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Full text of "Das K. K. Technologische gwewrbe-museum in Wien im ersten vierteljahrhunder seines bestandes. 1879 bis 1904"

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DAS K. K. TECHNOLOGISCHE 



GEWERBE^MUSEUM IN WIEN 



1879 BIS 1904. 



DAS K. K. 



TECHNOLOGISCHE 



GEWERBE - MUSEUM 



IN WIEN 



IM ERSTEN VIERTELJAHRHUNDERT 



SEINES BESTANDES. 



1879 BIS 1904. 



DENKSCHRIFT VON WILHELM EXNER. 



WIEN 1904. 



IM SELBSTVERLÄGE DBS K. K. TECHNOLOGISCHEN GEWERBE «HUSBUHS IN WIEN. 

DRUCK VON FRIEDRICH JASPER IN WIEN. 
PAPIERLIEFBRANT: K. K. PRIV. ÖSTERR. LÄNDERBANK. 



VORWORT. 



Dieses Buch stellt ein Kapitel österreichischer Verwaltungs^ 
geschichte dar. 

Ob es wohl viele Leser finden werde? — Jene Personen, 
die der „Denkschrift'' aus Teilnahme für den Stoff oder für 
den Verfasser ihre Aufmerksamkeit schenken wollen, werden 
verstehen, daß sie geschrieben werden mußte. 

Sie bildet einen Rechenschaftsbericht, eine Dankeskund^ 
gebung und ein Programm für die Zukunft. 



Wien, am 26. Oktober 1904. 



WILHELM EXNER. 



INHALT. 



Seite 

Einleitung i 

Vorgeschichte der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Mu^ 

seums in Wien 12 

Geschichte der Begründung des Technologischen Gewerbe^Museums 

durch den Niederösterreichischen Gewerbeverein 33 

Organisationsstatut für das Technologische Gewerbe^Museutn .... 36 

Geschichte der Entwicklung des Technologischen Gewerbe^Museums 57 

Sektion für Holzindustrie 68 

Sektion für Färberei, Bleicherei, Druckerei und Appretur 69 

Sektion für Metallindustrie 69 

Die persönlichen Kräfte .... 105 

Die Großmächte 105 

Erzherzog'Protektor Karl Ludwig 109 

Die Männer aus dem Pflichtenkreise 112 

Michael Ritter von Matscheko 114 

Dr. Anton Freiherr von Banhans 115 

Anton von Harpke 119 

Karl Ritter von Zimmermann^Göllhelm .121 

Fritz Luckhardt 123 

Karl Fidler 129 

Josef Thonet 135 

Wilhelm Freiherr von Eichler 139 

Gustav Ritter von Leon 140 

Bernhard Demmer 142 

Friedrich Paulick 145 

Dr. Richard Godeffroy 147 

Karl Pfaff J49 

Dr. Hugo Ritter von P erger 151 

Franz Schwackhöfer 152 

Johann Kässhofer 155 



- vm - 

Seite 

Wahlverwandte 158 

August Wilhelm von Hofmann 199 

Dr. Leopold Loewenherz 162 

Johann Bauschinger 164 

Hermann von Helmholtz 169 

Dr. Ernst Hartig 176 

Ferneratehende Zeugen 181 

Die Widersacher 1S6 

Die sachlichen MiRel 19z 

Die Sammlungen 192 

Technische Versuchsanstalten 215 

Versuchsanstalt für TlnktorlalchcmJe 217 

Versuchsanstalt für chemische Gewerbe 219 

Vcrsnchsanstalt ffir PapierprQfung 220 

Versuchsanstalt für Bau- und Haschlnenmaterial 221 

Vcrauchsanstalt für Brauerei und HUzcrel 226 

Versuchsanstalt für Elektrotechnik 227 

Unterrlchtaanstalten 236 

Fachschule für Tischlerei 239 

Niedere Fachschule fQr Färberei 242 

Höhere Fachschule für chemische Gewerbe 242 

Niedere tmd Höhere Fachschule fOr Bau- und Maschinenschlosscrci . 243 

Fachschule ffir Elektrotechnik 244 

HShere Fachschule fQr Elektrotechnik 252 

Speziallehrkurs für Papierindustrie . . . : 253 

Propaganda 261 

Die „Hitteilungea des Technologischen Gewerbe-Huseums" 261 

Sonstige Publikationen 2«5 

Bibliothek und Lesesaal 26S 

Unser^Korrcspondentcn 269 

^^^^^^^^ Fach vereinen 273 

im Huseum und das Museum auf Ausstellungen .... 275 

iterkiinft 279 




BILDSCHMUCK. 



Zu Seite 

Erzherzog^Protektor Karl Ludwig 109 

Michael Ritter von Matscheko 114 

Anton Freiherr von Banhans 116 

Anton von Harpke 119 

Armand Freiherr von Dumreicher 127 

Karl Fidler . . 129 

Friedrich Paulick 145 

Karl Pfaff 149 

Hugo Ritter von Perger 151 

Franz Schwackhöfer 152 



• 



Bronze^Btiste des Direktors W. Exner von Viktor Tilgner 298 



Seite 

Vignette. Allegorische Gruppe von Johannes Benk i 

Fig. I. Gebäude des Niederösterreichfschen Gewerbevereines. Erdgeschoß . . 33 
Fig. 2. Das Si gl sehe Etablissement an der Währingerstraße, unmittelbar 

nach dessen Erbauung 84 

Fig. 3* Besuch Sr. Majestät am 24. November 1891 106 

Fig. 4. Besuch Sr. Majestät am 11. Oktober 1901 • . 107 

Figt 5. Galerie^Saal in dem Hautner sehen Gebäude in der Eisengasse. An^ 

sieht der Sammlung gegen Süden hin 206 

Fig. 6. Galerie^Saal, enthaltend die Sammlungen des Technologischen Gewerbe^ 

Museums, in der Richtung gegen Norden gesehen 207 

Fig. 7. Galerie^Saal. Holzbearbeitung 210 

Fig. 8. Metallindustrie 212 

Fig. 9. Keramik 213 



EINLEITUNG. 



Zu jener Zeit, da der Wald in der gemäßigt 

ten Zone noch den größten Teil des Bodens 

bedeckte, wurde er als Hindernis für den Ver^ 

kehr und, um Raum für den Ackerbau zu ge^ 

winnen, geradezu befehdet. Der Wald wurde 

gelichtet, oft ohne eine halbwegs befriedigende 

Verwertung zu erzielen; im besten Falle bereitete 

der Kohler Holzkohle aus Stamm und Asten. Die 

Pottaschebrennerei erschien schon als großer 

technischer Fortschritt und nur ein geringer Teil 

der Altbestände konnte als NutZ' und Brennholz 

wirtschaftlich richtig angewendet werden. Viel, 

viel später entstand die Forstwirtschaft, die 

sich nicht mehr bloß mit der Verwertung der 

vorhandenen Bestände, sondern auch mit der Gewinnung neuer, an 

Stelle der vernichteten befaßte. Die Aufgabe der Verjüngung überließ 

man aber den Resten des alten Waldes. Es war dies die sogenannte 

natürliche Verjüngung, die unter günstigen Bedingungen und richtigen 

Vorkehrungen gelang, sonst aber nicht, und an Stelle der einst 

bestockten Flächen, an Stelle des Urwaldes, trat dann die Hutweide, 

aber auch der Sumpf oder der Karst. Die neuzeitliche Forstwirtschaft 

begnügt sich nicht mehr mit der natürlichen Verjüngung, sie erzieht 

vielmehr planmäßig durch Saat und Pflanzung den jungen Forst und 

diesen dann bis zu seiner Reife. Dieses zielbewußte Eingreifen nach 

wissenschaftlichen Regeln, aus der Naturbeobachtung entsprossen, 

vervollkommte sich mit der Zunahme naturwissenschaftlicher Erkenntnis 

und der Vermehrung der wirtschaftlichen Erfahrungen. 

DcDlcaehrlft. Techn. Qcw.'Mus. I 



— 2 — 



In ähnlicher Weise entwickelte sich der Nachwuchs beim ge^ 
werblichen Betriebe und im Handelsstande. Es gab nur eine natura 
liehe Verjüngung, die aus den Altbeständen herauswuchs. Die Zufuhr 
von neuen Kräften aus anderen Ständen heraus und die selbständige 
planmäßige Vorbereitung der jungen Bestände für ihre Reife stellen 
ebensosehr einen neuzeitlichen Gedanken dar, wie die Forstwissen^ 
Schaft und die auf ihr begründete Wirtschaft im Vergleiche zum 
alten Walde. 

Wie jeder Vergleich so zeigt auch dieser manche Schwäche. Bei 
der gewerblichen Produktion, welche bis zu Ende des XVIII. Jahr^ 
hunderts Handwerk oder Manufaktur war, trat bekanntlich durch die 
Einführung der Dampfmaschine eine neue Produktionsform auf den 
Plan, gekennzeichnet durch die Kraftmaschine, die Werkzeugs^ und 
Arbeitsmaschine und das Prinzip der Teilung der Arbeit, mit 
einem Worte: die Fabrik. Der Fabrikarbeiter wurde aber ausschließe 
lieh durch natürliche Verjüngung und Inzucht gewonnen. Niemand 
verfiel auf den Gedanken einer wissenschaftlichen Vorbereitung, einer 
planmäßigen Erziehung des Arbeiternachwuchses. Dabei trat die 
Fabrik gegenüber der Werkstätte des Handwerkers so in den Vorder^ 
grund, daß die letztere fast ganz in Vergessenheit geriet. Viele Produkte 
des Gewerbefleißes übernahm völlig die Fabrikation und eine Gruppe 
von Gewerbebetrieben nach der andern verschwand. Die auf den neu^ 
erfundenen Maschinen und chemischen Prozessen beruhende Produktion 
des XIX. Jahrhunderts, in unaufhaltsamer, außerordentlich rascher Zu^ 
nähme begriffen, stand so auffallend im Vordergrunde des* Interesses, 
gestaltete so sehr von Grund aus alle Verkehrsformen, das öffentliche 
Leben und die Anschauungen um, daß die oberflächlich Beobachtenden 
zu der Ansicht gelangten, man könne alles Weitere dem freien Spiel 
der Kräfte überlassen. Stellte sich irgendwo ein Mangel ein, so trachtete 
man, ihm unmittelbar abzuhelfen. Und so waren es zunächst die Be^ 
dürfnisse, die sich in der Großindustrie fühlbar machten, denen man 
Rechnung zu tragen suchte. Bei dem Ingenieurwesen, wie es den Hoch«', 
Straßen^ Wasser^, Brücken^ und Eisenbahnbau zeitigte und wie es 
das Maschinenwesen bedurfte, ging es mit der natürlichen Verjüngung 
des Nachwuchses gar nicht. Die polytechnischen Institute, die Akademien 
für einzelne technische Zweige, später die technischen Hochschulen, 
lieferten den zukünftigen Ingenieur, während dem Arbeiterstande nur der 
bloß empirisch Ausgebildete eingereiht werden konnte. Die Fälle, 
daß der Praktiker sich selbständig theoretische Kenntnisse erwerbend 
zum Range eines Ingenieurs aufstieg, gehörten zu den Seltenheiten 
und werden dann oft nur in der Geschichte der Erfindungen aufge^ 
zählt. Es sind Ausnahmen, bei denen eine gottbegnadete Begabung 



L^ 



— 3 — 

den Schulsack überbot. Während das Fabrik^ und Verkehrswesen 
durch die ihm direkt dienenden Lehranstalten über wissenschaftlich 
ausreichend vorgebildete Kräfte verfugte, blieben die Gewerbebetriebe 
und die Handwerksstätten, ohnehin hart bedrängt durch die Fabriks^ 
konkurrenz, ganz ohne jede Hilfe von außen. Um die Mitte des XIX. 
Jahrhunderts erkannte man ziemlich allgemein im mittleren und west^ 
liehen Europa die dringende Notwendigkeit, dem, was vom Gewerbe 
und Handwerk übrig geblieben war, durch besondere Lehranstalten 
zu Hilfe zu eilen. Zuerst waren e^ die gewerblichen Fortbildungs^ 
schulen, allgemeine und fachliche, die den für das Gewerbe bereits ge^ 
wonnenen Knaben oder Mädchen eine Ergänzung der VolksschuUehr^ 
fruchte im Hinblicke auf allgemeine Bildung und eine Ergänzung der 
in der Meisterlehre mühselig und oft in unzureichendem Maße er^ 
langten Routine in fachlicher Richtung zu bieten geeignet waren. Dem 
Zeichnen wurde das Hauptaugenmerk zugewendet, mit Recht, denn 
die Meisterlehre befaßte sich nicht damit. Dann bemerkte man auch 
andere Mängel. So war die Aufstellung von Voranschlägen, die soge^ 
nannte Kalkulation, eine der Hauptgrundlagen der Geschäftsabschlüsse 
in einer Fabrik, im Werkstättenbetriebe des kleinen Unternehmers, 
des Handwerkers, fast gänzlich unbekannt. Sie wurde nie erlernt oder 
ging verloren. Ahnliches kann man von der Buchhaltung sagen, ohne 
die ein größerer Betrieb schon wegen der bestehenden gesetzlichen 
Forderungen undenkbar ist. Das waren die auffalligsten, die empfind^ 
liebsten Mängel, die dem rückständigen Gewerbe anhafteten. Man hatte 
sie, wie gesagt, im Anfange der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts 
erkannt und suchte ihnen durch die gewerblichen Fortbildungsschulen 
abzuhelfen. Aber diese Maßregeln reichten nicht aus. Jene Gewerbe^ 
richtungen, welche auf mechanisch^technischer oder chemisch^technischer 
Grundlage beruhen oder durch die Ergebnisse der Naturwissenschaften 
beeinflußt werden konnten oder den großindustriellen Betrieben als 
Hilfswerkstätten dienstbar waren, bedurften der ausgiebigen Zufuhr, 
wenn auch elementarer technischer Kenntnisse, die im Wege der 
Fortbildungsschule nicht geleistet werden konnte. So entstand mit 
einer gesteigerten Einbeziehung aller graphischen Fächer die Tagest 
schule für den gewerblichen Nachwuchs unter der Bezeichnung Ge^ 
werbeschule, Gewerkenschule oder Handwerkerschule oder gewerbliche 
Fachschule. Unter diesen trat der Zahl und der Bedeutung nach, viel^ 
leicht mit einer Überschätzung des natürlichen Bedarfes, die kunstge^ 
werbliche Fachschule, welche zur besonderen Pflege eines einzelnen 
oder einer Gruppe von Kunstgewerben bestimmt ist, in den Vorder^ 
grund der öffentlichen Aufmerksamkeit und der Fürsorge der Gesell^ 
Schaft und der Regierung. 



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:nnerre nch ludi an ii£ 7nn Ogmg:ijäcL. Bci^Laxun^^n. rder Ssixzi' 
:en btr^uid^en Mer iadt iuii:ii Paviiti^eii. anä Sahv^xaxinat 
nt-wtiii^ ^lörrfÄtiea AieUerx und. ä^uminen: an w energa Snne ics 
V'iiTes. ^4» 3ubv«nnanur;e Arctgr rra wieder 31 üe Hradicmun^. 
iiesnul 7'in ien 3Eni«enea ^ir iCtilitu amt Ciiig : ictic oöc :ur H.ni* 
iel cMUt Vjlifswirsdiifr ma LÄien gerufen, jrj uiisier!; anrcrstiitrr 
■MXtt -.Hua-wieiir- Ohne ^■'■-■""W't'-"^ aar iem dunressduci L~an3~ 
nchc kannten «e atch iber nirhr arfiälren ^ind. iiinnt mir cmc Hs- 
ateasberediti^im^ für relanv aied r rg iretigniie T arfrm k f ai. w!c iic 
BCorWUdioa». üe Sc ii^inigr-if aym ^ . Stnckzta. tmd Scdier«i .inä 
^uttfere saijgnannre ßiusindunrien. 

W2nn<{l£ic& Üe r. -^^'— "•^^'^^"^'^ ader suirvennanier^sn Arciicis 
jUs «ai«dili«!ilic& Jer p ra & rncfi gn Cnizrweaun^ . titnrgn jt r tisiirace adi 
nicht mehr bewihrKn, »a tut ioch. indoraeia iie Aaslie-ie-ong -iKr 
Lehfwerkzuoe an üe bisher a"**-"^ rig'llii-^ cime seltne b^rrcctfn« 
Gewei-faeachule. Zfrch^n^niinf^f oder Fjdiarhnfe errurfr iurdisüi^^fa^tm 
E«fe(7 licfuht. AI!e üeae OT^jamaaconen. und Virciaa;r.jns«a betrirtn. 

T Üe VerTtinguttif oder üe Aufi^arsnm^ i^r Hgsniiiii^. iie k-iasriichc 

iehontf ies Nachwuchso. 

D« Erfolge üeies Verfanjeas afcnry arten, selbst i-irrn. wtnn <s siiJi 

eiis ±i« injememe Vertraaen errungen fLirrz. ist rmmgr 4ui< m:Jli\ic 

fie in unserer achnelllebi^en Zeil. Es bed.irt ^ben tist niiis yt^zzsKh^ri' 



— 5 — 

alters, bis der der gewerblichen Bildungsanstalt entwachsene Jüngling 
zum führenden Gewerbetreibenden wird, der nicht nur den Ruf seines 
eigenen Betriebes begründet, seinen Namen ehrenvoll bekannt gemacht 
hat, sondern etwa vielleicht gar gemeinschaftlich mit Genossen den 
Ruf einer gewerblichen Richtung in einer Stadt oder in einem Lande, 
die Beherrschung des Lokalabsatzes, die Begründung eines Exportes 
und die Wohlhabenheit und wirtschaftliche Kraft der betreffenden 
Mittelstandsgruppe erzielt hat. Darüber geht ein Viertel) ahrhundert 
vorbei, ein Vierteljahrhundert, in dem weltumstürzende technische 
Neuerungen auftreten, die gesamte Produktion und das Verkehrs^ 
wesen revolutionierend. Also, um präzise zu sein, während wir im 
letzten Viertel des abgelaufenen Jahrhunderts mit Ungeduld auf die 
Wirkungen der Gewerbeschulen und Fachschulen und der durch 
die Fortbildungsschule ergänzten Meisterlehre warteten, um die 
Schlosserei, die Kunstschmiederei, die Bau^ und Möbeltischlerei, 
die Baugewerbe usw. usw. wieder auf einer befriedigenden Stufe 
zu sehen, haben — wenigstens in den Produktionsmittelpunkten — 
die Erfindungen auf dem Gebiete der organischen chemischen Tech^ 
nologie, die Photographie und die auf ihr beruhenden Reproduktions^ 
verfahren, die Telegraphie durch ihre Tochtererscheinung, die Tele^ 
phonie, die auf dem elektrischen Starkstrom beruhende Umgestaltung 
des Straßenbahnwesens, die vielfache Ausnützung des Petroleums, des 
Leuchtgases, des elektrischen Stromes, des Alkohols als Lichte, Wärmen 
und Kraftquellen, unsere ganzen bürgerlichen Einrichtungen so ver^ 
ändert, daß wir uns kaum mehr in die Zeit des vorletzten Viertels 
des abgelaufenen Jahrhunderts hineindenken konnt2n. Die sogenannten 
technischen Errungenschaften, von denen eben einige Beispiele 
aufgezählt wurden, haben aber nicht nur zahlreiche große Fabrik^ 
etablissements mit Tausenden von Arbeitern und Hunderten von hoch^ 
schulmäßig auszubildenden leitenden Kräften mit fabelhafter Schnellig^ 
keit ins Leben gerufen, sondern weitere Tausende von gewerblichen 
Betrieben sind durch ihre Inhaber oder Vorsteher, wenn sie ihre Zeit 
verstanden haben, umgestaltet, ausgebildet und ökonomisch wirksamer 
gemacht worden. Diese neuen, in allen Produktionsformen auftreten^ 
den gewerblichen und Verkehrsbetriebe stellten gebieterisch ihre For^ 
derungen an alle Faktoren, die mit dem öffentlichen Unterrichtswesen 
zusammenhängen: Staat, Land, Gemeinde, Korporationen, bestehende 
Institute etc. Man braucht sofort und täglich mehr Arbeiter aller 
Grade, vom Fabrikarbeiter angefangen bis zum leitenden Ingenieur, 
und in der Tat wird diesen Forderungen in allen Stufen der Untere 
richtsorganisation von der gewerblichen Fortbildungsschule bis zur 
technischen Hochschule hinauf, und zwar in allen zentral^ und 



— 6 — 

westlich gelegenen europäischen Staaten und in Nordamerika ent^ 
sprochen. Unter diesen Verhältnissen ist es begreiflich, daß wir 
weder die Geduld noch faktisch die Zeit dazu haben, um die tech^ 
nische Neubelebung und wirtschaftliche Kraft des gesamten Gewerbe^ 
Standes ausschließlich im Wege der Erziehung des Nachwuchses 
abzuwarten. Wir müssen dem Mittelstande, so fordert es die Zeit, un^ 
mittelbar zu Hilfe eilen, ihn technisch tüchtiger, wirtschaftlich kräftiger 
und bürgerlich zuverlässiger machen. Diese Aufgabe stellte man der 
Regierung und den für das öffentliche Wohl verpflichteten Körper^ 
Schäften. Die Unterrichtspolitik blieb nicht bei ihren bisherigen 
Auffassungen stehen, sondern trachtet auch ihre Organisationen 
in diesem Sinne auszunützen und wenn es nötig umzugestalten. Frei^ 
lieh würde man bei diesem neuen Verfahren, Gewerbeförderung 
genannt, noch sicherer und rascher zum Ziele gelangen, wenn man im 
Wege des Plenterbetriebes die alten überständigen, dem Nachwüchse 
hinderlichen Individuen beseitigen und im Wege der Durchforstung 
dort, wo zu viel an bedecktem, krüppelhaftem Nachwuchs vorhanden 
ist, durch Beseitigung dieses die Freistellung zukunftsreicher, kräftiger 
Individuen herbeiführen könnte und dürfte. 

Bisher war ausschließlich von jenen Organisationen die Rede, die 
man insgesamt mit dem Ausdruck Schule oder Lehre bezeichnen kann. 
Dabei ist ja immer vorausgesetzt, daß ein fachlich Höherstehender be^ 
rufsmäßig den fachlich Tieferstehenden unterrichtet, aktiv auf ihn ein^ 
wirkt. Dieser Unterricht ist entweder als Massenunterricht für eine 
Gruppe gleichartiger Schüler gedacht oder es ist ein Individualunter^ 
rieht, wo der einzelne nach : seiner Beschaffenheit und seinen Bedürf^^ 
nissen gefördert und belehrt wird. 

Es gibt aber noch andere Mittel der Einwirkung als jene, die 
sich im Lehramt verkörpern. Eines von diesen Mitteln besteht in der 
Errichtung und Zugänglichmachung von mit bestimmtem Ziele ge^ 
schafFenen Sammlungen, Museen. 

Die Geschichte der Museen ist oft genug erzählt worden, man 
braucht hier nicht darauf zurückzukommen. Die ältesten und wohl 
auch die wichtigsten sind die Kunst^Museen; ihnen folgte in der Mitte 
des vorigen Jahrhunderts unter dem Eindrucke der Londoner Aus^ 
Stellung 1851 zuerst die Begründung der sogenannten Kunstgewerbe^ 
Museen in London (South Kensington^Museum), dann in allen Städten 
von Bedeutung und schließlich in vielen Städtchen ohne Bedeutung. 

Ein einziges technisches Museum datiert weit voraus. Schon Descar^ 
t es, der berühmte Gelehrte, projektierte in der ersten Hälfte des XVII. Jahr^ 
hunderts ein Museum von Maschinen und Apparaten, worin in je einem 
Kabinett die für ein bestimmtes Gewerbe dienlichen modernen Hilfst 



— 7 — 

mittel vereinigt, durch einen geeigneten Mann den betreffenden Gewerbe^ 
treibenden erklärt und ihnen sonstige Ratschläge erteilt werden sollten. 
Realisiert wurde diese Idee etwa ein Jahrhundert später (1775) durch 
Vaucanson. Sein Privatunternehmen, das er in einem gemieteten 
Hause in der Vorstadt Saint^Antoine ins Leben rief, vermachte er 
dem Staate. Die Regierung trat 1783 nach dem Tode Vaucansons die 
Erbschaft an und nach der Revolution während der ersten Republik 
wurde im Jahre 1794 unter der Mitwirkung der hervorragendsten 
Techniker jener Zeit das „Conservatoire des Arts et Metiers'^ begrün^ 
det. Es ist schwer, sich zu versagen, hier einige berühmte Namen 
zu nennen, die mit den Vorarbeiten und mit der ersten Einrichtung 
dieser später so berühmt gewordenen, einflußreichen Institution zu^ 
sammenhängen. Sie seien ohne Kommentar genannt, jeder technisch 
Gebildete kennt ihre Bedeutung: Monge, Prosny, Leroy, Molard. Im 
übrigen sei hier auf die geschichtliche Einleitung zum Kataloge der 
Sammlungen an dem genannten Institute verwiesen, welche der 
VII. Auflage dieses Katologes (1882) vorangestellt ist und die der 
Aufmerksamkeit derjenigen Personen empfohlen werden kann, welche 
der Geschichte der technischen Museen näher zu treten wünschen. 
Die ersten Auflagen dieser historischen Monographie sind unter der 
Mitwirkung des Professorenkollegiums ab 1851 und unter der hervor^ 
ragenden Beteiligung von Paul Huguet entstanden. Die genannte 
Anstalt entwickelte sich stetig, unbehindert durch die in Frankreich 
häufig aufgetretenen Staatsumwälzungen und Systemwechsel und ist 
heute die großartigste Anstalt ihrer Art in der ganzen Welt. 

Eine völlig verschiedene Entstehungsgeschichte hat das tech^ 
nische Museum Londons, welches gegenwärtig die Bezeichnung „Ma^ 
chinery and Inventions Division of the South Kensington^Museum'' 
führt. England besitzt ein überaus altes Patentgesetz und schon zur 
Zeit der klassischen Periode englischer Erfindungen, der Dampf^^ 
maschinen, Lokomotiven, Spinnmaschinen, Werkzeugmaschinen für 
Holz^ und Metallbearbeitung, war es Übung, ein Modell oder das er^ 
fundene Objekt im Originale in dem sogenannten Patent^Museum zu 
hinterlegen. So entstand die kostbarste, historisch bedeutungsvollste 
technische Sammlung, begünstigt in den letzten Stadien ihrer Ver^ 
waltung durch die großen englischen Erfinder^ und Ingenieur-'Genera^ 
tionen. Das Patent^Museum war noch im Jahre 1851 in einem elenden 
schuppenartigen Bau in Kensington untergebracht. Bei der Regulirung 
und Verbauung der für die Weltausstellung im Jahre 1862 erv/orbenen 
Grundstücke wurde auch ein Prachtbau errichtet, der das einstige 
Patent^Museum, seither wesentlich vervollständigt und erweitert, das 
jetzige „Machinery and Inventions Division of the South Kensington^ 



— 8 — 

Museum'' aufgenommen hat. Dieses technische Museum ist das einzige^ 
welches neben dem Pariser Conservatoire genannt zu werden verdient.*^) 
Dabei sehen wir von den technologischen Sammlungen ab, die 
als Lehrbehelfe an den polytechnischen Instituten existieren, unter 
denen die älteste jene des k* k. Wiener Polytechnischen Institutes 
ist. Bei dieser Sammlung soll einen Augenblick verweilt werden. Kaiser 
Ferdinand erhielt, als er noch Kronprinz war, einen technologischen 
Unterricht. Um diese Zeit, schon etwas vorher, entstand auch ein 
Fabriksprodukten'^Kabinett, das an das k. k. Polytechnische Institut 
in Wien überging und von dem Professor der Technologie Altmütter 
aufgestellt wurde. Das Hauptverdienst dieses Technologen war die 
Schaffung einer systematischen Sammlung von Werkzeugen, die 
durch die Nachfolger Altmütters noch vervollständigt wurde. Das 
sogenannte technologische Kabinett der k. k. Technischen Hochschule 
in seinem heutigen Bestände ist zwar dem großen Publikum Zugänge 
lieh, hat einen nicht zu unterschätzenden Wert als Lehrmittelsammlung, 
macht aber selbstverständlich keinen Anspruch darauf, unmittelbar für 
die Hebung der technischen Tüchtigkeit des Gewerbestandes benützt, 
d. h. als Gewerbeförderungsmittel aufgefaßt zu werden. Außer dieser 
technologischen Sammlung entstanden ja noch eine Reihe anderer an 
den deutschen technischen Instituten, so namentlich in Hannover durch 
Karmarsch, in München durch Ho y er, in Dresden durch H artig usw. 
Alle diese an technischen Hochschulen bestehenden Lehrbehelfe kommen 
für die unmittelbare Erziehung des Nachwuchses der produktiven 
Klassen nicht besonders in Betracht. Die Aufstellung und Benützung 
ist von ganz anderen Gesichtspunkten aus geregelt, als es jene sind, 
welche bei der Begründung und Verwertung technischer Gewerbe^ 
museen in Betracht kommen. Die unbelebte Sammlung von Ob^ 
jekten an sich kann trotz raisonnierender Kataloge und erläuternder 
Legenden keinen nachhaltigen Einfluß ausüben. Das Conservatoire in 
Paris hat erst dadurch lebendige Wirksamkeit und nachhaltige Erfolge 
erzielt, daß technische Fachmänner zur Abhaltung von Kursen berufen 
wurden, in denen einzelne Zweige der angewandten Wissenschaften 
unter Benützung der Sammlungen und unter der gleichzeitigen Be^^ 
lehrung der Frequentanten in den Laboratorien abgehandelt werden. 
Fachmänner ersten Ranges aus allen Gebieten der technischen Dis^ 
ziplinen, die für die Industrie eine Bedeutung haben, vertraten die 
Lehrkanzeln, welche verhältnismäßig rasch Ruf und Einfluß gewannen. 
Diese Kurse sind zumeist Winter^^Abendkurse und für solche Per^ 
sonen bestimmt, die bereits einem Berufe angehören. Sie sind jeder^ 

*) In Karlsruhe besteht ein kleines, aber gut geleitetes technisches Gewerbe^ 
Museum unter der Bezeichnung ,,Gewerbehalle'* seit mehreren Dezennien. 



— 9 — 

mann zugänglich und es wird keinerlei Art von Schuldisziplin ausgeübt 
Sie haben in ihrer Gesamtheit den Charakter einer Fortbildungsschule 
für gebildete Erwachsene^ für Männer, die eine theoretisch-wissen^ 
schaftliche Ergänzung ihres fachlichen Wissens und Könnens anstreben. 

Der wiederholt unternommene Versuch, an den Kunstgewerbe^ 
Museen, die ja ausnahmslosvon einem Künstler, Kunstgelehrten oder 
Kunstfreund geleitet werden und mit Kunstgewerbeschulen in Ver^ 
bindung stehen, technologische Abteilungen in der Art zu errichten, 
daß sie ihrerseits der Technik der gewerblichen Betriebsamkeit Im^ 
pulse zu geben in der Lage sind, haben sich fast nirgends bewährt. 
Das älteste europäische Kunstgewerbe^Museum, jenes zu Süd^Kensington 
in London, hat auch diesen Versuch unternommen, aber bald wieder 
aufgegeben. Noch schwächlicher war der Versuch in Wien, welcher 
nur noch im Titel des Institutes — Museum für Kunst und Industrie — 
eine Spur zurückgelassen hat. Die einzigen Anstalten, in denen dauernd 
und mit Glück die Vereinigung der Kunstgewerbepflege mit der techno^ 
logischen Gewerbeförderung durchgeführt wurde und erhalten blieb, 
sind das Bayrische Gewerbe^Museum in Nürnberg und das k. Württem^ 
bergische Landes^Gewerbe^Museum in Stuttgart, doch dominiert auch dort 
das Kunstgewerbe. Ahnliche Verhältnisse sind in Winterthur, Kaisers^ 
lautern, Brunn usw. Ich habe, um diesen Gegenstand halbwegs erschöpfend 
abzuschließen, nur noch zu bemerken, daß sowohl das Pariser als 
auch das Londoner technische Museum durch ihr eigenes Alter zu 
historisch bedeutsamen Kollektionen emporgewachsen sind und alles 
aufbieten müssen, damit die modernen Arbeitsbehelfe nicht durch den 
Vorrat an alten und veralteten erdrückt werden. Sollen diese techno^ 
logischen Museen die ihnen innewohnenden Kräfte in der Beein^ 
flußung der interessierten Kreise frei machen, so muß an solchen 
Sammlungen ein Konsultationsdienst organisiert sein. Jeder Angehörige 
der verschiedenen Zweige der Industrie und Gewerbe muß dort Aus^ 
künfte erhalten und Führer finden bei seinen technischen Bestrebungen. 

Ein anderes Mittel zur Führung der fortschrittlichen Bewegung 
auf dem gesamten Gebiete der gewerblichen und industriellen PrO'^ 
duktion sind die technischen Probier^ Unters uchungs^ oder Versuchs^ 
anstalte n. Nur einige Institutionen dieser Art besitzen ein höheres 
Alter,, so z. B. die Eichämter, von den Staatsverwaltungen errichtet 
zur Feststellung von Maß und Gewicht, die Probier^ und Punzierungs^ 
ämter für die Münzstätten und die Edelmetalle verarbeitenden Gewerbe, 
die Probieranstalten für Feuerwaffen etc. Jüngeren Datums hingegen 
sind die bei Eisenbahnen, Hüttenwerken und an polytechnischen Insti^ 
tuten errichteten Prüfungsanstalten für die Festigkeit von Bau^ und 
Maschinenmaterialien. Der Privatuntemehmungsgeist, in England be^ 



— 10 — 



sonders empfänglich, hat dort eine derartige, dem Publikum gegen 
einen bestimmten Tarif zugängliche Anstalt ins Leben gerufen (Kirk^ 
aldy, London). Auch die von industriellen Verbänden und Fach^ 
korporationen errichteten Versuchslaboratorien sind zunächst den In^ 
teressen der Mitglieder der betreffenden Körperschaft dienstbar. Die an 
Hochschulen errichteten Laboratorien haben eine Doppelaufgabe; es 
müssen dort zu Zwecken der wissenschaftlichen Forschungen Ver^ 
Suchsreihen, insbesondere komparative Versuchsreihen angestellt werden, 
während anderseits für die industrielle und gewerbliche Praxis die 
Beschaffenheit der zu verwendenden Roh^ und Hilfsstoffe nach den ver^ 
schiedensten Richtungen festzustellen und zu bescheinigen ist. Groß^ 
artige Entwicklungen sind zu verzeichnen bei den führenden Material^ 
prüfungsanstalten in München, Zürich und Berlin. Schon vor De^ 
zennien war deren Einfluß auf das Ingenieurwesen, auf Industrie und 
Verkehr ein beträchtlicher. Das Prinzip der Teilung der Arbeit hat 
insbesondere bei den chemisch^technischen Versuchslaboratorien und 
Prüfungsanstalten platzgegriffen. So kennen wir heute Versuchsstationen 
für landwirtschaftliche Zwecke, so viele für Düngeranalysen, für die 
Zuckerindustrie, für Mälzerei und Brauerei, für Ledergerberei, für die 
keramische Industrie, für Zement^ und Betonindustrie, für Färberei usw. 
Auf dem Gebiete der Textil^ und Papierindustrie erschienen schon in 
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Titrieranstalten für 
Seide und Wolle, während die Papierprüfung erst im dritten Viertel 
des Jahrhunderts anfing, sich Bahn zu brechen. In allerneuester Zeit 
sind Laboratorien für die Erprobung von Motoren und die Untere 
suchung der dynamischen Verhältnisse an denselben entstanden, und 
zwar entweder an Lehranstalten oder an Gewerbe^Museen. Die Er^ 
probung von Dampfkesseln und die Bremsprobe an Maschinen wird 
entweder von staatlichen Organen oder von privilegierten Vereinen 
betrieben. Sogar die Erscheinung ist nicht mehr selten, daß Versuchs^ 
anstalten für einen ganz speziellen Zweck, sagen wir für einen einzelnen 
Artikel, ins Leben gerufen werden, z. B. für Schiffsketten und Taue 
oder für Gummiwaren. Die Prüfung der Handfeuerwaffen ist durch 
besondere Gesetze in Österreich und Belgien geregelt worden, zuerst 
in dem letztgenannten Staate. Ein neues großes Feld für das wissen^ 
schaftliche und öffentlich betriebene Versuchswesen eröffnete sich mit 
dem Eindringen der Elektrotechnik in alle Zweige der Industrie und 
des Verkehrs. Die Grenzen zwischen den Aufgaben des Ingenieur^ 
Wesens und jenen der eigentlichen Industrie sind oft kaum zu ziehen. 
Auch gibt es große, mittlere und kleine, leicht und schwer zugängliche, 
mehr oder minder wirksame Anstalten aus der Gruppe der Institute für 
technische Erprobung, aber allenthalben besteht das Streben nach Verein^ 



— II — 

heitlichung der Prüfungsmethoden, der Ausdrucksweise für die Prufungs^ 
ergebnisse u. s. w. Wir stehen da unmittelbar vor der Realisierung 
eines internationalen Einverständnisses. Das technische Versuchswesen 
hat einen Siegeslauf zurückgelegt und muß überall dort angewendet werden, 
wo sich die gewerbliche Produktion hierfür zugänglich zeigt. Auf vielen 
Gebieten bedeutet heute schon die Nichtbeachtung des Versuchswesens 
den Keim des Verfalles oder den Verlust der Konkurrenzfähigkeit. 

Wenn man das bisher Gesagte überblickt, so gewahrt man vor 
allem, daß drei hervorragende Gruppen von Bildungs^ und Förderungs^ 
mittein technischer Art bestehen: das Unterrichts^, das Museal^ und 
das Versuch swesen. Für ihre Propagierung, d.h. die Ausbildung an 
sich und Einführung in das industrielle Fortschrittsbestreben, dient das 
gesprochene, geschriebene und gedruckte Wort, der populäre agitatori^ 
sehe Vortrag, das Zeitschriftenwesen und die Bibliothek mit ihrem 
Lesesaale. Die Entstehungsgeschichte aller dieser Arten von Institutionen 
ist ebenso mannigfaltig wie ihre Organisation, ihre rechtliche Grunde 
läge, ihr Abhängigkeitsverhältnis, ihr Einfluß auf die ihnen zugehörigen 
Arbeitsgebiete, ebenso mannigfaltig wie der Wert, Ruf und der Erfolg 
ihrer Schöpfer und leitenden Arbeitskräfte. In einer großen Zahl von 
Fällen entsprang die Idee zur Gründung irgend einer derartigen Insti^ 
tution der Gewerbepflege dem Kopfe eines Einzelnen, veranlaßt durch 
eine momentane technische oder wirtschaftliche Erscheinung, er warb 
Genossen für die Verwirklichung seiner Absichten, man begründete 
einen Verein oder wandte sich an eine bestehende Korporation oder 
man appellierte an die Staatshilfe und zwang schließlich durch das 
Parlament oder die öffentliche Meinung die Regierung zum werktätigen 
Eingreifen oder zur Übernahme des bereits anerkannten Institutes in 
die Staatsverwaltung. Viel seltener sind jene Fälle, in denen die Staats^ 
regierung selbst die Initiative ergriff, mit ihrem Projekt vor die Öffent^ 
lichkeit trat und dann selbst zur Durchführung schritt, wenn die be^ 
rufenen Kreise ihre Zustimmung gaben, die sich dann auch zur Ko^ 
Operation steigerte. Bei der bisherigen Darstellung waren es ausschließe 
lieh europäische Schöpfungen und europäische Verhältnisse, die in 
Betracht gezogen wurden. Grundverschieden hiervon ist all das, was 
in Amerika vorgeht. Vielleicht werden sich in ihren letzten Entwick-^ 
lungsstadien die europäischen mit den amerikanischen Schöpfungen ver^ 
gleichen lassen und dann doch eine große Übereinstimmung nachzu^ 
weisen Gelegenheit geben. An dieser Stelle konnte allein von europäi^ 
sehen Einrichtungen gesprochen werden, es konnten nur hier herrschende 
Auffassungen erörtert werden, da es sich um die Feststellung jener 
Momente handelt, welche auf die Konzeption und Entstehung des 
Technologischen Gewerbe^^Museums in Wien einzuwirken geeignet waren. 



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— 13 — 

schule des österreichischen Museums Rechnung getragen, wobei freilich 
das Zeichnen und Modellieren mehr unter dem Einflüsse der hohen 
Kunst stand als durch das augenblickliche Bedürfnis der Wiener Kunst^ 
gewerbebetriebe bedingt war. Malerei, Bildhauerei und Architektur 
traten von ihrem hohen Sockel herab auf den Plan und suchten und 
gewannen auch Einfluß auf die artistische Seite der Produktion und 
dirigierten oder erweckten den Geschmack des Publikums in der Rich^ 
tung der Formen der Renaissance. Füllt auch die Errichtung des 
österreichischen Museums für Kunst und Industrie und dessen Aus^ 
gestaltung am Stubenring unter dem Einflüsse Ferstels ein Ruhmes^ 
blatt in der Geschichte österreichischer Unterrichtspolitik, so war damit 
doch für das dringendere und größerere Bedürfnis: technische Leistungs^^ 
fähigkeit in der maschinellen und chemischen Industrie, in den Prä^ 
zisionsgewerben, in den Gewerben für Bau und Einrichtung des 
Wohnhauses nichts geschehen. Gewiß hatten einzelne Zweige der öster^ 
reichischen Industrie und des Handwerkes einen bis zur Ermöglichung 
des Exportes notwendigen Grad von Leistungsfähigkeit erreicht, oder 
doch konserviert. Es seien hier genannt die Porzellan^ und Glas^ 
Industrie, die Papierindustrie, die Erzeugung von Stühlen aus gebogenem 
Holz, die Textil^ und Bekleidungsindustrie, namentlich insoferne der 
Osten als Absatzgebiet in Betracht kommt, von der chemischen In^ 
dustrie die Zündhölzchenerzeugung, die Ledergerberei u. s. w. Ein 
relativ hohes Niveau, jedenfalls bis zur Beherrschung des inländischen 
Marktes, nahmen ein : die Holz^ und Ledergalanterie^ Arbeiten, Wagner^, 
Sattler^' und Taschner^, Bronze^ Guß^ und Kunstschmiedearbeiten, 
Papierkonfektion, Typographie und die Photographie, so viel nur 
als hervorstechende Beispiele. 

Was nun die staatliche Fürsorge für die technische Seite der 
gewerblichen Produktion anbelangt, so ist folgendes festzustellen: Das 
Polytechnische Institut in Wien, sich schon dem späteren Tiefstande 
nähernd, konnte kaum mehr nebst der Erziehung von Eisenbahn^ 
und Hochbau^Ingenieuren den Anforderungen der großen Metallindustrie 
und des Maschinenbaues entsprechen. Für die Konstruktion von Mo^ 
toren gab es noch ausreichende Kräfte und wenn auch die gründe 
legenden Wissenschaften, wie die Chemie, Mathematik, theoretische 
Mechanik, deskriptive Geometrie gut besetzt waren, so fehlte es 
doch hauptsächlich an zwei Führern, so weit die Industrie in Betracht 
kommt, an einem Professor der chemischen Technologie der organischen 
Stoffe und der^ mechanischen Technologie, welche beide von einem 
einzelnen Mann, und das ohne jeden Zusammenhang mit der Industrie 
selbst, also ganz ungenügend vertreten waren. Für das technische Ver^ 
suchswesen gab es an dieser rückständigen Anstalt, sowohl was Statik 



— 14 — 

als Chemie anbeUi^ nur kärgliche Ansätze. Bei den am PolTtech' 

nischen Institute angestrebten Reformen herrschte sicherlich die Rück' 

sieht auf die hochschulmäBige Organisation und die Pflege der reinen 

Wissenschaft vor, während die Teilung der Arbeit, die Gewinnung 

groBer Autoritäten, die Schaffung der praktischen Hil^institute teils 

Temachlässigt wurde, teils an der Unkenntnis der Verhältnisse und 

Bedurfoisse sowohl im Unterrichtsminixteriuro als auch im Finanz^ 

ministerium scheiterten. Wohl hat ein bedeutender ISann, damals ein 

ganz junger Beamter in unter^eordneterStellung, Armand Freiherr 

Dumreicher von Österreicher, die Errichtung Ton Staatsgewerbe' 

schulen höheren luid niederen Ranges in FIuB gebracht. Dieser Mann, 

dessen Initiative bewunderungswürdig, dessen organisatorische Be' 

gabung zeifellos, dessen Begeisterung für seine Mission alle Hinder' 

nisse zu überwinden schien, legte den Grund für ein System niederer 

und mittlerer gewerblicher Bildungsanstalten, denen nur das eine Ge' 

brechen anhaftete, daß sie sich acsschlieBlich auf einen theoretischen 

Unterrichtsplan stützten. Dumreicher fafite mit seiner Unter' 

richtsorganisation die mechanisch'tecbnischen, die chemisch'tedini' 

sehen, die Baugewerbe und die Kunstgewerbe ins At^e. Gldcbzeitig 

hatte der Handelsminister Dr. Anton Banhans die Idee gefaßt, durch 

die Errichtung von subventionierten Ateliers. Lehrwerkstätten und 

Fachschulen, durchaus schwächlichen, kleinen Organisationen, jedoch 

mit vorwiegend praktischem Unterrichte, an zahlreichen Pimkten der 

Monarchie einzelnen Zweigen des Handwerks, der Kuns^ewerbe, der 

Baugewerbe und der Textilindustrie teils technisch, teils künstlerisch, 

hie und da auch in beiden Richtungen, zu Hilfe zu kommen. BaU' 

rgan für diese seine Absicht einen jungen 

nanuel Hermann, ins Handelsministerium 

1 Fachleutenfür die verschiedenen Richtungen 

bewerbe in der Form bediente, daB er die 

Inspektoren der gewerblichen Fachschulen 

bestellen lieB. Wenn auf diese Weise durch 

ninisteriums in gröBerem Stile und durch 

Isamtes. beiderseits in der besten Absicht, 

ngsfähigkeit der Gewerbe in verschiedenen 

irkt wurde, so ist dies gewiß ein groBes 

rohl jenen zur Ehre, welche die Iniative er' 

en. welche sich dem Gedanken anschlössen 

desselben behilflich waren. Aber es darf 

iB diese mittleren und niederen Unterrichts« 

;m systematischen Zusammenhange standen 

iche leitende Zentralstelle für das Meritum 



— IS — 

ihrer Aufgabe fehlte. Das Unterrichtsministerium verschaffte sich 
wenigstens für seine Aktion rasch verhältnismäßig ausreichende Mittel, 
konnte gute, häufig auch hervorragende Kräfte gewinnen tmd wußte 
seine Schöpfungen in Ansehen zu bringen. Die Kleinarbeit des Handels^ 
ministeriums litt an der vollständigen Unzulänglichkeit der Mittel, man 
wollte möglichst viel und vielerlei zustande bringen und verzichtete dabei 
auf die Konzentration und die Qualität allzuhäufig. Der Wettstreit zwischen 
den beiden Ministerien hatte sein Gutes, der Gegensatz unter den 
beiderseitigen Referenten aber führte zu unleidlichen Zuständen, die 
die beiderseitige Aktion zu beeinträchtigen drohten. Das österreichi^ 
sehe Museum für Kunst und Industrie spielte, wenn auch ungenügend 
und unsystematisch, die Rolle einer Zentralstelle für die der Kunstge^ 
Werbepflege zugewendeten Fachabteilungen der Gewerbeschulen und 
gewerblichen Fachschulen. Für die technische Seite des mittleren und 
niedereh Gewerbes fehlte die Zentralstelle und dieser Mangel wurde 
von Tag zu Tag mit der fortschreitenden Entwicklung der mittleren und 
niederen Schulen fühlbarer. 

Das Jahr 1873 erzeugte durch den plötzlichen Zusammenbruch 
einer großen Zahl von wirtschaftlichen Unternehmungen im großen 
Publikum eine Ernüchterung, die bei einzelnen Personen selbst die 
Wirkung hatte, daß sie über die Bedingungen eines gesunden 
Aufschwunges der vaterländischen Produktion nachdachten. Man 
munkelte sogar, wenn es auch bei der in unserem Vaterlande üblichen, 
vorsichtigen Art der Behandlung großer Mißstände nie zum öffentlichen 
Ausdrucke kam, daß die technische Leistungsfähigkeit tmserer Industrie, 
ja vielleicht sogar unserer Kunstgewerbe, die man so hoch zu halten 
gewohnt war, rückständig sei. Man erwog die Mittel, diese Rück^ 
ständigkeit zu beheben, man blickte nach dem Auslande und forschte 
im Wege des Vergleiches den Ursachen nach, warum das ununterbrochen 
fortschreitende Gedeihen der industriellen und gewerblichen Produktion 
in Deutschland und Frankreich nicht ähnlichen Katastrophen ausge^ 
setzt wurde, wie die vermeintliche der Betriebsamkeit in Österreich. 
Die Wiener Weltausstellung 1873 ^ot auch selbst die Gelegenheit zu 
Vergleichen, die trotz des Aufgebotes aller Kräfte nicht in jeder Hin^ 
sieht günstig für Österreich ausfielen. Der Haupterfolg der Weltausstel^ 
lung war aber der, daß die Frage auf die Tagesordntmg gestellt wurde : 
Was nun? 

Der General^Direktor der Wiener Weltausstellung, dessen große 
Begabung, reiche Erfahrung und patriotische Hingebung an sein 
Vaterland auch dann noch anerkannt bleiben mußten, als die Ver^ 
waltung des großen Unternehmens der Wiener Weltausstellung mit 
einem erschütternden Fiasko endete, schlug vor, mit den gelegentlich der 



— i6 — 

Weltausstellunggemachten sachlichen Erwerbungen ein Gewerbe^Museum 

zu begründen. Schwarz^Senborn nannte das geplante Institut Athe^ 

näum. Er brachte erstaunlich viel Geschenke zusammen, darunter auch 

solche von erheblichem Lehrwert. Er plante Vortragszyklen nach Art des 

Pariser Conservatoire, verschaffte sich Geldspenden, mit denen er ein 

Haus in der Gumpendorferstraße erwarb, wußte auch Freunde zu ge^ 

winnen, welche dem Unternehmen ihre tatkräftige Hilfe dauernd zu^ 

wenden wollten. Die zwei maßgebendsten Personen in diesem Kreise 

waren ein Bankier und ein hoher Beamter der Finanz^Prokuratur. 

Alles war erstaunlich rasch in Szene gesetzt; Schwarz^Senborn und 

seine Fretmde waren die Regisseure, aber auf Eines hatten sie ver^ 

gessen, auf den leitenden Fachmann. Diesen wußten sie nichf zu 

finden, vielleicht hatten sie nicht einmal ordentlich gesucht und schon 

im Jahre 1875, knapp vor dem Eröffnungstermine, mußte die 

Liquidierung des Athenäums in Erwägung gezogen werden. 

Inzwischen hatte der Niederösterreichische Gewerbeverein, der ja seit seiner 

Begründung die Frage des gewerblichen Unterrichtes und die sonstigen 

Mittel der Hebung des Gewerbefieißes ständig im Auge hatte, die An^ 

gelegenheit der Errichtung eines technischen Gewerbe^Museums ganz 

unabhängig von der Athenäumsaktion angefaßt. ***) 

Es muß eines scheinbar nebensächlichen Umstandes gedacht werden* 

Schwarz^Senborn war nach der starken Überschreitung des Präliminars 

für die Weltausstellung und durch die Ungust der Zeitverhältnisse auf 

die wendelbare öffentliche Meinung nicht mehr so einflußreich wie 

früher, und, wenn man auch die von ihm zu Gunsten des Athenäums 

gemachten Versprechungen einlöste, so konnte man doch nicht 

*) Die Oberzeugung des Gewerbevereines» daß eine solche Anstalt für die 
technische Vollendung im Gewerbe unerläßlich sei, erhellt schon aus seiner im 
Jahre 1861 abgegebenen Äußerung über die Gründung eines Österreichischen Mu^ 
seums für Kunst und Industrie, und sie tritt klar zu Tage in der Denkschrift des 
Vereines über die Reform des Polytechnischen Institutes. Im Jahre 1864 erschien 
der Entwurf eines neuen Organisationsstatuts für das Polytechnische Institut» 
welchen der Verein begutachtete. Nach diesem Entwürfe fiel für die Sammlungen 
des Polytechnischen Institutes die Bestimmung weg, als technisches Museum zu 
dienen. Mit dieser Änderung erklärte sich der Verein einverstanden, er erklärte 
jedoch, daß dieselbe erst dann vorgenommen werden könnte, wenn in Wien ein 
eigenes technisches Museum als Konservatorium für Künste und Gewerbe einge^ 
richtet sein würde, womit dann klar ausgesprochen ist, daß der Verein dU Grün^ 
düng einer Anstalt nach dem Muster des Pariser „Conservatoire des Arts et 
Meiers" als notwendig erachtete. Der Verein warnt davor, das technische Kabinett 
zu zerstückeln, welches auch vom damaligen Direktor des Pariser Conservatoire, 
General Morin, für eines der reichsten in Europa erklärt wurde. (Vgl.: Fünfzig 
Jahre gewerblicher Bestrebungen. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Jubi^ 
läums des Niederösterreichischen Gewerbevereines. Herausgegeben vom Nieder^ 
österreichischen Gewerbeverein. Wien 1890. S. 228.) 



— 17 — 

erwarten, daß die Regierung dem Unterrichtsunternehmen des gewesenen 
General^Direktors, das doch einen stark dilettantischen Charakter trug, ihr 
Prestige leihen würde. Dagegen genoß der Niederösterreichische Gewerbe^ 
verein zu den maßgebenden Kreisen die besten Beziehungen und stellte 
auch einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor dar. Wie oft wurde schon 
im Gewerbeverein von dem Pariser Conservatoire, von dem Stuttgarter 
Musterlager, von der Gewerbehalle in Karlsruhe, von dem Kensington^ 
Museum in London gesprochen. Schwarz^Senborn selbst, in seiner frü^ 
heren Stellung als Kommerz^Kanzleidirektor des österreichischen General^ 
konsulates in Paris, sandte regelmäßig Berichte an den Gewerbeverein 
über technische Neuerungen in Frankreich und wies immer wieder 
auf die dortigen Organisationen hin. Schon im Jahre 1862, also ein 
Dezennium vor der Wiener Weltausstellung, sendete übrigens der 
Niederösterreichische Gewerbeverein etwa ein Dutzend junger Lehrer 
und Gewerbetreibende auf eine Studienreise, deren Endziel die Londoner 
Weltausstellung des genannten Jahres war. Ein Punkt des Programmes 
dieser Studienreise war die eingehende Besichtigung des Conserva^ 
toire des Arts et Metiers in Paris. Der damalige Reisemarschall für 
diese Gruppe von Stipendisten war ein Supplent an der k. k. Ober^ 
realschule auf der Landstraße in Wien, der kürzlich absolvierte 
Techniker Wilhelm Exner. Dieser und seine Genossen wurden 
durch das Studium des Conservatoire unerschütterliche Anhänger 
des Gedankens, daß eine dem Conservatoire ähnliche Institution, wenn 
auch natürlich angepaßt den österreichischen Verhältnissen, eine für 
Wien und die österreichische Industrie äußerst wichtige und dringende 
Schöpfung darstelle. Exner, der zu dieser Zeit Professor an der Landes^ 
Ober^Realschule in Krems war, lernte das Conservatoire während seines 
längeren Aufenthaltes in Paris als offizieller österreichischer Bericht^ 
erstatter und als Associ^ der Internationalen Jury bei der Weitaus^ 
Stellung im Jahre 1867 näher keimen und trat auch in Verkehr mit 
den damals am Conservatoire führenden Persönlichkeiten, insbesondere 
mit dem Technologen T res ca. 

Am 28. Februar 1868 sprach Professor Exner zum erstenmale im 
Niederösterreichischen Gewerbeverein über Gewerbe^Museen ; er schilderte 
in erster Linie das Conservatoire des Arts et Metiers in Paris, die groß^ 
herzogliche Gewerbehalle in Karlsruhe und das Musterlager in Stuttgart 
und schloß mit dem Wunsche, daß auch in Wien ein Gewerbe^Museum 
errichtet werde und daß man bei dessen Organisation auf die im 
Ausland gemachten Erfahrungen Rücksicht nehmen solle. 

Später, im Jahre 1873, betraute Minister Banhans den Referenten 
bei der Generaldirektion der Wiener Weltausstellung, o. ö. Professor 
der mechanischen Technologie und des Ingenieurwesens an der 

Denkschrift Techn. Gew.Mus. 2 



— i8 — 

k. k. Forstakademie Mariabntnn Wilhelm Ezner^ der damals in 
die Funktion eines Vizepräsidenten des Gewerbevereines eintrat, 
mit der Aufgabe, die öffentlichen Demonstrationsvorträge über die 
Wiener Weltausstellung, welche im großen Saale des Jurypavillons 
abgehalten wurden, zu organisieren und mit Hilfe eines Verhältnis^ 
mäßig ansehnlichen Kredites Ankäufe von Werkzeugen und sonstigen 
technologischen Werkzeugen auf der Weltausstellung selbst zu bewerk^ 
stelligen. Diese beiden Aufgaben und die anderen Funktionen Exners bei 
der Ausstellung selbst, von denen hier die „Additionelle Ausstellung, 
Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs'' genannt sei, 
brachten bei ihm die Idee zum Reifen, daß der Gewerbeverein berufen 
wäre, zur Angelegenheit der Errichtung eines Gewerbemuseums 
Stellung zu nehmen. Regierungsrat Exn er stellte sohin in der Monats^ 
Versammlung vom 20. Jänner 1874 den Dringlichkeitsantrag auf Ein^ 
Setzung eines Komitees, welches die Aufgabe hätte, die Frage der 
Errichtung von Gewerbe^Museen und die Stellung des Niederöster^ 
reichischen Gewerbevereines zu den in der Errichtung begriffenen Mu^ 
Seen in Wien, Brunn, Reichenberg und Lemberg zu studieren und 
diesbezügliche Vorschläge zu erstatten. Der Antrag wurde nach kurzer 
Debatte einstimmig angenommen und am 26. Februar konstituierte 
sich bereits das „Museal^Komitee'', indem es den Antragsteller zum 
Vorsitzenden und I. C Ackermann zum Schriftführer wählte. 
Schon Freitag, den 6. März, beriet das fast vollzählig versammelte 
Museal^Komitee eine Petition an das Handelsministerium, in welcher 
von der Regierung die Errichtung eines Gewerbemuseums als Reichs^' 
institut gefordert wird. Das Athenäum könnte nebenher als staatlich 
subventioniertes Privatinstitut zum Zwecke der Fortbildung der Ge^ 
werbetreibenden fortbestehen. In der Monatsversammlung am 17. März 
wurde die nachfolgende Petition an den Handelsminister nach ein^ 
gehender sachlicher Debatte beschlossen und bald darauf dem damaligen 
Handelsminister Dr. Banhans durch eine Deputation überreicht: 



„EURE EXZELLENZ! 

Die Weltausstellung des Jahres 1873 hat — dank den von Eurer 
Exzellenz angeordneten Maßnahmen — Gelegenheit zur Erwerbung 
einer Fülle von Gegenständen gegeben, welche geeignet sind, unseren 
gewerblichen und wissenschaftlichen Sammlungen zur Zierde zu ge^ 
reichen. Für diese Schätze werden nun in Bälde die Orte ausgemit^ 
telt werden, an denen sie anregend und belehrend jenen schönen 
Absichten entsprechen sollen, die ihre Erwerbung veranlaßten. 



— 19 — 

Der Niederösterreichische Gewerbeverein, der hier nur jene Gegen^ 
stände im Auge hat, die als gewerbliche Belehrungsmittel von Wichtige 
keit sind, erlaubt sich die Aufmerksamkeit Eurer Exzellenz auf die 
endgültigen Verfügungen über dieselben zu lenken. 

Wenngleich die erworbenen Objekte ihrer Mehrzahl nach zur 
Vervollständigung einzelner Sammlungen sehr erwünscht wären, so liegt 
anderseits in deren Vereinigung ein außerordentlicher Wert — es würde 
der Grundstein gebildet zu einem Institute, welches ein mächtiger 
Faktor für die Entwicklung des Gewerbewesens des ganzen Reiches 
zu werden bestimmt wäre. 

Die Errichtung eines „österreichischen Gewerbemuseums'' 
ist es, welche sich der ergebenst unterzeichnete Verein in Anregtmg zu 
bringen erlaubt; eines Institutes, dem in bezug auf die technische 
Entwicklung der Gewerbe jene Mission zufiele, wie sie das Museum für 
Kunst und Industrie mit so ausgezeichnetem Erfolge in bezug auf die 
künstlerische Veredlung verfolgt, eines Institutes von streng präzis 
siertem Wirkungskreise, aus dem sowohl die Pflege des Kunstgewerbes 
als auch der Großindustrie ausgeschlossen bleiben würde. 

Dieses Institut, dem gleichzeitig die wichtige Mission einer Zen^ 
tr als teile der Gewerbeschulen Österreichs zufiele, würde, sowie das 
Museum für Kunst und Industrie, als Reichsinstitut gedacht sein, wie 
es auch nur als solches zu einer hohen Bedeuttmg gelangen und sie 
dauernd erhalten könnte. 

Die Gewerbetreibenden Wiens und der Niederösterreichische Ge^ 
Werbeverein mit ihnen begrüßten die Errichtung des „Athenäums", in 
welcher die Idee eines Gewerbe^Museums ihre erste Verwirklichung 
finden sollte, mit aufrichtigster Freude. Nach den — allerdings erst 
im Entwürfe vorliegenden — Statuten beschränkt sich dieses Institut 
nicht allein auf jenen engeren Zweck, sondert verbindet damit weiter^ 
gehende Absichten, welche dieser Schöpfung den Charakter eines 
universellen Fortbildungsinstitutes zu geben bestimmt sind. 

Müssen nun auch diese Aufgaben dem neuen Institute rasch die 
allgemeinsten dankbarsten Sympathien erwerben, so würde von ihm 
doch die Pflege der einzelnen Gewerbe, wie sie im „Gewerbe^Museum 
gedacht wäre, nicht in jener Weise durchgeführt werden können, 
wie sie eben nur im engen, begrenzten, dafür aber ganz ausgefüllten 
Wirkungskreise möglich ist. 

Das „Gewerbemuseum'' würde hingegen, indem es das Athenäum 
von einem Teile der selbstgestellten Aufgabe entlastet, in direktester 
Weise zur Förderung seiner Zwecke als Fortbildungsinstitut beitragen 
tmd jenem die Vereinigung all seiner Mittel zur Erreichung seiner 
schönen Ziele gestatten. 



— 20 — 

Der Niederösterreichische Gewerbeverein wird, wenn die hiermit 
ausgesprochenen Ansichten die Beachtung Eurer Exzellenz finden 
sollten, gewiß in seinen Kreisen alle Kräfte anstrengen, um das Ins^ 
lebentreten einer Schöpfung fördern zu helfen, die bestimmt wäre, 
die Krönung des von Eurer Exzellenz so vielfach bestätigten Be^ 
strebens zur Hebung des vaterländischen Gewerbes zu bilden. 

Für alle Fälle aber bittet der ergebenst unterzeichnete Verein, Eure 
Exzellenz mögen die schließlichen Bestimmungen über die erworbenen 
Gegenstände nicht vornehmen lassen, ohne dem Niederösterreichischen 
Gewerbeverein zu gestatten, sich bei den voraussichtlichen Beratungen 
durch seine Vertreter zu beteiligen. 

Der Verein darf wohl, da Eurer Exzellenz die Tätigkeit des Ver-* 
eines aus unmittelbarer Anschauung bekannt ist, von einer eingehen^ 
deren Motivierung dieser Bitte Umgang nehmen und verharrt 

Eurer Exzellenz treu ergebener 

Nieder österreichischer Gewerbe verein.'' 



Die Wirkung dieses Schrittes trat nicht sofort ein; wohl aber 
hatte er den Erfolg, daß das Handelsministerium ein Komitee ein^ 
setzte, bestehend aus den Hochschulprofessoren E. H artig in Dresden, 
A. Bauer und L. Hauffe in Wien und W. Exner in Mariabrunn, 
denen die Aufgabe zufiel, einen „Organisations^ und Finanzplan für 
ein vom Staate zu errichtendes technisches Gewerbe^Museum'' auszu^ 
arbeiten. In diesem Komitee fungierte Exner als Referent und über 
seinen Antrag erfolgte auch die Berufung des Technologen H artig 
aus Dresden in dieses Komitee. Es bestand nämlich die Absicht, auf 
diesem Wege zur dauernden Gewinnung Hartigs für Österreich zu 
gelangen, der sich durch seine dynamometrischen Studien über Werk^ 
zeug^ und Arbeitsmaschinen, die sich zum Teile auch auf österreichi^ 
schem Boden abspielten, einen großen Ruf erworben hatte. Hart ig 
wurde in Österreich besonders populär durch seine experimentellen 
Untersuchungen über den Kraftverbrauch und die Arbeitsleistung der 
Maschinen der Kammgarnspinnerei in Vöslau. Zu dieser Versuchs^ 
kampagne hatte Hartig Exner eingeladen und letzterer lernte 
unter den Assistenten Hartigs als hervorragenden Hilfsarbeiter den 
Ingenieur Georg Lauboeck kennen. Der von dem Referenten Exner 
ausgearbeitete Entwurf eines Organisationsstatutes und Finanzplanes 
fand mit geringen Änderungen Aufnahme in den Entwurf des Finanz-* 
gesetzes für das Jahr 1876, in der Art, daß in den Staatsvoranschlag 
unter Titel 9, Handelsministerium, A. Eigentlicher Staatsaufwand, 



— 21 — 

eingestellt war ^Für ein technisches Gewerbe^Museum in Wien der 
Betrag von loo.ooo Gulden ö. W." 

In den Erläuterungen zu diesem Staatsvoranschlage ist auf Seite 17 
folgendes ausgeführt: 

„Die segensreiche Wirksamkeit und unerwartet großartige Ent^ 
faltung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie 
in der kunstgewerblichen Richtung läßt es jedoch nicht als wünschens^ 
wert, ja geradezu als unmöglich erscheinen, dasselbe durch Anfügung einer 
technischen Abteilung zu erweitern. Vielmehr müßte ein technisches 
Gewerbe^Museum in Wien als selbständige Schwesteranstalt zur Er^ 
richtung gelangen. 

Dieses Ziel strebte gelegentlich der Wiener Weltausstellung 1873 
der Generaldirektor W. Freiherr von Schwarz^Senborn durch Er^ 
richtung einer gemeinnützigen Stiftung für Kleingewerbetreibende und 
Arbeiter in Wien mit der Bezeichnung „Athenäum, Gewerbe^Museum 
und Fortbildungs^Instituf' an. 

Die Mittel reichten jedoch nicht aus, das vorhandene wertvolle 
Material zu erhalten und zu einem Gewerbe^Museum zu ergänzen, 
vielmehr müßte das Vorhandene schon mit Ende des Jahres 1875 der 
Auflösung zugeführt werden, wenn nicht von Seite des Staates Hilfe 
geboten würde. Das technische Gewerbe^Museum müßte als Komplex 
von technischen Versuchsanstalten für die wichtigsten, einer Förderung 
durch die Wissenschaft bedürftigen Industrie^ und Gewerbszweige in 
Verbindung mit den nötigen Hilfsmitteln, wie Sammlungen, Biblio^ 
thek, Laboratorien, Werkstätten, Fachkursen, Vorträgen etc. gedacht 
werden. In diesem Sinne arbeitete im Auftrage des Handelsministeriums 
ein aus den Professoren H artig in Dresden und A. Bauer, W. Ex^ 
ner und L. Hauffe in Wien zusammengesetztes Komitee ein Pro^ 
gramm aus, wonach das technische Gewerbe^Museum aus Versuchs^ 
anstalten, einem Lehrinstitute und Sanmilungen bestehen soll. 

Die Versuchsanstalten und Laboratorien des technischen Ge^ 
werbe^Museums würden sein: I. Sektion für Chemie, II. für Färberei, 
Druckerei und Appretur, III. für Gerberei, IV. für Mechanik, V. für 
Untersuchungen der technischen Eigenschaften von Bau^ und Ma^ 
schinenmaterial, VI. für Metallbearbeitung, VII. für Holzbearbeitung, 
VIII. für Textilindustrie. An der Spitze des technischen Gewerbe^ 
Museums hätte der administrative Direktor zu stehen. An der Leitung 
nehmen die Vorstände der Versuchsanstalten als Gremium Anteil. 
Außerdem werden Kustoden, Beamte, Werkmeister und Diener anzu^ 
stellen sein. Zur Mitarbeiterschaft des technischen Gewerbe^Museums 
können auch von Fall zu Fall zu honorierende Fachmänner berufen 
werden. 



— 22 — 

Die Jahresausgaben werden sich nach den vom obenerwähnten 
Komitee präliminierten Ansätzen bei vollständiger Durchfuhrung der 
Organisation des technischen Gewerbe^Museums in folgender Weise 
zusammensetzen : 

A« Leitungs^ und Administrationspersonal: 

Direktor 6000 fl. ö. W. 

Sekretär 2500 ^ „ 

Beamte 1000 „ „ 

Diener 600 „ n • • 10.100 fl. 



B. Versuchsanstalten usw. 

a) Gehalte und Löhnungen: 

Vorstände der 7 Sektionen . . . ä 5000 fl 35.000 fl« 

I Adjunkt für Chemie I 1800 fl. 

I Assistent für Chemie 700 „ 

I Diener für Chemie 1200 „ 

I Assistent für Mechanik IV . . . 700 „ 

3 Werkführer für V, VI, VH . . . 4500 „ 

6 Diener zu je 600 fl 3600 „ 12.500 „ 

b) Dotationen für die Versuchsanstalten: 

Für die Sektion I (für Chemie) . . . 2000 fl. 

n (für Färberei, für 

Druckerei u. Appretur) 2000 „ 

ni (für Gerberei) . . . 2000 ,, 

rV (für Mechanik) . . 1000 
V (Untersuchung der 
technischen Eigen«^ 
Schäften von Bau^ und 

Maschinenmaterial) . 1000 „ 

„ „ „ VI (fürMetallbearbeitung) 3000 ,, 

„ y, „ Vn (Holzbearbeitung) . . 2000 „ 

„ Vni (Textilindustrie) . . 1000 ,, . . 14.000 fl. 



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C. Unterricht. 

Unterrichtshonorar 5000 A- 

Dotation für die Fachkurse 1000 „ 

Handlaboratorium, chemischer Hörsaal . . 600 „ . . 6.600 fl. 




— 23 — 

D. Museen und Bibliothek: 

Kustos 2500 fl. 

Bibliothekar 2000 „ 

4 Diener 2400 „ 

Dotation für die Sammlung .... 2000 „ 

„ n n Bibliothek .... 3000 „ . . . . 11.900 fl. 

Transportkosten und allgemeine Regie 

ohne Gebäudeerhaltung . . 3.000 fl. 
Mietzinse und Gebäudeerhaltung . . 10.900 „ . . . . 13.900 „ 

Gesamtsumme . . . 104.000 fl. 

Die letztere Post kann deshalb so niedrig angenommen werden, 
weil das Handelsministerium infolge eines Übereinkommens mit dem 
Stiftungspräsidenten des Athenäums und mit den Präsidenten des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines sowie des Österreichischen 
Ingenieur^ und Architektenvereines die Lokalitäten des Athenäums 
ohne und jene im Mezzanin beider Häuser der genannten Vereine 
nebst den Sälen für einen jener Summe entsprechenden Mietzins zur 
Verfügung erhielt. 

An die Gewinnung oder Erbauung eines eigenen Gebäudes für das 
technische Gewerbe^Museum kann wohl erst viel später gedacht werden. 

IL Für die erste Einrichtung des technischen Gewerbe^Museums 
erscheinen folgende Ausgaben als notwendig: 

a) Versuchsanstalten. 

Sektion I (für Chemie) 20.000 fl. 

II (für Färberei, Druckerei und 

Appretur) 15.000 „ 

III (für Gerberei, welche bereits 
eingerichtet ist) 

IV (für Mechanik) 10.000 ,, 

V (Untersuchung der technischen 
Eigenschaften von Bau^ und 
Maschinenmaterial) . . . 25.000 „ 

VI (Metallbearbeitung) .... 6.000 „ 
VII (Holzbearbeitung) .... 3.000 „ 

„ VIII (Textilindustrie) 3.000 „ 

Motoren und Transmissionen 5.000 „ 

Chemischer Hörsaal und Vorlesungshand^ 

laboratorium 5.000 „ 

Mechanischer Hörsaal i.ooo „ 

Zeichensaal 500 „ . . 93*500 fl. 



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— 26 — 

Der Staatsvoranschlag des Handelsministeriums für 1876 wurde 
im Finanzausschusse am 13. November 1875 verhandelt. Als Bericht^ 
erstatter fungierte der Abgeordnete der Brünner Handels^ tmd Ge^ 
Werbekammer, Julius Gomperz. Er beantragte: „Das Erfordernis 
für das gesamte gewerbliche Bildungswesen einschließlich der Ver^ 
Suchsanstalten für Keramik und Gerberei mit 221.000 fl. in das Extras 
Ordinarium einzustellen und den Betrag für das technische Ge^ 
werbe^Museum zu streichen.'' Dieser letztere Satz ist übrigens erst 
nachträglich eingeschaltet worden, wahrscheinlich bei der Verifizierung des 
Protokolles in der folgenden Sitzung des Budgetausschusses. Der Bericht 
über diese Sitzung in der „Wiener Zeitung'' enthält infolgedessen auch 
diese inhaltsschweren Worte gar nicht. Aus dem Protokolle der Sitzung 
geht hervor, daß sich die überaus lebhafte Debatte, an der viele her^ 
vorragende Mitglieder des Finanzausschusses teilnahmen, hauptsächlich 
darüber verbreitete, ob die Kredite für die Versuchsanstalten abge^ 
sondert oder zusammen mit den gewerblichen Bildungsanstalten ein^ 
gestellt werden sollen, ob nicht die Versuchsanstalt für Keramik, 
Email und Glas besser dem Unterrichtsministerium zuzuweisen wäre, 
und endlich, ob man nicht den einen oder andern Abstrich vornehmen 
könnte. Von dem technischen Gewerbe^Museum war, wenigstens dem 
Protokolle zufolge, kaum die Rede. Ein Abgeordneter (Klier) meinte, 
man sollte doch die Wichtigkeit dieser Institution nicht ganz außeracht 
lassen. Ein anderer Abgeordneter (Eduard Sueß) erkundigte sich, ob 
an die geschenkweise Überlassung des Athenäums^ebäudes an das 
Handelsministerium nicht besondere Bedingungen geknüpft worden 
seien, worauf der Herr Handelsminister erwiderte: „Nur die eine der 
Errichtung eines Gewerbe^Museums". Eine Verteidigung der für das 
technische Gewerbe^Museum seitens der Regierung eingestellten Posi^ 
tion von 100.000 fl. findet sich in den Ausführungen des Herrn 
Ministers, wenigstens dem Protokolle nach, nicht vor, er muß 
auf eine solche wohl in der Überzeugung von der vollen Aus^ 
sichtslosigkeit verzichtet haben. Und somit fiel die vom Handelsmini^ 
sterium eingestellte Erfordernisziffer, mit ihr das Projekt der Errichtung 
eines staatlichen Zentralinstitutes für technische Gewerbeförderung 
und es entstand damit ein für die österreichische Volkswirtschaft 
empfindlicher Verlust, dessen Höhe sich zwar nicht ziffermäßig 
berechnen läßt, der aber die abgelehnten 100.000 fl. gewiß um 
ein Vielfaches übersteigt. Sicher ist auch, daß der Weg, den man in 
Österreich betreten wollte, für welchen die trefflichsten Vorbereitungen, 
die alle Garantien des Gelingens der Aktion boten, bereits getroffen 
waren, daß derselbe Weg in Deutschland, in der Schweiz vielfach, in 
Frankreich und England vereinzelt bald nachher eingeschlagen wurde 



— 27 — 

und seither zu großartigen, für Österreich nie mehr erreichbaren Institut 
tionen fährte, welche zwar einen nicht meßbaren aber wohl einen unermeß^ 
lieh großen Einfluß auf die gewerbliche Produktion in ihrer Gesamtheit 
ausgeübt haben. Was der reichsrätliche Finanzausschuß dem Handelsamte, 
vielleicht, weil es nicht dringend genug gefordert hatte, oder aus anderen 
Gründen verweigerte, besitzt heute im großartigsten Umfange, und zwar 
durch die Anstrengungen der Regierungen und der interessierten Kreise 
nicht nur Paris und London, sondern auch Berlin, München und Nüm^ 
berg, Krefeld und Mühlhausen, Zürich und Winterthur, Mecheln usw.***) 
Im Niederösterreichischen Gewerbevereine wirkte der parlamen^ 
tarische Mißerfolg der von ihm eingeleiteten Bestrebungen im hohen 
Grade entmutigend. Der amtliche Bericht über die Geschäftstätigkeit 
des k. k. Handelsministeriums während des Jahres 1875 erschien in 
dem vom statistischen Departement des genannten Ministeriums her^ 

*) In dem Berichte des Budget^Ausschusses über den Staatsvoranschlag für 
1876, Handelsministerium, Titel i, Zentralleitung, erstattet vom Berichterstatter 
Abg. Gomperz unter dem 15. November 1875 [408 der Beilagen zu den steno^ 
graphischen Protokollen des Abgeordnetenhauses] VIII. Session) findet sich folgende 
Motivierung für die Ablehnung des vom Handelsmintster geforderten Betrages 
von 100.000 Gulden: 

,,Was die in den Staatsvoranschlag aufgenommene Kreirung eines tech^ 
nischen Gewerbe^Museums in Wien betrifft, war es dem Budgetausschusse 
unmöglich, zuzustimmen, daß zur Errichtung und Erhaltung eines derartigen In^ 
stitutes der von der Regierung geforderte Betrag von 100.000 fl. für 1876 ein^ 
gestellt werde. Abgesehen davon, daß die Gründung einer solchen Reichsanstalt 
eine Angelegenheit von weittragender Bedeutung ist, welche vorher einem ein^ 
gehenden Studium und reiflicher Erwägung in Beziehung auf Zweck und Or^ 
ganisation unterzogen werden muß, gibt auch die finanzielle Seite des projek^ 
tierten Unternehmens zu ernsten Bedenken Anlaß. 

Nach dem Voranschlage der Regierung werden nämlich die Auslagen für 
die Einrichtung dieses Institutes, und zwar ohne Rücksicht auf einen künftigen 
Bau, ja selbst ohne Rücksicht auf die notwendigen Adaptierungskosten des in 
Aussicht genommenen Hauses in der Gumpendorferstraße mit 11 «.500 fi. präli^ 
miniert. Die Jahresdotation soll sich auf 104.000 fi. belaufen und nur quasi 
als eine Abschlagszahlung für beide Zwecke wird der Betrag von 100.000 fi. in 
das Präliminare für 1876 eingestellt. 

Da der Budgetausschuß es nicht verantworten könnte, nebenbei bei Be^ 
ratung des Budgets eine so wichtige Frage zu entscheiden und mindestens be^ 
rechtigt ist, in Zweifel zu ziehen, ob das in acht Sektionen, und zwar für i. Chemie, 
2. Färberei, 3* Gerberei, 4. Mechanik, 5. Untersuchung der technischen Eigenschaften 
von Bau^ und Maschinenmaterialien, 6. Metallbereitung, 7* Holzbearbeitung, 8. Teztil^ 
industrie geteilte, die verschiedenartigsten wissenschaftlichen und prak^ 
tisch^technischen Zwecke verfolgende neuartige und kostspielige Insti^ 
tut nach System und Anlage auch dem wirklichen Bedürfnisse entspricht, da 
ferner die einmal vorgenommene Einstellung eines Teilbetrages sich zur dauern^ 
den und viel größeren Belastung der Staatsfinanzen entwickeln müßte, so wird die 
Streichung dieser Summe beantragt.'' 



— 28 — 

ausgegebenen „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr." Dort' 

selbst wird das gewerbliche Unterrichtswesen mit groBer Ausführlich' 

keit behandelt. Das Scheitern des technischen GewerbcMuseiuns jedoch 

wird in 4'/2 Druckzeilen in folgender Weise erledigt: „Die Bestre" 

bungen des Handelsministeriums, in Wien ein technisches Gewerbe^ 

Museum ins Leben zu rufen, in welchem auch die technischen Lehr^ 

mittel'Sammlungen des Handelsministeriums und jene des „Athe^ 

näums" vereinigt worden wären, führten der Ungunst der Zeit" 

Verhältnisse wegen vorläufig noch nicht zu einem entsprechenden 

Resultate." Auf den Ausdruck „Ungunst der Zeitverhaltnisse" braucht der 

Redakteur nicht sonderlich stolz zu sein, denn gerade die Ungunst der 

Zeitverhältnisse hätten die Errichtung des technischen Gewerbe'Museums 

dringend geboten, und doch, was er weise verschweigt, zeigt den Meister 

des Stils. Indessen erholte sich der Niederösterreichische Gewerbeverein 

rasch von dem Eindruck, den das Schicksal seiner Vorlage auf ihn 

machen mußte. Wenn auch das Museal'Komitee nicht weiter arbeitete, 

so war doch die Stimmung im Gewerbeverein für die Errichtung 

eines technischen Museums nicht erkaltet. Dies zeigen vielmehr zwei 

Tatsachen, welche schon ihrer Absonderlichkeit halber verdienen, 

mitgeteilt zu werden und dadurch der Geschichte der österreichischen 

Verhältnisse erhalten zu bleiben. Das Industriellen'Ball'Komitee 

widmete nämltch von nun ab Jahr für Jahr aus seinem Erträgnisse 

und zwar über Antrag seines Mitgliedes Michael Matscheko einen 

Betrag zur Begründung eines Fonds für die Errichtung eines tech' 

nischen Gewerbe^Museums. Diese wiederholte Widmung für eine Idee 

~ 1 bestehender Humanitätsanstalten 

Ile bis zum Jahre 1879 ein Kapi' 

igfügig und doch wie man später 

[ eine weitere Tatsache. Handels- 

nach dem Ofenheim'Prozesse ins 

1 er bei seiner Rüstigkeit, seinen 

elseitigen Erfahrung ganz und gar 

war. Seine begeisterte Hingebung 

Unterrichtswesens, seine glühende 

in der „Wissenschaft im Gewerbe" 

I Bürgertum hatten diesem Manne in 

Gewebeverein warme Anhänger und 

s Privatmann treu geblieben waren. 

einflußreiches Mitglied des Nieder^ 

hne hierzu ein Mandat oder einen 

1 früher her bekannten Exminister, 

Schottenhof, und stellte ihm vor. 



— 29 — 

daß er^ wenn auch nicht mehr Minister, sich nach wie vor den von ihm 
hochgehaltenen Grundsätzen der Verwaltung des Handelsamtes widmen 
müsse, umsomehr, als er noch im Besitze eines Abgeordnetenmandates 
war. Der Niederösterreichische G ewerbevereinsei ein Feld für die Betätigung 
des Dr. Banhans und für die Verteidigung seiner politischen Rich^ 
tung. Mit Freuden würde ihm dazu Gelegenheit gegeben werden und 
er würde dort eine große Zahl von Freunden und Verehrern finden. 
Banhans ließ sich überreden und beteiligte sich hinfort eifrig an 
dem Wirken des Gewerbevereines, wie der weitere Verlauf zeigt, 
sehr zum Nutzen der von ihm während seiner Ministerschaft ver^ 
folgten Ziele. 

Aber ganz abgesehen von diesen zwei symptomatischen Zwischen^ 
fällen, welche später erhebliche Wirkungen ausübten, unternahm der 
Gewerbeverein im April 1878 einen Schritt, der wieder auf die Er^ 
richtung eines technischen Gewerbemuseums abzielte. Der Gewerbe^ 
verein beschloß nämlich auf Grund eines von der Abteilung für 
Chemie gestellten Antrages nach dem Referate des Berichterstatters 
Dr. Richard Godeffroy in der Monats Versammlung vom 26. April, 
sich mit einer Petition neuerdings an den k. k. Handelsminister 
Ritter v. Chlumecky zu wenden zum Zwecke der Errichtung einer 
Versuchsanstalt für Färberei; also: um wenigstens eine der 
in dem Projekte des staatlichen technischen Gewerbemuseums ent^ 
haltenen Sektionen durchzusetzen. Es ist eine merkwürdige Fügung, 
daß gerade jene Versuchsanstalt als besonders dringlich bezeichnet 
wurde und daß gerade für jene Sektion ein besonderer Schritt 
unternommen wurde, welche fachlich dem Referenten des Budget^ 
ausschusses für den Etat des Handelsministeriums am nächsten 
lag und doch nicht seine dem ganzen Projekte gegenüber ablehnende 
Haltung zu verhindern vermochte. Die Petition*) ist vom Präsidenten 
Matscheko unterzeichnet und war durch eine Denkschrift und durch 
das Programm einer Versuchsanstalt für Färberei ergänzt. Die Peti^ 
tion wurde Ende April durch eine Deputation, bestehend aus dem 
Präsidenten, dem Vizepräsidenten Harpke und dem Obmanne der 
Abteilung für Chemie Godeffroy dem Herrn Handelsminister über^ 
reicht. Seine Exzellenz, so berichtete der Präsident in der nächst^ 
folgenden Versammlung des Niederösterreichischen Gewerbevereines 
vom IG. Mai, habe sich vollständig informiert gezeigt, die Deputation 
auf das liebenswürdigste empfangen und ihr zugesichert, der Sache 
volle Aufmerksamkeit schenken zu wollen. „Wir haben begründete 
Aussicht'% sagte der Präsident, „daß, wenn es die Mittel überhaupt er^ 

*) Wochenschrift des Niederösterreichischen Gewerbe Vereines. 39. Jahrgang, 
vom 25. April 1878. 



lauben, die hohe Regierung unserem Wunsche entsprechen und eine 
derartige Versuchsanstalt ins Leben rufen werde." 

DaB sich der Gewerbeverein sowohl bei seinen ersten Schritten 2ur 

Errichtung eines Technologischen GewerbC'Museums durch den Staat und 

auch jet2t wieder bei dem Gesuche um die Errichtung einer Versuchs' 

anstatt für Färberei an den Handelsminister tud nicht an den 

Unterrichtsminister wendete, erklärt sich wohl aus den vielfachen Bc' 

Ziehungen des Gewerbeveretnes zum Handelsministerium und aus der 

Annahme, dafi die Versuchsanstalten überhaupt vom Handelsmini' 

sterium zu ressortieren hätten. Dabei wurde freilich übersehen, daS 

zwar das Handelsministerium eine Versuchsanstalt ßir Gerberei ins 

Leben gerufen hatte, daß aber dem Unterrichtsministerium die chemisch' 

technische (keramische) Versuchsanstalt am Husetun für Kunst und 

Industrie unterstellt worden war. Nachdem um diese Zeit bereits der 

Kampf zwischen dem Unterrichtsministerium und dem Handelsmini' 

sterium um die Kompetenz in der Administration des gewerbUchen 

Bildungswesens entbrannt war, welcher mit dem Sieg des ersteren 

bald darauf (t88i) endete, wäre es für den Gewerbeverein wahrschetn' 

lieh richtiger gewesen, sich an das Unterrichtsministerium zu wenden ; 

schon deshalb, weil der dortige Referent einsichtsvoller imd einfluB' 

reicher war, als der die analoge Stellung bekleidende Beamte des 

Handelsministeriums. In der Kompetenzfrage nahm man im Unter' 

richtsministerium den Standpunkt ein, daB dem Handelsministerium 

keine direkte Verwaltung auf dem Gebiete des öfFentUchen Unter' 

richtes, sondern nur die Mitwirkung bei einigen, ausdrücklich benannten 

id Regulierung von Gewerbeschulen) 

erbevereines waren nur einige wenige 

istreit informiert, tmd diese Informa' 

ler Form; es konnte also gegen die 

^legenheiten an das Handelsmini' 

■folg entgegengewirkt werden. 

jcklichen Feststellung, daß auch die 

einer Färberei- Versuchsstation keiner- 

ch demselben Handelsminisier noch 

im Finanzausschusse gegenüber. 

d noch des Umstandes Erwähnung ge' 

.en Oberinspektor Richard Engländer 

tgeltliche Vorträge für Werkmeister, 

ehalten wurden. Um nur über einen 

erwähnt, daß er aus 20 i' .stündigen 

Jahre 1878 vom Februar bis Mai 

on welchen am Ende des Kurses 70 



— 31 — 

rechtsgültige Zeugnisse als geprüfte Kessel^ und Maschinenwärter er^ 
warben. Es war dies ein erster Anfang der Selbsthilfe auf dem 
Gebiete des gewerblichen Bildungswesens, soweit dieses im tech^ 
nischen Gewerbe^Museum zur Verkörperung gelangen sollte. 

Und nun sei noch eines persönlichen Momentes von größter Trag^ 
weite gedacht, eines Ereignisses, das, nach einer bekannten Redefigur, 
nicht seine Schatten, wohl aber seine Lichter vorauswarf. In der 
Generalversammlung des niederösterreichischen Gewerbevereines am 
IG. Mai 1878 nahm der Vereinspräsident Matscheko das Wort, um 
namens des Verwaltungsrates auszuführen: 

„Unser durchlauchtigster Protektor, Seine kaiserliche Hoheit Erz^ 
herzog Franz Karl, ist uns durch den Tod entrissen worden. Es 
wurde in den Kreisen des Gewerbevereines der Wunsch laut, ein 
anderes Mitglied des hohen Kaiserhauses zu bitten, es möge die be^ 
sondere Gnade haben, dem Niederösterreichischen Gewerbevereine 
seinen Schutz angedeihen zu lassen. 

Meine Herren! Wer könnte in würdigerer Weise der Nach^ 
folger des erlauchten Verblichenen sein, als sein Sohn, der durchs 
lauchtigste Herr Erzherzog Karl Ludwig! Seine kaiserliche Hoheit 
hat bei so vielen und mannigfachen Gelegenheiten die lebhafteste Teil^ 
nähme für alles gezeigt, was die Interessen unserer heimischen In^ 
dustrie betrifft, er hat stets unserem Vereine so viele Zeichen des 
gnädigsten Wohlwollens gegeben, überdies ist seine Güte und Leut^ 
Seligkeit Ihnen Allen bekannt, so daß wir uns der angenehmen Erwartung 
hingeben können. Seine kaiserliche Hoheit werde unsere Bitte um Über^ 
nähme des Protektorates gnädig aufnehmen und gleich seinem erlauchten 
Vater ein mächtiger Schützer und Förderer unserer Interessen sein. 

Ich bitte Sie, meine Herren, dem Antrage Ihres Verwaltungsrates, 
dahingehend, daß Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr 
Erzherzog Karl Ludwig durch das Vereins^Präsidium gebeten 
werde, des Protektorat des Niederösterreichischischen Gewerbevereines 
gnädigst annehmen zu wollen, durch Erheben von den Sitzen Ihre 
Zustimmung zu geben.^ (Unter stürmischem Beifall erhob sich die 
Versammlung von den Sitzen). 

Hierauf ist dem Vereinspräsidenten folgendes höchstes Hand^ 
schreiben zugekommen. 

„An den Niederösterreichischen Gewerbeverein in Wien. 

Es gereicht mir zur wahren Befriedigung, dem einhelligen Wunsche 
des Niederösterreichischen Gewerbevereines zu entsprechen und das 
Protektorat über diesen Verein zu übernehmen. 



L 



— 32 — 

Idh komme diesem Wunsche um %o beratwüHger entgegen« als 
kh in der Wahl meiner Person einen Akt der Pietät gegen meinen 
seligen Vater erblicke, welcher durch einen Zeitratmi Ton mehr als 
Tierzig Jahren das Protektorat ausübte, und ich hoffe, daß dieser Verein, 
dem ich. vie bisher, mein Tolles Interesse, %o audi in Zukunft meine 
werktä tige Förderung angedeihen lassen werde, auch fernerhin gedeihe 
and rur Erreichung seiner gemeinnthzigen Ziele gelange. 



Wartholx, 30. Juni 1878. 



Erzherzog Karl Ludwig m. p.** 



Plf. !■ OebJude da NIcdcraiterrelchlKhcn Oewerbcvcrdncs. Btdgucbot. 



GESCHICHTE 

DER BEGRÜNDÜNG DES TECHNOLOGISCHEN GEWERBE- 
MUSEUMS DURCH DEN NIEDERÖSTERREICHISCHEN GE- 
WERBEVEREIN. 

Nachdem alle Schritte, die unternommen wurden, um die Re- 
gierung zur Errichtung eines technischen Gewerbe-Museums zu bewegen, 
vergeblich geblieben waren, während anderseits das Bedürfnis nach 
einer wirksamen Förderung der technischen Leistungsfähigkeit der 
gewerblichen Produktion sich immer fühlbarer machte, mußte man 
um zu dem gewünschten Ziele zu gelangen, einen anderen Weg be- 
treten. Regierungsrat Exner erklärte am i. Tänner 1879 den ihm be- 
sonders nahestehenden Personen, daß ihm der Gedanke gekommen 
sei, mit Hilfe des Niederösterreichischen Gewerbevereines sofort an 
die Begründung eines Gewerbe-Museums zu gehen, wofür er den 
Plan bereits fertig entworfen habe. Danach wäre zunächst ein 
Teil des Institutes ins Leben zu rufen, eine Sektion, und diese 
hätte durch die Art ihrer Wirksamkeit für die Idee des Gesamt- 
institutes Propaganda zu machen. Es sei zweifellos, daß, wenn die Sache 
richtig angepackt würde, sich an die erste Sektion bald eine zweite 
und weitere anschließen würde und daß man auf diese Art aus kleinen 
Anfangen heraus ohne alhuhohes Risiko zu einem großen Institute 
gelangen könnte. Exner wählte die Bezeichnung „Technologisches 

Dcnkiclirtrt Tccbn. Gew.'Uu*. 3 



— 34 — 

Gewerbe^Museum^. Technologie ist die wissenschaftliche Darstellung 
der gewerblichen Produktion; sie nimmt den vorgeschrittensten techni^ 
sehen Standpunkt ein und vermittelt die Anwendung der Wissenschaft^ 
liehen Errungenschaften auf die Gewerbe. Der Ausdruck ^technologisch^ 
bezeichnet daher einen engeren Begriff als das Wort ,,technisch'% welches 
ein viel weiter umschriebenes Gebiet benennt. 

Von allen Sektionen, die ein solches Institut in Österreich erhalten 
mußte, war durch das Zusammentreffen gewisser Umstände die Errichtung 
der Sektion für Holzindustrie am leichtesten realisierbar, womit durchaus 
nicht gesagt sein sollte, daß gerade diese Sektion die dringendste gewesen 
sei und die bedeutendsten Erfolge zu erzielen berufen gewesen wäre. Es 
handelte sich aber vorerst um die leichte Durchführbarkeit und um die 
Aussichten des ersten Schrittes. In den durch Exner geschaffenen Samm^ 
lungen an der Forstakademie in Mariabrunn, welche bei Errichtung der 
forstlichen Sektion der Hochschule für Bodenkultur nicht nach Wien 
übertragen werden konnten und in den gleichfalls durch Exner über 
Auftrag des Handelsministers Banhans anläßlich der Wiener Welt^ 
ausstellung gemachten Erwerbungen fand sich ein ansehnlicher und 
unmittelbar zur Verfügung stehender Grundstock für die Sammlungen. 
Professor Exner hatte außerdem als Vertreter der Lehrkanzel für die 
mechanische Technologie des Holzes zahlreiche Beziehungen zur 
Holzindustrie, zu den holzverarbeitenden Gewerben und zum Holz^ 
handel und konnte darauf rechnen, in den Interessentenkreisen dieser 
Branche die Überzeugung von der Ersprießlichkeit eines solchen Untere 
nehmens leicht zu erwecken und zu befestigen, moralische und ma^ 
terielle Unterstützung zu finden und durch dieses Beispiel auf andere 
Gruppen der Produktion mit Sicherheit einzuwirken. Auch war Exner 
um diese Zeit Inspektor des Handelsministeriums der Fachschulen für 
die holzverarbeitenden Gewerbe (Tischlerei, Drechslerei^Schnitzerei usw.). 

Der Plan fand nun im Verwaltungsrate des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines Zustimmung und bereits in der Wochenversammlung 
vom 28. Februar 1879 konnte der Präsident des Vereines den Beginn der 
Aktion ankündigen. Der dabei gewählte Vorgang war folgender: Für 
den 4. März abends wurden Interessenten der Holzindustrie eingeladen, 
um über die Gründung der Sektion für Holzindustrie des zukünftigen 
Technologischen Gewerbe^Museums zu beraten. 

Die Versammlung war sehr zahlreich besucht. Angesehene Vertreter 
der großen österreichischen Holzproduzenten und Holzhandelsfirmen, 
strebsame Gewerbetreibende und eine Anzahl von Personen, welche 
einem derartigen Unternehmen überhaupt nützlich und fördernd ?ur Seite 
zu stehen berufen waren, waren anwesend. Exner entwickelte in längerer 
Rede, als Referent eines vom Verwaltungsrate eingesetzten Komitees, das 



— 35 — 

Programm der zunächst zu errichtenden ersten Sektion des Gewerbe^ 
Museums, von deren Gelingen das Zustandekommen der weiteren Sek^ 
tionen für die Färberei, für die Metallindustrie, für Photographie, für die 
Textilindustrie etc. abhängen werde. An der hierauf folgenden 
Debatte beteiligten sich in hervorragendem Maße der k. k. Hofrat 
im Ackerbauministerium Robert Miklitz, der Tischler Bernhard Lud^ 
wig und der Vorsitzende. Hierauf beschloß die Versammlung, ein 
Gründungskomitee einzusetzen, welches aus folgenden Herren gebildet 
wurde: Geheimer Rat Dr. A. Banhans, Zentralinspektor der Nordbahn 
Ludwig V. Becker, Freiherr von Berg, Holzhändler Moritz Biach, Josef 
Blazinöiö, Großindustrieller Rudolf Di t mar, Holzhändler J. Eisler, 
Dr. W. F. Exner, Dr. R. Godeffroy, Holzhändler Charles Götz, 
Professor an der technischen Hochschule L. Hauffe, Professor Johann 
Hauptfleisch, Regiertmgsrat Dr. Emil Hornig, Hofrat und Erz^ 
herzoglich Albrechtsc her Güterdirektor Wilhelm Ritter von Jesse, 
Holzhändler Gottlieb Karplus, Mechaniker Wilhelm Kraft, Ingenieur 
Josef Kohn, Fürstlich Schwarz enbergischer Güterdirektor F. Kut^ 
seh er a Ritter v. Aichbergen, Parkettenfabrikant Karl Leistler, 
Ministerialsekretär Dr. Karl Lind, Tischler Bernhard Ludwig, Präsident 
M. Matsch eko, Ingenieur Alois Mayer, Dr. Ludwig Mautner Ritter 
von Markhof, Tischler Franz Michel, Hofrat Robert Miklitz, Dr. 
Franz Migerka, Wilhelm Öppen, Tischler Friedrich Paulick, 
Rudolf Schiffner, Tischler Franz Schönthal er, Südbahndirektor 
Vicomte de Serres, Friedrich Sueß sen., Professor Karl Swoboda, 
Großindustrieller Josef Thonet, Professor Robert Freiherr von Wal^ 
terskirchen, Werkzeugfabrikant I. B. Weiß, I. M. Wolfbauer und 
Karl Ritter von Zimmermann^Göllheim. Dieses Komitee hat sich 
im Einvernehmen mit dem Verwalttmgsrate des Niederösterreichischen 
Gewerbe Vereines als „Spezialkommission zur Errichtung eines Techno^ 
logischen Gewerbemuseums^ konstituiert. Der Vereinspräsident wurde 
zum Obmann, Dr. Anton Banhans und Karl Ritter von Zimmer^ 
mann^Göllheim zu Obmannstellvertretern, Professor Exner zum 
Referenten gewählt. Ferner hat diese Spezialkommission sofort drei 
Subkomitees eingesetzt, und zwar erstens ein Organisationskomitee, 
Obmann Vizepräsident des Gewerbe Vereines Wilhelm Kraft, Stella 
Vertreter Ministerialsekretär Dr. Karl Lind, Referent I. M. Wol& 
bau er; zweitens ein Finanzkomitee, Obmann Dr. Anton Ban^ 
hans, Stellvertreter Dr. Rudolf Mautner Ritter von Markhof, 
Referent Hofrat Dr. F. Migerka; drittens ein Fachkomitee, Obmann 
Regierungsrat Professor Exner, Stellvertreter Josef Thonet, Referent 
Forstrat Professor Ritter von Gutenberg. Diese Komitees begannen 
sofort die Beratungen über die ihnen zugewiesenen Aufgaben. 



