher bei ven Männern 
in einem großen, um ben ganzen Hinterfopf gehenden Kamm, einem 
aufgefehlagenen breiedigen Filzhut, grüner Kutte von Beiderwolle, 
hellblauer Tuchweſte, wollenen Strümpfen mit Kniegurten, Schuhen 
mit großen Schnallen. Jetzt fieht man bie grüne Kutte nur noch 
jelten und es werben ftatt bverfelben lange Röde von dunkelblauen 
Tuch mit einer Neihe von Knöpfen getragen, aber auch dieſe Röcke jind 
nicht mehr jo ganz allgemein, namentlich nicht bei den Burſchen 
Die Frauen und Mäpchen haben fo ziemlich ihre ältere Tradt 
beibehalten, namentlih in bem tieferen Odenwald. Sie tragen 
dunkelblaue tuchene Muten, vergleichen lange Röcke mit vielen 
Falten, und Hauben von ſchwarzem Kattun, welche an beiben 
Seiten und oben mit Perlen geftict find. Die Strümpfe mb 
ebenfall8 von weißer over blauer Wolle, die Schuhe Haben Bänbel 
Zu diefem Anzug, wenn er vollftänvig fein ſoll, gehört ein großer 
über zwei Fuß im. Durchmeffer hbaltender Strohhut mit einer 
- großen fchwarz und rothen Kokarde. Diefer Hut wird am Am 
hängend getragen und mehr gegen ven Regen als gegen die Some 
gebrauht. — Die Lebensart des Odenwälders und fe 
Nahrungsmittel find nach den verjchievenen Ständen — Bauern 
und Taglöhnern — uud nach den Mitteln verſchieden. Während 
ver wohlhabende Bauer gut lebt und nahrhafte Koft geniekt, na 
mentlich viele Mehlſpeiſen, viel gejalzenes und gedörrtes Fleiſch x— 
müſſen ſich die Taglöhner mit Kartoffeln ernähren und Brod, halb 
von Kartoffeln halb von Getreivemehl eſſen. Nur bei befonveret 
Gelegenheiten, bei Hochzeiten, Kinbtaufen, Kirchweihen wird Fleiſc 
Wurft, Braten, Schinken, Kuchen gern und viel gegeffen. Bei 
Zanzgelegenheiten gibt es unter den Burfchen oft Streit in bem 
häufig die Meſſer gezogen werden und töbtliche Verwundunger 
vorkommen. Die Wohnungen bes Odenwälders find niebrig 
und nicht fehr hell, die Stuben in ver Negel gefchwärzt, obgleich 
jest wohl nur noch felten, auf einfamen Weilern ftatt ber Lichter 
Fackeln, Leuchtipäne von Buchen-, Birken, unb Kiefern = Hol, 
gebrannt merben, die Viehftälle find oft in einem beſſeren Zuftand 
A bie Wohnungen der Menſchen; Remligter wicht immer 


Charakter, Sitten, Sprache. 125 


im Haufe zu finden, bie Fenſter werben felten geöffnet und im 
Winter wird fo ſtark eingebeizt, daß intretende vor Hitze ums» 
fallen möchten. Der nächfte Stuhl am Ofen gehört dem Großvater, 
(dem Herchen) der zweite Pla am Ofen dem Vater. — Die Mundart 
bes Heſſiſchen Odenwälders hat viel Zreuherziges, Derbes und 
Hingt mitunter an altveutfchen Formen noch ſtark an. So heißt 
ber Großvater: Hehrche, d. i. Herrchen; die Großmutter: Frache, 
d. t. alte Frau; die Schwägerfchaft: Geſchwaih. Seine Ehefrau 
nennt der Odenwälder: Mer’, höchitens im Scherz: mei Olbe; 
die Frau dagegen braucht bei ihren Belamnten und Verwandten 
pen Vornamen ihres Mannes, bei Fremden fagt fie: Er, — 
wenn fie von ihm als Abweſenden ſpricht. Das Fürwort man 
hört man faft nie, dafür Aaner ftatt unfer einer. Eigene Vokal⸗ 
laute find au ſtatt o, doch nicht ganz das fehriftbeutihe au. — 
Bon Sitten und Gebräucen ift noch folgendes charafteriftifch. 
Wenn Üeltern das Gut an ein Kind abgeben, fo behalten fie 
fi) entwever noch die Mitbenutzung auf eine Reihe von Yahren 
aus, oder fie ſetzen fich „in den Auszug" und laſſen fich ein 
Jahrſliches Leibgeninge geben, welches bei wohlhabenberen Bauern 
etwa in 25—50 fl. an Geb, 10—15 Malter Frucht verfchies 
dener Gattung, Sutter für 2 Kühe zc., bei ärmeren aus But⸗ 
ter, Käſe und Milch beſteht. Es tft dieß eine Ginrichtung, bie 
oft zu Zwiſtigkeiten zwifchen eltern und Kindern Veranlaffung 
gibt, wenn entweber bie Xeltern den Kindern mehr zumutben als 
Necht ift, oder wenn bie Kinder das Ausbedungene nicht einhal- 
ten. — In der Kegel wohnt jeder Bauer auf feinem Gute und 
baber kommt bie zerftreute Lage ber Wohnungen, bie man unter 
dem Namen ver „DVereindbungen” fennt und bie oft fehr beben- 
tende Länge ver Dörfer. In den Stäbtchen und Flecken find 
bie Hubengüter ober gefchloffenen Güter, wenn nicht ganz ber 
ſchwunden, doch auf wenige herabgefunfen und durch Tauſch und 
Berlauf einzelner Stüde umnfenntlich geworden. Dieſe Hubengüter 
beftanden ober beftehen meiſt aus Haus, Hof, Scheuer, Stall, 
Garten, Aeder, Wiejen, die aneinanver liegend, untheilbar waren 
und für ben Hubner Geſitzer derſelben) gleichfam ein Kleines, 
jelbftftändiges Gebiet ausmachten. Sie zogen gewöhnlich parallel 
bon einer Gränze zur andern. Der ältefte Sohn erbte des Bar 
ters Hube, bie. jüngeren‘ Brüber wurden von teieiben harten, 


126 Das Volt. 


Der Rheinheſſe ift von ganz anderer Natur. Gegen Erde 
des vorigen Jahrhunderts der Herrichaft der Kurfürften von Mainz 
und von ber Pfalz fowie einer Menge von Grafen, geiftlichen mb 
weltlichen Herren unterworfen, fpäter ber franzöfifchen Republl— 
und bem Saiferreihe, ‚dann wierer dem Großherzogthum Hefler 
ongehörend, haben vie Bewohner Rheinheſſens zwar ihren beutfchen 
Character beibehalten, e8 ift aber im Laufe der Zeit mancherkd 
Frembartiges Hineingeflommen, und fie haben namentlich auch wiee 
von franzöfifher Sitte und Gewohnheit angenommen. De 
Landmann ift fleißig, von Morgen bis zum Abend bei ver Arbet 
und felbft im Winter, wenn es nicht zu kalt ift oder gar gefrom 
dat, vottet er in ben Meinbergen ober fucht fich fonft zu ie 
fchäftigen. Er gebt feinen Arbeiten mit Luft und Liebe md 
taufcht gerne feine Ideen über ben Feldbau aus und liebt & 
hierbei, bie Art, wie e8 feine Eltern gemacht, beizubehalten, ohr 
jedoch Verbefferungen von ber Hand zu weijen und für dieſelbe 
unzugänglich zu fein. Er weiß vielmehr bald in neue Ideen er 
zugehen und ihren Werth zu beurtbeilen, beſitzt überhaupt vielen 
gefunden Menſchenverſtand, Einficht und Anſtelligkeit ze Arbeit 
Wein, der im ganzen Lande wächft, wird jebem andern Getränk 
borgezogen, doch find in neuerer Zeit nicht allein in den Stähle 
fondern fogar auf dem Lande Bierbrauereien entftanden. Bram 
wein wird nur wenig genoffen und ber Gemohnheitstrinter # 
verachtet Bei einem Glafe Wein werben die Anftchten über biekb 
und jenes ausgetaufcht und es ift nur zu bepauern, daß bei mande 
folcher Gelegenheiten nicht bloß Zank und Zwift, ſondern anf 
Händel entjtehen, die mit blutigen Köpfen enbigen. Zu Prozeflet 
bie das Glück gar mancher Familie trüben, fcheint ein befonbere 
Hang dem Lanpmanne inne zu wohnen. Sonft aber ift biefe 
beiteren, mitunter nur zu leichten Sinnes und gern vergnägt 
Doch iſt meift nur die Kirchweihe die Zeit, zu welcher im be 
Ortſchaften Tanzmuſik gehalten wird und hierbei pflegt felbft be : 
Yermere feine, wern auch noch fo Keine Wohnung herauszupuhen 
und Breunde und Befannte mit angeborner Gaftfreundfchaft uf 
zunehmen. Frömmigkeit macht einen Grundzug im Charakter des 
Rheinhefjen, artet aber nie zur Unduldſamkeit gegen Anpersglänbige 
and. — Die Kebensweife des Landmanns tft einfach und ber 
Art feiner Beſchäftigung angemeſſen. Währenn. ber Erndte, . beim 


| He Cu IE zur dä, dir 


Charakter, Sitten, Sprache. 127 


Rotten nud überhaupt bei anftrengenvder Arbeit bekommen bie 
Taglöhner wohl auch Wein zu trinfen. Die Koft des Taglöhners 
befteht meift in Kartoffeln und Milch; auf den Tiſch des Bauern 
fommt mehrmals in ver Woche Schweinefleifch, Sonntage Rind- 
fleifch, Kornbrod 'ift das gewöhnlichſte. — Die Kleidung bes 
rheinheſſiſchen Lanpmanns tft wenig von ber bes Stäpterd unter 
ſchieden. Die blaue, grüne ober graue Farbe iſt pie gemöhnlichite. 
Der Ueberrod ift das Sonntagskleid, die kurze Jacke das Wert- 
tagskleid des Landmanns, vie Kopfbedeckung am Sonntag ein runder 
Hut, am Werktag eine Tuchmuütze. Im Winter trägt berfelbe 
gewöhnlich bei Neifen einen grauen Mantel, im Sommer ade 
und weite Beinfleiver von Linnen over baumwollenem Zeuge. Die 
Meivung bes weiblichen Gefchlechts, namentlich in ben von ben 
Städten entfernten Orten bat manches aus früherer Zeit beibe- 
Kalten, von etwas Nationellem iſt darin aber feine Spur zu finden. 
Die Kleidung beiteht im Sommer aus einfachen Baumwollenzeng, 
im Winter aus wärmerem Stoffe, Bieber u. ſ. w. Sonntage 
umterlafien weder Frauen noch Mädchen, fich fo ſchön wie möge 
Bi herauszuputzen, auch wohl eine elegante Hanbe aus ber Stabt 
aufzufegen, während fie in der Woche ihren Kopf mit einem 
weißen ober farbigen leinenen ober baumtmollenen Tuche bedecken. — 
Die Sprache ver Nheinheffen hat in ven einzelnen Dörfern fehr 
mannichfache Nuancen. In ehemaligen Pfälzifchen Dertern Tlingt 
noch der Pfälzer Dialekt, im Mainzifchen ver Mainzifche vor. 
Der Wetterauer Kat zwar in Kleidung und Mundart Man- 
ches von den Nachbarftäbten angenommen, doch unterfchetvet er 
ſich noch wefentlich won feinen Nachbarn, namentlich den nörblich 
wohnenven Heffenlänvern und den norböftlichen eigentlichen Do» 
gelsbergern. Die Wetterauer zeigen fich im Ganzen als ein Fräf- 
tiger, aber auch derber Menſchenſchlag. Ste find zwar nicht fo 
heiter, lebens⸗ und erwerbluftig wie bie Rheinbewohner, und nicht 
fo thätig wie die Starfenburger und Vogelsberger, vielleicht bar- 
um nicht, weil fie die Natur in ihrem Boden gar reich bedacht 
bat. Sie könnten im Ganzen viel reinlicher und fleißiger fetn. 
Sie bleiben auch gerne beim Tiebgeworbenen Alten und darum 
haben die Bemühungen, fie in manchen Dingen vom guten Yl- 
ten zum befferen Neuen zu bringen, noch nicht bie Erfolge ges 
habt, die: fie Hätten haben Lönnen. Der Wetterauer iR \a 


130 Das Bolt. 


geriffen imb ihr die Haube gewaltfam anfgefeßt. — Im Ober: 
rosbach wird der Braut bei dem Gange in die Kirche von 
jeder ihrer Freundinnen ein Band an den Arm geheftet. Eben⸗ 
bafelbft bringen, wenn unverheirathete Perfonen namentlich Kin 
der beerdigt werden, Bekannte und Verwandte Blumenftränfe 
von gemachten Blumen und erhalten dagegen einen breiedigen 
Heinen Kuchen. — 

Der Vogelsberger iſt ein ftarfer Schlag Leute; er be 
fit einen muthigen Sinn, eine große Bieverfeit, Ehrlichkeit um 
Dienftfertigfeit und weiß noch nicht fo viel von verborbenen Sit 
ten und Gewohnheiten; vagegen ift auch vie Geiftesfultur noch 
nicht fo groß, wie bei den Bewohnern ver nieberen Gegenben, 
der Bergftraße, der Gegenden der Rheinebene und namentlich 4 
Rheinheffen. Im Einzelnen zeigen fich bei den Bewohnern bei 
Dogelsberges in Sitten und Gebräuchen große Verſchiedenheiten. 
Der Bogelsberg in feiner Gefammtbeit bat Feine 
allgemeine Nationaltradht, Feine allgemeinen Natiss 
nalfitten und Gebräuche. Jedes Gebirgsthal, oft wieber 


nur ein Cyklus näher zufammenliegender Orte in bemfelben, soft | 


felbft einzelne Derter haben ihre beſonderen Eigenthümlichkeiten. 
Das Ohmthal, das Schwulnthal, das Niddathal, das Riedeſel⸗ 
ſche Gebiet, das Thal ver Schlitz ꝛc., alle liefern ihre befonte 
ren Bilder in Bezug auf Sitten und Gebräudhe. Für pie fr 
weitliche Abdachung des Vogelsberges zunächft gilt, aber auch He 
nur mit localen Abänverungen und Verfchtebenheiten, das Folgende 
wenn fich auch wohl eins und das andere in anberen Theilen 


nn — — — 


un. 


finden mag. Der dortige Vogelsberger ift durch die Natur fr ° 


ner Gegend auf Wiefencultur und Viehzucht hingewieſen. Er ft 
von Jugend auf Hirte; bie Hut tft Einzeliut. Im Sommer 
erblicdt man darum auf den Triften und grünen Matten an ber 
Walpränden das Vieh truppiweife in einzelnen Gruppen, jede eit 
zelne Gruppe von ihren eigenen Hirten gehütet, meift Knaben 


WO Ur 7 OO 5 


und Mädchen. Die Einförmigfeit jenes Lebens wird nur durh 
bie Vieh- und Krämermärkte unterbrochen, bie bort mit bem 


großen Markte zu Gedern im Februar beginnen und mit hem 
ſ. g. Falten Markte in Ortenberg fchließen. Der Hauptmarlt 
eines Ortes gilt zugleich als Kirchweihe, bie als befonderes Feſt 
biefee Theil des Wogelsbergs nicht kennt. Auf dieſem Markte 


Charakter, Sitten, Sprache. 131 


ent fi bie Jugend bes Tanzvergnügens, das fie fonft nie 
genießen bekommt. Don Schotten abwärts beginnen wieder 
Kirchweihen. — Während ter Sommer des Vogelsbergers 
d⸗ und Weidleben ift, ift ver Winter Stuben- und Hausleben. 
Winter bejchäftigt fich ter Vogelsherger, alt und jung, Mann 
Frau, Burfhen und Märchen mit vem Spinnen ver f. 9. 
chwingen oder Uhnenfchiwingen, von denen das Puctuch gemacht 
d, ober auch beſonders in ver neueren Zeit mit Holzarbeiten 
verſchiedenſten Urt. Das gefellige Zufammenfein finvet Abends 
den Spinnftuben ftatt; da wird gefungen, gefcherst, geplaubert 
, Mährchen aufgebunden, und ver Echall, vem das letztere recht 
ngt, bilvet fich viel auf fen Talent ein. Das Zufammen- 
en in ven Häufern, das Befuchen wird als „Spielengehen“ 
eichnet. Derjenige, welcher Hausbeſuche nacht, heißt „Spie= 
jänger”, im Volksmund „Spillegänger." — Eine eigenthüm- 
e Beleuchtung in den höheren Drten des Vogelsbergs ift: 
Beleuchtung dur den Span. In Herchenhain, Hartmanns- 
n, VBolfartshain u. a. a. DO. brennt fein Licht in ver Stube, 
bern ein Buchenfpan. Man benutzt dazu glatte aftfreie Stücke 
ı 6 und 8 fpaltigen Buchen, welche in Bretter zerfügt, zuge⸗ 
ten und mit dem Spanhobel zu Spänen fertig gemacht wer- 
» ‚m ber Stube befindet fich ein hoher, hölzerner Leuchter 
; einer zweiarmigen Gabel. Im jedem Arme jtedt ein Span. 
Ihe Späne bremen fehr hell und erjegen für größere Gefell- 
ıften insbeſondere ben Gebrauch mehrerer düſterer Dellampen. 
ver aus ber Gefellichaft nimmt am Leuchter Pla und beforgt 
I Gefchäft des Spanmwartens, d. h. das Geſchäft, vie ab- 
rannten Stüde, welche etwa nicht von ſelbſt abfallen, abzu—⸗ 
lagen, ten Span, wenn er ungleich brennt, auf vie andere 
te zu wenden und wenn er völlig abgebrannt ift, durch einen 
ien zu erfegen. — Die Lebensweise ift ehr einfach. Selbſt 
Wohlhabende genießt in den Höheren Orten in ber Regel fein 
nbfleih. Milch und Eier müſſen vie Fleifchnahrung erfegen. 
re wohlhabende Bauer ift fehr zufrieden, wenn er am Gonn- 
e zu Sauerkraut und Kartoffelbrei, etwa auch zu Sauerfraut 
ein, ein Stüd Sped oder Dörrfleifh genießen kann. Geräu⸗ 
rte Wurft, Dörrfleifh und ver Speck des Schlachtſchweins bil- 
vorzugsweiſe die Fleiſchnahrung ber Wohlhabenten. Wolter 
9* 


184 Das Voll. 


fie bei der Hochzeit nicht fehlen kdürfen. Ueber bie Straße ha 
wird übrigens nicht geraucht, fie ift nım ein Abzeichen für da 
männlichen Sochzeitögajt, mit welchem jelbft der Knabe im Zug 
grapitätifch einherſchreitet. Qen Echetten abwärts geht die Vram 
in einfacherem mehr ftättiichen Keriputz zur Kirche, die Hochzeit 
gäfte mit Noemarinzweigen, woran rothe Bändchen bejchäftigt find. — 
Tie gottestienftlichen Santlungen bei Beerdigungen bafırm 
auf ten Beſtimmungen ter alten Heſſiſchen Agenda, — Gel 
ber dem Sterbhauſe, Zug über tie Strafe unter” Geläute ve 
Glocken, am (Grabe eine Retde ober Rückzug nach der Kirche mb 
(Guttescienft nach der Beerdigung. Bei Beerbigungen find de 
Übrigen Mebränche gleichmäßiger als dieß bei Taufen und Hodyk 
ken ver Fall iſt. Der Trauerzug. orpnet ſich auf folgende Weik: 
Lie Beripuntten bis zu ziemlich entfernten Graben, ſowie ad 
tie Taufpalhen des Verſtorbenen werten eingelaven; die Nachban 
tagen ten Sarg. Die nächften Verwantten, nebft ven Patka 
folgen zumächft dem Sarge und zwar einzeln, hierauf bie entfem 
ben Wermwantten, md zwar bie männlichen voran, bann bie weil 
lien. Nach der Weerbigung findet im Leichenhaufe das Trauer 
mahl ſtatt, „Tröſtermahl“, „Tröſterbier“ genannt, auch fchlechtwg 
mir „Weahlzeit“. Un vieſem ZTrauermahle hängt ver ganze Bauern 
flaud mit zäher Feſtigkeit; weder Ermahnungen noch Vorftellungen, 
nuch alte und me und ganz neue Polizeiverbote Helfen etwas 
dagrgen. Leu Wirgerimeiftern iſt ſtrenge Anzeige zur Pflicht ge 
nimbt; allein keiner dürfte 8 Wagen, wenn er als Anverwandtet 
eingeben wird, vie Cinladung nur anszufchlagen, noch viel wenige 
cine Außzeige gu minchen. Die gaunze Gemeinte würde fich im 
Shane gegen ihn erheben. Der Bauer ficht das Todesmahl 
als alte ale Berſtorbenen erwieſene letzte Ehre an, die er ihm 
Alebl ſehulehß bleiben darf. ˖Je würdiger ein Berjtorbener m 
FVelen A, veſto niehr hält man ihn des Trauermahls werth. — 
hi bye von Albfeld herrſcht der Gebrauch, daß der Pathe 
I a Genfltiialionvem Pathen über der Unterthür ſeines 
Pnnfeo inen Apfel reiibt. Der Confirmand nimmt ihn an, beißt 
iin me ehenun Aus übrige weg. Dadurch wird er künftig 
vos spabiplnnagen Bier, wie man annimmt. 

lm nn renſelben eigenthümlichen Dialekt bat ber ganze 
gr glebsagp UBbh, den Jabbahe Theil nähert ſich dem Wetterauer, 










a an AR WW 


% 


un 


Charakter, Sitten, Sprache. 135 


u; der nörbliche und norböftliche dem Buchonifchen, ber 3. B. das 
Za E wie ein breites & mit weit geöffnetem Munbe, das au wie 
Fe OR ꝛc. ausſpricht. Eigentlich oberhefjifcher Dialect ift ber ber 
aa Gegend über die Ohm Hin nad) und bei Alsfeld. Jenſeits bes 
ü Vogelsbergs treten die Mundarten in und um Schlitz, in und 
am Lauterbach eigenthümlich auf, zeigen fich ven thüringifchen 
ie ” Verwanbt und find in ven Vokalen mitunter .altertbümlich mit alt 
„ oberbeutichem Gepräge. Uber auch viefe unterfcheiden fich ‚wieder 
u Meſentlich; denn der lauterbachiſche Dialekt hat überaus gebehnten 
: Ton, der fehlitifche ift kürzer und rauher. 
air An eigenthümlichen Trachten ift ber Vogelsberg ebenfalls 
= noch ziemlich reich. Neicher freilich noch als der eigentliche Vo- 
„ gelöderg find die an denſelben nörblih angrenzenden Gegenden, 
bie nicht mehr eigentlich zum Vogelsberg gerechnet werben können. 
Dei Gelegenheit ver Enthüllung des Ludwigsmonuments in Darm- 
; fabt konnte man verſchiedene Proben von folchen Trachten fehen. 
Da ſah man 3. DB. ein Mädchen aus Angersbach bei Lauter- 
; bach mit weiß und roth gemwürfelten auf. ziemlicher Kammhöhe 
; Über dem Kopf gebundenen Tuch, deſſen breite Zipfel ſich am 
‚ Halte baufchten, in violettem Leibehen, über welches ein buntge- 
; wirktes Tuch vorn kreuzweiſe bis zur Taille gefchlungen war, ber 
r weiße Hembärmel etwas bis über ven ‚Ellenbogen hervorblickend, 
der bis übers Knie hinabreichende hellbraune Rock mit der rvoth- 
gebundenen Schürze geihmüct, vie Strümpfe blau. Man fah 
ferner da ein Mädchen aus Pforbt im Schliger Land; e8 trug 
eine hohe fegelfürmige zu beiden Seiten mit Wuljten ausgefchmückte 
ſchwarze Haube mit der oberheffifchen ſchwarzen Bandſchleife unterm 
Kinn, eine ſchwarze weitärmelige Mutze (ade), darüber einen ums 
geſchlagenen gejticten Kragen, ein übers Kreuz auf ber Bruft ge- 
ſchlungenes rothes Tuch und eine filberne Kette drüber, einen für 
Oberheſſen fehr langen, fait bis an vie Knöchel reichenden ſchwarzen 
Faltenrock mit blauer Schürze und weißen Strümpfen. Der 
Burſche aus Schlit Hatte eine hohe rauhe Müte mit zur Seite 
Lang herabhängenden grünen Bändern, ſchwarzes Halstuch, grüne 
Wefte mit weiß metallenen Knöpfen, langen dunkelblauen Oberrod 
mit kurzem Stehfragen, einer Kuopfreihe und zwei Geitentafchen 
vorn, weiße Kniehoſen und weite Querfaltenftiefel bis dicht ans 
Knie. | 





Charakter, Sitten, Sprache. 135 


ber nörbliche und norpöftlihe dem Buchonifchen, ver z. B. das 
e wie ein breites & mit weit gedfinetem Munde, das au iwie 
ou ꝛc. ausſpricht. Kigentlich oberhefjiicher Dialect ift ver ber 
Gegend über die Ohm bin nach und bei Alsfeld. Jenſeits des 
Bogelöbergs treten die Mundarten in und um Schlitz, in und 
um Lauterbach eigenthümlich auf, zeigen ſich ven thüringifchen 
verwandt und find in ven Vofalen mitunter .alterthümlich mit alt- 
oberdeutſchem Gepräge. Uber auch dieſe unterfcheiven ich wieder 
wejentlich; denn der lauterbachifche Dialekt hat überaus gebehnten 
Ton, ber fchligifche ift kürzer und rauher. 

Un eigenthümlichen Trachten iſt der Vogelsberg ebenfalls 
noch ziemlich reich. Reicher freilich noch als ber eigentliche Vo⸗ 
gelsberg find die ‘an benfelben nörblich angrenzenden Gegenden, 
die nicht - mehr eigentlich zum Vogelsberg gerechnet werben können. 
Bei Gelegenheit ver Enthüllung des Ludwigsmonuments in Darm- 
ftabt konnte man verfchievene Proben von foldhen Trachten fehen, 
Da ſah man 3. B. ein Mäpchen aus Angersbach bei Lauter: 
bach mit weiß und roth gewürfelten auf. ziemlicher Kammhöhe 
über dem Kopf gebundenen Zuch, veifen breite Zipfel fih am 
Halſe baufchten, in violettem Leibchen, über welches ein buntge- 
wirktes Tuch vorn Freuzweife bis zur Taille gefchlungen war, ber 
weiße Hembärmel etwas bis über ben ‚Ellenbogen hervorblickend, 
der bis übers Knie binabreichende hellbraune Rock mit ber rotb- 
gebundenen Schürze geſchmückt, die Strümpfe blau. Man fah 
ferner ba ein Mädchen aus Pforbt im Schliker Land; es trug 
eine hohe Tegelförmige zu beiden Seiten mit Wulften ausgefchmüdte 
ſchwarze Haube mit ver oberhefjifchen ſchwarzen Bandfchleife unterm 
Kinn, eine ſchwarze weitärmelige Mutze (ade), darüber einen ums 
geichlagenen geſtickten Kragen, ein übers Kreuz auf ber Bruſt ge- 
fhlungenes rothes Tuch und eine filberne Kette drüber, einen für 
Oberheſſen ſehr langen, fait bis an die Knöchel reichenden ſchwarzen 
Faltenrod mit blauer Schürze und weißen Strümpfen. ‘Der 
Burfche aus Schlitz hatte eine hohe raue Mütze mit zur Geite 
lang berabhängenven grünen Bändern, jchwarzes Halstuch, grüne 
Wefte mit weiß metallenen Knöpfen, langen dunkelblauen Oberrod 
mit kurzem Stehfragen, einer Kuopfreihe und zwei Seitentafchen 
born, weiße Sniehofen und weite Querfaltenjtiefel bis bicht ans 
Knie. 


136 Das Boll, 


Auh in den Gegenden fünlich vom eigentlichen Vogelsberz 
in dem Büdinger Land, finden fich noch nationale Trachten. 
Es kamen daher in genanntem Feltzug die Mäpchen mit eigen 
thümlich geformten weißen gefteiften Häubchen, bie ſich am Hinter 
kopf fenfrecht, vorn etwas nach innen gewölbt über dem platige 
Icheitelten Haare aufthürmten und mit fehmalen weißen Bänbchen 
nett und reinlich unterm Kinn gebunven waren, in dunkleren (meif 
braunen) weitärmeligen Muten und langen Röden, pie blaue Schäre 
vorgebunben, das blaue rothgeränverte Tuch Treuzweife über den 
Bufen gebunden, die Schuhe hoch. — 

Aus dem Lonborfer Grund waren bei dem Feitim 
erichienen ein Burfche mit kurzkappigem, breiträndigen Hut, ſchwar 
zem Halstuch, heilblauer Weite mit doppelter Reihe von weiße 
Metalifnöpfen, blaßgelbem langem Node, blauen Hofen und is 
Stiefeln, — neben ihm ein Mädchen, das kurze, enge, bellfarbie 
umfäumte Häubchen auf dem Scheitel, unter dem Kinn zufammems 
gebunden, um den Hals eine Perlenfchnur, dann ein buntes Tud 
barum gefchlagen, im buntgeränverten Miever, welches vorn ein | 
zu beiden Seiten mit weißen Metallfnöpfen beſetztes breites Bruſt⸗ 
ſtück hatte, während die weißen Hembärmel bis an ben Ellenbogen 
hervorblidten, ver hellgrüne, roth oder blau geränverte Rod bb | 
an die nie reichend, um die Taille ein buntes Band, eim 
blenvend meiße Schürze und eben foldhe Strümpfe. 

Ebenfo war auch vie Gegend von Gießen durch bie ms 
tionale Tracht eines Mädchens aus Heuchelheim vertreten. 
E83 trug ein weißes Häubchen mit bunflen Beſatz, eine violette 
Jacke vorn geichloffen, auf der Bruft eine grüne Schleife, einen 
grünen Faltenrod, eine violette Schürze und blaue Strümpfe. — 

Noch gar manches Eigenthümliche in Brauch und Sitte fir 
bet fih aber auh im Hinterlande. 

Die Hinterländer bilden einen jehr kräftigen Schlag Men 
hen, wenn nicht Armuth ihre nachtheiligen Wirkungen auf das 
Gedeihen ausübt. Charafteriftiich find bei ihnen vie vorberrfchend 
helle Hautfarbe und blonde Haare. Das Vaterland der Hinter 
länder erfreut fich bet ven übrigen Bewohnern des Großherzog 
thums feiner befonders günftigen Meinung, namentlich die Rhein⸗ 
heſſen und Starfenburger denken fi) das „Buchfinkenland“, wie 
fie e8 nennen, als eine Art Sibirien. Die nicht zahlreichen Dörfer 


Charakter, Sitten, Sprache. 187 


und Flecken des Hinterlands bieten allerdings feinen fonberlich 
freundlichen Anblid var. Der Boden tft im Ganzen fteril und 
eigentlicher Wohlſtand findet fich nirgends allgemein. ‘Die Dörfer 
liegen zerftreut, ohnehin durch zahlreiche Gebirgsfegel jehr tolirt. 
Doch finden fich auch Hier und da ganz reinliche, nette Bauern⸗ 
häufer und bie fonft verwahrlofte Haltung ver Wohnhäufer ift eher 
ein Zeichen von Armuth, als Gefchmadofigleit; die an die Wände 
ber Bauernhäufer gemalten Tulpen, Gänfe und Godel zeugen vor 
einigem, wenn auch noch fehr unentwideltem Kunftfinn. In bem 
Eſtricht find die Hänfer in mofaifähnlicher Manier mit jteileinger 
fügten Schieferftäden ausgepflaftert. Die “Möbel und Getäfel der 
Bauern und Bürger find größtentheils maſſiv aus Eichenholz, ba 
bie Tanne unter allen Forftbäiumen am wenigften vorfommt. Das 
Temperament bes Hinterländers ift im Ganzen mehr gut- 
müthig und heiter als lärmend und roh. Gröbere Verbrechen 
gehören bei ihnen zu den Seltenheiten. Achtung vor dem Gefek 
mb Sinn für Religion find bei vem Landvolk herrfchend und an 
Sonntagen fieht man die Bewohner von Filtalorten, welche , 
ja eine Stunde von dem Pfarrorte entfernt Liegen, zur Kirche in 
größerer Anzahl ziehen. Unter feinen guten Eigenſchaften 
ragen beſonders hervor: 1) fein Fleiß. Er erftredt fich nicht 
bloß auf fein Feld. Wegen des unfruchtbaren Bodens müſſen 
bie Hinterlänvder auf anvere Erwerbsquellen denken. Diele arbeiten 
in ven Bergwerken und in ven GEifenhütten bei Biebenfopf, andere 
und zwar wohl bie meilten bejchäftigen ſich mit Verarbeitung der 
Wolle. Man fieht fehr häufig Weiber und Mädchen, welche immer 
ihres Weges gehend emfig ſtricken (ſ. Näheres unten bei dem Ab⸗ 
ſchnitt: Techniſche Cultur). Um Licht zu erfparen Legen fie ſich 
bes Abends früh zu Bette, und ftridlen fo lange bis fie einfchlafen. 
Namentlich zeichnen fich die Bewohner des Dorfes Holzhaufen 
durch vaftlofe Thätigfeit aus. Sobald fich das Laub der Bäume 
zu färben beginnt, werden große Duantitäten Strümpfe unb jonjtige 
wollene Strickwaaren verpadt und in die Stähte ver Rhein- und 
Maingegend verfendet und hauſirend abgeſetzt. Wer kennt nicht 
die Strumpfleute mit ihren Träftigen Geftalten, blauen Kitteln und 
gewaltigen Stöden? Ebenfo reifen in jevem Jahre, namentlich aus 
dem Breidenbacher Grunde, viele Weibsperfonen zum Schneiden 
und Einſcheuern ver Erndte in die Wetteran und Mannigetinmen 


188 Das Bolt. 


zum Dreichen ber Früchte bis zum Rhein. 2) feine Genügſam⸗ 
ſamkeit. Kartoffeln, Sped, Brob und Brantwein find bie Haupt 
nahrungsmittel ver Hinterländer. Bei Beluftigungen dient als 
Getränt Schnaps und Bier ober auch ein Gemifch deſſelben 
„Schnapsbier” genannt. 3) feine Friebfertigfeit. Auf Kirchweihen, 
Jahrmärkten und in Wirtbshäufern bört man nur felten von 
Streitigkeiten und fehr felten arten fie zu Törperlichen Mißhand 
[ungen aus. Auch die Prozeßſucht des Hinterländers fol nic 
berjenigen anderer Lanbestheile gleihen. — Die Bewohner vet 
Lahnthals oder f. g. alten Amts Biedenkopf find weniger aufge 
wect und intelligent, wie bie des rundes Breidenbach. Sie 
hängen ſehr am Alten; Verbeiferungen in ökonomiſchen uud fonft- 
gen Einrichtungen finden veßhalb bei ihnen wenig Anklang, währen 


bie intelligenteren Bewohner des Grunbes Breidenbach für de 


angeführten Berbefferungen viel empfänglicher find. Dem Wanbrer 
zeigt dieß fchon ver Unbli der Wiefenthälerr. Während im Grunde 
Breidenbach gar manche Wiefengründe fchön angelegt und bebaut 
find, Tiegen tm alten Amt Biedenkopf ganze Streden an den Ufen 
ver Lahn noch unbebaut. | 

Bon eigenthümlihen Gebräuhen und Sitten finden 
ſich befonvders in einzelnen Dertern und Diftricten noch mancherki 
vor. In dem Gentralpunfte des Hinterlandes, in Biedenkopf felbf, 
hat fih noch einiges erhalten. Im Sommer unternehmen % 
meift ſtraßenweiſe, zahlreiche Gefellfchaften oft unter feftltchen Ank 
zügen Ausflüge auf die nahen Walpblößen, von benen jede ihre 
befonderen zum Theil ſchönklingenden Namen bat, 3. B. Schiw 
fcheit, Kuhleich, Knochendriſch 2c. und fehren mit ber Nacht unte 
Clarinetten⸗ und Paukenſchall in die Stabt zurüd, wo bie freude 
trunfene Jugend vor dem Auseinanvergehen auf dem Marktplat 


a WE fee un 0 NEE u — — — 


erft noch einen Iuftigen Reigen aufführt. Selbft noch in ver | 


neueften Zeit wurde auch ein |. g. Grenzgang feitlich gefeiert 


Dabei bringt die gefammte Bürgerfchaft nebft ven Beamten meh : 


rere Tage damit zu, bie Örenzlinie des Weichbilds ber Gtubl 
durch Die und Dünn zu verfolgen und unterwegs an beſtinunten 
Punkten Halt zu machen und neue Grenzfteine einzufegen oder 
bie alten aufzugraben, dabei aber natürlich ven ermüdeten Glie 
dern ihre entjprechende Genugtbuung zu verfchaffen. — In mar 
hen Jahren fällt im Hinterland die Bucheneckernerndte ſehr 


. —— — — — 


Charakter, Sitten, Sprache. 189 


ergiebig aus. Ganze Karamanen fieht man dann aus ben Gemein- 
den in ben Wald ziehen, mit großen Leintüchern und Hämmern 
verfeben, mitteljt deren die Bäume geflopft und ihrer Bürde ent- 
laden werben. Sm foldhen Tagen haben dann auch vie Aermeren 
gute Tage; mit dem Del ber Bucheln werben banın bie verſchie⸗ 
venften Speifen zubereitet. In allen Küchen duften vie Kröpfeln, 
Eifentuchen ‘oder Waffeln und Kropfenfuchen, außer Pfannkuchen 
vie B vorzugsweite vorfommenven Formen von Backwerk, deſſen 
Hauptbeſtandtheile Kartoffeln und Hafermehl find. — Unter bie 
Danptbeluftigungen des Hinterlänvers gehört bie Kirchweihe, bie 
kn Grunde jährlich einen Tag, im alten Amt alle 3 Jahre 8 Tage 
lang gefeiert wird. Da wird viel Schnaps getrunfen und viel 
getanzt. Beim Walzen fchleifen die Tänzer nicht, ſondern treten 
mit dem platten Fuße auf, ſo daß dem, ber einem ſolchen Tanze 
bon fern zufieht, immer von der Xaftbewegung ber Tanzenden 
ta, ta, ta entgegenfchalft. Der ganze Lanz ift ein heftige Stam- 
pfen. Die Tänze werben oft im freien gehalten; des Abends 
erleuchtet eine an einem Baum hängenve Laterne den Tanzplatz. — 
Bemerkenswert ift wie in manden Orten des Amtes Biebenlopf 
Ehen geichloffen werden! Wenn ein Buriche ein Mäbchen aus 
einem anderen Orte zu beirathen beabfichtigt und nicht beſtimmt 
weiß, ob er Hoffnung hat erhört zu werden, dann geht er fpät 
Abends, nachdem fich fehon die meiften Bewohner zur Ruhe be- 
geben haben, mit einigen ganz vertrauten Perfonen in den Ort 
feiner Auserwählten, Eopft an dem Haus ver eltern an und 
bittet um Einlaß. Sit dieſer gewährt, dann antworten bie Ein- 
getretenen auf bie Frage, was fie in fo fpäter Zeit noch wünfchten: 
fie beabfichtigten eine Magd zu dingen. Die eltern verftehen 
natürlich den Sinn diefer Frage. Sind fie nun dem Antrag nicht 
geneigt, fo erklären fie: „Wenn ihr eine Magd wollt, fo müßt 
ihr wo anders fuchen, wir können unfer Mäpchen nicht entbehren!" 
Sind fie aber dem Antrag geneigt, dann werben alle Frauens- 
perfonen im Haus, jeden Alters, vor allen viejenigen, denen bie 
Nachfrage nicht gilt, mit ber Frage vorgeführt: ob die vorgeführte 
paffend ſei. Da ift denn bei der einen biefer, bei ber andern 
jener Mafel ‚vorhanden, der fie nicht paffend erfcheinen läßt. 
Wenn dann enplich Die rechte an vie Reihe gefommen und ſonder 
Zabel und Fehl befunden worden ift, dann beginnt vie Unterhant- 


142 Das Boll. 


weiche fie dem Herkommen nach bei dieſer Gelegenheit tragen 
mußte. Ihr wurde nun die Brautfrone aufgefett und das fchöne 
faftanienbraume Haar, fonft in zwei Zöpfen geflöchten, flatterte um 
ihre Schultern. So begleiteten wir fie zur Kirche, voraus bie 
Mufif und zum Beichluß die alten Weiber, welche bitterlich wein 
ten. In der Kirche hörten wir eine merkwürbige Hochzeitäprebigt 
über den Grundſatz „Zwei tft beſſer als Eins" u. |. w.“ Mit 
natürlich mannichfachen Modificationen im Einzelnen follen auch 
noch in unferer Zeit, wenn auch nur felten, Sochzeiten im jener 
Gegend alfo gefeiert werben. 

Die Sprache des Hinterlänvers ift bemerflich wegen Eigen 
thümlichkeiten des Dialects, aber auch wegen auffallender gramm 
tifalifcher Unrichtigfeiten, wovon hier nur ber ftatt des Accuſative 
gebrauchte Nominativ und der fächliche Artikel vor jedem weib⸗ 
lichen Eigennamen erwähnt fei. 

Die Hinterländer zeichnen ſich durch fehr nationale Trachten 
and. Vorzugsweiſe findet fich dieſe Originalität der Tracht beim 
weiblichen Geſchlecht. Im Schnitt ver Mieder, im Bau ber 
Mügen (Mutſchen) beſonders aber. in ber Zufammenftellung ber 
Farben herrfcht große Verſchiedenheit; jeder Bezirk, oft jedes Darf 
bat feine eigene Kleidung und Farben. Ein fehr anmuthiges Ge 
mifch diefer mannichfaltigen Erfcheinungen bieten beſonders Jahr 
märfte dar, in deren Gewühl jever Fremde fogleich die Lande 
mannfchaften herauszufinden vermag. Eine ziemlich ſchauerliche 
Sitte tft, daß fich die Bauernmweiber bei Regenwetter mit großen 
weißen Tüchern umhängen, bie einem Leichengewanbe fehr gleichen. 
Defonders beim Kirchengang tragen vie Weiber blendend weißt, 
bie mohlhabenveren zudem mit Franzen und Garnituren bejebte 
Umwürfe über dem Kopf. Das männliche Gefchlecht trägt eine 
einfachen blauen Kittel und runben breitfrämpigen Hut. Dres 
mafter fieht man feltener. 

Bei dem mehrermähnten Feitzuge waren aus dem Breidenbacher 
Grunde Märchen erfchienen. Sie trugen nahe im Naden fitenbe 
furze, knappe und hinten banblofe rothe Heffenhäubchen, unterm 
Kinn durch das ſchwarze Binbband gehalten, um ben Hals ein 
Schwarzes jeivenes Tuch gefchlungen, veffen breite Schleife im 
Naden lag, eine vorn offene nur an ver Taille tief zufammenge 
Baltene weitärmelige ade, ein langes fehr buntes Bruſtſtück mit 


— — — —- 


rag — nn nn ee ESTER 


Stänbeverfchtebenheit. 1483 


Schleifen vorn über dem Hemd, einen bunflen Rod in vielen 
Falten und fehr kurz, eine vielgefältete nur wenig hellere Schürze 
darüber, gelbe Strümpfe und Strumpfbänvder mit grellfarbigen 
Duaften und Hohe Abſatzſchuhe mit Schnallen. Die Mäbchen aus 
dem alten Amte Battenberg trugen das Heffenhäubchen von ſchwar⸗ 
zer Farbe, die Form den ganzen Kopf umfaſſend, fo daß fie ſich 
zierlih an bie Bildung des Hinterfopfs fchloß, mit einem verjüng- 
ten Vorfprung, über die Stirne herabtretend und über ven Scheitel 
eine natürliche Krone bilvend; ftatt der langen Banpfchleifen quollen 
unter dieſen Häubchen hinten bie fchönen bichten Zöpfe hervor 
den Naden binab, und vie langen Bänder vorn wurden nicht Inapp 
nnter dem Finn gefnüpft, ſondern entiwerer freigelaffen oder über 
der Bruft Iofe in einander gefchlungen; ein hellfarbiges Tuch 
legte fih in weiten Falten um ben von einer Kette umfchloffenen 
Hals, ein ſchöngeſchwungenes ärmelloſes, vorn offenes Leibchen um 
den Oberleib; bie beiven blendend weißen bis nahe an ben Unter- 
arm reichenben Hembärmel waren von bunten Armbändern gefaßt, 
ein buntes reichgeſchmücktes Bruſtſtück bevedte ven von dem Leib⸗ 
hen offengelaffenen Raum und Treuzweife Schnüre umfpannten 
das Bruſtſtück; ein bunter um die Hüften gelegter Gürtel fchlang 
fid über ven im zahlreiche Falten gelegten wenig bis über bie 
Kniee reichenden und vorn mit einer etwas helleren Schürze be- 
deeten Rod; dazu kamen blendendweiße Strümpfe und jchiwarze 
Schuhe mit hohen Abſätzen. 


V. Ständeverſchiedenheit. 


Im gemeinen Leben unterjcheivet man einen erblihen und 
einen perfönlihen Stund Den erfteren zerlegt man in 
Anel, Bürger und Bauer, den legteren in Nährſtand, Lehrftand, 
Beamtenſtaud und Wehrftan. 

Der erblihe Stand im Großherzogthum Heſſen hat in neue- 
rer und neuefter Zeit — in. Folge ver von Ludewig I. als noch un⸗ 
befehränttem Großherzog begonnenen, durch die Verfaſſungsurkunde 
und weitere Gefete fortgeführten Veränderungen in allen Verhält— 
niffen — nicht mehr tie Bedeutung, welche ihm früher zugefommen 
ift und welche er in andern deutſchen Ländern mitunter noch bat. 
Wir finden den Adelichen im Nährftanve, im Beamtenitante ud mn 


144 Das Bolt, 


Wehrfianve, felten, fehr felten im Lehrftande; ben Bürgerlichen in 
allen vier Klaſſen des perjönlihen Standes, ben bäuerlich Gebe 
venen vornehmlich im Näbrjtande und Wehrſtande. — 


Der Adel, deſſen befondere Nechtsverhältniffe im IV. Buch 
(der Staat) zu beiprechen fein werben, theilt ſich in ben Hohen 
und nieberen Abel. Zu dem hoben Abel des Großherzogthuns 
gehören außer ven Gliedern des Großherzoglichen Haufes die Stan 
desherrn. 

Die Standes herrn bilden jene ehemaligen reichsunmittel⸗ 
baren fürftlichen und gräflichen Häufer, welche in dem Großherzoz— 
thum mit einer oder mehreren Standesherrichaften angeſeſſen find, 
und ihre Unmittelbarkeit verloren haben, fowie die, welchen bie 
Stanvesherrlichkeit vom Großherzog verliehen if. Im Großher⸗ 
zogthum Heffen find Standesherrn: 


Die Fürften 1) von Sfenburg - Birftein, wegen ber ehemaligen 
Iſenburgiſchen Aemter Offenbach, Dreieih und Wenings; 2) Sfenburg 
Büdingen in Büdingen, wegen ber Aemter Büdingen und Modftabt; 3) 
Leiningen, wegen ber Eivilgerichtsbarfeit erfter Inftanz über Heffelbad, 
bann ber Cent⸗ und Forftgerichtsbarfeit über Heſſelbach, Gammelsbach, Kai 
bach, Hebsthal und Unterſensbach; 4) Löwenftein-Werthheim Freuden⸗ 
berg wegen feines Antheils an dem Amt Kirchbeerfurt und dem Amt Habik- 
heim; 5) Solms-Braunfels, wegen ber Aemter Hungen, Wölfersheim 
nebft Gambach und Grüningen; 6) Solms-Lich und Hohbenfolms, wen 
der Aemter Lich und Niederweifel. Ferner die Grafen 1) von Erbad-Er 
bach oder Erbach⸗Wartenberg⸗Roth, wegen ihrer ehemaligen Aemter Erbad 
und Neichenberg und wegen des Antheils an Kirchenbeerfurth; 2) Erbadr 
Fürftenan, wegen bes Amtes Fürftenau und Michelftadt und bes Amte 
Freienftein und Rothenberg; 3) Erbach-Schönberg, wegen des Antheil 
an ber Herrichaft Breuberg und der Aemter König und Schönberg; 4) Ifew 
burg- Büdingen in Meerholz, wegen des Amtes Marienborn; 5) Iſen 
burg- Büdingen in Wächtersbach, wegen feines Antheils am Amt Affew 
heim; 6) Iſenburg-Philippseich, wegen bes Paragialamts Bhilippseidh; 
7) Leiningen-Wefterburg, ältere Linie, wegen ber Herrſchaft Albenftabt; 
8) Schlitz, genannt von Görtz, wegen der Herrſchaft Schlib; 9) Solm# 
Laubach, wegen der Aemter Laubach und Utphe; 10) Solms-Rödelheim, 
wegen der Aemter Rödelheim und Niederwöllſtadt und feines Antheils an Aflen- 
heim (Dorf Einartshaufen); 11) Solms-Wildenfels, wegen ber Herriaft 
Engelthal, die jedoch der Graf nicht mehr befittt, weßhalb er auch jett nr 
als ftandesherrlicher Perfonalift im Großherzogthum gelten kann; 12) Stolk 
berg-Wernigerode, wegen des Amtes Gebern; 18) Stollberg-Rosla, 
wegen jeines Antheils an der ehemaligen Grafichaft Königftein, 2); von Statt 
—* Deren Drtenberg, a, von Stadt und Schloß Münzenberg und 3/,, von 

euchelheim. 


Die Grundlage der Stanvesherrlichleit der vorgenannten 
Fürſten und Grafen bildet theil8 der Umftand, daß fie vordem 
wegen ihrer Belikungen zur Neichsftandfchaft berechtigt waren, 
teils eine Großherzogliche Stanveserhebung. Jene Lönnen N 


Stänbeverfchtedenheit. 145 


eutfchen, dieſe die heffiichen genannt werben. Als ein Standesherr 
er leßteren Art erfcheint nur der Graf von Echlik, der wegen feiner 
Sraffchaft Schlig durch ein Großh. Patent vom 30. Dez. 1808 
um Stanbesheren des Grofherzogthums erhoben wurde. Bon 
er befonveren Stellung der Stanvesheren im Großherzogthun 
Arb tm vierten Buch („ver Staat“) vie Rebe fein. 

Zwifchen den Stanbesheren und dem übrigen insbeionbere 
em begüterten Adel des Großherzogthums ſtand bi8 1848 ge- 
ziſſermaßen die freiherrliche Familie Riedefel zu Eiſenbach 
n der Mitte, weil fie verjchievene Vorrechte Hatte, die bis dahin 
ur den Stanbesheren zugeftanden waren. 

Der gegenwärtige niedere Adel des Großherzogthums, zu 
selhem aljo alle übrigen Adelichen, fie mögen Grafen, Freiherrn 
der bloße Herrn von fein, bejteht im allgemeinen aus zwei wefent- 
ich verſchiedenen Beitanvtheilen, nämlich zum Theil aus Yamilien, 
velhe ſchon zur Zeit bes beutjchen Reichs landſäſſig waren, wie 
samentlich die Familien ber altheffifchen Nitterfchaft, und zum andern 
heil aus Mitgliedern ver ehemaligen unmittelbaren Reichsritter⸗ 
haft, welche in Folge der Stiftung des rheiuiſchen Bundes ihre 
ReichSunmtittelbarfeit verloren und zum Vortheil Heſſens fubjicirt 
vorden find. ‘Der nicht lanpfäflige Adel fchließt fich an fie an. 
ur altbejftifchen Ritterfchaft zählen die Grafen von und zu Lehr⸗ 
ach, die Freiherrn von Breidenftein zu Breivenbach, von Breiden- 
sach zu Breivenftein, von Buſeck, von Nordeck zur Rabenau, von 
Hievejel, von Rotsmann, von Schent zu Schweinsberg. 

Der Bürgerftand bat fich erſt durch die Entitehung ber 
Stäbte feit dem Anfang des 13. Jahrhunderts gebilvet. Er hat 
als Gegenfab zum Bauernſtand jetzo feine Bedeutung verloren, 
weil jeder bäuerlich Geborene feinen Beruf ſich wie jeder andere 
freiwillig wählen und ein bürgerliche Gewerbe treiben, alfo aus 
dem Bauernftand ganz durch fich felbft in den Bürgerſtand über- 
treten Tann. Ebenſo find die Vorrechte, welche der Bürgerſtand 
ber dem Bauernftand voraus hatte, gejchwunven. 

Der eigentlihe. Bauernftand war während bes Mittel 
alters größtentheils in Hörigfeit verfunfen und gelangte erft in 
neuerer Zeit wieder zur Unabhängigkeit. Frühere Uuterſchiede 
gewiffer Klaſſen des Bauerſtands find mit der neuen Gefeßgebung 
beſchwunden. 

Walthers Hefjen. \0 


146 Dis Boll. 


Werfen wir auch einen Blick auf Die perfönlihen Stände, 
jo finden wir zumächft, daß va ein jener Hefie fich feinen Beruf 
wählen kann, feine Klaſſe von Staatsbürgern ein ansfchließliches 
Borrecht hat, ven einen ober ben anderen perfönlichen Stand zu 
wählen. Wir finden ferner als ftatiftiiche Thatſache, daß von ben 
854314 Einwohnern des Landes 6771 Staats⸗ und Kirchen 
biener find, daß etwa 113450 dem eigentlichen Nährſtand, d. 6. 
ven Aderleuten und Gewerbtreibenden angehören, an welche fid 
15522 Handwerksgeſellen, 5486 Hunpwerfslehrlinge, 7423 Fe 
brifarbeiter, 64327 Taglöhner anjchließen. 


VI Techniſche Cultur. 


Die Landwirthſchaft (ſ. o. S. 94 ff.) iſt zwar im unſern 
Lande, wie überall, die ſicherſte Grundlage für die Ernährung dee 
Volks, denn die auf den Betrieb der Gewerbe und bes Handel 
fih ſtützende Ernährung fit ungewiſſer und ſchwankend. Allei 
deſſen ungeachtet begründet der Ackerbau nicht allein den phyſiſchen 
Wohlftand, fonvdern er muß Hand in Hand gehen mit Gewerbfleif 
und Handel. Dieje drei Thätigfeiten vereinigt find bie Grund 
lagen‘ der materiellen Betriebfamfeit und darum tft auch bei und, 
namentlich in neuerer Zeit, von Regierung und Privaten ven Ge 
werben und dem Handel viejelbe Aufmerkſamkeit gejchenkt worber 
wie ver Landwirthſchaft. Don dem mohlthätigften Einfluß auf di 
Hebung der Gewerbe bes Landes ift ver felt 1836 beftehent 
Gewerbverein, welcher unmittelbar unter dem Mintjterium de 
mern ftehend vom Staate jährlich eine Summe vou 8000 fl 
erhält. Die Thätigfeit des Gewerbevereins ift eine fehr nik 
fältige. Zur Förderung feiner Zwecke dürfen fi an ben Orten 
in denen ein einigermaßen beveutenver Gewerbſtand fich befinbe, 
Lokalſectionen bilden, welche mit dem Gentralverein in Verbindung 
und unter feiner oberen Leitung ftehen. Zur Belehrung Gewerb 
treibender find durch den Gentralverein und die Localfectionet 
Handwerkſchulen ins Leben gerufen worben, in welchen bie Schüler 
bie zum Gemwerbbetrieb nöthigen Vorkenntniffe erhalten. Sie haben 
zu biefem Zwede von dem Centralverein ausgearbeitete Borleg 
blätter und Muſterzeichnungen erhalten, und es wird zur Auf 
munterung ber Schüler jährlich eine Ausftellung der befſeren Ar 


— 0. 


- oO mn 


Techniſche Cultur. 147 


iten und eine Prämienvertheilung veranſtaltet. Bet ber Aus⸗ 
ellung im J. 1851 waren 24 Handwerkerſchulen vertreten, bei 
rw im J. 1852 veren 31, ebenfoviel im J. 1853. Es be- 
anden aber im J. 1853 außer viefen 31 noch 7 weitere. 
)ie Sefammtzahl ver Schüler betrug im J. 1852: 1070. &8 
t ferner eine ſtets fortgehende Sammlung von Muſterzeichnungen 
re Techniker und die verfchievenen Zweige bes Gewerbbetriebs 
gelegt und dafür gejorgt worden, daß ſich Eremplare davon 
enigftens an allen größeren Orten befinden, bamit ein jeder daraus 
unten zu ziehen im Stanve if. Der Verein gibt ferner eine 
eitfchrift heraus und vertbeilt fie unentgelblich an feine Mitglieder, 
elche er burch viefelbe u. a. in fortwährender Keuntniß der neuejten 
rfindungen und WVerbefferungen im Gebiete des Gewerbweſens 
Hält; er bejikt eine Bibliothef und eine Mopellfammlung zur 
jenutzung feiner Mitgliever, er beantiwortet Anfragen über Gegen 
Ande der Technik, prüft ihm zur Begutachtung gegebene gewerb- 
die Gegenſtände, veranftaltet Gewerbausjtellungen, fett Preife aus 
rd bewilligt Gelbunterjtühungen zur Hervorrufung und Hebung 
m Smöouftrieziveigen, foweit es feine Mittel erlauben. — Unter- 
ht für Gewerbtreibende befonvers beftimmt, ertheilen vie höhere 
jewerbichule in Darmftabt, nie Nealfchulen zu Darmftabt, Offen- 
ich, Mainz, Alzei, Worms (Realgymnaſium), Gießen, Friedberg, 
Jiebenfopf. 

Die Verarbeitung der rohen Naturftoffe durch Gemerbthätig- 
it erfolgt auf dem Wege des einfachen Handwerksbetriebs und 
uf dem ber Fabrikation in größeren Inbuftrieanftalten. In beiver 
Beife ift die Induſtrie des Landes im Fortichritt begriffen. Vom 
j. 1827 — 1850 wurden an Bewohner des Großherzogthume 
10 Erfindungspatente verliehen, und bei der Induſtrieausſtellung 
r London erhielten 8 Gewerbtreibende des Landes die Preisme- 
aille, 13 wurde ehrenvolle Erwähnung zu Theil. Cine Ueber: 
ht über die im Großberzogthum betriebenen gewerblichen Gejchäfte 
mbet fich tm Gewerbeblatt für das Gr. Hefjen (1849) und weift 
. a. an mechanifchen Künftlern und Hantwerfern eine Zahl von 
9198 Meiftern over für eigene Rechnung arbeitenden Berfonen, 
nd 10944 Gehülfen und Lehrlingen nach; ferner an Schrift 
ießern A Meijter und 46 Gehülfen, an Buchorudern mit zu⸗ 
mmen 91 Prefien 40 Meifter und 313 Gehülfen, an Tui 

10* 


148 Das Boll. 


fotionsanftalten und Fabrikunternehmungen aller Art eine Zahl 
von 4470 Anftalten (17 Dlafchinenfpinnereien; 243 Gewebe 
fabrifen und 8448 im Ganzen befindlichen Webjtühle ſowohl für 
eigne Rechnung, als Lohn; 2020 Mühlwerke, varınter 1531 für 
Getreide; 77 Fabriken in Metall; 2312 fonftige Fabrifgefchäfte). 
Die Induſtrie befchäftigt ſich mit Anfertigung von Gegenftänben, 
die als Nahrungsmittel und Kleidungsmittel zum Verbrauch dienen 
und biejen reiben fich noch andere Gegenftände an, welcher ber 
Menſch theils zur unmittelbaren Nukanwentung, theils zur Be 
quemlichfeit und zur Befriedigung des Luxus bedarf. Betrachten 
wir die erfteren, fo finden wir nach obigem Verzeichniß u. « 
1840 Bäder, 1873 Zleifher, 1531 Getreivemühlen, 332 
DBierbrauereien, 1169 Branntweinbrennereien aus Getreive, Kar 
toffeln 2c., 29 Deftilliranftalten, 76 Effigfievereien u. a, m.; an 
Gewerben, welche für die Befleivung des Menfchen forgen, finden 
wir u. a. Gerber aller Art 215, Schuhmacher 5061, Hank 
ſchuhmacher 21, Kürſchner 133, Schneider 3631, Putzmachet 
164, Tuchſcheerer 38, Strohhutmacher 3; wir finden ferner 4 
Fabriken für Zwirn 2c., 11 Fabrifen für wollene und halbwollene Zengt, 
32 Fabriken für baumwollene nnd halbbaumwollene Zeuge, 7 Fabriken fit 
leinene Zeuge, 12 Strumpfwirfereien, 111 Bleichereien, 8 Druckereies 
für Zeuge aller Art, 5 Knopffabrifen 2c. Bon Bau-Gewerben finben 
wir 659 Zimmerleute und Schiffbauer, 2161 Tifchler, 1344 
Maurer, 159 Dachveder, 175 Steinmegen, 388 Zimmermale, 
Züncher ꝛc. 1014 Schloffer ꝛc., ferner 282 Ziegeleien, 60 Kol 
brennereien. Bon Gewerben, welche für Bequemlichkeit und Lurm 
des Menfchen forgen, heben wir aus: 537 Drechsler, 82 Kam 
macer, 68 Bürftenbinder, 271 Töpfer, Ofenfabrifanten und ir 
ben Geſchirrmacher, 427 Glaſer, 44 Gürtler und Broncem 
40 Kupferſchmiede, 50 Zinngießer, 274 Klempner, 127 Ube 
macher, 69 Golv- und Silbexarbeiter, 547 Barbiere, 38 Frifeu, 
212 Buchbinder, 22 Papierfabrifen, 6 Tapetenfabrilen, 51 Tr 
bafsfabrifen, 18 Schirmfabrifen, 20 Streichfenerzeugfabrifen u. a. m 
Die bebeutenpften Gewerbftädte des Landes find Mainz un 
Offenbach. | 
Miehrere Induſtriezweige, welche für unfer Land von dr 
beutung find, wie 3. B. vie Eifenfabrifation ‚haben wir ſchon 9 
©. 85 fj. näher Tennen gelernt, einige andere müffen- wir hier 


Techniſche Cultur. 149 


och etwas näher betrachten, weil fie für das Land in Gegenwart 
mb Zukunft von bejonverer Bedentung find. Dahin gehört bie: 
Tuhfabrifation, die früher an einzelnen Orten einen 
edeutenden Eriwerbszweig bildete. Kigentliche Tuchfabriken, welche 
le Theile der Fabrikation in fich vereinigen, beftehen jet nur 
n Michelftabt und Erbach im Odenwalde, wo hauptſächlich mittel- 
eine Tücher geliefert werben. Ferner wird bie Quchmacherei 
wetrieben in Biedenkopf, wo biefelbe in früherer Zeit einen be- 
eutenden Erwerbszweig für eine zahlreiche Bevölkerung bilvete, 
mn aber durch das Lebergewicht ver Fabriken auf ein fehr Ge- 
inged rebucirt if. Im Biedenkopf befanden fih 1778 nicht 
veniger als 152 Zuchmachermeifter, welche im Jahre nahe an 31000 
Ellen Tuch fertigen. (Die Zahl nahm zu bis 1816. Gegen⸗ 
ärtig treiben nur noch 14 Tuchmacher in Biedenkopf ihr Ge- 
Käft und von biefen find nur 10 das ganze Jahr Hinburch be- 
chaftigt, welche durchſchnittlich 12000 Ellen Tuch, meiftens für 
as Großh. Heſſ. Militär machen.) Sodann noch jetzt in ziem- 
Icher Ausdehnung in Schotten, Alsfeld und Beerfelden. An den 
ssteren Orten, wo hauptſächlich gröbere Tücher gefertigt werben, 
aben jich Aſſociationen von Tuchmachern gebilvet, welche theils 
wsichlieglih nur Spinnmafchinen, theils auch außer viefen die 
Amrichtung für Walfe und Appretur zum gemeinfchaftlichen Ge- 
rauch fich angeichafft baben, wobei indeſſen jeder Theilnehmer für 
ih arbeiten läßt. Zur Aufhülfe ber Tuchmacherei im SHinter- 
ande, bie beſonders u. a. auch dadurch Noth litt, daß bie 
Meifter in Ermangelung einer Wollenfpinneret daſelbſt die Wolle 
weit her beziehen mußten, ift für Anlegung einer Wollenfpinnerei 
eine Summe von 30000 fl. unter beftimmten Vorausfegungen 
bewilligt. Die Wollweber in Schotten (45 patentifirte) lieferten 
im Jahr 1850: 2800 und im 9: 1851: 2860 Stüd ver- 
ſchiedenartige Tücher, deren Werth nach einem Durchſchnittspreis 
Dornet zu 106400 resp. 108680 fl. angenommen werben 
Spinnerei und Weberei. Die Baumwolle - Dann 
foftur im Großberzogthum ift von fehr untergeerbnetem Belang, 
die Reineninbuftrie aber ift von ziemlicher Beventung. Wir haben 
ſchon bei der Lanbwirtbfchaft ven Bau Des Flachjes und Hanfes 
beſprochen, wir baben alſo Hier die Darſtellung derſelben W Nauen 


150 Das Volt, 


geipinnften und Geweben zu betrachten. Eine Flachsmaſchinen⸗ 
fpinnerei befitt das Großherzogthum bis jegt nicht. Der Hand⸗ 
fpinnerei ift darum um fo größere Aufmerkſamkeit zugewendet 
worden, als eine Menge von fleißigen Menfchen in Oberheſſen 
von Flachsfpinnerei und Weberei leben, die nur bei einer ver 
beiferten Methode mit den Majchinen des Auslands concurrire 
fönnen. Der Gewerbverein hat Preife ausgefett für bie fchönften 
Einlieferungen von Rohflachs und Gefpinnften, ſowie für volk 
fommen tabelfreie Gewebe, er hat Spinnjchulen eingerichtet (u. & 
in ih, Ettinghaufen, Dorfgüll,) Utenfilien für WlachSbereitung 
Spinnerei und Weberei herbeigefchafft 2. Die Hauptleimvans 
fabrifation wird in Oberheffen getrieben und zwar vorzugsmeil 
im Schlik, Lauterbach, Alsfelo, Grünberg, Hungen, Nidda, Vilbel x 
In Lauterbah wird vorzüglich Padtuch fabricirt, Schlig zeichnet 
fih durch feine Damaftwebereien aus. Uber an allen viejen 
Orten war in neitererer Zeit ein Rückgang eingetreten, ver fid 


für die einzelnen Gegenven fehr fühlbar machte. Die oben ww | 


geführten Maßregeln des Lanvesgewerbvereins in Verbindung mit 
ven Bemühungen einzelner für das Wahl ihrer Mitbürger fühlen 
der Männer haben wieder neues Leben in dieſen Impuftriezwei 
gebracht und Laffen immer fchönere Früchte erwarten. — 

Die Seidenzucht und die Seivdenfabrifation M 
Lande fteht zur Zeit noch auf einer nieveren Stufe. Es Ki 
fich inveffen zu ihrer Pflege ein Verein gebilvet, ber unermüdlih 
barauf hinwirkt, dieſen Juduſtriezweig in Flor zu bringen, um 
burch feine Bemühungen bereits fehr viel zur Förderung beffelbe 
erreicht hat. Der Zweck bes Vereins ift 1. auf vie Einführum 
und Verbreitung der Seivdenzucht im Großherzogthum in ber ei 
fachſten, ficherften und wenigſt Eoftfpieligen Weile hinzuwirken 
2. insbeſondere biefelbe für die unteren ärmeren Volksllaſſen A 
einem ficheren Mittel des Erwerbs und einer Quelle des Wohk 
ftandes für unfer Vaterland zu machen. Der Verein fucht biefer 
Zwed zu erreichen, indem er 1. die Anpflanzung ver Maulbeer⸗ 
bäume und Heden befördert; 2. zur Erziehung ber Seipenranpen 
Anwelfung gibt und dem Seivenzlichter das Mittel bietet, die 
Cocons zu beftimmten ficheren Preifen an ven Verein abzugeben, 
falls ex nicht vorziehen follte, fie auf andere Weife zu verwerthen, 
jofort aber 3. die Abhaspelung der gewonnenen Cocons in einer 


- nu m. 


Techniſche Cultur. 151 


eignen großen Haspelanftalt tes Vereins auf deſſen Koften bewirkt, 
und das Probuft an Fabrikanten verkauf. Der Verein Hat 
feinen Sig in Darmſtadt. — 

Es gibt viele Erwerbsziveige, welche in vorzüglichen Grabe 
geeignet find, auf die Beförberung des Wohlftandes ganzer Orte 
oder Gegenven einzuwirken, indem fie einer größeren Anzahl von 
Berfonen, denen e8 font an jeder Gelegenheit zum Vervienft fehlt, 
wenn fie nur arbeiten wollen, Gelegenheit zu einem ficheren und 
anftändigen Verdienſt verfchaffen. Der Geiverbverein hat als fol- 
hen befonders ber Fertigung von wollenen Häfelwaaren 
und der Strobflechteret fein Intereſſe zugewendet und durch 
Herporrufung dieſer Induſtriezweige vielen Armen Arbeit und Nah— 
zung verfchafft. Die Häkelinduſtrie ift von befonverer Bedeutnung 
in der Gegend von Bübingen; es find aber auch Anftalten zu 
ihrem Betrieb in Biedenkopf, Gelnhaar, Linpheim, Rainrod, Hart: 
mannshain, Glanberg und an anteren Orten. Die Fertigung 
bon feineren Strohgeflechten und Hüten Hat vorzugsweife ihren 
Sig in Gedern; von hier aus hat fie durch Lehrer und Lehrerinnen be- 
reits in Hartmannshain, Battenfeld und Rimhorn Eingang gefunden. 

Das Striden von wollenen Strumpfwaaren tft 
ein dem ganzen Hinterland eigenthüämliches Nebengewerbe. An 
ihm betbeiligen fih Alt und Yung und zwar nicht bloß die Weir 
ber und Mäpchen, fonvern vielfach auch die Männer. Alın ver: 
breitetften ift paffelbe in ver Gegend von Gladenbach, wo bie 
Strickerei hauptfächlich in den Orten Günterod, Harterod, Edhlier- 
bach, Bottenhorn, Hülshof, Dernbach, Wommelshaufen, Endbach, 
Nömershaufen zc. zu Haufe iſt. Dieſe Inpuftrie, welche ver ınit- 
unter fchlechten Wolle wegen nicht den rechten Crebit hat, wird 
durch Errichtung ber oben erwähnten Wollenfpinnerei im Sinter- 
Iande einen beveutenden Vorſchub erhalten. Wie groß dieſe In— 
buftrie des Wolleftridens werden kann, ergibt fich daraus, daß 
feitbem von dem Armenverein zu Biedenkopf eine Webereinkunft 
wegen der Lieferung der Wolle und der Abnahme der geftricten 
Waaren mit einer Großhandlung zu Frankfurt getroffen ift, wö— 
chentlich etwa 300 Pfd. Wolle für das Etriden im Hinterland 
nöthig geworden find, Von März bis Juni 1853 find 48148 
Baar Strümpfe an das Franffurter Handelshaus abgeliefert wor- 
ben, wofür ber Striderlohn 3978 fl. 26 fr. beteug. 


152 Das Bolt. 


Bon großer Bedeutung Tann für den hohen Vogelsberg bie 
Holzwaarenfabrikation werben, weil fie unter Umſtänden 
einen ftändigen Erwerbszweig für die arme Gegend bilden Tann. 


Sehr bebeutend ift die Metgerei in Schotten. Dort 
leben c. 57 Mebgermeifter, welche von der Mitte Oktober an 
bis zur Hälfte des Monats März Rindvieh und Schweine fchlad- 
ten, um daraus Würfte zu bereiten, mit welchen ein lebhafter 
Handel in das Ausland, ja ſelbſt bis nach England getrieben 
wird Von 1833 —1840, alfo innerhalb 8 Jahren, wurben 
zu Schotten gejchlachtet: 73 Farren, 151 Ochfen, 210 Stier, 
6350 Kühe, 296 Rinder, 4150 Kälber, 2640 Schafe, 1210 
Himmel, 4150 Schweine Verkauft und ins Ausland geführt 
wurben in verfelben Zeit: 6700 Etr. Gervelat- und 2250 Ct. 
Blutwürſte, 2250 Ctr. Dörrfleiih. In den Jahren 1850 un 
‚1851 wurben gejichlachtet: 

1850. 1851. 
Turen . 2.2. 5 4 
Ochſen.335 42 
Kühe.932 880 
Rinder.1481 144 
Kälber..784 720 
Schweine. . . 905 800 
Hämmel und Schafe 304 320 
Biegen . 2... 12 14 


Der purchfchnittliche Werth dieſes Viehs ift pro 1850 zu 
73524 fl. und pro 1851 zu 71430 fl. angenommen worben 
Das Fleifh von den Kühen und Schweinen wird größtentheiß 
uud außerdem auch noch anderes Fleifh zu Würften verarbeitel 
und exportirt, fo daß kaum '/, für ven örtlichen Verbrauch 
übrig bleibt. | 


VD. Handel. 


Die Erzeugniffe der Lanpwirthichaft und des Gewerbfleißes 
find zum Ge- und Verbrauch für menfchliche Zwede und für ven 
Genuß des Lebens bejtimmt; daher müfjen fie in den Verkeht 
kommen, und das gejchieht bekanntlich durch den Handel. Det 


Handel. 158 


idel fpaltet fich Hanptfächlich in inländiſchen Handel, bei wel- 
ı bie Waaren lediglich inländischen Urfprungs find und inner- 
des Landes vertaufcht werden, und ausländiichen Handel, bei 
hem inländiſche Erzeugniffe ins Ausland gefchafft, ober fremde 
aren zum DVerbrauh ins Heimathland geführt werben. Eine 
te Form des Handels, der Tranfito- Handel, bejorgt die wei⸗ 
Berjendung ausländischer Waaren over Güter, vie burch ben 
at bloß durchgehen. Alle 3 Arten des Handels find, ba bie 
Örberungsmittel des Handels, Land⸗ und Waſſerſtraßen, Eifen- 
ıen fich einer Fürſorge ber Lanvesregierung zu erfreuen ha⸗ 
‚ im Lande in Gang. 

Das Großherzogthum Heſſen hatte im J. 1849 29 Hand: 
en, welche hauptſächlich mit Geld, Papieren und Wechjeln 
häfte trieben, 65 Großhändler, welche eigene oder Commiſ⸗ 
Sgefchäfte mit Waaren ohne offene Läden trieben, 146 Wein- 
dler, 819 Getreidehändler, 327 Holz⸗ und Steinkohlenhänd⸗ 

32 Wollhändler, 3 Blutegelhändler, 11 Oelkuchenhändler, 
Saamenhändler, 385 Viehhändler, 224 Geld⸗, Waaren⸗ und 
iffsmakler im Großhandel, 303 Makler im Kleinen. In offe⸗ 
Läden handelten: 27 Buch-, Kunſt- und Muſikalienhändler, 
lntiquare, 1958 Gewürz-, Material, Specereihändler, ‘Dro- 
ten, 937 Schnitthänbler in Seiden-, Baumwollen-, Leinen⸗ 
Wollenwaaren, 200 Eifen-, Stahl-, Meijing- und andere 
tallwaarenhäntler, 95 Galanterie- und f. g. Nürnberger Waa⸗ 
händler, 517 Händler mit allen anderen bisher nicht genann- 
Artikeln. Handelsleute ohne kaufmännische Nechte gab es, und 
r: Krämer mit kurzen Waaren, Nürnberger- und Nadlerkram 
5, PBictualienhändler und Höder 792, herumziehende Krämer 
- Qumpenfammler 2003. 

Die Haupteinfuhrartifel find folgenne: 1) an Materialien 
‚ anderen Gegenftänvden, welche vorzugsmeife als Bedürfniſſe ver 
rifen und Gewerbe bes Landes betrachtet werden müſſen: rohe 
umwolle, baumwollen Garn (weißes, ungezwirntes und Watten), 
birntes Stridgarn und alles gefärbte Garn, Blei in Blöden 
altes Blei, Alaun, Blei» uud Silberglütte, Mennige und 
malte, Kupfer, Kupfervitriol, Eifenvitriol, Farbenerde, Farb: 
er, Korkholz, Pottaſche, Sulpeter, Schwefelfänre, Schwefel, 
pentin, Eiſenblech, Erze (Eifen- und Stahlitein, Stuten, Bram 


154 Das Bolt. 


ften, Reiß⸗ und Wafferblei, Graphit, Galmei, Kobalt), lacht, 
Werg, Hanf, Häute und Welle, Pferdehaaren, Hopfen, gebrannter 
Kalt und Gyps, Karbenpifteln, Kupfer- und Meffing- Blech, rohe 
Garn, gebleichtes Garn, (amerik.) Tabaksblätter, Baumöl, Sei, 
Steinfohlen, Talg, Theer, Pech, rohe Schaafwolle, Kumeelgart, 
Zink, Wachs, Indigo, Cichorienwurzeln, geſchmiedetes Eifen ıc; 
2) an Gegenſtänden bes unmittelbaren Verbrauchs und der Ve 
zehrung: Baumwollene Stuhl- und gejtridte Poſamentierwaaren, 
grobe Bleiwaaren, grobe Bürftenbinder« und Stebmacherivaaren, 
grobe Gußwaaren, Hülfenfrüchte, Anis und Kümmel, Hanfſaat 
Leinfant, Wachholperbeeren, grünes Hohlglas, weißes Hoblgleh 
Zafelglas, gefchliffenes ꝛc. Glas, Spiegelglas, grobe Böttcherwa— 
ren, Bier aller Art, Süpfrüchte, Ingwer, Lorbeeren, Musid, 
Safran, Banille, Anis, Pfeffer, Zimmt, Heringe, Kaffee, Sale 
Käſe, Komfitüren 2c., Mufchel- und Schaltbiere aus der ©, 
Reif, Syrop, Thee, Zucker, Matten von Baft ꝛc., graues LM 
und Padpapier, ungeleimtes Druckpapier, fonftige Papiere, Raub 
waaren, Schießpulver, feivene Stuhl- und Strumpfwaaren, Blow 
ven 2c., halbſeidene Waaren, Spielfarten, Fahence, Porzellan, 
Pferde, Maulthiere, Efel, Ochſen, Schweine, Hämmel und anders 
Schaafvieh, Ziegen, Kälber, wollene Stuhl- und Strumpfivane, 
Teppiche aus Wolle 2c., Tlanelle, Bücher, Schriften, Lanblarten 
und Kupferjtiche, Federpoſen und Bettfedern. 

Ausfuhrartifel find: 1) an Landesprodukten: Abfälle von 
Slashütten, von der Fabrifation der Salz⸗- und Salpeterfäm 
Mutterlauge, Leimlever, Thierflechfen, Hörner, Hornfpigen, Klauen 
und Knochen, Mineralwaffer, Stahlfuchen, altes Brucheifen, © 
fenvitriol, Waizen, Roggen, Gerfte, Hafer, Haidekorn, Mohnſa⸗ 
men, Raps, Kleefaat, fonftige Sämereien, Kuh: und Kälberkam, 
Rohe von Eichen und Birken, Holzkohlen, Holzaſche, leinene u. 4 
Lumpen, Wein und Moft, Tabafsblätter, Töpferthon, Kühe, Kit 
der, gebadenes Obft, Kupfer, Mefling, Glodengut; 2) an &r 
zeugniffen ber Fabriken und Gewerbe des Landes: chemifche dr 
brifate und Präparate, Bleiweiß, Soda, Salzfäure, hölzerne Haus 
geräthe u. a. Tiſchler- Drechsler- und Böttcherivaaren, mufil. me 
han. mathem. optifche aftronom. chirurg. Inſtrumente, fertige Me 
ber, Waaren aus Kupfer und Meffing, kurze Waaren, Leder⸗ um 
Lederwaaren, Padleinwand und Segeltuch, rohe Leinwand, gebleichtt, 


Handel. 155 


gefärbte 2c. Leinwand, Talg, Wachslichter, Branntwein, Eifig, 
Bier, Del, Butter, Fleiſch, Mühlenfabrifate, Tabalsfabrifate, Pa- 
piertapeten, Felle und Belze, Seife, Töpferwaaren, Wachsleinwand, 
BZinnwaaren, Seileriwaaren. — 

Der Haupthandelsplatz des Landes tft Mainz. Die Ge- 
fammtzufuhr und Abfuhr im Hafen von Mainz betrug im J. 
1851: 2,642125 GCentner. Aus Holland direct nah Mainz 
famen im 3. 1851: 354788 Gentner, und aus Häfen nnter- 
halb Mainz: 793704 Centner. Un Mainz vorbei gingen im 
9. 1851: 8.134049 Centner auf 11522 Schiffen. Andere 
wichtige Punkte des Handels find Bingen, Worms, Offenbach und 
Seligenjtabt. Für fpecielle Handelswaaren zeichnen fich aus: Worms 
mit Leber, Offenbach mit Lederwaaren, Gernsheim als Pferbe- 
markt, Schotten, Reichelsheim, Beerfelven als Viehmärfte, Erbach und Als⸗ 
feld als Wollmärfte, Mainz, Worms durch Weinhandel Getreidehandel zc. 

Die Gewerbe welche den Handel befördern Hatten im 9. 
1849 zu Pertreteen: 233 Schiffe mit 571 Schiffleuten, 521 
Berfonen welche für eigene Rechnung Fracht: Stadt und Reiſe⸗ 
Fuhrwerk führten, mit 1278 Pferden und mit 806 mit ben 
Fuhrwerken befchäftigten Perfonen; 477 Gafthöfe für die gebilveten 
Stände, 493 Krüge und Ausfpannungen. — 

Beſondere Einrichtungen zur Beförderung des Handeld fine 
vor allem bie Land- und Wafferftraßen, denn auf ihnen bewegt 
fih rer Verkehr mit Sicherheit und Schnelligkeit. 

Die ſchiffbaren Flüffe des Landes find ber Rhein, 
ber Main, der Nedar, die Lahn; und e8 werben durch Gorrection 
berfelben die Hinterniffe ver Schiffahrt auf jede thunliche Weife 
befeitigt. — Der Rhein hat auf Großherzoglich Heffiichem Ge- 
biet einen Freihafen in Mainz, der zur Bergung der Güter über- 
all bebedte Räume, außerdem faft '/, Stunde lang mit ftarken 
Quadern gemauerte Ufer und Krahnen hat. Winterhäfen finden 
fd in Mainz und in Bingen, von denen ber erjtere im Winter 
1849 von 96 Schiffen und 17 Rheinmühlen nebit Bapjchiffen 
und Pontons benutt wurde. Der Schiffahrtöverfehr auf bem 
Rhein zwifchen Mainz und Straßburg im 9. 1845 führte zu 
Berg 6,260575 Centner, zu Thal 3,832878 GCentner. Nabe 
an 100 Dampfihiffe und 36 Schleppichiffe durchſchneiden jet 
Tag und Nacht die Wellen des Aheins auf und ab, Bir Su. 


156 Das Bolt. 


ſchiffahrt Hat durch fie einen bebeutenden Stoß erlitten. Die 
Zahl ver Segelichiffe welche direct nach Holland fuhren betrug 
im 3. 1848 nahe an 100. Die Zahl ver Segelichiffe über 
900 Centner Larungsfähigfeit, welche überhaupt im J. 1848 
ben Rhein befuhren, betrug zufammen 520 Schiffe, parunter 80 
Sroßherzoglih Heffiiche. — Im Intereſſe der Schiffahrt und bes 
Handels auf dem Rhein bejteht die Rheinfhiffahrts- Affe 
kuranz-Geſellſchaft in Mainz Ste verfichert die Waaren, welche 
auf dem Rhein und deſſen ſämmtlichen Nebenflüffen, die holländi⸗ 
ſchen und belgiſchen Gewäſſer eingefchloffen, ftromauf- und abwärts 
verführt werben. Unter beftimmten Vorbebingungen thut fie es 
auch in Bezug auf andere Flüffe und Kanäle, und verfichert and 
zur See und zu Land. Sie ift eine anonyme oder Actien-Gefellichaft 

Die Schifffahrt auf dem Nedar erhellt aus folgen 
ben Angaben: Im J. 1851 gingen zu Berg (ven Nedar hinaf) | 
1,379222 Centner, kamen zu Thal (den Nedar hinab) 3,534131 
Gentner. In demſelben Jahr befürderte die Nedar - Dampfichit 
Geſellſchaft vom 2. März bis 8. Dezember in 385 Fahrte 
37175 Perſonen und 15023 Centner Güter. 

Auf dem Main fuhren im 3. 1852 11 Dampfboet, 
die auf dieſem Fluffe im Jahre 1850 165330 Perfonen us 
147779 Centner Güter beförverten. Die Güter, welche im} 
‚1851 an ver Mainzollitätte zu Höchſt vorbeigingen, betrugs 
3,270821 Gentner (ohne Floß- und Werkholz), mit Floß⸗ ¶ 
Werkholz betrugen fie 5,148278 Centner. Die Geſammtbene 
gung auf dem Main, einfchließlich des Verkehrs zwiſchen ben be 
fchievenen Mainhäfen, - wird auf mindeſtens 10,000000 Gentmt 
jährlich geſchätzt. — 

Die Schiffſahrt auf der Lahn berührt die Großherxm⸗ 
Heſſiſche Strecke noch nicht, da die Schiffbarmachung des Fluſſes vorech 
noch nur bis Weilburg und Wetzlar reicht. Bis zum 1 Januar 18 E 
waren für die Regulirung der Lahn von Heffen ungefähr 200000 ſ. 
verausgabt. 

Die Straßen des Großherzogthums haben wegen Teil 
BVortrefflichkeit einen überall anerkannten Ruhm. Sie find in ihr 
trefflichen Zuftand alle das Werk einer neueren Zeit, unb d 

enng zu preifende Wohlthat für den inmeren Verkehr, ä 

Berkehr mit vem Ausland. Es find durch fie Difieilt 





Handel. 157 


des Landes dem Handel und Verkehr zugänglich geworden, welche 
früher ſo gut wie gänzlich von demſelben ausgeſchloſſen waren. 
In früheren Zeiten waren einzelne unter den Straßen, welche 
von beſonderer Bedeutung für den großen Verkehr in Deutſchland 
waren, ſo übel berüchtigt, daß man ſich z. B. von der Straße 
zwiſchen Friedberg und Butzbach ſcherzweiſe erzählte: ein von Ko— 
penhagen nach Conſtantinopel abgeſchickter däniſcher Courier, befragt 
über feinen Seufzer beim Aufſitzen, habe dieſen Weg als Urſache 
angegeben. Noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts war es nichts 
ſeltenes, den faſt leeren Poſtwagen mit 16 Pferden beſpannt und 
dennoch dort ſtecken bleiben zu ſehen. Und ſo war es ähnlich 
auch auf anderen Strecken der großen, Norb- und Süddeutſchland 
verbindenden Straße und natürlich noch viel mehr in ven ent- 
fernter liegenden Diftricten. — Die Straßen zerfallen in Staats» 
ſtraßen und BProvinzialftraßen, d.h. folche, welche verſchiedene 
Provinzen verbinden oder ins Ausland führen, und folche, bie 
nur einer Provinz angehören. Die Ränge ver Staatsftraßen allein 
beträgt in Oberheffen 176147 Heli. Klafter 2 Fuß ober 88 
Stunden 147 Klafter 2 Fuß; in Starfenburg 125061 Klfte. 
oder 62 Stunden 1061 Klafter; in Rheinheſſen 92295 Klftr. 
9 Fuß oder 46 Stunden 295 Klftr. 9 Fuß; zufammen 196 
bis 197 Wegftunden. Ihre Gefammtzahl beträgt 38 und zwar 
in Oberhejien 18, in Starfenburg 10 und in Rheinheſſen 10. 


Die wichtigften unter ihnen die folgenven: 


1) Die das Großberzogthum von S. nah N. durchziehende Hauptverbin- 
dungsſtraße zwifchen Nord- und Süddeutſchland, Deren Theil die f. g. Berg⸗ 
frage ausmacht. 2) Die gleichfalls von S. nah N. ziehente Straße, melde 
längs bes linken Rheinufers über Worms, Oppenheim, Mainz, Bingen un 
gefähr 15 — 16 Stunden weit durch das Land Täuft, bie f. g. Rheinſtraße. 
IH Die an der Naffauifhen Grenze beginnende , welche über Mainz, Wörr- 
Rt, Alzey fübweftlih über 9 Stunden weit zur Rheinbayeriſchen Grenze 
unter dem Namen der Kaiferftraße läuft. 4) Die von Mainz über Koftheim, 
Großgerau, Darmftadt füröftlich in den Odenwald nah Michelftadt, Erbach, 
Beerfelden, Hirſchhorn nach- Baden ziehende, Über 21 Stunden lang. 5) Die 
bei Kreuznach beginnende und Über Alzey, Worms, Heppenheim, Fürth und 
bei Ebersberg in bie vorgenannten endigende. 6) Die von Langen in weft 
und fühweftlicher Richtung Über Großgerau, Oppenheim, Wörrftadt, Wöllftern 
jur Rheinpreuß. Grenze ziehende, in einer Länge von 12 Stunden. 7) Eine 
andere geht von Frankfurt über Offenbach, Scligenftabt mainaufmärts. 8) Die 
ton ber Preußifchen Grenze über Battenberg, Biedenkopf, Gladenbach nad 
Gießen und von ba über Grünberg, Alsfeld nach Kurbefien zichende in einer 
änge von 27— 28 Wegſtunden, 9) Die von der Kurheſſiſchen Grenze über 
Schlitz, Lauterbach, Herbfteiu, Gedern, Ortenberg, Ilbenſtadt gebende, in einer 
länge von 15— 16 Stunden. 10) Die von Grünberg ſüdweſtlich über Huv⸗ 
gem nach Friebberg ziehende. Zu biefen kommen no anbere, Wir wir wuhl 


158 Das Boll. 


alle angeben können, um nicht zu weitläuftig zu werden. Die Provinzial 
firaßen durchkreuzen dieſe Staatsftraßen manichfad) und verbinden fie unter 
einander. Zu den micdhtigften Provinzialftraßen gehören: die, welche von 
Gießen ſüdöſtlich nach Lich geht, wo fie in derſelben Nichtung fi nad Huw 
gen fortfegend von einer anderen, die von Butzbach fommt und nach Laubach 
geht, gefreuzt wird. Bon Laubach ziehen wieder 2 ab, bie eine nbrblich zur 
Stahtsftrafe, wo eine wieder nad) Homberg abgeht, bie andere nach Schotten. 
Da treffen mehrere zufammen, fo daß man nad SHerkftein, Ulrichftein und 
weiter nörhli auf die Grünberger Straße, ſüdöſtlich nach Gebern, fübfid 
und füdweftli nach Büdingen, Nidda, Staden, Affenheim, Berfiebt 20. ge 
langen fann. In Starfenburg zieht eine von Nüffelsheim zur Großgerauer 
Straße und von hier eine andere fübmwärts durch die ganze Ebene bis Lam⸗ 
pertheim. Sie berührt Gernsheiin, von wo 2 nad ber Bergftraße ausgehen. 
Die eine fteigt das Modauthal hinauf, einigt fi mit einer anderen von Lorfd 
über Bensheim kommenden, und windet fi dann über Lindenfels nach Fürth 
hinab zur Staatsſtraße. Nahe bei Oberramftabt beginnt in ber obengenaun⸗ 
ten eine, die von Dieburg nach Babenhauſen und Seligenftadt fich erftredt. 
Sn Rheinheffen finden wir eine Straßentfette, die von Mainz füdlich, paralld 
mit dem Rheine, hinauf bis Monsheim an die Bayerifche Grenze zieht und 
die Straße von Oppenheim bis Worms freuzt; eine andere norbmeitlich von 
Worms mit vielen Seitenzweigen und PBarallelzligen hinab bis Bingen mitten 
durch das Land. 

Auch die Vicinalwege find meift in gutem Stand und 
die Behörden forgen, daß er fich erhält over wo nöthig verbeſſert wirb. 

Das bei dem Fortfchritt aller Zweige ber materiellen 
Thätigfeit und bei dem Vorgange der Nachbarftanten unabweisbare 
Verbinvungsmittel, vie Etifenbahnen, haben auch im Großher 
zogthum ſich Bahn gebrochen. Welchen Einfluß auf pas Volle 
und Staatsleben fie noch äußern werben, läßt fich nicht vorher 
fangen. Die Etjenbahnen, welche unfer Land burchichneiven, find: 
1. Die Main-Nedar-Bahn, eine Staatsbahn, gebaut von Helfen 
Baden und Frankfurt. Sie verbindet die Städte Frankfurt, Darm 
ftadt, Heidelberg und Mannheim. Ihre ganze Länge beträgt 13 
geogr. Meilen, wovon auf das Frankfurtiihe Gebiet 1 Meile, 
auf das Hefliihe 7 Meilen und auf das Badiſche 4 Meilen 
fommen. Der Verkehr auf derſelben iſt im Steigen begriffen. 
Im 9. 1852 wurden auf ihr befördert: 848477 Berfonen, 
744214 Ctr. Güter, und ihre Gefammteinnahme betrug 734971 fl. 
26 fr. Die Gefammtausgabe betrug 297511 fl. 18. Mi 
ihr verbunden ift die Bahn, welche Frankfurt und Offenbach mit 
einander verbindet. 2, Die Main-Wejer-Bahn, ebenfalls eine Staate⸗ 
bahn, gebaut von Frankfurt, dem Großherzogthum und dem Kur 
fürftenthum Heſſen. Sie wurde in ihrer ganzen Länge am 
15. Mat 1852 eröffnet. Ihre Endpunkte find üblich Frankfurt 


und nördlich Caſſel. Sie berührt in ihrem Laufe hie Stäbte: 


Handel, 159 


Bilbel, Friepberg, Butzbach, Gießen. Ihre ganze Länge beträgt 
27 Meilen. Ihre Frequenz ift ſehr beveutend; fie beförberte im 
Sahr 1852: 742172 Perfonen, 1,414556 Ctr. Güter, ihre 
Geſammteinnahme Betrug 1,210907 fl. 56°, fr. 3. Die Heſſi⸗ 
che Ludwigsbahn, eine von Privaten unter Betheiligung des Staates 
und unter Garantie ver Zinfen von Seiten des Staates gebaute 
Bahn, welche von Mainz ausgehend über Oppenheim, Worms, 
nach Ludwigshafen zieht, in ihrer ganzen Länge eröffnet im No 
vember 1853. — 

Eine andere zur Förderung bes Handels dienende Anſtalt 
ift die Poſt, bei uns zur Zeit noch vertragsmäßig dem Fürften 
bon Thurn und Taxis in ber Weiſe gehörig, daß derſelbe bafür 
jährlich an den Staat die Summe von 25000 fl. bezahlt. "Die 
Fahrpoſt auf ven Hauptitraßen Hat durch bie Erbauung der Eifen- 
bahnen Beeinträchtigungen erlitten, bafür Hat fie ſich mehr ber 
Nebenronten bemächtigt, um die Bewohner des innern Landes auf 
die Schienenwege zu führen. ‘Die Organifation ver Poſtbehörden 
f. u. im vierten Buch („ber Staat“). 

Eine andere den Handel fördernde Einrichtung ift die Tele 
graphen⸗-Einrichtung. Es durchziehen das Land zur Zeit 3 
Telegraphenlinien: vie Xelegraphenlinie ber Main-Nedar-Bahn 
bon Frankfurt nach Heidelberg, Mannheim; die Bayrifche Telegra⸗ 
phenlinie von Ajchaffenburg, Offenbach über Darmftadt und Worms 
nach Ludwigshafen; die Telegraphenlinie der Main-Wefer-Bahn von 
Frankfurt nach Caſſel. Alle dienen ebenjo dem Staats⸗ wie dem 
Privatverkehr. 

Andere Anſtalten zur Förderung und Hebung des Handels 
find die Handelskammern zu Mainz, Offenbach und Worms. 
Sie haben ven Beruf, ihre Anfichten über bie zweckmäßigſten Maas—⸗ 
regeln zur Beförderung bes Handels und der Manufalturen, ge⸗ 
fragt ober ungefragt, unmittelbar an das Miniſterium ober durch 
bie Lofalbehörven gelangen zu laſſen. 

Die Förderung des Handels bezwecken auch bie mit fremden 
Staaten abgefchlofienen Zoll- und Hanpelsverträge Die 
Bafis aller dieſer Handelsverträge bildet der im 8. 1828 auf 
Anlaß der Großberzoglichen Regierung mit Preußen abgefchloffene 
Zoll⸗ und Handelsvertrag, burch welchen Preußen und Helfen ſich 
zu einer gemeinichaftlichen Zollgefeßgebung, zur WBernaitung wer 


160 Das Bolt. 


Zölle an einer gemeinfchaftlichen beide Staaten umfafjenden Zoll⸗ 
finie und zur Theilung der gemeinfchaftlichen Zoleinkünfte nad 
bem DVerbältniß der Bevölkerung vereinigt haben. Im Laufe ber 
Jahre traten die meiften deutſchen Staaten biefer Zoll- und Han: 
belseinigung bei. In Folge dieſer Zollvereinigung ift der Hanvel& 
verfehr mit diefen Staaten mit alleiniger Ausnahme derjenigen 
Ausgleichungsabgaben, welche wegen ver beſtehenden Verſchiedenheit 
der inneren Beitenerung, und um nicht die ausländifche Probultion 
mehr als die eigene inlänvifche zu begünftigen, auf einige wenige 
Artikel gelegt werden mußten, von allen Abgaben befreit. Alle 
fremden Erzeugniffe der Natur und Kunft können in pas Groß 
herzogthum eingebracht, darin verbraucht over durch baffelbe burd- 


geführt werben. Dagegen tft auch die Ausfuhr ver inländiſchen 


Erzeugniffe erlaubt. Ausnahmen von biefen Beftimmungen fin 
zuläfftg aus polizeilichen Nüdfichten und auf beftimmte Zeit. Mm 
Inneren ift der Verkehr frei. Bon ausländifhen Erzeugniſſen, 
welche zum Verbranch oder Verkauf innerhalb des Landes einge 


bracht werden, werben Eingangszölle erhoben. Don bloß durch 


gehenden fremden Waaren find Durchgangszölfe zu erheben. Bei 
ber Ausfuhr gilt bie Zollfreiheit als Regel. Die Gegenftänbe, 
welche frei von Eingangs- und Durchgangszoll und welche nit 
frei vom Ausgangszoll find, weiſt der Zolltarif nad. Nabe 
dem nun durch ven Beitritt des Steuernereins vie meiften 
ber noch nicht beigetreten gemwejenen Staaten dem oliver 
ein angehören und mit Dejterreich ein inniger KHandelsverteg 
abgefchloffen ift, fo fteht dem Handel des Großherzogthumg zu 
Entfaltung feiner Thätigfeit ein gewaltiges Feld offen. Der Zol 
verein, fomit auch das Großherzogthum, hat weitere Hanbelsverträg 
abgeichloffen mit Holland,. Belgien, dem Königreich beider Sicilien, 
Portugal, Sardinien und ver Türkei. 

Ferner dient gleichen Zwecken vie Errichtung von Eonjr 
faten, d. 5. bverjenigen Behörben, welche von unabhängigen Star 
ten in den Häfen oder Handelsſtädten eines fremden Landes br 
ftellt find, um dort dem Handel und ber Schifffahrt ihres Staatet 
zu bienen und bie Angehörigen deffelben zu vertreten und zu 
ſchützen. Das Großherzogtbum Heffen hat Eonfulate in Algier, 
Amfterdam, Antwerpen, Bordeaux, Bremen, Brüffel, Genua, Ham 
burg, Havre, Leipzig, London, Lübeck, Marfeille, Moskau, Neapel 


2— 


— — — —— — — — — 


Handel. 161 


Neu⸗-NYork, Oſtende, Petersburg, Rio de Janeiro, Rotterdam, 
Stettin, Trieſt, Cineinnati, Liverpool, St. Louis, Odeſſa, Phila⸗ 
delphia, Porto in Portugal, Wien. 

Die im Jahr 1853 conceſſionirte Bank für Handel 
und Induftrie zu Darmſtadt gehört ebenfalls hierher. Die 
Bank ift befugt zum Betriebe aller Bangniersgefchäfte, mithin zu 
fotchen Gefchäften, aus denen fie ihre Gelder, fobald fie beren 
bebarf, zu jever Zeit leicht zurückziehen kann; dazu gehören in®- 
Befonbere Escompto⸗, Depofito-, Leih-, Giro: und MWechfelgefchäfte. 
Was Grundkapital der Bank ift auf 25 Millionen fl. im 24 Ya 
Guſdenfuß feftgeiett; eingeteilt in 100000 Actieu, jede zu 250 fl. 
: Meffen und Märkte. Dahin gehören bie im Groß. 
Jerzogthum beſtehenden Wochenmärfte, dann vie |. g. Jahrmärkte, 
ferner die für einzelne Verfaufsgegenftände beftimmten Märkte, 
Die Wochenmärkte beftehen in allen Stäpten und Marktflecken bes 
Sonves, f. g. Jahrmärkte an fehr vielen Orten des Landes, zum 
ZIEH mehrere Tage, zum Theil fogar wie in Darmſtadt, Offenbach, 
ws Mainz länger dauernd. Don befonveren Märkten find nament- 
Gi von größerer Bedeutung die PViehmärfte in Schotten, Rei- 
cheloheim und Beerfelven (ſ. o. ©. 106), die Wollmärfte in Als 
feld und Erbach. 

„Der Hauſirhandel, d. 5. ber Handel, ber von folchen 
Betrieben wird, bie fremde over eigne Erzeugniffe von einem Orte 
zum andern zum Verkaufe führen und auf offenen Straßen, in 
Gaſthoͤfen ober in Privathäufern umherziehend ſolche feil bieten, 
bie aber weder mit ven Yahr- und Wochenmarkts-Verfäufern, noch 
mit den Miufterreifenden zu verwechſeln find, ift Durch Gefege regulirt. 
Z3Zu betrachten find ferner als hierher gehörig vie im Lande 
geltenden Münzen, Maaße und Gewichte. 

Im Großherzogthum Heffen wird gemöhnlich gerechnet: nach 
Gulden (zu 60 fr. à 4 Pfennige), oder auch nach Thalern (zu 90 fr. 
a 4 Pfennige). — Die Reichsthaler, Baten und Albus find 
nur ibenle Münzen. Wirklich geprägte Landesmünzen find folgende: 

1. Aeltere bis etwa 1. 


wi ea a 
:  WBalthers Heffen. \\ 


162 Das Boll. 


2. Nenere Münzung. 

a. In Gold: Zehnguldenſtücke zu 10 fl., Süufgufdenftüde zu 5 fl. 
b. in Silber: Kronenthaler zu 2 fl. 42 Ir., 6 Kreugerftilde, 3 Krenzerſtücke, 

in Kupf ee Sr ud 
c. ‚in er: Pfennige euzerftäde). 

4 Gegenwärtige Mänzung 
nach der ſüddeutſchen Münzconvention vom 25. Aug. 1837 und nad ber 
Münzconvention von 30. Juli 1838. 
Guldenſtücke zu 60 kr.; Halbe Gulden zu 30 fr.; 6 Kreuzerftüde; 3 Krenzer 
ſtücke; 34 Guldenftüde oder Doppelthaler und 2 Guldenftüde. 
Die Kursverhältniffe betr., fe richtet man fih nach den Wechſeln und 

Geldkurſen, wie fie Frankfurt a. M. zu notiren pflegt. 


Seit 1848 hat das Großherzogthfum auch ein Papiergelb 
erhalten, die Grunprentenfheine, in Stüden von 1, 5, 
10, 35 nnd 90 fl. Verpfändet zu deren Sicherung und zu all 
mähliger Tilgung find bie Zilgungsrenten, welche die Staatsfchulven 
Zilgungsfaffe für die ihr -von ven Gemeinden zur Ablöfung ber 
Grundrenten worgefchoffenen Kapitalien von zufammen 2,399032 fl. 
noch für die Dauer von mehr als 40 Jahren, jährlich zu be 
ziehen hat. 

Die vermaligen Großh. Heffifhen Staatspapiere find: 
1) die fl. 50 Looſe. Sie batiren vom 25. Auguft 1826 und 

wurden zur Abtragung verzinglicher Staats-Oblig. verwendet. 
2) die 31/2 Prit.-Obligationen batirend 


vom 1. April 1836) _. BR 
» 1. April 1838 Diefe Obligationen wurden theils zu 


gewöhnlichen Staatsbedürfniſſen, theils 
" n Fin ar zum Bau der Staats- und Provin⸗ 


1. Oftbr. 1845 zialftraßen verwendet. _ 


3) die 4 Pröt.-Obligationen batirend 
vom 15. Tebr. 1841 
„ 1. Suli 1843 
„ 1. $uli 1846 

4) die 4a Przt.-Obligationen datirend 
vom 1. m 


wurden zum Straßen- und Eiſenbahn⸗ 
Bau vermwenbet. 





„» 1. Now. 1849 
„ I. Sept. 1850 
wurben zur Erbauung ver rheinheſſiſchen 

„ 4. San. 1853) Ludwigs⸗Eiſenbahn verwendet. 
Maaße und Gewichte. Durch ein Gefeg vom 10. De. 
1817 wurten für das Großherzogthum Hefien neue Maaße und 
Gewichte auf Grundlage des franzöſ. metrifchen Syſtems verord⸗ 


deßgleichen. 


Handel, 163 


net, welche, nach mehreren Ergänzungen, mit bem Jahr 1821 
eingeführt worben find. Es find folgende, und zivar: 

1. Längenmaaße: Die Einheit ijt der Zoll (= 25 franz. Millimeter). 
Der Fuß bat 10 Zoll zu 10 Linien. Die Elle bat 24 Zell und wird in 
Biertel, Achtel und Sechszehntel getheilt. Die Klafter bat 10 Fuß. Die 
Meile hat 3000 Klafter. Für das Gurnınaaß ijt beſtimmt, daß der ge= 
wöhnliche Haspel mit 6 Speichen 1 Elle Durchmeffer oder 3 Ellen Umfang 
baben muß. Der Strang bat 12 Gebund zu 120 Haspelfüden. Beim Zwirn 
bat der Haspel nur Die Hälfte jenes Durchmeſſers; Die Zahl der Fäden aber 
bleibt Die nämlich. 

2. Flächenmaaße. Flächenräume werden nach Quadratklaftern beredh- 
net. Die Quadratklafter hat 100 Quadratfuß zu 100 Quadratzoll. 

3. gelimaaße Der Morgen bat + Viertel oder 400 Cuabratflafter. 

4. Körper- oder Kubilmaafe Erd» und Steinmaffen berechnet 
man nach Kubilllaftern. Die Kubikklafter bat 1000 Kubiffuß zu 1000 
Kubik⸗Zoll. — Als Brennbolzmaaß gilt der Steden, welder iu Halbe und 
Biertel eingetbeilt wird und 100 Kubikfnß enthält. 

5. Hohlmaaße. Die Einheit ijt der Kubikzoll, Deren 32 das Mäß— 
u des Getreidemaaßes oder den Scheppen des Flüſſigkeitsmaaßes aus- 
machen. 

6. Getreidemaaß. Das Malter bit + Simmer zu + Sumpf 
& 4 Geſcheid, A + Maßchen. Sämmtliche Maaße werden geſtrichen ge— 
meſſen. Das Getreidemaaß wird auch für Kartoffeln, Obſt ꝛc. angewendet. 

7. Kohlen- und Kalkmaaß. Das Maaß für die Holzkohle iſt ein 5 
Fuß langer, + %. breiter und 2 F. hoher Kaſten, der alſo 40 Kubikfnß ent- 
hält. — Die Kalkbütte ift ein Kaſten, enthalt 10 Kubikfuß, iſt 20 ZoU Tang, 
20 3. breit und 25 3. hoch. 

8. Flüſſigkeitsmaaß. Die Obm hat 20 Viertel zu 4 Muß & 4 
Shoppen. Der Schoppen ift dem Müfchen, die Maaß dem Gefcheib des 
Getreidemaaßes an Juhalt völlig gleich. 

9. Handelsgewicht. Der Centner hat 100 Pfund. Das Pfund ift 
das franzöſ. halbe Kilogramm, mit dem Pfunde des deutſchen Zollvereing 
(dem Zollpfund) ganz übereinjtimmend. Das Pfund bat 32 Loth zu 4 Ducnt- 
hen & 4 Nichtpfennige. 

10. Sold- und Silbergewicht. Esift die kölniſche Mark, die eigent- 
lich 233,939 Gramm tft, Die aber Durch Die offieielle Vergleihung ber Heff. 
Maaß⸗ und Gewichtscommiſſion vom 2. Juni 1820 auf 14,9670 neue Hell. 
Loth angefegt ift, was — 233,8594 Gramm wäre. 

11. Münzgewicht. Früher war es Das chen erwähnte Gold» und 
Silbergewicht. Seit der Mürz-Convention von 1837 aber ift c8 die Münz— 
Mark des deutſcheu Zollverein. 

12. Brobirgemwicht. Es iſt das in Deutichland übliche. 

13. Juwelengewicht. Es ift Bas engliſche Inwelen-Karat, melches 
auf 0,0132 Hefſ. Loth feſtgeſetzt ift, und in halbe, wiertel 2c. eingetbeilt wird. 

14. Medicinal- und Apothefergewidht. Es ift das alte Nürn— 
Berger, welches aber als Normal-Apothekergewicht fir Heften das Pfund auf 
nie Heſſ. Loth feftgefegt ij. Die Eintheilung iſt Die in Deutjchland ge- 
wöhnliche. 


VII. Geiftige Cultur. 


Die geiftige Eultur des Volks bat ſich durch Schule und 
Unterriht der mannichfachiten Urt, für welche Regierung vu 
11* 


164 Das Velf. 


Private mit regſtem Eifer bemüht ſind, ſewie durch vermehrten 
Verkehr mit Fremden, melden in allen Theilen tes Landes bie 
guten Strafen ermöglichen, weientlih gebeken, und — wenn auch 
euch ihr Gefelge manche gute alte Sitte, welche tief jittlich be 
grüntet war, verträngt werten it, eder menn auch Halbwiſſen in 
jeiner Ueberihätung beſſere Belehrung zuweilen verſchmäht, — 
ihre Früchte jint im Yeben une Weben, im Handel und Wandel 
vielfältig zu erfennen. Die Hauptiitze ter Cultur jind natürlich 
tie Stätte, und größer iſt tie Cultur in ter Nähe diefer Städte 
und in größeren Orten als in ten einjameren, Eleineren Gebirg® 
Örtern des Odenwalds, tes Vogelsbergs und tes Hinterlands; 
alfein auch Hier jelbjt iſt ein wejentlicher Fortichritt bemerkbar. 
Nicht Leicht finvet fich, aufer vielleiht unter ganz alten Leuten, 
unter Cingeborenen Jemand, der nicht wenigjtens lefen und fchres 
ben kann, ter alſo das Fundament zu einer weiteren Belehrung 
bat. 

Eine Hauptfrucht ter gefteigerten Cultur ift das Abnehmen 
des Aberglaubens, ter, wenn er fich auch wohl noch Hier und 
ta in einzelnen Zügen findet, doch bei weiten nicht mehr bie 
Allgemeinheit hat wie früher. Das lekte Trauerfpiel, welches ber 
Herenglaube ven Bewohnern unfers Landes aufzuführen gebot, war 
ber Herenproceß, welcher im J. 1627 auf Verlangen ver Gent 
mannfchaft und des fanatifchen Pöbels zu Dieburg geführt wurde 
in welchen die vermeintlichen Heren unter Bezeichnung eines nahe 
gelegenen uralten Eichwafens, wo in ber Walpurgisnacht mehr al 
taufend verlarvte, prächtig gefleivete Perfonen aus der Umgegend, 
von Darmftabt, Umſtadt und Aſchaffenburg erjchienen feien, noch 
in tem ganzen Wahnglauben eines magifchen Teufelsdienſtes er 
ichienen. Unter die abergläubifchen Meinungen, welche bei und 
zu Lande fich noch vorfinden, gehört vor allen der Glaube an 
einen unfichtbaren Einfluß böfer Menfchen auf Wohl- und Uebek 
befinden von Menſch und Vieh. Mean verfolgt folde Menſchen, 
bie einem „etwas anthun können“ freilich nicht mehr, aber man 
hat eine Angft vor ihren Einwirkungen. Kommt z. B. eine Fran 
in die Wochen, fo wird e8 nicht fir räthlich gehalten, daß irgend 
ein Hansgeräthe verlieben wird, damit feine böſe Menſchen Ge 
walt über das Haus bekämen. Wird die Wöchnerin Fran ohne 
daß man fich es natürlich erklären kann, fo muß es irgend ein 


Geiftige Cultur. 165 


böfer Menfch der Frau angetban Haben, und leicht wird dann 
Jemand gefunden, ven man für ven ZThäter bill. — Jedes un- 
vermuthete fonftige Ereigniß, für das man fich feine Grünte an- 
geben kann, ift durch ein Wunder gefchehen, jeder üble Zufall ift 
Dagegen Hererei und Zenfelei. Wird eine Kuh Frank, dann ift 
es ihr angethan und der Schäfer wird geholt fie zu curiren. 
Das thut er, invem er tie Milchmatten mit einem Srautftrumpf 
und damit, wie er vorgibt, auch Die Here ſchlägt. — Die alten 
Steinwaffen over Steinwerkzenge der alten Bewohner unſeres 
Landes, vie |. g. Donnerfeile, die man noch häufig in der Erbe 
findet, müffen als wirkliche Donnerkeile gelten und ihre Anmwen- 
bung bei ven Kühen, deren Gemelt gefchwollen ift, wird für wirk— 
famer gehalten, al8 alle Urzneien des Thierarzts. Ebenſo ſchützen 
fie das Haus, in dem fie fich befinten, vor dem Einfchlag des 
Blitzes. Nach ver Meinung terer, die an ihre Wunderwirkungen 
glauben, Ingen fie urfprünglich am Meere, wurden von der Sonne 
Binaufgezogen und werben bei Gewittern mit großer Kraft wieder 
in die Erde gefchlenvdert, oft tiefer als ver höchſte Kirchthurm 
hoch if. Nach jedem Gewitter heben fie fich wieder im Boden, 
fo daß fie endlich nah 7 Jahren vie Oberfläche des Bodens 
wieber erreichen. Vor jedem Gewitter pflegen fie zu fchwigen, 
ober, wenn fie ſonſt hell waren, trübe zu werten. — Die Irr⸗ 
lichter find ebenfalls noch Häufig ein Gegenſtand tes Aberglaubens. 
Es follen die Geifter verftorbener Menfchen fein, veren brennende 
Seelen nächtliher Weile in den Tagen des Advents über Talte 
Sümpfe und Wiejen binfchweifen. Ju Spinnftuben und andern 
Zufammenfünften der Lanblente wird der Yrrlichter mit ſchauor⸗ 
lichen Gefühlen gedacht. — Auch Erzählungen von bremmervem 
Gelde cirkuliren noch unter den Landleuten, und werben milunter 
geglaubt. — Ebenſo gläubig ift man wohl aud noch in Betreff 
ber Gefpenfter, und bie Alten erzählen gar mancherlei von yraıten, 
ſchwarzen und weißen Geftalten, welche fie ta und dort aefehen 
baben wollen. — Am Hinmelfahrttage werten gewijje Kräuter 
gejammelt, die gerade an dieſem Tage geſammelt unfehlbare Wir- 
fung haben. — In der Nenjahrsnacht wird von Mädchen Blei 
gegoffen, und je nach der Geftalt, die c8 erfaltet annimmt, der 
fünftige Bräutigam erblickt. — Auch Kartenſchlagerei und Wahr- 
fagerei aus Kaffee finden noch bier und da Sluten. — Ku 


166 Das Boll, 


bat man noch große Angft vor dem Alp, ver einem Nachts ängfti- 
gen Tann. — Indeſſen find doch alle dieſe abergläubifchen Ans 
fihten nur noch geringe Weberbleibfel von ter großen Menge derer, 
welche noch zu Ente des vorigen Jahrhunderts gang umb gäbe 
waren, und von denen uns Xeltern und Vorältern noch gar mat: 
herlei zu erzählen wiffen. Schule und Unterricht haben mit ihrem 
hellfeuchtenden Lichte die Schredbilver beleuchtet und fie ihre 
Schrecken beraubt. 

Das Großherzogthum Heffen nimmt durch feine mannichfachen 
Anftalten zur Bildung feiner Bewohner aller Stände eine ber 
erften Stellen unter ten veutfchen Staaten ein. Man zählte im 
im Sabre 1852: 1756 Schulen im Lande, von denen 653 
auf Startenburg, 650 auf Oberheflen, 454 auf Rheinheſſen 
fommen. (Im J. 1834 gab e8 nur 1413, im. 1843 1622 
Schulen) Befucht wurden biefe Schulen von 76,871 Knaben 
und 78,697 Mäpchen. 

Das Volksſchulweſen wurde im Jahre 1832 regulkt, 
und die Regierung behält feine Verbeſſerung immer im Auge. 
Jedes Kind, nachtem e8 das 6. Lebensjahr zurückgelegt bat, ift 
von dieſem Zeitpunkt an fchulpflichtig, und die Behörden find am 
gewiefen barüber zu wachen, daß es bie Schule befucht. Die Ber 
pflichtung zum Schulbefuche endet mit dem zurücgelegten 14. Jahre, 
wenn das Kind bis dahin hinreichende Befähigung in den unbe 
bingt nöthigen Kenntniffen erlangt bat. Die Aufficht über bit 
Schule eines Orts fteht dem Ortsichulvorftand zu, der aus bem 
oder den Drtsgeiftlichen, dem Bürgermeifter und einigen Gemeinde 
mitglierern befteht. Die Aufficht Über die Echulen eines Bezirkt 
führt die Bezirfs-Schuleommiffion, welche aus dem Kreisrath al 
vorfißendem Mitglied und zwei Geiftlichen des Schulbezirfs alt 
orbentlichen Mitgliedern bejteht. 

Um denen, welchen fich bitrgerlichen Gewerben widmen wollen, 
eine ihrem Stande entfprechenten Unterricht zu verfchaffen, find 
in verfchiebenen Städten NRealfhulen errichtet. Sie follen 
Bildungefchulen fein fir die zahlreichen Claſſen ter Gemerbtreibenven, 
welche einer über das Gebiet ber Volksſchule hinausgehenden Schul⸗ 
bildung bedürfen, Bildungsſchulen fir folche Gewerbe und Gefchäfte 
zu deren vollſtändigeren Betrieb naturwiſſenſchaftliche und fprad- 
liche Kenntniffe verlangt werben. Solcher Schulen beftehen jetl 


. Geiftige Cultur. 167 


9 und zwar in Darmftabt, Offenbach, Michelftabt, Gießen, Bie 
benfopf, Friepberg, Mainz, Ulzei und Bingen. In Worms hat 
man eine Realfchule mit dem Eymnaſium zu verbinden gefucht, 
man hat ein Realgumnafium gegründet. Mit der Schule in Darm- 
ftapt ift eine Höhere Gewerbſchule verbunden, welche ven 
Unterricht in. allen ven Wilfenfchaften und Künſten, die ben 
verfchievenen technischen Berufsarten mehr oder weniger zur Grunb- 
(age bienen, alfo vor allen Mathematik und vie Naturwifjenfchaften, 
fowie die Zeichenkunft bis zu einer höheren Stufe fortzuführen 
beitimmt iſt. Sie befteht aus zwei ſ. g. allgemeinen Klaſſen und 
vier befonveren Fachklaffen, nämlich einer landwirthſchaftlichen, einer 
technifchen, einer Bau⸗ und Ingenieurklaffe. Die beiden allgemeinen 
Klaſſen, welche dieſen Fachklaſſen gleichſam als gemeinfame Vorbe⸗ 
reitungsſchule dienen, find theils als eine Erweiterung theils als 
eine unmittelbare Fortſetzung der oberen Klaſſe der Realſchule zu 
betrachten. Die Schüler der höheren Gewerbſchule, welche ben 
ganzen Lehrcurſus mit günjtigem Erfolg durchgemacht haben, können 
eine Diaturitätsprüfung machen, und das darüber ausgejtellte Zeug- 
niß gewährt feinem Befiter das Recht ohne weitere Prüfung zu 
befuchen: 1. die Bau- und Ingenieurſchulen, 2. bie forftwirtb- 
ſchaftlichen und landwirthſchaftlichen Lehranftalten, 3. die polptech- 
nifchen Inſtitute, 4. die Univerfität, um fi) der Cameraliſtik over 
dem Reallehrerfache fich zu widmen. 

Der Gymnaſien, welche vorzugsweiſe durch Unterricht 
in den alten und neuen Sprachen und in Geſchichte zur Univer- 
fität vorbilden, und bei ihrer Aufgabe einer allgemeinen wiſſen— 
Ihaftlihen Vorbildung feine befondere Rückſicht auf den fpeciellen 
Beruf nehmen, ben ihre Schüler demnächſt wählen, gibt e8 im 
Lande 6 und zwar zu Darmitadt, Bensheim, Gießen, Büdingen, 
Mainz uud Worms, alfo in jeder Provinz deren zwei. Sie be- 
reiten den Schüler zur Univerfität vor, welche er nach beftaudenem 
Maturitätseramen bejuchen Tann, um fich irgend einem Fache zu 
wiomen, welches auf ber Univerfität gelehrt wird. 

Die Univerfität Gießen ift bie einzige des Landes. Geftif- 
tt im 3. 1607 durch Landgraf Ludwig V. nahm fie zu allen Zeiten 
eine ehrenvolle Stelle unter den Hochichulen Deutſchlands ein, 
ebenfo durch treffliche und berühmte Lehrer in den verfchievenen 
Zweigen des Wiffens, wie durch die ihr zugehörigen Anftalten zur 


168 Das Bol. 


Förderumg des Studiums. Es find mit ihr folgende Haftitute 
und Sammlungen verbunden: Das pbilologiiche Seminar, vie ver- 
einigte Univerfitäts- und Senfenbergifche-Bibliothef, das alademiſche 
Lefeinftitut, das anatomifche Theater, das zootomifche und thier- 
beilfundige Inſtitut, das akademiſche Hofpital mit den verſchiedenen 
Kliniten, das Entbindungsinftitut, pas chemifche Laboratorium, bas 
phyſiologiſche Imftitut, der botanifche Garten, das pharmakologiſche 
Inftitut, der Forft-, Verfuche- und forftbotanifche Garten, die Stern 
warte und das meteorologifhe Cabinet, das phufifalifche, dad mw 
thematifche, das technologifche, das ardhiteftonifche, das zoologiſche, 
das mineralogifche, das pathologiihe Cabinet, die Sammlung ge 
burtshätfticher und chirurgifcher Inftrumente, Maſchinen und Ban 
dagen, das Kunſt⸗, Münz⸗ und Antilenfabinet, die Sanmnlung ber 
Sanskrit- und Zendtypen. Es wirken an ver Univerfität bermalen 
33 ordentliche, 17 aufßerorbentliche Profefforen, 1 Repetent, 6 Prk 
vatoocenten. Die Zahl der Studirenden belief fih im Winter 
feinefter 18°2),, auf 392. 

Zur Bildung künftiger Volksſchullehrer beftehen zwei Schub 
lehrerfeminarien, ein proteftantifches zu Friebberg (jelt 1817), 
ein Fatholifches zu Bensheim (feit 1820 in feiner gegenwärtigen 
Organifation, während vorher eine f. g. Normalichule zur Bildunz 
Tatholifcher Lehrer beſtand). Un beiden Orten find auch Unter 
rihtsanftalten für taubſtumme Kinder und für Tänftige Taubſtu— 
menlehrer (vie Zaubjtummenanftalt in Friedberg feit 1887, de 
in Bensheim feit 1840). 

Zur Bildung künftiger proteftantifeher Geiftlichen dient ad 
Bredigerfeminar zu Frienberg, eröffnet im Jahr 1837, in 
welches die Tcheologie-Stupdirenden nach beftandenem Fafultäte 
Eramen aufgenommen werben. 

Ein bifchöfliches Briefterfeminar befindet fich in Maim 
gegründet 1803 von Bilchof Colmar. 

Eine Militärſchnle für folche junge Leute, die fich bem 
höheren SKriegspienfte gewidmet, wirkt fegensreich in Darmftabt. 

Außerdem finden fih faft .in allen etwas größeren Orten 
ſ. g. Induftriefhulen, ferner f. g. Sonntags- ober Hank 
werfsfchulen, in welchen Lehrlingen unb Gefellen, ober auf 
Meiftern, in der Mathematik, den technifchen Fächern und in be 
Mutterſprache Unterricht ertheilt wird. 


Geiftige Cultur. 169 


Schulen, welche die Woblthätigfeit fir Arme hernorgerufen, 
allen Kleinkinderſchulen, finven fich in vielen Stäbten. — 

Wenn auf folche Weife durch tie Schule vie geiftige Eultur 
verfchiebenften Stände und Ulter geförbert wird, .fo iſt bieß 
t minder der Fall durch wiſſenſchaftliche und Kunfte 
mmiungen,. welche theils als Staatseigenthum, tbeils im 
ih von Privaten und Vereinen zur förderung der geiftigen 

fittlihen Biloung, zur Förderung der Humanttät überhaupt 
en. Als großartige Schöpfung eines bochherzigen Fürſten, bes 
ergeßlichen Ludewigs I., fteht hier in erfter Linie das Muſeum 
Darmiftapt, ober ber Compiler von wiljenfchaftlichen und 
iſtſammlungen, welche nur theilweife auf ſchwache Anfänge einer 
jeren Zeit gegründet aus Privatmitteln von Ludewig I. zuſam⸗ 
gebracht und burch Teftament zum unveräußerlichen und un: 
baren Fideikommiß ver Familie und des Staats erklärt worden 
» uab die fchöne Aufgabe erhalten haben, turch ullgenffeine freie 
mung „Bildung und Sitte verbreiten zu belfen.”" Die Bes 
dtheile dieſes großen Monnmentes hoben TFürftenfinns find: 
bie Hofbibliothet (mit etwa 300000 gedruckten Büchern, etwa 
DO Manufcripten und einer reichen Charten-Blattjammlung), - 
he burchichnittlich in einem Sabre 40O—50000 Bänte in 
urgung gibt und zn welcher bie reiche Muſikbibliothek Ludewigs I. 
rt, 2) die Gemälbegallerie, 3) bie Sammlungen für natur- 
zriſche Gegenftände, 4) die Kupferitichlammlung, 5) pas phy⸗ 
liſche Eabinet, 6) die Sammlungen für Waffen⸗ und Nüftunge- 
nftände, für Alterthümer, für Kunftgegenftänte mannichfacher 
„ welche ihrer Nanır nach in Feine ber anderen Sammlungen 
zren können, für Ethnographie, die Münzfammlung, vie Gem⸗ 
ſſammlung. — In Darmftadt finden fich außerten noch bie 
yinetsbibliothet, etwa 32000 Bände ftarf und außerdem an 
icharten jehr reich, und das Cabinetsmuſeum, (eritere ebenfalls 
er gewiſſen Beichränfungen zur Benutzung geftattet), bie Militär- 
liothek, Die Bibliothefen und fonftigen Sainmlungen ter ver⸗ 
edenen höheren Schulen, ver verfchiedenen wiſſenſchaftlichen und 
duſtrie⸗Vereine ꝛc. — In Mainz finden fich außer ven Ver: 
s⸗ und Schulbibliothefen und fonjtigen Sammlungen, bie Etabt- 
liothekr, die Sammlung von Alterthümern, das Münzeabinet, bie 
müldegallerie, — in Gießen die reihen Sommlungen er 


170 Das Bolt, 


Univerfität, welche wir fchon kennen gelernt haben, (f. o. S. 168), — 
in Erbach tim Odenwald die berühmte Waffenfammlung, ver 
Nitterfaal und eine reihe Sammlung griechifcher und römiſcher 
Knuftwerfe und Aiterthümer, — in Laubach die Bibliothek des 
Grafen von Solms, — in Worms die Gummafialbibliothel. — 

Einen immer mehr wachjenden Antheil an der Yörberum 
geiftiger Eultur nehmen aber auch bie in duſtriellen, vie wiſſer 
fhaftlihen mb Kunſt-Vereine, welche in ven verfchtedenen 
Provinztalhauptftänten ihre Gentralfige haben. Bon dem lan 
wirthichaftlichen und Gemwerbvereine war fchon oben S. 94. 146. 
bie Rede. Die im Augenblide beſtehenden wilfenfchaftlichen umb 
fünftlerifchen Vereine find: ver Verein für Heſſiſche Gefchichtk 
und Alterthumskunde, der Verein zur Erforſchuug ver rheiniſche 
Geſchichte nnd Altertfüämer in Mainz, ber Berein für Erdknude 
und verwandte Wiffenfchaften zu Darmſtadt, der Ikterarifche Verein 
zn Darmftadt, die Gefellfchaft für Kunft und Wiffenfchaft p 
Gießen, die Rheiniſche Naturforſchende Gefellichaft in Mainz, bie 
Dberheffifche Gejellfchaft für Natur- nnd Heilkunde, der nun wit 
dem Berein für Erdkunde verbundene naturhiftorifche "Verein fir 
das Großherzogthum Helfen, ver Aheinifche Kunftverein, ver Heft 
ide Berein für die Aufnahme mittelalterlicher Kunftiwerfe, ver 
Berein Heifticher Aerzte zu Darmſtadt. Ulle wirken bald durh 
Bublifatton von Schriften und Kunfterzeugniffen, bald durch Eee 
zirkel, bald durch Vorträge und Befprechungen, und die große AM 


nn 


ber ihnen angehörigen Mlitgliever zeigt, daß ihr Schaffen Anflug 


findet bei ven Bewohnern bes Landes. 
Einen fteigenden Antheil haben auch bie Leſezirkel in 
Stadt und Land, fowie die Volksbibliotheken. 


IX. Sittliche Cultur. 


Die wahre und eigentliche Mutter der ſittlichen Enltst 
ift Die Religion, die ans dem Glauben und ver Liebe entiprim 
und bie im Chriftentbum ihren fchönften Ausdruck erhalten bel 
Ihrer Segnungen erfreuen fi alle Eonfeffionen. Es iſt ſchwer— 
ben wahren fittlihen Zuſtand eines Volks in allgemeinen Worte 
zu bezeichnen. Beſſer reden in folchem Falle ftatiftifche Ar 
gaben, welche mehr ober weniger Anhaltspunkte zu einer Schluß 
folgerung bieten. Freilich entgehen gar manche Handlungen, gi 
wie ſchlechte, dem Statiſtiker und gar wande eilt wicht durch 


Sittliche Cultur. 171 


ihre änßere Erſcheinung, ſondern durch ihr oft verſchleiertes Motiv 
ihren eigentlichen fittlichen Werth oder Unwerth. Fragen wir 
num mach folchen ſtatiſtiſchen Angaben, nach welchen wir einen 
Schluß ‘auf ven Zuftand der Bewohner des Großherzogthums bilden 
nnen, fo bieten fich uns zumächft folche, welche vie Lichtſeite ber 
ſitilichen Cultur beleuchten helfen. Die Hanblungen und Einrich- 
tungen, welche wir in dieſer Beziehung zu betrachten haben, zer 
fallen in folche, zu welchen bie Borficht für die Zukunft uud in 
folche, zu welchen vie Wohlthätigkeit leitet. Beide Arten werben 
von dem Staate als Staat wie von Gorporationen und Privaten 
gefordert. Es gehören hierher: 

1. Die Wittwenkaſſen. Es beftehen deren vom Staate 
mehr ober weniger ummittelbar verwaltet 5, bie Civildienerwittwen⸗ 
Tafle, bie geiftliche Wittwenkaſſe, die Schullehrerwittwenkaſſe, vie 
Borfivienerwittiwenlaffe, die Militärmittivenkaffe, (tie Gymnaſiallehrer⸗ 
wittwenlafie ift Privatinftitut.) 

Die Civildiener-Wittwenkaſſe befteht mit Mobift- 
cutionen ſeit 1809 und ift fir bie Eivilbienerfchaft beftimmt mit 
Uinsnahme verer, für welche befonvere Wittwenfaffen beftimmt find, 
ber ber Berfonen, weiche ohne Amt oder Gehalt blos charakterifirt 
ad. Sie wird von einer beſonderen Gommiffion verwaltet. Ihre 
Fonds erhält fie ans den Antrittsgelvern ber genannten Diener, 
weiche zum Beitritt verpflichtet find, aus beren jährlichen Beiträgen, 
MB von Zufchäflen der Staatskaſſe. Antrittsgelver und Beiträge 
ver Mitglieder werben von ber Zahlungsbehörte von ben Bejol- 
Wangen in Abzug gebracht. Die Wittwen genießen bie Berfton 
De zu ihrem Tode ober bis zu ihrer Wievderverheirathung; bie 
Kinder ihre Penflonstheile bis zum 20. Jahre, over bis zu ihrer 
etwa vor dieſer Zeit erfolgten Verehelichung. Ihre Mitglieber 
find nach der von ihnen befleiveten Rangelaſſe in 9 Claſſen ges 
heilt, die verſchieden große Beiträge zahlen, und nach Maafgabe 
ihrer Eintrittögelvder und Beiträge größere over kleinere Penſionen 
beanſpruchen Können. Die höchfte Claſſe zahlt 80 fl. Beiträge 
Khrlih, 640 fl. Eintrittsgeld und hat Anſpruch auf 800 fl. 
Penfion.: Die niebrigfte Elaffe zahlt 64 fl. Eintrittsgelo, 8 fl. 
Kprliche Beiträge und bat Anfpruch auf 80 fl. Benfion. Die 
Rormaljäge des Eintrittsgelves gelten nur bis zum 40. Lebens 
kire des Mannes. 


172 Das Volt, 


Die geiftlihe Wittwenkaſſe. Bis zum Jahr 1843 
beftanden 4 feparate geiftliche Wittwenfaffen im Lande; fie find 
im genannten Sabre zu einer allgemeinen für das Großherzogthum 
bereinigt worden. Mitglieder berfelben find alle definitiv angeftellte 
evangelifche Geiftliche, vie definitiv angeftellten Lehrer an Volle 
ſchulen, deren Stellen burch Theologen zu bejegen find, der Hanpt 
rechner ber Anftalt. Ihre Fonds find das Gapitalvermögen be 
früheren bejtandenen 4 Kaffen, die Beiträge des Staats, bie Ber 
träge des allgemeinen evang. Kirchenfonds, bie Antrittsgelder mm 
jährlichen Beiträge ver Mitglieder, Gefchenfe und Vermächtnif, 
das Einfommen einer durch Tod erledigt gewordenen Stelle im 
2. Quartal nach dem Tode bes verftorbenen Pfarrers (wenn ber 
Beritorbene feine Wittwe oder berechtigten Kinder binterlaffen Bat 
auch das, Einkommen bes erjten Quartals) 20. Die Mitglieder 
find mit Rückſicht auf die Gehalte in 5 Claffen getheilt, deren 
erite 30 fl. jährlichen Beitrag, bie fünfte 10 fl. leiſtet; vie 
Größe einer Benfion beträgt 250 fl. ' 

Die Schullehbrerwittwenfaffe beſteht ſeit 1819. 
Mitglieder derſelben find ſämmtliche dekretirte Schullehrer, bie fid 
zu einer ber 3 chriſtlichen Confeſſionen bekennen, mit Ansnahrt 
ver Lehrer an Gymnaſien und fonftigen höheren Lehranftalten 
jowie derer, bie als Theologen ber geijtlichen Wittwenkaſſe ange 
hören. Ihre Fonds zieht fie aus ven Antrittögeldern und jäßr 
lihen Beiträgen ihrer Mitglieder, den Beiträgen der Staatskaſt, 
ben Beiträgen des geiftlichen Gollectenvermögens, aus Stiftungen 
und Geſchenken. Ihre Mitglieder theilen fich in 2 Elaffen. Die 
erſte Caſſe zahlt jährlich 6 fl. 30 fr. Beitrag, bie zweite 4 fl 
30 kr.; vie Benfion für beide Elaffen beträgt 70 fl. Die Wittwe 
zieht ihre Penfion bis zu ihrem Tode ober ihrer Wiedernermik 
lung, die Waifen bis zu beendigtem 16. „Jahre. 

Die Forftviener-Wittwenfaffe, feit 1804 ‚beftehen: 
bat zu Mitglievern bie Forft-, Jagd⸗ und Fiſchereidiener, welde 
mit einem firen Gehalt angeftellt find. Zur Bildung bes Kapitel 
fonds find beftimmt: alle in bie Rechnung eimmal eingetragen 
Capitalien, alle Autrittsgelver, ulle Vermächtniffe 2c., wenn fl 
vom Geber nicht zur alsbaldigen Vertheilung beftimmt find, jaͤhr⸗ 
ih 500 fl. von dem Einkommen aus den Beiträgen ber Mit 
glieder, aus ven Zinfen und ven Forftiwittwenfaffegebühren. Die 


Stiche Cultur. | 178 


Wittivengehalte beftimmen fich jebes Yahr nach der Summe ber 
Einnahme und der Anzahl ter Wittwen, md zur Vertheilung 
fommen jedes Jahr: vie jährlich einfommenven Beiträge ber Mit⸗ 
glieder, die Zinſen aller Kapitalten und ver Beitrag aus ber 
Staatslbaſſe. Die Kinder beziehen ihre Penfion bis zum been» 
bieten 25. Jahr, wenn fie nicht früher heirathen oder angeftellt 
werben. | 

Die Militärwittwenlaffen. a. Die Officierswittwen⸗ 
tafle, errichtet 1807, Hat zu Mitgliedern alle wirklichen Offiziere, 
bie. Ober⸗ und Mittelftabsperfonen, bie Mitglieder des Kriegsmini⸗ 
Keriums und bie in feinen Bureaus Angeftellten, ſodann alle in⸗ 
aktiven Gage oder Penſion beziehenden Offiztere und Ober- und 
Mittelftaabsperfonen. Der Fonds befteht ans dem Stiftungsfonds 
ven. 20000 fl., aus ven Eintrittögelvern und jährlichen Beiträgen, 
aus dem Beitrage aus ber Staatskaſſe. Die Mitglieder find in 
5 Glaflen getheilt, deren erſte 36 fl. zahlt und Anſprüche auf 
600 fi. Penfion Hat; die letzte zahlt 6 fl. und es fteht ihr 
bofür eine Penfion von 200 fl. zu. b. Die Wittwenlaffe für 
Unteroffiziere, Unterfiabsperfonen und Gemeine ift errichtet im Jahr 
1808. Der Fonds beſteht aus ben Gelbern, welche aus ber 
vormals Rheinpfaälz. Militar⸗Waiſenkaſſe dem Lande zugefallen tft, 
ans ven Thor» und Sperrgelvern bar Nefivenz ober deren Erfah, 
ms dem Ertrag ber auf die eingefanbten auswärtigen politiichen 
Zeitungen gelegten Stempeltaren; fie erhält aus ber Invalidenkaffe 
fit 1840 jährlich die Summe von 1000 fi. 

Die Gymnaſiallehrerwittwenkaſſe ift ein Privat 
wititıt. Es Tönnen in biefelbe alle biejenigen treten, welche 
Lehrer an dem Gymnaſium „ Darmſtadt oder Stabtgeiftliche 
ſind. Eine Verbindlichkeit, in viefelde zu treten, exiftirt nicht. 
Die Anfprüche erlöfchen nicht, wenn die Betheiligten eine Verfegung 
erſahren ſollten. 

2. Das Kauffunger Stift, von Philipp dem Groß⸗ 
mithigen zur Unterſtützung armer adeliger Töchter gegründet. 
Die Rechte an dieſem Stifte ſtehen den Familien der altheſſiſchen 
Ritterſchaft zu. Der Stiftsfonds war dem Adel in ganz Heſſen 
gemeinſchaftlich. Durch den Staatsvertrag mit Weſtphalen im 
Ahr 1810 wurde das Stiftsvermögen getheilt und ber dieſſeitige 
Unheil erhieit :eine eigene Inndesherrliche Inmitten. KR 


174 Das Bolt. 


Vermögen bat fi) jo gemehrt, daß vie gewöhnlichen jährlichen 
Hränlein- und Wittwenftenern auf 300, und bie Eheſteuern anf 
1500 fl. erböht werben konnten. 

3. Die Ludwigs- und Wilhbelminen-Stiftung, ge 
gründet 1829, ift ein Privatinftitut zur Verforgung von Wittwe 
und Waifen, an dem alle Inlänver Theil nehmen können, in be 
Art, daß nur von Ehemännern für die zur Zeit ihrer Aufnahme 
mit ihren verbundenen Ehefrauen und für die Kinder biefer Che 


eine Verjicherung auf eine Wittwen- oder Waifenpenfion erworke : 


werden Tarın. Der Mann barf nicht über 60 Jahre alt eb 
beffen zu verfichernpe Frau nicht über 20 Jahre jünger fein «a 
er, zur Zeit ver Aufnahme. Die Wittwenpenfion dauert bis .zum 
Tode over bis zur Wieververheirathung ver Wittive, pie Waifen 
penfion fo lange bis das jüngſte unverforgte der lebenden Kinber 
20 Yahre alt ift. 

4. Die Lupewigs- und Lonifen-Stiftung, gegründet 
1827, ift ebenfalls Brivatanftalt und bezweckt vermittelt Penfionk 
bezug die Verforgung elternlofer lediger Töchter. Verſicherer können 
werden alle Inländer, welche nicht über 60 Jahre alt find. De 
zu verfichernden Mädchen bürfen bei ver Aufnahme Das 6. Lebenk 
jahr noch nicht angetreten haben. Dean kann für eine volle Bew 
ſion ober für irgend einen beliebigen Theil verfelben verſichen 
Die Berechtigung zum Bezuge einer Penfion dauert fo ange v 
bie Werficherte lebt und ledig ift. 

5. Die Sparkaſſen, welche Gelegenheit zur zinstragende 
beliebigen Deponirung von Erfparniffen bieten, ober zur Darleihung 
von Vorfchüffen gegen mäßige Zinjen, zum Schuß gegen bei 
Wucher 2c. dienen, haben im Großherzogthum großen Eingang ge 
funden und es befteht nicht Ein Kreis mehr im Lande, ver nich 
eine oder mehrere Sparfaffen beſäße. Dabei haben dieſe felhk 
eine Ausdehnung, welche die Fühnften Erwartungen. übertraf; bi 


Dry — nn 


—⸗ — 


Summe der Einlagen erreichte im Jahr 1839 ſchon in einzelnen 


Provinzen mehr als eine Million, ja bie der jährlichen Einlages 
mehrere Hunberttaufende von Gulden. Es betrug im Yahr 1839 
bie in den Sparfaffen ver Provinz Starfenburg, deren erfte im 
Yahr 1830, die jüngfte 13838 gegründet wurbe, eingelegte Summe 
1,238199 fl. 35 fx. und ihr Reſervefonds betrug 46856 fl 
14 E.;. in Rheinheſſen 394726 fl. 34 fx. mit. einem Referwefonbl 


Sittliche Cultur. 175 


son 11060 fl. 88 kr.; in Oberheſſen 1,161467 fl. 11 fr. 
nit einem Reſervefonds von 81314 fl. 5. . 

6. Eine eigne Rebensverfiherungsanftalt, d.h. eine 
Anftalt, in ver. jemand feinen Angehörigen für den Tall feines 
Todes ein gewifjes Kapital, das ein für allemal ausbezahlt wird, 
ichern will und zu biefem Zwed alljährlich einen beitimmten Theil 
eines Einkommens oder feiner Erfparniffe entbehren kann, foll 
nit der Mentenanftalt verbunden werden. Die Bewohner des 
Sroßberzogthums können fi) aber auch bei den im Lande aner- 
sunten auswärtigen Lebensverjicherungsgefellichaften beteiligen, 
velche ihre Agenten im Lande haben. 

7. Eine Rentenanftalt (allgemeine Rentenanftalt zu 
Barmftabt) d. h. eine Anftalt, welche Gelegenheit bietet einen be- 
kebigen Theil feines Vermögens oder feiner Erſparniſſe anzumenven, 
um fich felbft oder anveren für die ganze Lebenspauer ein allmäh- 
Ga bis zum reichlichiten Ertrage fich ſteigerndes, vie gewöhnlichen 
Binfen ver Einlage weit übertreffennes Einkommen zu erwerben, 
zeſteht feit dem Jahre 1844. Sie ijt nicht auf pas Land be- 
chpänkt, ſondern jeder innerhalb ver beutichen Staaten Wohnende 
ann daran Theil nehmen. Vermöge ihrer Einrichtung wirkt fie 
D als Rentenanſtalt durch Nentenverficherungen, b) als Depofiten- 
affe durch Annahme mäßiger Gelder, c) als Crebitinftitut durch 
Eusleihen von Kapitalien. Das Bermögen an NRentenfapitalien, 
dibrenten⸗ und Nefervefonds ver bi8 Ende 1852 zuſammenge⸗ 
zetenen Dabresgejellichaften, im Ganzen 5592 Witgliever und 
9859 einzelne Einlagen zählend, betrug Ende Dezember 1852 
543404 fl. 30'/, fr. Die bei ver Anjtalt hinterlegten Depofiten- 
gefper betrugen Ende Dezember 1852 367799 fl. 25 kr., fo 
daß die Unftalt ein Capital von mehr als einer Million Gulven 
zu verwalten hatte. — Die Rentenanftalt fteht unter dem Schuhe 
des Staats; das Minifterium bes Innern läßt biefelbe durch 
einen von ibm ernannten ftänvigen Negierungscommiffär beauf- 
ſichtigen. 

8. Die Brandverſicherungsanſtalt. Sämmtliche Be⸗ 
wohner, Gemeinden und Corporationen des Großherzogthums, welche 
innerhalb deſſelben Wohn⸗ over andere Gebäude beſitzen, find zit 
einer Branpverficherungsanftalt in ver Weife vereinigt, daß allen 
vie Verbinblichleit ohliegt, ihre Gebäude in das Branbuerkigeruuntr 


176 Das Boll. 


Katafter mit einem ihrem Bauwerthe angemeſſenen Brandbvverſiche⸗ 
rungs-Anfchlag eintragen zu laſſen. Der Zweck dieſer Anftalt ift 
gegenjeitige Sicherftellung gegen zufällige Feuersgefahr durch Ber 
gütung aller an ten Gebäufichfeiten entftehenden Brandſchaden 
mitteljt gemeinfchaftlichen, nach Verhältniß der Branbverficherung® 
anfchläge zu repartirenden Beiträgen. 

9. Feuerverfihernngsanftalten für Mobilien befikt 
das Großberzogthum feine befonderen. Es ift den Bewohnen 
aber unbenommen, ihr Mobiliar in einer der ausmärtigen Anftalten, 
welhe im Lande anerkannt find und in demſelben ihre Agenten 
haben, zu verfichern. Derartige Gefellfchaften find: die Mände 
ner-YHachener, die Colonia und ber deutſche Phöntr. 

10. Die Landeswaifenanftalt, geftiftet im 9. 169 
und 1750 in ein beſonderes dazu in Darmitadt erbautes Heu 
verlegt, Kat feit dem Jahre 1832 eine neue Einrichtung erhalla 
wonach das Waiſenhaus, welches früher nur für bie altheſſiſche 
Lande und evangelifche Unterthanen beftimmt war, in eine Lande 
anftalt verwandelt wurde, welche alle Confeflionen "umfaßt mb 
die Waifen nicht mehr in dem beſonderen Waifenhaufe aufgenommen 
fondern auf Koften ver Anftalt bet rechtlichen Menfchen untere 
bracht werben follen, um vafelbft verpflegt und für ein Handwetk 
oder jonft ein Gewerbe vorbereitet zu werben. Durch Imftrnction 
ift den Bürgermeiftern angegeben, wie fie für bie Verpflegung er 
in ihren Gemeinven befinblichen Waifen zu forgen haben; es # 
insbefondere darin beſtimmt, daß vie Wahl ber Pflegeältern im 
Einverftännniß mit dem Ortsgeiftlichen gefchehen muß. Ihre Fonts 
bilden das Capitalvermögen der Anftalt, (das Waifenhaus, Grund 
eigenthum, und Capitalien von c. 90000 fl. Werth) vie State 
beiträge, die freiwilligen Beiträge. Am Neujahrstage und m | 
Sonntag PBalmarım werben . für die Waifen in den Kirchen Col⸗ 
lecten veranftaltet, bet Hochzeiten und Taufen freiwillige Gaben 
gefammelt 2. Das Waifenhaus hatte am Schluffe des Jahres 
1831 für 565 Waifen zu forgen, am Ende des Jahres 1849 
hatte Die Landeswaifenanftalt 1456 und 1852 1551 Waaiſen 
ihre Würforge zuzuwenden. Die Kinder werden auf Koften der 
Anſtalt verpflegt bis zu ihrer Confirmation und dann auch während 
ihrer Lehrzeit unterftütt. Unter ben genannten 1551 Waiſen 
zu Ende bes Jahres 1852 waren 101 Lebrinaben. 


Sittlihe Enltur. 177 


11. Das Landeshospital Hofheim, urfprünglich eine 
Baftorei, welche von Philipp dem Großmüthigen aufgchoben und, 
wie außerdem einige Klöjter, in ein Hospital verwandelt wurde. 
In das Hospital werten aufgenommen: 1. aus dem ganzen Groß- 
berzogthum: Raſende und Wahnfinnige und Perfonen, welche ınit 
Abichen erregenten Krankheiten behaftet fine; 2. außerdem noch 
aus denjenigen Lanbestbeilen, welche ſchon vor 1827, in welchem 
Jahre die urjprünglichen Beſtimmungen modificirt wurden, Anfpruch 
auf Aufnahme von in diefen Landestheilen geborenen Berfonen in 
das Hospital hatten: Blinde, in hohem Grade Blöpfinnige und 
Berfonen, vie folche körperliche Gebrechen haben, vie fie zu aller 
Arbeit unfähig machen. Nur vermögenslofe Berfonen werden un- 
entgelolih aufgenommen. Sonftige Perfonen müſſen nach Maß— 
gabe ihrer Vermögensverhältniſſe Koftgeld zahlen. Die Fonds der 
Anstalt beftehen: in ihrem Vermögen (Immobilien, welche mit Aus: 
nahme eines Heinen Gutes von 150 Morgen, verpachtet fine, 
Gefälle und Capitalien, etwa 31000 fl. abwerfene) in ven In- 
ferendengelver, in ben Koſtgeldern ver drei Pflegeflaffen und dem 
Beitrag des Staats. Zu Ende des Jahres 1852 waren in ter 
Anftalt verblicben: 355 Perſonen. Nach ihrer Heimath waren 
von biejen aus Oberheſſen: 84 Männer, 55 Frauen, 

„ Starlnbng: 7° un 76 om 
" Rheinheſſen: 31 nn 32 "nn 
Außerhalb des Hospitalg wurden unterjtügt: 86 Perſonen. 


