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Full text of "Das Herrn von Loen gesammlete kleine Schriften:"

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MM: 
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Des m 
Herrn von Loen 


geſammlete 


eine Schriften: 


Beſorgt und draucgegeden 


von 
J. C. Schneidern. | 
Dritter Theil, 


— 
— es on 








. WERE, Kavfert. Königl. PobIn, s und € —7 
— Pi ⸗ —— ——— — je 


R Frankfurt und geipsig. 


we finden bey Pbiipn Heinrich —— r751. 


. 


KDSESESE), 


HARVARD 





Ir SRAMS NZ von GOttes Gnaden Er 

wehite oͤmiſcher Kayſer zu allen Zeiten Meh⸗ 

rer des Reichö,in Germanien, und zu Jeruſalem 

Koͤuig, 99 zu Bothringen und Bat, Sroß-Heriog zu 

| —— En ir Nomendyh Graf 

enjleim,zc.ic ee mit dieſem Brief, 

= hun Fund alermänniglich, — —9 — can Dat 
hy tagen de Unſer und des Heil, Reiche» Stadt Frands 

rthaͤnigkeit jun vernehmen gegeben, was malen Ge 

ob. * bon sefammiete Heine Schriften in odtave 
‚ediren angefangen hätte; mitunterthänigfer Bitte, wir zu 

pe rien —— dlicheu Nachdruck⸗ — 












um auf zehen Jahr uͤberg 

ihme zu ertheilen anädiaft geruben wolten; Bann wir ya 
Adiglich angefehen Il angebeutete jiemliche Bitte , auch die 
en, Fe und Arbeit, jo bey gemeldten Schriften anzu⸗ 

wenden fepnd ; So haben Wirihme bie Gnad gethan, und Fr 
—— auch ſolches hiermit wiſſentlich in Kraft difes 
Be 48 und dergeſtalten, daß Eingangs ernannter Philipp 
tterobgedachte Joh. Michaels von Loen geſammle⸗ 
Be rifftei in offenen Druck — bin und 
wieder ausgeben,feilhaben,und verfauten laſſen möne auch ihm 
Biss niemand obue feinen Conſeus, Miffen und Willen innere 
denen naͤchſten gehen Jahren von dato dieſes Briefeg anu⸗ 
pe Roͤm. Reich nicht nachdrucken , und verkauffen 
> € ‚ weber in dieſem noch anderen Format , unter was gefuchten 
Schein bad immer seicheht enmögte. Undgebietendaraufaller 
und jeden Unſern un eil. Neichs Unterthanen und Ges 
zrenen ‚, injonderheitaberallen Buchft —* Buchdruckern, 

ehhändlern, Buchbinderen und Buchverfäuffern bey Poen s. 
Marc iötbigen Golds, die ein jeder , jo oft er frewentlich biertir 
od Uns balb.inumnfere Kapferliche Cummer, und den ans 
Iben Theil ——— Philipp 9 einrich Hutter oder 
—* Erben und Nachkommen ohnna aan iu bezahlen ber⸗ 
llen ai fi ———— eruſt lich und wollen, daß ihr noch einiger 
elbſt oder jemand von Euertwegen, obangeregte 
Erin —* ben beſtimmten jehen Jahren nicht nach⸗ 
drucker, diftrahiret, feilhabet, umtraget oder verkauffet, noch 
auch folches anderen zu thun geftattet,in feine Weiß noch Weeg, 
alles bey Dermendung Unjerer Kapferl, Unanade, und obbes 
Straf der fuͤnf Marck 1dEhig en Boldes ‚auch Berlich« 
lben Enren Drucks, den viel — utter md deſſen 
Erben, ederen Befehlshaber, mit Huͤlf und Zůthun eines jehen 
Orts Obrigkeit, wo fie dergleichen ben euch und einem jeden fin⸗ 
ben würden ,aljo aleich aus einenem Bewalt.oder Verhinderung 
iglichs zu fich nehmen , und damit nach ihren Gefallen, 
haudlen und thun erg Jedoch folle er Philipp Heinrich Hut⸗ 
ter 5. Exemplaria bep Verſuf diefer Unfer Kanferl- Freyheit zu 
Anferm Kaferl, Neiche-s; iR ethautlefern, und diefes Privi- 
voran drucken zu laifen ‚ ſchuldig und gehalten jerm. Mit 
Nfund dieſte Brieföbefisgekt * —— Kayſerl. au eoruds 





— — —— — — — — — —— 


537 ES ee —2 u 
—— PB, ——— — * — — ts 


ten Se Inñietel⸗ dor geben ißt zu 


en —8 
Atmo iegeniepehunnbere GERT [needs NS 


— EN 3 A (L. 
Vi. R.J. Braf yon Ealoredo, mppria -. - 
— ‘ Ad Mandatum Sae. Cæſ. Majeſt. proprium-⸗ 


‚I. J. Hayeck von Waldſtaͤtten, mppria⸗ 


Er Alter-Durchleuchtiafte, Großmaͤchtig ſte 


| Fuͤrſt und Hert; Herr Friederich Auzuſt Koͤnigin 
Vohlend es Heil. Roͤm Reichs Erz Marſchall und 


Churſuͤrſt zu Sal 


en. auch Burggkaf zu Magdeburg ꝛtc. 


hat auhilippHeinrichNutters, Buchhandlers inFrankfurt am 


Mapıt,bejcgebenes ungerehäuigites Anfuchen,guädigfi bewiliget 


daß er des von Zoens gefanmlete Fleine Schrifften unter hoͤchſt⸗ 
gedachterKouigl. Ma ſeſt, unde hurfürſtl. Durchl. privilegio dru⸗ 
Ain iaffen und fuͤhren moͤgen, versefialt,daf in Dero Turfir 


kenthum Sachen, d 
kein Buchyandler , 


eilelben incorporirten Landen nnd Stiſtern 
noch Drucker oberwehntes Buch) in denen 


uächfien , von uttzenigefegten dato au Jehen Jahren, bey Berkufk 
aller nachgedrudten E emplarign und ben dreyßig Rheiniſchen 
Golden Straſe, welche denn zur Helfte der Röniol. Reut⸗ 
Fammer, der audere halbe Sheilaber ihm, Huttern verfallen, 

“ mehernachbruckennoch auch.dadaflelve anandernOrten gedru⸗ 
cher wäre, darinnen verfanffen und verhandeln, worgegen ee 
wichraemeldtes Buch fleißig corrigirelt aufszterlichiie drucken 
undaut weiß Pappier darzu nehmen zu laſſen, auch fo oft es auf⸗ 
aelegei w ird,vonjedem Druck und Format zwauzig Exemplaria it ’ 
SeMonidl. Maſeſt. ——— ‚Durchl-Ober;Confiltoriums 


ene es verkauft wird 


‚auf feine Koften einzufchiden jchuldig und 


tif privilegium niemanden ohne böchfigedachter Sr. Koͤnigl⸗ 
MRa eſt und Ehurfürkl. Durchl. Vorwiſſen und Einwilligun 


9 
defen jemand zuwi 


zu cediren befugt jeon ſoll; Geſalt er ben jolchem privilegio ‚au 
die bewillinteseben Jahr geſchuͤtzet und aebandhaber , auch » da 


der handeln, under um Execution deſſelben 


anſuchen wlirde ſoſches ins Werck gerichtet ud die geſetzte Stra⸗ 
s eingebracht werdenfoll; Jedech daß er; und war, hen Verluſt 
es privilegsi, laͤngſt eſts bin en Jahres⸗Friſt beu Druck su Stans 
de bringe, und ſowohl von ſeziger als auch von ſeder kuͤnftigen 
fenen Auflage die obengeſeßzte Auzahl der Exemplarien richtig 
fiefere; Immttelſt, und zu Urkund deſſen iſt dieſer Schein ‚bis 


das Uriganal-priyil 


egium ausaeferfiget.merden Fan, und ſtatt 


beif elsen,inSr.Königl.Maj,.und Ehurf. Durchl. Kirchen⸗ Rath 
und DdersConfiftorio unterfchrieben und befienelt, ausgeſtellet 
orden, welchen er durch den beftallten Bleher⸗ lnſhectorn 
Ehriftin Eruß Haubalten, denen uchhändlern zu inſinuiren / 
wiedeinenfalls die Infinuarion Bor null und nichtig erfannt wem 


den ſoll. So geſche 
—* 


ben zu Dreß den am 16 Nov, Anno 1730, 
2.8. &rafvon Holzendorf. 
Chriſtian Friedrich Sancher 8 


Durchlaucktigften Firſtin und 


Frauen, 


ERAUENR 


Charlotte Amalie, 


vermaͤhlten Herzogin 


| zu Sachfen, Juͤlich, Cleve und Berg, 


auch Engern und Weſtphalen, , Landgräfin zu 


Thuͤringen, Marggräfin zuMeiffen, Gefürfte - 


ten Gräfin zu Henneberg, Gräfin zu der 
Marek und Ravensberg, Frauen zu 
Ravenſtein, 


Gebohrnen Landgraͤfin zu Heſſen, Fuͤrſtin zu 
Heröfeld, Graͤfin zu Catzenellenbogen, Dietz, Ziegen: 


hayn, Nidda, Schaumburg und Hanau, auch Sayn 


und Wittgenſtein xe. ꝛtc. 


Meiner gnaͤdigſten Herzogin 
und Frauen. 


3 Durch⸗ 





€ 


Durilandighe Se, 


Guidiche Denen a und 
| Frau, | | 






w. Socfürkt, Durchl. 
dieſe Schrifften unterthaͤ⸗ 
nigſt zu zueignen und Dero hohen 
Nahmen denſelben vorzuſetzen, 

bin ich durch die ausnehmende 
Gnade aufgemuntert worden, mit 
welcher deroſelben Durchlauchtig⸗ 


ſter Herr Gemahlden erſten Theil 


davon vor zwey Jahren aufzu⸗ 
nehmen ſich huldreichſt haben ge⸗ 


ſallen laſſen. Ich habe geglaubt / 


daß dieſer neue Theil niemanden 
virdiger gewidmet werden koͤnte⸗ 


8 


Fr NOIR CARRIER 





fes groſſen Fürften, weldye Gott 


und die Ratur demſelhen gg er⸗ 
habenen Tugenden und wahrhaff⸗ 
tig fuͤrſtlichen Eigenſchafſten voll: 
- Tommen gleich gemacht und darzu 
auserwehlet haben, Das Hergog⸗ 





lich⸗Sachſen⸗Meinungiſche Hauß 


zu ſegnen und deſſen Lande mit 
neuer Wonne zu erfuͤllen 


Eine Vermaͤhlung, weiche f 


vie Heil und 0 viel Freuden 


nach ‚fid) gezogen, ja, welche 
‚Die: Gemuͤther aller redlichen 
Diener. dieſes hochfuͤrſtlichen 
Hauſes frolocken gemacht hat, 
darf auch itzo noch von mir eh⸗ 
rerbiethigſt verehrt werden; und 


die Zueignung dieſer Schrifften | 


hat 


R 


‘1 bar (hie dieſe tiefffde Bereheüng | 


:f öffentlich an den Tag zu Segen, 


das ficherfte Mittel an die Hanb 
3 geben geſchienen. 


Ew. Hochfuͤrſtl. Durchl. 


Bitte ich Demnach unterthänialt, 
Roͤchſt⸗Dieſelben „wollen folche 
- nad) dero angebohrnen Groß: 


v ee ns — ee — — — — 
+ 
* 


muth und Gnade außunehmen 
gnaͤdigſt geruhen, und deni innig⸗ 
ſten Trieb meiner demuͤthigſten 
Verehrung gegen das ganze Hoch⸗ 
fuͤrſtliche Hauß insbeſondere aber 


gegeuw. Hochfuͤrſtl. Durchl. 


ungemeine Zugenben in bochfien 
Snaden anfeben. . Ä 


Ich bitte Gott, daß erdero Leben | 
mit einem Uberfluß von Gluͤckſee⸗ 


XS. App. 


ugghkeiten, miteiner langen Daueer 
und mit dem reichſten Seegenver⸗ 
herrlichen und Dero beglüdter« 
Wohlſtand eine Quelle des Ver⸗ 
gnuͤgens, der Ruhe und des Flores 
der hochfuͤrſtl Sachſen⸗Meinun⸗ 
giſchen Lande ſeyn laſſen wolle. 

Unter ſolchen redlichſtenund treu⸗ 

ſten demuͤthigen Wuͤnſchen ver⸗ 
harte id) mit der tieifſten Verch⸗ 
zung, | 


Durchlauchtigſte veneun 
Ew. Hochfuͤrſt. Durchlaucht. 


| Meiner gnaͤdigſten Herzogin und Frauen | 


Ä unterthänigffer Knecht, 
dphilo Heinrich Hutter. 


PEEEELITERT TREREN 
E nee 5 


_ sgorheicht u 
des Herausgebers. 


Pr der. Ausgabe diefee dritten Theile 
der Heinen Schriften des Herrn 
don Loen, finde ich nichts weiter nöthig 
zu erinnern, als daß ſich noch recht vor⸗ 
 treflicher Stoff zu einem vierten Theil 
findet. Es wird derſelbe aus des Herrn 
Verfaſſers Briefen, aus deſſen Anmer⸗ 
ckungen auf ſeinen Reiſen und anderwaͤr⸗ 
tigen kleinen Aufſaͤtzen beſtehen. Und die 
gelehrte und artige Welt, welche nicht 
müde geworden iſt, fichandiefen kleinen 
Schriften bisher zu ergetzen, wird gewiß 
weder über gegenwaͤrtigen noch kuͤnfti⸗ 
gen letztern Theil Aulaß au einem Eckel 
lxtommen. 





Son⸗ 


— 


Worbericht.· * 


Sonſteniſtte Gelchenheitdieſtodtle- 
| ten Theile zu errinnern, daß —— etz 
“auch in / der Sammlung ſeiger —* 
cken von Religions⸗ und Kirchen⸗Sa⸗ 
chen befinden. Zur Entſchuldigung die⸗ 
ſes Umſtandes muß ich melden, daß 
dieſe Abhandlungen bereite: abgedruckt 
geweſen find,che für noͤthig exachtet wor⸗ 
den iſt, einen beſondern Theil aus des 
Herrn von Loen Bedencken von. Reli: 
gtous⸗ und Kirchen⸗Sachen zu machen. 
Die doppelte· Bekanutmachung ihre 
ESchriften waͤr alſo wicht mehr Ai vers 
‚hindern. er 
. Was den werten und lethten Aha 
difer Sammlung beteift, fonabtdg 
Herr Verleger alle Antaatten dargu/ dat on 
derſelbe ohue gen wird. 


Beh he  Hreuttart in Waha— * 
at in der Djler and me. Sn 3J zn 


0 Der Serge, 


Verzeichniß 


der kleinen Schrifften, welche in dieſer 
Sammlung enthalten find. 


J. 

Don dem Alterthum und dem Nutzen der Bautun. 
Pag. 1. 

U. De variis Loeniorum Familiis antiquis æque ac mo · 
dernis Diſquiſitio brevis hiſtorica, 426. 
II, Das Mißvergnuͤgen. 40. 
IV. Epicuriſche Sitten Lehre die beſe. 4. 
V. Der Pyrrhoniſmus. - Ste 
VI. Erzählung der pyrrhoniſchen Hunde lurcht. 67. 
VII, Mittel wieder die Empfindlichkeit. 6, 
VIE, Die Rothwendigfeit wohl haußzuhalten. pe 
-IX. Die Wahl der beften Lebens⸗LArt. 27. 


x. Hoͤchſtbedenckliche Urſachen: Warum Lutheriſche und 
Reformirte in Fried und Einigkeit zuſammen hal⸗ 
ten und einerley Gottesdienſt pflegenfagen. 

XI. Vedencken vom Separatiſmo. 3164 

xIl. Der vernünftige Gottesdienſt nach defleichten 
Sehr: Art des Heylandes unterfucht bey Geht» 
genheit einiger an Ihro-Hochgräfliche En 


\ 


lan den Herrn Grafen don Zinzendorf ge 
richteten und von benenjelben beantrortuen 


KUN, Pie Dedenden von der Einfalt des Sl 


bens ineinem einzigen Glaudent · Airtickel. 241 

xV. "De Kaufınanns- Adel. 308. 
XVI. Die nertheidigte Sitten Lehre durch @rempeln 

ben Gelegenheit einer ſehr höflichen Erite 

‚über den redlichen Dann am Hof; anden 
wenlaud gelehrten Superintendenten 8 

| Memmingen Herrn Chriſt. Ehrhardt. 337. 
AV. Eigenſchafft eines groffen Geiſtes bey Gele 

genheit der kieinen Schrifften des Hertn von 

Voltaire. 401. 


XVIII. Zufaͤlige Gedancken über die Vriefe bes 


Herrn von Voltaire, Die Seele ber Menſchen 
und ber Thiere betreffend, 46 
AIX, Des Memmingiſchen Herrn Superintenden» 
ten Ehrhards Anmerdungen über den nor: 
bergebenden Brief. 41 
| a, Bon den Zwedlaͤmpffen. 48. 





Bon 


= IN Mr —— 8* — | mi RR. —9 
—— it 8 " =) ) 





Bon dem Alterthum und dem 
Mruten der Baukunſt (*). 


Se Bönigl maj vonpolen | 


ie Baukunſt ä jederzeit eine a 
& gung gröffer Leute. geweſen 

Thaldaͤer und die Eghpter, —— 
ter den ättehen Voͤlkern die. Kuͤnſte und Wiſſen⸗ 


am weiteſten — — ch richt 
IL, Theil das 


di dim 7 af € Gen. 
—— =, —— fie Die 








3.” LVondem Aberbum 


das th bas Schöne u Wahre in in di 
Baukunſt zu entdecken; ſie uͤbertrieben i 
* und verfielen auf das Srofle, P | 
tige ind Ungeheute. Die wunderbare ein⸗ 
und Sicſauien die Eghpter 
auf einandet thuͤrmeten, Yanke Stücke Selfeh, 
die Tie von einem Ort mit unbegreiflicher Wis 
he und Kunfl viele Meilen Wegs zubringen und 
als Capellen ausuhauen wufteh; ber ee ten 
ris; die. Grabmälerihrer Köni er. die Tempeln 
ihrer abſcheulichen —— ſſe eeitungeh, 
Thuͤrme, Mauren und Paltäfte: alles dieſes 
[md. war Denckmaͤler ihrer bis zur Aufferften 
efchweiffung getriebenen Baukunſt; fie jeigeh 
abet auch) zugleich noch Bon, ihrem vohen 
Ä darin bie Einrichtung und die 
Sn — 
€ nd hatten na 
Art ihrer — etwas —2— 


lenwerck 
Kine Mu am —**— und Nicht ir 









gekhoͤriger Weikung aus. einander gefegt : Mit 


einem Wort, das Schöne, das Feine, das 
Drbentiche ‚ Iarnten diefe fonfe —* —— 
Baukunſt noch nich: de J 

Di 





landbaumeiſterz Herrn höelmann, rerfertiget 
—— — und ten einer ‚Bosrebe bed Asien 
Zepingergärten } — 6 —ã—— ern 
‚heraus geben wol; ; allein das Wer f 
an Stande. " | 


mo d dem Yiusen ber Zaun 3 





en aan Kaum gentlich 
Eden — erften ind gröflen in 
dusſuͤndig Machen kann. Der Thurm bes Be 
us und Die ftöken Mauren diefer en | 

Stadt ; find nicht dasjenige, was Id) am mei⸗ 
Ten bewundere. Die Fühne Uinternehehunng 77 
we Weibes hatte alles, was man in der Baus 
—* der Alten groſſes und ſchoͤnes findet. Gar⸗ 
ten und 5 löffer in die Lufft zu bauen, heiffet 
Do, als ſich mit nergeblichen Anſchlaͤgen auf: 
Semitamis aber, oder wie andere wol⸗ 


em, die kiuge Amytis, des Nebucadnezars Ges 


—* hat die Sache moͤglich gemacht Sie 
Gewolber über einander Stufen⸗ 
ten, ſolche dben mit Kaͤtt ind Bley - 


Bahr, Da darquf Erde ſchuͤtten Baͤume pflan⸗ 
—— on — raͤchtige Dan 


t ben, Weich⸗ rt en Weib? 
ns Arbeit, ſolche sit nähe zu brine 


aA Da 





rs Um einigerinaffen ei Bin — 
altern Volcker zu 8 
—* — —— ded mediſchen K nigs 
—— die bergigte Waͤlder und die Gruͤ⸗ 
igt Ya —**— herum fanden ſich Ki 





u T. Yon dem Alterthum 


Der Tempel zu Jeruſalem, en David 
entworffen, und Salomon ausgeführet hatte, 
muß alle Gebäude des Alterthums an Erfirts 
dung, Schönheit und Pracht fo weit übertroß 
fen haben, als deſſen vortrefflicher Baumeiſter 
‚allen Königen an Verſtand und Weisheit und 
Reichthuͤmern überlegen war allein m... 

wi | Eben⸗ 





nicht; Es war ein flaches Land, voller Hartz und 
Suͤmpfe. Nebucadnesar, der ſo viele Schaͤtze und 
Reichthuͤmer beſaß, daß er alles im Stande war 
‚m unternehmen, was nur durch MWenſchen konnte 
ee gemacht werben ,, lied feiner Gemahlin 
zu Sefallen diefogenannte Sänggärten bauen. Der 
Mat, welcher dazu gewidmet wurde, beftund im 
einem Viereck zu vier hundert Schuhen auf jeder - 
. @eiten. Diefe Gärten waren nad) verihiedenen 
Erbhoͤhungen aufgeführet; fo, daß, die oberfte Der 
Stadtmauer gleich war. Dan flieg von einem 
Abſchnitt auf den andern. Das gange Gebäude 
ruhete auf groffen Schwibboͤgen, meldye über ein- 
“ ander aufgethürmet waren : Auf diefen Schwib⸗ 
Bögen lagen groſſe platte Steine, von ſechszehen 
Schuhen inder Lange und-vier in der Breite. Auf 
Diefen Steinen war ein mitvielem Hartz vermeng⸗ 
tes Rohr, foldjes bedeckten zwey Reihen von Zie⸗ 
geln, Die mit einer Art von Gips oder Kalck ver 
wahret waren; hierauf kamen endlich groffe Plate 
ten von Bley , auf weldye Die Erde gefchättet und - 
zu Meinen Luſtwaͤldern und Garten zubereitet wurde, 
Auf ſolche Weiſe fonnte Dad Waſſer durch Die ges - 
woͤlbte Gemaͤuer nicht durchdringen und dad ganze 
fo muhfam aufgeführte Gebäude ſchadhafft machen, 
Das Erdreich diefer Garten mar von la rn 


% 


und dem Nutzen der Baukunſt. - 
Foenboi unter einander su fügen , undallesmit 
einen Sierrathen , Koftbarkeiten und ‚Edel 
gefteinen zu behaͤngen, dürfte mit unferm heutis 
Kr Geſchmack nicht übereinfommen. ‘Die Art - 
su Fleiden. und Gebäude zu führen, gehöret 
unter die Dinge Die wir Moden nennen, und 
toelche öfters Feine wahre Schönheit haben, als 
daß fie etwas neues den Augen vorftellen. | 


Das fchöne Grabmahl zu Halicarnaf; in Ca⸗ 
tien, lies Die tugendhaffte Irtemiſia aufrichten, 
43— um 


21 





Tiefung daß auch Die groͤſten Baͤume darinnen Wur · 
zel ſaſſen und en konnten, Doch muflen wir 

Eichen und Lindenbaͤume vor⸗ 
flelen. Die babylomifche Gegenden brachten Der» 
gleichen nicht hervor. : Pomeranzen , Citronen⸗ 
eigen, Pappein und dergleichen, Die nicht viel. 


gen, und die mit einem rund son drey iß vier 
: Schuhen tief genug haben, Diefegmogten wohl ale. 


¶ Ven dem Aceebum 


tm dadurch heydes ihren verſtorbenen Gema 
800 ehelichen Treue ein immerwaͤhrend 






kmal zu ſtifften. Daffelbige hat etwas, 
Die Pracht mit eigem Grabmahl vereiniget, ohne, 
Daß man Dabey doch mehran jene, al an Diefeg 
ſcheinet gedacht zu haben, << 


Alerander der Groſſe war nicht weniger von 
der Liebe zu den Kuͤnſten und Wiſſenſchafften 
als yon der ſonderharen Ehrfucht eingenommen, 
sarı Alten Durch Waffen fich unterrofrffig za% 

vachen, Die prachtigen Mauren von Alexan⸗ 

ria und Die Candle „ welche er Dafelbft hatte 
führen laſſen, find_ungerweßliche Denkmäler 
pon den wichtigen "Bauunternehmungen dieſes 
berühmten Röniges, Was hätte diefer grofte 
Geiſt nicht erflich unternommen , wann er laͤn⸗ 
ger gelebet und die Frucht feiner Siege in Ruhe 
genoſſen hätte, 


Der hans den der egy⸗ 
Koͤnig —— Dhiladelphus vor der 
infahrt des alerandrinifchen Königs hatte ers 
bauen laffen , verherrlichte deſſen Kubm, fs 
yohl als bie von ihm angelegte Bibliothec, wels 
& für die fehönfte und zahfreichfie der alten 
Welt gehalten wurde, 


Alle dieſe vortreffliche Denkmäler der aͤlteſten 
Seiten reichten noch lange nicht an die Gebaude 
der Briechen. Diefen war eigentlich Die Ehre . 
vorbehalten , eine ſo ſtotze Kunſt zu ihrer wahs 

ren 


J 


und dem Ylusen der Baukunſt. ? 


yon Bollkommenheit zu bringen. Dieſe, wie ſie 
«sin allen ſchoͤnen Wiſſenſchafften am weiteſten 
brachten, jo wuſten fie auch Der Baukunſt durch 
ihre gefchiekte und natürliche Austheilung in Der 
ereinigung der Theile mit dem Ganzen ihre 
rechte Zierde und Annehmlichfeit beyzulegen. 


Jer Dianentennpelzu Ephes seiget ung davon ein 
hetlihes Mufter; den Soniern und Corin⸗ 


thiern haben wir ins befondere die Crfindungbes 
Khönen Säulenwerks zu danken, worzu hernach 


die Dorifehe und tofeanifche Ordnungen Famen, 
welche mit der zufammen gefeßten, Die fünf no 
fortährende Hauptorpaungen in der | 


ausmachen, _ 


Die Griechen hatten alſo am erften das Schoͤne 
und Feine in dieſer zur entdeckt und ihren Wachs 
fommen zum Mufter hinterlaffen. Don den 
Griechen kam die Baukunſt auf Die Roͤmer. Wie 
u Mom mit der Macht alle Künfte und 
Lsiffenfehaftten ſich vereinigten , 10 wurde 
auch daſelbſt die Baukunſt auf den hoͤchſten Gi⸗ 


ihrer Wollfommenheit gebracht, Ich will 
fagen, dafs die Römer Die Griechen indem 
einen kb undin der Riedlichkeit der Ge 
iude folten übertroffen haben ; fo viel aber ift 
—86 daß fie ihnen an Pracht und Gröffe der 
ude fo weit überlegen waren als an eich⸗ 
thümern und an Macht. 


Numa Pompilius gierte die Stadt mitpräche 
figeri Tempeln; Tarauaan Prifeus u’ A 
| 4 


je > —— 


eſelbe mit gr 
— us lies die ne, ——— 
re den Weg mach Ri⸗ 


—— = .. die Einzige Der Tri⸗ 
umphirer Defte anfehulicher und herrlicher Lau | 


- Der — aniſche Markt, welcher der ſhonfte 
latz des alten Roms war, hatte ſeine Pracht 
Kayſer Diefes Namens zu danken, welchen 
die Römer ihren beften Zürflen nannten. Bꝛie⸗ 
wohl fonf nur tugenähaffte und großmuͤthige 
Regenten ſich ein Ge e mit der Baukunſt 
und Denen Dahin lauffenden Wiſſenſchafften ze 
machen pfle = 0 hatte fich Doch nichts deſto⸗ 
weniger au ro darinnen hervor gethan, 
—— ib aber dabey nach feiner milden Art. 
Er feste Rom in ever und Flammen, um ſol⸗ 
cthes deſto ſchoͤner wieder auftubauen. | 


Die Zeit erſchien, da Nom feines Glames 
und feiner Prachts ſolte berauber werden. Es 
wurde ein blatiger Schauplatz von Eunpdrung 

gen, Mördereyen und innerlichen Kriegen. | Die 
böfen Sitten und barbarifche Wölfer , welche 
diefen vormals ſtolzen Kayſerſitz beberrichten 
vertrieben mit Deralten roͤmiſchen Tapferkeit auch 
die fchönen Kuͤnſte und Wiſſenſchafften. Alles 
verfiel in Aſche und Graus: Die beruͤhmteſten 
Denkmaͤler wurden unter Schutt und Stein⸗ 
hauffen vergraben. Eine allgemeine Finſterniß 
der Unwiſſenheit bedeckte darauf den gan 


und dem Yiusen der Baukunſt. 9 


Erdboden, bis endlich vor drey hundert Fahren, 
mit den ınehmenden Wiſſenſchafften, auch die 


Baukunſt wieder hervor gebracht wurde, und 
das alte Rom aus ſeiner Aſche, als ein andrer 
Phoͤnix wieder hervor kam. Gantz Italien wur ⸗ 
de mit neuen ——ã und praͤchtigen Pallaͤſten 
—8 deren Glanz und Schoͤnheit andre 
lker ur luͤcklichen Nachahmung bewegten. 
Ganz Teu a wurde mit herrlichen al⸗ 
Kiflen angefuͤllt, nachdem ung mit der roͤmiſchen 
Monarchie auch die Liebe zu den ſchoͤnen Kuͤn⸗ 
ſten und Wiſſenſchafften zu Theil wurde. 


Unſere bisherige Kanfer haben fi) als groſſe 

Beſchuͤtzer ımd Kenner berfelben aufı fgefühent 
Das prächtige Wien zeiget folches Durch —8* 
treffliche Meiſterſtuͤcke. Das herrliche Luſtge⸗ 
baͤude Schoͤnbrunn iſt ein ſtetes Denkmal von 
dem koſtbaren Geſchmack des Kayſers Joſeph, 
und un bie en Earlsfirche , welche Der jetzt glor⸗ 
regierende Kayſer hat aufrichten la en 

* von befien hohen £iebe au der 


Wer bewundert nicht den ſchnellen Anwachs 
von Dem fchöhen Chürfi, Berlin und die koſt⸗ 
bare Gebäude, die Der erſte preußifche Friedrich 
in und. erhal bie Biete | —5 — Stadt hat u 
führen faflen ? Schloß, das auaha 
be 5 Die neue —— —— — 

e arlotten — ‚ 
dam, Orani .. Ehen, Wuſterha ufen Ä 


39 1 Von dem Alterthum 


amd Friedrichsfelden, zeigen, nebſt vielen andern 
| Ken Gebauden nicht allein Die Pracht. eines 

Königs, fondern auch die beutlichften Merkmaͤ⸗ 
ler wie weit Die Künfte und, Wiflenichafften am 
dieſem Hof empor gekommen find, 


Reiſet man nach Bayern, ſo iſt man nicht 
weniger eingenommen von det Schönheit der 
churfürftlichen Hofſtadt München. Alles iſt 
darinnen zierlich „prachtig und ing Auge ſpielend 
ingleichem die Daherum liegende fehöne churfuͤrſt⸗ 
liche Luſthaͤuſſer, Schleuffenheim. und Nym⸗ 
phenburg. Der neue pfälsifche Churſitz Mann⸗ 
heim mit feiner prächtigen Burg. Das Schloß 
zu Afchaffenburg , zu dommersfeld , nebft den 


übrigen churpfalßifchen , churtrierifchen und - 


churcoͤllniſchen Pallaͤſten und Luftgebäuden. Die 
fächfifche Höfe und. Schlöffer. Das ſchoͤne 
Salsthal bey Wolfenbüttel, der Winterkaften 
und. Das Löwenhaus zu Caſſel. Derneue Schloßs 
bau zu Darmſtadt; Carls Ruhe bey Durlach, 
Ludwigsburg bey Stuttgard, das neu angeleg⸗ 
ke Schloß zu Würkburg , die ersbifchöffliche 
und bifchöffliche Gebaude zu Salzburg und zu 
Drag, zu Breßlgu, zu Olmuͤtz, zu Bamberg, m 
Worms, zu Coſtanz, zu Aumfpurg.u.feto 5 der 
prächtigen Prälaturen , Klöfter „ Kirchen und 
andrer — an ſchon benannten Or⸗ 
ten, befonders in Den drey Handelsſtaͤdten Frank⸗ 
furt am Mayn, Hamburg und Leipzig „ nicht 
ju gedenken. Kurtz: man wurde es kaum fich 
einbilden Fonnen, was Teutfchland für Ver 


und dem Fragen der Baukunſt. 11 


| — —S— wenn man ſolche zu⸗ 

i) Pithmen in einem Werk unter dem Nahmen eis 
nes Tihearri GGermaniz heraus geben woͤrde; 
wie wir dergleichen von Sitalien, Denent; Sa 
sonen, Braband, Engelland, Daͤnnemark und 
Schweden haben, 


Inſonderheit würde der unvergleichliche Chur⸗ 
ſ Sr. Königl, Majeſtaͤt in Pohlen, das uns 
bare Kleinod von Teutſchland; ich will ſa⸗ 

‚ Die Stadt Dresden, einer ſolchen Samms 
fung Der teutfchen Baukunſt Die gröfte Zierde ges 
| Man fiehet hier alles was Italien und 
anfreich H stieg und prächtigeg zeigen. Der 
roffe Auguft, unter deſſen wuͤrdigſten Scepter 
die Voͤlker nicht allein glücklich, fondern auch 
münftig, klug und ſcharfſinnig in allen Kuͤn⸗ 
und Wiffenfehafften werden, befiget felbft, 
nach) x ihm beywohnenden Fäniglichen Geiſt, 













eine fo hohe Erfindungskrafft in der Baukunſt, 

daß fich in allem, was er angiebt und ind Werk 
ken läßt, eine recht bemunderngwürdige Doll: 
mmenheit auffert, 


- Bir wollen uns nicht über die teutſche Srän- 
in wagen, noch Die * der Auslaͤnder in 
ihren Pallaften betrachten. —— Spa⸗ 
nien, Engelland, Holland, Daͤnnemark und 
Schweden, weilen ung von ihren befien Fuͤrſten 
und berübmteften Helden auch wunder ſchoͤne 
Denkmäler.auf. Alle dienen darzu, unfern erz 
fien Sag zu bekraͤfftigen, Daß Die as * 
* grgel 


ia Le dem Aiterthum J 
—* eine Beſchaͤfftigung groſſer Leute gewer 
en ſey. | 


Mein zweyter Satz fol diefer feyn. Unter 
llen Ausgaben und Beſchaͤfftigungen eines groſ⸗ 
en Herrn, iſt die Baukunſt eine der edelſten und 

nuͤtzlichſten fuͤr das gemeine Weſen. 


_ Diefer Nutzen Auffert ſich 1) in Anſehung Dee 
Kuͤnſte und Wiffenfchafften, welche dadurch bes 
ördert, und 2) in Anſehung der vielen Mens 
chen, welche Dadurch gendhret, und 3) in Anfes 
ung Des Herumlauffs der Gelber, toelche Das 
| wi von einer Dand in die andre geſpielet 
werde. s — 


Die Baukunſt ſtehet mit allen ſchoͤnen Kuͤn⸗ 
ſten ig der genaueſten Verbindung. Dieſes zei⸗ 
get ſich uͤberhaupt in der ſinnreichen Eintheilung 
und ſchoͤnen Ordnung, welche ſolche durchaus 
heleben muß, und welche, indem fie den gleiche 
foͤrmigen Zufammenhang aller einzelen Theile in 
dem Ganzen zum Grund ſetzet; eine jede Sache 
nach ihrer Natur, Gröfle und Länge, Breite, 
Schwere uf f. abmiffet, woraus Die Zeichnung. 
— dieſer die Bild⸗ und Mahlerkunſt ent⸗ 
ehet. en, 


-  &p bald der Baumeiſter den Grundriß eines 
Gebaͤudes entworfen hat, fü zeiget Der Bildhauer 
ſich befchafftiget, die Säulen und Bogenwerk mit 
Bildern, Auffäßen und andern dergleichen Ziers 
| | rathen, 


und dem Vutzen der Baukunſt. 18 


rathen, zu verfertigen. Der Mahler laͤſſet zus 
gleich feine Kunſt ſpielen, um Das Inwendige eis 
nes Pallaſtes, oder eines Tempels, mit fehönen 

ecken, $iguren und Schilderenen zu bekleiden. 
Diele feheinen gleichfam von den Sarben lebens 
dig zu ſeyn, und entwerfen den Augen allcs, was 
die Natur, Die Veränderung ber Zeiten, Die Ge⸗ 
ſchichte und die ſeltſame Erfindungen der Dich 
ter, fonderbares und nachdenkliches hevorgebracht 
haben. Hier ift es nicht genug, daß ein Bild⸗ 
hauer und Mahler nur wiſſe die Aehnlichkeit eis 
nes Bildes zu treffen, fondern es muß ſolches 
auch ein gewiſſer Geiſt beleben, ber gleichſam der 
Natur felbft fcheinet nach zu ahmen und einem 
Bild Die Bewegung der Handlungen und ber 
Leidenfchafften zugeben; _ Bey der Mahleren 
"wird auch insbefondere noch die Wiffenfchafft Der 
Erdmeßkunſt, der Perſpectiven, der Gabeln und 


der Alterthümer erfordert; weil fie offt infolchen 


Dingen, die Darauf ihre Beziehung haben, ſich 


auslaſſen muß. 


Es iſt zwat andem, daß man heut zu Tage 
viele in dieſen Sachen unerfahrne Bildhauer. 
und Mahler findet. Allein, eine Kunft verlieret: 
Destwegen nichts von ihrem Werth, wenn fie uns- 
glücklicher Weiſe einem Unwiſſenden in die Haͤn⸗ 
de fällt, ver folche mehr fehändet als zu Ehren 
bringt. Es ift jehr merefwurdig, wag. wir in: 
ben alten Gefcbichten von dem berühmten Bild⸗ 


‚bauer Phidias kefen, der Das,groffe Meiſterſtuͤck 
Den Coloß des olmmpifchen Jupiters rn | 
2 Ss 2 Z \ 


* 


14 1. Don dem Alterthum 

hatte; Man verbot nemlich dieſem unvergleich⸗ 
lichen Künftler zu Ehren, dab kein Selaͤve mehr 
die Bildhauerey erlernen folte, damit eine folche 
vortreffliche Kunſt dadurch nicht mißchte entehret 
und veraͤchtlich gemacht werden. Es iftbekanit 
daß in Griechenland verfchiedene groſſe Weltwei⸗ 
ſen infonderheit Socrates Heratlitus und 28 
von der Bildhauer und Mahlerkunſi ihr Band 
werck gemacht haben: | 


Die Mechanie gehbret als ein narhreenbiget 
mb unentbehrliches Stud! jur Baufunft: Die 
TERRA HAT ehret uns bie Hröften Ind fehrden 
| wer handthieren, fortwälsen und in die 
. Höhebtingen. So leicht man auch dieſe Bewegun⸗ 
— beoden gemeinen — 
set, ſo einen ſcharffſinnigen Verſtand muſſen 
— ——— 
Rouͤderwert befrachtet, womit ber berühmte Bau⸗ 
weiſter Dominico Fontann, Unter dem Pabſt 
Sat dem Bünften, die eghptiſche Spitfeule its. 
ten auf den S. Petersplak glücklich verſehet und 
fgerichtet hat. Wie man Die Riſſe von dieſer 
Aufetordentiithen Unternehmung in dem Schau⸗ 
piatz Des aften Rome (*) nachfehen fan Wit 
— hier hr Durd = 137 Zu 
- - Withter und Gegengewichter in Bewegung ge 
- bracht. Wie artig fpielet bier ein leichte Erbe — 
werk, da Waſſer, re 





. © Thesum Itdlie, T. H. 


Und dem Ya der Baukunſt. 13 
er, wie man feiches erft neuerlich erbacht 
jenen muß ie 


ing d . &o grob die Ar 

dem Bauweſen ifh fo Wird > he do von 
diefer Kunſt noch weit übertroffen: fo gar, daß 
ben ohne mechnke Sanbgrifo in A 
Ä — nichts wichti — 2* Werck 


Dieſes ſind die Wirckungen bir Dean 
in Anfehung der Baukunſt. In einem Allges 
memen Sinn aber wird darünter alles verſtan⸗ 
den, was eine Bewegung hat. Alſo iſt die aan 
he Welt nichts anders als ein —5 
yer überhaupt) und ein jees Geſchoͤ e iſt of 
mechaniſches Weſen insbefondere Tin Gelehr⸗ 
ter, indem er ohne nem fiaet und feinen 

Ä Derrachfüngen nachhänget; A « zwar Fein 
F mechaniſches Weſen pörzuftellens nichts 
weniger aber ſo iſt ſein überlegendes Nach ⸗ 
finden ein wircklicher Mechaniſmus, der ſich in 
inem Gehirne aͤuſſert und vonden allerfubtäften 
ebensgeiſtern fortgetrieben wird. Man verfpie 
tt dieſe Bewegung mit vieler Empfindlichkeit, 
wenn man Die Kräfftedes Verſtandes zu einen 
ſcharfen Nachdencken anſtrenget und beflifien ift 
Beroifle Wahrheiten durchdringend zu ı enfonfehen 
und deutlich And einander zu wickeln r,/ 
der gantze Menſch beſtehet aus lauter mecham⸗ 





— — — — 


— — - 


Pr 


Bewegungen, und die gantze Welt iſt eine 


aſchine, weſche im Ganzen ſo mechaniſch 
— ein jedes Theil Verfelben BA w. — 


6. I Don dem Alterthum 


ner Art und Befchaffenheit durch gleiche Dieb⸗ 
fobern oder Urfachen geſtoſſen und fortgeteieben 
pird. Ze Be 


_ De nehanifmus macht alfo alle Dinge les 
ben, und würde fie bis zur Vollkommenheit fort 
treiben, wann Die Regeln ihres Verhaͤltniſſes 
nicht Durch Unmäßigfeit und Unoronung geſtoͤh⸗ 
vet wurden. . | 


Die Baukunſt ift ein vortrefflicher Mechanife 
mus in einem gemeinen Weſen, eine groffe Anzahl 
von Menfchen Dadurch in Bewewegung zu fer 
‚Ken und ihnen einen zulängfichen Unterhalt zu 
verfehaffen. | 


Sie marht die Künfte und Wiſſenſchafften 
leben. Diefer Vortheil Dürffte vielleicht einem _ 
Unvoiffenden von fchlechter Erheblichkeit ſcheinen. 
Worzu,mird erfagen, dienen doch in einem Staat 
die viele muͤßige Leute, die man Gelehrte nennet? 
Worʒu dienen doch die viele Kuͤnſtler, Baumei⸗ 
ſter, Fabelverſtaͤrdige, Mahler, Bildhauer und 
dergleichen ? fie geben ja nur Anlaß 
Hoffart und zur Verſchwendung. Es waͤrte 
ia viel beffer, man begnügte fich in folchen Haͤuſ⸗ 
fern zu toohnen,. Die fonder Pracht und Zierrath 
aufgebauet waͤren, und die Feiner andern Leute 
. bevürfften, als der Maurer und Zimmerlente, 
nach dem Erempel unfter ehrlichen Dorfahren, 
bie zu ihren Zeiten eine glückfelige Einfalt in ih⸗ 
gen Hütten beherbergten: die viderlen Auszie⸗ 
j u En "|; u 


\ 





| 


Sand und Kalck, dienen weder zur Bequemlich⸗ 
keit noch zur Reinlichkeit, und find blofe Kenn⸗ 
sehen unfrer ausſchweiffenden Einbildung, 


und dem Yıazen der Baukunſt. 17 


zimgen, Bilder, Schnitwentte über den Thuͤren 
und Senftern, nebſt den Mahlerenen auf friſchen 


Es iſt nicht zu leugnen, dab öfters alle dieſd 
Dinge fehr mißbrauchet werden, Allein, too iſt 
etwas fchönes und gutes in der Welt, Das nicht 
dem Mißbrauch af gleiche Art unterroorffen ıft? 
Die erhabenſte und vortrefflichſte Dinge find Das 
von nicht frey. Solte man Deswegen die Kunz 


R und Wiſſenſchafften abfchaffen sollen, fo müs 


man noch viel ehender den Wein aussuroften 
chen, weil Diefer Die Menfchen gu den gröften 
nordnungen und Laflern zu verleiten pfleget 5 
boch dieſes iſt wohl nicht Die Meynung Des Ver⸗ 
aͤchters der Kuͤnſte und Wiſſenſchafften: Nein⸗ 
er wird viel lieber dieſelben in ihrem Werth laffeny 
um feine Hochachtung für den Wein aufler Vers 
dacht zu ſetzen. | 


Die Künfte und Wiſſenſchafften siehen ihren 
Veſprung aus dem ebelften Theil des Menfchen) 
hemlich aus feinem Verſtand, welcher nach feis 
hen weiten Umfang und nach feiner Lebhafftig⸗ 
keit Sich in duflerlichen Vorwuͤrfen auszudrucken 
befliſſen iſt. Er firchet die Begriffe und Entde: 
tungen gewiſſer Wahrheiten durch finnliche 
Bilder an Sag zu legen; er befchafftinet ſich Das 
Gute mit dem Püslichen und das Nuͤtzliche mit 
dem Schönen zuverbinden. Es iſt ein Werk des 

u Theil, 8 Li. 


18 - I Von dem Alterthum 


Verſtandes, ein Gebäude wohl anzuordnen, fols 
ches gemächlich einzutheilen und durch allerhand 
finnreiche Erfindungen angenehm zu machen. 


Wolte man diefen Übungen des Verſtandes 
hier Graͤnzen vorziehen, fo wurde man ihm Die 
gröfte Luft benehmen, fich in Aufferlichen Vor⸗ 
wuͤrfen auszulaflen. Er wuͤrde in fich Die leb⸗ 
haffteſte Wirkſamkeit erfticten, und Das Feu⸗ 
er, welches infonderheit grofle Geifter belebet, 

feichfam unnüslich verrauchen. Die Eigens 
Koaf des Witzes und des Nachdenfeng, welche 

ie Vorzüge der Menfchen vor den Thieren aus 
machen, wuͤrde nach und nach fich verlieren; Er⸗ 
findung, Scharſſinnigkeit, Nachforfchung und 
Fleiß aber auffer aller Ubung Fommen. 

Es iſt zwar den Weiſen noch eine ganze Welt 
zur Vgachtun uͤbrig, wenn er auch gleich mit 
den ſchoͤnen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften, die 
u Annehmlichleit und Zierde Des wenſchhen 

ebens dienen/ ſich nicht einlaſſen wolte. Allein, 
dergleichen Weiſen ſind in Anſehung anderer 
Menſchen ſo wenig, daß ſie gar nicht mit in den 
Anſchlag kommen, wenn man von Menf 
uͤberhaupt redet. Ja ihre Entdeckungen haben 
in der menſchlichen Geſellſchafft uͤberhaupt 
ſo wenig Nutzen, daß ſie mit jenen nicht zu 
vergleichen ſind. Es iſt demnach eine wichtige 
Sache, daß man allen Menſchen uͤberhaupt eine 
ſolche Beſchaͤfftigung de wobey der Ders. 
ſtand nicht weniger als die aͤuſſerlichen Gliedmaſſen 

| u 


und dem VNutzen der Baukunſt. 19 


rauchet. werden: Damit auf folche Weiſe ber 
ft ſo wohl als der Körper feine ſtete Ubung 
finden, und eine Hand in die andrearbeiten möge, 


Man beobathtet beydes in den Geſchichten als 
in der rung, Daß, nachdem Die Künfte und 
Wiſſenſchafften in einem Land find in Aufnahm 

eroefen, nachdem hat fich auch ber ganze Staat 
in einem blühenden Wohlſtand befunden. 

Das mofcovitifche Reich giebt uns Davon ein 
yanz neues Exempel. Es ift bekannt, in wel⸗ 
them Zuftand fich weite Provinzen zu En⸗ 
be Des vorigen Jahrhunderts befanden und wie 
ſeitdem diefes Reid) Kauf einmal: jo hoch em» 
vor gebracht hat. Die Künfte und Wiſſen⸗ 
thafften, welche durch die auflerordentliche 
Sorgfalt des Iekten Czaars, Petri des I. darin⸗ 


D 


nen eingeführet wurden, find allein bie Urſachen 


von deſſen blühenden Wohlſtand. 


Nachdem ich num zur Genuͤge vermeyne dar⸗ 
gethan zu haben, wie nöthig und nüßlich einem 
and die Künfte und Wiſſenſchafften find, wel⸗ 
che in einer Verbindung mit Der Baukunſt fies 
ſo fchreite ich nun weiter zu den Handwer⸗ 
ern. find wenige derfelben, Die nicht auch 
mit Der Baukunſt eine Verwandſchafft haben, 
dergeſtalt, daß, wo diefelbe nicht gefrieben wuͤr⸗ 
de, Die Armuth unter Dem gemeinen Volk bald 
Überhand nehmen folte. Ja man wuͤrde nicht 
wenig Mühe haben, die Freyheit eines müßigen 
und leichtfertigen Sefinbes in Schranken su 
s 2 ag 


20 1. Von dem Alterthum 


halten, wenn man ihm durch das Bauen 
nicht eine anſtaͤndige eſchaͤfftigung anwieſe. 
U — wuͤrde es ſchwer fallen allen und je⸗ 

den Handwerksleuten eine hinlaͤngliche Arbeit zu 
verſchaffen, wenn die Baukunſt nicht waͤre. 
Woite man diejenigen, die ſonſt keine Arbeit haͤt⸗ 
ten, zu Soldaten machen, ſo gebe ich dieſes im 
Nothfall zu; womit aber wolte man in Friedens⸗ 
zeiten fo viel muͤßige Leute —28 wenn 
man nicht bauen wolte? Man laͤſſet ſie hacken, 
graben, Karn ſchieben, Kalk und Steine bren⸗ 
nen, und allerhand dergleichen Arbeit verrichten. 
Sehet da den Nutzen des Bauens. 


Einer der groͤſten Vortheile der zum Beſten 
des gemeines Weſens aus der Baukunſt ent⸗ 
hnge iſt der Umlauff des Geldes, welcher da⸗ 

urch fehr befördert wird. Um dieſen Satz wohl 
zu merken, und nichts von deſſen Folge zu verlie⸗ 
ren, fo muß man gleich Anfangs dieſe unumſtoͤs⸗ 
liche Staateregel zum Grund legen, Daß ein groß 
fer Landesherr niemals reicher iſt, als wann Die 
Unterthanen das Geld in Händen haben. Dies 
fer Srundfaß fliefet aus der Nratur und Aus des. 
Erfahrung. Ä 

Eie jeder Staat gleichet einem Coͤrper, davon 
der Fuͤrſt das Haupt iſt; wie aber das Haupt 
ſich niemals wohl befindet, als nachdem ber Herz 
umlauff Des Gebluͤts wohl unterhalten wird, 
alfo wird es audy einem Fuͤrſten an nichts man⸗ 
geln, wann er nur das Geld in feinem Land je 

er⸗ 


To 


und dem Vutzen der Baukunſt. 21 


herumlauffen macht. Cr iſt zugleich auch wie 
das Herz in dem Menſchen, welches, nad) der 


Naturkuͤndiger Bericht, das ‘Blut in dem gans 
zen Coͤrper austheilet und durch alle Adern fünfte 


li) durchtreibet 5 durch einen wunderwuͤrdigen 
Mechaniſmum aber laufft Dafielbige Blut nad) 
dem Herzen als⸗ feiner Quelle wieder zuruͤck. 
Das Blut in einem Staat ift das Geld; der 
Fuͤrſt ifiarinnen Das Herz, Der durch feine Aus⸗ 
gahen Das Geld den Unterthanen mittheilet 5 

diefe kehren das Geld durch ihren Handel 
und Wandel um, und die Zölle, Aceiſen und or⸗ 
dentliche- Auflagen: bringen, e8 wiederum dem 
Sürften, als Dem Herzen zurück, ohne Das darun⸗ 
ter ein Glied vor Dem andern in feiner Nahrung 


Anftoß leiden Darf, 


Die Erfahrung zeiget ung, daß die Natur in 
ihrer- Ordnung niemals irret. Betrachten wir 
den glücklichen Zuftand ber Ehurfürftlichen ‘Pros 
vinzen Sr. Königl. Majeftät in ‘Bohlen, fo fin⸗ 
den wir daß Derofelben recht grofimüthige Aus⸗ 
Haben alles darinn in einem fo begluckten und [0 
nahthafften Stand feßen, daß niemand dißfalls 
feinen Mangel diefem groffen Monarchen bey. 
meſſen Fan, der nicht unrecht einer Duelle zu vers 
— die von Guͤtigkeit, Großmuth und 

ohlthaten nicht zu erſchoͤpfen iſt. 


Wir ſehen alſo beydes aus der Natur und 
aus der Erfahrung, was die ge are des Gel⸗ 
des in einem Land für_groffen Nuten Fhafft. 

we B 2 Da 





» I. Von den Aitercham 


Daß nun die Baukunft vor allen andern Sa⸗ 
chen dag meifte darzu mit art folches erhele : 
let genugfam Daraus, weil faft Feine Handwer ⸗· 
fer find, Die nieht einiger mafen damit zu tuun 
haben; bergeftalt, vaß dadurch einer ungablihen 
Menge von Menſchen Nahrung und Unterhalt 
verſchaffet wird. Denn alle diefe Leute machen . 
in einem Staat-einen groſſen Theil der Unters 
thanen aus; und alle dieſe Leute maflen fich 

| wahren, Fleiden und fortbringen, vermittelſt es 
Geldes, das fie Durch ihre Arbeit verdienen. D 
glſo auf ſolche Weiſe Das Geld von einer Hand 
in Die andre gehet, ſo wird dadurch der allgemeis 
ne Umlauff de elben itattlich .befördert, 


Nun iſt noch J allhier von der Churfuͤrſte 
lichen Reſidenzſtadt Dresden und von Dem dar⸗ 
inn nunmehr glücklich zu Cena gebrachten Fi 
niglichen Oraniengarten, als derſelben gröften 
Zierde, einige Cewehnung zu thun. 


Es iſt ſonder 5 der Hof Sr, Koͤnigli⸗ 
chen Maieftät in Pohlen, einer der fchönften und 
-prächtigften die in der Welt gefehen werben; | 
Die Groffen Dafelbft fcheinen fo viele Surften und . 

‚ ihre Ballafte fo viele befondere Höfe zu ſeyn. 


In allen si mmern des Koͤnigl. Schloffes ſiehet 
man einen folchen Reichthum an Koftbarfeiten, 
Serätfchafften und Kunftwerfen, daß man die 
Einbildung Davon. nicht weiter treiben Fan, 
Berlabt man den Hof und durchwandert Die 
u ne = Stadt, 






und dem Kiunen — 23 


Stadt, ſo bemerkt man in SE — 
ei Die ſo bie an Dot als Hdufer Manfı 
ſk wimmeln, die Dane in 
dwerker in ihren Werk⸗ 
—8 und die kn er bey ihrer Arbeit: ein jes 
— ſet die —32 ſeines Zuſtandes und die 
gluͤckſelige Regierung feines Königs. 


Was fon ich weiter von dem unvergleichlichen 
Dre agen, welchen jederman nicht 
anders, als mit Merfter Bersunerung, betrachs 

ten kann. Ohnerachtet folcher unter die Wun⸗ 
unſrer Zeiten verdienet gerechnet zu werden, 
ſo iſt er dennoch in den Augen des Koͤnigs nur 
ein kleiner Garten. (*) Alle Kenner der Baus 
Zunft warten mit einem ungedultigen erlangen 
auf die von öpelmann, St. Königk 
Majeſt. in Bohlen O eriandbaumeifler, verſpro⸗ 
chene Abriſſe dieſes ſo tube in nen Gebäudes; 
100 beydes Die Natur als die Kunſt fcheinen als 
les zufammen getragen zu haben, um ein voll 
kommenes Werk zu m machen. 


— — Majeftät lieffen dieſes vortreff⸗ 


de im Jahr 1711, in Grund legen; 


„gu der Zeit als Diefelben Das hohe Dicariat im. 


H. R. Reich verwalteten. Deſſen Fortgang 

war ſo ſchnell, als luͤcklich; und weil Sr. 

König. Majeſt. ſich —5 — mit eigner hoher Sorg⸗ 

falt annahmen, ſo ſichet man auch daſelbſt au⸗ 
4 


— — — * 
(#) So pflegten ihn der König zu nennen, 


34 1 Von dem Alrerthum 


was nur die Kuͤnſte und Wiſſenſchafften Erhabe⸗ 
nes und Schoͤnes hervorbringen koͤnnen. 


Die Bogenwerke, die Gallerien, die Saͤle, 
die Cabinetter, find nicht allein nach der herrlich⸗ 
ften und finnreichften Bautunſt eingerichtet, fonts ° 
dern Die Daben angebrachten Auszierungen, au 
SBildhauerfunft , Mahlerey, Derguldungenz 
Bruftbildern, Auffägen, Erhebungen und Ders 
gleichen, nebſt dem Meichthum des allerſchoͤnſten 
Marmors, ber allenthalben in Die Augen glaͤn⸗ 
ke fegen alle Kenner in die auflerfte Verwun⸗ 
derung. 


Die Waſſerkuͤnſte und Syringwerke, Die Caſ⸗ 
ceaden, ſamt den Grotten und Baͤdern, find von 
gleichmähiger Kunftz und geben zu erfennen,” 

aß Se. Königl, Majeft. nichts vergeffen haben, 
diefen Platz zu einem der annehmlichfien Luſtgaͤr⸗ 
ten in der Welt ju machen. | 


Die Erfindung des ganzen Gebaͤudes iſt son 
den hefperidifchen Gärten genommen, von wel⸗ 
chen die Poeten gedichtet haben, daß darinnen 
goldne Aepfel gervachfen wären, welche der Atlas 
unter feiner Auflicht gehabt, Hercules aber wit 
fich weggeführet hätte, : = 


» Man fiehet detwegen allhier Das Bild bes 
‚Atlas; als des Aufſehers der heſperidiſchen Gaͤr⸗ 
ten, mit der Himmelskugel, oben auf der 


groſſen Treppen aufgeſtellt, Hercꝛles srfi * 








und dem Yrusen der Baukunſt. 25 


dabey in ganzen Bildſaͤulen, Bruftbildern, Cara 
tuſchen und Schlußfteinen; da er bald als ein 
Beichüser der Muſen, bald aber als ein Heiß 
und Übernoinder det Voͤlker bezeichnet wird. 
Verſchiedene Masken der Flora und der Diana, 
als den Auffeherinnen der "Blumen und "Bau 
me, untermengen Diefe Funftreiche Abbildungen. 
Überhaupt aber gielen alle dieſe Figuren Dahin, 
daß Hercules die Drantenbdume Der hefperidis 
Du Gärten, in dieſem entzuͤckenden Auffent⸗ 
it uͤberbracht haͤtte, welcher nunmehr Sr. 
Koͤnigl. Majeſtaͤt, als Dem Hereules unfrer Zei⸗ 
ten, zugeeignet iſt. Was ſolte man nicht einem 
ſolchem Monarchen zu feiner Ruhe und Ergoͤtz⸗· 


rgoͤtza 
kichkeit widmen, ber die Luft und Die Liebe ſeines 
—* 


Geſchrieben im Jaht 1724 





ng ö  MDe 


26.15 vlſtoriſche Nachticht 
re | 


De variis Loeniorum familiis an- 
üquis zque ac modernis, expofitio 
brevis hiftorica. 
1727. 

uit quondam gentis Loenenfis in Beigio 
Inomen illuftre, diffufumque in multas 
.  familiss. Verbum Loes originem tra- 
hit a verbo Ze, quod verufto Belgarum 
idiomate fylvam denotgbat. . v.Mantelii hi. 
ftoriam Loffenf, pag. 273. ubi hec verba: 
. Gothofreaus de Los &c. per literas Herckenrodana 
monaftersco dat faculeareın conſtruendi forefferium 
pro Sylva illarum Indonders Looz, quaß dicas Dau- 
dinaria .Sylu@:. Loo. enim untiqua noflrs lingus 

Ha. Du 
Hinc Comites olim Loflenfes vocabanrur 
‚Zoez: proprie Losei; vel, prout lingua ver- 
nacula id enunciamus, Zobeni; uti ex diplo- 
matibus & rabulis genealogicis ipforum Co- 
mitum liquer. ‘In matricula Imperü an. 
3471. teutonico idiemate Lonæxi nomen ob- 
tinent: Latine Loſſenſes, vulgaritet Loen. 
vid, hift, Loſſenſ. ſupra allegara. p. 52. It. 
Burkens Tropheds d& Braband in tab. ge- 
neal. It, mappas geographicas ; ubi Comi- 
tatus ſub nomine Leer communiter defigna- 

tus, inveniun Ä 

3 A . Nee 


‘ 


s 


” 


von verſchiednen &oenifchen Samilien, 27 


Nec confundantnos variantes hujusnomi- 
nis le&tiones: Zaun, Lohne, Lan, Löne, Lohen, 
Lee, Loes &c. idem eft,quod Loen; nam tem- 

oris, loci, infignium ac documentorum ha- 
henda eft ratio, Fuit hoc illis temporibus 
vitium commune, quod negle£tis fcientia- 
rum ftudiis, fere nulla in confcribendis no- 
minibus proprüs ratia fuerit. adhibica, 


Regebanrur diriones hujus nominis fub 
tirulo Comitatus: amnes omnina totiusBel» 
gi, feu Germaniz inferioris Comitatus, Lo- 
vanize, Elandrie, Hollandiæ, Geldrie, Ju- 
Bee &co. antiquisate preecellentes, 


Originem ipfam Loffenfium Comirum re-, 
tunt fcriptores a Caroli Magni tempori- 
us, & preefertim ab Ogero Dano; filio Re- 
gis Gotrici, Pari Francise ac Haroe incom- 
parabili ‚ qui omnium primus hæreditarius 
flenfum Comes füit, Lootſia vulgo Looz, 
fcribit Zud. Gwiccardini In defiripe. Belgis. ex 
granglatione Regneri Vitelli Fir D- gog. ha- 
buir ſub titulo Comitatus perill ſtres aliquot 
& famoſos Principes; ceſſitque tandem Ca- 
roli Magni donatione Rogerio Dano, uni e 
Paribug Franciæ, quos Itali Palatinos dici- 
mus: pulcio, Bojardoque & Arioſto in 
Poematibus ſuis admodum celebratos. 
idem aflirmant Acta Leodieufium Princis 
pum, teſtante Pontauo hiſor. Danica, L. IV, 
Aquo exinde Ogerio ariginem ſuam Tepe. 


28 11. Siftorifehe Nachricht 
tendam habent Loflenfes, five ur hodie ſcri- 
“ bunt Lonenfes Comites. Postan. 1. cit. Que 
vero pia antiquitas de hoc Ogerio finxit & 

uibus ejusdem facta ac fara tabellis & can- 
tilenis comifcuit, hæc Thom, Barthelsnus fi- 
lius, peculiari expofuit commentario, . Hie- 
ronjmus Tromba e numero Römanzorum, 

Poeta Italus, quadraginta compofuic canrus 
in hönorem noſtri Horois, fub titulo : Da. 
nefe Vgleri opera bella & placevole d’Armi & 
d’Amore. Extat & Chronicon lingua galli- 
ca confcriptum, cui tirulus: Oger le Danois, 
Due de Dannemarke; qui. fut Pun' des douze Pers 
de France, le quel avec le fecoms & 'ayde du Roy 
Charle maigne chaſſa les paiens hors de Rome & 
remiſt le Pape tn fon fiege &c. Par, 1583. Ä 


Rhytmi anriqui de Holgero Dano, ab 
Dlao editi, ita incipiunt! | 


Gloria Danorum 
Daniæque Decus, 
Progenies Regum, 
Dacus Holgerus, 
Japhetice prolis, 
Gormoniz fereni 
Propago vetufta, 
Danus Udgerus, 
Fata & Mutariones illuftris ac antiquiffimss 
hujus familiæ eleganter æque ac docte de- 
ſeripſit Joannes Mantelius in hiſtoria —7 .. 
. R 6 ) , 


J von verſchiednen Loeniſchen Familien. 29 


fenfi, quam una cum diplomaribus edidit 
Laurentins Robyns, J. U, D. Leodii, 1717 
Ad hiftoriam Lonenfem ac Loeniorutii fa- 
milias faciunt & fequentes feriptöres: Joan. 
Mantelii ftemma Comitum Loflenfium, 
Tornay, 1655. Ej. tabula chorog'raphica 
Principatus Leodienlis & Comitatus Loflen- 
fis, Amftelod. 1639. Ejusd, Haflelerum, 
feu totius hiftorie Loflenfis compendium, : 
Lovani 1673. Fsfen flores Eccleſiæ Leodi- 
enfis. Chappeauville ſcriptores Epilcöporum 
& rerum Leodienfium, Chronicon Trudenfe; 
vulgo S. Thron. Supplement aux Trophees de 
Braband ä la Haye, 1726, Thefchenmacheri 
Annales Clivia, “Julik, Montium, Marce, Wef- 
phalie, Ravensberge, Geldrsa & Zutphanie cum 
annot. Joan, Chriſt. Ditmari, Fr, 1721, Hiftoire 
de Cambray & de Cambrefis &c. 


Major pars provincie Lofſſenſis multis 
vexata bellis, Leodienfi cedebatur Eceleſiæ, 
Engelberto Epiſeopo, Anno 1361, 


Extineta prole maſcula jus & nomen 
tranfic ad feminas.: fuerunt hoc ex nume- 
10 familie ihuſtres de Duras, Agimont, Rummel, 
‘ Heinsberg, Chinei, Dalenbruch & Corsvvaerem, 
quæ omnes fe Looz, germanick Zoen ſcripſe- 
funt, vid, Mäntelü biſtoriam Lofenfem, Trophtts 
de Braband, &c. &s. 


s 


Notan- 


50 2, Siflorifche Nachricht 


“ Norändi eriam hic funt liberi naturales 
ex Ludovico III, Comite Loſſenſi progeniri 
& inter hos Martinus de Loz, qui numero- 
fam ac nobilem reliquit pofteritarem, Fu- 
it preeterea Baftardus Martinus, Dominus 
van der Lamen, qui virtute & prudentia fi 
fratres non aAntecelluit, certe adequavit, 
egregiüsque factis naralium diluit, Poffteri 
ipſius illo dominio fruiti; celebresque fue- 
- re, funt hodieque nobiles familie, que ad 
Martinum originem fuam referunt, Ha- 
buit etiam Ludovicus Loffenfium Comes & 
ſui nominis filium de quo apud Mantelium 

in diplom, pa ‚45. heec leguntur verba: Lu- 
dovicus Loflenfis, filius nofter naturalis: 

Martinum vero Loflenfern. fub equitis de» 
nominatione Paribus fuis annumerar, 


Præter hos, quorumi propago dire&te ad 
familiam Comirum Loflenfum referrur, 
alii eriam hujus nominis in Belgio clarue- 
runt viri, nobilitate generis, virtute, pru- 
dentia, factisque egregiis celebres, 


Clariores apud hiftorigps hic breviter re- 
cenſeamus: N 


| An, 1218. Joannis de Loon & Veen, fcA- 
binus fuit Duci Sylve. tefte Buthens Tro- 
phees de Braband, T. Il, pag, 543. 


. 
An. 
* 
. 


von verſchiednen Loeniſchen Samilien, 31 
An, 1233. Gerhardus de Loen, præſens 


fuit cum Otto III. Comes Geldriæ in ordine 
y, Arnhemium muris foflis & privilegiis ſu- 


is inſtruxit, qu& filius ejus Reinholdus ao. 
' 1312, prafentibus Hermanno de Loen dy- 


nafta, rata habuic. Tefchenmacher .annal, 
pag. 495. 


An, 1277. hat Here Hermann von Loen, eis 
ver von Adel, den Grafen von der Mark gefan⸗ 
ge bekommen, verwundet; und auf Das Schloß 
öredenpord gebracht. Stangefol. annal, circu- 


I Weftphal. pag. 380. it. Northof, chron. 


Marcan, T" 1, it, Meibom, pag. 390. 


An, 1319, Ducentas Marcas contulit Lu- 
dovicas Monafterienfis epiſcopus Do. de 
Ahus ex parte Domini de Lon, Nunningi 
Monum, Monafterienf, pag. 352. 


An, 1363. Otto Lonenfis, vir equeftris 


deſignatus, Clivie Comiti in bello contra 


Reinholdum & Eduardum, Geldrise Duces, 
Germanos fratres.  Tefchenmacher, annal, 
pP aß. 236, " = 


An, 1380. Gilles de Loen ; uxorem ha- 
buit Johannam d’Aveloix & de Han, alias 
Aveloes, filia fuit Johannis Domini d’Av- 
loix für Sambre & Pair de Namur &c. quo- 
Tum heres fuit Gautier de Loen, qui ter- 
sam Aveloeniem Domino Guilielmo. De- 

| pon- 


a m. Siftorifche Nachricht 
. Ipontis vendidit. Hifeire-de Cambray & de 
Cambrefs Pag. 292, | ur 


Ao. 1433. Wellelius aLoe cujus Mentio 
fit apud Tejchenmacker anal, pog. 293. It, in 
Bus codice dıplom. Bag. 79. | 


Aao. 1450, Johannes a Loe, Itineris ſacri 
Flierofolymitani, quod Johannes, Cliviae 
ux, ingreflus fuit, focius, ibid. p. 302. 


Ao. 1466. Johann yon der Loe fübferie 
plit patta dotaliad Adolphi Ducis Juliacenfig 
qui illum vocat unfern Haushofmeiſter. bid 
cod, diplomat, Num. 85, 


Ao, 1489. Wellelius a Loe cum Pluribus 
antiquce nobilitatis viris, prefens fuit, cum 
_ Joannes Cliviorum Dux roſam auream con» 
Tecratam, quam illi Innotentius VII, Ponti- 
fex Roman, transmifit, exhibuir, 7efcherma= 
eber annal, p. 321. cujus 8 mentio fit apud 
eundem, pag. 326. It, apud Pentanum in hi- 
Horia Geldria P. 618. It, apud Stangefol. annal. | 


v 


Wefphai. Lib. Il. p. 207. 


Ao. ı1sög, Duo vivebant Gerhardi a Loen. 
Qui ambo Coloniæ Abbates fuerunt S. Mar- 
tini. Primus fuit ex familia Weſtphalica, 
præclaris virtutum dotibus præditus & re- 
gularis diſciplinæ promotor ſtrenuus; 
præfuit ſumma cum laude 41, aanos, defun- 

| u us 





von verfebiednen Loenifchen Samilien. 33 


&us 2, d, Auguft, 1547. Alter Gerhardus 
a Loen przfuir ı 2. annos, obäit 1570.- 


Ao. 1508. Johann san Loen figillum op- 
pofuir rabulis Orrwini Ravii Borkenz,: Nx- 


zingis Monum. Monaft, P. 184. 


Ao. ı542. Johannes de Loen, Conciona- 


tor aulicus apud Comitem Benthemenſem 


fidelisque propagater Evangelii. Hammel- 
mapn hiſt. ecclef. de renato Evangel, in Comitatu 
Bertbemenfi P.784. | 


Ao.ı583: Gerhardus a Loen, Deputatus 


ad ftarus Hollandie Ordinum generales, 
Meierani Niederlaͤndiſche Hiſtorien. P. 576. 


— — — — — 


Ao. 1608. Sebaftianus a Loen, de Ord. 
confıed. ad pacem. Caſp. Ens, hiſt. belli civil, 
in Belgio XXVIII. P.459. Id, Merani Siftorie 
T. I p. 510. 


Inter equites teutonicos numerantur Die 
von Loe: it die Herren von der Loon. V. Vena- 
ker teutſcher Ritterorden. P.479 


inter Brabantiæ Nobilee & Vaſallos: Her- 
mann & Marcille de Loen. Buthęm Trophees 
de Braband. T. I. p.223. 


later epueſtris profapie Virgings que. 
crum ordinem in clauftro Bößskenfi = 
lu. Theil, Ä C | ple- 


ı 


34... 11 Hiſtoriſche achricht 
plexæ ſunt; Anna a Lhonen, Vuningii Monurss.. 
Pag. 213, 2 | | 


- .Dantur pratterea & alii qui fe Dominos 

a.Loen a dynaftiis quibusdam hujus nomi- 
nis & pr&diis nobilibus fcribunt, ex. gr. 

Barones ab Irmenfel, dicuntur Domini de 
Loenop Zant apud Herzogenbufch; &Do- 
mini de Perfyni eodem uruntur titulo ab 
amœniſſimo hujus nominis predio Amfte- 
jodamum inter & Ultrajeltum ad Vechtam 
ſitum: ſunt eriam in Geldria & in Weſt- 
phalicis ditionibus varia hujus nominis lo- 
ca. Ex. gr. Burchlben, latine Lofiafrum fedes 
quondam Tomitum Loflenfium; Tenger- 
. Zoen, Loexibout, Loouen, Luenen &c, 


Relique 'hujus nominis familie adhuc vi- 
ventes partim fübfiftune in Hollandie pro- 
vinciis ‚ Amiftelodami, Delphi, Neomagi; 
Arnhemii, partim in Weftphalia, ubi Do- 
mini de Loe, dicti Barones in Wiflem, Do- 
mini de Loon variis in locis, partim in ci- 
vitare Leodii, ubi tria edhuc Loeniorum 
fternmata reperiuntur, - | | 


ı) Domini de Loen, di&i de Brülfe &c, 
‚Recneil beraldıque des Bourgemefters de la Ciıe de 
Liege pag. 214. | 


2) Domini deLoen, dicti de Kemexhe, 
ABid. pag. 360. | | | 
| 3) Do- 


R 


von verſehiednen Coeniſchen Familien. 35 


3) Domini de Loen, dicti Barones de 
Corswäerem, qui ultimi nerhpe ab antiquis 
comiribus Loflenlibus refta defcendunt li- 
 mea. Fid. Defcense genealsgique de la tres au- 
cienne, tres neble & tres illuſtre maiſon de Looz. 
Corsuvaerem de Nyel 4c. Butkens Trophées 
deBraband, ſupl. T. II. pag. 49. 


Reſtat Familia Loenenſis Francofurti ad 
Moenum propagata Matthiam pro capite 
ſui ſtemmatis agnoſcit, qui ſub fine vixit 
ſæeculi 1400. ardo Filio hærede, anno 
4552. Conſule, in urbe tunc Hanſeatica, 
Venloa. Chartarum ae Documentorum, 
quorum Juftusa Loen, Gerhardi ab nepog, 
in fua ultimæ voluntatis declaratione, men- 
tionem fecit & qua hujus rei lumen accen- 
dere poruilfent 3 beilorum.c temporum in- 
juria pro parte faerunt perditaac diſperſa (*). 
€ 2 Haud 


(%) In memorsli ultimæ voluntwis Jufti a Loen fub 
. anno 3670. hæc keguntur verba: Nieder die li gen 
de Bueter in Venlo und dorumher, Finder m 
der eyſeren Caßa drouge dem eifenen Kiſtel mit eis 
feren Banden beihlagen und einem geſchilderten 
Kiftel aller Beſcheit " ".Dieweil im nieht finden 
tau daß ſolche Guetet einiger Zeit profitivet hetten, 
als finde vor rhatſam, daß man ſolche alle verfaufe 
fe, ohne etwas zu behalten " " vermade von als 
lem was Davon fommen wird, den vierten Theil 
zu Dienft der Armen, zu Erbaunng und Erhaltutig 
Kirchen und Schulen. In dem dinuenen Kiel, 
off der Erben flshend, ‚finden ſich alerhand ur 


1 


s6 MU. Siftorifche Nachricht 

Haud tamen Inquirentibus dubium hæret, 
. quin illa parem cum Baronibus a Corswae- 

‘ rem habuerit originem : Extant hujus rei 

 : documenta præſtantiſſima, tamratione ne- 

minis ac, infignium quam fplendoris Fami- 

liæ ac patrix Majorum. Fuit enim 


ı) Avorum nomen a Loen, quod primus 
lnajus ſtemmatis pater, Matthias, ante 250. 
an.ad pofteros fuos transmifit immutarum. 


3) Edunt hujus Familie infignia profa- 
pie antique documenta certiſſima: Vidi- 
mus enim ex eorum laciniis, vulgo Helms 
befe, eosdem emicare colores, aurum 
nempe & mimium; quibus olim lipfo- 
rum Comirum decorabatur infigne : Inpri- 
. mis galeæ diadema tortile eft, vulgo Wulſt, 
Gallic€ Bourlet falces rubeas aureo tindtas 
oftendens, quales olim antiquorum Comi- 
‚ram Loflenfium infignia exhibuerunt. Scu- 
: tum eft quadripartitum : In prima & quar- 
1a aren, ſolo argenteo ‚pelles ſpectantur her- 
mionicæ, quales etiam Dominorum a Cors- 
waerem oftendunr infignia, qui, uti jam 
“ monuimus, ‚originem ab ipfis Comiribus 
Loffenfibus petunt; fecunda & tertia area ex 
hiber pentaphylum rubrum in folo aureo 
” ’ j quo- 

“ quitäten und Sachen, fo Durch Den Liebhaber Eöne 
nen durchſucht werben. Sed dolendum ! plurima 
hæœc Familiæ Loenianæ Francofurtanz documenta 


men ad poftoros pervonifle, , 


| 


! 


von verſchiednen Koenifchen Samilien. 37 
quorum tria gerunt Domini de LoendeKe- 
mexhe: alii his adjungunt fpicas tres fla- 


vas in folo aureo, five, ut alil putant, tres 


clavas ex infignibus Dominorum deLoende 


Bruſſe de Me 


&, &de Velraux. Prorim- 
bro ferunt duas ſpicas inflexas, globulistri- 
bus interpofitis; quibus diverfis fignis di- 
verſæ Familiarum denorabantur lines, Pd. 


Urigine des ornemens exterieurs des Armeires. Ds 


‚ bis vicinia agros 
. mi Schanlox, Cronenburgi. Sicur teftan- 


de use documenta fätis ſunt auchentica, 
ias hujus,nominisLeodienfes cum Ven- 
loenibus unam eandemque trahere origi- 
nem, | 


‚3) Majores hujus familie patriam cum 


aliis nominis iftius gentibus, communerm 


haebebant: Commemorabantur enim in Gel- 


dria, poflidebantque varia in Venleenfisur- 
Kpredia: e. g. Sevenhe- 


fur variæ hujus rei liter, contractus ‚em- 
torfis & locationis, imprimig documentum 
antiquiffimum ab an, 1468. 


4) Quibus argumentis accedunt circum- 
ſtantiæ Fuerunt enim hujus familie Ma- 
jores ex primariis’in civitate runc Hanfeati- 
ca Venloa : fplendore, dignitate, opibus & 
rerum publicarum cura fpeftatiflimi ; nec 
ignorant hiftorigrum periti, restunctempo- 
ris in Brabantie poft mortem Caroli Bur- 
gundici ira turbatas fuifle, ur complures ex 
| C3 par- 


y 


ss” IE q iſtoriſche Nachticht 
partibus nobilium, ſecuritati publicæ haud 
credentes, ad loca munita ſe receperint, ibi- 
que cauſæ communi & private meliuscon- 
— ere putabant; neo ipſius, nec familie de- 
decori habebant, muneribus publicis ac ma- 

iſtratu fungi (*): Temporibus in primig 
Eellicofiffimis » quibus libertaris ftudium 
omnes incendit Belgarum animos. Fruit 
. porro Venloa Urbs Hanfeatica, an, ıf63, 

cum ftatibus Hollandia liberis’ conjuntta ; 
ab Hilpanis vero ſub Parmenfi Duce anno 
1586. obfeffa , & fubconditionibus traira; 
quas- inter alios, Sebaftianus a Loen, adhoc 
pego tium deputatus, ſubſcripſit. Sed rur- 
baris poft in urbe rebus, ac fatalibus exortis 
circa religionem motibus , Loenenfis fami- 
lia, protellantium doctrinæ addicta alig con- 
ſilia quærenda fibi putabat; Coloniamque 
petiit primo, poſt Francofurti ad Moenum 
propagavit Genus, 


5) Majorum hujus flemmatis fücceffio 
non interrupta, qualis illa ex chartis & docu- 
mentis uberrimis apud ‚pofteros aflervaris 
viderilicee .- — | 

Ma- 


(*) Quod dignitates ſenatoriæ in civitatibus Belgici 
tune tempore nobihbus fuere cellatz de hujus rei 
certitudine teſtimouia affert la Roqué in ſuo tracta 
tu de nobilitate Cap. 92. Du droit de Bewrgesiffe 
& de Mairie & comme plufienrs & communauses ont 
afet la nobleſſe er leur maires, Gomvernenrs & 
Bourgemefires, - | 





von verſchiednen Loeniſchen Familien. 39 
| Matthias ‚ vulgo Theis vivebat circa an- 


, num 1490. 


. ı5g2. Gerhardus a Loen, Confül in urbe 
Venloa. Zu 
1583. Geerhardus a Loen Deputarus ad 

Status Hollandie Ordinum generales. 
1585. Idem Senior Scabinorum., 

1586. Frater ejus Sebafltanus aLoen, De- 
putatus fuir ad Parmenfem Ducem , ut de 
articulis, quibus illi urbs Venloa tradererur, 
componeret, quos tractatus & ipfe fublig- 
navit d. 28, Jul, | 


1608, Idem delegarus ex ardine Gonfoe- 

eratorum ad pacem: teſte Caſp. Ens de 

Ken civili L. 28. Id. Meteran. T. II. pag. 510, 
obür. | 


1610, Gothardus a I;oen, heres preedio- 
zum Sevenhemiorum ex teflamenta patruc- 
lis füi Gorhardi, Uxorum kabyie Annam de 
Lumen, generoſæ propaginis & indolis fœ- 

ID. 2 j 


1660. Obiit Iuftus a Loen qui patriam 
pertor morusbellicos exantlaram ac deitru- 
amrelinquens, primusfedem fixit Franco- 
fürtiad Moenum, ubi negotium füfcepit 
magnum & copiolum, Viennz inter Ar- . 
S—— vulgo Niederleger, quos Leopol- 
us Imperator nobilitavit, ex primariis. 


4. "1703. 


40 Mi Das Mievergnuͤgen. 


1703.Obiit Francofurti JoannesaLoen qui 
magna Commercia patris, aft impari fucceffuz, 
eontinuavit. Fata habuıt inimiciflima; vir 
alias prudens & rerum gerendarum capacif- 


fimus. Ex prædiis tam in Geldria guamin - 
terris Werteravi& fiitis haud lucri capiens, 


premebant illum peftis Vienne,. ac armo- 


rum ıam in Hungaris quam in provineiis 


zhenanis faror. A domeſticis fuis, ab ami- 
———— prævaricatus, oppreſſus, 
us, 


Inter liberos II. quos reliquit duo tantum 
filiorum, ‚Michael nempe & Paulus a Loen 
propagaverunt. genus: primus Francofurti, 
alter in Silefta ;ultımo ad huc ſuperſtite. 


en 
” 


* 2 nr - 
UTELTUTLITETETDEDLT 


b - III. 

® @ ° 

Das Misvergnüge 

f Ay, 
248 gibt gewiſſe verzärtelte Semüther, die 
— durch den Genuß einer langen Gluͤckſe⸗ 
feit über Die geringfte Wiederwaͤrtigkeiten auffah⸗ 
ten, und welche deswegen allen Leuten ihr Mis⸗ 
vergnuͤgen mittheilen wollen ; die Leidenfchaffs 
ten machen mehr Unglückliche in der Einbildung 
als ein wuͤrckliches Ubel Unglurflichein Der That? 


- Man 






m. Das Misvergngen. 41 


Man ſiehet ſich oͤffters in dem Genuß der 


— — — —— — 


vornehmſten Giuͤcksguͤter, wenn man ven Geis 


ten feiner Gemüthsregungen am meiften zu be⸗ 
klagen iſt. Man fuchet fein Vergnügen auſſer 
ſich, ja man fehnet fich nach gewiſſen Dingen, 
die, wenn man fülche erlanget, uns in Dem 


Genuß alle Sreüde benehmen. 


| lich, wann fie fich ihres Gluͤcks recht zu 


Die meiften Menfchen wären vielleicht glück 
163 


ven wuͤſten; und wann fie Dasjenige nicht für 


ein Unglück hielten, was ihren Begierden wie⸗ 


derſtehet, ihren Eigenwillen bricht und ſie klug 


machen koͤnnte, wann es ihnen anders darum zu 


s 


- Wie wenig bedarff ein Weiſer um sergnigt 
zu ſeyn! Und wie vielmüfte ein Reicher entbeh ⸗ 
tn, um fo gluͤcklich zu werden! — 


Was nutzen ung die Güter Des Gluͤcks, wann 
fie unſre Ruhe ftöhren? Wann fie ung mit tau⸗ 

d Sorgen plagen? und wann wir unter Det 
Laft fie zu erhalten und zu vermehren zu Boden 
fingen? Elender Genuß ! der ung leiden macht. 
Unfhägbare Reichthuͤmer! die ung die Weis⸗ 
beit ſchencket und zu welchen nichts als ein gutes 
Denen und ein ruhiges Gemürh erfordert 

ird. 


Der allein ift gluůcklich, der mit feinem Zuſtand 
zafrieden lebet, Der Die Sit Die er befiken en 
ie en Die 


42 II. Das Mievergnügen. 


nünftig; aebratichen weiß, und derjenigen ent⸗ 


behren kann, die ihm mangeln. 


Die Guͤter des Gluͤcks erlanget man zufaͤlli⸗ 
ger Weiſe; Die Güter der Natur aber findet 
man allenthalben: man erkanget fie ohne Mühe 
und befist folche ohne Sorgen. Ein Weiſſer 
Tann das Noͤthige erwerben und dag Überflüßi 
ge entbehren. r, iſt eben ſo groß in einer nie⸗ 
drigen Schaͤfer⸗Huͤtte, als in einem groffen Pal⸗ 
laft. Der aufferliche Glanz kann ihm nihtsges 
ben, und das Gi nichts nehmen. : Seine 
Güter find ihm eigenund die Quelle, woraus fie 
fliefien, verfeiget nie, weil fie ihren Urfprung in 
GOtt hat. Er iffimmer reich immer glücküch, 
immer sergnügt, Seine Demuth haͤlt ihn von 
hohen Dingen und groffen Unternehmnngen zus 
DR a er a = 

Gefahr gelanget, ſolche nie | 

noch ohne Verdruß verliehret. . ka enief 
fet Das gegenwaͤrtige eben in Ruhe und eine 
fich nicht vor dem Zufunftigen. _ Er weiß, da 
ein Geiſt, der aus GOtt ift, fich nirgend hin, 
als nach feinem Urſprung Fehren kann. 


Unfelige Zärtlichkeit! fehädfiche Empfinduns 
gen ! Die unfte Degierden nagen und ung beres 
den wollen, daß wir das Gute liebten. Waͤre 
— eg A ſo würde es unfer — — 

igen, unſre Neigungen empor ziehen, und 
das Feuer unſrer Leidenſchafft toͤdten. 


Ar 


m. Das liovergnügen 43 
Arwmſeliger Verſtand! du mehreſt unfer Lei⸗ 
— du bi , = — 
dern zu quaͤlen. Du reitzeſt unſer Hertz dur 
die Vorftellung des Schoͤnen und Guten. Wa⸗ 
rum laͤſſeſt Du uns nicht auch Die Wirckung da⸗ 
von empfinden? Wag hilfft es ung, wenn. wir 
die Tugend und die Weisheit fieben , wenn wir 
folche Doch nicht erfangen noch ung Meifter von 
unſern Begierden machen innen? 


Was nutzen uns die Wiffenkhafften, da ſe 

uns Doch nie eine Sache recht im Grund einſe⸗ 
ben laſſen, und ung, wie der Weiſe ſagt, nur 
Graͤmen und Nagen des Geiftes verurfachen ® 
Was Hilfft uns alles Wiffen, wann wir nicht 
wiffen, wie wir ung vergnügen follen? | 


Es bleibt ung ſo viel verborgen, daß dasje⸗ 
tige , was wir wiſſen, Dagegen fo viel als nichts 
heiſſet. Man ſucht Weisheit, und findet ſie da 


am wenigſten, wo man ſich Darauf das meife 


einbildet. 


Die Freyheit, die Geſundheit und ein vers 
gnuͤgter Muth, fiheinen mic in der Welt noch 
Die geöfte Gitter zu fen, und dennoch achtet 
man ſie am wenigften. Man macht fich Damit 
nicht geoß, wenn man fie bafiget, und ift Doch 
memals Fleiner , ala wenn fie ung fehlen, 


Alles. fcheinet mir zweydeutig und toicberfbre 
hend. Ohne Geld und Güter Fann man nicht 
et J eben 


4 IH. Das Mievergnuͤgen. 


leben, und dennoch machen ſie uns nichts als 
Sorgen und Unruhe. Man iſt uͤbel daran, wenn 
man armiiſt, und iſt Doch eben fo wenig vergnuͤgt, 
wenn man reich if. Wir koͤnnen die Reichthuͤ⸗ 
mer. weder verdienen noch erhalten. Eine Ei⸗ 
genfinnigkeit Des Gluͤckes, oder beffer zu teden, 
Die Zufälligfeit gewiſſer Umflände, giebt folche 
ohne 13 und andre dergleichen zufällige 
Umſtaͤnde berauben ung derfelben wiederum , 

vhne daß wir Durch Weisheit Das eine erlangen 
und das andre verhindern koͤnnen. 


Warum koſtet es Doch fonielein wahrer Wei⸗ 
fe zu werden? Sich bin bis auf mich ſelbſten. 
Ich haſſe mich, daß ich hier fo wenig , wonicht 
gar Feine Fortgaͤnge mache. Wird Dann Darzu 
noch mehr erfordert, als daß man das Gute lie 
bet? Es muß wohl folgen, dann fo viel ich mich, 
felbft prüfen Fannn, fo aehe ich aufrichtig in Die 
Sachen ein. Sch weill, und will immer, und 
Doch bleib ich wie ich bin: unruhig, empfindlich, 
mispergnügt, wanckelmuͤthig, ſchnell, hikig, 
voller Eiffer und voller Anſchlaͤge; und Diefes 
alles ben täglich neuen Entfchlieffungen, dieſes 
nicht zu fern. O mie ſchwer iſt es Herr über 
ſich felbft zu werden! Arme Philofophie! Kanft 
du dann keine befiere Menfchen er Doch, 

Du befcheideft did), Du kenneſt deine Schwäche, 
du weiſſeſt mich felbft zu der Religion, als zu 
einem höhern Licht. Sch will die 


| folgen. - | | 
| IV. Epi⸗ 


— — — — — 


IV. Epicuriſche Gittenlehvediebefe. 45 
| IV. 


⸗ 


Eicuriſche Sittenlehre Die beſte. 





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Dum vixit ille, dogma moribus probanr. 

j i ‚ Geerg. Nazianz, Jamb, IB, 


o iſt es, mein Freund, id) bin ein Epis 
8 curer; ärgern fie ſich nicht Darüber. Sich 
denke bey diefer Secte noch ein recht guter Ehrifl 
iuwerden. Das Ehriftenthum ift aller Heu⸗ 
cheley zuwieder; wo findet man aber ehrlichere 
und qaufrichtigere Leute, als unter den Epicu⸗ 
ten? Sie find wie fie find. Sie verftellen ſich 
nicht; fie erfennen ihre Schtwachheiten; fie bes 
mühen fich diefelbe zu verbeffern und Die Laſter 
durch Maͤßigkeit und Tugend zu uͤberwinden. 
Das Chriſtenthum will eben dieſes. Die Epi⸗ 
curer ſind artige gefaͤllige Leute, die jedermann 
chen mit Liebe und Freundſchafft zu begegnen. 
olten nicht die Chriſten eben fo ſeyn? Sie ſu⸗ 
den ihre Wolluſt in ihrem Vergnoͤgen; the 
Vergnuͤgen aber beftehet in ver Weisheitund in 
der Unfchuld. Was ift dem Ehriftenthum ges 
mäfler? Sie lieben die Ruhe, den Frieden, Die 
Ordnung, und fireben nach allein was in 
un 


46 IV.Epicuriſche Sterenlehre die beſte. 
und gut iſt. Was kann erbaulicher ſeyn? Sie 
üben den Verſtand in guten Betrachtungen, in 
Fünfter, in Wiffenfchafften, und in lauter ſol⸗ 
dthen Dingen, die zur Verherrlichung des Schoͤ⸗ 
pfers dienen. Auch Diefes geziemet ſich volkfoms 

men fuͤr einen Chriſten. | 

Es iſt wahr, daß Epicurus, als ein Heyde, 
in ber Erkaͤnntniß des wahren GOttes nicht weit 
gekommen war. Er vermochte e8 aber nicht : 
GOtt hatte fich ihm nicht, wie uns, zu erfen« 
nen gegeben; allein, Deito mehr mar er sw bes 
wundern, Daß er bey einer fo dunfeln und vers 
wirrten Erfänutnif, Die et von dem göttlichen 
Weſen ‚hatte, Doch nichte deſtoweniger weiter 
Sam als wir; Die als unmige Knechte des 
HErrn Willen wiſſen, ohne ihn zu thun. 


Lpyicurus glaubte keine Götter; war er aber 
Deswegen gottlos? War unfer groffer Leibnig 
Deswegen Fein Chriſt, weil ein paar: italiänifche 
Schiffer, Die ihn von Genua Überführten, ihm- 
bey entſtandenem Sturm den Rofencranz nicht 
in Den Bänden fahen; und Desmegen ausıwefen: - 
Non € Chriftiano. Epicurus hatte die Thor 
heit des Aberglaubens und der Abgötteren fogut 
eingefchen, als einer der alten Weitweiſen. W 
under, daß man ihn Desmegen- verfegerte.? 
hut man Diefes nicht auch noch heut zu Tage? 
Wie oft heißt es: Man glaubt nicht an unfern 
lieben HErr GOtt, weil man gewiſſe Ceremo⸗ 
nien nicht mitmacht, oder nicht alle Traͤume⸗ 
J— reyen 


| 





® 


IV. Epieurifche Sittenlehre die beſte. 47 | 


dien ber Dfaffen für Heilige Warheiten 
w | 


annehmen wi 


Epicurus ſahe wie unwürdig und abfcheulich 
man der Religion misbrauchte, da man ſich 


nicht fiheuete die fehnödefte Dinge unter dan - 
Schein des Gottesdienſtes auszuͤben, alfo, daß 


er wohl mit Recht ausruffen konte: | 
Religio peperit fcelerofa arque impia facta. 


Gaſſendus (, der groffe Vertheydiger dieſes 
ehrlichen Mannes, hatte deswegen Urſache an⸗ 

mercken, daß Epicurus mit nichten als ein 
end der wahren Rei ion zu betrachten fen, ba 
er viehmehr , weil er er aufrichtig nachge⸗ 
firebet, die falſche Vorſpiegelungen und B 
truͤgereyen, die auf lauter Gottloſigkeit hinaus 
liefen, vernuͤnftig verabſcheuet haͤtte. 


Quare Religio pedibus ſabjecta viciſſim 
Obreritur ; nos exæquat vi&toriacalo. (*) 


Seehen Sie, men Dar, in welhen Sim 
ein Epicurer bin. Ich will auf alle groſſe 
ennungen Verzicht thun und ruhig leben. Ich 

will den tollen Heldengeiſt verachten, den der 

Hochmuth zeuget; ich will nur darauf befliffen 


a, als ein ehrlicher Mann durch die Welt u 


mmen ; und dieſes fo getnaͤchlich, fo ange 
| u nehm 


— — —* 





48 IV. Rpicuriſche Sittenlehre die befte, 
nehm und mit einer fo reinen Wolluſt als es 
immer die Regeln der Drdnung erlauben, Des 
nien ich mich unterroorffen erfenne. Was nuket 
Berftand und Wis und Klugheit, wenn ich 
dadurd) meinen Zuſtand nicht verbefiere und 
mein Leben glirekfeliger mache 2 Der Endzweck 
aller Menfchen ift, Daß fie gerne gute Tagehae 
ben imd ein vergnügtes Leben führen mögen. 
Waoarun ſollte ic) heucheln, daß ich auch fo ge 
finnet wäre? Laffet ung aufrichtig ſeyn, wann 
es Ihnen beliebt: Die Scheinheiligkeit und die 
Verſtellung ſchicken ſich gar nicht für einen ehrli⸗ 
een Mann; ein Chriſt aber muß ein ehrlicher 
Mann im vollkommenſten Grad ſeyn. Ermuß 
Du Pi Wahrheit Neben undallen Grimaſſen feind 


Ich nehme alſo die guten Tage ganz gernean, 
‚ wenn ich fie haben Fann. Barum wollen fie 
mir folche verdächtig machen? Waͤre ich niche 
undandbar gegen GOtt, wann ich mich nicht 
Dabey erfreuen und vergnuͤgt feyn wolte: Ich 
denke vilmhr: — | 
ùheus nobis hæc otia fecıt. 
Ich wünfchte ihm dafür recht Danckbar zu ſeyn, 
ioh menne immer, ich wäre es nicht, wann ich 
nicht auch wergnügt bin. u. 


Es iſt Winters ich kann das Vergnügen der 
Landluſt nicht genieffen. Ich fiße Dagegen an 
“ einem Caminfeuer, mit, ausgeftreckten Fuͤſſen 
und mit einem Buch in Der Dand. Der so 

i 


Fr 





: IV..iEpieneifche Sittenlchre Die beſte. 49 
| 


r 


ift auf einem Lehnfeflel in einer Ecke, zwiſchen 
wey ſammeten Küffen, — en. Ei⸗ 
ne Pfeiffe Knaſter bey einem Schaͤlgen Thee iſt hier 
das Labſal eines philoſophiſchen Grillenfaͤngers, 
der auf einem fo gemächlichen Sitz ſeinen Gedan⸗ 


len fteyen Lauff laͤſſet, und die Thorheiten der 


Menfchen belacht, Die aus "Begierde nad) einges 
bildeter Ehre und nach groffen Schäßen ſich als 


er Annehmlichkeiten diefes Lebens berauben, Dix | 


ih haben Fönnten, wie ich. 


Es giebt Leute, die fich einbilden, Die Tugend . 
nde in einem rauhen, ernfihafften und 


ſe es Doch meiftenthäils eben fo gut und fo gemaͤch⸗ 


ſchwermuͤthigen Weſen. Diefe Anachoreten 


* ea, nr ge — — 


wachen GOtt zu einem ordentlichen Tyrannen; 
fie glauben, er hätte ein eignes Vergnuͤgen und 


leiden zu fehen ; fie haften es deswegen für eine 
Grfliche FRothioendigkeit, ich aller seitlichen 


Güter zu begeben und mit Fleiß ſich zu quälen. 
Beydes, die Sprache der Natur als der Reli⸗ 
gioh, find bey mir ganz anders. Ich finde Darts 
innen lauter Kegeln zur Gluͤckſeligkeit, zur Ge⸗ 
müthsruhe und zu einer vernünftigen Freude. 
Als, was übertrieben ift, entfernet fi) von dem 
Zel der Natur und der Xeligion. Die Tugend 
it einfältig, und Die Weisheit gründet fich auf 
Warheit und Unſchuld: fie liebet die Freyheit, 
und haffet alles gezwungene Weſen. Socrates, 
ſato und Epicuc gefallen mir deswegen weit 
er als Ariftoteles, Zeno und Seneca. Die 
# fuchen ihr Vergnügen im den wirklichen 
I, Theil D. Empfins . 


so IV. Epicuriſche Sittenlehre die befte. 


Empfindungen der Weisheit, die andern in blofs 
en Künfteleyen und Nahmen. Ariftöteles ins 
nderheit war ein bloffer Srillenfänger ; er hats 
te eine Freude an den GSubtilitdten feines Ge⸗ 
birns. Es waren ben ihm nichts als Spinnes 
weben, darinnen ſich die Fleine Seifter wie Die 
Mücken fingen, und welche zerrifien, fo bald 
man fie anruͤhrte. Zeno hatte groffe Eigens 
ſchafften. Er war der Stiffter der floifehen 
Secte; und dabey ein weiſer und ehrlicher. 
Mann; allein feine fchwarze Galle verbitterte 
feine Tugend mit einem allzu gegmungenen We⸗ 
Er Er Fannte wohl ihre firenge Ernfthafftig- 
keit, aber nicht ihre natürliche Einfalt und An⸗ 
nehmlichfeit. Seneca flach ein wenig auf einen 
Heuchler. Er war bey allem Beſitz der Keich- 
thuͤmer ſtets mißvergnügt und verdrießlich; was 
hätte er nicht gethan, wenn er waͤre arm geweſen? 
Dan er gewußt, was man mit dern Gelb ma- 
en foll, 10 hätte er nicht vonder Verachtung Der 
Reichthuͤmer gefchrieben, und folche Doch ſtets zu 
vermehren geſucht. —— 


Die Epicurer uͤbertraffen alſo in der Kunſt 
vergnuͤgt zu leben die Stoicker weit; ſie erkann⸗ 
ten beyde, daß die Ungluͤckſeligkeit der Menſchen 
von der Hefftigkeit und Unordnung ihrer Be⸗ 
gierden herruͤhrte. Jene ſuchten deswegen ſol⸗ 
che zu mäßigen und in Ordnung zu bringen; 
Diele aber molten folche gar ausgerottet wiſſen 

und fich zu unempfindlichen Menfchen machen. 
Jene trafen es am beften an: fie‘ fahen Daß der. 
| | Menſch/ 





IV, Rpicuriſche Sittenlehre bie befte. 51 
Menfch, vermittelft dem Gebrauch feiner Ver⸗ 


nunft, wohl feine Handlungen nach gewiſſen Res 


n der Weisheit einrichten und Dadurch feine 
ierden im Zaum halten koͤnnte; fie empfans 

ben aber auch zugleich, Daß der Menſch doch feis 
ne ganze Natur nicht verändern, noch vielmenis 
ger die Menfchheitgar auszugiehen vermochte; fie 
wachten fich alfo folche Regeln, welche die Pas 
tur des Menfchen. anzunehmen fähig tar. Da 
Im Gegentheil die Stoicker Die Sache übertrie 
den und alles. in die bloffe Einbilbung arbeits⸗ 
ten: fie wolten dem Körper Die Em Büchteh 
benehmen, Die Doch eine Wirkung des Lebens ift: 
Sie meynten durch Die Stärfe ihrer Einbildungss 
kafit fich Das Gefühl der Schinerzen zu bench« 
men, wann fie auch gleich in einen gluenden 


Oochfen geworfen würden. Dein fie verguffen 
bey diefen Megeln die. Menſchheit. Es war ein 
| rg Gedanke, der nur den Verſtand b 


wann ber Körper nicht leiden müfle 


Epicurus fahe demnach die Sachen viel —* 
Und aufrichtiger ein, Er ober daß es ein bloffer 
trug war wann fich die Vernunft fo viel heraus 
nahm, daß fie fich ſchmeichelte, alle Empfindun⸗ 
gen der Sinnen zu unterdrücken, Er fuchte fie 
Deswegen weder zureiken noch unordentlich zu 
edigen; fondern. ihnen. eine fülche rt des’ 
Vergnuͤgens zu geben, wie es die Befchaffenheit 
eines vernuͤnftigen Weſens mit fich bringet. 
Beil nun alle Laſter und’ wilde Begierden dem 
tuhigen Beſtreben eines vernünftigen Weſens 
Ze D 2 wis 


52 IV. Epicuriſche Sittenlehre die beſte. 


 4uroiber find, fo erfannte er bald, daß man ir 
allen Stücken der Tugend folgen müfle, wenn . 
man anders vergnügt, das ift, glückfelig leben 
wolte. Da nun aus ber Uebung der Tugend 
ben ihm ein wahres und füffes Vergnügen ents 
fiund, fo nannte er dieſes Vergnuͤgen eine Wol⸗ 
kufl. Der norrzefiche Herr von Haller hat Dies 
fes in folgenden Werfen nach feiner ihm beywoh⸗ 
nenden Scharffinnigfeit fehr nett ausgedruckt : 


O Schooskind des Geſchicks, erfeuchter Epicur! 
Du fandeſt nur zuerſt der wahren angebfpur. 
Nicht jenes Wahngeſpenſt, Das Zeno ſich era 
| oo dichjet, we 
Das nur auf Dornen geht; zu Cie fi ver⸗ 
On pflichte; 
Die Welt zum Kerker macht, mit Muͤh ſich 
RER Quaal erfift 
„Und. unerteäglicher als alles Uebel iſt. 
Hein, nein, fie ſcherzt mit Dir & deinen ſtillen 
rten 
Ste gab dir Luſt und Ruh zu ewigen Gefährden ; 
Sie theilte jedem Stand feineigen Gluͤcke zu: 
In der Geſundheit Luſt, und inden Schmerzen 


| Wie Bienen füffen Safft aus hedeh Wermuth 


en 
So brauchteſt du zur Luſt, woruͤber andre Hagen. 
Du nahmſt mit gleichem Aug was die Natur 


, dir ab, . 

Die Schmersen mit Gedult, Die Wauſt freu⸗ 

J EEE ab. Und 
| _Un 





IV. Epicuriſche Sittenlehre die beſte. 53 


Und lieffeft ohne Wunſch in ſtetigem 7 


Dein Leben ungezehlt, nach ſeinem Ende flieſſen. 


Ihr, die den Weiſen haft, weil er euch übers 
Ä rifft 
Speit nur auf feinen Ruhm De Mißgunſi 
| es Gifft. 
Die Tugend, die er lehrt, gefällt der wildſten 


| gen 
Und feine Wolluſt iſt ſo keuſch alseure Tugend.) 


Die Woluft des Epicurs war alfo nicht 
minder rein als Die Tugend der Stoicker. Bey⸗ 
de traffen Darinnen mifeinander überein, daß der 
Menſch durch nichts anders vergnügt und glück- 
lich werden koͤnnte, als durch die Ausübung der 
Tugend. Nur hatten die Stoicker Feine fo edle 
Einfalt und Aufrichtigkeit wie die Epicurer. Sie 
hatten mit ihrer Einbildung zu viel zu thun, weil 
fie ftol; waren und fi) mehr Stärfe als andre 
Menfchen anmafiten. ihre Lehrfäße waren 
hart, rau, und lieffen wider die Menfchheit : 
der Epieurer ihre aber waren der Natur ges 
mäß : fie fuchten folche nicht zu verderben und 

otten, fondern nur edler, reiner und vor⸗ 


trefflicher zu machen. 


D 3 Ich 





(*) Dieſe Verſe ſtehen nicht in den gedruckten Wer 
fen dieſes beruhmten Dichters, ſondern find ei⸗ 
nem guten Freund, als ein Zufaß zu p. 52. nach 
den Worten: Ind wird nicht ungernflerben, 
von demfelben mitgetheilet worden. 


* 


14 IV, £picurifihe Sitrenlehre die beſte. 


Ich leſe ben Seneca gar gern: ich bewundre 
eine Scharfſinnigkeit, feine erhabene Art zu den⸗ 
n und feine Süße, die voll des feinften Witzes 
nd; allein Die Gedanken verflattern, Die Hands 
en aber machen des Menfchen Gluͤck und 
entitheiven feine Gute. Semeca klaget immer 
bep feinen Reichthuͤmern. Die Armuth wuͤrde 
ihn noch viel weniger getröflet haben, Das 
ee hätte beydes feinen Schägen, als 
einen 
gegeben. | | 
Wie ſchoͤn prebiget nicht dieſer Weile ? 
Neceflario ille magnus apparet, qui nun- 
quam malis ingemuit, nunquam de faro- fuo 
queftus eft, fecit multis intelletum ſui & 
non aliter quam in tenebris lumen eflulfie : 
sdvertitque in fe omnium animos, cum ef- 
fer placidus & lenis & humanis divinisque 
rebuspariter aquus, Haber perfectum ani- 
mum ad fummam füi addudtus, fupra quam 
nihil eft nifi mens Dei, ex qua pars & in hoe 
pectus mortale defluxit: quod nunquam 
magis divinum eft quam ubi mortalitatem 
ſuam cogitat & fcit in hoc natum hominem 
ut vita defungeretur, .nec domum eſſe boe cor- 
pus [ed hoſpitium & quidem breve hofpstium quod 
relinguendum eft, ubi te gravem eſſe hoſpi- 
ti videas, Maximum argumenrum eft ani- 
mi ab altiori venientis fede, fi hec in qui- 
‚ bus verfatur humilia judieat & angufta, fl 
exire non metuit, ſcit enim quo exiturum u 
| | rg 


" 


Wiſſenſchafften / erftlich den rechten Werth 


| 
\ 


| 


IV, Epicuriſche Sittenlehre die beite. 55 


qui,unde venerit,meminit. &tc.(*) Solte man 


vicht denken, Seneca fen ein Apofteldeg Cvangelii 


geweſen? Allein, man fand uͤberaus viel an ſeiner 
diufftihrung aus zuſehen. Er gab der Satyre fo viel 
Stoff, als dem menfchlichen Gefchlecht gute Leh⸗ 


ren, Veberhaupt ſcheinen mir die Stoicker eine 


Art unfrer heutigen Pietiften zu fenn, Die alles 
tu ſtark in Die Einbildung treiben, und mittier⸗ 
weile, Daß fie im Geift gefchäfftig find, Den Leib 


der Sünde fiberlaffen. Sie ſchicken fich vor⸗ 
 tefflieh zu Scheinheiligen und Heuchlern Koms 


men fie zu Kohen-Xürden und Ehrenftellen, fo 
werden fie Das Anfehen der ‚Delden und Der 
een davon fragen und die ganze Welt durch 
ihre Nerftellungen hinter Das Licht führen. 


