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DAS K. K. TECHNOLOGISCHE
GEWERBE^MUSEUM IN WIEN
1879 BIS 1904.
DAS K. K.
TECHNOLOGISCHE
GEWERBE - MUSEUM
IN WIEN
IM ERSTEN VIERTELJAHRHUNDERT
SEINES BESTANDES.
1879 BIS 1904.
DENKSCHRIFT VON WILHELM EXNER.
WIEN 1904.
IM SELBSTVERLÄGE DBS K. K. TECHNOLOGISCHEN GEWERBE «HUSBUHS IN WIEN.
DRUCK VON FRIEDRICH JASPER IN WIEN.
PAPIERLIEFBRANT: K. K. PRIV. ÖSTERR. LÄNDERBANK.
VORWORT.
Dieses Buch stellt ein Kapitel österreichischer Verwaltungs^
geschichte dar.
Ob es wohl viele Leser finden werde? — Jene Personen,
die der „Denkschrift'' aus Teilnahme für den Stoff oder für
den Verfasser ihre Aufmerksamkeit schenken wollen, werden
verstehen, daß sie geschrieben werden mußte.
Sie bildet einen Rechenschaftsbericht, eine Dankeskund^
gebung und ein Programm für die Zukunft.
Wien, am 26. Oktober 1904.
WILHELM EXNER.
INHALT.
Seite
Einleitung i
Vorgeschichte der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Mu^
seums in Wien 12
Geschichte der Begründung des Technologischen Gewerbe^Museums
durch den Niederösterreichischen Gewerbeverein 33
Organisationsstatut für das Technologische Gewerbe^Museutn .... 36
Geschichte der Entwicklung des Technologischen Gewerbe^Museums 57
Sektion für Holzindustrie 68
Sektion für Färberei, Bleicherei, Druckerei und Appretur 69
Sektion für Metallindustrie 69
Die persönlichen Kräfte .... 105
Die Großmächte 105
Erzherzog'Protektor Karl Ludwig 109
Die Männer aus dem Pflichtenkreise 112
Michael Ritter von Matscheko 114
Dr. Anton Freiherr von Banhans 115
Anton von Harpke 119
Karl Ritter von Zimmermann^Göllhelm .121
Fritz Luckhardt 123
Karl Fidler 129
Josef Thonet 135
Wilhelm Freiherr von Eichler 139
Gustav Ritter von Leon 140
Bernhard Demmer 142
Friedrich Paulick 145
Dr. Richard Godeffroy 147
Karl Pfaff J49
Dr. Hugo Ritter von P erger 151
Franz Schwackhöfer 152
Johann Kässhofer 155
- vm -
Seite
Wahlverwandte 158
August Wilhelm von Hofmann 199
Dr. Leopold Loewenherz 162
Johann Bauschinger 164
Hermann von Helmholtz 169
Dr. Ernst Hartig 176
Ferneratehende Zeugen 181
Die Widersacher 1S6
Die sachlichen MiRel 19z
Die Sammlungen 192
Technische Versuchsanstalten 215
Versuchsanstalt für TlnktorlalchcmJe 217
Versuchsanstalt für chemische Gewerbe 219
Vcrsnchsanstalt ffir PapierprQfung 220
Versuchsanstalt für Bau- und Haschlnenmaterial 221
Vcrauchsanstalt für Brauerei und HUzcrel 226
Versuchsanstalt für Elektrotechnik 227
Unterrlchtaanstalten 236
Fachschule für Tischlerei 239
Niedere Fachschule fQr Färberei 242
Höhere Fachschule für chemische Gewerbe 242
Niedere tmd Höhere Fachschule fOr Bau- und Maschinenschlosscrci . 243
Fachschule ffir Elektrotechnik 244
HShere Fachschule fQr Elektrotechnik 252
Speziallehrkurs für Papierindustrie . . . : 253
Propaganda 261
Die „Hitteilungea des Technologischen Gewerbe-Huseums" 261
Sonstige Publikationen 2«5
Bibliothek und Lesesaal 26S
Unser^Korrcspondentcn 269
^^^^^^^^ Fach vereinen 273
im Huseum und das Museum auf Ausstellungen .... 275
iterkiinft 279
BILDSCHMUCK.
Zu Seite
Erzherzog^Protektor Karl Ludwig 109
Michael Ritter von Matscheko 114
Anton Freiherr von Banhans 116
Anton von Harpke 119
Armand Freiherr von Dumreicher 127
Karl Fidler . . 129
Friedrich Paulick 145
Karl Pfaff 149
Hugo Ritter von Perger 151
Franz Schwackhöfer 152
•
Bronze^Btiste des Direktors W. Exner von Viktor Tilgner 298
Seite
Vignette. Allegorische Gruppe von Johannes Benk i
Fig. I. Gebäude des Niederösterreichfschen Gewerbevereines. Erdgeschoß . . 33
Fig. 2. Das Si gl sehe Etablissement an der Währingerstraße, unmittelbar
nach dessen Erbauung 84
Fig. 3* Besuch Sr. Majestät am 24. November 1891 106
Fig. 4. Besuch Sr. Majestät am 11. Oktober 1901 • . 107
Figt 5. Galerie^Saal in dem Hautner sehen Gebäude in der Eisengasse. An^
sieht der Sammlung gegen Süden hin 206
Fig. 6. Galerie^Saal, enthaltend die Sammlungen des Technologischen Gewerbe^
Museums, in der Richtung gegen Norden gesehen 207
Fig. 7. Galerie^Saal. Holzbearbeitung 210
Fig. 8. Metallindustrie 212
Fig. 9. Keramik 213
EINLEITUNG.
Zu jener Zeit, da der Wald in der gemäßigt
ten Zone noch den größten Teil des Bodens
bedeckte, wurde er als Hindernis für den Ver^
kehr und, um Raum für den Ackerbau zu ge^
winnen, geradezu befehdet. Der Wald wurde
gelichtet, oft ohne eine halbwegs befriedigende
Verwertung zu erzielen; im besten Falle bereitete
der Kohler Holzkohle aus Stamm und Asten. Die
Pottaschebrennerei erschien schon als großer
technischer Fortschritt und nur ein geringer Teil
der Altbestände konnte als NutZ' und Brennholz
wirtschaftlich richtig angewendet werden. Viel,
viel später entstand die Forstwirtschaft, die
sich nicht mehr bloß mit der Verwertung der
vorhandenen Bestände, sondern auch mit der Gewinnung neuer, an
Stelle der vernichteten befaßte. Die Aufgabe der Verjüngung überließ
man aber den Resten des alten Waldes. Es war dies die sogenannte
natürliche Verjüngung, die unter günstigen Bedingungen und richtigen
Vorkehrungen gelang, sonst aber nicht, und an Stelle der einst
bestockten Flächen, an Stelle des Urwaldes, trat dann die Hutweide,
aber auch der Sumpf oder der Karst. Die neuzeitliche Forstwirtschaft
begnügt sich nicht mehr mit der natürlichen Verjüngung, sie erzieht
vielmehr planmäßig durch Saat und Pflanzung den jungen Forst und
diesen dann bis zu seiner Reife. Dieses zielbewußte Eingreifen nach
wissenschaftlichen Regeln, aus der Naturbeobachtung entsprossen,
vervollkommte sich mit der Zunahme naturwissenschaftlicher Erkenntnis
und der Vermehrung der wirtschaftlichen Erfahrungen.
DcDlcaehrlft. Techn. Qcw.'Mus. I
— 2 —
In ähnlicher Weise entwickelte sich der Nachwuchs beim ge^
werblichen Betriebe und im Handelsstande. Es gab nur eine natura
liehe Verjüngung, die aus den Altbeständen herauswuchs. Die Zufuhr
von neuen Kräften aus anderen Ständen heraus und die selbständige
planmäßige Vorbereitung der jungen Bestände für ihre Reife stellen
ebensosehr einen neuzeitlichen Gedanken dar, wie die Forstwissen^
Schaft und die auf ihr begründete Wirtschaft im Vergleiche zum
alten Walde.
Wie jeder Vergleich so zeigt auch dieser manche Schwäche. Bei
der gewerblichen Produktion, welche bis zu Ende des XVIII. Jahr^
hunderts Handwerk oder Manufaktur war, trat bekanntlich durch die
Einführung der Dampfmaschine eine neue Produktionsform auf den
Plan, gekennzeichnet durch die Kraftmaschine, die Werkzeugs^ und
Arbeitsmaschine und das Prinzip der Teilung der Arbeit, mit
einem Worte: die Fabrik. Der Fabrikarbeiter wurde aber ausschließe
lieh durch natürliche Verjüngung und Inzucht gewonnen. Niemand
verfiel auf den Gedanken einer wissenschaftlichen Vorbereitung, einer
planmäßigen Erziehung des Arbeiternachwuchses. Dabei trat die
Fabrik gegenüber der Werkstätte des Handwerkers so in den Vorder^
grund, daß die letztere fast ganz in Vergessenheit geriet. Viele Produkte
des Gewerbefleißes übernahm völlig die Fabrikation und eine Gruppe
von Gewerbebetrieben nach der andern verschwand. Die auf den neu^
erfundenen Maschinen und chemischen Prozessen beruhende Produktion
des XIX. Jahrhunderts, in unaufhaltsamer, außerordentlich rascher Zu^
nähme begriffen, stand so auffallend im Vordergrunde des* Interesses,
gestaltete so sehr von Grund aus alle Verkehrsformen, das öffentliche
Leben und die Anschauungen um, daß die oberflächlich Beobachtenden
zu der Ansicht gelangten, man könne alles Weitere dem freien Spiel
der Kräfte überlassen. Stellte sich irgendwo ein Mangel ein, so trachtete
man, ihm unmittelbar abzuhelfen. Und so waren es zunächst die Be^
dürfnisse, die sich in der Großindustrie fühlbar machten, denen man
Rechnung zu tragen suchte. Bei dem Ingenieurwesen, wie es den Hoch«',
Straßen^ Wasser^, Brücken^ und Eisenbahnbau zeitigte und wie es
das Maschinenwesen bedurfte, ging es mit der natürlichen Verjüngung
des Nachwuchses gar nicht. Die polytechnischen Institute, die Akademien
für einzelne technische Zweige, später die technischen Hochschulen,
lieferten den zukünftigen Ingenieur, während dem Arbeiterstande nur der
bloß empirisch Ausgebildete eingereiht werden konnte. Die Fälle,
daß der Praktiker sich selbständig theoretische Kenntnisse erwerbend
zum Range eines Ingenieurs aufstieg, gehörten zu den Seltenheiten
und werden dann oft nur in der Geschichte der Erfindungen aufge^
zählt. Es sind Ausnahmen, bei denen eine gottbegnadete Begabung
L^
— 3 —
den Schulsack überbot. Während das Fabrik^ und Verkehrswesen
durch die ihm direkt dienenden Lehranstalten über wissenschaftlich
ausreichend vorgebildete Kräfte verfugte, blieben die Gewerbebetriebe
und die Handwerksstätten, ohnehin hart bedrängt durch die Fabriks^
konkurrenz, ganz ohne jede Hilfe von außen. Um die Mitte des XIX.
Jahrhunderts erkannte man ziemlich allgemein im mittleren und west^
liehen Europa die dringende Notwendigkeit, dem, was vom Gewerbe
und Handwerk übrig geblieben war, durch besondere Lehranstalten
zu Hilfe zu eilen. Zuerst waren e^ die gewerblichen Fortbildungs^
schulen, allgemeine und fachliche, die den für das Gewerbe bereits ge^
wonnenen Knaben oder Mädchen eine Ergänzung der VolksschuUehr^
fruchte im Hinblicke auf allgemeine Bildung und eine Ergänzung der
in der Meisterlehre mühselig und oft in unzureichendem Maße er^
langten Routine in fachlicher Richtung zu bieten geeignet waren. Dem
Zeichnen wurde das Hauptaugenmerk zugewendet, mit Recht, denn
die Meisterlehre befaßte sich nicht damit. Dann bemerkte man auch
andere Mängel. So war die Aufstellung von Voranschlägen, die soge^
nannte Kalkulation, eine der Hauptgrundlagen der Geschäftsabschlüsse
in einer Fabrik, im Werkstättenbetriebe des kleinen Unternehmers,
des Handwerkers, fast gänzlich unbekannt. Sie wurde nie erlernt oder
ging verloren. Ahnliches kann man von der Buchhaltung sagen, ohne
die ein größerer Betrieb schon wegen der bestehenden gesetzlichen
Forderungen undenkbar ist. Das waren die auffalligsten, die empfind^
liebsten Mängel, die dem rückständigen Gewerbe anhafteten. Man hatte
sie, wie gesagt, im Anfange der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
erkannt und suchte ihnen durch die gewerblichen Fortbildungsschulen
abzuhelfen. Aber diese Maßregeln reichten nicht aus. Jene Gewerbe^
richtungen, welche auf mechanisch^technischer oder chemisch^technischer
Grundlage beruhen oder durch die Ergebnisse der Naturwissenschaften
beeinflußt werden konnten oder den großindustriellen Betrieben als
Hilfswerkstätten dienstbar waren, bedurften der ausgiebigen Zufuhr,
wenn auch elementarer technischer Kenntnisse, die im Wege der
Fortbildungsschule nicht geleistet werden konnte. So entstand mit
einer gesteigerten Einbeziehung aller graphischen Fächer die Tagest
schule für den gewerblichen Nachwuchs unter der Bezeichnung Ge^
werbeschule, Gewerkenschule oder Handwerkerschule oder gewerbliche
Fachschule. Unter diesen trat der Zahl und der Bedeutung nach, viel^
leicht mit einer Überschätzung des natürlichen Bedarfes, die kunstge^
werbliche Fachschule, welche zur besonderen Pflege eines einzelnen
oder einer Gruppe von Kunstgewerben bestimmt ist, in den Vorder^
grund der öffentlichen Aufmerksamkeit und der Fürsorge der Gesell^
Schaft und der Regierung.
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V'iiTes. ^4» 3ubv«nnanur;e Arctgr rra wieder 31 üe Hradicmun^.
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iel cMUt Vjlifswirsdiifr ma LÄien gerufen, jrj uiisier!; anrcrstiitrr
■MXtt -.Hua-wieiir- Ohne ^■'■-■""W't'-"^ aar iem dunressduci L~an3~
nchc kannten «e atch iber nirhr arfiälren ^ind. iiinnt mir cmc Hs-
ateasberediti^im^ für relanv aied r rg iretigniie T arfrm k f ai. w!c iic
BCorWUdioa». üe Sc ii^inigr-if aym ^ . Stnckzta. tmd Scdier«i .inä
^uttfere saijgnannre ßiusindunrien.
W2nn<{l£ic& Üe r. -^^'— "•^^'^^"^'^ ader suirvennanier^sn Arciicis
jUs «ai«dili«!ilic& Jer p ra & rncfi gn Cnizrweaun^ . titnrgn jt r tisiirace adi
nicht mehr bewihrKn, »a tut ioch. indoraeia iie Aaslie-ie-ong -iKr
Lehfwerkzuoe an üe bisher a"**-"^ rig'llii-^ cime seltne b^rrcctfn«
Gewei-faeachule. Zfrch^n^niinf^f oder Fjdiarhnfe errurfr iurdisüi^^fa^tm
E«fe(7 licfuht. AI!e üeae OT^jamaaconen. und Virciaa;r.jns«a betrirtn.
T Üe VerTtinguttif oder üe Aufi^arsnm^ i^r Hgsniiiii^. iie k-iasriichc
iehontf ies Nachwuchso.
D« Erfolge üeies Verfanjeas afcnry arten, selbst i-irrn. wtnn <s siiJi
eiis ±i« injememe Vertraaen errungen fLirrz. ist rmmgr 4ui< m:Jli\ic
fie in unserer achnelllebi^en Zeil. Es bed.irt ^ben tist niiis yt^zzsKh^ri'
— 5 —
alters, bis der der gewerblichen Bildungsanstalt entwachsene Jüngling
zum führenden Gewerbetreibenden wird, der nicht nur den Ruf seines
eigenen Betriebes begründet, seinen Namen ehrenvoll bekannt gemacht
hat, sondern etwa vielleicht gar gemeinschaftlich mit Genossen den
Ruf einer gewerblichen Richtung in einer Stadt oder in einem Lande,
die Beherrschung des Lokalabsatzes, die Begründung eines Exportes
und die Wohlhabenheit und wirtschaftliche Kraft der betreffenden
Mittelstandsgruppe erzielt hat. Darüber geht ein Viertel) ahrhundert
vorbei, ein Vierteljahrhundert, in dem weltumstürzende technische
Neuerungen auftreten, die gesamte Produktion und das Verkehrs^
wesen revolutionierend. Also, um präzise zu sein, während wir im
letzten Viertel des abgelaufenen Jahrhunderts mit Ungeduld auf die
Wirkungen der Gewerbeschulen und Fachschulen und der durch
die Fortbildungsschule ergänzten Meisterlehre warteten, um die
Schlosserei, die Kunstschmiederei, die Bau^ und Möbeltischlerei,
die Baugewerbe usw. usw. wieder auf einer befriedigenden Stufe
zu sehen, haben — wenigstens in den Produktionsmittelpunkten —
die Erfindungen auf dem Gebiete der organischen chemischen Tech^
nologie, die Photographie und die auf ihr beruhenden Reproduktions^
verfahren, die Telegraphie durch ihre Tochtererscheinung, die Tele^
phonie, die auf dem elektrischen Starkstrom beruhende Umgestaltung
des Straßenbahnwesens, die vielfache Ausnützung des Petroleums, des
Leuchtgases, des elektrischen Stromes, des Alkohols als Lichte, Wärmen
und Kraftquellen, unsere ganzen bürgerlichen Einrichtungen so ver^
ändert, daß wir uns kaum mehr in die Zeit des vorletzten Viertels
des abgelaufenen Jahrhunderts hineindenken konnt2n. Die sogenannten
technischen Errungenschaften, von denen eben einige Beispiele
aufgezählt wurden, haben aber nicht nur zahlreiche große Fabrik^
etablissements mit Tausenden von Arbeitern und Hunderten von hoch^
schulmäßig auszubildenden leitenden Kräften mit fabelhafter Schnellig^
keit ins Leben gerufen, sondern weitere Tausende von gewerblichen
Betrieben sind durch ihre Inhaber oder Vorsteher, wenn sie ihre Zeit
verstanden haben, umgestaltet, ausgebildet und ökonomisch wirksamer
gemacht worden. Diese neuen, in allen Produktionsformen auftreten^
den gewerblichen und Verkehrsbetriebe stellten gebieterisch ihre For^
derungen an alle Faktoren, die mit dem öffentlichen Unterrichtswesen
zusammenhängen: Staat, Land, Gemeinde, Korporationen, bestehende
Institute etc. Man braucht sofort und täglich mehr Arbeiter aller
Grade, vom Fabrikarbeiter angefangen bis zum leitenden Ingenieur,
und in der Tat wird diesen Forderungen in allen Stufen der Untere
richtsorganisation von der gewerblichen Fortbildungsschule bis zur
technischen Hochschule hinauf, und zwar in allen zentral^ und
— 6 —
westlich gelegenen europäischen Staaten und in Nordamerika ent^
sprochen. Unter diesen Verhältnissen ist es begreiflich, daß wir
weder die Geduld noch faktisch die Zeit dazu haben, um die tech^
nische Neubelebung und wirtschaftliche Kraft des gesamten Gewerbe^
Standes ausschließlich im Wege der Erziehung des Nachwuchses
abzuwarten. Wir müssen dem Mittelstande, so fordert es die Zeit, un^
mittelbar zu Hilfe eilen, ihn technisch tüchtiger, wirtschaftlich kräftiger
und bürgerlich zuverlässiger machen. Diese Aufgabe stellte man der
Regierung und den für das öffentliche Wohl verpflichteten Körper^
Schäften. Die Unterrichtspolitik blieb nicht bei ihren bisherigen
Auffassungen stehen, sondern trachtet auch ihre Organisationen
in diesem Sinne auszunützen und wenn es nötig umzugestalten. Frei^
lieh würde man bei diesem neuen Verfahren, Gewerbeförderung
genannt, noch sicherer und rascher zum Ziele gelangen, wenn man im
Wege des Plenterbetriebes die alten überständigen, dem Nachwüchse
hinderlichen Individuen beseitigen und im Wege der Durchforstung
dort, wo zu viel an bedecktem, krüppelhaftem Nachwuchs vorhanden
ist, durch Beseitigung dieses die Freistellung zukunftsreicher, kräftiger
Individuen herbeiführen könnte und dürfte.
Bisher war ausschließlich von jenen Organisationen die Rede, die
man insgesamt mit dem Ausdruck Schule oder Lehre bezeichnen kann.
Dabei ist ja immer vorausgesetzt, daß ein fachlich Höherstehender be^
rufsmäßig den fachlich Tieferstehenden unterrichtet, aktiv auf ihn ein^
wirkt. Dieser Unterricht ist entweder als Massenunterricht für eine
Gruppe gleichartiger Schüler gedacht oder es ist ein Individualunter^
rieht, wo der einzelne nach : seiner Beschaffenheit und seinen Bedürf^^
nissen gefördert und belehrt wird.
Es gibt aber noch andere Mittel der Einwirkung als jene, die
sich im Lehramt verkörpern. Eines von diesen Mitteln besteht in der
Errichtung und Zugänglichmachung von mit bestimmtem Ziele ge^
schafFenen Sammlungen, Museen.
Die Geschichte der Museen ist oft genug erzählt worden, man
braucht hier nicht darauf zurückzukommen. Die ältesten und wohl
auch die wichtigsten sind die Kunst^Museen; ihnen folgte in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts unter dem Eindrucke der Londoner Aus^
Stellung 1851 zuerst die Begründung der sogenannten Kunstgewerbe^
Museen in London (South Kensington^Museum), dann in allen Städten
von Bedeutung und schließlich in vielen Städtchen ohne Bedeutung.
Ein einziges technisches Museum datiert weit voraus. Schon Descar^
t es, der berühmte Gelehrte, projektierte in der ersten Hälfte des XVII. Jahr^
hunderts ein Museum von Maschinen und Apparaten, worin in je einem
Kabinett die für ein bestimmtes Gewerbe dienlichen modernen Hilfst
— 7 —
mittel vereinigt, durch einen geeigneten Mann den betreffenden Gewerbe^
treibenden erklärt und ihnen sonstige Ratschläge erteilt werden sollten.
Realisiert wurde diese Idee etwa ein Jahrhundert später (1775) durch
Vaucanson. Sein Privatunternehmen, das er in einem gemieteten
Hause in der Vorstadt Saint^Antoine ins Leben rief, vermachte er
dem Staate. Die Regierung trat 1783 nach dem Tode Vaucansons die
Erbschaft an und nach der Revolution während der ersten Republik
wurde im Jahre 1794 unter der Mitwirkung der hervorragendsten
Techniker jener Zeit das „Conservatoire des Arts et Metiers'^ begrün^
det. Es ist schwer, sich zu versagen, hier einige berühmte Namen
zu nennen, die mit den Vorarbeiten und mit der ersten Einrichtung
dieser später so berühmt gewordenen, einflußreichen Institution zu^
sammenhängen. Sie seien ohne Kommentar genannt, jeder technisch
Gebildete kennt ihre Bedeutung: Monge, Prosny, Leroy, Molard. Im
übrigen sei hier auf die geschichtliche Einleitung zum Kataloge der
Sammlungen an dem genannten Institute verwiesen, welche der
VII. Auflage dieses Katologes (1882) vorangestellt ist und die der
Aufmerksamkeit derjenigen Personen empfohlen werden kann, welche
der Geschichte der technischen Museen näher zu treten wünschen.
Die ersten Auflagen dieser historischen Monographie sind unter der
Mitwirkung des Professorenkollegiums ab 1851 und unter der hervor^
ragenden Beteiligung von Paul Huguet entstanden. Die genannte
Anstalt entwickelte sich stetig, unbehindert durch die in Frankreich
häufig aufgetretenen Staatsumwälzungen und Systemwechsel und ist
heute die großartigste Anstalt ihrer Art in der ganzen Welt.
Eine völlig verschiedene Entstehungsgeschichte hat das tech^
nische Museum Londons, welches gegenwärtig die Bezeichnung „Ma^
chinery and Inventions Division of the South Kensington^Museum''
führt. England besitzt ein überaus altes Patentgesetz und schon zur
Zeit der klassischen Periode englischer Erfindungen, der Dampf^^
maschinen, Lokomotiven, Spinnmaschinen, Werkzeugmaschinen für
Holz^ und Metallbearbeitung, war es Übung, ein Modell oder das er^
fundene Objekt im Originale in dem sogenannten Patent^Museum zu
hinterlegen. So entstand die kostbarste, historisch bedeutungsvollste
technische Sammlung, begünstigt in den letzten Stadien ihrer Ver^
waltung durch die großen englischen Erfinder^ und Ingenieur-'Genera^
tionen. Das Patent^Museum war noch im Jahre 1851 in einem elenden
schuppenartigen Bau in Kensington untergebracht. Bei der Regulirung
und Verbauung der für die Weltausstellung im Jahre 1862 erv/orbenen
Grundstücke wurde auch ein Prachtbau errichtet, der das einstige
Patent^Museum, seither wesentlich vervollständigt und erweitert, das
jetzige „Machinery and Inventions Division of the South Kensington^
— 8 —
Museum'' aufgenommen hat. Dieses technische Museum ist das einzige^
welches neben dem Pariser Conservatoire genannt zu werden verdient.*^)
Dabei sehen wir von den technologischen Sammlungen ab, die
als Lehrbehelfe an den polytechnischen Instituten existieren, unter
denen die älteste jene des k* k. Wiener Polytechnischen Institutes
ist. Bei dieser Sammlung soll einen Augenblick verweilt werden. Kaiser
Ferdinand erhielt, als er noch Kronprinz war, einen technologischen
Unterricht. Um diese Zeit, schon etwas vorher, entstand auch ein
Fabriksprodukten'^Kabinett, das an das k. k. Polytechnische Institut
in Wien überging und von dem Professor der Technologie Altmütter
aufgestellt wurde. Das Hauptverdienst dieses Technologen war die
Schaffung einer systematischen Sammlung von Werkzeugen, die
durch die Nachfolger Altmütters noch vervollständigt wurde. Das
sogenannte technologische Kabinett der k. k. Technischen Hochschule
in seinem heutigen Bestände ist zwar dem großen Publikum Zugänge
lieh, hat einen nicht zu unterschätzenden Wert als Lehrmittelsammlung,
macht aber selbstverständlich keinen Anspruch darauf, unmittelbar für
die Hebung der technischen Tüchtigkeit des Gewerbestandes benützt,
d. h. als Gewerbeförderungsmittel aufgefaßt zu werden. Außer dieser
technologischen Sammlung entstanden ja noch eine Reihe anderer an
den deutschen technischen Instituten, so namentlich in Hannover durch
Karmarsch, in München durch Ho y er, in Dresden durch H artig usw.