12. Die Invalidenanftalt. Ar ihr haben alle im Kriegs⸗ 
bienft untauglich gewordene Soldaten Antbeil. Sie bildet ihre 
Fonds aus tem Abſatz ber in ihrem Verlag erfcheinenten Pub- 
likationen und aus den jührlichen Beiträgen ver Staatsfaffe. 


13. Die 3 VBeteranenvereine und zwar: der Prinz 
Emil DVeteranenverein, der allgemeine Veteranenverein, die Ludwigs— 
Veteranenftiftung, haben u. a. ebenfalls ven Zweck ver Unter: 
tigung von hülfsbedürftigen Veteranen. 


14. Die Eleonorenftiftung des verftorbenen Generals 
von Weyhers iſt eine Stiftung zu Gunſten von ehelichen Töchtern 
von heſſiſchen Officieren und Stabsperjonen gleichen Rangs, welche 
jelbft unverehelicht, unbemittelt und unbefcholten fein müffen. Sie 


zahlt einer Anzahl von folchen DOfficierstöchtern, je nad ven üwte 
Balthers Hefjen. 12 


178 Das Poll. 


hanvenen zur Dertheilung beftimmten Zinfen, Penfionen von je 
200 fl. 

15. Der Berein zur Verbefjerung des Zuftan- 
bes der Ffraeliten befteht feit 1833. Als die vorzüglichſten 
Mittel zur Erreihung des Zwecks werben betrachtet: 1. Unbe 
mittelten ifraelitifchen Jünglingen, welche fi) dem Schulfache wir 
men wollen und deßhalb ein inlänvifches Schulfeminar befuchen, 
bie Hierzu nöthigen Mittel und zwar bei fortwährenden Seife 
und gutem Betragen, minbeftens zwei Jahre lang zu gewähren. 
2. Kleineren und in ihren Mitteln befchränften ifraelitifchen Ne 
figionsgemeinden zur anftänbigen Beſoldung eincs Lehrers, wenn ber- 
jelbe neben fittlichem Lebenswandel genügende Schulbildung befikt, 
einen Beitrag zu geben. 3. SKinter unvermögenter Hfraeliten 
Handiverfe erlernen zu laffen. 4. Diejenigen Sfraeliten, welche 
fih dem Aderbau durch Selbftbearbeitung des Bodens widmen 
wollen, bierin zu unterftüßen. 


16. Der Verein zur Unterftüßung und Beauf- 
fihtigung der aus den Gr. Heff. Landes- und Pro 
pinzialftrafanftalten Entlaffenen (ſeit 1841). Sein 
Zweck ift: die moralifche Beljerung von aus Landes- und Pro 
vinzialanftalten des Großherzogthums entlafjenen Inländern zu be 
wirken und venfelben die Möglichkeit eines rechtlichen Erwerbs zu 
vermitteln. 

17. Der Berein zur Unterftüßung nothleidenper 
Mepdicinalperfonen im Großherzogthum (gegründet 1842) 
hat zum Zwed: feinen Kräften entiprechend jährlich Unterftägum 
gen an folche Mekicinalperjonen im Großherzogthum zu  verab 
reihen, welche in Noth und Dürftigfeit gefommen. Zur Theil 
nahme berechtigt find: Aerzte, Apotheker, geprüfte Wunb- um 
Thierärzte. Anfprüche auf Unterftügung haben zunächt alle ſolche 
unter den genannten: a. welche durch Altersfchiwäche oder anhak 
tendes Krankſein arbeitsunfähig geworben; b. folche, deren No 
burch anderweitige unverfchuldete Urfachen bebingt worden; e. unter 
übrigens gleichen Verhältuiffen ſolche, die durch früher gegeben 
Beiträge fi ein Näherrecht erwarben. Die Fonds werben ge 
bildet durch jährliche freiwillige Beiträge (minimum 83 fl.) und 
durch Gefchenfe uud Vermächtniſſe. 


Sittliche Cultur. 179 


18. Das Landkrankenhaus in Darmſtadt bat zum 
Zwed: armen Kranfen vom Lande, welche zu Haufe bie nöthige 
Pflege nicht finden können, als Zufluchtsftätte zu dienen. Die 
Fonds bilden: a) vie jährlichen freiwilligen Beiträge der Freunde 
der Unftalt; b) außerorventlihe Geſchenke und Vermächtniffe; 
c) die Einnahmen von dem Verkaufe der von ten arbeitsfühigen 
Kranken im Haufe verfertigten Arbeiten; d) die Beiträge der im 
Krankenhauſe aufgenommenen Kranken. Landgemeinden können für 
ihre armen kranken Gemeinteglierer Pflegverträge abfchliegen, mo- 
nach die gefammte Krankenpflege für einen Tag, wenn 150 Pflege. 
tage (zu 24 Stunben berechnet) gelauft werben, 6 Fr. Fojtet. Im 
Falle kein beſonderer Pflegvertrag abgeſchloſſen ift, beträgt bie 
Krankenpflege einfchließlih aller Koften verjelben für einen Tag: 
für wenig Bemittelte 15 kr., für Bemitteltere 30 fr., für Pflege 
in abgefonberten Zimmern 1 fl. 

19. Das Elifabethenftift zu Nieberramftabt, eine von 
ber Großherzogin Wilhelmine dotirte Erziehungsanftalt für arme 
Mädchen, welche nach dem Willen ver hoben Stifterin unter dem 
beſonderen Schuge ber jevesmaligen Erbgroßherzogin von Heffen 
ſtehen fell. 

20. Rettungsanftalten für fittlih verwahrlofte 
Kinder. Zweck biefer Anjtalten iſt: Sittlih verwahrlofte oder 
ver Verwahrloſung entgegen gehende Kinder zu brauchbaren Gflie- 
dern für Kirche und Staat zu erziehen. Die Kinver erhalten 
von der Anftalt alles, was zur Beförberung ihrer leiblichen und 
geiftigen Bedürfniſſe nöthig ift, jevoh immer nach dem Maßſtabe 
einer Armenanftalt und des Fünftigen Berufs, der Regel nach als 
Migde und Knechte. Solcher Anjtalten beftehen denmalen 3 im 
dande, in Arnsburg in ver Wetterau, in Hähnlein in ber Berg- 
frage und in Iugenheim in Rheinheſſen. Ihre Fonts bilven 
freiwillige Beiträge und Geſchenke von Freunden der Anſtalten 
ind bie Beiträge welche für vie Aufzunehmenden zu zahlen find. 

21. Die Blinvpenanftalt in Friedberg hat den Zweck: 
Nichtſehende durch zweckmäßigen Unterricht und chriftliche Erziehung 
einem befjeren Looſe entgegen zu führen. Bis jett befteht bie 
Anftalt nur noch durch Privatwohlthätigfeit. 

22. Die Tanbftummenanftalten in Friedberg und in 
Bensheim find ſchon S. 168 erwähnt werten. Vor 1820 wur 


an 


180 Das Boll. 


für Taubſtumme in unferm Lande noch nichts gefhehen. Von 1820 
an bis 1837 Hatte ver jekige Director ber Zaubftunnmenanfteit 
in Frienberg, Noller, ein Privatinftitut in Worms. Seitvem ifl 
biefe Privatanftalt Nollers zur Staatsanftalt erhoben und von 
Worms nach Frienberg verpflanzt. Die Anſtalt in Bensheim be 
itebt in ähnlicher Urt wie die in Friedberg feit 1840. Im 
ift für Kinder Fatholifcher Eonfeffion, diefe für Kinder evangeliſcher 
Eonfeifion beftimmt. 

Die bisher befprochenen Anftalten find folche, welche ihre 
Thätigfeit Über das ganze Land oder über einen größeren Theil 
veffelben erjtreden. Es ift hier unmöglich, alle Diejenigen wohl 
thätigen Anftalten, Kleinkinderſchulen, Ortshospitäler, Armenfchulen, 
Arbeitsanftalten, Induſtrieſchulen, Armenvereine, Leihhäuſer zc. an 
zuführen, welche für einen beftimmten Ort beftimmt find; ihre 
Zahl ift fehr groß und fie ftellen das Großherzogthum Heſſen in 
bie erfte Reihe der Staaten, in denen vie Wohlthätigfeit im jeder 
Geftalt, von Regierung und Privaten gepflegt wird. Stiftungen 
aller Art für Firchliche und weltliche Zwede geben Zeugniß von 
dem hoben wohlthätigen Sinne, ber die Bewohner des Großher⸗ 
zogthums befeelt, und in dem ihnen vie Negentenfamilie zu allen 
Zeiten mit leuchtendem Beifpiel vorangeht. Und wie fich vieler 
Sinn in ſtändigen Anftalten und Einrichtungen fund gibt, fo be 
thätigt er fih auch in momentanen Notbfällen, mögen fie ver 
anlapt fein durch Naturereigniffe, durch herrfchende Krankheiten 
ober andere Gründe, an benen ber Nothleidende nichts verſchuldet bat. 


So viel von ber Lichtfeite des fittlichen Charakters ber Be 
wohner unferes Landes! MWenten wir uns auch zu feine 
Schattenfeite! Die ftetS zunehmende Zahl ver Gefangenen in 
den Strafhäufern zeigt, daß fie eine leiver fehr bunfle Färbung 
hat. Die Gründe dafür aufzufuchen ift nicht unfere Aufgabe, fie 
find ſehr mannichfach und an ihrer Beſeitigung wirb von Regie 
rung, Eorporationen und Privaten gearbeitet. Möchten dieſe Be 
mühungen zu gebeihlichen Nefultaten führen! Die fittliche Gultır 
eines Volls läßt fich ftatiftifch vornehmlich von zwei Seiten auf- 
faflen, von vem Leben in ver Familie und von. bem Leben in bet 


Sittliche Cultur. 181 


bürgerlichen Geſammtgemeinſchaft des Staats. In erſterer Be— 
ziehung geben hier die Eheſcheidungen und in zweiter Linie die Zahl 
der Kinder, welche aus der außerehelichen Geſchlechtsgemeinſchaft 
entſpringen, Anhaltspunkte zur Beurtheilung; in letzterer Be— 
ziehung die Zahl der jährlich im Staate vorkommenden Vergehen 
gegen die allgemeinen Geſetze der Sicherheitspolizei und die Zahl 
der gegen das Eigenthum und die Perſon verübten Verbrechen, mit- 
bin vie Eriminalverbrechen. 


Die von dem Yuftizminifterium feit mehreren Jahren ver- 
öffentlichten jährlichen Meberfichten ver in den Provinzen des Groß- 
herzogthums abgeurtheilten ftrafrehtlihen Vergehen und 
Verbrechen weifen unter andern folgende Reſultate auf: 


In Unterfuchung waren wegen criminellen Vergehen und 
Verbrechen : 

1846. 1847. 1848. 1849. 1850. 1851. 
6939 6518 5363 7191 7246 7333 
Berfonen. 

Bon diefen wurden verurtheilt: 

1846. 1847. 1848. 1849. 1850. 1851. 
4673 4996 3947 5263 5573 5765 


Perfonen. 


Es kommen durchſchnittlich, die jebesmalige Iekte Volkszäh— 
lung zu Grunde gelegt, nach Abzug von den Ausländern: 


1846: 1 auf 195; 1847: 1 auf 180; 
1848: 1 auf 252; 1849: 1 auf 171; 
1850: 1 auf 160; 1851: 1 auf 157. 


Auf die Provinzen berechnet fommt von den imJ. 1851 Ver- 
urtheilten in Starfenburg: 1 auf 152; in Oberheffen: 1 auf 
131; in Rheinheſſen: 1 auf 230. — 

Nah den Geſchlechtern berechnet waren unter den PVer- 
urtbeilten des Jahres 1851: 4826 münnlichen, 939 weiblichen 
Geſchlechts. Es Tamen fonach auf 100 Perurtheilte: 83,71 
Männer, 16,29 Frauen, ein Verhältniß welches beinahe auch in 
ven Jahren 1848, 1849, 1850 jtattfand. 


Die einzelnen Arten von Vergeben und Verbrechen 
betr., zeigt fich unter andern, daß: 


182 Das Boll. 


1847. 1848. 1849..1850. 1851. 
64 137 214 195 127 wegen Sewaltthätigteit u, Drohung, 
420 393 723 647 666 „ Widerfegung u. Ungehorlan, 
423 345 527 663 561 „ Berlekung ber Amts- md 


Dienitehre, 
17 13 18 "17 30 „ Störung relig. Handlungen ic. 
358 270 360 378 483 ,„ Lamdfireicherei und Bettelei, 
4 0 2 5 2 m ord, 
1 2 2 5 0 u Tobtichlag, 
2 0 6 2 2 „ inbsmord, 


449 363 670 651 633 „ Körperverleßung, 
687 695 889 1091 1172 „ Berläumdungn. Esrenkräntung 


1 0 2 7 7 Nothzucht, 
1 2 4 4 8 „ Raub, 
t 11:7 29 7 11  „ Erpreflung, 
1660 842 675 830 077 m Diebftahl, 

8 4 7 10 11. Meineid und Eidesbruch, 

106 85 74 96 89 u Sqriftverfaͤlſchung, 

84 39 37 36 47 , Betrug, 

49 106 261 268 253 5% Kefraction, 

9 8 6 6 2 y 


Brandftiftung, 
verurtheilt worden find. E 
Was die unehelihen Kinder betrifft, fo ift nachge⸗ 
wielen, taß auf 100000 Geborenen: 
b.d. Zählg. 1. lebendig geborene uneheliche. 2. tobt geborene uneheliche. 


1821: 6468 Knaben, 6253 Mädchen, 339 Kıraben, 379 Mädchen, 
1824: 714 u 7057 u 3270 00 24 m 
1827: 7138 u 7146 „ 336 „u 328 „ 
1830: 6697 6700 u 360 276 „ 
1834: 6717 5 6592 3 335 u 277 " 
1837: 63 , 6528 u 3 u 36 m 
1840: 599 „599 333 2913 284 3 
1843: 5706 u 555 30 u. 248 n 


gefommen find. 


Das BVerhältnig ver ehelichen zu ven unehelich geborenen 
Kindern im Großherzogthum beträgt aus tem arithmetifchen Mittel 
ver act Zählungen vom Sabre 1821 — 1843 86318: 
13689 over 63: 10. In Starfenburg ift das Verhältnif im 
Durchſchnitt nach den Zählungen von 1821 — 1843 86809: 
13191 over nahebei 66: 10. In Oberheffen 83014: 16996 
der nahebei 49: 10. In Reinheffen 98770: 10230 over 
nahebei 88: 10. Es wurden biernach in Oberheffen vie meiften 
unehelichen Kinder geboren, in Rheinheſſen vie wenigften; Star: 
kenburg ftand in der Witte. Das Verhältniß ver Tebend zu ben 
tobt geborenen unehelichen . Kinder betrug im Großherzogthum 
unter 100000 Geborenen 95383: -4617; in Starfenburg 
95512: 4488; in Oberbefien .95899: 4101; in Rheinheſſen 


Sittliche Cultur. 183 


94076: 5924. Im Rheinheſſen wurden .biernach bie meiften 
unehelichen Kinder und in Oberheffen tie wenigften tobt geboren. 
Einen Beitrag zur Beurtheilung der fittlihen Cultur ber 
Bewohner des „Großberzogtfums möge auch folgende Ueberficht 
bilten ! 
Bei den Stadt- und Landgerichten in den Provinzen Star- 
fenburg und Oberbeffen kamen vor: 


1850),, 181), 
j a. in Gtarfenburg. b. in Oberheffen. a, in Starkenburg. db. in Oberbeffen. 
Civilproceſſe 9556 12350 10071 3446 
Concurje 574 309 500 345 
Polizeiger. Unterfud. 8060 8117 6428 10408 
Korfiger. Unterfuh. 1188 1855 1131 1742 


Die Straf-Anftalten, in welchen bie Criminalvergehen 
verbüßt werden, ſind die folgenden: 

1. Die Straf-Anftalt (Zuchthaus) in Marienſchloß. Sie 
wurde 1804 in ver ehemaligen Abtei Marienfchloß bei Noden- 
berg eingerichtet, und ift für folche beftunmt, welche von ben 
Gerichten der 3 Provinzen wegen fchwerer Criminal-Verbrechen - zu 
Zuchthausftrafe verurtheilt find. Die Gefangenen find in 2 Claf- 
fen getheilt. Zur zweiten Claſſe gehört jeder Züchtling bei feinem 
Eintritt und Tann nur durch Fleiß und gutes Betragen in bie 
erfte Claſſe kommen. Jeder Zitchtling muß irgend ein Gewerbe 
treiben; verfteht er bereits eine Profeffion, fo arbeitet er in ber- 
jelben fort, im andern Falle wird er in einer folchen unterrichtet. 

2. Das Correctionshans zu Darmſtadt ift für Diejenigen Sträf- 
finge männlichen Gefchlechts beſtimmt, welche von ven Gerichten 
in Starfenburg und Oberheſſen wegen geringerer Verbrechen zu 
einer Correctionshausftrafe verurtheilt find. Auch hier müſſen 
bie GSträflinge irgend eine Arbeit treiben. Bei der durch das 
neue Strafgeſetzbuch größer gewordenen Anzahl won Correctionären 
ft in Darmftatt, vor 1845 noch, eine Filialcorrectionsan- 
flalt in dem alten Arrefthaus eingerichtet worden. 

3. Die Strafanftalt in Dieburg follte nach einer 1835 
gegebenen Verfügung für tie weiblichen zur Correctionshausftrafe 
verurtbeilten Individuen dienen, Später aber wurben, wegen 1leber- 
füllung des Correctionshaufes in Darmftabt, auch wieder Männer 
in biejelbe aufgenommen. 

4. Das Correctionshaus zu Mainz ift für folche beftimmt, 
bie in ber Provinz Rheinheſſen zu einer Correctionshausituaie wer- . 


184 Das Bolt. 


urtbeilt werden. Auch bier müſſen fich vie Sträflinge mit irgend 
einer Arbeit beſchäftigen. 

5. Die Militärſtrafanſtalt in Babenhauſen befindet ſich in 
dem vormaligen gräflich Hanauiſchen Reſidenzſchloſſe, das mit 
doppelten Wällen und drei Waſſergräben verſehen iſt, und iſt für 
ſolche beſtimmt, welche in eine Feſtungsſtrafe verurtheilt find. 
Die Sträflinge werden auch hier ſo viel als molich mit Arbeit 
beſchaͤftigt. 


X. Religionsverſchiedenheit. 


Jedem Einwohner des Großherzogthums iſt der Genuß voll⸗ 
kommener Gewiſſensfreiheit zugeſichert. Es ſteht ihm vie freie 
und öffentliche Ausübung ſeines religiöſen Cultus zu. Unter dem 
Vorwande der Religion dürfen aber weder die Geſetze des Stunt 
oder der Sittlichkeit übertreten noch andere in ihren politiſchen, 
bürgerlichen oder religiöſen Rechten beeinträchtigt werden. Die 
Verſchiedenheit des Religionsbekenntniſſes hat keine Verſchiedenheit 
in den politiſchen und bürgerlichen Rechten zur Folge. Jede Um 
fähigkeit oder Beſchränkung Hinfichtlih der Ausübung von politk 
fchen ober bürgerlichen Rechten und Rechtshanplungen, welche früher 
als Folge des Religionsbekenntniſſes beftanden hat, ift aufgehoben. 
Aus der Gleichftellung der chriftlichen Gonfeffionen ging auch bie 
Beitimmung hervor, daß in Fällen gemifchter Ehen, wenn fich bie 
Ehegatten nicht vertragsweife über bie religidfe Erziehung ihrer 
Kinder vereinigt haben, folche nicht bloß in dem Falle ſämmtlich 
in ber Religion des Vaters erzogen werden fjollen, wenn biejer 
evangelifcher Confeffion ift, fondern auch alsdann, wenn biefer fid 
zur katholiſchen Kirche befennt. 

Unter dem Schutze dieſer gefetlichen Beſtimmungen leben 
im Großherzogthum Heffen (1852) 409658 Lutheraner, 36520 
Reformirte, 157405 Unirte, 217798 Katholifen, 4199 anderen 
hriftlichen Confeffionen Angehörige, 28734 Juden. Dem Zwece 
bes Gottespienftes dienten (1846) 956 chriftliche Kirchen und 
Kapellen, 173 Synagogen. — 

Die evangelifch-proteftantifche Landeskirche in Heſſen leitet 
den Urfprung ihrer Verfaffung von Philipp dem Großmrüthigen 
ab. Philipp erließ in Uebereinftimmung mit ben von ihm zuge 


Religionsverſchiedenheit. 185 


gogenen kirchlichen Organen tes Landes vie Kirchenorbnnng von 
1537, 1539 und 1566. Es kam in ihnen bas wichtige, bie 
weoteftantifche Kirche von der Tatholtichen wefentlich unterſcheidende 
Princip der Betheiligung der Laien am SKirchenregimente darin 
In: Anwendung. Die Anwendung dieſes Principe Hatte die Folge 
eimes Theils, daß den Gemeinden das mehr ober weniger ausge⸗ 
dehnte echt der Zuſtimmung oder Mitwirkung bei gewiſſen Acten 
des Sirchenregiments, namentlich bei Vorfchriften in Glaubens- 
sind Gewwiffensfachen, bei der Handhabung ber Discipfin 2c. ein⸗ 
geräumt wurbe; anderen Theils, daß ber evangelifche Lanbesherr, 
als erftes und michtigftes Mitglied der Kirche, in das Verhältniß 
eines oberften Inhabers der Kirchengewalt (summus cpiscopus) 
tent. Im Laufe der Zeit traten verfchienene Mobiflcationen ver 
Kicchenorpnung ein, namentlich trat mehr und mehr in dem Or« 
Winteenıs ber Sirchenverfaffung das conftftoriale Element mit dem 
Wisicbölen: in Verbindung. Im mefentlichen aber wurde .bie im 
Bpten Principien von Philipp dem Grogmüthigen und feinen Söhnen, 
in ihrer vollftändigen Ausführung won Georg II. herrührente Or- 
ganiſation bis zum J. 1803 beibehalten. Von dieſem Jahre an 
machte in Folge der Zerritorialveränderungen ber Zutritt von an- 
bern Eonfeffionen Angehörigen weitere Modificationen nöthig, welche 
te 9. 1832 zu einer ſämmtliche Landestheile umfaſſenden Tirch- 
fihen Organiſation führte. ALS hiſtoriſch und rechtlich begründet, 
suherdem noch ausprüdlich durch die Verfaffungs - Urkunde des 
Großherzogthums garantirt, fteht allen in Stiechenangelegenheiten 
beftebenden Anorpnungen bie Grunpbeitimmung voran, baß ber 
wangeliſche Landesherr mit ven Staatshoheitsrechten über bie 
Kteche zugleich alle Rechte des oberften Episcopats in fich ver⸗ 


Die preoteftantifchen Gemeinden ſämmtlicher Lanvestheile und 
beiber Bekenntniſſe, des Iutherifchen wie bes reformirten, bilden 
zuſammen die „enangelifhe Landeskirche“ und ſtehen 
unter Einem Kivchenregimente. 

Das Kirchenregiment übt durch die Firchlichen Viſita⸗ 
ttonen fein Auffichtsrecht, welches alles zum Gegenftande hat was 
pie Lehre und ven Eultns betrifft. Hinſichtlich ver Lehre 
kommt ihm zu, die Einheit und Reinheit verfelben zn erhalten, 
dem Einbringen und Ueberhandnehmen gefahturshenner Serie 


186 Das Volt. 


vorzubeugen und die Gemeinschaft des Religionsbekenntniſſes zu 
überwachen, mithin öffentliche Abweichungen zu verhüten. Hinfiht 
lich des Cultus befteht feine Aufgabe barin, vie Einrichtung des 
öffentlichen Gottespienftes gefetlich zu beſtimmen und bie fird» 
lichen Gebräuche zu regeln. Alle gefegliche Vorfchriften über. die 
Lehre wie über den Cultus follen jedoch Teineswegs die Glaubens 
und Gewifjensfreiheit beeinträchtigen, ſondern nur der Lehrfreikeit 
ihre beftimmten, zum Heil des Gunzen nöthigen Grenzen feken, 
und eine wohlthätige Gleichförmigfeit in den kirchlichen Gebräuchen 
und äußeren Geremonien vermitteln. Zu dieſem Zwecke bienen 
a. bie Kirchenagende, b. ver Katechismus, c. das für den öffent 
lichen Gottespienft eingeführte Geſangbuch — Die Ugenpe ik 
die 1573 vonden vier Söhnen Philipps des Großmüthigen gegebene, 
welche 1662 unter Ludwig VI. und 1724 unter Ernſt Ludwig 
neu aufgelegt und mit Zufäßen verfehen wurde. Da feit. 1724 
feine neue Landesagende gegeben wurbe, gleichwohl die liturgifchen 
Formen nach dem Berürfnik der Zeit wanbelbar find, fo wurde 
an die Entwerfung einer neuen dem Zeitgeift angemejfenen Agende 
gedacht. Bis jett ift inveffen eine folche noch nicht zu Staude 
gefommen. 8 ift darum bis dahin den Geiftlichen eine mit 
Beionnenheit zu benußente Freiheit in ber Benutzung zweckmäßiger 
Hälfsmittel bei dem Cultus nicht verfagt. Inſoweit Hingegen bie 
gefeglichen Beftimmungen ver alten Kirchenordnung nicht durch 
jpätere Gefete und Verfügungen abgeänvert oder ausprüdlich auf - 
gehoben ſind, bilden fie fortwährend die Grundlage unferer jegigen 
Kicchenverfafinng und befigen auch jet noch ihre Kraft und Gib 
tigkeit. — Als Religionslehrbuch in -ven altheſſ. Landen 
gilt von Anfang an blos ver Iutherifhe Katehismus wie 
ihn auch die Kirchenagende enthält. In den reformirten Gemein 
ven wurde der Heidelberger Katechismus gebraucht; in ven 
unirten Gemeinden beftehen beite Satechismen neben einander. 
Zum Gebrauche in den Schulen, bei dem Confirmanden⸗Unterricht 
und iu der SKatechismuslehre ift „der Katechismus ver chriftlichen 
Lehre für die evang. proteftantifche Kicche im Großherzogthum 
Baden” befonvers empfohlen und in Folge diefer- Empfeblun 
(1840) zu einer faft allgemeinen Einführung gelangt, ohne tu 
der Iutberifche Katechismus dadurch verbrängt worden wäre, MN 
berjelbe auch noch fortgebraucht werden muß. — Das Gefanz 


Religionsverjchtebenbeit. 187 


buch ift tie Sammlung ber für den Gottesbienft und die gottes- 
bienftlihen Haudlungen beftinmten Lieder. Da in den mit ber 
Zeit neu hinzugefommenen Landestheilen verjchievene Liederſamm⸗ 
lungen neben dem alten Landesgeſangbuch in Gebrauch gekommen 
waren, eine &leichförmigfeit in diefer Beziehung nothwendig er- 
dien, jo wurde 1814 eine neue Ausgabe des alten Geſangbuchs 
peranftaltet und nach und nach zur ullgemeinen Einführung ges 
bracht. Eine nene veränderte Auflage wirb von vielen Seiten 
gewünicht und angefirebt. 

j Eine Bereinigung ber Iutherifchen und veformirten *) Gemein⸗ 
ben ift geitattet, wo fie aus ver freien Ueberzeugung ber Geſammt⸗ 
heit der Tirchlichen Mitglieder hervorgeht. Die Union ift bereits 
erfolgt bei allen Gemeinden ver Provinz Rheinheſſen, ſowie a. in 
Starkenburg: in Darmftadt, Lampertheim, Nedarfteinah, Drei— 
eihenhain, Norbheim, Hofheim; b. in Oberbejfen: in Büdingen, 
Düvelspeiin, Eckartshauſen, Haingründau, Herrenhag, Hitzkirchen, 
Obermockſtadt, Rohrbach, Wolf, Bleichenbach, Euzheim, Glauberg, 
Ortenberg, Hainchen, Bönſtadt, Bruchenbrücken, Holzhauſen v. d. 9., 
Obereſchbach, Rodheim v. d. H., Steinbach, Vilbel. Sie findet 
ebenſo ihre Vertheidiger, wie ihre Anfechter. 

Es beſtehen im geſammten Umfange des Großherzogthums 
evangeliſchen Theils 424 Pfarreien, welche von einem oder meh— 
reren Geiſtlichen verwaltet werden und zwar 402 Pfarrorte mit 
dem Amtsſſitz der Geiſtlichen, 23 Pfarrorte, deren Geiſtliche ſich 
in combinirten Dienſtſtellen befinden und in anderen Orten ihren 
Wohnſitz haben, 24 äqualiter unirte Gemeinden ohne den Amts— 
fig der Geiſtlichen, 570 Filialgemeinden. Die Zahl ſämmtlicher 
angeftellten Geiftlichen beträgt 494, bhierunter find 48, welche 
entweder gleichzeitig mit geiftlichen Aemtern oder ausſchließlich 
Schulſtellen befleiven. 

Die Behörden ber kirchlichen Verwaltung f. u. Buch IV. 

Die katholiſche Landeskirche (das Landesbisthum Mainz) hat 
ihre jet gültige Organifation im J. 1830 erhalten. Bis zur 


*) Anm. Zu den Meformirten rechnen wir and bie Waldenſer, 
welche zuerft unter Ernſt Ludwig ins Land kamen und nach man— 
nichfachen Schickſalen, an denen aber die Toleranz der Heſſiſchen Fürſten 
niemals eine Schuld trug, in mehreren Colonien ſich bleibend nieder— 
en „und noch jeßt in 3 derſelben: in Walldorf, Rohrbach u. Wombach 

en. 


188 Das Voll, 


Neformationgzeit hatte Heffen zum Erzbisſthum Mainz gehört, 
welches fchon im 3. 745 und dem Bisthum Mainz in ein Ery 
bisthum verwandelt worden war. Mit feinem Landesfürften, vem 
Landgrafen Philipp, war das ganze Land zur Kirchenreformation 
übergetreten, weßhalb ſich unter ven Bewohnern der altheffifchen 
Gebtetstheile, vor dem Jahr 1803 nur wenige Satholifen be 
fanden, und in Folge deſſen auch feine beſondere Behörde für bie 
katholiſchen SKirchenangelegenheiten beftand. ‘Die herrſchende Kirde 
war bie proteftantifche und nirgends im Lande war vor Ludwig IL 
die Ausübung des Tatholifchen Cultus geſtattet. Seit Ludwig IL 
Regierung fanden die von jeßt an herrſchend gewordenen duld 
famern Grundſätze auch auf die Fath. Glaubensgenoffen Anmwenbung 
Den Katboliten in Gießen wurde im 9. 1783 vie Erlaubnil 
ertbeilt, einen Privatgottesdienſt einzurichten, und kaum war Lube 
wig X. zur Regierung gelangt, fo gewährte er biefe Religionsfreiheit 
in noch ausgevehnterem Maaße den römiſch katholiſchen Bermohnern 
ver Reſidenz Darmſtadt durch den TFreiheitsbrief vom J. 1790. 
Veranlaffung zu organıchen Beſtimmungen für die kirchlichen He 
Tigionsangelegenheiten des Landes gaben bie Territorialveränverumgen 
vom Jahr 1803 an, welche katholiſche Lanvestheile zu den pre 
teftantifchen brachten. Ste kamen nach mannichfach veränderten 
Einrichtungen und nach langen Verhandlungen mit dem päpftficen 
Stuhl ım 3. 1830 zum Abſchluß durch Die zur Regulirung ber 
Angelegenheiten ver Tathol. Kirche in ver oberrheinifchen Kirchen 
provinz erlaffenen Bullen, welche vie Landesfürſten dieſer Provim . 
mit reſervirenden Zufägen als gültig publicirten (Eoncorbat, 
Mit dieſem Jahre trat die jetzt beftehende Organtfation ins Leben 
Das Landesbisthum Mainz wurde errichtet als ein Beſtandtheil 
der “Oberrheiniſchen Kirchenprovinz”, welche ihren Metropolitanft . 
in Freiburg erhielt und zu ver außer Mainz noch die Bisthämer 
Freiburg, Fulda, Rottenburg und Limburg gehören. Die erften 
Grundfäge dieſer Organifation find folgende: Der Großberieg 
al8 Oberhaupt des Staats vereinigt in ſich ulle echte ver 
Staatsgewalt. Er iſt hiernach ver oberite Inhaber des ober: 
hobeitlihen Echuk- und Auffichtsrechts über die Tatholifche Landes⸗ 
firche. Andererſeits ift die vollfommene Glaubens und Gewiſſens⸗ 
freiheit der Unterthanen, der Schu ver kirchlichen Verfaſſung 
burch bie politische und die, jeden aus dem früheren Begriff von 


Religionsverſchiedenheit. 189 


blos „tolerirten“ Confeſſionsverwandten hervorgegangenen Unter⸗ 
ſchied aufhebende Gleichſtellung ver anerkannten chriſtlichen Con⸗ 
feſſionen als eine ſtaatsgrundgeſetzliche Vorausſetzung bei allen die 
kathol. Kirchenangelegenheiten betreffenden Anordnungen und in 
dem kirchlichen Organismus dieſes Religionstheils zu betrachten. 
Die inneren Organe der kirchlichen Verwaltung werden im vierten 
Buch „der Staat“ ihre Beſprechnng finden. Die biſchöflichen 
Beſtimmungen über die geſammte Verwaltung des Bisthums und 
über den amtlichen Wirkungsfreis und das Flerifalifche Leben des 
Didcefanllerus find in den nach erhaltener Staatsgenehmigung 1837 
erlafjenen Didcef an-Statuten für das Bisthun Mainz ent- 
halten. — Im gefammten Umfange ver bifchöflichen Diöceſe be- 
fteben 151 Pfarreien mit 281 Filialen. Dabei find 149 
Pfarrer und 36 Caplane angeftellt. 


Die Zahl ver Anhänger fonftiger chriſtlicher Confejfionen 
im Großherzogthum beträgt nach der Volkszählung vom Jahre 
1852: 4199. Die meiften von ihnen wohnen in ten Kreiſen 
Nivva, Büringen, Alzey und Worms. Die obere Aufficht über 
fämmtliche befonberen Neligionsfecten haben vie Kreisräthe in dem 
Umfange zu führen, wie e8 ter Staatszweck erfortert und bie 
Gewijjensfreibeit gejtattet. Die Kinder der Angehörigen der Sec- 
ten müſſen bie öffentlich angeoroneten Volksſchulen befuchen, fine 
aber von dem Religionsunterrichte dabei dispenſirt. Doch ift e8 
ihnen auch geftattet, unter Befolgung ver bejtebenten Anordnungen 
befonvere Schulen zu errichten. — Die einzelnen im Lande ver- 
tretenen Secten find aber folgenve: 


1. Herrnhuter. Förmliche Herrnhuter-Gemeinden be- 
ſtehen im Lande nicht mehr, ſeit deren Auswanderung im 3. 1780 
wegen verfchievener Frrungen mit ten damaligen Regierungen und 
Behörten, weber in ven alten noch in ben neuen Lanten. Es 
finden fi nur noch einzelne „Freunde ber Brudergemeinde“ ober 
Heinere Gefellichaften verfelben, vie auch „Brüder ber Diuspora” 
(in ber Zerjtreung lebende) genannt werten. ine gewilje Ver: 
bindung zwifchen ihnen und ker Brudergemeinde wird burd) Ab⸗ 
geordnete ver letzteren unterhalten, welche von Zeit zu Zeit das 
Land bereiſen. Uebrigens pflegen ſie fih von dem öffentlichen 
Gottesdienſte und den Religionsgebräuchen ver Broräitanten URL 


192 Das Voll. 


befenntniß an, und feste als das Poſitive ihres Glaubensbekennt⸗ 
niffes im wefentlichen feſt: daß die Grundlage des chriftlichen 
Glaubens ihnen einzig und allein die heilige Schrift und bie von 
ver chriftlichen Idee durchdrungene und bewegte Vernunft fei. 
Der negative Theil ihres Glaubensbekenntniſſes verwirft das Pri- 
mat des Papftes mit Losfagung von ber Hierarchie, ferner bie 
Ohrenbeichte, ven Cölibat, die Anrufung der Heiligen, den Ablaß 
Faften und Wallfahrten. Wehnliche Weligionsvereine traten an 
mehreren anderen Orten des Großherzogthums zufammen, namen 
Gh in Darmftadt, Mainz, Worms, Nordheim, Alzey, Vilbel, 
Bechtheim, Wörrftabt, Ofthofen und Rheindürkheim. Ihre Geift 
lichen wählen fie fich felbjt; die Wahl bedarf aber ver Anerkennung 
der Regierung. — 
Juden leben im Großherzogtum nach der neueften Zählung 
28734. Es kommt aljo auf etwa 30 Ehriften Ein Jude. Gie 
leben im ganzen Lande zerjtreut. und es find nur ganz wenige 
Orte, welche bis auf die neuefte Zeit gegen bie Nieberlaffung ven 
Yuden proteftirt hatten. — Die erfte urkundliche Erwähnung von 
Juden in Hefjen iſt vom Yahr 1387 unter Landgraf Herman. 
Die Juden in Heſſen tbeilten das Schidfal der Juden im 
übrigen Deutſchland: fie wurden verfolgt; fie follten nirgends ein 
heimiſch, anſäſſig fein, nirgends einer chriftlichen Zunft ober Innung 
angehören, fondern nur gegen Erlegung gewifjer Abgaben ven un 
mittelbaren Schub der Landesherrn genießen. Der ältefte Schuß 
brief in Heſſen, welcher bis jet mitgetheilt ift, gehört vem 3. 1414 
an. In Deutfchland wurden fie als des heil. römifchen Reichs 
Kammerfnechte (Gelvagenten) wie fie ein kaiſerlicher Schutzbrief 
nennt, gegen Entrichtung einer Judenſteuer gefhügt. Sie gehörten 
mit Leib, Gut und Blut der faiferlihen Kammer. Man zählte 
das Recht, Juden zu halten, zu ven Negalien. Sie mußten jerem 
nengefrönten Kaifer ben britten Pfennig oder die Kronenſteuer 
bezahlen, ihr Leben damit zu Löfen, weil man annahm, ver Kaiſer 
jei befugt, alle Juden, wenn er wollte, umbringen und zwar ber- 
brennen zu lafjen bis auf einige wenige „zum bejtändigen Andenken". 
Das Recht des Fudenfchutes war zwar urfprünglich ein kaiſerliches 
Nejervat, fpäter aber erlangten e8 durch bie golone Bulle bie 
Kurfürften, dann 1530— 1577 alle diejenigen, welche vom Reiche 
Regalien hatten oder deßhalb befonbers privilegirt wgren und zulekt 


Religionsverfchtenenheit. 193 


mit der Reihsauflöfung von. felbft alle damaligen Souveräne. Der 
f. g. güldene Opferpfennig, welchen fie, außer ver Kronftener, 
entrichten mußten, bejtand in einem Gulven für jede zwölf Jahre 
alte Berfon männlichen over weiblichen Gefchlechts, zuhlbar auf 
Weihnachten. Man theilte fie in Schuk- und Schirm-Juden ober 
vergefeitete (Judaei recepti) und unvergeleitete (Judaei non recepti). 
Daher das Schußgelv und ver Leibzoll. Die Beichränfungen und 
Bedrückungen in Helfen waren in verjchiedenen Zeiten mehr ober 
weniger groß. Eine Judenordnung, welche Philipp der Grof- 
mütbige 1539 gab und welche zu verjchievenen Zeiten erneuert 
wurde, regulirte ihre Verhältniffe zwar im Allgemeinen, im Ein- 
zelnen aber gab es mannichfache Berturbationen, ebenfo von Seiten 
ber Regenten, als von Seiten bes Volle. Die früheren Zuſtände 
find in Folge humanerer Anfichten, welche ihre Wirkungen im Ge- 
feß und im Leben geltend machten, geſchwunden; tie „Schutzjuden“ 
gehören nur noch ver Gefchichte an. Das Gefek von J. 1848 
über bie religiöfe Freiheit bat einen Schlußftein geliefert. 


BBaltherb Helfen, \% 


Viertes Ba. 
Ber Staat. 


„Der Menſch foll im Staate fein vollfommenes Beftehen 
haben. Dieß kann er aber nur finden: a) als finnliches Wen 
in ver durch Vermögen vermittelten Wohlfahrt, D) als geiftig-fitt- 
liches Weſen durch Freiheit und Recht, c) als geiftiges intellectw 
elles Wefen durch Bildung.“*) Dafür daß er diefe finde, hat bie 
Staatseinrichtung zu forgen; fie hat zu forgen daß der Zweck des Staat# 
erreicht werde, welcher darin befteht, daß die ganze Bürgerſchaft in fi 
und dur fich ihre Befriedigung d. h. die Erreihung ver Be 
ftimmung aller Einzelnen Habe." Im welcher Weife dieſer Zwed 
im Großherzogthum Hefjen erreicht wird, wollen wir num fehen, 
indem wir feine Organifation betrachten. Die Beftanptheile ver 
Staatsorganifation find aber I. die Berfaffung, I. die Per 
waltung. 


I. Die Verfaſſung. 

„Die DVerfaffung einer Sade im w. ©. tft nichts anderes 
als die Form berjelben oder die Anordnung ihrer Elemente. Die 
Staatsverfaffung oder die Staatsform ift alſo die Ordnung, im 
welcher die Elemente derſelben verbunden find. In einem andern 
Sinne aber ift die PVerfaffung die Rechtsform und zwar nit 


9 Pölitz,, | 


Verfaffung. Territorialbeſtand. 19% 


bloß der fittlich nothwendigen, fonbern auch ber fittfich zufälfige 
Sfferrtlichen Verbältniffe im Stante.“ | 
7. Die Berfaffung, welche pas Großherzogthum Heffen hat, if 
ch die Verfaffungsurfunde, welche Ludewig I. feinem Lande ver 
Uen,- und durch fpätere Verfaffungsgefee beſtimmt. Durch fie fin 
Mächte ver Beitimmung des Zerritortalbeftants des Staates die ge 
efligten Nechte des Throns gefichert, und vie NRechtsverhältniffe de 
Rp, atsangehörigen (vie allgemeinen Rechte ter Staatsbürger fort 
© befonderen Mechte einzelner Klaſſen von Perfonen) und be 
S eneinden des Landes feftgefett, veren Repräſentation durch Stände be 
Tr nt und biefer Nechtszuftand durch befonvere Garantieen gewährleiſtet 


:, l. Der Territorialbeftand. 


Das Großherzogthum beftebt aus Domaniallanden und Sou 
itäts⸗Landen.“) Jene befajjen die älteren Heſſiſchen Befitunge: 
Uunb die Entſchädigungslande, welche ihm im Laufe dieſes Jahr 
Banberts bis zur Wiener Congreßacte zu Theil wurden, biefe ba 
y gegen bie ftandesherrlichen und patrimonialgerichtSherrlichen Gebiete 
; &s Hat einen boppelten politifhen Character, denn es ift 1. ei 
; Fageweräner Staat im europäifchen Staatenfpftem und 2. ein Be 
VMandiheil des deutſchen Bundes. Das Großherzogthum als ſou 
‚weräner Staat, gebildet aus der Geſammtmaſſe von Domanial 
mnd Souveränitätslanden, kann nicht getheilt werben; es kann nır 
Gin. phnfiiches Oberhaupt haben; es foll für die Folge in feine 
“ Saumutlichen Gebietstheilen gleiche Staats-Einrichtungen, öffentlich 
. Rechte und Verbindlichkeiten haben; feine Integrität ift Durch bei 
ventſchen Bund garantivt; bei Fünftigen Erwerbungen wird nad 
ven Rechtstiteln des Erwerbs feftgefeßt, ob fie zum Staats⸗ ode 
ob fie zum Privatvermögen ver regierenden Familie gehören. 


2. Das Staatsoberhaupt. 


Der Großherzog ift das Oberhaupt des Staates m 
vereinigt in fich alle Rechte der Staatsgewalt, und übt fie, unte 
den durch bie von ihm gegebene Verfafjung fejtgefegten Beſtimmun 
gen aus. Seine Perfon ift heilig und unverleglih. Als Mit 
glied des deutſchen Bundes hat er die Verpflichtung übernommen 
die Bundesacte unverbrüchlich zu halten, fowie allen fpäteren Grund 


%*) Eine Unterſcheidung, bie in neuefter Zeit ihre prattifche Bedeutung veriatent 
\d* 


196 Der Staat. 


gefegen, organifchen Bundeseinrichtungen und fonftigen verfaffunge- 
mäßigen Befchlüffen ver Bundesverſammlung die erforderliche Nach⸗ 
achtung zu gewähren und deren Vollziehung zu fichern. Die Mit- 
wirfung der Stände dabei befchränft fi) nur auf Aufbringung 
der Mittel zur Erfüllung der Bundesverbinplichkeiten. Da ver 
Großherzog die Rechte der Staatsgewalt nur unter den von ihm 
gegebenen, in ver V. U. feſtgeſetzten Beitimmungen ausübt, fo er- 
ſcheint er in dieſer Beziehung als conjtitutioneller. Fürft. Die 
Stände Haben aber inbeffen nur eine Mitwirkung bei ver Aus 
übung bejtimmter SHoheitsrechte namentlich der Geſetzgebung, und 
zwar in ber Art, daß ein älteres Geſetz nur mit Zuftimmung ber 
Stände aufgehoben und abgeändert, ein neues Geſetz nur mit Zur 
jtimmung der Stände verfündigt werden kann. Die Initiative in 
Bezug auf die Gefeßgebung fteht inveffen nur dem Großherzog zu. 
Bon den Ständen können Veränderungen in ber Gefeßgebung nn 
in Form von Petitionen in Antrag gebracht werden. Der Groß 
herzog ift unverantivertlich; verantwortlich find feine Minifter und 
um deren Verantiwortlichfeit reflamiren zu fönnen, tft bie Not 
wenbigfeit der Contrafignatur ausdrücklich anerkannt worben. 

Betrachten wir die ihm zuftehenden öffentlichen echte im 
befonderen, fo ftehen fie ihm zu 1. als Oberhaupt des Staatk, 
2. ale Oberhaupt des Großherzoglichen Haufes und 3. als Ober 
haupt feiner evangelifchen Landeskirche. 

Der Großherzog als Oberhaupt des Staats, Im feiner 
Eigenfchaft als Oberhaupt des Staats ift er zunächſt im anf 
ichlieglichen Befige ver vollen Staatsgewalt db. h. ver Be 
fugniß die zur Crreihung der Staatszwecke geeigneten Mittel zu 
wählen, alfo das den Staatszweden Entiprechende anzuorbnen — 
und bie gewählten Mittel anzuwenden, alfo ausführenn zu ver 
wirklichen. Die Staatszwede beziehen fich theils auf das Innere 
des Staats, theils auf deſſen PVerhältniß zu auswärtigen Staaten. 
In erfterer DVeziehung äußert fich die Staatsgewalt 1. anorbnend 
in dem Gefeßgebungsreht, und ausführen in der Juſtiz und 
Polizei. 

Die Ausübung des Geſetzgebungsrechts iſt theilweiſe 
abhängig gemacht von dem Beirath und der Zuſtimmung ber Lanbd⸗ 
ftände, infofern fein neues Geſetz ohne dieſe gegeben, fein älteres 
ohne fte aufgehoben ober verändert werben kann. Indeſſen Kat 


Verfaſſung. Staatsoberhaupt. 197 


nur ber Großherzog die Smitiative, da nur von ihm vollftänbige 
Geſetzentwürfe an die Stände gebracht werden können, während 
die Stände auf neue Gefete, fowie auf Abänderung und Auf- 
bebung Älterer nur im Wege ber Petition antragen können. Das 
Recht ver Bekanntmachung ver Gefete fteht aber allein dem Groß- 
Herzog zu. Ohne ftäindifche Mitwirkung kann aber ver Großherzog 
die zur Vollſtreckung und Handhabung ver Geſetze erforberlichen, 
bie aus dem Auffichts- und Verwaltungsrecht ausfliegenven, forte 
die den öffentlichen Dienſt und die Organifation ver Behörben 
betreffenten Verordnungen erlaſſen und in bringenden Füllen wie 
überhaupt das Nöthige zur Sicherheit des Staats vorfehren, fo 
auch die erforderlichen Gefete geben. Ebenſo fteht dem Großher— 
zog das ausichliefliche Verordnungsrecht in Anfehung des Militärs 
und bes Kriegsdienſtes zu, wobei woransgefegt wird, daß durch 
ſolche Verordnungen nicht die Stantsgrundnerfaffung, noch auch 
beftehende organifche Geſetze und gefekliche Einrichtungen verlekt 
werben. 

Die andere ausführende Staatsgemalt, welche der Großherzog 
befitt, befteht in der Ausführung der Juſtizgeſetzgebung, ber 
Bolizeigesgebung, ver Dienftgefeggebung unb ber 
Finanzgeſetzgebung. 

Die Juſtizgewalt des Großherzogs erſcheint nur inſofern 
zeſſchränkt, als 1. die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch 
jefondere Gerichte geſchehen ſoll, die innerhalb ihres legalen Wir— 
kıngsfreijes ſelbſtſtändig und unabhängig handeln ſollen. Um bie 
Unpartheilichkeit und Selbſtſtändigkeit der Gerichte zu ſichern, können 
die Richter nur durch gerichtliches Erkenntniß entſetzt, nicht wider 
ihren Willen quiescirt und nur ohne Nachtheile im Gehalte und 
im Dienſtgrade verſetzt werden, eine Beſtimmung, die jedoch nicht 
auf die Directoren ber Yuftizcollegien, die Landrichter, die Aſſeſſoren 
und die Frievensrichter ihre Anwendung findet, 2. niemanten bie 
Juſtiz verweigert orer verzögert werben tarf, 3. niemand feinem 
gefeglichen Nichter entzogen werten kann, 4. 3 Inſtanzen in Civil⸗ 
fachen geltend find. — Die Iujtizgewalt des Großherzogs 
ericheint unbefhränft 1. in feiner Befugniß, neue Gerichte 
zu conftitniten, ihre Competenz zu beftimmen ꝛc., beſtehende Ge⸗ 
richte aufzuheben oder zu reorganifiren, 2. infofern alle Gerichte: 
barkeit nur von ihm abgeleitet und nur innerhalb ver Gremien 


198 Der Staat. 


jeinee Verleihung ausgeübt wird, weßhalb er das Recht 
bat, alle erledigten Richterftellen zu befegen, vie Gerichtsbarkeit 
nur in feinem Namen üben zu laffen, und bie Oberaufficht über 
fämmtliche Gerichte im Großherzogthum zu führen, demgemäß über 
die Bollziehung ver Prozeßgeſetze und Geſchäftsordnung zur wachen, 
bie Dienftpolizey über bie Richter auszuüben, Berichte einzufordern 
und fich perjönlich oder durch Abordnung eigener Vifitations-Com- 
miffionen von dem orbnungsmäßigen Gang der Nechtöpflege zu 
überzeugen. 

Die Juſtizgewalt .ves Großherzogs gibt ihm aber auch 
in Bezug auf peinliche Sachen das Recht der Begnadigung, wenn 
das rechtsbeſtändige Urtheil ergangen ift, das Recht ver Straf 
verwandlung, das Recht der Abolition, verınöge deſſen er eine Un- 
terfuchung verhindern oder niederfchlagen Tann, (verfaffungsmäßig 
ausgejchloffen ift das Abolitionsrecht nur in allen Untersuchungen 
gegen Stantsdiener wegen Dienftverbrechen), zulekt das Befſtäti⸗ 
gungsrecht condemnatoriſcher Straferfenntniffe, da bejtimmte peinliche 
Strafen als folche ohne feine unterfchriftliche Genehmigung nicht 
vollziehbar find. 

Die Juſtizgewalt bes Großherzogs in bürgerlichen Rechte 
fachen gefteht ihm nur das Recht zu, nach Befinden der Umſtände 
Moratorien zu ertheilen. 

Die Bolizeigewalt gibt dem Großherzog das Hecht, je 
wohl für vie Ruhe und Sicherheit im Innern des Staats, ul 
auch für die Wohlfahrt der Staatsangehörigen in foweit zu forgen 
und zu wachen, als dieß micht fchon durch vie anderen Staat 
gewalten gefchieht. 

Die Finanzgewalt erjcheint als vie Berechtigung, zur 
Erreihung der Staatszwede 2c. nicht nur Das erforderliche Duan- 
tum der Stantseinfünfte zu beitimmen und wenn hierbei das Ein- 
fommen aus beim unmittelbaren Staatsvermögen zur Deckung ver 
Staatsbedürfniſſe wicht ausreicht, das außerdem Erforderliche auf 
das Nationalvermögen auszufchlagen, ſondern auch das bejtimmte 
Duantum zu erheben, nebit dem ummittelbaren Staatsgut umd 
ben nußbaren Regalien zu verwalten und bie geſammten Staat 
„einfünfte fir die betreffenden Staatsbenürfniffe zu verausgaben. 
Das Finanzgefeg, welches ven Staatsbedarf ſtets auf 3 Jahre 
jejtjegt, muß von den Ständen genehmigt fein. Der Großherzog 


Verfaſſung. Staatsoberhaupt. 199 


bat bei dem Finanzgeſetz die Initiative, das Recht der Sanction, 
bie Promulgation une Publikation, fowie er auch das Necht bat, 
die Bewilligung der nothwendigen Steuern zu fordern, und in 
dringenden fällen erforderliche Summen Ichnbar aufzunchmen, 
vorbebältlich der Nachweifung ihrer Verwentung und der Verant- 
wortlichleit der Staatsbehörven. — Deu Grofherzog fteht dann 
zu das Organifationsrecht in Anſehung der gefammten Yinanzver- 
waltung, ferner vie Erlafjung der ans dem Wuffichts- und Ber- 
waltungsrecht im Finanzfach ausfliegenden Verordnungen, und bie 
Berwaltung, Erhebung und Verwendung ber verabjchiedeten Staats- 
einfünfte. 

Die Dienftgewalt gibt ihm vie Befugniß, die phyſiſchen 
und pfuchifchen Kräfte ter Staatsangehörigen für bie Zivede des 
Staats in Anſpruch zu nehmen. Sie ift eine Militär- und eine 
Civildienftgewalt, je nachtem fie fih auf tie Diener bes Civil: 
fachs oder des Militärfachs bezieht. Ueber das Militär ſteht dem 
Großherzog tie ausfchließliche Verfiigung zu, ſowie über deſſen 
Formation und die Disciplinargewalt nebſt dem Nechte alle ben 
Kriegsdienſt betreffende Verordnungen ohne ftändifche Bewilligung 
zu erlaſſen. Befchränfungen bei Ausübung der Militärgewalt 
liegen theils in ber deutſchen Bunbesverfaffung, theils in ver Lan- 
beöperfaffung des Großherzogthums. — Alle Diener des Civil- 
fach8 werben von Großherzog ernannt oder miindeftens von ihm 
beftätigt. 

In Beziehung auf das Verhältniß zu fremden Staa— 
ten erjcheint ver Großherzog als unbeſchränkter Repräſentant 
feines Staats, anderen Mächten gegenüber, und ift im Befige 
aller Äußeren Souveränitätsrechte. Seine Staatsgewalt ifta uch in 
biefer Beziehung eine ziveifache, anordnend und ausführend, 

Die anordnende äußere Stantsgewalt ift das Recht, auf 
felbftftändige Weife die äußeren Verhältniffe des Staats, infoweit 
fie nicht durch Das Völkerrecht geregelt fine, zu beftinumen, gefchehe 
bieß nun vermittelt beſonderer Staatsverträge 2c. oder durch ein- 
feitige Erlaſſe. Staatsverträge, durch welche den Staat oder ein- 
zelnen &laffen und Perfonen neue Laften auferlegt werden, können 
indeß nur mit Einwilligung ber Stände zum Vollzug kommen. 
Nur bei Bundesverträgen (Beichlüffen ver Bundesverſammlung) 
find Ausnahmen Hiervon zuläſſig. Staatsverträge werden nur 


200 Der Staat. 


burch den Großherzog ratificirt, abgefchloffen und in fetnem Namen 
ausgefertigt. 

Die ausführende äußere Staatsgewalt iſt das Necht, vie 
durch das Völferrecht oder durch befontere Nechtstitel begrünbeten 
Berhältniffe aufrecht zu erhalten und zu biefem Zweck die zuläffi- 
gen völferrechtlichen Mittel anzumenten: Sie äußert ſich in bem 
Geſandſchafts⸗ und Kriegsrechte. Vermöge des erfteren kann ber 
Großherzog Gefandte abordnen und annehmen. Hinfichtlich ber 
Koften, welche dadurch entjtehen, fteht den Ständen, infofern fie 
aus Staatsmitteln beitritten werben, eine Mitwirkung zu. Mm 
ver Ausübung bes Kriegsrechts ift der Großherzog ale Mitglied 
des deutſchen Bundes mehrfach bejchränft. 

Das Stuatsoberhaupt hat aber außer dem Beſitz der Staats⸗ 
gewalt noch gewiſſe befondere Berechtigungen, welde Attribute 
der Krone genannnt werden Können. Sie find 1. Ehrenrechte, 
2. Pekuniäre Berechtigungen. 

Ehrenrechte find 1. fein Titel Großherzog von Hefien 
und bei Rhein 2c. mit dem Präpifat „Königliche Hoheit” und 
dem Genuß aller mit ver Föniglichen Würbe verbundenen Rechte, 
Ehren und Borzüge. — 2. Das Wappen. Er bat im Schifbe 
den Heffiichen Löwen aufrecht ftehenn, rechts gekehrt, weiß und 
roth geftreift und mit einer Krone auf dem Haupte; das Schild 
ift mit einer Königsfrone gevedt und einem Hermelinmantel ums 
bangen. — 3. Ws Quelle ver höchſten Ehre kann nur er im 
Sroßberzogthum den Aelftand ertheilen, Titel verleihen, zu Na⸗ 
mensveränderungen autorifiven und Uneheliche durch Reſeript legis 
timiren. — 4. Ehrenrechte find ferner ein Hofftaat und eine 
Garde, fowie 5. Verleifung und Gründung von Orden um 
Chrenzeihen. Die Orden und Ehrenzeichen bes Großherzog 
thums find: 

a. berfudemwigsorden(Groffreuze, Commanbeure I. u. II. Claſſe, Ritter 
I. u. Il, Claſſe, goldene Verdieuſtmedaille des Ludewigsordens; Orbenszeichen: 
ein ſchwarzes, rothgerändertes, emaillirtes und mit Gold eingefaßtes in 8 
Spitzen ausgehendes Kreuz. Im feiner Mitte auf der Borberfeite ein runder 
rother Schild mit dem L., mit einer weißen Einfaffung, bie in goldner Schrift 
bie Worte: „Für Verdienste“ enthält; auf ber Rüdfcite ein ſchwarzer Schild‘ 
worauf in goldner Schrift die Worte: „Gott, Ehre, Vaterland“ ftehen, mit 
einem Lorbeer- und Eichenfrang auf weißemaillirtem Grunde ummwunden. Das 
Kreuz, mit welchem oben die goldne Königskrone verbunden ift, wird am einem 
nad) den Claſſen verſchieden breiten ſchwarzſeidenen, gewäflerten Band, beffen 


Ränder auf beiden Seiten roth eingefaßt find, getragen. Die goldene Mebaille bes 
Lubewigsordens wird an demſelben Bande getragen und hat anf der Vorder⸗ 


Verfaſſung. Staatsoberhaupt. 201 


feite das Bild des Großherzogs, anf ber Rüdfeite die Angabe bes Grundes 
ber Orbensverleihung.) b. Berdienftorden Philipps des Großmü— 
thigen (Großkreuze, Comthure I. u. II. Claſſe, Ritter, filbernes Kreuz des 
Berdienftordens. Ordenszeichen: ein achtfpitiges, einwärts ausgeſchweiftes 
Kreuz von meißem Schmelzwert, mit goldner Einfaffung. Auf der Mitte der 
Borberfeite auf laſnrnem Grunde das Bruftbild Philipps des Großmüthigen 
in Gold mit deffen Wahlfprudy: „Si deus nobiscum, quis contra nos“ mit 
goldnen Buchſtaben auf weißem Grunde. Auf der Nüdfeite in laſurnem 
Grunde der Hell. Löwe mit der Umſchrift: Ludovicus II. magnus dux Hassiae 
instituit in goldnen Buchſtaben auf weißem Grunde. Es wird an einem nad 
den Claffen verfchieden breiten hochrothen Bande mit ſchmaler blaner Ginfaffung 
getragen. Das filberne Kreuz des Philippsordens wird an demfelben Bande 
getragen und ift in ber Horn dem Ritterorden ähnlich, Das Bruftbilb und ber 
Löwe aber find von Silber. Auf ben für Militärs beſtimmten Orbenszeichen 
durchkreuzen den Schild 2 Schwerter. c. Allgemeines Ehrenzeidhen 
(filberne Mebaille) mit dem Bilde des Großhberzogs nnd ber Angabe bes 
Grundes der Berleihung an einem hellblauen, hochroth ceingefaßten Bande. 
d. Berbdbienft - Medaille für Wiffenfhaft, Kunft, Induſtrie und 
Landwirthſchaft (goldene oder filderne Medaille mit Den Bilde des Groß- 
herzogs und ber Inſchrift: „Dem Verdienste‘ an einem 5mal Pponceauroth 
und 4mal weißgeftreiften Bande.) o. Das militäriſche Dienftebren- 
zeigen, welches Militärperfonen nach 25 jähriger treuer Dienftleiftung er- 
balten, beſteht Bei Den Offizieren in einem goldnen, bei Interoffizieren und 
Gemeinen in einem filbernen Kreuze, welches an einen rotben weiß gefaßten 
Bande getragen wird. Auf Ber vorderen Zeite hat es ein L. mit einer Krone, 
auf ber hinteren Seite die Worte: XXV Jahre treue Dienfte. Das Dienft- 
chrenzeichen für 50 Jahre unterfcheidet fich davon durch eine dariiber gefchte 
Krone und die Worte auf der Rüdfeite: 50 Jahre trene Dienfte. f. Das 
Felddienflzeihen, welches in ciner Medaille aus Geſchützmetall beſteht, 
auf ber Borderfeite ein L. mit Krone und der Infchrift: „Gestiftet am 14. 
Juni 1840°, auf der Hüdfeite die Worte: „Für treuen Dienst im Kriege“; 
e8 wird getragen an einem rotbfeidenen weißeingefaßten Bande, und wird 
jedem ertheilt, der im Heſſ. Dienfte einen Feldzug mitgemacht und fich Dabei 
gut betragen hat und fpäter nicht wegen einer entehrenden Handlung beftraft 
wurde. g. Militär-Dienftalterszeihen. Es zerfällt in 3 Elaffen und 
wird für 10, 15 und 20 Dienftjabre ertheilt. Es beftcht für 10jähr. Dienft- 
zeit in einer Schnalle von Eifen mit der Yufchrift: „10 Dienftjahre”; für 
15jähr, Dienftzeit in einer Schnalle von Eifen mit filberner Einfaffung und 
der Inſchrift: „15 Dienftjahre”; für 20jähr. Dienftzeit in einer Schnalle von 
Silber mit der Iufchrift: „20 Dienftjabre”. Die Schnallen werden an dem 
für die Militärdienftehrenzeichen beftimmten Bande getragen. h. Das Capi— 
telstreuz der Domcapitulare in Mainz, beſtehend in einen mweiß- 
emaillirten, abgerundeten, in Den Eden mit Flammen und oben mit einer 
Königskrone verfebenen goldenen Krenz, mit dem Namenszug des Regenten zc., 
getragen an einem weißen rothgeftreiften Bande. 


6. Gebühren ihm alle äußeren Zeichen der Ehrfurcht: er, feine 
Gemahlin und alle Gliever des Hanfes werten in das Firchen« 
gebet eingefchloffen. 7. Bei feinem Tode findet cine allgemeine 
Pandestrauer ftatt. — 

Zu dieſen Ehrenrechten gejellen fi) noch als pefuniäre 
Rechte: eine Civilliſte (radicirt auf die als Familieneigen— 
thum anerkannten ?/, ver Domänen) und gewiſſe Abgabenbe- 
freiungen. 


202 Der Staat. 


Der Großherzog als Oberhaupt des Großherzoglichen Hauſes. 
Alle Glieder des Haufes find feiner Hoheit, Aufficht und Gerichts: 
barkeit untergeben. Chen ter Prinzen und Prinzgeffinnen des 
Hanfes find darum 3. B. ohne Bewiliigung des Großherzogs ge 
ſchloſſen unerlaubt, und Eheverträge ohne deſſen Betätigung nichtig. 
Auch ift der Großherzog, unbebingt berechtigt, alle zur Erhaltung 
ber Rube, Ehre, Ordnung und Wohlfahrt des Großh. Haufes an- 
gemefjenen Manfregeln zu ergreifen. — Beſondere Berechtigungen 
jtehen dem Großherzog und beziehungsweife dem ganzen Großer. 
Haufe an dem fchuldenfreien unveräußerlihen Familiengute zu 
. o. ©. 32, 116 u. 249. Dom Staatsvermögen und Yami- 
lienvermögen ift verfchievden das Privatverınögen des Regenten. 


Der Großherzog als Oberhaupt der evangelifchen Landeskirche. 
Die Kirchenhoheitsrechte, welche in der Stantsgewalt liegen, erftreden 
fih über alle Firchlichen Vereine. Als "evangelifcher Lanvesfürft 
ift der Großherzog aber auch insbeſondere das Oberhaupt ver 
evangelifchen Landeskirche nnd hat als folches die landesherrlichen 
Episcopalrechte, und tamit die Ausübung der evangelifchen Kirchen: 
gewalt. Er ift ſonach im Befite des kirchlichen Oberauffichtsrechts, 
des Firchlichen Gejetsgebungsrechts und des Rechts der Ticchlichen 
Verwaltung. 


Die Heſſiſche Thronfolge. Das Großherzogthum iſt eine 
erbliche Monarchie. Das Erbfolgerecht wird theils durch 
Verwandtſchaft, theils durch Erbverbrüderung begründet. Die Erb 
folge vermöge Verwandtſchaft bedingt Gemeinſchaft des Blutes mit 
und Abſtammung von dem erſten Erwerber ver Landgrafſchaft, 
Abſtammung aus einer ebenbürtigen und mit Bewilligung des 
Großherzogs geſchloſſenen Ehe. In Folge von Erbverbrüderungen 
ſind bei Erlöſchen der männlichen Erben des Hauſes erbfähig das 
ſächſiſche Haus und das Haus Brandenburg, erſteres in Folge 
ber Erbverbrüderung von 1373, letzteres in Folge des Erbrer— 
trage von 1457, welchen bie bereit verbundenen fächfiichen und 
befiifchen Häufer mit dem Haufe Branvenburg abgefchloffen, doch 
fo, daß erft nach dem Ausgange ber früher verbundenen Häufer, 
bie Erfolge verfelben den Kurfürften von Brandenburg (nachmals 
Königen von Preußen) zufommen ſolle. Die Erbverbrüberungen 
wurben von Seiten Heſſens und Sahien® 1487, 1520, 1555 


Verfaffung. Staatsangehörige 203 


und 1587 erneuert. Bei ber legten Erneuerung 1614 trat 
auch wieder Brandenburg bei und zugleich wurde cine Aenderung 
in ber Weiſe getroffen, daß Brantenburg, wenn Heſſen ober 
Sachſen abfterben folfte, fogleich zu '/, erben follte, wührend Heſſen 
und Sacfen fich gegenfeitig zu 2 zufallen und die brandenbur⸗ 
giſche Erbſchaft zu gleichen Theilen erhalten follten. Dem Haus 
Heſſen aber follte die brandenburgifche und beziehungsweife ſächſiſche 
Kurwürde zu heil werben. 

Die Erdfolgeorpnung, welche in Folge verfchiepener 
Verhältniſſe im Laufe der. Zeit mobificirt erjcheint, regelt bie 
Reihenfolge, in welcher die verſchiedenen Erbfolgebirechtigten zur 
Regierung gelangen follen. Ihr zufolge ift die Regierung im 
Großherz. Haufe erblich nach Erftgeburt und Linealfolge. Sie 
geht nur in Ermangelung eines durch Verwandſchaft oder Erb⸗ 
verbrüberung zur Nachfolge berechtigten Prinzen auf das weibliche 
Geſchlecht Über. Demnach ift die Thronfolge zunächſt eine agna— 
tiiche und erſt ſubſidiariſch eine cognatiſche. Die Thronfolgebe— 
rechtigten vermöge Verwandſchaft geben denen vermöge Erb- 
vertrag tor. 


3. Die Staafsangehörigen. 


Heſſiſcher Unterthan ift im allgemeinen jeve Berfon, welche 
bie Staatöhoheit des Großherzogs über fich anzuerkennen ſchuldig 
ft, mag die Berfon Heſſe fein oder Fremder, der entweder im 
Staate begütert ift, oder durch vorübergehenden Aufenthalt innerhalb 
ber Grenzen des Staats gegen Gewährung des gefeglichen Schußes 
zur Beobachtung ter Staatsgeſetze, insbefontere der polizeilichen 
Vorſchriften, verpflichtet erfcheint. Inländer aber find im all 
gemeinen alle Helfen, d. h. alle Perfonen männlichen ober weib- 
lihen Gefchlechts, Volljührige wie Milnverjührige, die in vem Groß- 
berzogthum rechtmäßig in den Befig des Indigenats gelangt find. 
Staatsbürger find dagegen nur diejenigen volljährigrn Inlän— 
ber mänulichen Gefchlechts, welche in keinem freinden perfönlichen 
Untertdansverbaud ſtehen und wenigſtens 3 Jahre im Großherzog- 
thum wohnen. Die im Beſitz von im Lande liegenden Stanbesherr- 
haften ſich befindenden Häupter ter um % 1820 beftantenen 
ſtandesherrlichen Familen haben jedoch das Staatsbürgerrecht un- 
geachtet eines fremden perſönlichen Unterthansverbands. 


204 Der Staat. 


Das Recht des Inländers, das Indigenat, wird er 
worben: 1. durch die Geburt, wenn ver Vater zur Zeit ver Ge 
burt das heſſiſche Indigenat befaß, 2. durch Verheirathung einer 
Ausländerin mit einem SImlänver, für die erftere, 3. burch Ber: 
leihung eines Staatsamts, 4. burch befondere Aufnahme. — & 
geht verloren: 1. durch Auswanderung, 2. durch Verheirathung 
an einen Auslänber. 

Das Recht des Staatsbürgers fekt voran: 
1. das Impigenat, 2. männliches Gefchleht, 3. die geſetzliche 
Volljährigkeit, 4. Freiheit von fremdem perfönlichen Unterthan⸗⸗ 
verband, (mit oben angeführter Ausnahme) 5. einen wenigftens wäh 
rend dreier Jahre ftattgefunvenen ſtändigen Wohnfig im Großher⸗ 
zogthbum. — Es geht ganz verloren: 1. mit bem Verluſt bei 
Indigenats, 2. im Gefolge jeder rechtsfräftigen Verurtheilung tn 
eine peinliche Strafe. 

Alle Heffen find vor dem Gefete glei. Dem 


gemäß genießen alle Heſſen gleiche ftaatsbürgerliche Rechte um 


übernehmen gleiche ftaatshürgerliche Verbindlichkeiten. 
Die ftaatsbürgerlihen Berechtigungen find en» 
weder allgemeine politifche, oder individuelle politi- 


Ihe. Die allgemeinen politifchen beziehen fich entweder 


auf die Staatsverfaffung oder auf die Rechtspflege. Die erfteren 
beftehen: 1. in dem Anſpruch des Heſſiſchen Volks auf Repräſen⸗ 


tation in ber Stänbeverfammlung und in ver Befugniß ver Dir fi 
ger in die Stänveverfammlung zu wählen und gewählt zu werben N 


2. in dem Recht ver Befchwerbeführung beim Lanbtage, wenn fit 
ih in Hinficht ihrer individuellen Intereſſen verlegt Halten und 
nachzuzeigen vermögen, daß fie die gefetlichen Wege zur Xbftellung 
ihrer Beſchwerden vergeblich eingefchlagen haben. — In Folge ihrer 
Rechte in Beziehung auf die Nechtöpflege haben alle: 1. einen 
Anſpruch auf eine freie unabhängige Rechtspflege, 2. darf niemand 
wider feinen Willen feinem gejetlichen Nichter entzogen werben, 
3. darf Fein Heffe anders als in ver durch das Recht und bie 
Geſetze beftimmten Fällen und Formen verhaftet oder beftraft wer- 
pen, 4. darf Feiner länger al® 48 Stunven über den Grund 
feiner Verhaftung in Ungewißheit gelaffen werben, 5. Hat jeber, 
wo bie gefeglihen Nequifiten vorhanden find, Anſpruch aufs Ar⸗ 
menrecht im Proceß, 6. fteht ver Fiskus in allen privatrechtlichen 





— — 


Verfaſſung. Staatsangehörige. 205 


3erhältniffen vor ven Gerichten, 7. ift die Strafe der Eonflscation 
e8 ganzen Vermögens abgefchafft, 8. find auch Geiftliche in ihren . 
ürgerlichen Verbältniffen und bei ftrafbaren Handlungen, die nicht 
(oße Dienftvergeben find, ber weltlichen Obrigkeit unterworfen. 
die individuellen politifhben Berechtigungen find: 
reibeit der Perſon und Freiheit des Eigenthums, welche beibe im 
jroßherzogthum feiner Beſchränkung unterworfen find, als welche 
techt und Geſetz bejtimmen. In Folge veffen ift die Leibeigen- 
baft aufgehoben, können unangemejjene Frohnden nie ftattfinden 
ad felbft tie angemeffenen find ablösbar, fteht jedem Heſſen bie 
Zahl feines Berufs und Gewerbs, infofern c8 an fich ein er: 
ubtes ift, nach eigener Neigung frei und jeter kann fich mit 
eicher Hoffnung auf WUnftellung zum Staatsdienfte vorbereiten, — 
irf Niemand feinem gefetlichen Nichter entzogen werten (ſ. o.), 
t jedem der Genuß vollfommener Gewilfensfreiheit zugefichert, 
nd bat jeder das Recht der freien Auswanderung nach ben Be— 
immungen bes Geſetzes, fowie auch jeder in ver Negel und im Zwei⸗ 
{ die ausjchließliche und unumfchränfte Verfügungsgewalt in Rück⸗ 
ht feines Vermögens baben fol. 

Die bürgerlichen Pflichten ver Hefjen find entweder 
ngliche oder perjönliche Leiftungen. Zu erfteren gehören vorzugs- 
eije: die Steuerpflicht, die Einquartirungslaften, vie Verpflichtung 
ar Abtretung des Privateigenthbums für öffentliche Zwecke gegen 
orgängige Entſchädigung. Zu lekteren gehören als perjönliche Dienſt⸗ 
eiftungen für öffentliche Zwecke: die Militärvienftpflicht nach ven 
Bejtimmungen des Gefeßes, der Huldigungseid. — 

Einzelne Claſſen von Staatsangehörigen ſtehen aber 
auper in den allgemeinen Hechtsverhältniffen noch in bejonderen 
Rechtsverhältniffen. Es find dieſe der Adel und die Staatöbiener. 

Der Adel (ſ. o. ©. 144). Der perfönlihe Adel wird 
me burch eine Großberzogfiche Verleihung erworben ; per Geſchlechts⸗ 
abel ift entweber feit unvordenklichen Zeiten bergebracht (Urabel) 
oder er iſt durch eine Standeserhöhung erlangt worden, deren 
Zeitpunkt nachzuweifen ift (Brief- oder Bullenadel). Der per- 
oͤnliche Adel erlifcht ordentlicher Weife mit dem Tode bes per- 
Önlich Adeligen, ver Gefchlechtsavel in der Pegel nur mit dem 
lusſterben der abeligen Familie; ausnahınsweife geht er in be- 
timmten durch das Recht bezeichneten Füllen verloren. — Au ben 


206 Der Staat. 


Vorrechten des Heffifchen Adels überhaupt gehört: 1. ver Anſpruch 
auf bie Präbifate dieſes Standes, 2. das Wappenrecht, 3. bie. 
Hoffähigkeit. — Die Vorrechte des alten Adels von dem neuen 
befchränten fich jett faft nıtr auf einen Vorzug unter den übrigen 
Adelsgenoſſen, die bei Bejekung ver Ober- und Hofchargen be 
rheffichtigt zu werben pflegt. — Zu ben bejonderen Vorrechten 
ter Familien ver altheffifchen Nitterfchaft gehört ihr Anfpruch auf 
Theilnahme an dem abeligen Stifte, Kaufungen (ſ. o. ©. 173). 

Die befonderen perjönlichen Vorrehte ver Standesherrn 
beftehen feit 1848 nur noch darin, daß fie: 1. zur Standes⸗ 
Haffe des Hohen Adels von Deutſchland gerechnet werden und das 
Recht der Ebenbürtigkeit haben nach dem im Staatsrecht des vor 
maligen deutſchen Reichs damit verbundenen Begriffe, 2. vie Titel 
und Benennungen von ihren Befitungen, Graffchaften und Herr 
ſchaften fortführen, welche fie vor Vereinigung mit dem Großher⸗ 
zogthum geführt Haben, 3. ihren Aufenthalt im jedem zum deut 
ſchen Bunde gehörigen oder mit vemfelben in Trieben Tebenven 
Staate nehmen können, 4. daß ihre noch beftehenven Famtlienverträge 
und Verfügungen verfelben über ihre Güter und Fumilienverhäft 
niffe, nach den Grundſätzen ver früheren deutſchen Verfaffung auf 
recht erhalten werben, 5. daß fie das Präfentationsrecht bei Be 
fetung von Pfarr- und Schuljtellen, fowie ver Stellen der Ber 
walter von Sirchenfaften, Schulfonds und milden Stiftungen haben, 
wenn fie nachweifen Tönnen, daß dieſe Stellen von ihnen ober 
ihren Vorfahren aus ihrem Privatvermögen fundirt worden find, 
ein Recht was unter gleicher Vorausſetzung auch andern Privaten 
zuftehen würde. — Bis zum Jahr 1848 waren den Stanbe& 
herrn beſonders noch folgende Vorrechte gemwährleiftet: 1. pas Kir 
chengebet, das Trauergeläute und die Einftellung ber Bffentlichen 
Luſtbarkeiten bei Trauerfällen in den ftandesherrlichen Yamilien, 
2. die Befreiung von ber Militärpflicht, 3. das von den Bewoh—⸗ 
nern der Standbesherrfchaften abzulegenve Verfprechen ber Ehrer⸗ 
bietung, 4. das Recht der Haltung von Ehrenwachen, 5. ver pri 
vilegirte Gerichtsftand und eine exceptionelle Stellung in Polizei⸗ 
fachen, 6. die Befreiung ver ftandesherrlichen Wohnungen von ver 
Eingnarkirung, 7. die Befugniß über ihre Güter und Familien 
verhältniffe neue verbinvliche Verfügungen zu treffen, welche in 
beffen, wenn die Gerichte des Londes darauf Rückſicht nehmen 


Verfaſſung. Staatsangehörige. 207 


follten, dem Großherzog vorgelegt werben mußten, 8. das Vorrecht, 
daß bie Häupter der Familien nach den Prinzen des Großherzog. 
lichen Haufes vie vorberften geborenen Stimmführer auf vem 
Landtage waren, 9. gewiſſe Vorrechte Hinfichtlich der Entrichtung 
bon birecten ober inbirecten Steuern, 10. gewiſſe Vorrechte, ver- 
möge beren ihnen eine bejchräntte Ausitbung einzelner Hoheitsrechte 
zuftend, namentlich Gerichtsbarkeit, Polizeiverwaltung, Anftellung, 
Ernennung und Präfentation von Beamten, einjchlieklich ver Ge— 
meinbebeamten, begleichen ein Antheil an ver Kirchengewalt, 11. dus 
allgemeine Präfentationsrecht bei Befegung aller in ihren ſtandes— 
herrlichen Bezirken erledigt werdenden Pfarr- und Schufftellen, 
12. das vorzugsweife Necht auf Benutzung ber fich innerhalb ihrer 


Standesherrſchaften vorfindenden Mineralien und Foffilien, 13. Zu- 


geſtändniſſe Hinfichtlich ihres Privateigenthbums und ihrer Privatge- 
rechtſame in Bezug auf Abldfung, Verwandlung oder Aufhebung 
ſolcher Gerechtfame. 

Die Staatspiener. Bei ver durch die V. U. geftatte- 
ten freien Wahl feines Berufs kann jeder Heffe fih zu einem 
Staatsamte vorbereiten. Keiner aber Tann ein folches erhalten, 
wenn er nicht feine Fähigkeit dazu durch ordnungsmäßige Prüfung 
bewiefen hat. Staatsdiener wird ein Heffe, wenn er ein Anftel- 
mgsbecret Hat, und zwar batirt feine Stantspienergualität won 
dem Tage an, an dem fein Decret umterzeichnet if. Der Tod 
des Landesfürſten, welcher das Anftellungsvecret ausgeftelit hat, ift 
af die Forttauer ber Staatövienergualitit ohne Einfluß. Die 
Staatsdienerqualität erlifcht orbentlicher Weife erft mit dem Tode 
des Staatsdieners, außerorbentliher Weife noch bei feinen Lebzeiten 
durch gänzliche Dienftentlafjung (Dimiffion) und durch gerichtliche 
Dienftentfegung (Caſſation). Dienftentlaffungen können nur 
in zwei Hauptfällen erfolgen, nämlich in dem Falle, wenn ver 
Etaatsriener felbft vie Staatsregierimg darum bittet und in dem 
delle, wenn die Staatsregierung einen proviſoriſch angefteliten 
Diener entläßt; proviſoriſch angestellt aber ift jeder in ven erften 
5 Yahren feiner Anftellung, und jeder überhaupt auf Widerruf 
Angeftelltee ine erbetene Dienjtentlaffung wird, außer in Noth- 
fällen, ertbeilt. Eine Dienftentjegung kann nur burch richterliches 
Erkenntniß bewirkt werden. Sie bewirkt völligen Amts⸗ Titel- und 
Gehaltsverluft; fie macht aber an fich nicht unfähig ya ae 


208 Der Staat. 


öffentlichen Aemtern, wenn nicht das Urtheil vie Unfähigkeit, im 
Staatsdienſt wieder angeftellt zu werben, außbrüdlich ausgefprochen 
hat. — Bei Unfchuldigung oder Verbacht einer Amtsverletzung 
hat das vorgeſetzte (Mominiftrativ-) Colleg mit den Recht einftweili- 
ger Suspenfion vom Dienft die vorläufige Unterfuchung. Der 
Erfolg diefer präparatorifhen Unterfuchung ift entweder Erklärung 
der Unfchulo oder Erfenuung einer Disciplinarftrafe, oder wenn 
entweder eine, ihre Competenz überfchreitende höhere Strafe zu 
erfennen, ober gerichtliche Spezialunterfuhung (Berjeßung in ben 
Anklageſtand) nothwendig ift, Stellung vor Gericht, womit ſtets 
Suspenfion vom Dienft und Gehalt verbunden if. Erkennt dam 
das Gericht eine Strafe, welche vie Disciplinarftrafbefugniß ver 
Adminiſtrativbehörde nicht überjchreitet, jo wird die Sache an bie 
Behörden zurüdveriwiefen zur Strafausiprehung. Bei TFahrläflie 
feit, Ungehorfam und Unfleiß ꝛc. finden Disciplinarftrafen ftat, 
welche in Verweifen, in Gelpftrafen und in Suspenfion vom Dienft 
und Gehalt beftehen. — Die Rechte eines Staatsbieners wer 
den erworben mit der erjten Anſtellung. Definitiv angeftellte 
Staatsviener insbefonvdere erlangen im Augenblick ihrer befinitiven 
Anftellung 1. ein Recht auf lebenslängliche Erhaltung ihrer Staats⸗ 
bienerqualität, infofern fie zu fordern berechtigt find, daß fie nicht 
willführlich entlaffen und nur durch Urtheil und echt entjekt 
werben, 2. ein Necht auf den unverminderten Yortbezug ber ihnen 
bewilligten Beſoldung, 3. im Falle eines bejtimmten Lebens» ober 
Dienftalters, oder, im Falle einer vor biefer Zeit eriviejenen 
Dienftunfähigkeit als Folge phyſiſcher Gebrechlichkeit 2c. ein Recht 
auf Verfegung in den Ruheſtand und auf Bewilligung bes ver 
orbnungsmäßigen Nuhegehalts. Die Regierung Tann übrigens alle 
Staatsdiener mit einziger Ausnahme gewiſſer Nichter jederzeit in 
Ruheſtand verfegen, ſowie fie auch einen jenen aus Gründen bet 
Verwaltung, jedoch ohne Zurückſetzung in der Dienſtklaſſe und in 
dem Gehalt, verfegen kann, 4. das Recht auf feinen Amtstitel, 
5. das Recht auf feine Amtsfleivung, 6. begründet die Staat 
bienerqualität auch für bie Wittwe des Staatsdieners einen eben‘ 
länglichen und für feine Kinder bis zum Eintritt ind 21. Leben% 
jahr einen verorbnungsmäßig näher beftimmten Penfionsanfprud, 
7. ift e8 ein Vorrecht der Staatsbiener, daß ihre Beſoldungen 
und Penfionen nur zu '/, von Gläubigern in Unfpruch genommen 


vr 


Verfaſſung. Gemeinden. 209 


werben können, 8. Injurien gegen einen Beamten bei Vornahme 
feiner Amtsfunctionen werben ftrenger und von Amtswegen beftraft. — 
Jeder Staatsbiener hat aber auch die Verpflichtung, alle feine 
Kräfte, feinen Fähigkeiten entiprecheut, mit Nechtfchaffenheit und 
Thätigkeit und insbefonvere mit ver feinem Fürften fchuldigen 
Treue und dem pflichtinäßigen Gehorfan gegen vie Befehle feiner 
Borgefegten, auf vie ftrengfte Erfüllung jeiner Anıtspflichten und 
DObliegenbeiten zu verwenden. 


A. Semeinden. 


Jeder Staatsangehörige, für welchen feine gefetliche Aus- 
- nahme befteht, muß einer ber Gemeinden des Großherzogthums 
angehören. Die Gemeindeoronung fpricht als Grundlage des Ge- 
meinbeivefend vie eigne felbitjtändige Verwaltung des Vermögens 
durch von der Gemeinde Gewählte unter ver Oberaufficht des 
Staats aus und ftellt zugleih das Gemeindevermögen gegen alle 

fislaliſche Eingriffe ſicher — Bere Gemeinde ift der Regel 
nach mit einem beftimmten umgränzten Bezirk verfehen, welcher 
bie Gemarkung heißt. Die Gemeinve bilvet die Geſammtheit der 
zeitigen Ortsbürger. Ortsbürger ift aber, wer in bus Ver⸗ 
zeichniß der Ortsbürger eingetragen ift, und er tritt mit biefem 
Eintrag in die Nechte eines Ortsbürgers ein. Das Ortsbürger- 
recht wird erlangt vermöge Geburt und vermöge befonderer Auf- 
nahme. Vermöge der Geburt ift jeder großjährige Inländer ver 
Regel sach berechtigt, die Aufnahme an dem Ort zu verlangen, 
wo fein Vater ober feine Mutter zu der Zeit, wo er bieß thun 
will, das Ortsbürgerrecht bejigen, oder als Ortsbürger geftorben 
find. Den Kinvern der Ortsbürger gleich ftehen, infofern fie nicht 
bereit8 anderswo das Bürgerrecht haben, die Kinder der Civil⸗ 
ſtaatsdiener, ver Geiftlichen, ver Schullehrer, ver Militärperjonen zc. 
Die Aufnahme von Perſonen, welche nicht vermöge ber Geburt 
ein Necht auf die Ertheilung des Ortsbürgerrechts haben, ift je 
nachdem der Aufzunehmenve Inländer oder Ausländer ift, verjchie- 
ben. Geber großjährige Inländer chriftlicher Religion oder auch 
jever tiraelitiiche Inländer kann die Aufnahme als Ortsbürger 
verlangen, und fie wird ihm nur dann verweigert, wenn er einen 
fchlechten Auf hat oder vorausfichtlich fich nicht rechtlich ernähren 
kann. Ausländer müffen erft das Inpigenat erwerben, che ar KA 

Walthers Helen. \4 


210 Der Staat. 


um Aufnahme als Ortsbürger bewerben können. Bei ihrer Auf⸗ 


nahme ift auch noch beſonders darauf zu ſehen, ob fie für bie 
Gemeinde vwortheilhaft if. — Der Ortsbürger erhält Nechte und 
übernimmt Pflichten: Die Rechte des Ortsbürgers fin 
namentlich: das Necht des ſtändigen Aufenthalts in ber Gemeinde, 
das Recht durch Heirath eine Familie zu gründen, ber Anſpruch 
auf Benutzung der Gemeinveanftalten, das Necht auf Unterftütung 
aus den Lolalarmenftiftungen over ven Gemeinbemitteln in Fällen 
wahrer Dürftigfeit, das Necht der Wahlfähigfeit und Wählbarkeit 
zu allen Gemeindeämtern und in Rüdficht auf pas Gemeindever⸗ 
mögen in ver Negel ein Recht auf gleichen Antheil an den Nukun- 
gen deſſelben. — Die Pflichten des Ortsbürgers bejtehen 
in ber Bürgerpflicht zur Webernahme von Gemeindeämtern ver 
Negel nad, in der Beforgung gewifjer befonverer Dienfte, (Ber 
ſehung des Sicherheitswachedienſts 2c.) Zahlung ber Communal⸗ 
abgaben. 

Die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten und der mit 


biefer verbundenen Ausübung der Lofalpolizey bejorgt ordentlicher 


Weiſe in jever Gemeinde ein befonvderer Ortsvorftand. De 
Ortsvorftand jeder Gemeinde bilden: der VBürgermeifter, ein ober 
mehrere Beigeorbnete beffelben und ver Gemeinveratf. ‘Der alle 
gebilbete Ortsvorſtand tft der gefeßliche Stellvertreter ver Gemeinde 
in allen Angelegenheiten, . welche vie Gemeinde und bie Verwaltunz 
ihre8 Vermögens betreffen. Der Bürgermeifter ift ber erfte 
Ortsporgefettte und bie handelnde und ausführende Behörde in 
der Gemeinbeverwaltung, und zugleich der Regel nach die vol 
ziehende Gewalt in polizeilicher Hinficht. Er wird von der Staate⸗ 
regterung ernannt aus den gewählten Mitglievern des Gemeinde 
raths, deſſen Mitglied ‘er verbleibt. Seine Ernennung erfolgt 
entweder für bie Zeit bis zur nächſten regelmäßigen &rgänzung 
bes Gemeinveraths, oder auf fo lange, als der Emantıte zum 
Mitglied des Gemeinderaths gewählt if. Der Beigeorbnete 
ift der Stelivertreter des Bürgermeiſters, fobald dieſer verhindert 
ift, oder wenn er von biefem beauftragt wird. Auch er wird 
bon der Staatsregierung aus dem Gemeinverath ernannt. — Der 
Gemeinderath fteht als berathende und mitauffehende contre 
lirende Behoͤrde dem Bürgermeifter zur Seite. Er foll minbeftens 
9, Höchftens 80 WMitgliever haben, Stimmfähig bei ver Wahl 


Verfaſſung. Gemeinden. 211 


es Gemeinderaths find nur Staatsbürger, welche das 25. Lebensjahr 
wrücgelegt haben, auch feit Anfang des Jahres, in welchem bie 
Vahl ftatt findet, Perfonalfteuer entrichtet, und unter dieſer Vor—⸗ 
usfegung find ftimmfählg, infofern fie in der Gemeinde feit einem 
ahr Heimath und feſten Wohnfig haben und infofern fie nicht 
urch jonftige gejeßlihe Beſtimmungen daran verhindert find, 
. alle Ortsbürger, 2. alle anderen Einwohner, die in den Städten 
Yarmftabt, Mainz, Gießen, Offenbah, Worms, Bingen, zur 6. 
ı anderen Gemeinden zur 7. ober zu einer höheren Klaſſe ber 
jerfonalftenerpflichtigen gehören. Wählbar zum Mitglied des Ge- 
ſeinderaths ift jeder ftimmfähige Ortsbürger, welcher nicht an ber 
usübung der Stimmbderechtigung gehindert ift, mit Ausnahme von 
Rilitärperfonen während des Dienftes, und der Geiftlichen, Schul- 
hrer fowie derjenigen activen Staatspiener, welche zu einer dem 
zemeindevorſtand vorgefegten Verwaltungsbehörde gehören, nicht 
veniger bie “uftizbezirfsbeamten. Auch vürfen die Mitglieder des 
Bemeinveraths nicht in auffteigender oder abfteigenver Linie mit 
inanber verivanbt fein. Der Gemeinverathb kann in gewiſſen 
Killen von der Staats-Negierung aufgelöft werden. Die Wahl 
er Mitglieder des Gemeinderaths erfolgt auf 9 Jahre. Alle 3 
Jahre tritt ein Drittbeil aus dem Gemeinberath aus und wird 
urch neue Wabl erfett. Die abtretenden Mitglieder können aber 
dieder gewählt werben. 

Die Berwaltung der Gemeinde bezieht fih: 1. auf 
te hoheitliche Ortspolizei, 2. auf die Verwaltung des Gemeinde⸗ 
ermögend. 

Die DOrtspolizei tft, wie wir ſchon gehört haben, da 
do nicht eine eigene Ortöpolizeibehörbe bejtebt, dem Bürgermeifter 
Ihertragen, der damit als Ianvesherrlicher Diener erfcheint. Zur 
Irtspolizei rechnet die Sicherheits⸗, Reinlichkeits-, Geſundheits⸗, 
Irmen⸗, Straßen⸗, Feuer⸗, Markt⸗, niedere Gewerbs-, weltliche Kir⸗ 
hen⸗ und Stiftungspolizei, ſowie die Sittlichkeits, Gemarkungs⸗, 
Jau- und Geſindepolizei, ſowie auch die Aufſicht auf Mans und 
zewicht. Zu dieſen Zwecken fteht auch das Dienjt- und Polizei 
terfonal zu feinen Befehlen. 

Die Berwaltung der eigentlihen Gemeindean- 
elegenheiten bezieht fich theils auf Perfonen d. 5. auf Re⸗ 
ption und Demiffion von Ortsbürgern und theüs au Somen 

1\4* 


212 Der Staat. 


d. 5. auf die Verwaltung des Gemeinvevermögens. Die Gemeine 
Einnahme und Ausgabe Hat ein Gemeinverechner zu beforgen. 
Zur Begründung und Erhaltung eines geordneten Gemeindehau 
balts ift, wie für den Staat, fo aud für die Gemeinden ix 
Etatswirtfchaft eingeführt. Demgemäß muß jährlich ein Gemeine 
voranfchlag nach beitimmter Form gefertigt werben, ber vom Ge 
meinberath berathen, zur Cinficht der Ortsbürger «aufgelegt, vom 
Kreisrath geprüft, vom Minifterium beftätigt wird. Innerhalb ve 
Beftimmungen des PVoranjchlags verivaltet der Bürgermeifter in 
Namen ber Gemeinde nach den allgemeinen Verwaltungsregeln ım 
becretirt bie einzelnen Poften in Einnahme und Wusgabe Te 
Gemeinderechnung wird nach Ablauf des Jahres vom Gemeine 
einnehmer geftellt, vom Bürgermeifter geprüft, auf dem Gemeine 
haus ausgelegt, nebft ver Verwaltungsrechenfchaft vom Gemeine 
rath geprüft, und der Rechnungsfammer zur Revifion eingefchidkt zc. — 
Wenn der Ertrag des Gemeindevermögens zur Beſtreitung be 
Ausgaben nicht hinveicht, findet eine Gemeinveumlage ftatt. te 
Gemeindeumlage erfordert Genchinigung ver Staatsregierung. — 
Etwaige Kapitalaufnahmen erfordern der Regel nad) Genehmigug 
und Autorifation des Kreisrathss. — Ueber die Subftanz des Ge 
meinbevermögens kann ohne Genehmigung des Kreisraths nicht 
bisponirt werben. — Die Communalforftverwaltung betr. f. m 
o. ©. 104. 

In jeder Gemeinde der Provinzen Starfenburg und- Ober 
heſſen befteht ein DOrtsgericht, bejtehend aus einem Vorſteher 
und mehreren Mitglieder (Gerichtsmännern), welche von den Statt 
und Landgerichten aus den Einwohnern ber Gemeinden ernamt 
werden. Der Borfteher hat die Leitung, Ueberwachung ung Zr 
theilung der Gefchäfte. Bezüglich ver freiwilligen Gerichtsbarkeit 
hat das Ortsgericht die auf Immobilen gerichteten Kauf- ꝛc. Ver 
träge, fowie Gütertheilungen und Cheverträge, welche richterliche 
Beftätigung berürfen, zu protofolliren; da, wo dieß nicht durch Mt 
Gerichte geſchieht, Viehhandelsprotokolle aufzunehmen, freiwillige Ker 
fteigerungen und öffentliche Verpachtungen abzupalten, Lnterfchriften 
Dritter zu beglaubigen, Sterbfälle ven Gerichten anzuzeigen, Ob 
fignationen vorzunehmen, für Ordnung, Aufbewahrung des Hupe 
thefenbuh8 und der Grundbücher zu forgen, Schäßungen von 
"mmobilten vorzunehmen, vie Tragen bei Supetäelen, bei Verträgen 


Verfaſſung. Stänbeverfammlung. 218 


über Immobilien 2c. zu beantworten, Begutachtungen bei DVeräuße- 
rungen 2c. zu geben, die Einträge und Löfchungen im Hypotheken⸗ 
buche vorzunehmen. Bezüglich ver ftreitigen Gerichtsbarkeit hat es 
Berichte über Zulaffung zum Armenrecht zu erjtatten, Zwangsver⸗ 
fteigerungen jeder Art vorzunehmen, gerichtlich erfannte Befchlag- 
nahmen, Ausweifungen und Urtheile zu vollzichen. Es hat ferner 
bei vorfallenven befonveren gerichtlichen Alten (Leichenſchau 2c.) das 
Schöffenamt zu verjeben, auf Erfordern des Gerichts Urkundsper⸗ 
fonen zu jtellen, Leumundszeugniſſe zu geben. 


d. Die Ständeverfammlung. 
(Man vergleiche über die alten Heffifihen Stände S. 25 f.) 


Die Zufammenfegung der Stänveverfammlung ſowie 
bie Art und Weife ver Wahl ihrer Mitgliever, wie fie bie Ver- 
faffungsurfunde beftimmt hatte, find durch die Creigniffe bes Jah— 
res 1848 in Frage geftellt.e Berfchievene DVerfuche zur Löſung 
biefer Frage auf andere Weife haben bis jett zu feinem dauernden 
Refultate geführt. 

Die V. U. beftimmte 2 Sammern Die erfte Kam: 
mer wurde aus 3 Klafjen von PBerfonen gebildet, nämlich: 1. aus 
ſolchen welche durch ihre Geburt (die Prinzen des Haufes, bie 
Häupter ber ftandesherrlicden Familien, ver Senior der Familie 
Riedeſel), 2. aus folchen welche durch ihre Stelle (ver Tatholifche 
Landesbiſchof, ver Kanzler ver Univerfität), 3. aus folchen melche 
kraft einer beſonderen Großherzoglichen Ernennung zu Mitglievern 
der erjten Kammer berufen waren (ein proteftantifcher Geiftlicher 
[Prälat], ein ausgezeichneter katholiſcher Geiftlicher, bei Erledigung 
des bifchöflichen Stuhle an ver Stelle des Bifchofs bei dem Land⸗ 
tag ericheinend, ausgezeichnete Staatsbürger, welche der Großherzog 
auf Lebenszeit berief), — Die zweite Kammer wurde durch 
Wahlen, aber aus 3 Claffen von Perfonen gebilvet. Sie beitand: 
1. aus 6 Abgeorbneten, welche der im Land mit Grundeigenthum 
angeſeſſene oder im Beſitz eines bejtimmten Kapitalvermögens fich 
befindende Adel aus feiner Mitte wählte, 2. aus 10 Abgeorpneten 
berjenigen Städte, welchen, um bie Intereſſen des Handels ober 
alte achthare Erinnerungen zu ehren, ein bejonveres Wahlrecht zu- 
ftand, 3. aus 34 Abgeordneten, welche nach beftimmten, in ben 
3 Provinzen befonvers gebildeten Wahlbezirten, von ven wit wit 


214 Der Staat. 


einem beſonderen Wahlrecht begabten Städten und ben Lanbgemein- 
den gewählt wurden. — Allgemeine Erforbernifje zur Wählbar- 
feit waren: daß der zu Wählende Staatsbürger war, daß er nie 
mals wegen Verbrechen over Vergehen, die nicht bloß zur niederen 
Polizei gehören, vor Gericht geftanven hatte, ohne gänzlich freige 
fprochen worden zu fein, daß er das 30. Lebensjahr zurückgelegt 


batte, daß er ein zur Sicherung einer unabhängigen Eriften ge 


nügendes Einkommen hatte, daß er nicht ſchon Mitglied ver erften 
Kammer war, und endlich, daß er nicht gewiffen durch das Geſet 
näher bejtimmten Claffen von Staatsdienern angehörte. Beſondere 
Erforderniffe zur Wählbarfeit -waren für einen Deputirten bes 
Adels, daß er felbft zum Adel gehörte, daß er im Lande felht 
genügenden Grundbeſitz hatte, over als Capitalift 60000 fi. an 
Großberzoglichen Staatspapieren eigenthümlich oder nutznießlich be 
ſaß. Beſondere Erforberniffe für einen Deputirten eines Stadt 
oder Landwahlbezirks waren, daß er orventlicher Weife 100 fl 
birecte Steuern jährlich entrichtete, oder als Staatsdiener einer 
jährlichen ftändigen Gehalt won wenigftens 1000 fl. bezog, ober 
an Großherzoglihen Staatspapieren 20000 fl: befaf. — 


An den Wahlen des Adels nahmen Theil: alle abeligen 
Grunpbefiger over Capitaliften, welche das erforderliche Vermögen 
befaßen und das 30. Lebensjahr zurüdgelegt hatten. Die Ernen 
nung der Abgeorpneten ver Wahlbezirfe gefchah durch 3 Wahlen. 
Die erfte derjelben beftimmte vie Bevollmächtigten, von vielen 
wurden bie Wahlmänner und von diefen wieder bie wirklichen Ab 
georbneten gewählt. Stimmfähig bei ver Wahl der Bevollmächtig 
ten war jeder in ber Gemeinde wohnente "Staatsbürger (mit 
Ausnahme der Mitglieder ver erften Kammer over eines bei ben 
Wahlen des Adels Stimmfähigen oder Wählbaren). Wählbar aber 
war nur Derjenige in ber Gemeinde wohnende Staatsbürger, ber 
menigftens 25 Jahr alt war und minbeftens 20 fl. directe Steuern 
jährlich zahlte. Wählber zum Wahlmann waren die 60 im ben 
Bezirken wohnenden und höchftbefteuerten Staatsbürger, welche min 
beitens 30 Jahre alt waren. Wählbar zum Abgeorbneten waren, 
ohne Rückſicht in welchen Bezirken fie wohnten, alle Staatsbürger 
in beren Perfon fich die deßhalb bedingenden allgemeinen und befon- 
beren Erfordernifje wirklich vorfanden. 


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Verfaſſung. Ständenerfammlung. 215 


Sp waren die Beitimmungen ver Verfaſſungsurkunde über 
bie Zufanmmenfegung ber beiten Kammern und über die Art und 
Weile ver Wahl! Welche Beftimmungen demnächſt gültig fein 
werben, ijt bermalen noch unentjchieben. 

Die Dauer der Wahlen it auf 6 Jahre beftimmt. 
Während viefer Zeit findet eine neue Wahl nur ftatt: 1. wenn 
ein Abgeordneter ftirbt, 2. wenn er ablehnt oder nieverlegt, 3. wenn 
er wahlunfähig wird, 4. wenn er ein Öffentliches Amt übernimmt 
oder zu einer höheren Stelle beförvert wird. Der Abgeordnete 
ft Dann aber wieder wählbar. — 

Die Etände treten nur zufammen, wenn fie vom Großher⸗ 
809 berufen werben, was ber Regel nach alle 3 Jahre zu ge- 
ſchehen Hat. Der Großherzog Nat das Recht, die Kammer zu 
Tchliegen, zu vertagen und aufzulöfen. 

Die Berbandlungen fönnen veranlagt werben: 1. burch 
Großherzogliche Propofitionen, 2. durch Anträge eines ober meh- 
xerer Mitglieder der Kammer, 3. durch Mittheilung ver anvern 
Sammer, 4. durch (jchriftlich einzureichenve) Petitionen Einzelner 
oder Corporationen, welchen e8 jedoch nur bann verjtattet ift, fich 
an bie Stände zu wenden, wenn fie jich in Hinficht ihrer indi— 
viduellen Intereſſen anf unrechtliche oder unbillige Weife für ver- 
letzt oder gefränft halten und wenn fie zugleich nachweifen können, 
Daß fie die gefeglihen Wege um bei ven Stantsbehörben eine 
Abhülfe ihrer Beſchwerden zu erlangen, vergeblich eingefchlagen 
haben. 
Die Stänbeverfammlung hat folgende Rechte: 1. das Mitwir⸗ 
fungsrecht bei der Lanbesgejekgebung in der Weile, daß fie das 


Recht bat, Gefekesanträge im Wege ver Petition zu machen und 


das Recht der Zuftimmung bei neu zu erlaffenden Gejegen. 2. Rechte 
in Anſehung des Staatshaushalts, va ohne ihre Zuftunmung feine 
Directe ober inbirecte Auflage ausgefchrieben oder erhoben werben 
kann, und ihr die Befugniß ertheilt ift, nicht nur eine vollftändige 
Ueberfiht und Nachweilung der Staatsbebürfniffe, fondern auch 
eine genügende Auskunft über die Verwendung früher verwilligter 
Summen zu verlangen. In biefer Beziehung können die Stände 
(außer wo eine Ausgabe zur Erfüllung bundesgemäßer Qerpflich- 


. tungen nötbig if) ihre Zuftimmung hinſichtlich einzelner vorgefchlas 


gener Ausgaben und Auflagen theilweife ober ganz verweigern. 


216 Der Staat. 


Die Thätigfeit der Stände bezieht fich aber nicht bloß auf das 
Finanzgefeß, fondern auch auf die Staatsſchuld, welche von ven 
Ständen garantirt ohne ſtändiſche Einwilligung nicht vermehrt 
werben darf. Der Einfluß der Stände in Rüdficht ver zum 
Familieneigenthum gehörigen ?/, der Domänen befchränft fich da 
rauf, daß in der Regel davon nichts, ohne ihre Einwilligung ver- 
hupothecirt werben barf, und daß die Einnahmen dieſes Familien⸗ 
guts in dem Einnahmebudjet aufgeführt und zu den Staatsandge 
ben verivenbet werten, obwohl die zu den Bedürfniſſen des Grof- 
herzoglichen Haufes und Hofes erforderlichen Summen darauf vor- 
zugsweife vabicirt find. Was aber das Teßte \/, der Domänen 
betrifft, welches mittelft allmähligen Verfaufs zur Staatsfchulen | 
tilgung verivendet werben foll fo ift tie Art ꝛc. feiner Veräußerung 
burch ein Gefeg genau beftimm. Mit dem Steuerbewilligunge 
recht und ven übrigen Berechtigungen der Stände in Anfehung 
des Staatshaushalts ift das Necht ver Mitaufficht über vie Ber- 
werbung der Staatseinfünfte ſowie das Recht auf Nachweifung ber 
Staatsberürfniffe und auf genügende Auskunft über die Verwen—⸗ 
bung früher bewilligter Summen auf das engfte verbunden. Un 
mittelbar und fortwährend wirkſam äußert fich biefes echt mm 
in Bezug auf die Verwaltung der Staatsjchuldentilgungsfaffe und 
in Rüdjicht der auf die Amortifation der Staatsſchulden zu verwenden 
den Summen. Es äußert fich aber auch fonft durch pas Recht 
auf Vorlage eines Staatsbudjets für die nächftfolgenne TFinanzpe 
riode, fowie durch das Recht auf Mittbeilung der Reſultate ver 
Finanzverwaltung in der nächſt vorher gehenden Finanzperiobe, bet 
wirklich erfolgten Einnahmen und Ausgaben in derſelben, 3. haben 
die Stände ein Betitionsrecht d. b. fie haben das echt ven 
Großherzog alles dasjenige vorzutragen, was fie vermöge eine 
übereinftimmenven Befchluffes für geeignet halten, um es als Wunſch 
oder Befchwerde an ihn gebracht zu fehen, inmfofern ver Gegem 
ftand zu dem Wirfungsfreis ver Stände entweder unmittelbar ge 
hört oder biefen auf eine des inneren Zufammenhangs nicht er 
mangelnde Weife berührt, 4. haben fie auch ein Beſchwerde⸗ und 
Anklagereht d. h. fie haben das Recht, Beſchwerden, welche fie 
fih gegen das "Benehmen der Staatsriener aufzuftellen bewogen 
finden könnten, in Form von Petitionen an ven Großherzog zu 
bringen. 


Verwaltung. Allgemeines. - 217 


Die Stände haben auch fonft noch Rechte, vie ihnen als 
Sorporation zukommen. Dahin gehören: 1) das Recht ver 
yefinitiven Cntſcheidung über die Gültigkeit ver Wahlen und über 
sie BZulaffung, Abweiſung oder Befreiung der Mitglieder ihrer 
Kammer, 2) das Recht einzelnen Mitgliedern ihrer Kammer einen 
Urlaub zu ertbeilen, 3) das Recht in Fällen cines ordnungswidri⸗ 
zen Benehmens eines ihrer Mitglieder eine Mipbilligung auszu- 
ſprechen und im Wiederholungsfalle zeitliche over gänzliche Aus: 
ſchließung aus dieſer Ständeverſammlung zu erfennen, 4) alle Mit- 
zliever ver Kammern ftehen unter deren Schuß, 5) fie haben das 
Recht ihre Verhandlungen pur ven Drud bekannt zu machen 
nd Zuhörer zu ihren Sigungen zuzulaffen, 6) fic haben ihr 
Ranzleiperfonal zu beftellen, cin eignes Siegel zu führen, einige 
Regiftraturen zu führen und haben das Archivrecht. 

Perſönliche Rechte ver einzelnen Stänvemitgliever find: 
1. Keins darf während der Diner des Landtags ohne Bewilligung 
ter Kammer irgend einer Art Arreft untertvorfen werden. 2. Jedes 
Mitglied darf Motionen machen über Gegenftinvde, welche zum 
Wirfungstreis ver Kammer gehören und iſt für den Inhalt feiner 
Abſtimmung nicht verantwortlih. 3. Jedes Mitglien, welches 
nicht am Orte des Landtags feine Wohnung hat, erhält ans ber 
Staatsfaffe eine Vergütung des Reiſegelds und Entfchärigung für 
den Aufenthalt als Taggeld. 


Der Gefhäfsgang ber Stänbeverfammlung ift durch eine 
beſondere Gefchäftsorpnung geregelt. 


II. Die Verwaltung. 


Da e8 für den Regenten unmöglich ift, alle öffentliche 
Tunctionen im Staate felbit zu vollziehen, ober auch nur bie 
Regierungsgewalt überall unmittelbar zu üben, jo iſt es möthig, 
daß Organe beftellt werben, welche vie Bffentlichen Functionen 
des Stuatslebens in feinem Namen verrichten. Die Gewalt für 
einen ausüben, heißt verwalten. Man nennt daher die Ausübung 
ver Regierungsgewalt im Namen des Negenten, ober auch das 
Syſtem von Organen, durch welche die Staatsgewalt ausgeübt 
wird, die Staatsperwaltung. 


220 Der Staat. 


ber Juſtiz untergeorbneten Regierungsbehörden betreffend. Demnach 
fielen die das Mittelgliev zwifchen Minifterium und Landräthen bil 
denden Provinzial-Regierungen aus und es wurden Kreisräthe cre⸗ 
irt, auf welche die Funktionen der Regierungen im Ganzen über: 
gingen. Es wurde ferner für die Angelegenheiten, welche vie Ge: 
feßgebung an die nun aufgehobenen Regierungen verwies, und die 
ihrer Natur nach collegialiihe Berathung erfordern, eine collegie- 
liſch organifirte Behörde, ver Apminiftrativjuftizhof angeorbnet. Im). 
1848 traten an die Stelle ver Kreisräthe collegialifche Behörden 
unter dem Namen NRegierungscommiffionen. Im J. 1852 wurden 
wieber unter gewiſſen Veränverungen in ver Größe und Zutke- 
(ung ihrer Bezirfe Kreisräthe eingefekt. 

Die jegige Staatsverwaltung ift in folgender Weile 
organifirt: 


A. Ciniletat. 
Il. Der Staatörath. 


Er wird gebildet aus Prinzen des Haufes, aus den Miniftern 
den Geheimen Stantsräthen in den Miniſterien, aus Staatspienern 
welche ver Großherzog zu Mitglievern nes Staatsraths ernennt 
Sein Wirkungsfreis ift berathend bei allen Gefegentwürfen, 
bei neuen Organifationen; entfcheidend in Competenzftreitigfeiten 
zwifchen Juſtiz- und Verwaltungsbehörden, in allen Recurfen von 
den Entfcheivungen der Vermwaltungsbehörven in Apminiftrativjuftiz 
jachen, und in Fällen, in welchen Staatspiener, vie felbft Mitglieder 
des Minifteriums find, einer Amtsverlegung verdächtig erjcheinen, 
in Competenzconflicten iiber vie Frage ob die Civil- oder bie Mi 
litär⸗Gerichtsbarkeit begründet fei. Vollziehend ift der Etaatt: 
rath niemals; vie Vollziehung feiner Befchlüffe ift Sache des be 
treffenden Minifteriums, 


D. Die Eivilminifterien. 


Die Eirilminifterien bilden die oberften Behörden in ten 
einzelnen Zweigen ver Staatsverwaltung. * Die verfchievenen Mi 
nifterien find: 1. das Minifterium bes Innern, 2. das Miniſterium 
‚ ber auswärtigen Ingelegenheiten und des Haufes, 3. das Yuflir 


— — — — — —— —— — —- — — — 


Verwaltung. Allgemeines, 219 


Civilſachen Gericht letzter Inſtanz, da in Criminalſachen überhaupt 
gegen Erfenntniffe der Regierung fein Recurs, namentlich kein 
Rechtsmittel ergriffen werden konnte. Das oberfte Gericht ver in 
Frankreich liegenden Hanau-Lichtenbergifchen Theile war das Parla- 
ment in Colmar. — Die Zerritorialverinderung führte im J. 
1803 zu einer neuen Organifation. Das Land zerfiel demnach) 
in 3 Provinzen: 1. das Oberfürftenthum Heſſen, 2. das Her- 
zogthum Weftphulen, 3. das Fürftenthum Starkenburg. Central- 
punkte ber ganzen Staatsverwaltung - unter der ummittelbaren böch- 
ften Direction des Negenten war das Geheimeraths-Collegium oder 
das Miniſterium, welches in 3 Departements, das Miniſterium 
ber auswärtigen Angelegenheiten, das der Innern und das ber 
Finanzen zerfil. Das Miniſterinm hatte auch zugetheilt vie In⸗ 
fpection und Direction über das ganze Civil- unb Criminaljuftiz- 
weſen. Das Oberappellationsgericht war bie oberjte Juſtizbehörde 
für die gefammten Lande. Für jede Provinz war eine collegialifch 
organifirte Adminiſtrativbehörde (Regierung) angeorbnet, für jebe 
Provinz ferner ein Gerichtshof (Hofgericht). Die unterfuchenden 
Behörden waren: 1. die peinlichen Gerichte, 2. die Kivilunterge- 
richte, 3. die in peinlihen Sachen beſonders angeorbneten Com⸗ 
miffionen. Un die Stelle ver bisherigen Konfiftorien trat für 
jede Provinz ein Kirchen- und Schulrath. — Die veränderten 
politifchen Nerhältniffe gaben im 3. 1816 vem’ Lande wieder eine 
geographiiche Umgeſtaltung. Weſtphalen fiel an Preußen und dafür 
erhielt das Großherzogthum vie jegige Provinz Nheinheffen. Im 
3. 1820 erſchien die Verfafjungsurfunde und im 9. 1821 meh- 
rere Modificationen in der bisherigen Organijation. Zunäͤchſt er- 
folgte die Trennung ber Yuftiz von der Verwaltung in erfter In- 
ftanz, indem die erftere den Stabt- und Landgerichten, vie letztere 
ben Landräthen überwiefen war, dann eine Modification ver bis⸗ 
berigen Organifation de8 Minifteriums, indem es nun in ein Mi« 
nifterium des Innern und ber Yuftiz, in eins ber auswärtigen 
Angelegenheiten und bes Großberzoglihen Haufes und in das ber 
Finanzen zerfiel. Jeder Minifter wurde in feinem Departement 
verantwortlid. Neben dem Minifterium beftand ferner ein Staats⸗ 
rath, der theils beratbend theils entſcheidend aber nie ausführend 
war. — Im J. 1832 erfolgte eine neue Organifation für Stur- 
fenburg und Oberbejien, vie dem Minifterium bes Innern und 


232 Der Staat. 


nun getrennten Lande gemeinichaftliches in Ziegenhain zu belaflen, 
fowie in jebem der getrennten Lande ein . eignes zu errichten. 
Dasienige Archiv, welches für Heflen-Darmftabt errichtet wurke, 
war das Hauptftantsarhiv zu Darmſtadt. Seine Benutzung ift 
mit jebesmaliger Erlaubniß des Minifterimms geftattet. 


2. Die Poftbehörden. 
(Bergleihe o. S. 159.) 


Der Poftlehnsvertrag mit dem Fürften Taris conftituirt für 
das ganze Großherzogthum eine Oberpoftinfpection, welche in Darm- 
ſtadt ihren Sit hat. Alle auf die Poften Bezug habenden An- 
gelegenheiten, welche zur Kenntniß des Großherzogs gelangen müſſen, 
gehören zum Reſſort diefer Stelle und vie Ausübung aller ber 
Iandesherrlihen Rechte in Poftfachen ift ihr anvertraut. Yon 
ihr haben vie Generaldirection ver Großherzoglichen Pojten, melde 
mit Genehmigung des Großherzogs in Frankfurt befteht, ſowie alle 
Poftbeamten von derſelben allein die auf das Poſtweſen Bezug 
habenben, vie lanbesherrliche Willensmeinung enthaltenden Nefcripte 
zu empfangen und an biefelbe über alle biejenigen Gegenftänbe, 
welche zur SKenntniß des Großherzogs gelangen müſſen, Berichte 
zu erftatten oder Anträge zu richten. — Zum Behufe der näheren 
Leitung und Aufficht über das Provinzialpoftwefen find, der Ober- 
poftinfpection untergeorbnet, Poftveputirte ernannt. Ausnahmsweile 
baben jeboch auf dem Lande’ die Gr. Beamten ex commissione 
perpetua ver Poftveputirten dringenden Beſchwerden nach ber Poft: 
ordnung abzubelfen und den Pojtveputirten Anzeige zu machen. — 
In Darmſtadt befteht das Oberpoftamt und der bemfelben vorge 
feßte Dberpoftmeifter ift der nächſte Dienftuorgefegte aller Heffl- 
hen Poftämter. — Diefen Boftverwaltungsbehörden find die Be 
amten ber übrigen Boftftellen des Sroßherzogtbums, nämlich die 
Poftämter, die Pofterpebitionen, die” Pofthaltereien und die Poft 
annehmejtellen untergeben. 


3. Hefandte und andere diplomatifche Agenten. 


Das Großherzogthum Heſſen hat als Vertreter des Hofes 
bei andern Höfen, over des Staats bei andern Staaten Gefanbte. 
Sie find entweber aufßerorbentliche Geſandte und bevollmächtigte 
Döinifter, ober Minifterrefiventen, over Gelhäftsträger; fie gehören 


Verwaltung. Minifterium des Innern. 223 


ſo nach dem Reglement über ven Wang der biplomatifchen Agen⸗ 
ı, wie e8 auf dem Wiener Congreß und dem Congrek zu Aachen 
tgeftellt worben ift, ver 2. und 3. Rangklaſſe ver biplomatifchen 
jenten an. Bertreten ift das Großherzogthum dermalen durch 
efandte beim Bundestage, bei Baden, Bayern, Belgien, Frank⸗ 
ih, Hanover, Kurhefien, Naſſau, Nieberlande, Deftreich, Sach- 
t, Würtemberg. Zur Wahrung der Hanbelsinterefien fei- 
Tr Lanvesangehörigen in fremden Ländern bat es in See- und 
andelsſtädten Confuln, welche entweder Generalconfuln oder 
mfuln heißen. Außer dieſer ihrer eigentlichen Aufgabe Haben 
» Conſuln aber auch die weitere: Angehörige des Großherzog. 
ams in dem Lanve, wo fie deſſen Intereſſen zu wahren haben, 
t Rath und That zu unterftüßen, fich ihrer in Fällen ber 
oth anzunehmen, ihre Angelegenheiten ven Behörden des fremden 
ndes gegenüber zu vertreten 2c. Heſſiſche Conſuln find dermalen 
ſtellt in Algier, Amſterdam, Antwerpen, Borbeaur, Bremen, 
rüffel, Cincinatt, Genua, Hamburg, Havre, Leipzig, Liverpool, 
ndon, St. Louis, Lübeck, Marfeille, Moskau, Neapel, New⸗York, 
deſſa, Ditenve, Petersburg, Philadelphia, Porto in Portugal, Rio 
Janeiro, Rotterdam, Stettin, Trieſt, Wien. 


IV. Das Miniſterium des Innern. 


Zu feinem Reſſort gehören 1) die Aufſicht Über die Ne 
zungsverwaltung und bie Polizei, fowwie bie Erlaffung der bef- 
figen NReglementarverfügungen, 2) die Correfponvdenz mit ben 
egierungsbehörden, 3) die Aufficht Über das Gemeindeweſen und 
e Corporationen, 4) den Vicinal⸗ Communal:, Waſſer⸗ und 
rüdenbau, 5) die Aufficht über Annahme und Entlaffung ver 
ntertbanen, 6) die bürgerlichen und fonftigen PVerhältniffe ver 
r Iſraeliten, 7) die Imbigenatsertheilungen, 8) die Leitung bes 
ecrutirungsweſens, infofern fie‘ der Civilbehörde überwiefen  ift, 
ı der Eultus nnd fonftige Kirchenangelegenheiten, 10) ber dffent- 
be Unterricht, 11) die Aufficht Über vie Preffe, 12) das Me- 
:inalwefen und die Mebicinalpolizei, 13) das Urmenwefen und 
: Berfügung über vie der Regierung zur Dispofition ſtehenden 
hithätigen Fonds, 14) die öffentliche Sicherheit, 15) die Ver 
nbung ber Gensbarmerie, 16) die Oberaufficht über die Ge 
ignifſe, Zucht und Beſſerungshäuſer, 17) die Ranbescnluur u 


224 Der Staat. 


Induſtrie, 18) das Lanvesgeftüt, 19) ven Handel, die Manufuc- | 
turen, Fabriken, Gewerbe überhaupt und das Zunftwefen, 20) Maof 
und Gewicht, 21) die Lehnsfachen, 22) Avels- und Wappenver- 
leihungen, 23) tie Zitelverleihungen, infofern fie nicht Ausländer 
oder Perſonen betreffen, die einem andern Minifterium untergeor- 
net find, 24) bie öffentlichen Gebäude, die nicht zur Militär: 
und Domänenverwaltung gehören, 25) das Negierungsblatt, 26) bie 
inneren Hoheitsfachen, die nicht dem Finanzminifterium überwieſen find, 
insbejondere die ftaatsrechtlihen Verhältniffe zu ben verjchievenen 
Elaffen ver Staatsbürger im Allgemeinen, 27) vie Anſtellungen 
und Entlajjungen aller zu ben vorftebenven . Dienftziweigen ver- 
wenbeten Individuen, 28) die Dienftpolizey über viefelben, 29) vie 
Verfügungen über tie ter Verwaltung des Innern bupgetmäßig 
zugewiejenen Summen, 30) bie Verhandlungen mit ven Lan 
itänden über Gegenftände des Minifteriums des Innern und über 
das Ausgabebudget veijelben. — Das Minifterium bedient fich zm 
fung feiner Aufgaben folgender Behörden, die ihm untergeorbnet 
find. 


1. Die Prüfungscommiffion für das Kegierungs: und Juftisfad). 
Sie ift eingefeßt zur Prüfung verjenigen, welche im Regie 
rungs- und Yuftizfach angeftellt fein wollen. Die Commiſſion 
hat ihren Sig in Darmftadt. Die vorzunehmenve Prüfung wir 
immer durch öffentliche Ankündigung anberaum. Es Hat vie 
jährlich zweimal zu geſchehen. Zugelaſſen werben zur Prüfung 
diejenigen, welche auf einer Univerfität bie Jurisprudenz ftubirt 
und fich über ven genügenven Erfolg, ver vorjchriftsmäßigen An— 
orbnungen gemäß, ausgewiefen haben, — die durch ven Acceeß bei 
ben betreffenden Behörden fih im Practifchen genügend vorbereitet 
haben. 
2. Der Adminiftrativ-Juftizhof. 
Sein Wirkungskreis ift folgendermaßen beftimmt. Er hat: 
I. Gegenftände der Adminiftrativjuftiz. 1) Die. Veriand- 
(ungen der Zehnten und Theilabgaben in Grundrenten; — 2) 
die Verwandlung ver Weiveberechtigungen in Grundrenten; — 
3) Entſchädigungsklagen wegen erlittenen Wildſchadens; — 4) Ge 
meinheitstheilungsjachen, einſchließlich ver erblichen Theilungen bet 


Verwaltung Minifterium des Innern. 225 


Allmenvden und ver Theilung gemeinfchaftlicher Gemarkungen; — 
5) Streitigkeiten über Gemarkungsgränzen, beziehungsmweife Gemar- 
kungsrechte; — 6) bie bei Theilung gefchloffener Güter entftehen- 
den Streitigfeiten über Verwandlung der darauf haftenden Grund» 
befchwerven in ftändige Leiftungen und deren Verunterpfändung auf 
einzelne Grundſtücke; — 7) Steeitigfeiten, welche bei Theilung 
einzelner Grunpftüde oder Gebäude über ven Abkauf over bie 
Verunterpfändung der darauf haftenden Grundbeſchwerden auf ein- 
zelne Theile derſelbe entftehen; — 8) Streitigkeiten über das 
Aufammmenlegen von Grundbeſchwerden auf ein Grunpftüd, ober 
BVertheilung ber bereit8 conſolidirten Grunprenten auf mehrere 
Grundſtücke; — 9) Feititellung des Jahresbetrags bei unftändigen 
Grundrenten zum Behnfe ver Ablöſung, in Fällen wofür nicht 
bereits geſetzliche Vorjchriften beftehen; — 10) Beftimmung ver 
den ehemaligen Meühlenbannberechtigten wegen des aufgehobenen 
Mühlenzwangs zu leiſtenden Entfchädigungen; — 11) Feſtſetzung 
ber für aufgehobene ausfchließliche Hantels- und Gewerbsberechti- 
gungen zu leiftenden Entſchädigungen; — 12) Allodification der Erb⸗ 
und Landſiedelleihen; — 13) DVermeffung nnd Verwandlung ber 
an geijtliche und Schuljtellen noch zu Teiftenden Frohnden; — 
14) Ablöſung von Leiftungen, welche auf Grundrenten oder Grund» 
ftücen haften und nicht dem Artifel 1 des Ablöfungsgefeges vom 
27. Juni 1836 unterliegen; — 15) die Feltitellung ver feit- 
berigen Lehen in ihren Beſtandtheilen, die Abſchätzung ihres Werths 
und die Sicheritellung der an ven Lehnsherrn over nächjtberechtigte 
Lehnserben zu leiſtenden Entſchädigungsbeträge; — 16) Sodann 
in Beziehung auf die Provinz Rheinheſſen alle diejenigen Gegen 
ftände, welche, außer ven unter Ziffer 1., 4, 5 und 9 bereits 
erwähnten, nad) ber bortigen Geſetzgebung als Adminiſtrativjuſtiz⸗ 
fachen zu behandeln find. Im allen vorftehend unter 1 bis 16 
aufgezählten Gegenftänven entjcheivet der Aominiftrativjuftizhof in 
erfter — und, fomweit Recurſe nothwendig find, der Großherzog: 
liche Staatsrath in zweiter und leiter Imftanz. 

u. Streitige Adminiſtrativſachen. 1) Beftrittene Anſprüche 
der Ortsbürger an dem Genuffe des Gemeinvevermögens; — 2) 
Abtretung des Privateigenthums zu öffentlichen Zwecken, Entſcheidung 
wenn ber Eigenthümer bie Nothwendigkeit ver Verwendung feines 
Eigenthums zu Öffentlichen Zwecken widerſpricht oder in Zweifel 

Walthers Heflen. \d 


226 Der Staat. 


zieht, daß der Zwed, wofür die Abtretung in Anfpruch genommen 
wird, ein wohlthätiger öffentlicher fei; — 3) Wbtretung. bes 
Grundeigenthums zu Bauplägen nad) der nur in ben Provinzen 
Starfenburg und Oberheffen geltenden Verordnung vom 29. Yuli 
1791 — Entſcheidung über vie im Zweifel gezogene Nothiwen- 
digkeit folcher Wbtretungen; — 4. Entſcheidungen, wenn die Ber- 
befferungen einer Wiejenflur, die Abtretung von Privateigentyum, 
deſſen Veränderung over Beichränfung von Privatgerechtfamen, neue 
oder veränderte Anftalten zur Zuleitung, Abtheilung oder Verthei- 
lung von Waffer erfordert (Abſchnitt IL. des Wiefencultur- 
Geſetzes). — In dem Falle unter 1 entjcheivet in erfter Inſtanz 
bas Kreisamt, der Aominiftrativjuftizhof in zweiter Inſtanz, in 
allen übrigen Fällen entfcheivet verjelde in erjter Inftanz Der 
Necurs gegen deſſen Verfügungen kann in allen Fällen an das 
Minijterium des Innern ergriffen werben. 


IM. Sonftige Gegenftände des Wirkungsfreifes des Admin. 
ſtrativjuſtizhofs. 1) Entſcheidung über die Gefeglichfeit der Wahlen 
der Gemeinverathsmitgliever und die gejetlichen Eigenfchaften ver 
Gewählten; — 2) Begutachtung etwaiger Dienjtentlafjungen von 
DBürgermeiftern und Beigeorpneten im Wege der Verwaltung; — 
3) Begutachtung etwaiger Auflöfung von Gemeinberäthen; — 
4) Entjcheivung über Nothwentigfeit und Zuläfjigfeit von Aus 
gaben, welche Gemeinden im öffentlichen Intereſſe angefonnen 
werden, im Falle des Wiperfpruchs des Gemeindenorftandes; — 
5) Entſcheidung über Vertheilung der durch eine Bachregulirung 
entjtehenden Koften nach Verhältniß der dadurch gewährten Bor 
theile, im alle des Widerſpruchs vom Gemeindevorſtande; — 
6) Entſcheidung über Bildung beziehungsweife Aufhebung von Ber- 
Bänden behufs der Aufräumung und Unterhaltung von Bächen; — 
7) die Ertheilung der Ermächtigung zur Führung der Activ- umd 
Palin - Procefje von Seiten ber Gemeinven, ber weltlichen Stif 
tungen und ver Fatholijchen kirchlichen und geiftlichen Stiftunge 
Ins in ben Provinzen Starkenburg und Oberheffen; — 9) bie 
—— m Discplinargewat gegen bie Subalternen des 
bp * zhofs; — 10) Unterſuchungen gegen Kreisraͤthe 

| untergeorbneten ‘Diener auf Anordnung des Mini 
ms des Innern; — 11) Erftattung aller von dem Minifterium 


Verwaltung. Minifterinm des Innern. 227 


des Innern in Bermwaltungsungelegenheiten gefordert werdenden 
Gutachten. — In dem Falle unter 1 enticheivet der Apminiftra- 
tiojuftizhof in eriter, das Minifterium des Innern in zweiter und 
letzter Inſtanz. — Im ven Füllen unter 4, 5 und 6 entjcheibet 
ver Bezirksrath in erfter und der Adminiſtrativjuſtizhof in zweiter 
Inſtanz. Der Recurs gegen beffen Entjcheitungen kann an ten 
Großh. Staatsrath ergriffen werden. — Bon Erfenntnijfen des 
Apminiftrativjuftizhofs als Disciplinarftrafbehörte (in den unter 9 
und 10 erwähnten Fällen) findet ver Recurs ftatt, was bie 
Etrafe betrifft, an dus Minifterium tes Innern, binfichtlich des 
Koftenpunfts aber an den Staatsrath. 


3. Kreisamtsverwaltung und Kezirksverwaltung. 


Zum Zweck ver politifchen und Polizei-Verwaltung iſt das 
Land zunächſt in 26 Kreisämter getheilt, von denen 10 auf 
Starfenburg, 11 auf Oberheffen, 5 auf Rheinheſſen Tommen. 
Für jedes Kreisamt iſt ein VBerwaltungsbeanter (Kreisrath) mit 
dem nöthigen Perſonal eingeſetzt. Es find ihnen in ihrem Bezirk 
fämmtliche in ihrem Reſſort fungirenven Lofalbehörven und Diener, 
insbefondere die Sunitätsbeamten, die Bürgermeifter, die Ortsvor⸗ 
ftände, die Gemeinveeinnehmer, vie Kirchenvorftände, die Schul 
vorftände, die Polizeicommijfäre, die ifraelitiichen Religionsvorſtände, 
und alle übrigen bei ver Bolizeiverwaltung angeftellten Diener, 
rüchfichtlich ihrer Amtsführung untergeordnet. Die befonveren 
Attributionen der Kreisräthe find: die Aufficht über gehörige 
Verkündigung der Gefege, Ueberwachung ver Vollzicehung und Bes 
folgung der den Gefchäftsfreis der SKreisräthe berührenden Geſetze 
und Verordnungen, Aufjicht über die ihnen untergebenen Diener, 
Dieciplinargewalt über viefelben bis zu einem beftinmten Grade, 
Beobachtung und Wahrung ver Hobeitsrechte in Bezug auf das 
Ausland und Inland, Bevölferungspolizei, Angelegenheiten ber 
Iraeliten in polit. und religiöſ. Beziehung, Militärfachen, Necru- 
tirungsweſen, Kriegsfoften-Angelegeuheiten, in Firchlichen Angelegen- 
beiten Wahrung ver Ianbesherrlichen Rechte in Bezug auf bie 
Kirche nnd die Firchlihen Gemeinten, Beauffichtigung des geift- 
lihen Bauweſens und der Verwaltung ver Kirchen- und geiftlichen 
Stiftungsfonds, in Schulangelegenheiten Aufjicht über die Verwaltung 

15* 


0 


230 - Der Staat. ch 


oder des ganzen Bezirks berühren, an die Negierungsbehörben ober 
bie Minifterien gelangen zu laſſen. Der Bezirksrath tritt auf 
Einladung der. Negierungsbehörvde des Bezirks jährlich regelmäßig 
einmal zufammen. Einen Zufammentritt kann aber auch unter 
beftimmten Verhältniſſen außergewöhnlicher Weife die Regierung 
veranlaffen. Die Sigungen des Bezirksraths find der Negel nad 
Öffentlich. 


Drtsvorftant. Jede Gemeinbe, welche einen eigenen, 
oder die Gemeinden, welche einen gemeinfchaftlichen Ortsvorſtand 
haben, bilvet eine Bürgermeifterei. Das Weitere über vie Zu 
fammenfeßung, die Wahl, die Functionen des Ortsporftandes und 
feiner Mitgliever ſ. o. ©. 210 ff. 


Die Übrigen oben genannten den Kreisräthen untergeorbneten 
Lofalbeamten ꝛc. werben an einem anderen Orte ihre Befprechung 
finden, 


4. Die Obermedizinalirektion 


bilvet zunächſt die berathende und begutachtende Behörde, teren 
ſich die Minifterien des Innern und ver Yuftiz in Mepizinal- 
jachen zu bebienen haben; fie prüft menfchen- und thierheilfunbige 
Perfonen, läßt bie Apothefen pifitiren und bient der Rechtspflege 
indem zu ihren Gefchäftsfreife auch gehört: a. vie Abfaffung 
und Erftattung Ärztlicher Nefponfen und Prüfung ärztlicher Gut- 
achten, wenn fie von einer Gerichtsbehörve (oder auch von Pri- 
patperfonen in anßergerichtlichen Fällen) darum erſucht ‚wird. 
b. die Prüfung und Beurtheilung gerichtlich ärztlicher Inſpections— 
und Sectionsberichte mit dem hierauf geftüßten Gutachten, wenn 
über das Materielle derſelben oder das judicium medicum bei ven 
Gerichtshöfen Zweifel entjtanden find und von biefen der Recnrs 
an die Obermebicinaldirection genommen wird. 


(Das Mepicinalwefen ift durch eine Medicinalorbnung, 
burch die Mevicinaltare, durch die Arzneimitteltare und durch eine 
große Menge von einzelnen Verordnungen und Beſtimmungen nad) 
ben verfchievenften Beziehungen Hin geregelt. Das fanitätspolizei- 
liche Perfonal bat ſchon o. ©. 228 ff. feine Befprechung gefunden). 


x. 


Verwaltung. Minifterimm bes Innern. 331 


5. Deffentlicher Culſtus. 

Evangeliſche Kirchenbehörden (vergl. o. S. 184 ff.) Die 
Verwaltung der Angelegenheiten der evang. Kirche ſind übertragen 
1. einem Oberconſiſtorium, 2. drei Superintendenten, 3. den 
Kreisräthen, 4. den Decanen, 5. den Pfarrern, 6. den Kirchen⸗ 
vorftänden. — 

Das Oberconſiſtorium ſteht in dem Verhältniß eines 
Landescollegs und hat ſeinen Sitz in Darmſtadt. Demſelben ift 
unter der unmittelbaren Leitung und Aufſicht des Miniſteriums 
übertragen: die Verwaltung ver landesherrlichen Rechte in den bie 
evang. Kirche betreffenven Ungelegenheiten, und bie Ausübung ber 
evangelifch-fiechlichen Gewalt. Demgemäß gehören in feinen Ges 
(häftsfreis folgende Gegenftänte: 1. Wufficht über ven ew. Cultus, 
2. Aufrechthaltung der Kirchenverfaffung, 3. allgemeine Organiſa⸗ 
tionsangelegenheiten, 4. vie Verhältniffe ver ev. Kirche zu anderen 
Religionen, 5. Leitung der ev. Kirchenvereinigungen, 6. Handbas 
bung und Wahrung der lanbesherrlichen Rechte, 7. Errichtung zc. 
von Decanaten und Pfarreien, 8. Anordnung vou Teiertagen, 
9. Ertheilung von Dispenfationen in beftimmten Füllen, 10. Auf: 
ficht über den Religionsunterricht in den Volksſchulen, 11. Prü— 
fung der Candidaten ver Theologie, 12. Anordnung von Ordina⸗ 
tionen, 13. Erſtattung von Berichten über Befegung 2c. von 
Stellen, 14. alle Befolvungsangelegenheiten ver geiftlichen Diener, 
15. Beauffichtigung der Pfarramtscandivaten, 16. Oberaufficht 
über die Führung der Kirchenbücher, 17. Wrlanbsertheilungen, 
18. Beaufſichtigung und Leitung der Kirchenfonds, 19. Veräuße⸗ 
rung von SKirchenvermögen, 20. Annahme von Stiftungen zu 
kirchlichen Zweden, 21. Ertheilung ver Erlaubniß zu Collecten, 
22. das geiftliche Baumwefen, 23. Beaufjichtigung und Divection 
ber geiftlihen Wittwenfaffe, 24. Erlaffung von Negulativen, 

Die Superintendenten haben ihren Sit in Darm- 
ftant, Gießen und Mainz; ein jeder ift für vie betr. Provinz ein- 
gefeßt. Sie find nur Organe, durch welche das Oberconfiftorium 
gewifje feiner Functionen ausüben läßt. Als folche haben fie 
folgenbe befondere Functionen: 1. Beobachtung bes Firchl. veligiöf. 
Buftandes ver Gemeinden, 2. Beauffichtigung der relig. Yugend- 
bildung in den Volksſchulen, 3. Beauffichtigung ver Amtsfüh— 
zung 2c..der Geiftlichen und Candidaten, 4. Vornahme kirchlicher 


® 
Pe 


230 - Der Staat. 


oder bes ganzen Bezirks berühren, an vie Regierungsbehdrden ote 
die Minifterien gelangen zu laffen. Der Beazirksrath tritt ui 
Einladung der Regierungsbehörde bes Bezirks jährlich regelmäßh 
einmal zufammen. Einen Zufammentritt kann aber auch unte 
beftimmten PVerhältuiffen außergemöhnliher Weife die Regierum 
veranlaffen. Die Sigungen des Bezirksraths find der Kegel nad 
öffentlich. 


Ortsvorſtand. Jede Gemeinde, welche einen eigene, 
oder die Gemeinden, welche einen gemeinfchaftlichen Ortsworftan 
haben, bilpet eine Bürgermeifterei. Das Weitere über vie Ju 
ſammenſetzung, die Wahl, die Functionen des Ortsvorſtandes mt 
feiner Mitgliever j. o. ©. 210 ff. 


Die übrigen oben genannten den Kreisräthen untergeorbiekn 
Lofalbeamten ꝛc. werben an einem anderen Orte ihre Befprechum 
finden. 





4. Die Obermedizinaldirektion 


bildet zunächjt Die berathende und begutachtende Behörde, verm 
fih die Minifterien des Innern und ver Yultiz in Mkevizinal 
fachen zu bedienen haben; fie prüft menfchen- und thierbeiffunbige 
Perfonen, läßt die Apotheken vifitiren und dient der Rechtspfleze, 
indem zu ihrem Gejchäftsfreife auch gehört: a. die Mbfajfung 
und Erftattung ärztlicher Nefponfen und Prüfung ärztlicher Gut 
achten, wenn jie von einer Gerichtsbehörde (oder auch von Pri 
vatperfonen in ampergerichtlichen Fällen) darum erjucht wirt. 
b. die Prüfung und Beurtheilung gerichtlich ärztlicher Inſpectiont 
und Sectionsberichte mit dem bieranf geftüßten Gutachten, wenn 
über das Materielle derſelben over das judicium medicum bei ven 
Gerichtshöfen Zweifel entſtanden find und von biefen ter Reenrs 
an die Obermedicinaldirection genommen wird. 


(Das Mepicinalmwmefen ift durch eine Mevicinalorbnung, 
durch die Mericinaltare, durch die Arzneimitteltare und durch eine 
große Menge von einzelnen Verordnungen und Bejtimmungen nad 
ben verjchiedenften Beziehungen bin geregelt. Das fanitätspolizei- 
liche Berfonal hat fchon 0. ©. 228 ff. feine Befprehung gefunden). 


Berwaltun. Winifterium des Innern. 235 


4. ven Kanzler, 5 den Syndikus, 6. den akademiſchen Senat, 
7. das Lniwerfitätsgericht, 8. das Disciplinargericht, 9. die Bib- 
liothekcommiſſion, 10. die Adminiſtrationscommiſſion, 11. vie Unt- 
verfitätsfanzlei, 12. das Univerſitäts Rentamt und’ vie academiſche 
Quäftur, 13. das Univerfitätsperjonal, 14. ten Collegienhausver— 
walter. 

Diejenigen, welche vie Univerjität beziehen wollen, um fich 
für ven inländiſchen Staats- oder Kirchendienſt vorzubereiten, 
müſſen eine Prüfung beftehen, une zwar wenn fie nach beendigtem 
Gymnaſialcurſus von einem Landesgymnaſium abgeben, vor ber 
für dieſes Gymnaſium angeordneten Prüfnugscommiſſion, — wein 
fie nicht von einem Landesgymnaſium abzeben, vor ber in Darm 
ftapt von der Oberſtudiendirection anzuordnenden Prüfungscom⸗ 
miſſion. | 

Muſeumsbehörden zu Darmſtadt. (vergl. o. ©. 169), 
Das Muſeum zu Darmftart zerfällt in 2 Theile, deren jeder 
einen unmittelber unter dem Minifterium ſtehenden Direc- 
tor bat, a. Die Hofbibliothef und b. vie übrigen Sammlun— 
gen des Muſeums. — Tie Kofbibliothef ift täglih von 
2 — 4 Nachmittags (mit Ausnahme Samftage) und auch unter 
gewiffen Beichränfungen Vormittags von 9 — 12 dem Befuche 
und ber Benukung geöffnet. Sonntage bleibt geſchloſſen. 
In den Nachmittagsftunden werben auch nach beftehenven fpeciellen 
Beltimmungen Bücher außerhalb des Locals verliehen. Won ber 
Benugung im Lokale ift der Regel nach Niemand ausgefchloffen. 
Die Benugung außerhalb des Yofales wird unter gewiffen Voraus— 
feßungen nicht minver bereitiillig geitattet. Die übrigen Samnt- 
lungen des Mufeums find vem Befuche täglich (mit Ausnahme 
Samftags) im Sommer von 10—1 Uhr im Winter von 1LO—12 
Uhr geöffnet. Beſondere Benutung verjelben erfordert beſondere 
Crlaubnif. — 

Die Oberftndiendirection, (vergl. o. ©. 166). Die 
obere Leitung und Aufficht über die Schulen des Landes, mögen 
lie gelehrte, Real- oder Volksſchulen fein, incl. ver Schullehrerfe- 
minarien, ift einer Oberftudiendirection übertragen, welche in Darm⸗ 
ſtadt ihren Sik hat. Die fpecielle Leitung ver Gymnaſien 
und Realſchulen Haben veren ‘Directoren unter der Wufficht 
der Oberſtudiendirection. Ihnen untergeorpnet find bie Lehrer ber 


236 Der Staat. 


Anftalten. Die Elementarfchulen find der Sorge ver Schul 
lehrer, der "Ortsfchulvorjtände und ver Bezirksſchulcommiſſion an- 
vertraut, welche alle der Oberſtudiendirection untergeben find. 
Den Bezirfsihulcommiffionen ift die Aufficht über ſämmt⸗ 
liche öffentlihe und Privatelementarfchulen ver einzelnen Schulbe: 
zirfe übertragen. Sie befteben aus tem Kreisrath des Bezirke 
als Vorfigenven, aus 2 vom Minifterium ernannten Geiftlichen 
als ordentlichen Mitglievern und aus folchen Staatsbürgern des 
Schulbezirks, die ſich beſonders für das Schulwefen intereffiren 
als außerorbentlichen Mitgliedern: (Die Schulbezirfe fallen mit 
den Kreisämtern zuſammen). Zu ihrem fpeciellen Wirkungsfreis 
gehören u. a. Anordnungen periopifcher Unterfuchungen ver Schulen, 
Aufficht Aber vie Schullehrer, Anordnung der Einweifung neu er 
nannter Echullehrer, Ertbeilung ver Erlaubniß zum Austritt aus 
ber Schule für Kinder, die das ordnungsmäßige Alter noch nit 
erreicht haben 2. Dem Ortsiehulvorftand fteht die Auffict 
über die Schule eines Orts zu. Er befteht aus dem Drtsgeift- 
lichen, dem Bürgermeifter und einigen Gemeinbeglievern. Ihm liegt 
ob: Ueberwachung ter Befolgung der über das Schnlweſen be 
jtehenvden Anorbnungen fowohl von Seiten der Lehrer als ver 
Eltern, Mitaufficht über die Verwaltung des Schulvermögens, Auf 
ficht über die in der Gemeinde vorhandenen Privatſchulen. 


7. Rehörden zur Keförderung der Landwirthfchaft, der Kemerbs 
und Handelsinduftrie. 


Der landwirthſchaftliche Verein, (f. o. S. 94). Als das 
Organ der landwirthſchaftlichen Vereine beſteht eine Centralbehörde 
welche aus dem von dem Miniſterium zu ernennenden Präſidenten 
des für die Provinz Starkenburg gebildeten Provinzialvereins und 
dem ebenfalls vom Miniſterium ernannten beſtändigen Secretär bet 
landwirthſchaftlichen Vereine beſteht. Die Centralbehörde hat ihren 
Sitz in Darmſtadt. Die Provinzialvereine wählen ihre Präſiden⸗ 
ten und Secretäre, die in Verbindung mit dem aus mindeſtens 5 
Mitglievern beſtehenden Ausſchuß die Gefchäfte beforgen. Es iſt 
benfelben geftattet, Sectionen für einzelne Theile der Provinz 
zu bilden, ober nach ven verfchievenen landwirthſchaftlichen 


‚Zweigen. 


Verwaltung. Miniſterium des Innern. 235 


4. den Kanzler, 5 den Syndikus, 6. den akademiſchen Senat, 


7. Das Univerfitätsgericht, 8. das Disciplinargericht, 9. die Bib⸗ 


Uot h elcemmiſſion, 10. die Adminiſtrationscommiſſion, 11. vie Uni⸗ 
verſi tãtskanzlei, 12. das Univerſitäts Rentamt und vie academiſche 


NQuccã ſtur, 13. das Univerſitätsperſonal, 14. den Collegienhausver⸗ 
Walter. 