Ich liebe ein natürliches Weſen und ich glau⸗ 
ber daß folches meinem groſſen Schöpfer und 
Erhalter auch) befier gefällt, als der Zwang einer 
Weisheit, die fich gegen die Natur empoͤret, 
und. die nicht von ihm herkommt. Ich weiß / 
daß er die Aufrichtigfeit und bie Einfalt liebet, 
und daß er im Gegentheil nichts fo fehr als dem 
—5 — und die Einbildung der falſchen Wei⸗ 

en haſſet. 
Ich Halte GOTT durchaus für das alergh⸗ 
e und fiebreichefte Weſen. Ich bin gewiß⸗ 
daher ung ordentlicher Weiſe Fein Leiden verur⸗ 
facht, fenderm daß die Schmerzen und Die. teb 
denfchafften, welche unfer geben beſchwerlich und 
4 un⸗ 


— — 
. (#) Sen. Flores. p. 212- 


56 IV. Epicuriſche Sittenlehre die befte. 
unglücklich machen, insgemein nur die. Folgen 
unferer Schtwachheiten und Unordnungen find; 
. und Daß, 100 er ja.aus befondern Abfichten ung 

gurveilen geiden macht , folches nur als eine 

rt Der Zuchtigung zur Beſſerung, oder als ein 
Deilsmittel zur Genefung zu betrachten ift. De 
Dentlicher Weiſe aber geſchiehet ſolches nicht; 
das Gute wirkt die Gluͤckſeligkeit, das Boͤſe 
aber ziehet ſeiner Natur nach, allein das Boͤſe 

nach ſihh. 7 


„Man bilde ſich alſo nicht ein, daß man ben 
Gütern der Welt feind feyn müfte, um tohl 
mit GOtt zu ſeyn. Nein’; man muß vielmehr 
das‘ Gute in allen Gefchöpfen lieben, um den 
Schöpfer dadurch zu verherrlichen. Warum 
folte man mir den Genuß eines Guts verdächtig 
‚machen, ſo lang ich Darinnen eine Beziehung auf | 
* SOTT finde? Der Gebrauch allein macht eine 
Sache böfe, und wir haben insgemein fehr fal⸗ 
[% riffe vom Guten, weil wir fie aus uns 
ſerm eignen Herzen hernehmen, welches im 
Gund verborben und mit Vorurtheilen und 
Affeeten eingenommen if. Wir werden Dess 
wegen auch am meiften von ihm felbft betrogen, 
weil es mit feinen verkehrten Abfichten alleseit . 
durchdringen will und zu dem Ende dem Ver— 
Rand fo vielerley falfche Bilder vorzugauckein 
weiß, Daß ihm dadurch Die Sreyheit richtig zu urs 
theilen und zu wählen benommen wird, 


V. Der 


| Ä V. De Pyrrhoniemus. 77 
V. 
Der Pyrrhonismus. 


| 


' harte, ‚ein griechifcher Weltweiſer, war der 
Stiffter der ſogenannten Scepticker, 
oder Zweiffler. Dieſe Secte, fo naͤrriſch fie 
auch in der Geſchichte des Pyrrho ſelbſt vorgeſtel⸗ 
let wird, hat nichts deſtoweniger zu allen Zeiten 
unter verntinftigen Leuten den meiften Anhang 
gehabt. Beydes in Griechenland als zu Rom 
waren die kluͤgſten Leute dieſer Secte zugethan. 


Sobald ſtreichet man nicht über die Graͤnzen 
des menfchlichen Derftandes, fo fommt man in 
das Land der Träume und Muthmaflungen. 

. Die Eigenliebe fehmeicheft ſich mit ihren Sort 
Bine und mit den Entdeckungen fo vieler 
hönen Bilder, Die, wenn man fie etwas näher 
betrachten will, verſchwinden. 


| 

Was Wunder, Daß Fluge Leute in der Lehrart 
. derSceptickerfo viel Vernuͤnftiges fanden. Nicht, 
daß fie Die abgefchmarkten und närtifchen Aus⸗ 
iffungen des Pyrrho felbft folten gut geheif- 
fen haben, fondern weil uns dieſe Art zu philos 
fophiren 2lnleitung giebt eine Sache grund» 
| lich zu unterfuchen und nichts für eine Wars 
heit anzunehmen, als was man mit gewiſſen uns 
umſtoͤßlichen Beweißgründen darthun koͤnnte. 

Keine Art der Philoſophie macht befkheidener 
| | nd 


/ 


/ 


58 V. Der Pyrrbenismus. 


und demuͤthiger als Diefe. Man lernet Dadurch 
die Schwaͤche feines Derftandes erfennen, und 


die Irrthuͤmer anderer mit Gedult ertragen. 


der Religion hat der Pyrrhonismus einen 
groſſen Nutzen. Man entdeckt dadurch eine 


Menge von Mennungen, die fich tbeils nur af | 


Gewohnheiten, theild auf gewiſſe Vorurh 

gruͤnden. Dieſe Vorurtheile werden uns gleich⸗ 

am mit der Muttermilch beygebracht, und durch 

de darauf erfolgte Unterweiſung zu einer andern 
atur. 


Unſere Wiſſenſchafften ſelbſt ſind Kennzeichen 
unſrer Unwiſſenheit. Wir werden in einen ſte⸗ 
ten Wirbel ſich ſelbſt wiederſprechender — 
herumgetrieben und martern ung mit unendli⸗ 


chen ragen, die ung weder beflern noch glück 


lich machen. Gleichwohl fehen wir eine unums 
gaͤngliche Nothwendigkeit, Das Wahre von dem 

alfchen, und Das Gute von dem Boͤſen zu uns 
terfcheiden, Man fiehet bey der Ungewißheit ſo 
viel verwirrter Dinge eine Art der Gewißheit 
die in unfre Sinnen fällt, welche wieder ans 
Dere Dinge nothmendig voraus feßen. Wir 
koͤnnen ung als vernünftige Gefchöpfe dem Vers 


langen nach dem Wahren und Guten nicht ent 
sieben. Diefes Derlangen bringt ung auf ihren ' 
en wir 


Yrfprung. Hier entde n Urheber uns 
es Dafenns und die Quelle unferes Lebens. 
Bir fehnen ung nach derſelben, wie Die neuges 

bohrne Geſchoͤpfe, welche den Glanz der Som 

| nen 





V. Der Pyrrhonismus. ss 


’ nen füchen, um durch ihre Stralen erwaͤrmet zu 


werden. Jemehr wir hier ſehen, deſtomehr wer⸗ 


ben wir ung verwundern, und je weiter wir ung 
‚ hier mit unfern Blicken wagen, deſtomehr müfs 
ſen noir mit Paulo fagen : O welch eine Tieffe! 


Da wir alfo in dem unermeßlichen Umfang 


der ganzen Natur und ihres allmächtigen Urhes 
hers nichtsrecht einzufehen und h beurtheilenfäs 


hig find ; fo überfälft ung eine heilige Demuth, 
Wir laffen unfere vermegene Nachforſchungen 
fahren. Wir fehnen uns nach defien Hulfe ale 
arme Geſchoͤpfe, Die ohne denfelben nichts ver 
mögen, nichts Fönnen, nichts wiſſen und nichte 

verſtehen. Bir nahen ung zu ihm und bitten 
ihn fich ung ſo viel zu erfennen zu geben, als er 
es für die Gluͤckſeligkeit folcher Geſchoͤpfe, 
wie wir find, für. gut befinden. möchte. GOTT 
erfcheinet auf Diefeg ernftliche Suchen unter 


en, 


en Menfchen. Er offenbart ihnen. feinen. 


Iſt pas wahr? fagt der vernünftige Zweiffler. 
daft ung fölches unterfuchen. Hier ift die Of⸗ 
fenbarung : Ein heiliger Mann von reinem Her 
jen und unbefleckter Tugend, mit dem GOTT 
geredet hat, war der erfle, der ung ſolches Fund 
gemacht. Wach ihm folgte eine Reihe folcher 
Männer, Die fein Zeugniß befräfftigen und Die 
gkichfals von dem Geiſt des Allmaͤchtigen er⸗ 
leuchtet waren. 


Stimm 


N 


oo V . De Pyrrhonismus. 


Stimmet aber alles, fragt der Zweiffler noch 


- weiter, mit, der Vernunfft überein, was Diefe 
Männer gefagt und gelehret haben? Der Glau⸗ 
bige anfroortet darauf, Daß es ihm genug wäre, 


deutliche Mercfmale darinnen von einer göftlis 


chen Wahrheit überhaupt anzutreffen, um fich 

. Daran zu halten, und daß im übrigen die Ders 
nunfft nicht zulänglic) fen einen Richter in, fol 
chen Sachen abgugeben die ihre Begriffe übers 
fliegen Wie aber, fähret jener fort, wann ſich 
darinnen Deutliche Wiederſpruͤche aͤuſſern, 

dergeſtalt, daß von einer Sache gefagt wird, 
Daß fie zu gleicher Zeit ſey und nicht fen ? 


Hier iftabermals eine feharffe Prüfung vonnoͤ⸗ 
then. Der Zweifler fordert den Glauben her 
aus Diefer finder nicht nur Feinen Wieder 
ſpruch in der göttlichen Offenbarung , fondern 


einen Durchgangigen heiligen Zufammenhang in ' 


den Grundwahrheiten. Er ergreifft Deswegen 
Hetroft dieſes hoͤhere Licht. Sein Berftand wird 
erleuchtet, fein Wille rein und in GOtt einges 

kehret. Er unterfcheidet mas göttlich, was ver; 
-  borgen und was menfchlich if. Er verehretdae 
erfte mit der tieften Andacht : vor dem andern 
Pige feine ‘Blicke nieder, nie einer, der von 
den Stralen der, Sonnen befcheinet wird , thoͤ⸗ 
rigt handeln wuͤrde, wenn er um die. Sonne 
recht zu fehen, dahın fein kuͤhnes Aug mit ſtar⸗ 
ren Blicken richten wolte. Das Dritte eignet.er 
fich su , weil fid) daffelbe auf den Men 
{chen und. auf feinen ganken Wandel 


N 


‘ 
[3 


V. Der Pyrrhoniſnus. 6 
Er erkennet in GOtt die Allmacht, folglich ſchei⸗ 


net ihm nichts unmoͤglich, was GOtt gethan 


— — 


hat und noch thut. Er erkennet deſſen unum⸗ 
ſchraͤnkte Weisheit; folglich hegt er ferner kei⸗ 
nen Zweiffel, daß alles was GOtt thut auch 


wohl gethan ſey, er mag es begreiffen oder nicht. 
Ererkennet in Goͤti die hoͤchſte Liebe; folglich 


hat er ſich von einem ſo guͤtigen und liebreichen 
Bein auch nichts anders als gutes zu verfpres 
den. So viele Vollkommenheiten und Zus 
gaben hier Der Menfch in dem göttlichen We⸗ 

entdecfet, fo viele Unvollkommenheiten und 


- Untugenden findet er im Gegentheil in fich ſelbſt. 


den 
Wie! ein Erlöfer ? er heraus. ‘Brauche. 
dann GOtt ſoiche ne die Menfchen zu 
etten, da fein hloſſer Wille , Durch welchen er 


Er findet fich und das gantze menfchliche Ges 


in dem Auflerfien Werderben. Wie 
denkt er, GOtt hat Doch nicht Die Menſchen er⸗ 
en, um fie einem folchen Werderben zu 


| iberlaffen. Erforfehet in den Büchern der göfts 


ichen Offenbarung: er findet Darinnen die Urs 


ſache des Merderbens in den Fall der erften 
Nenſchen, und zugleich einen Erlöfer der Diefen 


toieder Hut gemacht, und die Natur Dee 
Inſen gu Bote hinfehret, Davon fie abgewi⸗ 
iſt. weiffler wird hier aufs neue rege. 


ſich an uns mit Krafft offenbaret, genug iſt uns 
zu retten? Der Glaubige beantwortet dieſen 
uf: Eben der Wille, fagt er, welcher 
genug iſt, den Menſchen durch feine bloffe Krafft 
Wu retten, Der ſſt auch genug Die Wege in — 

| tigen/ 


4 


62 | V. Der Pyrrhonismus. 


fertigen , Die GOtt eingeſchlagen hat dutch Die 

Dermittelung eines Erloſers zu betverfftelligen. 

gu allen göttlichen Handlungen ift der göttliche 
ille genug. 


Die gröfte Empörung des Zweiflers gchet zu 
letzt auf Die — Offenbarung ſelbſt. Hier 
. findet ſeine ſtolze Vernunft eine Menge Sachen 
auszuſetzen. Bald will ihr dieſes bald jenes nicht 
einleuchten. Sie zweifelt an der Aufrichtigkeit 
der Nachſchreiber und an der Geſchicklichkeit der 
Veberfeßer. Sie zweiffelt, ob alles bis auf uns 
fere Zeiten fo unverleßet, fü ganz, fo unverfaͤlſcht 
gekommen jen: fie beunrubiget ſich darüber mit 
unzehligen Kragen , welch Die Defchaffens 
heit der Alterthümer, bald der Sprachen, bala 
die Sitten der verfehiebnen Völker ing befondeo 
re, bald aber die Glaubenslehren der Religion 
überhaupt betreffen. Die Wiederſpruͤche und 
‚ Die Einwuͤrffe haben hier Bein Ende. 


Wie verhält fich hier der vernünftige Zweiff⸗ 
ler, der die Wahrheit fucht ? Er nimmt das 
Weſentliche von dem was gefhrieben ift; ſindet 
er davon den Zufammenhang richtig und durch 
die "Begebenheiten der Zeiten bewaͤhret, fo ifter . 
zufrieden, Bepdes ift unlaͤugbar. Cr überläfe 
ſet Dasjenige, wo er nicht Durchlehen Tann, Den 
sienjenigen, die fich gerne ut Worte und Mev⸗ 
nungen zanken. Er ſuchet Dasjenige mit, Tre 
und Aufrichtigkeit auszuüben, was er weiß das 

gut ift, und hegnuͤget fich fo viel von den ar 
m Ä üffen 





| | | V. Der Pyrrhonismus. | 63 
ſchluͤſſen GOttes in Anſehung der Seligkeit zu 


wiſſen, als er fürunumgänglich noͤthig erkennet, 
das uͤbrige laͤſſet er bis auf eine naͤhere Erkaͤnnt⸗ 
nis ausgeſetzt. Er entſcheidet nichts, als bis er alle 
Merkmale der Wahrheit vor ſich ehe Was 
aber goͤttlich iſt und uͤber die menſchliche Begriffe 


hinſtreichet, da ſteht er ſtill und er ſchweigt und 


glaubt. 


ehet fo iſt ein vernünftiger Zweiſler, dem 
Bahn um Die Eahıher zu thun iſt, und 
der Die Schwaͤche feines Verſtandes befcheiden 
bat einfehen gelernet.. Je mehr er ſich hier des 


muͤthiget, deſto reiner werden feine ‘Begriffe, 


— — — — ——— — — Un m — — — 
* 


Wahrheiten anzunehmen und das goͤttliche von 


dem menſchlichen zu unterſcheiden. 


So deutlich und überzeugend auch dieſe Be⸗ 
griffe mein Hertze ruͤhren, ſo findet man doch 
die meiſten Gelehrten ſo geſinnet, daß ſie nicht 
allein über alles urtheilen, fondern auch ihre Ur⸗ 
theile als unfehlbare Ausfprüche andern auforins 

en wollen. Sie verſtatten deswegen feinen 

—— Sie entſcheiden alles mit einer 

hen Einbildung. Sie wollen, daß man ih⸗ 
ten Einfichten fehlechthin trauen, folche für uns 
fehlbare Wahrheiten ännehmen und danach 

Kine Begriffe einrichten fol, too man anders 
wicht von ihnen in Das Kögerregifter will geſetzet 
werden. Sie verdammen den froͤmmſten 
Mann , wenn er nicht glaubet was fie zu glau⸗ 
ben vorgeben, und fprechen einen Gottloſen je 

. 4 


64 V. Der Pyrrhonismus. 


fig, wann er nur fagt, daß er glaubte was fie. 


- ihm vorfagen. 


Der Pormhenismus zroeifelt, um eine Sache 
zu unterfuchen ehe man folche glaubet. Er wei⸗ 
gert fich. einen Satz für eine XBahrheit anzuneh⸗ 


men, bis fie eine Evidenz, Das ift, einen 
zureichenden Grund. von der Wircklichfeit einen 
Sache entdecket; bis dahin getraueter fihnicht 


etwas zu entſcheiden. 
Diejenigen im Gegentheil, die nach dem Exem⸗ 


pel der groben Pyrrhoniſten ihren Zweiffel ſo weit 
treiben, daß ſie nichts fuͤr wahr, ſondern alles 


fuͤr ungewiß und zweiffelhafft halten, wann 
auch gleich die Wircklichkeit davon in ihre Sin⸗ 
nen fallen ſolte: Ne id quidem ullo pacto 
videri verum, quod nihil eſſe verum vide- 
tur (); diefelbigen find, laut ihrer eignen Lehr 
fäße, auch nicht im Stand einen richtigen Vers 


nunftfchluß, vielroeniger eine göttliche Offenba⸗ 


rung anzunehmen; dann da fie ſogar auch kei⸗ 
nen zureichenden Grund in den Merkmalen der 
Wahrheit erkennen, fo entfeßenfie fid) dadurch 
aller möglichen Mitteln, eine Wahrheit zu pruͤ⸗ 
fen und alseine Wahrheit anzunehmen. 


Es gibt noch eine dritte Gattung von Zweif⸗ 


€ ⸗ 


lern, die mehr vernuͤnftig und weniger demuͤthig 


ſind. Sie haben einen ſcharffſinnigen Far 
| | and’ 


€*) Aul, Gell, L. 9.6 Sr 











| Det Porthonionun. 65 
find unganein geſchickt Die Lehr ebdup 
mp geichickteften umganin 9 —— —— 
ſcheinen darzu gebohren zu feyn, die wi —** 
— in ben. 
hre Sinfichten find fo groß, ale ihre Gele —5— 
und fie triumphiren gleichſam auf den Truͤm 
mem der Herzlichen Bollmerke, weiche andre 
mit der gröften Mühe und aller erfinnlichen 
Kunſt in Die Höhe geführet haben, Man liefet 
ihre Schriften mit Entzücken : Alles ſchmecket 
drinnen nad) dem feinften Urtheil, nach bee - 
— —  S 
en und nach den rei tzen lang 
geſammleter Wiſſenſchafften. Man wünfchet 


wan ae mehr, als daß fie. nurauch 


— — — — — — — — r — — — — — 


— daran machen und uns ihr eignes Lehrge⸗ 

baͤnde nach ihrer ihnen beywohnenden Scharf 

(mi feit a en möchten ; allein, man hoffet 

ebrauchen ihren Verſtand 

m ihre Selehrfam eit, die Wahnfäge und den _ 

Aberglauben famt den Irrthuͤmern aus der 

menſchlichen echo zu vertreiben. Wir 

ihnen Deswegen vielen Danck fehuldig. Al 

ui diefes ift alles: Sie berauben ung Dargegen 

den Werth der Wiſſenſchafften, und laſſen 

ug under fie ung Die Irthoͤmer benehmen, 

Siehe Dortheil des Verſtan⸗ 

re a, * —— nnigkeit nichts zu wiſſen 

hen. runder wuͤrde Keber 

In: Hlmer behalten, wei fie ihn Muhr als 

Mh vergrägen. Que ſai jed ſi 

Michael de Montagne, der jr der Du 


“ss V. Der Pyrrhonismus. 
reichſten Köpfe in Frankteich wa 


bemfelben benCh —*— — 
nen dem n Charron (* n dela 


le Vayer ‚dan Di, 


nd, 
den Huetium und über alle Diefe den berühmten 
Bayle nebſt unſerm noch lebenden Herrn von Bob 


taire an die Seite ſetzen. Welche groſſe Leute! 
Welch ein Troſt für Die arme Gelehrten, voann 
fie Huetius von der Schwachheit ihres Ver⸗ 


ftandes unterrichtet C*). Hierher gehören auch 


die unlängft heraus gefommene Memoires pour 
fervir 4 Philtoire de Peſprit humain par M, 
de Gendre, to man einevollftändige Abhand⸗ 


kung findet, von allem, was die Entdeckungen 


der Wiſſenſchafften feichtes, unvollkommenes 
und fich feibft twiederfprechendes 


haben. 


nn — 
3 


\ 





(9 Eharron hat ein Buch de la Sageſſe gefehrieben; | 


deffen Inhalt vornemlich darinnen beftehet, daß er 


auf eine fehr feine Art den Menſchen ihre Irrthaͤ 


mer und ihre Fehler zeige. 
() Huetius, der beruhmte Biſchoff von Avranchet, 
hat unter andern fehr gelehrten Werden aud) einen 
Traetat delatoiblefle de Peſprit humain heraus ge⸗ 
geben, und darinnen fo wenig tröftliches, als Eha 
Ton in feinem Buch von ber Weltweisheit entdo 
et. on ” J 








En Ge 


VI: Pprihonifche Sundeofüccht. 6 
NL: 


Erzählung der pyrrhoniſchen 
Hundesfurcht. — 





Pyrho cum fe invadentem oanem repuliſſet, cauſanũ- 
que cuidam ; grave, inquit eft & perdifficile honi- 
nem penitus eXuere. _ 

Die. Lam. art. — 9.2, 6. 


Men et mich ein * — E i 
itungel my threbelliſch p | 
Kırh Perho, Ic) Dielen te iven Ahigte. “ | 


a! fuhr mich dieſer lachend an: 
er Sinn betrügt 5 du vie B die Schmers 





dDe ind d bio 
Sachen RB tur ig 


Ber wolte fich in ſeinem Zehen 
Det Einbildung fo meit'ergeben ? 
Der Eindildung? fprach ich: Das läßt fich hören. 
° shlan, ich will ein Weiſer ſeyn 
an bilde mir zum Frog der Schmerzenein, 
ih fühle nichts, 
war ganz flo. GOtt ehr den weiten Mann 
d vernünftig fchliefen kann. 
in blich Fam Das Uebel wieder 
W fang die vorge Klagelieder. 
de BER Schmerz entriß a ich der Gedult; a 6 


sv. Pyrrhoniſche Sundeofurche. 


ch that ich weis nicht wie, 
Ich ſchalt auf die Philofophie, | 
nd ſchlug von ungefehr auf meirien Pult. 
Stracks ſprang mein treuer Moppel auf, - 
Und fiel dem Pyrrho, der ihm nichts gethan, 
Mit unbefcheiünen "Bellen an. . | M 
- Mein Ppyrrho, voller Furcht und Schre⸗ 


e 
Ergriff die Thür. Ich ſchrie: wo wilt duhin? 3 
| —— Furcht mein? | 

— * gr 2 - ER 
a 100 er; Sch meynte zu entſliehen⸗ 
ie ehren le dech eu Menfeen ausiuichen, 


| ss & 0 —X Eu Su 22. o | 
Mittel ut die Empfindlich⸗ 
En Ä it. — — 


⸗mpfindliche Gemuͤther haben die meiſten 
& ‚Regeln von noͤthen. Sie ſind ein Spiel 
ihrer ——— und werden oͤfters wegen ih⸗ 
ter eignen Tugenden ungluͤcklich. Wir koͤn⸗ 
nen ung nicht anders machen, ale wit finds wir 
Fönnen uns aber wohl den Gelegenheiten mit 
mehrer Sorgfalt entziehen, wo unſere Empfind⸗ 
lichkeit gereiget und in Gefahr geſehet wird. 


Wie 


‚VI. mittel wider Die Fömpfinbäicheit. 69 


Wie offt beffagen wir ung nicht über falfche 
——— den Mangel der Redlichkeit, über 
doͤſe Maͤuler und über Verleumdungen. War⸗ 
um pflegen wir Doch noch immer fo leicht, jeder⸗ 
man zu frauen und andern Menfchen unfre Abs 
bien — en mit nicht ut⸗ 
er ſeyn unſer Gemuͤth ſolchen Leuten aufzu⸗ 
fhlieffen, die unſere Vertraulichkeit —e— 
und ihrer ſie beherrſchenden Bosheit uns 
verrathen und verkauffen? - 


Bir meynen unfere Freunde noch fo wohl zu 
welche die Sreundfchafft mehr als Dem 
nach kennen? Wer will eine f6 hie Relaung | 
en en em 
nden, Die von fi | 
und öfftersihrer Cigenliebe foroohl als ihren Späd 
fernen auch ihre beften Freunde aufopfem, 
- Warum beffagen wir ung noch, daß die Men⸗ 
fhhen gegen und nicht anders geſinnet find, als 
_ fenäch ihrer verdorbenen Gemuͤthsart feyn koͤn 
nn? Warum Ihmeichetn wir ung, Daß Laute, 
Die unarfig und böfe find, Ihre Natur, aus Liebe: 
uns, ablegen und gut werben ſolen ꝛ 


/ 







Was macht un nicht bie Liebe zur Gerocht 
keitleiden ? Haben wit noch jemals Dadutc) | 
Menfchen zurück gehalten uns nicht zu beleidis _ | 
gen? Laffet uns von Den Menfchen nichts anders 
als Angerechtigfeit erwarten, ſo werden wir ein 


\ 


“5 VII, Mmittel wider de Ampfindlichk eit. 


deſto lebhaffteres Vergnuͤgen haben, wann wir 
einmal welche finden, Die gerecht find. 


Ein gut artiger Menſch ift wie ein fruchtrei⸗ 
ee Baum, melchen Das Ungezieffer und Die 
aupen ſchaͤnden; Ein jeder will: Davon Die 

Srlchte feyfttefn und die Aefte abreiflen. 


- Damon thnt ihnen ımrecht, es iſt wahr; alle 
Welt muß e8 bekennen, fie ereiffern:fich Darüber 
zu ihrem Schaden und machen ıhn dadurch Doch 
weder beſſer noch gerechter. Lycidas ſpricht uͤbels 
von ihnen, weil er ihnen nicht wohl will. War⸗ 
um. laffen-fiesfich ſolches anfechten? Wie muß. 
Weidas nicht freuen, Daß es bloß auf ihn an⸗ 
re 
eifter von ihrer: ruhe 5. er kann folche. 
ſtoͤren, nachdem ihm die Bosheit in feinem He 
. gen aufſteiget. Lachen fie doch ein wenig über 
fein thoͤrigtes Geſchwaͤt. Gie werden Doch-ihe 
se Ehre nicht den Urtheilen ‚eines ſolchen Men⸗ 
ſchen unterwerfen ? ER 


KRein Laͤſtrer kann der Ehre fehaden: 
Sie hafit allein auf unfern Thaten, 


Lampus, einer ihrer Bedienten, hat ale Eigen: 
fchafften ihnen die Gedult zu lehren, Sie des 
aen fich uber ihn und fie thun übel. Hört er 
nicht als mit harten Worten, fo geben fie ihm 
foldye. Man redet ia mit Hunden und Pferden 
aus gleichem Thon, ohne fich weiter über fie jr 

* * erdzor⸗ 


VI. Mittel wider die Empfindlichkeit. 71 


goͤrnen. Denken fie, Lampius wäre a ein 
J ſoſches Thier, weil er unartig iſt. Haben fie fe 
ner nöthig, fo haben fie Gedult mit ihm; k 


N fie feiner entbehren, fo fehaffen fie ihn von 


Der Zorn mag ſo gerecht ſeyn, als er will, ſo 


en mehr als demjenigen, uͤber welchen ſie ſol⸗ 
auslaſſen; ja er wird oͤffters, aus allzugroſ⸗ 
Eiffer für die Gerechtigkeit, felbft ungerecht. 
weiß nur zwey Mitteln Demfelben zu entges 
: entweder baß man fich voraus ſtark macht 
| e Anfälle zu überwinden; oder Daß man ihm 
eine Thür vorfehlägt, wann er uns von 
ingefehr übereilet. Das erfte erfordert eine ges 
 püffte XBeisheit, wie Socrates hatte, und Das 
andre, die Erkenntniß eigner Schwachheit, da 
man fich noch nicht gefrauet fo weife zu ſeyn. 


Wer dem Zorn entgehet, ber fehadet weder 
ſich noch andern, und toͤdtet dadurch einen funken 
Feuer, der ein ganzes Haus in Brand ſtecken kann. 


Nichts iſt empfindlicher, unruhiger und eiffer⸗ 
füchtiger als das naͤrtiſche Ding, das wir Die 
tenennen. So ſchoͤn es auch ift, nach ruhms 
röigen und erhabenen Dingen zu frachten, fo 
veget fich Doch Dabey der. Hochmuth allzu flark. 
Kann aucheine Neigung unferm Vergnügen und 
unfter Unfchuld nachtheiliger ſeyn? Man maͤßi⸗ 
ge fie wie man will: fie I ihre heimliche One 
4 


—* - * 


I allegeit eine Schwachheit, und ſchadet 








‘ 


— 


72 VI, Mittel wider die Empfindlichkeit 


fich gu verſtellen, und unter dem Schein der T⸗ 


gend fich hervor zu dringen. Man kann nicht 
ende: ruhig fepn, als bis man fich mit ihr gar 
a 


‘ 


ew 
che Nachſtellungen vermeidet. 


g Me t und alle ihre Anfälle als feindl⸗ 


———— — 


Das Verlangen jedermann zu dienen, und ſich 


gefällig gu erzeigen, iſt zwar loͤblich: allein «es 
macht ung felten vergmügt. Wer es allen Leu⸗ 
fen recht machen will, wird fich dabey am eriten 


— a. 


vergeſſen. Er wird, indem er die Pflichten der 


Zeutfeligfeit und der Liebe Des Nechſten auszuu⸗ 


ben gebenfet, das Gebot der Selbitliebe.beleidis 
en, welche Doch die Nichtfehnur von jener if. 
wird fein eigner Tyrann werden, indem er 
fich zu einem Sclaven andrer Leute macht. Es 


wird nur auf dieſe ankommen, ihn at | 
icht 


oder mißvergnuͤgt zu machen. Ich will n 


fagen, daß wir in der Welt nothwendig den Thos 


€ 


zen mißfallen müflen, warn wir den Weiſen ges 
fallen wollen. = 


Mala opinio, bene parta delectat. 


DB 
% N 


VII. 





u )oc a 2 
VII, 


Die Nothwendigkeit wohl haus 
zu halten. 


Nefcis quo valeat nummus? quem prebens ufam, 
a, Sa. L. 2, 


"ae lc ee 


©. mag es nehmen, tie man m fo iſt 
man in der Welt übel daran, wenn 
man fein Geld hat. Ein Geitziger aber, und 
ein —— find beyde zu Hogen. Der 
eine — nicht, was er hat, und der andere 
eines Guts, das er genieſſen ſolte. 


Die Hauptſache in der —æ—— 
F alſo auf folgende Regeln an; 

mehr ausgiebt, als man einzunehmen hat; 
man nicht auf Borg kauffet, noch die Schub 

Ben auf lange Rechnungen flehen 
man ſich vor allen Reitläufftigfeiten tet und 
in feine Rechtshaͤndel ne vrmenget daß man 

4 





*) Hieher gehoͤret die II. Betrachtung in dem IV. 
\ Theil d ie ‚anten, a man mit bem 
Sn m ſoll? 


74 VII. Die Nohwendigkeit | 


alle Arten von böfen Gefellfchafften, infonderheit : 

Die Müßiggänger meidet; und endlich, daß man 

den Kuhm eines ehrlichen Mannes in feinergans | 

en Aufführung behauptet, damit uns weder 
einde noch Neider ſchaden Fönnen. 


Glauben Sie mir, mein Herr, das Anfehen 
‚eines Menfchen dauert felten länger, als der 
Wohlftand feines Beutels. Es ift eine laͤcher⸗ 
liche Großmuth, Die ung verleitet, ſo lang freyge⸗ 
big zu ſeyn, bis wir felbft Mangel leiden. 
ft ein Gluck, von gewiſſen Leuten verachtet zu 
toerden, deren Beyfall man nicht ehender erlans 
gen kann, als bis man fo unverfchämt und fo bes 
duͤrftig wird, wie fie. | 


Deer Graf son Ochfenftiern, der ſich vor eini⸗ 
gen Fahren in einer elenden Geflalt hierum auf- 
halten, und ung feine artige Gedanken in fran; 
‚söfifcher Sprache mitgetheilet hat, redet als eis 
ner, der Die Sache aus Erfahrung gelernet hat. 
Er war in folchen betruͤbten Umſtaͤnden als im⸗ 
mermehr ein Buͤcherſchreiber feyn Fonnte, und 
ber nur deswegen Diefes Handwerk zu treiben 
fehien, um nicht gar einen hochgräflichen Bettler 
abzugeben. Wie! ein Abfümmling des ehma⸗ 
digen weltberühmten ſchwediſchen Canzlers von 
chfenftiern, fol fich in folchen preßhafften und 
elenden Umfländen befinden? Welches Ders 
hangniß! oder vielmehr welche traurige Folgen 
einer zerfireuten und unordentlichen Lebensart ? 
Man Fann alfo dem ehrlichen Mann, der aus ſei⸗ 
| on De 








Fi 





" 


- nung fehreibet, hier-völligen Glauben benmefien; 


wohl haus zu halten 77 
ner eignen und leider ! allzu enpfindlichen Erfah⸗ 


Seine Worte find dieſe: L’argent etant au- 


jourd hui Peffentiel de ’home, fans le quel 
aucune qualit€ ne brille, je füis ſurpris, 


qu’on ne’ fafle apprendre aux enfans P’oeco- 
nomie par regles au lieu du latin; vu,qu’un 
riche ignorant pafle toujours devant un 
pauvre favant & que la berife en argent, [€ 
voit faire la cour par.toures les ſciences. 


Es ift nun einmal fo in der Welt, und wir 
werden es nicht dndern, wenn wir auch gleich 
noch fo fehr auf den Geitz fchelten. Alle Der 
dienſte yflegen nach dem: Gewicht des Geldes 
geichäßet. zu werden. Wer nur Geld hat, der 
ift weiſe, der iſt tugendhafft. Hat eraberfeines, 
ſo iſt er föon aller Lafter. verdächtig: jederman 


ſcheuet feinen Umgang: er hat etwas an ſich 


das. andre Leute nicht leiden Finnen: niemand ift 
zu Haufe, wo er fich melden läffet:: man hat kei⸗ 
ne Ehre von feiner Geſellſchafft: man fagt nicht, . 
er fen arm, er fey ungluͤcklich, und folglich mit- 
leidens würdig; ‚nein, weil er fein Geld hat, ſo 
heißt er ein Taugenichts, ein nichtswuͤrdiger 
Menſch; ein Menſch mit dem nichts anzuſan⸗ 
J i ih Man findet ihn albern, unbelebt, und 
jaͤcherliclhh. 


Nihil habet paupertas durius in fe 
Quam quod ridiculos homines facit. 


J Doch 


16 VIL Die Nothwendigkeit 
Doch dieſes ift noch nicht genug; Einer, - 
ber fein Geld verſchwendet hat, macht fich das | 
. durch nicht allein verächtlich, fondern er -beraus ' 
bet ſich auch zugleich aller Mitteln, ſich und 
andern Gutes zu thun :- er bringt fih um Die | 
meiften Annehmlichkeiten dieſes Lebens, | 
febt in Verachtung, und wird wohl, gar_ ein 
"Betrüger, indem er borget und nicht bezahlet. 
Er ift Dem gemeinen Weſen zur Laſt, weil er 
nichts erwirbt, und andre Leute noch darzu mit 
verderben hilft. —— 


Niemand weiß ſich weniger in die Armuth 

gu ſchicken, als ein — Er borgt ſo 

‚lang man ihm leihet: Ey betruͤget, wenn man 

ihm nicht mehr leihen will Noth und Efend, 

und Schande begleiten fein Leben, und die Ders 
sroeifflung feinen Tod. 


= me. | 
S ifE wahr, es gab vor Älters etliche Welt⸗ 
weißen, Die fich aus Der Armuth fo wenig mach 
ten, daß fie vielmehr folche vorſetzlich wählten, 
und Ihr Geld an andre gaben. Allein dieſes wa⸗ 
zen fehr auffersrdentliche Menfchen, welche Dis 
Durch) ihren Witz zeigen wolten. Ihr philoſo⸗ 
phiſcher Hochmuth machte fie zu öffentlichen 
Prahlern und zu heimlichen Dettlern. Wir 
werden aljo mohl thun, wann wir unfte Philos 
fophie nicht jo weit treiben. Es iſt leicht mit Dem 
reichen Seneca Die Armuth zu loben, aber ſchwer 
[ic mit Dem ſchmutzigen Diogenes auszuniben. 
iM uns die Hand Des Höchften —— 

— — ) 





in 


} 


[7 
’ 


wohl haus zu halten. 77° 


1 p if ohnedem die Philofophie mit allen ihren 


nen Betrachtungen nicht fähig uns über Die 
menfchliche Empfindungen empor zu fehen. 
Bir leiden fobann auf eine ganz andre Art. 
GOtt laͤſſet Deswegen den Srommen doch nicht 
nden werden: Natur und Zeit und 


8 
Menſchen und alles muß ihm beyſpringen. 
Einem Verſchwender aber widerfaͤhret, was 


erfüchets et wird arm, weil er Die Mitteln verach⸗ 
tet, Die ihn dargegen ſchuͤtzen koͤnnten, und wird ein 
Spott verMenfchen,fo gar derer,Dieihn haben vers 
derben heiffen. Geſetzt aber, man hätte gewiſſe Ge⸗ 
legenheiten, fein Geld mit den erhabenſten Vor⸗ 
ineilen Der Ehre, ja mit aller Welt Bewunderung 
auszugeben und fich dadurch der nöthigen Mits 
teln zu entblöffen, Die zur Unterhaltung dieſes 
Bebens umentbehrlich find, fo folte ung nichts Des 
ſtoweniger Diefe edızige Borftellung Davon zurück 
ten, daß man. nachgehends von den Laflern 
d Bosheiten andrer Menfchen abhängig ters 
den muͤſte. Solte man ſich nicht fürchten, Daß 
es einem gehen möchte, wie jenem, Der, wie Der. 
Italiaͤner fagt; fein Brod fremden Hunden dad, 
und hernach von feinen eignen arigebelfet wurde: 
Chi da del pane a cani altrui ſpeſſo volte 
vien. abbajato da fuoi. Einen dhoren der 
ung fortheiffen koͤnnte, muͤſte man ſodann für 
den vernünfftioften Mann angeben und feine 
Ausſchweiffungen mit lauter Nahmen von Tus 
genden belegen. Man müfle alles, was man 
von ihm erhielt, Gnade heiffen und feinen St 


28 IX. Die Wahl derbeften Lebensart. 


als wine Sroßmuth erheben. Alle vornehme 
und begüterfe Leute wuͤrden ihn für einen Men⸗ 
fehen halten, der nicht zu leben wufte, weil er 
nichts zu leben hätte: Kaͤme man zu einem Pie⸗ 
tiften, fo müfle man mit ihm einen Heuchler abs 
geben. Gerietheman zueinem Spieler, fo muͤſte 


man ihm zu gefallen ein Wörterbuch Mo 
fcher Eiche auswendig lefnen und einen zunfits 
mäßigen Kartenmifcher abgeben: Fiel ma 

ter einige Bachus- und Venusbruͤder, fo. müflg 
man mit jenen fich täglich befauffen, bey bie 
aber die Stelle eines zötenreichen Unterhaͤnd 
vertreten : Kurz, unter folche Leute man- geriethie, 
deren Sitten wuͤrde man auchannehmen muͤſſen 


Mitteln fich fo nnig zu entblöffen, w 


Iſt es alfe nicht ei Anl Thorheit, a: 


ung am leichteften gegen dergleichen nieDerträ 
tige und Fümmerlche Umftande ficher ſtellen 
Tonnen ? | J 


u i eee Wz t de, k 
Xu.. 


Die Wahl der beſten Lebensart. | 





Stet guicunque volet petens 
Aulz culmine lubrico | 
Me dulcis faturet quies; 
Obfcuro pofitus leco 

- Leni pertruar otio 
Nüllis nota quiritibus 

Acas per sackum fluat 


L 1 


sie 


———r — — 


® 


IX. Die Wahl der beften Xebensart. 79 
Sie cum tranfieist mei 
Nullo cum firepitu dies 
Plebejus moriar fenex 
Illi mors gravis incubat 
Qui notus nimis ommibus 
Ignotus moritur fibi, Senica in Thy, 


er Hof ift zwar. die geöfte Schule der 
Welt; allein es wäre übel gefagt, wenn 
man Zeitlebens an demſelben einen Schüler abs 
geben wolte. Die Sresheit ift Das edelſte Klei⸗ 
nod unferes Lebens. Was hilfft uns alle Ehre 
und Herrlichkeit, wann wir unter ihrer Laſtgleich⸗ 
ſam zu Boden finfen, und weiter-Teinen Vor⸗ 
theil Davon ziehen, als daß wir ung dürfen vors 
nehmer zu feyn beduͤnken, als andre ehrliche 
deute, die weniger hochmuͤthig, aber glücklicher 
find, als wir. | 





Bey groffen Ehrenfiellen findet man insge - 
mein auch groffe Sorgen, viele Verantwortung 
und felten ein reines Gewiſſen. Alle Menfchen 
find nicht für den Hof gebohren ; einige find 
darzu gebohren; es fehlet ihnen aber Gluͤck und 
Belegenheit fich daran empor zu ſchwingen; eis 
nige haben auch das Glück, aber micht die nöthi- 
ge Klugheit und Verdienſte, um nicht mit. 

ande zu fallen, wenn fie mit Ehren geflie 
gen find, — | 


Ein Herz, das zärtlich ift, und alles leicht empfind, 
Das Treu undUnfchuld hebt und rebkich —*28 — 
Da 


80 IX, Die Wahl der beſten Lebensatt. 
Das ſchickt ſich nicht an Hof, A man in allen 
ingen, 
Nach eines Fuͤrſten Wink muß Herz unnd Nei⸗ 
gung zwin en. 
Wo nimmer Feine Kub,umdein entlef ter Pracht 
| Der Häuffer Wohlſtand bricht, Die he ulbner be 
Wo ſtets Betrug und Liſt De Aber Ruhm 


Und reiner Unſchuld Schmug nach alter Mode 


I —* — 
Woo ſich bie Heucheley mit — halſchhei | 
| uͤ 
Und ein es Thun der Albern Kt f 
| 30 61 Berlammbunghn hehe | 
Wo man von Redlichkeit nichts ſi — doch vieles 


Wo ein nie ſatter Geitz 





Schaͤtze denkt, 
Und das Vergnoͤgen auf fremde hät dintt u 


Wo taglich neue Luft zu andrer Unluft bi 
Ro eines Eigenfinn die gang Welt bemü 
Wo man dem Trieb zur uf Die Rafter zugefellt, 
Und was Die Tugend ſchaͤndt für —5 — 


Wo man fich beugend hebt, u, aus Horde 
Wit Hatſchheit andre ft, Das Se ſeht nd 


Wo endlich nichts als Tand und Ch und Titel⸗ 
Ä tale lea Wal Schergt, 


X. Die Wahl derbeftntsbensart, gr 


Ein ner oft. eben ichen Ge⸗ 
danken re u | 


Vidi la corte, e nella corte io vidi, 
-Promefle iunghe & quiderdoni avari 
| Kavori j F ie patrocinil infidi, 
peranz i, pentimenti amari > 
SCrrifii traditoris vezzi homicidi, 
Er aquifti dubbiozi, e danni chiari, 
E voti vanni & idioli buggiardi 
Onde il mal ſecuro il ben vien tardi. 
Wie fuůß Hi nicht im Gegentheil ein frepes une 
ſchuldiges Privatleben : 
Wo man feineigner Herr und em 
geht aller Hoheit vor, die uns bet Hof kan geben; 
man bey ſich vergnuͤgt und ohne — ** 
| ur ein 
Dem Guten, das man liebt, no Job und guͤn⸗ 
| . N n. 
Wo man ein Leben führt das auffe: dem Ge 
u % 
Zwar holden Umgang liebt, doch ni Die wilde 
So Ruh und Ordnung ſtoͤrt. Allwo ein keuſch 
Ds Daufes Zierd und greud / Wergmügen ohne 
In unfrer Bruſt erweckt; wo (, Bett und 
ann immer 
Beat nette Reinlichkeit, doch fonder Pracht und 
. Schimmer 
111 Theil, 8 0 


22 L. Die Wahl —— 
Wo dand⸗ und Gartenluſt und ein bebautes 
Des Schoͤpfers Wundenweil uns ſtets vor 


Wo man nicht vor Gericht mit nen Nechſten 
Wo man der Ahnen Werth nach ——* 
Wo man die Freundſchafft ehrt, die — und Mei | 
Wo man ſich niemals nicht mi * und Miß⸗ 


gun 
d endlich wo die Kuh ein frey eebtes Leben, 
ey Kunſt und Wiſſenſchaff ung bach genug era 
heben 


Ä Du nicht na ahnenbe ats hat biefes 
och kuͤrzer und choͤner gegeben. 


guream quisquis mediocritatem 
iligit tutus, caret obſoleti 
 Sordibus tect, caret invidenda 
Fobrius aula. 


Meinem Beduͤnken nach, ſchickt ſich der Auf | 
alt in einer groffen und völfreichen Stadt, 

wo man allerhand Menfchen fiehet, für einen 
Mann am beften. Er kann Dafelbft nach: 
eignem Sefallen leben, ohne von jemand abhäns 
23 zu fenn. In der Menge iſt man am ſchoͤn⸗ 
en —— den und wo viele Menſchen ſind, da 
herrſchet mlehr Freyheit und weniger Zwang, als 

an kleinen und mittelmaͤßigen Orten, wo alle 
ute 


. Die Wahl der beftenXebensart. 33 


Leute fich einander kennen und ihre Gebräuche zu 
allgemeinen Sefegen machen. 


Iſt man des Gemühls und des vielen Zu 
ſpruchs in der Stadt: müde, fo unterbricht man 
ſolches durch eine Heine Abweſenheit, wenn man 
fh unterdeffen zu einem guten Sreund auf das 
dand hegiebt, Dem man eben dergleichen Bots 
theile wieder nach Zeit und Gelegenheit bey fich 
mder Stadt genieſſen laͤſſet; oder man thut ei 
ne kleine Reife an die benachbarte Höfe. Hat 
man felbft ein Landgut in der Naͤhe, fo ift Dee 
Vortheil um fovielgräflr. 


‚Die Welt iſt das gröfte Buch, darinnen wit 
wi Nudiren haben. Man findet folche nirgend 
beffer beyfammen, als in groffen Städten. Dies 
es ift auch die Urſache, Daß der Herr von ©. 
Eoremond dafür gehalten, Daß ein Mann von 

toffem Geiſt, fich entweder in Nom, oder ur 

aris, oder in Londen aufhalten foltes weil fei 
Eſtand Dafelbft täglich neue Vorwürfe und 
eränderungen entdecken wuͤrde, Die zur Er⸗ 


kenntniß Der Menſchen, der Natur und der gan⸗ 


ien Welt Das meiſte mit. beptragen Fönnten. 


‚Doch, wie ſchon geſagt, man muß auch von 
dieſen Zerftreuungen groffer Städte fich wieder 
m die Einfamfeit und Stille zu ſammlen wiſſen. 

die ein Schmufpiel, wenn es zu lange waͤhret, 
die Sinnen ermmidet, fo wird auch. tnfer Geiſt 
m dem Gewuͤhl der Menſchen und der Geſchaͤff⸗ 
S 2 | te 


“ ui Die Wahl der beſten Lebensart. 


— muß alſo 
eh, dm in IA felb I 
Ber Basen —— ren hat, 


zu ſeiner N ahrung verdauen. 


—— — en ch Eee 


te fich glück einem / 
Al: u eier m Safe eolan, als 


urgermeiſterwuͤrde in Ro 


re er Diefer philofophifchen Lebensart rtglichen 


und hätte fich nicht in Die Staatsge 
neu Angefponnenen Monarchie * — 2*— 


=! 


"Eu Tu Am 


u er EU. 


ſo nd * t ſo ungluͤckl Darüber 
e nicht f 1 ungf ich gi, Dribe | 


5 Kopf Ju be Plinius 
—* 


J den ne Erhebungen und achtete 
fich weit glücklicher einen Landmann abzugeben, 
als indem ſtolzen Rom die hoͤchſten R 
zu begleiten. Horatius, weicher zu feiner Zeit 
einer der artigften und belebteften Edelleute 
—7 und bey dem Hofe des Auguſts wirklich vie⸗ 
es galt, pflegte nichts deſtoweniger die Annehm⸗ 
chkeiten des Landlebens der ſinnreichen 
I Hofes weit vorzuziehen. Unſere 
werden des Geräufches bey ihren Höfen bald 
muͤde; fie fuchen die Ruhe und die Einfamkeit 
auf ihren £u hauffen. a es find wenig vor 
nehme und begüterte Einwohner in den 
ten, welche ni t zur Sommerszeit einige. Wo⸗ 
. hen auf dem Lande zubringen folten. lomo 
tte Feine ——— Stunden, als die er in 
er Einoͤde iu Pen hc u und bet fünfoe 


nügen feiner —* 


IX. Die ochlder — ꝛ⸗ 


—— — verwechſeln, und cn € in bie: 
engen Schranken eines Gartens einzuſ⸗ ieffen. 


| ne ten, ‚ale en fe 
ezwungene un 
—— — Weſen, das uns von der 
falt der vernünftigen Natur „absiehet taugen 
Vesnügen, dus ih in allen Di Finn 
gen in a en 
nicht findet. no 


\ 


Das uns Verdruß und Unruhe na Ä 
—* — ich für Bein ut, jondern für ein U L 

| Reichthuͤmer und groffe 
Gecſchaͤffte Pr n Diefer Art. ich leiden 
wolte, Daß mich D dergleichen Rortheile befehrvers 
ten und in allerhand Verdrießlichkeiten mit eins 
lieber roolte ich fieeinem andern gönnen. 

Man if nicht glücklicher, ale wenn man den 
Grund En Dar und Fig nich auf ſich felbs 


man mit feinen Augen ü kan. 
Ne te quefiveris exıra | 
Tune bearum efle te judica | 
Cum tibi exte gaudiumomne nafcenur. N 


Sonſten aber kann das Geld ſich mit der Phild⸗ 
fophie noch wohl ii Fi In —ã— ß 
dieſet 


SC. 


86 IX. Die Wahl dei: beſten Lebenart. 


dieſer dienen und unterworfen ſeyn. Plato zier⸗ 


te Damit feine Weisheit und machte fic) Dadurd 


‚den Genuß der Güter deſto angenehmer; Cr 
erwarb fich Durch Die Anftändigkeit feiner Sitten 
bie Hochachtung Des Volks; toie im Gegentheil 


Diogenes fich Durch feine bettelhäffte und unfld 
thige Aufführung deſſen — 


tung zuzog. 
[fe mir Die guͤtige Vorſehung noch ein Eh | 


gut gufallen laften, fo würde ich mis, wie Epiews 


e 


tus, einen ſchoͤnen Garten erbauen, too ich unten 

ven Schatten der Bäume fo luſtig phi | 
lofophiren Fönnte, als jego bey dem Krachen dei⸗ 
nes kleinen Caminfeuers. Anſtatt daß jetzo mer 


dem holden 





ne Waͤnde einige papierne Zierrathen bekleiden, 


fo wuͤrde ich fie mit Schildereyen vom Titian 


fellfchafft der vortrefflichften Leute zu ſeyn. An⸗ 
ſtatt Daß ich je&o aus meinem Zimmer nichts, ale 


pfianit Trifft 


uffenghalt erreähen. ch mürbe mir den Hof 
in einem Schaufpiel halten, und nicht uchen ein 
Kuecht zu werden, wann ich ein Herr fepn konn⸗ 


= der Men 
fehen fliehen, aber auch nicht ohne Unterfcheid ihre: 


Geſellſchafft fuchen. Ich würde mich über allen 
Zwang, über alle Kleinigkeiten und über —* 


— ⸗ 


— 


ar 


-T 
— 


IX. Die Wahl der beſten Lebensart. 3 


nichts hedeutende Ceremonien weit hinaus ſetzen. 
Ich wuͤrde meine Tafel nicht mit ſo viel Gerich⸗ 
ten beſetzen laſſen, als die Gelehrſamkeit der Sk 

che und die Eitelkeit der Weiber aufbringen koͤn⸗ 
nen; meine Gaͤſte ſolten nicht meine Pracht 
und meinen Hochmuth auf Unkoſten ihrer Maͤ⸗ 


gen und meines Beutels bewundern. Im Ge⸗ 


gentheil aher ſolten ein paar gute Freunde mir 


jedesmal willkommen ſeyn, die mehr auf ein gu⸗ 


tes Herz ſehen, und mit natuͤrlich zugerichteten 
Speiſen zufrieden ſeyn wolten. Ich wuͤrde nicht 
en Weib nehmen, um, wie Socrates, Die Ge⸗ 
dult zu lernen, ich würde vielmehr diejenige Ler 
bensart erroählen, wo ich Der Gebult am beften 
entbehren koͤnnte. Ich wuͤrde mich eben fo we⸗ 
nig um Titeln und Rang und Vorzuͤge befüny 
mern, Die den Kopf voll XBind und Einbildung 
erfüllen, und Das Herz leer an Tugend und arm 
an Vergnuͤgen laffen. 39 wuͤrde nicht mit 
fiolgen Thieren, und noch ſtolzern Menfchen 
prangen, um Dadurch der Welt zu zeigen, Daß i 
reich und hochmüthig waͤre; Ich würde mi 
vielmehr befleifien, in veiner Unfchuld, bey einer 
natürlichen Einfalt,. meine Tage hin zu bringen, 
und ruhig zu.fterben, wenn das Vergnügen zu 
leben nicht weiter fortdauren koͤnnte. (*) | 


54 Sehen 


- (*) Diefed waren die Ogpanten des Verfaſſers, ald 
er fich in feiner — im Jahr 1718. in Berlin 

.: aufbidt. Welchen Plan er darauf auch nieiſten⸗ 
xheils gluͤcklich ind Werk ferte, 





/ \ 


28 IX, Die Wahl der beſten lebensart. 


Sehen, Sie, mein Herr, was ich für einen 

Gebrauch mit meinem Gelde zu machen geden⸗ 

fe, wann ich dermaleins Darzu dag Vermoͤgen 

befommen folte. Sie urtheilen Daraus, ob ich 

das Geld zu fürditen habe, | 
Mein lieber Horatius, Der auch ein Epicurer ' 

war, aber nicht fo fchmeinifch, wie er aus Scherg 

ſich felber dafuͤr ausgegeben (C*)5 hat diefes fol⸗ 

gendermaſſen fehr artig ausgedruckt: 

Inter cuncta leges & percunctabere doctos 
Qua ratione queas traducere leviter vum, \, 

Ne te ſemper inops agitet vexetque cupidoy 

Ne pavor & rerum mediocriter utilium fpes, 
Martialis hat diefe Gedanken noch vollfonts 

meer ausgedrukt 

Res non parta labore, (ed relilta, 

Non ingrarus ager, focus perennis $ 

Lis nunquam, Br rara, mens quieta: 

Vires ingenus, falubre corpus, Ä 

Prudens fimplicitas, pares amici . 

Convidtus facilis, fine arte menſa. 

Nox non ebria, fed foluta curis 

Non triſtis thorus, attamen pudicus ; 

Somnus, qui faciat hreves tenehras ; 

Quod fis, eſſe velis, nihilque majus 

- Summum nec meruas diem, nec optes, 


re Hoͤchſt⸗ 


q0 Me pinguem & nitidum, bene curata eulevifes, | 
Cum ridere velee, Epicuri de grege Porcum. 
| BEE Horat, Rp, l,. 


‘ 
a Te 2 








Lu 
Hoͤchſtbedenkliche Urſachen, 
warum beyderſeits 


Burperiige un 


Meformirte, 


in riedund Ein mgeen mmen alten 
3 und einerlen on —— N 
Nebit einigen unvorgreifflichen 
Ref —* dieſes —57 

Werk, ohne weiteres Gezaͤnke und ohne Rach⸗ 


gemacht t werden. (*) 





(*) Dige Säule kam sum erfienmal —* I ar 
on auf sum andernmal 1727 
Baden Auflagen finden —* keine 





% J 


1 


Videte, ut id quod fcitu eft ntile & vobis neceflarıum | 
atque A Deo preceptum, ampledtamini, pofthabitis 
nugis futlibus nom cificentibus & nihil perinde at- 
que contentiones producentibus, juxta fapientis viri 
confilium ; quod fupra ingenii tui captum eft, ne 
perguiras, fed mane in iis, quæ à Dee tibi præcepta 
fun, Tota vita opus eft Chrifto rectè perdifcende, 
& ejus praceptis cognofcendis, etiam nullis aliis re 


bus inwentis, 


fi, - 


Lutberus in Ep, ad Antven. 





Ei." | gt 


aegaeenuenntene 


Hmmm 








J 


Ercſte Betrachtung, 
Von den Bewegurſachen 
beyde proteſtirende Kirchen 


mit einander zu vereinigen. 


Laſſet uns dem nachftreben, Das sum Sries 
den Dienet, und was zur Seflerung einan⸗ 
der dienet, ROM. 14, 10. | 


—  — — — 


ie natuͤrliche Unwiſſenheit in geiſtlichen 
Dingen, ein finnlofes und von allem 

—_ gründlichen Pachdenken entferntes Les 
ben, ein unachtfames Bejahen oder Verneinen, 
davon Der Deutliche “Begriff uns mangelt, ein 
öffters gutfchichtender aber blinder Eifer vor.die 
ybehaltung derjenigen Lehre, welche ung von 
Iugend auf ift bengebracht tworden, eine ung sus 
Bed mit eingeflöfte Nerachtung gegen andere 
Religiongugrroandte 3 und Die Daran unmerk⸗ 
lich entſtehende Affecten von Haß und Feind⸗ 
ſwoaft ʒ Dieſes find eigentlich Die Quellen, dar⸗ 
aus bisher alles unerbauliche Gezaͤnke und > 
⸗ 





3 X Erſte Derachtung 
verftänbniß ber chriftlichen Kiechen hergefloffen, 
und Daraus fo viel Unheil und Verwirrung, 
. toeldye offtmalen den Umſturz ganzer Länder 
Staaten nad) ſich gezogen, entſtanden ſind. 


Was iſt demnach chriſtlicher und lobenswuͤr⸗ 
diger, als dieſem wilden Strom, darauf ein je⸗ 
der Selabr läufft, mit förtgeriffen zu werden, als 
Te feine Kr fie entgegen zu feken, und folchen in | 
gewiſſe Graͤnzen und Damme einzufchlieflen, 
damit er nicht, wie fehon mehrmalen gefchehen, 
in ungeheure Fluthen ausbreche, und gan aͤn⸗ 
der uͤberſchwemme. Allein, welcher Verfall un⸗ 

res Chriſtenthums! Diejenigen, welche ſich bis⸗ 
hero auf alle Art und bemuͤhet haben, 
dieſem ſo uͤberaus groſſem Ubel, zum wenigſten 
in der proteſtirenden Kirche Durch gelinde und 
friedfertige Wege abzuhelffen, die finden nicht 
nur Fein gnugſames Gehör bey denjenigen, wel⸗ 
che die Sache am heften befördern koͤnnten, ſon⸗ 
Dern werden auch insgemein als Sfndifferentiften 
um een ausge ran ah a 

verhaßt gemacht, und ſo e re | 
Vorſchlaͤge fruchtloß Darnieder geriflen. 


Jedoch, alle Sachen in der Welt wollen ihre 
zeit haben, bis fie zu ihrer Reiffe gelangen; wer 
weiß, ob die Srüchte ver Liebe und der Sanfts 
muth , welche bisher in den Schriften der 
Srenicorum geblühet, nunmehro nicht auch bald 

‚ihrer Zeitigung kommen ; um fo vielmehr, Da 

n Tag su Tage, hie bisherige ee 

| ne OT 











von der Kirchenvereinigung. 9 


- seven, gleich einem wurmſtichichten und faulen 
Odbſt, allen affenen Proteflanten, mehr 
and mehr Eckel geben 5 alfo, Daß es um fo viel 
weniger mag übel sgbeutet etden, ba m daß wir —* 
uͤber unſere Gedanken, mit — i 
Offenherzigkeit, allen redlichg Einen 
‚und damit den Bon — 
fungen eines fo weit eingeriſſenen Uebels, n 
mſerm wenigen Vermoͤgen, den Weg mit * | 
| ffen. 
Wir roollen demnach mit GOttes Huͤlfe allhier 
unterſuchen, welcherley Beweggruͤnde 
uns —— zu dem Frieden und der Einig⸗ 
zum Rice ⸗ und Religionstoefen “ 


1. Der erſte davon Weil 
— ſich BR Liebe Se un Im 


‚ be unter ginander elig find die 
= fie werden GOttes Rinder 
| en, atth. 5,2. — — 





lbae, —— 8 

Gal. 5, 22. bet alles aber ziea 

het an die Kiebe, die da iſt das Band des 
Oollfommenbeit, Col 3, 14. Und laſſet 

uccht Spaltungen unser nie cuch fernen. Cor. Te 


1 ‘ 


94. X. Erſte Betrachtung, 


30. Habt unter einander eine bruͤnſtige Lie⸗ | 


be, denn die Liebe decket auch der Sünden 
Monge, 1. Petr. 4, 8. GOtt ift die Lieb 

wer alfo in der Kiebe bleibet, der bIeibet i 

GOtt, und GOtt in ibm, 1. Joh.4, 16. So 
aber jemand fpricht, er liebe GOTT, und 
haſſet feinen Bruder, der ift ein Lügner, 
1. Joh. 5,20. Ja, man darf nur die Bibel fer 


-fen, fo wird man bald finden, Daß Fein anderes T 


Merkmal fen, woran die Rechtglaubigen und 
Kinder GHttes zu erkennen, ale an dem Geiſt 
des Friedens, der Liebe, der Sanftmuth und der 
Demuth; Ehriftusund feine Apofteln führen Feb 
ne andere als dieſe Lehren 5: und verwerfen im 


Gegentheil, mit einem gan befondern Nach⸗ 


druck, alle gegenfeitige Neigungen der Zwie⸗ 
fracht und ber Uneinigkeit, fie mögen auch Nah⸗ 


- men haben, wie fie wollen: Non modo diffen- 
tire illos prohiber atque adverfus fe mutuo 
dimicare, fed aliud quidam majus inquirit, 
feilicet, ur etiam alios diffidentes in facram ' 


ftudeant revocare concordiam, fagt Chryfo- 
ſtomus. J 
Daß mın die Religions⸗Streitigkeiten insbe⸗ 
ſondere auch mit hieher gehoͤren, und von dem 
Apoſtel Paulo ganz ausdruͤcklich verboten wor⸗ 
ben, ſolches bezeuget unter andern auch fein 14 
Eap, der Epiftel an Die Römer, wo er gleich An⸗ 
fangs lehret : Den Schwachen im Glauben 
aufsunebmen, und Die Gewiffen nicht zu 
Deryoirven, tem b. 10. feinen Bruder nicht 
x u 





rr 


Der. ua u SE ea 





sonder Kirchenwereinigung. 4 
gu richten noch zu verachten, Item v. 12. 
Daß ein jeder a für ſich ſelbſt GOTT müfte 
Rechenfi tem v. 22. Daß wer 
den: —A— ſolchen bey ſich ſelbſt 
md vor BOTT haben ſolle. Ferner im fol⸗ 
genden 15. Capit. 9.1. Daß diejenigen, ſo da 
Mare find, der Schwachen Gebrechlichteie 
tragen, und nicht Gefallen an fich eb bi bas 
ben follen. tem 1. Cor. 11. und 15. Daß, 
wo jemand fey, der Luft zu sanken batte,der 
— wiſſen, daß ſie, als die Apopel und ' 
Chriſti, ji leichen Weiſe nicht 
—— „und Ri Gemeine GOttes een 
t, 1. Kor, 17, 16, Au er⸗ 
‚Sant und Zwietracht wäre, 
| —ã reichlich, und wandele nach —* 


Diefes fen genug, ung zu Überzeugen, daß uns 
r ſee enangelifche Religion eine Verkuͤndigung 
des Biome fen, welche Dem ungeitigen und 
gott een Difputiren, ımd denen Daraus erfols 
senden Uneinigkeiten und He ein 

wt allemahl ſchnurſtracks ent ſtehet. 
»Dann dadurch verloͤſchet der te soahre 
» Glaube ganz.und gar, ſagt Der erleuchtete Jo⸗ 
8 Arnd, und fommen nur viel ſyitzfindige 
k⸗ und Susi en an Tag, barin Die 
ernunft allein d ne fl. Das ifl 

n de wahre Glaube, tr Ehriftum rein behält, 
» und Durch die Liebe heniefn wird gegen GOtt 
n > und den Menſchen, Freunden und —* 


36 .. X. Erſte Betrachtung, | 
durch ne chen Chriſtus in uns bleibet, Are | 

r {het und ſieget. Darum, Richter nicht/ 

auf daß ihr nicht gerichtet werdet; Denn % 

mit welcherley Gericht ihr richten; werdet 

ihr gerichtet werden; und mit 

— ihr meſſet, wird euch gemejjen wer⸗ 

dm Matth.7, 1. 2. 3. 


Ja ſprichſt du: Wie, und. auf was Art Denn 
gleichwohl die Wahrheit des Evangelii würde 
vertheidiget und. befchliget werden Fönnen, wenn 
man fo ſchlechterdings einen jeden glauben ließ 

was er wolte; wie Diele Gefahr, wie viele 


erthümer ya eben nicht daraus entſtehen ? So 
bi wir age Doch eins: Ob die Wahr⸗ 
beit Durch — Diſputiren nicht un⸗ 


gleich m mis wenn man Die Menfehen | 
ganzeinfi Ar und lauter zu einem thätigen Chris 
ftenthum, nemlich zu ber Ausübung det wahren 
a und Froͤmmigkeit, angewiefen hate | 
—— find keine Abwege; ——— | 
ED TUES find durchläutert, und ein 
Schild denen, die auf ibn trauen, Pros. 29, 
56. Das Geheimniß des SEren ift unter 
denen, die ihn fürchten, und im Bund 
laͤßt er ſie —5— be m 257. li * innerli⸗ 


dent 3 ies dem Fleiſch, 
nicht Der d liche — 2,0 h 
| De 


\ 





»on der Rirchenverkinigung. 97 


daß wir GOttes Rinder find. Der Geift der 
Liebe, der Sreundlichfeit, der Demuth, der fich 
auf den « verläft von ganzem Herzen, und . 
nicht auf feinen Verſtand, Prov. 3, 5. Der fid) 
felbft verleugnet, Chriſto anhänget, und aufriche 
tig wandelt vordem HErrn. Miteinem Wort, 
es kommt auf die Heiligkeit des Lebens an, und 
meht auf die Scharflinnigkeit der Meynungen: 
Durch jene find alle Slaubigen, wenn fie aud) 
gleich) in ihren Meynungen über ein und andre, 
uns nicht Deutlich geoffenbarte Geheimniſſe, von 
anander unterfchieden find, mit einander im 
Geiſtund in der Wahrheit vereiniget; Durch Dies 
aber find diejenigen, die ſich alkin für rechtglau⸗ 
big halten, felbft mit einander uneins, und ent⸗ 
ſtemdet von dem Leben, Das us GOTT iſt; 
bey jenen zeigen fich Die rechte Fruͤchte Des Gei⸗ 
ftes, als Liebe, Sanftmuth, Keufchheit, Gedult ic. 
bey dieſen aber die Früchte des Fleiſches, als 
Hader, Zorn, gar Zwietracht/ Rotten, 2. - 
Run fagt ver Heiland: An ihren Scüchten 

Plt ihr fie erkennen, Matth. 7, 16. Welche 
Kin beyben haltft Du num wor die Kechtglaus 

en? | - | 


Man hat noch Fein Exempel, daß jemalen 
dureh) das Zanken, Streiten und Verkekern its 
gendwo eine Wahrheit fen erhalten und fortges 
pflanzet worden. Vielmehr liegt e8 am Tage, 
daß Teider viele ungeheure Verwirrungen und 

Irrthuͤmer darüber entftanden. Es iſt ung 


gleichſam Damit ergangen, wie jenem unſchuldigen 
11. Theil. G Kin⸗ 


l 


33 X. Erſte Betrachtung, - 
Kinde, welches anfänglich fich in einem ſchoͤnen 


klaren Bache befpiegelt, ünD Daraus getrunfen, ' 


| 


nachgehends aber, um Die lange XBeile fich zu 


vertreiben, die im runde liegende Steine her 


| 


auf zu langen fich bemühete, dadurch alfo der lau⸗ 


tere Bad) trüb und unrein gemacht wurde, 


11, Die andere Bervegupfache flieffet aus de⸗ 


nen Geheimniſſen, welche unfere Religion in fich 
fafiet; wer aber kann fich rühmen, Diefelbe 


gründfich einzufehen ? koͤnnten wir fie verftehen, 

fo wären es Feine Seheimnifle nicht: Wer bat 

je des HErrn Sinn erkannt ? oder wer if 
. fein Ratbgeber gewefen? Kom. 11,24 


Es muß demnach der Grund unferes Glau⸗ 
bens nur allein in folchen Lehrfägen beftehen, die 
da klar und. deutlich, und nach dem Begriff aller 
- Menfchen, auch ber einfältigften, eingerichtet 

find. Denn GOtt will nicht, daß jemand 
verlobren Ber fondern daß er fich bekehre 
und lebe, Siech.33,. 10, Er will daß allen 
Memſchen geholffen werde, und daß fie alle 
zur Erkenntniß derWahrheit kommen moͤch⸗ 
ten, 1.2im.2,4. Ta er will, daß alle, Die 
ihn anruffen, auch follen ſelig werden. 


Hier wird alfo yon allen Menfehen geipro 





chen, und Fein Unterfcheid gemacht zwiſchen den 
Gelehrten und Ungelehrten, sroifchen den Ber 


ftändigen und Unverfländigen, zwiſchen den 
Geiſtlichen und Weltlichen; weraug dann nn 
| Ä | | geh 


I 
( 


vdn der Aiccheveteinigung, 99 


Kt, daß der Begriff in göttlichen Geheimni 
unmöglich die Kichtfehnur unfers EH 
keitenden Slaubens ſeyn Fünne, indem fothaner 
Begriff fi) Der Einbildung nach, nur allein bey 
einigen Gelehrten befindet, Die fich weiſer ale ans 
dere zu fepn duͤnken; der gemeine Mahn aber, . 
welcher nicht auf hohen Schulen die Weißheit 
eingefogen,; und inzwiſchen Doch die Früchte des 
Geiſtes, in feinem Lehen und Wandel seigte, hier 
weit zurück ſtehen müfte nur weil er den Kopf 
nicht mit fo vielen feholaftifchen Brillen und Ar⸗ 
gumentirfünften angefüllet hätte; welches ja 
wohl.ein feines Ehriftenthum wäre, und auch ein 
befoiderer Himmel feyn müfte, wo dergleichen 
ſubtile Köpfe fich Dermaleinft, ſub favore Ari« 
 Rotelis, hinein Difputiren folten. (*) 


Ich zmeiffele demnach ſehr, vb auch der ges 

behrteſte Theologus auf dieſem Weg zur Seli 
keit gelangen werde, Dem wo er. bey allen 7A 
W a nen 


en 
eit 





(*) Pietas eſt non ambigere, & juſtitia eft credere, & 
falus eſt conlideri ; nen in incerta Uıfldere, negne 
ad Rululoquia eflervere, neque ratione aliqua vir- 
tutes Dei ventilare, neque modo tircumleribere 
Poreftatern, neque caufas inveftigabilium Sacra- 
mentorem retraltares Dominum JEfum confitern 
& & Deo fulcitatum à mortuis credere falus et, ‚. 
In fimplicitare fides ef, ih fide juftiria eſt, in con« 
fefione pietas eft, Non per difficiles nos Deus ad 
beatam viram quaftiones vocat, net multiplici elo- 
gbentis facundiz genere ſolliciat. In abfolure - 
nobis ac facili et serrmitas, Klilarius de Trinit, 

Ar 


Z 


100 X, Erſte Betrachtung, 5 
nen Wiflenfchafften das Herz nicht zur GSelbft> 


verleugnung und zur Demuth hält, ſo ift ihm. 


feine Selehrfamkeit ein Weg zur Verdammniß; 
und ift nachdenklich, was Ehriftus Dorten faget, 
Matth. 11,25. Ich preife dich, Dater und 


Err Zimmels und der Erden, daß du fol 
ches den Weifen und Alugen verborgen 


baft, und haft es den Unmuͤndigen offe 
rer. St. Matth. 18, 3. Warlich, ich fage 
euch: Es fey denn, daß ihr auch umkehret, 


und werdet wie die Zinder, fo werdet ihr 


nicht in das Himmelreich Fommen, 2c. | 


Denn Mare. 10, 15. Wer das Simmelreich 
nicht empfaber, als ein Aind, der wird 
nicht binein kommen. 


Wer iſt nun ſo weiſe und ſo gelehrt, daß er, 
fonder Gefahr und Furcht zu irren, ſich einen 


niſſen machen koͤnne? Bildet fich ſolches jemand 
ein, der nehme fich nur einmal die Mühe, feine 


Sehrfäße Darlıber, per modum confequentia- - 


rum, in die Inquiſition zu ziehen; was gilfg, 
wo ihm anders eine thörichte Eigenliebe Die Aus 
gen der DWernunft. nicht fehon gar verkleiftert, 


uͤber zu faflen Friegen, und er taufendmal wuͤn⸗ 
fchen, er hatte fein fpißfindiges Nachgruͤbeln fein 
unterlaſſen, weil e8 ihm Damit ergangen, wie jes 
nem, der um entlegene Dinge genauer zu betrachs 
ten, ein Perſpectiv ergriffe, foches aber verfehrt 
ans Auge feßte, und Damit alle Die an und —F 
a | N 


was — ich, der Schwindel wird ihn dar 


Raabe Begriff von den göttlichen Geheim⸗ 


| 


von der Rircherwereinigung. 101 


ſich ſelbſt entfernte Sachen, noch viel entfernter 

‚von fich fahe. Wir müffen demnach allhier mit 

Paulo ausruffen: O welch eine Tieffe! 
um. 11, 33. | 


It. So beftehet unfer ganzer Chriftenglau- 
be mehr im Thun alß im Denken. Der Fortgang 
des wahren thätigen Chriftenthums wird nicht 
wenig Durch Spaltungen und Zänferenen ge 
hemmet: Scopus enim Religionis, wie der 
gelehrte Herr Turretinus fpricht, eft reveren- 
tam ac amorem Dei animis noftris ingene- 
rare, nosque ad certa ofhıcia impellere. Ira- 
que, quæ veritates adfcopum illum maxime 
faciunt, funt maxime momentof@; Quæ 
autem, vel nullatenus, vel parum admodum, 
ad finem illum referuntur, eæ procul dubio 
. minoris momenti, adeoque non omnino 
neceſſariæ exiftimande funt, (*) ' 


Es ift dem natürlichen Licht unferer Dernunft 
nichts gemäffer, als daß ein GOTT ift, den wir 
fürchten und ehren follen, und deffen Gebote Die 
höchfte TBeißheit, und die sollfommenfte Gluͤck⸗ 
feligfeit Der Menfchen in fich faſſen; alfo, daß 
nichts gerechter, nichts bergen: nichts vergnuͤ⸗ 
gender, ja nichts erfprie licher vor den allgemei⸗ 
nen Wohlſtand ift, als ihnen Folge zu leiften, und 
darnach fein Leben einzurichten: Das Herz hat . 

3 biebey 





(*) Vid. Atph. Turretini Nubes Teftium Cap. II. 
de Articul, Fundamenal, ° 


ı02 X. Erſte Betrachtung, 


hiebey einen ganz unvergleichlichen Vortheik vor 
dem Verſtand; denn ſolches empfudet weit 
mehr, als dieſer begreiffen kann; alſo fuͤhlet es 
GoOit in ſich leben und wirken, ſobald ſich ihm 
GOtt naͤhert, und naͤch feiner unerſchoͤpflichen 
Liebe und Barwherzigkeit zu erkennen gibt. Da 
hingegen der Verſtand, wenn ex nicht Durch Die 

fe innerliche Wirkungen des Heil. Geiſtes ers 
leuchtet und zu GOtt gesogen wird, einen gar 
fehlechten Fortgang in der Erkenntniß goͤttlicher 
Wahrheiten gewinnet; barum wird auch durchge⸗ 
hends in Heil. Schrifft fo fehr auf die Reinigung 
des Herzens und bie Deiligung Des XBilleng ger 
drungen; Wir. lefen aber nirgend nichts von 
den Hirmfubtiitäten, und ber albern nafetweis 
fen Schuigelehrtheit, daß Diefe war andern im 
. Chriftenthum etwas voraus hätten ; (M ſondern 
eg heifjet im Gegentheil, 1. Cor. 1,29. & feq, 
ch will umbringen die Weißbeit der Wei⸗ 
n, und den Verſtand dee Derftandigen 
will ich verwerfen ;_ Wo find die Alugen ? 
Wo find die ee 2 Wo find 
die Weltweiſen? Hat nicht BOTT Die 
Weiß⸗ 





(*) Miſerum eſt, cum habeamus tot clara & aperu 

in Sacris Lileris de fide, Spe, Charitate, & catera- 
zum viriutum officiis, in quibus nhil eſt obfcurum, 
ea prorſus neglecta reipquamus, & tanta fuperſti- 
tione, quæ incerta funt & minus ad falutom ſæti- 
ant, velle perſequi., Hoc Diabolus curat, ut in 
quaftionibns infinitis ac inutilibus vehementer la- 
boretur, abjectis qua neceflaria ſunt ut ſexventur. 
Peu. Masıyr, | | 








Ä | 
| son der Rivchenyereinigung. 109 


Weißheit diefer Welt zur Thorbeit es 
- macht? Denn NB, weil die Welt Durch ihr 
#8 Weißbeit GOtt in feiner Weißheit niche 
- efannte, fo gefiel es GOTT wohl, durd) 
worichte Predige felig zu machen, die, ſo 
 aran glauben; denen aber, die beruffen 
find, predigen wir Chriftum örtliche Krafft 
und Be Weißheit. It. Nicht viel 
Weiſen nach dem Styifch find berufen ſon⸗ 
dern was thoͤricht iſt vor der elt, bat 
Ghott ermähler, daß er die Weiſen zu 
Schanden machet. — 


— — —— 


Dieſes alles lehret ung nun zur Gnuͤge, daß 
unfer Ehriftenthum ganz Fein Werk des Gehirns, 
ſondern des Herzens ſeyn müffer und daß mir Da 
die Kräffte des Verſtandes vergebens anfitens 
gen, von es nur allein auf innerliche lebendige 
Empfindung des Glaubens anfommet. Deux 
Loix (ufhifent pour regler toute la Republi- 
que Chhrerienne : Pamour de Dieu & celui 
_ du prochain, (*) Es heift: Kiebe GOTT 
und deinen TIächften, dieſes ift genug, dann 
| in dieſen sweyen Geboten bang dns ganze 
| Geſetz und die Propheten. (**, 
/ 4 Wie 
| 


(#) Penfses de Pafcal. P. 198. ed, Amſt. 1700, 
(**) Prater muruam charitatem nihil præcipit Chrie 


‘ neque quicgua fi amarum ef, quod non 
condiat, comdalestque eharitas a nihil magıs con“ 
gruit cum hominis natura, fed cavendum ne Chrr 


fi legem, per fa blandam ac lavem. grareit & 


re4  %, Erſte Berracheung, 
Wie Fommen dann bie eitele Streitfrager 


und Verketzerungen allhie zu paß? fle zeigen a 


weder von der Liebe GOttes, noch non der Liebe 
des Naͤchſten; fie widerftreben vielmehr beyden 
verwirren die Gewiſſen, und geben zu laute 
Zwietracht und Unheil in der Kirchen und den 
gemeinen Weſen Anlaß; Urtheile demnach, ob 
folche aufzuheben oder nicht? Sa, ſprichſt tu, 


man muß Doch gleichtwohlaber der Wahrheit auch 


nichts vergeben ; fo frag ich Dich, was find das 


für Wahrheiten, ber deren eigentlichen Begriff 


wir mit einander zanken und Difputiren? Du 


nenneft mir die Dereinigung der göttlichen Nas 
tur mit Der monfchlichen in Ehrifto, Die Snadens 
mahl der Kinder GOttes, und die cörperliche 


| ——— des Leibes Chriſti im Heil. Abend⸗ 
ma 


⸗ 


l. (*). Ich frage Dich) weiter, find bieps 


Geheimniſſe, oder find es Feine? Nach deiner 


Sprache müffen es nothwendig Geheimniffefenn, 
dann du redeſt davon ziemlich Dunkel; ja, esdfins 


den fich hundert andere Gelehrten, welche dir 
aus deiner Hypotheſi gewaltige Irrthuͤmer und 


Wider⸗ 


afperam reddant humaniorum conſtitutionum ae 
. . dogmatum accefliones. Erasmus, 


E) Daß es beifer geweſen, man hätte diefe Sragen 
nie jo weit getrieben, fonvern einem jeglichen erlau⸗ 

.., bet, Darüber feine Dieynungen nach der Gabe des 
Geijtes, Die ihm GOtt verliehen, zu hegen; im Ge⸗ 
gentheil aber dahin getrachter, biefem verdrießli⸗ 
en Gezaͤnk Durch den Frieden und bie Einigkeit 

in Ehrifio abzuhelfen, ſolches hat auch ſchon die 
Kirche zu Lion in Ceni, Syn. Cariiacz eingefehen. . 


von der Ricchenvereinigung. 105 


Widerfprüche heraus confequentiren, wie folches 
die tägliche XRiderfpruche lehren, () da unter taus 
fenden Faum etliche ſich finden, welche, wie Du, 
dergleichen Lehren einfehen Fönnen. Sind es 
nun Seheimniffe, fo läffet ſichs nicht wohl daruͤ⸗ 
ber difputiren. Es find -und bleiben Geheim⸗ 
niſſe; (**) warum zanken wir ung Dann darüs 

. ber mit einander, und erfüllen die Gemuͤther mit 
fo viel EBig und Galle? Iſt es nicht, Daß einer 
vor dem andern fich will hervorthun, und feinen 
eitlen Puppenkram ausleeren ? Denn fuͤrwahr, 
unfere Argumentirfunfte kommen mir faft nicht 
anders vor, als Die Marionekten, welche fich Dres 

Jen und wenden müflen, nachdem Die Hände uns 

ferer Affeeten Damit ihr Spiel treiben. 


Inzwiſchen will man Doch feine Sachen auch 
nicht gerne vergebens gelernet haben, und feiner 
Gemeinde auch zeigen, daß man ein gelehrter 

\ 5 Mann 





(*) Veteres parcifime de rebus divinis philofophaben- 
tur, neque quicquam audebant de his pronuncıiare, 
quod non eflet aperte proditum his literis, quarum 
audtoritas nobis & ſacroſancta. - - Nobis qua 

. fionte veniam pofcemus, qui de rebus longe fe- 

. motiffimis a noftra natura, tor curiofas, ne dicam, 
impias, movemus quæſtiones: tam multa defini- 
mus, quæ circa falutis difpendium, vel ignorari po- 
terant, vel ın ambiguo relinqui, Erafmus, 


(**) Nullius enimPrei cognofcendz, neque credendz 


neceflitatem nobis incumbit, quæ nobis clare revo- 
lata non fuerit, & ad quam credendam facultates 
a Deo neceflarias nen acceperimus, Turetun. 
nub. Teft, cap. 4. Ä 


106 X. Erſte Serrachrung, 
Mann fen? Ep, es wäre ja wol Schade darum. 
Wie kann man aber in lauter Moralpredigten | 
eine groffe Wfffenfchafft an Tag legen? Eine | 
feine ausgearbeitete Controvers ift wie Das Gar 
wuͤrz in wohlgekochten Speifen ; Diefe muß den 
haut gout geben, und den Gelehrten von ge 
meinen Predigern unterfcheiden ; Inzwiſchen 
wird Dadurd) eine Gemeine fein zierlich gegen 
bie andere aufgeheket, und Die gute Zuhörer vers 
laßt Darüber Die Gedult; alfo, daß fie mit | 
be ahhören, was jener mit Mühe auswendig 
gelernet, und ihnen daher fagt: (*) Jeh denke, 
wir fehen der traurigen Kurzweil noch länger mit 
aufgefperrten Mäulern und in einander gefchlune 
genen Aermen zu? Was wird dann endlihwehl 
daraus werden? 
IV, Der vierte Beweggrund flieſſet aus d 

ruhigen Wohlſtand eines Staats: Es ift be 
Fannt, Daß aus den geiftlichen Zänfereyen alles 
zeit Das meifte Unheil im gemeinen Weſen her⸗ 
gefloffen, und Dadurch) zu vielen Kriegen und 
pörungen, Blutvergieffen und mancherley Ders 
wirrungen, Anlaß iſt gegeben worden 3 

/ oo. En 





(*) Si lingsam frzno coercere repudias, animique 
impetum frangere ac comprimere, non potes, tibi 
furere atque infanire certun? eft, Arillud faltem 
tibi impera, ut fratrem non condemnes, aut falu- 
tem ejus pro defperata habens, diffedas, gui animi 
facilitatem ac morum fuavitatem profiteris. Na 

aianz. 





von der Rivchenyereinigumg. 107 


«= r -.- - Enquod difcardia cives, 
Perduxit miferos, en queis confevimus 
2gros. 


Wir ſehen davon in unſerm teutſchen Va⸗ 
terland noch die traurigſten Denkmale, und wer 
„nur ein wenig, ſagt ein berühmter Schrifft⸗ 
o fteller, Die Umftande des dreyßigjaͤhrigen Kriegs 
v mi unparthenifchen Augen anfiehet, Der ers 
„ tennet bald, daß die Zanker, Die andere Reli⸗ 
» gionsverwandten nicht bey fich leiden koͤnnen, 
„ hierzu Dag me contribuiret. D. Höes 
»Tractat wider Die Meformirten, wird ein 
v ewiges Zeugniß bey der Nachwelt abftatten, 
» daß er zu vielem Blutvergieſſen und Verwuͤ⸗ 
» fung vieler Länder, Anlaß gegeben, & feg.“ (*) 
"ja, es ift wol h Feine Provinz in der ganzen Chris 

enbeit, welche nicht auf gewiſſe Art, Die betruͤb⸗ 
ten Wirkungen eines ungeitigen Religionseiffers 
empfunden hätte: und wenn ung Die einheimi- 
ſche Exempel, nebft Denen im Roͤmiſcheu Deich 
ſich ereignenden Umftänden nicht beweglich und 
Achtungswuͤrdig genug vorkommen, fo Dürfen 
wir Die Augen nur ein wenig auf unfere Wache 
barn werfen ; wie viel ift Frankreich nicht Durch 
die viele Religionskriege mitgenommen worden, 
und wie fehr hat eg nicht feiner wirklichen Ho⸗ 
beit und Aufnahme gefehadet, Daß man Die Dur 
genotten Daraus vertrieben ? Pr 


(*) Herr Thomafius in feinem Tractat vom Recht 


der Furſten, in Theologiſchen Streitigteiten. p. 
W. 170. 


108 X. Erſte Betrachtung, 


Es mennen zwar hierüber die meiften Ge 
fhichtfehreiber, daß die Aufhebung des nantis 
ſchen Edicts, und die darauf erfolgte Vertilgung 
der Hugenotten, Das Königreich voieder in Kuh 

efeßt, und feheinen alfo Dadurch die Urfache der 
bis dahin gedauerten Kriege Diefen guten Leu 
ten auf die Rechnung zu feßen 3 alleine, wie uns 
billig und ungegründet dieſes Urtheil fen, wird 
ein jeder leicht erkennen, der nur mit unpartheyi⸗ 
Den Augen die damalige Umſtaͤnde einfiehel. 

ie römifche Elerifen, twelche vor die Erhaltung 
Des päbftlichen Stuhle und ihre Einfunften ſtrit⸗ 
ten, und das Intereſſe einiger frangöfifchen Brins 
zen (*) die mit Damaliger Regierung Übel zus 
frieden toaren, und fich Deswegen zu den Hr 
genotten fchlugen, um durch fie in ihren ſtolzen 
Abfichten unterftüßt zu werden, Die haben eigent 
lich das Blutvergieſſen verurfachet, und die ins 
nerlichen Unruhen angefponnen; mitnichten aber 
Die Hugenotten oder Reformirten, die fich nur 
fuchten gegen offenbare Gewalt zu vertheidigen : 
Denn wäre die Berfchiedenheit der Religionen 
und Ölaubensmeynungen in einem Lande Die 
Urfache zu einheimifchen Kriegen und Verwir⸗ 
rungen, fo muͤſten fi) Engelland und Holland 
bey ihrer Tolleranz fehr übel befinden, ja Frank—⸗ 
reich felbft fich noch beflänpig in den Haaren lie 
gen, da die Eonftitutioniften und Anticonftitus 

2 tioni⸗ 





(*) Vid. Satyre Menippee de la verü du Catholicon 
d’Efpagne, & de latente des Etars de Paris, ou fe 
voit Pnifoire de la Ligue en abrege &c. 








von der Airchenvereinigung. 109 


tioniften fich noch immer weidlich mit einander 


herum zanfen, und in Anfehung der päbftlichen 
Autorität und Unfehlbarkeit, ganz gegen einans 
derlauffende Mennungen hegen. Der Janſe⸗ 
niften und heimlichen ‘Proteftanten, deren noch 
eine geoffe Menge darinnen verborgen lebet, zu ges 
fihweigen. (*) Weil aber die gegenwärtige 

| Am 





(*) Daß fid die Herren Theologi Ded Streitend und 
Difputirens unter fih enthalten folten, ſolches wird 
faſt unter die unmögliche Dinge gezehlet. Nur 
mare zu wuͤnſchen, daß fie Damit Die Canzel und 
den gemeinen Mann in ihren Eatechifmuslehven 
weißlich verfchonen möchten: Denn ob Diefer gleich 

. davon eben fo viel verfichet,. alö von dem alten hes 
braͤiſchen Grundtert, fo pfleget er doch nichts deſto⸗ 
weniger, wenn er dadurch gegen dic vermeinte Ke⸗ 

‘ ger von der Beifllichfeit aufgeheßet wirb, viel Lers 
men und Unruhe anzurichten. vid. Eufebium ın 

vita Conftant, Lib, 2, C. 63. woſelbſt Diefe Anmer⸗ 
fung ſich findet: Tales quæſtiones, quas nullius 
legis peceſſitas præſeribit, ſed inutilis otii altercatio 
proponit, licet ingenii exercendi cauſa inſtituantur, 
tamen intra mentis noſtræ penetralia continere de- 
bemus, nec eas facile in publicos eflerre conventus, 
nec auribus vulgi inconfulto committere, Quotus- 
quisque enim eft, qui tantarum rerum tamgue 
difficibum vim atque naturanız aut accurate com- 
prehendere, aut pro dignitare explicare fufliciat ; 
Quod fi quis id facile confequi polie exiftimetur,. 
quotæ tandem parti vulgi id periuafurus eft? Aut 
quis ın ejusmod; quæſtionum fabtili & accurata 
difputatione, citra periculum graviſſimi lapfus, poſſit 
conliftere? Quocırca in hujusmodi quaitionibus 
loquacitas comprimenda eſt; ne forte aut nobls id 


quod ꝓropoſitum eft explicare, eb naturæ noſtræ 


% 


110 X. Belle Betrachtung/ 


Umſtaͤnde in Europa von denenjenigen des vori⸗ 


gen Jahrhunderts merklich unterſchieden, fo 

weiß auch das römifche Kirchenhaupt nunmehro 

nachzugeben, und mit Klugheit Darunter zu fpie 

en, zumalen da ſich Frankteich ohnedem niemals 

recht gut Pabftifch aufgeführet und öfters gar 

[hlechten Sehorfam vor Die Decrera Sedis Apo- 
olicee bewieſen. 


Hiexraus iſt alſo zu erſehen, daß die Verſchie⸗ 
denheit der Meynungen in Religionsſachen 
nicht ehender Krieg und Unruhe in einem Lande 
anrichten, bis die Cleriſey daruͤber Lermen blaͤſet, 
und die groſſe Sturmglocke laͤutet; wodurch ſo⸗ 
dann erſtlich die allgemeine Ruhe unterbrochen, 
einer gegen den andern aufgehetzet, und Das Un⸗ 
heil in dem gemeinen Weſen geftifftet wird 5 
und wuͤrden wir wohl von Peiner Spaltung 
nichts wiſſen, wo unfere Geiftlichen fich nur mit 
einander vertragen Eönnten, und nicht fo fehr in 
ihre eigene Weißheit verfiebet wären. C*) 


Doch Diefes fen genug, um ung zu uͤherzeugen, 
daß die Meligiongftreitigkeiten, die allergefaͤhr⸗ 


lichften Wuͤrkungen menfchlicher Boßheit fen 





u i —— — a z £ EP “ * ü —— Keil, ER: —* we: Zul £ 
infirmitatern non fufficientibus; aut audıtaribus 
ob ingenü tarditatem, ea qu& dicunmur minime af- 


3 





fequentibus, ex alterutto horum, aut in Bla/phımin: | 


aut is ſchismatis ne: eſitatem populus incurrat, 


(*) Germatiia nöftra patata eſſet, nifi eam fuaambi- 


tione & arrogantıa turbarent Theologi. _ Languetus 
in Ep. ad Phil, Sploneum. 0. 


| 


woh der Rirchenvereinigung, 111 


die je und je allen Ländern gefehadet, und dem 
Warhsthum und Wohlfenn eines Staats, die 


- allergröfte Anftöffe gegeben; wie folches alle Ge 


ſchichte befrafftigen, und die tägliche Erfahrung 
lehret. 


V. Der fuͤnfte Beweggrund, daß die Evans 
geliſchen ſich mit einander vereinigen und veſt 


| kufcimmen halten fölten, iſt die anfcheinende Ge⸗ 


fahr, Damit ung Die anweſende Macht der cathos 
lichen Potenzen, und der nimmerruhende Has 
der und Derfolgungsgeift der Glerifen, bedro> _ 
het. Bere Thomaſius hat in feinen Noten uber 
—A etrachtungen der geiſtlichen Mes 
narchie zu Rom, pag. 339. uͤber die Worte: 

Daß ſich unſere Widerſacher im Buſen freuen, 
wenn wir uns durch innerliche Spaltungen 
ſchwaͤchten, dieſe Anmerkung mit beygefuͤget: 
„Es iſt dieſes ein Elend von rechtſchaffenen 
» Patrioten um deſtomehr zu bedauern, daß 
„ man fb gar fehr noch jeko auf Das Ketzerma⸗ 
» chen verpichet ift, ohmerachtet Die Nähe der 
» allgemeinen Gefahr, wo wir nicht ganz vera 
„blendet wären, oder ung felbft verblendeten, 


uns vielmehr antreiben folte, alle bisherige 


„ Spaltungen und VBerbitterungen, bey Seite: 
„zu legen, und ung zu bereiten, den bald zu bes 
» fürchtenden Ausbruch der allgemeinen Ders 
» folgung, ung mit vereinigten Krafftm entge⸗ 
» gen zu ſtellen.“ 


/ 


Ds 


112 RX. EÆrſte Betrachtung, 


Odb nicht diefe des Herrn Thomafti damals 
gegründete Muthmaffungen, ben denen vor eis | 


nigen Jahren fich ereigneten pfalsifchen Religi⸗ 
ons⸗ und Kirchenhandeln,, einigermaflen rods 
ren beftättiget worden; wann naͤchſt GOtt, 
nicht eines Theile, Die meltgepriefene und ho 
he Serechtigfeitsliebe Sr. glorwuͤrdigſt⸗ regie⸗ 
- renden Kayſerl. Majeflät, und andern Theile 
Die hohe Sorgfalt und vortrefflichfte Anftalten, 
einiger regierenden proteftantifchen Machten vor 
Die Beybehaltung Des fo theuer erworbenen Kırs 

enfriedeng, zu unferer allgemeinen Ruhe und 


icherheit gewachet; wieauch, ob wir bey noch 


fürwährenden Umftänden, in und auffer dem roͤ⸗ 
mifchen Reich ſchon auffer aller Gefahr, in Ans 
fehung des Zufünftigen, zumafen da der Eiffer 
vor Die Benbehaltung des proteftantifchen We⸗ 
feng, auch ben denen Groſſen noch immer mehr 
und mehr verfält, und verfchiedene unferer Prin⸗ 

n wiederum vor Kom die Knie gebeuget; folches 
uͤberlaſſen wir billig dem unpartheyiſchen Urtheil 
eines vernuͤnftigen Leſers. 


Zum wenigſten beduͤnket uns, daß wir Urſa⸗ 
che hätten, ung gegen alle androhende Gefahr, 
in befiere Verfaſſung zu feßen, und Durch den 
Geiſt der Eintracht und des Sriedens GOTT 
auf unfere Seite zu ziehen; Dann durch das uns 
Zeitige verkegern und diſputiren, wird einmal 

Das Herze fehlecht gebefiert, noch zu einem wah⸗ 

ven und thätigen Chriſtenthum eingelenfet; ins 
wiſchen aber iſt Doc) diefes der einige Weg, 
Ä 0 m 








von der Rirchenvereinigung, - 113 


um GOtt gefällig zu werden, und deſſen Hälfe 
und Beyſtand ung zuwegen zu bringen. 


VI. Endlich und zum ſechſten, ſo haben wir die 
gniſſe und Schrifften der gelehrteſten und 
iligſten Maͤnner vor uns, welche jederzeit 
vor die Vereinigung der beyden —— —* 
Kirchen geſtimmet, und ſolchen ihren loͤblichen 
iedenseiffer durch ihre ae fattom an . 


ag geleget, wie bieruber des Herrn Turretini 


_ mubes teftium, mit Vergnügen kann nachgee 
ſchlagen werden. = 


Nun iſt zwar an dem, daß eine Wahrheit an 
und vor ſich felbft, Durch den Beyfall berühmter 
und vortrefflicher Leute, eben nichts,geroinnet, 
und Darnach auch keineswegs vor unfehlbar zu 
urtheilen; wenn man aber den frommen und 
nach der Lehre Ehrifti fo gleichförmig geführten 
Lebenswandel diefer Leute mit in Betrachtung 
ziehet, fo ift. Diefeg auch keines wegs fo fchlechters 
dings auffer Acht zu laffen, und mögen wohl Die 
Lehren folcher heiligen Männer, ale Zeugnifie 


der Wahrheit alhier mit angeführet roerden, um 
fo vielmehr, weil wir Daben die Deutliche und uns 


fehlbare Lehre Ehrifti vor ung haben, mit welchen 
. Zeugniffe vollfommen übereinftimmen. 
ie wollen unter fo vielen nachdrücklichen und 
vortrefflichen Zeugniſſen hieruber nur derjenigen 
erwehnen, welche ſelbſt Lutherus, in feinen "Brief. 
fen an die ſtraßburgiſche Theologos, Die es Das 
malen noch mit den Schmeißern hielten, mit 
UL Theil 9 ein⸗ 


‘ 


114 X, Erſte Yetrachrang, 


einflieffen laffen, wo unter andern diefe Worte: 


Magnz voluptati mihi fuerunt veſtræ lite- 


— — 


re, optimi viri fratres, quod mihi facile : 
° perfuaferunt, animum veftrum candide & 


fincere ad farciendam iftam concordiam no- 
‚ftram, efle propenfum & paratum ; quare 
'vicifim vobis oro, perfüadeatis, tam cupi- 
de me ampledti eam concordiam quam cu- 
pide velim mihi Dominum JEfum Chriftum 


a ro — 


propitium femper fore, vid. Epift.9. Ser ' 
ner fagt er in Epift, 10. ad Helver, Ur & nos 
. vicifim tam in fcriptis, quam in concioni- 


bus quiefcemus, ac ejusmodi clamoribus 


- adverfüs veftros abftinebimus, ne ullam im- 
pediend®@ concordie occalionem præbea- 


mus, quam & nos ex. animo videre cupi- 


"mus, ur Deus novit, & fequentia. ‘It. in Ep. 


ad Antverpienfes, Videtis -optimi amici, 
qui.Diaboli fint conatus, quæ Confilia, quæ 
rerum novandarum ftudia, quibus hoc mo- 
litur, ut non neceflariis & inutilibus cognita- 
que impoffibilibus articulis hominum levium 


animos Occuper atque detineat, a vera via 
alienos ; proinde videte, ur id quod ſcitu 


eſt utile & vobis neceflarium, atque a Deo 


-pr&ceptum amplectamini, pofthabitis nugis 





futilibus, non sdificantibus, & nihil perin- 


de atque contentiones producentibus, &c. 


Gehen wir in Diefer Betrachtung etwas wei⸗ 
ter, und befragen Die Gewiſſen aller rechtſchaff⸗ 


nen evangelifchen Ehriften 1. Ob fie Die m 
A unfern 


von der Rirchenvereinigung,. ip 


unſern Kirchen obſchwebende Streitfragen wohl 
verſtehen und innen haben? 2. Db, wann fie 


— 


ſolche wohl verſtehen und innen haben, ſie ſolche 
von der Wichtigkeit urtheilen, daß man ſich Dat» 


uͤber zu trennen, und keinen gemeinſchafftlichen 
Gottesdienſt mit einander zu halten, Urſache hat 


te? Und 3. Db es nicht derowegen beffer fen, 
daß man zufammen in eine Kirche gienge, einer⸗ 
ley Predigt hörte, einerley Lieder abfünge, und 
einerley Sacrament gebrauchte? ſo werden 
ſich gegen hundert nicht zehen finden, die hierin⸗ 


nen uns worderfprechen. 


= - — — 


Der Schluß hierauf iſt richtig, nemlich, daß 


es dannenhero nicht eine geringe Unbilligket ſey, 


daß das Reich Chriſti, welches ein Reich des 
Friedens, deswegen nicht wiederum ſoll erbauet 
werden, weil darunter einige Friedensſtoͤhrer und 
Verfuͤhrer des Volks ſich befinden, die da Un⸗ 
ruhe anrichten, die Gemuͤther der Menſchen ge⸗ 
gen einander aufwiegeln, und die Gewiſſen ver⸗ 
wirren. | 


Ja, fprichft du, die Stimmen der Layen kaͤ⸗ 
men allhier nicht mit_in die Computation ber 
Votorum, und das Votum eines ordentlich bes 
ruffenen Predigers gelte mehr, als anderer hun⸗ 

© dert, weil fie ja darzu beftellet, daß fie die Bey⸗ 
behaltung der reinen Wahrheit und die Wohl⸗ 
fahrt unferer Seelen beforgen follen; fo wirft du 
dich hierinnen leicht befeheiden, wann du erkve⸗ 


/ 


geb, Daß es nicht in eines andern Macht fiche, 
N 2 vor 


| 


. J ' j 
nı6 X. Zweyte Betrachtung, 
vor die Wohlfahrt unferer Seelen zu ſorgen. 
ir haben Mofen und die Dropheten, wir ha⸗ 
- ben die deutlichen Lehren Ehrifti imd feiner Apo⸗ 
ſteln, laffet ung diefe hören, und nicht eine Sache 
auf eines andern Gutdünfen ausfeßen, vor Die 
wir felbften Kechenfchafft geben müflen: dam 
ein jeder wird feines Glaubens leben; dar⸗ 
am pruͤffet alles, und bebalter das Beſte, 
3. Theſſ. 5, 21. 


Eo α e 

3gweyte Betrachtung 
Von dem Recht einer chriſt⸗ 

Eichen Obrigkeit/ die Vereinigung 


der evangeliſchen Kirchen 
etreffend. 








* 


Sy alle und · jede chriftliche Obrigkeiten nicht 
allein Kecht und Macht haben, die Reli⸗ 
gionsftreitigfeiten in ihren Ländern zu verbieten, 
und im Gegentheil eine wahre GOtt gefällige 
Kircheneintracht einzuführen und zu handhaben, 
fondern auch ihres Amts wegen darzu verbunden 


pind, folches flieffet aus folgenden Grundſaͤtzen. © 


. 1. Bird von den Obrigkeiten in ber heiligen 

Schrifft gemeldet, daß fie follen Pfleger und 

Saͤugammen ber Kirchen ſeyn, Efa, 19 25 
| Die 


4 
% 


j 
- 
j 


von der Gewalt der Obrigkeit. 417 


Die Rönige follen deine Dfleger und, hie 


Sürften deine Saͤugammen ſeyn. 


2. So iſt ein Fuͤrſt oder Regente in feinem. 
Lande fo viel en SUN ode Eeclefie Epifco- 
us, oder befier zu ſagen: er hat die Jura circa 
acra, und Diefes vermöge derjenigen Oberherw 
fhafft, Die ihm als Imperans zufommet: Die 
fe Herrſchafft erſtrecket ſich toeiter nicht, als über 
das Aufferliche Kirchentvefen ; Die Gerwiffen 
aber, oder den innern Seelenglauben mag allein 
der beherrfchen, der da Herzen und Nieren pruͤf⸗ 
I Das geiftliche Regiment auf Erden ift ein 
loſſes Non ens, und ift lächerlich, wenn fi 
deſſen ein Menfch über den andern will anmafs 
en; Die weltliche Sürften berrfchen, und 
die Oberherren baben Gewalt, fo foll es 
aber nicht, ſeyn unter euch, fagt der Heiland 
zu feinen Juͤngern, Matth.13, 25,26, 


3. So lehret ung Die gefunde Vernunft, daß 
nothwendig unter, zwey ftreitenden ‘Partheyen 
ein Richter fepn müfle, Der fie von einander brin⸗ 
9% und dadurch zu verhindern fuche, Daß ihre 
Dändel und Streitigkeiten nicht weiter um ſich 
tuffen, und Feine Unruhe noch Verwirrung in 

‚ gemeinen. Weſen verurfachen 5 - Diefer 
Schiedsrichter kann niemand füglicher feyn, als 
die Obrigkeit, welche in der bürgerlichen Geſell⸗ 

fft zu Dem Ende eingeſetzet ift, Daß fie foll Rus 
und Sriedeund Gerechtigkeit handhaben. 