Alle diese an technischen Hochschulen bestehenden Lehrbehelfe kommen
für die unmittelbare Erziehung des Nachwuchses der produktiven
Klassen nicht besonders in Betracht. Die Aufstellung und Benützung
ist von ganz anderen Gesichtspunkten aus geregelt, als es jene sind,
welche bei der Begründung und Verwertung technischer Gewerbe^
museen in Betracht kommen. Die unbelebte Sammlung von Ob^
jekten an sich kann trotz raisonnierender Kataloge und erläuternder
Legenden keinen nachhaltigen Einfluß ausüben. Das Conservatoire in
Paris hat erst dadurch lebendige Wirksamkeit und nachhaltige Erfolge
erzielt, daß technische Fachmänner zur Abhaltung von Kursen berufen
wurden, in denen einzelne Zweige der angewandten Wissenschaften
unter Benützung der Sammlungen und unter der gleichzeitigen Be^^
lehrung der Frequentanten in den Laboratorien abgehandelt werden.
Fachmänner ersten Ranges aus allen Gebieten der technischen Dis^
ziplinen, die für die Industrie eine Bedeutung haben, vertraten die
Lehrkanzeln, welche verhältnismäßig rasch Ruf und Einfluß gewannen.
Diese Kurse sind zumeist Winter^^Abendkurse und für solche Per^
sonen bestimmt, die bereits einem Berufe angehören. Sie sind jeder^
*) In Karlsruhe besteht ein kleines, aber gut geleitetes technisches Gewerbe^
Museum unter der Bezeichnung ,,Gewerbehalle'* seit mehreren Dezennien.
— 9 —
mann zugänglich und es wird keinerlei Art von Schuldisziplin ausgeübt
Sie haben in ihrer Gesamtheit den Charakter einer Fortbildungsschule
für gebildete Erwachsene^ für Männer, die eine theoretisch-wissen^
schaftliche Ergänzung ihres fachlichen Wissens und Könnens anstreben.
Der wiederholt unternommene Versuch, an den Kunstgewerbe^
Museen, die ja ausnahmslosvon einem Künstler, Kunstgelehrten oder
Kunstfreund geleitet werden und mit Kunstgewerbeschulen in Ver^
bindung stehen, technologische Abteilungen in der Art zu errichten,
daß sie ihrerseits der Technik der gewerblichen Betriebsamkeit Im^
pulse zu geben in der Lage sind, haben sich fast nirgends bewährt.
Das älteste europäische Kunstgewerbe^Museum, jenes zu Süd^Kensington
in London, hat auch diesen Versuch unternommen, aber bald wieder
aufgegeben. Noch schwächlicher war der Versuch in Wien, welcher
nur noch im Titel des Institutes — Museum für Kunst und Industrie —
eine Spur zurückgelassen hat. Die einzigen Anstalten, in denen dauernd
und mit Glück die Vereinigung der Kunstgewerbepflege mit der techno^
logischen Gewerbeförderung durchgeführt wurde und erhalten blieb,
sind das Bayrische Gewerbe^Museum in Nürnberg und das k. Württem^
bergische Landes^Gewerbe^Museum in Stuttgart, doch dominiert auch dort
das Kunstgewerbe. Ahnliche Verhältnisse sind in Winterthur, Kaisers^
lautern, Brunn usw. Ich habe, um diesen Gegenstand halbwegs erschöpfend
abzuschließen, nur noch zu bemerken, daß sowohl das Pariser als
auch das Londoner technische Museum durch ihr eigenes Alter zu
historisch bedeutsamen Kollektionen emporgewachsen sind und alles
aufbieten müssen, damit die modernen Arbeitsbehelfe nicht durch den
Vorrat an alten und veralteten erdrückt werden. Sollen diese techno^
logischen Museen die ihnen innewohnenden Kräfte in der Beein^
flußung der interessierten Kreise frei machen, so muß an solchen
Sammlungen ein Konsultationsdienst organisiert sein. Jeder Angehörige
der verschiedenen Zweige der Industrie und Gewerbe muß dort Aus^
künfte erhalten und Führer finden bei seinen technischen Bestrebungen.
Ein anderes Mittel zur Führung der fortschrittlichen Bewegung
auf dem gesamten Gebiete der gewerblichen und industriellen PrO'^
duktion sind die technischen Probier^ Unters uchungs^ oder Versuchs^
anstalte n. Nur einige Institutionen dieser Art besitzen ein höheres
Alter,, so z. B. die Eichämter, von den Staatsverwaltungen errichtet
zur Feststellung von Maß und Gewicht, die Probier^ und Punzierungs^
ämter für die Münzstätten und die Edelmetalle verarbeitenden Gewerbe,
die Probieranstalten für Feuerwaffen etc. Jüngeren Datums hingegen
sind die bei Eisenbahnen, Hüttenwerken und an polytechnischen Insti^
tuten errichteten Prüfungsanstalten für die Festigkeit von Bau^ und
Maschinenmaterialien. Der Privatuntemehmungsgeist, in England be^
— 10 —
sonders empfänglich, hat dort eine derartige, dem Publikum gegen
einen bestimmten Tarif zugängliche Anstalt ins Leben gerufen (Kirk^
aldy, London). Auch die von industriellen Verbänden und Fach^
korporationen errichteten Versuchslaboratorien sind zunächst den In^
teressen der Mitglieder der betreffenden Körperschaft dienstbar. Die an
Hochschulen errichteten Laboratorien haben eine Doppelaufgabe; es
müssen dort zu Zwecken der wissenschaftlichen Forschungen Ver^
Suchsreihen, insbesondere komparative Versuchsreihen angestellt werden,
während anderseits für die industrielle und gewerbliche Praxis die
Beschaffenheit der zu verwendenden Roh^ und Hilfsstoffe nach den ver^
schiedensten Richtungen festzustellen und zu bescheinigen ist. Groß^
artige Entwicklungen sind zu verzeichnen bei den führenden Material^
prüfungsanstalten in München, Zürich und Berlin. Schon vor De^
zennien war deren Einfluß auf das Ingenieurwesen, auf Industrie und
Verkehr ein beträchtlicher. Das Prinzip der Teilung der Arbeit hat
insbesondere bei den chemisch^technischen Versuchslaboratorien und
Prüfungsanstalten platzgegriffen. So kennen wir heute Versuchsstationen
für landwirtschaftliche Zwecke, so viele für Düngeranalysen, für die
Zuckerindustrie, für Mälzerei und Brauerei, für Ledergerberei, für die
keramische Industrie, für Zement^ und Betonindustrie, für Färberei usw.
Auf dem Gebiete der Textil^ und Papierindustrie erschienen schon in
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Titrieranstalten für
Seide und Wolle, während die Papierprüfung erst im dritten Viertel
des Jahrhunderts anfing, sich Bahn zu brechen. In allerneuester Zeit
sind Laboratorien für die Erprobung von Motoren und die Untere
suchung der dynamischen Verhältnisse an denselben entstanden, und
zwar entweder an Lehranstalten oder an Gewerbe^Museen. Die Er^
probung von Dampfkesseln und die Bremsprobe an Maschinen wird
entweder von staatlichen Organen oder von privilegierten Vereinen
betrieben. Sogar die Erscheinung ist nicht mehr selten, daß Versuchs^
anstalten für einen ganz speziellen Zweck, sagen wir für einen einzelnen
Artikel, ins Leben gerufen werden, z. B. für Schiffsketten und Taue
oder für Gummiwaren. Die Prüfung der Handfeuerwaffen ist durch
besondere Gesetze in Österreich und Belgien geregelt worden, zuerst
in dem letztgenannten Staate. Ein neues großes Feld für das wissen^
schaftliche und öffentlich betriebene Versuchswesen eröffnete sich mit
dem Eindringen der Elektrotechnik in alle Zweige der Industrie und
des Verkehrs. Die Grenzen zwischen den Aufgaben des Ingenieur^
Wesens und jenen der eigentlichen Industrie sind oft kaum zu ziehen.
Auch gibt es große, mittlere und kleine, leicht und schwer zugängliche,
mehr oder minder wirksame Anstalten aus der Gruppe der Institute für
technische Erprobung, aber allenthalben besteht das Streben nach Verein^
— II —
heitlichung der Prüfungsmethoden, der Ausdrucksweise für die Prufungs^
ergebnisse u. s. w. Wir stehen da unmittelbar vor der Realisierung
eines internationalen Einverständnisses. Das technische Versuchswesen
hat einen Siegeslauf zurückgelegt und muß überall dort angewendet werden,
wo sich die gewerbliche Produktion hierfür zugänglich zeigt. Auf vielen
Gebieten bedeutet heute schon die Nichtbeachtung des Versuchswesens
den Keim des Verfalles oder den Verlust der Konkurrenzfähigkeit.
Wenn man das bisher Gesagte überblickt, so gewahrt man vor
allem, daß drei hervorragende Gruppen von Bildungs^ und Förderungs^
mittein technischer Art bestehen: das Unterrichts^, das Museal^ und
das Versuch swesen. Für ihre Propagierung, d.h. die Ausbildung an
sich und Einführung in das industrielle Fortschrittsbestreben, dient das
gesprochene, geschriebene und gedruckte Wort, der populäre agitatori^
sehe Vortrag, das Zeitschriftenwesen und die Bibliothek mit ihrem
Lesesaale. Die Entstehungsgeschichte aller dieser Arten von Institutionen
ist ebenso mannigfaltig wie ihre Organisation, ihre rechtliche Grunde
läge, ihr Abhängigkeitsverhältnis, ihr Einfluß auf die ihnen zugehörigen
Arbeitsgebiete, ebenso mannigfaltig wie der Wert, Ruf und der Erfolg
ihrer Schöpfer und leitenden Arbeitskräfte. In einer großen Zahl von
Fällen entsprang die Idee zur Gründung irgend einer derartigen Insti^
tution der Gewerbepflege dem Kopfe eines Einzelnen, veranlaßt durch
eine momentane technische oder wirtschaftliche Erscheinung, er warb
Genossen für die Verwirklichung seiner Absichten, man begründete
einen Verein oder wandte sich an eine bestehende Korporation oder
man appellierte an die Staatshilfe und zwang schließlich durch das
Parlament oder die öffentliche Meinung die Regierung zum werktätigen
Eingreifen oder zur Übernahme des bereits anerkannten Institutes in
die Staatsverwaltung. Viel seltener sind jene Fälle, in denen die Staats^
regierung selbst die Initiative ergriff, mit ihrem Projekt vor die Öffent^
lichkeit trat und dann selbst zur Durchführung schritt, wenn die be^
rufenen Kreise ihre Zustimmung gaben, die sich dann auch zur Ko^
Operation steigerte. Bei der bisherigen Darstellung waren es ausschließe
lieh europäische Schöpfungen und europäische Verhältnisse, die in
Betracht gezogen wurden. Grundverschieden hiervon ist all das, was
in Amerika vorgeht. Vielleicht werden sich in ihren letzten Entwick-^
lungsstadien die europäischen mit den amerikanischen Schöpfungen ver^
gleichen lassen und dann doch eine große Übereinstimmung nachzu^
weisen Gelegenheit geben. An dieser Stelle konnte allein von europäi^
sehen Einrichtungen gesprochen werden, es konnten nur hier herrschende
Auffassungen erörtert werden, da es sich um die Feststellung jener
Momente handelt, welche auf die Konzeption und Entstehung des
Technologischen Gewerbe^^Museums in Wien einzuwirken geeignet waren.
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— 13 —
schule des österreichischen Museums Rechnung getragen, wobei freilich
das Zeichnen und Modellieren mehr unter dem Einflüsse der hohen
Kunst stand als durch das augenblickliche Bedürfnis der Wiener Kunst^
gewerbebetriebe bedingt war. Malerei, Bildhauerei und Architektur
traten von ihrem hohen Sockel herab auf den Plan und suchten und
gewannen auch Einfluß auf die artistische Seite der Produktion und
dirigierten oder erweckten den Geschmack des Publikums in der Rich^
tung der Formen der Renaissance. Füllt auch die Errichtung des
österreichischen Museums für Kunst und Industrie und dessen Aus^
gestaltung am Stubenring unter dem Einflüsse Ferstels ein Ruhmes^
blatt in der Geschichte österreichischer Unterrichtspolitik, so war damit
doch für das dringendere und größerere Bedürfnis: technische Leistungs^^
fähigkeit in der maschinellen und chemischen Industrie, in den Prä^
zisionsgewerben, in den Gewerben für Bau und Einrichtung des
Wohnhauses nichts geschehen. Gewiß hatten einzelne Zweige der öster^
reichischen Industrie und des Handwerkes einen bis zur Ermöglichung
des Exportes notwendigen Grad von Leistungsfähigkeit erreicht, oder
doch konserviert. Es seien hier genannt die Porzellan^ und Glas^
Industrie, die Papierindustrie, die Erzeugung von Stühlen aus gebogenem
Holz, die Textil^ und Bekleidungsindustrie, namentlich insoferne der
Osten als Absatzgebiet in Betracht kommt, von der chemischen In^
dustrie die Zündhölzchenerzeugung, die Ledergerberei u. s. w. Ein
relativ hohes Niveau, jedenfalls bis zur Beherrschung des inländischen
Marktes, nahmen ein : die Holz^ und Ledergalanterie^ Arbeiten, Wagner^,
Sattler^' und Taschner^, Bronze^ Guß^ und Kunstschmiedearbeiten,
Papierkonfektion, Typographie und die Photographie, so viel nur
als hervorstechende Beispiele.
Was nun die staatliche Fürsorge für die technische Seite der
gewerblichen Produktion anbelangt, so ist folgendes festzustellen: Das
Polytechnische Institut in Wien, sich schon dem späteren Tiefstande
nähernd, konnte kaum mehr nebst der Erziehung von Eisenbahn^
und Hochbau^Ingenieuren den Anforderungen der großen Metallindustrie
und des Maschinenbaues entsprechen. Für die Konstruktion von Mo^
toren gab es noch ausreichende Kräfte und wenn auch die gründe
legenden Wissenschaften, wie die Chemie, Mathematik, theoretische
Mechanik, deskriptive Geometrie gut besetzt waren, so fehlte es
doch hauptsächlich an zwei Führern, so weit die Industrie in Betracht
kommt, an einem Professor der chemischen Technologie der organischen
Stoffe und der^ mechanischen Technologie, welche beide von einem
einzelnen Mann, und das ohne jeden Zusammenhang mit der Industrie
selbst, also ganz ungenügend vertreten waren. Für das technische Ver^
suchswesen gab es an dieser rückständigen Anstalt, sowohl was Statik
— 14 —
als Chemie anbeUi^ nur kärgliche Ansätze. Bei den am PolTtech'
nischen Institute angestrebten Reformen herrschte sicherlich die Rück'
sieht auf die hochschulmäBige Organisation und die Pflege der reinen
Wissenschaft vor, während die Teilung der Arbeit, die Gewinnung
groBer Autoritäten, die Schaffung der praktischen Hil^institute teils
Temachlässigt wurde, teils an der Unkenntnis der Verhältnisse und
Bedurfoisse sowohl im Unterrichtsminixteriuro als auch im Finanz^
ministerium scheiterten. Wohl hat ein bedeutender ISann, damals ein
ganz junger Beamter in unter^eordneterStellung, Armand Freiherr
Dumreicher von Österreicher, die Errichtung Ton Staatsgewerbe'
schulen höheren luid niederen Ranges in FIuB gebracht. Dieser Mann,
dessen Initiative bewunderungswürdig, dessen organisatorische Be'
gabung zeifellos, dessen Begeisterung für seine Mission alle Hinder'
nisse zu überwinden schien, legte den Grund für ein System niederer
und mittlerer gewerblicher Bildungsanstalten, denen nur das eine Ge'
brechen anhaftete, daß sie sich acsschlieBlich auf einen theoretischen
Unterrichtsplan stützten. Dumreicher fafite mit seiner Unter'
richtsorganisation die mechanisch'tecbnischen, die chemisch'tedini'
sehen, die Baugewerbe und die Kunstgewerbe ins At^e. Gldcbzeitig
hatte der Handelsminister Dr. Anton Banhans die Idee gefaßt, durch
die Errichtung von subventionierten Ateliers. Lehrwerkstätten und
Fachschulen, durchaus schwächlichen, kleinen Organisationen, jedoch
mit vorwiegend praktischem Unterrichte, an zahlreichen Pimkten der
Monarchie einzelnen Zweigen des Handwerks, der Kuns^ewerbe, der
Baugewerbe und der Textilindustrie teils technisch, teils künstlerisch,
hie und da auch in beiden Richtungen, zu Hilfe zu kommen. BaU'
rgan für diese seine Absicht einen jungen
nanuel Hermann, ins Handelsministerium
1 Fachleutenfür die verschiedenen Richtungen
bewerbe in der Form bediente, daB er die
Inspektoren der gewerblichen Fachschulen
bestellen lieB. Wenn auf diese Weise durch
ninisteriums in gröBerem Stile und durch
Isamtes. beiderseits in der besten Absicht,
ngsfähigkeit der Gewerbe in verschiedenen
irkt wurde, so ist dies gewiß ein groBes
rohl jenen zur Ehre, welche die Iniative er'
en. welche sich dem Gedanken anschlössen
desselben behilflich waren. Aber es darf
iB diese mittleren und niederen Unterrichts«
;m systematischen Zusammenhange standen
iche leitende Zentralstelle für das Meritum
— IS —
ihrer Aufgabe fehlte. Das Unterrichtsministerium verschaffte sich
wenigstens für seine Aktion rasch verhältnismäßig ausreichende Mittel,
konnte gute, häufig auch hervorragende Kräfte gewinnen tmd wußte
seine Schöpfungen in Ansehen zu bringen. Die Kleinarbeit des Handels^
ministeriums litt an der vollständigen Unzulänglichkeit der Mittel, man
wollte möglichst viel und vielerlei zustande bringen und verzichtete dabei
auf die Konzentration und die Qualität allzuhäufig. Der Wettstreit zwischen
den beiden Ministerien hatte sein Gutes, der Gegensatz unter den
beiderseitigen Referenten aber führte zu unleidlichen Zuständen, die
die beiderseitige Aktion zu beeinträchtigen drohten. Das österreichi^
sehe Museum für Kunst und Industrie spielte, wenn auch ungenügend
und unsystematisch, die Rolle einer Zentralstelle für die der Kunstge^
Werbepflege zugewendeten Fachabteilungen der Gewerbeschulen und
gewerblichen Fachschulen. Für die technische Seite des mittleren und
niedereh Gewerbes fehlte die Zentralstelle und dieser Mangel wurde
von Tag zu Tag mit der fortschreitenden Entwicklung der mittleren und
niederen Schulen fühlbarer.
Das Jahr 1873 erzeugte durch den plötzlichen Zusammenbruch
einer großen Zahl von wirtschaftlichen Unternehmungen im großen
Publikum eine Ernüchterung, die bei einzelnen Personen selbst die
Wirkung hatte, daß sie über die Bedingungen eines gesunden
Aufschwunges der vaterländischen Produktion nachdachten. Man
munkelte sogar, wenn es auch bei der in unserem Vaterlande üblichen,
vorsichtigen Art der Behandlung großer Mißstände nie zum öffentlichen
Ausdrucke kam, daß die technische Leistungsfähigkeit tmserer Industrie,
ja vielleicht sogar unserer Kunstgewerbe, die man so hoch zu halten
gewohnt war, rückständig sei. Man erwog die Mittel, diese Rück^
ständigkeit zu beheben, man blickte nach dem Auslande und forschte
im Wege des Vergleiches den Ursachen nach, warum das ununterbrochen
fortschreitende Gedeihen der industriellen und gewerblichen Produktion
in Deutschland und Frankreich nicht ähnlichen Katastrophen ausge^
setzt wurde, wie die vermeintliche der Betriebsamkeit in Österreich.
Die Wiener Weltausstellung 1873 ^ot auch selbst die Gelegenheit zu
Vergleichen, die trotz des Aufgebotes aller Kräfte nicht in jeder Hin^
sieht günstig für Österreich ausfielen. Der Haupterfolg der Weltausstel^
lung war aber der, daß die Frage auf die Tagesordntmg gestellt wurde :
Was nun?
Der General^Direktor der Wiener Weltausstellung, dessen große
Begabung, reiche Erfahrung und patriotische Hingebung an sein
Vaterland auch dann noch anerkannt bleiben mußten, als die Ver^
waltung des großen Unternehmens der Wiener Weltausstellung mit
einem erschütternden Fiasko endete, schlug vor, mit den gelegentlich der
— i6 —
Weltausstellunggemachten sachlichen Erwerbungen ein Gewerbe^Museum
zu begründen. Schwarz^Senborn nannte das geplante Institut Athe^
näum. Er brachte erstaunlich viel Geschenke zusammen, darunter auch
solche von erheblichem Lehrwert. Er plante Vortragszyklen nach Art des
Pariser Conservatoire, verschaffte sich Geldspenden, mit denen er ein
Haus in der Gumpendorferstraße erwarb, wußte auch Freunde zu ge^
winnen, welche dem Unternehmen ihre tatkräftige Hilfe dauernd zu^
wenden wollten. Die zwei maßgebendsten Personen in diesem Kreise
waren ein Bankier und ein hoher Beamter der Finanz^Prokuratur.
Alles war erstaunlich rasch in Szene gesetzt; Schwarz^Senborn und
seine Fretmde waren die Regisseure, aber auf Eines hatten sie ver^
gessen, auf den leitenden Fachmann. Diesen wußten sie nichf zu
finden, vielleicht hatten sie nicht einmal ordentlich gesucht und schon
im Jahre 1875, knapp vor dem Eröffnungstermine, mußte die
Liquidierung des Athenäums in Erwägung gezogen werden.
Inzwischen hatte der Niederösterreichische Gewerbeverein, der ja seit seiner
Begründung die Frage des gewerblichen Unterrichtes und die sonstigen
Mittel der Hebung des Gewerbefieißes ständig im Auge hatte, die An^
gelegenheit der Errichtung eines technischen Gewerbe^Museums ganz
unabhängig von der Athenäumsaktion angefaßt. ***)
Es muß eines scheinbar nebensächlichen Umstandes gedacht werden*
Schwarz^Senborn war nach der starken Überschreitung des Präliminars
für die Weltausstellung und durch die Ungust der Zeitverhältnisse auf
die wendelbare öffentliche Meinung nicht mehr so einflußreich wie
früher, und, wenn man auch die von ihm zu Gunsten des Athenäums
gemachten Versprechungen einlöste, so konnte man doch nicht
*) Die Oberzeugung des Gewerbevereines» daß eine solche Anstalt für die
technische Vollendung im Gewerbe unerläßlich sei, erhellt schon aus seiner im
Jahre 1861 abgegebenen Äußerung über die Gründung eines Österreichischen Mu^
seums für Kunst und Industrie, und sie tritt klar zu Tage in der Denkschrift des
Vereines über die Reform des Polytechnischen Institutes. Im Jahre 1864 erschien
der Entwurf eines neuen Organisationsstatuts für das Polytechnische Institut»
welchen der Verein begutachtete. Nach diesem Entwürfe fiel für die Sammlungen
des Polytechnischen Institutes die Bestimmung weg, als technisches Museum zu
dienen. Mit dieser Änderung erklärte sich der Verein einverstanden, er erklärte
jedoch, daß dieselbe erst dann vorgenommen werden könnte, wenn in Wien ein
eigenes technisches Museum als Konservatorium für Künste und Gewerbe einge^
richtet sein würde, womit dann klar ausgesprochen ist, daß der Verein dU Grün^
düng einer Anstalt nach dem Muster des Pariser „Conservatoire des Arts et
Meiers" als notwendig erachtete. Der Verein warnt davor, das technische Kabinett
zu zerstückeln, welches auch vom damaligen Direktor des Pariser Conservatoire,
General Morin, für eines der reichsten in Europa erklärt wurde. (Vgl.: Fünfzig
Jahre gewerblicher Bestrebungen. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Jubi^
läums des Niederösterreichischen Gewerbevereines. Herausgegeben vom Nieder^
österreichischen Gewerbeverein. Wien 1890. S. 228.)
— 17 —
erwarten, daß die Regierung dem Unterrichtsunternehmen des gewesenen
General^Direktors, das doch einen stark dilettantischen Charakter trug, ihr
Prestige leihen würde. Dagegen genoß der Niederösterreichische Gewerbe^
verein zu den maßgebenden Kreisen die besten Beziehungen und stellte
auch einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor dar. Wie oft wurde schon
im Gewerbeverein von dem Pariser Conservatoire, von dem Stuttgarter
Musterlager, von der Gewerbehalle in Karlsruhe, von dem Kensington^
Museum in London gesprochen. Schwarz^Senborn selbst, in seiner frü^
heren Stellung als Kommerz^Kanzleidirektor des österreichischen General^
konsulates in Paris, sandte regelmäßig Berichte an den Gewerbeverein
über technische Neuerungen in Frankreich und wies immer wieder
auf die dortigen Organisationen hin. Schon im Jahre 1862, also ein
Dezennium vor der Wiener Weltausstellung, sendete übrigens der
Niederösterreichische Gewerbeverein etwa ein Dutzend junger Lehrer
und Gewerbetreibende auf eine Studienreise, deren Endziel die Londoner
Weltausstellung des genannten Jahres war. Ein Punkt des Programmes
dieser Studienreise war die eingehende Besichtigung des Conserva^
toire des Arts et Metiers in Paris. Der damalige Reisemarschall für
diese Gruppe von Stipendisten war ein Supplent an der k. k. Ober^
realschule auf der Landstraße in Wien, der kürzlich absolvierte
Techniker Wilhelm Exner. Dieser und seine Genossen wurden
durch das Studium des Conservatoire unerschütterliche Anhänger
des Gedankens, daß eine dem Conservatoire ähnliche Institution, wenn
auch natürlich angepaßt den österreichischen Verhältnissen, eine für
Wien und die österreichische Industrie äußerst wichtige und dringende
Schöpfung darstelle. Exner, der zu dieser Zeit Professor an der Landes^
Ober^Realschule in Krems war, lernte das Conservatoire während seines
längeren Aufenthaltes in Paris als offizieller österreichischer Bericht^
erstatter und als Associ^ der Internationalen Jury bei der Weitaus^
Stellung im Jahre 1867 näher keimen und trat auch in Verkehr mit
den damals am Conservatoire führenden Persönlichkeiten, insbesondere
mit dem Technologen T res ca.