- 36 - 

Am 2* April hielt Regierungsrat Exner vor einem größeren 
Kreis von Zuhörern einen Vortrag über die Aufgaben des vom Nieder^ 
österreichischen Gewerbeverein zu errichteten Technologischen Ge^ 
werbe^Museums im allgemeinen und der zunächst ins Leben zu 
rufenden Abteilung für Holzindustrie. Diesem Vortrage wohnten 
bei der Protektor des Vereines Erzherzog Karl Ludwig, Erzherzog 
Rainer, der Handelsminister Ritter von Chlumecky, viele Reichs^ 
rats^ und Landtagsabgeordnete, hohe Staatsbeamte, Handelskammer^ 
und Gemeinderäte. Eisenbahndirektoren und eine große Zahl von 
Interessenten der Holzindustrie. 

Das Organisationskomitee; von dessen Einsetzung bereits Mit^ 
teilung gemacht wurde, förderte seine Arbeit derart, daß es dem Plenum 
der Spezialkommission bald einen Entwurf vorlegen konnte, welcher 
von dieser dem Verwaltungsrat des Gewerbevereines zugeführt wurde. 
Auch der Verwaltungsrat beschäftigte sich sofort intensiv mit dieser 
Vorlage, die bereits am lo. April 1879 ^^ cier Wochenschrift des 
Gewerbevereines als Entwurf veröffentlicht werden konnte. Dieser An^ 
trag gelangte in der Monatsversammlung des Vereines am 18. April 
1879 ohne Debatte zur unveränderten Annahme mit allen gegen eine 
Stimme. Dieses nun für den Verein rechtskräftig gewordene Organi^ 
sationsstatut bildet den „Anhang zu der Geschäftsordnung für die Ab^ 
teilungen und Spezialkommissionen des Niederösterreichischen Gewerbe^ 
Vereines^, also einen neuen Bestandteil der Vereinsorganisation selbst. 

Der Wortlaut des Organisationsstatutes ist folgender: 

„Organisationsstatut für das Technologische Gewerbe^ 

Museum. 

§ I. Der Niederösterreichische Gewerbeverein errichtet ein Techno^ 
logisches Gewerbe^Museum zur Förderung der technischen Seite der 
Gewerbe. 

§ 2. Dieser Zweck soll erreicht werden: 

a) durch Sammlungen, und zwar: 

1. von Roh^ und Hilfsstoffen der einzelnen Gewerbe, 

2. von Werkzeugen, Werkzeugmaschinen, chemischen und physu 
kaiischen Apparaten, Modellen und Zeichnungen, 

3. von Halbfabrikaten und Produkten; 

b) durch die Aufstellung und Unterhaltung von möglichst vollstän^ 
digen Spezialbibliotheken, die gesamte Literatur der einzelnen 
Gewerbezweige umfassend; 

c) durch Laboratorien für chemisch^physikalische Untersuchungen 
der Rohstoffe und zur Erprobung von Verfahrungsarten, von 
Werkzeugen, Apparaten und Werkzeugmaschinen; 



— 37 — 

d) durch Spezialkurse über Rohstoffe, Werkzeuge und Werkzeuge 
maschinell, über chemische und mechanische Verfahrungs^ 
weisen und über technische Vollendungsarbeiten; 

e) durch möglichste Förderung des fachgewerblichen 
Unterrichtes. 

§ 3. Die Mittel des Technologischen Gewerbe^Museums werden 
aufgebracht aus: 

a) den Beiträgen der Mitglieder und Teilnehmer; 

b) den Zuschüssen und Subventionen aus öffentlichen Fonds, von 
Behörden und Korporationen; 

c) dem Honorar für durchgeführte Arbeiten; 

d) den Erträgnissen der Jahreskarten und den Eintrittsgeldern; 

e) den Erträgnissen von Unternehmungen zur Förderung des 
Gewerbemuseums: Ausstellungen und dergleichen; 

f) den Leistungen des Niederösterreichischen Gewerbevereines. 
§ 4. Mitglieder des Technologischen Gewerbe^'Museums sind: 

1. Stifter, 

2. Gründer, 

3. unterstützende Mitglieder. 

Stifter sind jene Mitglieder, welche einen einmaligen Beitrag von 
wenigstens 500 fl. oder durch mindestens sechs Jahre jährlich den Be^ 
trag von 100 fl. leisten. 

Gründer sind solche Mitglieder, welche ein^ für allemal 250 fl. 
oder durch mindestens sechs Jahre 50 fl. jährlich erlegen. 

Unterstützende Mitglieder sind solche, welche jährlich 16 fl. dem 
Institute widmen. 

§ 5. Die Mitglieder des Technologischen Gewerbe^Museums, sowie 
die Mitglieder des Niederösterreichischen Gewerbevereines haben das 
Recht: 

a) zum freien Eintritt in das Museum und zur Teilnahme an 
den Veranstaltungen der Sektionen; 

b) zur Benützung der Sammlungen, Bibliotheken, Laboratorien etc. 
nach Maßgabe der hierfür aufzustellenden Reglements; 

c) zur Einholung von Ratschlägen und Auskünften; 

d) zur Veranlassung von Arbeiten und Untersuchungen, welche 
dem Zwecke der Anstalt entsprechen; 

e) im Sinne des § 6 in die leitende Spezialkommission durch 
Kooptation aufgenommen zu werden. 

Zum Eintritte in eine einzelne Sektion, zur Teilnahme an den 
Veranstaltungen einer solchen, zur Benützung der Sammlungen, der 
Bibliothek, Laboratorien etc., zur Einholung von Ratschlägen und zur 
Veranlassung von Arbeiten und Untersuchungen, welche dem Zwecke 



- 38 - 

der Sektion entsprechen, werden Teilnehmerkarten a 6 fl. pro Jahr 
ausgegeben. 

Zum Besuche der Vorlesungen und zur Besichtigtmg der Samm^ 
lungen werden Jahreskarten a 2 fl. ausgegeben. 

§ 6. Zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums setzt 
der Niederösterreichische Gewerbeverein eine aus zwölf Personen be^ 
stehende Spezialkommission ein, welcher das Recht eingeräumt wird, 
noch sechs ^Mitglieder des Technologischen Gewerbe^Museums durch 
Kooptation aufzunehmen. 

Zum Obmanne dieser Kommission wird der Verwaltungsrat des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines seinen Präsidenten oder einen 
seiner Vizepräsidenten berufen. Die Funktionsdauer des Obmannes 
endet mit seinem Austritte aus dem Präsidium des Niederösterreichi^ 
sehen Gewerbevereines. 

Der Obmannstellvertreter wird von der Spezialkommission aus 
dem Kreise ihrer Mitglieder gewählt und kann nach Vollendung seiner 
Funktionsdauer unmittelbar wieder gewählt werden. 

Über die Geschäftsführung dieser Spezialkommission und über 
die Vermögensgebahrung, auf welche der Verwaltungsrat des Nieder^ 
österreichischen Gewerbevereines maßgebenden Einfluß zu nehmen hat, 
wird eine Geschäftsordnung die näheren Bestimmungen enthalten. 

§ 7. Die Vertretung des Technologischen Gewerbe^Museums nach 
außen steht dem Präsidenten des Niederösterreichischen Gewerbever^ 
eines oder in Verhinderung desselben seinen Stellvertretern zu. 

§ 8. Das Technologische Gewerbe^Museum besteht aus verschieb 
denen Sektionen (Versuchsanstalten), welche sukzessive nach besonderen 
Organisationsvorschriften errichtet werden sollen, deren unmittelbare 
Leittmg auch besonderen Vorständen übertragen wird. 

Die Vorstände der einzelnen Sektionen werden über Vorschlag 
der Spezialkommission vom Verwaltungsrate des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines ernannt. 

Die Vorstände haben in der Spezialkommission^ insofeme sie 
nicht ohnedies Mitglieder derselben sind, Sitz und Stimme. 

Normativ der Sektion für Holzindustrie des Technologischen 

Gewerbe^Museums. 

§ I. Die Sektion für Holzindustrie besteht: 

a) aus Sammlungen: 

1. von Holzmustern, 

2. von Hilfsstoffen der Holzindustrie, 



— 39 — 

3. von Werkzeugen und Werkzeugmaschinen, chemischen und 
physikalischen Apparaten in natura, in Modellen oder in 
Zeichnungen, 

4. von Halb^ und Ganzfabrikaten aus Holz; 

b) aus einer Spezialbibliothek; 

c) aus den Laboratorien, in welchen die Versuche über die 
Arbeitseigenschaften der Hölzer, über deren Behandlung vor 
der Verwendung und über technische Vollendungsarbeiten etc., 
sowie die Versuche mit Werkzeugen, Werkzeugmaschinen und 
Apparaten vorgenommen werden. 

Außerdem gehört in den Wirkungskreis dieser Sektion die Ab^ 
haltung einschlägiger Spezialkurse und die Förderung des fachgewerb^ 
liehen Unterrichtes. 

§ 2. Nachdem zunächst nur die Sektion für Holzindustrie aktiviert 
wird, so sind die in dem Organisationsstatut bezeichneten Mitglieder 
des Gewerbe^Museums Mitglieder der Sektion für Holzindustrie. 

Dem entsprechend ist auch die im § 6 desselben Statuts bezeich^ 
nete Spezialkommission die leitende Körperschaft der Sektion für Holz^ 
industrie. 

§ 3. Mit der unmittelbaren Leitung der Sektion für Holzindustrie 
wird ein Vorstand (Direktor) betraut, welcher über Vorschlag der 
Spezialkommission vom Verwaltungsrate des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines ernannt wird. Der Vorstand (Direktor) hat in der 
Spezialkommission, insoferne er nicht ohnedies Mitglied derselben ist 
Sitz und Stimme. 

Dem Vorstande unterstehen die Beamten (Kustoden, Sekretäre, 
Laboratoriumsvorstände, Adjunkten, Werkmeister), sowie die Diener 
der Sektion. 

Die Beamten und Diener werden über Vorschlag des Vorstandes 
(Direktors) und Gutheißung der Spezialkommission vom Verwaltungs^ 
rate des Niederösterreichischen Gewerbevereines ernannt und in gleicher 
Weise haben die Entlassungen stattzufinden (§12 der Statuten des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines). 

Die Gehalte der Beamten und Diener bestimmt über Vorschlag 
des Vorstandes (Direktors) und Anhörung der Spezialkommission der 
Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines. 

Der Wirkungskreis der einzelnen Beamten wird durch eine be^ 
sondere Dienstordnung bestimmt. "" 

Dieses Organisationsstatut wurde in der vorliegenden Fassung 
von zwei Rücksichten diktiert. Einerseits sollte eine Form geschaffen 
werden, welche den Gewerbeverein in den Stand setzte, autonom und 
mit möglichster Vermeidung irgendwelcher Hindemisse, die außerhalb 



— 40 — 

des Vereines auftauchen könnten, mit der Errichtung des Institutes 
vorzugehen. Anderseits sollte das Organisationsstatut in fachlicher Be^ 
Ziehung einen Rahmen bilden, in den sich alle bekannten Mittel der 
Förderung der technischen Seite der Gewerbe leicht einfügen lassen 
würden. In diesem Organisationsstatute stehen die technologischen 
Sammlungen und die einschlägige Fachliteratur, sowie die Versuchs^ 
anstalten im Vordergrunde. Zur Nutzbarmachung dieser Hilfsmittel 
für die interessierten Kreise waren Spezialkurse in Aussicht genommen. 
In all dem stimmt das vom Gewerbeverein aufgestellte Organisations^ 
Statut vollkommen mit jenem Programm überein, welches das einige 
Jahre früher vom Handelsministerium eingesetzte Komitee für das 
vom Staate zu errichtende technische Gewerbemuseum entworfen hatte. 
Neu hiiLzugekommen ist in dem Organistationsstatut für das vom 
Gewerbeverein begründete Technologische Gewerbe^Museum als letzter 
Punkt: „Möglichste Förderung des fachgewerblichen Unterrichtes''. 
Das Technologische Gewerbe^Museum war ja als Reichs^Zentralanstalt 
für den gewerblichen Unterricht in ganz Österreich nach dessen tech^ 
nischer Seite hin gedacht. Dabei schwebte dem Verfasser des Organi^ 
sationsstatutes auch der Gedanke vor, daß das Technologische Gewerbe^ 
Museum dazu berufen sein dürfte, durch Errichtung von Fach^ 
schulen, welche in den Provinzen, aber noch nicht in Wien bestehen, 
oder durch die Kreierung von Fachschulen, welche in Österreich oder 
überhaupt noch nicht existieren, Lücken auszufüllen, welche im ge^ 
werblichen Unterrichts^ und Bildungswesen sich entweder in Wien oder 
überhaupt fühlbar machen sollten. Dieses Organisationsstatut ver^ 
körperte den Gedanken, der später von seinem Schöpfer so oft aus^ 
gesprochen wurde, daß das Eigenartige und Wertvolle in der Organi^ 
sation, abgesehen von der Elastizität des Rahmens, in zwei Momenten 
bestünde, und zwar erstens in der Vereinigung aller zur Förderung 
der Technik der gewerblichen Produktion bestimmten und bewährten 
Hilfsmittel an einem Institute und unter einheitlicher Leitung, nämlich 
Sammlungen und Bibliothek und deren Popularisierung, das Versuchs^ 
wesen und das Unterrichtswesen, also die Konzentration der Kräfte 
und zweitens die möglichste Spezialisierung bei den mit der Durch«' 
führung dieser Aufgaben betrauten Personen von wissenschaftlicher 
oder hervorragender praktischer Bedeutung, also Teilung der Arbeit 
bis zu den äußersten KonsequeiLzen. Dieses Organisationsstatut wurde 
niemals irgend einem Faktor der Regierung zur Genehmigung untere 
breitet und bildete somit nur die Grundlage für eine innerhalb des 
Gewerbevereines zu schaffende Einrichtung. Wohl aber wendete sich 
der Gewerbeverein schon vor der formellen Annahme des Organi^ 
sationsstatutes an den Handelsminister mit der Bitte um Förderung 



— 41 — 

des geplanten Institutes. Handelsminister Chlumecky beantwortete 
diese Eingabe mit dem Erlasse vom 27. April 1879, Z* 8707, dem 
hier folgende Stellen entnommen werden: 

„Bei der hochwichtigen Bedeutung dieser Institution und der an«' 
regenden Einflußnahme derselben auf die gewerblichen Interessenten^ 
kreise bin ich gerne bereit, die Realisierung der Intention des geehrten 
Vereines nach Möglichkeit zu fördern, und weise demselben aus den 
mir im laufenden Jahre zur Verfügung stehenden Geldmitteln den 
Betrag von fünfhundert (500) fl. bei dem Ministerialzahlamte zur Be^ 
hebung von dem Präsidenten des geehrten Niederösterreichischen Ge^ 
Werbevereines gegen skalamäßig gestempelte Quittung an. 

Was die Überlassung von Werkzeugkollektionen tmd holztech«' 
nologischen Sammlungen des Handelsministeriums betrifft, so ist über 
die Mustersammlung von Werkzeugen für Holzbearbeitung für die 
nächste Zeit für Zwecke der gewerblichen Lehranstalten des Handels^ 
ministeriums anderweitig verfügt und wird dem Ansinnen des gc^ 
ehrten Vereines wegen Übergabe dieser Sammlung an das Techno^ 
logische Gewerbe^Museum, jedoch tmter Aufrechthaltung des Eigentums^ 
rechtes des Handelsministeriums, erst in einem späteren Zeitpunkte 
entsprochen werden können."" 

In der Mai^Generalversammlung 1879 erstattete der Obmann der 
Spezialkommission für die Errichtung eines Technologischen Gewerbe^ 
Museums, Geheimer Rat Dr. Anton Banhans, den ersten Bericht, 
der hier auszugsweise und mit Hinweglassung der bereits mitgeteilten 
Tatsachen wiedergegeben wird: 

„Es bedarf wohl keines Beweises, daß die durch die modernen 
Verkehrsmittel bis zur äußersten Schärfe entwickelte KonkurreiLz der 
Industriestaaten jeden von diesen zur Anspannung aller Kräfte zwingt, 
daß aber namentlich Österreich, von anderen, Ihnen bekannten Mo^ 
menten abgesehen, schon infolge seiner geographischen Lage diese 
Konkurrenz besonders lebhaft empfindet und daher die Anforderung 
der Anspannung aller ihm gegebenen produktiven Kräfte in noch 
höherem Maße an sich gestellt sieht. 

Was speziell das Schaffen auf gewerblichem Gebiete betrifft, so 
hat sich diese erhöhte Aufmerksamkeit gleichmäßig zwei Momenten 
zuzuwenden — der Form oder der äußeren Erscheinung der Industrie^ 
erzeugnisse und dem Stoffe oder der Materie. 

Daß die Form, der Ausdruck des Geschmackes, der Ausdruck 
der Wirkung künstlerischen Fühlens, für den Wert eines Artikels von 
maßgebendstem Einflüsse ist, erscheint heute keines Beweises mehr he^ 
dürftig, sondern ist als allgemein anerkannter Satz anzusehen. 



i 



— 4* — 

Dank dteset allgemein gewordenen Erkenntnis und einer über 
alles Lob erhabenen, mustergültigen Leitung sehen wir das Museum 
für Kunst und Industrie in Wien eine Wirksamkeit entfalten, worauf 
alle Österreicher mit gerechtem Stolze blicken. 

Wie steht es aber mit den Bestrebungen, welche der von mir 
hervorgehobenen zweiten, gleichwertigen Richtung zugewandt sind, 
welche den Stoff und die durch seine genaueste Kenntnis bedingten 
Veredlungsprozesse, Verfahren, Werkzeuge und Maschinen zum Gegen- 
stände haben? 

Die seit längerem bestehenden Gewerbe und neuerlich kreierten 
Fachschulen können dem Gewerbsmannc nicht genügen, nicht der 
Quell jener spezifischen Ausbüdung sein, die ihm not tut. Die genannten 
Schulen mögen dem Lehrling die theoretische und praktische Unter- 
Weisung in den Anfingen seines Gewerbes und der einschlägigen Dis- 
ziplinen bieten, mögen dessen intellektuelle Fähigkeiten wecken imd 
ihm die technischen Fertigkeiten beibringen, mögen endlich für die 
Entwicklung der Hausindustrie von größtem Wert sein, aber sie 
bieten dem ausübenden Gewerbetreibenden, wie wir ihn 
heute vor uns haben, nicht das Mittel, sich über einzelne oder 
ganze Gruppen von Fragen seines speziellen Faches so zu belehren, 
daß es ihm praktisch dienlich sei, und noch viel weniger, daß er sich 
in Relation erhalte mit jenen Änderungen und Verbesserungen, denen 
die Rohstoffe und die Methoden ihrer Verarbeitung infolge des steten 
Einflusses der praktischen Verbesserungen, der Wissenschaft, der 
Kunst, der Mode etc, jederzeit imterliegen. 

Diesem Bedürftiisse kann nur durch ein dem Wiener Kunst- 
Museum ähnliches Institut, durch ein Technologisches Museum 
abgeholfen werden. 

Bruchteile eines solchen Institutes hat uns das Handelsministerium 
im Beginne des Jahres 1874 durch die beiden technischen Versuchs- 
anstalten für Keramik, Email- und GlaS', sowie für die Lederindustrie 

Erfolge auf- 
rovinzen er- 

n geplante 
kam nicht 
inseres ver- 
md Labora- 
», scheiterte 

un fand in 
I die beiden 



— 43 — 

Häuser des Reichsrates beredten Ausdruck. Auf ihren Inhalt näher 
einzugehen verbietet mir die Zeit. Hervorheben will ich aber, daß ich 
diese Initiative Sr. Exzellenz des Herrn Handelsministers als eine Tat 
begrüße, die seinem Namen in den Annalen des gewerblichen Bildungs^ 
Wesens in Österreich einen dauernden Platz sichert, und daß der Ge^ 
Werbeverein in seiner Petition mit vollem Mannesmute und in einer 
Sprache für die unaufschiebbare Notwendigkeit der Errichtung eines 
Technologischen Gewerbe^Museums eintrat, die ihn weithin ehrt, aber 
auch den Weg vorzeichnete, den er von da ab gehen mußte, wenn 
er seinen statutarischen Aufgaben nicht untreu werden wollte. Er sagte 
nämlich in jener Petition, er fühle die große Verantwortung, für das 
Technologische Gewerbe^Museum eine hohe Summe zu votieren, er 
sei aber von der außerordentlichen Nützlichkeit desselben derart über^ 
zeugt, daß er in der Nichtvotierung eine weit größere Verantwortlich^ 
keit erblicken würde. „„Man dürfe''"", fährt die Petition fort, „„die ge^ 
schwächte Industrie nicht einfach ihrem Schicksale überlassen und ihr 
noch dazu einen erhöhten Anteil an den allgemeinen Lasten aufbürden"""". 
Und, meine Herren, der Verein blieb sich treu, vergaß der Industrie, 
des Gewerbes nicht und beschäftigte sich nun selbst mit der Errichttmg 
des Museums. 

Nach reiflicher, eingehender Erwägung aller Verhältnisse beschloß 
der Verwaltungsrat, den Versuch zu machen, durch das Museum selbst 
den Beweis seiner Notwendigkeit erbringen zu lassen und ihm auf solche 
Weise die Mittel zu seiner Existenz und Entwicklung zu beschaffen. 

Das Komitee unternahm die ersten einleitenden Schritte zur Be^ 
Schaffung der nötigen Geldmittel. Eine große Anzahl von Gesuchen 
und Einladungsschreiben erging durch das Vereinspräsidium an die 
hohen Ministerien des Handels, des Ackerbaues und des Unterrichtes, 
an den Herrn Statthalter, den hohen Landesausschuß, an die Handels^ 
kammer und viele andere Korporationen, sowie an viele Private, die 
nicht ohne Erfolg blieben. 

Se. Exzellenz der Herr Handelsminister, stets bereit, für die 
Interessen der Industrie und des Gewerbes einzutreten, war der erste, 
der uns die Benützung einer reichhaltigen, interessanten Werkzeuge 
sammltmg in Aussicht und aus den vorhandenen Mitteln 500 fl. zur 
Verfügung stellte. Der Herr Statthalter folgte mit einem Beitrage von 
200 fl., die Herren Gebrüder Thonet spendeten 1000 fl., Eugen Graf 
Kinsky 500 fl. u. s. w., so daß uns jetzt schon eine Summe von 
mehreren Tausend Gulden zur Disposition steht. Wir haben femer 
begründete Hoffnung, daß sich auch das hohe Unterrichts^^ und das 
Ackerbauministerium gegenüber den an sie gerichteten Ansuchen nicht 
ablehnend verhalten werden und dürfte alsdann die reichhaltige techno^ 



i 



— 44 — 

logische Sammlung von Mariabrunn zur Benützung gelangen, unbe^^ 
schadet ihrer Verwendung zu Zwecken der Hochschule für Bodenkultur. 

Das eminent praktische Interesse, welches die großen Forstbesitzer 
an diesem Museum haben, wird nicht verfehlen, demselben auch in 
diesen Kreisen Freunde tmd Förderer zu schaffen. 

Die Spezialkommission wird im Vereine mit dem Präsidium und 
dem Verwaltungsrate gewiß unausgesetzt bestrebt sein, das schöne Ziel, 
welches der Gewerbeverein nun anstrebt, wenigstens annäherungsweise 
zu erreichen, und hofft es dahin zu bringen, daß im nächsten Winter, 
längstens im Jänner 1880 wenigstens mit der Abhaltung fachlicher 
Spezialkurse nebst Demonstrationen werde begonnen werden können. 
Soll aber der Zweck vollständig erreicht werden, dann, meine hoch^ 
verehrten Herren, darf die Sache nicht den Schultern einiger Weniger 
aufgebürdet werden, dann müssen alle gemeinschaftlich und eifrigst 
zusammenwirken. Deshalb richte ich an Sie die dringende Bitte: Schließen 
Sie sich Ihrem Verwaltungsrate an, helfen Sie ihm das begonnene 
Werk fördern und vollenden — das bekannte Organisationsstatut 
bietet Ihnen hierzu die geeigneten Mittel. 

Die warme Teilnahme, welche die Schaffung eines Technologischen 
Museums überhaupt und für Holzindustrie insbesondere schon im 
Beginne gefunden, möge sie nicht erlahmen, sich im Gegenteil mit 
dem Inslebentreten der ersten Anfange mehr und mehr steigern! So 
wird durch das verständnisinnige Mitwirken aller beteiligten Faktoren 
das Technologische Museum, ein neues gewerbliches Förderungsmittel 
ersten Ranges, geschaffen werden, zum Heil und Segen unserer Ge^ 
werbetreibenden, die zu schützen und zu stützen der Verein zu den 
schönsten Aufgaben des Staates und seiner Bürger zählt.^ (Bravo! 
Bravo! Lebhafte Zurufe.) 

Wenn man sich diesen Bericht näher besieht, so wird man die 
enthusiastische Hingabe des Berichterstatters an die von ihm schon 
während seiner Amtsführung als Handelsminister erfaßte Idee nicht 
verkennen können, man wird aber anderseits den Mut und Optimist 
mus derjenigen bewundern müssen, welche bei der kläglichen Geringe 
fügigkeit der zunächst zur Verfügung gestellten Mittel nicht den Elan 
verloren und sich nicht mit der Überzeugung von der eigenen Größe 
von dem Schauplatz der begonnenen Tat zurückzogen, wie es viel^ 
leicht Andere getan hätten. Das Finanz^Subkomitce arbeitete vielmehr 
unerschrocken weiter und insbesondere Banhans ließ es sich nicht 
verdrießen. Schritte aller Art zu unternehmen. 

Zwei bemerkenswerte Erfolge besserten wieder die in diesem 
Kreise doch etwas gesunkene Stimmung. Seine Majestät der Kaiser 
widmete dem Unternehmen einen Beitrag von 1000 fl. aus der kaiser^ 



— 45 — 

liehen Privatkasse und die Handels^ und Gewerbekammer für öster^ 
reich unter der Enns votierte einen Jahresbeitrag von 500 fl. und 
delegierte den k. k. Baurat Eduard Kaiser in die mit dem Zeit^ 
punkte der Eröffnung des Museums zu bildende Spezialkommission 
zur Leitung des Museums. Er ist der erste legale Vertreter einer Kor^ 
poration in der genannten Spezialkommission und ein gütiges Geschick 
hat es gewollt, daß dieser durch seine reiche Erfahrung, Sachkenntnis 
und nie versiegendes Wohlwollen ausgezeichnete Mann heute noch 
der Kommission angehört, und zwar als einstimmig gewählter Obmann^ 
Stellvertreter, der einzige Überlebende von allen, die nach ihm in ähn^ 
lieber Mission demTechnologischen Ge werbe^Museum nähergetreten sind. 

Während das Finanz^Subkomitee sich der peniblen Aufgabe des 
Sammeins hingab, schloß das Fachkomitee namens des künftigen Ge^ 
werbemuseums einen Mietvertrag mit dem Niederösterreichischen Ge^ 
Werbevereine ab, durch welchen die erste Sektion des Institutes ab Mai 
des Jahres 1879 tiber die Gassengewölbe des Erdgeschosses im Gebäude des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines, welche an der Ecke der Eschen^ 
bachgasse und des Getreidemarktes gelegen sind (Fig. i), verfügen konnte. 
Sofort wurde mit der Adaptierung dieser bescheidenen Räumlichkeiten 
begonnen. Der Eintritt in das Museum wurde von dem Vestibüle aus 
hergestellt. Der gegen die Eschenbachgasse zu gelegene größere Raum 
wurde zur Errichtung einer Sammlung von Werkzeugmaschinen für 
Holzbearbeitung im Betriebe benützt und dazu ein damals noch wenig 
verbreiteter neuer Otto scher vierpferdiger Gasmotor montiert. Daran 
anstossend das Eckzimmer diente als Direktionsbureau und der be^ 
nachbarte Saal, am Getreidemarkt gelegen, wurde zur Aufnahme der 
technologischen Sammlung auf dem Gebiete der Holzindustrie ge^ 
Wonnen. Gegen den Lichthof zu konnte ein allerdings nur durch künst^ 
licheBeleuchtung benutzbarer Hörsaal eingerichtet werden und in dem über 
den Parterregewölben befindlichen Mittelgeschoß wurden eine Art Bureau 
und Werkstättenräume für Handarbeit gewonnen. Bei der Adaptierung 
der Lokalitäten wirkte in erster Linie und in äußerst uneigennütziger 
Weise der Hoftischler Friedrich Paul ick mit. Er meinte in seiner 
treuherzigen Weise, er würde sich mit dieser Tätigkeit „irgendwo kein 
Bildl einlegen, aber da die Sache gut ist, tue er doch mit''. Die An^ 
deutung war für diejenigen, denen gegenüber er sie machte, damals noch 
nicht verständlich. Die Aufklärung kam erst später. 

Der Assistent des Professors Exner an der Hochschule für 
Bodenkultur, Ingenieur Georg Laub oeck, folgte bereitwilligst der Ein^ 
ladung, bei der Installation der Sammlungen, des Maschinenraumes und 
den sonstigen fachlichen Dispositionen mitzuwirken. Wenn auch ein ab^ 
gesagter Feind von Beratungen, Sitzungen, Konzeptsarbeiten und agitatori^ 



i 



KjMT Vonfühnm^. war er doch vom ctsten Tage der fulilidiai 
Dordifalmin^ des infgcstenten Ptofr unmes xn^bagen cm nie 
vcR^eoder Hitubciter in dem Instxnne. Ancfa btariü fügte nun sidi 
sdtoo v-ahrakd der SommernKKUte mit der Anfnrflimg eines PiO' 
fmemcs fit die AUuJtni^ too üdiüdMn Ldukmsai. mit wekfaen 
ua T^c der Etöfiiiii^ der Sdction beffumai -weriai solhe. Fnr diese 
LdsifedTSC wddie dbenriegend der Tedmc^t^ der HoL* g ji be itun g 
»axaftbärm katrcn. muBten unentgeltliche hAAähe gcvtMUwn 
««rdciL. N(Kh eine {lo^ Soig« besdüfrifR die leitenden Personen — 
die crsu Anaclhmf mit Gduh. die eines Dieners, die erste AnnriTnng. 
aber deren icchibdM Natur, abgesehen tod der Bedeckm^ dieser Bad' 
{C^ost. {cvissc Zvcifcl v*di vnnion- 

Die cme amtikhc Ankändigm^ bcnc&i^ du Tesdmologisdie 
GcwuLe-Hmnim Tocn a~ CMctober xS^^ hatte fo^erkien Wonlxiit: 

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Sektion I fär Hclxisdasti-ie. 

^NiederösHrreidiiscfacr Gcvcrbevercöa. L. FTSrnhadi^anc ti.) 

Programm der fachlichen Lehrknrse in Wisier-Scmcster 

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— 47 — 

Übungen teilzunehmen. Es ist jedoch dem Ermessen eines jeden 
Eintrittsberechtigten anheimgestellt, auch nur einige Lehrkurse oder 
auch nur einen derselben nach seiner Wahl zu frequentieren. 

Lehrkurse. 

L Bau der wichtigsten Holzarten. 

Erklärung des anatomischen Baues der Hölzer, Erörterung der 
charakteristischen Merkmale der wichtigsten Holzarten, Übungen im 
Bestimmen der Holzarten mit oder ohne Zuhilfenahme des Mikroskops. 

Ein halbes Semester, zwei Stunden wöchentlich, Vortrag und 
Übungen am Sonntag. Herr Dr. J. Möller, Adjunkt der k. k. forstlichen 
Versuchsleitung, Dozent an der k. k. Technischen Hochschule Wien. 

IL Vorkommen und Gewinnung des Werk^ und Nutzholzes in 
Österreich. 

Über das Vorkommen der wichtigsten Nutz^ und Werkhölzer in 
Österreich, über die Beurteilung der Qualität und Eignung der Hölzer 
für gewisse Zwecke am stehenden Baum, über die Fällung, den Trans^ 
port und die richtige Behandlung des Holzes bei der Aufbewahrung 
bis zur Verwendung. 

Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Gustav 
Henschel, Professor an der k. k. Hochschule für Bodenkultur. 

in. Über die Eigenschaften der Hölzer mit Beziehung auf ihre 
gewerbliche Verwendung. 

Beschreibung aller jener Eigenschaften der Hölzer, auf welchen 
ihre Verarbeitungsart in den verschiedenen Gewerben beruht. Be^ 
sprechung jener anderen Eigenschaften, welche auf den Wert und die 
Verwendung der verschiedenen Hölzer Einfluß nehmen. Beurteiltmg 
der Hölzer in bezug auf ihre Arbeits^ und Gewerbeeigenschaften, 
Handels^Usancen und Bezugsquellen der ausländischen Nutzhölzer. 

Ein ganzes Semester, eine Stunde wöchentlich, praktische Übungen 
am Sonntag. Herr Dr. W. F. Exner, Professor an der k. k. Hoch^ 
schule für Bodenkultur. Assistent: Herr Ingenieur Georg Lauboeck. 

IV. Chemische Technologie des Holzes. 

Erörterung des Baues der Hölzer vom chemischen Standpunkte 
aus, Erscheinungen chemischer Natur am Holzkörper und Beein^ 
flussung desselben durch chemische Prozesse, Imprägnierung, Konser^ 
vierung; Produkte, die auf chemischen Wege aus dem Holze gewonnen 
werden können. 

Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Dr. R. Godef^ 
fr 07, Vorstand des chemischen Laboratoriums des österreichischen 
Apothekervereines. 



I 



- 48 - 

V. Werkzeuge und Maschinen zur Holzbearbeitung. 
Besprechung der bei der Holzbearbeitung zur Anwendung kom^ 

menden Werkzeuge und Werkzeugmaschinen, Erörterung ihrer wesent^ 
liehen Eigenschaften, besonders Vorführung neuerer mechanischer 
Hilfsmittel und Apparate; Prüfung der Werkzeuge und Maschinen 
auf ihre Leistungsfähigkeit; Bezugsquellen und Preise. 

Ein ganzes Semester, zwei Stunden wöchentlich. Herr Dr. W. F. 
Exner, Professor an der k. k. Hochschule für Bodenkultur. Assistent: 
Herr Ingenieur Georg Lauboeck. 

VI. Werkstätteneinrichtung und Betrieb. 

Ratschläge bezüglich der Anlage größerer und kleinerer Werk^ 
Stätten, ohne oder mit Motor; über Motoren für den Kleingewerbe^ 
betrieb; über Anlage von Transmissionen, Instandhaltung der Motoren; 
Schutzvorrichtungen gegen Beschädigung der Arbeiter; Maßregeln für 
den geordneten und ökonomischen Betrieb von Werkstätten. 

Ein ganzes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Karl Pf äff, 
Maschineningenieur. 

VII. Holzverbindungen. 

1. Teil. Allgemeines über die Konstruktion der Holzverbindtmgen; 
Grundsätze für die richtige Anwendung der verschiedenen Holzver^ 
bindungen in gegebenen Fällen; Ratschläge für die praktische Durchs 
führung der Holzverbindungen. 

Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Konrad 
Kretschmar, Ingenieur der Floridsdorfer Waggon^Bauwerkstätte. 

2. Teil. Die Holzverbindungen der Bau^ und Möbeltischler. 

Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Gustav von 
Gugitz, Architekt, Direktor der k. k. Bau^ und Maschinengewerbe^ 
schule. 

VIII. Technologie der Hilfsartikel. 

Besprechung der Eigenschaften, der Prüfung und Bezugsquellen 
der verschiedenen in der Holzindustrie zur Anwendung kommenden 
Nebenmaterialien; Gußeisen, Schmiedeisen, Stahl, Bronze, Zinn usw.; 
Abhandlung über die zur Verbindung einzelner Teile von Objekten 
aus Holz dienenden Körper aus anderen Stoffen, als: Schrauben, 
Nägel, Nieten, Drahtstifte, Beschläge, Scharniere, Spangen, Schlösser, 
Klinken usw. Ratschläge bezüglich Anwendung dieser mechanischen 
Hilfsmittel, über Verpackung und Transport der Erzeugnisse der ver-' 
schiedenen Holzindustrien und Gewerbe. 

Ein ganzes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Johann 
Haupt fleisch, Professor an der k. k. Bau^ und Maschinen^Ge werben 
schule. 



— 49 — 

IX. Technische Vollendungsarbeiten. 

Erörterung der verschiedenen technischen Vollendungsarbeiten, 
als: Schleifen, Beizen, Wichsen, Polieren, Firnissen, Lackieren, An^ 
streichen. Vergolden usw.; Charakterisierung der verschiedenen hierzu 
dienenden Hilfsmittel und Erzeugnisse; über die Bereitung und die 
Eigenschaften des Leimes, der Kitte usw. 

Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich, praktische Übungen 
am Sonntage. Herr Dr. R. Godeffroy, Vorstand des chemischen 
Laboratoriums des österreichischen Apothekervereines. Die praktischen 
Übungen unter Leitung des Herrn Louis Edgar Andes. 

Praktische Übungen. 

Die praktischen Übungen, sowie die Leitung der Arbeiten im 
Zeichnen etc. parallel mit den Kursen III, V, VI, VII und IX werden 
unter der Leitung des Herrn Assistenten G. Lauboeck und des Herrn 
L. E. Andes an Sonntagen vormittags stattfinden. 

Im Winter^Semester 1 880/81 wird nur ein Teil der oben ange^ 
führten Kurse zur Wiederholung gelangen, während an Stelle der aus^ 
fallenden Kurse Spezialkurse für bestimmte Gewerbe treten werden. 

Die Jahreskarten, welche zur Benützung der oben angeführten 
Lehrkurse berechtigen, gelten auch zum Eintritte in das Museum und 
zur Benützung der Bibliothek und Lesezimmer desselben. Die Jahres^ 
karten sind bis zum 3. November zu haben im Sekretariate des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines. 

Programm der Speziallehrkurse zur Ausbildung von Werk^ 
meistern in der Korbflechterei und Weidenkultur. 

Zum Zwecke der Hebung der inländischen Korbflechtindustrie 
und Weidenkultur, welche ein dringendes Bedürfnis darstellt, wird 
im Winter 1879/80 am Technologischen Gewerbemuseum ein Spezial^ 
lehrkurs zur Ausbildung von Werkmeistern abgehalten werden. 

Der Unterricht findet an allen Werktagen von 8 — 12 Uhr vor^ 
mittags und i — 6 Uhr nachmittags statt. 

Er umfaßt die praktische Einübung in den schwierigen 
Arten der Korbflechterei, insbesondere in dem Flechten über Mo^ 
dellen, mit Benützung in^ und ausländischer Flechtmaterialien; ferner 
dieWaren^ und Werkzeugkunde für die Korbflechterei; dasFach^ 
zeichnen und die Weidenkultur. 

In diesen Lehrkurs werden nur sechs bis zehn Schüler aufge^ 
nommen, welche nebst der erfüllten Volksschulpflicht den Nachweis 

Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 4 



— 50 — 

zu liefern haben, daß sie bereits Gewandtheit im Korbflechten besitzen. 
Aufnahmsgesuche sind bis 3. November 1879, an welchem Tage der 
Unterricht beginnt, an die Leitung des Technologischen Gewerbe^ 
museums (I., Eschenbachgasse 11) zu richten. Der Lehrkurs zur Aus^ 
bildung von Werkmeistern in der Korbflechterei und Weidenkultur 
wird unentgeltlich abgehalten. 

Bei diesem vom hohen k. k. Handelsministerium subventionierten 
Speziallehrkurs werden fungieren: 

Als Leiter des Ateliers der Instruktor und Wanderlehrer für 
Korbflechterei des k. k. Handelsministeriums, Herr J. G. Karg (früher 
Lehrer in der Zentral^Korbflechtschule zu Krakau); als Lehrer des 
Fachzeichnens Herr A. Rösler, Professor am Mariahilfer Kom^ 
munal'^Realgymnasium; als Lehrer der Waren^ und Werkzeuge 
künde Herr Eduard Hanausek, Professor der Warenkunde an der 
Wiener Handelsakademie; als Lehrer für Weidenkultur der Dozent 
an der k. k. Hochschule für Bodenkultur Dr. Jakob Breitenlohne r. 

Dem theoretischen Unterricht sind sieben Stunden pro Woche 
gewidmet, alle übrige Zeit fallt dem Atelierunterricht zu. 

L VERZEICHNIS 

der Stifter und Gründer des Technologischen Gewerbemuseums. 

Se. k. k. apostolische Majestät der Kaiser mit . . . . fl. Iooo*— 
Se. k. k. Hoheit Herr Erzherzog Karl Ludwig. ... „ 250* — 

Eugen Graf Kinsky „ 500* — 

Friedrich Baron Leitenberger „ 500* — 

Josef Edler von Schroll „ 500* — 

Gebrüder Thonet „ looo* — 

Johann Adolf Fürst zu Schwarzenberg „ 500* — 

Jakob und Josef Kohn „ 300* — 

Eduard Baron Todesco „ 250* — 

Gustav Baron Rothschild in Paris „ 250* — 

Ernst Graf Hoyos^^Sprinzenstein ♦ . „ 250* — 

fl. 5300 — 
Geschenke an das Technologische Gewerbemuseum. 

Widmung der Hälfte des Erträgnisses des Industriellen^ 

balles 1878 fl. 2400*— 

Widmung des Viertels des Erträgnisses des Industriellen^ 

balles 1879 „ 1400* — 



fl. 3800- 



ff n ff 

>> ff 



— 51 — 

Übertrag fl. 3800*— 

Zinsen „ 76*56 

Widmung des Komitees für die Spezialausstellung derHoIz^ 

industriellen 1878 (Obmann Regierungsrat Exner) . „ 302*88 

Erträgnis des Vortrages des Herrn Fähnrich .... „ 348* — 

Subvention Sr. Exzellenz des k. k. Handelsministers . . „ 500* — 
Subvention Sr. Exzellenz des k. k. Handelsministers für 

den Korbflechterkurs „ 200* — 

Subvention Sr. Exzellenz des Herrn Statthalters von 

Niederösterreich „ 400* — 

Geschenk des Herrn^ Baron Berg „ 25* — 

fl. 5652*44 

Durch mehrere Jahre wiederkehrende Leistungen: 

Durch sechs Jahre von J. B. Weiß in Wien je ... . fl. loo* — 

,, Erwin Graf Schlick „ loo* — 

„ der Drechslergenossenschaft in Wien. „ 50* — 

Unterstützende Mitglieder und Teilnehmer „ 88*— 

Für den Niederösterreichischen Gewerbeverein: 
Der Präsident: M. Matsche ko. Der Vizepräsident und Obmann 
der Fachkommission: Professor Dr. W. F. Exner. Der Sekretär: 

Ed. Tobisch.'' 

Der Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines 
berief in seiner Sitzung vom 7. Oktober entsprechend dem § 6 des 
Organisationsstatutes als Mitglieder in die Spezialkommission zur 
Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums folgende Herren : Franz 
Arnt, Sektions^Chef im Handelsministerium ; Se. Exzellenz Dr. Anton 
Banhans, Minister a. D.; Ludwig Ritter von Becker, Zentralinspektor 
der privilegierten Nordbahn; Professor Dr. W. F. Exner, k. k. Re^ 
gierungsrat; Karl Fiedler, Sektions^Chef im Unterrichtsministerium; 
Dr. Emil Hornig, k. k. Regierungsrat; Eduard Kaiser, Architekt, 
k. k. Baurat; Wilhelm Kraft, kaiserlicher Rat, Mechaniker; Franz 
Migerka, Ministerialrat im k. k. Handelsministerium; Friedrich Pau^ 
lick, k. k. Hoftischler, Gemeinderat; Josef T honet, in Firma Ge^ 
brüder Thonet Karl Ritter von Zimmermann^Göllheim (dieser 
Spezialkommission steht noch die Kooptation von sechs Mitgliedern 
statutenmäßig zu) und beraumte auf Samstag den 11. Oktober die 
konstituierende Sitzung dieser Kommission an. Das Arbeitsergebnis 
des Finanzkomitees seit dem Berichte vom 2. Oktober war ein Bei^ 
trag von 100 fl. der Triester Börsedeputation und die Gewinnung 
eines Stifters, der hier abgesondert genannt werden muß, weil er in 

4* 



— 52 — 

der späteren Geschichte des Technologischen Gewerbemuseums eine 
wichtige Rolle spielt, Sr. Exzellenz des Grafen Wladimir Dzieduszycki 
in Lemberg. Der genannte Herr gehörte, wie Josef T honet, Baron 
Leitenb erger und Fürst Johann Schwarzenberg zu den persona 
liehen Freunden des Obmannes der Spezialkommission zur Leitung 
des Technologischen Gewerbe^Museums. Bei der konstituierenden 
Sitzung, welche der statutenmäßig prädestinierte Obmann des Gewerbe^ 
Vereines, Reichsratsabgeordneter Matscheko leitete, wurde der Ge^ 
heime Rat und Reichsratsabgeordnete Dr. Banhans zum Obmann^ 
Stellvertreter gewählt und von dem Rechte der Kooptierung nur inso^ 
weit Gebrauch gemacht, daß der Obmann des technischen Beirates des 
Handelsministeriums für die Leitung der Fachschulen und Inspektor 
derselben, o. ö. Professor des Maschinenbaues an der Technischen 
Hochschule in Wien, Leopold Hauffe, in die Kommission berufen 
wurde. In dieser ersten Sitzung beschäftigte man sich mit einer Reihe 
von Details, betreffend die Eröffnungsfeierlichkeit, die Zeit und die 
Eintrittsgelder für den Besuch der Sammlungen durch das Publikum, 
betreffend das Programm für die „Mitteilungen des Technologischen 
Gewerbe^Museums, I.Sektion, Fachzeitschrift für die Holzindustrie'' und 
beschäftigte sich schließlich mit der Ernennung des Personals der I. Sektion. 
Über diesen Punkt berichtete Präsident Matscheko in der Verwaltungs^ 
rats^Sitzung des Niederösterreichischen Gewerbevereines wie folgt: 

„Der Herr Präsident teilt mit, daß der Herr Vizepräsident Regierungs^ 
rat Exner mit dem Ehrenamte des Direktors des Technologischen 
Gewerbe^Museums betraut worden sei und daß derselbe bereitwillig 
zugesagt habe, seine Arbeitskraft wie bisher dem Technologischen Ge^ 
werbe^Museum zu widmen. Der Herr Vorsitzende knüpft hieran die 
Bitte, daß der Herr Vizepräsident seine eifrige Tätigkeit auch ferner^ 
hin dem Unternehmen zur Verfügung stelle und daß sein Eifer in 
der Leitung desselben nicht erkalten möge. Die Versammlung schließt 
sich dieser Bitte mit Befriedigung an.'' 

Außerdem genehmigte der Verwaltungsrat, daß der Assistent des 
Professors Exner an der Hochschule für Bodenkultur, Georg Lauboeck, 
als Direktions^ Adjunkt am Museum zu bestellen sei gegen eine später 
zu bestimmende Remuneration, weiters wurde ein Hilfsbeamter des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines für die Nachmittagsstunden ab 
4 Uhr dem Technologischen Gewerbe^Museum zur Besorgung der ad^ 
ministrativen Agenden als Schreibkraft zur Verfügung gestellt, wofür 
ihm ein Honorar ausgeworfen wurde. Endlich wurde auch eine wirk^ 
liehe Anstellung vollzogen, von der schon früher die Rede war, die 
eines Dieners. Somit waren alle dringenden Vorbereitungen getroffen, 
um die Eröffnung vollziehen zu können. Noch bevor aber dieselbe 



— 53 — 

stattfand, trat ein für die künftige Ausgestaltung des Technologischen 
Gewerbe^Museums wichtiges Ereignis ein. Es wurde nämlich am 19. Ok^* 
tober im Saale des Niederösterreichischen Gewerbevereines der zweite 
österreichische Färbertag abgehalten. Der Hauptgegenstand der Tagest 
Ordnung dieser Versammlung war der Punkt 2, Antrag auf eine Petition 
an die k. k. Regierung, betreffend die Errichtung einer Färberschule 
beziehungsweise einer Versuchsanstalt für Färberei; Referent Karl 
Draechsler. Der Antrag auf Errichtung eines Institutes zugunsten der 
technischen Seite der Färberei fand lebhaften Anklang und gipfelte in 
der Direktive, die neue Anstalt als zweite Sektion des Technologischen 
Gewerbe^Museums zu errichten. Es wurde zwar von niemandem rele^ 
viert, daß dieser Antrag schon in dem für das staatliche technische 
Gewerbe^'Museum im Jahre 1875 aufgestellten Programm enthalten ge^ 
wesen war und, wie weiter oben berichtet wurde, mit dem ganzen 
Projekte zu Fall kam, wohl aber erklärte der Reichsratsabgeordnete 
Gomperz, daß er im Reichsrate für die Interessen des Gewerbestandes 
in dieser Angelegenheit wirken wolle, sich jedoch hier als Gast der 
Abstimmung enthalten müsse. Die auf Grund dieses Beschlusses ver^ 
faßte Petition wurde von dem Präsidium des Gewerbevereines gemein^ 
schaftlich mit dem Vorsitzenden des ersten österreichischen Färbertages 
Seiner Exzellenz dem Herrn Handelsminister überbracht, welcher ver^ 
sprach, dieser Angelegenheit seine volle Unterstützung angedeihen zu 
lassen, unter dem Hinweise darauf, daß die Regierung die Absicht und 
das Bestreben habe, in der nächsten Zeit den volkswirtschaftlichen An^ 
gelegenheiten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Aktion 
des Färbertages bildete somit eine wichtige Kundgebung für die Aus^ 
gestaltung des Technologischen Gewerbemuseums durch eine zweite 
Sektion, bevor noch die erste eröffnet worden war. 

Über die feierliche Eröffnung des Technologischen Gewerbe^ 
museums enthält die Wochenschrift des Niederösterreichischen Ge^ 
Werbevereines folgenden offiziellen Bericht: 

„Im Saale des Niederösterreichischen Gewerbevereines hat am 
26. Oktober d. J., mittags 12 Uhr, die feierliche Eröffnung des vom 
Niederösterreichischen Gewerbeverein gegründeten Technologischen 
Gewerbemuseums, zunächst der ersten Sektion (für Holzindustrie), 
stattgefunden. 

Bei dem feierlichen Akte, welcher im Vereinssaale vollzogen 
wurde, hatten sich Ihre Exzellenzen die Herren: Ministerpräsident 
Graf Taaffe, die Minister Freiherr von Korb^Weidenheim, Graf 
Falkenhayn und Dr. Pra^ak, die Geheimräte Graf Edmund Zichy 
und Graf Wladimir Dzieduszycki, der Sektions^Chef im k. k. Handels«* 
ministerium Franz Arnt, der Vizepräsident der Statthalter ei Ritter 



— 54 — 

von Kutschera, Polizeipräsident Ritter von Marx, der Rektor der 
Hochschule für Bodenkultur Herr k. k. Regierungsrat Hecke, der 
Ehrenpräsident des Vereines Baron Burg, eine Anzahl von Reichsrats^ 
abgeordneten, höheren Staatsbeamten, Repräsentanten verschiedener 
Vereine tind Mitglieder des Gewerbevereines eingefunden. 

Um 12 Uhr erschien der Protektor, Seine kaiserliche Hoheit der 
durchlauchtigste Herr Erzherzog Karl Ludwig, wurde vom Vereins^ 
Präsidenten empfangen und in den Saal geleitet. 

Der Präsident des Vereines, Herr Reichsratsabgeordneter M. Mat^ 
scheko, richtete hierauf an Seine kaiserliche Hoheit die folgende An^ 
spräche : 

„„Eure kaiserliche Hoheit, durchlauchtigster Herr Erzherzog! 

Die erste Vorbedingung für den Blütezustand der Gewerbe ist 
die Tüchtigkeit des Arbeiters im weitesten Sinne des Wortes. Die ziel^ 
bewußte Pflege der industriellen Arbeit gehört zu den charakteristischen 
Vorzügen der modernen Staatsverwaltung. AUerwärts werden die größten 
Anstrengungen in dieser Richtung gemacht; auch in unserem Vater^ 
lande wurde dies erkannt; Vieles ist geschehen und insbesondere in 
einer Richtung ist Hervorragendes geleistet worden« 

Unser allergnädigster Kaiser hat durch Begründung des öster^ 
reichischen Museums für Kunst und Industrie unserem Gewerbestande 
einen Führer gegeben auf dem Wege zur Lösung einer der edelsten 
Kulturaufgaben, einen Führer in dem Streben, unseren Werken den 
Adel der Schönheit zu verleihen. Doch auch die technische Seite der 
stoffumgestaltenden Arbeit bedarf dringend der Förderung durch eine 
eigens hierfür organisierte Anstalt. 

Der Niederösterreichische Gewerbeverein macht den Versuch, ein 
Technologisches Gewerb e^Museum zu begründen. Die uns ge^ 
wordene gnädige Unterstützung Seiner Majestät des Kaisers, der 
mächtige Schutz Euerer kaiserlichen Hoheit, die vielfachen Sympathien, 
welche allseits unserem Unternehmen entgegengebracht werden, die 
munifizente, werktätige Unterstützung, welche dasselbe gefunden hat, 
sie können wohl als ebensoviele Beweise für die Richtigkeit der vom 
Niederösterreichischen Gewerbevereine verfolgten Idee, wie auch als 
Bürgschaft für das endliche Gelingen des begonnenen Werkes gelten. 
Schrittweise vorgehend, ist in diesem Jahre eine erste Sektion kreiert 
worden, auch diese nur in bescheidenem Umfange. Mit dem heutigen 
Tage tritt diese Institution ins Leben. Möge sie für die holzver^ 
arbeitenden Gewerbe von wohltätiger Wirkung sein! 

Diese hochansehnliche Versammlung beehrt den Niederöster^^ 
reichischen Gewerbeverein bei seinem ersten Schritte in dem Streben, 



— 55 — 

eine ähnliche Zentralanstalt für die gewerbliche Tätigkeit zu schaffen, 
wie sie in anderen Industriestaaten bereits bestehen und segensreich 
wirken. 

Die persönliche Anwesenheit Eurer kaiserlichen Hoheit erfüllt 
uns mit lebhaftem Danke; ist sie doch ein Zeugnis des lebhaften Intern 
esses, welches Eure kaiserliche Hoheit der neuen Schöpfung entgegen^ 
zubringen geruhen. Hoffen wir, daß wir am Beginne einer sich rasch 
und mächtig entwickelnden Aktion stehen, die, durch ihre eigenen 
Früchte gekräftigt, sich immer weiter entfaltet. Hoffen wir, daß die 
freundliche Gesinnung der Förderer erhalten bleibe, daß anderseits 
das lebhafte Interesse jener Kreise sich mächtig bektmde, für welche 
das Institut geschaffen wird; hoffen wir, daß dieser Weg zu bedeutenden 
Taten führt, daß es kei^ Illusionen sind, die wir inaugurieren. 

Geruhen Eure kaiserliche Hoheit, durchlauchtigster Herr Pro^ 
tektor unseres Vereines, die Erlaubnis zur Eröfihtmg der ersten Sektion 
des Technologischen Gewerbe^Museums auszusprechen.^^ 

Seine kaiserliche Hoheit beantwortete diese Ansprache mit fol^ 
genden Worten: 

„„Es gereicht mir zu wahrer Freude, in Ihrer Mitte, meine Herren, 
zu erscheinen und die Eröffnung des Technologischen Gewerbe^'Museums 
heute vornehmen zu können. Möge dasselbe, wenn auch gegenwärtig 
noch in bescheidenem Umfange, den angestrebten Zwecken stets ent^ 
sprechen, sich allmählich auf weitere Gebiete ausdehnen und zur ge^ 
deihlichen Entwicklung, zur Hebung von Industrie und Gewerbe bei^^ 
tragen. Ich baue hierbei auf die fernere Mitwirkung jener Faktoren, 
welche das Zustandekommen des Technologischen Gewerbe^Museums 
ermöglichten, wie auf das anhaltende werktätige Interesse jener Kreise, 
zu deren Nutzen diese Institution gegründet wurde!'''' 

Dann trat der Hörer der Hochschule für Bodenkultur, Herr Julius 
Marchet an der Spitze einer DeptUation von Hörern dieser Anstalt 
vor, um für die Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums 
namens der Studentenschaft der genannten Hochschule zu danken; 
denn erst durch die Gründung derselben werde es ermöglicht, die 
reichen Schätze der Sammlungen der ehemaligen Mariabrunner Aka^ 
demie, die bis jetzt nahezu totes Kapital waren, nutzbar zu machen. 

Hierauf wurden vom Präsidenten Matscheko vorerst die Mit^ 
glieder der Kommission für die Errichtung des Technologischen 
Gewerbe^Museums, dann eine Anzahl der anwesenden Stifter, Gründer 
und Mitglieder des Technologischen Gewerbe^Museums vorgestellt. 

Nun folgte die Besichtigung des Museums durch Seine kaiser^ 
liehe Hoheit unter Führung des Direktors des Museums, Vizepräsidenten 
Exner." 



- 56 - 

Von den vielen Zeichen der Sympathie für die neubegründete 
Anstalt, welche dem Direktor derselben am Tage der Eröffnung des 
Museums zukamen, verdient ein überaus schmeichelhaftes und er^ 
mutigendes Schreiben des Direktors des k. k. Osterreichischen Museums 
für Kunst und Industrie, Hofrates von Eitelb erger, besondere Er^ 
wähnung. In demselben wird der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck 
gegeben, daß das Technologische Gewerbe^Museum die verdiente An^ 
erkennung und Teilnahme in den industriellen Kreisen finden werde. 

Die Wirkung der Eröffnungsfeierlichkeit äußerte sich in ver^ 
schiedener Weise. Großen Eindruck machte, und das muß in erster 
Linie hervorgehoben werden, ein Handschreiben, welches der Herr 
Erzherzog^Protektor Karl Ludwig schon am 27. Oktober an den Prä^ 
sidenten des Niederösterreichischen Gewerbevereines richtete. Es hatte 
folgenden Wortlaut: 

„Nachdem ich mir gestern durch eigenen Augenschein die Über^ 
Zeugung verschaffen konnte von der vielseitigen Tätigkeit, welche der 
Niederösterreichische Gewerbeverein und jene Organe entwickelt haben, 
welche zu dem Zustandekommen des Technologischen Gewerbe^ 
Museums beitrugen, so kann ich als Protektor dieses Museums nicht 
umhin, Ihnen meinen verbindlichsten Dank für den hierbei entfalteten 
Eifer und Ihre viele Mühewaltung auszusprechen, und ersuche Sie, 
diesen meinen Dank auch den dabei beteiligten Kräften zur Kenntnis 
zu bringen* 

Wien, den 27. Oktober 1879. 

Erzherzog Karl Ludwig m. p." 

Die Presse besprach die Eröffnungsfeierlichkeit im allgemeinen 
wohlwollend. Das vorwiegend aus Fachleuten bestehende Publikum 
des Eröffnungstages belobte die Installation und nahm mit Befriedigung 
zur Kenntnis, daß der größte Teil der Kosten derselben von Freunden 
des Unternehmens und der Unternehmer getragen wurde. 

Folgende Firmen hatten bei dieser Gelegenheit ihre Opferwillige 
keit betätigt: Wilhelm Burkhardt, Josef de Cente, Josef Denk, Franz 
Fock, R. Geburt h, Leopold Gromann, Gebrüder Groll, Philipp 
Haas & Söhne, Johann Hipp, H. Irmler, R. Kitschelt, Josef Klemm, 
Konrad Kr etschmar. Langen & Wolf, Ferdinand Lehr, Karl Leistler, 
Lenhardt Sc Wegebauer, Bernhard Ludwig, Albert Milde, Friede 
rieh Paulick, H. Reiche, A. Schmitt & Komp., J. Schreiber 
& Neffen, Scheler, Wolff & Cie., Spörlin & Zimmermann, 
Waldeck, Wagner & Benda, Johann Wallisch, Alois Winkler 
und Ludwig Zettl. 



GESCHICHTE DER ENTWICKLUNG 
DES TECHNOLOGISCHEN GEWERBE^ 

MUSEUMS. 

In den vorangehenden Kapiteln wurde die Geschichte der Be^ 
wegung zugunsten der Errichtung irgend einer Zentralanstalt zur 
Förderung der technischen Seite der Gewerbe erzählt, einer Bewegung, 
welche immer wieder von der Voraussetzung ausging und mit der 
Überzeugung einsetzte, daß diese Anstalt von Staatswegen ins Leben 
gerufen werden müßte. Der Niederösterreichische Gewerbeverein, als 
die damals alleinige Vertretung der Interessen gewerblicher Kreise, war 
der vornehmste Schauplatz dieser Bewegung. Als man nach langem 
vergeblichem Ringen diese Bewegung als eine völlig aussichtslose er^ 
kannte, entstand der Gedanke, die Gründung eines Technologischen 
Gewerbe^Museums selbst in die Hand zu nehmen, ein Gedanke, der 
bei den maßgebenden Männern des Gewerbevereines warme, zum 
Teil begeisterte Zustimmung fand, und so trat man in die Vor^ 
bereitungsperiode für die Errichtung des Technologischen Gewerbe^ 
Museums ein. Dasselbe wurde, wie berichtet, Ende Oktober 1879 mit 
seiner ersten Sektion eröffnet, zu einer Zeit, wo bereits die Forderung 
nach der Schaffung einer zweiten Sektion erhoben worden war. An die 
Spitze des Institutes wurde der Vizepräsident des Gewerbevereines, 
Regierungsrat Exner, mit der Bezeichnung Direktor gestellt, welcher 
diese Mission mit dem vollen Umfange der Verantwortung als Ehren^ 
amt übernahm, von freiwilligen, nicht bezahlten Mitarbeitern umgeben. 
Wenn auch in den der Eröffnung des Museums vorangehenden Perioden 
der genannte Funktionär des Gewerbevereines als Antragsteller und 
die Verfolgung seiner Pläne ununterbrochen betreibender Funktionär 
auftrat, so konnte er doch nicht als der in erster Linie stehende persona 
liehe Faktor aufgefaßt werden. Erst vom Tage der Eröffnung des Institutes 
und seinem Amtsantritte als Direktor, ständiger Referent der Spezial^^ 
kommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums und 



- 58 - 

als mit einer Virilstimme im Verwaltungsrate bekleideter Beamter wtirde 
er zu diesem ersten Faktor und auf seine Persönlichkeit ging die 
Hauptlast der Verantwortung über. Alle Vorschläge für die Durchs 
führung des von ihm aufgestellten Organisationsplanes, die Gewinnung 
der persönlichen Kräfte, die fachliche Gestion, die Aufstellung des Er^ 
fordernisses, die Vorkehrungen für dessen Bedeckung, mit einem Worte 
die gesamte Verwaltung war in seine Hand gelegt, und seine Sache 
war es, die Rechte und Pflichten des Gewerbevereines dem Institute 
gegenüber jederzeit wahrzunehmen und die sonstigen Machtfaktoren 
zu gewinnen, oder durch den Gewerbeverein gewinnen zu lassen, welche 
für die weitere Entwicklung maßgebend waren oder entscheidend werden 
konnten. Ihm fällt direkt oder indirekt das Verdienst zu; spätere Erfolge 
herbeigeführt zu haben, er hat aber auch die Unterlassungen zu rechte 
fertigen, die Gebrechen zu erkennen, ihre Ursachen zu erklären tmd 
sie damit, wenn möglich, zu entschuldigen; und er hat auch dafür zu 
sorgen, daß für den Zeitpunkt, wo ihm durch irgend eine Fügung des 
Geschicks die Führung in der Verwaltung entzogen werden wird, alles 
das vorgekehrt ist, was zur Sicherung des Bestandes, zur weiteren zeit^ 
gemäßen Ausbildung der Organisation und zur Verhütung eines etwa 
möglichen Niederganges dienlich ist. Von diesem Gefühle der Ver^ 
antwortung durchdrungen, von dem Bewußtsein geleitet, daß die Durchs 
führung einer großen, weitausgreifenden und schwierigen Aufgabe ihm 
als unveräußerliche Pflicht obliegt, in der Erkenntnis aller derjenigen 
Richtungen, in denen sein Wissen und Können unzureichend ist, 
führte der Direktor 25 Jahre hindurch die Verwaltung der Anstalt, die 
deshalb mit seiner Persönlichkeit so innig verbunden und verwachsen 
ist, daß es wohl als angemessen erscheinen dürfte, wenn der Verfasser 
dieser Denkschrift von nun ab nicht mehr von sich selbst in der Form 
der dritten Person sprechen wird. 



Ich war am 26. Oktober 1879 begreiflicherweise hochbeglückt 
durch das Gefühl der Befriedigung über den siegreichen Abschluß 
der Vorperiode. Aber in dieser Stimmung verlor ich nicht aus 
dem Auge, daß damit nur der erste Schritt zurückgelegt worden sei, 
und zwar ausschließlich in der Begleitung von Freunden, in ein 
und derselben Schichte der bürgerlichen Gesellschaft, die ein und 
derselben politischen Partei angehörten und nach den Traditionen des 
Vereinsverbandes, in dem wir lebten, eher geneigt waren zu uneigen^ 
nütziger Mitarbeiterschaft und zu neidloser, ja überschwenglicher Aner^ 
kennung als zu herber Kritik und scharfer Ablehnung. Mit der Eröffnung 
des Institutes trat es in der ganzen Schwächlichkeit seines Aufbaues, in der 



— 59 — 

Unzulänglichkeit seiner Fundierung und ich selbst mit ihm in meiner fach^^ 
liehen Einseitigkeit und noch nach Anerkennung ringend, also der 
Autorität entbehrend, vor die weit ausgebreitete Öffentlichkeit der ge^ 
werblich produzierenden Bevölkerung des In^ und Auslandes. Ich mußte 
bei jeder Kundgebung einen Sicherheitskoeffizienten anwenden, in jedem 
Falle von verschiedener Größe, um den Kern des Urteiles heraus^' 
zuschälen, ich mußte mir täglich vorhalten, daß die Gegner, in öster^ 
reich immer zahlreicher als die Anhänger, und die große Majorität des 
Publikums hier skeptischer als irgendwo anders, entweder noch gar 
nicht Notiz genommen hatten davon, was für mich Ereignis war, oder 
es noch nicht der Mühe wert fanden, ihre oppositionelle Gesinnung 
oder ihr abfalliges Urteil zum Ausdruck zu bringen. Und was dann, 
wenn nach dem ersten Schritt die Parteigänger wankend, die berufenen 
Kreise ablehnend würden, wenn die Ausgestaltung des schwächlichen 
Anfanges, das Wachstum ausbleiben sollte, wenn die Gegnerschaft, 
heute noch kaum erkennbar, vernichtend eingriffe, wenn der Ausbruch 
eines Krieges oder einer sonstigen Katastrophe den kaum entwickelten 
Keim unserer volkswirtschaftlichen Nährpflanze zerstörte, was dann 
mit einem Worte, wenn ich, statt den Gewerbeverein zu einem un- 
bestrittenen Erfolg geführt zu haben, erschiene, als der leichtsinnige 
Verführer treuherziger und leichtgläubiger Genossen, als die Ursache 
einer Minderung des Ansehens dieser durch das Glück verwöhnten 
Körperschaft ! Schwere Sorge hegte man allgemein wegen der Gestaltung 
der politischen Verhältnisse in Österreich. Das neue Kabinett des 
Ministeriums Taaffe wurde mit starkem Mißtrauen begrüßt und 
dessen erste Schritte erzeugten in der führenden, wenigstens perioden^^ 
weise herrschenden Partei großes Unbehagen, für das es nur einen 
Trost gab, der feste, wie sich später herausstellte, trügerische Glaube 
an den baldigen Sturz des leitenden Ministers. Man hatte die Gewandt^ 
heit, die Erfahrung auf dem Gebiete der inneren Politik, die Geschicklich^ 
keit und Leichtigkeit in der Überwindung momentaner Schwierigkeiten, 
sein Glück in der Auffindung von fähigen Personen und Auswegen, 
man hatte seine politische Kleinkunst, die oft die großen Prinzipien 
besiegte, unterschätzt und die eigene Stelltmg im Volke überschätzt, 
und man übersah ganz die große Bedeuttmg der Tatsache, daß Graf 
Taaffe im Vollbesitze des Vertrauens der Krone war wie kaum ein 
anderer Ministerpräsident vor ihm. Es war mir ferner genau bekannt, 
daß die sogenannte deutschliberale Partei oder die Linke des Abgeordneten^ 
hauses oder, wie sie sich später nannte, die Vereinigte Linke, erfüllt 
von den alten liberalen Ideen, ihr Hauptinteresse der sogenannten 
inneren Politik zuwendete, ein Interesse, das jene Fürsorge überwog, 
die gewissen wirtschaftlichen Aufgaben in einem modernen Staate un^ 



— 6o — 

bedingt zugewendet werden muß. Die Taaf fesche Ausgleichspolitik 
stellte die Nationalitätenfrage auf die Tagesordnung und wenn daneben 
noch etwa Handelspolitik und Großindustrie Beachtung fanden, oder 
Beachtung erzwangen durch die Bedürfnisse des Tages, so war gewiß 
damit schon fast Alles geschehen, wozu sich die deutschen Politiker 
herbeiließen; eine sehr gründliche breite Erwägung der technischen und 
wirtschaftlichen Vorbedingungen der mittleren und kleinen Betriebe 
neben den großen Fabriksunternehmungen, der sozialen Forderungen 
des Mittelstandes, ja selbst die spezifisch technische Pflege der Groß^ 
industrie und des Verkehres gehörten weder zu den Spezialstudien der 
Volksvertreter im Parlament, Landtag und Gemeinderate noch zu 
deren Liebhabereien. Ein oft kennzeichnendes Merkmal der Per^ 
sonen, welche sich zum öffentlichen Leben in Österreich herandrängen, 
ist jene Mißbildung des Patriotismus, die sich zu einer innerlichen Geringe 
Schätzung des Fortschrittes im Auslande steigert und das Gesamtgebiet der 
Technik hatte bei den leitenden Männern in der Staatsverwaltung und in 
den autonomen Körperschaften sehr wenige überzeugte Anhänger, gar 
keine enthusiastischen Parteigänger aufzuweisen. Auch ist es in Wien 
eine stillschweigende Übereinkunft unter den deutschen Liberalen von 
jeher gewesen, die Schöpfungen und Leistungen der Angehörigen dieser 
Parteirichtung ja recht objektiv, ich will sagen kühl, gerne auch ge^ 
ringschätzig zu beurteilen, während die Gegner dieser Partei, die so 
lange vornehm und selbstlos gewirtschaftet hat, wahllos in den Mitteln 
des Kampfes, scharf, meistens rücksichtslos, die schwächlich Geführten 
und Unterstützten befehdeten. Die Partei, welche bis zum Amtsantritte 
des Ministerpräsidenten Grafen Taaffe die führende Stellung inne^ 
hatte, verfügte noch über eine große Zahl ihrer Koryphäen, Herbst 
und Giskra, Eduard Sueß und Plener, Sturm und Brestel, Chlu- 
mecky und Neuwirth usw., Koryphäen auf dem Gebiete der Jurist 
prudenz, der inneren Politik, der Finanzwirtschaft usw. Aber unter 
diesen bedeutenden Männern war auch ein Brestel, welcher während 
seiner Ministerschaft die kaiserliche Wiener Porzellan'^Manufaktur auf^ 
hob, ohne daß ihn seine Parteigenossen daran hinderten. Diese eine 
Tatsache charakterisiert die Partei vollauf hinsichtlich ihrer Auffassung 
von der Mission der Staatshilfe für die vaterländische Industrie. Der^ 
selben politischen Richtung gehörten indessen die Pionniere der Ge^ 
Werbepolitik und der gewerblichen Unterrichtspolitik im Niederöster^ 
reichischen Gewerbeverein und die höheren Beamten und Referenten 
der beiden Ressortministerien an. Ich selbst hatte den lebhaften 
Wunsch, ein Mandat für den Rcichsrat zu erlangen, hauptsächlich des^ 
halb, weil ich hoffte, dort, innerhalb der deutschen liberalen Partei, 
für die Stellung der Technik im öffentlichen Leben, für das technische 



— 6i — 

und gewerbliche Unterrichtswesen, in der Verkehrspolitik und auf 
anderen Gebieten von volkswirtschaftlicher Wichtigkeit nachhaltig 
wirken zu können. Mit diesen Absichten begann ich den Ausbau des 
Technologischen Gewerbe^Museums, der hier zunächst in seinen großen 
Zügen als Einleitung zur Nachweisung der Details geschildert werden soll. 

Nachdem die ersteSektion, jene für Holzindustrie, in alle Richtungen 
ihrer Tätigkeit eingetreten und auch schon die Grundlinien für eine 
Tischlereifachschule an dieser Sektion festgelegt waren, schritt man zu 
den Vorbereitungen für die Errichtung der zweiten Sektion, deren Pro^ 
gramm als Versuchsanstalt für Färberei, Bleicherei, Druckerei und 
Appretur bereits im November 1879 entworfen, vom Gewerbeverein im 
Dezember angenommen und durch die Berufung des ehemaligen Assi^ 
stenten am Züricher Polytechnikum und Fabriksdirektors Louis 
Liechti als Vorstand der Sektion vorbereitet war. Der Kaiser ge^ 
nehmigte mit allerhöchster Entschließung vom 27. Februar 1881 
(Handelsministerialerlaß vom 5. März 1881, Z. 6522), daß demselben 
die vertragsmäßig vereinbarten Bezüge, ferner die Bemessung der 
eventuellen Abfertigung oder die Pensionsbehandlung nach Art jener 
der ordentlichen Professoren an den inländischen technischen Hoch^ 
schulen aus der alljährlich im verfassungsmäßigen Wege bewilligten 
Staatssubvention für das Technologische Gewerbe^Museum zugesichert 
werden dürfe. Liechti trat seinen Dienst am 15. Jänner 1881 an. 

Das Ministerium für Kultus und Unterricht und das Handels^ 
ministerium wurden eingeladen, sich durch die Entsendung von Dele^ 
gierten von dem Wirken des Museums Überzeugung zu verschaffen. 
Die beiden Ministerien kamen diesem Wunsche nach und ordneten 
eingehende Erhebungen über die Entwicklung des Institutes an. Die 
Folge hiervon waren die nachstehenden Erlässe, die wegen ihrer 
Wichtigkeit vollinhaltlich reproduziert werden: 

Zunächst der des Ministeriums für Kultus tmd Unterricht, Z. 45.916 
ex i88o. 

„Ich habe in Berücksichtigung des in der Eingabe vom 
4. Oktober 1880, Z. 1155, ausgesprochenen Wunsches eingehende 
Erhebungen über die Entwicklung des Technologischen Gewerbe*^ 
Museums angeordnet und finde mich nun auf Grund derselben 
in der angenehmen Lage, der Leitung des jungen Institutes, 
sowie den an seiner Verwaltung und an den einzelnen Fach*^ 
schulen tätigen Kräften meine Anerkennung für ihr erfolgreiches 
Wirken ausdrücken zu können. Indem ich ferner die Hoffnung 
ausspreche, daß das Technologische Gewerbe^Museum sich stets 
mehr zu einer Zentralanstalt für die gewerblichen Bildungs^ 



— 62 — 

anstalten Österreichs entwickeln werde, empfehle ich der Direkt 
tion die Pflege möglichst reger und gewiß für beide Teile nutz^ 
bringender Beziehungen zu den Staatsgewerbeschulen. In dieser 
Hinsicht durfte insbesondere im Auge zu behalten sein, daß in 
einer Reihe von Fällen die Organe des Museums, indem sie 
gelegentlich in die Einrichtung der einzelnen Staats^Gewerbe^ 
schulen Einblick nehmen und mit den leitenden und lehrenden 
Kräften in Verkehr treten, von Bedürftiissen und Wünschen 
Kenntnis erlangen werden, denen durch ein einverständliches 
Zusammenwirken Befriedigung zuteil werden kann. 

Von diesen Erwägungen geleitet, erlasse ich unter Einem 
die entsprechenden Weisungen an die Direktionen der Staats^ 
Gewerbeschulen. 

Wien, am 4. Februar 1881. 

Der Minister für Kultus und Unterricht: Conrad.^ 

Dann der des k. k. Handelsministerium, Nr. 31.594 ex 1880. 

„Der in der Eingabe vom 4. Oktober v. J., Z. 1155, ge^ 
machten Einladung nachkommend, hat das Handelsministeritun 
nicht ermangelt, sich durch wiederholte Entsendung von Beamten 
seines Ressorts von der Durchführung der von der Direktion 
getroffenen Veranstaltungen auf dem Gebiete der theoretischen 
und praktischen Unterweisung zu informieren. 

Mit Befriedigung hat dasselbe von den zweckentsprechenden 
Einrichtungen der abgehaltenen Spezialkurse des Technologischen 
Gewerbe^Museums Akt genommen, welche bei der die realen 
Bedürfnisse des Gewerbelebens verfolgenden Richtung mit Sicher«^ 
heit den nachhaltigsten Erfolg für die Besserung unserer gewerb«^ 
liehen Zustände gewärtigen lassen. 

Das Handelsministerium spricht Euer Hochwohlgeboren 
für diese verständnisvollen Bestrebungen auf dem seiner Obsorge 
anvertrauten Gebiete um so mehr den Dank aus, als dieselben in 
erster Linie seinen Fachschulen zugute kommen und Euer Hoch^ 
wohlgeboren in Ihrer Eigenschaft als technischer Inspektor der 
Holzindustrie^Fachschulen des Handelsministeriums stets darauf 
bedacht sind, den Kontakt des Technologischen Gewerbe^Museums 
mit diesen Anstalten in intensiver Weise lebendig zu erhalten, 
wie auch letzteren die vom Technologischen Gewerbe^Museum 
gemachten Erfahrungen und Erfolge bereitwilligst zur Nutz^ 
barmachung und Weiterverbreitung zu vermitteln. 



- 63 - 

Das Handelsministerium glaubt schließlich auch der vollen 
Befriedigung über die Tätigkeit der in dem Technologischen 
Gewerbe^Museum beschäftigten Lehrkräfte Ausdruck geben zu 
sollen. 

Wien, 6. März 1881. 

Für den k. k. Handelsminister: Arnt.^ 

Am 27. Februar 1881 verlangte das Ministerium für Kultus und 
Unterricht zur Unterstützung seiner Anträge für das Staatspräliminare 
für 1882 mit dem nachfolgenden Erlasse, Z. 2971, Grundzüge eines 
Organisationsplanes : 

,,Da das Technologische Gewerbe^Museum nunmehr das 
Stadium eines Versuches erfolgreich überschritten hat und somit 
dessen Bestand als ein dauernder angenommen werden darf, 
erscheint es notwendig, von der ferneren Entwicklung des In«^ 
stitutes ein klares Bild zu gewinnen. 

Im Einvernehmen mit Sr. Exzellenz dem Herrn Handels«^ 
minister fordere ich daher die Direktion des Technologischen 
Gewerbe'^Museums auf, die Grundzüge eines Organisations^ 
planes, welche den Umfang und die Gliederung der Anstalt, 
soweit sich diese der Natur der Sache im voraus feststellen 
lassen, ersichtlich machen, zu entwerfen und das bezügliche 
Elaborat samt seinem angenäherten Kostenvoranschlage binnen 
zwei Monaten vorzulegen, damit diese Nachweisungen anläßlich 
der Vorbereitung des Staatspräliminares für 1882 einer Prüfung 
tmterzogen werden. 

Wien, am 27. Februar 1881. 

Der Minister für Kultus und Unterricht: Conrad.'^ 

Diesem Auftrage kam ich nach und lieferte das Material für die 
„Denkschrift über die Aufgaben und die Organisation des 
Technologischen Gewerbe^^Museums in Wien^, welche das Unter«^ 
richtsministerium zur Erläutertmg und Begründung seiner Subventions^* 
antrage im Finanzgesetz für das Jahr 1882 dem Reichsrate übermittelte. 
Ich hatte durch diesen Vorgang Gelegenheit, meine Absichten darzu«^ 
legen, und die große Genugtutmg, daß der meritorische Teil meines 
Entwurfes unverändert Aufnahme in diese erste (und bisher auch 
letzte) programmatische Äußerung der Unterrichtsverwaltung über das 
Technologische Gewerbe^Museum fand. Schon um den Nachweis zu 
liefern, daß mein im Jahre 1874 entwickelter Plan für das staatliche 
technische Gewerbe^Museum im Jahre 1881 für das vom Niederöster«^ 



j 



- 64 - 

reichischen Gewerbevereine gegründete Technologische Gewerbe-^Museum 
in seiner Wesenheit aufrecht geblieben war^ wenn er auch dem neuen 
Werdegange Rechnung zu tragen hatte, soll unter Weglassung von 
schon wiederholt Gesagtem diese Denkschrift hier wiedergegeben 
werden: 

L 

^Mit dem Verschwinden der Zünfte und Innungen aus dem 
bürgerlichen Leben der gewerbetreibenden Völker, mit dem 
Rückgange der Meisterlehre und mit der großartigen Entwick^ 
lung der angewandten exakten Wissenschaften sowie des techni^ 
sehen Unterrichtswesens in theoretischer Richtung ist auch die 
unmittelbare Pflege von Gewerbe und Industrie durch eigene 
Institutionen als charakteristisches Merkmal unserer Zeit ent^ 
standen. 

Im Jahre 1851 begann die kunstgewerbliche Bewegung der 
Gegenwart und diese führte zunächst zur Errichtung von Künste 
industrie^'Museen, von Speziallehranstalten zur Erziehung von 
Kunsthandwerkern nach der ästhetischen Seite des Berufes hin 
und zur Organisierung des Zeichenunterrichtes auf breitester 
Basis. Die westlichen und mitteleuropäischen Staaten haben in 
rascher Folge die Pflege des Kunstgewerbes den Aufgaben der 
Staatsverwaltung beigezählt. Das bis vor dreißig Jahren außer> 
halb Frankreich fast gänzlich zugrunde gegangene Kunstgewerbe 
befindet sich in einem großen Teil Europas nun in einer neuen 
Periode des Aufschwunges. 

Die Erscheinungen, welche beim Wiederaufblühen der 
kunstgewerblichen Tätigkeit der zivilisierten Völker auftauchten, 
lehrten aber auch, daß die Pflege der künstlerischen Seite allein 
selbst bei den Kunstgewerben nicht ausreiche. Ein Mißverhältnis 
der technischen Befähigung des Arbeiters zur künstlerischen 
mußte oft um so fühlbarer werden, je auffallender die Fort^ 
schritte in letzterer Beziehung waren. Die zahlreichen Gewerbe 
jedoch, bei deren Produkten die Form keine ästhetische Bedeutung 
hat, bei denen Farbe und Schmuck nicht als Faktoren ihres 
Wertes auftreten und die daher von der kunstgewerblichen 
Bewegung der Gegenwart fast unberührt bleiben mußten, ent*' 
behren der Bildungsmittel und es geschah beinahe nichts, um 
auf diesem Gebiete mit der großartigen Entwicklung aller Rich^ 
tungen der menschlichen Produktion gleichen Schritt zu halten. 

Die Vorherrschaft Frankreichs in der Industrie blieb um 
so empfindlicher, als dort das Gewerbe in technischer Beziehtmg 



- 65 - 

keineswegs einen solchen Niedergang oder Stillstand wie in 
Deutschland oder Österreich erfahren hatte* England sogar, 
das sich mit der ganzen Macht seines Kapitals und der her«^ 
vorragenden technischen Begabung seines Volkes auf die me^ 
chanische und chemische Großindustrie geworfen hatte, erkannte 
in jüngster Zeit, daß auch bei der mechanischen und chemischen 
Großindustrie die theoretische wie die manuelle Ausbildung der 
Arbeiter aller Grade von größter Wichtigkeit ist und daß neben 
dem Fabrikswesen ein Gewerbestand existiert, der in demselben 
Maße Anspruch auf Förderung besitzt, wie die Kunsthand^ 
werker. Die technische Erziehung und Weiterbildung von 
Arbeitern und Werkmeistern in einer Reihe von Fabrikations«^ 
zweigen, die technische Heranbildung und Fortbildtmg von 
Kunsthandwerkern und anderen Gewerbetreibenden ist das Ziel, 
welches in England, Belgien, Deutschland und Österreich durch 
die Errichtung von Gewerbe^ und Fachschulen mit und ohne 
Lehrwerkstätten, gewerblichen Fortbildungsschulen, Versuchs^ 
und Prüfungsanstalten, öffentlichen Laboratorien und technischen 
Gewerbemuseen zu erreichen angestrebt wird. Frankreich hat 
durch sein nun ein Jahrhundert altes Conservatoire des Arts et 
Metiers die stetige Fortentwicklung des Arbeiterstandes im 
Auge behalten, und in der Tat ist der französische Handwerker 
auch in technischer Beziehung der erste der Welt. Frankreich 
hat den richtigen Weg eingeschlagen, indem es zuerst die 
technische Zentralstelle begründete. 

Unter den von der österreichischen Regierung errichteten 
Staatsgewerbeschulen und Fachschulen, sowie unter den Fort«^ 
bildungsschulen, die ihren Ursprung autonomen Körperschaften 
verdanken, befinden sich aber auch jetzt schon viele, welche 
auf die technische Ausbildung des Arbeiters im weitesten 
Sinne des Wortes abzielen. Hiervon seien nur genannt: die 
bautechnischen, mechanisch'^technischen und chemisch'^technischen 
Abteilungen der Staatsgewerbeschulen in Wien, Brunn, Reichen«^ 
berg, Pilsen, Bielitz, Czernowitz, Graz und Salzburg, die me^ 
chanisch'^technischen Schulen in Komotau und Klagenfurt, die 
Fachschule für Eisen«' und Stahlindustrie in Stcyr, die Schule für 
Gewehrindustrie in Ferlach, die Fachschulen für Holzindustrie in 
Grulich, Tachau, Bergreichenstein, Königsberg, Wolfsberg, 
Mariano, Arco, eine große Zahl von Webeschulen usw. Alle 
diese Schulen mit ihren Lehrwerkstätten entbehrten einer Zen^ 
tralanstalt im Reichsmittelpunkte, welche in technischer Beziehung 
das für sie leistet, wozu das österreichische Museum für Kunst 

Denkschrift Techn. Qew.-Mus. 5 



— 66 — 

und Industrie in artistischer Beziehtmg gegenüber den kunst^ 
gewerblichen Schulen berufen ist Diese Leistung bestünde bei 
der technischen Zentralstelle: 

1. In der Heranbildung und Weiterbildung von Lehi^ 
kräften, d. i. Lehrern, Werkmeistern und Vorarbeitern; 

2. in der Beschaffung und Beurteilung vorhandener Lehr^ 
mittel und Arbeitsbehelfe; 

3. in der Schaffung und Verbreitung neuer Lern^ und Lehr-^ 
mittel, neuer Arbeitsbehelfe: Werkzeuge, Maschinen, Rohstoffe, 
Hilfsartikel etc. ; 

4. in der Prüfung und Verbreitung neuer Verfahrungsweisen 
und Methoden in der Atelierpraxis und beim Unterrichte; 

5. in der fachlichen Begutachtung von Lehiplänen und 
in der eventuellen Mitwirkung bei der Überwachung von Schulen 
und Lehrwerkstätten etc. 

Nicht minder wichtig als die eben skizzierte Aufgabe der 
technischen Zentralstelle für den gesamten gewerblichen Unter«^ 
rieht ist jedoch der unmittelbare Einfluß dieser Zentralstelle 
auf die Entwicklung der Gewerbe selbst. Aus diesem Grunde 
zunächst wurde vom Niederösterreichischen Gewerbeverein die 
Begründung eines „„Technologischen Gewerbe^Museums''^ in die 
Hand genommen. 

Mancherlei Verhältnisse haben es bis zur Stunde verhindert, 
daß die Staatsverwaltung selbst die Begründung eines Techno«^ 
logischen Gewerbe^^Museums unternahm. So mußte denn das In«^ 
stitut aus der eigenen Initiative des Gewerbestandes hervorgehen. 
Sobald sich aber herausgestellt hatte, daß dabei ernst und sach«^ 
lieh richtig vorgegangen wurde, sobald es sich zeigte, daß die 
Gewerbetreibenden selbst und eine Reihe von patriotischen 
Männern mit sehr beträchtlichen materiellen Opfern und mit 
persönlicher Hingebung das Unternehmen förderten, säumte die 
Regierung nicht, die Schöpfung schon in ihren ersten An^ 
fangen moralisch und materiell zu unterstützen. Das hohe Haus 
der Abgeordneten ermutigte die Regierung auf das eindringlichste, 
diesen Standpunkt beizubehalten. Auf diese Art entwickelte 
sich ein Institut, für das die ersten Gründungskosten die 
Interessenten beisteuerten, während an der Leitung und Erhaltung 
des Ganzen die Staatsverwaltung und die Interessenten teil*' 
nehmen. 

Aufgabe des Niederösterreichischen Gewerbevereines war 
es hierbei, die Befriedigung der allerdringendsten Bedürfe 
nisse zunächst ins Auge zu fassen, doch ließ er das lokale Intern 




- 67 - 

esse nicht dominierend in den Vordergrund treten. Bei der 
Errichtung und Fortentwicklung des Technologischen Gewerbe«^ 
Museums hielt er immer an dem Grundgedanken fest, daß die 
Anstalt als österreichisches Reichsinstitut zu wirken berufen sei 
und daß alle Produktionsgebiete gleichen Anspruch auf Berück^ 
sichtigung und Förderung haben, ob sie nun am Pruth oder am 
Gardasee gelegen oder durch die Konkurrenz des benachbarten 
Sachsen oder Preußen oder Bayern gefährdet seien. 

Die beiden Prinzipien — das eine für ein Privatunter^ 
nehmen unvermeidlich: nur die allerdringendsten Bedürfnisse 
zu befriedigen — das andere, dabei nicht in engherziger und 
kleinlicher Weise vorzugehen, vielmehr die österreichische Reichs^ 
hälfte als Wirkungssphäre aufzufassen, fanden denn auch in der 
Organisation des Museums prägnanten Ausdruck. Diese Organi^ 
sation ist eine durchaus originelle. Das Museum zerfallt in 
mehrere Sektionen^ von denen jede einzelne für eine Gruppe 
von Gewerben verwandter Art zu sorgen berufen ist. Ohne 
solche Teilung ist es heute nicht möglich, sämtliche Gewerbe^ 
richtungen, und zwar überdies gleichzeitig in allen ihren lEr^ 
scheinungen als Kleingewerbe und Großindustrie, wirksam zu 
fördern. Auch hier muß sich die Praxis der Teilung der Ar^^ 
beit bewähren; nur Spezialisten im engsten Sinne des Wortes 
können jene Vertiefung in ihrem Fache erlangen, die unerläßlich 
ist, um das durchschnittliche Maß der Fachtüchtigkeit zu über^ 
ragen. Nur jene Männer aber, die über dem Niveau der Allge*^ 
meinheit im Wissen und Können stehen, sind in der Lage, 
auf ihre Berufsgenossen führend einzuwirken. Wenn heute ein 
technischer Chemiker sich als Konsulent für alle Zweige der 
chemischen Industrie anbieten würde, müßte dies als unbegreif^ 
liehe Anmaßung erscheinen; eine Anstalt, welche daher in 
der Lage sein soll, einer Reihe von Industrien gegenüber lehrend, 
anregend, mit einem Worte helfend aufzutreten, muß über eben«^ 
soviele hervorragende Spezialisten verfügen. Übrigens wurde 
durch die vollständige Attsgestaltung einer ersten Sektion des 
Technologischen Gewerbe^Museums vom Niederösterreichischen 
Gewerbeverein, und zwar zunächst für die Gruppe der holzver^ 
arbeitenden Gewerbe, gezeigt, wie zweckdienlich für die Aufgabe 
der Gesamtanstalt gerade die Teilung in einzelne Sektionen sei. 
Die einzelnen Sektionen sind durch eine Zentralleitung in 
einen solchen Zusammenhang gebracht, daß für einzelne auf'^ 
tauchende Fragen, welche nicht strikte von irgend einer der be^ 
stehenden Sektionen ressortieren, Kräfte des gesamten Museums 



— 68 — 

herangezogen werden. In dem Falle, daß Erhebungen oder 
Forschungen sich als notwendig herausstellen, welche das Zu^ 
sammenwirken von Kräften mehrerer Sektionen erheischen, 
bildet hierfür die Organisation des Museums nach Sektionen 
kein Hindernis. 

Die nun folgende Aufzähltmg der einzelnen Sektionen ist 
nicht nach der Wichtigkeit der Indttstriegruppe geordnet, es ist 
vielmehr die Dringlichkeit der Beihilfe einerseits tmd das Zu^ 
sammentrefFen der verschiedenen, die Realisiertmg der Sektionen 
ermöglichenden Umstände anderseits maßgebend gewesen. 

Als erste Sektion wurde die 

Sektion für Holzindustrie 

errichtet, welche nach ein^ und einhalbjährigem Bestände in 
alle Richtungen der Wirksamkeit, die das seinerzeit aufgestellte, 
weit umfassende Programm vorschrieb, eingetreten ist. Sie ist 
tatsächlich zur Zentralanstalt für alle die Holzindttstrie pflegen^ 
den Lehranstalten geworden. Die Sammlungen und die Spezial^ 
bibliothek, von der Regierung und dem Niederösterreichischen 
Gewerbevereine zur Verfügung gestellt, haben nebst der Werk^ 
Stätte einen gewissen Grad von Vollständigkeit erlangt, die fach^ 
liehen Mitteilungen (Monatsschrift) der Sektion haben eine die 
übrigen Fachzeitschriften für Holzindustrie überragende Bedeutung 
gewonnen. Die Sektion hat bereits Lehrmittel herausgegeben, 
die Publikation anderer befindet sich in Vorbereitung. Die Pflege 
der holzverarbeitenden Hausindustrie, und zwar der auf Schnitzerei 
und Drechslerei beruhenden, ist durch einen Speziallehrktirs in 
Angriff genommen worden. Werkmeister für Korbflechterei und 
Weidenkultur werden systematisch ausgebildet; im nächsten 
Winter wird der hierfür bestimmte Spezialkurs nun schon zum 
dritten Male abgehalten. Ein Fortbildungskurs für Werkmeister 
an Fachschulen wurde organisiert. Die Eröffnung einer Zentral^ 
fachschule und Lehrwerkstätte, sowie einer Fortbildungsschule 
für Möbel'' und Bautischlerei steht unmittelbar bevor. Hunderte 
von Untersuchungen, fachlichen Auskünften und Ratschlägen 
und Geschäftsvermittlungen legen Zeugnis ab für die intensive 
Benützung der Anstalt durch die Vertreter und Interessenten 
der Holzindustrie. Kurz, die Sektion für Holzindustrie hat heute 
schon den Beweis ihrer Ersprießlichkeit erbracht. Die Entwicklung 
des Institutes hat alle gehegten Erwartungen übertrofFen tmd die 
eine Sektion allein hat hingereicht, um dem, nur dem Plane nach 



- 69 - 

ausgebauten Institute in den weitesten Kreisen Sympathie zu 
erwerben. 

Sektion furFärberei, Bleicherei^Druckerei und Appretur. 

Für diese Sektion ist bereits das Programm aufgestellt^ das 
sich allgemeiner und lebhafter Zustimmung in den Fachkreisen 
des In^ und Auslandes erfreute. Auch die Durchführung ist soweit 
gefördert, daß die Sektion als Versuchsanstalt schon am i. Ok^ 
tober d. J. eröffnet werden kann^ wobei gleichzeitig ein Teil 
der Lehraufgabe in Angriff genommen wird. Als eigentliche Leht^ 
anstalt wird die Sektion wohl erst nach einem weiteren Jahre 
aufzutreten imstande sein. Durch diese Sektion wird nur die 
chemische Seite der Textilindustrie gepflegt. Die Verbindung 
einer entsprechend angelegten Webeschule mit der Sektion in 
räumlicher und — in den notwendigen Punkten — in organisa^ 
torischer Beziehung würde mancherlei Vorteile darbieten. Wenn 
die Reform der Gumpendorfer Webeschule in der beabsichtigten 
Weise durchgeführt wird, läßt sich dieses Ziel unschwer erreichem 
so daß dann an der Webeschule die artistische Seite der Textil^ 
industrie durch das Kunstgewerbe^Museum überwacht, dagegen 
die technische durch die Verbindung mit dem Technologischen 
Museum gefördert würde. Ferner würde es keine Schwierigkeiten 
darbieten, gleichzeitig eine Anstalt für die Prüfung aller wesent^ 
liehen Eigenschaften der Game einzurichten. Dadurch würde die 
zweite Sektion dem Gebiete der Textilindustrie in chemischer 
und mechanischer Beziehung dienstbar gemacht werden. 

Es muß hier ausdrücklich bemerkt werden, daß die Er^ 
Wartungen, die man in bezug auf die Opferwilligkeit der Intern 
essentenkreise zu hegen berechtigt schien, bis zur Stunde nicht 
ganz erfüllt worden sind. Die Beiträge der Industriellen und 
Gewerbetreibenden stehen nicht im Verhältnisse zur Lebhaftigkeit, 
mit welcher die Forderungen nach Errichtung einer Versuchs^ 
und Lehranstalt in den betreffenden Kreisen erhoben werden. 

Sektion für Metallindustrie. 

Die metallverarbeitenden Gewerbe, deren Zahl und Bedeutung 
in Österreich eine beträchtliche ist, die auf einer Reihe vor^^ 
züglicher Rohstoffe basieren, befinden sich in vielen Richtungen 
im Stillstande, ja manche sogar im Rückschritte. Viele Zweige 
könnten aber noch eingefügt werden. 