093Was 


II X, Zweyte Betrachtung, 


2 


‘ 


Was den erflen Artickel betrifft, fo wollen 
zwar einige Öelehrten den Sinn des dafelbfi ans 
geführten Spruchs aus dem Propheten Jeſaia 
auf eine andere Art auslegen; welches aber an 
und vor fich felbft der Meynung, Daft hier Der 
Geiſt GOttes mit auf dag wirkliche Pflegamt 


der Kirchen gezielet, nichts benimmt. 
Zum andern, Daß ein Fuͤrſt oder Imperans 


in ſeinem Lande, zugleich auch in Kirchenſachen 
die ſogenannte Jura Epiſcopalia exerciren koͤn⸗ 
daruͤber kann man —5 Carpzovii, Zieg- 
eri, Puffenderffi, Brunnemanni, Linckii, 
Henniges, Themafii, Boehmeri, nebft noch 
vielen andern mehr, von diefer Materie hande⸗ 
lende Schriften, weitläufftig nachlefen, alg tet 
che dieſe, der hohen Obrigkeit zukommende Red 
te in Kirchenmefen fü gründlich und wohl erwie⸗ 
fen, daß wir Darüber nichts mehr zu fagen uͤbrig 
finden. Die Worte in-Inftrum, Pac. Art, 8. 
8. ı. lauten darüber alfa: Proinde omnes & 
finguli Ele&tores, Principes & Srarus Impe- 
rıl Romani, in libero juris territorialis zum 
in eccleßaſticis, quam politicis exercitio, ftabi- 
liti & firmari ſunt. | 


Der dritte Beweiß, daß zwey unter fich fire 

tende Partheyen, einander unmöglich ſelbſt 

entfcheiden und, in ihrer eigenen Sache Richter 

enn Fünnen, gründet fich auf bie ratur und Er 

ahrung; denn da jeder Theil immerfort ſich 

einbildet, er habe das Recht auf feiner Seiten 
m 








von der Bewalt der Obrigkeit. 119 


und Dürfte Deswegen Dem andern nichts nachges 
ben, fo ift es unmöglich ohne Schiedsrichter aus⸗ 
einander zu kommen. on 


Hiergegen kann man eintverfen, Daß die 
Schiedsleute und Richter nothwendig von 
den Sachen, darlıber fie follen urtheilen und 


Mecht fprechen, auch) eine fattfame Erfenntnig 


haben müften; nun aber wäre es befannt, wie 


wenig heut zu Tage unfere groffe Herren fich um 


die Gottesgelehrtheit befümmerten; daß alfo Die 
Aegbrbeit des Evangelii groſſe Gefahr laufen: 
würde, 100 fie Darüber nach ihrem Gutduͤnken 
— Wohlrlgefallen ſprechen und. urtheilen 
olten. 


Hierauf iſt dieſes zu merken: 1. Soll ein 
Fuͤrſt oder Regent entweder an und vor ſich 


DEE RER Er 


in den Wiſſenſchafften des Staats, und den 
allgemeinen echten unterrichtet fern; jene 
ſoll er. wiſſen als ein Chriſt, viefe.aber als ein 
Regent; to nun dieſes nicht, eintrifft, und 
GOTT das Land mit einem untüchtigen Regen⸗ 
ten heimfuchet, fo müffen Doch zum menigffen 
deſſen Miniftri und Käthe, folche Eigenſchafften 
beißen, als die Pflichten ihres Amts und Berufs 
von ihnen erfordern, fonften find fie als untaug- 
lich zu verwerfen, und andere tüchtige Männer 
an ihre Stellen zu feßen. u 


Da. Brom 
| 
| 


126 X. Zweyte Betrachtung, 


Zweytens, fo find auch nur Diejenigen theologi⸗ 
ſchen Streitigkeiten ad forum politicoruum zu 
ziehen, die in den Aufferlichen Ruheſtand und 
Das Wohlfenn eines Staats mit einfiefjen ; 
Was aber libertarem (entiendi und opinio- 


nes particulares in der Seiggon betrifft, Damit 


haben ſich Regenten und Obrigfeiten Feines 
wegs zu vermengen, (*) fondern es iſt alihier 
der Herren Geiſtlichen Pflicht und Amtsſchuldi 
Feit, Die Wahrheit zu lehren und zu predigen > 
Doc) mit derienigen "Befcheidenheit, Daß Daraus 
keine Unruhe und Verwirrung im gemeinen We⸗ 
entſtehe; ſonſten hat ſolches die Obrigkeit al⸗ 
obalden zu ahnden. 


Es kann alſo ein Fuͤrſt in ſeinem Lande ſowol 
die Tolleranz, als auch die wirkliche aͤuſſerliche 
Kirchenereinigung beyder evangelifchen Gemei⸗ 
nen, eigenmächtig einführen und handhaben 5 





allein er kann nicht befehlen, was ein jeder Ddabey 


glauben oder nicht glauben fol, denn die Herz 
chafft üher die Gewiſſen gehöret SOTT allein 
‚und ſtehet weder in ber Sürften, noch in der 
eiftlichen Gewalt. Ä u 
Gerner 





*) Vid, H, Graui Tr, de Jure ſummarum poteftatum 
Firca faera, worinnen er zwar in der Meynung, als 


obein Fuͤrſt auch Macht habe,in Dingen ‚welche in 


e’Theologiam polemicam lauffen, cum jud:cioim- 
perativo zu Decidiren, zu weit gegangen; wie fols 
end Rünften In thrologifben Srekigkeiten ob 
eined Fuͤrſten in theologiſchen Streitigkeiten 
ſerviret, son u 


von ber Gewalt der Obrigkeit. 121 


Kerner wird gefraget: Ob auch Fuͤrſten und 
‚ Dbrigfeiten von denen Slaubensartickeln, wel⸗ 
che fundamental oder nicht fundamental find, 
urtheilen Bönnten ? da hierzu Doch gleichwohl eis 
ne grofie Sotteggelahrtheit, welche man feltenuns 
ter den Politicis findet, erfordert toird. - 


Wir antroorten hierauf‘. Daß e8 erftlich, fo 
gar felten nicht fen, daß aud) Politici fich den 
iſſenſchafften der Gottesgelahrtheit ergeben 
und Barinn es ziemlich weit gebracht haben; wie 
ches Die Eyempeln FI. Grotii, Peuceri, Conr 
ringii, Puffendorfii, Seckendorfil, Leibnirzit, 
 Thomafii, Bochmeri,-nebft vielen andern mehr, 
ſattſam befräfftigen. | 


Bmentens, fo wird aud) an und. vor fich ſelbſt 
darzu eben Feine fo groſſe Gelehrſamkeit erfors 
dert, um zu wiſſen, welches Die Fundamentalarti⸗ 
dein unſeres chriftlichen ens fenen ; C*) 
dann folche find in geringer Anzahl, und noch 
darzu fo Deuflich und einfältig, Daß ſie ein jener 

en und begreiffen fann ; von denjenigen Glau⸗ 
bensgrtickein aber, welche die Concilia und Sys 
nodj, nach dem meiften Stimmen, auf vieles 
Zanken und Streiten gefchlichtet, und der Kirs 
hen ale eine unfehlbare Slaubensregel zum 
| DS Unter 





(t) Olim erat fides magis in vita, quam ın articulo- 
sum proteflione, tandem dedudta eft ad fophifti- 
cas eontenuones & magis in Ort quam In anlma, 
Erasmus, 


122 X. Zweyte Betrachtung, 


Unterfchreiben und Eidſchwoͤren vorgeleget, und 
als ein fremdes Joch auf der Jünger Hälfe ges 
bunden, Davon ift hier ganz und gar Die Rede 
nicht. (*) Es find eitle Fragen, die zu nicht 


bienen, als Die Gewiſſen zu verwirren, und Un 


einigkeit zu ſtifften. 


Drittens, ſolten billig auch unſere Herren Po⸗ 
litici, zumalen diejenigen, die nomine Principis 
die Ecclefiaftica heforgen, von Den Dingen, Die 
zu einem vernünftigen Gottesdienſt gehören, 
eine genaue Kenntniß haben, Damit fic) Der Ele 
rus ihrer Unwiſſenheit nicht zum Nachtheil ver 
gemeinen Ruhe bedienen möchte, Zwar mögen 
es die Herren Geiftlichen nicht gerne fehen,. 
wenn man ihnen folchergeftalt, wie fie mennen, 


in ihr Handwerk zu greiffen fuchet: der berühme 


te H. Grotius hat Darüber in einer Epiftel ad 
Gerh. Joh. Voffium, alg er in Paris feine No⸗ 
ten über Die Evangelien verfertiget, folgende 
. , 


m 


(*) Res enim eo dedudta eft, ut Scholafticorum all- 
quat placita, quos Articulos vocant, aut homuncu- 
lorum guorundam nova quædam ad faltum cami- 
nifcentium, vel opiniones, vel famnia, propemo- 
dum zquen:ur Articulis fidei Apoſtolicæ. Atque 
ın his, nec Scholæ diverſæ, nec ejusdem Scholz 
iſtæ inter fe confenuunt, - - Ac ſæpenumero fit, 
ut, quod femel utcunque prodidit definiendi teme- 
ritas, confirmet & augeat tuenda pertinatia ;s Sunt 
autem pluraque hujus generis, ut impium fit ho« 
mini de his definire, hæe pronunciandi temeritas 
a veteribus orta, nunc longjus progreſſa eft, quam 
vr fieri pofie Erasmus. 





' 





} 


| 


en u 0 * = — = eis — 
— — —— — 


lein die Wiſſenſehafft 


chengeſchichten ſattſam genug erhellet. 


Da wir nun als. Proteſtanten ung eines fol 


| en der Goftesgelehrtheit 
fich zueignete, ſo zog ſich dadurch auch alles un. 
ter ihre Kutten; bie fig endlich allenthalben den 
Meifter fpielete, Den gemeinen Mann mit Maͤhr⸗ 
gens unterhielte, andere aber; Die da fragten, 
Papa, quid facis ? in Bann thate, und den 
geiſtlichen Stuhl Petri zu einem meltlichen Tris 
bunal machte, wie folches alles. aus wen Kits 


chen Jochs fo. glücklich entriſſen und Dadurch 
unfere Gewiſſensfreyheit erlanget; wie mögen 
mir doch laͤnger zuſehen, daß ein groffer Theil 
wiferer Cleriſey noch fo viele roͤmiſche Maximen 
heget, jhre Meynungen ung als Glaubensarti⸗ 
ckeln vorleget, und da ſie ſelbſt unter ſich nicht ei⸗ 
nig, ſo viel gefaͤhrliche Spaltungen und Zaͤnke⸗ 
reyen in der Kirche einfuͤhret, auch noch immer⸗ 


hin Dem fo.erbaulichen Vereinigungswerk 


“ 


{ich 
t 


mM 


von der Bewaltder Obrigkeit, 123 


7 orte mit einflieffen lafien; Non eft res mea, 
| [net er, ur id opus prodeat, quamdiu in Gal- 
is vivo ; nam quibus unicum ftudium eft 
Theologiæ, nolunt eum a nabis artentari. 
Deinde quædam dicenda effent, quæ ad pa- , 
atum non fung oorum, qui hic facra curant, 
& quos offendere non fatis rutum eft. Ab 
* fein es iſt nichkigd leugnen, Daf Die Verſaͤum⸗ 
niß der Politicorum in den geiftfichen Stu 
diis Dem wahren Chriftenthum und dem ruhi⸗ 
sen Wohlſeyn Des Staats bisher fehr vieles go⸗ 
ſchadet: Denn da Die Geiſtlichkeit immer nur als 


J 
3 


“224 X. Dritte Betrachtung, 


mit aler Macht und Ungeſtuͤm widerſetzet; ” Ä 


foll fie Doc) immermehr dergleichen Rechte 
haben ? und was wären wir arme Proteflans 


ten denn hierinnen gebefiert, Daß, Da wir vorden 
Reformation mur einen Pabſt gehabt, wir de 


ven Unter uns anjeßo ſo bike haben muͤſten⸗ 


Treue auf Erden ah en vom 
Simmel, e, und der HERR uns Buts 


BEE ee IR DENE x 
Dritte Betrachtung, 


Wie und auf was Art die 


— — 





Vereinigug * beyderſeits Prote⸗ 


aus und möge einge: 
fü hret werden, 


Nep wird oa wie man benn eigentlich 


ſtirenden 


die Relig inigung beyder prorefl 
renden 


- wie die Dereinigung einzuführen, 125 
renden Gemeinden am füglichften befärbern koͤn⸗ 
ne und möge. Hierzu werden nun vornemlich 
diefe zwey Stücke erfordert: 1. Die Macht ei 
ner hoben Landesobrigfeit, deren hierzu habende 
' echte, wir in vorhergehender Betrachtung ers 
wieſen; und 2. daß man die heilige Schrift 
dur einzigen Norm unfere Glaubens ſetze und alle 
- andredahinnichtgehörige Streitfragen bey Seite 
j oder nach den philofophichen Schulen vers 


— ER rege 


,,Nach diefem koͤnnte nun in einer Stadt, wo 
bißher beyderſeits Evangelifche ihren freyen Got⸗ 
tesdienſt genoſſen, ein zu dieſem Vereinigungs⸗ 
werk beſonders gewidmeter Tempel, durch einen 
hierzu voͤllig geneigten Prieſter, in Beyſeyn der 
hohen regierenden Herrſchafften, und ihres ſaͤmt⸗ 
lichen Hofſtaats, auch anderer, ſowohl geiſt⸗ als 
weltlicher Perſonen, die ſich bey dieſem Actu mit 
einfinden wolten, ſo ſhyich und andaͤchtig, als 
es immer geſchehen koͤnnte, geſtifftet und einge⸗ 
weyhet werden; und wäre bey dieſer folennen 
Einweyhung, allen chriſtlichen, friedliebenden 
Gemuͤthern bekannt. zu machen, daß man hins 
| führe unter göttlichen Beyſtand und Segen ges 
ſonnen wäre, in derfelben Kirche das Evangelis 
tm, nach der £ehrart Chriſti und_feiner Apofteln, 
vermittelft ver Gabe, ſo SYITT einem jeglichen 
N rediger.mittheilen wuͤrde, rein und unverfälicht . 
zu lehren und ju predigen; alfe unnüße, zur Se⸗ 
ligkeit nicht dienende, und die Gewiſſen der Men⸗ 
| fehen verwirvende Streiffrägen, ganz und gar 


= — — — 


126 X, Dritte Serrachtung, 


von der Kanzel zu laſſen; die Wahrheit, ſo viel 


möglich, lauter, emfältig und nach dem Begriff 
aller Zuhörer vorzutragen, und feinen Unter 
feheid in denen Lehren, welche bisher die Luthera⸗ 
ner und Meformirten getrennet, auf irgend. eine 


anzuͤgliche und parthepliche Art, zu bemerken; 


ondern vielmehr dahin zu fehen, daß ein —* 
ſeine Meynungen, uͤber ein und andere Geheim⸗ 
niſſe, ganz unverfänglich, mit gebührender Bes 


ſcheidenheit und Demuth, auslaffen möchte. C*) 
Berner, daß darinn das heilige, Abendmahl, 


nach den Worten · der Eihfeßung unfers Hei 


landeg, pie gehalten und ausgefpendet werden, 


und daR ein jeder Die hierunter obſchwebende 
Seheimniffe, nach feiner innerlichen Ueberzeu⸗ 
‚gung, auf fein. Gewiſſen ae und beur: 
theilen möge, feiner aber, ber fich hinfort zu Die 





4 Gemeine befennen wolte, im geringſten be⸗ 
ugt fenn folte, Darüber einem andern feine Mey⸗ 


nungen aufgudringen, noch vielmeniger ihn, bey 
deſſen 


——— ———— eilt 


(*) Laut Reichsabſchiede zu Speyer de Anne 1542. 
mworinnen diefe Worte enthalten: Es fol zur Er; 
haltung der Einigfeit, nichts zaͤnkiſches noch hoch⸗ 
Difputirliches, fo zu Widerwillen und Feindſchafft 
Anlaß geben möchte, gelehret und geprediget Met» 
ben, und bevorab feines des andern Religion oder 
Eeremonien verachten oder läftern, fordern dem 

voͤttlichen Wort gemäß alles daB lehren und vers 
mahnen, was zu Beförderung.des vorgenommenen 
chriftlichen guten Werk, aud) Pflanzung und un⸗ 
techaltung brüderlicher Liebe und Einigkeit, rath⸗ 
fam und förderlid) wäre, 


4 
a 
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wie die Vereinigung einzuführen. 127 


defien Verweigerung, zu anathematifiten, und 
por einen Unglaubigen und Ketzer auszufchelten 5 
daß der Geiſt Des Friedens und der Liebe beſtaͤn⸗ 
dig Darinnen herrfchen, und hinfort nichts mehr 
von Der fo höchft unerbaulichen und Ärgerlichen 
Trennung, welche das gottlofe Schmaͤhen und 
Difputiren in der Kirche angerichtet, gedacht 
werden ſolte; fondern beyderfeits, Reformirte 
und Lutherifche, fofern fie nemlich diefer GOtt 
gefälligen Union freywillig mit beyftimmen mol» 
ten, vor Slieder dieſer Gemeinde folten erkannt 
und angenommen werden. 


Nach Diefer allgemeinen Eintrachts: und Sries 
densverfündigung, wäre hernach der Berfamms 
lung vorzulefen, auf welche Art und Weiſe ihre 
ehriftliche hohe Landesobrigkeit, mit Einſtim⸗ 
mung derer zu dieſem heiligen Gefchäfft beſon⸗ 
bers auserlefenen frommen  goftesgelehrten 
Männern vor gut befunden, diefe evangelifche 
BeiebensFirche hu erbauen, und Diejenige Miß⸗ 

räuche und Mängel, fo bisher in den proteſti⸗ 
renden Kirchen überhand genommen, zu he 
ben, und alles, fo viel möglich, nach eines jeden 
Erbauung und Andacht, einzurichten; damit als 
fo Diejenigen, die fich bisher zu der lutheriſchen 
Kirche bekannt, feinen fernern Anftand nehmen 
möchten mit den Reformirten in eine Gemei⸗ 
ne zu £reten, und hinwiederum die Neformirten 
bey den Lutheranern alle Hinderniß chen | 
fänden, welche von fü langer Zeit be Diefer Bere 
einigung entgegen geflanden ; DaB man auch 

e 


Ä 






228 X. Dritte Betrachtung/ 


dem Ende alle Mühe und Sorgfalt, nach fleißi⸗ 
ger Anruffung GOttes, dahin angewendet, um 
die bisher in Der Kirche eingerifiene Stre 
gen bebutfam gu. vermeiden, bergeftalt, Daß das 
durch keineswegs bie Gewiſſen gebunden, fon 
dern vielmehr ein jeder Die Freyheit behalten fol 
te, alles felbft nach dem geoffenbahrten Worte 
GOttes und nach den inmwendigen Ueberzeu⸗ 
gungen feiner Seelen zu unterfuchen. 


Auf fothane formale Declaration würbe man 
bald mit Verwunderung wahrnehmen, wie vie 
le rechtfchaffene fromme Ehriften fich in dieſem 
neu eingemenheten Sriedenstempel einfinden fob 
ten ; denen dann in kurzer Zeit auch andere Ge⸗ 
meinden folgen würden, Dergeftalt, daB nad) - 
und nach die fectirifche Jrahmen der Lutheraner 
und Galsiner, dadurch Ehriftus unter uns 
getrennet wird, 1. Cor. 13. von fich felbft vers 
lieren foltn. Zumalen wenn in den nenen 
Eintrachtsfirchen erbauliche und auf Das wahre 
thätige Ehriftenthum absielende Predigten gehoͤ⸗ 
ret, und dabey wo nicht alle, Doch viele noch uns 
ter ung herrfchende Mißbräuche und Fehler ab+ 
gethun wurden; alſo, Daß ein jeder, wenn er 
nur der wahren chriftfichen Meligion benpflichten 
wolte, auch darinn feine Andacht und Erbaus 
un finden koͤnnte. Wozu noch biefes Fame, 
DaB man angehalten würde, feinen Glauben 
Durch. Die Werke gu befennen, und diejenige nur 
als Keker und Abtrunnige zu betrachten, welche 
Der Lehre Ehrifti und feiner Apofteln durch I 

Ä ru 





wie die Deteinigung einzuführen. 129 


ruchlofes und ärgerliches Leben entgegen handels 
ten, wenn fie auch gleich ‚ihren Eatechismum 
woch fowohl auswendig wuͤſten, und die heilige 
Schrifft von Anfang bis zu Ende innen hätten; 
denn ohne Werke ift der Ölaube tod, | 


Diefes ſo höchfterhauliche Briedensgefchäffte 
nun zu einem ermwünfchten Stand zu bringen, 
wäre vor allen Dingen nöthig, die Unterſchrei⸗ 
bungen und Eidsabflattungen über gewiſſe 
Glaubensformeln abzufchaffen; Dam fo lan⸗ 
ge man noch dergleichen Neligionsreverfe von 


ch geben, und gerifle Slaubensbefänntnife 


beſchwoͤren foll, (*) fo lang ift auch Feine nähen 
re Zufammentretung der benden evangeliſchen 
‚Kirchen zu hoffen; und koͤnnen fothane 
Eidsabftattungen und Aufdringungen gewiſſer 
ſymboliſchen Bücher und Sthrifften, Die man, 
einem ala unfehlbare Glaubenslehren zu unters 
fchreiben vorleget, nicht anders als Zwangmitteln 
der Gewiſſen angefehen werden. Wie folches 
die vor einigen Jahren an Die bende ſchweitzeri⸗ 


Schreiben Ihro beyberfeits Koͤnigl. Majeſtaͤten 
von Engelland und Preuſſen, wie auch des Cor- 
poris Evangelicorum zu Regenſpurg, zur Ab⸗ 
fielung der daſelbſt eingeführten Formulz con- 
fenfus, Baal AR vorgegrelet haben. 

III. Theil, . | 


An 





* Adigimus homines ut credant, quod non ctedunt 
intelligunt, & intelligant quod nen mielligunt, 
Erasmus, 2 


a 


ſche Cantons, Zurd) und *Bern, ergangene hohe - 


230 X, Dritte Betrachtung/ 


‚An ſtatt dieſer beſondern ſymboliſchen Buͤcher 
Aufſaͤtzen und Confeßionen, moͤchte man w 
dahin bedacht ſeyn, um einen allgemeinen d 


nicht weitlaͤufftigen Catechismum (*) gu verfer 


. 


tigen, morinnen der beyderfeits evangelifchen Re 


figionen ihre gleichftimmige Glaubenslehren vers 
‚faffet, und fo Deutlich als’ es, ohne Beruͤhrung 


‚der bisher vorgeweſenen Streitfragen, gefchehen | 


Fönnte, erfläret würden; Damit alfo Doch der 


Jugend in der —A — nichts abgienge, T 
er durch fo viele trau ! 
tige Zänfereyen und Spaltungen mitgenommen 


und die Kirche, welche bis 
yoorden, nad) einer gewiſſen Glaubensnorm 


wiederum erbauet, und zu einer fichern in den 


Sundamentalarticfen zufammenftimmenden Ei 


Cy E If Heffer, Daß man die chrifliche Behre in mer 


| 


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1 





— Te 


nigkeit Des Geiſtes möchte gebracht werben, ' 
| | " Diele 


— 


nig Glaubendasticul verſaſſet, als daß aus den 
- ‚ Streitigkeiten der Gelehrten uber die Glaubens⸗ 


articul.wiederum neue Slanbendarticul, ensflehen, 
welche die Einfaltigen verwirren, zu vielen Tren⸗ 
nungen Anlaß geben, und durch allerhand Hleifhl« 
che Subtilitaten die Seelen von dem wahren Wer 
fen, das aus GOtt iſt, und von der lautern chris 
lichen Einjalt abfuhren. Wie man nur alein bey 
der Bibel und bey dem Daraus gezogenen apoſtoli⸗ 
fhen Glaubenshekaͤnntniß geblieben, da ſtund ch 
noch gut um die Enriftenheit. Ne mehr hernach 
.  Koncilia und dergleihen Zufammenfunfte Der Ele 
riſey gehalten worden, je mehr Glaubensartieul, 
Trennung und Streitigkeiten haben fich hervor ger 
than, und je weniger haben die fogenannte Layen 
„.. gemwuft, woran ſie fich halten folten. S. H. von 
Schuß Land er Züfriedenheit. 


wie die Vereinigung einsufühten. 133 


Diefes wuͤrde um fo viel leichter gefehehen kon⸗ 
nen, weil der Unterſcheid Doch nur jo befchaffen 
iſt, Daß auch die Kluͤgſten folchen Faum aus eins 
uber fd une ; And enbich as auf — 
ogo n, Paralismos und u hli 
Seheimniffe hinaus läufft. *) Ä 


Inʒwiſchen aber wäre Diefer neue Catechismus 
doch keineswegs pro libro Symbolico zu hal⸗ 
ten, noch als unfehlbar zu beſchwoͤren; fordern 
unfer liber Symbolicus müfte ein vor allemal 
nur allein die heilige Schrift feyn und bleiben 
dason wir ung auf Feinerlen Wege und Wei 
müften abwendig machen laflen. Dann wie 
das Waſſer allegeit heller und reiner bey der 
Duelle,‘ als in den daraus flieffenden Baͤchen 
und Pfüsen, ale ift das Wort GOttes auch nis 
gendwo Elarer und unverfälfchter, als in der heis 
ligen Schrift, felbften. : Was Ehriftus und feis 
ne Apofteln für nöthig gefunden haben, uns zu 
lehren, daran follen wir genug haben. Es kann 
und wird ung Doch memand NR Ihren, als 
fie: fie wollen ung nicht gelehrt, fondern paubig 
machen. Es märe zu wuͤnſchen, fagt allhier ber 
Der Qurretin, wir lieflen ung die hauptſaͤchlich⸗ 
ſie Urfach unferer Reformation wegen der heilia 
en Schrift nie aus unfern Gedanken fommen, 
als die da Die einzige Notſchnu unſeres Ola 

| 2 0 n 





(*) Non tacere jubeo, fagt Nazianzeaus, feıl a perti- 
hnaci contentione :abflinere: „non. veritatem oocul- 
tare. ſed præter legem nom docere. 


"a2 X. Vierte Betrachtung, 

bens ift, Damit wir alfo unfern Glauben nicht 
auf die Menge der Menſchen und ihre Schriff⸗ 
ten feßen möchten, wenn fie auch gleich noch mit 
— ui und Gelehrſamfeit ausgezieret 
woaͤren. | 


ee 
Vierte Betrachtung, 


Dh ein Stand des Reiche, 
por ſich allein, in feinem Lande, 
die SProteftirende mit einander 
vereinigen koͤnne und möge? | 





| Alhie haben wir nun insbeſondere noch die 
ſchwere Frage zu eroͤrtern, ob es auch rath⸗ 
em und erbaulich wire, daß ein Stand Des 
eher in feinem Sande, vor ſich allein, ohne 
die völlige Uebereinſtimmung der andern wange 
liſchen Mitftände, und alfo propria autori- 
rare, eine dergleichen Religiongvereinigung, nah 
denen allhier vorgefehlagenen Mitteln, einführen 
koͤnne und möge? Und ob nicht zu befürchten 
waͤre, Daß aus einer folchen feparaten Union eine 
neue Disunion, oder gar eine Dritte Gattung 
von Keligion unter denen Proteſtanten entfie 
hen durfte ? ZZ . | 
6 Hier⸗ 
ET TE En —— —— ———— —r 
(*) Alph, Tureun. de Ariculis fundamental. Cap, 
Xp. fr 0. oo 


\ 





wasein Stand desKeichstbunkönne. 138 


Hierauf dienet nım, Daß es freylich wohl befs 
fer; und allerdings zu wünfchen roäre, Daß man 
diefe fo nothwendige Meligionsvereinigung in 

allen proteftirenden Staaten zugleich.mit einführ 
ven fönnte ; Allein Da diefes eben fo unmöglich 
fcheinet, als ver verfchiedenen Gelehrten Meys 
nungen Darin. in eine vollfommene Harmonie su 
bringen, fo ift es wohl nicht rathfam, Damit fers 

ner ſo lange einhalten, bie alle und jede, Fleine 
und groffe evangelifche Staaten, dißfalls zuſam⸗ 
men übereinflimmig würden; denn Diefes duͤrf⸗ 

te, wie leider bisher gefchehen,. Die Bereinigung 
noch fo weit hinaus feßen, Daß folche wohl ſchwer⸗ 

lich jemand von ung und den unferigen zu erles 
ben Hoffnung haben koͤnnte. j 


Gs ſolte dannenhero billig eine jede chriſtlich 
gefinnte Dbriafeit das von GOTT ihr anvers 
; Maute hohe Amt dahin anzuwenden fuchen, 
daß fie Das Aufnehmen und Beſte ihrer Unter: 
thanen wohl prüffe, und darnach ihre Hoheit, 
Macht und Anfehen einrichte; nicht aber_fich 
hierinnen. Durch Die vertoorrene und übelverfaßte 
| Regimentsart ihrer Nachbarn und Bundsge⸗ 
noſſen ftöhren laffez Denn warum folte man 
doch flets einem übelberichteten und mit Vorur⸗ 
theilen eingenommenen Nachbarn zu Gefallen 
Auch übel berichtet, und mit Vorurtheilen einges 
nommen bleiben? Es wird ja feinem Dadurch 
nicht geholfen; einer muß nothmendig den Ans 
fang machen, und fich den Staub ein wenig 
Aus Den Augen wiſchen, damit er dem andern 
| J3 her⸗ 


34 X. Vierte Betrachtung, 


ach deſto befier feine Sehlerzeigenfönne Sa, 
richſt du, dieſes doͤrfte zu neuer Bermirrung und 
ı Unordnung in der Kirchen Anlaß geben, wann 
ein jeder Stand des Reichs, vor fich allein, eine 
ſolche Religionsvereinigung eigenmächtig — — 
ren wolte, alſo, daß daraus nicht nur ein Miſch⸗ 
maſch von allerhand Glaubensarten, ſondern 
auch gar aus zweyen eine dritte Religion entſte⸗ 
en wuͤrde, die nach dem errichteten paſſauiſchen 
Vertrag, und nach dem Inſtrumento Pacis 
Weſtphalicæ, in dem Heil. Roͤm. Reich nicht 
einmal doͤrfte gedultet werden; fo antworten 
wir weiter, daß wir nicht abfehen Eünnen, auf 
8 Art und Weiſe die Dereinigung zweyer 
eligionen in eine, zugleich eine Dritte Gattung 
vor Religion ausmachen, und fülglich gu neuen 
Unordnungen und Mißhelligfeiten Anlaß geben 
folte; dann vors erfte, fo bleiben die Lutheraner 
‚und Reformirten, wenn fie auch gleich in ven 
Srunpfigen der apoftolifchen Lehre mit einander 
eins wären, Doc) immer vor wie nach, in Anfes 
Bung der Streitfagen bey denenjenigen Mey 
nungen, welche fie nach den Auffchlüffen ihres 
Verſtandes und ihres Gewiſſens hegen und beys 
behalten wolten; Nur mit dem Unterfcheid, 
daß, da fie fonft in zweyerley Kirchen gegangen, 
fie nunmehro zuſammen in eine giengen, Das 
* heilige Abendmahl mit einander hielten, und- 
nicht mehr, wie zuvor, fich zum Aergerniß aller 
Srommen miteinander über ihre verfchiedene Bes 
grife herum zankten. 


Zum 





was ein Stand des Reichs thun koͤnne. #35: 


Zunm andern, kann man nicht ſagen, Daß, wo 
aus zweyen eins wird, ſolchas drey ſeyn koͤnnen; 


ſo wenig man ſagen kann, wenn man zwey Bret⸗ 
ter feſt zuſammin leimet, Daß ſodann Daraus drey 
retter wuͤrden. Wie, wann zwey ſtreitende 
Partheyen, welche bisher dem Richter vieles zus 
ſchaffen gemacht, und ihm mannigfaltige Ders 
drießlichkeit gegeben, ſich mit einander in dee 
Gute vergleichen, und den Richter nicht mehr 
überlauffen wolten, würde ınan' nicht lachen, 
wenn man fagen wolte, der Nichter und Die Ge: 
feße litten darynter, daß endlich dieſe beyde 
Anfifehe Leute mit einander Friede gemacht 
en i 


Da alfo beyde proteftirende Religionen in 


— — — 


— — — — 


roͤmiſchen Reich recipiret worden, wie vielmehr 
werden ſie erſtlich, wann ſie ſich zuſammen verei⸗ 
nigen, als eine und dieſelbige, vor Reichsſatzungs 
maͤßig erkannt werden muͤſſen; um ſo viel 
mehr, weil der aͤuſſerliche Ruheſtand im Reich 
Dadurch weniger unterbrochen. wird, ale wo viele 
Spaltung, Uneinigfeit und Zanffucht herrfchet. 
"Dann NB. der Hauptzweck von Diefem neu zu 
erbauenden Friedenstempel müfte Fein anderer 
feyn, als Friede, Ruhe und Einigkeit, beydes im 
gemeinen Weſen, alg in der Kirchen auf alle Art 
und Weiſe zu unterhalten und zu beförderns 
mit nichten aber jemanden in feiner Gewiſſens⸗ 
ſreyheit zu ftöhren, noch mit einem den Ehriften 


ungesiemenden Zwang zu belegen. | 
| Ja Die 





138 X. Vierte Betrachtung, 


Drittens, fo haben unfere teutfche Reichsfuͤr⸗ 
en und Stände, Weder in dem Religionefrie 
en, noch in Inftrumento Pacis Weltphalicz 

Sic) ihres Juris reformandi keineswegs fo voeit 
begeben, daß fie nicht folten Macht haben, Das 
jenige, was zu allgemeiner Erbautıng, und zur 
Befoͤrderung eines wahren thätigen Chriftens 
thums gereichet, propria authoritate, in ihren 
Landen anzuordnen und zu beftellen; denn alls 
hier müffen toir dag Jus reformandi circa Ec- 
clefiaftica, wohl unterfeheiben von dem Jure 
zeformandi circa credenda : »Diefes ift illi- 
. mitarum, und beftehet Darinnen, daß ein Fuͤrſt 
oder Stand des Reichs, diejenige Religion, 
Deren er zugethan, aus eigenmächtiger Gewalt, 
in feinem Lande und Gebiet, wo felbige noch 
nicht ift, einführen, und die gegentheiline abfehaf 
Yen fann ; nach demgemeinen axioma: Cujus 
eft regio, illius eft Religio; ein dergleichen 
Mecht kann fich Fein Stand des Reihe anmah 
fen; tie ſolches bishero unfere Publiciften con- 
tra Catholicos trefflich wohl Dargethan, und 
daruͤber weitläufftig Fönnen nachgelefen werden; 
enes aber ift limitatum, und begreiffet nur ab 
ein Die dem Principi circa facra zukommende 
echte, das Kirchen: und Religionsweſen, nad) 
allgemeiner Andacht und Erbauung zu verbefiern 
und einzurichtens alfo mögen, (*) zum Same 
| | | unfere 





(*) Die Worte in Inftrum. Pac. artic, $. $. 30. find 
dieſe ; Cum Statibus jmmediatis, cum juro rerrito- 
zu & fuperioritads, ex communi per totum Impe 





was ein Stand des Reichs thunkoͤnne. 137 


unfere Meichsftände, in ihren Ländern Die Con⸗ 
troverfen verbieten, die Zanker firaffen, bie 
Streitende vereinigen, die Mißbraͤuche abſchaf⸗ 
fen, und im Gegentheil andächtige Ceremonien, 
und gute erbauliche Ordnungen und Gebräuche 
allenthatben in ihren Kirchen einführen, mit nich, 
ten aber den Unterthanen einen fremden Glau⸗ 
ben aufjreingen, und gegen die Reichsfakungen 
mit ihnen allerhand gefährliche Religionsneue⸗ 
rungen vornehmen ; Dann fo ferne Das Jus re- 
formandi auf die interna gielet, und Subditos, 
mit einem Gewiſſenszwang zu belegen fuchet, ſo 
ift folches auf keinerley Wege zu billigen und wi⸗ 
der alle Staats» Natur⸗ und Voͤlkerrechte. 
So fern es aber, im rechten Sinn, von Denen 
externis & adiaphoris gensmmen wird, mel 
che nicht mit den credendis verwickelt find, f6 
it es auch feinem Stand des Reiche ab⸗ 
sufprechen: Daß hieher die Vereinigung der - 
beyden evangelifchen Kirchen mit gehöre, erhellet 
daraus, weil fie nicht nur in den Aufferlichen 
Ruheſtand des Staats Fräfftig mit einflieffet, 
fondern auch zu Beybehaltung des Friedens und 
der Eintracht in der Kirche felbft, ganz unents 
behrlich nöthig wäre; um ſo vielmehr, da es oh⸗ 
ne Schiedsrichter und been obrigfeitlicher ee 
| 5 i 





rium hactenus uſitata praxi, esiam jus reformandi 
axereitium Religionis competat, & nullı Statui imme- 
diato jus, quod ipfi ratione territorii & fuperiorita- 
- sis in negatio Religionss competit, impediri opor- 


0 


«38 X. DierteSetracht. was ein Stand x. ' 


ficht ganz unmöglich ift, mit den unfreundli 
hen und höchftichadfichen Religions;aͤnkereyen 
aus einander zu kommen. | 


Es iſt demnach an dem, daß unfere chriftli 
Fuͤrſten und Regenten, zu Beförderung ber Eh 
re GH tes, zu Beybehaltung der recht evangeli⸗ 
fchen Wahrheit, und zur allgemeinen Erbauung 
ihres über die Uneinigkeit der Cleriſey erſeuffzen⸗ 
den Volks, ſich als getreue Pfleger und Saͤug⸗ 
ammen der Kirchen erjeigen, Zions zerfallene 
Mauern wieder aufbauen, und eine GOtt gefaͤl⸗ 
lige, heilfame und dem gemeinen Weſen erſprieß⸗ 
fihe Vereinigung beyder evangelifchen Glau⸗ 
bensgenoflen ftifften und einfuhren möchten; wo⸗ 
durch fie fich nicht allein um Das wahre thätige 
Ehriftenthum hoͤchſt verdient machen, ſondern 
“ auch) fich einen unjterblichen Nachruhm esivers 
ben würden. | 


BE 


Fuͤnfte 


= ei )oCW . 19 
Fuͤnfte Betrachtung, 


Ob es zu näherer Verein 


gung der beyden proteftivenden 
Kirchen dienen. folte, went eine der 
andern einen Gottesdienft einraͤumen 
würde an Ort und Enden, wo fie 
folchen noch micht haben ? 


* 


E⸗ waͤre Zweiffelsohne viel beſſer und erbauli⸗ 
"N cher, wenn man dergleichen Abſonderung 
im aufferlichen .Sottesdienft einmal abftellen, 
und, auf vorher gemeldte Art, dem Geiſt der 
Vereinigung und des Friedens Platz vergönnen, 
. mithin ein Theil ſich von freyen Stücken Dei 
| bequemen wolte, mit dem andern einerlen Gob⸗ 
tesdienft zu pflegen; dieweilen Doch Fein wuͤrkli⸗ 
cher Unterſcheid unter Denen ‘Proteflirenden Dies 
fer. gemeinfchafftlichen Gottesdienſtlichkeit wis 
derſtrebet. Allein, Da die Borurtheile und Die 
Eigenfinnigfeiten beyde Theile noch immer in 
diefer fo fatalen Trennung unterhalten, und Feis 
ner dem andern will nachgeben; fo muß man 
fi) wohl der Umftände bedienen, wie fie find, 
in Erwartung glücklicher Zeiten, da die Mens 
ſchen das Evangelium, als die Botſchafft ves 
Friedens, näher werden erkennen lernen. 


Inggemein werden ung von dem andern 


Theil ſolche abſcheuliche Meynungen benge 
bracht, 


+ 


f 2 | " - . u ”. , | 
146 X. Sünfte Betracht. von Linraͤumung 


bracht, daß wir Darüber ein Grauen ımd Entfe 
en fühlen, ehe wir noch derfelben Gewißheit mit 
achdenfen zu unterfüchen vor ung nehmen ; 
Diefe Worurtheile wachſen mit Dem Alter uns 
merklich ftärfer, als die Kräffte unfers eigenen 
Urtheils; Ein jeder preifet fich glücklich, im Der 
Meynung, daß er den beften Glauben habe, da 
ihn Doch die Wenigſten nach der Wahrheit ges 
pruͤffet; und finden fich gleich auch welche, Die 
mit ihren eigenen Augen fehen, fo hält fie Doch 
entweder Die Furcht, oder Das Unvermögen, oder 
der Eigennutz, zurück, dieſes ihr beſſer Wiſſen 
zur Aufnahm und zum Beſten der Kirche und Des 


Staats zu erkennen zu geben, und ſich oͤffentlich 
vor die Unſchuld und die Wahrheit zu erklaͤren; 


Hier gilt der groſſe Hauffen, und wenn Die Ho⸗ 
heprieſter ſchreyen: Kreutziget, kreutziget; ſo ruf⸗ 


fet ihnen das Volk mit fo eiferiger Kehle nach, 


daß einem Pilato felbften darüber bange wird, 


ie der Hirt, fo die Schaafe; ift der Lehrer ein 
 ftiedliebender Mann, fo findet man auch diefe 


Eigenfchafft bey feiner Gemeinde; ift er aber 


auf Das Ketzermachen verpicht, fo erthönet auch 


‚aus dem Munde feiner ganzen Heerde ein uns 
barmherziges Anathema, wider alle die, fo ans 
ders glau en. u 


‚ Diefen fo liebloſen und verehrten Urtheilen 
einiger maſſen abzuhelfen, mithin einen Stein 
näher zu unferm Friedenstempel zu legen, waͤre 
nun freylich wohl rathfam,- ſich einander in der 
Liebe und Sanftmuth zu vertragen, alfo, und 

14 


— 





des Bottesdienflee eins demandern. 141 


dergeſtalten, daß wir ohne weitern Anftand, einer 
dem andern einen ftenen, und nach feiner rt 


und Gewohnheit eingerichteten Gottesdienſt,/ 
verflatteten. ‘Denn da, ich roeiß nicht aus was 
vor einer verfehrten und wunderlichen Selbftlies 
be, man immer an dem andern Theil ehender et⸗ 
was Böfes als Gutes wahrzunehmen, und Das 
Durch gegen ihn. Den Schein rines billigen Haſ⸗ 
zu gruͤnden ſucht; ſo iſt es allerdings fchrer, 
ierinnen aus einander zu kommen, wenn Der 


fehufdigte Theil nicht auch die Freyheit hat, 


fh auf eine chriftliche und befeheidene Art zu 


rechtfertigen, und alle unrechtmäßige Auflagen 
und Befchuldigungen, wenn ihm anders Damit 
zuviel geſchiehet, von fich abzuwaͤlzen; C*) wel⸗ 
ches aber nicht wohl gefehehen Fönnte, wenn ng 


ihn weder Dulden.noch anhören. wolte. Fernet, 


fo Fönnte auch, wo man der andern Parthie eis 
nen freyen Gottesdienſt verwilliget, Die Wahrs 
heit viel beſſer unterfucht, mithin Das gute “Bere 
trauen, nebft Sried und Einigfeit, unter Denen 


beyderfeits Proteftisenden um: fo viel leichter hera: 
| . | voeſtellet 


—— — — — — — — — 
mais, fi tant eſt, quils ne. ſubſiſtent pas encore, 
eu l’on croioit figna'er fon zele, en noirciflang 
Popinion de ceux, qui attaquoiens le ſyſteme, pour 
lequel on s'et declart, ou l’on aportoit autant de 
* foins a envenisher les controverfes, qu’il faudroit 
emploser pour les comciliet & l’om creieit rendre 
- Service à la veritable ar lors gwon pouvoit 
agravor les esreurs des seligions opoſtes, Sautit 
Sum. TIL. S.Ik — Ze 


x 


(*) Il ya e& des tems & puiflent ils ne revenir ja- 


mirten Kirchenrath geflanden. 


142 X. Sunfte Betrach t. von Einraͤumung 
geſtellet und gehandhabet werden. Wolte man 
aber hierbey des rechten Zwecks nicht verfehlen, 
fo wären zufoderſt folgende Cautelen wohl zu 
beobachten, und gleichfamsum Grund einer wech⸗ 


felsweifen Vertraͤglichkeit voraus zu feßen : 


er. Wenn ein Theil dem andern einen freyen 


Sottesdienft einrdumen will, fo muß vor allen 
Dingen die Ehre GOttes und der liebe theure 


Kirchenfriede Davon Das Augenmerk und Die 


Richtſchnur ſeyn; mit nichten aber, wie es bie 
hero an ein und andern Drten gefchehen, da⸗ 
Durch zu neuem Haß und Zwieſpaͤlt Anlaß geges 


ben werden; Denn. unfere ganze Abficht iſt 
8 anders, als nur zum Frieden za rathen, mit 






ni 
—2* aber zu neuen Verbitterungen den Weg 
zũ bahnen: Zu dem Ende nun ſo muͤſte auch 


2. Die tollerirte Kirche Peine befondere Ge⸗ 
malt in Ecclefiafticis auf irgend eine der Obrigs 
keit präjudicirliche Weiſe quocunque modo ich 
anmaffen, fondern 


3. Ihr Minifterium muͤſte von dem hohen 
Confiftorio, welches nomine imperantis Pie 
Jura circa facra zu beforgen hat, abhängig fein; 
gleichwie es vor Diefem in der ‘Pfalz geroefen, Da 
das lutherifche Minifterium unter, daſigen refors 


- 4. Müften ihre Seiftlichen durchaus nichts 


Dingügliches noch Hochdiſputirliches von denen 
Pe . .. Streit⸗ 








: des Bottesdienftes eins dem andern. 143 


Streitfragen, welchedie bisherige Zwietrachtind 


Berbitterung unter ‚den Proteitanten gendhs 


ret, erwehnen; auc) in ihren Catechismuslehren 


der Jugend Feine unanflandige, Dem Frieden des 
Evangelii und der Kirche zuwiderlauffende, und 


in eitel unbegreiffliche Geheimniſſe hinauslauf 


fende, zur Seligkeit nicht dienende, ja oͤffters dr; 
erlihe Meynungen in den Kopf feken, dann 
Iche dienen doch weder zur Erbauung, noch sur 


Beſſerung. 


5. Zu Vermeidung aller Zank und Zwie⸗ 


tracht gebaͤhrenden Rechtscompetentien, in An⸗ 
ſehung der Kirchen: und Schuigefaͤllen, wie ins 


gleichen auch aller andern geiftlichen Sportuln 


don Tauf > Leiche und Hochzeit-Gefchenfen, und 


mas fonft ad Jura ftolse mit gerechnet wird, 
müfte vor allen Dingen eine fülche Einrichtung 
gemacht werden, daß Die tollerirte Kirche darinn 


der andern feinen Eintrag noch Abbruch thun 


— — —— — 


moͤchte, dann ſo bald es auf Mein und Dein gehet, 
ſo hat auch die chriſtliche Liebe ein Ende, und die 

huͤmer, die ein Theil dem andern beſchuldi⸗ 
get, werden immer groͤſſer, wenn einer dem an⸗ 
dern allhier nur ein wenig zu nahe tritt. 


6. So muͤſten auch die Tollerirten ſich durch 
aus’ in keine Regimentshaͤndel mit einmiſchen, 
ſondern ſich damit beſcheiden, daß man ſie freund⸗ 
lich dultet, und ihnen gleichen Schuß und geiche 
Guͤtigkeit, als den andern, die von der Relıgia- 
ne dominante find, wieberfahren lieſſe. 


[en 


7.50 


144 X. SünfteYetracht. von Einräumung 


7. In Anfehung der äufierlichen Geremonien 
‚und Kırcdengefänge, müften ebenfalls auch fols 
che Anftalten und Verordnungen gemacht wer⸗ 
den, daß Darunter. Fein fonderlicher Unterfcheid 
mehr inter Ecclefiam dominantem & tolle- 
ratam gu beobachten waͤre: denn niemand uns 
befannt, wie fehr allhier Die Externa, fonderlid) 
unter dem gemeinen Poͤbel, welcher dergleichen 
Dinge mit vor Ölaubensartickeln hält, Haß und 
Merbitterung erwecken; wie Dann eine wohl 
. eingerichtete Webereinftimmung in den —3 

lichen Kirchengebraͤuchen, wie auch in den Ge⸗ 
ſaͤngen, Gebetern und dergleichen, nicht ein We⸗ 
niges mit beytragen ſolte, die ohne Urſache von 
einander getrennete Gemuͤther, nach und nach 
wiederum mit einander zu vereinigen. 


Nach dieſem und dergleichen mit aller Be⸗ 
hutſamkeit eingerichteten und ausdruͤcklich be⸗ 
bungenem Vorbehalt a parre dominantis Ec- 
clefize, bleibet nun wohl Bein Zweiffel mehr 
übrig, daß eine dergleichen wechſelsweiſe Tolles 
rang zu näherer Zufammentretung chriftlicher 
Liebe ımd völliger Aufhebung aller Zanfs und 
Schmähfucht folte Anlaß geben koͤnnen; Ein 
anders ıft, wo ein Theil von Dem anpern einen 
freyen Gottesdienſt de Jure prätendiret, und 
darzu allichon ex pacto & conceflione majo- 
rum ein Jus quæſitum erlanget 5 wie die Res 

rmgfen su Sranffurt folches zu haben vorgeben. 

ieſes ift hier die Frage nicht. 


Die 





des Gottesdienſtes «ins bem andern. 145 


Die Einwuͤrfe, Die man hierwider gu machen 
pfleget, find von fo geringer Erheblichfeit, Daß fie 
bey Beobachtung der hier angeführten Cautelen 
ſchon von ſich ſelbſten wegfallen wuͤrden; denn 
was man zum Exempel anfuͤhret, daß die Re⸗ 
formirten in Bremen ſich fo übel angelaſſen, daß 
ſie nicht nur die Lutheraner daſelbſt nach und 
nach ausgebiſſen, ſondern ſich auch ſo gar des 
Regiments mit voͤlliger Ausſchlieſſung derſelben 
bemaͤchtiget; So mag 1. ein jeder Unpartheyi⸗ 
ſcher vor fich felbften hierüber erkennen, warn et 
die damalige Umftände der bremifchen Regie 
tung, unD Die Daben fich ereignete Revolutionen 
einfichet, wie weit fich eigentlich hierinnen Die 
Reformirten vergeffen haben, odernicht.: 2. Ob, 
wann ſich folche dabey vergefien, folches allen 
denenjenigen mit Hecht und Fug auf Die Rech⸗ 
nung möge gefeget werben, Die fich von derſelben 
Kirche nennen; der bloſſe Nahme und Das 
äufferliche Bekennen zu einer, Stiche, macht wars 
lich die Leute: weder fehlimmer noch befjer, und 
wann man nur allein Diejenigen Gemeinden ın 
der Welt dulten folte, Die ohne Ehrgeis und Eis 
gennuß waͤren, mein, wo wuͤrden wir Doc) wohl 
muͤſſen in Die Kirche gehen? 3. So haben ja 
die Reformirten keine von. allen ihren Lehr⸗ 
füßen, welche dahin gehen, ſich der weltlichen: 
Obrigkeit zuwider feßen, oder ihnen nach dem 
iegiment zu fireben, oder. fonft jemand auf its 

eine rt um. das feinige zu bringen und 
— ; fuͤrwahr, wann wir den ganzer 
delbergiſchen Catechismum ‚son unten bis 

14, Theil. 8: oben 


\ 


146 ° X. Sechſte Betrachtung, 


dben durchgehen, fo finden mir darinn Feine $ 
fotche Lehren; fondern Die Gerechtigkeit, Die * 


muth, der Friede, und die Liebe des Naͤch 


wird ihnen allenthalben fo gut eingeſchaͤrfet, als 
den Lutheranern auch, und vermögen fie. es de f 
tohalben nicht, wenn unter ihren Bekennern fih } 


welche finden, fo dieſen ihren eigenen Lehrfäßen 


genen Le | 
zuwider handeln... XBenn fie alfo böfe find, ſo find 
fie e8 nicht Deswegen, weil fie eine böfe Keligion 


haben, fondern weil fie Menfchen find. 


" ) 

EEE BERKER 
> - hi 
% 


Secchſte Betrachtung, 


Wie alle und jede fromme 
and gut evangelifche Ehrijten Die 


Bereinigung der Kirchen koͤnn⸗ 
u ten befördern helfen. 


De allerbeſte und ſicherſte Vereinigungs⸗ 
mittel, fo man immer vorſchlagen koͤnnte, 
wäre wohl Diefes: Daß beyde, Lutherifche und 


Reformirte, Da fie überzeuget find) Daß ihre Re⸗ 


ligion im Grund und in der Hauptſache eine, 
und diefelbige, und nicht, wie bisher von einigen 
änkifchen Geiftlichen hat wollen behauptet wer 


n, von einander wuͤrklich unterſchieden ſeyen; 





daß, fage ich, fie ſodann, ohne weitere Umſtaͤnde, 


zuſammen in eine Kirche giengen, fich unter in 
oo. q 


was die Gemeinen thun koͤnnen. 147 


ander heyratheten, uͤber Dinge, die ſie nicht ver⸗ 
ſtehen, nicht mit einander diſputirten, mithin ein⸗ 
jeder Das Seinige mit zur wahren bruͤderlichen 
Eintracht und Vereinigung Gelegenheit gäbe. (*) 
Solchergeſtalt koͤnnten nun alle und jede froms 
me friedfertige Leute hierzu Das ihrige mit bey⸗ 


tagen, wenn fie nemlich ſich zu Derienigen Kirs 


chenverfammlung von ftenen Stücken hielten, 


- welche an dem Ort, mo fie wohnen, und das 


de fohann Der —J bald von ſich ſelbſten 
R % 


Buͤrgerrecht haben, eingefuͤhret waͤre: alſo, daß, 
wenn fie Lutheriſch hieſſen, bey den Reformir⸗ 
ten, oder wo ſie Reformirt, bey den Lutheriſchen 
in die Kirche giengen; und auf dieſe Weiſe wuͤr⸗ 


weg⸗ 





— 


(*) Die Worte des H. Auguftini_hieruber find von 
groffem Rachdruck: „Wir find Brüder zuſam⸗ 
„ men, fagt er, mir mögen mollen ober nick, 
„ und wir werben fo lange mit einander Bruͤder 
1 fepn, als wir GOtt vor unfern Bater halten. “ 
Sind gleich unter und welche, die uns hart anreden, 
and una fragen, was wir wolten, fo wollen wir ih⸗ 
nen antworten, daß wir ihre Bruͤder waren; Jagen 
I : Gehet von und, wir haben nicht mit euch zu 
baffen; fofagen wir, daß mir mit ihnen su ſchaffen 
hätten, denn weil wir einen Ehriftum befenneten, 
fo müften wir auch zufammen in einem Leib unter 
einem Haupt ftehen. » + Wir befchmworen euch als 
for liebe Brüder, durch das innerfie Eingemeide ber 
. Riebe, mit deffen Milch wir genähret werden, durch 
. unfern HErrn JEſum Chriſtum, und durch deſſen 
Sanftmuth, bag wir moͤchten die Sacramenta zum 

| ori halten, und ein Amen mit einander ſpre⸗ 
nen. 


— 


Dann 3 


148 X. Sechſte Betrachtung, 


„wegfallen. Warum follen wir hierinn nur ſtets 


‚blinden Eiferern folgen, und nicht ehender zu & 
nem fo erbaulichen und chriftgefälligen Wetke 


fehreiten, als bis eine ganze Gemeine, die oͤffters 


‚nur Durch einen einzigen unruhigen Kopf regiert 
wird, Damit übereinffimmer, 


Man fage mir doch, wenn toir benderfeits er⸗ 


Fennen, wie wir folches dann befennen mil 


wo wir Die Sache nur ein wenig recht einfehen, 


Daß in dieſen beyden Religionen Fein wirklicher 


Unterfcheid nicht zu finden, warum füllen wir 
endlich Dann nicht auch einmal zufammen treten, 
unſere Pſalmen und Lieder mit einander anſtim⸗ 
men, und alſo GOtt ein wohlgefaͤlliges Opfer 
ber Eintracht, der Liebe und des Friedens brin- 
gen?, Was hindert annoch die Keformirten, zu 
denen Lutheranern überzugehen, da fie hoch ſelb⸗ 
ſten befennen, daß fie mit ihnen einen Glauben 
und eine Tauffe hätten 7 Und welchen Anftand 


finden noch die Zutheraner, fich mit den Kefor 








mirten in eine Dereinigung einzulaffen, ba Die 
froͤmmſte und geiftreiehefte Leuteunter ihnen übers 
zeuget leben, daß fie bis auf einige Wortſtreite 


eben dieſelbigen Lehren fuͤhren. 


Sollen wir aber nicht eher zu einem ſo erbau⸗ 


lichen und heilſamen Werke ſchreiten, bis daß ei⸗ 
nige von unſern Theologis ihr geiſtliches Ge⸗ 
zaͤnke fahren laſſen, und thre beſondere Aufſaͤtze 
und Meynungen mit einander verglichen und 
Rbereinftinmig gemacht haben ſo mäffen wirmoh) 


was die Gemeinen thun koͤnnen. 149: 


Barauf ganz vergebens paſſen; dann die Reli⸗ 
gionscontroverſien find einem gränzenlofen Meer - 
zu vergleichen , Darein fich unendliche Fluten 

son allerhand Affeeten und Leidenſchafften flürs 
gen. Es iſt ſo unmönlich diefelben mit einander - 
zu vereinigen, als Das groffe Weltmeer in einen 
engen Topf zu fallen. (*) | 


Sa, fprichft du, fie haben doch gleichwohl an⸗ 
Bere Concepten von ber leiblichen Gegenwart 
Ehrifti im heiligen Abendmahl und von der Praͤ⸗ 
deftination, ſo bitten wir dich, du molleft dich: 
‘Doch hierinnen ein wenig befcheiden, und Dich 
feißften genatı unterfuchen, ob Du Dann deswe⸗ 
en nur bey den Lutheranern oder Reformirten 
m Die Kirche geheft, weilen Darinnen alle Glieder 
Derfelben mit einander einerley Mennungen und 
Eoncepten hegen ? Um GOttes Ehre und der 
Wahrheit willen, unterfuche doch allhier diefen 
Umftand ein wenig, und fage ung, wann du et 
wann mit deinem Nachbarn und Glaubensge⸗ 
noſſen, Dich in ein Geſprach uͤber ein und en | 
| 3 oo eo⸗ 





() Ejusmodi perfecta coneiliatio, præſenti humano- 
rum morum facie optanda magis, quam ſperanda 
eſt; non quod ipfæ ſententiæ plane adſtrui aut 
convelli per füam. naturam nequeant; ſed tum 
propter præjudicjorum a puero inelitorum pervica- 
ciam, tum ob humani ingenii fuperbiam, alios ſa- 
pientiores videri dedignantem, ac vel in odium al- 
terius fernel placıta tueri pertinacem, prafertim 
ubi diflentientem impune fpernere poſſit. Puflend: 
Jus feciale, divinum, $, 7. 


150 X, Sechfte Betrachtung, 
theologifche Materien eingelaffen, und ihr beyde 
barüber, fein eifferig, um den Kang euere Ges 
hirns, mit einander diſputiret, ey, wie fchöne 
ſtimmet ihr doch ſodann zuſammen Aberein, und 
wie viele Lutheraner habe ich nicht fchon_ hören 
fagen, daß fie mit den Reformirten Die Praͤde⸗ 
flination glaubten, fo gar, Daß fie Diefen Slauben 
öffters auf Die allergeringſte Zufälle und Bege⸗ 
benheiten gegogen, und noch weiter als die firengs 
fie Particulariſten ertendiret. Ja was allhier 
am allerverrounderlichften, fo hat Lutherus felb- 
ſten Diefe Lehre in feinem Servo arbitrio, wie 
auch fonften hin und wieder in feinen Dr 
ten, ſo hefftig vertheidiget, Daß ich nicht begr 
fen kann, warum Diejenigen, Die fich Doch nach 
feinem Nahmen nennen, Diefe Lehre, nur allein. 
als einen caloinifchen Greuel, wollen angemerkt 
und verbammet toiffen, Da Doch der gröfte T 
der Neformirten, diefem Satz nicht nur felbften 
widerſpricht, fondern noch überdem groffe Aer⸗ 
gerniß und Mißfallen hat blicken laſſen, wann 
ſolchen einige unter ihnen, in Anfehung der 
Gnadenwahl der Kinder Gttes, alumeit ge. 
trieben. Mit dem fo argerlichen Gezaͤnk über 
"Die leibliche Gegenwart Ehrifti im heiligen Abends 
mahl, hat es faft gleiche Bewandniß: und ent, 
fiehet folches nicht fü wohl aus dem wirklichen 
Unterfcheid der Meynungen, als aus Denen - vers 
kehrten olgerungen, die einer aus des andern 
£ehrfägen behaupten und herleiten will. Beyde 
halten die Genieſſung des Leibes Chriſti vor ein 
geiftliches Efien der Seelen, welches die Lutheras 
! . ner 


\ Zn % 


Ä 





was die Geweinen thun koͤnnen. 171 


ner weder vor natuͤrlich, noch die Reformirten 
por blofje Zeichen und Siegel halten; tore ein 
Teil den andern unbilliger Weiſe zu befchuldie 
gen pflegt > ja fie fommen auch beyde Darinnen 
mit einander überein, daß es ein unbegreifflicheg 
Geheimniß waͤre, über-deffen. eigentlichen Be⸗ 
griff man alles unzeitige Diſputiren bey Seite ſe⸗ 
gen folte. Finden ſich auch gleich unter ihnen 
einige, die fich klger als andere zu ſeyn Dünken; 
und die ihre ſcharf innige Köpfe über Diefes Ge⸗ 
heimniß zu verbrechen, keinen Scheu fragen, ſo 
‚wird man auch gar bald ihres ſchwindlenden 
Gehirns gewahr; indem fie.allerley Scagen 
aufbrintgen, mehr dann Beſſerung zu GOtt 
im Glauben; Sie wollen der Schrifft Mei⸗ 
ſter feyn/ und verfteben doch nicht, wa fie 
fagen, oder fegen, I. Tim. 17 4 6.7. Sie 
sanken fich um Worte, welche nicht. nuͤtze 
find, denn zu vertehren, die da zuhören, 
and viel hilfe zum ungörtlichen Weſen x. 
2. Tim. 2, 14 16. 
„Warum ſollen wir nun wegen aller dieſer 
aͤberklugen Ausſchweiffungen einiger Haberechten 
und eigenfinnigen Zaͤnker unſere naͤhere Zuſam⸗ 
menſetzung laͤnger hinaus ſchieben, und uns alſo 
in fremde Haͤndel miſchen, bie uns nichts anges 
ben? Denn was haben wir, wenn wir friedlies 
bend find, mit Denen Zänfern vor eine Gemein⸗ 
ſchaffi? Laffet fie ihre Sachen mit einander aus 
madyen, wenn fie fich weder vom GOTTnoH 
Menfchen wollen rathen laſſen: Barum follen 


ya X. Sechſte Betrachtung/ | 
wir ihres Hochmuths hafben leiden, und Die: bruͤ 
derliche Siebe, nebfl dem ung ſo höchfinoichtigen 


Kirchenfrieden, Darunter länger ige febe: $ 


Unterfeheidet Demnach Doch einft Die Wölfe von 
den Schaafen, Die Mieblinge von den Dirten, 
die Zanker von den ertigen, Die 


füchtigen von den Demüthigen, die Stolgen Ei 


von den Sanftmirthigen, fo wird uns dis 
Dede Wiofis. bald von den Auten fallen 
und des RErrn Alarheit ſich in uns ſpiegeln 
mit aufgedecktem Angeficht, 1.Cor. 3,18. 


Laſſet ung inzwiſchen die Geheimniſſe des 
HEErrn auch hierinnen mit Furcht und Demuth 
verehren; denn je höher fie über Die Kräfte um 
ferer natürlichen Vernunft amper ſchweben, je 


vortrefflicher wird dadurch das Weſen Der Gott⸗ 


heit ausgedruckt, als welches uͤber unſere Sin⸗ 


nen unendlich weit erhaben, und von uns in al⸗ 


ler ſeiner Weißheit, Krafft, Allmacht und Voll⸗ 
kommenheit, ſo unmoͤglich mag begriffen werden, 
ſo wenig unſere Augen alle Sterne des Firma⸗ 
ments und alle Tropfen des Meers unterſchei⸗ 
den koͤnnen. Wir handeln dannenhero gang 
wider dieſe Einrichtung, wann wir aus einem 
frevelhafften Vorwitz und Hochmuth getrieben 
ung mit unfern blöden Augen in ein ewig bren⸗ 
nendes Fichte wagen mollen, deſſen mindefte 
Glanz uns aus ung felber entführet, voo nicht 
unfere ſtraffbare Verwegenheit mit ewiger 
Blindheit verwirret. Deswegen iſt auch hier 
nichts heilſamer, als in Andacht mit De 

6. 





was die Gemeinen thun koͤnnen. | 158 


die Wunder des HERAN: preifen, und 
mit Paulo auszuruffen: © welch eine Tieffe‘ 


Gewiß, wann GOtt gewollt, daß wir Die im 
heiligen Abendmahl und in feinen Rathſchluͤſſen 
—— Geheimniſſe verſtehen und begreif⸗ 
en ſolten, ſo haͤtte er uns auch daruͤber alle deut⸗ 
liche Begriffe gegeben, fo aber, ba er ſolches nicht 
vor gut befunden; ‚mein, marum wollen wir 
Dann Flüger ſeyn, ais es GOtt haben will? Dar⸗ 
um vertraget einer den andern in der Liebe, 
und ſeyd fleißig zu halten die Einigkeit im 
Geiſt durch das Band des Sriedens, Eph. 4 
2. 3. Jaget nach der Gerechtigkeit, dem 

Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, 
die den EErrn anruffen von reinem Herzen, 
aber der thoͤrichten und unnuͤtzen Fragen 
entſchlaget euch, dann ihr wiſſet, daß ſi⸗ 
nur. Zañk gebaͤhren, 2. Tim. 2, 22. 23. (*) 
Seyd ihr Lutherifch, und befindet euch an einem 
Seformirten Ort, fo fondert euch nicht von ihrer 

neh —— — 
6 Manet, mi frater, manet noſtra copjunctio: Si 
"te alienare a me voles, mon potes, quin prius alie- 


nes a Chrifto, in. quo Fratres ſumus: ego nec vo- 


t.... Jo, nec poſſum: qui fratrem me fibi adjunxz 
Chriſtus & fratrem eflecit tibi. Si fraternitatem 
zumpis, de integro nectam; fi difluis,. dabo ope- 

‚tan ut reſarciam, fi evertis, erigarn denuo ; fi ne- 
gas, affirmat Chriftus & ego cum Chrifto ; fi audire 
nen. vis,.audiunt tamen boni & audit Dominus. 

: Junias, > 


154 X, Sechfte Betrachtung, . 
Gemeinde, wo man denfelbigen Ehriftum. pres 


Diget,.welcher auch euer Heiland und Seligma⸗ 


cher ift, wo ihr einerley Evangelium, wo nicht 
auch einerlen Worte und Medensarten höret 5 


duͤnket euch doch nicht alleine weiß und Flug zu k 


n, affectiret Beinen befondern Gottesdienſt, ge 


ey 
W den Schwachen Feinen Anftoß, und verroirtet | 


nicht die blöden Gewiſſen, vereiniget euch aber 
im Geiſt und in der Wahrheit, welche iſt in 
Chriſto unferm HERAN. oo 


Eilet auch, ihr friebfertigen Reformirten, bie | 


ihr in unfern teutfchen Graͤnzen mehrentheils 
unter den Putheranern lebet, eilet zu.ihren Tem⸗ 
pen: warum wolt ihr auch länger son ihnen 


gut genug halten, darinnen eure Seelenweide 
mit zufinden ? Haltet euch. fein zu ihnen, wie ihr 
haben wolt, daß fie fich zu euch haften ſollen; 
beseiget. Darinn eure Klugheit, daß ihr 
nach zu geben, und untericheidet wohl Die Ab 
von den Schaafen ; Iaffet euch jene nicht abs 
recken, mit diefen einerlen Weide zu nehmen s 
je mehr ihr euch ineine Heerde zuſammen ſchlieſſet, 
je weniger habt ihr euch vor ihren Anfaͤllen zu 
befürchten: euer Hirt iſt Chriſtus der Herland, 


und eure Weide. ift Das wahre lebendige Wort 


BGOttes: Warum wolt ihr euch alfo noch län 
ger trennen, und euch beſondere Tempeln bauen? 
es nicht genug, daß man euch in einer Kir⸗ 
che will aufnehmen, worinn ihr Feinen Unter⸗ 
ſcheid zwiſchen dem Eurigen findet,. als ef die 
| | Prie⸗ 





abſondern, und ihre Kirchen nicht fir rein und % 





was die Geninen thun koͤnnen. 175 
Prieſter darinn anders gekleidet gehen, die Altaͤre 


anders geſchmuͤcket ſind, und etwa noch hier und 


da andere Geremenien wagegenonman werden; 
iſt dieſes auch wohl der Muͤhe werth, daß ihr 
euch daruͤber von der gemeinen Heerde abſon⸗ 


dern wollet? Gewiß, wo ihr den rechten Geiſt 


haͤttet, ſo wuͤrdet ihr eure Religion nicht quf ſol⸗ 
ſſorli n, dann ber wahren 


iche Dinge 
Chriſten Glaube gehöret ing Herz, nicht in Die 
aͤuſſerliche Sinnen, micht in Das: bloſſe Gehirn, 
warum zanket ihr dann. über Sachen, die dahin 


nicht gehören? Ich meyne ja, daß ihr Chris 


ſtum nicht alfo gelernet, fo ihr anders von- 


ret habt, wie in "PESU ein rechte 
en Wegen it: Darum, ihr Lieben, laß 


ſet une unter einander lieb baben, dann die 


Liebe ift von GOtt, und wer Kiebe hat, der iſt 


von GOtt gebohren, und Fennet GOTT, 
Der aber nicht Kiebe bat, der kennet GOtt 
nicht, dann GOtt ift die Liebe, 1. Joh. 4 
7.8 ft nun bey euch Ermahnung in 
Ebrifto, ift Troft der Liebe, ift Gemei 

fihafft des Beiftee, ijt herzliche Liebe us 

Sarmbersigkeit, fo erfüllet meine Freude, 
daß ihr eines Sinnes feyd, gleiche Liebe ha⸗ 
Bet, eirmürbig und einbellig feyd, nichts 
thut durch Zank und eitele Ehre, Phil, 4, 


I, 2. 3. 


J * 


os“ se“ 


Per: 


156. X, Vorurtheile wider die Dereinigung 


Verkehrte Schlüfle, 


und faft müberwindliche Vorur⸗ 
theile, wodurch bishero alle Vereini⸗ 
gungsvorſchlaͤge hoͤchſt unglücklich 


ſind heimgewieſen worden. 
(Aus vorgefallenen unterredungen gezogen.) 


Lutheraner gegen die Reformirten 
J. Ze 


Die Reſnitten empfangen nicht den wah⸗ 

ren Leib und das wahre Blut IESU 
Ehrifti im heiligen Abendmahl, fondern fie 
empfangen nur bloffe Zeichen und Siegel, Die 
folches bedeuten ; Obj. Die Reformirten fagen 
aber in ihrer Form Das heilige Abendmahl za 
gen anders; Denn es ftehet Dafelbft aus 
druͤcklich, fie empfiengen nicht blofie Zeichen und 
Siegel, fondern ihre Seelen würden fo gemif 
mit dem wahren Leib und Blut JZESU Chriſti 
geſpeiſet und gefrändket, als gewiß Das Brod vor 
ihnen-gebrochen, und der Kelch ihnen mitgethei 
let wird; das lautet ja ganz andere. Reſp. 
Sa 08 fagen fie wohl, fie glauben es aber doch 
anders | Ä 


Reformirte gegen die Lutheraner. 
| IL, -. Ä 


Die Lutheraner ſagen, ſie genoͤſſen den wah⸗ 
sen Leib und das wahre Blut JEſu Fe nr 
.. is 





der Proteſtanten. 00157 


haligen Abendmahl in, mit: und unter dem 


rod und Wein; folglich müffen fie folchen 
mit ihren Zähnen gerreiffen, und auf eine nafürs 
liche Art hinunter fehlucken. Obj. Ey, da ſeye 
GOtt por, Daß wir fo lehreten, fpricht der Luther 


taner; wir fagen, daß wir zwar den wahren 
Leib und das mahre Blut JEſu Ehrifti im heis 


ligen Abendmahl genöffen; nicht aber auf eine 


natürliche Weiſe, fondern als ein Geheimniß, 
wæelches vor unſern Augen verborgen 5 inzwiſchen 
aber bleiben wir aus Ehrerbietung bey denen kla⸗ 


ren Worten der Einſetzung ſtehen, und wollen 
daruͤber nicht weiter vernuͤnftlen. Reſp. Das 


iſt wol gut, es folgt aber ein anders aus ihrer Lehre, 


Zutheraner gegen die Reformirten, 
III. | 


Die Reformirte glauben die Prädeftination; 
nun folget aus derfelben Lehre, daß, wer aus 
Gnaden erroählet fen, ber dürfte leben und fürs 
digen, wie er wolte, er wuͤrde Doch felig; im Ges 
gentheil abst, wer nicht auserwaͤhlet fen, Der 
möchte fo fromm und tugendhafft leben, als er 
immer twolte, fo fönnte er Dennoch nicht felig 
werden. Obj. En, behüte GOtt, das hat ja 
noch Fein einziger Neformirter gelehret. Reſp. 


Ja / es folget aber bed) gleichwohl aug ihrer Lehre 


von Des Gnadenwah 
Refor⸗ 


158 X. Vorurtheile widerdie Vereinigung 
Reformirte gegen die Lutheraner. 
IV. " 


Die Lutheraner fprechen, ber Menfch habe ei⸗ 
nen freyen Willen, Das Bi e zu meiden, und dad 
Gute su thun 5 wer nun das Gute erwaͤhlet, und 
das "Höfe meidet, der wird felig; arqui ergo 
werden Die £utheraner felig, ohne die Gnade. 
Ob}. En, da fen GOtt vor, das hat ja noch kein 
einziger Lutheraner gelehret. Reſp. ur aber 
es folget doch gleichwohl aus ihrer Lehre vom 


ero arbitrio, 


Zutheraner gegen die Reformirten, 

| V. 

Haben nicht Die Reformirte die dutheraner in 
Bremen ausgebiffen, ja fich gar Dafeibft des Re⸗ 
giments bemachtiget, und Die Unferigen Davon 
ausgeſchloſſen, ergo, würden fie es ung nicht 
beffer machen, wenn wir fie bey ung Dulden sind 
aufnehmen folten. Obj. Was vermögen aber 
dieſes der Neformirten ihre Lehren und ihre an 
dere friedfertige Slaubensgenoffen; es aibt ja 
unter den, Lutheranern auch herrfchfüchtige 
und eigennüßige Leute, was vermögen aber die 
| & ihre Lehren und Glaubensgenoſſen? Refp. 
Die Sieformirten machen es _allenthalben fo. 
Prob. Neulich kauffte ein Keformirter einen 
Garten, und als er diefen hatte, wolte er auch ei 
‚nen Bau dahin fegen, und als man ihm dieſes 
erlaubte, wolte es auch Vieh halten; Atqui 
WB ergo. 





der Proteſtanten. 0.159 


ergo, Giebt man einem Reformirten den Fin⸗ 
her, fo will er die ganze Hand haben. Giebt 


man ihnen eine Kirche, fo wollen fie auch in 
Kath Fommen ; und wann fie in Rath Fommen, 
fo wollen fie auch Herr ſeyn. Sind alfo Die Re⸗ 


formirten nicht böfe Leute? 


Reformirte gegen die Lutheraner. 
VI. 


a die Lutheraner duͤrfen wohl viel mit Bre⸗ 
men aufgezogen. kommen; Eine Reichsſtadt 


will noch Tange nicht fo viel fagen, als der Ver⸗ 
luſt eines ganzen Fürftenthums, ja, als ſo vieler 
hundert taufend Menfchen Gut und ‘Blut, Leib 
uͤnd Leben. Weriftanders Schuld an dem groß 
fen Blutbaad, welches im verrwichenen Jahr 
hundertauf Dieböhmifche Unruhe erfol et, als Die 
tutheraner ;denn märenfienicht von unſerer Seite 
abgefallen, und hätten mit ung vor einen Mann 
geſochten, fo hätte Das damalige entfegliche Kries 
en bald ein Ende genommen, und Das prote⸗ 
ntifche- Weſen ein, ganz anderes Anfehen ger 


kriegt; fo aber mißgoͤnnten ung Die Lutheraner, 


daß wir in Teutfchland fo mächtig werden ſol⸗ 
ten, und fehlugen fich derohalben zum Gegentheil, 
machten Spaltungen unter fich und ung, und 


verdorben das ganze Spiel. Obj. Es haben 


es aber damals auch viele lutheriſche Stande, in⸗ 
fonderheit die Krone Schweden, mit den Refor— 
mirten gehalten; Wie koͤnnen alfo hier die Luthers 
ner befehulpiget werden udem/ was groſſer ie 
ee te⸗ 


- 


\ 


160 X. Dorurtheile wider die Dereinigung 
ereffe erfordert, was hat die Religion Damit 
Hm en? Reſp. a, es zeiget aber zur Ger 
nuͤge, Daß es die Lutheraner nie gut mit ung ges 
meynt. u 


Lutheraner gegen die Reformirten. 
Die Alten Haben für gut befunden, Diefes 
und jenes fo einzurichten 3 Die Zeiten und Um⸗ 
ftänd haben fich zwar geändert; doch koͤnnen 
wir unfere Sataffung nicht ändern. Ratio: 
Teil es Die Alten fo vor gut befunden. 


| Keformirte gegen die Lutheraner. 
171 

Unfere Borfahren find ſchon fo lange nach .. 
in die Kirche gegangen : der Gottesdienſt if} bes 
ſchwerlich, es ift wahr, der Unterfcheid zwiſchen 
ben £utheranern und ung, iſt gering, wir nehmen 
auch Feinen Antheil an der Geiſtlichen ihrem Ges 
zaͤnk: nichts deſtoweniger, weil es nun ſo eingefuͤh⸗ 
ret, ſo muͤſſen wir nach. . indie Kirche gehen. 


Lutheraner gegen die Reformirte. 
BE 


AIch kan einmal die Leute nicht leiden, und es 
foll, was fie füchen, nicht gefchehen, mann auch 
ein jeder unter ihnen taufend Köpfe hätte. Refp: 
&n mein, warum ? Refp. Dieweibſie Calviniſch 
find, und Ich num Die Leute nicht leiden kann. 
J “ | BRefor⸗ 





der Proteſtanten. 161 
Reformirte gegen Ale Lucheraner. 
XR. 
Wie Fan das moͤglich feyn? Ja, es iſt moͤg 
lich, weil es geſchiehet. Warum aber gefchiehet 


| folches; weil man einmal fo will, und nicht an 
ders will, und nicht anders wollen will. 





Argumenta contra Irenicos. 
| Argumentum I. 


" Clodion ſpricht, e8 gelte ihm gleich viel, Luthe⸗ 
= gifch oder Keformirt, er fände feinen wirkli⸗ 
chen Unterſcheid unter biefer beyder ihren Lehren. 
Wem nun alles gleich gilt, der fragef nicht nach 
i Wahrheit, wer nicht nach der Wahrheit fragek, 
der fraget nicht nach GOTT; mwer_ nicht nach 
Gottt fraget, der wird verdammt. Ergo arqui 
wird Clodion verdammt, weil er Feinen wirkli⸗ 
chen Unterfcheid in der Lutheriſch⸗ und Nefora 
mirten Lehre findet. | | 


. U, Die Syncretiſten führen unter andern 
Urfachen, warum man Die Bereinigung zwiſchen 
beyderſeits Proteſtirenden einführen oll, auch 
dieſe mit an; weil dadurch die Wohlfahrt eines 
Staats und der Handel und Wandel beſoͤrdert 
würde; Ergo, ſuchen fie die Vereinigung nur 
aus weltlichen Abfichten. - 


162 X. Vorurtheilewider die Vereinigung 


HI. Es Fann nicht feyn, twarum ? weil es 
nun nicht feyn kann; aber warum Dann nicht ? 
weil ich nicht will; und warum wilft du dann 


nicht? weilich nun nicht will; Kann man eine: 


befiere Urſache feiner Handlungen angeben? 


IV. Milefius ift noch ein junger Pfaffe, und 


ich bin fchon ein alter Superintendent, und er 
will die Bereinigung einführen; das kann ich 
nicht zugeben; warum nicht 7 Ep, warum foll 
ich Dem’jungen Affen nachgeben; ich muß ja Das 
Ding wohl beffer wiſſen. | 


V. Man Einnte sur Noth noch endlich mohl 
die Zutheraner und Reformirten mit einander 
vergleichen; allein was hätte man Davon ? 


VI. Was deines Thung nicht ifl, das laſſe; 

Die geiftliche Wiffenfchafften gehören vor vie 

Theologos; Ergo, hat ſich niemand um die 

—28 zu bekuͤmmern, als die Herren Geiſt⸗ 
en. | 


VI. Es iſt nun fang fo geweſen, warum laͤſt 
mans Doc) nicht beym alten? ja beym alten, dann 
bie Alten find auch Feine Warren geweſen. 


XIII. Weilen unfer Glaube allein Der rechte 
wahre Blaube ift, fo Fönnen wir mit denen, Die 
noch im Irrthum find, ung nicht vereinigen 5 
Obj. a, wir glauben aber auch fü, wie ihr 
ghaubet, und wie es in euren ee 
Ä . Ä ehrt. 


| 
| 
| 


der Proteſtanten. 163 


ſiehet. Reſp. Das iſt nicht wahr/, dann das 
muͤſſen wir befjer wiſſen, was ihr glaubet. 


Ss laͤcherlich und abgeſchmackt auch dieſe 
und dergleichen aus der Rockenphiloſophie her⸗ 
genommene Argumenta einem jeden Me 
gen Menfchen indie Augen fallen; fo einen groffen 


‚und beynahe unmiedertreiblichen Eindruck geben 


folche nichts veftomweniger in Die meiften Gemuͤ⸗ 
ther, alfo, Daß leider! die mit fo vielen Vorur⸗ 
heilen umfchlungene Wahrheit allhier ſchwer zu 
entwickeln, und in eine, unferm Sinn nach, bes 
greiffliche Deutlichkeit und Ordnung, zu bringen 
iſt. Dergleichen Verwirrungen nun abzuhel⸗ 
fen, iſt alfo wohl Feines Penſchen Werk, ſon⸗ 
dern es muß der Einfluß von oben kommen, und 
der HERR ſelbſt die Todtengebeine anblaſen; 
Der wolle uns geben erleuchtete Augen un⸗ 
ſers Derftandes, auf daß wir erkennen moͤ⸗ 
gen, welche da ſey die Hoffnung unſers Be⸗ 


ruffs, und welche da ſey der Reichthum fer 
nes bereichen erben anfeinenHeiligen, 


Ephef. I, 18. 


* 
J— 


684 < . Be⸗ 


164 XI. Bedenken vom Separatismo. 
Bedenken vom Separatismo 
| an Herrn vn 3.. | 

gedruckt 1736. | 


BB. 






ch habe Dero ausnehmende Froͤmmigkeit 
jederzeit 'hochgehalten: yore ‘Brieffe ge 
allen mir überaus, fie find voll göttlicher Er 
enntniß; fie rühren, fie überzeugen-mich 5 nur 
das will mir nicht einleuchten, Daß fie fich von 
allem Sfenelkhen Sottesdienft abziehen : Sie 
nennen folchen einen Gößendienft, und rather 
mir in Dero Schreiben vom 21. April vor ans 
dern des fel. Ehriftian Democriti und des nod) 
lebenden Ehriftoph Schüßens "Bücher zu leſen: 
> Sie fagen, daß folche nicht allein Das Geheim⸗ 
‚» niß der Gottſeligkeit, fondern auch das Ge 
» heimniß der Boßſheit, fo fich noch in alfen des 
» nen Dreyen Daupfreligionen, oder vielmehr 
„Secten, die in dem Kömifchen Deich recipis 
„ ret ſind, und fich an Denen mehreftem ihren 
» Anhängern Anfiere, viel tieffer noch als andere 
» eingefehen ; oder wenigſtens viel deutliches 
„» und ee Davon gefchrieben hätten, 
„als Johann Arnd, Henrich Müller, Gottfr. 
» Unold ꝛc. welche in ihren theuren Schriften 
a» Die Auflere “Babel in unfern Religionen, a 
— en we 


4 





XI. Bedenken vom Separatismo. ı65 


» Wieder aus Untoiffenheit, oder aus Menfehens 
» furcht nicht genugfam entdecket häften. Ne⸗ 


„ ben obigen recommendiren Sie mir aud) der 


» Mad. Guion, des P. Poirets, des Lucii, Hos 


‚» burgs, Tuchtfelos, Tenhards und Ulgens my 


» ſtiſche, imgleichen Gichtels und Eislers 
„ Schrifften, wie auch die groffe Perlenburgi⸗ 


» fihe "Bibel mit ihren vortrefflicheh, infonders 
y heit moftifchen Anmerkungen. “ = 


& muß Ahnen, mein Herr, bekennen, daß 


3 
mir beynahe alle dieſe Wegweiſer deswegen ver⸗ 


daͤchtig ſcheinen, weil ſie meiſtens in dem Sepa⸗ 


ratismo gelebet, oder noch leben. Ich verwun⸗ 


dere mich auch ſehr, daß der bey ſeinem Lachen 


ſo ſcharf beiſſende Democritus Ihrem ſonſt ernſt⸗ 


hafften und ſachtſinnigen Gemuͤth einen ſolchen 
Eindruck gegeben, daß Sie ihn unter Ihren 
Schrifftgelehrten mit oben an ſetzen. Ich muß 
Ihnen offenherzig fagen, daß mir derfelbe in der 
Theologie eben fo wenig Grund zeiget, als der 


hmte Bayle. Deftruuntaliameliusquam _ 


propria ruentur. . 
Die Abgrund weifen fie, doch Rath und. 
ot Huͤlfe nicht, 


wie Herr von Canitz ſagt. Ich habe bisher mehr 
Erbauung gefunden, wenn ich von Auslaͤndern 
des berühmten Fenelons, P. Bourdaloue, Fle- 
chier, Sacy, Pafcal, du Moulin, Scherlocks, 
Tillotfons, Abbadie, la Placerte, Superville 

und Saurins Schriften gelefen. Unter denen 
— L3 Teut⸗ 


166 XI. Bedenken vom Separatismo. 


Teutſchen aber pflege.ich mich vor andern an Deu 
frommen Joh. Arnd zu halten, Daneben ich auch 
des fel. Speners, Serivers, Arnolds, Langhaus 
fens und Mosheims 2c. Predigten uns fo viel 
höher achte, teil fie fich zu memer Hausandacht 
mit ſchicken; und ſowohl auf Das thätige Chri⸗ 

ſtenthum dringen, als den Srieden in der Kirche 

durch ihre Eintraͤchtigkeit bewahren. | 


Weil Sie, mein Herr, unfere drey Hauptre⸗ 
ligionen im Römifchen Reich Doch nur für Ser 
eten halten, fo wird Sshnen meine, aus Catholi⸗ 
ſchen, Reformirten und Lutheranern zuſammen 
vermengte Andacht, nicht anſtoͤßig ſcheinen: 
Ich folge darinnen der Lehre Pauli: Pruͤffet 
alles, das Gute behaltet. Ich habe bey die⸗ 
ſen Umſtaͤnden keine geringe Vergnuͤgung zu ſe⸗ 
hen, daß. die vornehmſte Lehrer dieſer drey Reli⸗ 
gionen in den Hauptwahrheiten zur Seligkeit 
mit einander uͤbereinſtimmen. 


} * 
z0 Sie ſehen, mein Herr, mich alſo noch immer 
£ —7 vorigen Mennungen : welche Die aͤuß⸗ 
ſerliche Bereinigung und Derträglichkeit in Glau⸗ 


bensſachen betreffen. Was übrigens den Ser 
parafismum anbelangt ; Davon ift dieſes Fury 


Tich meine Meynung : 


* 
% * ! 


2:7 Es iſt eine allgemeine Neigung der 
Der aͤuſ⸗ Menſchen, daß ſie dasjenige, was 
lerliche fig lieben und für gut erkennen, auch 
= gerne 





XI. Bedenken vom Separatiemo, 167 


gene Öffentlich rühmen und preifen. Gottes⸗ 
ie folten wir demnach unfer aller, dienſt . 
oͤſtes und wichtigſtes Anliegen, uns an 
alleranſtoͤndigſte und gluckfelinfle 
deigung, GOtt in uns und Durch ung zu ver- 
kerrlichen und zu lieben, bey ung ſogar verfchlofe 
kn halten, daß fie nicht auch durch ofen 
. Andacht, erbauliche Seremonien, geiftreiche Lieder 

und dergleichen ausbrechen und fich an den Tag 
legen folten ? Diefes ift Dierechte Sreude der Hei 
ligen, GOtt auch in Der Gemeinde zuloben, Har⸗ 
fen und Pfalter anzuflimmen, und dem HErrn 
ein neues Lied, ein fröliches Halleluja, und ders 
gleichen zu fingen. Ä 


Es haben auch je und jealle Völker __ II 
zu allen Zeiten das höchfte Weſen, All ae al 
oder dasjenige, was fie fuͤr göftlichhiel gr, jeunf 
ten, durch - allerhand Aufferliche Geres ublich 
monien, Gebete, Dpfer und derglei⸗ gewefen. 
hen zu verehren geſucht; Beſonders 
das Volk Iſrael, das auserwählte Sefchlecht, 
bey denen GOTT felbft ven Aufferlichen Dienſt 
eingerichtet hatte, und auf folche Weiſe denfelben 
als eine ihm anftändige und wohlgefällige Sa⸗ 
he gebilliget und für gut. gefunden. _ Wie dann 
nach ‚henbe Darauf unfer Heiland FEfus Chris 
ſtus — ſt den Tempel beſucht, darinnen gelehrt, 
vor deſſen Reinigkeit geeiffert, und die Wechsler 
und Viehhaͤndler Daraus vertrieben hatte, Joh. 
2.9.24. Ja es war nicht fobald ein Haufflein 
der erften Chriſten zur elenntniß gebrach 8 
\ 4 ud): 


168 XI. Bedenken vom Sepatatismo. 


rn diefelbe auch fehon, ſich, wiewohl ne 
eimlich, zu verfammlen, und in gewiſſe Gemeits 

den zu fchlieffen, das Abendmahl mit einander a 

halten, auf gute Zucht und Ordnung zufehen, mi 


hin aufdie Ausbreitung des Reichs Chrifti bepackt 
zu ſeyn; fich felbften aber einander zu erbauen 
zu ermahnen, und immer im Glauben an Chi⸗ 
ſtum fich noch mehr und mehr zu gründen. 

endlic) darauf die Keiche der Welt dem Reihe 
des Heilandes, als dem Scepter aus Juda, Ich 
unterwarfen und zu deſſen allgemeinen Vereh⸗ 


rung alles veranftalteten, Tempel und Schalen 


erbaueten, Kirchenordnungen verfaßten, beſonde⸗ 





hand geiftliche Gefellfchafften und Klöfter auf 


re Andachten und 7 anſtelleten, aller⸗ 


richteten; ja endlich gar ſo weit in das Aeuſſer⸗ 


liche verfielen, daß ſie faſt das Innerliche daruͤ⸗ 
ber vergaſſen, und den rechten Tempel, darinn 
GOTT im Geiſt und in der Wahrheit will an 
gebetet fenn, in ihrem Herzen nicht mehr fanden. 
Wer wolte aber wegen diefer mit unterlaufen 


den Mißbraͤuche eine an und für fich felbft gute ' 


Sache abſchaffen. 


IT, Der Öffentliche Gottesdienſt hat fer 
a lunen nen vielfältigen Nuzen. x. Dienet 
genftuzen, derſelbe zur allgemeinen Unterwei⸗ 

rn. ſung, ohne melche fonften die meifle 
In der an» Menfehen wenig oder gar Feine Be⸗ 
gemeinen griffe in geiftlichen Dingen befonmen 
Unteres würden 5  geftalten Die wenigſten 


fung.  Haushaltungen fo befchaffen nd, eb 
TE paris 








XI. Bedenken vom Separatismo. 169 


darinnen viel auf eine dergleichen Erkenntniß ſol⸗ 
te getrieben werden. en 


zumal, wann in Denen.Kirchen erbaulis dacht. 
che geiſtreiche Reden, von einem rechtſchaffenen 
ſtommen Prediger gehoͤret, und dabey ſchoͤne lieb⸗ 
liche Lieder geſungen und muſiciret werden. 


3. Verbindet derſelbe die Men⸗3. 
ſchen zu einer GOtt gefaͤlligen Verhindet 
Eintracht und Liebe, wann ſie ſol⸗ — 2 
chergeſtalt ihre Stimmen, ihre Seuff⸗ Eintracht. 
zer, ihre Herzen mit einander bis in 
den Himmel erheben, und ihre Andacht mit ver⸗ 
einigten Glauben vor GOttes Thron bringen. 


4. Iſt nicht wohl abzuſehen, wie 
ohne Kirchen und Schulen, der Fa su 
| gemeinen Tugend in der nöthigen ne 

ucht und Lehre koͤnne an Handen gend. 
gegangen werden. Wie ſolten ſie | 
sur Erfenntniß des Guten und Boͤſen gelangen,. . 
wenn fie folche nicht von Predigern und Schul: 
Itern befommen wuͤrden? Auf ihre Eltern eg 
loß ankommen zu laflen, wäre überaus mißlich; 
dann Diefe haben felbft noch immer guter Zucht, 
zahnung und Unterweiſung vonnöfhen; und 

find ihrer viele Durch ihre Lebensart ihren Kindern 

ſelbſt eine traurige Amveſung zu allem De 

85 


J 


170 xt. Bedenken vom Separatismo. 


BR? So hut auch 5. Der oͤffentliche Got⸗ 
Erhaltgws tesdienſt feinen trefflichen Mugen in 
te Voled. · Anſehung weltlicher Policey und 

, Ordnung im Regimene? Was 
wuͤrde die Menfchen, die ohnedem Durch blofle 
Geſetze nicht einmal vom Boͤſen zurück gehalten 
werden koͤnnen, zu einem Äufferlich fittlich und 
ehrbaren Leben bewegen, wann die Keligjon 
nicht wäre, und ihnen ihre Pflichten nicht 
immer durch öffentliches, Lehren und ‘Predis 
gen vorgehalten und -eingefchärfet würden? 

Yiefes ift noch immer Das befte Mittel, ein wil⸗ 
des, unbändiges Volk in gebührenden Schrans 
fen su halten, und ihnen die dchte Meynungen 
der Ehre, der Tugend und der guten Sitten bey: 
zubringen. Die Religion hat alſo ihren groffen 
Nutzen auch ſchon in Diefem Leben, ja ihre Ge⸗ 
feße gehen nur bloß auf dieſes zeitliche Lehen ; 
dann in jenem werden wir derfelben nicht mehr 
vonnöthen haben. SOFT regieret Die Mens 
fehen im dufferlichen, das ift, im weltlichen 
Stand, durch die Furcht; im.innerlichen aber, 
das ift im geiftlichen, durch die Liebe. 


6. Prediget man 6. gleich auf denen 
De nbert Kanzeln nicht unmittelbar GOttes 
ber, Wort, oder Durch den Geiſt GOttes, 
haupt. wie es Doc) aud), wenn ein recht 
goftfeliger Prediger auftritt, zu ges 

fchehen pflegt, fo höret man bafelbft Doch folche 
— die alleſammt auf die Verbeſſerung der 
itten und auf die Befoͤrderung des Suter ges 
en. 








H 
\ 


XI. Bedenken vom Separatismo. 171 


hen, Die Menfchen werden auf folche Weiſe 
zur Ehrbarkeit, zur Tugend und zur Froͤmmig⸗ 


keit eingeleitet. Waͤre nun der Aufferliche Got⸗ 
tesdienſt ein.bloffer Goͤtzendienſt, fo würde_bey 
dieſer Gelegenheit der Teuffel, der doch ſonſt ein 
liſtiger Geiſt ifl, Die Waffen gegen fich felbft füh- 
ren, und alfo Durch die Lehre der Tugend das 
Reich Chriſti befördern helfen. 


Der Separatismug ift im Gegen, „ IV» 


thel vielerlen Gefahr unterworfen. Dargegen 


Ein Menfch iſt dem Irrthum niemals N 


näher, als wenn er bloß feinem mus vieler 


Eigenfinn folget: Wer weiß iſt, der. Gefahr 
hörer zu, und wer verftandig ift, unterwor⸗ 
der laͤſſet fich rathen. Prev. 1.0.7. IM 
Sich beffer, Flüger und froͤmmer zu u 
feyn beduͤnken, als andere Menfehen, und des⸗ 
roegen die Gemeinde zu verlaffen, hat öffters kei⸗ 
nen andern Grund, als die Einbildung des Pha⸗ 
tifüers, der bey Luc. 18.9. 13. GOtt dankete, 
daß er nicht wäre, wie andere Leute, Ge 
bald man fich der chriftlichen Lehrſamkeit einmal 
enrteiffen, fo find wir ein Spiel unferer Vorur⸗ 


| theiles man will anderer Leute Irrthuͤmer mei⸗ 


den, und man verfällt in andere,Die noch groͤſſer 
find. Die Affesten lauffen heimlich-mit unters 
man fiehet fich alfenthalben felbft, man gefällt 
fih, man findet ſich gelehrt, fromm, erleuchtet, 
heilig. Diefe Einbildung ift gefährlich, fie leitet 
sum heimlichen Hochmuth, den ein Chriſt forgs 
fältig muß zu-vermeiden trachten. Viel ihen 
s | | ME 


’ 


1 
172 XI. Bedenkenvom Sepiratisme. | 


ift es einfältig wie Die Kinder zu feyn, wie bie 
Kinder zu glauben, und wie Die Kinder fich leis 
ten zu laſſen. Unſer Verſtand hut feine gewiſſe 
Graͤnzen; er fomınt, fo weit man ihn auch frei 
ben kann, Doch nicht weiter, als bis sum Stücks | 
werk: Diefes ift der Höchfte Grad feiner Kennt 
niflen, zu welchem nod) uberdem gar wenige ges 
langen, weil fie nicht unterfeheiden koͤnnen, was 
en was Gnade, was Vernunft, was Shaw 

e fen. | 


V. Betrachten wir die Separatiſten et⸗ 
Beſonde was näher nach ihrem Temperament 
ver eat und nach ihren befonderen Cigenſchaff 
meiften ten, fo wird man finden, daß fie ins⸗ 
Separati: gemein gutmeynende, fromme, aber 
fien. dabey theile eigenfinnige, tieffdenkende 

- und argmwöhnifche Leute find; Die, 
weil fie die gemeine Fehler der Menfchen und 
ber Aufferlichen Kirchen einfehen, und darüber 
nicht gebührend angehöret, noch freundlich uns 
ferrichtet werden, auf die Abfonderung verfallen. 
Sind fie dabey, wie es fich öffters findet, ſtark 
zur Melancholie geneigt, ſo gerathen fie leicht in 
allerhand Anfechtungen und Schwermuͤthigkei⸗ 
ten; ihre Lebensgeifter werden dunfel und 
ſchwach, fie find ſich felbft eine Laſt, fie ängftigen 
fich ſtets, find traurig, feuffgen immer, laſſen den 

Kopf hängen, und verlieren endlich allen Muth; - 
Damit terden fie zu ihren Amts» und Beruffs⸗ 
gefchäfften untuchtig, Eönnen Feine Arbeit mehr 
gecht vertragen; mit Dem bloffen “Beten iſt — 
ud 





XI. Bedenken vom Separatisme, 173 


auch nicht ausgerichtet; fie verfallen dabey in 
Nahrungsmangel, bedienen ſich harter fehlechter 
Koſt, welche ihre sähe Säffte noch mehr verdi⸗ 
cket, und ihrer ohnedas baufälligen Hutten wer 
nig Stärfe und ‘Feuer giebt; ünd alfo führen 
fie ein elendes, frauriges Leben, und verdienen 
deshalben in allewege, daß man fich ihrer mitleis 
dend annehme ; Dann fie find gerneiniglich ehrli⸗ 
che, fromme Leute, Die gute Abfichten haben; 
aber nur nicht wiſſen, wie fie Dazu gelangen fol 
len. Don den Scheinheiligen, die den Schal 
im Herzen verbergen und indie Häuffer ſchleichen, 
um die Welt zu betrügen, Davon ift hier Die Rede 
nicht; dann diefe finden fich unter allen Secten. 


Diefe arme Separatiften folten alfo __ VI. 
mehr unfere Barmherzigkeit ruͤhren, alg Bieman 
die ohneden fündliche Regungen Des erfahren | 
Haffes und der Verbitterung in ung (og, 
aufbringen; anftaftfiesuverfolgenfob_ . 
ten wir ihnen Gutes thun 5 anftatt fie zum Lande 
hinaus zu jagen, folten wir unfere Prediger an 
treiben, ihres Poſtens deſto —52 — wahrzu⸗ 
nehmen ; anſtatt fie Durch unfere boͤſe Lebensart 
zu aͤrgren, folten wir fie Durch ein thaͤtiges 
Ehriftenthum überzeugen, fie unrecht bitten, 
ſich von ung abzufondern. Es würdefich ſodann 
der. Separatismus bald von fich ſelbſt verlieren ; 
Die Liebe, ja Die Liebe allein wurde alleg wieder 
zurecht bringen, denn die Liebe vertraͤget als 
Tee, fie glaubet alles, fie duldet alles, nad) 
1. Cor. 73. p. 7. Sie weiß. Om Schwa 

| | — chen 


174 XI. Bedenken vom Separatiamo. 


chen ihre Gebrechlichkeit zu tragen, und 
bar nicht Gefallen an fich jelbft, ib. 15. v. 1. 
Io nun Liebe ift, da ift auch Ehriftus, und mo 
Ehriftus ift, da fl auch Wahrheit. 


VIE Diefe Liebe aber müfte auch bey ih⸗ 
Und * nen Platz finden; Deswegen wären fie 
npiener, ſtets und nachdrücklich su vermahnen, 
um anhals DaB fie fi) alles Schänden und 
ten fol. Schmaͤhens genen ‚die Prediger und 

den öffentlichen Goftesdienft enthal⸗ 
ten, ‘gemeine Ordnung nicht fröhren, Denen 


Schwachen ‚feinen Anfloß, und denen Srons 


men, welche Die Berfammlung lieben, Feine Aer⸗ 
gerniß geben, fondern fich in ihren Schrifften 
und Reden befcheiden, friedfam nmd chriftlich 
vernehmen laffen folten. Wo fie aber Dawider 
handelten, fo hätte eg Die Obrigkeit billig zu ahn⸗ 
den; nicht, als ob man ihnen Dadurch ihre Ge⸗ 
wiſſensfreyheit Eränfen molte, fondern weil das 
Durch Die gemeine Ruhe und Ordnung aeftöhret 
würde, als mit deren Verlegung Feine Toleranz 
beftehen Fan, Man müfte ihnen ferner vor 
ftellen, daß ihr Eiffer zu hefftig, ihr Urtheilen vom 
Predigamt zu Tieblos, ihre Abfonderung unerbaus 
lich, und ihre Aufführung unordentlich wäre 5 
daß fie von denen Beiftlichen, Die ohnedem eine 
ſchwere Amtsbürde zu tragen hätten, mit allem 
Slimpf und nad) der Liebe urtheilen, ihre 
Schmwachheiten nicht immer aufdecfen, noch 
pielmeniger einer ganzen Gemeinde Dasienine 
beymeſſen folten, mas Die lieder noch br — 








XI. Bedenken vom @eparatismo. 175 


—E und gebrechliches an ſich haͤtten; daß 
‚fie allenthalben die Wölfe wohl unterſcheiden 
müften von den Schaaffen; Daß fie mit den 
Schwachen Gedulthaben, und auch gufe Abfich- 
ten und Meynungen folten gelten laſſen; im 
ebrigen aber GOtt um Vermehrung feiner Ga⸗ 
ken beftandia anflehen, und fofort. | 


- Um auch diefen auten Leuten noch _ VIIL 
mehr Anlaß zur Vereinigung mit der Bas man 
Gemeinde zu geben, müfte man, aus heraus 
chriſtlicher Gondefeendeng, ihnen eine chrifticher 
völlige Gewiſſensfreyheit geſtatten; Eonnivens 
alſo, daß fie, nach ihrem ſelbſt eigenen vor fie 
Gutduͤnken, ihre Derfammfungen, thun ſolte. 
wann, wo, und wie ſie wolten, hal⸗ 
ten, und ſich dazu ihre beſondere Lehrer, Ael⸗ 
teſien, Vorleſer und dergleichen, wählen moͤch⸗ 
ten; nur mit dem einzigen Vorbehalt, daß fie 
fi) dabey als ehrliche Bürger und Einwohner 
betragen, und mochentlich einmal den ordentlis 
then Prediger ihres Kirchfpiels, oder einen ans 
dern, wann fie zu Diefem gar Fein Vertrauen 
ten, bey fich, in ihrer Sufammenfunft, eine 
Predigt oder Rede thun laſſen folten. Doch muͤſte 
diefer Prediger. nichts anders ihnen vortragen, 
als was zu ihren Abfichten in Der Gottſeligkeit 
lich, Damit fie alfo auf dieſe Weiſe noch im⸗ 
Mer, certo-ınodo, in der Gemeinfchafft der 
Kirche erhalten werden möchten. Zu dem En⸗ 
de möchte man auch noch ferner darauf fehen, 
daß Aherhaupt Der geiflliche Stand mit tüchtie 
| Ä gen 


. 


176 XI. Bedenken vom Separatismo. 


gen Subjectis beſſer verſehen wuͤrde; damit 


auch von dieſer Seiten, denen Separatiſten, alle 
Steine des nieffes aus.dem Wege geräumel 

wuͤrden; alfo folte man durchgehends barauf 
bedacht fenn, die Kanzeln mehr mit frommen, 
als gelehrten, mehr mit heiligen, ale beredſamen, 
mehr mit fanftmuthigen, als eiffrigen Lehrern zu 
befeßen ; wiewohl Diefe Eigenfchafften, nachdem 
fie ſich beyſammen finden, auch einen defto voll 
kommenern Prediger ausmachen... Unterdeſſen 
fo hat man bey Diefem Amt Doch immer ungleich 


mehr auf die Gaben des Geiftes, als auf Die 
Gaben der Schule zu Tehen ; Damit die Lehren 


und Predigten, nicht allein aus dem Wort, fon 
dern auch .in der Krafft, beflchen möchten. 
Diefes alles würde fonder Zweiffel die From⸗ 
‚men gar bald zuſammen in eine Heerde bringen: 
Neil fie auf ſolche Weiſe die rechte Stimme 
ihres Erzhirten JEſu Chrifti hören würden; das 
von er felbften ſpricht: Meine Schaaffe 


* 


Joh. 10.9. 3. 


nd Was die Privatverfammlungen Des 
Pas von rer Separatiften in ihren Haͤuſſern 
Ihren pri. anfängt, fo ift Davon ſchon vietes hin 
-fammlun, und voieder gefchrieben worden, RUF 
gen zu wollen die ae nur kuͤrzlich, wegen 
halten. des Zufammenhangs oe hier_ ber 
. haandelten Materie, berühren, Die 
jenigen, die folche verwerfen, grimden ihre Urſa⸗ 


ren meine Stimme und folgen mir nach, 


hen sornemlich auf dieſe vier Baupfüß | 
1. Ga 


* or 








XI. Bedenken vom Gehnratlomd. 177 


t Sagen fie, würde Babuerh: bie. allgemeine 
Ruhe und Ordnung geftöhreli. a: Wuͤrden 
: dadurch Die Leute nur immer noch mehr und mehr 
- won Öffentlichen Gottesdienft abgesogen, und 
das Predigamt verdächtig gemacht: 3. Geben 
ſolcche zu allerhand Schwärmereyen und XBinfels 
- Khlichen Anlaß. 4. Verurſachten alſo viel Auf⸗ 
ſehen und Aergerniß im gemeinen XBefen. 