Am 28. Februar 1868 sprach Professor Exner zum erstenmale im
Niederösterreichischen Gewerbeverein über Gewerbe^Museen ; er schilderte
in erster Linie das Conservatoire des Arts et Metiers in Paris, die groß^
herzogliche Gewerbehalle in Karlsruhe und das Musterlager in Stuttgart
und schloß mit dem Wunsche, daß auch in Wien ein Gewerbe^Museum
errichtet werde und daß man bei dessen Organisation auf die im
Ausland gemachten Erfahrungen Rücksicht nehmen solle.
Später, im Jahre 1873, betraute Minister Banhans den Referenten
bei der Generaldirektion der Wiener Weltausstellung, o. ö. Professor
der mechanischen Technologie und des Ingenieurwesens an der
Denkschrift Techn. Gew.Mus. 2
— i8 —
k. k. Forstakademie Mariabntnn Wilhelm Ezner^ der damals in
die Funktion eines Vizepräsidenten des Gewerbevereines eintrat,
mit der Aufgabe, die öffentlichen Demonstrationsvorträge über die
Wiener Weltausstellung, welche im großen Saale des Jurypavillons
abgehalten wurden, zu organisieren und mit Hilfe eines Verhältnis^
mäßig ansehnlichen Kredites Ankäufe von Werkzeugen und sonstigen
technologischen Werkzeugen auf der Weltausstellung selbst zu bewerk^
stelligen. Diese beiden Aufgaben und die anderen Funktionen Exners bei
der Ausstellung selbst, von denen hier die „Additionelle Ausstellung,
Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs'' genannt sei,
brachten bei ihm die Idee zum Reifen, daß der Gewerbeverein berufen
wäre, zur Angelegenheit der Errichtung eines Gewerbemuseums
Stellung zu nehmen. Regierungsrat Exn er stellte sohin in der Monats^
Versammlung vom 20. Jänner 1874 den Dringlichkeitsantrag auf Ein^
Setzung eines Komitees, welches die Aufgabe hätte, die Frage der
Errichtung von Gewerbe^Museen und die Stellung des Niederöster^
reichischen Gewerbevereines zu den in der Errichtung begriffenen Mu^
Seen in Wien, Brunn, Reichenberg und Lemberg zu studieren und
diesbezügliche Vorschläge zu erstatten. Der Antrag wurde nach kurzer
Debatte einstimmig angenommen und am 26. Februar konstituierte
sich bereits das „Museal^Komitee'', indem es den Antragsteller zum
Vorsitzenden und I. C Ackermann zum Schriftführer wählte.
Schon Freitag, den 6. März, beriet das fast vollzählig versammelte
Museal^Komitee eine Petition an das Handelsministerium, in welcher
von der Regierung die Errichtung eines Gewerbemuseums als Reichs^'
institut gefordert wird. Das Athenäum könnte nebenher als staatlich
subventioniertes Privatinstitut zum Zwecke der Fortbildung der Ge^
werbetreibenden fortbestehen. In der Monatsversammlung am 17. März
wurde die nachfolgende Petition an den Handelsminister nach ein^
gehender sachlicher Debatte beschlossen und bald darauf dem damaligen
Handelsminister Dr. Banhans durch eine Deputation überreicht:
„EURE EXZELLENZ!
Die Weltausstellung des Jahres 1873 hat — dank den von Eurer
Exzellenz angeordneten Maßnahmen — Gelegenheit zur Erwerbung
einer Fülle von Gegenständen gegeben, welche geeignet sind, unseren
gewerblichen und wissenschaftlichen Sammlungen zur Zierde zu ge^
reichen. Für diese Schätze werden nun in Bälde die Orte ausgemit^
telt werden, an denen sie anregend und belehrend jenen schönen
Absichten entsprechen sollen, die ihre Erwerbung veranlaßten.
— 19 —
Der Niederösterreichische Gewerbeverein, der hier nur jene Gegen^
stände im Auge hat, die als gewerbliche Belehrungsmittel von Wichtige
keit sind, erlaubt sich die Aufmerksamkeit Eurer Exzellenz auf die
endgültigen Verfügungen über dieselben zu lenken.
Wenngleich die erworbenen Objekte ihrer Mehrzahl nach zur
Vervollständigung einzelner Sammlungen sehr erwünscht wären, so liegt
anderseits in deren Vereinigung ein außerordentlicher Wert — es würde
der Grundstein gebildet zu einem Institute, welches ein mächtiger
Faktor für die Entwicklung des Gewerbewesens des ganzen Reiches
zu werden bestimmt wäre.
Die Errichtung eines „österreichischen Gewerbemuseums''
ist es, welche sich der ergebenst unterzeichnete Verein in Anregtmg zu
bringen erlaubt; eines Institutes, dem in bezug auf die technische
Entwicklung der Gewerbe jene Mission zufiele, wie sie das Museum für
Kunst und Industrie mit so ausgezeichnetem Erfolge in bezug auf die
künstlerische Veredlung verfolgt, eines Institutes von streng präzis
siertem Wirkungskreise, aus dem sowohl die Pflege des Kunstgewerbes
als auch der Großindustrie ausgeschlossen bleiben würde.
Dieses Institut, dem gleichzeitig die wichtige Mission einer Zen^
tr als teile der Gewerbeschulen Österreichs zufiele, würde, sowie das
Museum für Kunst und Industrie, als Reichsinstitut gedacht sein, wie
es auch nur als solches zu einer hohen Bedeuttmg gelangen und sie
dauernd erhalten könnte.
Die Gewerbetreibenden Wiens und der Niederösterreichische Ge^
Werbeverein mit ihnen begrüßten die Errichtung des „Athenäums", in
welcher die Idee eines Gewerbe^Museums ihre erste Verwirklichung
finden sollte, mit aufrichtigster Freude. Nach den — allerdings erst
im Entwürfe vorliegenden — Statuten beschränkt sich dieses Institut
nicht allein auf jenen engeren Zweck, sondert verbindet damit weiter^
gehende Absichten, welche dieser Schöpfung den Charakter eines
universellen Fortbildungsinstitutes zu geben bestimmt sind.
Müssen nun auch diese Aufgaben dem neuen Institute rasch die
allgemeinsten dankbarsten Sympathien erwerben, so würde von ihm
doch die Pflege der einzelnen Gewerbe, wie sie im „Gewerbe^Museum
gedacht wäre, nicht in jener Weise durchgeführt werden können,
wie sie eben nur im engen, begrenzten, dafür aber ganz ausgefüllten
Wirkungskreise möglich ist.
Das „Gewerbemuseum'' würde hingegen, indem es das Athenäum
von einem Teile der selbstgestellten Aufgabe entlastet, in direktester
Weise zur Förderung seiner Zwecke als Fortbildungsinstitut beitragen
tmd jenem die Vereinigung all seiner Mittel zur Erreichung seiner
schönen Ziele gestatten.
— 20 —
Der Niederösterreichische Gewerbeverein wird, wenn die hiermit
ausgesprochenen Ansichten die Beachtung Eurer Exzellenz finden
sollten, gewiß in seinen Kreisen alle Kräfte anstrengen, um das Ins^
lebentreten einer Schöpfung fördern zu helfen, die bestimmt wäre,
die Krönung des von Eurer Exzellenz so vielfach bestätigten Be^
strebens zur Hebung des vaterländischen Gewerbes zu bilden.
Für alle Fälle aber bittet der ergebenst unterzeichnete Verein, Eure
Exzellenz mögen die schließlichen Bestimmungen über die erworbenen
Gegenstände nicht vornehmen lassen, ohne dem Niederösterreichischen
Gewerbeverein zu gestatten, sich bei den voraussichtlichen Beratungen
durch seine Vertreter zu beteiligen.
Der Verein darf wohl, da Eurer Exzellenz die Tätigkeit des Ver-*
eines aus unmittelbarer Anschauung bekannt ist, von einer eingehen^
deren Motivierung dieser Bitte Umgang nehmen und verharrt
Eurer Exzellenz treu ergebener
Nieder österreichischer Gewerbe verein.''
Die Wirkung dieses Schrittes trat nicht sofort ein; wohl aber
hatte er den Erfolg, daß das Handelsministerium ein Komitee ein^
setzte, bestehend aus den Hochschulprofessoren E. H artig in Dresden,
A. Bauer und L. Hauffe in Wien und W. Exner in Mariabrunn,
denen die Aufgabe zufiel, einen „Organisations^ und Finanzplan für
ein vom Staate zu errichtendes technisches Gewerbe^Museum'' auszu^
arbeiten. In diesem Komitee fungierte Exner als Referent und über
seinen Antrag erfolgte auch die Berufung des Technologen H artig
aus Dresden in dieses Komitee. Es bestand nämlich die Absicht, auf
diesem Wege zur dauernden Gewinnung Hartigs für Österreich zu
gelangen, der sich durch seine dynamometrischen Studien über Werk^
zeug^ und Arbeitsmaschinen, die sich zum Teile auch auf österreichi^
schem Boden abspielten, einen großen Ruf erworben hatte. Hart ig
wurde in Österreich besonders populär durch seine experimentellen
Untersuchungen über den Kraftverbrauch und die Arbeitsleistung der
Maschinen der Kammgarnspinnerei in Vöslau. Zu dieser Versuchs^
kampagne hatte Hartig Exner eingeladen und letzterer lernte
unter den Assistenten Hartigs als hervorragenden Hilfsarbeiter den
Ingenieur Georg Lauboeck kennen. Der von dem Referenten Exner
ausgearbeitete Entwurf eines Organisationsstatutes und Finanzplanes
fand mit geringen Änderungen Aufnahme in den Entwurf des Finanz-*
gesetzes für das Jahr 1876, in der Art, daß in den Staatsvoranschlag
unter Titel 9, Handelsministerium, A. Eigentlicher Staatsaufwand,
— 21 —
eingestellt war ^Für ein technisches Gewerbe^Museum in Wien der
Betrag von loo.ooo Gulden ö. W."
In den Erläuterungen zu diesem Staatsvoranschlage ist auf Seite 17
folgendes ausgeführt:
„Die segensreiche Wirksamkeit und unerwartet großartige Ent^
faltung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
in der kunstgewerblichen Richtung läßt es jedoch nicht als wünschens^
wert, ja geradezu als unmöglich erscheinen, dasselbe durch Anfügung einer
technischen Abteilung zu erweitern. Vielmehr müßte ein technisches
Gewerbe^Museum in Wien als selbständige Schwesteranstalt zur Er^
richtung gelangen.
Dieses Ziel strebte gelegentlich der Wiener Weltausstellung 1873
der Generaldirektor W. Freiherr von Schwarz^Senborn durch Er^
richtung einer gemeinnützigen Stiftung für Kleingewerbetreibende und
Arbeiter in Wien mit der Bezeichnung „Athenäum, Gewerbe^Museum
und Fortbildungs^Instituf' an.
Die Mittel reichten jedoch nicht aus, das vorhandene wertvolle
Material zu erhalten und zu einem Gewerbe^Museum zu ergänzen,
vielmehr müßte das Vorhandene schon mit Ende des Jahres 1875 der
Auflösung zugeführt werden, wenn nicht von Seite des Staates Hilfe
geboten würde. Das technische Gewerbe^Museum müßte als Komplex
von technischen Versuchsanstalten für die wichtigsten, einer Förderung
durch die Wissenschaft bedürftigen Industrie^ und Gewerbszweige in
Verbindung mit den nötigen Hilfsmitteln, wie Sammlungen, Biblio^
thek, Laboratorien, Werkstätten, Fachkursen, Vorträgen etc. gedacht
werden. In diesem Sinne arbeitete im Auftrage des Handelsministeriums
ein aus den Professoren H artig in Dresden und A. Bauer, W. Ex^
ner und L. Hauffe in Wien zusammengesetztes Komitee ein Pro^
gramm aus, wonach das technische Gewerbe^Museum aus Versuchs^
anstalten, einem Lehrinstitute und Sanmilungen bestehen soll.
Die Versuchsanstalten und Laboratorien des technischen Ge^
werbe^Museums würden sein: I. Sektion für Chemie, II. für Färberei,
Druckerei und Appretur, III. für Gerberei, IV. für Mechanik, V. für
Untersuchungen der technischen Eigenschaften von Bau^ und Ma^
schinenmaterial, VI. für Metallbearbeitung, VII. für Holzbearbeitung,
VIII. für Textilindustrie. An der Spitze des technischen Gewerbe^
Museums hätte der administrative Direktor zu stehen. An der Leitung
nehmen die Vorstände der Versuchsanstalten als Gremium Anteil.
Außerdem werden Kustoden, Beamte, Werkmeister und Diener anzu^
stellen sein. Zur Mitarbeiterschaft des technischen Gewerbe^Museums
können auch von Fall zu Fall zu honorierende Fachmänner berufen
werden.
— 22 —
Die Jahresausgaben werden sich nach den vom obenerwähnten
Komitee präliminierten Ansätzen bei vollständiger Durchfuhrung der
Organisation des technischen Gewerbe^Museums in folgender Weise
zusammensetzen :
A« Leitungs^ und Administrationspersonal:
Direktor 6000 fl. ö. W.
Sekretär 2500 ^ „
Beamte 1000 „ „
Diener 600 „ n • • 10.100 fl.
B. Versuchsanstalten usw.
a) Gehalte und Löhnungen:
Vorstände der 7 Sektionen . . . ä 5000 fl 35.000 fl«
I Adjunkt für Chemie I 1800 fl.
I Assistent für Chemie 700 „
I Diener für Chemie 1200 „
I Assistent für Mechanik IV . . . 700 „
3 Werkführer für V, VI, VH . . . 4500 „
6 Diener zu je 600 fl 3600 „ 12.500 „
b) Dotationen für die Versuchsanstalten:
Für die Sektion I (für Chemie) . . . 2000 fl.
n (für Färberei, für
Druckerei u. Appretur) 2000 „
ni (für Gerberei) . . . 2000 ,,
rV (für Mechanik) . . 1000
V (Untersuchung der
technischen Eigen«^
Schäften von Bau^ und
Maschinenmaterial) . 1000 „
„ „ „ VI (fürMetallbearbeitung) 3000 ,,
„ y, „ Vn (Holzbearbeitung) . . 2000 „
„ Vni (Textilindustrie) . . 1000 ,, . . 14.000 fl.
ff » ff
ff ff ff
ff ff ff * ^ y**^ A««WW««<M««Ay • . «WWW „
tt tr ff
ff ff
C. Unterricht.
Unterrichtshonorar 5000 A-
Dotation für die Fachkurse 1000 „
Handlaboratorium, chemischer Hörsaal . . 600 „ . . 6.600 fl.
— 23 —
D. Museen und Bibliothek:
Kustos 2500 fl.
Bibliothekar 2000 „
4 Diener 2400 „
Dotation für die Sammlung .... 2000 „
„ n n Bibliothek .... 3000 „ . . . . 11.900 fl.
Transportkosten und allgemeine Regie
ohne Gebäudeerhaltung . . 3.000 fl.
Mietzinse und Gebäudeerhaltung . . 10.900 „ . . . . 13.900 „
Gesamtsumme . . . 104.000 fl.
Die letztere Post kann deshalb so niedrig angenommen werden,
weil das Handelsministerium infolge eines Übereinkommens mit dem
Stiftungspräsidenten des Athenäums und mit den Präsidenten des
Niederösterreichischen Gewerbevereines sowie des Österreichischen
Ingenieur^ und Architektenvereines die Lokalitäten des Athenäums
ohne und jene im Mezzanin beider Häuser der genannten Vereine
nebst den Sälen für einen jener Summe entsprechenden Mietzins zur
Verfügung erhielt.
An die Gewinnung oder Erbauung eines eigenen Gebäudes für das
technische Gewerbe^Museum kann wohl erst viel später gedacht werden.
IL Für die erste Einrichtung des technischen Gewerbe^Museums
erscheinen folgende Ausgaben als notwendig:
a) Versuchsanstalten.
Sektion I (für Chemie) 20.000 fl.
II (für Färberei, Druckerei und
Appretur) 15.000 „
III (für Gerberei, welche bereits
eingerichtet ist)
IV (für Mechanik) 10.000 ,,
V (Untersuchung der technischen
Eigenschaften von Bau^ und
Maschinenmaterial) . . . 25.000 „
VI (Metallbearbeitung) .... 6.000 „
VII (Holzbearbeitung) .... 3.000 „
„ VIII (Textilindustrie) 3.000 „
Motoren und Transmissionen 5.000 „
Chemischer Hörsaal und Vorlesungshand^
laboratorium 5.000 „
Mechanischer Hörsaal i.ooo „
Zeichensaal 500 „ . . 93*500 fl.
ff
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n
ff
ff
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— 26 —
Der Staatsvoranschlag des Handelsministeriums für 1876 wurde
im Finanzausschusse am 13. November 1875 verhandelt. Als Bericht^
erstatter fungierte der Abgeordnete der Brünner Handels^ tmd Ge^
Werbekammer, Julius Gomperz. Er beantragte: „Das Erfordernis
für das gesamte gewerbliche Bildungswesen einschließlich der Ver^
Suchsanstalten für Keramik und Gerberei mit 221.000 fl. in das Extras
Ordinarium einzustellen und den Betrag für das technische Ge^
werbe^Museum zu streichen.'' Dieser letztere Satz ist übrigens erst
nachträglich eingeschaltet worden, wahrscheinlich bei der Verifizierung des
Protokolles in der folgenden Sitzung des Budgetausschusses. Der Bericht
über diese Sitzung in der „Wiener Zeitung'' enthält infolgedessen auch
diese inhaltsschweren Worte gar nicht. Aus dem Protokolle der Sitzung
geht hervor, daß sich die überaus lebhafte Debatte, an der viele her^
vorragende Mitglieder des Finanzausschusses teilnahmen, hauptsächlich
darüber verbreitete, ob die Kredite für die Versuchsanstalten abge^
sondert oder zusammen mit den gewerblichen Bildungsanstalten ein^
gestellt werden sollen, ob nicht die Versuchsanstalt für Keramik,
Email und Glas besser dem Unterrichtsministerium zuzuweisen wäre,
und endlich, ob man nicht den einen oder andern Abstrich vornehmen
könnte. Von dem technischen Gewerbe^Museum war, wenigstens dem
Protokolle zufolge, kaum die Rede. Ein Abgeordneter (Klier) meinte,
man sollte doch die Wichtigkeit dieser Institution nicht ganz außeracht
lassen. Ein anderer Abgeordneter (Eduard Sueß) erkundigte sich, ob
an die geschenkweise Überlassung des Athenäums^ebäudes an das
Handelsministerium nicht besondere Bedingungen geknüpft worden
seien, worauf der Herr Handelsminister erwiderte: „Nur die eine der
Errichtung eines Gewerbe^Museums". Eine Verteidigung der für das
technische Gewerbe^Museum seitens der Regierung eingestellten Posi^
tion von 100.000 fl. findet sich in den Ausführungen des Herrn
Ministers, wenigstens dem Protokolle nach, nicht vor, er muß
auf eine solche wohl in der Überzeugung von der vollen Aus^
sichtslosigkeit verzichtet haben. Und somit fiel die vom Handelsmini^
sterium eingestellte Erfordernisziffer, mit ihr das Projekt der Errichtung
eines staatlichen Zentralinstitutes für technische Gewerbeförderung
und es entstand damit ein für die österreichische Volkswirtschaft
empfindlicher Verlust, dessen Höhe sich zwar nicht ziffermäßig
berechnen läßt, der aber die abgelehnten 100.000 fl. gewiß um
ein Vielfaches übersteigt. Sicher ist auch, daß der Weg, den man in
Österreich betreten wollte, für welchen die trefflichsten Vorbereitungen,
die alle Garantien des Gelingens der Aktion boten, bereits getroffen
waren, daß derselbe Weg in Deutschland, in der Schweiz vielfach, in
Frankreich und England vereinzelt bald nachher eingeschlagen wurde
— 27 —
und seither zu großartigen, für Österreich nie mehr erreichbaren Institut
tionen fährte, welche zwar einen nicht meßbaren aber wohl einen unermeß^
lieh großen Einfluß auf die gewerbliche Produktion in ihrer Gesamtheit
ausgeübt haben. Was der reichsrätliche Finanzausschuß dem Handelsamte,
vielleicht, weil es nicht dringend genug gefordert hatte, oder aus anderen
Gründen verweigerte, besitzt heute im großartigsten Umfange, und zwar
durch die Anstrengungen der Regierungen und der interessierten Kreise
nicht nur Paris und London, sondern auch Berlin, München und Nüm^
berg, Krefeld und Mühlhausen, Zürich und Winterthur, Mecheln usw.***)
Im Niederösterreichischen Gewerbevereine wirkte der parlamen^
tarische Mißerfolg der von ihm eingeleiteten Bestrebungen im hohen
Grade entmutigend. Der amtliche Bericht über die Geschäftstätigkeit
des k. k. Handelsministeriums während des Jahres 1875 erschien in
dem vom statistischen Departement des genannten Ministeriums her^
*) In dem Berichte des Budget^Ausschusses über den Staatsvoranschlag für
1876, Handelsministerium, Titel i, Zentralleitung, erstattet vom Berichterstatter
Abg. Gomperz unter dem 15. November 1875 [408 der Beilagen zu den steno^
graphischen Protokollen des Abgeordnetenhauses] VIII. Session) findet sich folgende
Motivierung für die Ablehnung des vom Handelsmintster geforderten Betrages
von 100.000 Gulden:
,,Was die in den Staatsvoranschlag aufgenommene Kreirung eines tech^
nischen Gewerbe^Museums in Wien betrifft, war es dem Budgetausschusse
unmöglich, zuzustimmen, daß zur Errichtung und Erhaltung eines derartigen In^
stitutes der von der Regierung geforderte Betrag von 100.000 fl. für 1876 ein^
gestellt werde. Abgesehen davon, daß die Gründung einer solchen Reichsanstalt
eine Angelegenheit von weittragender Bedeutung ist, welche vorher einem ein^
gehenden Studium und reiflicher Erwägung in Beziehung auf Zweck und Or^
ganisation unterzogen werden muß, gibt auch die finanzielle Seite des projek^
tierten Unternehmens zu ernsten Bedenken Anlaß.
Nach dem Voranschlage der Regierung werden nämlich die Auslagen für
die Einrichtung dieses Institutes, und zwar ohne Rücksicht auf einen künftigen
Bau, ja selbst ohne Rücksicht auf die notwendigen Adaptierungskosten des in
Aussicht genommenen Hauses in der Gumpendorferstraße mit 11 «.500 fi. präli^
miniert. Die Jahresdotation soll sich auf 104.000 fi. belaufen und nur quasi
als eine Abschlagszahlung für beide Zwecke wird der Betrag von 100.000 fi. in
das Präliminare für 1876 eingestellt.
Da der Budgetausschuß es nicht verantworten könnte, nebenbei bei Be^
ratung des Budgets eine so wichtige Frage zu entscheiden und mindestens be^
rechtigt ist, in Zweifel zu ziehen, ob das in acht Sektionen, und zwar für i. Chemie,
2. Färberei, 3* Gerberei, 4. Mechanik, 5. Untersuchung der technischen Eigenschaften
von Bau^ und Maschinenmaterialien, 6. Metallbereitung, 7* Holzbearbeitung, 8. Teztil^
industrie geteilte, die verschiedenartigsten wissenschaftlichen und prak^
tisch^technischen Zwecke verfolgende neuartige und kostspielige Insti^
tut nach System und Anlage auch dem wirklichen Bedürfnisse entspricht, da
ferner die einmal vorgenommene Einstellung eines Teilbetrages sich zur dauern^
den und viel größeren Belastung der Staatsfinanzen entwickeln müßte, so wird die
Streichung dieser Summe beantragt.''
— 28 —
ausgegebenen „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr." Dort'
selbst wird das gewerbliche Unterrichtswesen mit groBer Ausführlich'
keit behandelt. Das Scheitern des technischen GewerbcMuseiuns jedoch
wird in 4'/2 Druckzeilen in folgender Weise erledigt: „Die Bestre"
bungen des Handelsministeriums, in Wien ein technisches Gewerbe^
Museum ins Leben zu rufen, in welchem auch die technischen Lehr^
mittel'Sammlungen des Handelsministeriums und jene des „Athe^
näums" vereinigt worden wären, führten der Ungunst der Zeit"
Verhältnisse wegen vorläufig noch nicht zu einem entsprechenden
Resultate." Auf den Ausdruck „Ungunst der Zeitverhaltnisse" braucht der
Redakteur nicht sonderlich stolz zu sein, denn gerade die Ungunst der
Zeitverhältnisse hätten die Errichtung des technischen Gewerbe'Museums
dringend geboten, und doch, was er weise verschweigt, zeigt den Meister
des Stils. Indessen erholte sich der Niederösterreichische Gewerbeverein
rasch von dem Eindruck, den das Schicksal seiner Vorlage auf ihn
machen mußte. Wenn auch das Museal'Komitee nicht weiter arbeitete,
so war doch die Stimmung im Gewerbeverein für die Errichtung
eines technischen Museums nicht erkaltet. Dies zeigen vielmehr zwei
Tatsachen, welche schon ihrer Absonderlichkeit halber verdienen,
mitgeteilt zu werden und dadurch der Geschichte der österreichischen
Verhältnisse erhalten zu bleiben. Das Industriellen'Ball'Komitee
widmete nämltch von nun ab Jahr für Jahr aus seinem Erträgnisse
und zwar über Antrag seines Mitgliedes Michael Matscheko einen
Betrag zur Begründung eines Fonds für die Errichtung eines tech'
nischen Gewerbe^Museums. Diese wiederholte Widmung für eine Idee
~ 1 bestehender Humanitätsanstalten
Ile bis zum Jahre 1879 ein Kapi'
igfügig und doch wie man später
[ eine weitere Tatsache. Handels-
nach dem Ofenheim'Prozesse ins
1 er bei seiner Rüstigkeit, seinen
elseitigen Erfahrung ganz und gar
war. Seine begeisterte Hingebung
Unterrichtswesens, seine glühende
in der „Wissenschaft im Gewerbe"
I Bürgertum hatten diesem Manne in
Gewebeverein warme Anhänger und
s Privatmann treu geblieben waren.
einflußreiches Mitglied des Nieder^
hne hierzu ein Mandat oder einen
1 früher her bekannten Exminister,
Schottenhof, und stellte ihm vor.
— 29 —
daß er^ wenn auch nicht mehr Minister, sich nach wie vor den von ihm
hochgehaltenen Grundsätzen der Verwaltung des Handelsamtes widmen
müsse, umsomehr, als er noch im Besitze eines Abgeordnetenmandates
war. Der Niederösterreichische G ewerbevereinsei ein Feld für die Betätigung
des Dr. Banhans und für die Verteidigung seiner politischen Rich^
tung. Mit Freuden würde ihm dazu Gelegenheit gegeben werden und
er würde dort eine große Zahl von Freunden und Verehrern finden.