— 70 — 

Das wesentlichste und dringlichste Bedürftiis besteht in der 
Pflege der sogenannten Vollendungsarbeiten. Die Verfahrungs^ 
weisen, welche dazu dienen, die fertigen Produkte in tadelloser 
Weise auszustatten, sind in Österreich verhältnismäßig wenig 
entwickelt. Die wichtigeren dieser Vollendungsarbeiten sind 
chemischer Natur. Es ist also die chemische Seite der Metall«^ 
technik, welche die Anregung und die direkte Beihilfe durch 
Spezialisten erheischt. Aber auch die Gießerei, namentlich jene 
Kleinkunst tmd manche mechanische Bearbeitung der Metalle, 
welche sich im Auslande durch die Vervollkommntmg der 
Apparate tmd Maschinen, Werkzeuge tmd Verfahren in stetiger 
Entwicklung befindet, müßte ins Auge gefaßt werden. Der 
Maschinenbau im großen Stile kann und soll allerdings nicht 
durch eine derartige Anstalt gefördert werden. Es handelt sich 
hier also um eine chemische tmd mechanisch^technische Versuchs^ 
anstalt für die verschiedenen Zweige der Metallbearbeitung. Die 
Errichtung dieser Sektion wird mit beträchtlichen Kosten ver^ 
bunden sein, die Schwierigkeiten der Beschaffung der entsprechen^^ 
den Kräfte sind bedeutend. Bevor nicht die zweite Sektion in 
ihre programmgemäß vorgezeichnete Wirksamkeit eingetreten 
ist, wird wohl nicht an die Errichtung der Sektion für Metall^ 
industrie geschritten werden können; doch arbeitet der Nieder^ 
österreichische Gewerbeverein im Vereine mit den Interessenten 
unermüdet an der Klarstellung dessen, was in dieser Sektion als 
unbedingt notwendig erstrebt werden soll. 

Diese drei Sektionen stellen den Umfang jenes Institutes dar, 
das ins Leben zu rufen der Niederösterreichische Gewerbeverein 
gewissermaßen seinen Auftraggebern gegenüber verpflichtet ist. 
Ein aus diesen drei Sektionen gebildetes Technologisches Gewerbe^ 
Musetun hat der österreichischen Gesamtindustrie gegenüber 
schon eine nachhaltige Bedeutung und die Opfer, die der Staat 
hierfür zu bringen haben wird, sind verhältnismäßig gering. 

Durch die Errichtung der Zentralschule für Tischlerei in der 
ersten Sektion, die damit ihren vollständigen Abschluß erlangt, wird 
der unvermeidliche Ausgabenetat auf eine solche Höhe gebracht 
werden, daß zur Sicherung des Bestandes aller Einrichtungen der 
ersten Sektion eine Staatssubvention von 15.000 fl. erforderlich ist. 
Bei der zweiten Sektion dürfte vorläufig, bis nicht die weiteren 
Erfahrungen das Gegenteil erweisen, ein Jahresbeitrag von 15.000 fl. 
ausreichen. Über den Aufwand, den die dritte Sektion in späterer 
Zeit verursachen würde, läßt sich heute nichts Bestinmites vor^ 
aussagen, doch dürfte, eine entsprechende Mitwirktmg der be^' 



— 71 — 

teiligten Kreise vorausgesetzt, ohne die ja an die Errichtung der 
Sektion überhaupt nicht gegangen werden soll, eine jährliche Staats^ 
Subvention von 15.000 fl. hinreichen, wenn die vom Gewerbe«^ 
vereine angestrebte Lösung der Lokalitätenfrage durch Verwendung 
der Gußhausrealität für Musealzwecke erfolgt. 

Der Staatszuschuß zum Technologischen Gewerbe^^Museum 
würde nach dem Gesagten pro 1882 30.000 fl. betragen und 
sich nach der Errichtung der Sektion für Metallindustrie auf 
45.000 fl. steigern. Dagegen kommen heute schon die aus 
den Kreisen der Industriellen und vom Niederösterreichischen 
Gewerbevereine geleisteten Einrichtungs^ und Erhaltungsbeträge 
einer Summe von mehr als 100.000 fl. gleich. Noch wichtiger 
als diese materielle Beitragsleistung dürfte jedoch der Umstand 
sein, daß der genannte Verein eine Reihe von Kräften dem In«^ 
stitute beigestellt hat und beistellt, die entweder ohne jegliche 
Entlohnung (Direktor des Museums, Kassaverwalter, Ökonomie^ 
Verwalter) oder gegen sehr mäßige Remunerationen (Vorstand und 
Adjunkt der ersten Sektion, fast alle Lehrkräfte usw.) ihrer Auf^ 
gäbe obliegen. Die Schreibgeschäfte des Museums besorgt das 
Bureau des Gewerbevereines, seine Lokalitäten stehen für die 
Sitzungen und Versammlungen zur Verfügung, die Spalten seines 
Organes sind für die Bedürfnisse des Museums geöffnet usw. 
Die Oberleitung des Museums in fachlicher und ökonomischer 
Beziehung wird von der Spezialkommission und dem Verwaltungs^ 
rate mit einer Hingebung geführt, wie sie nur dann zu finden 
ist, wenn man für die eigene Schöpfung kämpft und sorgt. 

Auf dem bisher mit Glück verfolgten Wege der Kooperation 
der Interessenten mit der Staatsverwaltung wird sich möglicher^ 
weise in späteren Jahren noch manch andere wichtige Sektion 
an das Institut angliedern lassen. Schon jetzt hat die Musealidee 
in ihrer dermaligen Verkörperung berechtigte Wünsche in den 
verschiedensten gewerblichen Kreisen rege gemacht. 

Die „Photographische Gesellschaft" in Wien z. B. wünscht 
eine den im Auslande bestehenden photographischen Versuchs^ 
anstalten ähnliche Anstalt zu erlangen und schon hat die Staats^ 
Verwaltung diesem Wunsche insoferne Rechnung getragen, als 
das Finanzgesetz für 1881 eine Subvention von 1400 fl. für die 
Photographische Gesellschaft zu obgedachtem Zwecke enthält. 
Nun ist aber die technische Ausbildung der darstellenden Künste 
überhaupt ein Postulat für die Entwicklung der Gesamtindustrie ; 
so entstand denn der Plan der Errichtung einer Sektion für 
Photographie und andere Reproduktionsverfahren, welche 



_ 72 — 

am Technologischen Gewerbe^Husetun gemeinsdiafdich mit der 
Photographischen Gesellschaft errichtet werden solL Die graphi^ 
sehen Künste erfreuen sich in Österreich bereits einer gewissen 
Blute, doch end)ehren sie mit einziger Ausnahme eines an der 
Salzburger StaatS'<iewerbeschule eingeführten Kurses der Forden 
rung und Pflege in technischer Richtung. Das für diese Sektion 
entworfene Programm sieht 8000 fl« Gründungs^ und 5000 fl. 
lährliche Erhaltungskosten voraus. Außerdem stellt der Besitz 
der Photographischen Gesellschaft an Buchern, Zeitschriften und 
Sammlungsobjekten eine sehr wesentliche Erleichterung der Be^ 
grundung eines solchen Institutes dar. Wenn die Photographische 
Gesellschaft in persönlichen tmd materiellen Leistungen einen 
bedeutenden Teil jener oben bezeichneten Summen beizustellen 
imstande ist, so wird der Niederösterreichische Gewerbeverein 
wohl die Errichtung einer Sektion für Photographie und andere 
Reproduktionsverfahren in Erwägung ziehen können. 

Die bereits in Wien vom Staate begründete Versuchsanstalt 
für Gerberei, die derzeit ohne genügenden Zusammenhang 
mit verwandten Anstalten, also auch ohne die durch diesen 
Zusanmienhang gegebenen Anregungen und Konkurrenzen besteht, 
könnte unter Umstanden gleichfalls dem Technologischen Ge^ 
werbe^Museum einverleibt werden. Die Früchte einer solchen 
Maßregel würden sofort erkennbar werden und z. B. erlauben, 
die wichtigen Fragen der Lederfarberei von den Sektionen für 
Gerberei und Färberei gemeinschaftlich mit verdoppeltem Erfolg 
behandeln zu lassen. 



II. 

Das hier aufgestellte Programm für die Ausgestaltung des 
Technologischen Gewerbe^Museums, soweit sie heute vom Nieder-^ 
österreichischen Gewerbeverein geplant ist und soweit die Staats^ 
Verwaltung deren materielle Unterstützung in Aussicht nimmt, 
bleibt noch immer wesentlich ^ter dem eines solchen Institutes 
zurück, das allen wichtigen Bedürfoissen der österreichischen 
Industrie zu entsprechen geeignet wäre. Dies dürfte aus der nach^ 
folgenden Betrachtung hervorgehen. 

Außer den bereits bestehenden und laut obiger Darlegungen 
in Aussicht genommenen Sektionen müßten, wenn nur die 
Interessen der Industrie und nicht auch Rücksichten auf den 
Staatsschatz in Betracht kämen, noch manch andere errichtet 



^ 



— 73 — 

werden. Man denke z. B. an Österreichs großen Reichtum an 
vorzüglichen Bausteinen aller Art. Marmorbrüche finden sich 
zahlreich nicht nur in den Alpen, sondern überhaupt an vielen 
Orten in der Monarchie. Halbedelsteine von vortrefflicher Ver^ 
arbeitungsfähigkeit für industrielle Zwecke sind in großen Vor^ 
raten aufgespeichert. Von der rationellen Einrichtung der Stein-^ 
brüche angefangen bis zur Edelsteinschleiferei begegnen wir aber 
in dieser langen und abwechslungsreichen Reihe von technischen 
Aufgaben, mit wenig Ausnahmen, nur einer veralteten Praxis. 
Gerade die mechanische Bearbeitung der Steine aber hat in den 
letzten Dezennien sehr wesentliche Fortschritte gemacht. Diese 
sind in Österreich wenig bekannt und noch seltener in Anwendung. 

Ebenso ist die Industrie der künstlichen Baumaterialien, 
also des Zementes und der Zementwaren, der Ziegel und Ton^ 
waren usw. eine extensiv sehr beträchtliche. Längst war das Be^ 
dürfnis fühlbar, für diese Industrie eine Prüfungsanstalt zu er^ 
richten, welche die Qualität der Rohstoffe, Übergangsprodukte 
und Erzeugnisse zu bestimmen und die Verfahrungsweisen zu 
beeinflussen die Aufgabe hätte. In den betreffenden Kreisen 
sind wiederholt ergebnislose Anläufe zur Errichtung einer der^^ 
artigen Anstalt genommen worden. 

Gewiss würde bei weiterer Entwicklung eines solchen Techno«' 
logischen Institutes auf ein ergänzendes Zusammenwirken mit 
verwandten Anstalten besonders Bedacht zu nehmen sein. So 
besteht am österreichischen Museum für Kunst und Industrie 
eine chemische Versuchsanstalt, welche sich nach ihren Leistungen 
wie nach dem speziellen Ruf ihrer Kräfte als ein zunächst der 
keramischen Industrie gewidmetes Institut darstellt; allerdings 
werden dort auch Fragen der Metallpatinierung und sonstige 
Veredlungsverfahren, Oberflächendekorationen etc. behandelt, aber 
immerhin wird die Haupttätigkeit und das Hauptaugenmerk der 
keramischen Industrie zugewendet. Daß diese Anstalt nicht nur 
artistische, sondern auch sehr ausgeprägte technologische Au& 
gaben hätte, ist nicht zu verkennen. Wenn daher auch die Einfluß^ 
nähme der Kunstkräfte, welche die Kunstgewerbe Österreichs bei 
der keramischen Versuchsstation in so nachhaltiger und erfolg'^ 
reicher Weise befruchten, von keiner Seite unterschätzt wird, 
so ist doch diese Einflußnahme auch bei den Sektionen des 
Technologischen Gewerbe^^Museums nicht zu entbehren und es 
würde daher jenes einverständliche Zusammengehen der beiden 
Museen anzustreben sein, das die gegenseitige Förderung der 
Interessen beider Institute erleichtert. 



— 74 — 

In den Sektionen für Färberei, Gerberei und Metallindustrie, 
sowie in der keramischen Versuchsanstalt des österreichischen 
Museums für Kunst und Industrie spielt die Chemie eine Haupte 
rolle. Nun gibt es aber noch eine Reihe von Gewerben, die auf 
der technischen Chemie beruhen, von denen jedes einzelne für 
sich nicht genug ausgebreitet ist, um eine eigene selbständige 
Sektion beanspruchen zu können, oder weil darin chemische 
Fragen nur vorübergehend auftauchen, ohne eine ausschlaggebende 
Wichtigkeit zu erlangen. Für die Bedürfnisse der sämtlichen 
chemischen Gewerbe, welche nicht durch eine der vorangeführten 
Sektionen eine spezielle Pflege erhalten, würde eine allgemeine 
chemische Sektion nach Art der im Auslande vielfach bestehen^ 
den chemisch'^gewerblichen Laboratorien (z. B. Karlsruhe) zu er^ 
richten sein. Bisher benützte man allerdings zur Ausführung 
aller Arten von qualitativen und quantitativen chemischen Ana*^ 
lysen die chemischen Laboratorien der Hoch^ und Mittelschulen. 
Dadurch aber werden diese mehr als wünschenswert von ihrer 
eigentlichen Aufgabe abgezogen, und die Wünsche der Klienten 
können doch häufig nicht in dem Maße berücksichtigt werden, 
als es im Interesse der Sache der Fall sein sollte. Eine allgemeine 
mechanische Sektion würde die Verbreitung von Motoren für 
das Kleingewerbe, die Prüfung auf ihre Leistungsfähigkeit und 
andere auf Motoren bezügliche Fragen zu behandeln haben. 

Eine andere nicht minder wichtige Aufgabe bestünde in der 
Erhebung der physikalischen, namentlich der statischen Eigen«^ 
Schäften jener Materialien, die im Bauwesen Verwendung finden. 
Die Ermittlung der Elastizität und Tragfähigkeit, Festigkeit usw. 
in den verschiedensten Arten bildet eine der wichtigsten Vorfragen 
für jede konstruktive Aufgabe höheren Ranges. Sowie die quali^ 
tative und quantitative Analyse ein alltäglich verwendetes Requisit 
vieler Zweige der Industrie geworden ist, so ist die Bestimmung 
von Elastizitätsgrenze, Tragmodulus und Festigkeits^Koeffizienten 
für die Rohstoffe des Bauwesens im weitesten Sinne des Wortes 
eine Forderung unserer Zeit geworden. Die hierfür bestehenden 
Laboratorien an den technischen Hochschulen in Wien und Prag 
sind, wie die Erfahrung lehrt, nur teilweise imstande, allen den 
verschiedenen Wünschen des technischen Publikums quantitativ 
zu entsprechen. 

Man agitiert ferner gegenwärtig in industriellen Kreisen für 
die Errichtung eines Laboratoriums im Hauptzollamte, für die 
Schaffung einer Versuchsanstalt für Fettindustrie, endlich einer 
Versuchsanstalt für die gesamte Papierfabrikation und einer 



— 75 — 

solchen für Elektrik und Beleuchtungswesen. So richtig und er«' 
sprießlich die Teilung der Gesamtaufgabe des Technologischen 
Gewerbe^'Museums nach dem Prinzipe von Industriegruppen ist, 
so darf doch in der Verfolgung dieses Prinzipes nicht zu weit 
gegangen und durch übertriebene Spezialisierung das Prinzip ad 
absurdum geführt werden. 

Wenn nun auch ein nach den gegebenen Andeutungen organi^ 
siertes Technologisches Gewerbe ^ Museum mit einem Staats^ 
Zuschüsse zu den eigenen Einnahmen der Anstalt erhalten werden 
könnte, welcher die Dotation des Conservatoire des Arts et Metiers 
noch lange nicht erreichte, wenngleich ferner behauptet werden 
darf, daß eine solche Budgetpost für die technologische Zentral^ 
anstalt des gewerblichen Unterrichtswesens auch in einem Staate 
wie Österreich vollständig berechtigt wäre, so wird doch für eine 
Reihe von Jahren genügen müssen, die Anstalt innerhalb der 
bescheideneren Grenzen, wie sie der Niederösterreichische Ge^ 
Werbeverein sich gezogen hat, aus Staatsmitteln zu fördern. Allere 
dings ist zu erwägen, daß ein breiter angelegtes Zentralinstitut 
für die Bedürfnisse aller Kronländer bezüglich sämtlicher Richtungen 
der Gewerbe^ und Fachschulen sorgen würde und daß diese 
Anstalt einen direkten Einfluß auf die Hebung aller Gewerbe 
in technischer Beziehung in großem Stile nehmen könnte, endlich 
daß ein derartiges Institut den Konsulenten der Staatsverwaltung 
in vielen gewerbetechnischen Fragen darzustellen vermöchte. Es 
würden daher die für eine so große Schöpfung erforderlichen Jahres^ 
auslagen gewiß gerechtfertigt sein. Dennoch gebietet die finanzielle 
Lage der Gegenwart, nicht mehr in Aussicht zu nehmen, als für 
die Befriedigung der allerdringendsten Bedürfnisse notwendig ist 
und sich somit in erster Linie die Ausgestaltung der Sektionen : 
I. für Holzindustrie, 2. für Färberei, Bleicherei, Druckerei und 
Appretur, 3. für Metallindustrie und sodann in zweiter Linie 
die Förderung von Sektionen für Photographie und andere Re^ 
Produktionsverfahren und für Gerberei als Aufgabe zu setzen. 
Die volle Durchführung dieser Organisationen wird Jahre in An^ 
Spruch nehmen; einer späteren Zeit muß es dann überlassen bleiben, 
über die Lösung noch größerer Aufgaben Beschlüsse zu fassen.'^ 

Die hier wiedergegebene Denkschrift stellt die Auffassung des 
Unterrichtsministeriums über die Bedeutung und Ziele des Techno^ 
logischen Gewerbe^Museums dar zur Zeit, als Fidler Sektions^Chef 
und Dumreicher Referent in diesem Ministerium waren. Der Minister 
hat auf die Bildung dieses Urteiles und die daraus zu ziehenden Fol^ 



fcningcn kaum emen iiu%d)cnden FinflwB gcnoauncn. Die AuCEusung 
des Unteniditsiiiinistaiamx war aber am so cn t idi ei d eo d er für die 
nächste Zakunft des Tedundt^isdien Q * ■■ ■ K * JI««»««« , als schon im 
kommcitden Jahre die Fachscfaolen des H a TyrT*^"""*^ * " " «"* in das 
Ressort des l|ni»fTif hiMnmigirr t n m » öbertragen wmden tmd TOn diesem 
Zötpinkte ab das Unterridttsmintstertnm allein die oberste Instanz 
tör das Technologische Gewerbe-Huseum bOdete. Das große Wobt' 
Toncn dieser Zentralstelle für das Ton ihr geschätzte Institnt äoBerte 
sidt in citMr Reibe TOn Akten, deren Hochherzigkeit ttm so mehr in 
Bcir.Adit kommt, als sie einem noch gani jungen, in den Anfängen 
söocr Enrvicklung stehenden Uatetnehnien galten. Während die StaalS' 
ad:v«DDoa för das )ahr iSSi 25.000 fl. betrug, nimlidi 10.000 fl. für 
die Sektion für HtJrindastri« imd 15.000 ft. for die SekticKi für Färberei. 
nai zwu in da ArL da£ im Budget des HanJehmintstfrönns die 
eae Hiltte und im Btidgct des Unterriditsniinisieriums die andere 
Ki^f» mit ii^.>o fl. «rsdüctt. vaide die Docason des Hnseonu für 
dis Uhr i$&a im Betrag von 3C.C00 fl. boens im Staasrnransfhlage 
iür das L'sterrkhtsministerium alkin cinjeste^l. Sd:oa am 13. No' 
TcsäScr iSSi tcüie der Minister für Kohos tn»d Uatertidtt Konrad 
Tc«t Exbesteld dxu>db den ErUS Zahl 1^.401 mit. dai Se. Maicstät 
^c; Kaiser nut Entsdihf^ung vom io>. NoT^cmb«r dexa UnterridilS' 
TT . r- . tsx i^isjn die Ennaditt^tmg sa cxtciksi geruh», von Fall za Fall 
'äot iSü Tc;hacCct$:t$dMn Gevm^Nosiram -<vc£s wi^kealen Lehr' 
7<c:s«aca a:::: die IViocr ihr<r Lehrtirt^rbct as da gerührten Anstalt 
äca» Pköcssc«;«» ra Terkahen. L'ntei ExzMta wurde t:« I.£h;ccrsooett 
ta Izacruac USÄchh;^ d« I^««ssoetttrf TexcÄc:. 

ESe r»c?e Sekt>^3 wurde ia dem ■«mi der Gc=>c=öe Wsen für 
iar F*Äsdb:=wt rtir Tcitiliriaasstte <Tr>:h«c«s Gcti=öe =1 ^T. Stadi' 
i«=*c ÄiÄÄrfnxjas«. ttud r«ir t-« de« j*s:x?«c= LcüLiTirm. am 
s CfcsAe siSi ercrri«. ^<s« S<-kt>:-Ä so^'t* u; «tswt L:=;;e *=se Scättc 
iir FjescA-jn:^- Y««aL±iSASi«Ji*: ur>i A-.:si-^r.f3SDf"* ^ ill« .\z:sei:>Sc^cn 
^*»iff Orv«:;^ VilicÄ, dsc a^f dv? Ti---Ar-Är-i.',-i«r=.3C i>{r:ih.<=. Auäct' 

i2 »:*--;-.Ä:^,-rr; K>v^«^-"cts r^ S^^ctätc^ =J ein 
^izv-vi i»v.^i* i-T \.Vsc"'.i--s.Ti--T^ öa Te.i=s>- 



— 77 — 

Vorsitze des Vereinspräsidenten Dr. Anton Banhans stattfand, referierte 
Regierungsrat Hornig über das Programm einer neuen Sektion und zwar 
für Photographie und andere Reproduktionsverfahren. Dieser intern 
essante Vorschlag hatte folgende Vorgeschichte. Regierungsrat Hornig, 
der eine hervorragende Stellung in der Photographischen Gesellschaft 
einnahm, selbst ein Fachmann auf dem Gebiete der Photochemie, wurde 
gemeinschaftlich mit mir als Inspektor für das gewerbliche Bildungs^ 
wesen nach Salzburg entsendet, um die an der dortigen Staatsgewerbe^ 
schule befindliche Abteilung für Photographie zu inspizieren, hierüber 
Bericht zu erstatten tmd etwaige Anträge zu stellen. Regiertmgsrat 
Hornig und ich gelangten zu der Überzeugtmg, daß sich diese Ver^ 
suchs- und Lehranstalt, abgesehen von der unzureichenden Art der 
Unterbringung und den unzulänglichen persönlichen Kräften und fach^ 
liehen Behelfen, in Salzburg nicht am richtigen Orte befände tmd daß 
daher diese Anstalt nach Wien zu übertragen sei. Wir waren der 
Meinung, daß dies am richtigsten durch den Anschluß an das Techno«' 
logische Gewerbe^Museum geschehen würde. Bevor ich jedoch in der 
Sache definitiv Stellung nahm, wollte ich die Pariser Fachschule für 
das gesamte Buchgewerbe, in welcher die Photographie und deren 
Dependenzen eine erste Rolle spielten, kennen lernen. Ich begab mich 
daher nach Paris und besichtigte eingehend die Ecole Estienne, während 
sich Professor Hornig um eine Persönlichkeit umsah, die als 
Vorstand für diese Sektion zu gewinnen wäre. An der k. k. Staats^ 
gewerbeschule im I. Wiener Bezirk war Dr. Josef Maria Eder, der 
sich durch sehr bedeutende photochemische Studien bereits einen 
geachteten Namen auf diesem Gebiete erworben hatte, als Supplent 
für Mathematik angestellt. Diesen Mann, den Hornig sehr genau 
kannte, schlug er als Vorstand für die photographische Sektion 
vor. Außerdem sicherte uns Hornig bedeutende Widmungen der 
Photographischen Gesellschaft und stellte ein Budget auf. Das nun von 
mir und Hornig ausgearbeitete Programm einschließlich der Vor^ 
schlage für Personal tmd Geldbedarf und des Normativs für die dritte 
Sektion (Photographie) wurde in der genannten Sitzung genehmigt 
und hierauf dem Unterrichtsministerium unterbreitet. Auf diesea Vor^ 
schlag erfolgte lange Zeit keine Erledigung. Ich urgierte sie, da mir 
unter den gegebenen Verhältnissen die Errichtung der Sektion sehr 
leicht gefallen wäre und sie selbst ein prächtiges Hilfsmittel für die 
schon bestehenden und weiter zu errichtenden Sektionen dargestellt 
hätte. Bei einer neuerlichen Betreibung der Erledigung unseres Vor^ 
Schlages eröffnete mir Ministerialsekretär Dr. Sonntag, der damals 
im Gewerbeschul^Departement amtierte, daß das Unterrichtsministerium 
entschlossen sei, die Versuchs^ und Lehranstalt für Photographie selbst 



- 78 - 

in die Hand zu nehmen, und sagte wörtlich: ^Nachdem eine uns ge^ 
hörige Anstalt von Salzburg nach Wien verlegt werden soll, allerdings 
über Ihren Antrag, und nachdem Sie uns ein wohlerwogenes Programm 
für die neue Schule vorgelegt und sogar den Vorstand ausfindig ge^ 
macht haben, der unser eigener Beamter ist, nachdem Sie uns weiters 
mit Hilfe Ihrer Freunde auch wertvolle Widmungen für das Inventar 
des neuen Institutes erwirkt haben, werden wir die Sache selbst 
machen. Sie haben ja am Technologischen Gewerbe^Museum noch viel 
anderes zu tun, so daß Sie dieses Projekt leicht vermissen werden.^ 

So war es auch. Es wurden sofort trotz der mancherlei Sorgen, die 
aus der Erweiterung der schon bestehenden Sektionen entsprangen, 
die Vorschläge betreffend die Errichtung einer dritten Sektion in Er^ 
wägung gezogen. Zunächst gab Banhans die Anregung, ob nicht die 
schon bestehende staatliche Gerberei^Versuchsstation dem Techno^ 
logischen Gewerbemuseum einverleibt werden sollte, eine Anregung, 
die lebhaften Beifall fand und mit der sich ein Komitee, bestehend 
aus dem Antragsteller, Sektions^Chef Fiedler und Sektionsrat Lind 
zu befassen hatte (Sitzung der Spezialkommission am 9. Februar 1882). 
Über die Beratungen dieses Komitees berichtete Banhans in der 
XXIII. Sitzung der Spezialkommission am 2. März in der ein^ 
gehendsten Weise, stellte namens des Subkomitees eine Reihe von 
Anträgen und begründete sie auf das lebhafteste. Das Komitee^ 
mitglied Sektionsrat Dr. Karl Lind äußerte den Wunsch, daß diese 
Beschlüsse dem k. k. Ministerium baldigst mitgeteilt werden möchten. 
Der Vorschlag stieß aber dort, wie es scheint, auf unüberwindliche 
Schwierigkeiten, deren Natur uns nicht offiziell bekannt wurde, und 
daher verfolgten wir das Projekt nicht weiter. Einen glücklicheren Ver^ 
lauf nahmen die Vorbereitungen für die Errichtung einer Sektion 
für Metallbearbeitung, die durch ein besonderes Komitee, dem Pro^ 
fessor von Hauffe, Ingenieur Karl Pf äff und ich angehörten, vom 
17. April 1882 angefangen gepflogen wurden. 

Am 7. Juli 1882 konnte ich bereits den Bericht über die Auf*^ 
gaben und Ziele einer Sektion für Metallbearbeitung und Elektro^ 
technik der Spezialkommission zur Genehmigung vorlegen.*^) 

*) Dieser Bericht enthielt unter anderem folgende Ausführungen: 
^.Überblickt man das gesamte Gebiet der Metallindustrie vom technologischen 
Standpunkte aus, so stellt sich dasselbe als eine lange Reihe oder als ein äußerst 
verwickeltes Netz von Bearbeitungsvorgängen dar, welche entweder mechanischer 
oder chemischer Natur sind. 

Während heute noch der Umfang für die Gewerbsunternehmungen mehr 
oder weniger durch den Namen des Rohsto£fes oder einer Gruppe von Erzeuge 
nissen vorgezeichnet erscheint, wie z. B. Gold^ und Silberarbeiter, Bronzewaren^ 
fabrikant, Kupferschmied, Chinasilberwarenerzeuger, Zinngießer, Gelbgießer; oder 



- 79 — 

Der präsumtive Vorstand für diese Sektion war in der Person des 
Ingenieurs Karl Pf äff gefunden, ein Mann von bedeutender allgemeiner 
tmd spezieller Fachbildung auf dem Gebiete des Maschinenbaues, von 

Schlosser. Glockengießer, Maschinen fabrikant, Werkzeugfabrikant, Orgelbauer, 
Drahtzieher usw., teilt die Technologie der Metallverarbeitung dasselbe Gebiet 
menschlichen Schaffens in einzelne Arbeitsbegriffe ein, von denen jeder einen 
Komplex zusammengehöriger technischer Vorstellungen bildet. 

So fallen z. B. alle schmelzbaren Metalle, die auf Grund ihrer Schmelzbar^ 
keit eine gewerbsmäßige Umgestaltung erleiden, samt den aktiven und passiven 
Hilfsmitteln, als da sind: Gießformen, Schmelzapparate, Transportgefäße usw., in 
den Arbeitsbegriff der Gießerei. 

Alle Industrien und Gewerbe, welche berufsmäßig die Gießerei anwenden, 
also: die Geschützgießerei, der Maschinenguß, der Glockenguß, der Monumentalguß, 
die Bronze^Industrie, die Schriftgießerei, die Gießerei von Lampenfiißen und Bestand^ 
teilen mathematischer Instrumente usw. usw., ressortieren von dem Arbeitsbegrifif 
der Gießerei, sobald sie durch den Technologen direkt studiert oder gepflegt 
werden sollen. 

Die wissenschaftliche Anordnung des Stoffes ist die einzig berechtigte, sobald 
es sich um die Beantwortung der Frage handelt, welche Aufgaben einer Sektion 
für Metallindustrie an dem Technologischen Gewerbe^Museum zufallen. 

Bleiben wir nun zunächst bei der mechanischen Verarbeitung der Metalle, 
da wir sie schon durch ein Beispiel berührt haben, so ergibt sich die folgende 
Aufzählung von Tätigkeitsgebieten für die in Rede stehende Sektion des Techno^ 
logischen Gewerbe^ Museums. 

I. Formgebung durch Schmelzen und Gießen. — Gießerei. 

1. Untersuchung der Arbeitseigenschaften der Metalle und ihrer Legierungen 
hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit zur Gießerei. 

2. Die Konstruktion der Schmelzapparate. 

3. Die Hilfsmittel des Transportes der geschmolzenen Rohstoffe vom Schmelz^ 
apparate zur Gußform. 

4. Die Gußformen und ihre Herstellung. 

5. Anlage und Einrichtung von Gießereien und Verfahrungsweisen in 
denselben. 

II. Formgebung durch Kraftimpulse bei Metallen im ungeschmol^ 
zenen Zustande, ohne Abtrennung von Teilen. 

1. Arbeitseigenschaften der Metalle und Legierungen. Bildsamkeit (Dehnbar^ 
keit, Zähigkeit, Biegsamkeit, Härte). 

2. Einfluß der Temperatur auf die Arbeitseigenschaften. 

3. Die formgebenden Werkzeuge. Hämmer, Pressen, Prägewerke, Walzwerke, 
Ziehbänke, Biegemaschinen, Drückwerke auf der Drehbank usw. 

4. Anlage von Schmiedewerkstätten, Walzwerken u. dgl., sowie die in diesen 
Werkstätten angewendeten Verfahrungsweisen. 

in. Formgebung durch Kraftimpulse, welche eine Zerteilung der Me^ 

talle im ungeschmolzenen Zustande bezwecken. 

1. Arbeitseigenschaften der Metalle hinsichtlich ihrer Teilbarkeit. 

2. Die Werkzeuge und Werkzeugmaschinen. Scheren, Durchstoße und Loch^ 
maschinen, Meißel und Grabstichel, Hobel und Hobelmaschinen, Sägen und Säge^ 



J 



— 8o — 

tüchtr praktischer Erfahrung, gewinnenden Umgang sf o r men und an^ 
gesehener Stellung in den technischen Kreisen Wiens, der sich atsfier^ 
dem bei Ausstellungen, deren Leitung ihm anvertraut war, manchen 



Feilen tsnd Ffifmaichinen, Drehbänke tmd Drehwerkzeage, Frau^ 
maschinell, Bohrer und Bohrmaschinen, Schabwerkzeuge, Schletfirteine, Schleife 
und Poliermaschinen tssw. 

Anlage der Werkstätten, Drehereien etc 

IV. Zttsammenfügungsarbeiten« 

1. Adhäsionsverbindungen. Schweißen, Löten, Kitten. 

2. Verbindungen durch Reibung. Zwangsverbindungen. 

3« Verbindungskonstruktionen« Anwendung von Falzen, Schrauben, Nieten, 
Keilen, Bändern usw. 

V. Vollendungsarbeiten. 

X. Das Polieren. 

2. Das Punzen. 

3« Das Ziselieren. 

4« Das GuiUochieren usw. 

Es wäre ein Leichtes, die hier zum Schlüsse angeführten Vollendungsarbetten 
in die verschiedenen vorangehenden Hauptabschnitte der mechanischen Technologie 
der Metalle einzureihen; es wäre dies aber eine Konzession an die Pedanterie, 
nachdem es sich bei den Vollendungsarbeiten viel weniger um die mechanische 
Natur des Arbeitsvorganges handelt^ als um ein glückliches Zusammenwirken 
guter Verfahrungsweisen und erprobter Kunstgriffe mit manueller Geschicklichkeit 

Die Vollendungs^ oder Verschönerungsarbeiten sind übrigens viel häufiger 
chemischer Natur. 

Die moderne Industrie verbindet gar oft mechanische mit chemischen Voll^ 
endungsarbeiten, daher werden gerade die Vollendungsarbeiten die meisten Be^ 
rührungspunkte zwischen der mechanischen und chemischen Richtung der dritten 
Sektion darbieten. 

Dazu kommt, daß gerade die Pflege der sogenannten Vollendungsarbeiten 
eines der wesentlichsten und dringlichsten Bedürfnisse der österreichischen Metall^ 
Industrie zu bilden scheint. 

Es wäre demnach nicht zu billigen gewesen, wenn nicht schon auch hier 
in der allgemeinen Obersicht der mechanischen Aufgaben der dritten Sektion für 
die Vollendungsarbeiten ein abgesonderter Platz eingeräumt worden wäre. 

Auf diese Obersicht der Berufsgebiete mechanischer Richtung der dritten Sek^ 
tion mag nun hier eine Obersicht der verschiedenen Zweige der Metallverarbeitung 
auf che misch ^physikalischem Wege folgen, welche wieder die verschiedenen 
Aufgaben der dritten Sektion in chemischer Richtung in sich schließt. 

L Herstellung technisch verwendbarer Legierungen und Untere 

suchung der Eigenschaften derselben. 

1. Kupferlegierungen (Bronzen). 

2. Goldlegierungen. 

3. Silberlegierungen. 

4. Nickellegierungen (Nickel^Kupferlegierungen, Neusilber, Argentan). 

5. Manganlegierungen. 

6. Eisenlegierungen. 



— 8i — 

Freund gewonnen hatte. Besonders bestechend war seine Gabe des 
öfFentlichen Vortrages. Der Errichtung der Sektion stand jedoch eine 
fast unüberwindliche Schwierigkeit entgegen, der Mangel an geeigneten 

7. Platinlegierungen. 

8. Zinnlegierungen. 

9. Bleilegierungen. 

10. Zinklegierungen. 

11. Amalgame. 

II. Oberflächenbehandlung auf chemisch^physikalischem Wege. 

1. Das Beizen und Färben. 

2. Das Ätzen. 

3. Metallüberzüge auf trockenem Wege, und zwar: Verzinnen, Verzinken. 
Amalgamieren. 

4. Ozydationsarbeiten. 

5. Emaillieren. 

III. Galvanotechnik. 

1. Die stromerzeugenden Apparate. 

2. Niederschläge ohne äußeren Strom. 

3. Die Lösungen und das Arbeitsverfahren. 

Galvanoplastik, Galvanostegie, Galvanographie, galvanische Inkrustation, 
Heliographie usw. 

Die bloße Aufzählung der unmittelbar voranstehenden Schlagworte hat 
jenem Leser, welcher die Verhältnisse der österreichischen Industrie und die Ge^ 
schichte ihrer Entwicklung in den letzten Dezennien kennt, gezeigt, daß die che^ 
mische Seite der Tätigkeit unserer Sektion für Metallindustrie gewiß nicht die 
minder wichtige sei. 

Die chemische Behandlung der Metalle, deren sich unsere Gewerbe bis heute 
noch in viel zu kleinem Maßstabe und in nur geringer Ausdehnung bedienen, hat 
überdies auch nicht jene Vollkommenheit erreicht, welche sie namentlich in Franko 
reich erlangte. 

Der Abstand unserer metallindustriellen Technik von jener des Auslandes 
ist auf der mechanischen Seite sicher ein viel geringerer als auf chemischer Seite. 
Abhilfe tut dringend not. Diese ist aber im Wege einer Musealanstalt gerade bei 
der auf chemischen Prozessen beruhenden Metallindustrie weit schwieriger zu 
bieten, als bei jenen Branchen der metallverarbeitenden Gewerbe, welche auf 
mechanischen Vorgängen basieren. 

Die Verfolgung des einen Zieles allein durch Errichtung eines metallo^che^ 
mischen Laboratoriums könnte man jedoch nicht empfehlen, weil eine betrachte 
liehe Zahl von Gewerbsunternehmungen noch gegenwärtig und wahrscheinlich 
auch bis in die ferne Zukunft nur mechanische Arbeitsverfahren anwenden und 
dringend der Führung bedürfen. 

Es erübrigt nun noch, ein sehr wichtiges Moment für die Leistungsfähigkeit 
und weitere Entwicklung jener Zweige der Betriebsamkeit in Österreich, deren 
Rohstoffe Metalle sind, zu erörtern. 

Nach dem bisher Gesagten ist es einleuchtend, daß das Studium der Eigene 
Schäften der Metalle und ihrer Legierungen nach zwei Richtungen hin an der 
dritten Musealsektion gesichert erscheint; vorausgesetzt, daß die obigen Obersichten 
der Arbeitsgebiete in dem Programme Aufnahme finden würden. So werden 

Denkschrift Techn. Gew.-Hus. 6 



— 82 — 

Räumen. Nachdem für die erste Sektion schon im Vereinshause, 
im benachbarten Hause am Getreidemarkt und in einem der Kom^ 
mune gehörigen aken Gebäude in der Gumpendorferstraße io6, und 

zweifellos die Fachleute des Museums, die sich mit der mechanischen Verarbeitung 
der Metalle zu befassen haben, dieselben auf ihre Schmelzbarkeit, Bildsamkeit, 
Härte, Teilbarkeit, Schnittfestigkeit, Schweißbarkeit, Polierfähigkeit usw. studieren, 
und den Grad der verschiedenen Arbeitseigenschaften oder technologischen Eigene 
Schäften der Rohstoffe in jedem vorkommenden Falle zu bestimmen vermögen. 
Ebenso werden die Chemiker befähigt und hoffentlich dazu ausgerüstet sein, die 
chemisch^physikalischen Eigenschaften zu untersuchen und die Metalle und ihre 
Legierungen in Beziehung auf Saigerung, Dichtigkeit, Volumsveränderlichkeit, 
KrisUllisation, spezifische Wärme, Wärme^ und Elektrizitätsleitungsfähigkeit, 
Farbe, Widerstandsfähigkeit gegen die Atmosphärilien oder sonstige chemische 
Einflüsse zu bestimmen. 

Nun hängt aber der Verbrauchswert vieler Metalle, besonders aber des Gufi^ 
eisens, des Schmiedeeisens» der verschiedenen Stahlsorten, sehr häufig in erster 
Linie weder von den technologischen noch von den chemisch^physikalischen, son^ 
dern von den mechanisch^physikalischen Eigenschaften ab, d. i. Elastizität und 
Festigkeit 

Die kolossale Verwendung, welche das Gußeisen, geschmiedetes und gewalztes 
Eisen, geschmiedeter und gewalzter Stahl bei dem Hochbau, Brückenbau, Eisen^ 
bahnbau und Schiffbau gefunden haben, eine Verwendungssphäre, die täglich 
wächst, hat in allen Fällen die Elastizitätsgrenze des Materiales zu respektieren. 

Die Seile, Träger, Zangen, Schließen, Schuhe, Bleche, Drähte und wie alle 
die eisernen Baubestandteile heißen mögen, ob sie nun auf Zug, Druck, Bruch, 
Zerknickung, Abscherung oder Abdrehung in Anspruch genommen werden, niemals 
darf dies Inanspruchnehmen den Tragfähigkeitskoeffizienten oder, mit anderen 
Worten, die Elastizitätsgrenze überschreiten. 

Zur Beurteilung des Wertes, also auch der Berechtigung des Preises, ist 
daher unbedingt die Untersuchung dieser Eigenschaften notwendig. 

Die Ermittlung des Tragmodulus, der Festigkeitskoeffizienten etc. ist bei 
allen konstruktiven Aufgaben ebenso eine täglich auftauchende Forderung unserer 
Zeit geworden, wie die qualitative und quantitative chemische Analyse in hundert 
Fällen der industriellen Verwertung von Stoffen. 

Das hier erörterte Bedürfnis besteht nun allerdings in erster Linie bei Guß^ 
eisen, Schmiedeeisen und Stahlsorten. Wenn aber eine bei der Sektion für Metall^ 
industrie unentbehrliche Zweiganstalt, d. i. die mechanisch^technische Probier^ 
anstalt, eingerichtet ist, so kann dieselbe gewiß auch ohne besondere Schwierigkeit 
für Hölzer, künstliche und natürliche Bausteine usw. in Anspruch genommen 
werden. 

Auf diese Art würde Österreich und zunächst Wien in den Besitz einer 
mechanisch^technischen Probieranstalt gelangen, welche zu wiederholten Malen in 
industriellen und Ingenieurkreisen dringend gefordert worden ist. 

Dieselbe würde ein brennendes Bedürfnis befriedigen. 

Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daß die dritte Sektion des Techno^ 
logischen Gewerbe^Museums aus drei Abteilungen zu bestehen hätte: 

1. Die mechanisch^technologische Abteilung. 

2. Die chemisch^technologische Abteilung. 

3. Die mechanisch^technische Probieranstalt. 



- 83 - 

nachdem für die zweite Sektion bescheidene Räume in der Marchettigasse 
gemietet worden waren, konnte man doch nicht ohne Aussicht auf 
dauernde Besitzergreifung eine neue Miete für die Unterbringung der 
dritten Sektion abschließen. Ein mit großem Aufwand an Zeit und 
Mühe vorbereiteter Schritt bei der Gemeindeverwaltung (an deren 

Die Einrichtung der mechanisch^technologischen Abteilung würde ziemlich 
analog der gegenwärtigen Gestaltung der ersten Sektion des Technologischen 
Gewerbe^Museums durchgeführt werden können. 

Dieselbe hätte zu bestehen: 

1. Aus Sammlungen von Roh^ und Hilfsstoffen, Halbfabrikaten und Erzeuge 
nissen der Metallindustrie; 

2. aus einer Sammlung von Werkzeugen zur Metallbearbeitung; 

3. aus einer Werkstätte, enthaltend Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung, 
welche nach Bedarf in Betrieb gesetzt werden können; 

4. aus einer Gießerei; 

5. aus einem Laboratorium, in welchem Versuche über die Arbeitseigen^ 
Schäften der Metalle, über deren Behandlung vor und während der Verwendung 
und über die Verfahrungsweisen bei den Vollendungsarbeiten mechanischer Natur, 
sowie Versuche mit Werkzeugen, Werkzeugmaschinen und Apparaten vorgenommen 
werden können; 

6. aus einer Spezialbibliothek. 

Außer der Benützung und zielbewußten Verwendung der hier angeführten 
Hilfsmittel im Interesse der heimischen Industrie gehört in den Wirkungskreis 
dieser Abteilung die Abhaltung einschlägiger Spezialkurse, die Förderung des fach^ 
gewerblichen Unterrichtes im ganzen Reiche durch Herausgabe von Lehrmitteln, 
Beschaffung von Arbeitsbehelfen usw. 

Bezüglich der zweiten Abteilung ist die Einrichtung 

1. eines metallo^chemischen Laboratoriums; 

2. von Sammlungen der für die chemische Verarbeitung der Metalle nötigen 
Hilfsstoffe und interessanter Erzeugnisse; 

3. einer Spezialbibliothek 
unerläßUch. 

Die mechanisch^technische Probieranstalt wäre in vollkommenster Weise 
nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Standpunkte mit allen notwendigen 
Untersuchungsmaschinen, Instrumenten und Apparaten auszurüsten. 

Diese Andeutungen über den sachlichen Inhalt der dritten Sektion dürften ge^ 
nügen, um ein Bild von derselben in ihrer gänzlichen Ausgestaltung zu vermitteln. 

Es ist einleuchtend, daß die Kosten für die erste Einrichtung dieser Anstalt 
sehr beträchtlich sind. 

Erwägt man nun, welch ein bedeutender Aufwand von Personen und Sachen 
für die erste Einrichtung und den Betrieb der dritten Sektion notwendig sein wird, 
so gelangt man zu dem Schlüsse, daß die Kreierung der dritten Sektion nur unter 
der Voraussetzung wahrhaft opferwilligen Zusammenwirkens der interessierten 
Kreise erreichbar sein wird. 

Man sollte jedoch glauben, daß in dem großen Österreich, in welchem der 
natürliche Metallvorrat einen so wichtigen Faktor des Nationalreichtums zu bilden 
berufen wäre, die Bedeutung einer derartigen Anstalt erkannt und die Kosten der 
Errichtung derselben erschwinglich sein möchten usw.'' 

6* 



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U^iittt^n ta mieten, xatüdiat (üt die Uaterfaringim^ der dies Peo' 



flg. I- t>iu> 4l|('ixli< Rl4br)Hcnwnt m it«r W JhrinitrrttraSe, aomttutbn uch dona Erfcntani- 

grammc der Sektion für Metallbearbeitung und Elektrotechnik ent' 
iprcchcnden Untcrrichtianstalten. Dieie Mietung erfolgte mit dem 
Hintergedanken, fpäter vielleicht in den dauernden Besitz der ganzen 
Realität gelangen zu können. Unter diesen Verhältnissen konnte man 
den Ingenieur Karl Pf äff an die Stelle einet Vorsundes der dritten 
Sektion berufen, während er «hon früher, d. i. am z8. April 1883 in 
Anerkennung seiner hervorragenden Lehrtätigkeit als Dozent für die 
Technologie der Metallbearbeitung an unserem Institute den Titel eines 
Professors am Technologischen GewerbC'Museum erhalten hatte. 

Nachdem die nötigsten Geldmittel aufgebracht waren, wurde am 
7, Jilnner 18S4 die dritte Sektion zunächst mit einem Teile seiner Unter' 
richtsanslAlten in derWahringerstraßeNr.59 eröffnet. Professor Karl Pf äff 
trat seine neue Stellung am t. Januar 1884 an. In erster Linie konnte 



- 85 - 

nur eine Reihe von Speziallehrkursen über verschiedene Zweige der 
Metallindustrie und für alle wichtigeren Richtungen der Elektrotechnik 
abgehalten und die Vorbereitung für die Errichtung einer niederen 
Fachschule und Lehrwerkstätte für Bau^, Künste und Maschinen^ 
Schlosserei getroffen werden. Der Vorbereitungsjahrgang für die letztere 
wurde am 7. Jänner 1884 eröffnet. Dementsprechend entstand auch 
ein Normativ für die dritte Sektion, d. i. für Metallindustrie und 
Elektrotechnik, das bereits im Jahresberichte für das Jahr 1883 
veröffentlicht wurde. 

Ich lud Professor Pf äff ein, so bald als möglich an die Kon^ 
struktion einer Festigkeitsmaschine zu gehen; war er doch der Kon^ 
strukteur einer allerdings um diese Zeit schon ziemlich veralteten 
Maschine dieser Art. Ich hatte nämlich die Absicht, diese Maschine im 
Inlande bauen zu lassen und an der dritten Sektion eine Versuchs^ 
anstalt für Bau^ und Maschinenmaterial zu errichten. Professor Pf äff 
konnte aber leider die von ihm übernommene Aufgabe nicht durchs 
führen, da er durch eine große Zahl von Lehrsttmden, sonstige Ge^ 
Schäfte als Vorstand der dritten Sektion in Anspruch genommen wurde 
und durch die Entwürfe der Maschine nie völlig befriedigt war. Darum 
schien es mir wichtig, ihn mit dem vorgeschrittensten Stande der Material^ 
Prüfungstechnik und ihrer Hilfsmittel vertraut zu machen und ich untere 
nahm daher im November 1885 gemeinschaftlich mit dem Direktor der 
Floridsdorfer Lokomotivfabrik, B. Demmer und Professor Karl Pf äff 
eine Informationsreise nach Berlin, um daselbst die königl. technischen 
Versuchsanstalten zu besichtigen und Erhebungen zu pflegen, welche 
bei der Ausgestaltung der ersten und dritten Sektion des Museums 
von Nutzen sein könnten. Die unmittelbare Frucht dieser Studien^ 
reise war allerdings nicht die zunächst beabsichtigte Vorbereitung einer 
Versuchsanstalt für die statischen Eigenschaften der Bau^ und Ma^ 
schinenrohstoffe, wohl aber faßte ich den Entschluß, am Technolo^ 
gischen Gewerbe^Museum eine Versuchsanstalt für Papierprüfung 
einzurichten und der öffentlichen Benützung zu übergeben. Ich hatte mich 
schon mehr als 20 Jahre früher mit der Angelegenheit der technischen 
Papierprüfung befaßt und habe zuerst in Österreich brauchbare Prü^ 
fungsmethoden ersonnen und vorgeschlagen.*^) 

Es gereichte mir zur größten Befriedigung, in den Berliner königl. 
Versuchsanstalten eine autorisierte Papierprüfungsanstalt zu finden, 
deren Einrichtung, meine primitiven Vorschläge vom Jahre 1864 weit 
überragend, bereits im allseitigen Dienste der deutschen Papierindustrie 

'*') Vgl.: Geschichte der Papierfabrikation von Emanuel Spiro, Fabriks^ 
direktor in Böhm.^Krumau. Einleitung zum offiziellen österreichischen Katalog 
für die Weltausstellung 1900 in Paris, Klasse 87. 



— 86 — 

stand und als Kontrollanstalt für die bei öfFentlichen Ämtern ver^ 
wendeten Papiere diente. Die staatliche Anerkennung der Bedeutung 
dieser Anstalt äußerte sich besonders in der Schaffung der sogenannt 
ten Normalpapiere. Da die erste Sektion des Technologischen Ge^ 
werbe^Museums bereits einen Apparat, der nach den Angaben des 
Professors H artig in Dresden von Reuß konstruiert worden war, 
besaß und da ein ungemein geübter Experimentator in der Person des 
Vorstandstellvertreters der ersten Sektion, des Professors Lauboeck, 
zur Verfügung stand, waren alle Vorbedingungen erfüllt, um, ohne be^ 
sonders bedeutende Mittel in Anspruch nehmen zu müssen, am 
Technologischen Gewerbe^Museum in Wien eine Papierprüfungsanstalt 
für Österreich ins Leben zu rufen. Die Angliederung dieser Versuchs^ 
anstalt an die erste Sektion des Museums hatte folgende Gründe: 

1. Ein großer Teil der für die Papieruntersuchung notwendigen 
Hilfsmittel war bereits an der ersten Sektion vorhanden, als der Ge^ 
danke der Errichtung einer Versuchsanstalt für Papierprüfung auf^ 
tauchte ; auch hatte die erste Sektion bereits vor der Errichttmg der Ver^ 
Suchsanstalt Papieruntersuchungen mit vollkommen befriedigendem 
Erfolge durchgeführt; 

2. die für die Versuchsanstalt erforderlichen Fachmänner konnten 
aus Personen gewählt werden, die der ersten Sektion als Beamte oder 
Lehrkräfte seit Jahren angehörten und sich als vollkommen Vertrauens^ 
würdige und pflichttreue Fachleute bewährt hatten; 

3. zwei der wichtigsten Rohstoffe der Papiererzeugung der Gegen^ 
wart sind der auf mechanischem Wege aus Holz bereitete sogenannte 
Holzschliff und die auf chemischem Wege aus Holz dargestellte Zellu^ 
lose. Die Erzeugung von Holzschliff und Zellulose, welche in öster^ 
reich sowohl quantitativ als qualitativ eine ansehnliche Bedeuttmg er^ 
langt hat, wird von einer großen Zahl von Fabriken betrieben, 
von denen manche schon in einen fachlichen Verkehr mit dem 
Technologischen Gewerbe^Museum getreten waren. Die Bedeutung 
dieser beiden modernen Rohstoffe für die Qualität und Verwendungsart 
des Papieres ist keineswegs nach allen Richtungen hin Wissenschaft«' 
lieh festgestellt; Überschätzung und Unterschätzung des Rohstoffes in 
seiner Rückwirkung auf das Produkt wechseln in Fachkreisen und in 
der öffentlichen Meinung ab. Die Sammlung von Versuchsergebnissen, 
die die Verwendung von Holzschliff und Zellulose in der Papier^ 
industrie zu beleuchten geeignet sind, wird an einer unparteiischen 
Stelle den Weg zeigen zur genauen Erkenntnis der einschlägigen Ver^ 
hältnisse, welche Erkenntnis, wie die Wahrheit in allen Fällen, die 
einzige berechtigte Ratgeberin und das nächste Ziel einer rationellen 
Produktion und Konsumtion sein muß. Die an der Versuchsanstalt 



- 87 - 

vorzunehmenden Proben und Versuche zerfallen in zwei Hauptgruppen, 
und zwar : nach der mechanisch^technischen Richtung und in Beziehung 
auf die stoffliche Zusammensetzung, welch letztere entweder durch das 
Mikroskop oder durch die chemische Analyse ermittelt wird. 

In die Untersuchung der mechanisch^technischen Eigenschaften fallt: 

1. Die Ermittlung der Dicke des Papieres; 

2. die Bestimmung des Gewichtes; 

3. die Ermittlung der Dehnbarkeit und der absoluten Festigkeit 
durch experimentelle Erhebung der Bruchdehnung und Reißlänge des 
Papieres, und zwar nach verschiedenen Richtungen mit Beziehung auf 
das Format des Papieres; dann 

4. die Knitterbarkeit des Papieres. 

In die Untersuchung der Zusammensetzung fallt, wie gesagt: 

I. Die mikroskopische Untersuchung der verwendeten Rohstoffe. 
II. Die chemische Untersuchung, u. zw.: 

1. Die Bestimmung des Aschengehaltes; 

2. die qualitative und quantitative Analyse der Asche mit Be^ 
Ziehung auf einen bestimmten Stoff oder 

3. mit Beziehung auf alle darin enthaltenen Stoffe; 

4. die qualitative und quantitative Analyse des Papieres mit Be^ 
Ziehung auf einen bestimmten Stoff oder 

5. mit Beziehung auf alle darin enthaltenen Stoffe; 

6. die Bestimmung der Art der Leimung (vegetabilisch oder ani^ 
malisch) und des Grades der „Leimfestigkeif" ; 

7. die technische Wertbestimmung von Hilfsstoffen der Zellulose^ 
und Papierfabrikation. 

Außer den hier angeführten Arten von Untersuchungen sollten in 
der neuen Anstalt auch noch andere Versuche und Versuchsreihen 
durchgeführt werden, wie z. B. Bestimmung des Grades der Transparenz 
(Pauspapiere), Hygroskopizität, Saugfähigkeit der Löschpapiere, Leistungs^ 
fähigkeit der Filtrierpapiere, Verhalten des Papieres bei der Behandlung 
mit chemischen Agentien, Verhalten des Papieres bei bestimmten 
Verwendungsarten etc. 

Die Vorbereitungen für die Errichtung dieser Versuchsanstalt 
vollzogen sich jedoch nicht ohne Widerstände. Als ich von Berlin 
zurückgekehrt war, begab ich mich sofort zu dem damaligen Präsi^ 
denten des Österreichisch^ungarischen Vereines der Papierfabrikanten, 
Herrn E. Musil, und entwickelte ihm gegenüber meinen Plan derEr^ 
richtung einer Versuchsanstalt, aus der sich später auch eine Lehr«' 
anstalt herausbilden könnte, um der vaterländischen Papierindustrie 
ein mindestens der Berliner Anstalt ebenbürtiges Institut zur Ver^ 
fügung zu stellen. Ich konnte auch darauf hinweisen, daß in den 



— 88 — 

Kreisen der Papierkonsumenten und der Papierindustriellen der Wunsch 
nach Errichtung einer solchen Anstalt schon wiederholt geäußert worden 
sei. Herr Musil, der, nach meiner Auffassung, als Lieferant des Papieres 
für die Staatsnoten, die dann das gemeinsame Finanzministerium in 
einem eigenen Atelier herstellen ließ, ein besonderes Interesse 
an dem Bestände einer solchen Versuchsanstalt haben mußte, nahm 
mich auf das freundlichste auf und sagte mir die Unterstützung des 
Papierfabrikanten^ Vereines zu. Dennoch mußte ich nach einiger Zeit 
erfahren, daß Herr Musil in seiner Eigeschaft als Präsident des 
Österreichisch^ungarischen Papierfabrikanten^ Vereines beim Unterrichts^ 
ministerium eine sogenannte Vorstellung gegen meine Absichten 
einreichte, die sogar auf meine Enthebung von der Stelle als 
Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums abzielte. Gleichzeitig 
veröffentlichte das Organ des genannten Vereines einen Schmäh^ 
artikel gegen mich. Die Wirkung dieser Campagne war eine für 
die projektierte Anstalt ungemein günstige. Eine Anzahl von Freunden 
und einsichtsvollen Männern vereinigte sich unter dem Vorsitze des 
Generaldirektors der k. k. priv. Papierfabrik Schlöglmühl, Gotthard 
von Cap eilen, zu einem Fachkomitee, das mir ratend und helfend 
zur Seite stand. Der Herr Minister für Kultus und Unterricht ge^ 
nehmigte auch mit dem Erlasse vom 2. Jänner 1886 trotz des Musilschen 
Protestes das von mir vorgelegte Programm der Versuchsanstalt und im 
Jahre 1886 erledigte diese bereits 49 Aufträge unter Durchführung von 
102 Versuchsreihen. Damit hatte das Technologische Gewerbe^Museum 
einen wichtigen Zweig der Industrie in den Kreis seiner Wirksamkeit 
erfolgreich einbezogen. 

Die käufliche Erwerbung der Siglschen Realität, die ja zum Teil 
schon bezogen war, war bereits durchgeführt, die Adaptierungen waren im 
Zuge und die erste und dritte Sektion bereits eingerichtet, so daß wir 
das Gefühl hatten, von den bisherigen, unsere Tätigkeit und Ent^ 
Wicklung beengenden Fesseln dauernd befreit zu sein. Nun sollte 
noch die zweite Sektion in unser Haus in der Währingerstraße ge^ 
bracht werden. Lange hatten wir aber schon die Absicht, eine 
gründliche Reform der zweiten Sektion in der Weise herbeizuführen, 
daß sie nicht bloß auf die chemische Seite der Textilindustrie be^ 
schränkt, sondern zu allen jenen chemischen Gewerben in Be^ 
Ziehung gebracht werden sollte, die nicht schon durch besondere Ver^ 
suchst und Lehranstalten gepflegt wurden. Außer der schon oft ge^ 
nannten Gerberei^ Versuchsstation gab es ja bereits eine Versuchsanstalt 
für die keramische Industrie, die mit der Kunstgewerbeschule ver^ 
einigt war. Außer diesen beiden, dem Unterrichtsministerium untere 
stehenden Instituten chemisch^technischer Richtung, bestand eine Ver^ 



- 89 - 

Suchsanstalt des Vereines der Rübenzuckerfabrikanten, ein Institut, das 
durch seinen Vorstand Dr. Strohm er berühmt wurde; ferner die land^ 
wirtschaftlich'<hemische Versuchsstation, vom Ackerbauministerium ge^ 
gründet und diesem unterstehend, durch seine Vorstände Moser, 
M eissei und Dafert in stets aufsteigender Entwicklung zur heutigen 
Höhe gebracht. Trotz des Bestehens dieser chemisch^technischen In^ 
stitute blieben noch außer der Tinktorialchemie eine Reihe von Zweigen 
der chemischen Großindustrie und auf chemischen Prozessen beruhende 
Gewerbe übrig, die der Förderung durch Versuchsanstalten und Untere 
richtsorganisationen bedurften, da solche, abgesehen von den tech^ 
nischen Hochschulen, nur an den Staatsgewerbeschulen in Reichenberg 
und Bielitz bestanden. Nachdem durch das Ausscheiden Liechtis auch 
das persönliche Hindernis für eine Ausgestaltung der zweiten Sektion, 
gegen die er heftig opponierte, beseitigt war, konnte man bei der 
Neubesetzung der Stelle eines Vorstandes der Sektion für chemi^ 
sehe Gewerbe auf die Erweiterung der Aufgaben der Sektion Rück^ 
sieht nehmen. Die Spezialkommission beschloß im Jahre 1886 diese 
Erweiterung der zweiten Sektion und zugleich die Errichtung eines 
Neubaues an Stelle des Gießereitraktes, dessen Untergeschoß und erstes 
Stockwerk zur Aufnahme der erweiterten zweiten Sektion bestimmt 
wurde. 

Sollte die zweite Sektion nicht dauernd unser Schmerzenskind 
bleiben, so mußte sich die neue Besetzung der Vorstandsstelle unter einem 
glücklicheren Stern vollziehen als die erste, und so kam es auch. Das 
Ministerium für Kultus und Unterricht gestattete, daß der bisherige 
Vorstand der chemischen Abteilung an der Reichenberger Staatsge werben 
schule, Professor Dr. Hugo Ritter von Perger, als Vorstand der 
erweiterten chemischen Sektion berufen werde. Ihm oblag nicht nur 
die Einflußnahme auf die baulichen Vorkehrungen und die Einrieb^ 
tung, sondern auch die Antragstellung über die Organisation der zweiten 
Sektion. Nahezu gleichzeitig errichtete überdies der Brauherrnverein 
ein verwandtes Institut, nämlich die Versuchsstation für Brauerei und 
Mälzerei, und brachte sie mit unserer zweiten Sektion organisatorisch 
und räumlich in Zusammenhang, nachdem schon früher das Unterrichts^ 
ministerium dem o. ö. Professor der chemischen Technologie an der 
Hochschule für Bodenkultur Franz Schwackhöfer die Erlaubnis 
zur Annahme der Stelle eines Vorstandes der genannten Station 
erteilt hatte. So sah ich mich denn plötzlich von zwei Chemikern um< 
geben, von denen mir der eine seit Jahren als hervorragender, ja Be^ 
geisterung weckender Lehrer, der andere nicht minder als ein Vor< 
tragender ersten Ranges bekannt war. Zu beiden Männern hatte ich 
volles Vertrauen. Perger kannte ich schon von den letzten sechziger 



— 90 — 

Jahren her, als er Supplent an der Kremser Landes^OberrealschuIe wurde. 
Trotz des etwas abenteuerlichen weiteren Lebenslaufes dieses Mannes 
konnte man über seine ungewöhnliche Begabung, seinen glühenden 
Ehrgeiz und seine gewinnenden Formen nicht im Zweifel sein, auch 
galt er als ein theoretisch hochstehender und praktisch erfahrener 
Chemiker. Seine Schüler wenigstens schworen auf ihn. Schwack^ 
höfer anderseits war ein Mann von schöpferischer Kraft und durchs 
aus auf der Höhe seiner Aufgabe. Damit konnte man für das weitere 
Schicksal der zweiten Sektion samt ihrem Annexe für Brauerei und 
Mälzerei beruhigt sein. Inzwischen vollzogen sich aber andere organi^ 
satorische Fortschritte, so die Errichtung einer höheren Fachschule 
für Bau^ und Maschinenschlosserei, analog der höheren Fachschule 
für Bau^ und Möbeltischlerei, und die am 15. November 1887 eröffnete 
Versuchsanstalt für Elektrotechnik. 

Die Sektion für chemische Gewerbe, bestehend aus drei Untere 
richtsanstalten : der niederen Fachschule für Färberei, der höheren 
Fachschule für chemische Gewerbe, dem Seminar für absolvierte 
Hochschüler und aus der Untersuchungsstation und Versuchsanstalt, 
trat mit dem Oktober 1887 in alle Richtungen ihrer Tätigkeit ein. 

Während dieser Zeit verfolgte ich dennoch unablässig den Plan, 
zu einer Prüfungsanstalt für Bau^ und Maschinenmaterial zu 
gelangen, erkannte aber, daß ich auf die Pf äff sehe Maschine nicht 
rechnen dürfe. Pf äff war zu sehr mit der Leitung der dritten Sektion 
beschäftigt und widmete sich über mein Andrängen besonders der 
Berücksichtigung der stets lebhafter auftretenden Forderungen der 
Elektrotechnik. Ich förderte in dieser Beziehung besonders jene 
Hilfskraft Pfaffs, welche nebst eigenen Erfahrungen besondere Neigung 
für die Elektrotechnik zu haben schien; es war dies Ingenieur Karl 
Schlenk, der erste Adjunkt an der dritten Sektion. Da trat ein für meine 
Absichten überaus glücklicher Zufall ein. Ich wurde darauf aufmerke 
sam gemacht, daß in der Internationalen Ausstellung für Eisenbahn^ 
material in Rouen eine Maschine zur Messung von Tragfähigkeit und 
Festigkeit, und zwar die Emery^Maschine von der Yale and Towne 
Manufacturing Company in Stamford, Conn., U. S. A., ausgestellt sei 
und bei allen Fachleuten durch die kompendiöse Form, durch die 
Genauigkeit der Messung der Widerstände und durch die gute Aus^ 
führung Aufsehen errege. Die geistvolle Konstruktion dieser Maschine 
war mir aus der Literatur bekannt. Ich setzte mich sofort mit dem 
Vertreter der Firma, dem Ingenieur Gustav Henning, ins Einver^ 
nehmen und vollzog den Ankauf dieser Maschine unter günstigen 
Zahlungsbedingungen, einer mehrjährigen Garantie für das tadele 
lose Funktionieren und unter der Voraussetzung der Mitwirkung 



_ 91 — 

des genannten Ingenieurs bei der Montierung der Maschine, für die 
in dem für die zweite Sektion errichteten Gebäude ein angemessener 
Raum längst vorgesehen war. Fehlte noch die Gewinnung eines für die 
Prüfungsanstalt geeigneten Leiters, der auch als Lehrkraft an der 
höheren Fachschule für Bau^ und Maschinenschlosserei in Verwendung 
treten sollte. Unter der Mitwirkung meines treuen Beraters Laub o eck 
vollzog sich sodann die Berufung des Ingenieurs Bernhard Kirsch, 
die sich für die genannte neue Zweiganstalt als mindestens ebenso 
günstig erwies, wie der Ankauf der Em er /^Maschine. Im Juni 1888 
wurde vom Unterrichtsministerium das Programm und der Tarif für 
die Prüfungsanstalt genehmigt und diese in Betrieb gesetzt. 

Noch eines Ereignisses auf dem Gebiete der Organisation 
des Technologischen Gewerbe^Museums aus dieser Zeit ist zu gedenken. 
Es besteht in dem Eintreten des Technologischen Gewerbe^Museums 
in die Interessensphäre der Heeresverwaltung. Infolge einer Anregung 
des k. u. k. technischen und administrativen Militärkomitees wurden in 
dem Lehrplane der höheren Fachschule für Bau^ und Maschinen^ 
Schlosserei solche Vorkehrungen getroffen, die es ermöglichten, einer 
Anzahl von Militärbauwerkmeistern jene theoretische und praktische 
Ausbildung zu bieten, die dem genannten Komitee für einen be^ 
stimmten Zweck als wünschenswert erschien. Um einen dauernden Zu^ 
sammenhang zwischen der Heeresverwaltung und dem Technologischen 
Gewerbe^Museum zu sichern und insbesondere dafür vorzusorgen, daß 
in allen Fällen, in denen die Heeresverwaltung besondere Unterrichts>' 
bedürfnisse durch das Technologische Gewerbe^Museum befriedigen 
lassen konnte, dies auch möglich sei, strebte ich die Bildung einer 
Kommission zur Wahrung dieser Interessen der österreichischen 
Heeresverwaltung an. Dies gelang tatsächlich und unter einem vom 
Kriegsministerium ernannten Vorsitzenden, dem damaligen Haupte 
mann des Geniestabes Philipp Hess, wurde eine ständige Kommission 
eingesetzt, worin der Geniestab, die Artillerie ^ Arsenaldirektion, 
die Artilleriewaffe, der Maschinen^ und Schiffbau der Marinesektion 
und die Militärintendanz vertreten waren und noch vertreten sind. Den 
Anregungen dieses Komitees entsprang eine Reihe von Unterrichts^ 
Veranstaltungen teils vorübergehenden, teils ständigen Charakters, welche 
ich je nach der Art des Zieles der einen oder der anderen Sektion 
des Museums angliederte. 

Bis gegen das Ende der achtziger Jahre vollzog sich die Entwick^ 
lung der Organisation mit überaschender Schnelligkeit und unter der 
unverkennbaren Gunst gewisser äußerer Umstände. Es stellten sich die 
Präsidenten des Niederösterreichischen Gewerbevereines Matscheko, 
Banhans und auf ihn folgend wieder Matscheko und der diese 



— 92 — 

Präsidenten stets begleitende Ratgeber Anton Harpke mit dem größten 
Eifer in den Dienst der Sache ; die Kraft und der Einfluß der ersteren 
waren noch nicht auffällig im Rückgange. Auch die Übertragung der 
Kompetenz des Handelsministeriums in Sachen des gewerblichen Fach^ 
Unterrichtes und dadurch auch des Technologischen Gewerbe^Museums 
in das Ressott des Unterrichtsministeriums im Jahre 1882 wirkte 
um so günstiger auf die Verhältnisse unseres Institutes, als es 
in dem Sektions^-Chef Fidler und dem Referenten Sektionsrat 
Dumreicher, beide autoritative Persönlichkeiten, aufrichtige Partei^ 
ganger gewann. Ich selbst wurde im Jahre 1882 nicht ohne 
Stärkung meiner Position als Inspektor des gewerblichen Bildungs^ 
Wesens zur außerordentlichen Dienstleistung in das Unterrichtsmi^ 
nisterium berufen, was auch meine Mitgliedschaft in der Zentralkom^ 
mission zur Leitung des gewerblichen Bildungswesens zur Folge hatte. 
In dieser meiner Stellung war mir die technische Inspektion der Fach^ 
schulen für die holzverarbeitenden Gewerbe und für Korbflechterei 
und auch jener Staatsgewerbeschulen zugewiesen, an denen sich Ateliers 
für Holzbearbeitung befanden, so Graz, Salzburg, Innsbruck, Pilsen, 
Prag, Lemberg, später Triest u. a. Ich wurde bei der Errichtung neuer 
Fachschulen und Gewerbeschulen, bei der Einrichtung der Lehrwerk^ 
Stätten und auch in vielen anderen Fachschulfragen, welche nicht in 
mein engeres Dienstgebiet fielen, zu Rate gezogen, mit einem Wort 
der Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums hatte eine ein^- 
flußreiche Stellung im Unterrichtsministerium, die von Jahr zu Jahr an 
Bedeutung gewann. Außerdem war der dem Museum besonders wohl^ 
gesinnte, früher dem Handelsministerium angehörige Beamte Dr. Karl 
Lind gleichfalls vom Unterrichtsministerium übernommen worden. 
Im Jahre 1882 wurde ich ferner von dem industriereichsten Wiener 
Bezirk (Landgemeinden Hernais) in den Reichsrat gewählt und schloß 
mich auf Grund meines politischen Programmes der deutschliberalen 
Partei, der sogenannten Vereinigten Linken an. Mein Eintritt in die 
politische Laufbahn brachte zwar dem Technologischen Gewerbe^ 
Museum den Vorteil, den berufenen Vertreter seiner Interessen als 
Mitglied des Parlaments zu sehen, aber je mehr ich auf der parla^ 
mentarischen Tribüne für meine Partei und daher auch gegen ihre 
Widersacher und in den Arbeiten der Ausschüsse hervortrat, desto 
heftiger wurde die Gegnerschaft der Anhänger der die „Vereinigte Linke'* 
befehdenden deutschen Parteien des Hauses, eine Gegnerschaft, die 
sich auch auf den Landtag und den Gemeinderat verbreitete, wo ja 
fast überall dieselben Personen agierten. Es läßt sich ja absolut keine 
Bilanz aufstellen über die Vor^ und Nachteile meiner Anwesenheit 
und Wirksamkeit im Parlamente für das Technologische Gewerbe^ 



— 93 — 

Museum, nur eines steht fest : meine politische Haltung und die treue 
Angehörigkeit zu meiner Partei waren, wenn ich mich auch aus^ 
schließlich mit fachlichen Aufgaben : Wildbachverbauung, Meliorations^ 
wesen, Patent'^ und Markenschutzgesetzgebung, der Gewerbegesetz^ 
gebung überhaupt, mit dem Verkehrswesen und zwar Post und Tele^ 
graphie und Eisenbahnwesen, mit Unterrichtspolitik und dergleichen 
mehr befaßte, gewiß nicht dazu geeignet, um die besondere Benevolenz 
jener Ressortminister und jener höheren staatlichen Funktionäre 
zu erlangen, die dem Regime Taaffe angehörten. Wohl beehrte 
mich der eine oder der andere Handelsminister, der eine oder 
der andere Unterrichtsminister, der eine oder der andere höhere 
Beamte im Unterrichtsamt mit seiner persönlichen Sympathie, 
die sich sogar fallweise zur freundschaftlichen Gesinnung steigerte, 
aber bis zur öffentlichen Parteinahme der Unterrichtsverwaltung 
für die Schöpfung des Niederösterreichischen Gewerbevereines oder 
g^i* g^g^n die Feinde dieses Vereines und der vermeintlichen partei^ 
politischen Schöpfung der Liberalen, des Technologischen Gewerbe^ 
Museums, kam es nicht. Der Tod Fidlers und der Austritt Dum^ 
reichers aus dem Staatsdienste bedeuteten das Ende der Warmhaus^ 
Periode für uns. Das Institut wurde plötzlich den rauhen Ostwinden 
ausgesetzt, während uns der milde Westen nicht besonders zu Hilfe 
kam. Mit den durch das System Taaffe besonders begünstigten Na^ 
tionalitäts^Bestrebungen und autonomistisch^föderativen Forderungen 
gewann der Gedanke einer deutschen Zentralanstalt für das Reich, und 
dazu hatte sich das Technologische Gewerbe^^Museum anerkanntermaßen 
bereits emporgearbeitet, außerhalb der Hauptstadt fast nur Gegner. 
Dumreicher trat gleichfalls ins Parlament ein und war vom ersten 
Tage an ein angesehenes, aber bei den nichtdeutschen Volks^ 
Stämmen keineswegs beliebtes Mitglied unserer Partei. So hatte ich ihn 
als wohlwollenden Referenten verloren, als Parteigenossen auf der 
politischen Bühne gewonnen, was freilich nur eine Steigertmg des 
Verlustes bedeutete. War die erste Hälfte der Taaf feschen Regierungs^ 
Periode (1879 — 1886) der Entwicklung des jungen Institutes noch nicht 
hinderlich, so muß die zweite Hälfte der Ära Taaffe vom Jahre 1887 
bis 1893 schon als eine Zeit des Ringens gegen widrige Verhältnisse 
bezeichnet werden. Drastisch wird diese Wendung in den äußeren 
Umständen dadurch gekennzeichnet, daß die Staatssubvention bis 
zum Jahre 1885, also in sechs Jahren, bis auf 40.000 fl. stieg, 
daß sie aber vom Nachfolger Dumreichers im Referate des Unter^^ 
richtsministeriums, vom bezeichneten Jahre angefangen als ein nicht 
mehr zu steigerndes Maximum bezeichnet wurde. Dieser Referent, 
ein Mann von unleugbar großen Fähigkeiten und westeuropäischer 



— 94 — 

Weltkenntnis, ein hochgebildeter Totj^ erklomm rasch alle Stufen 
der bureaukratischen Laufbahn, vom zugeteilten Statthaltereirate 
bis zum Klinister. Obgleich er als einstiges Bli^ed der Spezial^ 
kommission mit den Schwierigkeiten genau bekannt war, die das 
Technologische Gewerbe^Museum bei der Art seiner Inszenesetzung zu 
überwinden hatte, sollte es sich aus seinen bedeutungsvollen Anfangen 
zur machtigen und großartigen Reichsanstalt entwickeln, vertrat 
Graf Vinzenz Baillet de Latour dennoch die AufiFassung, daß man 
den Niederösterreichischen Gewerbeverein als Firmaträger und finan^ 
ziellen Vormund seiner „Schöpfung'' aushungern und zwingen müsse, 
sein Kind der Staatsverwaltung zur weiteren Behandltmg auf Gnade 
und Ungnade zu übergeben, ja sogar darum bittlich zu werden. 

Noch eines Umstandes muß der historischen Treue zuliebe gedacht 
werden. Bei der Einführung der Speziallehrkurse zur Ausbildung von 
Werkmeistern der hausindustriellen Schnitzerei und Drechslerei, wobei ich 
doch wirklich nur die technische Leistungsfähigkeit jener nationalen Haus^ 
industrien, welche Holz verarbeiten, im Auge hatte, wurde das bisher 
versteckte Hißtrauen einzelner Personen am Stubenring gegen uns, auch 
wenn sie selbst untereinander uneinig waren, offenkundig. Eitelberger 
und Stork — das „und'' nimmt sich fast wie ein Schreibfehler aus — 
protestierten gegen die Übergriffe des Technologischen Gewerbe^Musetuns 
auf das Gebiet des Kunstgewerbes. Die Spanntmg wurde noch starker, als 
ich die niedere und später die höhere Tischlerschule eröffnete. Ich konnte 
mich darüber keiner Illusion hingeben, denn auch äußerlich verlor ich den 
seit den ersten sechziger Jahren gepflegten Zusammenhang mit dem Kunst^ 
gewerbe^Huseum.BIit dem Wachsen des Einflusses des Technologischen 
Gewerbe^Huseums wurde die Erinnerung daran geweckt, daß das öster^ 
reichische Museum für Kunst und Industrie auch die technische 
Seite mindestens des Kunstgewerbes hätte in die Hand nehmen können 
und daß es Professor Wilhelm Exn er war, an den man sich um Vor^ 
schlage in dieser Richtung schon zu einer Zeit wandte, als er sich noch mit 
der Behandltmg technologischer Stoffe an den Donnerstage Vorlesungen 
des Österreichischen Museums beteiligte. Die Ursache des Austrittes 
des Baron Dumreicher aus dem Staatsdienste hängt aber mit einer 
Ompagne zusammen, welche am Stubenring gegen ihn eröffnet 
wurde, nachdem es durch einen Zufall (Pflichtexemplare eines in Druck 
gelegten Referates) bekannt geworden war, daß Dumreicher die Absicht 
habe, dem Niedergange des Österreichischen Museums entgegen^ 
zuarbeiten und die auffallende Rückständigkeit der Kunstgewerbeschule 
zxx beseitigen. In dem Feldzug gegen Dumreicher fand er von Seite 
seines Chefs aus formal'^bureaukratischen Erwägungen nicht den ge^ 
nügenden Rückhalt und Dumreicher ging und damit ging auch der 



— 95 — 

geniale Organisator des gewerblichen Bildungswesens in Österreich für 
dieses Staatswesen verlosen. Der Stubenring hatte gesiegt, aber obwohl 
es nur ein Pyrrhussieg war, begann sich dieser unser Gegner als erhöhte 
Potenz zu fühlen, freilich, glücklicherweise für uns nicht lange Zeit hin^ 
durch. Der Protest dieser zum Übermute geneigten Gesellschaft gegen die 
gerüchtweise verlautende Ernennung des Grafen Vinzenz Latour zum 
Direktor des österreichischen Museums hatte für die Protestierenden 
sehr schmerzliche Folgen und es kam eine Zeit, wo sie höh gewesen 
wären, diesen selben Grafen Latour an ihrer Spitze zu sehen. Später 
gestalteten sich aus persönlichen Momenten die Beziehungen des Tech^ 
nologischen Gewerbe^Museums zum österreichischen Museum für Kunst 
und Industrie glücklicherweise zu überaus günstigen und heute ist die 
Hoffnung nicht mehr unberechtigt, daß sich ein höchst fruchtbarer 
modus vivendi zwischen den beiden Schwesteranstalten zu Nutz und 
Frommen der heimischen Produktion und Wirtschaft herausbilden werde. 

Trotz des Anwachsens der dem Unternehmen feindselig ge^ 
stimmten Kreise und der gleichzeitigen Abnahme der tmmittelbaren 
günstigen Beeinflussung des Institutes durch die Regierung konnte 
doch das Technologische Gewerbe^Museum beim Abschlüsse des ersten 
Dezenniums seines Bestandes, d. i. im Oktober 1889, nicht nur auf 
den zurückgelegten Weg mit Befriedigung und Stolz zurückblicken, 
sondern auch mit Zuversicht auf die weitere Ausbildung und Befestig 
gung des bisher Erreichten rechnen. Zahlreich und im höchsten Grade 
wertvoll für uns waren die Ktmdgebungen der Zustimmung und An*^ 
erkennung, die uns beim Abschlüsse dieses Jahrzehntes zukamen. Denn 
auch die Zahl unserer Klienten und der absolvierten Schüler war ge^ 
stiegen und der Kreis jener Freunde, die wir durch genaue Einsicht 
in unsere Art zu arbeiten gewannen, hatte sich mächtig erweitert. 
Faktoren, die früher eine gegnerische Haltung einnahmen, wie z. B. der 
Verein der österreichisch^ungarischen Papierfabrikanten, verwandelten 
sich in tatsächliche Parteigänger und Freunde. Im Verkehr mit dem 
genannte Vereinen errichtete ich mit dessen Unterstützung einen 
Speziallehrkurs für Papierindustrie, der sich als eine Folge der be^ 
friedigenden Leistungen der Versuchsanstalt darstellt. 

Die Berufung des Professors Karl Pf äff zum Direktorder Mas jhinen^ 
fabrik Brand & Lhuillier in Brunn, der er zögernd nur infolge der 
großen pekuniären Vorteile nachkam und die mit der zunehmenden 
Frequenz der Fachschulen der dritten Sektion und der Inanspruchnahme 
der Versuchsanstalt für Elektrotechnik zusammenfiel, die Erfahrung 
ferner, daß ein großer Teil der Schüler der Fachschulen der dritten 
Sektion sich der Elektrotechnik zuwendete, ließen den Gedanken reifen, 
eine Spaltung der dritten Sektion in eine dritte und vierte Sektion 



- 96 - 

vorzubereiten, die sich derartig vollziehen sollte, daß mit der Er*^ 
richtung einer Fachschule für Elektrotechnik uud deren Vereinigung mit 
der schon bestehenden Versuchsanstalt eine selbständige vierte Sektion 
für Elektrotechnik ins Leben tritt. Eine vierjährige Fachschule für 
Elektrotechnik wurde mit ihren ersten zwei Jahrgängen bereits im 
Oktober 1890 eröffnet und die von mir aufgestellten Grundlinien 
der Organisation fanden gleich anfangs in dem starken Besuch 
eine erfreuliche Bestätigung ihrer Richtigkeit, ein Beweis dafür, daß 
hier ein dringendes Bedürfnis zu befriedigen war. Formell vollzog sich 
die Teilung der ehemaligen dritten Sektion in eine Sektion für Metall^ 
industrie und in eine Sektion für Elektrotechnik erst im nachfolgen^ 
den Jahre 1891, indem gleichzeitig die Leitung dieser beiden Sektionen 
provisorisch einerseits dem früheren Fachschuldirektor Ferdinand 
Walla, anderseits dem Professor Karl Schlenk übertragen wurde. 
Die Leitung eines der Industrie und dem Gewerbe dienenden Institutes 
muß auf den Pulsschlag der Zeit lauschen und rasch handeln; ist doch 
der Weg zur definitiven Gestaltung von Organisationen, der reiche 
Erfahrung bedarf, ohnehin langwierig. An einigen wenigen Punkten in 
Westeuropa, in Frankfurt, Brüssel und Paris war wohl schon ein be^ 
scheidener Anfang mit der Einrichtung von Instituten, namentlich von 
Schulen mit ausschließlich theoretischem Unterrichte auf elektro*^ 
technischem Gebiete, gemacht worden, welche auf die Erziehung von 
höheren Stufen des Arbeiterstandes und selbst von Leitern gewerblicher 
Unternehmungen mittleren Umfanges für die Anwendung elektrischen 
Schwach^ und Starkstromes abzielten. Wohl besaßen einige technische 
Hochschulen schon Lehrkanzeln für die Elektrotechnik, der jüngsten 
aller technischen Wissenschaften. Nirgends aber wurde der Versuch 
unternommen, auch die manuelle Ausbildung, jene Handfertigkeiten, 
die man bisher Präzisionsmechanik nannte, in einer Lehrwerkstätte 
gleichzeitig mit dem theoretischen Unterrichte und der Ausbildung im 
Versuchslaboratorium, also hauptsächlich im elektrischen Messen, in 
einem und demselben Institute im organischen Zusammenhange zu 
betreiben. Die Schaffung einer Lehrwerkstätte für Elektromechanik an 
der neuen Fachschule für Elektrotechnik wurde mir sehr widerraten; 
sie wurde als ein gewagtes Experiment bezeichnet. Ich war aber über^ 
zeugt, daß eine bloß abstrakte Ausbildung für junge Gewerbetreibende, 
Werkmeister und Techniker im Betrieb der elektrotechnischen Untere 
nehmungen nicht ausreichen könne. Der Schlosser hätte nach wie vor das 
Terrain beherrscht, und was bei Uhrmacherschulen, wie jenen in der 
Schweiz und in Cluses (Frankreich) möglich und erreichbar war, mußte, 
so folgerte ich, auch für die elektrotechnische Werkstätte möglich und 
erreichbar sein. Die ausgebaute Sektion für Elektrotechnik war die erste 







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- 98 - 

Mitwirkung bei der zugunsten des Kleingewerbes geplanten Aktion 
erscheint unter den im einzelnen noch zu vereinbarenden Bedingungen 
als empfehlenswert, zumal es den Aufgaben dieser Anstalt entspricht, 
technische Fortschritte im Gewerbe zu verbreiten. 

Da das Technologische Gewerbe^Museum hinsichtlich dieser Ge^ 
werbeförderungsagenden vom Handelsministerium ressortieren muß, wird 
sich darauf die Tätigkeit der zur Leitung des Museums bestehenden 
Spezialkommission nicht zu erstrecken haben. Es wird vielmehr das 
Handelsministerium einen eigenen Beirat einsetzen^ der die Aufgabe 
haben soll, der Regierung für ihre Entschließungen das erforderliche 
Substrat zu bieten. 

Die an das Handelsministerium gelangenden, die Gewerbeförderung 
betreffenden Einschreiten werden zunächst dem Direktor des Techno^ 
logischen Gewerbe^Museums zur Begutachtung übermittelt werden. Dem 
Handelsminister bleibt es vorbehalten, sofern es sich um wichtige Ent^ 
Scheidungen handelt, diese Einschreiten dem erwähnten Beirate zur 
Erörterung und Antragstellung zu überweisen, ohne jedoch an dessen 
Votum gebunden zu sein. 

Der Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums wird über 
den Kostenaufwand der hier in Betracht kommenden Vorkehrungen 
dem Handelsministerium einen Voranschlag unterbreiten ; die Flüssige 
machung der genehmigten Beträge erfolgt durch das Handelsministerium. 

Um die für die Unterbringung der „Arbeitsbehelfe für das Kleine 
gewerbe" erforderlichen Räumlichkeiten rechtzeitig zu gewinnen, wird 
der Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums eingeladen, die 
geeigneten Vorkehrungen wegen der Mietung eines entsprechenden 
Lokales zu treffen.'' 

Durch diesen Verlauf der Dinge wurde ich nun in meiner Eigene 
Schaft als Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums mit der 
Exekutive jenes Verwaltungszweiges und der Leitung jener Agenden 
betraut, die zunächst unter der Bezeichnung „Technischer Dienst 
zur Förderung des Kleingewerbes'' am i. Juli 1892 in das 
System der österreichischen Staatsverwaltung eintraten. In dem Ge^ 
bäude des Technologischen Gewerbe^Museums wurde der „Kleine 
gewerbesaal" eingerichtet und der technische und administrative Teil 
der ganzen Gestion unter der Mitwirkung von Beamten des Tech^ 
nologischen Gewerbe^Museums und einigen besonders für diese neue 
Aktion gewonnenen Kräften, unter denen die hervorragendste Doktor 
Adolf Vetter war, besorgt. Die Zuweisung der Aufgabe an den 
Direktor des Technologischen Gewerbe ^Museums fand über An^ 
trag des Grafen Latour, statt. Dieser Antrag war auch wohl begründet, 
da es in der im Jahre 1881 erschienenen, von mir bereits öfter zitierten 



99 — 

Denkschrift ausdrücklich hieß: ,,Eine allgemeine mechanische Sektion 
würde die Verbreitung von Motoren für das Kleingewerbe, die Prüfung 
derselben auf ihre Leistungsfähigkeit usw. zu behandeln haben'' und 
tatsächlich hat schon die erste Sektion auf ihrem Gebiete die technische 
Förderung der kleinen Betriebe vom ersten Tage ihres Bestandes an^ 
gefangen im Auge behalten. 

Die Menger sehe Idee war daher für uns alle, die wir am Ge^ 
werbemuseum wirkten, kein Novum. Trotzdem hielt ich es für meine 
Pflicht, in der Ministerialkommission, die obige Grundsätze feststellte 
und mir die Exekutive zuwies, auf die Hindernisse aufmerksam zu 
machen, die einer derartigen staatlichen Verwaltungsaufgabe, nament«^ 
lieh in Österreich, entgegenstünden, wo gewisse Ideen der mit der 
Gewerbenovelle vom Jahre 1883 inaugurierten Gewerbepolitik sich in 
den Köpfen der großen Majorität der Kleingewerbetreibenden als unan«^ 
tastbares Glaubensbekenntnis festgesetzt hatten. Man erwartete alles 
Heil von der Organisation des Gewerbestandes in der Zwangsgenossen^ 
Schaft, man erwartete den wirtschaftlichen Aufschwung des kleinen Mannes 
als unfehlbare Folge des Befähigungsnachweises usw. Die Erwerbs^ und 
Wirtschaftsgenossenschaften auf Grund des Gesetzes vom Jahre 1873, 
also freigebildete Korporationen, hatten sich in ihren für uns zunächst 
interessanten Formen als Produktiv^, Werk^, Rohstoffe- und Magazin^ 
genossenschaften noch wenig eingelebt und gerade ihrer bedurfte die 
Kleingewerbeförderung in erster Linie, da man doch nicht einzelne 
Individuen mit Mitteln aus dem Staatsschatze fördern, d. h. protegieren 
konnte. Die Zwangsgenossenschaft aber, wie sie die neue Gewerbe^ 
Ordnung definierte, und an diese glaubte mit größtem Zutrauen die 
Hehrheit der Wiener Gewerbetreibenden, war keineswegs der Bildung 
der Erwerbs^ und Wirtschaftsgenossenschaften förderlich. Und wirklich 
machten sich die enragiertesten Verfechter der neuen Gewerbepolitik 
über die freilich mit kleinen Mitteln begonnene Gewerbeförderungsaktion 
am meisten lustig. „Wir brauchen keine modernen Maschinen und 
Werkzeuge, wir brauchen keine neuzeitlichen Arbeitsmethoden, wir 
wollen nur eine strenge Durchführung des Befähigungsnachweises beim 
handwerksmäßigen Gewerbe, die Einführung desselben bei den Fabriken 
und dem Handelsgewerbe"", so tönte es uns entgegen. 

Die Entwicklung der neuen Sektion des Technologischen Gewerbe^ 
Museums, der verhältnismäßig rasch reichliche Mittel vom Staat, den 
Landesfonds und aus andeten Quellen zuflössen, war aber so über^ 
raschend günstig, daß sich alle österreichischen Volksstämme und 
auch alle politischen Parteien, die christlich^soziale nicht ausgeschlossen, 
allmählich mit dem Gedanken befreundeten und sich dessen später sogar 
in ausgedehntem Maße bemächtigten. Das Technologische Gewerbe*^ 



— 100 — 

Mtisetun als Träger dieser Aktion gewann an Popularität in 
die ihm bisher ferngeblieben waren und das Handelsministerium er^ 
kannte von Tag zu Tag mehr, daß dieser Dienstzweig in jedem Sinne 
des Wortes fruchtbar sei und die besondere Fürsorge dieser Zentralstelle 
verdiene. Diese Fürsorge ging so weit, daß schrittweise der organisatorische 
Zusammenhang mit dem Technologischen Gewerbe^Huseum gelöst 
und daß schließlich, als der Handelsminister Freiherr von Dipauli über 
meinen Vorschlag den Ankauf eines eigenen Gebäudes für den Ge^ 
werbeförderungsdienst durchsetzte, auch die räumliche Trennung vom 
Technologischen Gewerbe^Huseum vollzogen wurde. Heute besteht 
zwischen dem mittlerweile stark entwickelten Gewerbeförderungsdienste 
und dem Technologischen Gewerbe^Huseum, dem er die Führung in 
der ersten Phase seines Bestandes verdankt, nur mehr das Verhältnis 
der Personalunion, indem ich sowohl dem Technologischen Gewerbe^ 
Museum als auch dem exekutiven Gewerbeförderungsdienste als Direktor 
vorstehe. Da der Gewerbeförderungsdienst dem Organismus des Insti^ 
tutes nicht mehr angehört, so kann ich mich auf diese Darstellung 
beschränken, darf aber auch phi^e Gefahr, einem Widerspruche zu 
begegnen, feststellen, daß der Anteil, den das Technologische Gewerbe^ 
Museum an dem heutigen Stande der Gewerbeförderung in Österreich 
in seiner Führerrolle für die Zeit vom Jahre 1892 bis etwa 1900 hat, 
der Gewerbeförderung zum Vorteil, dem Technologischen Gewerbe^ 
Museum aber nicht zur Unehre gereicht. Die sachliche Trennung der 
beiden so nah verwandten Institute vollzog sich gegen meine Über^ 
Zeugung und gegen meinen Willen. Sie hat in gewissen Beziehungen bei^ 
den geschadet, dem jüngeren Amte vielleicht mehr als dem älteren Museum. 
Die Ressortzugehörigkeit der Gewerbeförderung zum Handelsministerium 
aber und die Beistellung der Kredite durch dieses Ministerium führten 
schließlich verwaltungstechnisch zu einer so einschneidenden inneren 
Trennung des Dienstes von dem zum Unterrichtsministerium ressortieren*^ 
den Museum und überhaupt zu einer solchen Sachlage, daß die Aufrecht^ 
erhaltung des Zusammenhanges eine bedeutungslose Fiktion gewesen 
wäre. Ich bin indessen der Ansicht, daß die Kompetenzschwierigkeiten 
zwischen den beiden Ministerien durch die Lostrennung des Gewerbe^ 
förderungsdienstes vom Museum nicht an Bedeutung verloren haben. 
Interessant ist, daß man in Preußen, wo man begonnen hat, die öster^ 
reichischen Einrichtungen der Gewerbeförderung zu kopieren, daran geht, 
eine Zentralstelle in Berlin zu schaffen und dafür als Grundlage ein 
Technologisches Gewerbe^Museum einzurichten, daß man dort also einen 
Zustand herbeiführen will, den wir hier in Österreich vom Anfang an 
sehr zum Vorteile der jungen Institution der Gewerbeförderung genossen, 
und der dann beseitigt wurde. 



— lOI — 



Die Geschichte der Gewerbeförderung in Österreich ist übrigens 
in den vom Handelsministerium herausgegebenen Jahresberichten und 
in den Klitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums nieder«^ 
gelegt, atif welche Quellen ich den Forscher hiermit verwiesen haben will. 



Die Geschichte der Organisation des Technologischen Gewerbe^ 
Museums könnte ich damit abschließen, denn vieles, was noch auf 
die Organisation zurückwirkte, wie z. B. die Gründung des Museums 
der Geschichte der österreichischen Arbeit, die Ausbildung der einzelnen 
Unterrichtsanstalten und Versuchsstationen, die Wirksamkeit der Geselle 
Schaft zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Museums, die Ober^ 
tragung der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mäl«^ 
zerei in das neue Gebäude der Akademie für Brauindustrie im Jahre 
1895, all das und vieles andere wird in den folgenden Abschnitten im 
besonderen behandelt werden. Hervorzuheben ist nur noch folgendes: 

Meine Stellung im Abgeordnetenhause und insbesondere im 
Finanzausschusse setzte mich in die Lage, die vom Niederösterreichi^ 
sehen Gewerbeverein an die Regierung gerichteten Petitionen, welche 
ausnahmslos die nachdrücklichste Befürwortung durch den Herrn 
Erzherzog'^Protektor Karl Ludwig fanden und darauf abzielten, daß 
eine größere Anzahl von Staatsbeamtenstellen am Technologischen 
Gewerbe^Museum systemisiert und an eine Reihe der hervorragendsten 
Kräfte dieses Institutes verliehen werden sollten, immer und immer 
wieder im persönlichen Verkehr zu vertreten und die Gerechtigkeit 
und Nützlichkeit der Erfüllung dieses Wunsches nachzuweisen. Meine 
Parteinahme für eine die polnische Fraktion im Hause sehr interessier 
rende Angelegenheit, eine Angelegenheit, für die zu plaidieren mir meine 
fachliche Überzeugung und die genaue Kenntnis der einschlägigen Verhalt^ 
nisse vorschrieben, hatten mir den Referenten für das Unterrichtsbudget 
(d. h. für die Zentralleitung), Grafen Pininski, geneigt gemacht. Er 
brachte die Systemisierung von 15 Staatsbeamtenstellen am Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum in Anregung, der Minister für Kultus tmd 
Unterricht Dr. Ritter von Madeyski trug unseren Wünschen Rech/ 
nung und im Finanzgesetze für das Jahr 1895 erfolgte die seit einer 
Reihe von Jahren angestrebte Maßregel. Aber zwischen der Genehmig 
gung des Finanzgesetzes und der faktischen Durchführung der für die 
Stabilisierung des Technologischen Gewerbe^Museums und auch für 
dessen Verwaltung so wichtigen Verfügung verging noch eine lange, 
lange Zeit. Dabei war ja das, was das Koalitionsministerium in dieser 
Richtung konzedierte im Verhältnis zur Bedeutung und zum Umfange 
des Technologischen Gewerbe^Museums ohnehin außerordentlich wenig. 



— 102 — 

viel weniger als das, was ich bei der Stellung des Institutes zwischen 
einer Mittelschule und den Hochschulen fordern zu dürfen glaubte. 
Man vertröstete mich auf die Zukunft und ich und meine Mitarbeiter 
waren noch froh, wenigstens das erreicht zu haben, daß sich der bisher 
im Extraordinarium stehende Subventionskredit in ein ordentliches 
Erfordernis des Staatsvoranschlages verwandeln werde. Eine Erhöhung 
der Ziffer wurde bei dieser Gelegenheit nicht zugestanden. Es bedurfte 
neuerlicher Anstrengungen, bis es gelang, den Herrn Unterrichts^ 
minister, zu jener Zeit Freiherr von Gautsch^Frankenthurn, zur 
Besetzung von acht systemisierten Stellen zu bewegen. Die wohl^ 
wollende Haltung der Unterrichtsbehörde blieb von nun ab mit un*^ 
erheblichen Schwankungen eine dauernde, ein Moment, das um so wichtiger 
war, als uns im Jahre 1896 unser unvergeßlicher Protektor Erzherzog 
KarlLudwig durch den Tod entrissen wurde und als auf der anderen 
Seite die dem Gewerbevereine und somit dem Technologischen Ge^ 
werbemuseum abholde christlich -soziale Partei sowqhl im nieder^- 
österreichischen Landtage als auch im Gemeinderate zur Majorität 
gelangt war und sofort die ohnehin schwer errungenen Subventionen 
dort von 1000 fl. jährlich, hier von 3000 ü., einzog und damit den 
Einnahmeetat des Museums in empfindlichem Maße verringerte. Es 
ist meine Pflicht als wahrheitsliebender Berichterstatter, hier fest^ 
zustellen, daß die bei dem mächtigen Führer und weitaus bedeutendsten 
Manne der genannten Partei, Bürgermeister Dr. Karl Lueger, untere 
nommenen Schritte den Erfolg hatten, daß zuerst er und dann seine 
Parteigenossen für die Wiederverleihung der Subventionen der Gemeinde 
und des Landes Niederösterreich eintraten und sie tatsächlich ab 1901 
wiederherstellten. 