Diejenigen, welche die Univerſität beziehen wollen, um ſich 


Für ven inlaändiſchen Staats- oder Kirchendieuſt vorzubereiten, 


12* 


N 
= 
= 
ex 


> mäffen eine Prüfung bejtehen, und zwar wenn fie nach beenbigtem 


Munaſialcurſus von einem Landesgymnaſium abgeben, vor ber 
für dieſes Gymnaſium angeorpneten Prüfungscommmifjion, — wenn 
nicht von einem Landesgymnaſium abzehen, ver ber in Darm- 
Dt von der Oberftudientirection anzuordnenden Prüfungscom— 
mifſion. | 
Mufeumsbehörden zu Darmſtadt. (vergl. v. ©. 169), 


unmittelbar unter dem Minifterium ſtehenden ‘Direc- 
tor hat, a. Die Hofbibliotbef und b. die übrigen Sammlumn- 
Ken des Muſeums. — Die Hofbibliothek iſt täglich von 
2_4 Nachmittags (mit Ausnahme Sanftags) und auch unter 


® Das Mufenm zu Darmſtadt zerfällt in 2 Theile, deren jeber 
? 


gewiſſen Beſchraͤnkungen Vormittags von 9 — 12 dem Befuche 


Und ver ‚Benugung geöffnet. Sonutags bleibt geichloffen. 
In den Nachmittagsſtuuden werden auch nach befteheuven jpeciellen 
Beitimmungen Bücher außerhalb des Locals verlichen. Von der 
Benugung im Lofale ift der Regel nach Niemand ausgefchloffen. 
Die Benutzung außerhalb des Lokales wird unter gewiffen Voraus— 
feßungen nicht minder bereitivillig gejtattet. Die übrigen Samm— 
lungen des Mufeums find tem Befuche täglich (mit Ansnahme 
Samftags) im Sommer von 10—1 Uhr im Winter von 10—12 
Uhr geöffnet. Beſondere Benutung derſelben erfordert befonvere 
Erlaubnif. — 

Die Oberftndiendirection, (vergl. 0. ©. 166). Die 
obere Leitung und Aufſicht über die Schulen des Lanves, mögen 
fie gelehrte, Real- over Volksſchulen fein, incl. ver Echullehrerfe- 
minarien, ift einer Oberſtudiendirection übertragen, welche in ‘Durm- 
ftadt ihren Sig hat. Die fpecielle Leitung der Gymnaſien 
und Realſchulen haben deren ‘Directoren unter der Wuflicht 
der Oberftubienbirection. Ihnen uniergeorpnet find bie Lehrer rer 


288 Der Staat. 
9. Woßltfätigkeitsanftaften. 


Die Staatsunterftükungsfaffe*) wirt unter der un 
mittelbaren oberen Leitung des Minifteriums ven einem Kaffier 
und Rechner verwaltet. Den SKreisräthen werten Credite bei ter 
jelben eröffnet, aus denen fie Hülfsbedürftigen Unterftügungen an— 
weifen können. Es werben. bei biefen Anmweifungen namentlich fol 
gende Grunbfüge befolgt: 1) wer aus einer Wittwenkaffe over 
aus einem Lokalarmenfonds Unterftügung erhält, bat ver Regel 
nach feinen Anfpruh auf die Staatsunterſtützungskaſſe; 2) nur 
wahrhaft Arme, für welche feine anderen Hülfsquellen offen jtehen, 
haben Anſprüche; 3) 'bloß befchränfte Umſtände geben Feine An— 
ſprüche; 4) wo ergiebige Lokalfonds erhalten ſind, tritt die St. U. K 
nur hülfsweiſe ein; 5) Beiträge zu Käufen, Bauten, ꝛc. find 
dem Zwecke ver St. U. 8. fremd; 6) auf Einen Armen werben 
der Regel nach im Laufe des Jahres nicht. mehr als 10 fl. ver 
wendet. Ä 

Die Landeswaifenanjtalt (vergl. o. ©. 176) wird von 
einer Commiffion unter Borfig des Kreisraths zu Darmſtadt geleitet. 

Das Tandeshospital Hofheim (vergl. o. S. 177) wirt 
ebenfalls von einer Commiffion unter dem Vorſitz des Kreisraths 
in Darmſtadt geleitet. Im Hospital felbft find thätig ein Dire- 
tor für die Sanitäts- und die damit verfmöpfte übrige Polizei; 
ihm untergeordnet find ein Chirurg, ein Hofpitalmeifter und Gel | 
rechner, ein Hausverwalter und Naturalienrechner und ein Geiftlichen 

Der Raufunger Stiftungsfonds (vergl. 0. ©. 173) 
wird durch drei von ven bei dem Stiftsfonds betbeiligten adeligen 
Fumilien zu wählenden vom Großherzog zur Beftätigung zu prä 
jentirenden Mitglieder ver Nitterfchaft geführt, welche ven Titel 
Obervorfteher führen und von welchen ber eine die laufende Der- 
waltung zu beforgen hat. Ein lanvesherrlicher Conmiſſar führt 
die Aufficht über dieſe Verwaltung, 


10. Die Srandaffecurations:Gommiffion: 
(Bergl. 0. ©. 175). Die Verwaltung biefer Anftalt ift eine 
Vrandaſſekurationscommiſſion zu Darmftabt Übertragen, welche von 


*) Durch Verſehen ift diefelbe bei den MWohlthätigkeitsanftalten oben ©. 176 
unerwähnt geblieben. Es wird darum hier einiges Über biefelbe nachge⸗ 
holt, was bort feine Stelle hätte finden müſſen. 


Verwaltung. Miniſterium bee Juſttz. 289 


n betreffenden Kreisaͤmtern nach vorhergegangener Unterſuchung 
ch die Land» ober Friedensrichter 2c. Über die etwaigen Brände 
achricht erhält und die Brandentſchädigung becretirt. 


U. Die Oderrecinungskammer. 


Gehört zum Theil Gierher, weil fie auch bie Revifion und 
n Abſchluß der Gemeinverechnungen beforgt. Da fie aber ımter 
e befonberen Leitung und Aufficht des Finanzminiftertums fteht, 
wird fie paffender dort befprochen werben (j. S. 255). 


. Einftandskaffe und Stants-Affecuranzkafle für die-Stellvertrefung. 


Jeder Kriegsbienftpflichtige kann fich im Militaäͤrdienſte ver- 
sten laſſen. Diefes Necht Hört jedoch mit bem Tage ber Loos—⸗ 
dung auf. Wer fich vertreten Iaffen will, bezahlt in bie Ein⸗ 
ndslaffe eine Einlage, welche in jedem Jahre von dem Miniſterium 
8 Innern beitimmt und öffentlich befannt gemacht wird. Dies 
ıigen, welche weniger als 6 Jahre zu bienen haben, erhalten 
ten verhältnißmäßigen Theil ihrer Einlage zurüd, Kein Ein- 
ber vertritt (der Negel nach) einen beftimmten Einſteller. Alle 
rben überhaupt nur als Einſteher bezeichnet. Die Kaffe wird 
n einem Rechner verwaltet untes ber oberen Leitung bes Mini- 
rinms bes Innern. 


V. Das Mintfterinm der Juſtiz. 


Der Artikel 103 der V. U. fagte eine umfafjende Rechts⸗ 
eßgebung zu, indem es darin heißt: „Für das ganze Großher- 
tthum ſoll ein bürgerliches Geſetzbuch, ein Strafgefeßbuh und 
ı Gefeßbuch über das Verfahren in Rechtsfachen eingeführt wer- 
n." Eine zur Bearbeitung dieſer Geſetzbücher alsbald eingeſetzte 
mmiſſion Hatte ihre Tätigkeit zunächft dem Strafrecht zugewen⸗ 
: and Reſultat diefer Thätigfeit ift das feit 1841 eingeführte 

Strafgeſetzbuch. Vorher galt in den Provinzen Star- 
Iburg und Oberheffen als ftrafrechtliche Norm das römifche und 
aontfche Necht, die peinliche Gerichtsorbnung Carls V. mit. den 
rigen Neichögefegen und einer Anzahl von Partikularverordnun⸗ 
1, jedoch nur in fo weit, als es Praris geworben war; in 
jeinheſſen herrſchte das franzöfiiche Strafgeſetzbuch von 1810. 


2340 Der Staat. 


Sowohl dieſe Verichietenheit ver beiten heile des Landes, als 
tie Unvolllemmenheit ter jtrafrechtlihen Zuſtände biefjeits und 
jenſeits trängte zur Aufrihtung einer das ganze Land umfafjenven 
unb zeitgemäßen Strafgefekzebung. Tas mit ben Ständen be 
rathene Strafgeſetzbuch zerfüllt in 2 Theile, beren erfter in 11 
Titeln von ten Verbrechen und Bergehen und von deren Beſtra⸗ 
fung im Allgemeinen, ter zweite in 17 fortlaufenden Titeln von 
ten einzelnen Verbrechen umt Vergehen haudelt. Begleitet wurde 
das Geſetzbuch, — weil ed nöthig war wegen der Nothwendig— 
feit feftzuftellen, welche ter bisherigen Beftimmungen über Be 
ftrafung ver Verbrechen une Bergehen noch fernerhin, ſei es im 
ganzen Großherzogthum oder in einzelnen Theilen deſſelben Gül⸗ 
tigkeit haben ſollen oder nicht, und gewiſſe Handlungen, deren 
polizeiliche Ahudung das Strafgeſetzbuch unterſtellt, vie aber bisher 
theils gar nicht, theils nicht allgemein bei Vermeidung einer Po— 
fizeiftrafe verboten waren, mit einer folchen zu bebrohen, — von 
einem Cinführungsgefek. ALS zweiter Begleiter gefellte fic, 
weil es nothwenvig geworten, die Zuſtändigkeit der Strafgerichte 
zum Theil neu zu beftimmen und tie Vorfchriften der in ben 
verfchievenen Theilen des Großherzogthums geltenden Gefege mit 
dem Geſetzbuch in Einklang zu bringen, ein Competenzgefeh 
hinzu. — Gleichzeitig trat das gleichfalls mit den Ständen be 
rathene Feldſtrafgeſetz in Wirkſamkeit. 

Ein Militärftrafgefegbuch ift fchon im Sabre 1822 
erlaffen worden (f. u. Kriegsminifterium S. 268.) 

Ein Forftftrafgefeg wurte im Iahre 1837 publicirt. 


In Zollftraffachen gilt die Zolljtrafgefeßgebung des deutſchen 
Zollvereins. 

Ein allgemeines Geſetzbuch über das Verfahren in 
Strafſachen fehlt zur Zeit noch, wohl aber iſt der Entwurf 
dazu nebſt Motiven bereits ter Oeffentlichkeit unterbreitet. Bis 
zur demnächſtigen Einführung deſſelben iſt indeſſen ein proviſori⸗ 
ſches Geſetz gegeben, welches auch für Starkenburg und Oberheſſen 
Oeffentlichkeit und Mündlichkeit mit Schwurgerichten in ben be 
beutenderen Fällen einführt, fowie ein anderes, welches aus dem 
bisherigen Strafproceß wefentlihe Gebrechen entfernt. In Rhein⸗ 
heſſen ift ber code d’instruction criminelle bis dahin gültig. 


Verwaltung. Minifterlum der Juſtiz. 241 


Im Civilrecht gilt immer noch eine fehr bunte Regislatton. 
Schon zu Ente des vorigen und Anfang tes jeßigen Jahrhunderts 
war dieſe vielfarbig genug. Als das geltende Civilrecht zeigte fich 
das römiſche und canonifche Recht, vie Neichsgefetgebung, das 
longobardiſche Lehnrecht, das Katzenelnbogiſche, das Solmſiſche 
Landrecht und eine Maſſe von Einzelverordnungen. Die im An- 
fang dieſes Jahrhunderts erworbenen Vande führten neue Statutar- 
rechte: das Stadrecht von Wimpfen, das Mainzifche, pas Pfälzifche 
vandrecht, das Landrecht der Grafichaft Erbach und Herrfchaft 
Dreuberg u. a. m., fowie eine Maffe von Einzelverorpnungen 
hinzu, die oft nur ein glüdlicher Zufall auffinven ließ und Täßt, 
jo daß nicht felten darüber Beweis aufgelegt und geführt wird, 
ob fie eriftirten ober publicirt wurden. Und zu diefen allen famen 
nun noch feit 1820 eine Maffe neuerer mit ven Lanpftänden 
vereinbarter Cinzelgefete. Als die Provinz Aheinhefien erworben 
wurde, brachte dieſe auch ihr Civilgefekbuch, ven code civil und 
den code de commerce binzu. Für Bearbeitung eines biefen 
Wirrwarr verträngenden Civilgeſetzbuchs iſt die Gefeßgebungscom- 
miffion ebenfalls thätig geweſen und hat bereits Entwürfe zu ein- 
zelnen Theilen besjelben’ ausgearbeitet. 


Im Civilprozeß yilt in ven Provinzen Starfenburg und 
Oberhefjen die von Ernſt Ludwig im 9. 1724 publicirte Civil 
progeßorbnung , welche in 3 Theile zerfällt (das Verfahren bei 
den Untergerichten, bei ven Mittelgerichten, bei dem Oberappella- 
tionsgerichte behandelnd.) Cie aboptirt die Grundfäge des allge. 
meinen beutjchen ivilprozefjes, welche, va dieſe Prozeßordnung 
nicht ſehr ins Kinzelne geht, als ſubſidiäres Necht gelten und viel⸗ 
fah in Uebung fint. Außerdem berricht eine Anzahl won Par 
tikularverordnungen, welche vie Lücken jener Prozeßordnung ausfüllen 
helfen, fie vielfach modificiren ꝛc. Zum Theil hat fich das Civil⸗ 
verfahren auch durch die Praris ausgebildet. Ein Beifpiel bafür 
ift der Executivprozeß, der lediglich ein Kind derſelben ift. — 
In Rheinheſſen ift die franzöfifche Civilprozeßordnung einheimifch. — 
Diefe Verſchiedenheit in den diesſeitigen und jemjeitigen Provinzen 
hat auch in viefem Zweige ver Gejetgebung zu Reformen binge- 
brängt, und bie Gefeßgebungs - Commiffion ift auch in dieſer Be— 
ziehung thätig geweſen. Die deßhalb gemachten Entwürfe \ollen 
Walthers Hefien. \6 


242 Der Staat. 


aber den Ständen erft dann vorgelegt werben, wann Das Civilge⸗ 
ſetzbuch hingegeben ift. 

Im Wechſelrecht gilt die allgemeine dentſche Wechſel⸗ 
ordnung Das Wechfelverfahren in ben Provinzen Star 
fenburg und Oberheſſen ift durch ein bejonderes Geſetz regulirt. 

Das Staatsrechht des Großherzogthums hat feinen Kern 
und Mittelpunkt in der Verfafjungsurfunde und iſt S. 194 ff. be 
iproden worden. — 

Die Verwaltung der Yuftiz nach den angeführten Gefek- 
büchern 2c. bat nun das Juftizminifterium mit ven ihm 
untergeordneten Behörden und Stellen. 

Das Yuftizminifterium Hat folgende Wttributionen: 1. bie 
. Auffiht über ſämmtliche Ober- Mittel- und Untergerichte, 2. bie 
ber Yuftizorganifation entfprechende Correſpondenz mit den Juftir 
behörven, 3. die Aufſicht über die Advokaten und die, welche die 
willführliche Gerichtsbarkeit ausüben, 4. die Erledigung der Re 
curje wegen verzögerter oder veriweigerter Zuſtiz, 5. die DBegnabi 
gungsgefuche aller Art, infofern fie fich nicht auf den Erlaß von 
Disciplinarftzafen, die in dem Wirkungsfreis eines andern Mi 
nifteriums, oder ſolcher Strafen, die in Gemäßbeit finanzieller Ge 
fete erfannt find, beziehen, 6. Errichtung von Majoraten oder 
Tamiltenfideiconmiffen, Conſens zu Veräußerungen ber leiteren, 
Legitimationen unebeliher Geburten, Moratorien und bie Ber 
wilfigung dier gefetlich zuläffigen Ausnahmen von ven Gefegen, 
7. die Verfügung über die ver Verwaltung der Yuftiz budgetmäßg 
zugewiefenen Summen, 8. die Verhandluugen mit ben Lanpftänder 
über Gegenſtände des Yuftizpepartements und über das Ausgabe 
budget deſſelben. Im Sinne diefer Attributionen find ihm fol 
gende Stellen zur Ausübung der Rechtspflege in Civil- und Straf 
ſachen untergeorbnet. 


l. Das Ober-Appellations und Laflafions = gericht. 

Es ift die oberfte Gerichtsftelle für die 3 Provinzen und 
in feinen Gefchäftsfreis gehören: 1) vie oberfte Leitung der Yaftie 
pflege, 2) bie letzte Entſcheidung ver Rechtsfachen und zwar A) 
in Unjehung ver bürgerlichen Gerichtsbarkeit, B) im Anſehung ber 
Stenfgerechtigkeitspflege a) als NRenifionsgericht in Sachen wo anf 
2jahrige Buchthausftrafe oder auf eime berfelben gleiche ober 


Verwaltung. Miniſterium ver Yuftiz. 248 


höhere Strufe erfannt ift, und weitere Vertheibigung um befjeres 
Recht geführt wird, b) als Uppellationsgericht in allen Fällen, 
wo mehr als bürgerlicher Arreſt zur Strafe auferlegt worden tft 
und der Angeſchuldigte feine völlige Unſchuld beweifen will, c) als 
Forfte und Polizeigericht 3. Inſtanz für bie Provinzen Starken⸗ 
burg und Oberheffen d) als Gaffationsgericht. Als folches ent, 
ſcheidet es über die Geſuche um Caſſation der von ben Ge 
richtshöfen in letter Suftanz gefällten Urtheile, über die Geſuche 
um Verweiſung einer Rechtsſache von einem Gericht an das 
andere, wegen Verlegung der Gefete, ſowohl in ber Form des 
Verfahrens, als in der Hauptſache. 


2. Hofgerichte. 

Die oberfte Gerichts-Inftanz in den Provinzen Starkenburg 
und Oberheſſen bilden vie Hofgerichte in Darmftadt und Gießen. 
Zu ihrem Gefchäftskreife gehören folgende Gegenftänbe: 

1. Die Beforgung der Rechtspflege in a. bürgerlichen 
Streitigleiten in zweiter Inſtanz, b. in Strafſachen, worin bie 
Unterbebörven nicht für fich ftrafen fünnen. Bei jedem ber beiden 
Hofgerichte iſt für folche Sachen, worin die Unterbehörben nicht 
firafen Tönnen, ein Criminalfenat gebilbet und ein Staatsanwalt 
beftelit, welcher die DVerrichtungen auch bei dem Aſſiſenhofe zu 
verfeben bat. Der Griminaljenat verweift die -von dem Unter⸗ 
fuchungsrichter gefchloffene Unterjuchungsfache nach vorheriger Prü- 
fung an bas Affifengeriht, ober an das Polizeljtrafgericht, wo 
bie Sache dann zum Urtbeil kommt, in erfterem alle mit Zu- 
ziebung von Gefchwornen, im letteren ohne ſolche. Das Affifen- 
gericht verfammelt fich im jedem Wierteljahre einmal. Es beiteht 
ans einem Präfiventen und 4 Richtern, aus dem Staatsanwalt 
bes Griminalfenat3 und aus einem Secretär des Hofgerichts. Das 
babei thätige Schwurgericht beſteht aus 12 unter 30 geloften 
Geichiworenen. Die unterfuchenden Behörden, jedoch unter ber 
Direction des Hofgerichts, find die peinlichen Gerichte in An⸗ 
ſehung der Special- Inquifition bei größeren Verbrechen, — bie 
Landgerichte und Stadtgerichte in Anfehung ver General-Inquifition 
und auch ber Special-Inguifition bei geringeren Verbrechen, — bie 
in peinlichen Fällen etwa befonbers angeorbnet werdenden Com⸗ 
miffionen. — Wenn gegen Straferfenntniffe ber Untergerichte 

16* 


246 Der Giant. 


das Zuchtpofizeigericht, oder bei größerem Belange an bie Anklage⸗ 
fammer. Wenn die Anklagelammer den Gegenftaud zu einer Anklage 
für geeignet finvet, fo kommt die Sache vor das Affiiengerict. 
Diefes verfammelt fich in jedem Vierteljahr einmal und beftcht 
aus einem Präfiventen und 4 Richtern; das babei thätige Schwar- 
gericht aus 12 unter 30 geloften Gefchwornen. 

Das Bezirksgericht in Alzey als Hanvelsgericht hat ebenfo 
wie das befondere Handelsgericht in Mainz in allen Streitigfeiten 
über Verpflichtungen zwiſchen Handelslenten und Banquiers, zwiſchen 
allen Perfonen in Streitigkeiten über Hanbelsgejchäfte, über bie 
Klagen gegen die Factoren und Commis, über die Schuldſcheine 
der Einnehmer, der Zahlmeifter ꝛc., oder anderer Rechnungspflid- 
tigen von öffentlichen Kafjen zu erfennen. 


6. Das Handelsgericht zu Mainz.‘ 
(Bergl. oben Bezirkögerichte.) 


7. Das Nheinzoflgericht 


in Mainz ift conftitwirt zur Ausführung ber Stipulationen der 
Rheinfchifffahrtsconvention. Seine Competenz erftredt ſich über 
alte in der Convention vorgefehene Fälle. Appelle gegen fein 
Sentenzen, welche nur in gewiſſen beftimmten Fällen zuläffig find, 
gehen an das Bezirfsgericht in Mainz. 


8. Friedensgerichte. 


Sie beftehen nur in Rheinheſſen und es beſtehen deren in 
ber ganzen Provinz 12, von denen 7 zu dem Bezirksgericht Main 
und 5 zu dem Bezirksgericht Alzey gehören. Die Friedensgerichte 
haben zunächft die Aufgabe, die Parthieen zu vergleichen und, im 
Falle ihnen dieß nicht gelingt, fie einzuladen, ihre Sache durch 
Schiedsrichter enticheiven zu laſſen. Herner Haben fie in ven 
meiften kleineren bürgerlichen Nechtsitreitigleiten das Amt eines 
Civilrichters, theils nur in erfter Inſtanz, fo daß eine Berufung 
an bie Bezirfsgerichte ftatt finden kann, theils in erfter um letzter 
Inſtanz. Sie erkennen in bloß perfönlichen oder Mobiliarſtrei⸗ 
tigleiten bi8 zu dem Werthe von 50 Franken ohne, und bis zu 
den Werthe von 140 Franken mit Appellation. Sie haben ferner 


VBerwaltung. Mimniſterium ber Yuftiz. 247 


Alte ber freiwilligen Gerichtöbarkeit, als: den Vorfig im 
rath, das Anlegen und Abnehmen ver Siegel bei Sterb- 
bie Ausitellung ver Notarintsafte bei Heirathen ꝛc. Sie 
ber andy das einfache Polizeigericht und haben die niederen 
efälfe, welche hauptſächlich Feldfrevel, Zuwiderhandlung gegen 
a⸗, Fremden⸗, Feuer⸗ und Gefunbbeitspolizei, verbotene 
‚ einfache Imjurien zum Gegenftande haben, und mit einer 
von höchſtens 15 Franken, und mit einer Gefängnißftrafe 
yöchltene 5 Tagen verpdnt find, abzuurtbeilen. Sie find 
auch Hülfsbeamte der Gerichtspoligei und Haben als folche 
meiationen anzunehmen und barüber zu berichten, auch bie 
ißheit eines DVergehens over Verbrechens auf frifcher That 
uftellen und deßhalb Hausfuchungen anzuorpnen, Zeugen zu 
nehmen ac. 


9. Notarien. 


Die franzdf. ivilrechtsperwaltung beruht theils auf nicht 
echt Tprechenvden Unftalten, theils auf Mecht fprechenten An- 
alten. Unter den nicht Recht fprechenven fteht pas Notariat oben 
. Die Nptarien, welche nur in der Provinz Rheinheſſen be- 
eben, find die öffentlichen Zeugen in fubjectivem und objectivem 
’inn. Durch fie bezeugt der Staat und ihr Zeugniß wird für 
m Staat und die ganze Gefellichaft geführt und verwahrt. Sie 
sen Gontracte, Schuloverfchreibungen und Vergleihe und alle 
ıvere bie willführliche Gerichtsbarkeit betreffenden Afte auf, vie 
e Summe von 150 Franken überfteigen. Notariatsbeurfundungen 
ben vollen Glauben und ein Zeugenbeweis gegen fie wird nicht 
gelaffen. Der Notar führt über alle von ihm vorgenommenen 
anblungen eine Regiftratur und ift für die Verwahrung berfelben 
rantwortlih. Hat ver Gläubiger die Ausfertigung feiner Schuld⸗ 
wichreibung verloren, fo findet er das Original bei dem Notar 
ieder. Auch Haben die Notare ein wichtiges Amt bei Erbver⸗ 
eilungen, da ihnen bie Fertigung von Inventarien und bie Leitung 
6 (Erbvertbeilungsgefchäfts zuſteht. Da die Wirffamfeit ver 
totarien nur in dem Vertrauen des Publikums begründet ift, fo 
eftimmt das Geſetz, daß in jedem Friedensgericht minveftens 2 
totarien angeftellt fein müfjen, damit jedem die Wahl des Beam⸗ 
m freiftehe. 


248 Der Staat. 


10. gerichtsoollzieher. 

Auch fie fommen-nur in Rheinheſſen vor. Sie haben ven 
bie richterliche Thätigkeit vorbereitenden Akt, die Vorlapung, -unb 
ben dieſelbe ins Leben überführennen Akt, vie Vollſtreckung bes 
Urtheils. Für die Vollftredung der Eivilerfenntniffe durch biefelben 
zu forgen, ift Sache der obfiegenden Partei, die der Criminaler- 
fenntniffe betreibt der Staatsanwalt. Auch der Gerichtsvollzieher find 
viele, damit die Parteien fich einen nach ihrem Vertrauen wählen 
und wenn fie mit ben Leiftungen des Gewählten nicht zufrieden 
find, das Geſchäft an einen andern überweiſen können. 


11. Hypothekenbewahrer. 


Zur Führung der Bücher, in welche die Vorzugs- und bie 
Unterpfandsrechte einzutragen find, ſind befondere Beamte, bie 
Hhpothefenbewahrer,, in Rheinheſſen beftellt, einer für jeben ver 
beiden Gerichtsbezirfe (Mainz und Algen), fo daß fich ver Ge 
Thäftsbezirf eines jeven dieſer Beamten auf alle in dem Bezirke 
gelegene Liegenfchaften und nur auf diefe erftredt. Ihre Aufgabe 
kann man unter folgende Hauptftüde bringen: 1. Ste haben ein 
Tagebuch zu halten, in welchen fie Tag für Tag unter fortln- 
fenden Nummern die Schriften anzumerfen haben, bie bei ihnen 
zum Behuf der Trans- oder Infeription eingereicht werden. 2. Gie 
haben tenen, welche auf die Trans- oder Infcription antragen, ein 
Bekenutniß über das Suchen, mit Bemerkung der Nummern, unter 
welchen bie eingereichten Schriften in dem Tagebuche angemerkt 
worden find, auszuftellen. 3. Sie haben Hierauf beziehungsweile 
bie Zrans- oder Inſcription in die dazu beftimmten Bücher unter 
ben Datum und in berjelben Ordnung, wie die Eingaben im 
Zagebuche angemerkt find, alsbald zu bewerfftelligen. 4. Sie 
haben die Forberungen, welche auf einem BVeräußerungsvertrage 
beruhen, deſſen Zransfeription bei ihnen Fewerfitelligt worven ifl, 
von Amtswegen zu inferibiren. 5. Haben fie bie von ihnen ge 
ſchehenen Iuferiptionen, unter den in den Geſetzen beitimmten Be 
bingungen, zu befchränfen oder auszuftreichen. 6. Haben fie einem 
jeden, der e8 verlangt, eine Abjchrift von den inferibirten Erwer⸗ 
bungsurkunden, over eine Abfchrift von ven gefchehenen Infcriptionen, 
oder ein Zeugniß, daß auf eine gewiſſe Liegenfchaft Fein Vorzug 
oder Unterpfandsrecht eingetragen fei, auszuftellen. 


Berwaltung. Miniſterium ver Finanzen. 249 


12. Advokaten. 


Advolaten oder Nechtögelehrte, welche es fich zum Berufe 
gemacht Haben, Anderen in ihren Streitigfeiten über das Mein 
und Dein (Civilftreitigkeiten) und bei Aufchulbigungen von Ver⸗ 
brechen mit ihrer Nechtsfenntnig beizuftehen, find bei jebem ber 
beiven SHofgerichte des Landes (Gießen für Oberheſſen, Darmitabt 
für Starkenburg), fowie bei dem Obergerichte in Mainz eine gewiſſe 
Anzahl beſtellt. Die Zahl verjelben ift in Darmftabt auf 50, in 
Gießen auf 30, in Mainz auf 20 beſchränkt. Die venfelben für 
isre Bemühungen zu bezahlenten Belohnungen find durch eine 
Zarorbnung beftimmt. Iſt eine Parthie in einem Civilprozeſſe 
ober ein Ungefchulpigter zu arm, um einen Advokaten aus - feinem 
Bermögen bezahlen zu können, fo wird ihn ein Anwalt, welcher 
ihm unentgeltlich dienen muß, ein fogen. Offiziafanmalt vom Ges 
richte beigegeben nnd die Arvocaten find verpflichtet, fich als Offi⸗ 
zialanmwälte beftellen zu Taffen. 


VI. Das Minifterimm der Finanzen. 


Die Einnahmen des Staats fließen aus den Domänen 
und Negalien, ans den birecten und inbirecten Steuern und aus 
verſchiedenen befonveren Quellen. 

Die Domänen zerfallen in Cameral- und Forft-Tomänen. 
Die erfteren beftehen in Gütern, Häufern und Mühlen, in Gülten, 
Renten und Zinjen, in Steinbrühen, Salz, Berg: und Hütten» 
werfen 2c.; vie lesteren in Forſten, Jagden und Fiſchereien. 
Die Einkünfte der Domänen find in der fFinanzperiote von 
1851/53 auf 1,762579 fl. weranfchlagt. — Dur die B. U. 
wurde beftimmt, daß !/, ber ſämmtlichen damals vorhandenen 
Domänen, nach dem Durchichnittsertrag der reinen Einfünfte be- 
rechnet, nach der Auswahl des Großherzogs, an den Staat abge- 
geben, um mittelft allmäbligen Verkaufs zur Schulventilgung ver- 
wenbet zı werten, ferner vaß bie zwei übrigen Drittheile das ſchuldenfreie 
unveräußerliche Familleneigentbum des Großh. Haufes bilden follen. 
Die Einkünfte dieſes Familienguts follen jedoch in den Budgets 
aufgeführt umb zu Staatsausgaben verwenvet werben; die zu ven 
Berürfniffen des Hauſes und Hofes erforterlichen Summen find 
aber darauf vorzugsweiſe rabicirt. Das \/,, welches zur Etaatsfchulpen- 
tilgung zu verwenden war, iſt conſumirt. 


2350 Der Staat. 


Die Regalien befteben in dem Negalitäts- Einkommen 
von Wafferfällen, wozu die Wafferfallzinjen gehören, welche von 
Mühlen und andern die Wafferfraft benutzenden technifchen Werten 
zu entrichten find, dem Salinen- und Bergwerlsregal, dem Poft- 
regal, dem Münzregal zc. 

Unter directen Steuern werten im Großberzogtbum 
Heſſen diejenigen verftanden, welche ver Summe nach vorber befannt 
find und auf die fteuerbaren Objecte repartirt werben. “Die ftener- 
baren Objecte find: 1) die reinen Erträge ver Grunpftäde 
Gebäude und ver auf Grundeigenthum vabicirten Gerechtſame, 
Renten und Gefälle, 2) das Gewerbeinfommen, 3) das auf ber 
perjönlichen Erwerbfähigfeit der Etaatöbürger beruhende Einkommen, 
Sie beſtehen demgemäß in: 1) ver Grunbfteuer, 2) der Gewerbe 
ftener, 3) ver Perfonaljteuer. 

Die Grundftener beruht darauf, daß von allem Grm 
vermögen nach Verſchiedenheit feiner Eulturart, als Weder, Wieſen 
Gärten, Weinberge, Wälder, Gebände und Zehnten und Zinſer, 
ber mittlere reine Ertrag durch Schätung der Claſſen ausgemiittelt 
und dieſer als Steuercapital in Anſatz gebracht wird. Es bildet 
alſo das reine Einkommen von Grundvermögen, welches jeder 
Beſitzer bei ordnungsmäßiger Benutzung deſſelben erzielt, ven Maß⸗ 
ſtab der Beſteuerung dieſes Vermögenstheils. — Die Gewerb— 
ſteuer beruht im Ganzen darauf, daß jedem Gewerbe ein muth⸗ 
maßliches Minimum feines Reinertrags nah 7 Claſſen und in 
biefen nach dem Rang der Orte verſchieden, als Steuerlkapital 
angefeßt und ver größere Umfang ber Gewerbe nach ver Zahl 
ber befchäftigten Gehülfen oder dem Miethwerth des Gefchäftstofals 
bemeijen und darnach dem Normalfteuerfapital ein Zufak gemadt 
wird. — Die Perfonalftener beruht auf der Unterftellung 
daß der Miethwerth der Wohnung im Zweifel ein Mafftab für 
das Gejammteinfommen der Steuerpflichtigen fei und nimmt daher 
nah 9 Claffen den Miethwerth ver Wohnungen abzüglich ver 
zum Betrieb der Gewerbe und der Landwirthſchaft erforberlichen 
Lokale als Steuercapital an. — Die birecten Steuern find in 
ber Finanzperiode von 1851/53 zu 1,934940 .fl. vorgeſehen 
worden. 

Unter indirecten Steuern werben biejenigen verftanben, 
weiche entweder für. ven Genuß und Verbrauch beftenerter Gegen 


Verwaltung. Miniſterium der Finanzen. 251 


ftände bes Verbrauchs und ver Verzehrung, ober für die Benutzung 
von befonveren Staatsanftalten, ober fir den Durchgang und ben 
Transport von Waaren auf den Flüffen und Straßen des Groß. 
berzogthums, ober enblich für die Ertheilung gejeglich nothiwenbiger 
Eonceffionen nach gejeglich beftimmten Tarifen und Anſäatzen als 
dann errichtet werben müflen, wenn ber in dem Geſetz bezeichnete 
Fall eintritt. Es beitehen vermalen im Großherzogthum folgende 
inbirecte Auflagen: 1. Trankſteuer von Wein, Obftwein, Bier und 
Branntwein und Zapfgebühr vom Wein; 2. die Salzregie; 3. Jagd⸗ 
wohfenpäffe; 4. Wafferzölle auf dem Main; 5. das Rheinſchiff⸗ 
fahrtsoctrei; 6. Chauſſeegeld; 7. Brüden- und Ueberfahrtsgeld; 
8. Abgabe von Öffentlichen Waagen; 9. Sporteln in Rheinheſſen 
und von ben Yichämtern; 10. Gerichts- und Adminiſtrativſtempel; 
11. Collateralgelver; 12. Abgabe von Hunden; 13. Ein-, Aus 
und Durchgangszoll. — Die indirecten Steuern bilden ven erheb- 
lichſten Theil der Stantseinnahme; ihr Ertrag ift in der Finanz. 
periovbe von 1851/53 auf rauhe 3,506289 fl. angefchlagen. 
Nur 3 Arten verjelben erjcheinen im Ganzen als allgemeine 
Confumtionsftenern, die Zranfftener, die Salzregie und bie Zoll- 
gefälle; als Retribution für vie Benugung fpezieller vom Staat 
unterbaltener Anftalten find zu betrachten: vie Wafferzölle, das 
Ehaufjee- und Brüdengelv, die Wanggebühren, fowie die Sporteln 
und ber Gerichtsſtempel, währenn ber Adminiſtrativſtempel zum 
erheblichen Theil in inbirecter Beftenerung verjchiedener Hanblungen, 
namentlich Vergnügen zc. befteht. Die Collaterafgelver bilden eine 
Beftenerung des Beſitzwechſels. 

Die Ansgaben des Staats befteben 1. in Laften und 
Abgängen (Laften auf ben Domänen, Branpverficherungsbeiträge, 
Entfchäpigungen für Frohnden, fir verlorenen Bezug inbtrecter 
gaben, für Leibeigenfchaftsgefülle, anderer Renten, Ausfälle, Ab⸗ 
gänge und Nachläffe von dem Einkommen ber virecten und indirecten 
Steuern); 2. Verzinfung der Staatsſchuld; 3. Penfionen,; 4. Be⸗ 
bürfnig des Großberzoglichen Haufes und Hofſtaats; 5. Koften 
der Landſtände; 6. Ausgaben zur Unterhaltung des Militärs umb 
der Militäranftalten; 7. Ausgaben für die verfchievenen Civil⸗ 
Minifterien und ihre Behörven und Anftalten. 

Das Finanzminifterinm, welchem bie obere Reguliruug ver 
Etaatseinnahme und Ausgabe zunächſt obliegt, Hat folgenden 


252 oo Der. Staat. 


Geſchaͤftskreis: 1. die Leitung der gefammten Finanzverwaltung und 
bie Erlaſſung der Reglementarverfügungen, welche darauf Bezug 
haben; 2. die Correſpondenz mit den Finanzbehörden; 83. bie 
oberfte Verwaltung ſämmtlicher Domänen nnd Negalien; 4. das 
ganze birecte und inbirecte Steuerwejen; 5. das Münzivefen; 
6. die Staatsſchuld; 7. das geſammte Staatsfaffen- und Cautions⸗ 
weien; 8. das gefammte Staatsrechnungsweien; 9. die Aufftellung 
des Staatsbudget und die Sorge für deſſen Befolgung; 10. bie 
Anmweifung der Summen, welde die Civillifte bilden, oder ben 
übrigen Minifterien zur Verfügung überwiefen find; 11. der Waffer, 
Straßen- und Brüdenbau, fofern er auf üffentliche Koften betrieben 
wird; 12. vie Gnadenerlaſſe, "die in dieſem Verwaltungszweige 
erfannt worden find; 13. die Verhandlungen mit ben Lanbftänden 
über Gegenftände biefes ‘Departements. 

Zur Ausführung feiner Aufgaben dienen ihm folgende Be 
börben : 


1. Die Prüfungs -Commiffion 


für Diejenigen Candidaten im Finanz. und technifchen Fach, welde 
zum Zwed ihrer Verwendung im Dienjt des Finanzdepartementd 
die vorgefchriebenen Prüfungen beftehen wollen. Dieſe Prüfungen 
find a. allgemeine, b. fpezielle erjter Art, d. 5. folche, die zu 
einer dem Gentralcolleg bes Finanz und technifchen Fachs unmittel⸗ 
bar untergeordneten ‚Stelle befähigen, c. fpezielle. zweiter Art, 
d. h. Solche, welche fich auf eine, einer Lofal-, Finanz ober tech⸗ 
nischen Behörde untergeorpnete Stelle beziehen. Die Prüfungen 
unter a. und b. werben von einer bejonvers gebildeten Prüfung 
Commiffton vorgenommen, die unter c. unter ‚Leitung des Referen⸗ 
ten ber betr. Gentralftellen vorgenommen. 


.2. Die Hauptſtaatskaſſe 


hat zum Zwecke, die ſämmtlichen Staatseinkünfte aufzunehmen und 
zu vereinnahmen, barans bie gejammten Staatsausgaben entiweber 
unmittelbar oder durch Zahlung ar vie für einzelne Zweige ver 
Anminiftration angeordneten befonderen Zahlämter oder Spezial 
verwaltungen zu bejtreiten, und beites, Einnahme und Ausgabe 
auf den Grund des Staatsfinanzbungets centralifirt zu verrechnen. 
Sie bat demzufolge von dem TFinanzminifterium: vie erforberfichen 


Verwaltung. Minifterium ber Finanzen. 258 


Beifungen über ihren Gefchäftsbetricb zu empfangen unb anzu- 
nehmen , das Finanzminifterium in beftändiger Ueberficht und 
Kenntniß der gejammten Gejchäftsführung ver Hanptitantsfaffe zu 
erhalten, und vie Aufficht über das inftructionsmäßige Verfahren 
ver Recepturen zu führen, infoweit es das Kaflen- und Nechnungs- 
weien berfelden in ihrem Verhältniß zur Hauptſtaatskaſſe betrifft. 


3. Die Staafsfchulden-Tilgungskaffe. 
(Bergl. a. ©. 216.) 


Unter ver früheren Verfaſſung ver Landgraffchaft Heffen- 
Darmſtadt theilten ſich vie Staatsjchulden in Landes- und Kam⸗ 
merſchulden. Erſtere waren folche, welche von ven Landſtänden 
durch ihre eigenen Organe zu Xaften ver verfchiebenen damaligen 
Ianeftänd. Kaffen contrahirt worden waren, legtere aber folche, 
welche von dem Regenten auf das Kammergut, für diejenige Kaſſe 
aufgenommen wurden, welche bie auf dem Domanial-Eintommen 
ruhenden Staatsausgaben zu beitreiten hatte. Beide Arten waren 
ichon bedeutend vorhanden, als Ludewig X. zur Regierung Tam; 
fie mehrten ſich von ba an noch beveutend durch vie Kriegsijahre, 
und vie Schulden, welche auf den Entſchädigungs-Landen hafteten 
und welche von ihrer neuen Regierung übernommen wurden. Durch 
das Staatsfchulden- Zilgungsgefeg vom 29. Juli 1821 wurben 
nun färnmtliche auf dem Großherzogthum haftende Paffivfapitalien, 
welche bisher in Generalfajfe, Debitlaffe und in ven lanbftänd. 
Kaſſen verrechnet wurden, fowie die von fremden Gouvernements 
und von Corporationen noch zu übernehmenven Kapitalichulpen, 
ferner die Schulen ber Chauffeefaffe und rer Flußbaufaffe für 
allgemeine nach ver Verfaſſungsurkunde von den Ständen garantirte 
ohne ftändifche Einwilligung nie zu vermehrenden Staatsjchulten 
erlärt, welche von nun an aus ver St. ©. T. K. verzinjt und 
abgetragen werben follten. Zugleich wurbe erklärt: daß dieſe 
Schulden auf den gefammten Lanbeseinfünften insbejondere auf dem 
zur Schulventilgung gewidmeten Drittheil der Domänen ruhen 
ſollten, unbeſchadet der Spezialhypotheken, welche einzelnen Kapitalien 
gegeben worden jeien. 

Die Staatsſchuld beftanp im 3. 1821 aus 1. einer liqui- 
den, 2. einer tlliquiven, 3. einer fchiwebenden Staatsihult. Die 
Ihwebenpe Staatsſchuld, welche aus fämmtlichen beim 


254 Der Staat. -- 


Schluß der Bücher für das Jahr 1820 außer der liquiden und 
illiquiden Schuld noch vorhandenen Zahlungsverbindlichkeiten beſtand, 
wurde einer Hauptreſtenkaſſe überwieſen, welche fie mit der Ein 
nahme von früheren Rückſtänden tilgen follte, und welche bis 
1838 beftand. Die liguide und illiquide Schuld betr 
am 1. Ianuar 1824 15,409999 fl. und war ber Wirkſamkeit 
der Schulventilgungsfaffe überwieſen, welche durch das Staatsjchul- 
dentilgungs⸗Geſetz vom 29. Iumi 1821 beftimmt war. Sie be- 
trug Ende 1832: 12,979260 fi. Sie betrug, nachdem für 
Straßenbauten, Eifenbahnen, Folgen der Ereigniffe des Jahres 
1848 :ıc. neue Anlehen nöthig geworben waren, Ende 1850: 
16,209803 fl. 12%/,, kr. Da aber bie Activen der Statt 
ſchuldentilgungskaſſe (heftehend 1. in älteren Staatsactivlapitalien, 
2. in ausgeliehenen Staatsactivfapitalien, ausgeliehen nach Maas⸗ 
gabe ver Gefee von 1836 betr. die Abldfung der Grunbrenten 
[fm Betrag von 12,326103 fl. 11°), fr.) 3. in ausftehenden 
Binfen :c., 4. in Kaſſevorrath) Ende 1850: 12,540579 fi. 
23 !/, tr. betragen, fo ift Stand ver Paffiven ober der eigent- 
lichen Staatsſchuld Ende 1850: 8,669223 fl. 48°/,, fr. 


Die Staatsſchulden-Tilgungskaſſe tft biejenige 
Gentralftelle, welche die noch nicht liquidirten Staatsſchulden liquid 
zu ftellen, die Zinfen ber verzinslichen Staatsfchuld zu bezahlen 
und bie Staatsfchulden nach und nach zu filgen hat. Die Direction 
führt ein unter ver oberen Leitung des Finanzminifteriums vom 
Großherzog zu ernennender Staatsdiener und ein bon beiden Kam 
mern der KLanbftände zu wählendes Mitglied einer ber beiben 
Kammern. Die Fonds zur Verzinfung nimmt fie aus den Zinfen 
berjenigen Activ-Rapitalien, welche ihr aus anderen Kaſſen über 
wiefen werben, ferner aus benjenigen Beiträgen, welche zur Dedung 
des weiteren Bedarfs aus eigends dazu beſtimmten Recepturen 
eingezahlt werden ſollen. Als Fonds zur allmähligen Tilgung der 
Staatsſchuld find hauptſächlich der oben genannte britte Theil ber 

omänen beftimmt, bie nach und nach verfauft wurden, alle ge 
vichtliche Depofiten, alle Baar eingehenden Cautionen, viejenigen 
Gelder, die aus anderen Kafjen überwiefen werben. 








Verwaltung. WMinifterium der Finanzen. 257 


beichäftigen, und bie bei ven Miinifterien, ven Central und Pro- 
pinzialverwaltungsbehörven beftellten Controleurs haben das zu ben 
Ansfertigungen vieler Behörde nöthige Stempelpapier von ber 
Hauptftempelverwaltung zu empfangen. — Alle Eingaben an ben 
Großherzog, fowie au die Minifterien, ven Ctaatsrath, die Ober- 
iteuerbireftion, die Oberbaudirektion, die Oberrechnungskammer, 
die Megierungsbehörven, das Oberconſiſtorium, bie verfchiepenen 
Kafjeoirektionen, die Kreisämter, die Lokalforſtbeamten, infofern 
e8 fich von WUngelegenheiten der Forſtpolizei hanbelt, vie Ober- 
einnehmereien und Rentämter müfjen, wenn fie irgend ein n- 
terejfe des Eingebenden zum Gegenftann haben, auf einen Stem⸗ 
pelbogen von 36 fr. gejchrieben fein. Frei von biefem Stempel 
find: Gefuche um gefetliche Steuernachläjfe, Monitorien, Eingaben, 
welche für notoriſch arme Perſonen eingereicht werden und Ein⸗ 
gaben, welche durch allgemeine Unglücksfälle veranlaßt werben. 

Die Salzregieverwaltung ijt verpflichtet, fir ven ganzen 
inländifhen Bedarf an Salz zu jeder Zeit zu forgen. Sie bat 
Dagegen allein das Hecht, im Lande Salz für ihre Nechnung ver« 
taufen zu lafjen und ſänuntliche Landeseinwohner find verpflichtet, 
ihren ganzen Berarf an Salz aus den Vorräthen und bei ben- 
jenigen Angeftellten der Salzregie einzukaufen, an bie fie angewies 
jen find. Zur bejtäntigen PVerforgung des Lantes mit Salz find 
fir Rechnung ver Ealzregie in den verjchievenen Lanvestheilen 
bie nöthigen Salzmagazine angelegt (in Starfenburg 5, in Ober⸗ 
heilen 12, in Rheinheſſen 6) und an allen Orten, an welchen 
fih taugliche Perfonen dazu vorfinden, Salzaustwieger angenommen, 
welche das aus ten Diagazinen bezogene Kochſalz um ben beſtimm— 
ten Preis von 3 Fr. das Pfund, das feine Tafelſalz zu 6 Fr. 
und ein durch geeignete Zufüge zu anderen Zweden unbrauchbar 
gemachtes Salz an Vandwirthe zur Vicbfütterung und zum Düngen 
m1'/, kr. das Pfund abgegeben. Die Salzuagazinsverwalter liefern bie 
Erlöfe, welche fie ven ven Salzauswiegern ihres Bezirks für vers 
fauftes Salz eingenemmen haben, unmittelbar an vie Obereinnehmer 
ab, Das Hanfiren mit Salz ift verboten, felbft wenn der Hau- 
firende das feilgebotene Salz aus den Vorräthen ber Salzregie- 
Berwaltung angekauft Hütte. 

Einregijtrirung in Rheinheſſen. Alle in Rheinheſſen errichtet 
werdenden Akte und Urkunden, ſowohl ver freiwilligen Gerichtöbarfeit, 

Walthers Hefien. 17 


258 Der Staat. 


fowte der ftreitigen, ſelbſt auch vie Privatafte müſſen auf ven 
betr. Rentämtern einregijtrirt werden, und unterliegen für dieſe 
Einregiftrirung einer firen Gebühr. Das Marimum diefer Gebühr 
bet Immobiliarverkäufen, mag vie Verkaufsſumme noch fo hoc 
fein, beträgt 4 fl. Der Centralkaſſier und ber Verificator haben 
ihren Sit zu Mainz. Die Rentämter (ſ. u. S. 260) haben die Ein- 
nahme der Gebühren und die Domänenpfanpmeifter die Beitrei- 
bung zu beforgen. 

Erhebung der Brüdengelder und Weberfahrtsgebühren. Zu 
ihrer Bejorgung find Erheber, Controleure und Auffeher beftimmt. 
Die Gelder werden an die Diftrictseinnehmereien eingeliefert. 

Erhebung der Rheinihifffahrtsgebühren zu Mainz. Zur Ein 
nahme ver Nheinjchifffahrtsgebühren, bejtimmt durch die Rhein⸗ 
Ichifffahrtsconvention, ift in Mainz für die Fahrt abwärts um 
aufwärts eine Aheinzollerhebungsitelle errichtet. 

Beamte für die Aufficht der inneren indirekten Anflagen. 
Unbefchadet ver beſtehenden Amtsverbinplichkeit zur regelmäßigen 
Aufficht, welche den Angeftellten ver Verwaltung der indirekten 
Steuern 3. B. Zollbehörven und Zollauffichtsbeamten, Diftricte- 
und Ortseinnehmern, Gensdarmen, Polizeioffizianten 2c. obliegt, 
wurde ein weiteres Aufjichtsperjonal für vie inneren indireften 
Auflagen eigends aufgeftellt, und vemfelben ihre Ueberwachung zur 
befonveren ‘Dienftobliegenheit gemadt. Dieſes Perfonal befteht aus 
Steuerauffehern und Stenercontroleuren. Die letteren find bie 
nächſten Vorgeſetzten der erfteren. Die Provinz Starfenburg zer 
fällt in dieſer Hinfiht in 2 Steuer - Controle-Bezirfe und 13 
Steuer - Auffichtspiftrifte, Oberheſſen in 2 Controle - Bezirke umd 
15 Auffichtspiftrifte, Nheinheffen in einen Controle-Bezirt mb 7 
Aufſichtsdiſtrikte. 

6. Oberzolldirection. 
(Bergl. o. ©. 159 ff.) 

Zur Vollziehung der Zollgefege und zur Leitung der Dienft 
führung der Lofalzollbeamten im Großherzogthum ift zu Darmftat 
eine Dberzollpirection eingefekt. | 

Zur Feftftellung und Erhebung der Ein, Aus- und Dirk 
gangszölle find im Grenzbezirk Grenzzollämter, in den übrigen 
Theilen des Landes andere Hebejftellen errichtet. Die. Hau “ 
aollamtsbezirte find: 1. ver H. Z. A. B. Mainz mit dem Haupt 


Verwaltung. Minifterium ver Finanzen. 259 


zollamt zu Mainz und den Nebenzollämtern I. Claffe zu Worms 
und zu Bingen. 2. Der H. Z. A. B. Offenbach mit dem Haupt- 
zollamt zu Offenbach »und ven Nebenzollamt I. Claſſe zu Darmitabt. 
3. Der 9.3.8. Gießen mit dem Hauptzollamt zu Gießen 
und dem Nebenzollamt I. Claſſe zu Alsfeld und ven Nebenzoll- 
ämtern I. Elaffe zu Grünberg, Butzbach, Friedberg, Lauterbach, 
Bübingen. 

Die Hanptzollämter find in ber Regel allein ermächtigt: 
1) zur Ein- und Ausgangsbehandlung durchgehender Wuaren, deren 
wirklicher Ausgang zu eriveilen ift, fowie der Gegenſtände, welche 
vorbehaltlich des Wievereingangs in das Ausland verſendet werben; 
2) zur Cingangsbehanvlung ver Waaren, welche an Zollämter im 
Innern gehen und zur Ausgangsbehandlung der Gegenftänve, welche 
aus unverjtenerten Niederlagen in das Ausland verfendet werben. 
Ausnahmen treten nur ein, wenn Nebenzollämtern in dieſer DBe- 
ziehung befonbere Befugniſſe ertheilt werben. 

Die Nebenzollimter im Innern haben Erhebungsbefugniffe 
in Anfehung der mit der Poft eingehenden Waaren, und find zur 
Mitwirkung bet der Waarencontrole verpflichtet. 


7. DObersForfl: und Domänen-Direction. 


Die Domänen (f. 9. S. 249), welche in Cameral- und Forft- 
Domänen beftehen, wurven früher von zwei getrennten Behörden 
verwaltet. Beide find jeßt zu obiger Stelle verbunden. Es find 
ihr folgende Gefchäfte zugewiefen 1) was die Forft-Domänen be- 
kifft: die Oberanfficht über das ganze Forſtweſen und Leitung 
veifelben oder die Verwaltung ver forfteilichen Hoheit und Forft- 
polizei, insbefondere auch vie obernormundfchaftliche Leitung des 
Forſtweſens der Gemeinden, Corporationen 2c.; die Führung ber 
Correſpondenz mit den ihnen untergebenen Beamten, jowie bie 
Anfficht über viefelben; in allen Gegenftänden ver laufenden Ver—⸗ 
waltung, für welche gefegliche Normen oder Neglements vorliegen, 
kann fie auf ihre eigene Verantwortung entjcheiden; jie bat auf 
Erforvern des Finanzminiftertums Bericht und Gutachten zu er- 
ftatten ꝛc. Die Forftgerichtsbarkeit ift in Starfenburg und Ober- 
heſſen ven Stabt- und Lanpgerichten als Forſtgerichte eriter, ven 
Hofgerichten als Forftgerichte zweiter und tem Oberappellationdge- 
richt als Forſtgericht britter Inſtanz übergeben. “ Rheinhe en 

1 


258 Der Staat. 


fowie ber ftreitigen, felbft auch bie Privatalte mil za sr® 
betr. Rentämtern einvegifteirt werben, und unterliem- >> F- 
Einregiftrirung einer figen Gebühr. Das Marimy —— = 
bei Immobiliarverfäufen, mag bie Verkaufsſung 
fein, beträgt 4 fl. Der Eentralfaffier und » « 
ihren Sit zu Mainz. Die Rentämter (ſ. u. S7 
nahme ver Gebühren und bie —E 
bung zu beſorgen. 2* 

Erhebung der Brückengelder ug e 





Die Gelder werben an bie —— 


Erhebung der han ‚ 


nahme ver Rheinfchifffaht ' g 


ſchifffahrtsconvention, ift in 
aufwärts eine Nheinzolf A 1 


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Unbeſchadet a) 


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Auffiht, welche den⸗ fs 
E mönen Direction bedient 


Steuern z. B. 
und Ortseinnehmey 
wurde ein weite „- Tofgenter Beamten und Stelle?” 
Auflagen eigen‘ , <tarfenburg 9, in Oberheffen 10, in An 
befonberen Dir „aben felgente Dienftobliegenheiten : Verdi — 
Stenerauffeb omanen, fe weit fie in ifren Diſtrmen (99 
nachſten Pr Gameral- und Fort Revenuen, als: der Pachtg 
fallt in Pa ber Gelder fiir verkaufte Walduntzungen; bie 
Stener, ver Beed⸗ Gült- und Zehntfrüchte; die Beiwohnung si 
15 Artanf ber Domänen; die Auffſtellung jährlicher Remus? 
Urt Einnahme und Ausgabe. Die Einnahmen werden unmit 
om bie Hauptſtaatskaſſe eingeſchick.. Die Reutämiter habel 
die EinregiſtriruugsGebühren zu erheben. 
Oberforſthehörden. Es iſt dieß dermalen ein höherer Fort 
manter, welcher Organ zur höheren Aufſicht und Controle 18 
totalen Forſtdienſts im ganzen Großherzogthum iſt. Er hat je 
dieſem Zwecke die einzelnen Theile des Pandes zu bereiſen und a 
Ort uud Stelle die Reviſionen und Viſitatiouen vorzunehmen. 
‚Die Lokalbeamten für die Koriserwaltuug. Das Statt 
gebiet ift in Forftämter ug m Slalıny 9, u 


a 


Atıng. Pinifterium ver Finanzen. 261 


n Ryheinheſſen 1). Ein Forſtamt zerfällt in mehrere 
Die Oberförftereien find wieder eingetheilt 


m a Eine Oberförfterei enthält durchſchnittlich 
=. il und Konmunal⸗Waldungen, ausfchließ- 
mm "ber.. Hinficht angetheilten Privatwaldungen, 
m Hi 2000 Morgen. Den Schutzbe⸗ 
— 2 den Oberförſtereien Oberförſter, 
= Sn A, er dor. — Die Forftmeiiter 
Tr "in, Nienftgefehäfte: die Ueberwachung 
a 59 a md Forftwarte, die Aufficht 
SEN * te, die Erhaltung des prak—⸗ 
. 2. * 1,7 FE) m Gange durch häufige 
.. 6 4 * fie folgende Dienſtver⸗ 
“ | . % „ungen und periobifchen 


.ır Oberförftern den Entwurf 
. ‚ prüfen die VBoranfchläge der Ober- 
u: „atmen; fie beforgen bie forjtwirthichaft- 
„e genehmigen die Afforve mit den Holzhanern 
o ber Domanialwaldungen; fie meifen ven Ober- 
. Ausführung der genchmigten Wirtbfebaftsplane an; fie 
en mit den Oberförjtern vie Freveliiften, nehmen vie nöthi— 
Änderungen vor, wohnen Den Koritgerichten bei und ergreifen 
Zenfalls Rekurs gegen das Erkenntniß des Strafrichters ; einen 
nſtand ihrer Fürſorge und Mitwirkung bilden die polizeilichen 
Wegeln zur fichren und Teichten Befriedigung Des Holzbedarfs; 
erſtatten endlich jährlich einen Hauptbericht über den Zuftand 
Vorftpofizei. — Die Oberförfter haben folgende Dienft- 
egenheiten: fie unterftügen den Forſtmeiſter bei den Betriebs— 
rungen und bei der Aufftellung ver periodifchen Wirthichafts- 
e oder leiten und beforgen das Gefchäft felbjt; fie beſorgen 
im laufenden Dienft vorfalfenden Vermeffungen; fie ftellen bie 
lichen ſpeciellen Wirthichaftsplane auf und führen folche aus; 
Auszeichnung des zu fällenden Holzes insbejentere die Führung 
Waldhammers iſt eine ihrer weſentlichen Dienftpflichten; bie 
ıbme der Holzbauer für tie Gemeindewaldungen geſchieht unter 
- Mitwirkung, fowie fie fir die Domanial⸗-Waldungen die 
rede mit den Arkeitern vorbehaltlich höherer Sentimtuug W- 
Ben; fie deforgen unter Zuziehung ver inihlagerten THWumt 


260 Der Staat. 


ift das Friedensgericht das TForftgericht erſter und das Bezirksge— 
richt das Forfigericht zweiter Inſtanz. 2) was bie Cameral- 
Domänen betrifft: Verwaltung aller Cameral-Domänen, mit: Aut 
nahme folcher Gegenftänve, welche anderen Behörden zur Verwaltung 
übergeben find; Aufftelung des Tomänen-Inventars uud Wahrung 
ver Ab⸗ und Zugänge; Ausforihung und Beitreibung von unbe 
fannten oder ungiebigen Etnatsrenten, Realitäten und Gefällen; 
Abfonderung des zum Verkauf und zur Schulden-Tilgung beſtimm— 
ten Domänen-Drittbeil® und deſſen Verkauf; Prüfung und Berid- 
tigung der für die Rentämter aufgeſtellt werdenden Einnahme: und Au& 
gabe-Bupget8; Sorge für Erhaltung 2c. allerCameral-Domänen; ; Sicher: 
jtellung des Befiges durch Ausfteinen ; genaue Beftimmung aller Grund 
laften und Servituten; Ablöfung ter Zinfen und Gülten, Allovif 
fationen der Erbleihen, Ausgabe-Verfügung über alle in den Nas 
amtsrechnungen zur Ausgabe kommenden Lokal - Berwaltingsfoften, 
Laſten, Abgänge und inerigible Poften; Einſendung periodiſchet 
Ueberfichten über die Nefultate ver Domänın - Verwaltung nah 
Anordnung bes Finanz-Minifteriums; Correfpondenz mit ben unter 
gebenen Beamten und Aufficht über fie — 
Die Ober - Forft- und Domänen -Direction bedient fich zur 
Ausführung ihrer Aufträge folgender Beamten und Stellen: 
Nentänter, in Starfenburg 9, in Oberheffen 10, in Nheir 
beffen 5. Sie haben folgende Dienftobliegenheiten: VBerpachtumg 
ver Sameral- Domänen, fo weit fie in ihren Diftrilten Tiegen; 
Erhebung der Cameral- und Forft-Nevenuen, als: der Pachtgelie, 
ber Forftftrafen, ver Gelver für verfaufte Waldnutzungen; vie @ 
hebung der Beed- Gült- und Zehntfrüchte; die Beiwohnung Mi 
dem Verkauf ver Domänen; die Aufſtellung jährlicher Rechnung 
über Einnahme und Ausgabe. Die Einnahnen werben unmitth 
bar an die Hauptſtaatskaſſe eingeſchick. Die Rentämter Haben 
auch die Einregiftrirungs-Gebühren zu erheben. J 
Oberforſtbehörden. Es iſt dieß dermalen ein höherer Jar FF 
beamter, welcher Organ zur höheren Aufſicht und Controle di 
lokalen ForftvienftS im ganzen Großherzogtfum ift. Er it 9 
biefem Zwecke die einzelnen Theile des Landes zu bereifen md 0 
Ort und Stelle vie Revifionen und Bifitationen vorzunehmen. 
Die Nofalbeamten für die Yorftverwaltung. Das Stuik 
gebiet ift in Forſtämter eingetheilt (in  Starlenburg 9, a 1:3 














Verwaltung, Miniſterium der Finanzen. 261 


Oberheifen-19, in Rheinheſſen 1). Ein Forftamt zerfällt in mehrere 
Dberförjtereien. Die Oberförftereien find wieder eingetheilt 
m: Schugbezirfe. Eine Oberförfterei enthält durchſchnittlich 
8200 Morgen Domanial- und Kommunal-Waldungen, ausfchließ- 
Beh. der in forftpolizeilicher Hinſicht zugetheilten Privatwaldungen, 
ein Schutzbezirk durchſchnittlich 2000 Morgen. Den Cchutbe- 
zirken ſtehen Forſtwarte, ven Oberförſtereien Oberförſter, 
den Forſtämtern Forſtmeiſter vor. — Die Forſtmeiſter 
haben im allgemeinen folgende Dienſtgeſchäfte: die Ueberwachung 
. ver. Dienftführung ver Oberförſter und Forſtwarte, die Aufſicht 
- über bie Befolgung ver Forftpolizei-Gefeße, die Erhaltung des praf- 
then Forſtbetriebb in ordnungsmäßigem Gange durch häufige 
Solalbefichtigungen. Im befonteren haben ſie folgenve Dienjtver- 
richtungen: jie entwerfen tie Forftbefchreibungen und periopifchen 
Wirthſchaftsplane; fie beratben mit ven Oberförftern ven Entwurf 
der jährlichen Mirthichaftsplane, prüfen die VBoranfchläge der Ober- 
förfter und ftellen fie zufammen; fie beforgen vie forjtwirthfchaft- 
he Buchführung; fie genehmigen die Akkorde mit ven Holzhauern 
für ten Betrieb ter Domanialwaldungen; fie meifen ten Ober- 
förfter zur Ausführung ver genehmigten Wirtbfchaftsplane an; fie 
burchgehen mit ven Oberförftern vie Frevelliften, nehmen bie nöthi- 
gen Abänderungen ver, wohnen ben Forjtgerichten bei und ergreifen 
nöthigenfalls Rekurs gegen das Erkenntniß des Strafrichters; einen 
Gegenftand ihrer Fürſorge und Mitwirkung bilden Die polizeilichen 
Mafregeln zur jichren und Teichten Befrierigung bes Holzberarfs; 
fie erjtatten endlich jührlich einen Hauptbericht über den Zuftand 
ber Forſtpolizei. — Die Oberförjter haben folgente Dienit- 
obfiegenheiten: fie unterftügen ten Forſtmeiſter bei den Betricbs- 
regulirungen und bei ber Anfitellung ver periotifchen Wirthfchafts- 
pläne orer leiten und beſorgen das Gefchäft ſelbſt; fie .beforgen 
bie im laufenten Dienft vorfallensen Bermefjungen ; fie ftellen bie 
jährlichen fpeciellen Wirthichaftsplane auf und führen folche ‚aus; 
die Auszeichnung des zu füllenten Hoßes insbejentere die Führung 
des Walrbammers ift eine ihrer mefentlihen Dienftrpflichten; bie 
Annahme ver Holzhauer für tie Gemeindewaldungen gefhieht unter 
ihrer Mitwirkung, ſowie fie für die Domanial-Waldungen die 
Aklorde mit ven Arbeitern vworbebaltlih höherer Genehmigung ab- 
ſchließen; fie beforgen unter Zuziehung ter einihlagenten Voðg 


262 Der Staat. 


die fchriftliche Aufnahme aller Walpnutungen zur Begründung ber 
Naturaleinnahme; fie führen vie Naturafrechnung in ven Doma— 
nialwaldungen und die Eontrole des Naturalertrags in den Comm 
nalwaldungen; fie üben den Forſtſchutz gelegentlich anderer Ge 
Ihäfte aus; fie beforgen die Zufammenftellung und Einſendung 
der Forfifrevelliften an ven Forftmeifter und mohnen den Forft 
gerichten als Technifer bei. — Die Forftwarte haben bie per- 
fönliche Handhabung des Torfifchuges durch Denunciation der 
Forftfrevler, und die Mitwwirfung bet den untergeoroneten Gefchäften 
des Forſtbetriebs. 


8. Die Oberbaudirection. 


| Ihre Aufgaben find: Vollziehung alles neuen Bauweſens um 

Unterhaltung aller Domanial- und Staatsgebäude; bupgetmäßig 
Verwendung der zum Straßenbau und zur Unterhaltung ver Straßen 
bewilligten Summen; Bejorgung des Fluß- und Dammbaus; Ver- 
waltung und Betrieb der zu ven Domänen gehörenden Galz, 
Kohlen- und Bergwerfe, ſowie der Hütten- und Hammerwerke und 
Handhabung des Bergregals im allgemeinen und der Berg, Stra 
gen-, Fluß⸗ und Dammpolizei. 


Das ganze Land iftin Kreisbauämter eingetheilt, denen Kreis— 
baumeifter vorftehen, welchen der Civil-Straßen- und Waſſerban 
zujammengenommen übertragen ift. Zugleich haben fie bie te 
nifche Aufficht über das Maaß- und Gewichtsweſen und bie Aid 
ämter. Die Kreisbaumeifter in den Provinzialhauptitäbten Darm 
ſtadt, Mainz unn Gießen find zugleich Provinzialbaumeifter un 
haben in biefer Eigenfchaft bejonvere Aufträge ver Oberbaubireftion 


in allen Theilen ver betr. Provinz zu übernehmen mit noch be 


jonderen Funktionen. Unter ven Sreisbanmeiftern ſiehen Kreis— 


bauauffeher, fowie nöthigenfalls unter dieſe wieder Bauauf 


jeher geftellt find. — Das gefammte Hof- und Militär-Baır- 
wefen wird von einem befonderen ausführenten Beamten in Darm⸗ 
ftabt beſorgt. — Das Berg und Salinenwefen beforgen bad 
Dergamt Thalitter, das Salinen- und Bergamt Salzhaufen, das 
Bergamt Dorheim, das Salinenamt Theodorshalle. 


Verwaltung. Minifterum der Finanzen. 263 


9.  Iünzdeputation. 


Es iſt dieſer Stelle die Bejorgung des Münzweſens über- 
tragen, und fie bat in Darmſtadt ihren Sitz. Ueber das Münz- 
weſen felbit f. o. S. 161. 


10. Eifenbaßn-Kaudirection der Provinz Starkendurg. 


Dem Art. 9 des zwilchen den Großherzogthümern Heffen 
und Baden und ber fr. Stadt Frankfurt a. M. wegen Erbauung 
und Betriebs der Muin-Nedar-Bahn zufolge wurde in Darmſtadt 
eine @ifenbahn-Direction errichtet, die nach Art. 10 aus 3 Mit- 
gliedern bejtehen fol, von denen jede der contrahirenden Negierun: 
gen eines ernennt. Ebenſo wurden wie zu Heidelberg und Franl- 
furt fo zu Darmſtadt befondere der Direction untergeordnete Bahn- 
verwaltungen over Bahnämter für ten Betrieb ver Eifenbahn in 
technifher und finanzicher Beziehung in ber Weife Übereinkunft: 
mäßig angeordnet, daß zit jeber dieſer Bahnverwaltungen ein Bahn: 
ingenieur von jeden der contrahirenten Staaten ernannt wurde. 
Den Bahningenieuren ift anfervem noch die Bahnpolizei über: 
tragen. 


1. Eifenbafn - Baudirection in Öberheffen. 


Dur Art. 7 des Staatsvertrags zwiſchen ven Großherzogthum 
und dem Kurfürftenthum Helfen, fowie ber freien Stadt Frankfurt 
wegen Erbauung und Betrichs der Main-Wejer-Bahn find für bie 
verfchievenen Gebiete der 3 contrahirenden Staaten Eifenbahn- 
birectionen gebilvet. Die dem Großherzogthum ungehörige hat 
in Gießen ihren Sit. Art. 9 vefjelben Vertrages ordnet noch 
eine ftändige Vereinscommiffion fir den Bahnbetrieb an, welche 
fo oft als nöthig, und geringftens am Ente eines jeden Jahrs 
zu SKaffel zufammentritt, um durch vwermittelnde Vereinbarungen 
entftandene Anſtände zu erledigen, die von ver betr. Staatsbehörhe 
geprüften Mechnungen ver Direction zu vevibiven und auf ben 
Grund der Rechnungsabfchlüffe vie der vorzunehmenden Vertheilung 
ber Ueberfchüffe von ben Einfünften der Bahn zum Grunde zu 
legende Summe feftzuftellen. 


266 Der Staat. 


Es theilt fih in 3 Sectionen. Im ber erften Section 
werben alle rein militärifchen Gegenſtände bearbeitet, namentlich 
was auf Formation, Dienft und Uebung der Truppen Bezug hat; 
das Marſchweſen inlänpifcher Zruppen, foweit es bie Bewegung 
und bie Dislofation betrifft; Anftellung, Beförderung 2c. der Off 
ziere und Unterabjutanten; Urlaubsgefuche ver Offfziere; Führung 
ber Liften; das Rapportiwefen; die Weilitärbildungsanftalten; Milttär 
orbensfachen; die Armatur und Uniformirung, joweit es deren 
Mufter und Conftruction betrifft; zugleich Hat die 1. Section 
Attributionen bezüglich des Recrutirungsweſens, der Stellvertretungx. ' 
— Zur Cognition der zweiten Section gehören: die allgemein 
Militärpolizei und Disciplin; die Militärftrafgefeßgebung; Auffidt 
über die Militärgerichte nach Maßgabe ver Reglements; Auffidt 
über bie Strafanftalten und Gefängniffe; Defertionsprozeffe ; Carr 
ſachen; Nechte des Militärfiscus; Execution civilgerichtlicher Erlem 
niſſe nach Maßgabe einer beſtimmten Verordnung; Ueberwachun 
ber Militärwittwen- nnd Waiſenanſtalten; Invaliditätserklärungen; 
Penſionirung der Unteroffiziere und Gemeinen; Armenpflege m 
Verſorgung der Invaliden; Militärkirchen- und Schulweſen; Gnaben- 
erlaſſe und Heirathsſachen; Anſtellung ꝛc. der Militärjuſtizbeamten, 
der Kirchen- und Schullehrer und ver Angeſtellten der Kriege 
minifterialfanzlei; Oberaufficht über ſämmtliche Militärgerichte zc. — 
Dienftobliegenheiten ver dritten Section find: Direction und Cor 
teolirung der Kriegskaſſe; Aufftellung der Etats uud die Sorge 
für deren Einhaltung; Auffiht über die richtige Verpflegung ber 
Angehörigen ver Militäretats; Prüfung aller Contracte; Auffiht 
über das Militärbaumwefen 2c.; Prüfung der Rechnungen ꝛc. — 
Die Sectionen vereinigen fi) zu einem Plenum, wenn 1. be 
ben Ständen vorzulegende Voranfchlag der Militärbevürfnifje be 
rathen wird; 2. wenn und joweit ein in den Gefchäftsfreis einer 
der 3 GSectionen einfchlagender Gegenftand auf die Einhaltung 
der Etats Bezug hat; 3. wenn über Gegenftände der Organifatien 
berathen wird; 4. wenn über allgemeine Geſetze, Verordnungen 
und Reglements berathen wird; 5. wenn über andere Gegenftänte 
bon einiger Wichtigkeit, die in das Neffort ver 2. nnd 3. Section 
einſchlagen, definitiver Beſchluß gefaßt werben ſoll zc. 

Das Kriegsminiſterium gebraucht zur Erfüllung feiner Auf— 
gabe folgende Stellen: 


Verwaltung. Miniſterium bes Kriege. 267 
1. Die Verwaltungsrätde. 


Die innere Deconomie - Verwaltung eines Regiments ober 
Corps ift einem aus Offizieren aller Grade zufammengefeßten 
Berwaltungsratbe übertragen, ber unmittelbar unter dem Kriegso⸗ 
minifterium ftebt. Der Prüfident tes Verwaltungsraths ift ber 
Commandeur, und ber Referent der nach ihm kommende höchfte 
Offizier des Regiments oder Corps ꝛc. Die übrigen jührlich 
wechfelnden Mitglieder find Beijiger. Für das Nechnungswefen, 
für Geld» und Naturalverwaltung und dahin Gehöriges find ven Ver- 
waltungsräthen BVerpflegsoffiziere beigegeben. Die Deconomie bei 
den einzelnen Compagnien und Schwadronen verwalten beren Chefs 
unter unmittelbarer Controle des Verwaltungsraths. Die BVers 
waltungsräthe bejorgen alles, was Verpflegung, Kaſernirnng zc. 
der Truppen anbelangt; nur bie Armirung macht hierin eine Aus⸗ 
nahme, indefjen werden die Waffen und Ausrüftungsgegenftänbe, 
welche ven Negimentern und Corps für den Dienftgebrauch oder fonft 
befinitiv übergeben find, von venjelben auch unterhalten und ver⸗ 
rechnet. 


2. YHarnifonskirche und garniſonsſchulen in Darmſtadt. 


In Darmſtadt beſteht eine evangeliſche Garniſonskirche und 
Garniſonsſchule, für welche erſtere ein Garniſonsprediger, der 
zugleich Garniſons⸗-Schulinſpector iſt, und die demſelben unmittelbar 
untergebenen beiden Garniſons-Freiprediger (zugleich Garniſons— 
Schullehrer) angeſtellt ſind. Der Garniſonsprediger hat in Bezug 
auf die evangeliſche Garniſonsgemeinde dieſelben Parochial-Gerccht- 
ſame auszuüben, wie die Civil-Geiſtlichen hinfichtlich der Civil⸗ 
Gemeinden und ſteht überhaupt mit dieſen in gleicher Dienſteategorie. 
Die Gurnifonsfirche und Geiftlichfeit mar von früheren Zeiten 
ber, ſowohl was ben äußeren Dienft, als bie eigentliche Sacra 
betrifft, unmittelbar und ausjchlieflich nur dem Kriegsminifterium 
untergeben. Seit 1835 aber werben bie erjhienenen und er- 
ſcheinenden Verordnungen und Generalverfügungen ber kirchlichen 
Civilbehorden, vorbehältlich der Seitens des Kriegsminiſteriums 
etwa zu treffenden Modificationen, auch als gültig und anwendbar 
in Bezug auf bie proteſtautiſche Militäͤrlirche und Geiſtlichkeit be, 


208. | Dee Staat. 


trachtet. Ein Theil ber Functionen der Superintenventen find in 
Bezug auf die Militärgeiftlichen einem befonveren, auf WVorfchlag- 
bes SKriegsminifteriums vom Großherzog aus ven geiftlichen Mit- 
glievern des Oberconfiftoriums ernannten, dem Kriegsminifterium 
in biefer Beziehung untergebenen Commiſſarins übertragen. 


3. Proviantanftaft. 


In der Garnifon Darmſtadt befteht eine Militärbäckerei 
anf Ararifche Rechnung (Proviantanftalt), welche für bie Garnifon 
Darmſtadt das Brod Tiefer. Sie wird unter Oberleitung bes 
Kriegsminifteriums von einem Offizier verwaltet. In den Garni 
fonsorten, wo feine folche Militärbäderei befteht, wird in ver Regel 
bie Lieferung bes Brodbedarfs von den Verwaltungsräthen unter 
Vorbehalt der Genehmigung des Kriegsminifteriums vergeben. Im 
einzelnen Fällen werben ben Bädern auswärtiger Garnifonen 
ärariihe Früchte zum Verbacken gegeben. Beſondere Berhältniffe 
fönnen auch bie Errichtung befonderer Militärbädereien in aus 
wärtigen Garnifonen nöthig machen. 


4. Militärftrafanftalt Rabenhauſen. 
(Bergl. 0. ©. 184.) 
Die obere Auffiht und Leitung der Anftalt ift einem Com - 
mandanten übertragen, dem eine beſondere Suftruction ertheilt ift. 
Außerdem befindet ſich ein Milttärarzt daſelbſt. 


5. Dberkriegsgericht. 


Das Militärſtrafgeſetzbuch enthält das Militärftrafrecht, den 
Strafprozeß, die Kriegsartifel, ven wefentlichen Inhalt der anwend⸗ 
baren Beftimmungen veffelben für Unteroffiziere und Solpaten. 

Die Militärgerichte beftehen aus Ober⸗ nnd Untergerichten. 
Die Untergerichte find: 1) Militär - Unterfuchungsgerichte, welche 
zur Unterfuchung ver zur Milttärgerichtsbarkeit gehörenden Straf- 
fachen bejtimmt find. 2) Sriegsgerichte, welche über. biefe Straf: 
fachen in: erjter Smjtanz zu erkennen haben. — Das Obergericht 
ft: das Oberfriegsgericht, welches die Erfenntniffe der Kriegsgerichte 
jeven Grades in zweiter Inſtanz revibirt, bejtätigt ober abänbert 
ober.enblich caſſirt. Die Revifton ver Friegsgerichtlichen Erlenutniffe 


Verwaltung. Miniſterium bes Kriegs. 269 


wirch. das Obergericht ift jedoch namentlih nur vorgefchrieben 
jet Erkennung ver höheren oder höchften Strafen und bei Berufung 
er Angeſchulbigten ſowohl, als der ‚zur Wahrung ber Rechte des 
Staats bei ben Milttärgerichten verpflichteten Vorgeſetzten. Das 
Oberfriegsgericht tft eine permanente aus permanenten ' Richtern 
yeftehenve Gerichtöftelle und hat feinen Sit In Darmftabt. Die 
Priegsgerichte über Militärs vom Hauptmann abwärts werben in 
edem Regiment oder Corps in der Art permanent gebildet, daß 
ie Gerichtsftelle 6 Monate lang befleivet wird, und fie urtheilt 
vährend viefer Pertobe Über alle vorkommenden Vergeben ver 
enannten Grave. Die Militär - Unterfuchungsgerichte werben für 
ebe Unterfuchung beſonders beſtellt. Ebenſo wird zur Aburtheilung 
ines Generald und Stabsoffiziers ein beſonderes Sriegsgericht 
erufen. — Stanbrechtliches Verfahren der Kriegsgerichte tritt 
mr im Sriege für beftimmte außerorbentliche Fälle ein. — Außer 
ven Milttärgerichten fteht eine Strafbefugniß Teinem geringeren 
Stade, als dem Compagnie oder Schwabrons» Chef zu und es 
berden biefe Strafen Disciplinarftrafen genannt. 


6. Militärs Medicinal-Lommiffion und Lazarethe. 

Die Militär - Mebicinal- Commiffton ift zuſammengeſetzt aus 
em Dberftabsarzt und ven fänmtlichen in Darmſtadt ftationirten 
Stabsärzten. Sie hat vie fpecielle Leitung des gefammten Militär: 
Sanitätswefens in Ärztlicher, polizeilicher und öconomiſcher Hinficht 
nit Ausnahme des inneren Sanitätspienftes in ven Regimentern 
ınd Corps. — Der Oberftabsarzt ift der erfte Arzt ber Truppen; 
rt überwacht ben technifch ärztlichen Sanitätspienft und die Ärzte 
iche Dienftführung der Militärärzte, fowohl in ven Lazarethen, 
[8 in ven Negimentern und Corps. Milttärlazarethe find in 
en Garnifonen Darmftadt, Worms und Friebberg. 


7. 3eughausdirection. 


Sie hat zu forgen für die Anschaffung ober Anfertigung, 
je Unterhaltung, Aufbewahrung und Verrechnung ver Geſchütze, 
er Handwaffen mit Zubehör, ber Leder-Rüſtung, der Munition, 
er Kriegsfuhrwerke mit Ausnahme des ber Pioniercompagnie über- 
viefenen Materials, ver Geſchütz⸗ und Fuhrmwerfsgeräthe, des Zug⸗ 
efchirrd, des Handwerkszeugs, des Schanzzeugs und ber Feldgeräth⸗ 


370 ° Der Staat. 


ſchaften, ſodann die Aufficht und Leitung in ven ihr. überwieſenen 
Borrathshäufern für das Kriegsmaterial, fowie in den Werkitätten 
und bem Laboratorium. Ihre Beamten find ein Zenghausbivecter 
(ver Regel nach Mrtillerie-Stabsoffizier), 2 Berwaltungsoffiziere 
(ein Hauptmann von ber Artillerie und ein Oberlientenant von 
der Yufanterie) 3 Hülfsoffiziere, 1 Rechner, zugleich. Secretär. 


8. Militärſchuſdirection. 


In die Militärfchule zu Darmſtadt kann nach beftanbener 
Präfung ein jeder Unteroffizier und Soldat aufgenommen werben. 
Zur Pröfung werben nur folche zugelaffen, welche 1. das 25. Lebens⸗ 
jabe noch nicht überfchritten haben und unverheirathet find, 2. al 
vollkommen bienfttauglich in phyſiſcher Beziehung erfcheinen, 3. ein 
gänftiges Zeugniß ihrer Compagnie- oder Schwabronsoffiziere, 4. 
ein weiteres Zeugniß ber Ortsbehörde über untadelbafte Aufführung 
vor dem Eintritt in ven Dienft beibringen. Die SKenntnifie, 
welche in der Aufnahme-Prüfung nachgewiefen werben müſſen, find 
befonvers feftgeftelt. — Die Leitung der Schule Bat eine befon- 
dere Schulbirection. Die Schule befitt eine Militärbibliothef, ein 
phyſikaliſches Cabinet 2. Der Unterricht in ver Militärſchule 
wird in ben Wintermonaten ertheilt. 


9. Mititär-Wittoen- und Waifen-Commiffion. 
(Bergl. 0. ©. 173, 177 und 536. 537.) 

Die Leitung der Militär-Wittwen- und Waifencaffen bat eine 
befondere Commiſſion. Für eine jebe einzelne hierher gehörige 
Anftalt, als: 1. die Wittwen- und Waiſen-Caſſe für Offiziere, 
2. die Wittwen- und Waiſen-Caſſe für Unteroffiziere nnd Sole 
ten, 3. die Invalidenkaſſe, 4. die Sterblaffe für Unteroffizier, 
find befonvdere Rechner beftellt. 





Fünftes Buch. 
Topographie. 


I. Provinz Starkenburg. 


Die Lage, Größe, natürliche Beichaffenheit, vie Bewohner 
Provinz Starfenburg haben in dem 2. Buch („das Land“) und 
bem 3. Buch („das Voll") ihre Erörterung gefunden, two biefe 
venftände in Beziehung auf das Land beiprochen worden find, 
wir müfjen, um Wiederholungen zu vermeiden, dorthin ver⸗ 
en. 
Die Provinz Starkenburg führt ihren Namen nach dem 
naligen Mainziſchen Oberamt Starkenburg (benannt nach der 
vg gl. N. bet Heppenheim), welches einen Beſtandtheil von 
bildet. Sie ift zufammengefett aus 1. ver ehem. Ober- 
fichaft Katenellenbogen, 2. vem Mainz. Oberamt Starlenburg 
r den ehem. Amtsvogteien Heppenheim (mit 7 Orten), ber 
itsvogtei Bensheim (mit 5 Orten zc.), der Amtsvogtei Lorſch 
t 5 Orten), der Amtsvogtei Fürth (mit 31 Orten), 3. dem 
ainz. Amt Gernsheim (mit 3 Orten), 4. dem Oberamt Stein- 
m (mit Ausnahme der Amtsvogteien Alzenau und Großkrotzen⸗ 
(9) oder der Amtsvogtei Steinheim mit Ausnahme des Orts 
roßauheim (9 Orte), ver Amtsvogtei Dieburg (5 Orte), ver 
ntsvogtei Seligenftant (10 Orte), der Amtsverwalterei ber Abtei 
eligenſtadt (mit 3 Orten), 5. dem Mainz. Amt Hirfchhorn mit 
isnahme des Orts Eichelbah (4 Orte), 6. dem Kurpfälzi- 
en Oberamt Linvenfels (34 Orte), 7. dem SKurpfälzifchen 
beramt Umſtadt (10 Orte), 8. dem Kurpfälziſchen Oberamt 


272 Topographie. 


Deberg (12 Orte), 9. den Kurpfäßzifchen Parzellen des Amtes 
Alzey auf ver rechten Ahbeinfeite, ebenfo wie 10. vie Parzellen 
des Kurpfälz. Amts Oppenheim auf dem rechten Rheinufer nicht 
aus Ortſchaften, fondern aus Rheininſeln, einzelnen Höfen 2c. be 
ſtehend, 11. ven Reiten des Bisthums Worms mit Ausnahme 
ver Kellerei Ehrenberg,. oder dem Wormſiſchen Amt Lampertheim 
(5 Orte) und der Herrſchaft Netarfteinah (4 Orte), 12. ver 
Stadt Wimpfen und ter Probftei over dem kath. Nitterftift St. 
Peter in Wimpfen, 13. ver Aemter des Fürjten von Lömenftein- 
Werthheim-Roſenberg: Habitheim, Kirchbeerfurth, 14. ve 
Herrihaft Breuberg, 15. den Aemtern des Grafen Erbach-Für: 
ftenau: Michelſtadt, Fürftenau, Freienftein, Rothenberg, 16. ven 
Aemtern des Grafen Erbach-Erbach: Erbach, Reichenberg, 17. ka 
Aemtern des Grafen Erbach- Schönberg: Schönberg und King, 
18. einzelnen veichsritterfchaftlichen Befigungen der Frhrn. m 
Albini, Grafen von Belverbufch, Grafen Dalberg, Frhrn. v. Frar 
fenftein, Herrn v. Gemmingen und Pretlaf, v. Harthaufen un 
v. Wambold in biefen Diftrieten, 19. dem Hanauifchen Amt 


— —. 


Babenhauſen, 20. den ehem. fürſtl. Yſenburgiſchen Aemtern: 
Offenbach und Dreieich und 21. der ehem. Herrſchaft Heufenftamn 


des Grafen von Schönborn, 22. einigen ehemals bahrifchen Orten. 
In Folge dieſer ehemaligen verfchiedenen Herrjchaft find m 
Starfenburg bis zur Einführung eines bürgerlichen Geſetzbuchs 
für das ganze Großherzogthum vie ehemals darin gültigen Recht 
in Wirkſamkeit. 
Nach ven verſchiedenen VBerwaltungszweigen ift ie Provinz eingetheilt 


1. in 10 SKreisämter: Bensheim, Darmſtadt, Dieburg, &r 


bach, Großgerau, Heppenheim, Lindenfels, Neuftabt, Offer 
bach, Wimpfen ; 

2. in 18 Landgerichte und Stabtgerichte: 1. Startgericht Darm 
Stadt, Landgericht Darmftadt, Beerfelven, Fürth, Gernsheim, 
Grofßgerau, Hirſchhorn, Höchſt, Langen, Lorch, Michelftatt 
Dffenbach, Reinheim, Seligenjtadt, Umſtadt, Waldmichelbach 
Wimpfen, Zivingenberg; 

3. in 3 Oberreinnehmereien: Darmftabt, Bensheim, Umftatt. 

4. in 12 Stenercommifjariate;: Darmftabt, Langen, GSeliger 
ſtadt, Großgeran, Offenbach, Beerfelvden, Zwingenberg 
Fürth, Heppenheim, Dieburg, Höchſt, Michelitadt. 


5. 


8 


us 


9. 


10. 


11. 


12, 
13. 


Provinz Starkenburg. 278 


in 32 DiftrietSeinnehmereien und zwar a. zur Obereinneb- 
merei Darmftadt: Darmftadt, Archeilgen, Babenhaufen, Groß- 
gerau I. I., Langen, Offenbach, Seligenftabt, Steinheim, 
Wolfstehlen, b. zur Obereinnehmeret Bensheim: Beerfelven, 
Bensheim, Birkenau, Fürth, Gernsheim, Heppenheim, Hirſch⸗ 
born, Lampertheim, Pfungftadt, Waldmichelbach, Wimpfen, 
Zwingenberg, c. zur LObereinnehmerei Umſtadt: Dieburg, 
Großbieberau, Höchſt, König, Michelftant, Oberramftabt, 
Reichelsheim, Reinheim, Richen, Umftabt ; 


. in 9 Rentäimter: Darmftabt, Großgerau, Lampertheim, Lich- 


tenberg, Seligenftabt, Umftabt, Zwingenberg, Linvenfels, 
impfen; 


. in 9 Forftämter: Darmſtadt, Gerau, Heppenheim, Jugen⸗ 


beim, Langen, Reinheim, Seligenftabt, Umſtadt, Wald⸗ 
michelbach ; 

m 38 Oberförjtereien une zwar a. zum Forftamt Darmftabt 
gehörig: Kalkofen, Mefjel, Steinbrüderteich, Beffungen; b. zum 
Fort Gerau: Königftäpten, Wogsdamm, Griesheim; c. zum 
Forſtamt Heppenheim: Heppenheim, Lampertheim, Lorich, 
Viernheim, Wimpfen; d. zum Forftamt Jugenheim: Gerne- 
heim, Eberſtadt, Jägersburg, Zwingenberg: e. zum Forft- 
amt Langen: Koberſtadt, Mitteldick, Mönchhof, Mörfelven, 
Wolfsgarten; ſ. zum Forftamt Neinheim: Ernfthofen, Lich- 
tenberg, Niederramſtadt, Roßdorf; g. zum Forftamt Seligen- 
ftabt: Babenhaufen, Dubdenhofen, Heufenftamm, Steinheim, 
Zellhaufen; h. zum Forſtamt Umſtadt: Altheim, Dieburg, 
Lengfeld und Schafheim; i. zum Forftumt Waldmichelbach: 
Hirſchhorn, Lindenfels, Rimbach, Waldmichelbach; 

in 5 Salzmagazinsverwaltungen: Darmſtadt, Beerfelden, Bens- 
heim, Großgerau und Langen; 

in 12 evangeliſche Dekanate: Darmſtadt, Dornheim, Eber⸗ 
ſtadt, Erbach, Großgerau, Lindenfels, Neuſtadt, Offenbach, 
Reinheim, Umſtadt, Wimpfen, Zwingenberg; 

in 4 katholiſche Dekanate: Darmſtadt, Bensheim, Dieburg, 
Heppenheim, Seligenſtadt; 
in 3 Rabbinate: Darmſtadt, Offenbach, Michelſtadt; 

in 10 Schulbezirke, mit den Kreisämtern zuſammen⸗ 
fallend; 


Dalthere Heffen. 18 


274 Topographie. 


14. in 18 Medieinalbezirke: Darmſtadt, Bensheim, Dieburg, 
Erbach, Fürth, Gernsheim, Großbieberau, Großgeran, Heppen- 
beim, Hirſchhorn, König, Langen, Michelſtadt, Neuitaht, 
Offenbach, Seligenſtadt, Waldmichelbach, Wimpfeg ; 

15. in 10 Veterinärbezirke, mit ven SKreisämtern zufammen- 
fallend. 

Che wir mit Zugrunvelegung ver Kreiseintheilung zur Be 
trachtung der einzelnen Orte der Provinz uns wenden, haben 
wir noch einen Augenblid bei einigen befonvderen Diftricten ver 
Provinz zu verweilen, die in ihrer Gefammtheit ein befonberes 
Intereſſe darbieten. Es find dieſe Diftricte: die Bergſtraße, das 
Ried, der Odenwald. 

Die Bergftraße ift eine ebene, an dem weftlichen Mbhang 
des Odenwaldes hinlaufende breite. mit hohen Nußbäumen und ur 
deren Obftbäumen auf beiven Seiten bejette. Landſtraße. Uebet 
ihren Anfang und ihr. Ende gibt es verfchievene Meeinungen. 
Einige verjtehen darunter die ganze Strede von Darmſtadt bis 
Wißloch und noch weiter, andere befchränfen fie auf die Strede 
von Befjungen bis Heidelberg. Ihrer natürlichen Befchaffenheit, 
fowie auch ihrer Bewohner ift fehon oben im 2. und 3. Bud 
Erwähnung getban. | 

Die Bergftraße (strata montana, platea montana) war fchon 
den Römern befannt und foll ven Kaifern Probus, Gratian umb 
Valentinian ihren Ursprung zu verdanken haben. Die gegenwärtige 
Landſtraße nähert fich erft bei Zwingenberg dem Gebirg; vie alte 
Bergſtraße aber, welche noch bejteht, zieht dicht am Gebirg hin 
und berührt die Dörfer Malchen, Seeheim und Alsbach. Die 
Bergftraße gab dem umliegenden Lande den Namen; fie bildet 
eine der fehönften und fruchtbarſten Gegenden des deutſchen Landes. 
Auf der .einen Seite begränzen fie die herrlichen Waldberge des 
Odenwaldes, anf der anderen die Rheinebene mit ihrem reichen 
Wechſel von Fluren, Wäldern und Dörfern. — 

Das Ried ift ein zwifchen Bergftraße, Rhein- und Mainebene 
gelegener fruchtbarer Landſtrich, deſſen Abgränzung mit Worten 
genau nicht anzugeben if. Der Name ift ans dem Alt- und 
Mittelveutfchen zu erläutern; ried beveutet hier bald Niebgrad 
oder einen mit Schilf und Sumpfgras bewachſenen, nafjen Grund, 
ist aljo finnverwandt mit Moor; bald bebeutet es ausgereutetes 


Provinz Starfenburg. 275 


Buſchwerk, einen von ſolchem gereinigten Platz, auch wohl einen 
Weiler, eine Anfierlung auf fol einem ausgereuteten Plake. 
Bermuthlich find beide Bedentungen im Laufe ver Zeit zufummen- 
gefloffen, a8 mar vem lange mit Rohr und Riedgras bewach—⸗ 
jenen und vom Rhein überſchwemmten, „Ried“ genannten Landſtrich 
diefen Namen gab. Die Benennung des „Rieds“ ift alt. Schon 
in einer Urkunde vom Jahre 1277 kommen die „NRitwiefen” vor, 
und in anderen von 1477 und 1492 iſt von „Wolfffeln und 
den umliegenden Rietdörfern“ vie Rede. — 

Bom Odenwald, von deſſen natürlicher Befchaffenheit war ſchon 
im 2. Bub S. 44 u. a. a. O. vie Rebe, fowie von feinen Bewoh— 
nern im 3. Bud S. 123. Auch von der Erflürung des Namens 
Odenwald iſt S. 44 einiges gejagt worden. Der Odenwald 
wurde frühe fchon bewohnt von Celten und Germanen. Doc 
bewohnten dieſe wohl nur die Vorhügel, während das Innere des 
Sebirgs lange eine unbewohnte Wildniß blieb. Die Römer brachten 
dahin die erjte Eultur. Sie trangen (vermuthlich unter Habrian 
in ber erften Hälfte des 2. Jahrhundert v. Chr.) auf der einen 
Seite am Main bei Obernburg und auf der anderen vom Nedar 
bei Eberbach ein, zogen einerjeits jürlich, andererfeits nördlich und 
reichten fih auf ver öftlichen Seite des Odenwaldes bie Hänbe. 
Bon ihnen rührt die große befejtigte Linie in dieſem Theile des 
Odenwaldes ber, die von Obernburg aus über die unmwirthbarften 
Höhen bei Lützelwiebelsbach über Vielbrunn, Enlbach, Würzberg 
Heffelbah und Schloſſau zog. Nachdem vie Römer ungefähr 
250 Jahre bier gehanft und viele Niederlaffungen gegründet hatten, 
mußten fie dem Sturm der andringenden fiegreichen Deutjchen, 
bie von ihnen immer mehr öſtlich gedrängt worden waren, weichen, 
mb es wurde ihrer Herrichaft in diefer Gegend für immer ein 
Ende gemacht. Bei ven römiſchen Kaſtellen fiedelten fich neue 
Benohner an; daher kommt es, daß die aus Saftellen in einer 
jo rauhen Höhe entſtandenen Drte grade die älteften dieſer Gegenden 
find, In fpäteren Zeiten, als das deutſche Land in Gaue zerfiel, 
gehörte der größte Theil des Odenwaldes, foweit die Gemäffer 
in den Main fallen, zum großen Maingau; da wo fie fich in 
den Rhein ergießen, war die Gegend dem Oberrheingau, und va, 
wo fie dem Nedar zuflichen, dem Lobdengau und dem Wingars 
teibagau einverleibt. In der Gegend ver Duellen ver Wein 


ı1o% 


278 Topographie. 


dieſe Zeit u. a. das jetzige Rathhaus, der Marktplab mit dem 
Brunnen, der große Woog, der Anfang der alten Vorftabt. Dem 
Beifpiel des Vaters folgten Sohn, Enfel und Enkelskinder. 
Ludwig V. fegte den Bau der alten Vorftabt weiter fort, er- 
weiterte die Stadt nach Norpojten und erbaute eine Münze und 
ein Hospital. Unter ihm erlitt die Stadt aber auch fchwere 
Drangfale im Laufe des 30jährigen Kriegs, beſonders durch den 
Strafen Mansfeld, ver (1622) in die Stabt drang und 8 Tage 
lang plündern, zerftören und mißhanbeln lief. Georg IL e- 
baute das Gymuaſium (1627—1629), legte im Sahr 1629 
den Grumbftein zu einem neuen Echloffe. Aber andy unter ihm 
hatten die Bewohner fehwere Prüfungen durch ven Krieg zu be 
ftehen, beſonders als Zurenne (1647) die Stadt branpfchaft. 
Ludwig VI erbaute einen Theil des Schloffes, ven Glockenba, 
legte den Herrngarten an und veranlaßte den Bau des Birngarten 
(ietzige Alexanderſtraße). Eliſabeth Dorothee vollendete ben 
Birngarten, machte an der Stadtkirche zwei Anbauten. Unter 
Ernſt Ludwig eroberten und brandſchatzten die Franzoſen unter 
Melac zweimal Darmſtadt und bei ihrem zweiten Beſuche 1693 
ſchleifte ihr Führer, der Marſchall de Lorges die Feſtungswerke. 
Ein Brand, welcher im J. 1715 einen Theil des Schloſſes nebft 
einem dabei liegenden Stabtthor zerjtörte, gab dem Landgrafen 
Beranlaffung zum Bau des jest noch ftehenden neuen Schloſſes. 
Seine Banluft ſchuf auch das alte Opernhaus, den weißen Thurm 
u. a. m Unter Ludwig VIM. entftand die neue Vorſtadt, 
welche einfchließlich ver Louiſenſtraße alle Gebäude weftlich vom 
Schloß begriff, das f. g. Spinnhaus und das neue Waifenhans 
Getzt Gymnaſium). Ludwig IX. baute eine neue Infanteriefaferne, 
das Exercierhaus, das Collegiengebäude. Ludewig X. iſt ber 
zweite Gründer Darmſtadts geworden, venn unter ihm erweiterte 
und verfchönerte fih die Stadt in fo beveutendem Maaße, daß 
fie, vie im Jahr 1791 9567 Seelen mit dem Militär, 3 Jahre 
fpäter ohne das Militär 6700 Seelen zählte, bei dem Tode 
ihres erhabenen Wohlthätere über 22000 Einwohner ohne bad 
Militär Hatte. Auch unter der Regierung Ludwigs I. eriei- 
terte und vergrößerte ſich die Stadt durch mannichfaltige neue 
Straßenanlagen und Neubauten öffentlicher und Privatgebäupe. 


Provinz Starkenburg. Kreis Darmftabt. 279 


Darmſtadt Liegt an den äußerſten Vorhöhen des Odenwalds 
auf einem wur zum Theil fruchtbaren Boden 8 zählt jekt 
2044 Häufer, 72 Straßen, 11 freie Pläße, 54 öffentliche Brun- 
nen, 7 Etabtthore. Die Thore der Stabt find: das Rheinthor, durch 
welches man auf die vom Rhein kommende Chauſſee gelangt, das 
Mainthor, zu welchem vie Straße vom Main ber führt, das 
Nedartbor, auf ver vom Nedar her kommenden Straße, das 
Jägerthor, zu dem die Alchaffenburger Straße führt, das Sporer- 
tbor, welches aus der Bangerts-DVorftadt den Eingang zur Stadt 
bilvet, das Beſſunger Thor, am Eingang der Beſſunger Vorftabt, 
das neue Thor am Arreſthaus. Außerdem führen noch in bie 
Stadt 4 Barrieren. Die Stadt felbft befteht aus 2 heilen, 
der Altſtadt und der Neuftabt, und dazu kommen noch 2 Vor- 
ſtädte, die Beffunger Vorftadt und die Bangerts- (Baumgarten) 
Vorſtadt. Altſtadt und Neuftaet werben durch das Schloß, ven 
Marktplatz und Paraveplag von einander gefchieven. Die Altftabt 
bat enge und krumme Gaſſen, in ihr bewegt fich aber ber Haupt: 
verfehr. Die Neuftant ift nach einem regelmäßigen Plane ange- 
legt, Hat breite grade Straßen mit ſchönen Gebäuden. Die beiben 
geößten Straßen find die Rheinſtraße und die Nedarftraße; ihre 
Gebäude, fowie tie ter meiften übrigen Straßen ber Neuftabt 
find durch zwifchenliegende Gärtchen over Höfe mehr oder weniger 
weit von einander gejchieten. Die Straßen find mit dem trefi- 
lichſten Schichtenpflafter belegt, gut beleuchtet und reinlich gehalten. 
Der fchönfte Platz der Stabt ift der Louiſenplatz; er bildet ein 
großes von der Rheinſtraße und zwei Seitenftraßen burchjchnittenes 
Viereck (eig. Achte) und in feiner Mitte erhebt fich die Lupewigs- 
fünle, das Monument, welches das dankbare Volk feinem fürftlichen 
Wohlthäter Ludewig I. erbaut hat. Andere wieder in anderer 
Art Schöne Pläge find: ver Mathilvenplag, ver neu angelegte 
Wilhelminenplag, der Marienplaß, alle 3 mit Alleen bepflanzt, 
ter Lubewigsplag, ver Paradeplag mit daran ſtoßendem Theater⸗ 
platz; in ter Altſtadt Tiegen ver Marftplag und der Ballonplag, 
ſ. g. weil er und ein an ihm ehemals befinvliche8 Gebäude zum 
Ballfpiel diente. An faft allen tiefen Plüßen liegen fchöne öffent- 
lihe Gebäupe Wandern wir von O. nah W. fo finden 
wir am Ballonplag vie im 3. 1829 erbaute ftattliche und mujter- 
baft eingerichtete Infanteriecaſerne, und nicht weit davon bicht am 


280 Topographie. 


Yügerthore das Milttärlazareth; am Theaterplag: das im Jahr 
1818 und 1819 gebaute prächtige Theater, das begnem 1800 
Perfonen faßt; am Parabeplag das durch feine kunſtvolle Dad; 
construction merfwürbige Erercierhaus, erbaut 1771, ehedem zu 
Militärerercitien im Winter beftimmt, zu welchem Zwede es ge 
heizt wurde, jet als Zeughaus benutt; am Marktplatz das 1580 
erbaute Ratbhaus. Die drei eben genannten Pläße begrenzen 
auch das Refidenzfhloß, aus mehreren in verichievenen Yahr- 
hunderten gebauten Gebäuven beftehend, welche unter einander in 
Verbindung gebracht find, von einem breiten tiefen Graben m 
zogen, ber ehedem mit Waffer gefüllt, nun mit Raſen, Gebäfd, 
Bäumen und Blumen beſetzt ift, und über ven 3 gewölbte 
Brüden zu den 3 Eingängen des Schloffes führen. Ein Tel 
der inneren Bauten find noch Theile des 1568 von Gel 
gebauten Schloffes, (die Conditorei vielleicht ein Theil des 1381 
vom Grafen Wilhelm von Katenelnbogen erbauten Schloffes), ber 
Glockenbau mit feinem Glodenfpiel ift 1664 von Ludwig VI. ge 
baut. Die Façaden nach dem Marfte und ver Rheinſtraße bin 
find der zur Ausführung gefommene Theil des großartigen nenen 
Schloßbaus, welchen Ernſt Ludwig unternahm. Der Heinere Ban, 
welcher nah N. W. Sieht, ift im 9. 1784 erbaut. Der Iektere 
Bau wird von dem Großherzog und der Großherzogin bewohnt, 
ber Glodenbau von den Prinzen Emil und Georg, Der gang 
Bau Ernit Ludwigs ift für öffentliche Zwecke in Gebrauch, dem 
er enthält die Hofbibliotbef, die Sammlungen des Muſemms, ba 
Staate-, Haus- u. Cabinetsarchiv, Die Hauptftaatsfajfe2c. — Am Louiſer⸗ 
plag fteht das Großherzogliche Palais, auf den Fundamen⸗ 
ten einer Neitercaferne erbaut; es diente dem Höchitfeligen Groß 
herzog Ludwig N. als Erbprinz und Großherzog zur Reſidenz; 
jest wird e8 zu Wohnungen für fremde Herrfchaften und zu Hop 
bälfen benutzt; auch ſind die Cabinetsbibliothef und das Cabinetk 
mujeum darin aufgeftelt. Dem Palais gegenüber liegt das vm 
Ludwig IX. erbaute Ranzleigebäude. An ver Südweſtecke des 
Platzes ſteht das Ständehaus (ehemals Palais des Lanvgrafen 
Chriftian) mit feinem 1837 erbauten Neubau, welcher u. a. ben 
Sitzungsſaal ber II. Kammer enthält. — Am Mathilvenplag fteht dem 
Mainthor grade gegenüber das im 3. 1827 erbaute neue Kanz— 
leigebäude, während faft feine ganze Weftfeite von vem 1810— 1812 


| 


Provinz Starkenburg. Kreis Darmftabt. 281 


erbauten Großherz. Marftall eingenommen wird. Nahe dem Thore 
ftebt das 1831. erbaute Münzgebäude. — Am Wilhelminen- 
platz befindet fi die in Rotunvdenform 1822—1827 erbaute 
fatholifche Kirche. — Un dem Marienplat fteht die 1827 
erbaute Neitercajerne. — Bon Gebäuden, welde nicht an 
einem ber genannten Pläße liegen, heben wir hervor: die evan⸗ 
gelifche Kirche, deren Schiff aus dem Anfang des 15. Yahr- 
bunverts ſtammt, aber 1678 und 1688 durch 2 Anbauten er- 
weitert wurde. Sie hat im 3.1843 ff. eine Rejtauration erfahren, 
welche die vorher püftere und geſchmackloſe Kirche zu einem freundlichen 
Gotteshaus umgefchaffen hat. Das Gymmafium (ehevem Wai— 
ſenhaus) vor dem Beſſunger Thor, erbaut 1748—1750. Die 
Realſchule und höhere Gewerbichule, ein im 9. 1843 
gebauter jtattlicher und zwedmäßig eingerichteter Bau. Das in 
der Altftabt gelegene 1832— 1834 gebaute Arreſthaus. Die 
1816 erbaute Freimaurerloge in der Sanpftraße. ‘Das 1817 
vollendete Haus ver vereinigten Gefellfchaft in der Ahein- 
ftrafe. Das Palais des Prinzen Karl in ver hinter ber 
latholiſchen Kirche nach Beſſungen führenden Straße, erbaut 
1835 — 1836. 

Die Zahl der Einwohner Darmitadts beträgt: 27177 
Sr größerer Theil beftcht aus Geiwerbtreibenden, an fie 
reiben fich der Zahl nach die Diener des Staats und der Kirche, 
dann das Militär, die Hofleute, Künftler, Ackerleute und Zaglöhner, 
Sabritanten und Fremde. Nahrungsquellen bieten der Hof, bie 
Beamten, das Militär, ver Handel (hauptſächlich mit Landeserzeug- 
niſſen, Del, Waldſaamen, Wein), ver Garten» und Feldbau, bie 
Gewerbe. Unter ven Gewerben herrſcht eine beſondere Thätigfeit 
in den Buchbrudereien. An Fabriken befikt Darmſtadt ſolche für 
Tapeten, Spiellarten, Zündhölzer, hemifche Fabrifate, Tabak, Chaifen, 
mufilalifche und technijche Inftrumente, Diafchinen, Bijouterie-Waaren, 
Relief- Karten cc. — An Bilpungsanftalten ift Darmfiabt 
ſehr reich; es hat ein Gymnaſium, eine Real- und höhere Gewerb- 
ſchule, eine Militärfchule, die nöthige Anzahl Volksſchulen, eine 
große Anzahl von Privatichulen für beide Gefchlechter vom ver- 
Ihiedenften Alter un Stand. Dazu kommen bie Sammlungen 
des Muſeums, vie Hofbibliothef, die Cabinetsbibliothef, die Biblie- 
thefen verfchievener Gorporationen ac. KirhlideGemeinfhaften 


282 Topographie. 


finden fich Hier: eine evangelifche mit 3 Kirchen, eine katho 
mit einer Kirche, eine veutjch - Tatholifche, eine ijraelitifche. 
evangelifchen Gottesbienfte vient die Stadtkirche, die Hofkirche 
Stabtfapelle; dem katholiſchen eine Kirche; ver ifraelitifchen 
Synagoge. Auch ift ein anglifanifcher Gottesbienft in ber © 
firche eingerichtet. — Bon Wohltbätigfeitsanftalten fin 
fonders zu erwähnen: das jtäbtifche Hospital, die Klein 
beivahranftalt, die inabenarbeitsanftalt. — Das Wappen ber! 
ift ein veutiches Schild, quer mitten durch einen breiten ſchn 
Balken getheilt, in deſſen Mitte eine filberne Kugel fteht; ver 
Theil zeigt im rothen Felde einen golonen Löwen mit d 
Indtigem Schwanze, der untere Theil bat im blauen Felde 
weiße Lili. — Zur Annehmlichkeit und BVerfchönerung der ı 
tragen außer ben „Stabtpromenaden”" vom Nedarthor bi 
Meainthor eine Anzahl dem Hofe gehöriger öffentlicher Gärte 
por allen das Bosquet (dev Herrengarten), dann die Mathilb 
(Luftgarten und Sommerwohnung des Großherzoge), die Roſſ 
(Zuftgarten und Sommerwohnung des Prinzen Carl), ber 
herzogliche Garten in Beſſungen, ver Garten des Prinzen 
in Beifungen, ferner der Karlshof, ein Fideicommißgut des 
v. Lersner. In höheren Maße thum dieß noch die mm 
Ihönen Waldungen in unmittelbarer Nähe der Statt, in U 
man auf für Tahrende, Neitende und Fußgänger vortre 
Wegen zu einer großen Anzahl reizender Punkte wallfahrerms 
bie theils in den Walbungen ver Ebene, theils in den Wal- 
der Odenwälder VBorhöhen durch die Fürſorge des natur 
menfchenfreunblichen Großherzog mit Tempeln, Ruheſitzen, 
heerven 2c. hergerichtet find. Es gehören zu dieſen Punlter 
Ludwigshöhe, die Ludwigseiche, der Herrgottsberg, der Dommme 
ber Lindenberg. Zu Spaziergängen laden ferner ein: die Faſc 
das Jagdſchloß Kranichjtein (Cabinetsgut, mit fehenswerthen € 
lungen von Hirfchgeweihen und fürftlichen Familienbildern, el 
dem Johann von Rensdorf gehörig, von Georg I. gefauf 
zum Jagdſchloß eingerichtet), ver Dippelshof, einige benachbarte 2 
bie Emelinenhütte u. a. m. Zu Darmftabt gehören noch 2 Fo 
ſchneidmühlen, wovon die eine „Neumühle”, Heißt, 1 Mablı 
„Schneidmühle“ genannt, die Martinsmühle (Delmühle) 
Forſthäuſer Steinbrüderteich (von Georg I. 1573 angelegt, 
einer Dberförfterei), und das in ver Aolamere. 


Provinz Starkenburg. Kreis Darmftabt. 28 


Arheilgen in Urk. Arabeiligen, Arenheiligen, luth. Pfb 
Sitz einer Diftrictseinnehmerei, erſcheint urkundlich 1225, gehört 
ben Grafen von Kabenellnbogen, die es nach dem Ausgang de 
Münzerrberger 1225 in Anſpruch genommen, aber erft nach Etreitig 
feiten mit ven Salfenfteinern erhalten hatten. Im 30 jährige 
Kriege car es bis auf wenige Häufer abgebrannt. Zu U. gehören 
pie Rückerrmühle, Aumühle, Leibchesmühle, Schleifmühle, Schneivere 
nähe, > Biegeleien, ver Jagdpavillon Dianaburg, das Forfthau 
Kallofert „ (Sig einer Oberförfterei), das Forfthaus bei Meile 
Sem.: 15263 M. (4878 Uder, 1041 Wiefen, 9345 Walt 
Einw. 2: 2125. 
, Beffungen in Urt. Berbing, Belfing, Bezung, Biffing, Intl 
e Pfr, ⁊xxit Darmftadt durch eine Straße zufammenhängend, m 
, mem Ichönen Gr. Garten, Sit einer Oberförfterei, kommt ſcho 
_ 1002 a, vor als Neichslehen von Würzburg, fo daß Darmftat 
ehrt Fein Filial war; die Grafen von Sabenelnbogen trugen e 
* ſpaͤter als Lehen von Würzburg und belehnten ihrerſeits wiede 
andere damit. Dabei lag der ausgegangene Ort Clappacl 
ci Bu ©. gehören: der Luſtgarten und bie Sommerwohnung de 
ze Yan Emil, ver Hopfengarten, Laboratorien und PBırlvermagazin 
-. Vo Schießhaus, die Forfthänfer Böllenfallthor, Beſſunger Forfthau 
‚ist de ſog. Leimen⸗ (Roths⸗) Hans, die Wirthſchaft auf der Ludwige 
vet Gem.: 9135 M. (2029 W., 586 ®i., 6105 Wa. 
fahr Pl, 3388. 
n ZUE air Braumshard in Urk. Brunshard, Brunishard, luth. Flo 
— 3— einem ehemals fürftl., jest im Privatbeſitz befindlichen Schlo 
Br (15, Darten, erjcheint urf. zuerft 1559. Gem.: 1780 M 
mr 2 4,99 Wi, 144 Wa) Einw.: 228. 
Ar Obere Eberſtadt in Urk. auch Serberftabt, Inth. Pfd., Sit eine 
> ftein Byriteret, fommt ſchon 782 url. vor. Die Herrn von Franken 
2 day Befaßen vie eine Hälfte als Mainzifches Lehen, vie ander 
; zur Wobdialgut; ſpäter war es zur Hälfte Schönburgiſch, ſeit 166 
früp Glfte und feit 1662 ganz Heſſiſch. Seine Kirche enthiel 
Bm bie Grabfteine ver Herrn von Franfenftein, deren ehemalig, 
Deren auf einen Berge in ter Nähe in Ruinen liegt, und ii 
Im nen bergejtellte Kapelle fie jett gebracht worden ſind 
Dofe der Burg Steht eine Förſterswohnung. Die Herrn vo 


ur 
Ne ftein Hatten die Burg nebſt mehreren Dürfen 166% u 


m 
us 
a 


2384 Topographie. 


Heſſen verkauft, welcher Kauf 1682 vie Faiferliche Bei: 
erhielt. 1694 lag darin noch eine Hefliihe Beſatzung. 
Herrn v. Frantenftein erhielten ebebem von Beſſungen 12 M 
Korn jährlich gegen die Verbindlichkeit, einen Eſel zu balten, 
welchem vie Weiber durch Darnıftadt geführt wurden, welche 
Männer geichlagen hatten. Es hieß dieß Lehen das „Ejelsie 
Noch 1588 forberte der fürftl. Keller Joh. Sanger den E 
weil einige Weiber ihre Männer gefchlagen Hatten. Die Om 
Fr. ift der Geburtsort des gelehrten Chemikers Dippel, — 
Eberſtadt gehören: vie Bohlenmühle, die Rofennrühle, PA 
Eihollmühle, Ober- und Unter-Wiefenmühle, Walkmühle we 4 
weitere Mühlen ohne befondere Namen. Im der Nähe des Di 
ftanb ehedem, aber nur auf furze Zeit, eine von Ernſt Mk 
erbaute Glashütte. — Gem.: 7149 M. (3352 A., 14 
3176 Wa) Einw.: 2443. 

Eich, luth. Fi. Gem: 203 M. (1234, UM 
Einw.: 116. 

Erzhanſen in Urf. Ebrichhufen, Ernedishus, Exrharbisäet 
Ernsdeshus, luth. Pfd. zuerft url. 1264, wo bie Wittwe em 
von Dornberg das Einlöfungsrecht auf E. an bie Heren v. Jalı 
ftein abtritt; 1449 erhielt e8 Graf Philipp der Süngere U 
Katzenelnbogen von feinem Vater mit anderen Orten; feit 1771! 
e8 Hefftfch, nachdem e8 vorher nur zur Hälfte Heffen gehört ii 
Gem.: 2744 M. (1561 A. 521 Wi. 662 Wa.) Einm.: MM 

Eſchollbrücken in Urk. Eſchelbruchen, Schellbrofen ꝛc., U 
Pfd., urk zuerſt 1216, feit 1319 Würzburger Lehen von Aa 
elnbogen; in feiner Gemarkung find reiche Torfgruben. Get 
1478 M. (805 A., 480 Wi., 106 Wa.) Einmw.: 764 

Gräfenhanfen in Urk. Grebenhaufen, Greffenhaufen, & 
vehus 2c., luth. Pfod. 1291 Würzburgifches Lehen derer vond 
fenftamm, 1413 zeitweife an Katzenelnbogen verpfändet, feit 10 
Heſſiſch. Das darin befindliche ſ. g. Schloß diente von 1776 
1810 als Aufenthaltsort von Invaliden, fpäter war es Mil 
hoſpital und ift nun Privatbeſitz. Zu Gr. gehört die Fleif 
mühble. Gem.: 3907 M. (2426 X, 557 Wi, 924 # 
Einw.: 925. 

Griesheim in Urk. auch Greozesheim ꝛc., luth. Pf. ı 
zuerft 1173, ſchon früge ein beträchtlicher Ort, litt im 30f 


Provinz Starkenburg. Kreis Darmftadt. 285 


A durch Brand und Verwüftung in folhem Grave, daß es 
tere Jahre wüſte lag, in neuerer Zeit durch die Thätigfeit und 
em Gewerbfleiß feiner Bewohner in fteter Zunahme begriffen. Sie 
ren eine ausgebehnten Handel mit Waldfaamen, ſowie mit Felv- 
Kenaniffen, namentlich mit Zwiebeln, (ſ. o. ©. 100). In feiner 
ie bedeutende Torfgruben. Ein Brunnen in feiner Nähe, ber 
helkräfte befigen folfte, wurde 1671 u. in ff. Fahren viel genannt. 
R feiner Gemarkung hat man 1846 mehrere german. Stein- 
rüber geöffnet, deren werthvolleren Inhalt ver hiſt. Verein in 
dermſtadt erhalten bat. — Gem.: 11166 M. (6957 A., 
1857 Wi, 2884 Wa), Einw.: 2965. 


. Hahn in Url. Hayn, urk. zuerft 1354, in gemeinfchaft- 
Üchen Befig derer non Frankenſtein und von Bufed, welche Iek- 
tere ihren Antheil in Katzenelnbogen 1468 verkauften. Gem.: 
1425 M. (868 U, 504 ®Wt), Einw.: 874. 


Meſſel in Urk. Mafilla, Meſelta ꝛc., luth. Pfd., Sig einer 
Oberförfterei, ein nach neuerer Anſicht urſprünglich celtiſcher Ort, 
(im feiner Nähe ver f. g. Stryrbel, Linebel, nach Scriba vielleicht 
in von ven Gelten ihrem Gotte Belus zu Ehren errichteter Hü- 
we) kommt ſchon 800 als Mafilla vor. Als Vogteiherrn erfchie- 
en ſtets die von Grofchlag in Dieburg, die den Ort anfangs 
4 Allodium, dann als aufgetragenes erſt Eppenfteinifches, dann 
olfbergifches Lehen und zulett als Mainzifches Afterlehen be- 
fin. Nach ihrem Abſterben erhielt e8 5. 3. Frh. v. Albint. 
BOG kam es an Heſſen. Gem.: 2882 M. (1471 A. 592 Wi, 
19 Wu) Einw.: 666. 


Niederramftadt in Urf. auch Ramstadt inferior, luth. Pfd. 
u Modaubach, Sit einer Oberförfterei, url, zuerft 1354. Im 
1403 trug e8 Kabenelnbogen von Würzburg zu Mannlehen , 
449 erbielt es Philipp ver j. von Kabenelnbogen von feinem 
ter nebft Darmftadt u. a. DO. Nach aufgefundenem Mauer: 
rk zu fchließen war der Ort früher größer. ‘Dafelbjt befindet fich 
» &lifabethenftiftung ſ.o. S. 179. Es gehören zu Nieverramftaht : bie 
chachenmühle, die 2 Bruchmühlen, vie Papiermühle, Pulvermühle, 
chleifmähle, vie alte und nene Bohlenmühle, 3 Mühlen in ver 
torbach, die Emmelinenhätte. — Gem.: 4105 M. (2103 A., 
92 Wi, 1677 Wu) Einw.: 1478. 


286 Topographie. 


Niederbeerbach Luth. Bir. am Fuße rer Titieite des Fro 
fleins, deſſen Zugehör es ceherem war unt mit tem es 
durch Kauf an Hejien kam. Es befſtand ſchen in Garolim 
Zeiten. An ein Brünnlein in jeiner Nähe fnüpft jich eine 
Yindwurmfage. Gin früherer Burgherr, Georg ven Franke 
jolf Hier einen Linpwurm, ver die Gegend unjicher machte, erfd 
aber die männlihe That mit dem Yeben gebüft haben, inber 
fterbende Unthier ihm ven giftigen Schwanz in das Bein I 
Ein an der Kirche befinbliches Steinbild eines Ritters, ber 
Drachen mit dem Fuße tritt, bat vermutblid Anlaß zu dieſer 
gegeben. Im ver Gemarkung von N. liegen 2 Höhen, 
eine „das alte Schloß”, die andere „die alte Burg“ heißt. ( 
ift als alter Ringwall erfannt; auf ver letteren joll früh 
alte Burg Frantenftein geftanden haben. In feiner NAf 
ehedem der ausgegangene Ort Dunfelbad. Zu N. gebd 
Frankenſtein (ſ. v. ©. 283), 3 Mühlen und 1 Ziegel 
Breiteloh. Gem.: 3299 M. (1126 A. 211 Wi., 1837 
Einw.: 2349. 

Oberramftadt in Urk. auch DO. Ramſtede, Iuth. Pfo., a 
Modaubach, Sit einer Diftrictseinnehmerei, Geburtsort G. 
lichtenbergs, dem um Pfarrhaufe‘ eine Gedenktafel geftiftı 
fommt ſchon 1319 vor, in welchen Jahre es Katzenelı 
befaß, litt im 30 jährigen Kriege fehr jtarf. Ehedem war b 
ein Bergwerf und eine Eifenhütte.e In feiner Nähe lag das 
gegangene Dorf Staderſtatt. Zu DO. gehören: ver 
ſchmidt'ſche Dilshof bei Zeilbard, die 3 Schachenmühlen, die He 
müble, die Raumühle, Hoherainmühle, Waldmühle, Schlof 
und tie Wohnung Eiſernhand. Gem: 8975 M. (479! 
690 Wi, 3268 Wa.) Einw.: 2349. 

Pfungitadt in Urk. Fungeſtat, Phungeftat, Punſtad 
WMarktfleden an ter Modaubach, Sik einer Diftrictseinneh 
mit bedeutenden Torfgruben, foll nach einer Annahme von 
aus Puniern beftchenten vöm. Cohorte gegründet fein. In 
Gemarkung finden ſich Spuren röm. Niererlajjung und Befeft 
Sceriba vindicirt ihr das munimentum Trajani. Urki 
erſcheint Pf. ſchon 785; c8 war zur Zeit des 30 jührigen : 
(don ver bedeutendſte Ort ver Obergrafſchaft Katzeneln 
Es gehören dazu: tie Oberbrüdenmühle (Gulgennrühle), Borm 


Provinz Startenburg Kreis Darmftabt. 287 


Ahınügle, Etröhmühle, Clöschesmühle (Uppelsmühle, Hextors- 
le), Pfeffermühle, Neumühle, Schmeihmühle, Hahnmühle, 
e Ultramarinfabrik (früher Zuder-, vordem Krappfabrik). Gem.: 
4086 M., (6503 A., 1316 ®i., 5534 Wa) Einm.: 
172. 
Roßdorf in Urkunden auch Roſedoph 2c., luth. Pfarrdorf, 
#4 einer Oberförfterei, kommt fehon 1250 urkundlich vor und 
iangte durch die Grafen von Sabenelnbogen an Heffen. Im 
ser Gemarkung liegt der Roßberg mit Bafaltbrüchen, welcher, 
: man annimmt, den Römern als Wachtpoften gedient hat und 
en Wachtthburm trug Zu R. gehören: bie Krugsmühle, bie 
mühle, Weißmühle, (Heiligenmühle) und das einzelne Haus 
uchlenbütte". Gem. 5542 M. (27254. 661 Wi. 1974 Wa.) 
aw. 1775. 

Schneppenhauſen in Urkunden Sneppehuifen, luth. Fld. er- 
ent ſchen 1318 als Katzenelnbogenſcher Ort. Zu Sch. gehört: 
8 Hörfterhaus an der Apfelbachbrüde (Rohre Hau). Gem.: 
84 M. (991 U. 93 Wi) Einw. 257. 

Traiſa in Urt. Drapfien, Dreyſte, zu den Treyſſen, luth. 
„ eriheint urf. zuerſt 1338, ehemals Erbachiſch, feit 1510 
Mh. In feiner Nähe der Dippelshof (Obertraiferhof) 
hans und Deconomtiegebäude, im 9. 1710 von dem Chemiler 
% C. Dippel erbaut. Gem.: 909 M. (661 A., 93 Wi, 
7 Ba.) Einw. 541. 

Waſchenbach luth. Fld. erſcheint zuerft 1430, früher ein 
f mit leibeigenen Bewohnern, Beſitzthum mehrerer abliger 
willen, die ihn und jeine Gemarkung zu Lehen trugen. Zu 
‚gehört die Waiſenhausmühle. Gem.: 863 M. (300 U, 
Wi., 498 Wa) Einw. 232. 

Weiterftadt in Urk. Wirereftatt, Wytterſt, Uderſtatt, luth. 
„kommt ſchon 948 urkundlich vor, ſcheint urſprünglich nur 
einigen Höfen beſtanden zu haben, die zu verſchiedenen Zeiten 
verfchiedenen Händen waren, während bie höhere Gerichtsbarkeit 
enelnbogen zuſtand. Antheile Hatten die von Heuſenſtamm, bie 
Frankenſtein u. a. m., welche letztere ihren Theil an Katzen⸗ 
ogen verpfändeten. — Zu Weiterſtadt gehört der Hof Geha- 
n. Gem.: 6361 M. (4322 4, 204 Wi, 1835 Wa.) 
ıw.: 845. 


288 Topographie. 


Wirhanfen in Urt. Wiekershufen, Wifchhufen ꝛc., luth Bir, 
urf. zuerft 1286; 1386 Würzburger Lehen von Satenelnbogen. 
Dazu gehören: der Hof Sensfelven, die Sensfelver Mühle, Ottilien⸗ 
mühle und Küchenmühle. Gem.: 2765 M. (1924 A., 566 Wi, 
494 Wa.) Einw.: 781. 


reis Bensheim. 


Seine Gefammtbenölferung beträgt (Ende 1852) 29832 
Seelen (16283 Luth., 37 Ref., 808 Un, 11694 Kath., 5l 
©ect., 959 Juden). Es beiteht aus folgenden 38 Orten: 

Bensheim, Kreisſtadt an ber durch die Bergſtraße ziehenhen 
Chauffee, Station der Main-Nedar-Bahn, Sig eines Kreitt, 
einer Obereinnehmerei, einer DiftrictSeinnehmerei, eines Kr | 
amts. Auf einem Zlächenraum von etwa 150 Morgen durch de 
Lauterbach in Stabt und Vorftadt getrennt, zählte e8 Ende 1853: 
5104 Einwohner in 500 Wohnungen. Unter ihnen find el 
350 evangelifche und 150 Juden, alle übrigen find katholiſh 
Die Katholifen haben außer ver zwifchen 1825 und 1830 ve 
Moller und Opfermann erbauten Kirche noch 3 andere im Gebrang: 
bie Kloſter- nun Schulfeminarficche, vie Hospitalfirche in ber Bew 
ftabt, und die Kirche vor ber Stadt auf dem Friedhofe. Für be 
evangelifchen Gottesvienft befteht ein Betſaal, in dem fich auch WE 
Evangelifchen der benachbarten Fatholifchen Orte einfinden. Cie. 
Synagoge ift auch vorhanden. Von Unterrichtsanftalten finden ff 
bier ein katholiſches Schullehrer-Seminar, ein Gymnafium, miehret. 
ftäptifche und Privatfchulen, eine Taunbftummenanftalt, eine Imbuftrie : 


- 
v 


fhule, eine Handwerkerſchule. Von Wohlthätigfeitsanftalten ift be | 








fonders das Hospital zu erwähnen, hauptſächlich als Anftalt fir 
AÜrbeisunfähige und Kranke beftimmt. Bemerkenswerthe Gebt 
find außer dem Bahnhof der von Nobenfteinifche, von Dalbergfkt - 
und von Wamboltfche Hof, das Rathhaus zc. Der größte Ti 
ber Bewohner befchäftigt ſich mit Ackerbau und Weinbau, wei 
letzterer fich wegen ver unfichern Erndten feit einiger Zeit vermiß 
vert hat. Indeſſen ift auch ein nicht unbedeutender Gewerbftant 
und Handelſtand da. Unter den Gewerben find befonbers bie 
Gerbereien und Leberfabrifen bemerfenswerth. Die Wochenmärfte 


Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 289 


nd 4 Yahrmärkte find fehr beveutend für Bensheim. Bensheim 
efitst noch etwa 600 Morgen Weinberge, bei 4200 Morgen 
Ideriand, 3300 Morgen Wald, 1300 Morgen Wielen. Bon 
(derland hat ver Fiskus 164 Morgen, bie Mbeligen mit Kirchen 
nd Fonds 184 Morgen, die Statt 744 Morgen, Private 
500 Morgen. Das Wappen der Stadt iſt ein geharnijchter 
Rann, in der Linken einen Schild mit einem B., in der Rechten 
men Speer, in ven unten ein ‘Drade beißt. — Bensheim ift 
ner der älteſten Orte zwifchen Nedar, Main und Rhein. Schon 
n Sabre 772 ſchenkte nach einer Lorfcher Urkunde ver Priefter 
Uramnus die Michaelisfirche in Baſinesheim, vielleicht von dem 
raukenkönig Chlodwig feiner Mutter Bafina zu Ehren fo genannt, 
sb 46 Jahre fpäter ein Gifelhelm vie zweite Kirche dem Klojter 
oxſch. Es erhielt 956 von Otto I. Marftgerechtigfeit. Gegen 
ie Mitte des 13. Yahrhunderts fam es an Mainz. Um 1318 
ber 1821 heißt es Stadt. In der Baperifchen Fehde warb es 
1504 von Landgraf Wilhelm II. elf Tage belagert, aber vom 
urfürft Pfalzgraf Philipp entjegt. Gegen Ende des 30 jührigen 
riegs hatten fich die Franzoſen bineingeworfen, die Bahern aber 
Mürmten es und machten alles nieder, was vie Waffen trug. 
wi Drleans’schen Krieg hingegen blieb e8 von dem Morpbrenner 
Welac verfchont, weil in dem Kapuzinerkloſter vafelbft ein ſchwer⸗ 
Wisundeter franzöfiicher General Aufnahme und brüderliche Pflege 
Manven hatte. SKurmainziih war e8 1650 geworden, 1802 
m es nach dem Frieden von Luneville an Heffen. — Ein 
izender Punkt bei Bensheim ift ver Kirchberg, einer ber 
Wentenderen Berge, die zwifchen Darmftadt und Heidelberg an 
ww Bergitraße Liegen. Zu Excurfionen ter ſchönſten Art bietet 
Me Umgegend mannichfache VBeranlaffung. — Zu Bensheim gehören: 
we Falkenhof nebſt Mühle (früher Neumühle), vie Hanfenmühle 
keiftenmühle), die Happelt- oder Schmitt- nun Biermühle, bie 
Nefenmühle (Muttergottesmühle), die Hahnmühle und 1 Ziegelei. 

Alsbach in Urf. Aldolvesbach, Adolvesbach, Adilspach, Alts- 
eh 2c., luth. Pfd., am Fuße des Melibokus. Gem.: 3629 
Rorgen (2130 A., 356 Wi., 981 Wa) Einw.: 691. 
# kommt fchon unter dem Namen Adolvesbach im Jahr 775 
t der Seppenheimer Marftbefchreibung vor, unb war 1333 ein 
agehör des Schlofjes Tannenberg (j. u. Iugenheim). Seine erite 
Waligers Heſſen. 19 


290 Topographie. 


Kirche war eine von Agnes von Katzenelnbogen im Jahr 1379 
geftiftete Kapelle. Erſt im Jahr 1610 wurde die Kirche zur 
Pfarrfirche erhoben; bis dahin war fie ein Filial von Bickenbach. 
Im Jahr 1504 war die Familie von Werdenberg mit bem Dorfe 
belehnt worden, welches im Jahr 1717 an Hefjen fiel Die 
dabei auf einer Vorhöhe liegende Burgruine, gewöhnlich „das 
Alsbaher Schloß” genannt, heißt richtiger das Bickenbacher 
Schloß, denn es war Stammfik der Dimaftenfamilie derer von 
Bickenbach, die zum eritenmal im 12. Jahrhundert auftritt. Die 
Burg war erit Lorjcher, dann Mainzer Leben. Die Dynaſten 
von Bidenkach vergrößerten ihre Befikungen nah und nah fo, 
daß fie in der erjten Hälfte des 14. Jahrhunderts reichstagefühg 
waren. Bald darauf wurde das Schloß ein Ganerbenhaug, b. 
eine Burg, welche mehreren, die fich durch einen Burgfriede p 
einer gemeinfamen Vertheidigung vereinigt hatten, zum Wurfentkät 
diente. Als es einſt Feinde ber Stadt Frankfurt beherbergte 
ließ e8 bie Stadt belagern, nahm e8 ein und ftedte e8 im Braud. 
Es wurde in ber Folge wieder hergeftellt. Die Befigungen ber. 
Bickenbacher waren feit 1488 ganz an die Schenfe von Erbad 
gekommen. Die Familie felbjt erlojch im Yahr 1497. Sm ber - 
Bayeriſchen Fehde kam das Schloß nebit einem Theil ver bam 
gehörigen Befigungen an Wilhelm I. Bon Philipp dem Groß 
müthigen in Stand gefeßt, diente die Burg dem Herzog Ulrich 
v. Würtemberg zum geheimen Aufenthaltsort. Wie alle Burgen 
ver Bergftraße, ift fie und wird fie vor weiterem Verfall geichäkt 
und ift ein viel aufgefuchter Punkt bei Excurfionen. Bon ver 
Höhe ihres dicken Thurms hat man eine herrliche Anſicht ber 
Aheinebene und der Walphöhen des Melibofus. Da wir auf bem 
Alsbacher Schloß auf einem virecten Wege nach dem Melibokns 
find (er fann übrigens von mehreren anderen Punkten aus bequemer 
beftiegen werben), fo wollen wir auch ihn gleich betrachten. E 
ift der höchſte Punkt ver Bergſtraße (2079 Fuß), bis an fein 
Gipfel mit herrlichem Buchwald bedeckt, und beherrfcht das Rhein⸗ 
land von Straßburg bis zum Rheingau. Auf feinem Gipfel fteht 
ein vierediger Thurm von 80 Fuß Höhe, von Ludwig IX. im 
Jahr 1772 erbaut. Auf deſſen bedeckter Gallerie ſteyt ein gutes 
Zelescop aufgejtellt, welches dem überrafchten Blicke eine ungeheure 
Ferne zeigt. Der Name Melibofus hat ven Gelehrten viel zu 


Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 291 


thun gegeben. Manche nennen ihn Chattimelibocus und wollen 
ven Sit ver Chatten Hierher verlegen. Ptolemäus, ver alte 
Geograph, nennt einen Melibocus, verfteht aber darunter den Broden. 
Untere, jelbit Grimm, nehmen un, aus einer volfsthümlichen Cor- 
ruption von Chattimelibocus fei ver Name Katenelnbogen geivorben. 
Der Name Melibofus zur Bezeichnung unferes Bergs kommt invefjen 
ta ben Urkunden bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts nicht 
vor, ſondern es findet fich in ihnen niemals cine anvere Benennung 
dafür als mons Malcus over Malscus und er beißt noch heute im 
Munde des Volles „ter Malchen“, vielleicht nichts anderes als 
ein Diminutv von bem germanifchen mal oder eine Contractton 
von Maleichen, vd. b. ein Platz, wo freie Männer unter Eichen 
anf ver Maljtatt fich verfammeln. Es feheint, daß dieſer urfprüng- 
fiche Rame in einer Zeit, wo nach Wiebererwedung ver claffiichen 
Literatur alles möglichit gräcifirt und latiniſirt wurde, durch bie 
Willkühr der Gelehrten in ven Namen Mielibocus verwandelt wurde. 
Eine finnreiche Hypotheſe Dilthey's erklärt die Gelchrten von Heidel⸗ 
berg zu Ende des 15. Jahrhunderts für die wahrjcheinlichen Ur- 
beber biefer Sünte. — In ter Gemarkung von Alsbach liegt 
ver ſ.g. Weilerhügel, in Flurbüchern die alte Burg genannt, 
im dem Nachgrabungen mancherlei Spuren von einer alten Nieber- 
laffung aufgewiefen haben, und zwar ebenfowohl einer vömifchen 
as einer mittelalterlichen (Weilerhof). 

Auerbach in Urk. Auwerbach, Urebach zc., luth. Pfo., Anhalte- 
pnnlt der Main-Nedar- Bahn, mit einer Gem. von 4660 M. 
(1986 U, 620 Wi., 256 We., 1568 Wa.) und 1556 Einw. Sit 
emer Oberföriterei. Es erftredt fich zum größeren Theile an 
beiden Seiten ver Auerbach, ein enges Seitenthal hinauf, an beffen 
Ende das Fürftenlager liegt, ein Complex von Gebänven, welche 
Ludwig IX. 1780 bauen Lich, von den Liehlichften Anlagen umgeben; 
ein Sommeraufenthalt ver Großherzoglichen Familie (Hausdomäne), 
von Ludewig I. und feiner Gemahlin lange Sabre als ſolcher benutzt, 
m neueſter Zeit twiederhergeftellt und mannichfach verſchönert. 
Der im Fürſtenlager befindliche Geſundbrunnen, ein ſchwaches 
Stahlwaſſer, hatte in früheren Jahren Auerbach als Kurort benutzen 
machen. Die bochgelegene Kirche des Dorfs ift erjt nach ber 
Reformation entftanden. Bis dahin war es Filial don Bensheim 
und benußte vie Kapelle „zur Noth Gottes“, welche In einer 

SE 


292 Topographie. 


Schlucht des nahen Waldes zwifchen bier und Zwingenberg Ing. 
Auerbah kommt in Urkunden von 773 mb 775 unter vem 
Namen Urbach vor. Die dabei auf einem Berge von 1474 Fuß 
Höhe gelegene Ruine, „pas Auerbacher Schloß”, bildet einen ver 
reizenditen Punkte der Welt und darum einen ver beliebteften bei 
Ereurfionen in dieſer Gegend. Sie ift eine ber fchönften umb 
größten Ruinen der Bergftraße und’ bietet von ben vwerfchiebenften 
Punkten aus die reizendften Ausſichten. Ihre Gefchichte Tiegt aber 
noch fehr im Dunkeln, und gar vieles, was von ihr erzählt wird, 
ift unverbürgt. Der Ort wird ſchon 773 urkundlich erwähnt. 
Das Schloß foll nach der Annahme einiger von Karl dem Gr. 
erbaut und wegen ber häufig in jener Gegend damals hanfenden 
Urfttere „Urberg“ genannt fein. Es war Eigenthum der fräntifie 
Könige und kam als foldhes an das Slofter Lorſch, von Hefe 
an Mainz und dann an die Grafen von Katzenelnbogen. Em 
Tamiltie des Namens ift nicht bekannt; die Burgmannen vor 
Auerbach führten andere befannte Gefchlechtsnamen. Wie die Bag 
Bickenbach (f. o. S. 290) diente auch die Burg Auerbach dem geld 
teten Ulrich von Würtemberg zum Verfted. Von 1601 bis gegen 
1627 befand fih noch ein Burggraf bier. Bewohnt wurde bie 
Burg, obgleih 1635 vom Feinde fehr zerftört, bis 1674. 
AS Zurenne in der Gegend erſchien, diente fie ven geflüchteten 
Bewohnern der Umgegend zum Zufluchtsort, den fie eine Zeitlang 
vertheibigten; durch einen verborgenen Ausgang erftiegen endlich 
die Franzofen die Burg. Zu Anerbach gehören außerdem: das 
Förſterhaus im Hochſtädter Thal, 8 Mühlen und 2 Ziegelhütten. 

Balkhauſen in Urf. Balkhuſen, in einem von Jugenheim im 
den Odenwald ziehenden jchönen Thale, Iuth. Fld., ehedem ein 
Zugehör des Schlofjes Darberg, erfcheint urk. zuerft 1400, kam 
1717 durch Kauf von Erbah an Hellen. Dazu gehören meh 
rere Häufer in der Quatelbach, das Forfthaus auf dem Felsben 
und der Thalhof. Gem 1881 M. (679 U, 188 Wi 
921 Wa.) Einw. 311. 

Beedenkirchen in Urk. Badenkirchen, Bettenkirchen, luth. Pfarr 
dorf am Fuße des Felsbergs hat eine Gemarkung von 1981 
Morgen, darunter 1108 M. Ackerland, 331 M. Wieſen ohne 
Torf, 6 M. Wieſen mit Torfbrüchen, 458 M. Wald, 26 M 
Debungen und 271 Einw. Es kam zu Anfang des 11. Zahrh. 


Provinz Startenburg. Kreis Bensheim. 293 


au Lorſch, dann wurde es Zubehör des Schloffes Tannenberg, 
dann fam es an die Grafen von Erbah und 1717 durch Kauf 
an Heflen. In feiner Nähe lagen vie ausgegangenen Derter ober 
Höfe Ayenrode u. Grubelbad,. 


Biblis in Url. Bibelois, Bibiflog ꝛc., kath. Pf. unweit 
ver Weſchnitz, nicht weit vom Rhein, erſt (jeit 846) Lorſch, 
dann Mainz gehörig, von biefem ven Herrn von Rüdesheim als 
Lehen übertragen, feit 1802 Heffüh. Zu B. gehören das Forft- 
wartsbaus Oberſthorſt (Gehhorft) und 1 Ziegelei. — Gem.: 
8851 M. (4114 A., 2457 Wi, 1745 Wu.) Einw: 2276. 

Bidenbah in Urk. Bicchumbach, Bickinb., Buchenb., luth. 
Pfd. an der Bergſtraße, Anhaltspunkt ver Main-Nedar-Bahn, kommt 
ſchon 874 vor, in welcher Zeit Ludwig der Deutſche fein Eigen- 
thum darin an Lorſch ſchenkte. Es war fpäter Eigenthum ber 
Diymaften von Bickenbach, und kam mit den Schloß gl. N. (f. o. 
©. 290) an die Grafen von Erbach. Bon Erbach kam e8 1717 
durch Kauf an Heffen. Zu B. gehört die ſ. g. Bidenbacher 
Mühle und ver Weiler Hartenau. — Gem.: 3726 M. (1975 
A. 1000 ®i. 584 Wa.) Einw.: 627. 


Elmshanfen in Urt. Ellmannsh., Elmerzh., an ver Lauter- 
bh, war (feit 1398) Pfälzifches Lehen von Erbach und kam 
.1806 unter Hefjifhe Hoheit. Zu E. gehören: die Stlingen- 
mühle (Wiefenmühle), 1 Papiermühle, 1 Ziegelei und das Forft- 
haus Waltmühle — Gem.: 1549 M. (684 A.. 136 Wi, 
672 Wa.) Einw. 462. 


Fehlheim in Urk. Hurfeldun, Feldun ꝛc., kath. Fld., kam 
1802 von Mainz an Heſſen. Gem.: 981 M. (542 A., 213 
Wi. 197 Wa.) 

Gadernheim in Urkunden Gavern ꝛc., Mktfl., urkundlich ſchon 
‘773, feit 1561 Erbachiſch, kam 1806 unter Hefjifche Hoheit. 
Dazu gehört eine Ziegelei. — Gem.: 1819 M. (676 U, 
361 Wi, 724 Wa) Einw.: 726, 

Gernsheim Stadt mit 3488 zum größten Theil fath. Einw., 
in einer ebenen Gegend am Einfluß des Winkelbachs in den Rhein, 
Sig eines Landgerichts, einer Diftrictseinnehmerei, einer Oberför- 
fterei. Die Einwohner treiben Aderban, Schifffahrt une Handel. 
Seine Pferdemärkte jine ſehr befucht von nah und fern. Us 


294 Topographie. 


einem freien Platz (Schöffersplatz) ſteht das Standbild Peter 
Schöffers, von Scholl in Heilbronner Sandſtein verfertigt und im 
Jahr 1836 aufgeſtellt. Gernsheim kommt ſchon 773 in ver 
Heppenheimer Mearkbefchreibnng vor. Mehrere Kaifer und Könige 
zählten e8 zu ihren Königehöfen Es kam nah und nach in ten 
Beſitz von Lorſch, welches eine eigne Vogtei hier errichtete und 
bie Familie der von Bickenbach damit belehntee Mit Lorfch kam 
e8 dann an Mainz und erhielt 1356 Stabtredhte. 1465 wurbe 
e8 von Mainz an Katzenelnbogen verpfündet und blieb verpfändet 
bis 1520. Im 9. 1689 wurde es in einen Alchenhaufen ver- 
wanbelt durch Melac.e Im 9. 1802 kam e8 an Heflen. — Zu 
©. gehören: der Johannishof (Pladenhof), Fängenhof, Wildehirſch⸗ 
bof (Förftershaus), Hof Einfierel mit der Wallfahrtsfapelle Mari 
Einfievel und die Heckenmühle. Gem.: 12382 M. (6168 
A, 662 Wi, 4513 Wa.) 

Gronau in Urk. Gronowa, Gruna, Grünau, Inth. Pfd., in 
einem jchönen Thale des vorberen Odenwaldes gelegen, urf. zuerft 
1318, ehemals Erbachifch, feit 1806 unter Heſſen. ‘Dazu gehören 
die Klauſenmühle und bie Häufer am Geisberg und Schleifberg. — 
Gem.: 3078 M. (969 A., 273 Wi, 1708 Wa., 89 We) 
Einw.: 548. 

Großrohrheim in Urk. Rorheim superior, Marktflecken in 
der Rheinebene mit 1622 Einw., die zum größten Theil lutheriſch 
find. Es hat jährlich mehrere fehr bejuchte Vieh- und Krämer: 
märfte. Urk. ſchon 783; aller Wahrfcheinlichkeit ift es das alte 
Rora. wo Herzog Heinrich der Baher ven jungen König Otto II, 
veffen er ji) mit Gewalt bemächtigt hatte, feiner Mutter zuräd- 
gab. Die Tradition feßt hierher ein königliches Palatium, obgleich 
fi feine Spuren von Trümmern eines foldhen bier finden. Sr 
deſſen führt noch jeßt eine Flur ven Namen Hofftatt und bie 
umliegenden Gewanıen heißen der Burggraben. Im J. 103 
wurde G. zum Theil eingeäfchert und ganz geplündert. Zu - 
gehört das Forſthaus Jägersburg, die Hämmeraue, und die Nheir * 
infel Sandwörth. Die Gemarkung von Grofrohrheim hat 6896 
M. (3607 A, 1944 ®i., 1022 Wa.), die der Hämmeraue 
1994 M. (1272 Wi, 264 Wa.) 