Banhans ließ sich überreden und beteiligte sich hinfort eifrig an
dem Wirken des Gewerbevereines, wie der weitere Verlauf zeigt,
sehr zum Nutzen der von ihm während seiner Ministerschaft ver^
folgten Ziele.
Aber ganz abgesehen von diesen zwei symptomatischen Zwischen^
fällen, welche später erhebliche Wirkungen ausübten, unternahm der
Gewerbeverein im April 1878 einen Schritt, der wieder auf die Er^
richtung eines technischen Gewerbemuseums abzielte. Der Gewerbe^
verein beschloß nämlich auf Grund eines von der Abteilung für
Chemie gestellten Antrages nach dem Referate des Berichterstatters
Dr. Richard Godeffroy in der Monats Versammlung vom 26. April,
sich mit einer Petition neuerdings an den k. k. Handelsminister
Ritter v. Chlumecky zu wenden zum Zwecke der Errichtung einer
Versuchsanstalt für Färberei; also: um wenigstens eine der
in dem Projekte des staatlichen technischen Gewerbemuseums ent^
haltenen Sektionen durchzusetzen. Es ist eine merkwürdige Fügung,
daß gerade jene Versuchsanstalt als besonders dringlich bezeichnet
wurde und daß gerade für jene Sektion ein besonderer Schritt
unternommen wurde, welche fachlich dem Referenten des Budget^
ausschusses für den Etat des Handelsministeriums am nächsten
lag und doch nicht seine dem ganzen Projekte gegenüber ablehnende
Haltung zu verhindern vermochte. Die Petition*) ist vom Präsidenten
Matscheko unterzeichnet und war durch eine Denkschrift und durch
das Programm einer Versuchsanstalt für Färberei ergänzt. Die Peti^
tion wurde Ende April durch eine Deputation, bestehend aus dem
Präsidenten, dem Vizepräsidenten Harpke und dem Obmanne der
Abteilung für Chemie Godeffroy dem Herrn Handelsminister über^
reicht. Seine Exzellenz, so berichtete der Präsident in der nächst^
folgenden Versammlung des Niederösterreichischen Gewerbevereines
vom IG. Mai, habe sich vollständig informiert gezeigt, die Deputation
auf das liebenswürdigste empfangen und ihr zugesichert, der Sache
volle Aufmerksamkeit schenken zu wollen. „Wir haben begründete
Aussicht'% sagte der Präsident, „daß, wenn es die Mittel überhaupt er^
*) Wochenschrift des Niederösterreichischen Gewerbe Vereines. 39. Jahrgang,
vom 25. April 1878.
lauben, die hohe Regierung unserem Wunsche entsprechen und eine
derartige Versuchsanstalt ins Leben rufen werde."
DaB sich der Gewerbeverein sowohl bei seinen ersten Schritten 2ur
Errichtung eines Technologischen GewerbC'Museums durch den Staat und
auch jet2t wieder bei dem Gesuche um die Errichtung einer Versuchs'
anstatt für Färberei an den Handelsminister tud nicht an den
Unterrichtsminister wendete, erklärt sich wohl aus den vielfachen Bc'
Ziehungen des Gewerbeveretnes zum Handelsministerium und aus der
Annahme, dafi die Versuchsanstalten überhaupt vom Handelsmini'
sterium zu ressortieren hätten. Dabei wurde freilich übersehen, daS
zwar das Handelsministerium eine Versuchsanstalt ßir Gerberei ins
Leben gerufen hatte, daß aber dem Unterrichtsministerium die chemisch'
technische (keramische) Versuchsanstalt am Husetun für Kunst und
Industrie unterstellt worden war. Nachdem um diese Zeit bereits der
Kampf zwischen dem Unterrichtsministerium und dem Handelsmini'
sterium um die Kompetenz in der Administration des gewerbUchen
Bildungswesens entbrannt war, welcher mit dem Sieg des ersteren
bald darauf (t88i) endete, wäre es für den Gewerbeverein wahrschetn'
lieh richtiger gewesen, sich an das Unterrichtsministerium zu wenden ;
schon deshalb, weil der dortige Referent einsichtsvoller imd einfluB'
reicher war, als der die analoge Stellung bekleidende Beamte des
Handelsministeriums. In der Kompetenzfrage nahm man im Unter'
richtsministerium den Standpunkt ein, daB dem Handelsministerium
keine direkte Verwaltung auf dem Gebiete des öfFentUchen Unter'
richtes, sondern nur die Mitwirkung bei einigen, ausdrücklich benannten
id Regulierung von Gewerbeschulen)
erbevereines waren nur einige wenige
istreit informiert, tmd diese Informa'
ler Form; es konnte also gegen die
^legenheiten an das Handelsmini'
■folg entgegengewirkt werden.
jcklichen Feststellung, daß auch die
einer Färberei- Versuchsstation keiner-
ch demselben Handelsminisier noch
im Finanzausschusse gegenüber.
d noch des Umstandes Erwähnung ge'
.en Oberinspektor Richard Engländer
tgeltliche Vorträge für Werkmeister,
ehalten wurden. Um nur über einen
erwähnt, daß er aus 20 i' .stündigen
Jahre 1878 vom Februar bis Mai
on welchen am Ende des Kurses 70
— 31 —
rechtsgültige Zeugnisse als geprüfte Kessel^ und Maschinenwärter er^
warben. Es war dies ein erster Anfang der Selbsthilfe auf dem
Gebiete des gewerblichen Bildungswesens, soweit dieses im tech^
nischen Gewerbe^Museum zur Verkörperung gelangen sollte.
Und nun sei noch eines persönlichen Momentes von größter Trag^
weite gedacht, eines Ereignisses, das, nach einer bekannten Redefigur,
nicht seine Schatten, wohl aber seine Lichter vorauswarf. In der
Generalversammlung des niederösterreichischen Gewerbevereines am
IG. Mai 1878 nahm der Vereinspräsident Matscheko das Wort, um
namens des Verwaltungsrates auszuführen:
„Unser durchlauchtigster Protektor, Seine kaiserliche Hoheit Erz^
herzog Franz Karl, ist uns durch den Tod entrissen worden. Es
wurde in den Kreisen des Gewerbevereines der Wunsch laut, ein
anderes Mitglied des hohen Kaiserhauses zu bitten, es möge die be^
sondere Gnade haben, dem Niederösterreichischen Gewerbevereine
seinen Schutz angedeihen zu lassen.
Meine Herren! Wer könnte in würdigerer Weise der Nach^
folger des erlauchten Verblichenen sein, als sein Sohn, der durchs
lauchtigste Herr Erzherzog Karl Ludwig! Seine kaiserliche Hoheit
hat bei so vielen und mannigfachen Gelegenheiten die lebhafteste Teil^
nähme für alles gezeigt, was die Interessen unserer heimischen In^
dustrie betrifft, er hat stets unserem Vereine so viele Zeichen des
gnädigsten Wohlwollens gegeben, überdies ist seine Güte und Leut^
Seligkeit Ihnen Allen bekannt, so daß wir uns der angenehmen Erwartung
hingeben können. Seine kaiserliche Hoheit werde unsere Bitte um Über^
nähme des Protektorates gnädig aufnehmen und gleich seinem erlauchten
Vater ein mächtiger Schützer und Förderer unserer Interessen sein.
Ich bitte Sie, meine Herren, dem Antrage Ihres Verwaltungsrates,
dahingehend, daß Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr
Erzherzog Karl Ludwig durch das Vereins^Präsidium gebeten
werde, des Protektorat des Niederösterreichischischen Gewerbevereines
gnädigst annehmen zu wollen, durch Erheben von den Sitzen Ihre
Zustimmung zu geben.^ (Unter stürmischem Beifall erhob sich die
Versammlung von den Sitzen).
Hierauf ist dem Vereinspräsidenten folgendes höchstes Hand^
schreiben zugekommen.
„An den Niederösterreichischen Gewerbeverein in Wien.
Es gereicht mir zur wahren Befriedigung, dem einhelligen Wunsche
des Niederösterreichischen Gewerbevereines zu entsprechen und das
Protektorat über diesen Verein zu übernehmen.
L
— 32 —
Idh komme diesem Wunsche um %o beratwüHger entgegen« als
kh in der Wahl meiner Person einen Akt der Pietät gegen meinen
seligen Vater erblicke, welcher durch einen Zeitratmi Ton mehr als
Tierzig Jahren das Protektorat ausübte, und ich hoffe, daß dieser Verein,
dem ich. vie bisher, mein Tolles Interesse, %o audi in Zukunft meine
werktä tige Förderung angedeihen lassen werde, auch fernerhin gedeihe
and rur Erreichung seiner gemeinnthzigen Ziele gelange.
Wartholx, 30. Juni 1878.
Erzherzog Karl Ludwig m. p.**
Plf. !■ OebJude da NIcdcraiterrelchlKhcn Oewerbcvcrdncs. Btdgucbot.
GESCHICHTE
DER BEGRÜNDÜNG DES TECHNOLOGISCHEN GEWERBE-
MUSEUMS DURCH DEN NIEDERÖSTERREICHISCHEN GE-
WERBEVEREIN.
Nachdem alle Schritte, die unternommen wurden, um die Re-
gierung zur Errichtung eines technischen Gewerbe-Museums zu bewegen,
vergeblich geblieben waren, während anderseits das Bedürfnis nach
einer wirksamen Förderung der technischen Leistungsfähigkeit der
gewerblichen Produktion sich immer fühlbarer machte, mußte man
um zu dem gewünschten Ziele zu gelangen, einen anderen Weg be-
treten. Regierungsrat Exner erklärte am i. Tänner 1879 den ihm be-
sonders nahestehenden Personen, daß ihm der Gedanke gekommen
sei, mit Hilfe des Niederösterreichischen Gewerbevereines sofort an
die Begründung eines Gewerbe-Museums zu gehen, wofür er den
Plan bereits fertig entworfen habe. Danach wäre zunächst ein
Teil des Institutes ins Leben zu rufen, eine Sektion, und diese
hätte durch die Art ihrer Wirksamkeit für die Idee des Gesamt-
institutes Propaganda zu machen. Es sei zweifellos, daß, wenn die Sache
richtig angepackt würde, sich an die erste Sektion bald eine zweite
und weitere anschließen würde und daß man auf diese Art aus kleinen
Anfangen heraus ohne alhuhohes Risiko zu einem großen Institute
gelangen könnte. Exner wählte die Bezeichnung „Technologisches
Dcnkiclirtrt Tccbn. Gew.'Uu*. 3
— 34 —
Gewerbe^Museum^. Technologie ist die wissenschaftliche Darstellung
der gewerblichen Produktion; sie nimmt den vorgeschrittensten techni^
sehen Standpunkt ein und vermittelt die Anwendung der Wissenschaft^
liehen Errungenschaften auf die Gewerbe. Der Ausdruck ^technologisch^
bezeichnet daher einen engeren Begriff als das Wort ,,technisch'% welches
ein viel weiter umschriebenes Gebiet benennt.
Von allen Sektionen, die ein solches Institut in Österreich erhalten
mußte, war durch das Zusammentreffen gewisser Umstände die Errichtung
der Sektion für Holzindustrie am leichtesten realisierbar, womit durchaus
nicht gesagt sein sollte, daß gerade diese Sektion die dringendste gewesen
sei und die bedeutendsten Erfolge zu erzielen berufen gewesen wäre. Es
handelte sich aber vorerst um die leichte Durchführbarkeit und um die
Aussichten des ersten Schrittes. In den durch Exner geschaffenen Samm^
lungen an der Forstakademie in Mariabrunn, welche bei Errichtung der
forstlichen Sektion der Hochschule für Bodenkultur nicht nach Wien
übertragen werden konnten und in den gleichfalls durch Exner über
Auftrag des Handelsministers Banhans anläßlich der Wiener Welt^
ausstellung gemachten Erwerbungen fand sich ein ansehnlicher und
unmittelbar zur Verfügung stehender Grundstock für die Sammlungen.
Professor Exner hatte außerdem als Vertreter der Lehrkanzel für die
mechanische Technologie des Holzes zahlreiche Beziehungen zur
Holzindustrie, zu den holzverarbeitenden Gewerben und zum Holz^
handel und konnte darauf rechnen, in den Interessentenkreisen dieser
Branche die Überzeugung von der Ersprießlichkeit eines solchen Untere
nehmens leicht zu erwecken und zu befestigen, moralische und ma^
terielle Unterstützung zu finden und durch dieses Beispiel auf andere
Gruppen der Produktion mit Sicherheit einzuwirken. Auch war Exner
um diese Zeit Inspektor des Handelsministeriums der Fachschulen für
die holzverarbeitenden Gewerbe (Tischlerei, Drechslerei^Schnitzerei usw.).
Der Plan fand nun im Verwaltungsrate des Niederösterreichischen
Gewerbevereines Zustimmung und bereits in der Wochenversammlung
vom 28. Februar 1879 konnte der Präsident des Vereines den Beginn der
Aktion ankündigen. Der dabei gewählte Vorgang war folgender: Für
den 4. März abends wurden Interessenten der Holzindustrie eingeladen,
um über die Gründung der Sektion für Holzindustrie des zukünftigen
Technologischen Gewerbe^Museums zu beraten.
Die Versammlung war sehr zahlreich besucht. Angesehene Vertreter
der großen österreichischen Holzproduzenten und Holzhandelsfirmen,
strebsame Gewerbetreibende und eine Anzahl von Personen, welche
einem derartigen Unternehmen überhaupt nützlich und fördernd ?ur Seite
zu stehen berufen waren, waren anwesend. Exner entwickelte in längerer
Rede, als Referent eines vom Verwaltungsrate eingesetzten Komitees, das
— 35 —
Programm der zunächst zu errichtenden ersten Sektion des Gewerbe^
Museums, von deren Gelingen das Zustandekommen der weiteren Sek^
tionen für die Färberei, für die Metallindustrie, für Photographie, für die
Textilindustrie etc. abhängen werde. An der hierauf folgenden
Debatte beteiligten sich in hervorragendem Maße der k. k. Hofrat
im Ackerbauministerium Robert Miklitz, der Tischler Bernhard Lud^
wig und der Vorsitzende. Hierauf beschloß die Versammlung, ein
Gründungskomitee einzusetzen, welches aus folgenden Herren gebildet
wurde: Geheimer Rat Dr. A. Banhans, Zentralinspektor der Nordbahn
Ludwig V. Becker, Freiherr von Berg, Holzhändler Moritz Biach, Josef
Blazinöiö, Großindustrieller Rudolf Di t mar, Holzhändler J. Eisler,
Dr. W. F. Exner, Dr. R. Godeffroy, Holzhändler Charles Götz,
Professor an der technischen Hochschule L. Hauffe, Professor Johann
Hauptfleisch, Regiertmgsrat Dr. Emil Hornig, Hofrat und Erz^
herzoglich Albrechtsc her Güterdirektor Wilhelm Ritter von Jesse,
Holzhändler Gottlieb Karplus, Mechaniker Wilhelm Kraft, Ingenieur
Josef Kohn, Fürstlich Schwarz enbergischer Güterdirektor F. Kut^
seh er a Ritter v. Aichbergen, Parkettenfabrikant Karl Leistler,
Ministerialsekretär Dr. Karl Lind, Tischler Bernhard Ludwig, Präsident
M. Matsch eko, Ingenieur Alois Mayer, Dr. Ludwig Mautner Ritter
von Markhof, Tischler Franz Michel, Hofrat Robert Miklitz, Dr.
Franz Migerka, Wilhelm Öppen, Tischler Friedrich Paulick,
Rudolf Schiffner, Tischler Franz Schönthal er, Südbahndirektor
Vicomte de Serres, Friedrich Sueß sen., Professor Karl Swoboda,
Großindustrieller Josef Thonet, Professor Robert Freiherr von Wal^
terskirchen, Werkzeugfabrikant I. B. Weiß, I. M. Wolfbauer und
Karl Ritter von Zimmermann^Göllheim. Dieses Komitee hat sich
im Einvernehmen mit dem Verwalttmgsrate des Niederösterreichischen
Gewerbe Vereines als „Spezialkommission zur Errichtung eines Techno^
logischen Gewerbemuseums^ konstituiert. Der Vereinspräsident wurde
zum Obmann, Dr. Anton Banhans und Karl Ritter von Zimmer^
mann^Göllheim zu Obmannstellvertretern, Professor Exner zum
Referenten gewählt. Ferner hat diese Spezialkommission sofort drei
Subkomitees eingesetzt, und zwar erstens ein Organisationskomitee,
Obmann Vizepräsident des Gewerbe Vereines Wilhelm Kraft, Stella
Vertreter Ministerialsekretär Dr. Karl Lind, Referent I. M. Wol&
bau er; zweitens ein Finanzkomitee, Obmann Dr. Anton Ban^
hans, Stellvertreter Dr. Rudolf Mautner Ritter von Markhof,
Referent Hofrat Dr. F. Migerka; drittens ein Fachkomitee, Obmann
Regierungsrat Professor Exner, Stellvertreter Josef Thonet, Referent
Forstrat Professor Ritter von Gutenberg. Diese Komitees begannen
sofort die Beratungen über die ihnen zugewiesenen Aufgaben.
- 36 -
Am 2* April hielt Regierungsrat Exner vor einem größeren
Kreis von Zuhörern einen Vortrag über die Aufgaben des vom Nieder^
österreichischen Gewerbeverein zu errichteten Technologischen Ge^
werbe^Museums im allgemeinen und der zunächst ins Leben zu
rufenden Abteilung für Holzindustrie. Diesem Vortrage wohnten
bei der Protektor des Vereines Erzherzog Karl Ludwig, Erzherzog
Rainer, der Handelsminister Ritter von Chlumecky, viele Reichs^
rats^ und Landtagsabgeordnete, hohe Staatsbeamte, Handelskammer^
und Gemeinderäte. Eisenbahndirektoren und eine große Zahl von
Interessenten der Holzindustrie.
Das Organisationskomitee; von dessen Einsetzung bereits Mit^
teilung gemacht wurde, förderte seine Arbeit derart, daß es dem Plenum
der Spezialkommission bald einen Entwurf vorlegen konnte, welcher
von dieser dem Verwaltungsrat des Gewerbevereines zugeführt wurde.
Auch der Verwaltungsrat beschäftigte sich sofort intensiv mit dieser
Vorlage, die bereits am lo. April 1879 ^^ cier Wochenschrift des
Gewerbevereines als Entwurf veröffentlicht werden konnte. Dieser An^
trag gelangte in der Monatsversammlung des Vereines am 18. April
1879 ohne Debatte zur unveränderten Annahme mit allen gegen eine
Stimme. Dieses nun für den Verein rechtskräftig gewordene Organi^
sationsstatut bildet den „Anhang zu der Geschäftsordnung für die Ab^
teilungen und Spezialkommissionen des Niederösterreichischen Gewerbe^
Vereines^, also einen neuen Bestandteil der Vereinsorganisation selbst.
Der Wortlaut des Organisationsstatutes ist folgender:
„Organisationsstatut für das Technologische Gewerbe^
Museum.
§ I. Der Niederösterreichische Gewerbeverein errichtet ein Techno^
logisches Gewerbe^Museum zur Förderung der technischen Seite der
Gewerbe.
§ 2. Dieser Zweck soll erreicht werden:
a) durch Sammlungen, und zwar:
1. von Roh^ und Hilfsstoffen der einzelnen Gewerbe,
2. von Werkzeugen, Werkzeugmaschinen, chemischen und physu
kaiischen Apparaten, Modellen und Zeichnungen,
3. von Halbfabrikaten und Produkten;
b) durch die Aufstellung und Unterhaltung von möglichst vollstän^
digen Spezialbibliotheken, die gesamte Literatur der einzelnen
Gewerbezweige umfassend;
c) durch Laboratorien für chemisch^physikalische Untersuchungen
der Rohstoffe und zur Erprobung von Verfahrungsarten, von
Werkzeugen, Apparaten und Werkzeugmaschinen;
— 37 —
d) durch Spezialkurse über Rohstoffe, Werkzeuge und Werkzeuge
maschinell, über chemische und mechanische Verfahrungs^
weisen und über technische Vollendungsarbeiten;
e) durch möglichste Förderung des fachgewerblichen
Unterrichtes.
§ 3. Die Mittel des Technologischen Gewerbe^Museums werden
aufgebracht aus:
a) den Beiträgen der Mitglieder und Teilnehmer;
b) den Zuschüssen und Subventionen aus öffentlichen Fonds, von
Behörden und Korporationen;
c) dem Honorar für durchgeführte Arbeiten;
d) den Erträgnissen der Jahreskarten und den Eintrittsgeldern;
e) den Erträgnissen von Unternehmungen zur Förderung des
Gewerbemuseums: Ausstellungen und dergleichen;
f) den Leistungen des Niederösterreichischen Gewerbevereines.
§ 4. Mitglieder des Technologischen Gewerbe^'Museums sind:
1. Stifter,
2. Gründer,
3. unterstützende Mitglieder.
Stifter sind jene Mitglieder, welche einen einmaligen Beitrag von
wenigstens 500 fl. oder durch mindestens sechs Jahre jährlich den Be^
trag von 100 fl. leisten.
Gründer sind solche Mitglieder, welche ein^ für allemal 250 fl.
oder durch mindestens sechs Jahre 50 fl. jährlich erlegen.
Unterstützende Mitglieder sind solche, welche jährlich 16 fl. dem
Institute widmen.
§ 5. Die Mitglieder des Technologischen Gewerbe^Museums, sowie
die Mitglieder des Niederösterreichischen Gewerbevereines haben das
Recht:
a) zum freien Eintritt in das Museum und zur Teilnahme an
den Veranstaltungen der Sektionen;
b) zur Benützung der Sammlungen, Bibliotheken, Laboratorien etc.
nach Maßgabe der hierfür aufzustellenden Reglements;
c) zur Einholung von Ratschlägen und Auskünften;
d) zur Veranlassung von Arbeiten und Untersuchungen, welche
dem Zwecke der Anstalt entsprechen;
e) im Sinne des § 6 in die leitende Spezialkommission durch
Kooptation aufgenommen zu werden.
Zum Eintritte in eine einzelne Sektion, zur Teilnahme an den
Veranstaltungen einer solchen, zur Benützung der Sammlungen, der
Bibliothek, Laboratorien etc., zur Einholung von Ratschlägen und zur
Veranlassung von Arbeiten und Untersuchungen, welche dem Zwecke
- 38 -
der Sektion entsprechen, werden Teilnehmerkarten a 6 fl. pro Jahr
ausgegeben.
Zum Besuche der Vorlesungen und zur Besichtigtmg der Samm^
lungen werden Jahreskarten a 2 fl. ausgegeben.
§ 6. Zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums setzt
der Niederösterreichische Gewerbeverein eine aus zwölf Personen be^
stehende Spezialkommission ein, welcher das Recht eingeräumt wird,
noch sechs ^Mitglieder des Technologischen Gewerbe^Museums durch
Kooptation aufzunehmen.
Zum Obmanne dieser Kommission wird der Verwaltungsrat des
Niederösterreichischen Gewerbevereines seinen Präsidenten oder einen
seiner Vizepräsidenten berufen. Die Funktionsdauer des Obmannes
endet mit seinem Austritte aus dem Präsidium des Niederösterreichi^
sehen Gewerbevereines.
Der Obmannstellvertreter wird von der Spezialkommission aus
dem Kreise ihrer Mitglieder gewählt und kann nach Vollendung seiner
Funktionsdauer unmittelbar wieder gewählt werden.
Über die Geschäftsführung dieser Spezialkommission und über
die Vermögensgebahrung, auf welche der Verwaltungsrat des Nieder^
österreichischen Gewerbevereines maßgebenden Einfluß zu nehmen hat,
wird eine Geschäftsordnung die näheren Bestimmungen enthalten.
§ 7. Die Vertretung des Technologischen Gewerbe^Museums nach
außen steht dem Präsidenten des Niederösterreichischen Gewerbever^
eines oder in Verhinderung desselben seinen Stellvertretern zu.
§ 8. Das Technologische Gewerbe^Museum besteht aus verschieb
denen Sektionen (Versuchsanstalten), welche sukzessive nach besonderen
Organisationsvorschriften errichtet werden sollen, deren unmittelbare
Leittmg auch besonderen Vorständen übertragen wird.
Die Vorstände der einzelnen Sektionen werden über Vorschlag
der Spezialkommission vom Verwaltungsrate des Niederösterreichischen
Gewerbevereines ernannt.
Die Vorstände haben in der Spezialkommission^ insofeme sie
nicht ohnedies Mitglieder derselben sind, Sitz und Stimme.
Normativ der Sektion für Holzindustrie des Technologischen
Gewerbe^Museums.
§ I. Die Sektion für Holzindustrie besteht:
a) aus Sammlungen:
1. von Holzmustern,
2. von Hilfsstoffen der Holzindustrie,
— 39 —
3. von Werkzeugen und Werkzeugmaschinen, chemischen und
physikalischen Apparaten in natura, in Modellen oder in
Zeichnungen,
4. von Halb^ und Ganzfabrikaten aus Holz;
b) aus einer Spezialbibliothek;
c) aus den Laboratorien, in welchen die Versuche über die
Arbeitseigenschaften der Hölzer, über deren Behandlung vor
der Verwendung und über technische Vollendungsarbeiten etc.,
sowie die Versuche mit Werkzeugen, Werkzeugmaschinen und
Apparaten vorgenommen werden.
Außerdem gehört in den Wirkungskreis dieser Sektion die Ab^
haltung einschlägiger Spezialkurse und die Förderung des fachgewerb^
liehen Unterrichtes.
§ 2. Nachdem zunächst nur die Sektion für Holzindustrie aktiviert
wird, so sind die in dem Organisationsstatut bezeichneten Mitglieder
des Gewerbe^Museums Mitglieder der Sektion für Holzindustrie.
Dem entsprechend ist auch die im § 6 desselben Statuts bezeich^
nete Spezialkommission die leitende Körperschaft der Sektion für Holz^
industrie.
§ 3. Mit der unmittelbaren Leitung der Sektion für Holzindustrie
wird ein Vorstand (Direktor) betraut, welcher über Vorschlag der
Spezialkommission vom Verwaltungsrate des Niederösterreichischen
Gewerbevereines ernannt wird. Der Vorstand (Direktor) hat in der
Spezialkommission, insoferne er nicht ohnedies Mitglied derselben ist
Sitz und Stimme.
Dem Vorstande unterstehen die Beamten (Kustoden, Sekretäre,
Laboratoriumsvorstände, Adjunkten, Werkmeister), sowie die Diener
der Sektion.