Die Vorzüge des organisatorischen Grundgedankens des Techno^ 
logischen Gewerbemuseums bewährten sich mit der stetigen Ausbrei^ 
tung seiner Dienstzweige immer mehr. Durch die an dem bestehenden 
Bündel von Fachschulen und an der Gruppe von Versuchsanstalten 
vorhandenen persönlichen Kräfte und durch den trotz aller Abschreie 
bungen stetig wachsenden Wert des sachlichen Bestandes, des Inven^ 
tars an Maschinen, Apparaten, Instrumenten und Werkzeugen und 
seiner Sammlungen war es bei der Elastizität der Verwaltung mög^ 
lieh, den verschiedenartigsten jeweilig auftauchenden Bedürfnissen 
technischer Art im Gewerbe, Industrie und Verkehr zu entsprechen. 
Da wurde den Forderungen der Heeresverwaltung durch Abrichtung 
von Militärpersonen für den Dienst bei elektrischen Beleuchtungs^ 
anlagen, für das Hantieren und Gebahren mit Sprengmitteln, für die 
Erziehung von Werkmeistern bei militärärarischen Betrieben nach^ 
gekommen; dort wurde eine höhere Fachschule für Elektrotechnik 



— 103 — 

eingerichtet; vor und während der Herstellung der Verkehrsanlagen 
Wiens und dem Baue neuer Bahnen richteten sich die Versuchs^ 
anstalten an der ersten und zweiten Sektion darauf ein, die mecha^ 
nisch^technische und chemische Zementprüfung zu betreiben. Die stets 
zunehmende Erkenntnis von der Wichtigkeit der Schmiermaterialien, 
insbesondere des Öles als Schmiermittel, führte zu neuen Dispositionen 
in den genannten Versuchsanstalten. Solche Beispiele könnten noch 
viele angeführt werden, doch wird ja noch manches in den späteren 
Abschnitten zur Besprechung gelangen. Es mußte hier aber schon 
hervorgehoben werden, daß die Expansivkraft des Institutes infolge 
seiner Organisation eine fast unerschöpfliche wäre, deshalb nur „fast'', 
weil es eingedämmt ist durch die Grenzen der zur Verfügung stehenden 
Räume und die ständige Knappheit der Mittel. Aber wenn es noch 
eines Beweises bedürfte, so spräche die Tatsache allein für den 
ursprünglichen und jetzt durchgeführten Plan des Unternehmens, 
daß es sich vom Jahre 1893 an, wo das Maximum der Subventionen 
mit nicht ganz 50.000 fl. erreicht wurde, das, wie erwähnt, sogar vor*^ 
übergehend sank, bis heute ohne Störung fortschreitend entwickeln 
konnte, derart entwickeln konnte, daß der Umfang der Anstalt in 
räumlicher Hinsicht, gemessen an der Frequenz der Unterrichtsanstalten 
und am Umfange des Konsultationsdienstes, wesentlich größer ist als da^ 
mals, und daß die stets, und zwar sehr schnell steigenden Erfordernisse 
durch die eigenen Einnahmen gedeckt werden konnten. Eine eigentliche 
Notlage in finanzieller Beziehung trat niemals ein und der Plan einer 
methodischen Aushungerung wäre niemals realisierbar geworden. In^ 
teressant ist, wie manches andere Institut auf einem Umweg zur 
selben Konstruktion gelangt, die ich von vorneherein entworfen hatte. 
Wenn z. B. eine nach dem ursprünglichen Programme ausschließlich 
theoretischen Unterricht vermittelnde Staatsgewerbeschule später Lehr^ 
Werkstätten und Ateliers, dann eine Versuchsanstalt, wenn auch im 
kleinen Maßstabe, etwa für Baumaterialien hinzufügt, schließlich durch 
fortwährende Vermehrungen der Lehrmittelsammlung in den Besitz 
eines Museums gelangt, so steht die Anstalt am Ende ihrer Entwick*^ 
lung auf derselben organisatorischen Basis, welche ich dem Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum von vorneherein zugedacht hatte. In einer 
Beziehung bin ich jedoch nicht zufrieden mit der Entwicklung der 
Dinge und habe eine Art von Enttäuschung erlebt. Die unentbehr^ 
liehe Spezialisierung der persönlichen Kräfte nach der didaktischen 
oder versuchstechnischen Richtung hin, wobei Neigungen und Charakter^ 
eigenschaften mit in den Kalkül einbezogen werden müssen, steht dem 
Gedanken der Kooperation direkt entgegen. Je mehr sich die Lehrer 
und die Versuchstechniker vertiefen, desto mehr entfernen sie sich 



— 104 — 

von einander zum Nachteile ihrer Klientel ; besonders habe ich immer 
die Benützung der Sammlungen durch die Lehrer zu urgieren und 
die Befruchtung der Sammlungen durch diese und die Laboratoriums^ 
fachleute. Der lebendige Kontakt zwischen Sanmilungen und Biblio^ 
thek, dem Hörsaal und den Versuchsstationen, von allen dreien untere 
einander, ist noch lange nicht in dem Maße eingetreten, um alle darin 
liegenden Vorteile zu bieten und daher vollständig zu befriedigen. 
Freilich fehlt es infolge der Knappheit der Geldmittel, die immer nur 
die Befriedigung der dringendsten Tagesbedürfnisse.^ gestatten, an jenen 
Organen, die den Verkehr der Zweiganstalten untereinander zu ver^ 
mittein hätten. Obwohl das Technologische Gewerbe^Huseum heute 
eines der größten Institute seiner Art ist, hat es nie ein technisch 
gebildetes Museumspersonal für die Sanmiltmgen, nie einen fachlich 
erzogenen Bibliothekskustos, nie einen Berufsredakteur für die „Mit^ 
teilungen^, nie einen Sekretär für die Direktion und nie einen Chef 
für die Hilfsämter gehabt. Alle diese Kräfte, deren Gewinnung abso^ 
lut notwendig gewesen wäre, um sich dem idealen Zustande zu nähern, 
mußten entbehrt und deren Aufgaben als Nebenleistung von den Ange^ 
stellten des Museums, von jungen, nur vorübergehend verwendeten Hilfst 
beamten oder von älteren Freunden der Anstalt mit völlig unzureichenden 
Honoraren, mitunter auch dilettantisch, besorgt werden. Oft und oft stei^ 
gerte sich die Last der Arbeit aller Art mit einem fast unerträglichen Ver^ 
antworttmgsgefühl für den Direktor, seinen Stellvertreter und die Vor^ 
stände der Sektionen. Die Arbeitszeit dieser Funktionäre stieg häufig 
auf ein ungesundes Maximum, Urlaube und Erholungsreisen auf ein 
Minimum, sie blieben nicht selten für mich tmd meine Mitarbeiter ein leerer 
Begriff. Auf die Mangelhaftigkeit einzelner Einrichtungen, die uns 
genau bekannt, aber zu beseitigen nicht möglich war, komme ich im 
weiteren Verlaufe meiner Darstellung noch zurück. Diese Gebrechen sind 
aber weder so arg, noch so unheilbar, daß ich nicht auf die Ausdauer 
in der Verfolgung meines Zieles und auf die hervorragenden Leistungen 
der persönlichen Kräfte, die mir übergeordnet, kollegial gleichgestellt 
oder treu ergeben, behilflich waren, mit stolzer Befriedigung zurück^ 
blicken könnte. 



DIE PERSÖNLICHEN KRÄFTE. 

DIE GROSZMÄCHTE. 

Entscheidend dafür, ob der Versuch der Begründung des Tech^ 
nologischen Gewerbe^Museums durch den Niederösterreichischen Ge^ 
Werbeverein, also aus der Initiative des Bürgertums heraus, aus kleinen 
Anfangen und mit stets unzulänglichen Mitteln, gelingen konnte oder 
nicht, war die von Sr. Majestät dem Kaiser dem Unternehmen gegen^ 
über eingenommene Haltung. Ich denke nicht daran, der Geschichte 
Schreibung vorzugreifen, aber ich kann ihr ein hochinteressantes Detail 
liefern, indem ich über die Betätigung des Allerhöchsten Interesses 
des Kaisers Franz Josef für das Technologische Gewerbe^Museum 
Bericht erstatte. Daß Se. Majestät dem Technologischen Gewerbe^ 
Museum als Stifter beizutreten und sich bei jeder darbietenden Ge^ 
legenheit nach den Verhältnissen und der Entwicklung des Institutes 
zu erktmdigen geruhte, würde schon an sich eine nicht zu tmter^ 
schätzende Bedeuttmg gehabt haben. Die Rückwirkung dieser Tatsache 
auf die berufenen Kreise war unverkennbar, aber geradezu entscheidend 
wirkte das wiederholte persönliche Erscheinen des Kaisers in dem 
Technologischen Gewerbe^Museum. Achtmal zeichnete Se. Majestät 
das Institut durch seinen Besuch aus. Und so unzweifelhaft 
feststeht, daß die großartige Ausbreitung und den modernsten Auf^ 
fasstmgen entsprechende, in mancher Richtung sogar vorauseilende 
Entwicklung des österreichischen Unterrichtswesens eines der wichtigsten 
tmd bedeutungsvollsten Merkmale der Regierung des Kaisers Franz 
Josef darstellt, so wage ich doch die Behauptung, daß keine dem 
Bildungswesen zugehörige Institution in Österreich sich in einem 
höheren Maße der Aufmerksamkeit, Teilnahme und des huldvollen Wohl^ 
wollens unseres Kaisers zu erfreuen hat als das Technologische Gewerbe^ 
Musetmi in Wien. Nicht nur weil dieses Institut eine Leisttmg der 
. Arts- liberaux überhaupt darstellt,' deren keine dem Kaiser entgangen 
ist in seiner Fürsorge, sondern wohl auch insbesondere deshalb, weil 
es eine technische Institution ist, ein Akt zielbewußter und berechtigter 
Selbsthilfe, und namentlich weil es sich um die Beschaffung eines 



— io8 — 

spenden geruhte, befeuerte deren Eifer, wenn er dem Schwinden nahe 
war, befestigte die Entschlüsse, wenn sie wankend geworden und stählte 
den Hut, wenn er auf zu harte Proben gestellt worden war. Die 
kaiserlichen Worte bildeten wiederholt einen Schild gegen dit Gefahren, 
die tuis aus persönlicher Mißgunst, übelwollender Geringschätzung 
und parteimäBiger Gegnerschaft drohten. Ich selbst bin ein klas- 
sischer Zeuge für die Güte und nie versagende Geduld, die der 
höchststehende Funktionär im Staate bei der genauen Prüfung jeder 
Einzelerscheinung und jedes, auch des untergeordnetsten Verdienstes 
um die Anstalt betätigte. Der Kaiser wtude nicht müde, bei stimden« 
langen Besuchen nicht nur die Beamten und Lehrer, sondern auch die 
Schüler aus den verschiedenen Königreichen und Ländern und aus 
dem Auslande durch Ansprachen auszuzeichnen tmd sich wie oft in 
der Muttersprache des Angeredeten nach dessen persönlichen Veriialt' 
nissen zu erkundigen. Das bewunderungswürdige Gedächtnis des Kaisers 
lieB ihn bei der Wiederholung seiner Besuche nicht nux alle Personen 
wiedererkennen, die schon einmal die Ehre hatten, vorgestellt zu werden, 
sondern der Kaiser bewies auch diuch manche Bemerkungen, daB 
er die räimilichen tmd sachlichen Bestände in ihrer fortschreiten-' 
den Entwicklung tmtereinander zu vergleichen in der Lage war. Die 
in den Zeichensälen und Lehrwerkstätten entstandenen Schülerarbeiten 
und die vor Sr. Majestät durchgeführten Schauversuche in den Unter' 
suchimgsv und Prüfungsstationen erregten das lebhafteste Interesse des 
Honarchen. Der erste Besuch des Kaisers erfolgte schon kaiun fünf 
Monate nach Eröfhitmg der ersten Sektion (am 13. Februar 1880), also 
zu einer Zeit, wo die Anstalt wahrhaftig noch keine Sehenswürdigkeit 
war und die Zahl der Zweifler jene der gläubigen Anhänger hundert' 
fach überwog. Der Besuch des Kaisers war damals geradezu von aus- 
schlaggebender Wichtigkeit und wirkte wohltätig auf alle Anwesenden, 
nicht zum mindesten auf den zur BegrüBtmg Sr. Majestät erschienenen 
Handelsminister Baron Korb'Weidenheim und den damaligen Statt' 
halter Baron Konrad vonExbesfeld. Die wetteren Besuche Sr. Majestät 
fanden statt am: 

15. Juni 1886, 

22. Mai 1888, 

24. November 189t, 

II. Mai 1894, 
4. September 1898, 
6. Jänner 1900 und 

II. Oktober 190t. 
oft mir das Glück zuteil wurde, Sr. Majestät zu begegnen, 
Delegationsdinets, auf dem Hofball oder auf dem Industridlen^ 



* der Eröffnung dt -. 
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ERZHERZOG-PROTEKTOR KARL LUDWIG. 

(Nach einem Ölgemälde von TILHELH A. VITA.) 



BLBCHINGBR-LBXKAUP. AtcUcr fOr HtUogttiÜtt nnd Eupfcrdrnck. Wien. 



— 109 — 

ball, bei der Eröffaung des ^ Türkenschanzparkes, beim AUerhöchlAen 
Besuche der Hochschule für Bodenkultur, bei den wiederholten Be^ 
suchen Sr. Majestät der Ausstellungen in den Jahren 1880, 1888^ 
1890, 1898, 1904 erkundigte sich Se. Majestät nach dem jeweiligen 
Stande der Dinge im Technologischen Gewerbe^Museum und oft, wenn 
das Gespräch was immer für einen Anfang oder Wendung genommen 
hatte, kam der Kaiser stets wieder auf die Anstalt zurück. Ich habe 
die unerschütterliche Überzeugung und sie ist für mich eine unversieg'^ 
bare Quelle der Befriedigung und Genugtuung, daß der Kaiser das 
Technologische Gewerbe^Museum mit einem Akzent von Vorliebe allere 
gnädigst würdigte und stets bereit war und ist, diesem Institute jede 
wie immer geartete Förderung zuteil werden zu lassen. 

Man wird der voranstehenden Darstellung anmerken, wie sehr 
ich mich bemüht habe, in der Schilderung des Verhältnisses des Kaisers 
zur Geschichte unserer Anstalt enthusiastische Aussprüche zu ver^ 
meiden und nicht eine übertriebene Empfindung zur Schau zu tragen. 
Ich will mich nicht der Gefahr aussetzen, daß begründete grenzenlose Ver^ 
ehrung und Dankbarkeit für Byzantinismus gehalten werde. Schon 
dadurch will ich beweisen, daß ich nicht den Maßstab verliere, wenn 
ich in der Schilderung der persönlichen Momente fortfahre und noch 
manche andere zu erörtern für meine Pflicht halte, die von der Krone 
fernab liegen. 

Die weitaus größte Bedeutung nebst der kaiserlichen Huld hatte für 
die Geschichte des Museums die Sendung, der sich der durchlauchtigste 
Herr Erzherzog Karl Ludwig, der uns leider viel zu früh entrissene 
höchste Protektor des Technologischen Gewerbe^Museums, unterzog. 
Nachdem uns die schwere Erkranktmg Sr. kaiserlichen Hoheit, die 
ihn auf einer Orientreise befallen hatte, wochenlang mit banger Sorge 
erfüllt hatte, endete sie am 19. Mai 1896 mit der Katastrophe, die uns 
den Erzherzog'^Protektor für immer raubte. Unter ihrem Eindrucke 
schrieb ich folgenden Nachruf*^): 



ERZHERZOG-PROTEKTOR KARL LUDWIG. 

„Der hochherzige Gönner, der wohlwollendste Förderer, der mäch- 
tige Beschützer unseres Institutes, der Herr Erzherzog-Protektor Karl 
Ludwig ist uns für immer entrissen. 

Schon die Verhandlungen und Beratungen, welche der Begrün- 
dung des Technologischen Gewerbe-Museums vorangingen, verfolgte 



*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1896. S. 99* 



— HO — 

Sc. kaiserliche Hoheit mit Interesse. Und als am 26. Oktober 1879 
die feierliche Eröffnung der ersten Sektion des Institutes, der notdürftig 
im Gebäude des Niederösterreichischen Gewerbevereines untergebrachten 
^Sektion für Holzindustrie"^ vollzogen wurde, entsprach der hohe Herr 
in gewohnter Güte unserer Bitte, den Eröffnungsakt durch seine per^ 
sönliche Intervention zu verherrlichen. Der Erzherzog ließ sich durch 
die bescheidenen Dimensionen, welche der Anfang unserer Schöpfung 
aufwies, nicht abhalten, öffentlich Partei zu nehmen für die Grunde 
gedanken der Organisation, für die Ziele derselben und ihre Träger. 
Unschätzbar und in den Folgen bedeutsam war diese Parteinahme für 
unseren eisten kühnen Schritt. 

Und von diesem Tage angefangen begleitete der Erzherzoge 
Protektor mit stets sich steigernder Teilnahme jeden neuen Fortschritt, 
jede neue Phase der Entwicklung, aber auch jede persönliche odet 
sachliche Schwierigkeit, die sich uns in den Weg stellte. 

Zahlreich und mannigfaltig waren die Kundgebungen Sr. kai&er^ 
liehen Hoheit für die junge Anstalt und deren Arbeitskräfte. Nicht 
nur, daB jede Bitte, welche dem Herrn Protektor unterbreitet wurde, 
eingehendste Prüfung und fast ausnahmslos Gewährung fand, der 
Herr Erzherzog unternahm häufig aus eigenem Antriebe manches, was 
für das Gedeihen der Anstalt und der dazu dienlichen Mittel ent^ 
scheidend wurde. 

Erhöhungen der Staatssubvention, die Allerhöchste Ermächtigung 
zur Führung des Titels: „Kaiserl. königl. Technologisches Gewerbe^ 
Museum'^, eine Reihe Allerhöchster Auszeichnungen für besonders 
verdiente Beamte des Institutes, endlich die Systemisierung von Staats^ 
beamten^Stellen im Status der Bediensteten des Museums sind in 
erster Linie der Befürwortung durch den Erzherzog^Protektor zu danken. 

Von nachhaltigster Bedeutung — wenn auch Imponderabilien — 
waren die hundertfaltig gespendeten Worte der Anerkennung, Be^ 
lobung, Ermunterung und des Trostes, welche der gerechten Würdigung 
unserer Anstrengungen und der bezaubernden Herzensgüte des Erz^ 
herzogs entsprangen. Der hochstehende Herr hatte Sinn und Ge^ 
dächtnis für jedes persönliche und sachliche Detail in der Geschichte 
des Technologischen Gewerbe^Museums. Er war ein Genosse der Idee 
— im vollsten Sinne des Wortes — ein rückhaltsloser Gegner unserer 
Widersacher. 

Unermüdlich im Bringen von Opfern an Zeit und Mühe tmd 
unerschöpflich an Geduld und Güte für die Personen, denen die Ver^ 
waltung des Museums anvertraut ist — war der Erzherzog der erste 
Mitbegründer, der erste Mitarbeiter. Die heute nach Tausenden zählenden 
Schüler und Beratenen des Institutes sind ihm zu Dank verpflichtet. 



— III 



Das k. k. Technologische Gewerbe^Museum hat einen in der Ge^ 
schichte derartiger Institutionen sowohl im In^ als auch im Auslande 
seinesgleichen suchenden Aufschwung genommen — es hat aber auch 
einen wirklichen Protektor gehabt und dieser war Erzherzog Karl 
Ludwig! 

Zahlreiche Bürger unseres Vaterlandes betrauern das Hinscheiden 
Sr. kaiserlichen Hoheit, des Bruders unseres Kaisers, des Gemahls 
der erlauchten Erzherzogin Maria Theresia — Niemand aber hat .mehr 
Grund zur tief schmerzlichen, wohl nie versiegenden Trauer als wir, 
deren Streben er gebilligt, deren Ideen er gewürdigt, deren Erfolge 
er, wie oft, ermöglicht hat. 

Und wenn, wie wir überzeugt sind, das k. k. Technologische Ge^ 
werbe^Museum ein Faktor der gewerblichen Betriebsamkeit Österreichs 
tmd seiner wirtschaftlichen Kraft geworden ist, ein Faktor, der die 
Bürgschaft wachsender Bedeutung in seiner bisherigen Entwicklung 
trägt, so muß es am Sarge des durchlauchtigsten Prinzen gesagt — 
und es wird nie vergessen werden — daß die eigenartige, aus dem 
Willen und der Kraft von Bürgern hervorgegangene öster>- 
reichische Institution einen Protektor hatte und dieser war 
Erzherzog Karl Ludwig.'' 

Der Erherzog^Protektor zeichnete unsere Anstalt oft durch seinen 
Besuch aus, und zwar am: 

28. Mai 1880, 
13. März 1882, 
28. März 1883, 
3. Jänner 1884, 
5. Februar 1884, 
23. Februar 1885, 
17. März 1S86, 
17. Februar 1892 und 
5. Februar 1894. 
Über meine Bitte widmete Se. kaiserliche Hoheit dem Museum 
sein für dasselbe eigens angefertigtes wohlgelungenes Porträt. 

Von den zahlreichen Handschreiben, welche Erzherzog Karl 
Ludwig an das Technologische Gewerbe^Museum bei den verschieb- 
densten Gelegenheiten richtete, mögen hier jene — sechs an der Zahl — 
erwähnt sein, womit Seine kaiserliche und königliche Hoheit über 
Antrag der Direktion besonders hervorragende Fachmänner des In^ 
und Auslandes zu „Korrespondenten des k. k. Technologischen Ge^- 
werbe^Museums'^ ernannte. 

Seine kaiserliche Hoheit und Hochs tdessen erlauchte Gemahlin, 
als Protektorin des Industriellen^Balles, billigten es, daß aus dem Er^ 



— 112 — 

trägnisse dieses Festes immer wieder namhafte B^trä^e dem Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum zugewendet wurden. Unvergeßlich bleibt 
uns auch der von dem Herrn Erzherzog^Protektor veranlaßte Besuch 
des Technologischen Gewerbe^Museums durch Ihre kaiserliche Hoheit 
die Frau Erzherzogin MariaTheresia, welche der General versanunlung 
der „Gesellschaft zur Förderung des Museums'' am 19. April 1894 
anzuwohnen die Gnade hatte. 

Über eine alleruntertänigste Anfrage bestimmte Se. Majestät den 
Erzherzog Otto als jenes Mitglied der kaiserlichen Familie, welches 
um die Übernahme des Protektorates des Museums zu bitten wäre. 
Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Prinz Erzherzog Otto 
willfahrte sohin dem von uns gestellten Ansuchen tuid ist seither 
Protektor der Anstalt. 

DIE MÄNNER AUS DEM PFLICHTENKREISE. 

Nach der Entstehung der statutarischen Bestimmungen und der 
weiteren Entwicklung der Verhältnisse sind drei Gruppen von Per^ 
sonen zu unterscheiden, welche nach einmal angenommener Wahl zu 
einer bestimmten Funktion oder nach erreichter Anstellung ihr Können 
und ihren Einfluß pflichtgemäß in den Dienst des Unternehmens zu 
stellen hatten. 

Der Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines 
ist durch die Bestimmungen der Statuten dieser Körperschaft dem 
fortwährenden Wechsel unterworfen. Selbst die Vereins^Präsidenten 
müssen im Falle der Wiederwahl nach sechs Jahren ausscheiden, 
können aber in einer anderen Funktion als Vizepräsidenten oder ein^ 
fache Verwaltungsräte auch femer diesem Gremium angehören. In 
fortwährendem Verkehr mit dem Technologischen Gewerb e^Museum 
stehen die jeweiligen Mitglieder des Präsidiums, in erster Linie natura 
lieh der Präsident, dann der Ökonomieverwalter, da er das Museal^ 
gebäude zu administrieren hat und endlich der Kasseverwalter für das 
Technologische Gewerbe^Museum, der sich mit dem Kasseverwalter 
des Niederösterreichischen Gewerbevereines im Einklänge zu befinden 
hat Der Verwaltungsrat kommt nicht in die Lage, einen Beschluß zu 
fassen, bevor ihm nicht ein Antrag der Spezialkommission zur Leitung 
des Technologischen Gewerbe^Museums vorliegt. Dort werden alle Ver^ 
waltungsangelegenheiten, Organisationsfragen, die Voranschläge für 
die Gebahrung, Anschaffungen zur Vermehrtmg des Inventars, alle An^^ 
Stellungen und Beförderungen beantragt, erörtert und beschlossen, und 
diese Kommission prüft durch die von ihr eingesetzten Revisoren die 
Buchführung; die Kasse wird durch den Kasseverwalter des Techno^ 



— 113 — 

logischen Gewerbe^Museums revidiert. Von den Beschlüssen der Spezial^ 
konunission gelangen nur jene in den Verwaltungsrat, die einen 
Einfluß auf die finanzielle Gebahrung haben, also insbesondere der 
vorläufige und der endgültige Voranschlag für das nächstfolgende Ver^ 
waltungsjahr. Da der Präsident des Gewerbevereines als Obmann der 
Spezialkommission fungiert und da der Ökonomieverwalter, der Kassever^ 
Walter für das Technologische Gewerb e^Museum und mindestens einer 
der Vizepräsidenten von dem Verwaltungsrat in die Spezialkommission 
entsendet werden, da anderseits dem Direktor des Museums und ständigen 
Referenten der Spezialkommission statutengemäß eine Virilstimme im 
Verwaltungsrate eingeräumt wurde, wo er selbst meistens auch als 
Berichterstatter auftritt, so ist zwischen den beiden Körperschaften ein 
ausreichend gesicherter Zusammenhang hergestellt; und obwohl ein 
Konflikt zwischen beiden Kollegien möglich wäre, ist ein solcher in 
den abgelaufenen 25 Jahren niemals eingetreten. Nach dieser Lage der 
Dinge kommen als persönliche Kräfte von Rang in Betracht : die Mit' 
glieder des Präsidiums des Niederösterreichischen Gewerbevereines, der 
Ökonomieverwalter und die Kassenverwalter und der Direktor der 
Anstalt. Von den Funktionären des Technologischen Gewerbe^Museums 
selbst, d. h. von den Angestellten, erscheinen in erster Linie die mit der 
fachlichen, d. h. technischen Leitung betrauten Sektionsvorstände. Ich 
habe veranlaßt, daß diese Herren im Momente ihrer Ernennung nach 
der Geschäftsordnung in die Spezialkommission als ordentliche Mit^ 
glieder mit Sitz und Stimme einzutreten berechtigt sind. Einer dieser 
Oberbeamten fungiert als mein Stellvertreter, nicht nur während der 
allfälligen Abwesenheit des Direktors, sondern ist fortwährend mit ge^ 
wissen administrativen Agenden betraut. Die Anwesenheit der Sektions^ 
vorstände in der Spezialkommission hat einen doppelten Zweck: 
sie sollen in Angelegenheiten ihrer Sektion die entsprechenden 
näheren Aufschlüsse geben, falls dies der Lauf der Debatte als not^ 
wendig erscheinen läßt; ferner sind sie durch diese liberale Einrichtung 
in die Lage versetzt, Zeugen der Berichterstatter^^Tätigkeit ihres Chefs, 
des Direktors, zu sein. Es obliegt mir nun, die hervorragendsten per^ 
sönlichen Erscheinungen aus dem Pflichtenkreise des Museums zu be^ 
sprechen. Ein abschließendes Urteil kann sich nur ergeben beim Aus^ 
scheiden der betreffenden Persönlichkeiten, sei es, daß dieses aus irgend 
welchen Gründen freiwillig geschieht, sei es, ein Fall, der leider sehr 
häufig eingetreten ist, daß der unerbittliche Tod sie abruft. 

Ich habe die Einrichtung getroffen, daß immer, wenn uns ein Mann, 
dessen Wirksamkeit eine nachhaltige Bedeutung erlangt hat, durch das 
unvermeidliche Geschick des physischen Endes geraubt wurde, unmittelbar 
nachher in unserem Organe, den Mitteilungen des Technologischen 

Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 8 



— 114 — 

<jewerbe^Museums, eine Charakteristik der Persönlichkeit und der von 
ihr im Hause gespielten Rolle veröffentlicht wurde. Es mag immerhin 
sein, daß der Schmerz um den Verlust, den wir soeben erlitten hatten, uns 
die Farben des Bildes etwas wärmer, die Töne etwas kräftiger wählen 
ließ, so viel ist aber sicher, daß ein nach Ablauf vieler Jahre entworfenes 
Portrait geringere Ähnlichkeit und verblaßte Farben zeigen würde, im 
Vergleiche mit jenem, das man zeichnete mit der noch lebendigen 
Erinnerung an den kurz vorher aus dem Leben Geschiedenen. Ich 
glaube daher meiner Aufgabe am besten zu dienen, wenn ich die von 
mir und anderen verfaßten Nekrologe hier auszugsweise wieder bringe« 
Sie wurden ja bei ihrem ersten Erscheinen ohnehin mehr im Auslande 
als im Inlande gelesen. Diese Nekrologe erzählen auch manch einzelne 
Begebenheit, die dann in den späteren Abschnitten dieser Denkschrift 
nicht mehr wiederholt zu werden braucht. 

MICHAEL RITTER VON MATSCHEKO, 

Präsident des Niederösterreichischen Gewerbevereines zur Zeit der Gründung des Mu^ 
seums, wiedergewählt nach Ablauf der Funktionsdauer des Präsidenten Banhans.***) 

„Matscheko war von der ruckhaltlosen Überzeugung durchs 
drungen, daß technisches Wissen und Können die erste und auS'^ 
schlaggebende Vorbedingung für die wirtschaftliche Prosperität jeder 
gewerblichen Unternehmung seien und daß die Verbreitung von Kennt> 
nissen und die Vermittlung von Fertigkeiten unerläßliche Faktoren seien 
der gesunden Wirtschaftspolitik eines Volkes, eines Staates. Er schloß 
aber seine Überzeugung nicht bei sich ein, er begnügte sich nicht da^ 
mit, sie auszusprechen, er war vielmehr bereit, sie zu vertreten, für 
sie ernstlich zu arbeiten, Zeit und Mühe aufzuwenden. Mit jugend^ 
lichem Eifer vertrat er diese neuzeitliche Idee ; — unter den Aufgaben, 
welche er dem Niederösterreichischen Gewerbeverein zuschrieb, erschien 
ihm die Förderung gewerblicher Tüchtigkeit als eine der wichtigsten 
und dringendsten. 

Matscheko besaß eine seltene Vereinigung von Eigenschaften, 
die er zur Unterstützung seiner Ziele aufbot — allgemeine Bildung, 
fachliche Kenntnisse, namentlich auf dem Gebiete der chemischen 
Technologie, würdevolles Auftreten. Fleiß und Ausdauer, Überzeugungs^ 
treue — bis zum Starrsinn. Seine Unnachgiebigkeit in gewissen oft 
untergeordneten Fragen zog ihm manche Gegnerschaft zu — ein Rocher 
de bronze für manches Prinzip — verletzte oft den Andersdenkenden 
und ermüdete zuweilen seine Freunde, deren er eine grofie Zahl besaß. 

'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1897, S. 113. 



MICHAEL RITTER von MATSCHEKO. 



OcMltocIiaft (flr TtTTlclfUilteBdc Kann. Vlen. 



in:c fii' niaficiies Prinzip — verletzte oft den Aiiicr^J.'.- 
•■', : '. -is zuweilen seine Freunde, deren er eine jjroüc Zahl 

.0JläHD2TAM MOV aHTTW jaAHDIM 



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— 115 — 

Er hatte eine seltene Laufbahn ausschließlich auf Grund persona 
liehen Verdienstes zurückgelegt, sein hingebungsvoller Fleiß hätte in^ 
dessen noch reicheren Lohn verdient, ja im politischen Leben ver^ 
drängten ihn zuweilen Männer von weit geringerer Bedeutung. Er zog 
sich aber deshalb doch nicht verstimmt oder verletzt zurück, wie 
andere in gleicher Lage es getan hätten, er harrte aus wie ein Soldat 
treu seiner Fahne und hoffte stets auf den Wiedergewinn einer etwa 
verlorenen Position. Schwere Opfer brachte er seinem Ehrgeize, einem 
Ehrgeize, der von den edelsten Absichten getragen war. Matscheko 
hielt ungemein viel auf die Form, die ihm von der Sache untrennbar 
war — das ließ seine Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit zuweilen 
als Pedanterie erscheinen. Aber nur der oberflächliche oder flüchtige 
Beobachter konnte den ungewöhnlichen Mann unterschätzen. 

Die Individualitäten sterben aus, sagt man; in der Tat, mit 
dem Ausscheiden Matsche kos ist eine solche verloren gegangen — 
es war ein großer, herber Verlust." 

DR- ANTON FREIHERR VON BANHANS, 

zweiter Präsident in der Reihe der an der Spitze des Gewerbevereines seit der 

Gründung des Museums stehenden Männer.'*') 

„Von langen schmerzlichen Leiden hat ihn der Tod erlöst und 
unseren hochverehrten Freund und Gönner Banhans aus der Reihe 
der Lebenden gestrichen — und er war ein Lebender mehr als andere, 
denn sein Leben ist ausgefüllt durch eine unermüdliche, vielfach er^ 
folgreiche und in mancher Richtung geradezu hervorragende Wirk^ 
samkeit. Sein Leben bedeutete einen unermeßlichen Gewinn für seine 
Familie, einen nie versiegenden Quell von Anregung und Förderung 
tür seine Mitarbeiter, ungemein zahlreichen Freunde und Verpflich^ 
teten. 

Eine ganz ungewöhnliche Begabung stellte Banhans Verhältnis^ 
mäßig früh in die vorderste Reihe der freisinnigen deutschen Politiker 
Österreichs, seine große Arbeitskraft ließ ihn in den Kreis jener Staats^ 
männer vorrücken, die an der wirtschaftlichen Entwicklung unseres 
großen Vaterlandes bedeutenden Anteil haben. An dieser Stelle ist 
jedoch nicht des Politikers und Staatsmannes Banhans zu gedenken, 
sondern seiner Bedeutung für uns, in unserem engeren Berufsleben. 

Ich lernte Banhans näher kennen während der Wiener Welt^ 
ausstellung im Jahre 1873, mit welcher er sich allerdings in einem 
vorgeschrittenen Stadium als Handelsminister, zu befassen hatte. Er 

'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums« Jahrgang 1902, S. 85. 

8* 



— ii6 — 

war, wie ich, von dem Gedanken erfüllt, daß man dieses, so große 
Opfer erfordernde Werk für Österreich möglichst nutzbar machen 
sollte, und betraute mich daher mit der Aufgabe, einen Zyklus 
gemeinverständlicher Vorträge über die Ergebnisse der Weltausstellung 
zu veranstalten, tmd beauftragte mich, mustergültige Werkzeuge und 
Sonstiges in der Weltausstellung anzukaufen, was für die österreichi^ 
sehen Gewerbe als Vorbild benützt werden konnte. Trotz seines 
schwierigen und anstrengenden Amtes als Chef des Handelsressorts, 
dem damals auch noch das Eisenbahnwesen zugehörte, verfolgte er 
die von mir getroffenen Verfügungen und Vorkehrungen mit dem 
eingehendsten Interesse und kargte nicht mit anspornenden und auf*^ 
munternden Worten, befeuerte vielmehr meine Tätigkeit durch seine 
unverkennbare Teilnahme. 

Die Idee der Fachschule für besondere Zweige der Industrie und 
des Gewerbes, als ein Mittel des vollständigen Ersatzes der sogenannten 
Meisterlehre, hatte ihn mächtig ergriffen und beschäftigte ihni unaus^ 
gesetzt. Er war ein unbedingter Anhänger der Auffassung, daß die 
Staatsverwaltung die Pflicht habe, dort einzugreifen, wo die Produk'«' 
tion nicht durch die Einsicht und Fähigkeiten ihrer Vertreter selbst, 
den wünschenswerten Aufschwung nahm. Mit jugendlichem En^ 
thusiasmus und mit von einer tiefen Überzeugung getragenem Feuere 
eifer war er bereit, alles zu tun, was man ihm riet oder was ihm 
selbst einfiel. Die Rollen waren vollständig vertauscht, nicht der 
Minister wirkte retardierend und vorsichtig abwägend, ja sogar widere 
strebend, wie dies oft der Fall ist, sondern seine Beamten und in^ 
timeren Ratgeber mußten zu einem langsameren Tempo in der WzX'^ 
wirklichung seiner Pläne raten. 

Was mich besonders bei ihm anzog, war die offene und rück'«' 
haltlose Vertretung seiner Ansichten, Gesinnungen und Empfindungen. 
War er von einer sachlichen oder persönlichen Abneigung erfüUt, 
so konnte darüber kein Zweifel bestehen, war er einer Angelegen^ 
heit oder Person zugetan oder geneigt, so wurde das mit Wärme, 
ja häufig genug überschwenglich kundgegeben. Vielleicht war gerade 
das lebhafte Temperament seines Charakters, das sonst anziehend 
wirken mußte, die Quelle von Komplikationen in den von ihm ht^ 
kleideten Staatsämtern, die sich bei ihm bis zur Ungerechtigkeit 
schmerzlich geltend machten. 

Nach seinem Sturz als Minister hatte er sich fast gänzlich vom 
öffentlichen Leben zurückgezogen; — am meisten bedauerte er, daß es 
ihm nicht mehr vergönnt sei, gewisse, ihm lieb gewordene Aufgaben 
und seine ureigensten Schöpfungen weiter zu pflegen. Zu diesen letz^ 
teren gehörte die für jene Zeit glänzende Leistung der Schaffung der 



ANTON FREIHEItF. vo« BANHANS. 



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— 117 — 

gewerblichen Fachschulen neben den vom Unterrichtsministerium 
organisierten Staatsgewerbeschulen. Als die Präsidentschaft im Ge^ 
werbe verein vakant wurde, regte ich an, den Geheimrat Dr. Banhans 
aus seiner Zurückgezogenheit hervorzuholen, um die mir wohlbe^ 
kannten großen Fähigkeiten und edlen Absichten, welche jetzt latent 
waren, wieder frei zu machen. Und als ich Banhans den Vorschlag 
machte, die Präsidentschaft des Niederösterreichischen Gewerbevereines 
zu übernehmen, nahm er diesen ohne langes Zögern an, und als ich 
ihn davon überzeugt hatte, daß der Gewerbeverein wirklich Wert darauf 
lege, ihn zu gewinnen, warf er sich mit der ihm eigenen Elastizität auf 
die ihm neue willkommene Aufgabe. Er verstand es, in diesem bürgere 
liehen Verein seine hohe bureaukratische und soziale Stellung vergessen 
zu machen und wurde nicht nur einer der hingebungsvollsten, sondern 
auch einer der populärsten Präsidenten. 

Zwei Aufgaben, die in seine Funktionsperiode fallen, waren ihm 
sehr sympathisch. Erstens die Förderung des kurz vorher vom Nieder^ 
österreichischen Gewerbeverein ins Leben gerufenen Technologischen 
Gewerbemuseums, das ja als technisch^gewerbliche Zentralanstalt, eine 
Spitze der ganzen gewerblichen Unterrichtsorganisation bilden sollte; 
zweitens die Veranstaltung der Jubiläums^Gewerbeausstellung des Jahres 
1888. Banhans hat die von seinem Vorgänger Matscheko über^ 
nommene Mission der Gründung und Ausgestaltung des Technologie 
sehen Gewerbe^Museums, soweit dies Sache des Gewerbevereines war, 
glänzend und siegreich verfolgt. Wahrhaft väterlich bekümmerte er 
sich um jedes Detail, scheute keine Mühe und Selbstverleugnung, die 
ihm gewisse Maßnahmen und Schritte auferlegten, ja er arbeitete, wie 
ein begeisterter Beamter mit an der Errichtung des Werkes. 

An der Hauptwand des Konferenzsaales des Technologischen Ge^ 
werbe^Museums sind drei Porträts angebracht, die wohlgetroffenen Bild^ 
nisse des verewigten Erzherzog^Protektors Karl Ludwig und der Präsi^ 
denten Matscheko und Banhans. Dieses Triumvirat hat eine unver^ 
gängliche Bedeutung für das Institut und es ist gewiß, daß das 
Museum heute dort nicht angelangt wäre, wenn das Glück nicht diese 
Männer dem Institute als Verfechter des Gründungsgedankens beschieden 
hätte. Die Bande innigster Freundschaft verknüpften mich und Harpke 
mit ihm. Banhans widmete im Gewerbeverein dem Technologischen 
Gewerbe^Museum und am Ende seiner Funktionsperiode auch der Ge^ 
Werbeausstellung seine ganze, damals noch völlig ungebrochene Kraft, 
ein leuchtendes Vorbild dafür, wie man Ehrenämter auszufüllen hat. 

Der Abschied von der Präsidentschaft des Gewerbevereines wurde 
ihm vielleicht ebenso schwer, wenn auch mit einer anderen Nuance, 
als jener von seinem Ministerportefeuille. Glücklicherweise war es kein 



ANTON VON HARPKE. 



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— 119 — 

Verkehr mit der hohen und mittleren Außenwelt die glänzendste Eig^ 
nung besaß, stand nur einige Jahre an der Spitze des Vereines. Das 
Milieu sagte ihm nicht völlig zu; besonderes Unbehagen bereiteten 
ihm die traditionell eingelebten, wenn auch nicht vereinsgesetzlich 
fundierten Nebenregierungen. Es zog ihn wieder zurück nach seinem 
Tuskulum in Weidlingau, das er recht ungern verlassen hatte, und 
seither auch nur zugunsten der Herrenhaus^Sitzungen verläßt. Schon 
der Umstand, daß Herr von Czedik glücklicherweise und zwar mit 
bewunderungswürdiger Frische des Körpers und des Geistes unter uns 
lebt, verbietet mir, eine Schilderung seiner Verdienste hier zu ver^ 
suchen. Eines muß aber ausgesprochen werden, daß das Präsidium 
Czedik keine Unterbrechung in der Fürsorge des Gewerbevereines 
für das Technologische Gewerbe^Museum darstellt. Diese Anerkennung, 
und sie ist keine geringfügige, darf sich der Berichterstatter auch dem 
Lebenden gegenüber gestatten. 

Nach dem Rücktritte Czediks ließ sich Harpke doch zur An^ 
nähme des Präsidiums bewegen. Ich mußte allerdings meinen ganzen 
Einfluß auf ihn in diesem Sinne geltend machen. Er wurde uns erst 
vor kurzem entrissen. 



ANTON VON HARPKE.*) 

„Dreißig Jahre standen wir nebeneinander als treue Arbeitsgenossen 
in unerschütterlicher Freundschaft verbunden durch innige Zuneigung, 
die niemals, auch nicht einen Augenblick lang, getrübt wurde. Wenn 
auch sehr verschieden in unserem Temperament und in der Auf^ 
fassung von wichtigen Fragen der Ethik, trennte uns niemals eine 
Meinungsverschiedenheit im Hinblicke auf das öffentliche Leben. Wie 
soll ich unter diesen Umständen frei von Voreingenommenheit dem 
mir vorzeitig entrissenen Manne einen Nachruf weihen? 

Ich kannte schon Harpkes Vater, der zur Zeit meines Eintrittes 
in den Niederösterreichischen Gewerbeverein dort eine starke Stellung 
einnahm. Anton Harpke d.Jüng. lernte ich während der Vorbereitungen 
für die Wiener Weltausstellung kennen und meine freundschaftliche 
Verbindung mit ihm wurde von Jahr zu Jahr inniger. Es zeigte sich, 
daß wir uns in der Beurteilung von Personen und Verhältnissen innere 
halb und außerhalb des Gewerbevereines doch immer in der gleichen 
Linie bewegten. Durch den Eintritt Harpkes in den Verwaltungsrat 
im Jahre 1875 befanden wir uns im gleichen Pflichtenkreise und 
von diesem Momente angefangen bis zu seiner tödlichen Erkrankung, 

*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1903, S. 131. 



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die ihn verhängnisvoll herausriß aus dem von ihnr bevorzugten 

f elde, verlebten wir gemeinschaftlich Hunderte und Hunderte von Stunden, 

die gleichen Ziele im Auge. 

Harpke hatte nicht eine einzige der sogenannten „glänzenden^ 
Eigenschaften. So anregend der Gedankenaustausch mit ihm im münd^ 
liehen und schriftlichen Privatverkehr war, so sehr litt seine ö£Fent^ 
liehe Rede durch den Mangel an rhetorischer Veranlagung. Weder die 
Metapher noch das Epitheton waren ihm geläufig; doch, was er sagte 
und schrieb, war wertvoll, weil echt, aufrichtig und zutreffend und nicht 
selten durch die Schärfe der Logik frappierend. Auch seine Umgangs^ 
formen waren eigentlich nicht gewinnend, und doch arbeitete sich 
Harpke zu unangezweifelter Geltung und ausnahmsloser Hochachtung 
bei allen empor, die den Vorzug genossen, mit ihm in häufigeren persona 
liehen Verkehr zu treten. 

Wenn man Menschen von ungewöhnlichem Wert als solche be^ 
zeichnen soll, so vergleicht man sie gerne mit Produkten von hohem 
Preise, man sagt: Er war ein „Juwel'', eine „Perle", ein „Gold^ 
mensch'' u. dgl. m. Eine derartig gefaßte Charakteristik wurde auf 
Harpke nicht passen. War auch sein Charakter fleckenlos wie ein 
Diamant von reinstem Wasser, gestaltete ihn auch der Adel seiner 
Gesinnung für den Niederösterreichischen Gewerbeverein zu einer Perle, 
war er auch widerstandsfähig gegen Einschüchterung durch Drohung, 
ebensosehr gegen Erweichung durch Schmeichelei, wie das Gold den 
Atmosphärilien widersteht; so würde trotz allem die übliche Anwendung 
dieser Vergleiche nicht ausreichen. Wenn schon eine solche Redefigur 
angewendet werden soll, so möchte ich sagen, daß mich Harpke immer 
an das Platin erinnert hat Dieses ist auch ein Edelmetall, noch kost^ 
barer als Gold, noch widerstandsfähiger gegen chemische Einflüsse und 
hohe Temperaturen als Gold, ohne dabei das Auge des Habgierigen 
und Eitlen durch Farbe und Glanz zu befriedigen. 

Harpke umfaßte die gesamte Gestion des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines mit ordnender Hand, Wichtiges mit besonderer Auf<^ 
merksamkeit erwägend, aber selbst bei dem Unwichtigsten noch immer 
bereit, zu helfen und einzugreifen. Von allen Vereinsangelegenheiten, 
die einen mehr ständigen Charakter haben, waren es die folgenden, 
denen er seine Aufmerksamkeit am meisten und am liebsten zuwendete. 
Erstens: Die Stellung des Gewerbevereines zur gewerbepolitischen Ent^ 
Wicklung in Österreich. Zweitens: Die Veranstaltung von Gewerbeaus^ 
Stellungen durch den Niederösterreichischen Gewerbeverein 1880, 1885, 
1888, 1898. Drittens: das gewerbliche und kommerzielle Bildungswesen 
und in diesem Belange vorzüglich: das k. k. Technologische Gewerbe^ 
Museum, die Fachschule für Textilindustrie im VI. Bezirk, und die 



— 121 — 



kaufinännischen Kurse des Niederösterreichischen Gewerbevereines. Für 
das Technologische Gewerbe^Museum spielte Harpke immer dieselbe 
Rolle des ruhigen, besonnenen, aber zuverlässig fördernden Mannes, 
zur Vorsicht mahnend, innerlich beglückt durch die Erfolge, wenn auch 
äußerlich zurückhaltend mit dem Lobe. 

Wollte ich die innerste Meinung Harpkes erfahren, so prüfte 
ich seinen Blick. Der Ausdruck seines Auges wird mir unvergeßlich 
sein. Es bereitete mir Genuß und Behagen, wenn ich das Auge des 
braven Mannes auf mir ruhen fühlte, und nie wurde ich müde, seinen 
Blick aufzunehmen. Freilich kamen auch schwere Zeiten, in denen er 
mir durch das Auge, das ich so oft fröhlich erstrahlen sah, seinen 
innersten Kummer, seine Furcht vor dem Ende, seinen tiefen Schmerz 
über die Ausschaltung aus dem öffentlichen Leben verriet. Mein guter, 
treuer, verständiger und wirklich unersetzlicher Freund Harpke hat 
tms nur einen großen Schmerz bereitet — damals, als er seine Kraft 
verlor und sich sein Abgang vorbereitete, um ihn schließlich zu voll'«' 
ziehen, und wahrhaft bitter ist es, daß von solchen Erscheinungen 
inmier nur Eine vorhanden und ihre so wünschenswerte Verviel^ 
fältigung der bürgerlichen Gesellschaft versagt ist.'' 



Außer an die Präsidenten des Gewerbevereines, die als Olv 
mäimer der Spezialkommission zu fungieren hatten und uns dauernd 
verloren gingen, ist an dieser Stelle nochmals daran zu erinnern, 
daß während der Vorperiode, also vor der tatsächlichen Eröffnung des 
Technologischen Gewerbe^Museums, Karl Ritter von Zimmermann*«' 
Göllheim den Präsidentenstuhl innehatte und, wie schon berichtet 
wurde, nach seinem Rücktritte vom Präsidium des Gewerbevereines 
Obmannstellvertreter der Spezialkommission eine Reihe von Jahren 
hindurch war. Im Hinblicke auf die wichtige Rolle, die dieser Träger 
der Kontinuität in der Geschichte des Institutes einnahm, füge ich 
hier einen Teil des Nachrufes an, den ich ihm nach seinem Ableben 
widmete. 

KARL RITTER VON ZIMMERMANN-GÖLLHEIM.*) 

„Als der Gewerbeverein die Errichtung des Technologischen 
Gewerbe^Museums in Angriff nahm, entsendete er Zimmermann^ 
Göllheim in die Spezialkommission zur Leitung des Institutes, 
die ihn zum Stellvertreter des Vorsitzenden erwählte und jedes^ 

'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1S93, S. 2. 



— 124 — 

Aus der hier geschilderten Veranlagung Luckhardts ergab sich 
von selbst dessen Stellung zum Technologischen Gewerbe^Museum. 
Ein begeisterter Anhänger des Vereines ist naturgemäß auch ein treuer 
Freund und Berater der größten Schöpfung des Vereines; ein enthusia^^ 
stischer Verfechter von Fortschritt und Bildung ist selbstverständlich 
auch ein Parteigänger eines modernen Bildungsinstitutes, und so war 
es auch in der Tat. Luckhardt fungierte seit dem Jahre 1889 als 
Mitglied der Spezialkommission zur Leitung des Technologischen 
Gewerbe^Museums und nahm an den Beratungen nicht bloß passiven 
Anteil; er interessierte sich vielmehr für jede Einzelheit und niemals 
blieb eine Bitte des Direktors oder irgend eines Beamten des Tech^ 
nologischen Gewerbe^Museums unerfüllt, wenn an den Geschmack oder 
die Sachkenntnis Luckhardts appelliert wurde. 

Zum ersten Male kam das Technologische Gewerbe^Museum aber 
schon viel früher in die Lage, die Bereitwilligkeit und die Urteils^ 
fähigkeit Luckhardts zu erproben. Nach Errichtung der zweiten Sektion 
ging ich, wie ich schon auf früheren Seiten berichtete, mit dem 
Plane um, eine „Sektion für Photographie und verwandte Repro^ 
duktionsverfahren'^ am Technologischen Gewerbe^Museum zu errichten, 
wobei es sich vornehmlich um die Pflege der technischen Seite dieser 
kunstgewerblichen Richtungen handelte. An den Beratungen über das 
Normativ für diese Sektion nahm in erster Linie der verewigte Re^ 
gierungsrat Dr. Emil Hornig teil und dieser wieder holte die Wohl^ 
meinung Luckhardts ein. Luckhardt war es, der mich gemeinschaft^ 
lieh mit Hornig drängte, alles zu tun, um den damaligen Supplenten 
an der Staats^ewerbeschule des L Bezirkes, Dr. Eder, durch die 
Ernennung auf eine definitive Stelle für den österreichischen Staats^ 
dienst zu sichern, nachdem Eder alle Aussichten darauf eröffne, einer 
der bedeutendsten Fachmänner auf dem Gebiete der chemischen 
Grundlagen der Photographie und der photographischen Reproduktions^ 
verfahren zu werden. In der Tat gelang es auch, ztmächst Dr. Eder 
sicherzustellen, ich schilderte aber schon, wie man im Schöße des 
Unterrichtsministeriums fand, daß auf den so gewonnenen Grundlagen 
auch die Staatsverwaltung selbst die Anstalt errichten könne. Auf diese 
Weise entstand die K. k. Lehr«' und Versuchsanstalt für Photographie 
und Reproduktionsverfahren, die unter der ausgezeichneten Leitung 
Dr. Eders bereits einen weitreichenden Ruf erlangt und einen zweifellos 
bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der betreffenden Gewerbszweige 
gewonnen hat. Luckhardt hätte lieber gesehen, wenn die autoritative 
Pflegestätte der Photographie am Technologischen Gewerbe^Museum 
entstanden wäre; dies hinderte ihn jedoch ebensowenig, wie irgend 
einen anderen wohldenkenden Mann, dem neuen staatlichen Institute, 



— 125 — 

welches ja denselben Zweck vor Augen hatte und ihn mit reichlicheren 
Bütteln und unter der besonderen Fürsorge des Staates auch besser 
erreichen konnte, seine volle Sympathie zuzuwenden. Er blieb auch 
in diesem Falle treu der gewählten Mission, ein selbstloser Führer auf 
dem Gebiete der Photographie in Österreich zu sein. 

Von den Ressortverwaltem des Gewerbevereines ist es namentlich 
der Ökonomieverwalter, dessen Persönlichkeit für das Technologische 
Gewerbe^Huseum von Bedeutung ist, da er die Gebäudeverwaltung 
namens des Hausherrn zu besorgen hat und in vier Fällen auch mit 
der Durchfuhrung wichtigerer Adaptierungen und Neubauten betraut 
war. Oberbaurat Ritter von Zettel leitete die Adaptierungen der Räum^ 
lichkeiten im Gewerbevereinsgebäude in der Eschenbachgasse. Der wackere 
Baumeister Ringer hatte für kleine Zu^ und Umbauten im Währinger^^ 
strafien^^Trakt der Si gl sehen Realität vorzusorgen. Stadtbaumeister 
Anton Krone s führte den von ihm projektierten Flügel des Museale 
gebäudes in der Prechtelgasse, dazu bestimmt, die chemische Sektion 
aufzunehmen, mit einem Minimum von Kosten aus. Architekt Bere^ 
hinak ist der Projektant und der Erbauer des großen Museal^ und 
Werkstättentraktes in der Severingasse. Es liegt in der Natur des Ver^ 
einslebens, daß das Votum von Personen, die ihr Ressort mit Fleiß 
verwalten, ein gewichtiges ist, und gewiß haben Krones und Bere^ 
hinak durch ihren Einfluß im Verein und insbesondere im Ver^ 
waltungsrat sehr viel dazu beigetragen, daß die betreffenden Bauten 
überhaupt beschlossen wurden. Es kann nicht überraschen und ist 
auch nicht zu rügen, daß diese Herren für die betreffenden Bauten 
auch bei absoluter Uneigoinützigkeit nur in der Voraussetzung ein^^ 
traten, daß m durch die Projektierung und Bauführung selbst sich 
um den Verein und um das Museum ein be%OTkdcre% Verdienst zu er^ 
werben Gelegenheit finden würden. Ich erwähne dieses Umstandes aus^ 
drücklich, um für die Zukunft festzustellen^ daß ich selbst bei aller An^ 
erkennung für die Leistungsfähigkeit dieser Herren^ sie doch vielleicht 
nicht gewählt habe, sondern daß sie unter den gegebenen Verhältnissen 
für die betreffenden baulichen Aufgaben prädeftiniert waren. 

Ein weitetet wichtiger Funktionär ist, wenn er es sein will und sein 
kann, der Kassaverwalter für das Technologisdie Gewerbe^Museum. 
Faßt er seine Hission so auf, daß er mitzuwirken habe, um der jederzeit 
drohenden Gefahr des Defizits zu begegnen^ %o ist er ein tür un% wichtiger 
Faktor. Wenn er sich aber blo£ darauf beschrankt, Eiraicht in die Ver^ 
wahung zu nehmen und darüber dem Gewerbevercin zu rehrtKreu, d^mt 
ist es ziemlich belanglos, welcher Mann die Stelle tekkiiet, Y/«r,n er tßUr, 
wie man dies bei einem Verwaltungsrate des Gewerhev<;r<f;;,^ft v^/n 
vorneherein annehmen mu3^ ein Gentleman iit. Eir.fluli auf d;« Or^^iny 



— 126 — 

sation des Dienstes in Buchhaltung und Kassa nahm der Verwaltungsrat 
N. Schefftel. Im weitesten Sinne faßte seine Aufgabe der Kasse^ 
Verwalter August Denk auf^ in diesem Belange nur überragt durch 
einen Mann eigener Art, durch einen Mann a la Harpke, den Kaiser^ 
liehen Rat Friedrich Po IIa k. Friedrich Po Hak ist einer der führenden 
Männer im Gewerbeverein seit einer langen Reihe von Jahren, Vize^ 
Präsident, Verwaltungsrat, Delegierter des Vereines bei den verschieden^ 
sten Anlässen, aber was mehr als all das, ein immer hilfebereiter, 
tatkräftiger, in seiner Ausdrucksweise formvollendeter, ideal angelegter 
und doch kluger Berater des Vereines in jeder Stunde, wo dieser ihn 
braucht. Doch, ich darf über diesen bescheidenen Mann nicht zu viel 
sagen, da er sonst sofort besorgen wird, er sei im Vergleiche zu anderen 
zu sehr hervorgehoben worden. Und kann ich ja auch nicht mehr von 
Männern sagen, über die uns ein abschließendes Urteil noch nicht zusteht, 
so lange sie glücklicherweise oder auch unglücklicherweise in der Lage 
sind, auf die Geschicke des Institutes Einfluß zu nehmen. Bei aller Zu^ 
rückhaltung aber, die ich mir auferlegen muß und die mir beispiels^ 
weise verbietet, meinem jetzigen Chef, dem Minister für Kultus und 
Unterricht, Dr. Ritter von Hartel, dem Sektions^Chef Ritter von 
StadlerxWolffersgrün oder dem gegenwärtigen Referenten Mini^ 
sterialrat Dr. Adolf Müller gegenüber Dank und Anerkennung aus^ 
zusprechen, muß ich doch, um die Reihe der Gewerbevereins^Funk^ 
tionäre, die bei einer historischen Darstellung in Betracht kommen 
müssen, feststellen, daß der einstige Kassaverwalter des Gewerbe^ 
Museums, Kommerzialrat August Denk, sich durch Talent und Fleiß in 
dieser Stellung seine Sporen verdiente, wodurch er sich zum Vizepräsidenten 
hinaufschwang und in dem durch die Erkrankung Harpkes schwierigen 
Momente die oberste Geschäftsleitung des Gewerbevereines übernahm 
und so geschickt führte, daß er nach einer verhältnismäßig sehr kurzen 
Dienstzeit von der überwiegenden Majorität des Vereines auf den 
Präsidentenstuhl berufen wurde. Die urwüchsige Gewandtheit und der 
rastlose Eifer des Präsidenten Denk kam schon zur Zeit als der große 
Neubau beschlossen wurde und seither ohne Unterbrechung dem 
Museum zugute. 



In der Spezialkommission des Technologischen Gewerbe^Museums 
haben sich aber eine Reihe von Personen hervorgetan, die nicht aus 
dem Gewerbeverein übernommen wurden, ja, die zum Teil von 
außen her mit dem Institute in Berührung kamen und doch einen 
gar gewaltigen Anteil an dem Geschicke der Anstalt gewannen. Bis etwa 
gegen das Ende des ersten Dezenniums nahmen auch Vertreter der 



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— 127 — 

Regierung, ohne einen Kompetenzkonflikt zu befürchten, derart aktiven 
Anteil an den Beratungen der Spezialkommission, daß man oft kaum 
zu unterscheiden vermochte, ob der betreffende Herr einen bestimmten 
Fortschritt oder Erfolg in seiner Eigenschaft als Mitglied der Spezial^ 
kommission oder als Regierungsbeamter oder in beiden Stellungen 
zugleich erreichen wolle. Die Reihe dieser Männer, von denen ich 
jetzt zu sprechen habe, nimmt einen glänzenden Anfang. Zwei Namen 
kann ich ungescheut allen voranstellen, obwohl der eine, der jüngere, 
noch munter und frisch seinen Privatstudien lebt und sein Leben 
seiner Familie weiht; der andere freilich, der ältere, längst dahin^ 
gegangen und für uns nie wieder ersetzt worden ist: Armand Freiherr 
von Dumreicher und Karl Fidler. 

Es ist wiederholt erörtert worden und wird auch allseitig an^ 
erkannt, daß Dumreicher unter den Organisatoren des gewerb^ 
liehen Bildungswesens in Österreich den ersten Rang einnimmt Die 
von ihm eingerichteten Werkmeisterschulen (niederen Staatsgewerbe^ 
schulen) und die höheren Staatsgewerbeschulen sind fast ausschließlich 
sein Werk; sein Einfluß auf die Entwicklung der gewerblichen Fort^ 
bildungsschulen war ein nachhaltiger, nur die gemeinschaftlich mit 
dem Landesschulinspektor Schramm begründeten Handwerkerschulen 
scheinen in ihrer ursprünglichen Gestalt nicht aufrecht erhalten werden 
zu können. Die Staatsgewerbeschulen haben ja gegenüber dem ersten 
Lehrplan manche Änderungen erfahren, aber die Hauptgrundzüge sind 
heute noch aufrecht und werden es wohl noch lange bleiben. 

Dumreicher verfolgte mit Spannung die auf die Erlangung eines 
technischen Gewerbe^Museums gerichteten Schritte und von dem ersten 
Tage an, wo der Gewerbeverein Ernst machte, selbst vorzugehen, warD um^ 
reicher mein Bundesgenosse. Ich bemühte mich, Dumreicher und seine 
Leistungen im Gewerbeverein bekannt zu machen, wo er trotz seiner 
vortrefflichen Monographie: „Die Pflege des gewerblichen Fortbildungs^ 
und Mittelschulwesens durch den österreichischen Staat im Jahre iSvi'', 
Wien, Karl Gerolds Sohn 1873, ^^^ seines brillanten Beitrages zum 
offiziellen Ausstellungsberichte über die Wiener Weltausstellung 1873: 
„Das gewerbliche Unterrichtswesen*", und trotz seiner hervorragenden 
Wirksamkeit im österreichischen Unterrichtsministerium lange nicht 
genug gewürdigt worden war. Das Hauptwerk Dumreichers „Über 
den französischen Nationalwohlstand als Werk der Erziehung. Studien 
über Geschichte und Organisation des künstlerischen und technischen 
Bildungswesens in Frankreich.** Erste Studie, Wien, Alfred Holder, 
1879, welches leider ohne Fortsetzung geblieben ist, gab mir Ver^ 
anlassung zu einem Vortrage im Niederösterreichischen Gewerbeverein, 
in welchem ich dieses hochinteressante Buch gemeinschaftlich mit 



— 128 — 

Meniers „Atlas de la production de la richesse'' und mit den Denk^ 
Schriften des Vereines für Sozialpolitik über die Frage, „welche Art 
von Bildungsanstalten zum Zwecke der Hebung und Förderung der 
gewerblichen und künstlerischen Tätigkeit errichtet werden sollen^, be^* 
sprach.*^) Ich bemängelte an dieser klassischen Arbeit die Ober^ 
Schätzung des Einflusses der staatlichen Kunstpflege auf die Entwick^ 
lung der Gewerbe und die Unterschätzung des praktisch^technischen 
Standptmktes und sagte weiters: „Unter absichtlicher Betonung dieser 
Reserve empfehlen wir auf das eindringlichste die Lektüre der höchst 
verdienstlichen Publikation Dumreichers und beglückwünschen den 
Autor zu dieser Art von Revanche, die er für den Mangel an Befirie^ 
digung in seiner Beamtenlaufbahn genommen hat. Daß aber die lite^ 
rarische Tätigkeit Dumreichers, wie sie in der hier angezeigten Schrift 
zum Ausdrucke kommt, doch als eine Fortsetzung seiner früheren, ersten 
Wirksamkeit als Referent für die Gewerbeschulen im Unterrichts^ 
ministerium mit allen ihren Vorzügen und einem gewissen Grade 
von Einseitigkeit aufzufassen ist, beweist ein Blick auf das im Jahre 
1876 erschienene „Expos^ über die Organisation des gewerblichen 
Unterrichtswesens in Österreich. Separatabdruck aus dem Jahresberichte 
des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht für 1875, S. 12 ff.'' 
Auf meine Anregung hin hielt Dumreicher am 25. November 1881 
einen wirklich epochemachenden Vortrag im Niederösterreichischen 
Gewerbeverein: „Über die Aufgaben der Unterrichtspolitik im Industrie^ 
Staate Österreich''. Ich wollte, daß Dumreicher diesen Vortrag in dem 
Momente halte, wo er durch die neue Ressorteinteilung zum ausschließe 
liehen Hauptreferenten des gesamten gewerblichen Bildungswesens in 
Österreich berufen wurde. Dieser Vortrag bildete denn auch einen Rück^ 
blick und eine Rechtfertigung bezüglich des bisher Unternommenen und 
programmatische Erklärungen für die Zukunft. Der Vortrag erschien als 
selbständige Publikation im Verlage von Alfred Holder und das mir 
dedizierte Exemplar trägt die mir unschätzbare eigenhändige Widmung: 
„Seinem treuen Arbeits^ und Kampfgenossen Regierungsrat Dr. W. F* 
Exner in freundschaftlicher Hochachtung der Verfasser." 

An diese Arbeiten reihten sich die Referate Dumreichers für die 
Zentralkommission, welche nach Inhalt und Form von den Arbeiten seiner 
Nachfolger wohl selten mehr erreicht wurden. Und als der bureau^ 
kratischen Laufbahn Dumreichers ein vorzeitiges Ende bereitet 
wurde, trat eine Pause in seiner Produktion ein, bis wir ihm später 
wieder als Parlamentsredner begegneten. Nach dem Gesagten kann es 
nicht überraschen, daß Dumreicher ein hervorragendes Mitglied der 



*) Wochenschrift des Niederösterreichischen Gewerbevereines. 1879, Nr. 5. 



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deren Arbeiten er ' ■ -•. . I • 

hingen im sch'-i.r5;:} - \. * - ^ 

sich durch KLiü^-.t ■» ^ "• 

Scliönheit der Forn. ■: ;-.. - • .0 im i -o!3cn, 9%., 

aber nicht auf die sor^- '* •- . * > n: Se:-. - I 

ein Fanatiker des Ku'is^e«*:- t • r • 

das Schöne in der h^ i en l . . i ^ u ' * 

meine Schöpfung und meine K !.,;»• 

bedeutet fiir mich, ob\\«>h' Ti-j»* *. ■ • r v .• 

den sah, einen Gewinn i.»-^ . ! ■ 

Schaft stelle ich höher .'s . • 

aber auch das Glück J ' ■ • * " 

zu dem wir beide nut ^- * * < 

langt, voll Bev.'i.ri j.^ru'^v* : . .■■•.• 

man könnte fast sa^.M\'....' j : . i 

Ressortzweig des Unt* rr:..i. s- , ! :i- *•.-; .•^' 

welche in diesen Auii.*!-: ■■' .i^- Trir:i,^ii.i pers^M"" 
nommenheiten oder übe^' • . : k:t^\c starke rbertreib-. .* • '• 1 • 
empfehle ich die Lekttire ^-^ hier abgedruckten Nachrufes, >»• : F-c- 
hcrr von Dumreicher imsx :e'n gemeui>chaftli^lien Gönner, Sx' -m-. 
Chef Fidler, in den „Mitteihing^en des Tevi.r^ )I . r .' ^icx\ Ge\ve*'ie- 
museums**, Sektion fiir H.^kindustrie, i^^^s, '- j ff '^ •'-.* 

^ l FIDILR, 

„Em weiser, remet. • " .h ist F'*] i 

schieden. Die Sache der '^ .^t'rrci:!! -,-,. 

Sache des gewerblichen P- .... •■ ^t vio! v,- . 

unscheinbaren und dao m ^^'\. . \ • '. ^c 1 ^! i .- 

fang und die Fachrichuu^^ J:c; ■•' ■ : ■ 1 ., ,; ' 1 

Persönlichkeit FiJieis n.ich J.-m .. - , < .' .. \ 

de- '1. i''ni,*'ihigen J<x-z 1! rer E.^--'.' - :...' ■ **^i.;: ]\ 

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ni *' ■ htune viT.sM^e A^\^r imn^i -- *.cn. <:in 

B' » ' ■» '* o.Lwü.ii ''-n ^X\ . 'S zu ent\\ 

i j.i ]UMgon FivJ 'I '- • . ' > -L iiienii* l ■ 'n GoMe-- 

rat-OT^ vor'ustd'cn. So v.'' ' . ■'•.-» :tniu*-w..*' v.ir ihn 

iiTi '.' i.-lat'n Hci.ir i:wi .^ ■ '•''^' *^';ili • cncs 

V" • . •- " Ti, d:r s^h u' • • ' .a e:».' '.v :: t Von 

s. r 1 • 'n 1 .hren bt' tf. . •". - • ^" -i'-^lc. N.i: ^ *t 

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— 129 — 

Spezialkommission des Technologischen Gewerbe^Museums war, an 
deren Arbeiten er sich intensiv beteiligte. Dumreichers Darstel^ 
lungen im schriftlichen und mündlichen Gedankenausdruck zeichnen 
sich durch Klarheit, logische Schlußfolgerung und durch vollendete 
Schönheit der Form aus. Er modellierte im großen, verzichtete dabei 
aber nicht auf die sorgfaltigste Ziselierung. Sein ganzes Leben war er 
ein Fanatiker des Kunstgenusses mit einer feinen Empfindung für 
das Schöne in der hohen bildenden Kunst. Seine Parteinahme für 
meine Schöpfung und meine Bestrebungen war unerschütterlich und 
bedeutet für mich, obwohl Dumreicher bald seinen Einfluß schwing 
den sah, einen Gewinn fürs ganze Leben. Dieses Mannes Freunde 
Schaft stelle ich höher als einige Dutzend Gegnerschaften. Er hatte 
aber auch das Glück, daß sein unmittelbarer Chef Karl Fidler war, 
zu dem wir beide mit größter Verehrung und, was seine Bildung an^ 
langt, voll Bewunderung aufblickten. Das war die klassische Periode, 
man könnte fast sagen, die atheniensische oder mediceische für diesen 
Ressortzweig des Unterrichtsministeriums. Für diejenigen meiner Leser, 
welche in diesen Ausführungen als Triebfeder persönliche Voreinge^ 
nommenheiten oder überhaupt eine starke Übertreibung erblicken, 
empfehle ich die Lektüre des hier abgedruckten Nachrufes, den Frei^ 
herr von Dumreicher unserem gemeinschaftlichen Gönner, Sektions^ 
Chef Fidler, in den „Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^ 
museums'', Sektion für Holzindustrie, 1888, S. i ff., widmete. 

KARL FIDLER. 

„Ein weiser, reiner, milder Mensch ist Karl Fidler von uns ge^ 
schieden. Die Sache der Kultur in Österreich und darum auch die 
Sache des gewerblichen Bildungswesens, hat viel verloren an diesem 
unscheinbaren und dabei geistig so hochstehenden Mann. Der Um^* 
fang und die Fachrichtung dieser Blätter gestatten wohl nicht, der 
Persönlichkeit Fidlers nach dem ganzen Reichtum ihrer Anlagen und 
dem mannigfaltigen Reiz ihrer Eigenart gerecht zu werden, zumal ja 
die tiefere Bedeutung und Kraft des seltenen Mannes in der huma^ 
nistischen Richtung wurzelte. Aber immerhin will ich versuchen, ein 
Bild seines merkwürdigen Wesens zu entwerfen. 

Den jungen Fidler weiß sich niemand von der jetzigen Gene^ 
ration vorzustellen. So weit wir an ihn zurückdenken, sahen wir ihn 
im gebleichten Haar und in jenem ehrwürdig stillen Gehaben eines 
Vielerfahrenen, der sich über nichts mehr zu ereifern pflegt. Von 
seinen frühen Jahren besitzen wir mangelhafte Kunde. Nur daß er 
deutschen Blutes, in Oberösterreich geboren, in ärmlichen Verhältnissen 

Denkschrift Techn. Gew.-Mus. 9 



— I30 — 

aufgewachsen^ wahrend der Studienlaufbahn zeitweilig selbst harten 
Druck der Not empfunden hat, ist uns öfter über ihn erzahh wenden. 
Seine amtliche Laufbahn hatte er in r^elrechtem Gang, ohne besondere 
Glucksfalle oder Mißgeschicke, durchmessen. Von 1845 an, wo er in 
einer der mindest zivilisierten tmd gerade darum interessantesten Pro^ 
vinzen, in Galizien, unter dem Grafen Stadion die öffendiche Dienst^ 
leistung begann, fand er mehrfach Gelegenheit, die btmte Erscheinungs^ 
weit der österreichischen Kronlander, ihrer Volksarten und Ktdtur^ 
zustande zu studieren. Im Jahre 1849 n^^hm ihn Stadion nach Wien 
ins Kinisterium des Innern mit, tmd er verwertete da seine gediegene 
Arbeitskraft in den großen Organisierungen der Verwaltung. Spater 
diente er einige Zeit in dem italienischen Amtsbereiche des greisen 
Blarschalls Radetzky. Er war dort Zettge von mancherlei für den 
Staatsmann lehrreichen Bestrebttngen und Ereignissen. Nach dem Tode 
des großen Feldherm, dem tmglucklichen Kriege, dem Veritiste der 
Lombardei kam er wieder in die Reichshauptstadt, zunächst als Sek^* 
tionsrat im Polizeiministerium, dann seit 1863, unter Schmerling, 
als oberster Preßleiter. Aus dieser Periode seines Lebens stammten 
fretmdschaftliche Beziehungen zu den begabtesten Schriftstellern und 
vornehmsten Köpfen der alten großdeutschen Partei im Süden und 
Westen Deutschlands, Beziehungen, von denen manche bis in seine 
letzten Jahre währten. In der Sistierungsara erfolgte seine Versetzung als 
Hof rat nach Triest, woselbst er auch unter dem Bürgermimsterium ver^ 
blieb und 1870 die Leitung der Statthalterei selbständig führte. Als Jirecek 
an die Spitze des Kultus^ und Unterrichtsressorts berufen worden war, 
erachtete man es als Gebot der Vorsicht, dem der Haltung entbehrenden 
und von slawischen Triebkräften fortgerissenen BSinister einen Beamten 
von staatsmännischer Besonnenheit und wissenschaftlichem Geiste zur 
Seite zu stellen. Zu dieser undankbaren Aufgabe wurde der ebenso 
taktvolle als anspruchslose Fidler geeignet befunden. Man kann nicht 
von einer Lösung derselben sprechen. Dazu war die Zeit zu knapp. 
Denn nach neun Monaten war das ganze Kabinett wieder verschwunden. 
Fidler führte nun die Leittmg des Unterrichtsministeriums die kurze 
Zeitspanne bis zur Ernennung Stremayrs und blieb sodann daselbst 
in der Stelle eines Sektions^Chefis bis zu seiner Versetztmg in den 
Ruhestand, die er nur zwei Jahre überlebte. 

Wenn man diesen äußeren Lebensgang überblickt, so tmter^ 
scheidet er sich wenig von dem so vieler Bureaukraten, die bis zu 
den höheren Rangsklassen aufgestiegen sind. Aber wie ganz anders 
war sein geistiger Inhalt! Die literarischen und geschichtlichen Ent^ 
Wicklungen der Alten, der drei romanischen Hauptnationen, der Deut^ 
sehen, der Engländer, der Holländer, mit denen allen er in der Ur^ 



— 131 — 

spräche sich zu befassen pflegte, waren Karl Fidler so vertraut ge^ 
worden, daß er an die alltäglichen Staatsgeschäfte einen Maßstab zu 
halten vermochte, „dessen Grade Volksbildungen waren und dessen 
Ganzmaß die Kultur des Menschengeschlechtes''. Dadurch gewann er 
eine ruhige Überlegenheit, die ihn hoch über die Unzulänglichkeiten 
österreichischer Zeit^ Staats^ und Kanzleiaktionen hinaushob, die aber 
gerade deshalb auch manchmal geeignet war, seine Lust am Handeln 
zu neutralisieren. Denn jede kräftige Tat fordert ein augenblickliches 
Abschätzen ihrer absoluten Bedeutung. Oft aber in schwierigen Lagen 
täuschte sich doch die banausische Amtswelt gewaltig, wenn sie ihn 
in träumerischer Unkenntnis der Vorgänge wähnte, weil sie keine 
nervöse Geschäftigkeit an ihm bemerkte. Er hatte die Augen offen, 
aber sein Verhalten erinnerte an Leopold von Rankes Wort von dem 
tatenscheuen Kaiser Friedrich IIL: „Er sah in den Dingen die Regel, 
von der sie abhangen, das Allgemeine, Beherrschende, das sich nach 
kurzer Abweichung wieder herstellt.'^ Mehr als einmal bin ich selbst 
Zeuge gewesen, wie in wichtigen und schon halb verlorenen Angelegen^ 
heiten Fidle rs kaltblütig zögerndes Verfahren einen nicht mehr er^ 
warteten Erfolg brachte. „Cunctando restituit rem.'' 

Reichliche Gelegenheit zur Entfaltung solcher kunktatorischer 
Künste boten ihm die langwierigen inneren Kämpfe im gewerblichen 
Bildungswesen, in denen er zähe an seinen Überzeugungen hielt und 
schließlich auch deren Sieg erlebte. Von dem ersten Tage an, da 1872 
die Regierungsaktion in gewerblichen Schulangelegenheiten begann, 
bis zum Abschluß der grundlegenden Organisationsarbeiten mit dem 
1885 festgestellten Programm der Handwerkerschulen kämpften wir 
gemeinsam für die gleichen Anschauungen, und in mancher kritischen 
Sttmde bewährte sich da die Zuverlässigkeit seines Charakters und die 
Folgetreue seines Denkens. Im Frühjahre 1872 übernahm er den Vor^ 
sitz einer Ministerialkommission für gewerblichen Unterricht, zu deren 
Schriftführer ich bestimmt wurde. Diese Körperschaft ließ an Fleiß 
nichts zu wünschen übrig. Durch mehr als zwei Jahre folgten wir jede 
Woche dem Rufe Fidlers zu einer mehrere Stunden ausfüllenden 
Beratung. Aber trotz Umsicht und Geduld wollte es dem pflichteifrigen 
Vorsitzenden nicht gelingen, die Angelegenheiten in eine gesunde Ent^ 
Wicklung hineinzulenken. Eines der beiden Referate war leider in die 
Hände eines Mannes gelegt worden, welcher sich selbst mehr als 
anderen genügte und belehrenden Zurechtweisungen weder Willfährige 
keit noch Auffassungsvermögen entgegenbrachte. Da er überdies an 
einer übergreifenden Konkurrenz mit dem anderen Referate Geschmack 
fand, trat statt fortschreitender Klärung eine stets zunehmende Ver^ 
wirrung der Organisationsarbeiten ein, welche die Langmut des Ob^ 

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— 133 — 

sierende Wirken fort und fort inmitten von Ränken, Kompetenz^ 
konflikten und — last not least — finanziellen Schwierigkeiten. Bei 
all diesen Anlässen stand mein edler Vorgesetzter Fidler als ^getreuer 
Eckhart'' über mir, beratend, widerratend, fördernd und, in der Stunde 
der Gefahr, mich deckend mit dem ganzen moralischen Ansehen seiner 
ehrwürdigen Jahre und vielerprobten Staatsdienstleistung. In den Kreisen 
der Unterrichtsverwaltung erregte es nicht wenig Eifersucht, daß der 
gelehrte Herr solche Vorliebe für ein Departement hegte, das prakti^ 
sehen Lebenszwecken gewidmet war und mancher beschränkte Spötter 
sah hierin eine greisenhafte Marotte. In Wahrheit aber hatte Fidler 
— so viel beweglicheren Geistes als jüngere, nur das Althergebrachte 
fassende Kollegen — längst klar erkannt, welche ungeheuere Aufgabe 
die volkswirtschaftlichen und sozialen Prozesse der Zeit diesem Zweig 
des öffentlichen Bildungswesens stellen und zu welcher Zukunft selber 
daher in Bälde berufen sein werde. 

Diesem weiten Blicke ist es zu danken, daß der Kampf für die 
Gewerbeschulsache nicht aufgegeben wurde, bevor noch diese Sache 
sich zu bewähren vermocht hatte, daß er vielmehr so lange fortgeführt 
werden konnte^^ bis eine vollständige Klärung der öffentlichen Meinung 
den bleibenden Erfolg verbürgte. 

Neun Jahre hatte es gedauert seit der Einsetzung jener Mini^ 
sterialkommission und sieben Jahre seit deren Sprengung, bis dieser 
Erfolg eintrat, indem eine Allerhöchste Entschließung anordnete, daß 
vom I . Jänner 1 882 an die ganze Organisationsarbeit des gewerblichen 
Bildungswesens vom Unterrichtsministerium besorgt werden sollte. Ein 
neuer Beratungskörper, die Zentralkommission, trat nun unter Fi dl er s 
Vorsitz zusammen und schon nach wenigen Jahren hatten wir solche 
allgemeine Reformen durchgeführt, daß das gewerbliche Schulsystem 
Österreichs wohl als eines der am klarsten geordneten Europas gelten 
durfte. Nur einmal noch, als eben mein „Reformprogramm'' für diese 
Neugestaltungen in Beratung war, gab es einen Strauß zu bestehen. 
Der damalige Handelsminister, dessen Mißgeschick in der Wahl seiner 
Freunde und Ratgeber später zu europäischem Rufe kam, fand das 
„Reformprogramm" geeignet, seinen Mißmut über den Verlust der 
Macht in gewerblichen Unterrichtsfragen in einer Weise zum Ausdruck 
zu bringen, welche für die Sache ebenso gefährlich als für den Präsi^ 
denten der Zentralkommission verletzend war. 

Die Kommission stand fest zu ihrem verehrten Präsidenten wie 
zum „Reformprogramm**. Fidler und ich erklärten uns bereit, aus 
unseren Wirkungskreisen auszuscheiden. Nie habe ich ihn so sittlich 
entrüstet, so zum Äußersten entschlossen gesehen wie damals. Die 
Angelegenheit machte Aufsehen in ziemlich weiten Kreisen, da die 




— =5« — 

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trifi^it. hif^ me^w^rüft F- jyj a^ w(;C;c iai wir be=s ist frsix 
Ofg^iitJ^jofjtwerk. *a A tme n enu» Aa£ingen wir yrf'-^'^ tfrx läa^ 

imrnttiif werie kh irwc n äa^edettk fclcäen. iü daf Dss^b- 

füktnit*% A4* ^twittiffn Wcrius aiwärftulo« hätu bioExB misRa 
^m« ViAitr* freien GetMt and froäe Goinmuig. D.umi aber itr je- 
samU OeweAtMUnd ÖMerrekh» mit nur skh m %t)kh dznkisxicm 
GedjUhUitMte reteine, schreibe ich diese Zeilen nieder. In Kräcn des 
Technofofischcn CewcrbcMuseums, mii deoeo er so viel nnl so 
leilnahflUroU für das «ifstrehende Institut «-eiiuhrte, braudie kfa sein 
Bild nicht zur Erinnetunf zu empfehlen: ebenso nicht den zahlickhen 
Minnern der Verwallun; und des Lebrscmdcs, die mit ihm in häufigere 
Berührunji kamen. In tausend treuen Herzen Übt dies sTmpathtschc 
Bild weiur. Denn i^ettht Menschenfreundlichkeit brachte er dem Hann 
in bescheidenster Swllung, dem Abhängigen und Hilfesuchenden cnt' 
gegen wie dem angesehenen, einflußreichen Würdenträger. Dabei fehlte 
•einem echten Wohlwollen niemals jener feine, kaum merkliche Zog 
von Zurückhaltung, welcher die angeborene Vornehmheit zimi Wider' 
spiel der Emporkommlingsweisc macht. 

Seine Selbstlosigkeit wurzelte in einer philosophischen Grund' 
ung, die einen Stich ins Pessimistische nicht verleugnete. Unter 
ruercn Dichtern war der schwermütige Leopardi einer seiner 
Ige. Einige von dessen gedankenreichsten Gedichten hat er in 
dien Übersetzungen wiedergegeben, die unerreicht sind. 
Unit traf ich ihn lebhaft angeregt von solcher Arbeit, und er 
irlc mir im Gespräch den Ideengang des Autors von der Eitel' 
lies irdischen Gutes und wie auch die letzte Hoffnung des hoch' 
(en Unglücklichen, der Ruhm, ein leeres Wahngebilde sei. Ef 
id trat mir die Erinnerung an dieses Gespräch vor die Seele, 



— 135 — 

als ich in den öffentlichen Blättern die kargen Gedächtnisworte las, 
welche die Welt von Fidlers Hinscheiden unterrichtete. Ein Dasein 
▼on so unvergleichlich reichem, tiefem Geistesinhalt, so erfüllt von 
Interessen, Leistungen und Arbeit, war für immer erloschen und die 
Summe dieses Daseins ward nur in wenigen Zeilen gezogen, die 
einige äußere Lebensverhältnisse des Verblichenen streiften. Auf die 
Erinnerung der Menschen für den Menschen wirkt eben häufiger, als 
man gemeinhin glaubt, der Zufall ein. Von dem welterfahrenen 
Montesquieu ist der Ausspruch getan worden: „Les places que la 
posterite donne, sont su Jettes comme les autres aux caprices de la 
fortune.'' Möchten diese Zeilen ein klein wenig dazu mitwirken, dem 
Andenken Karl Fidlers den ausgezeichneten Platz anzuweisen, der 
ihm gebührt. 

Wien, im Jänner 1888. 

Dumreicher.** 

Mit tiefer Ergriffenheit lese ich selbst diese Zeilen wieder, die 
ihren Verfasser ebenso ehren, wie den dahingegangenen Mann, dem 
sie gelten, Zeilen, die mich an eine hohe Zeit meines Lebens erinnern, 
in der große, mit Begeisterung verfolgte Aufgaben und der vertraute 
Verkehr mit wirklich großen Männern das Beste zu wecken vermochten, 
was in unserer Kraft gelegen war. 

Chronologisch genommen war der erste Verlust eines bedeutungs^ 
vollen Mitgliedes der Spezialkommission durch den Tod schon im 
Jahre 1887 erfolgt, als Josef Thonet verschied. Aus Anlaß dieses 
schmerzlichen Ereignisses schrieb ich u. a. folgendes: 



JOSEF THONET.*) 

„Mit dem Namen eines jeden Bürgers sind Vorstellungen ver^ 
knüpft, unter welchen zuvorderst die Ansichten über dessen berufliche 
Tüchtigkeit erscheinen. Der Name des Kaufmannes enthält seinen 
Kredit, der Name des Künstlers weist hin auf den Wert seines Könnens 
und birgt in sich die Eigenart seiner Schöpfungen. Wenn der Name 
eines Industriellen zu ganz besonderer allgemeiner Geltung gelangen soll, 
so muß sich das von ihm getragene Unternehmen durch irgend ein 
eigenartiges Merkmal auszeichnen. Großartigkeit der Betriebsanlagen 

'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Sektion für Holz^ 
industrie. VlII. Jahrgang, S. 130. 



- 136 - 

und bedeutender Umfang des Geschäftsbetriebes oder die erfolgreiche 
Pflege einer gewissen technischen Spezialität oder auffallende Fürsorge 
für das physische Wohl und die psychische Entwicklung der Arbeiter^ 
Schaft, dies sind Momente, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf 
ein industrielles Unternehmen lenken und die allgemeine Anerkennung 
an den Namen eines Gewerbetreibenden knüpfen. Bei manchen indu^ 
striellen Großbetrieben ist es nicht bloß der Begründer, dessen Name 
in der Geschichte der vaterländischen Wirtschaft verzeichnet steht, 
sondern der Ruf des Begründers vererbt sich in der Familie auf den 
Sohn und den Enkel, und so bildet sich ein von Generation zu Gene^ 
ration erhöhter Glanz des Namens der Familie — eine Art von 
Adelsgeschlecht, neben dem der Ruhm des historischen Adels in manchem 
seiner Repräsentanten verblaßt. Ein ganz eigentümlicher Reiz liegt für 
uns in den Namen jener Industriellen, welche, von kleinen Anfängen 
ausgehend, durch Verbesserungen des technischen Verfahrens, durch un^ 
ermüdliche eigene Arbeit, durch die enthusiastische Hingebung an die 
von ihnen ins Leben gerufene Produktion zur Schaffung großer Arbeits^ 
Stätten gelangten und es so weit brachten, daß der von ihnen erzielte 
Umsatz ein bemerkenswerter Faktor in der Handelsbilanz des Staates 
wurde. Tausenden von Familien wird auf solche Art die Möglichkeit 
des Erwerbes geschaffen, Massen von Rohstoffen, bisher unwertbar, er^ 
langten einen steigenden Verkaufspreis und erhöhten dadurch den 
Wert von Grund und Boden — das Nationalvermögen; Lebensbedürf^ 
nisse, die bisher nur in unzulänglichem Maße oder nur dann befriedigt 
werden konnten, wenn dafür verhältnismäßig große Opfer gebracht 
wurden, werden nun durch das hochentwickelte industrielle Untere 
nehmen spielend befriedigt und breitere Schichten der Bevölkerung 
genießen durch die rationelle Produktion früher nicht gekannte Vorteile. 
Besonders wertvoll für die staatliche Wirtschaft und für die technische 
Entwicklung der Produktion wird der Name dann, wenn er sich an die 
Schaffung einer völlig neuartigen Produktion knüpft, welche sich durch 
die glückliche Ausnützung lokaler Verhältnisse, durch technische Er^ 
rungenschaften zu einem Sondergute der Nation oder des Staates ent^ 
wickelt und dem letzteren dadurch eine Art von Besitz bereitet, der 
ihm durch die Konkurrenz anderer Staaten weder bestritten noch ent^ 
eignet werden kann. 

Ein solcher Name, der von den verschiedensten Standpunkten 
aus beurteilt, immer wieder einen vorzüglichen Klang hat, ist der, 
welchen eine aus dem Rheinlande nach Österreich eingewanderte 
Tischlerfamilie trägt — der Name Thonet. Der Bopparder Bürger 
Michael Thonet (geboren 1796) übersiedelte mit seinen fünf Söhnen 
Franz, Michael, August, Josef und Jakob im Jahre 1842 nach Wien. 



— 137 — 

Josef Thonet, der viertälteste von den Söhnen, damals 19 Jahre 
alt (er war im Jahre 1830 zu Boppard geboren worden), zeigte sich 
als für die kaufmännische Seite des Geschäftes besonders befähigt. 

Im Jahre 1853, ^in i* Oktober, wurde das Geschäft unter der 
Firma „Gebrüder Thonet" protokolliert; so wollte es der greise Vater, 
welcher, ohne sich vom Geschäfte zurückzuziehen, doch schon das auf«^ 
blühende Unternehmen unter die Verantwortlichkeit seiner Söhne zu 
stellen für gut fand. 

In das Jahr 1855 fallen die Vorbereitungen für die Errichtung 
einer Fabrik in Koritschan in Mähren,' welche mit dem Jahre 1856 
in Betrieb gelangte. Während nun die älteren Söhne sich vorwiegend 
der Fabrikation zuwendeten, ist es hauptsächlich Josef, dem die kauf^ 
männische Leitung des gesamten Geschäftes zufiel. Er kümmerte sich 
um den Absatz der erzeugten Waren in Wien, in den Provinzen und 
um die Anknüpfung von Verbindungen zur Anbahnung des Exportes; 
er leitete die Buchführung und die Zirkulation der Barmittel im Ge^ 
schäft. Diese führende Stellung im Hause hinderte ihn jedoch nicht, 
sich auch mit den Details in der Organisation des Koritschaner Fabriks^ 
betriebes zu befassen und als Ratgeber bei allen wichtigen Maßregeln 
zur Erweiterung des Geschäftes mitzuwirken. 

Das Fabriksuntemehmen in Koritschan wuchs rasch und Michael 
Thonet, welcher am 3. März 1871 starb, konnte noch vor seinem 
Ende mit stolzer Befriedigung wahrnehmen, daß er der Weltindustrie 
und dem Welthandel ein Produkt eingefügt hatte, welches seinen 
Namen mit Ehren trug: Das Thonet sehe Möbel. 

Die Fabrik in Koritschan konnte bei aller Entwicklungsfähigkeit dem 
raschen Aufschwünge des Absatzes und der Nachfrage nicht genügen, und 
es wurde daher an die Begründung weiterer Fabriken zunächst in Mähren 
geschritten. So entstand die Fabrik in Bistritz am Hostein (1860) im 
Hinblicke auf die Waldungen des Freiherrn von Laudon und die 
Nähe zur Nordbahn. Später (1865) erwarb das Haus Thonet von 
dem Grafen Keglevich die Herrschaft Groß^Ugröcz in Ungarn 
und erbaute daselbst eine Fabrik, um die nun im eigenen Be^ 
sitze der Firma befindlichen Waldungen und jene der Nachbarn 
im Neutratale in der Richtung der Industrie auszubeuten. Im Jahre 
1870 erfolgte die Errichtung der Fabrik in Wsetin, 1879 jener in 
Hallenkau. 

Als zu Ende der siebziger Jahre durch die russischen Einfuhr^ 
Zollerhöhungen der Absatz der Thonetschen Produkte in Rußland 
sehr erschwert wurde und es sich darum handelte, den dortigen Markt, 
der für das Haus bereits eine große Bedeutung erlangt hatte, auch 
unter den geänderten Zollverhältnissen zu retten, entschloß sich die 




- 138 - 

Firma, eine Fabrik in Russisch^Polen zu gründen, und sie wurde in 
der Tat im Jahre 1880 zu Radomsk geschaffen. 

An den Vorberatungen über die Errichtung der einzehien Fabriken 
nahm Josef Thonet zumeist einen hervorragenden Anteil, immer 
mindestens denjenigen, welcher ihm dadurch zufiel, daß nichts ohne 
seine Zustimmung geschah. Die Errichtung der russischen Fabrik war 
aber namentlich über Josefs Anregung erfolgt. Sein weiter Blick und 
sein ausdauerndes Beharren auf der einmal als richtig erkannten Idee 
beseitigten alle Bedenken und führten zu diesem, immerhin riskanten 
Schritte. War schon Josefs Einfluß bei der Initiative zur Errichtung 
der Fabriken ein maßgebender, so war er es in noch viel höherem 
Grade bei der Begründung der kaufmännischen Niederlassungen, und 
heute befinden sich große Thonetsche Warenhallen an den verschieb 
densten Emporien des Welthandels. Auch hier waren es wieder die 
russischen Niederlagen, welche im Zusammenhange mit der Radomsker 
Fabrik ganz besonders als das Werk Josefs aufgefaßt werden müssen. 
Es bedarf keines umständlichen Nachweises, daß der Leiter des Zentral^ 
geschäftes in Wien, Josef Thonet, welcher nebst der intensiven Be^ 
teiUgung an der Beratung technischer Angelegenheiten seine große 
Arbeitskraft an jenem Punkte angreifen ließ, wo der Hebel des kauf'^ 
männischen Betriebes in Bewegung gesetzt wurde, nicht der mindest 
Verdiente unter seinen Brüdern war. Er war es auch, welcher auf eine 
würdevolle Repräsentanz des Geschäftshauses besonderen Wert legte 
und dessen internationale Bedeutung auch durch die äußere Erscheinung 
des Unternehmens darzustellen bestrebt war. 

Es erübrigt aber noch, Josef Thonet in jenen Sphären seiner 
Beflissenheit zu -ischildem, in denen* er als selbständiges Individuum 
auftrat. Ihn aus seinem Berufe vollständig loszuschälen ist untunlich, 
da er mit demselben ganz und gar verwachsen war, wohl aber tritt er 
als selbständig handelnder Mann im öffentlichen Leben auf und ihm 
war es vergönnt, in einem Grade wie wenigen anderen durch eine 
seltene Vereinigung liebenswürdiger Eigenschaften und markanter Vor^ 
züge eine ausnahmslos wohlwollende Beurteilung seitens seiner Mit^ 
bürger zu erlangen. Das Sprichwort: „Viel Feind, viel Ehr'' wurde an 
ihm zu Schanden, denn ihm wurde die größte Ehre im reichsten Maße 
zuteil, die Ehre, von seinen Berufsgenossen und Mitbürgern hoch^ 
geachtet zu sein, ohne irgendwo eine nennenswerte Gegnerschaft zu 
finden. 

Nie drängte er sich in den Vordergrund, kam nur dann, wenn 
er gerufen wurde, und wirkte nur dort, wo seine Fähigkeiten ihm die 
Beherrschung der Aufgabe ermöglichten; rechtlich, bescheiden, tüchtig 
und großmütig waren seine hervorragenden Eigenschaften. Die gemein^ 




— 139 — 

nützigen Bestrebungen, welche in Wien sich so mühsam Bahn brechen 
und schwer unermüdliche Propagatoren finden, gewannen in ihm leicht 
einen ausdauernden Freund, sobald die Absicht der Aktion seinen 
Beifall fand. Handelte es sich um die Hebung fachUcher oder allge^ 
meiner Bildung, um die Verteidigung der Standesehre, um die Intern 
essen des Bürgertums, so war Josef T hon et immer bereit, moralisch 
und materiell zu helfen. 

Bei der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums war 
Josef Thonet einer der ersten von jenen, welche die Idee, die dieser 
Begründung vorschwebte, mit Beifall begrüßten. Unaufgefordert bot er 
seine Kräfte zur Mitwirkung bei der Durchführung des Unternehmens 
an. Er veranlaßte die Firma sofort als Stifter des Technologischen 
Gewerbe^Museums dem Institute beizutreten und gehörte der Spezial^ 
kommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums seit 
dessen Errichtung im Jahre 1879 bis zu seinem Tode an. 

Er war weder ein Schönredner noch ein Vielredner, nie aber 
haben wir von ihm zim Bemerkung gehört, welche nicht fachlich zu^ 
treffend gewesen oder unberücksichtigt geblieben wäre. Er stand immer 
auf der Seite derjenigen, welche mit Wärme jedes Symptom des Auf^^ 
blühens bemerkten; mit Enthusiasmus verfolgte er den Aufschwung 
unseres Institutes. Unvergeßlich wird uns bleiben, wie er bei einzelnen 
Anlässen, die mit dem Gedeihen unserer Schöpfung im Zusammenhange 
waren, mit einer Wärme, die belebt und ermuntert und andere mit sich 
fortreißt, seine Teilnahme kundgab. Er war unser und unserer Bestreu 
bungen echter Freund, ausdauernd, einsichtsvoll und wohlwollend. 