‚Alleine wir Eönmen 1, nicht abfehen, Antwort 
- wie dadurch die allgemeine Ruhe und Fr ; 
Dednung geflöhtet würde, want zehen dunwur 
bis zwanzig Menfehen, aus Trieb ur — . 
Andacht und ſich einander in GOttes Wort 
bauen, in einem Hauſe zuſammen kommen, ei 
nige Lieber fingen,‘ Spruͤche aus der Bibel er⸗ 
Nhoͤten, oben fönftchriftliche Geſpraͤche fuͤhren; 
es muͤſte dann zuvor erwieſen ſeyn, daß derglei⸗ 
ben. Zuſammenkuͤnfte dem Staat gefährlicher 


en,.als andre Zuſammenkuͤnfte, wo man Die. 


eit dem Spiel dem Trunk oder andern Unnuͤtzen 
— — 2. — — 
adurch nicht ſowohl vom: öffentlichen Gottes⸗ 
bienſt abgezogen, als Durch die lebloſe Predigten, 
die man meht als zu viel in denen Kirchen höret$ 
wie dann auch die meiften Zuhörer nur feheinen 
da sufammen zu Eommen, um der Gewohnheit 
an Senugen zu thun, oder ein geputztes Anges 
ſicht zu zeigen 2c. So wenig aber die Schuld 
bon einer Firchlichen Verſammlung, an und 
vor ſich felbft Fan. beygemeffen werden : ſo we⸗ 
ma iſt es auch denen Privatnerfanmlungen zu⸗ 
UL, Theil, M sufchreis 


J 


78 XI. Bedenken vom Separatismo. 


eiben; wenn daruͤber eini e Leute ſich den | 
stihen Orte Dienft ; denn dieſe 
de Sachen haben unter fich feine Berbinn 
ng, 'als ob derjenige, der das eine thut, Das 
ande laſſen muͤſte. Es kann einer Den ganzen 


"Sonntag in die Kirche gehen, und Doch hernad) 
in. feinem, oder in feines Nachbarn 


Betſtunde mithalten. Es ift zwar 3. — 
— ‚daß sumveilen dergleichen Privatver 


| Kmmiungen, wenn fich Darunter übel berüchtete 


ober wirklich laſterhaffte Perſonen befinden, : pr 

allerhand Verdacht und böfen Nachreden 

ben koͤnnen; Ällein, die heiligſte Werſamm⸗ 

genin Denen Sotteshäuffern, zumal bey Denen 
| — —B—— * 
eichen, von ſolchen hei mi 

sein 3 Wer die Belt und ihre Werlke kennet 

der — auch hier, wie es oͤffters zuzugehen rn 






. get. Es kann Demnach das Gute allenthalben 


gemißhanbet und auf Nebenwege geleitet wer⸗ 
den. Boy dergleichen Vorfaͤllen aber ift es ein 
kei ge en 1 acer Fi jeben umDeDenD 

usbrü mit Ernflsvorsubeugen, 
Ausfchroeifs 


alſo 4. wegen allen zu beſorgenden 


fingen, fie mögen unter dem Schein der‘ She 
dacht, oder an ok gkeit begare 

n werden, die nöthige ten zu Derfüoen 
Sonften ab aber bleibt es wohl dabey, Daß Feine 


Leute dem Aufnehmen einer & Republic zutraͤgli⸗ 


cher wären, als diejenige, denen es ein re 
Ernft ift, fromm und ehrlich zu ſeyn, und die das⸗ 


raige ſuchen werl ſtellig zu machen, wa⸗ 








XL Bedenken vom Separatismo. 179 


nur glauben, daß es gut ſey. Hier waͤre zu 
wuͤnſchen, daß alle Haͤuſſer imd Einwohner eines 


Orts möchten zu Tempeln des heiligen Geiſtes, 
und zu einem immerbrennenden Rauchaltar wer⸗ 
‚den, worauf: man dem HErrn opfert. 


Man ſiehet hieraus, daß Die Sp» X. 
tatiften Der wahren Kirche mit nichten Beſonde⸗ 
— find, ſondern vielmehr ihre fer ar : 

einigkeit £refflich befördern helfen: gm © 
Unfere Geiſtlichen wuͤrden immer noch Kirdenon 
in eine tieffere Schlaffſucht verfallen, denen Ses 
und das Werk des Herrn mit Kißi- paratiſten 
gern Händen treiben, wo nicht zumeis hat. 
len noch einige unruhige, oder-vor Die 
twahre Frömmigkeit eiffrende Menfehen ein we⸗ 
nig Lernen machten, und fie ihres Amts erinner; 
ten. In dieſem Sinn geben auch felbft die Ca— 
tholicken zu, daß ſie Doctor Luthern vieles in 

Verbeſſerung des Kirchenweſens zu danken 
hätten ; weil dieſer Die viele Gebrechen und Gott; 
loſigkeiten, die in dem aeiftlichen Stande, und 
befonders in denen Klöftern überhand genommen 
haften, tapfer ins Licht gebracht, und mit allem 

Eiffer ſich dem Fortgang derfelben miderfeßt hatte, 

eher kommt auch, mas der Apoftel Paͤulus 
gt: Es 5 Rotten unter euch ſeyn, 
auf daß die, fo rechtſchaffen find, offenbar 

werden. 1. Cor. 2. v. 19. 


Ich ſchlieſſe mit dem Exempel zweyer XI. 
hr beruͤhmten Maͤnner, davon der Erempel 
— M 2 | eine, 


x 


S 


150 XI. Bedenken nom Feparatiomo 


Wwever be eine, feiner befondern Meynungen 
ruͤhmten ohngeachtet, beyder Kirchen geblieben; 
Maͤnner. der andere aber ſich Davon abgewen⸗ 
| det hat. Ich bewundere noch immer 
SUR; die Demuth) des gtoffen Exzbifchefie 
Desseren von Cambran, St. Galignac de U 
von Zen Mothe Genelon. Dieſer, als ex fahe, 
er ei daß feine nicht ganz übel gegründete 
biſchoffs zu Lehre von der reinen Liebe ttes, 
Cainbray. vielſe Bewegungen in der Kirche vers 
uurſachte, und endlich Den ganzen Dar 
tican zu Rom verleitete, eine und andere daraus 
folgende Lehrfüe, als verdächtig, ungegruͤndet 
und irrig zu verwerfen; fo hatte derſelhe feinen 
Anftand,feine darüber herausgekommene Schrif⸗ 
ten, weil er Darinmen von Denen Ausdruͤcken und 
Redensarten ber Kirchen abgemichen waͤre, zu 
wiederruffen. Diefes mag wohl eine Selbſt 
verleugnung heiffen, da man, um die Eintracht 
in der Kirche zu erhalten, lieber den gröften Goͤ⸗ 
ken, ich meyne die GSelbftliebe und den: Eigen 
duͤnkel, vom Throne ſtuͤrzet; Ich bin auch der 
Mennung, daß eine folche Demuth, da man alle 
eigene Weißheit aufgiebt, GOtt ein. angeneh⸗ 
wmeres Opfer fenn mag, als wenn man folche, 
auf alle Art und Weiſe, im Anfehen zu erhalten, 
und eigne Meynungen andern, als unfehlbare 
Glaubensarlickeln aufgudringen bemuͤhet iſt. Ja, 
es hat der Herr von Fenelon durch feine ſo leh 
fame, befcheidene und fänftmüthige Aufführung 
feinen Anhang nicht vermindert 5 vielmehr hat 
derſelbe dadurch das Geheimniß Bean a | 
Hi 


\ 


—— 








— — — — 





XI. Bedenken vom Separatismo. 181 


Schrifften in der.garken Chriftenmelt bei allen 


lich zu machen... 


Im Gegentheil, fo ift der befannte, Character 


Keligionen und Secten angenehm und erbaus 


- Dippelius,fonft Chriſtianus Demoeris des Be- 


tus, von einer gang andern Gemuͤth⸗⸗ chrikiani. 
befchaffenheit geweſen; Cr war ge Cuunnt 


lehrt, munter und beredfam : feine Satyre riß | 
den Scheinheiligen die Larve vom Geficht und 


entdeckte Die Mißbräuche ver Kirche bis zur Ue⸗ 
berzeugung; fein Herz aber war noch zu voll 
von feiner eigenen Weißheit, er gefiel fich darin; 
nen felbft woͤhl; der Ruhm einer bloffen Froͤm⸗ 
migfeit hatte nichts vor ein Semüth, Das nach 
auſſerordentlichen Dingen trachtete; Er molte 
der — einer neuen Secte heiſſen; dieſer 
Gedanken ſchmeichelte ſeinem Hochmuth weit 
mehr; Er mar zwar von Geburt ein Proteſtant; 
allein er fand auch in der proteſtirenden Kirche 
noch viele Dinge, dawider er proteſtirte; Er hat⸗ 
te hierinnen eine leichte Sache: Fehler ſind 
bald zu entdecken, aber ſchwer zu heben; Den 
Ehriften Wandel war nicht nach Der Lehre Chris 
fi; man Drung eiffrin auf den Glauben, und in 
denen Werken bliebe man todt. Dippel hatte 
hier viel zu erinnern; er hätte es thun koͤnnen, 
ohne ſich abzufondern und eine neue Secte zu 
formiren, fo waͤre es erbaulich geweſen. Er haͤt— 
te aber Damit in der Welt Fein folches Auffehen 
gemacht; er waͤre mit den Lutheranern ein Luz 
Pheraner geblieben; diß * ihm nicht genug; 

3 es 


182 XI, Bedenken vom Separatismo. 


folte auch) ‘Dippelianer geben. Die blo 
Satan des Derdienftes Chrifti, welches die 
Orthodoxen Iehrten, und denen Suͤndern ein 
fanftes Küffen war, gab er vor eine leere Santafie 
an; er Drung auf Die — und Aehnlich⸗ 
keit Chriſti, wuſte aber noch nicht, wie er ſich 
verleugnen ſolte. Seine ganze Schreibart 


zeuget ſolches; fie hat nichts von der Sanſt⸗ 


muth und Demuth einesChriften ; fie ft fo beiß 
fend, fo hefftig, fo ſchmaͤhſuͤchtig, daß es fcheinet, 
‚ er habe mehr die Geiſtlichen laͤcherljich, als Das 
Gute annehmlich machen wollen. Seine na 


tuͤrliche Lebhafftigfeit hatte zwar daran mehr An⸗ 
‚ theil, als ein boͤſes Herz; allein, die waͤhre 


. Nachfolge Chrifti hätte dieſes noch milde Feuer 
bald zu dämpfen gewuſt, wo er darinnen, wie et 
angefangen, fortgefahren wäre. Er ftarb end» 
fich, und hinterließ in Schweden und. Danne 


marf, auch hin und wieder in Teuffchland einen 


ftarfen Anhang. 


XxII. Es iſt demnach in der Religion 


Zum Be⸗ nichts beſſers, als Einfalt und Aufrich⸗ 
uß. tigkeit; jene macht uns glauben, was 


F 


land lieben von ganzem Herzen und aus allen 
Krafften; Wir verlieren dabey allen Eigenfinn, 
wir werden beugfam und laffen ung meifen tie 
die Kinder z Wir vermeiden Dadurd) alle gefaͤhr⸗ 
liche Abwege; die Siebe macht ung alleg vertras 
gen, alles glauben, alles hoffen, ‚alles Balben 
—— i 


goͤttlich iſt, wann wir ſolches gleich 
nicht verſtehen; und dieſes lehret uns den Hei⸗ 


— 








XI. BedenfenvomSeparatismo, 183. 


Wir urtheilen nicht, wir richten nicht; ein jeber, 
fiehet und fällt feinem Herrn. Hat ung GOtt 
in dieſer oder in jener Kirche laſſen gebohren wer⸗ 
den, ſo moͤgen wir leicht darinnen ſo viel Gutes 
hoͤren, als uns zu wiſſen noͤthig iſt; den Man⸗ 
gel wird der heilige Geiſt, wenn wir einfaͤltig 
und aufrichtig ſind, durch ſeine innere Gnaden⸗ 
wirkung bald erſetzen. Wir bekennen uns zu 
einer aͤuſſerlichen Kirche, weil es die Ordnung ſo 
mit ſich bringet; der rechte wahre Gottesdienſt 
aber iſt und bleibet inwendig in ung, Luc. 17. 
v.20. Da lehret, da prediget Chriftus felbft 
ſeinen Glaubigen. Da diſputirt man nicht mehr 
über bloſſe Neynungen; Chriſtus ſelbſt iſt 
unſer Weg, unſre Wahrheit, unſer Leben, 
%oh.14. v 6. Auf das Anıfferliche kommt es 
bier nicht an, man Darf daruͤber Fein Separati⸗ 
fie werden. Die Ceremonien, Gebräuche und 
Umftände in einer Kirchen richten fich nach Dem 
mmen : 100 es einmal fo eingeführet und 
—— da muß man ohne Noth nichts 
neues anfangen. Offenbahre Irrthuͤmer und 
Mißbraͤuche mann fie nicht gar zu grob find, 
muß man nnit-Sebult ertragen, bis es GOTT 
gefällt, auch arfdere Darüber mit ung einflims 
g su machen, um folche abzuſchaffen, oder 
u veraͤndern. 


In der Lehre, ſofern fie nicht den Grund det 
Seligkeit beit bat es auch fü viel nicht zu far 
gen, wenn gleich nicht alle Slieder in allen ihren 
LI M4 Mey 


E 


184 XI. Bedenken vom Separatismo. 


Meynungen mit einander uͤbereinſtimmen, der⸗ 
gleichen Uebereinſtimmung iſt unter den Glaubi⸗ 
en nie geweſen, und dürfte auch in der Verfaſ— 
in diefer gegenwärtigen Welt wohl nimmer 
ſtatt finden. . Wir haben alle die Erfenntnik 
nur nach einer gewiſſen Maaß; allein im 
Grund muͤſſen wir ſuchen mit einander recht eis 
nig zu ſeyn. Diefer ift Chriflus, der Eckſtein, 
und Die Liebe, Durch welche alle Slaubige 
zuſammen m vereiniget 
nd. 








» «€ 
I _ 


XII. Der 


. j XII: j | 
Der vernuͤnftige 


————— 


der leichten gehrart 


des 


Heilandes, 


Unterſucht bey Gelegenheit eini⸗ 
ger an Ihro Hochgraͤfl. Excellenz, den 
Herrn Grafen von Zinzendorf, gerichteten und 
von denenſelben beantworteten 
| Stagen. 
| A Thefal. 5. v. ar, 
Prüfe aber alies, und das Gute behaktet 


Ä ar — 





{*) Diefes Wert iſt zu derſchiedenen malen und an 
berſchiedenen Orten aufgelegt worben. 








uses 





fen von Sinzendorf, bey Anweſen⸗ 
beit in Frankfurt Menfe Decembr. 
No. 81. des zten "jahres vom sten ®ctobr. 
1737. der dortigen gelehrten Zeitu aa 
‚innen derfelbe um eines und anders be | 
worden, fo wichtig vorgefommen, ee er | 
bat. das kluge und befcheidene Verfahren 
des Seren Autoris fo eremplarifch befuns 
den, daß er, um andere zur Tlachfolge 3% 
en weil er nichts mehr wünfchet, als fß 
efraget zu werden, die Antwort darauf ab 
* auf das deutlichſte und einfälcigibt 
von fich geftellet, wie folgget : 


Er wird gefrage: 


1. Ob die Herrenhuter nicht beſſer hãten 
wenn ſie keine beſondere Bruͤderſchafft und Ge⸗ 
meinde unter ſich aufrichteten, und ſich in der 

Einfalt zu der evangeliſchen Kirche hielten, weil 
fie doch [ ihren Sehren fich befennen? 


ar — ‚Die Lehre der eva eiſchen Kirch 
apoftolifch und nach duther Sinn ; die Kir 

verfaffüng m Be mi und wider Sutheri Sim; ; 
dern thäten die mä riſchen Bruͤder uͤbel, won 


ift Ihro Ereellenz dem Herrn Gra⸗ 











ZI. Der vernünftige Gottesdienſt. 187 


fie Ihre Dreuhundertjährige Zucht und Ordnung 
fahren lieſſen, um fich ſchlechterdings in eine Eins 
richtung zu begeben, Die fie nicht völlig approbis 
ren koͤnnen. Sie thäten Dreymal übel Daran. . 


3) Weil fie die apoſtoliſche Einrichtung, die _ 
fich Durch ein Wunder GOttes 700. Jahr 
conferviret, auf einmal damit begruͤben. 


db) Weil fie weiter giengen, als es Die Glau⸗ 
bensbücher begehren, welche sur Einigkeit 

in der Kirche Die Einigkeit der Formen nieht 
erfordern. . 


c) Weil fie etwas annehmen, und dadurch 

von neuem befeftigten, was alle rechtfchafs 

fene Theologi der evangelifchen Kirche ges 
ändert wünfchen. | 


Ich glaube die mährifchen Brüder thun ges 
mıg, Daß fie ſich an Drten, wo fie Feine eingerichs 
tete Gemeinen formiren, in allen Adiophoris Der 
Rircyenordnung des Landes gemäß bejeigen wo 

e wohnen. Die aelehrte und in die Kirchen: 
hifiotie einſchlagende Materien von ihrer bi⸗ 
fflichen Succeßion, und von dem Nexu 
welchen fie theils mit Der Unitare frarrım, theilß 
mit der hohen Kirche in Engelland,haben, wollen 

wir unberühret laflen. | u 





2, Ob die beſondere Verſammlungen in de⸗ 
nen Haͤuſſern, bie. eine Art eines en 


188 XI. Der vernuͤnftige Gottesdienſt. 
Gottesdienſts vorſtellen, und zu viel verkehrten 


Urtheilen Anlaß geben, nicht fuͤglicher eingeftellt, 


und die Erbauung gut-gefinnter Seelen in gi 
nem gemöhnlichen Umgang, durch gute Ermah⸗ 
nungen, vertrauliche Gefprache und dergleichen, 
möchte befördert werden, Damit es nicht Das 


Anfehen hätte, als wolte man mas befonderes 
ſuch en ? , 200er - 


Relſp. Der Zweck öffentlicher Reden ift: 
basjenige dicken auf einmalzu fagen, womit man 
-etliche Wochen zubringen müfle, wenn man «8 
einzeln thun wolte. Die sffentliche Lehrer, Die 
den Sinn Pauli haben, öffnen ihren Dazu ge 
ſchickten Glaubensgenoſſen ihre Kanzeln; und 
wo ſolches nicht fuͤglich geſchehen kann, machen 
fie darzu andere Gelegenheit. So bald eine ho⸗ 
he Obrigkeit dergleichen erlaubet, iſt es ein oͤf⸗ 
fentliches Werk, welches jederman ſehen und 
hoͤren kann; und man kann alsdann zu denenje⸗ 
nigen, Die darüber ungleich urtheilen, mit Recht 
fagen: Richter nicht; Luger nicht wider 
einander; Wer feinen Bruder affterredet; 
der affterrebet der Religion, u. ſ. w. dieſer 
Leute ihr Forum iſt alsdenn incompetent. Laͤſſet 
es eine Obrigkeit mit gewiſſen Einſchraͤnkungen ge⸗ 
ſchehen, fo pfleat man ſich gen darein zu fchirfen; 
verbietet fie es aber gar, fo läflet man es ordent⸗ 
ficher Weiſe, und auffer dem Fall eines hoͤhern 
Ruffs, der ſich fodann auch legitimiren muß, 
ey der in Der Frage vorgeſchlagenen Weiſe weil 
fig bewenden. Zu 0 
u u 


* 








— — — — — 


XI. Der pernünftige Gotteedienſt. 189 


3. Ob ihre Lieder, teilen verfihiedene darun⸗ 
ter anftößig, ſeltſam und dunkel ſcheinen, in als 


gemeinen Berſammlungen, wo, allerhand Leuta 
mit zugegen find, befier nicht gefungen wourden, 


| Refp, Anſtoͤßige dieder ſollen gar nicht ge⸗ 
dultet werden; Anftößig ſcheinende muß man 


paßiren laſſen, wann der Anſtoß denenjenigen 


conform ift, die in der Bibel vorkommen, weil 
dergleichen Anſtoͤſſe nicht in den Worten, noch 
in der Sache, fondern in dem Lefer liegen, 


Duntele gehören in feine Derfammlung, wo fie 


nicht verftanden werden. Die Seltſamkeit 
muß.auch unterfücht werden; day: weil Die 
ganze Lehre JEſu was ſeltſames ift, und: non den 
weniaften gefaflet wird, die ſie vorgehen * lau⸗ 
hen, ſo kann es un Liedern wohl au 17 
ben, - Sonft befletbiget fich Das maͤhriſche Volk 


einer ausnehmenden Deutlichfeit, kurzer, ganzer 


— Ausdrücke, und weiß von keiner My⸗ 
in Worten, muß ſich aber gefallen laſſen⸗ 
wann man ihre deutlichſte Nebengarten. nicht 
verfiehet, wo Die Sachen Seheimniffe find. 


Ob es ihren Abfichten nicht gemaͤſſer ſeyn 
olie, in Adiaphorie oder Mitteldingen ſich auf 
netley Weiſe auszuzeichnen? In Betrach⸗ 
fung,: daß weder Chriſtus noch feine Apoſtel et⸗ 
vas ytban und gelehret, Daraus: man einen 
Singularismum in decoro , Kleidern, Manies 
ven, und beraleichen äufferlichen Dingen abneh⸗ 
Men hnnte en hoſſet wohl: Stellet su nick 
| 4 | N 


\ 


— 


190 XII. Dex vernünftige Gotresdienſt. 
ic der Welt; Wir halten aber davor, die 


x 


Belt heiffe hier_fo viel, als Die Gottloſen, und 
nicht der im Der Welt übliche RBohlftand. 


Refp. Wir halten Davor, Daß es ein grofier 
Vortheil fen, wann ein jegliäher in feinem Stans 
de bleibet. Wann die mährifehe Bauern und 
Bäuerinnen ihre imübrigen ganz ehrbare Tracht 
allemal nach Der Mode des Orts ändern folten, 
100 fie waͤren, fo würde es ihnen zu koſtbar fal⸗ 
fen ; fo gehets auch mit den bürgerlichen und. 
andern Standesperfonen, die zu Diefer Gemeine 
gehören, fie Heiden fich fehlecht und recht, wie es 
ungefehe ihren Stande nach, mit den wenigſten 
Unkoſten goſchehen kann. Bloſſe Eitelfeiten zu 
imitiren, At den Gliedern einer Kirche GOttes 
unanſtaͤndig. Weil man nun auch Kleider von 
allerhand Farben, Spitzen, Peruquen, Poudre, 
- Soreen und dergleichen unter ihnen gewahr 

wird, fo find fie einer andern Eritic exponirel, 
als 06 fie fo.meltförmig und: der Verleugnung 
aller Dinge noch nicht fo nahe waͤren, als man 
von ihnen gedacht hätte. : Daher müflen ſie ſech 
freylich beruhigen, wenn fie es in allen derglei⸗ 
den Dingen nad) ihrem beiten Wiſſen und Ser 
wiſſen einrichten. - u . 


5. Ob ſie in ihrer Sittenlehre Sffters nicht auch 
zu weit gehen, wenn ſie dem Menſchen den Gen 
eines zeitlichen Vergnuͤgens gar leicht pflegen zur 
Sünde zu machen; da doch GOTT dieſe ganze 
ZWelt und alles, was Darinnen if}, sum et 

. . u 














XII. Der vernünftige Gottesdienſt. 191 


nd Genuß des Menſchen erſchaffen; doch fü, 


daß er allezeit Die Srüchte Des verbotenen Baums, 
welche noch. immer die Straffe und den Tod 
nach fich ziehen, [ergfäinioft gu meiden hat. 
Wie viele Schäße und Reichthuͤmer hat uns 


. nicht die Güte und Freundlichkeit GOttes zu un 


ferer Sreude und feiner Berherrlichung ausgefes 
ket, ben Deren Genuß wir weiter nichte, als Die 
u vorgeſchtiebene Ordnung zu beobachten 

en? Zu | | 


Refp. Die Herrenhuter machen. einen Unters 
iD unter dem: elle &,bene efle: unter 


dem, mas Das nöthigfte; und dem, was dag 


. 7m. 


rag e ifl. Zur Nothwendigkeit rechnen‘ 
te ein Stuͤck: Die Vergebung aller feiner 
Sünden: in dem Blute "EU. Wer fidy . 
diefelbe nicht fo gereiß zurechnen Fann, als er 
weiß, daß. er Die Augen im Kopfe hat, Der iſt uns 
felig, und kann nicht Herr über die Suͤnde wer⸗ 
den, fondern macht bey millionen Vorſaͤtzen 
banqueroutte. Wer Vergebung der Stunden 
hat, und im Frieden des Heilandes dahin gehet, 
ber hat nicht mehr nöthig zu ſuͤndigen; und weil 


er nicht will, wie Der blinde Menſch, und nicht 


muß, wie der vernünftige Menſch, fondern als 
ein Kind GOttes non der Herrſchafft ver Suͤn⸗ 
den befreyer ift, fo läffer eries wohl bleiben, daß 
er ſindiget. Wer alfo nicht ehrgeißig ifl, wen 
die Lüfte ein Eckel find, wem die Geldbegierde 
ticht player, und Fein Liebhaber vom faullenzen 
iſt der berosifer mit der Herrſchafft uͤber alle Die 
N Dinge, 


193 XI Dee vernünftige Gottesdienſt 


_ Dinge, daß er ein begnadigter Schuber, ein 


f 


Kind GOttes, und felig ift; er fey ein Kind) 
ungling oder Mann. Das ift die geringſt⸗ 
dee, Die man von einem Ehriften haben Fan, 

der noch vor 2. Stunden unbefehrt, und etwan 

por einer Minute mit der Vergebung der Suͤn⸗ 
den- begnadiget worden. And das ift das 

TTotbwendige, won GOTT alle Menfchen 

zufft, weil er will, da ihnen allen geholfen wer⸗ 

de. Nun kommt die Wahl der Enaden, 
von welchen der Heiland fagt : Ihr habt mich 
nicht erwaͤhlet, ſondern ic) habe euch erwaͤhlet; 

Rach der es ven Mofe heiſſet: Er erwaͤhlete viel 

lieber Ungemach mit dem Wolfe GOttes zu lei⸗ 

den, als die Schaͤtze Egyptens zu haben. Das 
iſt die Juͤngerſchafft; das iſt dieſelbe Aehnlich⸗ 
keit JCſu Chriſti: wenn einer, da er wohl koͤn⸗⸗ 
te Freude haben, das Leid erduldet, und der 

Schande nicht achtet, Es iſt eine Art Mens 

fchen, welche ihre Gluͤckſeligkeit ohngefehr in 4 

Stücken ſetzen. Zu 


1) Gering, verachtet, gefehmuihet, oder überfe 
‚ ben und sergefien zu werden in Diefor Welt. 


4) Ale, Sinnen, bie fie nicht brauchen zum 
Dienſt ihres HEren, u serfäunngn und ni: 
vernachlaͤßigen, und wenn ja eine Empfins. 
bung ſeyn foll,, ven Schmerzen lieb haben⸗ 
weil er eine Aehnlichkeit machet mit ihren: 
HErrn, einem Mann voller Schmerzen 
3) Enꝛ⸗ 


! 








. N 
B. Dernunönfeige Gotteadient 19 


en war. M 


V Tagloͤhner⸗ mäßig zu arbeiten,. nid um. 
Verdienſts, ſondern um des Beruffs, und 
um der des HErrn willen und ih⸗ 
res Naͤchſten. Das find die geuter wie 
— — in — fee brau⸗ 


gen: Das See we 


ve die Roftn: Das Fr 
e Die Koſten: 1 eine 
ore andere Stuͤck, fobald man die De 
in Weberlegung nimmt. Sch muß aber 
geftehen, Bafı wann man Ban 2 Mathe geht, 


ef 
Hehe. ae ich habe n —— — | 


e die ſich davor wuͤrden ge⸗ 
ja Dom —* —— der Di 
aebr e 
Steiter Sinn iſt eine Statur; wan ya 
.- he man denkt ; und man hat 
vergeſſen, (oda man gehen h 


un. Tpeit. IR —* 


94 ZIL Der vernuͤnftige Gortesdienft. 


6. Ob die Lehre, Daß ein Juͤnger Chriſti zu 
Stillung der Luͤſte nicht heyrathen ſoli, ſo zu 
verſtehen ſey, DaB dieſes nicht finis primarius 
matrimonii ſeyn muͤſte; oder ob Dadurch bie 
Luſt ſelbſt zu verftchen, von welcher Paulus fagt: 
Es iſt befier heprathen, als Brunſt leiden. 
Wie wir im erſten Sinn der Meynung voͤllig 
beypflichten, daß unſer Hauptzweck in allem die 

Ehre und Verherrlichung GOttes, und nicht 
die Beftiedigung ımferer Begierden ſeyn foll; fo 
koͤnnten wir Im andern Sinn, ſofern dadurch 
Die Luft ſelbſt verboten wuͤrde, dieſen Lehrſatz nicht 
verſtehen; geſtalten die ackus matrimoniales 
ohne Luſt nicht vollfuͤhret werden koͤnnen; es 
bleibet und hafftet in unſern Sinnen diejenige 
Auſtgebaͤhrende Empfindung, welche ber Einfluß 


aͤuſſerlicher Dinge in unfer Weſen ordentlicher 


Weiſe zu haben pfleget, und die wir deswegen 
als etwas Gutes und unſerer Natur gemaͤſſe⸗ 
Appetiren. * 


| Ref. Die maͤhnſchen Brüder bekennen aufs 
tichtig, daß fie in dem Artickel des Cheflandes 
"Diefe Gedancken nicht haben, und daß fie eg vor 


ein gegebenes Aergernmiß anſehen, wann man ih⸗ 


‚zen jungen Eheleuten Die Ideen mit dergleichen 
ae beflecken wolte; fie wiffen weder von 
Zuſt, noch Stillung der Luft in ihtem Eheftande; 
fondern:fie ſehen den Eheſtand und deſſen Hand⸗ 
Wagen nor. eine aͤuſſerliche Vorftellung des 
Darunter verborgenen Geheimniſſes Chriſti 
‚und der Gemeine an. Der Gehorſam unter 





4 


xır, Dervernänftige Gottesdienſt. ry5 
die Ordnung GOttes deucht ihnen ein Qrieb zu, 
ſeyn, ber fich vor et * vor Chriſten 
und vor Juͤnger; die fleiſchliche Luft ſchickt ſich⸗ 
ihrer Meynung nach, villeicht zu einem Trieb vor 
die Thiere, die aber auch darinnen eine groͤſſere 
Beſcheidenheit zeigen, als die verderbte Menſchen. 
Rirch Die von GOtt verordnete Amdendung, 
oder Zertheilung brennender, fulphutifeher Düns 
ſte, Feuchtigkeit und Stockung der Säffte kann 
ein Schmerz vertrieben werden: Es wird aber 
dadurch Die Luſt nicht nothwendiger rege, als 
‚bey Zerkheilung Der Köpfe ober Zahnfchmerzen, 
Colic, oder dergleichen Leiden Die Dereinis 
dung einer Mutket mit ihrem Kinde, beym Tra⸗ 
en and Stillen, und die Bereinigung eines 
Mannes mit feinem Weibe bringen Feine andes 
de Einpfindungen mit fich, als hundert und ars 
dere Der unſchuldigſten motuum vitalium. 
8 aber der Teuffel darein gezaubert, gehoͤret 

su den uͤbrigen Blendwerken, damit er Die Mens 
ſchen herum fuͤhret, bis ihnen das Erkenntniß 
det Gnaden und der Verſoͤhnung und Vereini⸗ 
ngskrafft des Blutes JEſu die Augen öffnet, 
Wir find Dabey fü willig, Daß, ob wir gleich 
dureh) die Erfahrung der Sache fo gewiß find, 
Als das . mal ı. Eins ift: wir doch folche nies 
Mand auforingen ; weil wir wiſſen, DAB Die des 
meine Meynung/ Gewohnheit und daraus ents 
chende Erfahrung ung meht beyſtimmet. Wir 
fen aber GOd vor das, was er feiner 
emeinde geſchenfet hat, und bewahren sein der 


—— =; 
men N 2 2 


96 XIL Der vernünftige Gotteodienſt. 

, 7. Ob die Nothwendigkeit der Wiederg 
burt zugleich auch involvire Daß man den Dr 
dum müfte wiſſen und determiniren Binnen? 

und ob richt der Proceflus Converfionis {» 

wohl nach und nach, nachdem ein Menſch guter 
rt und- eine feine Seele empfangen, mithin: de 

nen XBürfungen Der Gnade bey fi Kaum li 

fet ; als durch einen ganz merflichen Umſturz fe 

ner ganzen Natur auf einmal vor fich zu gehen 
pflege, und der neue Menfch Ipiritualiter, wie 
in paruı narurali phylice, gebohren würde. 


+ Refp. Mit Determination der Wiederge⸗ 
burt, in ſoferrn es ein göttlich Merk in ung iſt 
laͤſſet ſichs nicht wohl fortkommen. Und weil 

mir davor halten, daß ſich von Rechta wegen 

Fein Ehrift befehren foll, fondern Die Kinder die 

Gnade ihrer Kauffe durch ihr ganzes Leben 

hindurch bewahren follen, da fie dann feine 

neuen Zeuͤgung bedürfen ; weil Die Tauffe das | 

Bad ber ABiedergeburt und Erneurung des ver | 

lohrnen Bildes und Geiſtes GOttes if; fo im 

theilen wit den Verluſt des neuen Lebens aug 

den todten, unempfindfichen und unglaubigen 

Weſen der Getaufften, ermahnen ſolche, ſo bald 

Ihr Verſtand fo viel erleuchtet iſt, daß ſie die 

Nothwendigkeit dieſer Sachen einſehen, u 

ſehnlichem Verlangen und Bitten um die Ver⸗ 

gebung der Sünden und Wiedergeburth. Wie 
glauben, dergleichen von der vor auffenden Gna⸗ 
be in ihrem Gewiſſen erregete Seelen hören dag 

ort mit Begierde an, und wann ſich ihre F 

| ge 





xu. Der vernuͤnftige Gottesdienſt. 197 


gierde, Vertrauen und Sehnen mit eine gäti 


Gen Wahrheit, die ihnen im Geiſte 
ans Herz kommt, vermenget, und dieſelbe mit 


Dunger und Durſt auffänget, fü gebet im Her⸗ 


gen Der Saame, Die. Slamme, Die iebe GOttes 
auf; das heift Die neue Zeugung. Cs s beruf 


| det Biefelbe gemeiniglich Ba 


über feinen: ‚vorigen Zuflahd, feine Untreue 


* Unglauben, i in ſolchen gehet der Menfeh kurz 


oder lang ſtille bahn big Die. neue. gejeugte Art 

vun Durchbruch, Geburt und Dffenbahrung 
Den Menfeh feibft weiß, Daß er muns 

mehro ein Kind GOttes iſt. Die De 

der —E8 * * geiftliche Genuß des Blu⸗ 


% 


Keen Sinne, u — — un g& 


Der 


iſt. Bey lichen ß —— 
Speiſe und . der ref: in Dem 
chſet Das Kind his zut 


| — erſte Liebe iſt zart, an⸗ 
haͤnglich und ——— und mag mit nichts zu 


hun haben, als mit dem ‚Heiland; daher wenig 
ke einem Anfänger und einem 
minenen zu fehen if, und ung erſt bie 


Sean um 2 * Iren des Juͤnglingsal⸗ 


ters eingedenk daß wir noch in der Huͤt⸗ 
fe find. Doch hat dieſer Streit, weil ar 
der Streit: zweyer Kriegsleute, fondern eines 


Herrn, nemlich Des Gläubigen mit einem paub« Ä 


theilten Miffethäter, nemlich Der Suͤnde iſt, Da 
man ſich in fein Fechten ei ,ſondern man 
kreutziget nur, nichts aꝑ n Sieg. ueber 


m 


198 XI, Der verränfeige oteeccic 
der Zeit und Erfahrung wirdangum Madnit 
und je weniger man: mitfich felhft zu thun hat, - 
"wer ung. * HErr Ruhe giebt von i den Beine, 
k en mie man dur: Volllomm 










en ſeiner ‚te Die Pr —5 uud 

— —53 — ae tee 
koͤnne 

an ehuldige , :einfältige und amkplifornmiege 

— Be a Du 





Ausbruch De und ‚jener Affecten loh merke, 

Das pflegen. wir für die arındeli Wirkung der 
end und Sittenlehr zu = aa nenn | 

Sei ande aber zu glauben, da ride 
wegnehme, aussiebe, in Die Tieffe des LT 
res werfe, oder Dach, ſo gerKoͤre und zerruͤrtt, 
daß nichts ganzeo mehr daraus werden — **— 
lange bie eien in der en affung * 


San auc)- ve he bey den. — me 
—* 


—R 


xii. Der vernuͤufrege Goetrodienſt. ar 


en moͤchten; wovor uns aber die Binſalt in 


Chriſto bewahret. | 
Schließlich wuͤnſchen wit hersich, daß dieſe 


3 rrenhutiſche Zeugenwolke, welche an unferm‘ 


Kirehenhimmel fi) yon uns abzureiflen Drohet, 
m unferer Gemeinſchafft koͤnne erhaften twerben ; 
Bamit man nicht fagen möchte, Daß nur. ſolche 


JLeute von uns ausgiengen, welche GOTT von | 


Hirsen lieben, und deswegen unſere Gottesdien⸗ 
fie nicht rein genug faͤnden. Wir halten Davor; 
daß weder diejenige wohl thun, die fichy.tennen, 


no diejenige, die ihnen dazu Inluß "aeben. | 


it koͤnnen und mögen den Frieden und Die 

Eihtracht in der Kirche nicht forgfältigft genug 
Bewahren, und deswegen alles und jedes eitle 

vWorigezank, über biofieMennungen, Die zu dem 


lebendigen Glauben an Chriſtum nicht gehören, - 


 musfam.nerahfeheuen.. 


Reſp. Bas: den Schlußrowagihr betrifft, fe 
nd wir von deg Herrn Verfaſſerb redlichen A 
ht dabey verfichert. Und ob wir wohl glaus 

ben, daß unfere böhmifehe Brüder von ven. ers 

leuchteten Glieder der übrigen zwey proteftans 
tiſchen Religionsverfaffungen nicht werden für 
Separatiften angefehen werden; ——— ſich 
dasjenige nicht ſepariret, was hundert Jahr zus 
vor eine Kirche ift, ehe Die andern entſtehen, wel⸗ 

8 auch Die Evangelifehreformirten ſowohl be 
griffen, daß fie fich in Großpohlen und Preufien 
iu der Kirche der mährifchen "Bruder, als ihrer 
| 4 Mutter, 


nicht —— daß, Bee: — nicht * — — 
hen, und fh als —— roſſen Ge⸗ 
* nicht gefhämet hat Dep der auf 


— verderbten Indevſchafft in Die Kache 
zu gehen; wir ung daraus ſo viel nicht wachen, 
Be Kreta 
nur m ahſet, 171 
kann niſammen flimmen. Und ich bin gereiß, 
daß, fobald die Herren Theologi unter einander 
eins werden, wie weit man Dem Heilande nad): 
aufolgen, und. von ihm zu zeugen Erlanbniß ha⸗ 
be, es die geringſte u nicht koſten werde 
unſer Volk unter den m der | 
fihen Verfaffung. zu halten, wie es unfer dem 
| Glaubens fichet. 





Gehorſam Des enangelifchen 
EEE EEE ee 


Uebergehlfebene weiffelskn oten 
des Verfaſſers der ſieben Fragen auf die 
von Ihro Excellenz, dem Seren Grafen 
von ——— ihm I. 


ER Hochgraͤf. Seellent bite Der Ve 
faſſer der ſieben Fragen fuͤr die Antwort, 
welche Diefelbe ihm Darauf zu F belie⸗ 
bet, i verbunden. Es haͤtte an 





ZU. Des vernuͤnftige Gottesdiemt. 201. . 
| nichts ce ‚gereünfchet, als Dadurch derjenigen 
Wahrheiten überjeuget zu toerden, Die er Durch 

ragen zu erlangen geſucht; Allein, obs 
Wohlen viele Dinge in hochermeldter Antwort 
finden, welcher der Verfaſſer von Herzen 
unterſchreibet, fo find im Gegentheil doch auch 
andere mit eingeflofien, Die er noch zur Zeit auf 
gleiche Weiſe nit wohl einfehen kann. Ä 


Das Verlangen der Gruͤndlichkeit derfelben 
waͤher zu unterſuchen, wird ihm alſo zu einer 
Entſchuldigung dienen, wenn er allhier in Ent⸗ 
defun feiner Zweiffel und Mepnungen fich zu 

feine Kraͤffte gewaget, und die Wich⸗ 

— der Sachen, mehr nach dem —58 

gen Begriff, eines dem in der Theologie 

Pre groß erfahrnen ? — Ei pi 

ı nöthigen Selehrfamkeit und Einficht folte 
behandelt haben, 


m 
. 





gie Kirche, — 
— * ee: fir * 
ſoliſch und wider Lutheri S Ei 


önnte dieſe Anmerkung 
Miberung, — hen Bir ae nei wet ei 


daß in Der sone . 
vieles z man ven | 
mit * die allgemeine Unvollkommenkeit 
a wi ſich in allen und jeden Umſtaͤnden 
" BE... Dies 





- 302 KU. Der vernuͤnftige Gotreodienſt· 


Bi 8 Lebens vor thut auch bier Den 
— hen fich — Ve 


man Desroegen etwas beforiders anfangen und 


&ine neue Gemeine (Ecclefiam. in Ecclefia 
auftichten, fo würde man Dadurch Das Gute v 


feicht im Eleinen Hauffen befördern, und Da 


Hebel im groſſen überhand . nehmen laſſen. 
a der Eleine Hauffen darauf auch vers 
Ellen, o wuͤrde e8 Damit eben — eſcha 
it haben, wie mit Dem grofſen, und 9 
Schwerigkeiten feßen, denſelben in- einer pi 
Bafaffung su erhalten, 


° DieMißvergnügte wuͤrden ſich hernach wieder 
in Heine Hauffen sufammen-thun, und alfo Dig 
Trennungen bis zum Ende der Welt vermel en 


.. Darum. thaͤren die maͤhriſchen Bruͤder 
übel, fähret Der Herr en fort, wenn: fie ihre 
dreybundert jabri e und Drönui 
fahren lieſſen, um 3— ch ſe a s in eis 
ne Linrichtung zu. begeben, Dis fle nicht voͤl⸗ 
Hs approbiren koͤnnten. 


Die alte böhmifche und mahrſche Kirche if | 


ſenſt jederzeit für ein Kleinod der evangelifchen 
Kirche gehalten worden : Ob aber Die eine 
‚au Herrenhut folche wieder vorftellet, Daran 
wollen viele weifflen: nicht allein wegen m 
und andern Nenigkeitny von denen die einfälti 
ge Schüler des frommen Huſſens nichte - 
fen; ſondern auch wesen ein und andern 
Ay 


KIL Der vernimſeige Gotreedienſt. 203 . 


n,geohon man ehemals in der altböhm u 
en m —S hat reden hoͤ ba | 


AR Nuten Demnach D 
Se Yi ndere Gem ben — 





Pe folgenden Schluß: Wo 
| ame Sm dene Heiland bekennet, und 

ee Deere —A— man will 
und ſoll, da man nicht Urſache eine befondere 
Gemeinde aufjurichten: In der evangelifchen 
Kirche bekennet man-&hriftum als den ‚Heiland, 
und hat Die Srepheit, fo fromm gu leben, ale 
gan will und fol ; deswegen hat man an nicht Ur⸗ 

N eine neue Gemeine aufurichten. 


u. L E © IL, 


KR Bie vatverſammlungen aͤuß 
fen. betri 8 finden wir — den 5* 
n einige frominc 4 und andaͤchtige deu⸗ 

—** ſuchen. Andacht eines gotts⸗ 

tigen Baumes wi mit feinen und Han and 


204 Xil. Der vernunftige Gerreodienſt. 
aͤhigkeit zu haben, ben. Vortr 3. 
ar is San 


Man verfällt Dadurch ri eigenes Gewirke, 


und man will ſchon einen Lehrer an: fobafo 
einem nir etliche Sprüche: gelduffig vom Mun⸗ 
de flieſſen; man richtet andere nach. 


eignem 
Gutduͤnken; man haͤlt ſich für geſchickt, ſolche a 


bekehren;; man fücht Seelen 5 ewinnen, 
verbirgt oͤ ei unter Diefenn-Eiffer verfchiedene 
heimliche bfichten der Kigenliebe ; der öffent 
liche Gottesdienſt wird veracht, die felbft gemad» 
te Heiligkeit ernaͤhrt; endlich folget Daräus; cin, 
anorbentliher Separatismus, und allerhand 
| ——— m RORUERIAHIDUFN.. | 


sr, 2 


In dem britten Artickel if die Frage von de⸗ 
nen in den Herrenhutiſchen Geſangbuch enthal⸗ 
tenen Liedern. Der Verfaſſer redet hier nicht 
nach ſeinem eignen, ſondern nach anderer Leute 
Urtheil. Ihm — nichts anſtoͤßig, was eine 
reine Auslegung leidet; ihm ſcheinet nichts ſele⸗ 
ſam, was die Lehre Thriſ erklaͤret; ihm feet 
net auch nithts Dunkel, wo nur: die Worte einen 
gewiſſen Sinn ausdrucken, obgleich die Sadıen, 
Dabon. ſie handeln, Geheimniffe ſind. 


Es find ſchoͤne Lieder in dem Herrenhutiſchen 

Geſangbuch; wie anſtoͤßig aber, wie 
und ſeltſam einige Darunter wegen gewiſſer Aus⸗ 
brücke, ungemohnlie her ein allzumeit 
geſuch⸗ 


| 





‚IL Dervernuͤnftige Gotteodienſt. 205 
gefüchter Metaphoren, Allegorien, Gleichniſſen 
und moftifchen Bildern, find nefunben worden; 
Davon zeugen die vielen Anmerkungen und Spott⸗ 
fchrifften, roelche Darüber an verfchiedenen Orten. 


in Dber > und Viederfachfen find heraus gefoma | 


men. Here Magifter Detinger, fo gelehrt und 
gruͤndlich auch deſſen Vertheidigung des Her 
renhuter Liederbuch abgefaſſet ſeyn mag, hat 
Dennoch diefe Anftößlichkeit nicht gehoben. All⸗ 
hier ift nicht Die Srage, ob der Sehler in Den Lies 
Dern, oder in Dem Verſtande derjenigen ift, die 
Davon urtheilen. Cine Sache, die den Schwa⸗ 
chen anſtoͤßlich iſt, wird für eine gegebene Aer⸗ 
gerniß gehalten, wenn man ſie nicht aͤndert, da 
man ſie doch, ohne der Wahrheit etwas zu ver⸗ 
geben, leicht aͤndetn koͤnnte. * 


s. IV. 


Der vierte Artickel handelt von ben Mittels 

- Dingen und dem dufferlichen Wohlftand. Die 
Frage iſt nicht von den mährifchen Bauren 
und “Bäurinnen; man hat ganz, nichte gegen 
ihre Trachten einzuwenden 5 fie wurden fi) augs 
zeichnen, wenn fie über ihren Stand ſich kleiden 
wolten: Sie betrifft überhaupt alle diejenige, 
die fich zu ihnen halten, und die durch ihr Auflers _ 
liches Thun und Weſen fo viel andeuten mollen, 
daß fie. über alle Anhänglihkeit der irdiſchen 
Dinge weit binans waren; fie fuchen Feine 
—5*— Guͤter zu erwerben, ſie verwahrloſen 
Iche oͤffters aus Andacht, oder Durch den * 
welchen 


206 XI Der vernunftige Sorteodienft. - | 


welchen fie haben, andere Leute zu bekehren; fit 
machen auch wenig oder gar feinen Inte | 
unter fich, und die Verſchiedenheit der Stände 
wird immer ein menig unordentlich bey. ihnen 
handthieret; yo Entaͤuſſerungen von allen er⸗ 
laubten Ergöslichkeiten und weltlichen Zuſam⸗ 
menkuͤnften; ihre Manieren, ihre Kleibungen, 
ihre Seifen, ihre Derfammlungen, kurz, ihre 
Auszeichnungen überhaupt, in Anſehung der 
Mitteldinge und des pur weltlichen Wohiſtan⸗ 
bes, find ſo befchaffen, daß fie unfer Abe 
ſcheinen * rechtfertigen, wenn wir fie Dißfalis 
von der Peſchulbigung, als db fie zu weltförmig 


wären, frey ſprechen. Dieſes Zeugniß von eis 


nem unpartheyiſchen Freund wird ihnen wohl 
nicht mibfallen; Man nimmt aber die Freyheit⸗ 
folgendes dabey zu erinnern. | 


Es Fan ohne weltliche Ordnung und Eintichr 


fung der Stände Feine menfehliche Sefellfehaftt, ' 


noch) bürgerliches Weſen beftehen. Chriftus und 
u Apoftel Haben deswegen in der Aufferlichen: 
Verfaſſung der Welt much nichts ai 


Wer alfo darinnen etwas hefonders füche, — 


ſey, daß er im einer Sache zu viel oder zu wenig 


— der will damit etwas ſagen. Heimlich ſtoh 
iſt noch gefährlicher, als aufrichtig hochmuͤthig 
der iſt ſelten recht fromm, der ſolches in allen 
Kleinigkeiten zu zeigen, allzu ſorgfaͤltig iſt. 8 
ift nichts einfältiger md ungegwungener ul in 
gutes Herz; es iſt scher —— noch Wi 
woͤhniſch; es will gern allen Leuten es echt 

machen, 


= 




















XII. Der vrnänftige@osteobienft. 207 
machen, es haft nur Das, was wuͤrklich bife iſt. 
Die Helfte der Dinge in ber Welt find unnoͤ⸗ 
thig, und dienen allein um Wohlſtand, zum 
aͤuſſerlichen Schmuck und um Aufputz. Wol⸗ 
ten wir ſolche abfehaffen, fo müften wir zuvor 
der Helfte von Menfchen, die. davon leben, ans 
dere Nahrungsmitteln an die Dand geben, fonft 
würde man aus ihnen Bettler und Muͤßiggaͤn⸗ 
ger machen. 

Die fuͤnfte Frage handelt von den zeitlichen 
Buͤtern insbeſondere. Der Herr Graf haben 
Darauf fich ‚nicht eigentlich zu erklären beliebet. 
Sie fprechen nur von geiftlichen Gütern; Ders 
Liffer hat dißfalls etwas groſſes und wuͤrdiges 
Wr einen Juͤnger und Nachfolger Chriſti. 
Sind. aber Deswegen. die Werke eines überall 
eigen Schöpfers 5 imgleichen Die Künfte und 

fehafften, Davon fo viele Leite leben muͤſ⸗ 
a nicht auch als etwas Gutes zu betrachten. 

Sind alle Schäße und Guͤter dieſer Welt nur 
ein Ab der Sottlofen ? Bleibet den Frommen 
nichts aͤbrig, als Schmach und Leiden? /⸗ 


Der Apoſtel Paulus fagt doch gleichwohl: 
Die Bortfellykeir fey zu allen Dingen nüse, 
und babe die Verheiſſung diefes und Des zu 
Fünftigen Lebens, 1. m 48. Und Perrus 
ſpricht? Wer leben will und gute Tage ha⸗ 
en, der ſchweige ſoine Zunge, Daß fie Dr 


208: M. Der vernanſtige ottesdrenſt. Im. 
boͤſes rede, und feine d 
— Angela — — 


= Gutes ; Er füche Sriede und jage * 


1» Petr. 3,10.11. Die Natur und Eis 

2 darf der Sache hringt es auch alſo mit ſicht 
De ze... beareifft unter ſich alle und jede 

| end; Die Tugend aber bat die Art dee 
Sfiekfeligkeit, wie Das Lafter Dieienine Der Um 
ne bas Boͤſe iſt durchgehends Dem 


men eine. “Belohnung: Es iſt . nur_ eine 


elbſt. Die Sünde 05 Die S nach fi) 
” bie ide Oh von Der Urſache; g Ds 






ae 
Ä und ung wiederum nach dem Ebenbilde —8 


das wir durch die — verlohren hatten, er⸗ 
neuern: Dieſe Ern — geſchetn aber im 
Menſchen nicht ehe, als bis er auch geſtaltet 
wird, nach demſelbigen Bilde, nemlich: in E 
Yeilig wird, wie Chriſtus heilig ift, 1. 

1,16. Dann fo viel wir der Sünde n 


uns haben und behalten, fo vielem Leiden u 


| Elend find wir auch unterworfen ; wird aber die 
:Urfache, nemlich die Suͤnde, gehob en, fo > 
auch die daraus flieffende Unfeligfeit, als der Suoͤn⸗ 
den Straffe und Wirkung hiinwes. | 


ener Chriſt iſt demnach rg 


Ein rechtſchaff 
fe Welt (den ein Menſth; er 
ſuͤndi⸗ 





RU. Der vernuͤnftige Gotteodienſt. acy. 
et nicht, alſo empfindet er auch nicht der 


ndig 

| Bebiger ihre beträbte Wirkungen; Allein, wo 
an wir folche Ehriften, die gar nicht mehr 

imdigen ? ich fage, nicht ſuͤndigen aus Vorfak 


and zum Tode, fondern fündigen aus Schwache 


heit. 1. Joh. 5,16.17. Welches ift die Suͤn⸗ 
de, Die uns noch immerdar anklebet und 
trage m ‚und welche mir Deshalben ung 


befleiffen follen; immer mehr und mehr abzulegen 


md zu lauffen durch Bedult inden Rampf x. 
nach Hebr. 12, 1. Esift alles noch Stuͤckwerk: 
Wenn aber kommen witd das Vollkom⸗ 
mene, fo wırd Das Stuͤckwerk aufhoͤren, 
1 Cor. ı 3, 10. | 


Nachdem wir alfo durch die Gnade Chriſti 

im Suten weit fommen, nachdem haben mir 
auch eine gleichförmige Gluͤckſeligkeit zu hoffen, 
Und zwar 1. in Anfehung, ber Gemuͤthsruhe, 
twelche die alte Weltweiſen jo fehnlichft geſuchet 
und nicht gefunden haben: Sie hat sum Grun⸗ 
de Die Liebe des hoͤchſten Guts, Das Vertrauen 
auf deſſen heilige Vorſehung, und Die Hoffnung 
einer ewigen Seligkeit; Ein Chriſt weiß, an 


dren er glaubet, er weiß, Daß ihm Fein Zufall 


ſſchaden kann; und Daß denen, die GOTT 
lieben, alle Dinge zum Beften dienen müffen, 
Mim 9,28, Es ift nichte verdammliches 
an Denen, bie in Ehrifte "PESU find, 
Rn. 8, t. Deſſen Gebote find ihm niche 
ee, 1. Joh. 5, 3. Durch Die Gnade find 
m ſolche zur Natur worden; er findet darinnen 

1. Theil. O | 


ſeine 


— 
* 


‚210 XI. Der vernünftige Bertesdienft, 
feine Ruhe und feine ügung; er denker 
daran und lacht, ng * 8. Das ift 
‚feine Sceude, daß er fich zu GOTT halt, 
173,28. Hier iſt er freudig und getroft, es 
mag auch gehen, wie esimmer will und Bann. 


2. Anfehung feines Verſtandes und fei 


| 


nee Willens: Er. ift derjenige, der allein den ' 


Schöpfer recht erkennet, und der fi) dadurch 
die Welt, die Denen Gottloſen zur Hoͤlle wird, 


zu einem. andern Paradiefe macht; Er weiß, 
wie er alle Dinge genieflen und Derfelben recht 

ebrauchen fol. Die Erde iſt nur für ihn fo 
hin; Sonne, Mond und Sterne haben nur 
vor ihn ihren polben Blanz : ihre gedepliche.Eins 
 flüffe, ihre verborgene Wirkungen laſſen ihn auch 
in GOttes natürliche Geheimniſſe einige "Blicke 
tagen, um bie unerforfchliche Weißheit feines 
Schöpfers defto inbrünftiner zu verehren; Er 
feheuet  fich nicht aus gleichmäßiger Andacht 
felbft die Abgründe und Die Tieffen zu erforfchen, 
und aud) hier feine Allmacht und Güte zu preif 
fen. Denn der Geift erförfcher alle Dinge, 
auch die Tieffe Der Gottheit, ı. or. 2, 10. 
Er entdecket Davon allenthalben Die ſchoͤnſte und 
liebreichefte Merkmahle; Alles, was feine Aus 
gen und Ohren ergößet, und deſſen übrige Sim 
nen-in einem füffen und angenehmen Gefühl er 
‚quicket, zeiget ihm den uͤberall herrſchenden, alles 
ebenen umb I zugleich Liebenden en 

ichet u chmechet, wie freu wli 

SERR if, Pſ. 33,9. Er fichet und findet in 





x11, Des vernünftige Gottesdienſt. 211 
in allen feinen XBerfen: Es iſt alles dutch 
ibn und inibm geföhaffen, und er ift fur allen 
und beſtehet alles in ibm, Eol. 1, 17. Die 
Erde ift. voll feiner Büte, Pf. 104,24. Groß 
find feiner Sande Werke, uud wer ihr achtet, 
der bat eitel Luſt daren. Pſ. 111, 2. 


Aus dem Buch der Natur kommt er in die 
Schriften der Dffenbahrung. Welche eine 
Lieffe Des Reichthume, beyde der Weißheit 
und Erkaͤnntniß GOttes, Röm. 11,33. ent 
decket er nicht allhier? was andern Dunkel ifl, 
das ift ihm lichte. Der Vater der Herrlich 
keit giebt ihm den Geift der Weißheit 
und der Offenbahrung, Ephef. ı,ı7. Er 
laffet ihn ‚wiflen die heimliche Weißheit, 
Palm sı, 9. . - 


Wo die bioffe Vernunft nicht hinfichet, Da 
hat er Die Augen des Glaubens und die Fluͤgel 
der Andacht, Damit er fich bis gu GOttes Thron 

winget. Er weiß die Schmwachheiten des 

erſtandes von den Sahigkeiten des Willens 
iu unterſcheiden; Er verwirret nicht Die Ge⸗ 
toißheit der menſchlichen Pflichten, mit den un; 
eforfchlichen Tiefen ver göttlichen Geheimniſ⸗ 
% Er Fennet dabey die Welt und ihre Ge⸗ 
äuche, die Menſchen und Die verfchiedene Ei⸗ 
genſchafften ihrer Gemuͤther, fich felbft und fein 
natürliches Elend ; Er weiß, Daß er aus eigner 
EEE Bus 
nade ſey. Diefes iſt für ihn Die umer⸗ 

. O 2 ſchoͤpflich 


212 XII, Der vernünftige Gottesdienſt. 


fchöpflich reiche Quelle aller Weißheit und Er 
Fänntniß der Wahrheit zur Gottſeligkeit in der 
‚Hoffnung des ewigen kebens, — 


Diefes find ungefeht diejenige Bortheile des 
erfiandes und Des Willens, Darinnen es ein 


Ehrift viel weiter, als. irgend ein bloffer Welt⸗ 


voeifer bringen Tann. Leitet ihn aber fein Bes 


ruff nicht zu den MWiflenfchafften, fondern zur 





bloſſen Dandarbeitz oder ſetzet ihm bie Bloͤdig⸗ 


Reit feines Verſtandes felche Graͤnzen, Daß er 
weder Schlüfle zu machen, noch eine Sache ein 
zuſehen fähig iſt; fo bleibet ihm die einzige Wiſ⸗ 
ſenſchafft, daß ein GOtt fey, deflen Gebote 
er halten muͤſſe, zur Seligfeit. genug. 


3. In Anfehung der Geſundheit, iſt bekannt, 
daß folche nichts mehr erhalten und befördern 
Tann, als ein ordentliches Leben, Die Mäßigfeit in 
Eſſen und Trinken, ein Gottgelaſſenes ruhiges 
Gemüth, das weder durch Zorn, noch Feinde 
bee noch Rachgier, noch durch Sorgen der 
Nahrung, noch Dutch andere Gemuͤthsleiden⸗ 
fchafften, aufgebracht wird 5 das in Widerwaͤr⸗ 
tigkeiten gedultig, und in frohen Tagen nicht 

hbermüthig iſt; Wer mm Daben feinem zeitl⸗ 
chen Beruff treulich abwartet, die dAufferliche 
Sinnen und Glieder in ihrer Befchäfftigung, 
den ganzen Leib aber in feiner Bewegung erhälts 
und im übrigen fein Anliegen mit einem ver 
gnuͤgten Muth auf den Herm wirft, Der wird 
den Anfällen der Schmerzen und ee 
nr Ns * 


e 
— 


= ’ 
s 


Xu. Der vernünftige Gottesdienſt. 213 . 


bey weiten nicht fo fehr unterraorfen ſeyn, als 
ein anderer, der ſich einer unordentlichen, unrus 
higen und böfen Lebensart ergeben hat. Darts 
um fürchte den HErrn und weiche vom 
Höfen, dus wird deinem Nabel gefund ſeyn 
und Deine Gebeine erquicken, Drov.3, 7, 


4. In Anſehung der Ehre Wir verſtehen 


hier unter dem Wort Ehre nichts anders als ei⸗ 


nen guten Nahmen und die Hochachtung tu⸗ 
gendhaffter Saute. Ein Chriſt erlanget dieſe Ch - 
re am leichtſten; er darf nur ſeyn, wie er iſt, ſo 
wird er in feiner Einfalt und bey feinem unge. 
zwungenen Wefen mehr gefallen, als andere, mit 
allen ihren erftellungen und Kuͤnſteleyen. 
Die Tugend hat eine gewiſſe Eigenfchafft, wel⸗ 
che ſelbſt ſolche Leute oben müffen, Die Davon am 
wenigſten beſitzen. Man ehret fie auch bey der 
Rerfolgung, und es ift nichts ſchwerer zu unters 
druͤcken, als ein Menfeh, den allenthalben feine 
Unſchuld rettet. Die Wahrheit, die Aufrichtigs | 


keit, Die Großmuth, Die Defcheidenheit, Die Red⸗ 


lichkeit, Die Dienftgefliffenheit und andere ders 
Hleichen in der menfchlichen Gefellfchafft ange 
nehme Tugenden, wer ift, der fie vollfommener 
befiget und ausübet, als ein Chriſt? Es iſi 
wahr: er macht nichts aus fich ſelbſt; fing De 
muth weiß nichts von den Eitelkeiten und Aug⸗ 
chweiffungen einer falfchen Ehre. Der hohe, 
Rang, ein Kind GOttes zu ſeyn, macht. ihm als 
len zeitlichen Ruhm, als eine rn je betrach ⸗ 
ten; Er weiß, daß * Gnade iſt, und daß⸗ 
= | | 8 wo 





214 XII Der vernünftige Bottesdienf. 
100 er ſich rühmen wolte, er fich nur deß su 


rühmen babe, daß er den ZERRLT Eenne, 
ser. 9723.24. Allein er findet den Kuhm, wo 
er ihn am wenigſten ſucht: eine Ehre ift eine 
re Fölge der Vortrefflichkeit feiner Tu⸗ 
gen N 5 | " : 


5. In Anfehung der Luft: kuſt nennen wir 
hier Dasjenige, was einem Sn Freude und 


im allen diefen Dingen freudigft loben, preiffen 


und verherrlichen, und mit David u 





XII. Der vernünftige Gotteodienſt. 215 


Du laͤſſeſt mich froͤlich fingen von deinen 

- Werfen, und ich rühme die Befchaffte dei 
‚ner Sande, Palm 92, 5. Da im Segentheil, - 
wo ein Chriſt ſich über alles aͤngſtigen, alle Er⸗ 
Kezlichkeiten meiden, und alle zeitliche Güter, bie 
ihm GOtt nad) feinem Wohlgefallen zufchickt, 
verachten wolte; fo würde er nicht nur Damit 
bey GOtt nichts verdienen, fondern aud) eines 
der weſentlichſten Stücke _ eines vernünftigen 

Gottesdienſtes, den Schöpfer in feinen RBerken 
au loben und zu.verherrlichen, Dadurch verabfäus 
men: Denn der ZERR bat alles weißlidy 
geordnet, “Palm 104 24. Was bat der 
Menſch, das er nicht empfangen bat? ı. 
Cor. 4,7. Darum ift es ein koͤſtlich Ding, 
dem. SERRXV danken und feinen Namen 
loben, Pſalin 92, Io. z 


G6. In Anfehung seitlicher Haab und Güter : 
— — ich nicht nur ein ehrliches Aus⸗ 
kommen, ſondern auch denjenigen Vorrath und 
Reichthum, dadurch es GOtt gefallen hat, Die 
Staͤnde der Welt zu unterſcheiden. Diefer, 
wenn. er rechtmäßig von einem Menfchen befej- 
fen, oder auch Durch deſſen Fleiß und Sorgfalt 
erworben wird, hat nichts, fo dem Chriſtenthum 
widerſtrebet, und wird vielmehr in heil. Schrifft 
als ein Segen angemerket: Reichthum und 
Fuͤlle, ſtehet Pſalm 112, 3. wird in ihrem 
Zaufe ſeyn; item, langes Leben iſt zu ihrer 
rechten Hand, und zů ihrer linken Reich⸗ 
thum und Ehre, Proverb. 3, 16, it. GOTT 
| | 94 giebt 


216 XII. Dev vernünftige Gottesdienſt. 


giebt ibnen reichlich allerhand zu genieſſen, 


1. Tim. 6,17, bahingegen der Mangel öfters 


als ein Sluchangegogen iſt: Werdem Müßie | 
gang nachgehet, fpricht Salomo, Proverb. 


28, 29. der wird Armuths genug haben; 
und wer Zucht ge laßt, der bat Armut 
und Schande, Prov. 13,7. Wie Dann au 


die Armuch den Bottlofen Boͤſes lehret, ibid. | 


Giebt ar es Ve ſo —— a 
menn Hu das Herz dran haͤngen 
62, ı1. noch ſolches mit Sorgen der Lahr 


rung beſchweren. 2) Dabey nicht ftolz wer I 


den, 1. Tim. 6,17. 3) Solchen ohne Sum 


doe gebrauchen, Eecl. 13,30. 4) Damit Bus 
. tes ehun, und veidy werden in guten IDer: 


Ten, 1. Tim. 6, 17. s) Und alfo ein geruhi⸗ 
es und ftilles Leben führen in aller Gottſe⸗ 
ligkeit und Khrbarkeit, 1. Tim. 2 2. 


"Hieraus erhellet, wie der Spruch, Matth.6. 
19. zu verſtehen ſey, da der Heiland ſagt: Sor⸗ 
tnicht vor den andern Morgen, ſamm⸗ 


et euch Feine Schaͤtze auf Erden; die Urſa. 


che folget gleich darauf: Denn wo euer Schatz 
iſt, da iſt auch euer Herz; Deswegen aber 
muͤſſen wir doch arbeiten, und unſer Hausweſen 
ordentlich beſtellen; doch fü, daß wir, Dat 
aus nicht den Schatz unferes Herzens machen, 
ſondern wie es Der darauf folgende. 33. Verſ⸗ 
‚del erläutert, allezeit am erften hach dem 
Neid) GOttes trachten, und das übrige von 
feinem Segen erwarte W Da 





2 


XII; Der vrrnuͤnftige Bottesdienft. 217 


Das Leben eines Chriſten ift fo befchaffen, daß 
es ihm nicht weniger Meichthum, als Geſund⸗ 
heit, Ehre und Luft sumege bringen Fann. Die . 
Ordnung herrfchet in feinem Haufe; nichts 
wird bey ihm aus Ueppigkeit verſchwendet, nichts 
aus Liederlichkeit verwahrloſet; feine Ausgaben 
find nach feinem Einfommen eingerichtet: es ko⸗ 
ſtet ihm Feine Mühe mit wenig vergnuͤgt zu ſeyn. 
Er haßt alle thörichte Eitelfeiten, feine Tafel ift 
mäßig, fein Hausgeräthe rein, feine Kleidung 
ehebar ; Fein unnuͤtzer Pracht, Fein ungeitiger 
Aufwand, Fein leichtfinniges Borgen, Fein ge 
faͤhrlicher Umgang, mit verdächtigen Leuten, 
nichts Drohet dem Wohlftand feines Haufes den 
Umſturz, noch das Verderben. Gr ift fo reds 
lich, ſo aufrichtig, ſo Dienflfertig, Daß jederman 
gerne mit ihm zu thun hat; man verläßt ſich 
auf feirte Treue; man besahlt ihm gerne, was 
er verdienet, und man bleibet ihm noch Dazu vers 
bunden. Wie koͤnnte ein Menſch beffere und 
fichere Wege einfchlanen, fein geitliches Gluͤck zu 
befördern, und feine Einkünfte zu vermehren ? 


Diefes ift ein recht commodes Ehriftenthum, 
werden ung hierauf Die Derrenhuter fügen ; wo 
bleibet aber Das Kreuß? Davon Chriſtus geſagt: 
Mer mein "Junger feyn will, der nehme fein 
Areum auf fich und folge mir nach, Lue. 9, 
23. Wir find wwar nicht der Meynung,daß 
fich Diefer Spruch auf den Zuſtand aller und je⸗ 
‚der Ölaubigen, ſondern nur auf die erſte Sungee M 
und Blutzeugen Chriſti iede: Wir ſind a — 

De Ds. au 


218 XII. Dervernänfeige Bottesdien. 
ach nicht in Abrede, daß ein Chrift ben allen 
en ortheilen, auch noch vieles zu leiden 


“ 
> 


Sagte ehemals ein weifer Bender (*) Die Tw 
gend würde durch allerhand Widerwaͤrtigkeiten 
euͤbet, ß ift es auch allerdings eine Wahrheit: 
Ehriftenthum wird Durch Kreutz und Leiden 

ret. | | 


Das Leiden eines Ehriften aber kann ungefehr 4 
auf viererley Art verflanden werden: 1) giebt 
es ein wirfendes, 2) ein natürliches, 3) ein goͤtt⸗ 
liches, und 4) ein apoflolifches Leiden. _ 


1) Ein. wirkendes Leiden Tann man Diejenige 
palt nennen, welche ein Chriſt, beſonders in 
einen Anfängen, gebrauchen muß, Die ihm ans 
gebohrne Unart feines Herzens durch Chriſtum 
zu uͤberwinden, dem Boͤſen mit allem Ernſt und 
Eiffer Widerſtand zu thun, feine Affecten zu 
gtoingen, feinen Eigenwillen, feine Empfindlichkeb 
ten, ja feine, Dem Anſehen nach, befte Gemuͤths⸗ 
‚Neigungen, unter Den Schorfam des Glaubens 
zu bringen, und dem Willen GOttes zu un 
terwerfen. ieſes Leiden nennen wir deswegen 
wirkend, weil dadurch in ung der alte Menſch/ 
ſammt allen ſeinen Luͤſten und Begierden 
gekreutziget und getoͤdtet; und im Gegen⸗ 
iheil der neue Menſch in techtſchaffener Ge⸗ 
nn rechtig⸗ 





(9 Virtus non nifi ewercitio probatur, Seneca- 


XII. Der vernuͤnftige Bortesdienft. 219 


rechtigkeit und Heiligkeit hervorgebracht 
wird, Roͤm. 6. Eph.4r 24- BE 


2) Das natürliche Leiden kommt aus dem 
natürlichen Leben vom Fleiſch und ‘Blut, und 
von denen Aufferlichen Zufällen, Denen wir unsin . 
diefer Welt noch unterworfen fehen, als da find: 
Nahrungsmangel, Verluſt zeitlicher Güter, boͤ⸗ 
fe Nachreden, Verleumdungen, Gefahr, Nach⸗ 
ftellung, Beſchwetlichkeit, Schmerzen, Krank⸗ 

heiten, Todes⸗Faͤlle und dergleichen. 


3) Das goͤttliche Leiden beziehet ſich auf ei⸗ 
nen beſondern Zuſtand der Glaubigen, welchen 
einige Gottsgelehrten den Stand der Leuterung 
zu nennen pflegen. Er iſt mit mancherlen Zwei 
fel, Traurigkeit und Gemuͤthoͤunruhe, auch ge 
teilen -bey einigen, mit allerhand ſchweren Ans 
fechtungen begleitet, die aber nachgehends eis 
ne füfje Frucht der Gerechtigkeit bringen, 
denen, welche Dadurch find geuber worden, 
Hebr. 12, 11. Hieher gehöret infonderheit Die 
jenige göttliche Traurigkeit, Davon "Paulus, 
2. Cor. 7. redt: nn 


- Hier muß man Hand und Ruthe toͤſſen, | | 
Die uns zu unferm Beſten ſchlaͤgt. 


I | 

220 XII. Der vernünftige Betteedienit. 
en, mit Hindanſetzung alles zeitliche Wohlſeyns, 
wenn ſie auch wohl koͤnnten Freude haben, der⸗ 
ſelben nicht achten; ſondern Schmach, Verfol⸗ 
gung, Mangel und Schmerzen gern erdulden; 
auch, wenn es der Heiland von ihnen verlanget, 
ihr Leben ſelbſt zum Opfer dahin geben, und als 
ſo Die Wahrheit Des Evangelit mit ihrem Blufe 
befiegeln. | nt | 


Diefen Beruff hatten auffer Zweiffel Die Apo⸗ 
ftel und Martyrer dee erſten Kirche; Ein Be - 
null der fich bey ihnen auch durch auflerordents 
liche Gaben Des Beiftes und, Durch Wunder⸗ 
werfe legitimirte 5 wie roeit aber heut zu Tage, 
nachdem Die reiche der Welt Des ‚Deilandes 
worden, ſich jemand eines ſolchen Beruffs anzu⸗ 
maflen habe, Diefes laſſen wir einer höbern Ein 
f ht und der Erfahrung heimgeftellet feyn. Es 
key dann Diefenige Die um Der Wahrheit willen 

erfolgung und Ungemach leiden, wie es foldhe 
redliche Ehriften hin und wieder noch melde 


giebt. 


Da nun denen erſten Leiden Die Chriſten info 
weit, als fie nur noch dem Boͤſen über ſich die 
Herrſchafft laſſen, unterworfen ſind. Und die 
andere, nemlich die natürliche Leiden, ihnen bey 
weitem nicht fo ſtark, als den lafterhafften Mens 
ſchen zufegen. Die dritte Art von Leiden aber 


einen befondern Zuftand betrifft, der den Slaw 


ben erſtlieh vecht gründet und zur Vollkommen⸗ 
beit-führet; Und endlich zu Dem vierten —* 
em 





XI, Der vernünftige Bottesdienft. 221 


dem apoftolifchen Leiden, ein auflerordentlicher 
Beruff erfordert wird, welcher nur ben gewiſſen 
Slaubensrügen und Verfolgungen vorzufoms 
men pfleget 5; So bleibt es bey der allgemeinen 
Berheiffung, daß es denen Frommen foll 
wohl gehen; und Daß Dannenhero Feine glück 
—* Leute nicht ſeyn koͤnnen, als ſolche, die 
tſchaffene Chriſten ſind. Woraus noch 

weiter erhellet, daſi ein Chriſt mit nichten Urſa⸗ 
che habe, das Kreutz und Leiden zu ſuchen, noch 
ſich ſelbſt zu machen. Dieſe vorlaͤuffige Helden⸗ 
fücht iſt nicht in der Ordnung GOttes: fie ers 
wecket gemeiniglich bey einem Menſchen die ver⸗ 
kehrte Einbildung der Werkgerechtigkeit, und 
verleitet. ihn oͤffters zu den groͤſten Ausſchweif⸗ 
fungen. Man leidet auch oͤffters nur wegen ge⸗ 
ui Eigenfinniafeiten und unnöthigen Aus 
zeichnungen; und wäre Deshalben bel gefant, 
daß man folches Dem Heiland auf die Rechnung : . 
feßen wolie, als ob man um feinet willen Diefes 
oder jener leiden muͤſte. Wer in Diefer Welt 
die Mitteln verfüumerfeinen Zuftand zu verbef 
ern, und das Uebel von fich abzuwenden, der 

it ſichs ſelbſt beyzumefien, toann ihn Noth und 
Dürftigfeit überfället.  Leidet man aber, nach». 
dem man alle ordentliche Mittel, um das Lebe 
von ſich abzuwenden, gebrauchet hat, fo überläft 
man fich Barinnen dem Willen des HERRN. 
Man leider als ein Chriſt, nach GOttes 
Willen, und befiehlee feine Seele dem ge 
trenen Schöpfer in guten Werken, nicht 
aber ale ſolche, Dis durch ihre Werke gerecht 

| wer⸗ 


222 XH, Der vernünftige Gottesdienſt. 

werden, fondern durch den Blanben, Kim. ' 
45. [1 — ; 
- §. | VI. 


Mas auf die ſechſte Frage iſt geantwortet 
worden, beweiſet einiger maſſen poſſibilitatem 
in concubitu moralem, ratione ſenſualitatis. 
Eandem, puto, Stoicis ſuiſſe opinionem, qui 
fapientem in tauro Phalaridis dolores haud 
ſentire debere ſtatuebant: eſt abftrattio f 
mentis a corpore phyſice impofübilis ; dif- 
ferunt enim fenfus externi ab affedtibus 
animi, quatenus a ſtructura corporis mecha- 
nica dependent ; grata.appetunt ; mala, feu 
dolores fugiunt.. Privario doloris eft redu- 
&io ad quietem, non voluptas ; ineft aurem 
naruralis quædam rario ad. compellendum 
hominem ad concubitum vi quadam fum- -{ 
mæ volupraris:; alıas, genus humanum non 
longum perducerer zvum. - 


\ 





Wegen ber fulphurifchen Dünfte, Feuchtig⸗ 
feiten und flockenden af, pfleat man fonfl 
ſich nicht zu heprathen ; fie Fönnen auf andre 
Weiſe abgeleitet und vertrieben werden; man 
weiß heut zu Tage in den Klöftern, wie man 
dergleichen Beſchwerden, welche ex abundan- 
tia fanguinis entftehen, Durch allerhand gerther | 
lende Mittel zuvor kommen kann; die überflüf 
fige Säfte verziehen ſich ohnedem und werden 
von der Natur ‚gleich andere fuperflua. u 

ZZ — —— | re 





X. Der vernuͤnftige Gotteodienſt. 223 


ihre morus excretorios ausgefloflen, wo man 
andere den erfien Reitzungen widerftehet, und 
die angegriffene Phantafie auf andere Bilderund 
VPorwuͤrfe leitet. Wer dabey maͤßig lebet und. 
einen Schuͤler der Weißheit abgieht, dem wer⸗ 
den auch die Saͤffte ſo leicht nicht ſtocken noch 
entbrennen. U 


Allein, Brunſt leiden, will etwas anders ſa⸗ 
gen: Hic non eſt iſte dolor, ex ſola humo- 
rum .abundantia & inflammatione profici- 
ſcens; eſt ſtimulus carnis, cum indicibili 
imaginationis vi conjunctus, affectus animi 
æque ac corporis magice in amorem & con, 
ſenſum rapiens. - J | 

Wie nımöffters die Stärke der Phantafie bey 
einem Menfchen in dieſer Sache ad magiam 
usque dem Gemuͤthe etwas vorzuzaubern pfle 
get, alfo kann es auch wohl ſeyn, daß in einem 
andern Extremo die Empfindungen der Luft 
ſelbſt Den Einbildungsfräfften mögen unterwors« 
fen ſeyn; dergeflalt, Daß man das, was man 
wirklich fühlet, zu fühlen nicht glaubet. Wie 
weit aber ſolches moͤglich ſey, mag das Exempel 
der frommen Herrenhuter beweiſen. | 


, Das Geheimniß Ehrifti und feiner Gemeinde, 
in fo weit es durch den Eheſtand vorgeſtellet 
wird, leidet wohl Feine andere als geiftliche Be⸗ 
; fo genau nemlich zwey fich zaͤrtlich lieben: 
de fromme Ehegatten, dem Beift und. dem Leibe 
. nA 


224 XI, Der vernünftige Gotteedienſt. 


nach mit einander vereiniget find, fo genau iſt 
auch Die Verbindung Ehrifti und feiner Gemei⸗ 
ne. Andere Vorftellungen gehören ad philo- 





u fophiam :occultam : fie find ſo dunkel ımd fo 


verborgen, daß man fich felber darüber nic 
verfichet U | 


&. VII. 


ir bommen auf die Beantwortung der lehs 
ten Frage; fie handelt non Der Wiedergeburt. 
- Der Herr Graf haben fich zwar Darüber in dero 
Antroort viel gelinder, als einige andere Glieder 
der hetrenhutifchen Gemeine erfläret: „Mit 
„der Determination der Wiedergeburt, fanen 
„. biefelbe, laſſe ſichs, ſofern es ein goͤttlich Werk 
„ in ung iſt, nicht wohl fortlommen.“ Bier 
mit fiel alfo der wichtige Streitpunct hinweg/ 
worauf bisher Die Herrenhuter ihte ganze neue 
£ehrart von der Belehrung gegruͤndet haben, 
Vie follen wir aber Dasjenige verfichen, was ber 
Herr Sraf in der Antwort auf Die fünfte Frage 
zu ſetzen beliebet: „Das ift Die geringfie Idee/ 
» die man von einem Ehriften haben Bann, dee 
» noch vor zwey Stunden unbelehrt und ei 
_ » ann vor einer Minute mit der Vergebung 
» der Sünden begnadiget toorden ʒ hier 
nicht Die Wiedergeburt auf eine Stunde und 
Minute Determiniret ? _ 


Noch mehr; in dieſem Artickel wird ihr * 


seh folgendergeſtalk beſchrieben: Der m N 
U | $ 


xXu. Der vernünftige Botteedienft. ass 

n Hehet nach der Zeugung kutz oder kung ſtille 
» n Dahl bis die nen — Art zum Durch⸗ 

ruch, Beburt und Offenbarung fommt, 

» » und ber Menſch felb weiß⸗ daß er — 
„ ein Kind GOttes Iſt dieſes, wann 
man es mit De vothergehenben sufammen 
hängt, nicht eben Die Determination der em⸗ 
Pfindlichen Wiedergeburt, welche Die Derrenhus 
ter ftatuiren, und wovon allhier Die Frage ift? 
Will Diefes etwas andere ſagen; als wie eim 
leiblich Kind bohren wird, fo gehet es auch 
mit der den Geburt zu? Da giehtes Zeu⸗ 
—* merzen, Geburtowehen, Durchs 

ice und de h ꝛc. wo San aber 


Doarich war ich, ii — dir, es En 
denn, dag jemand von neuem ge 
dt, kann er das Reich GOttes feben. 


fel | mißſ⸗ 
Bi 4, da dieſer die Cache au en! jbliche Art 
* —* ec Fr ; au dee 


€ in —8 — B. 


Tel ſunt —— kn _petmirtuntur 8 a 


ſuis ſubjectis: Eine die in der 
— eine der noͤthigſten und 


8— bunt 
— unter, De neuen Geburt 


| fie bey allem ihrem aufrichtigen Glauben und 


226 XIL. Der vernünftige Gottesdienſt. 


verſtanden habe, lehtet uns Paulus am deutlich⸗ 
ſten, Ephef..4, 23. wann er ſpricht: So leget 
nun von euch ab, nach dem vorigen War 
del, den alten Menſchen, der durch Küfte in 
Irrthum fich verderber. Erneuert euc | 
aber im Beift eures Gemuͤths, und ziebet 
den neuen Menſchen an, der nach GOtt gw 
fchaffen ift, in vechtfchaffener Gerechtigkeit 
und Heiligkeit, &feq. Wolte man aber die 
neue Geburt auf eine gewifle Zeit und empfind⸗ 
liche Offenbahrung determiniren, und dieſelbe 
vor Das einzige Kennzeichen der wahren Bekeh⸗ 
rung angeben, fo kaͤme es bey vielen nur in Die 

fer Sache auf eine ftarfe Bhantafie oder Einbik 
dungskrafft an! Da im Gegentheil andre gute | 

fromme Ehriften, die Damit nicht begabet waͤren/ 
in Diefem Stück übel dran fenn würden, wenn | 








der unveränderlichen Treue ihres Willens, als 
worauf: es hier vornemlich ankommt; doch Der: 
gleichen glückliche Minute nicht su. nennen müß 
ten, da der neue Menfch bey ihnen fen gebohren 
worden. Deswegen aber koͤnnen fie doch die 
Wirkungen des ung erweckenden und erleuchten⸗ 
ben Geiſtes, eine Zeit vor der andern, mit gewiß 
fen Gnadenblicken und Andachts⸗vollen Kegur 
gen, Die Das Herz mit Glauben und Liebe erfüb | 
len, bey fich empfinden und gewahr werden. 
Ueberhaupt aber iſt die Treue des Willens/ 
dem HERRN ſich ledigkich allein und ohne 
alle Bedingung zu überlaffen, und das redli 
che Berlangen vor demſelbon in Unfehulb ur 
e ber $ ⸗ 





‘ 


Er 


XII, Der vernünftige Bortesbienft, 227 
Aufrichtigfeit zu. wandeln, wohl Das befte und 
ficherfte Kennzeichen, Daraus man bey fich Den 
neuen Menfchen; der, wie Paulus fpricht : nach 
GoOtt in rechtfchaffener Gerechtigkeit und 
Heiligkeit gefchaffen ift, erfennen fann ; zum ⸗ 
len, wenn man auch diejenige Geiſtesfruͤchte ger 
get, woran man Die Kinder GOttes prüffen und 
erfennen fol. 


Hierbey ift man weiter nicht in Gefahr, der 
blofien Einbildung zu vieles einzuraͤumen, noch 
auf eigene ſelbſt vermeynte Heiliafeit und Stärs 
fa baten. Man beſchweket feinen Derfiand 
weder mit allzu hohen Dingen nod) mit bioflen 
Hirnbildern,. die Öffters mehr von der Hitze 
des Gebluͤts, als von Der Erleuchtung und Of 
fenbahruna herkommen. on | 


Die Führungen GOttes find fo unterfihieden 
und mancherfey, daß wir von einer nicht roohl 
auf andere fehlieffen koͤnnen. Mit dem einen ges 


— 


het er Diefe, mit Dem andern andre Wege. 


Warum folten wir nur allein diejenige für 
richtig halten, wobey die Ausfehtweiffungen der - 
Einbildung am meiften zu beforgen md? Wie 
manche gute Keute verfallen hier nicht auf leere 
Iräumerenen und Cingebungen des Geiſtes, 
weil fie. die Empfmndlichkeit ihres Glaubens umd 
Ihrer Anbach gu weit in Die natürliche Phantafe 


keiben a 
Ze Da Maun⸗ 


\\ \ 


a2$ Xil, a 
Mancher hoͤret von Der Zeugung, vom 
bruch, von der Geburt, von der — 
und dergleichen Dingen reden; er Iinnet ihren 
nad), er ift von den Leuten, die fich bald anafi 
formen. Die Seele ſenket Ahr in dieſe 
ellungen; fie ift aller A beraubt, fie em 
Kinder nichts ale Furcht, Traurigkeit und 
chwermuth ; fie meynet, fie muͤſſe verzagen. 
Man ſagt ihr, das ſey gut, da wuͤrde was draus, 
ſie fo nur ausharren ; Auf diefe Geburtswe⸗ 
hen folge unfehlbar der freudige Anblick des 
neuen Menfchen. Was Wunder, wann ſich 
darauf wirklich etwas dergleichen bey ſolch 
Leuten ereignet? Alle fontt freye Kräfte der 
Sehen in nd hie efeffelt und vermögen weite 
feine ſcht anzuftellen ; fie weichen der 


7 &Stärfe Au: anafie und nehmen feine andere 


Desriffe mehr an, als folche, Die dem Eindruck 
Sheet Bilder ahnlich find. Das mit nichts an⸗ 
e Gemüth empfindet endlich 

—* zu Wehen es mit Colcher Abftractivis 
tät ift vorbereitet voorden ; und entziehet fich aller 
anderwaͤrtigen Gewißheit, deren der menſchli⸗ 
Fran Be and in Erkaͤnntniß ber Wahrheit ſonſt | 
ig ı 


Dieſer fo förmliche Proceß der vermeynten 
—— 7 iſt die Quelle, woraus hernach die 
verkehrte Meynung flieffet: man ſey mun auf 
einmal wiedergebohren und nad) gerade auch 
volllommen, man borte nicht mehr ben : 

er⸗ 


XII. DervernünftigeBottesdienft. 223 


ib uns unfer Schuld; es fen nun nichts 
als Ehriftus in ung, und alfo fundige man nich 


mehr. Ja en gehen einige von Denen auf diefe 


Weiſe neu befehrten Leuten fo weit, Daß fie ans 


Dre, Die fie vor unwiedergebohren halten, faum 


als unmiedergebohren betrachten ; fie find in ih⸗ 


ren augen nicht viel beffer als ein Vieh. Ih 

Argwo | 

etmas gutes glauben, als bis man ihren Mey⸗ 
nungen benpflichtet; Siefehen an fich nichts uls 


n laͤſſet ihnen von andern nicht ehender 


Tugend, Stärfe und Weißheit. Dingegen an 


andern nichts als Lafter, Gebrechen und Thors 


heit. Ja / man folte faft fagen: Die Siebe, Das - 


von man fie fiets reden höret, ſey nur ein Vor⸗ 


wurf derjenigen ‘Pflichten, Die fie von andern ers 


warten; fie aber erkennen fich zu weit 
Ä verbunden, ale was Kan 


ı weiter 
Abfichten gemäß feheis 
net: ihre Liebe zeiget Jich nur allein in dem Eiffer 
gndere Leute zu bekehren: Sie beginnet mit eis 
nem groffen Mitleiden über Derfelben ihren 


Nagenswürdigen Zuftand; fie gehet fort mi 


Warnen und Drohen, und endiget ſich, wann 
e nicht ihren Zweck erlanget, mit Richten un 
Verdammen. u 


Wir reden hier überhaupt: Wir beſchweren 
Die frommen Herrenhuter nicht mit dergleichen 
Auflanen ;. gleichwohl aber koͤnnen wir audy 


nicht leugnen, daß wir dergleichen Leute ale wie 


befchrieben, unter denenjenigen angetroffen has 
ben, die ihrer Demung, in Anſehung ve en 
3 Pin 


230 XI. Der vernänftige Bottesdienft. _ | 
pfindlichen Wiedergeburt beypflichten. Es wird 
dieſes genug ſeyn, uns die gefaͤhrliche Fol⸗ 
gen vor Augen zu legen, welche aus dem uͤbel⸗ 
veſtandenen Artickel der Wiedergeburt entſte⸗ 
hen koͤnnen. nn 


- Der Herr Graf haben uns ſonſt andermärts 

von der Bekehrung eines buffertigen Suͤnders 

fehr deutliche Ideen gegeben, beſonders in dem 
choͤnen Lied: unfer auserwaͤhltes Haupt. 
ie Worte ſind dieſe: | 


Wenn aber ein nerlohrnes Kind 
- Bom Tod ermacht, fich kruͤmmt und roindt, 
Und ficht das ‘Hofe, bie an, 

Und glaubet, daß es ſelbſt nichts kann; 
Verzagt an ſich, es geht ihm aber nah; 
Kaum fieht ſichs um, fo fteht der Heiland da. 


ier ift die Erfänntniß unferes natürlichen 
Elendes, das Verlangen fih Davon befreyet zu 
fehen, die natürliche Ohnmacht fich ſelbſt zu hei 
fen, und Das Mittleramt unſers Erloͤſers, Fu 
und unvergleich wohl ausgedrucft, 


Man ſteliet fich in allewege ficherer unter Die 

Sünder, die Buffe thun, und ſich befehren, ale 
unter die Pharifaer, die ſich ſchon für bekehrt 
und heilig ausgeben. Sermehr man Gnade 
hat, je weniger wird man ſich Derfelben ruͤhmen. 
> Man ift nie Fleiner und demuͤthiger, als je nähe 

on man 








XII. Der vernuͤnftige Gottesdienſt. 231 
man zu GOD kommt, und nie groͤſſer in ſei⸗ 
nem Sinn, als je mehr man von ihm entfernet 
ft, Der Weiſe ruͤhme ſich nicht ſeiner Meiß⸗ 
beit, und der Starke nicht. feiner Starke, 
rem. o, 23. So ich mid/aber je ruͤhmen 
ſoll, ſpricht Paulus, ſo will ich mich meiner 
Schwachheit ruͤhmen, 2.Cor: 11,3% 


⸗ 
=. 


Die Bekehrung ift ein aufrichtiges Beſtrehen, 
hinfort nicht mehr der Sunde zu dienen, 
fondern Dem lebendigen GOTT, und fer 
ne Blieder zu begeben zu Waffen der Be: 
rechtigkeit. Roͤm. 6, ı3. mithin fich zu ers 
neuern im Geifte des Gemüthe, und ar 
usieben den neuen. Menſchen, der nach 
erachen geſchaffen ift, in rechtſchaffener 

Ferechtigkeit und Heiligkeit, Epheſ. 4r 
23. 24. en as — 
Dieſe Bekehrung hat Ihren Anfang, ihren 
ortgang und ihre Vollkommenheit hr Ans 
ing ifl, wenn wir unfer natürliches Elend erken⸗ 
nen, unfere begangene Suͤnden bereuen, und bey: 
dem HERHM Gnade fuchen, durch welche 
wir gerecht und Erben des zraigen Lebens: 
werden, Tit.3,7. Man leget die Luͤgen ab, 
und redet die Wahrheit; man gie t dem 


Zorn und der —— nicht Raum; wer 
geſtohlen hat, der ſtielet nicht mehr, mal 
fhaffer mir den Haͤnden etwas gute, daß 
man habe zu geben dein Duͤrftigen; Man 
Pa4 laͤſſet 


* 


292 XIL Der nernünftige Gotteodient 
laͤſſet Fein faul Geſchwaͤtz aus feinem Mun⸗ 
De geben, ſondern was nuͤßlich iſt zur Beſſe⸗ 
Beilt, man iſt freundlich, herzlich, und vers 
ae oem we —— T uns 
Does Bortgan ‚IR, toenn wir in den Schranken 
der Gebote es fostlauffen, und erfüller 
. werden mit Erkaͤnntniß feines Willens, in 
allerley geiftlicher Weißheit und nd; 
Daß wir itslich wandeln, dem SErrn 





einen. guten et et: 
Babe den Kauff vollenden; Alnferr 4 Dit 
beygelegt Die Krone der Gerechtigkeit, wel 
cher Rice geben a v ne mie ch 
re er wir 
lein, ſondern auch allen, Die feine Erſchei⸗ 
nung lieb haben. . 


Sow der Glaube, Der aus der Erfänntmi | 
EOttes kommt, als Die Werke, Die auß dem 
Oilauben flieffen, erforbern eine ftets anhaftende: 
VUebung. - Man bittet den Henn, wie ehemals, 





xii. Der vernünftige Gorzebient 233 


Die Apoftel, unfern ſchwachen Glauben sa 
ſtaͤrken, Luc. 17, 5. Man erkennet ihn vor 
den Anfı und Vollender des Blaubens, 
Hebr. 2. Man huffet, weil er in uns das gute 
Werk angefangen hat, fo werde er es auch 
‚ Phil, 1, 6. bie man endlich ein 
vo ener Mann wird, nach dem 
Men des vollkommenen Alters Chriſti, 
Ephef. 4,13. Nicht ale folche, die ſich ein⸗ 
bilden, daß fie es ſchon ae hatten, 
fondern mit 


u * die aulo noch im⸗ 
mer agen ce ergt 
möchten, * fie von Ebrifto ergeiff 
(4 vıd 

Di nun unſere ei Aiti und ſchri 

—— von der Site F 
* rt. Die Gedanken 1 Srofen 
von dieſer Materie find — e 


di keit 
arbeit auf Dee Of enyufehe mie y eine 


Min diefelbe in Diefem noch mit * 
daß der Heiland die „Sünde fo wegneh⸗ 
me, und in Die Lieffe des Meeres 
werfe, pfleget man nach der gemeinen Auss 

von dem Derföhnungsopfer Chriſti zu 
verſte — andre a daß Chriſtus 
die Sünde . und um b sähe und zerruͤtte, 
daß nichts mehr daraus werden 
koͤnne, besichet fi m ſich auf den ae eines Glau⸗ 
Bio in dieſem Leben; {Y obwohl biefer noch noch: 


— | 
234 XIH. Dee vernnfeige Borteedin I 
vielen und mancherley Schwachheiten unter⸗ 
worfen iſt, ſo wird doch daraus nichts 
| er ; el Fein boßhaftter und vorfeglicher 

ün 


m 





“ 
%* % 
+ Bey dem Befchluß Diefes Artickels verfichen 
wir nicht wohl, was Ihro Hochgräfl. reellen 
von Der Tugend und Sittenlehre zu erinnern bes 
lieben; Gie fagen: » Daß man heute Das 
„ Stehlen, übers fahr Das Huren, über schen 
Jahr den Hochmuth, und mit dem heranna⸗ 
den Alter den Ausbruch dieſer oder jener Affen 
„cten loß werde, Das pflegen wir für, die arme 
„lige Wirkung der Tugend und Sittentehre 
5 du halten.“ 


Unter der Qugend und Sitenlehre welche 
man insgemein die Moral nennet, wird diejeni⸗ 
ge Wiflenfchafft verſtanden, weiche ung eine An 
leitung giebt, voie wir Durch Die Ausübung der 
Qugend jur wahren Weißheit, und durch dieſe 
zur beſtaͤndigen Gluͤckſeligkeit gelangen ſollen. 
Die Moral hat demnach mit der heil. Schrifft 
eineriey Endzweck, und folglich auch einerley Ur⸗ 
ſprung; denn alle Weißheit kommt aus ‚Bot 
und aller Weißheit Endzweck ift die Glückſelig⸗ 
feit. Wenn alfo diefe Moral eine fo ſchlechte 
Wirkung zeiget, fo ift folche wohl nich ihren 
Lehrſaͤtzen, ſondern der menfchlichen Schwach⸗ 

heit beyzutmeſſen. Sie A jedoch mitnichten —— 





— 


XI, Der vernünftige Bottesdienft. 235 


fruchtloß, daß ſie nicht bereits groſſe und weiße 


Leute ſolte gemacht haben; und doͤrften hierinn 
wohl an jenem Tage manche heydniſche Weltwei⸗ 


- fen viel der undankbaren Chriſten beſchaͤmen, 


weil: jene aus dem bloffen Lichte der Natur, 
GOTT und der. Tugend mehr Ehre erwieſen 
‚haben, als dieſe; da fie doch, Durch: dag Licht 


des Evangelii.erleuchtet, die Berheiffung einer 
heſondern göttlichen Beyhuͤlfe durch Chriſtum 
im heiligen Geiſt haben. 


Die Moral zeiget ung, wie wir wahre Wei⸗ 
ſen nach der Vernunft, die Offenbahrung aber; 


wie wir rechtſchaffene Chriſten durch den Glau⸗ 
ben werden ſollen; Die Moral hat nichts, das 


dem Chriſtenthum, und dieſes hat nichts, Das 


der Moral entgegen waͤre. Die Moral ift von 
der Nothwendigkeit einer höhern Krafft übergen; 
get, der Glaube beut ihr folche an, durch Chri⸗ 
ftum, und Diefer giebt ung Die verlangte Kraffk, 
Die Moral zeinef ung einen GOtt in.den Wer⸗ 
fen der Natur, in dem Verlangen unfers un 
fterblichen. Geiftes, in den Begriffen einer ges - 
funden Vernunft; fie giebt ung aber Feine 
Krafft, ung zu ihm empor zu ſchwingen; ihre 
bloſſe Erfänntniß vermag ung weber augunfteni 
natürlichen Elend heraus zu ziehen, nach ung eis 
ner eroigen Gluͤckſeligkeit fähig zumachen. Det 
Slaube erfuͤllet den Ieeren. Raum der natuͤrli⸗ 
Gen Begriffe und unſers Undermoͤgens; er 
fuͤhret ung zu dem Heiland der Welt, durch 
welchen man nicht mut GOtt näher kennen 
| nel, 


— 


236 XI. Der vernuͤnftige Gottesdienſt. 


fondern J ihm hinkommet und 
mi ihm Fe For m ie 


Hier findet man einen wundervollen Zufams 


| menhangber Natur und der Gnade⸗ der Vernunſt 
und bes Glaubens; wir ſehen anfallen Seiten die 
iſſe Kennzeichen, es iſt ein GOTT, es iſt ein 


gewiſfe 
Geſetz, es iſt eine Vergeltung des Guten und | 


des Boͤſen; und Daß man ja ſich nicht entfchub 
digen könnte, ale ob Diefes allı — — gerechte 
und nütige Weſen, ſich vor ung verborgen hieb 
te; —* et uns gleichſam der Strahl ſeines 
goͤttlichen Lichts, bis in die verborgenſte Winkel, 
wo wir kaum mit unſern Augen, mit unſern 
Sinnen und mit unfern Gedanken hindringen. 


Wie ſolte man eine ſolche Wiſſenſchafft, wel 


che wir aus der Natur und Sittenlehre erler⸗ 


nen, einen Chriſten verdaͤchtig machen koͤnnen? 
Es iſt vielmehr zu glauben, daß die Verſaͤumniß 


derſelben dem Chriſtenthum und deſſen Ausbrei⸗ 
tung bey den Unglaubigen vieles im Wege ſe⸗ 
tze. Denn man hat es aller Orten, obgleich mit 
laſterhafften, doch mit Vernunft und Sinnen 
begabten Menſchen zu thun, welche keine andere 
Wahrheit annehmen, als deren Gewißheit man 
aus gewiſfſen Gruͤnden ihnen darthun kann. 


Die Moral iſt alfo gleichſam der Grund, wor. 


anf die ganze Offenbahrung fich besiehet 5 fie iſt 
vor Menfchen gefehrieben, welche eine 7 
ihrer 


J 


— 





XII, Der vernünftige Gotteodienſt. 237 


three Natur ee ahigfeit haben, bas 
N von Dem st nd Das Gute son 
Boͤſen zu unterfcheiden. Chriſtus und feis 


ne ne of haben in allen ihren Lehren fih nah _ 


Diefer natürlichen Zähigfeit der Menfchen gerichs 
tet; fie wolten en nichlr daß man ihnen in einer 
Sache Glauben beymeffen folte, ohne bie ah 
heit von Derfelben zu unterfuchen. So ich 
ach, fpricht Ehriftus, die Wahrheit fager 
warum glaube ihr e mie nicht, Joh. 8, 
Ä Jeß Unlerſuchung gründet A auf das —8 
liche Licht und Recht, auf die Erkaͤnntniß des 
Guten und des Boͤfen, woraus das eingeſchaf⸗ 
fene Weſen unferen Seelen beftehet. Die heili⸗ 
a Schrifft erklaͤret ung den Willen GOttes auf 
Eine Art, voelche Der Natur unfere Geiftes ges 
maß iſt; Wir finden den Grund ihrer Lehren m 
- anferm eignen Dessen; Wir find überzeuget 
daß wir nicht beffer thun Binnen, als ihren Lehs 
ren folgen; Leiten ung gleich ihre Geheimniſſe 
weiter als die Vernunft, jo iſt es er nice un 
umtes vor Die Dernunft, S | 
‚diei de ihigkeit überfte eigen, fo ba D ie 
u die Eigenfchafft der Goͤttlichkeit an ihnen 
wahrnimmt. 


Die Moral leitet und vermitelſ der geſunden 
Vernunft nicht allein zur Erkaͤnntniß GOttes, 
als des hoͤchſten Guts, ſondern fi ie lehret uns 
BE Sm BIO u en Se 

£ uns die ichſte rifſe von 
en und Boͤſen, von Den Tugenden ud taſten 


238 XI. Der vernünftige Gottesdienſt. 
von dem Wahren und Falſchen, von dem Wirklich⸗ 


guten und von dem Scheinguten: ſie lehrt uns 


eine Sache gruͤndlich und ohne Vorurtheil ein⸗ 
ſehen; fiegiebt allen Worten ihre eigentliche Bes 
Deutung und Auslegung; kurz, ihre Schlüffe find | 
nach einer reinen Bernunft. Ohne Moral iſt auch 
der froͤmmſte Menſch nicht gefehickt, Die heilige | 


Schrift zu erfiaren ;_ Er weiß weder Die eigent⸗ 
liche Bedeutung der Wörter noch der Sachen. 
Er vermengt Das Hiftorifche mit dem Geſetzge⸗ 
henden, das Hohe mit Dem Einfältigen , das 
Deutliche mit dem DBerborgenen. “Der Glau⸗ 
be giebt-ihm wohl Die nöthige Erfanntniß zur 
Seligkeit, er macht ihn abet, ohne die vorherge⸗ 
hende Mitteln aus einem Ungelehrten zu Feinem 
Gelehrten; Man befommt-die Wiſenſ hafften 
nicht, wie ehemals die Apoſtel, per ha 
infuſum, oder durch ein Wunderwerk; Man 
muß fie lernen, und wie die Knder vom AB GE 
anfangen. | % 


Wenn alfo gewiſſe gute Leute in ihrem Be⸗ 
fehrungseiffer fich über die heilige Schrift her⸗ 
machen, und folche anderen mit. groflem Eifer 
auslegen ; fo halten fie fich entmeder bey den 


bloſſen Worten auf, wie folche in ihrer witten 


berger Bibel ftehen ; oder, wenn fie damit nicht 
alfenthalben fortkommen Fönnen, da Diefer over 
jener Spruch ſchwer zu verftehen ift, - und 
die figurliche Medensarten der - orientalifchen 
Möffer nothwendig eine verminftige Auslegung 
ertordern 5 fo verfallen fie auf eigene ee 
| | Mey⸗ 


tum | 








XII. Der vernänfsige Bottesdienit, 239° 


Meynungen, und beruffen fich Darüber auf ihre 
Wiedergeburt, vermög deren fie fich Die Gabe 
zueignen, Die Geiſter zu prüffen, die Schrift u u 
erftären und das Evangelium zu verfändigen; 
Da hernarh gar nicht mehr mit ihnen fortzufoms 
men iſt, weil man ihnen entweder fchlechterdinge 
Hecht laſſen, oder in ihren Augen vor einen Ver⸗ 
nünftfer und Unglaubigen paßiren muß. 


Es wäre leicht zu beweifen, Daß die meiſte 
| — Irrungen, Secten und Zaͤnkereyen 

in der Religion von lauter ſolchen Leuten herruͤh⸗ 
ren, Die Feine gruͤndliche Moral verſtehen, folge 
li) den richtigen Gebrauch der Vernunft wider: 
ale Abfichten GOttes, zumeit weggeſchmiſſen 
haben ; Da im Gegentheil diejenige, welche ſol⸗ 


che in der Abficht gebrauchen, zu welcher une . 


bie göttliche Weißheit folche verliehen, mit der 
Religion weit behutfamer umgehen ; nur menis 
ge, aber Deutliche Slauhensartickel ſetzen; nichts 
annehinen, was fich felbft widerſpricht; Feine 
dunkle Säße zu Srundfehren machen; die Ges 
heimniſſe als Scheimniffe gelten laffen, und fich 

am wenigſten in bie fo ſchaͤdliche Religionoſtrei⸗ 
tigfeiten einmengen ; mithin Die Ruhe, den Frie⸗ 
den und die Einfalt des Glaubens am allexmei⸗ 
fen in der Kirche zu erhalten trachten. 


Die Urfachen find demnach wichtig, marum 
em Ehrift, der einen Lehrer und Ausleger der heiz 
ligen Schrift abgeben will, eine gründliche Mo⸗ 
ral vesfichen ſoll; denn fie iſt eine Erfänntnig 
| | uns 


240 XII, Dee vernünftige Gotteodienſt. 

A ee chten, nach A dee unferem 
infe Kar fenen Be eigion; woehs | 
3 eligfeit er rd seit == 
Sompei Au8 Det göttlichen Oecono Deconomie erläw 


Sie Propheten und Apoſtel, ja umfer Heland 
ſelbſt, haben die Moral gepredigt; Die Ge⸗ 
heimniſſe, welche ung dabey mit offenbahret 
ſind, berpflichten ung mur in fo weit, alg fie ein 
Geſetz nach fich sehen. ar danke Sn 

tung Gottes in dem ABerf 
bleibet unferm Verſtand ein —e 
Geheimniß; Allein der Daraus flieſſende ren 
be und die Damit verfnüpfte tigBeit von 
und durch Ehrifium ift ein Vorwurf. unferes 
Willens, der aufrichtig, einfältig und mor 
wirffam feyn, das ıfl, folche Tugenden 
hervor bringen muß, Die ung heilig, gerecht, unb 
folglich ſelig machen. 


Und dieſes iſt alſo unſer vanůnſtier Gotles⸗ 
dienſt nach der leichten Lehrart des Heilandes. 
Haben wir ung geirret, oder etwas in ber vol 

— Hochgräfl. Antwort nicht recht vers 
fanden, fo gefchiehet ung eine roirfliche W oh 
‚hat, wo man ung eines beſſern umt 
wird. Dann wir empfinden und find bern 
baß inſer Wiſen nur Stuͤckwerk ſey. 








Wann 


[N h) N 


” * 


ſtaͤndlich vorkommen. 


xii. Der vernünftige Bortesdiehft: 241: 
Wann aber Eommen wird das Vollkom⸗ 
mene, ſo wird das Stuͤckwerck aufhoͤren. 
Wir ſehen jetzt durch einen —— einem 
dunckeln Wort, dann aber von uber 218 
Angefiche. Biß dahin bleitber Glaube, Hof⸗ 
no "Liebe, die Kiebe aber ift die groͤſte, 
und befchliefiet alles. 1. Cor. 15, 10.12. 13. | 


XI. 


gurzes Bedencken, von der Ein⸗ 


falt des Glaubens, in einem einzigen 
+ Glaubens: Artikel. 

Si —— daß der Glau⸗ 
be ſo vielerlen Begriffe und Wi en 

- ten in fich halten folte,: welche Faum de 
nen en Kharffinnigiten und —* etfien Köpfen en. 
6, unferm Heiland; 
und Geſetz⸗Geber ift an dem Heyl unfser Seelen ; 


alluviel gelegen, als daß erdas Mittel, worauf. 
unſre Seeligkeit anomun/n nicht deutlich elf er⸗ 


— — — — 


| 


kaͤret haben. 