Die Beamten und Diener werden über Vorschlag des Vorstandes
(Direktors) und Gutheißung der Spezialkommission vom Verwaltungs^
rate des Niederösterreichischen Gewerbevereines ernannt und in gleicher
Weise haben die Entlassungen stattzufinden (§12 der Statuten des
Niederösterreichischen Gewerbevereines).
Die Gehalte der Beamten und Diener bestimmt über Vorschlag
des Vorstandes (Direktors) und Anhörung der Spezialkommission der
Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines.
Der Wirkungskreis der einzelnen Beamten wird durch eine be^
sondere Dienstordnung bestimmt. ""
Dieses Organisationsstatut wurde in der vorliegenden Fassung
von zwei Rücksichten diktiert. Einerseits sollte eine Form geschaffen
werden, welche den Gewerbeverein in den Stand setzte, autonom und
mit möglichster Vermeidung irgendwelcher Hindemisse, die außerhalb
— 40 —
des Vereines auftauchen könnten, mit der Errichtung des Institutes
vorzugehen. Anderseits sollte das Organisationsstatut in fachlicher Be^
Ziehung einen Rahmen bilden, in den sich alle bekannten Mittel der
Förderung der technischen Seite der Gewerbe leicht einfügen lassen
würden. In diesem Organisationsstatute stehen die technologischen
Sammlungen und die einschlägige Fachliteratur, sowie die Versuchs^
anstalten im Vordergrunde. Zur Nutzbarmachung dieser Hilfsmittel
für die interessierten Kreise waren Spezialkurse in Aussicht genommen.
In all dem stimmt das vom Gewerbeverein aufgestellte Organisations^
Statut vollkommen mit jenem Programm überein, welches das einige
Jahre früher vom Handelsministerium eingesetzte Komitee für das
vom Staate zu errichtende technische Gewerbemuseum entworfen hatte.
Neu hiiLzugekommen ist in dem Organistationsstatut für das vom
Gewerbeverein begründete Technologische Gewerbe^Museum als letzter
Punkt: „Möglichste Förderung des fachgewerblichen Unterrichtes''.
Das Technologische Gewerbe^Museum war ja als Reichs^Zentralanstalt
für den gewerblichen Unterricht in ganz Österreich nach dessen tech^
nischer Seite hin gedacht. Dabei schwebte dem Verfasser des Organi^
sationsstatutes auch der Gedanke vor, daß das Technologische Gewerbe^
Museum dazu berufen sein dürfte, durch Errichtung von Fach^
schulen, welche in den Provinzen, aber noch nicht in Wien bestehen,
oder durch die Kreierung von Fachschulen, welche in Österreich oder
überhaupt noch nicht existieren, Lücken auszufüllen, welche im ge^
werblichen Unterrichts^ und Bildungswesen sich entweder in Wien oder
überhaupt fühlbar machen sollten. Dieses Organisationsstatut ver^
körperte den Gedanken, der später von seinem Schöpfer so oft aus^
gesprochen wurde, daß das Eigenartige und Wertvolle in der Organi^
sation, abgesehen von der Elastizität des Rahmens, in zwei Momenten
bestünde, und zwar erstens in der Vereinigung aller zur Förderung
der Technik der gewerblichen Produktion bestimmten und bewährten
Hilfsmittel an einem Institute und unter einheitlicher Leitung, nämlich
Sammlungen und Bibliothek und deren Popularisierung, das Versuchs^
wesen und das Unterrichtswesen, also die Konzentration der Kräfte
und zweitens die möglichste Spezialisierung bei den mit der Durch«'
führung dieser Aufgaben betrauten Personen von wissenschaftlicher
oder hervorragender praktischer Bedeutung, also Teilung der Arbeit
bis zu den äußersten KonsequeiLzen. Dieses Organisationsstatut wurde
niemals irgend einem Faktor der Regierung zur Genehmigung untere
breitet und bildete somit nur die Grundlage für eine innerhalb des
Gewerbevereines zu schaffende Einrichtung. Wohl aber wendete sich
der Gewerbeverein schon vor der formellen Annahme des Organi^
sationsstatutes an den Handelsminister mit der Bitte um Förderung
— 41 —
des geplanten Institutes. Handelsminister Chlumecky beantwortete
diese Eingabe mit dem Erlasse vom 27. April 1879, Z* 8707, dem
hier folgende Stellen entnommen werden:
„Bei der hochwichtigen Bedeutung dieser Institution und der an«'
regenden Einflußnahme derselben auf die gewerblichen Interessenten^
kreise bin ich gerne bereit, die Realisierung der Intention des geehrten
Vereines nach Möglichkeit zu fördern, und weise demselben aus den
mir im laufenden Jahre zur Verfügung stehenden Geldmitteln den
Betrag von fünfhundert (500) fl. bei dem Ministerialzahlamte zur Be^
hebung von dem Präsidenten des geehrten Niederösterreichischen Ge^
Werbevereines gegen skalamäßig gestempelte Quittung an.
Was die Überlassung von Werkzeugkollektionen tmd holztech«'
nologischen Sammlungen des Handelsministeriums betrifft, so ist über
die Mustersammlung von Werkzeugen für Holzbearbeitung für die
nächste Zeit für Zwecke der gewerblichen Lehranstalten des Handels^
ministeriums anderweitig verfügt und wird dem Ansinnen des gc^
ehrten Vereines wegen Übergabe dieser Sammlung an das Techno^
logische Gewerbe^Museum, jedoch tmter Aufrechthaltung des Eigentums^
rechtes des Handelsministeriums, erst in einem späteren Zeitpunkte
entsprochen werden können.""
In der Mai^Generalversammlung 1879 erstattete der Obmann der
Spezialkommission für die Errichtung eines Technologischen Gewerbe^
Museums, Geheimer Rat Dr. Anton Banhans, den ersten Bericht,
der hier auszugsweise und mit Hinweglassung der bereits mitgeteilten
Tatsachen wiedergegeben wird:
„Es bedarf wohl keines Beweises, daß die durch die modernen
Verkehrsmittel bis zur äußersten Schärfe entwickelte KonkurreiLz der
Industriestaaten jeden von diesen zur Anspannung aller Kräfte zwingt,
daß aber namentlich Österreich, von anderen, Ihnen bekannten Mo^
menten abgesehen, schon infolge seiner geographischen Lage diese
Konkurrenz besonders lebhaft empfindet und daher die Anforderung
der Anspannung aller ihm gegebenen produktiven Kräfte in noch
höherem Maße an sich gestellt sieht.
Was speziell das Schaffen auf gewerblichem Gebiete betrifft, so
hat sich diese erhöhte Aufmerksamkeit gleichmäßig zwei Momenten
zuzuwenden — der Form oder der äußeren Erscheinung der Industrie^
erzeugnisse und dem Stoffe oder der Materie.
Daß die Form, der Ausdruck des Geschmackes, der Ausdruck
der Wirkung künstlerischen Fühlens, für den Wert eines Artikels von
maßgebendstem Einflüsse ist, erscheint heute keines Beweises mehr he^
dürftig, sondern ist als allgemein anerkannter Satz anzusehen.
i
— 4* —
Dank dteset allgemein gewordenen Erkenntnis und einer über
alles Lob erhabenen, mustergültigen Leitung sehen wir das Museum
für Kunst und Industrie in Wien eine Wirksamkeit entfalten, worauf
alle Österreicher mit gerechtem Stolze blicken.
Wie steht es aber mit den Bestrebungen, welche der von mir
hervorgehobenen zweiten, gleichwertigen Richtung zugewandt sind,
welche den Stoff und die durch seine genaueste Kenntnis bedingten
Veredlungsprozesse, Verfahren, Werkzeuge und Maschinen zum Gegen-
stände haben?
Die seit längerem bestehenden Gewerbe und neuerlich kreierten
Fachschulen können dem Gewerbsmannc nicht genügen, nicht der
Quell jener spezifischen Ausbüdung sein, die ihm not tut. Die genannten
Schulen mögen dem Lehrling die theoretische und praktische Unter-
Weisung in den Anfingen seines Gewerbes und der einschlägigen Dis-
ziplinen bieten, mögen dessen intellektuelle Fähigkeiten wecken imd
ihm die technischen Fertigkeiten beibringen, mögen endlich für die
Entwicklung der Hausindustrie von größtem Wert sein, aber sie
bieten dem ausübenden Gewerbetreibenden, wie wir ihn
heute vor uns haben, nicht das Mittel, sich über einzelne oder
ganze Gruppen von Fragen seines speziellen Faches so zu belehren,
daß es ihm praktisch dienlich sei, und noch viel weniger, daß er sich
in Relation erhalte mit jenen Änderungen und Verbesserungen, denen
die Rohstoffe und die Methoden ihrer Verarbeitung infolge des steten
Einflusses der praktischen Verbesserungen, der Wissenschaft, der
Kunst, der Mode etc, jederzeit imterliegen.
Diesem Bedürftiisse kann nur durch ein dem Wiener Kunst-
Museum ähnliches Institut, durch ein Technologisches Museum
abgeholfen werden.
Bruchteile eines solchen Institutes hat uns das Handelsministerium
im Beginne des Jahres 1874 durch die beiden technischen Versuchs-
anstalten für Keramik, Email- und GlaS', sowie für die Lederindustrie
Erfolge auf-
rovinzen er-
n geplante
kam nicht
inseres ver-
md Labora-
», scheiterte
un fand in
I die beiden
— 43 —
Häuser des Reichsrates beredten Ausdruck. Auf ihren Inhalt näher
einzugehen verbietet mir die Zeit. Hervorheben will ich aber, daß ich
diese Initiative Sr. Exzellenz des Herrn Handelsministers als eine Tat
begrüße, die seinem Namen in den Annalen des gewerblichen Bildungs^
Wesens in Österreich einen dauernden Platz sichert, und daß der Ge^
Werbeverein in seiner Petition mit vollem Mannesmute und in einer
Sprache für die unaufschiebbare Notwendigkeit der Errichtung eines
Technologischen Gewerbe^Museums eintrat, die ihn weithin ehrt, aber
auch den Weg vorzeichnete, den er von da ab gehen mußte, wenn
er seinen statutarischen Aufgaben nicht untreu werden wollte. Er sagte
nämlich in jener Petition, er fühle die große Verantwortung, für das
Technologische Gewerbe^Museum eine hohe Summe zu votieren, er
sei aber von der außerordentlichen Nützlichkeit desselben derart über^
zeugt, daß er in der Nichtvotierung eine weit größere Verantwortlich^
keit erblicken würde. „„Man dürfe''"", fährt die Petition fort, „„die ge^
schwächte Industrie nicht einfach ihrem Schicksale überlassen und ihr
noch dazu einen erhöhten Anteil an den allgemeinen Lasten aufbürden"""".
Und, meine Herren, der Verein blieb sich treu, vergaß der Industrie,
des Gewerbes nicht und beschäftigte sich nun selbst mit der Errichttmg
des Museums.
Nach reiflicher, eingehender Erwägung aller Verhältnisse beschloß
der Verwaltungsrat, den Versuch zu machen, durch das Museum selbst
den Beweis seiner Notwendigkeit erbringen zu lassen und ihm auf solche
Weise die Mittel zu seiner Existenz und Entwicklung zu beschaffen.
Das Komitee unternahm die ersten einleitenden Schritte zur Be^
Schaffung der nötigen Geldmittel. Eine große Anzahl von Gesuchen
und Einladungsschreiben erging durch das Vereinspräsidium an die
hohen Ministerien des Handels, des Ackerbaues und des Unterrichtes,
an den Herrn Statthalter, den hohen Landesausschuß, an die Handels^
kammer und viele andere Korporationen, sowie an viele Private, die
nicht ohne Erfolg blieben.
Se. Exzellenz der Herr Handelsminister, stets bereit, für die
Interessen der Industrie und des Gewerbes einzutreten, war der erste,
der uns die Benützung einer reichhaltigen, interessanten Werkzeuge
sammltmg in Aussicht und aus den vorhandenen Mitteln 500 fl. zur
Verfügung stellte. Der Herr Statthalter folgte mit einem Beitrage von
200 fl., die Herren Gebrüder Thonet spendeten 1000 fl., Eugen Graf
Kinsky 500 fl. u. s. w., so daß uns jetzt schon eine Summe von
mehreren Tausend Gulden zur Disposition steht. Wir haben femer
begründete Hoffnung, daß sich auch das hohe Unterrichts^^ und das
Ackerbauministerium gegenüber den an sie gerichteten Ansuchen nicht
ablehnend verhalten werden und dürfte alsdann die reichhaltige techno^
i
— 44 —
logische Sammlung von Mariabrunn zur Benützung gelangen, unbe^^
schadet ihrer Verwendung zu Zwecken der Hochschule für Bodenkultur.
Das eminent praktische Interesse, welches die großen Forstbesitzer
an diesem Museum haben, wird nicht verfehlen, demselben auch in
diesen Kreisen Freunde tmd Förderer zu schaffen.
Die Spezialkommission wird im Vereine mit dem Präsidium und
dem Verwaltungsrate gewiß unausgesetzt bestrebt sein, das schöne Ziel,
welches der Gewerbeverein nun anstrebt, wenigstens annäherungsweise
zu erreichen, und hofft es dahin zu bringen, daß im nächsten Winter,
längstens im Jänner 1880 wenigstens mit der Abhaltung fachlicher
Spezialkurse nebst Demonstrationen werde begonnen werden können.
Soll aber der Zweck vollständig erreicht werden, dann, meine hoch^
verehrten Herren, darf die Sache nicht den Schultern einiger Weniger
aufgebürdet werden, dann müssen alle gemeinschaftlich und eifrigst
zusammenwirken. Deshalb richte ich an Sie die dringende Bitte: Schließen
Sie sich Ihrem Verwaltungsrate an, helfen Sie ihm das begonnene
Werk fördern und vollenden — das bekannte Organisationsstatut
bietet Ihnen hierzu die geeigneten Mittel.
Die warme Teilnahme, welche die Schaffung eines Technologischen
Museums überhaupt und für Holzindustrie insbesondere schon im
Beginne gefunden, möge sie nicht erlahmen, sich im Gegenteil mit
dem Inslebentreten der ersten Anfange mehr und mehr steigern! So
wird durch das verständnisinnige Mitwirken aller beteiligten Faktoren
das Technologische Museum, ein neues gewerbliches Förderungsmittel
ersten Ranges, geschaffen werden, zum Heil und Segen unserer Ge^
werbetreibenden, die zu schützen und zu stützen der Verein zu den
schönsten Aufgaben des Staates und seiner Bürger zählt.^ (Bravo!
Bravo! Lebhafte Zurufe.)
Wenn man sich diesen Bericht näher besieht, so wird man die
enthusiastische Hingabe des Berichterstatters an die von ihm schon
während seiner Amtsführung als Handelsminister erfaßte Idee nicht
verkennen können, man wird aber anderseits den Mut und Optimist
mus derjenigen bewundern müssen, welche bei der kläglichen Geringe
fügigkeit der zunächst zur Verfügung gestellten Mittel nicht den Elan
verloren und sich nicht mit der Überzeugung von der eigenen Größe
von dem Schauplatz der begonnenen Tat zurückzogen, wie es viel^
leicht Andere getan hätten. Das Finanz^Subkomitce arbeitete vielmehr
unerschrocken weiter und insbesondere Banhans ließ es sich nicht
verdrießen. Schritte aller Art zu unternehmen.
Zwei bemerkenswerte Erfolge besserten wieder die in diesem
Kreise doch etwas gesunkene Stimmung. Seine Majestät der Kaiser
widmete dem Unternehmen einen Beitrag von 1000 fl. aus der kaiser^
— 45 —
liehen Privatkasse und die Handels^ und Gewerbekammer für öster^
reich unter der Enns votierte einen Jahresbeitrag von 500 fl. und
delegierte den k. k. Baurat Eduard Kaiser in die mit dem Zeit^
punkte der Eröffnung des Museums zu bildende Spezialkommission
zur Leitung des Museums. Er ist der erste legale Vertreter einer Kor^
poration in der genannten Spezialkommission und ein gütiges Geschick
hat es gewollt, daß dieser durch seine reiche Erfahrung, Sachkenntnis
und nie versiegendes Wohlwollen ausgezeichnete Mann heute noch
der Kommission angehört, und zwar als einstimmig gewählter Obmann^
Stellvertreter, der einzige Überlebende von allen, die nach ihm in ähn^
lieber Mission demTechnologischen Ge werbe^Museum nähergetreten sind.
Während das Finanz^Subkomitee sich der peniblen Aufgabe des
Sammeins hingab, schloß das Fachkomitee namens des künftigen Ge^
werbemuseums einen Mietvertrag mit dem Niederösterreichischen Ge^
Werbevereine ab, durch welchen die erste Sektion des Institutes ab Mai
des Jahres 1879 tiber die Gassengewölbe des Erdgeschosses im Gebäude des
Niederösterreichischen Gewerbevereines, welche an der Ecke der Eschen^
bachgasse und des Getreidemarktes gelegen sind (Fig. i), verfügen konnte.
Sofort wurde mit der Adaptierung dieser bescheidenen Räumlichkeiten
begonnen. Der Eintritt in das Museum wurde von dem Vestibüle aus
hergestellt. Der gegen die Eschenbachgasse zu gelegene größere Raum
wurde zur Errichtung einer Sammlung von Werkzeugmaschinen für
Holzbearbeitung im Betriebe benützt und dazu ein damals noch wenig
verbreiteter neuer Otto scher vierpferdiger Gasmotor montiert. Daran
anstossend das Eckzimmer diente als Direktionsbureau und der be^
nachbarte Saal, am Getreidemarkt gelegen, wurde zur Aufnahme der
technologischen Sammlung auf dem Gebiete der Holzindustrie ge^
Wonnen. Gegen den Lichthof zu konnte ein allerdings nur durch künst^
licheBeleuchtung benutzbarer Hörsaal eingerichtet werden und in dem über
den Parterregewölben befindlichen Mittelgeschoß wurden eine Art Bureau
und Werkstättenräume für Handarbeit gewonnen. Bei der Adaptierung
der Lokalitäten wirkte in erster Linie und in äußerst uneigennütziger
Weise der Hoftischler Friedrich Paul ick mit. Er meinte in seiner
treuherzigen Weise, er würde sich mit dieser Tätigkeit „irgendwo kein
Bildl einlegen, aber da die Sache gut ist, tue er doch mit''. Die An^
deutung war für diejenigen, denen gegenüber er sie machte, damals noch
nicht verständlich. Die Aufklärung kam erst später.
Der Assistent des Professors Exner an der Hochschule für
Bodenkultur, Ingenieur Georg Laub oeck, folgte bereitwilligst der Ein^
ladung, bei der Installation der Sammlungen, des Maschinenraumes und
den sonstigen fachlichen Dispositionen mitzuwirken. Wenn auch ein ab^
gesagter Feind von Beratungen, Sitzungen, Konzeptsarbeiten und agitatori^
i
KjMT Vonfühnm^. war er doch vom ctsten Tage der fulilidiai
Dordifalmin^ des infgcstenten Ptofr unmes xn^bagen cm nie
vcR^eoder Hitubciter in dem Instxnne. Ancfa btariü fügte nun sidi
sdtoo v-ahrakd der SommernKKUte mit der Anfnrflimg eines PiO'
fmemcs fit die AUuJtni^ too üdiüdMn Ldukmsai. mit wekfaen
ua T^c der Etöfiiiii^ der Sdction beffumai -weriai solhe. Fnr diese
LdsifedTSC wddie dbenriegend der Tedmc^t^ der HoL* g ji be itun g
»axaftbärm katrcn. muBten unentgeltliche hAAähe gcvtMUwn
««rdciL. N(Kh eine {lo^ Soig« besdüfrifR die leitenden Personen —
die crsu Anaclhmf mit Gduh. die eines Dieners, die erste AnnriTnng.
aber deren icchibdM Natur, abgesehen tod der Bedeckm^ dieser Bad'
{C^ost. {cvissc Zvcifcl v*di vnnion-
Die cme amtikhc Ankändigm^ bcnc&i^ du Tesdmologisdie
GcwuLe-Hmnim Tocn a~ CMctober xS^^ hatte fo^erkien Wonlxiit:
TtihaoiopsAtx Ge^wibe- Wmiru i u
Sektion I fär Hclxisdasti-ie.
^NiederösHrreidiiscfacr Gcvcrbevercöa. L. FTSrnhadi^anc ti.)
Programm der fachlichen Lehrknrse in Wisier-Scmcster
An 'Vodwnt^safcokicn i^aBGBd:b£i.l>di Xoeiia^ «ni Samnag^ nn
T htt 4 Chr nnd an Sonnt^cn vännrn^s von S bds is Ubr «erden
m der Zc3l vcMk 3. Norcmbcr bis t^. Hisz tachhj^e Lehrfan« ahgC'
kalica verdau sa vcldten den Mi^bedcTn xmi Tfihyj-.me« des Gc
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«awöf^v-h: ar. si.?r.:■.•.c^c^. IthrtcTSc» «d
— 47 —
Übungen teilzunehmen. Es ist jedoch dem Ermessen eines jeden
Eintrittsberechtigten anheimgestellt, auch nur einige Lehrkurse oder
auch nur einen derselben nach seiner Wahl zu frequentieren.
Lehrkurse.
L Bau der wichtigsten Holzarten.
Erklärung des anatomischen Baues der Hölzer, Erörterung der
charakteristischen Merkmale der wichtigsten Holzarten, Übungen im
Bestimmen der Holzarten mit oder ohne Zuhilfenahme des Mikroskops.
Ein halbes Semester, zwei Stunden wöchentlich, Vortrag und
Übungen am Sonntag. Herr Dr. J. Möller, Adjunkt der k. k. forstlichen
Versuchsleitung, Dozent an der k. k. Technischen Hochschule Wien.
IL Vorkommen und Gewinnung des Werk^ und Nutzholzes in
Österreich.
Über das Vorkommen der wichtigsten Nutz^ und Werkhölzer in
Österreich, über die Beurteilung der Qualität und Eignung der Hölzer
für gewisse Zwecke am stehenden Baum, über die Fällung, den Trans^
port und die richtige Behandlung des Holzes bei der Aufbewahrung
bis zur Verwendung.
Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Gustav
Henschel, Professor an der k. k. Hochschule für Bodenkultur.
in. Über die Eigenschaften der Hölzer mit Beziehung auf ihre
gewerbliche Verwendung.
Beschreibung aller jener Eigenschaften der Hölzer, auf welchen
ihre Verarbeitungsart in den verschiedenen Gewerben beruht. Be^
sprechung jener anderen Eigenschaften, welche auf den Wert und die
Verwendung der verschiedenen Hölzer Einfluß nehmen. Beurteiltmg
der Hölzer in bezug auf ihre Arbeits^ und Gewerbeeigenschaften,
Handels^Usancen und Bezugsquellen der ausländischen Nutzhölzer.
Ein ganzes Semester, eine Stunde wöchentlich, praktische Übungen
am Sonntag. Herr Dr. W. F. Exner, Professor an der k. k. Hoch^
schule für Bodenkultur. Assistent: Herr Ingenieur Georg Lauboeck.
IV. Chemische Technologie des Holzes.
Erörterung des Baues der Hölzer vom chemischen Standpunkte
aus, Erscheinungen chemischer Natur am Holzkörper und Beein^
flussung desselben durch chemische Prozesse, Imprägnierung, Konser^
vierung; Produkte, die auf chemischen Wege aus dem Holze gewonnen
werden können.
Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Dr. R. Godef^
fr 07, Vorstand des chemischen Laboratoriums des österreichischen
Apothekervereines.
I
- 48 -
V. Werkzeuge und Maschinen zur Holzbearbeitung.
Besprechung der bei der Holzbearbeitung zur Anwendung kom^
menden Werkzeuge und Werkzeugmaschinen, Erörterung ihrer wesent^
liehen Eigenschaften, besonders Vorführung neuerer mechanischer
Hilfsmittel und Apparate; Prüfung der Werkzeuge und Maschinen
auf ihre Leistungsfähigkeit; Bezugsquellen und Preise.
Ein ganzes Semester, zwei Stunden wöchentlich. Herr Dr. W. F.
Exner, Professor an der k. k. Hochschule für Bodenkultur. Assistent:
Herr Ingenieur Georg Lauboeck.
VI. Werkstätteneinrichtung und Betrieb.
Ratschläge bezüglich der Anlage größerer und kleinerer Werk^
Stätten, ohne oder mit Motor; über Motoren für den Kleingewerbe^
betrieb; über Anlage von Transmissionen, Instandhaltung der Motoren;
Schutzvorrichtungen gegen Beschädigung der Arbeiter; Maßregeln für
den geordneten und ökonomischen Betrieb von Werkstätten.
Ein ganzes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Karl Pf äff,
Maschineningenieur.
VII. Holzverbindungen.
1. Teil. Allgemeines über die Konstruktion der Holzverbindtmgen;
Grundsätze für die richtige Anwendung der verschiedenen Holzver^
bindungen in gegebenen Fällen; Ratschläge für die praktische Durchs
führung der Holzverbindungen.
Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Konrad
Kretschmar, Ingenieur der Floridsdorfer Waggon^Bauwerkstätte.
2. Teil. Die Holzverbindungen der Bau^ und Möbeltischler.
Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Gustav von
Gugitz, Architekt, Direktor der k. k. Bau^ und Maschinengewerbe^
schule.
VIII. Technologie der Hilfsartikel.
Besprechung der Eigenschaften, der Prüfung und Bezugsquellen
der verschiedenen in der Holzindustrie zur Anwendung kommenden
Nebenmaterialien; Gußeisen, Schmiedeisen, Stahl, Bronze, Zinn usw.;
Abhandlung über die zur Verbindung einzelner Teile von Objekten
aus Holz dienenden Körper aus anderen Stoffen, als: Schrauben,
Nägel, Nieten, Drahtstifte, Beschläge, Scharniere, Spangen, Schlösser,
Klinken usw. Ratschläge bezüglich Anwendung dieser mechanischen
Hilfsmittel, über Verpackung und Transport der Erzeugnisse der ver-'
schiedenen Holzindustrien und Gewerbe.
Ein ganzes Semester, eine Stunde wöchentlich. Herr Johann
Haupt fleisch, Professor an der k. k. Bau^ und Maschinen^Ge werben
schule.
— 49 —
IX. Technische Vollendungsarbeiten.
Erörterung der verschiedenen technischen Vollendungsarbeiten,
als: Schleifen, Beizen, Wichsen, Polieren, Firnissen, Lackieren, An^
streichen. Vergolden usw.; Charakterisierung der verschiedenen hierzu
dienenden Hilfsmittel und Erzeugnisse; über die Bereitung und die
Eigenschaften des Leimes, der Kitte usw.