Wir wollen es hier unerörtert lassen, was ein solcher Mann mit 
diesen Eigenschaften für seine Familie, für seine Arbeitsgenossen im 
weitesten Sinne des Wortes und für seine ihm näher stehenden persona 
liehen Freunde war. Sein Tod bedeutet ihnen allen einen unersetz^ 
liehen Verlust in des Wortes vollster Bedeutung. Das Technologische 
Gewerbe^Museum und sein gegenwärtiger Leiter haben für den Inbe^ 
griff von Vorzügen, die sich an den Namen Josef Thonet knüpfen, 
nur ein Wort: Unvergeßlich !** 

Von den Mitgliedern der Spezialkommission, welche Einfluß auf 
die Fortschritte der Anstalt zu nehmen in die Lage kamen, sind noch 
mehrere zu nennen. 

WILHELM FREIHERR VON EICHLER.*) 

„Völlig unerwartet traf uns die Nachricht von dem Hinscheiden 
des Hofrates Baron Eichler. Für uns war er noch nicht Pensionist, 

'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1893» S. 79* 



— 140 — 

im Gegenteile — er stand in vollster Aktivität, und der Verlust ist 
daher für uns wirklich ein Entgang an Rat und Hilfe. 

Wilhelm Eichler wurde am lo. Dezember 1818 in Kötzschen^ 
broda bei Dresden geboren, er studierte am Polytechnikum zu Dresden, 
trat im Jahre 1836 bei der im Baue befindlichen Leipzig^Dresdener 
Bahn in den Dienst und ging 1839 nach Österreich zur Wien^Glogg^ 
nitzer Eisenbahn, wo er beim Baue Verwendung fand. Die Gesell^ 
Schaft sandte ihn später als Ingenieur zum Studium des Maschinen^ 
Wesens und der Betriebseinrichtungen bei Eisenbahnen auf eine Studien^ 
reise nach Deutschland, Belgien und England. Im Jahre 1844 finden 
wir Eichler als Oberingenieur bei der Linie Mürzzuschlag^Graz^Cilli 
mit der Betriebsfiihrung betraut, später als Bauunternehmer eines 
Teiles der Semmeringbahn. Im Jahre 1855 ist Eichler Generalinspektor 
der österreichischen Staatsbahngesellschaft; im Jahre 1864 wurde er zum 
Generalinspektor der Kaiser Ferdinands^Nordbahn ernannt, welches Amt 
er bis 1885 bekleidete. 

Die einundzwanzigjährige Periode der Wirksamkeit Eichlers als 
oberster Beamter der Kaiser Ferdinands^Nordbahn, die er fast unum^ 
schränkt beherrschte, fällt zusammen mit der großartigen Entwicklung 
dieser Verkehrsanstalt. 

Das Ende der Regierungsperiode Eich 1er s trifft mit dem Ablaufe 
des Privilegiums der Nordbahn zusammen; daß der Krieg vom Jahre 
1 866 in diese Periode fallt, und daß in dieser Phase der Entwicklung der Neu^ 
bau des Wiener Hauptbahnhofes, des Ostrauer Rangierbahnhofes, der 
Lokomotivwerkstätte in Floridsdorf und die Erweiterung der Ostrauer 
Werkstätten stattfand, läßt den Umfang der Tätigkeit Eichlers ermessen. 

Bei Begründung des Technologischen Gewerbe^Museums war der 
Zentralinspektor Becker in die leitende Kommission berufen worden, 
ihm und dem Oberingenieur Felix Reif er verdankt das Museum mannig^ 
fache Förderung. Nach dem Tode Beckers wählte die Kommission 
den Generalinspektor Freiherm von Eichler, der diese Wahl auch 
annahm und vom Jahre 1884 bis zu seinem Tode an den Verband^ 
lungen dieser Kommission regen Anteil nahm. Sein scharfer Verstand, 
der Reichtum an Erfahrungen und ein auf ruhiger Erwägung basiertes 
Interesse verliehen seinem Votum stets ein fühlbares Gewicht.^ 



GUSTAV RITTER VON LEON.*) 

„Zur Mitwirkung an der Durchführung der Aufgabe, die sich 
Baron Schwarz^Senborn gestellt hatte, der Gründung des Athe^ 

*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. VIII. Jahrgangs S. 2. 



— 141 — 

naums, berief er mehrere Männer von Umsicht und Energie, von 
Erfahrung und Kenntnissen und unter diesen waren es besonders 
zwei, welche in den Vordergrund traten: Das Mitglied der k. k. Finanz^ 
prokuratur Dr. Franz Edler von Rosas, ein hervorragender Jurist und 
Fachmann auf dem Gebiete der Gesetzgebung ztun Schutze des geistigen 
Eigentums auf gewerblichem Gebiete, femer — Gustav Ritter von 
Leon, ein Mann, dessen finanzpolitische Kenntnisse ihn in die erste 
Reihe der Wiener Finanziers stellten. Die Gründung des Athenäums 
scheiterte allerdings, und zwar deshalb, weil man keinen Direktor 
aufzufinden verstand; es fehlte der Mann, der die Durchführung des 
Planes übernommen hätte. Man entschloß sich endlich, das ganze 
Unternehmen zu liquidieren und mit der Dtu*chführung dieser keines^ 
wegs leichten Aufgabe wurden wieder die beiden genannten Herren 
betraut 

Es ist sehr zu bedauern, daß das Athenäum nicht lebensfähig 
gemacht wurde; währte es doch noch sechs Jahre, bis nach der Ober^ 
Windung mannigfacher Schwierigkeiten und dem Scheitern auch anderer 
Pläne das heutige Technologische Gewerbe^Museum in geradezu 
kleinlichen Anfängen entstand! Es mußte wieder von vorne angefangen 
werden, denn die Schätze in jedem Sinne des Wortes, welche Schwarz^ 
Senborn aufgebracht hatte, waren inzwischen anderen Zwecken zu^ 
geführt worden. 

Dtu*ch das Athenäum wurde Gustav Ritter von Leon mit dem 
gewerblichen Bildungswesen wenigstens in einer Organisationsform 
bekannt, und es konnte daher nicht Wunder nehmen, daß ihn die 
Handels^ und Gewerbekammer, deren Mitglied er war, in die Spezial^ 
kommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums ent* 
sendete. Dort wirkte er nebst den anderen Mitgliedern dieser Körper^ 
Schaft, Eduard Kaiser, Ernst Ritter von Boschan und Rudolf Kit^ 
schelt, in ausgezeichneter Weise. Namentlich der Verwaltung wandte 
er sein Interesse zu. Das junge Institut verdankte seinem scharfen 
Verstände und klaren Urteile manchen vorzüglichen Rat, der auch be^ 
folgt wurde; die mittmter strenge Kritik, welche Leon rückhaltslos, 
aber dabei von der wohlwollendsten Tendenz geleitet, übte, nahm 
einen wohltätigen Einfluß auf die Gestaltung der Dinge. Die Haupte 
leistung Leons bestand in der von ihm namens des Niederöster^ 
reichischen Gewerbevereines geradezu glänzend durchgeführten Er^ 
Werbung der Si gl sehen Realität für das Technologische Gewerbe^ 
Museum; es ist die Frage, ob es einem anderen gelungen wäre, den 
fast unentwirrbaren Knoten zu lösen, welchen die verwickelten Besitz^ 
und Rechtsverhältnisse der Si gl sehen Realität — des Restes des einst 
großen Fabriksetablissements — darstellten. Leon verlegte sich auf 



— 142 — 

die ihm übertragene Mission mit der ihm eigenen Energie und Atis^ 
dauer und der Erfolg war ein für die Entwicklung des Technologischen 
Gewerbe^Museums wichtiger Schritt von entscheidendem Werte. Aber 
nicht nur für das Technologische Gewerbe^Museum gelang es, ein 
geeignetes Heim zu schaffen, auch der Niederösterreichische Ge^ 
Werbeverein wurde damit auf den Weg zur Erlangung eines sehr wert^ 
vollen Besitztumes geführt. Durch die Entsendung dieses Delegierten 
hat die Handels^ und Gewerbekammer dem jungen, aufblühenden In^ 
stitute, dem so manches Hindernis für seine Entwicklung in den Weg 
gelegt wurde, einen nicht vorgesehenen Dienst geleistet, und es gehört 
zu den Traditionen des Technologischen Gewerbe^Museums, Leistungen, 
die mit demselben zusammenhängen, rückhaltslos und vorurteilsfrei, 
warm und bleibend anzuerkennen. G. von Leon ist am i6. Februar 
1898 gestorben." 

BERNHARD DEMMER.*) 

„Indem wir die Lebensgeschichte Demmers erzählen, werden wir 
die Erklärung von dessen Parteinahme für das k. k. Technologische 
Gewerbe^Museum und den organisatorischen Grundgedanken seiner 
Fachschulen liefern. 1834 zu Eisenach im Großherzogtume Sachsen^ 
Weimar ^ Eisenach als Sohn des dort ansässigen Schlossermeisters 
Wilhelm De mm er geboren, erlernte er bei seinem Vater das 
Schlosserhandwerk, ging bald darauf auf die Wanderschaft und ar^ 
beitete zuerst bei dem Schlossermeister Robert Thümmel in der 
Nikolaistraße in Leipzig, wo die Herstellung von feuerfesten Kassen 
besonders betrieben wurde. Mit dem Beginn des Studienjahres 1851/52 
ließ sich De mm er, von Wissensdurst getrieben, trotzdem er auf 
sehr bescheidene Mittel angewiesen war, in den Vorbereittmgs^ 
Jahrgang des Polytechnischen Institutes in Wien inskribieren, den er 
mit Erfolg absolvierte und dadurch in die Lage kam, in den folgen^ 
den Jahren bei Salomon Mathematik, bei Burg Mechanik u. a. m. 
zu studieren. Im Jahre 1855 verließ Demmer das Polytechnische In^ 
stitut und trat in die Maschinenfabrik der Firma Leo Müllers sei. 
Witwe als Zeichner und Konstrukteur ein. Noch in demselben Jahre 
jedoch erhielt er eine Stelle in der landesbefugten Maschinen^ und 
Wagenbauanstalt Johann Spie ring als Konstrukteur. Im folgen^ 
den Jahre trat er in die Maschinenfabrik der k. k. priv. Staats^ 
eisenbahn^Gesellschaft ein, wo er 13 Jahre als Ingenieur, zuletzt als 
Chef des technischen Konstruktionsbureaus unter John Haswell 
wirkte. Das Jahr 1869 berief ihn in neue Stellungen, indem er einer^ 
seits mit seinen Brüdern in Eisenach die seither sehr renommiert ge^ 

*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. XII. Jahrgang, S. 169. 



— 143 — 

wordene Erste Thüringer Herd^ und Ofenfabrik in Eisenach gründete, 
anderseits zum Direktor der Wiener Lokomotivfabriks^Aktiengesell^ 
Schaft in Groß^Jedlersdorf (jetzt Floridsdorf) ernannt wurde. In dieser 
Stellung entwickelte er sich zu einer markanten Persönlichkeit, die 
ebensosehr in Ingenieurkreisen, wie auch in der Gesellschaft schritt^ 
weise zu großem Ansehen gelangte. De mm er hatte als ganz junger 
Mensch in Wien den Typhus überstanden und seither war er niemals 
krank und niemals müde, sondern immer in hohem Maße rührig, 
durch energische Tätigkeit befriedigt, dem Fortschritte zugeneigt, tmd 
ohne Vernachlässigung seines engeren, stets größere Anforderungen 
an ihn stellenden Berufes, immer nach höheren, weiter ausgreifenden 
Aufgaben strebend. Dies ist in kurzen Zügen der Lebenslauf eines 
Mannes, den uns ein plötzlicher Tod am 29. Juli 1902 entriß. 

Das Wort „uns'' ist in diesem Falle ein sehr weiter Begriff. Seine 
Brüder, seine Söhne aus der ersten, seine Kinder aus der zweiten Ehe, 
betrauern tief den tüchtigen, liebenswürdigen und pflichttreuen Mann. 
Die beiden industriellen Unternehmungen, denen er angehörte, sind 
zwar so trefflich organisiert, daß sie durch den Hingang ihres Mitbe^ 
gründers keinen dauernden Schaden nehmen werden. Sie werden weiter, 
den Absichten Demmers folgend, gedeihen und ihm ein Denkmal 
bilden. Aber alle Angehörigen dieser beiden Unternehmungen werden 
es doch als einen schmerzlichen Verlust empfinden, daß der Urheber 
dieser Produktionsstätten ihnen jäh entrissen wurde. Das „uns'' er^ 
streckt sich aber auch auf eine Reihe von Verwaltungen, bei welchen 
Demmer mitwirkte. Es ist hier ausdrücklich hervorzuheben, daß 
Demmer kein Ehrenamt annahm, ohne den Pflichtenkreis, in welchen 
er eintrat, voll zu erfüllen; nirgends begnügte er sich mit der Rolle 
eines Figuranten; überall, wo er war, war er ganz bei der Sache, mit 
seiner reichen Erfahrung und seinem ernsten Wollen. Er bildete eine 
Zierde eines jeden Gremiums, zu dessen Mitgliedern er zählte. 

Ich beantragte im Jahre 1883 die Berufung Demmers in die 
Spezialkommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums. 
Kaum hatte sich Demmer mit den Grundzügen der Organisation 
vertraut gemacht, als er, sie rückhaltslos anerkennend, dafür jederzeit 
eintrat, und niemals blieb ein Appell an seine Sachkenntnis unwirk^ 
sam. Demmer führte das heute noch am Technologischen Gewerbe^ 
Museum angewendete System der amerikanischen Fabriksbuchhaltung 
ein, indem er einen Vertrauensmann aus der Buchhaltungsabteilung 
der Floridsdorfer Fabrik für solange an das Technologische Gewerbe^ 
Museum exponierte, bis diese Buchhaltung vollständig eingerichtet war. 
Das Widerstreben der Anhänger anderer Systeme mußte überwunden 
werden, aber es gelang, und dem Institute wurde hierdurch ein dauern^ 



— 144 — 

der Vorteil zugewendet. Alle Urteilsfähigen bezeichnen diese organi^ 
satorische Einrichtung als sehr wertvoll und mustergültig für ähnliche 
Unternehmungen. 

De mm er war auch Mitglied des Fachkomitees der Niederen und 
Höheren Fachschule für Bau^ und Maschinenschlosserei, deren Ein^ 
richtung und Zweck niemand besser als er selbst beurteilen konnte. 
Hat er doch denselben Weg gemacht, welchen diese Fachschule für 
begabte junge Leute eröffnet hat. Heute könnte man den Entwick^ 
lungsgang nicht mehr nehmen, den Demmer zu verfolgen so glücke 
lieh war. Hundertfach würde er heute den Weg versperrt gefunden 
haben aus der Praxis an die Technische Hochschule. Er hätte nur den Weg 
betreten können, den heute die Fachschulen der dritten Sektion für seinen 
Berufdarstellen.Wenn wir gar kein anderesZeugnis hätten für dieRichtigkeit 
der organisatorischen Grundlage der Fachschulen unserer dritten Sektion, 
als das Demmers, so würde dies hundert Gegnerschaften vom grünen 
Tisch aufwiegen. Die Entwicklung solcher Männer, wie Demmer, 
mttß möglich bleiben und darf nicht durch versteinerte Vorschriften 
völlig verhindert werden. Direktor Demmer wurde ohne Mittelschule, 
ohne Maturitätsprüfung und ohne moderne Hochschulbildung, bloß 
dadurch, daß ihm höhere wissenschaftliche Fachbildung nicht verschlossen 
blieb, ein Ingenieur, der zu den ersten Lokomotivbauern Österreichs 
gehört und dessen Name in der Geschichte des österreichischen Loko^ 
motivbaues bleibend verzeichnet ist. Er war ein Enthusiast als Praktiker 
ein Pedant in der Prüfung theoretischer Fortschritte. 

Er wurde auch in die Kommission für die zweite Staatsprüfung an 
der Technischen Hochschule in Wien gewählt. Die Wahl war keine 
schlechte. Es ist ein Glück, daß man dabei übersehen hat, daß er nach 
den bestehenden Vorschriften nicht einmal als ordentlicher Hörer an 
derselben Technischen Hochschule hätte aufgenommen werden können; 
unter gar keinen Umständen. Ihm wäre nur der Weg an das Tech^ 
nologische Gewerbe^'Museum frei geblieben. Er war aber auch Prüfungs^ 
kommissär für die Abgangsprüfungen an der höheren Fachschule für 
Bau^ und Maschinenschlosserei am Technologischen Gewerbe^Museum, 
und er wurde nicht müde, mir die Vorzüge des Unterrichtssystemes 
am Technologischen Gewerbe^Museum für gewisse mittlere technische 
Aufgaben auseinanderzusetzen. Dies war freilich für uns keine Über^* 
raschung, aber doch keine überflüssige, vielmehr eine immer wieder 
erwünschte Befestigung unserer Überzeugung. Ungleich wertvoller für 
uns war, als uns Demmer bei seinem Eintritte in die Spezialkom^ 
mission, immer und immer wieder sagte: „„Halten Sie fest an Ihren 
Absichten; die Methode, die Sie zur Erziehung eines höher qualifi'' 
zierten Gewerbestandes anwenden, ist richtig. Alle Welt wird schließe 




1 



— 145 — 

lieh auf Ihrer Seite stehen."" Trotz der hohen Stellung in der techni^ 
sehen Hierarchie und trotz seiner vielen Berufspflichten ließ sich 
Demmer nicht viel bitten, um jedes Jahr wieder die Funktion eines 
Revisors des Rechnungsabschlusses und der Bilanz des k. k. Techno^ 
logischen Gewerbe^Museums gemeinschaftlich mit dem Vizepräsidenten 
der Niederösterreichischen Handels^ und Gewerbekammer Abgeordneten 
Kitschelt zu übernehmen. Mit größtem Eifer widmete er sich dieser 
Aufgabe und es bereitete ihm ein sichtliches Vergnügen, den Antrag auf 
Erteilung des Absolutoriums in der Spezialkommission zu vertreten. 

Demmers Leistungen für das Institut erleichtern uns die Sorge 
um einen Ersatz. Soviel ist aber sicher, daß keine Institution, der er 
im Sinne einer erweiterten Berufsauffassung seine Tätigkeit widmete, 
in höherem Maße als unsere verpflichtet ist, das Andenken an diesen 
vortrefflichen Mann pietätvoll zu bewahren. Ein merkwürdiges Zu^ 
sammentreffen in der Geschichte der Lokomotivfabrik, an deren 
Gründung Demmer hervorragend Anteil nahm, mit der Geschichte 
des Technologischen Gewerbe^Museums begründet das Datum, daß 
in der Fabrik im Jahre 1896 die Vollendung der tausendsten Loko^ 
motive gefeiert werden konnte, während am k. k. Technologischen 
Gewerbe^Museum in diesem Jahre die Schülerzahl tausend erreichte."" 

Der letzte Verlust, den wir in dieser Gruppe von Personen zu 
beklagen haben, der insbesondere mich empfindlich traf, ist das Hin^ 
scheiden des Altmeisters 

FRIEDRICH PAULICK 

am 19. März 1904. Ich lernte ihn 1873 kennen, als er schon ein 
angesehener Wiener Bürger war, nachdem er an den großen Monu^ 
mentalbauten Wiens hervorragenden Anteil genommen hatte. Seine 
künstlerische Ausbildung erhielt er an der Wiener Akademie und trat 
mit Van der Null und Siccardsburg, den Architekten der Wiener 
Hofoper, in freundschaftlichen Verkehr, welcher bis zu deren Lebens^ 
ende dauerte. Ich habe keinen zweiten Mann gefunden, der bei einer 
solchen Urwüchsigkeit in den Umgangsformen — der unmodifizierte 
Tischler — eine so tiefe fachliche, sowohl künstlerische als technische 
Bildung, praktische Erfahrung mit der Feinfühligkeit der Gesinnung 
des vollkommenen Ehrenmannes verband. Er machte aus seiner Ge^ 
sinnung nie ein Hehl und gab seinen Überzeugungen unverhohlen, 
oft auch unbeholfen Ausdruck, doch wurde ihm wegen dieser Außer^ 
lichkeiten nie die ihm gebührende Hochachtung entzogen. In seinem 
Nachlasse fand man mehr als ein Dutzend von mir unterschriebene 
Dank^ und Anerkennungsschreiben, die er alle sorgfältig aufhob. Aber 

Denkschrift Techn. Gew.'Mus. lo 



— 146 — 

diese vergilbten Blätter bedeuten nichts im Vergleich zu dem, was er 
mir an wirklichen Diensten geleistet und wie ich ihm hierfür immer 
dankbar bleiben werde. Er gehörte der Spezialkommission vom ersten 
Sitzungstage bis an sein Lebensende an. 

Ich habe der hervorragendsten und vornehmsten persönlichen 
Erscheinungen in der Verwaltung des Gewerbevereines und des 
Technologischen Gewerbe ^Museums gedacht, aller jener Personen, 
die, wenn auch außerhalb des Museums stehend, doch mitgewirkt 
haben in mancher Phase seiner Entwicklung. Ich habe nun noch einer 
Gruppe von persönlichen Kräften zu gedenken, welche für die Ge^ 
schicke des Institutes wohl die maßgebendste ist, der Gruppe der am 
Museum Angestellten, Professoren tmd Lehrer, Versuchstechniker 
und Beamten. Rücksichten, die für jedermann verständlich sein werden, 
verbieten mir auch in diesem Falle von den lebenden, heute noch am 
Institute wirkenden Persönlichkeiten zu sprechen, wenn auch vielleicht 
der eine oder der andere Name später noch bei der Erwähntmg irgend 
eines Faktums genannt werden muß. In dieser retrospektiven Dar^ 
Stellung treten nur jene in den Vordergrund, die tms in irgend einer 
Weise verlassen haben und unter diesen jene vorerst, die bereits des 
irdischen Ringens enthoben sind. Ich darf mir vielleicht an dieser Stelle ge^ 
statten hervorzuheben, daß ich das größte Interesse immer der Individualität 
entgegenbringe. Je hervorragender und eigenartiger sie ist, desto schwieriger 
ist es freilich, sie der gemeinsamen Arbeit im Sinne der Gemeinsamkeit 
dienstbar zu machen. Die Opfer, welche bei der Berührung mit solchen 
stark ausgeprägten aber wertvollen Naturen gebracht werden müssen, 
sind nicht unerheblich. Einfluß auf sie zu gewinnen, ohne daß sie es 
merken, ohne daß ihre mitunter überfeine Empfindlichkeit verletzt 
wird, ist manchmal ein schwieriges Problem; dabei hatte ich doch nie 
über die Mittel zu verfügen, die sonst leichter zum Ziele führen, näm^ 
lieh hohe materielle Entlohnung, rasches Avancement und staatliche 
Auszeichnungen. Wie oft mußte ich diese durch meine Beredsamkeit 
und durch freundschaftliche Gesinnung ersetzen. In manchen Fällen 
mußte ich auch eine vorhandene Kraft übernehmen, da diese Über^ 
nähme Vorteile für das Institut bieten konnte, die größer waren als 
der Abstand der vorhandenen Qualifikation von der wünschenswerten, 
und dann mußte man eben aus dem betreffenden Manne so viel 
machen als zu machen war, die Vorzüge erforschen und tunlichst ver^ 
werten und alles vermeiden, was dazu führen konnte, die Schwächen 
zu sehr zu demaskieren. Selbst die staatliche Verwaltung innerhalb 
und außerhalb des Unterrichtswesens ist oft genug gezwungen, sich 
von derartigen Rücksichten leiten zu lassen. Hat doch auch die 
politische Raison gezwungen, in die Zentralstellen, bis hinauf zu den 



— 147 — 

höchsten staatlichen Funktionären, Personen aufzunehmen, die dem 
von ihnen zu bekleidenden Amte nur halb oder gar nicht gewachsen 
waren; und war die politische Raison wichtig genug, um die Maßregel auf 
die Dauer als gerechtfertigt erscheinen zu lassen und ist das Mißverhältnis 
zwischen dem erzeugten Übelstande und dem Vorteil der Konvenienz 
nicht zu groß, so wird man eine milde Beurteilung erwarten können 
und erfahren. Selbst in den kleinen Verhältnissen, welche die Geschichte 
eines einzelnen Institutes umschreiben, ist man von der absoluten 
Notwendigkeit nicht befreit, in einzelnen Fällen ein Sacrifizio del^ 
rintelletto zu bringen. Bei Berufungen von Kapazitäten kann man, wie 
der Fall Liechti beweist, selbst dann noch viel übler wegkommen, 
wenn die fachliche Tüchtigkeit auch außer Zweifel steht. Die ununter^ 
brochene Gemeinsamkeit der Arbeit, die Notwendigkeit, ein bestimmtes 
Ziel alljährlich zu erreichen, der Zwang zu administrativer Ordnung 
neben Forschung und Lehre, die Dünkelhaftigkeit, Eitelkeit und Empfind^ 
lichkeit, denen man selbst bei hochstehenden Männern begegnet, sind 
oft die Quellen von Zerwürfnissen und Mißverständnissen, die nicht 
immer leicht zu beseitigen sind. 

Schon vor der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums 
genoß im Niederösterreichischen Gewerbeverein der Chemiker Doktor 
Richard Godef fr 07 eine große Popularität und bekleidete Vertrauens^ 
Stellungen in diesem Vereine. Er schloß sich der Bewegung zugunsten 
der Errichtung eines Technologischen Gewerbe^Museums nachhaltig an, 
war einer der ersten freiwilligen Lehrer, der erfolgreichsten einer, und 
seine ständige Einverleibung in das Personale des Institutes war somit 
gegeben. Ich widmete ihm folgenden Nachruf. 

DR- RICHARD GODEFFROY.*) 

„Am 22. Oktober 1895 ist unser Professor Godeffroy nach langem, 
schmerzlichem Leiden aus dem Leben geschieden. Für ihn war es eine 
Erlösung, denn eine unheilbare Krankheit hatte ihn schon seit dem 
Beginne dieses Jahres seinem Berufe entrissen, für uns war es der seit 
langer Zeit befürchtete Abschluß einer Periode schmerzlichster Teil^ 
nähme. Im Momente des Abschiedes konnte man alle Anzeichen einer 
seltenen Beliebtheit des Verlorenen wahrnehmen. Durch die konven^ 
tionellen Trauerkundgebungen hindurch erkannte man das warme 
Beileid zahlreicher Freunde, vieler Berufsgenossen, Schüler und sonstiger 
Bekannten, welche mit dem liebenswürdigen Manne in Verkehr ge^ 
standen hatten. Seine Umgangsformen waren aber auch in der Tat sehr 



*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1895» S. 295. 

10* 



— 149 — 

Godcffroy in erster Linie als Lehrkraft zu gewinnen versuchte. Er 
folgte gerne dem Rufe an das Technologische Gewerbe^Museum, dem 
er seit der Eröffnung der Anstalt, d. i. seit Oktober 1879, ^Is Honorar^ 
dozent, später mit dem Titel eines Professors, angehörte. Er war 
nicht nur an der ,,Sektion für Färberei, Bleicherei, Druckerei und 
Appretur**, die dann zur „Sektion für chemische Gewerbe** erweitert wurde, 
hervorragend tätig, sondern er war auch mit den Vorträgen über die 
chemische Technologie des Holzes und die chemische Technologie der 
Metalle an den Speziallehrkursen mit Abende und Sonntagsunterricht^ 
beziehungsweise an den Fachschulen der ersten, dritten und vierten Sektion, 
betraut. Als Beamter des Institutes konnte Godeffroy unbedingt als 
Muster gelten, denn er faßte seinen Dienst nicht als schwer zu tragende 
Last auf, nur dazu da, um durch sie eine Stellung und seinen Lebens^ 
unterhalt gesichert zu sehen, sondern er besaß jene Anhänglichkeit an 
seine Aufgabe, welche Erfolge im Beruf als die unentbehrlichste Be^ 
dingung der Zufriedenheit und Selbstachtung auffassen läßt. 

Wir möchten noch eines, bei uns in Österreich ziemlich 
seltenen Vorzuges Godeffroys Erwähnung tun; Richard Godeffroy 
war ein Mann, der nicht nur Westeuropa kannte, sondern sich während 
seiner mannigfaltigen Reisen und längeren Aufenthalte im Auslande 
weltmännische Auffassungen angeeignet hatte. Er selbst, französischem 
Geschmacke ergeben, war nicht blind für die Vorzüge des englischen 
Kulturlebens und ebenso zugänglich und empfänglich für die Leistungen 
des deutschen Volkes. In seiner Gesellschaft zu reisen war ein wirk^ 
liches Vergnügen. Die tausendfältigen Eindrücke, die er auf Studien^ 
reisen und gelegentlich verschiedener Funktionen im Auslande gesammelt 
hatte, kamen ihm auch sowohl im gesellschaftlichen Verkehre, wie in 
seinem Berufe zugute." 

Auch 

KARL PFAFF,*) 

den Vorangehenden an fachlicher Bedeutung überragend, war durch 
seine Stellung und die Verdienste, die er sich im Jahre 1880 bei 
der Ersten Jubiläumsausstellung des Gewerbevereines und im Jahre 
1883 bei der Internationalen Elektrischen Ausstellung erwarb, um so 
mehr ein gegebener Mann für das Technologische Gewerbe^Museum, 
als er, wie schon weiter oben ausgeführt wurde, für eine derartige 
Stellung hervorragende Eigenschaften mitbrachte. Ich schrieb bei 
seinem Tode: 

*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1900, S. 257. 



— 150 — 

,,KarI Pf äff, der Chefingenieur der österreichischen Abteilung 
der Pariser Weltausstellung, ist am 29. November 1900, im 70. Lebens^ 
jähre, in Paris gestorben. Mit Pf äff ist einer der bekanntesten 
Maschineningenieure der österreichischen Monarchie aus dem Leben 
geschieden. 

Seine Bestrebungen auf dem Gebiete der Erzeugung und Ver^ 
besserung der Werkzeugmaschinen können als bahnbrechend in 
Österreich bezeichnet werden. Bei der Verwirklichung seiner genialen 
Eingebungen hat P f a ff außerdem stets dem künstlerischen Standpunkte 
Rechnung zu tragen gewußt, so daß die von ihm konstruierten 
Maschinen nicht nur durch ihre vorzügliche Verwendbarkeit, sondern 
auch durch ihre Form ins Auge fielen. Wie Pf äff hierüber gedacht, 
hat er seinerzeit in einem viel erörterten Vortrage: „„Über Architektur 
im Maschinenbaue'''' dargelegt. 

Pf äff wurde am 16. Juli 1831 zu Hard in Vorarlberg geboren 
und trat nach Absolvierung des Polytechnikums in München in die 
Lokomotivfabrik Maff e/s ein. Ende der fünfziger Jahre wurde er mit 
der Ablieferung einiger für die Kaiser Ferdinands^Nordbahn bestellten 
Lokomotiven nach Wien gesandt. In Wien ließ sich Pf äff nieder, erwarb 
eine Fabrik, in der er große Dampftnaschinen baute. Im Jahre 1870 begann 
P f a f f in Gemeinschaft mit Richard F e r n a u in der Ottakringer Maschinen^ 
fabrik (heute „Vulkan", Aktiengesellschaft) den Bau von Werkzeuge 
maschinen. 1880 leitete er die Maschinenabteilung der vom Niederöster^ 
reichischen Gewerbevereine in der Rotunde veranstalteten Gewerbeaus^ 
Stellung und im Jahre 1883 an der Seite des Hofrates Ritter von Grim^ 
bürg die Wiener Internationale Elektrische Ausstellung. Die dortige 
musterhafte Maschinenanlage fand vielseitige Anerkennung. 

Nach vollständiger Abwicklung der mit der elektrischen Ausstellung 
verbundenen Arbeiten trat Pf äff als Professor und Vorstand der Sektion 
für Metallindustrie und Elektrotechnik in den Verband des Technologie 
sehen Gewerbe^Museums, wo seine Tätigkeit bis zum Jahre 1890 währte. 
Aber schon seit der Gründung des Museums wirkte Pf äff als Dozent 
und hielt Vorlesungen in den Speziallehrkursen, welche äußerst zahl^ 
reich besucht waren, da Pfaffs populär gehaltene Vorträge über ein^ 
zelne Gebiete des Maschinenwesens das Interesse aller Hörer in hohem 
Grade erweckten. Seine Begabung zum Lehrfache war eine außer^ 
gewöhnliche. 

Infolge des Anerbietens der Firma Brandt Sc Lhuiller in Brunn, 
die Leitung der derselben gehörigen Maschinenfabrik zu übernehmen, 
verließ Pf äff die ihm lieb gewordene Stellung an unserer Anstalt im 
Jahre 1890. In Brunn wirkte er bis zum Jahre 1898. Zu diesem Zeitpunkte 
waren bereits die Vorbereitungen für die Pariser Weltausstellung in vollem 



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DR. HUGO ; . 

wi.imete ein Freund ui.i!- .. 
.1^1 Technoloeisch.':j (.»: v. •' . 
r.'ssor Dr. Klaud"/ in ^ 
Österreichischen Inj^rcn-. 
i'>c2 einen Nachruf. Jeni i '. 

».Hugo von Per g er I : 
Arbeitslast bewahi^t. ni:!it i^ .r . - 
auch als Lehrer, Bearr.ter, Ka:!:- v 
einer so vielfältigen Tituk-'it ; • 
stehenden mitunter ver>.tt;ni*e. v^ ; 
wundern, um so nithr, .;is Pei , -'t - 
liehen Gemütes handei:-7. Von Pe» 
ztiheben, daß er stets eir ''"■.j.!-:' :..' 
großen Prüfungen war. vv* = ■ ■ ■ 
einen ausschl i^gcbenJcTi i * . ' 
schrieb. Er war daher ei.. : 
beim Unterrichte indiviJ*: 
die Technologie der Parlv 

welches Fach er zum ers;.- . • - . 

sehen Gewerbc\creines bei der i V 

eingeführt worden war. Bcsonvle:i> \e' . • .if r:»... :.. n .m^ . . 
des Alizarin.s und des Anthrax. ■i.n.'^iis. Seine viel-i.!...i '• 
Farbenindustr.e au^h in Ostcrre::li eiruiih : ron ui ' -.-..r 

bringen smJ «'-^^ l»^.i^30»|^ v^oY Ä^f t|^ 'ötÄjll ^ 

folg auf dem Gebiete acr raTtre: j _ :-o»:"'- L'ic \c\ 



.a9lW «Sm^l XAU lUlMtAltoiiX 



— 151 — 

Gange. Das Spezial^Komitee für die Gruppe IV, Maschinenwesen, das 
unter dem Vorsitze Ringhof fers tätig war, wählte Pf äff zum Ingenieur 
für seine Gruppe. Über Antrag dieses Spezial^Komitees wurde er vom 
österreichischen Generalkommissär zugleich zum Chef'^Ingenieur der 
österreichischen Abteilung bestellt. Auch diese schwierige und verant^ 
wortungsvolle Aufgabe in Paris löste Pf äff mit dem Aufgebote seiner 
ganzen Kraft, auf seine reichen Erfahrungen gestützt und mit großem Ver^ 
ständnis. Pf äff war eine männlich schöne, kraftvolle Erscheinung, 
dem die Biederkeit seiner Gesinnung vom Antlitz abzulesen war, ein 
zuverlässiger Charakter nach jeder Richtung und in jedem Sinne. Das 
Technologische Gewerbe ^Museum, seine vielen Fachgenossen und 
Freunde werden ihm stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.'' 

Dem Organisator der erweiterten zweiten Sektion, 



DR. HUGO RITTER VON PERGER, 

widmete ein Freund und begeisterter Anhänger, einer seiner Mitarbeiter 
am Technologischen Gewerbe ^Museum, der Dipl. Chemiker Pro^ 
fessor Dr. Klau d 7 in der Sitzung der Fachgruppe für Chemie des 
Österreichischen Ingenieur^ und Architektenvereines am 12. Februar 
1902 einen Nachruf, dem ich folgendes entnehme: 

„Hugo von Perger hat in einem Wechsel vollen Leben eine enorme 
Arbeitslast bewältigt, nicht nur als Forscher in seinem Fache, sondern 
auch als Lehrer, Beamter, Patriot und Berufsgenosse. Daß P erger über 
einer so vielfältigen Tätigkeit sein Glück und das der ihm Nahe^ 
stehenden mitunter versäumte^ wird keinen objektiven Beurteiler ver^ 
wundem, um so mehr, als P erger stets in der Erregung eines empfang«^ 
liehen Gemütes handelte. Von P erger als Lehrer ist vor allem hervor^ 
zuheben, daß er stets ein Gegner der zu weit gehenden Bewertung der 
großen Prüfungen war, weil er der natürlichen Aufregung der Kandidaten 
einen ausschlaggebenden Einfluß auf das Ergebnis solcher Prüfungen zu^ 
schrieb. Er war daher ein milder Prüfer und trachtete, jeden Hörer schon 
beim Unterrichte individuell zu beurteilen. Das Spezialfach P ergers war 
die Technologie der Farbstoffe und der textilen Veredlungsgewerbe, in 
welches Fach er zum ersten Male als Vertreter des Niederösterreichi^ 
sehen Gewerbevereines bei der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 
eingeführt worden war. Besonders verdient machte er sich um die Chemie 
des Alizarins und des Anthrachinons. Seine vielfachen Versuche, die 
Farbenindustrie auch in Österreich einzuführen und zur Geltung zu 
bringen, sind ihm leider nicht geglückt, doch hatte er wenigstens Er^ 
folg auf dem Gebiete der Färberei als solcher. Die von ihm 1879 



— 152 — 

gelegentlich des Färbertages befürwortete Errichttmg einer Färberschule 
wurde 1880 genehmigt und in Reichenberg von ihm selbst ausgeführt. 

Als Technologe war Hugo von Perger der Vertreter eines Prinzipes, 
das zur Quelle vieler Angriffe gegen ihn wurde. Der Technologe vertri 
überhaupt sein Fach unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen. ^ 
Kenntnis aller Vorgänge in der Fabrikation und die Kenntnis 
neuesten Erfahrungen kann er nur mit großem Zeitaufwande, im er 
Verkehre mit den ihrer Geschäftsinteressen wegen verschlossener 
kanten, aber nie im Laboratorium erwerben. Öffnet der F 
dem Lehrer seine Arbeitsstätten, dann verlangt er aber auch 
Gegenleistungen. Mit dieser Tätigkeit eines Technologen h 
sammen, daß viele seiner Arbeiten nicht veröffentlicht werden, .. . 
in dem Rahmen des Fabriksgeheimnisses verschwinden. Perger be- 
hauptete stets, daß sogenannte selbständige Arbeiten der Hörer nur auf 
Grund gründlicher analytischer Ausbildung am Platze seien, er war aber 
dennoch kein Feind der selbständigen Arbeit. Dies geht unter anderem 
aus seiner warmen Teilnahme an den Arbeiten der wenigen Ingenieur^ 
Doktoranden hervor, die er noch ganz kurze Zeit vor seinem Tode 
mit Dissertationsthemen bedenken konnte. 

Der Patriot P erger war stets bemüht, seiner Aufgabe als Tech' 
nologe, die chemische Industrie in Österreich zur größeren Blüte zu 
bringen, gerecht zu werden. In diesem Sinne nahm er an den end^ 
losen Verhandlungen über die Einführung der Fabrikation des künst^ 
liehen Indigos hervorragend Anteil." 

Den Lebenslauf 

FRANZ SCHWACKHÖFERS,*) 

wie ich ihn nach seinem Hinscheiden erzählte, lasse ich hier folgen: 
„Als das aus sehr bescheidenen Anfangen emporwachsende Tech^ 
nologische Gewerbe^Museum die Aufmerksamkeit ernster Männer auf 
sich zu lenken begann, legte mir der hervorragende Wiener Brauherr 
Medinger die Frage vor, ob mit Hilfe des Museums oder gar an 
diesem eine Anstalt gegründet werden könnte, die für die spezifisch 
österreichischen Bedürfnisse ähnliches zu erstreben und zu leisten hätte, 
wie die schon in Deutschland, Dänemark usw. bestehenden „Versuchs^ 
Stationen für Brauerei". Ich griff sofort zu, ohne mich bei der außer^ 
ordentlich verwickelten „Kompetenzfrage" allzu lange aufzuhalten, denn 
hätten wir uns damit befaßt ödere andere mit diesem Rätsel beschäftigt, 
so wäre die Versuchsstation wohl niemals errichtet worden. Ist einmal 



'■') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1903, S. 189. 



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— 153 — 

die Notwendigkeit und Dringlichkeit der wissenschaftlichen Führung 
und Befruchtung eines Produktionszweiges überhaupt erkannt, dann 
ist es fast immer auch schon höchste Zeit, die Sache in die Hand zu 
nehmen. Viel größer schien uns die Schwierigkeit zu sein, den richtigen, 
den autoritativen Fachmann zu finden. Ich schlug den Professor an 
der Hochschule für Bodenkultur Franz Schwackhöfer vor, obwohl 
ich nicht sicher war, wie er sich auf die Propaganda verstehen würde, 
und ob die Empiriker ohneweiters den Theoretiker, wenn er auch 
noch so hoch stünde, gelten lassen würden. Schwackhöfer zeigte 
sich entgegenkommend, rasch folgten und mit stets steigender Zuver^ 
sieht, Vorverhandlungen, Programmentwurf, Schaffung eines Spezial^ 
Vereines, Vertragsabschluß mit Schwackhöfer und Einfügung des 
neuen Institutes, räumlich und organisatorisch, unter Wah^ 
rung der fachlichen Selbständigkeit, in das Technologische Ge^ 
werbe^Museum. Daß der Direktor der Hauptanstalt ein langjähriger 
Kollege an der Hochschule für Bodenkultur des Vorstandes der jüng^ 
sten Zweiganstalt war, konnte bei der gegenseitig genau bekannten 
Veranlagung dieser Männer der Sache nur förderlich sein und in der 
Tat, es gab nie einen Konflikt, nie eine Störung, obwohl Keime hierzu 
häufig genug von aufien eingebracht wurden. Medinger und seine 
wackern Genossen, Schwackhöfer und ich, bildeten eine von 
Tag zu Tag sich mehr befestigende Position, ein Festungsdreieck. 
Erst als unter Schwackhöfers geradezu bravouröser Führung die 
„Österreichische Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei"^ aus dem 
engen Rahmen einer dem Museum eingegliederten Versuchsanstalt 
herauswuchs, das Projekt einer „Akademie für Brauerei^ndustrie"" auf^ 
tauchte, mit der die erstere, die Versuchsanstalt, mindestens äußerlich 
verbunden werden sollte, während anderseits im Museum bereits ein 
bedrohlicher Raummangel eintrat, entschloß man sich zur einverständ^ 
liehen „Trennung'', und dabei bewährten sich die altfreundschaftlichen 
Beziehungen erst recht. Nicht nur daß kein Schatten einer Disharmonie 
auf das alte Bündnis fiel, im Gegenteil, ein neues wurde gesucht und 
abgeschlossen, indem der Unterricht am ersten Jahrgange der Brauerei^ 
Akademie vom ersten Jahrgange der „höheren Fachschtde für chemi^ 
sehe Gewerbe'' am Technologischen Gewerbe^Museum besorgt wird. 
Die voranstehende Darstellung der äußerlichen Beziehungen des 
k. k. Technologischen Gewerbe^Museums zu Schwackhöfer mußte 
hier um so mehr ihren Platz finden, als in den vielen bisher er^ 
schienenen Nachrufen auf Schwackhöfer diese für seiife Geltung 
und Entwicklung wichtige Phase unerörtert blieb. Es gibt Fälle, in 
denen man den Mut haben muß, auch ein eigenes Verdienst geltend 
zu machen, weil sonst sicher ein unredlicher Finder auftaucht. 



- 156 - 

Wenn der Tod unter den persönlichen Kräften des Technolc 
gischen Gewerbe-Museums eine für uns überaus schmerzliche reiche 
Ernte hielt, so dürfen wir anderseits darüber nicht vergessen, wie viele 
hervorragende Fachleute, Gelehrte und Techniker dem Personale des 
Technologischen Gewerbe'Museums angehörten und nur deshalb aus* 
schieden, weil sie ihre Laufbahn anderwärts mit glänzenderem oder 
finanziell günstigerem Erfolge fortsetzen konnten. Bei einigen von 
ihnen ist es mir gelungen, sie noch in einem Zusammenhange mit dem 
Institute zu erhalten, wenn auch der Hauptweg ihrer Laufbahn aus den 
Toren unseres Hauses hinausführte. Ich habe schon erwähnt, daß sich der 
Sektionsvoistand Regierungsrat Ritter von Perger, der eigentlich erst in 
seiner Stellung am Museum weiteren Kreisen bekannt wurde, um die 
durch den TodJ. J. Pohls vakant gewordene Professur der chemischen 
Technologie der organischen Stoffe an der Technischen Hochschule in 
Wien bewarb. Als mir der Herr Unterrichtsminister mitteilte, daß 
Perger die Stellung an der Hochschule vorziehe und den größten 
Wert darauf lege, sie zu erhalten, konnte ich von dem mir einge^ 
räumten Rechte, gegen diese Ernennung eine Einwendung zu erheben, 
nicht mehr Gebrauch machen. In einem solchen Falle verlieren alle 
Schwüre unverbrüchlicher Treue des geförderten Freundes ihre Geltung, 
dem Verlassenen bleibt nur die Befriedigung, rechtzeitig eine tüchtige 
Kraft entdeckt und höheren Aufgaben zugeführt zu haben. An der 
Technischen Hochschule in Wien wirken übrigens noch zwei PrO' 
fessoren, der o. ö. Professor der darstellenden Geometrie, Dr. Emil 
Müller^), und der Nachfolger Pergers, Dr. Wilhelm Suida, welche 
beide in ihren jungen Jahren, der erstere an der dritten Sektion, der 
letstere als Adjunkt an der zweiten Sektion (ab iS8i unter Liechti) 
in Verwendung waren. Dem Professoren-KoUegium der k. k. Hoch' 
schule für Bodenkultur ferner gehören folgende Herren an, die in ver^ 
schiedenen Stellungen am Technologischen GewerbcMuseum wirkten 
oder heute noch wirken: Regierungsrat Ernst Pliwa, der von uns 
weg Direktor der Fachschule in Villach wurde {1884), dann zur Dienst- 
leistung ins Unterrichtsministerium einberufen wurde und zugleich an 
der Hochschule für Bodenkultur, wo er jetzt supplierender Professor 
1 Teil der einst von mir eingenommenen Lehrkanzel innehat 
erer meiner Schüler, Julius Marchet, bereitete sich auf Grtind 
udien zur Dozentur am Technologischen Gewerbe'Museum über 

lüller war bis 1893 Supplent uod Adjunkt am Technotogiachen Gc 
ieum. wurde dann Oberlehrer, später Professor an der kdnlgl. Bau- 
hule zu Königsberg in PreuBen, habilitierte sich als Privatdozent an 
en Universität und ist seit 1902 o. ti. Professor an der Wiener Techni- 
hscbule. 



— 157 — 

die Eigenschaften des Holzes und zu jener an der Hochschule für Boden^ 
kultur über Waldwegebau vor, den er jetzt als Professor vertritt. Josef 
Rezek, Konstrukteur bei Professor Gollner an der Technischen 
Hochschule in Prag, wurde von mir 1893 als Adjunkt an die dritte 
Sektion des Technologischen Gewerbe^Museums berufen, wurde später 
a. o. Professor des landwirtschaftlichen Maschinenwesens an der Hoch^ 
schule für Bodenkultur, besorgt aber heute noch einen Teil der Lehr^ 
aufgaben an unserem Institute. Theodor Tapla war schon Assistent 
des Professors Schlesinger an der Hochschule für Bodenktdtur, als 
ich ihm eine Dozentur am Technologischen Gewerbemuseum anbot, 
die er heute noch innehat, obwohl er inzwischen zum ordentlichen 
Professor der genannten Hochschule vorgerückt ist. Ein anderes Mitglied 
des dortigen Kollegiums, Dr. Karl Wilhelm, war am Technologischen 
Gewerbe^Museum mehrere Jahre hindurch tätig. Solche vorübergehende 
Verwendungen von späteren Professoren an Universitäten oder tech^ 
nischen Hochschulen wären noch mehrere zu erwähnen: Dr. Viktor 
von Mataja, später Universitätsprofessor in Innsbruck, jetzt Sektions^ 
Chef im Handelsministerium ; Dr. Jtdius Schwiedland, einst Beamter 
der Handels^ und Gewerbekammer, jetzt Ordinarius an der Technik 
sehen Hochschtde in Wien, und der zu früh verstorbene National^ 
Ökonom Professor Dr. Hans Emanuel Sax wirkten alle drei vor^ 
übergehend als Honorardozenten der Nationalökonomie in den Spe^ 
ziallehrkursen am Technologischen Gewerbe^Museum. Als Dozenten 
für Warenkunde und Mikroskopie hatten wir zu verzeichnen den 
späteren Universitätsprofessor Dr. Josef Möller in Innsbruck, jetzt in 
Graz, den Professor an der Technischen Hochschule in Wien, Doktor 
Franz Ritter von Höhnel, der bei uns ein volles Dezennium von 
1887 bis 1898 lehrte, und der nachmalige Gymnasialdirektor in Krems, 
Dr. Thomas Franz Hanausek; als Supplent für Physik war vier 
Jahre hindurch an der Sektion für Elektrotechnik in Verwendung 
Dr. Anton L a m p a, kürzlich zum Professor der Physik an der Wiener 
Universität ernannt. Eine ganze Reihe junger Kräfte an unserem In^ 
stitute, Adjunkten und Assistenten, beantragte ich bei der Errichttmg des 
Patentamtes, zu dessen Urhebern ich mich zählen darf, zur Einreihung 
in das technische Personal. Zwei dieser Beamten sind heute noch, 
trotz ihres Wirkens am Patentamt, Mitglieder des Lehrkörpers des 
Technologischen Gewerbe^Museums. Es sind dies der Maschinen^Ingenieur 
Regierungsrat Karl Rubricius und der Chemiker, technischer Rat Viktor 
Hölbling.*) 

*■*) Außerdem muß von den Beamten des Patentamtes noch der technische 
Rat Dr. Camillo Wessely genannt werden^ der am Technologischen Gewerbe^ 
Museum früher als vortrefHicher Lehrer der Physik wirkte. 



~ IS8 - 

Als dei Handelsminister Dipauli, um den schreiendsten Übel' 
ständen bei dei Eichung von Wasser' und Elektrizitätsmessern ab' 
zuhelfen, eine Filiale des Eichamtes für dieses spezielle Eichungswesen 
errichtete, ernannte ei über meinen Vorschlag den Professor Karl S c h I e n k, 
der ja wesentliche Verdienste um die Entwicklung der vierten Sektion 
in ihren ersten Stadien hatte, 1S99 zum Leiter dieser Filiale in Rudolft' 
heim mit dem Range eines Inspektors. Eine überaus große Zahl von 
ehemaligen Assistenten, Werkmeistem und Schülern unserer Anstalt 
befinden sich heute in angesehenen lehramtlichen Stellungen an den 
staatlichen Fachschulen. Zu den bemerkenswertesten Ernennungen dieser 
Art gehört jene des wirklichen Lehrers Wilhelm Honig, der seine 
Lehrjahre hier durchmachte, zum Professor und Fachvorstand für 
Elektrotechnik an der maschinengewerblichen Fachschule in Komotau 
(1902). Von den vielen Namen will ich nur noch zwei herausgreifen: 
Hans Kornauth, einer meinerHörerander Hochschule für Bodenkultur, 
verlegte sich auf die Technologie der Holzverarbeitung, wurde Assi' 
Stent am Technologischen GewerbC'Museum, später Leiter der Fach' 
schule in Chrudim und weiterhin Direktor der Fachschule in Bozen, 
wo er plötzlich starb, nachdem er vorher unter Überwindung großer 
Schwierigkeiten die Schule zu einer gewissen Geltung gebracht hatte; 
Viktor Kempny, jahrelang Assistent für die theoretischen technischen 
Fächer an den Fachschulen der dritten und vierten Sektion, ist jetzt 
ordentlicher Lehrer an der Fachschule für Eisenbearbeitung in Stejrr. 
Ich würde mich ins Endlose verlieren, wollte ich alle aufzählen, die 
an unserem Institute in vorübergehender Lehrverwendung gestanden 
sind und jetzt lehramthche Stellungen an Staatsschulen oder ange' 
sehene Positionen in der industriellen Praxis oder im Verkehrsleben 
einnehmen. 



WAHLVERWANDTE. 

Ist schon die Zahl jener Personen eine erhebliche, die durch 

ein ihnen vom Gewerbevereine übertragenes Mandat oder durch 

die Delegierung in die leitende Spezialkommission oder durch die 

Bekleidung irgend eines Amtes am Technologischen Gewerbe'Museum 

selbst in den Kreis der „Verpflichteten" eintraten und jeder nach 

seiner Art, Auffassung oder geistigem Vermögen zur Erlangung 

tigen Begriffes des Technologischen Gewerbe'Museums beitrug, 

die Zahl jener Personen, die aus freier Wahl ohne irgend' 

iTpflichtung bloß aus persönlicher Sympathie für mich oder 

len oder anderen führenden Mann am Institute oder infolge 



— 159 — 

starker Billigung der hier verfolgten Ziele oder eingeschlagenen 
Methoden sich dem Institute anschlössen, eine relativ noch größere. Ich 
nenne sie Wahlverwandte. Es bildete sich in mir die Vorstellung heraus, 
als ob das Museum der Mittelpunkt eines Bannkreises wäre, in dem 
jene festgehalten wurden, die einmal dahin eintraten. Um den Ver^ 
kehr zwischen dem Museum und solchen Personen dauernd zu ge^ 
stalten, die irgendeine wissenschaftliche, technische oder wirtschaftliche 
Fachrichtung vertraten, beantragte ich die durch die Geschäftsordnung 
für das Museum zuerst nicht vorgesehene Ernennung derartiger Männer 
von hervorragendem Verdienst oder einer Stellung, durch die sie dem 
Museum nützlich werden konnten, zu Korrespondentendes Museums. 
Diese Einrichtung motivierte ich dem durchlauchtigsten Herrn Erz^ 
herzog^Protektor gegenüber in einer Privataudienz, erlangte dessen Zu^ 
Stimmung und das Versprechen, derartige Vorschläge erwägen zu 
wollen und die Ernennung selbst zu vollziehen. Ich war mit diesen 
Anträgen äußerst sparsam, um der Stellung eines Korrespondenten 
des Technologischen Gewerbe^Museums einen Seltenheitswert zu ver^ 
leihen. Ich darf wohl behaupten, daß keine der Ernennungen 
sich als eine für das Gewerbe^Museum fruchtlose oder bedeutungslose 
Formalität herausstellte. Entweder war sie pro praeterito oder 
pro futuro von Wert oder beides zugleich. Die Ernennung zum Kor^ 
respondenten sollte durch die hohe Persönlichkeit, die sie voU^ 
zog, und durch die stets wachsende Bedeutung des Institutes fort^ 
laufend an Wert gewinnen und eine Auszeichnung darstellen. In der 
großen Mehrzahl der Fälle jedoch bildete die Annahme dieses Ehren^ 
amtes eine Auszeichnung für das Technologische Gewerbe^Museum. 
Fünf Männer von Weltruf haben wir aus diesem Kreise bereits ver^ 
loren. Ich bringe hier die Nachrufe, die wir ihnen weihten: 

AUGUST WILHELM VON HOFMANN.*) 

„Vor wenigen Monaten hat August Wilhelm von Hof mann für 
immer die Augen geschlossen — ein unermüdlich tätiges, erfolgreiches 
Leben ist zu Ende. Zweck dieser Zeilen soll es nicht sein, die Bedeu^ 
tung dieses Forschers für die Entwicklung der Wissenschaft zu schilt 
dem, dazu bedürfte es nicht nur der Aufzählung seiner zahlreichen 
epochemachenden Arbeiten, sondern auch der Darlegung des Einflusses^ 
den diese übten. A.W. von Hof mann, der Begründer der modernen 
Farbenchemie, wurde im Jahre 1888 auf Vorschlag der Spezial^ 
konmiission zur Leitung des k. k. Technologischen Gewerbe^Museums 

'■') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1892, 
Seite 181. 



— i6o — 

zum Korrespondenten ernannt. Die dadurch geschaffenen Beziehungen 
A. W. von Hofmanns zum Technologischen Gewerbe^Museum be^ 
gründen den folgenden Nachruf, womit das Institut seinen Korrespon^ 
denten zu ehren sucht. 

A. W. von Hofmann ist am i8. April 1818 zu Gießen — der 
Wiege der chemischen Wissenschaft — geboren. Den ersten Unterricht 
erhielt er in einem Privatinstitute zu Mehlbach, später an dem Gym^ 
nasium seiner Vaterstadt und bezog 1836 daselbst die Universität 
mit der Absicht, sich dem Studium der Jurisprudenz zu widmen. 
Erst später gewann er die Lust zum Studium der Naturwissen^ 
Schäften und betrieb unter der Leitung J. von Liebigs mit größtem 
Eifer Chemie. 1841 vollendete er seine erste wissenschaftliche Arbeit 
über die flüchtigen Basen des Steinkohlenteers und zeigte sich schon 
durch diese als ein würdiger Schüler seines berühmten Lehrers 
Eine andere Arbeit, die sich auf die Metamorphosen des Indigo 
bezog, und in welcher er die Substitutionsfahigkeit des Wasserstoffes 
durch Chlor eingehend klarlegte, brachte ihm die Preismedaille 
der Pharmazeutischen Gesellschaft zu Paris. Unter diesen glänzenden 
Auspizien habilitierte sich der junge strebsame Forscher an der Uni^^ 
versität zu Bonn im Jahre 1845, P^g jedoch noch im selben Jahre, 
von seinem Lehrer J. von Liebig empfohlen, nach England, um in 
London ein Schülerlaboratorium — gleich jenem zu Gießen — ein^^ 
zurichten; Im Jahre 1853 ^^^ ^^ bereits ein hervorragender Ver^ 
treter der chemischen Wissenschaft, unermüdlich in seiner verantworte 
liehen Stellung tätig; sein Laboratorium war ein Mittelpunkt der 
Forschung geworden, aus dem eine Reihe von später berühmt ge^ 
wordenen Chemikern hervorging. Im genannten Jahre wurde A. W. von 
Hof mann Professor an der königlichen Bergschule zu London, blieb 
aber zugleich an der Spitze des Royal College of Chimistry, welches 
Institut mit der Bergschule verbunden wurde. 

Wiederholt waren von Seite Deutschlands Versuche gemacht 
worden, den berühmten Professor zur Rückkehr zu bewegen; erst der 
Wunsch der preußischen Regierung, A. W. von Hof mann möge die 
Errichtung eines neuen chemischen Laboratoriums an der Universität 
Bonn übernehmen, bewog ihn, England zu verlassen. Ein Musterinstitut 
hatte A. W. von Hof mann in Bonn geschaffen, dessen Leitung 
er nun übernehmen sollte; allein als Mitscherlich starb, wurde 
Hof mann als dessen Nachfolger an die Universität Berlin berufen 
und dort setzte er 1867 seine von den glänzendsten Erfolgen begleitete 
Tätigkeit fort. Als eine besondere Tat sei hier die 1868 durch ihn er^ 
folgte Gründung der Deutschen chemischen Gesellschaft hervorgehoben. 
Mit Stolz kann Deutschland auf diesen Verein hinweisen, der das 




— i6i — 

Zentrum der chemischen Forschung geworden ist — A. W. von Ho£^ 
manns Werk. 

Gleich Humboldt hatte Hof mann das glückliche Geschick, 
schon bei Lebzeiten die volle Anerkennung seiner großen Verdienste 
gefunden zu haben. So wie die bedeutendsten Zeitgenossen des ersteren, 
seiner Geistesgröße und seiner persönlichen Vorzüge wegen, mit ihm 
in nahen Verkehr zu treten suchten, so erlebte dies auch Hof mann. 
Sein Charakter wird wohl am bedeutsamsten durch sein Werk 
charakterisiert: „Zur Erinnerung an vorangegangene Freunde"" (1883), 
in dem er warm empfindend und klar erkennend Freundschaft in 
plastischer Form zum nachahmenswerten Ausdrucke brachte. Zeigt 
dieses Werk das große Interesse, welches A. W. von Hof mann 
der individuellen Leistung seiner Zeitgenossen und damit der 
historischen Entwicklung der Chemie entgegenbrachte, so erweisen 
seine anderen Werke, neben der Gabe einer glänzenden Darstellungs^ 
weise, das gründliche Wissen des exakten Forschers. Schon 1853 
erschien in London das „Handbook of organical Analysis"". Seine 
„Introduction to modern Chemistry (zuerst London 1865, dann 
in vielen Auflagen) ist ein grundlegendes Werk. Sein Bericht 
über die Ausstellung zu London 1862 und jener über die Welt^ 
ausstellung 1873 zu Wien, welcher eine Übersicht der Fortschritte der 
Wissenschaft im letzten Dezennium werden sollte, leider aber unvoll^ 
endet blieb, zeigen das Interesse, welches der hervorragende Theoretiker 
auch der Anwendung der Wissenschaft in Künsten und Gewerben ent^ 
gegenbrachte. Von zahlreichen Äußerungen abgesehen, die dafür Be^ 
weise geben, sei hier als Beispiel des Schreibens gedacht, welches 
A. W. von Hof mann anläßlich seiner Ernennung zum Korrespon^ 
denten des k. k. Technologischen Gewerbe^Museums an Hofrat 
Dr. Alexander Bauer richtete. Diesem Briefe entnehmen wir die nach^ 
stehenden Zeilen: 

„„Ich brauche Sie nicht zu versichern, daß ich die Wahl 
zum Korrespondenten des k. k. Technologischen Gewerbe^ 
Museums als eine höchst ehrenvolle Auszeichnung betrachten 
werde, um so mehr, als sie meine schon halb in Vergessenheit 
geratenen Pionierarbeiten auf dem Gebiete der tinktorialen In^ 
dustrien wieder in Erinnerung bringt. 

Geichzeitig spreche ich Ihnen meinen besten Dank für 
die Übersendung der Schriften des Museums aus. Es hätte der^ 
selben indessen nicht bedurft, um mich mit der Wirksamkeit 
dieser hochwichtigen Anstalt bekannt zu machen. In einem 
von Dr. Martius vorbereiteten Schriftstück, welches die Be^ 
gründung eines ähnlichen Institutes für das Deutsche Reich 

DenkBchrift Techn. Gew. -Mus. II 




— l62 — 

anstrebt, sind Organisation und Leistungen des k. k. Techno^ 

logischen Gewerbe^Museums eingehend besprochen. Als mir 

dieses Schriftchen vor einigen Wochen im Manuskript vorlag, 

hab' ich mir nicht träumen lassen, welche Ehre für mich in 

Aussicht stand.'* '^ 

Wii: müssen hier leider unterlassen, jene fachlichen Momente 

zu besprechen, welche die Persönlichkeit des Forschers charakterisieren, 

und seine Leistungen im Interesse des Staates und des Landes darzulegen; 

sie erst würden das Bild vollenden, das sein persönliches Wirken uns 

schuf. Für alle Zeiten bleiben aber seine wissenschaftlichen Leistungen 

erhalten, auch künftigen Generationen ein Vorbild. Das Gebiet 

seiner Arbeitstätigkeit ist so gewaltig, deren Erfolge sind so groß, 

daß die wissenschaftlichen Leistungen Hofmanns zu fassen und 

klarzulegen einen dicken Band füllen würde. Das sei Berufeneren 

überlassen. 

A. W. von Hofmann war einer der Gottbegnadeten, berufen, 
an der Spitze der großen Entwicklung des letzten Halb Jahrhunderts 
die Interessen der Menschheit als Lehrer und Forscher zu fördern. 
Seine Stellung, seine Ehre, seine Leistungen waren ein Werk: aus 
eigener Kraft. Der 5. Mai 1892 war sein Todestag." 

Dr. von Perger. 



D^ LEOPOLD LOEWENHERZ.*) 

„Der verstorbene Direktor Dr. Leopold Loewenherz wurde am 
31. Juli 1847 zu Charnikau in der Provinz Posen geboren. Als Sohn 
eines Steinmetzen sollte er das Handwerk des Vaters erlernen, mußte 
jedoch diesen Versuch seiner schwächlichen Gesundheit wegen aufgeben. 
Er hat aus dieser Zeit und dem Elternhause die Liebe und jenes Ver^ 
ständnis für Handwerk und Feintechnik gewonnen und bewahrt, das 
er bis zuletzt durch die Unterstützung von Anfängern mit Rat und Tat 
zeigte, wie denn stete Bereitwilligkeit, zu helfen, ein hervorragender Zug 
seines Charakters blieb. Nachdem er sich zuerst auf einer Realschule 
für die Universität vorbereitet hatte, studierte er von 1866 bis 1870 
an der Berliner Hochschule Mathematik und Physik. Für seinen Le^ 
bensunterhalt war er dabei zum großen Teil auf den Privatunter^ 
rieht angewiesen. Trotzdem förderte er durch eisernen Fleiß seine 
Studien derartig, daß ihm schon 1868 auf Grund einer geometrischen 
Abhandlung von der Universität eine goldene Medaille zuerkannt und 



'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1893, S. 4. 



- i63 - 

alsbald auch mehrfach Stipendien zugewiesen wurden. Er konnte in^ 
folgedessen seine Zeit ganz dem Studium widmen. 

Als er sodann im Sommer 1870 mit der Abhandlung „De 
curvis tangentialibus curvarum algebraicarum ordinis N'' zum Doktor 
promoviert hatte, übernahm er die Stelle eines Hilfsarbeiters für Ma^ 
thematik und Physik bei der 1870 ins Leben gerufenen und von 
Wilhelm Foerster geleiteten Normal^Eichungskommission. Bei diesem 
wissenschaftlichen Amt verblieb Loewenherz allmählich aufsteigend 
bis zum Jahre 1888, um sodann an die durch Werner von Siemens' 
Freigebigkeit möglich gewordene Physikalisch ^ technische Reichs^ 
anstalt als Direktor der technischen Abteilung (Loewenherz hatte 
seit Jahren der Begründung einer solchen Reichsanstalt eifrig das 
Wort geredet) überzutreten. Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen 
Arbeiten finden sich zumeist in den Berichten der Normal^Eichungs^ 
kommission, der Chemischen Gesellschaft und der Zeitschrift für In^ 
strumentenkunde. Zu nennen sind davon: „Über Veränderlichkeit der 
Platingewichtsstücke"" (1876), „Anwendung der Torsion von Drähten 
zur Ermittlung von Gewichtsgröfien'' (1880), „Über thermometrische 
Fundamentalversuche*" (1877), „Bericht über die wissenschaftlichen In^ 
Strumente auf der Berliner Gewerbeausstellung"" (1880), „Das Gewichts^ 
alkoholometer^ (1880 mit Homann), „Die Indices bei Maximum^ und 
Minimum ^Thermometern^, >tZur Geschichte der Entwicklung der 
mechanischen Kunst^ (1882). Besonders hervorzuheben ist, mit welchem 
Eifer Loewenherz die Geschichte der Mechanik gepflegt hat, ein 
Gebiet, das sonst nicht viele Liebhaber findet. 

Seine Wirksamkeit an der Normal 'Eichungskommission und ab 
1887 als Direktor für die technische Abteilung der Physikalisch ^tech^ 
nischen Reichsanstalt läßt sich nach den Mitteilungen, die wir der 
besonderen Güte des Herrn Geheimrates von Helmholtz verdanken, 
f olgendermassen charakterisieren : Streng wissenschaftlich durchgebildet, 
wählte es sich Dr. Loewenherz aus eigenem Willen zu seiner be^ 
sonderen Aufgabe, gestützt auf theoretische Kenntnisse in der Mathematik 
und Physik, die physikalische Technik in Deutschland auf eine bessere 
und tiefere Grundlage zu stellen. Zu diesem Ziele wandte er nicht nur 
sich selbst physikalisch^technischen Fragen zu, sodann war auch bestrebt, 
den Stand der Präzisionsmechaniker zu heben, indem er für deren bessere 
theoretische Ausbildung öffentlich eintrat. Mit Theorie und Technik 
gleich vertraut, gab Loewenherz weithin allgemein die Mittelsperson 
zwischen den Vertretern der Wissenschaft einerseits und den physika^ 
lischen Technikern anderseits ab, wobei er oft beide Parteien auf das 
eindringlichste beriet. Allein er beschränkte seine Hilfeleistung nicht 
auf die Physik, sondern stand auch verwandten Fächern gern zu Gebote, 

II* 



- i64 - 

inäbeaoadere hat er Hnüzmcr vid&cb danb seine tEcfanuchai KamC' 
niMe unterstützt. Allm^üidi winde Loewesherz die Seele aller Bc 
Mr^Hingen auf dem Gdbiete der ^""•■"«■"f^ar'lf & hat vid Sr 
die ^nriditun; voa Padudiolcn für Blediani^B' getan, und et» 
lolgreidi für <tie Einführung einheitiicfier Systeme in der Feinmedunik 
g;ewirkt. Eine der letzten Uotemefaninngen di^wr An, an wddier 
Loewenherz mitarheitete. war £e HenteHnng dncx einheidicfaen 
System» für Schraubengewinde. Ganz benuidcis hTtju^jm ünt 
Loewenherz* Leistungen auf dem Gebiete der pe2ktiscfae& Themui' 
metne. 

Bei Gelegoiheit einer Informationemie nach ft*^"», Ende 1991. 
(ernte kfi Loewenherz persönlich kennen, Diese Begqnnng wird 
tnir unvergesslich sein. Wie ätx Kann im Bereiche des von ihm ge* 
leiteten Institutes zu führm und zu eiUüen, für seine Aa%ibcn. zu 
erwärmen rerstand' Dabei war er von geradezu hinr e iß e n de r Licbens' 
würdi^eit. was einem Agitator — und das war tr im besten Sinne des 
Wortes — «ehr zu statten kommt. Ich konnte mit Loewenherz in 
wenigen Stunden zahlreiche Fäden anknü|ifen. die sich nach meiner 
Rückkehr nach Wien alt feste Verbindung zwischen der Physika lisrh - 
technischen Reichsanstalt und dem Technologischen GewerfacKisenm 
herausstellten und noch über das Grab des rasch gewonnenen Freundes 
hinaus bewähren dürften. 

Die von Loewenherz verfolgte Richtung hat noch sehr wenig 
Vertreter. Gelehrtendünkel und die daraus folgende Abgeschlossenheit 
gegenüber allen Aufgaben der unmittelbaren Befruchtung der geweHv 
liehen Produktion, das ist riel häufiger anzutreffen. Helmholtz, 
der bedeutendste Vertreter der angewandten Naturwissenschaft, wird 
noch viele Kräfte gewinnen und schulen zu Nutz und Frommen 
der wissenschaftlichen Pflege der indiutriellen Praxis, aber den ihm 
begeistert anhänglichen Gehilfen, der so früh — am 30. Oktober 1803 
ins Grab sank, Dr. Leopold Loewenherz, wird er nicht voll' 
ständig ersetzen können." Wilhelm Ezner. 



JOHANN BAUSCHINGER.*) 

»Gänzlich unerwartet traf aus München die traurige Nachricht von 

Hinscheiden Prof Bauschingcrs, unseres Korrespondierenden 

liedes, hier ein. Der Tod diese« Mannes ist aufs Tiefste zu bc 

m; denn er war ein Mann, der bahnbrechend in allem vorging, 

«r^den Kreis seiner Forschungen zog. Fast 60 Jahre alt, war 

♦) MHtcllunRcn d» T«hnologt«chen Gewcrbe-MuBeumi. Jahrgang 1894. S. 153. 



- i65 - 

er noch in der Vollkraft seines Schaffens; viel hätte er uns noch 
geben können, wenn ihn nicht der unerbittliche Tod hinweggerafft hätte; 
eine seiner verdienstvollsten Untersuchungen konnte er nicht mehr 
vollenden. Die Wissenschaft und die Technik verlieren in ihm einen 
eifrigen Förderer, der mit unermüdlichem Fleiße seinen Zielen nach^ 
ging. Was ihn besonders auszeichnete, das war der weite Blick, den 
alle seine Arbeiten verrieten. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen 
faßte er immer so planmäßig an, daß er nicht nur die unmittelbaren 
und sofort hervortretenden Ergebnisse gewinnen, sondern auch 
auf Jahre hinaus in den Plan hineinpassende Untersuchungen mit ins 
Auge fassen konnte. Er besaß einen seltenen Scharfsinn, eine tiefe 
Gründlichkeit und Objektivität in seinen Arbeiten. Neben seiner wissen^ 
schaftlichen Bedeutung mußte aber auch seine große Bescheidenheit, 
sein schlichtes, einfaches Auftreten, sein heiterer und liebenswürdiger 
Charakter Jeden gewinnen, der ihn kennen lernen oder gar in freund^^ 
schaftlichen Verkehr mit ihm treten konnte. Er besaß im allgemeinen 
eine feste Gesundheit und außerordentliche Arbeitskraft, erst in den 
letzten Jahren ergriff ihn ein tiefes Leiden, das er mit Energie zu 
überwinden suchte, dem er aber doch schließlich am 25. November 1893 
zum Opfer fiel. 

Johann Bauschinger war am 11. Juni 1834 in Nürnberg ge^ 
boren und wuchs in einfachen bürgerlichen Verhältnissen als Sohn 
einer kinderreichen Handwerkerfamilie auf; er erhielt dennoch eine 
gründliche Schulbildung. Seine Jugend fiel in jene Zeit, als die 
Forschungsergebnisse der Naturwissenschaften anfingen in das Gebiet 
der Technik einzudringen und dort befruchtend zu wirken. Er zeigte 
große Begabung für die exakten Wissenschaften und trat deshalb 
in die Nürnberger Gewerbeschule, später in die polytechnische Schtde 
ein. Im Jahre 1853 verließ er die polytechnische Schule mit Aus^ 
Zeichnung und erwarb gleichzeitig das Absolutorium der Lateinschule. 
Er war entschlossen, sich dem Lehrfache der Mathematik und Physik 
zu widmen und begab sich deshalb auf drei Jahre an die Münchener 
Universität, wo er sich bei seinem Lehrer S. Ohm neben seinen 
Kollegien freiwillig auf der königlichen Sternwarte in Bogenhausen bei 
München astronomischen Studien und Übungen hingab. Hier eignete 
er sich die Gebiete praktischer und theoretischer Astronomie, sowie 
der höheren Mechanik an und übte sich fleissig im Gebrauche physi^^ 
kalischer Instrumente. Im Herbste des Jahres 1856 legte er die Lehr^ 
amtsprüfung für Mathematik und Physik ab und wurde noch im 
Dezember desselben Jahres Aushilfslehrer für Physik und darstellende 
Geometrie an der polytechnischen Schule zu Augsburg. Der i. Mai des 
folgenden Jahres brachte ihm die definitive Anstellung als Lehrer der 



— i66 — 

Mathematik und Physik an der königlichen Gewerbeschule in Fürths 
die er neun Jahre inne hatte. 

Er begann damals seine publizistische Tätigkeit durch Abhand^ 
lungen aus der mechanischen Wärmetheorie und deren Anwendungen 
durch Verfassung einer „Schule der Mechanik, mit Zugrundelegung des 
Werkes von Delaunay''. Durch zahlreiche Vorträge im dortigen 
Gewerbevereine, mehr noch durch die im Jahre 1865 ausgeführten 
und veröffentlichten „Indikatorversuche an Lokomotiven'', die mustere 
gültig und mit großem Fleiße durchgeführt wurden, machte er 
sich schon damals einen Namen. 1866 wurde er nach München an 
das Realgymnasium versetzt und zwei Jahre darauf an die technische 
Hochschule berufen, um die Lehrkanzel für technische Mechanik und 
graphische Statik einzunehmen. Von jedem seiner damaligen Hörer 
wird er als ein trefflicher Lehrer gerühmt, der mit seltener Klarheit 
vorzutragen wußte. 25 Jahre lang übte er seine Lehrtätigkeit aus und 
entwickelte dabei einen Eifer und eine Gewissenhaftigkeit, die ihm 
seinen Lehrberuf nie als Nebensache erscheinen Hessen. Der beste 
Beweis hierfür ist, daß sich in seinem Nachlasse fünf vollständige 
Umarbeitungen seines HauptkoUeges und ein drei Bände starkes 
Handbuch der technischen Mechanik befinden. Er war einer der ersten, 
welche die damals noch junge Wissenschaft der Graphostatik zu^ 
sammenhängend und systematisch bearbeiteten; durch die Publizierung 
seiner „Elemente der graphischen Statik^, die zwei Auflagen und Über-^ 
Setzungen ins Italienische und Russische erlebten, machte er diese 
Disziplin gewissermaßen populär unter den Technikern, denn die 
klassische Bearbeitung Culihanns war nicht dazu angetan, diese 
Wissenschaft dem ausübenden Ingenieur leicht zugänglich zu machen. 

Das, was Bauschinger weit über die Grenzen des Deutschen 
Reiches hinaus bekannt machte, war aber mehr seine bahnbrechende 
Tätigkeit auf dem Gebiete der experimentellen Technik, als die bisher 
geschilderte auf dem Gebiete des Lehrfaches. Als Experimentator 
besaß Bauschinger ein Beobachtungstalent ersten Ranges, so daß 
alle seine Arbeiten in dieser Richtung mustergültig für lange Zeit da^ 
stehen werden. 

Schon hzitn Eintritte in den Verband der technischen Hochschule 
faßte Bauschinger den Plan, ein technisches Laboratorium zu er^ 
richten, das für die Techniker gleiche Bedeutung haben sollte, wie 
es schon damals die Laboratorien für die Physiker und Chemiker 
hatten. Es gelang ihm nach Überwindung beispielloser Schwierigkeiten, 
die maßgebenden Personen und die Mittel zu gewinnen, so daß er im 
Jahre 1870 sein mechanisch^technisches Laboratorium einzurichten be^ 
ginnen konnte. In der Hochschule selbst waren zunächst keine ge^ 



— i67 — 

eigneten Räume vorhanden und Bauschinger mußte sich deshalb 
mit einem für ihn seht beschwerlichen Interim in der Nähe lärmender 
Werkstätten und Pferdeställe behelfen. Da ihm nur ein Mechaniker 
zur Seite stand, mußte er anfangs oft persönlich Hand anlegen. 

Im Spätherbste 1871 begann er mit den Versuchen, zunächst 
Druckversuche mit Bausteinen. Es charakterisiert den Mann, daß er 
gleich im Anfange sich nicht mit den vorhandenen Einrichtungen be^ 
gnügte, sondern sofort studierte und herausfand, daß Zwischenlagen 
bei den Druckflächen, wenn diese nicht ganz eben waren, zur Er^ 
zielung gleichmäßiger Druckverteilung doch verworfen werden müssten 
und erkannte die Notwendigkeit der Anwendtmg von Kugelgelenken. 
Damals führte er schon umfangreiche Versuchsreihen aus mit Dillinger 
Buckelplatten, Wellblechen, Zement, Kesselblechen, Ziegelsteinen und 
Temitzer Bessemerstahl. Die letzteren besonders waren sehr vielseitig 
nämlich Zug^, Drucke, Schubs Torsions^ und Knickversuche tmd 
führten Bauschinger zur Konstruktion seiner bekannten Spiegel^ 
apparate, bei denen er die Gaußsche Methode anwendete. 

Für die Publikation seiner Versuche wählte Bauschinger an^ 
fangs die Form einzelner lithographierter und autographierter Blätter, 
später erschienen seine Arbeiten in der Zeitschrift des bayerischen 
Ingenieur^ und Architekten^Vereines. Erst als sich diese Art der 
Publikation unzweckmäßig erwies, weil solche Zeitschriften nicht voU^ 
ständig alles Zahlenmaterial aufnehmen können, ging Bauschinger 
18S3 dazu über, eigene „Mitteilungen"" zu veröffentlichen. 

Die 1875 ausgeführten Zementuntersuchtmgen, welche ihn zur 
Konstruktion eigener Apparate, unter anderem auch des Tasterapparates, 
führten, sind noch in der alten Publikationsweise veröffentlicht worden. 
Manche umfangreiche Untersuchungen blieben unveröffentlicht, so die 
der Martinsstahle von Neuberg^Mariazell und des Ternitzer Materiales. 
Aus jener Periode müssen auch die interessanten Versuche über 
Querkontraktion und Dilatation (veröffentlicht im „Zivilingenieur'', 
XXV, S. 81 — 124), sowie die im Auftrage des Vereines deutscher 
Eisenbahnverwaltungen (von 50 verschiedenen Betriebsstellen) ausge^ 
führten Versuche mit gebrauchten Achsen, Schienen und Bandagen 
(über 1000 Versuche), die eine Grundlage für die staatlich anerkannte 
Klassifikation von Eisen und Stahl bilden sollten*^), und die für 
das Hüttenwerk Reschitza (Österreichisch^ungarische Staatseisenbahn^ 
Gesellschaft) ausgeführten Versuche mit ihren Eisen^ und Stahle 
erzeugnissen für die Weltausstellung in Paris 1878 genannt werden. 



'*') Eigenschaften von Eisen und Stahl. Wiesbaden, Kreideis Verlag. 1880. 



— i69 — 

sondern überschritt denselben. Weitere Studien über den Einfluß der 
Erschütterungen (Haminerschläge), Erhitzungen und Beanspruchungen 
in entgegengesetztem Sinne ergaben nun, wenn sie in Übereinstiminung 
mit den Ergebnissen seiner Dauerversuche stehen sollten, einen ganz 
neuen Begriff, den der natürlichen Elastizitätsgrenze. Bauschinger 
gelangte zur Definition dieses neuen Begriffes durch die Frage, welche 
Elastizitätsgrenze denn einem Material eigentlich von Natur zukomme, 
wenn man diese Grenze beliebig, und zwar künstlich heben und 
senken könne. Mit Hilfe dieser Grenze, für deren Feststellung er 
auch eine Methode angab, erklärten sich die Erscheinungen, welche 
anfänglich vielleicht einen geheimnisvollen Eindruck gemacht hatten. 
Diese interessanten Untersuchungen, die er während der letzten sieben 
Jahre noch fortgesetzt hat, konnte er leider nicht mehr für die Publi" 
zierung bearbeiten. 

Schließlich darf noch ein Feld seiner Wirksamkeit nicht ohne 
Würdigung bleiben, das sind die von ihm einberufenen „Konferenzen 
zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden der BaU' und Kon' 
strukttonsmaterialten". Über die Notwendigkeit solcher Vereinbarungen 
bedarf es heute keines Wortes mehr. Es ist Bauschingers Verdienst, 
hier den ersten Anstoß gegeben zu haben, und wenn es auch auf 
diesen Konferenzen niemals zu bindenden Beschlüssen kommen 
konnte und kommen sollte, so ist wohl für keinen der Teilnehmer 
an diesen Konferenzen ein Zweifel darüber, wie allein schon der freie 
Meinungsaustausch befruchtend in allen Teilgebieten der Versuchs' 
techntk wirkte. Als Präsident einer solchen Konferenz zeigte Bau' 
schinger, was er war, ein Mann, der nicht bloß den VerhandlungS' 
Stoff durchaus beherrschte, sondern auch in der bescheidensten Weise 
unter Anwendung äußerster Objektivität auf jede Anregung einging 
und doch bei allem Ernst für die Sache die Heiterkeit und LiebenS' 
Würdigkeit nie aufgab. Bauschinger fand auch die ehrenvollste An' 
erkennung seines Strebens, aber alle Auszeichnungen, die ihm zu teil 
wurden, änderten nichts an seinem schlichten und einfachen Wesen. 

Geehrt von seinen wissenschaftlichen Fachgenossen, hochgeschätzt 
von seinen Freunden, geliebt im Kreise eines glücklichen Familien' 
lebens, so endete er sein Leben." Kirsch. 

HERMANN VON HELMHOLTZ.*) 

„In dem vorläufigen Programme, das von den Geschäftsführern 
iT 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Wien 
tfgestellt wurde, war noch ein Vortrag vonHelmholtz „Überbleibende 

*) Mitteilungen d» Technologischen Gewerbe' Muse ums. Jahrgang 1895. S. i. 



der Netzhaut für die ultravioletten Strahlen, über die Bewegungen des 
menschlichen Auges, über den Horopter, vor allem jedoch der schon 
im Jahre 1855 erforschte Mechanismus der Akkommodation. Das 
große „Handbuch der physiologischen Optik" (1856— 1867) gibt eine 
umfassende Darstellung unserer gesamten Kenntnisse auf diesem Ge^ 
biete, von denen ein so beträchtlicher Teil H. Helmholtz selbst zu 
verdanken ist. Auch die ph/stkalische Optik wurde durch seine Unter" 
suchimgen, wie z. B. durch jene über die zusammengesetzten Farben 
(1852), durch die theoretische Ermittlung der äußersten LeistungS" 
fahigkeit der Mikroskope (1873), durch seine Theorie der anomalen 
Dispersion (1874), erheblich gefördert. 

Im Jahre 1855 ging Helmholtz nach Bonn, 1658 nach Heidel' 
berg, immer noch als Professor der Physiologie. Neben der Erforschung 
des Auges und Lichtes nimmt jetzt diejenige des Ohres und der 
Schallbewegung den breitesten Raum ein. Man kann sagen, ohne 
fürchten zu müssen, einer Übertreibung geziehen zu werden, daß die 
Akustik in ihrer heutigen Gestalt wesentlich eine Schöpfung des ver" 
buchenen Meisters ist. Um nur einiges herauszuheben: Er gab eine 
neue Theorie der Kombinationstöne (1856), welche nicht allein die 
Differenz-, sondern auch die Summationstöne, sowie den Umstand 
erklärt, warum diese neu gebildeten Töne bei schwachen primären 
Tönen nicht zustande kommen. Er stellte in ganz zweifelloser 
Weise die Ursache der Klangfarbe fest (1859) und untersuchte zu- 
nächst mit Hilfe der von ihm erfundenen Resonatoren die Klänge 
der Vokale. 

Als Resultat ergab sich, daß die Anzahl der sogenannten Obertöne 

der menschlichen Stimme zwar sehr groß, daß aber jeder Vokal durch 

ein oder zwei hochgradig verstärkte und ihn geradezu bestimmende 

Obertöne charakterisiert ist. Die Erforschung der Klangfarbe der 

musikalischen Instrumente führte ihn zu einer wissenschaftlichen Be- 

gründung der musikalischen Harmonielehre. Seine Studien über die 

musikalische Temperatur reranlaßten die Konstruktion einer PhTS- 

harmonika, bei welcher jede Oktave 30 Tone statt der üblichen 12 

— '«-"•* -im eine möglichst große Reinheit der Intervalle aller Ton- 

erzielen. Er gab eine erschöpfende mathematische Theorie 

pfeifen. Er hat die Mechanik der Gehörknöchelchen klar' 

1 die Art, wie die Klangfarbe im inneren Ohre durch die 

i basilaris der Schnecke in ihre elementaren Bestandteile 

rd, obgleich sie für unsere Empfindung in der Regel als 

■scheint. Die meisten Ergebnisse seiner akustischen Unter- 

i hat Helmholtz in dem berühmten Buche „Die Lehre 

ronempfindungen" zusammengefaßt. 



— 173 — 

Es ist von hohem Interesse zu sehen, wie Helmholtz nach der 
stets glänzenden Lösung der sich ihm darbietenden physiologischen 
Probleme durch diese auf Fragen geführt wird, welche dem Gebiete 
der reinen Physik angehören und zu deren Erledigung er nicht allein 
durch eine ganz außerordentliche Gewandtheit in der Kunst des Ex^ 
perimentierens, sondern ebensosehr durch sein großes mathematisches 
Talent geradezu prädestiniert war. Die meisten seiner physikalischen 
Arbeiten, darunter die klassischen hydrodynamischen Untersuchungen, 
geben ein beredtes Zeugnis ab für seine unvergleichliche Meisterschaft 
auch in der „exaktesten^ aller Wissenschaften. „Die Untersuchungen 
über die Art, wie Lokalisation im Gesichtsfelde zustande kommt'', 
veranlassen ihn, „auch über die Ursprünge der allgemeinen Raum^ 
anschauung überhaupt nachzudenken''. Zwar sind die Resultate seiner 
diesbezüglichen mit der Parallelentheorie in innigem Zusammenhange 
stehenden Forschungen von jenen der gleichzeitigen Rie mann sehen 
Untersuchungen nicht wesentlich verschieden, aber in einer durchaus 
unabhängigen und eigenartigen Weise gewonnen und dargestellt. 

Die sprachliche Form, in welche Helmholtz die unsterblichen 
Errungenschaften seines Geistes kleidete, war natürlich verschieden, 
je nachdem er sich an seine engeren Fachgenossen oder an die große 
Menge der Gebildeten wandte; allemal jedoch war sie in Beziehung 
auf Klarheit und Schönheit im Ausdruck mustergültig zu nennen. In 
seinen „Populären wissenschaftlichen Vorträgen" verstand er es, wie 
nicht leicht ein Zweiter, herrlichen Inhalt mit gediegener Form zu 
vereinen und solcher Art den Wissensschatz seiner Leser in angenehmer 
und zugleich bedeutender Weise zu bereichem. 

Im Jahre 1871 wurde Helmholtz endlich als Professor der 
Physik an die Universität Berlin berufen. Der nun folgenden Periode 
gehören namentlich die fundamentalen Forschungen an über die 
Theorie der Elektrodynamik, über das Telephon, die galvanische 
Polarisation, die absoluten Maßsysteme für elektrische und magnetische 
Größen, über die Thermodynamik chemischer Vorgänge usw. So gibt 
es denn in dem weiten Reiche der Physik kaum ein Gebiet, das nicht 
von Helmholtz in der fruchtbarsten Weise gefördert worden wäre, 
oder wo er nicht die Wege gewiesen hätte, welche die Epigonen 
wandeln müssen, um die oft rätselhafte Natur der geheimnisvoll 
waltenden Kräfte in der Welt der Erscheinungen zu ergründen. 

Welch mächtig anregenden Einfluß Helmholtz als Lehrer aus^ 
übte, davon zeugen Hunderte ausgezeichneter Schüler, von denen 
manchen schon das Glück ward, die Lehre und den Ruhm ihres 
Meisters vom Katheder herab einer neuen Generation verkünden zu 
dürfen. Leider traf einen der besten und hoffnungsvollsten unter 



— 174 — 

ilmcii, den Bonner Universitatsprofessor Heinrich Hertz, das traur^ 
Gnchifk, in noch jugendlichem Alter seinem greisen Lehrer im Tode 
▼Orangehen zu müssen« 

Als in der Blitte der achtziger Jahre dank der außerordentlichen 
Hunifizienz des unserem Helmholtz so eng befreundeten und kon^ 
genialen Werner von Siemens die finanziellen Schwierigkeiten, 
welche sich der Begründung der Physikalisch^technischen Reichs^ 
anstalt in Charlottenburg entgegengestellt hatten, behoben waren, da 
galt es als selbstverständlich, daß der größte Physiker unserer Zeit an 
die Spitze des neuen Institutes treten müsse; war doch Helmholtz 
auch dessen hervorragendster geistiger Urheber gewesen. Die Berichte 
über die ausgedehnte wissenschaftliche und technische Tätigkeit der 
beiden Abteilungen der Reichsanstalt, ihre zahlreichen Arbeiten, welche 
zumeist in der Zeitschrift für Instrumentenkunde veröffentlicht sind, 
bezeugen am besten, daß der Präsident der Anstalt die geeignetsten 
Ilitarbeiter um sich zu scharen wußte und durch die Macht seiner 
Persönlichkeit ihrem erfolgreichen Wirken den Stempel seines hohen 
Geistes einzuprägen verstand. Die Tatsache aber, daß Helmholtz in 
seinen letzten Lebensjahren die so lang gewohnte lehramtliche Tätige 
keit mit der obersten Leitung der Reichsanstalt vertauschte, gibt be^ 
stimmt und eindringlich genug seiner Überzeugting Ausdruck, daß ein 
Institut, welches die Pflege der Wissenschaft tmd Technik auf seine 
Fahne geschrieben, wo zielbewußte theoretische Forschung und die 
Anwendung derselben auf die Bedürfnisse der industriellen Praxis 
gleichwertig und einträchtig neben^ und miteinander geübt werden, 
den segensreichsten Einfluß auf die Entwicklung beider Zweige der 
menschlichen Kultur und so mittelbar auch auf die Hebung der 
materiellen, wie der geistigen und sittlichen Interessen breiter Volks^ 
schichten haben müsse. Begreiflich erscheint es darum, daß Helm^ 
holtz dem Technologischen Gewerbe^Museum, welches mit den ihm 
zu Gebote stehenden knapperen Ilitteln in bescheidenerem Wirkungs^ 
kreise nach so mancher Richtung hin gleiche oder verwandte Ziele 
erstrebt, die wärmste Anerkennung zollte und jederzeit das freund^ 
lichste Entgegenkommen bewies. Diesen Gefühlen der Sympathie 
haben wir es in erster Linie zu verdanken, wenn unser Institut mit 
der Physikalisch^technischen Reichsanstalt enge Beziehungen an^ 
knüpfen konnte, welche bereits gute Früchte gezeitigt haben. Es sei 
hier daran erinnert, daß sich auf Initiative des Gewerbe^Museums ein 
besonderes Komitee in Wien bildete, welches behufs Einführung ein^ 
heitlicher Schraubengewinde in die Feinmechanik mit der Reichs^ 
anstalt, die zuerst auf die Wichtigkeit solcher Maßnahmen hin^ 
gewiesen und dieselben im Deutschen Reiche tatkräftig gefördert 



i 



— 175 — 

hat, in Verbindung trat und im Einverständnisse mit ihr die 
gehenden Normen festsetzte. Wiederhoh wurde in Charlottenburg 
MitgUedem unseres Beamtenkörpers bei der Erforschung Wissenschaft^ 
licher oder technischer Fragen wirksame Unterstützung in der Hebens^ 
würdigsten Weise gewährt. Es ginge zu weit, woUten wir an dieser 
Stelle auch all die modernen Instrumente und technischen Objekte 
namentlich anführen, welche die Reichsanstalt unserem Institute zu^ 
kommen ließ. Bemerkt sei nur noch, daß in den letzten Jahren das 
Gewerbe^Museum in der angenehmen Lage war, gelegentlich seiner 
organisatorischen Ausgestaltung bei der Physikalisch^technischen Reichs^ 
anstalt Informationen einzuholen und deren bereitwillig erteilte wert^ 
volle Ratschläge sich zunutze zu machen. 

Am I. Juni 1892 wurde Helmholtz auf Grund des Vorschlages 
der Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums zum Korre^ 
spondenten unseres Institutes ernannt. Das geschah, um die hohe 
Erfurcht vor seinen unvergleichlichen wissenschaftlichen Leistungen 
zu bezeugen, um dem Danke für die so überaus wohlwollende 
und werktätige Teilnahme an unseren Bestrebungen Ausdruck zu ver^ 
leihen und um das Bedürfnis zu befriedigen, den großen Meister auch 
zu den Unserigen zählen zu können. Schon dadurch, daß Helmholtz 
die Ernennung mit Dank annahm, erwiderte er die ihm erwiesene 
Ehre in gleichwertiger Art. Die ihm erwiesene Ehre! Ein Tropfen 
wars nur in dem Meere von Ehrungen, mit welchen nicht das 
Deutsche Reich allein, sondern alle zivilisierten Nationen der alten 
und neuen Welt seine unsterblichen Taten, so gut es eben ging, zu 
lohnen suchten. Der Tag an dem sein sterblich Teil der Natur den 
unvermeidlichen Zoll zahlen mußte, war für die Gebildeten des ganzen 
Erdballs ein Tag der tiefsten Trauer. Seine Werke aber werden fort^ 
dauern, sein ruhmreicher Name wird gepriesen werden, so lange die 
Wissenschaft, die Menschheit besteht. Und in unseren Herzen wird 
sich zu den Gefühlen der höchsten Verehrung und Bewunderung 
allezeit auch innigster Dank gesellen, welchen wir dem verewigten 
Meister für die warmherzige Förderung unserer Absichten schulden 
und den wir wohl nicht besser betätigen können als durch das ernste 
Streben, unsere Beziehungen zu der Physikalisch^technischen Reichs^ 
anstalt, mit welcher Helmholtz' Name unauflöslich verknüpft 
bleibt, dauernd zu pflegen und den gegenseitigen Verkehr in Zukunft 
noch mannigfaltiger und reger als bisher zu gestalten.^ 

K. Reich. 



— 176 — 

jy^ ERNST H ARTIG.*) 

^Dr. Ernst Hartig, geheimer Regierungsrat, ordentlicher Professor 
an der königlichen technischen Hochschule in Dresden, verschied am 
23« April 1900. Sein Name wird von seinen Kollegen an die Spitze 
der Vertreter der technologischen Wissenschaften gestellt; als Mensch 
vereinigte er Bescheidenheit und Güte gegen jedermann« 

Professor Hugo Fischer, welcher als ehemaliger Schüler und 
vieljähriger Kollege Hartigs demselben im Leben wohl am nächsten 
stand, gibt über den Dahingeschiedenen folgende charakteristische 
Skizze: „„Dem Verstorbenen war sein Beruf als Technologe, als Lehrer 
der Jugend und als wissenschaftlicher Förderer der Industrie das höchste 
Ideal. Die technische Hochschule verliert in Hartig eine ihrer schätz^ 
barsten Kräfte. Sein lauterer Charakter, seine nie ermüdende Hilfsbereit^ 
Schaft, seine Unparteilichkeit und seine Kollegialität machten ihn seinem 
Kollegenkreis lieb und wert. Stets war sein Rat gesucht und hoch^ 
geachtet, in der Regel auch treffend und gut. Die mechanische Ab^ 
teilung der Hochschule, der der Verewigte angehörte, ernannte ihn 
wiederholt zu ihrem Vorstand und Vertreter im Senat. Mit der Einführung 
des Wahlrektorates im Studienjahr 1890/91 trat er, vom Professoren^ 
kollegium einstimmig gewählt, als erster Rektor an die Spitze der 
Hochschule. 

Hartig war am 20. Jänner 1836 zu Stein in Sachsen geboren. Er 
trat nach erfolgreichem Besuch der höheren Gewerbeschule in Chemnitz 
(1850 bis 1854) ^n die königlich sächsische polytechnische Schule in 
Dresden ein. Hier bildete er sich unter Hülsses trefflicher Leitung 
für seinen Beruf als Forscher und Lehrer auf dem Gebiete der 
mechanischen Technologie aus. Hartig war der erste, der das bis 
dahin in der technologischen Wissenschaft geübte empirische Verfahren 
des Sammeins und Sichtens des von der Industrie gebotenen vielfachen 
und vielgestaltigen Materials mit dem Geiste der Wissenschaftlkhkeit 
durchtränkte. Mit vollem Verständnis war er bemüht, die Uhter^ 
suchungsmethoden der Naturwissenschaften in die Technologie ein^ 
zuführen. Das Mikroskop wurde ihm schon frühzeitig ein vertrauter 
Gehilfe. Ihm verdankt er die Entwicklung vielfacher, der Textilindustrie 
nutzbarer Untersuchungsmethoden. Im weiteren Ausbau seiner for^ 
sehenden Tätigkeit schuf er selbst die hierfür nötigen Hilfsmittel. 
Festigkeitsprüfer und Arbeitsmesser tragen seinen Namen. Bereits in 
den 1860er Jahren entstanden Hartigs wertvolle Untersuchungen über 
den Arbeitsverbrauch und die Leistung von Arbeitsmaschinen der Flachs^ 
und Wergspinnerei, der Streichgarnspinnerei und Tuchfabrikation. 