Kr muß bemnahrene gewiſſe Geund⸗ „Wahr 
heit ſeyn, welche die andern alle begreift, und 
—— Diejenigen, verſtehen muͤſſen, die da ſu⸗ 

chen ſeelig zu werden. Daß man zu dem Ende 
die enn hei Schrift innen haben und verſtehen 
muͤſſe, Bann nicht wohl ſeyn; es wuͤrde auf dieſe 
Art niemand ſeelig werden; Dannmerfannfagen: 
daß er die ganze Heil, Schrift innen habe mon: 

Ak: Seit, OR fhn 


243 XIII. Aurzes Bedenken von der 
ſtehen koͤnne; Die Gelehrten ſeldſt find über den 


Grund⸗Text und ihre Auslegungen noch uneins; J 


was ſolten dann die Unwiſſenden davon glauben? 
Solten es aber einige Stellen der Schrift insbe⸗ 
ſondere ſeyn, —— tausgemadit, 
welche eigentlich,Diefelbige fenn. möchten. Gleich⸗ 
wohl muß es eine folche Grund⸗Wahrheit geben, 
oder wir haben Feinen Grund nod) Gewißheit 


zur Seeligkeit. | 


Dieſe Grund » Warheit muß Die Eigenſchaft 
haben 1,) daß fie.deutlih, 2.) allgemein, 3) | 
‚nach der Fähigkeit aller, auch der fi Fa 
fien Menfchen eingerichtet fen: Waͤre fie nicht. | 
deutlich, ſo koͤnnte man fie nichtverfiehen; wäre. 1 
fie nicht-allgemein, fo könnte fie nicht alle M | 
fchen verbinden; waͤre fie nicht nach der Sahige | 
Feit aller, auch der —— — Menſchen, 
eingerichtet, ſo hätten die Einfaͤltigen, welſche 
a Die meifte Froͤmmigkeit befisen, Teinen 

i. 


Dieſes alſo voraus geſetzt, ſo wird gefragt, ob 
nicht eine ſolche zur Seeligkeit aller Menſchen nͤ⸗ 
thige Grund⸗Wahrheit in der Heil. Schrift en⸗ 
halten waͤre? Verſchiedene Gelehrte, haben dar⸗ 
über verſchiedene Meynungen. Liebſter Heyland/, 
haft Du dich dann nicht Deutlich offenbahret? 
For es fo viel Muͤhe die Menſchen zu überreden, 

du fenft Ehriftus der Sohn GOttes, von 
welchem alle Propheten zeugen, daß durch 
feinen VNahmen/ die an ihn glauben, Ver⸗ 








‚XII, Binfalt des Glaubens. - 243" 


werden follen Adt.4, 12.810,43. Diefeg 


gebung der Sünden empfangen und ſeelig | 


ift ver Sfnhult des ganzen neuen Bundes; Der’ 


Anfang, Das Mittel und Ende, aller unfrer 


Glaubens⸗Lehren; Dann alle diefe find geſchrie⸗ 


ben, daß wir glauben follen, IEſus fey 


Ehrift, der: Sohn GOttes, und durchden 


Glauben das Leben zu haben infeinem Nah⸗ 


men. S$oh.20,31. . 


| Diefes ift alfo die Grund - Wahrheit unfere 


riftlichen Glaubens, nemlic) der Glaube an 


JEſum Ehriftum, durch welchen wir einen 
suganıg haben zu diefer Bnade, daf wir ges 


e * 


recht werden und Friede haben mit GGit. 


Roͤm. 5, 1. 2% 


| Diefer Glaube aber muß nicht hiftorifch ſon⸗ 
dern [ 


Slaubens leben, Sal. 3, 11. d. i. und feinen 
Glauben durch Die Werke bezeugen; Dann deu 


laube, wann er nicht Werke bat, kan 
nicht Fes machen, und iſt an ihm felber 
todt. 


endig ſeyn; Der Gerechte muß ſeines 


ac. 2, 14. 17. Dieſe Wercke aber beſte⸗ 


hen in der Liebe, dann die Liebe iſt das Band | 


der Oolltommenbeit. Col. 3,4. | 
Diefe ganz einfältige Lehre, welche auf ben 


GBlauben an Ehriftum und auf ein heiliges Leber 


dringet, hat Die drey obige Eigenfchaften voll 
kommen: Sie iſt deutlich, allgemein, und nach 
der Faͤhigkeit aller. Menſchen eingerichtet. Die 
u 2 Daraus 


244 XUl, Aurses Bedenkenvon der 


* daraus flieffende Wahrheiten von des Menfchen: 
Elend, von der rechtfertigenden Önade, von der 
Erloͤſung Ehrifti durch fein Blut, von dem alle 
Gebote in fi) haltenden Geſetz der Liebe, find 
alle ganz Deutliche Lehr⸗Saͤtze, die man leicht ver: 
ftehen kann; Sie find auch allgemein, dann fie 
werden von Beiner Kirche in der Ehriftenheit an⸗ 
gefochten, oder in Zweifel gezogen; fie find 
nicht weniger duch) ganz einfältig, denn man kann 
fie fo gar den Schwachfinnigften beybringen und 
gerfichen machen. | 


Meynungen, Wörter » Kriege, Lehr : Säse 
nach eigener Weißheit, ſymboliſche "Bücher, 
gelehrte Critick, Wiſſenſchaft der Alterthumer, 
alle Diefe Dinge gehören nicht hieher; fie lauffen 
gemeiniglich nur aufleereSragen hinaus, Die nicht 
zur Beſſerung dienen, und hernach in fo viele 
Secten ausbrechen, als Menfchen fich finden, 
Die von ihrer eignen Weißheit eingenommen find. 
Die um Worte sanken, welche nichts nuͤtze 
gm dann zu verkehren die-da zuhören. 1. 
im. 2,14. Die allerhand Stagen aufbrin⸗ 
gen, die der Schrift-Meifter feyn wollen, 
and Doch nicht verfteben, was fie ſagen und 
feen. 2. Tim.2,14._ Der Menſch richtet nicht 
Die Dinge,. die Des Geiſtes GOttes find, und 
wegen der Sschmwachheit feines Verſtandes hat 
gr dermahleins nicht Nechenfchaftzu geben. An 
jenem groflen Tag wird ber gerechte Richter nicht 
| — wie er dieſes oder jenes Geheimniß ver ⸗ 
nden, ſondern wie er gewandelt habe? Bon! 





Ä 
| 


XII. infalt des Gaubens. 247 
daß ein jeglicher empfabe, nachdem er ge⸗ 


bandelt bar, bey Leibes⸗Leben, es fen Boͤß oder 
Gut. 2. Cor. 5/ 10. 


Die Chriſten ſind niemals beſſer zuſammen 
vereiniget, als wenn ſie ſich ſolcher geſtalt allein 
an den Grund ihres Glaubens halten, und ſich 


| davon auf Feinerley Weiſe ablenken laffen. 


Der Glaube aber ift mit nichten ein Werk ders 
jenigen Bilder, die fich im Gehirne zeugen; ſon⸗ 


dern eine Wirkung der Gnade in der Faͤhigkeit 


unſeres Willens, dadurch wir GOtt in Chriſto 


ergreiffen, und ung befleiſſen feine Gebote zu 


halten. 


Chriſtus hat uns eine Religion geprediget, 


| ‚die fo weit von dem Aberglauben, als der Frey⸗ 


geifterey entfernet iſt. Deſſen Lehre hat den 
Caracter der Göttlichkeit fo wohl in dem Groſ⸗ 
fen, als in dem Kleinen. Das Majeftätifche, 
das Tieffe, Das Unbegreiffliche beziehet fich auf 
GOtt; Das Deutliche, das Niedrige und das 
Geſetz⸗Gebende auf die Menfchen. Der Menſch 
findet hier alles, was ſeine Begriffe vonder Goti⸗ 
heit kann ausfuͤllen; Er findet hier alles, was 
ihn verpflichten Bann, von einem foldhen Weſen 
ale Vollkommenheit fich vorzuftellen und völlig 


von ihmabjuhängen. Er findet Den Grund von 


den Lehren des Heylands, und ihre Gewißheit 
in feinem eignen Hertzen: Was du willt, daß 
andere Leute dir thun follen, das thue du 
ihnen auch. Chriſtus will, wir füllen ſeyn, mie | 

3 ie: 


— 


246 XII. Rurtʒes Bedencken vonder 


Die Kinder. Ein gutartig Kind liebet feine Eltern, | 
es ift ihnen gehorfam, es folget ihnen ohne zu 
wiffen wohin; es hat keinen Argwohn, Furz es 
liebet und läflet die Eltern forgen ; diefe find mit 
Ihm zufrieden und dem Kind ift wohl. Unſchul⸗ 
Diger Entwurf des Ehriftenthums, Hier gilt Fein 
Ba und Meynungs⸗Eyfer. Hier urtheilet, 

ter verdammet Feines den andern. Hier darf ſich 
auch ein Paulus feiner hohen Offenbahrungen 
halber nicht überheben. Chriſtus der Gecreutzigte 
jſt der groffe und kleine Eatechifmus, Der Inn⸗ 
halt und die Auslegung der gangen Bibel, 


Die Theofophie oder Weißheit in göttlichen K 
Dingen erfordert einen geroiffen Stand der Mes 
bitation, Der eigentlich zum Glauben nicht mit 
gehöret. In dieſem fehen wir etwas von Derjenis 
gen heimlich verborgenen Weißheit GOttes 
davon David im Pf. 5, 8. Bir fehen aber fol 
che nur in einem Dunckeln Schatten, tworinnen 

n wenig Licht und Klarheit blicke. Diefer 
Stand der Meditation if eine'Befchäfftigung der 
menfchlichen Seelen, die fich mit ihren Verſtan⸗ 
des Kräfften in Fan Vorſtellungen einſencket, 
welche ihrem unſterblichen Weſen einige Nah⸗ 
rung geben; ſie iſt darin von dem Glauben un⸗ 
terſchieden, weil dieſer auch ohne —— 
welche wir in dem Verſtande ſuchen, beſtehen 
kann. Die Weißheit iſt nur fuͤr ihre Kinder, 
man kann glauben und doch nicht weiſe ſeyn, und 
in gewiſſer Maaß weiſe ſeyn und doch nicht glau⸗ 
ben. Der Glaube aber iſt unendlich beſer 
Wei 





XIII. infalt des Glaubens. 247 
Weißheit. Das Exrempel Salomonis und der 
Heidniſchen Welwelſn zeiget ſolches zur Ge⸗ 


nuͤge. 


Dieſes alles fon ung lehren, wie wenig Ur⸗ 
he wir haben, ung wegen verfchiedener Mens 
nungen über göttliche Dinge von einander in fo 
vielerley Secten gu trennen, ‘und dieſe Trennuns 
En en noch immer weiter zu treiben. ie ſchlieſ⸗ 
en demnach dieſes Furke Bedencken mit ben 
Worten Pauli. Wer bift du, daß du einen 
fremden Rnechtrichteft? Er fteber oder fals 
ler feinem Seren. ibid, 13. Ich ſatze davon, 
daß untereuch Eeiner fpricht: Ich bint Patıs 
lifch, derandere ich bin Apollifch, Der bite 
te ich, bin Repfifch, der vierdte ich bin Ch 
ſtiſch. Wie? ift dann Chriftus num —8* 
net Iſt dann Paulus vor uns gecreug iget, 
er ſeyd ihre in Pauli Namen getanfft? 
—F 12,13. Darum laſſet uns dem nachs 
ftreben, Das zum ‚Srieden und Befles 
rung unter einander Diener. 
Roͤ m. 14, IO, 





D4 De 





248 XIV Der Soldat. 
’ —X 
| "XIV... 0:05 
Der Soldat. 

| 1738 
Ä Jeſer Enttourff ift einige Jahre hernach in 
® Franzoͤſiſcher Sprache weiter qusgeſühnrt 
worden, und unter dem Titul: LeSol- 
‚dat, ou le metier de ia guerre conſiderẽ 
‚eomme le metier d’honneur'‘: à Francfort 
: chez Joh, Fried. Fleifcher ı 743. herausgekom⸗ 
‚men , welche Abhandlung das folgende Jahr 

| nao mit einigen Zuſaͤtzen bey eben Diefem 
Verleger auch in teutfcher Sprache mit diefem 
Titul erſchien: Der Soldat oder Kriegs⸗ 
‚Stand betrachtet ale der Stand der Ehre, 
theils aus dem Sranz oͤſiſchen des Verfaſſers, 
theils aus deſſen anderwaͤrtigen Aufſatzen 
vermehret und auf das neue herausge 

ben. Franckfurt und Leipzig bey Joh. Friedr. 
Fleiſcher 1744. Oegenwaͤrtiger Diſcurs aber 
iſt als ein kurtzer Auszu non dem sanken Werck 
zu betrachten, und bat him tind wieder verſchie⸗ 
dene Anmerckungen weiche indem voſtaͤudigen 
Werck nicht vorkoammen. 


Dem 


XIV, Der Solda. 24 = 
| | Dem | 
Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, 
| HERRN | 
Einf Ludwig, 
Landgrafen zu Heffen, Fuͤrſten zu 
Herßfeld, Grafen zu Tabenelnbogen, 


Dieb, Ziegenhain, Nidda, Schaumburg, 
| Pienburg und Büdingen ꝛc. 


Meinem Bnädigften Fuͤrſten und Herrn, 


VDurchlauchtigſter Fuͤrſt, 


Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr. 
MWurer Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht 
unterſtehe mich gegenwaͤrtige Gedancken 
von dem Soldaten⸗Stand unterthaͤnigſt 
zuzuſchreiben. Ob ſolche nicht zu weit 
5 wa⸗ 





‚20 XIV, Der Soldat. 


wagen, da fie fi erfühnen, einem fo weiſen 
und geoffen Sürften vor Augen zu fommen, dar⸗ 
über wuͤrde ic) allerdinge in Surchten ri 
mann Dero ausnehmende Huld und gantz 

liche Großmuth nicht mir und aller Weit befannt 
ware, | | 


Einen Helden blog auf das Papier zu mahlen, 
ohne dabey ein Urbild aufsuftellen, doͤrffte me; 
„nen Meynungen vieles von ihrer Wahrſcheinlich⸗ 
feit benehmen. Ew. Sochfürftliche Durchs | 
laucht noch über Dero Sirlien-Ihron erhabene 

Idensund Regenten» Tugenden, werden hin, 
laͤnglich ſeyn, folche zu rechtfertigen, und mir 
ſtatt eines Beweiſes Dienen, daß wuͤrcklich ders | 
gleichen Eigenfehafften, als zu einem Helden ge | 
hören, in ‚groffen Gemüthern. ihren gewiſſen 
Grund haben. 0 | 

Gott erhalte Ew. für. Durchl. nach 

einer Fünffzigjährigen preißwuͤrdigſt zurü eley 
ten Regierung, in Dero ge egneteſten ‘Alter, 
noch viele Jahre, in allem oͤchſterwuͤnſchten 
Wohlergehen, und laſſe auf Sie und Dero gan⸗ 
tzes Hochfuͤrſtl. Sauß die allermildeſte —2* 
ſeiner Gnade und feines Seegens flieffen. 
dietu Ich verharre mit der allertieffſtern Ehrey 

jetun 


ig | | 
Ew. Hoch⸗huͤrſtlichen Durchl. 
Meines Gnaͤdigſten Fuͤrſten und · Herrn. 
AAnnlehthaͤnigſter Enecht und Vaſau 
3.. M. v.8. 





XIV, Der Soldat. 251 
on 


Don dem Soldaten-Stand und defien _ 
0 Urſprung. 
N Enn man die Menfchen von auffen betrach⸗ 
> tet, fo fülte man nicht glauben, daß fie zu 
etwas grofles und edeles gefchaffen waͤren; der 
eintzige Vorzug, welchen fie vor den Thieren 1% 
ben, beftehet in einem denckenden Geiſt, der ſich 
in unendliche Begierden ausſtuͤrtzet. Ein Vor⸗ 
19, welcher zwar unausfprechlid) groß, aber 
zugleich auch von der Art iſt, daß er ung ſowohl 
in ein unendliches Leiden, als zu einer unendlis 
chen Stückfeligkeit hinbringen Bann. | 
Wir finden in dem Weſen Diefes Geiſtes fichere 
Spuren einer unendlichen Faͤhigkeit. Wir fuͤh⸗ 
Im gewiſſe Neigungen, welche ung nach einer 
vollkommenen Gluͤckſeligkeit trachten machen; da 
wir Doch zugleich Durch Die wiederwaͤrtigſten Leis 
denfchafften hingeriffen, an ſtatt Diefer Stückes 
igfeit, nur mehrentheils Kummer und Schmer⸗ 
tzen bey uns naͤhren. Wir fönnen Daraus, wann 
wuir auch nichts von einer gefchriebenen Offenbah⸗ 
tung wuͤſten, vernuͤnfftig ſchlieſſen, daß unſere 
Natur von Dem Endzweck Des weiſen Schoͤp 
weit abgewichen ſeyn muͤſſe. 


Ein gewiſſes der menſchlichen Seele einge— 
ſencktes Licht und Recht, lodert nur noch hier und 
da; Die weiſeſten Menſchen ſpuͤren davon nur eb 


’. 


252 xIV. Der Soldat. 


nen matten Sn, und Die meiften leben, als 
ob gar Feines r 


Aus dieſer elenben Veſhaffenheit, da die Ma 
chen nicht mehr wuſten, was gut und was boͤ 
war, entſtund ein allgemeiner Verfall ihre 
‚gangen Goſchlechts; fie rieben ſich ſelbſt ein ander 
auf; eg entzundete ſich unter ihnen allen ein 
Krieg gegen alle; die Gefahr nahm täglich über 
band, und der Greuel der Verwirrung Drohete 
einem mit Dein andern Das Verberben; die Hıf 
nafeit ihrer Vesierden erregtenichts als Wuth und 
Sendfei igfeit. Der Stärdere ſchmiß den 
Schwächen zu Boden, und wer die Macht hat 

fe, Fonntethun, was er wolte. 
Tune cadeshominum generi tunc c proelia 
nata, 


“ Sm diefem jänmerfichen Zuftand waren fie weit 
ungluͤckſeliger als die Thiere; ihr Verſtand mach⸗ 
te ihnen alles, was ſie litten, doppelt empfind⸗ 
lich, ja, er vermehrete diefe Empfindlichkeit biß 
zur äuflerfien Qua 


Diefes bewog die Bernbnfiften unter den 
Menfchen, daß fie mit ihren Sreunden und 
dachbarn ſich in eine gewiſſe Verbuͤndniß und 
buͤrgerliche Geſellſchafft einlieſſen, welche ſie mit 
verſchiedenen Ordnungen und Geſetzen, wie ſie 
ſolche zu ihrer allgemeinen Sicherheit für noͤthig 
erachteten, befchränckten. Gleiche Noth gebade 
se Abfichten. Man bauete Städte, un 





XIV. Der Soldat. 253 


umfchloß folche mit Mauren, um gegen den 
Ueberfall böfer und feinpfeliger Menſchen fich su 
beſchuͤtzen. 


Dieſe erſte Verfaſſung eines ordentlichen ge⸗ 
meinen Weſens aber, wurde immer bald von in⸗ 
nen, bald von auſſen angefochten, und entweder 
durch unruhige wilde Koͤpffe, die ſich keiner Ge⸗ 
ſetzbarkeit unterwerffen wolten, oder durch ge⸗ 
häßige boßhafte Nachbarn geſtoͤhret. Soichen 
nun muſte man ſich mit Gewalt widerſetzen; 
daraus entſtunden die erſten Anſtalten eines recht⸗ 
mäßigen Kriegs, dabey ein jeder redlicher Bur⸗ 
- ger fich verbunden. hielt, einen Soldaten abzus 
geben, und vor Diegemeine Sicherheit zu flreiten. 


Eine Haußhaltung, eine Dorffichafft, eine 
Stadt fügte fich auf ſolche Weiſe zu der andern, 
und machte eine gemeinſchafftliche Sache unter 
ſich, den Frieden und die Gerechtigkeit zu erhal⸗ 
ten. Sie errichteten Geſetze und Ordnungen. 
Sie ernannten unter ſich die weiſſeſte und erfah⸗ 
renfte Männer su Vorſtehern und Richtern. Die 
Tapfferſten und Stärckften aber hatten.die Ehre 
zuihren Beſchuͤtzern und Oberhäuptern erwehlet 
 umerden, um Das gemeine Weſen gegen auss 
waͤrtige Sewalt und den Srevel boͤſer Men⸗ 
Ken zu beſchuͤtzen. “Hierauf gefchah es, Daß 

fe Oberhäupter der ihnen übertragenen Macht” 
mißbrauchten, ihr Amt zum Eigenthum, ihre 
Mitburger zu Unterthanen, und ihre Unterthas 


den zu deibeignen machten. 
u Auf 


\ 


. 


254 XIV. Der Soldat. 


Auf Diefe XBeife wurden aus bürgerlichen Ge⸗ 
felfchafften, erbliche Neiche, deren Eintoohner ! 
ihre Gluͤckſeligkeit und Ruhe num nicht mehr von 
der natürlichen Billigfeit und ihren freyen Kathy 
fhlägen, fondern von bem blofen Willen und 
Wohlgefallen eines eingigen Beherrfchers erwar- 

ten muften.. Der Fuͤrſt war nicht mehr vor das 
Volck, das Volck war vor den Sürften. 


Eine ſolche unumſchraͤnckte Macht war die 

Frucht einer ungemefjenen Herfehfucht, und das | 
Mittel darzu zu gelangen, eine Menge gerwaffe | 
neter Soldaten. Schon. vor der Suͤndflut 
herrſchten ſolche Thrannen, und die folgende Zei⸗ 
ten machen uns gantze Welt⸗Bezwinger betannt. 


Hierdurch entſtund ein ſteter Krieg; der eine 
fochte für feine Erhöhung, der andere für feine | 
Freyheit; beyde fochten auf Unkoften ihrer eiges | 
nen "Bürger: Blut. ‚ Unglückfeliger Krieg! Die | 
Freyheit gieng verlohten, die Macht behauptete | 
den Thron; Die Gefeße Der Natur wurden zu Ge⸗ 
fegen Des Staats, und Diefe zu Peitfchen des 
menfchlichen Geſchlechts. . 


Was war hierbeyzu thum? Solten Die Mens 

| Ken durch ſtets fortwaͤhrende Kriege fich unauf 
rlich ein ander aufreiben? Aus zweyen Ubeln 
muſte man Das erträglichfte wehlen; eine gelindt 
Knechtſchafft war dein unenolichen Blutvergieſ⸗ 
ſen ar ;. an flatt immer in Waffen zu lie⸗ 
gen, und ſich einander Die Haͤlſe zubrechen, Fir 


j * 





j 
” 


| XIV. Der Soldat. 255 


das rathſamſte der Gewalt zu weichen, und ſich 
derſelben, unter gewiſſen Bedingungen, zu un⸗ 

terwerffen; Bedingungen, welche der unmaͤßi⸗ 
gen: Gewalt Graͤntze ſetzten, und welche die Fürs 
ſten, ohne ſich verabſcheuen zu machen, nicht 
wohl überfchreiten dorfften. D 


In einer folchen Kegierungs + Art ſiehet man 
auch heutiges Tages die meiften Chriften miteins 
geflochten. Wir verehren Darunter den Willen 
GoOttes, welcher es alfo zugelaſſen, odervermit- 
telt hat; wir unterwerffen ung mit Demuth und 
Gehorſam demjenigen Oberhaupt, deſſen Sce⸗ 
pter uns die goͤttliche Vorſehung zu verehren hat 
angewieſen. Wir loben derſelben Güte, wenn. 
fie uns auf dem Thron, der ung beherrſchet, nicht 
nur einen Sürften, Fondern auch zugleich einen. 
liebreichen Vater, einen redlichen ‘Burger, und 
einen Verehrungs⸗wuͤrdigen Helden zeiget; Aufs 
fert fi) aber das Gegentheil, foertragen wir mit 
Gedult die Schläge der göttlichen Gerechtigkeit,‘ 
welche gu unſerm Schreien die Hand eines T 
rannen wafnet, um ung zu züchtigen. 


Wie num hierauf die Staaten der Weltin eine‘ 
gewiſſe Verfaſſung kamen, darunter die. Eins: 
roohner mehr, Die andere weniger Freyheit ge 
nieſſen; alleſamt aber gewiſſen Machten und 
Obrigkeiten untermworffen find; fo ift auch nach 
und nach der Soldaten⸗Stand in eine ordentliche 
wo beftändige Einrichtung gebracht wordenz 
vrgeflalt, Daß ein jeder Staat heut zu Tage ß 
. Pi . “ 5 


⸗ 


"256 XIV, Der Soldat; | 


viele Marnnfchafft unterhält, als er zu 
Sicherheit und Befchügung vornöthiger ; 


Wann fi) Noth und Sefahr fehon wuͤrcklich 
äuffern, und der Feind bereits auf unfern Graͤn⸗ 
gen liegt, fo ift e8 zu fpat gute Soldaten ums: 
Geld zu werben, vielweniger fie in den nöthigen 
Kriegs » Übungen zu unterrichten: man muß fie 
alsdann ſchon auf den "Beinen haben, und nick. 
erftlich aus allen Wincfelen der Erden sufammen 
zu drommelen ſuchen; Man iftnieficher, wann 
man es nur fü lange ift, als der Nachbar will 
und es iftallegeitbefier, einer der uns ſchaden Ean, 
fürchtet. ſich vor ung, als daß wir ung vor ihm 
fürchten muͤſſn. . 


- Die Urfachen des Kriegs muͤſſen jederzeit Der 
“natürlichen Billigkeit gemäß feyn. Ein Krieg 
Tann nimmer für eine erlaubte und gerechte Sache 
gehalten werden, wann er ‚nicht auch ‚gerechte 
Urfachen und erlaubte Abfichten zum Grunde hat. 
Die wahre Tapfferfeit ift eine Tugend, die nicht 
die Menfchen fucht ing Elend zu ſtuͤrtzen, ſondern 
iu be huten, A ift ber Seele eineg Helden, 
r feinen Ruhm in großmuͤthigen und tugend⸗ 
bafften Thaten ſuchet. en 
Io ILI. 


Von der Soldaten Religion. | 


Der Soldatens Stand dienet zur Erhaltung: 
der Gerechtigkeit, Des Ordnung und ve 1 
| | de 





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XIV DerSolar 272 


cherheit eines Staats; alſo iſt er der Tugend ges 

maͤß und dem Chriſtenthum nicht zuwieder. 
SHE hat ſich ſelbſt im alten Teſtament einen 
GOtt der Heerfehaaren genennet, und vor fein 
Volck gefrieget; Chriftus aber hat in der aͤuſſe⸗ 
ven Berfaffung der Welt gar nichts geändert; 
fein Reich war nicht von dieſer Welt, feine Leh⸗ 
ven giengen nur auf das hinmnlifche, ewige, un⸗ 
vergängliche Reich GOttes feines Vaters; das 
hin zeigte er ung den Weg. Im Zeitlichen vera . 
mahnte er einen jeden feines Thuns zu warten. 
Der Obrigkeit ließ er dag Schwerd, um Recht 
und Gerechtigfeit zu handhaben, ‚den Knech⸗ 
ten befahl er. Den Gehorſam gegen ihre Herren; 
und Den Soldaten, Daß fie fi) an ihrem Sols 
de begnügen laffen folten. Wann er Demnach 
lehret feine Feinde zu lieben, fohat er damitnicht 
nen rechiinäßigen Krieg, fondern nur Die 
Setbfte Rache und perfönliche Seindfchafft verbie⸗ 


Es bat jivar ebebeffen ein feharfffinniger Bars 


le nicht zugeben tollen, daß ein Ehriflauchein - - 


guter Soldat feyn koͤnnte; allein, er-fiehet hier 
wen Sachen, die er feiner, Gewohnheit nad 
gerne non einandertrennen wolte, in den groͤſten 
Wiederſpruch. Eines Theile fehte er Den Chri⸗ 
ſten in die firengfte Beohachtung derjenigen Siebe 
keines Naͤchſten, worinnen er, nachdem Wort⸗ 
3erftand der Lehre Chrifti, alles ſich von ihm 
wehmen laſſen, und denzurückgebliebenen Man  - 
lel noch darzu hingeben müfte, Aufderannens 
Me EGei⸗ 


I 


is$ XIV. Der Soldat. 


Seiten aber ſtellete er ſich einen Soldaten, ale 
einen ertz⸗ wilden und tollkuͤhnen Menſchen vor,- 
der keine Barmhertzigkeit, und Fein Verſchonen 
gelten ließ, wann es ans Wuͤrgen, Sengen, 
rennen, und Beute machen gieng; und in 
dieſem Sinn hatte Bayle auch gewißlich recht. 
Wer aber wolte den Worten Chriſti eine ſo 
ſpoͤttiſche Auslegung geben; und biefihe althier 
auf Die Bertheidigung gemeiner Ruhe th 
- Sicherheit deuten? Wo hat jemahlen ein ver 
en Soldat dergleichen barbarifche Aus⸗ 
ſchweiffungen vor eine rechtmäßige Kriegs » Art 
ausgegeben? | 


Es füheinet auch Die allgemeine Kriegs: Kegel: 
Einem Feind ift gegen feinem Feind alles erlaubt, 
‚ Dem Shriftenthum entgegen zu ſeyn; allein diefe 
Regel hat jederzeit unter wohlgeſitteten Voͤltkern 
fo viele Ausnahmen. gehabt, ‚daß fie ihre &eb 
tung völlig verloren hat. Iſt ſchlaue Liſt 
und Fluges Sinterge en, nebft: der offenbah⸗ 
ten Gewalt, Dem Voͤlcker⸗Recht nicht zuwiedet/ 
fo gilt Doch weder Betrug, noch Verraͤthered. 
| ort und Zufage muß man feinem Feind fo her 
fig halten, als feinem beften Freund. Ver 
Bet ———— und be Den end 
großmuͤthigen Feld⸗Herrn Grentzen? Preiſet 
nieht die Wuch eines blutduͤrſtigen Befehlhe 
bers, der alles was ihm vorkommt würde, 
- meßelt und niederfäbelt; oder Das gelinde Der 
ſchonen eines zum Mitleiden gerührten Uberwin⸗ 
ders; der allenthalben der Grauſamkeit I 
* ol⸗ 


4 . 


NIV, Der Soldat. a9 
Soldaten Einhalt thut? Kinden fich nit in 


den Gefchichten folche Erempel, da der Sieg: 
öffters noch weniger Ruhm dem Sieger erwor⸗ 


ben, als deſſen gütiges Bezeigen gegen Die Ber 


fiegten. Nie manche groſſe Helden haben nicht 
ihren Kriegs⸗Gefangenen durch Leutfeligkeit und 
Wohlthaten ihre Sefangenfehafft füffergemacht, 
als ihnen: zuvor der Dienft ihres Deren gemeien _ 

ft. Sind dieſes nicht wichtige Ausnahmen Der 
obigen Regel? Könnte auch ein Ehrift, bey einer‘ 
andern Gelegenheit, fich chriftlicher aufführen. 
und mehr Gutes jtifften, als wenn er hier zur 
Rettung Der Unfehuld und zum Schu der ‘Bes 
drängten fich Ra läßt? So bald ein 
Feind auffer Stand ift ung. zu fhaden ; fo bald 
dürffen wir ihn nicht mehr als einen Feind an⸗ 
fehen; und fo bald hat er nicht unfrer Huͤlffe noͤ⸗ 
Bar fo find wir ihm Mitleiden und Erbarmen 

19. 


Daß auch die Chriſten weder das Feuer feheuen, - 
noch bey den anhaltenden Strapazen des 
Kriegs fo bald niederfincken, als ein wolluͤſtiges 
verzaͤrteltes Volck, welches fich Durch ein unors 
dentliches und böfes Leben, noch vor der Zeit ent⸗ 
Feöfftet, iſt wohl eine gan ausgemachte Wahr⸗ 
heit. er fechtet wohl getröfter als derjenige, 
welcher glaubet umd verfichert iſt, er gehe aus 
diefem in ein meit befferes eben; der fich alles 
efallen IAft; was GOtt über ihn verhänget, 
weiter Fein Anliegen hat, als des Herrn 
Willen zu thun und feines Beruffs gu warten? 
= N 2 Wel—⸗ 


460 XIV, Der Soldat. | 


, Beche Xeligion tonnte ich bemmach befferfür 
einen Soldaten ſchicken, alg die chriſtliche? und 
in welchem Stand koͤnnte dieſelbe ſich wuͤrdigere 
Verehrer und tuͤchtigere Streiter ausleſen, als 
unter den Soldaten? Die Redlichkeit, die 
Großmuth, die Tapfferkeit, das Mitleiden, die 
Treue, der Gehorſam, die Wachſamkeit, die 
Nuͤchternheit; Kurtz, alle ehriftliche Tugenden, 
von welchem Stande werden fie mehr gefordert, 
als eben von dem Soldaten-Stande? Wie kann 
ein Menfch, der fich Sffters in augenfcheinlicher 
Gefahr jiehet, ſein Leben zu verliehren, und doc) 
‚ in eben Diefem Augenblick, alten feinen Muth, 
alle ſeine Stärcke, "und allen feinen Verſtand ge⸗ 
brauchen foll, einen beffern Troft haben, als 
daß er feine Seele dem Herrn übergiebt ; es fey 


zum Leben oder zum Todt? 


Es gibt. zwar viele rohe tollkuͤhne Leute, die 
fich über alle Betrachtungen der Religion, ja 
uber alle Schrecken des Todtes vermeynen hin⸗ 
auszuſetzen; fo gar, daß ſie bey einem Treffer 
an nichts weniger, ala an dergleichen Dinge zu 
dencken pflegen; zumahl, wenn fie vorher ihre 
wilde @eifter mit Hißigen®etränekenaufgebrannt 
und hernach in hundert taufend garfliger Engeln 
Nahmen, damit es fein herkhafft klinge, indie 
‚ feindliche Glieder einſtuͤrmen; allein, wie oft - 
ſetzen dergleichen unbeſonnene Helden alksineite 
jammerliche Verwirrung? Wie offt neben fie 
icht zu einem gräßlichen Blutbad Anlaß, ohne 

der gemeinen. Sache darunter zu dienedy - 


rs 


9 


FR T 








XIV. Der Soldat. ° 251 

Es muͤſſen in der That dergleichen hitzige 2 
recht ſeltſame Begriffe von dem wahren Dienſt, 
Eiffer und der Tapfferkeit haben, da ſie ihrer 
Wildheit, dem Wein und ihrem Unglauben, 
wo nicht ſich ſelbſt, wie es oͤffters geſchiehet, pi 
insgemein den beſten Kern der Soldaten auf 
opffern. | 


Es ift Demnach eine wichtige Wahrheit, daß 
ein.rechtfchaffener Soldat, auch eine Religion 
haben muß; allein, was vor eine wird man bier 
fragen? Wir ſagen die-Chriftliche; ja, Dürffte 
man einmerffen, Das ift nicht sg: es geben 
Darinnen fo vielerley Kirchen und Secten, das 
von eine jede fic) für Die wahre und rechtglaubi-. 
ge ausgibt; wie ift da heraus sufonımen ? Wir 
antworten; Es ift nur ein GOtt und ein Chris 
ſtus, ein HErr und ein Glaube. GOtt bindet 
N weder an geroiffe Voͤlcker, noch Kirchen. 
Wer ihn fürchtet und recht thut, der ft ihm ans 
genehm. | 


Die chriſtliche Religion kann unter zweyerley 
Geſtalt betrachtet werden:, Erftlich als eine ſolche 
die ung die nöthige Alnmeifung gibt, wie wir an 
Ehriftum glauben, diefen Glauben in der That 
bezeigen und Dadurch Die Seeligfeit erlangen fol- 
len. Davon iſt der kurtze Inhalt: die Liebe GOt⸗ 
tes und die Liebe des Nechſten. Zweytens als 
eine die verſchiedene tieffe goͤttliche Geheimniſſe 
enthaͤlt, welche nur den wenigſten Menſchen be⸗ 
kannt und offenbar ſind. 

u R3. Die 





262° XIV. Dee. Soldat. 


Die erfte ift nach, der Faͤhigkeit aller und jeder 
Menſchen eingerichtet; dann da heißt es. * Thue 
u das fo wirſt du leben; fuͤrchte GOtt und hab 
4 te feine Gebot, denn das fommt allen Mar 
u (chen zu; er ben Willen GOttes thut, der 
u bleibt in Ewigkeit; wer ihn fürchtet und redit 
“that, der iftihm angenehm; nicht alle Die da 
ſagen HErr, HErr, fondern die den Willen 

thun des Vatters im Himmel; nicht, die das 
4 Geſetze hoͤren, ſondern die ſolches thun, wer⸗ 
44 den gerecht ſeyn. Darum übe fi) ein jeder 
4 mit den H. Paulo ein unverleßtes Gewiſſen zu 
u baden, beydes gegen GOtt und Menfchen. „ 
Weil wir nun wegen unfrer verderbten Natur 
nicht im Stunde find dieſes alles von ung felbfl 
zu thun; ſo müffen wir Chriftum im Glauben 
ergreifen, ihn vor unfern Heyland erkennen, 

und aus ihm Die Krafft ziehen, welche ung zu der 
Erfüllung des Geſetzes mangelt. Hier iſt alſo 
der Glaube ein aufrichtiges, einfaͤltiges Zutrauen 
zu der Liebe GOttes in Chriſto und zu. derjeni⸗ 
sen Hrade, durch welche wir gerecht und ſeelig 
werden. J | 


Die andere Betrachtung der hriftlichen Reli⸗ 
gion ift ein —— — Wiſſenſchafft, 
welche man die Gottesgelehrtheit nennet; dar⸗ 
aus hernach, bey zunehmendem Verfall der 
menſchlichen Aufrichtigkeit, und bey dem An⸗ 
wachs des geiſtlichen Hochmuths, zum groͤſten 
Jammer und Verderben der menſchlichen Ge⸗ 
ellſchafft, die fo zaͤnckiſche als verkehrte u 
/ . Zu ev 





xIV. Der Soda. 263 


3 — entſtanden iſt. Allhier verlohren die 
Menſchen die reinen Quellen der Wahrheit; da 
gruben ſie Brunnen wo kein Waſſer war. Die 
Einfalt des Glaubens wurde zu einem fpißfindis 
gen Streif, nicht der reinen, fondern Der durch 
tauſend Vorurtheile und dunckle Wörter verruͤck⸗ 
ten Vernunfft; da wurden Glaubens⸗Artickeln 
gemacht, die nicht in der Schrifft ſtunden, und 
Formulen, welche mehr Die Lehren des Ariſtote⸗ 
&8, als des Heylandes bewährten. Derjenige 
Glaube, der dem Menfchen nichts. alg Liebe, 
Friede, Sanftmuth und Seligfeit verfündigen 
> ‚folte, Der wurde hier ein abſcheulicher Tyrann des 
gantzen menfchlichen Geſchlechts. Nie hat der - 
Wahn und die Herrfehfucht mehr Boͤſes geffiß 
tet, mehr Staͤdte verheeret, mehr Länder vers 
wuͤſtet, mehr Menfchen ins Elend aeftürket. 


ESs iſt dieſes Der Glaube der Reifen nad) dem 
| * der hochmuͤthigen Phariſaͤer und Schrift⸗ 
gelehrten, welche die Schluͤſſe ihrer elenden 
Weißheit fuͤr GOttes Wort wollen geehret wiſ⸗ 
ſen; die nicht des Naͤchſten Wohl und der Voͤl⸗ 
cker Heyl, ſondern ihren eingebildeten naͤrriſchen 
Ruhm ſuchen; dem fie alles, was die natuͤrliche 
Rechte billiges, und Die Religion heiliges haben, 
aufopffern. Verſtand, Erkaͤnntniß, Weißheit, 
Glauben, ſind goͤttliche Gaben; wer ſolche em⸗ 
pfangen hat, det bewahre fie in der Demuth; 
und uberhehe fich deßwegen nicht; wiewohl, 
warn Die: WBeifiheit ans GOtt iſt, ſo denmüthiget 
fie geroiß; gebühret fieaber Hoffart, fo zeiget ſie, 
wes Geiſtes Kind fie iſt. R4 






J 


264 „XIV: Dee Soldat, | 
Wir Fommen, nad) biete kleinen Ausſchweif⸗ 
ng, wieder auf unſere Soldaten; wir rathen 

ihnen Streiter in ber gemeinen Noth, aber nicht 

in der Religion abzugeben. Hier follen fie 
Kinder des Sriedens fenn; und fich im übrigen 
der Ordnung halber zu Derienigen Aufferlid 

Kirche halten, darinnen fie find erzogen wor 

. den, oder Davon fie Die meifte Überzeugung has 

"ben; dann im Grund kommt Doch alles im Ehris 
ſlienthum allein anf den Glauben und einen from: 

men Wandel an. | 2 


IIL 


Von der Ebre, als der allgemeinen 
Grund⸗Regel der Soldaten. 


EN &e Ehre iſt ein gewiſſer Beyfall der Menfchen, 
mit welchem ſie was ihnen gut und vortreff⸗ 
lic) ſcheinet, rühmenund hochachten; dieſe Ehre 
iſt entweder wahr oder falſch. 


Wann unſere Thaten und Handlungen der 
Tugend und der Weißheit gemaͤß ſind, ſo folget 
daraus eine wahre Ehre. Haben aber unſere 
Thaten und Handlungen nur den Schein von 
‚ber Tugend und Weiliheit, fo foiget daraus auch 
nur eine falſche Ehre. = 


¶ Die Ehre iſt ein zeitlicher Vortheil wie andere 
Guͤter dieſes Lebens. Iſt dem Menſchen erlaubt 
durch Geld und Guͤter und allerhand Bean 





XIV. Dee Soldat. "26 


lichkeiten, den Zuftand dieſes Lebens zu verhef 
fer‘, ſo kann manihmdie Bortheileder Ehre um 
fo viel weniger verdächtig machen, jemehr groffe 
Qugenden und vortreffliche Eigenfchafften darzu 
erfordert werden, berfelbenwurdiazufeym. 


Ein guter Ehrift kann bey der gröften Demuth 
die Höchfte Ehre erlangen, dann fie ift eine Folge 
ſeiner Tugend; fie’ift wie der Schatten, det im⸗ 
- „mer den Coͤrper begleitet. Er Bann fo wenig vers. 
hindern, daß man feine gute Wercke nicht fuͤr gut 
halte und dieſelbe ruͤhme, als wenig ein laſter⸗ 
hafftet Menſch verhindern kann, daß man von 
ſeinen Schandthaten nicht ſolte uͤbels dencken 
und urtheilen. | zZ 


„Ber alfo Die Tugend ausübef, der Hat nicht 
allein die Ghlückfeligkeit und das Dergnügen, 
. welches aus der Sache felbft flieffet, fonderner ers 
langetEhre,und verbefiert auch dadurch feinen auf 
ſerlichen Zuftand in Diefem Leben; indem erdurch 
Die Ehre die Gunſt und Freundſchafft der Men- 
ſchen fich erwirbet, melchediegröfte Annehmlich⸗ 
Teiten eines tugendhafften Gemuͤths ausmachen, 
- md zu der Beförderung feines Wohlſtandes fehr 
viieles mit beyfragen. . | 


Hätten Die Menfehen für ihre löbliche Thaten, 
für ihren Fleiß und ihre Bemühungen auch nicht 
gewiſſe Wortheilesugervarten ; fo würde feiner den 
andern fehügen, niemand leicht etwas zum gemei⸗ 
nen Beſten unternehmen, mithin kein Menſch ir 

| | JS. den 


* 


266 XIV. Der Soldat, - 


den andern arbeiten und gebäfftig ſeyn wollen; 
das Band der bürgerlichen Sefellfchafft wuͤrde 
zerreiſſen, Trägheit und Unordnung allenthal: 
ben ausbrechen,. und die Laſter hingegen Die 
Dberhand gewinnen. . Die Weißheit GOttes 
hat demnad) den Menfchen nicht ohne Urſache 
dergleichen Neigungen gelaffen, Damit fie Durd) 
geroiffe Annehmlichkeiten und Vortheile möchten 
gereitzet werden, etwas Gutes zu verrichten, und 
einander nuͤtzlich zu ſeyn. | 


Wie nun Die mehr Ehre fich auf die wahre 
Tugend gründet; alſo vergnüget fid) im Gegen 
theũ die falfche Ehre an dem blofien Schein und 
dem duflerlichen Glantz einer eingebildeten Ho 

heit; fie will angefehen, gepriefen, verehret, ja 
gar bewundert fenn, fie mag ſolches verdienen 
‚oder nicht; fie ift ein Sclav der thörigften Eiteb 

keiten und Wachreven der Menſchen; fieift voler 
Stoltz, Hochmuth und Aufgeblafertheit. Sie 
iſt fo wenig in ihrer Ruhmſucht, als der. Geit 
mit Gütern: zu erſaͤttigen; je mehr man einen 
Hochmüthigen lobet und einem Geitzigen giebel, 
‚ Je mehr fie beybe haben wollen. 


Die wahre Ehre ift überaus weit über dieſen 
dufferliejen Schein und die Meinungen des Pb 
bels erhaben; Diefelbige Tugend, welche groſſe 
Gemüther zu den vortrefflichften Thaten an⸗ 
treibet, erhält sugleich ihren Geiſt in Der tieffiten 
Demuth. Sie wiflen, daß ſie Feine andere 
Ehre haben, als aus Der Fähigkeit gutes zu Br 
Ä | A 








XIV. Der Soldat. , 267 


fie wiſſen, Daß Diefe — nicht ihr eignes, 
fondern ein ihnen von GOtt anvertrautes Gut 
ift, der, wo fiefich deſſen überheben, ihnen foß 
ches wieder nehmen, und fie Dargenen alle 
Stunde und Augenblicke in eine abfcheuliche 
Geaur, oder in ein bloſſes Nichts verwandeln 
nnte. M = 


So ödemuͤthig und niedrig aber die wahre Zus 
. gend vor den Augen GOttes ift; fo wenig vers 
achtet fie im Gegentheil mit einen feheinheiligen 
und ſtoͤrriſchen Eigenſinn diejenigen Vortheile, 
wæelche ihr aus der Ehre in dieſer Welt zuwachſen. 
Sie weiß, daß dieſe Ehre zur Erhaltung des 
Staats und der gemeinen Ordnung muͤſſe bey⸗ 
behalten werden; deßwegen iſt ſie eben fo praͤchtig, 
wann es der Wohlſtand mit ſich bringet, als 
ſchlecht und eingezogen, wann es andere Um⸗ 
ſtaͤnde erfordern. Iſt ſie mit aͤuſſerlichem Glantz 
umgeben; iſt ſie groß, gehietend, herrlich, mit 
Gluͤck, und Sieg und Ruhm begleitet, ſo laͤßt fie 
ſich dieſes alles gern gefallen, und vergnuͤget ſich 
daruͤber; als uͤber ein irrdiſches Gut; ſie eignet 
( Davon nur fü vieles zu, als esihrer Weiß⸗ 
deit anftändig iſt. Verfolget fie aber. der Neid, 
iſt fie der Mißgunft; den Lügen, und den 
Verlaͤumdungen unterworffen; mird Dadurch 
ihr zeitliches Gluͤck untergraben, und gar zu Bo⸗ 
den geſturtzet, fo weiß ſie fich Datein zu inden; fie 
berändert Deswegen nicht Die Züge ihres Anger 
fichts; fie bleibt doch immer gleic) groß y gleich 
erhaben , gleich verehrungs + würdig; me 


- 


268 | XIV, Der Soldat. | . 
Fann ihr Die Ehre rauben,fiehafftet aufihren Tha⸗ | 
ten. Sind diefe löblich und umfchuldig, fo Fönnen 
fie weder Verlaͤumdungen noch böfe Nachreden 
jhanden. © BB 


Cato ſuchte das wahrhaffte Gute, indem er 
dem Untergang der Freyheit ſeines Vaterlandes 
vorzubeugen, alle Standhafftigkeit gebrauchte. 
Roms Heyl und Wohlfahrt zu erhalten, warfuͤr 
einen ſo groſſen Geiſt das allerwuͤrdigſte Geſchaͤff⸗ 
“te; weder bie Betrachtung feines Hauſes, noch 
feine Gemaͤchligkeit, noch Die ſchmeichelhaffte 
Vorſtellungen feiner Freunde, noch Die andrin⸗ 
gende LiebFofungen des Ceſars, vermochten 
doeocnſelhen in feinem gefaßten Schluß wanckendzu 
machen; die wahre Ehre Dr ihn allhier das ge⸗ 
meine ‘Hefte feiner eignen Hoheit und dem Glang 
feines Haufeg vorziehen. on - 


Ceſar hingegen ließ fich von dem Schein der 
falfchen Ehre hlenden; er fuchte Die Freyheit des 
Vaterlandes unter das Joch feiner anumfchränd 
ten Herrichfucht zu bringen; er that alles was 
ihn groß in der ‚Leute Augen machen Fonntes 
Thron und Zepter hatten vor ihn mehr Reitzungen 

als des Santo Tugend. Cr vergaß der wahren 
. Ehre, um durch den Glantz einer falfchen fich zu 

erheben. m 

Ceſar hat immer fort noch mehr Nach— 
folger als Cato; man liebet noch ſtets den fal⸗ 
ſchen Schein der Ehre mehr, als Die Ehre ei 

Bar —— an 





©. 
u XIV. Der Soldat. 269 
Man fucht hohe Würden und Ehren: Stellen; - 
nicht, weil man Dadurch mehr Bermägen über: 
kommt, viel Gutes zu flifften 5 ſondern weil ſolche 
mit einem praͤchtigen Anſehen, mit einem herr⸗ 
lichen Aufzug, mit koſtbaren Kleidern und mit 
- einem langen Schmeif bundfärbigter Diener und 
Aufwaͤrter begleitet gehen. 


I Die wahre Ehre iſt gar wenigen bekannt; fie 
gibt ſich ihren Guͤnſtlingen nicht ehender zu eigen, 


als biß dieſe alles um fie gethan haben, was die 


Hoheit des Geiſtes und eine reine Tugend von ih⸗ 
wen erfordert; fie iſt ſo zärtlich, daß fie durch 
die geringſte Leichtſinnigkeit kann verletzet werden, 
und ſo eifferſuͤchtig, daß ſie keiner andern Nei⸗ 
| guro Raum läffetz fie ift eine Feindin aller La⸗ 
er, und um ſich ihrer recht würdig zu machen, 
muß man weniger nicht als gang tugendhaft ſeyn. 


Wo aber findet man eine fulche wahre und uns 
befleckte Ehre? Wir befcheiden uns billig; wir 
befchreihen hier die Menfchen nicht mie fie find, 
fondern wie fie fenn folten. Es giebt gewiſſe 
Staffeln der Vollkommenheit, wenn man gleich 
keine Erempelnanführen kann, Daß diefe oderjene 
den höchften 86 derſelben wuͤrcklich erſtiegen 
haften. Das Gluͤck felbft iſt ver Tugend ſelten 
geroogen. Man findet alfo Die groͤſte Ehre offs 
kers, wo der mindefte Schein von Doheit und 
Wuͤrden glaͤntzet. 


ESo viel aber iſt gewiß, daß auſſer der wahren I 
U⸗ 


| — 
270 XIV, Der Soldat. 


. Tugend, Feine wahre Ehre, und daß auffer der . 
wahren Ehre auch Fein Menfch ein wahrer Held 
ſeyn fönne, wann er auch die groͤſte Thaten ver; 
richten, und als einandrer Alerander gang Aſien 
unter feine Bottmaͤßigkeit bringen folte. Diefer 
Satz leitet uns zueiner näheren Betrachtung ‚was 
ein Held fen, und was er vor Eigenſchafften has 
ben muͤſſe, dieſen Nahmen zu verdienen. 


V. 


Von den Tugenden nd Wiffenfchafften, 
mwelche zum Soldaten⸗Stand erfor⸗ 
— dert wrrden. 


Er Soldaten⸗ Stand iſt ſo beſchaffen, daß 
eines Theils nur die gemeinſten Tugenden 
und Wiſſenſchafften, andern Theils aber die groͤ⸗ 
ften und wichtigſten darzu erfordert werden. Es 
giebt gewiſſe Stellen im Krieg, die weiter nichts 
als einen geſunden Leib und eine gemeine Ver⸗ 
nunfft; andere aber und, zwar Die vornehmften, 
welcheeinen ungemeineu Seift, ein hürtiges We⸗ 
ſen, einen gegenwaͤrtigen Verſtand und eine 
gruͤndliche Kriegs⸗Wiſſenſchafft voraus ſetzen. 


Der Sieg iſt der Endzweck vom Krieg: ſol 
Diefer erlangt werden, ß uß fuͤrwahr der Kopff 
daran nicht weniger Antheil haben, als eine 
tapffere Fauſt; Dann inan kann auch den Sieg 

zu theuer kauffen. Die ehr Kriegegan⸗ 
| 2 | e 





— 





XIV, Der Soldat. 27 1 


doch den verlangten Vortheil zu erhalten wiſſen. 


Was aber ein Soldat, der einen Befehlsha⸗ 
ber abgeben will, in Kunften und Wiſſenſchaff⸗ 


ten zu erlernen habe, das wollen wir hier kuͤrtzlich 
unterſuchen. 


Die erſte Wiſſenſchafft eines Soldaten wn - 


Rang ift die Lateimifche und Franzoͤſiſche 


Sprache; verfichet er dieſe nicht, ſo kann 


er die wenigſte Kriegs⸗Kunſtwoͤrter, welche ihm 
taͤglich vorkommen, und von einer diefer beyden 


Sprachen herruͤhren, füglichanbringen; er kann 


ftehet alſo darinnen, Die Menſchen zu ſchonen und 


beſonders in Ermangelung der Lateiniſchen, Fer 


nen tuͤchtigen Aufſaͤtz machen, noch die ſchoͤne 
Bücher der: Alten —— welche nebſt den finns 
reichſten Gedancken und Anmerekungen, auch Die 
Geſchichte der beruͤhmteſten Helden des Alter⸗ 
thums, mit Anfuͤhrung der beſten Kriegs⸗Re⸗ 


in, ung beſchrieben hinterlaſſen haben; Kriegs⸗ 


Regeln, welche noch heut zu Tage, bey mancher⸗ 
ley Vorfaͤllen und Umſtaͤnden, ihren trefflichen 
Nutzen habe. Deßwegen auch imſer groffer 
Eugenius zu fagen pflegte, wo es in einem Tref⸗ 
fen zum Degen käme, fo Eriege man noch, wie 
chedeſſen auf gut roͤmiſch. | 


Die Sranzsfifche Sprache aber iſt ihm faſt un⸗ 
ehrlich; man lieſet darinnen die trefflichften 
Schriften, welche vom Krieg handeln; die ſo 
genundte Memoires find guten Theile: von ſol⸗ 


— 


272 xiv. Der Soldat. 


chen Leuten geſchrieben, die ſelbſt im Krieg oe 
dienet, und darinnen empor gekommen find. 
ßuoeſhwaigen daß dieſe Sprache heut zu Tage 
ey unſern Hoͤfen und in dem Umgang mit 
Stands⸗Perſonen fo üblich worden if, daß es 
allerdings für ein Zeichen einer ſchlechten Aufer⸗ 
ziehung pfleget gehalten zu werden, wo man eine 
ſolche faft Durchgängig angenommene Sprache 
Die zweyte Wiffenfchafft eines Soldaten vom 
Rang, iſt das Voͤlcker⸗Recht, und die Sitten 
Lehre. „Ohne dieſe/ hat er Feine ächte Begriffe, 
von der nätürlichen Billigkeit, von der Redlich⸗ 
keit, von der Menſchen⸗Liebe, von der wahren 
; Ehre, son den Grund⸗Saͤtzen eines gemeinen- 
Weſens, und von den Pflichten eines ehrlichen 
Mannes. Ohne diefe, weiß er die Lafter von 
Den Tugenden nicht zu unterſcheiden; er wird die 
Vermeſſenheit mit der Tapfferfeit, den. Frevel 
mit der Ünerſchrockenheit, die Leichtſinnigkeit mit 
der Oroßmuth verwirren. Ohne dieſe, hat er 


feine gruͤndliche Erkaͤntnnis von der Welt, von: 


den Menſchen, und von fich ſelbſtz er üft nicht 
geſchickt die Gemuͤther zu prüfen. ihre Abfichten 
und Neigungen zu erforfchen, und nach eineg je 
den Natur und Fähigkeit, wie es die Klugheit 
sind Die Umſtaͤnde erfordern, fich zurichten. 


u Drittens, fo foll auch ein Soldat vom Rang 
in denen hiſtoriſchen Wiſſenſchafften wohl erfah> 
ren ſeyn; und dabey eine sulgupliche Kenntun 
FL n en der 


= 





- er nur immer bey allen und jeden Sefellfchafften 





XIV, Der Soldat. 273 | 


4 der vornehmften europaͤiſchen Staaten und ihrer 
politiſchen Einrichtung befißen; wo nicht, ſo mag 


fich zu einem beſcheidenen Stillſchweigen gewoͤh⸗ 


nen, will er anders ſeine Unwiſſenheit nicht bloß ge⸗ 


ben. Zugeſchweigen, daß ein vornehmer Be⸗ 
fehlshaber nothwendig den Staat ſeines Herrn 
und der benachbarten. Länder ſoll innen haben; 


in Betrachtung, daß fich öffters gank unver: 


Sehens folche Zufälle ereignen, wobey er feines 


Fuͤrſten Ehre uud Gerechtſame muß zu vetten 


wiſſen; welches abernichfgefchehen kann, wenn 


— De 2 u. — * \ ”-r .. 


— — — — — —— .. 


er von folchen Dingen Feine Wiſſenſchafft hat. 


Die vierdte und fait unentbehrliche Wiffens . 
Ihafft eines Soldaten vom Rang betrifft dens 
jenigen Theil dor Mathematic,- welcher in der 
Kriegs Baus Kunft, der Meß⸗Kunſt und der - 


Bewegungs⸗Kunſt beſtehet, und weiche alle die 


Zeichnungs⸗Kunſt zugleich mit zum Grunde has . 


ben. Auf diefen Wiſſenſchafften beruhen alle 


Unternehmungen und Arbeiten, alle Kriegs-und 


Spldatenstlbungen, alle Belagerungen, Ders 


ſchantzungen, Bollwercke, Lauffgräben, Lager⸗ 


tähten, Qeib; und See⸗Schlachten, Maſchi⸗ 
nen, Feuerwvercke, Brücken, Schiffe, Gewehr, 


Geſchůͤtz und dergleichen. 


Endlich und zum fünfften ift die Wiffenfchafft 
der Deconomie einem Soldaten befonders noͤ⸗ 
tig; die Sparfamfeit feheinet unter allen Sits 


ten-Zugenden die verächtlichfie zu ſeyn; fierächet . 
1A © ſich 


Ill. Thei 


274 xIV, Der Soldat. 


| 


fich aber deswegen öffters mit einer folchen Ahn⸗ 


dung, daß ſie, durch ihre heimliche Gewalt ihre 
Veraͤchter ins Verderben ſtuͤrtzet. Es iſt gewiß: 
Der Geitz, ſagt man, ift eine Wurtzel alles 
Ubels; allein, es ſcheinet öffters, als wolten wir, 
um den. Geitz zu fliehen, wuͤrcklich alles Ubel 
thun. Wie viele ertzliederliche Verſchwender 
dencken, man müfte ihnen alle ihre Ausſchweiſ⸗ 
fungen vor gut halten, weil fie nicht geißig waͤ⸗ 
ven. i 


Ein Eoldat, der fich durch feine leichtfinnige 
Verſchwendungen in groffe Schulden ftürket, 
fiehet nur zwey Wege vor fich ‚feiner Sfäubiger 
fich zu entledigen 5 entweder ex niuß fie betrügen, 
oder auf unrechtmäßige Art Geld zu machen fir 
chen. Weiß ernicht vor fich Hauß zu haften, 16 
weiß er eben fo wenig, Die von feinem Regiment 
ihm anvertraute Gelder und Sachen gebührend zu 
verwahren; alleg zu rechter Zeit und um billige 

- Preife anzuſchaffen; alles in gehöriger Ordnung 

ze und zu ſchonen; er weißnicht mas die 
Waren gelten, er fennet weder ihre Dauer, noch 
“ihre Süte; er weiß keinen Überfchlag zumachen, 
wie Diefes oder jenes bey dem Regiment am beften 
anzuordnen wäre; Damit. werden öffters arofle 


Summen unnsthig aufgemandt, und menn 


Geld vonnöthen ift, fo mangelt ee allenthalben. 
O wie trefflich ift hie einem Befehlshaber die Wiſ⸗ 
enfchafft der Deconsmie! Es it einem aroffen 
Süurften Feine geringe Sreude, wenn er eine 
Menge fehönsr Truppen, wohl geubt, wohl ge 

| \ kleidet/ 


\ 


XIV, Da Solar, - 253 


keidet, in einer zierlichen Stellung vor ſichſiehetz 
Truppen, die wohl verpfleget werden, die keinen 
Mangel leiden, die ordentlich ihren Sold be⸗ 
kommen, die ihrem Fuͤrſten taufend Gluͤck, und 
Heil und Seegen zuruffen, und Niemand nichts, 
ſchuldig ſind. 


Zur Erlernung der nöthigen Krieds⸗Wiſſen⸗ 
Khafft folte man gewiſſe Krieges und Soldaten 
Schulen auftichten, und dabey ſolche Anftalten 
verfügen, daß daſelbſt junge Leute, heſonders die 
von Adel, ohne groſſe Unkoſten, alles dasjenige, 
was zum Soldaten » Stand erfordert wird; 
gründlich erlernen koͤnnten. Uberhaupt müßte . 
man den Tag fo eintheilen, DaB mitihnenimmer 
etwas nüßliches und zu dem Krieas⸗Weſen gehoͤ⸗ 
riges vorgenommen wuͤrde; alfo Fönnten einige 
Stunden zu den eibes » Übungen, andere jue 
Unterweifung in den Wiſſenſchafften, andere 
‚gu den Ergöglichfeiten angewendet werden, 


Es koͤnnte hierbey ein kluger und erfahre 
Befehlshaber feinen Leuten auch gewiſſe Stun 
den halten, und fiedarinnen mallerhand Krieges: 

en unterweiſen, feine Saͤtze mit Srempeln 

| a denen Gefchichten erläutern, Darıber ſeiner 
uhörer Urtheil und Meinung vernehmen, mid 
bindiefelbe quf eine geſchickte und vernuͤnfftige Art 
fähig machen, bey allen vorfommenden Zufaͤllen 
und enheiten fich hurtig und gluͤcklich zu ent⸗ 
ſchlieſſen, und diejenige Mittel gu ergreiffen 

Ze 8a vweiche 


276. XIV, Der Soldat. . 


welche in verwirrten Faͤllen den beften Ausſchlag 


‚geben Fönnen. 
v. 
Vom Zweykampff. 


Der Zweylampff iſt eine Handlung zweyer feind⸗ 
ſeligen Perſonen, die ſich, weil einer von 
dem andern beleidiget zu ſeyn glaubet, an einander 
1 mit Leib und Leben zu rächen fuchen. Diefe 
Handlung iſt gantz unerlaubt 5 fie ift wieder Das 
Chriſtenthum, wieder die gefunde Vernunfft, weis 
berdie wahre Ehre und wieder alle Geſetze. 


Das Chriſtenthum verheut alle und jede Arten 
von Feindfeligfeit und Selbſt⸗Rache; das Geſetz 
ber Siebe ift deſſen Grund⸗Geſetz: NBer nicht feis 


nen Nächften liebet und ihm alle Beleidigung vers. 


geihen und vergeben Bann, Der ift kein rechter 
Ehrift, der hat noch Feine Hoffnurig, da ihm 
. feine Schulden vergeben werden. Hieran wird 
manerfennen, fagtChriftus, ob ihr meine Juͤn⸗ 
ger ſeyd, wenn ihr euch untereinander liebet. 
Ein Ehriftfeyn wollen, undfichmiteinem herums 
fehlagen, ift eben fo viel, als GOtt mit dem 
Munde bekennen, und in Der That verläugnen. 


Die gefunde Vernunft hält es vor eine der 
groͤſten Kafereyen, daß ein ehrlicher Mann, wes 


I einer ihm sugefügten Beleidigung, oder auch | 


ters nur, wegen eines gegen ihn ausgeſtoſſenen 
| | ſchluͤpf⸗ 





XIV, Der Soldat. 277 
‚khlüpfrichten Worts, Leib und Leben auf Die 
Klinge feßen fol. Welche Narrheit ift nicht 
dieſe? Weil uns einer an unferer, einges 
bildeten Ehre verleßet, fo foller Dadurch auch ber 
fügt feyn, uns, wann er kann, das Leben noch 
darzu su nehmen. IBeileiner auf uns gefehimpffet, 
fo haben wir die Ehr verlohrenz fo ift demnach 
‚unfere Ehre in der Hand unfereg Feindes, Der 
Tann ung folche nehmen, wann er will. Unſer 
Feind ift ein wilder Kerl, oder er hat fich im 
Trunck übernommen, oder er ift im Gehirn nicht 
richtig, und dennoch iſt er· Herr von unferer Ehre? 
Das mußfürmahreinefchlechte Ehrefenn. 


Die wahre Ehre weiß nichte von der Selbft- 
Mache; fie gründet fich auf die Tugend, Die Tu⸗ 
gend aber hat feinen Zweck, als Das Gute zu vers 
tichten.. Ein feindfeliges Urtheil Fann ihr den wah⸗ 
tn Ruhm, der aufihren Thaten hafftet, nicht 
benehmen. Man kann von ungübelreden; Als 
kin Lügen fehänden keinen ehrlichen Mann ; wohl 
aber den Lügner von dem fie kommen. Unſere 
Ehre ift allezeit ſicher, wenn wir nichts b 
thun, denn da Die vernünftige Welt den Guten 
Beyfall giebt, fo iftesnurein Irrthum und Feine 

erleßung der Ehre, wenn manung andre Thas 

ten andichtet als wir thun. Ein ehrlicher 
Mann hat Mitleiden mit folchen unglückfeligen 
Gemuͤthern, die ſich mit ihrem Haß und mit 
ihrer Feindſeligkeit quälen 5 fi an einem 
tächen, weil er von ung übel denckt und fpricht, 
iſt allezeit ein niedertraͤchtiges Kennzeichen non 
S3 unſrer 


ar KIV Der Soldat, 


unfter thörigten Eigenliebe, welche die Leute zwͤmn 
gen will, von ung ſo viel gutes zu dencken uͤnd zu] 
ſagen, als wir ſelbſt von unſern vermeynten Voll⸗ 
kommenheiten die naͤrriſche Einbildung hegen. 
Wie ſolte man ſich nicht vielmehr ſchaͤmen ſo aus⸗ 
ſchweiffend hochmuͤthig zu ſeyn? Die wahre Ehre 
iſt pielzu erhaben, als daß fie zu dergleichen kleinen 
Ewpfindungen ſich ſolte herunter laſſen; fie beſchei⸗ 
det ſich, daß umn einen Weiſen zu gefallen, man oͤff⸗ 
ters hundert Thoren mißfallen muͤſſe. Der Bey 
fall eines Cato, eines Laͤlius und der beyden Sci⸗ 
pionen ſind ihr genug; und wo auch dieſe fehlen, 
fo fehlieffet fie ſich in ihre eigne Tugend ein. Und 
troͤſtet fich mit dem einzigen Zeugen. der in ihrem 
Gewiſſen lebet. 


‚Alte Gefetze leiden Darunter, wann ein jeder 

n eigner Dichter und Mächer feyn will, In 
ſolchem Fall brauchten wir feine Obrigkeiten, kei⸗ 
‚ne Geſetze und Feine Befehlshaber, Das Fauſt⸗ 
Recht würde uns genug ſeyn ; ein jeder koͤnte thun 
was er wolte. Solten dag nicht gluͤckſelige Zei⸗ 
ten ſeyn? Doch wie lange würden fie dauren? 
Se lange big die Wuth einen mit dem andern | 
würde aufgeriebeu und verzehret haben; oder bie 
uns Die bevorſtehende Gefahr wieder auf Die Ge— 
danckem bringen würde, neue Ordnungen und 
Geſetze zu machen. | | 


F | 
Dieſe Anmerekungen kauten gar nicht folder 
tiſch; zum wenigſten wiederſpricht die Gewohnheit 
alles, was wir bier zu ern Die Srenßeinh 








[1 
« 
| 
| . 


XIV, Der Soldat. 279 


men: Die Serwohnbeit, Die fich fo lange fortge⸗ 


trieben ‚hat beynaheeinebeftändige Beobachtung 
aufzuweiſen, und iſt alfo unter den Soldaten 
gleichfam zu einem fürmlichen echt worden: 
Man fraget nicht, ob Daffelbechriftlich, vernuͤnf⸗ 
tig, edel undgerecht fey A das wollen Die Solda⸗ 
ten nicht unterfuchen. Genug, es iſt nun eins 


mahl fo; ein Soldat darf feinen Schimpf.auf 
ſch figen laffen, ſolte erauch zehen Leben darüber 
einbuͤſſen. Iſt das nicht groß? Heißt Das nicht 
Herze haben? In der That Leib und Leben ſo ge⸗ 


ring achten, und fich uͤber alle Betrachtungen, 


. der Religion, der Vernunft, der wahren Ehre 
und der Gerechtigfeit hinaus fegen , das ift recht 


a6 ‚, Das heißt noch mehr als Herze haben. 


Gleichwohl balget ſich kein S Soldat, der nicht 
entweder fuͤr einen guten Chriſten, oder fuͤr einen 
vernuͤnftigen Mann, oder fuͤr einen ehrliebenden 
Menſchen, oder fuͤr einen redlichen Unterthan, 
oder wohl fuͤr alles dieſes zugleich will gehalten 
werden. Golte er es auch ja in Anſehung des 
erſten und Des legten, fogenaunicht nehmen; fü 
würde man Doch feine eingebildete Ehre gantz ent« 
ſetzlich befeidigen, und weniger nicht als mit eis 
nem guten Kauf-Degen feiner los werden, wenn: 
man ihm eben Diefe Ehre, darum er ſein Leben laſ⸗ 
be will, zweifelhafft machen, und ihn vor einen 

Narren ſchelten wolte. Wie will man aber 
ginpflicher von Diefer Sache urtheilen? Wirhas 

en oben bewieſen, daß ein Balger, der ſich in 
nen Zweylampf einlaͤſſet, 1 ie Rarthatte 
4 


geher 


r 


186 XIV, Der Soldat, 


gehe und die Geſetze ſchaͤnde. Wir müffen alſo 
bier die Ehre entweder in Die Beobachtung der 
‚ DBernunft und der Gefeges oder in ihrer 

benden Ubertretung füchen; anders ift hier nicht 
draus zu kommen. | Ä | 


Eine Urſache die etwas fagen will, tft Diele: 
Wo man fich mit einem der ung geſchimpffet hat, 
wicht rauffet, fo wird man nicht allein für einen 
vergagten Menfchen gehalten, an dem jeder ſich 
reiben und zum Ritter werden will, fondern ande 
ve Soldaten wollen auch nicht mehr mit einem 
dienen, So weit tyrannifiret die Menſchen eine 
ber alberften Phantaſien in der Welt; und zwar 
ſolche Menfchen, Die ſich zueiner Religion beken⸗ 
nen, welche fehnurftraefs Das Segentheil lehret. 
Unter den Aftatifchen Voͤlckern und den 
Nachfolgern des Mahomeds ift der Zweykampf 
nicht üblich, Ungluͤckſelige Chriſten! wer bat 
doch unter euch einen folchen barbarifchen Ge⸗ 
braud) eingeführet? | 


Mancher Kat weiter nichts gelernet, als fein 
Soldaten: Handwerk, und dieſes öfters noch 
ſchlecht genug; er hat mit feinem Mitgefellen 
Verdruß, ex wird geſchimpfft, was fer Der ehts 
ficheMannanfangen? Laͤßt er ein garſtiges Wort 
auf ſich ſitzen, ſo betrachtet man ihn wie einen 
Auſſaͤtzigen; feine ehrliebende Mit⸗ Gefaͤhrden 
wollen weder mit ihm trincken, noch neben ihm 
dienen; er muß einniahl feinen Feind vor die Spitze 

fordern, und ſich mit ihm herum. (eomeien; 
Ä 2 dann 





— 


I XIV, Der Soldat, 30 
| Bann es heifiet Leben und Ehre gehen in gleichem 
ud / 


Nur mit der Seele ift eg noch fü eine Sache; 
wiewohl in folchen Fällen heißt ee, man muͤſſe es 
wicht fo genau nehmen; dergteichen furchtfame 
Überlegungen zeigten nicht unbeutlich ein feiges 
Horse, Keine Schwachheiten , wanns euch bes 
tiebet, man muß brav thun, und den Verfland 
in die Fauſt faſſen: Deffer mit Ehre geftorben, 
als mit Schande gelebet. Wichtiger Gegenfaß! 
Groſſe Entfehlieffungen ! Wie unbegreiflich iſt 
doch dieſe Ehre, fich und feine ganze Wohlfahrt 
einer fo wahnſinnigen Einbildung aufzuopftern? 
Elender Ruhm, der ung eben desjenigen Ruhms 
beraubet, ven wir allhier zu verfechten meynen. 


Dann welchen Ruhm kann ſich doch ein Menfih 


aus einer That verſprechen, welche wieder alle Re⸗ 
geln des Chriſtenthums, der geſunden Vernunft, 
der wahren Ehre und der Gerechtigkeit begangen 


Was Raths unterdeſſen? wie iſt dem Ubel abs 
zuhelffen? Wir ſehen, Daß alle bisher ergangene 
Dueli⸗Mandate dargegen nichts, oder Doch we⸗ 
nig verfangen. Der munterſte Adel, Die tuͤch⸗ 
tigfte Leute, werden noch oͤfters durch eine ſo 
ſchaͤndliche Moͤrderey zu uͤngluͤckſeligen Leichen; 
ber tolle Wahn bleibet noch immer, daß der Fre⸗ 
vel die Geſetze zu uͤbertreten, und der fe firengen 
Macht ver Kegenten Hohn zu fprechen,, Diegröfle 
Ehre fen. So lange man all den Leuten.nicht 

| | 5 eine 


382 xIV, Der Soldat. 


eine fo ganz verfehrte Einbildung vonder Ehrebe⸗ 
nehmen Tann, fo lange bleiben auch die Wirckun⸗ 
gen fo närrifch und fo beklagens⸗wuͤrdig, ale Die 


bewegende Urſach ifl, 


Wir wuͤrden hier genug geſagt haben, wenn 
wir unſere Meynung dahin koͤnnten verſtehen ma⸗ 
chen, daß man das falſche Wahn⸗Geſpenſte, wer 
ches die Soldaten allhier fuͤr die Ehre halten, in 
einen ordentlichen Bann thun, und dieſen Wuͤrg⸗ 
Teuffel, durch einen chriſtlichen Crorciſmum, gar 
austreiben ſolte. 


Eine dergleichen gluͤckliche Verbannung der ak 
lernaͤrriſchten Ehre ſchickte ſich vielleicht vor den 
Buͤttel und Profoſen am beſten. Blut, Gefaͤng⸗ 
niß, ESntſetzung der Dienſte, heilet hier den 
Thoren nicht von ſeiner Thorheit. Man ſchaͤnde 
den, der um die kleineſte Schande zu fliehen, die 
groͤſte gu begehen ſich erfrechet. | | 


Doch auch diefes iftngchnicht genug: man xets 
te die Ehre Des Deleidigten, und flraffe den Be⸗ 
leidiger; man ernenne gewiſſe Friedens⸗Richter, 
welche alle Feindſchaften, ehe fie in Thätlichfer 
ten ausbrechen, Elüglich vermitteln, und aufge⸗ 
brachte Gemuͤther in der Guͤte miteinander ver. 
fühnen ; wo nicht, fo ſtoſſe man denjenigen ohne 
Anftand vom Regiment, ver ameriten mit Wor⸗ 
- ten oder Wercken zur Beleidigung ſchreitet; den 
Geſchimpfften aber nehme felbftder Fuͤrſt und das 

ganze Regiment in Schutz. Er zeige br 


N 








XIV. Der Soldat, 283 


ben anderer und rechtmäßiger Gelegenheit, daß 
es ihm an Muth und Tapfferfeitnicht fehle; er ehre 
kinen Herrn und deſſen Sefegz man belohne Diefe 
reue und dieſen Gehorſam; man verdamme als 
einen Ehrlofen und Nichtswuͤrdigen den Aufwieg⸗ 
fer, ſo wird damit Das Ubel vieleicht aus ber 
Wurzel gehoben; mithin Die Keligion, die Vers 
nunfft, die Ehre und Die Gerechtigkeit zugleich 


b 


gerettet werden. 
VI. | . 


Von den Beſchaͤfftigungen und Vorzuͤ 
gen der Soldaten, | 


Der Soldat liegt nicht immer im Feld; ſein 
Handwerck allein iſt nicht zulaͤnglich ihn zu 
beſchaͤfftigen, und alle Stunden Des Tags bey 
ihm auszufuͤllen. Bisweilen hat er viel, biswei⸗ 
len wenig, bisweilen gar keine Arbeit. Mittler⸗ 
weile ſich dem Muͤßiggang, der Wolluſt, dem 
Spiel und der Liederlichkeit zu ergeben, wuͤrde 
wohl nicht rathſam jeon. Dep den NBeibern, 
ben dem Spiel und ben nem ein werden ges 
meiniglich fehlechte Helden gezogen; es gehüret 
eins mehr darzu, Die rechte Kriegs» Kunft zu 
men. ° . | ” j j 


. Wenn alfoder Soldat noch im Ditartier liegt, 
und der Friede ihn zum Faullenzen, zur Uppigkeit 

und zu einem liederlichen unordentlichen Leben zu 

verleiten drohet, ſo muß er ſich gegen dieſe un 


484 XIV. Der Soldat, 


fo ſchaͤndliche als laſterhaffte Neigungen, mit 
aller feiner Tugend maßnen , und Diefen Feinden 
‚über fich nicht den geringften Sieglaſſen. 


Alſo müffen Die obere Befehlshaber zu allerımd 
jeder Zeit ein ſtets wachendes Auge auf ihre ins 
tergebene richten, um aller Unorönung in Zeiten 
‚sorzubeugen. Sie müffen alle liederliche und 
leichtfertine Ausſchweiffungen der Soldaten mit 
ernſtlichen Straffen ahnden, und fie ſtets fleißig 
in allerhand Kriegs⸗ Abungen unterhalten. Bey 
dem täglichen Aufzug haben fie Die aunze Geftalt 
ihrer Leute, ihre Kleivungen , ihr Gewehr, ihr 
Geſicht und ihre Sarbe, und ob alles von ihnen 
weinlich und fauber gehalten wird, genau gu beohs 
achten; und zugleich auch ihr Anbringen und ihre 
‚Klagen, wo fich bey ihnen ein Mangel ereignet, 
gebultig anzuhören, und im übrigen ſie immer zum 


Guten, und Daß fie fich alsredliche, ehrliebende 


Leute aufführenfollen, ernſtlich zu ermahnen. 


Den auſſerordentlichen Begebenheiten, Fein⸗ 
des⸗Gefahren, Graͤnzen⸗Verletzungen, bürgen 
lichen Unruhen, anſteckenden Kranckheiten, und 
anderen dergleichen Zufällen, hat man alſobald 
Bericht nach Hof abzuſtatten, und darüber Die 
nähere Verhaltungs⸗Befehle zu erwarten; zu 
dem Ende hat auch ein jeder Dfficier fein beſon⸗ 
deres Tag⸗Buch zu halten, und darinnen allet 
was fich unter feinen £euten und ben feinem Com⸗ 
mandgereignet, forgfältigftaufzufchreiben. 


Die 








XIV. Der Soldat. 295 


Die Werbungen, die Beſorgung der Wehr 
und Waffen und Kleidungen, wie nicht weniger 
dieriehtigen Auszahlungen der Wochen⸗ und Mo⸗ 
nats⸗Gelder, geben gleichfalls den Befehlsha⸗ 
bern eine Art von Beſchaͤfftigung; zumahl wenn 
ſie daruͤber, wie es ſeyn ſolte, ihre ordentliche 
Rechnungen fuͤhren, alles zu rechter Zeit anſchaf⸗ 
fen, und in guter Einrichtung halten wollen. 


Bey gelinden Tagen werden jährlich Die Haupt⸗ 
Übungen angeftellet, gantze Regimenter zuſam⸗ 
men gezogen und durch die Muſierung gelaſſen; 
bey welcher Gelegenheit zugleich die vornehmſte 
Kriegs⸗Bewegungen, wie fie ungefeht im Felde 
und bey einem vorfallenden Treffen ſich ereignen 
koͤnnen, pflegen vorgenommen zu werden. 


Was die Gemeinen betrifft, fo laͤſſet man ih⸗ 
nen bey müßigen Stunden ihr. Handwerck, wenn 
fie eines verflehen, frey treiben; andere Einen 
bey den Bürgern in Städten, oder ben den 
Bauren auf Dörffern, um den Taglohn dienen, 
und damit firh einen Trunck⸗ oder Noth⸗Heller ˖ 

verdienen. Auch iſt der Veſtungs⸗Bau ein treff⸗ 
liches Mittel dem ſchaͤdlichen —— e⸗ 
meinen Soldaten zu ſteuren; wobey die Befehls⸗ 
—* zugleich ihre Poſten mit wahrzunehmen 

en. 


Diejenigen, welche in der Kriegs⸗Bau⸗Kunſt, 
in der Feuerwercker⸗Arbeit, im Gießhauß, in der 
Feldmeß/⸗ und Zeichen⸗Kunſt ſich üben Moll, 

9 enen 


! 


266 XIV. Der Soldat, 


denen muß man fo viel möglich Darinnen An 
Hand zugehen und darzu Die Gelegenheit zu ver 
ſchaſfen ſuchen. W | | 


Unerachtet aber daß folchergejtalt die ordent⸗ 
liche Sefchäffte ver Soldaten immer an einan⸗ 
der fortlauften‘, fo bleiben ihnen: Doch noch viele 
müßige Stunden übrig, da fie nichts zu verrich⸗ 
ten haben; und.die ihnen folglich erlaubet find, 
zu ihrer Ergößlichfeit und andern Verrichtungen 
anzuwenden. _ — — 


Woo der Hof iſt, Da koͤnnen die Befehlshabet 
zu gewoͤhnlichen Stunden ſich daſelbſt einfinden; 
und wo der Hof nicht iſt, ſondern ein Oberſter 
Befehlshaber, Da verfügt man ſich zu demſelben, 
um ben ihm, wie man dieſen Wohlſtand nennet, 
Die Aufwartung zu machen. Alsdann fo haben 
alle Befehlshaber, die fich einer auten Lebens⸗ Art 
befleiffen, und welche ein wenig bemittelt ſind, die 
Erlaubniß, ſich bey vornehmen und groſſen Geſell⸗ 
ſchafften zu zeigen und an den Ergöglichkeiten Aw 
sheif zu nehmen. | 


Der Umgang mit guten vertraulichen Freu 
Den und tugendhafften geichieften Leuten, iſt eine 
ber anſtaͤndigſten und.nüslichften Beluftigungen 
eines vernünftigen Soldatens; wie aber ſolche 
Leute etwas rar find, fo muß man fie auch fir 
een, und ſich ihrer Sreundfchafft, Durch eint 
gleichmäßige Aufführung, trachten wuͤrdig zu 
machen. en | 
| . Wa⸗ 








XIV, Der Soldat. 287 


Was die übrigen Beluftigungen und Ergoͤtz⸗ 
lichFeiten betrifft, welche ein Soldat nach Zeit. 
und Gelegenheit mit geniefien Fan, darinnen 
bat er fich nach den Regeln des Gewiſſens, ber 
Ehre und feines Beutels zu richten. I 


or allem andern Zeitvertreib aber folteeinem 
verftändigen Soldaten Das Lefen guter Bücher 
am angenehnften und liebften feyn; denn Das 


durch erwirbt er fich nicht allein Die Kentniffen und 


Wiiſſenſchafften, welche ung eben bey andern in 
Anſehen und Hochachtung feßen; fondern er ers 
langet auc) Dadurch folche Tugenden und Eigens 
fchafften, welche ihn zu ben gröften Staats⸗und 
Kriegs⸗Geſchaͤfften faͤhig machen. 


Wir haben ſchon im vorhergehenden ange⸗ 
merckt, welcherley Wiſſenſchafften einem Sol⸗ 
daten vom Rang anſtaͤndig, nuͤtzlich, und noͤ⸗ 
thig ſind; die Wiſſenſchafften zieren alle Men⸗ 
ſchen, beſonders aber einen Soldaten; der freye 
Umgang mit der Welt und allerhand Leuten, 
nebſt einer gruͤndlichen Erfahrung bringen ihn 
insgemein weiter als andre, die nur in ihren 
Studier⸗Cammern ihre Weißheit ausbruͤhen. 
Die Freyheit zu dencken und zu ſchreiben macht 
ihnen auch ſo leicht keinen Dienſt verlieren, wie 
den gelehtten Handwercks⸗Leuten, die nach 
der Vorſchrifft einer gezwungenen Lehr⸗Art ſich 
darinnen verhalten muͤſſen; darum haben wir auch 
unter den Soldaten ſo treffliche Weltweiſen 
und Geſchichtſchreiber gehabt. Wir wollen zum 

Exrempel 


288 XIV. Der Soldat: 


Exempel unter den alfen nur den weifen Socra 
ten und Julium Caͤſarem, und von Den neuern 
Eartefium, St. Eoremond, und den zu unfern 
Bien fo beliebten Engelländer Steele nennen; 

Jiefes letztern feinartiges Werckgen, ver Chriſt⸗ 
liche. Held genannt, ift beſonders allen rechtſchaf⸗ 
Tenen Soldaten wohlanzupreifen. 


Wer aber nicht Luft hat ſo weit in die gelehrten 
Sachen ſich einzulaſſen, der —* doch wenigſtens 
die neuere Geſchichte, nebſt einigen Buͤchern, 


die von dem Soldaten⸗Stand geſchrieben ſind, 


ſich bekannt machen. Inſonderheit ſolte man 
dbie Memoires de Montecuculi, als ein Buch, 
welches in dieſer Materie nicht leicht ſeines glei⸗ 

chen hat, immer bey ſich fuͤhren und fleißig leſen. 


on u as 
Nebſt diefen find Auch die Memoires des 

. Marquis de Fequieres wohl zu gebrauchen, ale 
welche, ob fie gleich nicht fo gründfich, wie jene 

geftbrieben find, Doch alle Sachen unter gewiſſen 
Abtheilungen, vollſtaͤndiger, voeitläufftiger, und 

_ Deere fir Anfänger, deutlicher abgehandelt 

aben. | 5 | 


Den fü vielen Vortheilen und einernichtunan 
genehmen Lebens⸗Art, hat auch der Soldat ei 
nen befondern Rang oder Vorzug in Der Welt. 
1. Weil zu diefem Stand mehr vortreffliche Es 
genfchafften, als zu andern Ständen erfordert 


- werden ;_ denn, wo ben ihm am Leibe, ode 


am Berflande, oder im Gemuͤthe, oder.in Der 
J ganzen 














XIV. De Soldat. 289 | 


garen Aufführung fi einige kundbare Mängel 
zeigen, fo koͤnnen fie Feine rechte Soldaten = 
ben; da. im Gegentheil es andern ehrlidyen Leu⸗ 
ten wohl an etwas fehlen kann. Z.E. andere 
ſtalt, ander Hershafftigfeit, an der Überlegung, 
an der Staͤrcke und vergleichen; bie aber deswe⸗ 
gen body ehrliche Leute Bleiben und ihrem Beruf 
wohl vorſtehen Binnen. Bey einemrechtfchaffes 
nen Soldaten aber wird ſo n agen alles erfordert. 
2. Weil ſie alle Stände beſchutzen, dieſelbe in ihrer 
Ruhe und Sicherheit erhalten und allem Unrecht 
Einhalt und Wiederſtand thun ſollen. 3. Weil die⸗ 
en Stand nicht nur der Adel, ſondern auch der 
uͤrſt ſelbſt, geſtalten Umſtaͤnden nach, zu beglei⸗ 
ten pfleget; indem er als das Oberhaupt ſeines 
Voleks auch der Feldherr feiner Soldaten ifi,und 
ſich Durch) feine Tapfferfeit den Namen eines Hel⸗ 
den, wie burch eine Fuge Regierung den Ruhm eie 


® 


wen Weiſen erroirbt. 


Von ein⸗ und andern Fehlern des Sol⸗ 
daten: Standes. 


iſt kein Stand in der Welt vollkommen, alle 
und jede haben noch viel und mancherley Feh⸗ 
ler; billig aber ſolte derjenige die allerwenigſten 
— der fich vor andern Den Vorzug anmaſſet. 
Kein man möchte faſt ſagen, Daß unter den 
Geiſtlichen die per. erg ‚unter den. 
Gelehrten. Die wenigſten Reifen, und unter den 
v1, Theil, 2: Sob 


“* 
1 . 


2 ° MV. De Soldat. 


Soldaten bie wenigſte Kriegs: Verfländiom ſich 
finden. Betrachtet man dieſen oder jenen Soi⸗ 
daten, was er iſt, gegen dasjenige, was er ſeyn 
ſolte, fo hat er kaum den Schatten von einem 
Körper. n ganze Aufführung ift öfters fo 
beſchaffen, dab er dem gemeinen Weſen niehr zur 
Laſt, ale um Nutzen lebet; Daher auch unter | 
Leuten, welche nicht wiſſen, was zum Arien und 
‚zu. einem Soldaten erfordert wird, Die verfehrte 
epnung entflanden ift, daß ein. lienerlicher, 
dummer und unartiger Menfch, wann er auch 
fonft zu nichts in der Welt tauget, Doch, einen 
Soldaten abgeben konnte. 2 


N Hieraus fotget gleich der ef eher, daß wir 
Leute zu Soldaten machen, Die ſich zu nichts weni⸗ 
| Bes iu vonaren ſchicken. Alles Crethi und 
ethi, allen Schaum von liederlichen Gefindel, 
ndſtreicher, Bettler, Zigeuner, Straſſenraͤu⸗ 
ber, alles rafft der Werber zuſammen. it ſa⸗ 
gen nicht, daß Diefe Leute zn garnichts zu gebrau⸗ 
chen waͤren; wo fie Stock und Peitfche fühlen, 
und in einer echten ſcharffen Zucht gehalten. mer 
den, da fönnen und mögen fie toohl zu ein ums 
andern Berrichtungen mitgejogen werden. Pur 
muͤſte Mr den ehrlichen Lands⸗Knechten De 
Echmach nicht anthun, und dergleichen uncher 
* —2* mit unter ihre Glieder Hecken. ci 
bis fie erſtlich, durch ſonderbares Wohlverhab 
ten, ſich darju wuͤrdig gemacht hätten, Das 
der „ges Soldat wil den Nahmen habe 
daß er “mei ehl um Chee dane che er bean | 


4 4 





XIV. Der Soldat. ⸗31 


od es iſt wichtig ben denfelben, dieſe Neigung 
we Ehre auf alle Art benzuhehalten. Ca wirb 
aber Dadurchdiefe Ehre ben ihm ſowohl gekraͤncket, 
als fein Muth geſchwaͤchet, wenn manihm der⸗ 

eichen lumpichtes und unflätiges Sefindel an die 


Seite ſtellet; zugeſchweigen, daß dabey immer 


zu befürchten fiehet, dieſe unreine Glieder moͤ 
Te auch Die Sefundeften mit anftecfen. ”. 


—8* zweyte Fehler iſt die wilde und unbarm⸗ 
hetzige Aufführung einiger Befehlshaber, welche 
den Gemeinen, öfters auch ganz zur Ungeit, mit. 
unmenfchlicher Sraufamfeitund Härte begegnen, 
m Meynung fich Dadurch deſtomehr von ihn 
‚ fürchten und ehren zu machen, mithin fie Deffo 
genauer im Gehorſam zu halten. Allein, obwoh⸗ 
| Mn meitene Bifeiplin dem Soldaten fo nöthig: 
it, als das ‘Brod, fo muß man folche Doch nits 
Aa anders, als 100 es Die ae erfordert; ges 
suchen. Das ift aber nicht Noth, wenn et⸗ 
ton dem Befehlshaber der Kopf nicht recht ſte⸗ 
het, oder ihn der Wein erhißet, oderdas Spiel 
oder ihm ſonſt etwas ungleiches begeg⸗ 
net iſt, Daß, feihes hernach die armen Soldaten. 
ertgeiten mi vn Sranefreich laſſen ſich Die 
—* fo, nie uns Teutfehen, mit Pruͤ⸗ 
banbthieten; fe „reifen lieber aus, und was. 
Er Leib und Leben. daran, einem ſolchen 
impf zu entgehen. Ein Soldat, auch ber 
€; A als ein enrliebenbet Mean —* mit 
| or — aͤgen, Ha uthen, 
| — "De chim ur dergl ae 


N 


292. XIV. Der Soldat. 
fehreitet, ermahnet werben; und wenn er ja 






und Ziel zu halten wiffen; Dann vieles Pruͤglem 
miacht Die Leute nicht beffer, ſondern öfters nur 
verftockter, unempfindlicher, halfflarriger und- 
boshaffter. Man muß die Soldaten wie Mens; 
ſchen, und nicht wie dag Vieh tractiren; Denn 
unter diefer letzten Geſtalt koͤnnen wir fienicht wohl 
gebrauchen; ſie muͤſſen Menſchen, und zwar 
nuͤnftige, ehrliehende und tapfere Menſchen feyn; 
wenn man ſoll mit ihnen etwas augrichten koͤnnen. 
Der dritte Fehler beruhet in. der Untuͤchtigkeit 
nd uͤbelen Aufführung der Befehlshaber felbfl; 
ölte man Davon ausführlich handeln wollen, ſo 
rhüfte man Die Abfchilderung fo ähnlich 3 
daß mancher fein Bildniß in Lebens⸗Groͤſſe al 
fiiden Dörffte; da manaber niemand ju nahe tre⸗ 
will, auch gegenwärtige Abhandlung dergle⸗ 
hen Weitlaͤufftigkeit nicht geftattet,, ſo wollen wis 
hur etliche faliche Helden Meinungen beruhren: 


Nicht viel wiſſen und nicht viel lernen; wenn 
man nur Courage hat, das übrige ſind lauter 
Schulfuͤchſereyen. Geſetze und Sitken⸗Ordnun⸗ 
gen find nur vor den gemeinen Mann; Leu 
. welche die Geburt erhoben, und die von dem De 

gen Profeßion machen, find.Denenfelben weiter 
nicht, als nur fo weit eg ihnen ſelbſt gefaͤllt, um 
terworffen. Schulden machen und nicht zu ia 


I 


XIV. Det Soldat. 393° 


fen iſt feine Schande; dann es gehöret eine ges 
nu Großmuth darzu, Fein Geld zu haben und 
Doch altes Muths zu fenn, und eben fo viel Ge⸗ 
dult, den teten Anlauffeiner Glaubiger zu ertras. 
gen. Fuͤnff, feche, und mehr Kannen Wein 
nach einander in Leib zu flürzen, geiget ein gutes‘ 
Soldaten » Temperament, töelches etwas muß 
vertragen fönnen.. Ganze Summen Seldesmit 
——— auf eine Carte zu ſetzen, und bey deren 
Verluſt ſolche der Banco, ohne eine Miene zu 
—— hinſtreichen; dieſes heweiſet eine ſon⸗ 
derbare Contenance , Fermere und wie die 
franzoͤſiſche Woͤrter ferner lauten: Einesandern 
rau bedienen und im Nothfall dem guten Mann 
die Klinge zu bieten; fülches wird Fein Menfch 
dere alsfüreine Herzhaftigfeiterfennen. Die 
arme Bauren wacker auf dem Durchmarfch ud 
in den NBinter-Quartieren zu preſſen; Deswegen 
(mo fie Bauren, diefe Sanaille wäre fonft allzu 
bermäthig, wenn man ihm nicht jeigte, was 
oldäten waͤren. Anderer dergleichen Helden⸗ 
Thaten, daraus man ſich wuͤrcklich eine Ehre 
macht und ſich derſelben oͤfters ruͤhmet, zu ge⸗ 
ſchweigen. Ein rechtſchaffener Kriegs⸗Befehls⸗ 
haber muß eine ganz andere Art zu dencken und zu 
handeln haben. Er muß ein edles Gemuͤth und 
re Neigungen befigen.: Er muß bie 
Unfhuld beſchuͤtzen, und flreng auf Ordnung 
und Geſetze halten. Ohne diefe Eigenfchafften 
Fann ernicht zuderjenigen Ehre, Dieeinem Krieges 
Mann eisen ſeyn foll, gelangen. 


3.2.88 


| 394 XIV. Dee Soldat. - - 


Dervierdte Fehler betrifft die gewaltſame Wer⸗ 
bungen. Colche folten Feinem De hishaber, # 


unter — Vorwand es auch immer ſeyn 
moͤchte, fuͤr gut gehalten werden; dann es leidet 
darunter die chriſtliche Liebe, die Gerechtigkeit 


und Der Dienſt ſelbſten; zuweilen wird einer be | 


trübten Mutter ihr Kind aus den Armen geriſſen; 
zumeilen einem baufälligen Vater an feinem 


Sohn die einzige Stüße feines Alters entzogen; 


zuweilen werden Dadurch zwey junge Ehegatten 


au ihrem Verderben getrennet. Ungluͤckſelige 


©eftalt! Die hierzu Anlaß giebt ; finden ſich dann 
fonft nicht Leute genug, die gerne und freywillig 


bienten, wenn man fie nur befler und ehrlicher | 


Hielte? Gewiß, mit Zwang und Prügeln wird ei⸗ 


ner fo wenig zu einem Soldaten, alf dorten bey 


dem Moliere zum Doctor gemacht. 


Ein Soldat muß Herz haben, ermußum Ehre 
dienen, das findet man bey gezwungenen Leuten 
ſelten; Er haͤlt ſich zu nichts verbunden; es dienet 
ihm zur Entſchuldigung der groͤſten Fehler, daß 
man ihn gezwungen hat: was will man mit fol 


chen Leuten ausrichten? 


Der fünffte Fehler ift, wenn Potentaten ſich 
in einen Krieg * bevor fie ſich in Die nd 
thige Berfaffung gefett, folchen mit Glück und. 
Ehre hinaus zu führen; da fehlet es hald an Pros, 
piant und Zufuhr, bald an Wehr und Warez. 
bald an Pulver und Geſchuͤtz, bald an haltbar 
ren Dertern und Veſtungen, bald an ha 





— 


— — 





XV, Der Soldat. 297° 


fchajft und Arbeits-Leuten, bald aber und nemels 
niglich an Geld, welcher Mangelder allerungluͤck⸗ 
lich ſte iſt, weil man Dadurch alle Die andern am 
leichteſten erfegen Fann. Wie manches Land und 
M eich wäre unverſtoͤhrt geblieben, wenn man den 
Krieg zuvor im Cabinet und mit der Cammer wo 
uͤberlegt haͤtte, man ſich zu viel auf die Macht 
ein es zahlreichen Heers verlaſſen, und mit einer un⸗ 
zeitigen Hitze gegen Den Feind losgebrochen wäre; 
beſonders iſt dieſes immer noch bey uns Teut⸗ 
ſchen, als ein groſſes Verſehen angemercket wor⸗ 
den, daß man die Voͤlcker in das Feld hat ruͤ⸗ 
cken laſſen, ehe und zuvor das Commiſſariat-Me⸗ 
ſen, die Zufuhren, die Marcketender und der⸗ 
gleichen eingerichtet waren; ja ehe man noch die 
moͤthige Frucht⸗ und Dorraths-Häuffer an Ort 
und Ende, wo der Krieg hat follen gefuͤhret wer⸗ 
den, aufgefhlagen, und zu den sulänglichen 
erpflegungen, ſowohl der Gefunden als Dee 
Kranken, die behörige Anftalten verfüget hatte. 


Einem Feind hegegnen follen, fich mit Kran⸗ 
cken fehleppen, felbft einen fiechen Leib haben, 
unmuthige Soldaten zum Treffen führen; Mans 

‚ Moth, Gefahr, Seuche, Peſt, Verder— 

auf allen Seiten fehen: dieſes ik ein zehens 
miahl mehr als der Todt zu befürchtender Jammer. 
Da muß man ſich nicht wundern, wenn man mit 
Echande und Schaden krieget, und mit Verluſt 
and und Leute die noch gerettete Soldaten kraͤnck⸗ 
Uuch, elend, ausgeſogen, als halbe Leichen, auf 
verkahmten Pferden, mit halb verrofteten .. 
— — 4 en 


— 


206 XIV. Der Soldat. m 
fen und zerriſſenem Heerzeug, die Winter⸗Quat⸗ 
tier in ihres eignen Herrn Lande, beziehen fieh 
Woſelbſt ver. Wirth vor feinem magern Saft, 
und Diefer wiederum fürdem ausgezehrten XBirth 
entfeßet. Da foll ſich der ausgemergefte 
oldat bey. dem im Grund verdarbenien Bauren 
wieder erhöhlen, da doch Dieferjenen um ein Ab 
mofen anfprechen würde, wenn ſie beyde nicht es 
ner ſo arm als der andere wären. Fuͤrwahr un 
fere Zeiten find Mäglich! F 


Die Römer haben uns den Krieg ganz anders 
führen lernen, als deren erſte Sorgfalt, wie bli 
nius hiſt. nat, 24. 4. berichtet, zuforderſt dahin 
gieng, allen noͤthigen Vorrath von Lebens⸗Mit⸗ 
fein zuerſt ine Lager zu ſchaffen, Damit an nichts 
fiiheiniger Mangelduffern möchte. Louvois hats 
te in vetwichenem Jahrhundert in diefem Stud 
nicht feines gleithen; deſſen überaus kluge Kriege 
Anſtalten hatten. an Ludwig des XIV... Siegen 
‚nicht meniger Antheil als die Tapferkeit feiner 


Der fechfte Fehler ift Die unmäline Helden 
finde eines oberften Befehlshaber ; ar unaluch | 

liche Gemuͤths⸗Eigenſchafft macht öfters mehr 
- Menfchen Blut vergieffen, als die Noth, Det 
Staat und die gemeine Sicherheit erfordert, 
Man opffert diefem graufamen Abgott Der Ehte 
| * Betrachtungen der Menſchlichkeit, ‚des Mit⸗ 
eidens und Des allgemeinen Wohlſtandes auf: 
Ein mit blinder a er 
ahel 


— 





"XIV. Der Soldat. . 297 
haber, ſchonet weder ſich nuch feine Truppen; 
fin Muth, mit welchem er quf die Feinde losſtuͤr· 
met, iſt eine Vermeſſenheit, und ſeine Siege 
koſten mehr Blut, als ſie Vortheil bringen. Es 
iſt keine groſſe Kunſt Menſchen zu wuͤrgen und 
Länder zu verheeren. Allein der Boßheit wieder⸗ 
ſtehen, Die Unſchuld ſchuͤtzen, Die Feinde übers 


winden und Land und Leute zu ſchonen, dieſes 
macht einen Helden. er — 


- Der fiebende Fehler iſt, daß man Die Befehlsha⸗ 
ber nicht nach Verdienſt, fondern nach der SReihe, 
wie fie einander im Dienſt fofgen befördern pfles 
get; Es iſtwahr, es muß einemehrlichen Mann jeid 
thun, wannihm ein anderer, dem es der Ordnung, 
nachnichtgebühret, vorgezogen wird; allein, er 
Würde fich mohl Darüber befcheiden laſſen, wenn 
man ihm ſagte, was darzu die Urſache gegeben 
hätte. Dieſe Urſache muͤſte nicht anderg als er, 
hehlich ſeyn, und auf einenahmhaffte Handlung, 
wodurch man den Vorzug verdienet, ſich gruͤnden. 
Sie muͤſte indem er vonder Gerechtigkeit des Fůr⸗ 
ſtens zeigte, zugleich andere mit aufmuntern, bey. 
vorfallender Gelegenheit fich mıt aleichem Eifer 
und Wohlverhalten ausʒuzeichnen. Dieſes wur⸗ 
de einem jeden zu einer ruhmwuͤrdigen Anreigung 
dienen, Zleichmaͤßige Prohen feiner Zupfferkeit, 
feiner Tugend und feines Dienft-Eifersabzulegen.. . 
iſt Fein Zweifel, Die Treue und die Verdienfte 
find werth, daßmanfiebelohne, und die Beloh⸗ 
nung macht, daß die Soldaten Much faſſen, 
und Gelegenheit fuchen, brav zu thun. Sich 
rn! Ts hierins 


298 xIV, Der Soldat. 


hierinnen an eine allzu gezwungene zen: 
binden, hätteinder That etwas unbilliges. Wi 
wollen nicht ſagen, daß es auch hoͤchſt unweißlich 
gehandelt waͤre, wenn man gewiſſe Leute nur des⸗ 
wegen zu hoͤhern Bedienungen befoͤrderte, weil 
ſie die Reihe und Ordnung trifft; dann wie viele 
koͤnnen nicht zu einer niedrigen Stelle dienen, 
welche ſich darum zu einer hoͤhern nicht wohl ſchi⸗ 
cken; oder mie viele koͤnnen nicht mittler Zeit, als 
fie in dieſer Ordnungs⸗Kette ſich mit eingeflochten 
gefehen, untauglich und zu wichtigern Gef en 
unfähig geworden ſeyn? Ohne dergleichen Aus 
nahmen aber ift die Ordnung im $ortrücken feht 
billig, denn es wird von einem Befehlshaber vers 
muthet, daß er feinen Dienſt verſtehe, und auch 
die Proben Davon geben würde, wenn darzu ſich 
Zeit und Umſtaͤnde ereignen ſolten. Wo man 
diefe Vermuthung nicht von einem hat, giebt man 
ihm beſſer den Abfchied. ur 


Der achte Fehler iſt ein ſchaͤndlicher Eigenmuß. 
Xen find nicht die bunde Schnittebefannt, Die 
manche Defehlshaber bey Anfchaffung der Klei 
der, Waffen, Feldzeichen, Unterftellung der 
Blinden und dergleichen zu machen pflegen? 
Welche fehändlichellnordnungen duffern ſich nicht 
auf Marfchen, in den Quartieren, wie nicht 
weniger im elde, mit den Maruketendern, 
Proviant⸗Meiſtern, Vorſpann⸗Fuhren und Der. 

ieichen? Wie gieng es im Jahr 1734. am Ob 

Sihein, wo die Fütterung allenthalben den Eins 

. wohnern ‚in Dafigen Gegenden mit Gewalt e 
rau 


{ 





XIV. Dee Soda. 29 


raubet, und im Lager Damit ein ſtarcker Handel 
getrieben murde? Doch auf Erempeln müffen 
wir nicht fommen, fonft wuͤrden wir zu weit 
Kufftig fern. Wer nur ein menig Kenntniß 
yom Krieg hat, dem können beraleichen unwuͤr⸗ 
dige Ubertrettungen der fo nöthigen Feld⸗und 
en. nicht unverborgen feyn. Alle dies 
fe Dinge, welche dem wahren DienfiEiffer 
ſchnurſtracks zumieder lauffen , fehicken fich ganz 
wicht zu. derjenigen Ehre, Davon man die Soldas 
ten immer reden —* und welcher ſie ſo hurtig 
Leib und Lehen aufzuopffern ſich verſchwoͤren. Die 
Ehre iſt ein uͤberaus empfindliches Ding, und hat 
Ei gleiche Zärtlichkeiten als das Gewiſſen; Die 


Weſen, 


2 — — Ge A 
300 N XIV. Der. Soldat. 