Ein halbes Semester, eine Stunde wöchentlich, praktische Übungen
am Sonntage. Herr Dr. R. Godeffroy, Vorstand des chemischen
Laboratoriums des österreichischen Apothekervereines. Die praktischen
Übungen unter Leitung des Herrn Louis Edgar Andes.
Praktische Übungen.
Die praktischen Übungen, sowie die Leitung der Arbeiten im
Zeichnen etc. parallel mit den Kursen III, V, VI, VII und IX werden
unter der Leitung des Herrn Assistenten G. Lauboeck und des Herrn
L. E. Andes an Sonntagen vormittags stattfinden.
Im Winter^Semester 1 880/81 wird nur ein Teil der oben ange^
führten Kurse zur Wiederholung gelangen, während an Stelle der aus^
fallenden Kurse Spezialkurse für bestimmte Gewerbe treten werden.
Die Jahreskarten, welche zur Benützung der oben angeführten
Lehrkurse berechtigen, gelten auch zum Eintritte in das Museum und
zur Benützung der Bibliothek und Lesezimmer desselben. Die Jahres^
karten sind bis zum 3. November zu haben im Sekretariate des
Niederösterreichischen Gewerbevereines.
Programm der Speziallehrkurse zur Ausbildung von Werk^
meistern in der Korbflechterei und Weidenkultur.
Zum Zwecke der Hebung der inländischen Korbflechtindustrie
und Weidenkultur, welche ein dringendes Bedürfnis darstellt, wird
im Winter 1879/80 am Technologischen Gewerbemuseum ein Spezial^
lehrkurs zur Ausbildung von Werkmeistern abgehalten werden.
Der Unterricht findet an allen Werktagen von 8 — 12 Uhr vor^
mittags und i — 6 Uhr nachmittags statt.
Er umfaßt die praktische Einübung in den schwierigen
Arten der Korbflechterei, insbesondere in dem Flechten über Mo^
dellen, mit Benützung in^ und ausländischer Flechtmaterialien; ferner
dieWaren^ und Werkzeugkunde für die Korbflechterei; dasFach^
zeichnen und die Weidenkultur.
In diesen Lehrkurs werden nur sechs bis zehn Schüler aufge^
nommen, welche nebst der erfüllten Volksschulpflicht den Nachweis
Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 4
— 50 —
zu liefern haben, daß sie bereits Gewandtheit im Korbflechten besitzen.
Aufnahmsgesuche sind bis 3. November 1879, an welchem Tage der
Unterricht beginnt, an die Leitung des Technologischen Gewerbe^
museums (I., Eschenbachgasse 11) zu richten. Der Lehrkurs zur Aus^
bildung von Werkmeistern in der Korbflechterei und Weidenkultur
wird unentgeltlich abgehalten.
Bei diesem vom hohen k. k. Handelsministerium subventionierten
Speziallehrkurs werden fungieren:
Als Leiter des Ateliers der Instruktor und Wanderlehrer für
Korbflechterei des k. k. Handelsministeriums, Herr J. G. Karg (früher
Lehrer in der Zentral^Korbflechtschule zu Krakau); als Lehrer des
Fachzeichnens Herr A. Rösler, Professor am Mariahilfer Kom^
munal'^Realgymnasium; als Lehrer der Waren^ und Werkzeuge
künde Herr Eduard Hanausek, Professor der Warenkunde an der
Wiener Handelsakademie; als Lehrer für Weidenkultur der Dozent
an der k. k. Hochschule für Bodenkultur Dr. Jakob Breitenlohne r.
Dem theoretischen Unterricht sind sieben Stunden pro Woche
gewidmet, alle übrige Zeit fallt dem Atelierunterricht zu.
L VERZEICHNIS
der Stifter und Gründer des Technologischen Gewerbemuseums.
Se. k. k. apostolische Majestät der Kaiser mit . . . . fl. Iooo*—
Se. k. k. Hoheit Herr Erzherzog Karl Ludwig. ... „ 250* —
Eugen Graf Kinsky „ 500* —
Friedrich Baron Leitenberger „ 500* —
Josef Edler von Schroll „ 500* —
Gebrüder Thonet „ looo* —
Johann Adolf Fürst zu Schwarzenberg „ 500* —
Jakob und Josef Kohn „ 300* —
Eduard Baron Todesco „ 250* —
Gustav Baron Rothschild in Paris „ 250* —
Ernst Graf Hoyos^^Sprinzenstein ♦ . „ 250* —
fl. 5300 —
Geschenke an das Technologische Gewerbemuseum.
Widmung der Hälfte des Erträgnisses des Industriellen^
balles 1878 fl. 2400*—
Widmung des Viertels des Erträgnisses des Industriellen^
balles 1879 „ 1400* —
fl. 3800-
ff n ff
>> ff
— 51 —
Übertrag fl. 3800*—
Zinsen „ 76*56
Widmung des Komitees für die Spezialausstellung derHoIz^
industriellen 1878 (Obmann Regierungsrat Exner) . „ 302*88
Erträgnis des Vortrages des Herrn Fähnrich .... „ 348* —
Subvention Sr. Exzellenz des k. k. Handelsministers . . „ 500* —
Subvention Sr. Exzellenz des k. k. Handelsministers für
den Korbflechterkurs „ 200* —
Subvention Sr. Exzellenz des Herrn Statthalters von
Niederösterreich „ 400* —
Geschenk des Herrn^ Baron Berg „ 25* —
fl. 5652*44
Durch mehrere Jahre wiederkehrende Leistungen:
Durch sechs Jahre von J. B. Weiß in Wien je ... . fl. loo* —
,, Erwin Graf Schlick „ loo* —
„ der Drechslergenossenschaft in Wien. „ 50* —
Unterstützende Mitglieder und Teilnehmer „ 88*—
Für den Niederösterreichischen Gewerbeverein:
Der Präsident: M. Matsche ko. Der Vizepräsident und Obmann
der Fachkommission: Professor Dr. W. F. Exner. Der Sekretär:
Ed. Tobisch.''
Der Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines
berief in seiner Sitzung vom 7. Oktober entsprechend dem § 6 des
Organisationsstatutes als Mitglieder in die Spezialkommission zur
Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums folgende Herren : Franz
Arnt, Sektions^Chef im Handelsministerium ; Se. Exzellenz Dr. Anton
Banhans, Minister a. D.; Ludwig Ritter von Becker, Zentralinspektor
der privilegierten Nordbahn; Professor Dr. W. F. Exner, k. k. Re^
gierungsrat; Karl Fiedler, Sektions^Chef im Unterrichtsministerium;
Dr. Emil Hornig, k. k. Regierungsrat; Eduard Kaiser, Architekt,
k. k. Baurat; Wilhelm Kraft, kaiserlicher Rat, Mechaniker; Franz
Migerka, Ministerialrat im k. k. Handelsministerium; Friedrich Pau^
lick, k. k. Hoftischler, Gemeinderat; Josef T honet, in Firma Ge^
brüder Thonet Karl Ritter von Zimmermann^Göllheim (dieser
Spezialkommission steht noch die Kooptation von sechs Mitgliedern
statutenmäßig zu) und beraumte auf Samstag den 11. Oktober die
konstituierende Sitzung dieser Kommission an. Das Arbeitsergebnis
des Finanzkomitees seit dem Berichte vom 2. Oktober war ein Bei^
trag von 100 fl. der Triester Börsedeputation und die Gewinnung
eines Stifters, der hier abgesondert genannt werden muß, weil er in
4*
— 52 —
der späteren Geschichte des Technologischen Gewerbemuseums eine
wichtige Rolle spielt, Sr. Exzellenz des Grafen Wladimir Dzieduszycki
in Lemberg. Der genannte Herr gehörte, wie Josef T honet, Baron
Leitenb erger und Fürst Johann Schwarzenberg zu den persona
liehen Freunden des Obmannes der Spezialkommission zur Leitung
des Technologischen Gewerbe^Museums. Bei der konstituierenden
Sitzung, welche der statutenmäßig prädestinierte Obmann des Gewerbe^
Vereines, Reichsratsabgeordneter Matscheko leitete, wurde der Ge^
heime Rat und Reichsratsabgeordnete Dr. Banhans zum Obmann^
Stellvertreter gewählt und von dem Rechte der Kooptierung nur inso^
weit Gebrauch gemacht, daß der Obmann des technischen Beirates des
Handelsministeriums für die Leitung der Fachschulen und Inspektor
derselben, o. ö. Professor des Maschinenbaues an der Technischen
Hochschule in Wien, Leopold Hauffe, in die Kommission berufen
wurde. In dieser ersten Sitzung beschäftigte man sich mit einer Reihe
von Details, betreffend die Eröffnungsfeierlichkeit, die Zeit und die
Eintrittsgelder für den Besuch der Sammlungen durch das Publikum,
betreffend das Programm für die „Mitteilungen des Technologischen
Gewerbe^Museums, I.Sektion, Fachzeitschrift für die Holzindustrie'' und
beschäftigte sich schließlich mit der Ernennung des Personals der I. Sektion.
Über diesen Punkt berichtete Präsident Matscheko in der Verwaltungs^
rats^Sitzung des Niederösterreichischen Gewerbevereines wie folgt:
„Der Herr Präsident teilt mit, daß der Herr Vizepräsident Regierungs^
rat Exner mit dem Ehrenamte des Direktors des Technologischen
Gewerbe^Museums betraut worden sei und daß derselbe bereitwillig
zugesagt habe, seine Arbeitskraft wie bisher dem Technologischen Ge^
werbe^Museum zu widmen. Der Herr Vorsitzende knüpft hieran die
Bitte, daß der Herr Vizepräsident seine eifrige Tätigkeit auch ferner^
hin dem Unternehmen zur Verfügung stelle und daß sein Eifer in
der Leitung desselben nicht erkalten möge. Die Versammlung schließt
sich dieser Bitte mit Befriedigung an.''
Außerdem genehmigte der Verwaltungsrat, daß der Assistent des
Professors Exner an der Hochschule für Bodenkultur, Georg Lauboeck,
als Direktions^ Adjunkt am Museum zu bestellen sei gegen eine später
zu bestimmende Remuneration, weiters wurde ein Hilfsbeamter des
Niederösterreichischen Gewerbevereines für die Nachmittagsstunden ab
4 Uhr dem Technologischen Gewerbe^Museum zur Besorgung der ad^
ministrativen Agenden als Schreibkraft zur Verfügung gestellt, wofür
ihm ein Honorar ausgeworfen wurde. Endlich wurde auch eine wirk^
liehe Anstellung vollzogen, von der schon früher die Rede war, die
eines Dieners. Somit waren alle dringenden Vorbereitungen getroffen,
um die Eröffnung vollziehen zu können. Noch bevor aber dieselbe
— 53 —
stattfand, trat ein für die künftige Ausgestaltung des Technologischen
Gewerbe^Museums wichtiges Ereignis ein. Es wurde nämlich am 19. Ok^*
tober im Saale des Niederösterreichischen Gewerbevereines der zweite
österreichische Färbertag abgehalten. Der Hauptgegenstand der Tagest
Ordnung dieser Versammlung war der Punkt 2, Antrag auf eine Petition
an die k. k. Regierung, betreffend die Errichtung einer Färberschule
beziehungsweise einer Versuchsanstalt für Färberei; Referent Karl
Draechsler. Der Antrag auf Errichtung eines Institutes zugunsten der
technischen Seite der Färberei fand lebhaften Anklang und gipfelte in
der Direktive, die neue Anstalt als zweite Sektion des Technologischen
Gewerbe^Museums zu errichten. Es wurde zwar von niemandem rele^
viert, daß dieser Antrag schon in dem für das staatliche technische
Gewerbe^'Museum im Jahre 1875 aufgestellten Programm enthalten ge^
wesen war und, wie weiter oben berichtet wurde, mit dem ganzen
Projekte zu Fall kam, wohl aber erklärte der Reichsratsabgeordnete
Gomperz, daß er im Reichsrate für die Interessen des Gewerbestandes
in dieser Angelegenheit wirken wolle, sich jedoch hier als Gast der
Abstimmung enthalten müsse. Die auf Grund dieses Beschlusses ver^
faßte Petition wurde von dem Präsidium des Gewerbevereines gemein^
schaftlich mit dem Vorsitzenden des ersten österreichischen Färbertages
Seiner Exzellenz dem Herrn Handelsminister überbracht, welcher ver^
sprach, dieser Angelegenheit seine volle Unterstützung angedeihen zu
lassen, unter dem Hinweise darauf, daß die Regierung die Absicht und
das Bestreben habe, in der nächsten Zeit den volkswirtschaftlichen An^
gelegenheiten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Aktion
des Färbertages bildete somit eine wichtige Kundgebung für die Aus^
gestaltung des Technologischen Gewerbemuseums durch eine zweite
Sektion, bevor noch die erste eröffnet worden war.
Über die feierliche Eröffnung des Technologischen Gewerbe^
museums enthält die Wochenschrift des Niederösterreichischen Ge^
Werbevereines folgenden offiziellen Bericht:
„Im Saale des Niederösterreichischen Gewerbevereines hat am
26. Oktober d. J., mittags 12 Uhr, die feierliche Eröffnung des vom
Niederösterreichischen Gewerbeverein gegründeten Technologischen
Gewerbemuseums, zunächst der ersten Sektion (für Holzindustrie),
stattgefunden.
Bei dem feierlichen Akte, welcher im Vereinssaale vollzogen
wurde, hatten sich Ihre Exzellenzen die Herren: Ministerpräsident
Graf Taaffe, die Minister Freiherr von Korb^Weidenheim, Graf
Falkenhayn und Dr. Pra^ak, die Geheimräte Graf Edmund Zichy
und Graf Wladimir Dzieduszycki, der Sektions^Chef im k. k. Handels«*
ministerium Franz Arnt, der Vizepräsident der Statthalter ei Ritter
— 54 —
von Kutschera, Polizeipräsident Ritter von Marx, der Rektor der
Hochschule für Bodenkultur Herr k. k. Regierungsrat Hecke, der
Ehrenpräsident des Vereines Baron Burg, eine Anzahl von Reichsrats^
abgeordneten, höheren Staatsbeamten, Repräsentanten verschiedener
Vereine tind Mitglieder des Gewerbevereines eingefunden.
Um 12 Uhr erschien der Protektor, Seine kaiserliche Hoheit der
durchlauchtigste Herr Erzherzog Karl Ludwig, wurde vom Vereins^
Präsidenten empfangen und in den Saal geleitet.
Der Präsident des Vereines, Herr Reichsratsabgeordneter M. Mat^
scheko, richtete hierauf an Seine kaiserliche Hoheit die folgende An^
spräche :
„„Eure kaiserliche Hoheit, durchlauchtigster Herr Erzherzog!
Die erste Vorbedingung für den Blütezustand der Gewerbe ist
die Tüchtigkeit des Arbeiters im weitesten Sinne des Wortes. Die ziel^
bewußte Pflege der industriellen Arbeit gehört zu den charakteristischen
Vorzügen der modernen Staatsverwaltung. AUerwärts werden die größten
Anstrengungen in dieser Richtung gemacht; auch in unserem Vater^
lande wurde dies erkannt; Vieles ist geschehen und insbesondere in
einer Richtung ist Hervorragendes geleistet worden«
Unser allergnädigster Kaiser hat durch Begründung des öster^
reichischen Museums für Kunst und Industrie unserem Gewerbestande
einen Führer gegeben auf dem Wege zur Lösung einer der edelsten
Kulturaufgaben, einen Führer in dem Streben, unseren Werken den
Adel der Schönheit zu verleihen. Doch auch die technische Seite der
stoffumgestaltenden Arbeit bedarf dringend der Förderung durch eine
eigens hierfür organisierte Anstalt.
Der Niederösterreichische Gewerbeverein macht den Versuch, ein
Technologisches Gewerb e^Museum zu begründen. Die uns ge^
wordene gnädige Unterstützung Seiner Majestät des Kaisers, der
mächtige Schutz Euerer kaiserlichen Hoheit, die vielfachen Sympathien,
welche allseits unserem Unternehmen entgegengebracht werden, die
munifizente, werktätige Unterstützung, welche dasselbe gefunden hat,
sie können wohl als ebensoviele Beweise für die Richtigkeit der vom
Niederösterreichischen Gewerbevereine verfolgten Idee, wie auch als
Bürgschaft für das endliche Gelingen des begonnenen Werkes gelten.
Schrittweise vorgehend, ist in diesem Jahre eine erste Sektion kreiert
worden, auch diese nur in bescheidenem Umfange. Mit dem heutigen
Tage tritt diese Institution ins Leben. Möge sie für die holzver^
arbeitenden Gewerbe von wohltätiger Wirkung sein!
Diese hochansehnliche Versammlung beehrt den Niederöster^^
reichischen Gewerbeverein bei seinem ersten Schritte in dem Streben,
— 55 —
eine ähnliche Zentralanstalt für die gewerbliche Tätigkeit zu schaffen,
wie sie in anderen Industriestaaten bereits bestehen und segensreich
wirken.
Die persönliche Anwesenheit Eurer kaiserlichen Hoheit erfüllt
uns mit lebhaftem Danke; ist sie doch ein Zeugnis des lebhaften Intern
esses, welches Eure kaiserliche Hoheit der neuen Schöpfung entgegen^
zubringen geruhen. Hoffen wir, daß wir am Beginne einer sich rasch
und mächtig entwickelnden Aktion stehen, die, durch ihre eigenen
Früchte gekräftigt, sich immer weiter entfaltet. Hoffen wir, daß die
freundliche Gesinnung der Förderer erhalten bleibe, daß anderseits
das lebhafte Interesse jener Kreise sich mächtig bektmde, für welche
das Institut geschaffen wird; hoffen wir, daß dieser Weg zu bedeutenden
Taten führt, daß es kei^ Illusionen sind, die wir inaugurieren.
Geruhen Eure kaiserliche Hoheit, durchlauchtigster Herr Pro^
tektor unseres Vereines, die Erlaubnis zur Eröfihtmg der ersten Sektion
des Technologischen Gewerbe^Museums auszusprechen.^^
Seine kaiserliche Hoheit beantwortete diese Ansprache mit fol^
genden Worten:
„„Es gereicht mir zu wahrer Freude, in Ihrer Mitte, meine Herren,
zu erscheinen und die Eröffnung des Technologischen Gewerbe^'Museums
heute vornehmen zu können. Möge dasselbe, wenn auch gegenwärtig
noch in bescheidenem Umfange, den angestrebten Zwecken stets ent^
sprechen, sich allmählich auf weitere Gebiete ausdehnen und zur ge^
deihlichen Entwicklung, zur Hebung von Industrie und Gewerbe bei^^
tragen. Ich baue hierbei auf die fernere Mitwirkung jener Faktoren,
welche das Zustandekommen des Technologischen Gewerbe^Museums
ermöglichten, wie auf das anhaltende werktätige Interesse jener Kreise,
zu deren Nutzen diese Institution gegründet wurde!''''
Dann trat der Hörer der Hochschule für Bodenkultur, Herr Julius
Marchet an der Spitze einer DeptUation von Hörern dieser Anstalt
vor, um für die Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums
namens der Studentenschaft der genannten Hochschule zu danken;
denn erst durch die Gründung derselben werde es ermöglicht, die
reichen Schätze der Sammlungen der ehemaligen Mariabrunner Aka^
demie, die bis jetzt nahezu totes Kapital waren, nutzbar zu machen.
Hierauf wurden vom Präsidenten Matscheko vorerst die Mit^
glieder der Kommission für die Errichtung des Technologischen
Gewerbe^Museums, dann eine Anzahl der anwesenden Stifter, Gründer
und Mitglieder des Technologischen Gewerbe^Museums vorgestellt.
Nun folgte die Besichtigung des Museums durch Seine kaiser^
liehe Hoheit unter Führung des Direktors des Museums, Vizepräsidenten
Exner."
- 56 -
Von den vielen Zeichen der Sympathie für die neubegründete
Anstalt, welche dem Direktor derselben am Tage der Eröffnung des
Museums zukamen, verdient ein überaus schmeichelhaftes und er^
mutigendes Schreiben des Direktors des k. k. Osterreichischen Museums
für Kunst und Industrie, Hofrates von Eitelb erger, besondere Er^
wähnung. In demselben wird der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck
gegeben, daß das Technologische Gewerbe^Museum die verdiente An^
erkennung und Teilnahme in den industriellen Kreisen finden werde.
Die Wirkung der Eröffnungsfeierlichkeit äußerte sich in ver^
schiedener Weise. Großen Eindruck machte, und das muß in erster
Linie hervorgehoben werden, ein Handschreiben, welches der Herr
Erzherzog^Protektor Karl Ludwig schon am 27. Oktober an den Prä^
sidenten des Niederösterreichischen Gewerbevereines richtete. Es hatte
folgenden Wortlaut:
„Nachdem ich mir gestern durch eigenen Augenschein die Über^
Zeugung verschaffen konnte von der vielseitigen Tätigkeit, welche der
Niederösterreichische Gewerbeverein und jene Organe entwickelt haben,
welche zu dem Zustandekommen des Technologischen Gewerbe^
Museums beitrugen, so kann ich als Protektor dieses Museums nicht
umhin, Ihnen meinen verbindlichsten Dank für den hierbei entfalteten
Eifer und Ihre viele Mühewaltung auszusprechen, und ersuche Sie,
diesen meinen Dank auch den dabei beteiligten Kräften zur Kenntnis
zu bringen*
Wien, den 27. Oktober 1879.
Erzherzog Karl Ludwig m. p."
Die Presse besprach die Eröffnungsfeierlichkeit im allgemeinen
wohlwollend. Das vorwiegend aus Fachleuten bestehende Publikum
des Eröffnungstages belobte die Installation und nahm mit Befriedigung
zur Kenntnis, daß der größte Teil der Kosten derselben von Freunden
des Unternehmens und der Unternehmer getragen wurde.
Folgende Firmen hatten bei dieser Gelegenheit ihre Opferwillige
keit betätigt: Wilhelm Burkhardt, Josef de Cente, Josef Denk, Franz
Fock, R. Geburt h, Leopold Gromann, Gebrüder Groll, Philipp
Haas & Söhne, Johann Hipp, H. Irmler, R. Kitschelt, Josef Klemm,
Konrad Kr etschmar. Langen & Wolf, Ferdinand Lehr, Karl Leistler,
Lenhardt Sc Wegebauer, Bernhard Ludwig, Albert Milde, Friede
rieh Paulick, H. Reiche, A. Schmitt & Komp., J. Schreiber
& Neffen, Scheler, Wolff & Cie., Spörlin & Zimmermann,
Waldeck, Wagner & Benda, Johann Wallisch, Alois Winkler
und Ludwig Zettl.
GESCHICHTE DER ENTWICKLUNG
DES TECHNOLOGISCHEN GEWERBE^
MUSEUMS.
In den vorangehenden Kapiteln wurde die Geschichte der Be^
wegung zugunsten der Errichtung irgend einer Zentralanstalt zur
Förderung der technischen Seite der Gewerbe erzählt, einer Bewegung,
welche immer wieder von der Voraussetzung ausging und mit der
Überzeugung einsetzte, daß diese Anstalt von Staatswegen ins Leben
gerufen werden müßte. Der Niederösterreichische Gewerbeverein, als
die damals alleinige Vertretung der Interessen gewerblicher Kreise, war
der vornehmste Schauplatz dieser Bewegung. Als man nach langem
vergeblichem Ringen diese Bewegung als eine völlig aussichtslose er^
kannte, entstand der Gedanke, die Gründung eines Technologischen
Gewerbe^Museums selbst in die Hand zu nehmen, ein Gedanke, der
bei den maßgebenden Männern des Gewerbevereines warme, zum
Teil begeisterte Zustimmung fand, und so trat man in die Vor^
bereitungsperiode für die Errichtung des Technologischen Gewerbe^
Museums ein. Dasselbe wurde, wie berichtet, Ende Oktober 1879 mit
seiner ersten Sektion eröffnet, zu einer Zeit, wo bereits die Forderung
nach der Schaffung einer zweiten Sektion erhoben worden war. An die
Spitze des Institutes wurde der Vizepräsident des Gewerbevereines,
Regierungsrat Exner, mit der Bezeichnung Direktor gestellt, welcher
diese Mission mit dem vollen Umfange der Verantwortung als Ehren^
amt übernahm, von freiwilligen, nicht bezahlten Mitarbeitern umgeben.
Wenn auch in den der Eröffnung des Museums vorangehenden Perioden
der genannte Funktionär des Gewerbevereines als Antragsteller und
die Verfolgung seiner Pläne ununterbrochen betreibender Funktionär
auftrat, so konnte er doch nicht als der in erster Linie stehende persona
liehe Faktor aufgefaßt werden. Erst vom Tage der Eröffnung des Institutes
und seinem Amtsantritte als Direktor, ständiger Referent der Spezial^^
kommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums und
- 58 -
als mit einer Virilstimme im Verwaltungsrate bekleideter Beamter wtirde
er zu diesem ersten Faktor und auf seine Persönlichkeit ging die
Hauptlast der Verantwortung über. Alle Vorschläge für die Durchs
führung des von ihm aufgestellten Organisationsplanes, die Gewinnung
der persönlichen Kräfte, die fachliche Gestion, die Aufstellung des Er^
fordernisses, die Vorkehrungen für dessen Bedeckung, mit einem Worte
die gesamte Verwaltung war in seine Hand gelegt, und seine Sache
war es, die Rechte und Pflichten des Gewerbevereines dem Institute
gegenüber jederzeit wahrzunehmen und die sonstigen Machtfaktoren
zu gewinnen, oder durch den Gewerbeverein gewinnen zu lassen, welche
für die weitere Entwicklung maßgebend waren oder entscheidend werden
konnten. Ihm fällt direkt oder indirekt das Verdienst zu; spätere Erfolge
herbeigeführt zu haben, er hat aber auch die Unterlassungen zu rechte
fertigen, die Gebrechen zu erkennen, ihre Ursachen zu erklären tmd
sie damit, wenn möglich, zu entschuldigen; und er hat auch dafür zu
sorgen, daß für den Zeitpunkt, wo ihm durch irgend eine Fügung des
Geschicks die Führung in der Verwaltung entzogen werden wird, alles
das vorgekehrt ist, was zur Sicherung des Bestandes, zur weiteren zeit^
gemäßen Ausbildung der Organisation und zur Verhütung eines etwa
möglichen Niederganges dienlich ist. Von diesem Gefühle der Ver^
antwortung durchdrungen, von dem Bewußtsein geleitet, daß die Durchs
führung einer großen, weitausgreifenden und schwierigen Aufgabe ihm
als unveräußerliche Pflicht obliegt, in der Erkenntnis aller derjenigen
Richtungen, in denen sein Wissen und Können unzureichend ist,
führte der Direktor 25 Jahre hindurch die Verwaltung der Anstalt, die
deshalb mit seiner Persönlichkeit so innig verbunden und verwachsen
ist, daß es wohl als angemessen erscheinen dürfte, wenn der Verfasser
dieser Denkschrift von nun ab nicht mehr von sich selbst in der Form
der dritten Person sprechen wird.