Hähnlein in Urk. Haenchen, Henich 2c., luth Pfd., Y, & 
von ber Diain-Nedarbahn, in ver Ebene, gehörte zum Schloß | 


Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 295 


Zannenberg, kam mit einem Theil viefer Herrichaft an einen Neben- 
zweig ber Bidenbacher und von biefem an Erbach. Wahrſcheinlich 
kam e8 in ber bahrifchen Fehde an Heffen. Urfprünglich foll an 
feiner Stelle eine dem db. Laurentius geweihte Kapelle mit einer 
Anzahl von Höfen geſtanden haben, deren Bewohner fih im 14. 
Yahrh. vereinigten. Gem.: 3058 M. (2117 U. 757 Wi, 
68 Wa.) Einw 995. 

Hartenau (in der Ebene) ein zu Bickenbach gehöriger Wei- 

fer (j. D.). 
Goodhſtädten in Urk. Hobefteven, Hofftaten, luth. Fld., in 
einem fchönen Thale '/, Stunde von Auerbah, mit Delmühlen, 
Kalkſteinbrüchen und Quellen von ſchwachem Mineralwaſſer (f. o. 
S. 93). Gem.: 1552 M. (746 U, 148 Wi. 620 Wa.) 
Einw.: 264. 

Jugenheim in Urk. Gugenheim, Gogenheim, luth. Pfd., Sit 
eines Forſtamts, mit einem auf einer Höhe liegenden Sommer- 
Schloß des Prinzen Mleranvder mit veizenden Anlagen. Das Dorf 
war erit -Zugehör des Echloffes Zannenberg, fam dann zu Dags- 
berg und fpäter mit deſſen Zugehör un Erbach, 1717 durch 
Kauf an Helfen. Im Rayon des prinzlichen Sommeraufenthalts 
tiegen Reſte eines Klofters, auf einem Berge, welcher „ber hei- 
lige Berg” in Urkunden und im Volksmunde heißt, und auf 
bem unter dem Schatten ver noch ſtehenden uralten Xinbe das 
Centgericht gehalten wurde. Wann viefes Klofter, welches ber 
Aloſterregel des Benediktinerordens folgte, erbaut ift, läßt fich nicht 
beftimmen. Die ältefte Nachricht davon datirt von 1264, bie 
legte von 1480. Auf dem Kirchhofe von Yugenheim ift ber des 
Kchptofatholicismus beſchuldigte Oberhofprediger von Starck beerbigt. 
Im ver Nähe Fugenheims liegen auf 2 nerfchievenen Höhen Trüm— 
mer zweier Burgen, auf tem Zannenberg une anf den Dags— 
berg. Die Gefchichte beider Burgen ift mit einander verknüpft. 
Der Burg Tannenberg geichieht zum erjtenmal im J. 1263 Er- 
wähnung auf einem fleinen Steine in dem Chor ver Kirche zu 
Yugenbeim, deſſen Inſchrift einen Conrad von Zunnenberg als 
Gründer diefer Kirche nennt, ver nach Wenk ein Sprößling tes 
Bidenbachifchen Haufes war. Er hinterließ Feine männlichen Er- 
ben; eine feiner Zöchter aber war an einen Schenken von Erbach 
vermäblt, eine andere an einen Herrn von Joſſa. Die Herrn von 
Yoffa bauten in ber Nähe des Tannenbergs auf vem Dagkhery im 


296 Topographie. 


1310, nachdem fie ihr Stammſchloß Joſſa bei Saalmünfter auf 
gegeben hatten. . Im 9. 1300 erjcheint ein Herr von Bickenbach 
ale Erbe eines Theile des Schloffes, melden er an einen von 
Eronenberg und einen von Scharpfenftein und deren Erben ver 
kaufte. Es entftand damit hier eine Ganerbichaft, als deren Mit 
befiger im Burgfrieven von 1382 nicht weniger als 20 erſcheinen. 
Die Burg wurde zum wahren Raubneft um fo mehr, als bie 
Zahl der Ganerben immer mehr zunahm. Namentlich waren es 
die Cronenberger, welche übel bauften und im Jahr 1399 pꝛ 
einem Bündniß zwiſchen Pfalz und Mainz zwangen, welches mit 


Beihülfe von Frankfurt u. a. Bunvesgenofjen die Belagerung mb . 


envliche Zerftörung der Burg Tannenberg zur Folge Hatte. De 
Großherzog ließ die Trümmer verfelben im 3. 1847 burchforgen 
und aufgraben und die Nefultate der Ausgrabung nebft eine es 
ſchichte des Schloffes beichreiben. Die bei der Ausgrabung gem 
been, zum Theil fehr interefjanten Gegenftände bilden jebt ein 
Theil des Cabinetsmufeums zu Darmſtadt. — Die Burg Dagk 
berg war, wie wir gehört, von den Kern von Joſſa erbant, 
deren einer eine Tochter des Conrad von Tannenberg zur @e 
mahlin hatte. Sie blieben nicht lange im Beſitz der Burg, dem 


) 


ihon 1337 kam ein Theil und 1346 das ganze Schloß net 


Zubehör durch Kauf an die Schenken von Erbach. In den Ruinen 


der Burg waren 1847 auf Befehl des Großherzog Nachforfhur 


gen angeftellt worden, aber ohne beveutenten Erfolg. — Zu 3 
gehören die Sandmühle und 4 Mühlen im Balkhäufer Thale. — 
Gem: 1349 M. (556 A., 52 Wi., 19 We, 669 Wa) 
Einw.: 721. 

Kleinrohrheim in Urk. auch Nieverrohrheim, kath. Fld., in 
ber Nheinebene nahe tem Rhein, gehörte fchon früher dem Kloſter 
Lori. Ein Theil des Zehntens fam von Bickenbach an Erbach 
und 1717 an Heſſen. Der Ort wurde 1802 Heſſiſch. — 
Gem.: 1737 M. (1325 A, 267 Wi. 74 Wa.) Einw.: 213. 

Tangwaden in Urk. auch Lancquada, Langwata ꝛc., Fld. in 
ber Rheinebene, kommt ſchon 773 in ver Heppenheimer Marfde 
jhreibung vor und fam 1621 durch Kauf von E:bach an Heffen. 
Gem.: 503 M. (8341 4A, 132 ®i, 3 Wa) Einw. 265. 

Lautern, luth. Pfd. im Odenwald, an ber Lauter, kommt im 
Lorſcher Güterverzeichniß als villa luttra vor, fam 1561 durch 
Zaufh von Churpfalz an Erbach und 1808 unter Hefftiche Hobel 


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Provinz Starkenburg. Kreis Bensheim. 297 


zu 8. gehört die Lampertsmühle (Schallersmühle. — Gem.: 
56 M. (341 A. 127 Wi, 159 Wa.) Einw. 178. 

Malden luth. Flo. an ver Bergftraße, war ehedem ein Zu— 
ehör ver Burg Tannenberg, kam an die Schenfen von Erbach 
nd von viefen 1717 duch Kauf an Helfen. Der Ort bat 
ute Leinwandbleichen. — Gem.: 412 M. (310 U, 24 Bi, 
» We, 53 Wa) Einw.: 161. 

Nordheim, evang. Pfo. in ver Ebene liegend, kommt urf. 
nerft 1274 vor, gehörte zum Bisthum Worms und fam 1802 
n Helfen. Zu N. gehören: die Aheininfel Maulbeerau, die Rhein⸗ 
uen Steinerwörth, Altwörth, Auguftenwörth, Bernhardswörth und 
. Biegelei. Gem. v. Nordh.: 4224 M. (2391 U, 598 Wi, 
007 Wa.) Größe ver Maulbeeraue: 1520 M. (100 U, 
56 Bi, 498 Wu) Einmw.: 1022. 

Oberbeerbach, Luth. Bfr. im Odenwald, fommt im Lorfcher 
Tobtenregijter vor, gehörte urſprünglich mwenigftens zum Theil zu 
ven Zubehörungen der Burg Zunnenberg, und wahrfcheinlich ge- 
örte es zu demjenigen Theil verjelben, welchen vie von Franken- 
ein als Mitganerben jener Burg befaßen, gelangte 1662 von 
m Herrn v. Franfenftein an Heſſen. Zu DO, gehört auch das 
myelne Hans Ziegeffchall (Wallgaufen,. Gem.: 3239 M. 
1738 A. 384 Wi, 1046 Wa) Einm.: 523. 

Raidelbach, tuth. Fler. im Odenw., fam 1561 von Churpfalz an 
bach und 1806 unter Heffische Hoheit. — Gem.: 809 M. 
143 4, 181 Wi. 169 Wu) Einw.: 74. 

Reichenbach, Luth. Fir. an der Lauter in dem von Bensheim 
ı den Odenwald ziehenren jchönen Thale am Fuße des Felsbergs, 
ft vielleicht das 773 in ver Heppenheimer Markbefchreibung vor- 
ommente Reonga, 1514 Pfäßifh, 1561 von Pfalz an Erbach 
getreten, jeit 1806 unter Sefliicher Hoheit. — Gem.: 2981 
X (1202 A., 396 ®i., 1237 Wa) Einw.: 1041. 
In feiner Nähe liegen 2 mäßige Berge: der Hohenjtein 
nd Porſtein, auf deren Höhe gewaltige nadte Quarzfelſen, die 
ei Derwitterung ver fie umliegenden Steinmajje verjchont blieben, 
leich Burgen emporſtehn. Das ehevem dabei liegende Dörfchen 
Johenftein (Gem.: 576 M. [154 4, 97 Wi, 317 Wa.] bat 
er Graf von Erbach- Schönberg ungefauft und an jeiner Stelle 
in Schlößchen mit Deconomie angelegt. Zwiſchen viefem Schlößchen 


298 Topographie. 


und Reichenbach wird Bergbau getrieben (f. o. ©. 84 ff.). De 
nörblic von Reichenbach fich erhebende Felsberg, in Urk. auf 
Felisberg, Felichberg, befteht aus Syenit und ift berühmt durch 
das Felſenmeer, eine fjehr große Fläche an dem Abhange bei 
Dergs, welche mit einer Menge von durch Waſſer und Luft abge 
runbeten, über und neben einanber liegenden gemaltigen Shentt- 
Felsblöcken bevedt if. Man hat mehrfach verfucht, vie Bildunz 
biefes großartigen Felfenmeeres zu erflären. Die Geognoften find 
nun fo ziemlich einig darüber, daß das Waſſer die Felſen blokge 
Apült und Luft und Waſſer an ihrer jekigen Geftalt genrbeitet 
haben. Seine Bildung wurde fehr begünftigt durch einen Meinen 
Waldbach, welcher fich unter den gigantifehen Blöcken feinen &y 
gefucht hat, und dem bei Regen ober bei dem Schmelzen be 
Schnees die Bergmwaffer von beiden Seiten her zufließen ud ben 
Grus, der durch Die fortvauernde, wenn auch langfume Dersite 
rung entfteht, zuführen, ben er dann fpäter im Thale wieder di 
ſetzt. Der ganze Berg ift reich an bloßliegenden Felfen, und ax 
vielen von ihnen zeigen jih Spuren von Menfchenhänven, bie fe 
bearbeitet haben ober bearbeiten wollten. Die 2 am berühmteften 
gewordenen berfelben find tie Rieſenſäule und ber Riefer 
altar. Die Riefenfäule ift ein 31 $. 8 3. langer mb 4 $. 
6 3. unten und 3 F. 10 3. oben im Durchfchn. habender Conoid ver 
Syenit. Sie liegt ohne Zweifel nahe an dem Orte, an dem fl 
behauen wurde. Zweck und Urfprung ver Säule haben den Ge 
fehrten fchon viel Kopfverbrechens gemacht. Bald wird fie für e 


— — — —— 


Werk der Römer, bald für eins ver Germanen, bald für eu 
beutfches Werf des Mittelalters aus ber Zeit Carls des Großen 


gehalten. Manche glauben fie fei für einen Tempel bes Obl 
beftimmt geweſen, andere halten fie zu einer Götzenſäule deſignith 
andere für ein römifches Palatium ꝛc. beftimmt. Die neue 
Anfiht Diltheys ftellt die Vermuthung auf, fie ſei von Kalk 
BValentinian als Denkmal der röm. Macht für die befeftigte Ye 
dieſes Kaijers in Tribur beftimmt gewefen. Der NRiefenaltt 
it ein über 40 F. im Umfang haltenver Fels, der wie man ber 
muthet das Fußgeftell der Säule werben folltee An noch vielen 
andern Felſen erjcheinen Sägefchnitte, Anſätze von Meißeln um 
andern Werkzeugen. — Zu R. gehört 1 Mühle und 1 Zie 
gelei. 


Vrovin Starlenburg. Kreis Bensgeim. 299 


Nodan in Url, Rode, Rodaha, luth. Pfd. in ber Ebene an 
Winkelbach, kommt ſchon 964 als Lorfcher Eigenthum vor 
5 gelangte 1802 von Mainz an Heffen. Von der nahe dabei 
F ben Pantgraben führenden Brüde hat man eine überfichtliche 
bt der gamyen Bergſtraße. — Gem.: 497 M. (467 U, 9 Wi, 
0) Einw.: 190. 
Schmalbeerbach, lutb. Fo. im Odenwald, war Frantenftei- 
8 Allod, kam 1662 durch Kauf von Frankenftein an Heffen. 
: 66. In ver Nähe lag der ansgegangene Ort Wall- 
ifen, in befien Gemarkung in ver 2. Hälfte des vorigen 
b. der Hof Ziegelſchall und die Höfe zu Hainzer- 






















em in ben Odenwald ziehenden fchönen Thale an ver 
mit einem auf fteiler Anhöhe gelegenen Schlofje, dem 
ı bes Grafen von Erbad-Schönberg, und ſchönem Garten, 
auf einer anderen Höhe gelegenen neuen Kirche. Es 
hiſch als Eigenthum des Lorſcher Kloſters durch bie 
en als Kloftervögte an die Schenken von Erbach als Lehen 


Im. der bayriſchen Fehde von Wilhelm IL genommen 
ſtört befamen es die Erbacher Grafen im J. 1510 wiever 
als Lehen von Heffen. 1806 kam es unter Heffiiche 
Zu Sch, gehören 4 Mühlen und 1 Ziegelei. — Gem.: 
M. (377 U, 45 Wi, 272 Wa, 42We) Einw.: 565. 
Schwanheim in Url. Suainheim, Schweinheim- ıc., luth. 
Me. in der Ebene, kommt urk. ſchon 764 vor, war von Karl 
d. GEr. 782 dem Kloſter Lorfch geſchenkt worden. 1478 erhielt 
es Graf Philipp von Kagenelnbogen von den Kämmerern von 
Dalberg. Gem: 1710 M. (1238 U, 89 Wi, 339 Ba), 
barunter 458 M. Gemeinvegut mit Einfhluß des 322 M. gro- 
Sen Gemeindewalds und 45 M. Kirchengut. Einw.: 534. 
Secheim in Urk. Scheim, luth. Pfd. an ver Bergſtraße, 
mit einem Großherz. Sommerfchloß und Anlagen. 874 von Lud⸗ 
wig dem Deutſchen an Lorfch gefchenkt gehörte es fpäter zur Burg 
Tannenberg und kam dann an bie Schenken von Erbad. Im 
9. 1622 wurde es faft ganz zerftört duch die Bayern, 1717 







300 Topographie. 
ging e8 an Heſſen über. Es treibt viel Obftbau, namentlich MR y 
feine Kirſchen vortrefflih. Zu ©. gehören 6 Mühlen m St |, 
bacher Thal, fowie 1 Mühle im Oberbeerbacher Thal — Gem: 
4694 M. (1367 4, 178 ®i., 121 We, 2762 W) 
Einw.: 1099. 

Staffel, Iuth. Flo. im Odenwald, war ehebem Zugehör da 
Schloſſes Dagsberg, kam nach deſſen Verfall an Tannenberg, vor 
da an Bidenbah, nachher an Erbah und 1717 an Helle 
Gem.: 446 M. (308 4A, 58 Wi. 68. Wa) Einw: 59 

Stettbach, luth. Flo. in einem von Jugenheim in ben Oben 
wald ziehenden jchönen Thal, fam 1662 von den Herrn v. rar 
fenftein an Heſſen. Zu Stettbach gehören: die Häufer auf bem 
hinteren Steigerts, das einzelne Haus Dicktanne nnd ver Hof 
Hainzerflingen (ſ. o. Schmalbeerbah). Einmw.: 143. 

Wattenheim in Urk. Waddenheim, Wattinheim, kath. M. 
3), St. vom Rhein, an ber linken Wefchnibfeite, 836 von do 
wig dem Deutfchen dem Grafen Werner, von dieſem am Lork 
geſchenkt kam es mit Lorſch an Mainz und nach verſchiedenen Ber 
pfändungen und Mieverfäufen an das Erzitift Mainz und iſt 
jeit 1802 Heffifh. — Gem.: 1694 M. (1129 A., 433 ®i, 
66 Wa.) Einw.: 450. 

Wilmshanfen in Urt. Willmannsh., Wilmeshuf., luth. FM. 
an ber Lauter- oder Ziegelbach in dem Neichenbacher Thale, wurde | 
1398 von dem Pfalzgrafen an Erbach zu Lehen gegeben und m 
1806 als Erbachiſcher Ort unter Heffiiche Hoheit. Zu Wilmk 
baufen gehört ver Falkiſche Hof bei Schönberg, — Gem: 
505 M. (337 4, 45 Wi, 90 Wa) Einw: 144. 

Wurzelbach, luth. Flo. unweit des Feldbergs, kam 1717 
von Erbach an Helfen. Dazu gehört eine Mühle. Es bildet mit Ber 
denficchen eine Gemarfung (f. d.). Einw.: 55. 

Ze in Urk. Celle, Iuth. Flo. in einem von Bensheim # 
den Odenwald ziehenvden fchönen Thal, fam 1398 als Pfälzifceb 
Lehen an Erbach, 1806 unter Heffifhe Hoheit. Zu 3. geht 
bie Borbmühle. — Gem.: 1462 M. (751 A., 75 Wi., 182 Be. 
397 Wa) Einw.: 523. 

Zwingenberg in Urf. Guingenberg, Twingenberg, Stabt mit 
1641 meift luth. Einwohnern, Station der Main - Nedar- Bahn, 
Sig eines Landgerichts, eines Nentamts, eines Steuercommiſſariate, 


Rz 


Provinz Starlenburg. Kreis Bensheim, 301 


er. Mer Diſtrietseinnehmerei. Seine Eimvohner, treiben meift Ader- 


And Weinbau, auch einige Gewerbe. — Urſpruͤnglich, da die Sümpfe 


Pr des alten Nedarhetts, namentlich bei Zwingenberg, fich bis in bie 


Berpftraße erftredten, jo daß zum Verkehr kaum ein Paß bier 
iübrig blieb, lag auf der Höhe eine Burg, deren Befeſtigungswerke 
bie herunter an bie ſumpfige Ebene reichten. Sie gehörte ven 
Grafen von Katzenelnbogen, die darin ihre adeligen Burgmänner 
fügen hatten. Die Stabt hat jich anfangs wohl durch Anſiedelun⸗ 
gen innerhalb der Burgmauern zu geftalten begonnen, ſo daß fchon 
1258 Graf Diether von Katzenelnbogen eine Kirche zu bauen für 
nöthig hielt. 1273 erhielt Zwingenberg Stabtgerechtigfeit. Mit 
ganz Katzenelnbogen kam auch Zwingenberg an Hefjen. Die Stabt 
vergrößerte fih unter ten Landgrafen von Heſſen und erhielt grö- 
ßere Rechte und Freiheiten. Im Jahr 1507 nahm die Stadt 
vaburkh an Bereutung zu, daß die Gent Zwingenberg errichtet 
wurbe, in welcher fie den Vorort bildete. Auf der Burg wohnte 
ber Amtelellr. Vom Jahr 1610 an wurde auch außerhalb ber 
Burgmanern gebaut, was zu Streitigkeiten mit den Auerbachern Ver: 
anlaffung gab, vie ſich durch viefes Bauen in ihrem Gemarkungs- 
vecht beſchwert glaubten. In dem 3Ojährigen Krieg litt Zwingen⸗ 
berg fehr bedeutend, noch mehr faft in dem Orleans’schen Krieg 
und nicht minder im Jahr 1799 durch die Franzofen. Die Burg 
Zwingenberg, in welcher in ber Heſſiſchen Zeit ein Amtsleller 
feinen Sit Hatte, wurde 1613 Gemeinveeigentbum, 1639 mit 
der Stabt zerftört und nicht wieder aufgebaut. Von den Gebäu- 
ven der Stabt find zu erwähnen: 1) das Gafthaus zum golpnen 
wen, von ber Stadt erbant, als fie die Erlaubniß erhalten hatte, 
außerhalb der Burgmauern bauen zu dürfen, 2) das ſ. g. Schlöf- 
chen, eine Zeit lang im Befi des Heffifchen Minifters F. K. von 
Moſer. In Folge der Entſtehungsart der Stadt hat die Stadt 
eine fehr Heine Gemarkung, im Ganzen 1261 M., darunter 
802 U, 264 Wi., 95 We, 7 Wa. Die meiften Einwohner 
find deßwegen mehr in ven Nachbargemeinden Anerbah, Alsbach 
und Bensheim als in ihrer eignen begütert. Das Wappen ber 
Stadt ift ein deutſches Schild quer in ber Witte getheilt, im 
oberen Theile einen wachſenden ungekrönten Löwen mit boppel« 
Mmdtigem Schwanze, im untern Theile 3 Herzen. 


02 Topographie. 
Kreis Dieburg. 


Der Kreis Dieburg bat (1852) eine Bevöllerung ven 
1635 Seelen (30971 Luth., 3731 Ref., 67 Un., 15164 
ath., 18 Sect., 1684 Juden), welche in 68 verfchtebene Orte 
h vertbeilen. Kreisftabt ift 

Dieburg in Urk. Dietpurg, Dyppurch ꝛc., Stabt an be 
jerfpreng mit einer Gemarkung von 8991 M. (4131 U, 802 
zi, 4058 Wa.) und 3680 Einwohnern, Sig eines Kreisamtt, 
nes Kreisbauamts, einer DiftrictSeinnehmerei, eines Forſtamit, 
ner Oberförfterei. Die Einwohner jind meift katholiſch; fie 
eiben Aderban, Haben viel Gewerbfleiß und beziehen Meſſen 
rd Märkte mit Kleinwaaren. Unter ven öffentlichen &eböster 
t merkwürdig: die alte Stabtlirhe aus dem 14. Yahrhatet 
jenerfenswerth find ferner noch die Burg Stodau, von mM 
srofchlagen erbaut, das Schloß derer v. Albini, an ver Ct 
r alten Königeburg und des Mainzer Schloffes, das ehemalige 
apuzinerklofter, jet Strafanftalt, die Wallfahrtskirche auf vem 
ichhof in der Altftant, mit den Erbbegräbnifien der Familien 
Uner und Grojchlag von Dieburg, mit einem wunderthätigen 
Rarienbild, zu vem auf Mariä Geburt 6 — 8000 Menſchen 
allfahren. Dieburg ift wohl römischen Urfprungs; e8 kreuzten fich hiet 

Nömerftraßen und man hat vielfältig Münzen, Aſchenkrüg 
. a. Römifches mehr hier gefunden. Später war Dieburg ein 
Iniglihe Burg. As Stadt wird e8 1288 genannt; 1325 er 
ielt die Stadt durch Ludwig ven B. ein Jahrmarktsprivileg 
iner der erſten Befiger im 11. Jahrhundert fcheint ein Bübinger 
eiwejen zu fein. Im Jahr 1310 kam Mainz in feinen vollen 
zeſitz. Viele adeliche Familien fchlugen Hier ihren Wohnfit auf 
son Mainz kam e8 1802 an Heffen. Das Wappen von Die 
urg zeigt ben heil. Martin, ver dem Bettler ein Stüd feind 
Fe abſchneidet. — Zu Dieburg gehört auch noch die Mörk 
nrühle. 

Allertshofen luth. Fld, war Katzenelnbogen — Heſſiſches Lehen 
erer v. Frankenſtein, kam 1662 an Heſſen. Dazu gehört der 
Seegerhof oder Neuhaus, die Lochmühle und 1 Mühle ohne 


damen. — Gem.: 653 M. (381 A., 94 Wi, 164 Wa) 
zinmw.: 202. 





. Brovinz Starfenburg. Kreis Dieburg. 303 


Altheim auch Spigaltheim, luth. Pfd. Im feiner Gemarkung 
inden fich viele römiſche Grabhügel. Urfprünglich Eppenfteinifches 
!ehen, waren mehrere in feinen Beſitz getbeit. Sm Jahr 1527 
aufte e8 Graf Philipp von Hanau. Nach dem Ubfterben der Hanau- 
Hchtenbergifchen Linie wurde über den Beil des Amtes Baben- 
nufen, zu welchen es gehörte, von beiden Heſſiſchen Linien ge- 
teitten, Altheim kam aber durch vie Verträge von 1762 und 
:771 an Heflen-Darmftadt. Zu Altheim gehört die Stadthäuſer 
Rüähle.. — Gem.: 3187 M. (1692 U., 288 Wi. 1207 Wa.) 
tinw.: 898. Ä 


Asbach Luth. Fld. ehedem 3 verfchievenen abeligen Familien, 
ann mur noch einer, ter von Wallbrunn, gehörig, fam 1722 
m Heften. Zu Asbach gehört die Schnadenmühle.e — Gem.: 
1472 M. (590 U, 150 Wi., 706 Wa.) Einw.: 241. 

Babenhauſen in Urk. Babinhus, Bobinhuis, Stadt mit einer 
Gemarkung von 12662 M. (3619 A., 667 Wi., 7966 Wa.) 
unb 1965 meiſt proteftantiichen Einwohnern, an ber Gerfprenz, 
Sig einer DiftrictSeinnehmerei, mit einem mit boppelten Wällen 
md Mauern umgebenen Schloß, ehemals Schloß ver Grafen von 
danau, jest Militärftrafanftalt. Die Kirche enthält mehrere Holz- 
tulpturen, Bilphauerarbeiten und Glasmahlereien, fowie auch bie 
Jamiliengruft ver Grafen von Hanau -Lichtenberg. Babenhaufen 
hörte in alter Zeit ven Pfalzgrafen von Tübingen. Bon ben 
Serren von Münzenberg, welche e8 ſchon 1236 befaßen, kam es 
m Hanau und nach der Theilung bes Haufes Hanau im Yahr 1458 
n 2 Linien, an bie Lichtenbergifche Linie, von ver e8 nach deren 
Ausfterben Ludwig VII. als Erbprinz, und zwar als Gemahl ver 
Hanauiſchen Erbtochter, erhielt. Babenhauſen hat als Wappen 
einen vieredigen qnadrirten Schild, im erften und vierten Quadrate 
B Sparren, im zweiten und vritten 2 übereinander ſchreitende 
viberfichtige Löwen. — Zu Babenhanfen gehören: ver Hof Alttorf, 
sie Confurtermühle, tie Etattmühle und 1 Ziegelei. 


Billingd in Urk. Bullinges, luth. Fld., in einem Fleinen 
Thale, am Fuß ver Neunkircher Höhe, wahrſcheinlich die alte in 
Lorſcher Schenkungsbriefen oft vorfommente Billinger marca, am 
Schluß des 30 jährigen Kriegs ganz unbewohnt. — Gem.: 
531 M. (254 4, 101 Wi, 167 Wa) Einw.. 170. 


304 Topographie. 


Brandau Inth. Fld., an der Modan, am Fuß ber Neun 
ficcher Höhe, von den NRobenfteinern 1347 dem Grafen Wilhem II. 
von Katzenelnbogen verpfändet und nicht wieder eingelöſt. Zu 
Brandau gehören: 2 Mühlen und 2 Ziegeleien.. — Gem. 
2756 M. (1179 U, 413 Wi., 1105 Wa) Einw.: 639, 

Brensbach Markifleden an ver Gerjprenz. Im feiner Nähe 
römiſche Grabhügel; eine römifche Straße zog in feiner Nähe 
vorüber. Es war ein altes Fulvaifches Lehen, welches fpäter an 
bie Pfalz fam. Bon ver Pfalz waren damit belehnt Heffen und 
Erbach. 1806 kam der Erbachiſche Theil unter Heffifche Hoheit, 
während ber Pfälzifche» feit 1803 ſchon Heflen gehörte. Zu 
Brensbach gehört der Hof Mummenroth und die Bauersmühle — 
Gem.: 2249 M. (1555 U, 258 Wi, 355 Wa.) Eism: 
1191. 

JDorndiel in Url. Dorndill, kath. Fld. Im feiner Gem: 
fung ift ein bedeutender Sandſteinbruch; wurde 1817 von Bayern 
an Heffen abgetreten. — Gem.: 1105 M. (614 A., 55 Bi, 
386 Wa.) | 

Eppertöhanjen in Urk. Eegiharteshufon, kath. Pfd., unfern 
der Gerfprenz, gehörte zum Nitterfanton Odenwald und war ber 
Burg Stockau in Dieburg centbar, wurde 1806 Sfenburgih 
und kam 1816 mit einem Theil bes Fürſtenthums Iſenbutz 
unter Heffen. Zu Eppertshaufen gehören 6 Ziegeleien; dabei 
liegt die Thomashütte, Hof mit Ziegelei. — Gem.: 2689 WM 
(848 A. 443 Wi., 1398 Wa) Cinm.: 352. 

Ernſthofen luth. Fld, am der Modau, Sit einer Oben - 
förfterei, mit einer Kapelle, in welcher das Erbbegräbniß ber 
Familie von Wallbrunn war und einem ehemals Wallbrunn’fchen 
Schloß, jetzt Großh. Hauspomäne und Wohnung des Oberförftere, 
Es gehörte den Herrn von Wallbrunn als Pfälzifches Lehen um 
wurde in ber Bayeriſchen Fehde 1504 von Landgraf Wilhelm H 
tweggenommen. Die Familie v. Wallbrunn trug e8 dann feit 158 
von Heffen zu Leben, bis e8 1722 nebſt anderen Dörfern 
buch Kauf an Heffen kam. Zu Ernfthofen gehört vie Linkſche 
Mühle. — Gem.: 1442 M. (844 4, 245 Wi, 300 ®) 
Einw.: 359. 

oranfenhaufen Tuch. Zt. Gem.: 976 M. (610 4, 
111 Wi, 231 Wa) Einmw.: 290. 


Provinz Starfenburg Kreis Dieburg. 805 


Fränkiſch-Crumbach Marktflecken an ver Gerfprenz mit 
1603 meiſt evangelifchen Einwohnern. Die Herrn v. Gemmingen 
haben hier fchöne Wohnungen mit Gartenanlagen. Crumbach ge- 
hörte ſonſt den NRovenfteinern. Nachher kam e8 an vie v. Gem 
mingen, und ift feit 1806 unter Hellen. Im der Kirche hatten 
bie Rodenſteiner ihr Erbbegräbniß. Die Stammburg ver NRoben- 
feiner, ver Rodenftein, liegt '/, Stunde davon auf einer 
Borhöge des Neunfirchener Bergs, ven 3 Seiten durch walbige 
Anhohen umgeben. Die Burg macht troß ber fie umgebenven 
Anlagen den Einprnd von Oede und Cinfamfeit, erhöht dadurch, 
daß fie von Gebüfch überwuchert if. Es knüpft ſich an fie bie 
allüberall bekannte Sage von dem Auszug des Ritters Rodenſtein 
ans der 2 Stunden von bier entfernten Burg Schnellarts, wenn 
ein Krieg bevorfteht, und von feinen Einzug, wenn ber Frieden 
nahe iſt. Pferbegetrab, Wagengeraffel, Waffengeflivr, Hunde— 
gebell ꝛe. verfünven jtetS ten Zug, ver oft gehört, nie gejehen 
worben if. Die Urfache vieles Getöfes, über welches 1742 — 
1764 amtliche PBrotofolle geführt wurden, ift noch nicht erklärt. 
Manche fchreiben es Zügen von Eulen zu, andere unterirbijchen 
ſtarken Duellen, vie fich zeitweife öffnen, wieder andere ftarken 
Windſtößen, die fi im Gebirge oder an ver Ruine felbft brechen. 
Sa neuefter Zeit wird behauptet, das unerflärliche Geräuſch müſſe 
darch ſ. 9. Luftoulfane entjtehen, es fei mithin nur temporäre 
Gasausſtrömungen, wie fie öfters beobachtet werden. Der Grund 
biefer Vertammung eines Nobenfteiners zum lärmenden Propheten 
wird nerfchieven angegeben. Die von Grimm behauptete Sage 
erzählt: ber Kaifer babe einjt dem Ritter Nobenftein, deſſen Burg 
verpfändet war, alle Schulen gezahlt und dadurch die Treue und 
Anbänglichleit veffelben in jo hohem Grave gewonnen, baß vieler 
ſchwur, bis an ten jüngjten Tag auch aus dent Zodesfchlaf und 
aus Grabesnacht auszirziehen, wenn ber Kaiſer oder das Meich je 
von Gefahr bedroht werde. Nach tiefer Sage ftürzte der heim- 
gelehrte Nitter nahe bei der Burg Schuellarte vom Roß, ſtarb 
und wurde tafelbft begraben. — Nah einer anderen Faſſung 
der Sage hatte ver Ritter, ein wilder Kämpe und Weiberhafjer, 
eine arme Waife kennen gelernt und als Gattin heimgeführt, 
nachdem er gelobt, feinen wilden Muth zu bändigen oder ben 
Geiltern der Nacht zu verfallen, wenn er den Schwur breche. 

Walthers Hefien. 20 


306 Topographie. 


Allein er fing fchon fehr bald mit dem Ritter Echnellarts Häaͤndel 
an und ftieß feine treue Agnes mit dem Fuße weg, als fie ihn 
daheim zu bleiben bejchwor und au feinen Eid mahnte. Er zu 
aus. Sie aber erjchien ihm in ver nächiten Nacht, ein tobtes 
Knäblein auf dem Arm, in gefpenftiger Geftalt, mitten in einem 
Hohlweg, wo er im Hinterhalt lag, und verkündete ihm, er müſſe 
nun, wie er fich jelbft verheißen, bis an den jüngften Tag umher 
ziehen. Nah J. W. Wolf ift die Sage in ber Mythologie be 
gründet und der Geift, ver bald ver Rodenſteiner, bald ver Schub . 
(arts beißt, ift in 2 zu trennen, deren erſterer ber Gott Th, 
ber zweite deſſen Vater Wuotan ift. Diefer Anficht zufolge Hätte 
wir in Rodenſtein und Schnellarts zwei heilige Orte, an bene 
dem Donar und veffen Vater einft in heiliger Walopnacht Wr 
dampften, in deren Nähe das Volk fih zum Gericht ver 
melte. — Zu Fränfifch-Crumbach gehören: die Dormmühle, Ety 
mühle, Bauersmühle (Schmalmühle), Lauthemühle CHanpmähk) 
die Pretlackſche Meierei, die Walpfchügenwohnung „ Holziviele" 
und bie Banernhofraithe „Schleiersbah". — Gem.: 6443 M. 
(3072 A. 1026 Wi, 2187 Wa.) 

Georgenhaufen luth. Pfr. Seine erften befannten Beſther 
waren die Rodenſteiner. Nach und nad Tamen bie Herrn ve& 
Wallbrunn in feinen Befiß, welde es 1649 an ven Freihern 
Hans Joach. Kamptz auf Godau verkauften, von bem es an befien 
Descendenten, vie Herrn v. Harthaufen, Tam. 1806 kam « 
unter Heflifche Hoheit. Das dazu gehörige große Gut gehört 
jegt tem Grafen von Schlitz. Zu Georgenhaufen gebört ein 
Mühle — Gem: 848 M. (440 A., 58 Wi., 319 Wa.) 
Einw.: 304. 

Großbieberau Marktflecken an tem Fiſchbach, nicht weit 
von deſſen Einfluj in die Geriprenz, Sit einer Diſtrictseinnehmerei, 
und Oberförjterei. Es war vordem Pfälziſches Leben ver Grafen vom 
Katzenelnbogen. Zu Grofbieberan gehören: ter Hof Hippelsbud, 
3 Mühlen und 1 Ziegelei. — Gem.: 5310 Morgen (3046 U, 
391 Wi, 1713 Wa) Einw: 1717. 

Großzimmern Marktflecken auf ver linken Seite der Gerfprem- 
Mm feiner Gemarkung find bedeutende Häfnerthongruben. Crft 
Fnldiſches Lehen, dann Katzenelnbogen'ſches Afterlehen derer ven 
Wambold, welche ihre Güter und Gerechtigkeiten an Frankenſtein 


Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 807 


>erfauften; fpäter im Befit von Hanau. In ver Baherifchen 
Fehde gelangte es im gemeinfchaftlichen Befig von Hefjen und Pfalz. 
Die Heſſiſche Hälfte wurde zwifchen Darmftadt uud Caſſel getheilt, 
ie 1627 vie Hälfte ganz an Darmftadt kam. Die niebere 
Berichtsbarfeit war Löwenfteinifch, die hohe und centbare Pfälzifch 
mb Heſſiſch. Den Pfälzifchen Antheit erhielt Darmſtadt 1802 
wo die Lömenftein’fchen Gerechtſame 1805. Zu Großgimmern 
ebören: die Ober- und Untermühle, die Schneemühle (Hirſchbacher 
Kühle), mehrere Streichzünphöfgerfabrifen und 1 Ziegelei. — 
Jem.: 7027 M. (3587 A., 567 Wi., 2872 Ua.) Einw.: 
(078. 

Gundernhauſen in Urt, Gunterateshufen, Gunderadeshuſen, 
sth.  Pfo., mit einen Lehngut derer v. Grolmann, ehemals derer 
» Nimpifch, war ein Lehen von Fulda, womit die Grafen von 
Ratgenelubogen belehnt waren. Zu Gundernhaufen gehören: vie 
Hundsmähle und 1 Ziegelei. — Gem.: 2698 M. (1314 4, 
497 Bi, 794 Ra.) Einw.: 815. 

Habisheim in Urt. Habuchisheim, Habersheim, Habesheim, 
yabbeim, Marktflecken mit Schloß und Garten der Fürſten von 
Imenftein. Im Anfang des 14. Jahrhunderts hatten e8 die 
Biekenbacher zu Zehen, nachher zog Fulda dieſe Lehen ein. Die 
Burg winde ſpäter getheilt zwiſchen Erbach und Wertheim, gelangte 
ser 1406 in ven alleinigen Befit von Erbach. In der Baherifchen 
ſjehde wurde es von Heilen weggenommen und 1530 von den 
Smenfteinern gekauft. 1806 kam es unter Heſſiſche Hoheit. 
u SHabitheim gehören die Dorfmühle und dic Tannenmühle. — 
Bem.: 3205 M. (2963 A. 242 Wi.) Einw.: 1035. 

Hahn ref. Fld. war 1318 ein Hof, welchen Berthold I. 
von Katenelnbogen zu feinem Theil erhict. Im Jahr 1699 
uurbe der Hof von Waldenfern bevölkert und zu einem ‘Dorf 
zweiter. Es bilvet mit Wembach eine Gemarkung (f. d.). — 
Fiuw.: 112. 

Harpertshanjen in Urk. Harpprachtishufen, Harpreizbaufen, 
Scarperkaufen, luth. Flo. an, dem Reichenbach, ehedem Fuldiſches 
dehen, dann (Eppenfteinifches war e8 1481 dreiherriſch und Seit 
1541 in ganzem Bejik von Hanaun. Nach tem Ausgang ber 
Hanau Lichtenbergifchen Linie Fam es durch vie Vergleiche von 
1762 und 1771 an Darmftadt. Zu H. gehört eine Mühle, — 

20* 


808 Topographie. 


Gem.: 1400 M. (882 A., 118 Wi., 396 Wa). Einm: 
273. 
Harreshauſen in Urk. Hareshuſen. luth. Pfo. an ver Ge Fi 
iprenz, Sitz einer Oberförfterei, mit einer fchönen Eiche vom 
Wuchfe einer italiän. Pappel. Es gehörte ehedem ven Münze 
bergern, kam zwiſchen 1258— 1278 an Hanau und in og 
der obengenannten PVergleihe an Caſſel. 1807 nahm es Frank 
reich und verleibte e8 1810 vem Grofherz. Frankfurt ein, ven 
dem es noch in demſelben Jahr an das Großherzogthum Hefe 
fam. — Dabei lag ber ausgegangene Ort Hildenhauſen 
Zu 9. gehört die Pappdeckelfabrik Wilpertsmühle. — Gem: 
3128 M. (1360 4, 678 Wi, 1090 Wa.) Einw.: 477. 

Herdentode, luth. Fld. am Fuße der Neunkirchener He 
früher im Befig mehrerer kam es in der erften Hälfte ve 15. 
Jahrh. nach und nach in den alleinigen Beſitz von Kagenelnboge.— 
Gem.: 777 M. (435 A., 96 Wi., 222 Wa) Einm.: 51. 

Hergershanfen in Urt. Hirginshufen, Hirtarshuſen, If 
Pfo., erſt Münzenbergifch Fam zwifchen 1258—1278 an Sem 
Später in Befit beider Heffen, kam es endlich 1810 an Helle 
Darmftadt. Zu H. gehört die Langfeltsmühle. Gem.: 3577 X 
(1233 U, 937 Wi, 1408 Wa.) Einm.: 698. 

Hering in Urk. Herings, ein fehr altes, aber unbebentenbe 
und armes Dorf, zuweilen Flecken oder Stabt genannt, mit ein 
Gem. von 1078 M. (762 U, 264 ®i., 52 Wa.) und mi 
515 Einw., liegt um ben fegelförmigen freiftehennden 1477 $ 
hoben Otzberg. Sein Name wird von Höhenring abgeleitt 
Als Lehen ver Abtei Fulda wird es fchon 1390 Stäbtchen ge 
nannt, fpiter fam es an vie Pfalz, von ver Pfa 1802 a 
Heſſen. As Wappen hat Hering einen herzfürmigen Schi 
welcher in ter Mitte quer einen Häring und oben und unld 
Eichenzweige mit Eicheln zeigt. — Der Name Burg Otzberg fl 
von Orinsberg jtammen. Cie gebörte zu ten urfprüngide | 
Stiftungsgütern ver Abtei Fulda, die fpäter Pfälziſch und | 
Hanau verpfändet waren. In ver baprifchen Fehde nahm it 
1504 vVandgraf Wilhelm weg, fie kamen aber größtentheils wielt 
an Pfalz zurüd. Im 30fährigen Krieg nahm fie Darmftadt we: 
die zu Hilfe gerufenen Franzoſen eroberten ven Otzberg wieder, 
und er fam turch ven weftphäl. Frieden wieder an Pfalz, Ber 






Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 309 


fang bes 15. Jahrh. bi8 1763 war das Schloß Wohnfik der 
(3. Beamten der Aemter Umſtadt und Otzberg. Seit 1808 
er Darmftädtiih. Früher diente das Schloß (Hausdomäne) 

Staatsgefängniß und als Pulvermagazin. Jetzt iſt es unbe- 
mt. Die Ausſicht vom Otzberg iſt ſehr weitreichend, ſowie man 
ſelbft von vielen Punkten des Odenwalds ſieht. 

Heubach, Inth., ref. und kath. Fld. am Richenbach, mit 
m Bruch von vorzäglichem rothen Sandſtein. Ehedem war 
Ort Bickenbachiſch, ſeit 1399 Pfälziſch, ſeit 1802 iſt er 
fiſch. Zu H. gehören die alte und neue Mühle — Gem.: 
632 M. (1663 A., 231 Wi., 1768 Wa.) Einw.: 1103. 

Horhohl in Urk. Horole, luth. Fld. an der Modau, ehedem 
zenoldiſches, dann Frankenſteiniſches Lehen der Herren v. Wall⸗ 
nm, ſeit 1722 von ihnen an Heſſen verkauft, aber dann wieder 
Lehen genommen. Zu H. gehören 2 Mühlen. — Gem.: 
2 M. (379 4, 115 Wi, 259 Wa.) Einm.: 144. 

Steeitadt in Urk. Cleſtadt, Clegſtadt, luth. Pfo. mit Torf- 
bereien. Urfprünglich Eigenthbum berer von Eppenften, tann 
sauifch kam es durch die Hanauifchen Exrbvergleiche an Caſſel, 
de im 3. 1810 von frankreich dem Großherz. Sranffurt ein- 
eibt und von diefem an Darmftant abgetreten. — Gem.: 
41 M. (1655 4, 196 Wi, 663 Wa.) Einw. 549. 

Kleinbieberan, luth. Fld. gehörte den Herrn von Wallbrunn 
 fam 1722 an SHeffen. Unweit bes Orts ift das f. g. Wild⸗ 
ıbaus, eine eigenthümliche Telsgeftaltung. Zu KL gehört 1 
Se. — Gem.: 1285 M. (611 4, 198 Wi, 447 Wa.) 
uw.: 261. 

Kleinumftadt, luth. und ref. Pfd. mit Torfgräbereien, kommt 
29 urkundlich vor, war bis zum J. 1802 gemeinſchaftliches 
Wthum von Pfalz und Heffen und ift ſeitdem Heſſen allein 
Brig. Zu KL gehören: der Grünhederhof, der Häuferhof und 
enbielerhof (Pfalzhofſ,. Gem: 3688 M. (2606 A. 157 
„ 926 Wa.) Einm.: 847. 

Kleinzimmern, kath. Fld, kam von Mainz an Heffen. 
a: 1517 M., (964 4, 134 ®i, 372 Wa) — 
nw.: 416. 

Laugſtadt in Urk. Langenftabt, luth. Pfd., ericheint 1267 
undlich, war ehebem Hanauiſch, dann Cafjeliih, von 1807 


310 Topographie. 


Frankfurtiſch, feit 1810 Heſſiſch. In feiner Nähe lag frühe It 
eine Burg. — Gem.: 3102 M. (1872 U, 153 Wi, 9% Fi: 
Ba) Einm: 536 

Xengfeld in Urk. Langfelt, Lengvelt, Mktfl., Sik einer Oberfür 
jterei, hat in feiner Gemarkung ein bedeutendes Lager von rothen Sant 
jteinen. Es erfcheint fchon 1244 nrfundlih, war früher eim 
Fuldiſche Befikung und kam im 3. 1802 von Pfalz an Hefla 
Zu L. gehören: die Bundenmühle, Heidenmühle (Aramsmühle) wm 
1 Ziegelei. — Gem.: 5353 M. (3387 4, 331 Wi., 1636 
Wa) Einw.: 1015. 

Lichtenberg, luth. Flo. mit einem Großherz. Schloffe (Ham 
bomäne) auf dev Höhe des Bergs, welches nad) einer alten Gage 
jo viel Fenſter haben fol, als Tage im Jahr. Das u br 
Heppenheimer Markbeſchreibung 773 genannte Gelicheberg ff 
die Burg Lichtenberg fein. Sie war dem SKlofter Lorfch zu Ar 
und wurde von ihm zu Lehen gegeben. Graf Dietber I. m 
Kakenelnbogen trug fie zu Lehen und nannte ſich nach ihr Gnf 
von Lichtenberg. An fpätere Befiger gab fie tie Pfalz zu Lehen . 
Einige Grafen von Katzenelnbogen verfchrieben fie ihren Gemah | 
linnen zum Witthum. Dadurch Fam fie im 14. Jahrh. einig | 
Zeit an andere Herrn. Noch 1482 war bier ein Wreiftuhl de | 
h. Fehme. Die alte Burg war rund gebaut, Georg I. baute fl | 
im Viereck und verbefferte manches, er ließ die Schloßfapelk 
bauen, einen ZThiergarten einrichten. Ludwig V. machte bier am 
8. Oct. 1625 fein ZTeftament und Georg I. floh wegen ber it 
Darmftadt wüthenden Belt im 9. 1629 mit feinem ganzen He 
ftaat und feiner Kanzlei hierher. Als feſtes Schloß ward es im 
30jährigen Krieg der Zufluchtsort von Schußfuhhenten. mM 
Jahr 1688 erhielt es Beſatzung, mit dem Befehl weder franzöfiſche 
noch andere Truppen einzulaffen. Sowohl 1693 als auch 1735 
wurden Reparaturen daran vorgenommen an Befeftigung und — 
Geſchütz. Seit 1802 ift die Pfälzifche Lehnsherrlichkeit aufgehe 
ben. Yu der Nähe res Schloffes Lichtenberg Tiegt die ſ. g. Kur 
nenburg, ein germaniſcher Ningwall. Zu 2. gehören: bie Kin: 
bachshütten. — Lichtenberg hat mit Oberhauſen eine Gemarkung 
von 658 M. (168 A, 35 Wi., 430 Wa.) Einmw.: 121. 

Lützelbach in Urk. Rucelenbach, luth. Fld. mit Brüchen von 
rothen Sandſteinen, kam als Pfand von den Rodenſteinern af 





Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 811 


Katzenelnbogen und wurde nicht wieder eingelöft. Gem.: 964 M. 
(849 U, 191 Wi., 408 Wa.) Einw.: 209. 

Meſſenhauſen, kath. Fld. (eigentlich nı Höfe) gehörte ven 
Herrn von Branfenftein und kam 1806 unter Heſſiſche Hoheit. 
®em.: 356 M. (231 A. 65 Ri, 59 Wa) Einw.: 121. 

Meßbach in Urk. Meſſenbach, Mispach, luth. Flo., mit einer 
intereffanten Felſenhöhle auf einem hohen Berge in feiner Nähe; 
alter Katenelnbogiicher Ort. Gen: 901 M. (383 U, 111 Wi, 
895 Wa.) Einw.: 93. 

Mosbach, kath. Pfo. au dem Welzbach, hieß zur Zeit ver 
Rorolinger Machesbach. Ums J. 827 befand fich hier ein Non- 
nenflofter. Der Johanniterorden befaß fchon 1218 das Patro- 
satrecht der Pfarrei Mosbach, welches ihnen von venen von Werth- 
Geim gefchentt war. Es entſtand hier ein Johanniter⸗Ordens⸗ 
Sommenvehus. Die Beligungen des Ordens bafelbjt mehrten 
fich nah und nach, fo daß Mosbach 1253 fchon als Glied ver 
Danpteommenve Frankfurt auftrat. Dem noch ſtehenden Commende⸗ 
hof erbaute 1781 ver Comthur Fehr. v. Rottberg. Im ben 
Iabren 1806 u. 1807 wurden die beutichen Johanniter⸗Güter 
im allgemeinen eingezogen. Mosbach kam im I. 1817 von 
Bayern an Helfen. — Gem.: 2636 M. (1554 A. 130 ®i.. 
9038 Wa) Einw: 802. 
| Münfter in Urk. Monfter, Meunfter, Munftere, kath. Pfo., 
arhprünglich den Herren von Mlünzenberg gehörig. Später erfcheinen 
die Falfenfteiner in feinem Befige, dann war es getheiltes Be⸗ 
fisthum von Falfenftein und Hanau. Den Falkenſteiniſchen Theil 
erhielten 1444 die Grafen von Sahn und 1484 tie Sfenburger, 
ven Hanauiſchen 1684 Mainz, ver 1706 auch an Iſenburg Tam. 
Seit 1816 ift es unter Heſſen. Zu Münfter gehören: die Alt- 
und Neuwiefenmühle — Gem.: 4887 M. (1670 U., 568 Wi,, 
3749 Wa.) Einw.: 1913. 

Neunfirden in Urk. Nuwenkirchen, Nünkirchen, Iuth. Pfo., 
am Abbange ver 2362 Fur hohen Neunfirchener Höhe gelegen. 
Der daſelbſt befindliche treffliche Brunnen ſoll ehedem ein Gefunb- 
brunnen geweſen ſein und in Folge feiner Wunberfuren Veranlaſſung 
zur Erbauung ver Kirche gegeben haben, in welche 9 Kirchen ein- 
gepfarrt gewefen ſeien, daher der Name. Als Geiſtlicher daſelbſt 
erſcheint 1360 ein Herr von Rodenſtein, welche Familie im Belit 


312 Topographie, 


bes nach und nach bei ber Kirche entftanpenen Ortes war, bis er 
1413 von ihr der Pfalz verpfändet wurde. — Gem: 767M. 
(271 A. 141 Bi, 336 Wa.) Einw.: 107. 

Neutſch in Urk. Neite, Nik, Nyz, luth. Fld., ehedem ben 
Herrn von Wallbrunn gehörig, ſeit 1722 Heſſiſch. Dazu gehört 
der Neutſcher Hof. — Gem.: 1361 M. (676 A., 121 ®i, 
540 Wa.) Einw.: 105. 

Niederflingen ref. Flo., fam 1802 von Pfalz an Hefien, 
welches daſſelbe 1805 an Löwenftein vertaufchte, bis e8 1806 
wieder unter Hejfen fam. Zu N. gehört die Storfenmühle. — 
Nieverklingen hat mit Oberflingen eine Gemarfung von 4987 M. 
(3702 A., 346 Bi. 939 Wa.) Einw.: 517. 

Kiedermodan luth. Pfo., an der Modau. Der Kirk 
barin gehörte ten Herrn von Frankenftein, von welchen er 1449 
an Katenelnbogen fam. Zu N. gehören vie f. g. Nievermober 
mühle und das Müller’ihe Haus (Sulzmannshbaus). — Gem: 
1920 M. (1061 4. 176 Wi, 629 Wa) Einmw.: 635. 

Niedernhanfen luth. Flo., am Fuß des Lichtenberger Berge 
an dem Fiſchbach, ehemals Pfätztiches Lehen ver Katzenelnbogener. — 
Gem.: 1828 M. (701 A., 245 Wi., 835 Wa.) Einm: 
486. 

Niederroden kath. Pfo., an dem Rodaubach, früher Eppen- 
jteinifh, fett 1425 Mainziſch, kam 1802 an Heſſen. — 
Gem.: 5420 M. (2677 4. 419 Wi, 2325 Ma) Einm: 
1087. 

Nourod in Urf. Nanterode, Iuth. Flo. — Gem.: 440 M. 
(209 A. 60 Wi., 161 Wa) Einw.: 86. 

Oberklingen ref. PBfo., ehevem Pfälziſch, kam 1802 on 
Helfen, 1805 durch Zaufch an Löwenſtein, 1806 wieder unter Heſſen. 
Zu DO. gehören die Schmelznrühle und die Koblbacher Mühle. — 
Es bildet mit Niererflingen eine Gem. von 4987 M. (3702 4 
346 Wi, 939 Wa.) Einw.: 686. 

Obermodan Iuth. Fld, an der Modau, mit 1 Mühle; er 
ſcheint 1430 urk. als Katenelnbogener Lehen ver Kalbe v. Reinheim. — 
Gem.: 1819 M. (669 U, 239 Wi., 865 Wa.) Einw.: 331. 

Obernhanfen luth. Flo., am füblichen Abhang des Lichten- 
berger Bergs und ar feinem Fuße, bat mit Lichtenberg eine Ge 
marfung (ſ. d.) — Einw.: 184. 


Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 513 


Oberroben in Urk. Oberraebauve, Oberroddaw, kath. Bfo., 
ben Rodaubach, Sik einer Oberförfterei, ehedem Münzenbergifch 
» Eppenfteinifh, kam e8 1425 an Mainz und 1802 von 
inz an Heſſen. — Gem.: 6157 M. (2711 4A, 899 Wi, 
47 Ba) Einw.: 1741. 


Radheim in Urk. Ratibenheim, Raiden, Nove, kath. Sto., 
bem Welzbach, mit einem Bruch von rothem Sandſtein. Ehedem 
einer Dauer umgeben und Sit mehrerer ablicher Familien, 
: e8 1817 von Bayern durch Tauſch an Heffen. — Gem.: 
75 M. (1071 A. 116 Wi, 309 Wa) Einw.: 602. 


Raibach in Urk. Ripach, luth. und ref. Fld., war früher 
diſches Lehen, doch ſchon im Jahr 1392 wurden die von 
Achlag zum erſtenmal von Pfalz damit belehnt; ſpäter war es 
fen und Pfalz gemeinfchaftlih und Tan 1802 ganz an Helfen. 

MR. gehört 1 Mühle. — Gem.: 1239 M. (679 U, 
Wi, 546 Wa) Einw.: 633. 


Reinheim in Urk. Rinheim, Nüchsheim, Stadt an bem 
mbach und nahe ber Gerfprenz, Sig einer Diftrictseinnehmeret, 
& Landgerichts, eines Rentamts. Man findet hier Spuren ehema⸗ 
e Befeſtigungen. R. hatte ehedem große Freiheiten und Gerechtig- 
a und war von Frohn⸗ u. a. Dienften frei, gleich ben übrigen 
wten; baber entftand das Sprüchwort: „Mh thue es nicht, 
bin von Reinheim!“ welches man brauchte, wenn man auf 
nd eine Zumuthung nicht eingehen wollte und bei feiner Weige- 
z beharren konnte. Heut zu Tage ift das Sprüchwort nicht 
zw üblich. Die Grafen von Katzenelnbogen befaßen fchon früher 
m Ort, ber bereit8 1318 Stadt genannt wird. Ums Jahr 
33 iſt von einem Schloffe vie Rede, als deſſen Burgmänner 
chiedene Abliche im Jahr 1440 aufgeführt werben. Im 30 
igen Kriege diente die befeitigte Stadt Vielen als fichere 
lucht; fie hatte aber durch die Kriegsvölker viel zu leiben. 
e adliche Familien, welche einft bier und in ver Gegen be= 
rt waren, wohnten bier, barunter beſonders die Herrn von 
se. As Wappen hat Neinheim einen rothen Löwen in golpnem 
e. — Zu R. gehören: ver Hof Illbach und 3 Mühlen. 
bifvet mit Ueberau eine Gemarkung von 7442 M. (5668 U, 
7 Wi., 673 Wa) Einw.: 1491 (mit Ueberau 2282.) 


814 Topographie. 


Richen Tuth. Fld. am Nichenbach, mit Torfgräbereien, Sik 
einer Diftrieleinnehmerei, einer Oberförfterei, war mit Chuenfah 
gemeinfchaftlich, ift aber feit 1802 ganz Heffiih. Zu R. gehören 
bie Litzelforſtmühle (Brennersmühle) und 1 Mühle ohne Namen. — 
Gem.: 2330 M. (1378 4. 798 Wi, 154 Wa.) Ein: 
515. 


Rodan in Urk. Roden, luth. Fld. Die Familie Stumpf 
von Aßbach beſaß den Ort als ein Bickenbachiſches Lehen vom 
Erbach. Nachher kam er an die Familie von Schrautenbad, 
bie ihn 1672 an Heffen vertaufchte. Zu R. gehört ver Hotten 
bacher Hof und 3 Mühlen. — Gem: 2186 M. (815 4, 
180 Wi., 1148 Wa) Einmw.: 329. 


Rohrbach ref. Pfo., Hatte in alten Zeiten Evelleute, wede 
fih nach ihm benannten. Im 3Ojährigen Kriege ſehr heub 
gefommen, wurde e8 1699 von Walvenfern erweitert und größter 
theils erbaut. — Gem: 851 M. (709 4, 115 Wi) 
Einw.: 322. 


Schaafheim Marktfieden mit einer Gem. von 7311 R 
(4198 A. 328 Wi. 2785 Wa.) und 1456 Einw. Chemald 
beitand bier ein kaiſerliches Hofgericht, das feinen Urfprung ve 
bem bier befinplich gewefenen Taiferlichen Sattelhof Hatte. G& 


gehörten zu biefem Hofe gewiſſe Hubengüter, über welche em | 


eigenes Gericht mit Schultheiß und Schöffen nievergefeßt war. 


Eine Sage fchreibt die Entftehung des Gerichts Kaiſer Frievrih L | 


zu. Kaiſer Carl IV. ertheilte 1368 Schaafheim das Staptredt. 
Ehemals Hanauiſch wurde es nach dem Auſſterben der Hana 
Lichtenbergifchen Linie durch bie Verträge mit Caſſel von 1762 
und 1771 Heſſen-Darmſtädtiſch. 


Schlierbach in Urk. Slirbach, Schlierjtadt, luth. Fld., erfcheint 
urk. ſchon 770. Der Kirchſatz gehörte 1218 ver bier ſehr be 
güterten Familie der Grafen von Wertheim. Durch Schenk 
kam er in vielen Jahre an ven Johanniter-Convent zu Mosbach 
und ſpäter an Hanau. Nach dem Ausgang der Hanan ⸗Lichten⸗ 
bergifchen Linie kam Schlierbach durch die Verträge mit Caſſel 
von 1762 und 1771 an Hefjen-Darmftant. Zu Schl. gehören: 
bie Straßenmühle, bie Ober- und Untermühle. — Gem.: 1339 R. 
(929 4, 81 W., 330 We.) Einw.: 857. 


Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 815 


Send in Urk. Siemina, Sembe, Sempp, luth. und ref. Fld., 
batte ehebem ein ſ. g. Gravengericht der Grofen von Katzeneln⸗ 
bogen. Der Ort war mit Pfalz gemeinfchaftlich und kam 1802 
ganz an Helfen. Zu ©. gehören: bie Untermühle und bie Forft- 
mühle.. — Gem.: 7165 M. (2522 A. 670 ®i., 3974 Wa.) 
Einw.: 1296. 

Sidenhofen in Urt, Stegenhouen, luth. Pfd. an ver Gerfprenz, 
war binfichtlich der Zerritorialcentbarkcit Zugehör ver Burg Baben- 
Saufen und kam mit dieſer 1258 — 1278 an Hanau, von dem 
es die Herren von Groſchlag als Lehen hatten. 1802 kam es 
an bie beiden Hefjifchen Häufer, 1807 kam fein Caſſel'ſcher Antheil 
an Frankreich, 1810 an Frankfurt und in bemfelben Iahre an 
das Großh. Heflen. Zu ©. gehört die |. g. Sickenhofer Mühle. — 
Gem.: 2099 M. (1006 %., 216 Wi, 877 Ru) Einm.: 
556. 

Spachbrücken in Urt. auch Spuchhraden, luth. Pfo., anfäng- 
lich zur Burg Habisheim gehörig, und Fuldiſches Leben der Herrn 
von Bickenbach, dann wurde es Pfälzifches Lehen der Grafen 
von Erbach. Die Erbacher verkauften e8 nach und nach und 
Kauptfächlih an Lömenftein. Der Pfälifche Theil fiel 1802 an 
Heſſen und vie Löwenſteiniſchen Vogteirechte durch Tauſch im Jahr 
1805. Zu Sp. gehört die Bodmühle. — Gem.: 3092 M. 
(1790 A. 155 ®i., 1076 Wa) Einmw.: 8083. 

Steinan Iuth. Flo., war 1347 von ven Nobenfteinern an 
Katzenelnbogen verpfänbet worden und nicht wieder eingelöſt. — 
Gem.: 784 M. (236 %., 121 ®i., 409 Wa) Einm.: 
176. 

Ueberan in Urk. Obera, Oberauwe, Uebera, luth. Pfd., auf 
ber rechten Seite der Gerfprenz, mit Gruben von weißem Sand; 
alter Katzenelnbogener Ort. Zu Ue. gehört ver Hof Hundertmorgen. 
Es bilvet mit Reinheim eine Gemarkung (f. d.). Einw.: 791. 

Umftadt auch Großumſtadt genannt (in Urk. Autmonbiftabt, 
Ommmmteftat, Omunftet, Obmeftat ꝛc.), an ben Borhöhen des 
Odenwaldes, Stadt mit einer Gemarkung von 10740 WM. 
5518 4, 650 ®i., 4572 Wa.) und 3033 Einwohnern, 
welche außer Landwirthſchaft maucherlei ſtädtiſche Gewerbe treiben. 
Auch Weinbau wird hier getrieben. Sitz einer Obereinnehmerei, 
einer Diftrictseinnehmerei, eines Landgerichts, Rentamts, einer 


816 Topographie: 


Oberförfterei: Die Stadt bat einige fchloßartige Gebäude, welde 
mit den Namen: das Pfälzerfchloß, das Darmſtädter Schloß, das 
Wamboldiſche Schloß, das Curti'ſche Schloß bezeichnet werben. 
Viele Häufer in Umftadt tragen noch ablige Wappen. Das f. g. 
Heſſiſche und Pfälzifche Schloß find Großh. Hauspomänen; erfteres 
wird bermalen vom Nentamtmann beivohnt, letzteres ift für ven 
fath. Gottesdienſt und das Landgericht hergerichtet. Die Kirche 
hat alte Grabdenkmäler der bier und in ber Nähe begütert ge 
wefenen Alien. Das Hospital kommt fchon 1451 vor. Am 
Frankenzeit war Umſtadt Tönigliche Ville, Sie erfcheint fchen 
741. Carlmann fchentte das Patronat dem Bisthum Würzbng, 
Pipin die Villa an Fulda. Dieſes belehnte bamit fpäter vie Herm 
von Münzenberg, nach deren Abgang Hanau und- Satzenelubegen 
Theile erhielten. Später verfanfte Fulda die Herrſchaft an Bl. 
Im der Baperifchen Fehde nahm Wilhelm II. pie Stabt meg, W 
1521 durch Vergleich Hefjen und Pfalz gemeinfchaftlich zu Theil 
wurde. Der Heſſiſche Antbeil war wieder unter Cafjel und Dam 
ſtadt getheilt. Nach verichievenen Wechfelfällen erhielt 1705 
Darmitadt den ganzen Heffifhen Theil. Im Jahr 1802 fam 
auch der Pfälzifche Theil an Heflen. AS Wappen Hat Umſtadt 
eine Burg mit 3 Thürmen, zwifchen welchen auf der rechten Seite 
ein rothes Schildchen mit 3 golonen Sparren, links ein weißes 
Schilochen mit einem fchwarzen Kreuze befindlih if. — Zu U. 
gehören: die 3 Oberiviefenmühlen, die 2 Rauwieſenmühlen, bie 
Burkharbsmühle, vie Efelmühle, 2 Ziegeleien und 1 Kalfbrennerei 
Urberach in Urk. Urberaiche, Urbruch, kath. Pfo. an bem 
Rodaubach, treibt ſtarke Häfnerei. Churmainz gab den Ort tauſch⸗ 
weile 1706 an Yſenburg; 1816 kam er unter Heffen. Zul, 
gehören: die Dber- und Untermühle.e — Gem.: 4222 W. 
(1815 A., 497 Wi., 1910 Wa.) Einw.: 1577. 
Webern, Iuth. Flo., in dem ehedem mehrere Aoliche, namen 
ih die Kalbe von Reinheim als Lehnsleute von SKabenelnboge, 
dann von Heilen, Vogteis und Gerichtsheren waren. — Gem: 
476 M. (149 A., 95 Wi, 222 Wa.) Einw.: 59. 
Wembad in Urk. Wendebach, luth. u. ref. Fld. Ehedem 
ſtand an feiner Stelle nur ein Hof, welchen die Kalbe von Rein⸗ 
beim von Hejfen zu Lehen trugen und ver 1670 von Ludwig VL. 
in eine Wohnung nebft Marftall vermanvelt wurde. Den Wal⸗ 


Provinz Starkenburg. Kreis Dieburg. 817 


benfern 1699 eingeräumt, wurde dieſe zu einem Dorfe erweitert. 
Der babei gelegene Fichtengarten iſt in forftmifienichaftlicher 
Hinficht merkwürdig durch die feltene Höhe und Dide feiner 
Bäume. — Zu W. gehört vie |. g. Wembacher Hütte — 
Sem.: 921 M. (723 U, 167 Wi) Einw.: 447. 

Werfan in Urt. Werfawe, luth. Pfd. nahe bei ber Ger- 
fprenz, einft unter Breubergifcher Oberboheit, fpäter ven Beſitzern 
bes Schloſſes Breuberg und ven Grafen von Katzenelnbogen ge- 
meinfchaftlich, 1446 an Katenelnbogen verpfändet. 1805 Tamen 
auch vie Löwenfteinifchen Gerechtfame dur Tauſch an Heffen. 
Au W. gehören: 2 Mühlen und 1 Ziegelei. — Gem.: 2271M. 
(1461 U, 295 Wi, 441 Wa.) Eimw.: 825. 

Zeilhardt in Urt. Zilhart, Zyegelhard, luth. Fld., ehedem 
mit: Habitzheim ꝛc. Fuldiſches Lehen der Herren von Bidenbadh. 
Mit Habitheim wurde es Pfälziſch und die Erbacher trugen es 
zu Lehen. Bon Erbach erfauften es mit anderen Befitungen bie 
Löwenftener. Im 3. 1802 kam mit Umftabt ver Pfälzifche An⸗ 
theil und 1805 durch Tauſch das Löwenfteinifche Vogteirecht an 
Hefſen. Zu 3. gehören die 2 Wörnerifchen Dilshöfe. — Gem.: 
1463 M. (952 U. 115 Wi. 363 Wa) Einmw: 410. 


Kreis Erbach. 


“ Der Kreis Erbach ift aus dem größten Theil ver ehema⸗ 
maligen Grafichaft Erbach zufammengefegt und gehört ganz bem 
Odenwald an. Er hat fehr beveutende Walbflächen außer ven 
za den Gemarkungen ver Orte gehörigen, fo 3. B. den Erbacher, 
Enlbacher, Zeller Fort mit 5445 M., den Neichenberger Forft 
mitt 3061 .M. u. a. m. Er zählt bermalen 23852 Einwohner 
(22140 Luth., 76 Ref., 2 Un, 1234 Kath., 400 Juden), 
welche in 51 Orten wohnen. Diefe Orte find: 

Erbach, Kreisftant an der Mümling, mit einer Gemarkung 
von 2725 M. (1294 A., 359 Wi., 946 Wa.) und 2325 
meift luth. Einw,, mit einem Schloß ver Grafen von Erbady-Er- 
bad. Seine Einwohner leben theils vom Aderbau theil® von 
Gewerben, namentlich ver Gerberei, Tuchmacherei und Gewehr⸗ 
fabrikation. Nicht unbeveutend find feine Märkte; ver berühmte 


918 Topographie. 


Eulbacher Markt ift feit 1825 hierher verlegt. Die Sammlungen, 
welche Graf Franz von Erbach (F 1823) im Schloffe aufgeftellt 
bat, find ein Unziehungspunft für viele Fremde. Weltberühmt 
tft darunter ver Nitterfaal; fowie auch die Gewehrkammer uud 
die Sammlung römiſcher Alterthümer u. a, die Aufmerkſamkeit in 
bohem Grade verdienen. — Den Namen leitet man von Erdbach 
ab, einem kleinen in der Nähe befinvlichen Bache, welcher etwa 
ı. Stunde weit unter ber Erbe fließt. Der Ort Michelftabt 
mit einem Gebiete von 2 Meilen in ver Runde, alfo auch mit 
dev Gegend, in der Erbach liegt, war von Ludwig dem Frommen 
im 9. 815 an Eginhard, Carls des Gr. Geheimfchreiber, gefchenlt 
worden. Diefer gab das Befitthum dann nah Lorſch. (ia 
Schloß ftand Hier jchon im J. 1146 und gehörte einem Ekr- 
hard, Ein Breuberger hatte es fpäter zur Hälfte gefauft. Eis 
anderer Eberhard erhielt e8 von Ludwig dem Bayer im 3. 13%. 
Ein darüber nach Eberhards Tode entitandener Streit endete dw 
mit, daß 1365 Erbach in den alleinigen Befig Fam. Seit 1498 
war Erbach von Michelftabt getrennt und wurde eigne Pfarrei 
1806 kam es unter Heffiiche Hoheit. Die Stapt Erbach führt 
als Wappen einen rothen Schild, quer mitten durch ein blauer 
Fluß und in biefem 3 rothe Sterne — Zu Erbach gehört vie 
Tuchfabrik bei Lauerbach, 1 Ziegelhütte, das Forſthaus u. Wald 
förftershaus auf tem Mähader, das Haus auf dem Habermann 
freu. 

Airlenbach, luth. Flo, ehedem Erbachiſch, feit 1806 unter 
Hell. Hoheit, mit einer Mühle in der Liedenbach — Gem: 
3589 M. (924 U, 325 Wi, 2283 Wa) Einw.: 321. 

Aflelbrunn in Urt, Ameslabrunna, Anfelbornen, luth. Fit. 
an der Mümling, ijt vielleicht das in ber Heppenheimer Mark 
befchreibung 773 fchon vorkommende Ulisbrunn, 1095 kommt 
es als Ameslabrunna vor, und kam 1806 von Erbach unter Hefl 
Hoheit. — Gem.: 804 M. (311 4, 126 Wi, 367 Wa) 
Einw.: 77 

Beerjelden in Urk. Baurenfeld, Bayerfeld, Bürfeld, Burke 
feld, Stadt auf einer Hochebene am Urfprung ver Mimling, 
Sig eines Stenercommifiariats, einer Diftrietseinnehmerei, eines 
Landgerichts. Seine Einwohner find fehr betriebfam und befchäf- 
tigen ſich mit Ackerbau, Zuchmacherei und Strumpfweberei. Es 


Provinz Starlendurg Kreis Erbach. 819 


urde ſchon im 10. Jahrh. von Lorſch zu Neben gegeben, 1290 
atten es fchon vie Schenken von Erbach. 1328 erhielt es von 
udwig dem Bayer Stadtrechte Cine Kirche gründete bier 1500 
m Schenk von Erbach. Im 3Ojährigen Krieg litt der Ort fehr, 
amentlid 1621 durch die Bayern. 1806 kam er von Erbach 
mter Heli. Hoheit. In feinem Wappen führt Beerfelden einen 
igeuben Bären. — Zu B. gehören: das Forſthaus Walderbach 
Bägerhans) und 2 Biegelein. — Gem.: 5330 M. (23734, 
49 Wi, 2517 Wa) Einmw.: 3008. 

Bullan in Urt. Bulla, Bullaha, luth. Flo. auf einer be 
entenben Höhe. Hier Hatte einer Steininfchrift zufolge eine Ab⸗ 
heifung ber 8. röm. Legion ihr Standquartier. Bullau kommt 
n dem Güterverzeichniß ber Celle Michelitant 819 vor. Es kam 
L806 von Erbach an Heffen. — Zu B. gehört die Gebharbe- 
fütte. — Gem: 3221 M. (847 4, 147 Wi, 2159 Wa.) 
Einw.: 488. 

Eberöberg, luth. Flo. an der Mümling, kam 1806 von 
Erbach an Heſſen. — Zu €. gehören 1 Eifenhammer und 1 
Müßle. — Gem.: 1459 M. (479 U, 86 Bi, 893 Wa.) 
Zinw.: 1693. 

Elsbach in Urk. Elingesbach, Elnsbach, luth. Fld, Tam 1806 
son Erbach an Heſſen. — Gem.: 1102 M. (343 A., 61 Wi., 
698 Wa.) Einw.: 47. 

Erbach auch Dorf Erbach genannt, luth. Fld., bat Kalk—⸗ 
teinbrüche, 1113 Lorſch gehörig; kam 1806 von Erbach unter 
deſſ. Schell. — Gem.: 1054 M. (861 U, 87 Wi. 606 
Ba.) Einw. 211. 

Erbud in Urk. Extpuc, luth. Fld, ſchon 1113 urf. als Lorſch 
zehöͤrig, kam 1806 von Erbach unter Heſſ. Hoheit. Gem.: 
378 M. (429 A. 57 Wi, 493 Wa) Einw.: 86. 

Erlenbach, luth. Fld., kam 1806 von Erbach unter Heſſ. 
Zoheit. Zu Erlenbach gehört das Parkhaus Bullauer Bild. 
Sem.: 1713 M. (434 A., 110 ®i, 1131 Wa) Einm.: 
330. 

Erusbach in Urt. Erichesbuch, Yringsbach, luth. Flp., liegt 
nnerhalb des Erbacher Parks, von Bergen umgeben, ſchon 1095 
ils Lorfcher Befit vorkommend, kam 1806 von Erbach unter Heilen. 
Yem.: 999 M. (338 U, 85 Wi, 576 Wa.) Einw.: 126. 


320 Topographie. 


Etzean urk. Elzhan ꝛc., Iuth. Fld, fam 1806 von Erbaq 
unter Heſſen. In Urkunden heißt es auch Etzelshain (Etzel, Ber 
namen bes alten Donnergotts). — Gem.: 1881 M. (4234, | 
137 Wt, 1295 Wa) Einmw 105. | 

Eulbach, Weiler auf einer bedeutenden Anhöhe mit einem 
Erbachiſchen Jagdſchloß, worin eine reihe Sammlung von Hirſch 
und Rebgeweiben. Im dem dazu gehörigen fchönen Garten finden 
fich mehrere dahin gebrachte röm. Alterthümer, In feiner Nähe fin 
Reſte eines römischen Eaftells, fowie Gräben. E. war unter ben 
Namen Ulenbach bei der Schenkung Eginhards an Lorfch und Ian 
1806 von Erbach unter Heffifche Hoheit. Dazu gehören bi 
Balentinshütte und mehrere Barkhäufer. Gem: 694 M. (167 
A. 120 ®i, 407 Wa) Einw.: 65. 

Falkengeſäüß in Urk. Walfengefeffe, kath. Fld., kam 1806 
von Erbach unter Heſſen. — Zu F. gehört: ver Leonhardéha! 
Tuchfabrik, 6 Mühlen. Gem.: 4123 M. (1186 A., 3118B. 
2495 Wa.) Einw.: 772. 

Hürftenan, Schloß, Refivenz des Grafen von Erbach⸗Fir 
ftenau mit fchönem Garten. Zwei der 4 Eckthürme des ala 
Theils waren ſchon 1356 vorhanden. Die dabei liegenden Gr 
tenanlagen find: ausgezeichnet fchön. Im J. 1317 machte di 
Mainzer Bifchof den Schenf Eberhard zum Schirmwogt Ye 
Schloſſes Fürftenau. 

Gammelsbach, luth. Flo. am Gammelsbah. In der Ser 
penheimer Markfbefchreibung kommt der Ort unter dem Name 
Gammenasbach vor. Im 9. 1806 kam er von Erbach unkt 
Heſſen. In feiner Nähe Liegt die Auine der Burg Freienfteik 
Die Erbacher fcheinen dieſe ehedem ihrer Lage nach fehr fe 
Burg, mit der fie von Pfalz belehnt waren, als Wittiwenfik be 
nußt zu haben. Sie fam 1806 unter Heffiihe Hoheit. — # 
©. gehören ferner: Die Jagdhäuſer Herrnhütte und Schmibtersk 
das Jägerhaus Steingrund, 2 Hammerwerfe uud 7 Mühlen. — 
Beim: 5960 M. (931 A., 357 Wi., 4587 Wa.) Eint: 

61. 

Günterfürft in Urt. Gunverfürft, luth. Fld., kommt ſchen 

1347 vor, ift 1806 von Erbach unter Hefj. Hoheit gefommen. — 


Sem: 1508 M. (711 X, 108 ®i., 690 Wa.) Einm: 
66. J . 


” Provinz Starkenburg. Kreis Erbach, 821 


Heainbrunn in Url. Heimbronn, Himbrun, luth. Fl., er- 
cheint url, 1442 als Neichslehen verer von Hirfchhorn, gehörte 
ur Degenfelvifhen Herrichaft Rothenberg, welche dem Nitterfanton 
Odenwald einverleibt war, und burch Kauf an Erbach gekommen 
ft; jeit 1806 unter Heffen. Gem.: 500M. (214%, 147 Wi, 
BB Wa) Einw. 290. 


Haiſterbach, luth. Fld., erfcheint ſchon 1398 als Pfalz. 
Beben von Erbach, kam 1806 von Erbach unter Heſſen. In feiner 
Nähe lag das ausgegangene Dorf Marbach. — Gem.: 2190 
M. (869 U, 89 Wi, 1232 Wa) Einw 198. 


Hebftahl in Urt. Heppftale, luth. Fld., theilt fich in Unter 
und Ober-Hebftahl, deren erfteres zur bad. evang. Pfarrei Katzen⸗ 
bach gehört, das lettere zur Iuth. Pfarrei Beerfelven, ſchon 1398 
Pfalz. Lehen von Erbach, fam 1806 von Erbach unter Heffen. Zu 
Hebſtahl gehören 2 Mühlen. Gem.: 2709 M. (585 U, 161 
Wi., 1931 Wa) Einw.: 335. 


Heſſelbach in Urt. Hafelbah, kath. Pfr. Im feiner un- 
mittelbaren Nähe liegen vie Ruinen eines röm. Kaftells; ſchon 
1398 Pfäß. Leben von Erbah, kam 1806 von Erbach unter 
Heſſen. Gem.: 2869 M. (707 U, 145 Wi, 1964 Wa.) 
Einw. 213. - 


Hetzbach, luth. Fld. an der Mümling, kam 1806 von Er- 
Bach unter Heffen. Dabei liegt auf der Höhe eines 2182 %. hohen 
bewaldeten Berge das Erbachiſche Jagdſchloß Krähenberg (in 
urt᷑. Crawinberk mons). Es gehören ferner dazu die Gebhards⸗ 
hutte und 1 Quchfabrif in der Marbach. Gem.: 5092 M. 
(1896 4, 297 Wi, 3248 Wa) Einmw.: 662. 


Hilteröflingen in Urk. Hilvegeresbrung, Hiltegerskl. ꝛc., be- 
ſtehht aus 2 verfchievenen Theilen, deren einer, das eigentliche Hil- 
tersffingen, 1806 von Erbach, das letztere, Hiltersflingen an ber 
Hardt, 1802 von Mainz an Heffen fam. Urk. erſcheint es 
fchon als Hilvegeresbrung 773 in ver Heppenheimer Markbeſchrei⸗ 
bung. Gem.: 2423 M. (466 A., 273 ®i., 1659 Wa.) 
Einw.: 469. 

Hinterbach, luth. gb fam 1806 von Erbach unter Heffen. 


Einw.: 106. 
Walthers Hefien. 21 


322 Topographie. 


Hohberg, luth. Flo., bildet mit Schöllenbuch eine Gemarkung 
(. d.), am 1806 von Erbach unter Heffen. Zu H. gehört bus 
Jagdſchloß Albertsruhe. Einw.: 46. 

Hättenthal in Urk. Huttendal, Inth. Fld., ſchon 1398 Pfäl, 
Lehen non Erbach. Gem: 3712 M. (840 A., 241 Ul, 
2550 Wa.) Einm.: 361. 

Kailbach in Urk. Kellenbach, Flo. in einem hohen Thale, 
buch ben Stterbach in 2 Theile getheilt. Kailbach jenfeits (Links) 
des Bachs ift Tatholifches Fld. zu Heſſelbach gehörig. Kailbadh 
bieffeits gehört zur luth. Pfarrei Beerfelden, 1806 von Erbad 
(in defjen Befig e8 fchon 1398 erfcheint) unter Hejfen gelomme. 
In feiner Gemarkung liegt auf einer Anhöhe ein Ringwall. Zu 
R. gehören 1 Mühle und 2 Parkhäuſer — Gem.: 14498 
(362 4, 107 Wi, 927 Wa.) Einw.: 183. 

Kortelshütte, Fld., gehörte zur Herrichaft Rothenberg, wäh 
an Erbah und 1806 von dieſem unter Hell. Hoheit m 
Einw.: 88. 

Langenbrombach in Urk. Langinbrannbach, luth. Fl—., weit 
auseinandergelegen und durch einen Bach in 2 Theile geſchieden 
die ehedem verſchiedenen Herrn gehörten, ſeit 1806 unter Heſſen 
Urk. erſcheint es 1387 als Erbachiſch. — Es gehört zu L. em 
Papierfabri. Gem.: 2098 M. (970 A. 300 Wi, 728 X) 
Einw.: 748. 

Lauerbach in Urk. Lurbach, Luwerbach, luth. Flo. im Müm 
Ungthale, mit 1 Mühle, kommt ſchon 1290 aß Erbacdhifch vor 
und ift 1806 von Erbach unter Hefjen gekommen. — Gem: 
1036 M. (405 U, 93 Wi, 499 Wa) Einm: 174. 

Michelſtadt in Urk. Michlenftat ꝛc, Stadt an ver Mimling 
mit 3414 Einw., Sit eines Landgerichts, eines Steuercommille 
riats, einer Diftrietseinnehmerei, eines Kreisbauamts, hat viel Ge 
werbfleiß und Betriebſamkeit. Seine Kirche im gothifchen Stk 
enthält verfchievene Biltniffe und Grabmäler, vie Gruft der Gm 
fen von Erbach und eine Bibliothef mit feltenen alten Drab 
fohriften, welche zum Theil zu einer von NR. Met in Speber 
1499 an tie alte Kirche gemuchten Schenkung gehörten. Außer 
den Volksſchulen fintet fich bier auch eine Realſchule. Sehr be 
ſucht ift bie Scharfenbergifche Kaltwafferheilanftalt. Der Name 
Michelſtadt wird bald von dem altveutfchen michil = groß, bab 


Provinz Starkenburg. Kreis Erbach. 323 


von dem Erzengel Michael abgeleitet, dem vie Kirche geweiht 
gewejen wäre. Der Ort wurde non Kaiſer Ludwig dem Eginhard, 
von diefem an Lorfch gefchenft und kam vermuthlich burch bie 
Vogtei der Pfalsgrafen über das Kloſter Lorſch an die Schenken 
von Erbach; 1806 kam es unter Heffifche Hoheit. Als Wappen 
führt M. einen veutfchen Schilo, mitten quer getheilt, in ber oberen 
Hälfte 2 nebeneinanderftehende Hftrahlige Sterne, in ber unteren 
ein vamascirtes Fell. In feiner Gemarkung find Brüche von 
Kalt und rothem Sanpftein. Es gehören zu M. das Forſthaus 
Fürftenauer Hof, der obere Eifenhammer (Flautenhammer), 2 Tuch- 
fabrifen, 1 Kattunfabril, 2 Mühlen und die Wafferbeilanftalt bes 
Dr. Scharfenderg. — Es bildet mit Stodheim eine Gemarkung 
von 5028 M. (1813 A. 565 Wi, 2650 Wa.) 

Momart in Urk. Momenhard, Mombart, Iuth. Fld., kommt 
wit Sicherheit fchon 816 vor. 1438 kauften die Schenfen 
von Erbah den Grafen von Otzberg ihre biefigen Güter und 
Gefälle ab. 1806 kam Momart unter Helfen. Die „Schimmels$- 
hätte“ genannte Wohnung gehört zu Momart, ſowie die Häufels- 
mühle. — Gem. 2062 M. (940 U, 238 Wi, 885 Wa.) 
Einw.: 473. 

Oberfinkenbach in Urt. auch Wynckenbach, luth. Fld., kam 
1806 von Erbach, in deſſen Beſitz es ſchon 1398 erſcheint, 
unter Heſſen. — Gem.: 2201 M. (336 A., 132 Wi, 
1681 Wa.) Einw.: 366. 

Obermoſſan in Urk. Mofa, Moſaha, luth. Pfd. Im feiner 
Gemarkung find Sandſteinbrüche. Der Kirchſatz gehörte ſchon 1253 
den Fohannitern, welche hier cin Haus hatten, kam aber bei ber 
Reformation an Erbah und 1806 unter Heſſen. — Gem.: 
3563 M. (1106 A., 330 Wi, 2051 Wa.) Einw.; 399. 

Oberſensbach in Urk. Sentelbah, Senzesbach, luth. Fld., 
kam 1806 von Erbach unter Heſſen. Zu Oberſensbach gehören 
2 Mühlen. — Gem.: 4640 M. (755 A, 136 Bi, 3682 
Wa.) Einw.: 254. 

Olfen in Urf. Ulfen, luth Fld, und 1 Mühle. Im feiner 
Gemarkung find Sanpfteinbrühe Es kam 1806 von Erbadh, 
im deſſen Befig es fchon 1398 erjcheint, unter Helfen. — 
Gem.: 1810 M. (371 U, 175 Wi., 1234 Wa) Einw.: 
912. 

21” 


824 Topographie. 


Ranbach, luth. Fld, kam 1806 von Erbach unter Heſſen. 
Zu R. gehört das Förſtershaus Ludwigsthal (Saubuche). Ind. 
bes Forſts Falkengeſäͤß hat es eine Gem. von 3094 M. (153 X, 
143 Wi, 2774 Wa) Einw.: 89. 

Rehbach in Urt. auch Rehpach, luth. Fld. Im feiner Ge 
marfung liegt ein Eifenbergwert. Rehbach war frühe ſchon im 
Befig von Lorſch, kam 1806 von Erbach unter Heffen. € 
gehören zu Rehbach die Ruinen einer Gapelle, der Rehbacher 
(Hohenloher) Hof, das Forfthaus Kohlgrube und die Achtbuchen. — 
Gem.: 4134 M. (796 U, 240 Wi., 3051 Wa.) Einm. 
194. 

Roßbach, luth. Fld., ehedem im Beſitz von Lorfch, fan 
1806 von Erbach unter Heſſen. — Gem.: 53 M. (4741, 
59 Wi.) Einw.: 66. 

Rothenberg, Mktfl., auf einer beveutenden Anhöhe gelegn. 
Es bildete mit Hainbrunn, Unterfinlenbah und SKortelshütte de 
Degenfelpifche Herrichaft Rothenberg, welche durch Kauf an Erbaf 
Fürftenau fam. 1806 kam Rothenberg unter Heffen. — Gem: 


— - 


5523 M. (1068 4., 279 Wi, 3982 Wa) Einw.: 561. 


Schöllenbach in Urk. Schelnbach, Schelmbah, Inth. Fb, 
an dem Stterbach, fam 1806 von Erbach unter Heffen. Dabei 
liegt das Jägerhaus Reiſenkreuz. Es bilvet mit Hohberg (f. d) 
eine Gemarkung von 5700 M. (742 U, 211 Wi, 4646 Ua) 
Einw.: 401. Ä 

Schönnen in Urk. Schonawe, Schoena, Iuth. Flo. an be 
Mümling, fam 1806 von Erbach unter Heffen. In den Walk 
dungen bed Orts finden ſich Reſte von röm. Verfchanzungen. — 
Gem.: 1890 M. (473 U, 128 Wi, 1289 Wa.) Eine: 
168. 

Steinbach in Urk. Steinbeche, futh. Flo. an der Mümlin, 
Hier finden fi noch Reſte des ehemaligen Nonnenklofters gleiche 
Namens, veffen Kirche, nach den Trümmern zu fchließen, viellakt 
nicht lange nach Karl dem Gr. erbaut zu fein fcheint. 1525 


fam es vertragsmäßig an Eberhard von Erbach, ver e8 1535 


gänzlich aufhob und in ein Hospital verwandelte, welches im 
30 jährigen Kriege einging. 1806 Tam Steinbach von Erbach 
unter Helfen. Es gehören zu Et. das Schloß Fürſtenau (f. d.) 
1 Eijenhüttenwerl, 1 Spathmühle und der untere Eifenhammer. — 


/ 


Provinz Starkenburg Kreis Erbach. 825 


m.: 1612 M. (948 A., 185 Wi., 403 Wa) Einm.: 
80. 

Steinbuch, luth. Fld, kam 1806 von Erbach unter Heffen. 
ızu gehören der Weiler Neudorf und ver Steinbucher Hof. — 
em.: 1289 M. (911 A., 159 ®i., 219 Wa.) Einm.: 
9. 

Stockheim in Urk. Stogheim, luth. Fld., gehörte frühe ſchon 
ich und erſcheint urk. ſchon 1095, kam 1806 von Erbach 
ter Heſſen; bildet mit Michelſtadt eine Gemarkung (ſ. d. — 
nw.: 228. 

Unterfinfenbad), luth. Fld., gehörte zur Herrfchaft Nothen- 
9 (ld). — Gem.: 868 M. (173 U, 78 Wi, 589 Wa.) 
in w.: 105. 


Untermofſan (ſ. Obermoſſau), luth. Fld., kau 1806 von 
bach unter Heſſen. — Gem.: 4002 M. (1441 A., 356 Wi. 
187 Ra.) Einmw.: 548. 


Unterſensbach (ſ. Oberſensbach), luth. Fld, fam 1806 von 
bach unter Heſſen. Dazu gehören der Rittſchlich (Salmshütte), 
3 mehreren Häuſern beſtehend, das einzelue Haus „Brückenpeter“ 
ſannt, und 3 Mühlen. — Gem.: 5385 M. (1164 U, 
5 Wi, 3932 Wa.) Einw: 482. 

Weitengefüß in Urk. Widengeſehes, Willingengefäß ꝛc., luth. 
), gehörte ſchon 1113 Lorſch. Die Familie Karben war bier 
tert und verkaufte 1366, fowie die Familie Bafey 1397 
er Theil an die Schenfe von Erbach. Es fam 1806 von 
bach unter Helfen. Dazu gehören die Wpolonienhütte und 
3 Haberichshbaus (Heuberg). — Gem.: 3532 M. (1742 A., 
2 Wi. 1558 Wa) Einw: 801. 

Würzberg in Urt. Witzbergck, luth. Flo., in einer hohen 
gend gelegen; '/, Stunde davon liegen die Reſte eines vöm. 
ſtells. Würzberg iſt vielleicht das in ber Grengbeichreibung 
Michelftädter Mark erwähnte Vullineburch, war ehebem Heil. 
ven ber Echter von Mefpelbrunn, kam dann an einen von Ingel—⸗ 
m und gelangte 1806 unter Heffen. Dazu gehören bie Höfe 
tergrund und Mangelsbach, die Hainftermühle und Eutermühle. — 
:m.: 4011 M. (1966 U, 208 Wi, 1837 Wa) Einw.: 
‚9. 


326 Topographie. 


Zell, luth. Fld. im Mümlingthal, hieß einft Mangolvs 
Zelle und fam 1806 von Erbach unter Hefj. Hoheit. Auf bem 
Kirchberge liegt die Kapelle und es gehören ferner bazu: das 
Zeller Forfthaus, die Förfterswohnung Ligert, 2 Papierfabriken 
und 2 Mühlen. — Gem.: 1932 M. (775 U, 267 Bi, 
791 Wa.) Einw.: 506. 


direis Hroßgeran. 


Der Kreis Großgerau enthält 30 Orte, in welchen eine 
Gefammtbenöfferung von 28525 Seelen lebt (24911 Xi, 
668 Ref., 37 Un., 1643 Kath., 8 Sect., 1258 bee) 
Kreisſtadt iſt 

Großgeran in Urk. Gera, Geraha, Geraw ꝛc., Stadt a 
ver Schwarzbach mit einer Gem. von 5787 M. (42294 
642 Wi. 916 Wa.) und 2226 Einw., Sik des Kreisau 
eines Landgerichts, eines Steuercommifjariats, einer Diftrichtei® 
nehmerei (IL u. IL), eines Nentamts, eines Kreisbauamts. Im | 
Einwohner nähren fich theils vom Aderbau theild von Gewerben. 
Unter ihren Gebäuten ift nur die alte Kirche hervorzuheben, deren 
hoher Thurm weithin erblict wird. Ihr alter Name ift Gerawe 
und fie kommt fchon unter Kaifer Heinrich I. als Reichsdorf vor. 
Er gab das Domanialgut Gerau 1002 an Worms, 1013 a 
Würzburg, dann kam es an bie Grafen von Henneberg, welche 
die Herrn v. Dornberg damit belehnten und erft nach deren Ab 
gang an Kabenelnbogen. Unter ihnen war es, bis das Cl 
in Darmſtadt erbaut war, gewifjermaßen Hauptort in ber Ober 
grafichaft Katzenelnbogen. Die Grafen wohnten in dieſer Zeit i 
dem nahen Dornberg. Im J. 1398 erhielt Gerau von Kaife 
Wenzel Stabt- und Murktreht. Im 3Ojährigen Krieg litt es f 
daß nur 50 Einwohner tarin blieben; tie Franzofen hauften d 
rin gar übel; im April und Mai 1647 Hatte Turenne daru 
fein Hauptquartier. Als Wappen führt Gr. einen zum Grimme 
geihidten, vechtsgewendeten, ungefrönten Löwen. — Zu Gr. gebe 
ren die Neumühle (Straßenmühle), tie Forſthäuſer Woogsbamm 
und Nikolauspforte (Sig ziner Oberförfterei), das Gerauer Ful- 
tborhaus im Oberwald. 


Provinz Starfenburg Kreis Großgeran. 827 


Aftheim in Urk. Aſckmuntesheim, Afteheim ꝛc., kath. Pfd. 
dem Schwarzbach. Es kam 1099 von Speyer an Worms. 
ie Vogtei darin hatten 1467 Graf Philipp von Katzenelnbogen 
d Graf Philipp von Hanau. 1579 überließ Heſſen Aſtheim 
Churmainz, 1802 kam es wieder an Heſſen. Gem.: 2794 
. (2417 U, 370 Wi.) Einw.: 915. 

Bauſchheim in Urk. Babesheim, Bawesheim, Biwinesheim, 
wensh., luth. Pfd. Im J. 1269 wurde es mit lehnsherrl. 
nwilligung derer von Liningen zur Hälfte an einen Mainzer 
irger verfauft, ver viefe Hälfte 1282 an das Mainzer Claren- 
fter verſchenkte. 1781 nahm die Mainzer Univerfität davon 
Hit. Gem.: 2652 M. (2784 U, 227 Wi, 126 Wa.) 
Iinw.: 512. 

Berkach in Urk. Bergbach, Berka, Birkawe, luth. Fir. am 
nobach am alten Neckarbett kam von ben Herrn von ‘Dorn- 
rg an Katzenelnbogen. 1298 hatte bier ein Gefecht ftatt 
nfchen Kaiſer Adolph von Naſſau und Herzog Albrecht von 
eftrih. — Gem.: 1272 M. (947 U, 326 ®Wi.) 
Inw.: 209. 

Biebesheim in Urk. Bibenshufen, Bubensheim, Bubisheim 2c., 
b. Pfr. Im 9. 1252 verkauften bie von Wolfsfehlen an 
ainz ihre Comeciam in Bubensheim. 1272 errichtete Diether 
n Katzenelnbogen mit Bewilligung von Mainz zu Bube bei Bu- 
beim eine Befeſtigung. 1297 beftätigte Kaiſer Adolph ein 
ledsrichterliches Urtheil, durch welches vie Fiſcherei zu Biebes- 
m den Grafen von Katzenelnbogen zugefprochen wird. Mit 
em Antheil am Ort belehnten dieſe 1401 ten Johann von 
olfstehlen. Außer ihnen hatten aber auch die von Stodheim 
d Hohenftein Untheile, welche 1473 ebenfalls an Kagenelnbogen 
nen. In der Gemarkung von DB. Tagen tie 2 andgegangenen 
te Nieber- und Oberlohheim. Zu ®B. gehört die Walb- 
Isle (Hospitalmühle),. Gem.: 6927 M. (4354 A., 1543 
i, 373 Wa.) Einw.: 1565. 

Bifchofsheim in Urk. Bifchesheim, Biscovesheim, Piscoves- 
im, luth. Pf. °/, Stunden vom Rhein. Schon 977 betätigte 
to I. ver Sulvatorfapelle in Franffurt ihre Beligungen in 
Scovesheim, welche fie 880 von Ludwig dem Deutjhen erhalten 
te. Gewiſſe Rechte hatte fpäter darin das Albansftitt wu 


828 Topographie. 


Mainz Einen Theil Hatten die Katzenelnbogener, 1478 von Ep 
ftein erworben, ven Mainzifchen Antheil erfauften fie 1579 für 
1400 Goldgulden. Gem.: 5217 M. (3292 A., 122 Wi, 
1668 Wa) Einw.: 907. 


Büttelborn in Urk. Böddelborn, Budelborn, Budilburn x, 


luth. Pfd. unweit des Landbachs. Es kam 1331 am Katzeneln⸗ 
bogen. In ſeiner Gemarkung lag das ausgegangene Dorf Otter— 
ſtadt. Gem.: 5553 M. (3621 A. 683 Wi, 1250 Wa) 
Einw.. 944. 

Crumftadt, luth. Pfo. zwifchen Rhein und Landbach. ie 
mals Reichsdorf wurde Er. von König Wilhelm 1248 au 
Katzenelnbogen verpfändet. Die Pfanpfchaft wurde wieder einge 
löſt, 1465 aber erfaufte Graf Philipp von Katzenelnbogen ber 
reichslehnbaren Ort. Nach Philippe Tod von Friedrich TE ekt 
Lehen anveriveitig gegeben, erhielt ihn 1493 Lanpgraf Wilhelm. % 
feiner Gemarkung liegen die Höfe Wafferbiblos, Gräbenbrh 
(Bruchhof) und die Bruchmühle. Gem.: 5630 M. (4368 I. 
595 Wi, 431 Wa) Einm.: 1298. 

Dprnberg in Urk. Dorenburch, Dorenberg zc., wuth. Sb. 
an ber Landbach am alten Nedarbett, Sit einer Oberföorſterei. 
Dabei auf einer Anhöhe die Ruinen des alten Schloffes Dorw 
berg, vermuthlih erbaut auf ben Ruinen eines röm. Gaftelle. 


Seinen Namen erhielt e8 von den Herrn von Dornberg, bie @ | 


als Lehen der Henneberger hatten. 1259 erhielt e8 Katzeneln⸗ 
bogen al8 Würzburger Lehen, und es hatten dieſe Grafen bier 
Keller oder Amtmänner. Sie felbit wohnten bier bis 1375. 
Don 1411 an machten vie Henneberger ihr Recht darauf wieber 
geltend und traten es erft 1521 an Philipp ven Großm. ab. 
Es diente als feiter Ort im 30jährigen Krieg vielen als fichere 
Zuflucht. 1689 wurde e8 von ben Franzofen verbrannt. — 
Zu D. gehören die Dornbderger Fafanerie und Oberförftersweok 
nung. Gem: 490 M. (332 4, 100 Wi., 57 Wa) 
Einw.: 133. 

Dornheim in Url. Dorenheim, Thornheim, luth. Pfo. am 
alten Nedarbett, fommt ſchon 779 urkundlich vor, und Lorfch war 
barin ſehr begütert. Es war als Neichsborf 1248 von König 
Wilhelm an Katzenelnbogen verpfäntet und nicht wieder eingelöft. 
In feiner Gemarkung find Torfgräbereien. Dazu gehört auch ber 


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Provinz Starkenburg. Kreis Großgeran, 829 


Sof Riedhauſen. Gem.: 5383 M. (8371 A., 1551 Wi, 
461 Wa) Einw.: 1265. 

Erfelden in Url. Erevelde, Erifelo, Orfelden ꝛc., luth. Pfo. 
am Wltrbein. Seine Einwohner leben von Aderbau und Sciff- 
fahrt. Es kommt fchon 779 url. vor, und Lorſch war darin 
ftart begigert. Die Bickenbacher und Erbacher hatten bier fpäter 
ebenfalls Beſitzungen. Satenelnbogen belehnte 1401 einen Johann 
von Wolfsfehlen damit, ſpäter verkaufte viefe Familie ihren Antheil 
m Katzenelnbogen. Als Guftan Adolf 1631 den Rhein über- 
ichritt, übernachtete er hier. 1689 wurde es von ben Franzofen 
jeritört. In feiner Gemarkung fteht die Schwedenſäule zur Bes 
zeichnung der Stelle, an welcher Guftan Adolf ven Rhein über- 
feste, ein Obelisf, auf dem ein Löwe fteht, durch das Eingreifen 
des Rheins mehrmals weiter landeinwärts gefett. In feiner Nähe 
lagen chedem die ausgegangenen Oerter Elmersbadh und 
Popfenheim (ehedem Frankenfteinifh und Dienheimifch, feit ver 
Bayhriſchen Fehde Heſſiſch), welche beide vom Rhein verfchlungen 
worben find. — Zu E. gehören: ber Bensheimer Hof, Platten⸗ 
jof, Hahnenſand, das Forſthaus Knoblochsau (kam durch ven 
Reichsdephptſchl. an Heſſen; vorher °/, Heſſiſch, °/, Pfälziſch; bie 
dandeshoheit wurde von beiten Theilen behauptet), das Carlswörth, 
Beterswörth, Kiſſelwörth und Schuftermwört Gem.: 8433 M. 
3052 A., 2304 Wi, 1795 Wa.) Einmw.: 943. 

Geinsheim in Urt. Gemminesheim, Genish., Genfem, Gens- 
jeim 2c., luth. u. kath. Pfo. Es kommt ſchon 767 url. vor 
mb Lorſch war darin ſtark begütert, fpäter war es benen von 
Deufenftanm, ven Ofenburgern und dem Kloſter Jakobsberg gemein- 
ſchaftlich, bis e8 1802 ganz an Yfenburg fill. Im 3. 1816 
lam es unter Heſſen. Gem.: 3845 M. (3118 A., 727 Wi.) 
Zinw.: 1009. 

Ginsheim in Urt. Gimmesheim, Ginneshain zc., luth. Pfo. 
in der Mündung des Schwarzbachs in ven Rhein. Es erfcheint 
red. fchon 1190. Es war ehedem Reichsdorf und von König 
Bilhelm 1248 an Nabenelnbogen verpfänvet. Die Vogtei war 
en Erpenfteinern, von benen fie an bie Salfenjteiner und dann an 
ie Slenburger kam. 1600 kam es mit dem ganzen Amt Sel- 
terbach an Heſſen. Zu G. gehören: dic Langaue (Molsberger 
Aue), Ginsheimer Oberaue, bie Unteran, Neuaue, Nauchenaue mit 


880 Topographie. 


Körberwörtb, vie Bleinue, die Ziegelhütte Guftansburg und 9 Rhein 
mühlen. Gem.: 5907 M. (3223 U, 428 Wi., 502 Wa) 
Einmw.: 951. 

Goddelan in Urk. Geblov, Godela, Gotelohen zc., luth. Pt. 
Es erfcheint urk. ſchon 834. Eine adelige Familie führte nad 
ihm feinen Namen und wohnte bier. 1401 erhielt e8 Johann 
von Wolfskehlen von Katenelnbogen zu Lehen. Landgraf Wilhelm IL 
z0g in ber bayrischen Fehde die Güter derer von Wolfsfehlen ein 
In feiner Gemarkung find Torfgräberetien. Zu G. gehört das 
Hospital Hofheim (ſ. u.) Gem.: 3518 M. (2703 U, 664 
Bi, 7 Va) Einw.: 686. 

Haßloch im Urk Hafelahe, Hafelach, Haeſeloch, Kath. Pfr. 
Urfprünglih nur ein Hof und dem Mainzer Albansflofter gehörg, 
fam er 1158 an das Klofter Eberbach, welches ihn 1331 a 
bie Falfenfteiner vertaufchte, die ein Schloß bafelbit bauten. Yes 
viefen kam Haßloch wieder an Mainz und von da 1802 a 
Heſſen. — Gem.: 1329 M. (823 U, 96 Wi, 410 a) 
Einw.: 232: 


Hospital Hofheim, Irren⸗ und PVerpflegungsanftalt für be 


Großherzogthum (f. o. S. 177.) Ehedem war bier ein Darf 
in Urt, Havunga, Hofun, Hoven genannt, welches 834 urkunbäd 
vorkommt als Fuldiſcher Befig und eine reiche Pfarrei Hatte, p 
der Crumſtadt, Erfelden, Gobbelau ꝛc. gehörten und beren Prüfe 
tation den Erbachern und Bickenbachern zuftand. Nach ver Nefer 
mation 1533 wurde biefe Pfarrei durch Philipp den Grofm 


5 — —— 


in ein Hospital verwandeit und der Pfarrer nach Crumſtadt ver 


jet. H. liegt in ber Gemarkung von Goddelau (f. d.) | 
Keliterbad), luth. Pfo. am Main, hat Fabriken von Fayenr 
und Steingut, von mouffirenden Weinen. Schon 880 Toms 


es im Befig der Salvatorcapelle in Frankfurt als Gelstrebach wi; ' 


ipäter trug e8 eine Familie von Schwalbah von Tallenftein 
Senburg zu Lehen. Dann kam e8 an Iſenburg und eine et 
diefes Namens nannte ſich darnach. Im Jahr 1600 Fam ie 
ganze Amt Kelfterbach durch Kauf an Heſſen. Es teilte fih 
früher in Alt- und Neufelfterbach. Lebteres war eine Waldenſer⸗ 
colonie, welche ihren eigenen Pfarrer hatte, aber bald wieder mn 
ihnen verlaffen wurde. Zu K. gehören: der Mönchhof mehll 
Forſthaus (Sig einer Oberförfterei), ver Hof Claraberg mit eine 


Provinz Starlenburg. Kreis Großgeran. 881 


efter6- und Schäferswohnung und 1 Ziegelei. — Gem.: 4827 
. (2190 A. 44 Wi, 2594 Wa.) Einw.: 1256. 

Kleingeran,, luth. Fld. Es gehörte den Grafen v. Katzen⸗ 
bogen und hieß früher Wenigengera. Zu K. gehören die Knops⸗ 
ble und Eichmühle — Gem.: 2255 M. (15524, 93 Wi, 
0 Ra) Einmw: 514. 

Königftädten in Url. Steven, Steti, Koneckſteden ꝛc., luth. 
d. erfcheint urk. ſchon 3880, Tam fpäter von den Müngenbergern 
> SFallenfteinern an die Iſenburger und von biefen 1642 an 
fen. Zu 8. gehören das Jagdſchloß Mönchbruch (Hauspomäne, 
6 einer Oberförfterei), die Bruchmühle, das Königftäbter Forſt⸗ 
d Fallthorhaus. — Gem.: 3860 M. (3188 U, 418 Wi, 
4 Ba.) Einmw.: 694. 

Leeheim in Urt. Lehem, luth. Pfr. Schen 766 hatte das 
ofter Lorich Befigungen darin. Das Mainzer Albansflojter Hatte 
Fer dem Patronate auch noch andere Rechte. Begütert waren 
ch die von Wolfstehlen u. a. Moeliche, vie ihre Güter an das 
ofter Eberbach verkauften. Einer von Wolfsfehlen wurte 1401 
ı bem Grafen von Kabenelnbogen mit beffen Rechten in Leeheim 
ehnt. Zu L. gehören: ver Hainerhof, der Kammerhof, die Infel 
Mgrund. — Gem: 5827 M. (4937 U, 1467 Bi.) 
nw.: 1043. 

Mörfelden in Urt. Merjeveld, Merzfeld, luth. Pfo., erjcheint 
„ zuerft 1277. Es fam 1600 mit dem ganzen Amt Seljter- 
h von Iſenburg an Heſſen. Iſenburg Hatte e8 von den Fallen- 
nern erhalten. Es gehören dazu das Forſthaus Wiefenthal 
dp 1 Mühle. — Gem.: 5627 M. (3276 A., 728 Bi, 
23 Wa) Einw.: 1440. 

Nauheim in Urk. Nimenheim, Nuwenheim, Iuth. Pfo. 
a den Münzenbergern fam es an bie von Heufenftamm, von 
fen 1317 an fallenftein und dann au Iſenburg. Mit bem 
ızen Amt Kelſterbach wurde e8 1600 Hefliih. Dazu gehören 
3 Nauheimer Fallthorhaus und die Waldſchützenwohnung „Sinners 
8°. — Gem.: 5093 M. (2487 A. 355 Wi. 2251 We.) 
‚nw.: 836. 

Kaundeim in Urk. Rubensheim, Ruhnheim ꝛc., luth. Pie. 
he am Main, erſcheint urk. ſchon 910. Die Eppeniteiner, 
iche es wahrfcheinlih von Münzenberg Hatten, verlauften c8 


832 Topographie. 


1425 an Satenelnbogen. Dazu gehört 1 Ziegel. — Gem: 
5088 M. (1572 U, 253 Wi, 3263 Wa) Einw.: 644. 

Rüſſelsheim in Urt. Nüchjelsheim, Aucilesheim, Ruzelsheim, 
Mil. mit 2043 meiſt Iuth. Einwohnern. Die von Heufenftamm 
und fpäter die von Cronberg trugen e8 zu Leben von ben Grafen 
von Katenelnbogen. 1437 erbielt e8 von Kaiſer Sigismund 
Stadtgerechtigfeit und durfte befeftigt werben, obgleich Mainz e& 
zu hindern fuchte.e Philipp der Großm. vermehrte 1560 die 
Feſtungswerke. 1631 wurde vie Feltung den Schweden eingerämt 
und 1689 von ben Franzofen Schloß und Feſtung zerſtort. 
Nahe dabei lag früher das Dorf Seilfurt, welches nach einem 
durch Blitz viranlaften Brande 1534 einging, indem fich bie 
wenigen Bewohner nach Nüjjelsheim zogen. Das Wappen ben 
Rüſſelsheim Hat einen links gewenbeten gefrönten Löwen wit 4 
gleichen Dnerftreifen und boppeltfnötigem Schwanze. Dazu get 


ber Hof Schönau. — Gem. von R.: 6301 M. (4787 U 


245 Wi, 749 Wu). Die gräffelsheimer Mark hat einen weiteren 
Umfang von 2403 M., größtentheils Wald. 

Stoditadt in Urk. Stocheftat, luth. Pfd. am Aitrhein mi 
1109 Einwohnern, welche fich von Aderbau, Holz⸗ und Ste 
fohlen-Hanbel nähren. Es kommt fchon 1184 als Pfarrdorf um, 
welches denen von Wolfsfehlen gehörte Von ihnen fam es an 
Mainz. Georg I. taufchte die Mainziſchen Gerechtiame 1579 ein. 
Zu St. gehören: die Hahnlahmühle, die Neumühle (Schlößche® 
mühle), die Infel Kalters und das Mühlwörth. — Gem.: 3237 
M. (1991 U, 614 Wi, 247 Wa.) 


- —— Zu 


Trebur, Mktfl. mit 1561 meift luth. Einwohnern, welde | 


meilt Aderbau treiben. Es liegt da, wo der Landgraben und ber 
Schwarzbach fich vereinigen und wo, wie man annimmt, in alte 
Zeit Main» und Nedararme fi in den Rhein ergoffen Hader 
Daber foll fein Name ftammen, ver zuerft Trifurt oder Drei 
gelautet, weil Rhein, Main und Nedar bier zufammengefldie 
wären. Es hieß ſonſt Tribur ober Triburis und wird in m 
deutſchen Neichsgefchichte viel genamnt. Karl vd. Gr. Hatte hie 
einen Palaſt, und es war eine Neichspomäne, welche 1248 vn 
König Wilhelm an die Katenelnbogener verpfändet wurde. Kirchen 
verſammlungen wurden 822 und 895 bier gehalten und Ludwiz 

e Fromme wie Ludwig der Deutfche hielten fich Häufig bafelbit 


WU We ws 


— — 


Provinz Starkenburg. Kreis Großgeran. 888 


auf. 897, 900, 905, 1031, 1085, 1045, 1066 und 1119 
wurben Weichötage hier gehalten. Bon da an zerflel ver Reiche: 
palaft und mit ihm ſchwanden alle Herrlichleiten von Zrebur, fo 
daß fchon ver Abt Joh. von Tritenheim im Anfang des 16. Jahrh. 
nichts mehr bier fah als wenige Bauernhäuſer. Nicht weit von 
Trebur lag das untergegangene Dorf Campen, wo 1024 Konrad I. 
zum deutſchen Könige gewählt wurde. Tr. hatte in ber Zeit feines 
Glanzes 3 Kirchen. Nach einer Sage wurde von ben Trümmern 
bes Palaftes die Landskrone erweitert und ausgeſchmückt. Zu T. 
gebörig find: der Treburer Hof (Förftershuus), die Ludwigsaue 
(Co. Wallbrunniſche Aue), die Hohenaue (Schrimpfifche Aue, ur- 
fpränglich Eigentbum des Grafen von Benzel, ver fie von Naffau- 
Sambrüd zu Lehen trug), die Treburer Ober und Unteraue und 
die Sufel Haderfand. — Gem.: 12458 M. (6348 A, 2604 
Bi, 8506 Wa.) 

Walldorf, ref. Pfd., wurde zu Anfang des 18. Sahrh, 
von franzöfifchen Emigranten gegründet. Zu Walldorf gehört das 
Forſthaus Gundhof. — Gem.: 5562 M. (1381 U, 274 
Wi. 3906 Wa) Einmw.: 649. 

Wallerſtüdten in Urk. Walberftätten, Iuth. Pfo. am Landbach. 
Im feiner Gemarkung kommt 1238 ein Hof Althoch vor. Es 
gehörte ven Katzenelnbogenern. Zu W. gehören: der Hof Rheinfelden 
und das Schügenhaus in der Wächterftant. — Gem.: 4153 M. 
(2884 4, 1157 Wi, 111 Wa) Einw: 761. 

Wolfslehlen, luth. Pfo., Sig einer Diftrietseinnehmeret, 
Bat Torfgraͤbereien. Es gehörte ben Herrn von Wolfskehlen, 
weiche bier ein Schloß Hatten. Sie verkauften nach und nad 
Tre Gentgerichtsbarfeit und andere Güter in der Cent Erfelden 
an Katzenelnbogen. Auch die von Eronenberg verkauften ihre Güter 
und Gefälle an daſſelbe, und Georg I. acquirirte die Mainziſchen 
Rechte daran. Im Fahr 1644 wardas Dorf ganz abgebrannt. Zu 
W. gehören: der Weilerhof und 1 Ziegelei. — Gem.: 5103 M. 
8598 A, 1087 Wi. 260 Wa.) Einmw.: 1176. 

Worfelden in Urt Warfelden, Werfelden, Wornfelven, Iuth. 
SW. 1245 üÜbertrugen es die Dornberge an Arnold Kämmerer 
von Main. 1388 erfcheint es bei ven Katzenbogenern. — 
Gem.: 3011 M. (2648 U, 171 UL 192 Wa.) Einmw.: 
674. 


834 Topographie, 
Kreis Heppenheim. 


Der Kreis Heppenheim hat 24027 Einwohner (936 Xuth,, 
178 Ref, 4085 Un. 18273 Kath., 554 Juden), welche in 
18 Ortjchaften leben. Kreisſtadt ijt 

Heppenheim in Urt. Hepfenheim, Hephinheim, an der Berg 
ftraße, Station der Main-Nedar- Bahn, Stadt mit einer Gem. 
von 12245 M. (4281 4, 3559 Wi, 566 We, 34658) 
und 4344 meift Tatholifhen Einw., die fih von Ackerbau und 
Weinbau, Gerberei, Bleicherei und Mühlengefchäften ernähren, 
Sit eines Kreisamts, eines Steuercommiffariats, einer Diftrictt 
einnehmerei, eines Kreisbauamts, einer Oberförſterei. Um ben 
alten Theil der Stabt ziehen fich noch alterthümliche Minzern 
Deffentlihe Gebäude find: das Nathhaus, die neue Amtökelexii, 
die alte Sellerei, welche einft ven Templern gehört Haben Il. 
Der Name der Stadt wird nach der Trabition von einem rim. 
Ritter Heppins abgeleitet, der bier eine Villa gehabt haben fol. 
Die Stabt war eine Reichsdomäne und unter den Franfenkönigen 
war ein Königshof daſelbſt. Karl ver Große ſchenkte fie 773 
an Lorih, von wo fie 1232 an Mainz kam. 1802 entlid 
wurde fie Heſſiſch. In ihrem Wuppen führt fie einen -fitenben 
Biſchof im Ornate, in ber Rechten einen Bilchofsftab, im ver 
Linfen ein Buch haltend. Ber H. Liegt auf einem faft ifolkt 
jtehenden Berge tie Ruine Starkenburg, nah der bie Pre 
vinz indirect den Namen führt, mit fchönen Unlagen und herr 
licher Ausfiht. Die Burg wurde 1066 durch ten Abt Ulrid 
von Lorſch erbaut. Ste hatte ihre eignen Burggrafen und Burg 
männer von 1267 — 1796 und litt mit dem Klofter Lorſch 
wechfelnde Schickſale. 1621 nahmen fie bie Spanier, bierauf de 
Pfälzer, dann die Baiern, 1631 beſetzten ſie vie Schweden, 1645 
beiagerte fie Turenne aber vergeblih. 1765 befahl Kırcflrl 
Emmerih Joſeph ihren Abbruch und die Mainzifche Garnifon m 
im Mai 1765 nad) Mainz ab. Der Abbruch begann 1768. 
Der mittlere hohe Thurm follte erhalten werden, bie Kuppel aber 
zerftörte 1768 ver Blitz. 1802 kam fie an Heffen. Zu H 
gehören 4 Mühlen im Hambacher Thal „SKleinheppenheim” ge 
nannt, der Weiler „Fiſchweiher“, mit Del- und Mahlmühle und 
einigen Hofraithen, 4 Mühlen im Kirfchhäufer Thal und 5 Mi 
len im Erbacher Thal und 1 Reale. 


Provinz Starkenburg. Kreis Heppenheim. 885 


Bobftadt in Urk. Babeftabt, Bopſtadt, kath. u. evang. Flo. 
8 erfcheint urk. ſchon 776. Lorſch war fehr begütert Karin. 
8 gehörte ſeit 1443 ver Familie vou Frankenftein zu Ockſtadt, 
siche es als Lehen von Worms trug; es wurde im J. 1780 
gen Biſchöfl. Wormfifche Gefälle an andern Orten vom Bisthum 
zorms ertaufcht und kam 1802 an Helfen. Gem.: 1759 
t. (1414 U, 172 Wi, 115 Va) Einw: 513. 

Bürftadt in Urk. Bergſtadt, Bierftat, Birgftatt, Birrſtadt, 
ifisſtadt 2c., kath. Pfr. Es gehörte einft zur SHeppenheimer 
art und wurde von Karl d. Gr. 773 an Lorfch gefchentt. 
dwig ber Deutſche hielt fich verfchienenemal bier auf. Es theilte 
ichher die Schickſale von Lorſch. Zu B. gehören: der Borbei- 
er Hof und der Hof Rheinſchanz, Zollhaus. Gem.: 6905 M. 
1167 U, 2478 Wi, 15 Wa) Einw: 2718. 

Erbach in Urk. Ertbach, Erphbach, Kath. Fld. im Odenwald. 
487 hatten die Frankenſteiner darin Güter, die ſie von den 
ronbergern hatten; es kam 1802 von Mainz an Heſſen. 
zem.: 758 M. (510 U, 62 Wi, 164 Wa) Einw.: 218. 

Großhanien, luth. Flo, durch eine Brücke über die Wefch- 
g mit Kleinhaufen verbunden, fcheint die unter König Pipin vor- 
uımenbe villa Husen zu fein, welche Lorſch gehörte, und kam 
802 von Mainz an Hefien. Dazu gehören: das Forftbaus 
Kgersburg (Sit einer Oberförfterei) und ver dv. Schuler'ſche 
of. Gem.: 6668 M. (1588 U, 78 Wi, 4876 Wa.) 
inw.: 593. 

Hofheim in Url. Hoien, Honeheim, kath. Pfo., gehörte 
016 ſchon Worms und kam 1802 von dem Bisthum Worms 
n Heſſen. Dazu gehören: das Wehrzollfaus (ehem. Jagdhaus), 
ie Carlsaue, das Ninnenwörty und die Jungenaue. Gem.: 
960 M. (8790 U, 921 Wi. 62 Wa) Einm.: 1484. 

Hüttenjeld (Lumpertheimer Hütte), evang. Fld., kam 1802 
a Hefien. 

Kirſchhanſen in Urk. Kershufen, Kath. Fld, fam 1809 von 
Rainz an Hefien. Dazu gehören der Gulvenflingenhof und 2 
Rühlen. Gem.: 2032 M. (950 A., 156 Wi, 850 Wa.) 
cinw.: 831. 

Kleinhanſen, Kath. Fld. durch eine Brüde über die Wefch- 
ig. wit Großhauſen verbunden. Wahrſcheinlich bilbeten beike 


336 Topographie. 


Dörfer früher nur ein Dorf. Sie kamen 1802 von Man 
an Heffen. Gem.: 2312 M. (1251 U, 960 Bi. 1 Wa) 
Einw.: 1134. 

Lampertheim, Mrktfl. an ver Grenze von Heffen gegen 
Baden mit einer Gem. von 17452 M. (8822 X, 2031 Wi, 
5445 Wa.) und 4381 Einw., bie etwa zu ?/, evangelifch fint 
und Tabaksbau und Obftzucht treiben; Sig einer Diſtrictseinuch 
meret, eines Nentamts, einer Oberförfterei. Die Torfgruben in 
feiner Gemarkung find ſehr ergiebig, Jährlich werben bier 3 be 


| 


fuchte Märkte gehalten. Der Name des Orts ift verkürzt m : 


Langobardenheim. Es gehörte zum Bistum Worms und fam 
1802 an Helfen. Eine halbe Stunte davon liegt ver Wale 
Neuſchloß mit einer chemifchen Fabri. Zu 2. gehören arfer 
dem noch: 2 Ziegelhütten, ein Harzofen, das Wirthshaus Woſen⸗ 
garten, die Rheininſel Biedenfand, die Lampertheimer Aue, Bam 
ane, das Bederwörth, Ludwigswörth, Froſchwörth und vie Fri 
richsaue. 

Lorſch in Urk. Lauresha, Lauresham, Lauriſſa, Lorſe, Mil 
mit einer Gem. von 5760 M. (3778 A. 1303 Wi., 407 Wa) 
[der ſ. g. Lorſcher Wald hat außerdem 9858 M.] und 3099 
Einw.; Sitz eines Landgerichts, eines Forſtamts, einer Oberflr 
ſterei; darin die Ruinen ver berühmten Abtei Lorſch. ES firft 
von ber einft fehr umfangreichen Klofterfirche, welhe 1621 ab 
brannte, nur noch ein vorberer Theil, ber jett als Speicher br 
nügt wird. In dem zu feiner Umgebung gehörenden Garten fit 
man noch bier gefundene Grabfteine und Steinfürge. Bon ben 
Klojter fteht noch die Vorhalle, welche in die Clauſur führte m 
1697 zu einer Capelle eingerichtet wurde. Die Stifter bed 
Klofterd waren Cankor, ein Graf des Oberrheingaus und fe 
Mutter Williswinde zur Zeit Pipins des Kurzen. Es ftanb ar 
fprünglid auf einer von der Weichnig gebildeten Infel an ei 
Drte, ver Lauresham hieß. Die geiftliche Verwaltung wurde mi 
den GStiftern einem Neffen Pipins, dem Biſchof Chrodegang Mi 
Met übertragen, ver dem Klofter die Orbnung des h. Bernedil 
übertrug und jelbft ihm als Abt vorftand. Der große Auf de 
Klofters machte bald eine Erweiterung nöthig und man verfette & 
darum 765 an einen höheren von Lauresham faft eine Stunde 
entfernten Platz. Die auf ver Inſel gelegenen Gebäude, feitben 


Provinz Starkenburg. Kreis Heppenheim. 337 


das alte Münfter geheißen, wurde zu einer Probftei gemacht, welche 
dem Abt von Lorfch untergeben war. Es wird angenommen, daß 
der Ort Lorſch damals unter dem Namen Gunau beftanden und 
fich fpäter nach ver Abtei genannt Habe. Das neue Klofter wurbe 
im Beiſein Karls d. Gr. und feiner Familie von Bifchof Lullus 
von Mainz feierlich eingeweiht und erhielt tamals fchon reiche 
Geſchenke. Die Geſchenke an Befigungen mehrten fich nach und 
nach jo, daß die Befigungen des Klofters in einigen Jahrhunder— 
ten einem Fuürſtenthum glichen. Mit zunehmendem Neichthum 
des Kloſters wurden feine Achte immer fühner, To daß fich fein 
Abt Ulrih (1076), als Heinrich IV. dem Erzbifchof von Mainz 
Adalbert von Bremen die Abtei ſchenken wollte, dem wiberfeßte 
und bie Starkenburg auf dem Berg Burkhelvden bei Heppenheim 
bante. Er vertbheidigte fi mit feinen Mannen fo tapfer darin, 
daß ihn ber Kaifer wieder einſetzen mußte. Allein er mußte fich 
zum Klofteruogt einen Günftling des Kuifers, Berthold, gefallen 
Iaffen, welcher vieß Amt in feiner Familie erblih machte Er 
wie feine Nachkommen bevrüdten Lorſch ſchwer. 1067 erwarb 
Abt Ulrich auch Markt- und Münzrecht für fein Dorf Laureshan. 
Im 9. 1090 brannte die Kloſterkirche nebft allen umliegenden 
Gebäuben niever. Die Kirche wurte zwar von ven reichen Ge- 
ſchenken, welche ihr zu Theil wurden, wieder aufgebaut, aber went- 
ger prachtvoll als vorher. Die Schlechte Wirthſchaft einiger Aebte, 
Die Raubfucht ver Vögte, die Verwilderung ver Mönche und der 
baburch immer mehr fühlbare Mangel an Kirchenzucht, ſchadeten 
allmählig ter Abtei ſehr. Im J. 1225 wurde ber Iekte Abt 
Conrad abgefett und 1232 das Klofter von Kaiſer und Pabit 
ven Erzbiſchof Siegfried III. von Mainz gegeben. ‘Die verwilder- 
ten DBenebictiner, welche bisher Lorich immer gehabt, wurden nun 
entfernt und anfangs durch Eiftercienfer, dann durch Prämonftra- 
tenjer erfegt. Die Vogtei über Lorſch ererbte durch Heirath der 
Bruder Friedrichs Barbarofjas, Pfalzgraf Conrad und begründete 
damit bie Inndesherrliche Gewalt in dieſer Gegend. Ein Streit, 
welcher zwiſchen Pfalz und Mainz über vie beiberjeitigen echte 
in Bezug auf Lorſch entftand, endete 1239 zu Gunften von Kur⸗ 
pfalz. Das Klofter blieb unter einem Probft fortbeftehen. In 
der bayrifchen Fehde plünderte es Landgraf Wilhelm I. (1504). 
1555 verjagte ver Pfalzgraf Zriebrih die Mönche und nahm, 
Walthers Heſſen. 22 


Provinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 339 


direis Lindenfels. 


Der Kreis Linvenfel® begreift 89 Gemeinden, welche 47 
wgermeiftereien bilven. Die Gefammtbevöllerung beträgt 36578 
sten (11931 Luth, 7804 Ref., 1437 Un., 14663 Kath., 
D Juden). Kreisſtadt it 
Lindeufels, Stadt mit einer Gemarkung von 1350 M. 
1 U, 157 Wi, 685 Wu) und 985 Einwohnern, Sik 
4 Kreisamts, eines Rentamts, einer Oberförfterei. Auf ver 
ve des Bergs, an den ſich die Stadt anlehnt, Liegen die Ruinen 

alten Schloſſes. Das ulte Schloß Fam wahrfcheinlich unter 
"fränkifchen Königen an Lori. Im Anfang des 12. Jahrh. 
Beint cin Graf von Lindenfels als Vogt von Lorſch. Durch 
Nachkommen von deſſen Echwefter Fam es au Pfalzgraf Kon- 
von Hohenſtaufen, ſpäter an Herzog Heinrich von Sachſen. 
4 Tochter Heinrichs brachte c8 ihrem Gemahl, dem Markgrafen 
B Baden, zu und von deſſen Eöhnen wurde e8 1277 an ven 
ilzgrafen Ludwig verkauft Durch Pfandſchaft gerietb es zeit- 
e on Mainz, dann aber wicher an die Pfalz, bis es 1802 
Heilen kam. Das Echlop war 1784 noch zu beivohnen und 
ſeitdem zerfallen. Als Stadt wird Linvenfels im 14. Yahrh. 
ihnt; König Vudwig gab ihm 1336 ftäptifche Freiheiten. 
3 Wappen von YPinvenfel® Hat eine Linde auf einem Yeljen, 
damit verbunden das Churpfälziiche Wappen, — Dazu gehört 
Anlage Ludwigshöhe. 

Affolterbad) in Urk. Affelterbach, vef. Flo. am Ulvenbach, kam im 
1509 von Echent Eberhard zu Erbach an Pfalzgraf Ludwig und 
B2 von ver Pfalz an Heſſen. Dazu gehören: vie 2 Höfe bei Olfen 
Wener Höfe), 2 Mahlmühlen und 1 Oelmühle. Gem.: 2798 
(800 %., 393 Wi, 1550 Wa.) Einw.: 585. 

Albersbah in Urk. Albenesbach, luth. Fld., Kommt fchon 
5 in der Grengbefchreibung von Heppenheim vor, Tam 1806 
den Dalbergen unter Heffen. 1812 trat der Herzog von 
Jerg feine fämmtlichen Rechte daran, mit Ausnahme des Zehn- 
d, fir tie Allopification feiner übrigen Lehen ab. Zu ihm 
Set der Hof Kreiswald, früher denen von Ullner, dann ben 
fen von Lehrbach gehörig, und der Hof „auf dem Häſſel“. 
m: 506 M. (351 4, 64 ®i, 76 Ba) Eivw. IE. 

22* 


338 Topographie. 


was noch da war, in Beſitz. Nene Zwiſtigkeiten zwiſchen Pfalz 
und Mainz endeten mit ven weftphälifchen Frieden 1648; Lorſch 
fam wieder an Mainz mit ter Starfenburg und blieb tiefem bis 
es 1802 Heifiih wurde. Zu L. gehören: 1 Ziegelei und tus 
Forfthaus in der Wildbahn. 

Nenſchloß, Weiler mit 104 Eium., welcher zum Bisthum 
Worms gehörte und 1802 an Heffen Fam; hat eine beveutente 
chemiſche Fabrik. 

Oberhambach in Urk. DO. Heimbach, kath. Fld. kam 180% 
von Mainz an Heſſen. — Gem.: 425 M. (257 A., 94 Wi, 
65 Wa.) Einw.: 71. 

Oberlaudenbach, ev. und kath. Fld, kam 1561 durch Tauſ 
von Erbach an Pfalz und 1802 an Heſſen. Zu DO. gehirar: 
1 Hof im Schannenbadher Thal und 2 Höfe am Heſſelhaag — 
Gem: 835 M. (545 A, 97 Wi., 228 Wa.) Einmw.: 3%. 

Seehof, kath. Fld. an der Weichnik, gehörte zu Lori, 
dann zur Probſtei Altenmünfter und kam 1802 von Main u 
Heſſen. — Gem.: 1208 Di. (1073 U, 43 Wi, 66 Wa) 
Einw.: 261. 


Sonderbach in Urk. Sunvernbah, Tath. Fld., kam 1802 | 


von Mainz an Heffen. — Gem.: 918 M. (386 A. J100 ®i, 
415 Wa) Einw.: 135. 


Unterhambad) in Urk. Niederheimbach, Tath. Fld. kam 1802 
von Mainz an Hefien. — Gem.: 1984 M. (726 A., 95 Vi, 
950 Wa. 153 Ve) Einmw.: 952. 

Birnheim in Urk. Firnunheim, Verebeim, Bernheim x, 
mit einer Gem. von 19366 M. (6538 U, 597 Wi. 11602 
Wa.) und 2957 meiſt kath. Einw., an ber babifchen Grenz, 
Si einer Oberförfterei. In feiner fandigen Gemarkung wirt 
ſtarker Tabalbau getrieben. Es kommt in Urkunden fchon 717 
vor und kam von Lorſch an Mainz. Mainz verkaufte es 1439 
dem Klofter Schönau, dieſes aber veräuferte e8 1533 an 
Kurpfalz. In dem Receß von 1650 kam es von SKumpfh 
an Kurmainz und 1802 an Hefjen. Dazu gehören 2 Ziegelei. 

Walderlenbah, kath. Fld, fam 1802 von Mainz an 
Heffen. — Gem: 678 M. (354 A., 84 Wi, 218 &) 
Einw.: 76. 


—— — 


An 


Provinz Starfenburg. Kreis Lindenfels. 339 


direis Lindenfels. 


Der Kreis Linvenfel8 begreift 89 Gemeinden, welde 47 
Bürgerimeiftereien bilden. Die Gefammtbevöllerung beträgt 36578 
Seelen (11931 Luth., 7804 Ref., 1437 Un., 14663 Kath., 
740 Juden). Kreisſtadt ift 

Lindenfeld, Stadt mit einer Gemarkung von 1350 M. 
(461 A. 157 Wi., 685 Wa) und 985 Einwohnern, Sig 
eines Kreisamts, eines Nentamts, einer Oberförfterei. Auf ver 
Höhe des Berge, an den fich die Stadt anlehnt, Liegen die Ruinen 
des alten Schlojfes. Das alte Echloß kam wahrfcheinlich unter 
den fränfifchen Königen an Lorſch. Im Anfang des 12. Jahrh. 
erjcheint ein Graf von Linvenfels als Vogt von Lorſch. Durch 
die Nachkommen von deſſen Schweſter kam es an Pfalzgraf Kon- 
rad von Hohenſtaufen, ſpäter an Herzog Heinrich von Sachſen. 
Die Tochter Heinrichs brachte es ihrem Gemahl, dem Markgrafen 
von Baben, zu und von deſſen Söhnen wurde es 1277 an den 
Pfalzgrafen Ludwig verkauft Durch Pfandſchaft gerieth es zeit— 
weiſe an Mainz, dann aber wieder an die Pfalz, bis es 1802 
an Heſſen kam. Das Schloß war 1784 noch zu bewohnen und 
iſt ſeitdem zerfallen. Als Stadt wird Lindenfels im 14. Jahrh. 
erwähnt; König Ludwig gab ihm 1336 ſitädtiſche Freiheiten. 
Das Wappen von Pinvdenfel® bat eime Pinde auf einem Telfen, 
und damit verbunden das Chmrpfäßzifche Wappen. — Dazu gehört 
die Anlage Ludwigshöhe. 

Affolterbach in Urk. Affelterbach, ref. Flo. am Ulvenbach, kam tm 
J. 1509 von Echent Eberhard zu Erbach an Pfalzaraf Ludwig und 
1802 von der Pfalz an Helfen. Dazu gehören: vie 2 Höfe bei Olfen 
(Dffener Höfe), 2 Diahlmühlen und 1 Oelmühle. Gem.: 2793 
M. (800 A., 393 Wi. 1550 Wu) Einw.: 585. 

Albersbach in Urk. Albenesbach, luth. Fld., kommt fchon 
805 in der Grenzbeſchreibung von Heppeuheim vor, kam 1806 
von den Dalbergen unter Heſſen. 1812 trat ver Herzog von 
Dalberg feine ſämmtlichen Rechte varan, mit Ausnahme des Zehn- 
tens, für die Allovification feiner übrigen Lehen ab. Zu ihm 
gehört der Hof Kreiswald, früher denen von Ullner, dann ben 
Grafen von Lehrbach gehörig, und der Hof „auf dem Häſſel“. 
Gem.: 506 M. (851 U, 64 Wi, 76 Wa.) Eiuw: 147. 

22* 


338 Topographie. 


was noch da war, in Beſitz. Nee Zwiftigfeiten zwiſchen Pfalz 
und Mainz endeten mit ven weftphälifchen Frieven 1648; Lorſch 
fam wieder an Mainz mit ver Starfenburg und blieb dieſem bis 
es 1802 Heffiih wurde. Zu L. gehören: 1 Ziegelei und das 
Forſthaus in der Wildbahn. 

Nenſchloß, Weiler mit 104 Einw., welcher zum Bisthum 
Worms gehörte und 1802 an Hefjen kam; hat eine bedeutende 
chemiſche Fabrik. 

Oberhambach in Urk. DO. Heimbach, Fath. Fld, kam 1802 
von Mainz an Heffen. — Gem.: 425 M. (257 A., 94 Wi, 
65 Wa.) Einm.: 71. 

Oberlandenbady, ev. und kath. Fld, kam 1561 Durch Taufe 
von Erbach un Pfalz und 1802 an Helfen. Zu D. gehörm: 
1 Hof im Schannenbadher Thal und 2 Höfe am Heffelfang — 
Gem.: 885 M. (545 A., 97 Wi, 228 Wa) Einmw.: 386. 

Seehof, kath. Fir. an der Wefchnik, gehörte zu Lord, 
dann zur Probftei Altenmünfter und fam 1802 von Mainz am 
Heffen. — Gem.: 1208 M. (1073 U, 43 Wi, 66 Wa) 
Einw.: 261. 

Sonderbach in Urf. Sundernbach, kath. Fld., Tam 1802 
von Mainz an Heffen. — Gem.: 918 M. (386 A. J100 ®i, 
415 Wa.) Einw.: 135. 

Unterhambad in Urk. Nieverheimbach, kath. Fld. kam 1802 
von Diainz an Heffen. — Gem.: 1984 M. (726 A., 95 Ui, 
950 Wa, 153 We.) Einw.: 952. 

Birnheim in Url. Firnunheim, DVereheim, Bernheim x, 
mit einer Gem. von 19366 M. (6538 A. 597 Wi., 11602 
Wa.) und 2957 meilt kath. Einw., an ver babifchen Grenz, 
Sig einer Oberförfterei. In feiner fandigen Gemarkung wirt 
ſtarker Tabalbau getrieben. Es kommt in Urkunden ſchon 777 
vor und fam von Lorſch an Mainz. Mainz verkaufte es 1439 
dem Kiofter Schönau, dieſes aber veräußerte e8 1533 an 
Kurpfalz. Im dem Receß von 1650 kam es von Kurpfah 
an Kırmainz und 1802 an Heſſen. Dazu gehören 2 Ziegelei. 

Walderlenbach, kath. Fld, kam 1802 von Mainz an 
Heffen. — Gem: 678 M. (354 A., 84 Wi., 218 We) 
Einw.: 76. 


Provinz Starfenburg. Kreis Linvenfels. 339 


Kreis Lindenfeß. 


Der Kreis Lindenfels begreift 89 Gemeinden, welche 47 
DBürgermeiftereien bilven. Die Gefammtbevöllerung beträgt 36578 
Seelen (11931 Luth., 7804 Ref., 1437 Un., 14663 Katy, 
740 Juden). Kreisſtadt ift 

Lindenfels, Stadt mit einer Gemarkung von 1350 M. 
(461 A. 157 Wi., 685 Wa.) und 985 Eimvohnern, Sik 
eines Kreisants, eines Rentamts, einer Oberförftere. Auf ver 
Höhe tes Bergs, an den fich die Stadt anlehnt, Liegen die Ruinen 
des alten Schlojfes. Das alte Schloß kam wahrfcheinlich unter 
ven fränfifchen Königen au Lorſch. Im Anfang des 12. Jahrh. 
ericheint ein Graf von Linvenfels als Vogt von Lorſch. Durch 
tie Nachkommen von deſſen Echwefter kam es an Pfahgraf Kon- 
rad von Hohenſtaufen, fpiter an Herzog Heinrich von Sachfen. 
Die Tochter Heinrichs brachte c8 ihrem Gemahl, dem Markgrafen 
von Baben, zu und von deſſen Eöhnen wurde es 1277 an den 
Pfalzgrafen Ludwig verkauft Durch Pfanpfchaft geriet) es zeit- 
weife an Mainz, dann aber wicher an vie Pfalz, bis e8 1802 
an Heilen kam. Das Schloß war 1784 noch zu bewohnen und 
ift ſeitdem zerfallen. Als Start wird Linbenfels im 14. Jahrh. 
erwähnt; König Ludwig gab ihm 1336 ftäptifche Freiheiten. 
Das Wappen ven Pindenfel® Hat eine Pinde auf einem Felſen, 
und damit verbunden das Churpfäßziihe Wappen. — Dazu gehört 
die Anlage Ludwigshöhe. 

Affolterbadh in Urk. Affelterbach, vef. Fld. am Ulvenbach, kam im 
3. 1509 von Echent Eberhard zu Erbach an Pfalzgraf Ludwig und 
1802 von ver Pfalz an Hejfen. Dazu gehören: vie 2 Höfe bei Olfen 
(Dffener Höfe), 2 Mahlmühlen und 1 Delmühle. Gem.: 2793 
M. (800 %., 393 Wi, 1550 Wu) Einw.: 585. 

Albersbady in Urk. Albenesbach, Inth. Fld., kommt fchon 
805 in der Grenzbefchreibung von Heppenheim vor, Tam 1806 
von den Dalbergen unter Heffen. 1812 trat ber Herzog ben 
Dalberg feine fämmtlichen Rechte daran, mit Ausnahme des Zehn- 
tens, für die Allovification feiner übrigen Lehen ab. Zu ihm 
gehört der Hof Kreiswald, früher denen von Ullner, dann ben 
Grafen von Lehrbach gehörig, und der Hof „auf dem Häſſel“. 
Gem.: 506 M. (351 U, 64 Wi, 76 Wa) Einw: 147. 

22* 


542 Topographie. 


ober näher bei Waldmichelbach liegt tie Tromm, ein Bey 
von 2216 Höhe. Zu Fürth gehört ver Hof Altlechtern, 
ber Strödelbacher Hof, 1 Ziegelhütte (bei Fahrenbach), vie Hinter: 
nrühle, 4 Mühlen und 3 SZiegeleien ohne Namen umd mehrere 
einzelne Häufer das „Loh" genannt. Gem.: 3438 M. (2042 
A., 407 Wi., 988 Wa). Der Fürther Centwald begreift 
1122 M. (38 ®i., 1065 Wa.) 

Gadern in Ur. Gades, Tath. Fld, kam 1802 von Main; 
an Heffen. Gem.: 1252 M. (709 U, 159 Wi., 344 Wa) 
Einw.: 255. 

Gerfprenz (Ober- und Niever-), Iuth. Fld. an ver Gerfpren; 
kam von Erbach unter Heffen. Zu Gerſprenz gehört ver Hof 
Hutzwieſe und das Förfterhaus im Buſche. Obergerfprem hat 
eine Gem. von 433 M. (290 4, 44 ®i., 99 a) 
Einw.: 161. 

Glattbadj, vef. Flo. an dem Thalbah, kam 1802 mm 
Kurpfag an Helfen. Dazu gehört ver Hof Jäger Hütte 
Gem.: 922 M. (482 A., 166 ®i., 257 Wa.) Gin. 
170. 

Gorrheim auch Georgsheim, Fath. Flo. in dem fchönen nad 
ihm benannten Thal, kam 1802 von Mainz. an Heffen Es bil⸗ 
bet mit Kunzenbach eine Gem. von 895 M. (208 %., 79 Bi, 
596 Wa.) Einw.: 113. 

Grasellenbach, vef. Fld. am Ulvenbadh, von einem Linden⸗ 
fels 1423 an Pfahgraf Ludwig IM. verfauft und 1802 von ber 
Pfalz an Heffen gekommen. In einem Walddiſtrict nahe babe, 
dem Speßhardt, mweift man die Duelle nach, an ver Siegfrie 
ermordet wurde. Sie ift mit einem Denfitein bezeichnet. Au 
G. gehören: 2 Mühlen und 1 Ziegelhütte. Gem.: 2462 M 
(801 Q., 415 ®i., 1385 Wa.) Einmw.: 368. 

Grein, evang. Fld, kam 1802 von Mainz an Hefe 
Dazu gehört das Looghaus. Gem.: 1282 M. (224 A., 54 
Wi, 988 Wa) Einw.: 113. 

Großbreitenbach, kath. Fld. an ver Weſchnitz mit 134 Einm, 
kam 1802 von Mainz an Hefjen. 

Großgumpen, luth. Fld., fam 1806 von Grbach umter 
Beffen. Gem.: 2065 M. (1237 U, 304 Wi, 524 Wa) 
Einw.: 258. 


Brovinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 343 


Hammelbach in Urt. Hamelbach, Mktfl. am Wbhange eines 
Bergs gelegen, gelangte 1324 an bie Linvenfelfe, bie das von 
K. Ludwig an die Fam. Pavey verpfändete Dorf löſten; fam 1802 
von Kurpfalz an Heſſen. Dazu gehört ter Scharbhof auf ber 
Tromm. Gem.: 2986 M. (1288 U, 320 Wi., 1270 Wa.) 
&@inw.: 1029. 


Hartenrod, kath. Flr., kam 1802 von Mainz an Hefien. 
Dazu gehört die Hedenmühle. Gem.: 608 M. (312 4, 127 
Wi, 148 Wa) Einw.: 151. 


Hiltersflingen in Urk. Hildegeresbrunno, Hiltegersklingen ꝛc., 
{uth. Fld., erfcheint ſchon 773 in der Heppenheiner Marfbefchrei- 
bung, zerfällt in 2 Theile, veren einer, das eigentliche Hiltere- 
Klingen, zu Erbach, das zweite, Hiltersflingen an der Hardt, zu 
Mainz gehörte. Erfterer kam 1806 unter Heffen, ver leßtere 
1802. Gem.: 1042 M. (281 A., 22 ®i., 709 Wa.) 
Cinw: 469. 

Hirſchhorn in Urk Hirceshorn, Hirtkhorn, Stadt mit 1835 
meift kath. Einw., welche ſich meiftens von Echifffahrt, Gewerben, 
Holz- und Rindenhantel nähren; Sig eines Landgerichts, einer 
Diftrictseinnehmerei, einer Oberförfterei. Die Stadt hat mehrere 
Kirchen. Auf fteilem Berg über ver Stadt erhebt fi) das Schloß 
(Hausbontäne), von dem mehrere, aber fpäteren Jahrh. angehörige 
Gebäude noch bewohnbar find und jekt als Foritmartswohnung 
und Forſtfrevler⸗Arreſt-Lokal benußt werten. Die Stabt Hat ein 
Ho8pitalgebäude, in welchen einige Arme und Kranke Zuflucht 
finden. Stadt und Schloß hatten vie Edeln won Hirſchhorn von 
Mainz zu Leben. 1391 ertbeilte König Wenzel Staptgerechtigfeit 
nnd die Erlanbniß, Mauern und Thürme zu bauen. Nach dem 
Aussterben der Familie im Anfang des 17. Jahrh. fielen Schloß 
und Stadt an Mainz zurück und 1802 kamen fie an Heffen. 
Zur Gemarkung von Hirfchhorn gehören noch der Hämmelsbacher 
Hof (Geißhof) an dem Finfenbach, nebſt dem dazu gehörigen Haus 
Kortelshütte, ver Hof Unterhainbrunn, die Zimmermannshütte, der 
Hof Igelsbach, 4 Mühlen, 1 Eijenhanmer, 3 Ziegeleien (Ers⸗ 
heimer Ziegelhütter), vie Begräbnißkirche jenfeitd tes Neckars 
(Ersheimer Kirche) und die Nedarinfeln Wehrinfel und Kroaten 
inje. — Gem.: 9755 M. (966 A. 592% Wi, 1712 Wa) 


344 ' Topographie. 