Weſen, die allerverkehrteſte und elendeſte Bears i 
fo haben. Der rechte wahre Helden-Murh und. 
Die ganzerebliche Neigung feinen Pflichtenin allen. 
gemäß zu seben, iſt gar wenigen bekannt. 

haben wir je und je zu allen Zeiten groſſe Generale 
gehabt, welche mit ihrer "Tapfferfeit auch Die 
Sottesfurcht verbunden hatten: Ludwig der Hei⸗ 


u lige und Gottfried von Bouillon waren ſo ei 


- Ehriften.als tapfere Soldaten. Der fach E 
Johann Friedrich, der heßiſche Philippus Mar 
gnanimus und der Schweden Koͤnig Guftan, 
Adolph, hatten Die beften Abfichten, die Waher 
ten des Ehriftenthums zu beſchuͤtzen und für Dies, 
felbigen zu ſtreiten. Wallenſtein und Cronwell bes, 
dienten fich der Religion zu ihren groͤſten Unterneh⸗ 
mungen, und gaben wenigſtens damit zu erkennen, 
daß es groffen Leuten ga pin DR | 

Prinzen von Dranien und der groffe E 

Sriedrich Wilhelm zeigten darinnen N JE‘ 
ufrichtigfeit. Wie viele Religion der fluge Mor‘ 
tecueuli gehabt, Davon zeigen feine Memoires,, 
Johannes Sobiesfy war ein weiſer König, „ei, 
tap ererCöeneralund dabey ein eifrige 
groffe Turenne hatte zwar feine angebohrne Re⸗ 
ligion verändert, aber den chriftlichen Glauben 

defto mehr benbehalten. Unfer über alle * 
ter Eugenius von Savoyen, (ach moͤchte ern 
leben) war unſtreitig einer der groͤſten Generale 
in der Welt: er ehrte GOtt, haßte die 
und vereinigte alle ap in * o und in. 
feinen Siegen. In dem Fur verwiche⸗ 
nen Krieg am Ober⸗Rhein, bewunderte man die 
sur 





XIV. Der Soda br. 
wre Gsoftesfurcht eines tapfern Commendanten 


i —— Herrn von Wuͤttgenau; und 
soch rühmet man dergleichen von verkiedenen 


n Generalen; Die aber, weil fienoch am Le⸗ 
n find, ven Ruhm einer folchen Tugend, wel⸗ 


Ä de ung Die gröfte Demuth lehret, allhier nicht 
wohl aufnehmen dürffteen. Kurz ein Held, der, 


EZ 2 


zu m— Tim 


: Keine Religionhat, Der au vahre Ehre,. 


md wo Diefe mangelt, da wird d aus m Helden 
gar Leiche ein Unmenſch und ein Tyrann. 


VIII. 


| Don der Aufrichtuog eines militis per- 


petui & nationalis. 


Me muß Soldaten haben; gewalthaued Wer⸗ 


=. — 


bungen taugen nicht; mit dem milite mer- 
cenario , den man aus allen Enden und Wins 
dein der. Erden sufammendremmelt, hatesauch 
——— daß er nicht allein koſtbar und 


a Bi $ ndern auch dem Land höchft befchwers 


eibt alſo die Frage, auf was Art man 
* Denen ein zulängliches und tuͤchtiges Kriegs⸗⸗ 
Heer zuſammen bringen und beftändig —* chut 
desandes auf den Beinen haltenk fine? 


Das e und Mittel di u waͤre viel⸗ 
leicht A m cm aus eine jeden Fie⸗ 


cken odor Dorff / wie es etwa in Schweden und — 
dm. auch in Mofeauthlich ift, Denzeheudenoder 


Mann, ſo bald @ a w gch 


a 





1302 XIV. Der Soldar. 


Woachothum zu kommen undeinegute@cfinftge |} 
| —A ſo vielen Pe Mo ie | 
n er ein wenig Herz und Ehre im 
hat. Aue denen Städten nehme ınan fo Dann 
Diejenige Gewerb⸗ und Nahrungsloſe Purſche, 
nebſt andern feinen Buͤrgers⸗Kindern, ſo Luſt zu 
dienen haben und ſich freywillig darzu angeben; 
mit Gewalt aber nöthige man feinen; ver Sol 
daten⸗Dtand iſt ein Ehren,Stand, zur Ehre aber 
kann man einen nicht zwingen. Nachdem num 
einige darunter etwas Mittel und Faͤhigkeit haben, 
dem kann man ſolche auch, wenn ſie eine 
Zeitlang von unten aufgedicnef, befoͤrdern; wo⸗ 
von auch Die Bauren ſelbſt, wenn fie ſich aufsine 
wuͤrdige Art, überihre@eburt, Durch Wohlver⸗ 
ten und Tapfferkeit auszeichnen, nicht 
hliefien find; dann Die Tugend verdieniet allem 
Iben vorgesogen und. belohnet zu werdet. 
onften aber bleiben eigentlich Die vornehmſten 
| tellen vor den Adel offen; wel 
egen Durch eine edle und flandeemäßige Auß 
fra fich derjenigen Ehrerbietung, welcheihen 
die gemeine Soldatenbejeigenfollen, muß ſuchen 
wauͤrdig zu machen, | 


Nenn. man nun auf Diefe Weiſe unter: den: 
| R, Buͤrgern und Edlen diejenigen junge 
-  2eute ausgefücht hat, welche dem Krieg am 
meiſten Luſt, Muth undBähigkeit haben; ſolaſ⸗ 
fe man ſie alſobald, nor andern ihres 
— Bemilk Dobachtungen und Bortheile enz 
wan klei fe wohl, und gebe ihaen einen garen 


. 





XIV. Der Soldat. 303 


Schalt; man lege fie gleich Anfangs ir in Haupts 
Städte und Graͤnz⸗Veſtungen; man richte da⸗ 
ſelbſt Bor ſie befondere Kriegs⸗Schulen auß mb 
laſſe fie alles lernen, was zu den Kriegs⸗Wiſ⸗ 
fenfchafften gehöret, und wor Yn u fie fonften. Luft 
haben; man übe fie dabey täglich in Waffen, 
balte fie in guter Zucht und Drönung, und lafle _ 
ihnen Feine lei erti —25— Ausſchweiffun ⸗ 
gen, ohne —5— BA LE vor⸗ 
beygehen. Diejenigen, die fihon eine Seitlang 
gedienet Haben und ihr — — a ichen, bie ‚ Di 
lafie man guten Sur ee be onen 
Staunen nach Hauß zurückfehren, und mr ie u = 
elbſt ſabtt Ihren. Thuns warten; man laſſe ſie dabey 
wochentlich oder monatlich einmahl, ſo viel als 
ihrer zu einer Compagnie gehören, sufammen 
kommen, und fieihre Waffen⸗Ubungen machen; 
wie ſolches mit der jungen Mannſchafft in der 
Schweitz pfleget gehalten zu werden. Die uͤbri⸗ 
bleiben bey ihrem. Regiment und in den Be⸗ 
ngen; doch ſo, daß ſie, nachdem man es gut 
findet, mit den andern abwechſeln, und hald 
Diele, Bald jene auf eine gewiſſe Zeit Erlaubniß 
befommen, nach. Dauß zu gehen. Hat einer. 
acht, ee bis-zwölf Jahre gedienet, und hat 
wicht Luſt feinen Dienft weiter fortzuſetzen, ſon⸗ 


dern will ſich verheurathen und ſeine Haußhaltung 


anfangen, fo muß man allerdings ihm darzu mehr 

berörderlich als hinderlich ſeyn; geſtalten biefeg: 
eine ſichere Wahrheit ift, daß je mehr ein 

| FR hat, jemehr Soldaten kann er auch 

| Daraus ziehen; wu geſchweigen, — 


304 XIV. Der Soldat. 


Art abgedanckte und ſich im Lande haͤußlich nie⸗ 
dergelaſſene Soldaten allenfalls, bei jeder vote 
kommenden Befahr, zueinertreflichen Landwehr 
dienen, mit welcher man in der That. roeit meht⸗ 
als mit neu angeworbenen Muͤßiggaͤngern und 
— aften Geſindel Akt fann, roch 
che weder Zucht noch Ubung, noch den redlichen 
Morfashaben, dem Fuͤrſten und den Lande treut 
Dienfte zuthun. Die Landes⸗Kinder aber haben 

e nartrliche Liebe zu ihrem Herr, undinden 
fe ine sehen, fireiten fie sugleich vor reiht 
eigue S z 


ge Def rt Dreperfe Ssofbateni 
Lande. Erſtlich diejenige, Die hefiändig in der 
‚Städten und Veſtungen, auf vorher beſchriebs 
ne Art, ımterhaltenwürden. Zweytens, diejo 
nige, die eine Zeitlang wuͤrckliche Dienfte gethan⸗ 
darauf aber ihrer Nahrung und Bequemlichtet 
halber, Die Erlaubniß hätten, bey denen Ihrigen 
zu Hauß fic) aufzuhalten. Drittens, diejenige 
die wuͤrcklich ihrer Dienſte entlaffen waͤren, und 
fich, gleich andern Bürgern und: Einwohnett« 
haͤußlich niederfieffen,undihr — | 
‚und Handthierung trieben. Die Inden, 
allein in des Fürften Sold; Die andern genöfen' 
nur,. mittlerweile, als fie Beine Dienfte thaͤten 
gewiſſe Gnaden⸗Gelder. Die dritten aber lebten 
ganz auf ihren eignen Beutel; bie erſten 
ordentliche Dienfte thun, die andern in Krieger 
Laͤufften; die dritten aber nur, ‚wenn Die Noth 
an Mann gieng und eine feindliche. Mach = 

2 | an 









— E 308 


—— ez da fie alddann / gleich un⸗ 
uͤrgern, in den Staͤdten, ihre 
ige Boa und Mauren zu beſchuͤten hätten. | 


abi DIR ürde der Soldaten-Stand 
ein anderes Anfehen geroinnen, und ein rech⸗ 
erier a’honneur werden; da Die 
an nn, wann eine Kriegs⸗ Handlung vorfi 
das Regunent aus dieſer oder jenen ——n die 
Compagnie aus dieſem oder jenem mt, von 
—— oder — af —— wohlvehaten 


andern —* kei 
— efich juerwerben, Der fans 
herr koͤnute Dun eine fülche Einrichtung bes 
Andig eine — Armee auf. den Beinen has 
Taumdig:Helfte fo viel, als eine 

an — — — Too am» bern nalen! noch) 
fo. viel ausrichten fönteswie wir davon die 
—I in ben Seſichtn von dem Cyro ma- 





R N 74 fi 


ten ern finden, "als ‚mit ihten n.ianeft 
—* keuten —** — e Thaten verrichtet 
achmwelt an ihnen "bes 


Ice, beydes vor den Fuͤrſten, ‚als das 
u nt liche Kriege» Berfaffung, uhrde mit 
nut. bey ung in Zeutfchland fo ſchwer fallen, 


alß mau ölche im een Anblick einbilden 
Ar * * durffte. 


RR Der Bowa. 

vuͤrffte. Detr evfte Pinwand 

von, wuͤrde freylich wohl; wie der al 
allen Sachen, auch Schwietigkelten entdecken f 
allein, ein erleuchteter Regent, gefabene tige 
Syauptet: rd kluge Raͤthe eben n — 
Moͤglichund Den Sortgang d — 


man ürffr hiergegen einwerffen, ch 
cherheit des Fuͤrſten koͤnnte daruntet leiden 
auf ſolche Weiſe die gan je Macht des Krieg 
allein bey denen Unrerthahten waͤre; HA 
Diefe fich vor feinen fremden Soldaten im 
mehr zufürchter hätten, folglich dem Fuͤrſten 
Geſetze vorſchreiben koͤnnten, Allen; wen 
mehr daran gelegen, Daß der Friede im Pandker 
halten, oder wieder hergeſtellet werde, (ale De 
nen Einwohnern ſelbſt; da im Gegeneherffnumd 
Voͤlcker, welche im Land weder euer nad) Fin 
haben, dabey ihren Vortheil finden, went 
allenthalben fein unordenflich Ugehet; e man 
bavon die Gempein in da Gſiten ae 
wichenen Jahrhunderts heſet; da fo viele 
in Europa durch inmentiche Kriege und —J 
Truppen fi nd vetheeret worden JE Se 


Der Gürft ‚muß ſich in ſanem Sandy —— 
in hen Fuͤrſten ſuchen. Es iſt Eein Bürften 
thum fo klein es hält feinen Herrn in Ehren; 

wenn ſolches wohl Bevöteßert)” wohl nu Ai 
wohlhabenden Einwohnern; Künften) gabn 
cken und dergleichen verſehen iſt, Tb AR de Sir 
| ei mo maͤchtig; er hat im Ball Dei 59 

















A 


MY. Da Sch Mor 
‚tele Soldaten ale er N&HEDerfung feiner Unter« 
'hanen nöthig hats er hatfein Geld zer | 
Renthen ausgethan, Won die Eapitalien nod) 
immer fich flärcfer vermehren, und bie 12 
Die | a ee 
— ihn 
Lande ordentlich herumlauffen. 








iM 









ruppen, im 


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euer, ir „ZEUG + TELIRITWV Au TE: 7 
Mir Eöinnten hier noch fehr-meitläuftig fepn, 
und Doch eine ſolche Materie nicht erfchöpffen ; 
wir beruffen une allenfalls, in allen wichtigen 
Stücken, die wir allhier nicht beruhret haben, 
aufdie oft geruͤhmte Merndires deMönrecuculi, 
Die Megeln eines ſo groſſen Generals find noch 
eben fo Qu zu hewerckſtelligen als ror 70. Jah⸗ 
ven Ertens beſſers ſagen wollen, hieß ein we⸗ 
ng zuviel von ſich ſelbſt halten. 

790 I j 
Der Perfaſſer wuͤrdeſich gluͤeklich gchten, und 
feine Muͤhe fuͤr wohl vergolten rechnen wann er 
damit nur einiger Maſſen ſeinen Zweck erhalten 
ſolte/ welcher dahin gehet/ denjenigen, welche 

bisher ſehr verkehrte und falſche Einbildungen 
dem Kriegs⸗ und Soldaten-Stand geheget, 


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on der Wuͤrde des Adele, und warum 
Die Geſetze aneinigen Orten Die Kaufleute das ; 
von ausgefchloffen haben? 1. 1.4, 
| A ichvon dem Adelder Kaufleute ein Bes | 
dencken geben fol, fo muß:ich gufsrderft 
mit wenigem unterſuchen, was der 
if ‚ amd warum man in einigen Ländern Dafık 
Ä hält, daß BR Kaufmannſchaf demſelben zuwie⸗ 
7 — RR: nn — 9 de ER va m der 
Bi ** oben ham 
— wego HH und er bob nötige be 
n. Der Sra 
— —2 — * Er 


Apri Staͤnde taugfen 
Dre esfle nenne ee, —* Ei 





„Nobilitasfola eftatque unica virts:.., 


po Ä De ge 
et impliciter,. Euripid.infragm, de Nobil. | a⸗ 
mit auch übereinftimmet, was Ovidius Meia- 
werph. 2. 13. fab. se: a, 


Nam Genus & Proavos, & qusenonfe- 
00,5, gimusipfi, . 2 sr 
Vix ea noftra puto, . . 
Ws dieſem reinen Urſprung des Idels, dee 
Aus der Tugend und Ehre hit, ift nachges 
hends der Gefchlechts Adel entſtanden, Da Der. 
Ruhm nortrefliher Thaten, ſich bis in den Nach⸗ 
Tommten fortpfianzete: wie Davon Plurarchus 

bet: Nobilitatem eam tueor, eamorno, 
quæ virtus dicitur generis, que aMajoribus 
veluti per gradus ad nos delata & avos & 
Proavos in memoriam revocat., 


a3 . Don 


deſſen bekannten Tractat de vanit. fcientiar. met 
” —* —— — narheinduderdurde 
ne | 


er KV. Dmitri. 
MWm dieſem B 






we de. Tornenm. ‚Daß,er | Denen 


der folshe erlangt „.gebohren,. in. hen Sota 
Biandlar, in ben Enden and, un ande 


Enefeln ftämmig wuͤrde . * 7 

= Seät forruna, domüs & avi Änuimerahtar 
= — avoru el 
2. Se SEE Er 2 


We aber die ——** * Tugendumd 
rum. aut Seren bis auf gehenwaͤrtige 
eiten ſech ſtarck airsgeartet; alfa; ne nm 
y dem — — j in Snfehung: eines. 
portreflichen Urſprungs / kaum no einige Spw 
ren entdecket; fo pfleget man dieſen Stand aut 
nijcht mehr. in ſenſu —— 1 ſondern in ſenſo 
civli zu nehmen: naͤmfich für die hloſſe Geburt 
yon vornehmen Aeltern, welche Macht und Reich⸗ 
thum anſehnlich machen, und ein lang geltende 
Gebrauch mit gewiſſen Sreyheiten und. Don 
genunferflüßet. Dergeftalt, Daß dadurch al 
Menfchen von edler Geburf erlaubet ift, I 
. und hochmüthiger, als andre Menfchen {ich zu 
. gebehrden, mithin auch, ohne alle weitere UN 
foche, fich mehr einzubilben. 


Es iſt ſchwer von dem ade eine fa | 


bung zu geben, welche allen Voͤlkern gewen 
ſeyn ſolte; Cum nobilitas, digniras & infa- 
mia Juxta mores &'fcita cujusque regiodr 
‘ ndicetur, Tirag.de Nobil. c, 33.0, 20, 

-. den beſchrelbet ſolchen als eine ABlirde, nie 


n — — 









XV Meer Rauffmauirs. bel X srıe - 


Rt ertheilet, vermoͤge deren ein gemeitier 
Mann ſtauffelweiſe erhaben wird. De Statu 
Mobil. c.1.0m6r.2’Diefe Definition aber iſtꝰ 
nitht zulaͤnglich⸗ Inden unfer ganz alter Adel? - 
vorn teiner. nobilirate dativa cous wiſſen will; ’ 
fanBern ſith A. tempore immemoriali herzu⸗ 


ſch — dann in der That die aͤl⸗ 
k 








teſten Familien ihre Origines nicht wiſſen. Es 
Miehet auch dft, Daß mancher wicht per gra- 
> ‚ober ftaffelmeife, fondern per faltum, 

Eh einen kuͤhnen Sprung, auf einmal barzu 

ben toird, Barth. Gafanzus in feinen Ca- 
talogo.Glori&. mundi P. VIII. conlid. 2.nens 
er diyjenige ebel: Qui velopibus, vel gene- 
rs Wldrirate, vel virrutihus cæteros antecel- 


INar. ee re re 


Es iſt gewiß, Daß zu einem rechten fürmlis 
chen Adel Diefe drey Stücke nothwendig 'erfors 
derkwerden ; 1)Geld, 2) Geburt, 3) Tugend. 
das Geld ſtehet hier billig oben an, denn es 
macht in ver Welt faft alles aus; die Cinbils 
dung wegen der Geburt erlanget Dadurch: ihren 
ſchoͤnſten Glanz, und vie Tugend ſchlendert 
ehrenhalben ‚mit ‚hinten drein; Dann ihr zu Ge⸗ 
fallen allein. , hat man noch keinen Rang erſon⸗ 
nen, und fie. ſelbſt iſt zu beſcheiden, einen zu 
ſuchen (08% | 


L n 8. 1 i 










Een ee 


b ul- „.. . — * 
ar | BRETT. 
i e — AK RE [| 
. v Pr “‘ air. 


€) Ein verlährter Decrntosum:Doßer » Fo Mu 
. Jene ⏑ ⏑ ren. GMLUHR (2 


Geh. 


013 XV. Der Rauffinannesäfiek, 


erckwürdigen Veſchreibungen des Mdeldnul) Dis 


| Dem ungeachtet iſt und bleibet doch oR 
Die Tugend Der einzige and wahre Adel des 
hen, dadurch er fich vor andern 


Pie ud oe much, Re 


—* Ruiticiate mit groſſem 









jeret, vom 
Ad 
au —de 


/ Te 





t alt ſeis Dan veraltet it / welder er dee 









bat, führet aus einem noch altfranfi 
ten: Quidam Johannis Anglieus : 


fe mit an: Nobilitas. eft ıwiplex,' ‚videlicer com 
zwendabilis, tollerabilis & vituperghilis, .Prmagk. 


 Eodlelix, ‚fecunda feculi, terua infergi, ‚Popm 


ex dyaboli pravitate. Diefen Tegten Abel, faatet, 
hätte der Adam gehabt, darüber er fi und feine, 
Nacht ommen ind Berderben geftückt. Capirulum 
Sept. fol XXVII. Es ift dieſes filr Die Damahlige: 
it eine ſehr lebhaffte und feine Satyre, und ge 
vet Bun — — — Ty 
pog:aphia, welches feit einer neuen 
——— und mit genen. 





(*) Meiner Meynung nad) kann niemand ein 


) 

Erd, 

mann heiffen, ais ein Liebhaber der Tugend, Di‘ 
rühren weder Die fchamerirte, Kleider,‘ nor die! . 

Dferde, noch die Hunde, nod) Die Folge Der gas | 
even, noch die vohen Tafeln, noch die fleinerhe 
Pallaͤſte, noch die Fifchteiche , noch Die Dörfer und 
reyherrlichkeiten u. ſ.w. Dann ale Diefe Dinge 
fan au) ein Thor erlangen , melden miemand 
fur edel halten wird, er muͤſte bann ſelbſt ein —* 





Ä ee Ev: 


der Rath⸗ 

— —— ha dus Sache De 
er Menfchen; 
o Tal man — 2 he — 

u age denjen 

en Edelgebohren Kt 1 = pH 
und flogen Mann sum Daten; gehabt, wel⸗ 
cher ihm. Daben fü viel und Sut m 

fa hat „.Daß er Damit groß thun und ſeinen Adel 
en kann. =. alfo hochmuͤthig und 
vermögend iſt, der kann auch. einen Edels 
mann abgeben, * er gleich der groͤſte Muͤſ⸗ 





an —— 

| Rautauen weird diefe 
, — | — * Us: eo unſere 
Fe 


Ken, vw. f ‘ ) 


fen. Sagt agt m. Blei 'in rating Gen — 
. de duobus amantibus, Eurialo & Lucreſia. Hier 
gilt auch dieſe ſehr vernünftige Inmerkung : Wenn 
‚ "Menfchen unter Menſchen ſolten den Vorzug has 
“ben, fo wuß ihm diefer nach der Vollkommenheit 
der menſchlichen Natur zugeiprochen werden, weil 
jemehr e8 dem Menfchen an menſchlicher Vollkom⸗ 
mienheit mangelt, je näher iſt er bet viehiſchen Ras 
R ‚kur, und je weniger verdient er Reſpect von Denen 
»Denſchen Weil Oott die menfhlide Natur 
nicht der Viehiſchen, fondern dieſe Der Bonn 
hen unterworfen. : Edfann aber ein Menſch nicht 
. ‚bolfommien fenn, ald wenn er gelebrt oder meife 
Abe Weil Gelehrfamfeit eine Vollkommenheit des 
Verſtandes und Wiens ift”. Folglich fein Menſch 
mehr ein Nenſch feyn fann, als ein wahrhaftig”, 
" Gelehrter oder Weiſer. Rüdiger Klugheit zu le⸗ 
ben und zu hetrſchen. P- 514 


22 


7 


en Edelmann auft der ·Han 










ale XV. SEEN. 
MNnſire Gef wollen ni 


e6 fü tOnS: gegen sinnterni ER 
en und‘ zagteichain Edet w 





u en eh * 
ih) ui ERRMETER 

Ü Non bene canvenkme lie. mercator 
ide 3 oe dt RO 

“ Nobilis,. fügt 1..Zkanen N Teicariwi a 





Aue — — „fat. I + Fa x fr: nd 

RE " = En — 24 “ 4 n. gt ig 

@ie ertkem Ds wegen anth sinn —— 
treibet, — 


Beer * Moels: verluſtigl N iles * 


| ze ern (fcilicer vili imercgrure 


&dres perdunt Hobilitatem. Z. Nobilio- 
res 3. Cod. de commercio & munerib, L. unie.Cod, 
de perfect. dignit. L. Milites 15. Ted. de re u | 
eh; zu Cod, deprpef. ag Aueh: J. | 


Ru denen Thurnieren wurde einer, ban 
Adel gebohren und herggekommen war, nicht 
zugelaſſen, wann er feinen Stand anders, 
dann in adelichem Stand hielt , fich \nit 
von feinen adelichen Stenden, Renten und 
Gülten, die jm fein Mann oder Erblehen⸗ 
Dienitleben, Rabtgelt, Herrnſold oder Ei⸗ 
genthum jaͤrlich ertragen mag; ſondern mit 
Kaufmannſchaft/ Wechslen/ Fuͤrkauffen/ 
und dergleichen Sachen, nehren und ſein 
Einkommen mehren wolt, dadurch ſein 
Adel geſchmeht und — Wh wo 4 

ti Gilt 0 





—E De 

ar feines Sinderfafien und. Antöffern j je 

nn dem Mund abſchneiden wolt, 

ſo Zar Stück eins oder mehr übers 

— und darwider thun würde... ſol in 

Thurnier nit zugelaſſen werden. Wo er 

Ddaruͤber einre iten und Thurnier halten 

male, MI man mit jm um das op thur⸗ 

era and jn auf die Schrancken ſetʒen nach 

antnus Thurnier⸗ ——— 
tier buch Art) N ee, 


Siehe achiꝛen ai D ie nz 


ur de ru 


er keteriſchen Glauben — 
Verachtet kayſerlich Mandat, 

Wer Ben ſchaͤndt, ſchwaͤcht eine Meid, 
Wer Seeel faͤlſcht und schwört Meynend, 
MWer-Seld fleucht, laͤßt den Herrn in Moöth 
Wer ſeinen Bettguoſe ertoͤdt; | 
Werx beſtiehlt Kirchen; Wittwen, Weiſen,“ 
Mer unabgeſagt thut Friegen und reifen (). 
Wer neu — * und — u 

ar rar Hr & HA 
‚g e Eh es, ober het Bricht‘ 5) 

Re Si Fuͤrkauff uff, Wucher, Wechſel treibt“, 
KWer hs in ehfen € u. Det: IN: 
ee Ze H — * 





! 
⸗ 





sie Kr au 
* Mit Heiraten oder ſein Geſchlecht / — 


“Spricht von vier Stammen edel — 
Das ſeynd die zwoͤlf turnier ſtͤck 5 


= — der Keiſer ordnet mit Kan: vun : 





8 erner ſagt dae — enden Su 

} job eo 
F t? Pfaffa 
Frauen, Bauren und —— Und ee 
. die m elich gebohren Keeper und Die nicht 
von Kitterart feyen‘, die rt: ſollen Ledeurirhi 
darben. Hier wird alſo = Kaufleuten ein 






ſchlechter Rang angewielen. ee 
Unfere meifte ectögeehete erklären 
falts in dieſer Sache. gegen den * 


adel, v. Tiraquel de nobilitate es 27. n. 7 
Strach, de mercarun : part, 3. Bu 14 


chkerman. pol. l. 1. & #42 Lereh de — 


— B ni. —— ⸗ 
12. N 


afonders hat vor * in — 
Stelle , fich fehr hart gegen den Kauffınanne 
ftand heraus gelaffen, und alles angefuͤhret, was 
. man immer zu deffen Vrachtheil und Verun⸗ 
glimpfung ſagen kann. Erbefchreibet die Kauf⸗ 
Jeute als ſolche, die ihr Gewerbe mit lauter Un⸗ 


gerechtigket, Betrug und Fügen führten. Schön 


zu der Thebaner Zeiten, fagt ex, war ein 
Daß niemand zu öffentlichen ——— 
9 








kanianve —2 37 
yon; werden / afehtdenits u: habe 












m Reufinannfehaftt en 
En = — —— 
ee eſtalt ich ge⸗ 

ſehienen chda den Targnhium 

im für — he weil fein Daten 
—— — 
en 

de Kauffinannfhafft für eine Feindin der Tu⸗ 


gend; wie denn Plato ſolche zu den niedertraͤch⸗ 
tinften Handthierungen zehlet und Weurgus 
feinen Buͤrgern verbolen mit Handlung ſchaͤnd⸗ 
iche Wucherey zu treiben itcero hielt eben⸗ 
fallsı diejenigen für ſchaͤndliche Wucherer ; denen 
man ihre Abeit und nicht ihre. Künfte abkauf⸗ 
tec**, meil Diefes Loͤſegeld eins Art des Lohns 
fin die Dienſtkarlei ring Pelze — ® 





‚Prifcum viliotem reddidit — mer+ 
1... Kate m. Ten je genitus eilet. Faler, Max. Jıb, 3. Code 
* Rus enim Patribus indecorus vılus et, T, Liv. 


m De — is h 

FR) Ariftot.];6: pol‘ Opium & — oh | 
F deffen Worte, prava eſt vita —— virtuti 
"opus eorum tractat multitudo. TER} 

#) Pinloftrat, vita Apollonli L.TV. " i 
"Lyeurgus fuls legibus veruit ver in fürdide 

"N ärte werlars argue erlani ih quxftuaria quæ ope⸗ 
ML Du — KORMRRTER ‚Pinkarch, in apıpbke 


S füc,. ub: Verbat ltiberäles Ä 
——— 1x Mertenariorum ornhium a 


| Mt zum opera nen quorum artes emuntur. 
















. 518 ee) 


Go BL, 
Ki BER 


Dre — Mt 
Ka n 
—— 





macht 

ndias Prrwan 

— 7 en i —e— ya nam 
RIPEYIDE Hr 21 7E) 108 89 WV iv \ a. ey 
— furandi Pen 


arte ,- 


„‚Mexsurius. Maja genitus.... — — 


und kbante man von denen Betrů getepen r Qi 
gen! und andern Laflerh , ‚welche Den, Kalifleuten 
eigen wären, vieles ben Dem Luca de Pennain |. 
nec ipfi circamed.C. de incol. & in rubr . 
nepoc;ne milit, und bey Wehnero in feinen 
pract. obfervariön! Untgerecht Gut frfelt 

nicht, nachlefen; als welcher Tegtere Die. Dusch 
Handelſchafft ertvorbene Haab unter Die uͤbel er⸗ 
worbene Guͤter rechnet, weil ſie nicht ohne Mei 
neid und Luͤgen errungen wuͤrden·Auch ſey 
der Kaufleute Gluͤck immer — und 
nichts. beſtaͤndiges; dergeſtalt, daß — 


—EX atuiouꝑn “su 5540 Den 













— 


AR: —E u, 


in hren Guͤtervn nha überbtore. nf 
derallein, 8 tens ıt, DI Dit. 48 ICh: 


—— WIN atiheicäpboa 1; anf wei 
1 ra ner os mydundg 5,54 Acn 
Der Bin: von den Handelsketten fo uͤbel 
Prechenide Knipſchild, hat damit noch nicht ge 
MUS geſagt! Er führet: aus" ſeiner weitlaͤuftigen 
leſenheit auch noch dag Exempel des Hunga⸗ 
Aſhen Könige: Match, Cörvini'ntit am, "rock 
eher Die Venctidttifehe Edelleute nicht allein für 
— und Poͤbelhafft etklaͤret/ ſondern ſie giſch 
uren geſcholten hatte, feet ſie die Hoheit des 
els mit Wucher und Handlung beſipelten 
wie ſolches Lantius ih’ feinde Rede eonträ Ik 
Syn angeführet. Hierauf paffet er folgende die 
öne Al 2 aus dem F ezogenen He- 
nanp de de garım, exhort. 1, at; mp, we 


nt, KIrc! 
Tre darn 1 £ Hunsidte wei 
Siccine codlayies- homian Hquere- 
-y, .. “dem zmptor en LEGE sat 

mm: run unrgsbı : — 

BSordie ioms gonco Gen ie 
* Sky 2iscmıe avarus æiul >> oh. 2 . . 
5 "fliege ars gärtaje mer- 
Ee Bi DEUWERTE 18 Ge 
D & 
— — ker er? “ Obtrülpabirur 


SAT SRG 
a Degen, RN —— R KR ap 
u ai Seriäre lu- 
Be Neg 27 — re — 


el * \n3 MAG — KHITLITIW c une! RF 
— —— 
Awm⸗. Iin obhrlichen 










ars Sa 


keit des guten Kuipfchil 
ieſem und andern bergleichen 

«tr daß alleund jede Kauffmannſchafft Dem 
vhlig untesfagt und defien Wuͤrde gang > 
AR et © 


27 


Re 






. . 
6646.. 
— 


& Catal.. zloriæ mundi Parıe 8, a. 49. bei 
Worte verdienen bier eine Stele zu findet 
| ran Ani pres, bererie polabusern. pre& I 


entur,.cum in.defidia ac ignavia coß- 
ftituere videntur, Nulli etenim prarer quam 
inerti & inexperto ocio intenti, Tedendoarngue 
ofcitando ex ſuis poſſeſſionibus vitam er 
Nefas eft, ut opinatus, nobili, rei: zul 
aut fuis rationibus coghofcendis operam \ 
Sedentes in atrıis in hemieyclis, aut in — 
do priſcis damibus orti „ ſe nobiles profitemtuls 
Morcaturam ut rem turpiſſimam vslifimam- 
‚que exhorrent, adeo 5 u nobilitarıs tie 
wentes, ut Gwintundis erenus atque shaft 
citius fame interiret', quam ſiliam vel opi- 
lextiſſio wmercteri ‚nehtrimenia — 


iss 25, mern “ie 


un... .guaf Dacarı, 





XV Der Ranftinnnno:didelt  28i 
09 feh 3, within alle diejenige ihres" Adels vers 
Mig wuͤrden, ünd darauf gleich am Wergicht 
ten, welche⸗ Handelſchafft trieben. 
Wir werden nicht biel Muͤhe haben das Ges 
Etheil davon hier zu erweiſen: Rechte Ver⸗ 
rt und Gewohnheit geben uns wenigſtens 
iel an die Hand, daB. tan einen ehriichen 
ncker ſchon noch mit einem reichen Kauff⸗ 
Munsmaͤdgen troͤſtenz ober ihm; im Faul der 
"Roth, eine yeiemenve Handelſchafft anweiſen 
"Kinn, ohne Daß erirfäche habe, ſeinem Adel zu 
‚Selen, Hungers zu ſterben, oder fich auf dad 
Nauben und Plundern zu legen. a 


‚ Miterfuchung det Geſthe, welche die 


Kauffmannſchafft ins Groſſe, vn 
dem Adel nicht ausſchlieſſen. 













l . 5 

BD Geſehe, fo hatt fie duch fieder Die 

5 Kuuffinannfchafft loszubrechen, und ihr 

Beſverbe, Wwelches eines der wichtigſten und 

Nnuͤtzlichſten im gemeinen Weſen iſt, bin und 

' Wieder verdächtig zii machen fcheinen, ſind doch 
init richten af eine andere Dirt zu erklaͤren, ulg 
bie Sache) wovon Die Srageijt; mit fich brin⸗ 
Be Nun iſt es zwar alladings richtig; daß 
ĩ nobllioresC. de commerlüs © mercat, Die Kauff⸗ 


au, Theil, ® mann⸗ 


- 


auch nicht folten zu genieſſen haben : dieſes iſt 


Einer von Adel verlieret nicht die — ſei⸗ 


mann, der groſſe Handelſchafft treibet, lebet 


322 XV. Der Kauffmanns/Adel. | 


munnfchafft Dem Adel unterfagt fey; wiewohl 
ſolches Anton de Butrio in rubr. exıra ne cleri & 
mon. und Barthel; Cepola auf gewiſſe Art-bereitt | 
wiederfprochen; Wollen wir aber hiergründlid 4 


urteilen, ſo müffen wir auf die Urfäche: fehen, 
welche Die Geſezgeber bewogen haben, den Edeb 
leuten Die Handlung u verbieten : ſolche koͤn⸗ 
nen wir ex lege 3, ff. $.1. de muneribgs & honori- 
bus ganz natürlich herleiten: dieſes Geſetz ber 
fichlt, Daß diejenige Edelleute, Die fich nicht sw 
gleich adelich aufführten, die Vorzuͤge des Adel 


allhier Ratio legis, wo -Die Aflirmariva nicht 
minder ftatt findet als die Negativa; nemlich 


nes Adelg, folangeer fortfähret adetich zu leben: 
dieſes ift der erfie Sag. Ein pornehmer Kauf 


insgemein recht adelich; dieſes ift Der. ander 
Satz. Der Schluß daͤrduf folge nothwendig 
Ergo kann ein Kauffmann; warn er yon Adel 
ift, und Daben adelich lebet, Die Vorzuͤge ſer 





nee Adels nicht verliehren. Metcatura enim | 


non eft actus immediate |& per: Te nobili- 


| ” contrarius, fagt Nolden ad leg, alleg, 3. 


‚NoD, 


Es ift zwar nicht fu leugnen, daß zu Zeilen 


der Thurniere einer von Adel, wann er Dat 
delfchafft trieb, zu denſelben nicht mit zugelab 
fen wurde, laut obangezogenem eilften Articll; 
Alkin dx damahlige Sr 


\ 
Y 


en waren ſo beſchaſe 


— 





XV. Dee Kauffmanns AL 323 


man wenig von, groffen Handelſchafften 
—5— alſo ER Kaufletite,, Die a 
e bes erften Heinrichs lebten, wohl Nicht befe 
er, als unfere heutige Krämer möchten gewe⸗ 
fen fenn. 2 ’ u | ae 
In den alten Zeiten 5 in allen Provin⸗ 
gen von Teutſchland eine groſſe Unordnung. Eit 
Nachbar uberfiel den andern nach eigenem‘ Ges 
fallen. Man fehlug ſich mit einander herum, 
ohne einige rechtliche Korm. Die Landffraffen 
waren mie Dieben und Raͤubern bedeckt, und 
es war ſogar Feine Sicherheit feibft in den be . 
veſtigten Schlöffern, weiche in den Wäldern 
und Gebürgen lagen. Die Hunnen, Die Wen⸗ 
den, Die © vl die Obotriften und andere 
dergleichen R [Fer verheerten nach einander ulle 
Gegenden vom feusfchen Boden. Heinrich der 
Wogler war der erſte, welcher dafelbft Ruh und 
- Drbnung einzuführen ſuchte; er lieh zudem Eins 
de unterfchiedene Städte erbauen: man dachte 
aber nöch Damals an Feine Handelfehafften. Die - 
Enwohner Diefer neuen Städte waren fo gut 
als eine Beſatzung von Kriegspölfern ;- alles übte 
- fehnoch in Waffen. Nur die Krämer und 
Marketender verkauften Darinnen die nds 
tbige Sachen zur Leibesnahrung und Nothdurft. 
Endlich befam das teurfche Reich in dem vier⸗ 
sehenden Jahrhundert ein anders Anfehen : Die 
Handelfchafft nahm mit der Seefabrt zu, nach⸗ 
dem man vermittelft der Magneinadel die We⸗ 
ge zu unbekannten Ländern entdecft, Man 
| X a fand 


- 


- 


‚ 334 XV. De RKauffmanns⸗Adel. 
fand ‚eine heute Welt ; und in Derfelben eids & 
Menge bon feltenen Dingen, bie man mit nach 
ven Seeplasen zuruͤck bradite.: Die benachbattd f 
Städte befamen davott Ihteh Antheif. Der 
Schaͤtze und Reichthuͤmer vermehreten fich ab 
lenthalben. Florenz, Venedig, Genua md 
Antwerpen wurden gewaltige md berühmte 
Staͤdte: der Adel ſelbſt, um mit mehr Nach 
druck und Glanz ſeine Herrlichkeit zu zeigen 
xuͤſtete Schiffe aus, und brachte die Handel⸗ 
Geſ empor. Neapolis, Palermo, Lißbonn 
villen, Marſilien, London und Die Hanſee⸗ 
Staͤdte folgten nach und nach der andern Bey⸗ 
fick Man begunte die Aunehmlichkeiten eines 
gldentlichen und ruhigen Lebens zu empfinden. 
Die blutige und wilde Neigungen ſich einandel 
ju rauffen und die Haͤlſe zu beechen Berwandeb 
tert fich in Leutſeligkeit· Künfte, Wiffenfchafh 
ten und gute Sitten wurden allenthalfben mul 
dem Kauffhanidel eingefühte: Die Edle | 
waren atıf Diefe Weiſe die erfte Kaufleute, eb 
che fich wenig an diejenige dunkele Zeiten kehrien 
worinnen ihnen Das Handeln verboten. war. Ge⸗ 
Bi diefe neue Art ins Groſſe zu handen, 
Schiffe zur See zu haben und Reichthuͤmet Io) 
zu erwerben, ihrem Adel um fo weniger wörkle 
herlich ſchien, je mehr fie dadurch in Standge 
fegt wurden , Denfelben mit defto mehr Glan 
und Nachdruck zu führen, ja felbft den Prach 
ihrer Könige und Fürften nachzuahmen. 


Hieraus ethellet Hun- ganz beutlich, daß 


—* 











— re 


N 





uffm ana. Ye 235 


Beſetze über der Sach nicht haben forechen koͤn⸗ 
ien:: —A denen — der Geſetzgeber nicht 
sehr a en es Die Umftände det 
fie Feinen andern Vorwurf 

er ® hanplichen Wucher und Die 
An gan ganz umanſtaͤndige Schachereh, 
zu verbieten; Und Diefes war quch Die 
ng der ——— groſſen Soölfrefen, 
Fauffmannſchafft deswegen nicht hold 
se fie zu vieletrley Betrug, Uppigkeit 
ungen verleſtete, Wo finder man 
—— in Dem. men nehlihen geben, auch in 
a hung der allernöthigiten Dinge einen 
hand! en Mißbtauch 7 Die alten Römer 
artbeiteen. (chat viel anders. bon der Handlung 
als Griechen: fie hatten unter fich groſſe Leu⸗ 
er Der Handlung keineswegs ſhaͤneten; 
ind. of ge Cicero felbft auf ben Bucher 
H di ämeren fehmähete, fo machte er doch 
Atem merkliche Unterfcheid wiſchen derſelben 
um einer. rechtfchaffenen Handlung, die ing 
atojle getrieben wird: diefeerflärge er fuͤr lohens - 
vnrDia, Die Krämerey ins Heine aber allein für 
ehwaßverähtiches Mercatura, lauten feine \ 
orte, fi remı uis eft, ſardida putandgelt, {i 
copiofa, videtur jure optimo lau- 
—— 1. de ofie. Cicero hatte wohl Urs 
che dieſes zu fagen, bay zu einer groffen Hand⸗ 
ing wird ein-Huger Kopf, weitläu tige Wiſß 
afft und vieles Geld erforder;.. Glaf 
einhard zu Solms, in feiner Befhreibung 
DE Adels, welche zu u in EN im 

























ar 


426 XV. Der Rauffmanno idei. 
Jahr 1563. heraus kommen, muß ſelbſten ein⸗ 
Stehen, P.1V, daß der Adel von Tugend; 
Dernunfft und’ Gefebicklichkeie anfonime 
und darum ‚fpricht er; haben ſie auch 
Titul P hoch, als die Geſtrengen nd Eh 
renveſten, daran föllein jeder, er fey großes 
oder kleines Standes gedencken, daß er fer, 











Defleiß vnnd den untumli en gleich 110 h | 
fondern bey fein Eh “ rnac 





Adel; dann, fahrt er fort, det Name Sure 
Graue und Herr ſeind nur Aemprer, dar⸗ 
umb iſt je CZanıe , die Geftrentgen und br 
. tenueiten ein bochbedencklichee Titel, daß | 

der Adel hören ſoll was ihm gebüret, de 
Adeliche Name, als die vont Adler, babe 
einen austrücklichen Titel der Tugend 
‚ Ebren, als die Geſtrengen vnnd ar | 

—5 das iſt dns Fundament der Abel⸗ 
heyt. er —— 


Iſt nun das — des Adels Tu⸗ 
gend und Ehre, ſo fragt ſicht hilfig, warum ein 
vornehmer angeſehener Kauffmann nicht au 
ſoll adelich ſeyn koͤnnen? Verſchiedene neuere 
Rechtsgelehrten reden deshalben ſchon gan 
‚anders von dem Stand der Kaufleute. Cie 
heiten dafür, daß einer, dergroffe Handelfchaft 

eibet, und dabey Viram nobilıtari decenrem 

noR 











E 2 


XV. DerRaufmaune ld. sr. 
non deferit; wie Noldenius de. ftatu nobi- . 
IiaımL. 22,$.99. fpricht,, ‚feinem Adel mit nich⸗ 


ten. derogire dann wie wir oben ſchon gus die⸗ 


fern Authoregemeldt: Mercatura hon elt actus 


a 


” 


1erımediate nobilitati-conrrarius. Nolden BE. 


©: :Nabils Damit flimmet überein Bocer de Rega- 


löbus Cap.2.n. 55. , XBo er den Sat des Ma- 
thzi de Afll, anführet : Si quis mercaturam 


axerrgarvalde ‚magnam-& preciolam, non 
vilem, ‚aihjl-derogari eorum nobilitati exi- 
Aimator. vMarh. de Aſict. ad Tit. Qaugdica- 
. ac. lib. 2. Feud, lt, Stephan, de Nubtlitate. 


Cap. i7:n 13. It. Braun, Adelicbes Kuropa 
Gay. 5; $.136:;: De la Roque Traite de. la noblefe 


-Ch, IRKKXKIH. Si lon doit permeitre aux Gentils= 
beumendetrfanetle..: u 


Wenn wir aber allhier von dem Adel reden, ſo 


verſtehen wir darunter nur den gemeinen und ge⸗ 
eingern: Quibus non eſt altuon inclytum titu- 
lis genus; Jeineswegs aber Den hohen, Stiffte 
und Thurniermäßigen Adel, welcher immediat 
unter dein Kanfer und; Dem Reich ſtehet , Daben 


ſemper frey und niemand unterworffen iſt Denn 


dieſer wuͤrde ſich allerdings von ſeiner Wuͤrde und 
Standes: Herrlichkeit herunter ſetzen, wehn ei 


"tpolte: Kauf und Handel treiben, ofne Schreib 


Stuben haben, und mit allerhandzeuten, nach 
den gewoͤhnlichen Kaufmanns⸗Titulaturen einen 
gemeinen Briefwechſel unterhalten. Man hat 


davon nieht leicht einige Exempel; ob gleich nicht 


nugnen, daß verſchiedene bekaunte und vor⸗ 
X4 nehme 


38: KV. Der Raufmanna Adet. 
nehme Samifien, durch groſſe Ungfücks Haͤlle, 

und Pandsverterbliche Kriege, beſonders zu 
ten der Albänifchen Verfolgungen in den Niede 

fanden, ſich genoͤthiget gefehen, Hauß — 


Dal 
delfchafften einigermaſſen wieder ·aufzuhelffen 
und die Ihrigen fort ſubtinge. ua. 


Es find demnach ber Erörterung dieſer F 
ob Die Handlunaden Adel derogire, dieſen 
Dinge wohl zu betrachten, Maß man hier nich⸗ 
von dem hohen Stifftsmaͤßigen Adel, and 
2) nichtvoneinerfleinen, ſondern von einen 
ron und wichtigen Handlung tede. Deus 
was die Hand ung ing Bleine ‚betrifft, ſo Bat c 
Damit feine unftreitige Sichtigkeity dat nemlch 
folche alfenshalben ven Apelverliehren macht. St 











_ un Gentilhommetrafigqueendetail'& | 
tique, Ia deropeanee eſt toute formelle 3.fügk: 
la Roque Tr. de la Nobl/ Ch xXXIXpım _ 
37 _ | | Te 

1 F ** | N J 4 


Ohne dieſen wichtigen Unterſcheid / wuͤrde man 
den Sraturit quæe onis nicht vecht formiten 
noch Die Frage, vie fo vielem Wiederſpruch um 
terworffen iſt niemals gehörig — 
koͤnnen. Es wird niemand laͤugnen, daß DE. 
Alhei nicht feine verfehiedene Staffeln, wie gue 
\ andre Hürden und Hoheiten im Der Welt habe. 

Wolte man vorgeben, das ulteteutfche-Herfons 

men und amfre Roichs⸗Grund⸗Geeſetze vergoͤnne; 
ten den Ruufesten alte. Vorzuͤge des hohen 

— Stifte 





\ 


er " v4 


EN: Der Aaufienne Adel 323 


Stiſtsmaͤßigen Adels, fo. wuͤrde man damit fo 
bob! den Geſetzen ſelhſt, a ts jhrer biöherigen Ob⸗ 
Kanı ent praen, ſprechen; Allein, ſagen, Daß 
ne. Band ins Broffe nichts habe, fo dem 
Adel uͤberhaupt zuwieder fen, und daß ein vor⸗ 
nehner reicher Handelamann ſowohl einen Edel⸗ 
mann abgeben, Fehen und Nitters Guter, mit 
welichen Titeln, Wappen, Wuͤrden und Por⸗ 





ber SRenterirer; ſolches iſt eine Sache, Die fo - 
Be der Matur des Adels.ale-mit, der Sa 
na uͤbereinkommt. Dann wit ſehen nich 
Ken in grofen Handels-Plasen, daß alte * 
liche und gute Geſchlechter ihre Handelſc 
Bann örtfreiben; ſondern auch Daß * 
Rh ls Leute, qua.tales, , von Kaps 
Dark mic, dem Adel und Mikters 
Br Waͤre alſo der Adel und 
| — wie viele wollen, e diametro 
—F en le) ſo wuͤrde DE Kayſer Feine 
te in Stand. erhe und Diefedas . 
ee Handlu Torttreiben, Mau leſe hier⸗ 
in die Nachricht ‚von illuſtren Negotianten, 
welde in Nürnberg Anno, aaa und 39. here 
4 — * wo man ‚viele dergleichen 
R hr ; Gpempeln finden —X 
Be J. ee. 
ö —X —W rn TEN: a : 
2t * — a — 


tr" 









TE ———————— 


RR Dritte 


ibefigen Fönnte, als ein Befehrter, Goldat | 


0 XV, Der Rauffmanno · Abel 
Dritte Betrachtung 
Von der Derogatioh und Rehabilitation 
dbdes Adels —— — 


Hie aͤuſſert ſich ferner dieſe Frage: Ob diejeni⸗ 
ge, die ihrem adelichen Hetkommen unge⸗ 
achtet eine Handlung ins Kleine getrieben und ſich 
ſowohl ihres Praͤdicats, als andrer ihnen von 
Mechtstvegen gebührenden Voͤrzůgen nicht bed 
nen, ihren Nachkommen Dadurch Det Adel ven 
geben? — 
Die Meynung Der gelehrteſten Rechts⸗Gelehr⸗ 
ken gehet dahin, daß diejenige, die chren Kindern 
den Adel nicht gegeben haben, ihnen denſelben 
auch nicht nehmen koͤnnen: Jura erfim ſangui. 
nis nullo cWili mode dirimi poſſunt L: 8. fi 
de * Jür: SE Ener Hi2 Des GEBR nicht von 
dem “Baker, fondern von dem Stamm: que 
vero non apatre [ed’a genere tu pduutur, eia 


1* 


raneũr polteris incol mia Li 3. ff. .pe inter: 





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il ne la peut pas faire perdre & fes defcen- 


N 


XV. Der Rcũffnanns bel; 
dans, qui nut pas cecſs qualitẽ doibn eheſ; 


puisque leur ayeıd, ‚öl autre aſcendant, les 
appelle à cette ſuetetſion de Moblefſe par une 
elp&ce de ſubſtitution tacite: St tenant cet 
honheur, Honaà patre ſed genere; ils le con- 
ſervent % Porpetuité. Tiiaft#de la Nobleſe. Ch. 
RI A—3— 
0, 


Meines Erachtens aber halt ich dafür, "Daß dies 
ſenige, Diefolchergeftalt in die adeliche Rechte ihr 
rer Vorfahren treten wollen, nothwendig auch 
ſolchen Stand und ſolche Handthierung ergreifs 
je muͤſſen, die dem Adel nicht zuwieder iſt. 
a Roque in dein ſchon angefuͤhrten Capitel 
uriheilee, "Daß man den Adel feiner Vor 
fahren » wieder annehmen koͤnne, wenn san 
auch demſelben Durch verfchiedene Generarionen 
- derogiret hätte; denn Die Mechte Des Gebluͤts 
blieben fters denen Nachkommen von ihren Vor 
führen eigen; doch ift er daruͤber nicht Der Meh⸗ 
nung, Daß der Adel erftlich in der fiebenden Ge- 
neration bey den Nachkommen / verloſchen rohr 
de; denn dieſes gehet zu weit, und lauffet ſchon 

zu ſehr in die Zeiten der Muthmaſſungen. Ja 
wenn auch ſchon die ordentliche Abftammiums vom 
\ ater 


— —— 


Die ft am ͤſiſchen Sceibenten pflegen zwar in die⸗ 

ſer Materie bey und wenig zu gelten: Sunt enim No- 
bilitatis præſertim in Germania: nepti admadum & 
lexes judices: Allein, da wir hier von dem Adel 
üßerhaupt handeln, ſd koͤnnen wir auch. die Mey 
mungen auswaͤrtiger Rechts⸗Gelehrten nicht bey 
Seite fh. | 





= 


se MM Der anffmenns ader. 


Vaten aufden Sohn donnteerwieſen werden, ſd 
iſt doch hier nichts anders, als eine voͤllige Dere 
Lction Des Adelß ꝓi aermuthen. Kognmt nun 
die daͤngt der Zeit⸗mit hin⸗z u⸗ ——— 
loͤſchunig des Adels fd sollte - ich 
Bus nicht —— — 





all das geringſte Recht darzu une i uͤbrig blei 
ben, weit alle Dinge in der Welt Durch Den Fort 
lauff ver Zeiten » wanınfleicht unterhalten wer⸗ 
den, ihre Eigenſchafft und Natur gänzlich wen 
lieren, und eine andre Dargegemannehmen. 7 M 
folchen Fällen aber worum einer noch hekannten 
Zeit und durch fatrfome Urkunden ein Geſchlecht 
in, Abgang gekommen iſt, da kann ein Sir 
Etand und Wuͤrde wieder erneuern und 
Nachkommen in den a“ itz * alten marihe 
fisllen: un 
Es iſt aher dieſe Rehabilitation, wie * 
ſolche nennen, alsdann nur gonnöthen, wan 
der Adel wuͤrcklich durch den Betrieh einer mma 
ſtaͤndigen Handthierung / mit Aufgebung desjenit 
gen Titels, , Praͤdicats und Wappens / deſſen ſich 
Die Vorfahren bedienet haben iſt derogiret mot 
denz dann der Adel wird dadurch nicht alleing® 
kraͤncket, ſondern auch medergedruckt, wang 
einer ein geringes veraͤchtliches Handwerck treihen 
und ſich davon naͤhret Diefes iſt vornehmlich 
von der Kraͤmerey und geringen Handelssteufen, 
zu verftehen: dem Adel iſt folche nicht wohl ame 
ftändig, und dahero demſelben auch bey den Nds 
z mern E, Nobilior, 3. C, de — & mu⸗ 
u — 





NE Der Rauffmanne-ddel, 433 


nerib. T. verhöthen oeweſen zu aideliched 
Europe 3 736 


Wo fi chabet das Gegentheil Auf, bs PER 
Exempel einige die von altem adelichen Herkom⸗ 
‚men find, nur ine Groſſe gehandelt; dabeh ihr 
* und Wappen beybehalten, ob 

ſich gleich aus Dem * ſelbſt fo viel nicht ges 
macht haben; von Denen kann man, laut obigen 
Saͤtzen nicht ſagen, daß ſie hrem Adelderogiret, 
oder ſolchen gar aufgegeben haͤtten; dann fie bes 
halten ſolchen als ein Jus quæſitum, odet als ein 
Privilegium; Jure poftliminii vel quaſi, beſ⸗ 

en ſie fc eine Zeitlang nicht zu bedienen fcheinen 
arröl. in L.'maturale eft unumquodque ff, de 
ke judic. it, Warnelius Tom: I. Cont. dejure 
_ Ponrik confery. 2.n. 5. Alfo, daß es biohauf 
lie, ont, wenn 

e den Adel gleichſam aus Dem Sack wieder her⸗ 

langen; ‚ md bey einer Relevarioneftarus & 

hrionis öffentlich . wieder führen mollen. 
Da Die Derogarion des Adels beſtehet in einer 
Yoüteklichen Hetunterfegung deſſelben, Durch ein 
unanfkändiges Gewerb/ und durch eine damit vers 

Ipffte nicderträchtige Auffuͤhrung; da nun die⸗ 

Stuͤcke bey einer groſſen Handlung fi ch. 

zu ereignen pflegen; —35 und Wappen 

Y als diewahteienänobilitaris, Dabey von 

chen vornehmen Handels: Leuten find fortge⸗ 

tworden; fo N se Ne dadurch genugſa in 
—— daß fie weder fich, noch ihren 

kommen ‚ Durch ihre Dandkmg im mindeften . 

von 


was, ratione ihres Adels haben vergehen en woh 
len: : Kommt nun noch Diefes hints ß fie der 


Fuͤrſt felbftindiefer Qualitaͤt erfennet, undihnen 
das ‘Prädicat von in allen Schriften. und Aus, 
fertigungen, die er felber eigenhändig unterfchrie 
ben, und mit feinen gröfjern Inſtegeln behaͤngen 
käffet, ertheilet, foiftdiefeseine Agnirio plenik. 
fima. Und memand Fann fagen ,. Daß fie dur 
ihre Handlungen ins Sroffe ihrem Adel etwas 
prejudicirt; noch vielweniger, Daß fie, oder 
ihre Nachkommen, deßwegen einer Rehabilira- 
tion. pönnöthen hätten, wann fieihre Handlung 
aufgeben, und andern Ritters-Leuten gleich, bey 
Hof und in denen Ritter⸗Stuben erſcheinen wol⸗ 
fen. Denn ob es wohl gefchiehet, daß man in 
gewiſſen adelichen Stiftungen und Gefellichaff 
‚ten, ja nichteinmahlaufden Sefchlechter-Stuben 
in Nürnberg und Stanekfurt, Kaufleute pflege 
einzunehmen; fo beweiſet doch diefesnichtege 
— — Adel. — deswegen er uraltı 
tricien in Den Städten etwas von ihrem ID 
entgehet, teil fie der Land⸗Adel nur After⸗Edel⸗ 
leute zu nennen pflegt. ' S. Braun Beſchrei⸗ 
bung der adelichen und erbarn Geſehlechter 


in den Reichs Stadten. Denn mas Brivab: 


Geſellſchafften dißfalls unter fich für Sakungen 
machen, iſt Fein öffentliches Geſetz. - Und fon 


nig der Fuͤrſt Diefen Geſellſchafften ein Mitglied 


kann aufdringen, fo wenig koͤnnen auch di 
Geſellſchafften den Fürften verhindern, K 
lsute m Ndel-Standguerheben. 


J Did 
S 


— 








XV. Der Rauffmanns dd. 885 
Viele halten goar dafür, daß MRehabilita- 
tion in keinem , voii auch gleich der Add 
durch unanftändige Danbehierung wuͤrcklich fepe 
derögiret: worden, vonnoͤthen fey: fie. behau⸗ 
pten, Daß fü bald man diegemeine Handthierung 
niederlege, oder die Handlüngaufgebe, der Adel - 
ipfo jure sicher hergeftellet würde. Caracter 
enim in fanguine indelebilis ef, ‚Guido 
Papa decif. 106. n. 2. Rebuffusad.conft 
reg. tit. de mercat. vend: glof. 2. n: r, Loi- 
feau Tr.desOrdresCh.5.n. 105. Caflanzus - 
Courume de Bourgogne rubr. 4. $, 19. glol 
Verbor. Anton, Faber in ſuo Codice |. 3. 


1.28. — | PR | 


‘ 





] 





Fi 
u 


er) Die Worte dieſes Iektern find fehr nachdencklich 
untd gehben in dieſer Sache ein groſſes Sicht. Qui 
Nobilitatem haber ab avis Se proaris, non- ideirto 
cearmn amittit, quod patreni habuerit, qui mechani- 
was forte & obſcuras aftesexercuitz abſurdum enim 
At x patre folo auferri.filio,- quod non a folo patre 
filius habet: nec quod eoipforemporeconceptus ſi- 
lius fuit, quo pater eam nobilitatem amiferat, ad 
sem peröäiebit: nam quod dici folet per medium 
quod vocant inhabile imp- diri extremorum con- 
junttionem ad hunc cafum non pertinet, in que 
“fieri non poteft, quin avi’mobilitas, per patrem, 
- guantumvis ignobilem, in; nepote vita 'trans- 
zamttarar. Quidni vero cum is ipfeghimechanicas . 
astes exercuit, fi ab antiqua profapia nobilis fucrit, 
ſola defiftentia recuperet nobilitatem, neque ulla 
indigeat schabilitatione; qua procul dubioindigereu 
qui. 0x privilegio & fela Principis concofäene porn: . 


\ 


706 XV, Deäitfeanneälid, 


* 
⸗ 






eit, den Veraͤnderungen des Gluͤcks mit uns: 
terworffen iſt, und ſich deshalben oͤffters zu gak 
geringen Handthierungen bequemen und herunter 
Kflen mußs das Gluͤck aber insgemein auch Did 

itten mit zu aͤndern pflegt, und ein niedertraͤch⸗ 
tiges Leben immer noch etwas von dan Schagn 





Kb; fuisgue Nobilitstern quæũviiſen Vben bi 
wu erfläret Ad ferner. an einem anden Ort: Rab, 
is Defin. 257. folgendergeflalt: Quod pater meus 

qui nobilitatem a genere häbebat, eam-amiferit per? 
actus mechanicös , non debet mihi nocere, Iıcet 

. , Ratusfimeoteimpore, quo jam amiſſa erat nobilitas⸗ 

neque mirum, quia etiam ispfequi amififler nobi⸗ 
itatem avitam, recuperaret cam per ſolam defiften- 
am, quæ faltern tun evenit cum is moriturt Cut 
ergo mihi nocebir, quod ei, ſi hodie viveret non 
‚nöcerer? Non idem ef fi päter meus Nobilitareit 
. habuit duntaxatex privilegio; amittendo enim prive 
legium & ſibi noceret & pofteriss zifi proponas ı 
‚ Nobilitatem à Principe datam ei & ejus pofteris 

‚.. tunc enim factum parrıs nocere Iliis nendeberen - 


/ 


XV. Deren 85 
zels zuruͤck behält; fo hates die Gewohn⸗ 
Ic und einigermaſſen auch die Nothwendigkeit 
Daun eingeführet; daß man bey folchen 
Ben en, wo man den Adel feiner Borfahren 
wieder angehmen will, fich zu dein Kaͤhſer hinzus 
pflegt, um durch Deffen — 
ben kayſerlichen Macht und Gervalt/ denſelben 
wieder ju erlangen. Es ſey dann, daß einer Durch 
Bier Bortreflichfeit feiner Tugenden und dabe 
führenden adelihen Würden, den Verfall fe 
SAdels ſelbſt veraeffen machte, mithin feinen 
alten Geſchlechts⸗Adel auf einen neuen Grund 
te.) (*)’- Conf. La Rogue traite dela Noblefe& 
de fon origine fürvant les prejwgesy arrers & rege 
Eng Au: Confeil.de 8, 4X) Ch. PI..de Letwres de 
sehabikiiat; Bo aber oltre foglaͤnzetde Weroͤnden 
sung (kt we ereignet; da halte ich die Wiede 


— * e 
2 . Fun Bo 
“1... 1,7 . es 3 











J 22371 — 
ae ae ir 
— 





— bat es bey und der Gehrauch und der Wohl⸗ 
and eingeführet,, Daß man einem vornehmen 

Staatd- Kriegs: oder Hof Bedienten Das Prüdicaf 
‚von zu feinem Geſchlechts Namen ſetzt/ er mag von. 
ſehn oder nicht: Aus Urſache weil huer ‚vie 
Würde höherift, als der Stand; Da im Gegentheil, 
wo dei Kar Bat ir ven — Bat 
man einen ſchlechtweg bey feinem Geſchlechts⸗Na⸗ 
men: re von ⸗ — Graf, Monſſeur le 
—J alier | Monſieur le Marquis und ſo fort. Wie. 
wohl die Franzoſen und Engellaͤnder aus den Titeln 
fo wenig machen, daß ſie die groͤſte Leute, wann fie 
von nen veden, nur Montieur ſchlechtweg / 3, & 
‚Mr, Belle-Isie, Mr, @alpole, Mr, Srairs ıc, 

» nennen pflegen, Ä 


_ 


” 
% 
nn 





E. Pafkingung, de — Ade⸗ 
* wenig die ſergenloſe Wahl in: Sev⸗ 
Br un ‚noghep: Die — a auf 


» m een .— m. man. — m 


& heiffet ar: Use — digniratern Ma- 

rin: Das Weib folge der Würde 

" Mannes; Allein es will doch gleichwohl au: 
hierinnen. ein gewiſſer Aufferlicher Wohlfiand bes 
obachtet ſeyn , mit welchem ſich, in Anſehung ei⸗ 
ner gluͤcklichen und ehrbahren Ehe, auch ders 
ſchiedene moralifehe Umſtaͤnde verfnüpffen, 4. €. 
wegen der Sitten, Gebräuche,. Gewohnhei⸗ 
ten, Lebens⸗ und Erziehungs-Arten 26. Derge⸗ 
ftalt, daß deswegen Die Geſetze, DieMatrimmonia 
nobilium cum hlia plebejeeconditionis ihita, 

| mprebgen; ex ge XILtab. und dieſe felbfiers 


ee. Hi 


« 


AV. Dazu 2. 
m Adel; derchigemiiig en, ‚Claritasenim 


eneris [drdefch commiftione abjeftz con. 

itapis.. Da im Gegentheil: nie 

Siciarhate matefno felix, £ ircane Paterna(*) 
Ze 3s ’. 


Jedoch je Die Reichthämer inggemein denen, 


belche fie ‚, ein gewiſſes Anſehen und vor. 


mes een erh ilen, auch fie felten mit dem 

reg Hochmuths⸗Geiſt zu verfchonen 

En man much gar wenig ingroffen 

Sen aͤdten, daß Kaufleute von der erſten 

mit aͤrmeren und geringeren Familien 

znwie fie dann dißfalls in flolger Aus⸗ 
na Adel ſelbſt nichts nachgeben. 





es im allewege key den Vo 
ce Ä 
Bo nuß aber. d e Tugend job 
Sn; — Alle Vortheile 
an dels hervor leuchtet: 
1.79% * Dr ung und 
öndtes hab: Dichin jebermanı fi u de: 
‚mit, einer: Ihnreigaet — be wingen 
Bun elle sr — 
ra — — 





th 


Wal co. 
Wette — Ba 


Von der Wuͤrde die‘ Kauftandels äh 


bit, und daßd 
rn et elalht umEDeE nn 


®) 

| achdem wir hisher den Inhalt der ge 

K nen Geſetze, in Anſehung Der vu 
der Kaufleute angefnhret habenz_ fo, wollen mir. 
nunmehro auch. Die Rechte der Vernunft, und 
der Gewohnheit unterſuchen, und ſehen 
weit ſolche den Kaufmann, RR J 
theils unter den Poͤhel ſeten .· n 


Die Würde der Moſmanekhafrecdets ſ 
— — uͤberaus ——— nd 5* 


gemeinen 
u") —— —— 
| ‚hingen, und ur aathyen, 


















Gewaͤchſen bringen es ma di 
mad. Die. beſe Gorte getcn 
bricken und Manufackturen angefüllet 
wird ihm doch alles dieſes nicht viel hei 
darinnen dasenige Trie werck fehlet/e 
in Bewegung ſehget, alles an 
Be und alles. nach Pot Durft nn 

Diefes Fann ohne Handelfchafft nicht geſchehen. 
oo —* hat orrath ENG ein Rz 






y_foanı 






{ Zu 
| *“ 
KV. Deränafurmns2lvdx. 3410 


n Del, ein drittes an Wein; mam vertauſchet 
ines gegen. DAR andere, man vergleichet den 
Verth mit bagren: Gelde: man kauft Waaren 
in; welche ſich ba nicht finden,. wo wan ſie hm⸗ 
ringet, imd verkauft ſie wieder mit einem anſtaͤn⸗ 
igen Gewinn. Viele tauſend Menſchen wer⸗ 
n: dadurch beſchaͤftiget, erhalten und genaͤhret. 

Der Umlauf des Geldes iſt wie Der Umlquf des 
Bebluͤts in einem geſunden Coͤrper, welches in. 
xſtaͤndiger Beweglng ſich durch aleliedmaſfen 
durchtreibet. Der Staat wird reich und maͤch⸗ 
Kg: und die Kaufmannſchaft verfnüpffet das‘. 
Band der allgemeinen Geſellſchaſt der Menfehen, - 
indem fie Treue und Glauben erhalten, und die“ 


D 


Nothdurft eines:jeden mit beforgen. bit. 


Feet ae ee Ben RR: 
Alle Mexſchen ind in einem gewifien Sinn. 
Handelsleute; dann es finden ſich wenige, die 
wicht etwas kauffen oder verkauffen. Die Koͤni⸗ 
Hund Fuͤrſten handeln mit ihren Soldaten und 
Kriegs-Truppen, Die einer dem andern gegen ein 
Stück Geld abtritt, und zufeinen Dienjtenübers 
lübt, Naicht viel beffer, als wenn man einem 

ſerde und Ochſen verhandelt: Der Land⸗Adel 
art feinen jaͤhrlichen Anwachs an Vieh, Ges 

‚ande, Wein, Wolleund Del, fo gut er kann, 
zu Marckte zu bringe, und,daraus eine Sum: 
me Gelds zu loͤſen/ Damit er feinen Staat führen, 
daduanen; Pferde, Hunde amd andere unnüße 
Mäufer unterhalten Fann. Unter Denen Herren 

eifklichen giebt. es zuweilen die geſchickteſte Comes 
mercien⸗Raͤthe, welche am beſten wiſſen, wenn 
ie Y3 fie 


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® , 
„43 XV. De Raufimmannse Adel. 
fie Korn aufſchuͤtten, oder verkauffen, und ihte 
Gelder: auf gute Unterpfaͤnder zu 6. für 100. 
lehnen ſollen. Man gehe nur in Die Kloͤſter und‘ 
reiche Praͤlaturen, und fehe, was darinnen für 
ein ftattlicher Handel getrieben teird. Die Ger 
lehrten überhaupt find die groͤſten Papierhändke, 
Da fie fich einen jeden Dinten⸗Kleck, wwennfienur | 
koͤnnen, besahlen laſſen. Sie handeln mit Lei⸗ 
chen⸗Predigten, Zuſchriften, Lob⸗Reden und 
Gedichten, und laſſen ſich oͤfters ihre ſinnreiche 
Unwahrheiten vortreflich bezahlen. Ein arme 
Handel, beſonders in Anſehung der Herren Poe⸗ 

ten: Beſſer waͤren fie Stockſiſch⸗und Haͤrings⸗ 
Kraͤmer; denn mit dieſen Waaren koͤnnten fe 
nicht fo ſehr die Wolt beluͤgen und betruͤgen, tie 
mit ihren Lob⸗Gedichten. Zur Straf ſolten ſie 
immer fuͤr ein Lob⸗Gedicht zehen Satyren ſchrei⸗ 
ben; Damit dasjenige in Der menſchlichen Geſel⸗ 
fchaft wieder gut gemacht wuͤrde, was fie durch 
ihre hungerige Lobſucht burimmen verderben. 


2 t 











I a ä R ‘ . . f f 

er) Wir hätten nicht dad dritte Theil fo viele Bücher: 
und unter diefen nicht Das dritte Theil fo viele fchladr. 
ten, wenn Das elende Geſchmier der Gelehrten, Die. 
bloß aleindarum fhreiben,, daß fie Bögenmeißibte 
Arbeit verhandeln konnen; nicht fo ablich wart. 
Mancher laßt deswegen die Feder fo weit Tanffen 
als enge die Roth iſt, die ihn drucket; Um drey Zer. 
fen, die er hätte wieder ausſtreichen ſollen, fegt ek: 
noch schen hinzu, um diefelbe gu erläutern; Seo 
erinnert deswegen die Gelehrten, ur rem aliunde 
farciant, quam ex hireris &c. Unſere tuchtigſe⸗ 
Seriben⸗ 


. Ber. gikbtz 


XV. Dur Ricufmanns Adel 344 
Ser Wewaten handeln mit ihrem eeib ind deben 
Ae dienen damit dem, der ihnen Sold und Klei⸗ 
aut un Geld, und das Leben fuͤr die 

heißt man in Holland die Leute / 









- Bien Soldat ns Boots-Dolc'su wärs 


‚ bergen; Siel Verkoopers, Seelen Br 


iauffere Sie ſelber treiben oͤfters im Lager und 
uf hren Maͤrſchen gar ungebuͤhrliche Handel⸗ 





* 


uften Pia; man. wird wenig Kriegs⸗Bediente 


ſiden, de aicht faſt mit allem zu handeln, und. 


— 


vjſft die Juden ſeibſt gu’ betruͤgen wiſſen. Von 
nun Ba Me nicht; 


| eu iſt Hier bieigr 
Es iſt gewiß, Daß in einem Allgemeinen Verflar 


dve alle Menschen Kaufleute ſind/ folglich kann das 
Handeln an und fuͤr ſich ſelbſt keine Sache ſeyn, 


ze 3 


— 


25° Seridenten lebten von andern Einkünften, alö von 
über Gelchrfamfeit» Die Willenfaften dienten 


u‘ nicht zum Handwerck; ſondern ar Erhoͤtz⸗ 
g lichteit; und Da fie, biexinnen blos alein ihrer Drei , 
N ’ 





1 1% 
4 g folgten, fo mar hnen die Natur behülflich— 


en Beifi noch jo hoch empor zu ſchwingen. 


— 


14 XV Der haufen Adet 


ſoſche Laſtet kann und ſoll getnebenn 

man auch Diefelbige eben ſo. wenig 
an und für ich felbft heymeſſen/ alsman ſagen kann 
daß alle guͤrſten Tyrannen ale Soeilente Prah⸗ 
ler , alle. Geiſtlichen Heiuchier, alie m 
Raͤuber, und alle oeten: a al. Dan 
wenn man es genau wgterfuchen wolte, ſo wir 
be ing Anden, Daß dieſe Gebrechen hen kenanns 
. ten Ständen eben ſo natuͤrlich ind, as den Kguf⸗ 
‚leuten Das Luͤgen und Betruͤgen. Die. Wenm 
leider durchgehende, : ynd.pep. allen Gattungen, 
son Menfchen, in ein ſo Kiefes-und-afgemeines 









WVerderbei verſuncken . Daß fieh fein Stanomehr 


vor Dem andern einer befondern Tugend ud Rede 
| chfeit wırd ruͤhmen koͤnnen. —— 
Die Menſchen machen alſo die Staͤnde, ‚nicht; 
aber Die Stände die Menſchen böß: Merearo-- 
rum vitia, non artis, {ed hominum funt,, 


Man kann fomohleinredlicherKauftnann fennyale- 


einen gerechten Süirften,. befeheidenen Edelmann,, 


frommen Prieiter, rechtfchaffenen Soldaten mb: 
aufrichtigin Poeten abgeben... Wie viel rechts 
ſchaffene Kaufleute findet man-nicht, die fich ein. 
beffandiges Geſetz machen niemand- zu rwor⸗ 
theilen, noch einem mehrabzufsrdern, ulsfie die 
| Waaren geben wollen; Ja die es gleichſam für 
einen kleinen Schimpf- halter; wer" manmie 
Innen viel.auf Bieten, und Wiederbieten handeln 
will? Wie viele groſſe Kaufleutefind nicht bekannt, 
welche durch ihre Redlichkeit ihre Handlung mehr 
empor gebracht haben, aͤls viele andere ki 
| | gt ihren 
| Hair — 





Bw Der Raufmennsldel 4 


racticken und falſchen Eydſchwuren: die den 
en uͤheraus viel zu gut gethan, Die Kirchen 





und Schulen; nachdrücklich „bedacht, umd die 


Wbohlfahrt des gemeinen ABefeus, ſowohl durch 


ihrem Eifer, ale mit guten Rathſchlaͤgen Fraftig 


unterſtuͤtzet haben; und die endlich felbft Dem ges 
. ehrfen Stand mit, manchen geſchickten Stipen⸗ 
- Daten, der von ihrer Srobrnußn, und von. ihrer 


— 


Freygebigkeit leben muſte, andie Hand gegangen 


find.» Solten ſolche Leute I: niederträchtig, Ders: 


+ ächtlich. und. des Adels unwürdig gehalten mers 


: ben? Wenn diejenige Rechts Gelehrten, die fd 
v. Heine und veraͤchtliche Mennungen von groſſen 
und wichtigen Handelſchafften haben, wuͤſten und 
berflünden, wie viel Geſchicklichkeit, Wiſſen⸗ 


—— Verſtand, Erfahrung und Nachdencken 
arzu erfordert wuͤrdez ſo ſolten ſie ſich bald eines 
innen, und mit nichten ein Gewerbe 

J —— und dem: Adel für unanſtaͤn⸗ 

ver Davon Das geineine Weſen einen ſo 
en siehe und wo diejenige Perſo⸗ 






u 


nen, ‚Die feldhes treiben, an Fundbarer Redlich⸗ 
| — Wiſſenſchaften, und guter Auf⸗ 


ng: ſich oͤfters weit mehr voch ale: 
andere herverthun. Wie ſolte man 
‚solche Leute gering ſchaͤtzen, Die nicht felten, 
wie — und zu —— als Fuͤrſten 
in ihren Pallaͤſten, als Weiſe in ihren Schreib⸗ 
Stuben; als V —— und als die edelſte 
Buͤrger in der Gemeine ſich jeigen? Bey denen Die 
en Huͤlfe/ "Die Kleinen Kan Mn / 
Schuß, und 1 Armen Troftfuchen; 
—B—— Be 0 Sa bloſſer 






d 


46 NV. Da Raufnianns⸗ Adel 
bloſſer Name auf ein kleines Papiergen gezeichnet 

" Anſehen, fo viel Treue und fo Fir Glau⸗ 

n findet,‘ Daß man ohne Bedencken, viele 
taufend dafür hinzahlet: "Leute, Darunter welche 
son Pe herrlichen Erfenntniß in der Natur 
end in Staats » Sachen find, daß fie aus Dem 
Lauf der Dinge und aus Dem —— —* 
der Begebenheiten, ſcharfſinnig ſchlieſſen koͤnnen, 
was hier und da mangeln, und dort wohlfeil und 


im Uberfluß ſeyn wird; als wornach fie ihre ganze 


Handlung einzurichten wiſſen. Wie viel kluge 


Kenner: der Sefehichte, der Welt⸗Weißheit, md 
der. ſchoͤnen Künfte und. NBiffenfchaften findet: 
nian nicht unter ihnen? C*) Ich ſelbſt habe deren 
verſchiedene gekannt, die ihre fuͤnf bis ſehs Spra⸗ 
Fa verſtunden, welche die artigſte Briefe zu 


reihen und dabey einen netten Ders zumachen. 
wuſten: deren Gemaͤcher mit den rarſten Buͤ⸗ 


chern, ſchoͤnſten Gemaͤhlden, unda 


Sachen ausgezieret waren; deren Luſt⸗Gaͤrten 


m. guter. Einrichtung und finnreicher Anmuth 


der Fuͤrſten ihren nichts — die in 
ihrer garen uffuͤhrung, fowohl in Anfehung 

er Sitten, Reden und Gebehrden, alsin dem 
aufferlichen Pracht von Kleidern, ke | 


4 . y . .. # en 
* 
— N ie ' 


*) Man rechnet darunter Die beydel griechifche Weis 


fen: Thales und Solon, und ben groflen Hypocta⸗ 
geb , wie ſolcheb beym Plutarcho nachzuſehen iſt. Wie 
auch den Plato ſelbſt, der nach dem Zeugniß des 
Diog, Laertu auf ſeiner Reiſe nach Eghpten Del fol’ 
ben ſich gehabt, und ſolſches verkauft haben. 


MV. Dir Raufniinns del: 947 


Lulſche und en und dergleichen, etwas vor⸗ 
mehmes / groſſes und edles zeigten; mithin indie 
ten Stuͤcken vitam nobilitati decentem fuhr⸗ 
tin. (*) Solte nun mancher armer beduͤrftiger 
Yuris urriusque, oder mancher Fahler bereits: 
von feinen Dior » Eltern her mit feinen Aecken 
vorfehuldeter Dorf» under, noch Die hohe Bes 
dancken faflen, einemfolchen Kaufmann den Abel 
zu difputiren, und dabey ſich ſelbſt öfters, ben ven 
Kurnumer⸗reichen Umſtaͤnden, darinnen er ſichſin⸗ 
det, mit einem groſſen Vorzug des Standesimd; 
der Würde zu bruͤſten ſuchen; ſo muß man au 
Mitleiden ihm dieſen Troft noch gönnen, indem 
er fonften gar nichts haben wuͤrde, Darauf er fich 
etwas einbilden Finn. | 
| SE er. 
‚ „8 erhellet alfo hieraus zur Genuͤge, daß ſich 
der Adel zur groſſen Kaufmannfchaft um fo viel 
beffer ſchicket, weil ſich dabey diejenige Guͤter und 
Rejchihuͤmer finden, Die zur Fuͤhrung des Adels. 
motbrveridig erfordert tverden. Denn mie Der 
Adeliin Tenfü civili nichts wuͤrckliches hat, das 
= Durch" 


42* 


— BR . · — DEN 
J 
(X) Je jouis;, fägt Hert von Voiiaire an Herrn Fal 
dener , einem Engliſchen Raufmann, du prüft de 
pouvoir dire Arna Nation „ de quel oeil les Nego- — 
crians font regardes'ichez Vouss quelle eftimeon ſait 
‚„ aveir en Ängleterre pour une profeſſion qui fait la- 
u Grandeur de Etat & avec quelle Sup&riorite quel- 
ques· ums d’eutre vous repr&fentent leur Patrie dans 
“ Je Parlement, & font at rang. des: Legislsteurs,- 


!:v Refe deffen Zuſchrift von Dem Trauer⸗Spiel Zayre, 





XV. Der Baufrsinepipek ERDE 
Dandh et ficb-Fänt helten vnd mergpen sleep. 

als Durch eine dufierliche Figur; fo laͤſt fiche auchr- 
nicht wohl einen Edelmann fpielen,. wenn mar 


. fan Geld hat. —— ſagte DAR 
m feiner Zeit: 








„Ei genus& virrusnifi cumrevilioe alg : 
« Dividzenim nobiles radanoi nobiliores:. 
—5 Ex 
Wie ii Gegenthai diejenige felten in der Wen 
eowor kommen, denen es an bieſer wichtigen Ci 
geafchaft mangelt. Br 


« Haud facile emergumi noram —R 
3 


Res anguſta dom. N 


" Sorich Juvenalis,’ Deitoe be 
viele. Kechts » Gelehrten, als ge Di in 137 
Cod⸗de dignirat, Andr.. —— eh 
lirare. Cap, ag. n. ı And and mehr, daß der 
Adel durch Die Sun gper —* — —7— 
non. amplius clari exiſtant. 
Therriat de a Noblefe und Baldus dl — 
Cr de ine. nup: wiederfprochen: ¶ Paußertas | 
e Kr MAR, regdir, vilem. 5% arBR * * 


8. MINEN. — 





Wir haben föon — men, bad nur 
diejenige allein Für rechr edel 
weiß und, tugendhaft find? J — * en 
gentlich den .achten und wor 

ie NZ IT DT U ec. — 


Brttr aber) Hat:ihre enbge Weiſen: fie miecht 


einen ums Geld zum Daſttor, und gegen eben 
ſolche Münze auch zum Cdelmann: der Welt ihre 
Weiſe gilt in Rechten; und da weiß ich endlich 
richt ment, was Das Geld nicht ausrichten folte: 
Se wi ſo gar ſechszehen vermoderte Ahnenin der, 
Srufft, und macht fie Stiſt⸗ und Thurnier⸗ maͤ⸗ 
Sig, zum Erkenntlichkeit, Daß von ihrem Gebluͤt 
ein fo vortreflicher Menſchentſproſſen it, der das 
Derze hat, ſich adeln zu laſſen, und etliche hun⸗ 
er Shaler fuͤr ein groſſes Stück Pergament zu 
1, daraufmanche Unwahrheiten geichrieben 
ind; dieſes ſage ich nur im ſeniu morali;.meil 
yin-aber in ſtatu cıvilileben, fomuffen wir quch 
die Gebraͤuche, Derordnungen und Rechte Deg 
erfommensy als ein bonus civis mitvercehren, 
und.Darauf, wie es billig iſt, halten. Da hat 
um Das Geld die erſte Macht, Da kann man mit 
Seld.alles ausrichten; dafoͤr kann man kauffen, 
‚ umb; werden, was. man will. Nur Geld herz 
rare jener kluge Hof⸗Nart zu feinem, Herrn, ſo 
haft ich alleß. Machten doch die Römer einen 
gar A Seld-zu einem Gott; warum folte man 
micht-Fonnen um eben Dielen Preiß ein Evelmann 
von. fechszehen Ahnen, Thurnier⸗ und Stifter 
ak werden? (Quid infelicjus homine,,cw 
füa fiemenra domıinanrur ? fagt Flinius, 












Es ital nad dieſer Verfaffung inder Welt 
dab natürkih, daß ein Kaufmann auch ein Coeb 
ann ſeyn kann: ja,ch Farin ſolches mit mehr 
Ruhe und. Ehre ſeyn, als mancher oo bel 
ae WEN a I 14 






‚850 KV. Der Baofinamisbel 


meicher zurseilen im g darbet, weitet 
mi Tree ine Ahnen nicht erbeten 






Dir eine braucht öfters nur ben dritten Da 
feiner Kinfünfte, um als ein Edelmann zu lebem 
Da int Eegentheil mancher Edelmann, wenn er 

- auch alle fine Renthen verzehret,, doch kaum als 
kin vomehmer Kaufmann ſich aufführen kann. Der 
eine bereichert den Staat, der andere aber 
denfelben arm niachen, und hinterlaͤßt wohl 
[ofeinen Soͤhnen tramige Unterthanen, die | 

tiftungen erh oder zu den —* 
der genannte 

geben. 9 yi hat fh SUR van Das rtheil 

eute nieht zu Echren‘, ſagt oh: Ab * 
ende Traͤ — ann 

vermi Ar; eines fleißigen au 

Staub erhob, und a lerne > 

aabfeligfeit dadurch Biber —* Dad 

et es damahls vor Feine chande, ee 

n; und das Gewerb machel keinen — 
eeeen ae % oe deſen S taats 


2* 
io Fa Eu) 24 nun 
* 








* 





La Neblell⸗ done une f ande sehe oißre 
TO {es chateaux, fe ar; ie er plus utile f 
‚  Petat» plusbrave, plusbelliqueufe, ‘que ces 
.. ciansihilitzires, —— geieT nun, 
2 le⸗ Finanıup, 185. 











— 
— 


AV Den Bauffmeme loc, 971 


e ’ — 
Fuͤnffte ung 
»” .. a j - i ® ’ . * 

er,» f SER oo J 9 a - . F 
—— — Pa 2 Er ER Ge 
® 


Von der. Gewohnheit und der Achfung 


* 


worinnenzu allen Zeiten und bey al 


— lenge —— — rn 


| vor 


Ä nun ft noch-übrig die Gewohnheit der Volcker zu 


— 


ER 
RS 


‚leute geſtanden. 


J 


F 






as Rechte und Vernunſt von der Kauf⸗ 
mannſchaft ſagen, haben roir er 





anterfuchen:  inmelcher Hochachtung nemlich big» 
her. Die Kaufmannfchaft bey ihnen iſt gehalten 
worden. Daß die Kaufleute bereits in den altes 


| fien Zeiten ſchon in groſſem Aufehengelebet haben, 


| unge bezeuget der Prophet Eſgias, in feinem 


23. Cap, v, 8; wo er von der prächtigen Stadt 
Drus ſagt, daß ihre Kaufleute gürften, und ihre 
ihroalter, die herrlichſten im Lande, waͤren. 
Wie folches auch) in der Offenbahrung Johannis, 
‚im 18. Cap. ». 23. befräfftiget wird, daes heißt: 
ne Saufleute waren Fuͤrſten auf Erden. Dies 
war geroiß etwas groſſes. Quis cogitans 
oe ſuper Tyrum quondam coronatum, cu- 
jus Negotiatores Principes, Inftitores ejus 
inclyri terre? Die Lydier waren, nach dem 
Zeugniß des Herodotus L. I, die erſten, wel⸗ 


— Handelſchaften trieben, und oͤffentliche 


Herbergen aufrichteten, gold⸗ und ſilberne Muͤn⸗ 

jen praͤgen lieſſen, ud Die Handlung Dadurch 

orbrachten. Du Kaufbandel der Dbönicier, 
* et 


a 


352 EEE rg 


ner, nen ” ſelbſt menfei DR Decker Hebraͤer 
RESET) fe; eb een —— 
—— arsch en — de 


commerce des’andenkı:: 


ie Fr Ser, ee | ſo 10 


rue —“ ö Kaufhande! 
| —* 0 ie | ann 


Yves; nel uchtent ——— 

toͤmiſchen Ritter 5 aidiiendnn re 

—— — 5 Mus 
e nach, zu -feine, ha 
Kon = er: * 


Die Se BE ee 
ex dompatation | 
Ä 5 —5 pr e res: | 
ſolviel es ohne Abbruch Ihr bee —* Fire 
mogte, Handelſchaften ttelben: per] aos-ayi 
#: de murieribus vecat, Diejenige⸗ Weide 
Nom den Schifbau beforderten und innen 
ſechs * ren die Korn⸗Haͤufer, vermbge ihrer 
Handeſſchaft anfuleken, wunden zu Ri —5 — 
Sie auſtenonmen obſe el ... 
ee 














! 


AV. Deaufimamne Ad 2,3 
tere Selaben waren; wie ſolches bey. dem UL-: 
amd und Suetonio in den Geſchichten un⸗ 
wem Kayſer Claudio nachxuleſen iſt. Sierant 
atimi fervi, Ciyes Romani efſiciebantur - - ſi 
on minorem quam decem millium modio- 
um navem fabricaverit, & Romam ſex an- 
äs-frumpntuur porteverite u... 

In Teutſchland war ehedeſfen die lung 
on weniger Bedeutung; davon wir bereits oben 
je Urſachen angefuͤhret haben. . Es wurde des⸗ 
wegen auch keinem Edelmann erlaubet, ſich das 
mit auf irgend eine Art zu vermengen, wo er 
anders nicht feines Adels verfuftig ſeyn, und. 
ungeeben Päbel geficflen feonmolie: mie Davon 
Bodin. de Republ, lib. 7. Meldung thut: Bri- 
tannorum & Germannorüm legibus Nobi- 
Item lmercaturam exertere nön licer; aut fi 
Mercator efle voler, inter. ærarios ac plebe- 


x 
‘ 


jos cenſebitur. 
Wie ſehr hahen ich aber die alte Gebraͤuche emit 
dem mehmenden Flor der Handelſchafft, in den 
groſſen Staͤdten don Teutſchland geändert? Seit 
dem der Kapſer Leopold den Handelsleuten ins 


Groſſe, die zu Wien ihre Wiederlägerhattenund 
en auch Niederleger genannt wurden, den 


BR: 

4 —5* ertheilte: und ſeit dem die Fugger 
und die Schmettau durch dieſen Stand ſo hoch 
ſich empor geſchwungen haben, daß man fie heut 
in Tage ale Grafen des Heil. Rönt. Reichs ver⸗ 
ehret; Hit dem ift man ‚auch nicht mehr ver⸗ 
All. Theii. 3 eb⸗ 


. gertoiindet; in den groffen Stuͤpten von Teutſh⸗ 


land verſchiedene anſehnliche Handels⸗ 
— he bie zugleich mit dem NdeF-prumg 
ine jede Sache hat alſo keinen anDeen 


„ alB fer. Qebtgnu gelten macht. 


Die Zeiten, die (6 vieles verändern; und be 
Macht des alles bezwingenden Metalls 
ben, haben nun aud) die Katıfmanfchaffe, mie 
weit, als ſie ins Grofſe getrieben wird / Des Mk 
wuͤrdig erklaͤrt · Die Vernunfft billiget ſol⸗ 
ches, weil niemand beydes dem Adel umd de 
Kaufmannſchafft beſſer aufhelffen kann, als bot⸗ 


nehme‘, angeſehene und reiche Leute; die Br 


ſtand, ‚Soifienfhäfk, Erfahrung, unbdabey. 
wen guten Namen haben. e Er 
1 Die Republic: Gem, Florentz und Bene 
Dig waren bie erſten, welehe durch die Hand⸗ 
fung groß. und, mächtig wurden; die abe 


‘ r 


ſolches nimmer würden. gewerden-fepn , met 


ſich iht treflicher Adel; darunter ein eſelbſt 
die Medices , (*) Döria und: Pallwvick- 
#7 Gen 9 Be er 5 





«(*) Les Florentins font grands Banquiers, bien pr« 
dens & entendusä cela. ©, Scaligeriana p. i55. 
Cosmusl.de Medicis erſter Groß; Hertzog pen 3 
rend, war zu jeiner Zeit der groͤſte Handelömann,und' 
.kamen ihm daher auch Die unfägliche Reichehumer 
und koſthare Sachen, wovon unter anderndieoM®: 
trefliche Gallerie zu Florentz ein unverwerflicheßzeug 


uiß ablegen kann. Die Könige in li | 
b 


| 
| 








| XV Dee RKauffmanns Adex sy 
si e*) rechnet, nicht mit dar Handlung unierzo⸗ 
gen, ſondern dieſelbe nur allein dem gemeinen 
WBurgern und demPöbeläberlaffen haͤtte Ihnen 
folgten die Spanier, Die Niederlaͤnder und de 
Engelländers und endlich auch die Fragofen. 


Jahr ı 453. lebte zu Borges; in Brand 
wi Jacob Cösur,: Baron von 'S, Fargeau, 
win fehr berühmiter Kauſmann, und Schaginele 
ſter Carls des VII. welcher, ehe er in Ungna⸗ 
de fiel, einen fo groffen Rang in dem — 
— ‚hatte; daß er einige Muͤntzen ſchlage lagen lich | 
an HGroſchen von drey-Albus, Gros de . 
zrois ſols/ nannte; und diefer Kaufmmann wur⸗ 
de für einen Cavalier gehalten, unerachtet er 
in 2 Theile der. Welt handelte. _ Seit derfels 

Zeit — — ih Franckreich noch —— 
Kr oe iche Häuffer — die Handlun 
gettieben, ohne dadurch ihrem Adel zu.derogs- 
a wie ſo nn La — in — — Er 


° 
‘ 








Ben noch heut zu Tahe ſ fie ſelbſt einen gar weitlinf 
.. „. Kigen Handel in ben heyden Judien; und Das macht, 
bag in dem Besivf, Diefes feinen Koönigreichs mehr 
Geld ruditt, als in einem andern ‚das zehemnal fo 
" großik. S Herr Kofrarh Nemeiß vernüftie 
ge Gedacken T,V.p | 

. ae Hofrath Steiteih, 2 feinen vernünftigen 
Gedancken T. V, p. 21, ſagt; Er ſelhſt habe zu 
feiner Meife in raten, von Leipzig und Venedig 
auf, Wechſel an den Principe Pillavicini au Mom 
geftent gehaht, welder ihm ſolchen auch in ae 


X 
Ccou pioir hätte sadlen Jaffen 


sc XV. De Anuffmanno Adel 
la Noblefle. Ch; XXXVI. nad) einander exe 
gehlet; und noch zu meiner. Zeit, als ich zu Pas 
‚vie war, wurde ein reicher Kaufmann, Der 
Bernhard/ mit feiner Bamilie-in Grafenſtand 
erhoben. (*)} Earl der IX, ale er. die Vortheitz 
‚ die feinen Ländern durch Die Handlung und % 
Licken zuwuchſen, vernuͤnftig einfahe, erlaubte Den 
Einwohnern zu Marſilien, DaB fie zugleich Edel⸗ 
feute und Kaufleute abgeben-mörhten. Gl 
he: Rechte hatten auch Die Handelsleute g 
Rouen und andern Orten.in der Norınand 
‚and in Bretagne, wann fie andere mins On 
fe.handelten 5 wie daruͤher J.a Roque Die P 
tene non Ludwig dem XIII. und XIV. mitm 
; fuͤhret. ) J =. E a = = en 0" 
Die Engellaͤnder, welche fonft die Kaufmann⸗ 
ft fuͤr eben fo verächtlich hielten, als die Teut⸗ 
erblickten in vom Verfolg der Zeiten nicht 
dbald den uͤheraus groſſen Gewinn Der Gew | 
hrt und der Fabricken, fo ſcheuten fich bey ihr | 


ar rg an an sen .. .. , 4. 










\\ 





' CH Sam, Bernard, Graf hon Coubert, flat im Jahı 
2. „1739. su Paris, und. hinterließ ein uber. 30. Mi 
„: Uonen geihastes Derindgen. Dex Marquis de Mi- 

repoix, Ambafsadeur zu Wien, hegrathete feine 

. Tochter, und befand fi) Dabey nicht übel. —, 

+) Oftbefagfet La Roque macht daruher au Ende de 
obenangeführten Kapiteld folgende -Unmerfung; 

Le traſic eſt afleurement l’unıge moyen de garanıir 
— les Gentils hommes d’une pauvrete inevitable, em 





J u 
2 . R EN f} — NT A 8 
’ 
’ 


F ' : 
"XV, Det Kauffmains Adel. 2,7: 
men die groͤſten Familſen nicht, mit Antheildaran ' 
—A— dergeſtalt, daß heut zu Tage nicht 
— Se un befter Adel —* — —* 
crayde, Zinn, Kohlen 2c eine groſſe Handelſchafft 
Erxibet fondern vornemlich fo vieles auf die 
&Schiffahrten und die gemeine Gefellfehafftes . 
Hondlungen verwendet, Daß Dadurch diefe mit⸗ 
telmoͤftge Inſul eine dee mächtigften Reichen in - 
der Wilt worden iſt. Die Handlung / ſagt der 
‚von Voltaire in feinen Lettres für'les:- 
- Anglois, hat ver Engländer —* Freyheit/ und 
viefe wieder ihre Handlung befördert Sie wur⸗ 
Den duech ihre Flotten Meiſter zur See; derge⸗ 
Ffalt/, daß fie num beyiz00. Kriegsſchiffe haben. 
Die Michwelt wird fichnicht einbilden Fönnen, 
wie eins Eleine Inſul, die nichts als Bley, Zinn, 
Steinkohlen und grobe Wolle hat, duich ihre 
Handlung fo mächtig worden ſey/ daß ſie in Jahr 
2*3. Vreh Flotten zugleich in die drey aͤuſſerſte 
Winkeln der Welt geſandt; eine nach Gibraltar, 
welches ſie erobert; Die andere zu Porto Bello, 
nm Dein König von ra die Schäge aus 
Er —— J un 


nn —— 


uch ee 


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— X 
ce” 


PN Nic Denker 


—— und die Dritte, in dem 
tiſchen Meer / um den Krieg in Norden zus, fi 
verhindern: - Der Bruder des Stantsmimiters: | 
Lörd Townshend. iſt gufrieden, einen Kauf 
mann in Dee Citabit Londen abjugcben.- Zu der 
Zeit, da ber Lord Oyferd Engelland beherrſch⸗ 
te, war deſſen Bruder Factor zu Aleppo mi 
er auch ſtarb. Dice Gewohnheit kommt einem: 
LDeutſchen, dem der Kopf nur von feinem RL 
nenvegifler eingenommen. ift, überang --feltfam, 
von. Tr Anne ch nicht einbilden, DaB der Soha 
eines Raixs von Engelaud nur ein nn 
vomehiner Bürger ſeyn Br} an ber 


nem raten gefehen, die; au: uni 1 
nichts als ofen, du = ru 
"bel er TREE enfand) un 
o i * 
ag wohi — Europarlin- 


En 


[2 = } 
El s vi — — ⸗ J F 5 — u, 1:7 J ‘ 


@e) Diefe —* Ketten des PR von Doltaiıe 
jeiget, das fie aus fvanzöffchem Geblut entfpreb 
fen fen. Wenn dieſe NRation von ünfernSirtenum 
Verfaſſungen in Reich urtheilet, fo iſt es nicht are 
ders als wenn fie von den Einwohnern im Mond. 
eine Frjehlung wagte: So wenig würdiget ſi eundder | 
Aufmerckſamfeit, ſich unſeres Zuſtandes naͤher zuer⸗ 
fundigen: Dreyig Fuͤrſten von einemRamen die alle 
duterloß ſolten geweſen ſeyn/ iſt ein poetiſcher Einfall. 

— Man — 95—— Haus in Teuſſch⸗ 

we TI. Ja 





XV. Der Rauftmaun⸗ fol... 250° 


ge ifkbarinnen der Handlung ergeben; Ifr ei⸗ 
rigen wenigen gräflichen Samilien , welche Das 
nen ihre Sertithafften und Landauter.befißen 5, 

ch haben fie ebenfalls auch,viele Capitalien in 
der Oſt⸗ und Weftindifchen Eompagnie, und 
andern dergleichen, Geſellſchafftshandlungen. 
Die Holländer haben verimitcelft der Hands 
ing ganze Flotten ausgerüftet, und viele Res 
ftungen und Städte in Indien, Africa und 
andern Drten gebauet, und mit groſſen Koͤni⸗ 


en Buͤndniſſe gemacht. alſo Daß man wohl mit 
echt voh ihnen [ngen Fan; Deine Muflen⸗ 
te find Särften Allesiftin Holland der Dande 
— peaghen ——— 













— ſj 





and, bad ſo viele apanagirte, geſchweige arıne Prise 
een /haben folte. Es iſt wahr, daß unſere meiſte Fur⸗ 
"fen gewohnt find, etwas ſproͤde zuthun welches zwar 
“nicht zu loben iji. Allein, wenn fic) —5 von 
. Moltaire auch foldhe , wie feine framoͤſiſche prin⸗ 
©: gen und Dearauifen vorftellet fo hat er"beu feinem 
» .., Mern Anweſen in Berlin noch wicht geleunt, a4 
in Teutſchland Alteien heiſſen; Ein Reichsfrey⸗ 
herr, der alle Regalen eines Jouverainen Herrn ge⸗ 
ieſet iſt in der That mehr, alz in Duc, Pair, Com- 
: "te & Marquis in Francteich weil Diele bloffe une, 
x. ‚Oferthanen ihred Konigs find. 
. ¶ ) Tour yinegocie les famillesy en! leurcontoirs com- 
zug me les aurres: tout y eſt ägage. Point de cam- 
plaifauce, quinefoiranimee parl'efpoirdu gain, point - 
__defervice quine foitproportiong au rixdelarecom- 
penfe. . - . En general on n’y eftima les gens que 
fuivanı le poid.de Bor :.petabliflement de perat &tant 
.. fonde fur le eoınmerce, on fe fouice generäle- 
pent fort peu — ge R nobleſſe. Ouvre⸗ 
—— dh 


/ 


zu thu 


0 XV: Der Rauffmanno/ Adel 


as La Roque in ſeinem offt angeführte | 
Tractat dela Nobleffe Yon Dännemarck, Pe⸗ 
fen, und ver Stadt Nunberg meldet, Daß 
darinnen DievonAdelfich nicht einbilden Fanniten, 
wie fie auffee dem Kaufhandel beitehen Fonmten, 
diefesift ein Irrrhum, indem fichin diefen € 
ten wenig over gar femme Achte Edelleute be 
den, welche fich — nt Der Kaufmans 
fehafft einlaffen. Beſonders till das nüraber 
gifche Patriciat, welches auf feinen wahren. 
gar ftreng zu halten pflegt, Damit dad 
Masen. : Anz an 

“Mit Venedig r Florentz und Genua — a 
bat es eine ganz andre ffenheit: dafelbſt 
treiben die Adlichen noch einen ſtarcken Handel, 
ohne daß fie deswegen ihren: Wuͤrden etwas 
pergeben folten; weiches Dem .auflerorbentfichen 
neuen König der Eorficaner Theodot deswegen 
auch fo verächtlich geichienen, daß gr vor einigen 

ahren in: ſeinem Manifefl bie Genueſer hr 


chimphich damit aufgelogen hat. 


In de ESchwein wo marc vor einigen habe 
in bey Aufrichtu ſteyen Endges 
— * — — 


— r — nn — — — — — 
er 


© Apud’ Vertetos & Genuenſes Nobiles —— mer 
caturata exercent, Ctra viruperum& Nobditais 
A ‚rOS6I ‘x La a Tr. de No- 

.ce 


⸗ 


KV DerRitifinanne: Noch act 
Be worben, habenfich, auſer wenigen alte bor⸗ 
Bichme: und alte Däuffer der Handlung ergebon 


m: Deutſchland wil es groit mit dem Kaufs 
mgunsadel noch kein rechtes 3 — gewinnen; 
wie dann auch in den groſſen Reichsſtaͤ oten ſelbſt, 
ringe su Sranffunt am Mayn und Nuͤrn— 

—2 — geadelte Handelsleute in keiner 
ren Geltung find; ob gleich ver Adel ſelbſth 
Den ihnen der ‚Kanfer, aus Fanferlicher Macht 
Ind Gewalt zuerkannt hat, nicht kann diſputi⸗ 

- zetwerden. In Franckfurt ſinden fich zweneriey 
adeliche Geſellſchafften, davon die erſte von dem 
Haus Limpurg / der Handlung ſich vurchaus entz 

alten, "Die. andre aber auf dem Haufe Frauen⸗ 

ein, beftehet gutentheils — Kran 

helsleuten. N 

un gu s 


Hamburg, Libeck Bremen und Bafık 
Ei fein Adel or Gelchrfamfeit und 


m mn ner Ta ne — ER — . ie 
— — — 


On diefer Gefelſchafft fagt der Gelehrte Mer 
faffer der Anmerkungen zu ded Herrn bon. Haller⸗ 
„Mens Diferr de Parriciis, daß fie fi fih nicht aller⸗ 
Dings bey ihrem altavlihen Mitterfland erhalten - 
- Hatte, Denn obakihh, fahrt er an einem 
' andern Ort fort, ehebeifen nur Adeliche Darinnen 
aufgenommen wurden, beftehet ſolche doch nur an⸗ 
etzo aus vornehmen Baufleuten, Renthirern, 
und etlichen Familien, fo durch abſonderliche kay⸗ 
*ſerliche Privilegia in den Welſtand find geſetzet 
worden Dieſer beweiſet alſo deutlich, daß ſich ber 
— gleis 


im 








368 en 


bdie Kaufmann Bea or 
5 Ne u weil er fi ——n* beyde sie 
heraus nehmen wollen, v von ihren Katte | 

m: zuwerweiſen. De: ; 


on Augfpurg hat das Patriciat ui kon mehr 
re Wachficht in Anfehung der Konfnannft | 
Die fogenannte Vermehrer der Geſellſch | 
find gleichfam ihre Gadets oder Keeruten, ats 
aus fie ven Abgang ihrer Geſellſchafft beforgen; | 
folche beftehen meift aus reichen angeſehenen 
Kaufleuten, welche adeliche Töchter van Der. Ge⸗ 
fehlechterftube henrathen. Vor zwanzig Jah⸗ 
ren, da ich durch Augſpurg Mae — | 
Rarricien Töchten nach allefammg Ju 
weilen aber ſeit henrdie Titeln ailenthalben - 
und unmäßig geftiegen find, k e ae Sehen 
ne wol — wohl eiler als 


a | 
u = 4 J — m | 
> es .. . Pr os. ee 7 
— * Na 
Freu R j 
Pr x z Si f . 