Ich war am 26. Oktober 1879 begreiflicherweise hochbeglückt
durch das Gefühl der Befriedigung über den siegreichen Abschluß
der Vorperiode. Aber in dieser Stimmung verlor ich nicht aus
dem Auge, daß damit nur der erste Schritt zurückgelegt worden sei,
und zwar ausschließlich in der Begleitung von Freunden, in ein
und derselben Schichte der bürgerlichen Gesellschaft, die ein und
derselben politischen Partei angehörten und nach den Traditionen des
Vereinsverbandes, in dem wir lebten, eher geneigt waren zu uneigen^
nütziger Mitarbeiterschaft und zu neidloser, ja überschwenglicher Aner^
kennung als zu herber Kritik und scharfer Ablehnung. Mit der Eröffnung
des Institutes trat es in der ganzen Schwächlichkeit seines Aufbaues, in der
— 59 —
Unzulänglichkeit seiner Fundierung und ich selbst mit ihm in meiner fach^^
liehen Einseitigkeit und noch nach Anerkennung ringend, also der
Autorität entbehrend, vor die weit ausgebreitete Öffentlichkeit der ge^
werblich produzierenden Bevölkerung des In^ und Auslandes. Ich mußte
bei jeder Kundgebung einen Sicherheitskoeffizienten anwenden, in jedem
Falle von verschiedener Größe, um den Kern des Urteiles heraus^'
zuschälen, ich mußte mir täglich vorhalten, daß die Gegner, in öster^
reich immer zahlreicher als die Anhänger, und die große Majorität des
Publikums hier skeptischer als irgendwo anders, entweder noch gar
nicht Notiz genommen hatten davon, was für mich Ereignis war, oder
es noch nicht der Mühe wert fanden, ihre oppositionelle Gesinnung
oder ihr abfalliges Urteil zum Ausdruck zu bringen. Und was dann,
wenn nach dem ersten Schritt die Parteigänger wankend, die berufenen
Kreise ablehnend würden, wenn die Ausgestaltung des schwächlichen
Anfanges, das Wachstum ausbleiben sollte, wenn die Gegnerschaft,
heute noch kaum erkennbar, vernichtend eingriffe, wenn der Ausbruch
eines Krieges oder einer sonstigen Katastrophe den kaum entwickelten
Keim unserer volkswirtschaftlichen Nährpflanze zerstörte, was dann
mit einem Worte, wenn ich, statt den Gewerbeverein zu einem un-
bestrittenen Erfolg geführt zu haben, erschiene, als der leichtsinnige
Verführer treuherziger und leichtgläubiger Genossen, als die Ursache
einer Minderung des Ansehens dieser durch das Glück verwöhnten
Körperschaft ! Schwere Sorge hegte man allgemein wegen der Gestaltung
der politischen Verhältnisse in Österreich. Das neue Kabinett des
Ministeriums Taaffe wurde mit starkem Mißtrauen begrüßt und
dessen erste Schritte erzeugten in der führenden, wenigstens perioden^^
weise herrschenden Partei großes Unbehagen, für das es nur einen
Trost gab, der feste, wie sich später herausstellte, trügerische Glaube
an den baldigen Sturz des leitenden Ministers. Man hatte die Gewandt^
heit, die Erfahrung auf dem Gebiete der inneren Politik, die Geschicklich^
keit und Leichtigkeit in der Überwindung momentaner Schwierigkeiten,
sein Glück in der Auffindung von fähigen Personen und Auswegen,
man hatte seine politische Kleinkunst, die oft die großen Prinzipien
besiegte, unterschätzt und die eigene Stelltmg im Volke überschätzt,
und man übersah ganz die große Bedeuttmg der Tatsache, daß Graf
Taaffe im Vollbesitze des Vertrauens der Krone war wie kaum ein
anderer Ministerpräsident vor ihm. Es war mir ferner genau bekannt,
daß die sogenannte deutschliberale Partei oder die Linke des Abgeordneten^
hauses oder, wie sie sich später nannte, die Vereinigte Linke, erfüllt
von den alten liberalen Ideen, ihr Hauptinteresse der sogenannten
inneren Politik zuwendete, ein Interesse, das jene Fürsorge überwog,
die gewissen wirtschaftlichen Aufgaben in einem modernen Staate un^
— 6o —
bedingt zugewendet werden muß. Die Taaf fesche Ausgleichspolitik
stellte die Nationalitätenfrage auf die Tagesordnung und wenn daneben
noch etwa Handelspolitik und Großindustrie Beachtung fanden, oder
Beachtung erzwangen durch die Bedürfnisse des Tages, so war gewiß
damit schon fast Alles geschehen, wozu sich die deutschen Politiker
herbeiließen; eine sehr gründliche breite Erwägung der technischen und
wirtschaftlichen Vorbedingungen der mittleren und kleinen Betriebe
neben den großen Fabriksunternehmungen, der sozialen Forderungen
des Mittelstandes, ja selbst die spezifisch technische Pflege der Groß^
industrie und des Verkehres gehörten weder zu den Spezialstudien der
Volksvertreter im Parlament, Landtag und Gemeinderate noch zu
deren Liebhabereien. Ein oft kennzeichnendes Merkmal der Per^
sonen, welche sich zum öffentlichen Leben in Österreich herandrängen,
ist jene Mißbildung des Patriotismus, die sich zu einer innerlichen Geringe
Schätzung des Fortschrittes im Auslande steigert und das Gesamtgebiet der
Technik hatte bei den leitenden Männern in der Staatsverwaltung und in
den autonomen Körperschaften sehr wenige überzeugte Anhänger, gar
keine enthusiastischen Parteigänger aufzuweisen. Auch ist es in Wien
eine stillschweigende Übereinkunft unter den deutschen Liberalen von
jeher gewesen, die Schöpfungen und Leistungen der Angehörigen dieser
Parteirichtung ja recht objektiv, ich will sagen kühl, gerne auch ge^
ringschätzig zu beurteilen, während die Gegner dieser Partei, die so
lange vornehm und selbstlos gewirtschaftet hat, wahllos in den Mitteln
des Kampfes, scharf, meistens rücksichtslos, die schwächlich Geführten
und Unterstützten befehdeten. Die Partei, welche bis zum Amtsantritte
des Ministerpräsidenten Grafen Taaffe die führende Stellung inne^
hatte, verfügte noch über eine große Zahl ihrer Koryphäen, Herbst
und Giskra, Eduard Sueß und Plener, Sturm und Brestel, Chlu-
mecky und Neuwirth usw., Koryphäen auf dem Gebiete der Jurist
prudenz, der inneren Politik, der Finanzwirtschaft usw. Aber unter
diesen bedeutenden Männern war auch ein Brestel, welcher während
seiner Ministerschaft die kaiserliche Wiener Porzellan'^Manufaktur auf^
hob, ohne daß ihn seine Parteigenossen daran hinderten. Diese eine
Tatsache charakterisiert die Partei vollauf hinsichtlich ihrer Auffassung
von der Mission der Staatshilfe für die vaterländische Industrie. Der^
selben politischen Richtung gehörten indessen die Pionniere der Ge^
Werbepolitik und der gewerblichen Unterrichtspolitik im Niederöster^
reichischen Gewerbeverein und die höheren Beamten und Referenten
der beiden Ressortministerien an. Ich selbst hatte den lebhaften
Wunsch, ein Mandat für den Rcichsrat zu erlangen, hauptsächlich des^
halb, weil ich hoffte, dort, innerhalb der deutschen liberalen Partei,
für die Stellung der Technik im öffentlichen Leben, für das technische
— 6i —
und gewerbliche Unterrichtswesen, in der Verkehrspolitik und auf
anderen Gebieten von volkswirtschaftlicher Wichtigkeit nachhaltig
wirken zu können. Mit diesen Absichten begann ich den Ausbau des
Technologischen Gewerbe^Museums, der hier zunächst in seinen großen
Zügen als Einleitung zur Nachweisung der Details geschildert werden soll.
Nachdem die ersteSektion, jene für Holzindustrie, in alle Richtungen
ihrer Tätigkeit eingetreten und auch schon die Grundlinien für eine
Tischlereifachschule an dieser Sektion festgelegt waren, schritt man zu
den Vorbereitungen für die Errichtung der zweiten Sektion, deren Pro^
gramm als Versuchsanstalt für Färberei, Bleicherei, Druckerei und
Appretur bereits im November 1879 entworfen, vom Gewerbeverein im
Dezember angenommen und durch die Berufung des ehemaligen Assi^
stenten am Züricher Polytechnikum und Fabriksdirektors Louis
Liechti als Vorstand der Sektion vorbereitet war. Der Kaiser ge^
nehmigte mit allerhöchster Entschließung vom 27. Februar 1881
(Handelsministerialerlaß vom 5. März 1881, Z. 6522), daß demselben
die vertragsmäßig vereinbarten Bezüge, ferner die Bemessung der
eventuellen Abfertigung oder die Pensionsbehandlung nach Art jener
der ordentlichen Professoren an den inländischen technischen Hoch^
schulen aus der alljährlich im verfassungsmäßigen Wege bewilligten
Staatssubvention für das Technologische Gewerbe^Museum zugesichert
werden dürfe. Liechti trat seinen Dienst am 15. Jänner 1881 an.
Das Ministerium für Kultus und Unterricht und das Handels^
ministerium wurden eingeladen, sich durch die Entsendung von Dele^
gierten von dem Wirken des Museums Überzeugung zu verschaffen.
Die beiden Ministerien kamen diesem Wunsche nach und ordneten
eingehende Erhebungen über die Entwicklung des Institutes an. Die
Folge hiervon waren die nachstehenden Erlässe, die wegen ihrer
Wichtigkeit vollinhaltlich reproduziert werden:
Zunächst der des Ministeriums für Kultus tmd Unterricht, Z. 45.916
ex i88o.
„Ich habe in Berücksichtigung des in der Eingabe vom
4. Oktober 1880, Z. 1155, ausgesprochenen Wunsches eingehende
Erhebungen über die Entwicklung des Technologischen Gewerbe*^
Museums angeordnet und finde mich nun auf Grund derselben
in der angenehmen Lage, der Leitung des jungen Institutes,
sowie den an seiner Verwaltung und an den einzelnen Fach*^
schulen tätigen Kräften meine Anerkennung für ihr erfolgreiches
Wirken ausdrücken zu können. Indem ich ferner die Hoffnung
ausspreche, daß das Technologische Gewerbe^Museum sich stets
mehr zu einer Zentralanstalt für die gewerblichen Bildungs^
— 62 —
anstalten Österreichs entwickeln werde, empfehle ich der Direkt
tion die Pflege möglichst reger und gewiß für beide Teile nutz^
bringender Beziehungen zu den Staatsgewerbeschulen. In dieser
Hinsicht durfte insbesondere im Auge zu behalten sein, daß in
einer Reihe von Fällen die Organe des Museums, indem sie
gelegentlich in die Einrichtung der einzelnen Staats^Gewerbe^
schulen Einblick nehmen und mit den leitenden und lehrenden
Kräften in Verkehr treten, von Bedürftiissen und Wünschen
Kenntnis erlangen werden, denen durch ein einverständliches
Zusammenwirken Befriedigung zuteil werden kann.
Von diesen Erwägungen geleitet, erlasse ich unter Einem
die entsprechenden Weisungen an die Direktionen der Staats^
Gewerbeschulen.
Wien, am 4. Februar 1881.
Der Minister für Kultus und Unterricht: Conrad.^
Dann der des k. k. Handelsministerium, Nr. 31.594 ex 1880.
„Der in der Eingabe vom 4. Oktober v. J., Z. 1155, ge^
machten Einladung nachkommend, hat das Handelsministeritun
nicht ermangelt, sich durch wiederholte Entsendung von Beamten
seines Ressorts von der Durchführung der von der Direktion
getroffenen Veranstaltungen auf dem Gebiete der theoretischen
und praktischen Unterweisung zu informieren.
Mit Befriedigung hat dasselbe von den zweckentsprechenden
Einrichtungen der abgehaltenen Spezialkurse des Technologischen
Gewerbe^Museums Akt genommen, welche bei der die realen
Bedürfnisse des Gewerbelebens verfolgenden Richtung mit Sicher«^
heit den nachhaltigsten Erfolg für die Besserung unserer gewerb«^
liehen Zustände gewärtigen lassen.
Das Handelsministerium spricht Euer Hochwohlgeboren
für diese verständnisvollen Bestrebungen auf dem seiner Obsorge
anvertrauten Gebiete um so mehr den Dank aus, als dieselben in
erster Linie seinen Fachschulen zugute kommen und Euer Hoch^
wohlgeboren in Ihrer Eigenschaft als technischer Inspektor der
Holzindustrie^Fachschulen des Handelsministeriums stets darauf
bedacht sind, den Kontakt des Technologischen Gewerbe^Museums
mit diesen Anstalten in intensiver Weise lebendig zu erhalten,
wie auch letzteren die vom Technologischen Gewerbe^Museum
gemachten Erfahrungen und Erfolge bereitwilligst zur Nutz^
barmachung und Weiterverbreitung zu vermitteln.
- 63 -
Das Handelsministerium glaubt schließlich auch der vollen
Befriedigung über die Tätigkeit der in dem Technologischen
Gewerbe^Museum beschäftigten Lehrkräfte Ausdruck geben zu
sollen.
Wien, 6. März 1881.
Für den k. k. Handelsminister: Arnt.^
Am 27. Februar 1881 verlangte das Ministerium für Kultus und
Unterricht zur Unterstützung seiner Anträge für das Staatspräliminare
für 1882 mit dem nachfolgenden Erlasse, Z. 2971, Grundzüge eines
Organisationsplanes :
,,Da das Technologische Gewerbe^Museum nunmehr das
Stadium eines Versuches erfolgreich überschritten hat und somit
dessen Bestand als ein dauernder angenommen werden darf,
erscheint es notwendig, von der ferneren Entwicklung des In«^
stitutes ein klares Bild zu gewinnen.
Im Einvernehmen mit Sr. Exzellenz dem Herrn Handels«^
minister fordere ich daher die Direktion des Technologischen
Gewerbe'^Museums auf, die Grundzüge eines Organisations^
planes, welche den Umfang und die Gliederung der Anstalt,
soweit sich diese der Natur der Sache im voraus feststellen
lassen, ersichtlich machen, zu entwerfen und das bezügliche
Elaborat samt seinem angenäherten Kostenvoranschlage binnen
zwei Monaten vorzulegen, damit diese Nachweisungen anläßlich
der Vorbereitung des Staatspräliminares für 1882 einer Prüfung
tmterzogen werden.
Wien, am 27. Februar 1881.
Der Minister für Kultus und Unterricht: Conrad.'^
Diesem Auftrage kam ich nach und lieferte das Material für die
„Denkschrift über die Aufgaben und die Organisation des
Technologischen Gewerbe^^Museums in Wien^, welche das Unter«^
richtsministerium zur Erläutertmg und Begründung seiner Subventions^*
antrage im Finanzgesetz für das Jahr 1882 dem Reichsrate übermittelte.
Ich hatte durch diesen Vorgang Gelegenheit, meine Absichten darzu«^
legen, und die große Genugtutmg, daß der meritorische Teil meines
Entwurfes unverändert Aufnahme in diese erste (und bisher auch
letzte) programmatische Äußerung der Unterrichtsverwaltung über das
Technologische Gewerbe^Museum fand. Schon um den Nachweis zu
liefern, daß mein im Jahre 1874 entwickelter Plan für das staatliche
technische Gewerbe^Museum im Jahre 1881 für das vom Niederöster«^
j
- 64 -
reichischen Gewerbevereine gegründete Technologische Gewerbe-^Museum
in seiner Wesenheit aufrecht geblieben war^ wenn er auch dem neuen
Werdegange Rechnung zu tragen hatte, soll unter Weglassung von
schon wiederholt Gesagtem diese Denkschrift hier wiedergegeben
werden:
L
^Mit dem Verschwinden der Zünfte und Innungen aus dem
bürgerlichen Leben der gewerbetreibenden Völker, mit dem
Rückgange der Meisterlehre und mit der großartigen Entwick^
lung der angewandten exakten Wissenschaften sowie des techni^
sehen Unterrichtswesens in theoretischer Richtung ist auch die
unmittelbare Pflege von Gewerbe und Industrie durch eigene
Institutionen als charakteristisches Merkmal unserer Zeit ent^
standen.
Im Jahre 1851 begann die kunstgewerbliche Bewegung der
Gegenwart und diese führte zunächst zur Errichtung von Künste
industrie^'Museen, von Speziallehranstalten zur Erziehung von
Kunsthandwerkern nach der ästhetischen Seite des Berufes hin
und zur Organisierung des Zeichenunterrichtes auf breitester
Basis. Die westlichen und mitteleuropäischen Staaten haben in
rascher Folge die Pflege des Kunstgewerbes den Aufgaben der
Staatsverwaltung beigezählt. Das bis vor dreißig Jahren außer>
halb Frankreich fast gänzlich zugrunde gegangene Kunstgewerbe
befindet sich in einem großen Teil Europas nun in einer neuen
Periode des Aufschwunges.
Die Erscheinungen, welche beim Wiederaufblühen der
kunstgewerblichen Tätigkeit der zivilisierten Völker auftauchten,
lehrten aber auch, daß die Pflege der künstlerischen Seite allein
selbst bei den Kunstgewerben nicht ausreiche. Ein Mißverhältnis
der technischen Befähigung des Arbeiters zur künstlerischen
mußte oft um so fühlbarer werden, je auffallender die Fort^
schritte in letzterer Beziehung waren. Die zahlreichen Gewerbe
jedoch, bei deren Produkten die Form keine ästhetische Bedeutung
hat, bei denen Farbe und Schmuck nicht als Faktoren ihres
Wertes auftreten und die daher von der kunstgewerblichen
Bewegung der Gegenwart fast unberührt bleiben mußten, ent*'
behren der Bildungsmittel und es geschah beinahe nichts, um
auf diesem Gebiete mit der großartigen Entwicklung aller Rich^
tungen der menschlichen Produktion gleichen Schritt zu halten.
Die Vorherrschaft Frankreichs in der Industrie blieb um
so empfindlicher, als dort das Gewerbe in technischer Beziehtmg
- 65 -
keineswegs einen solchen Niedergang oder Stillstand wie in
Deutschland oder Österreich erfahren hatte* England sogar,
das sich mit der ganzen Macht seines Kapitals und der her«^
vorragenden technischen Begabung seines Volkes auf die me^
chanische und chemische Großindustrie geworfen hatte, erkannte
in jüngster Zeit, daß auch bei der mechanischen und chemischen
Großindustrie die theoretische wie die manuelle Ausbildung der
Arbeiter aller Grade von größter Wichtigkeit ist und daß neben
dem Fabrikswesen ein Gewerbestand existiert, der in demselben
Maße Anspruch auf Förderung besitzt, wie die Kunsthand^
werker. Die technische Erziehung und Weiterbildung von
Arbeitern und Werkmeistern in einer Reihe von Fabrikations«^
zweigen, die technische Heranbildung und Fortbildtmg von
Kunsthandwerkern und anderen Gewerbetreibenden ist das Ziel,
welches in England, Belgien, Deutschland und Österreich durch
die Errichtung von Gewerbe^ und Fachschulen mit und ohne
Lehrwerkstätten, gewerblichen Fortbildungsschulen, Versuchs^
und Prüfungsanstalten, öffentlichen Laboratorien und technischen
Gewerbemuseen zu erreichen angestrebt wird. Frankreich hat
durch sein nun ein Jahrhundert altes Conservatoire des Arts et
Metiers die stetige Fortentwicklung des Arbeiterstandes im
Auge behalten, und in der Tat ist der französische Handwerker
auch in technischer Beziehung der erste der Welt. Frankreich
hat den richtigen Weg eingeschlagen, indem es zuerst die
technische Zentralstelle begründete.
Unter den von der österreichischen Regierung errichteten
Staatsgewerbeschulen und Fachschulen, sowie unter den Fort«^
bildungsschulen, die ihren Ursprung autonomen Körperschaften
verdanken, befinden sich aber auch jetzt schon viele, welche
auf die technische Ausbildung des Arbeiters im weitesten
Sinne des Wortes abzielen. Hiervon seien nur genannt: die
bautechnischen, mechanisch'^technischen und chemisch'^technischen
Abteilungen der Staatsgewerbeschulen in Wien, Brunn, Reichen«^
berg, Pilsen, Bielitz, Czernowitz, Graz und Salzburg, die me^
chanisch'^technischen Schulen in Komotau und Klagenfurt, die
Fachschule für Eisen«' und Stahlindustrie in Stcyr, die Schule für
Gewehrindustrie in Ferlach, die Fachschulen für Holzindustrie in
Grulich, Tachau, Bergreichenstein, Königsberg, Wolfsberg,
Mariano, Arco, eine große Zahl von Webeschulen usw. Alle
diese Schulen mit ihren Lehrwerkstätten entbehrten einer Zen^
tralanstalt im Reichsmittelpunkte, welche in technischer Beziehung
das für sie leistet, wozu das österreichische Museum für Kunst
Denkschrift Techn. Qew.-Mus. 5
— 66 —
und Industrie in artistischer Beziehtmg gegenüber den kunst^
gewerblichen Schulen berufen ist Diese Leistung bestünde bei
der technischen Zentralstelle:
1. In der Heranbildung und Weiterbildung von Lehi^
kräften, d. i. Lehrern, Werkmeistern und Vorarbeitern;
2. in der Beschaffung und Beurteilung vorhandener Lehr^
mittel und Arbeitsbehelfe;
3. in der Schaffung und Verbreitung neuer Lern^ und Lehr-^
mittel, neuer Arbeitsbehelfe: Werkzeuge, Maschinen, Rohstoffe,
Hilfsartikel etc. ;
4. in der Prüfung und Verbreitung neuer Verfahrungsweisen
und Methoden in der Atelierpraxis und beim Unterrichte;
5. in der fachlichen Begutachtung von Lehiplänen und
in der eventuellen Mitwirkung bei der Überwachung von Schulen
und Lehrwerkstätten etc.
Nicht minder wichtig als die eben skizzierte Aufgabe der
technischen Zentralstelle für den gesamten gewerblichen Unter«^
rieht ist jedoch der unmittelbare Einfluß dieser Zentralstelle
auf die Entwicklung der Gewerbe selbst. Aus diesem Grunde
zunächst wurde vom Niederösterreichischen Gewerbeverein die
Begründung eines „„Technologischen Gewerbe^Museums''^ in die
Hand genommen.
Mancherlei Verhältnisse haben es bis zur Stunde verhindert,
daß die Staatsverwaltung selbst die Begründung eines Techno«^
logischen Gewerbe^^Museums unternahm. So mußte denn das In«^
stitut aus der eigenen Initiative des Gewerbestandes hervorgehen.
Sobald sich aber herausgestellt hatte, daß dabei ernst und sach«^
lieh richtig vorgegangen wurde, sobald es sich zeigte, daß die
Gewerbetreibenden selbst und eine Reihe von patriotischen
Männern mit sehr beträchtlichen materiellen Opfern und mit
persönlicher Hingebung das Unternehmen förderten, säumte die
Regierung nicht, die Schöpfung schon in ihren ersten An^
fangen moralisch und materiell zu unterstützen. Das hohe Haus
der Abgeordneten ermutigte die Regierung auf das eindringlichste,
diesen Standpunkt beizubehalten. Auf diese Art entwickelte
sich ein Institut, für das die ersten Gründungskosten die
Interessenten beisteuerten, während an der Leitung und Erhaltung
des Ganzen die Staatsverwaltung und die Interessenten teil*'
nehmen.
Aufgabe des Niederösterreichischen Gewerbevereines war
es hierbei, die Befriedigung der allerdringendsten Bedürfe
nisse zunächst ins Auge zu fassen, doch ließ er das lokale Intern
- 67 -
esse nicht dominierend in den Vordergrund treten. Bei der
Errichtung und Fortentwicklung des Technologischen Gewerbe«^
Museums hielt er immer an dem Grundgedanken fest, daß die
Anstalt als österreichisches Reichsinstitut zu wirken berufen sei
und daß alle Produktionsgebiete gleichen Anspruch auf Berück^
sichtigung und Förderung haben, ob sie nun am Pruth oder am
Gardasee gelegen oder durch die Konkurrenz des benachbarten
Sachsen oder Preußen oder Bayern gefährdet seien.
Die beiden Prinzipien — das eine für ein Privatunter^
nehmen unvermeidlich: nur die allerdringendsten Bedürfnisse
zu befriedigen — das andere, dabei nicht in engherziger und
kleinlicher Weise vorzugehen, vielmehr die österreichische Reichs^
hälfte als Wirkungssphäre aufzufassen, fanden denn auch in der
Organisation des Museums prägnanten Ausdruck. Diese Organi^
sation ist eine durchaus originelle. Das Museum zerfallt in
mehrere Sektionen^ von denen jede einzelne für eine Gruppe
von Gewerben verwandter Art zu sorgen berufen ist. Ohne
solche Teilung ist es heute nicht möglich, sämtliche Gewerbe^
richtungen, und zwar überdies gleichzeitig in allen ihren lEr^
scheinungen als Kleingewerbe und Großindustrie, wirksam zu
fördern. Auch hier muß sich die Praxis der Teilung der Ar^^
beit bewähren; nur Spezialisten im engsten Sinne des Wortes
können jene Vertiefung in ihrem Fache erlangen, die unerläßlich
ist, um das durchschnittliche Maß der Fachtüchtigkeit zu über^
ragen. Nur jene Männer aber, die über dem Niveau der Allge*^
meinheit im Wissen und Können stehen, sind in der Lage,
auf ihre Berufsgenossen führend einzuwirken. Wenn heute ein
technischer Chemiker sich als Konsulent für alle Zweige der
chemischen Industrie anbieten würde, müßte dies als unbegreif^
liehe Anmaßung erscheinen; eine Anstalt, welche daher in
der Lage sein soll, einer Reihe von Industrien gegenüber lehrend,
anregend, mit einem Worte helfend aufzutreten, muß über eben«^
soviele hervorragende Spezialisten verfügen. Übrigens wurde
durch die vollständige Attsgestaltung einer ersten Sektion des
Technologischen Gewerbe^Museums vom Niederösterreichischen
Gewerbeverein, und zwar zunächst für die Gruppe der holzver^
arbeitenden Gewerbe, gezeigt, wie zweckdienlich für die Aufgabe
der Gesamtanstalt gerade die Teilung in einzelne Sektionen sei.