Hornbach, Luth. Fld. gehörte anfangs denen von Strahlen: 
berg; fpäter wurde die Vogtei von den Pfalzgrafen zu Lehen ge 
geben, 3. B. den Fumilien von Erlifbeim, von Hundheim. 1802 
fam der Ort von ver Pfalz; an Hejlen. — Gem.: 1001 N 
(456 A. 137 Wi., 399 Wa) Einw.: 246. 

Igelsbach in Urk. Illsbach, kath. Fld, fam 1806 von Erbad 
unter Heffen. — Gem.: 397 M. (210 4. 57 Wi., 124 Ba) 
Einw.: 38. 

Kallitadt, kath. Fld., gehörte urſprünglich dem Kloſter Lorſch, 
von dem es an Mainz kam. Mainz gab es als Lehen an die 
Familie Schwendt und dann an tie Wambolde. 1806 kam es 
unter Heſſen. — Gem.: 437 M. (277 A. 50 Wi. 104 Wa) 
Einw.: 54. 

Kirchbeerfurt, luth. Fld, kam 1806 von Löwenſtein um 
Erbach unter Heffen. '/, Stunde davon auf einer waldigen U— 
höhe liegen vie Ruinen eines |. g. Schloſſes Morsburg. Di 
gehört 1 Mühle .— Gem.: 799 M. (331 A., 118 Qi, 
350 Wa.) Einm: 302. 

Kleinbreitenbach, kath. Flo. mit 57 Einmw., fam 1802 
von Mainz an Heffen. 

Kleingumpen, luth. Flo., gehörte zum Theil Erbach, zum 
Theil denen von Gemmingen, und fam 1806 unter Heffiice 
Hoheit. — Gem.: 1222 M. (659 X, 259 Wi, 303 Wa.) 
Einw.: 261. 

Knoden in Url, Gnoden, luth. und ref. Flo. auf ver f. g. 
Knobener Höhe, 2037 Fuß Über dem Meere, war früher von den 
Grafen von Erbach zu Afterlehen gegeben worden. 1561 lam es 
durch Tauſch an Kurpfalz und 1802 an Heſſen; bildet mit 
Breitenwiefen eine Gem. von 776 M. (344 A., 130 Bi, 
284 Wa.) Einmw.: 78. 

Kocherbach, Kath. Fld., kam 1802 von Mainz an Hefe 
Dazu gehört ver Hof Stedelsberg — Gem.: 11238 
(484 A. 137 Wi. 465 Wa.) Einw.: 225. 

Kolmbad), kath. Fld. am Urfprung des Thalbachs, kam 1802 
von Mainz an Heffen. — Gem.: 952 M. (535 U. 161 ®i) 
227 Wa.) Einw.: 186. 

Kreidach, ref. Fld. mit 261 Cinw und 3 Mühlen, 
fommt in Urkunden des 13. und 14. Iahrh. unter ben Namen 


Provinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 345 


Crutehe und Crudech vor und wurde von Kurpfalz zu Neben 
gegeben. Die Gefälle, welche Erbach bezog, waren 1509 auch 
ſchon an Kurpfalz gekommen. 1802 wurde e8 Heſſiſch. — 
Gem.: 1208 M. (637 A., 234 Wi, 317 Wa.) 

Kreiswald, Hof, ſ. Albersbach. 

Kröckelbach in Urk. Crechlenbach, Krecklenbach, kath. Fld., 
erſcheint ſchon c. 1094 unter ven Hubengütern, welche zu dem 
Lorſcher Hof gehörten, und kam 1802 von Mainz an Heſſen. — 
Gem.: 595 M. (299 A., 97 Wi., 188 Wa.) Einw.: 
141. 

Krumbach, kath. Flo., erſcheint urk. ſchon 1094 als zu 
Lorſch gehörig, kam 1802 von Mainz an Heſſen. Dazu gehört 
das einzelne Haus, „Klemm genannt. — Gem.: 2007 M. 
(854 A. 273 ®i., 816 Wa) Einw.: 233. 


Kunzenbach, |. Niererkunzenbach. 

Langenthal, ev. und kath. Flo. am Ulvenbach mit 1 Mühle, 
fom 1802 von Worms an Helfen. — Gem.: 2348 M. 
250 A. 104 ®i., 1994 Wa.) Einw.: 255. 

Lanzenbach, ſ. Neckarhauſen und Nedarfteinach. 

Landenau in Urk. Luttenhaha, Ludenau, luth. Fld., wurde 
1413 von den Rodenſteinern an Pfalzgraf Ludwig verpfändet und 
gehörte fpäter zum Theil Erbach, zum Theil denen v. Gemmingen. 
Es kam 1806 unter Hefjen. Dazu gehört eine Papierfabrik. — 
Sem.: 1256 M. (721 4, 199 Wi., 336 Wa) Einm.: 
304. 

Lautenweſchnitz, xef. Fld, Eommt 805 in der Grenzbefchrei- 
bung der Heppenheimer Kirche als Ludenmiscoz vor und fam 1802 
von Pfalz an Heffen. Dazu gehört 1 Mühle — Gem.: 631 M. 
(375 4, 101 ®i, 139 Wa) Einw.: 150. 


Linnenbach, ref. und kath. Fld.,, fam 1802 von Kurpfalz 
an Helfen. — Gem.: 718 M. (476 A., 116 Wi, 111 Wa.) 
@inw.: 127. 

Litzelbach, Kath. Fi. In feiner Gemarkung find gute 
Sandfteinbrühe. Kam 1802 von Worms an Heffen. — Gent: 
187 M. (314 A., 99 Wi, 354 Wa) Einw.: 138. 

Löhrbach in Urk. Lerlebach, kath. Fld., kommt 1071 ul. 
im Beſitze von Lorſch vor und kam 1802 von Mainz an 


848 on Topographie. 


Heften. — Gem.: 1891 M. (1042 U., 321 Wi. 496 Wa) 
@inw.: 379. 

Lörzenbach, Tath. Fld. am Lörzenbach, fam 1802 von Main 
an Heſſen. Dazu gehören: 1 Hofgut und 2 Mühlen — 
Gem.: 1253 M. (764 A., 206 Wi., 240 Wa.) Eine. 
379. 

Viadenheim, kath. Fld, kam 1802 von Mainz an Hefla. 
Zu M. gehören die Schnorrenbacher Höfe (f. u). — Gem: 
782 M. (379 9, 122 Wi, 269 Wa) Einw.: 69. 

Mitlechtern, ref. und fath. Fld., heißt in ber Grenzbeſchreibn 
des -Heppenheimer Kirchſprengels 805 Middelechdum, fam 1561 
duch Tauſch von Erbah an Churpfag und 1802 von da a 
Heflen. — Gem.: 778 M. (426 4, 106 ®i., 222 Ua). 
Einw.: 201. | 

Mittershaufen in Urk. Deuttershaufen, ref. Fld, Fam 1561 
purch Tauſch von Erbach an die Pfalz und 1802 von ver Pfah 
an Heſſen. Es bilvet mit Scheuerberg eine Gem. von 979 M. 
(453 A. 249 Wi, 249 Wa) Einw.: 172. 

Mörlenbah in Urk. Morlenbah, Mörelbach, Mörlbah 
Mrktfl. mit 814 meift Tath. Einw., an der Cinmünbung ie 
Mörlenbachs in die Weſchnitz, war früher mit Mauern, Wal 
und Graben umzogen. In dem ehedem hier geiwejenen Schlofie, 
welches 1650 noch genannt wird, wohnten Burgmänner, vie ih 
von Mörlenbach nannten. M. kam 773 an Lorfch, won dieſem 
jpäter an Mainz und 1802 an Helfen. Zu M. gehören: 
der Eulenhof, Vohbergshof, die Bettenbacher Höfe, die Weſchnitz⸗ 
mühle und 4 Mühlen ohne Namen. — Gem: 4723 M. 
(2720 4, 688 Wi, 1176 Wa.) 

Nedarhanjen, ev. und kath. Flo. am Nedar, gehörte zu ven 
Stift Wormſiſchen Reften, die 1802 an Hefien kamen. Day 
gehören 1 Mühle und vie Häufer auf der Linken Seite Mr 
Lanzenbach — Gem.: 235 M. (133 U, 27 Wi., 7 ) 
Einmw.: 127. 

Nedarfteinadh, Stadt am Neckar mit einer Gem. von 4216 1. 
(648 %., 217 Wi., 3201 Wa.) und 1450 Einmw., melde 
fich von Schifffahrt, Schiffbau, Fiſchfang, Steinbrecherei, Holzhandel 
nähren. Von Bedeutung ift auch die Leverbereitung. Die Herit 
von Steinach, die ihren Namen darnach führten «ihr urfpräng 


Provinz Startenburg. Kreis Linvenfels, 847 


fiher Name war Bligger, urf. zuerft 1142 vorlommenb; feit ber 
Mitte des 17. Jahrh. erjchienen die DBligger mit dem Beinamen 
Laudſchaden von Steinach, den fie nach der Ueberlieferung im 
Bollsmunvde wegen ihrer Theilnahme au ben gefährlichiten Fehden, 
woburc das Land in Schaden gerieth, erhielten), trugen die Gegend 
zu Leben von Main. Im Jahr 1802 kam es von Mein 
an Heſſen. Das Wappen der Stunt bat eine ſchwarze Harfe in 
golonem Tele. Zu Nedarjteinach gehören die im Bollsmund 
„Landſchaden“ genannten vier Schlöſſer: Mittelburg und Vorberburg, 
bie Ruinen Hinterburg und Schadeck (Schwalbenneft), 2 Mühlen, 
4 Sohliever-Gerbereien, vie Nedarinfel „Langwörth“ (wildes Wehr), 
die Häuſer auf der vechten Seite ber Lanzenbach. 


Niederkainsbah in Urk. Gynſpach, Kuningesbach, Kuinſpach, 
Inth. Flo, in einem engen von hohen Gebirgen umgebenen Thale 
gelegen, fommt 1012 in ber Befchreibung ber Grenzen bes 
Wormfer und Lorfcher Odenwaldes vor. E8 war fpäter in gemein- 
ſchaftlichem Befit von Heſſen und Churpfaß, bis auch ver Pfäl- 
zifche Antheil 1802 an Hefjen fiel. — Gem.: 902 M. (662 A., 
191 Wi, 2 Wu) Einw.: 470. 


MNiederkunzenbach, kath. Fld., bildet mit Gorgheim eine Ge- 
markung (j. d.) und bat 27 Einw. 


Niederliebersbach, luth. und kath. Fld., kam 1802 von 
Mainz an Heſſen. — Gem.: 1761 M. (1292 U, 146 Wi, 
272 Wa.) Einw.: 628. 


Niedermumbach, Weiler mit 28 Einw., fam 1802 von 
Mainz an Hefien. 


Oberabtſteinach in Urk. Poſſeſſa Steinaha, Abtſteinach sup., 
lath. Pfd. an der Steinach, die in der Nähe entſpringt, erſcheint 
fhon 1012 urkundlich, fam 1802 ven Mainz an Heſſen. — 
Gem.: 1298 M. (799 A., 237 Wi., 221 Wa) Einw.: 
779. 


Oberkaiusbach, luth. Fld. Im feiner Gemarkung find be- 
beutende Sanbfteinbrüche. Es gehörte den Johannitern, von denen 
es an bie Erbacher verkauft wurde. 1806 Fam es unter Heilen. 
Dazu gehört der Lohhof. — Gem.: 2957 M. (1475 U, 
452 Wi, 1031 Wa.) Einw.: 459. 


548 Topographie. 


Oberfleingumpen, luth. Fld., bildete früher einen Ort mit 
Eeingumpen (f. d.), von dem es feit 1827 getrennt if. — 
Gem.: 722 M. (407 U, 127 Wi, 189 Wa.) Einw.: 99. 

Oberliebersbady in Urk. Liefersbach sup., Kath. Fld., wird 
ſchon 877 als Lorſcher Eigenthum genannt und ift 1802 von 
Mainz an Heffen gefommen. — Gem.: 790 M. (436 4, 
78 Wi, 251 Wa.) Einm.: 54. | 

Obermumbach, Iuth., ref. und kath. Fld., fam 1802 von 
ver Pfalz an Hefien. Dazu gehören die Geifenbacher Höfe, ver 
Hof Repsgrund. — Gem.: 1061 M. (641 A., 163 Wi) 
238 Wa.) — Einmw.: 155. | 

Oberoftern in Urk. O. Ofterna, luth. Fld., fam 1806 
von Erbach unter Heffen. — Gem.: 2264 M. (1388 9, 
350 Wi, 527 Wa.) Einw.: 485. 

Oberſcharbach, ref. und fath. Fld. Die Schenke von & 
bach und die Kreiße von Linvenfels hatten Theile daran; wi 
Lindenfelfer Theil fam 1423 durch Kauf, ter Erbacher 1509 
burch Vergleich an Kurpfalz, das Ganze aber 1802 an Helen. 
Gem: 808 M. (461 A., 127 Wi, 192 Wa.) Einw.: 222. 

Oberfhönmattenwag in Urk. Schemmmettewag, Schymmechten⸗ 
waage, ref. und kath. Flo. auf beiden Seiten bes Ulvenbachs. 
1396 ꝛc. trugen es die von Hirſchhorn von Mainz zu Leben, 
1636 erfcheint e8 urf, von Mainz verpfändet, fanı 1802 von 
Kurpfalz an Heffen. Dazu gehören die Lotzenhäuſer. Gem.: 
2793 M. (352 A., 258 ®i., 2122 Wa.) Einmw.: 355. 

Piaffenbeerfurt, Derkifl., durch einen Bach von Kirchbeer: 
furt getrennt, gehörte dem Stift zum h. Geift in Heidelberg und 
fam 1802 von Kurpfalz au Heffen. Dazu gehören die Wiefen- 
mühle, ver Pfälzerhof in Kleingumpen. Gem.: 1179 M. (499 
A, 157 Wi, 495 Wu) Einw.: 625. 

Reichelsheim in Urk. Richelmsheim, Richelsheim, Mirkil 
im Thale der Gerſprenz, Sitz einer Diſtrictseinnehmerei, mit eine 
Gem. von 1742 M. (1090 U, 307 Wi, 345 Wa.) [te 
Forſt Reichenberg hat außerdem 3150 M., darunter 3091 Wal 
und 1483 Einw., am Fuß des Neichenbergs gelegen, auf dem 
bie Ruine des Schloffes Reihenberg fteht, von dem nur 
wenige Gebäude erhalten find. Die Zeit ver Erbauung tee 
Schloſſes ift nicht genau bekannt; unter feinen Burgmännern waren 


Provinz Starkenburg. Kreis Lindenfels. 849 


vie von Wallbrunn. Außer ten Ruinen tes Echloffes find bier 
noch mehrere andere Gebäude. Bon bier aus wird gewöhnlich 
ver */, St. entfernte Rodenſtein (ſ. o. S. 305) befucht. Die Vieh 
märfte, welche in R. gehalten werben, find fehr befucht (0. S. 106.) R. 
fam von Erbach unter Heffen. Dazu gehören: ver Neichelsheimer Hof, 
das Neichenberger Forſthaus bei Obermoſſau und 2 Mühlen. 


Reißen, luth. u. kath. Flo. anf beiden Seiten der Wefch- 
nig, in einer Urkunde von 1023 Ereſſam, in dem Zinsbuch von 
1369 Rüſſen genannt, kam 1802 von Kurpfalz an Helfen. 
Es bildet mit Schimbah (f. d.) eine Gem. von 1338 M. 
(812 A. 154 Wi., 333 Wa.) Einw.: 206. 


Rimbach in Urk. Rempach, Ninpach 2c., Mktfl. an der Wefchnig, 
gehörte anfangs durch Schenkung Karls d. Gr. Lori, kam dann 
an Mainz, welches daſſelbe 1409 an Erbach zu Leben gab. 
Später wurbe Erbach immer von Pfalz damit belehnt. Es kam 
1806 von Erbach unter Heſſen. Dazu gehören: der Hof im 
Hopper, vie Neumühle (Weſchnitzmühle) und 2 Ziegelhütten. 
Gem: 4274 M. (2455 A., 638 Wi, 1037 Wa.) Einw.: 
1958. 

Rohrbach (vorm. Logs. Michelftabt), luth. Fld. kam 1806 von 
Erbach unter Heften. Zu R. gehört eine Mühle Gem.: 1389 
M. (726 9, 299 Wi, 363 Wa) Einw.: 292. 

Rohrbach (Landg. Fürth, luth. Fld, kam 1806 von denen 
v. Wambold unter Heſſen. Gem.: 265 M. (145 A., 33 Wi, 
85 Wa) Einw.: 48. 

Schannebach in Urt. Schanvebah, Scharpach, luth. u. ref. 
Sb. auf bedeutender Höhe gelegen, kam 1561 von Erbach durch 
Tauſch an Kurpfalz; und 1702 von ta an Heflen. Gem.: 380 
M. (172 A, 89 Vi, 111 Ra) Einw: 143. 

Scheuerberg, luth., vef. und Kath. Fld., fam 1561 taufch- 
weile von Erbah an Kurpfalz und 1802 an Heffen, bildet mit 
Mittershaufen eine Gemarkung (f. d. Einw.: 82. 

Schimbach, luth. und kath. Ftb., fan 1802 von Kurpfalz 
an Heſſen, beiteht aus 3 Höfen (f. o. Reifen. Einw.: 33. 

Schlierbach, ref. Pfr. auf beiden Seiten des Thalbachs, 


fam 1802 von Kurpfalz an Heſſen. Gem.: 804 M. (3819, 
161 Wi., 246 Wa.) Einw.: 8317. 


356 Topographie. 


Schnorreubach, Weiler, fam 1802 von Mainz an Hefien, 
bildet mit Vödelsbach eine Gemarkung (ſ. d.). Einw.: 22. 


Seidenbad, ref. Fld, kam 1802 von Kurpfalz an Hefien. 
Gem.: 540 M. (277 A, 83 Wi, 170 Wa) Einw.: 73, 


Seideubuch, vef. u. kath. Fld.,, oft Glashütte genannt, 
weil früher bier eine Glashütte geftanden, fam 1802 von Kur: 
pfalz an Seifen. Gem.: 647 M. (164, 16 Wi., 607 Wa) 
Einw.: 161. | 

Siedelsbrunn, ref. Flo., kommt url. 1012 ımter dem Na 
men Sideles Brunnon vor und war bis 1509 Pfälziſches Lehen 
von Erbach, fiel aber dann wieder an Pfalz zurüd und fm 
1802 an Heffen. Gem: 1202 M. (575 4, 179 Ui 
435 Wa) Einw.: 316. 

Steinbad), kath. Fld, fam 1802 von Mainz an Hefe. 
Gem.: 388 M. (261 9., 79 ®i, 37 Wa) Cinw.: 112. 


Tröfel, fath. Fld, fommt 1071 unter dem Namen Tresia 
vor und fam 1802 von Mainz an Heſſen. Gem: 2114N 
(983 U, 245 Wi, 868 Wa) Einw.: 361. 


Unterabtiteinad, kath. Flo. an ver Steinah, kam 1802 
von Mainz an Heffen. Gem.: 2335 M. (841 U, 261 Wi, 
1205 Wa.) Einw.: 445. 

Interoftern in Urk. Nydder Ofternauwe, Unter Ofterna, 
(uth. Fld, fam 1806 von Erbach unter Heſſen. Gem.: 1774 
M. (963 A, 262 Wi, 514 Wa) Einw.: 272. 

Unterſcharbach, ref. u. kath Flo. Theile daran Hatten tie 
Kreife von Linvenfels und die Echenfen von Erbad); beider An 
tbeile Tamen, ver erfte 1432 durch Kauf, der zweite 1509 durch 
Tauſch an Kurpfalz. 1802 fam es an Helfen. Dazu gehört 
1 Mühle. Gem: 993 M. (331 A., 141 Wi, 479 Wa) 
Cinw.: 278. 

Unterfhönmattenwag in Urk. Niederſchemmechtenwaage, Tal. 
Pfd. am Ulvenbach, Tam 1802 von Mainz von Heffen. Daza 
gehören 2 Mühlen. Gem.: 7384 M. (889 4, 562 Ri, 
5766 Wa.) Einw.: 1187. 

Bödelsbad), ref. Fld, kam 1802 von Kurpfalz an Heffen, 
bildet mit Schnorrenbach (f. d.) eine Gem. von 1027 M. (561 
A, 168 Wi, 275 Wa.) Einw.: 107. 


Provinz Starlenburg Kreis Linvenfels. 801 


Wahlen, ref. u. Kath. Flo. am Ulvenbach, kam 14283 von 
ı Kreißen von Linvenfel® an vie Pfal, 1802 von ba an 
fin. Gem.: 1118 M. (378 4, 218 Wi., 494 Wa.) 
nw. 339. 

Waldmichelbach, Marktflecken auf beiden Seiten des Ulven- 
he, mit 2215 Cinw., welche theils Fath. theils reformirt ſind 
b ihre befonveren Kirchen haben; Sig eines Landgerichts, einer 
fteictseinnehmerei, einer Oberförſterei. Es beftehbt aus dem 
erborf (Oberwaldmichelbach) und dem Unterborf (Unterwaldmichel⸗ 
5) und ben zerftreut liegenden Häuſern in ben Ortsbezirken: 
- Halle, die Spechtbach, die Kuhklinge, im Binzig, der Secken⸗ 
m, die Neuftadt, vie Strakburg, der Hohliten. Es Tam 1802 
n Kurpfalz an Heſſen. Dazu gehören: 3 Mahlmühlen, 1 Ei- 
Kammer, 1 Schneitmühle, vie Hänfer auf dem Stallenkandel, 
: Opermengelbacher Höfe und der Forftihütenhof „Lichtenflingen- 
f.“ Gem.: 7808 M. (2595 A., 974 Wi, 4043 Wa.) 

Weiher, kath. Flo. am Mörlenbach, kam 1802 von Mainz 
Heffen. Dazu gehören 2 Mühlen und 1 Papierfabri. Gem.: 
50 M. (966 X, 288 Wi., 739 Wa.) Einw.: 339. 


Weſchnitz, Kath, Fld. nicht weit von ven Quellen der Wefch- 
1, kommt in alten Urkunden unter bem Namen Wiscotz vor 
b war bi8 1802 Mainzifh. Auf einer Anhöhe dabei Tiegt eine 
pelle ver h. Walpurgis, chevem von Wallfahrern befucht. Dazu 
ren 1 Mühle und ver Hof Neulechtern. Gem.: 941 M. 
86 4, 157 Wi, 487 Wa) Einw.: 127. 


Winkel, ref. Fld., kam 1802 von Kurpfalz an Heffen. 
a gehören: tie Höfe Kaffeeberg und Neuthal. Gem.: 886 
L (499 U, 135 Wi, 217 Wa) Einw.: 91. 


Winterfaften, luth Fld. in einem hoben Thale, kommt ſchon 
"3 in der Heppenheimer Markbeſchreibung vor und kam 1806 
n Erbach nnd denen von Gemmingen unter Heſſ. Sobeit. 
em.: 2358 M. (1130 U, 454 Wi, 644 Wa.) Einw,; 
'O. 

Zosenbad), in Urk. Zozunbach, luth. Fld, kommt ſchon 877 
3 Lorfcher Beſitzthum vor, ihm von Liuthar von Hauſen gege- 
n, war dann Pfälzifches Lehen von Erbah und fam 1806 
n Erbach unter Heffen. Dazu gehören Pie LUntermengelbacher 


852 ‚Zopographie. 


Höfe und 1 Mühle. Gem.: 3071 M. (1493 A, 372 Bi. 
1136 Wa) Einw.: 698. 


reis Neuftadt. 


Der Kreis Neuſtadt hat eine Bendlferung von 18000 
Seelen (15073 Luth., 537 Ref, 1892 Kath, 8 Sect., 490 
Juden, welche in 40 Orten wohnen, SKreisitabt ift 

Nenftadt in Urk. Nuenftant, Stadt an der Mümling mit 
einer Gem. non 1950 M. (559 A., 207 Wi., 139 Wa., 18We) 
und 944 Einw., welche mit Ausnahme von etwa "/,, Tntheriid 
find. N. erſcheint urk. ſchon 1113 unter ben zur Lellewi 
Michelftabt gehörigen Gütern, welche Heinrih V. dem Adſter 
Lorfch beftätigtee Die Robenfteiner hatten bier einen Hof. D% 
rere Yamilien nannten fi nach dem Orte. Das Wappen von 
Neuftadt zeigt in der Mitte vie verfchlungenen Buchitaben N. 8. 
und um folche herum abwechfelnd 3 fünfitrahlige Sterne unb 3 
Roſen. Im feiner Gemarkung Liegt auf einem Fegelförmigen Berg 
das Schloß Breuberg in Urk. Bruberg, Bruburg zc. Die 
Höhe war fchon zu Nömerzeiten angebaut, denn außer Anberem 
fand man auch bier ein vöm Bad. Woher in ven folgennen 
Sahrhunterten die Burg den Namen Brenberg erhielt, ift uner 
mittel. Sie war Lehen von Fulda und kam an verfchiebene 
Familien. Eine Familie von Breuberg wird 1219 erwähnt. 
Später wurde die Herrſchaft getheilt und gelangte zuleßt, nachbem 
fie in ven Händen der Wertheimer, Talkenfteiner, Eppenſteiner xc. 
geweſen, an Löwenſtein und Erbach, von benen fie 1806 unter 
Hefjen kam. Zu Neuftadt gehören: ver Wolferhof, 2 Mühlen 
und 1 Ziegelei. 

Affhöllerbach in Urk. Erffurderbach, luth. Fld, kam a 
Löwenſtein'ſchem nnd Erbach'ſchem Beſitz im J. 1806 unter Hefe 
In feiner Gemarkung liegt der Hof Kilsbach und es gehon 
ferner dazu das luth. Flo. Stierbad. Gem.: 718 M. (972 
U, 87 Wi, 236 Wu.) Einw.: 275. 

Annelsbach, luth. Fin., kam 1806 aus Löwenftein’fchem 
und Erbach’fchem Befig unter Heſſin. Gem: 740 M. (360 
N, 63 Wi, 318 Wa) Einw: 77. 


Provinz Starkenburg. Kreis Neuftabt. 863 


Birkert in Urt. Birkenhard, Birkunhart, luth. Fld., befteht 
aus 2 ganz verfchienenen Gemeinden und Gemarkungen und kam, 
nachbem es früher theils Pfälzifch, theils Löwenfteiniih und Er- 
bachiſch geweien, 1806 unter Heſſiſche Hoheit. Gem. bes 
einen Theile: 564 M. (328 A., 69 Wi, 142 Wa) Gem. 
des andern Theild: 213 M. (126 U, 19 Wi, 68 Wa) Einw. 
(ufammen): 173. 

Böllftein in Urk. Bilftein, luth. Fld. auf bedeutender Höhe 
gelegen, kam aus Löwenftein’fchem und Erbach'ſchem Beſitz 1806 
unter Heſſen. Dazu gehört vie Schloßruine Schnellarts 
(vergl. ©. 805). Gem.: 828 M. (380 A, 114 Wi, 299 
Wa) Einw.: 254. 

Breitenbrum in Urk. Breivenborn ꝛc., luth. Fld., erfcheint 
urk. ſchon 1273, kam von Löwenſtein und Erbach 1806 unter 
Heſſen. Dazu gehört ver Hof Hengmantel. Gem.: 2533 
M. (871 U, 173 Wi, 1383 Wa) Einw.: 619. 


Duſenbach, Luth. Flo. an ver Mümling, früher Löwenftein 
und Erbach gehörig, feit 1806 unter Heffifcher Hoheit. Gem.: 
386 M. (263 X, 95 Wi, 28 Wa) Einw.: 60. 


Etzengeſäß, luth. Fld. an der Mümling, früher Löwenfteinifch 
und Erbachiſch, feit 1806 unter Heſſen. Gem.: 546 M. (295 
A, 112 ®i, 139 Wa) Einw.: 196. 


Forſtel, luth. Fld., bat in feiner Gemarkung Kalffteinbrüche 
und kam 1806 von Löwenftein und Erbach unter Heffifche Hoheit. 
Gem.: 648 M. (455 U, 49 Wi, 144 Wa) Einw.: 73. 


Frauennanſes, kath. und vef. Fld., gehörte früher zu dem 
ehemaligen Nonnenklofter Höchit, Fam 1802 von Pfalz an Heflen, 
1805 durch Taufh an Wöwenftein und 1806 unter Heffen. 
Gem.: 805 M. (270 A. 31 Wi. 505 Wa.) Einw.: 55. 


Fürſtengrund, luth. Flo. Im feiner Gemarkung liegt ein 
Muhlſteinbruch. Es kam 1806 von Erbach unter Heſſen. Dazır 
gehört der Kannengießerheckenhff. Gem.: 1834 M. (873 U, 
45 Wi, 916 Wa.) Einw.: 389. 


Gumpersberg in Urk. Gumersen in ven Lagen, luth. Fld., 
ebetem Lömwenfteiniich und Erbachiſch, feit 1806 unter Heſſen. 
Gem.: 580 M. (308 U, 86 Wi, 165 Wa.) Einw.: 96. 

Walthert Hefien. AB 


Provinz Startenbyrg. Kreis Neuftadt. B55 
5% rombad) in Urk. Kicchbram-, bran- brom⸗ u. brumbach, 


‘iner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch. Es er- 


A Wertheim’fches Leben uud kam von Löwenſtein 
u‘ % unter Helfen. Dazu gehören die 4 Bals⸗ 
. Im y Alertshaus. Gem.: 2411 M. (1186 U, 
* Einw.: 1301. 


* —8* * 5 cha, Cunthichum, Kendig, Kumbich, 
te tl. an der Mümling, Sit einer Die 


* vn % unfehnlichen Sandſteinbruch und vielbejuchten 
. . jeinen Einwohnern find Tuchmacher, Gerber und 
* Schon in der Lorſcher Grenzbeſchreibung wird ein 


»töntig genannt und 820 erhielt Lorſch Beſitzthümer daſelbſt. 
Schon ſehr frühe trug Erbach die eine Hälfte von Mainz zu 
Lehen und erhielt auch ſpäter die andere. Unter Heſſen kam es 
1806. Dazu gehören: vie Grohmühle, Künzelsmühle, Bruch 
müßle, die Ziegelhütte und 1 Ziegelei. Gem.: 4603 M. (2004 
4, 502 Wi. 2097 Wa) Einw.: 1731. 


Zangenbrombady in Urk. Langenbronnbach, Langinbrannbach, 
Ipth. Fid., durch einen Bach in 2 Theile getheilt, mit weit aus⸗ 
einanber liegenden Häufern, fam 1806 von Löwenftein und Erbach 
unter Heſſiſche Hoheit. Dazu gehört 1 Papierfabril. Gem.: 2098M. 
(#70 4, 300 Wi, 728 Wa) Einw.: 615. 


| Lutzelwiebelsbach, luth. Fld., eigentlih aus: 2 Dörfern, 
Ehthelbach und Wiebelsbach beftehend, bie durch eine Höhe getrennt 
ſind, aber an ihrem Ende mit einander zufammenhängen. Bei Lügel- 
ba, in Urk. Lutelenbach, ftand ehedem ein Breubergifches Schloß. 
Umpeit davon find die Ruinen eines röm. Kaſtells. Es wird 
Men 1165 url. erwähnt und kam 1806 von Löwenftein und 
Ebach unter Helfen. Gem.: 2576 M. (1201 4, 188 Wi, 
1069 Wa.) Einw.: 982. 

Mittellinzig, luth. Fld., kam 1802 von Pfalz an Heffen, 
1805 durch Taufch an Löwenitein und 1806 uuter Hefjen. In 
feiner Gemarkung liegen die Pfälzerhöfe und bie Schanzen- 
müble Gem.: 764 M. (326 4, 94 Wi, 341 Wa.) 
Einmw.: 95. 

Mühlhanfen, Weiler mit 34 Einw. Unmet vanen ie 
Ruine gl M. wahrfcheinlich ehedem ein Jagvichtoß. 

23* 


854 Kopographie. 


Haingruxh, luth. amd kath. Fld, kam 1806 vom Lwenſtein 
und Erbach wuter Heffen. Gem: 1807 M. (401 A. 99 Wi. 
764 Ba.) KEinw.: 507. 

Hajfſenroth in Urk. Haſſenrode, ref. Fld., emieint ur. 
1816, wo Ludwig Graf von Renekle dem Kloſter Schönau der 
Ort verkaufte, war dann ſpäter Pfaälziſch und kam 1802 à 
Heſſen, 1805 erhielt es Löwenſtein durch Tauſch und kam 1808 
nuter Heſſen. Gem.: 1277 M. (502 X, 133 Wi, 500 Wa) 
&iup.: 299. 

Hembach in Urt. Heunnbach, Heunebach, Juth. Fld. erſchein 
art. 1408 als Breubergiſches Mannleben des Henze Stapfertt, 
ihm vom Grafen Johann von Wertheim gegeben; kam 1806 m 
Löwenftein und Erbach unter Heflen. Gem.: 677 M. (379%, 
86 Wi, 188 Wa) Einw. 106. 

Heihbad in Urk. Heiſterbach, Heſterbach, luth. Flo, km 
Erbah 1806 unter Heſſen. Gem.: 1267 M. (BII U, N 
Wi, 796 Wu) Einm: 263. 

Höchſt in Urk. Hoefte, Hohelten, Hoifte, Mrktfl. an be 
Pümling, Sit eines Steuescommiffariats, einer Diftrichgeinnf 
merei, eines Landgerichts, gehörte ehedem der Abtei Fulda, welche 
Kurpfalz damit belehnte, fpäter kam es an tie Grafen Wertheim, 
Herren zu Breuberg, und 1806 von Erbach unter Heffen. Das 
ehemalige Nonnenflofter, deſſen noch ziemlich bedeutendes Vermögen 
jet zu kirchlichen und wohlthätigen Zweclen verwendet wird, bient 
jegt als Pfarrwohnung. Zu Höchſt gehören 4 Mühlen uud 1 
Ziegelei. Gem.: 3967 M. (1417 A., 449 Wi, 2101 We) 
Einw.: 1499. 

Höllerbach in Urk. Holderbach, Kuth. Fld, kam 1806 pen 
Lwenſtein und Erbach unter Heſſen. Zu Höllenbach gehört per 
Schafhof. Gem.: 1018 M. (397 U. 98 Wi, 499 Ba) 
Einw.: 230. 

Hummetrotd in Urt, Humerode, luth. Fld., kam 1806 
von Löwenſtein und Erbach unter Heſſen. Unweit davon Tiegm 
bie Ruiuen eines römischen Caftells, des größten Im Odenwald. 
Gem.: 588 M. (394 A., 111 Wi, 83 Wa) Einw.: 268. 

Kimbach, luth. Fld, kam 1806 von Löwenftein und Erbach 
unter Heſſen. Gem.: 1262 M. (832 U, 135 Wi, 295 a.) 
Einw.: 418. 


Provinz Starkendurg. Kreis Neuftabt. B55 


Kirchbromhach in Urt. Kirchbram⸗, bran⸗ brom⸗ u. brumbach, 
Murftf._ Im feiner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch. Es er- 
ſcheint 1408 als Wertheim’fches Leben uud kam von Löwenftein 
sub Erbach 1806 unter Heffen. Dazu gehören die 4 Balg- 
becher Höfe und das Alertshaus. Gem: 2411 M. (1186 4, 
808 Wi, 795 Wa) Einm.: 1301. 


König in Urk. Cunticha, Cunthihum, Kendig, Kumbich, 
Kannig, Quinticha ꝛc., Mrktfl. an der Mümling, Sitz einer Dir 
ftrictseinnehmerei, mit anſehnlichem Sandſteinbruch und vielbeſuchten 
Märkten. Unter feinen Einwohnern find Tuchmacher, Gerber und 
Leiniveber. Schon in der Lorfcher Grenzbefchreibung wird ein 
Wald Köntig genannt und 820 erhielt Lorſch Beſitzthümer daſelbſt. 
Schon fehr frühe trug Erbach die eine Hälfte von Mainz zu 
Lehen und erhielt auch fpäter die andere. Unter Heſſen kam es 
1806. Dazu gehören: vie Grohmühle, Künzelsmühle, Bruch 
mühle, die Ziegelhütte und 1 Ziegelei. Gem.: 4603 M. (2004 
A. 502 Wi., 2097 Wa.) Einw: 1731. 


Zangenbrombad in Urk. Langenbronnbach, Langinbrannbach, 
Iyth. Fld., durch einen Bach in 2 Theile getheilt, mit weit aus« 
einander liegenden Häufern, fam 1806 von LKöwenftein und Erbach 
unter Heffifche Hoheit. Dazu gehört 1 Papierfabrik. Gem.: 2098 M. 
(970 A. 300 ®i, 728 Wa) Einw.: 615. 

Lützelwiebelsbach, luth. Fld., eigentlich aus- 2 Dörfern, 
Kügelbah und Wiebelsbach beitehend, die durch eine Höhe getrennt 
find, aber an ihrem Ende mit einander zufammenhängen. Bei Lützel⸗ 
bad, in Urk. Lubelenbach, ftand ehedem ein Breubergifches Schloß. 
Umweit davon find die Ruinen eines röm. Kaſtells. Es wird 
Ion 1165 url. erwähnt und fam 1806 von Löwenftein und 
Erbach unter Heffen. Gem.: 2576 M. (1201 UA, 188 Wi, 
1069 Wa.) Cinw.: 982. 


Mittellinzig, luth. Fld, fam 1802 von Pfalz an Heffen, 
1805 durch Tauſch an Röwenitein und 1806 uuter Heſſen. In 
feiner Gemarkung Liegen die Pfälzerhöfe und die Schanzen- 
müble. Gem.: 764 M. (326 U, 94 Wi, 341 Wa.) 
Einw.: 95. 

Mühlhauſen, Weiler mit 34 Einw. Uniweit bavon bie 
Ruine gl. N. wahrfcheinlich ehedem ein Jagdſchloß. 

Ir 


356 Topographie. 


Mümlinggrumbad) in Urk. Mimminge, Mimelingen, Min 
ling, Iuth. Fl. an ter Mümling. Im feiner Gemarkung fiegt 
ein Sanditeinfruh. Es ericheint urf. ſchon 1113 unter ve 
zur Kellerei Michelftabt gehörigen Gütern und fam 1806 von 
Löwenftein und Erbach unter Heffen. Dazu gehören: das Beinen 
häuschen und 1 Mühle Gem.: 2189 M. (634 A., 231 Wi, 
1325 Wa) Einw: 548. 

Niederfinzig, Iuth. Flo. In feiner Gemarkung ift ein 
Sandſteinbruch. Es kam 1806 von Löwenftein und Erbach unter 
Heffen. Dazu gehört der |. g. Ringau (mehrere einzelne Häufer), 
die Ningauer und die Ebengefäßer Mühle. Gem.: 969 M 
(580 4, 62 Wi, 267 Wa) Einw.: 383. 

Oberfinzig in Urk. Oberkuntlich, luth. Flo. Im feiner & 
marfung find Kalkſteinbrüche. Es erfcheint urk. fchon 1408 wi 
kam 1806 von Löwenftein und Erbach unter Heſſen. Gem. 
1286 M. (707 U, 198 ®i., 314 Wa.) Einw.: 341. 

Obernanfed in Urk. Obernauwefefte, luth. Flo., mit einem 
Löwenftein’fchen Schloß, fam 1806 von Röwenftein, dem es 1805 
von Heſſen im Tauſch abgetreten worden war- unter Heſſen. 
Gem.: 670 M. (164 A. 47 Wi, 459 Wa.) Einw.: 101. 

Pfirsbach, luth. Fld, kam 1806 von Löwenſtein und Er 
bach unter Heſſ. Hoheit. Gem.: 848 M. (396 A., 69 Zi, 
383 Wa.) Einw.: 151. 

Raibreitenbach, entſtanden aus der Vereinigung der Dörfer 
Raibach und Breitenbach, luth. Fld. Raibach war früher Fuldiſches 
Lehen; ſchon im Jahr 1392 waren die von Groſchlag damit be 
lehnt. Es kam 1806 von Löwenſtein und Erbach, fowie Breiten 
bach unter Heffen. Dazu gehört Mühlhaufen (f. o.). — Gem: 
1879 M. (701 A., 144 Wi. 1055 Wa.) Einw.: 438. 

Rimhorn, Yuth. Pfo., in einer hoben waldigen Gegend ge 
legen, gehörte vordem den Rodenſteinern, kam von ihnen an ME 
von Pretlad und wurde von biefen 1741 an Löwenftein mb 
Erbach veräußert. 1806 kam e8 unter Heſſen. — Gem: 
1577 M. (1147 U, 77 Wi, 358 Wa) Einw.: 543. 

Saudbach, luth. Pf. im Mümlingthal, kam 1806 ven 
Löwenftein und Erbach unter Heffen. Dazu gehören das Thier⸗ 
gartenhaus und 1 Ziegelei. — Gem.: 1256 M. (702 4, 
276 Bi, 278 Ra) Einw.: 661. 


Provinz Starkenburg. Kreis Neuftadt. 857 


Schloßnanfes, Weiler, ehedem ven Grafen von Eidlingen 
gehörig und von Heſſen erfauft, 1805 an Löwenſtein taufchweife 
abgetreten, kam e8 1806 wieder unter Helfen. — Gem.: 642 M. 
181 4, 76 ®t, 386 Wa) Einw.: 48. 


Sedmanern in Urk. Sedenmuren, Seckmawren, luth. Pfd., 
ſoll der Sage nach ſeinen Namen von dem röm. Centurio Luc. 
Fav. Secclanus haben, der in Bullau eine Abtheilung der 8. Legion 
befehligte; kam 1806 aus Löwenſteiniſchem und Erbachiſchem Befitz 
unter Heſſen. Dazu gehört ver Angelhof. — Gem.: 1978M. 
(851 A. 101 Wi, 934 Wa.) Einw.: 776. 


Bielbrumn, luth. Pfr, kommt ſchon 773 vor und gelangte 
1806 von Löwenftein und Erbach unter Helfen. In feiner Nähe 
Gegen die Auinen eines röm. Kaftels, das Hainhaus genannt, 
im deſſen Umfang ein Löwenftein’fches Jagdthaus mit Delonomie- 
gebäuben liegt. Zu V. gehört ver Bremhof, auch Baftelshof 
genannt, ebenjo der Weiler Ohrenbach (zum Theil, ver größere 
Theil fteht unter Bayr. Hoheit), ferner die Geiers- und die Hangen- 
müäle. — Gem.: 2796 M. (1451 U, 448 Wi, 795 Wa.) 
Einw.: 1105. 


Waldamorbach auch Wüſtamorbach, Luth. Flo, am 1802 
vor Pfalz an Hefjen, wurde 1805 tauſchweiſe an Löwenftein ab- 
getreten und fam 1806 unter Hefien. — Gem.: 1417 M. 
523 4, 55 Wi, 839 Wa) Einw.: 311. 


Wallbach, luth. Fld, kam 1806 von Lömenftein und Erbach 
unter Helfen. Gegen Enve des vorigen Sahrhunderts war in 
feiner Gemarkung ein Silberbergwerf, im Orte felbft vie 
Schmelze. — Gem.: 1405 M. (511 A., 158 Wi, 694 Wa.) 
Einw.: 256. 


Wiebelsbach, ref. Fld., erfcheint urkundlich ſchon 1273 
und kam 1802 von Pfalz an Heflen, wurde 1805 an Löwenftein 
vertaufcht und Fam 1806 unter Heffen. Nicht weit davon Tag 
ber ausgegangene Ort Nalsbad. — Gem.: 1605 M. (935 A., 
178 Bi, 492 Wa) Einmw: 308. 


858 Zopographie. 
Kreis Offenbach. 


Der Kreis Offenbach hat eine Bevölkerung von 48282 
Seelen (11403 Luth, 1176 Ref, 10325 Un, 22119 Kath. 
964 Sect., 2295 Juden.), welche in 33 Gemeinden leben. 
Kreisſtadt ift 

Offenbach, Stadt am Main, Sit eines Kreisamts, eine 
Landgerichts, eines Stenercommifjariats, einer Diftrictseinnehmerei, 
eines Kreisbauamts, einer Hanbelsfammer; bie bedeutendſte Gewerbe 
ftabt des Landes, mit einer Gem. von 7432 M. (2001 4, 
1798 Wi., 3011 Wa.) und 13087 Einw., deren Hau 
nahrungszweige Handel uiid Gewerbe find. Von Unterrichtscnftalte 
hat Offenbach außer den Vollsſchulen und vieler Prrigatfiiier 
eine Realſchule. Unter ven vielen Fabrifen, welche weit Im Wi 
lande befannt find, find befonbers hervorzuheben: bie bon Ca, 
Mafchinen aller Art, bunten Papieren, Eiſengußwaaren, SItidiräih 
in Gold und Seide, Bortefeitillenrbeiten, Silberarbeiten, Welt 
tuchen,, chemifchen Fabrifaten, Herrnhüten, Leder, Tabak, Wach 
lichtern ꝛc. Von Sffentlichen Gebäuden find befonderd zu erwähnen: 
das alte hart am Main gelegene Echloß, bis 1718 bie Reſtdeth 
einer Iſenburger Linie (in vemfelben empfing 1631 Guſtav Abolf 
die Abgeorpneten ver Stabt Frankfurt), ferner die Caferne, bie 
Kirchen, das Hospital. — Dffenbach wird urk. zuerit 970 genannt, 
Herren von Offenbach erfcheinen in Url. aus dem 13. — 15. 
Jahrh. erft als Minifterialen der Dynaſten von Hagen, Dlünzen- 
berg u. a. Unter den Miüngenbergern war e8 bis 1255: Nach 
dem Ausftetben der Falkenſteiner, welche jetier Erben waren, kam 
e8 an Iſenburg und Sayn, die es gemeitifam beſaßen, Bis Sat 
1446 feihen Antheil verpfänbete. 1486 verkaufte Sayıt fefkek 
Antheil an Iſenburg. 1816 kam es unter Heſſen. — Os 
Wappen von Offenbach zeigt einen bidbelaubten Eichbaum mit 
Eicheln und entblößten Wurzeln. Zu D. gehören außerhalb vefkk 
ben liegend: die Tempelfeemühle, Bicbelsmühle, ver Hof Löwenruk, 
der von Amerong'ſche Hof, die Bagatelle, die Gerberei „Neuhöfte*, 
1 Asphaltfabrit, 1 Rauchtabakfabrik und 1 Wachstuchfabrik. 

Bieber in Urk. Bieberah, Biebera, Biberaha, Biebra ꝛc. 
kath. Pfo. am VBieberbach, erfcheint urf. ſchon 1270, kam 1802 
von Mainz an Helfen. In feiner Nähe lag das ausgegaugene 


Provinz Starkenburg. Kreis Offenbach. 859 


Dorf Reiningsbanfen. Im feiner Gemarkung find Kalkſteinbrüche. 
Dazu gehören: der Waldhof, bie Obermühle und Käßmühle. — 
Gent: 3495 M. (1728 %, 322 Wi, 1350 Wa.) Einw. 1151. 

Bürgel m Url. Bergele, Bergilla, Birgele, Tat. Pfd. am 
Mein, ericheint urk. ſchon 794, kam 1802 tauſchweiſe von Mainz 
an Aenburg und 1806 unter Heffer. Auf dem Friebhofe vafelbft 
ruht Sophie la Roche. Dazu gehören: 1 Ziegeki (Altenkütte), 
die Kuhmähle (Knochenntühle) und Lchmühle. — Gem: 2849 M. 
(1319 4, 455 Wi, 847 Wa) Einw.: 1273. 

Dietesheim in Urk. Dydesheim, Dydinsheim, Duthelinsheim, 
kath. Fb. am Main, kommt urk. ſchon 1266 dor, wo das Con⸗ 
went zu Seligenſtadt feine Güter darin verkauft, kam 1802 von 
Main an- Heſſen. Dazu gehört die Wenvelinscapelle. — 
Gew: 2345 M. (1067 A. 99 Wi., 1180 Wa.) Einw.: 791. 

Dietzenbach in Url. Dycenbach ꝛc., luth. Pfo. mit einem 
Er Schönborn'ſchen Gut, erſcheint urk. ſchon 1270, gehörte 
ſpäter zur Herrſchaft Babenhauſen, welche nach dem Ausfterben 
ber Hanau⸗Lichtenberg. Linie 1736 von beiden Heſſen in Anſpruch 
genommen wurde. Durch die Vergleiche von 1762 und 1771 
fam es an Darmftart. — Gem.: 7950 M. (3869 4., 1157 
Wi., 2695 Wa) Einw.: 1357. 

Dreieihenhain, auch Hain ober Hain in der Dreieich, Stabt 
mit einer Gem. von 1970 M. (702 A. 141 Wi. 1127 Wa.) 
[ver Forft Dreieich hat einen Flächenraum von 10762 M., 
darunter 36 Wi. 10726 Wa.) und 965 Einw. Es ift um- 
mauert und mit 2 Thoren verfehen und enthält innerhalb ver 
Mauer die Ruinen tes Schleifes Hain oder Sagen. Es hat 
feinen Namen von tiefem Schloß und tem großem KReichsforft 
Dreieich, in tem es lag. Das Schloß Hagen, welches ter Sage 
nach von Carl v. Gr. erbaut jein fell und eft ven ten Caroling. 
Raifern auf ihren Jagden beſucht wurde, war ter Stammſitz ber 
Seren von Hagen une nachherigen Herrn von Münzenberg, welche 
1174 ihren Siß nach Münzenberg verlegten. Nah tem Aus- 
fterben derſelben 1255 kam e8 theilweiſe in ven Belik ber Falken⸗ 
ſteinet, tbeilweife in ven von Hanau. Nach tem Ableben ter 
Falkenſteiner 1419 ucauirirte es Iſenburg und bebielt e&, obgleich 
es von 1640 — 1642 an Heſſen-Darmſtadt verpfändet war. 
Dazu gehören: die Wiintelemühle, Helzmühle und Bergmühle. 


360 Topographie. 


Dudenhofen in Url, Diutenhofen, Iuth. Pfd. am Rodaubach, 
wurde 1300 von Reinhard von Wefterburg theilweife an allen 
ftein verpfändet. Seit 1486 waren Hanau, Mainz und Henbur 
Heren des Drtes und 1684 erhielt Hanau durch Tauſch ben 
Mainzifchen Antheil, 1701 auch noch den Iſenburg. Antheil 
Nah dem Abfterben ver Grafen von Hanan-kichtenberg wurde & 
in Folge der Vergleiche zwifchen ven beiden Heſſen an Caſſel ge 
theilt; 1807 von Frankreih in Bejig genommen, fam es 1810 
zum Großh. Frankfurt, in vemfelben Yahre aber noch an bei 
Großh. Heſſen. — Gem.: 8069 M. (4485 A., 90 ®i, 
3494 Wa.) Einw.: 1221. 


Egelsbach, luth. Pfo., kam 1600 von Iſenburg, welches 
es von den Falfenjteinern (diefe von den Münzenbergern) befonme 
hatte, an Heſſen. Zu Egelsbach gehört die Baierseich, MWelr 
mit 27 Einw., 2 Ziegelhütten und die Baierseichmühle. — Gem: 
5114 M. (2917 A., 758 Wi. 1439 Wa.) Einmw.: 1648. 


Froſchhauſen, kath. Fld, kam 1802 von Mainz an Heflen 
In feiner Nähe lag der ausgegangene Ort Dreckhauſen. — 
Gem.: 1939 M. (939 A. 319 Wi., 620 Wa.) Einw.: 674. 


Götzenhain in Urk. Gotzendorff, Guzenbain, luth. Pft, 
wurde 1318 von den Falkenſteinern der Abtei Fulda zu Lehen 
aufgetragen, kam 1816 von Iſenburg unter Heſſen. Dazu ge 
hören: der Neuhof, die Dampfmühle „Kreuzmühle” und bie feg. 
Gögenhainer Mühle. — Gem.. 2196 M. (1491 U, 705 Wi) 
Einw.: 638. 

Hainhanjen in Url. Hanhufen, Hyenhus, Heynhaus, kath. 
3b. am Rodaubach, kam 1425 von Eppenftein an Mainz, 1802 
von Mainz an Heffen. — Gem.: 1909 M. (901 A, 241 Bi, 
717 Wa.) Einw.: 405. 

Hainitadt in Urk. auch Heimſtadt, kath. Fr. am Main 
kam 1802 von Mainz an Heffen. — Gem.: 2359 M. (1114 
U, 222 Wi, 889 Wa) Einm.: 738. 


Hanfen, Kath. Flo. am Rodaubach, gehörte mit Obertshaufen 
zum Kurmainz. Oberamt Steinheim. Erzbiſchof Ich. Philipp 
verfaufte biefe Orte 1664 an Ph. Erwin von Schduborn, behielt 
fih aber das Wiebereinlöfungsrecht vor, kam 1806 unter Her 
anrgifche Hoheit unn 1816 unter Heflen. Dazu gehören: das 


Provinz Starkenburg. Kreis Offenbadh. 861 


Nenwirthshaus und die Untermühle. — Gem.: 1804 M. (819 U, 
893 Wie, 578 Wa.) Einw.: 580. 


Henfjenftamm in Urt. Hauſenſteen, Heuffenftein, Huſelſtam ꝛc:, 
kath. Pfr. am Bieberbah, Sit einex Oberförfterei, mit einem 
alten und neuen Schönborn’fchen Schloſſe. Das Schloß Heufen- 
ftomm trug früher Eberhard Waro von Hagen von Kaiſer und 
Reich zu Lehen. 1211 wurden bie von Eppenftein bamit belehnt 
und gaben es ihn wierer als Reichsafterlehen. Im Jahr 1806 
kam das ganze Patrimontalgeriht Heufenjtamm unter Iſenburg 
und 1816 unter Helfen. Die Kirche wurde 1739 von ber 
Gräfin Maria Therefia, geb. Gräftn von Meontfort, erbaut. Zu 
9. gehören: die Schloßmühle, Schleifmühle, 1 Ziegelei, die Höfe 
Batersbuaufen, ehedem ein Dorf mit Klofter, und Gräfen- 
brad. — Gem. von Heufenftamm: 3418 M. (1581 U, 
350 Wi, 1401 Wa.), von Gräfenbruch: 1672 M. (122 U, 
67 Wi, 1436 Wa), von PBatershaufen: 1029 M. (225 U, 
57 Wi. 726 Wa) Einmw.: 1010. 

Fügesheim in Urt. Gogesheim, Gugensheim, Gugisheim :c., 
fath. Fb. am Rodaubach, kommt urk. ſchon 1261 vor, fam 1425 
von ben Eppenjteinern an Mainz und 1802 von Mainz an Heflen. 
Dazu gehören: die Wintermühle (Heidenmühle) und 1 Capelle. — 
&em.: 5457 M. (2663 4,328 Wi, 2307 Wa.) Einw.: 1244, 


Kleinanheim, Kath. Fld, kam 1425 von Eppenftein an 
Mainz und 1802 von Mainz an Helfen. Dazu gehören 2 Forit- 
hanſer in ber Steinheimer Faſanerie — Gem.: 4290 M. 
(1559 A. 507 ®i., 2020 Wa.) Einw.: 1008. 


Kleinkrogenburg, kath. Pfr. am Main, 1425 von Eppen- 
ftein an Mainz gelommen, gelangte 1802 von Mainz an 
Hefien. — Gem.: 4028 M. (1828 A., 467 Wi, 1477 Wa.) 
Einw.: 1067. 


Kleinfteinheim, kath. Flo. am Main. Im feiner Gemarkung 
find Baſaltbrüche. Kam 1802 von Mainz an Helfen. — 
Gem.: 1420 M. (611 X. 169 Wi., 503 Wa.) Einw.: 677. 


Kleinwelzheim in Urt. Walinesheim, Wellensheim, Tath. Fld., 
erfcheint urf. Schon 772 unter dem Namen Walinesheim; uriprüng- 
lich Lorſch, dann Mainz gehörig, kam e8 1802 von Mainz an 


363 Copogtaphie. 


Heſſen. Dazu gehört die Wafferburg — Gem: 2182 M. 
(1006 A. 318 Wi., 773 Wa.) Einw.: 529. 

Lämmerſpiel in Urk. Lyemersbuhel, Limmerſpnel, lath. Pfr. 
am Rodaubach. Im feiner Gemarkung findet ſich ein bedentender 
Steinbruch. Es kam 1425 von Eppenften an Mainz und 1802 
von Mainz an Helfen. In feiner Nähe Ing das ausgegangem 
Dorf Hinderfemen. — Gem.: 1433 M. (537 X, 169 
Wi, 727 Wa.) Einw.: 482. 

Zangen in Url, Langunge, Langungon, Langena, Melifl. mit 
3242 meift luth. Einmw., Sit eines Landgerichts, eines Gteuer- 
eommifjariats, einer Diftrictseinnehmerei, eines Forftamts. MA 
feiner Gemarkung liegen beveutende Brüche von Sanbfisinen 
Langen wurde von Ludwig dem Deutfchen 834 an Lorfch gegeben. 
Später hatten es die Münzenberger, dann die Fallenfteiner, dam 
die Dfenburger, bie e8 1600 an Hefjen verimften. Zu im 
gehören das Jagdſchloß Wolfsgarten, erbaut ven Ernfi Ar 
wig (Huusbomäne), ferner die Forſthäuſer Mittelpid mw Re 
berſtadt, ſämmtlich Site von Oberförftereien, letzteres f. g. ven 
einem Wald Koberſtadt oder Cobershart, der ſchon im 9. Jahrh 
genannt wird und fpäter den Münzenbergern zufiel als Mairizifches 
Lehen, 4 Mühlen und 5 Ziegeleien. Gem. von Langen: 10102 
M. (4064 U, 507 ®i, 5531 Wa.) von Mitteldick 6717 P. 
(82 4., 6635 Wa.) von Koberftabt 620 M. (33 A, 30 Bi, 
556 We.) 

Mainflingen in Urt. Manolfingen, Menflingeh, Tath. PM. 
om Main, wird ik. ſchon 793 genannt, 1405 ꝛc. verlicher 
die Grafen Son Hanau ven Zehnten barin zu Lehen. Es kam 
1802 von Mainz an Geffen. In feiner Nähe lag das ange 
gangene Dorf Haufen. Gem.: 3587 M. (1068 A., 283 
Wi, 2158 Wa.) Einw.: 741. 

Mühlheim in Urt, Mulenheim, Miolenheim, Mältinheim = 
kath. Pfr. am Rodaubach nahe am Main, wurde 815 von 
wig dem Frommen an Eginhard gefchenft und Fam 1802 ve 
Mainz an Helen. Dazu gehören: vie Rothewarte (Mar 
thurm), 1 Ziegelei, bie Straßenmühle und 7 Mühlen ohne 
Namen. In feiner Nähe Tag das ansgeganjene Dorf Meiel— 
heim. Gem.: 4106 M. (1675 9, 391 Wit, 1878 ®e) 
Einw.: 1570. 


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Provinz Starkenburg. Kreis Offenbach. 368 


Neitienburg, tef. Pfb., gegründet von Johann Philipp Gra⸗ 
fen von Ienburg, 1700 von einer franzöfiihen Colonie gebant, 
kam 1816 von Iſenburg unter Heſſen. Dazu gehört die Ban- 
ſaſche Mühle. Gem.: 1766 M. (1387 U, 252 Wi., 5 Wa.) 
@inw.: 2289. | 

Obertohauſen in Urk. Oberbueshufen, Obershuſen, Tath. Fb. 
dm Nodaubach, kommt wei. fühon c. 836 vor, gelangte 1425 
son Eppenſtein an Maitiz, fam 1806 unter Iſenburgiſche Hoheit 
mb 1816 unter Heffen. Gem: 2577 M. (1120 A., 486 
wi, 912 Wa) Einm:: 799. 

Affenthal in Urk. Obendam, Offendann, Ouedon, luth. Pfv., 
Köln 834 ih, ſchon vor in der Grenzbeſchreibung des Borfes 
Langurnge (Langen) und gelatigte 1816 von Iſenburg unter Heffen. 
Gr ſeiner Gemarkung find Baſaltbrüche. Gem.: 1924 M. 
(1405 A. 530 8) Einw.: 534. 

| ippseich, ref. Pfd. mit einem Fſenburgiſchen Schloß 
nebft Sarten, kam 1816 von Sfenburg unter Heſſen. Gem.: 
861 M. (151 U, 128 Wi, 81 Wa) Einw.: 88. 


. Rembrüden in Urk. Reinbrücken, Rintbrüden, Rympbrücken, 
Wi Flo. kam 1425 von Eppenftein m Mainz und 1802 von 
. Mainz an Heſſen. Gem: 1003 M. (465 4, 113 Wi, 
: 485 Wa) Einw.: 208. 

Seligenſtadt, Stan am Main, Sitz eines Laubgerichts, 
daes Rentaints, eines Steuercommiſſaridts, einer Diſtrictseinneh⸗ 
nerei, einesd Forſtamts und einer Oberförſterei. Sie Hat eine 
Sem. son 8172 M. (2987 A., 705 Wi., 4191 Wa) 
sb 3208 Einw., weiche meiſtens katholiſch ſind. Die Stadt 
hat einige jährliche Märkte, Tuch⸗, Leinwand⸗ und Strumpfwebe⸗ 
en. In ihrer Gemarkung finven ſich beträchtliche Torfgruben 
and Braunkohlenlager. Unter ihren Bffeittlichert Gebäuden find zu 
erwäßnen: bie ehemalige Benedietinerabtei (Hausvomäne) und ihre 
teche, vie Nine des f. g. rothen Schlofies, (eines alter kalſerl. 
Bılatttiıs ver Hohenſtaufen, vie hier wohnten), bie neue Evang. 
airche, das tens Schulhaus. — Von der Anweſenheit ber Romer 
in bei Gegen von Seligenſtadt zeugen viele daſelbſt gefundene 
ieertpüner: Im 9. Hahth. erfejeint Hier ein Dorf Obertmähl- 
heim, welches durch Schenkung Ludwigs des Frommen an Eginhaurd 


364 Topographie. 


und Emma 815 kam. Eginhard fanmmelte bier — 
um ſich, denen er ſpäter als Abt vorſtand, baute den N; 
Peter und Marzellin, veren Reliquien er von Rom ut 
hatte, eine eigne Kirche. Seine Gebeine beivahrt mit dener 
und ihrer Schwefter Giſela feit 1722 ein koſtbarer Mu! 
Obermühlheim wurde nun ein angefehener Ort, weithin 
burch feine fchöne Abtei und die Reliquien der Heiligen, — 
hen das gläubige Volt wallfahrtee. Wer damals ver — 
fragte, wohin er reife, erbielt zur Antwort: „zu tr — 
Seligen.” Diefe Bezeichnung wurde fo allgemein, vg — 
Jahre fpäter der Name Obermühlbeim verſchwunden nn HE 
Stelle ver Name „Seligenftätte" üblib war. Im J. 
rief Ludwig der Deutfche hierher eine Verfammlung von er “ 
auh 2 Synoden wurden fpäter da gehalten. 1045 cö 
Abtei Münze und Marktrecht. Durch Otto IL kam fie = 
das Bartholomäusitift in Frankfurt. 1063 Tamen 
Stadt an Mainz, ſpäter als Mainzifches Lehen an bie > 
und blieben über - 100 Jahre im Beſitz veutfcher Könige und = 
Zwifhen Abtei und Bürgern entipannen ſich häufig u 
Zwiſtigkeiten. Als Stadt erfcheint S. zuerft urk. 1284. 
30jährigen Kriege hatte Stubt und Abtei, namentlich bie — 
durch die Schweden zu leiden, dann durch franzöfiſch⸗wei 
Truppen, ſo daß nach dem Friedensſchluſſe die Felder verw 7 
lagen und die Stadt öde und menſchenleer war. Viel zum V⸗ 
deraufblühen der Stadt trugen eine Anzahl niederländiſcher 2 
weber bei, welche fi darin nieberließen. Im 7Tjährigen 
ftand die Tuchweberei in ver Stadt in hohem Flor. Im Lime⸗ 
viller Frieden wurde die Abtei fäcularifirt und die Stadt km 
1802 an Heſſen. Das Wappen der Stabt hat ein fechsfpeid* 
ges filbernes Rad in rothem Felde. Zu GSeligenftabt gehöre 
1 Ziegelei und die Wendelinuskapelle. 

Sprendlingen in Url. Sprenvelingum ꝛc., luth. Pfo., Int 
Ihon 880 urkundlich vor und war erſt Münzenbergifch, wm | 
Falkenſteiniſch, zulegt Senburgiih. 1816 kam es von Herb 
unter Heffen. Dazu gehören: der „Hof zum Trauben“, ber Hei 
Gehfpig, die Theifenmühle und 3 Ziegelein. Gem.: 3858ER 
(2905 A., 950 ®i) Einw: 2295 (bie Gehfpig enthält 
102 M. A.) 


Provinz Starkenburg. Kreis Offenbach. 865 


Steinheim, Start an Main mit 1827 Einw., bie meiſt 
Zfch find und fich von Fifcherei, Schifffahrt und Steinbrechen 
re. In ſeiner Nähe find bedeutende Baſaltbrüche. Sit eimer 
-LSeinnehmeret u. einer Oberförftere. Auf einer kleinen An- 
et das alte Schloß mit hohem Thurm. St. gehörte im 13. 

Au den Eppenfteinifchen Befigungen und kam 1294 durch 

an Katzenelnbogen. Es war ſchon 1320 eine Stabt. 
Pam es wieder an Eppenftein, von dem e8 1424 Mainz 
Paauf an fi) brachte. Bei Mainz blieb es, wenn auch ein- 
Bw porär an Iſenburg verpfänbet, bis e8 1802 an Heſſen 
<—Zein Wappen zeigt einen fienden Biſchof im Ornate und 
= Biihofsmüge, in der Rechten ein entblößtes Schwert 
Bor deſſen Füßen ftebt ein fechsfpeichiges Rad. Im 
pipe lagen die ausgegangenen Dörfer Wüſtenedders⸗ 
Sen Schönfeld. Gem.. 2374 M. (869 U, 228 Wt., 
Ba) Einw.: 1327. Dazu gehören: die Höllenziegel- 
Berın 7 Biegeleien ohne Namen. 
eigfirhen in Urt. Wyſenkirchen, kath. Pfd. am Rodaubach, 
L425 von den Eppenfteinern an Mainz und 1802 von 
% an Heflen. Dazu gehören: die Tannenmühle, Eichmühle 
Lelsmühle) und die Sensmühle (Grabenmühle) Gem.: 3848 
(1636 4, 556 Wi, 1157 Wa) Einw.: 771. 


Zellhanfen, Tath. Fld, kam 1802 von Mainz an Heffen. 
Weit davon ftand eine der Sage nach von Emma, Eginhardé 
mahlin, geftiftete Zellficche, welche erft 1816 abgebrochen 
be. Gem: 3424 M. (1124 4, 588 Wi, 1628 Wa.) 
aw.: 720. 


Rreis Wimpfen. 


Der Kreis Wimpfen Tiegt iſolirt von ber Provinz (f. o. 
36) und hat eine Benölferung von 4046 Seelen (3741 
b., 264 Kath., 3 Sect., 38 Juden) Sreisftabt ift 

Wimpfen am Berg in Urt. Vuinpina, Wimphina, Wimpina, 
idt am Nedar, Sit eines Kreisamts, eines Landgerichts, eines 
tamts, einer Oberförfterei. Sie liegt auf einer fchroffen Tels- 
id, bat eine Gem. von 5305 M. (3435 A., 479 Wi, 


868 Kopographte. 


857 Wa.) und 2298 Einmw., welche Gewerbe und Viehzucht, 
aber auch Wein und Aderbau treiben, und in: wen benachbarten 
Salinen Beichäftigung finden. Unter den Öffentlichen Gebäuden 
tft das bedeutendfte Die gotbifche Hauptlixche, zu welcher ber Grund⸗ 
jtein 1492 gelegt wurbe, mit einer aus einem Steine gehauenen 
Kanzel uehft Treppe. Die Römer ſchon hatten ein Kaſtell auf 
dem Berge, auf dem Wimpfen liegt. Zahlreiche Antiquitäten, 
welche man bafelbft gefunden hat, fpreshen dafür, ſowie Die Nele 
einer Landftraße, ein Römerbad u. m. a Auch ven f. g. rother 
Thurm Hält man für römiichen Urfprunge. Im Anfang bei 
10. Jahrh. wurde Wimpfen von den Ungarn zerftört, nachher 
aber wieder aufgebaut. Urkunpli wird Wimpfen zum erſtenmal 
829 genannt. Um 1230 wird es als Reichsſtadt angefäht; 
ſchon vor 1245 war e8 ver Sit des kaiſerlichen Lanpgexikts in 
Franken und im 16. Yahrh. war ein Faiferliches Kammergeift 
daſelbſt. Die Reformation fond in Wimpfen Anflang; ber hie 
thätige Reformator Schnepf fand an einigen Ablichen Beſchicher, 
indeffen gab es mannichfache Reibereien zwiſchen ven Hiefigen De 
minifanern, denen Eberhard von Weinsberg im 18. Jahrh. em 
Kofter gebaut Hatte, und ven Proteftanten. Im 30jährigen Krirge 
wurde 1622 die bekannte Schlacht bei Wimpfen geliefert, in ber 
Tilly den Markgraf von Baden flug, und jene 400 Pforzheimer 
ipren Tod fanden, die unter Ihrem Bürgermeifter Deimling ihrem 
Landesherrn ven Rückzug deckten. Mehrmals hatte Wimpfen durch 
die Drangfale des Kriegs zu leiden gehabt. Ian Sept. 1803 
hörte Wimpfen auf, freie Reichsſtadt zu fein, Baden nahm es in 
Beſitz, trat e8 aber ſchon 1803 an Heffen ab. Das Wappen 
der Stadt zeigt einen fehwarzen Adler mit rothen Füßen und 
Schnabel, in welchem er einen filbernen Schlüffel hält, in gel 
nem Feld. Zu Wimpfen gehören: die Saltne Lubwigshalle (f. e 
S. 87), die Nedarmühle, die Gebäude bes Soolbads Mathildenbid 
und bie Leinwandbleiche in ver Erbach. 

Finkenhof, Hof aus 533 M. (337 U, 13 Wi., 116 
Wa.) bejtehend, Liegt ganz ifoltrt von Wimpfen und hat 25 Bewohner. 

Forſtbezirk, beftehend ans dem Heffifhen Helmhofe, dem 
Forſthauſe nebit Pachtersgebäuden und Holzmacherswohnungen. 
Seine Größe beträgt 2799 M. (424 U, 33 Wi, 2327 8) 
und ex bat 147 Bewohner. 


Provinz Starkenburg. Kreis Wimpfen. 867 


Hohſtadt, Fip., feit 1803 Heſſiſch. Dagn gehören die 2 
Fleckinger Mühlen und das f. g. alte Salinenhaus. Gem.: 
1188 M. (8414, 118 Wi, 115 Wa, 64 We.) Giam.: 234. 

Kürnbach, Mrhft. zwifchen Württemb. und Badiſchem Ge- 
Wer, zu 2, Heſſen, zu Baden gehörig, fo, daß nicht bie 
Henarfung, ſondern bie Unterthanen getheilt ſind. Dieſe zahlen 
eine Aperſionalſumme jährfih an Steuern. Die Hell. Unterthanen 
find an ver Zahl 903. Die Grafen von Kagenelnbogen hatten 
ſchen im 12. Jahrh. einen Antheil an Kürnbach, welchen die Familie 
Sternfels zu Lehen trug, bis diefer wieder an Heflen zurädfid. 
Zu SH. gehören die Humbitermühle und die Kloſtermühle. 

Wimpien im Thal, Mrktfl. am Nedar, mit einer Gem. 
vom 1178 M. (710 U, 251 Wi. 30 Wa.) und 439 Eium. 
Es bat 2 Kirchen, von denen die Stiftskirche im byzant. gothifchen 
Styt ig hohem Grade intereffant if. Sie ift ums Yahr 1259 
ou die Stelle ver alten Stiftsfirche gebaut worden, welche ein 
Bernie Biſchof Krotold nebit Klofter erbaut, das fpäter in ein 
weltliches Stift verwandelt wurde. Das Stift war dem h. Peter 
geweiht, wurde im Laufe ver Zeit ſehr reich und erfreute ſich 
wichtiger Privilegien. Judeſſen hatte es mit ver Reichsſtabt Wim⸗ 
pfen mancherlei Streitigkeiten, welche erſt von dem Neichsfganmer- 
wit 1596 durch einen Hauptvergleich geſchlichtet wurden. Im 
RAhr 1803 wurde das Stift ſäculariſitt. Wimpfen im Thal 
hat eines berühmten Tuchmarkt auf Peter und Paul. Dazu gebp- 
ven; bie unweit davon Liegende Koruelienficche und bie Nedariujel 


368 Topographie. 
OD. Provinz Oberheſſen. 


Was die Lage, Größe, natürliche Beſchaffenheit, die Bewohner 
ber Provinz Oberheſſen betrifft, jo müffen wir, um Wteberbolungen 
zu vermeiden, wie bieß auch bei ver Provinz Starkenburg geichehen 
ift, auf das 2. und 3. Buch vieles Werks verweifen, wo all 
biefe Gegenftände in Beziehung auf das ganze Großherzogthum 
Beſprechung gefunden haben. Nur das fei noch nachträglich erwähnt, 
daß von den 1,594640 Morgen, welche die Provinz enthält, 
701886 auf Ackerfeld, 280605 auf Wiefen, 74 auf Weinberg, 
556106 auf Wald, 5304 auf Hofraithen, 50665 auf une 
ftenerbares Gelände kommen. Cbenfo fei noch bemerkt, daß vom 
ven 309617 Bewohnern ver Provinz 243903 Lutherase, 
18832 Reformirte, 21670 Unirte, 15646 Katholiken, 195 
fonftigen chriſtl. Confefjionen Augebörige, 9371 Juden find. 

Die Provinz Oberheſſen ift zufammengefegt 1. ans ven 
ehemaligen Oberfürftenthum Hefjen, oder den alten Heffifchen Ober 
ämtern und Aemtern: Gießen, Allendorf an ver Lumda, Wlefeh, 
Battenberg, Biedenkopf, Bingenheim, Blankenftein, Burggemänden, 
Butzbach und Philippsed, Cleeberg, Grebenau, Grünberg, Homber 
an der Ohm, Hüttenberg, Itter (Amt over Herrichaft), Königsberg, 
Nidda, Lißberg, Oberrosbah, Schotten und Stornfels, Stornberf, 
Ulrichitein, 2. aus Theilen des ehem. Mainzifchen Oberamts König- 
ftein (Vilbel und das Amt Nodenberg), 3. ber vormal. freien 
Neichsftant Frienberg, 4. dem ehem. landgr. Heffen-Homburg. Dorf 
Peterweil, 5. der Burggrafihaft Friedberg (Burg Friebberg, Amt 
Altenftaot, Amt Büpesheim, Amt Großfarben), 6. ver Herrſchaft 
des Grafen von Stolberg-Ortenberg, 7. der Herrichaft des Grafen 
von Stolberg-Gevern, 8. ven ehem. fürftl. Solms-Braunfelfiiger 
Aemtern (Aemter Hungen und Gambach, Wölfersheim, Grüninge) 
9. den ehem. Aemtern bes Fürften von Solms (Aemter. Lich m 
Nieverweiiel), 10. ven ehem. Aemtern des Grafen von Solms-Luhef 
(Aemter Laubach, Utphe), 11. den ehem. Aemtern des Grafen me 
Solms-Rövelheim (Nödelheim, Niederwöllſtadt, Affenheim), 12. iM 
ehem, Amt Gngelthal des Grafen von Solms-Wilvenfels, 13. ver chem. 
Abtei Arnsburg, 14. der Grafſchaft Schlik, 15. den Befitungen 
ber Freiherrn v. Nievefel (Cent Lauterbach, Gericht Stockhauſen 
Gericht Landenhaufen, Gericht Altenfchlivf, Gericht Moos, Gert 


— — — — — 


Provinz Oberheffen. 369- 


Hreienfteinau, 16. der gräfl. Leiningen-Wefterburgiichen Herrichaft 
Mbenftant, 17. ver ehem. Ganerbichaft Staven, 18. ber ehem. 
Maltheſer⸗Ordens⸗Commende Niederweifel, 19. ven ehemaligen 
Deutſchordens⸗Beſitzungen (Schiffenberg, Kloppenheim), 20. ven 
mittelrheiniſch⸗ reichsritterfchaftlichen Orten derer von Löw, von 
Frankenſtein, von Wetel, von Rau zu Holghaufen, von Günberobe, 
von DVenningen 2c. in dieſem Bezirke, 21. der ehem. Fulpaifchen 
Stadt Herbftein, 22. den ehem. Hanauifchen Aemtern Rodheim, 
Münzenberg, Ortenberg, 23. dem Fürftl. Iſenburgiſchen Amte 
Wenings, 24. der Graffchaft Iſenburg-Büdingen (Aemter Büdin⸗ 
gen und Morftadt), 25. dem ehem. Amt Marienborn bes Grafen 
von Iſenburg⸗Meerholz, 26. dem ehem. Amt Affenheim ver Gra- 
fen von Pienburg- Wächtersbah, 27. ver Patrimonialherrfchaft 
Dbererlenbach des Grafen von Ingelheim. 

In Folge dieſer ehemaligen verfchiedenen Herrichaft find in 
Oberheſſen bis zur Einführung eines bürgerlichen Gefegbuchs für 
das ganze Land die ehemals darin gültigen Nechte in Wirkſamkeit. 

Nach den verichievenen Verwaltungsrüdfichten ijt die Provinz 
eingetheilt: 

1. in 11 Sreisämter: Alsfeld, Biedenkopf, Büdingen, Friebberg, 
Gießen, Grünberg, Lauterbach, Nidda, Schotten, Vilbel, Vöhl; 

2. in 24 Lanpgerichte und Stabtgerichte: Stabtgericht Gießen, 
Landgerichte Gießen, Alsfeld, Altenstadt, Battenberg, Bieden⸗ 
kopf, Büdingen, Butzbach, Friedberg, Gladenbach, Grünberg, 
Herbſtein, Homberg, Hungen, Laubach, Lauterbach, Lich, Nidda, 
Ortenberg, Schlitz, Schotten, Ulrichſtein, Vilbel, Vöhl; 

3. in 3 Obereinnehmereien: Gießen, Nidda, Romrod; 

4. in 15. Steuercommiſſariate: Friedberg, Biedenkopf, Butzbach, 
Gießen, Gladenbach, Hungen, Vöhl, Büdingen, Nidda, Schot—⸗ 
ten, Alsfeld, Grünberg, Herbſtein, Homberg, Schlitz; 

5. in 43 Diſtrictseinnehmereien und zwar a. zur Obereinneh⸗ 
merei Gießen: Aſſenheim, Battenberg, Biedenkopf I. IL, 
Butzbach I. IL, Friedberg, Gießen 1. IL, Rodheim, Gladen⸗ 
bach I. I., Großenlinden, Großfarben, Lich, Nievermörlen, 
Vilbel, Vöhl, b. zur Obereinnehmerei Nidda: Altenſtadt, 
Bingenheim, Bübingen I. I., Gebern, Hungen I. I, Laubach, 
Nidda, DOrtenberg, Schotten I. IL, Ulrichjtein, c. zur 
DObereinnehmerei Romrod: Alsfeld, Zelda, Großenbufed, 

BWalthers Hefien. TA 


370 


10. 


11. 


12. 
13. 


14. 
15. 


16. 


Topographie. 


Grünberg, I. I., Gunzenau, Herbftein, Homberg, Kirterf, 
Lauterbach, Romrod, Schlit ; 


. in 10 Rentämter: Gießen, Alsfeld, Battenberg , Frieoberg, 


Gladenbach, Grünberg, Homberg, Nidda, Schotten, Vöhl; 


. in 7 Kreisbauämter: Gießen, Alsfeld, Biedenkopf, Friedberg, 


Grünberg, Lauterbach, Nidda; 


. in 9 Forftämter: Battenberg, Biedenkopf, Burggemünden, 


Triepberg, Gießen, Nidda, Romrod, Schotten. Vöhl; 


. in 45 Oberförftereien und zwar a. zum Forſtamt Batter⸗ 


berg gehörig: Allendorf, Clbrighaufen, Dodenau, Hatzfeld, 
Leifa; b. zum Forftamt Biedenkopf: Biedenkopf, Breidenbach, 
Katzenbach, Dautphe, Gladenbach, Weidbach; c. zum Forſtan 
Burggemünven: Grünberg, Hainbah, Homberg, Mlauled, 
Niederohmen, Wahlen; d. zum Forſtamt Frievberg: At 
ftabt, Bußbach, Oberejchbach, Hochweifel, Oberroßbach; e. zum 
Forjtamt Gießen: Altenbufed, Gießen, Königsberg, Schiffer 
berg, Münzenberg, Lich; f. zum Forjtamt Nivva: Bingenheim, 
Eichelsdorf, Langd, Ortenberg; g. zum Yorftamt Romrod: 
Alsfeld, Eudorf, Grebenau, Romrod, Vadenrod, Winphaufen; 
h. zum Forftamt Schotten: Eichelſachſen, Laubach, Feldkrücken, 
Grebenhain, Rainrod; i. zum Forftamt Vöhl: Altenlotheim, Aſel; 


in 12 Salzmagazinsverwaltungen: Gießen, Alsfeld, Bermuthe- 
bain, Büpingen, Friedberg, Gladenbach, Grünberg, Lauterbach, 
Salshaufen, Ulrichftein, Vilbel, Vöhl; 

in 18 evangelifche Defanate: Gießen, Alsfeld, Biedenkopf, 
Büdingen, Butzbach, Friedberg, Gedern, Gladenbach, Grofen- 
finden, Grünberg, Hungen, Kirtorf, Laubach, Lauterbad, 
Nidda, Rodheim, Schotten, Vöhl; 

in 3 katholiſche Dekanate: Gießen, Ockſtadt, Vilbel; 

in 1 Rabbinat: Gießen; ’ 

in 11 Schulbezirfe, mit ven Kreisämtern zuſammenfallerd; 
in 25 Medicinalbezirke: Gießen I. II., Alsfeld, Aomre, 
Kirtorf, Schlitz, Bierenkopf, Battenberg, Gladenbach, Bibin 
gen, Friedberg, Altenftart, Butzbach, Vilbel, Grünberg, Ulrich 
jtein, Hungen, Laubach, Nidda, Schotten, Gevern, Ortenberg 
Vöhl, Lauterbach, Altenfchlirf ; 

in 11. Veterinärbezirke, mit ven Kreisämtern zuſammenfallend. 


Provinz Oberheffen. 871 


Im nördlichen Theile der Provinz Oberheſſen jenfeit8 des 
Pfahlgrabens finden fih Spuren von ungleich mehr ausgegan- 
genen Dertern al8 in ver Wetterau Die Urfache fucht 
Dieffenbach darin, daß fchon die alten Bewohner der Wetterau 
durch die Römer hingewieſen wurden, in größeren. Gemeinheiten 
zuſammenzuwohnen, während bie Beivohner des nörbl. Theils mehr 
nach altveuticher Sitte anf einzelnen Höfen zu wohnen fortfuhren. 
Aus diefen Höfen mögen im Laufe ter Zeit Weiler entjtanden 
fein, vie fo lange blieben bis fie die Fehdeſucht des Mittelalters 
oder die verheerenden Kämpfe des 17. Jahrh. zwangen, fich zu 
vereinigen oder innerhalb ficherer Pläße zu ziehen. — 

Ehe wir zur Betrachtung ber einzelnen Kreife und Oerter 
der Provinz Oberheſſen übergehen, haben mir einige befonbere 
Landſtriche der Provinz zu betrachten, welche in gefchichtlicher ober 
ſonſtiger Beziehung ein befonteres Intereſſe bieten, aber in ihrer 
Gejammtheit an Feiner andern Stelle eine pafjende Beiprechung 
finden können. Es find dieſe Lanpftriche: die Wetterau, ver Vo⸗ 
gelsberg, das Hinterland, ver Breidenbacher Grund, die Grafichaft 
Schlig, der Hüttenberg. Die Herrfchaft Itter fällt mit dem 
Kreife Vöhl zufammen und wird darum dort befprochen werben. 

Die Wetterau. Der Umfang ver Wetterau ift in ver- 
ſchiedenen Zeiten verfchieven bezeichnet worden. In ben Zeiten 
ber alten Gauverfaflung bildete die Wetterau einen befonderen Gau, 
ber aber, wie noch ein anderer, ver Wingartriba, nicht Gau, fon- 
dern Eiba geheißen und nach einem ber Flüßchen, welche ihn 
 burchichlängeln, benannt wiirde. Der Gau Wedereiba, ber 
zum eritenmal 736 fo genannt wird, hatte folgenden Umfang: 
Die Grenze z0g von Steinbach nach Queckborn, lief von ba nad 
dem SHerchenhainer Berg und Crainfele. Hierauf vurchjchnitt fie 
das vorm. Gericht Freienfteinau, ging dann über Kreſſenbach und 
Ulmbach, und lief über vie Spite ver Gebirge fort. Bei Höchſt un- 
weit Gelnhaufen erreichte fie die rechte Seite ber Kinzig, die nun 
bis an ven Main die Grenze ver Wetterau bildete. Cie ging 
dann ten Main abwärts, lief zwifchen Dörnigheim und Fechenheim, 
wo der Niddagau angrenzte, burch, bis an den Einfluß ber Nidder 
in die Nidda. Von da bildete die Nidda die Grenze bis nad) 
Dfarben, ging dann zwifchen Rodheim und Petterweil durch, wovon 
eriteres noch zur Wetterau gehörte, dann unter Oberroßbach nach 

Ar 


372 Topographie. 


Ufingen. Hier lief fie wejtlich an Butzbach vorüber, z0g dam 
über Gambach, Holzheim, Grüningen bis wieder nach Steinbach. 
Nachdem die Gauverfaffung ſich aufgelöft hatte, entftand Hier, wie 
in mehreren andern Theilen Deutfchlants, eine Landvogtei ober 
Provinz, an deren Spike ein vom Kaiſer eingeſetzter Landvogt 
(advocatus provindialis) jland. Der Umfang ver Landvogtei ober 
Provinz Wetterau war aber ein bei weitem größerer als ver des 
ehemaligen Gaus, denn fie ging nördlich bis Lahnftein, Montabaur, 
Gladenbach und Homberg, öſtlich bis Schlüchtern, dann bis an 
die Ufer des Mains und Rheins und bis an den Ausflug ver 
Lahn. Heut zu Tage wird ver Umfang ber Wetterau wieder auf 
berfchievene Weife angegeben. Die gewichtigften Stimmen vereint 
gen ihre auf Sprachgebrauch, Bopenqualität, Sitten und Gekränfe 
bafirende Meinung dahin, daß im geraver Linie von Süden md 
Norden Frankfurt und Hungen, und von Welten nach Dften Pk 
göns und Nidda die Grenzpunfte feien. Oeſtlich bilvet die Nidde 
bie Grenze bis Florſtadt. Von da zieht die Wetterau bis nah 
Altenſtadt und es birften von bier bis nah Büdingen Hin no 
mehrere Gemarfungen zur Wetterau gehören. Weiter Täuft bie 
Grenze mit der Nidda bis nah Windeden und von da nad 
Hanau, Gegen Süden bildet der Main von Hanau an bis 
Frankfurt die Grenze. Die weftliche Grenze läuft von Fraukfurt 
über Homburg vor der Höhe und von da mit dem Pfablgraben 
bis Pohlgöns. Die Grenze nach Norden geht von Pohlgöns aus 
längs dem Pfahlgraben bin über Grüningen und von da nach Lich und 
Hungen bis nah Nidda. Es würde hiernach ver Flächenraum ver Wet- 
teran ungefähr 15 [_ Meilen betragen. — Von ber natürlichen Be 
ichaffenheit ver Wetterau, von ihren Bewohnern ift im 2. u. 3. Buch 
fhon vie Rebe gewefen, und wir müſſen deßhalb dorthin verwei⸗ 
fen. Das Land war urfprünglich fait ganz Taiferliches Kammer 
gut und im feiner Nähe lagen die Faiferlichen Villen, auf welde 
bie Deinifterialen lebten. Die Folge von dieſen Verhältniſen 
war, daß bon dieſen Minifterialen Jahrhunderte lang des KHaiferd 
Milde und Noth zu Schenkungen und Vergebungen benugt wırde 
Am Ende war dem Kaifer felbjt hier gar nichts mehr geblieben 
und bie Wetterau zerfiel in zahliofe Heine Linder, deren jebes feinen 
Herrn hatte. Noch find es niht 50 Jahre, daß die MWetterm 
ein buntes Gemisch einer Menge von einanver unabhängiger 


Provinz Oberbeffen. 373 


Defigungen war. Die Kreife Friepberg und Vilbel allein waren 3. B. 
aus 19 verfchtevenen Lanvestheilen zufammengefeßt, bie geiftlichen 
und Klofter-Güter, welche ſehr bebeutend erimirt waren, nicht ein- 
mal dazu gerechnet. 

Dei dem beutichen Neichstage hieß eines der 4 Sollegien, 
in welche bie Neichsgrafen und Herrn getheilt waren, das Wetter 
anifche Grafencollegium, zu welchem vie Fürften und Grafen von 
Solms, Iſenburg, Stolberg 2c. angehörten. 

Der größte Theil der Wetterau gehört nun zum Großher⸗ 
zogthum Heſſen. Kurheſſen befigt außer dem Amte Dorheim einen 
großen Theil ver fünlich von der Nidder gelegenen Orte Zum 
Herzogthum Nafjan gehören außer dem aus 2 Orten bejtehenven 
Amte Neichelsheim mehrere Drte dieſſeits des Taunus bis an ben 
unteren Theil ber Nidda bin. Außerdem befigt die freie Stadt 
Fraukfurt in der Wetterau einige Orte. Endlich Liegt die eigent- 
fiche Landgrafſchaft Hejjen-Honbnrg darin. — 

Der Vogelsberg Der Umfang des Vogelsbergs im 
weiteren Sinne des Worts (f. o. ©. 50) ift genau ſchwer zu 
beſtimmen. Nach Wagner ift vie Grenze vefjelben (über die Orte 
gezogen, bie innerhalb vejjelben liegen) folgende: An der nordweſt— 
fichen Grenze anfangend, ift Schelinhaufen ver erjte Ort; von ba 
zieht die Grenze über Ober- und Niederbreidenbach, von welchen 
nur eriteres zum Vogelsberg gehört, durch, und geht über Wallen- 
rod, Rimlos, Lauterbach, Rudlos, Landenhauſen, worauf die Linie 
(ings ver öftlichen, fürlichen und meftlichen Grenze des Kreiſes 
Lauterbach hinzieht. Von da geht die Grenze nach dem reife 
Schotten, zieht dann etwa an ber öſtlichen Grenze bes Kreis 
ſes Nidda Bin und dann ziwifchen Ober- und Mittelfeemen 
durch. Dann zieht Die Grenze von Neuhof nach Ufjenborn, Liß- 
berg und Oberlais, läßt Eichelsdorf und Stornfel® außer ber 
Grenze liegen, gebt dann von Kfeineichen nach Großeneichen, Rup⸗ 
pertenrod, Zeilbach und von da nach Schellnhauſen. Dieß ift bie 
ungefähre Grenzangabe. Die natürliche Beſchaffenheit des Vogels⸗ 
bergs fowie feine Bewohner haben im 2. und 3. Buch ſchon 
ihre Beſprechung gefunden und es muß deßhalb dahin verwieſen 
werden. — Eine Geſchichte hat der Vogelsberg als Ganzes nicht, 
da er zu keiner Zeit ein politiſches Ganzes gebildet hat. Der 
Name Fogelsberg kommt urf. zum erſtenmal 1238 vor. — 


374 Topographie. 


Das Hinterland. Unter dem Hinterland verfteht man 
ven fchmalen Streifen, in ten die Provinz nach Norden bin aus 
läuft. Es ift ein im Durchſchnitt etwa 2 Meilen breiter und 
8 Meilen langer Landftrih (vom Ausfluffe ver Bieber in bie 
Lahn fünlich von Heuchelheim an bis zur Grenze jenſeits Broms⸗ 
firchen), der weftlich von Gießen kaum auf dritthalbhundert Klafter 
mit dem Hauptlande zufammenhängt, dann nach Norden läuft, 
jenfeit8 Frankenbach noch einmal auf einige Klafter fich verengt, 
in der Gegend von Dautpbe aber feine größte Breite bat. Die 
natürlihe Beſchaffenheit des Hinterlands fowie feine Bewohner 
haben im 2. und 3. Buch ihre Beiprechung gefunden. 

Einen Zheil des Hinterlandes bildet: der Breidenbacher 
Grund, ein aus 21 Ortfchaften beſtehender Landſtrich, im bene 
früher vie Polizeigewalt, ſowie vie Gerichtsbarkeit erfter Inſetz 
dem Staate und der Familie von DBreitenftein gemeinfchaftkd 
zuftand. Diefe 21 Ortfchaften find: Achenbach, Breidenbach, 
Breidenſtein, Kleingladenbach, Niederdieten, Nieverhörle, Dberbieten, 
Quotshauſen, Wallau, Weifenbach, Wieſenbach, Wolzhauſen, Frechen 
hauſen, Gönnern, Lixfeld, Niedereiſenhauſen, Obereiſenhauſen, Ober- 
hörle, Roth, Simmersbach, Steinpferf. In älteren Zeiten waren 
in dieſem Grunde eine große Anzahl Adlicher begütert. Ihre 
Güter waren theils Allodialgüter, theils Lehensgüter non Heſſen, 
Naſſau und Wittgenſtein. Dieſelben finden ſich ſpäter meiſt in 
den Händen ver Familie Breidenbach zu Breidenſtein und Breiden 
bach genannt Breivenftein. in Theil verfelben fiel in ver 2. 
Hälfte des 16. Jahrh. an die Lanvgrafen von Heffen. Die Be 
wohner bes Grundes haben noch manches Eigenthümliche in Sitten, 
Gebräuchen, Trachten und Nechtsgewohnheiten. — 

Das Schliter Land liegt in der Provinz Oberbeffen am 
weiteften gegen Oſten. Es Hildet dic Standesherrſchaft Schi. 
Es ift ein aus ven Ausläufern des Vogelsbergs einerfeits wm 
des Rhöngebirgs andererfeits gebilvetes Hügelland (heſſiſches Hüpk 
land genannt) uud befteht aus 16, in 3 Thälern liegenden, Dir 
fern nebſt dem ifolirt liegenden Dorfe Willofs und der Statt 
Schlitz, welche, gleichfam Mittelpunft des ganzen Bezirks, in tem: 
jenigen Theile veffelben Yiegt, welcher gewiffermaßen als Ausgangs 
punft jener 3 Gründe zu betrachten if. Der Fuldagrund 
mit den Orten Hemmen, Hartershaufen, Uellershaufen, Pfordt unt 


Provinz Oberheſſen. 875 


Fraurombach, jowie ver Untergrund mit den Dörfern Hußborf, 
Sandlofs, Dued, Rimbach, Oberwegfurth, Unterwegfurtb und Un- 
terihwarz werben von der Fulda durchſtrömt und erftreden fich 
von Süden nah Norden; ber Sreuzersgrund, die Orte 
Uetzhauſen, Niederſtoll und Bernshauſen umfaffenn, und von ber 
Schlitz durchſtrömt, von Süd⸗-Weſt nach Nort-Oft. Die Herr- 
ſchaft Schlitz war vor der Mebiatifirung 1806 reich8unmittelbar 
un) gehörte zum fränfiichen Kreiſe, Canton Werra, Buchiſchen 
Drvartiers und jtand in Lebensverband mit Fulda. Ueber manches 
Eisenthümliche, was fich bei ihren Bewohnern erhalten bat, |. m. 
um Nachtrage, wo e8 zur Ergänzung des ©. 116 ff. über Charafter, 
Sitten ꝛc. der Bewohner des Großherzogthums Gefagten feine 
S:elle finden wird. — 

Der Hüttenberg ift ein Lanbftrich, welcher nicht allein 
das ehem. Heſſiſche Amt Hüttenberg umfaßt, ſondern auch einen 
Teil des ehem. Naſſauiſchen an Preußen gekommenen Amts Atz⸗ 
bad. Sein Name ift manchmal in Heidenberg umgeteutet wor- 
ben. Nah Schmibt aber „bezieht er fich auf ven Namen bes in 
ber Nähe von Butzbach gelegenen Hansbergs. Da vie Kultur 
biefer Gegend von Süden kam, fo können bort fhon Häuſer 
gewefen fein, während hier no Hütten waren. Doc meiß bie 
Geſchichte nichts darüber.” Der Hüttenberg enthält die Orte: 
Allendorf, Annerod, Dornholzhauſen, Dudenhofen, Großrechtenbach, 
Hauſen, Höchelheim, Hörnsheim, Kirchgöns, Langgöns, Leihgeſtern, 
Litzellinden, Nieverfleen und Pohlgöns. Er gehörte, fo weit bie 
Sefchichte zurückgehen kann, zum Schloß Gleiberg (f. u. bei Gießen). 
Mit Gießen kam vie Hälfte an die Landgrafen, doch ward feine 
Abtheilung vorgenommen. Erft im J. 1703 wurde bie Gemein- 
ſchaft aufgeboben und die Theilung gemacht. Najjau befam: ‘Dupen- 
bofen, Lützellinden, Hörnsheim, Hochelheim, Nicverfleen, Dornholz⸗ 
haufen, Groß-Rechtenbach. 


Kreis gießen. 


Der Kreis Gießen umfaßt 49 Ortfchaften und verfchiebene 
Höfe. Seine Gelammtberälferung beträgt 45369 Seelen (40057 
Luth., 3203 Ref, 76 Un, 553 Ruth, 47 Sect,, 1433 Juden). 
Kreisitabt, zugleich Hauptſtadt der Provinz Oberheffen, tft 


376 Topographie. 


Gießen an ver Lahn, Landesuniverſität, Sitz eines Kreisung 
eines Stadtgerichts, Landgerichts, einer Obereinnehmerei, em 
Steuercommiffariats, einer Dijtricetseinnehmerei, eines Rentam, 


eines Kreisbanamts, eines Forftamts, einer Oberförfterei, mit en 


Gem. von 14369 M. (5801 U, 1830 Wi., 4979 Ua) 
und mit 9049 Einw Die Stadt Gießen befteht aus m 


eigentlichen Stadt und den angebauten Theilen, vie fih theu 


üblich nach ver Höhe des Selzerbergs, theils nörbli der Stufe 
nah Marburg entlang ziehen. In die eigentlihe Stadt fü 
4 Thore: das Selzer-, Neumeger-, Wall und Lahnthor. De 
Stadt war mehrere Jahrhunderte hindurch mit Wall und Grda 
wohlbefeftigt. Der größte Theil vejjelben wurde 1806188 
gejchleift und es find noch jetzt an verfchiedenen Orten die Refteie 
alten Befeftigung zu feben. Die um die Stabt herumzicheit 
Straße mit einem fchattigen Fußweg, die Schur, bezeichnet m 
Umfang der ehemaligen Feſtang. Die Straßen und Gafıa 
find mit wenigen Ausnahmen unregelmäßig und eng. Der Seb 
zersweg in Verbindung mit ver ſ. g. Mäusburg und ver Ba 
thorſtraße durchſchneidet die Stadt in ihrer ganzen Länge von S. W 
nah N. DO. Anvere bedeutendere Strafen find: die neuen Bänt 
ber reiche Sand, der neue Weg, ver Alterweg ꝛc. Die bedeuten 
deren Pläße der Stadt find: der Brand, das Kreuz, ber Firchen- 
plat, ver Marktplatz. Die intereffanteren Gebäude ſind: bie 
Stabtlirche (vollendet 1821) mit dem davon getrennt ftehenben 
von der 1809 abgebrochenen alten Kirche übrigen Thurme; ber 
Kanzleibau (Großh. Hauspomäne); das Hofgerichtsgebäure, ehevem 
Commandantenwohnung; die neue Aula, erbaut auf den Fundamenten 
bes alten Collegiengebänves; das Zeughaus, erbaut 1556, ehebem 
gefüllt mit einem reichen Schag von Kriegsgeräthen, jetzt als Lager⸗ 
haus, als Fechtboden und als Theater dienend; das Entbinvunge 
haus; das neue Öhmnafium an der Stelle des Wohngebäudes dei 
für die Univerfität unvergeflichen R. 8. v. Senfenberg; du 
Klub-Gebäude mit einem ſchönen und gejchmadvolen Saale; is 
Sabrifgebäube des Herrn Gail, früher Wohnung des befannten 
Minifters v. Gatzert. Außerhalb ver eigentlichen Stadt liegen 
folgende bemerfenswerthe Gebäude: das Bnuſch'ſche Gartengebäude, 
ein bejuchter Vergnügungsort; die Eatholifche Kirche; das Univerfi⸗ 
tätsgebäude, uriprünglich zur Saferne beftimmt, mit werjchiebenen 


— — 


Provinz Oberbeffen. Kreis Gießen. 877 


me Untverfitit gehörigen Imftituten: ver vereinigten Univerſitäts⸗ 
mb Sentenbergiichen Bibliothel, vem Muſeum, dem alademifchen 
rankenhaus, verfchievenen Cliniken, mineralogifchen und geologifchen 
Sammlungen; baran ftoßend das chemifche Laboratorium; ferner 
8 neue Arrefthaus; das neue Anatomiegebäude; ver Bahnhof. — 
ne zur Univerfität gehörigen Anftalten ſ. o. S. 167 f. An Schu— 
a finden ſich in Gießen: ein Gymnaſium, eine Realſchule, 7 
idtiſche Schulen und zwar 2 Knaben- und 2 Mäpchenfchulen, 
&lementarfchule, 1 Freiſchule, 1 höhere Töchterfchule und meh- 
ce Privatichulen, fowie auch eine Arbeitsichule und eine Klein- 
ıwer-Bewahranftalt. Bon wohlthätigen Anftalten find zu 
wähnen außer ver für bie Kreife Gießen und Grünberg bejteben- 
n Spar- und Leihlaffe: die Urmenanftalt, das Bürgerhospital 
it ver Arbeitsanftalt, das Pfand- und Leihhaus. Als gefellige 
ereine bejtehben bier ver Klubb, die muſikaliſche Geſellſchaft, 
er Gejangverein. — Die Einwohner treiben vorzugsiweife 
Sewerbe, doch auch ftarfen Ackerbau verbunden mit anfehnlicher 
ziehzucht. Unter ven Gewerben find die Gerberei, Strumpfmwir- 
rei und Bierbrauerei bebeutend. Fabriken ſind mehrere bier für 
abak, Spiritus, Liqueur und Effig, Leinen und Baumwolle — 
n ber Umgegend von Giefen finden fich noch vielfacdhe Spuren 
ya ben alten Bewohnern der Gegend, den Chatten. Daß die Römer 
ch längere Zeit hier aufgehalten, ift nicht erwiefen. Der Name Gichen 
fcheint zum erjtenmal in einer Urkunde von 1197 und dann öfters 
erſchiedenartig gefchrieben 3.8. Gyſen, Giezen, Geyzen 2c. meiſt aber 
zum Gießen”, fo daß es zu beveuten fcheint „zu den Waſſern 
der Bächen.“ Die Stapt foll aus der Vereinigung von 3 Dör- 
ern: Selters, After und Krobbach entſtanden fein. Als Befiger 
er Gegend ericheinen vie Grafen von Gfleiberg, von deren Befigungen 
urch Heirath die eine Hälfte mit Gießen an Rudolph, Pfalsgraf 
on Xübingen fam. Im 9. 1265 ging Gießen durch Kauf an 
en Landgrafen Heinrich I. von Heilen über und erfcheint ſchon 
(8 Stab. In der Febhde zmwiichen dem Landgrafen und bem 
rzbifhof Mathias von Mainz hatte ©. 1327 eine Belagerung 
nd Eroberung zu beitehen; die helvenmüthigen Bürger verjagten 
ber bie Feinde bald wieder. Im die Mitte bes 14. Yahrh. 
atten die Falfenfteiner einen Antheil an Gießen pfandweiſe inne. 
Inter Philipp dem Großm. begann der Neubau ber Feſtungswerke; 


378 Zopograpbie. 


Ip 
unter Ludwig IV. wurden „vie neuen Bäue“ aufgeführt, ä \% 
Georg II., welcher fih während eines großen Theils des 3% 
rigen Kriegs hier aufhielt, wurde ein Theil der Vorwerke AN 
Während des 7 jährigen Sriegg war G. vun 1759 bi® w 
von den Franzoſen beſetzt. Auch während des Revoluc 
hatte es mehrfach zu leiden. Von Oct. 1805 bis zum 6. 
1806 hatte Ludewig I., durch den Gang tes Kriegs gm 
Darmftabt zu verlaffen, feinen Aufenthalt bier genoruum we 
Bon Lofalitäten in der Nähe von Gießen haben wir zu Aal) 
ven Hardhof, eim ziemlich bedeutendes Wirthſchaftsge an 
beiden Burgen Vetzberg und Gleiberg, letziere uf 
Gebiete liegend, beide ehedem im Beſitze des mächtigen —e 
ver Gleiberge, erſtere als Ganerbenhaus; der Dünsberg — 2 
hoch, mit gewaltigen Ringwällen auf feiner Höhe; die B 
burg, 1358 von Joh. von Weitolshauſen erbaut, bE —* i 
neuere Zeit im Befig der Familie von Schrautenbach ⸗ er 
Mitte des vorigen Jahrhunderts Ruine, jett ein vielbeſu rg 
gnügungsort; ver Schiffenberg, jekt Großh. Hausdon ein u 
als Oeconomiehof verpachtet iſt. Noch zu Anfang des 12. 
war bier ein großer Walt, ver Wifleder Walt. Auf ber? W 
tigen Schiffenberg grüntete 1129 Clementia, Gräfin von are 
eine Stiftung für Kanonifer von der Negel des h. Auguftind w 
gab ihr Sant, Mälter und Wiefen. Erzbiſchof Balduin von IM 
ſah fich aber genöthigt, ven Kanonifern wegen ihres argen 
den Sciffenberg zu nehmen und ihn tem beutichen Orten P 
ſchenken, in deſſen Befiß er nahe an 500 Sabre bie. U 
bilvete eine Commente des Orbens. Der Orten gerietb mit ven Hd. 
Landgrafen ſeit ver Reformation in Mifhelligfeiten und Streitigkeiten 
bie erjt mit ter Beſitznahme ter Ordensgüter im 3. 1809 ihr em 
fanten. — Gießen führt in feinem Wappen im blauem Felde eu 
jilberne® 6. und in dieſem einen recbtögewenteten gefrönten Hefe 
Löwen mit toppelfnötigem Schwanz, ten Endbüſchel einwärk pP 
fehrt. — Zu G. gebören: tie ſchon ermühnte Domäne Chir 
berg, ver Hardtbof, tie Neumühle, Fulvermühle (Wirthsharh), 
Dber- und Untermüble, Delmüble, Lobmühle, Fonrnierjchneitmähk, 
3 Ziegeleien une vie Forſthäuſer Baumgarten und Forftgarten. 

Albach, Iurb. Fr. Die Familie von Buſeck hatte frühe 
darin vie Patrimonialgerichtsbarkeit — Gem.: 1532 M. (974 4, 
93 Wi, 465 Ra) Einw.: 329. 






Provinz Oberhefien. Kreis Gießen. 879 


ach, Hof, 1 St. von Lich; dabei ein Forſthaus. 
udorf an der Lahn, luth. Bfo., kommt urkundlich ſchon 
ſeit 1703 durch vie Wbtheilung mit Naffau - Weilburg 
nd Heſſiſch. Dazu gehören: die obere und mittlere 
ble, die untere Sorgermühle (Deubelsmühle). — Gem.: 
. (1238 4. 179 Bi, 57 Ra) Einw.: 404. 
wdorf in Urf. Altentorpb ꝛc., an ter Lumda, Stabt 
Gem. von 5697 M. (2840 A., 827 Wi., 1759 
ı 1338 Einm., die mit wenigen Ausnahmen lutheriſch 
fih aufer mit Aderbau viel mit Weberei und Teppich— 
ı bejchäftigen. Allentorf kommt in Fulder Schenkungs⸗ 
ater dem Namen Altentorfe vor. Bon ten 4 Befefti- 
nen, melde noch in ver Merian’schen Abbildung vor- 
jt nur noch einer vorhanden. U. aehörte zu den älteften 
ven Bejigungen; als Stadt fommt e8 1370 vor. Es 
' tur die Belt und ebenfo im 30 jührigen Krieg. 
pen ter Stadt iſt im weißen Felde ein bunter, blau 
rz geitreifter Löwe, zum Grimme gejchidt, rechtöge:: entet, 
mit einfahem Schwanze, teilen Endbüſchel auswärts 
. Auf rem naben Ziegenberg fell der Sage nad 
R geitunten baben. In feiner Nähe finten ſich noch 
ber auegegangenen Dörfer Möllenbah oder Meilen: 
außlingen, Bellerbach, Todtenhauſen. Zu 
n: tie Kleimmühle, Pirrmühle, Magermüble, Weiden⸗ 
» 1 3iegelei. 
nbnjed in Urk. Alten-Buchfede, luth. Pfd. unfern ter 
zig einer Iberföriterei, am Abhange eine® Berge, ver 
Nordſtürme deckt. Im feiner Kirche ſind mehrere Grab— 
ı Heren v. Buſeck zu ſehen. Es gehörte ven Herrn 
k. Schon im Jabr 1152 erficheint eime Familie von 
welche ſich ſpäter in mehrere Linien theilte und eine 
ft Bilrete, zu ver entlib 9 Dörfer tiefes Thals ge- 
sie famen 1332 unter lantgränl. Gerichtsbarkeit, wollten 
ale unmittelbare Reichsiafien angeſehen werten, was zu 
ı Streitigfeiten führte, tie 1725 dahin geichlichtet wurden, 
Darmitadt rie Gerichtsbarkeit nebit rer Lehensherrlichleit 
beſtändige kaiſerliche Commiltien beitätigt murte. Tozu 
se Grekmüble une vie Mittelsmüble. — Gem: 3569 
7 u 728 ®i, 514 Wa.) Einw. 1433. 


880 Topographie. 


Annerod in Urk. Anrade, Anrodt, luth. Fld., kommt v 
ſchon 1313 vor, kam 1703 aus gemeinſchaftlichem Bell 
Heffen und Naffau- Weilburg an Heffen allein. Dam gs 
die Wieſenmühle. — Gem.: 2147 M. (1250 A., 263 
513 Wa.) Einw.: 426. 

Arnsburg, Hof an der Wetter, mit geräumigen Ks 
und Wirthichaftsgebäuben, einft eine reiche Cifterzienferabtei. 
Umgebungen von Arnsburg find reich an Hünengräbern une= 
Befeftigungswerken. Der Pfalgraben zieht in feiner Nihe 
Ringwälle, Gräben mit Wällen zeigen fih überall. Auf ® 
Stelle, welche vie Altenburg beißt, befand fich ein Römer-&ufT 
Die ifterzienferabtei, die num in einen Hof verwandelt Hl 
ftand aus der Burg Arnsburg, welde Konrad von Hayes 
Arnsburg 1174 den Mönchen des von feinem Vater geil 
Klofters Altenburg überlaffen hatte. Sie wurde fo reih 
Geſchenke aller Art, daß ihr Schug von Friedrich II. 1218 
Burggrafen von Friedberg übertragen wırde. Im 30 jch 
Krieg litt fie gar fehr, ebenfo waren ihr die Streitigfeiten 
dem Haufe Solms von großem Nachteil, welches bie hier B 
ben Befigungen der Falfenfteiner, ver Erben der Münzenbe 
geerbt hatte. Auch der 7jährige Krieg brachte ihr großen Sch 
As das Klofter aufgehoben war, lag bald ein Theil der Gel 
in Trümmern. Von ven alten Gebäuben der Abtei ftehen: 
noch der Burfenbau, das Paradies, das Capitelhaus, ver X 
keller, der Schlafbau und — leider nur die Trümmer ber ef 
prächtigen Kirhe. — Gem.: 1862 M. (499 A., 45 
1318 Wa) Einw.: 86. 

Berdrode, luth. Fld., erfcheint urf. 1392, gehört 
Bufedern. — Gem.: 1715 M. (866 A., 193 Wi., 578 
Einw.: 398. 

Benern in Urk. Bramaren, Buren, Iuth. Pfd., er 
ur. 1325 und gehörte den Herrn von Bufed. An feiner 
Kirche ijt außerhalb ein aus einem einzigen Bafaltftein befte 
Zabernafel zu fehen. Seine Bewohner handeln viel mit irl 
befonders braunem Geſchirr. Dazu gehören: die Krebs 
Mönchmühle, Neumühle und 1 Ziegelei. — Gem.: 386: 
(2047 A. 384 Wi. 1224 Wa) Einmw.: 1143. 

Bieber, luth. Fld., Liegt am Bieberbach, gehört zu ? 
Felliugshauſen, zu \|, zu Revue, wod Kat Kallſteinbrüch 


Provinz Oberheffen. 373 


sungen war. Die Kreife Friedberg und Vilbel allein waren 3. B. 
19 verfchievenen Lanbestheilen zufammengefegt, bie geiftlichen 
Slofter-Giter, welche fehr bebeutend eximirt waren, nicht ein- 
dazu gerechnet. 
Bei dem deutſchen Reichstage hieß eines der 4 SKollegien, 
Delche bie Neichsgrafen und Herrn getheilt waren, das Wetter» 
Grafeneollegium, zu welchem die Fürſten und Grafen von 
6, Senbirg, Stolberg ꝛc. angehörten. 
Der größte Theil der Wetterau gehört nun zum Großher⸗ 
Hefien. Kurheſſen befigt außer vem Amte Dorheim einen 
Theil der fünlih von der Nidder gelegenen Orte. Zum 
thum Naffau gehören außer dem aus 2 Orten beftehenben 
Reichelsbeim mehrere Orte dieſſeits des Taunus bis an ben 
Theil der Nidda Hin. Außerdem befitt bie freie Stabt 
fürt in der Wetterau einige Orte. Endlich Tiegt bie eigent- 
dgrafſchaft Hefien-Hombnrg darin. — 
Der Vogelsberg. Der Umfang des Vogelsbergs im 
Sinne des Worts (f. o. ©. 50) ift genau ſchwer zu 
immen. Nach Wagner ift die Grenze beffelben (über die Orte 
Sgen, die innerhalb beffelben liegen) folgende: An ‘ver nordweſi- 
Grenze anfangend, ift Schellnhauſen der erfte Ort; von ba 
die Grenze über Ober- und Nieberbreivenbah, von welchen 
erſteres zum Vogelsberg gehört, durch, und geht über Wallen- 
d, Nimlos, Lauterbach, Rudlos, Landenhauſen, worauf bie Linie 
der öſtlichen, ſüdlichen und weftlichen Grenze des SKreifes 
cbach Hinzieht. Von da geht die Grenze nach bem Kreiſe 
hotten, zieft dann etwa an der öſtlichen Grenze bes Srei- 
Nidda Hin und dann zwiſchen Ober - und Mittelfeemen 
Dann zieht die Grenze von Neuhof nach Ufenborn, Liß— 
J und Oberlais, läßt Eichelsdorf und Stornfels außer der 
enze liegen, geht dann von Kleineichen nach Großeneichen, Rup⸗ 
pertenrod, Zeilbah und von da nach Schellnhauſen. Dieß iſt bie 
ungefähre Grenzangabe. Die natürliche Beſchaffenheit des Vogels⸗ 
bergs ſowie feine Bewohner haben im 2. und 3. Buch ſchon 
ihre Befprechung gefunden und es muß deßhalb dahin vertiefen 
werben. — Eine Gefchichte Hat ber Vogelsberg als Ganzes nicht, 
va er zu feiner Zeit ein politifches Ganzes gebilvet hat. Der 
Name Fogelsberg kommt urf. zum erftenmal 1238 vor. — 































382 Topographie. 


Großenbuſeck, luth. Pfd. an der Wieſeck, Sitz einer Diftrid® 
einnehmerei, mit einem ehedem Zwierlein'ſchen, jet Nabenawfcen 
Schloß, gehörte denen von Buſeck. Im feiner Nähe war 1621 
ein Treffen, in welchem Herzog Chriftian von Braunfchweig von 
dem liguiftifchen Heere aufs Haupt gefchlagen wurde. Zu E.. 
gehören: die Scheivemühle, Spigmühle, Leppermühle, Fußmülle. 
Weißmühle und das Wirthshaus „die Ganſenburg“ genannt. — 
Gem.: 6016M. (3787 U., 899 Wi., 1331 Wa.) Einmw.: 1684. 

Großlinden, Stadt mit einer Gem. von 4587 M. (2061 
U, 490 ®i., 1724 Wa.) und 1251 Einw., Sit m 
Diftrietseinnehmeres, Merkwürdig ift feine alte Kirche mit em 
Portal aus dem 10. oder 11. Jahrh., deſſen Steine mit allere 
jonverbaren Figuren geſchmückt find, deren Auslegung bis jeßt ka 
Alterthumsforſchern noch nicht genügend gelungen iſt. Che 
beachtungswerth ift das Rathhaus, welches früher einer Sage mh 
ven Zempelhern gehört haben fol. Von einer alten Burg, ta 
Oberburg‘, finden ſich noch Spuren. Es ift ein fehr alter Ott; 
fhon 790 ift von der Linder marca und villa Linden bie New. 
Es erfcheint wie Gießen als eine Befigung ver Grafen von Ge 
berg. Von feiner Gemahlin ererbte es Pfalzgraf Rudolph um 
verfaufte e8 1265 an Landgraf Heinrich 1. von Heffen. Herman 
der Gelehrte vertaufchte 1396 die Hälfte davon an feinen Schwaget, 
den Grafen Philipp von Naffau. 1585 wurde es wieder alleinigel 
Eigenthum von Heſſen. Das Wappen von Gr. ift eine did 
belaubte Linde. Dazu gehören: die Univerfitätsmühle, Babſtmühlt 
(Bauermühle), Luhmühle und 1 Braunfteinbergwerf mit Zechenhane. 

Grüningen in Urk. Gruningen, Gröningen, Stat mit 
677 meilt ref. Einw., auf der Wafjerfcheide zwifchen Main: um 
Lahngebiet, über welche auch das Bollwerk der Römer, Kt 
Pfahlgraben Hinläuft. Grüningen ift noch mit einer ftarfen Moser 
umgeben und hat noch 2 Feſtungsthürme. ine Befichtigung Mr 
bie alte Burg, ehedem ein fehr fefter Ort. In Urkunden gehſich 
ihon 799 des Ortes Erwähnung. Es war eine Befitung tet 
Herrn von Arnsburg und fam von biefen an die Meünzenberget 
und dann vie Falfenfteiner. Bei der Theilung der Falkenſteiniſche 
Erbſchaft fiel e8 1419 an bie Eppenfteiner, welche felbft de 
Hälfte davon 1478, und deren Erben, die Stolberge, bann bit 
übrigen Theile ebenfalls an Solms vertanfchten. Im ZOjährigen 





Provinz Oberheflen. Kreis Gießen. 888 


g wear 8 fajt ganz zerjtört worden. Verpfändet wurbe es 

»5 an Heffen-Eaffel. 1806 fam es unter Helfen. Gr. führt 

einem Wappen einen Baum, zu deſſen beiden Seiten abge- 

jene Zweige liegen. — Gem.: 2757 M. (1820 A., 173 
765 Wa.) 


Hattenrod, luth. Fld. mit 503 Einw., die zum Theil 
meberei treiben, Sitz einer Oberförfterei. Es fommt urf. 
t im 14. Jahrh. vor und fam 1806 von Solms-Lich uuter 
en. — Gem.: 1657 M. (844 U, 277 Wi, 467 Wa.) 


Hanjen, luth. Fld., erfcheint urk. ſchon 1017, gehörte zum 
loß Gleiberg, fam dann in gemeinfchaftlichen Beſitz von Heffen 
Naſſau und 1703 ausſchließlich an Helfen. Dazu gehört 
Häufer Mühle. — Gem: 1021 M. (731 U, 125 Wi, 
3 Wa) Einmw: 310. 


Hemannftein, luth. Pfo. an der Dill, auf einer Anhöhe 
gen, an ber am dftlichen Ende des Orts bie Trümmer einer 
eg zu fjehen fin Der Ort kommt fchon 1140 unter dem 
wen Mülnheim vor. In dem SKampfe der Landgrafen von 
'en gegen den Übel errichtete Landgraf Hermann (1373—1376) 
nach ihm genannte Burg bei Mülnbeim, Hermannitein. Sie 
be unter Widerjvru von Seiten der Solmjer vollendet. 
Otto von Mudersbach verpfänvet, Löfte Johann Schenk zu 
weinsberg 1481 dieſe Pfändung ein. Die Solmjer, welche 
yerfpruch dagegen erhoben, erhielten burch Vergleich von 1489 
Sälfte davon, gaben fie aber an Johann Schenk ab, Die 
vohner von Mülnheim zogen ſich nach und nach nach Hermann- 
1, ber alte Ort ging ein und es entjtand ein neuer unter dem 
me der Burg. Im Jahr 1496 gefchieht einer Beguinenflaufe 
Dorfe Erwähnung, von der ein Theil jegt noch in dem Pfarr- 
fe vorhanden ift. Dazu gehört 1 Mühle — Gem.: 3872 M. 
50 U, 247 Wi, 1596 Wu) Einw: 696. 


Heuchelheim in Urt. Heuhilheim, Iuth. Pfo. an dem Vieber- 
», ericheint url. 1245. Es gehörte zur Burg Gleiberg und 
ı bei ver Theilung zwifchen Helfen und Naſſau 1585 an das 
eres. Im Jahr 1646 war e8 auf eine furchtbare Weiſe won 
idlichen Kriegsvölkern zerjtört worden. Dazu gehören: die Heuchel- 
mer Mühle, die Walkmühle und ver Windhof (dermalen Gafthof 






884 Topographie. 


zum Weſtphäl. Hof. — Gem.: 2532 M. (1626 A. W 
Wi) Einm: 1353. R 
Holzheim, ref. Pfd., beſtand fchon 772 und kam W ar 
von Solms-Braunfels unter Heffen. — Gem.: 2964 M- —8 
A, 238 Wi, 354 Wa) Einw.: 1285. | 

Kirchberg in Url. Kirperg, an ver Layn, befteht ar 
gemeinfchaftlichen Kirchſpielskirche, ver Pfarr- und Glöcner m" 
und 1 Wirthshauſe; es gehört zu Auttershaufen (ſ. d.)— 

Kleinlinden, Luth. Fld, fommt 1280 als minor 
Lindes vor und heißt noch heute im Volksmunde furzweg LEE —EN 
Gem.: 1183 M. (8524, 263 ®i., 10 Wa) Ein ı 

Königsberg in Urk. Ehuningesberg, Stadt mit del 
Si einer Oberförfterei. Sie liegt auf einer Höhe 
Befuch Lohnt durch eine treffliche Ausficht nah DO. ner I = 
Das f. g. Schloß (Großh. Hausdomäne) dient jest ri ⸗ 
förfterswohnung. Im feiner Nähe find große Kalkbrenne eq 
ein beträchtliches Eiſenbergwerk und auf einer Bafaltfm— Ar 
Ruinen des alten Schloffes Hohenfolms. Königsberg im 
wahrfcheinlich von einem Markwart von Solms mit ve U 
Hohenfolms erbaut. 1350 verkaufte es Philipp von SCI u 
Landgraf Heinrich den Kifernen, hielt ſich aber ven Sik 
aus, bis er 1357 es ohne Bebingung an den Lanbgrafen 
Dazu gehören: die Höfe Bubenrod, Haina und Strubbach, u 
Obermühle und 1 Ziegelei. — Gem.: 5375 M. (1811 % 
531 ®i., 2932 Wa) 

Langgöns in Urk. Langengunfe, Langgonje, luth. Pfo. m 
1552 Einw., welche zum Theil Leinwand fabrictren. Es erfchen 
urk. ſchon 1242 und fam 1703 uns dem gemeinfchaftlichen Veh 
von Naſſau und Heffen an Heffen allein. Dazu gehört die Laden 
mühle. — Gem.: 5814 M. (3590 A. 454 Wi., 1718 ®) 

Leihgeſtern, luth. Pfo., kommt ſchon als Leucastre, Leitkatt, 
Leitcastre ꝛc. zu Carls d. Gr. Zeiten vor. Aus dem gemeinkhfr 
lichen Befig von Naffau und Heſſen kam e8 1703 an Ha 
allein... Zu 2. gehören: ver Neuhof und der Hof Oberfteinber, 
das Braunkohlenbergwert „Lutwigshöhe” und vie Rindsmühle. — 
Gem.: 4547 M. (2827 A., 658 Wi, 931 Wa.) Einw.: 1040. 

Lich in Urk. Lichom, Lichonis villa, Liocha, Liochen, Gtatt 
an ber Wetter mit einer Gem. von 8794 M. (3189 % 







Provinz Oberbeffen. Kreis Gießen. 385 


3, 4145 Wa.) und 2444 Einw., Sit eines Landgerichts, 
Diftrietseinnehmere. Bon feinen uralten Feſtungswerken, 
noch die Merian’fche Anficht zeigt, find nur noch Reſte 
Seine Einwohner treiben neben Gewerben ſtarken Aderbau 
ben beträchtliche Viehzucht. Intereſſante Gebäude darin 
a8 alterthümliche Schloß, die Reſidenz der Fürften von 
Lich, und die Stiftsfirche mit mehreren Grabfteinen von 
einern und Solmjern, bie zum Theil älter find als bie 
n 15. Jahrh. herrührende Kirche. In feiner Umgebung 
ſich mehrere Höhen, welche eine ſchöne Ausficht bieten, 
er Breuerberg oder rothe Schütt, der Harbberg. Es finden 
reinen Umgebungen Spuren alter Werke, welche ven Römern 
ieben werben müſſen. Urk. ſchon 788 erwähnt. Zu Ende 
und Anfang des 9. Jahrh. Tommt es als Leohe und 
bor, woraus im 14. Jahrh. Lichen und in neuerer Zeit 
ftand. Seine älteften Befiger waren vermuthlich die Herren 
nshburg, von denen e8 an tie Münzenberger und dann an 
einer kam. Kaifer Albrecht ertheilte dem Neichsminifterinlen 
II. von Falfenftein im Jahr 1300 für Lich Stadtrechte. 
m Ausjterben der Talfenjteiner kam es 1419 un Solms. 
fam e8 unter Hefjen. Das Wappen von Lich zeigt ein ges 
3 Thor; barüber einen Schild, mitten quer getbeilt, das obere 
ief carrict, das untere leer. — Zu Lich gehören: die Ober- 
termühle, 1 Schlagmühle, 1 Lohmühle, 2 Ziegelzien, ber 
bach nebjt einem Jägerhaus und der Hof Kolnhaufen 
Mühle und 1 Theerhütte. 
ollar, luth. Fld., Hat jährlich mehrere fehr befuchte Vieh- 
Das Gericht Lollar war Naſſauiſch, durch Tauſch erhielt 
1396 Antheil daran, und bei ver 1585 ftattgehubten 
3 fam ter Ort ganz an Heffen. In ver Gegend von Lollar lag 
egangene Ort Einshauſen. Zu L. gebört die Holzenmühle. 
2096 M. (1109 A. 330 Wi, 432 Wa.) Einm.: 882. 
tainzlar in Lirf. Masceleren, Mancilere, Mantzlar, Tuth. 
ver Lumda, mit 1 Mühle, wird ſchon 1367 urk. erwähnt. 
ericht Kirchberg, in tem es lag, war in gemeinſchaftlichem 
on Naſſau und Heffen. 1585 fam Mainzlar mit bieiem 
ansfchließene an Heſſen. Gem.: 2230 M. (1247 &, 
ji, 525 Wa) Einw.: 468. 
28 Heſſen. 25 


386 Topographie, 


Mühlſachſen, Hof, 1 Stunde von Lich mit einer Gem, 
von 342 M. (63 U, 45 Wi, 226 Wa.) 

Münfter in Urt. Monftere, Mönfter, Iuth. Pfd. unfern ber 
Wetter, erfcheint urk. ſchon 1239 im Befit von Münzenberzg, 
1271 in dem von Fallentein, fam 1806 von Solms-Lich unter 
Heffen. Zu beachten ift feine Kirche mit einem uralten Taufſtein. 
Dazu gehören: die Steinesmühle, Heffenbrüdermühle und das 
Braunfohlenbergwerf bei den Hefienbrüden. Gem: 1194 R 
(739 U, 189 Wi, 139 Wa) Einw.: 313. 

Naunheim in Url. Nunheim, Nuwenbeim, luth. Pfd., mt 
1 Mühle, erjcheint urk. fchon 1309, war in gemeinfchaftlicen 
Befig von Heffen und Solms und fam durch den Hauptvergled 
von 1629 an Heffen allein. Gem.: 3142 M. (1560 % 
400 Wi, 1064 Wa) Cinw.: 723. 

Niederbeflingen, luth. Pfo. an ver Wetter, mit 379 Ein, 
welche ſtarken Flachsbau treiben, erjcheint 1366 in Falkenſteiniſchen 
Belig, fam 1806 von Solms-Braunfeld unter Heffen. Dazu ge 
hört die Beinmühle (Ranzenmühle). Gem.: 1735 M. (822 
A., 299 Wi, 614 Wa.) 

Oberbeifingen, luth. Zip. an ver Wetter, 1366 in Falken 
jtein’fchem Befig, fam 1806 von Solms-Lich unter Heffen. Dazu 
gehört eine Papiermühle. Gem.: 1640 M. (946 A., 355 Wi, 
339 Wa) Einw.: 441. 

Oberhörgern in Urf. Hergeren, Oberenhörg, ref. Fü. an 
ver Wetter, erjcheint urk. ſchon 1222, war 1271 im Belig von 
Fallenftein, kam 1806 von Solms-Lich unter Heffen. In feiner 
Nähe lag ter Ort Ellersrorf. Dazu gebört eine Mühle. 
Gem.: 1323 M. (1149 A. 174 Wi.) Einw.: 350. 

Oppenrod, luth. Zio., erfcheint fchon 1257 im Beige ber 
Bufeder. Gem.: 1114 M. (851 A., 138 Wi., 125 Wa) 
Einw.: 312. 

Reiskirchen in Urk. Richolveschiricha, Nicholfest., Nichel, 
Ruchelinsk., luth. Pfd., eriheint urk. ſchon 975, gehörte der fr 
milie von Bufed. Gem.: 2796 M. (1750 A, 387 Ui, 
658 Wu) Einw.: 776. 

Nodheim in Urk. Rodoheim, Iuty. Pfd. an dem Bieberbad, 
Sig einer Diftrietseinnehmerei. In feiner Kirche finden fich hie 
Grabmäler einiger Herren von Vetzberg aus den letzten 3 Jahr⸗ 


Provinz Oberheffen. Kreis Gießen. 387 


inderten. Es erjcheint url. ſchon 1069, war erft gemeinfchaft- 
bes Beſitzthum von Heflen und Naffau; 1585 wurde e8 ganz 
eſſiſch. Dazu gehören: die Scmitte (Hof und Mühle), die 
utmanns⸗ und bie Waldmühle. Gem.: 3424 M. (1928 X, 
36 Wi, 909 Wa.) Einw.: 889. 

Rödtchen in Urk. Roda, luth. Pfd. unfern ver Wieſeck, er- 
weint url. ſchon 1017, gehörte den Herrn von Bufed. Das 
arrhaus nebſt Deconomiegebäude hieß ehedem „bie Burg.” Gem.: 
17 M. (1055 U, 368 Wi, 294 Wa.) Einmw: 619. 

Ruttershauſen urk. Ruthardesh., Nüttersh. ꝛc., luth. Zip. 
feits der Lahn. Dazu gehört Kirchberg (ſ. d.), kam 1396 in 
neinſchaftlichen Befig von Heſſen und Naffau und 1585 an 
fien allein. Gem.: 1106 M. (660 U, 183 Wi., 142 Wa.) 
Iinw.: 384. 

Stanfenberg in Urk. Stouphenberch, Stoyphenb., Stouffinb., 
stadt mit einer Gem. von 2857 M. (1426 U, 241 Wi, 
010 Ra.) und 621 Einmw., auf einer Bafalthöhe gelegen. 
n feiner Nähe find trefflicde Sandfteinbrühe Wuf der Höhe 
gen bie Trümmer von zwei Burgen hervor. Staufenberg erfcheint 
233 ſchon als Befigung ver alten Grafen von Ziegenhain, welche 
e Burg mehrmals verpfänteten und wieder einlöften, bis fie nad) 
ww Ausſterben von Ziegenhain an Heffen fiel. Die Stadt iſt 
ut jünger ald die obere Burg Staufenberg und bilbete fich 
w aus Wohnungen von folchen, welche fich unter dem Schuße 
x Burg angejietelt hatten. Die Burg wurde 1647 von dem 
chwediſchen General Königsmark zerftört, Die untere Burg beißt 
e Schabenburg — Yenfeitd der Lahn Liegt das Rittergut 
riepdelbaufen. 

Steinbach, luth. Pfo. mit 1 Ziegelei, wurde im 12. Jahrh. 
g ber Gräfin Clementia von Gleiberg nebft noch 5 antern Dör- 
m dm MWiffeder Wald angelegt |. o. Garbenteih. Gem.: 3488 
(2220 4A, 342 Wi, 822 Wa.) Einw.: 916. 

Trohe, Iuth. Flo. an ver Wiefed. In feiner Mitte ficht 
in noch wenige Zrümmer einer alten Burg der alten Familie 
w Trohe, welche zu ven Gunerben des Bufeder Theils gehörte. 
euı.: 94 M. (31 A. 49 Wi) Einw.: 176. 

Waldgirmes in Urk. Walngermeze, Waltgimeze, luth. Pfd., 
ücheint urk. ſchon 1250, während einer Germezer marca Gov 

28* 


388 Topographie, 


771 vorlommt; 1358 erhielt e8 Heffen fchon zum Til — 
aus gemeinfchaftlichem Befit von Heffen und Solms 1658 
ben alleinigen von Heilen. Dazu gehören: die Schmale 
und Hauftäbter Mühle. Gem.: 3978 M. (1506 A., 48 - 
1954 Wa) Einw.: 834. | 


Watzenborn in Urk. Wagenburnen, Warzenburne, kath 
gehörte zu den 6 Dörfern der Gräfin GClementia von S 
(1. 0. Garbenteich.) Es hat mit dem in daſſelbe eingepfarrten E— 
berg eine Gem. von 3463 M. (2442 A., 523 Wi, 204 
Einw.: 1231. Dazu gehört die Commendemühle (Conterse® 

Wieſeck in Urk. Wiſecho, Wiske, Wiſſigk, Wiſicheim zı 
Pfd. an der Wieſeck, erſcheint urk. ſchon 775, war berei 
1458 Heſfiſch. Dazu gehören: die Badeburg (Hof md R 
ſ. 0. ©. 378, das Gaſthaus „Wellershäufer Hof“, die Stra 
mühle (Wiefedermühle) und die Gänsmühle. Gem.: 49 
(1989 A. 1207 Wi, 1547 Wa.) Einw.: 1628. 


direis Alsfeld. 


Der Kreis Alsfeld umfaßt 72 Ortfchaften und hat ı 
Gefammtbevölferung von 34499 Seelen (833128 Luth., 113 M 
1 Un, 76 Kath., 28 Sect,1153 Iuben). SKreisftabt it 


Alsfeld in Urk. Mpelesfelt, Apesfeld, Adilfult, Ailesvekt, 1 
felt 2c., Stabt an der Schwalm, am Fuß eines Bergrücken 
einer fchönen und fruchtbaren Gegend; Sit eines Kreisamtsé, d 
Landgerichts, eines Steuercommiffariats, einer Diſtrictseinnehn 
eines Nentamts, eines Kreisbauamts, einer Oberförfterei, mit € 
Gem. von 8957 M. (4461 A, 2211 Wi, 1762 We)! 
4228 Einw., welche fi) ftarf mit Landbau und Viehuft 
ſchäftigen, außerdem aber auch beventenden Fabrif- und He 
betrieb haben. Namentlich beveutend ift die Fabrikation von U 
Tuch, Leinen und Baumwolle, bedeutend auch ber Pferbehn 
Bon Wohltbätigkeitsanftalten hat die Stadt: das f. g. Volke 
Negifter, das Hospital, die Armenkaſſe, bie v. Rotsmann'fce € 
tung. Unter ven Gebäuden find hervorzuheben: das alte R 
baus mit einigen Anttanititen namentlich einem alten Sch 


Provinz Oberheffen. Kreis Alsfeld. 889 


Welches von Karl dem Großen berrühren foll; das f. g. Weinhaus; 
die Dauptliche (ver Walpurgis); die h. Geift- (Dreifaltigfeits-) 
Pirche ; ver alte Leonhardsthurm, 1386 erbaut; das Lutherthürm- 
et. an dem Luther bei feiner Anmwefenheit im 9. 1521 zum 
„fe geredet haben foll; die Toptenficche auf dem Oelberg 
7 5 rauenberg — Alsfeld war ein Lehen von Fulda und 
Heirz C zum erftenmal als Apelesfelt im 9. 1069. Als Stadt 
BL es 1247 in Urkunden vor und zwar im Befiß ber Land⸗ 
rent won Thüringen. 1255 gründete es mit andern Städten 

SI > $en rheinifchen Bund, und von ber Zeit an feheint es troß 
BD ex- vorübergehender Unfälle an Blüthe zugenommen zu haben. 
2 jährige Krieg aber ſchlug ihm tiefe Wunten. Es wurbe 
xI⸗ geplündert, angezündet und gebrandſchatzt. Bei der Be- 
* Ta g burch die niederheſſ. Truppen 1646 zeichneten ſich feine 
A Ser burch Tapferkeit und Muth aus. — In feiner Ge- 
ge" Tung lagen die ausgegangenen Derter Groß- und Klein: 
HP WW Berg, Hegenrob, Leidenrod. Bon Lofalitäten ber 

WoðSegend erwähnen wir des Auerbergs, eines hoben Wald—⸗ 
ws, wo Landgraf Ludwig VIII. ſich oft der Auerhahnbalze 

eute; ferner des Mönchber gs, wo wahrſcheinlich ehedem 
Mojter ſtand; man findet noch Reſte eines Gebäudes. Zu 

4 gehören: der Schützenrain, ver Höllhof und vie Höllmühle, 

2 Mühlen ohne Namen, 1 Ziegelei, 1 Bleichhaus, 7 Gerb- 

er. Das Wappen von A. ift in blauen Felde ein zum 
‚rimme geſchickter, rechtsgewendeter, golbgefrönter Heff. Löwe mit 
dappelknoͤtigem Schwanze. 

Alltenburg in Url. Aldenburc, Aldinburg, Inth. Pfo. an ter 

Schwalm, auf einer Bafaltfuppe gelegen, mit einer beveutenven 
Zach Manufactur. Auf der Unhöhe erhebt fich vie ſchöne Wohnung 
ser Frhrn. Rievefel mit Gartenanligen. Eine Burg wirb bereits 
1178 genannt als ein Befitthum eines Gejchlechts von Alten- 
burg, das es als Lehen von Fulda trug. Im J. 1300 verlaufte 
Reinhard von Altenburg feine Burg an Heinrich I. von SHeffen. 
- Bon 1354 an waren die von Eifenbach von Helfen damit belehnt. 

Bon ber Witte des 15. Jahrh. an lag die Burg in Trümmern 
und erit im 18. Jahrh. wurden bie Riedeſel'ſchen Wohngebäude 
aufgeführt. Die an ver Höhe fowie im Thal zerjtreut liegenden 
Gebäude waren urfprünglih nur Höfe, von denen 3 den Landgrafen, 


gg 


.n 




















890 Topographie. 
1 denen von Schädel, 1 denen von Schü gehörte. Oi: 
2010 M. (832 A., 430 Wi., 591 Wa.) Ein: 46 

Angerod in Urk. Ingerave, Ingerobe, luth. Fld. an ei 
preft, ehem. ein Lehen derer von Werdau, genannt Fly, ı 
Heffen. Zu U. gehören: 1 Mühle und 1 Ziegelei. —2 
1298 M. (855 4, 204 Bi, 81 Wa.) Einw BIh? 

Appenrod in Urk. Appenrade, Appinrobe, luth. db. @ 
1317 an das RL. Haina; 1328 verfligte Heinrich ve 
barüber. Gem.: 2451 M. (1366 A, 566 Wi, 7 M 
Einw.: 344. 

Arnshain in Urk. Arnoldeshan, luth. Flo. an bei u 
wird url, 1297 erwähnt; 1346 verpfäntete Mainz ve 
dem Joh. Niedefe. In feiner Gemarkung liegt ber Du 
bof und die Tammesmühle ES gehörte der Familie va 
als Patrimontalgerichtsherrn. Im feiner Nähe Tag ber og 
gene Ort Bieſenrode. Gem.: 5257 M. ara 
Wi. 2026 Wa.) Einmw.: 516. . 

Bernsburg in Urk. Bernhardesdorf, luth. Pfd. an di 
drecht, erſcheint urk. 1297. ES gehörte der Familie v. Cce 
In feiner Nähe ſollen die ausgegangenen Orte Hanſtadt 
Watzenrode gelegen haben. Zu B. gehören: die Wei 
und bie Grubenmühle. Gem.: 2853 M. (974 U, 639 
1152 ®a) Einmw.: 342. 

Bieben in Urk. Biebernabe, luth. Flod., wurde 1259 u 
Conrad von Stithefe an Rudolf von Omeſa verkauft, der «8 17 
an des Kloſter Haina abgab. Zu B. gehört ver Hof Merist 
2 Mühlen. Gem.: 2451 M. (923 4, 256 Wi, 1220 
Einw.: 285. 

Billertshauſen in Urk. Bylharteshuſen, Bilverhufen, luth. 
an der Andreft, wurde 1369 von Metze Frau non Lyobisbeth 
Adelheid, Ludwigs von Schreckbach Wittive, verfauft. Seine 9 
und Schulhaus Tiegen auf dem f. g. Gethürms (richtiger 
börns), einer Anhöhe Stunde davon, auf der die Stamm 
per Familie von Nöding geftanden bat. Zu B. gehören: die We 
mühle, 1 Mühle ohne Namen und ein Hofgut. Gem.: 2184 
(1126 4, 397 Wi, 528 Wa) Einw.: 268. 

Bleidenrod in Urf. Blidenrode, Blivenftate, Briterobe, | 
Ft, kommt url. fchon im 10. Jahrh. vor, erjcheint 1289 


Provinz Oberheſſen. Kreis Alsfeld. Rp] 


em Befitz des Kloſters MWerberg, welches ed von venen 
njtein erworben hatte Gem.: 2361 M. (1131 U, 
, 705 ®a.) Einmw.: 356. 


nerſchwend in Urk. Bruwertswende, Brueröivende, luth. 
20 hatten die von Brenberg und vie von Ehyſenberg 
te darin, 1449 erfcheinen die von Riedeſel barin begü⸗ 
feiner Gemarkung liegt ein Braunkohlenwerk. Im felner 
n die Derter Hemmenrod, Lenzenrod Zu 2. 
Erlenmühle und 1 Zienelei. Gem.: 3540 M. (1703 
Wi. 616 Wu) Einw.: 545. 


feld in Urt. Bubilsfelde, Bulesvelve, luth. Fld., erſcheint 
3. Im feiner Nähe lag der Ort Frymane. Zu B. 
Neumüble. Gem: 2133 M. (1002 A., A410 Wi, 
) Einw.: 245. 


ggemründen in Urk. Zegemunven 26, Merktfl. an ver Ohm, 
Heinen Bafalthöhe, Sit eines Forſtamts. Es evicheint 
im 9. over 10. Jahrh. Es hieß auch fonft Gemünd 
Straß. Reſte einer alten Straße find noch in feiner 
bar. Ceinen jeßigen Namen bat e8 von einer Burg, 
ſier ftand und von der jet nur noch an ber Norbfeite 
on Mauer und Graben fichtbar find. Das f. g. Schloß 
Dauspomäne) dient als Forſtmeiſterswohnung. B. er- 
. zuerft 1283 als Eigenthum der Grafen von Ziegen- 
e Burg wurde damals von Landgraf Heimich I. zerſtört 
m J. 1309 wieder aufgebaut. Es fam 1450 nach dem 
legten Grafen Johann an Hefjen. In feiner Nähe lag 
Frauenrod. Zu B. gehört ver Hof Sorge nebit 
b ber Hof Untergrubenbach. Gem. von B: 3151 M. 
„ 696 Wit, 700 Wa.) Einw.: 574. 


nenrod, luth. Flo. auf einem Bafalthügel gelegen. Im 
ve find Santfteinbrühe. Zu D. gehört der Geftütshof 
ihftein. Gen.: 2380 M. (777 4, 337 Wi, 
ı.) Einw.: 259. Ä 

enbad), luth. Fld, mit 459 Einw., die zum Theil 
| treiben. In feiner Nähe lagen die Derter Hoffteden, 
inshauſen. Gem.: 3893 M. (982 U, 470 Wi, 


a.) 


892 Topographie. 


Ehringshauſen in Urk. Pringshufen, Tribingh., Tringich, 
Eringish., luth. Pfd. an der Felda, mit 448 Einw., welche fd 
zum Theil von Leinweberei nähren. In feiner Nähe lag ber Ok 
Langenhain. Im 3. 1263 fchenfte der Ritter Eckehard ven 
Lyderbach feine Güter darin dem D. D. Haus zu Marburg. 1360 
erhielten die Eifenbach von denen von Romrod Güter und Zehnten 
darin. Gem. von E.: 6040 M. (1089 U, 1036 ®i, 
3802 Wa.) | 

Eifa in Urt, Iba, Iffe, Uffe, luth. Fld. mit 1 Me 
Sm 15. Jahrh. gehörte es unter dem Namen Iffe zum Kirher 
gebiet von Alsfeld. Gem.: 3454 M. (1258 A., 559 & 
1548 Wa.) Einw.: 499. 

Elbenrod in Urk. Eibelrod, luth. Fld. mit 1 Mühle à 
9. 1284 erfcheint das Kl. Haina begütert darin. Gem.: 4185 
M. (773 U, 487 Wi, 2780 Wa) Einw: 337. 

Elyenrod in Urf. Elpenrade, luth. Fld., Sit einer Ober 
förfterei, in einem engen tiefen Thale gelegen, mit 1 Mühle à 
der Nähe lagen die Derter Altenrod md Bechterod. Gem: 
3896 M. Kaufen A, 790 Wi, 1710 Wa) Einw.: 486. 

Erbenhaufen, luth. Pfd. in einem engen Thale gelegen, wit 
1 Mühle Es erfcheint url. fchon 1254. Die Gerichtsbarkeit 
erfter Inftanz ſtand früher denen von Schenk in Gemeinjchaft wi 
dem Staate zu. In feiner Gemarkung liegen bie Derter Düber 
thal oder Daubenthbal, Heugershbaufen, Hirtenrob 
Gem.: 2917 M. (1266 A., 549 Wi., 1034 Wa.) Einw.: 2% 

Endorf in Urf. Udorf, luth. Pfd. an ver Schwalm, & 
einer Oberförfterei. Im J. 1263 gab das FI. Haina dem Andreakll 
bei Fulda feine Güter darin. Später verlichen vie Grafen von Zr 
genhain die Zehnten darin und dann die Landgr. von Heffen. F 
E. gehört der Hof Dokelrod. Gem.: 2950 M. (1758 % 
503 Wi, 533 Wa) Einw.: 381. 

Enlersdorf luth. Flo. erfcheint urf. 1270, als vie v. Alter 
burg ihre Güter darin an die Sohanniter zu Nidda verkaufte. 
Gem.: 1382 M. (504 U, 111 Wi, 747 Wa) Einw.: 143 

Felda, Derkifl., auch Großfelda genannt, am Feldabach in 
einer Höhe von c. 1300 %., Sit einer Diftrictseinnehmerei, mi 
1107 Einmw., welche außer Aderbauern und Viehzüchtern Hunt 
werler find, namentlich Nagelſchmiede, Strumpfiwirfer, Leinweber X 


Provinz Oberheſſen. Kreis Alsfelb. 898 


erſcheint url. ſchon 1190 als Felle, Velle und fpäter immer 
ter ben Beſitzungen ver Landgrafen. Den Zebnten. von allem 
te das St. Fohannisftift in Mainz. — Dabei lagen die ausges 
genen Derter Dautzenrod, Gerftenropde, Horhenhain. 

F. gehören: die Wolfenmühle, Hauchenmühle, vie Heiligenmühle 
smeabsmühle) und bie Higmühle. Gem.: 4801 M. (2276 U, 
89 Bi,, 1158 Wa.) 

Fiſchbach, Inth. Fl. Gem.: 1079 M. (454 U, 96 Wi, 
1 Ra) Einw.: 76. 

Gleimenhain in Urk. Glimenhan, Gleimen, luth. Flo. Es 
e 1278 von dem Grafen von Ziegenhain an das Klofter Haina 
henkt worden. Nicht ſehr weit davon lag ber ausgegangene 
t Folkershain. Zu GL. gehört vie Odermühle. Gem.: 
84 M. (559 U, 564 Wi, 819 Wa.) Einw.: 228. 

Gontershaufen in Urt. Gunversh., Güntersh., luth. Flo, 
t fruchtbarer Gemarkung, fam 1285 von benen v. Nona an das 
.Haina. Gem.: 761 M. (426 A., 282 Wi.) Einw.: 214. 

Grebenau in Urk. Grebenomwe, Grefenawe, Stabt an ber Ioffa, 
4 einer Dberförfterei, mit 816 Einw., welche fich großentheils 
t Leinmweberei namentlich von Verfertigung des Padleinend er- 
wen. Seine Gemarkung ift, weil fanbig, nicht fehr fruchtbar. 
8 ſ. g. Schloß, früher im Pfanbbefig der Herrn v. Lißberg, 
m Beamtenwohnung, ift jet Fruchtſpeicher. Im feiner Näbe 
ıd früher ein Iohanniterflofter. G. kommt ſchon in der 2. Hälfte 
: 13. Jahrh. in Urkunden vor. 1605 gab ihm Ludwig V. 
abtgerechtigfeit. Sein Wappen tft auf einem fpanijchen Schilve 

Grebe (Dorfbeamter) in grüner Au, die Nechte in die Seite 
mend, in der Linken einen ftehenden Speer. Zu Gr. gehören 
Rühlen. Gem.: 4224 M. (1446 U, 333 Wi., 2338 Wa.) 