*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe-Museums. Jahrgang 1900, S. 141. 



— 177 — 

Im Jahre 1873 erschienen seine Versuche über Leistung und Arbeits^ 
verbrauch der Werkzeugmaschinen. Verschiedene Veröffentlichungen 
über die Untersuchung landwirtschaftlicher, sowie der in der Kamm^ 
gamfabrikation angewandten Maschinen folgten. Untersuchungen über 
die Heizkraft der Steinkohlen Sachsens, die Neuherausgabe von 
Karmarschs Handbuch der mechanischen Technologie und eine große 
Zahl in techm'schen Zeitschriften älterer und neuerer Zeit verstreuter 
Aufsätze technologischen Inhalts sind weitere Zeugen von Hartigs 
ausgebreiteter schriftstellerischer Tätigkeit. An allen seinen Untere 
suchungen ließ er seine Schüler in ausgedehntem Maße teilnehmen 
und suchte hierdurch bei ihnen den Sinn für das Beobachten und 
Erkennen realer Dinge zu wecken und zu schärfen. Vom gleichen 
Streben getrieben, gliederte er der mechanischen Abteilung der säch^ 
sischen Hochschule bereits im Jahre 1877 ein Technologisches Labora^ 
torium an und wurde hierin, sowie in der Begründung einer Abteilung 
für Fabriksingenieure vorbildlich für andere Hochschulen des In^ und 
Auslandes. Unermüdlich, der Industrie zu dienen, sahen zahlreiche 
Ausstellungen H artig als Gutachter und Berichterstatter. Die Zoll^und 
Steuertechnik Sachsens und des Reiches verdanken ihm mannigfache 
Förderung durch Auslegung der Tarife und Schaffung von Prüfungs^ 
methoden. Die reiche Erfahrung, die der Verstorbene sich als Mit^ 
glied der Technischen Deputation des sächsischen Ministeriums des 
Innern auf dem Gebiete des Patentwesens erworben, bahnte seine 
Berufung in das deutsche Patentamt an, als im Jahre 1877 das 
deutsche Reichspatentgesetz in Wirkung trat. H artig war einer der 
Wenigen aus nichtpreußischen Staaten, die als Mitglieder des Patent^ 
amtes in den Reichsdienst traten. Unter diesen aber war er der 
einzige, der bis zur Gegenwart das schwierige Amt verwaltet hat. Sein 
Eintreten für die begriffliche Auffassung des Erfindungsgegenstandes 
auf technologischer Grundlage ist allbekannt und war bahnbrechend. 
Seinen Widersachern gegenüber betrat er allein den Weg der Be^ 
lehrung durch Wort und Schrift und suchte durch die Macht der 
logischen Wahrheit die Gegner zu überzeugen. Eine reiche Patent^ 
literatur entfloß seiner Feder. Aus der langen Reihe von Belehrungs^ 
Schriften sei nur der „Studien aus der Praxis des Kaiserlichen Patent^ 
amtes'' gedacht, die er auf persönliche Anregung des ihm wohl^ 
gesinnten und von ihm hochverehrten Legationsrates Dr. von Boja^ 
nowski im Jahre 1890 verfaßte. So suchte H artig auf allen Ge^ 
bieten nur durch die Verkündung wissenschaftlicher Wahrheit zu 
überzeugen und zu gewinnen. Die Anerkennung seiner Verdienste um 
Lehre, Wissenschaft und Industrie blieb nicht aus. 1865 erhielt er die 
ordentliche Professur für mechanische Technologie an der königlich 

Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 12 



— i8o — 

werbe^Museums, deren Geschichte ich später erzählen werde, bekam 
erst Leben und Inhalt durch das Eingreifen der Fürstin, welche uns 
hunderte von Mitgliedern zuführte. Überdies sendet mir die Fürstin 
jedes Jahr zu Weihnachten eine ansehnliche Summe zur Stärkung des 
ihren Namen tragenden Hilfsfonds für arme Schüler, dessen Wieder^ 
belebung sie immer wieder besorgt, wenn Ebbe eingetreten ist. Doch 
wie viel müßte ich noch erzählen, um die Parteinahme der Fürstin für 
mich und meine Sache ausreichend zu schildern. Als ich der Fürstin 
zur Zeit, da sie das österreichische Botschaftspalais in Paris beherrschte, 
vorgestellt wurde, es war dies während der Pariser Weltausstellung im 
Jahre 1867, konnte ich freilich nicht ahnen, wie segensvoll und ent^ 
scheidend die Fürstin mir später in der Verfolgung meiner Ziele hilf^ 
reich beistehen würde. Ihr Name ist unvergänglich mit der Geschichte 
des Technologischen Gewerbe^Museums verknüpft. Die Zahl jener 
Schüler ist keine geringe, denen sie die Fortsetzung und Vollendung 
ihrer Studien am Technologischen Gewerbe^Museum und damit die 
Begründung ihrer Erwerbsfähigkeit sicherte. In besonders berücksich^ 
tigenswerten Fällen, wo es sich um ganz arme, aber vorzügliche Schüler 
handelte, griff sie rettend ein. Ihr Wirken müßte man als leuchtendes 
Vorbild bezeichnen, wenn es Nachahmung gefunden hätte; es ist dies 
leider nicht der Fall gewesen. Wenn wir vom Lehrkörper hie und da 
den Notstand eines Schülers beseitigten, so kann das mit der hoch^ 
herzigen Handlungsweise der Fürstin nicht verglichen werden. Es muß 
aber außerdem noch hervorgehoben werden, daß zu den Impondera^ 
bilien, welche zu Gunsten des Rufes unserer Anstalt wirkten, auch 
die erfolgreiche Propaganda gehört, die sie in der „Gesellschaft'' für 
das Institut machte. Wir verdanken der Initiative der Fürstin gruppen^ 
weise Besuche von Personen, die den höchsten Schichten der „Gesell^ 
Schaft'' angehörten und die dadurch eine Vorstellung von dem Zwecke und 
der Bedeutung gewerblicher Bildungsanstalten, von dem geistigen In^ 
halte industrieller Betriebe und der wirtschaftlichen Tragweite des 
Technologischen Gewerbe^Museums gewannen. Diese Besuche setzten 
sich bis in die neueste Zeit fort und das Institut und das Personal 
desselben hatte die Ehre, aus den Kreisen der Diplomatie, der obersten 
Hofämter, des Hochadels und der Plutokratie wiederholt Herren und 
Damen zu empfangen, welche auf diese Art die Sammlungen kennen 
lernten und durch die Vorführung von Schauversuchen auf den Zu^ 
sammenhang von Wissenschaft und gewerblicher Produktion aufmerke 
sam gemacht wurden. In diese Reihe von Besuchern gehören der 
Herzog und die Herzogin von Cumb er land mit ihren Kindern, Fürst 
und Fürstin Taxis, Fürst und Fürstin Oettingen, Prinzessin Croy, 
Markgraf Pallavicini, Gräfin Schlick, der französische Botschafter 






— i8i — 

Marquis de Reverseaux mit Gemahlin, der holländische Gesandte 
Weede deBezencamp samt Gemahlin, der sächsische Gesandte Graf 
Rex, der zweite Obersthofmeister Fürst Montenuovo, der kürzlich 
verstorbene Oberst^Kämmerer Graf Abensperg^Traun, die Grafen 
Wilczek, Lanckoronski mit ihren Gemahlinen, Baron Albert 
Rothschild mit seinen Söhnen usw. usw. Unter den Besuchern, 
welche eine erstaunliche technische Sachkenntnis an den Tag gelegt 
haben, stehen mir hervorragend in Erinnerung der Prinz^Regent 
Luitpold und Prinz Ludwig von Bayern. 

Aus den bürgerlichen Kreisen habe ich nur einen treuen, uner^ 
müdlichen Freund zu nennen, welcher in diese Gruppe von Wahl^ 
verwandten gehört: Franz Bujatti, ein Nestor des Niederösterreichi^ 
sehen Gewerbevereines, der dem Vereine am 6. Oktober 1897 durch 
den Tod entrissen wurde. Franz Bujatti wendete besonders in zwei 
Richtungen seine erfolgreiche Teilnahme dem Institute zu: Einerseits 
war es die warme Fürsorge für das Schicksal dürftiger und würdiger 
Schüler der Unterrichtsanstalten des Technologischen Gewerbe^Mu^ 
seums — er war der tätigste Mann im Ausschusse der Gesellschaft 
zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Museums — , anderseits 
wendete er seine Aufmerksamkeit historischen Forschungen auf dem 
Gebiete der Industrie zu und sammelte mit Bienenfleiß Daten über die 
Geschichte der Seidenindustrie. Jederzeit betätigte er in Worten und im 
Wirken seine enthusiastische Anhängerschaft für das junge Technologie 
sehe Gewerbe^Museum. Wir wünschten nichts sehnlicher, als eine große 
Zahl solcher Genossen unserer Bestrebungen; der dazu nötige Idealist 
mus scheint allerdings in unserer Zeit recht selten zu werden. 



FERNERSTEHENDE ZEUGEN. 

Das Technologische Gewerbe^Museum wurde bald nach seiner 
Begründung und seither wiederholt durch Ausländer besucht, welche 
sich berufsmäßig als höhere Verwaltungsbeamte oder Parlamentsmit^ 
glieder oder durch spezielle Missionen hiezu bestimmt über die Ein^ 
richtungen des Institutes und deren Erfolge zu unterrichten hatten. So 
entsendete die ungarische Regierung, von dem Bestreben geleitet, der 
noch schwachen ungarischen Industrie und dem Gewerbeleben in 
Ungarn alle im Auslande angewendeten Förderungsmittel zuzuführen, 
einige höhere Beamte, darunter auch einen sachkundigen Professor 
der Budapester Technischen Hochschule, Emil Asböth, wiederholt 
nach Wien, um das Technologische Gewerbe^Museum schon in seinen 
bescheidensten Anfängen studieren zu lassen. Bald darauf beschloß das 



- 183 - 

Auftrag der Königin unterbreiteten, und ein praktisches, indem sie nach 
ihrer Reise in London die Errichtung eines Technologischen Institutes 
unter dem Namen ,, Central Institute^ beantragten. In dem oben erwähnten 
Berichte wird das Gewerbe^Museum in Wien rühmend hervorgehoben 
und das gewerbliche Bildungswesen Österreichs ,, wahrscheinlich als 
das vollkommenste in Europa bezeichnet, dessen Resultate, soweit sich 
dies beurteilen läßt, die am meisten ermutigenden seien"". Noch mehr 
als dieses Lob bedeutet wohl die Anknüpfung von Verhandlungen 
mit mir über den vorübergehenden Eintritt in die englische Unterrichts^ 
Verwaltung, unter allerdings sehr verlockenden finanziellen Bedin^ 
gungen. Ich brach die Verhandlungen ab, weil ich glaubte, in öster^ 
reich wichtige Aufgaben zu erfüllen zu haben — war ich doch erst kurz 
vorher in den Reichsrat gewählt worden — und weil mir die englische 
Berufung nicht genug Sicherheit bot. Ich habe ja als Österreicher auch 
den typischen Fehler, mit „Dienstjahren und Ruhegenüssen"" zu rechnen. 
Für das „Zentralinstitut"" wurde ein prachtvolles Gebäude in der 
Exhibition road in South Kensington mit einem Aufwände von 
75.000 Pfund Sterling (nahezu zwei Millionen Kronen) errichtet und 
von dem jetzigen König von England und damaligen Prinzen von 
Wales im Anfange des Jahres 1885 feierlich eröffnet. Die Anstalt zer^ 
fällt so wie das Technologische Gewerbe^Museum in Sektionen, und 
zwar solche für Holzbearbeitung, Eisenbearbeitung, Chemie und 
Elektrotechnik, welche noch durch eine fünfte „Ingenieurwesen"" ver^ 
mehrt sind. Der Unterricht ist theoretisch und praktisch wie bei uns 
und auch die Versuchsanstalten sind vorhanden. Auf die Anlegung 
von Sammlungen konnte man verzichten, da sich in unmittelbarer 
Nachbarschaft das aus dem Patent^Museum hervorgegangene Maschinen^ 
und Erfindungs^Museum, von dem eingangs dieses Buches gesprochen 
wurde, befindet. Zum Direktor der Anstalt wurde Philipp Magnus, 
seither „Sir"" geworden, bestimmt. Die Hauptlehrstühle, nämlich für 
Chemie, Physik, Mechanik und Mathematik und Ingenieurwesen, 
wurden besetzt durch die Professoren Armstrong, Ayrton, Hen^ 
rici und Unwin, durchgehends Namen ersten Ranges. Die Mittel für 
diese Gründung stammen aus der großen Organisation des City and 
Guilds of London Institute, auf welche jedoch die staatliche Untere 
richtsverwaltung maßgebenden Einfluß hat. Jeder Professor, der eine 
Sektion leitet, bezieht, wenn ich recht orientiert bin, 1000 Pfund 
Sterling bei einer Lehrverpflichtung ab 10 Uhr vormittags und drei 
Monaten Ferien. Freilich hat das Zentralinstitut, welches seither seinen 
Namen wechselte, gleich vom Anfang an schon jene Organisation 
bekommen, welche bei uns damals nur teilweise durchgeführt, sonst 
aber vorgedacht war. Die Londoner Herren leugnen gar nicht, daß sie 




- i84 - 

maßgebende Anregungen für ihre Einrichtungen hier erhak^i haben. 
Als ich diese Anstalt zum ersten Blale im Jahre ^x%i 4>esttcfatE, mifSiig 
ich den Eindruck, mich bei einem nahen Verwandten des Techno^ 
logischen Gewerbe^Museumszu befinden, einem ungleich wohlhabenderen, 
in Luxus lebenden, der sichs auch ziemlich bequem machen kann, da 
er eben keine Nahrungssorgen hat. 

Ich könnte noch viele Zeugnisse aus dem Auslande vorbringen, 
ich beschränke mich aber auf die Vorführung von Zeugen unbeeinflußt 
barer Art aus fernen Ländern und will nur noch ein besonders wertvolles 
Votum anführen. Im August 1902 erschien in Washington eine amtliche 
Publikation, herausgegeben von dem Department of Labour der Zentral^ 
regierung der Vereinigten Staaten, verfaßt von dem Com missioner CarroU 
D. Wright, betreffend den gewerblichen und technischen Unterricht 
in Europa und Amerika, ein sehr umfangreiches Werk, welches auf 
Grund der persönlichen Erhebungen amerikanischer Vertrauensmänner 
verfaßt wurde. Diese Vertrauensmänner wußten sich in alle wichtigen 
Bildtmgsanstalten technischer Richttmg Eintritt zu verschaffen und er^ 
hoben dann selbständig in Form einer von ihnen veranstalteten En^ 
quete die öffentliche Meinung über die Qualifikation der ausgetretenen 
Schüler und über die sonstigen Leisttmgen des Institutes; sie be^ 
fragten die Direktoren und Besitzer jener Etablissements, welche mit 
den betreffenden Institutionen in irgend einem Verkehr standen und 
zu einem Urteile berechtigt waren, und auch die Ergebnisse ihrer 
geheimen Erhebungen sind in diesem Werke uneingeschränkt ver^ 
öffentlicht. Ich habe die Verfasser des Berichtes gar nicht gesehen und 
erhielt überhaupt erst Kenntnis von ihrem Urteile nach dem Erscheinen 
des offiziellen Berichtes. In diesem ist dem k. k. Technologischen Ge^ 
werbe^Museum in Wien eine verhältnismäßig sehr ausführliche, 20 Drucke 
Seiten umfassende Darstellung gewidmet. In der Einleitung zu diesem 
Abschnitte heißt es, daß zur Charakteristik der österreichischen 
Unterrichtsverhältnisse einzehie typische Beispiele hervorgehoben und 
erörtert worden seien ; an erster Stelle wird das k. k. Technologische 
Gewerbe-Museum in Wien behandelt, das nach der Auffassung der 
Berichterstatter „wahrscheinlich eine der meist kompletten und best- 
ausgestalteten Institutionen für den gewerblichen Unterricht in Europa 
ist" (probably one of the most complete and best equiped insti- 
tutions for industrial education in Europe). Dieses Urteil fällten die 
amerikanischen Fachleute, nachdem sie in Europa, Frankreich, Belgien, 
Deutschland, England, die Schweiz, Italien und andere Länder besucht 
hatten. 

Vielleicht darf ich es auch als ein Zeugnis für das Technologische 
Gewerbe^Museum auffassen, daß ich durch den Vizepräsidenten des 




- i85 - 

Departements für Landwirtschaft und technisches Unterrichts^ 
wesen, The Right Hon. Mr. Horace Plunkett, mit Genehmigung 
der englischen Regierung eingeladen wurde, an den Konferenzen zur 
Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse Irlands, welche im Oktober 
1902 zu Cork in Irland stattfanden, als Experte teilzunehmen. 
Der mir eingeräumte Verhandlungstag war der 23. Oktober. Nach^ 
dem ich vom Präsidenten Mr. Plunkett dem Kongresse vorgestellt 
worden war, entwickelte ich in längerer Rede meine Anschauungen 
über die irländischen Industrieverhältnisse, welche vorher zu studieren 
mir reichlich Gelegenheit geboten wurde, und erörterte die zur Hebung 
derselben geeigneten Maßnahmen mit dem Hinweise auf die in 
Österreich angewandten Förderungsmittel und deren Erfolge.*^) Die 
königlich großbritannische Regierung hat mir und meinem frei^ 
willigen Begleiter auf der irländischen Reise, Ministerial^ Vizesekretär 
Dr. Adolf Vetter, durch den Botschafter am Wiener Hofe ihren Dank 
und ihre Anerkennung aussprechen lassen, da unsere auf den Er^ 
fahrungen in Österreich beruhenden Mitteilungen bei den künftigen 
Maßregeln der irländischen Verwalttmg von Wert und Bedeutung sein 
würden. 

Zu den Zeugen aus der Ferne gehören überhaupt alle fremde 
ländischen Besucher von Distinktion, denn keiner verließ die Anstalt, 
ohne uns seine Befriedigung über das Gesehene auszudrücken. Die 
Reihe ist viel zu groß, um sie hier alle zu nennen; jedenfalls 
ist sie vielfach größer als die der inländischen Fachleute, welche 
uns durch ihren Besuch beehrten. Äußerst anregend sind die Ge^ 
spräche, die man mit den ausländischen Autoritäten während und 
nach dem Besuche über die von ihnen gewonnenen Eindrücke führt. 
Man kann solche Äußerungen nicht immer kontrollieren in Beziehung 
auf ihre Aufrichtigkeit, noch weniger läßt sich erheben, ob die ge^ 
äußerten Absichten der Nachahmung des einen oder anderen Teiles 
unserer Organisation in Erfüllung gegangen sind. Nur das eine läßt sich 
feststellen, daß uns, obwohl „Wien keine Fremdenstadt^ ist, nicht etwa bloß 
Deutschland und die anderen Nachbarstaaten, Italien, die Balkanländer und 
Rußland Gäste sandten, sondern daß wir notable Vertreter aller Herren 
Länder zu begrüßen Gelegenheit hatten. Manche hielten sich tage^ 
und auch wochenlang bei uns auf; eine einschlägige Statistik wäre 



'*') Department of Agriculture and Technical Instruction for Ireland: State 
Aid to Industry (induding vGewerbe^Museums'' and Cottage Industries). By 
Dr. William Ezne r, k. k. Sections^Chef. Technologisches Gewerbe^Museum. Vienna. 
A Paper read in October 1902, at the Industrial Conference held in Connection 
with the Cork International Ezhibition of 1902. Dublin. Printed for his Majestys 
stationery office, by Alex. Thom & Co. Ltd., Abbey^Street. 1903* 



— i86 — 

nicht ohne Interesse, doch läfit sie sich heute nicht mehr aufstellen. 
Besondere Anziehungskraft übte das Museum aus, so lange damit die 
Einrichtungen des Gewerbeförderungsdienstes vereinigt waren, und 
diese sind es auch, welche in dem letzten Dezennium die meiste direkte 
Nachahmung gefunden haben. Eine ziemlich getreue Kopie des noch 
mit dem Museum vereinigten Gewerbeförderungsdienstes bildet das 
von der Hahdels^ und Gewerbekammer in Prag errichtete dortige 
Technologische Gewerbe^Museum; es ist dies die zweite Anstalt in 
Österreich^Ungam, welche zum grofien Teil das hier Geschaffene und 
zugleich den von mir vorgeschlagenen Namen aufgenommen hat. 



DIE WIDERSACHER. 

Welche Schöpfung und welche leitende Persönlichkeit hätte nicht 
ihre Widersacher, besonders wenn sie von der Schablone, dem Alt^ 
hergebrachten und von dem Normaltypus der betreffenden Kaste etwas 
abweicht! Von zwei Wurzeln der Gegnerschaft habe ich bereits Er^ 
wähnung getan; die eine war die Besorgnis der Machthaber am Stuben^ 
ring, dafi das Technologische Gewerbe ^ Museum in die Kompetenz 
des älteren, des kunstgewerblichen Staatsinstitutes übergreifen könnte. Zu 
lebhaftem Ausdruck und offenem Protest steigerte sich diese Gegner^ 
schaft erst bei der Ausstellung der Schülerarbeiten des von mir ein^ 
gerichteten, wiederholt abgehaltenen Speziallehrkurses für hausindu^ 
strielle Schnitzerei und Drechslerei. Eitelberger reklamierte gegen 
diese Tätigkeit beim Ministerium, jedoch vergeblich, da ihm nach^ 
gewiesen werden konnte, daß es sich bei unserem Unternehmen um die 
technisch^manuelle Ausbildung von hausindustriellen Holzarbeiten 
handle und darum, sie mit modernen Arbeitsbehelfen zu versehen, 
welche ihnen nach Absolvierung des Lehrkurses in die Heimat mit^ 
gegeben werden. Wir versuchten auf diese Art die damals in den öster- 
reichischen Gebirgstälern und besonders in Galizien noch stark verbreiteten 
Wippendrehbank außer Gebrauch zu setzen, ein Werkzeug, das nicht viel 
höher steht als jene, die die autochthonen Bewohner Südafrikas, vom 
Oriente gar nicht zu reden, heute noch benützen. Wir erklärten mit Erfolg 
den Krieg den unbeholfenen Schnitz^ und Drechslerwerkzeugen, indem 
wir die englischen Ward^ und Addis^Eisen, Werkzeuge von Peugeot und 
aus der Rheinprovinz einführten. Was besonders Anstoß erregte, waren die 
Formen, für die unsere Zeichenlehrer, namentlich Professor Avanzo, 
vorsorgte. Man konnte aber doch nicht von uns verlangen, daß die 
zur Einübung der Hand des Arbeiters hergestellten, tunlichst verkaufst 
fähigen Artikel nach dem Muster der tiefgesunkenen hausindustriellen 



- i87 - 

Erzeugnisse hergestellt werden sollten, man mufite auch solche Objekte 
zeichnerisch entwerfen, an denen man zeigen konnte, wie weit die Ver^ 
wendbarkeit vervollkommneter Werkzeuge reicht. Da übrigens die Mafi^ 
regeln zur Hebung der technischen Seite der holzverarbeitenden Haus^ 
industrie nur als transitorische gedacht waren, hörte das ärgernis^ 
erregende Unternehmen ohnehin auf und damit wäre der sachliche Grund 
zur Gegnerschaft beseitigt gewesen. Sie setzte sich aber fort, als man ge^ 
wahrte, daß aus der Niederen und Höheren Fachschule für Bau^ und 
Möbeltischlerei häufig junge Leute hervorgingen, die, obwohl zu Werk^ 
meistern bestimmt, sich auf die künstlerische Atelierarbeit verlegten, 
und häufig mit solchem Erfolge, daß sie den vorschriftsmäßig aus^ 
gebildeten Zeichnern aus der Kunstgewerbeschule und Akademie im 
Wege standen. Und mit dieser Beschwerde hatten die Opponenten 
auch nicht ganz unrecht. Der Lehrplan unserer Tischlerschule betonte 
zu sehr das zeichnerische Element und verführte die jungen Leute, 
sich den nach ihrer Auffassung bequemeren, lohnenderen und höheren 
künstlerischen Aufgaben zu widmen, während sie doch nur 
zu höher qualifizierten Arbeitern erzogen werden sollten und erzogen 
worden waren. Gewiß haben einzelne der Absolventen unserer 
Tischlerschulen vermöge wirklich künstlerischer Begabung und mit 
Hilfe der auf die Schule folgenden weiteren Ausbildung ihren 
Weg zu schönen Stellungen für konzeptive Aufgaben in den Ateliers 
gemacht, namentlich, wenn sie auswanderten, in Deutschland. Dieser 
Ausnahmsfalle ungeachtet wurden zufolge Initiative des jetzigen Re^ 
ferenten für das gewerbliche Bildungswesen im Ministerium für Kultus 
und Unterricht, in dessen Agenden das Technologische Gewerbe^ 
Museum fällt, Ministerialrates Dr. Adolf Müller, in jüngster Zeit die 
Fachschulen für Bau^ und Möbeltischlerei an der ersten Sektion des 
Museums aufgelassen und durch eine Meisterschule ersetzt, welche 
unter allen nur denkbaren Kautelen ausschließlich auf die Ausbildung 
von Praktikern abzielt. Damit dürfte der letzte Grund einer Gegnerschaft 
der Anstalten am Stubenring beseitigt und ein einverständliches Vor^ 
gehen der kunstgewerblichen mit der technischen Zentralanstalt für 
Gewerbeförderung herbeigeführt sein. 

Eine andere Gruppe von Gegnern erwuchs dem Technologie 
sehen Gewerbe^Museum in der in Wien und Niederösterreich in 
den Vertretungskörpem zur Herrschaft gelangten christlich^sozialen 
Partei, weil sie vorher und eine Zeitlang noch nach ihrem Siege 
die liberale Partei in allen ihren Vereinigungen und Schöpfungen 
befehdete. Es blieb ganz fruchtlos, zu behaupten und nachzuweisen, 
daß das Technologische Gewerbe^Museum nicht eine Parteizwecken 
dienende Unternehmung wäre, wie es auch ausgeschlossen sei, daß 



— 190 — 

ermöglicht wurde. Mit diesem Zwischenfall war aber die Opposition in 
jenem Kreise durchaus nicht bleibend beseitigt. Anläßlich der Neuaufistel^ 
lung der Sammlungen wurde von einem einflufireichen Wortführer im 
Gewerbeverein bemängelt, daß so viele ausländische Objekte in den 
Sammlungen vorhanden seien, daß im Gewerbeförderungsdienste 
Werkzeuge und Maschinen ausländischer Herkunft gekauft, ver^ 
wendet und deren Ankauf vermittelt werde, und daß das Techno^ 
logische Gewerbe-Museum nicht das sei, was es sein solle, eine „Ver^ 
kaufsstelle und eine Reklame für die inländischen (Wiener) Gewerbe^ 
erzeugnisse'^. Wie bestechend dieses Raisonnement ist, kann man sich 
vorstellen. Alle Gegengründe blieben ohne Wirkung. Daß das Techno^ 
logische Gewerbe^Museum dazu bestimmt sei, das Beste und Vor^ 
geschrittenste vorzuführen und dem Gewerbestande zu vermitteln, daß 
die Herkunft nur unter sonst gleichen Umständen in die Wagschale 
fallen könne, und endlich, daß gerade die Vorführung mustere 
hafter Leistungen des Auslandes das beste Mittel sei, die inländische 
Produktion im Werkzeuge und Maschinenbau zu befeuern, der Nach^ 
weis, in wie vielen Fällen diese Wirkung tatsächlich erzielt worden 
sei, all das fruchtete nichts. Die Forderung des nackten Protektionis^ 
mus, womöglich der Begünstigung der Vereinsangehörigen auf Kosten 
des Bildungszweckes der Anstalt wurde erhoben. Nachdem man die 
Überzeugung gewonnen hatte, daß man es hier mit unbeugsamen 
Gegnern zu tun habe, versuchte man das letzte Mittel und berief 
mehrere dieser Herren in die Spezialkommission zur Leitung des 
Technologischen Gewerbe^Museums, um sie in die Lage zu versetzen, 
selbst einzugreifen in die Verwaltung, Mißgriffe zu rügen, Mißstände 
zu beseitigen. Dort aber, in diesem Kollegium von Fachleuten 
hüllten sie sich in ebenso tiefes als beredtes Schweigen und setzten ihren 
Kampf gegen das Institut auf anderen bequemeren Schauplätzen fort. 
So blieb nichts anderes übrig, als die Ausscheidung solcher Elemente 
aus der Verwaltung des Vereines, was denn auch rücksichtslos voU^ 
zogen wurde. Daß diese Personen ebensowenig aufgehört haben, un^ 
ermüdliche Widersacher des Institutes zu sein, ist ebenso klar, wie, 
daß Eltern und Verwandte von trotz des hohen Schulgeldes durchs 
gefallenen Schülern über die Professoren schimpfen, die an dem 
Mißerfolg schuld seien. 

Ich gehe nun zur bedenklichsten Gruppe von Gegnern über, 
das sind jene, die man nicht bekämpfen und nicht fassen kann, 
weil sie sich nur in geheimen Konventikeln äußern oder unter dem 
Schutze der Anonymität schreiben, auf unwahren Behauptungen 
ihr abfälliges Urteil basieren, vor Entstellung der Tatsachen nicht 
zurückschrecken und es als höchsten Ehrgeiz betrachten, die Geringe 



— i89 — 

besteht gar kein Schulgeld. Was für die Volksschttle richtig ist, ist 
für die Berufsschule unrichtig. Der Unterricht ist ebenfalls eine Ware 
und soll dem Werte entsprechend bezahlt werden, schon deshalb, da^ 
mit er gewürdigt werde. Aber ganz abgesehen von diesem Prinzipe, 
das Technologische Gewerbe^Museum mußte zur Herstellung des 
finanziellen Gleichgewichtes Schulgelder fordern, die den Selbstkosten 
nahekamen. Die Fachschulen des Museums waren der Schwimm^ 
gürtel, sind es und werden es bleiben für die passiven Zweige der 
Verwaltung, insbesondere die Versuchsanstalten, die mit Ausnahme 
jener für Papier, passiv sein müssen. Ein anderer Anwurf waren die 
hohen Gehalte der Angestellten, ein Vorwurf, dessen Grundlosig^ 
keit sich bei näherer Erwägung sofort herausstellte. Der dritte und 
Hauptvorwurf bestand jedoch darin, daß das vom Gewerbe verein ge^ 
gründete Institut für die Gewerbe nutzlos, nur der Großindustrie 
dienstbar sei. Als es in der Abteilung für Kleingewerbe so zu rumoren 
begann, forderte ich eine Verhandlung in meiner Gegenwart und eine 
eingehende Besichtigung des Technologischen Gewerbe^Museums 
während des Betriebes, die Prüfung der Bücher und der finanziellen 
Verwaltung, mit einem Wort eine ordentliche Untersuchung aller maß^ 
gebenden Verhältnisse. Nach vollendeter Durchführung dieses Pro^ 
zesses schlug ich den Herren Opponenten vor, die zum großen Teile 
aufgehört hatten es zu sein, sie sollten für die Zugänglichmachung 
der Fachschulen für jene Bürgerssöhne sorgen, die nicht talentiert 
genug seien, um durch ein Vorzugszeugnis die Befreiung vom ganzen 
Schulgelde zu erlangen. Da auch das halbe Schulgeld noch ein grofies 
Opfer darstelle, ja, da es außerdem viele talentierte Knaben gebe, die 
man dem Gewerbe zuführen könnte, wenn sie nicht schon vom 
14. Lebensjahre an gezwungen wären, zum Unterhalt der Familie bei^ 
zutragen, wäre ein Unterstützungsfonds von Wert und zu jenem 
Zwecke die Gründung eines besonderen Vereines, welcher sich um 
die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schüler zu kümmern hätte, um 
so dringender, je höher die Frequenz steige. Um kurz zu sein, das 
Ende der betreffenden Beratungen bildete der einhellig gefaßte Be^ 
Schluß: die „Gesellschaft zur Förderung des Technologischen Gewerbe^ 
Museums'' mit dem gedachten Hauptzweck zu begründen. Wenn ich 
mich daran erinnere, so fällt mir der Ausruf Richard III. ein: „Ward 
je ein Weib in solcher Laun' gefreit, gewonnen!'' So entstand die Ge^ 
Seilschaft zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Museums am 
27. Dezember 1881; sie entwickelte seither ununterbrochen eine überaus 
segensreiche Tätigkeit. Ungemein zahlreich sind die Fälle, in denen die Be^ 
gründung der Erwerbsfähigkeit und damit sogar derWeg zu wirtschaftlichem 
Gedeihen jungen österreichischen Staatsbürgern durch die „Gesellschaft" 



DIE SACHLICHEN MITTEL. 

DIE SAMMLUNGEN. 

Bei der Begründung des Technologischen Gewerbe^Museums, das, 
wie berichtet, mit der Sektion fär Holzindustrie ins Leben trat, waren 
die Bedingungen für das Zustandebringen einer die Holzbearbeitung 
darstellenden technologischen Sammlung auBerordentlich günstig. Ich 
hatte bei meiner Berufung als Ingenieurprofessor an die Forstakademie 
in Mariabrunn (1668) angefangen, eine technologische Sammlung für 
das Hauptfach meiner Lehrkanzel, Technologie des Holzes, anzulegen. 
Ich verschaffte mir eine große Zahl lehrreicher Objekte im Ver" 
kehr mit den Holzindustriellen, für welche ich in vielen Richtungen 
tätig war, bei meinen Dienstreisen und Exkursionen, bei den AuS' 
Stellungen, besonders bei jenen, in denen ich eine amtliche Funktion 
innehatte, so z. B. in Wittenberg als Delegierter der Österreichischen 
Regierung und Juror, bei der Weltausstellung in Wien 1873, wo ich 
als Berichterstatter des Preisgerichtes für die Gruppe VIII, Holzindustrie, 
und offizieller Berichterstatter tätig zu sein berufen war. Eine besonders 
günstige Gelegenheit für derartige Erwerbungen bot meine Reise nach 
den Ostseeländem im Jahre 1875.'*') 

Diese Sammlung konnte schon des bereits erreichten Umfanges 
wegen bei der Aktivierung der forstlichen Sektion (1875) an der Hoch' 
schule für Bodenkultur in Wien, die in einem elenden, notdürftig 
adaptierten Miethau8e in der Skodagasse in Wien provisorisch unter'- 
gebracht wurde, nicht dahin übersiedeln; sie verblieb daher in Marias 

*) Holzhandel und HolzJndualrie der Ostseeländer. Ergebnisse einer Studien' 

reiie nach den deutschen und russischen Ostseepro vi nzen, Schweden, Dänemark 

und Hamburg; im Auftrage des k. k. österreichischen Ackerbaum iniateriums ver- 

öffentlkbt von Dr. Gustav Marchet, o. ö. Professor an der k. k. Hochschule für 

Qkultur in Wien, und Regierungsrat Dr. W. F. E<ner, o. ö. Professor an der 

Hochschule für Bodenkultur. Honorardozent an der Handels'Hochschulc in 

. Weimar 1876, Bernhard Friedrich Voigt. 



— 193 — 

brunn und wurde von den Hörern meiner Lehrkanzel auch zum Stu^ 
dium benutzt» was jedoch bei dem damaligen Mangel an guten Ver^ 
kehrsmitteln einigermafien durch die Entfernung vom Schulorte be^ 
hindert war. Man begrüßte es also auch von Seite der Hörerschaft 
(vgl. S. 55), als bei der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums 
hervorragende Stücke der Mariabrunner Sammlung nach der Eschen^ 
bachgasse übertragen wurden^ wozu die maßgebenden Faktoren 
die Erlaubnis erteilt hatten. Dieser Grundstock der Sammlung, an 
sich schon bedeutend, wurde durch jene Erwerbungen, die ich im 
Auftrage des Handelsministeriums bei der Wiener Weltausstellung 
1873 machte, soferne sie in das Gebiet der Technologie des Holzes 
fielen, vermehrt Auch aus den aufgelassenen Sammlungen des Athe^ 
näums wurden einige Objekte gewonnen. Schließlich verlegte ich mich 
als Vorstand der ersten Sektion und auch später mit Eifer darauf, 
namentlich bei den Ausstellungen in Wien 1880, 1888, 1890 und 
1898^ in Paris 1889 und 1900, und bei Studien^ und Inspektions^ 
reisen in solcher Art Erwerbungen zu machen, daß von uns nur die 
Transportkosten zu bestreiten waren. Eine große Schwierigkeit be^ 
stand darin, daß für die Anschaffung von Vitrinen durchaus kein 
Geld vorhanden war und daß ich mich daher mit veralteten und un^ 
zweckmäßigen Schränken begnügen mußte, die meinen Ansichten 
über die Installation von Museen durchaus nicht entsprachen, die 
ich aber geschenkt oder geliehen bekam. Trotzdem wurde die Sammlung 
der ersten Sektion in der Eschenbachgasse recht ansehnlich und in^ 
haltlich genug hervorragend, um Fachleute zu befriedigen. 

Gleich bei der Errichtung der zweiten (chemischen) Sektion 
schärfte ich dem Personale ein, auf die Anlegung einer technologischen 
Sammlung für Tinktorialchemie bedacht zu sein. Wohl kam es zu 
einer bemerkenswerten Erwerbung, es wurden nämlich bei einem 
Maschinenfabrikanten in Mühlhausen (Welter) Modelle von Ma^ 
schinen für Färberei und Druckerei, die funktionsfähig sein sollten, 
bestellt und um einen, für die finanziellen Verhältnisse des Mu^' 
seums erheblichen Betrag angeschafft. Einige dieser Maschinen 
dienten auch besonders während der Amtstätigkeit Pergers zu Ver^ 
suchszwecken. Die anderen, die hierzu nicht als geeignet betrachtet 
wurden, überstellte ich bei passender Gelegenheit in die Sammlungen 
und rettete sie dadurch vor dem Untergange, während die der Be^ 
nützung überwiesenen, so z. B. das Rouleau, kaum mehr einer guten 
Beleuchtung ausgesetzt werden dürfen, da sie sich in einem traurigen 
Zustande befinden. Außerdem wurden Drogen aller Art von den hierzu 
bereitwilligen in^ und ausländischen Fabriken in Form von Kollektionen 
als Geschenk erlangt, mußten aber, weil die Vorstände der zweiten 

Denkschrift Techn. Gew.-Mus. 13 



— 194 — 

Sektion darauf bestanden, um sie beim Unterrichte und bei Versuchen 
bequemer benützen zu können, in den Räumlichkeiten der zweiten 
Sektion, zuerst in der Marchettigasse, dann im Prechtlgassentrakt 
des jetzigen Musealgebäudes verwahrt werden. Die Art der Auf^ 
Stellung und Konservierung dieser Sammlungen litt wieder unter der 
Unmöglichkeit, geeignete Vitrinen zu gewinnen, aber noch mehr unter 
dem Umstände, daß es nicht gelingen wollte, einen Beamten der 
zweiten Sektion ständig mit den Geschäften eines Kustos zu betrauen« 
Was ich sonst an Objekten, die in das Gebiet der chemischen 
Technologie fallen, später fallweise zu erwerben Gelegenheit hatte, 
wurde den Sammlungen des Technologischen Gewerbe^Museums ein^ 
verleibt Einiges davon hat heute noch, freilich nur ein historisches 
Interesse. So hervorragend als Forscher oder Lehrer die Vorstände 
der genannten Sektion und viele dem Personale dieses Zweiges der 
Anstalt angehörige Beamte auch waren, es fand sich keiner unter 
ihnen, der, den Wert einer solchen erkennend, sich auf die Anlegtmg 
einer systematischen Sammlung verlegt hätte; den Chemikern fehlt 
eben manchmal ein Sinn, der eine Vorbedingung für die Schaffung 
und die systematische Benützung einer technologischen Sammlung 
bildet, der Sinn für pedantische Ordnung, Reinlichkeit und Schönheit. 
Wesentlich günstiger entwickelte sich die Sammlung für die dritte 
Sektion, Metallindustrie und Elektrotechnik, die man schon bei deren 
EröfEntmg anzulegen begann. Auch Pfaff war indessen kein berufen 
mäßiger Sammler und noch immer waren wir nicht in der Lage, einen 
technologisch gebildeten Fachmann als Kustos anzustellen, fehlten 
doch noch für wichtigere Zweige der Verwaltung die Mittel, um An^ 
Stellungen vorzunehmen. *) Kurz nach der Erwerbung des Gebäudes in 
der Währingerstrafie, die mit der Errichtung der dritten Sektion zeitlich 
zusammenfiel, mußte die Sammlung der Sektion für Holzindustrie 
zum ersten Male übersiedeln, in die neugewonnenen Räume in der 
Währingerstraße, eine mühevolle Aufgabe, welche Professor Lau^ 
boeck mit Umsicht und dem ihm eigenen Eifer löste« Das wenige, 
was an Sammlungsmaterial der zweiten tmd dritten Sektion zur Ver^ 
fügung stand, wurde damals schon der technologischen Sammlung der 
ersten Sektion hinzugefügt, nahm sich aber quantitativ und qualitativ 
verhältnismäßig unbedeutend aus. Als man an die Trennung der dritten 
Sektion in zwei Sektionen, die eine für Metallbearbeitung, die andere 



*) In erster Linie standen immer die Aufwände für persönliche Kräfte bei 
den Lehranstalten, da wir den Schülern gegenüber vertragsmäßige Verpflichtungen 
hatten, und die große Verantwortung für eine möglichst vollkommene Erteilung 
des Unterrichtes, deren Erfolge ja die Grundlage für den künftigen Beruf unserer 
Schüler sind. 



— 195 — 

für Elektrotechnik, schritt, mußte auch an eine Kollektion von Lehr^ 
Objekten für Elektrotechnik gedacht werden, für welch letztere Pro^ 
fessor Schlenk schon früher einzelne wertvolle Gegenstände ge^ 
Wonnen hatte. 

Ein Ereignis für die Vermehrung der Sammlungen bildete der 
Ankauf der sogenannten Dillinge r sehen Sammlung. Dillinger war 
ein Amateur von Schlössern und Schlüsseln und brachte durch lang^ 
jährigen Fleiß und ein besonderes Geschick, gepaart mit spezieller 
Sachkenntnis eine sehr bemerkenswerte, gut geordnete Sammlung 
von Schlössern und Schlüsseln aller Zeitperioden zustande, welche an 
den verschiedensten Orten in Österreich ausgestellt, dem Publikum gegen 
ein Eintrittsgeld zugänglich gemacht und durch Vorträge Dillingers er^ 
läutert wurde. Diese Kollektion gelangte auch im Niederösterreichischen 
Gewerbevereine zur Ausstellung und erregte großes Aufsehen beim 
Publikum und besonders in fachmännischen Kreisen. Es war auf den 
ersten Blick klar, daß diese Sammlung für ein Institut, an welchem 
sich eine Fachschule für Schlosserei befand, von außerordentlichem 
Werte sein mußte. Ich bot nun alles auf, um diese Sammlung für das 
Technologische Gewerbe^'Museum zu erwerben. Graf Latour billigte 
mein Streben in dieser Angelegenheit und kam mir werktätig zu 
Hilfe, nicht nur dadurch, daß er meinen Antrag auf Ankauf dieser 
Sammlung durch sein gewichtiges Votum unterstützte, sondern auch einen 
erheblichen Zuschuß aus Staatsmitteln zum Kauf Schilling in Aussicht stellte. 
Da Dillinger auf mehrjährige Ratenzahlungen einging, und da das 
Unterrichtsministerium gestattete, in das Budget des Technologischen 
Gewerbe^Museums jeweilig eine Rate von 500 fl. einzustellen, konnte 
die Sammlung um den Preis von 10.000 fl. erworben werden. Sie ist 
im Inlande einzig in ihrer Art, überragt weit die Schlössersamm^ 
lungen an den Kunstgewerbe^Museen in Wien, Graz, Prag, Reichen^ 
berg usw. und stellt sich ebenbürtig an die Seite der größten und 
wertvollsten- Sammlungen dieser Richtung in Nürnberg, Zürich, Basel, 
im Cluny^Museum in Paris usw. Wenngleich das Technologische 
Gewerbe^Museum drei Zehntel des Kaufpreises tragen mußte, die 
Staatsverwaltung sieben Zehntel und diese unter der Bedingung bei^ 
trug, daß die ganze Sammlung in das Staatseigentum übergehe, freilich 
unter der Voraussetzung, daß die Dillingersche Sammlung im Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum aufgestellt und dort benützt werde, so muß 
ich doch die damalige Mitwirkung des Grafen Latour der dankbaren 
Erinnerung bewahren.^) Auch das Fehlen eines Kustos wurde endlich 



'■') Erlaß des Ministers für Kultus und Unterricht, Freiherrn von Gautsch, 
vom 27. Juni 1889. 

13* 



— 196 — 

dadurch einigermaßen weniger empfindlich, daß ich über Empfehlung des 
um dasMuseum hochverdientenIndustrielIenball''Komitees dessenMitglied 
Moritz Volke ab i. Jänner 1888 mit sehr bescheidenen Bezügen als ad^ 
ministrativen Beamten gewinnen und mit der Verwalttmg der Bibliothek 
und der Sammlungenbetrauen konnte. Auch die Administration der Biblio^ 
thek war, so wie jene der Sammlungen, bisher eine Nebenbeschäftigung 
von mir und Lauboeck unter Zuziehung des einen oder anderen 
Kanzleibeamten oder Assistenten. Volke hatte seine Studien an der 
landwirtschaftlichen Akademie in Ungarisch^Altenburg gemacht, war 
daher gewiß nicht ein prädestinierter, fachlich vorgebildeter Kustos der 
Bibliothek und der Sammlungen, welche beide schon einen erheblichen 
Umfang angenommen hatten. Da er aber ein Mann von allgemeiner 
Bildung, großer Pünktlichkeit und Nettigkeit und passionierter Hin^ 
gebung für seinen neuen Beruf war, so verwandelte sich der Dilettant 
in wenigen Jahren zu einer äußerst schätzenswerten Kraft, deren Wert 
für uns noch weiters dadurch stieg, daß ihm schließlich auch die Ad^ 
ministration der „Mitteilungen'', welche gleichfalls bisher herrenlos war, 
zugewiesen wurde. Immer fühlbarer machte sich der Raummangel für 
die Unterrichtsanstalten und gleichzeitig der Raummangel für die doch 
stetig wachsenden Sammlungen geltend. 

Da trat ein für die Sammlungen und deren heutigen Bestand 
entscheidendes Ereignis ein. 

Im Spätherbste des Jahres 1889 unterbreitete ich dem Verwalk 
ttmgsrate des Niederösterreichischen Gewerbevereines den Antrag: 
„man solle die Errichtung eines Museums der Geschichte der öster^ 
reichischen Arbeit in Erwägung ziehen.'' Die umständliche und ein^ 
gehende Begründung dieses Antrages führte zu dessen einhelliger An^ 
nähme seitens der genannten Körperschaft. Der Verein entschloß sich 
zunächst eine fachmännische Enquete zu veranstalten und berief da^ 
für ein Aktionskomitee, welchem außer dem Vereinspräsidenten, dem 
Vizepräsidenten kaiserlichen Rat Prof. Luckhardt und dem Antrags 
steller folgende Herren angehörten: Dr. Auspitzer, Exzellenz Baron 
Banhans, Ernst Ritter von Boschan, Direktor B. Demmer, Baron 
Eichler, Ingenieur Ritter von Gunesch, kaiserlicher Rat Hanusch, 
Hofrat Prof. von Hauffe, kaiserlicher Rat Kraft, Ministerialrat Graf 
Latour, Prof. Lauboeck, Fr. Paulick, Prof. Ritter von Perger, 
Ingenieur Ritter von P ichler, Prof. Schlenk. Dieses Komitee wählte 
Exzellenz Baron Banhans zum Obmanne, Vereinspräsident Mat^ 
scheko zu dessen Stellvertreter, Dr. Auspitzer, Rudolf Ritter von 
Gunesch und Moritz Ritter von Pichler zu Referenten. 

Das Aktionskomitee schritt nun tatsächlich an die Durchführung 
einer im großen Stile angelegten Expertise, wobei folgende zwölf 



— 197 — 

Gruppen gebildet wurden, für welche eine beträchtliche Zahl hervor-» 
ragender Männer einvernommen werden sollten. 

L Chemie, Nahrungs^ und Genußmittelindustrie. 
IL Textil^ und Bekleidungsindustrie. 
III. Ledern, Rauhwaren^ und Kautschukindustrie. 
IV* Holzindustrie. 

V* Steine und keramische Industrie. 
VI. Metallindustrie. 

VIL Maschinenbau^ und Ingenieurwesen. 
VIIL Wissenschaftliche und chirurgische Instrumente. 
IX. Elektrotechnik. 
X. Musikalische Instrumente. 
XL Papierindustrie und graphische Künste. 
XII. Kurzwaren. 

Das Ergebnis dieser Expertise war für das Projekt ausnahmst 
los günstig. Nicht nur, daß von keiner Seite ein Bedenken gegen 
die Absicht des Niederösterreichischen Gewerbevereines erhoben worden 
wäre, im Gegenteile alle Experten begrüßten mit lebhafter Zustimmung 
den Gedanken der Errichtung eines derartigen Museums, und vielfach 
wurde dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß nicht schon in einem 
früheren Zeitpunkte ein solches Unternehmen in Szene gesetzt 
worden sei. Daraufhin erstattete namens des Verwaltungsrates des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines der Obmann des Aktions^ 
komitees, Freiherr vonBanhans, in der Festversammlung aus Anlaß 
der Feier des 50jährigen Bestandes des Vereines am 28. Februar 1890 
nachfolgenden Bericht: 

,,Ein Ausblick auf die Staaten, in welchen die Bedeutung 
der angewandten Wissenschaften und der technischen Arbeit 
für die kulturelle Entwicklung sowohl wie für die Förderung 
der Volkswohlfahrt anerkannt wird, zeigt uns, daß der geistigen 
Arbeit auf dem Gebiete der Technik auch in historischer 
Richtung die größte Aufmerksamkeit zugewendet wird. Wir 
sehen in Frankreich, England und Deutschland Museen teils in 
voller Blüte, teils in kräftiger Entwicklung, mit der Aufgabe, 
den fortschreitenden Entwicklungsprozeß in seiner technischen 
Vollendung zur Darstellung zu bringen. 

Auch bei uns ist der Gedanke, ein Museum der Geschichte 
der österreichischen Arbeit zu errichten, nicht neu; ist ja doch 
Österreichs Anteil an der Vervollkommnung der gewerblichen 
Technik kein geringer. So haben sich schon vor mehr denn 
zwei Jahrzehnten patriotische Männer unseres Vereines damit 
beschäftigt, die technische Seite von Industrien und Gewerben 



— 198 — 

in Österreich darzustellen, typische technische Hilfsmittel, Ma^ 
schinen, Apparate und Werkzeuge sowie die unter Anwendung 
derselben hervorgebrachten Ganz^ und Halbfabrikate zu sammeln. 
Die additionelle Ausstellung von Prof. Dr. Wilhelm Exner 
des Jahres 1873 hat uns wertvolle Beiträge zur Geschichte der 
Gewerbe und Erfindungen Österreichs vorgeführt, deren JEr^ 
gänzung in seinem unter Mitwirkung hervorragender Gelehrten, 
Fabrikanten und Gewerbetreibenden herausgegebenen Buche '^) 
enthalten und für uns heute von unschätzbarem Werte ist 

Die damals vorhandenen und auch nachher gesammelten 
Gegenstände haben sich leider zerstreut; aber der ihnen inne^ 
wohnende Gedanke blieb lebendig, seine Verwirklichung stellte 
sich immer mehr zur unabweisbaren Notwendigkeit heraus. So 
hält denn Ihr Verwaltungsrat dafür, der Niederösterreichische 
Gewerbeverein, der schon so viel für die Hebung der Gewerbe 
geleistet, werde nur einer Pflicht seines tiefwurzelnden Patriotis^ 
mus entsprechen, wenn er den Beschluß faßt, in Wien ein 
Museum der Geschichte der österreichischen Arbeit 
zu schaffen, ein Museum, das den Entwicklungsgang der Technik 
in Gewerbe und Industrie zur Darstellung bringt und zeigt, 
welchen Anteil Österreich an der Entwicklung der verschiedenen 
industriellen und gewerblichen Arbeitsprozesse für sich mit 
Recht in Anspruch nehmen darf. 

Der Plan dieses Unternehmens wurde von Sr. k. und k. 
Hoheit unserem durchlauchtigsten Protektor in einem höchsten 
Handschreiben vom 8. Jänner 1. J. mit Freude genehmigt und 
hierauf von der Plenarversammlung des Vereines mit dem leb^ 
haftesten Beifalle aufgenommen. 

Nun gingen wir daran, durch eine Enquete festzustellen, 
ob und in welchem Umfange das neue Museum, welches dem 
k. k. Technologischen Gewerbe^Museum angegliedert werden 
soll, auch verwirklicht werden könne. Über 200 Experten der 
mannigfaltigsten gewerblichen Gruppen wurden einvernommen 
und es stellte sich heraus, erstens, daß die Idee gerade in den 
Fachkreisen der wärmsten und aufrichtigsten Zustimmung be^ 
gegnet, und zweitens, daß das Museum, wenn es vorläufig nur 
jene Objekte umfassen sollte, die bereits zugesagt sind, jeden 
Patrioten mit aufrichtiger Befriedigung erfüllen wird. Zudem 



*) Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs von 
der Mitte des XVIII. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Herausgegeben von der 
Generaldirektion der Weltausteilung 1873 in Wien. Redigiert von Prof Dr. 
Wilhelm Franz Exner. 2 Bände. Wien i873t Wilhelm Braumüller. 



— 199 — 

hat auch Se. Exzellenz der Herr Unterrichtsminister mit Erlaß 
vom i8. Februar 1890, Z. 23, diesem Museum bereitwilligst seine 
Unterstützung zugesagt und in dieser Richtung gleichzeitig die 
geeignete Verfügung getroffen« 

Auf diesen sicheren Grundlagen fußend, glaubt der Verwalk 
tungsrat der heutigen, zur Feier unseres fünfzigjährigen Jubiläums 
bestimmten Generalversammlung mit voller Beruhigung den 
Antrag unterbreiten zu können, dieselbe beschließe: Der Nieder^ 
österreichische Gewerbeverein hat ein Museum der Geschichte 
der österreichischen Arbeit zu gründen und es wird ihm hierzu 
ein Betrag von 10.000 fl. bewilligt. 

Aus höchstem Munde haben wir heute vernommen, daß 
Se. k. und k. Hoheit zu diesem Zwecke einen Beitrag zu 
widmen geruhte. Gerührten Herzens spreche ich hierfür unseren 
Dank aus. Seien Sie überzeugt, diese höchste Spende wird uns 
von größtem Nutzen sein. Wir haben ferner aus dem Hebens^ 
würdigen Schreiben des Herrn Bürgermeisters entnommen, daß 
der löbliche Gemeinderat der Reichshaupt^ und Residenzstadt 
Wien aus eigener Initiative dem neuen Museum 5000 fl. be^ 
willigt, und ebenso hat Herr Anton Dreher einen gleichen 
Beitrag bereits eingesendet. Den edlen Spendern sei der 
wärmste Dank dargebracht. Wir können auf weitere Spenden 
mit Zuversicht hoffen. 

So wird denn die Annahme des gestellten Antrages einen 
neuen Markstein für die Schaffenskraft des Vereines bilden, 
eine Zierde unserer heißgeliebten Stadt Wien, eine Quelle 
reichen Segens für Gewerbe und Industrie. Ich bitte um Ihre 
Zustimmung.^' 

Die in diesem Berichte gestellten Anträge fanden unter lebhaftem 
Beifall die einhellige Zustimmung der Generalversammlung. Damit 
war der entscheidende Schritt getan und die erste Phase der Vor^ 
bereitungen zum Abschlüsse gebracht. Das Aktionskomitee setzte auf 
Grund jenes Gruppenschemas, nach welchem die Expertise durchgeführt 
wurde, eine Anzahl von Fachkomitees ein, welche hier folgend unter 
Angabe der Obmänner aufgezählt werden. 

Gruppe I. 
Chemie, Nahrungs^ und Genußmittelindustrie. 

1. Allgemeine Chemie, chemische Präparate und chemische Groß^ 
industrie: Dr. Alexander Bauer. 

2. Farbenchemie: Lorenz Jakob Clauser. 



3. Allgemeine Nahrungs.« und GenuBminel: Dr. Emmerich Metßl. 

4. Brauerei: Johann Medinger jun. 

5. Wein: Otto Edler von Schlumberger. 

6. Zucker: Friedrich Strohmer. 

7. Mahlprodukte: Otto Stützner. 

8. Bäckerei: Charles Cabos. 

9. Mineralwässer: Heinrich Mattoni. 

10. Spiritus: Karl Ferdinand Ritter von Mautner. 

11. Tabakfabrikation: Dr. Josef Krückl. 

12. Zündwarenfabrikation: Alfred Pollak Ritter von Rudin. 

13. Fettwaren, Lacke, Firnisse, ätherische und Mineralöle: Karl Sarg. 

Gruppe II. 
TeztiU und Bekleidungsindustrie. 

14. Baumwolle: Friedrich Freiherr von Leitenberger. 

15. Schafwolle: Gustav Ritter von Schoeller. 

16. Seide: Ferdinand Taubler. 

17. Flachs: J. B. Kirschnek. 

18. Posamenterie : Rudolf Chwalla. 

19. Frauenarbeit: Adolf Studnttzka. 

20. Hutfabrikation und \ „ .» i_ ■ 
_ ,, .. . . . } Peter Habig- 

21. mkleidungsmdustrie : ) 

22. Schalfabrikation: Rudolf Isbary. 

23. Wachstuchfabrikation: Unbesetzt. 

24. Bobbinet' und Spitzenfabrikation: August Matitsch. 

Gruppe ni. 
Leder', Rauhwaren' und Kautschukindustrie. 

25. Leder: Hermann Gerhardus. 

26. Rauhwaren: M. J. Hartwich. 

27. Kautschuk: S. Kohnberger. 

28. Hartgummi: J. Odelga. 

Gruppe IV. 

Holzindustrie. 

ikoration und Vergoldung: Sandor Järay. 

,U', Kunst- und Möbeltischlerei: Friedrich Paulick. 



)Izwarenindustrie: Franz Hieß jun. 



— 201 — 

Gruppe V. 
Steine ttnd keramische Industrie. 

32. Steinindustrie: Eduard Haus er. 

33. Keramik, Terrakotta^ und Majolikafabrikation: Rudolf Ditmar jun. 

34. Glaswarenfabrikation: Alois Reich. 

Gruppe VI und VII. 
Metallindustrie, Maschinenbau und Ingenieurwesen. 

35. Hüttenwesen: Karl August Ritter v. Frey. 

36. Eisen und Eisenwaren: Rudolf Kitschelt. 
37* Leonische und Bronzewaren: Alois Hanusch. 

38. Bauschlosserei: Ludwig Wilhelm. 

39. Juwelierwaren: Josef Mayer sen. 

40. Allgemeines Maschinenwesen: Bernhard Demmer. 

41. Kessel, Maschinen etc.: Richard Engländer. 

42. Aufzüge: Hugo Zipperling. 

43. Schiffbau: unbesetzt. 

44. Feuerwaffen: Johann Gas s er. 

45. Metallwaren: F. W. Haardt. 

46. Münztechnik: Hofrat J. Waltschisko. 

Gruppe VIII und IX. 

Wissenschaftliche und chirurgische Instrumente, Elektro^ 

technik. 

47. Chirurgische Instrumente: Dr. Leopold Ritter Schrötter von 
Kristelli. 

48. Präzisionsmechanik: Wilhelm Kraft. 

49* Geodätische Instrumente: Dr. Wilhelm Tinter« 

50. Elektrotechnik: Josef Kareis. 

Gruppe X. 
Musikalische Instrumente. 

51. Obmann: Eduard Kremser. 

Gruppe XL 
Papierindustrie und graphische Künste. 

52. Alte Techniken: K. und k. Generalmajor Emil Ritter v. Arbter. 

53. Buchhandel und Buchbinderei: Friedrich Ludwig Müller. 



— 202 — 

54- Papierindustrie: Gotthard von Capellen. 

55. Neue Reproduktionsverfahren: Fritz Luckhardt 

56. Papierkonfektion und Gravüre: Friedrich Pollak. 

57. Banknotenfabrikation: Wilhelm Mayer. 

Gruppe XII. 
Kurzwaren. 

58. Obmannstelle unbesetzt. 

In diesen Fachkomitees waren zur Zeit gegen 300 Mitglieder tatig. 

Der Einladung zum Beginne der Arbeit legte ich ein kurzes 
Promemoria bei*) and außerdem wurde eine Instruktion ausgearbeitet, 
die den Zweck hatte, ein gleichartiges Vorgehen in allen Fachkomitees 
herbeizuführen. 



*) Promemoria. 

„Seitdem nicht mehr die von den Vätern ererbten und weiter gepSegten 

Erfahrungen sondern die Forschungen der exakten Wissenschaften für den Fort' 

schritt der Gewerbe bestimmend sind, sehen wir fast alle Kulturstaaten auf das 

Rilstzeug für den industriellen Weitkampf beinahe ebensoviel Eifer verwenden, 

wie auf die Bewaffnung der Kriegsheere. Worin besteht dieses Rüstzeug der In' 

dustrie? In Schulen, Versucbsanitalten und Museen. Halten wir Umschau 

Über die Bestrebungen der Industriestaaten, so müssen wir uns gestehen, daß 

Osterreich nicht auf allen drei Gebieten gleichen Schritt gehalten hat mit den 

Staaten des Westens und dem rastlosen Vorschreiten Deutschlands. Auf dem Gebiete 

der Schule zwar ist Österreich führend aufgetreten, und wenn es heute in mancher 

Richtung erreicht, vielleicht auch, was die Dotierung der Fachschulen betrifft, überholt 

worden ist, so genügen denn doch, bis auf spezielle Bedürfnisse einzelner Industrien, 

die bestehenden gewerblichen Lehranstalten im groBen und ganzen. Schon weniger zu 

unseren Gunsten stellt sich der Vergleich mit den Versuchsanstalten des AuS' 

landea dar; hier haben wir viel nachzuholen, und die Anfange, die das k. k.Tech' 

noiogiscbe Gewerbe-Museum verzeichnet, bedürfen der sorgfältigaten Pflege und Ent' 

Wicklung. Vollends zurück ist Österreich auf dem Gebiete der dem Gewerbe und 

den Industrien dienenden Museen. Die vorhandenen Museen sind wohl geeignet, in 

künstlerischer und kunstgewerblicher Beziehung manche Anregung zu bieten; für 

die technische Seite der Gewerbetätigkeit wird man sich daselbst in den meisten 

Fallen vergeblich Rates erholen wollen, und auch das Technologische Gewerbe- 

Museum, welches berufen ist, diese Lücke auszufüllen, muBte in seiner bisherigen 

Entwicklung mehr die Lehrtätigkeit und die Versuchsanstalten pflegen, weil eine 

Zentralanstalt für die technische Seile des gewerblichen Unterrichtes unabwelslich 

vendig war und weil anderseits die Versuchsanstalten ein Lebensbedürfnis der 

istrie geworden waren; die Sammlungen dieses Museums, die ta eigentlich 

den BegrifiF eines Museums bilden, sind bisher über bescheidene Anfänge 

I nicht hinausgekommen. Und doch ist die Notwendigkeit, in Wien ein 

nisches Museum nach Art des Pariser Conservatoire zu gründen, schon vor 

r als zwei Jahrzehnten erkannt worden, als im Jahre 1868 der Statthalter von 



— 203 — 

Die Ergebnisse der Verhandlungen in den Fachkomitees, die aus 
denselben hervorgegangenen Eingaben bei Behörden, Korporationen 
und Instituten und sonstigen Maßnahmen ließen den schönsten Erfolg 
erhoffen, man gewann die Überzeugung, daß an einer glücklichen 
Durchführung des Unternehmens nicht mehr gezweifelt werden dürfe. 
Auch das Unterrichtsministerium tmterstützte innerhalb seines Wirkungs^ 
kreises das Projekt nachhaltig. Jeder Tag eröffnete die Aussicht auf 
neue Erwerbtmgen und historische Untersuchungen. Bis Ende Dezember 
1890 waren viele Objekte, Druckwerke und Manuskripte gewonnen 
worden. Ich glaube, daß hier einige der Spender zu nennen wären, die 
besonders wertvolle Objekte zur Verfügung stellten oder herbeischafften: 
C. G. Hornbostel & Comp., Fr. Bujatti sen., Haas & Ci\iek, 
Otto Seiferheld, Gustav Edler vonRosthorn, Kommerzialrat Alois 
Hanusch, Regierungsrat von Waltenhofen und Theodor Theyer. 

Die Sammlungen des Technologischen Gewerbc^Museums ent^ 
hielten damals schon eine große Zahl von historisch wichtigen Ob^ 
jekten, welche dem Museum der Geschichte der Österreichischen Arbeit 

Niederösterreich, der Präsident der Handelskammer, der Präsident des Gewerbe^ 
Vereines und der Bürgermeister von Wien gemeinschaftlich einen Aufruf zur 
Bildung einer „Gewerbehalle'' nach Art des Pariser Conservatoire erliefien. Leider 
beschränkte man sich zu jener Zeit auf direkt Erträgnis abwerfende Untere 
nehmungen; die „Gewerbehalle'' kam nicht zustande. Vielleicht wird die heutige 
Generation einsichtsvoller als ihre Vorgängerin erkennen, dafi die bewunderungs«* 
werten Leistungen der Franzosen auf technischem und gewerblichem Gebiete ihre 
Grundpfeiler haben im Conservatoire des Arts et Metiers. Dieses Institut, wohl 
eine der gröfiten Schöpfungen der ersten französischen Republik, ist nicht nur 
eine Zentralanstalt für die technische Vollendung, es ist auch ein Museum der 
Geschichte der Arbeit und vorerst der französischen Arbeit, ein Museum, welches 
für die Franzosen ebenso die Quelle stolzer Selbstbefriedigung wie unablässiger 
Anregungen bildet. Bei der Pariser Weltausstellung des Jahres 1889 organisierte 
das Conservatoire eine besondere Abteilung, „Histoire du Travail", welche eine 
enorme Anziehungskraft auf das Publikum ausübte. Da fand man ebenso die 
Entwicklung des Wagens von der Draisine angefangen bis zum Bicyde, die Ge*' 
schichte der Lokomotive wie die des Luftballons und des Webstuhles; die Ge«» 
schichte der Fußbekleidung wie die Geschichte der Zählapparate und der Ge^ 
schwindigkeitsmesser; femer jeden technischen Prozeß von den primitiven Formen 
seiner Anfänge bis zur heutigen Entwicklung fortschreitend, und unendlich fruchtbar 
und wertvoll sind die Anregungen, die der Laie, der Gewerbsmann, der Techniker 
und der technische Lehrer in dieser Abteilung empfmgen. Dem mit seinem Con«» 
servatoire beispielgebenden Frankreich sehen wir England und Deutschland 
folgen; dort das großartige South Kensington^Museum mit seiner jüngst 
gegründeten historischen Abteilung, hier das Germanische Museum in Nürn^ 
berg und die zahlreichen technischen Museen in deutschen Städten zeigen, 
daß man allüberall beginnt, nicht nur die Werke der Kunst, sondern auch die 
Denkmäler der geistigen Arbeit auf dem Gebiete der stoffverarbeitenden 
Technik zu sammeln, und wer wollte leugnen, daß auch diese hohen Anspruch 



— 204 — 

überwiesen werden sollten. Die größte Schwierigkeit bestand aber 
in der Lokalitätenfrage. Sowohl im Schöße des Präsidialkomitees 
des Niederösterreichischen Gewerbevereines als auch in der Spezial' 
kommission zur Leitung des Museums fanden hierüber Beratungen 
statt, die schließlich zu der Annahme meines Antrages führten: „Das 
neue Museum der Geschichte der österreichischen Arbeit nicht nur 
organisatorisch, sondern auch räumlich mit dem Technologischen 
GewerbcMuseum zu verbinden, um die historischen Sammlungen auch 
den Unterrichtszwecken dienstbar zu machen." Die Geldsammlung, 
welche im Anfange flott von statten ging, dann aber bald versiegte, 
führte zu einem Barfonds von etwas über 30.000 fl., zu viel zum 
Sterben, zu wenig zum Leben. Unser Traum, für dieses neue Institut, 
vereinigt mit den Sammlungen des Technologischen Gewerbe'Museums, 
ein eigenes Gebäude zu errichten, ging nicht in Erfüllung und der von 
mir und Harpke gefaßte Plan zur Beschaffung eines Baufonds oder 
eines Kapitals für die Erwerbung einer benachbarten Realität fand 
zwar den Beifall des durchlauchtigsten Herrn Erzherzog'Protektors, 



darauf bat, der Gegenwart das Bild der vergangenen Kultuntufea der Nationen zu 
vervollständigen. Österreich hätte wahrhaftig nicht minder als jeder andere Staat 
Grund und Veranlassung, sich lur Gründung eines solchen Museums der Geschichte 
der österreichischen Arbeit aufzuraffen, um zu zeigen, daS Österreich in der ge- 
meinsamen Arbeit der Kulturvölker ebenso Anregungen gegeben wie empfangen, 
ebenso eigene Erfindungen gemacht, wie fremde gepflegt und weiter entwickelt hat. 
Fassen wir das Gesagte zusammen, so werden wir die Uberzeugtmg auS' 
sprechen müssen, dafi die Gründung einer neuen Abteilung des k. k. TechnolO' 
gischen Gewerbe-Huseums, welche eine Geschichte der Salerreichischen Arbeit 
umfaßt, ein Werk wäre, welches sowohl vom patriotischen Standpunkte wie 
von dem der gewerblichen Bildung aus gleich sehr gefördert werden sollte. 
Dieses letztere Moment sollte gerade beute mehr als je ins Auge gefaSt werden. 
Wir leben in einer Zeit, wo manche Berufszweige, denen der Kampf ums 
Dasein schwerer als je geworden ist. altes Heil von Maßnahmen der Gesetzgebung 
erwarten. Hier im Museum der Geschichte der Arbeit wird jede Verbesserung 
am kleinsten Apparate wie jede Entwicklung der bahnbrechendsten Maschinen 
predigen, daß nur im Fortschritte, nur in der fachlichen Beherrschung des ge- 
wählten technischen Berufes die erste und sicherste Grundlage materieller Wohl- 
fahrt gelegen ist. Nicht vom Staate allein, sondern vornehmlich aus dem Gewerbe 
selbst heraus können demselben die Keime künftigen Gedeihens geboten werden; 
das Gewerbe selbst soll auch die Anstalt schaffen, welche diese Lehre vertritt. 
Der Staat als solcher verfügt schwerlich allein über die Kräfte, die einem 
.en Werke nötig sind; hier bedarf es auch der Erfahrtmg der mitten im 
tischen Lebenstehenden Gewerbetreibenden, Industriellen und der technischen 
Uten; hier bedarf es der unermüdlichen Agitation vieler für die Sache be- 
ETter Hänoer, um Stein zu Stein zu legen, das Alte herbeizuschaffen, die 
cbenstufen der technischen Entwicklung klar zu legen und die neuesten Fort- 
tte vorzuführen." 



— 205 — 

scheiterte aber bei den weiteren Schritten zu dessen Durchführung. 
Es mußte also zu einer Miete geschritten werden. Ich mietete zuvörderst 
in dem dem Technologischen Gewerbe^Museum gegenüberliegenden 
Zinshause des Herrn Schuh, Währingerstraße 68, die an der Ecke 
der Eisengasse und der Währingerstraße gelegenen Gassengewölbe und 
übertrug dorthin die Sammlungen, aber schon von vorneherein mit 
der Absicht, sie dort nur kurze Zeit zu belassen, da die Lokalitäten 
doch ungeeignet und die Miete, wie leicht begreiflich, für unsere Zwecke 
eine relativ hohe war. Herr Schuh drückte auch seine Bereitwilligkeit 
aus, in dem an sein Wohnhaus anstoßenden Garten ein Gebäude zu 
errichten, um für die Zwecke des Museums Raum zu schaffen« Dieser 
Vorschlag wurde jedoch nicht angenommen* Von der einstigen Sigl'^ 
sehen Fabriksanlage war noch ein Komplex geräumiger Bauten vor^ 
banden, welche der Steyrer Waffenfabriks^Aktiengesellschaft gehörten. 
Diese bot mir ihre an der Eisengasse gelegenen Baulichkeiten zu einem 
Spottpreise an. Ich versuchte alles Mögliche, um den Gewerbeverein oder 
die Regierung zum Ankaufe dieser Realität zu bewegen; der Käufer hätte, 
wie ich es vorhersah, ein glänzendes Geschäft gemacht, denn die Grunde 
fläche allein war damals schon vor Eröffnung der sie einschließenden 
Straßen, vor Vollendung der Stadtbahn und vor der Erwerbung der 
benachbarten Irrenhausrealität wohl mehr wert, als der Kaufyreis des 
ganzen Objektes betrug. 

Glücklicherweise gelang es mir, nachdem alle meine Schritte er^* 
folglos geblieben waren, Herrn Isidor Mautner, Chef der Firma Isak 
Mautner & Co., von der großen Rentabilität dieses Kaufes zu über^ 
zeugen, den ich selbst vollzogen hätte, wenn mir dies durch meine 
Stellung nicht versagt gewesen wäre. Der Ankauf der Realität durch 
Herrn Isidor Mautner wurde nunmehr binnen 24 Stunden realisiert, 
wobei ich mir die Zusicherung erbat, daß die für Musealzwecke geeig'^ 
neten Lokalitäten dem Gewerbeverein mietweise überlassen werden 
sollen. In der Tat gewannen wir dadurch ausgedehnte Räume, die 
Herr Mautner mit großem Kostenaufwand ganz nach den von mir 
geäußerten Wünschen instand setzte und die er mir in einem für das 
Museum außerordentlich vorteilhaften Mietvertrag überließ. Nach Voll'^ 
endung der Adaptierung übersiedelten die Sammlungen, wobei bereits 
Kustos Volke sich seine Sporen verdiente. Die für das Museum der 
Geschichte der Österreichischen Arbeit erworbenen Gegenstände fanden 
nun mit möglichst günstiger Aufstellung Raum neben den zeitgenös^ 
sischen Kollektionen und die Zinsen des oben erwähnten Kapitals wurden 
für die Anstellung eines Dieners und zugunsten der Verwaltung des 
Museums verwendet. Endlich ein eigener Musealdiener unter der Leitung 
des Kustos, ein gewaltiger Fortschritt! 



— 206 — 

Die so aussichtsvoll begonnene Aktion führte leider zu wirklich 
bitteren Enttäuschungen und traurigen Erfahrungen. Mein Vorschlag 
der Errichtung eines Museums der Geschichte der österreichischen 
Arbeit hat wohl zwei andere historische Museen gezeugt. Die Sektion 
für das Post' und Telegraphenwesen des Handelsministeriums förderte 
nämlich mit ungewöhnlichem Eifer die Idee der Errichtung eines 
Post' und Telegraphen'Museums und brachte in fabelhaft 
kurzer Zeit einen sehr respektablen Anfang eines solchen Mu^ 



Plg- s- GalCTt«'Sui In dem K 



seums zustande. Natürlich und verständlich wäre es gewesen, wenn 

das Handelsministerium, das den Vorschlag der Errichtung eines 

Museums der Österreichischen Arbeit in wohlwollendster Weise be^ 

oWißt hatte, als Morgengabe für dieses nationale Institut die eigenen 

unter Wahrung seines Eigentumsrechtes, zur Verfügung 

hätte. Das durfte aber beileibe nicht geschehen. Denn das 

1 der Geschichte der österreichischen Arbeit ist aus der Privat» 

: hervorgegangen, ist daher auch ein Privatunternehmen, und 

nten die k. k. Inventarstücke in einen solchen Rahmen ein» 

erden! Das ging also nicht! Das k.k.Post'Museum mußte isoliert 



— 207 — 

und wegen der dadurch unabänderlich gegebenen geringfügigen Dirnen' 
sionen kleinlich gestaltet und irgendwo untergebracht werden, z. B. unter 
den Arkaden ienes Gebäudes, welches die Rotunde im Prater um" 
schließt. Dort ist dieses kleine Museum zwar sehr nett installiert, aber 
wer wird die weite Fahrt unternehmen, tmi das Post'Museum zu be^ 
suchen? Hat es an dieser Stelle, mit dieser Leitung Aussicht, zur 
Bildung des Volkes im großen Stile beizutragen? Macht es in seiner 
Isoliertheit nicht geradezu einen zwerghaften Eindruck? Und soll man 



trbC'Huitniiu, 1 



das Post- und Telegraphenwesen von dem übrigen Verkehrswesen 
treimen? Aber nicht genug daran! Die Verwaltung der Staats' 
bahnen trug sich mit dem Gedanken, ein historisches Museum des 
Eisenbahnwesens zu errichten und hat hiefür Objekte ge' 
sammelt. Die interessantesten Belege für die Geschichte des Eisen' 
bahnwesens in Europa, z. B. die der Nordbahn gehörige Sammlung, 
waren bereits auf die Empfehlung des Handelsministeriums hin dem 
Museum der Geschichte der Österreichischen Arbeit zugewiesen worden. 
Kaum hatte die Suatseisenbahnverwaitung von dieser Widmung 
der Nordbahn gehört, so suchte sie dieselbe rückgängig zu machen. 



— 208 — 

was ihr auch leicht gelang, und es kam dann wirklich zur Gründung 
eines weiteren selbständigen historischen Miniaturmuseums, welches in 
dem Kopfgebäude des Elisabeth "Westbahnhofes untergebracht ist. Die 
Haupttriebfeder war ja auch hier wieder die Kompetenz eines Hofrates, 
wie ich glaube. Der Erfolg ist ein recht hübsches, kleines, interessantes, 
isoliertes Museum, das an sich nur relativ wenig Besucher anlockt. 

Schon früher trug sich der Zentral'Gewerbeinspektor Hofrat Dr. Franz 
Migerka mit dem Gedanken der Errichtung eines gewerbehygieni' 
sehen Museums, dessen Inhalt nach Maßgabe der Fortschritte der Tech^ 
nik auch ein historischesMuseum werden wird. Die Schutzvorrichtungen für 
Werkzeugmaschinen, weiche Migerka gesammelt hatte, waren provi' 
sorisch bereits in unseren Sammlungen aufgestellt. Nach heißem Bemühen 
gelang es Hofrat Migerka durch einen von ihm gegründeten Verein ein 
privates gewerbehygienisches Museum zustande zu bringen, während 
derartige Anstalten im Auslande als Staatsinstitute errichtet werden; 
bilden sie ja einen Teil der sozialpolitischen Aufgaben der Staatsver^ 
waltung. Das Migerka^Museum ist in einem Privathause in der Eben' 
dorferstraße eingemietet. Wieder ist ein Hofrat der Träger dieses ver- 
dienstlichen Unternehmens. Es bedarf wahrlich keiner starken umstand' 
liehen Beweisführung dafür, daß das Technologische Gewerbe'Museum 
mit seinem Museum der Geschichte der österreichischen Arbeit, mit 
dem Post- und Telegraphen'Museum, mit dem Eisenbahn'Museum 
und dem gewerbehygienischen Museum vereinigt sein müßte, ihres 
sachlichen Zusammenhanges wegen, daß diese vier Museen, in ein In- 
stitut verschmolzen, eine großartige vaterländische Schöpfung darstellen 
würden und daß erst dann eine nachhaltige Wirkung zu erzielen wäre. 
Man sollte glauben, daß es dazu nicht eines Bismarck, also eines Or' 
ganisatortiesen bedürfte; ich, der vereinzelte Hofrat, war allerdings nicht 
stark genug, die drei anderen Hofräte mit den sie deckenden Mini' 
sterien zu besiegen. Das ist die in Technikerkreisen unter dem Spott' 
namen bekannte drastische Geschichte der Vier Hofräte."^) 

Sollte diese Ausführung noch nicht überzeugend genug sein, dann 
verweise ich auf den Verlauf der Vorbereitungen des von dem Baurat 
Dr. Oskar von Miller für München proponierten „Deutschen Museums 
von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik", welches trotz 
Landesgrenzen und Ministerial'Ressorteinteilung, trotz Beamten- und 
Pro fessorenetf ersucht, die es ja auch in Deutschland gibt, vom ganzen 
deutschen Volke und allen in dieser Sache berufenen Männern mit 

) Wiener Muaealfragen. Ein Beitrag zur Hebung der wirtschaftlichen 
Piens. Von dem Reichsratsab geordneten Hofrat Prof. VUhelm Einer, 
892. Im Selbstverliig des Verfassers. Buchdruckerei „Reichswehr", G. David 
KiM, Wien. 



— 209 — 

nationaler Begeisterung gefördert wird, so daß wir am Vorabend einer 
großartigen Schöpfung stehen, welche sich den Pariser und Londoner 
historisdien technischen Museen wird vergleichen lassen können, zur 
Wahrung des Ruhmes der deutschen Arbeit. Im Gegensatze zu den 
eben geschilderten Vorgängen hat uns Regierungsrat Kick, o. ö. Pro^ 
fessor der mechanischen Technologie an der k. k« Technischen Hoch^ 
schule, ein überaus wertvolles Entgegenkommen dadurch betätigt, dafi 
er uns ganze Suiten von geschichtlich interessanten Objekten aus dem 
ihm unterstehenden technologischen Kabinett unter Wahrung des 
Eigentums der Unterrichtsverwalttmg für das Museum der Geschichte 
der österreichischen Arbeit überließ. Diese Gegenstände, die zum Teil 
schon aus den Sammlungen, welche Stephan vonKeefi, der Fabriken^ 
inspektor, anlegte, herrühren, bilden überaus wichtige Zeugnisse für 
die Leistungsfähigkeit des österreichischen und insbesondere des Wiener 
GewerbefleiBes in der ersten Hälfte des XVIIL Jahrhunderts. Die Serien 
von Gegenständen, welche keinen unmittelbaren Lehrwert für die Lehr^ 
kanzel des Professors Kick hatten, dagegen aber für unsere Sammlung 
als Belege für manchen Erfolg des österreichischen Erfindungsgeistes 
und für den feinen Geschmack der Biedermeierzeit dienen, sind eine Be'^ 
reicherung unserer Sammlungen, durch die wir uns Herrn Regierungs^ 
rat Kick gegenüber für dauernd verpflichtet erachten. 

Um die Leidensgeschichte der räumlichen Unterbringung abzu^ 
schließen, habe ich nur noch zu berichten, dafi es endlich doch zu 
einem Neubau kam, worüber spezielle Nachweise folgen werden, jenem 
Neubau, der an der Severingasse gelegen ist und in zweckmäßiger 
Weise die Musealbestände unserer Anstalt nach ihrer vierten Über^ 
Siedlung aufgenommen hat. Aber auch hier ist eine spätere Er^ 
Weiterung leider undenkbar. Die Aufstellung ist nur nach Zwecke 
mäßigkeitsgründen durchgeführt, das ganze Material an Vitrinen ist 
weit davon entfernt, den bescheidensten Ansprüchen zu genügen; es 
fehlt auch ein raisonnierender Katalog, den zu verfassen weder eine völlig 
geeignete Person, noch das dazu nötige Geld vorhanden ist. Die Samm^ 
lungen sind eben das und das vollauf, was sie unter der Ungunst der 
Verhältnisse, unter denen das Technologische Gewerbe^Museum er^ 
wuchs, beim besten Willen werden konnten. Immerhin verdiente dieses 
Depot einer großen Zahl — das Inventar zählt 85.000 Nummern — 
von hervorragend interessanten und wichtigen Objekten bei dem Wiener 
Publikum mehr Beachtung als es der Fall ist. War ja auch die Garden 
Meubles am Quai d'Orsay in Paris, das ist das Depot an Objekten 
der Innendekoration, die dem französischen Staate gehören, das Ziel 
zahlreicher kunstgewerblicher Wallfahrer, lange bevor Molinier diese 
Schätze im Louvre im Jahre 1901 systematisch aufstellte, in den 

Denkschrift Techn. Gew.-Hus. 14 



/'/#W.'/.l'* K'W/fnrftitr» Der Ocmaon ües2s Koizihe^s. Sui^joürdtor 
(ßifi'ft,4'if4t Htrx^r, i.x\'x d;a€ Scheulcirij hanrztgt u=J (U diese 
IfUoft'i'if.tKr.i.r.UK fi-«-'h i«.i An;^abcn des Aj^»k:ca Oberbauratcs 
fjtto 'W4iuKr hr.r/Kx'KWr, und na:h SdJuJ der Pariser Weluasstcllai^ 



— 215 — 

noch gut erhalten waren, so konnte man damit unsere Räume mit 
einem Luxus ausstatten, der uns sonst sicher vorbehalten geblieben 
wäre. Der einstige Chefarchitekt des österreichischen Generalkommissa^ 
riates Ludwig Baumann war unser Ratgeber für die Benützung des vor^ 
handenen wertvollen Materiales und die sonstigen Dispositionen. Mein 
Fretmd, der Bildhauer Johannes Benk, stellte mir die für Paris ange^ 
fertigte allegorische Gruppe zur Verfügung, welche auf Kosten des 
Österreichisch^ungarischen Vereines der Rübenzuckerfabrikanten her^ 
gestellt worden war und den Mittelpunkt der österreichischen land> 
wirtschaftlichen und Nahrungsmittelgruppe bildete. Benk veränderte 
die Embleme, um die Gruppe als Personifikation von Rohstoffgewin^ 
nung und Industrie geeignet zu machen.^) Sie bildet heute einen vor^ 
nehmen Schmuck des Stiegenhauses. Diesem Geschenke fügte Benk 
noch ein weiteres, ungemein wertvolles hinzu, nämlich das Original«^ 
modeil der Kaiserstatue, die er für den Palast des Post'^ und Tele^ 
graphenamtes in Triest zu liefern hatte, eine der besten, die existiert. 
Hier habe ich auch der Generosität eines Wiener Bürgers zu gedenken,, 
des kaiserlichen Rates Johann Klopfer, Mitgliedes der Spezialkom^ 
mission, welcher mit einem Aufwand von vielen Tausend Gulden die 
sämtlichen Vitrinen tunlichst instand setzen und die Dekoration der 
Mt: sealräume besorgen ließ. Er entledigte sich dieser mühevollen und 
eigentlich undankbaren Aufgabe mit großer Hingebung. Leider hat er 
es nicht mehr erlebt, den Lohn und die Anerkennung zu finden, in 
der Form, wie ich sie für ihn anstrebte. Der damalige Vizepräsident 
des Gewerbe Vereines August Denk lieferte die Tausende notwendigen 
Etiketten unentgeltlich. Auf diese Art haben wir die heutige Instal^ 
lation unserer Sammlungen zustande gebracht, freilich nachdem sie 
eine Leidensgeschichte durchgemacht hatten, die ihresgleichen sucht. 



TECHNISCHE VERSUCHSANSTALTEN. 

Es gibt Fachleute, die zwischen den Begriffen Versuchsanstalt, 
Untersuchungsstation, Prüfungsanstalt, Probieramt — Unterscheidungen 
aufstellen und festhalten wollen. Der technische Sprachgebrauch folgt 
ihnen nicht, indem an verschiedenen Orten für dasselbe Institut ver^ 
schiedene Bezeichnungen und auch dieselbe Bezeichnung oft für An^ 
stalten gebraucht werden, welche in Beziehung auf Einrichtung und 
Ziel doch von einander abweichen. Ich halte diese Haarspalterei für 
völlig überflüssig, umsomehr, als ich die Erfahrung machte, daß Fachleute, 

*) Ein kleines Lichtbild dieser Gruppe ist auf Seite i dieses Buches an^ 
gebracht. 



lung als Fabriksdirektor unzufriedenen Louis Liechti zu berufen. Die 
Erhebungen, welche Professor Alezander Bauer pflog, waren günstige, 
Liechti selbst, als er sich in Wien vorstellte, machte keinen geradezu 
ungünstigen Eindruck und seine Ernenntuig wurde tuiter nach östet' 
reichischen Begriffen vorteilhaften Bedingungen (Jahreseinkommen 
5000 fl.) perfekt. Die Wahl war keine glückliche und die zweite 
Sektion hatte jahrelang unter derselben zu leiden. Liechti behauptete 
nur forschen zu wollen, war aber fast nicht dazu zu bewegen, die Er" 
gebnisse seiner Forschung zu publizieren. Er vermied den Verkehr 
mit den Vertretern der Industrie und der Gewerbe, denen er ja als 
Berater zur Verfügung stehen sollte, sie waren in seinen Augen 
„Mikros". Die Abhaltung einer Sprechstunde mußte erzwungen werden, 
eine schriftliche Äußerung war von dem Manne nicht zu erlangen, die 
Erteilung von Unterricht erschien ihm als eine unliebsame Störung. 
Bei dieser Veranlagung des neuen Funktionärs kam es zu fortwäh' 
renden und sich immer wieder erneuernden unerquicklichen AuS" 
einandersetzungen. Seine Stellung schien mir längst unhaltbar, als 
Liechti schließlich Handlungen beging, welche man kaum mehr 
anders als Symptome von Geistesstörung auffassen koimte, wie z. B. 
das Vorlesen politischer Blätter vor seinen Zuhörern an Stelle des fach-' 
liehen Unterrichtes. Anläßlich eines weiteren Exzesses in seinem Be^ 
nehmen beantragte ich die Entlassung dieses Mannes, welche auch 
sofort angenommen wurde. Liechti trat dann als Direktor der Färberei' 
abteilung in eine Teppichmanufaktur ein, blieb aber auch da nicht lange 
und starb dann bald darauf in der Schweiz. 

Daß dieser Mann mit diesen persönlichen Eigenschaften trotz 
fachlicher Tüchtigheit die junge Versuchsanstalt nicht populär machen, 
ausgedehnter Wirksamkeit und nachhaltigem Einflüsse zuführen 
konnte, war mir bald klar geworden und das Ausscheiden Liechtis 
aus dem Institute wurde daher nicht beklagt. Dagegen war Hugo 
Ritter von Perger nicht nur ein gewandter, vielseitig informierter 
Fachmann, äußerst gefällig und zuvorkommend im Umgange 
mit den Parteien, eiflnderisch in der Lösung der verschieden" 
artigen ihm gestellten Aufgaben, ein zuverlässiger Amlytiket, guter 
Beobachter und mit einem eisernen Fleiß ausgerüstet. Es war eine 
Marotte von ihm, die Konzepte für die Zertifikate über die täglich 
sich mehrenden Versuche oder Untersuchungen eigenhändig zu schreiben, 
oder, wenn sie von seinen Hilfsarbeitern herrührten, abzuschreiben. In 
unserer Registratur existiert für die ganze langjährige Dienstzeit Per" 
s kein Konzept, das nicht von seiner Hand herrührte. Wenn ich 
1 den Zeitverlust vorhielt, der für ihn dadurch entstand und der 
Jahr zu Jahr bedrohlicher wurde, so erwiderte er stets darauf: 



— 219 — 



^daß er nur auf diese Weise genauen Einblick in den Gang der 
jeweiligen Untersuchung gewinnen und sohin die Verantwortung tragen 
könnte''. Perger leitete die zweite Sektion sowohl in der Unterrichts^ 
abteilung als auch die 



VERSUCHSANSTALT FÜR CHEMISCHE GEWERBE. 

In beiden Richtungen spielte die Tinktorialchemie noch eine 
bedeutende Rolle, doch übernahm er in der Versuchsanstalt jede mit 
den Behelfen derselben durchführbare Arbeit und schuf sogar einen 
speziellen Zweig, die Zementprüfungsanstalt. Der Erfolg Pergers als 
Leiter der Versuchsanstalt war nicht minder groß als der seiner hin^ 
reissenden Lehrtätigkeit. Ich habe insoferne ein Recht, mir ein Urteil über 
die Tätigkeit der Versuchsanstalt unter Pergers Leitung zu bilden, 
als ja Einwendungen gegen Gutachten und Versuchsergebnisse im 
Wege des Aktenlaufes doch immer zur Kenntnis der Direktion 
kommen; ich sah, daß die Zahl der Reklamationen, die sich als 
begründet erwiesen, geradezu verschwindend klein war. 

Als Perger aus dem Verbände der Anstalt schied, mußte ich zwar 
die chemisch^technische Versuchsanstalt als einen Zweig der zweiten Sek^ 
tion belassen, da eine Änderung des Statutes schon des organisatorischen 
Grundgedankens wegen nicht zweckmäßig erschien, es mußte daher 
ebenso der künftige Vorstand der zweiten Sektion in administrativer 
Beziehung auch der Versuchsanstalt übergeordnet bleiben, aber ich 
hielt es für begründet und zweckmäßig, den hervorragendsten Mit'^ 
arbeiter Pergers, der zu einer Autorität auf dem Gebiete der chemisch^ 
technischen Analyse emporgewachsen war, Prof. Ferdinand Ulzer 
zum fachlich selbständigen und daher nach der wissenschaftlich^ 
technischen Seite unabhängigen Leiter der Versuchsanstalt vorzuschlagen. 
Dieser Antrag wurde gleichzeitig mit jenem auf Berufung des Prof. 
Dr. Paul Friedländer zum Vorstand der zweiten Sektion in allen 
Instanzen genehmigt. Die Bestellung Ulzer s zu dieser Funktion hat 
sich bisher vollkommen bewährt und ich möchte ausdrücklich auf 
dessen Berichte über die Tätigkeit der ihm unterstehenden Versuchs^ 
anstalt in den „Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums"" 
hinweisen. An den Arbeiten der Versuchsanstalt beteiligen sich, wie 
schon öfter erwähnt, auch die Lehrkräfte der zweiten Sektion, von 
denen ich insbesondere Prof. Dr. Fränkel nennen möchte. 

Die Gründungsgeschichte der 



— 220 — 

VERSUCHSANSTALT FÜR PAPIERPRÜFUNG 
habe ich bereits erzählt. Es gereicht mir zur besonderen Befriedigung, 
festzustellen, daß sich nach der bereits erfolgten Begründung und Er" 
Öffnung nicht nur kein Anstand mehr ergab, sondern daß die 
Anstalt klaglos und einwandfrei durch Prof. Lauboeck, und zwar 
nach der mechanisch^technischen Seite hin ohne Hilfskraft, geführt 
wurde. Die Schüler des Spezialkurses für Papierindustrie werden in 
dieser Anstalt selbst in das Versuchswesen eingeführt, nicht nur um 



Flg. II. Paplcrprüfonga-AiiBtalt. 

es kennen zu lernen in seiner Bedeutung und Wirkung, sondern 
auch um gewisse einfachere Aufgaben in der Praxis selbst lösen 
zu können. Der Verkehr unserer Prüfungsanstalt mit der älteren 
Schwesteranstalt in Berlin gestaltete sich zu einem äußerst kol' 
legialen. Bei den hie und da auftretenden Reklamationen gegen 
unsere Atteste blieben wir ausnahmslos Sieger. Die Versuchsanstalt 
bürgerte sich langsam aber sicher fortschreitend in Österreich ein und 
entspricht allen Anforderungen, da der Leiter derselben, ein gewiegter 
Experimentator, dafür Sorge trägt, daß die technischen Hilfsmittel stets 
auf der Höhe der Zeitanforderungen stehen. Immer größer wurde der 
Kreis der Klienten, unter denen sich nicht nur die große Mehrzahl 



— 221 — 

der österreichischen Papierfabriken befindet und der Anstalt treu 
bleibt, sondern es sind auch viele große Amter und Institute, die auf 
die Qualität des Papiers Wert zu legen Ursache haben, Auftraggeber 
für die Anstalt geworden, so z. B. : die Ministerien, die Kommune 
Wien, viele Bankinstitute, die Nordbahn, Südbahn, österr.^ung. Staats^ 
eisenbahn, die Staatspostverwaltung und mit ihr die Staatsdruckerei, 
die Österreichisch'^ingarische Bank für ihr Banknotenpapier, viele 
andere Bankinstitute usw. Nur das Staatsnoten^ Atelier hielt sich kon/ 
sequent ferne, obwohl maßgebende Mitglieder der Staatsschulden^ 
Kontrollkommission die autoritative Prüfung des zur Herstellung der 
Staatsnoten verwendeten Papieres gerne gesehen hätten. Außer den 
Untersuchungen der Papiere werden auch Gutachten erstattet, die sich 
sowohl auf gewisse Fabrikationszweige als auch auf die Erforschung 
des Einflusses von Verfahrungsweisen auf das Endprodukt beziehen. 
Als einen besonderen Erfolg dieser Versuchsanstalt muß ich die fakul^ 
tative Einführung der Normalpapiere, Normalschreib^ und Druckpapiere 
in Österreich hervorheben. 

Ermutigt durch die guten Erfolge der bisher gegründeten und in 
Tätigkeit befindlichen Versuchsanstalten wagte ich in der schon früher 
geschilderten Weise den kühnen Schritt der Begründung der 



VERSUCHSANSTALT FÜR BAU- UND MASCHINENMATERIAL. 