Er ee 












gleichen Familien, obgleich nicht Sfi nd she 
niermösig, doch unftreittg Adelich find; und daf 
folglich auch hier eine anfehnliche Handlung, melbe 
vornebme Kaufleute treiben, dem Adel nieöfdero- 
giren, nod) viel weniger , Daß diefelde ald ſolche —* 
fönnen betrachtet werden, die da unter Den Poͤbel 
mitzurechnen waren, wie es faſt Dad Anfehen bat, 
daß oben angegogener Verfaſſer in der 106. Anmer⸗ 
Eung über das Franckfurter Natriciat ſich ſolches vor» 
geſtellet habe, da er hier von Scabinis ex plebeio 
ordine zu. reden beliebt. Nun ift aber befanut,daf 
De Schöffen und Rathsherren,bie fogen ee 


2 









zuſnenn⸗/Adete 3°% 
Mirgend find.diegnädige (*) Fraͤuleins gemeis 

nmer als in Dreblau, Denn da findet man fie a 
ig3 denen Kramläden und Haringsbuben } Wie 
Denn bereits zu feiner Zeit Der gelehrte Herr vom 
Efhirnhaufen-infeinerfinnzeichen Satyre; Der 
Delimann(**) genannt dieſen gewürsten Adel 
sit einer heiſſenden Lauge DUERENFT 


124 
DL ur 2 5 . 


y bänder ausgenommen, entweder Patricii, Gelehrte | 
e * — — ſehn muͤſen. Die Sea: 
bimex Amilũs patriciis werden hier denen Stabi+ 
is ex plebeiö ordine contra diftioguipef : Diebe 

2 1 Mehetehasird der Verfaſſer nicht unter den Möbel 
ro werhrtenmeiherfelbften einer if;fanın er demnach hie 
— Bunt: ‚andere, ald.biejenige, Die bon det Ka 

B- annſch —eeg —*— Hat er abe 
Die Wörter Patriciat und Otdo Plebeius nad) Dem 

Sinn der alten Roͤmer genommen; ſo wird den 

n dadurch kein ſonderlicher Vorzug zuwachſen, 

>... Andenr;felbfi;die Familia Augulta ex ordine plebeio 

* I | 


.. (9, 8 x il bi Ne a RA pt gr 
27 Feimeit fl il en Adel überhaupt; "an feinen 
\ ‚sahne! termäßigen Adel, wenn er nicht Reichs⸗ 
fg Ice Sett u de allen a 
na D n 1; j l dar eiten b tzet un br ELDER Fe 
er Reibsflanb; Gnade 
austbeilen Fan. Ben den übrigen fübalternen Edels 
' euten, aber ſonderlich bey dem Stadt und Kauf 
2" mannsadel flinget Diefer Titel überaus laderlid. 
Da man uns Eole hieß Geſtreng und Ehrenveften, 
- Bar Gut und Blut und Druth bey und am allet- 
2... Nm aber da eB, heißt Sonahigehohrne OAnAhET 
Weiß man nicht in der Welt der. Narrheit mehr 


Ce) Diefeb Buch, welches im Jabr 1698. m Bet» 


oe: | 








{ 
* F 

“ 

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ii XV. Der Mdufmanne Hol 
Diefe hier angefürhrten Gewohnheiten von ei⸗ 
nigen groffen Städten in Teutfehland bezeigen 


nun allerdings wohl fo viel, DaB es auch bey uns 


einen wuͤrklichen Kaufmannsadel gebe: Daß er 
aber nur den unterften Grad Des Adels: Infi- 
mum gradum nobilitaris, ausmadhe; auf wel⸗ 
eben. man fich nicht viel heraus zu nehemen hat, 

.Brsffe, Und afte Handelslente gehen: jenen 
besmwegen auch nicht leicht aqus dem Wege; ja 
fie. verachten ſolche gar; welches dezeiget, daß 


unfere Kaufleute ihre Vorzuͤge noch mehr vonder , 


Handlung ſelbſt, als von dem Adel herzechnemlind 

ſs weit finden wir, daß die Rechte der Gewohn⸗ 
heiten in Anſehung des Adels und der Kauf⸗ 

jeute ſich bey ung in Teutſchland Auffern.. 





Wir laͤugnen unterdeſſen gar nicht, daß der - 


Hfdel groſſes Unrecht habe, bẽey uns den Kauf 
- mannsftand für gering und verächtlich zu hal⸗ 
ten. Eine Handlung ine Groſſe hat in ber 
That nichts, fo dem wahrem Adel-nnanftändig 
fen; ob wir gleich nicht in Ahrede ſeyn koͤnnen 
daß viele mit ihren niederträchtigen Schache⸗ 
rehyen, Danckerutiren und Judenſtreſchen Die 
— Kaufmannfchafft ſchaͤnden; Wer wolte aber ci, 








lau in 8. heraus gefommen, hat ſich feit bem ſehr rar 
gemacht; Es find trefliche Sachen bariımen, Die Schreib: 
art uf ſathriſch und lebhafft. Et finden ſich Darinnn 
viele herſonalien von gewiſſen Haͤuſſern / man muß aber 
don Schluͤſſel darzt haben. . 


⸗ x x 
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x - — a, » = m , 
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i I ine. =. ‘ 
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RU —— 265 





gensernden, und für niedert 
—5 — et *— ſich eiffige, Die bat nos 
ren, fe ungebührlich aufführen. 
Juncker Merten sonnichtsanders, — von he 
ten und Sauffen fpricht, Juncker Fips fein ander 
ſandwerk, als den Luder verſtehet; Juncker 
ang abet fich zum Helden tauffen, und durch 
De ſchaͤndlichſte. Unflätereyen berühmt machen 
will; mas mächfet dem Model Dadurch für 
Six und Anfehen u? Solte man nach foldyen 
Auswuͤrffen der Natur nicht urtheilen, Der Abel 
eg der. WEISE er in der * 


AIch Pen u Frauckſurt in de Meſſe eine an⸗ 
ehnliche Kaufmannsfrau im Gewoͤlbe ſitzen; 
ſee iſt wohl und praͤchtig gekleidet, fie befielet 
hren Leuten wie eine Fuͤrſtin; fie weiß den Vor⸗ 
nehmen, den Gemeinen uͤnd Dem Poͤbel, jedem 
nach Stand undABürdenzubegegnen ; Sie ließt, 
verſtehet ihre Sprachen, ſie urtheilervernünfs 

ig ſie weiß zu leben, fie ergiehet ihre Kinder 
oh. Ihr Mann ſitzt indeffen auf der Schreibs 
ube, dictiret, fchreibet ſelbſt, Difponiret uber vie⸗ 
le tauſend, und fertige öfters in einer Stunde 
mehr Leute ab, als andere den ganzen Tag über 
zufehen befonumen. . Hier fragt einer nach Waa⸗ 
ten, der andre nach Wechſel, Der dritte nach 
Geld; Da ſolte mancher erftaunen, wenn er 
dieſes in Tre Metall, in ſoſcher Mens 
# in ſo vielerley van und Gcprägen, Fr 


X 


BER KV Bir Raufmanno⸗Abä. 


| er chleiffen her y ſchleppen ſehen ſolte. 


* v 


Ich fehe im Gegentheil, wenn ich auf dem 


Sande ben rechtfchaffenen Edeleuten bin, Bil 


* 


nicht wild und dumm, wie Das liebe Vieh in du 
Tag. hinein leben; fondern fieh weißlich und 
vernünftig aufführen , mithin fich der Haus . 


withfchafft unterziehen : Ich fehe, fageich, daß 
Die gnädige Frau öfters felbftin Stall gehe, und 
- fiehet, nie das Dieh gemoleken wird. 
dpaß ſie bier den zarten Fuß nicht ſchonet, ſolch 
auf ſchmutzige Gruͤnde zu ſetzen; noch die wei 
che Hand, Damit zuweilen kleine Kaͤſe uud But 

terſchnitten zu machen. Ich ſehe, Daß fie ſich 
in ſauberes Leinen kleidet, und damit baſd n 
den Vorrathskammern, bald in Küche: umd 
Keller herumſtreichet, und darinnen alle hu 
Verrichtungen mit einem edlen Muth und an 







| ne | a 
frändigen Weſen verrichtet. Sie ziehet junge 


Simmer, Schweine, Kälber, Hühner, E 
fe, Tauben, Früchte und allerhand folche Din 
ge, welche fie in die Stadt zum Marckt ſchicke 


und Damit in der That — ins Kfen 
ne treibet, ohne im mindeften ihrem Adel be | 


Durch zu verlegen, weil es Deconomie, 
eine Wirthichafft heißt. Ihr Herr ſpatzieret um 
terdeffen auf feinen Aeckern herum, Täffer Die 
Saat beftellen, Dunge ausführen, fiehet, ob 


die Rurchen recht gezogen werden; oder geht 


in die Scheuer wann ausgedrofthen wird/ oder 
in die Pferd» und Ochſenſtaͤlle, um nach uſehen 
| ek wie 


gruen eistitge ‚md mit garrca 





— — 





. * x 


\ 
j EV, Der Raufmumns Adel. 2697 
wie das Dich verforget Sie; bald ift er auf 
e 


Den Böden, bald in den Kellern, bald bey Tags 
doͤhnern/ :bald in den Öärten und Waͤldern; 


: Da bemüheterfich fr einengangen halben Tag; . 
. in Stu Wild aufzufreiben, und feiner Frau⸗ 


en einen gufen Braten in die Küche zu bringen. 
Sehet hier das recht adeliche Land «und Feld, 


leben, wenn wir es in feiner-beften Art betrachh 
ten, und von dem: hochadelnhen —— — — 


vieler traurigen Stadt⸗ und Dorfjunckern kr 


tigſt unterfcheiden. Wer ſolte wohl ſagen, daß 


—⸗ - 


bier unter beyben befehriebeuen Lebengarter der 


Unterfehied fo groß wäre, daß numdie legterg 
für adelich, bie andre aber für ungdelich gehals - 


ten wurden? Was hat noch Die&inbildung dee 


Menſchen für einen. wunderbarn "Grund, 


worauf fie ihsen Hochmuth bauer? Br, 


Der Mei vohrde in der That dem gemeinen 
Weſen weit mehr Nutzen fchaffen, wenn ein 


Theil Bäbon , der wohl beaütert waͤre, einige 


Gapitalien auf Dandelfchaften austhun wolte; 


- als wenn er einer, verkehrter Einbildueg zu ges 


fallen, Die Hände in Schooß leget, und um 
nichts zu thun, was dem Adel nachtheilig ſeyn 
rhöchte, gar nichts thut, das dem gemeinen We⸗ 
fen nutzen schaft. (N > 


— ⸗ r dh 1m m 


— iR — —— 








peur bien poudre, qui fait frecifemertt& quelle 
heure le Roi fe leve, & quelle heure il ſe couche 

” & gubtfe dönde des airs de grandeur en — le 
rble 


Sech⸗ 


O Je.ne fais le quel eſt p—us utile A-PErat, un Seig- 


we — 
J Sechſte Betrachtung. 


Dr einem Staat vortheilhafft eo; 
wenn darinnen viele vornehme Kaufe | 
leuteſ ſind, die den Adel fuͤhren, und 
„eine groſſe Figur machen 


Seine „Bee nie fi fir gut halten; 


) Sagen fie, eine durch den Kaufmau⸗ 
ni en Bar —— bie Ordnang der Stan⸗ 


Mary —— Vbeigkait sic, son ihrem 
Anfehen und: von three Mai 
1:3) Entſtͤnden Daraus. oftermahli ige Bane 
ckerutten zum Ruin groffer: Pi Br 
4) Würde dadurch im gemeinen We 
Pr mehr Anlaß gür Hoffart und zur 


egeben. 
— ms Dee Eimer kurtz beautworten 







=. .® 2 


a Oronuigt der . Crhade beit, ; 
de man —5 Do fie durch den Ein 


niſchen Pracht und Adel verwirret werbe,. [6 


| fäle dieſe urſache weg, ſo bald man denen en | 


% \ 
XXXXXÛKVX 





——, — — — sn 
rdle d’Rfclave dare | "Ant Chembae fun Minifrei 
du un.Negptiant, qui enrichit fon Baſs, donne de 

lion Cabiuet des Ordres à durate ou au Caire, & 

.: gargiine an bonheuk ı du Mande,. ne 





4 








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N 


# 


> 


XV. Der Raufmanne Abel, 269 


nehmen‘ und reichen Kaufleuten mit denen vor⸗ 
‚nehmften Einwohner einer Stadt in gleichen 
Rang feget. Wirfft Da gegen ein hochadelicher 


RDeſchlechtseyfferer mit Pfefferſaͤcken und Tons 


»ehjundern um fich, fo weiß er nicht / was er 
get. Ohne diefe wurden feine Weine, fein 
lachs, fein Dehl, feine Wolle, feine Vieh⸗ 

tücht,, ja feine alte Stammhäuffer und Höfe 

überhaupt wenig eintragen. o nun Hands 
lung iſt, da werden natuͤrlicher Weiſe auch vie⸗ 
= ſolche treiben , reich und vermögend: - 


Wer reich und vermögend ift, der will aud) für 
ein Geld Ehre und Anfehen haben: Sonſt 
legt er die Endlung nieder, laͤſſet fich baroni⸗ 
en, Oder ziehet mit feinem erworbenen Der 
mögen in ein ander Sand, wo er deflen mit als 
ten Bortheilen frey genieffen kann. Seine Ca⸗ 
pitalien, die feinem Daterland, wenn fie kine 
— Handlung geblieben waͤren, ſo viel 
utzen, und feinen Mitbuͤrgern fo viele Nah— 
rung wuͤrden gegeben haben, verdiſtilliren fich 
alfo in lauter — Damf und Wind/ 
oder reifen nach andern Ländern hin: Die Kraͤ⸗ 
‚merey, die Schacherey und der Juden Spieß 
bleiben Dagegen zurück. Die reiche Goldquel⸗ 
len verſeigen mit dem Abgang der edlen unſchaͤtz⸗ 
baren Handlung; und mad wird en = 
dir bisher fo groffen und herrlichen Stadt? Eis 
ne folge Wuͤſtency, eine prächtige Einöde, ein 
anderes Memphis, no noch Die alten Mauren 
und verfallene Palläfte von demjenigen Reiche 
thum zeigen, welcher vor diefem da geweſen iſt. 
III. Theil. | Aa » Uns 


t 


+ 









276 XV, Der Raufımanne-%de, 


4 Unter allen Laftern, hat Feines eine gl 
u fichere Bedeutung, als wenn die Kauf 
u folg werden, und prächtig leben. Di 
aber .verftund vor einiger Zeit ein ſich 
Rürft unrecht Er hatte verfchiedene ñ 
4 Handlung wohlgelegene Pläge: Es ; 
a fich viele Kaufleute dahin: Sie erwa 
#. dureh ihre Dandelfchaftund Schiffahrt g 
fen Reichthum. Wo Geld iſt, da iſt Muth; 
die Kaufleute wurden hoffaͤrtig, ſie lebtin 
u wohl. Der Adel wurde daruͤber eyferſuͤch 
Der Fuͤrſt meynte, er wolte die Eitelkeit di 
u & Leute einſchraͤncken: Ein wenig Pe 
„ hätte foldyes thun koͤnnen; allein Der 
u wolte auch dabey feine Einfünffte vermehren. 
u Er drückte die Handlung mit neuen Auf 
U genz er verdoppelte Die —* und be 
alle fremde Waaren mit einer unertraͤgli 
uYecis. Der Umfchlag mit den Aust 
u dern hatte Damit ein Ende: Handel und 
u Wandel geriethen in Abnahm. Der Kauf 
4 mann wurde demüthig, und das Land arm. 
u Der Vertrieb der einheimifchen Manufactw 
4 ven war. verftopfit.. Das Geld mangelt. 
Der Zürft wurde es am erſten gewahr. Se 
4 ne Einfünffte, die er verbeffern mwolte, Fa 
men fparfamer ein. Das Volck Hagte: Die 
n Nahrung war gehemmt. Man woolte die 
. A Handlung wieder in Gang bringen; allein 

1 vergebens , fie war einmahl weg, nicht an 

a ders wie ein Stug Voͤgel, denein Jaͤger mil 
u einem Schuß zerfiteuet. 9) ) 


— — teten neben 


* Gotwurf einer Staaköfand pa3d. 





| 





xv. Der Rauffmams Adel. 271 


Wil man alſo die Handlung empor bringen, 
fo muß man auch die Kaufleute ehren, und ih⸗ 
Men die Vortheile ihres rechtmäßigen Gewinns 
‘fies mit einer gewiſſen Freyheit genieffen laſ⸗ 
fen. Denn weil reiche Leute, wie uͤdiger, 
in feiner Alugbeit zu leben und zu herrſchen, 
xXil. $. 12, ſoſches wohl angemercket, oft lies 
: Ber geehrt ais noch reicher ſeyn wollen, jothuf 
‚ein Regent nicht anrecht, wenn er der Kaufs 
""mannfchaift allerhand , (auch denen groffen Ca⸗ 
. pitaliften) Chrenvortheile erzeiget, und ſich rose 
‚der die Gelehrten, noch Die delleute, daruns 
"ter viele gegen bie Kaufleute allzu paflioniret 
m: davon abhalten laͤſ. Denn es Darf wahrs 
‚ hafftig ein Zürit feinen Kaufleuten Chre zu er⸗ 
; jeigen fich wicht ſchaͤmen, wenn er bebencket, 
daß die holländifche oftindifehe Compagnie in 
Batavia 12000. Mann zu Land, und zo. chiffe 
m See halten kann, (*) und dabey nothwendig 

fürftliche Ehre und Refbet genieſſen mußy 
darinnen fie doch gleichwohl von den. Haren : 
Staaten nicht dependirer: Es iſt gewiß » daß’ 
keine Befellfchafft von Gelehrten und Edelleuten 
in der Nele ift, Die gleiches hat. WBelcherger. 
ſtalt die Venetianer aus eben diefer Abficht des 
nenjenigen , Die fich zur Kaufmannfchaft beques - 
inen wollen, allerhand Vortheile juerfennen, 
- Davon iefe man Calpari Contarini L. V. 
Republ, Venet. B 
Aa— Wie 


ů ô ô — 
⸗⸗ ren * 


(*) I ra ſciche nicht au anfern Tagen / an u 


272 xv. Der Raufmanns⸗Ad el. 


Wie wichtig esdennoch feywanın ein Staatin . 


Aufnahm kommen foll, dab die Handlung darinn 
gehandhabet werde, folches bejeuget Die Erfah⸗ 
rung aller Drten zur gnuͤge; allein folche wird 
nie empor kommen, wo Barinen nicht auch die 
NHandelsleute aufeine Art geehret werden, wel 
che fie von dem Poͤbel unterfcheidet. In der 
That erfordert auch eine groffe Handlung eine 
meitläuftige Wiſſenſchafft und eine gründliche 
Uberlegung: Der Credit, allein welcher eine Hand. 
lung empor bringen muß, ſetzet im voraus eine 
ſolche Redlichkeit, daß man einen rechtſchaffe⸗ 
nen Handelsmann nicht anders als einen wah⸗ 
ren Batrioten, und ale einen vortrefichen Bürs 
ger zu betrachten Urfache hat. Leſe hieruͤber Des 
Sacy Traite de la Gloire. p,94, | 


0 1. - 

° Ben dem andern Einwurf, daß nemlich bie 
Obrigkeit Dadurch vieles von ihrem Anſehen und 
von ihrer Macht verliehren würde, mann ſich 
m einem Staat viele vornehme Kaufleute bes 


finden, die dem Adel gleich ficb aufführenzmuß 








man zuförderft einen Unterſchied zwifchen einem 
monarchifrhen, und groifchen einemfrepen Staat 


machen:. Denn. ob mohl alle und jede Obrig⸗ 
Feiten nur deswegen Obtigkeiten find, um die 


— - 8 


gu 


5 


innen 


Milionen zum Behuf des Staatd, und zur Fort⸗ 
[rang bei Kriegs vorzuſchieſſen h . 
“ Bi „ 


nige Kaufleute in Engelland zu 1.2. 3. und mehr 
Ih unterzeichnet 


XV. Der Raufmanns⸗Adel. 273 


gemeine Gluͤckſeeligkeit eines Staats zu beſor⸗ 
sen, fo ift Doch leder der Verfall des menfths 


Tichen Sefchlechts fo groß, Daß dieſe Abficht . 
son ihrer Seiten gar wenig mehrbeobachtet wird. 


In einer gantz monarchiſchen Regierung, 


wo alles von der bloſſen Willkuͤhr eines Fuͤr⸗ 
ſten abzuhaͤngen pfleget, da wird ſelten eine 


groſſe Handlung recht empor kommen; ja, Die, 
beften und kluͤgſten Anſchlaͤge darüber erſticken 
ſchon meiſtens in der Geburt. Die Urſachen 


davon ſind folgende: 


I) Pflegen eigenmächtigegürften die im and 
übliche Commercien nur fo lang zu fehonen, - 


als fich bey ihnen Fein Mangel an Baarſchaf⸗ 
ten äuffert; in welchem Fall fie Durch allerhand 
der Handlung befonders fehädliche Anlagen, 
coute qui cohite, Geld zumachen fuchen,, und 


Darüber wohl gar die Öffentliche Banckgelder 
nicht unangetaftetlaffen, wodurch alſo gar bald, 


und ehe man ſich deſſen verſiehet, dem allge⸗ 


meinen Credit, als der Seele der Handlung, 


3 


der Todt angethan wird. | 


2) Gilt an den Hoͤfen, beſonders bey uns | 


Zeutfchen, der Adel nur allein. Der armfees 


ligſte Faͤhndrich, oder Dorfjuncker, der auf - 


der gangen weiten Welt anders nichts bedeu⸗ 
tet, als daser eſſen und trincken Bann, und Here. 
Don heiffet, wird dafelbft, ohn alles Beden⸗ 
fen , dem anfehnlichften Kaufmann vorgesos 

Aa3 gen, 


’ 


274 XV: Der Kaufmanno⸗Adel. 


gen, und mo jener mit groffen Augen und ’aufs 
geroorffenen Leffzen kuͤhn einhertritt, da wird 
diefer mit einem rauhen Zurückön abgewieſen. 
Gleichwohl ft einem Staat weit mehr an eis 
nem — 2 Kaufmann, der viel hun⸗ 
dert Menſchen taͤglich durch ſeine Handelſchafft 
in Bewegung ſetzet, ihnen Brod und Nahrung 
ſchafft, und den Staat bereichern hilfft, als an 
bundertfolchen hoch und wohl gebohrnen Muͤßig⸗ 
gaͤngern gelegen, Die Dagjenige aufeine wilde Art 
mitverpraſſen helffen, was Der armelinterthan mit 
Noth und Kummer aufbringen muß. In fels 
chen Dertern und in ſolchen Staaten, wo det 
Fürft mit feinem Adel auf eine fo ih 
te Weiſe herrſchet: da läffet fich freylich nicht 
wohl eine groffe Handlung empor bringen 5 denn 
die Handlung muß frey fern; und es iſt mider 
die Natur, daß ein Reicher nicht auch feiner 
Guͤter ſich erfreuen, und Damit hervorthun ſoll. 
Will ihm dieſes natürliche Recht der Fuͤrſt und 
der Adel ſtreitig machen, ſo packt er auf, und 
ziehet in ein Land, wo das Geld gilt, was es 
werth iſt, und wo man nicht fragt: 


Quis homo hic eſtꝰ 
uo patre natus? () 


3) Aeuſſert ſich allhier noch ein wichtiger Um⸗ 
ſtand wegen der Religion; Nach einer N | 
. | . N d 4 





.-* Horas, Lib, I. Sau VL 


j 





XV. Der Rauffmanns- Adel. 2775 


Politie der Monarchen, foll in ihrem Meich 


nur eine Religion feyn ; denn Durch diefes Mit⸗ 
te! behalten fie die w auf ihrer Seiten, 


und fpannen durch dieſelbe Das Volk defto 


füglicher unter ihr defpotifches och. Aber: 
mahls eine groffe Hinderniß, in Anfehung der 
beyen Handlung; denn wo diefe in Aufnahm 
fommen ſoll, da finden fich allerhand Nationen: 
Diefe haben ihre verfchiedene Glaubensarten, 
die man ihnen mi muß. Hier gilt fein Glau⸗ 
bens⸗ oder Gewiſſenszwang: Keger oder Irr⸗ 
glaubige hin und her: Die Frage ift hier nicht, 
vom Gatechifmo, fondern ob man ein ehrlicher 
Mann fey? u Ä Ä 


4) Diefen dreyen Urfachen fan man noch die 


vielte hinzu fügen: Eigenmächtige Fürften wer⸗ | 


den viel leichter in Kriege verwickelt, als. freye 
Staaten; diefe müffen forsohl wegen ihrer in⸗ 
nern als Aufferen Verfaſſung, auf die Erhal⸗ 
tung des Friedens bedacht ſeyn; Da im Gegen⸗ 
theil jene, wegen allerhand Gerechtfamen , An: 
forderungen, Anmartfchafften , Exbfolgen , 
Bündniffen und dergleichen immer mit einem 
Bder dem andern in Haͤndel gerathen. Begei⸗ 
ftert nun überdem auch die unglückfeelige Hels 
denfucht einen Fuͤrſten felbft, wie ihm’ darzu die 
78 Enthuſiaſterey von Jugend auf einge⸗ 

oͤſſet wird; ſo will er fſuchs alles zu Soldaten 
machen: Da gelten sehen Länder nichtg, Die 
er großmürhig ins Verderben flürst, um das 
eilfte zu erobern. Wie folte da Kunſt, if: 
u | Aa 4 ſen⸗ 


/ 


276 XV. Der Raufmanns⸗Adel. 


ſenſchafft und Handlung blühen? Die Muſer 
werden über den Schall ver Trompeten un? 
Canonen fhüchtern, und fliehen, mit der für 
nährenden Kaufmannfchafft , in die Klüffte 
und Eindden , wie Die Bögel, wenn der Dom 
ner in den Wolcken frachet, und die Erde erı 
fchüttert. In den freyen Staaten gibt e 
Beine folche Kriege, und man fängt einem hiß:s 
gen.Kopf zu gefallen fo leicht auch Feinen an. 
‚Sie enffern nur um ihre de it, und für die 
Erhaltung ihrer Geſetze: Sie fürchten im Krirg 
ſowohl die Gefahr als die Koſten, und muͤſſen 
fie ja zuweilen zum Beyſtand ihrer "Bundeges 
nofien die Waffen erareiffen, fo geht es doch 
damit insgemein fehr langſam her; wie folches 
heut zu Tage die Holländer durch ihr Exem⸗ 
pel beweifen, welche dißmahl jehr ungern mit 
an den Reyhen kommen, zu welchen fie von 
der Königin von Ungarn aufgefordert werden. 


... HD Was noch ferner Die Handlung am meis 
ften verabfchenet , ift der miles perperuus, wel⸗ 
cher feit dem dreyßigjaͤhrigen Krieg faft allent⸗ 
halben auf einem folchen Fuß unterhalten wird, 
daß in den meiften monarchiſchen Staaten 
faft ohne eine Generalempörung, Peine Freh⸗ 
beit mehr zu hoffen iſt. Die Unterthanen wer⸗ 
ben darinnen nicht viel beſſer, als Sclaven ans 
gefehen, welche ihr Haab und Gut dem bloſ⸗ 
fen Willkuͤhr eines eigenmächtigen Sürfteng, 
wo nicht gar auch Leib und Leben hingeben, 
und fich für fie todt ſchieſſen laſſen muſſen in 
m 





XV. Der Raufınanns Adel. 277 


dem ſchoͤnen Wahn, es gereiche ihnen ſolches 
noch zu einer beſondern Ehre ꝛc. Allein, die 
Kaufleute ſind von einem ſolchen Ehrgeitz we⸗ 

nig eingenemmen: Sie wollen lieber für dag 
Vaterland Ieben, als für einen —* ſterben; 
warum ſolten ſie ſich ſonſt bemuͤhen, Geld und 
Guͤter zuſammen zu bringen? — 


Hieraus erhellet nun zur Gnuͤge, daß die 
Kaufmannſchafft nur allein in freyen Staaten 
recht empot kommen kann; wo weder der Fuͤrſt 
noch der Adel ſich mehr als ihm gebuͤhret, her⸗ 
aus nehmen,fondern einen jeden in feinem Stand 
R in feinen wohl hergebrarhten Freyheiten und 

chten ungefräncfet de und für feinen Mits 
bürger haften muß. In ſolchen gfückfecligen 
Staaten hat der Adel weiter nichts voraus, als 
feine Titeln um Wappen: Da fann ein Kauf 
mann ber natürlichen Vorzuͤge feines erworbe⸗ 
nen Guts ſowohl genieffen , als einer, der ſechs⸗ 
zehen Ahnen hat. Da ift das Reich der Ders 
nunfft: Da gilt ein ehrlicher Mann , der zu 
Fuß gehet, und nüsliche Gefchäffte treiber, 
noch mehr, als ein groffer Prahler, mit zw 
oder drey Tagdieben auf der Kutſche, der nichts 
thut, als das feinige Durchbringen. Hi 
der Burgermeifter, wann er auch feinen adelis 
chen Blutstropffen von allen feinen Voreltern 

‚ im Leibe hat, doch dem allerohnemoichtigfien 
Edelmann , in Sachen die den Staat betreffen 
frey zu gebieten; und Diefer muß eben foroohl 
dergleichen Befehle wieder vog einem andern 
Aus’ ans 


— 


.. 


278 XV. Der Raufmanne-Adel. 


annehmen, der im Amte ihm nachfolget; dem 
fie find allefamt Bürger; Feiner iſt weder des | 
andern Herr, noch Unterthban. Der bloffe 
äufferliche Schein macht hier nichts aus. Glei⸗ 
che Bürger, gleiche Rechte. Was der Bor 
uehmere dem Geringen verniebt, Das vergiebt 
er fich und den Seinigen ſelbſt; Dann er und 
feine Nachfommen haben feinen andern Grund 
ihrer Freyheit, als ihre Mitbürger auch; und 
wie allhier das Bürgerrecht den Adel im min 
deften nicht ſchwaͤcht, fondern in Anfehung de 
Srepheitno vortreflicher und erhabener macht; 
(fo hat im Gegentheil auch Der Adel nicht dag 
mindefte voraus, wo es auf die Erhaltung der 
emeinen Sache anfommt. Iſt nun, eine 
gfeitiche Perſon im Grund nicht mehr und 
wicht befier , als ein anderer ehrlicher Mann 
auch, feine Wuͤrde ausgenommen, fo folget 
Daraus sang natürlich , Daß ein jeder nach) feis 
nem Dermögen fich aufführen mag, und daß 
dadurch dem Anfehen des Dbrigfeitlihen Stans 
deg nichts benommen wird; dann folcher be 
ruhet nıcht auf der äufferlichen Figur, fondern 
auf derjenigen Macht, welche ihm von feinen 
Mitbürgern if aufgetragen worden, Das ge 
meine Weſen zu verwalten. Hier gilt Corio⸗ 
lanus fo viel bey feinen Ruͤben, als Lucullus 
bey feiner yrächtigen Tafel. . Auf Unkoſten der 
- Mitbürger groß thun wollen, iſt nur .ein Pri⸗ 
vilegium der Tyrannen, und geziemet fich am mes 
nigiten für repliche Männer, denen Die Wohl⸗ 
fahrt des Stagts iſt anvertrauet worden, ur 
Ä — or we 












KV. Der Rau ffinanner del. 273 


che demnach billig Den gemeinen en ihrem 
eignen vorziehen folten. Sind nun foldye Obrig⸗ 
keitliche Perfonen an und für ſich felbft von reis 
chen und anfehnlichen Häuffern, wie fie folches 
fepn-follen ; fo haben fie fich um fü viel weniger 
zu beſorgen, etwas an ihrem Anſehen zu verlich« 


ren, wann fie viele vornehme und reiche Kaureute 


in ihrem Staat und unter ihrerXegierung haben. 


ML EEE 

Was die Banckerutten betrifft, fo geb ich zu, 
ß dieſes Unglixk in einem Staat mehr zu bes 
gen feyn würde, wenn man den Kaufleus 


\ 


ten erfaubte, fich über ihr Vermögen hervor zu 


thun; Allein fo ift hier Die Rede nur von ſolchen, 
welche würcklich vermoͤgend, und Feine bloſſe 
Windmacher find; denn Diefe lettere verdienen 
Beine Nachſicht, ſondern eine deſto fchärffere 
Ahndung, je mehr fiefich heraus nehmen, und 
ihren Eredit auf eine ſchelmiſche Weiſe mißbraus 
chen. Diefem Uebel wäre leicht durch ein wenig: 
Holicen und eine gute Handlungsorbnungvors 
zubeugen. Unter Kaufleuten felbft haben zwar 
dergleichen Großhanſen felten viel Credit; wo 
alfo nicht viel Gredit ift, da fann man nicht viel 
borgen , mithin auch feinen groffen Banckerutt 
machen. Zudem rühren die grofle Banckerut⸗ 
ten auch felten von bloffen Verſchwendungen 
“ und Schroeigerepen ; fondern nielmehr von une 
yorfichtigen und vermegenen. Unternehmungen 5 
son allerhand mißlungenen Anſchlaͤgen; von 
Krieg Juſtitzmangel und dergleichen Umſtaͤn— 
— 2 den 


— 


250 XV, Der Rauffmanne-Adel, | 


‚den her; woorunter auch dieſer mit su rechnen, 
wenn man fich zuviel mit groſſen Herren verfteckt, 
Die wenig darnach fragen, ob fie Wort und Zus 
fage halten, oder einen Menfchen mehr oder 
weniger unglücklich machen. Diegroffen Herren 
haben ihren Credit Deswegen siemlich verlohren 
weil ihrer viele eben fo grosmüthig borgen , als 
ihre Gläubiger verachten, mann fie ſolche bes 
zahlen follen. . 


IV. a 
Der vierte Einwurf, daß Kaufleute, die den 
Adel führen, zu allerhand Pracht und Uppigs 
Feit im gemeinen Weſen Anlaß geben, ift et⸗ 
was meit hergehohlet; den die Kaufleute mas 
hen nicht Deswegen einen gröffern Aufwand 
weil fie ſich einbilden, vornehm zu ſeyn; ſon⸗ 
dern, weil fie ihr Sc gemacht haben, und 
reich worden find. Guth macht Muth: Titeln 
ohne Mitteln aber weifen zur Sparfamleit. Wer 
alſo auf eine erlaubte Art in der Handlung weiß 
Geld suertwerben; der erwirbt fich Dadurch auch 
zugleich Das echt folches zu genieffen, und aller 
derjenigen Bortheile fich theilhafftig zu machen, 
die man vermöge dieſes fo mächtigen Metalle 
“in der Welt erlangen Tann. Nun beſtehet der 
Vonheil der Reichen nicht allein Darinnen ‚ daß 
ſie gemächlicher leben und befiere Tafel halten, 
Tonnen, als andere Leute; fondern es ift aud) 
ebenfalls natürlich, daß ein folcher, der einen 
‚groften Aufwand macht, einer Menge Arbeites 
leuten ihre Wahrung und Lebfucht erfor 
. - . : Q 


J 





XV. Der Rauffmanns⸗Adel. 281 


Daben felbfi viele deute und Bedienten unterhält, 
welche alle von feinen Befehlen abhängen müfs 
fen, daß, fag ich, ein folcher Mann dafür auch 
will aeehret und angefehen feyn. Denn esfliefe . 
fet hier eines aus dem andern. | . 
Der Weife kan allein. u 
Vergnuͤgt bey feiner Weißheit ſeyn; 
/ Der Poͤbel aber ehrt Ducaten, 
Undbeißeden,derflebar: Ihr Gnaden. 


Wolte man deßwegen den reichen und vor⸗ 
nehmen Handelsleuten rathen, ſie ſolten, um 
deſto anſtaͤndiger den Adel zu fuͤhren, ihre Hand⸗ 
lung aufgeben, und ein muͤßiges Junckerleben 
fuͤhren, ſo wuͤrde man dadurch dem gemeinen 
Weſen einen ſchlechten Nutzen anweiſen. Denn 
ein Kaufmann ift feltenein fo groſſer Verſchwen⸗ 

der ‚als ein mäßiger Edelmann; Jener fucht, 
fo lang er handelt, feinen Credit noch. immer 
auf das forgfältigfte zu erhalten 5_diefer aber 
‚befümmert fich erftlich um den Eredit, wenn 
er aufdem Rand des Verderbens ſtehet. 


Hieraus erhellet alſo zur, Gnuͤge, daß es ei⸗ 
nem Staat auf keinerley —— ſchaͤdlich, fon» ⸗ 
dern vielmehr zutraͤglich und nuͤtziich ſey, wann 
darinnen viele vornehme und angeſehene Kauf⸗ 
leute ſind, die ſich adelich auffuͤhren, und einen 
groſſen Aufwand machen; und das dadure 
weder Die Ordnung der Stände verwirtt, no 
der Ehrerbietigfeit gegen die Obrigkeit eitons 
1 ent⸗ 


282 XV. Der Rauffmanns ⸗Adel. 
entzogen, noch zu mehreren Banckrutten, und 
andern dem gemeinen Weſen ſchaͤdlichen Aus 
ſchweiffungen Anlaß gegeben werde. | 
| — 
m Beſchluß dieſer Abhandlung bleibt noch 
die Frage übrig; ob es einem verſtaͤndigen Kauf 
mann auch rathſam [ed , dab er ſich in Den Adel⸗ 


- - Rand erhebentaffe? 


Rathſam Ponnte es für ihn ſeyn, wann er 1) 
fo viele Reichthuͤmer befiset, dab er Diefen Stand 
mit Ehren und Nachdruck führen kann. 2) Wann 
er freyadeliche Güter befißet, oder ſich ſolche 
ankauffen, und auf ſeine Nachkommen bringen 
will. 3) Wann er Söhne hat, Die den Wiſß 
fenfchafften obliegen, oder Tich in adeliche Ges 
jo ter verheyrathen, oder fünft ben Hof oder 
in Krieg empor kommen wollen, | 


Nicht rathfam iftes : Wann 1).ein Handela⸗ 
mann keine zulaͤngliche Mitten hat, diefen Stand 
mit Ehren und mit Nachdruck ju führen. .2) 
Wann er bey ſeiner Handlung auch einen offenen 
Kramfaben hat, 3) Mann ex Feine Kinder hafy 
denen der Adel zu einigem Vortheil dienen Tann. 


In Ermangelung zulänglicher Mitteln wird 
ein Kaufmann init feinem erfaufften Adelsbrief 
nur laͤcherlichʒ zumahl, wenn man Den neuen 
Ritter noch ſelbſi in feinem Gewoͤlbe beſchaͤfft⸗ 








1. \ 


XV. Der Rauffmanne Adel. 283 


et fiehet, allen Landfrämern und Juden feine 
aren mit einer Fnechtifchen Dienftfertigkeit 
hervor zu langen und anzupreiffen. Hat er noch 
überdem Feine Kinder, denen Der Adel zu etwas 
nußen Fann, fd Dienet ihm das neubefchriebene 
Pergament aus der Reichscantzley zu weiter nicht, 
ws zu einem förmlichen Atteltatt feiner hochmuͤ⸗ 
thigen Thorheit. | 


Der wahre Rauftmannsadel beſtehet alſo nur 





bey ſolchen Handelsleuten, welche denſelben noch 


von ihren Aeltern und Vorfahren her haben; o⸗ 
der die aus obangemerckten Urſachen ſind bewo⸗ 
gen worden, zu dieſen Stand ſich erhoͤhen zu laſſen. 


Wiäewohl wir dieſes noch müflen erinnern: 
Ein weifer Mann erhöhet fich nicht ſelber. Er 
wird fich ſchwerlich dahin verleiten laffen, Ade 
Rang und Würden zu erfauffen. Vernun 
und Tugend adehrihn weit mehr, als alle hoch⸗ 
gefchraubte und naͤrriſche Titulaturen. Der ehr 
liche Man gilt bey ihnen mehr, als alle Excel⸗ 
lenzen und Gnaden. Kommt die Ehre ihın ind 
zur » fo empfängt er folche init Demuth und 

eicheidenheit. Derfelben mit einer niederträche 
tigen, Hoffart nuchzulauffen, um einige Namet 
und Titeln ihr abzubetteln, heißt fo viel, ak 
derfelben fich gar unwuͤrdig machen. Es iſt wohl 
ein armfeeliger Menſch, der mit feinem Zuftand 
nicht vergnuͤgt ſeyn Fann, wenn nicht auch ein er⸗ 
Faufftes VON ſeiner nothduͤrfftigen Eitelfeit zu 
Huͤife kommt. 

Doch, 


Fi 


- / 


284 XV. Der Rauffmanne/Ada. 


Doch, da zu unſern überaus Wind⸗und 
telſuͤchtigen Zeiten gar wenig Menſchen 
ji) finden, welche die wahre Hoheit Der % 





man einem LK: keine ſicherere Ein 
te nicht anweiſen kann, als eier die von Dei, - 
Thorheiten ber Menfchen hergenummen werben. 


Ubrigens koͤnnen über Diefe Materie noch fol 
‚gende hrifften nachgelefen werden. 


Ad, Rafs Tract. de Nobilitere & Mercarurs, 
Viteb. 1674. 4 


Herdes denobilitare scquirenda, confervan- 
da, amittenda. Lipf. 1611. 8, 

Rebhan DM. de nobilirareacquirenda &amit- 

. tenda, Arg, 1656 | 

Notarii Orat, IV. Utrum alia vitæ genera 
nobilibus & patriciis profequenda. 1607.4 


Ich ſchlieſſe mit folgenden artigen Gedan⸗ 
dei der neulich heraus gekommenen Epitrss 
divers welche Pe rufe Cavalier Dar von 


Bar gem 
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—* waite pᷣslnti au — nn 


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Nveft ni chair ni poifon — au jour- 


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Ce yet oz: > Hafesizc) je pe anurgglo din) | 
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ans — einer ſehr — —* 


er den redlichen Mann am Hof, an den 

and gelchrten Superintendenten u Mem⸗ 

ad Deren Ehriffian Fi eu. den 12. | 
Septembr. 1 AH i 


4% 
N de 6. Höchtwärben nennen meinen in Rivera, 
vortxeflich; fie fogen mir. aber auch. da⸗ 
=. ber, daß ſie fich ab rechen ihn nach Wuͤr⸗ 
den u loben, damt dnicht möchte gereitzet wer⸗ 
Bet. ergkeichen Schreibart mich ferner zu 
üben. Sie —* Huͤetlus haͤtte aud) einen Ro⸗ 
man beſchricben, aͤber nur einen einigeũ. —4 
k rn? Ark .. db 2 40— Sie 









— 


Sl site in befa am € hreiben find dieſe: Ich 

‚ finde — dem Dich Den Herrn von Zoller 
1 Aberreichten yortveflihen. Mivera- +... Ommire 

2; pillig Ein. Hoch hohlgeb. davon einen neuen Luftre, 
öbey mir Doch abbreche den.ehrlichen Mann an 

— Hof nach Wurden juToben, Damit dieſelbe nicht ge⸗ 
reitzet wuͤrden in hoc Icniptionis, genere ſich ferner zu 


AMen Fe —* * * en —58 | 


an 














\ 


318 XI Bi⸗ veichecdict na 


Sie verweiſen mich demnach an dasjenige was 
unſer gemein ſchafftlicher Freund, der Herr * F 
Zoller, mir nach ſeiner unter ung gew hnlid cha 
Vertraͤulichkeit daruͤber melden vs 


Jh gibe mich ihnen völlig reif. dee ferien 
‚aber auch das Recht wiederfahren, da on ch 
ſelbſt uber eine Suͤche bey mir ee 
möge, ‚Die andere billigen; and daß 
Eigenliebe, die fo eroßift, daß fie‘ dafs er 
unter mich en est, nicht Dur Er 


| a ar Te 


noch möge  geftärcket merden.. Meine : 
, ungen füllen ihnen nicht viel Zeit oft. e 


Ddeer erſte Punct der Criti betit denk AR a 
trag wichtiger MBährheiten ih einein 4 
Der andere die Vermiſchung geiftlicher Dinge 
mit weltlichen Kurzmeilen undbdaben gebra he L 
freuen und fchlüpfrigen Redens Arten. Der 
‚dritte die Einrichtung. deg gantzen Merck ven 





haupt, yo ayr DEE STE E22 2 BEL — u 
an * m Dora cbichtiger Bahr m⸗ is 


Pau 





aut einen einzigen Roman A— allein 
nem Conmentario de rebus ad eum petrinen * 
nichts * gemeldet. Iſt alfo tacıre wie 
chnung geweſen, man muͤſſe keinen oder dog J 
J einen cren. Warn mir zu einer ober ame 
“ bern Geſchichto Erzehlun⸗ der Claris höchgeneige 
“ ee An fide rehigiofiflimi Trlentiy 6 | 
'„. Jolie ich mid) mit mehrerm, wann ich die Erlaube 
—— —3 F. * F 





—— x 





i 1er durch Grempeln. re > 


einem Roman betrifft, fo iſt bekannt, DifEDiedfe - 
schen eiechifhe und laternifche Poeten fichdiefee , 
Arn Der Erfindimg bedienet haben, um Die wich⸗ 
tigften Wahrheiten vorguteagen. Heſtodus, He 
merus, Sophocles und Birgiliushabenin ihres 
Sedichten nicht: ſowohl Die — der ·Hel⸗ 
den als bloſe Fabeln geſchrieben, ob fie gleich 
= die Geſchichte der vor ihrer Zeit gelebtenbes 
en beute zum re gelegethahen. Her 
—* * —2 — Whilles, Ulyſſes, Agamem⸗ 
son, Æueas und alle Die elden des Trojanis 
fben Kriege. find: als hlofe Komanen-Helden zu 
achten; ob ſie gleich an ſich wircklich waren⸗ 
fie. Haben aber darn dienen muͤſſen, die ſchoͤnſte 
Sedichte ausniſchmuͤcken, um der Nachwelt rei⸗ 
—* ——— der Tugend und RER. 
ai | 


.. Ging der: ardfien Prͤlten — Zeren 
ls berühmten Herrn von Fenelon 
Erz Bifchef von Cambray, fand Die Flindedes 

Homerus Bei ei sine Eifindung Daraus zu ents 
nem die jur: Unterweiſung einen. zur Franzoͤ⸗ 
*2* Krone gebohrnen Prinzens dienen  folte. 
Er verfertigte in dieſer Abſicht Die Begebenhei⸗ 
ten Des Telemachs, ein von aller Welt hewun⸗ 
dertes epifchas Gedicht, welches ſonder Zweifel 
deſſen unſterbliche Feder bey Der. Nach welt 
in; gleichen Ruhm erhalten wird. 
nenne Diejes Buch einen Romans’ man I 
» daß es (ich für niemand weniger ſchicke, .ald 
eine jo. groffen Geiſtlichen, ſich mit heidni⸗ 
‘ Bb3 ſchen 


ei — 


—*8œ 







go XVI. Ditverrhiidigce Sitten⸗Lehre 
Pre Babel und. Gedichten auftuͤhatten umcde 
Vurch einem jungen Prinzen Die Tugend, 
Weißheit und die erhabenſte Staats Kſt 
dehren; man ſchreibe Darüber hundert Critick 
und mache das Unternehmen fo lacherlich als rl 


einem Verſaſſer zugezogen: man liefet esi 
Syracyenz:man-überfekkb'esiin Ber 
legt es zum Muſter alleß deſſen, was unfre Ze 
* und erhabenes aufweiſen koͤnnen. Kun, 
man ſtehet hicht: man berhm 
See es ) 





dert nur ſcint Vo — 
E. H. wuͤrden Urſachen haben mich ur Be 
Kheibenhett zu; verweiſen⸗ reuimmıLich Die ThöiAng 
Einbilöung hätte, die Begebenheiten deß Gro 
son Riverq, als den reduchen Mann — 
gen 


pP 





ben Begebenheiten des Delemachs injeinigen kr 
gleich zu bringen. Es iſt mie deiiug, Dam 
meyne dutrhdieſes Exempel die Art meines Buche 
gerechfertiget zu haben; Sch koͤnnte noch de 

genis der Barzlai, des Paradıfesison Milken, 

er Reifen des Cyrus und Des Scthösgenencken, 
welche fänıtlich Die vörtreflichfle Männer’ ihrer 
Zeit zu Derfäffern haben. » KchEönntshherbiefes 
noch eine Menge jo genannter Romanen anfüli 
‚Sen, Dammter einige ihren unfehlbaren Nuten 
darinn :geeiget haben, daß ſie ſowohl an 

re fans 


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15 En von A ron ig 
1 feine ke Di ertat, de — des en 


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ende Be 
ft hoch was 





ap XVI. Die xextheidigte Sietenskchre 


Der andre Punct betrift die Vermiſchung geiſ⸗ 
—— weiten undeitien Dingen. 


Ich wuͤrde mid) kaum erwehren koͤnnen mi 
harauf etwas einzubilden, wenn Nie Ausfertigung 
gerathen waͤre, wie Die Einrichtung ſolches es 
erhert hätte. Dann je mehr die Erempeln eine 
ehnlichkeit mit unfern Handlungen haben, de 
Alomehe niegen Fe auchau rühren, ©... 


* 





Ich entdecke aber „bier ſteywillig ‚meine 
Schwachbeit. Ich ließ. mich zu fchnell von den 
Bildern hinreiſſen; Die Erfindung ließ niericht 
die Zeit ſolche ber a nad, gruͤndich 
auszuarbeiten. Ein paar Jahre wären Darglı Zu 
hinlänalich gewefen, mir aber war ein einzige 
kalter Winter, der. michan dem warnien Ofen su 
Balten nöthigte, gemug, meine Einfälle Data 
auszubruhen und fie zugleich unter Die SPreffe zu 
bringen, wie mir die Gedaucken einfchoffen, | 
wurden fie zu Papier gebracht}, — 
dasjenige, was Ich Die Nacht über fchrieh,. de 
Tages darauf, gedruckt wurde. Diefes ifE fürs 
- wahr fein Mittel ein vartrefliches. Werck hervor⸗ 
zubringeh,... Birgit arbeitete zwanzig Jahre an 
feiner Aeneide ich Faum ein halbes an mein sid 
gröffern Werck; Dargegen verlang ich aucbnicht, 
ßees jerier mehr ala im vierigſten Grab f6 
nerglichen werden, und doch beſotg ich Dabey nach 
- Meiner, Beſcheidenheit zu nab. u: treten. 39 
ſeynte Dacauf meine Fehler zu verbeffern; Allen 
es war zu ſpaͤt; was gedruckt iſt bleibt — 


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⁊ - »-- 





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is ’ . J 
Ben dur IM. : De 
e — De ae‘ — ST: B; IS . — 


und wie ich höre, ſchreitet der Verleger zu einer 
andern Auflage, ohne mich zu fragen, ob ich et⸗ 
was in der u wolte. Ich hatte - 
beh nahe das halbe Buch durchſtrichen, und ich - 
and endlich ſelbſt, daß ich Durch vieles Künfteln 
das ganze Werck verderben würde. _ Die. über, 
flüßige und unnöthige Stellen müffen alfo darzu _ 
pienen, um Die nußliche und nöthige deſto beffer 
anzubringen. —— 

„Ss konnte im übrigen nicht wohl anders ſeyn, 
- als die Sachen, welche sorfamen, muſten eben 
I untereinander gemenget werden, wie fie in 
Bein Leben der Menfchen natürlicher Weiſe vor⸗ 

äufommen pflegen. Was fag ich? dieſe Vers 
miſchung der, Zufälle und. der verfehiedenen Gas 
zacterein Der Menfchen, ift gleichfam das We— 
Jentliche von Der gangen Geſchichte, Die haupts 
Jächlich datzu dienen foll, den Zuftand und Die 
der heutigen Welt — 5 zu machen, 
Augleich zu zeigen wie ſich ein redlicher 
Mann, vaben zu verhalten habe. Sch mnſe⸗ 
alfo ‚eine jede Perfon nach ihrem Garactet zu 
ſchildern und redend einzuführen, mithin die 
Wendung und die Schreib-Art nach denen ver; 
fehiedenen Materien und Gemuͤths⸗Neigungen 
- wie fie vorkommen, zu verändern trachten. Sch 
Alt hald mahlen, bald dichten, bald. die Pa: 
tur, bald die Menfchen ſchildern, bald die Ley⸗ 
denſchafften rege machen, bald alles nieder ım 
die Gelaſſenheit und Stille feken, Ich murfle 
bald die Trompeten erthönen laſſen, bald die 





— 


Po 


354 "XVIDieverchetdigse Sirten-Lehre 
deyer rühren, bald auf der Flöte fpielen. W 
der Herr von Fenelon ſeht artıg —7— aus 
drückt. (*) Wenn ich alſo einen Erz⸗Boͤſewicht 
einführe, ‚der Durch eine auſſerordentliche Gnade 
ift befehret worden, fo muß ich nothwendig ihm 
ſolche Ausdrücke in den Mund legen, welche die 
twunderbahre-Fuhrungen Gottes zum Heyl Der 
Menſchen offenbar machen. Dieſe ſcheinen ab 
lerdings fich nicht zu Den fredhen Reden zu fehis 
. fen, mit welchen ein junger, -feuriget und auf⸗ 
geräumter Kopf fich über die Suhlereren und 
andern Melt» Händel heraus zu laffen pfler 
"Man würde mir aber ſehr unrecht thun, ven 
man deswegen fehliefen wolte, ich hatte für Die 
Religion zu wenia Ehrerbiethung, und für 
Thorbeiten der Menfchen zuviele Nachſicht 
. Gefälligkeit. Ich menne.viefitehr ber Relramı 
dadurch Das Wort zu reden, wann ich nicht ab- 
fein, die graufame Folgen zeige, Dieein-nofklofeg: 
geben nach ſich ziehen, fondern auch Le i 
ihr Das fcheinheilige und fantaſtiſche een A 
me, ‚welches, vernünftigen Saufen. Dabor em. 
Grauen macht und deſſen ſich Die Eu 
unſern Zeiten'bedienen, die waͤhre Unſchuld unk 
Froͤmmigkeit ſelbſt zu betriegen. Dieſen Cara⸗ 
cter kahn man von der einen Seite, nicht laͤche— 
lich und von der andern nicht abfcheulich genug 













abınahlen, Beyde Schudtreyen ‚haben ihre 
- Stärcke zu rühren und zu übergengen. 

— —— — a ey > — — 

Den \ 3 — n⸗ — 


) Dial. des —— D. WW, 











ee ee) we, 
i —— B, 
Sergei rnpeln, TR Say 


Dei Herden Znſeynet ich ·hatte bie gule 
Hetrnhuter hin und wieder allzudeutlich durchge 

aſſen. Ich muß mich daruͤber erklaren. Sch 
annm nicht laͤugnen/ daß fie mir bey Der Beſchich ⸗ 
te Des Herrn von Greenhielm, und beh derjenigen 
von Chriftiandpolis find in den. Gedancken ges 
weſen, und daß ich auch wircklich einige Äb⸗ 
ſchilderungen von ihnen nach dem Leben entworf⸗ 
fen hube. — — ee ee 


& dat, 26 = 
N 


2 a 3 — en Be De re u, —— 
‚=> 2ilein, wann dieſe eaſfte Erschlung zu erfen- 
Nen giebt was miran ihnen miffaͤlt, ſo zeiget 


Im Gegelitheiß die andere, wie Fehr man ihre AB: 





336 KVI.Diewptbeibigte ElitseniLchte 
amein 
—* ee —— ——— 


eit ſeine Gedancken nad): andern richten, und 
Die pahre Meynungen feines Hertzens unterdru 
de, ſo Dir: = yan.nicht mehr gur weit von Dem 
Caracter egned euchlers —— Daß ich 
aber i in ein amd andern Rebens Arten, wann Der 
Seifen che gedact wird, nicht alle nöthige 
chutſamkeit gebraucht habe, folhes chat ir 
end. Sch habe alle Haupt⸗Laſtet und Gemuͤths⸗ 
Neigungen der Menſchen beſchriehen; wie, daß 
wir allein in — Sache ſo er find, * 
uns die Er ilder weichen Fürinen 
Do mich hier ſchu * ‚Sich haͤtte um 
der * am willen ein und ‚amdre Ausdrücke 
follen weg. ode, Kann, ich'es bey einer neuen 
| Auflage ändernsf foll.es — —— 
mit andrer Leute — ine ei 
kann, ſo hat der erfaſſet der P mie . 
weit mehr gefündiget ‚ale Ab, 


Nun komme ich auf die Einrichtung des gan⸗ 
ken Wercks uͤberhaupt, woran man Diefeg aus⸗ 
zuſetzen findet, daß ich nicht ſowohl ein Hetden⸗ 
——— einen unter einander gemengten Ro⸗ 
man von groſſen und Heinen, von wichtigen und, 
nichts» bedeutenden Dingen verfertiget hätte, 
dergeſtalt F daß ich bald- einem weiten Genelon 





in ſemem Telemach, batd einem luſtigen Scat⸗ 


ron in feinem Boman cmique gefolget fen: 
. Wann diefe & zermiſchung der Materien ein 
Sehlerift, ‚fo Fann; ich, mein Buch nicht | 
| ren» 











x 


—— u a ie > 
er dure Erempeln. 397 | 


 freyförerhen. "Seh huß pielmeht fagen, daß ich 
—— Darauf gegtbeitet, und Dem Buch ey 
dhurh einen mahren Werth zu geben, 


diſſen habe: Rach meinem Bohaben he chet zu 
: N Abwerhfelung Das Weſentliche von eh i 


ner Defchreibung, welche den Zuftand und Die 
Sitten der heutigen Welt abſchildern fol, Meine 
been find alſo auf das Sant, und ib t 
g’anıf ben ‚Hof, ‚noch auf Den Staat, 


auf andre ey Dingea ein gerichtet, . i 7 


m 


udn auf das N. und bürgerliche Sen 








fien Die vorne — und 


gun ed Hell ihn Dim 
. begegnen — ie begreiffen fo tsohf ! 
KT Aa a der Sroffen, 
es * ern, ngen Gtat 
de, 2 al Kl « 


> Bemt fe Nachricht vom ame 4 
gleich quch J 
| Bas RE 





Ba nr IE BO A 


Em alle dieſe Dingei if eihem ordeutlichen Zu⸗ 
—— untereinander zu verbinden, ſo 
eich Fine, vollkommene, mit aller Weißheit 


and Tugend begabte Standes ⸗ Verfon untet - 
dem Namen des Grafen von Rivela eitrgeführ 


get. 55 Graf, als der Held don det gan⸗ 
Der Na  Ergehlung, wird als ein junger 
» 


vorgeſtellet, der in fich alle Ratur⸗ Gaben, 
mit einer altcklithen Erziehung und Erfemtniß. 


der eriebafften — Er wiedmet ſich 
4* Hehe pi 


228 xVL Die vertheidigte — 


bey Der angenchmnfisn Sch Bar Art, 6— ſir 
Hoertſchafft / der Weißheit und der T gend, € 
richt, nachdem er die Welt auf Seifen geſehe 
— rociter auf Feine hohe, Dinge, Er bi 
jt ſeinem Zuſtand en und — hige 
9— kunn groſſen nfehlägen. . * 


SEN de 8 an and 
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eine, den Die 9 
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Bet hatte, 9 F— 
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* Pre fprie —— uch 
ein und gieht ihn vum eLehren, niet 
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t.aöff A! ten. bet 
min mh — —* 


— eingesogen ,. er wird vet, 
densttinen ‚m Krieg der groͤſten 
ext, in den pichtigſten Geſandſchaffte geht 
in die ſchlu pftioſten Dändelmit cungefl \ 
biebet i in URBAN, ARE Auf 


2 








— —— — m 


— Buch Sempen 247 39 


lı — immer auf feinem, guten Grund feft 
bejtehen. (Fr, zeiget ſich underanderlich alg ei 
edlicher Mann ‚, der Die. ahrbeit, die Uns . 








| bild „UND ‚Die Gerechtigkeit liebt. Diejenige 
— — haben, dat alles in. 


Belt GA Ve 535253 und 
| Ile ae ic muüfte.ausgrrichtet werden, 

fel en Ber gans das Wegentheil, Der age ö 
‚Der Sungend ,. der Auftichtigkeit bleibt, a 
ale der Vottheil und die Ehte. Da — | 
A die Laſter, die, Untreue, Die, Salfhe 
ni Unordnungen ihte Strafen mit lich 
‚und Die Verbrecher ing, Verderben ftürkt, 


| hdem ich dieſe Esiheräen, fo.lebh 
RR: i möglich geweſen ift, entwotffen Fir 
on Hi au Die 2, 17 Perfonen,, d derept, jede 
| Mb ug vorſtellet. Ihre Ge⸗ 
ihre nd meiſt au Si Erfahrung und aus 
‚gemeinen yeben —— ſogar daß vie⸗ 
* az fich wircklich ſo zugetragen 
| jte Der — in denen - 
— des er von Greenhielms, iſti in | 
ren völigen Inhalt und ſo gar auch in den 
Aodrten und Ausdrucken wahr, bisan das En⸗ 
‘De, da der Ausgang nit * Haupt » Erzeh⸗ 
fung verfnüpfet-mird, Ich habe fülche aus dem 
eigenhändigen franzoͤſi ehen Aufſatz Desidnigen 
dem jie angehet, gezogen. ” In den Begeben⸗ 
eiten des Panvoreftt, des Herrn von Rieſen⸗ 
8, Des Deren von Guldenblechs, des Kits 
EL En ſind Di mehrefe —— 
















338 XVI, Dignertbeidigte nn 


ben Det angenehmfien Sehens » Art uff 
Hirt haft, der Welßheit und ber Land. 
denckt, hochdem er Die Welt auf Reiſen gefehen’ 
. Haste, eiter auf feine, RB Dinge. , € 01 | 
it feinem Zuſtaͤnd zuftieden und ein ge. 
en en PCHFI Er END Mh * 

















—— 9 
9 = 


rar ‚de 
g N er Ah — 
| —* Kine a 
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brami 
— II ) —93 ein — * ifer 6 
worden 8 richt 1 — Nu ' 
| AI ID Ah m,die.guumdlichiie Tehten,. ‚ronee 
66 Or, | nd 
* lichen Geſellſchafft übe {a I Ile. et 
‚auf folgen Die'gröften Pruͤſmgen 9* ine | 
En bewähren. Er {wird -in, vi 
aͤndel eingezogen, er wird verfol 
densmmien, ‚im Krieg det gröften ausge 
fert, Inden wichtigſten Bauen One ruuchte 
indie fehtüpftigfte Han del mit cingeflochtein, ung 
bieibet in BURN, — puren und 


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244%; 4 


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n.Dürch Grempeln. .;' 299 
| ren immer auf ‚Seinem, guten Grund feft 
beſtehen. Er zeiget ſich undetänderlich als ein 
- Keblicher Mann, der die Wahrheit, die 4 
| = und Die Gerechtigfeit ae Diejetrige 
me EN e geglmibet haben, daß alles'in. 
en a an 











J — — — Strafen mie fich 


uh er Pag Die Verbrecher ing —— | 


E- achoem ich diefe Schllderehen, fo. ſebhafft 
ei lich geweſen ift, entruorffen PR & 

fe J Mn Be Deren, Detert jede 

inen He —97 — rm Ge⸗ 

hichte find mei — —3— und aus 


gemeinen Feben genommen, ſogar Daß vies 


ke —— 
re der — indenn Be⸗ 
| eig 1 des Herrn von Greenhielms, ift i nd | 


nd * Inhalt und ſo gar auch in den 
Ehrten uf d Ausdrücken wahr, biean das En⸗ 
de, Da der Ausgang it Der Datıpt » Erzeh⸗ 
lung —* wird. Pa habe fülche aus dem 
eigenhindigen franzöfifchen Aufſatz Bea ninen | 
dem jie angehet, gezogen. In den Begeben⸗ 
eiten des Pandoreſta, des Herrn von Rieſen⸗ 
8, des Deren von Guldenblechs, des Kits 
— RER Inb Die Be — 





ſich wircklich ſo zugetragen 


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se: alg wann mein y aufer. an 
re ber Tus end zu reften und N 1 S 
Lehte unter, dieſen Bildern. kan 
“peu fpielen, y 
* iind: un —Rn 


Ra 
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1 MARC) 4 —2 


375 
iur ie 2 fe 8 





4 fei enbeit * tleinen Ehen ten 
> 8 — Herrn von Voltaire, welche im 
— 1739: heraus kamen Cd: . . ’ 
T Denife Meyſchen werden mit File PR 
ordentlichen Faͤhigkeit gebohren : "Sie 
“Dürfen weder Kronen tragen, ‚noch Die 
* im Staat bekleiden: Sie duͤrfen we⸗ 
r Helden/ noch reich, noch vornehm ſeyn: She 





erfand allein iſt genug ihnen mehr Ruhm, 


s. alle dieſe Vortheile zu wegen zu bringen, 


er Herr Voltaire giebt davon einen neuen 


emeiß: Man mag ihn hundertmahl den Hof 
bieten und ihm des Lander verweifen: Mar 
19 ihn um alle Vorzüge dieſes Lebens zu hrin⸗ 
1 I ihn noch fo heßlich ee füchen: 
und bleibetein ſchoͤner Geiſt. Doch pfle⸗ 
ers der menſch n he Baſland wenn er 
einer gewiſſen Groͤſſe ge * zwey wieder⸗ 
H. Theil. waͤr⸗ 





5 — — etebtt Zotung im Jahr 
2759. N0, 39, 


r 


hr 1» Hr 9 XXI — ae 4 

u m Ts; 
j DM = ! Ba e | 
u? Hi —— Die 


—————— 


[ 











kann ſich öffters gegen die Nothdärfftigkeiten Di 


| die Fehler an andern erkennen und 


v⸗ 


42 WAL. ie 


| 


wärtige Einftüffe na PRO: Er ift am meiften | 


Den A Mnfällen des Unglaubeng untermorffenz und 







ſes Lebens am wenigſten kbüken; Er ift insge . 
ein hochmuͤthig; Die Religion aber st ur 
der dad einfa tig, nd mcg; 
Feitliches Glück gründet fich ar Ab ' 
Sorgfalt; und Gefaligkät-füraudere Menſchen 
darinn fich die gröfte Geilter am tehigiten au 
ſchicken wiſſen: Ihr Fehler ift, gleict 
} Di 
allzufreye RUN derfelben verha at 
Ein ſinnreiches Geſpoͤtt, ein gewuͤrtzter Schar, 


eine — Bang re ein gutes 
iſt ihnen wichti ea — da fie I 
Dienſt — 


* —— — * 

yon. ont gar t “ 
ucken beugen follen. Dem Hewn von Pr 
re mag ah fo gehen: Sein Iehhafter und 





ſeuriger Geiſt iſt mehr zum tadlen aufgelegt/ a⸗ 


um loben Er iſt darinnen auftichtig, denn wer 
indet nicht allenthalben meht Sto ur dem ei 

nen, ale zudem andern: Allen, Die 

und Die. Menfchen liegen noch immer gegen ein 
einander. im Streit; jene will diefe unter 

Herrichafft bringen’, und Diele wollen fohhe 


durchaus nicht erfennen: Sierempören fich.ftets 
a 


darwieder und ſuchen öffters diejenigen: 
wiegler zu ſtrafen / welche ſich unterwinden 
ner ihre Parthey zu ergreiffen; ja man — de⸗ 


nen verwegenen Schwaͤtzern ſelbſt Die Hande u 


binden, welche nit. dem Herrn von rn 





| 


en 


—E Beine, 3 


jeden, daß man dem Pabit sont die Fuͤſſe 


flen, aber dabey nie Bande binden ſoll. c) 


Der Herr von Voltaire — ſchoͤn und 
bündig: Ein Gedanche ſolgt = 
- Dem andern. : Seine ee Find: | 


ausgefutht, durchdringend und wie es die Sa 


. chen die er vorſtellen will, mit ſich bringen. Die 
Verbindmig feine Säge iſt natürlich und. zus 


————— Anmuth. Seine Bilder le⸗ | 
and ſeine Gleichniſſe machen auch Die ſchwerſte 


Begriffe leicht. Er wird ſuͤr einen der beſten Dichs 
ter unſrer Zeit gehalten, und gleichwohl übers 
trifft feine ungebundene Schreib⸗Art, feine Ge⸗ 
hundene noch weit, denn alles haͤnget Darinnen 


beſſer — und er braucht kein unnoͤthiges 
noch unnuͤtzes Wort um einen Reimen aus⸗ 
hen oder — ji nd — 
eit durch den Schwun 
geben. Die Anger feiner Seide, von 80 
wig dem XIV. roelche ſeinen kleinen Schrifften 
voraus geſetzet iſt, gibt dadon einen nakten Be⸗ 
weiß. Syn feinem Difens. von Menſchen: 
Difcpurs en: vers fur P’homme;: hat erideit 





beruͤhmten Engellaͤndiſchen Poeten , ren: Por 


en > und wa ihn dar⸗ 
Ende ee erben u. 


» 





= nA — ne — — — — 


Ex Diefes ift nicht beicheidener von dem Romiſchen 
Kirchen⸗Haupt geſprochen, als wenn ber Herr von 
Montesgtiiou in feinen Lettres perſanes p. gg. UM - 
ihm ſpricht Le’ pape eſt une vielle idole quiog 

euienſe par habitude, 





⸗ 


4 . XVII. Die kignkhaft 

wenigſtens an die Seite geſezet zu werben. Tin 
allen Ih en Stücken, darımter die Vornehu⸗ 
fien feine Lettres Familteres und le temple du 
Got, giget en zwar nicht durchgehnds ein 
gleiche Staͤrcke; feet er fi) aber Dadurch gleich 
unter fich ſelbſi, fo behält er damit Doch feinen 


Rang vor andern. Der fehönfte Geiſt iſt nicht 


immer gleich aufgeräumt, und man würde viel⸗ 
leicht den Herrn von Voltaire nicht ſo fehr bes 
toimdern, mann er nicht zuweilen durch mi 

mäßige Bilder den andern deſto mehr Leben und 


Annehmlichkeit zu geben wuͤſte. Wir münfchen 


daß er feine angefangene Geſchichts ⸗Erzehlung 
won ben Zeiten Dee er schenden Ludwigs, auf 
Die Art, wie er uns davon den Entrourf gege 
ben hat, «ausführen möchte: Die Arbeit iſt uns 
vergleichlich. Nur hätte man Diefes darbey 
eeinnern, ‚daß er Die Gefchichte, nicht nach fei 
nem Vorhaben, fondern fein Borhaben mehr 
nach den Geſchichten einrichten möge, denn da 
er berveifen will, Daß die Zeiten: des Vierzehen⸗ 
den Ludwigs Die glückfeeligften fürdie Kuͤnſte und 
Wiſſenſchafften geweſen feyen, fo mahlt er, um 
diefen Satz zu bemeifen, Die vorige Zeiten noch 
allzu barbariſch ab; da es Doch ein leichtes feyn 
. würde Dem vorhergehenden Jahr hundert gleiche 
.. Vorzüge wo nicht, in Anfehung geroiffer Wi⸗ 
fenfehafften, noch gröffere beyjulegen. Die grobe 
Zünckereyen der Geiftlichen ausgenommen , 
melche in der That noch etwas barbarifcheg hat 
ten; m übrigen aber, fo prangte damahls J⸗ 
falien, Difpanıen, Branskreich, Engelland und 
| Feutſch⸗ 


R 








Teutſehland mit den vortreflichften Leuten, . Ja 
‚ Die Niederlande allein waren bereits mit den bes 
ruͤhmteſten Männern und groͤſten Künfliern ans 
gefuͤllet; an melche Der Herr von Voltaͤire nicht 
’ inet gedacht zu habe. Wann mir alfo.die 
Sache nad) der Wahrheit :urtheilen molka ,.fi 
| Pin den Anwachs der Kuͤſte und Wok 
e nfchafften nicht erſtlich von den Zeiten Des 
| zehenden Ludwigs, fondern von. Erasmo, 
von Copernico, von Duͤrern, von Holbein, von 
Raphael, son Angelo, von Palladio und fo 
weiter herfuchen. &s find. zwar damahls Die 
: gememen Sprachen in Europa, die SStaliänis 
he und Spanifche ausgenommen, noch nicht 
wie heut zu Tage verbeffert und zur Gelehrſam⸗ 
keit braͤuchlich gemacht worden. Allein, daman 
fich der Sateinifchen mit deſto mehr Geſchicklich⸗ 
keit bedienet hatte, fo wird niemand fagen , Daß 
Darinn der XBerch der Wiſſenſchafften beſtuͤnde, 
daß man jeko zierlicher Frauzoͤſiſch, zierlicher 
Engliſch, und zierlicher Teutfch fchreibet. Da zus - 
mahl die Sragenoch nicht entſchieden ift,obesnicht 
wuͤrde beſſer geweſen ſeyn, wenn die Gelehrten 
bey ihrer allgemeinen Sprache nemlich der las 
teinifchen geplieben waͤhen. Wie man se in An⸗ 
fehung. der Allgemeinheit der Wiſſenſchafften 
allerdings behaupten koͤnnte. 


Warum hat aber der Hetr von Voltaire dieſer 
Sammlung feiner kleinen Schriften, nebft ans 
dren Auffäßen Die non ihm in Mst. herum ges 
ben: als Letire à Uranie; Ode Unigenirus, 

| 0.063. wi 





408 XVII. Die Ligenſchaft 
u. ſ. 10: wicht auch feine. beyde Briefe von det 
- Natur der Seele wie fie dieſes Jahr befondens 
abgedruckt worden find, mit beygefuͤget? Ver 
muthlich getrauet er ſich nicht Die darinn enthab 
kene Lehr⸗Saͤte, die gar ju weit von den Sim 
ber Religion abweichen zu vertheidigen. De 
, herr de Benumarcheis bat foldye in dem II 
peifeiner Amufeiniens litetaires’T. II, Lerrre 
XXVIH. und XXXI. mit eindrucken Kiffen. Und 


„Ih habedarüber Ben p- 179. 183. 248. 


und 287: entdecket. 
Xxvu. 


Zuchicel Gedancken über die 


Briefe Des Heren von Boltais 
ze die Serle der Menſchen und der 
Wiere betreffend im Sahrı750. EZ 


; Mein. Herru 


"ST — baßich ihnen — Gedan⸗ 
X fen über Die beybt Dtiefe des ‚herr mon 
" Jältaire, die man in Die Amufemens 

Httefeires mit hat eindrueken laſſen eröfnenfoll(* 
Man muß ein chen ſo groffer und berühmte 
Schrifftfteher ſeyn als er,: um mit fo- vieler Frey⸗ 
heit von. einer. Sache zu fi chreiben, woruntet 









6 Amuſemens litteraire on correfpandanee pa — 
— » Philofophique,, critique & galante par 
Monf. de la Barre de Beaumarchais A, p- 174 

.393- 248. 285 0. | 


Rz 





an. Br BE 3 


















Ir En hen die bisher von der Eigen 
e nes ſchreiben fid) erfühfterhaben, - 
ſeinen Augen nur blinde ind v nd 
| —— Locke allein iſen Ne 
intgangen. Dieſer allein haͤt/ nach 
nung , Die A te der Seele be 
Fi Die Bi ae ‚abe 


| a auf manchetley Art! fi’ leyden et | 


Heiden befchrieben. 
J —* * —5— e Eige 


| me, Ba Ns 

itefiet | godte, auf welche er — 
Igeführet Ch Der Herr Locke 
Be en 

Sl m gei et dv ad nieht jede 

er ll — en Lehr FH Ihe 


genannten Ortho N — —— rerklaͤ 


pet deutlich in dei XVM. Capitel eines Ent⸗ 
Ainfſs der Weltweisheit (EMai. * — * 
af de — Deriuinf 


—* den 


foren, * * dem hen (onen? * oh 


"E es 4 — 7 
>) Weiher er Qa⸗ 
unter "ent: St e'ohri- 


re ß 












or — Beben nonbs: Bram - 


hennet Überlegung. Das Erkennen der 
toelches ‚fie aus, ſich felbft amd aus ihrenie 
Wirck[arnfeiten hernimmt; Gefuͤhln 
was von aͤuſſerlichen und maten | 
herruͤhret. () Dieſes alles ızeiget 
daß Der Herr Locke zweh verfchiedene-Eigenfchap 
ten annimmt, welche in den Men IRA yeremi 
‚get find. Der Herr von Voltaire ine | 
$heil will, man foll zuforberft ‚bie Gran 
Seele beſtimmen, bevor man von dem 

des einen, ſowohl als des andern gewiß, 
* Er alaubet er daß Die 


enheit ber Materie, nach..der »Seimi 

innen dasſenige Id, was in uns — 9 
ir tz 

‚Sit mug fein. in ung 





| err von Voltaire hier nicht die 
es Herrn Locke anfüͤhret, pe ex do 
eliebt , ſondern daß er Darf * 
nur die Fhre er zeiget imo wupaf m 


Laſſet uns degwegen dei & h Me ka 
nach - feinen eignen Grur | 7* nl 
Er * weiter ent als, 9 : 

er haben und da Id 
Ks an — an A 


— Kles s > msQ ra MER Me 
— 
N . \ dv 


7 







"ea Trink Mey Se 
a premiergmene bes — 


— — As 
Fune 


"qui Beife rt: —E de 





—— den 









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iM | er tasche ir | 
won Det B —*— J— 
— 2* 15 30 J 
J von aan er Ye 
Es der. ſo Ab a —* die & 


| * ver en on fl 
ineflic Mn on Be bien 







f erkennet in, 
18, als e Materiez 
"OR - ai us * 


Se 





Aurel Ze rn 
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glauben‘, als wobon man eine 









—X —— 


der Bewegung iſt Ot 
entdecket hier: nt ö | 
ind? Alles’ winden d Aka ge 
einer lebloſen —— en, a | 
groffe Weſen Dark Rime, tt 







Pa erg ef md Oi sar 
rie bel bet." Si bi berjenige St 
das Fünftliche hrwerck in 


tet, und Bade. darin r td Ye 
von Voltaire ni chtfieh et! —* * 
0 DIDI or nd: — —— 


Fa ef 8 ae Fan! 
Je re ae ers 





Kerinnißhat —* Di Oränsen bel mn F ' 






den Wircfunget 
als dem höchtten iu 
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ausfindig zu machen. Moftsfelbft, als der groͤ⸗ 


Tee 
— 
— — 


ee m um vi re 


— 
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Vm. Gedancken von der Soek. une 


= zii von im Beine klare und deutleche Rınthiß 


f 
t en Eee ’ a ren 
er ds st r 


.- Wir ſagen, SOMiR in @eilt, alleitnufen 


fir dann, was ein Geiſt if? So lang eg Mens . 


ſchen “giebt, fo. lang hat man fich daribed Die 
Köpfe. zerbrochen, um Das Weſen einas:Geiftes 


fie Weltweiſe, und der noch uͤberdem einen beſon⸗ 
dern Umgang mit GOtt haite, konute ſich non ihm 
keine Begtiffe machen. Er nonnet ihn ein vern⸗ 
sehrendesgeuen, Deut. 9. 3. Einen grpſſen GOut 


machtig und ſchrecklich Deut. i0. 174Hiob 


26. 26. nennet ihn einen groſſen und unbekannten 
BOtt, deſſen Jahr⸗Zahl niemand forſchen kann. 


Mpythaygoras ſowohl ais Socrates und Pato 


mn wi 


„= m. ZI’ 


— wu 3 — 


entdecken herrliche Spuren von einer adttlichen 
Erkenntniß; allein GOtt fetbft kannten fie noch 
weniger als Moſes, der ihn fo gerne gefehen hät: 
de; und als Hiob, der ſo majeſtaͤtiſch von ihm 
fpricht. Bey uns Ehriften heißt es, wer hat Got⸗ 


‚tes Einn noch je erkannt, und wer iftfein Rath⸗ 


geber geweſen? Nöm.1r.3.4. Paulus war ent⸗ 
Zzuͤckt: bis in den dritten Himmel; 2. Con 12. 3, 


„Allein was ſah er daſelbſt? Unausfprechliche Diu⸗ 
| AR: fein Aug gefehen und diein Feines Men« 


Her nie kommen fi. 1. Cor. 2. 9. Nie 
wand: wird ſagen, daß alles dieſes Plare und 
deutliche Ideen find. Ja, man faſſe alle ndr 
moͤgliche Begriffevon der Gottheit zuſammen und 
lege ihr alle Die Eigenſchafften der Vollkammen⸗ 
heit bey, Die der menſchliche a 

ie 


gr2 AVIT. -Gobanden ordern. 


ſich vorzuftellen; haben wi eine Haus 
und deutliche Kenntnik von dem fen Sottes 
ſelbſt? So weit der game von der Erden iſt 

ſo weit ſend noch unſre Gedaucen davon entfernet 


: Eine gleiche Befce fenheit hat es mit allen 

die von Sinnen entfernet ſind, 

and Die lo in unſerm Verſtand Feine andere 

Geben: idee eindruͤcken, als Daß etwas fe, 
Ä Wirckungen, Die wir beobachten, 





—A 
—* inneren Kraft, Ge ndigkeit, 
— giofeit, —— — | 
leihen -Alleviefeiintpiffenheitaber , fofehr fü 
amd auch demuͤthiget/ erh Fanig Desteegen doch 
j nichts gegen fein tahrhaftiges Sevn. 


A en wir von. den Wirckuegen 
die fen gleich v von mitt ſelbſt kein 25 
ben haben. 


Wir nennen alles Dani, was eine koͤrper⸗ 
uüch Eigenſchafft hat, M Wir nennen 
dasjenige einen Geift, —* wir von etwas de 
Wirckungen ſpuͤren, Davon wir feine ſinnliche 
Urſachen anzugeben wiſſen Wir nennen Dasienk 
96. BSH, was der va von al 4 


Fi 











u 


| vm. Sedanckon von oer Selle 413 


” ei als körperlichen Weſen iſt/ wwoeiter has 

* wir von ihm Fe Pla und Deutliche Kenn⸗ 
„Mm . ee j 
- De Her von Bokknire Keibet fine Shug 


ſo weit, daß er endlich keinen andern Unterſcheid 
EC gumter der Seele eines Thietes und unter eines 
J Menſchen findet, als eine mehr oder weni⸗ 
5 ger gelibte un Wir werden alfevon ihm 
3 Inter dag Sefchle der Thiere verwieſen. Ja 
3 er feßt ein Thier bem andern an Die Seite. (* 
_Wleicd) Anfan aa , Kasten, After 
u. — icklichkeit die Wiſ⸗ 


itien —3 — 2 —— 


| Sana per, —— 
J beyden Worten bleibe, En. 
2 been und:ein fo vernunftig es Ge⸗ 
andre Thiere. 





—— 
und mehr. 
* ae Vontcnunceagen ſobeibt 






— .,# [7 — 
2 


1 maden eich ifo Segmente, 
ea) dat, a: aim 
oder ihn 





414 XVVI. Gedanken ve der Seele 


er doch immer vor wie nach ein Xhier, and feine | 
Seele if von Der Seele eines Thieres nur mehe 
oder weniger unterfchieden. Dieſes ift überaus 
Fein vor ung. Unſer Hochmuth hat uns glauben 


machen, daß wir noch eine beſondere und von den 


Thieren unterſchiedene Seele hätten, und nun 
werden wir auf emmahi einer ſo füffen Einbil 
dung heraubt. 


Mm al den Saͤtzen 
| 338 mi 8 dt ns mh Ich 
ſehe mich genoͤthiget eine ſo trauri — 
ken. in era ne ein 
ſcheinen mir oͤffters guntz viehiſch u fenn, fogar, 
daf bie —*— eh = in Se 








iwenioften nicht, daß der Herr von —— 
thietiſchen Seelen eine Unſierblichkeit zuſchreibet 


Wir muͤſſen alſo die troſtreiche und — 
nung aufgeben, welche uns bisher wit. Eifter en 
gen Seligkeit geſchmeichelt hat. ir müffen 

Die Die chance von der Vergeltung be Öse 
keit und nd-fahren laffen, Darüber wit 
- in diefer Welt fo manches haben leiden, * 
Ai hat uns arme und futchtſame Men 
it: t > vi ve wel vis ve 


iz Y 















— ee ET — 


+‘ 


XVM. G ebancken wonder Deeli gas 
Braun und Sitten entgegen ſchauen. Softe 
man es gicht dem Herrn von Doltaite-für eine. 
Wirckung eines mitleidigen und chriſtlichen Her⸗ 
eng. auslesen), daß er ſich ſo diele Muͤhe giebt uns 
Bon dem gemeinen Wahn angenehmer Jirthuͤmer 

gu: befteyen, in welche es den groſſen Leuten ' 
—— io * win ine — | 

e ſtuͤrzen (* ten wir nicht feine 
— eit in gluͤcklicher Entdeckung traur 

rheiten beroundem Es wird ihm an 

* en Se nicht fehlen, 'den Cicero fo 
nfchen hat, daß man woch infechshum 
en von ihmreden mörhte, Sein Rame 
wird dem Tempel der Ewigkeit einverleibt werden, 
Man wird darinnen fen Bruftbild in der . 
Des Montagne, des Hobbes, des Stmamkurge} 
Des Bayle, des Coins und des Dolands finden 
an — ihm zuſtehen —5 — daß er vor am 
— iſches Wefen 

— — gehabt haͤtte. Man wird 
in he Schriften die nette Schreibart, ‘den 
gluͤcklichen Ausdruck, Die reikende Bilder, idie 

rohe der Vedancten die weitgetriebene Sam 






‚* ‚ 3 ‘ a 5 n, — 
9. 44 Nı er a : — 2 I v 





‘M —— — allmarum q —— imd, 
? me heroulediedere. Er edebam enim acileopinioni- 
‘Is. mägnorum virofum rem graufilnam promit+ 

- Yaptiumm magis ar pfobanuum, Dabam mie ſpei 
— — a Bradtus — tam bellum 
omnium per epiſt. 102. 
—— Organifalio Pak pour penfer Aue - 


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nad) alte Die ſchoͤnen und erhabenen — 


von ‚Det‘ Weißheit, von Der Quyend,: ven der 


Unſchuſd, von det Liebe, vdn der Aufrichti 
* don ber Gebult, von berÖntgtet, Mg 
fo weiter? Sind es nut una Di — ilder, an⸗ 


genehmen Träumer: 
und laͤcherlichen —S—— 55 
nhur Erfindungen one innreich —— 
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a den En, wel —* 








XVII. Gedancen won der Scele: 417 


men halten, und welche mir öffterg bejchroerlich. 
ſind. Nein, ich fürchte mich, vielmehr. Diejeni- 


ge Eindrücke zu verlieren, Die ich. in meinem Her⸗ 


‚gen. pop einem kiebreichen GOtt verſpuͤre, wel⸗ 


cher mic) ſtets zu ihm empor ziehet, als zur Dem 


£ ollkommanften,. gerechteften und gütiglien Wer 


en. Ssch fürchte mich Denenjenigen ſuͤſſen Hof⸗ 
nungs-srieben zu widerſprechen, Die meine See⸗ 
fe mit einem unausfprechlichen. und unwiederſteh⸗ 


" Tichen Verlangen entzjüchen, auch nach der Auf⸗ 


€ 


* (fung meines Körpers zu ſeyn. Die Exfents 


nis Des Wahren und Salfchen, der Eindruck 


des Guten und Boͤſen, die Neigungen zudem einen 
und die Verabſcheuung des andern, überzeugen - 


mich, daß noch etwas in mir ſey, ſo mich von 
dem Weſen der Thiere Deutlich unterſcheidet, 
und daß alſo auch mein, zukuͤnftiges Schickſal, 
nach den Eigenfchafften meines Weſens, untere 


[7 


fchieden ſeyn werdeeeee.. ent 


- er zeiget mir in einem Thiere eine ſo fein 
Drganifation zu dencken und sunenipfinden , Da 
daraus Die erhabenfte Begriffe und Die wunder⸗ 
bare Krafft. Wahrheiten zu verbinden und von 


einer auf die andre zu ſchlieſſen ‚ entfliehen koͤnnten  —. 


Man zeige mir ein ſolches Thier, das dem an⸗ 
dern durch unzgehlige gekuͤnſtelte Toͤne ſeine 
Meynungen, feine Gedancken, feine Affecten 
und feine geheime Anſchlaͤge zu erklaͤren vermag« 
Es iſt wahr, daß viele eine überaus feine Sinne 
lichfeit haben, daß, Dadurch. Die Natur ihre Re - 
ungen ſattſam zu-erfennen giebt. Ich will ihr - 
> HI. Theil. Dd mm 


Ars XVIII. Gedancken vonder Seele. 


nen uͤber Dem auch noch eine Sprache zu geben, 
durch welchefie ſich einander Fönnen ihre Leidens 
in verftehen machen. Allein, alles die 
es gehet nicht weiter als auf die Erhaltung ik 
. 208 Pebens und auf ihre Fortpflanzung. " :De 
gröfte Stier wird von-einem Kind geſcheuet und 
der unbändigfte Adngft wird von einem Kna—⸗ 
ben durch Zaum und Gebiß gelencket. Die Thies 
re kennen alſo nicht einmahl ihre eigne Staͤrcke, 
vielweniger Die Dinge die auſſer ihnen ſind. Man 
nnterſuche die Beſchaffenheit der kluͤgſten Thie⸗ 
re. Bey den ungeheurn Elephanten und Came⸗ 
fen, ſowohl als bey den garten Bienen und A⸗ 
meiſen, bemercket man eine gersiffe Sorgfalt fuͤr 
hre Nahrung und Erhaltung. Sie haben ih 
te Peivenichafften/.ihte Wuth, ihre Kriege wie 
die Menfchen; ja’ fie gleichen ung in Dem ſinn⸗ 

- Tichen Leben völlig. Einige übertreffen uns noch⸗ 
wohl gar in der Staͤrcke, inder Schönheit, in 
der Hurtigkeit und in der Seinigkeit der Sinnen. 
Einige treiben auch ihre Negungen fo weit, daß 
fie zu dencken ſcheigen, wie Der Hund des Hm. 
von Voltaire welcher traumet, wann er zu viel 
Be hatz wie die Schwalbe, mann fie im 
ruhling ihr Neſt bauet und im Herbft die wars 
me Länder fuchtz wie der Affe, welcher um be 
Menfchen zu fpotten, fcheinet geſchaffen zu feyn, 
und dergleichen. Ich gehe noch weiter und ge 
be zu, daß viele Menfchen nur Die Geſtalt eines 
Menfchen haben, und alfo, wenn man fienurin 
dieſer Art betrachtet, von vielen Thieren übers 
toffen werden, Allein, aus allem biefen folge 
| ne wie 


S J 





XVIR. Gedancken von der Seele, "419 


wie mich beduͤncket, noch lange nicht, nur 


‚Die Materie nach der Feinigkeit meiner Sinn; 
lichkeiten in. mir. dentfet; und daß Archimedes 
- und ein Maulwurf, ver Herr von Doltaireund 
kin Hund, meine Seele und Die Seele einer 


x fehiedenen Gattung feyen. 


Ich bilde mir hier noch immer etwas groffes 
und vorzügliches_ auf meine Begriffe und Wiſ⸗ 


- fenfchaften ein: Diefe gehen unendlich weiter als 


> auf mein Meines Individuum: Sie ftreichen big 
in die Ewigkeit: Die Erde ift für ſie nicht zu 
aroß, die Veſte des Himmels nicht zu hoch; 
Der, Abgrund des Meeres nicht zu tief. Die Men⸗ 
ge unzehliger Geſchoͤpfe, die den weiten Kaum 
Ber gantzen Welt einnehmen, und Das We 
fen des unfichtbaren,, welches Die fichtbure bele⸗ 
bet, find Vorwuͤrffe meiner Denckens⸗Krafft, 
Mein Geift beſchaͤfftiget fich damit. Wahrheit, 
Erkenntnis und Liebe erhöhen meine aanke Na 
tur. Die Dinge die ich fehe find mir darzu 


In 9 ——— Liz 
sr. rn er 


et TE rn im 7 TE HE 


und lerne folcdhe, weil ic) mir 36 unter Fer 
nen Bildern vorftellen kann, ausı 

aen erkennen. Ich fühle eine Lufft, die mir Den 
dem, Die Bewegung ımd Das Lehen giebt. 
Ich fühle ein. Feuer das mich. erwaͤrmet, ein 
Sicht Das mich Dis zu den Seiftern führer. Alle 


— ud I Ai 


Diefe Wirckungen, Die ich bey mirnerfpüre, ruͤh⸗ 


en gleichwohl nicht meine aͤuſſerliche Sinnen. 
Ich fühle michts koͤrperliches. Die Faͤhigkeit 
— | OD 2 au 


% 


ufter von einerley Art obgleich von einer vers 


nicht genug: Ich Dringe bis gu den Unfichtbaren | 
ren Wirckun⸗ 


| 420 XVII, Gedancken son der Seele 
zu dencken und nachzuforſchen, entdecket mir 


alſo diejenige Eigenfchafft , die wir einen Geiſt 
nennen und die ung von dem Weſen Der Thien 
ſehr deutlich unterfeheidet. Hier heiffet es ve | 


Geiſt erforfcher alle Dinae auch fogar Die tiefes 
der Sottheit. 1. Cor. 2. 10. Ein Geiſt der fir 


big ift alle Dinge, auch fogar die tiefen Der Gott⸗ 


heit zu erforſchen; (ich fage nicht, nad) allen ih⸗ 
ren wefentlichen Eigenichafften einzufehen, den 
diefes kann Fein menfchlicher Verſtand,) ein fols 


“cher Geiſt iſt von einer göttlichen Art, und kam 


nichts gemmeinfchafftliches mit denen blos mate 
rialiſchen Sinnlichkeiten haben, deſſen Bande 
durch den Tod des Leibes getrennet werden. 


Unſer Körper iſt demnach nur ein Ens paſſi. 
vum, der beydes eines thieriſchen und eines geiſt⸗ 


lichen Lebens fähig iſt. Das thieriſche Leben fo 


het ſolche Triebe voraus, ale zur Erhaltung und 
. Sortpflangung derfelben nöthig find. Das nei 


Ische Leben aber befchäfftiget fich mit Der Unter⸗ | 


ſuchung der Dinge,Die auffer denSinnen find,und 
fuchet fein Vergnügen in der Erfenntnis des 
Wahren und Guten. Wie nun diefe Triebe son 
einen unendlichen Umfang find, fo aehen fie 
aud) bis in Das Unendliche; fie rühren von einem 
unendlichen Geiſt; fie find von Demfelben uns 
trennbar; fie folgen ihrem Licht wie Die Strah⸗ 
Ien der Sonne, die mit ihrem Glantz vereiniget 
find, Diefes feheinet mir deutlich. Ich empfins 
de, Daß bey mir nicht allein eine bloffe mates 

rialiſche Sinnlichkeit ſich Auffert, fondern = 

| — 








XVIII. Gedancken vonder Seele. 421 


ich noch ein befanderer Geiſt, der weit daruͤber 
Maben iſt, in diefen Sinnlichkeiten roircket, 
t, dencket, ſpricht, verlanget, forſchet, lieber. 


Hk Ein noch mehr deutlicher Beweis darvon zei⸗ 
rget fich, wann die Sinnlichkeiten ruhen und in 
seinen tiefen Schlaf verfencket find. Ich traͤu⸗ 
tie, Doch des Herrn von Voltaire Hund träus 
met auch. Ich gebe es zu; er fräumet als ein 
Dune, ich als ein Menfh. Er traͤumet von 
"Dingen, Die indem Umfang feiner Leidenſch aff⸗ 
‚ten fm; ich träume in dem Umfang einer um: 
endlichen Faͤhigkeit Was will dieſes fagen? 
Ich erklaͤre mich. Nicht einmahl, ſondern oͤffters 
erſcheinen mir Dinge im Schlaf davon ich vor» 
bero feine Gedenck⸗/Bilder gehabthahe: Ich trau⸗ 
= mevon Dingen, bie auffer mir find und Die nach nes 
x fthehen follen. * Sehet hier einen neuen Prophes 
; fen! Keineswegs, wenn es ihnen beliebt. Ich 
« Babe nichts auffersrdentliches; allein ich liebe 
woas gut iftund fürchte GOtt. Mein Geiſt fiehet 
. alfoim Schlaf, was mir felbit verborgen ifl. Er 
ſiehet mehr als Fleiſch und Blut erkennen; eg 
iſt keine finnliche Materie die ſolcher Bilder für - 
bigift; denn was ich nie gefehen und was vorher 
nicht meine Sinnengerühret, Davon Fann fich der 
Verſtand keine Vorſtellung machen, und dennoch 
zeigen ſich mir oͤfters im Schlaf ſolche Dinge 
Die ich zuvor nie geſehen, und bie mehrmahlen 
den Tag oder Aurk Darauf in eben Dielen Bil— 
dern ſich ercinnen. Man fage mir ob Die Mas 
terie, ale Materie, folches wircken kann? Es ift 
er Dd 3 un⸗ 


420 Xm. Gedancken von der Seele. 
unmoͤglich, dann fie nimmt wohl den Abdruck 
der Bilder an; allein fie ſchafft keine neue; und 
reie folte fie das Zukuͤnfftige vorher wiſſen und 
mir Die Bilder Davon ing Gehirn prägen? Wir 
viel Menſchen haben nicht dergleichen Vorſpis 
lungen des Geiſtes von dem was zukuͤnfftig iſt. 
Erfordert fülches mehr Beweis, daß unfer Geiſt 
ein eignes und befonderes von der Materie un 
terfchiedenes Weſen fen? Vergebens leugnen 
wir, was geſchiehet und was ich ſelbſten aus 
vielfältiger Erfahrung bezeugen kann. 


Ifta Dei vox.eft, Deus eft in corpore noftro 
- Hoc duce pr&dico vaticinorgue Deus | 
Impetus hic facer ſemins mentis haber., (*) 
Solte ich die Gewißheit meiner Empfindun 
gen dem unglücklichen Zweiffel, des Herrn von 
oltaire nachfegen, fo wäre Diefesein Spiel des 
Verſtandes, wo man alles gegen nichts aufler 
tzet und verlieret. | 


Ich unterfiche mich im übrigen keineswegs 
das Weſen eines Geifles und eines Körpers ju 
beftimmen. Ich weiß Das dergleichen Beſtim⸗ 
ungen zu allzu vielen Widerſpruͤchen Anlas 
beri. Allein wer ihre Wircklichkeit in Zwei 
jichen wolte, der mäfle einen andern Pi 
1): 1217 


“Ein künftfiches Orgelwerck ift zur Harmo⸗ 
u | j . J fi 





e 


—— —— “ 


DE Be 








") Ovid, L.III, de Ponte, & L, VI, Faftor, 


5 


k nie gemacht; es: muß aber erſtlich eine Lufft 
in ihre Pfeiffen dringen, bevor man ſolcher ge⸗ 
wahr wird. Die Seele iſt in uns der Fen und 

der Meiſter von der rtunf iſt der HErr 
der alles gemacht hat. Die Haͤnde feiner All⸗ 
E macht und feiner Weißheit rühren gleichſam die 

3 Tangenten. Daraus ie Darmonie, 
: Die, vermittelſt derLuffti in den —— findet, “ 


i Ich pine allenthalben eine uff bie mich ums 
ı giebeti: AIſt dieſe Lufft ein Körper ei iſt fie: 
ein Beift? Ich graube fi fie iſt beydes zuſammen. 
Sie muß etwas koͤrperliches ſeyn; Dann ich fühe 

3 le ſolche; fe iſtſchwer undteiche, warmund kalt, 

man kann ſie aurpumpen / fie beweget fich: Die) 
Esſind lauter Eigenfehafften: eines —— 
Weſens. Doch dieſe ſtehet aus lauter: 
Atomen und Dünften: Was aber giebt ihnen 


den Stsoß zu ihrer Vewegung? Iſt es, Daß eine 


Materie leichter und die andere ſchwerer oder 
flüßiger oder waͤrmer if?! Laffet es ſeyn. Ich 

fragen iſt eine Drönung in: ihrer ng, 

| 2° Sie koͤnnen die Ordnung —* 
—* dann alles was fich regt und Die Be⸗ 
wegung Ati gantzen fe fortfeßen ‚. iſt feiner 


Natut nach abgemeſſen. Die Regeln Der Ordei 


nung besiehert fich unſireitig auf ein. verftänd 
Weſen; dieſes verftändige Weſen iſt nicht ct Die 
Materie; deun fo vielertey Materie fich findet ‚ 
} iefen groß, oBerHlein, einzeln odergemengt, eins: 


ach oder theribar', ift allefamt ohne Veriland, 


mithin ohne Weſen Das wir Geiſt nennen. 
neh ohn Dd 4 Ale 


% 


vvin. dandlen vonder Beck... Pe 


* 
— —— ñ ñ — —— — — 


423: XVIH, Gedancken won der Seele: 


FBllemeine Triebe gehen blos allein dahinaus, 
Durß ich moͤchte aluͤckſeelig ſeyn, das iſt, daß ich 
= Br — Empfindungen haben. 
Unter allen fichtbaren mo: materialiſthen Din 
gen And ich nichts ſo dieſe Triebe vergnuͤgen 
ann.: Die Ehre, die Hochachtung, Die Liebe 
eines" uernünftinen: Geſchoͤpfes rühren aich weit 
mehr „66 die Befitung Ieblofer Dinge: . Das 
zn reitzet alſo twelt weniger meinen Geiſt, 
aͤndige, welches ſich auf die ver- 
— Eigen — — and. des 
—— u 2 _ „1er 
‚308 enechiweite.. Michts echebet uinn 
—* A r als die Liebe eines Gottes Der vie 
oekch n, deſſen Güte alles arhaͤft und | 
Weisheit alles‘ wunderbar regieret.>. = 
fe Liebe ift Die: zärtefte non allen Cmpfindu 
Deren mein Geiſt fähig iſt: Sie allein berficher chert 
mich daß GOttein Weſen nicht verderben wird, 
das er fühl gemacht hat ihm zu heben, Ich 
finde affo in ver erhabenften Neigumg Deren mein 
Geiſt fähig ift, zugleich den Saamen / der = 
frerblichkeit. Ich geb es zu daß alle dieſe Bo 
seifie nicht machematiſch Elar und nicht. doutlich 
Allein in 1 neiftfiche n Dingen; ditwon aller 
materialifchen Vorwuͤrffen abgeso find, = 
ansfich keine andre als iftiche —2 
chen, eben deswegen wWril ſie nl Pie und 
Feine · mathematiſche bemonſiraion eiden. 
Solten wir fie Deswegen nicht fer gegtoͤndet 
halten? Dinlofophi gieng zu weit. 1 
m 





N 


XVEI. qiedanden von der Seele 435 


(6 geiſtkeh gerichtet werden : Selig heißt. es 
, find die, welche glauben und nicht ſehen. 
Foh. 20.23... an — 


Ich begnuͤge mich alſo hiemit gewiſſe und un⸗ 
fehlbare Merckmale zu entdecken, die mich auch 
nach Dem Licht meiner Vernunft Dasienige alaus 
ben machen, was ung das groſſe Licht, der Hey⸗ 


Sand der Welt, in feinem gesffenbarten Wort völs 


lig-aufgeichloften hat. Hier Ande ich die techte 
Schaͤtze der Weißheit und die wuͤrdigſte Begriffe 


fuͤr Geſchoͤpfe, die GOtt zu verſtaͤndigen Weſen 
.erfchaffen hat. Hier iſt unfer Glaube nicht auf 


Hoare und; Deutliche Begriffe von fichsbaren und 
finnlichen Dingen gegründet, fondern, wie Pauz 


lus redet, auf das, was wir hoffen, und auf 


die Gewzheit deſſen, was man nicht ſiehet. Hebr. 
11,23. Diceſes iſt das groſſe Evangelium von 
Dingen, die kein Aug geſehen, kein Ohr gehoͤ⸗ 


ret, und die in keines Menſchen Herz noch kom⸗ 


men ſind. Hier werden wir nicht allein Der Lit 


. fterblichFeit unferes Seelen-Geiftes, fondernauch 


fogar der Auferftehung unfereseibes nerfichert. 


Ieh weißinicht, wie weit Der. Herr von Voltai⸗ 


re dem Evangelio Glauben giebt. Sich wuͤrde ihn 


aber aͤuſſerſt beklagen, wenn feine feharffinmige 


Philoſophie ihn daran hindern ſolte, fo troſt⸗ 


volle Wahrheiten in der Kraft eines hoͤheren und 
göttlichen Fichte anzunchmen, Unterſuche ich die 
bloſe mechaniſche Einrichtung meines Körpers, 
fo findechbakınnennichts, als was dem Bader 
Are et, | ben 


426 XV. Gedancken von der Seele. | 


ben untermorffen ıft, und fich zur Verweſung 
neiget. Hier find ic) Peinen Unterfeheid zwiſchen 
einem Menfchen und einem Thier. Hier gebe ich es 
su, beydefind Mafehinen., Nachdem das Ru 
derwerck in dieſen Maſchinen ſich verrücket, fü 
hemmet ſich ihre Wirckfamkeit: Die Sinnen ver⸗ 
- Tieren ihre Feinigkeit, Das Geſicht iſt wicht mehr 
fo fcharf, der Geſchmack verlieret ſich, die Flaͤch⸗ 
fen find nicht mehrgefpannt, und die Bewegun⸗ 
gen gehen langfam von flattenz Kurz Der ganze 
Körper fällt zufammen, md nahgt fich zu feinen 
Untergang. 


Die Wirckſamkeiten der Seelen find dergeſtalt 
mit der Materie verroickelt, daß ſie ſcheinen mit 
derfelben fich aufulöfen. Die Einbildung® 
Kraft, dasUrtheil,das Gedaͤchtniß, die Scharf 
ſinnigkeit; allesverlieret fich , nachdem die Leben 
Geiſſer verfehwinden, und das Blut langſamer 
durch Die Adern fich durchfpielet. Der Zoo hebt 
endlich allesauf. Man kann alſo weder dem Leib 
noch der thieriſchen Seele, welche ihn belebet, Die 
Eigenſchaft zu ſchreiben, daß fie ihrer Natur 
nach unſterblich ſey. 


Ich nehme alſo keinen Antheil an dem neuern 
Gaaͤncke unſrer Weltweiſen Ob die Seele 
geiſtlich oder materialiſch ſey. Alius enim di- 
eiteffe ſpiritum, alius concentum quemdam, 
alius vim divinam & Dei partem, alius te- 
nuiffimum aerem , aliusincorporälem poten- 
tiamı, non deerit qui fanguinem ’dicar, 'qui 

j colo- 








XNM. Geomukinnch der. Seele 427 
colorem ſagt Seneca infeinen Quæſt. narural, 


‚VIE c. 24. Die Seele Fann eine fehr 


fubtile Materie fenn: fie kann ein feines Gefühl 
haben, Diefes feine. Gefühl kann fie verfiäntig 
‚ machen, dieſe Eigenſchafften koͤnnen fo weit gehen 
als die Grenzen eines@&efchöpfeserlauben. Die 
Saeelr kann uud) bloß geiſtlich ſeyn. Weil ich aber 
ungleich weniger verſtehe, was wir einen Geiſtals 
was wir Materie und Körper. nennen, ſo bleib 
ich daruͤber an. den: bloſen Worten ſtehen, da 
man nach dem gemeinen Gebrauch, unter dem 
Wort Geiſt ſo viel verſtehet als die Zühigkeit zu 
denckhen, und unter dem Wort Körper dasjeni⸗ 
ge, was einen gewiſſen Kaum eirmirnmt umd ei⸗ 
ne Geſtalt formiret. > Mich duͤncket, wir hehieb⸗ 
ten am ſicherſten dieſe einmahl ſo eingefuͤhrte Re⸗ 
densarten, die, wann ſie die Sachen nicht Deuts 
hc machen, zum wenigſten Doch dasjenige aus⸗ 
drücken, toas wir ſagen wollen. Wir w | 
daß Der Geiſt die Kraft habe in dem Körper zu 
röirebenig undbaß himmichemminden Gap, wan 
er. mit dem Körper vereiniget iſt, vonder Peſchaß⸗ 
fenheit deſſelben leiden muß; fo wie Gleichnis 
toeiſe das 8Vaſſer fich truͤhet, wann viel Schlam 
uni erdigte Materie mit darunter fliefle. ° . > 
en En a ur . ng Br j J 
Dieſe beyde Subſtanzen, nemlich.bie mate⸗ 
rialiſche und die geiſtliche leiden beh den Men⸗ 
ſchen noch eine dritte. Einige nennen ſalche Die 
Seele, und verſtehen darunter denjenigen Geiſt, 
Dem man die Unſterblichkeit zuſchreibet. Athas 
nagoras nennet ſolche: Nas einen vefkännioen 
20T. 3 F Zee 94 ! 