Haarhauſen, Iuth. Flo. mit einer Gem. von 889 M. 
31 A., 206 ®i., 47 Wa) Einw.: 234. 

Hainbach in Urk. Heimbach, luth. Fld., erfcheint urk. ſchon 
O1, wo bie von Hatzfeld Güter darin an das Kloſter Haina 
nlen. — Gem.: 2862 M. (867 u, 451 Wi., 1478 
.) Einw: 289. 

Heidelbach in Urk. Heibilbach, luth. Pfd. an ver Schwalm, 
ber Kurheſſ. Grenze, Tommt urf. fchon 1057 vor. In feiner 
he lagen die Orte Geroltshain, Greiffenhain, ſowie 


894 Topographie. \ 


Weitzendorf. Zu H. gehören: vie Höfe — 
Weitzendorf, die Ueberreſte der 2 ausgegangenen Derter. — 
3294 M. (1172 U, 356 Wi, 1672 Ma.) in 

Heimertshanjen, luth. Fld. an dem Kleinbach mit 1 C 
Sm feiner Nähe lag der Ort Melbach. Heimertshauſen 
urf. 1272, wo die von Romrod an das D. O. Haus a5 <t 
burg ihre Güter darin verfaufen. — Gem: 4154 M. — 
A, 939 Wi, 1633 Wa) Einw.: 362. 

Helperöhain in Urf. Helferichshain, Helfershain, (isst 
erfcheint urk. fchon 1295. Dazu gehörten die ausge nd? 
Derter Baufhbenbain, Bulbertshain, Wolfs ei 
Jetzt gehören dazu: die Grunpmühle und 1 Fohlenftall. — & 
3370 M. (957 4, 867 Wi. 1490 Wa.) Einw.: 555 

Hergersdorf in Urk. Vuerechenbrunn, Werchenbrunnen, „78° 
Fld., urk. Schon 812. In feiner Nähe Ingen bie ausgegusnE 
DOerter Drebehanfen, Riftenberg, Stendorf. — ED 
1648 M. (727 4, 314 Wi, 446 Wa) Einm: 1 3 

Höingen in Urk. Honigen, luth. Fld., zur Bürgemosı 
Deckenbach gehörig. — Gem.: 289 M. (211 U, 67 — 
Einw.: 133. 

Homberg in Urt. Hohunburch, Hohemburg, Hohinbir £ 
Stabt an der Ohm, Sit eines Landgerichts und eines Nentam 
eines Steuercommijjariats, einer Diftrictseinnehmerei, einer Ob 
förfterei, mit einer Gem. von 4778 M. (2177 A. 10648, 
1444 Wa.) und 1735 Einm., auf einem Bafaltberg gelegen, 
in einer Höhe von 1266 Fuß, auf deſſen Gipfel das alte Chi 
ftand, welches 1836 zum Theil abgebrochen, zum Theil rennt 
worben ift (Großh. Hausdomäne und nun als Rentumtswohnum 
dienend). Die Einwohner treiben mehr Gewerbe als Ackerbu 
Homberg fommt zuerjt 1065 unter dem Namen Hohunburch va 
1371 erfcheint e8 als Stadt. 1554 erbielt es von Bhlh 
dem Gr. zwei freie Iahrmärfte. 1597 brannte ein großer Til 
der Stadt ab und auch im 30jährigen Krieg Hatte fie vid A 
leiden. Im feiner Gemarkung lagen die Derter Einhauſen 
Niederdeckenbach. Es gehören bazu: die Krebsmühle, Ober 
mühle, Sandmühle, Herrmühle, Pletſchmühle und Hainmühle, tet 
Hof Wälvershaufen mit 1 Mühle, die Förfterswohuung Altwälder— 
haufen und das |. g. Neue Haus. 


Provinz Oberbeffen. reis Alsfeld. 895 


Sopfgarten, Intb. Pfr. Es hieß früher Hohenwarta, Hoppeng., 
warez url. ſchon 812 vor, gehörte zur Burg Romrod; 1358 
er>e es mit einem Antheil ver Burg Romrob an Helfen verfauft 

UT gnes von Wefterburg, einer Romrodiſchen Erbtochter. In 
ex Mühe lagen die Derter Nievderbopfgarten, Merſchrod. 
> oopfgarten gehören: ver Hof Melchiorsgrund nebſt Mahl- 
Dchlagmũhle. — Gem.: 3826 M. (819 A., 578 Wi, 
>> Wa) Einw.: 298. 
Meſtrich in Urt. Chifteriche, Keifterich, luth. Fld. an ber 
>’ _ in einem engen Thal gelegen, mit 406 Einw., welche 
>T el mit Spinnerei und Weberei befchäftigen. Urk. fchon 825. 
Ber wır tas Stift St. Johann in Mainz darin begütert. 
DE erhielt es Casp. von Weither als Kunkellehen von Philipp 
N DDeilen. 1717 belehnte Ernſt Ludwig die v. Schenk damit. — 
VER, : 1951 M. (794 A. 440 Wi, 626 Wa.) 
| Sirtorf in Urt. auch Kirchdorf, Stadt an tem Kleinbach 
W einem engen Thale mit 1115 Einw., Sit einer Diftricts- 
MEeHmerei. In der Umgegent finten fib Spuren vieler längft 
ASK egangener Derter, 3. B. Kamberg (zmifchen Alsfeld und 
Xtorf), Habertshauſen (zwiſchen Obergleen und Maulbach), 
Sunzelrod, Hirtenrod, Watzenrod, Folkershain (da 
vo jeßt ver Kirchenſtumpf, die Ueberreſte einer alten Kirchen⸗ 
ze Vebelwand) sc. Kirtorf war ſchon 1254 eine Beſitzung ber 
m alten Grafen von Ziegenhain, nach teren Ausſterben 1450 es 
a Heſſen kam. Es hatte früher ein befonderes Amt, wozu auch 
RB Eußer-Gericht ver Frhrn. v. Schent gehörte, eigentlich 
das äußere Gericht, weil e8 die außerhalb Kirtorf liegenden Dörfer 
Ahrbach, Erbenhaufen, VBernsburg, Arnshain, Wahlen und Ober- 
gieen umfapte und nicht die Stadt. Zu K. gehören: die Aumühle, 
Grenzersmühle und Spitzenmühle. — Gem.: 4452 M. (2202 
A., 737 ®i, 1230 Wa.) 

Köddingen, luth. Fir. an ter Felt. Im Jahr 1558 
erwarben bie v. Niebefel den Zehnten barin. Im feiner Gemar- 
fung liegt ver Vögelsberger Hof. In feiner Nähe lag ber 
Ort Rützelshain. — Gem.: 3664 M. (1519 A., 848 Wi,, 
1169 Wa) Einw.: 583. 

Lehrbach in Urk. Lovelbach, Lovenbach, luth. Pfr. an dem 
Kleinbach, urk. ſchon 1261, zu welcher Zeit die v. Rodheim darin 


896 Topographie. 


begütert erfcheinen. 1299 gaben tie v. Ziegenhain ven 
darin dem Klofter Haina zu Lehen. Im Ort ift en — 
Grafen von Lehrbach mit fchönem Garten. Unweit dac * 
Schmitthof nebft Mühle, ven Herrn von Schenk hc 
einer wieberhergeftelften Ritterburg mit Wirthfchaftsgebiuds? 
ftehend, ferner der Retſchenhäuſer Hof nebft Mühle, 

ein Dorf, die Zeichmühle und die Weißmühle. In ver O 
fung find Sandfteinbrüche. Im der Nähe lagen die Dörfer 7 
dorf, Baldersporf, Föllershain. — Gem: 542 
(1264 4, 463 Wi., 3549 Wa.) Einw.: 409. 

Leuſel in Urt, Liuzziliha, Lutcela, Leyſell, luth. Pin“ 
1 Mühle, kommt urk. ſchon 1107 vor, gehörte zur Burg 
tod, wurde 1369 von einer Romrobifchen Erbtochter an We 
von Schrecksbach auf Wiederkauf verfauft und wahrfcheinlich 
von den Landgrafen eingelöf. 1681 ernenerte Elif. Dog‘ 
bie darin aufgetragenen Lehen denen von Döringberg und S 
zu Schweinsberg. — Gem.: 2845 M. (1931 U. 762 
Einmw.: 446. | 

Kiederba in Urk. Luderbach, luth. Flo, kommt fchon 
gelegentlich ver Einweihung ver Kirche von Schlig vor, ee 
825 gelegentlich der Kirchweihe zu Zell bei Alsfeld. 18 
Ichenfen vie v. Lyderbach ihre Güter darin an das D. O. - 
zu Marburg. — Gem.: 2903 M. (942 A., 502 . 
1334 Wa) Einw.: 341. 

Manlbad) in Urt. Mülenbach, luth. Pfo., Sit einer Ol 
förfterei. Im feiner Gemarkung ift ein Baſaltbruch. In fe 
Nähe lagen die Derter Dirsrode, Lurelahe. — Ge 
5230 M. (1694 A., 813 Wi, 2618 Wu) Einmw.: 4 

Meiches, luth. Pfo. mit 592 Einmw., welche zum 9 
Gewerbe treiben. Sein früherer Name war Eiches oder zu 
Eiches. Es kommt url. 1340 vor im Bei bes Stifts 
Johann in Mainz. In feiner Nähe lag ver Ort Hodenf 
Im Walde liegt eine Todtenkirche — Gem.: 3343 M. (1 
4, 1076 ®i., 1076 Wa) 

Mündlenjel in Urt. zu deme Movinchens, luth. Fb. 
der Schwalm, zur Bürgermeiiterei Schwabenrod gehörig Es 
ſcheint urk. 1328, wo tie von Romrod ihre Güter darin an 
Sohanniter zu Grebenau fchenten. In feiner Gemarkung liegt 


Provinz Oberbeffen. Kreis Alsfeld. 387 


feinhof. — Gem.: 793 M, (491 A., 170 Wi., 95 
2.) Einw.: 71. Ä 

Friederbreidenbadh in Urk. Breidenbach, Breitunbach, luth. 
- + Tormt in Url. fchon 812 vor — Gem.: 1368 M. 
>32 u, 373 ®i, 397 Wa) Einw.: 205. 

Friedergemünden, luth. Pfo. an der Felda mit 545 Einm, 
He zum Theil Schaafhanbel treiben. Im feiner Nähe lag ber 
' Drtenrod (8 gehören dazu: die Oppermühle, Schlag- 
le, Deoffelmühle und Dienertsmähle. Urk. erſcheint es 1311 

efisß ver Ziegenhainer. — Gem.: 3121 M. (1566 4, 

Wi., 580 Wa.) 

teberofleiden, luth. Flo. an der Ohm. Im feiner Gemar- 

. Utegt ein Sandſteinbruch. Es erfcheint 1264, wo die von 

ihre Güter darin an das Klofter Haina fchenfen. In 

a Nähe lag ver Ort Finfenhain. Es gehört zu Nieber- 

ra bie Aumühle. — Gem.: 2186 M. (1362 4, 557 

» 837 Ba.) Cinw.: 528. | 

Oberbreidenbach, luth. Pfr. an ber Anpreft, erfcheint urk. ſchon 

- Sm feiner Nähe lagen die Derter Günzelporf, Neuenrob. 

1 gehört die Bruchmühle. — Gem: 3580 M. (1412 A., 
118 Wi., 946 Wa.) Einw.: 551. 

Shergleen in Urf. Glena sup., luth. Pfr. an dem Klein 
bach. In feiner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch. Im feiner 
Nihe Lagen tie Oerter Günzelrode, Habertshaufen, Heil 
bertspaufen, Rodelshaufen. Dazu gehören: vie Casparsmühle 
(Eichmühle), Wernersmühle, Mcbergsmühle, Kamberger Mühle. — 
Gem.: 1347 M. (932 4, 271 ®i) Einw.: 714. 

Sherofleiden, luth. Pit. an ter Chm mit 369 Einm, 
welche fich zum Theil viel mit Spinnerei une Yeinmweberei beichäf- 
tigen. Im jeiner Gemarkung liegt ein Sandſteinbruch ımt 1 Mühle. 
Im Jahr 1256 ſchenkte Guntram Schenk von Schweinsberg 
fein Allod darin dem Kleſter Sun. — Gem: 1347 M. 
(982 ©, 271 Ei) 

Oberſorg, luth. Fe. an ter Schwalm, zur Bürgermeifterei 
Hergerstorf gehörig, mit 1 Mühle — Gem: 1531 M. 
(589 A, 277 Wi, 672 Wa) Cint.: 221. 

Oberroden, Kirche nebſt Glüdnerirchmung, anf einer Heinen 
Anhdhe in ter Gemarkung Liederbach, in einem waldigen Thale, 


812 


398 Topographie. 


Ueberrefte des fonft ausgegangenen Ortes gl. N., gewöhnlich Kirche 
für Nieverbreitenbah und Liederbach, ſoll ſchon 1209 geftanden 
und eine eigentliche Walpfapelle geweſen fein. 

Otterbach, luth. Fl. 1420 gaben vie v. Riedeſel ihr 
Güter darin an Hanau und empfingen e8 als Lehen. — Gem: 
1476 M. (565 A., 224 Wi, 640 Wa.) Einw.: 119. 

Rainrod, Iuth. Flo. an der Nidda mit 534 Einw., be 
zum Theil Hanpwerfer find, namentlich Nagelfchmiede 2c. In feiner 
Nähe ift das Drachenloch, eine tiefe Höhle in einem Bafaltfellen, 
an die fi eine Dracenfage knüpft. Zu O. gehört vie Hat | 
mühle. — Gem.: 3292 M. (1060 4. 764 Wi., 1398 Ra) 

Neibertentod, luth. Fld., zur Bürgermeifterei Schwaben 
gehörig. — Gem.: 1382 M. (567 U, 199 Wi., 5 
Wa) Einw.: 129. 

Reimenrod, luth. Flo., erfcheint url. 1264, in welden 
Jahre die v. Romrod daſſelbe an Haina verfauften. — Gem: 
1765 M. (504 4., 160 Wi, 1077 Wa.) Einw.: 178. 

Nenzendorf, Iuth. Flo. an ver Schwalm mit 2 Mahl- 
mühlen und 1 Schneibmühlee — Gem: 460 M. (293 U, 
149 Wi) Einw: 92. 

Romrod in Urk. Rumerode, Rumeraive, Runderode, Statt .. 
an ber Aubreft mit einer Gem. von 5535 M. (1569 4, 
923 Wi., 2813 Wa.) und 1110 Einw., welche fich theils 
von Aderbau und Viehzucht, theild von Gewerben nähren, St: 
einer Obereinnehmerei, einer Diftrictseinnehmerei, eines Forſtamts 
einer Oberförftere. Ihr merkwürbigftes Gebäude ift das Schloß 
Die dafjelbe jet umgebenden Gärten bilveten ehedem einen Graben. 
Es war in alten Zeiten Stammjig einer Familie von Romrod 
(Numerode), von ter ein Ludwig zuerft 1197 genannt wird 
Der Hauptzweig ftarb in der Mitte des 14. Jahrh. im Maunb 
ftamm aus; vie weiblichen Erben verkauften ihre Befiungen u 
die Landgrafen. Die alte Burg zerfiel und ift vielleicht nur nd 
in einem Nefte zu erfennen. ‘Die neuen Gebäude, welche ja 
noch ftehen, ließ Ludwig Landgraf von H. Marburg 1578 af 
führen. Die Lanpgrafen von Hefjen- Darmjtabt bielten fich ver 
Jagd wegen oft Hier auf. — Ein Tägerhaus, im Jägerthal 
genannt, liegt zwiſchen Romrod und Zell. Vor noch nicht Langer 
Zeit bejtand das Jägerthal aus 14 Gebäuben; jet ift alles im eines 


Provinz Oberheifen. Kreis Alsfeld. 899 


Schutthaufen verwandelt. In der Umgegend von Romrob finden 
& ebenfalls viele Spuren von ausgegangenen Dertern, 3. BD. 
dringen, Wadenhauſen, Mölbad, Hirtenrod, Ober 
ob, Eldenrod, Liprod, Neuenbain. Zu NR. gehören: 
ie Eichmühle, Lippmühle und Herrnmühle. 

Rülfenrod, luth. Fld. an der Felda, zur Bürgermeiſterei 
Friugshauſen gehörig. Es hieß früher Rudolfferade und kam 
an denen von Schenk unter Heſſen. Dazu gehört die Neü—⸗ 
hle. — Gem.: 1384 M. (417 A., 207 Wi., 723 
33.) Einw. 122. 
| Schadenbach, luth. Eld. Im feiner Nähe lag der Ort 
iwbele.. — Gem.: 2497 M. (971 4, 433 Wi, 1037 
Be) Einw.: 168. 

ESchwabenrod, Iuth. Flo. Dazu gehören ver Kleinhof und 
e Keinmühle. Gem.: 1548 M. (948 A., 267 Wi, 159 
Ba.) Einw.: 223, 

Ssgqdhwarz, luth. Pfd. Im feiner Nähe follen noch Reſte der 
Rirche des ausgegangenen Orts Oberſchwarz zu fehen fein. 
Dazu gehören bie Finkenmühle und Mittelmübhle (Hunnchesmühle). 
Bem.: 6645 M. (1604 A. 900 Wi, 3970 Wa.) Einw.: 729. 
Storudorf, luth. Fld. an ver Schwalm, welche nahe babei 
nat. Es hat eine alte Burg und mebrere Höfe. Gewiſſe 
| darin hatten ehedem vie von Seebad. Zu St. gehört eine 
üble. Gem.: 3271 M. (1378 U, 975 Wi, 747 
We) Einw.: 993. 

=  Strebendorf, luth. Fld. an der Andreft, mit einer Mühle. 
Mem.: 2467 M. (908 A. 540 Wi., 944 Wa.) Einw.: 339. 
=’; Gtumpertentod in Urk. Stumprachtesrode, luth. Pfd., mit 
Mil Einw., welche theils Lanbwirthfchaft und Viehzucht, theils 
wu Gewerbe treiben. 1342 bezog bie Kirche St. Johann im 
Wein; ven Zehnten varin. Gem.: 3139 M. (1776 U, 1034 
Bi, 220 Wa) Einw: 611. 

Udenhanfen, luth. Pf. Die Sage erzählt: ein Schwein 
mbe bier ein Schwert aufgewühlt, welches als das des Attila 
zfannt worden fei, von dem bie Gothengefchichte fagt, daß es einft 
wm Mars gehört Habe. 1270 verkauften U. die v. Altenburg an 
se Johanniter zu Nidda. Dazu gehört eine Schneidmühle. Gem.: 
BA5I M. (1038 U, 458 Wa, 2402 Wa) Einmw: 481. 







400 Topographie. 


Unterforg, luth. Fld. an ver Schwalm, mit 1 Mühle. # 
ihm gehört ver Scheibelshof.e Gem: 489 M. (2851 fr 
128 Wi. 49 Wa.) Einw.: 101. = 

Vadenrod in Urt. Fronerot, Pharderaide, luth. Flo. mn! 
Schwalm, Sit einer Oberförfterei, erfcheint urf. fchon 812 * 
feiner Nähe lagen bie Oerter Hachbach, Hetzelsha a 
Matzmus, Mersrod, Wingerod, Lenzenrod. 
hört die Hohmühle. Gem.: 3548 M. (1096 A., 78” «\ 
1536 Wa.) Einw.: 486. 

Wahlen in Urk. Walken, luth. Pfo., Sit einer C 
fterei, zum Eußer Gericht gehörig. Seine große Gemartuzz?” 
Eifenfteine, Bafalt, und Sanpfteinblöde. Urk. fchon 1297. _ 
ditlich davon lagen vie 2 ausgegangenen Derter Hauftädt 2 < 
Watzenrode, ferner lag in feiner Nähe der Ort Greber 3 « 
Gem.: 5440 M. (17624., 845 ®i., 2731 Wa.) Einw.arf : 

Wallersdorf in Urf. Walboversporf, Iuth. Fld, mit 1 IL 
1276 hatten vie v. Altenburg ihre Güter darin an Same = 
Gem.:171I9M. (915 U, 229 Wi. 504 Wa.) Einw._<a® 

Windhaufen, luth. Fld., Sit einer Oberförfteret. _ 
lag der ausgegangene Ort Roßbach. W. erfcheint urk. [cher 7 
Die von Romrod und Eijenbach waren begütert barin. . 
4437 M. (1321 A., 960 Wi., 1978 Wa) Einwr «% 

Zell in Urk. Cella, luth. Fld. mit 673 Einw., ef 
ſich viel mit Spinnerei und Weberei beſchäftigen. Dabei Ing Wi 
ausgegangenen Dexter Einhaufen, Unterzell, Herten 
Dazu gehören: die Hobelmühle, ver Steineshof und vie Steink 
mühle. Im J. 825 meihte Erzbifchof Hatftolf die Kirche dun 
1393 erfaufte Heinrich von Heſſen Theile davon von denen im 
Wefterbnrg, die fie durch Heirath von denen von Romrod erme 
ben hatten. 1434 erhielt e8 Landgraf Ludwig von Hersfeln zu Leha 
Gem.: 8919 M. (2287 A. 1149 Wi., 5216 Wa.) Einm.: 6 











direis Biedenkopf. 


Der Kreis Biedenkopf befteht aus 83 Ortfchaften, im weide 
eine Gefammtbevölferung von 35486 Seelen wohnt (34687 Luh 
97 Ref, 7 Un, 92 SKath., 12 Sect, 591 Juden). Darum 
befinden ſich 4 Stäͤdte. Keeisitaht it 


Provinz Oberheſſen. Kreis Biedenkopf. 401 


Biedenkopf in Urk. Bievencap, Beidenkap, Biedenkaph, Stabt 
der Lahn, Sig eines Kreisamts, eines Landgerichts, eines Steuer- 
Imiffariats, einer Diftrietseinnehmerei, eines Kreisbauamts, einer 
erförfterei, mit einer Gem. von 13355 Morgen (1731 U, 
31 Wi, 9965 Wa.) und 3015 Einw. Hinter der Stabt 
ein Berg auf, deſſen zum Theil bewalveter Gipfel vie Nefte 

alten Schlofjes trägt, darunter noch den Hauptthurm. In⸗ 
ezutere Gebäude der Stadt jind: die Stadtkirche mit einigen 
zrälern und vie Hospitalfirche, Iettere im J. 1415 erbaut. 
un Schlofje zeichnet fich) Der runde Thurm aus. Das Schlof- 
> (Großh. Hausbomäne) war bisher als Fruchtſpeicher be- 
Xvorden. Die Einwohner nähren fi theil® von Aderbau 

won Gewerben. Das Gewerbe der Tuchmacherei war ebe- 
»SDn der größten Bedeutung für Biedenkopf (f. o. ©. 149). 
Stadt bejigt ein Hospital, geftiftet für Bürger, welche von 
HEyigen keine Verpflegung finden. Zur Zeit ver Landgräfin 
ze (1254) gefchieht zuerft Biedenkopfs Erwähnung Als 
E erfcheint e8 1304. Die Vorſtadt wurde 1335 begonnen; 
Sewohner ver alten Orte Gunzbaufen und Dreders 
Ten zogen hierher. Die Stadt hat wiederholt durch große 
Er shrünfte gelitten. Das Wappen von B. ift im oberen Theile 
Einem Felde ohne Farbe (weiß) 3 Thürme mit vothen Dächern; 
unteren Xheile in rothem Felde ein fchreitender, rechtsgewende⸗ 
ungekrönter golener Löwe mit aufgefperrtem Rachen und eins 
dem über den Rüden gebogenen Echwanze. In ver Nähe Bie- 
tlopfs Liegt das große Hütten- und Hammerwerf die Ludwig 
tte, ehedem Domäne, jett Privateigenthbum (j. o. ©. 86). 
gehören ferner zu B. die Crlenmühle, vie Ober- und Unter: 
ble, eine Ziegelei und die Knochenmühle. 

Achenbach in Urk. Hachenbach, Achimbach, luth. Fld. Im 
er Gemarkung liegt ein Schieferbruch. In frühen Zeiten ſchon 
de bier Bergbau getrieben. Es erſcheint urk. 1360 als von 
Romrodern an die Eiſenbacher verpfändet. 1395 trugen es 
v. Breidenſtein von Heſſen zu Lehen. Zu A. gehört 1 Mühle. 
m.: 2528 M. (1299 A. 348 Wi., 764 Wa.) Einw.: 322. 

Allendorf (bei Battenberg), luth. Fld. an ter Eder. Cs war 
91 in ungetheilten Belig ter Grafen von Battenberg gefom- 
ı 1297 fam es von ihnen tur Kauf an Mainz une wurde 
Walthers Heilen. 26 














402 Topographie. 


bon dieſem 1464 an ven Landgrafen Heinrich II. verpfänkt. 
uralten Zeiten fol bier ein Salzwerk geweſen fein. Zu 4 
die Colonie Dfterfeld und die Kämmersmühle Gr 
6116 M. (1918 X., 1038 Wi., 2832 Wa.) Cinw.: 8 

Allendorf (2'/, St. von Gladenbach) in Urk. 
luth. Fld., erfcheint ur. fchon 1295. Gerechtfame darin hatten 
Breivenbacher. Unweit davon ift eine Höhe, auf der die © 
berer v. Hohenfels gelegen haben foll; jet nur noch mit a 
Ringwall verfehen. Gem.: 1604 M. (444 A., 176 Wi, 
Wa) Einw.: 267. 

Anmenhaufen, luth. Flo. mit 71 Einw. Gem: Il 
M. (625 U, 147 Wi., 160 Wa.) 

Öattenberg, Stadt, auf einer Anhöhe gelegen, an beraff 


eines Rentamts, eines Forftamts, zweier Oberförftereien, mit a 
Gem. von 4663 M. (2004 U., 960 Wi., 1485 Wu) 
1376 Einw Am norbiweftlihen Ende ftand einft das 6 | 
Battenberg, an deſſen Stelle nun die von Ernſt Auge) 
baute fehöne Neuburg (Großh. Hauspomäne) fteht, welche jr 
Iocalen und Amtswohnungen dient. Weſtlich überragt vie CME 
der Burgberg mit ber Burg Kellerberg, eine Fegelförnige 14 
dige Anhöhe, auf deren Gipfel ein alter runder Thurm ſleht, @ 
geben von einem Meft einer Mauer ꝛc. Bet Battenberg mt 
die Chatten durch Germanifus überfallen und in die Ever ger 
Karl ver Gr. lieferte bier Treffen gegen die Sachfen. 1227 
icheinen als Befiter der Stadt die Grafen von Wittgenftin w 
Battenberg. 1234 erhielt fie Mainz zur Hälfte Im g. 19 
erhielt Mainz Stadt und Schloß Battenberg, 1297 auch Kellerhel 
ganz. 1464 Tamen alle Mainzifchen Beſitzungen bafelbit an Heil 
Das Wappen von B. ift ein filbernes Rad in rotbem Felt“ 
Eine PViertelftunde von Battenberg liegt die Colonie Neujägtf 
dorf „auf der Kröge“, eine von einem Wallgraben umge 
Anzahl von Wohnungen, deren mehrere von Mennoniten, eine # 
Zigeunern bewohnt wird, deren Väter dem Landgrafen das MP 
gerettet haben follen. Nahe dabei liegt die Kleupelburz, 9 
ehenn Jagdſchloß von Ludwig VII. öfters ber Jagd wegen beweht 
jetzt ein Hof, Privateigenthum. Es gehören zu B. außerdem M 
Mühle unterm Rain, die Füllnhäufer Mühle, der Auhammer, ein 

gelei und das Braunfteinbergwertt „Sunterlindergruriiuutt 


Provinz Oberbeffen. Kreis Biedenkopf. 403 


ittenfeld, Mrktfl. an ver Ever, am Fuße ver Anhöhe, auf 
enkerg liegt, mit 557 Einw. Seine Kirche enthält ver- 
Srabmäler und gemalte Wappen. Es theilte die Geſchicke 
ttenberg. Bei Battenfelo führt eine fchöne Brüde 
Ever. Gem.: 5085 M. (1085 A., 459 Wi., 3356 Wa.) 
Unhauſen in Urt. Bedelhuſen, Bedelnhuſin, luth. Flo. 
Alnau. Gem.: 1459 M. (595 A., 242 Wi., 589 
ẽinw.: 138. 
tohofen in Urk. Berghohen, Berckhoben, luth. Flo. Im 
emarkung ſind Sandſteinbrüche. Zu B. gehört der Klein'⸗ 

Gem.: 2271 M. (1065 U, 194 Wi, 970 Wa.) 
481. 
ebighaufen, Hof, zu Hatzfeld gehörig. Gem.: 225 M. 
„34 Bi, 2 Wa.) Einw.: 58. 
hoffen, luth. Pfo., kam 1629 aus gemeinfchaftlichem 
m Solms und Hefjen an Heffen allein. In feiner Nähe 
: auögegangenen Derter Ober-Bifchoffen, Merbad. 
gehören: vie Pfeifersmühle, die Grünewaldsmühle, die Gel- 
ühle, die Steinmühle und Schleifmühle. Gem.: 2673 
2 U, 357 Wi., 1399 Wa.) Einw.: 457. 
ttenhorn in Urk. Buttenborn, Iuth. Flo. Zu ihm gehört 
be. Gem. 3433 M. (2087 U, 629 Wi., 639 
Einw.: 677. 
eidenbad), luth. Pfd. mit einem Schloffe der Herrn von 
ein. Es kommt Schon 913 urkundlich vor. 1359 trugen 
und Johann von Breivenbah tem Lanbgrafen Hermann 
ige Schloß zu Lehen auf. Zu B. gehört eine Mühle. 
3932 M. (1696 U, 465 Wi., 1613 Wa.) Einw.: 
leber ven Breivenbacher Grund f. o. ©. 374. 
‚eidenftein, Stadt an ver Pferf mit 393 Einw., barin 
e Wohnung des Frhrn. v. Breidenftein mit gejchmadvollen 
lagen. Die Herrn v. Breivenftein erhielten 1398 von 
Benzel die Erlaubniß zu ihrer Seite, genannt Breibenftein, 
otlein bauen zu dürfen, wodurch fie Neicheritter wurden. 
denftein gehört ver Breibenfteinifche Eiſenhammer, 1 Mühle 
Höfe Elsbach (Melsbah) und Roßbach. Gem. von 
82 M. (1135 U, 457 Wi., 818 Wa) Gem. von 
ſ. u. Roßbach, 

I * 


404 Topographie. 


Bromsfirden in Urk. Fromelskirch, Fromoldiskirchen ꝛc., Mrftil 
an ber Preuß. Grenze mit 1168 Einw. und einer Gem. von 
13098 M.. (4162 A. 1479 Wi., 6851 Wa.) Es kam 1238 
von den Herren dv. Battenberg an das Mainzer Erzftift, von vem 
e8 1464 mit andern Ortfchaften an Landgraf Heinrich II. ver 
pfändet wurde. Zu DB. gehören vie Colonieen Neuludtwigsver 
und Dachsloch, die Höfe Seibelsbah, Heiligenholz, das Forſthan 
Elbrighaufen (Sig einer Oberförfterei), und bie Ober- und Unter 
Iinspher Mühle. 


Buchenau, luth. Pfo. nahe an ver Lahn. In feiner Gemarkung 
findet fih ein Kalffteinbruh. Die Kirche aus vem 15. Yahk 
enthält mehrere alte Grabmäler. Es gebörte im 12. Jahrh. ie 
Zandgrafen von Thüringen und Hefjen Ludwig I. und fpäter ka 
Nachfolgern; 1562 fam es an Heſſen-Marburg, dann an He 
Caſſel und 1623 an Heffen- Darmftadt. Zehnten darin hate 
bie v. Breidenbach als Lehen. Im 30jährigen Kriege wurde —9 
ftart mitgenommen. In der Nähe ftand fonft ein Dorf Upper | 
haufen. Zu Buchenau gehören: die Buntebergsmühle, 2 Meühlen 
ohne Namen, die Eifenfchmelze Carlshütte (f. o. ©. 86) um 
1 Eifenbergwerf. Gem.: 4830 M. (1377 U, 626 Wi., 2611 
Wa) Einw.: 613. 


Damushauſen in Urk. Demefihufen, luth. Flo. Gem.: 2487 
M. (770 A.: 322 Wi, 1283 Wa) Einw.: 248. 


Dautphe in Urk. Dupafhero, Dupuffe, Dudeffe 2c., luth. PR 
unweit der Dautphe, auf einer Kleinen Anhöhe; einer ver ältefim 
Orte des Hinterlandes, der urf. ſchon 791 vorkommt. Sehenk 
werth iſt die alte Kirche. Zu D. gehört ein Theil ver Kilian® 
hütte. Gem: 2954 M. (1052 A, 371 Wi. 1318 Wa) 
Einw.: 414. 

Dernbach in Urk. Derinbach, luth. Flo. auf einer hoben 
DBergfpige; urf. fehon 1254, war ehebem der Sit der ausgeſtor 
benen Familie v. Dernbach, welche den Ort 1309 an Lanbgrafen 
Otto und feine Gemahlin Alheyt verkauften. Spuren von ihre 
alten Burg find noch zu fehen. Gem.: 749 M. (256 4., 118 
Wi., 355 Wa.) Einm: 175. 


Derbach, luth. Pfo., mit 2 Mühlen. Gem.: 2826 R. 
(1088 4, 302 Wi., 1348 Wa.) Einw.: 851. 


Provinz Oberheflen, Kreis Biedenkopf. 405 


Dietenshanien, luth. Flo. mit 142 Einw. und 2 Mühlen. 
:m.: 1614 M. (528 U, 311 Wi. 695 Wa.) 

Dodenan, Iuth. Bid. an ber Ever mit 902 Einw,, unter 
en viele Nagelſchmiede finn, Sit einer Oberförftere. Zu D, 
Ören: die Colonie Burghölle, die Höfe Burbach, Binfenbach, 
Henberg, Hobe, Kleudelburg, Obell, die oberjte und unterjte 
Asburg, vie Rößmühle und 1 Papiermühle. Gem.: 12678 M. 
359 U, 1261 Wi, 7449 Wa.) 

Eckelshauſen, luth. Pfo. an der Lahn, Sit einer Oberför- 
ei, kommt in Urk. unter dem Namen Eykeldisshusen, Eckeltz- 
m vor. Gem.: 1761 M. (592 4, 315 Wi, 754 Wa.) 
kw.: 902. 

Eifa in Urk. Ibe, Sffe, Uffe, luth. Flo. mit 301 Einw. und 
zw Mühle. Gem.: 3619 M. (12444., 326 Wi., 1940 Wa.) 

Elmshanſen, luth. Fld. in einer der lieblichſten Lahngenden. Es 
Wirte früher ven Herrn v. Döring, nach deren Ausſterben (1791) 
an die v. Breidenſtein fiel. Zu E. gehört der Karlshof. Gem.: 
91 M. (477 U, 239 Wi, 627 Wa.) Einm.: 1483. 

Endbach, luth. Fld., erfcheint 1261 im DBefit derer von 
heim. Zu E. gehören: die Krebsmühle, Dörrmühle, Heden- 
He und 2 abgelegene Häufer, „Hütte“ genannt. — Gem.: 
39 M. (760 U., 254 Wi, 999 Wa.) Einw: 448. 

Engelbach, luth. Fld. an ver Kurheſſ. Grenze mit 411 
nw. Gem.: 3378 M. (1045 4, 336 Wi, 1907 Wa.) 

Erdhauſen in Urk. Ertzbauſen, Iuth. Flo. In feiner Ge- 
ung finden fih Spuren ter Burg Nenen- over Naumburg, 
be im 13. Jabrh. von Berthold von Blankenſtein errichtet 
den war. Zu €. gehören: die Curtsmühle, die oberjte und 
erite Blaumühle, die Urbansmühle, vie oberfte und unterfte 
uchmühle. — Gem.: 2268 M. (881 U, 311 Wi, 946 
) Einw.: 349. 

Frechenhauſen in Urk. Frehenthüſen, luth. Fld. im Grund 
eidenbach mit 2 Mühlen, der Bilſingsmühle und oberſten 
ihle. — Gem.: 1562 M. (919 U, 201 Wi., 415 
.) Einw.: 305. | 

Sriebertöhnnfen, Iutb. Fld. an ver Alnau mit 2 Mühlen. 
beftebt meift aus großen Höfen, deren Beſitzer fehr wohlhabend 
» und bieß früher Frevebrachtishufen, Frebertshufen. Zehnten 


406 Topographie. 


barin hatten bie v. Breidenbach — Gem: 1394 M. (6101, 
187 Wi, 566 Wa) Einm: 125. æ 

Friedensdorf, luth. Fld., heißt im Urkunden Frediluiſe gr: 
Dazu gehören: vie Neumühle, die Schmelzmühle und vie M 
mühle. Zehnten barin hatten vie von Breidenbach als a p 
von Heſſen. — Gem.: 2500 M. (859 U, 407 U, 
1074 Wa.) Einw.: 371. 

Frohnhauſen in Urk. Fronenh. Fromh. (2 Et. v. Balln 
berg), luth. Pfd. unweit ver Ever mit 390 Einm., welche derh 
Wiefen- und Weideland begünftigt, vorzugsweiſe Viehzucht twin. 
Es erſcheint urf. fchon 1128. Dazu gehört 1 Mühle — Ger: 
3221 M. (1338 U, 448 Wi., 1350 Wa.) 

Srohndanfen in Urk. Fronhus (1 St. von Glaved) 
luth. Fl. an der Alnau — Gem.: 1647 M. (66U 
231 Wi, 717 Wa) Einw.: 212. 

Gladenbach, Mktfl. mit 1180 Einw., Sig eines ie 
gerichts, eines Steuercommifjariats, einer Diftrictseinnehmed, 
eines Rentamts, eines Forftamts, einer Oberförfterei, Tiegt in eins 
erhöhten Keſſel, veifen benachbarte Höhen ein mehr kahles um 
unfreundliches Anſehen haben. Nahe bei Gladenbach auf em 
Anhöhe findet man noch zur Zeit fpärlide Auinen ver Bay 
Blanfenftein, in welcher ver entfegte Erzbiſchof Ruprecht von Cu 
gefangen faß, fpäter Herzog Ulrih von Würtemberg ein Verſte 
fand. Bis zum Jahr 1770 war fie ver Sig ber Beamten em 
Amts, welches nach ihr das Amt Blankenftein hieß. Auf em 
anderen etwas entfernteren Höhe, ver Naumburg, foll ein Sch 
geftanden haben, jett ift nur noch ein Ringwall da. Bon ben 
alten Bergwerfe, aus tem Landgraf Ludwig IV. das Silber p 
ben ſ. 3. Gladenbacher Thalern gewann, ift nur noch ver Rum 
in einer benachbarten Mühle, ver BPohmühle, übrig. — 
In ter Umgegent von Gladenbach finden fick Spuren von am 
gegangenen Dertern, wie Mainzbaufen, Gilbertshanfen 
Frommerode, Merbad. — Gem.: 1067 M. (620 % 
218 Wi., 128 Wa.) 

Gönnern, luth. Fld., heißt in früheren Urfunben Gindem 
Dazu gehören: vie Agmannsmühle, tie Martinsmühle (Treppes 
mühle) und Obermühle (Schlöffersmühle). — Gem.: 3083 M 
(1570 A. 571 ®i, 883 Wa) Einw.: 501. 





Provinz Oberbeffen. Kreis Biedenkopf. 407 


Günterod, luth. Pfr., auf einem bebeutenden Bergrüden ge 
n, mit 467 Einw., bie fich großentheild® vom Striden wol- 
r Waare ernähren. Dabei foll das ausgegangene Dorf Frome- 
ve gelegen haben. — Gem.: 2421 M. (982 U., 246 
‚ 1099 Wa.) 


Hartentod, luth. Pfo. mit 616 Einw., welche fich fehr 
mit Wolleftriden befchäftigen, kommt in älteren Urkunden 
r bem Namen Hirprachterode vor. In feiner Gemarkung 
de früher Bergbau getrieben. Es gehört dazu bie oberfte 
unterfte Hahnkopfsmühle und die Schmittsmühle — Gem.: 
32 M. (1426 A. 261 Wi, 145 Wa.) 


Hasfeld in Urk. Haitsfeld, Hatsvelt, Stadt an ber Eder 
einer Gem. von 13405 M. (3319 U, 1192 Wi, 
86 Wa.) und 1138 Einm., welche fich in ber rauhen Gegend 
merlich theils von Wiefen- und Ackerbau und Viehzucht, theils 
ben benachbarten Wäldern von Kohlenbrennerei und Holzmacherei 
ren, Sit einer Oberförfterei. Auf dem Hinter der Kirche fteil 
eigenden Berg liegen die wenigen Trümmer bes alten Schloffes 
feld, des Stammhauſes einer uralten Familie, die in einzelnen 
igen jest noch blüht. — Hatzfeld und feine Umgegend gehörte 
ven Befigungen ber Grafen von Battenberg. Der Name er- 
nt zuerft 1213. Kraft von Hatzfeld erhielt 1340 von Kaiſer 
wig das Recht, unter der Burg eine Stadt zu bauen. Die 
rn von Habfeld folgten in ven Fehden zwifchen Mainz und 
en bald ver einen, bald ver anderen Parthei. 1570 erlofch 
Linie berfelben und Landgraf Ludwig IV. zog bie Hälfte von 
g und Stadt Hatzfeld als eröffnetes Lehen ein. Einen andern 
il davon kaufte Ludwig IV. 1588, tie fibrigen Theile Ludwig IX. 
'2 und 1776. Ein NRechtsftreit einer Hatzfeldiſchen Linie 
» die Erbfolge im Leben enbigte zu Gunften Heſſens. — 
feld bat in feinem Wappen in ber Mitte in golpnem Felde 
gegen einander jtehende fchwarze Klammern, jede oben mit 
m Thürmchen in natürlicher Farbe verziert. Cine viertel Stunve 
halb Hasfeln Tiegt der Hof Oberndorf, der Reſt eines aus: 
ngenen Ortes. Es gehören ferner zu 9. die Höfe: Lindenhof, 
chen, Schaafhort, Elſoff und Thal (Ebenfelr), ferner 1 Papier: 
le, 1 Eiſenhammer und 1 Forftyaus. 


408 Topographie. X 
> 


Herzhanfen in Urk. Hedtenhufun, Hirtzh., luth. Ste, ,% 
ur. fhon 1107. — Gem.: 2837 M. (712 4. ec 
1645 Wa.) Einm.: 322. 

Holzhanfen (bei Battenberg), Tuth. Flo. an der Ever. == 
gehören: die oberfte und unterjte Edermühle, die Eifer 
der Holzhäufer Eifenhammer, 1 Braunfteinbergmerf und 1 — 
bruh. — Gem.: 3146 M. (972 U., 486 Wi, 27 
Wa) Einw.: 410. 

Holzhauſen (bei Gladenbach), Iuth. Pf. an der TEE 
mit 1 Mühle. Auf einer Anhöhe umweit, der Hunnent 1112 
Munde des Volks genannt, findet fich ein großer SteimssTtTT 
Holzhauſen erfcheint urk. ſchon c. 1340 als in theilweifen FF 
des Stifts St. Johann in Main — Gem.: 335-5 z 
(1024 A. 524 ®i, 1710 ®a) Einw.: 650. 

Hommertshaujen in Urk. Humershaufen, luth. Fle., „ -* 
bis zur Mitte des vorigen Jahrh. ftarfen Bergbau. — E 
2053 M. (877 A, 284 Wi, 775 Wa) Einw.: 28 5% 

Hülshof, Hof, zu Bottenhorn gehörend. — Gem.: 4 
M. (703 U, 94 Wi, 147 Wa) Einw.: 28. 

Katzenbach, Weiler mit 46 Einw. und einer Gem. 
1400 M. (256 A., 110 ®i., 1009 Wa.) 

Kehlnbach in Urk. Kelnbach, Iuth. Flo. mit 69 Eine, 
und einer Gem. von 824 M. (462 A., 123 Wi., 209 &ı) 

Kleingladenbad), luth. Fld., ericheint urf. ſchon 913; we 
von Breidenbach hatten es feit 1395 als Lehen von Helm; 
e8 trieb früher Bergbau. — Gem.: 2131 M. (958 U, 160 
Wi., 958 Wa) Einm.: 274. 

Kombach, luth. Fir. Zu K. gehört die Altenmühle — 
Gem.: 1754 M. (676 A., 349 Wi, 613 Wa.) Einw.: 345. 

Leiſa, Iuth. Fld. Seine alte Kirche fell einer Sage zufoht 
die ültefte in Heffen und von Bonifacius felbft gegrünvet far 
Es ijt ver Ort Liesi, hei welchem 778 die Sachſen vie Nike 
lage erlitten. Das Dorf Battenfeldun, welches ein Schriftftele 
als Ort der Niederlage bezeichnet, liegt fehr nahe dabei. An 8 
gehört ein Braunfteinbergwerl. — Gem.: 3052 M. (1491 4 
570 Wi, 857 Wa) Einw.: 424. 

Lirfeld, luth. Pfr. mit 3 Mühlen, erfcheint urf. 1238, 
trieb frühe fchon Bergbau, gehörte zum Kirchengebiet von Breiden⸗ 





Provinz Oberheffen. Kreis Biedenkopf. 409 


zu bildete mit SFrechenhaufen, Gönnern, Simmersbach und 

>xie das Gericht Lirfeld. — Gem.: 2042 M. (1556 U, 

Wvi., 165 Wa) Einw.: 420. 

SWiornshanfen in Urk. Morludisshufen, an der Dautphe, 
Sid. In feiner Gemarkung Liegt der Hof Amelufe 

= 3131 M. (790 A. 330 Wi., 873 Wa.) Einw.: 293. 


SWitornöhanfen in Urk. Moretzh., Maroltesh., an ver Salz 
Inth, Flo. (Vergl. 0. ©. 83.) Dazu gehören: vie obere 
Ewtere Mappesmühle, die obere und untere Lotzenmühle, bie 
wwend untere Hüttenmühle — Gem: 2390 M. (1019 4, 
zu, 971 Wa) Einw.: 531. 
WMiiederdieten, luth. Flo. Die von Breivenbach hatten es 
Les Lehen von Heſſen und es fommt in Urk. als Nydern- 
a vor. Dazu gehörig find vie Hedenmühle und 2 andere 
zu ohne Namen. — Gem.: 2481 M. (1194 U., 283 

Bl1 Wa) Einw.: 273. 

Nicdereifenhanfen, luth. Fld. an der Perf, Liegt im f. g. 
deubacher Grunde. In Urkunden beißt es Yſſenhuſen inf. Die 
‚Breitenbach hatten darin die Gerichtsbarkeit als Lehen von 
ſen. Es gehört dazı die Sandmühle. — Gem: 1729 M. 
08 A., 351 Wi, 314 Wa) Einw.: 403. 
Niederhörle, Inth. Fld. im Grunde Breidenbach, hieß mit 
wrhörle Zwey horle. Die v. Breitenbach hatten es als Lehen 
ı Seffen. — Gem.: 1435 M. (679 A., 296 Wi., 420 
) Einw.: 162. 


Niederweidbad) in Url. Webah, Weidenbach, luth. Pfo., 
} einer Oberförfterei. Seine Kirche befigt in einem Wltar- 
ank ein intereffantes Kunftwerf des 15. Jahrh. Nieberweib- 
kam 1630 aus gemeinjchaftlichem Solmfer und Heffifchen 
ausſchließlich Heffischen Beſitz. Zu N. gehören vie Stoßmühle 
die Stödeholzmühle (Mörbachsmühle). — Gem.: 3270 M. 
14 A. 470 Wi. 1528 Wa.) Einw.: 530. 

Oberasphe, luth. Fl. Gem.: 2459 M. (1353 U, 
> Wi, 700 Wa.) Einm.: 333. 

Oberdieten in Urk. Oberdiedenau, Dodena, Oberdydena, 
.‚ Sb. im Breidenbacher Grunde. Die von Breidenbach hatten 
jet 1395 als Lehen von Heffen. Es gehören dazu 2 Mühlen 





410 Ä Topographie. 


und 1 Schiefergrub. — Gem: 2188 M. (1221 a, ® 
Wi, 488 Wa) Einw.: 308. 

Obereifenhanfen, in Urk. Yzenhuſen sup., luth. dh 
ber Pferf im Breivenbacher Grunde. Die v. Breidenbac2 f 
bie Gerichtsbarkeit darin als Leben von Heſſen. Bis a 
neueren Zeiten wurbe bier unter freiem Himmel ein Ge— 
balten, durch welches alle vie landgräfl. Leibeiguen, we” — 
abelige Leibeigene geheivathet hatten, beftraft wurden. E— = 
zu DO. die Sternsmühle — Gem.: 1008 M. (460 TEA 
Wi, 380 Wa.) Einw: 279. 

Oberhörle, luth. Pfo. im Breidenbacher Grunte (f. o— =. 
hörle). Gem.: 2838 M. (1719 U., 452 Wi., 56 
Einw.: 318. 

Oberweidbach, luth. Flo. am Fuße des Schneeberg 
urk. fon 1212 vor, kam 1630 in ausfchlieglihen B— 
Heffen, nachdem es vorher Solms und Heſſen gemei ⸗. 
gehabt. — Gem.: 2959 M. (563 U, 247 Wi— M 
Wa.) Einw.: 222. 

Quotshanſen, luth. Flo. an der Pferf, im Breibeniafe 
Grunde, mit 1 Mühle. Die v. Breidenbach hatten es «af 
von Heffen. — Gem.: 1124 M. (496 A., 214 Bi, 30 
Ba) Einw: 166. 

Nadjelshanfen in Urk. Racholshauſen, luth. Fld., auf cam 
Anhöhe gelegen, mit 1 Bergwer. — Gem.. 1204 M. (M 
A, 189 Wi, 547 Wa) Einw.: 89. 

Neddighanfen, in Urk. Rendiedehuſin, Rendelh., lu. BY 
mit einem Gifenhammer, erfcheint urk. 1343. — Gem.: 3081 
M. (1000 A. 357 Wi, 1532 Wa) Einw.: 550. 

Nemmertehanjen in Urk. Rengersh., luth. Fld. unweit WM 
Eder mit 1 Mühle. — Gem.: 3823 M. (2187 A., 88 
Wi., 440 Wa.) Einw.: 881. 

Römershanfen in Urk. Rumersh., Reymersh., luth. du 
mit 308 Einw.., welche ſich viel mit Stricken von wollme 
Waaren befchäftigen. Es kommt urf. fhon 1257 vor. — Gem: 
2462 MM. (1063 A, 317 Wi, 1028 Wa.) 

Roßbach, Luth. Fld, kam 1630 aus gemeinfchaftlichem Geh 
bon Helfen und Solms in alleinigen Befit von Heſſen. Gem: 
2407 M. (830 A., 196 Wi., 1192 Wa.) Einw.: 251. 









Provinz Oberbefien. reis Biedenkopf. 411 


doßbach, Hof zu Breidenſtein gehörig (ſ. d.). Gem.: 888 
14 4., 118 Wi., 643 Wa) Einw.: 17. 

toth in Url. zum Roth, Roden, luth. Fld. im ſ. g. Brei- 
7 Grunde. Die v. Breitenbach trugen es zu Lehen von 
an Sayn und Wittgenftein. Im feiner Gemarkung wurbe 
Bergbau getrieben, Aus dem dabei gewonnenen Silber 
aft Ludwig die Mother Thaler Schlagen |. 0. S. 82. Zu 
rt die Eberbadhsmühle. Gem.: 3177 M. (1924 A., 
zi; 631 Wa) Einw.: 318. 

küchenbach in Urk. Richenbach, Inth. Flo. mit 147 Einw. 
1559 M. (629 U, 237 Wi, 649 Wa.) 


kmzhanjen in Urk. Rameshauſen, luth. Fld. an der Alnan. 
er Nähe foll der ausgegangene Ort Mainzbanfen ge- 
haben. Zu R. gehört der Spretb (3 Häuſer). Gem.: 
M. (959 .U, 409 Wi. 696 Wa) Einw.: 295. 


ichlierbach in Urk. Slirbach, luth. Fld. in einer rauhen 
gelegen, mit 170 Einw., welche lebhafte Strumpffabrika⸗ 
iben. Zehnten darin hatten die v. Breidenbach als Lehen 
fin. Gem.: 1911 M. (1060 X., 215 Wi. 581 Wa.) 
silberg in Urk. Sulberg, luth. Fld., trieb früher Bergbau 
pfer (f. 0. ©. 85.) Gem: 1799 M. (636 U, 215 
75a) Einmw.: 226. | 
jimmeröbad), luth. Pfd. im ſ. g. Breidenbacher Grunte. Im 
Semarfung werten Echieferfteine gebrochen. Dazu gehört 
le. Gem.: 2909 M. (1642 U., 487 Wi, 623 Wa.) 
: 406. 

intershaujen in Urk. Senckenshuſen, luth. Fb. Gem.: 
M. (953 A., 405 Wi, 1069 Wa) Einw.: 284. 


steinpferf in Urt. Steinpernephe, Steinpherphe, luth. Flo. 
Pferf, fommt urk. [hen 1103 vor. Die vd. Breidenbach 
ie Gerichtöbarfeit als Yehen von Heſſen. Gem.: 1594 M. 
I., 248 Wi., 452 Wa.) Einw.: 402. j 


dallan, luth. Pfr. an ver Lahn im f. g. Breidenbacher 
, Sig einer Oberförfterei. Die von Breidenbach hatten es 
95 als Lehen von Heſſen. Zu W. gehören: ber Hof 
haufen, 2 Mahlmühlen und 1 Bapiermühle. Gem. 5881 
129 U., 703 W., 3489 Wa.) Einw: 880. 







412 Topographie. 


Weidenhanfen in Urk. Wydenhuſen, luth. Flo. Zu By FL 
hören: bie Kättchesmühle, vie Hartenmühle, bie obere un me fie! 
Waldmühle, 1 Eifenfchmelze ( Iuftushütte) und 2 Ziezelhus gem! 
Gem.: 3679 M. (1203 U, 578 Wi., 1731.) Einn: 

Weifenbach, luth. Fld. im Breidenbacher Grunde DrW 
Breidenbach hatten es feit 1395 als Lehen von Heſſen. De 
2360 M. (589 4, 181 Wi, 1537 Wa) Einn.: 

Wieſenbach in Urt. Wiſſenb., Weffentb., Iuth. Fin. im 
venbacher Grunde, mit einer Mühle. Die v. Breidenbach vs 
es feit 1395 zu Sehen von Heffen. Gem.: 2578 ge N 
U, 240 Wi, 1150 Wa.) Einmw.: 268. “ 

Wilsbach, luth. Pfo., kam 1629 ausſchließlich aımı (iM 
Dazu gehört ver Hof „Hankelsburg.“ Gem.: 2860 zz. M 
A. 491 Wi, 1351 Wa) Einw.: 318. | 

Wolfgruben, luth. Flo. an ver Lahn mit einem Pi 
und Hüttenwerk nebſt einer Drabtzieherei „Kiltanshätte” gem 
Sig einer Oberförfterei. Gem.: 852 M. (847 U, 1468 
297 Wa.) Einw.: 215. 

Wolzhanfen in Urk. Wolfershufen, Iuth. Flo. an ber Be 
im f. g. Breidenbacher Grunde. Es gehört zu W. die Wiefemmähke 
Gem.: 2100M. (786 4,302 Wi, 960 Wa.) Einm: 34 

Wommelshanfen in Urk. Womelvishoffen, luth. Flo. in m 
rauhen Gegend gelegen, mit 419 Einmw., vie fich viel mit 1 
Striden von wollenen Waaren befchäftigen. Es gehören zu ß 
die Colonie „Hütte“, die Hintermühle und die Plodenmühle. Gr 
2360 M. (1116 U, 308 ®i., 839 Wa.) 


Kreis Büdingen. 


Der Kreis Büdingen umfaßt 41 Oerter, welche eine & 
ſammtbevölkerung von 18960 Einwohnern haben (1045 U 
4061 Ref., 12788 Un., 96 Kath., 57 Sect., 913 ua). 
Kreisſtadt ift 

Büdingen in Urf. Butingen, Butbingen, Budicken, SM 
an dem Seemenbach mit einer Gem. von 4945 M. (274614 
1435 Wi., 349 Wa, 66 We.) und mit 2921 meift evom 
Einw. Dazu kommt noch der Büdinger Stadtwald mit 9163 9 


Provinz Oberheffen. Kreis Büdingen. 418 


989 Wi, 8011 Wa.) Der ſ. g. Büdinger Markwald 
n Flächenraum von 8371 M. Sit eines Kreisamts, eines 
his, eines Steuercomniiffartats, einer Diftrictseinnehmeret, 
eines Stammes des Iſenburgiſchen Haufes, in einer rei- 
Gegend gelegen. Die Stadt ift mit einer doppelten Dauer 
ben umgeben. Die Mauer hat mehrere Thürme, welche 
it Dächern, theils mit Zinnen endigen. In dieſelbe füh- 
rere Thore: das Unterthor over Schaafthor, auch Jeruſa⸗ 
bor genannt, weil es nach dem Mufter eines Thors in 
m 1503 gebaut fein fol; das Mühltbor; pas Oberthor. 
Awürbiges Gebäude barin ift das am n. d. Theile lie⸗ 
ichloß, deſſen Capelle wegen ihres Holzichnitwerts fehens- 
t. In demielben findet fich auch eine aus mehreren Jahr⸗ 
n berrührende Bibliothef und ein bedeutendes Archiv, ver- 
Sammlungen, Kunftfachen, Alterthümer ꝛc. und ein mit 
den Wanpbildern aus der Gefchichte des Iſenburgiſchen 
(gemalt von R. Hofmann) geſchmückter Nitterfanl, Das 
um war urfprünglid eine Kirche. Die Einwohner 
ich theil® von Aderbau und Weinbau, theild von Gewer- 
: der Gemarkung von B. finden fich bedeutende Sanbdftein- 
owie eine Unzahl falinifcher Mineralquellen. Das Wappen 
ift in weißem Felde eine rothe gethürmte Mauer mit 
bilochen und 2 Fahnen, welche in weißem Grunde 2 fchwarze 
en haben. Südöſtlich von der Stabt erhebt fich ber f. g. 
Stein, eine merfvärbige Formation, ba der Bafalt aus 
bftein auffteigt. Südweſtl. von ihr befinvet fich eine An— 
: Kalfjtein, in welchem man die Krötenſteine antrifft, vie 
ber für ein Gegengift Hielt, die aber weiter nichts find 
alkte Mufcheln. Nicht fehr weit von der Stadt Liegt ber 
rrnhaag, wo 1737 Graf von Zinzendorf eine Bruder⸗ 
jtiftete, die fih aber 1750 in Folge von Streitigkeiten 
bamal. Lanbesheren wieder entfernte. In neueren Zeiten 
bier eine Separatiftengemeinde auf. Nicht weit von Herrn- 
auf einem fegelförmigen Berg das alte Schloß Hardeck 
rdbegg. Unmittelbar vor der Etabt liegt das Vorwerk 
ıborf mit 89 Einw., beftehend aus dem Todtenhof, 
ten» ober Pfarrkirche, mehreren Hofgebäuden, Ziegeleien 
hrennereien. — Bielleicht ift Büdingen aus einem NRömer- 














414 Topographie. 


Caſtell entftanden. Später erfcheint in der Gegend ein Neihik 
Das Schloß gab die PVeranlaffung zur Gründung ber Stit;t 
war der Stammfiß der Herrn von Büdingen, deren Mama 
1247 erloſch. Bon ihnen fam es in ven Befit ver Sera‘ 
1321 erfcheint e8 als Stadt. Im 30Ojährigen Krieg fit a 
Ungemach. As 1635 ver Graf von Iſenburg in bie Kehl 
erflärt war, wurbe fein Land dem Lantgrafen Georg HD. p 
gegeben bis zum Wergleihe im Suhr 1643. 1806 im 
Bübinger Land unter die Hoheit des Fürften von Herb duit 
ftein, 1816 unter Heſſiſche Hoheit. — Zu Büdingen gehe 
der Sandhof, Salinenhof „Ferdinandenhalle“ (ehedem Sale), W 
Thiergarten (Hof-, Jagd- und Forſthaus), der Sammer (bil 
aus einem Fügerbaufe, Schlag, Mahl- u. Waltmühle), 1 Papiers 

Altwiedermnd in Urt. Wyedermus, evang. Fld., erſcheuu i 
1236, fam .1816 von Iſenburg-Meerholz unter Helfen. di 
gehört der Beundehof (Neuhof). Gem.: 870 M. (7 174,8 
Wi.) Einw.: 304. 


Anlendiebach, evang. Fld, kam 1816 von gſenburg⸗Biin 
unter Heſſen. Gem,: 1182 M. (1016 A., 90 Wi. 23 
Einw.: 234. 

Bindſachſen in Urk. Bingenfaffen, evang. Pfd., kam 18 
von Sfenburg unter Heffen. Dazu gehört 1 Ziegelei. Ge 
2968 M. (1920 A., 851 Wi., 102 Wa.) Einw.: 509 

Bößgeſüß, evang. Fld., durch die Bracht in 2 Theile geſche 
ben, deren einer Kurheſſiſch ift, wurde 1370 auf Wiederkauf v 
den Sfenburgern an Mainz verkauft und fam 1816 von I 
burg unter Heffen. Zum bvieffeitigen Theile gehört die Lahnenmähk 
und 1 Ziegelei. Gem.: 554 M. (280 4., 209 ®i., 47 u) 
Einw.: 97. 

Büches in Urk. Buche, Buche, Buchis, Buocho, evang. 
unweit bes Seemenbachs, erjcheint urf. ſchon 1062, Kam 1818 
bon Iſenburg (Büdingen), in deſſen Bejig e8 fchon 1399 urk. vw 
fommt, unter Heffen. Dazu gehören: ver Erbacher Hof und d 
Erbacher Mühle. Gem.: 883 M. (662 4,192 Wi.) Einm.: 19 

Burgbracht in Urk. Brachta, Brataha, evang. Fld., erfche 
1335 url. im Beſitze ver Lisberger; 1347 gaben dieſelben d 
Dominium bayüber an Fulda; war von 1438 an an bie Ifenburg 


Provinz Oberheffen. Kreis Bübingen. 415 


en und gelangte 1816 unter Heſſen. Gem.: 1590 M. 
A. .578 Wi., 298 Wa.) Einw.: 237. 

Lalbadı, evang. Flo. an dem Krebs⸗ oder Köbelbach, kam 1816 
enburg-Bübingen unter Heffen. Gem.: 811 M. (661 U, 
8.) Einmw.: 336. 

Diebady am Haag in Urk. Diepach, Dietpach, Dyppach, evang. 
rſcheint urk. ſchon 1232, und war 1269 urf. ſchon im 
er Iſenburger, von denen e8 1816 unter Heffen fam. Gem.: 
Di. (838 A., 142 Wi) Einmw.: 336. 

Düdelöheim in Urt. Dudelsh., Dudinesh., Tuttelnsh. ꝛc., 
feden am Seemenbach mit 1297 Einw., welche etwas 
m, einen ſtarken Ackerbau und Gewerbe treiben. Es wirb 
792 urk. erwähnt und fam 1816 von PMenburg-Bübingen 
Heffen. Dazu gehören: ber Findörfer Hof und die Findörfer 
. &em.: 4781 M. (2321 U., 804 Wt., 1539 Wa., 3 We.) 
Dadenrod, evang. Fld., fam 1816 von Sfenburg-Büringen 
Heſſen. Dazu gehört der Chriftinenhof mit Jägerhaus. 
: 880 M. (245 4, 121 ®i) Einw.: 139. 
Edartöhanfen in Urt. Heckehardish. Hecharbesh., evang. Pfd. 
ı Krebs⸗ over Köbelbach, erfcheint fhon 1280 im Befitz 
enburger. Mit dem Gerichte E. war Iſenburg von Würy 
elehnt. Es kam von Iſenburg⸗Meerholz 1816 unter Heffen. 
: 1536 M. (1316 A., 172 Wi) [Der Edartshäufer 
ild bat einen Flächenraum von 2134 M., der Unterwald 
473 M.] Einw.: 392. 

Enzheim in Urt. Anfuinesheim, Anfensh. Einssheim ꝛc., evang. 
n ber Nidder, erfcheint urf. fchon 792. 1476 verkauften 
penjteiner Enzheim an die Grafen von Hanau. Bon Hanau 
> 1810 an Heſſen. Gem.: 783 M. (482 U, 103 
79 Wa.) Einmw.: 163. 

Blanberg in Urk. Glouburc, Glouberg, Glaiberg ꝛc., evang. 
n der Nidder, mit 1 Mühle, erfcheint urk. 1190 als 
ſches Ufterlehen verer v. Büdingen. Im feiner Nähe auf 
Berge finden ſich Spuren einer uralten Burg Glauburg, 
Icktunde vom 9. 1247 zufolge eine Reichsburg. Um das 
Plateau des Bergs läuft ein alter Ringwall, außervem finden 
ch ungeheure Wälle und Gräben; e8 wird darum angenom- 
daß biefe Arbeiten Befeftigungen der Germanen gegen bie 


















416 | Topographie. 


Römer waren. Der Ort fam 1806 von Stolberg-&erernui: 
Heffifche Hoheit. Gem.: 2186 M. (1297 U, 328 Ri, 9 
Va) Einmw: 513. u 

Hainchen in Url. Hane, Heinchen, evang. Pfo., Tun WM 
von Hanau an Heffen. Dazu gehören 2 Ziegeleien. Gem: 
M. (706 A. 354 Wi, 1077 Wa) Einw.: 666. p 

Haingründan, evang. Pfr. an dem Grünvaubach, Tom If 
von Iſenburg unter Heffifche Hoheit. Dazu gehören: bie a 
ltegende Haingründauer Kirche und Mühle. Gem.: 179 
(1345 4, 383 ®i) Cinw.: 566. 

Heegheim in Urk. Hegeheim, Heigenheim, evang. Flo, m 
urf. fchon 1285, gehörte zum Schloß, nachheriger Geil 
Staaben, bie fpäter bei ven Sfenburgern erfcheint. Herb 
bei ber Abtheilung erft an das Haus Limbung, dann 148 
Sibold we von Steinfurt. Durch eine weitere Abtheilung ME 
fiel e8 an Sfenburg nnd kam 1816 von Senburg-Büringen 
Heffifche Hoheit. — Gem.: 1129 M. (916 A., 19% 
35 Wa) Einmw.: 219. au 

Himbach in Urt. Heymbach, evang. Fld. 1358 werden Wäg 
Grafen von Ziegenhain vom Erzbifchof Gerlach mit ber PP 
belehnt, kam 1816 von Iſenburg⸗Meerholz unter Hefjen. — IM 
1182 M. (955 4, 66 Wi, 121 Wa.) Einw.: 5. 

Hitzkirchen in Url. Higenficchen, evang. Pfo. an ber | 
fam 1816 von Sfenburg unter Heſſen. Dazu gehört de 
Allenrod. — Gem.: 1847 M. (1218 9. 483 Wi.) Einn.:# 

Ilnhauſen im Urt. Jllhuſin, evang. Fld., kam von ven GP 
von Weilnau an Iſenburg und 1816 unter Heſſen. — der‘ 
961 M. (407 U, 519 Wi.) Einmw.: 157. 

Kefentode evang. Fld. am Seemenbadh, fam 1816 von de 
burg unter Helfen. Dazu gehören: die Pfarrmühle und nt 
müuhle. — Gem.: 3154 M. (1711 4, 992 Wi, M 
Ba) Einw.: 518. | 

Rangenbergheim in Urt. Berfheim, Berchtheim, evang E 
an der Kurheſſ. Grenze, am Krebs- orer Köbelbach. Im WM 
1391 erſcheinen die Norvede darin von Fulda belehnt; 146 
wurbe Sfenburg mil bem Gericht darin von Würzburg belt 
fam 1816 von Sfenburg unter Heffen. Dazu gehört vie Um 
mähle. — Gem.: 2054 M. (1712 4, 221 Wi, ! 
Wa) Einw: 829. 









Provinz Oberheffen. Kreis Büdingen. 417 


indheim in Urk. Lintheim, Luntheim, luth. Bf. am Zufammen- 
8 Seemenbachs mit ver Nidder. Unweit ber Kirche ſteht 
e runder Thurm, welcher ver Herenthurm genannt wird, 
welchem ein Amtmann im 17. dahrh. diejenigen, welche 
Heren erklärt haben wollte, einfperren lief. Es iſt aller 
jeinlichfeit nach ein Ueberrejt ver alten Burg, welche bier 
m bat und von der auch noch einige Reſte einer Umwal— 
nd vierediger Eckthürme fichtbar find. Auf ver Stelle 
ten Burg ftand vielleicht eine Römerſtätte. Schon 930 
der Name Lindheim urkundlich vor. Später ericheint auf 
elle des Drts, welcher jetzt eine Fünftliche Inſel bildet, eine 
chaftliche Burg, an welcher mehrere der angefehenften Ge- 
x ber Wetterau Theil hatten. Gegen Ende bes 15. Jahrh. 
inbheim ein Reichsſchloß. Die einzelnen ganerbfchaftlichen 
gingen durch Kauf und Verkauf vom Anfang des 17 Yahrh. 
berichievene Hände über; Hanau hatte Theile, welche zum 
an die Herrn von Schlig und dann an bie Schrautenbache, 
an Landgraf Wilhelm IX. von Hefjen-Kafjel, dann an vie 
v. Bubenheim und von biefen an die v. Venningen kamen zc, 
Ort kam 1806 unter ‚Heflifche Hoheit. Eine Zeit lang 
ier im Anfange des vorigen Jahrh. ein theolog. Seminar 
errnbuter, welches aber 1749 nach Barby kam, ebenfo um 
itte des Jahrh. ein akadem. Collegium. — Gem.: 1889 
21 U, 865 Wi, 4 Wa.) Einw: 654. 
Lorbach in Urk. Larbahe, Lobberbach, evang. Fld., Yam 1816 
ſenburg, in deſſen Beſitz es ſchon 1399 urk. erſcheint, 
Heſſen. In feiner Gemarkung liegt Herrnhaag (f. o. bei 
en). — Gem.: 1177 M. (950 A., 162 Wi., 16 
Einw.: 411. 
Marienborn in Urk. Fons b. Mariae Marienburnen, Mer- 
n 2c., Weiler. Hierher verlegte Ludwig von Iſenburg im 
abrb. ein Eifterzienfer-Nonnenflofter von Haag, wo Wafler 
te, und nannte e8 Marienborn. Es beftand bis zum Yahr 
‚ und feine Gebäude wurden dann anberiweitig verwendet. 
ließ Karl Auguft von Iſenburg-Büdingen ein neues Schloß 
. in welchem er feine Nefivenz nahm. Mit Genehmigung 
rafen ließ ſich 1730 bier eine Herrnhutergemeinde nieder, 
te ein Seminar (fpäter nach Lindheim verlegt), errichtete 
ther® Heilen. 21 


420 Topographie. 


Wenings in Urk Wäniges, Wenigiz, Stadt an ver Di 
mit 993 meift ref. Einw., auf einer nah ©. O. ſich erheben 
Böfhung Am norpöftlihen Ende lag einft das fürftl, Feun 
Schloß, jest ift nur noch der eigentlihe Morisftein, & 
fteinernes altes Gebäude, fürftl. Eigenthum, vie übrigen Gele 
find in Privathänden. Wenings foll 1336 Stabtrechte erhalın 
haben, allein vie bis jet bekanuten Urkunden nennen 6 Mb 
1464 als Stadt. Dagegen fommt ver Ort ſchon 1351 mir in 
Namen „das Wenigis“ vor und die Iſenburger ſcheinen KR 
damals Theil daran gehabt zu haben. 1816 kam Wening WM 
Hfenburg unter Heffen — Gem.: 7164 M. (3031 & 
1289 Wi, 2696 Wa.) 

Wernings in Urk. Werniz, Wernchis, Wernis, DH 
ehedem evang. Fld.; jett ift die Gemeinde aufgelöft und der gz 
Theil feiner Bewohner in Amerika, ein Heiner Theil iſt WW 
nachbarten Dörfern nievergelaffen. Wald und Privatbeſtuck 
hat der Graf von Solms-Laubach gefaufl. — Gem.: 035% 
444 A., 124 ®i.) 

Wolf, evang. Pfd. an dem Wolfsbah, kam 1816 WM 
Iſenburg-⸗Büdingen unter Heffifche Hoheit. — Gem:.: 10988 
(909 A., 160 ®i, 1 Wa) Einm.: 351. 





direis Friedberg. 


Der Kreis Friedberg befteht aus 45 Orten, worunter | 
Städte. Seine Gefammtbenölferung beläuft fih auf 39210 Eim 
(21463 Luth., 5608 Ref., 2103 Un., 8392 Rath.) Kreisſtadt 

Friedberg in Urk. Friveberg, Freveberg, Stadt auf einerl 
höhe gelegen, an deren nörblichen Fuß vie Ufe fließt; Sy i 
Kreisamts, eines Landgerichts, Rentamts, Stenercommiffariats, A 
bauamts, einer Diftrictseinnehmerei, und einer Beſatzung von 1 
Infanterie, mit 5242 Einw., welche theil$ in ben verſchiede 
Schul-Anftalten und Aemtern, theils in Aderbau, Biehzucht und 
Gewerben ihren Unterhalt finden. Friedberg befteht aus 2 Theil 
weiche früher befonvere Gemeinheiten bilveten, aus ver Stadt 1 
ber Burg, beren erfterer eine Gem. von 2285 M. (2114! 
142 Wi), deren letzterer eine Sem. non 1350 M. (145 | 


Provinz Oberheſſen. Kreis Friedberg. 421 


i, 1152 Wa.) haben. Die 4 Hauptthore ver Stadt 
ainzer-, Tauterbacher-, Ufer» und Seerthor find in neuerer 
sgebrochen, dagegen fteht noch ein Theil der Stabtmauer 
t alter Feſtungsthurm, ver f. g. rothe Thurm. Die beveu- 
. Gebäude ver Stabt find die Stadtkirche im fehönften 
m Style erbaut (Chor und Schiff von 1290—1320); 
e Judenbad in ver Judengaſſe, ein unterirpifches Gebäude 
a 100 8. Tiefe und 20 F. Breite; das Predigerfeminar; 
ndenanſtalt. Außer verfchienenen milden Stiftungen bat bie 
ein Hospital (zum h. Geiſt). Die Burg enthält u. a. 
malige Burgkanzlei jetzt Schullehrer-Seminar, das Militär- 
‚ das ehem. Burggraviat jetzt Großh. Schloß (Hauspomäne), 
erne, ein ehemals dem beutfchen Orden gehöriges Gebäube. 
ant ift auch ver fehöne und mwohlerhaltene runde Feſtungs⸗ 
welchen Graf Adolph v. Naſſau 1347 erbauen ließ, nm 
3 der Gefangenfchaft zu löſen. — Friebberg war ein von 
mern befejtigter und lange Zeit beiwohnter Ort. Wenn 
iner feine befonvere Erwähnung in Urkunden gefchieht, fo 
anzunehmen, daß er zur Zeit ber Franken von Minifte- 
beſetzt geweſen ift, welche vie Gegend fchüßten, die Fönigl. 
te beforgten und im Namen des Könige Recht fprachen; 
yern Bewohner waren Königsleute. Erit 1217 gefchieht 
rgarafen von Friedberg als 2. faiferlichen Beamten ber 
u Erwähnung und auch von den Burgmannen und Bür- 
: die Rebe. 1226 war Friepberg in dem Stäptebund von 
Bingen, Worms, Speier, Frankfurt und Gelnhaufen. Im 
255 nahm e8 an dem großen rheinischen Stäbtebund Theil. 
eiden Corporationen Friedbergs, die der Burg unter bem 
afen, und der Stabt unter dem Schultheißen, mußten fich 
ıd nach Rechte zu verjchaffen, welche eine gegenfeitige Eifer- 
voorrief, zu mannichfachen Befehdungen VBeranlaffung gab 
richiedene Satzungen zur Regulivung der DVerhältniffe von 
des Kuifers ins Leben führte. Karl IV. verpfändete bie 
1349 an Günther von Schwarzburg, von dem die Pfand- 
n Mainz, Eppenftein, Iſenburg und Frankfurt und enblich 
Burg Friedberg überging, fo daß die Stadt jebem neuen 
fen als Pfandherrn huldigen mußte. Alle Verfuche, welche 
idt machte, von damals an bis in bie neueren Zeiten, ſich 


422 Topographie. 


von biefer Abhängigkeit wieder Loszumachen, waren oh Eh 
Andere Urfachen Halfen den Wohlſtand ver Bürger inmer m 
herunterzubringen. Auch die Burg verlor nach und md in 
Blüthe, wenn fie auch bis zum J. 1806 ihre Unabhängiget ie 
hauptete. An ihrer Spite ſtand ber auf Lebzeit gerwählle day 
graf als Chef des Regiments, welches aus 12 Regimmiiep 
mannen beftand. Der gemeinen Burgmannen, welche alt 
bei der Aufnahme 8 Ahnen beweifen mußten, waren im). 10 
noch 77, wovon. indeffen nur einige Wohnhäufer in Ara 
batten. Die Burg hatte feit unbenflichen Zeiten aud te d 
12 Dörfern beftehende Graffchaft Kaichen ꝛc. Die Str I} 
1802 an Heſſen; ver Verfuch auch in den Befig ver BR 
fommen, gelang bamals nicht. Erſt 1806 kam dieſelbe E 
Heſſiſche Hoheit. Der Burggraf erhielt die Nechte eines Stakb 
herrn, trat aber mit Vorbehalt der Würde eines folchen IM 
alle feine Rechte an den Staat ab und nach feinem Tode 184 
wurde die Burg nebft der Graffchaft Kaichen integrirender W 
des Großherzogthums. Die Vereinigung der Stadt und Bu | 
einer Gemeinve erfolgte erft 1837. Das Wappen von Fr. ' 
in golonem Felde der ſowohl ein- als zweilöpfige Reichsadler, fo 
mit rothem Schnabel, Zunge und Srallen, auf ter Bruft ein 
der Mitte ver Länge nach getheilter Schild, rechts ein weißes, Ü 
ein fchwarzes Feld. Zu Friebberg gehören: die Brüdenmühle, N 
müble, Hodenmühle und das Forſthaus Winterftein. 

Altenheim in Urk. auch Affinheim, Stadt an dem Zuf 
menfluß der Nidda und Nidder mit 970 Einw., einem Sc 
Rödelheimiſchen Schloß nebit ſchönem Garten; Sitz einer Diftel 
einnehmerei. Vielleicht war in Affenheim ſchon eine römifche‘! 
verlaffung. Die Stadt wird 1193 zuerjt urkundlich genannt. | 
älteften Befiter verjelben waren die Münzenberger, nach veren 
fterben '/, an Hanau, °), an Falkenftein fielen. Die Fal 
ftein’fchen Theile famen nach dem Erlöfchen des Haufes an 9 
burg und Sayn. Sayn verſetzte 1446 feinen Theil an 
Eronenberger und Solms löfte ihn fpäter ein. Der Selm 
Antheil Tam 1806, der Sfenburgifche 1816 unter Heffen. T 
gehören außer dem Schloß Amalienhof die Hainamühle und 
Stadtmühle.. Das Wappen von X. ift im weißen Felde ein ro 
Thurm mit hellblauen Fenftern und weißen Querftreifen. Ge 
2506 M. (1949 U, 293 Ui, 9 Wu) 










Provinz Oberbeffen. Kreis Friedberg. 428 


Mer Baneruheim in Urk. Burenheim, Bürnheim, luth. Pfo., erfcheint 
ſchon 1093, fam 1806 von Solms-Röbelheim, welches daſſelbe von 
ſtein hatte, unter Heff. Hoheit. Dazu gehört 1 Braunfohlenwerf. 
m.: 1159 M. (836 U, 273 Wi, 2 Wa) Einw.: 186. 
Deyenheim in Urk. Bigenheim, Bienbeim, Beinheim, Iuth. 
erfcheint urk. ſchon 774, war Neichslehen der Weife von 
ch (Feuerbach), fam 1806 unter Heffen von der Familie 
® von Holzhaufen. Gem.: 1691 M. (1533 U, 108 Wi.) 
uw: 447. 
Bodenrod, Inth. Flo. mit 212 Einw. und 1 Kallofenbren- 
ng. Gem.: 2567 M. (452 A., 199 Wi, 1917 Wa.) 
ua Bönftadt in Urk. Benftat, Binftet, Bonftat, evang. Pfd., 
8 1816 von Iſenburg⸗(Wächtersbach), welches ſchon 1233 einen 
bavon vom Kl. Arnsburg ertaufcht hatte, unter Heffen. Gem.: 
Re59 m. (2314 A. 438 Wi, 759 Wa.) Einw.: 695. 
Bruchenbrücken in Urk. Bruchinbrüden, evang. Pfd., war 
* Früher ſchon im Beſitz ber Fulfenfteiner und fam 1816 von Iſen— 
Burg Wächtersbach unter Heſſ. Hoheit. Dazu gehört die Görbel- 
Seimer Mühle. Gem.: 2544M. (22274, 219 ®i.) Einw.: 594. 
. Butzbach, Stadt in einer fruchtbaren Gegend, mit einer 
> Sem. von 4180 M. (1720 A., 563 Wi, 1898 Wa.) und 
wm 92844 Einw., welche fich theils von Feldbau, theils von Gewer- 
> ben nähren, Sit eines Landgerichts, eincs Steuercommiſſariats, 
einer Diftrictseinnehmerei, einer Oberförfterei, auch liegt bier eine 
Abtheilung des Neiterregiments in Garnifon. Sehenswerth ift 
; Wer bie Stadtkirche mit mehreren für die Gefchichte von Heſſen 
> bebeutfumen Grabmälern, bie Hospitalfiche zu St. Wenbel, bie 
& Reitercaſerne, ehedem das von Landgraf Philipp von Butzbach er- 





te 
— 











bante Schloß und lange Zeit Wittwenſitz der Landgräfinnen. Das 
f. g. Braunfelſiſche Schloß (Gr. Hausdomäne) dient jetzt als Frucht- 
ſpeicher. Butzbach hat außer anderen milden Stiftungen ein Pfründ- 
nerhospital, eine Stiftung der Münzenberger aus tem 11. Jahrh., 
aus deren Fonds 30 Pfründner monatlich mit Geld und Brod 
verfeben werden. — Schon unter Carl dem Gr. kommt der Ort 
als Botisphaden, Rotinesbach, Butespach vor. Später erjcheint 
er als Münzenbergiſche, dann als Falkenſteiniſche Beligung, dann 
als Eppenfteiniihe. Die Eppenfteiner verfauften Theile davon an 
Solms und Katenelnbogen, einen anderen fpäter am Lubwig IV. 


424 Topographie. 


von Marburg. Der Solms'ſche Theil kam 1741 an Hefe. 
Wappen von B. ift in blauem Felde ein vothes Hans uf db 
rothen Säule ftehend; auf jeder Seite ein Schilochen, 
roth und gold. In ber Umgegend von Burbach fird feet 
talitäten bemerfenswerth: in N. W. das Hunefelv mb 
Huneburg, eine alte Nömerftätte, ver Hausberg mit 
von einem Ringwall und römifchen Befeftigungen, ber ſ. g. St 
zer, ein Beluftigungsort ver Butzbacher, wo ber 
vorbeizieht. 

Fauerbach II. in Urk. Fiurbach, Furbahe, Furbach, 
bach ꝛc., bei Friedberg, luth. Pfo., kommt urk. ſchon 947m 
tam von ben Fallenſteinern an Sahn, 1458 an Cronberg, 18% 
von Solms⸗ Rödelheim unter Heſſen. Gem.: 2139 M. ums 
4, 191 Wi) Einw.: 713. 

Fauerbach 1. bei Butzbach, luth. Fld, kam von deu Fe 
fteinern 1478 an Sabenelnbogen. Dazu gehört die Herrnuike 
(Damm- und Teihmühle) und 1 Mühle ohne Namen. Gem: 
4081 M. (2341 U, 456 Wi, 1289 Wa.) "Einm: 4 

Slorftadt in Urk. Flageftat, Flaſtad, Flanftad, Floſtatt, 
Pfo., durch die Nidder in Ober- und Unterflorftabt getheilt, em. 
ſcheint url. 1030; gehörte zur Ganerbfchaft Staden, welche 1806 
unter Heffifce "Hoheit fam. Bei ber Theilung ber Ganerbfehaft 
im 9. 1820 fam Florſtadt an bie Sehen. Sm. Gem. vn 
Oberflorftant: 1447 M. (953 U, 494 Wi.), von Unterflorftabt: 
3325 M. (1672 4, 393 Wi, 1260 Wa.) Einw.: 129 

Gambach, ref. Pfo. unweit ver Wetter, wird urk. jdn 
798 erwähnt, erfcheint 1314 im Beſitz derer von Limburg, wer 
fpäter Falfenfteiniich, fam 1806 von Solms-Rödelheim unter He. 
Hoheit. Zu G. gehören: die Gambacher Mühle, die Kreuzmähle 
und Pletiämühle. Gem.: 5423 M. (3741 A., 878 Bis 
1304 Wa.) Einw.: 1468. 

Griedel, vef. Pfo. an ver Wetter, kommt ſchon 782 ur. 
vor und fam 1806 von Solms-Braunfels unter Heffen. Dez 
gehören: ber Weiherhof, bie Riedmühle, Herrnmühle und Rainmühle. 
Gem.: 3249 M. (2413 A., 297 Wi, 539 Wa.) Einm.: 751. 

Haufen, ref. Pfo., kam 1806 von Solms unter Heffen 
In feiner Gemarkung liegt ver Weiler Des. Gem.: 481 M 
(152 A, 79 ®i, 250 Wa) Einm.: 204. 














Probinz Oberheffen. Kreis Friedberg. 425 


Boghweiſel in Urk. Houewizila, Howiffel, Hohenweiſſel, luth. 
Sig einer Oberförfterei, erſcheint url. 1250, kam 1478 
Kauf von den Eppenfteinern an Katzenelnbogen. Ehedem 
* Dier ein Kloſter, vie Clauſe, wovon noch jet ein Armen- 
. für die Bewohner der zum alten Amt Butzbach gehörigen 
5 beſteht, welche ver Clauſefonds heißt. Zu H. gehören 

Re Gem.: 3922 M. (1451 4, 410 Wi, 2061 
“) Einw.: 757. Der Hochweifeler Markwaldfiscal-⸗Antheils 
außerdem einen Flächenraum von 869 M. 


Ilbenſtadt in Urk. Eluiſtat, Elwenftadt, Elbinſtadt, kath. Pfdb. 
"der Nidda. Sehenswerth iſt die alte Kirche, tie ehemalige 
des 1123 von dem Grafen won Cappenberg gegründeten 
nftratenfer-Klofters, welches 1647 zur Abtei erhoben, 1803 
rt wurde, — ein Gebäute im byzantin. Style des 12. 
In den Gebäuden der Abtei, jetigen Gräfl. Leiningifchen 
S pe finden fich auch u. a. mehrere fchr fehöne Gemälde. Nicht 

weit davon Legt der Hof Nonnenhof, oder das ehem. Nonnen- 
— Fſter Niederilbenſtadt mit dem Beinamen Engel- Pforte, 
2. #803 fäcularifirt. — Ilbenſtadt kommt fehon 818 urkundl. vor 
R_utter dem Namen Elvistat.e Es gehörte fpäter zur Grafſchaft 

© hichen, Eigentbum der Burg Friedberg, mit welcher e8 1806 
> änter Heſſ. Hoheit, 1817 ganz an Heffen fam. — Zu Nieber- 
= HMbenftadt gehört auch ver Rodheimer Hof gewöhnlich Jäger: 
= haus genannt, weil lange ein Förfter hier wohnte. Gem. von 
I Hbenfiadt: 3662M. (2788 N, 443 Wi., 237 Wu.) Einw.: 928. 


Kirchgöns in Urk. Kirchgunfe, Kirgunfe zc., luth. Pfd. 
> 5 dem Gunsbach, erfcheint urk. 1267, war fpäter Faltenfteinifch 
und kam 1703 aus der Gemeinfchuft mit Naffan ganz an 

Heſſen. — Gem: 2567 M. (1887 4, 222 Wi., 332 
Ba.) Einw.: 608. 

Langenhain, luth. Pfd. an der Ufe, hat vielleicht feinen 
Namen von dem Pfahlgraben, ver bier vorbeizieht. Es theilte 
feine Schieffale mit Ziegenberg (f. u.) Zu ihm gehören 2 Mühlen. 
Es hat mit Ziegenberg zufammen eine Gem. von 3865 M. 
(1216 A. 208 ®i., 2440 Wa) Einw.: 729. 

Maibach, Iuth. Flo. mit ver f. g. Maibacher Mühle. Gem.: 
1665 M. (547 4, 199 Wi. 919 Wa.) Einw.: 358. 


112 
N; 


.? 














Ma 


426 Topographie. 


Marienfhloß in Urk. Morgenflos, Zucht- und Belferug 
Anftalt (ſ. o. ©. 183), an ber Wetter; bis 1803 Eifterzienie 
Nonnenflofter, gegründet 1330 von Johann v. Rockenberg. 1466 
fand Erzbifchof Adolf von Mainz die Nonnen fo ausfchweiien, 
daß er fie fortjagte und andere einfette. 1803 wurde das Mofter 
aufgehoben und zu Helfen getüeilt. 

Melbah in Urk. Melpac, Melbbach, Iuth. Pfo., erichent 
ur. 1206, kam als Neichspfandfchaft an die v. Carben. Die Stat 
Friedberg Löfte die Pfandung 1374. 1806 kam e8 von ben 


Frhrn. von Wetel an Heſſen. — Gem: 3648 M. (3352 ' 


4, 192 Wi) Einw: 541. 

Miünfter, luth. Pfo. Unmittelbar dabei ſtand Die von Ya 
graf Philipp von Burbach gebaute Fünftliche Fefte: Philippeed 
genannt, bie zwifchen 1775 und 1778 abgebrochen wurde. Minfer 
fom 1478 durch Kauf von den Eppenfteinern an Katzenelnbep 
Zu M. gehören: die Hejfenmühle und Lochmühle. — Gem: 
1905 M. (852 U, 257 ®i, 796 Ra.) Einw.: 390. 

Münzenberg in Urk. Minzenberg, Mincinberg, Stadt m 
Buße einer Bafalthöhe, auf der bie fchönen Ruine des Schloflel 
Meünzenberg liegt, mit 909 Einw. In dem Stäbtchen ift be 
Kirche jehenswerth mit mehreren architeltonifch interefjanten Theilen. 
Die Ruine des Schloffes, eines Werfes des 12. Jahrh., gehört 
zu den fchönften und intereffanteften Dentmälern Des Mittelalters. 
Es wurde auf dem Berge Minzinberg von uno von Arnebary 
gebaut und er und jeine Nachkommen nannten fi) darnach. Sch 
Gefchlecht war reih und mächtig, ftarb aber in männlicher Lin 
\hon 1255 aus, Bon feinen Erben erwarben außer Hanm 
befonders die Falfenfteiner den Befis von Münzenberg, und al 
auch dieſe 1418 ausjtarben, traten die Solmfer und Eppenfteine 
ihre Erbichaft an. Ihre Erben hatten Münzenberg bis in unſere 
Zeiten in gemeinfchaftlichen Beſitz. — Die Stadt Münzenberg 
erhielt ſchon 1256 von ven Erben Ulrihs II eine Beftätigung 
ihrer Rechte und Freiheiten und 1304 die Marftrechte won FFrant- 
furt. Das Schloß wie die Befeftigungen der Stadt waren ned 
im 30jährigen Kriege wohl erhalten. Das Wappen von Münzen: 
berg bat auf der mittelften Wölbung eines dreimal gewölbten 
Bogens einen Iangen Stengel, auf beiden Seiten mit binnen 
Blättern ſtark beſetzt und auf jever Seltenwölbung einen großen 


+ 


| 


Provinz Oberheſſen. Kreis Friebberg. 427 


mem mit 3 Binnen. — Nörblic von Mlünzenberg Tiegen alte 
mengräber; fürlich die Spuren der ausgegangenen Dörfer Ger: 
haufen und Hammelhanfen ' Höchft merkwärbig find 
der nächſten Nähe von M. vie Steinbrüche auf vem Stein- 
rg. Zu M. gehören: der Laubacher Hof, bie Junkermühle 
b Kettenmühle. — Gem: 3517 M. (2930 A., 581 Wi, 
Ba.) Einw: 909. 
ermörlen in Url. Nievermurlien, Morlyn, kath. Pfd. 
der Ufe, Sig einer Diftrictseinnehmerei, urfprünglich im Beſitz 
e Grafen von Kleeberg, die fich daher auch v. Deörle nannten; 
fam nach deren Ausfterben an die Eppenfteiner; dieſe verkauften 
.1356 an die Falkenſteiner, nach deren Erlöſchen kam es wieder 
Eppenftein, und mit beren Ausſterben an Mainz. 1803 
zde es Heſſiſch. Zu N. gehört der Hof Löwenthal (f. m. 
ifſelsheim). — Gem.: 2802 M. (1737 U, 170 Bi, 
BE Wa.) Einw.: 865. 
Niederroßbach, luth. Pfo. an dem Roßbach, erfcheint 1420 
! ven Tallenfteinern, kam 1633 von Nafjfau-Saarbrüden an 
fen. Die ehem. v. Greifenflauiihe Burg gehört jett einem 
ivatmanne. Zu N. gehören: die Seemühle, Harbmühle, Brunnen« 
ihle und 1 Mineralbrunnen. Gem.: f. u. bei Oberroßbac. 
Niederweifel in Urt. Wizela, Wizele, ref. Pfo. Hier befand 
b vormals eine Yohanniter-Commende, deren Stiftungsurfunte 
n 1258 if. Die Gebäude berfelben find jeßt in einen Oeko— 
miehof verwandelt, die alte jchöne Kirche darunter ift ein Kuh⸗ 
H geworben. Nieverweifel kam 1806 von Solms-Laubach unter 
fen. Zu N. gehört die Einhäufer Mühle. — Gem.: 6519 
, (3459 U, 485 Wi, 2574 Wa) Einw: 2291. 
Niederwöllitedt in Urk. Wullenft. inf., N. Wollenft., luth. 
d. unweit ber Nibba, evicheint url. 1280. Bon ven Falken⸗ 
inern fam es an Sayn, von biefem verpfündet 1446 an bie 
onenberger. Durch Ablöfung erhielt e8 Solms und von biefem 
n e8 1806 unter Hefjen. Dazu gehören: ber Hof die f. g. 
Reuherberge" , die Spudenmühle, Schlagmühle, Langenmühle 
riebmühle) und Gänsmühle. — Gem.: 4062 M. (2889 4, 
76 Wi. 98 Wa) Einw.: 927. 
Obermörlen in Urt. O. Murle, Murlyn, kath. Pfd. an ber 
e. Im feiner Gemarkung lag der ansgegangene Ort Häfters- 


428 Topographie. 


beim. Es ift bier ein von Wetzel'ſcher großer Hof. Ehedemn 
war auch der deutſche Orden mit mehr als 34 Huben bier ke 
gütert. Das Dorf ift öfters durch bedeutende Feuersbrünfte heim 
gefucht worden. Seine politiihen Schidfale find viefelben wie bei 
Nievermörlen (ſ. 0.) Dazu gehören: ver Hof Haſſeleck um 
4 Mühlen. — Gem.: 8160 M. (5075 4., 788 Wi, 2297 
Wa) Einw: 1954. 

Oberrosbad) in Urk. Rospach, Noffespach, Roisbach, Stadt 
am Fuße des Taunus, am Roßbach, mit 1233 Einw, Sk 
einer Oberförfterei. Sie hat noch großentheils ihre Mauer. Dur 
ben Ort führte von Mainz nach Butzbach hin eine alte Römer 
ſtraße. In feiner Gemarkung etwa ?/, St. weftlich liegt bie 
Capersburg, vie Nefte eines Römercaftells am Pfahlgraben 
Dberrosbah Kommt ſchon 884 urkundlih vor. Später erfkent 
es im Befig der Grafen v. Diet und v. Weilnau. in Til 
davon kam 1326 an vie Grafen von Naffau, ein anderer 1405 
an Graf Philipp von Saarbrüden, ein anderer an Epper 
ftein, von deſſen Theil 1453 ein Stüd an Kaßenelnbogen m 
von ihm an Hefjen. Heffen kaufte 1489 das weitere Epper⸗ 
fteinifche Theil, 1633 das Saarbrüdifche und taufchte 1666 
das Dieß’fche, welches an Trier gefommen war. Oberrosbach hat 
als Wappen in einem golpnen Felde zwei Thürme und zwiſchen 
ihnen eine rothe Roſe. — Zwiſchen Oberrosbach und TFriebberg 
lag einft ein Dorf Straßheim, veffen Kirche 1804 abgebrochen 
wurde. Oberftraßbeim ift ein weiter weftlich gelegener Hof 
der Heren von Frankfenftein und wird gewöhnlich ver Löwenhof 
genannt. Zu O. gehören die Ober- und Untermühle — Gem. mit 
Niederrosbach zufammen 7929 M. (4179 A., 713 Wi., 3037 Wa.) 

Oberwöllitadt in Urk. Willinft., Woltenft., Wullenft. inf, 
fath. Pfd., ericheint url. 1235. Es kam von den Münzenbergern 
an die Falfenfteiner und von diefen an die Iſenburger. Bon 
ben Iſenburgern ertaufchten e8 1436 vie Eppenfteiner und nad 
deren Abgang erhielt e8 Mainz. Bon Mainz kam es 1803 an 
Helfen. Zu D. gehören: die Hainmühle, Riedmühle :und die 
Ludwigshütte auf nem Blauenberg. — Gem.: 2087 M. (1921 
A, 85 Wi) Einw.: 905. 

Ockſtadt in Urk. Ocheſtad, Ockeſtad 2c., kath. Pfb., Kommt 
urtundlich 1278 vor. Es gehörte den Grafen von Kleeberg 


Provinz Oberheffen. Kreis Friebberg. 429 


fam dann an Eppenftein. Vom Reich an die von Garben ver- 
pfändet, löfte es die Stabt Friedberg ein. Zuletzt fam es an bie 
von Franfenftein, von deren befeftigtem Schloß noch Theile übrig 
find. 1806 kam e8 von ihnen unter Heffen. Dazu gehören: 
der Löwenhof (j. o. Oberrosbadh), die Schmelzmühle, mittlere 
Deühle, 1 Ziegelhütte und 2 Capellen im Felde, „St. Georgs⸗ 
Capelle” und „Hollunvercapelle” genannt. — Gem.: 5858 M. 
(2577 4, 329 Wi, 2953 Wa) Einw: 1092. 

Oppershofen in Urt. Hubrachteshoven, Hopershove, Obirsh. 2c., 
fath. Pf. an der Wetter, kommt urk. ſchon 1150 vor, kam 
1590 mit ver Grafichaft Königftein an Mainz und von biefem 
1803 an Heſſen. Dazu gehören: die Nonnenmühle und bie 
St. Anna-Capelle. — Gem: 1863 M. (1678 U, 172 Wi., 
13 Wa.) Einw.: 684. 

Oſſenheim in Urk. Oczenheim, Ohſingheim, Oſenheim ꝛc., 
evang. Pfd. an der Wetter, kommt ſchon 775 urk. vor und 
findet ſich nach ver Falkenſteiniſchen Theilung bei Sayn. Bon 
biefem 1446 an die Cronenberger verſetzt, kam e8 durch Ablöfung 
an Solms. Seit 1806 ift e8 unter Heil. Hoheit. Dazu gehören: 
das |. g. Offenheimer Jagdhaus und 1 Ziegelfabri. — Gem.: 
1744 M. (1199 A. 339 Wi, 146 Wa) Einw: 300. 

Oftheim, luth. Pfo., war ein Theil der Graffchaft König- 
ftein, welche in ven älteften Zeiten ven Grafen von Nüring 
gehörte und von diefen an bie Miünzenberger, dann an bie Falfen- 
fteiner kam. Durch Heirath erwarben fie die Eppenfteiner und 
dieſe verkauften Oftheim 1478 an SKabenelnbogen. — Gem.: 
8359 M. (1922 A. 189 Wi, 1249 Wa) Einw.: 528. 

Pohlgöns in Urk. Palgunfin, Pailgunfe, luth. Pfo. an dem 
Gunsbach, erfcheint url. 1250, kam 1703 bei ver Theilung 
bes Hüttenbergg aus der Gemeinfchaft mit Naſſau an Hefjen 
allein. Dazu gehört die Ziegelhütte Windhof. — Gem: 3344 
M. (1546 4, 632 Wi. 1166 Wa) Einw.: 574. 

Rodenberg in Urk. Nochenberg, Nochinberg, kath. Pfo. an 
der Wetter. Mitten im Orte befindet fich noch eine alte Burg, 
welche ehevem den Templern gehört haben foll, wahrfcheinlich aber 
Eigenthum ver alten Familie von Nodenberg war. In feiner Ge- 
markung ift ein Steinbruch von harten Sanpfteinen; ſüdlich vom 
Orte ift ein Zorfftich, in welchem Reſte einer alten Röm. Straße 


4830 Topographie. 


gefunden werben. R. kommt urk. 1150 vor, gehörte hama 
Münzenbergern, von denen es an bie „alfenfteiner, dann ak 
Eppenfteiner fiel. 1581 nahm e8 Mainz als erlevigtes Ihe a 
ſich bis e8 1803 an Helfen fam. Nahe dabei Tiegt bie Ein 
anftalt Marienſchloß |. o. ©. 183. Dazu gehört ferne ie 
Klappermühle. Gem.: 2698 M. (2317 U, 382 Wi.) Eim: 
1491. Der Rockenberger Wald hat einen Flächenraum von 14438 


Södel in Urk. Sodela, Sodele, Sodile, Sothle erſhei 
urk. 1196, war in Falkenſteiniſchem Beſitz, gelangte 1806 @ 
Solms⸗Lich unter Heffen. Gem.: 2410 M. (1647 4, u 
608 Wu.) Einw.: 666. 


Standen, Stadt an ver Nidda mit 555 Einw. Mm e 
nörbl. Theil derſelben ftcht der Iſenburger Hof; unmittelbar duß 
ftand die alte Burg. Unweit des Städtchens Liegt ein Gm 
Brunnen. Staaven wird für eine alte Römerftätte gehalten. BR 
Name erfcheint url. 1156. Die alte Burg wurde non Weit 
von Büdingen erbaut. Nach dem Ausgange ver Bübinger Mt 
die Gegend im Beſitz ver Iſenburger. 1304 erhielt Sam 
ftäptifche Freiheiten. 1405 verkaufte es Iſenburg an m 
Adeliche, an die von Löw, Fauerbach u. a. m., wodurch fi Mk 
Ganerbichaft bildete, zu der noch mehrere Derter gebörten. ba 
J. 1729 blieben von den Ganerben nur noch die Senbuk 
die Löwe, die Burg Friedberg. Der Friepbergifhe Theil fid 
Hefjen; bei einer Abteilung der Ganerbichaft 1820 fiel S 
an Iſenburg. Geiftlicher in Staaden war Erasmus Alberus, 
ſehr thätig für die Reformation war. Das Wappen von CM 
ven zeigt einen geharnijchten Ritter mit offenem Viſir, auf 
Bruft ein großes Kreuz, in der Rechten eine Fahne, darauf Ak 
Lilie, in der Linfen einen Schild, worauf ein Kreuz. Bei Stil 
gejchieht 1030 eines Ortes Sconeberg urkundlich Erwähnung. GeHf. 
1262 M. (779 A., 415 Wi) } 


Steinfurt in Urk. Steynvort, luth. Pfo. an ber Wetter. DR 
v. Lö Haben hier ein großes Gut. St. wird urk. ſchon 914 
erwähnt. Die Familie v. Löw findet fich hier feit Anfang des 14. Jaht 
und trug die Hälfte bes Gerichts als Lehen von Mainz 18 
kam es von denen v. Löw unter Hefien. Gem: 1442 # 
(573 4, 717 Wi. 153 Va.) Einw.: 898. 























Provinz Oberheſſen. Kreis Friedberg. 431 


Weckesheim in Urk. Weckenesheim, Weckirsh., Wegfesh. zc., 
Fld., ehedem in Falkenſteiniſchem Beſitz, kam 1806 von 
8-Braunf. unter Heſſen. Dazu gehört ein Braunkohlenwerk. 
-: 1701 M. (1529 U, 121 Wi) Einw.: 397, 
Widftadt in Urk. Widenftat, kath. Pfd. an ver Nidda, er- 
> ac. ſchon 1231, beftand uriprünglich nur aus.2 Höfen, 
bis 1802 dem Klofter Arnsburg gehörten und jet Solms⸗ 
heimiſch find. Der Ort kam 1806 von Solms-NRödelheim 
Seil. Hoheit. Unweit des Dorfs Liegt im Walde die Stern- 
er Kapelle mit einem für wunderthätig gehaltenen Bilde. 
kefer Kirche gehörte früher ein Dorf Sternbach. Gem.: 
3 M. (1391 U, 397 Wi, 900 Wa). Einw: 144, 
Wiſſelsheim in Urt. Wizenesheim zc., luth Flo. au der Wetter. 
siner Nähe ift ein Sauerbrunnen. Wiffelshein gegenüber auf 
aıderen Seite der Wetter Tiegt eine nun nicht mehr im Bes 
jtehende Saline. Hier befindet fich auch ein großes Defo- 
gut: Hof Löwenthal (f. Rievermörlen) ver Familie v. Löw. 
Saline Wifjelsheim war ehedem Mainzifh und kam 1803 
eſſen. Das Dorf kommt url. ſchon 804 vor, fam 1806 
ser Familie v. Schenf und v. Löw unter Hell. Hoheit. Gem. 
7 mM. (975 U, 45 Wi, 31 Wa) Einw.: 172. 
Wölfersheim in Urk. Welversheim, Wolfirsheim, Marktflecken 
808 meilt ref. Einw. Es hat noch einer Theil feiner alten 
zn mit Graben und einem ftarfen runden Feſtungsthurm. 
vo früher die alte Burg ftand, fteht nun die geräumige 1741 
weihte Kirche. Urk. kommt W. fchon 1141 vor und kam 
3 von Solms-Braunfels unter Heffen. Dazu gehören 1 Braun- 
wert und 2 Biegelein. Gem: 3728 M. (3144 4, 
Wi, 219 Wa, Einw.: 808. 

Wohnbach in Url. Wanabach, Wanalbach, Wanebach 2c., luth. 
In feiner Gemarkung find ergiebige Steinbrüche. Es kommt 
771 vor und kam 1806 von Solms- (Laubach), welches es 
ben Falfenfteinern hatte, unter Heſſen. Gem: 3564 M. 
4 4, 245 Wi, 912 Wa) Einw.: 652. 

Ziegenberg in Urk. Eziegenberg, mit Langenhain (f. o.) 
Gemeinde bildend. Auf einer Felshöhe dabei das gleichnamige 
8 derer v. Löw. Don dem alten Schloß ift nur noch ein 
m übrig, das übrige ift in ver Mitte bes 18. Jahrh. gebaut. 


482 ' Topographie. 


Bon dem Dafein ber Römer in viefer Gegend zeigen außer km 
Pfahlgraben, der bei dem Dorfe Langenhain (f. 0.) vorüber, 
2 andere Pläbe: die Gickelsburg und die Burg. Die bw 
fen von Kleeberg oder Mörle waren die erften Beſitzer der Gegen, 
Ihre Nachfolger waren die Eppenfteiner, welche fie an vie Fallen 
fteiner verkauften, nach beren Ausjterben fie wieder an bie Eppen- 
fteiner Tam. 1478 verkauften die Eppeujteiner u. a. Langenhau 
mit Ziegenberg an Katenelnbogen. Die Erben Katenelnbogen, 
die Landgrafen von Heſſen gaben in ver Folge Langenhain um 
Ziegenberg an die von Draxborf zu Lehen. Nach dem Abſterba 
bes männlichen Stammes der Draxvorfe ertheilte Philipp d. Er. 
dem Curt Diede zum Fürftenftein, dem Schwiegerfohn des cken 
Draxborf, beide Orte zu Erblehen. Der legte männliche -Eprofk 
ber Diebe binterließ ‚fein Erbe feinen beiden Töchtern, ver Gräfe 
von Ranzau und der Frau v. Löw zu Staaden. In ver Wk 
von Ziegenberg find Spuren von dem ausgegangenen Drte Holy 
burg Gem.: ſ. o. bei Langenhain. 


Kreis Hründerg. 


Der Kreis Grünberg hat eine Benölferung von 19844 Seelen 
(19550 Luth., 6 Ref., 1 Un, 16 Rath., 22 Sect., 249 Juden) 
welche in 38 Oertern und einigen Höfen wohnen. SKreisftabt it 

Grünberg in Urk. Grunenberg, Gronenberg 2c., Stadt, anf 
einer Anhöhe gelegen (zum „grünen Berg“), mit 2456 Einw, 
welche fehr thätig find und viel Gewerbfleiß haben, Sig eine 
Kreisamts, eines Landgerichts, eines Stenercommiſſariats, eine 
Diftrietseinnehmerei, eines Nentamts, eines Kreisbauamts, einer 
Oberförfterei. Sehenswerth find in Grünberg: vie Stadtkirche 
die Wafferfunft am Brunnenberge, die Brüde in der Nichts 
nach Alsfeld, welche 2 Höhen mit einander verbindet, ber ft 
ſ. 9. Diebsthurm, der an einer Seite eine Ede Hat und m 
übrigen rund ift, ver alte Wartthurm außerhalb ber Stadt, I} 
alte Antoniter Haus oder das ehemalige Schloß (Großh. Hat 
bomäne, jest Lanbrichters- und Rentamtmannswohnung). Auf 
verfchievenen anveren wohlthätigen Anftalten hat vie Stadt A’ 
Hospital, entjtanden aus einem in ver Reformation anfgehobern 


Provinz Oberheffen. Kreis Grünberg. 488 


'Ionnenkflofter. — Genauere Nachrichten über Grünberg finben 
ch erft gegen Ende des 12. Jahrh. Da erbaute Landgraf Ludwig 
mw Thüringen, ver im Streite lebte mit Erzbiichof Conrad von 
Rainz, zum Schute feines Landes die Burg Grunenberg, vie 
deſſen ſchon 9 Jahre nachher zerftört, vielleicht aber ſchon bald 
ieder hergeſtellt wurde. 1227 erjcheint Grünberg fchon als 
Habt, die 1255 den großen Städtebund gründen half. 1263 
urde fie dem Erzitifte Mainz zu Lehen aufgetragen unb 1272 
lieh Landgraf Heinrich das Kind ben Bürgern das Necht, nicht 
x ein ausmwärtiges Gericht belangt werden zu können ꝛc. Das 
ntoniter Haus wird zuerft 1242 erwähnt und wurde bei Ein- 
ihrung des Reformation 1527 aufgehoben, fein Vermögen aber 
re meugegrünveten Univerfität zugewiefen. Das Wuppen von 
heünberg ift ein gebarnifchter Neiter, in der Rechten eine flat- 
zude Fahne, in ver Linken einen Schild, auf welchem ein zum 
zrimme gefchicter Löwe zu jehen ift. Zu Gr. gehören: bie Stadt⸗ 
rägfe, Antonitermühle (Holzmühle), Steinmühle, Lagmühle (Rappen- 
üble), Neumühle und 2 Ziegelhütten. Die Gemarkung von 
zrünberg enthält 6870 M. (3478 A., 1219 Wi, 1634 Wa.) 

Allertshauſen in Urk. Alftratehufen, luth. Fld., gehörte ver 
reiherrl. Familie von Nordeck zur Rabenau, in deren Beſitz es 
hon 1471 urk. erſcheint. Dabei lag ver ausgegangene - Ort 
Immenhaufen. Gem.: 1855 M. (800 4., 238 Wi, 
69 Wa.) Einw.: 267. 

Asenhain in Urk. Anzenhagen, Anzenheimb, luth. Flo. unfern 
er Lumda, erfcheint urk. ſchon 1237, gehörte zum Gericht Nieber- 
hmen, welches 1370 Laudgraf Heinrich IL. von dem Stift St. 
Stephan in Mainz zu Leben trug. ‘Dabei lag der ausgegangene 
rt Schönborn Dazu gehört 1 Ziegelei. Gem: 4011 M. 
1720 A. 585 ®i., 1595 Wa) Einw.: 524. 

Beltershnin in Urk. Belvirshain, Berlershain, Tuth. Fld., 
ommt url. 1317 vor, zu welcher Zeit das Stift Et. Johann 
s Mainz darin begütert war. Gem.: 1974 M. (895 U, 
99 Wi, 672 Wa.) Einw.: 350. 

Bernsfeld in Url, Bernesvelde, Bernisfelve, Iuth. Fld., 
efcheint url. 1227 in theilweiſem Beſitz des St. Stephansftifts 
ı Mainz, gehörte zum Gericht Nieverohmen (ſ. d.) Dabei liegt 
er Pferdsbacher Hof, 1360 urkundlich Perdisbach, dann als 

Walthers Hefien. 28 


4B4- Topographie. 


Pherdesbach und als Petersbach vorkommend. Gem.: 3330 W. 
(1749 A., 525 Wi., 937 Wa) Einw.: 446° 

Climbach, luth. Fld., gehörte den Nordecken zur Rabenan, 
in deren Beſitz es ſchon 1334 urk. erſchein. Gem.: 472M. 
(313 A., 100 Wi., 13 Wa.) Einw.: 293. 

Ermenrod in Urk. Irmeurade, luth. Pfo. mit 380 Eiuvw, 
welche ſich beſonders mit Spinnerei und Weberei beſchäftigen. 
In feiner Gemarkung liegt ein Baſaltſteinbruch. Im ver Nöhe 
lagen tie Dörfer Bilsporf, Felpfrüden Dazu gehöre: 
der Schmitthof, die Herenmühle, Seifenmühle. Gem.: 2946 R. 
(1054 A., 498 Wi., 1272 Wa.) 


Flenſungen in Urk. Flenjingen, Flynfingen, luth. Fld., war | 


zur Hälfte als Pfandſchaft im Befite derer von Merlau; fie wurden 
tamit 1570 belehnt, nachdem ver Landgraf die Pfanpfchaft ab- 
gelöft hatte. Dazu gehört das Wirthshaus „Die Mücke“ genannt. 
Gem.: 1088 M. (502 U, 282 Wi., 239 Wa.) Einw.: 464. 

Geilshanjen in Urk. Gamilshufen, Gelsh., Iuth. Flo. ar 
der Rumba, gehörte denen von Nordeck zur Rabenau. In feiner 
Gemarkung lag der ausgegangene Ort Andreff. Gem.: 3390 
M. (1839 U, 500 Wi, 773 Wa) Einw.: 529. 

Göbelurod, luth. Flo. mit 284 Einw. und einer Gem. 
von 1606 M. (883 A., 234 Wi, 375 Wa.) 

Großeneihen in Urk. Eycha, Eychen, ad Quercus, luth. Po. 
mit 875 Einw., welche fich viel mit Flachsipinnerei und Weberei 
bejchäftigen, erfcheint urk. fchon in der Mitte des 11. Jahrh. 
und gehörte denen von Riedeſel, welche 1558 ven Zehnten tarin 
erfauften. In feiner Nähe lag das Dorf Wadenhauſen, 
wonach jett noch eine Mühle genannt wirt. Dazu gehören aufer 
dem bie Grummetsmühle (Heßlersmühle) und 2 Ziegelhütten. 
Gem.: 3152 M. (1802 4. 760 ®i., 450 Wa.) 

Großlumda in Url. Lumme, futh. Flo. an der Lumda, 
hatte 1370 Landgraf Heinrich II. zu Lehen von dem St. Stephank 
ftifte in Mainz, Es hat mit Kleinlumda eine Gem. von 3078 
M. (1049 U, 499 Wi, 1414 Wa) Einw: 479. 

Harbad) in Urk. Harebach, Hörbach, Inth. Fld., kommt uf. 
ſchon 1250 vor als Filial von Safen. Dazu gehören: vie 2 
Sommermühlen und die 2 Kolbenmühlen. Gem.: 2491 M. 
(1633 U, 344 Wi, 369 Wu.) Einw: 431. 


Provinz Oberbeffen. Kreis Grünberg. 485 


Ilsdorf, luth. Flo. am Seebah mit 1 Mühle. Gem.: 
10 M. (332 U, 126 Wi, 14 Va) Einw.: 175. 


Keſſelbach, luth. Fld, war Eppenfteinifches Lehen derer von 
ordeck zur Rabenau. Dabei lag der ansgegangene Ort Herrn- 
ınfen. Dazu gehören: die Neumühle und 1 Papiermühle. Gem.: 
022 M. (783 U, 246 Wi, 807 Wa) Einw.: 473. 


Kirfhgarten, Weiler au ter Ohm mit 53 Ginw. und 
nem Schloß nebft Meierei. Dazu gehört 1 Mühle. 

Kleinlumda, |. Großlumda. 

Kleineihen, Tuth. Fld., gehörte denen von Riedeſel, welche 
558 ben Zehnten darin Tauften. Gem.: 846 M. (523 U, 
72 Wi. 59 Wa) Einw.: 167. 


Lauter in Urk. Quter, Quttere, luth. Fld., kommt ur. 
350 vor. Dazu gehört der Hof die Bing genannt, ferner 
e Bingmühle, Tröllersmühle, Arztmühle, Wallmühle nebft Mahl⸗ 
üble und der Georgenhamner. Gem.: 2476 M. (1161 U, 
37 Wi, 878 Wa.) Einmw: 435. 


Lehnheim, luth. Fld., erfcheint in der Mitte des 14. Jahrh. 
ı Defik des Stift S. Johann in Mainz, Dazu gehört das 
3irthshaus „pie Krenzburg.” Gem: 2093 M. (1046 A., 
40 Bi., 486 Wa.) Einw.: 453. 

Lindenſtruth, Inth. Fld., erfcheint url. 1377 als Lyndin⸗ 
ad. Gem.: 1092 M. (699 4, 268 Wi., 72 Wa.) 
inw.: 330. 

Londorf in Urk. Lundorf, Roindorf, luth. Pfo. in dem Lumda⸗ 
al, Sitz einer Oberförſterei. In ſeiner Kirche (von der ein 
heil nebſt dem ſchönen Thurme im 14. Jahrh. erbaut zu fein 
jeint), find mehrere Grabmäler ver Herrn von Rabenau. Wo 
edem bie Oberburg (Rabenau), welche 1287 zuerft urk. 
wähnt wird, ftand, ftehen jet Deconomie-Gebände. Die Burg 
orded Liegt umweit tavon, aber fihon auf Kurheſſ. Gebiete. 
nborf fcheint feinen Namen von ver Lumda zu baben; e8 heift 
. den älteften Urkunden Lundorf und erfcheint urk. ſchon c. 800. 
8 gehörte den Herrn von Rabenau. In feiner Nähe Tagen 
ehrere num ausgegangene Dexter, z. B. Norpernahe (bei 
orded), Andreff (fühl. ven Londorf), Waizenhain (zwifchen 
üdingshaufen und Weitershain). Es gehören zu Londorf bie 

28 * 


485 | Topographie. 


Burgmühle, Schmiermühle, Neizenmühle und 1 Ziegelei. Gem.: 
3110 M. (1340 4, 462 Wi, 1099 Wa.) Einw.: 1033. 

Merlan in Urk. Merlouwe, Merlaw, luth. Pfr. am Seebad, 
Sig einer Oberförfterei, erjcheint urf. jhon 1190. Dabei Tiegen 
die Ruinen des ehemaligen Schlofjes Dierlau, welches Ludwig IV, 
Philipps des Großm. Sohn, 1584 errichtete und mit Graben 
umgab. Eine alte abeliche Familie nannte fih nach ver alten 
Burg, welche einjt bier ftand, Dazu gehören: der Vorwerkshof, 
die Herrnmühle und die Triebmühle Gem.: 2789 M. (1155 
A, 465 Wi, 1112 Wa.) Einw.: 474. 

Niederohmen in Urk. Amana, Amena, Amene, Inth. Pf. 
au ber Ohm, erfcheint urk. ſchon c. 800. Zu ibm gehören bie 
3 Höfe Königsfaafen, Obergrubenbahb und Winphain; 
ferner die Kirfchmühle, die Langwiefenmühle und 1 Papiermüßle 
Es bildete mit andern Orten ein eigenes Gericht, an weldem 
das St. Stephansjtift einen Antheil hatte, ven Landgraf Heinrich IL 
bon demfelben zu Lehen trug Gem.: 6666 M. (2714, 
995 Wi., 2706 Wa) Einw.: 1401. 

Oberohmen in Urk. Amene, Omen, Obirname, luth. Pf. 
an der Ohm, wurde 1428 den Herrn von Riebefel von benen 
von Fürbach verpfänvdet und gelangte fpäter käuflich an viefelben. 
Dazu gehören: die Luchmühle und die Rahnsmühle. Gem.: 
3833 M. (2406 A., 698 ®i., 463 Wa) Einw.: 1013. 

Odenhaufen, luth. Flip. an der Lumda, gehörte denen von 
Norded zur Rabenau als Cppenfteinifches Lehen, welches fie von 
Stolberg trugen. Der Ort fonlmt urf. fhon 1093 vor. Dabei 
liegt der Rabenau’fhe Hof Appenborn, oberhalb deſſen früher 
ein Dorf ge N. ſtand, aus deſſen Kirche eme Glocke in ver 
Kirche von Londorf fich befindet. Zwifchen Odenhauſen und Appen- 
born Tag ein anderer ansgegangener Ort Steinboile. Gem: 
1878 M. (860 UA, 278 Wi, 551 Wa.) Einw.: 322. 

Queckborn in Url. Quecburne, Duepporn, Iuth. Pfd. mit 
1 Mühle, ericheint url. fhon c. 1111. Gem.: 3343 N. 
(2021 4., 403 ®i., 725 Wa) Einw: 709. 

Neinhardshain in Urk. Reinharteshagen, Iuth. Flo. an ber 
Kurheſſ. Grenze. Im der Mitte des 14. Jahrh. war das Stift 
St. Johann darin begütr. Gem: 3285 M. (1108 4, 
344 Wi, 1703 Wa.) Einmw.: 384. 


Provinz Oberhefien. Kreis Grünberg. 437 


Rüdingshauſen, Inth. Fld., gehörte denen von Norbed zur 
Rabenau. Dabei lagen die ansgegangenen Orte Frankenhauſen 
und Waizenhain. Gem.: 4476 M. (2001 U, 875 Bi. 
1527 Wa.) Einw.: 852. 

Auppertenrod, luth. Fld. an der Ohm, in Urkunden von 
1151 Ruprecherode, gehörte ven Freiherrn von Riedeſel. Dazu 
gehört die Nikolausmühle. Gem.: 3664 M. (2121 A., 717 
Wi., 701 Wa.) Einw.: 780. 

Saafen in Url. Sahſun, Saffin, luth. Flo, erfcheint urk. 
fhon c. 1111. Im Anfang des 14. Jahrh. erfcheint es ale 
Miünzenberger Leben derer von Mufchenheim. Dazu gehört ber 
Beitsberg, worauf 1 Kirche, ver Zobtenhof, 1 Schulhaus und 
einige Bauernhöfe fteben, dann Wirberg, wo 1 Kirche, bie Pfarr: 
gebäude, das ehemalige Schulhaus und der Toptenhof für das 
Kirchſpiel Wirberg fin. Gem: 2977 M. (1561 A., 312 
Wi., 889 Wa.) Einw.: 540. 

Stangentod, Tuth. Fld. Im der Mitte des 14. Jahrh. 
war das Stift St. Johann in Mainz darin begütert. Gem.: 
1674 M. (1092 4., 278 Wi., 128 Wa.) Einw.: 445. 


Stockhauſen, luth. Flo. In der Mitte des 14. Jahrh. er- 
fheint das Stift St. Johann in Mainz begütert darin. Gem.: 
850 M. (571 U, 164 Wi, 68 Wu) Einw.: 212. 


 Unterfeibertenrod, luth. Fld., gehörte denen v. Niebefel, 
welche e8 1344 von Heſſen als Lehen erhichen. Gem.: 2330 
M. (1254 U, 593 Wi. 379 Wa.) Einw.: 316. 


Weickartshain in Urk. Winkandeshain, luth. Fld. mit 419 
Einw. Gem.: 1316 M. (689 A., 332 Wi., 197 Wa.) 


Weitershain, luth. Fld., gehörte denen v. Nordeck zur Ra⸗ 
benau, hieß in Urk. Mydreitshain. In ſeiner Gemarkung liegt 
ver Petershainerhof (Hainerhof). Gem.: 3702 M. (1475 
A. 717 Wi., 1425 Wa.) Einw.: 487. 

Wettſaaſen in Urf. Wafchelfafen, Wenzelsfaffen, luth. Flo. 
an der Ohm, erfcheint urk. ſchon 1327. Gem.: 883 M. (566 A., 
195 ®i, 71 Wa.) Einw.: 264. 

Winnerod in Urk. Winderave, Winderode, luth. Pfd. Den Kirchſatz 
darin hatten die Nordecke als Münzenbergiſches Lehen. Es gehörte 
fpäter denen von Münch, nachher v. Zwierlein und war von dieſen 


438 Topographie. 


an bie v. Schend gefommen. Gem.: 1084 M. (853 U, 102 
Wi, 587 Wa.) Einm.: 86. 
Zeilbach in Urk. Zeilach, Zilburne, Inth. Fld. In der Mitte 
des 14. Jahrh. erjcheint urf. das Stift St. Johann zu Main 
begütert tarin; e8 gehörte fpäter tenen dv. Riedeſel. Dazu gehören: 
bie Wernertsmühle (Quedbörner Mühle) und die Burfsmühle. Gem.: 
1453 M. (948 A. 347 Wi, 78 Wa.) Einw.: 216. 


Kreis Lauterbach). 


Der Kreis Lauterbach hat eine Seelenzahl von 30390 Ss 
len (28214 Luth., 75 Ref, 2036 Kath., 65 Juden), welche 
in 67 Ortfchaften und mehreren Höfen wohnen. Kreisftabt ift 

Lanterbach in Urk. Lauterenbach sup., Luterbach ꝛc., Statt 
mit der Vorftadt, ver Wörd, Sit eines Kreisamts, eines Landge⸗ 
richts, einer Diftrietseinnehmerei, eines Kreisbauamts, mit einer 
Gem. von 9510 M. (2276 A., 1361 ®i., 5383 Wa.) und 
mit 3525 Einw., bie einen ftarfen Gewerbbetrieb haben; man 
findet hier Wachstuchfabrifen, Färbereien, Gerbereien, Zöpfereien ıc. 
befonvers bedeutend ift die Leintweberei und ber Handel mit Lein- 
wand (Pad- und Schodleinen). Die |. g. Burg. ift eine alte 
Niedefeliche Wohnung. Die Stadt Hat außer anderen wohlthäti- 
gen Stiftungen: die Heineccius’fche Stiftung für 8 Pfründner und 
ein Siechenhaus für Ortsarme und Durchreifende. Der Stabt 
gejchieht ſchon 812 als einer Fulvifchen Beligung urkundlich Er⸗ 
wähnung. Um 1265 wurde fie zur Stabt erhoben und befeftigt. 
Stadt und Burg wurden im 9. 1326 und im J. 1360 von 
Fulda an die Heren von Eiſenbach verpfänbet, das Pfand aber 
wieder gelöſt. Gleiches geſchah 1420. 1427 Fam fie als Pfand 
an Mainz und Landgraf Ludwig ver Friedfertige wurde in bie 
Gemeinfchaft der Pfandſchaft aufgenommen. Ludwig verfetste 1433 
und 1436 ben halben Theil von Burg und Stadt an Hermann 
Riedeſel. Die andere Hälfte erhielt viefer von Mainz 1456. 
1496 und 1515 erfcheint fie aufs neue an Mainz und Heſſen 
verpfänbet. 1527 kündigte Fulda die Pfanpfchaft, aber es entftant 
ein Streit darüber, was eigentlich zur Pfanpfchaft gehöre, fo daß 
es Fulda gewaltſam nahm, aber ihm wieder von denen v. Niebefel 


Provinz Oberheſſen. Kreis Lauterbach. 439 


genommen wurde. Erſt durch einen Vergleich vom 3. 1684 wurde 
die Statt 2c. als ein Erblehen von Fulda an die Familie Nieb- 
ejel abgetreten. 1806 fam die Belchnung von Lauterbach an 
Heffen. — Etwa °/, St. von Lauterbach liegt die Burg Eifen- 
bad, die Stammburg der uralten Familie von Eiſenbach, 1428 
als Fulviiches Lehen und Ziegenhainifches Afterlehen tem Schwie⸗ 
gerſohne des legten Eifenbachers Joh. Riedeſel verliehen und ſeitdem 
in Riedeſel'ſchem Belig. Die eigentl. Burg ift mit einem Graben 
umgeben; es finden fich aber noch weitere Wohngebäude ſowohl 
wie Deconomiegebäude bafelbft mit einer Knochenmühle. — Zu Lauter: 
bach gehören: die 2 Steinmühlen, 1 Papiermühle und 2 Oel- 
mühlen. Das Wappen von 2. zeigt einen Geharnifchten, in ber 
Rechten ein auf dem Boden ſtehendes Schwert, in ber Linken 
eine Fahne Am Schwerte hängt ein Schild, auf dem ebenfo 
‘wie auf der Fahne ein Heiner Berg zu fehen ift, aus welchem 3 
Stengel emporfteben. 

Almenrod in Urk. Almunderot, Amunberot, Iuth. Fld. kommt 
url. ſchon c. 1131 vor, gehörte den Frhru. v. Riedeſel. Gem.: 
2995 M. (676 A. 1021 Wi, 1138 Wa.) Einw: 347. 

Altenihlirf in Urk. Slierafa, Stierefa, Veteris Siuerepha, 
luth. Pfo. an ver Altfell. Eine Slierofero marca wird urk. ſchon 
812 genannt. Die Kirche wurde fchon 885 geweiht. 1011 
erſcheint es als Fuldiſches Beſitzthum und kam um 9. 1400 in 
den Beſitz derer v. Eifenbach, dann an die Riedeſel. Zu U. ge 
hören: die Auine „Schaafhof” mit Gut, die Betenmühle, Peters- 
mühle und Kaltemühle. Gem.: 3114 M. (1180 A., 1593 Wi, 
341 Ra.) Einw.: 500. 

Angersbady in Urk. Angeresbach, luth. Pfo. Sm feiner Ge- 
markung find Sanpfteinbrücdhe. U. wird fchon 812 urkundlich er- 
wähnt und kam 1400 in den Befig derer v. Eiſenbach. Eine 
Biertelftunde davon ftand ehedem die alte Burg Wartenbad, 
1261 zerftört, jeßt nur in einem Nefte eines Keller vorhanden. 
Zu Angersbach gehört ver Nievefeliihe Hof Saffen unb bie 
beiden Helmesmühlen. Gem. v. U: 7628 M. (2775 U, 
1286 Wi. 3229 Wa.) Einw.: 1209. Gem. von Saffen: 
1938 M. (273 U, 88 Wi, 1548 Wa.) 

Banmerod, luth. Fld., fam 1806 von denen v. Niebefel 
unter Heffen. Gem.: 1262M. (515 A., 626 Wi, 121 Wa.) 
Einw.: 152. 


440 Topographie. 


Bermuthshain in Url. Warmundesſnida, Bertoles Sneiba, 
Bertholtesneiva 2c., luth. Flo. an der Kurheſſ. Grenze, mit ven 
2 Grundmühlen, wird 1016 fchon urk. erwähnt. Im feiner 
Nähe lag ein ausgegangener Ort Scherſchhain. Gem.: 3396 
M. (1286 A, 1669 Wi, 306 Wa.) Einmw.: 495. 


Bernshanjen in Urk. Berenhereshufen, luth. Fld. an ber 
Schlitz, urk. fchon 852 genannt, fam 1806 von den Grafen 
von Schlig unter Heffen. Zu B. gehören: die Heermühle und 
das Forfthaus Willina. Gem.: 1293 M. (846 A., 359 
Wi, 33 Wa) Einw.: 262. 

Bligenrod, luth. Fld. gehörte denen v. Nievefe. Dazu ge 
hört 1 Baummollefpinnerei-Fabri. Gem: 516 M. (190 4, 
164 Wi., 109 Wa) Einw.: 86. 


Erainfeld, in Urk. Ufecreginfelt, Ereigenfelt, Ereinfelt :c, 
luth. Pfd., war Fuldiſches Lehen der Grafen von Ziegenhain und 
fan 1434 an Heſſen. Es ift. vielleicht das fchon in einer Fulder 
Urkunde von 900 erwähnte Creichesfelt. Dazu gehört bie Heden- 
müble. Gem.: 4026 M. (1529 4, 2095 Wi, 273 Wa) 
Einmw.: 555. | | 

Dirlamen, luth. Flo., wird urf. fchon c. 1131 genannt 
und war ſchon 1277 im Beſitz derer von Eiſenbach. Gem: 
3903 M. (888 U, 1267 Wi., 1649 Wa.) Einw.: 427. 


Eichelhain in Url. Eygelshain, luth. Fld., erfcheint urkundl. 
1289 im Beſitz der Grafen von Ziegenhain, welche es von Iſen⸗ 
burg erhalten hatten, gehörte ſpäter denen v. Riedeſel. Dazu gehört 
bie Obermühle. Gem.: 3637 M. (558 U, 1402 Wi., 1595 
Wa) Einw.: 361. 

Eichenrod, luth. Fld., gehörte denen v. Riedeſel. Gem.: 
1155 M. (665 A. 326 Wi, 127 Wa) Einw.: 237. 


Engeltod in Urk. Engelhus, Engelrodt, luth. Pfdo, wird 1239 
zum erjtenmal urk. erwähnt als Engelhus, gehörte denen v. Nieb- 
efel, in deren Befit es fchon 1313 erfcheint. Dazu gehören: 
bie Ober- und die Teihmühle. Gem.: 4017 M. (922 4, 
2024 Wi., 739 Wa.) Einw.: 515. 

Fleſchenbach in Urk. Flaſchenbach, Flascunbach, luth. Fb. 
wird urk. ſchon 860 erwähnt, wurde 1267 von denen v. Bleichenbach 
an das Andreaskloſter bei Fulda verkauft, kam 1806 von denen 


Provinz Oberbeffen. Kreis Lauterbach. 441 


Riedefel unter Helfen. Gem: 1577 M. (875 A., 647 
is 28 Wa.) Einw.: 163. 

Fraurombach in Urk. Ruhenbach, Ruhunbach, luth. Pfd. an 
er Fulda, erſcheint urk. ſchon 801, mar Fuldiſcher Beſitz und 
n 1806 von den Grafen v. Schlitz unter Heſſen. Dazu ge⸗ 
ven: die Fulpmühle und die Pletfchmühle. Gem: 1951 M. 
64 4, 310 Wi, 777 Wa.) Einw.: 269. 

Freienſteinau, luth. Pfo., kam 1338 an dien. Eifenbach, 1806 
ter Heſſen von denen v. Riedeſel. In feiner Näbe gegen N. O. 
pt der hohe Winterberg. Zu F. gehören: vie Grunpmühle 
b die Stollmühle, aus 2 Bauernhöfen beftehend, von denen ber 
ie auch eine Mühle if. Gem.: 5345 M. (2421 A. 2198 
ti, 731 Wa.) Einw.: 854. 

Friſchborn, luth. Pfo. mit 1 Mühle, kommt zuerft 1320 
kundlich vor und gehörte denen v. Rievefe. Gem: 5377 M. 
425 A. 1457 ®i, 2309 Wa.) Einw.: 692. 

Grebenhain in Urt. Greffenheyn, Grebinhayn, luth. Fld. am 
Iftein, Sig einer Oberförfterei, erfcheint url. 1297. Im feiner 
ide lag der ausgegangene Ort Scherfchhatn oder Schere# 
un. Dazu gehören: die 4 Ahlenmühlen und die Katzenmühle. 
em.: 6297 M. (1240 A. 2619 Wi. 2200 Wa.) Einw.: 519. 

Gunzenan in Urt. Gunzenaho, luth. Fld. an dem Mooshach, 
4 einer Diftrietseinnehmerei, wurde 1013 von K. Heinrich II. 
Fulda gefchenkt, fam 1806 von denen v. Riedeſel uuter Heffen. 
em.: 2054 M. (983 A., 1066 Wi, 5 Wa.) Einw.: 295. 

Hartershauſen, luth. Pf. an der Fulda, kommt fchon 871 
Defig von Fulda als Harterateshufen vor, fam 1806 von 
bli unter Heffen. Gem: 2501 M. (1103 A, 389 Wi, 
5 Wa.) Einw.: 305. 

Heblos, luth. Fld, wird 812 unter dem Namen Ebenoldes 
undlich genannt und kam von venen v. Niebefel, in veren (Ei. 
bacher) Beſitz es fchon 1341 erfcheint, unter Heſſen. Gem.: 
60 M. (885 U, 406 Wi) Einw: 240. 

Heifterd, luth. Fld, kam 1806 von denen v. Riedeſel 
er Heffen. Zu H. gehört die Kohlenmühle. Gem.: 890 M. 
37 U, 437 Wi, 86 Wa) Einm.: 171. 

Hemmen, luth. Flo. an ber Fulda mit 1 Mühle, kam 1806 
ı Schlig unter Heſſen. Gem.: 1505 M. (631 4, 343 
„471 Va) Einmw: 190. 


442 Topographie. 


Herbftein, Stadt mit 1919 meift kath. Einmw., deren Haupt 
beichäftigung in Leinwandweberei befteht, . Sig eines Landgerichts, 
eined Steuercommiffariats, einer Diftrietseinnehmerei, wird in Jul 
biichen Urkunden von 1011 u. ff. als Heribrateshufun, Herder 
ftein 2c. genannt und war Fuldifche Beſitzung. 1261 foll es ei 
Burg erhalten haben, wird aber erft 1325 urkundlich als Statt 
genannt. Stadt und Burg war wiederholt von den Fulder Aebten 
verpfändet, aber immer wieder eingelöft worden; 1810 kam es 
von Fulda an Heffen. Die. Stadt hat ein Epital. Das Wappen 
ber Stadt zeigt den h. Yalobus, in ver Rechten die Weltfugel, in 
ber Linfen einen Hirtenftab. Zu H. gehören: die Afchenmühle, 
Bachmühle, Hedenmühle, Weißinühle und Wolfsmühle. Ge m.: 6965 
M. (2793 U, 3020 Wi, 1152 Wa.) Südlich von Herbftein 
foll ehevem ein Dorf Molkenau geftanden haben, fowie nad 
Rixfeld zu ein Darf Schaltsbach. 

Hörgenan, luth. Fld. mit 277 Einw. und einer Gem. 
von 1863 M. (697 U, 693 Wi, 392 Wa.) 

Holzmühl, kuth. Fld,, fam 1806 von denen v. Riedeſel 
unter Heffen. Gem.: 1340 M. (680 A., 371 Wi, 256 
Wa.) Einw.: 152. 

Hopfmannzfeld, in Urk. Holsmannesfeld, Holtzmansfeld, luth. 
Pfd., erſcheint urk. 1276. war erſt Hersfeldiſches Lehen ber Gra— 
fen v. Orlamünde. Das Lehen kam nachher an die v. Breuberg, 
von dieſen an die Eppenfteiner. Die Eppenjteiner verlauften es 
denen v. Eifenbach und 1806 fam es von denen dv. Riedefel unter 
Heffen. Dazu gehört die Scligmühle. Gem.: 3515 N. 
(1058 A. 926 Wi, 1410 Wa.) Einmw.: 368. 

Husdorf in Urk. Hizzesporf, luth. Pfo. oberhalb ver Min 
bung der Schlit in die Fulda, fommt ſchon 852 vor, und fam 
1806 von den Grafen von Schlig unter Heilen. Dazu gehört 
das einzeln gelegene Wohnhaus „Antonius oder Hühnerberg” ge 
nannt und 1 Mühle. Gem.: 1197 M. (748 4, 340 Wi, 
27 Wa.) Einw.: 287. 

Ilbeshauſen in Urk. Iliuvineshuſen, Ylevingsh., Uflwensh., 
luth. Pfo. an der Altfell mit 754 Einw., welche viel Leinweberei 
und Handel mit Garn und Leinwand treiben, kommt urf. 1013 
bor, und war ſchon 1402 denen von Eifenbah von Fulda zu 
Lehen gegeben. 1806 fam es unter Heffen. Dazu gehöre: 


Provinz Oberheffen. Kreis Lauterbach. 448 


die Waldmühle, Zeilmühle, Möllerchesmühle und Stürzchesinühle. 
®em.: 5766 M. (1495 A, 2213 Wi‘, 1569 Wa.) 

Zandenhaufen, luth. Pfo. ınit 873 Einw., welche viel 
Spinnerei, Weberei, fowie Garı und Leinwandhaudel treiben. 
Die Gemarkung erzeugt viel Weißfraut, welches ebenfall8 einen 
Handelsartikel bildet. In der Gemarkung finden fih auch Sunb- 
fteinbrüche. Landenhauſen wird fchon 812 urkundlich erwähnt, 
und wurde fehon 1400 von denen v. Eifenbach von Fulda zu 
Leben getragen. Es fam 1806 unter Heſſen. Dazu gehören: 
die Erlenmühle und die Kochmühle. Gem: 6274 M. (1728 
A. 777 Wi., 3543 Wa.) 

Kanzenhain, luth. Fld, war fehon 1360 bei denen v. Eifen- 
bach und Fam von venen dv. Riedeſel 1806 unter Heffen. Dazu 
gehört die unterſte Mühle Gem: 4807 M. (1064 U, 
2175 Wi., 1366 Wa.) Einw.: 472. 

Maar in Urk. Marahe, Mare, Mena, Intb. Pfd., ericheint 
1252 im Befig derer von Wartemberg; 1435 kam es nach 
dem Ausiterben der Eifenbacher an die von Riedeſel als Fuldiſches 
Lehen ver Grafen von Ziegenhain. In feiner Gemarfung find 
Kalkfteinbrühe. Gem: 8430 M. (4467 A., 1560 Wi, 
1862 Wa.) Einmw.: 1142. 

Metzlos, luth. Fld, kam 1806 von tenen v. Nievefel unter 
Heffen. Dazu gehört die Lenzenmühle.e Gem.: 1420 M. (634 
4, 777 Wi, 9 Wa.) Einw.: 161. M 

Metzlosgehag, luth. Fir. an dem Moosbah, kam 1806 
von denen Riedeſel unter Heffen. Dazu gehört die Birkenmühle, 
Gem.: 1248 M. (634 A., 581 Wi., 34 Wa.) Einw.: 178. 

Niedermond in Url. Müs, luth. Pfo. an ven Moosbach, 
erfcheint urt. fchon 812, und kam 1435 als Fuldiſches Lehen 
der Ziegenhainer an die Riedeſel. Bei dem Orte liegt ein großer 
fifchreicher Teich von bedeutendem Umfang. Dazu gehören: das 
Teichhaus, die Pfingftmühle und Katzenmühle. Gem.: 1813 M. 
(724 U, 1072 Wi, 17 Wa) Einw.: 288. In ber 
Gegend von Niedermoos follen vie ausgegangenen Derter Kuhl⸗ 
hatn und Hirſchrod geftanvden haben. 

Niederftoll, luth. Fld. an ver Schlik, kam 1806 von 
den Grafen von Schlig unter Heſſen. Gem: 889 M. (601 
A., 164 ®i., 67 Wa) Einmw.: 176. 


444 | Zopograpbie. 


Nösberts, luth. Flo. unweit der Lüder mit 1 Mühle, kam 
1806 von tenen Riedeſel unter Helfen. Gem.: 1018 R. 
(297 A., 576 Wi, 145 Wa) Einm.: 79. 


Obermoos in Urk. Mofa, Mufah, luth. Fld., erfcheint ml. 
1011 im Befiß von Fulda, und wurde 1338 von ven Eiſen 
bachern erfauft, fam 1806 von denen Riedeſel unter Hefle. 
Dazu gehört das Teichhaus. Gem.: 2798 M. (1162 4 
1636 Wi., '), Wa) Einw.: 294. 

Oberwegfurt, in Url, Wegefurte, Iuth. Flo. unweit be 
Fulda, wird urf. fchon 852 genannt im Befit von Fulda; kam 
1806 ven Schlig unter Heſſen. Gem.: 576 M. (350 4, 
104 ®i., 88 Wa) Einw: 113. 


‚ Plordt, in Url. Phorte, Porta, luth. Fld. an der Fulda 
mit 1 Mühle, wird urk. fchon 852 genannt im Befig von Fulı 
Schon 1269 hatten die v. Stitefe die Advokatie darin, von been 
e8 1806 unter Heffen fam. Gem: 1959 M. (1256 A. 
477 Wi., 75 Wa) Einw.: 370. 


Queck, in Url. Duedaha, luth. Pfd. an ber Fulda mit 
642 Einw., bie viel Leinweberei treiben, erfcheint urk. ſchon 
852; fam 1806 von Sclig unter Heſſen. Zu Qued gehören: 
der Hof Saafjenhof, der Hof Wehnerts, die Wiefen- und 
bie Untermühle. Gem.: 3361 M. (2285 U, 698 Bi, 
202 Wa.) 


Radmühl in Urk. Navenmolen, Iuth. Fld., vom Salzbad 
in 2 Theile getrennt, deren einer zu Kurheſſen gehört. 1391 
waren die Norvede darin von Fulda belehnt. Der Großh. Theil 
bat eine Gem. von 1224 M. (553 U, 418 Wi, 216 Wa.) 
und 214 Einw., und kam 1806 von denen Riedeſel unter 
Heffen. Dazu gehören: die Wiefenmühle, Leinmühle, Dbermühle, 
Untermühle, Hühnermühle. 

Reichlos, luth. Fld., kam 1806 von denen Riedeſel unter 
Heſſen. Dazu gehört die Heckenmühle. Gem.: 1730 M. (706 
A., 775 Wi., 196 Wa.) Einw.: 227. 

Reuters in Urk. Rutters, luth. Fld. Schon 1311 hatten 
die v. Eiſenbach Rechte darin, kam 1806 von denen Riedeſel 
unter Heſſen. In ſeiner Gemarkung ſind Brüche von Bauſteinen. 
Gem: 1444 M. (701 A., 453 Wi, 247 Wa.) Einw.: 198. 


Provinz Oberheſſen. Kreis Lauterbach. 445 


RNimbach in Urt. Nimperg, luth. Flo. an ver Fulda, kam 
1806 von Schlig, welches ſchon 1369 im Befite erfcheint, unter 
Heffen. Jenſeits Rimbach ift ver Golpftein, wo man im Felſen 
eine Art Lagerftätte mit Waſchbecken fieht, die der Jungfrau Maria 
mit dem Jeſuskinde zur Ruheſtätte, ver Sage nach, gebient haben 
fol. Zu R. gehören: vie Fulbmühle und der Hof Berngerob. 
Gem. 2133 M. (1526 U, 402 Wi, 89 Wa.) Einw.: 390. 

Rimlos, Int. Fld., kam 1806 von denen Riedeſel unter 
Heffen. Gem: 424 M. (238 4, 137 Wi) Einm.: 71. 

Nirfeld in Urk. Neggisfelt, Rochesfeilt, Nogifesfelt, Iuth. Flo., 
erfcheint urk. fchon c. 927 bei Fulda und fam 1806 von denen 
Riedeſel unter Heſſen. Gem.: 2991 M. (839 U, 934 Wi, 
1060 ®a.) Einw.: 465. 

Rudlos in Urk. Richolfes, luth. Fld., erfcheint urk. fchon 
1272 von Fulda an die Eiſenbacher verpfändet, kam 1806 
von denen Riedeſel unter Heſſen. Gem.: 3094 M. (468 U, 
459 Wi., 2085 Wa.) Einw.: 99. 

Salz in Urk. Salzaha ꝛc., luth Fld. an dem Salzbach, er⸗ 
ſcheint urk. ſchon 827 und kam 1806 von deuen Riedeſel unter 
Heſſen. Dazu gehören: die Heiſtermühle, Päuſchermühle, Lange⸗ 
mühle und Speckenmühle. Gem.: 1892 M. (982 A., 821 
Wi., 44 Va.) Einw.: 326. 

Sandlofs, luth. Fld, kam 1806 von Schlig unter Helfen. 
Gem.: 1099 M. (705 U, 274 Wi, 47 Wa.) Einw.: 231. 

Schadges in Urk. Schapiges, Iuth. Flo., erfcheint url, fchon 
1296 im Befite der Eifenbacher, fam 1806 von denen Riedeſel 
unter Heffen. Gem.: 1931 M. (248 W., 235 Wi, 1392 
Wa.) Einw.: 115. 

Schlechtewegen in Urk. Sclievinuefe, luth. Fld. an ver 
Altfell, ericheint urk. ſchon 885, kam 1337 durch Kauf in ben 
Beſitz der Eifenbacher und 1806 von denen Niebefel unter Heſſen. 
Dazu gehört 1 Mühle. Gem.: 2482 M. (858 A., 779 Wi, 
722 ®a) Einw.: 277. 