In der denkwürdigen 73. Sitzung der Spezialkommission am 19. De- 
zember 1887 stellte ich den Antrag auf Genehmigung eines Kauf- 
vertrages, wonach eine Em er 7- Maschine der Yale & Towne Mg. 
Comp, von 68.000 kg Leistung aufgestellt, erprobt und im Falle eines 
befriedigenden Ergebnisses für 7750 Dollars angekauft werden solle, 
von welchen mir ein loVoig^i* Rabatt bewilligt wurde, den ich selbst- 
verständlich der Anstalt zuwendete. Gleichzeitig wurde, wie ebenfalls 
schon berichtet, Ingenieur Bernhard Kirsch als Adjunkt bestellt. Für 
beide Verfügungen war die budgetmäßige Bedeckung nur zu dem ge- 
ringsten Teile vorhanden* Die Debatte war eine so eingehende tmd 
lebhafte, wie sie in der Spezialkommission nicht häufig vorgekommen 
ist. Das System der Maschine, für welches ich entschieden eintrat, 
wurde von den in der Kommission sitzenden Fachmännern ebenso 
wie der Preis gutgeheißen. Daß ich mich zur Tragung der Verant- 
wortung bereit finden ließ, dokumentierte ich damit, daß ich die 
Versuchsanstalt nicht^ wie ursprünglich beabsichtigt war, der dritten 



— 222 — 

Sektion, sondern der ersten Sektion anfügte, wodurch sie mir direkt 
unterstellt wurde, da ich damals noch als Vorstand der ersten Sektion 
fungierte. Auch die mangelnde Bedeckung war Gegenstand der Er^ 
örterung, doch gelang es mir, die Bedenken zu zerstreuen. Die schwie^ 
rigste Frage war für mich, in welcher Art man die Autorität der 
neuen Versuchsanstalt sicherstellen müßte, um den Zertifikaten einen 
erhöhten Wert und der Versuchsanstalt eine größere Zugkraft ver^ 
schaffen zu können. In diese Debatte griff der Vertreter des Unterrichts^ 
ministeriums Graf Latour ein und erklärte, „daß seiner Ansicht 
nach die Einnahmen der Anstalt von dem Vertrauen abhängig seien, 
welches man der Maschine und den Versuchsanstellem entgegen^ 
bringe. Was die Autorität dieser Anstalt anbelangt, so sei es gleich^ 
gültig, ob dieselbe am PolTtechnikum oder am Technologischen Ge^ 
werbe^Museum errichtet würde, da nur durch die Gesetzgebung einer 
Anstalt der Charakter einer öffentlich-rechtlichen Institution und ihr 
somit das Recht verliehen werden könnte, staatsgültige Atteste aus^ 
zustellen. Vorerst müßten die Versuchsanstalten bekannt und ein^ 
gebürgert sein. Da am Technologischen Gewerbe^Museum an der 
Spitze der Versuchsanstalten zumeist im Staatsdienste stehende Männer 
wirken oder doch solche, welche vom Ministerium in ihrer Funktion 
bestätigt worden sind, so könne ein Hindernis gegen eine seiner^ 
zeitige gesetzliche Autorisation der Versuchsanstalten am Techno- 
logischen Gewerbe-Museum nicht bestehen.'' Am Schlüsse dieser 
Debatte fanden meine Anträge einstimmige Annahme und damit war 
die Begründung der dritten Versuchsanstalt, jener für Bau- und Ma^ 
schinenmaterial im Prinzipe vollzogen. Graf Latour hat auch in 
diesem Falle durch sein Eingreifen in die Debatte meine Absichten 
in hohem Grade gefördert. Aber da ich das Publikum genau kenne 
und die Zeitströmung mehr als je dahin gerichtet war, öffentliche 
und private Unternehmungen, Berufsstellungen und Betriebe durch 
gesetzliche Bestimmungen im Geiste der alten Privilegien durch Kon- 
zessionen und Vorrechte zu legitimieren und zu schützen — eine 
Richtung, der ja die Gewerbegesetzgebung des Jahres 1883 ihren Ur- 
sprung verdankt — wollte ich mich doch nicht ausschließlich und ganz 
und gar auf den Erfolg der Leistung an und für sich verlassen, 
mindestens erschien mir dieser Weg als ein zu langwieriger. Ich 
habe Recht behalten, denn heute, 17 Jahre später, wo sich unsere 
Versuchsanstalten nicht nur eines starken Zuspruches, sondern 
auch eines großen Rufes erfreuen, ist die gesetzliche Autori- 
sation noch immer nicht erfolgt und das Technologische Gewerbe- 
Museum ist, so wie seine Versuchsanstalten, noch immer ein Privat- 
unternehmen. Um für den gesetzlich festgestellten Charakter einer 



— 223 — 

Öffentlich-rechtlichen Institution halbwegs Ersatz zu finden, strebte 
ich die Genehmigung des Regulativs und des Tarifes für Bau- und 
Maschinenmaterial durch die Regierung an, wie dies auch bei der 
Versuchsanstalt für Elektrotechnik geschehen war. Nach vielfachen 
Bemühungen erlangte ich dies zum Teile, indem die organischen Be- 
stimmungen vom Ministerium für Kultus und Unterricht mit Erlaß 
vom 28. März 1895 auf Grund des mit dem Handelsministerium ge- 
pflogenen Einvernehmens genehmigt wurden. Es war dies schon ein 
Fortschritt, denn der Tarif der Untersuchungsstation der Sektion für 
chemische Gewerbe wurde vom k. k. Ministerium für Kultus und 
Unterricht mit Erlaß vom 16. März 1891 nur „vorläufig provisorisch'' 
genehmigt. Er besteht heute noch zurecht, denn die Provisorien sind 
das Dauerhafteste in Österreich. 

Es war mir aber auch sehr daran gelegen, dem Technologischen 
Gewerbe-Museum, das ja doch unter intensivem staatlichem Einfluß 
stand, der sich von Jahr zu Jahr steigerte, insbesondere zugunsten seiner 
Versuchsanstalten Attribute zu verschaffen, welche die Anstalt nach 
außen hin für das große Publikum als eine staatlicherseits autorisierte 
erscheinen lassen würden. Ich wendete mich wieder einmal, und zwar 
ganz vertraulich an den Erzherzog-Protektor und nach verhältnismäßig 
kurzer Zeit erhielt ich folgendes höchste Handschreiben: 

„Laut Mitteilung Sr. Exzellenz des Ministerpräsidenten 
Graf Taaffe, ddto. 28. Jänner 1888, haben Se. k. und k. Apo- 
stolische Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom 
26. Jännner 1. J. dem Technologischen Gewerbe-Museum in 
Wien die Führung des Titels „Kaiserlich königliches Techno- 
logisches Gewerbe-Museum'' und des „kaiserlichen Adlers'' 
allergnädigst zu bewilligen geruht. 

Mit wahrer Freude gebe ich hiermit diese Allerhöchste 
Gnade der Direktion bekannt und bin überzeugt, daß hierdurch 
ein neuer Ansporn zur weiteren ersprießlichen Tätigkeit des so 
wichtigen und hervorragenden Institutes gegeben ist." 

Die in Rede stehende Versuchsanstalt für Bau- und Maschinen- 
material an der ersten Sektion des Technologischen Gewerbe-Museums 
entwickelte sich unter allen Einrichtungen dieser Art am Technologischen 
Gewerbe-Museum am raschesten und hat heute bereits die weit ältere 
Versuchsanstalt der zweiten Sektion in mancher Richtung überflügelt. 
Die statistischen Ausweise, welche in der Darstellung des gegenwärtigen 
Bestandes des Institutes erscheinen, geben einen Anhaltspunkt für die 
Beurteilung der einschlägigen Verhältnisse. Obwohl die Versuchs- 
anstalt für Bau- und Maschinenmaterial sich räumlich nur wenig aus- 



— ai4 — 

breiten konnte, auch dai Personal nur langsam anwuchs, hat diese 
Anstalt einen unbestrittenen Rang errruigen und ihr Einfluß auf das 
technische und industrielle Leben in Österreich ist ein erheblicher ge^ 
worden. Die Herstellung der Wiener Verkehrsanlagen, die Staatseisen' 
bahnbauten, der Maschinen^ und Brückenbau gaben mächtige, günstige 
Impulse, und eine spätere Generation wird uns vielleicht das Zeugnis 
nicht vorenthalten können, daB in einer Periode, in welcher die Tech' 
nische Hochschule in einen wichtigen Pflichtenkreis noch nicht cinge' 



Plg- II. Bin Sa>l der Vcrmcluaiutall fflr Bad' und KbschlneninaterUI (Emcrr'Huchinc). 

treten war, also gleichsam versagte, das Technologische Gewerbe^ 

Museum mit überaus bescheidenen Mitteln, die es sich indessen selbst 

verschafFen mußte, öffentlichen technischen Bedürfnissen ausreichend 

Rechnung zu tragen verstand. Diese Versuchsanstalt war übrigens auch 

auf ihrem Arbeitsgebiete publizistisch sehr tätig, steht im Verbände mit 

brigen Materialprüfungsanstalten und genießt unter denselben 

Wertschätzung. Ich habe davon selbst eine ausreichende Probe 

n, indem ich von dem Kongresse zur Vereinheitlichung der 

nisch'technischen Prüfungsmethoden, der vom Professor von Tet' 

nach Zürich einberufen wurde, in das Präsidium gewählt wurde. 



— 225 — 

Einen besonderen Ruf genießt die Anstalt in Fragen der Prüfung von 
Ketten, Hanf«^ und Drahtseilen, von Gefäßen, die einen starken Innen^ 
druck auszuhalten haben, von Bausteinen, Beton, Zement und Pflaster^ 
materiaL 

In neuester Zeit wurde an dieser Versuchsanstalt eine Abteilung 
für Ölprüfung errichtet, um deren Zustandekommen Professor Klaudy 
sich verdient gemacht hat. Dieser veranlaßte nämlich im Nieder^ 
österreichischen Gewerbeverein die Beratung der wichtigen Frage der 
Erprobung von Schmiermaterial, gewann hierfür einen Kreis von 
Interessenten und machte in der Richtung der Ölprüfung ernste, 
durch einen von ihm neukonstruierten Apparat unterstützte Studien. 
Diese ganze Aktion, die Klaudy, durch andere Aufgaben zum Teil 
abgezogen, nicht mehr mit voller Kraft fortsetzen konnte, mündete 
in die neu eingerichtete Abteilung für mechanisch^physikalische Öl^ 
prüfung. Die chemische Seite dieser Angelegenheit bleibt nach 
wie vor der unter Ulzers Leitung stehenden Versuchsstation der 
zweiten Sektion vorbehalten. Unsere Versuchsanstalt wurde auch zur 
Mitwirkung an größeren, weitausgreifenden Untersuchungen heran^ 
gezogen, indem ihr von den betrrffenden Stellen ein Teil der Arbeit 
überlassen wurde. Ich nenne in dieser Beziehung die von dem Ge^ 
heimrat Dr. Wedding in Berlin und die vom Österreichischen 
Ingenieur^ und Architekten*^ Verein angeregten Studien über Nickel^ 
und Thomasstahl. 

Der Umfang der Versuchsanstalt und ihr sachlicher Inhalt 
sind wahrhaftig bescheiden. Vergleicht man sie in diesen Be^ 
Ziehungen mit der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt in Zürich 
oder mit dem Königl. Preußischen Material^Prüfungsamt in Groß^ 
Lichterfelde'^West bei Berlin so muß wohl unsere Anstalt geradezu als 
kleinlich erscheinen. Wenn man aber erwägt, wie sie ohne jede 
materielle Staatshilfe mit den bescheidensten Mitteln zustande gebracht 
wurde, so ist eben diese Art von Vergleich ausgeschlossen. Man könnte 
höchstens die Nutzeffekte vergleichen, das Verhältnis zwischen Energie^ 
zufuhr und reiner Arbeitsleistung, und dann würde, davon bin ich 
überzeugt, der Vergleich nicht zu Ungunsten unserer bescheidenen 
Schöpfung ausfallen. In allerjüngster Zeit wurde durch den neu^ 
berufenen Professor Hofrat von Tetmajer auch an der Wiener Tech^ 
nischen Hochschule ein größeres Laboratorium eingerichtet, das das 
bisher betriebene sowie jenes an den anderen inländischen Lehranstalten 
weit überragt. Dadurch ist die Wiener Technische Hochschule in diesem 
Belange ihren deutschen Schwesteranstalten ebenbürtig geworden; es 
bleibt aber doch unser Verdienst, daß wir in Erkennung des Bedürfe 
nisses fast zwei Dezennien früher ans Werk gegangen sind. 

Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 15 




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•i« r.A'K Wie »■» ier Unterrich; im ersun Jahrgänge 
^r Ha^jftx^'he "''** idrcdxdi cnn dem Leiir' 
t'itri ititTXtr.x^* icr Höheren Pirh%rU-Ar for cfae mia dic 
«r*jr;'t. aber dzs tiliete kein Hmiemis für dicnttni' 
id die y'A'.i'/t Aufhebung des ^vt r f"""' **»";** d^ 




— 227 — 

Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei mit dem Technologischen 
Gewerbe^Museum. Die Herren Meding er und Schwackhöf er, welche 
wir in die Spezialkommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^ 
Museums berufen hatten, während ich mich als Mitglied des Gründungs^ 
und leitenden Fachkomitees bei der Versuchsstation für Brauerei und 
Mälzerei an den Verhandlungen dieser Körperschaft beteiligte, traten 
im Momente der Scheidung aus dieser Kommission aus und an 
Stelle der geregelten Verbindung trat ein Freundschaftsverhältnis, das 
sicher fortbestehen wird, auch unter der neuen Leitung des Institutes 
in der Michaelergasse, unter dem aus Bayern berufenen, hochange^ 
sehenen Fachmann Professor Dr. Prior. Dem Personale der Brauerei'^ 
Versuchs^ und Lehranstalt gehörten schon früher der Bakteriologe 
Dr. Heinrich Wichmann und der Chemiker Jalowetz an. Ihnen 
wurde John Bengough, ehemaliger Schüler der Höheren Fachschule für 
chemische Gewerbe, später Assistent und Adjunkt an unserer zweiten 
Sektion, beigesellt 



VERSUCHSSTATION FÜR ELEKTROTECHNIK. 

Schon vor der Teilung der dritten Sektion in zwei Sektionen, 
jene für Metallindustrie und Elektrotechnik, wurden die Vorbereitungen 
für eine Versuchsstation für Elektrotechnik getroffen und in erster 
Linie durch Prof. Karl S c h 1 e n k betrieben. Die Versuchsstation für Elektro^ 
technik am Technologischen Gewerbe^Museum (Fig. 13, 14) ist ebenso wie 
die gleichnamige Fachschule die erste Anstalt ihrer Art in Österreich 
und wenn wir von den Lehrkanzeln der technischen Hochschulen im 
In^ und Auslande absehen, welche nebst ihren Aufgaben für die 
Unterrichtserteilung ausnahmsweise auch mit der Industrie in Fühlung 
kamen, muß die Versuchsanstalt für Elektrotechnik überhaupt als die 
erste am Kontinent bezeichnet werden. Das Technologische Gewerbe^ 
Museum ist auch in diesem Falle den technischen Hochschulen in 
Österreich vorangegangen und hat überhaupt den Weg gezeigt, der 
eingeschlagen und verfolgt werden muß, um dem Eintritt der epochalen 
Entwicklung Rechnung zu tragen, welche Produktion und Verkehr 
durch die Starkstromtechnik erfuhren. Ein interessanter Vorläufer für 
die elektrotechnische Versuchsanstalt am Technologischen Gewerbe^ 
Museum waren die Schauversuche, welche Prof. Pf äff in den Räumen 
der dritten Sektion, der er vorstand, in Szene setzte, um die Er^ 
findungen der Herren Zipernowski und Deri zu demonstrieren. 
Sämtliche Etablissements für Elektrotechnik von Rang kamen uns 
bei der Einrichtung der Versuchsanstalt zu Hilfe und besonders 

15* 



— 228 — 

wichtig wurden uns die Beziehungen des Leiters Schlenk zur Wiener 
Niederlassung der weltberühmten Firma Siemens Sc Halske. 

Es ist nicht mehr als selbstverständlich, dafi das Technologische Ge» 
werbe^Museum die erste Anstalt in Wien war, welche einen Demon" 
strationsraum für öffentliche Zwecke elektrisch beleuchtete ; es war dies die 
kleine Maschinenhalle in der Eschenbachgasse, welche am 27. Ok' 
tober 1879 mit rwei Bogenlampen von Ktilik in Prag beleuchtet 
wurde. Kfi^tik war also nicht nur in Paris, sondern auch bei uns 



Flg. 13- UnkaaeWgtr Raum in der VerRachsanstalt für BlcktTOlCChnlk (Hofclnban). 

einer der ersten, welche für die Einführung der elektrischen Bogen' 
lampe erfolgreich tatig waren. Nicht geringes Aufsehen machte es, als 
wir unser Trottoir vor dem Musealgebäude in der Währingerstraße 
mit einer elektrischen Bogenlampe beleuchteten. Weiters war das 
Technologische Gewerbc'Museum die erste Anstalt in Wien, in 
welcher Lehr' und Zeichensäle elektrisch beleuchtet wurden, in der 
Art, daß das Licht einer Bogenlampe von einem konischen, unterhalb 
dieser angebrachten Schirme auf die Decke reflektiert und von dort 
als zerstreutes Licht dem ganzen Räume wiedergegeben wird. Diese 
Einrichtung geschah über Anregung Schlenk s, die ihm wahrscheinlich 
im Verkehr mit den Fachleuten der Firma Siemens suggeriert wurde. 



— 233 — 

Urteil müßte auch zu den gleichen Betrachtungen fuhren. Ich kann 
mich daher sehr kurz fassen. Die Bescheidenheit der uns zur Ver*^ 
fügung gestellten Mittel, das Fehlen der für ein solches Unter*^ 
nehmen gebotenen materiellen Staatshilfe, die Schwierigkeiten, die bei 
einem ersten Schritt auf solchem Gebiete zu überwinden sind, weil es 
eben der erste Schritt ist, der ohne Vorbild unternommen werden 
muß, die Abhängigkeit des Erfolges von den persönlichen Eigene 
Schäften jener Männer, die sich erst in ihre Aufgabe einleben müssen, 
all das zusammengenommen reguliert das Urteil über das bis heute 
Erreichte. Auch hier ist das bis heute Erreichte bescheiden in den 
Abmessungen, aber zufriedenstellend im Nutzeffekt. Mein Urteil in 
dieser Sache stützt sich auf den Verkehr mit hervorragenden Fachleuten, 
welche gewiß nicht Opfer bringen würden, Opfer an Zeit und mitunter von 
beträchtlichem Geldwert, wenn unser elektrotechnisches Institut es nicht 
verdienen würde. Der Mitwirkung der Firma Siemens & Halske 
habe ich bereits gedacht, Kremenezky und die Glühlampenfabrik 
„Watt'S die österreichische Union^Elektrizitäts^Gesellschaft, die Firma 
Gebrüder Demuth, die Kabelfabrik^Aktiengesellschaft, die Intern 
nationale Elektrizitäts^Gesellschaft, die Herren Egger, Vater und Sohn, 
und im letzten Dezennium geradezu mit eindrucksvoller Teilnahme 
Direktor Neureiter, der jetzige Chef der vereinigten Firma Siemens^ 
Schuckert haben uns außerordentliche Dienste geleistet und stärken 
unser Vertrauen in der Fortsetzung unseres Weges. Viele Apparate 
und Instrumente der im ganzen genommen gut ausgerüsteten Versuchs^ 
anstalt liefert die Lehrwerkstätte der Fachschulen der vierten Sektion. 



Durch unsere vier Versuchsanstalten haben wir nicht nur die 
Bedürfnisse gedeckt, welche durch die sonstigen bestehenden staatlichen 
oder Privatversuchsanstalten nicht Befriedigung finden konnten, sondern 
wir haben auch durch sie unentbehrliche Stützpunkte für unsere 
Unterrichtsanstalten gewonnen, welche dadurch ihrerseits auf eine 
viel höhere Stufe gebracht wurden, als es jene sein kann, welche 
von bloß theoretischen Lehranstalten eingenommen wird. 

Es wäre irrig, darnach anzunehmen, daß am Technologischen 
Gewerbe^Museum nur in den mehr oder weniger selbständigen Organi^ 
sationen der Versuchsanstalten Untersuchungen durchgeführt und darüber 
Zertifikate ausgestellt werden. Im Gegenteile; viele dem eigentlichen 
Lehrkörper angehörige technische Fachleute werden damit befaßt, Ver^ 
suche durchzuführen und über deren Ergebnisse Atteste auszustellen 
oder auch sonstige auf theoretischen Erwägungen beruhende Gutachten 



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— 237 — 

genannt. Ein für alle diese Speziallehrkurse und Fachschulen gemein^ 
samer Grundsatz war die Gleichstellung des theoretischen 
Klassenunterrichtes mit der praktischen Werkstätten^ 
oder Laboratoriumsunterweisung, die Gleichstellung möglichst 
der Zeit nach, der Intensität und Methodik des Unterrichtes nach und 
auch in Beziehung auf das Gewicht der Klassifikationsnoten in den 
Zeugnissen und für die Fällung des Schlußurteiles über die Absol'^ 
vierung von Jahrgängen und der ganzen Schulen. 

In die Reihe der vorübergehenden Veranstaltungen, welche wieder 
aufgelassen wurden, sobald ihr Zweck erreicht zu sein schien, gehört: 

I. Der Speziallehrkurs zur Ausbildung von Werkmeistern 
in der Korbflechterei und Weidenkultur, zuerst halbjährig, Winter^ 
Semester 1879/80, mit I. G. Karg, dem Wanderlehrer des k. k. Handels^ 
ministeriums für Korbflechterei, zwei Zeichenlehrern tmd dem Fachmann 
für Weidenkultur Dr. Breitenlohner, ebenso 1880/81, 1881/82, 
1882/83 niit einem Parallelkurs für weibliche Arbeitskräfte, dann 
1883/84 nur für weibliche Arbeitskräfte, 1884/85 für Arbeiter 
beiderlei Geschlechtes, ebenso 1885/86, womit diese Aktion am 
Technologischen Gewerbe'^Museum ihr Ende erreichte und als selb^ 
ständiges Unternehmen des Unterrichtsministeriums unter der Bezeich^ 
nung „Zentralmusterwerkstätte für Korbflechterei und Weidenkultur'' ihre 
Fortsetzung fand. Diese Veränderung entsprach auch dem Selbständige 
keitsdrang und Avancementsbedürfnis des Hauptlehrers I. G. Karg, 
dessen Wünschen die Unterrichtsverwaltung über Anraten des be^ 
treffenden Referenten Rechnung zu tragen geneigt war."*") 

'■') L G. Karg war ein Korbflechter aus dem nordbayrischen Hausindustrie 
Emporium, den das Handelsministerium zum Zwecke der Förderung der sehr 
zurückgebliebenen österreichischen Korbflechterei angestellt hatte. Er wurde zunächst 
nach Galizien gesandt» wo er zur Entwicklung der Rudniker Korbflechtereiunter^ 
nehmung wesentlich beitrug. Entscheidend für die jetzige Blüte dieses vom Grafen 
H omp es ch begründeten Geschäftes war freilich der Umstand» daß die ausgezeichneten 
Kaufleute Gebrüder Kraus mit der Sache in Verbindung gebracht wurden. Als Karg 
seine Tätigkeit in kleinen Orten der Umgebung von Krakau : Sciejowice» Liszki und 
schließlich in Krakau selbst entfaltete» war er minder glücklich. Die wirtschafte 
liehen Bedingungen waren ungünstig und Leute wie Kraus fehlten gänzlich. Ich 
mußte selbst die Lehrwerkstätten an den genannten Orten schließen» um das 
Handelsministerium vor bedenklichen Verwicklungen zu schützen. Bei dieser Ge^ 
legenheit lernte ich Karg als einen vorzüglichen Arbeiter und Lehrer und strebe 
samen Mann kennen und trachtete zunächst mit seiner Hilfe dem Haupthindernis 
für die Entwicklung der Korbflechterei zu begegnen» nämlich dem Mangel an 
Werkmeistern» was auch durch die Einrichtung der Speziallehrkurse am Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum vollkommen gelang» indem wir für die verschiedenen 
kleineren und mittleren Ansätze in der Form von Lehrwerkstätten» privaten und 
staatlichen» die persönlichen Kräfte beistellten» die sich in der Mehrzahl der Fälle 
bewährt haben. 



Tom Jahre 1883 bei handwcrksma Bigcn Gewerben zu erbrmgeiideii Be^ 
GäagttDfBudswm Ersatz boten, übte diese niedere Fadisdmle keine be^ 
rondere Anziehongskraft atss. Die Provinzfachschnlen^ die gar kein 
Sditilgeld Terlangten ttnd doch auch Gutes leisteten, standen für tmbe^ 
mittdte Wiener Kinder, Söhne Yon Tischlern usw. ja auch zur Ver^ 
fisgung und auch die Provinzschulen waren, und zwar sdum früher, 
durch die entsprechenden Hinisterialrerordntuigen in das Verzeidmis 
lener Anstalten au%enoninien worden, deren Abgangszeugnis das 
Recht zum Antritte und selbständigen Betrid>e des Tischleriiandwerkes 
gab. Die AbsolTenten der Niederen Fachschule erhiehen, wenn sie das 
Lehrzid sowohl im theoretischen als im praktischen Unterridite er^ 
reichten, das Abgangszetsgnis und damit den Be£ihigtuigsnachweis. Furdie 
Hörer der Höheren Fachschule wurde eine spezidle Einrichtung, 
nämlich eine Abgangs^, oder Reifepr üfu ng in der Art gcsdiaffen, daß 
auf Grund einer schrifdichen tmd einer mündlichen, Tor einer 
Kommission abgelegten Prüfung ein Zeugnis erworben werden 
konnte, das nicht nur die Erreichung des Lehrzieles im allgemeinen, 
sondern auch die besondere Befähigung tmd VerwendbariEeit für 
bestimmte Arten der Berufsausübung feststellte. Die Prüfungs^ 
kommission erfiielt einen Tom Unterrichtsministerium bestellten Re^ 
gierungskommissar als Vorsitzenden. Hi^lieder der Prüfungs^ 
kommission waren aufier dem Direktor und den Lehrkräften der 
höheren Fachschule mehrere der Praxis entnommene ^^Gastprüfer'', 
die von dem Verwalttmgsrate des Gewerbevereines oder Ton der 
Spezialkommission yorgeschlagen und auf Grund der Befürwortung 
durch die Direktion in ihrem Ehrenamte vom Unterrichtsministerium 
bestätigt wurden. Das Regulativ für diese Abgangsprüfungen wurde 
in der Spezialkommission beraten, erlangte die Genehmigung des 
Unterrichtsministeriums tmd kam für die höhere Fachschule fürBau^ 
und Möbeltischlerei zum ersten Male im Juli 1888 zur Anwendtmg.^) 
Als Vorsitzende dieser Prüfungskommission fungierten die o. ö. Pro^ 
fessoren an der Technischen Hochschule Wilhelm Ritter von D oder er 
und später Oberbaurat Christ. Ulrich. Diese Abgangsprüfungen gaben 
Gelegenheit, sich von dem Umfang der erworbenen Kenntnisse tmd der tech^ 
nischen Fertigkeiten zu überzeugen. Daß die ersteren durch die letzteren be^ 
deutend überragt wurden, kann nicht überraschen und ist auch ganz 
in Ordnung. Die Resultate der Höheren Fachschule für Möbel'^ und 
Bautischlerei schössen, wie ich schon an einer anderen Stelle 
ausgeführt habe, wohl häufig über das beabsichtigte Ziel hinaus. 



'*') Auch für die Absolventen der Höheren Fachschule für Bau^ ttnd 
Maschinenschlosserei. 



— 241 — 

Die Absolventen dieser Schule wollten dann keine Arbeiter mehr 
sein, sondern zogen es vor, selbst bei mäßigem Verdienste in den 
Ateliers als Zeichner verwendet zu werden. So entstand denn vor zwei 
Jahren unter gleichzeitiger Auflassung der niederen und höheren 
Fachschule die Meisterschule für Bau" und Möbeltischlerei, über 
die ein abschließendes Urteil heute noch nicht gefällt werden kann. Die 
Leitung der Fachschulen an der ersten Sektion obliegt seit einer 



■htbrvitikttutt mit muchlnellcm Betrieb. 



langen Reihe von Jahren dem Nachfolger in meiner einstigen 
Stellung als Vorstand der ersten Sektion, Regierungsrat Prof. Lauboeck. 
Über alle Details, welche Fachleute interessieren könnten, betreffend 
den Lehrplan, die Einrichtungen und die Erfolge der früheren Fach' 
schulen für Tischlerei geben die Jahresberichte Aufschluß, die auch 
in den „Mitteilungen" veröffentlicht sind und auf die hier ausdrücklich 
verwiesen wird. 

Die Lehranstalten der zweiten Sektion nahmen folgende Ent' 
Wicklung. Gleich nach der Eröffnung der zweiten Sektion, die damals auf 
die Pflege der Tinktorialgewerbe beschränkt war, wurden vom Schul' 

Dcnkacbrlft Techn. Gew.-Mui. I6 




uloc iSSi 9a tagttKOgt» AbcaiTortri^c »ms der all^ciBeinen 
Bxi phTsikahscbea Ctc&ic mal \ianuiutt BBcieköAngaof der 

pcmBisoai "^^f*^'^**^ Hieica wurde ji^c^ u^tigcsKBBde cu^C' 
fa > A»a smi doi S±i£^i=a Kiinräi^ cäm kaKR Afani dir ^ a fiTiri rca 
■ai - gaaTC- e iTm ai Asiens fcg ci i ca - Im ls£ iKx Irfsa >• Hncr eine 
Ps-isT-aqH x&e des V-a*^' 1- Vi-^ey-^ ^trr- ^M-. u^i|jj»j w Ejju l g » jib und 
eüo^rxx düoKi das Re^äs. im —--*-'-^-^g— *— SAnIjahtc. 
d- i, i*S=^ i* VtmijTC ir*r Tixi:pr:i»I-CiciEic a« böcciL 
Dtr cnar xl^oncx&r' Kx^ vxew vam Anonäi^x der lii iii Dakaor 
Vübche Sx^ü. de? jw c a T ^MT^f ^ ir ^ , i 

varvat s t e a e : S^=xa. tmi i 

nrh» x£ des: vss '^'^^'«■^ {cvi^iüsx X **%»a: dtr Tmxncsüd 

SKBBCfS a«"^ ilSkCr ÖH^ T 'iiA i ji -.£'i.-~hit»TTTmT- - wtwr ^V S'XZÄ^ ^]felifi3l^B 

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a& ?:v^ cntcs i-nt .^ Aiociiuz^ üc CKütur i^ 
Ftt-aüjjjmg*a:irs ■ 




— 243 — 

für Färberei wurde mit dreijährigem Lehrplane organisiert, für die 
Aufnahme der Schüler wird die absolvierte Volksschule oder Bürger^ 
schule und das vollendete 14. Lebensjahr vorausgesetzt; die Höhere 
Fachschule für chemische Gewerbe fordert die Absolvierung einer 
Schule, die ihren Schülern das Recht des Einjährig^Freiwilligendienstes 
gewährt, hat einen zweijährigen Lehrplan und verlegt in den zweiten 
Jahrgang Berufswahl und Spezialausbildung* Alle drei Organisationen 
haben sich abgesehen von jenen Schwankungen bewährt, die in per^ 
sönlichen Verhältnissen begründet sind, und bestehen heute nach 
18 jähriger Dauer noch unverändert in ihrer ursprünglichen Form. 

Die Frequenz der Fachschulen an der ersten und der zweiten 
Sektion hatte in den abgelaufenen 25 Jahren eine obere unüberschreitbare 
Grenze, welche durch die Zahl der Arbeitsplätze in den Lehrwerk^ 
Stätten der ersten Sektion einerseits und in den Laboratorien der 
zweiten Sektion anderseits gezogen war. Diese Maximalgrenze wurde 
häufig erreicht. Näheres über die Frequenzbewegung bringen die 
statistischen Ausweise. Die Einführung der Abgangsprüfungen an den 
höheren Fachschulen, welche im Jahre 1888 beschlossen worden war, 
konnte an der Höheren Fachschule für chemische Gewerbe erst am 
Ende des Schuljahres 1888/89 ^ttr Durchführung gelangen. Als Regierungs^ 
kommissär fungierte der o. ö. Professor an der Technischen Hochschule 
Hofrat Dr. Alexander Bauer. Die Unterrichtserfolge wurden schon bei 
dieser ersten Abgangsprüfung als überraschend gute bezeichnet. Der 
Nachfolger unseres Gönners Hofrat Bauer als Regierungskommissär 
ist Professor Dr. W. Suida. 

Zur Zeit der Errichtung der dritten Sektion (1883) war beabsichtigt, 
außerSpezialkursen mit Abende und Sonntagsunterricht für be^ 
reits im praktischen Berufe stehende junge Männer zu ihrer fachlichen 
Weiterbildung eine 

NIEDERE UND HÖHERE FACHSCHULE FÜR BAU- UND 

MASCHINENSCHLOSSEREI 

und, wie an der zweiten Sektion, eine Art seminaristischen Unter- 
richtes für wissenschaftlich vorgebildete Männer einzurichten. Das letzt- 
angeführte Projekt kam nicht zur Ausführung, wohl aber wurden schon am 
7. Jänner 1884 eine Vorbereitungsklasse für die Niedere Fachschule 
für Bau- und Maschinenschlosserei und Speziallehrkurse für Metallarbeiter 
und Elektrotechniker eröffnet und außerdem in den Monaten Februar, 
März und April im Simmeringer Gemeindehause ein Zyklus von 
Vorträgen über Elektrotechnik durchgeführt. Während die Niedere 
Fachschule im Jahre 1886 bereits zu drei Jahrgängen angewachsen war, 

16* 



— 245 — 

später faßten wir die Idee, analog der Höheren Fachschule für chemische 
Gewerbe, eine Höhere Fachschule für angewandte Physik zu 
errichten. Wir hatten dabei die Absicht, dem von mir aufgestellten 
Grundsatze des Gleichgewichtes zwischen der theoretischen und prak^ 
tischen Ausbildung treu bleibend, drei Richtungen der angewandten 
Physik zu pflegen: die Elektrotechnik, die Optik und Mechanik, die 
Heizung und Ventilation. Diese Lehranstalt sollte dem empfindlichen 
Bedarfe an Werkmeistern, Monteuren und sonstigen Arbeitern höherer 
Kategorie in den bezeichneten technischen Richtungen Abhilfe schaffen. 
Die Erwägungen, welche zu diesem Plane führten, haben heute noch 
Geltung. Wohl besitzen wir in Wien und Prag und in noch einigen 
anderen Städten vereinzelt bekannte und angesehene Vertreter des 
Mechanikergewerbes, von denen der eine oder der andere sogar ein 
berühmter Spezialist geworden ist. Um nur einige Beispiele zu nennen: 
Nemetz, Ruepprecht, Präzisionswagen; Reichert, Mikroskope; 
Deckert Sc Homolka, Schwachstromapparate; Schablaß, Bertram 
Sc Co., Maßstäbe; Kapeller, Barometer; Neuhöfer, geodätische In^ 
Strumente usw. Trotz dieser guten Namen, die auch einen Export 
an österreichischen Erzeugnissen bedeuten, haben sich Optik und 
Mechanik lange nicht in dem Maße entwickelt wie in Deutschland, 
wo aus kleinen Werkstätten große Etablissements hervorgegangen 
sind und wo unter dem Einflüsse der Physikalisch^technischen Reichs^ 
anstalt in Berlin eine beträchtliche Zahl von Betrieben erwuchs, die ganze 
Branchen zu monopolisieren drohen; um ein Beispiel zu nennen: die 
geeichten Thermometer für ärztliche Zwecke. Die Physikalisch'technische 
Reichsanstalt war mir natürlich genau bekannt und ich würde die Er^ 
richtung eines solchen Institutes in Österreich mit größter Genugtuung 
begrüßt haben. Ich wußte aber, daß man sich bei uns mit bescheidenen Aus^ 
kunftsmitteln behelfen werde, wie z. B. mit der Verfügung, daß Thermo^ 
meter an der Lehrkanzel für Physik an der Wiener Universität geeicht 
werden können; ich wußte auch, daß es munifizente Gründer wie die 
Dioskuren Siemens und Helmholtz in Berlin bei uns leider nicht gibt, 
und ich war daher auch überzeugt, daß der im Parlament durch den Abge^ 
ordneten Prof. Dr. Habermann gestellte Antrag auf Errichtung 
einer Physikalisch^technischen Reichsanstalt für Österreich ganz aus^ 
sichtslos sei. Da dachte ich denn an die Gründung einer Höheren 
Fachschule für angewandte Physik, aus der später, so wie schon 
bei einem Zweige derselben, der Elektrotechnik, Versuchsanstalten, 
d. h. wenigstens Palliativmittel zur Hilfe der vom Niedergange be^ 
drohten Gebiete entwickelt werden könnten. Meine Überzeugung von 
der Möglichkeit und Ersprießlichkeit einer solchen Organisation fand 
besondere Nahrung durch einen Besuch, den ich der Pariser Kommunal^ 



— 246 




cner SdiaJe -ider antr Vjt— n-'^»-»'~»^v pnii, 

«{Ha i^icrs ßorsi v^s. ^'"■»-rjr.-jj T. ^rj-Ttm^ ■ "im ^iii sc!l .äcn 






ir 2a.f£'vz:ii.:< Fi» 









■cckiniic . 

WirNutehr« 



au ier Otr^iiiie 



— 251 — 

Dozenten gewonnen. Als ich dieses Projekt zur Sprache brachte, und 
zwar diesmal nicht bloß in der Spezialkommission und im Ver^ 
waltungsrate des Niederösterreichischen Gewerbevereines, sondern auch 
im Finanzausschusse des Abgeordetenhauses, dem ich damals ange^ 
hörte, gelang es mir, sofort die Aufmerksamkeit und Teilnahme meiner 
Zuhörer für dieses Projekt zu gewinnen. Während meiner ganzen 
Wirksamkeit als Direktor des Museums habe ich niemals so warme 
Worte der Anerkennung von Seite des Regierungsvertreters, zu jener 
Zeit kein geringerer als Graf Latour, gehört, wie in diesem Falle. 
Man schritt sohin frohen Mutes im Oktober 1895 zur Ankündigung 
und Errichtung der Höheren Fachschule für angewandte Physik an der 
vierten Sektion des Museums. Über das Eröffnungsstadium äußerte 
ich mich im Jahresberichte 1895 folgendermaßen: „Die Frequenz der 
Fachschule ist allerdings noch schwach, aber die Geschichte aller 
anderen Lehranstalten des Institutes zeigt die Erscheinung, daß sich 



III. Jahrgang (Elektrotechnik). 

(Wintersemester) (Sommerseme&ter) 
wöchentliche Stunden 

Höhere Mathematik 2 2 

Attsgewählte Kapitel aus der Elektrotechnik .... 2 2 

Elektrochemie 2 2 

Fachzeichnen 8 8 

Laboratorium und Werkstätte 30 30 

Zusammen .44 44 

III. Jahrgang (Optik und Mechanik). 

(Wintersemester) (Sommersemester) 
wöchentliche Stunden 

Höhere Mechanik 2 2 

Optik 4 4 

Geodätische und astronomische Instrumente .... 4 4 

Fachzeichnen 6 6 

Laboratorium und Werkstätte 28 28 

Zusammen 44 44 

III. Jahrgang (Heizung und Ventilation). 

(Wintersemester) (Sommersemester) 
wöchentliche Stunden 

Höhere Mathematik 2 2 

Heizung und Ventilation 4 4 

Baukonstruktionslehre 4 4 

Chemische Technologie 2 2 

Fachzeichnen 12 12 

Laboratorium und Werkstätte 20 20 

Zusammen • . 44 44 



■»4»T - Igxwsxm «HTT 



ns^cs C j m ^ ' ^^*-»»';^»-!.-^«^ P ari— "fafif -.f ■-; ec ac äen Gthiat 
"^^g g- " Zc:: bes2^3EÜai =di psc {cäcb^olai Leb' 



m:» *■ Vjt icr »ejare Yc-li:^' äer ITtarc ac«- 






— 253 — 

erreichte rasch einen hohen Blütezustand, den sie hoffentlich 
auch in Zukunft behaupten wird* Selbstverständlich wurde auch in 
dieser Schule das Hauptprinzip des Technologischen Gewerbe^Museums, 
die Betonung der manuellen Fertigkeit, der Übung im Beobachten 
und der Gewandtheit im Experimente, aufrecht erhalten. Auch hier 
bewährte sich die Einrichtung der Abgangsprüfung durch eine autoritäre 
Kommission, deren Vorsitzende, Hofrat Prof. Dr. Adalbert von Wal^ 
tenhofen und später Oberbaurat Karl Hochenegg waren. 

Um das Vorrecht des einjährigen Präsenzdienstes in der Armee 
zu erlangen, mußten in den Lehrplänen der Niederen und Höheren 
Fachschule humanistische Fächer aufgenommen werden. Auch die 
strenge Einhaltung der Aufnahmsbedingung der absolvierten Bürger^ 
oder Untermittelschule wurde den betreffenden Organen der Verwaltung 
zur Pflicht gemacht. Für die höhere Fachschule der dritten Sektion 
(Bau^ und Maschinenschlosserei) hatte ich absichtlich zur Zeit ihrer 
Begründung nur das Einjährig^Freiwilligenrecht für die Kriegsmarine 
angestrebt und erreicht, weil ich den wenig entwickelten Zug unserer 
Bürgerssöhne, die Marine als Lebensberuf zu wählen, stärken wollte. 
Bis zu einem gewissen Grade ist dies auch gelungen. Jedenfalls haben 
unsere Absolventen Gelegenheit, die hier erworbenen Kenntnisse bei 
der Marine besser zu verwerten als bei den anderen Teilen der 
Armee. 

Die niederen Fachschulen am Technologischen Gewerbe^Museum, 
deren es jetzt drei gibt, je eine an der zweiten, dritten und vierten Sektion, 
unterscheiden sich von dem Modell der staatlichen Fachschule nur durch die 
intensivere Pflege der Theorie, vielleicht auch durch die bessere Ausrüstung 
der Werkstätten. Im allgemeinen sind sie jedoch den staatlichen Fach^ 
schulen nahe verwandt, wenn es auch unter diesen eine niedere Fach^ 
schule für Färberei und eine solche für Elektrotechnik nicht gibt. Im 
Gegensatz hiezu sind die drei höheren Fachschulen vollständig neue 
Organisationen, ohne irgend ein Vorbild im Inlande, und man kann 
von ihnen wohl behaupten, daß sie für ihre Existenzberechtigung und 
somit auch für die Richtigkeit ihres Grundgedankens den Nachweis 
erbracht haben. 

SPEZIALLEHRKURS FÜR PAPIERINDUSTRIE. 

Die überraschendsten Erfolge lieferte der Speziallehrkurs für 
Papierindustrie, dessen Veranstaltung von den Fachmännern des 
Komitees der Versuchsanstalt angeregt und der zum ersten Male im 
Schuljahr 1889/90 durchgeführt wurde. Er genießt die nachdrücklichste 
Förderung des Österreichischisch^ungarischen Vereines der Papier^ 



«4 — 

dbnkmtcn. wcicbcr sidi > f i t^w i iirjährlKtt ober deo Vcilmf isifl 
ilw EndxuHc J if i f s Ki n tfT Bf i Kf iT TiTt J W T n lÄöt imtl die inuncr' 
hto ctfa gh tkh c Salmniioa von aocm K bewüli^ Ob Lcfaiptail*) nt 
Tom entca T^ge bis hmtc un r ni nicrt gcfcticticii. dn Bewcs. dafi damit 
ein glnddiclicr ^^nrf rrmarhr wurde. Die I ji nm y dirrTs H^^— t*» fifait 
wät seiocin Emsaefaen der VofStand der cntcn Sektion. Regiemngs^ 
nt Prot Laubocck. H^upüebm ax der anf dem Gtbitat der 
TcduM^ogie der Papiezfibrikatiaa bdannte Ingcnietir Hermann 
Schalte Die ganze Einridiitnig bcmhi anf amcrikaniscben Unter' 
»iHii^ f]«m<»^t-r*«i uqJ Aii ffjg M mg fti Irti bin ^ig ytiriirti öberzascbt. daS 
dieie Organisation «^"***^ fc*4iw N a rh j tiTwmng gefun iten tut, frcilicb 
sind die Voibedingnngen, das Vi>r h a n^nnfi 1 1 eincT Vosoclixanxtalt und 
me hiercr eminenter Fachmänner, darunter mindestens eins soldien von 
fckfaer p r afct isch eT Er&hntng, sdiwer zu erfüllen. lAiser Papierindaxtric 
ktm hat eine monopoüstisdie Stdiung und rekrutiert seine Höretscbaft 
sdt Jahren atn allen TeÜen Eun^tas; die Absotrcmen ia Kurses 
befinden sich ausnahmslos in angemessenen, in einer großen Zahl 
▼on Fällen in guten. i*rtf~i«» Stcüni^cn. Auf eine Umfrage, die 
ich anläBlidi des Abschlusses der ersten zsjährtgcn Periode ia ßf 

*) Der Lchrplan. 

Die DntcrrkbtsdaDcr ist ti^ch von S— u Uhr und too 3—6 Dbr. an zwei 
Tagen der Wocbc aach von 7 - 9 Vlir abends. 

Der UntCfridit erstreckt äch anf fcrigcndc Lchrgegcnxtlnde: 

a) Allgcmciac Cbcmte. 2 Stunden wScbcntUch. 

b) Tareokoode. i Stunde wöcbentlicb. 

c) ■ikroakopiachcs Praklikam. x Stunden wöchentlich. 

d) Haschincnkandc und ■aachincnicichnen. 6Standcii wCcbentlich. 
c» Motoren ood Wcrkzcngmaschincn. 2 Stunden wöchentlich, abends. 

f) Technologie der Papierfabrikation. 6 Stunden wöchentlich. 

g) Fachzcichncn. 6 Stunden wöchentlich. 

h) Chemie der Papierfabrikation, i Stunde wöchentlich. 

i) Cbnngcn im chemischen Laboratorium (quatttattrc Analrsc). 
Wöchentlich 12 Stunden. 

k) Übungen in der Versuchsstation für Papierprüfnng. 4 Stunden 
wöchentlich. 

1) Technologie der Bleichmaterialien (fakultativ). 2 Stimdcn wöchcnt* 

rwerkstitte ffir Haschinenscblosscrei 

[1. 

Urses steht es frei, nach ihrer Wahl auch die 

Sonata ganntcrri cht am k. k. Technologischen 

■che Ficher, technologische Vorträge, elektro- 

;e Untcrrichtsgegenatlnde. lu bcsncben, ohne 

bezahlen. 



— 255 — 

Standes des Technologischen Gewerbe^Museums öffentlich an die 
Absolventen der Unterrichtsanstalten des Museums richtete, bekam 
ich die relativ größte Zahl von Antworten von den ehemaligen Hörern 
dieses Kurses, obwohl sie in aller Welt zerstreut sind. Dies spricht 
deutlich. 

Über die verschiedenen, im Dienste der Heeresverwaltung ver^ 
anstalteten Schukinrichtungen zum Zwecke ganz bestimmter Aufgaben 
in der Ausbildung von Gruppen mit speziellen Verwendtmgen habe ich 
keine Veranlasstmg, mich hier näher auszusprechen. Die Aufgaben 
kommen tms von außen zu, wir sind bestrebt, sie im Sinne des Auf^ 
traggebers zu lösen, was bisher sowohl an der zweiten und dritten wie 
auch an der vierten Sektion glücklicherweise immer gelungen ist. 

Noch weniger geeignet zu einer eingehenderen Darstelltmg ist 
die zwar innerhalb unseres Hauses entstandene, aber doch dem Haupte 
teile nach ausgewanderte Organisation der Brauakademie. Daß wir 
auch einen Kurs für Kesselheizer und Maschinenwärter nach der all^ 
seits bewährten Schablone eingerichtet haben, bedarf gleichfalls keiner 
umständlichen Erörterung. 

Hier möchte ich einige Bemerkungen anfügen über das indu^ 
strielle Bildungswesen im allgemeinen, Bemerkungen, die auch 
im Hinblick auf unsere Fachschulen deshalb an dieser Stelle gemacht 
werden, um einige prinzipielle Ansichten für die Zukunft festzuhalten. 

Bei den niederen Fachschulen, auch bei jenen am Technologischen 
Gewerbe'^Museum, waltet immer die Tendenz vor, den Unterrichts^ 
Stoff zu vermehren, statt, was das Richtigere wäre, ausschließlich auf die 
absolute Sicherheit in der Beherrschtmg des Stoffes, des eng um^ 
schriebenen Stoffes nämlich, hinzuarbeiten. Das Lehren ist für diese 
Stufen der Auffasstmgskraft der Schüler eine große Kunst, Vortragen 
und abwechselnd Prüfen bildet nicht eine immer ausreichende Methode ; 
Normalien für die Art des Vorgehens haben nicht viel Wert und sind 
nutzlos gegenüber Demjenigen, der den Professor oder gar den Ge^ 
lehrten spielen will, statt Lehrer und bis zu einem gewissen Grade 
auch Erzieher zu sein. 

Die zweimonatliche Unterbrechung des Unterrichtes, die so^ 
genannten Hauptferien, zerreißen die Kontinuität und stellen die 
Erreichung des Zieles vollständig in Frage. Ich habe auch bei den Staate 
liehen Fachschulen keine oder nur höchstens vierzehntägige Herbstferien 
während der dreijährigen oder vierjährigen Unterrichtsdauer derselben 
zugestehen wollen, bin aber mit meiner Auffassung dort ebenso 
unterlegen wie hier am Technologischen Gewerbe^Museum, wo es auch 
bei den niederen Fachschulen ursprünglich nur vierzehntägige Ferien 



gab. Der dicotetisc&c U -imiki rt wurde fireäkb gleicfc vook An£iiif her 

attf sechs Wodien rinr^rbrorftm. d& flun kzzzBe Leitrcr finden 

atff exaen Unseren Fcr^alorLtck ▼rrrirfrtm worden, kb 

mit memcr Acf ff jwin g tntnwr mebr cnd mefar 2Uf tkkydiiiig c adtnn' 



ki% wir endlf ch heote bei den xi£cdercit Fj 
bei des höherm oSrsell bei zwexxnocutidiieii. fafcnwii bei 
zweirinhaTfemonatficfaen Herbstfiezsen jngeLiii^ smd^ Die mir gegcn^ 

jltm l , rhibijfte ii> die 



atsf das Berspei der staadid&en Sctaleii pocben^ aas den Sdtolem^ die 
mit Krm kheirgrcgritsen dort die Urlacfce erzwinjcxL wo (fie Ferien 
nicnt 2^wabrt werden^ acs den Btem und Vormxxndem* nbernanpc 
Erbaltem der Sdiüler^ die, wenn es Wiener Börgcrsletxte sind, min^ 
dfffens drei Monate atifi Land geben mochten, wenn nicht gar mehr, 
gleichgilng in wdcfaer wirtschafdidien Lage ^ sidk befinden usw. Mir 
ist es nicht gehingen, die rom Anfang an bewerkstelligte Dnrcfafafarang 
meinet Au^assong anfrecht zu erhalten, doch bin ich heote ehrnso 
ttberzeogtals fezurar, di£ die niederen Fachschulen mit Lehrwerkstätten, 
wenn ue suxäer den in ÖsterrciJi ohnehin nberans zahlreichen Feier^ 
tagen noch das Jahr über zweieinhalb Monate Ferien gewähren, mit 
der Meisterlebre kaum konkurrieren können txnd daß sie häufig nicht 
mehr dazts taugen werden^ Tollgültige Arbeiter fiir gewerbliche und 
industrielle Unternehmungen auszubilden. 

Die Organisation der Fachschulen wird, das ist sch<m gesagt 
worden, auf Grund Ton Beratungen mit Fachmännern entwc^fien. 
Dieser fachliche Beirat des Organisators kondensiert sich zu einem 
ständigen Fachkomitee, auf das ich bei leder von mir Torbcreiteten 
Veranstaltung den größten Wert gelegt habe. Die Hi^lieder dieser 
Ausschüsse sind, wenn richtig gewählt, maßgebend in der Beurteilui^ 
des Unterricktsplanes, der festzustellenden Grenzen tmd der gesteckten 
Ziele. Sie sind, einmal für die Sache gewonnen, opferwillige Gönner 
tmd bemühen rieh um die Gewinnung Ton Schülern, mit einem 
Worte, sie sind die legitimen Fretmde. Gewiß wird in den Fach^ 
komstees manches Unnötige gesprochen und manche Sttmde Terloren, 
gewiß sind die Fachrorstände, Ordinarien tmd bedeutenderen Lehrkräfte 
den Mitgliedern des Fachkomitees aus der Praxis in pädagogisch didak^ 
tischen Fragen überlegen und mitunter auch gewandter in der Disktission, 
ich habe aber noch nie einer Sitztuig eines Fachkomitees beigewohnt, 
ohne daß der eine oder der andere wertvolle Wink, die eine oder die 
andere beherzigenswerte Mahnung, die eine oder die andere ztttreffende 
fachliche Kritik ausgesprochen worden wäre. Es ist ganz ungereimt, diesen 
Faktor zu vernachlässigen mit der Motivienmg, daß die Zeit der Lehrer 
viel zu kostbar sei für die Beratungen des Fachkomitees. Ich habe daher 




— 257 — 

darauf bestanden, daß die Komitees, welche ich vor jeder Neubildtmg 
im Mtiseum einsetzte, fortbestehen, und es ist sicherlich nicht meine 
Schuld und läuft meinen Wünschen tmd Ansichten ganz und gar 
zuwider, wenn die Fachko^tees nicht regelmäßig zusammentreten oder, 
wie der technische Ausdruck lautet, „einschlafen'^. Ich hasse Gremien, 
die zum Schein existieren; werden Mitglieder solcher Komitees müde, 
so sind sie leicht durch neue zu ersetzen. Freilich kann ich nicht in 
Abrede stellen, daß ähnliches auch hie tmd da bei den von der Staats^ 
Verwaltung eingesetzten Beiräten vorkommt, ohne die man im Anfang 
nicht weiterkommt, und welche nach vielfach geleisteten Diensten und 
langjähriger Dienstbereitschaft Jenen oft lästig werden, die sie erfunden 
oder übernommen haben. Universalität ist auf technologischem Gebiete 
heute eine Unmöglichkeit, dort, wo sie gebraucht wird, kann sie daher 
nur halbwegs durch eine Mehrzahl von Individuen geboten werden. 
Auf diese Art gelangt man zum Fachkomitee, einer Institution, die 
man niemals unterschätzen sollte. 

Und nun noch eine letzte Bemerkung. Wenn die Staatsverwaltung 
Schulorganisationen ins Leben ruft oder solche, die aus Privat^ 
tmtemehmungen entstehen, zuläßt und begünstigt, so wäre zu er^ 
warten, daß sie auch nicht zugebe, daß den Absolventen der Weg zur 
Verwertung der von ihnen erworbenen Kenntnisse und zur Betätigung 
in ihrem Berufe durch andere verrammelt wird, sei es auch nur in 
höheren Positionen. Die absolvierten Schüler der höheren Staats^ 
gewerbeschulen haben wenigstens auf bestimmte Kategorien von Stel< 
lungen einen durch Verordnungen geregelten Anspruch; ob er aus^ 
reichend ist im Vergleich zum erlangten Wissen, will ich hier nicht 
untersuchen. Die Absolventen der höheren Fachschulen des Techno^ 
logischen Gewerbe^Museums werden bei Staatsanstellungen oder beim 
Eintritte in solche Verwaltungen, die die Staatsverwaltung nachahmen, 
im besten Falle als absolvierte Gewerbeschüler aufgefaßt. Das ist wohl 
ein Unrecht, denn unsere Absolventen sind gleichmäßig theoretisch 
und praktisch ausgebildete junge Leute, die geeignet sind, der Industrie 
und dem Verkehrswesen Dienste zu leisten, welche nur dort ihre 
Grenze finden sollten, wo sie die eigene Befähigung zieht. 

Im Technischen Dienste zur Förderung des Kleingewerbes^ welcher 
sich in seinen Anfangen als neue fünfte Sektion des Technologischen 
Gewerbe^Museums darstellte, wurden im Jahre 1895 die sogenannten 
„Meisterkurse'' den übrigen Gewerbefördertmgsmitteln, die man vorher 
schon in Anwendung gebracht hatte, hinzugefügt. Ich kam auf die 
Idee, die Meisterkurse zu organisieren durch die Besichtigung jener 
Unterrichtsveranstaltungen, welche in Württemberg und Baden von den 
dortigen zur Gewerbepflege berufenen Regierungsorganen ins Werk ge^ 

Denkschrift Techn. Gew.'Hus. 17 



- 25» — 

tetzt wofdcn waren. In Stuttgart tmd Karismhe existioteii Konc zur 
unmittelbaren Belelinuig und PmAtwtng von F erti gke i ten für Gewobc 
Unternehmer und Arbeiter. Diese Untemchtsvcranstaltni^cn wunlcn 
Ttm irgend dnem au^ewählten tüchtigen Hanne bc i oi g t und bc 
zweckten inuner nur die Ergänzung des Winsens und Könnens der 
Arbeiter, betrieben also z. B. Maßnehmen und Schnittzeichnen bei den 
Schuhmachern, Fachzeichnen bei den Tapezierern usw., tmifaBten aber 
niemals den ganzen Inhalt der Gewerbeausübtu^. Die Kurse in 
W^estdeutschland hatten auch zumeist eine übenu» kurze Lehrzeit z. B. 
8 bis 14 Tage, höchstens vier Wochen, und selbst diese beschränkte sich oft 
nur auf die Abendstunden. Ich wollte mich auf eine solch homöopathische 
Methode nicht einlassen, wählte das Schuhmachergewerbe als das 
in Österreich rerbreitetste Handwctk für einen Versuch und machte 
den Anfang im Jahre 1895 mit vier je sechswöchentlichen Kursen, deren 
Schülerzahl je 12 nicht übenchreiten sollte. Gegenüber der großen Zahl 
von Bewerbern schrieb ich eine sehr strenge Auswahl vor, stellte einen 
Lehrplan auf, der alle theoretischen und praktischen Aufgaben des 
Schuhmacherhandwerks umfaßt, und suchte mich von den Erfolgen 
des Unterrichtes in jeder nur denkbaren Weise zu vergewissem. Diese 
Heisterkurse am Technologischen GewerbC'Muscum, in dessen Räumen 
und mit Benützung mancher vorhandenen Lehrkraft veranstaltet, wurden 
dir Standard'Kurse. Außer den Wiener Kursen JFand noch in demselben 
Jahre in Aussig a. d. Elbe der erste auswärtige Kurs statt mit einem 
beschränkten Unterrichtsprogramm tmd wesentlich verminderter Unter" 
richtszett, nämlich vierwöchentUch halbtägig, während in Wien sechst 
wöchentlich ganztägig gearbeitet wurde. Der Aussiger Kurs wurde von 
39 Meistern besucht, da es bei den Provinzkursen keine Beschränkung 
der Schülerzahl gab. Solche Provinzkurse, später „Wandermeisterkurse " 
genannt, wurden im Jahre 1896 bereits in größerer Zahl abgehalten. Auf 
die Schuhmacherkurse folgten mit Benützung imserer Erfahrungen 
Meisterkurse für Bautischler, dann für Männerkleidermacher, 
Schlosser, Zimmerleute und endlich für Galvanotechniker. Schon 
bei der Organisation eines jeden dieser Meisterkurse stand mir ein 
Komitee beratend zur Seite, welches aus tüchtigen Fachleuten zusammen' 
'^' " Fachkomitees wirkten mit bei der Auswahl der Schüler 
bem, bei der Überwachung der Lehrkräfte und namentlich 
ung der Uoterrichtsergebnisse. Die ersten Kursgattungen 
litwirkung von Beamten des Gewerbeförderungsdienstes 
slogtschen Gewerbe'Museum entstandene Unterrichts^ 
aufzufassen; sie waten auch benannt: „Meisterkurse 
chen Gewerbe'Museum". Die Schüler wurden in unseren 
ibiert, bezahlten hierfür eine Gebühr, die in die Kasse 



— 259 — 

des Technologischen Gewerbe^Museums floß usw. Bei den zuletzt or^ 
ganisierten Meisterkursen war der Zusammenhang mit dem Techno^ 
logischen Gewerbe^Mttseum bereits wesentlich gelockert, der Gewerbe^ 
förderungsdienst hat sich, wie schon früher berichtet, vom Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum fast vollständig getrennt und daher wird 
auch zum letzten Male im Jahresberichte des Technologischen Gewerbe^ 
Museums für das Jahr 1904 eine Mitteilung über den Gewerbeförde^ 
-rungsdienst des k. k. Handelsministeriums erfolgen, wenngleich für die 
Lehraufgaben, den Gutachtendienst und die Bibliothek ein gegenseitiges 
Kooperationsverhältnis auch späterhin noch fortbestehen dürfte. Seit 
dem Jahre 1895 sind in 44 Kursen für Schuhmacher 697 Teilnehmer, in 
37 Kursen für Männerkleidermacher 568, in 27 Kursen für Bau^ 
tischler 342, in 17 Kursen für Schlosser 193, in 12 Kursen für Zimmer^ 
leute 181 und endlich in 2 Kursen für Galvanotechniker 24 Teil^ 
nehmer fortgebildet worden; dabei ist nur von den Wiener Kursen die 
Rede, weil nur diese als eine am Technologischen Gewerbe^Museum 
selbst durchgeführte Unterrichtsorganisation aufgefaßt werden müssen. 
Deshalb sind sie auch hier in dieser Denkschrift ganz vorübergehend 
behandelt, — eine retrospektive Betrachtung. 



Überblickt man den ganzen Komplex von Unterrichtsanstalten am 
Technologischen Gewerbe^Museum, wie sie sich in den verschiedensten 
Formen individualisierten, so dürfte es für den Uneingeweihten schwer 
fallen, ein einheitliches Moment aufzufinden. Für den Fall, daß diese 
Frage aufgeworfen werden sollte, beantworte ich sie dahin: Jede Art 
von organisiertem Unterricht am Technologischen Gewerbe^Museum 
entsprang einem uns bekannt gewordenen wirklichen Bedürfnisse; dabei 
war es uns gleichgültig, ob die Befriedigung dieses Bedürfnisses durch 
gelernte Arbeiter untersten Ranges oder nur durch solche höchster 
Kategorie, bei denen man eine hochschulmäßige Vorbildung fordern 
muß, befriedigt werden kann. Wir schrieben eben je nach der Art des 
Bedürfnisses die Aufnahmebedingung vor. Es finden sich daher im 
Technologischen Gewerbe^Museum unter dessen Lernbeflissenen vor: 
Knaben, die ihre Volksschulpflicht erfüllt haben, Jungen, welche die 
Bürgerschule oder Untermittelschule absolviert haben müssen, junge 
Männer, die in der praktischen Berufsausübung stehen oder solche, 
die eine Mittelschule absolviert haben und reif sind zum Beziehen 
einer Hochschule, femer Herren, die bereits eine Hochschule absol^ 
viert haben, oder auch selbständige Betriebsuntemehmer, die das 

17* 



PROPAGANDA. 

Das Technologische Gewerbe^Museum hatte nach meiner Ansicht 
von seinem ersten Tage angefangen die unabweisbare Pflicht, für seine 
Zwecke systematisch Propaganda zu machen. Daß dtese Propaganda 
gelegentlich der Abwehr von Angriffen selbst zum Angriffe über^ 
gehen mußte^ ist klar. Wenn meine gesamten Mitarbeiter gemein^ 
schaftlich mit mir jedes Mittel der Propaganda in Wort und Schrift 
anwendeten, um das, was wir als Fortschritt, als Gewerbe und Industrie 
fordernde Mittel auffaßten, zu verbreiten und denjenigen zuzuführen 
die deren bedürfen, so erreichten wir damit gleichzeitig die Anerkenn 
nung der Institution und die Steigerung ihres Ansehens. Der Nutzen, 
den wir unmittelbar durch unsere Schulen und Versuchsanstalten, 
mittelbar durch eine solche Propaganda außerhalb unseres Hauses stifteten, 
mußte mit der Zeit nicht nur den Wert des Inventars sondern auch 
das Inventar des Wertes unseres Institutes steigern, was noch viel 
wichtiger ist. 

Unsere Propaganda betrieben wir in mehreren Formen: 

1. durch die Herausgabe einer Zeitschrift, 

2. durch die Veranstaltung von Publikationen, 

3. durch die Errichtung eines Lesesaales im Zusammenhange mit 
tmserer Bibliothek, 

4. durch das Institut der Korrespondenten, 

5« durch den organisierten Verkehr des Gewerbe^Museums mit 
Instituten und Fach vereinen, und — Freunden überhaupt und 

6. durch die Beteiligung des Technologischen Gewerbe^Museums 
an Ausstellungen. 

DIE „MITTEILUNGEN DES TECHNOLOGISCHEN GEWERBE- 
MUSEUMS". 

Kaum war die erste Sektion eröffnet, schritt ich schon an die Heraus- 
gabe einer Fachzeitschrift für die Holzindustrie unter dem Titel „Mit- 



"KdJM^x fiis T'^^f^yy^rr ^i» mi-^i^i»»»» ~ SKiiiir*- äk 
«r>^i«3. AfK s« spiar seae- *-"^ Skanmii^ ob; SKnaäiiBipeB- ^k 

Kuaean. aK^ n. sems- - r" ■!{*•■ f>"-='"'' m äiin. en^ »3-<M-j-iSy 

.^^rtiCS. — ^jC r^^^~'*^ ' ' ' ' 'f* ' S^ - f "■"■^'Jft'l'ffl UCVESie-^nil^ESIZRF 

«n<£ 'mr-sätsu ca. aac^ia. *^jr^a. fj— ■»^»■Tjt Time äe; VaeaaaESZxiii^ 
£«;i &« KX £etc -A CAxJatr -t-g. ^»«i>i^»-».>M- ^»i .■■■ ■;?■- ^-J. -Hiä^g-M- 

*<?zta^rirf!i scax "■** "f *• sii:^Bex sk W ' !,■'—■[■*- mi± iik Ler.u»^ a^ 

a» .a a« . zri^jär^ttrlfcfs R eaettm f*— — ''• «eäe. Gcni f « iij s a ^er 

sus^^^^oser Sor^ü^ r^e 2II ii^ Fsrsc=r=2^ Üor^ rs "**—■*— die 
«?,;«<«% Vasfflaaig» TcCIzic&ea. Der Ka:£x=r3:k voc o aaietcB Ioot' 

hiA i^iXt Kmpft en 6a Form, vekbe cme ia H my t gi umK i irr 
f-ff ^;« VtdaicioD noKrer JIiTtrihnigrn' tiüoi scJ. wnd nun eine 
ii^vJ,-:x* Vc^iiünüjkcii der Rerae rr^^ f^'^*«*^"*>fT F"g^w^*"mg >Ti un 
ixm (*Aiet€ der Holandustzic cidu in Atmida stzllen köniien. doch 
\/^ tmn. iiii «ctbst bei dem £ür die njghne Zakunft bcstimmteo 
Xtrin^tn Umfinge der JCittcilunfen* Era^nissc and Lcästnngcn tod 
tti^Vviitt TtÄfwttu nidit unbeiditet bleiben wodcD- 

EriüiUa die .Mineilungen des Tedinologiscfaen Gew et be^Hns eam s' 
ihren Zweck, »o werden lie den unerllßlichcn Verkehr zwischen den 
Mif^Ueäem und Teihiehmem des Museums und der Anstalt ver' 
finiuin, sie werden aber auch jene höchst fruchtbare und von uns mit 
dem intensivsten Eifer angestrebte kollegiale Beziehung zu verwandtea 
* — tlten des In^ und Auslandes fordern helfen. 

In den .Mitteilungen des Technologischen Gewetbe'Huseuins' 
das Plaidoyer seines Gebarens gegenüber den Förderern des 
Utes und dem fachlichen Publikum beruhen. Die neue Zeitschrift 
aber auch eine neue Probe der Aufopferung und der Begeistenmg 
ic fachlichen Interessen aller Jener liefern, welche bis zum gegen' 
IfCn Augenblick die Begründung des Museums ermöglicht und 
Ibe in allen Richtungen seiner Tätigkeit unterstützt haben. Die .ISit' 
Igen des Technologischen Gewerbe'Museums' haben sich vorläufig 
I zu erhalten, außerhalb des Museums stehende Fachleute werden 



— 263 — 

daher zur Mitarbeit nicht herangezogen werden können. Dieser 
Umstand mußte hier geltend gemacht werden, um die Erwartungen 
des fachlichen Publikums auf ein billiges Maß herabzustimmen, auf 
jenen Maßstab zu verweisen, der heute einzig und allein gegenüber der 
jungen Anstalt überhaupt als berechtigt erscheint. Und doch kann trotz 
der herrschenden Schwierigkeiten nicht länger mit der Herausgabe der 
^Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums' gezögert werden, 
da sonst das fleißig gesammelte Material veralten und die bei der Er^ 
richtung des Technologischen Gewerbe^Museums gehegte Absicht, es zu 
einem für sämtliche Provinzen unseres Vaterlandes wirksamen Institute 
zu gestalten, eines wesentlichen Förderungsmittels entbehren würde.'' 
Diese „Mitteilungen'' der ersten Sektion erschienen in ihrer ur^ 
sprünglichen Form vom Jahre 1880 bis einschließlich 1890, also in 
elf Bänden (132 Hefte), deren zwei letzte von Regierungsrat Lau^ 
boeck redigiert wurden, da er ja von dieser Zeit ab als Vorstand der 
Sektion fungierte. Ich veranlaßte den Vorstand der zweiten Sektion, 
gleichfalls eine der Form nach der Fachzeitschrift für Holzindustrie 
ähnliche Fachzeitschrift für die chemische Textilindustrie heraus^ 
zugeben oder mir mindestens das Material zur Herausgabe einer solchen 
Zeitschrift zu liefern. Wir kamen überein, weil ein monatliches regele 
mäßiges Erscheinen anzukündigen doch sehr gewagt gewesen wäre. 
Hefte in zwangloser Folge erscheinen zu lassen. So war ich in der 
Lage, die „Mitteilungen" der zweiten Sektion ab i. Mai 1883 als anonymer 
Redakteur erscheinen zu lassen. Der Hauptwert dieser periodischen 
Publikation, welche bis zum August 1886 reicht, liegt in der VeröfFent^ 
lichung der bemerkenswertesten Arbeiten Liechtis und seiner Hilfst 
kräfte Dr^ W. Suida, Th. Häbler und H. Schwitzer. Aus Anlaß 
der Erweiterung der Sektion für Färberei, Druckerei, Bleicherei und 
Appretur zur Sektion für chemische Gewerbe entstand auch eine neue 
Folge der „Mitteilungen" der zweiten Sektion, deren Redaktion dem 
neuen Sektionsvorstande P erger übertragen wurde, der sie dann 
bis zum Jahre 1890 führte. Die selbständigen „Mitteilungen" der zweiten 
Sektion umfaßten daher in acht Jahrgängen sechs Bände (32 Hefte). 
Ähnliche Verfügungen wurden getroffen bei der Eröffnung der 
dritten Sektion, indem ich den Vorstand Prof. Pf äff dazu verhielt, 
eine monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Metallindustrie und 
Elektrotechnik zusammenzustellen, welche tatsächlich vom Jahre 1885 
bis 1888 unter seiner Redaktion und vom Jahre 1888 bis 1890 unter 
der Redaktion des Prof. Karl Schlenk erschien, und zwar umfaßten 
die „Mitteilungen" der dritten Sektion sechs Bände (72 H efte). Es er^ 
schienen somit seit dem Jahre 1886 regelmäßig nebeneinander „Mit^ 
teilungen" der ersten, zweiten und dritten Sektion abgesondert, was 



— 264 — 

zwar manchen fachlichen Vorteil hatte, aber auBerordendtdie Um^ 
ständlichkeiten in der Administration und Redaktion machen mufite, 
welch letztere trotz aller Redakteure auf meinen Schultern ruhte. 

Ich ließ nun folgende Form eintreten. Es sollten von nun 
ab alle Arbeiten, die aus dem Technologischen Gewerbe^Museum 
hervorgingen, in einer einheitlichen Zeitschrift veröffentlicht werden 
unter dem Titel „Mitteilungen des k. k. Technologischen Ge^ 
werbe^Museums in Wien, Fachzeitschrift für Holzindustrie, chemische 
Gewerbe, Metallindustrie und Elektrotechnik, Papier^ und Material^ 
Prüfung, Neue Folge''. Ich bildete ein Redaktionskomitee aus den 
Vorständen der Sektionen und den Leitern der Versuchsanstalten, um 
sie in aller Form zu verpflichten, zog sie jedoch tatsächlich nur in 
wichtigen und dringenden Angelegenheiten heran. Ich hielt es vielmehr 
nach wie vor für meine Aufgabe, für den Inhalt der „Mitteilungen^, 
welche in einem Umfange von 20 bis 24 Bogen auf gutem Papier 
mit vornehmem Druck erscheinen sollten, vorzusorgen, wobei ich 
natürlich die fachliche Verantwortung den Verfassern überließ. Auf Grund 
dieses Programmes erschienen vom i. Jänner 1 891 bis Ende 1903 13 Bände 
(zusammen 156 Hefte). Der ganze Umfang unserer Zeitschrift beträgt 
demnach bis Ende 1903 36 Bände, 392 Hefte, zusammen 510 Drucke 
bogen umfassend. In dieser Publikation sind bis zum Jahre 1903 
enthalten: 535 technische Abhandlungen, 226 technische Notizen, 

423 Rezensionen und Bücheranzeigen, 28 Ausstellungsberichte, 

424 Miszellen und 30 Nekrologe. Es muß hier nochmals hervor^ 
gehoben werden, daß der Nachdruck prinzipiell ausgeschlossen war und dafi 
daher nur Originalarbeiten, und zwar ausnahmslos von Angehörigen 
des Technologischen Gewerbe^Museums gedruckt wurden. Ein Gesamt^ 
urteil über diese Publikation zu fällen, wird nicht leicht jemand zu^ 
stehen. Sie ist indessen in Österreich bisher die einzige technologische 
periodische Druckschrift, die eine größere Zahl von Industriegebieten 
umfaßt. Sie gibt ein Bild von der Tätigkeit des Institutes und von 
dem Wert einzelner Funktionäre desselben. Ihre Mitwirkung an den 
Mitteilungen ist, wie dies bei einer so vielköpfigen Körperschaft nicht 
anders zu erwarten ist, sehr verschieden. Die Professoren Kirsch und 
Ulzer haben in sehr verdienstlicher Weise unsere Annalen bereichert. 
Andere hingegen, welche ihre Fächer gleichfalls vortrefflich vertreten 
und mitunter sehr umfangreiche Publikationen ausländischen Verlags^ 
buchhändlern und Zeitschriften überweisen, haben einen geringeren 
Ehrgeiz, ihre Kraft in die Reihe jener Komponenten zu stellen, 
deren Resultierende der Ruf des Technologischen Gewerbe^Museums ist. 

Was die Äußerlichkeiten anbelangt, kann ich berichten, daß die Auf^ 
läge der ^^Mitteilungen'' bescheiden, ihre Verbreitung befriedigend, ihre 



— 265 — 

Geltung höchst erfreulich ist. Wir zahlen den Mitarbeitern ein Honorar 
von durchschnittlich 50 K für den Druckbogen, wodurch das Unternehmen 
passiv wird. Das Unterrichtsministerium bewilligt uns seit einer Reihe 
von Jahren über Antrag des Grafen Latour eine jährliche Staats^ 
Subvention von 3000 K, um den Fortbestand dieser Publikation zu sichern. 
Der kommissionelle Vertrieb und das Inseratengeschäft sind dem 
Volkswirtschaftlichen Verlag Alexander Dorn anvertraut. Als Ad^ 
ministrator der ^Mitteilungen'^ ist Kustos Moritz Volke seit einer langen 
Reihe von Jahren verdienstlich tätig. Daß die ^Mitteilungen des 
Technologischen Gewerbe^Museums'^ jenseits der schwarzgelben Grenze 
pfähle mehr bekannt, benützt und geschätzt sind als in unseren 
Kcmigreichen. und Ländern, ist leider eine feststehende Tatsache, ein 
Schicksal, das sie mit so manchen österreichischen Schriftwerken teilen. 



SONSTIGE PUBLIKATIONER 

Die Mitglieder des Lehrkörpers und der Fachschulen sind durch 
die bei der Unterrichtserteilung hervortretenden Bedürfhisse, welche 
durch andere im Buchverlag vorhandene Lehrbehelfe noch nicht ge^ 
deckt waren, wiederholt zu schriftstellerischer Tätigkeit angeregt worden. 
In diese Gruppe von Arbeiten gehörten: 

Entwürfe zu hausindustriellen Objekten der Holzdrechslerei nebst 
einem Lehrgang tmd Übungsstücken von Prof. D. Avanzo, I., II. 
und IIL Serie. Verlag von Karl Graeser in Wien, 1882, 1884, 1889. 

Vorlagen für Korbflechter, Muster von Geflechten, Korb^Modellen 
und Körben, zum Gebrauche für Korbflechter und als Lehrbehelf für 
Korbflechtschulen beim Fachzeichnen, von Friedrich Afh, k. k. Hof«^ 
Korb Warenfabrikant (Lehrer des Fachzeichnens an den Spezialkursen 
für Korbflechterei). B. F. Voigt in Weimar, 1883. 

Sammlung der wichtigsten europäischen Nutzhölzer, in charakte^ 
ristischen Schnitten ausgeführt, von F. M.Po da ny in Wien, mit einer 
Einleitung von W. F. Exner. Eigentum, Druck und Verlag von 
Burkart in Brunn, 1883 (vergriffen). 

Leitfaden für den Unterricht im geometrischen und projektiven 
Zeichnen. Mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der gewerblichen Praxis 
und eine sehr beschränkte Unterrichtszeit, von Prof. Theodor Tapla. 
Wien, Karl Graeser, 1883. 

Arithmetik der elektrischen Beleuchtung von R. E. Da 7, aus 
dem Englischen übersetzt von Ingenieur Karl Schlenk, Adjunkt am 
Technologischen Gewerbe^Museum, Wien, Karl Graeser, 1884. 



— 266 — 

Die Holzv erbindungen. Ein Lehr^ und Hilfsbuch für Schule und Praxis, 
vom Ingenieur der Kaiser Ferdinands^Nordbahn Konrad Kr etschmar, 
Dozent am Technologischen Ge werbe^Museum. Karl G r a e s e r, Wien, 1 885 . 

Die Weidenkultur, von Dr. J. Breitenlohne r, Professor an 
der Hochschule für Bodenkultur und Dozent am Technologischen 
Gewerbe^Museum. Selbstverlag (vergriffen). 

Die Nutzhölzer Amerikas, deren Vorkommen und technische 
Verwendung, von Julius Marchet, k. k. Forstverwalter und Dozent 
am Technologischen Gewerbe^Museum. Im Selbstverlage des Museums, 
1898. Femer erschien über unsere Veranlassung: 

Leitfaden für den Unterricht in der mechanischen Technologie 
und Physik an gewerblichen Fortbildungsschulen von Friedrich Kick, 
k. k. Regierungsrat, Professor an der Technischen Hochschule (Nliu 
glied der Spezialkommission des Technologischen Gewerbe^Museums), 
Karl Graeser, Wien, 1890. 

Noch manches andere Vorlagenwerk und mancher andere Lehr^ 
text ist durch die Verwendung des Autors am Technologischen Gewerbe^ 
Museum oder durch einen sonstigen persönlichen Zusammenhang 
mit uns entstanden, ohne daß wir in die Lage gekommen wären, auf 
die Herausgabe oder Übernahme des Verlages selbst Einfluß zu 
nehmen. Als Beispiel führe ich an, die Vorlagenwerke für Metall^ 
arbeiten von unserem Lehrer des Fachzeichnens, Prof. Nikolaus Ho f^ 
mann. Die Wirksamkeit des Technologischen Gewerbe^Museums auf 
dem Gebiete der Schaffung von Lehrmitteln hört mit dem Jahre 1890 
auf, da sie durch die gesteigerte Tätigkeit und munifiziente Einfluß^ 
nähme des Unterrichtsministeriums auf die einschlägige schriftstellerische 
Produktion überflüssig wurde. 

Das Technologische Gewerbe^Museum veranlaßte hie und da auch 
das Erscheinen von Arbeiten, welche nicht unmittelbar in das Lehrgebiet 
seiner Fachschulen fallen, aber doch mit den hier vertretenen Disziplinen, 
Sammlungen oder Versuchsanstalten in einem Zusammenhange stehen. 
In dieser Richtung sind zu nennen: 

Die industrielle Verwertung des Rotbuchenholzes. Eine Denkschrift, 
herausgegeben von einer Kommission, welche vom Österreichisch^ 
ungarischen Verein der Holzproduzenten, Holzhändler und Holzindu^ 
striellen und dem Technologischen Gewerbe-Museum eingesetzt wurde. 
(Hauptmitarbeiter an der Redaktion E. Pliwa.) Selbstverlag der Kom^ 
mission, Wien 1884. 

Ungarns Holzindustrie und Holzhandel. Technische, wirtschaftliche 
und statistische Mitteilungen für Holzhändler, Holzindustrielle und 
Forstwirte etc. Eine Monographie von Alexander von Engel, k.k. Kom*' 
merzialrat. Verlag W. Frick, Wien, L Teil 1882, IL Teil 1892. 



— 267 — 

Die Schablonen^Formerei in Lehm und Sand. Von A. Novotny. 
Karl Graeser, Wien, 1897. 

Die Begründung de^ Museums der Geschichte der österreichischen 
Arbeit führte zur Her^MSgabe einer Reihe von Monographien, welche 
sämtlich im Kommisi^9nsverlag von A. Holder in Wien erschienen 
sind, und zwar: 

Dr. Alexander Bauer, Die ersten Versuche zur Einführung der 
Gasbeleuchtung in Österreich. 1891. 

Dr. E. Pfiwoznik, Über das Vorkommen von Tellur und dessen 
Gewixmung aus seilen Erzen nach verschiedenen Methoden. 1893. 

Dr. Alexander Bauer, Die Adelsdiplome österreichischer Alchi^ 
misten und die Abbildungen einiger Medaillen alchimistischen Ur^ 
Sprunges. 1893. 

Franz Bujatti sen., Die Geschichte der Seidenindustrie Öster^ 
reichs, deren Ursprung und Entwicklung bis auf die neueste Zeit. 1893. 

Dr. Heinrich Peterson, Zur Geschichte der Glasfarbenerzeugung 
in Joachimstal. 1894. 

Wilhelm Miller, Geschichte der Entwicklung der k. k. Schwefel^ 
Säurefabrik in Unterheiligenstadt. 1895. 

Dr. E. Pfiwoznik, Über die Kupferwerke im Pinzgau. 1895. 

Dr. E. Pfiwoznik, Das Berg^ und Hüttenwerk Agordo. 1896. 

E. Herbert Kerch na ve, Die Bleiweißfabrikation in Österreich. 1898. 

Diese Suite von Monographien technisch'^historischen Inhaltes 
wurde vorläufig nicht fortgesetzt, da Herr Ritter von Holder, der 
Verleger, erklärte, das Interesse für die Publikationen sei im großen 
Publikum so gering, daß sich nicht einmal die Spesen für den 
kommissionellen Betrieb lohnen. Die Qualität der Arbeiten trägt 
sicherlich nicht schuld an dem Ausbleiben des Erfolges und man wird 
daher jene Zeit abwarten müssen, in der der Sinn für historische 
Forschung auf dem Gebiete der Technik, wie in Frankreich, England 
und Deutschland, auch in Österreich erwacht sein wird. 

Manche schriftstellerische Arbeit könnte an der Hand der im 
Technologischen Gewerbe^Museum aufgespeicherten Schätze und bei 
der dort, sei es in den Schulen, sei es in den Versuchsanstalten, ge^ 
leisteten geistigen Arbeit, noch zustande kommen. Selten entstehen aber 
solche Publikationen ohne den in einer bestimmten Richtung gegebenen 
Impuls, ohne Auffindung der richtigen Kombination von Stoff und 
Verfasser. Ein Werk, dessen Zustandekommen in den Pflichtenkreis 
des Technologischen Gewerbe^Museums gehört, wäre ein Fachkatalog 
der Sammlungen des Institutes. Er muß bald vorbereitet werden, da 
sonst die persönliche Erinnerung, welche die trockenen Inventarsdaten 



— 268 — 

zu ergänzen berufen ist, als einzige Quelle für wertvolle Aufschlüsse 
versiegen wird.*) 

BIBLIOTHEK UND LESESAAL. 

Die Bücherei des Technologischen Gewerbe^Museums hat eine 
bemerkenswerte Bedeutung dadurch erlangt, daß sie eine reiche und selbst 
im Vergleiche mit großen Bibliotheken recht vollständige Sammlung 
von Büchern und Werken technologischen Inhaltes bildet. Die Lehr«^ 
gebiete der am Technologischen Gewerbe^Museum bestehenden Unter^^ 
richtsanstalten sind bis in die neueste Zeit ausreichend vertreten. Ich 
selbst sammelte seit Beendigung meiner Studien am Polytechnischen 
Institute in Wien alles, was sich auf die Geschichte der Technologie 
bezieht und einen Seltenheitswert besitzt, und erwarb die gesamte Aus^ 
stelltmgsliteratur vom Jahre 1862 bis heute, deren Wert selbst von 
Fachleuten häufig unterschätzt wird. Ich glaube, daß keine öffentliche 
und keine Privatbibliothek die Ausstellungsliteratur — Kataloge tmd 
Berichte — so vollständig enthält, wie meine Privatbibliothek, die 
ich in ihrem ganzen Umfange der Bibliothek des Technologischen 
Gewerbe^Museums geschenkweise einverleibt habe. Sie wird für spätere 
Forscher eine einzige Quelle von Daten über technische Angelegenheiten 
darstellen. Zur Zeit der Vorverhandlungen über die Errichtung des Athe^ 
näums und eines staatlichen technischen Gewerbe^Museums erwirkte ich 
beim englischen Patentamte die Überlassung eines kompletten Exemplares 
der englischen Patentschriften, die, viele hundert Bände umfassend, 
wegen ihrer Unterbringung eine Verlegenheit bildeten, als die Projekte 
der Errichtung der genannten Anstalten scheiterten. Ich überließ dann 
die wertvolle Kollektion der Bibliothek der Technischen Hochschule. 
Es ist gleichgültig, wo dieses Riesenwerk zur Verfügung steht. 

Vom Tage der Eröffnung des Technologischen Gewerbe^Museums 
an war ich besonders darauf bedacht, die technologische Journalliteratur 
so weit als möglich dem Museum zu verschaffen. Da wir für den 
Ankauf von Zeitschriften nicht viel -aufwenden konnten, verlegte ich 
mich darauf, tunlichst viele Journale im Wege des Tausches gegen 

*) In das Gebiet der Propaganda fällt wohl auch die Abhandlung: ,,Da8 
Technologische Gewerbe^Museum in Wien^S welche ich über Einladung des Redak^ 
teurs von Haymerle für den fünften Band, Heft 1—2, des Zentralblattes für das 
gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich, Wien 1896, verfaßte. Diese Abhandlung 
erschien als Separatabdruck im Verlage des Technologischen Gewerbe^Huseums. 
Ferner, die Rede, welche ich am 16. Oktober 1893, anläßlich meiner Inauguration 
als Rektor der Hochschule für Bodenkultur über „Das technische Versuchswesen^ 
dessen Bedeutung für die industrielle Praxis, die Wissenschaft und die Staats^ 
Verwaltung" hielt. 



— 269 — 

unsere „Mitteilungen'^ zu erlangen. Dies ist denn auch in so hohem 
Grade gelungen, daß dadurch allein bis zu einem gewissen Grade die 
Herausgabe tmserer „Mitteilungen'^ gerechtfertigt wäre. Als wir durch 
die Erwerbung der S ig Ischen Realität in den Besitz von Lokalitäten 
gelangten, welche die Aufstellung der Bibliothek und die Errichtung 
eines geräumigen, leicht zugänglichen Lesesaales ermöglichten, eröff^ 
neten wir einen solchen in tmserem Gebäude in der Währingerstraße 
und Bibliothekar Volke gab sich alle Mühe, dem sich einfinden^ 
den Lesepublikum die Benützung der Bücherei und der Zeitschriften 
zu erleichtem. Dieses Publikum war aber sehr spärlich und bestand 
zum überwiegenden Teile nur aus den Schülern der Anstalt, denen 
in Pausen zwischen den Unterrichtssttmden ein gut geheiztes und 
beleuchtetes Lokal einen willkommenen Aufenthaltsort darbot. Bald 
darauf trat wieder empfindlicher Raummangel infolge der Vermehrung 
und der zunehmenden Frequenz unserer Lehranstalten auf tmd da 
gleichzeitig die Zahl der Besucher immer mehr abnahm, ernste Leser 
gar nicht mehr vorhanden waren, gab ich die Fortsetzung dieses Ver^ 
suches, den ich als gescheitert betrachten mußte, wieder auf. Romane 
und illustrierte belletristische Zeitschriften hatten wir freilich nicht und 
die wissenschaftliche Literatur ist in den akademischen Bibliotheken 
hundertmal besser vertreten. Ein späterer Versuch, den der Gewerbe^ 
förderungsdienst unternahm, hatte kein besseres Schicksal. Hoffentlich 
wird die Zeit einmal kommen, in der das Verständnis für die Wichtige 
keit der gewerblichen Fachliteratur bei Alt und Jung größer geworden ist. 



UNSERE KORRESPONDENTEN. 

Das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie hat 
gleich vielen wissenschaftlichen Instituten und Korporationen von 
seinem Anfange an korrespondierende Mitglieder besessen. Ich kannte 
diese Einrichtung aus eigener Erfahnmg, da ich der ersten Reihe der 
vom österreichischen Museum ernannten Korrespondenten angehörte, 
als ich noch Lehrer der Kommunal'^Oberrealschule in Elbogen war. 
Ich verfaßte ein Promemoria über die Aufgaben des österreichischen 
Museums im westlichen Böhmen, insbesondere im Erzgebirge. Die 
Geschichte dieser Abhandlung bildet ein für mich unvergeßliches Er^ 
lebnis, das möglicherweise später dazu beitrug, die Ernennung von 
Korrespondenten am Technologischen Gewerbe^Museum anzuregen, 
obwohl nach der bestehenden Geschäftsordnung dazu kaum eine 
Handhabe gefunden werden konnte. Ich frug nicht lange und er^ 



— 270 — 

reichte, daß das Institut der Korrespondenten des Technologischen 
Gewerbe^Museums von dem Herrn Erzherzog^Protektor am 24. N(v 
vember 1886 amtlich genehmigt wurde. Auf Grund dieser Ge^ 
nehmigung wurden zunächst acht Persönlichkeiten des In^ und 
Auslandes ernannt, von denen heute nicht mehr am Leben sind: Ge^ 
heimer Rat Graf Franz Coronini, Gutsbesitzer und Landeshaupt^ 
mann von Görz; Geheimer Rat Graf Wladimir Dzieduszycki, 
Herrenhausmitglied in Lemberg; Regierungsrat Prof. Dr. Ernst Hartig 
in Dresden und Ministerialrat Dr. Karl Ritter von Scherzer, österr.^ 
Ungar. Generalkonsul in Genua. Auf diese erste Reihe von Korre^ 
spondenten folgten in angemessenen Zwischenräumen neuerliche 
Anträge der Spezialkommission, die dem Herrn Erzherzog^Pro^ 
tektor unterbreitet und ausnahmslos auf Grund unserer wohlmoti^ 
vierten Berichte genehmigt wurden. Auch der Nachfolger des Herrn 
Erzherzog ^ Protektors Karl Ludwig, Se. k. und k. Hoheit Erz^ 
herzog Otto hat bereits eine Anzahl von Personen nach unseren An^ 
trägen zu Korrespondenten ernannt. 

Bei meinen in dieiter Richtung gestellten Anträgen ließ ich mich 
von folgenden Gesichtspunkten leiten: i. Die Zahl dieser Korrespon«^ 
denten dürfe nie eine verhältnismäßig große werden, um die Ernennung 
als eine seltene Auszeichnung erscheinen zu lassen, eine Auszeichnung, 
die nicht bloß darin begründet sein durfte, daß sie durch eine höchst^ 
stehende Persönlichkeit vollzogen wurde. 2. Nur solche Persönlich^ 
keiten durften in Vorschlag gebracht werden, welche ihr Interesse 
am Technologischen Gewerbe^Museum tatsächlich bekundet hatten 
und von denen daher destsen Fördertmg zu erwarten war. Noch so 
hoher wissenschaftlicher Rang oder eine noch so hohe soziale Stellung 
sollten allein den Antrag auf Ernennung zum Korrespondenten noch 
nicht begründen können. Auch Geschenke in Barem oder in Ob' 
jekten von hohem Werte sollten nur ausnahmsweise in diesen Kreis 
führen. 3. Ein wichtiges Moment bei der Antragstellung bildete tmd 
bildet heute noch der Beruf der betreffenden Persönlichkeit, welcher in 
irgend einem sachlichen Zusammenhange mit unseren Aufgaben stehen 
mußte. Aber auch da sollte es nie zu einer Jagd nach Zelebritäten 
kommen, um sich auf eine billige Weise einen dekorativen Aufputz 
für das Institut zu verschaffen, sondern es handelte sich immer nur 
darum, Verdienste, die in der Richtung der Mission des Technologischen 
Gewerbe^Museums gelegen waren und diesem zugute kamen, anzuer^ 
kennen, oder für die Zukunft die Legitimation für eine ständige wert^ 
volle Mitarbeiterschaft zu erteilen. Da ich mich strenge an diese Grunde 
sätze hielt, hat das Technologische Gewerbe ^ Museum mit seinen 
Korrespondenten ausnahmslos erfreuliche Erfahrungen gemacht. 



— 271 — 

Eine besondere Frucht dieser Einrichtung, von der ich zuerst 
sprechen muß, besteht darin, daß zwischen dem Technologischen 
Gewerbe^Museum und den Museen des Auslandes durch die Er^ 
nennung ihrer Direktoren zu Korrespondenten unserer Anstalt ein 
ständiger, für uns immer, zuweilen auch beiderseits fruchtbringender Vet^ 
kehr hergestellt wurde. So muß ich an erster Stelle nennen den greisen 
Divisions^General Laussedat, Direktor des Conservatoire national 
des Arts et Metiers in Paris; dann Geheimrat Dr. von Gaupp, eine 
lange Reihe von Jahren hindurch Präsident der Königl. Württembergi^ 
sehen Zentralstelle für Gewerbe und Handel sowie oberster Chef des 
Kunstgewerbe^Museums in Stuttgart; Hofrat Dr. H. Meidinger, 
Professor an der Großherzoglich Technischen Hochschule in Karhk 
ruhe und Direktor der Großherzoglich Badischen Gewerbehalle in 
Karlsruhe; Oberbaurat von Kram er, Direktor des Königlich Bayri^ 
sehen Gewerbe^^Museums in Nürnberg; Se. Exzellenz Prof. Dr. H. 
von Helmholtz, Präsident der Ph/sikalisch^technischen Reichsanstalt 
in Charlottenburg, dem das Technologische Gewerbe^Museum manch 
wertvolle Förderung und Unterstützung dankt; Regierungsrat Friedrich 
Kick, o. ö. Professor und Vorstand des technologischen Kabinetts an 
der k. k. Technischen Hochschule in Wien, und Gilbert Redgrave, 
Sekretär am South Kensington^^Museum in London; durchaus Kol^ 
legen, welche für den Direktor des Wiener Technologischen Ge^ 
werbe^Museums so oder so in ihrer Berufsstellung vorbildlich wirkten. 
Unter den Leuchten der angewandten technischen Wissenschaften, denen 
wir direkt für ihre Haltung dem Technologischen Gewerbe^Museum 
gegenüber zu Dank verpflichtet sind, sind außer Hartig, Helmholtz 
und Hof mann, deren wir in einem früheren Abschnitte gedachten, 
noch zu nennen: Hofrat Dr. Erasmus Kittler, Professor an der 
Großherzoglichen Technischen Hochschule in Darmstadt und der 
Geheime Oberregierungsrat Dr. Gustav Zeuner, Professor an der 
Königlichen Technischen Hochschule in Dresden. Um das technische 
Versuchswesen hochverdient und uns jederzeit in der Verfolgung 
unserer Aufgaben behilflich, welche uns durch die Beschränktheit 
der Mittel so sehr erschwert wurden, waren folgende Männer in 
dem Kreise unserer Korrespondenten: allen voran Professor Johann 
Bauschinge r, dem wir schon Worte weihevoller Erinnerung 
gewidmet haben, dann Geheimer Regierungsrat Professor A. Mar^ 
tens, Direktor des Königlichen Materialprüfungsamtes in Berlin; 
Hofrat L. von Tetmajer, früher Direktor der Eidgenössischen 
mechanisch'^technischen Versuchsanstalt in Zürich, jetzt Professor an 
der k. k. Technischen Hochschule in Wien; Geheimrat Dr. Wed^ 
ding in Berlin; Ingenieur L. Klein, Chef du Depot des Instruments 



— 272 — 

et de TAtelier d'essais i TEcole nationale des Ponts et Chaussees 
in Paris; GheMngenieur Eduard Roussel, Vorstand der Technik 
sehen Versuchsanstalt der belgischen Staatsbahnen in Malines (Mecheln) 
bei Brüssel; Dr. M. Th. Edelmann, Privatdozent für Physik an der 
Königlichen Technischen Hochschule in München und der ver^ 
storbene Robert H. Thurston, Direktor des Sibley College, Comell 
University, Ithaca, New York. Von Ingenieuren und Indtistriellen, 
welchen wir durch wertvolle Dienste, die sie dem Technologischen 
Gewerbe^Museum geleistet haben, in der einen oder anderen Weise 
verpflichtet sind, muß ich folgende nennen: Ingenieur Theodor Beck, 
Privatdozent an der Großherzoglichen Technischen Hochschule in Darm^ 
Stadt; der verewigte Dr. Robert Bindschedler, Verwaltungsrat 
der Gesellschaft für chemische Industrie in Basel; Dr. H. Caro 
in Mannheim am Rhein; Oberst Hub er, Präsident der Maschinen«' 
fabrikS'^Aktiengesellschaft „Örlikon^ in Örlikon bei Zürich; Andreas 
von Mechwart, Direktor der Aktiengesellschaft Ganz & Comp, in Buda^ 
pest, und Ingenieur Karl Pieper, Patentanwalt in Berlin. Aber auch 
hohe Verwaltungsbeamte waren in der Lage, von uns ausgehende 
Wünsche zu erfüllen oder uns durch die wiederholte Gelegenheit gegen^ 
seitiger Dienstleistung zu beehren. Ich sehe mich angenehm verpflichtet, 
aus der Reihe der Korrespondenten diese Gruppe zu formieren: 
Se. Exzellenz Geheimer Rat Alexander Eberan von Eberhorst, 
k. und k. Vizeadmiral, Stellvertreter des Chefs der Marinesektion 
des Reichskriegsministeriums a. D. in Wien; Dr. Georg vonMayr, 
kaiserl. Unterstaatssekretär a. D., Universitätsprofessor in München; 
Werner Krebs, Sekretär des Schweizer Gewerbevereines in Bern; 
The Right Honourable Horace Plunkett, Privy Cotmcellor, Fellow 
of the Royal Society, Vice President of the Department of Agriculture 
and Technical Instruction for Ireland, Dublin; W. G. S. Macartney^ 
Filgate, Inspector for Industries at the Department of Agriculture 
and Technical Instruction, Dublin; Dr. Max Richter, Ministerialdirektor 
im Reichsamte des Innern in Berlin, und Willian^ H. Tolman, 
Direktor des Museums für Sozialökonomie in New York. 

Mit dieser Aufzählung der Korrespondenten des Technologischen 
Gewerbe^Museums habe ich zugleich die Erinnerung an eine Reihe von 
Beziehungen erneuert, die ich in meinem öffentlichen Leben anzu^ 
bahnen so glücklich war. Ich glaube, daß die Verdienste, welche sich 
an diese Namen in ihrem Zusammenhange mit dem Technologischen 
Gewerbe^Museum knüpfen, dadurch keine Schmälerung erleiden können, 
daß in vielen Fällen persönliche Zuneigung oder sogar Freundschaft 
für den Direktor des Museums das hierfür entscheidende Motiv gebildet 
haben. 



— 273 — 

VERKEHR MIT FACHVEREINEN. 

Im vorangehenden Kapitel wurde gezeigt, in welcher Weise ein 
fortdauernder Verkehr und kollegiale Beziehungen zwischen dem 
jungen Technologischen Gewerbe-'Museum und den älteren, weit ent< 
wickeiteren und bekannteren Instituten hergestellt wurde. Dabei war 
natürlich das Technologische Gewerbe^^Museum meistens der Empfanger, 
selten der Geber. Eine ganz andere Art von Beziehung hat das Tech^ 
nologische Gewerbe^^Museum angeknüpft mit österreichischen Kor^^ 
porationen und Fachvereinen. 