428 XVII. Gedanckenvon der Seel 


Saft, Plato etwas goͤttliches: Divinum quid, 
und Virgil particulam auræ divinæ. tha⸗ 
goras machte einen Unterſcheid inter ſenſum 
mentem & animum: Diß erſte und legte bes 
nein er als das finnliehe eben r Ah ih Hi ben 
ieren geniein "haben; Mens. aber ey 
ihm fo viel ala. das serländige Weſen, weiches 
von dem thierifchen Leben unterſchieden iſt, und 
welchem er die LinfterblichPeit sufchreibet. Weil 
er Dafletbige allein für nie It bis zu — 
heit ſich Hi erheben. * : 
—— für ein Bande der Unfterblihe 
Zeit fähig iſt: Es bleibet, ten alles andre bep 
dem im bie, Verweſung gehet: 
quoque felices animæ & .xerernz. Goran 
eum Deo vifum erit iſta nolixi, labentibus 
. eundtis, & ipfa parva ruimæ accellıo. im an- 
tigua elementa ee: ſagt ausen de 
Confolst. ad Marc. . 


gIch Kann u im. PR: mich mohdieinbib 
Ben; Dafeseine ſo gefährliche Meyn ung ſey/ nenn 

man dafuͤr hält, daß der Urſprung den Thiere don 
dem aügemeinen Geaift:herrübte, Der Diefe ganıe 
. Melt beleht. Dieſer Geiſt, nach der Sprache 
des oe, ' "rien hey der Erfehaffung von dem 
Geiſt Gottes aus, a a —5 — 


fläche des Wa N) d 
Daran —— daB ala io des Mofprung 





ee | nn Oo rstang . 
+ (#) Cie. de nat. Deor. L. I. c. 10, 
. l 





XVMNI. Gedanckenvon der. Berke, 429 


alter Dinge ; GOtt aber derſelbe Geiſt, der dar⸗ 
aus einem jeden die Geſtalt gegeben. Die gan⸗ 
ze Welt wird Durch dieſen Geiſt regieret, und in 
ihrer fortwährenden Ordnung erhalten. Wir 
beobachten. Diefe wunderbare Ordnung in der 
"ganzen Raturüberhanpt, und in einemjeben Ges 
ſchoͤpfe ins befondere._ Alles hat ſeinen gewiſſen 
Hang, feine gewiſſe Bewegungs⸗Tiebe, ſeine 
Eigenfchaften, feine Urſachen, ſeine Wirckun⸗ 
gen. Alles iſt uͤbereinſtimmig und zufammen haͤn⸗ 
gend. Eines betiehet ſich immer auf dasandre; eis 
nes wircket auf Das andre, und verurfacht ein 
drittes, und Diefes ein viertes, fo daß alles in der 
Reyhe diefer Folgen eingefchloffen ift. Alle Bege⸗ 
‚benbeiten in diefer Welt entftehen aus dieſer Zus 
ſammen Verbindung der Weſen und Der Urfas 
chen. Der Menſch ſelbſt, ober aleich ein vernünfs 
tiges. und gewiſſer maffen in feinem Umfang fich 
ſelbſt leitendes Weſen ausmacht, iſt eben ſowohl 
auch in dieſe allgemeine Ordnungs⸗Kette mit ein ⸗ 
geflochten; doch fo, Daßer, nachdem fein Geiſt 
ettune aöttliches hat, ſich gewiſſe Regeln machen 
Tann, feine Handlungenaufeineverfländigeund 
ſittliche Art, nach der Weißheit, deren. en faͤhig 
iſt, einzurichten; mithin, vermöge dieſer Faͤhig⸗ 
keit ſowohl die moraliſche als die phy ſicaliſche Ubel, 
in ſofern dieſe von ſeiner Aufführung herruͤhren, 
vermeiden fan. Gegen dieſenige Uebel, welche 
von andernUrſachen die auſſer ſeinem Umfang find, 
‚und theils-von boͤſen Menſchen und Thieren, 
theils von den Wirckungen der Elemente auf 
ihn einflieſſen, md ihn leiden machen, dawede 
— | aun 


430 XVII. Gedancken vonder Seck: 


kan ihn nichts als die goͤttliche Vorſehung fehüsen, 
Auſſer dieſer goͤttlichen Vorſehung glaub ich mit 
Leibnitz, Daß die ganze Welt mit allen ihrenifie 
belebenden Geiſtern und Koͤrpern eine bloſe Ma⸗ 
ſchine ſey, welche auch, da ſie GOtt einmahl in 
Bewegung gebracht, ſich nach ihren einmal un⸗ 
beſtimmten wandelbaren Regeln fortſetzet, ohne 
daß GOtt, als ihr kuͤnſtlicher Werckmeiſter von⸗ 
noͤthen habe, dabey nothwendig wit zu erſchei⸗ 
nen, ſo wenig ale ein Uhrmacher vonnoͤthen hat, 
eine Uhr, wann fie einmahl aufgezogen und im 
Gang ift, Das Raͤderwerck felbft zu freiben. 
Genug, daß es im Gang iſt, wann er ſolches will 
geben machen. Weil aher unſte Seelen, ſofern 
ſie von den Seelen der Thiere unterſchieden ſind, 
nichts mechaniſches und nichts von der groben 
Materie haben, ſondern rein und lauter mit dem 
hoͤchſten Weſen ſelbſt im Zuſammenhang ſtehen, 
fo geſchieht es auch, Daß, je mehr ſie ſich u GOtt 
als ihrem Urſprung durch Weißheit und Tugend 
erheben, deſto mehr einer goͤttlichen Natur theil⸗ 
haftig werde, nach dem Bilde deſſen der ſie ge⸗ 
ſchaffen hat. Je mehrfie aber indem thieriſchen 
und materialifchen Weſen haften bleiben, deſto 
weniger Tpüren fie auch Die Einflüffe der Weiß 
heit und der Tugend, welche fie des Guten und 
einer felgen Unſterblichkeit fähig machen. Durd 
jene erlangen wir die Eigenſchaften eines goͤttlichen 
Geiſtes, Durch dieſe aber bleiben wir ein bloſes 
Thier; belebte Maſchinen und Automaten. 


Sehet hier nach meinen ſchwachen Begrifie 











XVIII. Gebandenvonder Seele, 431 


Den Unterfcheid einer göttlichen und thierifchen 
Seele. Sch habe mehr gefagt, ala ich habe fas 
gen wollen. Ich weiß nicht, ob ich. mich Deutlich 
genug erklaͤret habe. Meine Gedancken lauffenein 
wenig untereinander. Ich fehreibe hier Fein Sys 
ſtema, fondern einen Brief, da es erlaubt iſt die 
Gedancken vorzutragen, wie ſie einem natuͤrlicher 
Weiſe einſchieſſen. Sie werden nach ihrem ſcharf 
denckenden Geiſt ſolche ſchon auseinander zu wi⸗ 
ckeln und in Ordnung zu bringen wiſſen. Sie 
haben villeicht grofle und kuͤnſtlich erfonnene me⸗ 
taphyſiſche Lehrgebaͤude vor ſich, wo ſich der gan⸗ 
ze menſchliche Witz in muͤhſam ausgedachten 
Worten und ſcholaſtiſchen Lehtſaͤtzen auszulaſſen 
pflegt, und ſehen doch villeicht in dieſen Dingen 
noch weniger Har. | a 
Ich werde mich allenfalls gerne beffer unterrich 
ten laſſen, und meine Saͤtze widerrufen, ſo bald 
man mir zeigen wird, wo ich geirret habe. 
Dieſes iſt nur ein kleines Opfer der Eigenliebe fuͤr 
Fr Menfchen, ver die Wahrheit aufrichtig 
uchet. 


Ihch habe Die Ehre ſtets zu ſeyn, | 
u Mein Herr. 


Des 


432 XIX. Zen. Superimend. Ehrhardt⸗ J 
Ba 
giſhen Herrn Sır 





Des Memmingi 
perintendenten Ehrhardts Anmerckuu⸗ 
gen uͤber don vorhergehenden Brief. 


Cæ hat ini feinen Tufculanis pie Frage 
de narura anime eben ſo ſchwer zu beant; 
worten befchrieben, als diede natura Deorum, 
Er geſteht gleich im erften Buch, daß ihm Fein 
“Dhilofoph darınn genug thues ob er ſchon ven 
ihren Schriften mehr als wir halte; er 
auc) "Pythagoras und Plato zweiffelten, ob die 
Seele ein Geiſt fey, die mandoch für Die Groß 
vater Diefer Meynung ausgiebt. Was Wun— 
der, Daß ung auch Voltairedarüber fein Genuͤge 
fur? Ich finde viele feiner Säge mit gutem 
echt wiederſprochen; aber in zweyen Puncten 
lich er fich vielleicht roohlentfchufdigen. Erſtlich: 
Nichts anzunehmen, als wovon man eine klave 
und evidente Idec hat, folcheg ift in der Philos 
fophie ganz vernünftig und nöthig. Was iſts: 
man wird zu Peinem völligen Syftemare Philofo- 
phiæ oder Metaphyfices fommen: aber was 
ſchadts? es ift ohnedem nicht moͤglich. Paulus 
ſagt: Unſer Wiſſen iſt Stuͤckwerck. DieSylte- 
matomanie hat unzehlig viel Unheil angerichtet: 
in der Theologie alle Ketzerey und Das ewige 
Zancken; in der Medicin den Todt fo- vieler | 
fnufend Patienten sc. Laßt uns dann genug ſeyn 
2 Pa nn einige 





nicht vorwer 


XIX. Gedancken von der Seele. 433. 
einige. untrügliche Säke auf, gersiffe Ideen von: 


der Natur deſſen, was in uns denckt, zu bringen, 
Wann wir ſolche zuſammen verbinden wollen, ſo 


maſſen wir freyiich dunckle und undeutliche auch 


mit darzu nehmen; aber darinnen müffen wir nie⸗ 


mand uͤberzeügen wollen, weil wir ſelbſt nicht uͤber⸗ 


zeugetfind.. Dieriftder pyrrhoniſmus ganz loͤb⸗ 


lich und Ich moͤchte dem Voltaire auch 
en 


in der Neutonianiſchen Attraction, deren ich ſo 
gar keinen Geſchmack kann abgewinnen; aber wo 


gerathe ich hin. 


Ich wende mich zu dem zweyten Punct; und 


da frage ich: Gehört Dann unter die gewiſſe und 


evidente Ideen auch dieſe: Was im Menſchen 


denckt iſt ein Geiſt? Was im Thier wuͤrcket iſt ein 
Koͤrper? Item ich) frage, iſt dieſe Folge richtig: 
wer da ſagi, was im Menſchen Seel heiſt ſey ei⸗ 


nerley Subitanz mit der thieriſchen Seel, Der, 
macht den Menfchen zu einem Thier? Ich fage 
auf beyde Sragen häurement: Mein. Man 
muß aber da nicht den Ciceronem mit einem 


Maulwurf, fondern den gefcheideften Fuchs oder, 


Elephanten mit dem allerdummeſten Hottentoten 


oder Iroquois zufammen halten und alsdann ju⸗ 
dieiren, welcherley Verrichtungen und Auffuͤh⸗ 
rungen einen Geiſt noͤthig haben, und welche 


nicht. 


Daß GOtt auch ainer Motetje die Facultat ſu 
| x. den⸗ 


-ıU, Che. : 


nicht vor ‚ er jweifele an allem: Ach! er 
ft in etlichen Stücken nur gar zu deciſiv. 3. E. 


i 434 XIX. Des Sun. Superintend. Ehrhardo 


dencken geben koͤnne, iftein Satz des Locken, wel⸗ 
chen uderus nicht nur von aller Impietät 
losgezehlet, fondern auch, ni fallor, ſelbſt an 
genommen. Es laͤſt ſich ſolches wohl zum Schein 
Kor’ aydewrrov und ironicè widerlegen, auch 
er confequentiarum confequentias ‚wie man 
ecundum Thomaſium Ketzer macht, etwas das 
reider leiden Wer aber nicht nur Lockens 
vier Bücherde Intellectu humano, (welche wohl 
die befte Dior des vernünftigen Menfchen ift) 
gelefen, fondern auch feine Repliquen , beſon⸗ 
Ders Die auf Die zweyte Antwort des Stillin 
folte es gleich nur in derRecenfion des Bernhatds 
fepn, Die in Den Nouvelles de la Republique 
des Lettres 1699. Octobr. und Novembr. fehr 
wohl gerathen iſt; der fage ich, wird niemahlen 
daraus fo dreuſte ſchlieſſen: Phommen’eftdonc 
qu’unebere, | nn 


ierauventi, ein nicht garföfllicher neuer Ro⸗ 
man fagt in Der dritten Partie p. 109. Die dem 
Locken entgegen geſetzte Mennungfeneblafpheme 
ſur blafpheme;, impiere für impiete entaſſée. 
Er hat noch mehr, Das ich nicht mag herfegen, 
dann feine Authorität gilt nichts, aberfeine Rai- 
ſons find nicht abfurd, erhabe fie hergensmmen, 
wo er wolle. Ich gehe weiter und gerafhe vieleicht 
ſelbſtin eine metaphyſiſche Ketzerer. | 
Daß inUniverfd nım eine Subltang fey, das 
von alle Dinge modificariones und fonderlich die 
jroey: extenſio & cogitatio, ifl, wie mic 





XIX, Gebdancken von der Seele. 435 
duͤnckt der leibhaftige Spinoriſmus. Gsiſt alſo 
mehr, denn eine Subſtanz, umd wie viel denn? 
Ich ſage auch nicht mehr als zwey: aber man muß 
nicht gleich zufahrenund ſetzen: Cogitatio & ex- 
renſio; oder beſſer: cogitans & extenſum; ſon⸗ 
dern hoͤher hinauf ſteigen: Da ner (ih fübftan- 
tia immaterialis &materialis, (che iſt dar⸗ 
unter GOtt? Nicht materia, dann ſie iſt nicht 
immenſa, nicht indiviſibilis, nicht incorrupti- 
bilis, nicht immobilis, ſondern in ſtetem flüuxu: 
wie Cudwort in feinem groſſen Syſtemate intel- 
lectuali, und Mosheim im weitlaͤuftigen Com⸗ 
mentario operofe erwieſen. Die Subſtantis 
ämmaterialis aber hat dieſe Eigenſchaften alles 
zum wenigſten Bönnen wir ihr Feine mit aller uns 
ſrer Logic abſprechen, weil wir ihr Weſen nicht, 
genug kennen, ja, als Chriſten müffen wir ihe 
auch Die Kraft beplegen, Die Materie aus nichts 
zufchaffen. Subftantia immaterialisfannnitht 
aus nichts gefchaffen werben; fonft müfle GOtt 
einen andern GOtt fchaffen koͤnnen. Ynfere 
Seele iftnicht ewig, fondern geſchaffen. Ich laſ⸗ 
ſe ſie den Schluß ſelber machen. 


Daß des Menſchen Seele portio divinitatis 
per emanationem aus es Subftanz, 
ind Cabaliſtiſche Grillen, daß fie die Zahl 
314695. ſeye, ftaruist. Timæus Loccus , aber 
wer Fann fich eine Idee davon machen? Senten- 
tia, qu& animam-ejusderm fubftantie cum 
- divina, nimirum immaterialem ftaruit, tan- 
dem abir inAverroifmum, i,e, animampoft 
62% Q- 


43% XIX. Dee Fin. Superintend. Ehrhards 
hominis mortem non ultra ſubſiſtere nifi in 
Oceano divinitaris, ubi vel unde gutta olim 
prodiiſſet: cujus doctrinæ femina in Valen- 
tino Weigelio & Molino fic animadvertere 
mihi vifus ſium, fortaffe io aliiseriam Myfti- 
eisipfisnonfätisagnitaaurhoribüs. 
Diefer Tagen habeich den sten Volumen von 
den Briefen des Seren Leibnik gelefen, und nar 
viele trefliche Sachen darinn gefunden, ſonderli 
auch Meraphyſica: wie dann bekannt, duß der⸗ 
ſelbe mit Herrn Wolf darinn ein neu Syſtema der 
gerheien Welt varlegetz weil nun noch etwas 
aum auf. Diefem Blat, fo nehine mir Die Frey⸗ 
heit meinen groͤſten Scrupel daruͤber mit anzu⸗ 
fügen. Electio Optimi (cui tota Leibnizii 
Theodicæa innititur) videtur mihitollereli- 
bertatem hominis: hac ſublata, quomodo, 
quæſo, præmia & pœnæ locum habent? Der 
Hetr Collector dieſer “Briefe, Korthold, hat, 
wie mich duͤnckt, Der fame Leibnitiänge twenig 
gedient, daß er den Brief an Mr. Dangicourt 
kund gemacht: in demſelbigen bekennt eibrig; 
que la matiere n’eftqu’un phenomene ;. qufil 
n’y a que de Monadesdans la nature. Könns 
te auch ein Ey dem andern ger un, als die⸗ 
fer Satz, denen des Spinoze iſi? Omnis mor- 
talitas labitur, ſi immutabilis rerum a Deo 
nexus etiam ſapientiſſime conſtitutus ſit. $o- 
lum Deum elle immortalem dico, fed vix 
dixerim, animum igirur hominis eſſe mare- 
riam, quoniam per materiam vulgo intelligi- 
turid,quodliongum;, larum, & profundun “ 











je 2 A 


XIX. Bedanden von det Seele. 437 


eft, trinas autem has dimenfiones vix qui(- 
quam animæ tribuet, Sedfimaterieconce- 
[ peus latior fit, quam Quidem corporis, & 
verbis exprimi nequeat, res ſalva eſt. 
Die alten Philoſophi, die am meiſten die Im- 
materialitaͤt der Seele verfechten, hahen ihr doch 
alle ein Vehiculum zugeſchrieben, im Griechiſchen 
"Oxnua: Bey mir iſt dieſes Oxno Die Seele 
ſelbſt. Ihre Unſterblichkeit kann doch beſtehen: 
dann GOtt, der machen kann, daß eine Mate⸗ 
rie denckt, der kann auch machen, daß eine Ma⸗ 
terie vor fich ſelbſt immer beſtehet; ſo lang nemlich 
als er will Dasiftnichtunbegreiflicher , als daß 
eine ſubſtantia immaterialitas von GOttes 
Willen koͤnne annulliret werden; welches man 
doch von der Seele zugibt. Der influxus ani- 
mæ & corporis reciprocus iſt in unſern Empfin⸗ 
"dungen offenbar und der einige Grund Davon liegt 
- ‚indem, daß ſie beyde einerley Subftanz haben. 
Wer mag im übrigen der Stramhourg feyn, 
welchen Voltaire p. 299. unter Die Eſprits forts 
gezehlet hat? Reimann, ver —— Atheiſten⸗ 
macher hat ihn nicht in ſeinem Catalogo. Iſtes 
der Joh. Stamburger] U. D. Ehurfächfifcher - 
Rath und Syndicus ver Univerſitaͤt Leipzig? 
Dieſer aber hat ſchon 1550. gelebet, undwarum 
konmmmt er jetzo erſt zum Vorſchein? Noch eins, 
was gedencken fie über die sötelettre perlane? 
kann man wohl dem Hrn. von Montesquieu aus 
‚der blofen Vernunft widerlegen? Wären durch 
eine Mennung nicht alle Controverfien über Die 
Decreta abſoluta Deigeendiget? I 
ces WVon 


* 


438 WC) Er 
. Io 

WVon den Zwerfänpfen. 

ab ein Dyier Zweykampf iſt eine feindfel⸗ 
zen ®) ge Dandlmg zweyer Perſo⸗ 

nen, welche Die voneinanber 
empfangene "Beleidigung mit Blut und Leben 
Durch ein befonderes Gefecht uneinander zu rächen 
ſuchen. Wir wollen unfere Betrachtungen von 

ieſer Materiein drey Theile eintheilen. Wel⸗ 
len wir unterſuchen, wie die Zweykaͤmpfe find 
aufgefommen,und wie die Gewohnheit davon Big 
auf unfere Zeiten iftfortgeführet worden. 11i. Wol⸗ 
len mie davon die Ungerechtigkeit und Thorheit 
entdecken. Und Ill. unmasgebliche Borfchläge 
Kun, ‚wie dieſes übel koͤnnte abgefchaffet werden. 


I Von dem Urfprung und fortwährendena 
Ä Gebrauch der zweykaͤmpfe. 

Biedie ¶ Man koͤnnte den Urſprung der Zwey⸗ 
oh zaͤmpfe big aufdie äieie Zeiten bil 
aufgekom⸗ ten. Mank nte den ſoh abe⸗ 
men. nen Sieg des Davids über Goliath, 
und Die Gefechte des Herculis, Thefei, Menelai, 
Nemtli, der Horatier und Curiatier, Darunter 
rechnen; allein, Diefe Kämpfe waren auſſeror⸗ 
bentlich, und haften nichts von der Eigenſchafft 
derjenigen Zweykaͤmpfe, Davon hier geredet wird. 
Man feßet demnach den Urfprung der förmlichen. 
Zweykaͤmpfe ficherer in Diejenige wilde Br 






1% 
L 2 








XX. von den Zweykaͤnpfen. 49 
da nach dem Berfallder Griechen und der Römer, 


Die gute Sitten mit den Kuͤnſten und Wiſſenſchaf⸗ 
ten von dem Erdboden ſchienen verbannet zu ſeyn. 


Eine Zeit, da die Finſterniß des Aberglaubens 


Die ganse Chriftenheit erfülfte, und Die Religion 
ehr nach) den Legenven der Heiligen, ala nad) 


m 
den Grundſaͤtzen hres Stifters, bekannt rear. 


⸗ 


Eine Zeit, da ein Schwarm barbariſcher Voͤl⸗ 
cker aus Norden und Oſten ganz Italien übers 
ſchwemmet, und die Gothen, Hunnen, Longo⸗ 
bardenund Francken, ſich Durch ihre. Heeres⸗ 


‚ge mit allen Voͤlckerſchaften in. Europa vernmen⸗ 


ger hatten. Einegeit, da man in Ermangelung 
eines ordentlichen Richterſtuhls über die geringſte 


Zwiftigkeiten ſich einander Die Haͤlſe brach, und 


rigkeiten gu entſcheiden pflegte: (**) Folglich 
J Ei w 





da sin guter Rauſ⸗Degen der beſte Advoeat war / 
den verroirrteften Procel mit einmahl auszuma⸗ 
chen. (*) = ie 
Die Zweykaͤmpfe wurden folcher Wie ſolche 
geftatt als ein Mittel betrachtet, wo⸗ ber Mber- 
Durch der ‚Himmel Die Gerechtigkeit Diner on— 
- einer Sache in vorfallenden Streis 


ur⸗ 


(0) Sentenuam non calamo ſed gladio , non atramen- 
to fed fanguine, nion litteris ſod vulneribus fubferi- 

bete: caularam meritanen in faro, fed in theatre, 

- zon —— — non Juftiniano ſed Marte 
praiid ; item denique nen jaftiori ie 
robuftioriadjudicarefoliti. Carafade Monemnch. ' 


J () Lege Fretonis, Daniæ Regis: qna omnis lis X 


controvatfia ferro decerneretur; quod ſpecioſius ex- 
iftimaret eſſe viribus quam verbis confligere, Sax⸗ 
Gr. mm. Hiſt. Sax. L. V. 


\ 


440 XX. Von den Zweylampfen. 
Yourden fie nicht allein ale etwas gutes —5— 
mer auch Durch eine vorhergehende Du 
Andacht geheiliget. Man bereitete fich darzumit 
allerhand Seifen Übungen: Man opferte zum 
voraus wegen Des Mordes, Den man zu verüben 
vorhatte: Man lag ganze Nächte aufden Knien 
zu Den Fuͤſſen des Altars: Man weyhete ſich 
allda gewiſſen Heiligen, welche auch bey ihrem 
Leben kapfere Ritterssfeute waren. Inſonderheit 
empfieng der gute Ritter St. Georg bey dieſer 
Gelegenheit die meiſte Verehrung. Man gieng 
endlich zur Beitht und empfieng das H. Sacra⸗ 
ment, in dem zuverſichtlichen Vertrauen, die 
Heiligen wuͤrden in Ermangelung Des Heylan⸗ 
” den, deſſen Lehren den Zweykaͤmpfern zuwider 
— ins Mittel treten, und zu dem vorhaben⸗ 


N 


den Kampf ihren Seegen verleihen. N - 








9, Man leſe hierüber det Baia Differtation hifle- 
rique fur les Duels & fur les Ordres de Chevalierie 
C.1IV.$.9. It. C. XIV. §. 8, Ic Joh, Joach. Maderi 

s.. aliorumque Diff, de Duelle und nach diefem Klugkift 

. PDiſp, de verisDucllorum imuibu:: Woſelbſt unter 
andern die Formul auß.der Kampf» Gerichts: Drd» 
nung zu Nuͤrnberg $. 4. zu fielen: Renlich: Dar⸗ 

anf ſol ibm der andere Fürfpradh reden; we 

daß Hans bie ſtunde in der Reiche Noth, umd 
bringet fuͤr, wie Contz gerathen an Das hei⸗ 
lige Reich; jehe er ihm das, Das feyeibmitieb; 
laͤugne er ibm aber das, fo wolle er ihm. das 
beweifen mit feinem Rolben auf ſein Baupt, 
nach Bampfsı Recht. Dubium, rabiesne in re- 

ligionem, ay teligie in rabiemfuerit 


| 
| 


AR. von den Zwepkämpfe. 441 


Die Geſchicht des „Heil. Auftragifili iſt hier 


beſonders merckwuͤrdig: Diefer andaͤchtige Mann 


muſte ſich mie Dei Biſchof zu Tours fehlagen ; 
Denn Die geiftliche Ordens » Ritter ſchlugen fich 
Damahls fo gut wie die weltliche. C). Er hatte 

(ib darzu befteng bereitet, und feine Andacht 
ben ‚dem heiligen Marcel zu Moufliers, wie 
auch in andern Kirchen abgelegt. Er. hatte feis 


ne Allmofen gegeben, und GOTT dabey um 


Rath und Hülfe angeflehet. Was geſchah? 


As ſein Feind auf ihn los rannte, ſtuͤrtzte derſel⸗ 


he mit dem Pferd und brach Den Hals. Dar⸗ 


. fiber war der König ſo ſehr erfreuet, daß er uͤber⸗ 
laut ausrief: Sehet bier ihr Freunde, daß 
der ZErr mit Auftrasifilo IR, dene effkreis 


ter fürihn, daß ihm Kein Seind nicht ſcha⸗ 


den kaun. (*) Nichts kann den Verſtand mehr 
aus ſeinem Zirckel bringen, als wann man auch 
die Religlon mit dergleichen —— * 
vermenget; Auf dieſe Weiſe hatte der 
Aberglaube die groͤſte Thorheiten geheiliget, und 
die ſchaͤndlichſte Thaten gerechtfertigt. 


Hierauf kam bie Zeit der Romas „Mon ben. 


nen und der Thurniere: Zwey Sa⸗ Thurnier 
chen weiche Das Gehirir Der Damals nn 
ligen Ritter in gewaltige Anfechtuns  . 

‚gen fetten.) Es mar eine feltfame Galante⸗ 


un 








* ———— m eu 

(*) Trait& contre les Duels par Savaron, 

() Vita S. Auftragifili apud Bolland, vid, Bafnage 
hiſt. des Duelsp. 30. ' | 

(sr) Leſe hierüber Stvunend Difl, deLudisequeftribus. 





x 


* 


» 


. md Gold, wegen der Margr 


43 IX Vönden Zweyraͤnpfen. 


rie fuͤr Die Helden felbiger. Zeiten, wenn ſie ſich 
mit ihren Mit Buhlern in Zweykampf herun 
tummelten, und einer Schönen zu Chren gega 
einander ihre Larıken brachen. Hier galten Dix 
kleinſte Urfachen, Die Zaͤrtlichkeit der Liebe und 
‚der Ehre big zur äuflerften Tobfucht aufinbrin 
gen. Man kann fid) Baum einbilden,, wie Die 
art ſte und sormehfie zeute m in folche Th 
aben verfallen koͤnnen. Der Marſchall von 
Fa einer der anſehnlichſten Herren an 
Semi Def, — fi) in die Frau von 
F F —* Der Koͤnig konnte daruͤber 
ſeine Eiferfucht nicht bergen: Er gab folche den 
Herzogen von Guife zu erfennen. Diefer, ab 
Ef ender Ritter, ( Chevalier errant, ) wie er 
ſich felber nannte, erbot fich alſobald Den König 
‚am ompierte zu rächen. und drey Sankın 
mit ihm ga brechen. Die Schranden wurden 
- Darauf im Louvre eroͤfnet. Der Marſchall er⸗ 
ſchien mit feinen Secimdanten auf Das prächtige 
ſte ausgeputzt: Ihre Harniſche — 
ber, und eh Feder⸗Buͤſche waren roth und 
weiß. Der Dersog von Guiſe führt fchwark 
fm om Ver⸗ 
. neuil, feiner Geliebten. Der ganke Hof, ver 
Km und die Königin ausgenommen, lag it 
enftern , um ‚den Zweykampf mit any 
en Der Herzog brach die erite Lange auf 
den Helm feines Gegners; mit ber andern aber 
ſtieß er ihn in ben Unterleib; dergeſtalt, daß he 


auf dem Huͤft⸗Knochen in Stücken gieng, und‘ 


. einen r Splitter, Arms hang in Der Wunde ließ. 
| Damit 











% 


XX. Von ben Zweykaͤmpfen. 443 


. Damit hatte die Kurtweil ein Ente. Man 


— — 


hielt dem Baſſompierre für tobt, und trug ihn 
zu dem Herrn von Vendoſme. Ein Edelmann 


. wagte es, und zog ihm den Splitter aus dem 


Leib : Das Eingeweide aber gieng mit heraus. 
Dem ungeacht wurde er curritt. Diefes Spe⸗ 


ctackel gab Dem Hof einen Abſcheu. De Koͤ⸗ 
nig ſelbſt wurde Dadurch dergeſialt geruͤhrt, Daß 
er dtehen Zweykaͤmpfe nicht mehr geſtatten 
wolte. 


Wach den Tinnieren und Auftü ,. Weiden 


gen in allerhand Ritter + Spielen, Die Sing- 
wurden die Singsund Trauer, Spies unbSrauen- 


le bey den Höfen eingeführet; und Spiele bole⸗ 


dadurch der verkehrte Geſchmack ber 


Abentheuer bis auf unfere Zeiten unterhalten. 


Die betruͤgliche Schönheiten, die man Darinn 
: bervundert, find eben Diejenigen, welche Die na⸗ 


tuͤrlichſte Neigungen und' Begriffe in. dem unna⸗ 
türlichen und feltiomen verwirren; mithin unfes 
re Einbildung gewoͤhnen etwas für ſchoͤn und 
auf. hen das weder natürlich noch vers 
nünftig | | | Ä 


Wie ſchoͤne lautet nicht Die Antwort, welche 


der tapfere Roderich feinem ehrlichen alten 3a 
da M | er. 








.(®%) Memoires du.Marechal de Baflempierre. T. J. 
p- 106. Diefe eebend ekhicht bei Hrn.von Bafe 
fompierre giebt uns eine aͤrgerliche Abbildung von 
den Ausſchweitſungen ber damehligen zeiten. 


444 XX. Von bei Zweykämpfen. 


ter aab, Der Di et tte | 
m Oben Det en hatte ihn zu fun 


Tout autre que mon pere Häprouverd 
fur ’heure, (*) 


- War dieſes nicht ein groſſes Stück für dem gu 


[2 


ten Don Balls daß gr des Roderichs Mater 
war, fonft hätte er ſich nothwendig mit ihmrauf 
fen muffen, * er fo vermeſſen fragen dorftg, 
ob er aud) Hertz hätte. underbare Art u 


Denen und jureben, weiche zur Zeit Der irrenden 
Ritter üb lich war. 


Eingebil. Wir leben war heut zu <a 


Beuth Srob: foichen Umflänben , da ınan derð 
ragen. * und einem Seren, Sf 


chf 5 te, te ff de 
\ Elan im. ® mi RL 2 Sr 
Diefe Rache fen fo großn thig.al8 gerecht. Der 
jenige aber, Der einen Schimpf auf fich fiken 


Sieh, Pi ein zaghafter und ehrlofer Menfch, 


welcher keinesweges verdiente, daß man ihm ei 


\ nige Hochachtung und Sreundfchafft erzeigte, 


Wie man Damit ſie auch das Anſehen der 


Be Diefer Bllickeit in der Rache felbft bee 


X — —⸗ — ñ —— 


) LeCid, A&, I. pat. Me. de Coracile. 











CM, Von den Zweybampfen. 445 


halten möchte, ſo gibt ſie dem Zwey⸗ ungerechten 
kampf gewiſſe Regeln, darnach ſich Handlung 
Die Zweykaͤmpfer richten muͤſſen. Alſo — | 
yarf.man z. E. feinen Feind nicht an⸗ fact zu ber 
vers als auf Die ehrlichfte Weiſe er⸗ obachten. 
norden Manmußihmbehdemäwe 
ampfeben die Vortheile einraͤumen, die mar fels 
er hat, ſo wohl in Anſehung der Gleichheit der 
Baffen, als anderer Umſtaͤnde. () Man darf, 
hne feiner Ehre vorluſtig zu werden, dem Feind 
inen Stoß anbringen, bevor er im Stand iſt, 
in Gewehr zu gebrauchen. Man ift auch ſo 
# verbunden, im at er zu Boden flürken, 
er ſich entwafnet fehen folte, mit ihm großmüs 
ig zu verfahren; und Damit dieſes alles ordente 
y und Ehren⸗Geſetz ⸗ mäßig alfo bepderfeits beos 
chtet werde, pfleget ein jeder Theil Dazu feine 
eyſtaͤnde oder Secundanten, als Zeligen, mit 
"den Kampf⸗Platz zunehmen, welche allens 
8 fich ins Mittel fchlagen und verhindern 
fien, Daß Feiner der Streitenden, Durch die 
je des Gefechts, fich möchte verleiten: Kan 
— einem 





mu 


) Die Sonne fol man ihnen gleich theilen als fie 
end zufammen geben: Ir. Leder und leine Ding 
mögen ſie wohl anthun, fo viel ald fie wollen; 
Haupt und Fuͤſe folen ihnen fornen bloß ſeyn, und 
as Den Händen {ofen fie nicht mehr haben ald Düne 
ne Handſchuh. Sadhfen: Spirgell.ı. art.63. 
P.LXXI, Sy Diefem alten Rechts: Bud) der Teut⸗ 
chen, findet man eine umſtaͤndliche Nachricht, mie 

8 nach altm Saͤchſiſchen⸗Rocht, mit Den ame 








L 


ampfer ift gehalten worden. 


446. XX. Von den Zweykaͤmpfen. 
ſeinem Feind auf eine ungebuͤhrliche RBeik zu des 
gegnen. Ja ehe man noch dag t begin 
ıtet, pflegen diejenige, die ſich als gufe Freunde 
ſchlagen, einander die Hand zu geben, auf 
roh rtlich zu umfangen, und fi Du na Roraus 

erjeihung zu bitten, Daß fie Willens-find 
rn einander die Haͤlſe zu brechen. Auf dieſe 
Art fuchet man doc) wenigfiene Die Serechtige 
keit, ohne welche die Chfe nicht.beftehen kann, 
bey eineran und für ſch ſelbſt ungerechten Dan 
lung zu beobachten. 


Fernerwei · ¶ Ferner ſo pfleget man auch, in Ans 
ige — Degen fehungbes empfar enen Beleidigung, 
Sen die Sache darnach abzumeſſen; des 
Ä geftat, daß man ineinem Zroegfaht 
mehr oder weniger Gänge thuk, oder nur 
oder jene Waffen darzu erkieſet. Ein 
oder Peitſchen⸗ Schlag, oder eine ul 
rächet zwat Sfterg den erfien Schimpf; allein 
der Streit wird dadurch um deſto gefählicher; 
“ Denn eine geringe Beleidigung, welche oͤfters gar 
leicht in der Güte, und durch einige Erlaͤute⸗ 
rungs⸗ Torte koͤnnte beygeleget werden , muß 
nach obigen Thärlichkeiten, nothwendig mit reb 
und Leben gerochen werden. 


Ita capitalis ut ultima divideret Mors, () 


Man ſchlaͤgt fich zu Pferd, auf ein paar Piſto 
len, und in Fuß mit dem Degen. U 
n- 


a 





— — 


(9 Keras, S, 7. L.t. f 


⸗ 
en 











xx Von den Zmerbäinpfe. 47 


Vngubus & pugnis, ‚dein fafibus, at· u 


que itz porro 

Pugnatum eft armis, qua labricaverat 
uſus. () | 

Die, ſo die Raſerey noch weiter en be 


ten einen Mantel auf den Kampf⸗P —58— 

machen eine viereckigte Grube, um ſich deſto 
gewiſſer einander zu wuͤrgen, und: als verzwei⸗ 
felte Helden dabey auchi gr Begraͤbnuͤs zu finden. 


Viraque. cum gemiru fugit indignan { {ub 
mbras. | 


Sind aber die Haͤndel von Feiner 5 — keit, 

ſo wird die mit einigen geſchickten Fech⸗ 

ter⸗Streichen han; en —* die 

Manſchetten, oder die Hand Ki] 
th leyden; wiewohl es Fa ve 

et: vaılnera non dantur ad menſuram; denn 

es mag leicht einer feine Terte oder Quart zu 


fNarck einfehieben, fo liegt Dee andere geilrektauf 


Dem Boden. Seht erhunl ich ifl, Daß, wenn 
der Kanıpf zu Ende iſt, Die beyde "Kämpfer fi 
einander die Hande des Friedens reichen und als 
gute Freunde wieber umnbaflens worauf Diefes 
nel reundſchaffts⸗Buͤndniß mit einem guten 
Rauſch verfiedeit wird; wenn anders Dabep der 
solle Wein Gein nicht wieder neue Händel aus⸗ 


— — —— 
(*) Horar, 80,5 
er) Vorgil. Zac, L. XII. 








448 XX. Don den Zweykinpfin. 


goͤhret. Manche, die ben ihrer H igkeit 
noch ein wenig Furcht für der Hoͤlle —* 
wenn ſie ſich ſchlagen wollen, Die machen es zu 

vor den alten Rittern nach, und gehen zur Beich 
und zum Abendmahl; wann dieſes geſchehen, 
und ihre Seele alſo in Sicherheit iſt, fo lache 
fie dem Teufel aus, .umd fehlagen ſich ihm zum: 
‚Hohn, Trotz aller Vernunft und aller Geſetze 


If. Von der Ungerechtigkeit und Thorheit 


| det äweykämpfe 
Diezwer Nachdem wir den Urfprung, den 
kaͤmpfe lau Fortgang und die vornehmſte Grund 
fenmöderal, Regein der Zweykaͤmpfe 

le menſchli· Ny 

de Piper. haben; fo wollen wir auch unterſu⸗ 
0 hen, ob. ſokche mit den Pichten 
der Menſchen uͤberein kommen. Dieſe haben 
eine vierfache Verhaͤltnis. 1) In Anſehung Eat 
tes. 2) In Anſehung der gefunden Vernunſft. 
3) In Anſehung der Ehre, und 4) in Anſehung 
der buͤrgerlichen Geſetze. Dieſe vierertey Pflich⸗ 
ten der Religion, der Vernunft, der Ehre und 
ber Geſetze, werden alte zuſammen, und eine je⸗ 
de ins beſondere, durch Den Gebrauch Der Zwey⸗ 
kaͤmpſe uͤbertreten. | 
Sie ſtreitnn Die Religion. verabſcheuet alle 
wider die was von Feindſchafft und Rache her⸗ 
Religion. ruͤhret. Die NPflichten Der Liebe, der 
Eanftmuth, der Demuth, der Gedult und des 
Verträglichkeit find ihre, vornehmſte sn 


/ 








XX. Von den dweytaͤmpfen. 449 
Sefege. Wer nicht firlen Naͤchſten licbet und 
ihin vergiebt, denn er von I iſt beleidiget wor⸗ 
ven; der iſt Fein Chriſt, der Tan nicht. beten: 
Vergib uns unſre Schuß, wie wie verges 
ben unſern Schuldigern.: Niemand‘; dem 
Die Lehren des Evangelii bekmint find, kann dieſe 
Wahrheit in Zweiffel ziehe. Mer demnach 
beweiſen wolte, daß der Zweykampf eine den 
Ehriften erlaubte Sache fen , der müfte Darthun, - 
daß Unverföhnlichkeit , Rache, Seindfehaft 
Schlaͤgerey und Mord ale Wirckungen der Fies 
be des Nächten koͤnnten betrachtet werden; wo 
nicht fo gelten die Ausſpruͤche der Schrift: Raͤ⸗ 
‚chet euch nicht felbft , die Rache ift mein, 
fpricht der SERR; ich will vergelten, %) 
Darum vergelter nicht Boͤſes mir Boͤſem, 
oder Scheltwort mit Scheltworten.(*) Al 
le Bitterkeit und Grimm und Zorn und 
Geſchrey und Laͤſterung fey ferne von euch, 
famt aller Bosheit Seyd aber unter eins 
ander freundlich, berslich, und vergeber 
einer.dem andern, gleich wie GOtt euch 
vergeben bat in Chrifto. (**) GSehet hier die 
Pisen derjenigen Religion, zu welcher fich Als 

Chriſten bekennen. ” 


8* 242 FE 
we en . 


Die Bemunft verwirft alles was 2 — die 
yon einim falſchen Wahn — ** Bea. 
= JH; Theik: F a f . | — ſie 
— — 5 2 ee — u N 





——— 
‚N Ron, ik,.0, 13.- Pa, 
1." Per, 3. v, gu 

P Ephef, 4, 51. 340 


— 


40 KR. Von depãwexkcᷣmpfen 


Y lehret nicht allein, wie wir unſer Leben 


ichtig erhalten, ſondern auch, wie wir ſolche 
guͤckſeelig machen ſolled. Sie weiß nichte 
derjenigen naͤrriſchen Ehre, welche die Menſ 
um ihre Ruhe, um ihren: Wohiſtand ihn 
Geſundheit, wo nieht gar um Peibiund Leben 
bringet. Wie ‚unfinnig,Elinget demnach nie 
Philofophie der Zweykaͤmpfer· Ein Meufd) 
der. ung übel mill, und.dem nur folglich nicht 
auch uͤberfluͤßig wohl wollen: deffen Sreundfeh 
ung eine Laſt ſeyn wuͤrde: ein wilder; / i 
ner Menſch, ein liederlicher Zäncker, "einer der 
fich beſoffen hat, oder. der im Gehivrin. nicht aa 
richtig ift; dem heliebt es uns unhöflich zu: ar 
nen, oder uns einige’ Thorheiten zu ſagen 
Ki oder ein ſolcher nichtswuͤrdiger Menfch,ent 
jegst ung dadurch unſerer Ehre, und wir müfen, 
um folche wieder zu erlangen, ihn: por Die Klim 
e fordern, - und uns. mit-ihm herum —— 
| &: ift alfo unfere Ehre ein Ding, meldhes nehl 
unferen Leben. gewiſſer maffen in der Will 


eines Feindes ſtehet? fo, kann ung ein fin — 
‚ er, tollkuͤhner oder naͤrriſcher 2 an di 


dem fich bey ihm die Bosheit, der Wein 
oder der Wirbel reget, unfere Ehre nehmen: 
Bas muß Diefes doch für eine elende Ehre feyn? 


Ra 

3Wiherdie Die wahre Ehre. bat nichts mit 
ahreehre. einer ſh unchriſtchen und mpernin⸗ 
tigen Handlung gemein... Sie weiß nichts non 
ber Selbfts Rache: fie gründet fich auf Die Tus 
gend: Die Tugend aber hat feinen: andern End⸗ 


7: 1080) 











HX: Von den Zweynampſen Br 


un r a —— = == 
on ihren; 
Men henabmen. anieinem des⸗ 
wegen raͤchen, weiler von:ung übel denckt und 
ſpricht/ iſt eben ſo viel, als Die Leute zwingen 
wollen, von uns ſo viel gutes zu dencken und 
ſprechen, als wir ſelbſt von unſern vermeynten 
————— die thoͤrichte Einbildung he⸗ 
gen: Solte man ſich nicht vielmehr ſchaͤmen, 
ſo ausſchweiffend hochmuͤthig zu ſeyn? Die 
wahre Ehre it viel gu erhaben / als daß fie ſich 
in den verkehrten Urtheilen und Mepnungen 
der Menſchen ſuchen ſolte? Wo würde fie ſich 
nicht muͤſſen eindringen, um ein wenig Ruhm 
und Beyfall zu erbetteln? Sie laͤſſet es geſche⸗ 
ben, daß ſie um einen Weiſen zu Gefallen, 
| zuweilen. hundert: »Thoren.: mi Fallen muß 
Die Hochachtung eines Catpy: eines Lelius und 
' Dat, bepden Scipionen iſt ihr genug! 51 und fire 


det ſie dieſe nicht in den verderbten Zeateny |. 
datinnen wir leben, ſo wickelt ſie ſich in hre ei 


n Zeugen „Den in unſerm Gewiſſen lebet. So 
verhaͤlt ſich die wahre Ehre bey groſſen Gemuͤ⸗ 
| bem. Man mag dfie,beleidigenzman mag von 

ihnen Udels ſprechen / man mag ſie verachten: fie 
un fichfolcbes nicht anfechten ichtg.ahnden; 
vergeben, und: Area; Heben * Bi ven 
ungen. ihren Ra | | 


Biderdie "eh Ref rächen, ih fo'viel als 
Selen. fein WERDE fenn. Wir —* 
bin 


! 
ge ene Tugend ein, amd troͤſtet ſich mit dem arofe . 
| 
| 


u #5 
ar 
an 


I 


452 XX. Don den Iweyläinpfen. 


Waͤte diefes:nicht eine: füffe Trepheic für ms 
M 2. Ja wohl: Wie lange aber würde 
Diefe Gluͤckſeeligkeit waͤhren? Dieſe Freyheit 


ru 








XX. Moirden ZweyBämpfen. 4ys. 
ich ſpuͤre, Daß dieſe Anmerckun⸗Aber durd 
gen nicht gar foldatifch klingen. Die Gewon ⸗˖ 
Die ag wirft alles, was — 
man in dieſer Sache gerechtes und - d 
vernuͤnftiges anfuͤhren kann, mit einmahl uͤbern 
Hauffen. Da gilt weder Religion, noch Ver⸗ 
aunft, noch Tugend, noch Geſetz, wo ein um⸗ 
ſinniger Gebrauch ſich daraus eine Ehre macht, 
keine gelten zu laffen. Wer viele Uberlegungen 
macht, und es für eine Sünde haͤlt ſich mit 
einem herumpafehlägen ‚ der hat.eine feige See⸗ 
le, der ift ein: ‚ furchtfamer Menſch, der 
ſich gar zu feinem. Soldaten nicht ſchicket: von 
dem urtheilet man wie ehemahle der Marſchall 
de Biron von einem Hauptmann, der fich fün 
einem fehriftlichen Verweiß fuͤrchtete. j 
Soldat, fprach er, der ſich für einer Seder 
fürchter, der fürchter fich auch für einem 
Degen. )) - je 5 


Die Gewohnheit der Zweykaͤmpfe iſt ſo lang 
hergebracht, und hat ein ſo poͤlliges Recht in 
der Beſitzung, daß alles verjaͤhrt zu ſeyn ſchei⸗ 
net, was auch vie chriliche Religion, die ges 
funde Bernunfft, die wahre Ehre und die bürs - 
gerliche Geſetze dawider fagen und eimvenden 
fönnen.(*) Wer will, wer fanndem Gebrauch 
fein Recht. nehmen? Hat er nicht Macht alle 

5f3 Thor: 


Ko 2 





0 





Gerz fine — 
(*) Memoires de Brantome T. IV. 
6%) Inter cauſas malorum eft quod vivimus adexem- 
duecpla „ nec ratioue componimur, fcd 
see. ee Se en u- 


44 . KR. Von den Zmdpbänipfen. 


Thorheiten, alle Mifibräuche und een 
—* zu ——** u 


gächerliche Halten die fromme * en Pr 
Bogen. Zauber » Trommebnicht Höher alt 
Das Cyangeknim 7 und. beten nicht die arm 
Indianer, ſo wie man ſagt, gar den Tenfel an 
weil es bey ihnen ſo uͤblich iſt? Wer kam, wer 
will gegen die Macht einer. ſolchen Gew 

ewas einwenden? Ein jeder fiehet, daß ihe 
Recht unuͤberwindlich iſt. Niemand kann die 
Gewohnheit der Zweyfaͤmpfe amnen 2 Pie 
mand fann Am Abrede ſeyn „daß: die See 

nicht die boͤſe Sachen geiten mächen. | 
e mich Alfo: mit allen meinen ſchoͤnen 
—— Schtäffen dahin gebracht dafs ich is 
werde. fehlegen müfien ; fo hald eines fich untes 
ſtehen ſolte mie Unhöflichkeiten zu ſagen. Ja 
ja, es iſt nicht andere. Es iſt num eimmahl 
ſo eingeführet: Die Flecken der Ehre Fännen 
nicht anders, als mit Blut ausgewaſchen nes 
den: Der müfle fuͤrwahr ein ſchlechter Ha 
ſeyn, Der allezeit zu erſt mit feinen Catechifimd, 
dder mit feiner Ethic, Oder mit einem Cafuiften 
zu Rath gehen wolte, wann er fich mir einem 
rauffen ſolte. Keine Schroachheiten, wenn & 
euch) beliebt: Beſſer taufendmahl das Leben vers 
lohren, als einen einzigen Schimpf auf fi 
ſitzen zu laſſen. Lauten dieſe Worte nicht ſchoͤn 
BER e en re Ha⸗ 
ba Rest apud nor waR ee „ubi pob- 
licus factus eſt. Sen. in Bpifl. 





ME rim 455 
Hoerben ſie / nicht — Sinn? Weder 
seib , noch Leben, noch Selle, noch Vernunſt, 
noch, Geſetze achten, blos um die Ehre zu hits 
ven ch zu ſchlagen Das heiſſet fuͤrwahr recht 
2 haben. Was fag ich? Das heißt noch 
mehr als Hertze haben.— 


Naur eines laͤſſet ſich hier nicht Ob dieEhre 
wohl zuſammen reimen. Es ſchlaͤgt * Beo⸗ 
ich faft Feiner nicht, Der, bey allen feis agn 
ven Helden-Mepnungen, nicht auch bertrettung 
ügleich für einen guten Chriſten, für der Gefene 
nen vernünftigen Menſchen, für befteher? 
inen ehrlicebenden Mannund für eier - / 
ren-redlichen Mitbürger der menfchlichen Se 
efchaft will gehalten feyn. Neun aber hans 
delt er, indem er fich ſchlaͤgt, gantz offenbahr 
und vorſetzlich gegen diejenige Pflichten, wel 
he obgedachten Eigenfthaften gehören. Wie 
will man -alfo Piefen Widerſpruch auseinander 

Ken, und eine fo wunderliche Verwirrung der 
Begtiffe entwickeln? Entweder man müfte fas 
gen,ber handele unchriftlich, unvernünftig; ums 
ehrlich und ungerecht, —5 mit einem ſchlaͤgt; 
vder man muͤſte vorgeben, obige Pflichten waͤ— 
ven nur für den Poͤbel, Der Feine Ehre hätte; 
and Daß die MortreflichFeit und die Hoheiteben 
diefer Ehre darinn-beftünde, daß fie Feine Res 
kigion, Feine Dernunft, und Feine Geſetze erfen, 
ne. Anders ift nicht hiergus au kommen. 

: 3 71 Zu Baur BI 


. 18 .332: ee 2 enapp A 3, 
« 


ri er KR er 
Hr —BR »MDie 


456 XX. Don der zweykaͤmpfen. 


Dies won · Die blofe. Smohnheit rechefertis 
* — get feine b fe That. * 


La: mode n’a point de droit de nous Jon. 
‚ner des vices, 


Ou de legitimer le. crime au fond ds , 


ccœur, u 
L’exemple ne peut pas-autorifer un &i- 
ml) : 0% | 


Weder Zeit, noch Vorurtheil, noch Anſehen 
kann ung von der Beobachtung der noͤthig⸗ 
ſten und unumgaͤnglichſten ‘Pflichten loßſpre⸗ 
chen. (*) ie machten weder Das Boͤſe Fer 
noch. Das ehärichte klug. Man muͤſte fonf 
ſagen, die zehen Gebote waͤren, per conluen- 
dinem in praxi contrariam, Dusch Die ge 
tHeilige Gewohnheit verjaͤhret worden; und ein 
NWahnmitiger würde durch Die Ausübung, sie 
ler unfinnigen Thaten endlich geſcheid. 
Wat man Noch ein anderer Umſtand, melden 
weiter uoch die Zweykaͤmpfer zu ihrer Mechtferti 
bie gung anführen, iſt diefer: Man il, . 
Häninfe in. Aigen fie, nicht allein in Gefahr, um 


Yin gen fi | Dit 
echiferti. feine Ehre, fondern auch um fein jeit 


u kiches Gluͤck zu Formen, wenn man 
5 — F m 


I) Nivele de ia Chapfläc Prejng6 21a unde AL 
(**) Confueruditis uftisgüe Tonga not vifie'quidem 
auctoritas; verum non ufque adeo fui valitura me 
mento, ut.& rationem vincat aut legem, L, 2,C, 


sic gea Pt lomga Coofigs. ba 








\ 


sten std F Oo Au: Vo G 
x . - f: f: —BX Fe Ze 
, . 


in ge Bene in 
— An Zu einen ar ampf or 
Mancher Dfficier, zum Exempel, hat nichts 
weiters gelernet / alsfein Soldaten Handwerck. 
Er befindeefichn einem Gafthaufe: ertrincket ein, 
Glaß Reif: een er ſpielt, er ſingt: Kirg 
Be ig: verdrieften, einen ſo 
luſtigen M zu ſehen. Exrbringtdeswegen 
einen andern Sfficier: in feiine feine Baehieaft: Diefe 
ctrincken zuſammen: bay Dem Tuinefen aber gera⸗ 
then fie in tinen Wortwochſel? ſie diſputiren mit 
einander: Dev Wein erhitzt —— und die 
Redens⸗Arten. Ein eines datſiiges Wort fah⸗ 
ret Dem einen ſchnell —— damit hat die 
Freude ein Ende. Beyde greiffen zum Degen? 
Man bringt fie vom einander: Man fucht fie wies 
der zu vergleichen. : Allein, vergeblich: fie 
muͤſſen fich-fehlanen. Woktet i 1, "Der erſie, bee: 
— nn worden ‚: folte en als ein wei⸗ 





Mann voder als ein und die 
ne Übereihhmgbenm —E andern zu gut 
halten? Acht i —— ihr ſaget. Der 


gute Menſch hat fein an. verlohren: Man ent« 


ziehet ſich ſeinem : man will nicht mehn 
mi nn tri nn —* neben ihm dienen: man 
a en einen feigen Kerl, derfein Herz 

Bm — - Mine fol: nun der arme 
— 2 — — ſoll er wieder zu ſeiner Ehre 

jelangen und feinen Dienft behaupten? Er muß 

gen, es iſt Fein ander Mittel. Der 

Zweylamyf allein, ſagt ein Italiaͤner, iſt dasjenige 


| 
" . 


2* a 


— 


G Ui Franeft wieder 

*7 a ehe u 

Er Da Be für ri Beneold arg enein 
‘ —— und et unft muß: 


+ * —* u At —8 —— 
denen Leuten / n ſegenan oint 
dthonneur habeu, Par man von Feiner andern, 
Genugthuung, als di man sind. mit denn Des 
x in der Sauft nielst.. Die allerempfindlichſte 
— — oufbas 
edelmuͤthigſter Durch einen —5 — f erſtatt 

Der Beleidigte kann in dieſem —52— ſo eh 
lich niedergeſtaſſen werden, als Der Beleidiger. 
Iſt Diefe nicht einatrefliche Genugt huung fur eis 
nen, der beleidiget worden iſt? Man muß befen, 
nen; es beſitzen die Helden von dieſer Art eine 
wunderbare: Sieaeffunigksitr now,den ordent⸗ 
lichen und gemeinen: Begriffen des meofchlichen 
Verſtandes und der natuͤrlichen Billigkeit abzu⸗ 
gehen, und: auch die unſinnigſten Dinge durch 
eien Schein der Ehre vortreflich gu machen. 


Man hat ſchon vorlang angemierekt,. doß die 
aBerunpuhigfe und joͤnefiſchſte Leute inögermein, 
auch die una ſnd · Bee — 
| V . en 


N 


—* 







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") hi Dueiib 2 @un ı Anktdors 7 itanbt la reputa- 
ee ancer che mer mente  Inferma. Mafei 
tiena⸗ — Dle 











D 


AM Vohdendrwegtänpfän. 4,9 


Deden ſchmenſen / wel fie fich vor atlem Rirchten: 
Sa konnen Richt leiden, Daß arldere etmas- vor 
Htzen moraus haben; weil fie fich einbilden, - fie 
wuͤrden · ihrentwegen berachtet merbeni 
Neid/Ihr Mißttaucn, ihre Eiferſucht nager fre 
beſtaͤndig. Sie ſehen vestoegen immitr mit ſchreck⸗ 
haften Vlicken um ſich her, ob ihnen niemand zu . 
nude konnnt, und ob man fich nicht vor ihnen 
tet. MB Bas en Be, 


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nn Ber 7 — een Ric EN an Ir" In. #2. 
Timom timentes,. metus’in auftoranp re- 


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F — - —— + z u. 3 s — Jr 7 ‘ e . . Pe a ER { au x n x * 
Fr =“ 1 — — x 


Sie. betrachten das ganze menfehliche Sefchlecht 
wie ihren Feind, mit welchen fie in Feiner guten 
Verſtaͤndnuß leben Eönnen: ſie meynen, ſie waͤ— 
ren braf, weilſie unertraͤglich ſnd. Andere, die 
weniger wild und mehr vernuͤnftig ſind, ſchlagen 
ſich aus Furcht, man möchte fie für zaghaft hal⸗ 
ten, wenn fie ſich nicht fchlügen und einen 
Schimpf auf fich figen hieffen. Noch mehr, fie 
fürchten fich ſo gar daruͤber um ihren Dienft zu 
kommen. Sind diefesnicht wichtige Bewegungs: 
Gründe, einen zum Zweykampf aufjumuntern? 
‚Sucht vor anderer Leute Borzugen, Furcht vor 
ihren Urtheilen, Furcht um feinen Dienft zu kom⸗ 
men, Wie wenig Herz, wie wenig Verdientke 
muß nieht derienige heſitzen, der feite Ehre und 
fein Glück aufeine fo elende und ſchmaͤhliche re 





40 Seneea in Oedipo. v. 708, 


«0 XX. Von den dweykanpfon. 


befoͤrdern muß. Ein Laſter zu begehen, un 
reines der groͤſten und abſcheulichſten / um den 
6 der. thoͤrichten Leute zu verdienen, oder 
nicht um feinen Dienſt gu kommen: Das iſt fehr 
niedrig, Das ift fehr Flein, ‚und lauft wider alle 
Begriffe verwahren Ehre. — u 


Falſches Es iſt demnach eine Wirckung bee 
Wornrtdeil. Vernunft, und nicht ein Mangelder 
Tapferrein  Arrihaftigkeit, wenn man ſich nicht 
der Zmeg: ſchlagen will. Man ehret dadurch die 
fämpfer. Vorzuͤge Der XBeißheit und Der Tu⸗ 

end, und.fchämet fich a... das Regiſter der 
einen und: nichtswuͤrdigen Kauf-Helden zufoms 
men, welche fich fürchten, man möchte fie nicht 
für herzhaft halten, wann fie fich ſchaͤmeten, die 
gröfteLafter und Thorheiten zubegehen. 


Denn Wirlefennicht, daßdiealten Grie⸗ 
Griechne chen und Roͤmer, welche. ſonſt die 
a : bie Flügfte und tapfferfte Voͤlcker noaren, 
Gemonheig etwas von foldyen närrifchen Zwey⸗ 
der Zweb⸗ kaͤmpfen wuſten. Wenn ja bey ihnen 
kaͤmpfe u» ein Zweykampf ſtatt fand, fogefchah 
bekannt ger ſolches nur allein vor der Spitze weyer 
meien. feindlichen Heere, zum Beſſen deg 
Staats, mit Bewilligung der Seldherren, um 
durch ein einzeleg Gefechs ‚, den Streit ganzer 
Voͤlcker zu entfcheiden. | | 


— — * 
v 
— 
en der ea .Üt 
⸗ | PER . RR, 1 u. .. 
4 


un... 








— 


XX. Von den Zzweykaͤmpfen. 461 


er. VUtuma divideret mors. 
Non aliam ob cauſam niſi quod virtus in 
.utroque ſumma fuit. J.. 
Auſſer dieſen Umſtaͤnden, die ſelten vorkamen, 
jelten ſie das Balgen fuͤr etwas unſinniges, und 
Aberlieſſen davon Die kleine Ehre den gemeinen 
Sampf:und KlopfSechtern. Sie achteten fich 
im Segentheil verbunden, ihr Blut und ihr Leben 
Für die Wohlfahrt des Vaterlandes aufzuopffern, 
And Blches als ein Gut, das ihnen nicht allein eis 
gem war, mit aller Sorgfalt zu fchonen. Alte 
Arten ſich felbft u rächen, oder durch “Privat 
Mägeren fein Recht zu verfechten, war ihnen 
Ferboten. Man verfuhr gegen folche ‘Verbrecher, 
wich gemeinen Rechten, ftrafre fie ale Mörder 
a oder als Stöhrer der öffentli- 
sogen uhe. (*) ER, EEE N. 
in 


— « iwr,, eo 





ae a Se er ee au. Fi 
(*) Horat,L.I. Sat, 7. Unares eft quæ tale rertamen 
jufum ac pium poteft reddere, ex una duntaxat 
N.’ parte, fi alioqui Omninnexpedtandum fir, ut» qui 
. , Injäftam caulam foyet, vistor Gr ſuturus cum magna 
,. Mnscehtidm — 8duo quos inter de 
Regno controverlia eſt parati ſint inter fe anmiscer- 
18 Mere, patiid pofſe populum, utmajorcalamiıas cæ· 
* ziretogmi imminensewitetiar, idem &)cum de bella 
. „‚finiendo agirar, dicendumerit, Grorins de J, B. dr 
u IM. MC. XX ð. 43. Siehe, was wir bier 
. - Bern folgendem Caprangemersctet haben. 
— hal Mai 


462 XX,Vob deuameyfampfen 


— — — fagt: — St. * 

aß alle groſſe Maͤnner, wenn ſie zum Zoe 
En: Andocföbert woͤrden, ſich Dora” Ted 
mahlen nur Spottweiſe hätten vernehmen laffen. 
Als einsmahl die Cimbrer und die Roͤmer gegen 
einander zu Felde lagen „lieſ ein Barbar pon gus⸗ 
nehmender Groͤſſe und prächtiger Ausſtaff 

den. Marius zum Zweykampf berausfe ‚dern, 
Diefer General, dervonuntenauf als ein 

ner Soldat gedienet, und Durch ſeine Tapferkeit 
allein ſich emwpor geſchwungen hatte, —— 
ben ganz kaltſinnig sur Antwort wiſſen 

De ——— Preiser = : 
erhangen.. 3 hi | 
VYyrrhus, der König Hohl RER als ch, 
daß ihn der. groffe Antigonus in die aͤuſſerſte 
geſetzet hatte, ließ er ibn, ebenmaͤßig zu z D 
fampfiausfordern, wokalif ihn Diefer fagen fie 
Es waren noch taufenderley andere Yen 











aus diefem Leben zu kommen. Auguſt fa 

dieſe Antwort fo ſchoͤn, daß er | 

nn zu geben each ale m a. gleiches 
nerlich.. — eh S Fa 


Mu bien ie Treten und: Yerfitner, ,nebſt 
— Anden dfiaunſchen Bolckern veiffen 
fe Bühler © Ar we en von. a Aninaiden 


—— — kaͤmpf ke. ‚Bir 
—— an) we die wir uns mach 
ar. Sr u —* Er — RAR u 1, Sheifh 


ey” Gar os de ’Äbbe — 7ã. de la Wkeyırı 


[| 








J | 
NR Don den Zoe⸗kaͤmpfen. as⸗ 
Ehriſti —— hoch ninmän, — den Geha 
Der . A zwar zu 'd 
gu ——— ——3 —2 
nder. —5 ( Wir: — ſend alſo. die 
Vrauſam oͤlekerr, um W rächen; ohnet⸗ 
Achtet unſer Meſetzgeber vichts Härter vordatume. 
alien Gefetz nicht · um demſelben 
Nnachuleden/ Nondern Dan De edefto groͤſſet 
Sep! bertretem Man kann zwar nicht 
Jangnen, daß es and) in andern Laͤndern je 
wilde and vᷣ lutduͤrſtige Leute yehr,;-Die aus: Ra 
gierde, "oder aus einer raſenden Such ſich ein⸗ 
‚ander umbringen; Allein/ Daß ſie ſich darau 
eineCheimhchrarfolten; var ſ nur ein Wo 
Fand unter den TLhriften. 1 RIES SEES — 


HI, Don Abfchaffung Ye Zmerkinofei 
Ich zweifle nicht „ein jeder vernuͤnf⸗ Warum bie 

tiger keſer werde aus dem, was wir Diäberige 
hier angeführet haben, vollfoinmen Klar 
überzeugeimit ung erkennen daß Die ng verfarte 
Gewohnheit der Zweykaͤnpfe, bein ’gen. " " 
roider alle Religion, wideralle Bernunft, wider 
alle Ehre und wider Alle Geſetze laufendes ’Btgin, 
men eb. Es haben auch aus einer en 
ber 





( Pralertim dum Reguli ipfi — — ex- 
u @oplum Longobardorum, & id permittentes ſuæ 
rent 4 dum ferocesilii ſe de mediv 
- „aliugabum .tallerent; hos vere paularim aliı interpo- 
Aa, falle hanaris nomine imitsrentur: res e * 
De mane viget — mn. 
gontes fans Dmnelli, p. a40 


a4 X. VondenZweytmpfen. 


Albergrugung. biahero ale — Porian 
wiederhohlte und 
—— — Diefeg fo: ae die übe 


‚bieten völlig ahzuſtelen vermepnet; (*) gleichreohl | 


aber Damit nicht zum Zweck gelarigen koͤnuen. Das 
ABerbrechen wird n immer für «ine Qapferfeit 
amd ee — Zhaſtioteit gehal⸗ 


Aysrden * — gemufanne. Years 
heit zu ungluͤckſeli Ben Bein, Der teile: Wahn 
bleibet noch inner, daß der Frevel wider Die Ge⸗ 
fee zu Bandeln .; und der ſo ſtrengen Macht der 

egenten Hohn zu ſprechen, einebefondere Ehre 
j —F So lange man alſo diefert Leuten nicht eine 
fo ganz verkehrte Einbildung von der Ehre bes 
nimmt, ſo lange bleiben auch Die Wirtkungen fo 
ausſchweiffend/ als die Urſache iſtz Mit Gefang⸗ 
müß, Entſetzung der Dienſte, Leibes und Todes⸗ 
Strafen, wird hiernichs ausgerichtet. Dann 
dieſe Helden ſind wie die fanatiſhe Träumer, die 
alles ihrer andaͤchtigen Schwermerey — 


Naͤhere Man würde hier die Sache aus de 
Vorſchlaͤge Grund heben, wenn man das falſche 


In —* Wahn⸗Geſpenſt, welches die Solda⸗ 


Zwehtam⸗ ten die Ehre nennen, in einen ordent⸗ 
of lichen Bann thun/ und dieſen Wuͤrg 
— Teufel 


za er 

. ) Siehe Bas in keipzig beramdgefommmme Osrpus Ju- 

ris Militaru Navifimum, worinn der meiſten Loͤni⸗ 

ge und Republiquen ihre Duell-Mandara enthalten 
ud. * Io, Teſmari Dill, ad Biiumds Dadiis, 


) 





2 


XX. Von den Siugykähnpfen. 465 

el durch einen chriſtlichen Exorciſnum gar . 

a. koͤnnte. Dh hei Derkans 

a ‚allernärrifchten Ehre ſchickte ſich Se den 
a Yrnafart Erden ade fie —* 
n 

Die gröfte nu begehen ſih eefreche j 


—— von uf ers pn | 
ı Begrif an, denmanfich von 2 
ber Snack Die wahre zei are. F 
eher; Di di * ber Io Sram dee po et 
her; Die 1. 

| cher die Ver⸗ — | 


vn: 
| naar 48 aber der Wahnwitz: Je⸗ ben. 


nie macht Die Menſchen nach ihren Pflichten ham 


deln; Diefe hingegen verleitet fie * Frevel und 


zu Schandthaten. Um dieſen ſo noͤthigen Begrif 
Bon der Ehre denen Soldaten beyzubringen, muͤſte 
man dasjenige falſche Hirn⸗Bild, melchesfiefün 
Die Ehre halten, der Gebuͤhr nach ſchimpfen/ und 
rd von allen feinen betrüglichen 3 

lͤſen, dergeſtalt, daß ein jeder ſehen möchte, 
Yo Diet ganze Ehrenhandel eine wahre Narrheit 
mithin eine der allerwahnſinnigſten und ſchaͤnd⸗ 


| lichften Handlungen fen, die ein vr brachen 





tan. ("). 2 
2 ae gu 
n — Sonlakter gafan ae Is 
* quon la deſſu⸗ note ame 
. "air que den’ qui en Som | » viflent par-la. 


— aalariı aaa — 


chat? 9 


—— RX. Yandınäosykiuspfer: 
Seruch Sırach: is Ru Ob rät nam 
—* und. Send in den —— 


BR: == einprucken, treichen-bisher: umfere fo 
— gens d'honneur auf die Unterlaffung 

bſi⸗Rache geſetzt haben. Dieſes Ehren⸗ 
un fte darinn beftehen, daß alle diejenige, 
die fich erfrechen wurden, ‚den gerneinen Frieden 









zu verlegen, ‚und eine empfangene Deieigung 


mit Wehr und Waffen-aneinander zu rächenz 8 
gefchehefolches in einem ordentlichen —— 
oder ſonſt Durch anderwaͤrtigen Angrif, Durd j 


dieſe That felbft, ihrer Ehre, *« un um | 


> ühees Nemsterserlufig feyn 


Welches ae Diejenigen, welche ſi bi in Kriege 
ledie, fon Dienfte begeben, muͤſten bepbem ns 
—— tritt derſelben, einen leibliehen Eyd 
komwören GDtt ſchwoͤren, dieſes Ehren rg 
müften. unverbrüchlieh zu pe denn dad 
hätten alle diejenigen, Die zum Kam — aan 


wuͤrden, eine Ehren s gemüße 
nicht zu erfchenen. (*), oben — 


——— ——— 
ſent & fe.deshonorent.., „ Lamort n'oq; pas füli- 
‚Ur, ſante pour retenir des’ hommes qui ſe iont une 
_ goire de la meprifer; mais fi tous ceux qui fe bar 

“ tent en duell, &toient condamadsau pilori, on ver- 


| = — iomuer Je nouibe⸗ — 


d'hoaneur, $, La, Spelersur T. p. 4 
En 
dem —* fio — tt, = 





DI Kendenäpbämnfen 47° 


aptn nam neu angehenden Soldaten den 
Regiments⸗Degen ſelbſt einhaͤndigen, und ihm 
Daben nochmahlg mündlich bedeuten müfle, dieſes 
‚ehr in Feimen andern Dorfällen zu gebraus 
oh is wo es der Dienſt feines Deren, und . 
F —— 7 von ihm erforbern wuͤrde:und 





Bi ber Verluſi 


Weil aber mit bloſen Geſetzen in der Wie bar» 
Belt nichts aus urichten iſt, wo man über zu hals 
nicht feharf darüber halt; fo erfordert 2 — 
ahier die Rothwendigkeit insbefondere, tion su ver⸗ 
idaß man ſogleich die beſagte Strafe an fahren wär. 
‚Den. Verbrechern, „ohne, alle Nachſicht, voll 
siehe laſſe. Die Execution koͤnnte ungefähr fols 
gender Geſſalt vorgenommen werden. Ein jeder 
oldatz er.fen; vornehm oder gering, Der fi 
„erfühnet , wider obiges Geſetz zuhandeln: es ſey, 
Daß er einen um Zweykampf heraus gefoxdert⸗ 
ober, daß er fich auf Die Ausforderung geſtellet; 
ser, daß fonfheines auf den andern Den Degen 
aegoyenz ein folcher wird ſoglej als einer Der feine 
‚Ehre verwircket, nicht allen feiner Dienfte und 
finee Güter wiicklich entſetzet; fondern guch aler 
Watden udschrlichen Bedienungen fernerhin 
anfähig erklaͤret Zu Dem Ende wird ihm gleich, 
nach-wollbrachter That , ‚der Degen durch den 
— — der Seiten genommen, und da⸗ 
en angekuͤndiget / daß er hinfort ſich nicht mehr 
anserfteben foll,;meder vor den Augen Des Sur, 
en , nochandefien Hof, noch auf dem Warfens 
Maß, noch fonft ben den Derfammlungen des 
rg ©g 4 Adels, 





ver 


— 










dem 
Mm 


es fein ngfüsk einer en ne 
«’honneur, mie —* Bromofen nenn 


‚feinem 
l 
gi m =: Bot ei, —5 — 


Ham 
uunwerleßbari a 
55— ak Br = ACH: 


Gast und er ie 


a 








f 
wer 


xXx. Oondenäweyfänpfen. 462. 


2 wie keine Regel ohm Aus, _Fähemo. 
N up 111 26 1 17, 


auch ‘die Umftände einer Die Hnad 


ah öfters ein anderes Anfehen — 


geben; fo wuoͤrde man dadurch eine mildern 
Tngerechtigkeit begehen, wenn man kann. 


jederzeit alles zu genau nach dem Buchſtaben des 


Seſehttes nehinen wolte. Alſo koͤnnen ſich auch 
a bern folche Faͤlle ereignen, wo 


Bie Sinade des Fuͤrſtens und eine Vergebung noch 
sten. Diefer Fall aber ift von . 
ner fo wichtigen Folge, daß Daben Die gröfte : 
Sehutſamkeit zu gebrauchen waͤr; wenn 


ſtatt finden moͤ 


Dadurch nicht ſoll geſchwaͤchet werden. Dero⸗ 
wegen wird es allerdings nicht wohl geſchehen 
Fönnen, daß man einen Verbrecher auf ver That 
mit Dererften Deköimpfunge Sir verſchone; 
im andern Satz ab 


nemlich die Entſetzung feiner Dienſte und die Ein⸗ 


ziehung feiner Güter, geſtalten Umſtaͤnden nach, 


ihnen nachgelaſſen werden. 


Wiewohl auch hier Die Gnade des Wie damit 


Reſten Dei eni behutfam 
Fuͤrſien dem Verbrecher nicht ehender — 


zu ſiatien koinmen folte, er habe dann A 
zuvor, feines Verbrechens halber, —52* — 


vor Dem ganzen Regiment öffentlich ſchehen fol. 
Abbitte gethanz damit durch eine ſolche feyerliche 
Handlung jedermänniglich Fund und offenbahr 
werde, daß ein ſolcher, der ſich mit einem ge⸗ 


ſDiagen / die Ehre verwircket, und folglich einer 
* 9 vonnäthen habe. Eine he 


Ehren⸗Erſtattun 


i 


F 


anders das Anſehen und Die Macht des Geſetzes | u 


er möchte Die Side der Straffe, 


\ 


470 XX. Von denzweoykaͤmpfen. 


Ceremonie wuͤrde für den Ubertreter in der Ihr. 
etwas ſehr beiſſendes und empfindliches ſeyn; d 
lan chen dadurch wuͤrde das Beleg Der Ehn 
eine völlige Macht erlangen, und Der norgefehtt 
weit, alle Zweykaͤmpfe abzuſchaffen, um fonid 
leichter fönnenenhaltentwerben... .. 
Faͤlle,wo Erftecht ſich abereinerzum ander 
kein bardon mahl, und ſchlaͤgt fich zum Hohn feis‘ 
her Anden og Sürften undaller Geſetze fomuf,' 
in Anfehung einer folchen hartndefi 
ten ud unbezwinglichen Boßheit, die Steaffe 
um beftomehr gefchärffet werden, Dann hier ware‘ 
es eine grauſame Barmherzigkeit, Dergleiben 
verruchte Boͤſewichter noch zu ſchonen: fiemüflen. 
- ein Opfer der Gerechtigkeit werden !_fle verbie' 
nen, Daß man fie aus der Gefellfchaft der Men 
ſchen augrotte, und Daß man ihr Andencken abs 
fcheufih mache. Man laffe fie öffentlich am den 
Pranger flellen, und fie, wie es ihr ausgelaſſe⸗ 
ner Frevel verdienet, auf mancherleh Art beſchim⸗ 
yfen. Ich bin verfichert, Die naͤrriſche Solda⸗ 
ten⸗Ehre wuͤrde ſich ben ſolchen Faͤllen bald ein an⸗ 
deres Corpus Juris machen; und unſere wilde 
Rauffer ehender in ein Stock-und Narren⸗Hauß, 
) als in Auſſehen und · Hochachtung hringen. 


— 





(*) Die Meynung des Abts vom S.Pierre gehet wirck. 
lich dahin: ‚Que celui qui auroit tertun appel, fr 
:  enferme pour lang tems dans les petites mailons & 
mis en curätelle, v, SisOewures, T, X. 





xx.Vonbendwertänipfen.” div. 


oder gar entleiberr, maſten fuyleich, Die Eeime 
wann fie auf Sbbefagte Bei ihrer nei 
Ehr und Güter wären verluſtig wor⸗ waren. 


Sen, auch, nachaemeinen Rechten, alaMördeer 


und Dodtſchlaͤger für Das Eriminab Gericht gezo⸗ 
gen werden ,' und allda noch insbeſondere ihr Ur⸗ 
£heil, nach Aüsweifung der peinlichen Halß⸗Ge⸗ 
richts Ordnung, — haben; Es muͤſte 
ihnen disfalls der Vorwand des Zweykampfé, 
oder eines beleidigten fogenannten puncti hono⸗ 
ris, um fo vielweniger zu ſtatten kommen, weil 
fie ſich durch eine ohnedem ſo hoch verbottene That 
vielmehr einer doppelten Straffe wuͤrdig machen. 
Ein jeder ſiehet, wie es hier haupt⸗ Die Anſtif⸗ 
ſaͤchlich auf den Ernſt des Fuͤrſten an⸗ Fe —* | 
Fofnme. Denn wo dieſer noch Die Der; —38 | 
brecher heimlich) ſchuͤtzet; und im Ge gleidyfang 
gentheildiejenige, welche zu vernünftig geftraffet 
{ind ‚um fich mit einem andern herums werben. 
zufchlagen, felbft für zaghafte Seelen anftichelt5 
anftattdaßerfielieben, hochachtenund befördern 
folte; da find die @efeke wider die Zweykaͤmpfe 
vollkommen unnoͤthig. Ja er wiederru 


ichfam ftillfehweigend ſelbſt ih Gültigkeit, 

geſchſam Huch ‚jelbje ine Ouihgte, 

In unerflie iÖmohnhe an fat Dre 

hin. 
u Be FM 

. (#) Princeps- voluntatem ftam non tantum exprefle, 
ed etiarmtacitedeclarat,, inde fir, ut quoque meres 

taeo conſuetutnes nammamtegum aſſumant. Fii/cher 

Yu Nat. Geut. L. II. C. VII. .. 







472. XX. Banden äueyPäunfen. 
Die Anti Am Fall auch ein ruchloſer fruir 
fer Dim Menſch fc unterfichen folte, ein 
3 müßen JUmM Zweykampf anzureigen ; odM. 
glehrans Jemand deswegen mit Unglimpf und 
geftraffet Derachtung zu begegnen, voeil er. cu 
werden. nen Zweykampf ausgeſchlagen Oder 
von böfen Haͤndeln hat losgerwickelt; fo mis 
Berfelbe als ein Aufwiegler, der fich gegen bie 
und Die Majeltät des Fürftens emmpöret, 
und Defien Befehle verſpottet, 58 ein⸗ 
gezogen, und nach aller Schärfe ge t wer⸗ 
den, ©) Solchergeſtalt dürfte ein ehrlicher Pan 
mit nichten beforgen, von dergleichen Kederlichen 
und milden Großfprechern, feiner Aufführung 
halber, angefochten und geläftertguzeerden. 


Sie man Damit auch, ſo viel moͤglich, allen 
Bey einem. Zanckerehen und —— un 
ter Denen Kriegs⸗Leuten in Zeitenmds 
Seller Der Gefährihe Aeitläufigfeiten aubıo 
icddter bes gerährliche Wei en | 
Bellen fol. chen; fo folten zu Dem Ende bey allen 
und jeden Regimentern gewiſſe Sriebensrichter 
beſtellet werden: deren ihr Aut Darinn beſtehen 
müffe, green im Streit begriffene Vartheyen in 
ber Guͤte miteinander zu vergleichen, ſich allen ih⸗ 
ren Ausſchweiffungen und VER: a 








CCe dont les vieus Ofüciersqüilesaignilloenent, & 
ui —— les dreſſer à ſe ur 
er junges dogs, Regues Di 
Dass, pp. a een de 








"NR von den dweyrampfen. ame 


MNahmen des Fuͤrfiens, gi wide 1 

gen edit ‚De f 

iſt beleidiget worden; mithin auf alle Art und 
Weiſe dem Fortgang ſolcher gefährlichen Haͤn⸗ 





Del Einhalt zů thun, welche auf Raͤch und Mord 


hinaus lauffen. Ein jeder “Befehlshaber und 


Soldat müfte zugleich auf End und Pflicht vera | 


bunden ſeyn, ‚bey vorfallenden Streitigkeiten, 


wo er. — ich alfobald ins Mite 
ehr un bey Seite 


tel zu fchlagen, ' bey 

zu fchaffen, die nächft — wende 
Wache aufiuruffen, und ſolchergeſtalt allen und 
jeden Schlägereyen beſtmoͤglichſt zuvor zu kom⸗ 
wen. Da im Segentheil die Anflifter, und 
die, ſo andere zum Streit aufreitzen, Jo arg, 
wie die Verbrecher ſelbſt, muͤſten angefehen 


‚gempelder Groſen das rechte Gewicht Melde: die 
— Ihre Aufführung formiret die durch hr 
egeln Des Wohlſtandes, und ihre Erempel ge 
Thaten entſcheiden die zeiffelhafte ben. 
‚ragen einer beleidigen Ehre. Man. 
mag noch fo viele Gründe aufbringen, Die Noth⸗ 
wendigkeit der guten Sitten Damit zu bemweifens 
man mag durch Die bindigſte Schtüffe Die Men⸗ 
y überzeugen, DaB der Zweykampf eine thoͤ⸗ 
, sihte, Tchändliche und barbarifche Handlung 
ſey; b wird man doch damit nicht viel ausrich⸗ 
tn, fo lange Die vornehmſte und angeſehenſte 
68687 Dem 


—B ses, zu erſehen Demi 
zu verſchaffen, der son dem andern 


| 


r 


Pr & —— ipfen 










Sem und im Krieg no 
dieſes Din — ——— — 
gen ſchrecken hier nicht ſo viel, als eine vermern 


—— That, von dieſer Art, die 
Enbiſdung ins Feuer füset. Ein Unter⸗ 
fehlshaber will nicht.minder Ehre haben ale fin 
Obriſter: Sr mill nicht minder m 
4 


Leib: md Lehen dafuͤr aufzuſetzen 


— nad vertichteter alle Scha 


| ben, was ihrer S 5 und möcht — thut, 


und bie bravſte eute in Gefahr ſetzet, auf ei eine 
ö liederliche Art ihr Leben derliehren: Bas 
under, daß ſo vielo vernünftige Leute deswe⸗ 
gm abgehalten. werden Kriess⸗ Dienfie u 
nehmen? | | 
Kr Ser Dir get die 1277 on mal dom Om * dem Can 


an — jühes ñ quid eenfesgee tenendum,. 


Primus jüfla fubi. Tune obfervantior qui . 


... Fit populus, nec ferre negat, cum videnit ipſum 


* +" Audtorem parem fibi: componitur orbis 
DE Regis ad exemplum': nec ic inflectere — 
R Bee edida.valent, "ut vita vegemii; _ 


m 
- 


- Claud, de IV. Eonful; kon. v. 296.0 


/ 





. "IX.: Don den Zokykaͤmpfen. dry“ 
Re überhaupf in der menſchli⸗ ZWileeinier 
en Sehliaf ne genife Depın Da, Sana 
it vonnoͤthen tft, um den Frie⸗ re | 
ben, une das "gute Vernehmen wit halten fol, 
anderh'zw erhalten; alſo wirb Diefels ale Händel - 
bige auth —— von einem zu vernri⸗ 
simon ftigen Soldaten erfordert, um den. 
le Verdrießlichkeiten und allenʒwie⸗ 
ſpalt mit andern gu vermeiden. 








— 


Ber 


MM iengn dienen kůrtüch folgende egein: · 


LEin jeder ſoll ſich Aufferft angelegen ſeyn lafe 
fen; feinen Dienſt, und was Davon abhängt, 
toohf zu werſehen: Er ſoll gegen jedermann hoͤf⸗ 
lich und beſcheiden ſich befragen: Er ſoll alle 
Unwahrheiten und Plaudereyen meiden: Sr fol 
von niemand uͤbels reden, nicht ſpoͤttiſch noch 
tyriſch ſeyn, keinen ſchrauben und zum beſten 
aben wollen, nichts uͤbertragen, noch mit neu⸗ 
en Mähren ſich ſchleppen, mit niemand auf eis 
ne ungeziemende Art ſich zu gemein machen, 
und auch mit feinen beften Sreunden ven Wohl 
fand nicht gar auf Die Seite feßen. Keinen 
beſondern Rang, noch Vorzug in Anfehun 
‚der Geburt, noch einiger Verdienſte, n 
anderer Urfachen halber, verlangen. : Never 
Schulden machen, noch Geld ausleihen: Man“ 
macht ſich zwar denjenigen zum Freund, dem 
man etwas Teihet 5 allein er wird unfer Seind, 
wenn man es wieder fordert. Man muß ſich 
and) in Fein groffes. Spiel nicht einlaffen; pa 
nn Zu = an 


a6  XX Oon den Zweykoͤmpfen 

eg  erlehet dabey entweder fein Geld, ale 

bdie Gunſt deſſen, dem man abgewinnet. iu 
* ſich in Beine gefährliche Liebes⸗ Händel men 

gen, noch einen andern Daben aussuftechen ober. 

u hinterichleichen füchen; Auch muß man fi 

* emand oe rachten, oder zu beleidigen: 

dann 5 geringſte Feind kann ung ſchaden Ein. 

allzu hoch getriebenes und aufgeblafeneg 

iſt allenthalben anftößi Pe muß ſich 


für allem Widerſpruch hüten, denn es 
Die Gemüther der Menfchen mit einer 
Macht zu — 7 — © 







gang mit serie ten, nn 


J un pr a — 


= fi Bi — 5 — man en mu in Ge⸗ 
| Da 


Solte 





| 





mx, Von den dweykaͤmpfen. 477 | 
ESolte einem aber, aller angewan⸗ Wiemen .. 
ar Verſichtigken ohngeacht, den, ſaid su. dere 
noch das Ungkief begegneh , daß ein un 
stigeftimmer wilder Menſch ſich an nem ge- 
einem reihen und Händel mit einem ſchimpft 
fangen mwolte; jo ift Fein ander undberaue 
Mitte, als ihm eine großmäthige AA Sue 
=” ng. zu geigen, und fich Das PT 
wit, olme ihn Durch Schimpf » und. Schelts 
Worte zur Raſerey zu bringen, ſchnell von ihm 
Wegzu begeben. Die Tugend hat insgemein etwas | 
>46 groffesumd erhabenes in ihrem Weſen, daB 
Ne auch Die wildeſte Menfchen mit einer gewiſ⸗ 





en Ehrfurcht zu feffeln und die Ausbrüche ihrer 
Wuth zu hemmen weiß; allein, e8 gehöret dar⸗ 

ya mehr Hertz und SIapet als rfor⸗ 
wid, fich mit einem: herum zu ſchlagen. 






Dert 
Enem vernuͤnftigen Mann, der fich befiket 
ad Meiſter von feinen Regungen und, von ee 
er Zunge.ift, wird es nie an der Lentfeligkeit 
$ehten, allen verdrießlichen Wortwechſelungen 
und dataus entftehenden Mikverfländniflen ſich 
zu —**— Eine großmuͤthige Seele hat 
immer in ſich felbft einen unerſchoͤpfichen Grund 
von Güte , Unſchud und, Mitleiven : aues 
oa: fie beginnet, das einen andern beleidigen 
Aunte. Die Großmuth hat nichts ſagt Balth. 
Gracian, ift in Schild gegen alle Scheltworte, 
ae alle Stichel-Reden, jafiefannfogar auch 
€ Wahrheiten vertragen die man ihr vertvele 
ſet. Man fiehesDiefen einen: gr 


= \ 


D 


m 


Womit fer» Ein rechtſch 


* 


B — Gmcien Köiınie ‚anirerf, Ob, IV. 


a xX. Von der Aseykimpfan. 
menſchuichen Sehens beberist entgegen, nd‘ 


Be ihnen:auf eine befcheibene Art med dech 


ein Wort doß denjenigen befaͤnftiget, Der um 
gu Leibe win geſchocüich auszuweichen; Cine 
—— die man dargwiſchen unter⸗ 
cnet macht das Geſpraͤch verandern und be 
nimmt demjenigen der uns zugreiffes gede⸗ 
det die Verditterung, ja es beruhet oͤfters mr 
auf einer gewiſſen Cirigessgenheit, bie sugleih 
arlig und naturiich ift / und da man oͤfters oh⸗ 
Ren — 
andern begegnet , 11: allen 
wen re Hügelegetiheiten Hüglich vor 
auet. DICKE 





RN 

afner Soldat kann ferner 
ner ein ehr⸗· hey vorfallenden Zwiſtigkeiten immer 
I Ne vorwenden: es ſtuͤnde in fernes Den. 
entfhuldis Dienſt, folglich hätte et nicht Macht 


gen fann. mit feinem Leib und Leben nach eig 


ner Willkuͤhr zu fchaltenz noch vie, 
weniger feinen Degen gegen folche Leute zu fe 
"hen, die mit ihm einem Heron "dienten; Er, 


vor fie, wolte niemand Unrecht thun noch br 
leidigen. Wegen einem Mißverſtaͤndniß aber, 
welches durch andere Mitteln Fönnte beugelget 


werden , fich zu ſchlagen, ſolches lief wider 
6 Gewiſſen, wider feine Pflicht wider jam 
Hre. | 


— 


| 
N % r f Du PS a — * 17 
v er 2; . re — 
en — > . i 
RT) TELz\ 








Ki Won den Zweykaͤmpfen· 479 
Es iſtanch nichts weniger als eine Wie 8 auch 
Scart, jemand um Ver eihung feinShan 


ku bitten; den man befeidiget hat. > dei —545 
EB iſt dieſes vielmeht das wahre 5 





tum 
Ei Di eines edlen Gemths Dergebung 


und eines rechtfhaffenen Mannes, su bitten 
wuefcher:niche kann 1 ua) daß je⸗ 
mand durch fein Verſehen, oder Schuld; eis 


viges Linrecht widerfahre Er findet fi ch dadurch 


— und kann nicht ehender ruhen, als 
er auch! 


dasinn die nöthigfte Pflicht der Ehr 


ze ausgeuͤbet und den Beleidigten zu Em a | 


Helen, ggucht hat. 


Soite aber einer wircich mit Kaffe 8 
n werden ohne daß er dem ee 


fallen 
ausweichen könnte, fo febet er An geato 
ſich ſo ——* als er fa ma 

x trachten in moderamine Bi tutelæ 


erfiresten ‘ als. bie, a nt 





theidigung mad die Regeln der ae Ehal⸗ | 


tung son ‚Ohr erfordern. — — se 


| Wie aber ſoll man fich verbale, Wie man 
wenn man unvermuthet, wie der 6 iu ver» 
ehrliche Vater Des Roderichs, durch —— 
einen Schlag, oder mit einer Maul⸗ Schlag be: 
ſchelle Befchimpft wird? CH) Dieſe Fonuut. 
iſt, ich muß es hekennen, hurtiger 


nwie⸗ 


8 Ba 077077 anf iO, — 


F 


4 xx. Don. den aweykawpfm 


— als die Frage su beaneworte, 
—— — nel, um eine Aber 


= ang: gr entiehet aber noch weit 

jıeh re non der Einbildung einer dadurch verich 

em Ehre, als von dem Schmerg, Den. er tits 

— — 
p die (8. 

Pan ale 6 Sem: nach Der blofien 














ung grober en und Scheltworten. 
u. fich aber ein eier Mn in eineg 









rn 
empfindlichen und nahen Feindſeligkeit, ımd 
au in — — Oite des ©; are De 
arg 
man end man Am Im Bi fine Heine A 
gut ein guter & 





* get. Mini caln Bei vofunts im — 
ſem qſette ↄppara, inveniri Thediepds 
auos 'Theologos, qui non ıtiode sedten, rede pu- 
went adınitt ur alapa vitetur fed &. accepta alaps, 
fi qui Peg. Sa at, ad, 2 aaa 
recuperandum: quo a satione & pietareweide 
alienum —— Na ker pn excoln- 
Na, at qui tale fert injuriam is Patienten 1 fe e- 
cecllenter oftenditz atque ideo honorem aug 
“ geguam minuit,_ Dr/weB,&P.L, CH. 37 10. 
Bon dieſer Philofophäc ded Greu —3 — Paßlendorf, 
Babe nd — beutigen Gitten nicht mohl 
2; —— angrapen a ar BR 


2 SEE * 








XX Von den Zweykaͤmpfen. 48: 

vill, Derfannhieiben am beften zeigen, wie weit 
er in Deri@elaffenheit. und in der Sanftmuth 
—— Ein Verſtaͤndiger, weis dem 
votzubeugen ehe er ausbricht: Er ge⸗ 

het einem: beiſſenden Thier aus dem Wege 
warum nicht einem böfen Menſchen? — 


vüffen wei etwab von der Volited wo⸗ 
—— iſt uͤberhaupt rent 
r fehlecht den ung, Ynfere Regen SEO: 
ten und Dbrigkeiten , heißt. es, haben genug Dar 
Ani zu — Daß fie nur Die gröbfte Laſter, weis 
Dusch) den Hencker beſtrafet werden, im 
Saum halten. Wie fülten fie fich noch mit al 
Ierhand Kleinigkeiten abgeben ? Die Tuͤrcken. 
lachen über die Ehriften, daß Tie allenthalben, 
wo fie Dingeben, den Degen an der Seite 
ſchleppen, und alfo gewafnet im Srieden ihre 
Zempel und ihre Freunde befuchen. CH) Solte 
manmehlan dieſem Zeichen Die Kinder des Frie⸗ 
dens erfennen, weiche der. himmliſche Geſetzge⸗ 
Ger zu feinen Juͤngern und Nachfolgern erwaͤh⸗ 
det? Wäre es nicht chriftlicher und vernünftiger, 
man erlaubte in einer Stadt niemand mehr eis 
wen Degen zu tragen, als denen Soldaten, Die 
wircklich auf der Wache ftünden , oder gegen 
den Feind zoͤgen. Dieſes hies fo viel ale eine 
neue Lebens s Art einführen. Es iſt wahr: Als 
fein, verändert man. die Moden nicht täalich? 
waͤre e8 nicht gut; wenn nach fo viel närrifchen 
11, Theil, Hh auch 





—— — 


| * Volmire hit, de Charles XII, L, VL. 


482 .XX. Vouden weykumpfen. 


eine vernuͤnſtige einnmahl wieder anf fän? 
* lieſet man je von mean Volck in der 
DaB es, auffer im Krieg, das M 








bie Roͤmer, weiches Dinda en und verwin⸗ | 
fien Voc Inte, rüfteten ſich nie ale zum 

— — Die Zweykbaͤmpfe bey der 

umirrenden —— Mode wurden. Damp | 





bechten auf den hahen Säulen narh —2 
de lernen. Unter dieſe mengten ſich durch den | 
Forttrieb Der Zeiten allerhand junges und ſieder⸗ 
— —5 ‚ die gleichfalls das Eiſen an 
ven Senden fchleppen. Andere ıd 
emuften he ao gefaln laſen, und damit 
auch bebängen: Sol [E winde Da D⸗ | 
geniragen allgemein, und bürfte, / wann es f 
fortgehet, auch hoch Made werdeh, damit Got 
Belund A at ve bieten; Denn Disistren Cab 
‚Jichen find es nach allein, Die Feine! Degen tw 
| Kühe Diefe Art Leute Nahen fich, alone as 
a Gefaht autſcken— unter Tante Zt 
rk v.tn 





RR, Don ben Gieptämen. Ar) 


'en Leuten n herum su ge n und ſelbſt unbewehrt. 
ar ſeyn. Gleichwohl waͤre es u nicht rathſam⸗ 
deninſenigen, die viel mit Controverßen umge⸗ 
hen, die Waffen zu erlauben. Es würden uns 
ter ihnen allzu offt blutige Köpfe ſehen. Kuttz; 
es ift befannt, mas leider ſchon viel Unglück dans 
aus entftanden, daß man allenthalben Das Des 
gentragen zulaͤfft. Es wrde dẽrhalben feinem 
vernuͤnftigen emen oder Madiſtrat verdacht 
werden, wenn er einen ſo — Gebrauch 
abſchaffen folte. (*) Denn worzu dienet Doch. 
dieſes mörderifche Eifen an der Hüfte, als dab 
es die Klugen befchroeret, die Thoren reitzet md 

zu. allerhand Usorümmgen 1. ————— | 
Ankab giebt? Er 


6 Diefe hat umter andern auch ber — aht 
von St. Peter gerathen. Ein Mann von vielen 
Einfichten, deſſen Vorſchlaͤge einige verachtet, am | 

ı Dere gebilliget und niemand bewerckſtelliget. v. 
-.  Oeuvres de PAbbe de S. Pıiesre T,XVU,p, 267, 





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„7 ®- ⸗ 


—E———— andern fein 
Meinung g aufbringen 126, Derfehete * 

nunger 

Adel *— We⸗ Ye warum m die Reife 


Davon ausgefchloffen. s u pofitauifche 
| ' Abel 320, , Adel jfl der Kauftnannfhaf 
ins groſſe nicht zuwider⸗ 32 1. 


Tugend und Ehre, 3236. -: Abdels Da | 


garion und Rehabilitation, 330. Wird in 
der Schweiß vertrieben. 261. Wuͤrde Den 
| gerneinen Weſen nutzen wannn er einige Han⸗ 
delſchafft triebe. 267. und 268. 
Adande Leben dem Kaufmanniſchen entgegen 

-  geftellet. 


Amiſtis geoffe Yan» Unternehmung. 3 


Ariſtoteles ein Srillenfänger. 
Auffenthalt i in einer  geoffen Srabtderbeft. & 
Augſpurg 


—AXX 2324 











Ayguftini ahnung uum Brieden. u”. 
"Babe 


Regiſter. 


B. | 
Babylonifhe Spectafel. . 
Bir, err von deſſen Gebanifen von see 


aufleufen, 
andterutengdern Urfachen und billige Bela, 


g. 279. 
Baflompiere, Marſchall, von deffen Botanıf 


Bau Kunft, von ihrem Alterthumund Nuten, 
Verbindung mit den fehönen Künften. ız. 
Macht die Kuͤnſte und iſfenſchaften lieben 16. 


kehrung, was fie fe 
Bein mi einer haſelbſt — | 
ildhaueren, was en erfordertwird. 13. 
ip miſche und Mährifche Kirche, ob die Dern 
hide di mit uͤbereinſtimmt. 
Bremer Reformirten wie weit fie ſich vergeffer, Ä 
145. 159. 
Brunſt laden was es ſey · 223. 


€... | 
Enreräunt, ain allgemeiner, wire nf 


130. 
‚Ca Kante die wahre Ehre. 268. 
Ceſar ließ fich von der falſchen Ehre blenden. 268. 
Chriſtenthum gründet ſich auf Die Liebe und den 
.I Srieden. 93. . Deflehet mehr im Toun als 
‚ ImiDenelen.ior. Leidet keine Zaͤnckereyen. 106. 
zen Vortheile auch) im Zeitlichen. 209. _ 
Ceur, Jac- Baron von Fargemn, ein beruͤhm⸗ 
ter Kaufmann. 9 iss. 


h3 Dip 


Reg iſter 
D- 
Dippelind fonft Ei. Democritps = a 


Dresden, ti 
u Sehnde — au 
E. 


Ehre iſt die Wemdin Grund⸗Regel der Sb 
4 Was die wahre Ehre fen. 2 


daten. 2 


Ä Badge der bie Briefe. Des dem, om 
aire 

Einfalt des Glaubens in einer einzigen * 

bens ⸗Artickel. 


— — — — — 











241. 
Einſamkeit iſt zur Abwechſelung noͤthig 83. 


ante ind Friedens ———— im * 
Emyindeg * wie ſie beftbaffen fi 
Schaden: ihrer “ee © 

| Bi fie fich zu gerhalten, 
Engellände ſind die gröfle Kaufleute as 6. * 
| von Voltaire davon ſagt. 

—2 Sitten⸗ Behre iſt dem — 
Erenune Mennung in groſſen Städten“ fh 
Eremmpel Der Groffen, deſſek ndruck. 473. 


Fa 


Re giſter | 


> — = -.» .: : ee 


Veneloin Hessen, deſſen Caracter. 180, Deſſen 
Telemach ifteine fear. Pag. 38. 
Kotenine groffe Handels⸗Leute. 154 
aneefur, anfebnlicher Kaufmanns⸗Stand da⸗ 


5 

Kr Das geöfte Surf. gr 
uͤrſt kann die Tollerank einführen, die äufek 
che Kirche — ‚ aber nicht hefehlen was 
einer glauben ſol. 120. 


G. 

Oi, dienen nicht zur ¶Richeſchnur des 

. Glaub ng 29.Es laͤſſet ſich darüber nicht, 

Iof. 

echt ift von dem Körper und der. Seele unter⸗ 
ſchieden. 423.427. Deſſen Wirckung ger 
u och ie bie Materie. 424. Hat .. 

iches. 

Geld macht einen zum Doctor und auch zum 
Edelmann. 349. 
Gelb, deſſen Umlauf wird durch dieBau Kunf he⸗ 
fördert. 20. Deſſen groſſer Werth.757. Kant 

ſich mit der Philoſophie wohl vertragen. 85. 
Glaube, dieſer heruhet nicht auf klaren und > | 
lichen Begriffen. 
OlnubensFormen find abluſchaffen weil de 
Bereinigung hindern. 129. alt > 


Glaubens. 
Glücks» Guͤter und derſelben vernünftige ee 
brauch. 442. 





94 60 


Regiſter. 


SoOtt macht niemand leiben. pag. 
Bottesdienſt,ob ſolcher andern Glaubens⸗ 
noffen einzraumen fep. 139. — 
241. Cautelen welche dabey su 
142. Offentlicher —— deffen 
wendigkeit und Nutzen. 1608. Gott 
der vernuͤnftige an Herrn Graf von * 


dorf. 
| Ge ‚ „vifiche, in ———— auf bie Sm 


Bee find alle Jeuſchen 341. 
ndlung in Teutſchland war pormahls * 
weniger Bedeutung. 253. Durch die. 
kung toerden viele Städte und Samilien rer 
154. Leid feinen Druck. 270... — ei⸗ 
nen Staat — 
dwercker, ihr Nutzen von der BausKumft. 19. 19. 


Haushaltungs⸗Kunſt — ar beſtehet. 2 
Herrnhutiſches Befe 
———— erförbertder Abe. 3 


Hofle 
Holland iſt das rechte Commerien Sand. 2 = 


r K. 

Kaufleute ſind bey allen Voͤlckern in Ehren ge⸗ 
J — worden. 351. Muͤſſen geehrt und in 
Sr heit gelafien werben. 271. Befonvers 
nfehung der Religion. 274.: Koͤmnen— 
= Adel führen. 280. Ob und wann es ih⸗ 
nen rathfam fen fi 9 adlen zu laſſen. . 282. 


Kauf⸗ 








AERO 

- En Wurde. 340. 
rper iſt nur ne mn vum, .„ „420. 
— 273. 
eg ftöret Die Ha u 275. 
Sünfe dienen sur au me eines eBtandes. 19 


- g | r . \ 
"Lebens Art groffer deute. | 
Leiden eines > Chiften kann auf Aeeley A * 


— en She Ode Welt Weiſe. “ oh. | 


en Nachrichtan. 27. 
——— u den Serien and dick. 
zu jenen in die 154 


Shen Brief an Die —E 11 3. Das 
theldiget Das das Servum ‚arbitrium... Be so. 


Mahlerew/ was Bar a hrdert wird. 13. 
Martialis ſchone Gedancken von einem vergnügs 
ten Leben. 88. 

—— nothwendig zur Bau⸗Kunſt. 14 
Miles us, wie er aufjurichten. sor. - 


Iſt der Handlung zuwider. 76 

Pileen ee ehe von Bedenken 
ehet mehr: ‚on 

ten ag Avon Dig luͤcks Fällen. a 40, 

Mittel-Dingein Anfehung der Herrnhuter. 206. 


Moral ift gleichfam der Grund von der Offen⸗ 
bahrung. 236. Propheten Apoſtel und Der 
Heiland ſelbſt in Die MotalBeeR. ao 


Kigiker. 


narch ſche Staaten ſchicken ihn 
Hr bie —* BER * 


O. 
State, Graf von, deſſen artige cn 
Oronomie eine Wiſſenſhaft da Ciobafe. 27% 


—— te in geiſinhen Sachen ah 
Dordman, Cher⸗Siͤchſſche Oben ans Bun 
| * anten foRen ſich untereinander —8 


III. 
prehonife Hundssguccht 67. 
Hyrrhoniſmus was et ey. 57. Deſſen a 
gen in der Keligion, | 
RR. . 
echt der Chriſtüchen Obrigkeit Die ireigin iu 
vereinigen. ©, 116. 
Meformirte, was fiefür Lehr⸗Saͤhhe haben. 1a6. 
 DXeli nes Bereinigung, wie man figeinfähren 
koͤnnte. 124 Geho ret mit ad. Jus Retor- 
- mndi. 137; rin Finnen alle fromme 
Chriſten behülflich f EI on 1% 
Rivera, em Sitten Rom 
Srdadbioprchemaro Er 163 


Kom 





Br un 





— * En * BR OR 


Regiſter. 
Rom wird feines Glantzes beraubt, Pag. 2. 
"Romanen deren Wagen wann fie wohl geſchrie⸗ 
- ben find. io 4391. 
Seeptiker was es für Leut geweſen. 


> 66 / IM 
Seele der Thiere verglichen mit Der Seele der 
Menſchen. PO > €. Fass 


Seneca ſtach auf einen Heuchler. go, 
Separatifmus Bedencken davon. 164. Iſt 
vielerlen Gefahr unterworffen. 171. 


Separatiften, ihr Caracter. 172. Wie man 
mit ihnen verfahren ſoll. 173. Don ihren 
Privat. Berfammlungen. 176. Nutzen den 

‚Die Kirche von ihnen hat. "0.179. 


SittenSehre was darunter yerftanden wird.2a5.. 


gempein. e 287. 
Soldaten⸗Stand defien Urfprung. z51. Sol⸗ 
Daten-Meligion. 256.  Darju gehoͤrige Tus 
2... Wiſſenſchaften. 270. Soldaten; 
Schule: 275: Soldaten: Befchäftigungen. 
283. Fehler des Soldaten; Standes. 289. 
Ehren⸗Geſetze das ſie beſchwoͤren ſollen. 466, 
Stand des Reichs iſt befugt für fich die Mi 
giuon zu vereinigen. 132. Hat ſich des Juris 
reformandi nicht begeben. 136, Worinn 
ſoſches beſt u 


Her Deite : 137. 
Stoicker treiben alles in Die Einbildung, di 
Dind zur Heucheley geneigtt. 7 


SS Deco⸗ 





— V —— 
Ffeoſophie was fie fen. pag. 246 
FEN Gedancken vom Ketzermachen. ırı. 
Tifel, "deren Mißbraud). 0.26% 
ZTraume,deren’Besiehung auf etwas goͤttlich. 421. 
Tugend beſtehet nicht in einem rauhen und chwer⸗ 
muͤthigen Weſen. 


‚Xurretin feet Die Richtfehnur des Biloubendab 


x 


lein an die Heil. Schrift. 131. 
Verkehrte Schlüffe der Lutheraner gegen bie 
Neformirte und Diefe gegen jene. 156. 


Verſchwendung ſtuͤrtzt ins Verderhen. 77. 
Urſachen des Religions⸗Gezaͤncks. ‚9. 
Verſtand muß fich in aͤuſerlichen Vorwuͤrffen 
Auslaſſen 18. Vermehret unfer Leiden, 43. 
Doltaire, Here von, deflen Lob von der Engel⸗ 
laͤndiſchen groffm Handlung. 257. ft ein 
aroffer Geiſt. gar. Urtheil von feinen Schrifs 
ten. 402. Worinn er ſich geirret. 405. 
Eritick über feine Briefe von der Seele der 


Menſchen und der Thiere. 406, 
Zandl der beſten Lebens⸗ A. 86, 


Weiſer deffen Gluͤckſeeligkeit. 42. 
Widergeburt, was darunter. verſtanden wird 
2334.. Proeeß derſelben iſt eine Quelle verkehr⸗ 
ter Meynungen.. 2238. 
Wien praͤchtige Gebaͤude daſelbſt. 9 
| Bändes 








Regijter. 


>. 
Bändern i in ber Religion ſtifften das iR 


Bm r feine ſchwarze Galle verbitterte feine = 


end. 

geugniffe heiliger Männer dienen zur Befräftis 
gung der Wahrheit. 113. 
Binzendosf, Graf von, deffen Antwort auf 7. 
Sragen. 186. Erflätung auf diefelbe. 200. 
Srveift eiffen alles nieder und bauen nichts. 65. 
Zweykampf ift imvernänftig und wieder alle Ge⸗ 
ehe. 276. Wie folcher — 

ſondere Abhandlung davon. 438. 
Urſprung. 439. Bon deſſen Ungerechti ct 
Br Thorheit. 484. Mittel fich dafür zuhüs 
en. | 477. 
Zweykaͤmpfer wie ſie zu beſtrafen. 471. 





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