Schlitz in Urk. Stivefa, Slidſe, Stitife ꝛc, Stabt an ber 
Schlig mit 2861 Einw., welche viel Gewerbbetrieb haben, Sit 
eines Landgerichts, eines Steuercommiffariats, einer Diſtrictsein⸗ 
nehmerei. Es finden fich hier bedeutende Brennereien und Braue⸗ 
reien, Xöpfereien und Gerbereien. Bon großer Bedeutung war 


446 | Topographie. 


befonvers ehedem hier die Leinweberei, insbefondere die Damaſtweberei. 
Bon merkwürdigen Gebäuden find zu erwähnen: 1) die Kirche, beren 
ältefter Theil (das Chor; 1812 fein tanfenpjähriges Beſtehen 
feierte, mit mehreren Grabmälern und ver Gruft des 1719 ent 
haupteten ſchwediſchen Mäniſters Georg Heinrich von Görz; 2) bie 
5 Burgen, die Hinterburg mit einem alten Thurm (melche bereits 
1487 urk. erfcheint), die Vorderburg, die Schachtenburg, 1557, 
bie Ottoburg 1652 erbaut; 3) die Hallenburg, die Wohnung 
des Grafen von Schlitz, mit weitläufigen Deconomie» Gebäuben 
und großen Gartenanlagen. Schlitz hat außer mehreren andern 
wohlthätigen Anftalten und Etiftungen ein Hospital, geftiftet im 
16. Jahrh. Schlig wird ſchon 812 als Befikung von Fulda 
genannt, als die Kirche von Slitese eingeweiht wurde. Die Herm 
von Schlitz hatten es wohl von Fulda zu Lehen. Der ällteſte 
Lehnbrief ift von 1439, obgleih ſchon 1116 ein Erminoldus 
de Slitese vorkommt. Im Jahr 1726 wurden ſie in den Reid 
grafenftand erhoben, 1808 unter die Hefliichen Standesherrn. 
1806 kam Schlitz unter Hefjen. Das Wappen von Schlik ift 
ein franzdf. Schilo, in welchem zwei quer burchfchneivende Stabtmauern 
befindlich find. Zu Echlik gehören: der Carlshof, die Hallenmühle 
bet ver Hallenhurg, die Hohmühle, Pfannmühle, Schneidmühle, 1 Pay 
pendeckelfabrik, „Hüttenmühle“ genannt, 1 Leimfiederei und 1 Ziegelei. 
Die Gemarkung von Schlik hat einen Umfang von 4776 M. 
(3325 A., 1055 Wi, 14 Wa.) Der gr. EC hliger Wald hat noch 
einen weiteren Flächeninhalt von 26963 M. (165 A., 865 Bi, 
25834 Wa.) In der Nähe von Schlit finden fih Spuren von aus 
gegangenen Dertern, jo n. d. von Schlit Burgfcheidel over Nieder: 
ſchlitz, zerſtört 1261, ferner n. w. Rimmels und Reimbers. 
Sidendorf auch Oberſickendorf, lutb. Fld, fam 1806 von 
benen v. Riedeſel unter Heffen. Dazu gehört der Hof Unterfiden 
dorf. Gem.: 1107 M. (385 X., 266 Wi, 423 Wa.) Einw.: 108. 
Steinfurth, luth. Fld, fam 1806 von denen v. Riedeſel 
unter Heſſen. Zu St. gehört die Spießmühle. Gem.: 1442 
M. (573 U, 717 Wi, 153 Wa) Einw.: 215. 
Stockhauſen, luth. Pfd., an ver Altfell mit einem fchönen 
Riedeſelſchen Schloß 2c. In feiner Gemarkung find Brüche von 
Bajalten und rothen Sanpfteinen. Es kommt 1288 zuerft url. 
vor und erjcheint 1407 fchon bei denen v. Riedeſel, fam 1806 


Provinz Oberheffen. Kreis Lauterbach). 447 


unter Heffen. Zu St. gehören: die Höfe Vietmes und Niedern- 
borf, die Conradshöhe und Eonrabsruhe. Gem.: 7089 M. (2336 
A. 1478 Wi, 3007 Wa.) Einw.: 886. 

Uellershauſen, luth. Flo. an ver Fulda, kam 1806 von 
Schlitz unter Helfen. Gem.: 1709 M. (1140 A., 329 Wi., 
161 Wa.) Einw.: 283. 

Uetzhauſen in Urf. Ottishufen, Iuth. Flo. an der Schli, er- 
fcheint url. ſchon 1282, Tam 1806 von Schlitz unter Heſſen. 
Gem.: 1000 M. (667 X, 232 Wi, 48 Wa.) Einmw.: 202.. 

Unterſchwarzbach, luth. Fld. an ver Fulda, kam 1806 von 
Schlitz unter Helfen. Dazu gehört das Schlitziſche Schloß und 
Hof Rehberg oder Richthof. Gem: 1599 M. (621 A., 
236 Wi, 660 Wa.) Einw: 158. . 

Unterwegfutt, futh. Fld, fam 1806 von Schlik unter Hejjen. 
Gem.: 800 M. (457 A., 176 ®i., 118 Wa.) Einw.: 107. 

Veitshain, luth. Fld. unweit der Lüder, fam 1806 von 
denen Riedeſel unter Heffen. Gem.: 984 DM. (405 U, 545 
Wi., 35 Wa) Einm: 111. 

Wallenrod in Urt, Waldenrode, luth. Pfd. mit 818 Einw., 
die ſich beſonders mit Verarbeitung des Flachſes beſchäftigen, kam 
1806 von denen Riedeſel, die es nach dem Ausfterben der Eiſen⸗ 
bacher bekommen batten, unter Heffen. Gem.: 5066 M. (2003 
A. 1592 Wi, 1281 Wa.) 

Weidmoos, Luth. Flo. unweit der Lüder, fam 1806 von 
denen Niebefel unter Heffen. Gem.: 882 M. (365 U, 474 
Wi, 43 Wu) Einw.: 52. 

Wernged in Urk. Werniches, luth. Fld., erfcheint urf. 1322 
bei denen v. Romrod, kam 1806 von denen v. Riedeſel unter Heffen. 
Gem.: 3929 M. (742 A., 456 Wi, 2586 Wa.) Einw.: 282. 

Willofs, luth. Pfr, fam 1806 von Schlig unter Hefien. 
Dazu gehört die Trodenmühle Gem.: 1636 M. (830 U, 
362 Wi, 391 Wa.) Einw.: 433. 

Wünſchenmoos, luth. Flo. am Moosbah, Fam 1806 von 
denen v. Niebejel unter Helfen. Gem.: 438 M. (188 U, 
250 Wi.) Einw.: 56. j 

Zahmen, luth. Fld. am Moosbah, kam 1806 von denen 
bon Niebefel unter Heffen. Dazu gehört die Waldmühle. Gem.: 
1042 M. (430 U, 612 Wi.) Einmw: 207. 


448 Topographie. 
Kreis Nidda. 


Der Kreis Nidda hat eine Gefammtbenöfferung von 35509 
Einw. (27209 Lnth., 5564 Ref., 1643 Un, 101 Kath, 
9 Sect., 983 Yuben), welche in 62 Dertern und einigen Höfen 
wohnen. Kreisſtadt ift 
| Nidda, Stadt in einem Thale an ter Nidda, mit eine 
Gemarkung von 3788 M. (2874 U, 913 Wi.) und 1920 
Einw, Sig des Kreisamts, einer Obereinnehmerei , eine 
Steuercommiffariats, einer Diftrictseinnehmerei, eines Landge⸗ 
richte, eines Kreisbauamts, eines Rentamts. Sehenswerth ift 
darin der .alte Thurm ver Johanniterkirche mit feinem fchönen 
Gelaäute. Das ehemalige Schloß (Großh. Hausdomäne) Hat Teine 
Bedeutung; e8 enthält jet das Kreisamt, das Landgericht und bie 
oberjten Räume dienen als Fruchtfpeicher. Ernſt Ludwig 30g fich beim 
Einfalle der Franzojen in die Obergrafichaft Katenelnbogen, 1688, 
in das Schloß zurüd und wohnte bier einige Jahre. Die ehe 
malige Münze ift jett Privathaus. Die Stadt hat außer anberen 
wohlthätigen Stiftungen ein Hospital. In der Nähe auf einer 
Anhöhe lag die Burg Altenburg. — Nidda fcheint aus einem 
Römerlager entjtanden zu fein. In Urkunden heißt es Nitahe auch 
Nidehe und ift der Stammfig eines uralten Grafengefchlechte. Es 
ericheint 1234 als Stadt. Bon einem jüngeren Gefchlechte ver 
Grafen von Nivva famen deſſen Beligungen durch Heirath ven 
Grafen von Ziegenhain zu. Bon dieſen famen fie 1434 an 
Helfen. Die Yohanniter =» Commende Nidda wird 1234 zuerft 
erwähnt. — Das Wappen ver Stadt ift ein getheilter Schild, 
oben ein breithürmiges filbernes Kaftell in jchwarzem Felde, unten 
ein goloner, mit den Spiten unter fich gefehrter halber Mond, 
und unter folchem ein goldner, fechsediger Stern im fchwarzem 
Felde. Zu N. gehören: die Mahl-, Oehl-, Wall- und Loh- Mühle 
„Krötenburg“ (Margarethenburg) mit ſchönen Gartenanlagen, früher 
Vergnügungsort, das Neumirtbshaus und das Wirthshaus „Carl® 
bof.” In ver Umgegend von Nidda finden ſich Spuren ber anf 
gegangenen Dörfer: Frankenhauſen, Wolfartshaufen 
Stedeveld. 

Bellersheim in Urk. Baldradesheim, Beldrish. ꝛc., ref. PR. 
mit 613 Einw., welche viel Schlachtvieh mäften und damit Handel 


Provinz Oberheſſen. Kreis Nibba, 449 


treiben, fowie auch mit felbftgefertigter Leinwand, wird fchon 769 
url, erwähnt, erjcheint 1268 in Falkenſteiniſchem Befig, kam 
1806 von Solms unter Heffen. Gem.: 3445 M. (2575 U, 
139 Wi. 731 Wa.) 

Bellmmth in Urk. Bellemunt ꝛc., luth. Fld., exfcheint urk. 
ſchon c. 1040, kam 1345 an die Ziegenhainer. Dazu gehören 
die Höfe Bieberberg und Steinkaute. Gem.: 1007 M. (481 
A. 102 Wi, 399 Wa) Einw.: 141. 


Bergheim in Urk. Berkheim, evang. Pfr. an ver Bleiche, 
auch Hedenbergheim genannt, kam 1476 von Eppenftein an 
Hanau und 1810 an Heffen. Gem.: 1794 M. (626 4, 
240 ®i., 849 Wa) Einw.: 431. 

Berſtadt in Urt. auch Bertenftant zc., luth. Pfo,, wurbe 
852 von Karl tem Diden an Fulda gefchenft, von biefem 1423 
an Naffau und von Naſſau 1570 an Hefien verfauft. Nabe 
babei ijt ein reiches Braunfohlenlager. Gem.: 3971M. (3155 
A. 663 Wi.) [Der Berjtädter Marfwald hat eine Aushehnung 
von 1257 M] Einmw.: 1013. 


Bettenhanſen, vef. Fld. wird ſchon zur Zeit Karls d. Gr. 
urkundlih erwähnt, war fpäter in Falkenſteiniſchem Beſitz, kam 
1806 von Solms-Braunfels unter Heſſen. Gem.: 1973 M. 
(1413 4, 164 Wi., 395 Wu) Einw.: 434. 


Bingenheim, luth. Pfd. an der Horloff, Sit einer Diftricts- 
einnehmerei, eines Yorftamts, einer Oberförfterei, erſcheint urk. 
ihon 773, kam 1423 von Fulda an Naffau und wurde von 
diefem 1570 an Heſſen verfauft, 1648 trat e8 Georg IL an 
Landgraf Wilhelm Chriſtoph, Sohn Ludwig Philipps, des Stifter der 
Homburgifchen Linie, ab, der das Schloß zur Reſidenz ermwählte 
und das Haupthans vafelbft, ven ſ. g. hohen Bau, errichtete; 1691 
fiel B. wieder an Darmſtadt zurück. Jetzt dient das Schloß 
(Großh. Hauspomäne) zu Wohnungen für Beamte. Zu B. gehört 
pie Bilgesheimer Mühle (Bingenheimer Mühle), Gem: 3604 
M. (1518 4A, 528 Wi, 1370 Wa.) Einw.: 770. 


Birflar in Urk. Birchinlare, Bilelare, Birkelar, vef. Fld., 
urk. Schon 791 erwähnt, jpäter in Falfenfteinifchem Befit, kam 
1806 von Solms» Braunfels an Heſſen. Gem.: 1765 M. 
(1539 A. 95 Wi., 131 Wu) Einw.: 493. 

Walthers Hefien, 29 


450 Topographie. 


Biſſes, luth. Fld., fcheint das fehlende in der Fulder Mut | 
gelegne Steinerftant zu fein. (?) Es war ein Lehen von Fulda um 
wurde 1783 vom Lanpgrafen um 235000 fl. erfteigt. Gem: 
542 M. (412 U, 89 Wi) Einw.: 350. | 

Bleichenbach, evang. Pfo. In feiner Gemarkung liegen San 
fteinbrüche und Kalffteinbrüche. Es wird ur, ſchon 1266 erwähnt, 
fam von den Eppenfteinern 1476 durch Kauf an Hanau, 1810 
von Hanau an Heffen. Gem.: 2716 M. (1472 U., 82 Ui, 
996 Wa.) Einm. 809. 

Blofeld in Urk. Blafelt, Blovelt, Iuth. Pfo., ehedem Fuldi⸗ 
ſches Lehen der Grafen von Nidda, kam 1423 durch Kauf ax 
Naſſau, und von da 1570 durch Kauf an Heſſen. Es war m 
30jähr. Kriege um's 3. 1648 mehrere Sabre ganz unbewohnt. Gem: 
2566 M. (990 A., 265 Wi., 1206 Wa) Einw.: 28. 

Bobenhaufen I. in Urk. Babinhufen, luth. Flo., erſcheint ml. 
1306, dann 1337 von Helfen an bie Eifenbacher verpfänbt, 
ebenfo 1528. Gem.: 1992 M. (681 A, 184 Wi., 1084 
Wa) Einw.: 282. 

Borsdorf, luth. Flo., hieß in Urk. Barstorph, und erfheint 
im Beſitz von Ziegenhain. Im feiner Nähe lag ein ausgegangener 
Ort Bolant. Dazu gehört das Forfthaus Glaubzahl. Gem: 
2745 M. (1185 A., 416 Wi., 1032 Wa) Einmw.: 459. 

Dauernheim in Urk. Durenh., Turenh., Thurnh. ꝛc., fa. 
Pfo. an der Nidda, wurde 782 von Karl d. Gr. an Fulda ge 
Ichentt, von dem es fpäter tie Grafen von Nidda zu Lehen trugen. 
Es kam 1423 durch Kauf an Naſſau und 1570 durch Ku 
an Heffen. Dazu gehört der Hof Oberdauernheim, font 
ver Schleifelderhof, ſchon 951 unter dem Namen Sleitfelde 
genannt, fpäter Slonfeld. Gem. von Dauernheim: 3276 R 
(2241 A. 726 Wi, 100 Wa.) von Schleifeld: 643 R 
(501 4, 3 Wi, 118 Wa.) von Oberdanernheim: 556 
M. (227 4, 161 Wi, 141 Wa.) Einm.: 784, 

Ehzell in Urk. Eccile, Echecila, Echenzelle ꝛc., luth. Pf. 
an der Horloff, wurde 817 von K. Ludwig an Fulda vertaufät 
war dann Fuldifches Lehen der Grafen von Nidda und wurk 
1423 an Naffau und von biefem wieder 1570 an Heſſen ver 
kauft. Dazu gehört das Bingenheimer Forftbaus. Gem: 
4749 M. (3468 A., 1072 Wi.) [Der Echzeller Markwadh 
Hat einen Umfang von 2250 M\ Cinm.. 18622. 


Provinz Oberbeffen. Kreis Nidda. 451 


Eckartsborn in Urk. Eckenburn, luth. Flo., erfcheint urf. 1290. 
zu gehören 2 Mühlen und 1 Ziegelei. Gem.: 1865 M. 
022 4, 420 Wi, 292 Wa.) Einw.: 407. 

Efſoiderbach in Urk. Affolterbach, Effelderbach, luth. Pfo. an 
Nidder, erſcheint urk. ſchon 1034, war ſpäter in gemeinſchaft⸗ 
em Beſitz von Heſſen, Iſenburg und Stolberg, 1806 kam ber 
olbergiſche, 1816 der Iſenb. Antheil unter Heſſen. Gem.: 
91 M. (685 U, 208 Wi, 350 Wa.) Einw.: 352. 

Eichelsdorf in Urk. Eigelesdorph, Ailhardesdorp, luth. Pfd. 

der Nidda, erſcheint urk. 1187, Sit einer Oberförſterei. 
az gehören: vie Zuükermühle, bis etwa 1680 Eigenthum des 
berforftmeifters von Bobenhaufen, dann dem Biſchöfl. Münfterifchen 
mptmann v. Trilitz gehörig, die Schweventeichsmühle und Ctod- 
be. Sem: 4782 M. (1788 U, 793 Bi, 2012 Wa.) 
nw.: 729. j 

Fauerbach, Tuth. Flo. mit 475 Einw. und einer Gem. 
ı 3634 M. (1302 N, 463 Wi, 1717 Wa.) 

Gedern in Urk. Gewirada, Gaudern, Mrktfl., Sig einer 
ftrictseinnehmerei, befteht aus 2 Haupttheilen: dem Dorf und 
ws Schloßberg. Der Tettere enthält außer dem Schloßgebäupe 
H mehrere Privathäufer. Es hat eine Gem. von 9537 M. 
186 A. 3295 Wi, 2697 Wa.) und eine Bevölkerung von 
387 Einw., welche mannichfach gewerbthätig find, namentlich 
ſchäftigt in neueren Zeiten vie Strohflechterei viele Menſchen. 
: feiner Gemarkung liegt ein Steinbruch mit Tafelbajalt. ©. er- 
eint urk. fchon 800 und gehörte fpäter zu den Beſitzungen der 
ren v. Büdingen, von denen es an bie Breuberge und Trim⸗ 
ge, dann an die letteren allein kam. Nach veren Wbfterben 
n es an die Eppenfteiner und von biefen 1535 an vie Stol⸗ 
‚ger. Seit 1806 ift e8 unter Heffen. — In der Nähe von 
dern find Spuren des ansgegangenen Ortes Ruhlhauſen. 
ı ©. gehören: 4 Mühlen, die Colonie Schönhaufen, 1 Papier- 
ihle und 1 Ziegelhütte, 

Geisuidda in Url. Hifinthe, Gysnede, luth. Pfd. Seine 
eche ift wegen ihres Bauftyls, der zum heil ind Ente bes 
3. oder Anfang des 13. Jahrh., zum Theil ins 13. ober 14., 
dit, von hohem Intereſſe. Es erfcheint urk. 1233 und gehörte 
nen v. Nobenftein, von welchen e8 1659 Ludwig Apolph Krug 

YI* 


452 Topographie, 


erfaufte. Gem.: 2198 M. (1592 4, 274 Wi., 202 Ra) 
Einw.: 693. 

' Geluhaar in Urt. Gelvenhore, Gelanhorn, evang. Pfo. au 
beiden Seiten ver Bleiche, erfcheint url. 1187. Der eine Theil 
fam 1810 von Hanau an Heſſen, der andere gelangte 1816 
von Iſenburg unter Heffen. In feiner Nähe lag das ausgegangem 
Dorf Schönberg. Gem.: 2354 M. (1155 4, 825 Bi, 
281 Wa.) Einw.: 847. 

Gettenan in Urk. Getenove, Iuth. Flo. an der Horloff, m 
jcheint url. 1280, kam von Fulda an Naſſau und von Diem 
1570 an Helfen. In feiner Nähe foll ehevem ein Dorf La: 
denau geftanven haben. Gem.: 2160 M. (1606 4., 508 
Wi.) Einmw: 480. 

Glashütten, luth. Flo. Es gehören dazu die Höfe Igeb 
baufen und Streithain. Gem.: 3120 M. (851 U 
880 Wi, 1260 Wa) Einw.: 354. 

Heuchelheim in Urk. Huchelenheim, luth. Pfo., erfcheint ur. 
1239, fam von den Münzenbergern zum Theil an Hanau, zam 
Theil an Falfenftein. Von legterem kamen Theile an Cppenftein 
und an Solms. Die Eppenfteiner Theile Tamen an Mainz und 
wurben Hanau überlaffen. Die Solmfer kamen durch Tauſch an 
Stolberg und 1806 unter Heffen. Die Hanauifchen Theile fielen 
1810 an Heſſen. Gem.:589 M.(452W,116Wi.) Einw.: 263. 

Hirzenhain in Urk. Hirczenhane zc., Iuth. Pfo. Merkwürbig 
ift bier die Kirche, deren Echiff, der erften Hälfte des 15. Jahrh. 
angehörig, jest als Eijenmagazin benugt wird. Der Chor, am 
dem 14. Jahrh. herrührend, vient dem Gotteshienfte und enthält 
das Grabmal des letzten Eppenfteiners Eberhard von Königſtein, 
fowie Bilder, welche aus dem Schiff Hierher gebracht find. Hir 
zenhain gehörte den Cppenfteinern, die es wahrjcheinlich von ben 
Büpingern 1247 ererbt hatten. Bon ihnen fam eg 1476 an 
Hanau und 1601 an Stolberg, und von Stolberg-Ortenberg 1806 
unter Heffen. Vor 1437 war hier ein Auguftinerflofter, welches 
vermuthlih 1581 aufgehoben wurde. In Hirzenhain tft dermalen 
eine beveutende Eifenfchmelze mit Hammer ꝛc. Auf einer benach⸗ 
barten Anhöhe liegt ver Neuhof auch Louiſenluſt genammt. Zu 
H. gehören auch noch: 1 Mahlmühle, Gypsmühle, Schneipmühle u. 
‚Biegelei, Gem.: 898 M. (263 R., 292 Wi. 318 Wa.) Einm.: 880. 


Provinz Oberbeflen. Kreis Nidda. 453 


Hungen in Urk. Houngun, Hohing, Hoingen ꝛc., Stabt an 
ber Korloff mit einer Gem. von 5185 M. (3045 U, 727 
Wi, 1413 Wa.) und 1199 meiſt ref. Einw., Sit eines Lanb- 
gerichts, eines Stenercommiffariats, einer Diftrictseinnehmerei. Um 
einen Theil ber Stadt zieht noch ein alter Wall mit Graben. 
Das Schloß, vom Grafen Morik von Solms - Braunfels erbaut, 
ift ohne Bedeutung. Viele Spuren Taffen auf einen frühen 
Anbau der Gegend: fchließen, namentlich von Seiten der Römer. 
; Urkundfih kommt Hungen ſchon 782 vor. Später erjcheint es 
. als Befigung der Dynaften von Münzenberg, nach deren Abſterben 

es an Falkenftein fiel und von dieſen 1418 an Solms. 1806 
kam e8 von Solms-Braunfeld unter Heffen. In der Umgegend 
find Spuren ver ausgegangenen Derter : Celle, Eruftilo, Feldheim, 
Diasfelven, Rehborn. Zu H. gehören: die Ober- und Untermühle 
und 2 3iegeleien. 

Inheiden, luth. Fld, Kommt um 1141 fchon urk. vor, kam 
wahrſcheinlich von Hanau an Falfenftein und 1806 ven Solms: 
Laubach unter Heffen. In feiner Nähe an einer Stelle, die „auf 
ber Mauer” heißt, hat man Mauerrefte, Gefäße, Münzen 2c. ge- 
funden, welche von den Römern herrühren. Cbenfo wurben an 
einer anderen Stelle am Telvheimer Wald die Fundamente eines 
NRömerkaftells gefunden. Zu 9. gehört die Riedmühle. Gem.: 
1382 M. (984 A. 331 ®i, 1 Wa) Einw.: 888. 

. Kohden in Urt. Coden, Inth. Fld. an der Nidda, fo genannt 
von Kotten d. i. Salzſoden, benn e8 war früher bier ein Saf- 
werk, wovon bie älteften Nachrichten ins Yahr 1577 gehören. 
‚ 8 erſcheint urk. ſchon 1187. Dazu gehört eine Ziegelei in ber 
Hard. Es Hat mit Salzhaufen (ſ. d.) eine Gem. von 2303 M. 
"(898 4, 370 Wi, 878 Wa.) Einw.: 495. 

Laugd in Urk. Langk, Langte, luth. Pf., Sig einer Ober- 
förfterei. Dazu gehört 1 Ziegelhüttee Das Kloſter Hirzenhain 
erbielt 1519 von Philipp vem Großmüth. ven Zehnten darin. Gem.: 
4405 M. (2142 A. 508 Wi, 1629 Wa.) Einmw: 636. 
Im feiner Nähe lag ver ausgegangene Ort Rommelhaufen. 

Langsdorf in Urk. Lanctorp, Langendorf, Mrktfl. mit 728 
meift ref. Einw., erfcheint urk. fchon 771, und kam 1806 von 
Solms:Braunfels ımter Helfen. Dazu gehört 1 Ziegelei. Gem.: 
4719 M. (2408 A. 330 Wi., 1981 Wa.) 


454 To pograpbie. 


Leidheden in Urk. Leytekin, Leichiken, luth. Pfo. unwen e 
Horloff, erſcheint urk. 1280, gehörte zum Theil Fulda und iq 
burh Kauf 1423 an Naſſau und ebenfo 1570 an Hella 
Gem.: 2792 M. (504 A., 580 Wi., 1579 Wa.) Einw.: 44 


Lißberg, Stapt an ver Nidder mit 493 Einw., um dm 
Anhöhe herum gelegen, auf deren Spike das alte Schloß Lißbet; 
fteßt, von dem aber außer dem Hohen runden Thurn wenig me 
übrig iſt. Seine älteften Befiger nannten fi von Liebesberz; 
fie kommen zuerft 1222 urkundlich vor und ftarben 1395 a. 
Die Grafen von Ziegenhain als Lehensherrn nahmen es bann u 
fi und verkauften 1418 einen Theil davon an Heffen. Ad 
ihrem Ausfterben 1450 kam e8 ganz an Heſſen. Zu. gehiem: 
bie Ruinen einer Capelle „Schaafskirche“ genannt, der Hof Brei 
tenhatd (auch Numpelsburg genannt), 4 Mühlen u. 1 Zieze. 
Gem.: 2792 M. (504 A. 580 Wi, 1579 Wa.) 


Michelnau, luth. Fld, fam 1816 von Iſenburg unter 
Heffen. Dazu gebört die Ziegelhütte „Tobiashütte“. In feiner 
Nähe lag ein ausgegangener Ort Habehesbah. Gem.: 2110 
M. (439 U, 252 Wi, 1361 Wa) Einw.: 248. 


Mittelfeemen in Url, Symen, Iuth. Pf. am Seemernbach, 
fam von ven Eppenfteinern an Stolberg und 1806 von Stolber 
Ortenberg unter Heſſen. Dazu gehört die Grundmühle. Gem: 
8185 M. (1398 4, 1029 Wi, 668 Wa) Einw.: 382. 


Muſchenheim in Urt. Musgenh., Musfeny., Moskenh. x. 
ref. Pfd. an der Wetter erjcheint url. fchon 774, war fpäte 
in Falkenſteiniſchem Befig und kam 1806 von Solms-Braunfelt 
unter Heffen. Dazu gehört der Hof Hofgüll, die Mufchenheime 
Mühle und die Neumühle. Gem. von Mufhend.: 2285 M 
(1602 A. 163 Wi, 430 Wa) Einw.: 618. Gem. vn 
Hofgüll: 954 M. (873 A., 30 Wi.) Einw: 12. 

Niederfeemen in Urk. N. Symen, luth. Flo. am Seemen 
bad, Fam von Eppenftein an Stolberg und 1806 unter Heſſen. 
Dazu gehört bie Harzmühle.e Gem.: 3185 M. (1398 1. 
1029 Wi, 668 Wa) Einmw: 277. 

Nonnenroth in Urk. Nunrode, ref. Fld, kam 1806 te 
Solms-Braunfels unter Heffen. Gem.: 1949 M. (1147 4 
281 Wi, 521 Wa) Einmw: 382. 








456 -  Xopographie. 


pas |. g. Nonnenhaus, jetzt Scheuer. Zu Ortenberg gehim: 
die Hanauifche Mühle, Staptmühle, 1 Papiermühle. 

Rabertshauſen in Urk. Nabenhaufen, luth. Fld., erfcen 
url. 1252 im Beſitz von Ziegenhain. Hierher gehören der Reis 
häufer und Ningelshäufer Hof (Weißmühle) und vie Sm 
benmühle. Gem. von Rabertshaufen: 1847 M. (688 A. 172 | 
Wi, 939 Wa.) von Ringelshaufen: 567 M. (369 A. 71 U 
87 Wa.) Einw.: 207. | 

Ranftadt in Urk. Ramſtadt, Nenftatt, Iuth. Pf. In fee 
Gemarkung ift ein guter Sandfteinbrud.. Es kam von ven Eye 
fteinern an Stolberg und 1806 von Stolberg-Gebern unter Hela 
Dazu gehören: vie Weidenmühle, Philippsmühle und 1 Ziegen. 
Gem.: 3961M. (1736 A. 387 Wi. 1699 Wa.) Einmw.: 618. 

Rodheim in Urk. Radeheim, Rodeheim 2c., luth. Pfd., e 
ſcheint urk. ſchon 804, und 1311 im Beſitz von Ziegenhan 
In feiner Nähe lagen die ansgegangenen Derter Weitershanfen 
und Nordenhauſen. Zu R. gehört ver Hof Graf, wahrſcheinlich 
vormals ein Dörfchen Grassa, mit einer Mühle und die Neumähle. 
Gem. von Rodheim: 1743 M. (1061 A. 167 Wi.,- 429 Ba.) 
von Graf: 429 M. (313 X, 75 Wi, 17 Wa.) Einw.: 325. 

Nöthges in Urk. Roda, Iuth. Pfo., erfcheint urk. fchon 1017, 
fam 1806 von Solms-Braunfels unter Helfen. Gem.: 1174 
M. (720 U, 172 Wi, 282 Wa.) Einw.: 255. 

Salzhauſen, Weiler mit 74 Einw., mit einer Galin 
und Badeanſtalten, ſowie mit einem Braunfohlenwerk (ſ. o. S. 88—9li 
Erſcheint urk. ſchon 1187, und 1329 im Befiß von Ziegenhait 
Es bildet mit Kohben eine Gem. (f. d.) 

Schwidartöhanjen in Urk. Suigereshufen, Schwykersh., Intl, 
Pfd., wird urk. ſchon 1020 genannt. In feiner Nähe lag ver 
ausgegangene Ort Wogenhaufen. Gem: 2868 WM. (828 
A. 424 ®i., 1536 Wa) Einw.: 313. 

Selters in Urf. Seltirfe, Seltreffe, luth. Flo. an der Nidder, 
fom 1810 von Hanau an Hejfen. Dazu gehören: die Nemmühle 
(Selterfermühle) und 1 Kalfbrenneri. Gem: 1426 M. (703 
A, 325 Wi, 336 Wa) Einw.: 358. 

Steinberg, luth. Fld., erfcheint urf. 1305 als Gülch'ſches Lehen 
der Herrn dv. Bruberg, fam 1806 von Stolberg-Ortenb. unter Heſſen. 
Gem.: 1093 M. (454 4, 343 Wi, 247 Wa.) Einw.: 319. 


Provinz Oberheſſen. Kreis Vohl. 471 


theilt, mit 2 Mühlen; url. fchon 1257 erwähnt. Gem.: 6895 
M. (1428 U, 703 Wi, 4488 Wa) Einw.: 538. 

Ael, in Urt, Efele, luth. Flo. auf beiden Seiten der Wfel 
mit 170 Einw. und einer Gem. von 5172 M. (741 U, 
857 Wi., 4074 Wa) 


Basdorf in Urt. Bastorp, Boßdorf zc., luth. Flo. mit 1 
Ziegelei. Gem.: 3085 M. (1584 U, 474 Wi, 1077 Wa.) 
Einw: 367. 

Bnchenberg in Url. Bochmar, Buchmar, luth. Fld., erſcheint 
url. 1805. Gem.: 3240 M. (1596 u, 381 Wi., 1148 
Wa.) Einmw: 400. 


Deisfeld in Urk. Deßfelden, Iuth. Flo. auf beiten Selten 
ber Diemel mit 1 Mühle. Gem.: 1364 M. (891 U, 164 
Wi., 309 Wa) Einw.: 110. 

Dorfitter, Iuth. Fld. auf beiden Seiten ver Itter, erfcheint 
ur. ſchon 1126. Dazu gehören: der Hof Schener, die Ram- 
melsmühle und das Zechenhaus Uppellu Gem... 1394 M. 
(960 A. 124 Wi., 309 Wa) Einw.: 8330. 


Eimelrod in Urk. Emegerova, Emerode, luth. Pfd. an. ber 
Diemel in einer fehr rauhen Gegend, erfcheint url. 1310. Dazu 
gehört bie Zatenberger Mühle. Gem: 3522 M. (2146 U, 
297 Wi, 1002 Wa) Einmw.: 431. 

Harbshaufen in Urk. Harprachufen, Harpreptesh., Iuth. Fld. 
unweit der Ever, erjcheint url. 1263, mit 113 Einw und, 
einer Gem. von 1681 M. (485 W., 166 Wi., 918 Wu.) 

Hemmighanfen in Urt, Heymminchufen, Iuth. Flo. auf beiden 
Seiten ver Diemel. Dazu gehört die Speiermüßle. Gem.: 1333 
M. (872 4, 253 Wi, 178 Wa) Einm: 117. 

Herzhanfen in Urk. Herimardesh., Heredesh., Herabsh. zc., 
luth. Fld. am Einfluß der Itter in die Ever, erfcheint urk. 1043. 
Auf dem Ehrenberge liegt eine Schloßruine, Geldloch genannt. 
Zu Herzhaufen gehören: die Dorfmühle, Scheuermühle und Leihen- 
müßle. Gem.: 3028 M. (750 A., 323 Wi., 1592 Wa.) 
@inw.: 322. 

Höringhaufen in Urk. Horinghufen, Inth. Pfo., erfcheint 
url. 1289. Zwei dazu gehörige Höfe, darunter Neudorf, gehören 
den Wolfen v. Gudensberg. Zu Höringhaufen gehören außerdem: 


458 Topographie. 


Dazu gehört das f. 9. Zoll» oder Markthäuschen. Gem.: 1279 | 
M. (571 U, 543 Wi., 131 Wa) Einw: 251. 

Wallernhanſen in Urk. Wolverichesh., Wanoldesh., Walır 
besh. ꝛc., luth. Pfo., ſchon 1062 url. genannt, und 1329 m 
Beſitz von Ziegenhain url. erfcheinenn. Dazu gehören ver Hei 
Sinkenloh und 1 Ziegelei. Gem.: 3835 M. (16771 
566 Wi. 1451 Wa) Einw.: 633. In feiner Nähe ig 
ber ausgegangene Ort Rambach. 

Wippenbach, Iuth. Fld, kam 1810 von Hanau an Hefe. 
Gem.: 844 M. (293 U, 89 Wi, 442 Wa.) Einw.: 111. 


Kreis Schotten. 


Der Kreis Schotten Hat eine Bevöllerung von 2149 
Seelen (20950 Luth., 9 Ref., 3 Un, 62 Kath, 471 Huben), 
welche in 37 Dertern und mehreren Höfen wohnen. Streisftabt ift 

Schotten, Stadt an ber Nidda mit einer Gem. von 6042 
M. (1476 U, 2006 Wi., 2331 Wu.) und 2418 Einm. 
Sit des Kreisamts, eines Landgerichts, eines Steuercommifiaria, 
einer Diftrict8einnehmerei, eines Nentamts, einer Dberförfterei. 
Das interefjantefte Gebäude zu Schotten ift die Stadtkirche, ein 
Wert des 14. Yahrh. mit mehreren Grabmälern. Andere Ge 
bäude find: das f. g. Schloß (Großh. Hausdomäne) noch mit einem 
Graben und einem runden Mauerthürmchen verjeben, jebt a 
Amtslofalen dienend; die „alte Burg” auch urkundlich die „alt 
Kemnabe" genannt. Hier ftand einft die Burg der Herrn va 
Trimberg. Die Bewohner von Schotten treiben bedeutenden Hat 
bel mit Würften und Dürrfleifh (f. o. ©. 152), außerdem wid 
von ihnen auch viel Tuch fabrizirt, fowie fie auch Strumpf- und 
Leinweberei treiben. — Schotten war im 10. Jahrh. im Befike 
eines Biſchofs von Straßburg, welcher die Herrn v. Bübingen 
bamit belehnte. Nah dem Abfterben derſelben kam es durch eine 
Tochter des Haufes an Breuberg. Bon da an kam e8 als Pfand 
haft nah und nach in den Beſitz verfchienener Familien, bie es 
feit 1403 ven Landgrafen von Hefjen zum Eigenthum wurde. 
Auch die Landgrafen verpfändeten es zeitweife. Philipp der Grofm. 
gab es ben Kindern ber Margarete von der Saale, nach deren 


Provinz Rheinheſſen. 478 
IH. Provinz Rheinheffen. 


Bon ber Lage, Größe, natürlichen Befchaffenheit ver Pro- 
vinz Rheinheſſen, ſowie von ihren Bewohnern tft im 2. und 8. 
Buche gehanbelt worden, wo dieſe Gegenftände in Beziehung auf 
das ganze Land befprochen worden ſind. Um Wieverholungen zu 
vermeiden, müfjen wir, wie dieß auch bei ben beiden andern Pro- 
gingen der Fall geweſen ift, deßhalb vorthin verweilen. Nachzu⸗ 
bolen ift bier nur noch, daß von ven 539818 Morgen, welche 
die Provinz enthält, 426827 auf Aderfeld, 25802 auf Wiefen- 
land, 36075 auf Weinberge, 27645 auf Wald, 19897 auf 
unbefteuerbares Gelände fommen. Ferner tft noch zu bemerken, 
daß von ven 225647 Bewohnern ver Provinz 2587 Lutheraner, 
8440 NReformirte, 95412 Unirte, 111951 Katholiken, 2791 
fonftigen chriftlichen Confeffionen Angehörige, 9466 Inden ſind. 

Die Provinz ift zufammengefeßt aus 190 Orten, welche ehe 
bem 86 verfchievenen Herrn angehörten. Don ihnen gehörten 
Kurpfalz allein 92 und gemeinfchaftlih mit Baden 1; Kurmainz 
allein 30 und gemeinjchaftlich mit dem Fürften von Naſſau Saar⸗ 
brüden 3; dem Markgrafen von Baden 2; dem Bisthum Warme 
5; der Neichsftant Worms 1; dem Fürften von Saarbrüden 2; 
dem Fürſten von Leiningen 1; dem Domcapitel zu Mainz 3; 
dem Nitterftift zu St. Alban bei Mainz 1; dem Dompropft zu 
Moin; 2; dem Grafen von Leiningen 6; ven Fürften und Grafen 
son Salm 5; dem Fürften von Brekenheim 1; dem Nheingrafen 
von Grumbach mit Salm 1; ten Grafen von Falfenftein allein 6, 
gemeinfchaftlih mit DBregenhein 1, und mit Riancour 1; denen 
von Wertheim 1; denen von Ingelheim 1; denen von Warten 
berg 1; denen von Grehmweiler 2; denen von Sidingen 1; ben 
Freiherrn v. Dalberg 4; denen von Dienheim 8; denen von Köth 1; 
denen ven Hunoloftein 2; denen von Greifenklau 1; denen von 
SHettersporf 1; denen von Elz 1; denen vom Wambold und Hu—⸗ 
nolpftein gemeinschaftlich 1; dem Kloſter Dalbeim 1; ben Gan- 
erben 4, und ver Ritterichaft 2. 

Viele diefer Ortichaften, Parzellen einzelner Neichstheile, ftan- 
den im Lehnsverband von Kur⸗Mainz und Pfalz und zugleich unter 
ihrer Hoheit; die ganerbfchaftlichen aber waren durch Palte verbun⸗ 
ben. Bon ven Städten waren Mainz, Worms, Oppenheim un 


| 
40 Topographie. 


Eihenrode in Urk. Afechenrove, luth. Pfd., erfcheint nt | 
1187. Dazu gehört die Sengesmühle und Weidmühle. Gen: 
4250 M. (2356 4. 1511 Wi, 116 Wa) Einw. 554. 

Heldfrüden in Urt, Felkukin zc., luth. Pfd. Dazu gehören 
ber Neuhof (Wiefenhof) und 1 Mühle. Gem: 36728 
(1280 A. 1124 Wi, 1086 Wa.) Einw.: 408. 

Freienſeen, Mrktfl. am Seebach mit 923 Einw., wei 
fich ſtark mit VBerfertigung von Halbleinen und Baumwollenzeug beidäk 
tigen. F. kam von Hanau an Falfenftein, von dieſem 1419 an Som, 
1806 von Solms unter Hefien. Gem: 2762 M. (10071, 
786 Wi., 968 Wa.) 

Gösen, luth. Flo. mit 247 Einw. und einer Gem. m 
1978 M. (1127 4. 568 Wi. 177 Da.) 

Gonterslirhen in Urk. Guntbersfirchen, luth. Pfo. ummet 
bes Urfprungs der Horloff, Fam von Hanau an Falkenſtein, md 
deſſen Ausfterben 1419 an Solms, 1806 von Solms-Lanbaqh 
unter Heffifche Hoheit. In feiner Gemarkung Tagen die andge 
gangenen Dörfer Niedern- und Obern- Hinderna. Dazu 
gehört die Horloffsmühle Gem.: 2772 M. (1204 A, 769 
Wit, 799 Wa) Einw.: 495. 

Hartmanndhain, luth. Flo. mit 318 Einw. und einer Gem. 
yon 1604 M. (502 4, 995 Wi, 33 Wa.) 

Herhenhain, luth. Pfd. mit 493 Einw., welche fterke 
Viehzucht treiben, da die Gemarkung viel Wieje- und MWeibelur 
hat. Es erfcheint urk. jhon 1289. Im 14. Jahrh. war ie 
Kirche bier Pfarrlirhe und hatte mehrere Filiale. 1358 ba 
der Abt von Fulda mit den Grafen von Ziegenhain eine Stun 
und Burg. Gem: 2957 M. (810 A, 1371 Wi, 489 Ra) 

Hödersdorf, Iuth. Fld. Dazu gehört die Rothmühle (Blech 
mühle). Gem: 1111M.(7504,278Wi,2 Wa.) Einw.: 292. 

Ilsdorf (Solms), lutb. Fld. mit 1 Mühle, kam 1806 von 
Solms-Laubab unter Heflen. Hierher gehört der Flenſunger 
Hf. Gem. von Ilsdorf: 299 M. (194 U, 105 Wi.), ben 
Flenfungen: 247 M. (189 U, 58 Wi) Einw.: 104. 

Kaulſtoß in Urk. Kulftoiß, Kulstorf, luth. Flo. an der Nibver 
Gem.: 2537 M. (936 A., 1182 Wi, 316 Wa.) Einm.: 300. 

Kölzenhain in Urk. Kolkinzinh., Kolzenh. zc., luth. Fe. 
Dazu gehört der Hof Betershain, wo ehedem ein Dorf ftant. 


Provinz Rheinhefien. Kreis Mainz. 475 


11. in 4 Oberförftereten: Mombach I. I., Wendelsheim, Bingen; 
12. in 6 Salgmagazinsverwaltungen: Mainz, Alzei, Bingen, Fürs 
feld, Sprenblingen, Worms; | 

18. in 8 evang. Delanate: Mainz, Ulzet, Oberingelheim, Oppen- 
heim, Ofthofen, Wöllftein, MWörrftabt, Worms; 
44. in 9 katholiſche Dekanate: Mainz, Alzei, Bingen, Gaubödel- 
j heim, Nieverolm, Oberingelheim, Oppenheim, Ofthofen, Worms; 
"I6. in 5 Schulbezirke, mit den Kreisämtern zuſammenfallend; 
417. in 11 Mebicinalbezirfe: Mainz I. II., Nieberolm, Oppen- 
heim, Alzei, Wörrftabt, Bingen, Oberingelheim, Wöllſtein, 
Worms, Ofthofen, Pfebpersheim; 

19. in 5 Beterinärchezirke, mit den Kreisämtern zuſammenfallend. 


Kreis Mainz. 


Der Kreis Mainz befteht aus 24 Dertern, in welchen eine 
Bevölkerung von 64292 Seelen lebt (941 Luth., 62 Re, 
7051 Un. 52884 Kath., 494 Sect., 2860 Yuben). Kreis⸗ 
ftadt, zugleich Hauptitabt der Provinz Rheinheſſen ift bie deutſche 
Bunbesfeftung 

Mainz, am linken Ufer des Rheins, eine Viertelftunde von 
der Einmündung des Mains in venfelben, Station der Hell. 
Ludwigsbahn, Sitz des Obergerichts für vie Provinz Rheinheſſen, 
eines Kreisamts, eines Bezirksgerichts, zweier Friedensgerichte, 
zweier Steuercommiſſariate, (Mainz und Oberingelheim), einer 
Obereinnehmerei, einer Diftrictseinnehmerei, eines Rentamts, eines 
Kreisbauamts, eines Worftamts, einer Handelskammer. Sie bat 
eine Gem. von 2731 M. (1135 U, 119 Wi, 136 We, 
3 Wa.) und eine Bevölkerung (mit Zahlbach) von 86741 Seelen. 
Dazu kommt noch eine militäriiche Befagung von 6000 Man, 
zur Hälfte aus öſterreich, zur Hälfte aus preuß. und einem 
Commando heſſ. Truppen beftehend. Der innere Umfang ver 
Stadt mift 6570 Schritte, ihre Grundfläche wird auf c. 420 
Morgen berechnet. Innerhalb des Feftungs-Umfchluffes finden fich 
116 Straßen und größere Gafjen, 72 Heine Gaffen und Sad- 
gaffen (Reile), 15 größere und eben fo viel Heinere Pläge, 4 Lands 
thore und 9 Wafferthore. Die Zahl ver Tirchlichen, zum öffent- 


4716: Topographie. 


lichen Gottesbienft verwenveten Gebände beträgt 13 mit 15% 
men, von denen 9. Kirchen und 2 Kapellen für ven ! 

1 Kirche für den ewangelifcdren und 1 Synagoge für en 24 ind 
Gottesdienft beftimmt find. Sonftige öffentlihe Gene — \ 
140 und Privathäufer c. 2200. Die vorzüglichften Se St! 
der Stadt find die Nheinftraße, gleichlaufend mit dem REIF 
in geringer Entfernung von bemfelben, die 3 Blihn, wi 
neben einanber binziehend, die Thiermarktſtraße mit vem zz 
Heff. Negierungsgebäuve, vie Altmünftergaffe mit dem vr oft 
Altmünfter-Nonnenklofter, jet Milttärlazaretd, die Enmrz>rn 
mit der gleichnamigen alten Kirche, bie Lubwigsftraße, de 
gaffe, die alte Univerfitätsftraße, die Schuftergaffe (bie vor; er<z 
Handels⸗ und Gewerböftraße der Stabt) mit ver alten = 
firhe und vem Hof zum Gutenberg, einem Haufe tr wurst 
Gensfleifch, die Gräbergaffe, die Auguftinergaffe mit ver I | 
firhe und dem bamit zufammenhängenden Seminargebiute SH 
vorzüglichften Plätze find: der Schloßplag vor dem Haufasszu 
einem Anbau des kurfürſtl. Schlofjes (feit 1777 ao 
Paradeplatz); der Thiermarkt, ein Theil bes forum gemmge 
Römer, mit einem Brunnen, welcher eine Granitfäule =— | 
Sngelheimer Pallaſt Karls des Gr. enthält; ver Ballpe nn 
Gutenbergsplag,. entftanden durch bie Zerſtörung der Dom- un 
im Sahr 1793 und durch Wegichaffung von deren — . 
im J. 1807 u. ff. J., früher Fruchtmarkt genannt, ſeit der % 
ftellung des fchönen Gutenbergsdenkmals von Thorwabie=? 5. 
jegigen Namen führend, an feiner N. W. Seite das Schauf rang, 
ber Speiſemarkt, an ihm der Dom; der Liebfrauenplaß; ber Fi 
markt; der Mitternachtsplatz, an welchem bie römiſche Nein [R 
begann; der Karmeliterplag ; ber Domkuftoreiplag mit der Wohn N 
des Landesbifchofs in dem ehem. Domfuftoreigebäude. — En N 
andere Lofalität ift noch zu nennen, bie Citabelle, in ihrer Kent \ı. 
GSeftalt von 1659 — 1661 erbaut, mit 4 Bafteien, an vem \\ 
einer, der bes Drusus, der Eichelftein fteht. — Die merkwäri- 
fin Gebäude find: der- Dom (erbaut von bem erften Er 
biſchof von Mainz, Willigie, von 978—1009, zum zweiten 
aufgerichtet, nachdem er am Tage feiner Einweihung abgebramt 
war, bis 1038, dann abermals vom Feuer verheert und bis 1239 
wieder hergeſtellt. Zum brittenmal durch euer vernichtet wurde 










ausgegangenen Dorfs | 
21 U, 749 Wi, 1882 a.) Einn. 1050. 
Stadt mit einer Gem. von 5131 M. (1778 
538 Wa) und 984 Eimw., welche fich meift 
; gelegen A — ud. rufen Gegend 
eines 


 Webberfelle ıc., 

erfeint- wet, fen 773, Tom: 1806-0on 

Heſſen. een 

©. 86), die Streuchesmühle: Gem.: 2647 
428. Wi, 658 Wa) Einwr 533. - 





464 Topographie. 


Wohnfeld in Urt. Wanefclve, Wonenfelve, Iuth. FI. Yg 
gehören: die Hahnmühle, Schneivmühle, Rappelmüble um W |ı 
Berghaus. Gem.: 1747 M. (880 U, 554 Wi., 154 W 
Einw.: 508. | 


Kreis Vilbel, 


Der Kreis Vilbel hat eine Gefammtbevölferung von 227 
Seelen (11907 Luth., 96 Ref., 5048 Un., 4217 Kath, R 
Sect., 1470 Juden), welche in 26 verjchiebenen Dertern wohn 
Kreisſtadt ift 


Bilbel in Urk. Felwile, Filbil, Velwile ꝛc, Mtfl. aufime | 
Seiten der Nidda, Station der Main - Wefer - Bahn, Sit mi 
Kreisamts, eines Landgerichts, einer Diftrictseinnehmerei. Kill 
(tegt ganz von frembem Gebiete umgeben und hat eine Gem. va 
4174 M. (2778 4, 452 Wi., 685 Wa., 3 We) um 
2823 Einw., bie zum größeren Theile proteftantifch find. Die 
Katholiken haben ebenfalls ihre eigene Kirche. Unweit ver ner 
fhönen DBrüde, welche über bie Nidda geht und beide Theile des 
Marktfleckens verbindet, Liegt ein Sauerbrunnen. Bon dem Aufen 
halt ver Römer bierfelbft haben fich viele Spuren gefunden, insbeſer 
dere wurde ein röm. Bad bier aufgegraben, von dem einzelne Tl 
namentlich ein prachtuolfer Mofaifboven, ins Mufeum nah Dre 
ftabt gefommen find. In Lorfcher Urkunden kommt Bilbel a : 
772 unter dem Namen Felwila vor. Später war es im BA | 
der Münzenberger aus der Verlajfenichaft ver Grafen von Nüringk 
Nach deren Ausfterben Fam es zur Hälfte an Hanau, zur Hl | 
an Falfenftein, deſſen Theil wieder halb an Sayhyn und Sfenbup 
balb an die Eppenfteiner kam. Sayn verkaufte 1453 feine 
Antheil an bie Kronenbergee Sämmiliche Theile, mit Ausnahm 
bon dem Sanauifchen, der an das ältere Haus Heffen kam, ve 
einigten ſich fpäter wieder unter Eppenftein. Die Stolberge be 
erbten Eppenftein, 1581 aber erklärte Mainz das Leben pi 
Mainz für erlofhen und ſetzte fich in beffen Beſitz. 1803 fi 
der Mainziiche Theil an Heſſen-Darmſtadt, ver Kurheffiiche, früh 
Hanauiſche an Frankfurt und 1816 auch an das Großherzogthu— 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 479 


punkt feiner Thatigkeit. Er baute fich in Niederingelheim eine 
prächtige Pfalz, jtiftete in Mainz pas Albansklofter mit einer ge= 
lehrten Schule, förberte den Weinbau, Handwerke und Sünfte, ließ 
auf ven Pfeilern ber röm. Brüde eine folche von Holz über ben 
Rhein ſchlagen ꝛc. Erzbiſchof Hatto I. machte fich unabhängig 
und eignete fich die lanvesfürftliche Würbe zu. Mainz wurbe beßs 
Halb 953 durch Kaifer Otto, aber fruchtlos, belagert. Erzbifchof 
Willigis ließ fich zum Kurfürſten ernennen und unter ihm unb 
feinen Nachfolgern nahm tie Stadt an Umfang wie an Bebeutung 
zu, fo daß im 2. Viertel des 11. Jahrh. fchon eines Bürger- 
meifters und Raths von Mainz gedacht wird. Streitigkeiten zwifchen 
ver Bürgerfchaft und Geiftlichkeit im Jahr 1073 endeten mit 
einem Sieg der erfteren. Die Selbitftändigfeit ver Bürgerſchaft 
befeftigte fich fpäter noch mehr und die Patricier befamen bie 
ganze Gewalt, vie ihnen zwar durch Konrad von Wittelsbach ent- 
riffen wurde, aber durch Kurfürft Siegfried III. wieder zugeftanden 
werben mußte Durch Arnold Salmann Walpoden entjtanb der 
rheiniſche Stäptebund, dem auch die Kurfürften beitreten mußten, 
wenn fie ihren Einfluß in ver Hauptftabt ihres Kurftants fichern 
wollten. Der Städtebund trug nicht wenig zu dem blühenben 
BZuftande des Handels uud ver fteigenden Wohlfahrt von Mainz 
bei. Es erwarb fich al8 Haupt und Mittelpunkt veffelben wegen 
feiner Macht und Neichthümer ven Beinamen bes „golonen”. 
Es vermehrte fih aber nun Lie Eiferfucht zwiſchen den gemeinen 
Dürgern und ven alten ober Patricier- Gefchlechtern, vie oft in 
wahre Fehden ausartete. Ebenſo erfolgten Yubenverfolgungen. 
Die fich gegenfeitig belämpfenden Kurfürften Diether von Sfenburg 
und Xbolf von Naſſau ftürzten endlich Mainz in gränzenlofes Elend. 
Hoolf von Naffau bemächtigte fich der Stadt 1462, gab fie allen 
Gräueln der Plünverung Preis und vernichtete ihre ſämmtlichen 
Sreiheiten, die auch burch Diether nach Adolfs Tod nicht wieder 
Bergeitellt wurden. Im 3Ojährigen Krieg befekten die Schweden 
am 13. Dec. 1631 Mainz, befeftigten fih barin und bebaup- 
teten ſich 4 Jahre, während welcher Zeit es jo hart mitgenommen 
wurde, daß e8 1636 nach der Wieberbefignahme von Geiten bes 
Kurfürften Anfelm Kaſimir ſehr übel ausſah. Am 16. Sept. 
1644 beſetzten e8 vie Franzofen, gaben es aber nach dem weſt—⸗ 
phälifchen Frieden 1648 wieber zurüd, Kurfürſt Johann Philipp 


466 Topographie. 


Silzbrunnen (f. o. ©. 92). Es kommt ſchon 1593 werkam 
vor und Fam zur Burggraffchaft Friedberg. Dazu gehört ie 
Dögelmühle. Großfarben bildet mit Kleinkarben (f. u.) eine Gem 
non 5241 M. (2762 A. 964 Wi., 1480 Wa.) Einw.: 973. 

Heldenbergen, kath. Pfo., Sit einer Oberförftere. M 
Helidaberga erjcheint e8 839 in einer Urkunde Ludwigs bes fr 
und gehörte fpäter zur Burg Friedberg. Es wurde bereits 1816 rd 
Vertrag mit dem Burggrafen unmittelbarer Panvestheil des Grek 
herzogthums. Dazu gehört das Schloß Rhodenburg (chem 
Dberburg), die Hintermühle (Wirgemühle) und die Niddermie 
Vordermühle). Gem.: 3806 M. (2677 U., 574 Wi, 54 
Wa) Einw.: 1554. 

Höchſt in Urk. Hoefte, Hoiſt, luth. Pfd. an ber Nidder mi 
einem. von Günderodeſchen Schloß mit einer ſchönen Bibliothek, 
Höchſt gehörte urfprünglich den Herrn v. Garben, von benen d 
1729 an vie Freiberen Berntein und zulekt an bie Freihern 
v. Günderode kam, bis e8 1806 unter Heff. Hoheit gelangte. 
Gem.: 1234 M. (390 A., 372 Wi, 472 Wa.) Einw.: 591. 

Holzhaufen, ewang. und kath. Pfd., auch Holzhauſen vr 
der Höhe genannt. In der Nähe Liegt der Burgplatz mit be 
Fundamenten eines Schloffes, welches das Stammhaus ver Famlit 
v. Holzbaufen fein fol. Nach einander im Beſitz der Falfenfteine, 
Eppenfteiner und Stolberge, fam e8 1578 Täuflih an Hama 
und 1810 an das Großh. Heſſen. Im feiner Gemarkung fi 
eine Mineralquelle. Es gehören dazu: die Navelmühle, Schlappe 
mühle, Brunnenmühle (Bornmühle) und 4 Mühlen ohne Name. 
Gem.: 2473 M. (1371 U, 429 Wi., 647 Wa.) Einw.: 91. 

Kaiden in Urt. Coichen, Koicheno, Couchene ꝛc., Iuth. Pf 
fommt zuerft 1249 urkundlich vor. Die Grafihaft Kaichen fm 
an die Burg Friebberg, aber es ift ungewiß, wann und wie ed 
gefchehen if. Dazu gehört die Rögesmühle. Gem: 2951 R 
(2553 U, 184 Wi, 214 Wa) Einw.: 726. 

Kleinkarben, luth. Pfo. an ver Nidda, mit 788 Einm 
In feiner Gemarkung ift ein Kalkſteinbruch. Kleinkarben gehörte 
zur Burg Friedberg. Gem.: f. o. Großfarben. 

Kloppenheim in Urk. Clopheim, Kath. Flo, kommt urk. den 
801 nor, fam mit der Grafichaft Kaichen an die Burg Friebberg 
wurde 1659 an ben beutfehen Orden verfauft und bei der Auf 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 481 


Bretzenheim in Urk. Villa Brittanorum, Brezzenh., Brizenh. ꝛc., 
kath. Pfd., ſoll unter ven Römern eine Niederlaſſung von Britta⸗ 
niern geweſen fein, Sicila Brittanorum; erſcheint urk. 773. Kaiſer 
Arnulf fchentte 893 den Ort dem Kloſter St. Marimin bei 
Trier. Bon ihm kam er an das Nonnenklofter Mariendalheim. 
Als dieſes Klofter 1781 aufgehoben wurde fiel Bregenheim an 
Mainz. Dazu gehören der Hof Römerthal (Leimenfaute) und bie 
Bregenheimer (Kriegeriche) Mühle. Gem.: 5370 M. (5129 
u, 5 Wi, 28 We) Cinw: 1738. 

Budenheim in Urk. Buetenheim, kath. Pfd. am Rhein, er- 
ſcheint url. 1057. Die Hoheit hatte urſprünglich das Mainzer 
Nonnenkloſter Altenmünfter, welches fie an benachbarte Adeliche als 
Leben vergab, die fie ihrerfeit8 wieder andern als Afterlehen über- 
teugen. 1563 übergaben Webtiffin und Convent von Wltenmünfter - 
bas Dorf Budenheim dem Erzbiichof Daniel von Mainz. Im 
feiner Gemarkung Tiegt ein guter Steinbruch von Mauerfteinen, 
aus benen ber größte Theil der Mainzer Feſtungswerke gebaut ift. 
Dazu gehören: 4 Ziegeleien und 4 Kalköfen, das Forſthaus „Lubd- 
wigshoͤhe“ auf dem Lennenberge im Walde, vie St. Wenpelinus- 
Enpelle im Walde und bie feine Haderaue (Gänswörth). Gem.: 
3874 M. (14574, 92 Wi, 51 We, 1919 Wa.) Einw.: 900. 

Draid in Urk. auch Treyſe, Traife, Drefien ꝛc., Kath. Flo, 
eriheint url. 1112. Begütert waren barin im 14. Yahrh. das 
Meiner Albansklofter und einige Adliche, welche ihre Güter dem 
Erzſtift überließen, die dann an die Probftei Hirſenach Tamen. 
Im 9. 1606 fam das Noviziat der Jeſuiten in den Befig eines 
Theils verjelben, fowie des Patronats. Die Tefuiten bauten barin 
ein fchönes Haus. Mit der Aufhebung bes Ordens fam ihr Gut 
an das erzbilchäfl. Seminar und 1777 an den Schulfonde. “Die 
Bauthei ftand im 13. Yahrh. dem alten Mainzer Startfimmerer, 
Dem mütterlichen Ahnen Gutenbergs zu. Ron feinem Gefchlecht 
kam fie an das Glarenklofter und von dieſem an ben Erzbiſchof 
von Mainz 1586. Im den Befig der ganzen Fauthei fam Mainz 
nad Aufhebung des Jeſuitenordens. Gem.: 1383 M. (1232 
U, 118 Wa.) Einm.: 404. 

Ebersheim in Urk. Eberolfesh. Ebberinsh. ꝛc., kath. Pfo. 
Es erſcheint urk. Ichon 764 und warden durch Kaiſer Arnulf 893 
ben Mariminsklofter zu Trier einzelne Güter daringefchenkt. ‘Die Hoheit 

Waltpers Heffen. SL 


482 Topographie. 


über den Ort beſaß im 11. Jahrh. ſchon das Erzſtiſt M 
Zu dem Kurſtaat Mainz gehörte der Ort ganz ſeit 1420.9 
feiner Gemarkung liegt ver Töngeshof, ſ. g. von feinen @i 
Befigern, den Antonitern in Ale. Gem.: 3995 M. (0% 
a, 42 Wi, 277 We) Einw.: 1120. LE 
Efienheim in Urt. Hefinesheim, Iſensh., Eſenh. x. h 
Fid. erfiheint urkt. 1023. Die Fauthei über ven Ort ii 
die Dynaſten von Bolanven als mainzifches Erblehen.: Bon n 
kam fie an die Spanheimer, welche fie wieder als Afterlehen wg 
gaben. Im 9. 1354 ift Effenheim im Befik der Orfa: 
Velden; und nach dem Mbleben bes Ietten Grafen von AM Eı 
(1444) fam e8 an bie Kurpfalz, bei ber es bis in ufer 
geblieben war. Dazu gehört die Neumühle. Gem.: 42 
(8852 4, 141 Wi, 587 We) Einw.: 1155. 
Finthen in Url. Finvene, Fundene, unten ꝛc., Ih 
Bon dem Aufenthalte der Römer in Finthen geben die Wierifiut 
und Imfchriften Zeugniß, welche 1844 gefunden, jet im 
Muſeum ſtehen. Es ift eine alte Beſitzung bes Erzftiftes 
die Vogtei darüber hatte das Domftift, welches fie ver PM 
feiner Probſtei zugetheilt hatte. Im feiner Gemarkung liett u 
Layenhof, f. g. zu Ehren bes Domprobites img. 17880 
fen von ber Layen, die Jungenfeld'ſche Mühle und 1 ia 
und Damaftwebereifabri. Die Einwohner von Finthen fi 
ftens Unterkäufer, welche Victualien weit und breit auflaufen 9 
zu Mari bringen. Gem: 4414 M. (3409 A., 36h 
13 We., 819 Wa) Einw.: 2002. 
Ganbifchofsheim, Gaubifchheim, fo genannt, weil a 
ſ. g. Gau liegt, zum Unterfchied von anderen Orten gl h 
fath. Flo. Sein Weinwachsthum ift fehr bedeutend und m 
Weinberge waren fehon unter Karl d. Gr. befannt. Es 
ul. ſchon 769. Die Bolande hatten anfänglich den Ort a 
Mainzer Lehen, traten aber 1263 einen großen Theil ihrer Reches 
an das Mainzer Domkapitel ab. Gem.: 1138 M. (822 % 
28 Wi., 246 We) Einw.: 409. | 
Gonfenheim in Urt. Gunfanbeim, Gunſinh. ꝛc., lath. " 
gelegen an ver Bach Gom. Es erfcheint urf. 774. Die 
war fpäter an das Domfapitel zu Mainz gefommen und von w 
fem zur Präbende des yairlihen Dowrobſest. Die Einwohe 





















4. 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 488 


n "bebeutenden Gartenbau. Dazu gehören: die Bruchmühle 
» Victorftiftsmühle), Angelmühle (ehem. Dienheimer Mühle), 
hmühle, Aumühle, Obermühle und die 14 Nothhelfer- 
e. Gem: 4247 M. (2573 U, 36 Wi., 38 We, 
> Wa) Einw: 2457. 

Harrheim in Urt. Arasheim, Haresheim zc., evang. Pfo., 
ihon 767 genannt. Die Falkenfteiner hatten den Ort aus 
Bolanbifchen und Hohenfelſiſchen Theilung erhalten als Main- 
I Lehen. Gem.: 1408 M. (1076 U, 71 Wi., 212 

Einw.: 493. 

Hechtsheim in Urk. Hehhivesheim, Hechebesheim, Hexheim 2c., 
Pfr. Seine Gefchichte fällt mit der von Weifenau zu- 
an (f. d.) In feiner Gemarkung lag ehedem ein nun aue- 
jenes Dörfchen Dulmesheim. Gem.: 5819 M. (5563 
oO ti, 1 Wa) Einw.: 1811. 

Kaſtell, Stadt am rechten Ufer des Rheins, einen Theil 
dereichs ver Bunbesfeftung Mainz bilvend, Station der Tau- 
ifenbuhn, Sit einer Diftrictseinnehmerei, mit einer Gem. 
328 M. (4033 U, 62 Wi, 60 We.) und 3360 Einw. 
bebdeutenderen Gebäuden find bemerfenswerth: die Bahnhof—⸗ 
>e der Taunuseifenbahn, der große Gafthof zum Bären und 
3 Brüdenfopf und Kaſerne dienenden doppelten Zangenwerle. — 
as ließ gleichzeitig mit vem Castrum Maguntiacum das nach 
Benannte SKaftell erbauen, deſſen innerer Umfchluß höchftens 
Rinuten im Unfang hatte. Es befand fich auf ver Norpfeite 
yeutigen Stadt und war mit dem linken Ufer durch eine 
ne Brüde verbunden, teren Erbaunng in die Zeit Trajans 
zen iſt. Auf die alten fteineruen Brüdenpfeiler hatte Carl 
Sr. eine hölzerne Brücke bauen Iaffen. Auf der Oftfeite des 
as⸗Kaſtells ſtand wahrfcheinlich vom J. 150 nach Chr. Geb. 
ine bürgerliche Nieberlaffung, anfangs Vicus novus, dann 
3 Meloniorum, fpäter civitas Mattiacorum genannt. In ber 
rwanderung wurbe fie wie Mainz zerftört, wurde aber bei 
eraufbauung weiter ausgebehnt. Sie gehörte zu den königl. 
(pomänen bis zum Jahr 961, wo Dtto I. dieſe feinem 
ie, dem Mainzer Erzbifchof Wilhelm, ſchenkte. Im 13. Jahrh. 
: bie mit Mauern umgebene Stadt als Neichsftant angefehen. 
Mainz kam Kaftel 1792 tn bie Hände ver Wrameien. 

31* 


484 Topographie, 


Durch den Negensburger Reichsreceß 1803 ven Firm F 
Naſſau⸗Uſingen abgetreten, trat fie dieſer 1806 wieder on ab * 
reich ab. 1816 wurde fie zur Feſtung bes deutſchen D 
erklärt und ihr Territorium Heſſen zugetheilt. Die Feſtimuch — 
find von 1826 an ſtets verbeſſert worden. Das VUyaul“ _ 
Kaftell enthält eine f. g. Pilgermufchel in einem deutſchen CM. 
Zur Gemarkung von Kaftell gehört die große Petersane, % 
ftehend aus 3 Abtbeilungen: ber Grofiberzoglichen, — fie 
Kurfürftlihen, auch Karthäufer Aue, der Lahifchen Aue d 
der Petersaue. j 

Kleinwinternheim in Urk. Vintherheim prope Olmen, id 
Pfr. Un dem in feiner Gemarkung gelegenen Petersberg wuR 
ein guter Wein. Gem: 2207 M. (1995 A., 54 Wt, * 
We, 3 Wa.) Einmw.: 555. 

Koſtheim, kath. Pfd. auf der rechten Main- und Rheinſch 
am Einfluß des Mains in den Rhein, mit einer Gem. m 
3815 M. (2575 U., 205 Wi, 451 We.) und 1829 Eim Wi 
In Urkunden Heißt es Cupese, Cuffstein, Coffinstein, Cafistel, 
Coffingstang und Capistan. Karl der Gr. ließ bier einen Poll 
erbauen. Es gehörte zum Königshundertgau und bie von Eiper 
ftein Hatten die Vogtei darin vom Neiche zu Lehen. 1226 il 
das St. Stephansftift die Hoheit und 1506 veränfßerte das EM | 
den Ort an den Erzbiſchof und Kurfürſt von Mainz, Durch fee 
große Gemarkung und herrliche Weinberge nahm Koftheim in W# 
dehnung und Flor bis zum Anfang der franzöf. NAevolutim # 
wo eine Zeit von Leiden und Drangfalen für e8 begann, wi 
ihm die Nähe der Feftung brachte. Es erlitt eine breimalige Jr 
jtörung, 1793, 1795 und 1813. Dazu gehören die Dow 
mühle und 1 Ziegelei. 

Zanbenheim in Urk. Nubenheim, Lubenheim, kath. Pfo, m 
fcheint urf. 773. An feinem fchönen Berge wächft ein vortreff 
licher Wein. Seine politifche Gefchichte fällt mit der von We 
fenau zufammen (f. dort). Dazu gehört die ſ. g. Marane (v. Bir 
jtenberg’jhe Aue. Gem.: 2978 M. (1699 U, 276 ® 
554 ®e., 9 Wa) Einmw.: 971. 

Marienborn, Kath. Pf. Im früheren Zeiten hieß es Br | 
nen, auch Born und hatte nur eine Kapelle Es war eine ® ij 
fitung des Exrzbiichofs und war non ven au bie von Bolandea 
















— 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Mainz. 485 


Na en, welche fie als Afterlehen an anbere gaben. Es ſtand 

—* ein Marienbild, zu welchem viele wallfahrteten. Daher ſein 

Name Im J. 1738 hatte Kurfürſt Philipp Karl ein 

au Hospital Hier erbauen laſſen, welches ſpäter als geiftliche 

Nele diente, aber 1793 größtentheils zerjtört wurbe. Dazu 

lei oder Gaftbaus „zur ſchönen Ausficht." 

a 1182 M. (1130 4, 6 Bi, 2 We.) Einm.: 565. 

Ri —* iath Pfd. in einer ſandigen Ebene nahe dem 

Es treibt beveutenden Gartenbau. Es war ein Mann- 

bes Erzſtifts Mainz und kam in der Mitfe des 14. Jahrh. 

ols- Eigenthum an das Mainzer Domkapitel. Dazu gehören: 1 Zie- 

se und 1 Eifenbahnwagenfabri. Gem.: 2175 M. (11684, 
243 Wi, 21 We, 360 Wa) Einw.: 1165. 

Niederolm, kath. Pfd., Sit eines fFrievensgerichts, einer 
Mifirictseinnehmerei. Eine alte Beligung des Mainzer Erszitifts, 
welche fonft Olmene oder Ulmene hieß und erjt fpäter zum Un⸗ 
terfchiebd von Oberolm Nieverolm genannt wurde. &8 erfcheint 
wel: 1092. Im 12. Jahrh. fchon fcheint es befeftigt geweſen 
ga fein und in feiner Mitte auf einer Kleinen Anhöhe ein Schloß 
erbaut worden zu fein, welches aveliche Burgmänner hatte. Kur⸗ 
fürft Berthold von Henneberg ließ 1503 eine neue Burg bauen, 
weiche im Anfang dieſes Sahrh. abgeriffen wurde. Dazu gehören: 
bie Wingertsmühle, Eulenmühle und die 4 Ecklochermühlen. Gem.: 
4471M. (3996 A. 222 Wi. 118 We, 2 Wa) Einw: 1401. 

Oberolm, kath. Pfo., Sit einer Diftrictseinnehmerei, zum 
Unterfchiev von Niederolm, weil e8 auf einer Anhöhe liegt, Ober- 
olm geheißen. Zu ihm gehört die Wiefenmühle und das Jäger⸗ 
haus. Gem: 7160 WM. (4689 A., 311 Wi., 360 We, 
1610 Wa.) Einw.: 1343. 

Sörgenloch in Urt. Sorgenloch, Solgeloch, Sulgenloch und 
Selgeloch, kath. Fld. ES gehörte ſchon im 12. Jahrh. zu den 
Beſitzungen derer von Thurn und kam wahrfcheinlich von ihnen 
an das Albansklofter, welches bis zu feiner Aufhebung 1802 in 
deſſen Befit blieb und die Vogtei an abeliche Familien im Lehens⸗ 
verband überließ. Dazu gehören: 1 Mühle und 1 Ziegelei. Gem.: 
949 M. (665 4, 40 Wi, 193 We) Einw.: 599. 

Stadeden, evang. Pfo., auf dem rechten Ufer ver Selz. 
Sein Weinwahhsthum ift ausgezeichnet. Früher hieß eg Hedensheim, 





486 Topographie. 


welhen Namen e6 durch feine Burg Stadeck verler, uk 
mehreren Burgmänmern gehörte, ‚die zugleich tie Hebet ken fe 
Ort hatten. Zu den Burgmänuern gehörten tie ven mia 
bogen und bie v. Leiningen. Später kam es an tie Frl 
von Zweibräden und 1773 an die Kurpfalz. Gem: Hl 
M. (2546 U, 247 Wi, 534 We, 33 Wa) Gin: M, 
Weifenan, kath. Pfr. Seine Gemarkung bat zum Ti 
einen trefflichen Weinwachs. Es kommt in alten Urkmden mi 
dem Namen Wizzenomwe, Wiffenowe, Wizzenauve ver und war Gp 
thum bes Erzbiſchofs von Mainz. Die Vogtei war von al 
Bolanden als Lehen gegeben und fie Hatten in tem Orte is 
Burg, welche in ber Witte des 13. Jahrh. durch vie Wi 
von Mainz zerftört wurde, und als fie 1329 wieber ke 
war, aufs neue zerftört wurde. Nach dem Ausfterben ver Bi 
wer es anfangs an Sayn und an Sfenburg gefallen, vamı WE 
es Yienburg allein. Gegen Ende des 16. Jahrh. wurde as 
die Grafen von Schönborn verpfändet und von dieſen on W 
Mainzer Dombechant Johann von Heppenheim verlauft. Mm WW 
felben Jahre noch trat Kurfürft Johann Philipp von Schäaie 
in den Kauf ein und damit war Mainz im Befitz deſſcke 
Oberhalb Weifenau, an dem Anfange ver Gemarkung von All 
heim, lag vor Zeiten ein großer Hof Rudolfshaufen — 
Nupelthaufen genannt. Im ber Gemarkung liegt auch bie gi 
Zungenfelderau und 1 Dampfmühle. Gem.: 12798 
(952 4., 108 Wi, 174 We) Einw.: 1580. 
Zahlbach in Urk. Zagelbah, Zagilbach, Kath. Fin. Om 
Namen leitet man von dem Cia, Zia, Sia, Zey, jeßigen Zei 
ab, der durch das Ort läuft. Anfangs ftanden Hier mm dd 
Höfe von adelichen Patriciern aus Mainz. Die meiften be 
Höfe drwarb im 11. Jahrh. das Stift St. Jacob, welde | 
fpäter dem Dalheimer Nonnenklofter überließ. Daraus entf 
das Dorf Zahlbach im Befit des Kloſters Dalheim. Im fei 
Nähe find die merkwürdigen Reſte der großen röm. Wafferleite 
und fein Boden ift immer noch eine Fundgrube von röm. Al 
thiimern. Dazu gehört auch die Lindenmühle. Seine Gemark 
ift in bie von Mainz eingeſchloſſen. Einw.: 386. 
Bornheim in Urk. Zarenheim, Zarneh., Zargenh., kath. Pfb. | 
12, Jahrh. gehörte 88 ven Bolonten, welde bie Vogtei anti 











Provinz Rheinheſſen. Kreis Alzey. 487 


en zu Leben ließen. 1329 kam es an pas Clarenflofter, 
Hebtiffin e8 1579 an den Kurfürften von Mainz verkaufte. 
, 2231 M. (1744 U, 96 Wi., 312 We, 12 Wa.) 
: 807. 


Kreis Algey. 


Der Kreis Alzey bejteht aus 48 Orten, in welchen 37474 
leben (530 Luth.,. 25344 Un, 9789 Kath, 287 Sect., 
Juden). Er bildet die Kornkammer von Rheinheſſen und 
eich feine meiften Waldungen. Sreisftabt ift 


Alzey, in einer ſchönen Ebene an dem Selzbach, zugleich 
nes Kreisamts, eines Bezirksgerichts, eines Friedensgerichts, 
Jbereinnehmerei, einer Diftrietseinnehmerei, eines Rentamts, 
reisbauamts. Sie hat mit dem Weiler Schafbaufen 5382 
„ deren Hauptnahrungsquelle bei dem überaus fruchtbaren 
der Uderbau if. Auch befinden fich anjehnliche Gexrbereien 
ifnereien bier. Jährlich werben auch daſelbſt 3 Meſſen 
. Die Stabt, welche ehevem innerhalb und außerhalb eine 
ehe und 6 Kloſterkirchen hatte, Hat jet eine katholiſche, 
ingeliſche Simultanpfarrkirche, eine Synagoge, mehrere Schul- 
c. Es befindet fich ferner in ihr neben andern Schulen 
ealſchule. Zu Alzey gehören: vie Rechenmühle, bie 
:nmüble, bie Tönchesmühle, die Pfortmühle, bie 
üble. Die Stabt ift römischen Urfprungs, wie einige daſelbſt 
abene Injchriftenfteine beweifen. Sie heißt in denfelben vicus 
sis und ihre Gründung fällt in das Eude des erften oder ben 
bes ziveiten Jahrh. Die erjte urkundliche Nachricht ftammt 
n % 897; damals fehenfte König Arnulf den Zehnten 
9 und Schafhaufen der Domficche zu Worms. Im Jahre 
übergab ein Gaugraf Bertold von Ravengiersburg die Stabt 
rche zu Alzey dem Stift zu Mainz, um bamit auf feinem 
n Hundsrüden gelegenen Schloffe Ravengiersburg ein Kloſter 
en. Ein Raugraf taufchte von biefem Klofter einige Jahre 
sie Stadt Alze gegen andere Gitter ein und erbaute darin 
urg, deren Ruinen jeßt noch von ihrem Umfang und ber 


488 Topographie. 


Stärfe ihrer Mauern und Thürme Zeugniß ablegen. Die day 
männer biefer Burg, welche Evelleute waren, vie in und umiya Hi 
anfäffig gewefen, und ihr gewählter Oberer, ver Burggraf, ftanden i 
folchem Anfeben, daß fie von ven Königen und Pfalzgrafen zu ſchiederih 
terlihen Entfcheivungen und gütlichen Vermittlungen gewählt inne 
Nach der Zerftörung ber Stadt Alzey durch König Albrecht im 
3. 1298 war Stabt und Burg Algen ver Pfalz einverleibt wer 
ben. Der Zuftand beider war bis zum 30 jährigen Kriege cu 
fehr blühender, wenn fie auch wieberholt von feindlichen Dirk 
zügen und Verwüftungen, wie 3. B. 1504 durch Landgraf Bi 
helm von Hefjen zu leiden hatten. Die Burg war im 9.149 
noch bewohnt und im Schutze von 82 Burgmännern. Stabt ıb 
Burg Alzey wurben aber im J. 1689 mit vielen andern Stäbe 
ver Pfalz von den Franzofen verwäftet und verbrannt, fo daß m 
ungefähr 40 Häufer der Stabt bewohnbar blieben. Die Suhl 
erbolte fich aber wieder und blieb nach wie vor eine Oberami« 
ſtadt der Pfalz. Die Burg wurde nach der Zerftörung wieder 
fo weit bergeftellt, daß fie unter vem Namen des Burggrafiu 
als ein Kellereigebäude zur Aufnahme von Wein- und Fruchtge 
fällen und als Wohnung des zeitlichen Kellers, auch als Gefängnk 
für Verbrecher diente. Nach der Beſitznahme burch bie Franzojen 
in den Jahren 1792 und 1793 wurde fie zu einem Lazarelh 
eingerichtet. Das alte Wappen der Stadt, welches fie mobificht 
jest noch hat, ift eine Geige, im gemeinen Sprachgebraud ee 
Fiedel, von ber die Alzeyer im Mittelalter die Fiedler Hiee 
Der Meifterfänger des Nibelungenlieds, Voller ver frielm, 
war von Alzey, und Stadt und Gegend ift der Hauptichauplet 
ber Nibelungen, wie folches fchon die Namen Volker um 
Nolcher von Alzey beweifen. Gem.: 7189 M. (6720 4, 
68 Wi, 119 We) 
Albig in Urt. Albucha, Albechen, Albeck, evang. Pfd. mit 

2 Kirchen, erjcheint urk. ſchon 767. Die Stiftungsurkunden 
des Kloſters Lorch enthalten 13 Schenkungen in ter Albiger 
Gemarkung. Im 3. 1357 überliefen die ZTruchfeffen zu Alzeh 
das Dorf und Geriht Albig an den Pfalzgraf Ruprecht 1. 
Ein altes Gefchlecht führte von dem Orte feinen Namen. Zu 
A. gehört die Ziegelhüttee Gem.: 4083 M. (3791 U, 25 
Wi, 163 We) Einw.: 1002. 


10 


Provinz Nheinheffen. Kreis Alzey. 489 


ße. Babenheim in Urt. Babensheim, Babinheim, evang. und 
ch. Pfd. an der Appelbach mit 1 Mühle. Die Katholilen und bie 
SMeöteftanten befigen ihre bejonbere Kirche darin. In Badenheim 
— Ate der befannte Volksdichter Maus. Babenheim erfcheint urk. 
zen 769. Die Hoheit des Orts ſtand ehedem ber rheinifchen 
m Ritterſchaft zu. Gem.: 1730 M. (1481 A., 93 Wi., 96 
—Be) Einw.: 406. 
a:  Berhenheim in Url, Becchilenh., Vechenh., evang. und kath. 
= üb mit 420 Einw., welche eine Simultanficche haben. Schon 
u ie Gahre 824 wird es in einer Urkunde genannt. Mehrere 
»: Wöige Familien hatten fpäter im Dorfe ein Vogteigericht als ein 
= UNeichslehen. Ein Theil diefer Vogtei gehörte ven Rangrafen 
— 3. kam von dieſen wechſelnd an verjchiedene Herrn, bis fie zu- 
m’ Melt von den Grafen von Naffaus Weilburg 1599 an ven Pfalz 
D geafen und Kurfürften Ludwig VI. abgetreten wurde. Gem.: 
> 1015 M. (810 4, 62 ®i, 111 a) 
Bermersheim in Urk. Bermaresh., Vermersh., ev. und kath. 
— El. mit 316 Einw., welche eine Simultanficche benugen, kommt 
; ar. Schon 768 vor. Es kam fchon frühe an das Nonnenflofter 
don Mupertsburg bei Bingen. Gem.: 1145 M. (1086 U, 21 We.) 
Bibeldheim in Urk. Bibilnheim, Bibelnh., Tath. und evang. Flo. 
Die Grafen von Falkenftein hatten ehebem barin die Hoheit. Gem.: 
1259 M. (1049 U, 19 Wi, 146 We) Einw.: 428. 
Bornheim in Urk. Brunheim, Burnesh. Im feiner Gemar- 
Bang liegt der fchöne Rauenthaler Hof. Auch hat die Gemarkung 
einen guten Sandſteinbruch. Schon 782 kommt der Ort Burned- 
beim vor; er fam im Mittelalter an bie Wilpgrafen und fiel in 
„ ber Theilung von 1283 ver Dhaunifchen Linie zu. Gem.: 1788 
M. (1564 U, 37 Wi, 45 We, 88 Wa) Einw. 428. 
Boſenheim in Urk. Bofinesh., Baſensh. zc., evang. Pfb. 
Es erzeugt den beiten Wein ver Umgegend. Boſenheim ericheint 
url. 782. 1044 fcheint e8 dem Kloſter Maximin zu Xrier 
gehört zu haben. Die Grafen von Sponheim hatten mehrere 
Befigungen im Orte; fpäter fam ber Ort ganz an bie von Spon- 
heim und gehörte zur vorveren Grafichaft, welche im Jahr 1707 
Baben und Pfalz gemeinfchaftlich gehörte, von ba an aber durch 
einen Vergleih ganz an Kurpfalz kam. Gem.: 2244 M. (1927 
a, 43 Wi, 200 We.) Einw.: 713. 







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490 Topographie. 


Dantenheim in Urk, Dudanh., Dutenh., evang. Fld. kom 
ſchon 781 vor. Im 12. Yahrh. wurde in feiner Nähe ein Non 
Hofter, Marienborn oder Weidas, geitiftet und fo veich beit, 
bag beinahe die ganze Ortsgemarkung demſelben gehörte. Die 
Pfalgrafen hatten die Schutz⸗ ober ſ. g. SKaftenvogtei über du 
Mofter. Nach ver Reformation wurde e8 von Pfalzgraf Friebrihll 
1551 aufgehoben und die Gefälle an bie Univerfität Heidelbetz 
gewieſen. Nur noch wenige Reſte befjelben find auf der :MWeftieke 
bes Orts fichtbar. Im der Gemarkung liegen 2 große Hi 
bie ehedem dem SKlofter gehörten: ver Hufen» und ver Weibik 
hof, fomwie bie obere und untere Weidasmühle. Gem.: 130 
M. (1292 4, 54 Wi, 10 We) Einw.: 364. 

Dintesheim in Urk. Tivinesh., Thitensh. ꝛc., evang. Fi, 
fommt fchon in einer Lorfcher Urkunde 778 vor. Die Aldſter 
Weidas und Gomersheim befaßen zu fait gleichen Theilen bie game 
Ortsgemarfung, jo daß die Ortsbewohner nur Beftänder ihrer Orlk 
gemarfung waren. Die Oberhoheit war ven Pfahgrafen. Gem: 
786 M. (769 4) Einw: 791. 

Eckelsheim in Urk. Edilsheim, evang. Flo., Hat einen fer 
befuchten 3 Tage dauernden Jahrmarkt, ver auf dem freien Je 
bet den Ruinen ber ehemaligen Bellerskirche gehalten wir 
Oberherrn waren ehebem die Grafen von Falfenftein. Gem: 
1964 M. (1745 A., 44 Wi., 115 We) Einw.: 490. 

Erbesbüdesheim in Urk. Botensheim, Botinesh., Erb 
bübensh. zc., Kath, Pfd. mit 2 Kirchen, kommt ſchon 766 ins 
Lorfcher Urkunden vor. Drei Heine Dörfchen: Rath oder Ni, 
Aulbeim oder Ulenheim und Eich lagen nahe dabei und wur 
ihon frühe mit ihm vereinigt. Die Ortshoheit gehörte der Ar 
pfalz. Im dem dabei liegenden Walde war ehebem eine Du 
fülbergrube, die noch 1774 355 Pfund reines Queckſilber lieferte. 
Zu €. gehören: die Unter- und Oberaulheimer- Mühle, die Kir 
mühle, die Mosbachermühle (Kreuther Mühle), Gem.: 4067 R 
(3542 A., 28 Wi, 36 We, 331 Wa.) Einw.: 1027. 

Eſſelborn in Urk. Ajchininbrunnen, Cscileburnin, Hafdie 
Brunnen, Eſchilbornen, Egelburne 2c., evang. Fld. Es erſcheint 
url. ſchon 763. Die Hoheit des Ortes fcheinen fchon im 13. 
Fahrh. die Herrn von Stralenberg gehabt zu haben. Im Jahr 
1408 fiel fie mit vem Wlterben ver Stealenberger an bi 


Provinz Nheinheifen. Kreis Alzey. 491 


Kurpfalz, welche mit einem Theile befjelben die v. Löwenftein be- 
lehnte, nach deren Mbjterben 1657 es ganz an Kurpfalz kam. 
Gem.: 1639 M. (1604 4) Einw.: 384. 

FIlomborn in Url. Flamburn, Flanborn ꝛc., evang. Pfb. 
Ein altes Gefchlecht, welches nach ibm den Namen führte und 
fhon 1208 vorkommt, fcheint auch die Wogtei Über den Ort ge 
habt zu haben als Lehen vom Bistyum Worms. Im 15. Jahrh. 
fam viefes Lehen an bie. v. Rodenſtein. in Theil veffelben fcheint 
Übrigens damals fehon Kurpfalz zugeftanden zu haben. Nach bem 
Abſterben berer von Rodenſtein kam der Ort ganz an bie Pfalz. 
In F. gehören: die Obermühle, die Mittelmühle, die Unternrühle 
und bie Ziegelhütte. Gem.: 3204 M. (3056 A., 22 Wi, 
34 We) Einw.: 708. 

Hlonheim in Url, Flaanheim, Flancoheim, Flamanheim :c., 
‚Mettfl. mit 1748 Einw., bie mit Ausnahme von !/, Katholiken 
alle evangelifch find. Es hat eine Simultanpfarrlirche, 2 Schul 
häuſer, eine Synagoge ꝛc. Die Hälfte ver Bewohner treibt 
Wiürgerliche Gewerbe. In der Gemarkung liegen bie fehr befannten 
Steinbrühe, deren weißlicher Sandſtein fehr gefucht ift und bie 
durch Brechen und Verführen in die Nähe und Ferne viele Men- 
ſchen beichäftigen. Flonheim Tommt in ven Lorfcher Urkunven 
764 vor und wurbe von Karld. Gr. dem Kloſter Lorfch geichentt, 
nach deſſen Aufhebung es an das Albansklofter zu Mainz und 
das Kloſter Maximin zu Trier in gemeinfchaftlihen Beſitz Tam. 
Sm Sahr 1139 nennt fih Wildgraf Emicho, vielleicht der Grün- 
der des ehedem daſelbſt geſtandenen Kloſters, Graf von Flonheim. 
Als das Wildgräfliche Geſchlecht ſich in 2 Linien theilte, wurde 
1283 der Ort Flonbeim getheilt; nach dem Erlöfchen ver einen 
Linie fiel er wieder ganz ver liberlebenven zu und verblieb bis in 
unfere Zeiten bei deren Erben, ven fürftl. Häufern Salm und 
den NRheingrafen von Stein. Zu Fl. gehören: die Dohlmühle, 
pie Neumühle, 1 Mühle ohne Namen und 1 Schmiede in ben 
großen Sanpfteinbrühen. Gem.: 4141 M. (3805 A., 47 
Wi., 133 We, 29 Wa.) 

Framersheim in Urk. Frecmaresheim, evang. Pfb. an ber 
Selz, treibt ftarfen Wein- und Sleebau. Der Ort kommt fchon 
im Jahr 775 vor. Die Grafen von Falfenftein hatten die Landes⸗ 
Hoheit, die Ritter von Sarmsheim eine Burg darin. Zu Fr. 


493 Topographie. 


gehört die Krebsmühle. Gem.: 3943 M. (3569 U, 118 
221 Be.) Einw.. 1386. 

Sreilanbersheim in Urk. Uffiliubesh., Sufifeibest,, Leiberes⸗ 
heim ꝛc., evang. und kath. Pfd. mit einer Simultankirche. Der 
Ort kommt ſchon im Jahr 766 vor. Bis zum Jahr 1707 
gehörte er Pfalz und Baden gemeinfchaftlih, von da an Kurpfak 
allein. Zu Sreilaubersheim gehört bie f. g. Hütte (3 einzeln 
tiegende Häufer). Gem.: 3976 M. (2431 A., 85 Wi., 83 
We., 1143 Wa.) Einw.: 771. 

Freimersheim in Urk. Frimaresh., Frimersh., Frigmersh. 
Freimeresh. ꝛc., kath. Pfo. mit 608 Einw., bie zu 2/, evang, 
zu 4, Kath. find. Katholiken und Proteftanten haben beide be 
fonvdere Kirchen. Schon 763 wird der Ort genannt. Er war 
ber Nitterburg zu Alzei zinsbar. Die Hoheit hatte vie Kurpfalz 
der Pfarrja gehörte den Winter von Alzei, fpäter den. Kurfüriten 
von der Pfalz. Zu Freimersheim gehören: bie Aufſpringmühle, 
die Ober- und Untermühle. Gem.: 2558 M. (2478 U, 4 
Wi.) Einw.: 608. 

Fürfeld in Urk. Furinfeld, Furnivelt ꝛc., evang. und kath. 
Pfd. mit 2 Kirchen, einer evangeliſchen und einer katholiſchen. 
Es wird jährlich bier ein fehr bejuchter Markt gehalten. Ya 
feiner Nähe Liegt der Eichelberg, die beventenpfte Höhe der Provinz 
(1280 Fuß boch) mit bedeutenden Bafalt- und Sandſteinbrüchen, 
bie viele Menjchen bejchäftigen und deren Steine verführt were 
Es finden ſich tarin regelmäßige fechsfeitige Porphyrſäulen ve 
11 — 20 Fuß Länge. Fürfeld erfcheint urk. fhon 912. Me 
Hoheit des Ortes hatte die rheinifche Ritterſchaft. Zu Fürfeb 
gehört ver Ibner Hof, auf welchen ſich die Ruinen einer 
gothifchen Kirche finden, vie zu bem ehemaligen von ben Trhrn. 
von Kronenberg erbauten Schlojfe Ywen gehörte; ferner ber Hof 
Biedenthal, die Ibner Mühle, die Thalermühle, und 1 Ziegelei. 
Gem.: 4998 M. (3681 4, 122 Wi, 109 We, 826 
Wa.) Einw: 1151. 

Gumbsheim in Ur. Sumninsteim, evang. Flo. an ver Rohr⸗ 
bad, Tam von ven Raugrafen an die v. Sponheim und bei beren 
Abjterben an Pfalz und Naſſau gemeinfchaftlih. 1714 trat Pfalz 
feinen Untheil an Mainz ab. Gem.: 1333 M. (1159 A., 46 
Wi., 87 We) Einw.:; 254. 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Algen. 498 


Hadenheim in Urk. Hakinesheim, kath. Flo. Der Ort er⸗ 
fcheint url. 1023 und war mit der Erbichaft ver alten Gau- 
grafen und ber von Sponheim an Pfalz und Baden und durch 
die Teilung vom Jahr 1707 an die Pfalz allein gefallen. — 
Zu 9. gehören: der obere und ber untere Bornheimerhof, 
der Darmſtädterhof. Gem.: 1722 M. (1568 U, 8 Wi, 
94 We, 9 Wa) Einw: M7. 

Heimersheim in Urt. Hiemradesheim, Heimrabsheim, Hunrt- 
vesheim ꝛc., Fath. Pfo. an der Engbach, mit einer kath. und einer 
esang. Kirche, wird urk. jchon 771 genannt. Die Ortshoheit ge- 
hörte fpäter Kurpfalz. Gem: 2519 M. (2343 4, 90 We, 
14 Va) Einm.: 621. 

Heppenheim im Loch, in Urk. Hepfanheim, kath. Pfo. mit 
624 Einmw., die zum größten Theil evangelifch find, Katholiken 
nnd Evangeliſche haben "ihre befondere Kirche Es erſcheint m. 
ſchon 794 und gehörte fpäter zur Burg von Alzey und war ihr 
bienftbar. Mit dieſer Burg kam es unter Kurpfalz. Zu 9. ge 
hört die Mohrenmühle und 1 Eifenerzggrub. Gem.: 2199 
M. (2167 4, 7 Bi, 8 Wa) Einw: 624. 

Ippesheim in Urk. Sversheim, Wefersheim, evang. Flo. an 
dem Appelbach. Es erfcheint url. 1023. Die Hoheit ftand ben 
Fürften von Bretenbeim und ben Grafen von Fallenjtein zu. Zu 
Sppesheim gehört die Schlarzenmühle Gem.: 504 M. 
(255 4, 105 Wi. 109 We) Einm.: 134. 

Kettenheim in Urk. Kindenheim, Keitenheim, Ketenheim, evang. 
Pfo., mar Alzey vienftbar. Ein abeliges Gefchlecht nannte fich 
nach dem Orte und hatte große Güter darin von Kurpfalz zu 
Erblehen. Es erloſch 1662 und feine Lehen fielen an Kurpfalz 
zurüd. Unfern vom Orte ftehen noch Nefte einer alten Kirche, 
welche wahrfcheinlich zu dem ausgegangenen Dörfchen Agirsheim 
gehörte. Zu K. gehören: die Wiefemmühle, die Katharinenmühle, 
vie Heffenfteigermühle und 1 Ziegelei. Gem.: 1389 M. (1339 
U, 8 ®i) Einw: 371. 

Köngernheim auch Bösfingernheim genannt, in Urk. Cunni⸗ 
gesheim, Kemminesh., Kennigh., evang. Pfd. unweit der Seh. Es 
ericheint urf. 782 und gehörte fpäter zur Grafichaft Scharfened, 
welche die Grafen von Werthheim, nachherige Fürften von Löwen⸗ 
ftein-Wertheim, als Kurpfälz. Leben beſaßen. Zu K. gehören: bie 


494 Topographie. 


Neu⸗ oder Dbermühle und die Untermühle. Gem.: 722 R. 
(682 A. 18 Wi.) Einw.. 296. 

Lousheim in Urk. Laonisheim, Lohengesh., kath .u. enang. Flo. Ct 
ericheint url. 775. Der Ort gehörte urfprünglich ven Rau⸗ und 
Wilpgrafen und kam 1368 zum Theil, 1679 ganz an Pia 
Ein adeliges Gefchlecht führte nach ihm feinen Namen und hatte 
darin eine Burg, von ber noch Spuren vorhanden find. Zu L. 
gehört 1 Ziegelei. Gem: 1813 M. (1630 U, 3 Wi., 34 
We, 82 Va.) Einmw: 415. 

Nad, evang. u. kath. Fld. Im feiner Gemarkung Tiegt du 
Bruch mweißgrauer Sanbfteine, welcher vielen ver Einwohner Be 
Ihäftigung gibt. Im 14. Jahrh. gehörte e8 ven Grafen von 
Sponheim und von Leiningen, und es trugen es die von Handel 
zu Lehen, bis es fpäter, vermuthlich durch eine Heirath, an bie 
von Hunoloftein fan. Gem.: 2223 M. (1860 4A, 52 Bi, 
12 We. 239 Wa.) Einm.: 526. 

Nenbamberg auch Bamburg genannt, in Urk. Boinborg, N 
wenbeumberg, Flo. an ber Appelbach mit 586 Einw., die m 
faft gleicher Anzahl Katholifen und Proteftanten find. Es gehörte 
bis ins 18. Jahrh. den Raugrafen, dann kam e8 in ven Bellk 
von Kurmainz. Die Refte der alten Burg gl. N. liegen anf einer 
Ihönen Anhöhe und gehören zu den fchönften Ruinen in ber 
Rheinprobinz. Die Burg war im J. 1242 von dem Raugrafen 
Rupert gebaut worden. Dazu gehören bie Junfermühle und Wei 
benmühle. Gem.: 1806 M. (1190 A., 86 Wi, 14 We 
332 Wa.) Einw.: 586. 

Niederwiefen in Urt. Rivern-Wisheim, evang. Pfd. an ver Wiß⸗ 
bad. Der Ort gehörte venen v. Hunolpftein, welche darin ein 
Schloß Hatten. Zu N. gehört die Neumühle. Gem.: 1959 
M. (1054 U, 135 Wi, 717 Wa) Einw: 572. 

Odernheim auh Gauodernheim genannt, in Urk. Hotern- 
heim, Dbenheim, ein mit Thoren, Zhürmen, Mauern, Wällen 
und Gräben umgebener Marktfleden an ver Seh, Sitz einer 
Diftrietseinnehmerei, mit 1838 Einw., von denen etwa ’], evan⸗ 
geliſch ſind. Die große Kirche iſt Simultankirche, ſo daß der Chor 
den Katholiken, das Langhaus den Evangeliſchen gehört. Odern⸗ 
heim gehörte von den Zeiten der Karolinger an zu den Domanial⸗ 
ober Fränkiſchen Königsgütern unter der Verwaltung der Herzoge 


Provinz Nheinheffen. Kreis Alzey. 495 


amd Gaugrafen und muß fo am bie nachherigen Dynaſten von 
Bolanden gelommen fein, bis es wieder an das Neich kam. Im 
31287 erhielt es von Kaiſer Nubolph 1: alle Freiheiten und 
Rechte der Stadt Oppenheim und von veffen uächſten Nachfolgern 
mod) einige andere Rechte. Pfalzgraf Ludwig, als er xöm. Mönig 
geworden, werpfänbete e8 1314 mit andern Städten an ben Erz— 
biſchof Peter von Mainz. Wieder eingelöft wurbe es daun fpäter 
wieder von “Carl IV. an die Stadt Mainz werpfündet und bann 
‚1375 dem Pfahzgrafen Ruprecht überlaſſen. Als dieſer 1400 


zum-9 1802. Die Reichsburg gl. N, welche die Schichſale 
mit der Stadt theilte, iſt nur noch in einem Thurme vorhanden. Weft- 
nordwärts don Obernheim lag das Prämonftratenfer Nonnenkofter 
‚Gomersheim, weldes 1146 durch einen Grafen vom Arnftein 
geftiftet war und don dem fich noch zu Ende des vorigen Jahrh. 
Meberrefte vorfanden. Nahe der Stadt liegt der ſchöne Peters- 
berg, vom dem aus man eine herrliche Ausſicht Hat, und auf 
dem noch Reſte einer Kirche zu fehen find. Das Wappen 
won D. ift der ungekrönte einköpfige Neichsabler. Zu DO, gehören: 
bie Mloftermühle, die Stegmühle, die Shwabenmühle 
le). Gem.: 6343 M. (5835 U., 103 Wi, 200 We, 

Offenheim in Urk. Offinheim, Uffinheim, evang. Pfd. an 

ber Steinbach mit 360 Einwi, von denen 2), evangeliſch find. 
ffen⸗ 


Raugrafen und von dieſen erhielten die Dynaſten von Bolanden bie 
Ortsvogtei, welche fie den Edeln won Buſch oder Boſche zu Lehen 
‚gaben. Später verzichteten die Bolande auf ihre Lehensherrlichteit 
mb bie Buſche verfauften es an das Sionstlofter bei Mauchen- 
Heim, welches es 1473 au Kurfürſt Friedrich I. ben Siegreichen 
abtrat. Zu D. gehören: port Ebersfelderhof, das Forſthaus 
im Vorholz und das f. g. Hollahäuschen. Gem: 5547 
M. (1982 U, 67 Wi, 3392 Wa.) Einw.: 560. 
Pfaffenſchwabenheim in Urk. Suabo, Suabenh. zc., ev. und 
Fath. Ild. am der Appelbach mit 593 Einw., die beinahe in 
Theilen kath. und evang. find. Es wird ml, ſchon 765 


H 


496 - Zopograpbie. 


genannt und gehörte fchon im 11. Jahrh. den Grafen von Se 
heim, ‚welche bier ein reich botirtes Kloſter ftifteten, das fte 1130 
dem Erzbiſchof Adalbert von Mainz übergaben. Das Mole 
wurbe 1566 von dem Kurfürjten Friebrich IN. von der Pia mb 
dem Markgrafen Philipp von Baden aufgehoben, im 30 jährigen 
Krieg von den Spaniern temporär ben Jeſuiten überiwiefen, dam 
durch den weſtphäl. Frieden wieder an die Pfalz abgegeben un 
vom 9. 1702 wierer als Klofter benutzt. Zu P. gehört bie 
Schleifmühle. Gem.: 2072M.(15124.,158 Wi., 330%) 

Planig in Url. Bleiniche, Bleynichen, Tath. evang. Bft. a 
ber Appelbach mit 985 Einw., welche in ziemlich gleichen Ti 
len Katholiken und Proteftanten find und eirie gemeinfchaftlik 
Kirche benuten. Es erfcheint url. 1092. Die Hoheit über ber 
Drt hatte das Kloſter St. Yacob bei Mainz bis fie. von bem 
Fürften von Brekenheim, einem natürlichen Sohne des Kurfürfta 
Karl Theodor, im 3. 1791 abgelauft wurde. In der Nähe om 
Planig liegt die Kreuznacher Saline Theopors- Halle m 
Karls» Halle (ſ. o. ©. 87), Gem.: 2439 M. (1856 
4, 117 Wi, 350 We, 1 Wa.) Ä 

Pleitersheim auch Bleittersheim, evang. Pfo. - meet 
der Appelbach. Es gehörte den Wild- und NRaugrafen, kam vum 
aus der Erbichaft der Naugrafen und der von Sponheim an Piah 
und Baden und nach ihrer Theilung von 1707 an Kurpfch 
welche es 1714 an Mainz abtrat. Im feiner Nähe finten fd 
auf einer Anhöhe noch Spuren einer alten Burg. Gem.: 9% 
M. (833 A, 28 Wi,41 We) Einw.: 296. 


Siefersheim, evang. Pf. mit 562 Einw., von be 


etwa */, evangelifch find. Vor bem Orte liegt auf einer Anhche 
eine verfallene Kirche, welche dem h. Martin geweiht mar, um 
von der die Anhöhe die Martinshöhe heißt. Es gehörte ven Ruw 
grafen, kam von biefen an die von Sponheim und von dieſen am 
die Kurpfalz, welche e8 wiederum burch ven Vergleich von 1714 
an Kurmainz abtrat. Zu Sief. gehört die Kagenfteiger Mühle. 
Gem.: 2510 M. (2006 4, 72 Wi. 114 We, 55 Ba) 

Sprendlingen in Urk. Sprenbilingen,. evang. u. Kath. Pf. 
an der Wißbach, Sig einer DiftrictSeinnehmerei, mit einer Simul 
tanpfarrfirhe. An dem in feiner Nähe liegenden Wißberg 
wächſt ein ziemlich geluchter Wein. Der Ort erfcheint urk. chem 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Alzey. 497 


767; er gehörte ſpäter den Wild- und Raugrafen, kam von ihnen 
an die v. Sponheim, von dieſen an Pfalz und Baden in Gemein⸗ 
ſchaft, dann im J. 1707 an Baden allein. Dieſe Schickſale 
theilte der mit ihm eine Gemeinde bildende Weiler St. Johann, 
mit einer ſchönen gothiſchen Kirche. Der daſelbſt jährlich gehul- 
tene Markt wird ſehr beſucht. Gem.: 7281 M. (5266 U, 
240 Wi, 1050 We., 427 Wa.) Einw.: 1885. 

Steinbodenheim, evang. Pfd. Im feiner Gemarkung liegen 
große Steinbrüche, welche die Einwohner bejchäftigen. Die Gra- 
fen von Salın hatten ehevem die Ortshoheit. Dazu gehört vie 
Karls⸗ und Theodorshalle (f. o. ©. 87). Gem: 1610 M. 
(1473 U, 26 Wi, 18 We, 42 Wa) Einw.: 616. 

Tiefenthal, evang. Flo. unmeit ver Appelbach, mit 1 Mühle, 
gehörte eherem ven Fürften von Naſſau-Saarbrücken. Gem.: 541 
M. (453 U, 24 Wi, 33 Wa) Einw.: 201. 

Volrheim in Urk. Fochesheim, evang. Flo. Der Ort wurde 
im 3. 1714 von Kurpfalz an Mainz abgetreten. Gen: 1962 
M. (1699 U, 64 Wi, 129 We) Einw.: 598. 

Wahlheim in Url. Walaheim, Wahlen, evang. Flo. an ber 
Aufſpriugbach, erfcheiut url. 778 und gehörte fpäter als Burg— 
mannsichen zu Alzey und kam, nachdem Pfulzggraf Ruprecht II. 
im 9. 1400 zwei Theile gekauft Hatte, im Jahr 1663 an bie 
Pfalz. Zu W. gehört vie Kellermühle, Sanpmühle und Schleif- 
mühle. Gem.: 1305 M. (1261 4,2 Wi, 1 We.) Einw.: 430. 

Weinheim auh Gauweinheim genamıt, in Urk. Wigen- 
bein, - Wihenheim 2c., kath. Pfd. Auf einer Anhöhe an ver Weft- 
feite des Drts fieht man noch die Nefte der Burg Windberg, 
welche ten Grafen von Sponheim gehörte Der Ort erfcheint 
url, 771 und fcheint anfangs den Wildgrafen und ven Dynaſten 
von Bolanven gehört zu haben Er kam an die von Sponheini, 
fpäter an vie Pfalz. Dazu gehören: die Poppenmühle, Würzmühle, 
Neumühle, Obermühle, vie f. g. "Hütte" und das Wingertshaus 
auf tem Blutberg. Gem: 3015 M. (2727 A., 30 Bi, 
128 We, 16 Wa.) Einw.: 1064. 

Welgesheim in Urk. Wilgesheim, Velgesheim, Welingesheim, 
fath. und ev. Fld. an ver Wißbach, mit 1 Mühle und 306 Einw,, 
von denen ?/, kath. find. Der Ort erſcheint mf. 770. Die 
Hoheit des Ortes gehörte den Dynaſten von Bolanden, nachherigen 

Walthers Heffen. 32 


498 Topographie. 


von Hohenfels, von denen fie an bie Pfalz; kam. Gem: 814N 
(603 4., 40 ®i., 138 We) Einw.: 306. 

Wendelsheim in Urk. Wandilesheim, Wenbilsheim zc., evang 
Pfr. an ver Kriegsbach, Sik einer Oberförfterei. In feiner Nike 
finden fih noch Reſte der Burg Wiefenftein, welche bene 
von Randeck gehört hat. Es erfcheint url, 766. Aus ber Eb⸗ 
Ichaft der Rau⸗ und Wildgrafen fam e8 an die Grafen von Salm. 
Dazu gehören: die Rübenmühle, Bannmühle, Neumühle, Haſſel 
mühle, Stoffelmühle und Finkenmühle. Gem.: 3099 M. (2579 
AU, 72 Wi, 43 De, 287 Wa) Einw: 936, 

Wöllſtein in Urt. Wyldenſtein, Wellhiſtein, Wieldiſtein 
Mrktfl. an der Appelbach, Sit eines Friedensgerichts, einer Diſtrick⸗ 
einnehmerei, mit 1382 Einw., welche zur etwas größeren Häfft 
evangelifch find und gemeinfchaftlich die Simultanpfarrkirche benuten, 
bie aber dem Bepürfniffe nicht genügt. In ter Gemarlkunz 
‚liegen die Refte ver Dftenburg, welde ven Naugrafen ge 
hörte. — Wöllftein war fchon zu Karls des Gr. Zeiten im 
Befige des Klofters Marimin in Trier. Im 13. Jahrh. erjchein 
es als Eigenthum der Raugrafen, dann kam es an vie Grafen 
von Sponheim und von dieſen ein Theil au Kurpfalz, welde 
biefen Theil 1714 an Kurmainz vertaufchte, fo daß dieſes 1733 
°), und Naffau '/, davon hatte. Im Jahr 1690 litt Wollſten 
ſehr durch die Franzofen unter Melac. Zu Wöllftein gehöre: 
bie alte Delmühle, Mittelmühle, Dbermühle, 1 Hammerſchmiede 
und 1 Ziegelbrennerei. Gem.: 4798 M. (4152 U, 111 
Wi., 225 We.) . 

Wonsheim in Urk. Vuanesheim, Wanesheim ꝛc., evan. 
Pfd., ericheint url. 800. Es gehörte urjprünglih den Nau= um 
Wildgrafen; frühe aber Hatte auch ſchon die Pfalz Befitungen 
darin. Auch Sponheim hatte einen Theil davon. Vom 9. 1579 
an war bie Pfalz im vollen Befite des Ortes. Gem.: 2393 M. 
(2181 A. 63 Wi, 32 We, 12 Wa.) Einw.: 607. 

Zogenheim in Url. Zarezanheim, Zozinheim, evang. Pf. 
an ber Wiesbah mit 1 Mühle und 391 Einw., welche tbeild 
evangeliſch, theils Tatholifch find und vie Simultankirche benuten, 
ericheint url. 771. Das Batronat der Kirche mit Pfarrfig und 
Zehnten gehörte den Nheingrafen, welche e8 1404 an bas Stift 
zu St Iohann bei Daun ſchenkten. Ein Theil des Zehnten 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Alzey. 499 


fcheint rheingräfl. Lehen derer von Ingelheim geweſen zu fein. 
Gem.: 1258 M. (878 A. 61 Wi, 267 We, 6 Wa.) 


RKreis Bingen. 


Der Kreis Bingen tft gebilvet aus 26 Oertern, welche 
von 29807 Einwohnern (109 Luth., 2729 Ref., 7533 Um, 
17789 Kath., 287 Sect. und 1524 Juden) bewohnt werben. 
Kreisftabt ift . 

Bingen auf ver Landſpitze gelegen, wo die Nabe fi) in ben 
Rhein ergieft, mit 5383 Einw., von denen etwa 4000 Katholiken, 
500 Juden, die übrigen evangelifhe Chriften find; Sit eines 
Kreisamts, eines Friedensgerichts, einer Obereinnehmerei, einer 
Diftrietseinnehmerei, eines Nentamts, eines Kreisbauamts. Seine 
Sem. beträgt 1597 M. (202, 7 Wi, 609 We, 215 Wa.) 
Die Stadt hat 4 Thore: das Draifertbor (Drufusthor) gegen O., 
das Salzthor gegen N. am Rhein, das Nahethor gegen W. und 
das Gautbor gegen S. Ihre Lage macht fie zu einem bebeutenven 
Zwiſchenhafen zwifchen Köln und Mainz, ihre Frucht-, Vieh- und 
ber mittwöchige Wochenmarkt find darum bebeutend. Bedentende 
Geſchäfte machen ihre Barchent- und Flanell- Manufakturen, ihre 
Garnleinen- und Tabaksfabriken. Der vorziiglichfte Wein in ihrer 
Gemarkung ift der Scharlachberger. Von Firchlihen Gebäuden 
find bemerfenswerth: 1. die ehemalige St. Martinsjtiftsfirche mit 
der St. Barbaralicche; 2. die Kapuzinerkloſterkirche bei dem jebi- 
gen Stabthospital, ehem. SKapuzinerflofter. Andere merfwürbige 
@ebäude find: das ehem. Gymnaſium, das Rathhaus, das Pfarrhaus bei 
der Stiftskirche. Als wohlthätige Anftalt ift zu erwähnen das 
Hospital, zunächit beſtimmt zur Aufnahme alter und arbeitsunfähiger 
Bürger beiden Gefchlechts, jo aber daß Krankenpflege nicht ausge— 
fchloffen if. Die Umgegend Bingens Hat manches Denfwürbige 
aufzumeifen. Zunächit ift es vie 1. über die Nabe gebaute fteinerne 
gewölbte Brücke, welche Erzbifchof Willigis von Mainz im Yahr 
989, nad) andern Erzbifchof Hatto I. erbauen ließ. 2. Der Klopp, 
auf einer Höhe, Ueberreft einer Burg, die im 30jährigen Kriege 
noch feit und gewaltig gewefen und die im Mittelalter als unüber—⸗ 
windlih galt. Es wird angenommen, daß im Burgverließ des 

YA 


500 Topographie. 


Kopp Kaifer Heinrich IV. als Gefangener gefchmachtet, nacht 
ihn fein treulofer Sohn Heinrich V. enttbront hatte; 3. die Ruinen 
des ehem. Nuperts-Klofters auf dem Gipfel des gleichnamigen 
Dergs, am linfen Naheufer, worin die h. Hildegard im 12. Jahrh. ihre 
jeraphifchen Verzüdungen Hatte und ihre Mittheilungen darüber 
nieberfchrieb; 4. der Rochusberg, deſſen Kapelle am Rochusfefte 
von vielen Zaufenden befucht wird. Das darin aufgeftellte Bih 
des Heiligen ift ein Geſchenk Göthe's. — Das Castellum Bingiun 
ver Römer ftand ohne Zweifel. auf der Stelle des Klopp. Die 
dazu gehörige bürgerliche Nieverlaffung lag unmittelbar am Fuß 
ber Feſtung gegen die Nahe, und ber Boden bafelbft ift ncd 
heute eine Fundgrube von röm. Antiquitäten aller Art, Grabfteinen, 
Urnen, 2egionstafeln 2. Ueber die Nahe hatten die Römer fh 
eine Brüde. Unter Conftantius im 9. 354 zerftörten die Als 
mannen Bingen, Sulian aber baute 359 vie Mauern ber Steh 
wieder auf. Wiederholt zerftört von ven Vandalen und fpäter 
von ben Hunnen erfcheint Bingen, als die Gegend zum rheinifcen 
Franzien gehörte, in den Urkunden mit dem Namen eines Kaftell, 
Ein Theil von Bingen fam 765 an das Erzitift Mainz, ba 
größte Theil deſſelben und bie Umgegend blieb lönigliches Kammer 
gut. Im 9. und 10. Yahrh. war Bingen ſammt Umgegend ve 
Erzbifchöfen von Mainz eigen und War der Sig eines beträdt 
lichen erzbifchöflichen Mleierhofs, einer ausgedehnten damit verbuw 
denen Bilikation und eines Saalgerichts. Im J. 1165 wur 
Bingen mit feiner Burg unter andern von dem Landgrafen Lud 
wig von Thüringen zerjtört, aber bald wieder bergejtellt, pie Burg 
in der Geftalt, welche jie bis zu ihrer gänzlichen Zerftörung be 
hielt. Auf der Burg wurde: zum Schuß der Stadt. und Buy 
eine Burgmannfchaft aus den benachbarten Evelleuten gebildet. Am 
Anfang des 13. Jahrh. trat Bingen dem Stäbtebund bei, welchen 
Heinrih VII. 1226 als nachtheilig für die Mainzer Kirche auf 
hob. Die Bürger von Bingen machten nun mehrfache Verſuche, 
fich von Mainz unabhängig zu machen, welche aber ohne Erfolg 
blieben. 1254 trat Bingen dem großen rheinifhen Städtebund 
bei, ber mit dem Ausgange des Jahrh. ſchon Durch Uneinigkeit 
ber verbundenen Städte im Verfalle war. 1301 Hatte Bingen 
mit feiner Burg eine 10Omöchentliche Belagerung von König Albrecht 
auszuhalten, ver gegen die 3 Erzbiſchöͤfe zu Felde zog. Im 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Bingen. 501 


14. und 15. Jahrh. war der Wohlitanb ver Stabt Bingen ſehr 
groß und fie trieb bedeutenden Handel, was fchon die Niederlaffung 
mehrerer großer italiän. Handelshäuſer darin beweifen. Bingen 
war eine der ſtärkſten Mainzer Münzftätten; bie Erzbifchöfe ließen 
daſelbſt einen großen Theil ihrer Gold⸗ und Silbermünzen prägen. 
Nah Schlichtung eines zwilchen dem Erzbiſchof Johann IL und 
dem Domcapitel über die Oberherrlichfeit von Bingen entftandenen 
Streites Huldigte die Stadt 1416 beiden gemeinfchaftlih. Bald 
barauf aber wurde es dem Domkapitel allein zugehörig. Die Stabt 
litt zu verfchiedenen Zeiten in Folge von Streitigkeiten zwiſchen 
verfchievenen Machthabern, fo zu Enve des 15. Jahrh. in dem 
Streite zwifchen Mainz und Pfalz, vanı im 9. 1504 bei dem 
Durchzug des Landgrafen Wilhelm von Heffen, dann im 3Ojähr. 
Krieg, tim ſpaniſchen Succeffionsfrieg, fowie endlich im franzöfifchen 
Revolutionskrieg. Vom 93. 1792 bi8 1813 unter franzöf. Herr- 
ſchaft fam Bingen 1816 unter Hejfen. — Das Wappen von 
Bingen zeigt den 5. Martin, mit dem Schwerte ein Stüd feines 
Mantels für den Bettler abfchneivend. Zu Bingen gehören: bas 
SHelenenbad (Babeanftalt für falte und warme Rheinbäder), vie Rhein⸗ 
inſel Muühlwerk und 2 Ntheinmühlen. 

Appenheim, evang. Pfo. mit 855 Einw., welche zum Theil 
evangelifch, zum Theil Tatholifch find und ihre eigenen Kirchen be- 
figen. Seine Gemarkung ift gut angebaut. Es erfcheint url. 1132 
und gehörte fpäter der Kurpfalz. Zu U. gehören 4 Mühlen. Gem.: 
2798 M. (mad A, 80 Wi, 225 We, 60 Wa) 

Aspisheim in Urz. Aspenheim, Albitzheim, evang. Flo., ſtand 
unter Pfäßifcher Hoheit. Seine Gemarkung ift gut bebaut und 
bat eine Größe von 2328 M. (1489 4, 13 Wi, 345 We, 
392 Wa) Einw.: 726. 

Bubenheim in Urt. Bubinheim, Buvinheim, evang. Flo. an 
ber Se. DB. wird urf. fchon 766 genannt und gehörte zu ben 
Reichsdörfern des Ingelheimer rundes, die immer unmittelbar 
vom Reich abhingen, und kam durch Verpfändung an bie Kurpfalz. 
Dazu gehört bie ſ. g. Bubenheimer Mühle. Gem.: 1758 M. 
(1421 A. 91 Wi. 163 We, 20 Wa) Einw.: 633. 

Büdesheim in Urk. Buetesheim, Budinsheim und Budens— 
beim, kath. Pfo., '/, Stunde von ver Nahe. Es gehörte feit 
1181 dem St. Ulbansflofter in Mainz, fam aber in fpäteren 


502 Topographie. 


Zeiten an das Stephansitift zu Main, Gewiſſe Hoheitsreche 
hatte auch das Mainzer Erzftift. Sein Weinwachs ift bebeuten, 
insbefonvere ift der an dem Scharlachberge wachfende Wein be 
rühmt. Hart am Orte lag vordem eine mit Gräben wohlver⸗ 
wahrte Burg, Winede, jest in eim fchönes Wohnhaus verwan 
belt. Dazu gehören: bie Kebsmühle (Kappesmühle,, vie 2 Ne 
mählen und 1 Lohmühle. Gem.: 3484 M. (2375 U, 36 Wi, 
935 We, 10 Wa) Einw.: 2054. 

Dietersheim, kath. Pfo. an ver Nahe. Es gehörte zum 
Mainziſchen Amt Algesbeim. Gem.: 1444 M. (1292 A., 18 
Wi, 105 We) Einw.: 513. 

Dromerdheim in Urk. Truchmaresheim, Trutmaresheim, Tath, 
Pfr. Seine Gemarkung ift fruchtbar und wohl angebaut. & 
wird urk. fchon 756 genannt. Urfprüngli war es Pfalz geht 
rig, von welchem e8 bie von Monsfort als Lehen trugen; es fam 
1391 an ven Erzbifchof Konrad und das Donilapitel von Main. » 
1690 wurde es durch Melac in Ajche gelegt. Dazu gehört 1 
Ziegelpütte. Gem.: 2502 M. (1584 A., 65 Wi., 697 We) 
Einmw.: 953. 

Elsheim in Urk. Elifanheim, Elifinheim, Egelliesheim x. 
evang. und kath. Flo. an ber Selz, wird urk. fchon 793 genamt. 
Es gehörte im Mittelalter zu ben Reichsdörfern des f. g. Ingel⸗ 
heimer Grundes und Fam mit biefen durch Karls IV. Verpfändung 
an Kurpfalz. Im feiner Gemarkung liegt der Winphäuferbof, 
(eins der fchönften Privatgüter der Aheinprovinz), die Ruine 11000 
Zungfrauenpforte, die Selzmühle, 11000 Mägdemühle, 3 Mühlen 
ohne Namen und 1 Windmühle. Gem.: 2331 M. (17354, 
62 Wi., 305 We, 143 Wa.) Einw.: 751. 

Engelitadt evang. Pfo. Es gehörte urfprünglich der Pfal, 
und fam verpfänvdet 1197 an die Grafen von Sponheim. Im 14. 
oder 15. Jahrh. kam es an das Urfulinerklofter zu Köln, und 
1454 erkaufte es Kurfürft Friedrich I. von ter Pfad. Gem.: 
3102 M. (2520 A., 176 Wi., 265 We. 52 Wa.) Einw.: 581. 

Sreiweinheim auch Weinheim am Rhein genannt, in Url. 
Uinheim, Cberwinesheim, kath. und evang. Fld. unterhalb tes 
Einfluffes der Seh in ven Rhein, erjcheint urk. 772, gehörte 
zu ben Reichsdörfern des Sugelheimer Grundes und kam mit biefen 
an bie Pfalz. Zu Sr. gehören: die Rheininſeln Yungaue, Winkler 


- Provinz Rheinheffen. Kreis Bingen. 503 


Aue, große Hader Aue, Zangaue, Fuldiſche Aue, neue Anlage 
und 1 Rheinmühlen. Gem.: 1809 M. (523 A., 171 Bi, 
156 Wa.) Einmw.: 550. 

Ganalgesheim, gewöhnlich Algesheim genannt, in Lorfcher 
Urkunden aus Karls d. Gr. Zeit Alagafteheim, Stadt, am Abhange 
eines Bergs in einer fandigen Ebene mit einer Gem. von 5589 
M: (8614 A., 145 Wi., 1235 We, 391 Wa.) und 2082 
meift fath. Einw., Sig einer Diftrietseinnehmerei, erfcheint urk. 
Ichon 766, kam 983 an das Mainzer Erzitifl. In den Sahren 
von 1422 — 1444 ließen die Mainzer Erzbifchöfe eine Burg 
zu Algesheim erbauen, welche Ardef hieß und öfters von ihnen 
bewohnt wurde. Erzbifchof Adolf von Naffau, dem es fich in dem 
befannten Kurftreite ergeben hatte, verpfänbete e8 1462 mit andern 
Orten an Markgraf Karl von Baben; biefer übertrug bie Pfanpfchaft 
1466 an Philipp von Kagenelnbogen, der jeinerfeitS wieder bie- 
felbe 1468 feiner mit Chriftopb von Baden verlobten Tochter 
als. Heirathsgabe gab. Krzbifchof Diether löſte Algesheim wieder 
ein 1480, und ſeitdem verblieb es bis in unfere Zeiten bem 
Erzſtift. Das Wappen von Gaualgesheim bat 2 übereinander 
ftehende ſechsſpeichige Räder, welche in ver Mitte des Schilves 
Durch eine quer durchgehende Doppelart mit einander verbunden 
find. In der Gemarkung liegt auch der Laurenziberg mit 
einer Wallfahrtsfirche und einem großen Hofgut. In früher Zeit 
wor bier ein Dorf und hieß Bergen over Bergheim Zu 
G. gehören 4 Mühlen ohne Namen. 

Gaulsheim in Urt. Gaumelsheim, Gauzoldesheim, Tath. Pf, 
wird ur. fchon 772 genannt nnd gehörte ſchon fehr frühe ber 
alten NRitterfamilie der Brömfer von Rüdesheim, welche es als 
Lehen der Herzoge von Gülch und fpäter von Kurpfalz hatten. 
1655 verkaufte Pfalzgraf Karl Ludwig die Oberberrlichfeit an Franz 
Merkurius von Hellmud und biefer wierer an Heinrich Brömfer. 
Brömfer übertrug die Oberherrlichfeit an das Mainzer Erzitift 
und trug dann Ganlsheim als Erbleben. Mit dem Ausfterben 
der Brömfer kam es an die Familie von Metternich-Winneburg- 
Beilftein, bis es mit Bewilligung tiefer Familie Kurfürft Lothar 
Franz 1717 an den Frhrn. von Ingelheim übertrug. Gem.: 
1864 M. (1265 A., 539 Wi.) Einw.: 489. 

Genfingen in Urk. Guntfing, Genziga, evang. Pfo. an ber 
Wiesbach. Die Gemarkung ift fruchtbar und Kat (Kinn Wein. 


504 Topographie. 


Es wird urk. fchon 768 genannt und ftand früher unter Pfäl 
zifcher Hoheit. Dazu gehören 3 Mühlen. Gem.: 3450 M. 
(2768 %., 150 Wi., 363 We) Einw.: 930. 

Grolsheim in Urk. Graulfesheim, Graolfesheim, Grawolfesh, 
evang. Fld. an der Wiesbach. Der Ort .erfcheint urk. ſchon 772. 
Er war von Pfalzgraf Nubolf I. an die Grafen von Sponheim 
1311 in Pfand gegeben. Später kam er an die Kurpfalz zuräd. 
Dazu gehört 1 Mühle. Gem.: 1523 M. (1351 A., 12 Bi, 
84 We.) Einw.: 817. 

Großwinternheim, evang. Pf. an ver Selz. 8 gehörte 
zu ven Neichspörfern des Ingelheimer Grundes und kam mit biefen 
an die Kurpfalz In feiner Gemarkung liegt der -Boditein 
welcher den burch feine Stärfe und Güte befannten Boditeine 
Wein liefert. Dazu gehört die Selzenmühle. Gem.: 23674. 
(1681 U, 74 Wi, 337 We, 186 Wa) Einw: 804, 

Geidesheim in Urk. Heiffesheim, Heifinsheim, Hettisheim, 
kath. Pfd., wird urk. ſchon 779 genannt. Die alten Rheingrafen 
trugen den Ort als Lehen von dem alten Münſterkloſter zu Main 
und übertrugen ihn als Ufterleben an einen von Winternheim, 
welcher dort im Anfang des 12. Iahrh. eine Burg, Winterch, 
baute. Bon denen Winternheim famen Burg und Ort an bie vn 
Leyen, dann an die Dnaftenfamilie von Biegen. Die Abvolatie 
bes Orts fam endlich wieder an das Klofter zuräd. Das Kloſter 
übertrug dann ben Ort wieder als Lehen nad einander an ver 
ſchiedene Gefchlechter und gab ihn zuletzt 1609 an Kurmainz. — 
Das alte Schloß Wintereck fteht noch und es ift im feinem 
Umfange eine Gerberei angelegt. Dabei und in einem heil ver 
Gemarkung wächſt ein fehr guter rother Wein. Nicht weit davon 
liegt mitten im Sand der darnach genannte Sanphof. Zu 9. 
gehören:. die Königslinger Aue (Eitviller Aue), Nonnenaue, bie 
Kufufsmühle, Eulenmühle, Klausmühle, obere und untere Sand—⸗ 
mühle, 1 Oelmühle und 1 Ziegelhütte. Gem: 7027 M 
(3425 A. 608 Wi, 216 We, 1586 Wa.) Einw.: 1473. 
Eine Halbe Stunde von Heidesheim liegt am Rhein das f. g. 
Heidenfahrt, aus einigen Häufern beftehend, ehedem ein Ort, 
Walsheim genannt, mit 172 Einw. 

Horrweiler in Urk. Holvilre, Horwiler, Hahrweiler, ewang. 
Pfd., gehörte zur Pfändung, welche 1311 Pfalzgraf Rudolf 1. 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 809 


erften Adel der Umgegend waren. Unter biefen Reichsoberbeamten 
batte die Burg zu ihrer befonveren Hut, Bewachung und Verthet- 
bigung eine eigne Beſatzung, welche aus Rittern und Coelleuten be⸗ 
ftand, welche Burgmänner hießen und als folche befonbere Rechte und 
Freiheiten hatten. Der 30jährige Krieg bereitete Oppenheim mans 
cherlei Drangfale. Guſtav Adolf ging 1631 bei Oppenheim über 
den Rhein und vertrieb daraus die Spanier. In ver Folge wurde 
bie Stadt abwechjelnd von Spaniern, Schweden, Kaiferlichen, Wei⸗ 
marifchen und Franzofen beſetzt. Die fchredlichiten Sabre waren 
bie Sabre 1688 und 1689 für Oppenheim. Am 31. Mai 
des Jahrs 1689 tobten die Franzofen darin als die fcheuflichften 
Morpbrenner, fo daß nur wenige Häufer der Stadt von ber all 
gemeinen Zerftörung verfchont blieben. Die Burg ift fett dieſem 
Jahre zeritört geblieben und die Stadt Tonnte fich zwar von ihrem 
Elende erholen, aber nicht mehr zu ihrem früheren Wohlſtande 
gelangen. Das Wappen der Stabt ift ein einfacher ſchwarzer 
Adler mit ausgebreiteten Flügeln und einer rothen Zunge in gold⸗ 
gelbem Felde. Ueber dem Kopf des Adlers war ein filbernes Band. 

Armsheim in Urt. Uribimesh., Habarinesh., Armeßheim zc., 
evang. Pfd. an ver Wiesbach, erfcheint url. fchon 775. Schon 
tm 11. Jahrh. gehörte e8 dem Nonnenllofter St. Nilomeb in 
Mainz und ging mit diefem Klofter in ven Befit ber Wbtei Jakobs⸗ 
berg über. Die Abvokatie darüber hatten ſchon im 183. Jahrh. 
die Dynaſten von Bolanden, nachherigen von Hohenfels. Im 14. 
Jahrh. Hatten fie die Grafen von Veldenz. Armsheim mit feiner Burg 
(itt beveutend im 9. 1504 in ver bahrifchen Fehde durch Land⸗ 
graf Wilhelm. U. von Hefjen. Gem: 2966 M. (2574 U, 
52 ®i., 265 We) Einw.: 1143. 

Bechtolsheim in Urk. Babolfisheim, Bertolfesh., Bertoldish. x, 
evang. und kath. Pfd. an der Seh. Die Kirche ift Simultankirche. 
Es erjcheint urk. fchon 766. Mehrere Ritterfamilien hatten barin 
ihren Sik und mehrere von ihnen Burgen. Sie befaßen bie 
Hoheit des Drts als Ganerben. Dazu gehören: die Schanzen- 
mühle und Pommermühle. Gem.: 4262 M. (3795 U, 205 
Wi., 140 We) Einm.: 1324. 

Biebelnheim, evang. Pfd. unweit ver Se. Die früheren 
Orts⸗ und VBogteiherrn waren die Grafen von Leiningen. Don 
1391 an befand fich Kurpfalz in feinem Beſitze Gem.: 2498. 
M. (2260 U, 77 Wi, 106 We) Einw. 645, 


510 | Topographie. 


Bodenheim in Urt. Bathenheim und Batenheim, Tath. Pi, ı 
erfcheint url. fchon 756, altes Eigenthum des Erzſtifts Man, 
Die Vogtei hatte das Mainzer Domlapitel, welches bie von Be 
landen damit belehnte. Später erhielt das Albansflofter zu Main 
die Advokatie. Seine Gemarkung ift groß und fruchtbar und hat 
vielen und guten Weinwachs. In ihr Liegt die Spatenmühle (Ner⸗ 
mühle). Gem.: 5776 M. (4309 4., 452 Wi, 874 We) 
Einw.: 2103. 

Dahlheim in Urt. Dalaheim, Dale, Talaheim, evang. Pi. 
erfheint url. 766. Es war ehevem ven Grafen- von TFallenftein 
gehöri. Gem: 2495 M. (2284 A, 14 Wi., 173 We) 
Einmw.: 975. 

Derheim in Url. Dehidesheim, Thehitesheim, Deckesheim ꝛc, 
evang. Pfo., ericheint url, 774. Im Mittelalter wurde es mei 
von ben in Oppenheim wohnenden abelichen Familien beberridt. 
Im J. 1340 kam das Patronat an das Mainzer St. Iohanmik 
tif. Die Hoheit über den Ort hatte Kurpfalz. Gem.: 2271 
M. (2138 4, 2 Wi, 82 We) Cinw.: 756. 

Dienheim fonft Dinenheim, Tinenheim, Teinenheim, evanz. 
Pfo., treibt bedeutenden Weinbau. 8 erfcheint urk. fchon 756. 
Karl der Gr. fchenfte es 790 ver Kirche zu Fulda, welche bie 
Hoheits- und Wogteirechte Über ven Ort den Herrn v. Fallenſtein 
zu Lehen gab, welches von biefen wieder an bie alte Familk, 
welche fich nach dem Drte von Dienheim nannte, als Afterlehen 
gegeben wurde. Im J. 1495 verkauften vie Dienheimer ihre 
Fauthei an die Kurpfalz und e8 gehörte feitvem zum Oberamt Alzei. 
Gem.: 3873 M. (2819 U, 215 Wi, 596 We) Einw.: 830. 

Dolgesheim in Urk. Dulfesheim, Dulgensh. ꝛc., evang. Pb. 
Es erfcheint urk. ſchon 769 und war fpäter ritterfchaftlich unter 
ber Hoheit der Grafen von Leiningen. Gem.: 2574 M. (2457 
A, 39 Wi, 60 We) Einw.: 807. 

Eihlod in Url. Heichinloch, Einlohun zc., evang. Pf. Es 
fiegt in einer Vertiefung, daher vielleicht fein Name. Es wird 
urk. Schon 824 genannt. Die Hoheit gehörte den Grafen von 
Grehweiler. Zu €. gehört die Drollmühle (Schlottermühle). Gem.: 
1643 M. (1433 U, 19 Wi. 144 We) Einw.: 462. 

Eimsheim in Urt. Ummesheim, Ominsheim, Huominisheim ıc., 
fath. u. evang. Fid., Tommt urk. fchon 762 vor. Urfprünglid 


- Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 511 


ſich das Mlofter Weidas als Ortsherr; es Fant theil- 
1485. und 1551 ganz an Kurpfalz. Gem: 1828 M. 
778 U, 1.Wi, 29-We) Einn.: 583. 
 Ensheim in Urt. Yonespeitt, Onesheim, Ennesheim 20, 
1. Pfo,, erſcheint urk. ſchon 769. Es war eine alte Befigung 
Pfalzgrafſchaft und gehörte zum Oberamt Stromberg: Gem: 
3 M. (1353 U, 4 Wi, 155 We) Cinw.: 466. 
Sriefenheim, kath. Pfo. mit 543 Einw., welche in gleichen 
ilen Tatholifch und evangelifch find. Die Kirche ift Simultan. 
3 erfcheint art, ſchon 803. Karl d. Gr. foll Hier eine Kolonie 
Frieſen gegründet Haben, welche dem Orte ven Namen gaben, 
war. bis im unfere Zeiten der Familie von Udenheim. 
em.: 1886 M. (1141 4, 66 Wi, 126 We.) 
Gabsheim in Urk. Eaisbotesh., Geisbodish. 2c., kath. Pfd. 
Goldbach, wird urk. ſchon 770 genannt. Die Familie, 
ſich darnach nannte, Hatte darin eine Burg, bie von Dalberg 
e satten bie Hoheit. Gem: 3238 M. (3010 U, 80 Wi, 
PR) Eimm.: 718, 
in Urt. auch Bedlenheim, Gunbeite, Goube: 
Kath. Pfo. an ver Wiesbach. Es kam aus ber Erbſchaft 
Raus und Wildgrafen an die von Sponheim; 1278 kam es 
Widerſpruch don Seiten eines Sponheimers, 1287 aber 
Vermittlung des Kaiſers Rudolf definitiv an Kurmainz. Au 
verpfändet, kam es 1648. durch den Kurfürſten don 
So. Philipp von Schönborn an deſſen Bruder Philipp 
von Schönborn, ver bie. Einlöſungsſumme vorgeſchoſſen. 
Summe wurde zurückbezahlt 1682, das Dorf Gauböckelheim 
er an das Seminar zu Mainz verpfändet. Seitdem gehörte es 
8 auf unfere Zeiten den Seminar unter Mainzifcher Hoheit. 
Am ber großen Burg zu Gaubödelgeim finden fih noch einige 
aimen. Dazu gehöven: die Effemmühle und Scheibenmühle, bie 
— auch Kreugcapelle und 1 Eiſenerzgrube und Erzwaſche. 
: 3250 M. (2554 U, 135 ®i,, 430 We.) Einw.s 1426, 
in Urt, Guntirsplumen ꝛc., Mrktfl., Sig einer 
mit einer Gem, von 9871 M. (5687 U, 
174 Wi, 622 We, 1496 Wa.) und 2479 Einw. Bor 
m hieß es Nordhofen und die Sage ift, daß e8 erſt durch einen 
kafen Gunter von Leiningen, der es feine Blume genannt, ben Namen 








512 " Topographie. 


Günters⸗ oder Guntersblum erhalten babe. Es Hat eine ebay. 
und eine fath. Kirche, fowie auch eine Synagoge. Das new 
Schloß und der Garten ver ehem. Grafen von Leiningen fin 
eine Zierde des Ortes. Das alte Schloß verfelben dient jet 
al8 Gemeinvehaus. Guntersblum gehörte ſchon im frühen Mitte 
alter denen von Leiningen. Es befanden fi) darin abelige Höf 
mehrerer Familien. Bon 1788 — 1792 war auch bier em 
Druderei und ift darin eine Zeitung erfchienen. Dazu gehören: 
ver Lerchenhof (Berghof), das Rheinhaus, die Rheindurchſtichsiufeh 
auf welcher die Höfe Schmittshaufen und Kälberteich, das Fort 
haus Kühfopf ‚und ver Wald Yungenbufch Liegen, ferner vie Rheis 
infeln: Feiner Kühkopf, Geyerwörth, Kiffelwörth und Kälberteich 
wörthchen (Pipi) und Kübitzeninſel. 

Hahnheim in Urt. Hagenheim, Hegenheim, evang. Pfo. am 
rechten Ufer ber Se; mit 707 Einw., bie größtentheils evan 
find. Auf dem f. g. Hahnheimer Knopf wächſt ein vorzüglicher Bein. 
Es erſcheint url. 762. Die Familie von Dienbeim Hatte vorden 
bier vie Hoheitsrechte. Dazu gehört ver Wahlheimer Por. Gen: 
2503 M. (1995 A., 151 Wi., 305 We.) 

Billesheim in Urk. Hillersheim, evang. Pf. Es gehörte 
zu ten ganerkichaftlichen Orten, kam ſpäter an tie Grufen ven 
Bulfenftein und vie von Riancour, welde tie Hoheit gemein 
Ihaftih übten Gem: 2211 M. (2038 I, 21 Wi, 9 
Ve) Einw.: 683. 

Köngernheim in Urk. Cunnigesheim, Kennigheim, kath. und 
edang. Fld. an ver Selz, ericeint urf. 782 und gehörte zu 
ehem. eberrheiniſchen Ritterſchaft unter ver Hoheit rer Grafen 
von Sickingen. Dazu gehören: tie Neu- eder Obermüble mt 
ie Untermühle. Gem: 1402 M. (1254 A., 23 Wi, 16 
We) Einw.: 574. 

Yörzweiler in Urk. Serenzenwllare, Serzwüre 2c., kath. Fit. 
Es gebürte zur eberrbeiniichen Reiberitteriduft ure wur als Main⸗ 
ziſches eben im Beſitz terer v. Hetteederi. Gem: 2239 I 
SIE N. 55 Wi, 264 Ber Einw.: 6061. 

Sudwigsböbe, ars. ut evanı. Fk. Ss ih ver chemalige 
am Kein gelesene Ort Rztelsbeim, ter wegen Der jührlicen 
Uederijihwemmuren ar einem bederen Une 1323 wieder un 
wurde. Die Fumie con Tienbeim haue im Serdanade mir ie 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 513 


oberrheinifchen Reichsritterſchaft vie Hoheitsrechte von Rudelsheim, 
welches unter dem Namen Rubolfsbeim fchon in Tulder und 
Lorſcher Echenfungen vorkommt. Dazu gehört der Aubelsheimer 
Sof. Gem: 1042 M. (680 U, 111 Wi, 122 We, 116 
Wa.) Einmw.: 316. 

Mommernheim in Urt. Mumenheim, Maumanbeim, Momon- 
beim 2c., evang Pfd., ericheint url. fchon 764. Es ftanden ehe⸗ 
dem 2 Burgen bafelbft, die von Ganerben aus alten Familien 
u. a. von denen v. Greifenklau bejegt waren. Diefe waren auch 
bie Herrn des Ortes. Gem.: 3083 M. (2647 A., 189 Wi, 
174 We) Einw.: 946. 

Nadenheim, in Urt, Nacheim ꝛc., Tath. Pfo., durch feine 
Weine berühmt. Schon in einer Urkunde von 772 wird e8 er 
wähnt. Es gehörte zu den früheften Befitungen ber Erzbiſchöfe 
von Mainz. Dazır gehören: bie Aheininfeln Kiſſelwörth und Sänd- 
hen, eine Capelle und einige Rheinmühlen. Gem.: 2939 M. 
(1892 A. 55 Wi, 264 We) Einm: 1425. 

Niederfanlheim in Urk. Sawelnheim inf., evang. und kath. 
Pfo. mit 1893 Einw., die zu *, etwa evangelifch find und 
eine Simultanfiche und noch eine befonvere evangelifche Kirche 
haben. Die Simultantirche enthält eine Menge von Denfmälern 
von Edelleuten und Ganerben, die hier wohnten und ben gemein- 
fchaftlichen Befit und die Hoheit des Drtes Hatten. Kine ber 
alten Grenzmarken, eine fteinerne Säule, fteht in der Nähe bes 
Drtes und von ihr bat vielleicht der Ort feinen Namen. Dazu 
gehören: die Dittenmühle (Dickmühle) und bie Untermühle Gem.: 
5331 M. (4360 W., 169 ®i., 605 We, 9 Wa.) 

Niederweinheim auch Gaumeinheim genannt, in Urk. Gautz⸗ 
winesheim, Wuiginesheim, kath. Pfd. mit 544 Einw., bie zu 2, 
enangeliich find. Katholiken wie Proteftanten haben ihre eigene 
Kirche. Es eriheint wel. ſchon 774. Bon dem Pfalzgrafen 
Rudolf I. war es 1311 an den Grafen von Sponheim verfeßt. 
Später wurde die Verpfändung wieder eingeldjt und gehörte zum 
pfälziſchen Amt Stromberg modo Ale. Dazu gehören: ber Hof 
Wißberg und 1 Erzwälhe Gem.: 1761 M. (1462 U, 
16 ®i., 216 We.) 

Nierftein in Urk. Neriftein, Neirftein, evang. und kath. Pfo. 
am Rhein, Sik einer Diftrictseinnehmerei, mit 2855 Einm., 

Walthers Heſſen. 33 


516 Topographie. 


Sulzheim in Url. Sulzenheim, Sußiheim, Solzheim, lath. 
Pfr. Es war ſchon zu Pipins Zeiten unter dem Namen befanıt. 
Es gehörte fpäter den Raugrafen, dann den Bolanden, dann ber 
Mainzer Dompräfenz und kam von biefer an ven Kurfürften von 
Mainz. Es gehörte bis in unfere Zeiten zum Mainzer Amt 
Nieverolm. Dazu gehört die Rommersheimerr Mühle. Gem.: 
2427 M. (2110 U, 63 Wi, 292 ®e) Cinmw.: 625. 

Üdenheim in Url. Odenheim, Utinheim ꝛc., evang. Pfb. 
Die Kirche ift Simultanfirche. Eine adeliche Familie führte fchon frühe 
nad) dem Orte den Namen. Cpäter wurden mtebrere abelide 
Familien darin anſäſſig. Herrn des Orts wurden nach und nad 
bie v. Köth-Wannſcheid. Dazu gehört die Kötbenmühle. Gem. 
3211 M. (2798 A. 119 Wi, 222 We) Einmw.: 774. 

Undenheim, evang. und kath. Pf. an dem Goldbach mit 
1168 Einw., welche zu °/, evangelifch find. vangelifche wie 
Katholiken Haben eigene Kirchen. Es ericheint urf. fchon 773 
und gehörte fpäter zur Burg Alzey und war im Beſitz ber ven 
Bolanden, fpäter von Hohenfels. Vogtei und Ortshoheit Hatte 
bie Pfalz. Dazu gehören: die Goldmühle, Raufenmühle und Spar: 
mühle. Gem.: 3990 M. (3674 U., 134 ®i, 75 We) 

Bendersheim in Url. Uentilesheim, Fendersheim, Tath. Pf. 
mit 487 Einw., die zu ?/, evangelifch find. Die Pfarrkirche 
ift Tatholifch, eine andere Kirche ift Simultankirche. Es erfcheint 
url. 841 und war fpäter ritterfchaftlicher Ort, fiel aber endlich 
benen von Elz-Kempenih zu. Gem.: 1669 M. (1377 4, 
57 Wi., 172 We.) 

Waldüversheim in Urk. Ulfireitesheim, Ulfrevesheim, Ufer 
beim ꝛc., evang. Pfd., ericheint url. ſchon 765. Die Hoheit 
hatten ehebem die Grafen von Leiningen. Gem.: 2968 M. 
(2668 4., 20 ®i., 67 We) Einw.: 696. 

Wallertheim evang. Pfo. neben dem Wiesbach Cs kam 
bon den Naugrafen an bie von Bolanden, von biefen an bie 
‚ bon Hobenfels und Leiningen. Dazu gehören: die Lettenfäuther 
Mühle, Katenfteiger Mühle (Neumühle) und die Luftmühle. 
Gem.: 3330 M. (2982 A., 78 ®i., 139 We, 2 Wa.) 
Einw.: 1002. 

Weinolöheim in Urk. Winoffesh., Winoldesh. 2c., kath. Pfb, 
erfcheint urk. [hen 789. Die Bolanve Hatten im 12, Jahrh 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Oppenheim. 517 


die Hoheit als Neichslehen und eine Burg darin. Don ihnen kam 
es an bie von Sponheim, 1579 aber an bie Pfalz. Dazu 
gehört die Weißmühle. Gem.: 2302 M. (2140 A., 80 Wi, 
67 ®e) Einw.: 672. 
Wintersheim in Urt, Wintresheim, Wentrisheim ꝛc., evang. 
und Kath. Fld., erjcheint urf. fchon 765. Ein Theil davon ge- 
fangte durch Kauf 1414 von denen von Hohenfels, das übrige 
1481 von Leiningen an vie Pfa. Gem.: 1509 M. (1488 
4, 1 va Cinw.: 355. | | 

Wörrſtadt in Url, Weriftant, Werftabt ꝛc., Mrktfl., Sik 
eines Steuereommiljariats, eines Friedensgerichts, einer Diſtriets⸗ 
einnehmerei, mit einer Gem. von 5068 M. (4563 A., 85 
Wi., 264 We) und 2027 Einw., welche zu °/, evangelifch 
find. Es foll feinen Namen von Vari statio erhalten haben, und 
man finvet viele römiſche Alterthümer darin. Es wird urk. fchon 
779 genannt. Es gehörte den Naugrafen bis zu deren Ausfterben 
im 14. Jahrh., wonach es die Bolanbe erhielten. Später kam 
es an bie Fürften von Salm-Kirburg und an die Grafen von 
Grumbach, die es in Gemeinfchaft bis auf umfere Zeiten befaßen. 
Dazu gehören: die 1., 2., 3. Thalmühle, die Altmünftermühle, 
die Hospitalmühle und Weidenmühle. 