Zuerst ersuchte ich die österreichischen Handels^ und Gewerbe^ 
kammern, welche sich berufsmäßig mit dem Technologischen Ge^ 
v/erbe^^Museum zu befassen gehabt hätten, mit uns in Verkehr zu 
treten, um daraus für beide Teile in irgend einer Art Nutzen zu 
ziehen. Es ist mir dies auch vielfach gelungen, sicher überall dort, 
wo ich korrespondierendes Mitglied der Kammer war. Die Folge war 
in vielen Fällen die Verleihung von Stipendien an junge Leute, denen da^ 
durch der Besuch der Unterrichtsanstalten des Technologischen Gewerbe^ 
Museums ermöglicht werden sollte. Eine ähnliche Agitation entwickelte 
ich gegenüber den Landesausschüssen der Königreiche und Länder 
und ich darf wohl behaupten, daß ich ohne diese Vorkehrungen die 
ersten am Technologischen Gewerbe^Museum errichteten Unterrichts^ 
anstalten zu bevölkern nicht in der Lage gewesen wäre. Daß dem Museum 
selbst Zuschüsse gewährt wurden, erreichte ich nur in Wien und Olmütz, 
da ja die Handelskammern und die autonomen Verwaltungsorgane 
der Königreiche und Länder, die Landesausschüsse, genug eigene, 
ihre finanzielle Lage häufig überbietende Sorgen haben und — nicht 
nach Wien gravitieren. Die Zahl der von den genannten Körperschaften 
an das Technologische Gewerbe^Museum entsendeten Stipendisten 
stieg ziemlich schnell auf eine bestimmte Höhe unter besonderer Be^ 
vorzugung der Lehranstalten der ersten Sektion. Dann trat ein Still< 
stand ein bis zur Errichtung der Meisterkurse, welche jedoch fast von 
allen Landesausschüssen und auch von vielen Kammern und zwar in 
sehr dringender Weise durch pekuniär unterstützte Meister und Ge^ 
hilfen beschickt wurden und werden. Einige Korporationen, so der 
Niederösterreichische Gewerbeverein und die Niederösterreichische 
Handelskammer in Wien stifteten auch Stipendien für ganz bestimmte 
Berufsrichtungen. 

Eine ganz andere Art von Zusammenhang fand das Technolo^ 
gische Gewerbe'^Museum, und zwar seine erste Sektion gleich bei ihrer 
Errichtung, mit dem „österreichisch^^ungarischen Verein der Holz'^ 
Produzenten, Holzhändler und Holzindustriellen.'' Dieser bildete eine 

Denkschrift Techn. Gew.-Mtxs. l8 



— 274 — 

der Stützen der ersten Sektion, und zwar nicht bloß in finanzi^ 
eller, sondern auch in fachlicher Beziehung. Der genannte Verein 
hatte mit dem Technologischen Gewerbe^Museum ein Abkommen ge^ 
troffen, demzufolge die sämtlichen Mitglieder des Vereines, es waren 
ihrer etwa loo, alle Rechte genossen, welche statutengemäß den Teil^ 
nehmern der ersten Sektion zukamen. Die Mitteilungen der ersten 
Sektion hatten vom Beginn des Jahres 1881 als offizielles Vereins^ 
Organ zu gelten und die Geschäfte des Holzhändlervereines waren 
durch das Bureau des Museums zu besorgen. Die Gegenleistung des 
Vereines war ein Zuschuß für je ein Mitglied zum Musealbudget. Die be^ 
scheidenen Budgetverhältnisse der ersten Sektion wurden durch das Über^ 
einkommen erheblich günstiger. Wohl kam dieses Bündnis nicht ohne 
Wetterleuchten zustande; der Wetterwinkel war das frühere Verwaltungs^ 
bureau des Vereines. Das Vertragsverhältnis zwischen dem Vereine und 
dem Technologischen Gewerbe^Museum gestaltete sich viel einfacher 
und wurde wesentlich befestigt durch meine Wahl zum Präsidenten dieses 
Vereines, welches Amt ich eine Reihe von Jahren bekleidete. Schließe 
lieh löste man das Verhältnis in freundschaftlicher Weise, sobald als 
es beiderseits nicht mehr konvenieren konnte. Für uns wurde das 
Opfer der Verpflichtung, die Vereinsgeschäfte zu verwalten, zu groß 
im Verhältnis zur Gegenleistung, und der Verein selbst strebte unter 
dem Einfluss eines ausgezeichneten Fachmannes, des Herrn Julius 
Singer, vollste Selbständigkeit und Freiheit der Bewegung an. Ich 
habe Ursache, an die Allianz der ersten Sektion mit dem ange^ 
sehenen Verein in vollster Befriedigung zurückzublicken. 

Eine andere Art von Beziehung dauernden Charakters und wie ich 
annehme zu beiderseitigem Vorteile ergab sich zwischen der Versuchs^ 
anstalt und dem Speziallehrkurse für Papierindustrie am Technologischen 
Gewerbe^Museum und dem „Vereine der Österreichisch^ungarischen 
Papierfabrikanten''. Ich habe diese Beziehung bereits an einer früheren 
Stelle gekennzeichnet. War schon die jetzige Halttmg der Repräsentanz 
der Papierbranche in Österreich durch ihren Gegensatz zu einer frü^ 
heren Periode eine glänzende Satisfaktion für das Technologische Gewerbe^ 
Museum und dessen Direktor, war sie ein Zeugnis für den Wandel der 
öffentlichen Meinung in den einzelnen Kreisen zugunsten des Institutes, 
errungen durch dessen konsequente, ernste Arbeit, so gelangten wir in 
neuester Zeit in den Besitz eines noch beredteren Zeugnisses. Die Wiener 
Genossenschaft der Mechaniker und Maschinenbauer subventioniert näm^ 
lieh das Technologische Gewerbe^Museum mit behördlicher Bewilligung 
seit einigen Jahren unter gewissen, für die Frequenz der Speziallehr^ 
kurse und der Fachschulen der dritten und vierten Sektion günstigen 
Vereinbarungen. So sehr die Subvention einer jeden dieser Körper^ 



— 275 — 

Schäften von 2000 K jährlich bei der Eigenart unserer finanziellen Exi^ 
stenz hochwillkommen ist, muß doch der moralischen Bedeutung dieser 
Subventionen der höhere Wert beigemessen werden. Den beiden Kor^ 
porationen ist auch eine Vertretung in der Spezialkommission und 
somit ein Einfluß auf die Leitung des Institutes eingeräumt. 

Durch die Lostrennung des Gewerbeförderungsdienstes vom Tech^ 
nologischen Gewerbe^^Museum ist selbstverständlich manche Änderung 
in unseren Beziehungen zu den Landesvertretungen, Handelskammern 
und Genossenschaften hervorgerufen worden, wenn sie auch noch nicht 
sichtbar in die Erscheinung getreten ist. 

Um die Einrichtungen und Ziele des k. k. Technologischen Ge^ 
werbe'^Museums in den Kreisen der Wiener Gesellschaft bekannt zu 
machen und dort Freunde für das Unternehmen zu gewinnen, verfiel 
ich auf den Gedanken, eine in Frankreich und besonders in England 
häufig auftretende Veranstaltung hier nachzuahmen; nämlich ge^ 
sellige Vereinigungen im k. k. Technologischen Gewerbe^ 
Museum zustande zu bringen. Der am 13. März 1880 unternommene 
erste Versuch war vollständig gelungen und lieferte den Beweis, daß es 
in Wien ebenso gut wie in Paris und London möglich ist, Gesellschaf ts^ 
abende in einer ernsten Zielen gewidmeten Anstalt zu geben. 150 Per^ 
sonen, hohe Staatsbeamte, Abgeordnete, Industrielle, Schriftsteller u. s. w. 
waren unserer Einladung gefolgt, besichtigten die Sammlungen, hörten 
eine Reihe von interessanten, durch Demonstrationen belebten Vor«^ 
trägen an und blieben dann bei einem Büffet noch lange Zeit in leb^ 
haftem Gedankenaustausche vereinigt. Derartige Veranstaltungen 
wurden wiederholt und endeten stets mit vollständiger Befriedigung. 
Heute wäre ein solches Unternehmen schon deshalb nicht mehr mög^ 
lieh, weil der Kreis der Freunde und Kenner des Institutes viel zu groß ge^ 
worden ist, um irgendwo im Gebäude des k. k. Technologischen Gewerbe^ 
Museums vereinigt werden zu können. Das Institut ist über die 
Möglichkeit intimer Veranstaltungen hinausgewachsen und bedarf auch 
dieser Art von Propaganda nicht mehr. 



AUSSTELLUNGEN IM MUSEUM UND DAS 
MUSEUM AUF AUSSTELLUNGEN. 

In den achtziger Jahren machten wir einige Versuche mit der Ein^ 
bürgerung von technischen Konkurrenzen, und zwar veranstalteten 
wir im Wintersemester 1881/82 eine Internationale Konkurrenz^ und 
Spezialausstellung von technischen Neuheiten im Baue von Sitzmöbeln. 

18* 



— 276 — 

Im Wintersemester 1883 wurde ein ebensolcher Wettbewerb samt einer 
Ausstellung von technischen Neuheiten im Baue von Tischen durchs 
geführt. Diese beiden Unternehmungen fielen dank einer sehr ein^ 
dringlichen Agitation recht gut aus und haben die Fachkreise be^ 
friedigt. Bei den Sitzmöbeln war es besonders die Stellung der 
Lehne und die konstruktive Verbindung der Stuhlbeine mit der 
Zarge, welche in vielen Lösungen vorgeführt wurde. Bei der Tisch- 
Konkurrenz waren es die konstruktiven Lösungen des sogenannten 
Speise-Auszugtisches und des Spieltisches, die am meisten beachtet 
wurden. Im Winter 1884 folgte eine Internationale Konkurrenz^Aus^ 
Stellung von technischen Neuheiten in der Holzdrechslerei. Auch sie bot 
manches Interessante, stand aber gegenüber den beiden vorgenannten 
Unternehmungen zurück. Wir konnten diese Art der Gewerbeförde^ 
rung nicht später neuerdings in Anwendung bringen der fortwähren- 
den Übersiedlungen, des Raummangels und anderer Tagessorgen wegen. 
Erst die Errichtung des „Kleingewerbesaales'' gab die Veranlassung, um 
wieder innerhalb des Museums eine Ausstellung zu veranstalten und 
zwar diesmal, wie schon die Bezeichnung andeutet, um Kleinmotoren, 
Werkzeuge und Maschinen für den kleineren Gewerbebetrieb den 
Handwerkern vorzuführen. An bestimmten Tagen wurden alle Maschinen 
in Bewegung gesetzt und deren Anwendung gezeigt. Diese permanente 
Ausstellung wurde, nachdem sie durch eine Reihe von Jahren den 
größten Zuspruch hatte, nach dem Ankauf und der Adaptierung der 
früher den Schuckert- Werken gehörigen Realität in sehr vergrößerter 
Ausdehnung wiedereröfFnet und übt auch heute noch unverminderte 
Anziehungskraft auf das berufene Publikum aus. So viel über die 
Ausstellungen, die innerhalb der Räume des Technologischen Ge^ 
werbe^Museums veranstaltet wurden, wobei abgesehen wird von den 
Ausstellungen von Schülerarbeiten, die aus verschiedenen Anlässen 
zustande kamen. 

Umstände der verschiedensten Art und mitunter zwingende Gründe 
veranlaßten die Beteiligung des Technologischen Gewerbe^Museums an 
Ausstellungen. Das erste Debüt des Technologischen Gewerbe-Museums 
bei einer Ausstellung vollzog sich zu einer Zeit, wo das Institut kaum 
die erste Sektion ausgebaut hatte und als die zweite Sektion erst 
im Werden war. Trotzdem nahm das Technologische Gewerbe^ 
Museum bei der Österreichisch-ungarischen Industrie«' und Landwirt^ 
schaftlichen Ausstellung in Tri est 1882 einen Raum von 100 m^ ein 
und präsentierte sich nicht übel. Daß dem Institute das Ehrendiplom 
zuerkannt wurde, entspricht wohl der Übung, öffentliche Institute besonders 
zu bedenken, aber unsere Beteiligung in Triest hatte die fatale Wirkung, 
daß alle nachfolgenden, halbwegs bedeutenden Provinzialausstellungen, 



— 277 — 

wie die Landesausstellung Czernowitz 1886, die Westgalizische Landes^ 
ausstellung Przcmy&l 1889, die Gewerbe^, Industrie«^ und Land«' 
wirtschaftliche Ausstellung in Aussig 1893 u. a. m., die Beteiligung 
des Technologischen Gewerbe^Museums unter Hinweis auf den Triester 
Präzedenzfall erzwangen. Daß wir unter diesen Umständen an der 
Jubiläums^Gewerbe^^Ausstellung des Niederösterreichischen Gewerbever^ 
eines 1888 in Wien, sogar auch an der Allgemeinen Landwirtschaftlichen 
Ausstellung im Prater 1890, und zwar diesmal mit einer ziemlich 
groß angelegten Darstellung der „Hausindustrie'' auftraten, kann nicht 
überraschen. Bei den späteren inländischen Ausstellungen, wie ins^ 
besondere jener großen Jubiläums^Gewerbe^ Ausstellung des Jahres 1898 
in Wien beteiligte sich schon selbständig der Gewerbeförderungsdienst des 
Handelsministeriums, dem auch hierfür reichlich Mittel zu Gebote standen. 

Interessanter und in ihren Wirkungen für das Technologische Ge< 
werbe^'Mu^eum nachhaltiger war die Beschickung ausländischer inter^ 
nationaler Ausstellungen. Hier eine schlagwortweise Aufzählung: 
Über speziellen Wunsch des Sektions^Chefs Fidler folgte das Tech^ 
nologische Gewerbe «^ Museum einer Einladung des Komitees der 
„International Health Exhibition'' London 1884 zur Beteiligung 
an der wissenschaftlich «^ didaktischen Sektion tmd erhielt für sein 
Technological Exhibit das „Diploma ofHonour''. Nach der damaligen 
Auffassung im Unterrichtsministerium wurde dies mit Rücksicht auf 
andere österreichische Aussteller als für das Technologische Gewerbe^ 
Museum besonders ehrenvoll gehalten. Geringer anzuschlagen ist der 
Wert des „Diploma d'Onore'*, welches das Technologische Gewerbe^ 
Museum bei der „Esposizione Concorso Internazionale per Invenzioni 
e Novita'* in Venedig 1894 erhielt. Im gleichen Jahre wirkte ich pet^ 
sönlich mit bei der Vorbereitung und Durchführung der österreichischen 
Sektion in der Internationalen Ausstellung der Papier«' und Buch«' 
industrie in Paris. Dies hatte zur Folge, daß das Technologische 
Gewerbe^Museum dort auch als Aussteller auftrat und die höchste 
Auszeichnung, das „Diplome d'Honneur'' der „Exposition Internationale 
du Livre et des Industries du Papier'' gewann. 

Unsere sowohl in räumlicher als inhaltlicher Beziehung bedeutendste 
Beteiligung an einer Ausstellung war sicher jene bei der Weltausstellung 
in Paris 1900, wo das Technologische Gewerbe^Museum gemeinschaftlich 
mit dem damals ihm noch äußerlich zugehörigen Gewerbeförderungs^^ 
dienste des Handelsministeriums in glanzvoller Weise und mit erhebe 
lichem Kostenaufwand auftrat. Wir hatten fast allein einen großen Salon 
in der Gruppe I, öffentliches Unterrichtswesen belegt, und zwar in den 
Klassen 3 und 6, und erlangten so zwei Grand Prix tmd trugen dadurch 
außerdem etwas dazu bei, daß auch das Unterrichts^ und das Handels^ 



— 278 — 

ministerium in gleicherweise ausgezeichnet wurden. Ich hatte freilich, was 
die Zuweisung eines bevorzugten Platzes anbelangt, leichtes Spiel, da ich als 
österreichischer Generalkommissär in dieser Hinsicht uneingeschränkt 
verfugen konnte. Auch war ich ja durch diese Stellung ein auto^ 
ritativer Ratgeber für Regierungsrat Lauboeck und Baurat Erhard, 
welche unter Mitwirkung des Prof. Avanzo mit der Durchführung 
im Detail betraut waren. Daß das Technologische Gewerbe^Museum 
an der Pariser Ausstellung in so großem Maßstabe teilnehmen konnte, 
verdankt es den von dem Minister Grafen Latour getroffenen An^ 
Ordnungen, die aus jener Zeit stammten, in der er sich noch als 
Sektions^Chef mit der Organisation der österreichischen Unterrichts^ 
abteilung in Paris befaßte.*^) Auch sein Nachfolger, Sektions^Chef 
von Stadler^'Wolffersgrän, hielt diese Richtung ein. Ich spreche 
hier selbstverständlich ausdrücklich nur von der Gruppe I, in die 
wir nach dem Klassifikationssystem gehörten. Ich kann aus eigener 
Beobachtung und vielseitigen Mitteilungen ableiten, daß unsere Aus«* 
Stellung in Paris Aufsehen machte. Alle sachkundigen Personen, die 
Juroren und Berichterstatter aller Staaten waren einmütig in ihrem 
Lobe der österreichischen Gruppe I. Unsere Ausstellungsobjekte gingen 
zum größten Teile in den Besitz der japanischen Regierung über, wofür das 
Technologische Gewerbe^Museum vom japanischen Generalkommissär 
Herrn Hayashi ein sehr wertvolles Geschenk erhielt. 

Übrigens glaube ich, daß das Technologische Gewerbe^Museum bei 
jeder Beteiligung an Ausstellungen die Angelegenheit so auffaßte und die 
geschäftliche Seite so durchführte, daß es selbst aus der Beteiligung größeren 
Nutzen zog als der den gebrachten Opfern proportionale, und daß es immer 
gelang, die Beteiligung im ganzen genommen für unser Institut rentabel 
zu gestalten. Was wir nach Hause brachten, lohnte reichlich unsere 
Mühe und den moralischen Wert unserer Beteiligung. Indes im 
Jahre 1900, wo nach dem Programme Alfred Picards die „Synthese 
der Fortschritte des XIX. Jahrhunderts'' bewerkstelligt werden sollte, 
war CS das gute Recht und die Pflicht des Technologischen Gewerbe^ 
Museums, in der Darstellung von Österreichs Anteil den ihm ge> 
bührenden, wenn auch bescheidenen Platz einzunehmen. 



*) Das Technologische Gewerbe^Museum erhielt eine Staatssubvention aus 
dem allgemeinen Ausstellungskredite, Anteil des Unterrichtsministeriums, von 
6000 fl. 



DIE RÄUMLICHE UNTERKUNFT. 

Bis zum Ende des ersten Dezenniums waren es Wanderjahre, 
die das Museum durchmachte. Die erste Sektion streckte und 
dehnte sich in den Gassengewölben des Vereinsgebäudes und half sich 
zuerst damit, daß man die im anstoßenden Hause, Getreidemarkt Nr. 12 
vom Haustor links gelegenen Räumlichkeiten mietweise erwarb. Später 
kamen für die erste Sektion noch hinzu gemietete Lokalitäten in dem 
Hause Gumpendorferstraße Nr. 106. Die zweite Sektion war, wie schon 
berichtet, im Hofgebäude der Marchettigasse Nr. 6 in der Webschule 
eingemietet. Die Miete in der Eschenbachgasse und am Getreidemarkt 
war besonders drückend, da diese Lokale an stark frequentierten Strassen 
einen hohen Mietwert besitzen. Nach der Erwerbung der Siglschen Rea' 
htät verließen wir die vier bisherigen Hausherren, freilich mit der 
zweiten Sektion erst dann, als der Gießereitrakt durch einen Neubau 
ersetzt worden war. Der Gewerbeverein hatte die Siglschen Wohn' 
und Fabrikgebäude unter der Bedingung erworben, daß die Severin' 
gasse unter gleichzeitiger Beseitigung eines Schoppens verlängert 
werden sollte, in welchem einst Kessel geschmiedet und Maschinen 
montiert wurden, ferner daß rechts von der Hauptfassade von der 
Währingerstraße aus parallel zur Eisengasse eine Straße eröffnet werde. 
Diese letztere wurde von der Gemeinde Wien über meinen Antrag 
Prechtlgasse genannt, zu Ehren des Technologen und ersten Direktors 



Vorraum: 
[■ TouTntquct*. 



1. Obfette der BanllBchlcrcl. 
3^ PuTnlerBammluDg. 

4. Parqnetteii'Huiicr und Profil' 

5. Sägcn-Kollcktlon. 

6. Oblekte dct Holzindustrie. 
7- Harquetcrie. 

9. WeTbirug-KaasettEn. 

10. Sammlung diverser Hobel. 

11. HU fs Werkzeuge d. Holzindustrie. 

II. Sägen-Kollekllon. 

Bureau: 
13' Bibliothek. 

WerkGtätte: 
14- Gasmotor. 
15. Amerikanische Jalousien -Bohr' 

i6. Hobelmaschine. 
17. Dynamometer. 
iS. Amerikanische Jalouslen'Slenim.- 

maachtnen. 
19. Bandsäge, 
so. Ovalwerk. 
ZI. Drebbank. 
17. Schleifstein. 
13. Vlerkanl dreh werk. 
24. Drehbank. 
Z5, Bildhauerbank. 
z6. Hobelbank. 
vj. Hrdraultscbe Presse. 
tt. Unlversalliscbtcrmaschlne. 

Sammlung für Hausindustrie 
und Zekhensaal: 



Korbflechtwerkstätte : 




n Lokalitäten d< 



EschenbtchgaBie . 
! Technolosischen Gewerbe-Museums Im Jahre 1879. 



— 28l — 







Währingerstraüe. 

Fi^. 27. Technologisches Gewerbe-Museum. 1902. Erdgeschoß. Architekten: Tietz, Fellner 

9c Helmer, Krones» Berehinak. 



LEGENDE. 

1. Hörsäle. 

2. Zeichensaal. 

3. Amtszimmer. 

4. KustoS'Zimmer. 

5. Schülerarbeiten'Ausstellung. 

6. Wohnung des Portiers. 
7« Vorraum. 

8. Stiegenhaus. 

9. Einfahrten. 
IG. Portierloge. 

11. Elektrotechnische Laboratorien. 

12. Versuchsstation für Ölprüfung. 



13. Versuchsanstalt für Bau- und Maschinen* 
material. 

14. Vorbereitungsräume. 

15. Elektrische Licht-Zentrale. 

16. Werkzeugkammer. 

17. Lehrwerkstätte (dritte Sektion). 

18. Werkmeister-Zimmer. 

19. Stiegenhaus. 

20. Vorräume. 

21. Physikalisches Kabinett. 

22. Akkumtilatoren-Raum. 

23. Photometerräume. 

24 und 25. Elektrotechnische Versuchsanstalt. 
26. 27 und 28. Amtszimmer. 

29. Brunnen. 

30. Kesselhaus. 



— 282 — 



des k« k« Polytechnischen Institutes in Wien, L L PrechtL Ich hitte 
vielleicht den mir näher liegenden Namen Karmarsch vorgezogen, 
doch wurde nach diesem Technologen, dessen berühmter Name die 
Wiener Technische Schule ziert, bereits früher eine Gasse im X. Bezirk 
benannt Unsere Wanderjahre waren aber nicht auch zugleich Lehr^ 
jähre. Die Obersiedlungen bedeuteten vielmehr, in ihrem SchluB^ 
ergebnis, nutzlose Arbeit und erhebliche Belasttuigen des Budgets. Am 
Ende des zehnten Jahres glaubte man bei einem Ruhepunkt angelangt 
zu sein. Im Hauptgebäude an der WähringerstraBe hatte man schon 
an der Ho£ieite ein zweites Stockwerk aufgesetzt tmd dadurch zwei 
Zeichensäle gewonnen, das zweite Stockwerk desselben Gebäudes 
wurde an der Straßenseite zu Lehrzimmem adaptiert, der Flügel in 
der Prechtlgasse bot Raum im ersten Stockwerk tmd im Kellergeschoß 
für die zweite Sektion, im Erdgeschoß zuerst für die Sammltmgen, 
später für den Gewerbeförderungsdienst, noch später bis heute für 
Hörsäle und Laboratorien. Als die Firma Hayer, Kremenezky 
& C o mp. an die Schuckert^ Werke überging und den benachbarten Neubau 
in der Eisen^Severingasse bezog, wurden auch die Erdgeschoßräume in der 
Eisengasse frei und konnten in Hörsäle verwandelt werden. Der isolierte 
Hofeinbau von Fellner & Helmer bildet die bleibende Unterkunfts^ 
Stätte der Versuchsstation für Elektrotechnik, und in dem alten Werk^ 
Stättentrakt gegen die Severingasse zu, einem geräumigen, aber sehr 
fragwürdigen Baue, war durch Unterteilung Raum für die Lehrwerk^ 
Stätten der dritten und vierten Sektion, allerdings notdürftig, gefunden 
worden. Der rasch an Ausdehnung gewinnende Gewerbeförderungs^ 
dienst zwang aber später zur vorübergehenden Unterbringung der 
Sammlungen in dem Schuh sehen Hause, Währingerstraße 68 und 
Eisengasse. Diese für uns viel zu teuere und nicht ausreichende Beher^ 
bergung wurde bald aufgegeben, da sich in der Hautner sehen Realität 
bessere und relativ billigere Räume für die Sammlungen fanden, die 
damals zum vierten Male übersiedelten. Auch war im Hautner sehen 
Hause die Bibliothek zeitweilig untergebracht, welche früher, wie 
gleichfalls schon erwähnt, in der Währingerstraße ihren Standplatz 
hatte. Auch einige Zeichensäle besaßen wir eine Zeitlang in der 
Mautner sehen Realität. Sowohl in den Sammlungsräumen als in dem 
von Jahr zu Jahr mehr baufälligen Werkstättentrakt wurden die 
Verhältnisse unhaltbar. Ich gab dem Gewerbe verein gegenüber die 
Erklärung ab, daß ich für den Bauzustand im Werkstättentrakt und 
sohin für die Sicherheit der Schüler die Verantwortung nicht mehr länger 
tragen könne. Eine bautcehnisehe Untersuchung an Ort und Stelle 
erwies, daß meine Besorgnisse voll begründet waren. Die hierauf unter 
dem Präsidium Harpke begonnenen Verhandlungen, in denen die 



Denk, der sich schon als Kasseverwalter für das Technologische Gc' 
^erbe'Museum glänzend bewährte und seiner alten Liebe treu geblieben 
war, der drohendsten finanziellen Kalamität entgangen, wenn sie auch 
heute noch nicht gänzlich überwunden ist. Dafür steht aber auch der über' 
aus zweckmäßige Neubau (Fig. 32) mit seinen schonen Werkstätten" und 



— 285 — 

Sammlungsräumen in imposanter Größe da. Die Werkstätten, anderen 
Hygiene man die höchsten Anforderungen stellen muß, entsprechen 
vollkommen, da sie Licht und Luft in reichlichem Maße bieten. Die 
heutigen Untergeschosse, Modelltischlerei und Schmiede, sind besser als 
die besten Werkstätten, die wir früher hatten. Gleichzeitig mit dem Neu' 
bau in der Severingasse wurde auch die Licht'Zentrale, zugleich Versuchs' 
räum für Dynamos und Elektromotoren, mit möglichster Benützung des 
vorhandenen Materiales neu erbaut. Diese Einschaltung: „mit mög' 



Flj. 31. Harual für 300 Personen (G). 

lichster Benutzung des vorhandenen Materiales" mag eine Erklärung 
dafür sein, warum die Anlage zur Erzeugung des Lichtstromes nicht 
den modernsten Einrichtungen dieser Art und den diese beherrschen' 
den Auffassungen entspricht. Die Schmiede und die Maschinen der 
Schlossereiwerkstätte werden durch eine Laval'Dampfturbine betrieben, 
die, als sie in unser Haus kam, eine neue Erfindung darstellte. Auch 
das Kesselhaus wurde neu eingerichtet und mit einem modernen 
Röhrenkessel (Dürr, Gehre Sc Comp.) ausgestattet. 

Von den Zeichensälen und Auditorien (Fig. 29, 30) läßt sich nur das 
eine Rühmliche sagen, daß sie mit wenigen Ausnahmen vorzüglich be' 
leuchtet sind, sowohl bei Tag als auch durch künstliches Licht in den 
Abendstunden. Im übrigen ist ihre Einrichtung äußerst bescheiden 



putationen gemachten Vorstellungen, ja selbst die wiederholten Be" 
mühungen des durchlauchtigsten Erzherzog-Protektors vergeblich blieben. 
Jede höhere Staatsgewerbeschule kostete dem Staate mehr, ja in 
einzelnen Fällen bis zur doppelten Höhe mehr, als das Technologische 
Gewerbe-Museum. Wir standen einer unabänderlichen Tatsache 
gegenüber und ich mußte mich in der Verwaltung des Institutes wohl 
oder übel danach richten. Zwar erlangte ich mit der Zeit und nach 
den größten Anstrengungen drei kleine Sonderzuschüsse, welche 



— 287 — 

ferner dasBureau des Kustos, Dienerzimmer etc. und ein reich ausgestattetes 
Stiegenhaus, das auch als Sammlungsraum dient (Fig. 7, 8, g, 10). (Die 
Bibliothek ist ihrer gemeinschaftlichen Benützung wegen im benach^ 
harten Gebäude des Gewerbeförderungsdienstes aufgestellt.) Das Ge^ 
bäude beherbergt ferner die Versuchsanstalten; sie verfügen über 9 große 
Laboratoriumsräume, und zwar für Papier 2 mit einer kleinen Hilfst 
werkstätte für den VersuchshoIIändcr, für Bau-' und Maschincrmatc^ 
rial 3, für Chemie 2, Elektrotechnik 2, zusammen 9. An Räumen für 
die Unterrichtsanstalten sind sodann vorhanden: 14 Hör-' und Zeichensäle 
und Lehrzimmer mit 2 Vorbereitungszimmern für Demonstrationsaudi^ 
torien, 9 Werkstätten mit 11 Holzbearbeitungsmaschinen, 23 Metall^ 
bearbeitungsmaschinen, erstere mit elektrischem Antrieb, letztere mit 
Dampfbetrieb, 26 Hobelbänken, 50 Drehbänken und 352 Schraub^ 
Stöcken, weiters 4 zu den Werkstätten gehörige Depots. Schülerlabor;:'' 
torien sind 4 für Chemie, eines für chemische Technologie der VoUendungs^ 
arbeiten, 4 für Elektrotechnik, zusammen 9 vorhanden. Hierzu kommen 
noch 4 Bureaus für die Sektionsvorstände, 4 für die Leiter der Versuchs^ 
anstalten, 10 Warteräume für Lehrer, 5 Amtsräume für Werkmeister, 
I Kesselhaus mit 2 Kesseln, i Maschinensaal mit 2 Dampfmaschinen 
zu 80 Pferdestärken, 3 Dynamomaschinen für die Beleuchtung und 
14 Elektromotoren für das Praktikum. Außer den eben genannten 
Dampfmaschinen für den Beleuchtungsbetrieb haben wir die Laval^ 
Dampfturbine mit 30 Pferdestärken und einen Gasmotor von Otto^^ 
Langen mit 4 Pferdestärken, alles zusammen 114 Pferdestärken 
und gemieteten Starkstrom. Der Verwaltung dienen ein Bureau des 
Direktors, vier andere Bureaus für Kasse, Buchhaltung und Hilfst 
ämter, ein Raum für die ständige Ausstellung von Schülerarbeiten, der 
Konferenzsaal (Fig. 31) und eine Anzahl von Vorzimmern und Ver^^ 
bindungsgängen. Außerdem enthält dieses Gebäude die Amtswohnung 
des Direktors, sechs Stiegen, alle vom Hof zugänglich, und besitzt drei 
Haustore, in der Währingerstraße, Severingasse und Eisengasse. 

Bei den Adaptierungen der vorhandenen Gebäudeteile und der 
Erbauung der neuen Trakte in der Prechtl^^ und Severingasse war man 
darauf bedacht, trotz der Niveauunterschiede so viel als möglich Kom^ 
munikationen unter den einzelnen Gebäudeteilen zu schaffen und die 
Frequenz auf die verschiedenen Stiegen so gut es geht zu verteilen. 

Faßt man den ganzen Gebäudekomplex ins Auge, so gewinnt man 
einen Eindruck, der etwa demjenigen gleicht, den ein alter Bahnhof an 
einer Haupt'^ oder Kopfstation macht, wo sich an das ursprüngliche Haupte 
gebäude immer mehr und größere Zubauten anschließen und dadurch das 
erstere von seiner einst dominierenden Sellung herabdrücken. Könnte man 
den ganzen Komplex in seinem heutigen Umfange auf Grund eines ein^ 



— »88 — 

heitlichen Entwurfes und mit Verwertung aller bereits gemachten Er" 
fahrungen neu schaffen, so würde allerdings etwas weit Schöneres und 
Zweckmäßigeres und noch dazu mit geringeren Kosten zustande kommen. 
Das ist eben das Schicksal des allmählich Werdenden. Es gibt aber 
Unternehmungen, die nur auf dem Wege dieses allmählichen Wer" 
dens Zustandekommen' und in solchen Fällen muB man sich mit den 
Schattenseiten des historisch Gewordenen befreunden. Scheut man 
die mühsame Entwicklung, dann kommt eben gar nichts zustande. 
Und für uns selbst hat das Gebäudewirrsal mit seinen architek" 
tonischen Zeugnissen für jede einzelne Errungenschaft auch seinen 
Reiz; ganz abgesehen von manchem, dennoch vorhandenem Vorzug füt 
den technischen Betrieb und die Verwalttmg. 



WIRTSCHAFTLICHE VERHALTNISSE. 

Die weitaus schwierigste Seite meiner Aufgabe bestand von der 
Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums an in der Beschaffung 
der Geldmittel für die Neueinrichtungen und für die Aufrechterhalttmg 
des finanziellen Gleichgewichtes in der Verwaltung des Institutes. Ich 
hätte diese Aufgabe auch niemals lösen können, wenn nicht der 
Niederösterreichische Gewerbeverein mit seinem alten Prestige, mit 
seinem auf einen großen Besitz begründeten Kredit und, was nicht 
minder wichtig, mit der unermüdlichen Teilnahme seiner Funktionäre 
für seine Schöpfung eingetreten wäre. Ich brauche nicht mehr die 
Namen der Männer zu wiederholen, die sich an der Spitze des Ver^ 
eines befanden; die Präsidenten und manche der Vizepräsidenten 
und viele von den sonstigen Mitgliedern des Verwalttmgsrates, untere 
stützt durch ihre zahlreichen Freunde, haben es jederzeit verstanden, 
zu helfen, wenn es galt, große finanzielle Schwierigkeiten zu über^ 
winden. Dabei durfte niemals auf Geldopfer von erheblichem Belange 
seitens des Gewerbevereines selbst gerechnet werden. Der Gewerbe^ 
verein leistete ja ohnehin sehr viel, nicht nur durch die Erwerbung 
der Siglschen Realität und bei deren Erweiterung mittels Um^ und 
Zubauten, er mußte auch Jahr für Jahr der Regierung gegenüber vor 
der Genehmigung des Präliminares durch das Unterrichtsministerium 
die Verpflichtung zur Deckung des präliminierten Defizits über^ 
nehmen. Meine und meiner Freunde Sorge war es dann, daß es 
bei der bloßen Erklärung verblieb und in der Tat kam der Ge^ 
Werbeverein niemals in den Fall, abgesehen von der besprochenen Er^ 
Werbung der Realitäten, ein solches Defizit zu decken oder ein sonstiges 
Geldopfer unmittelbar für den Haushalt des Museums zu bringen. Der 
große, aus der Gewerbeausstellung des Jahres 1880 erzielte Überschuß 
setzte den Gewerbeverein in die Lage, ein Kapital zur Rückzahlung 
der Hausschuld, die auf seinem Gebäude in der Eschenbachgasse 
lastete, zu verwenden, die Zinsen dieses Kapitals jedoch dem Tech'* 

Denkschrift Techn. Gew. Mus. 19 



— 294 — 



henrorgehoben. Auf diese Ait gelangten wir zu eineni sehr erheblichen 
Sachvennögen, das, wenn wir nicht jedes Jahr so stark abschrieben, 
den wirklichen Wert ins Auge gefaßt, heute einen Besitzstand 
▼on mindestens einer halben Ilillion Kronen darstellt. Dabei 
habe ich ganz unberücksichtigt gelassen, was durch die Gesellschaft 
zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Huseums, durch den 








Fif • 33* Die finanziellen Ergebnisse der Verwaltung. 



Metternich'' Fonds, durch die Gewerbevereins^Stipendien und durch die 
sonstigen, unseren Schülern zukommenden Unterstützungen im Wege 
des halben Schulgeldes in unsere Kasse fließt. 

Was nun die Bedeckung anlangt, für die das Institut selbst auf'^ 
kommen muß, so wuchs glücklicherweise die Post: Einschreibgebühren, 
Schulgeld und Werkzeugabnützungs^'Gebühren genau nach dem Prälimi^ 
nare stetig und dieses immer noch um eine Kleinigkeit überbietend. 
Aus dem Diagramm (Fig. 33) ist diese Bewegung genau zu ersehen. Dieses 



— ^95 — 

Ergebnis ist um so erfreulicher und überraschender, als man, wie ich 
an einer anderen Stelle ausgeführt habe, in Österreich durchaus nicht 
gewohnt ist, angemessene Schulgelder zu bezahlen, und an den Staats^ 
schulen überdies die Befreiung vom Schulgelde, sagen wir sehr 
liberal gehandhabt wird. Im Jahre 1903 betrug die Gesamteinnahme, 
welche uns unsere Schüler brachten, über 184.000 K. Ich habe diese 
enorme Ziffer schon wiederholt besprochen. Da wir mindestens 
io7() Schulgeldnachlässe bewilligen, so würde die Brutto^Einnahme aus 
diesem Titel mindestens 200.000 K ausmachen, wohl weit mehr als die 
Schulgeldeinnahme des Staates aus den sämtlichen gewerblichen Bildungs^ 
anstalten des Reiches. Eine zweite Einnahme von Bedeutung ist jene, die 
aus den Gutachten, Prüfungsattesten u. dgl. fließt. Die gesamte Nettoein^^ 
nähme bei diesem Titel erreichte imjahre 1903 gleichfalls ihr Maximum mit 
nahezu 30.000 K, was, wie man zugeben muß, sehr erheblich ist. Wenn 
ich jedes Jahr in die Lage gekommen bin, das aufgestellte Präliminare 
einzuhalten, und die Vorhersagtmgen über die Entwicklung der Anstalt 
in finanzieller Richtung erfüllt zu sehen, so daß ich mir in dem 
Kreise, dem ich angehöre, was die Verwalttmg des Museums betrifft, 
eine gewisse Autorität erworben habe, so danke ich es, abgesehen von 
meiner Vorsicht in finanziellen Dingen, dem gütigen Geschick, welches 
das Technologische Gewerbe^Museum bisher begleitet und es vor Kata^ 
Strophen bewahrt hat. Nicht vergessen darf man, daß die 25 Jahre 
Verwaltungsgeschichte einer untmterbrochenen Friedensperiode an^ 
gehören und daß auch unser Vaterland und unsere vaterländische 
Wirtschaft, unsere Produktion in allen ihren Zweigen keinem großen 
entscheidenden Unglücksfall ausgesetzt waren. Aller Fleiß und alle 
Begeisterung hätten nichts mehr genützt, wenn durch eine äußere 
Verwicklung oder durch eine innere wirtschaftliche Umwälzung Ver-' 
hältnisse im Staate eingetreten wären, welche den Einsturz des mit 
Kunst errichteten subtilen Werkes hätten zur Folge haben müssen. 

Die Verwaltung findet ihr getreues Bild in der vom Direktor 
Demmer bei uns eingeführten Buchhaltung. Die Kassenadministration 
liegt seit einer Reihe von Jahren in der bewährten Hand des Direktor^* 
Stellvertreters Regierungsrat Lauboeck. Unermüdlich ist das Personal 
der Buchhaltung und der Hilfsämter, dem sein Chef, der Buchhalter 
A. Eckel, mit gutem Beispiele vorangeht. 

Seit dem Jahre 1891 verstärkten wir unsere Anstrengungen, die 
finanzielle Grundlage des Institutes zuverlässiger zu gestalten als sie 
es heute ist, wo sie in einem unverhältnismäßig hohen Grade von 
der Teilnahme des Publikums am Institute abhängt. Ist ja auch die 
Frequenz der Schulen und die Benütztmg der Versuchsanstalten ein 
Faktor der Teilnahme des Publikums. Der Grad der Erwerbsfahigkeit 



DER GEGENWÄRTIGE BESTAND. 

Aus den voranstehenden Kapiteln geht hervor, in welcher Weise 
das Technologische Gewerbe^Museum heute organisiert ist. Dennoch 
dürfte es zweckmäßig sein, eine kurze Darstellung des gegenwärtigen 
Bestandes des Institutes zu geben. Das Technologische Gewerbe^ 
Museum in Wien besteht aus technologischen Sammlungen von 
historisch wichtigen und modernen Arbeitsbehelfen für Industrie und 
Gewerbe und aus einem Bündel von Versuchsanstalten und von Fach^ 
schulen. Die Versuchsanstalten dienen als Ratgeber für die Erzeuger 
und die Verbraucher von Bau^^ und Maschinenmaterialien, für die An^ 
gehörigen der chemischen Industrien und Gewerbe, insbesondere der 
Tinktorialgewerbe, für die Papierindustrie und für Elektrotechnik. 
Außerdem stehen eine Reihe von Fachleuten für Fragen der gewerb^ 
liehen Produktion zur Verfügung. Die Gruppe der Fachschulen besteht 
aus einer Heisterschule für Bau^* und Möbeltischlerei, aus einer Niederen 
Färbereischule, aus einer Höheren Fachschule für chemische Gewerbe, 
aus einem Seminar für wissenschaftlich vorgebildete Chemiker, aus 
einer Niederen und Höheren Fachschule für Bau^^ und Maschinen«* 
Schlosserei, einer Niederen und Höheren Fachschule für Elektrotechnik, 
aus Spezialkursen mit Tagesunterricht für die Papierindustrie und für 
die spezielle Ausbildung nach vorgeschriebenen Richtungen für Militär^' 
personen, endlich aus einer Reihe von Speziallehrkursen mit Abende 
tmd Sonntagstmterricht für im praktischen Berufe lebende Männer. 
Diese letzteren sind vorwiegend technologischer Natur, pflegen die 
Elektrotechnik, einige grundlegende Fächer und die Buchhaltung. Die 
ganze Anstalt ist der heutigen Beschäftigung der Versuchsanstalten und 
der Frequenz der Schulen und Kurse entsprechend tmtergebracht, unge^ 
nügend ist nur die räumliche Einrichtung der chemischen Laboratorien. 

Vergleicht man den gegenwärtigen Bestand mit dem Programm, 
das im Jahre 1875 für ein staatliches technisches Gewerbe^^Museum auf^^ 
gestellt wurde, so erkennt man leicht, daß das gegenwärtige Techno^' 
logische Gewerbe^Museum jenes Programm in bescheidenem Maßstabe 



— ^99 — 

Die Leitung des Museums zerfallt in die Oberaufsicht, ausgeübt 
durch das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, in die kollegialen 
Verwaltungsorgane, d. s. der Verwaltungsrat des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines und die Spezialkommission zur Leitung des Tech^ 
nologischen Gewerbe^Museums, und die eigentliche Direktion der 
Anstalt. 

Die Spezialkommission zur Leitung des Technologischen 
Gewerbe^Museums ist folgendermaßen zusammengesetzt: 

August Denk, Kommerzialrat und Fabrikbesitzer, Präsident des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines (Obmann). 

Eduard Kaiser, Oberbaurat (Obmann^Stellvertreter). 
Hofrat Prof. Dr. Alexander Bauer, emer. o. ö. Professor der Chemie 
der k. k. Technischen Hochschule. 

Ferdinand Berehinak, Architekt. 
Kaiserl. Rat Ernst R. von Bosch an, Fabrikbesitzer. 
Theodor Bujatti, Fabrikbesitzer. 

Dr. J. L. Brunstein, Advokat, Vizepräsident des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines. 

Generaldirektor Gotthard von Capellen, Kommerzialrat. 
Artur Ehrenfest, Ingenieur. 

Sektions^Chef Prof . Dr. W. Exner, Direktor des k. k. Technologischen 
Gewerbe^Museums und des Gewerbeförderungsdienstes des k. k. 
Handelsministeriums. 

Prof. Dr. Paul Friedla ender, Sektionsvorstand am k. k. Techno^ 
logischen Gewerbe^Museum. 

W. J. Gedliczka, Fabrikbesitzer, Kassaverwalter des k. k. Techno^ 

logischen Gewerbe^Museums. 
Prof. August Grau, Sektionsvorstand am k. k. Technologischen 

Gewerbemuseum. 
Rudolf Ritter von Gunesch, Zivilingenieur, Obmann der Ingenieur^ 

kammer.*) 

Sektions^Chef Dr. Richard Hasenöhrl. 

Hofrat Prof. Leopold Ritter von Hauffe, Herrenhausmitglied, emer. 

o. Ö. Professor des Maschinenbaues an der k. k. Technischen 

Hochschule. 
Kaiserl. Rat Heinrich Irmler, Handelskammerrat, Fabrikbesitzer. 
Regierungsrat Prof. Friedrich Kick, Landtagsabgeordneter, o. ö. Pro^ 

fessor der mechanischen Technologie an der k. k. Technischen 

Hochschule. 



*) Fungierte als Kustos der Sammlungen von i8S8 — 1891. 



Dr. Gotthold Stern, Ingenieur, Direktorder IntemationalenEIektrizitätS' 

gesellschaft. 
Ludwig von Tetmajer, Hofrat, o. ö. Professor der Mechanik an der 

k. k. Technischen Hochschule. 
August Thonet, Fabrikbesitzer. 
Prof. Ferdinand Walla, Sektionsvorstand am k. k. Technologischen 

Gewerbe'Museum. 
Kaiser!. Rat Adolf von Wiesenburg, Fabrikbesitzer, Präsident der 
'^lesellschaft zur Forderung des Technologischen Gewetbe^Museums. 
lie Spezialkommission hielt seit der Gründung des Museums 
Zungen ab; außerdem fanden zahlreiche Beratungen des Präsidial" 
>r Fachkomitees für die Fachschulen und Versuchsanstalten statt. 



— 301 — 

Die unmittelbare Leitung des Museums besteht aus der Zentral^ 
leitung und dem ihr angehörigen Personale, aus den Sektionsvor^ 
ständen und Leitern der Versuchsanstalten, und zwar: 

a) Zentralleitung: 

Direktor: Professor Dr. W. Exner, k. k. Sektions^Chef. 

Buchhalter: Albert EckeL 

Kustos und Hausadministrator: August Koller, Ingenieur. 

Studieninspektor: Alfons Stoeckl, k. u. k. Major d. R. 

Kustos und Bibliothekar: Moritz Volke. 

Kanzleiassistent: Johann Baldrian. 

Rechnungsassistenten: Ignaz Käßhofer und Anton Wittula. 

Hilfsbeamter: Oskar Beck. 

b) Sektionsvorstände: 

L Sektion: K. k. Regierungsrat Professor Georg Laube eck, 

fungiert auch als Direktorstellvertreter und Kassavorstand. 
IL Sektion: K. k. Professor Dr. Paul Friedlaender. 

III. Sektion: K. k. Professor Ferdinand Walla. 

IV. Sektion: K. k. Professor August Grau. 

c) Leiter der Versuchsanstalten: 

Für Papierprüfung: K. k. Regierungsrat Professor Georg Lau^ 

boeck. 
Für Bau^ und Maschinenmaterial: K. k. Professor Bernhard 

Kirsch. 
Für chemische Gewerbe: K. k. Professor Ferdinand Ulzer. 
Für Elektrotechnik: K. k. Professor August Grau. 

Das Lehr^ und Beamtenpersonal umfaßt die staatlich ange^ 
stellten Lehrkräfte und die vertragsmäßig bestellten Lehr^ 
kräfte und Beamten der Versuchsanstalten: 

A. Staatsbeamte: 

Rudolf Abendroth, k. k. Professor, Sektion III (Speziallehrkurse) : 

Mathematik, darstellende Geometrie. 
Dominik Avanzo, Architekt, k. k. Professor, Sektion I: Projektions^ 

lehre und projektives Zeichnen, Freihandzeichnen, Formenlehre, 

Fachzeichnen für Möbeltischler. 
Alois Berninger, Ingenieur, k. k. Lehrer, Sektion IV (Speziallehr^ 

kurse) : Fachzeichnen, Mechanik, Laboratoriumsunterricht, elektro^ 

technisches Praktikum, Technologie, Maschinenlehre und Meß^ 

künde. 



- 3oa — 

Robert Edler. Ingenieur, k. k. Lehrer. Sektion IV (Speziallehrkuise) : 

Fachzeichnen, DTnamonusdiinen und Kraftübertragung, Lampen 

und Leitungen, elektrisches Signalvcsen, Praktikum. 
Dr. Adolf Franke!, k. k. Professor, Sektion II: Allgemeine anotga^ 

nische und analTtische Chemie, technische Analyse, Unterricht 

im Laboratorium. 
Dr. Paul Friedlaeoder. k. k. Professor, Sektion 11: Chemie der 

Papiecfabrikation, chemische Technologie (Färberei und Farben^ 

Chemie), allgemeine organische Chemie. Laboratoriumsunterricht 

im Seminar und an den Fachschulen. 
August Grau, k. k. Professor, Priratdozent an der k. k. Technischen 

Hochschule und an der k. k. Hochschule für Bodenkultur, Selc 

tion IV: Elektrotechnik. 
Rudolf Hedrich, Ingenieur, k. k. Lehrer, Sektion IV (Speziallehrkurse): 

Beleuchtungstechnik. Fachzeichnen, Laboratoriumsunterricht, elek' 

trotechnisches Praktikum. 
Bernhard Kirsch, k. k. Professor, Sektion I: Mechanik. 
Josef Klaudy, dipl. Chemiker, k. k. Professor, Sektton I: Technische 

VoUendtmgsarfoeiten der Holzindustrie, allgemeine chemische 

Technologie, Mineralogie, Physik. 
Georg Lauboeck, k. k. Regierui^srat imd Professor, Sektion I 

(Spezialkurs für Papierindustrie): Werkzeuge und Maschinen zur 

Holzbearbeitung, Übungen in der Versuchsanstalt für Papier" 

Prüfung. Leiter des SpeziallebAurses für Papierindustrie. 
Ernst Löwenstein. Ingenieur, k. k. Professor. Sektion m (Spezial' 

lehrkurse): Maschinenlehre, Fachzeichnen, Technologie. 
Karl Reich, dipl. Chemiker, k. k. Professor, Privatdozent an der 

k. k. Technischen Hochschule, Sektion IV: Mathematik. 

Lehrer, Sektion IV: Deutsche Sprache, 
tchte. 

afessor, Privatdozent an der. k. k. Tech" 
»ektion 11: Analytische Chemie (I. Teil), 
joratoriumsunterricht an der höheren Fach" 
-. chemische Technologie organischer Stoffe 

afessor. Sektion III: Mechanische Techno' 
rwerkstätte. 

■stellte Husealbeamte und externe 

^ehrpersonen: 

\ssistent. Sektion 11: Laboratoriumsuoter' 



~ 303 — 

Johann Batik, Hilfsassistent an der Sektion für chemische Ge^ 
werbe. 

Friedrich Berger, Assistent an der Sektion für Elektrotechnik. 

Dr. Siegmund Berger, Dozent für Stenographie. 

Oskar Beyer, k. k. Professor der Kunstgewerbeschule am k. k. Öster^ 
reichischen Museum für Kunst und Industrie, Speziallehrkurse: 
Fachzeichnen für Möbeln und Bautischler. 

Dr. Paul Cphn, Dozent, Speziallehrkurse: Darstellung pharmazeu^ 
tischer Präparate. 

Richard Er lach, Laborant an der Sektion für Elektrotechnik. 

Ferdinand Freihofner, Ingenieur, Assistent, Sektion III (Speziallehr^ 
kurse): Arithmetik, Fachzeichnen, Kalkulationswesen. 

Josef Goetz, Mechaniker, Sektion IV: Lehrwerkstätte. 

Otto Greg er, Assistent, Sektion I: Versuchsanstalt für Bau^ und 
Maschinenmaterial. 

Johann Groll, Erster Werkmeister, Sektion III: Lehrwerkstätte. 

Moritz Hahn, Werkzeugschlosser, Sektion III: Lehrwerkstätte. 

Rudolf Hackel, Assistent, Sektion I: Versuchsanstalt für Bau^ und 
Maschinenmaterial. 

Franz Hansel, Werkmeister an der Versuchsanstalt für Bau^ und 
Maschinenmaterial. 

Karl Hentschel, Laborant an der Sektion für chemische Gewerbe. 

Viktor Hölbling, k. k. Technischer Rat, Sektion I (Spezialkurs für 
Papierindustrie): Technologie der Bleichmaterialien. 

Nikolaus Hof mann, Architekt, Prof essor, Sektion III: Freihandzeichnen 
und gewerbliches Fachzeichnen. 

Leo Husserl, Ingenieur, Adjunkt, Sektion III: Mechanik, mechanische 
Technologie und Maschinenkunde, F'achzeichnen für Bau^ und 
Maschinenschlosser. 

Dr. Adolf Jolle s, Chemiker, Dozent, Sektion II (Speziallehrkurse): 
Chemie der Nahrungsmittel. 

Leopold Kollmann, Werkmeister, Sektion III: Schmiede. 
Johann Kresniöka, Werkmeister, Sektion I: Lehrwerkstätte. 
Julius Kropf, Werkmeister, Sektion IV: Lehrwerkstätte. 

Robert Kulka, k. k. Regierungsrat, (Speziallehrkurse): Gewerbehygiene 
und Unfallverhütung. 

Dr. Alois Lemberger, Supplcnt, Sektion IV: Deutsche Sprache, Geo^ 
graphie und Geschichte. 



ncnt. 
Franz Schindler, Werkmeister, Sektion 111: Modelltischlerei. 
Hans Schlechta, Architekt, Dozent, Sektton IV: Freihandzeichnen. 
Hermann Schulte, Ingenieur, Sektion I (Spezialkurs für Papierindu' 

strie): Technologie der Papierfabrikation, Maschinenkunde, Ma^ 

schinenzeichnen und Fachzeichnen. 
Robert Schuster, Ingenieur, Assistent, Sektion IV (Speztallehrkurse) : 

Maschinenlehre, Fachzeichnen, elektrotechnisches Praktikum, Meß' 

künde, Mechanik und Kalorik. 
Arnold Schwefel, Supplent an der Sektion für Elektrotechnik. 
Richard Singer, Bureauchef der k. k. priv. Österreichischen Kredit' 

anstalt für Handel und Gewerbe, Buch' und Rechnungssachver' 

ständiger, Speziallehrkurse: Gewerbliche Buchführung und Kor' 

respondenz. 
Dr. Rudolf Sommer, Adjunkt, Sektion II (Speziallehrkurse): Allge' 

meine Chemie, Praktikum im Laboratorium, Physik. 



— 305 — 

Wilhelm Spanger^Hansen, Werkmeister, Sektion IV : Lehrwerkstätte. 
Alfons Stoeckl, k. und k. Major d. R., Studieninspektor, Sektion IV 

(Speziallehrkurse): Arithmetik, Kalkulationswesen für Holzindustrie, 

Freihandzeichnen. 
Eduard Straß er, Werkmeister, Sektion III: Lehrwerkstätte. 
Theodor Tapla, o. ö. Professor an der k. k. Hochschule für Boden^ 

kultur, Sektion III (Speziallehrkurse): Geometrisches undprojek^ 

tives Zeichnen, darstellende Geometrie. 
Gustav Thal er, Dozent und Kustos des physikalischen Kabinetts, 

Sektion IV (Speziallehrkurse): Physik. 

Alois Waldl, Werkmeister, Sektion IV, Lehrwerkstätte. 

Theodor Walla, Hilfsassistent, Sektion I, Versuchsanstalt für Bats^ 

und Maschinenmaterial, 
Dr. Heinrich Wichmann, Laboratoriums^ Vorstand der Akademie für 

Brauindustrie, Dozent, Sektion II, Botanik. 

Friedrich Ziffer, Hilfsassistent an der Sektion für chemische Gewerbe. 
Johann Zoll er, Ingenieur, Assistent, Sektion III (Speziallehrkurse), 

Darstellende Geometrie, geometrisches Zeichnen, Freihandzeichnen, 

Mechanik und Mathematik. 

In Durchführung der Geschäftsordnung für das Technologische 
Gewerbe^Museum, § 8, und der Geschäftsordnung für die Spezial^ 
kommission, §§ 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, wurden Instruktionen für den 
Direktor, die Vorstände der Sektionen und die technischen Beamten 
verfaßt und von der Spezialkommission und dem Verwalttmgsrate des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines in Kraft gesetzt. Es ist aber 
charakteristisch für die hohe Pflichttreue der Angestellten des Museums, 
daß ich in 25 Jahren nur ein einziges Mal gezwungen war, mich bei 
einer Amtshandlung auf diese Instruktionen zu berufen. Das Gesamt^ 
personal des Technologischen Gewerbe^ Museums, vom Gewerbeför^ 
derungsdienste des Handelsministeriums abgesehen, besteht derzeit aus 
104 Personen, und zwar: 

Technische Beamte und Lehrer 33 

Administrative Beamte 7 

Werkmeister, Vorarbeiter, Laboranten und Maschinisten 15 

Lehrkräfte (externe) 18 

Portiere 2 

Diener 14 

Heizer 4 

Taglöhncr 11 



104 

Denkschrift Tcchn. Gew.-Mus. ^0 



Mitglieder: Karl Ellissen, SektionS'Chef Dr. 'W. Ezner, Emil 
Hamburger, kaiserlicher Rat Julius R. von Kink, RegierungS' 
rat Prof. G. Lauboeck, Ingenieur Hermann Schulte und Direktor 
Max Sembritzki. 



4. Fachkomttee für die Fachschulen ffir chemische Gewerbe an der 
II. Sektion. 

Obmann: Unbesetzt. 

Mitglieder: Hofrat Prof. Alezander Bauer, Prof. Dr. Paul Fried' 
laender, kaiserlicher Rat Wilhelm Neuber, H. Salvaterra. 



— 307 — 

5. Fachkomitee für die Fachschulen für Bau^ und Maschinen^ 

Schlosserei an der III. Sektion. 

Mitglieder: Ludwig Birö, General^Direktor Oberbaurat Otto Günther, 
Regierungsrat Prof. Friedrich Kick, August Rast, Oberinspektor 
Felix Reifer, Gemeinderat Karl Tagleicht, Prof. Ferdinand 
Walla. 

6. Fachkomitee für die Fachschulen für Elektrotechnik an der 

IV. Sektion. 

Mitglieder: Direktor Ernst Egger, Oberingenieur Emil Futter, 
Oberingenieur Robert Gabriel, Prof. A. Grau, Dr. Richard 
Hiecke, Gemeinderat Robert Mo essen, Direktor Ferdinand 
Neureiter, Oberingenieur Karl Pichelmayer, Reg.^Rat Dr. Jo^ 
hann Sahulka. 

7. Fachkomitee für die Versuchsanstalt für Papierprüfung. 

Obmann: General^Direktor von Capellen. 

Mitglieder: Emil M. Engel, Karl Ellissen, Sektions^Chef Dr. Wil^ 
heim Exner, Kommerzialrat Alfred R. von Holder, Friedrich 
Jasper, kaiserlicher Rat Julius R. von Kink, Regierungsrat 
Prof. Georg Lauboeck, Direktor Wilhelm Mayer, Direktor 
Albert Pietz, kaiserlicher Rat Friedrich Po Hak, Ingenieur Her^ 
mann Schulte, Ludwig Seidel jun., Direktor Max Sembritzki. 

Die Wirksamkeit der Korrespondenten, die von den Herren 
Erzherzog^Protektoren Karl Ludwig und Otto ernannt wiu*den, ist 
bereits besprochen worden; sie sind auch namentlich aufgeführt 
worden. 

Die Leistungsfähigkeit des ganzen Institutes beruht in erster 
Linie auf der Befähigung und der Pflichttreue der persönlichen Kräfte, 
welche in ihrer Summe heute ein Maximum in der bisherigen Ent^ 
Wicklung erreicht hat. Das Sachvermögen des Museums besteht in dem 
stiftungsmäßigen Rechte der Benützung der dem Niederösterreichischen 
Gewerbevereine gehörigen Realität, sie bedeckt eine Bodenfläche von 
5179*6 m-, und in dem dem Technologischen Gewerbe^Museum ge^ 
hörigen Inventar der Sammlungen, der Versuchsanstalten, der Lehr^ 
anstalten und des Verwalttmgsapparates. Auf diesen persönlichen 
Kräften und diesem sachlichen Besitz beruht der Betrieb der Anstalt, 
welcher sich statistisch dtu*ch zwei Darstellungen erläutern läBt: 
I . Durch einen Ausweis über die Frequenz der Versuchsanstalten (S. 308, 
309), 2. durch eine Darstellung der Frequenz der Unterrichtsanstalten, 
die hier (S. 310) der leichteren Übersicht wegen graphisch gegeben ist. 

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— 3o8 — 



AUSWEIS ÜBER DIE FREQUENZ 



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— 311 — 

Angesichts dieses Verhältnisses wurden im letzten Quinquennium die 
Anstrengungen verdoppelt^ um zu einer dauernd befriedigenden Sachlage 
zu kommen. Die in jeder Beziehung begründete Erhöhung der Sub^ 
vention um nur 50%^ ^^o von 80.000 auf 120.000 K^ die noch 
immer nicht den Kosten einer größeren Staatsgewerbeschule gleich^ 
kommen würde^ könnte die finanzielle Lage des Institutes in jeder 
Beziehung befriedigend gestalten. Die Verbesserung der Einrichtung 
der Laboratorien der zweiten Sektion, die dringlicher Natur ist, 
die Ergänzung des Vorrates an Lehr^ und Demonstrationsmitteln, die 
zeitgemäße Vermehrung der Sammlungen und der Bibliothek, sowie 
die Erhöhung der Bezüge der Angestellten, all dies würde durch 
die Bewilligung dieser bescheidenen Forderung erreicht werden können. 
Die andere Alternative besteht in der Übernahme der Verwaltung des 
Institutes durch den Staat, wobei die Regierung gleichzeitig die ihr als 
notwendig erscheinenden Maßregeln unterrichtspolitischer Natur durchs 
führen könnte, wie z. B. die Verlegung der mechanisch^technischen 
Abteilung der höheren Staatsgewerbeschule im I. Wiener Bezirke in das 
Technologische Gewerbe^Museum, die Abtrennung der Lehranstalten der 
zweiten Sektion vom Museum zur Begründung einer Zentralschule für 
chemische Gewerbe in der Form einer höheren Staatsgewerbeschule 
in einem äußeren westlichen Wiener Stadtbezirke u. dgl. mehr. Die 
Verstaatlichung hätte manche Vorzüge, freilich auch manche Nach'^ 
teile, im Vergleiche zur weiteren Selbstverwaltung unter der Be^ 
dingung der gleichzeitigen Erhöhung der Staatssubvention. Der Haupte 
vorteil, den die Übernahme durch die Staatsverwaltung gewährleisten 
würde, läge in der Steigerung der Fürsorge, die ja die Staatsverwaltung 
für die ihr unmittelbar zugehörigen Institute stets und in neuester Zeit 
ganz besonders betätigt hat. Ist das in enthusiastischer Zuneigung erzeugte 
natürliche Kind mit den herrlichsten Anlagen ausgestattet, so hat doch 
anderseits das adoptierte und dadurch legitimierte Kind bessere Aussichten 
auf die ihm gebührende Fürsorge und die Erleichterung seiner Lauf^ 
bahn. Es war daher für den Niederösterreichischen Gewerbeverein, der in 
treuer Anhänglichkeit an das von ihm begründete Museum verharrt, 
ein wichtiges Ereignis, als die Unterrichtsverwaltung am 24. Juni 1903 
an ihn folgenden Erlaß richtete, den ich hier wörtlich wiedergebe: 

„Das Ministerium für Kultus und Unterricht findet sich 
nunmehr bestimmt, die Verstaatlichung des Technologischen 
Gewerbe^Museums grundsätzlich ins Auge zu fassen. Hierbei 
muß zunächst bemerkt werden, daß die Festsetzung eines be^ 
stimmten Zeitpunktes für die Dtu*chführung der Aktion gegen^ 
wärtig noch nicht platzgreifen kann; weiters erscheint diese 
Durchführung an die Voraussetzung geknüpft, daß die Mo< 



— 312, — 

dalitäten, unter welchen die Verstaatlichung erfolgen soll, mit der ge^ 
botenen Rücksicht auf die Staatsfinanzen sich als vereinbar darstellen. 

Das geehrte Präsidium wird demgemäß eingeladen, hin^^ 
sichtlich der Bedingungen der Verstaatlichung seine Anträge 
ehestens anher zu stellen, in welcher Beziehung allerdings der 
Erwartung Raum gegeben werden muß, daß sich diese Be^ 
dingungen einigermaßen günstiger stellen werden, als sie in den 
bisherigen im kurzen Wege gepflogenen Verhandltmgen gekenn^ 
zeichnet wurden. Ein besonderer Wert muß speziell darauf ge^ 
legt werden, daß nicht nur die bisherigen Einnahmen des 
Technologischen Gewerbe^Museums, insbesonders was die Schuld 
geldeinnahmen und die Beiträge der interessierten Faktoren 
anbelangt, fernerhin erhalten bleiben, sondern daß insbesonders 
die Summe dieser Beiträge auch eine wesentliche Erhöhung erfahre. 

Im einzelnen handelt es sich ztmächst um den Beitrag des 
Niederösterreichischen Gewerbevereines, in welcher Hinsicht er^ 
wartet wird, daß der Letztgenannte die Verpflichtung übernimmt, 
nicht nur überhaupt fernerhin einen Beitrag, sondern auch in 
einem höheren Ausmaße als bisher zu leisten. Weiters kommen 
die Beiträge der Stifter, Gründer, Mitglieder und Teilnehmer 
des Technologischen Gewerbe^Museums in Betracht. Hier muß 
bemerkt werden, daß für den Fall der Verstaatlichung wohl 
eine neue Form zu finden sein wird, in der Sache aber diese 
Einnahmsquelle ungeschmälert erhalten bleiben muß. Eine neue 
Form wird nämlich unter dem Gesichtsptmkte gesucht werden 
müssen, daß das Verhältnis der Mitgliederschaft gegenüber einer 
staatlichen Anstalt nicht aufrecht erhalten werden kann, und daß 
es untunlich erscheint, das Ärar auf die Beiträge der einzelnen 
Privaten anzuweisen. Demgemäß hätte der Niederösterreichische 
Gewerbeverein selbst dem Staate gegenüber in die die Gesamt^ 
leistungspflicht der Mitglieder etc. mit einem Mindestausmaße 
von 4000 K einzutreten, während es ihm anheimgegeben wird, 
sein Verhältnis zu den bisherigen Mitgliedern in angemessener 
Weise auch hinsichtlich der gegenständlichen Regreßpflicht zu 
ordnen; femer erscheinen unter den bisherigen Einnahmen des 
Technologischen Gewerbe^Museums die Beiträge des Vereines 
der Österreichisch^ungarischen Papierfabrikanten in Wien mit 
2000 K, der niederösterreichischen Statthalterei mit 600 K, der 
Handels^ und Gewerbekammer Wien mit 2000 K, der Handels^ 
und Gewerbekammer Olmütz mit 200 K und der Gemeinde 
Wien mit 6000 K, überdies hat nach hierortigcn Informationen 
in der jüngsten Zeit die Genossenschaft der Maschinenbauer 



— 313 — 

und Mechaniker einen Beitrag von 2000 K und das Land Nieder^ 
Österreich einen solchen von 2000 K zugestanden. Die Fortge^ 
Währung dieser Beiträge erscheint in der Sache schon dadurch 
gerechtfertigt, daß die von den bisherigen Kontribuenten ver^ 
tretenen und in den Subventionen gewürdigten Interessen am 
Technologischen Gewerbe^Museum auch nach seiner Verstaat^ 
lichung eine unverminderte Pflege finden werden. Die Untere 
richtsverwaltung glaubt aber die Anerkennung dieses Gesichts^ 
punktes bei den beteiligten Faktoren um so zuverlässiger ge^ 
wärtigen zu dürfen, als sie für den Fall der Verstaatlichung 
gesonnen ist, sich durch Schaffung eines Kuratoriums ein be^ 
ratendes Organ für die Verwaltung zu sichern, und jenen 
Faktoren, welche einen angemessenen Beitrag leisten, eine Ver^ 
tretung in diesem Kuratorium zuzugestehen. 

Das Ministerium für Kultus und Unterricht wird an die 
vorerwähnten Kontribuenten mit dem Ersuchen herantreten, 
ihre Beitragsleistung auch für den Verstaatlichungsfall, und zwar 
unter gleichzeitiger Gewährung einer möglichst weitgehenden 
Erhöhung aufrecht zu erhalten. Indem es das geehrte Präsidium 
von diesem Vorhaben in Kenntnis setzt, erbittet es sich die 
wärmste Unterstützung der in dieser Richtung zu untere 
nehmenden Schritte seitens dieses geehrten Präsidiums. Schließlich 
möchte das Ministerium für Kultus und Unterricht unter Bezugs 
nähme auf die im Vorangeführten detailliert gekennzeichneten 
Gesichtspunkte noch im allgemeinen dem geehrten Präsidium 
dringendst ans Herz legen, bei der Schlußfassung über die oben 
erbetenen Anträge bis an die äußerste Grenze desjenigen vor*^ 
zugehen, was vom dortigen Standpunkte aus zugestanden werden 
kann, um die Voraussetzungen für die Realisierung des Ver^ 
staatlichungsprojektes ohne Verzögerung zu schaffen. 

Der Minister für Kultus und Unterricht: 

Hartel m. p.** 

Die in dem Erlasse des Unterrichtsministeriums gestellte Bedin^ 
gung der Fortdauer und Erhöhung der gegenwärtigen Zuschüsse ist 
inzwischen insofeme vollkommen erfüllt worden, als alle Stellen, die 
bisher dem Technologischen Gewerbe^Museum Subventionen zuwendeten, 
die weitere Gewährung dieser Zuschüsse in gleicher Höhe — Ge^ 
meinde Wien, Landtag und Handelskammer sogar unter gleichzeitiger 
Erhöhung — in Aussicht genommen haben. Im Rückstand mit einer 
derartigen Erklärung befindet sich nur noch die Genossenschaft der 
Maschinenbauer und Mechaniker. Hätte die Unterrichtsverwaltung 



— SU — 

jenen Stellen schon vor einem Dezennium die Erhöhung der Sub» 
ventionett empfohlen, so wäre der Erfolg gewiß noch günstiger 
gewesen. Aber das Interesse der Staatsverwaltung an dem Institute 
wächst wohl, wie oben behauptet, in dem Momente, wo die Anstalt 
in den staatlichen Besitz übergehen soll, und dieses gesteigerte Interesse 
veranlaßt auch Taten, deren Folgen segensreich sind. 

Das Präsidium des Niederösterreichischen Gewerbevereines, ferner 
das für diesen Zweck eingesetzte Präsidialkomitee und der VerwaltungS' 
rat berieten mit größtem Eifer die Antwort auf den Erlaß des Unter' 
richtsministeriums, die dann auch gegeben wurde, als im Schöße des 
Vereines eine vollständige Einigung erzielt worden war. Seither ist 
eine weitere Äußerung des Unterrichtsministeriums nicht erfolgt. Man 
kann von dieser Angelegenheit sagen, daß die Erwarttmg des Kommen' 
den, die Spannung auf die Entwicklung künftiger Verhältnisse, jene 
Empfindung hervorruft, die den Schritt der Zeit als verlangsamt er" 
scheinen läßt. 

Den Leser, der sich daran erinnert, daß die Gründung des Museums 

in die Zeit des Ministeriums Taaffe fällt, möchte ich auf die be' 

merkenswerte Tatsache aufmerksam machen, daß die Verhandlungen 

über die Verstaatlichung des Technologischen Gewerbe^Museums zu 

einer Zeit stattfinden, in der so recht augenfällig die Wirkungen 

der Taaffeschen Politik in die Erscheinung treten. Die Arbeits' 

Unfähigkeit des Parlamentes, wie der technische Ausdruck lautet, und 

damit das zeitweilige Versagen der zentralistischen Februarverfassung 

sind auf die Regierungskunst Taaffes zurückzuführen. Da an Organen 

zur Äußerung des Volkswillens momentan nur noch die Gemeinde' 

Vertretungen und die Landtage übrig geblieben und auch von diesen 

einige wichtige arbeitsunfähig geworden sind, so liegt die RegierungS' 

gewalt fast ausschließlich in den Händen der Regierung. Manche Folgen 

dieser verhängnisvollen Lage werden noch zutage treten, am bedenklich' 

sten dann, wenn der Staat irgend einer Gefahr ausgesetzt werden 

würde. Hoffentlich wird diese schwerste aller Prüfungen nicht ein' 

treten. Vorläufig aber kann sich jede Aktion der Regierung, so auch 

die Verstaatlichung eines Institutes imd die darauf folgende staatliche 

v=,™,itung de, Anstalt, unbehindert nach dem Willen der Macht' 

/'ollzieben, während bei einem regelmäßig funktionierenden 

;utionalismus nicht nur die Kontrolle erleichtert wird, sondern auch 

iltcn der Vertretungskörper an und für sich die Zentralstellen 

tiger und rücksichtsvoller macht oder doch in diesem Sinne zu 

jßen vermag. 



SCHLUSZWORT« 



Der Göttinger Universitätsprofessor Johann Beckmann ist der 
Begründer der technologischen Wissenschaft.^) Er stellte den Inhalt 
dieses Faches fest und erfand dafür die Bezeichnung. Seine ersten 
Arbeiten, die er in dem Buche ^Einleitung zur Technologie oder 
zur Kenntnis der Handwerke, Fabriken und Manufakturen'', Göttingen 
1777, gesammelt erscheinen ließ, sind ausschließlich deskriptiver Natur. 
Nach einer weit umfassenden literarischen Tätigkeit auf dem von ihm 
gewonnenen und abgesteckten Arbeitsfelde, nach vielfältigen histori^ 
sehen Studien gelangte Beckmann im Jahre 1806, also nach einer 
Arbeitsperiode, die fast ein Menschenalter ausfüllt, dazu, den Begriff 
der allgemeinen Technologie festzustellen. Der Reformvorschlag 
Beckmanns beweist nicht nur eine seltene Voraussicht, sondern auch 
große Selbstverleugnung, indem er durch die kleine Schrift „Entwurf der 
allgemeinen Technologie'' das eigene, zuerst geschaffene ruhmgekrönte 
Werk einer Kritik von einschneidender Kraft unterwarf. Die allgemeine 
Technologie betreibt die Untersuchung der Arbeitsvorgänge oder Ar^* 
beitsverfahren in ihrem Zusammenhange mit den Eigenschaften des 
Rohstoffes und den beabsichtigten Eigenschaften des Produktes und 
unterzieht die Hilfsmittel des Verfahrens einer technisch^wissenschaft' 
liehen Untersuchtmg, all das losgelöst von den Vorstellungen und dem 
Usus der Gewerbe^ und Fabrikbetriebe. Beckmann hat daher mit 
voller Klarheit den Weg gewiesen, den die jüngere Schule der Technologie 
erst im letzten Viertel des XIX. Jahrhunderts neuerdings zu beschreiten 
begann. Wohl verfügen die Technologen der Hartigschen Richtung über 
ein ganz anderes wissenschaftliches Rüstzeug als jenes, das zur Zeit 



'*') Johann Beckmann, der Begründer der technologischen Wissenschaft. 
Vortrag, gehalten von W. Einer im k. k. österreichischen Museum für Kunst 
und Industrie. Wien, Druck und Verlag von Karl Gerold Sohn, 1878. 



— 3i6 — 

Beckmanns vorhanden war. Aber auch die Technologen der Neuzeit 
machen jeder für sich dieselbe Entwicklung durch, welche die Riesen^ 
erscheinung Beckmanns in ihrer Entwicklung kennzeichnet. Jeder 
Technologe, ob mehr oder minder bedeutend, beginnt im Wege 
der beschreibenden Technologie den Inhalt seines Faches kennen zu 
lernen und bereitet sich auf diese Art vor zur spekulativen und expe^ 
rimentellen Forschung.^) Die eine Methode der Behandlung des Faches 
schließt die andere nicht aus, im Gegenteil, sie haben einander hilfreich 
die Hand zu bieten. Aber nicht nur Individuen machen, entweder seltv 
ständig oder durch äußere Einflüsse hiezu geführt, diesen Werdegang 
durch, auch eine öffentliche Anstalt technologischer Richtung kann 
dieselbe Ausbildung erfahren. 

Vergleicht man nun die einzelnen Teile des Technologischen 
Gewerbe^Museums untereinander, so zeigt sich, daß die Unterrichts^ 
Veranstaltungen gegenüber den Versuchsanstalten weit über das beab^ 
sichtigte Maß hinaus in den Vordergrund getreten sind. Das Bedürfnis 
nach ihnen und die aus der Befriedigung des Bedürfnisses fließende 
Einnahmsquelle hat die Entwicklung dahin geführt, wo sie heute an^ 
gelangt ist. Noch bei der Verfassung des Entwurfes für die Organisation 
der dritten Sektion, welchen ich im Sommer 1882 publizierte (vgl. An< 
merkung auf Seite 78 u. ff.), hoffte ich durch besondere Betonung 
des Versuchswesens im Sinne der allgemeinen Technologie meinem 
ursprünglichen Ziele näher zu kommen. Ich kann an dieser Stelle 
nicht weitläufig ausführen und begründen, warum die beschreibende 
Technologie, die ihre höchste Ausbildung schon durch Karl Kar^ 
marsch erfuhr, als Grundlage für eine Lehr^ und Forschungsanstalt, 
wie es das Technologische Gewerbe^Museum zu sein hat, nicht auS'' 
reicht. Das Technologische Gewerbe^Museum mußte jedenfalls den 
Weg verfolgen, den Beckmann und die modernen technologischen 
Forscher, allen voran Ernst H artig, gewiesen haben. Diesen Weg zu 
verfolgen waren vor allem die Versuchsanstalten berufen, die allerdings 
der Reihe nach eingerichtet wurden je nach den zur Verfügung stehenden 
kärglichen Mitteln, freilich weniger als die führenden Pioniere, wie 
ich sie vorgedacht hatte, sondern als die dienende Magd der In^ 
dustrie und des Verkehrswesens. Meine Absicht, ein technologisches 
Institut zu schaffen, für das die Erforschung der Arbeitsbegriffe die 
vornehmste Aufgabe bilden sollte, ist nicht zur Durchführung ge^ 
langt, da es uns versagt war, einem idealen Ziele nachzustreben. 



'*') Ein System der vergleichenden mechanischen Technologie. Von Regierungen 
rat W. F. Einer. Dinglers Polytechnisches Journal, 1874 und 1875. „Civil^ 
ingenieur'S XXII. Bd., 5. und 6. Heft. 



— 317 — 

da die Einhaltung des Budgets, die Vorsorge für die Deckung des 
Bedarfes unsere erste Pflicht waren. Ich bin aber auch heute noch, 
und zwar mehr denn je, überzeugt, daß es für die gewerbliche 
Produktion von größter Bedeutung wäre, durch ein Bündel koope^ 
rierender Versuchsanstalten, tmbehindert durch die Sorge um die 
Bedecktmg der unvermeidlichen Kosten, die Erforschung der Ar^ 
beitsbegriffe im Sinne der allgemeinen oder vergleichenden Tech'' 
nologie systematisch zu betreiben. In den Versuchsanstalten wären 
die Eigenschaften der Rohstoffe, Halbfabrikate und Endprodukte 
im Zusammenhange mit dem Arbeitsverfahren und dessen Hilfsmittel 
zu untersuchen. Der Gedanke läßt sich mit einem Worte erklären, 
es sollte dem, was die Physikalisch^technische Reichsanstalt in 
Berlin für die angewandte Physik ist, eine ähnlich eingerichtete 
Reichsanstalt für die Technologie in Österreich an die Seite 
gestellt werden. Ich sehe nicht ein, warum dies nicht in Wien ge^ 
schehen sollte, in jener Stadt, in der die erste Pflegestätte technolo^ 
gischer Fachbildung entstand, aus der Karl Kar marsch hervorging, der 
Vorkämpfer der deskriptiven Technologie an den Polytechnischen 
Instituten Österreichs und Deutschlands. Ich bin auch überzeugt, daß 
es zur Durchführung dieses Gedankens einmal kommen wird, freilich 
vermag ich nicht vorherzusagen, durch wen, wo und wann. Als ich 
im Jahre 1878 in der Maschinenhalle der Pariser Weltausstellung ge^ 
meinschaftlich mit meinem damaligen Assistenten Lauboeck mit 
Hilfe des Hartigschen Dynamometers Experimentalstudien an den 
dort ausgestellten Werkzeugmaschinen vornahm, die die Aufmerke* 
samkeit eines großen fachlichen Publikums auf sich lenkten, glaubte 
ich der Verwirklichung meines Vorschlages näher zu sein als jetzt 
nach 25jähriger Arbeit an einem aufblühenden Institute, das den 
Namen Technologisches Gewerbe^Museum führt. In dem Momente, 
wo das Technologische Gewerbe^Museum in die Staatsverwaltung 
übergeht, wird es von jener Fessel befreit, von der es immer bedrückt 
worden ist, von der Sorge um das finanzielle Gleichgewicht. Und 
wenn die Staatsverwaltung sich auf den Standpunkt stellt, den sie gegen^ 
über der Versuchs^ und Lehranstalt für Photographie eingenommen 
hat, wenn sie sich nicht dazu verleiten läßt, bloß einseitig durch das 
Technologische Gewerbe^Museum die in Wien bestehenden Forderung' 
gen nach einer Ausdehnung des mittleren gewerblichen Unterrichtes 
zu befriedigen, so könnte das Museum als Ausgangspunkt für die 
Errichttmg einer großen technologischen Reichsanstalt benützt werden. 
Die an dem Institute bestehenden Unterrichtsanstalten würden nicht 
darunter leiden, sondern dabei nur gewinnen, besonders, wenn damit 
eine Einschränkung der jedenfalls zu hohen Frequenz Hand in Hand 



— 3IS — 

fintt Die höheren Fachiduilen können, das hat die Frfahrting 
det letzten Dezennien bewiesen, auBerofdentUcfaen Nutzen aus etocm 
innren VeriEdir mit dm analogen Vcmiditantrahrn riehen, doch 
müBten diese zu stärkeren Potenzen au^diület werdoi. 

Das Mindeste, was ich und wir alle von einer Obemahme des 
Tedmologisdioi Geweifae-Museums in die Staatsverwaltung etboffen. 
wäre aber die Sicherung des gegenwärtigen Bestandes, der den bc 
reditigten Stolz des NiederösterreidiJschen G e w ei h e v erein e» tnldet und 
den. ich als denen beauftragter Vertnuirasnunn und eine groSe Zahl vor' 
trefflidio* Männer durch die Arbeit eines ttalhm Mensdienaltcis herbei' 
gcffifart haben. 



PERSONEN^NAMEN« 



Abendroth Rudolf 301. 

Abensperg^Traun Graf 181. 

Ackermann 18. 

Afh Friedrich 265. 

Alscher Eduard 306. 

Altmütter 8. 

And^ Louis Edgar 49. 

Arbter Emil Ritter von 201. 

Armstrong 183. 

Arnt Franz 51^ 53» 63. 

Asböth Emil 181. 

Auspitzer 196. 

Avanzo Dominik 186, 265, 

278, 301. 
Ayrton 183. 

Bacquehem Marquis 97. 
Baderle Erich 302. 
Badische Anilin^ und Soda^ 

fabrik 293. 
Baechle 292. 
Baldrian Hans 301. 
Banhans Anton i4t 17» 18, 

25, 28, 29, 34t 35» 4lt 44t 

51, 52, 77t 78, 9lt 114» Il5t 

117, 118, 196, 197. 
Batik Johann 303. 
Bauer Alezander 12^ 20^ 21, 

161, I99t 2i7t 218, 243, 267, 

299t 306. 
Baumann Ludwig 213. 
Bauschinger Johann 164^165, 

166, 167, 168, i69t 271. 
Bayer & Comp. 293* 



Beck Oskar 301. 

Beck Theodor 277. 

Becker Ludwig von 35, 51, 140. 

Beckmann 3i5t 3i6. 

Bengough John 227. 

Benk Johannes 215. 

Berg Freiherr von 35. 

Berger 212. 

Berger Friedrich 303. 

Berger Siegmund 303. 

Berehinak Ferdinand 125, 
211, 284, 299. 

Berninger Alois 211, 301. 
Bernt Rudolf 298. 
Bertram 245. 
Beyer Oskar 303- 
Biach Moritz 35* 
Bindschedler Robert 272. 
Biro Ludwig 307. 
Blazincic Josef 35* 
Bock Rupert 244. 
Bös Franz 238. 
Bojanowski von 177* 
Bortscheller 238. 
Boschan Ernst Ritter von 
141, 196, 299. 

Brand & Lhuiller 95t 150. 
Braun Freiherr von 106. 
Breitenlohner Jakob 50, 234, 

237t 266. 
Brestel 60. 
Brücke 12. 
Brunstein J. L. 299* 



Bufatti Franz 181, 203, 267, 

306. 
Bujatti Theodor 299. 
Burg 142. 
Burkhardt Wilhelm 56. 

Cabos Charles 200. 
Capellen Gotthard von 88, 

202, 299t 306, 307. 
Caro H. 272. 
Cente Josef 56. 
Cigoj 238. 
Chlumecky Ritter von 25, 29, 

36, 4it 60, 132. 
Chwalla Rudolf 200. 
Clauser Jakob 199* 
Cohn Paul 292, 303. 
Cohn S. 292. 
Colli 238. 

Coronini Franz Graf 270. 
Croy Prinzessin 180. 
Cumberland Herzog und 

Herzogin 180. 
Czedik Bründlsberg Freiherr 

von 118, 119. 

Dafert 89. 

Day R. E. 265. 

Deckert & Homolka 245* 

Demmer Bernhard 85, 142, 

I43t I44t I45t 196, 201, 295t 

307. 
Demuth Gebrüder 233* 



Denk August 126, 215. 2&i, 

292. 299. 
Denk Josef 56- 
Diri 277- 
Deacartes 6. 
Dtlllnger 195. 

Dipauli Freiherr von 100,158. 
Ditmar Rudolf 35. 201. 
Doderer Wilhelm Ritler von j 

240. . I 

Doms Josef 236. 
Dom Alexander von Hat' 

WAlt 265> 306. 
Draechsler Karl 53. 
Dreher Anton 199. 
Dürr, Gehre & Comp. 285- 
Dumreicher von Österreicher 

Armand 14, 75, 92, 93. 94. 

127. 12S, 129. 135- 
DzieduBzycki Wladimir Graf 

52, 33, 270. 

Eberan Eberhorst Alexander 

von 272. 
Eckel A. 295> 301. 
Edelmann H. Th. 272. 
Edler Robert 3021, 
Eder Josef Maria 77. 124. 
Egger Ernst 233. 307- 
Ehrenfest Artur 299. 
EJchler Wilhelm Freiherr 

von 139' 140, 196. 
Eialer J. 35. 

Eitelberger 12, 56, 94. i&6. 
E Hissen Karl 306, 307. 
Enfield Henry 1S2. 
Engel AleKander von 266. l 
Engel Emil H. 307. 
Engel'Dollfufl 292, 
Engländer Richard 30, 201. 1 
Erhard Ludwig 278. 
Erlach Richard 30;, 
Einer Wilhelm 17, iB. 20. j 

II. 1->. tA ,5, 36, 45, 4,_ 

. 94, 128. 164, 
19B, 208. 238, 
306, 307, 315. 



— 320 — 

Falkenhayn Graf 53' 

Fähnrich 51- 

Fellner & Helmer i79> 282. 

Fernau Richard 150- 

Feratel 13- 

Fidler Karl sif 75, 78, 9^ 

93. 127, 129. 130, 131, 132. 

133, 134. 135. 277. 
Fischer Hugo 176. 
Fitz Friedrich 292. 
Fock Franz 56- 
Förster WUhelm i63. 
Fraenkl Adolf 219, 234, 302. 
Franz Karl Erzherzog 131- 
Freihofner Ferdinand 303. 
Frey Karl August Ritter von 



Friedlaender Paul a 

301, 302, 30a. 
Futter Emil 307, 



'. 299. 



Gabriel Robert 307. 
Gasser Johann 201, 292. 
Gautsch Franktnthum Frei' 

herr von 102, 195- 
Gaupp von 271. 
Geburth R. 5a. 
Gedliczka W. J. 299. 
Gerhard US Hermann 200. 
Giskra 60. 
Gode£Fro7 Riebard 29, 35> 

47, 49. 147. 148, 149. 234. 

238. 
Götz Charles 35. 
Götz Josef 303. 
Gollner 157. 
Gomperz 26, 27, 53. 
Grau August 230, 250, 299. 

301, 302, 307. 
Greger Otto 303- 
Grimburg Rudolf Ritter von 

150. 
Gröger 235- 
GroU Gebrüder 56. 
Groll Johann 303. 
Gromann Leopold 56. 
Gugitz Gustav von 48. 
rad Freiherr Gunesch Ritter von 196, 299. 
Günther Otto 307. 



Guttenberz Ritter von 35- 
Guth M. 216. 

Haardt F. W. 201. 

Haas tt Czjzek 203. 

Haas Philipp Sc Söhne 56- 

Habermann 245- 

Habig Peter 200. 

Hackel Rudolf 303. 

Habler Tb. 263- 

Hahn Moritz 303- 

Hamburger Emil 30^- 

Hanausek Eduard 50- 

Hanausek Thomas Franz 

157- 
Hansel Franz 303- 
Hanusch Alois 19^, 201, 203. 
Harpke Anton von 29. 9». 

117, 116, 119, 120, 121, 123, 

I2ti, 204. 282. 
Hartel Ritter von 126, 3i3> 
Hartig Ernst 8, 20, 21, 86, 

176, 177. 178. 179. 217. 270, 

271, 316. 317. 
Hartwich H. J. 200. 
HasenShrl Richard 299. 
Haswell John 142. 
Hauen Schild Hans 234- 
Hauffe Leopold Ritter von 

10, 21. 35- 52, 78, 19*. 217, 

299- 

Hauptfleiscb 35. 48. 238, 244. 

Hauser Eduard 201. 

Haymerle von 268. 

Hayashi 278. 

Hecke S4- 

Hedrich Rudolf 302. 

Helmholtz Hermann von 
163. 164. 169. 170, 171. 172, 
173. 174. I75t 245. 271. 

Henning 90. 

Henrici 183. 

Hentschel 47. ^8. 

Hentschel Karl 303- 

Herbst 60. 

Herz Heinrich 174- 

Herrmann Emanuel 14. 

HeB Philipp 91, 306. 

Hipp Johann 56. 

Hiecke Richard 307- 



— 3^1 — 



Hieß Franz jun. 200. 
Hochenegg Karl 253* 
Hofmann August Wilhelm 

von 159, 160, 161, 162, 271. 
Hofmann Nikolaus 266, 303. 
Höhnel Franz Ritter von 157. 
Hölbling Viktor 157» 303* 
Holder Ritter von 267, 307. 
Hoechst 293. 
Hompesch Graf 237. 
Honig Wilhelm 158. 
Hornbostel C. G. & C. 203. 
Hornbostel Karl 84. 
Hornig Emil 35» 5i» 77» 124. 
Hospitalier 250. 
Hoyer 8. 
Hoyos'Sprinzenstein Ernst 

Graf 50. 
Huber 272. 
Hülsse 176. 
Huguet 7. 

Huguenin & Comp. 293. 
Husserl Leo 235, 303. 

Isbary 97, 200. 

Jacobi 171. 

Jalowetz 227. 

Jandera 235. 

JAray SAndor 200. 

Jasper Friedrich 307. 

Jenny S. 217. 

Jesse Ritter von 35. 

Jirecek 130. 

JoUes Adolf 303. 

Joule 171. 

Irmler Heinrich 56, 299. 

Kagerbauer Ernst 306. 
Käßhofer Ignaz 301. 
Käßhofer Johann 155. 
Kaiser Eduard 45, 51, 141, 

299. 
Kapeller 245. 
Kareis Josef 201. 
Karg J. G. 50, 237. 
Karl Ludwig Erzherzog 31, 

32r 36, 50, 54» 56, loi, 102, 

109, III, 117, 198, 204» 270, 

307. 

Denkschrift Techn. Gew.'Mus 



Karlweis 188. 

Karmarsch Karl 8, 282, 316, 

317. 
Karplus Gottlieb 36. 
Keeß Stephan von 209. 
Keglevich Graf 137. 
Kempni Viktor 158. 
Kerchnave Herbert E. 267. 
Kick Friedrich 209, 266, 271, 

299. 
Kink Julius Ritter von 292, 

306, 307. 
Kinsky Eugen Graf 43» 50. 
Kirschnek J. B. 200. 
Kirkaldy 10. 
Kirsch Bernhard 91, 169, 

221, 264t 301, 302. 
Kittler Erasmus 271. 
Kitschelt Rudolf 56, 141, 299. 
Klaudy Josef 161, 225, 234» 

302. 
Klein L. 271. 
Klemm Josef 56. 
Klier 26. 

Klopfer Johann 215. 
Kohn Jakob & Josef 35, 50. 
Kohnberger S. 200. 
Koller August 301. 
Kollmann Leopold 303. 
Korb^Weidenheim Freiherr 

von 108. 
Kornauth Hans 158, 239. 
Kraft Wilhelm 35» 5i» 123, 

196, 201. 

Krainer Franz 306. 
Kramer von 271. 
Krause Gustav 238. 
Kraus Gebrüder 237. 
Krebs Werner 272. 
Kremenezki 233. 
Kremser Eduard 201. 
Kresnicka Johann 303. 
Kretschmar Konrad 48, 56t 

238, 266. 
Kfizik 228. 
Krones Anton 125. 
Kropf Julius 303. 
Krückl Josef 200. 
Kubelka Friedrich 238. 
Kucera Edaurd 306. 



Kulka Robert 303. 
Kutschera Eduard 306. 
Kutschera F. Ritter von Aich^ 

bergen 36, 54. 
Kuenburg Leopold Graf 300. 
Kundrat von 106. 

Lacedelli 238. 
Lanckoronsld Graf und Grä^ 

fin 181. 
Lampa Anton 157. 
Langen & Wolf 56. 
Latour Vinzenz Graf Baillet 

de 94» 95, 97, 98, 195, 196, 

222, 251, 265, 278. 
Laubek Franz 300. 
Lauboeck Georg 20, 45, 47, 

48, 49, 52, 86, 91, 179, 194, 

196, 220, 238, 241, 254, 263, 

278, 295, 300, 301, 302, 306, 

307, 317. 
Laussedat 271. 
Lehr Ferdinand 56. 
Leidesdorf Max 242, 300. 
Leistler Karl 35, 56. 
Leitenberger Friedrich Frei^ 

herr von 50, 52, 200, 217, 

292. 
Lemberger Alois 303. 
Lenhardt & Wegbauer 56. 
Leon Gustav Ritter von 140, 

141, 142. 
Leroy 7. 

Liebig J. von 160. 
Liechti 16, 98, 147, 217, 218, 

242, 263. 
Lind Karl 35, 78, 92. 
Litschauer Viktor 303. 
Loewenherz Leopold 162, 

163, 164. 
Loewenstein Ernst 235^ 302. 
Luckhardt Fritz 123, 124, 

196, 202. 
Ludewig Albert 298. 
Ludwig Bernhard 12, 35, 56. 
Ludwig Prinz von Bayern 

181. 
Lueger Karl 102. 
Luitpold PrinZ'Regent von 

Bayern 181. 

21 



— 3iä — 



Rösler A. 50. 

Rosas Franz Edler von 141. 
Roscoe 182. 
Rosenstiel 217. 
Rosthorn Gustav Edler von 
203. 

Rothschild Albert Freiherr 

von 181. 
Rothschild Gustav Freiherr 

von 50. 

Roussel Eduard 272. 
Ruepprecht 245. 
Rubricius Karl 157, 304. 
Ruß Franz 304. 

Salvaterra Heinrich 300, 306. 
Sahulka 306, 307. 
Samuelson 182. 
Sarg Karl 200. 
Sax Hans Emanuel 157. 
Schulte Hermann 306, 307. 
Seidel Ludwig 307. 
Seiferheld Otto 203. 
Sembritzky Max 306, 307. 
Serres Vicomte de 35. 
Siccardsburg 145. 
Siemens & Halske 227, 233» 

245t 293. 
Siemens Werner von 163, 

174. 
Singer Julius 274. 
Singer Richard 304. 
Sommer Rudolf 304. 
Sontag 77. 
Spanger ^Hansen Wilhelm 

305. 
Spatenka Josef 302. 
Spiering Johann 142. 
Spiro Emanuel 85. 
Spörlin & Zimmermann 56. 
Stadion Graf 130. 
Stadler von Wolffersgrün 

126, 278. 
Steiner Leopold 300. 
Stern Gotthold 300. 
Stoeckl Alfons 301, 305. 
Straßer Eduard 305. 
Strcmayr 130, 132. 
Strohmer 89, 200. 



Studnitzka Adolf 200. 
Stützner Otto 200. 
Sturm 60. 
Subic 238. 
Suess Eduard 60. 
Suess Friedrich 26, 35» 292. 
Suida Wilhelm 242, 243, 
263. 

Swoboda Karl 35, 238. 
Schablaß 245. 
Schefftel N. 126, 293. 
Scheller 56. 

Scherzer Karl Ritter von 
270. 

Schindler Franz 304. 
Schiffner Rudolf 35. 
Schlechta Hans 304. 
Schlenk Karl 90» 96, 158, 

195» 196, 227, 228, 263, 265. 
Schlesinger 157. 
Schlick Erwin Graf 51* 
Schlick Gräfin 180. 
Schlumberger Otto Edler 

von 200. 

Schmerling 130. 
Schmitt A. & Comp. 56. 
Schoeller Gustav Ritter von 
200. 

Schramm 127. 
Schreiber J. & Neffen 56. 
Schroll Josef Edler von 50. 
Schrötter Leopold Ritter 
von Kristelli 201. 

Schuckert'Werke 293. 
Schuh 205. 

Schulte Hermann 254, 304, 
306, 307. 

Schuster Wenzel 211, 300. 
Schuster Robert 304. 
Schwackhöfer Franz 98^ 90, 

152, 153, I54t 226, 227. 
SchwarzenbergJohannAdolf 

Fürst zu 50, 52. 
Schwär z^Senbom 16, 21, 42, 

140, 141. 

Schwefel Arnold 304. 
Schwiedland Julius 157* 
Schwitzer H. 263. 



Taaffe Graf 53t S9, 60, 63, 

314* 
Tagleicht Karl 307. 
Tapla Theodor 157, 265, 304, 

305. 
Taubler Ferdinand 200. 
Taxis Fürst und Fürstin 

180. 
Tedesco Eduard Freiherr 

von 50. 
Tetmajer Ludwig von 224, 

225, 226, 244, 27it 300. 
Thaler Gustav 305. 
Theyer Theodor 203. 
Thonet Gebrüder 43, 50, 137, 
Thonet August 136, 300. 
Thonet Franz 136. 
Thonet Jakob 136. 
Thonet Josef 35t 5it 52, i35t 

136, 137, 138, 139. 
Thonet Michael 136, 137. 
Thurston H. 272. 
Tilgner Viktor 298. 
Tinter Wilhelm 201. 
Tobisch 51. 

Tolman William H. 272. 
Tresca 17. 
Thümmel Robert 142. 



, Uhl 84. 

Ulrich Christian 240. 
Ulzer Ferdinand 219, 225, 

264, 30it 302. 
Unwin 183. 



Van der Null 145. 
Vaucanson 7. 
Vetter Adolf 98, 185. 
Vojnovic Gabriel 306. 
Volke Moritz 196, 205, 211, 
265 t 269, 301. 

Wagenmann & Comp. 292. 
Wagner Otto 212. 
Wagner & Benda 56. 
Waldeck 56. 
Waldl Alois 305. 
Walla Ferdinand 96, 234» 
235t 300, 301, 302, 307. 



21- 



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K.K.T( 




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