Wolfsheim in Urt, Gozolfesheim, Gofolvesheim ꝛc., evang. 
Pfo. mit 612 Einmw,, die zu *), evangelifch find. Es erfcheint 
urk. 790, gehörte fpäter zu ben rheingräflichen Beſitzungen und 
war von ihnen mit Vorbehalt der Lantesherrlichleit unter bie 
Pfalzgrafen in Lehen gegeben. Gem.: 1993 M. (1671 U. 
42 Wi., 180 We, 17 Wa.) 


Kreis Worms. 


Der Kreis Worms umfaßt 45 Derter, welche von 50133 
Menſchen bewohnt werden (31809 Unirte, 14944 Kath., 1165 
- &ect., 2215 Juden). SKreisftabt ift 

Worms in Urf. Civitas Vuangionum, Uuormacia, Wormatia, 
Wormes, Wurmbs, in ber Mitte einer freundlichen Ebene gelegen, 
nahe dem Rhein, Sit des SKreisamts, eines Nentamts, Kreisbau⸗ 
amts, einer Handelskammer, eines Zrievensgerichts, eines Steuer 


818 Topographie. 


commiſſariats, einer Obereinnehmerei, Diftrietseinnehmerei, wit 
8690 Einw., bie etwa zu *, evangelifch find. Die Gem 
von Worms bat 7597 Morgen, darunter 3471 A., 1921 Bi, 
3572 We, 712 Wa. eine nächfte Umgebung ift ein ber 
liches Gartenfeld, gleich trefflich wegen feines dort wachſenden 
ausgezeichneten Weins, wie feiner Gartengewächſe. Die Stadt iſt 
mit Mauern umgeben, welche meift erſt zu Anfang des vorigen 
SuhrhundertE aus dem Schutte der früheren wieder aufgerichtet 
wurden. Bon den alten Mauerthürmen ter Stabt aus der Mitte 
des 14. Jahrh. haben ſich nur 2 erhalten. Sie hatte 7 Thom, 
beren 4, das Speierer:, Mainzer-, Anpreas- und Rhein⸗Thor al 
Hauptthore angejehen wurden. Die Hauptftraßen der Stadt fin: 
bie Speier⸗ und Kämmergaſſe, die frequenteften Straßen bie Peter& 
und Rheinſtraße. Oeffentliche Plätze der Stadt find: der Markt 
platz, der Schulhof, der Obermarkt, ver Andreasplatz, der vordere 
Domplat, der Martinsplaß, der Paulplatz. Unter ven kirchlichen 
Gebäuden find bemerfenswerth: 1. der Dom, in byzant. Style 
erbaut in ber Zeit von 996— 1016, einigemal wiederhergeftelk, 
zum letztenmal 1181, nächſt dem Mainzer Dom und der Oppen- 
heimer Katharinenkirche das fchönfte Gotteshaus in Rheinheſſen; 
2. bie Dreifaltigfeitsfirche, erbaut 1709—25, evang. Hauptlirche; 
3. vie Liebfrauenkirche; 4. die Martinsfirche, 2te Pfarrkirche ver 
Katholiken; 5. die Maguusfirche, jet vie 2. evang. Pfarrkirche; 
6. die Frieprichsfirche, ebenfalls evang. Kirche; 7. vie ehemalige 
St. Paulsfirche, jest ein Magazin für Holz und Frucht, ein merk 
würbiges Bauwerk aus ven Zeiten bes Uebergangs aus dem bizan- 
tinifchen in den gothiſchen Styl; 8. die Synagoge, in byzant. 
Style des XI. Jahrh., die ältefte Synagoge in Deutjchland. Ans 
dere bedeutende Gebäude find: 1. ver Bifchofshof, 1504 erbaut, 
1689 zerftört, 1719 nen aufgebaut und 1791 den franzöfifchen 
Emigranten dienend, 1792. wieder zeritört; 2. die Domdechanei, 
jet Kaferne; 3. der alte Bürgerhof, jegiges Stabt- und Rath⸗ 
haus; 4. das alte ſtädtiſche Münzhaus. — Einem großen Theil 
ver Bewohner von Worms gibt der Aderban und Weinbau Be 
ſchäftigung. Die beiten Weine von Worms find die Liebfrauen- 
milch, der Luginslänver und ver Sattenlocher. Der Weinhandel 
von Worms ift beveutend. Fabriken find mehrere in Worms un 
isre Fabrifate find gelucht, namentlich ihr Leber, ihre Cichorien. 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms. 519 


Worms hat ein Realghmnaſium und nwiele fonftige öffentliche und 
Privatſchulen. Von wohltbätigen Unftalten befitt Worms vor allem 
ein großes Hospital, aus deſſen Fonds beftändig 117 Individuen 
und außerdem eine große Anzahl von Stabtarmen unterhalten werben. 
Worms fcheint feinen Urſprung ven Gelten zu verbanten. Zuerſt 
waren es die Mediomatriker und dann die Vangionen, welche bie 
Gegend im Befis Hatten. Als die Römer fich dieſer Gegend 
bemächtigt hatten und zum Schuß gegen die Germanen Befeftigungen 
anlegten, wurde auch Worms, die Stadt der Vangionen Worbetomagus 
ein. befeftigtes Lager und nahm bald den Namen einer Stabt civitas 
Vangionum an. Als der römiſche Feldherr Stilico, gedrängt durch 
bie über die Donau und Alpen gebrungenen fremden Völker und 
nach einem. mit ben Alemannen und Franken im 9. 398 abge 
fchloffenen Frieden, die römijchen Befagungen aus ven Feftungen 
bes Rheins an fich gezogen hatte, zeritörten bie über ben Rhein 
dringenden Horden die Vangionenſtadt. Ihnen folgten bie Aleman- 
nen. US die Burgundionen die von ben Mlemannen verlaffenen 
Länder des linken Ufers des Oberrheins eingenommen hatten, machten 
fie das kaum wieder aus feinem Schutte erjtandene Worms zum 
Meittelpunfte ihrer neuen Auſiedlung. Die Burgundionen zogen 
nach Gallien und die Alemannen nahmen wieder ihren alten Sik 
ein. Sie unterlagen ren Franken im 9%. 496. Unter ihrem 
König Chlodwig wurde Worms eine Fönigliche Fiskalſtadt, in ber 
ein Löniglicher Palaft ftand. Unter ven Nachfolgern Chtodwigs ger 
wann Worms ftets mehr an Bedeutung, noch mehr aber, als Pipin 
dem Merovinger Reiche ein Ende gemacht hatte. Ihr Bifchof war 
im Verhinverungsfalle desjenigen von Mainz Metropolitan der Did- 
ceje. Sie war eine Zeit lang Lieblingsaufenthalt Karls d. Gr. und 
er bielt darin wiederholt große Reichsverſammlungen. Aehnlich Lud⸗ 
wig ber Deutiche und feine Nachfolger, namentlich die Dttonen ber 
ſächſiſchen Dynaſtie. In Eonflicte gerietben indeſſen damals fchon 
wiederholt Bifhof und Stadt, die jeboch ftets zu Gunften ver 
ftäptifchen Unabhängigfeit beigelegt wurben. Worms ftieg durch bie 
Geneigtheit, welche die Kaifer für es hegten, im 12. Jahrh. zu 
einer Höhe des Wohlitandes, daß 60000 Seelen barin Iebten. 
Nicht fo glücklich als bei ven früheren Conflicten mit feinen Bi« 
fchöfen war Worms, als Heinrich, ein Graf von Saarbrüden, im 
Sabre 1217 Biſchof von Worms geworben, ber burch einen 


520 Topographie. 


Vertrag von 1233 der Stadt manche von ihren Rechten und Ft 
heiten zu entziehen verftand. Dem Raubweſen am heine Einkalt 
zu thun, hatte 1220 Worms mit Mainz und Oppenheim ein 
Schutz⸗ und Trutzbündniß gefchloffen, dem andere folgten. De 
Biſchöfen aber waren dieſe Städtebünbniffe nicht genehm und fie 
wußten e8 dahin zu bringen, daß fie von Heinrich VII.. 1226 
aufgehoben wurden; bejonvers thätig dabei war eben Biſchof Hein- 
rich von Worms, Die Treue der Wormfer gegen König Friedrich I 
beftimmte dieſen jenen Vertrag von 1233 aufzuheben, währen 
auf der andern Seite der Bifchof fie zur Strafe in ven Kirchenbam 
that. Aus diefen unerquidlichen Verhältniffen kam Worms erft 
als e8 1254 mit Mainz und Oppenheim einen Bund gefchleften 
hatte zur Sicherung des Landfriedens, den König Wilhelm beſchwor. 
Nun wurden die Angelegenheiten von Worms wieder fo regulit, 
wie fie vor jenem Vertrag von 1233 beitanden hatten. Das 
große ſ. g. Zwilchenreih nah König Wilhelms Tode zerrüttete 
den fchönen Bund und ließ das Fauftrecht mit allen feinen Greueln 
wieder eriwachen. Die Streitigkeiten zwiſchen Bifchof und Statt 
erwachten wieber und erft mit Rudolph von Habsburg geftalteten 
fih die Verhältniffe aufs neue beffer, aber auch nur auf Kur 
Zeit. Neue Unoronungen im Reiche, wie im Innern ber Stahl 
begannen und wirkten nachtbeilig auf fi. Dauernder und wir: 
famer als vie bisherigen Bünde zur Aufrechthaltung bes Lantfrie 
bens war ber im J. 1381 errichtete große Stäbtebund. Er er 
höhte die Macht der Städte, aber auch ihren Stolz. Verleihungen 
von Rechten und Privilegien, welche ihnen König Wenzel machte, 
brachten fie zum Uebermuth, aber fie fehütten die Bürger doch nicht 
vor den Anmaßungen ver Geiftlichkeit, vie im 9. 1387 zum offenen 
Feinpfeligfeiten führten. Zur Ruhe fam vie Stadt auch wieber 
nicht, als ber Streit wieder einmal gefchlichtet war, ſondern es 
wiederholten fich bie Neibereien. ftetS auf neue. In allen biefen 
Wechfelfällen ftand aber boch immer Worms al8 eine ver erften 
Städte des Reichs da, in deren Mauern bie Könige weilten, Ber- 
fammlungen hielten und bie wwichtigften Bejchlüffe gefaßt wurden. 
Der große Reichstag von 1495, welcher in Worms gehalten 
wurbe, fchuf den ewigen Landfrieven und mit ihm Tam in bed 
Reich größere Ruhe und Orpnung, nicht aber ſchuf er Frieden 
awiſchen Geiftlichleit und Bürgerichaft von Worms. Sie geriethen 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms. 821 


immer wieder aufs neue in Händel und einmal von 1499— 1508 
war Worms ohne Öffentlichen Gottesdtenft, weil während dieſer 
Zeit die gefammte Wormfer Geiftlichfeit die Stadt verlaffen hatte. 
Kaum war ber Streit zwiſchen Geiftlichkeit und Bürgern von 
- Worms einige Jahre geenbigt, als 1513 einer zwifchen dem Kath, 
den Patriziern und ven Zünften ausbrach und, wie man vermuthet, 
anf Anreizung ber Geiftlichkeit. Im 9. 1515 hatte W. viel 
durch Franz v. Sicingen zu leiven. Der Kampf ver Geiftlichkeit 
gegen den Rath und bie Bürgerfchaft entbrannte aufs neue als 
Kaiſer Maximilian 1519 geftorben war, ber ver Stabt jehr ge- 
wogen geivefen war. Der Neichsvicar Pfalzgraf und: Kurfürft 
Ludwig war von der Geiftlichfeit gewonnen worben und es kam 
die den Bürgern nachtheilige ſ. g. Pfälzifche Nachtung 1519 zu 
Stande, gegen welche fie proteftirten und welche fie auf Turze Zeit 
wieder [08 wurden. . Eine neue Rachtung fam 1526 zu Stande, 
wodurch ber Biſchof erhielt, was er wünfchte und bis in unfere 
Zage behalten Hatte. Der große Neichstag von 1521 war ber 
Leiste Glanzpunkt in der Gejchichte von Worms. Bon biefer Zeit 
an kamen von Zeit zu Zeit harte Schläge über fie, welche ihren 
Glanz und ihre Hoheit und am Ende fie felbft vernichtete. ‘Der 
Bauernkrieg, der Zürfenfrieg und ber unter dem Namen ber 
Münfter befannte Krieg hatten mehr oder weniger Einfluß auf 
Worms. Deffenungeachtet war es fortwährend ver Sit vieler 
Reichstag. Mit dem Anfang des 17. Jahrh. brach eine große 
Yupvenverfolgung in Worms aus. Iedes Yahr des 30 jährigen 
Kriegs ſchlug der Stadt neue Wunden durch Einguartierungen, Lie⸗ 
ferungen und Gewaltthaten. Der weftphäl. Frieden hatte ber 
Stadt ihre Reichsunmittelbarfeit ausdrücklich beftätigt und fie begann 
fih einigermaßen wieder zu erholen, als der ſ. g. Orleans’fche 
Krieg ansbrach, in welchen fie 1689, wie fo viele andere Städte 
bon den morbbrennerifchen franzöfifchen Horden angezündet unb 
zerftört wurde. Erſt im 9. 1697 kehrte ver nach Frankfurt ge- 
flüchtete Rath wieder nach Worms zurüd und es wurbe an einer 
Wichererbauung der Stabt begoimen. Der Wiederaufbau fchritt 
mächtig voran, Gewerbe und Handel kamen wieber in Xhätigfeit 
und neues Leben erwachte. So ging es im MWiebererftehen von 
. Worms weiter bis zum Ausbruche der franzöfifchen Revolution. 
Da begannen neue Drangfale für die Stadt und mit ber. probi« 


522 Topographie. 


ſoriſchen Beſitznahme des ganzen linken Rheinufers im 9. 1797 
war die freie reichsftäbtifche Verfaffung von Worms, welche beinck 
ein Jahrtauſend gebanert hatte, zu Ende. Aus einer freien Reicht 
ftabt war e8 eine Kantonsftabt eines franzdf. Departements geworden. 

Fünfzehn Jahre blieb es eine folche, anfangs in einer Republil, 
dann in einem SKaifertfum. 1814 mußten bie Franzofen des 
ganze linfe Rheinufer räumen. Worms blieb nun in einem 
Zuſtande des Proviforiums bis es 1816 mit der ganzen jebigen 
Rheinprovinz an Heflen fam. Das Wappen von Worms it 
in rothem Felde ein filberner ſchräg rechts liegender Schlüfld 
mit nieberwärts gelehrtem Ringe und Schließplatte. Zu W. 
gehören: die Kirfchgartenmühle, Walfmühle, Lochmühle, Rön⸗ 
fteinsmühle, Kloſtermühle, vie Forſthäuſer im oberen und Mit 
telbufch, 2 Ziegeleien, 4 Holzhöfe, 1 Eichorienfabrif, das chem. 
Dergklofter, die Liebfrauenkicche, die Eulenburg. 

Abenheim in Url. Abunheim, Abinheim 2c., kath. Pf. 6 
wird urk. ſchon 932 genannt. Es gehörte urfprünglich bis 1316 
dem Abt von Fulda, Tam aber fpäter an die Kämmerer vom 
Worms, bie von Dalberg, von denen viele Denkmäler fich in be 
Kirche finden. Dazu gehört die St. Klausfapelle anf dem Ma 
ſenberg. Gem.: 4368 M. (8834 U, 114 Wi, 303 We) 
Einw.: 1359. . 

Alsheim am Altchein in Urt. Aloisheim, Wlahesheim, Ale 
beim, evang. und Kath. Pfo. mit Hangenwahlhein (ſ. u.) eine 
Gemeinde bilvend, mit 1730 Einw., von denen °/, evangeliſch 
find. Beide Eonfeffionen haben ihre bejonberen Kirchen. Es er 
ſcheint urk. ſchon 782. Die Hoheit gehörte anfänglich zum. Theil 
den Grafen von Leiningen als bifchöfl. Wormfifches und Pfälzifches 
Lehen. Bon 1467 an wurbe e8 Pfälziſch. Dazu gehören: vie 
Weigmühle und 1 Ziegelhütte. Gem.: 6238 M. (5365 U, 
19 Wi, 647 We.) 

Bechtheim in Url. Beraheim, Beratbgisheim, Bergeresheim, 
Becheldisheim ꝛc., Marktflecken, zieht einen guten Wein. 8 
ericheint urk. 793 und gehörte urſprünglich ven Gaugrafen 
und kam nach dem Verſchwinden biefer an bie von Leiningen, 
welche es bis in umfere Zeiten hatten. Dazu gehört eine 
Nothgerberi. Gem: 5857 M. (4617 A., 596 We) 
Einw.: 1583. 


Brovinz Rheinheſſen. Kreis Worms. - 53888 


Bermersheim in Urk. Bermabesheim, Bermutesheim, evang. 
amd Tath. Fld., mit 311 Einw., von benen nur \/, katholiſch 
find. Es wird urk. ſchon 780 genannt. Es gehörte zur 
Grafſchaft Leiningen, deren Grafen es am andere Edelleute zu 
Lehen gaben. 1467 kam es an Kurpfalz. Gem.: 929 M. 
(868 A., 33 We.) 

Blödesheim in Urk. Blatmarsheim, Blitersheim, Blivensheim, 
evang. Pfod. Es kommt urk. ſchon 781 vor. WS Betheiligte 
an der Vogtei erſcheinen 1377 die Rheingrafen, die es 1412 
zu einem ewigen Kauf an das Stift Schwabenheim gaben. Später 
gehörte es ver Pfalz. Gem: 1423 M. (1388 A., 5 Wi.) 
&inw.: 468. 

Dalsheim in Urk. Dagolfesheim, evang. u. Tath. Pfo. mit 644 
Einw., die etwa nur zu 1), katholiſch find. Es ift mit einer 
Mauer umgeben, worin, 11 Thürme fteben, und Hat 3 Kirchen, 
2 evangelifhe und eine katholiſche. Es erſcheint urk. ſchon 765 
und es -führte ein adeliches Gejchlecht von ihm ven Namen. Die 
von Bolanden und von Leiningen übten barin die Gerichtsbarkeit 
im Namen des SKaifers und ber Pfalzgrafen als Taiferliche und 
pfalziſche Vafallen. Beide hatten wieder eigene Uftervafallen. 1395 
kam es an Kurpfalz und blieb babei. Gem.: 2468 M. (2285 
4A, 113 We.) 

Dittelöheim in Urk. Dietelskeim, Dudilesheim, Titelsheim 
evang. Pfd., erfcheint urk. ſchon 775. Die Ortsoogtei hatten in 
älteren Zeiten mehrere adeliche Gejchlechter, darunter eines, welches 
nad bem Orte den Namen führte und welches eine Burg in ber 
Nähe nes Ortes hatte. 1602 und 1606 brachte es Kurfürft 
Friedrich IV. an bie Pfalz. Dazu gehört die Burgruine Klops⸗ 
maner. Gem: 2976 M. (27914, 106 We) Einw.: 746. 

Dorndürkheim in Url, Durincheim, Thuringheim ꝛc., evang. 
Pfd. Es erfcheint urk. ſchon 768. Die Ortshoheit ftand fchon 
frühe der Kurpfaß zu und ſtand unter ber Berwaltung bes Dber- 
amts Alzei. Das abelihe Geichleht derer von Düringheim führte 
von biefem Orte ven Namen. - Gem.: 2230 M. (2066 U, 
10 Wi. 85 We) Einw.: 801. 

Eid. in Url. Aichinum, Echena, Eichinen ꝛc., am Altrhein, 
evang. und kath. Pfd., Sit einer Diftrictdeinnehmerei, mit einer 
fath. und einer evang. Pfarrliche Es erfcheint url, ſchon 782 


536 Topographie 


zwiſchen dieſem und dem Kurfürften von Mainz wurve es 1460 
durch Brand verwäfte. Dazu gehört vie Weidenmühle: Gem. 
3892M. (3378 A, 206 Wi. 179 We., 34 Wa.) Einw.: 1400. 

Herrnsheim in Urt. Harlesheim, Herlesheim, Mrktfl. mit 
einem fchönen Schloß und prächtigen Gurten ver Dalberge. De 
Ort erfcheint urk. ſchon 771 und er gehörte ſchon früße ber ur 
alten Familie der Kämmerer von Worms, genannt von Dalber, 
und wurde fpäter das Stammhaus einer eigenen Dalbergiſchen 
Linie, der Dalberge von Herrusheim, welcher es bis im unfer 
Zeiten gehörte. Die im 14. Iahrh. erbaute Kirche enthält me 
rere Grabdenkmäler der Dalberge. Gem.: 6263 M. (5328 
u, 368 Wi, 96 We, 14 Wa) Einw.: 1446. 

Hefßloch in Urk. Heſinloch, Heſeloch, kath. Pfo., erſcheint 
mi. 767. Die Hoheit gehörte urſprünglich Leiningen und wer 
den Edeln von Hirfchhorn zu Lehen gegeben. Später kamen hie 
Dalderge in. ihren Beſitz. Dazu gehören: der Hospitalhof auf 
dem Liebfrauberg und 1 Ziegelel. Gem.: 2544 M. (2338 %, 
23 Bi, 104 We) Einw: 920. - | 

Hochheim an der Pfrimm, evang. Pfr. ES ſcheint in da 
äfteften Zeiten zum Hochſtift Worms gehört zu haben und Tam 
fpäter in Lehenverband an vie Pfalzgrafen. Es befand ſich Hier 
ehedem .ein Nonnenflofter Himmelstron und eins mit Namen 
Liebenau. Dazu gehören: ver Hof Liebenau, die Liebenau 
Mühle, die Frofhmühle und Dreikornsmühle. Gem.: 1528 N. 
(1361 4, 79 ®e) Einw.: 8T3. 

Hohenfülzen auch Oberſülzen genannt, in Urk. Horfulen, 
Sulzen, evang. und kath. Pfb. mit 486 Einw., bie größtentheils 
evangelifh find. Die Kirche ift Simultankirche. Es gehörte Bis in 
unfere Zeiten den Grafen von Falkenſtein. Gem.: 1502 RN. 
(1381 A., 29 ®i., 56 We.) 

Horchheim in Urt. Horagaheim, Horgiheim 2c., im: Pfrimm⸗ 
thal, Tath. Pfo. Es wird fchon 765 -urf. genannt und gehörte 
jpäter ver Abtei Hornbach und war von ihr den Leiningen zu 
Lehen gegeben. Später fam es an das Bisthum Worms. Dazu 
gehören 2 Mühlen Gem.: 1776 M. (1470 A., 85 Bi, 
132 We) Einw.: 1066. | 

Ibersheim am- Rhein, auch der Ibersheimer Hof genamt, 
in Urk. Ibernesheim, Wberkhein, rang, Sb, mit 389 Ein, 


m. 


Provinz Abeinheffen. Kreis Worms. 425 


bifhheimer Hof, welcher ſchon in ven Porfcher Urkunden als 
Biſchofsheim im Wormsgau vorfommt und als er in Belik des 
Kloſters Otterburg gelommen war, ein Probfteigebäube erhielt, 
woher ver veränderte Namen, und ferner bie Schleihmühle (Neu⸗ 
wegermühle. Gem.: 3379 M. (2961 A. 13 Wi, 291 We.) 

Gundheim in Urt. Gundenheim, Gunsheim, kath. Pf. Es 
wird url. 774 genannt. Früher im Befig des Klofters Lorch, 
welches feine Güter darin mehreren feiner Dienftmänner in Lehen 
gegeben, bie eine eigene Ganerbichaft allda bilpeten, war es im 
Anfang bes 15. Jahrh. bereits an die Pfalz gefommen, welche 
es nım den Ganerben in Lehen gab. Im 9. 1700 wurbe von 
Kurfürft Iohann Wilhelm Johann Erwin von Greifenflaun damit 
belehnt und im Beſitz biefer Familie blieb e8 bis in unfere Zeiten. 
Gem.: 1835 M. (1673 U, 92 We) Einw.: 665. 

Hamm in Urt, Hammo, Hamme, Hammen, evang. und Tath. 
Fb. neben dem Rhein mit 1306 Einw., welche zum größten 
Theil evangeliich find. Es erfcheint url. 782 und gehörte fchon 
im Anfang des 11. Jahrh. zum Bisthum Worms. Die Hälfte 
der Hoheit kam dann als Lehen an die Grafen von Leiningen, 
bie andere Hälfte an Adeliche der Nachbarfchaft. Die Leiningifche 
Hälfte erhielt 1468 Kurfürft Friebrih I. von ber Pfalz. Zu 
Damm gehören: 2 Aheinmühlen und 1 Gafthaus an ver Rhein⸗ 
überfahrt. Gem.. 2570 M. (1104 4, 615 Bi.) 

Hangenwahlheim (zum Unterjchieb von Wahlheim bei Alzey 
fo genannt, weil e8 an dem Hange bei Alsheim Tiegt), bilvet mit 
Alsheim eine Gemeinde (ſ. d.). Die Hoheit gehörte größtentheils 
zu Leiningen; fie kam anfänglich zur Hälfte, dann 1481 ganz 
an bie Pfalz. Einw.: 86. 

Hangenweisheim in Urk. Wikum, Wißen, evang. Pfr. Es 
erfcheint url. 773. Es gehörte nah 1577 unter die f. g. Aus⸗ 
dörfer, obſchon 1538 Kurfürft Ludwig V. einen wegen bes Zehn- 
ten ꝛc. entitandenen Prozeß vertragen und entfchieven hatte. Dazu 
gehört der Maltheſerritterhff. Gem: 1840 M. (1726 U, 
18 Wi., 33 We, 6 Wa.) Einw.: 520. 

Heppenheim an ver Wiefe (zum Unterſchied von Heppen- 
beim im Loch), fo genannt von feinem großen Wieſengrund, wo⸗ 
ran es liegt, evang. Pfr. Es ericheint url. 766 und gehörte 
zu ben frübeften Befitungen ver Pfalzgrafen. In ber Fehde 


528 Topographie. 


bie andere Hälfte. Gem: 2249 M. (2151 A., 31 %) 
Einw.: 611. ”_ 

Monsheim in Url. Mamuffesheim, Munesheim ꝛc., an ber 
Pfrimm, evang. Pfr, Es erfcheint urk. ſchon 766 und ift em 
alte Befigung ver Grafen von Leiningen. Sie Hatten barin ein 
Schloß, welches in neuerer Zeit mit Gütern Heinrich v. Gagern 
gehörte. Dazu gehören: bie obere und untere Schloßmüble. Gem.: 
2638 M. (2396 U, 38 Wi, 115 We) Einw.: 810. 

Monzernheim in Url Muncenheim, Dunzanheim zc., evang. 
und kath. Flo. Der Ort erjcheint url. ſchon 765 und gehörte ſchon 
frühe zum Bisthum Worms; fpäter kam er an die Pfalzgrafen -und 
blieb bei ver Kurpfalz bis auf unfere Zeiten. Gem.: 1546 R. 
(1487 U, 17 We) Einw.: 587. 

Neuhanſen in Urk. Nimwihufon, Nova Casa z2c. an be 
Pfrimm, kath. und evang. Flo. mit 331 Einw., melde zu ', 
fatboliich find. Schon vor der Karolinger Zeiten ftand Hier ein 
Königspalaft, den König Dagobert in ein Stift des h. Dionhfins 
umwandelte. &8 wurde 847 vergrößert und nachvem Die Gebeine 
bes 5. Cyriakus Hierher gebracht waren, biefem Heiligen geweiht. 
Das Stift ftand in großem Anfehen und wurbe von allen Seiten 
reichlich beſchenkt. Die Wormfer Bürger verbeerten es 1386 
und kaum wieberbergeitellt geichah das Gleiche 1460 im Steeite 
zwifhen den Mainzer Erzbifchöfen Diether von Iſenburg und 
Adolph von Naſſau. 1465 bemächtigte fich Kurfürſt Friedrich J 
des Ortes und vereinigte ihn mit ver Pfalz. Friedrich IN. bob 
das Stift von Neuhauſen auf und verwandelte e8 in ein Collegium 
ilustre. 1566 wurde auf bie fteten Klagen des Wormfer Dom- 
jtift8 Hin von dem Augsburger Reichstag die Rückgabe von Neu 
haufen an Worms verorbnet; die Kurfürften von der Pfalz fügten 
fi aber biefer Verordnung nicht fo bald, unb erft 1616 gelang 
e8 Worms wieder in feinen alten Beſitz zu konunen, ver aber 
erſt durch Vertrag im J. 1708 förmlich zugeftanden wurde. 
Biſchof Franz Ludwig von Worms verwanbelte Kirche und Stifts⸗ 
gebäude 1730 in ein Waifenhaus, 1793 zünbeten vie From 
zojen auf ihrem Nüdzuge vor den Preußen ihre großen Magazine 
in Neuhaufen an, wodurch Waifenhaus mit ber Kirche und mehrere 
Gebäude zerftört wurden. Dazu gehören: bie Gerftennrühle, Den 
zenmühle, Kaijermühle, Shleimitle vod has ehemalige Zollhan 
Gem.: 382 M. (314 U, 9 Wi, 10 Mr) 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms, 529 


Niederflörsheim in Urk. Flarivesheim, Flettersheim 2c., evang. 
Pfd., Sit einer DiftrictBeinnehmerei. Es erfcheint urk. ſchon 768. 
1400 kam die Hälfte des Orts vom Wormfer Domtftift an ben 
Bfalzgrafen Ruprecht II. Die Ortsvogtei hatten die Edlen von 
Flersheim al8 Lehen von den Bolanden. Das Leben kam fpäter 
an die von Faltenftein. 1566 kam ber ganze Ort. an bie Pfalz 
unb blieb bei ihr bi in unfere Zeiten. Gem.: 2595 M. (2313 
A, 69 Wi, 162 We) Einw.: 727. 

Oberflörsheim auch Herrnflörsheim genannt, in Urk. 
Florlesheim, Vluortesheim sup., kath. Pfd. mit 1135 Einw., 
die zu */, evang. find; bie Pfarrkirche gehört ven Katholiken, bie 
Evangeliſchen haben eine Filialkirche. Es erjcheint urk. fchon 776. 
In früheren Zeiten waren mehrere edle Familien im Befig ver 
Güter und der Vogtei des Ortes, befonders ſtark betheiligt war 
dabei der deutſche Ritterorden. Im J. 1202 kam der größte 
Theil des Drts an diefen Orden und deſſen Ballei Marburg und 
wurde jpäter zu einer bejonveren Ordenskommende erhoben, welche 
endlich an bie Kurpfalz gekommen if. Dazu gehören: bie Ober: 
und Untermühle. Gem.: 4096 M. (3967 A., 10 Wi., 9 
We., 7 Wa.) 

Offitein in Urk. Offenftein, Uffftein, an ver Eisbach, kath. 
Pfd. mit 796 Einw., bie zu */, evangelifch find. Beide Eon- 
feffionen haben ihre eignen Kirchen, Es erjcheint urk. 771. Spä- 
ter gehörte e8 dem Stift in Neuhaufen. In der Nähe von Off- 
ftein lag ein Ort Lanprisheim ober Linderisheim, ber 
zu Ende des 13. Jahrh. eingegangen ift. Yet noch fieht man 
in ber Gemarkung die Nefte einer alten Burg Oberftein. Zu O. 
gehören die Neumühle, Dfengartenmühle und 3 Schwefelbrunnen. 
Gem.: 2238 M. (2057 4, 14 Wi, 113 We) . . 

DOfthofen in Urk. Oftova, Oſthoven, Mrktfl. 1, Stunde vom 
Rhein, mit 2951 Einw., bie zu 2/, evangelifch find; Sitz eines 
Friedensgerichts, eines Steuercommiffariats, einer Diftrietseinneh- 
merei. O bat 2 evangelifche und 1 Fath, Kirche, auch eine Syna⸗ 
goge. Es wird urk. 784 genannt. Die Ortsvogtei gehörte dem 
Kaiſer und wurde von ihm vergeben. Auf dem nahe gelegenen 
I Berge hatten vie Vögte 1195 eine wohl befeftigte Burg ungelegt, 
: welche aber 46 Jahre jpäter, als die Burgmänner aus Scirm- 
vögten Raubritter geworden waren, von dem Bilchof Landolf von 

Walthert Heſſen. JA 


580 Topographie. 


Worms zerftört wurde. Die Vogtei kam nachher an die tm 
Ebernburg, dann waren die Leiningen belehnt. Nah und mad 
(1468) kam bie Pfalz in den Befit bes Ortes und verblieb darin 
bis auf unfere Zeiten. Dazu gehört auch ber f. g Mühl 
beimer Meierhof nebſt 3 Mahlmühlen, 1 Schwefelbrunnen, bie 
Stärkmühle, Holmühle, 1 Ziegelbüttee Gem: 7969 M. 
(7090 A., 40 Wi. 563 We) - 

Pfeddersheim in Urk. Paternivilla, Pheternwile, Pederent 
heim 2c., Stadt an der Pfrimm, Sit eines Friedensgerichts, eine 
Diftrietseinnehmerei, mit 2063 Einmw Es bat 2 enangelilde 
und 1 katholiſche Kirche. Pf. ericheint urk. fchon 763 und hatte 
fhon im 8. Jahrh. eine Kirche. Es gehörte unmittelbar dem 
Neich und wurde zu ven kaiſerl. Kammergütern gezählt. Es hatte 
feine NReichsburg mit Burgmannfchaft ꝛc. Wie andere unmittelbare 
Reichsorte ˖ wurde auch es wiederholt verpfänbet; beſonders betheiligt 
bei feiner Verpfändung waren bie von Falkenſtein. Erzbiſchof Con⸗ 


rad II. von Mainz löſte im J. 1413 die Pfandſchaft mit laiſer· 


licher Genehmigung und brachte fie an ſich unb das Gtift. Kur 
fürft Sriebrih I. von der Pfalz, als er in dem befannten Mainzer 
Kurftreite für Adolph von Naffau gegen Dieiher von Iſenburg am 
4. Zuli 1460 die Schlacht bei Pfeddersheim gejchlagen, eroberte 
die Stadt und erhielt fie aus Dankbarkeit von Erzbifchof Adolf 
gegen eine Kaufjumme Die alte Burg lag in der Stabt. Das 
Wappen ver Stabt ift ein quergetheiltes Herzfchilo, worin im oberen 
Felde ein fchwarzer Adler als Zeichen der ehemaligen Reichsun⸗ 
mittelbarkeit, im unteren ein lateinifches P. Dazu gehört vie Wie 
ſenmühle. Gem.: 5482 M. (5003 4, 256 We.) 
Pfiffligheim in Urk. Phephilinencheim, Pfeffelkheim, Buffel- 
fum 2c., evang. Pfd. an der Pfrimm mit 919 Einw., welde 
2 Kirchen haben. Es gehörte von ven früheften Zeiten an zum 
Domftift Worms. Im 9. 1705 wurde e8 von bem Biſchof 
Franz Ludwig an feinen Bruder Kurfürften Johaun Wilhelm von 
ver Pfalz abgetreten. Dazu gehört 1 Mühle und 1 Ziegelei. 
Gem.: 1838 M. (1643 A, 13 Wi, 100 We.) 
Rheindürkheim in Urk. Rindovineheim, Dorkheim, Aheinbierl- 
heim 2c., evang. und kath. Fld. am Rhein mit 1014 Einw, 
weiche eine Simultanfirche Haben. Es gehörte urfprünglich zur 
Grafſchaft Leiningen, when a8 Wormftiches Lehen. 1467 


Provinz Rheinheſſen. Kreis Worms. 581 


kam es in gemeinfchaftlichen Befit von Worms und der Pfalz. 
1705 trat vie Pfalz "die ganze Hoheit an Worms ab. Zu 
Rheindürkheim gehört auch das aus einigen Häufern 2c. beftehende 
Rheindürkheimer Fahrt nebft vem Müdenhäufer Hof, welche 
beide ver Pfalz gehörten. Gem.: 2305 M. (1825 A., 250 
Wi., 106 Wa.) 

Wachenheim in Urk. Waccanheim 2c., evang. Pf. am ber 
Pfrimm. €&8 erjcheint urk. ſchon 764 und gehörte zu ben frühe- 
ften Beligungen des Bisthums Worms. Das darin befindliche 
Schlößchen gehörte ehedem ven Herrn v. Bozheim. Dazu gehören: 
die Schloß-, Loh- und Neumühle. Gem.: 1417 M. (1292 
A, 48 Wi, 25 We) Einp.: 486. 

Weinsheim in Url. Vinimisheim, Vuainesheim, Wiffenheim :c., 
Tath. Ild., erſcheint urk. 804 upb- wor ehebem Wormſiſches DBe- 
ſitzthum. Gem.: 1444 M. (1222 A., 40 Wi., 133 We.) 
Einw.: 408. 

Weſthofen in Urt. Weftobin zc., Mirftil. an ver Seebad), 
Sitz einer Diſtrictseinnehmerei. Jede ber beiden chriſtl. Confeffio- 
nen bat ihre eigne Kirche. In früberen Zeiten hatte das Bene- 
dietinerklofter Mamromünfter zu Weifenburg die Ortshoheit. Es 
gab diefe den Raugrafen, denen von Bolanden u. a. m. Die 
Ortsvogtei hatten bie von Leiningen, und fie, wurde von ihnen in 
Afterlehen gegeben. Nach und nah kam vie Pfalz in den Beſitz 
bes Ortes, 1615 war er ihr nollitändig abgetreten. Wefthofen 
hatte früher eine Burg mit Burgmännern ber verfchievenen Fami- 
tien, welche ſich in feine Hoheit theilten. Dazu gehören: bie Neu- 
müßle, Raiferbspmühle, Schabenmühle, Dreihornsmühle, Gemeinbe- 
möhle und 2 Zisgeleien. Gem.: 5888 M. (5202 A., 78 Wi, 
448 Be) Kinw.: 2013. 

Wiesoppenheim in Urk. Boesoppenheim, Hat. Fld. Es 
wor Wormfiſches Lehen ber Grafen Leiningen. Gem.: 1214 M. 
(1915 9. 110 Wi, 53 We, 6 Wa) Einw.: 589. 


DAN 


Yarhträge. 
Zum zweiten Buche. (Bas Send.) 


1. Höhenangaben. 
2. In Oberheffen. (S. 40 fi) 
Hier ſind noch folgende Höhenpunkte einzufchalten: 


Alsfeld (Markt) 1062. Homberg 1770. 
Auerberg 2008. — (Ohm) 783. 
Burggemünden (Höhe) 1340. Maulbach 1196. 
Gethurms 1324. Romrod 1248, 
Saudlofs (Fulda) 823. 


va. Fruchtbarkeit des Bodens. 


Die Fruchtbarkeit des Bodens in ber Herrſchaft Itter 
ift, da die Dammerde meift nur eine dünne Dede bildet, im Ganzen 
eine mittelmäßig... Im Befonveren ijt fie bebingt durch die Be 
fchaffenheit des Untergrundes. Innerhalb des Schiefergebirgs: ift 
der Boden zwar einer guten Gultur fähig, aber er ift meijt zu 
kalt und bünn, und bei trocknen Sommern, da er öfters Regen bebarf, 
wieder zu heiß. Da wo ber bunte Sanpftein mit vielem Thon 
vermifcht bie Oberfläche Bilvet, ift der Boden ſchwer und ma. 
In den Gemarkungen, in- welchen fich die Kupferfchteferformation, 
der Kallſtein und tie Mergelbildung vorfinvet, ift der Boden etw 
ergiebiger. Die größte Fruchtbarkeit entwidelt ter durch Er! 
mungen und Ueberſchwemmungen aus verfchievenen Gebirgsarten 
sufammengeführte gemiihte Baven 2 Grcðals. 


Nachträge, 533 


Ix. Climatiſche Verhältnifie. 


Das Clima der Herrfhaft Itter ober bes Kreiſes 
Vöhl, eines hochliegenden Gebirgslandes, ift im allgemeinen rauh 
und die Witterung im Direchfchnitte wandelbar. Im Befonveren 
ift e8 aber je nach der höheren ober tieferen Lage ber Orte ver- 
fchieven. Beſonders rauh ift es im Kirchipiel Eimelrodr. Am 
mildeſten ift bie Temperatur im Eberthale, das gegen die rauhen Nord» 
und Oſtwinde geſchützt ift. Die mittleren Barometerftände find: 

mittlerer höchſter Stand 385,70 P. 8. 
mittlerer tieffter Stand 319,40 P. L. 
: mittlerer Stand 327,92 P. L. 

Der höchſte Stand des Thermometers beträgt in der Regel 
+ 23 bis 24 Grabe, der niedrigſte — 12 bis 13 Grabe. 
In ungewöhnlich heißen Sommern iſt die Hite ſchon auf +— 25 
bis 26 Grade, in außerorbentlich Falten Wintern bie Kälte auf 
23 bis 231), Grade geftiegen. 

Die mittlere Temperatur des Jahres beträgt 7,0; und zwar 
im Frühling 9,5; im Sommer 12,3; im SHerbite 4,5; im 
Winter 1,6. 

x. Naturerzeugniſſe. 
I. Mineralreid. 

Den ©. 82 und ff. angeführten Erzien ift noch bei⸗ 
zufügen: 

g Manganerz, Braunfteinmetal. Auf vafjelbe wirb 
gebaut bei Battenberg, bei Großenlinven, bei Holzhaufen und Leifa. 
II. Ylanzenreid,. 

(Zu S. 100 nnd 101.) Dos Weinbergsland betrug 
im Jahr 1853: in Rheinheſſen 36075 Morgen, in Starfenburg 
2763. Morgen, in Oberheffen 74 Morgen. 


Zum dritten Buche. (Bas Volk.) 
m. Phyfiſche Befchaffenheit der Bewohner. . 
Bei der Zählung 1852 fanben fich: 
Taubſtumme von 7 — 14 Yahren 222 (111 in Ober- 
beffen, 84 in Starfenburg, 27 in Rheinheſſen). Verhältnißmäßig 
die meiften gehörten dem Kreiſe Lindenfels an; 


534 Nachtrage. 


Blinde, Blöpfinnige, Wahnfinnige, Taubſtumme, 
Krüppel und mit Abſcheu erregenden Krankheiten behaftete Ber: 
fonen 2527 (810 in Oberheſſen, 1345 in Starkenburg (baven 
350 im Hospital Hofheim), 372 in Rheinheſſen). BVerbältnif 
mäßig bie meiften kommen auf Nedarftenach, Wimpfen, Hirjchhors, 
Kirchbrombach, Lindenfels und Kürnbach; 

Perſonen, welche ein Alter von 90 Jahren und darüber 
erreicht hatten, 60 (in Oberheſſen 26, in Starkenburg 12, in 
Rheinheſſen 22) und zwar 39 Männer und 21 Frauen. 


IV. Charaktet, Sitten und Gebräͤuche, Sprache. 


Die nordöſtliche Abdachung des Vogelsbergs iſt 
in ihrem oberen Theile rauher, unwirthbarer, nicht ſo üppig wie 
die ſüdweſtliche und noch mehr Weideland als die letztere. Darum 
iſt auch hier die Viehzucht maßgebend für die Beſchäftigungen der 
Menſchen, und es findet ſich fo ziemlich daſſelbe Som menrleben 
und Winterleben wie dort. Auch bier finden ſich die Spinn⸗ 
ſtuben, auch bier jenes Spanbrennen uub zwar in noch 
größerem Maafe. 

Bon einzelnen Sitten und Gebränchen in biefem 
Theile des Vogelsbergs möge folgendes Erwähnung finden. In 
dem ganzen ehem. Riedeſel'ſchen Gebiete werben meift die Güter 
nicht getheilt, fondern ver älteſte Sohn ift geborner alleiniger Guts- 
herr und Erbe. Die übrigen Kinder werben mit Geld abgefunven. 
Für die Mäbchen wird von ber Geburt an eine ber Größe des 
Gutes entfprechende Fläche mit Flache bebaut. Der Flachs wird 
in jevem Jahre bis zum Verſpinnen bearbeitet und aufbewahrt 
bis zur Verheirathung. Man fchägt daher, in Bezug auf ven 
Reichthum, ein Mädchen oft nach der Ouantität des für daſſelbe 
von feiner Wiege an angefanmelten Flachfes. Wenn das Mädchen 
heiratbet, jet es feinen Stolz in ben Brautwagen, ver feinen 
Flache fährt. Hoch oben auf dieſem Flachswagen ragt das ihm 
zur Brautgabe mitgegebene nene Spinnrad hervor, an deſſen Spike 
ber Rockenſtock mit einem großen, mit neuem bunten Bande um 
wundenen Rocken hervorſticht. — In ver Pfartei Nieder moos 
kommt folgender Gebrauch vor: Bei Taufen erhält die Hebamme 
wie auch anderwärts won ven Kotten ein Gefchenkt. Dieſes in 


Nachträge. 585 


einem Geldſtück beftehenve Gefchent wird hier in den ber Amme 
Bargereichten Branntwein geworfen und fie muß das Glas aus- 
trinken, in bem das Geldſtück Liegt. — Die Sprache ver Be- 
wohner Riedeſelſcher ‘Dörfer ift breiter, die Vocale werben dunkler 
geſprochen, auch begegnet man eigenthümfichen Wendungen un 
Ausdrücken und infofern bildet der Bergrüden zwifchen Südweſt 
und Nordoſt eine fcharf trennende Scheivewand. — Ganz eigen- 
thumilich iſolirt erfcheint das katholiſche, ehedem Fuldiſche, Herb- 
ftein. Auf dem Markte in Lauterbach erſcheinen bie Frauen 
und Mädchen von Herbftein mit ihren Spithauben, welche ein 
breites fchwarze8 Band verbedt, jo daß von ber Cattunhaube auf 
beiden Seiten vom Kopf nur eine fehmale Fläche, anf ver ein 
Buntes Blümchen auf weißem Grunde bemerkt wirb, fichtbar bleibt. 
Das Schwarze Band Läuft breit über die Wangen und geht vom 
hinteren Theile der Haube in einen großen Schlupf aus, aus dem 
viertheilig die Bandenden über den Rücken herabhängen. Das 
Mieder ift von dunkler Farbe, ebenfo der Rod, um ven an feinem 
Ende eine dunkelblaue breite Schnur Läuft. — 

Im Schligifchen finden ſich ebenfalls die Majorate noch 
und an biefe Einrichtung Tnüpft fich noch manches Eigenthümliche 
in Sitten und Brauch. — Auch bier bildet der Flache, welcher 
dem Mäpchen aufgefammelt ift, feinen Hauptſtolz. Auch Hier muß 
berjelbe am Hochzeitötage parabiren auf dem 4 fpännigen Wagen, 
auf ben das ganze Geräthe für die nee Haushaltung geladen 
wird. Wenn ein Burfche ein Möpchen zur Fran begehrt, dann 
wird erſt auf feinem Gute eine Schan gehalten von ven f. g. 
Schauleuten. Stall und Fruchtboben, Weder und Wiefen werben 
einer Prüfung unterworfen. Hat die Schan ein günftiges Reſul⸗ 
tat gehabt, fo fagen die Schauleute beim Weggehen: er folle ſich 
in den erjten Tagen das „Ja“ bei ber Braut holen. Im andern 
Falle geben fie ſchweigend von dannen, laſſen ihm aber bald durch 
einen Fremden fagen, die Heirath könne noch nicht vor fich gehen. 
Dei dem der Hochzeit vorhergehenven Weinfauf wird gut gefpeift 
und getrunfen und tapfer getanzt. Die Brantleute haben 3 Neigen 
allein zu tanzen, oft auch von einem Zeller zu efjen. — Ein 
Kind erhält bald nach ber Zaufe von dem Pathen ein Mützchen, 
das fogenannte Neunnachtsfäppchen; fpäter bis zur Confirmation 
zu Weihnachten Uepfel, Nüffe und Gebadenes, und zu Nenjahr 


536 Nachträge. 


einen großen, oval geformten Wed, auf deſſen einer Seite ale 
hand Berzierungen angebracht find. Wohlhabende Pathen zeben 
dem Rinde um das 10. Lebensjahr ein Schaaf, ein Holstud), 
eine rothe Schnur und ein Taſchenmeſſer. Lebteres foll das nm 
mehrige „Abgeichnittenfein " ver Patbengefchenfe bebeuten. Das 
Schaaf wird von Reicheren einige Fahre gefüttert, Dann gegen ein 
jüngeres vertaufcht und dieſes dann dem Kinde bei feiner Verhei⸗ 
rathung als das |. g. Petter-Brautichaaf gegeben. — Die Ben: 
bigungen find in ben meilten Orten öffentlich. Im Zuge geben 
vor dem Sarge die Schüler und Ortsbürger, hinter bem 
Sarge einzeln die nächſten Verwandten, die Mannsperfonen in 
langen jchwarzen Mänteln, ven Zeckigen Hut herabgekrempt mit 
langem Flor, die Frauensperfonen in fehwarzer Tracht mit langen 
weißer um ben Kopf zufammengeftecter, ‚über ben Rücken berab- 
hängender Schleppe nach Art der Nonnentradht. 


IX. Sittliche Cultur. - 


Den Einrichtungen der Vorſicht und Wohlthätigfeit, an denen 
das ganze Land Antheil hat, find noch beizufügen: 

Die Staatsunterftüßungsfaffe, welche unter ver 
unmittelbaren oberen Leitung des Minifteriums des Innern von 
einem Kaffier und Nechner verwaltet wird. Es werden ven Frei 
räthen bei verfelben Credite eröffnet, aus denen fie Hülfsbebärfti- 
gen Unterftügungen aumweifen können. Folgende Grundſätze werben 
bei diefen Anweifungen befolgt: 1. Wer aus einer Wittwenfaffe 
oder einem Lofalarmenfonde Unterſtützung erhält, Bat ber Regel 
nach feinen Anfpruch auf die St. U. 8. 2. Nur wahrhaft Arme, 
für welche feine anderen Hülfsquellen offen ftehen, haben Anſprüche. 
3. Bloß befchränfte Umſtände geben feinen Anſpruch. 4. Wo er 
giebige Lofalfonds vorhanden find, tritt die St. U. K. nur Hilfe 
weife ein. 5. Beiträge zu Käufen, Bauten 2c. find dem Zwecke 
ber St. U. 8. fremd. 6. Auf Einen Armen werben ber Regel 
nach im Laufe des Jahres nicht mehr als 10 fl. verwendet. 

Die Invalidenanftalt (ber Shen ©. 177 Erwähnung 
gefchah) ift im 3. 1772 von Ludwig IX. begründet durch Be 
‚ Wwilligung einer Summe von 6000 fl. aus fürftl. Handgeldern. 
Im 3. 1775 murbe biefer Stiftung vie Ueberlaffung des Schloffes 
Gräfenhaufen zugefügt, in vemielben Iahre die Anftalt durch Aufnahme 


Nachträge, 587 


von Invaliden uud Solbatenwaifen eröffnet, und berfelben befpn- 
dere jährliche Einnahmen zugewiefen. In ber Folge wine ber 
Invalidenanſtalt das Privileg einer Buchhandlung mit verfchiebenen 
Berechtigungen verliehen. Das Invalidenhaus zu Gräfenhaufen 
beftand bi8 1818. Won diefer Zeit an wurden feine Invaliden 
mehr dafeldft in Natur verpflegt und es traten an bie Gtelle 
dieſer Verpflegung Geldpenfionen ver Invaliden ein. Die Inva—⸗ 
fivenanftalt ging in die Form einer Invalidenkaſſeverwaltung über 
und befteht als ſolche ſeitdem. Die Haupteinnahme ber Invaliden⸗ 
anftalt befteht in einer. Nente, welche ihr das Minifterium des 
Smnern für den im 9. 1841 abgetretenen literarifchen Verlag 
zahlt, außerdem vorzugsweife in einigen weiteren auf Nechtstiteln 
berubenvden Renten. Anſprüche an viefelbe haben alle im Kriegs⸗ 
dienſte untauglich geworbenen Solvaten. Die Penfionen werben 
theil8 nach dem Grade, welchen -ein zum Invaliden geivorbener 
Solvat befleivet hat, vergeben, theils danach, ob er Ganz- ober 
Halbinvalide ift und hierbei wird wieder herüdfjichtigt, ob er nur 
zeitweifer ober ftänbiger Invalide ift. 

Sterbfaffe- Unftalt für Unteroffiziere. Zur Theilnahme 
an berjelben find berechtigt und verpflichtet alle activen verheirathe- 
ten Unteroffiziere und fonftige Militärperjonen im Unteroffiziers- 
rang. Ihre Fonds bildet fie aus den Eintrittögelvern, den jährs 
fichen Beiträgen, aus ven Zinfen von angelegten SKapitalien, aus 
zufälligen Einnahmen. Die Einlage beträgt 1 fl.; der jährliche 
- Beitrag 1 fl. 12 kr. Stirbt ein Mitgliev der Unitalt, jo wird 
an die dazu berechtigte Perfon alsbald ein Sterbgeld von 30 fl. 
aus der Kaffe bezahlt. Die Anſtalt fteht unter der Oberaufſicht des 
Kriegsminifteriums, die Kaffe wird von dem Rechner der Wittwen⸗ 
und Waifenfaffe für Unteroffiziere und Solvaten verwaltet. 

Die Prälat Köhler’fhe Stiftung Sie bat bie 
Beftimmung, Hülfsberürftige und würbige Töchter verftorbener evan⸗ 
gelifcher Geiftlichen zu unterftügen. Das Grunblapital beiteht in 
3000 fl. 

. Sebärhänfer Die Gebärhäufer zu Gießen haben als 
folde ven Zwed, Schwangeren inshefonbere ber ärmeren Klaſſe 
und folchen, welche außerehelich ſchwanger geworben find, für ihre 
Niederkunft Aufnahme und Verpflegung gegen Zahlung, over bei 
Bereitwilligfeit, als Mittel des geburtshülflichen Unterrichts zu 


558 Nachtkage. 


dienen, mnentgeldlich zu gewähren. Sie dienen zugleich als Heb 
ammenſchulen, an denen jährlich in 2 Curſen Hebammenunterrich 
ertheilt wird. 


Zum fünften Buche. (Copographie.) 
L Provinz Starfenburg. 


Rachträgkich ift hierbei zu bemerken, daß von ben 1,184458 
Morgen, welche die Provinz enthält, 512844 M. auf Ackerland, 
181051 M. auf Wiefenland, 2763 M. auf Weinberge, 507020 
M. auf Wald, 4429 auf Hofreithen und 26851 auf imbeftener: 
Bares Gelänve Tonımen. — Bon ven 319050 Bewohnern ver 
Provinz find 163168 Lutheraner, 14248 Neförmirte, 40323 


Unirte, 90201 Katholiken, 1213 fonftigen hriftlichen Eonfeffimen 


Wigehörige, 19897 Inden. 


dreis Dieburg. 


Mit Fränkiſch-Crumbach Bilden eine Gemeine: 

Bierbach, Flo. mit 68 Einw. 

Eberbach, Flo. mit 83 Einw. 

Erlau, Flo. mit 153 Einw. Dazu gehört. vie Ruine 
Rodenſtein, ver Rodenſteiner Hof. 

Gütersbach, Weiler mit 17 Einw. 

Mihelbah, Weiler mit 50 Einm. 

Zipfen, Weiler mit 90 Einm. 


Kreis Erbad). 


Zu dem Sreife Erbach gehört auch: 
Güttersbach in Urk. Guderspach, luth. Pfo., kam 1806 von 
Erbach unter Heſſen. Gem: 2827 M. (730 A., 303 Bi, 
1749 Wa.) Einw.: 327. 


Kreis Lindenfels. 


Zu dem Kreiſe Lindenfels gehören noch: 
Corfifa, Weiler am Ulvenbach, mit 1 Papiermühle u. 95 Einm. 
Kudwigsdorf, Weiler am Ubbenbach, mit 158 Einw. 
Mimnſchbach, Weit, hat wit Rimbach eine Gemarkung (.b.) 


Nachträge. 539 
Kreis Neuftadt. 


Zum Kreiſe Neuftabt gehört noch: 

Hainftadt, luth. Fld. an der Mümling. Im feiner Gemar- 
fung jind Brüche von rothen Sandfteinen. Es war Bidenbadhi- 
fches Beſitzthum und kam 1806 von Erbach und Löwenftein unter 
Heffen. Gem.: 1580 M. (816 A., 350 Wi., 414 Wa.) 
Einw.:483. Dazu gehören die Roſenbacher Höfe mit 30 Einw. 

Arnheiten, Hof, zu Naibreitenbach gehörig. 


1. Provinz Oberbheffen. 
Kreis Hründerg. 


Zum Kreife Grünberg gehören noch: 
Bollubach, Hof, Hat eine Gemarkung mit Saafen. 
Schelnhanfen, Weiler, auf beiden Seiten ver Felda gelegen. 
Dazu gehören: der Lonifenhammer und bie Hohlmühle. 


Kreis Nidda. 


. Daznı gehört noch: 

Traiömünzenberg, Iuth. Pfo. an ver Wetter, kommt urk. 
don 788 vor, alter Münzenbergifcher Ort, fam zum ‚Theil 1806 
von Solmb-Braunfeld und Solms-Laubach unter Heffen. Gem.: 
1803 M. (1427 4, 187 ®i, 190 Wa.) Einw.: 208. 


m. Prodinz Rheinheſſen. 
Rreis Alzey. 


Zum Kreiſe Alzey gehört noch: 

uffhofen, evang. Fld. an dem Wiesbach mit einer Simul⸗ 
tankirche. Es gehörte ſchon vor dem 12. Jahrh. den Rau⸗ und 
Wildgrafen. Nach deren Ausfterben kam es an das fürftl. Haus 
Salm und die Rhehtgrafen von Stein, in deren Beſitz es bis in 
unfere Zeit blieb. Dazu gehören bie Geiftermühle und vie Neu 
geiftermähle. Gem.: 1837 M. (1650 4, 28 Wi, 96 We, 
8 Wa) Einw.: 504. 


— en 


Regifter. . 
Die Zahlen bebenten bie Geiten bes Buche. 


Abenheim 522. Alnau, bie 58, Andreff 434. 435. 
Aberglaube 164. Alsbah 289, Andreft 64. 
Adenbad), bie, 58. Asbaher Schloß-Ruine Angelhef 357, 
Achenbach 401. (Haus Bidenbach) 290,39. Angelmühle 483, 
Achtbuchen, mehrere Hän- Allenz 57. Angerod 390, ” 

ſer 324. Alsfeld, Kreis 388, Angersbach 135. 439. 
Aderbau 94. Alsfeld 388. 582. Anfer, zum gofbnen 514. 
Aderleute 110. 112. Alsheim 93.101. 522, Anlage, nene 503, 
Abamsmühle 361. Altdorf 303. St. Anna-Enpelle 499. 
Adel 11. 13. 144 f. 205. Alteburg 380, Annelsbah 352. 
Apminiftrat,-Fuftizhof224. Altenburg 389.96. Annerod 380, 
Abvofaten 249. Altenbufed 370. Antenitermiihle (Holy 
Xepfeltode 457. Altenfelder Hof 455. mühle) 438. 
Affhöllerbach 352. Altenbain 459. Autoniusberg (Hühnen- 
Affotterbad) 339. Altenhütte 359. berg) 442. 

Agende 186. Altentotheim 470. Apfelbach ob. Appelb. 58. 
Agirsheim 493. Altenmühle 408. Apfelbach⸗ Thal 54. 
Ahlenmühlen 44. Altenrob 392. Appollonienhittte 326. 
Ahr, die 58. Altenfandaue 505. Appellau 471. 
Airlenbach 318. Altenſchlirf 439. Appelshanfen 465. 469. 
Altach 385. Altenftabt 40. 465, Appelsmühle 287, 
Mbah, Hof nebft Iäger- Alterthimer, römifche 7. Appenborn 436. 

haus 379. 378. Altheim (Spik-Alth.) 308. Appenbaufen 404. 
Alderobach 339. Altheff, Nitterfpaft 145. Appenheim 501: 
Albertsruhe 322. Altlönig 54. Appenrod 390. 

Albig 488. Altlechtern 342, Ardet 503, 
Aemannen-Bunb 7 Altloch 333. Arheilgen 283. 39. 
Alertshaus 355. Altmühle 309. 524. Armeheim 509. 
Agesheim 608. Altmünftermühfe 517. Wrnheiten 589. 

ee, zur grünen 524. Alt-Wäldershanfenf394, Arnsburg 380. 96. 
Allendorf 5. Battenberg Altwidermus 414. Arnshain 40. 390. 

a. b. E. 401. Atwiefenmühle 311. Artillerie 265. 
Allendorf a. d. Lahn 379. Altwörth 297. Arztmühle 435.. . 
Allendorf a.d. Lumda 379. Alzey, Kreis 487. . Asbad 303. 

Allendorf 6. Gfabenb. 402. Alzey 43. 487. Aſchbach nebft Eifenham- 
Allenrob 40. 416.1 Amalienhof 422. mer 340. 
Alfertshaufen 433. Arneloje 409. Aſchenmuhle 442. 
Allertshefen 302. d. Amerong’fcher Hof 358. Ael, die 64. 
Alertspofer Tanne 302. Ammenbaufen 492. 433. Ael 471. 

Aluoium 68. Amorbad 58. Aspisheim 43. 501. 


Almenrod 439. - Antmanuemiite 887.  Affelbrunn 318. 


Affenheim 40. 422. 
an 327. 


Attribute der Krone 200. 
Atzenhain 483. 
Atenrode 293. 
Auerbach 291. 82. 93.101. 
Auerb. Ir fenlager 291. 
wu. chloßruine 292. 


Auerberg 889. 582. 
Aufipringerbad 58. 
Aufipringmühle 492. 
Auguftenwörth 297. 
Aubammer 402. 
Aulendieba 414. 
Aulheim 490. 
Aulbeimer Mühlen 490. 
Aumübhle 283. 395. 397. 


483. 
Aurensmühle 480. 
Ausfuhrartifel 154. 
Ausgegangene Dörfer 371. 
use t, zurfchönen 485. 


Babenhauſen 803. 89. 
Babſtmuͤhle 882. 
Bachgau 10. 
Bachmiühle 442. 
Babeburg 378. 388. 
Badenheim 489. 
Bäder, römifhe 6. 7. 
Bären 104. 
Bagatelle 358. 
Baldersdorf 896. 
Ballhauſen 292. 
Balkhauſer Thal 49. 296. 
Balsbacher Höfe 355. 
Bank für Handel ıc. 161. 
Bannerod 439. 
Bannmühle 498, 
Banſa'ſche Mühle 868. 
Bafalt und Bafaltbrüdhe 
. 92. 
Basborf 471. 
Baftelehof 857. 
Battenberg 40. 402. 
Battenfeld 403. 
Bauermühle 882. 
Bauernheim 40. 423. 
Bauernftand, ſ. auch Ader- 
lente 145. 
Bauersmühle 304. 306. 
Baumgarten (Bangart) 


Baumlkirchen 461. 
Bauſchenhain 394. 


Bellersheim 448, 


Bergbau 81 ff 


Betzenmühle 439, 
Betenrob 459, 


j Regifter. 541 
Bauſchheim 327. 
Bayerseich 360. 
Bayerseichmühle 860. 
Bechenheim 489. Beyenheim 423, 
Bechterod 392. Bezirksgerichte 245. 
Bechtheim87.93.101.522. Beyirteratg 229, 
Bechtolsheinm 509. Bezirks - Schulcommiffton 
Bederwörth 336. . 236. 
Beedenkirchen 292. Bibfis 298. 
Beerbad 57. Bickenbach 293. 39. 
Beerfelden mit Unterbeer- Bidenbad, Haus 290. 
felden 318. 106. 39. Biebelnheim 509. 
Beigeorbnete 210. Biebelsheim 43. 489, 
Beinenhäuschen 356. Biebelsmühle 358. 
Bellerba 379. Bieben 890. 
Bellers Kirche 490. Bieber in Starf. 39. 868. 
Bieber in Oberb. 380 
Bieberbach, die 58. 
Bieberberg 449, 
Biebesheim 327. 


Beuern 40. 880. 
Beunbehof 414. 
Bevölkerung 109. 


Bellingshanfen 411. 
Bellmuth 449. 
Bellnhaufen 83: 408. 
Beltershain 438, Biebighaufen 4089. 
Bensheim, Kreis 288. Biedenkopf, Kreis 400. 
Bensheim 288.18.39.101. Bichenfopt85. 149.40.401. 


Senebeimer Hof 329, 96. Bicdenjand 336. 


Biedenthaler Hof 492. 
Bienenzudt 108. 

. Bierbach 5838. 
Bergen ob. Bergheim 503. Biermühle 289. 


erf, bi . 
Bergämter 262. 


Bergfreiheit Thalitter 472. Biefenrobe 390. 


Berghaus 

Bergheim 40. 449, 
Berghof 512. 
Berghofen 403. 
Bergflofter, ehem. 522. 
Bergmüble 359. 


Bildungsanftalten 234. 
Bilgesheimer Mühle 449. 
Billertshaufen 890. 
Billings 308. 

Bilsdorf 434. 
Bilſingsmühle 406. 


Beraftraße 274. Bilftein 40. 
Berkach 397. Bindfachfen 414. 
Bermersheim (bei . Pfeb- Bing 435. 


bersheim) 523. Bingen, Kreis 499. 
Bermersheim (bei Alzey) Bingen 43. 499. +00. 

489. ehem 449. 
Bermuthshain 440. Bingenheimer Forſth. 450. 
Berngerod 445. Bingenheimer Mühle 449. 
Bernbarbsrodrth 297. 


Bingmühle 435. 
Bernsburg 390. Binjenbacdh 405. 
Bernsfeld 433. 


Binzig, im 351. 

Bernsbanfen 440. Birlenau 39. 340. 
Bersrod 380. Birlenauer Thal 49. 
Berftabt 92. 40. 449. Birkenmühle 448, 
Befjungen 283. 97. Birlert 353. 
Beſſunger Forſthans 288. Birklar 449, 
Beitundtheile des Großher⸗Biſchof von Mainz 288. 

zogthums 35. Biſchoffen 40. 408. 
Bettenbacher Höfe 846. Se 927. 


Bettenhaufen 449, 
Bisthnm Mainz 187. 
Blantenftein 406. 


642 


Blauenberg 428. 
Blaumlihle 405. 
Blechmühle 460. 
Bleiaue 880. 

Bleiche, die, 58. 
Bleichenbach 450. 
Bleidenrod 3. 
Blinde 116. 534. 
Blindenanftalt 179. 
Blitenrod 440. 
Blöbesheim 523. 
Blofeld 40. 450. 
Blumgau 10. 

Blutberg 497. 
Bobenhaufen.I. 40. 450. 
Bobenbaufen II. 459. 
Bobſtadt 385. 
Bodenrod 340. 
Bodmühle 315. 
Bodftein 504. 
Bodenheim 48. 510. 101. 
Bobenrod 423. 
Böllenfallthor 283. 
Billftein 39. 368. 
Bönikircher Mühle 461. 
Bönftadt 428, 
Bösgejäß 414. 
Bösköngernheim 498. 


Regifter. 


Breibenftein 408. Bullan 319. 
Breibenteiner Eifenbam- Bullauer Bild 919. 
mer 8 Sunmenjehen 1. 
— 286. Bunbenmühle 810. 
Breitenbach, die, 58. Bumtenbergemlipe 404. 
Breitenb "366. Burbach 405 
Breitenbrumn 853. Burg 
Breitenhaid 450. Burgbr t 414. 
Dreitenwiefen 340. Burggemi en 891. 582. 
Brembof 357. Burggräfenrope 465. 
DBrenuersmühle, f. Litzel⸗Burghölle 408. 
forftmihfe. Burgmannen 11. 
Brensbach, bie, 68. Burgmähle 436. 
Brensbach 304. 89. Burgicheibel 446. 
Bretenhein 43. 481. Burkharbe 459. 


Breuberg 39. 362. 
Breuerber 8 
Breungesha 
—— 340 
—æ— 
Bruchbach, die, 58. 
Bruchenbrücken 423. 96. 
Bruchhof 328. 
Bruchmuͤhle 328. 365. 408. 
897. 331. 483. 
Bruhmühlen, zwei 285. 
Brüdengelder 258. 
Brüdenmühle 422. 


Bohlenmühle, die alte und Brückenpeter 825. 
neue (Bohlenmühle) 284. Brumbach, Die; 57. 


Bolant 450. 

Bollnbach 539. 
Bonnenaue 886. 
Bonsmweiher 340. 
Borbmühle 300. 
Bornheim 489. 
Bornheimer Hof 493. 
Bornmühle 286, 
Borsdorf 450. 
Bofenheim 43. 489. 101. 
Bottenhorn 40. 403. 
Borbeimer et 330. 
Bracht, die, 58 
Brandau 304. 


Branboefiherungsanpl 


Brauerſchwend 891. 
Braunfohlen 89. 
Braunkohlenletten 69. 70. 
Braunsbarb 283. 
Braunftein 588. 
Breidenbad 408. 


Bü 


Brunnenmühle 427. 466. 
Bubenbeim 501. 
Bubenheimer Mühle 601. 
Bubenrod 885. 
Buchenau 404. 

FE BON 471. 
Buchgau 10. 

Buckel; bei Wallau 40. 
Buchklingen 340. 
Buchwaldsmübhle 459. 
Budenheim 481. 

Büches 414. 


Bilbeapeim (Kr. Vilbel) 40. 


Burkharbsfelden 41. 381. 
Burkhardsmühle 316. 
Burtsmühle 438. 
Buſch, in dem 342. 
Bujeder Thal 379. 
Buſenborn 41. 459, 
Butzbach 41. 4283. 


@ fiehe auch 8. 
—— 169. 


Calbach 415 

Campen 

Capersburg 498, 
Carlsaue 385. 
Carlsbach 58. 
Carlsburg 408. 
Carlshalle 88. 496. vn 
Carlshof 446, "448, 406 
Carlshütte 86. 404. 
Carlswörth 329. 
Easparsmiühle a. 
Caſtelle, röm. 6. 

So harinenmüßte 48. 
Celle 45 

Genten ı 8 Centenarü 9. 
Cerithienfatt 69. 
Charakter, Sittenzc.116f. 
Chatten 


Büdesheim 43. 501. 100. hnuffeehuug 485. 507. 

Brandaße uranz⸗ -Commif- Büdingen, Kreis, 412. 

fion Büdingen 93.186. 41.412. Shrikinen of 41. 410. % 
108. 


96. 101. 
Bürgel 359. 
Bürger 11. 
Bürgermeifter 210. 
—— 145. 
Bürſtadt 39. 335. 
tr 469. 
Büßfeld 391. 


Breibenbager Grund 142, Büttelborn 39. 328. 


Bulbertsäain I. 


Chevaurlegers 265. 


Eichorien 
Eiotbienerwittwenlofie 
171. 287. 


Civilfifte 201. 
Civilminifterien 220. 
Eivilprogeß 241. 
itregt 241. 


appach 283. 
Elgraberg (Clarahoſ) 80. 


Slanfe, bie 425.. 
Clauſefonds 425. 


Reaiſur. 548 


Defanate, kath. inStarlend. Domcapitel 284. 
273., in Oberhefien 870., Dommerkerg 98. 


Clima 78. 683. in in Rheinhefen, 475. Donnerkeile 165. 
Elimbach 484. Dekumatenlan Donnermühle 484. 
erreneomihle, f. Appels- Denzenmühle 528. Dorferbad 819. 

müble Dernbach 404. Dorfgüll 381. 
Gommenbenmübfe 388. Deubelsmühle 379. Dorfitter 471. 
Concorbat 188, Deutf — die alten 2. Dorfmühle 807. 471. 515. 
Eonfurter Mühle 803. Deutichlatheliten 191. Dornbad, bie 58, 
Conradsdoxf 97. 455. Derbach 404. Dornberg 828. 
Conradshöhe 447. Derheim 510. Dornberge: Faſanerie 828. 
Conrabsroth 381. Dialecte 116 fi. Dorndiel 304. 


Eonrabsrube 447. 
Conrabsmilhle 898. 
Eonftftorium, bifchöfl. 234. 
Eonfulste 160. 222. 
Eontersmlhle 888. 
Correctionshäufer 188. 
Eorfila 538. 

Crainfeld 41. 440. 
Eronienmühle 381. 
Eruftila 453 
Crumbach 881. 
Crumſtadt 328. 
Erutenjehen 461. 


Dianaburg, Jagdpav. 288. Dornbieler Hof (Pfalzhof) 
Didmühle (Dittenmübhle) 
513. Dornbürtgeim 528. 


Didmühle 468. Dornbein 90. 389. 828. 
Didnertsmühle 397. Dornmühle 806. 
Didtanne 300. Dotzelrod 392. 

Diebach 415. Drachenloch 398. 462. 
Dieburg, Kreis 302 ff. Drais 43. 481. 
Dieburg 302. 39. Drebebaufen 894. 
Dielsbach, die 58. Dredershaufen 401. 
Diemel 64. Dredhaufen 360. 


Dienbeim 94. 510. 101. Dreieihenhain 859. 
v. Zienheimiſche Miüble Dreibornemidle 626. 531. 


@ultus 231. rolimühle 510 
Eurtsmüble 408. Dienftgewalt 198. Dromersheim 502. 
Diete, bie 58. Dubenhofen 41. 860. 
Dachsloch 404, Dietenshaufen 405. Dubenrod 41. 
Dagsberg 295. Dietersbeim 502. Dübentbal 392. 
Dahlheim 510, Dietesheim 359. Dübelsheim | 41. et 
Dalsheim 523. Dieenbad 122. 359. Dilngber 19 58 . 878. 
Dammeshof 390. Dille, die 58. Dürellenbad) 3.0. 
Dammesmühle 390. Dilshofen, Sleinfgumid'- Dulmesheim 488. 
Dammmäühle 424. her Hof 286 Duntelbach 286. 
Damshaufen 404. Dilshofen, ati Börner’- Dunzenbah 58. 
Damwild 105. fhe Höfe 317. Durhfig am Ühein 59. 
Danneurgd 391. Diluvium ſ. a. Geyer, am. 
Darm 58. Dintesheim 490. Dufenbach 358. 
Darmfladt, Kreis 276. Diöcefanftatuten 189. 
n Stabt 276. 75. Divritbrüche 92. Ehenfeld 407. 
89. 97. Dippelshof 287. Eberbach, die 58. 
Darmftäbter Hof 493. Dislammen 440. Eberbach 841. 
Darsberg 340. Dirsrode 396. Eherbahysmühle 411. 
Daubenthal 392. Diftrictseinnehmer 256. Ebersberg 819. 
Daubringen 881. Diltrictseinnehmereien in Ebersfelberhof 495. 
— 450. tarfenb. 273. in Ober- Ebersheim 481. 
Dantenheim 490. effen 369. in Rhein- Eoerfiaht (a Starfenburg) 
utphe, bie 58. eilen 474. 
Dauthte 41. 404. Dittelsheim 528. Gier je Oberb.) 881. 
Daubenrob 898. Dittenmühle 518. Echzell 92. 460. 
Dedenbach 891. Dodenau 405. E som 451. 
Deisfeld 471. Dögelmühle 466. Edartsbaufen 415. . 
Delane 232. Dörrmühle 405. Edelshaufen 41. 408. 
Delanate, evang. in Star Dohlmühle 491. Edelsheim 43. 490. 
tenb. 273. in Oberheffen Dolgesheim 510. Edenlodher Mühlen 485. 
370. in Rheinheſſen 475. Domänen 249. Ever 65. 


544 Regifter. 


Edermůhle 408. Elmersbach 329. Erlenbach b.Lindenfels 341. 
Effenmühfe 511. Elmshauſen (in Starkenb.) —— bei Erbach 319. 
Effolderbach 451. 293. Erlenmiühle 401. 391, 443. 
Egelbach 405. Eimspaufen (in Oberheſſ.) Ermenvob 434, 
Egelsbach 360. sbach 319. 
Ehrenberg 471. —*8 ie Ernnbofen 304. 
no bes Großher⸗ Elsbach 319 Ernft Ludwig 22. 28. 
3098 200 Elsbach Deietad) 403. Ersheimer Ziegelhütte 343 
Speingepaufen 302. Eisheim 502 Ersheimer Kirche 343. 
(in Startenb.) 284. Elſoff, bie 64. Erzbach 341. 
— (in Rheinheſſen) 528. Elſoff 41. 407. Erze 2. - 
Eich (Rheinheff. a. O) 490, Eltviller Aue 504. Erzhaufen 284. 
Eichelberg 54. 48. Emmelinenbütte 285. Eſchenrod 460. 
Eichelberg 341. Enclaven 36. chollbrücken 284. 39. 
Eichelhain 440. Endbach 405. hollmühle 284. 
Eichelſachſen 459. Engelbad 408. Ejelmühle 316. 
e elsborf 41. 451. Engelhaufen 461. 108. 
Eichelſtein 6. Engelrod 440, elborn 490. 
Eichenrod 440, Engelftadt 502. Efjenheim 482. ° 
Eichloch 510. . Engelthal 465. 506. 9b. Eitingehaufen 41. 381. 
Eihmühle 397. 399. 365. Ensheim 511. Etean 820. - 
Eihmühle 881. Enzbach 58. Epengefäß 3583. 
Eifabach 64. Enzheim 415. Etengefäßer Düfte 350. 
. Eifa bei Alsfeld 392.. Enzheim mit Gumbersheim Cuborf 392. 
Eifa bei Battenberg 406. 101. 524. Eulbad 320. 39. 


Eilftaufend Mägdemühle Episcopus summus 185. Eulenburg 522. 
. Eppelsheim 69. 524. Eulenhof 346. 
Eilftaufenb Sungfeauen- Chpertspaufen 804. Eulenmübfe 506. 504. 18 


pforte ach, die 58. Eulersdorf 392. 
Eimelrod 471. Erbach, Grafen 144. Eulsbach 341. 
Eimsheim 510. Erbach, Kreis 317. Eufer Gericht 395. 
Einartshaufen 459. Erbach, (8. Heppenheim) Euterbad 57. 
Einfuhrartitel 153. 335. Eutergrund 325. 
Einhaufen 394. 400. er (&. Erbach) 39. Eutermühle 325. 
Einhäufer Mühle 427. Evangeliſche Landeskirche 
Einregiftrirung 257. Gebr, in der 866. 184. 

Einshaufen 385. Erbacher Forft 317. 
Einfiedel 294. Erbader Hof und Mühte Fabrikarbeiter 110. 112. 
Einſtandskafſe, |. Stellver- 414. ängenhof 294.. 
tretung 239, Erbacher Thal 334. ahrenbach 341. 
Fra 58. Erbenhaufen 392. alfengefäß 320. 


jä 
Eifen 85 ff. Erbesbüdesheim 43. 96. Seltengefüßer Aal 324. 

Eiensag, Schloß u. Hof 490. kenhof 289. 

Erbfolgeordnung 203. alten einsmühle 467. 


Sifenbahemühfe 408. Erbfolgeredht 202. Bei er Hof bei Schön- 
Eijenbahnen 158. Erbliher Stand 143. erg 300. 
Eijenbahn-Baubirectionen Erbesbach, die 58. Safari bei Darmftadt, 
Erbuch 319. - Darmftadt. 
Eiteraband 286. Erbverbrüberungen 202. Faſanerie bei Dornberg, 
Elbenrod 392. Erden 91. ſ. Dornberg. 
Elbrighauſen 404. Erdhauſen 405. auerbach, Die 58. 
Eldenrod 399. Erfelden 329. auerba bei Nidda 451. 
Elementarſchulen 236, Orinbungspatente 147. dauetba I. bei Mün 
Eleonovenftiftung 177. Erlau 538.. 41. 
Elifabetbenfitt 179. Erlauerbad 58, —8 U. be Fried⸗ 
Ellenbach 34 Erlebach 381. berg 424. 96. 


Ellersdorf 586, Erlenbah, vie 68. Faulbrunnen 93, 


d 


Regiſter. 


3 orfiel 358, 
orfiganten 378, 
jorfigericht 244. 


EB. 
Sie) 39. Sertüerichtabune 259. 


‚Mr orftmeifter 261 

igel "108. "Forftmeiftersteih 93. 
n 458. orſtmühle 315. 

den 80. 41. 434. orftwarte 262. 


Forftwittwwenfaffe 172.287. 


fgefe " 240. 
— —* Serhnielbineh 102. 
v2 


ndshalle 414. Framersheim 491. 


fierungsanfalt Franken, Fränt. Bund 7, 


& oben Brandaffer Frantenbad 381. 
Wwal 198. 


— — 461. 
ieer, das 298. KränfifheCrumbad) vös. 


Franfenhaufen 304. 437. 
448, 


545 


rymane 391. 
ſſenhiltte 287. 
mbäufer alle 402. 
fe u 
Irftenau Erg 39. 820. 
jenauer Hof 323. 
IN — Aue 484. 
tengrund 353. 
nlager bei Auerbach 


ürth 39. 341. 

irther Centwald 342. 
ilda 64. 

ildagrund 374. 
ulder Aue 508. 
"Fufdmüßfe 446. 441. 
Gmühle 382. .» 


ninifterium 251. Frantkenſtein, Forſthaus u, Gabsgeim 511. 






zarten 817. Schloßruine 283. 39. 
er Hof 415. ‚auenberg 389, 

er Mühle 415. frauenhede 340. 

ach 57. rauenrobe 391. 

ain 897.- ‚aumaufes 359. 

‚of 366. raurombach 441. 

och 458. henhaufen 405. 
aüßle 399. 498. Freie 9. 

: 482. eienfeen 460. 

h, bie 58. eienftein 820. 

» 393. ‚eienfteinau 441 
108. eilaubersheim 492. 
vörth 367. teraheim 492. 
ern 105. ‚eiweinheim 502. 
iher 334. ‚ettenheim 524. 
108. jebertshaufen 405. 
hammer 328, jriebberg, Kreis 420. 


‚er Mühlen 366. 


riebberg 41. 420. 
tühle 284. 287. 


iedelhauſen 387. 


gen 434. teben@borf 41. 406. 
Si Sof so. iedensger — 246. 
iebrich6aue 336. 





Gabern 342. 
Sabernheim 293. 
Gänsmühle 427. 388. 459. 
Gänsrain 418. 
Gänswörth 481. 
GSalgenmühle (Öberbrüt- 
tenmähle) 
Gambach 128. 41. 424. 
Gambadermühle 424. 


Sammelsbach, die 57. 
Sammelsbach 320. 
Gemmmelabacher Eifeuwert 


Gonfeburg 382. 

Garbenteich 381. 

Garteunteroffgieiscam- u 
pagnie 264 

Gertondiche u. Säule 


Sartenanfagen. 97. 
ER 97. 


sen 58. geh bofen 
veibe 108. eh. Reichel» Gen 537, 


3hain 396. 395.398 
ıteich 41. 

ıter 261. in Star- 
273. in Oberheſſ. 
in Rheinheſſ. 474. 

jet, Wimpfener, 


heimer Hof. 


rofhenmühle 515. 
roſchhauſen 360. 
oſchmühle 526. 
:ojhwörth 336. 
euchtbarteit 71. 532. 
thers Heffen. j 


rommerode 406. 407. 


Gebharbehltte 319. 321. 
Gebirge 44 fi. 
Seseluge w All 587. 
Gebern 41. 


Gehaborn Ps en, 
GSehhorft 293. 
Gehſpitz 864. 

3 


546 Regifter. 


Geiersmühle 357. Gewerbleute 110. 112. Gruß 456. 9%. \ 
Geilshauſen 434. Gewerbſchule 167. Grebenau 393. 
Geinsheim 329. 39. Gewerbftaͤdte 148. Grebenhain 441. 400. 
Geisberg, am 29. Gewerbfteuer 250. Greifenhain 3983. 
Geisberg 322. Gewerbvereine 146. 237. Grein 342. 
Geiſelſtein 41. Gewichte 162 ff. Grenzen 35. . 
Geiſenbacher Höfe 348. Gene am, Rheindurchftich Srenzersmähfe 395. 
Geifenberg 405. Grenzzollämter 258. 
Geiſtige Cultur 163 o Vrwbrth 512. Griedel 424. 
Geiſtliche Wittwentaffe 172 Oideleburg 482. Griesheim 284. 98. 39, 
7. Gießen, Kreis 375. Griesmühle 506. 


23 
Geitoh Hämmelsbacher Sieben 79. 41. 376. Größe des Landes 37. 
Gilbertshauſen 406. Grohmüuhle 355. 


Sehnde 4. 451. Gimsheim 524. Grolsheim 504. 
Geißwieſe, an der 341. Ginsheim 329. Gronau 294. 39. 101. 
Gelbes Haus 514. Girmeshaufen 461. Großbieberau 306. 39. 
Geldloch 471. Gladenbach 41. 406. Großbreitenbach 342. 
Gellnbachsmühle 403. Glashütte, ehemalige bei Oroßenöufed 382. - 
Selnhaar 452. Eberftabt 284 Großendorf 413. 
Gemeindemühle 531. Glashütte 40. 452. Oroßeneihen 434. 
Gemeinden 209. Glattbach 342. Großenlinden 382. 
Gemeindevermögen 211. Glauberg 41. 415. Großfelda 80. 41. 39. 
Gemiünd an der Straß 391. Slauburg 415. — Kreis 326. 
Gemiüfe 100. Glaubzahl 450. Großgerau, Stadt 326. 9. 
Generalquartiermeifterftab Gleiberg 41. 378. Großgumpen 842. 
Gleimenhain 393. Großhauſen 335. 
Genstarmerie 265. Goddelau 93. 330. Großherzog, Der 195., als 
Öenfingen 43. 503. Söbelnrod 434. Oberhaupt des Staats 
Geogneftiiche Beichaffen- Gönnern 406. ' 196., der Großh. Fami⸗ 
heit Görbelheimer Mühle 423. Tie 201., der evangel. 
Gearg I 19, Söringen 39. Landeskirche 202. 
Georg IL. 21. Görzberg 53. 41. Großhomberg 389. 
Georgenhammer 485. 461. Götzen 460. Sroßfarben SD. 96.41.4665. 
Georgenhauſen 306.,96. Götenhain 360. Großlumda 41. 434. 
Georgsfapelle 429. Cötenboiner Mühle 360. Großmühle 379. 528. 
Geraitsbach 58. Großrohrheim 294. 
Gerauer Fallthorbaus 326. Solbader 43. Großfteinheim , ſ. Stein- 
Gerichtswollzieher 248. Goldbach, bie 58, heim. 
Serlahehaufen 427. Goldgrund 331. Großumftadt, |. Umftabt. 
Gernsheim 293. 39. Goldmühle 516. Öroßwinternbeim 504. 
Gernsheimer Wald 56. Goldner Anker 514. ®roßzimmern 306. 39. 
Geroltshain 393. Goldftein 445. Grubelbach 293. 
Gerjprenz (D.- und U.- Gomersheim 495. Grubenbach, f. DO.» u. U. 
Geriprenz) 342. Gonſenbach 58. Grubenbach. 
Gerſprenz, die 58. 62. Gonſenheim 482. Grubenmühle 390. 
Gerſprenz⸗Thal 48. Gontershauſen 393. Grünberg, Kreis 432. 
Gerſtenrod 393. Gonterskirchen 460. Grünberg, Stadt 41. 42. 
Gefandte 222. Gorrheim 342. Gründaubach 58. 
Geſangbuch 186. Gorrheimer Thal 49, Grüne Allee 5924. 
Gejhichte des Landes 1. Grabenmühle 365. Grünewaldsmühle 403. 
Gejchlechter, große 11. Gräbenbrug (Bruchhof) Grünheder Hof 309. 
Geleggebungsreiht 196. Grüningen 41. 382. 
Geſteine 9 Sräfenbaufen 284. Grünſchwalheimer Hof 9. 
Gethürms "oo, 532. Grafenbruch 361. 457. 
Getreide 98. Granit 67. Grünftein 67. 
©ettenau 452. Gras 108. Grummetsmühle 434. 


Gewäller 57 ff. Sraselentah IM. U. Grundbadh 58. 


Regiſter. 547 


Grundmühle 394. 440. 441. Häuſer Mühle 383. Hankelsburg 412. 

468. 454. 459. Häußlingen 379. Hanndhesmühle (Mittel- 
Srundrentenfcheine 162. Hagen, Schloß, 859. müble) 399. 
Grundſteuer 250. ° Hahn 285. 39. Hanfenmilble 487. 
Günterfürft 320. Hahn 807. Happeltmühle, |. Bier- 
Günterop 41. 407. Hahnenfand 329. muͤhle 289. 
Gimzelborf 397. Hahnheim 101. 512. Harbach 434. 


Günzelrode 397. 895. Hahnkopfsmühle 407. Harbmühle 427. 
Güttersbach, die 58. Hahnlachmühle 332. Harbshauſen 471. 


Güttersbadh 39. Hahnmühle 287.289.464. Hardeck 413. 
Guldenklingenhof (Klingen Haidekopf 41. Hardgebirg 53. 
hof) 335. Hain in der Dreieich 359. Hardt 43. 
Gumbebeim 492. Haina 384. Hurbtberg 39. 385. 
Gumpen, ſ. Gr. u. Kl. Oum- Hainbad 393. Hardthof 378. 
pen u. Oberfleingumpen. Hainbrunn (Oberhaine Harpertshaufen 307. 
Gumpersberg 358. brunn) 321. Harreshaufen 308. 
Gunau 337. Hainchen 41. 416. Hartmühle 398. 
Gundbach 58. Haineburg 310. Hartenau 293. 
Gundelbach, die 57. Hainer Hof 331. 96. Hartenmühle 412. 
Gundernhauſen 307. Hainer Hof (Betershainer Hartenrod 140. 407. 
Gundersheim 101. 524. Hof) 437. Hartershaufen 441. 
Gundheim 525. Haingründau 85. 416. Hartmannshain 460. 
Gundhof 833. Haingrund 354. Hartmannsmühle 463. 
Gunsbach 58. Hainhaus 357. Harrheim 43. 483. 
©untersblum 43. 101.511. Seinbaufen 360. Harzmühle 454. 
Öunzenau 441. Hainmühle 394. 428. 422. Safelerg, f Häſſel. 
Gunzhauſen 401. Hainſtadt 360. 539, Haſſeleck 
Guſtavsburg 330. Hainftermühle 325. Safefhany. 340. 
Gutswirthſchaften 96. Hainzerflingen 299. 300. Haſſelhof "340. 
Gymnaſien 167. 235. Haiſterbach 321. Haſſelmühle 498. 
Gymnaſiallehrer⸗Wittwen⸗ Halle, in der 851. Haſſenroth 53. 354. 41. 
tafie 173. Hallenburg 96. 446. Haßloch 330. 
aag 417. Hallenmühle 446. Hattenrod 383. 
Haagkirche 419. Hambach, FAR Dr u. U. Ham. Habfeld 41. 407. 
Haarhauſen 393. bach 388 Saubenmühle 456. 
Haafenmühle 289. Sambader Thal 334. Daudenmihle (Wolfen- 
Haafenwörth 514. Hamm 525. mübhle) 393. 
Habechesbach 454. Hammelbach 343. Haumühle 524. 
Haberichshaus 325. Sammelbaufen 427. Hauptſtaatskaſſe 252. 
Habermannstreuz, am 318. Hammer 414. Hauptitempelverwaltung 
Habertshaujen 395. 397. Hammeraue, ſ. Hämmer- 256. 
Habitzheim 122. 307. aue. Hauptzolämter 258 ff. 
Hachbach 400. Hanauifche Erbichaft 23. Hausberg 41. 424. 
Dadenheim 493. Hanauiſche Mühle 456. Haufen (a. DO.) 362. 
Haderaue 481. 508. Handel 152 ff. Haufen 383. 
Haderſand 333. Handelsgärtner 97. Saufen 360. 454. 
Hähnlein 294. Hanbelsgerichte 246. Saufirbanbel 161. 
Hälelwaaren 151. Handelsgewerbe 155. Hausthiere 106. 
Hammelsbach (Geißhof) Handelskammern 237. 159. Hauſtädten 390. 400. 
Handelsplätze 155. Hauſtädter Mühle 388. 
Slmmieraue (Hammeraue) Handelsverträge 159. Harthäuſer Hof 505. 
294. Handlungen 153. Heblos 441. 
Häffel, auf dem (Haffel- Hanf 103. Hebſtahl 321. 
berg) 339. Hangenmühle 357. Hechtsheim 483. 
Häufelsmühfe 323. Hangenftein 41. Hedenberghbein 449. 
Häufer Se 8309. 92. Hangenwahlheim 525. Sedenmilßle204.409, 440. 
455. 505 Hangenweißheim 525. 405. 444. 442. 


an 


548 


Sebensheim 485. 
Heegbach 5 
Heegheim 416. 
Heermübhle 440. 
Hegenrod 389, 
Heibertshaufen 381. 
Heidelbach 398. 
Heibenfahrt 504. 
Heidenmühle (Winter- 
miüble) 310. 
Heidenmühle (Adams⸗ 
mühle) 861. 
Heidesheim 101. 504. 
Heidmühle 459. 
Heilbertshaufen 397. 
Heiligenberg 295. 
Heiligenholz 404. 
Heiligenmühle 393. 
Heimersheim 498. 


Heinrih das Kind 13. 14. 


Heinrich I. 15. 


Heimertshanfen 394. 
Heiftermiühle 445. 
Heifters 441. 


. BHeldenbergen 41. 466. 


Selenenbab 501. 
Helgertsmühle 286. 
Selmannshanfen 465. 
Helmesmühlen 439. 
Helmhof 366. 
Helpershain 394. 
Hembach 354. 
Hemmen 41. 441. 
Hemmenrod 391. 
Hemminghaufen 471. 
Hengmantel 353. 
Hengſtbach, Die 58. 
Henriettenhof 462. 


Heppenheim an der Berg- Hildenhaufen 308. 


firaße 101. 334. 39. 


Regifter. 


Herrnhütte 320. - Hirſchrod 443. 

Herrnmüble 394.399. 434. Hirſenmühle (Meuttergot- 
424. 436. tesmühle) 289. 

Herrnsheim 43. 96. 526. Hirtenrod 392. 395. 399. 

Hertenrod, f. ‚Hirtenrod. 400. 

Herzhaufen 41. 408. Sirzenhain 86. 452. 

Herzbaufen 471. Hitzkirchen 416. 

Heffelba 321. Hitzmühle 393. 

Heflelhang, am, 2 Höfe 338. Hobe 405. 

Helfen, Stellung zu Kaifer Hobelmühle 400. 


und Reich 25. Hochheim 526. 
Heffen, Stellung ber bei- Hochftätten 295. 98. 
den Häufer 25. Hochſtätter Thal 292. 


Heſſenbrücken⸗Eiſenham⸗ Hochweiſel 425. 


mer 386. 461. 463. Hockenmühle 422. 


. Heffenbrüdenmühle 386. Hodenfeld 396. 


Heſſenmühle 426. Höchſt 354. 39. 
Heſſenſteiger Mühle 498. Sao an ber Nidder 41. 


Södetsberf 460. 
Höhe, Die 54. 


- Hefifersmühle 434. 


Heßloch 101. 526. 
Hetſchbach 354. 


Hetzbach 321. Höhenangaben 39 ff. 
Hebelshaufen 400. Höingen (Hoingen) 39. 
Heubach 309. Höllenziegelhlitte 365. 


Heuberg, auf dem, f. Ha⸗ Hollerbach 354. 
berich 325. äſlhof, 389. 


Seichelpehm, 8. Gießen) — 389. 
383. 


resmübhle 461. 


Geucegeim (Kr. Nibde) Sirgenan 442.- 


Hörige 9 
Seuchelbeimer Mühle 383. Hörle, die 58. 
Heugershaufen 392. Hofbibliothet 169. 235. 
Heuſenſtamm 361. 98. Hofgerichte 243. 
Heutzmühle 459. Höringhaufen 471. 97. 
Heuzhofen 468. SHofgüll 454. 96. 
Herenprozeſſe 164. Hofheim 335. 39. 
Hexenthurm 417. Hofheim, Hoſpital 330. 
Hertorsmühle 287. Hofmannsmühle 461. 
Hildebranpsmühle 287. Hofftaat 200. 
Hoffteden 391. 


Hillesheim 512. Hohe Graben, ber 465. 


Heppenheim im Loch 493. Hiltgrsffingen 96.321.348. Hohberg 322. 


Heppenheim an der Wieſe Himbach 416. 


93. 525. 
Herbitein 442. 535. 
Herchenhain 41. 460. 
Herchenroden 308. 
Hergersporf 394. 
Hergershanfen 308. 
Hering 308. 39. 
Hermann I. 15. 
Hermannftein 383. 
Herrgottöberg 98. 
Herrnhaag 413. 417. 
Herruhaufen 435. 
Herrnhof 457: 
Herrnhuter 189. 


Hohenaue (Schrimpfiſche 

Aue) 333. 

Hohenfels 402. 
Hohenloher Hof 96. 324. 
Hinterburg 347. Hohenjolms 41. 385. 
Hinterland 71. 73. 136. Hohenſtein 297. 

874. Hohenftein, am 84: 
Hinterländer Gebirge 52. Hohenſülzen 526. 
Hinterländer Gewerlſchaft Hoherainmühle 286. 

402. Hoherodskopf 41. 
Hintermühle 342. 412. Hohe Warte 53. 41. 
Hippelsbach 306. Hohlftein, im 351. 
Hipping 514. Sohmühle 400. 446. 


— nebſt Schloß Hohſtadt 366. 
v. Eienhamme 303.30. Solahäuschen 495. 


HSimmelsfron 526. 
Hinderfemen 362. 
Hinterbach 321. 


Holdermwarte 41. 
Sollunbereapelle 429. 
Holzburg 


Shaun bei Gladenbach Shhotbefenbernhrer 248. 


Sohzhaufens. Battenb. 408, 
Holzauſen vor der Höhe 


Sofzheim 41. 385. 
Holzmühl 442. 
Sofemübfe 359. 385. 442. 
433. 530. 
Holzwaaren 151. 
Holzwiefe, bet ber 806. 
Homberg 394. 532, 
Somertshaufen 408. 
Öopfen 102, 
Sopfengarten 288. 
Hopfgarten 395. 
Hopfmannsfeld 442. 
Hopper, im 8349. 
Horchenhain 393. 
Horchheim 526. 
Horlesberg 43. 
Horloff, Die 58, 
Horloffsmühle 460. 
Hornbach 344. 
Horrweiler 504, 
Hoſpitalmühle 327. 517. 
526. 
Hottenbacher Hof 314. 
Horhohl 309, 
Hubele 399. 
Huben 9. 
Huckenhof 490. 
Hüftersheim 427. 
Hühmenberg 442, 
Hühnermühle „444. 
Hürfenfrüchte 99. 
Hülshof 408. 
Hünengräber 3. 


Regijter. 


Hunnenftein 408. 


—2 41. 442. 
Hutzwieſe 342. 


sägerhans (Rodheimer 
Hof) 4 


gigerhaus 5. Oberolm 485. 


Jägerhütte 342. 
Jägersburger Forfthaus 
294. 835. 
gageroburger Wald 56. 
Jägerswörth 336. 
Jägerthal 398. 
Ibner Hof 492. 
Ibner Mühle 492. 
Ibersheim 526. 
Ibersheimer Wörth 527. 
Igelhauſen 452. 
Selsbag 343. 344, 
Ilbenſtadt 41. 425. 
Ilbeshauſen 442. 
Illbacher Hof 313. 96. 
Sunhanfen „216. 
Ilsdorf 4 


549 


Jungaue 502. 

Jungenaue 835, 

Jungenbuſch 512. 

Zungenfeldifhe Aue 486. 
Zungenfeldifhe Mühle 482. 
Surnjfrauenpforte (10000) 


Suntermüßle 427.494. 451. 

duſtzgewan 197. 
Juſtizminiſterium 242. 
Juſtushütte 412. 


K fiche auch © 


Kälberteich 512. 
Käfberseicher Wörth ſ. Pipi. 
Kämmersmilhle 402. 
Kaͤßmühle 359, 
Kättchesmühle 412. 
Kaffeeberg 8351. 
Kaichen 41. 466. 
ch 322. 
gaiferbonmühte 531. 
Kaifermühle 531. 
Kaltofen 283. 39. 


Ilsdorf (Scims- Ilsdorf) Kalkſteinbrüche 92, 


460. 
Induſtrie 146 ff. 
Juduſtrieſchulen 168. 


Infanterie⸗Diviſton 265. 


Ingelheimer Aue 480. 
Snbeiten 453. 
Snländer 203. 
Infpirirte 191, 


Snvalidenanftalt 177. 536. 


St. Johann 497. 


St. Johannis Aue 480. 


Zohannisberg 41, 


Kallſtadt 344. 
Kaltenmühle 439. 
Kalters 332. 
Kamberg 395. 
Kambergermühle 397. 
KRammerhof 96. 381. 
Kammſcheid 41. 
Kampfmühle 472. 
Kamsba 
Kannengießerheckenhof353. 
Karthäuſer Aue 484. 
Kartoffeln 99. 


Fokannisgof@Blodenb. )294 Kaftel 43. 488. 


Johanniscapelle 511. 
Joſſa, die 64. 296. 


Hütte, Sie 405.412. 497. Ippesheim 43. 498. 


492, 
Hüttenberg 375. ‚ 
Hüttenfeld (Rampertheimer 
Hütte) 335. 
Hüttenmühle 446.467.409. 


Irrlichter 165. 


Sienburg, ‚Sürften u. Gra⸗ dabentag 


fen 14 


— 110. 112. 165. 


178. 192, 234. 


Katehismus 186. 

Katerloch 101. 

Katholilen 110. 112. 

Kathol. Landeskirche 187. 

408. 

Kapenelnbogen, Grafſchaft 
15. 


Katenmühle 441. 448, 


Hüttentbal nebft Eiſenham⸗ Stier, derrſchaft 469. 582. Fabenfteiger Mühle 496. 
516. 


mer 322. 
Hulshofen 467. 
Humbfter Mühle 367, 
Hummetroth 354. 
Hundertmorgen 315. 39. 
Sundsmühle 307. 
Huneberg 424. 
Hunefeld 424. 
Hungen 41. 459. 


gin die 64. 
Itterbach 57. 
Stterburg 472. 
Yügesheim 361. 
Jugenheim 295. 
Jugenheim 43. 505. 


Kaufunger Stiftsfonds 
238. 178. 


Kaufftoß 41. 460. 
Kebsmühle 502. 
Kefenrode 416. 
Kehlnbach 408. 


Yugenheimer Berg (Hei- Kellerbery 402. 


genberg) 295. 


Kellermühle 497. 


550 


Kelten 3. 

Kelfterbah 330. 
Kempten 101. 505. 
Keſſelbach 435. 

Keftrich 395. 
Kettenheim 493. 
Kettenmlühle 427. 
Keuper 70. 
Kiliansherberge 41. 459. 


Kilianshütte 404.412. 86. 


Kilsbach 352. 
Kimbad 354. 
Kinzig 58. 
stirchbeerfurth 344. 
Kirchberg 387. 385. 


Regiſter. 


Kleinheppenheim 334. 
Kleinbof 397. 399. 
Kleinhomberg 389. 
Kleiniſcher Hof 483. 
Kleinkarben 41. 466. 
Kleinkinderſchulen 169. 
Kleinkrogenburg 361. 
Kleinlinden 41. 385. 
Kleiniumda 434. 435. 
Kleinmühle 399. 379. 
Kleinrohrheim 296. 
Kleinfteinheim 361. 
Kleinumftabt 809. 
Kleinwelzbeim 361. 
Kleinwinternbeim 484. 


Kirchberg b. Bensheim 289. Kleinzimmern 309. 


Kirchbrombach 355. 


Klemm, in der 345. 


Kirhenbehörben, evangel. Kleudelburg 405. 402. 
231. kathol. 233. iſrael. Klingenmühle (Wiefen- 


234. 
Kirhenmühle 514. 
Kirchenordnung 185. 
Kirhenregiment 2c, 185. 
Kirchenftumpf 396. 
Kirchenvorſtände 238. 
Kirchgöns 425. 
Kirchlotheim 472. 


Kirchweiben 118. 
Kirlesmiühle 465. 
Kirnbachshütten 310. 
Kirchberg 459. 
Kirihgarten 435. 
Kirſchgartenmühle 522. 
Kirſchhauſen 335. 


Kirihhäufer Thal 49. 384. 


Kirfhmühle 436. 
Kirtorf 395. 


Kiſſelwörth 512. 513. 329. 


Klappermühle 430. 
Klaus⸗Capelle 522. 
Klauſenberg 522. 
Klauſenmühle 294. 
Klausmühle 504. 
Klee 103. 

Kleebach 58. 
Kleeſtadt 309. 
Kleinauheim 361. 
Kleinbach, die 58. 
Kleinbieberau 309. 
Kleinbreitenbach 344. 
Kleineichen 435. 
Kleinfelda 80. 
Kleingerau 331. 
Kleingladenbach 408. 
Kleingumpen 344. 
Kleinhauſen 335. 


müble) 293. 
Klobergsmühle 397. 
Klopp 499. 
Kloppenheim 42. 466. 
Klopsmauer 523. 


Kombach 408. 
KRoppenmühle 283. 
Kornelienkirche 367. 
Kortelshütte 322. 
Kortelshütte 343. 
Koftheim 101. 484. 
Kräbenberg 39. 321. 
Kranichftein 282. 
Krautlacheninfel 343. 
Krebsbadh, bie 58. 
Krebsmühle 405.492. 380. 
394. 
Kreidah 344. 
Kreisämter i.allg. 227.232. 
Kreisämter inStarkfbg.272. 
" „ Oberb. 369. 
n „Rheinh. 474. 
Kreisärzte 2c. 228. 
„ tin Starlenb. 274. 
„„Oberh. 370. 
nn Rheinh. 475. 
Kreisbauämter 262. 474. 
370. 
Kreisbaumeifter 262. 


Kloftermühle 495.367.522. Kreisbauauffeher 262. 


Kuoblodhsaue 329. 


Knochenmühle 401. 359. 
Kirchmuhle( Altmühle) 524. 


Knoden 39. 444. 
Knopsmühle 431. 
Koberſtadt 362. 
Kocherbach 344. 
Kochmühle 443. 
Köddingen 395. 


Kreisräthe 227. 232. 
Kreiswald 339. 345. 
Kreuther Mühle 490. 
Kreuzburg 435. 
Kreuzcapelle 511. 
Krenzersgrund 375. 
Kreuzmühle 424. 860. 
Kreuznach 87. ' 


Köhler’fhe Stiftung 537. Kreuzzüge 13. 


Kölzenhain 460. 


Kriegeriihe Mühle 481. 


Köngernheim ander Selz Kriegsbady 58. - 


43. 512. 


Kriegsheim 527. 


Köngernheim(Böslöngern- Kriegsminifterium 264. 


beim) 493. 
König 39. 355. 
Königsberg 42. 385. 
Königslinger Aue 504. 
Königsmühle 495. 
Königfaajen 436. 
Königftädten 331. 


KonigſtädterForſthaus 331. 


Königfundra 10. 
Könsbach 58. 
Körberwörth 330. 
Köthenmühle 515. 
Kohden 453. 
Kohlbacher Mühle 312. 
Koblenmühle 441. 
Kohlgrube, in der 324, 
Kolbenmühlen 434. 
Kolmbach 344. 
Kolnhanien 96. 385, 


rödelbach 345. 
Krödelbaher Hof 342. 
Kröge, auf der 402. 
Krötenburg 448. 
Krugsmühle 287. 
Krumbah 345. 
Kübigeninfel 512, 
Küchenmühle 287. 
Kühkopf 512. 
Künzelsmühle 355. 
Kürnbach 367. 
Kubflinge, in dem 351. 
Kublhain 448, 
Kuhmühle 859. 
Kufusmühle 504. 
Kunfelsmühle 4685. 
Kunfelfteine 9. 
Kunftfammlungen 169. 
Kunftvereine 170. 


Regifter. 


551 


Kunzenbach (Nteder- auch v. Kangwerth’fche Aue 504. Leuſel 396. 


Unterfungenbad) 342. Langwiefenmühle 436. 
un Langwörth 347. 
pfer 83. Lanzenbach 345. 346. 
uhlersahiefer 70. Lanzenhain 443. 
Lanzenrod 400. 
Laboratorium nebft Woh- Lappenmühle 433. 
nung bei Darmftadt 283. Lardenbach 461. 
Rache, bie 58. Latzmühle 438. 


Ladenau 452. dantag 42. 96. 461. 
Lämmerſpiel 362. Laubach'ſcher Hof 427. 
Lage, geogr. 85. 

Lahn, die 58. 63. 156. Laudenau 345. 


Lahnthal 58. Laudenbach, die 57. 
Lampertheim 39. 336. Lauerbach 322. 
Lampertheimer Aue 836. Laurenziberg 508. 
Rampertheimer Hütte 335. Raureshbam 336. 
Lampertsmühle (Schallers- Tautenweichnig 845. 

müble) 297. Lauter 435. 
Landbach 58. . Lauterbach, Die 58. 
Landbbewohner 110. 112. Lauterbach, Kreis 438. 
Landeommiffion 95. Lauterbach 42. 438. 
Landenhauſen 443. Lauterbach, Hof 472. 
Landesbiſchof 233. Lautern 296. 
Landesbisſsthum 187. Lauthenmühle 306. 
Landesgeſtlitsanſtalt 107. Layenhof 482. 

Layenmühle 506. 

Bandeshospitaf 177. 238. Layiſche Aue 484. 
Landeskirche 184. Lazarethe 269. 
Landesuniverfität 234. . 
Landeswaifenanftalt 176. 175. 

238. Leeheim 331. 
Landgerichte 244. in Star- Lehen, Heffiihe 26. 

kenb. 272. in Oberh. 369. Lehnheim ga. 435. 
Landfranfenhaus 179. Lehrbach 3 
Zandisheim 529. ‚Seißhesmilßte 283. 
Landſchaden, die 347. Leidenrod 389. 
Landskrone 507. Leihdecken 454. 
Landwirthſchaft 94. Leihenmühle 471. 
Landwirtbichaftl. Vereine Leihgeſtern 42. 3885. 
. 95. 236. Leimberg 341. 
Langaue 8329. Leimenhuus 283. 
Langd 453. Leimenkaute 481. 
Langen 39. 362. Leiningen, Fürften und 
Langenbergbeim 416. Grafen 144. 
Langenbrombadh 322.355. Leinmühle 444. 
Langenhain 425. 392. Leiſa 408. 
Langenmüble 427. 445. Leifelhbeim 527. 
Langenthal 845. Leiftenmühle 289. 
Langfeltsmilhle 308. Lengfelb 39. 810. 
Langgons 42. 385. Lennenberg 481. 
Langmühle 459. Lenzenmühle 443. 
Langsdorf 453. Lenzenrod 391. 
Langſtadt 309. Leonbarbshof 820. 
Langſtädter Bach 58. Leppermühle 382. 
Langwaben 296. Lerchenhof 512. 
Langwaſſer 463. 


Lettenfauter Mühle 516. 


Leuſtädter Hof 96. 418. 
Lich 42. 384. 

Lichen 468. 

Lichtenberg mit Schloß 39. 


eicptenktingenhof 851. 

Liebenauer Hof u. Mühle 
526. 

Lichfrauenberg 526. 

Liebfrauenmilch 101. 


Laubenheim 48. 101. 484. Liedenbadh, in der 318. 


Liederbach 396. 


Lieſi 408. 


Limes Rom. 5. 
Lindenberg 98. 
Lindener Mark 42. 
Linbenfels, Kreis 339. 
Lindenfels 39. 339. 
Lindenhof 407. 
Lindenmühle 486. 
Lindenftrutb 485. 
Lindheim 42. 96. 417. 
Linie Mühle 304. 
Linnenbach, die 57. 
Linnenbach 345. 
Linnes 385. 
Linſenberg 42. 
Linspherbach 64. 


Lebensverfiherungsanftalt — Mühle 404. 


Lippmühle 399. 

Liprod 399. 

Lißberg 93. 454. 
Litorinellenkalk 69. 
Litzart 326. 

Litzelbach 345. 
Litzelforſtmühle 314. 
Litzelrimbach 345. 

Lirfeld 408. 

Lobdengau 10. 
Lobſacksmühle 461. 
Lochermühle 385. 
Lochmühle 302. 426. 522. 
eögesmühle (Lügesmüuͤhle) 


—— 345. 
Lörzenbach, die 57. 
Lörzenbach 39. 346. 
Lörzweiler 512. 


. 2öR 68. 


Löwenhof 429. 428, 
Löwenruhe 358. 
Lümenftein, Fürften 144. 
Löwentbal 427. 431. 
Lob, das 342. 

Lohhof 8347. 

Yollar 42. 385. 


552 


Xondorf 96. 485. 
Londorfer Grund 136. 
Lonsheim 494. 
Looghaus 342. 
Lorbach 417. 


Negifter. 


Lirrelahbe 396, 
Luternbach 462. 
Maar 448. 
Maaße 162. 
Madenheim 346. 


Lorfe, die 64, Maden 5. 
Lorih 39. 336. * Mägbemühle 502. 
Lorſcher Wald 56. Mäbader 318. 


Märkte 161. 
Magermübhle 379. 


Lotthen 381. 
Lotzenhäuſer 348. 
Lotzenmühle 409. Magſamen 102. 
Lonifenbammer 539. Maibach 42. 425. 
Lonifentuft (Neuhof) 42. Maibacher Mühle 425. 

96. 452. 457. Main 58. 62, 156. 
Lndwig I. 16. II. der Frei- Mainebene 56.. 

müthige 16. Mainflingen 362. ° 
Ludwig 11. 32. Maingau 10. 


Ludwiglll.'33. V.20. VI. Main-Nedar-Bahn, 158. 
Main-Wefer-Bahn 158. 


22. VII. 22- 
Ludwig VII. 23. IX. 24. Mainz, Kreis 475, 
X. 27. Mainz 43. 475. 
Ludwig v. Marburg 19. Mainzer Beden 69. 


Ludwigsaue, vormals von Mainzhaufen 406. 411. 


Wallbrunniſche Aue333. Mainzlar 385. 
Ludwigsbahn 159. Malchen 297. 
Ludwigsbrunnen 92. 465. Malftätten 9. 
Ludwigsdorf 538. 
Ludwigseiche 39. 98. Manganerz 533. 
Ludwigshalle 87. 366. Mangelsbach 325. 
Ludwigshöhe b. Darmftabt Mappesmihle 409. 

283.39. Mar-Aue 484. 
Ludwigshöhe b. Lindenfels Marbach, die 49. 

339. Marbach 321. 


Medicinalperfonen 178. 
Meerrbach, die 57. 
Meiches 396. 
Meielsheim 362. . 
Meftelsmühle 365. 
Melbach 42. 426. 394. 
Melchiorsgrund 395. 
Melibofus 290. 40. 
Melsbach (Elsbach) 403. 
Mengelsbacher Höfe 351. 
Mennoniten 190. 
Merbach 403. 406. 
Mertenfriß 418. 
Merlau nebft Schloßruine 
436. 


Merlos 390. " 
Merihrod 395. 400. 
Merzenmüble 462. 
Meffel 285. 
Meſſen und Märkte ı6ı. 
Meffenhaufen 311. 
Meßbach 311. 
Metamorphifche Bildungen 
71. 


Mettenbeim 527. 
Mepgerei in Schotten 152. 


Malthefer-Ritter Hof 525. Metzlos 443. 


Metzlosgehag 443. 
Michelau 418. 
Michelbach 462. 133. 
Michelnau 454. 
Micelftabt 322. 
Michelftädter Eifenwerf 7. 


Ludwigshöhe, Forfth. 481. Marburger Erbſchaft 20. Militär - Mebicinal- Eom- 


Ludwigshöhe 512. Margarethenburg 448. 
Ludwigshöhe, Grube 89. Maria-Einfiedel 294. 
Ludwigshöhe, Braunfoh- Marienborn 96. 417. 

Ienwerf 385. 
Ludwigshütte 42. 86.401. haus 484. 

428. Marienhagen 472, 
Ludwigs» u. Louifenftif- Marienhöhe 98. 67. 

tung 174. 
Ludwigs- u. Wilhelminen- Marten 9. 

ftiftung 174. Markrichter 9. 
Lndwigsteich 98. Martinshöhe 496. 
Ludwigstempel 98. Martinsmühle 406. 
Ludwigsthal (Saubude) Masfelten 453. 


324. Mathildenbad 366. 
Ludwigswörth 336. Mathildenplag 98. 
Lüder 64. Mattenberg 42. 


Lügesmühle 466. 
Lützelbach 310. 
Lützelwiebelsbach 355. 
Luftmühle 516. 
Luginsland 101. 
Yuhmühle 436. 382. 
Pumba, die 58. GH. 


Matzmus 400. 
Maulbach 396. 532. 
Maulbeeraue 297. 39. 


Mevieinalmeien 230. 


Marienihloß 430. 426. 


miſſion 269. 
Militärpflicht 264. 
Militärſchuldirection 270. 


Marienborn nebftChanffee- Militär-Wtmw.-Kaffen 173. 


Militär⸗Wittwen ꝛc. Com⸗ 
miſſion 270. 
Militärſtrafgeſetz 240. 
Mineralquellen 92. 
Ministeriales 13. 


Miniſterium des Innern 


223. 
F der Juſtiz 239. 
» - bes Auswärti- 
gen 221. 
Mitlechtern 346. 
Mittelburg 347. 
Mittelbufch, im 522. 
Mittelvid 362. . 


‚Mittelgründan .418. 

Medicinalbezirte in Star- Mittelfinzig 355. 
fenburg 274. in Oberh. Mittelfeemen 454. 
370. in Rheinb. 475. 


Mittershanfen 2346. 
Modau 61. 


Wegifter.  - 5 558 














ubach 57. Münfter(Kreis Diet, ya! 454. 482. 487.491. 497. 
m-Thal 48. 49.  Miünfter (Pr. Giefien) 386. 498. 527. 

18) 399. Münfter (Str. Fried6.) 426. Neunfirchen 40. 311. 
nbad 379. - Münzdeputation 263, Neufhloß 338. 336. 
rchesmühle 443. Münzen 161. Neuftadt, Kreis 352. 
jeim 527. _ Dünzenderg nebſt Schloß · Neuftabt 40. 352. 

bruch 331. ruine 42. 96. 426. Neuthal 351. 

3bof 96. 330. Mulſtein 468. Veutſch 312. 

jmilhle 380, Mumba, Obermumb. Neutider Hof 912. 
acpsmühle 409. Mummenrotb 304. Nenelkrichftein 391. 
ben 881. Munimentum Trajani 286. Neu-Wäfbershaufen 394. 
mbad, bie 57. Muſcheltalt 70. Neumwegermühle 525. 
mbad 40. 846. Muſchenheim 454. Neuwirthshaus 448. 361. 
mübhle 302. Mufeum 235. 169. Nidel 83, 

Rabt 527. Muttergottesmühle 289. Nibba, bie 58. 

102. . Nidda 42, 93. 69. 448, 
enmüble 498. Mad 494. Nidda, Kreis 448. 
lsberg'ſche Aue 329. Nadenheim 43. 101. 513. Nibdagau 10. 
naue 442. Nabelmühle 466. Niddaquelle 42. 
ırt 323. Nahe, bie 58. 64. Nidder, die 58. 

Jah 485. Nalsbach 357. Nibdermühle 466. 
nernheim 518. Naturerzen; ife 81. Niederbeerbach 286. 
heim 528. Nauheim 331. Niederbeffingen 386. 
ernheim 528. Naumburg 406, Niederbreidenbach 397. 
bach 64. Naunheim 886. Niederdeckenbach 394. 
berg 98. Nebenzollimter 259. Niederbieten 409. 
ahbten (3), eine Nedar. 57. 60. 156. Niedereifenbaufen 409. 
on auch Glaspütten- Nedarhaufen 346. Nieberefhbad) 467. 
je genannt 285. Nedarbett 55. Nieberflörsheim 529. 
stein 420. Nedarmühle 366. Niederflorftadt‘ 424. 
Shaufena.b. Dautphe Nedarſteinach 40. 346. Niedergemünden 397. 
82. Nedarthal 49, Nieberhilbersheim 505, 
eaufen a. d. Salz. Neefenbung 462. Niederhörlen 409. 
e 409. Nephelinfels 68. Nieberbopfgarten 395. 
burg 344. Reptunifhe Bildungen 68. Niederilbenftabt 425. 
malb 40. Neffelberg 42. Nieberingelbeim 505. 
Tioten, Bilbeler 6. Neunue 329. Niederfainsbad 347. 
sm Neubamberg 43. 494. Niederlinzig 356. 
E Mügte 490. Neuborf 325. Niederllingen 31 
enborf 471. Niederkunzenbad 347. ı 
nökufer Sof 96. 531. Neuenheim 399. Niederlahngau 10. ö 
Jah, die 58. Neuenrod 397. Nieberfiebersbah 347, 
jyaufen 355. 356. Neugeiftermlhle 539. Niederlohheim 327. 
jeim 362. Neubaus 394. Niedermodjtabt (Nieder 
jyeimer Hof 530. Nenbaufen 528. morftabt) 42. 100. 418. 
achſen 386. Neuberberge 427. Nieder modau 312, 
vert 501. Neuböfte 358. Niedermodauer Muhle 312. 
vörth 332. Neuhof 96.385, 414.452. Niedermörlen 427. 
18 Haus 312, 391. 457. 460. Niedermons 448. 534, 
beim 388. Nen-Jügereborf 402. Niedermumbach 347. 
ing 58. 62. Nenifenburg (Henburg) Niebernborf 447. 
inggrumbach 356. 40. 368. Niedernbaufen 4189. 312. 


inge Thal. 48. 4 Neulechtern 351. Niedern-Hinderna +60. 
jifchpeimer Hof 98. Neulubnigsvorf 404. Niederofleiden 497. 

. Neumlihle 287, 326. 392. Nieberohmen 436. 
bleufel 396. 349. 360. 378.880. 391. Niederofm 43. 485. 
chbach 538. 399. 422. 433.406. 435. Nieberorte 472. 





554 Regifter. 


Niederramſtadt 285. 40. Oberfinkenbach 328. Oberramftaht 286. 40. 85. 
Niederroden 312. Oberflörsheim 529. Oberrehnungefammer 
Niederrosbah 427. Oberflorftadt 424. 255. 239. 
Niederſaulheim 513. Dberförftereien 261. in Oberrhbeingau 10. 
Niederihlig 446. Startenb. 273. inhein- Oberrod 399. 


Niederfeemen 42. 93.454. heſſen 475. inOberb.370. Oberroden 397. 313. 
Niederfteinheim, |. Klein- Oberforft- und Domänen- Oberrosbady 42. 428. 


‚fteinbeim. Direction 259. Oberſaulheim 514. 
Niederftoll 443. Dberforftbehörven 260. Oberſcharbach 348. 
Niederurfel 467. Obergericht 245. Oberjhmitten 455° 
Niederweidbach 409. Obergerfprenz 40. 342. Oberfchönmattenwag 348. 
Niederweinheim 518. Dbergleen 897. Oberihwarz 399. 


Niedermeifel 96. 427. 128. Obergrubenbadh 436. Oberfeemen 42. 455. 
Nieberwielen 83. 494. —— ſ. Hain⸗Oberſeemer Hof 96. 461. 


Niederwöllſtadt 42. 427.  brann. Oberjeibertenrod 462. 
Nierftein 43. 100. 513. Oberhambach 338. Oberſensbach 323. 
Nikolausmühle 437. Oberbefien 368. 88. 101. Oberfidenborf 446. 
Nikolauspforte 326. DOberhilbersheim 43. 514. Oberjorg 397. 
Nösberts 444. Ober-Hinderna 460. Oberftein 529. 
Nonnenaue 504. Oberhörgern 386. Oberfteinberg 385. 
Nonnenhof 96. 425. Oberhörlen 42. 410. Oberfteuterbirection 255. 
Nonnenmühle 429. Oberingelbeim 43. 506. Oberſthorſt, ſ. Gehhorſt 293. 
Nonnenroth 454. Oberleinsbah 347. DOberftraßheimer Hof 428. 
Nontod 812. Oberlfinzig 356. Obertraifaer Hof (Craiſaer 
Nordenhaufen 456. Oberfleingumpen 348. Hof, Dippelshof) 287. 
Nordernahe 435. Oberkliugen 312. . Obertshaujen 368. 
Nordheim 297. Oberkreidach, ſ. Kreidach. Oberftubiendirection 235. 
Nordhofen 511. Oberlais 455. Oberwegfurt 444. 
Notarien 247. Oberlahngau 10. Oberweidbach 42. 410. 
Nothhelferkapelle, die 14 Oberlaudenbach 338. Oberwerba 472. 

483. 506. Oberliebersbach 348. Oberwidbersheim 455. 

Oberlinspher Mühle 404. Oberwieſenmühle 316. 

Obbornhofen 96. 455. Oberlochheim 327. DOberwöllftabt 42. 428. 
Oberabtfteinach 347. Obermebizinal- Direction Oberzolldirection 258, 
Oberappellations- 2c. Ges 230. Obſt 102. 

richt 27. 242. Obermengelbader Höfe Odenheim 43. 506. 
Oberasphe 409. Odftabt 428. 
Oberau 467. 329. Obermodtabt (Obermor- Obenhaujen 436. 
Oberaulheimer Mühle 490. ſtadt) 100. 418. Odenwald 71. 77. 44. 67, 
Dberbaudirection 262. Obermodau 312. 123. 275. 
Oberbeerbach 297. Obermörlen 427. Opermühle 393. 
Oberbeerbadder Thal 300. Obermoos 444. Odernheim 43. 494. 
Oberbeifingen 386. Obermofiau 323. Delberg 389. 
Oberbiſchoffen 403. Obermühlheim 363. Delgewädje 102. 
Oberbreidenbach 397. Obermumbadh 348. Des 424. 
Oberbrüdenmühle 286. Obernaufes 356. Offenbad 40. 358. 
Oberburg 466. Dbernburg 472. Offenheim 495. 
Oberconfiftorium 231. Oberndorf, Kreifes Bie- Offentbal 368. 
Dberdauernheim 450. denfopf 407. Offftein 93. 529. 
Oberbdieten 42. 409. Oberndorf, Kr. Alsfeld, ſ. Obell 405. 
Obereinnehmereien 256. Ehringshanjen. Ohm, die 58. 64. 

in Starfenb. 272. in Obernhaufen 312. Ohrenbach 357. 

Oberh. 369. in Ahein- Oberofleiven 397. Obrenbrüder Mühle 506. 

hefien 474. Oberohmen 436. Dlarben 96. 467. 98. 
Obereifenhaufen 42. 410. Oberolm 43. 485. Olenbach 57. 
Obererlenbach 467. Oberoftern 348. Dlfen 323. 


Obereſchbach 467. Oberraidelbach, ſ. Raidelb. Offener Höfe 339. 


Regifter. 


555 


= 


Sppelshaufen(Neuhof) 165. Pfalzhof, f. Dorndieler Hof. Primogenitur-Orbnung2b- 


Oppenbeim44.100.507.94. Pfalzwiebelsbach 857. 
Oppenrod 42. 386. Pfannmühle 446. 
Oppermühle 397. Pfarreien 187. 
Dppershofen 429. Pfarrer 233. 

Orden u. Ehrenzeihen 200. Pfarrmühle 416. 
Ordinariat, bifchöfl. 234. Pfebdersheim 44. 530. 
Orte, die 64. Pfeffermühle 287. 

Orkel 514. Pfeifersmühle 408. 
Drleshaufen 418. Pferbeftand 108. 
Ortenberg 455. 98. Pferdezucht 107. 
Ortenrod 397. Pferdsbach 42. 438. 419. 
Ortsbürger 209. Pferf, Die 58. 64. 
Ortseinnehmer 256. Pfiffligheim 530. 
Ortögerichte 212. Pfingftmühle 443. 
Ortsſchulvorſtand 236. Pfirsbach 326. 
Ortsvorſtand 230. 210. Pfirſchberg 40. 
Ortspolizey 211. Pflangenreih 94 ff. 
Dfengartenmiüble 529. Bfordt 135. 444. 
Dffenheim 42. 429. Pfortmiühle 487. 
Oftenburg 498. Pfrimm, die 58. 
Oſterfeld 402. Pfungftaht 268. 40. 
Dftern, ſ. O. u. U.-Oftern. Philipp der Großm. 17f. 
Oſtheim 429. Philipp v. Rbeinfele 19. 
Oſthofen 44. 93. 101. 529. Bhilippsed 426. 
Otterbach 398. Philippseich 368. 
Otterſtadt 328. Philippsmühle 456. 
Dttilienmühle 288. 
Dtto I. 15. 

Otto ber Schütz 15. 


Bewohner 114. 


Otzberg 40. 808. brüche 68. 92. 

Pipi, Kälberteicherwärth 
Päuſchermühle 445. 512. 
Papiergeld 162. Birrmühle 379. 
Bartenbeim 514. Plackenhof, ſ. Johannishof. 


Parzellen 36. 
Patershauſen 361. 
Peinmühle 386. 
Perſönlicher Stand 146. 
Perſonalſteuer 250. 
Petersaue 484. 
Petersberg 44. 484. 495. 
Petershain 460. 
Petershain (Hainer Hof) 
437 


Petersmilhle 439, 
Peterswörth 329. 
Betterweil 467. 
BPfälzerhöfe 355. 
Pfälzerhof 348. 
Pfälzerwörth 329. 
BPfaffenbeerfurth 348. 
Pfaffenhofen 506. 
Pfaffenfchwabenbeim 44. 
49 


95. 
Pfablaraben 4. 
Pfablhecke 5. 


Planig 44. 496. 

Plattenbof 329. 
feitersbeim 44. 496. 

Pletſchmühle 394. 424.483. 
441. 

Plodenmübhle 412. 

Plutoniſche Bildungen 67. 

Pochmühle 406. 

Pohlgöns 42. 429. 

Pohlheim 469. 

Polizeigewalt 198. 

PBommermiübhle 509. 

Popfenheim 329. 

Poppenmübhle 497. 

Porphyr 67. 

Porftein 297. 

Poft 159. 

Poftbehörden 222. 

Predigerjeminar 168. 

vd. Pretlack'ſche Meierei 
306. 

Priefterjeminar 168. 


Phyſiſche Befchaffenheit der 
Phonolith und Phonolith- 


Privilegien der Landgrafen 


von Heflen 25. 
Producte 81. des Mineral- 
reichs 81. Des Pflanzen- 
reichs 94. bes Thier- 
reichs 104. 
Proteftanten 110. 112. 
Proviantanftalt 268. 
Provinzialftraßen 158. 
Prozeſſe 183. 
Prüfungs-Commiffton für 
das Cameralfach 252. 
für d. Regierungsfach 2c. 
224. 
Pulvermagazine nebſtWoh⸗ 
nungen 283. 
Pulvermühle 285. 378. 


Quatelbach, in der 292. 
Dued 444, 
Duedborn 436. 
Duedborner Mühle 438. 
Ouedfilber 82. 
Duellentemperatur im Vo⸗ 
gelsberg 80. 
Duotshaufen 410. 


abbinate in Starkenb. 
273. in Oberheſſen 370. 
in Rheinhefien 475. 
Rabbinen 234. 
Rabenau 435. 
Kabertshaufen 456. 
Rachelshauſen 42. 410. 
Radheim 313. 
Radmühl, 444. 
Rahnsmühle 486. 
Raibach 313. 356. 
Raibacher Hammer 87, 
Rai⸗Breitenbach (Raibach) 


356. 
Raidelbach 297. 
Rain, unterm 402. 
Rainmühle 424. 
Rainrod 462. 398. 
Rambach 458. 
Rammelsmühle 471. 
Ranſtadt 42. 97. 456. 
Ranzenmühle 386. 
Rappelmühle 464. 
Rath 490. 
Raubach 324. 
Rauchenaue 829. 
Rauenthal 489. 
Raufenmible 516. 
Raumüble 286. 


556 Regifter. 


Raunheim 331. — Hof und Rochuscapelle 500. 
Raumiefenmühlen 316. Mühle 396. Rodelshaufen 397. 
Realſchulen 166. 235. MNettungsanftalten für fitl. Rodenberg 429. 
Nebgeshain 42. 80. 462. verwahrl. Kinder 179. Rodau, bie 58. 





Rechberg 447. Reuters 444. Rodan 299. 314. 
echenmüßle 487. Rhein 58. 155. Rodaubach, bie 58. 
Rechtsweſen 239. Nheinbett 55. Rodenbach, bie 57. 
Necrutivung 114. Nheinbürkheim 530. Robenba 468. 
Beebbigbaufen "nein Eifen- Rbeinblireimer Fahrt Webenfein, Schlofruine 
hammer 87. 410; 305. 
Negalien 250. Aheiuburchfich 9. 512, —* ſau 10. 
Regierungen für Landes- ——— 54.55. 71. 72. wenn. aut b. Bieber 386. 
theile 27. 74. 118. Rodheim an d. Horloff 456. 
Rehbach 40. 324. Rheinfelben 338. Robheim wor ber Höhe 168. 
Rehbach 514. Rheinfelder Hof 96. Rodheimer Hof 425. 
Rehbacher Hof 324. Rheinhans 512. Nödchen 42. 93. 387. 
Nehborn 453. Rheinheflen 38.71.72. 76. Röddyen, Hof 407. 
Neibertenrob 398. 100. 126. 473. Rödelheim 96. 93. 468. 
Neichelsheim 40. 106.348. ReinifhenSchichtenfotem gi Römer in Heflen ı. 
Neichelsheimer Hof 349. 71. Römershaufen 410. 
Reichenbach, die 58. Rheinfchang 335. Nömerthal 481. 
Reienbad 297. Reinihifehrte> Afetu- —* — 405. 


Neichenberg 348. rang es 456. 
Neichenberger Forf 317. Aehntifffahetegeblifren u bach a.b.erfpreji0. 
Neichenberger Korftb. 349. 258. 

Reichersberg 42. 53. Nheinüberfahrt- Stations- oda 42. 96. 419. 








Reichlos 444, haus 525. Rohrbach 349. 
Reihsforfte 10. Nheinzollgericht 2a. Nobrbacd 349. 
Reichspaluſte 10. Nhoda, ſ. Rödden. Rohrhaus am ber Aepfel- 
Neiheftädte 10. Rbodenburg 466. badbrüde 287. 
Reimberts 446. Richen 314. Rommelaufen 453. 469. 
Reimenrod 398. Richthof 447. RommersheimerMübles16 
Reinhäufer Hof, |. Weiß- Nieb, das 56. 118. 274. Romrob 398. 532. 
müßle. Riebefel, die v., 145. 584. Ronneburg 42. 96. 419. 
Reinhardshain 42. 436. Riedhauſen 329, Roſenbacher Höfe 539. 
Reinbeim 40. 318. NRiebmühle 428. 468. 453. Rofengarten, Kupferbetg - 
Neiningshanfen 359. 424. 490. 5id. werfu. Zechenhaus 
Reiſenkreuz 324. Riefenfäule, die 298. Nofengarten, zum 336. 
Reißdorf 396. Rilusbruchmühle 472. Rojenmühle 284. 
Reistirchen 42. 386. Rimbach 445, Roffelmüble 397. 
Reißen 349. Rimbach 40. 96. 349. Roßhbach, die 58. 
Reigenmühle 436. Rimhorn 856. Roßbach (a. D.) 400. 
Religionsverſchiedenheit Nimlos 445 Roßbach, Ber 403. 411. 
184. Nünmels 446. NRopbad 410. 
Rembrliden 369. Rinderbügen 42. 419. Roßbad (Kr. Erbach) 324. 
Nemfteinsmühle 522.  Ninderbüger Hof 419. Nofberg 40. 
Rendel 468. Rindemähle 385. Roßdorf 287. 
Rennberg 42. Nindviebzucht 106. Roßdorfer Forfthaus, |. 
Rennertehaufen 410. Ningauerdofu. Mühle356. Befjunger Forftbaus. 
Rentämter 260. in Star Ringelsbaufen 456. Roth 411. 82. 
tenb. 273. inOberh.370. Ringwäle 3. Notbenberg 324. 
in Rheinh. 474. Rinnenwörth 335. Rothe Warte 362. 
Rentenanftalt 175. Riſtenberg 394. Rother Thaler 411. 
Renzendorf 398. Nigenhain 468. geumäbıe 460. 
Reps 102. Rittſchlich 325. 


* Schütt 385, 
Repsgrund 348. Rirfeld 445. Rotbwild 105. 
Reptilien 105. Rodusberg 500. Nudelsheim 512, 


Regiſter. 567 


Rudelsheimer Hof 518. Sauerſchwabenheim 44. Schlitz 42. 135. 446. 


Rudlos 445. 506. Schlitz, die 64. 65. 
Rudolfshauſen 486. Saugraben 465. Schlitzer Land 374. 535. 
Rüben 99. Schaafheim 314. Schligmühle 442. 
Rübenmühle 498. Schaafhof 439. 354. Schlößchesmühle 332. _ 
Rüchenbach 411. —28 407. Schlöſſersmühle 406. 
Rückenhauſen 463. aafskirche 454. Saglotithenftadt, ſ. Ilben⸗ 
Rückenmühle 288. Schaafzucht 107. 
Rüdingshain 462. — 887. Shiofmühfe 286. 528. 
Rüdingshanſen 437. Shabenmühle 531. 861. 531. 
Aülfenrod 399, Schachenmühle (Speng Schloßnaujes 357. 
Sellin 332, lersmühle) 2885. Schlottermuͤhle 510. 
Rüſſelsheimer Mark 332. Schachenmühlen (3) 286. Schmalbeerbady 299. 
KRüftermühle 527. Schabed 347, Schmalmübhle 306. 
—— 395. Schabenbad 899. © meihmüble 287. 
Ruhlhauſen 451. Schadges 445. Samelzmüble 312. 406; 
Rumpelsburg 454. Schafhauſen 487. 429. 

Runzhauſen 411. - Schallersmühle 297. Schmidtsruhe 320. 
Rupertskloſter 500. < altsbach 442. Scmiebmähle 486. 
Ruppertenrod 42,437.80. Schannebadh 349. - Schmitte, die 387. 
Ruppertsburg 42. 462. Sgannebe er Thal 338. Schmitten 462. 
Authharbshaufen 461. Schanzenmühle 355; 509. Schmitthof 396. 434. 
Auttershaufen mit Kirch⸗ Zxatthe 348. Schmittlotheim 472. 

berg 387. Scharrmühle 468. Schmittmühle 468. 

Scheibelshof 400. Schmittshaufen 96. 512. 
Saufen 437. Sceibenmühle sıı. . Schmittsmühle 407. 
Saaſenhof 444. Sceivemühle 382.  - Schnadenmäbhle, |. Dau⸗ 
Sadpfeife 42. 58. * Scellenmühle 527. mijches Haus 308. 
Sänddhen 513. en 42. Schneemüuhle 307. - 
Säuerlinge 92. . Scellnhof 463. Schneidersmühle 283. 
Salinen 87. Scherſchain 441. 440. Schnellarts 40. 305. 353. 
Salmöhütte 325. Scheuer 471. Schneppenhaufen 287. 
Salz 445. - Sceuerberg 349. 346. Schnorrenbadh 350. 346. 
Salzbach, die 58. Scheuermühle 471. Schöllenbach 324. 
Salzböthe, die 58. 64. Säieiergefteine 71. Schönauer Hof 96. 332. 
Salze 87. Schifffahrt 155. . Saänberg nebft Schloß 
Satzhaufen 78.88. 90.456. Schiffenberg 42. 378. 299. 
Salzmagazinsverwaltun- Schimbach 349. - Schönberg (a. O.) 452. 

gen 273. 370. 475. Schimmelshütte 823. . Schönberger Thal 48. 
Salzregieverwaltung 257. Schimbsheim 515. Schönborn 433. 
Sammthofgericht 25. 26. —— 427.397.385. Schönbornsmühle 514. 
Sand 68. 69. Schlappermühle 166. Schönfeld 365. 

Sandaue, ſ. Altenfand. Sctarpenmühte 498. Schönhaufen 451. 
Sandbach, die 57. 58. Säledhientegen 445. Schönnen 324. 

Saudbach 536. Schleihmühle 525. Schornsheim 44. 515. 
Sandhof 504. 414. E leiersbach, die 88. Schotten, Kreis 458. 
Sandhof nebſt Mühle 524. Schleiersbach 806. Schotten 42.458. 106. 149. 
Sandlofs 445. 582. Schleifberg, am 294. 152, 

Sandmühle 296. 497.409. Schleifelder Hof 97. 460. Schränzer 424. 

394. 504, Scleifmühle 283. 285. Schreinersmühle 461. 
Saudſtein 69. 70. #96. 524. 528.361.403. Schrimpfiſche Aue 333. 
Sandſteinbrüche 9. Shütenrain 389, 
Sandwörth 294. —2 Kr. Lindenf.) Shulbezirte in Starkenb. 
Sandwogbrücke 827. 273. in Oberh. 370. in 
Sanitätspflege 228. 2 (Kr. Dieburg) Rheinh. 475. 

Saſſen 439. Schulen 166. 
Saubuche 324. Schtiersad (Kr. Bok.) 411.0. Schuler’iher Hof 325. 


558 Regifter. 
























Säulleiner · Semiaarien Sichenhauſen 462. Staatsansgaben 251. 
Sidenborf 446. Staatsbürger 203. 
GSänliehrer -Wittwentaffe Siseniofen 315. Staatödiener 207. 110. 
237. 172. Sidenhofer Müble 315. 112. 
Schufterwörtb 329. Siebenaborn 42: Staatseinnahmen 249 
Scwabenmüble 495. Siebelsbrunn 350. Staatsgewalt 199. 
Schwabentod 399. Siefersheim 44.49 Staatsoberhaupt 195. 
Schwabsburg 515. Siegfrienshrunnen . Staatöpapiere 162. 
Schwabenteihsmähle 451. SiegmundshänferHöfers3. er 
Schwalbenmüble 388. lee 82. Staateredpt 24 
Schwalbenneft 347. Silberg 411. 84. Staatsjhuld 258, 
Schwalheimer Hof, fiehe Siljbrunnen 466. Staatsihulden- Tilgungs- 
Grinfchwalhein. Simmersbadh 42. 411. tafie 254. 
Schwalm, die 64, 68. Sinfersbaufen 411. Staatsjtraßen 157. 
Schwanheim 299, 40,  Sinnershans 331. Staatsunterjtügnngstafie 
Schwarz 399. Sironabad 514. 94, 238. 536. 
Schwarzbad, die 57. Sitten 116 ff. 584. Staatsverfafjung 194. 
Schwarzwild 105, Sittlihe Culiur 170.586. Staatsverwaltung 217. 
Schwebenfäule 329. Södel 430. Stadeden 485. 
Schwefelquellen 93. Sörgenlod 485. Staderjiatt 286. 
Schweinezudt 108, Seine, Birken und Gra- Stabtbewohner 110. 112. 
Schwidartshaufen 458. fen Stabtgerichte, ſ. Laudger. 
Sconeberg 480. Solms! — (Hedorf). Städte in Heſſen 12.112, 
Sedenrain 351. Sommermühlen 434. Stänbeverfanunfung 213. 
Sedmauern 867. Sonderbad 338. Stundeverſchiedenheit 143. 
Seebad, die 58, Sonntagsjhule 168. Stabthäufer Mühle 303. 
Seegerhof 302, Sorge 96. 391. Stärtmühle 530. 
Seeheim 299. Sorger Mühle 379. Staffel 300. 
Seehof 341. 338. Spadhbrüden 40, 315.  Stallentandel, auf dem söt. 
Seemenbach, 58. Spannweit 341. Stammgeftät 107. 
Seemühle 427. 381. Sparkaffen 17% Stammheim 42. 469. 
Seibelsbad 404. Sparrmüble 516. Stanbeöherrn 2 4. 
Seidenbach 350. Spagenmühle 510. Stangenrod 42. 4; 
Seidenbuch (Glashütte) 40. Spehtbach, in der 351. Starkenburg, Provinz 271. 
350. Spedenmühle 445. 38. 538. 
Seidezucht 150, Speiermühle 471. Starkenburg, Schloßruiue 
Seifenmühle 434. Speßharbt 342, 40. 334. 101. 
Seilfurt 332. Spiesheim 515. Staufenberg 387. 
Selgenhof 463. Spießmiühle 446. Stedelsberg, aufdem 344. 
Seligenftabt 40. 863. Spindelfteine 9 Stebeveld 448. 
Sellnrod 462. Spinnerei 149. Stegmüple 495. 306. 
Seiters 42. 456. Spigaltheim 40.809.  SteigertS, ber obere u. un 
Selterfer Mühle 456. Spitenmilble 395. tere (Koblberg) 299. 300. 
Selze, die 58. Spitmühle 3 Steinach 57. 
Seljen 515. Sponsheim 506. Steinau 315. 
Seljer Mühle 515. Sponsheimer Mühle 506, Steinbad, die 58. 
Seljenmühle 504. Sportenheimer Hof 505. Steinbad) (Kr. Erbach) 324. 
Selzmiüble 502. Sprade 116. 536. Steindad) (Kr. Vilbel) 469. 
Scj-Thal 54. Sprendlingen 40. 364. Steinbach (Kr.Gießen)387. 
Semd 315. Sprendlingen und St. Jo- Steinbad (a. ©. 461. 
Semberbadh 58. bann 44, 496. Steinsag (Kr. Lindenf.) 
Sengesmühle 460. Spreth, ber 411. 350. 
Sensjelden, Hof 238. Spudenmüble 427. Steinberg, ber 427. 
Sengfelder Mühle 238. Staaden 42. 92. 430. Steinberg 388. 
Sensmühle 365. Staat 194. Steinberg 456. 
Sericit 71. Staatsangehörige 203. Steinbodenyeim +4. 497. 
Serpentin 67. Staatsardio 221. Steinbeile 436. 


> Ai sun 


Webersmühle, ſ. Bauers⸗ 317, n Wimpfe ener Forſthezirl ass. 
Ka rn de 57.61. Miniberg dor, 
ing, Wechſelver · Ben mie a Wuttünle Sof Hof 44. 96, 
Wedesheim 431. Be 48. ai im 496. 
Wedmannshaufen 391, jer, die 64. Windhauſen 43. 80. 400. 
Webbenberg 43. Weſterhãuſer „Hof ® Windhof 383. 429, 
Wedelgraben 58. Veithofen 44. 96. 531. Winede 502. 

Wedereiba 371, _ Weſtphaliſcher Hof 384. Wingarteiba 10. 
Wehnerts 444, ter, die 58, Wingerod 400. 


infel 34 — 371. 71.72, 78. Wingerspaufen 43. 468, 
zollbaus 988. 5 Siıyeteniie 486, 
— 487, Hehkeraner Grafencolleg Wintel 351 


Weidaſſermilhle, bie obere 378. Wintelbach 57. 

und untere 490. Wetterfeld 464, Winlels (e 359, 
Weidenhauſen 412, Wettergau 10. Winkler Aue 502. 
Weibenmühle 517, 526. Wetterquelle 49. Winnerod 437, 

9.494. 456. 979. Wettſaaſen 437, Winterberg 441, 

eibmous 447. — 96. 431, Wintered 504. 
Beidmühle 460. Wiebelsbach bei Hering Winterfaften 951. 
Beifenbad) 412, ET ) 357. Winternühle 361. 
Weiher 351. Wiebelsbad; bei &i im 517. 
Weiherhof 424. 333. IB — i 422. 
Weilerhof 291. Wiedermus, f. Altwie 4 458, 
Weilerhügel 291. Wiesbach, die 58. 947. 

Wein 100 ff. 533. 54. Bes 
Weinheim 497. Ricfed, die 58, 64. im 468. 
Weinolsheim 516. Wiejed 388, F ftömethoden 96, 
Weinsheim 581. Wiejeder Mühle 388: fen‘ tl. Bereine 170. 
Weifenaundd, 486. Biefen! 412. 1 Sammlun · 
Weidlirchen 365. 284. 485. 169, 

Weißtraut 99. 462.444. 412, 380.348, jelsheim 431. 
Weißmühle 287.517.522.° 530. “  Wißberg 496. 513. 

493. 456. 442. 382.  Wiejenftein 498, Wittwencaffen 171. 
BWeitengefäß 325. Biejenthal 331. Wirhauſen 288, 
BWeitershain 437. Wiesoppenheim 531. — ſ. Wehrzoll- 
Weitersbauſen 456. Wildbahn, im ber 338. haus 
Weiterftadt 287. 40. nen 0. ae 108. 

Weitendorf 394. — 481. 
Belgesbeim 497, A ſtein 44. 498. 
Belersbäujer Hof 388. an 488. 


Belihmühle 390, 
ER 58, 





Wembad), die 58. 
Bembad 316. 
Wembacher Hütte 317. nung 3 Wobnbag 431, 
Bendelinuscapelle 481. Bibeln elm I, u. DI. 17. Wohnfeld 404. 
859. 364, Wühefn von Caffel 19. Bull 420. 
Wenpelsheim 498. Willina 440. BVolfenmiühle 398, 
Venings 96. 420. Willofe 447. ° Wolferbof 352. . 
— 64. ee aan A ® 448, 
erbamübfe 390. ertsmlibfe 308. gen 
Beruerifges Srofenpaus Wilsbac) ——— — > 
ol Jagdſe 
Beriersmüßfe 438. 897. Sa au Bag 4. 
ee 
EN Ihre Wunpfen im Thal 307. 44. 517, 
Walterd Hefien. 36 ' J