Die einzelnen Sektionen sind durch eine Zentralleitung in
einen solchen Zusammenhang gebracht, daß für einzelne auf'^
tauchende Fragen, welche nicht strikte von irgend einer der be^
stehenden Sektionen ressortieren, Kräfte des gesamten Museums
— 68 —
herangezogen werden. In dem Falle, daß Erhebungen oder
Forschungen sich als notwendig herausstellen, welche das Zu^
sammenwirken von Kräften mehrerer Sektionen erheischen,
bildet hierfür die Organisation des Museums nach Sektionen
kein Hindernis.
Die nun folgende Aufzähltmg der einzelnen Sektionen ist
nicht nach der Wichtigkeit der Indttstriegruppe geordnet, es ist
vielmehr die Dringlichkeit der Beihilfe einerseits tmd das Zu^
sammentrefFen der verschiedenen, die Realisiertmg der Sektionen
ermöglichenden Umstände anderseits maßgebend gewesen.
Als erste Sektion wurde die
Sektion für Holzindustrie
errichtet, welche nach ein^ und einhalbjährigem Bestände in
alle Richtungen der Wirksamkeit, die das seinerzeit aufgestellte,
weit umfassende Programm vorschrieb, eingetreten ist. Sie ist
tatsächlich zur Zentralanstalt für alle die Holzindttstrie pflegen^
den Lehranstalten geworden. Die Sammlungen und die Spezial^
bibliothek, von der Regierung und dem Niederösterreichischen
Gewerbevereine zur Verfügung gestellt, haben nebst der Werk^
Stätte einen gewissen Grad von Vollständigkeit erlangt, die fach^
liehen Mitteilungen (Monatsschrift) der Sektion haben eine die
übrigen Fachzeitschriften für Holzindustrie überragende Bedeutung
gewonnen. Die Sektion hat bereits Lehrmittel herausgegeben,
die Publikation anderer befindet sich in Vorbereitung. Die Pflege
der holzverarbeitenden Hausindustrie, und zwar der auf Schnitzerei
und Drechslerei beruhenden, ist durch einen Speziallehrktirs in
Angriff genommen worden. Werkmeister für Korbflechterei und
Weidenkultur werden systematisch ausgebildet; im nächsten
Winter wird der hierfür bestimmte Spezialkurs nun schon zum
dritten Male abgehalten. Ein Fortbildungskurs für Werkmeister
an Fachschulen wurde organisiert. Die Eröffnung einer Zentral^
fachschule und Lehrwerkstätte, sowie einer Fortbildungsschule
für Möbel'' und Bautischlerei steht unmittelbar bevor. Hunderte
von Untersuchungen, fachlichen Auskünften und Ratschlägen
und Geschäftsvermittlungen legen Zeugnis ab für die intensive
Benützung der Anstalt durch die Vertreter und Interessenten
der Holzindustrie. Kurz, die Sektion für Holzindustrie hat heute
schon den Beweis ihrer Ersprießlichkeit erbracht. Die Entwicklung
des Institutes hat alle gehegten Erwartungen übertrofFen tmd die
eine Sektion allein hat hingereicht, um dem, nur dem Plane nach
- 69 -
ausgebauten Institute in den weitesten Kreisen Sympathie zu
erwerben.
Sektion furFärberei, Bleicherei^Druckerei und Appretur.
Für diese Sektion ist bereits das Programm aufgestellt^ das
sich allgemeiner und lebhafter Zustimmung in den Fachkreisen
des In^ und Auslandes erfreute. Auch die Durchführung ist soweit
gefördert, daß die Sektion als Versuchsanstalt schon am i. Ok^
tober d. J. eröffnet werden kann^ wobei gleichzeitig ein Teil
der Lehraufgabe in Angriff genommen wird. Als eigentliche Leht^
anstalt wird die Sektion wohl erst nach einem weiteren Jahre
aufzutreten imstande sein. Durch diese Sektion wird nur die
chemische Seite der Textilindustrie gepflegt. Die Verbindung
einer entsprechend angelegten Webeschule mit der Sektion in
räumlicher und — in den notwendigen Punkten — in organisa^
torischer Beziehung würde mancherlei Vorteile darbieten. Wenn
die Reform der Gumpendorfer Webeschule in der beabsichtigten
Weise durchgeführt wird, läßt sich dieses Ziel unschwer erreichem
so daß dann an der Webeschule die artistische Seite der Textil^
industrie durch das Kunstgewerbe^Museum überwacht, dagegen
die technische durch die Verbindung mit dem Technologischen
Museum gefördert würde. Ferner würde es keine Schwierigkeiten
darbieten, gleichzeitig eine Anstalt für die Prüfung aller wesent^
liehen Eigenschaften der Game einzurichten. Dadurch würde die
zweite Sektion dem Gebiete der Textilindustrie in chemischer
und mechanischer Beziehung dienstbar gemacht werden.
Es muß hier ausdrücklich bemerkt werden, daß die Er^
Wartungen, die man in bezug auf die Opferwilligkeit der Intern
essentenkreise zu hegen berechtigt schien, bis zur Stunde nicht
ganz erfüllt worden sind. Die Beiträge der Industriellen und
Gewerbetreibenden stehen nicht im Verhältnisse zur Lebhaftigkeit,
mit welcher die Forderungen nach Errichtung einer Versuchs^
und Lehranstalt in den betreffenden Kreisen erhoben werden.
Sektion für Metallindustrie.
Die metallverarbeitenden Gewerbe, deren Zahl und Bedeutung
in Österreich eine beträchtliche ist, die auf einer Reihe vor^^
züglicher Rohstoffe basieren, befinden sich in vielen Richtungen
im Stillstande, ja manche sogar im Rückschritte. Viele Zweige
könnten aber noch eingefügt werden.
— 70 —
Das wesentlichste und dringlichste Bedürftiis besteht in der
Pflege der sogenannten Vollendungsarbeiten. Die Verfahrungs^
weisen, welche dazu dienen, die fertigen Produkte in tadelloser
Weise auszustatten, sind in Österreich verhältnismäßig wenig
entwickelt. Die wichtigeren dieser Vollendungsarbeiten sind
chemischer Natur. Es ist also die chemische Seite der Metall«^
technik, welche die Anregung und die direkte Beihilfe durch
Spezialisten erheischt. Aber auch die Gießerei, namentlich jene
Kleinkunst tmd manche mechanische Bearbeitung der Metalle,
welche sich im Auslande durch die Vervollkommntmg der
Apparate tmd Maschinen, Werkzeuge tmd Verfahren in stetiger
Entwicklung befindet, müßte ins Auge gefaßt werden. Der
Maschinenbau im großen Stile kann und soll allerdings nicht
durch eine derartige Anstalt gefördert werden. Es handelt sich
hier also um eine chemische tmd mechanisch^technische Versuchs^
anstalt für die verschiedenen Zweige der Metallbearbeitung. Die
Errichtung dieser Sektion wird mit beträchtlichen Kosten ver^
bunden sein, die Schwierigkeiten der Beschaffung der entsprechen^^
den Kräfte sind bedeutend. Bevor nicht die zweite Sektion in
ihre programmgemäß vorgezeichnete Wirksamkeit eingetreten
ist, wird wohl nicht an die Errichtung der Sektion für Metall^
industrie geschritten werden können; doch arbeitet der Nieder^
österreichische Gewerbeverein im Vereine mit den Interessenten
unermüdet an der Klarstellung dessen, was in dieser Sektion als
unbedingt notwendig erstrebt werden soll.
Diese drei Sektionen stellen den Umfang jenes Institutes dar,
das ins Leben zu rufen der Niederösterreichische Gewerbeverein
gewissermaßen seinen Auftraggebern gegenüber verpflichtet ist.
Ein aus diesen drei Sektionen gebildetes Technologisches Gewerbe^
Musetun hat der österreichischen Gesamtindustrie gegenüber
schon eine nachhaltige Bedeutung und die Opfer, die der Staat
hierfür zu bringen haben wird, sind verhältnismäßig gering.
Durch die Errichtung der Zentralschule für Tischlerei in der
ersten Sektion, die damit ihren vollständigen Abschluß erlangt, wird
der unvermeidliche Ausgabenetat auf eine solche Höhe gebracht
werden, daß zur Sicherung des Bestandes aller Einrichtungen der
ersten Sektion eine Staatssubvention von 15.000 fl. erforderlich ist.
Bei der zweiten Sektion dürfte vorläufig, bis nicht die weiteren
Erfahrungen das Gegenteil erweisen, ein Jahresbeitrag von 15.000 fl.
ausreichen. Über den Aufwand, den die dritte Sektion in späterer
Zeit verursachen würde, läßt sich heute nichts Bestinmites vor^
aussagen, doch dürfte, eine entsprechende Mitwirktmg der be^'
— 71 —
teiligten Kreise vorausgesetzt, ohne die ja an die Errichtung der
Sektion überhaupt nicht gegangen werden soll, eine jährliche Staats^
Subvention von 15.000 fl. hinreichen, wenn die vom Gewerbe«^
vereine angestrebte Lösung der Lokalitätenfrage durch Verwendung
der Gußhausrealität für Musealzwecke erfolgt.
Der Staatszuschuß zum Technologischen Gewerbe^^Museum
würde nach dem Gesagten pro 1882 30.000 fl. betragen und
sich nach der Errichtung der Sektion für Metallindustrie auf
45.000 fl. steigern. Dagegen kommen heute schon die aus
den Kreisen der Industriellen und vom Niederösterreichischen
Gewerbevereine geleisteten Einrichtungs^ und Erhaltungsbeträge
einer Summe von mehr als 100.000 fl. gleich. Noch wichtiger
als diese materielle Beitragsleistung dürfte jedoch der Umstand
sein, daß der genannte Verein eine Reihe von Kräften dem In«^
stitute beigestellt hat und beistellt, die entweder ohne jegliche
Entlohnung (Direktor des Museums, Kassaverwalter, Ökonomie^
Verwalter) oder gegen sehr mäßige Remunerationen (Vorstand und
Adjunkt der ersten Sektion, fast alle Lehrkräfte usw.) ihrer Auf^
gäbe obliegen. Die Schreibgeschäfte des Museums besorgt das
Bureau des Gewerbevereines, seine Lokalitäten stehen für die
Sitzungen und Versammlungen zur Verfügung, die Spalten seines
Organes sind für die Bedürfnisse des Museums geöffnet usw.
Die Oberleitung des Museums in fachlicher und ökonomischer
Beziehung wird von der Spezialkommission und dem Verwaltungs^
rate mit einer Hingebung geführt, wie sie nur dann zu finden
ist, wenn man für die eigene Schöpfung kämpft und sorgt.
Auf dem bisher mit Glück verfolgten Wege der Kooperation
der Interessenten mit der Staatsverwaltung wird sich möglicher^
weise in späteren Jahren noch manch andere wichtige Sektion
an das Institut angliedern lassen. Schon jetzt hat die Musealidee
in ihrer dermaligen Verkörperung berechtigte Wünsche in den
verschiedensten gewerblichen Kreisen rege gemacht.
Die „Photographische Gesellschaft" in Wien z. B. wünscht
eine den im Auslande bestehenden photographischen Versuchs^
anstalten ähnliche Anstalt zu erlangen und schon hat die Staats^
Verwaltung diesem Wunsche insoferne Rechnung getragen, als
das Finanzgesetz für 1881 eine Subvention von 1400 fl. für die
Photographische Gesellschaft zu obgedachtem Zwecke enthält.
Nun ist aber die technische Ausbildung der darstellenden Künste
überhaupt ein Postulat für die Entwicklung der Gesamtindustrie ;
so entstand denn der Plan der Errichtung einer Sektion für
Photographie und andere Reproduktionsverfahren, welche
_ 72 —
am Technologischen Gewerbe^Husetun gemeinsdiafdich mit der
Photographischen Gesellschaft errichtet werden solL Die graphi^
sehen Künste erfreuen sich in Österreich bereits einer gewissen
Blute, doch end)ehren sie mit einziger Ausnahme eines an der
Salzburger StaatS'<iewerbeschule eingeführten Kurses der Forden
rung und Pflege in technischer Richtung. Das für diese Sektion
entworfene Programm sieht 8000 fl« Gründungs^ und 5000 fl.
lährliche Erhaltungskosten voraus. Außerdem stellt der Besitz
der Photographischen Gesellschaft an Buchern, Zeitschriften und
Sammlungsobjekten eine sehr wesentliche Erleichterung der Be^
grundung eines solchen Institutes dar. Wenn die Photographische
Gesellschaft in persönlichen tmd materiellen Leistungen einen
bedeutenden Teil jener oben bezeichneten Summen beizustellen
imstande ist, so wird der Niederösterreichische Gewerbeverein
wohl die Errichtung einer Sektion für Photographie und andere
Reproduktionsverfahren in Erwägung ziehen können.
Die bereits in Wien vom Staate begründete Versuchsanstalt
für Gerberei, die derzeit ohne genügenden Zusammenhang
mit verwandten Anstalten, also auch ohne die durch diesen
Zusanmienhang gegebenen Anregungen und Konkurrenzen besteht,
könnte unter Umstanden gleichfalls dem Technologischen Ge^
werbe^Museum einverleibt werden. Die Früchte einer solchen
Maßregel würden sofort erkennbar werden und z. B. erlauben,
die wichtigen Fragen der Lederfarberei von den Sektionen für
Gerberei und Färberei gemeinschaftlich mit verdoppeltem Erfolg
behandeln zu lassen.
II.
Das hier aufgestellte Programm für die Ausgestaltung des
Technologischen Gewerbe^Museums, soweit sie heute vom Nieder-^
österreichischen Gewerbeverein geplant ist und soweit die Staats^
Verwaltung deren materielle Unterstützung in Aussicht nimmt,
bleibt noch immer wesentlich ^ter dem eines solchen Institutes
zurück, das allen wichtigen Bedürfoissen der österreichischen
Industrie zu entsprechen geeignet wäre. Dies dürfte aus der nach^
folgenden Betrachtung hervorgehen.
Außer den bereits bestehenden und laut obiger Darlegungen
in Aussicht genommenen Sektionen müßten, wenn nur die
Interessen der Industrie und nicht auch Rücksichten auf den
Staatsschatz in Betracht kämen, noch manch andere errichtet
^
— 73 —
werden. Man denke z. B. an Österreichs großen Reichtum an
vorzüglichen Bausteinen aller Art. Marmorbrüche finden sich
zahlreich nicht nur in den Alpen, sondern überhaupt an vielen
Orten in der Monarchie. Halbedelsteine von vortrefflicher Ver^
arbeitungsfähigkeit für industrielle Zwecke sind in großen Vor^
raten aufgespeichert. Von der rationellen Einrichtung der Stein-^
brüche angefangen bis zur Edelsteinschleiferei begegnen wir aber
in dieser langen und abwechslungsreichen Reihe von technischen
Aufgaben, mit wenig Ausnahmen, nur einer veralteten Praxis.
Gerade die mechanische Bearbeitung der Steine aber hat in den
letzten Dezennien sehr wesentliche Fortschritte gemacht. Diese
sind in Österreich wenig bekannt und noch seltener in Anwendung.
Ebenso ist die Industrie der künstlichen Baumaterialien,
also des Zementes und der Zementwaren, der Ziegel und Ton^
waren usw. eine extensiv sehr beträchtliche. Längst war das Be^
dürfnis fühlbar, für diese Industrie eine Prüfungsanstalt zu er^
richten, welche die Qualität der Rohstoffe, Übergangsprodukte
und Erzeugnisse zu bestimmen und die Verfahrungsweisen zu
beeinflussen die Aufgabe hätte. In den betreffenden Kreisen
sind wiederholt ergebnislose Anläufe zur Errichtung einer der^^
artigen Anstalt genommen worden.
Gewiss würde bei weiterer Entwicklung eines solchen Techno«'
logischen Institutes auf ein ergänzendes Zusammenwirken mit
verwandten Anstalten besonders Bedacht zu nehmen sein. So
besteht am österreichischen Museum für Kunst und Industrie
eine chemische Versuchsanstalt, welche sich nach ihren Leistungen
wie nach dem speziellen Ruf ihrer Kräfte als ein zunächst der
keramischen Industrie gewidmetes Institut darstellt; allerdings
werden dort auch Fragen der Metallpatinierung und sonstige
Veredlungsverfahren, Oberflächendekorationen etc. behandelt, aber
immerhin wird die Haupttätigkeit und das Hauptaugenmerk der
keramischen Industrie zugewendet. Daß diese Anstalt nicht nur
artistische, sondern auch sehr ausgeprägte technologische Au&
gaben hätte, ist nicht zu verkennen. Wenn daher auch die Einfluß^
nähme der Kunstkräfte, welche die Kunstgewerbe Österreichs bei
der keramischen Versuchsstation in so nachhaltiger und erfolg'^
reicher Weise befruchten, von keiner Seite unterschätzt wird,
so ist doch diese Einflußnahme auch bei den Sektionen des
Technologischen Gewerbe^^Museums nicht zu entbehren und es
würde daher jenes einverständliche Zusammengehen der beiden
Museen anzustreben sein, das die gegenseitige Förderung der
Interessen beider Institute erleichtert.
— 74 —
In den Sektionen für Färberei, Gerberei und Metallindustrie,
sowie in der keramischen Versuchsanstalt des österreichischen
Museums für Kunst und Industrie spielt die Chemie eine Haupte
rolle. Nun gibt es aber noch eine Reihe von Gewerben, die auf
der technischen Chemie beruhen, von denen jedes einzelne für
sich nicht genug ausgebreitet ist, um eine eigene selbständige
Sektion beanspruchen zu können, oder weil darin chemische
Fragen nur vorübergehend auftauchen, ohne eine ausschlaggebende
Wichtigkeit zu erlangen. Für die Bedürfnisse der sämtlichen
chemischen Gewerbe, welche nicht durch eine der vorangeführten
Sektionen eine spezielle Pflege erhalten, würde eine allgemeine
chemische Sektion nach Art der im Auslande vielfach bestehen^
den chemisch'^gewerblichen Laboratorien (z. B. Karlsruhe) zu er^
richten sein. Bisher benützte man allerdings zur Ausführung
aller Arten von qualitativen und quantitativen chemischen Ana*^
lysen die chemischen Laboratorien der Hoch^ und Mittelschulen.
Dadurch aber werden diese mehr als wünschenswert von ihrer
eigentlichen Aufgabe abgezogen, und die Wünsche der Klienten
können doch häufig nicht in dem Maße berücksichtigt werden,
als es im Interesse der Sache der Fall sein sollte. Eine allgemeine
mechanische Sektion würde die Verbreitung von Motoren für
das Kleingewerbe, die Prüfung auf ihre Leistungsfähigkeit und
andere auf Motoren bezügliche Fragen zu behandeln haben.
Eine andere nicht minder wichtige Aufgabe bestünde in der
Erhebung der physikalischen, namentlich der statischen Eigen«^
Schäften jener Materialien, die im Bauwesen Verwendung finden.
Die Ermittlung der Elastizität und Tragfähigkeit, Festigkeit usw.
in den verschiedensten Arten bildet eine der wichtigsten Vorfragen
für jede konstruktive Aufgabe höheren Ranges. Sowie die quali^
tative und quantitative Analyse ein alltäglich verwendetes Requisit
vieler Zweige der Industrie geworden ist, so ist die Bestimmung
von Elastizitätsgrenze, Tragmodulus und Festigkeits^Koeffizienten
für die Rohstoffe des Bauwesens im weitesten Sinne des Wortes
eine Forderung unserer Zeit geworden. Die hierfür bestehenden
Laboratorien an den technischen Hochschulen in Wien und Prag
sind, wie die Erfahrung lehrt, nur teilweise imstande, allen den
verschiedenen Wünschen des technischen Publikums quantitativ
zu entsprechen.
Man agitiert ferner gegenwärtig in industriellen Kreisen für
die Errichtung eines Laboratoriums im Hauptzollamte, für die
Schaffung einer Versuchsanstalt für Fettindustrie, endlich einer
Versuchsanstalt für die gesamte Papierfabrikation und einer
— 75 —
solchen für Elektrik und Beleuchtungswesen. So richtig und er«'
sprießlich die Teilung der Gesamtaufgabe des Technologischen
Gewerbe^'Museums nach dem Prinzipe von Industriegruppen ist,
so darf doch in der Verfolgung dieses Prinzipes nicht zu weit
gegangen und durch übertriebene Spezialisierung das Prinzip ad
absurdum geführt werden.
Wenn nun auch ein nach den gegebenen Andeutungen organi^
siertes Technologisches Gewerbe ^ Museum mit einem Staats^
Zuschüsse zu den eigenen Einnahmen der Anstalt erhalten werden
könnte, welcher die Dotation des Conservatoire des Arts et Metiers
noch lange nicht erreichte, wenngleich ferner behauptet werden
darf, daß eine solche Budgetpost für die technologische Zentral^
anstalt des gewerblichen Unterrichtswesens auch in einem Staate
wie Österreich vollständig berechtigt wäre, so wird doch für eine
Reihe von Jahren genügen müssen, die Anstalt innerhalb der
bescheideneren Grenzen, wie sie der Niederösterreichische Ge^
Werbeverein sich gezogen hat, aus Staatsmitteln zu fördern. Allere
dings ist zu erwägen, daß ein breiter angelegtes Zentralinstitut
für die Bedürfnisse aller Kronländer bezüglich sämtlicher Richtungen
der Gewerbe^ und Fachschulen sorgen würde und daß diese
Anstalt einen direkten Einfluß auf die Hebung aller Gewerbe
in technischer Beziehung in großem Stile nehmen könnte, endlich
daß ein derartiges Institut den Konsulenten der Staatsverwaltung
in vielen gewerbetechnischen Fragen darzustellen vermöchte. Es
würden daher die für eine so große Schöpfung erforderlichen Jahres^
auslagen gewiß gerechtfertigt sein. Dennoch gebietet die finanzielle
Lage der Gegenwart, nicht mehr in Aussicht zu nehmen, als für
die Befriedigung der allerdringendsten Bedürfnisse notwendig ist
und sich somit in erster Linie die Ausgestaltung der Sektionen :
I. für Holzindustrie, 2. für Färberei, Bleicherei, Druckerei und
Appretur, 3. für Metallindustrie und sodann in zweiter Linie
die Förderung von Sektionen für Photographie und andere Re^
Produktionsverfahren und für Gerberei als Aufgabe zu setzen.
Die volle Durchführung dieser Organisationen wird Jahre in An^
Spruch nehmen; einer späteren Zeit muß es dann überlassen bleiben,
über die Lösung noch größerer Aufgaben Beschlüsse zu fassen.'^
Die hier wiedergegebene Denkschrift stellt die Auffassung des
Unterrichtsministeriums über die Bedeutung und Ziele des Techno^
logischen Gewerbe^Museums dar zur Zeit, als Fidler Sektions^Chef
und Dumreicher Referent in diesem Ministerium waren. Der Minister
hat auf die Bildung dieses Urteiles und die daraus zu ziehenden Fol^
fcningcn kaum emen iiu%d)cnden FinflwB gcnoauncn. Die AuCEusung
des Unteniditsiiiinistaiamx war aber am so cn t idi ei d eo d er für die
nächste Zakunft des Tedundt^isdien Q * ■■ ■ K * JI««»««« , als schon im
kommcitden Jahre die Fachscfaolen des H a TyrT*^"""*^ * " " «"* in das
Ressort des l|ni»fTif hiMnmigirr t n m » öbertragen wmden tmd TOn diesem
Zötpinkte ab das Unterridttsmintstertnm allein die oberste Instanz
tör das Technologische Gewerbe-Huseum bOdete. Das große Wobt'
Toncn dieser Zentralstelle für das Ton ihr geschätzte Institnt äoBerte
sidt in citMr Reibe TOn Akten, deren Hochherzigkeit ttm so mehr in
Bcir.Adit kommt, als sie einem noch gani jungen, in den Anfängen
söocr Enrvicklung stehenden Uatetnehnien galten. Während die StaalS'
ad:v«DDoa för das )ahr iSSi 25.000 fl. betrug, nimlidi 10.000 fl. für
die Sektion für HtJrindastri« imd 15.000 ft. for die SekticKi für Färberei.
nai zwu in da ArL da£ im Budget des HanJehmintstfrönns die
eae Hiltte und im Btidgct des Unterriditsniinisieriums die andere
Ki^f» mit ii^.>o fl. «rsdüctt. vaide die Docason des Hnseonu für
dis Uhr i$&a im Betrag von 3C.C00 fl. boens im Staasrnransfhlage
iür das L'sterrkhtsministerium alkin cinjeste^l. Sd:oa am 13. No'
TcsäScr iSSi tcüie der Minister für Kohos tn»d Uatertidtt Konrad
Tc«t Exbesteld dxu>db den ErUS Zahl 1^.401 mit. dai Se. Maicstät
^c; Kaiser nut Entsdihf^ung vom io>. NoT^cmb«r dexa UnterridilS'
TT . r- . tsx i^isjn die Ennaditt^tmg sa cxtciksi geruh», von Fall za Fall
'äot iSü Tc;hacCct$:t$dMn Gevm^Nosiram -<vc£s wi^kealen Lehr'
7<c:s«aca a:::: die IViocr ihr<r Lehrtirt^rbct as da gerührten Anstalt
äca» Pköcssc«;«» ra Terkahen. L'ntei ExzMta wurde t:« I.£h;ccrsooett
ta Izacruac USÄchh;^ d« I^««ssoetttrf TexcÄc:.
ESe r»c?e Sekt>^3 wurde ia dem ■«mi der Gc=>c=öe Wsen für
iar F*Äsdb:=wt rtir Tcitiliriaasstte <Tr>:h«c«s Gcti=öe =1 ^T. Stadi'
i«=*c ÄiÄÄrfnxjas«. ttud r«ir t-« de« j*s:x?«c= LcüLiTirm. am
s CfcsAe siSi ercrri«. ^<s« S<-kt>:-Ä so^'t* u; «tswt L:=;;e *=se Scättc
iir FjescA-jn:^- Y««aL±iSASi«Ji*: ur>i A-.:si-^r.f3SDf"* ^ ill« .\z:sei:>Sc^cn
^*»iff Orv«:;^ VilicÄ, dsc a^f dv? Ti---Ar-Är-i.',-i«r=.3C i>{r:ih.<=. Auäct'
i2 »:*--;-.Ä:^,-rr; K>v^«^-"cts r^ S^^ctätc^ =J ein
^izv-vi i»v.^i* i-T \.Vsc"'.i--s.Ti--T^ öa Te.i=s>-
— 77 —
Vorsitze des Vereinspräsidenten Dr. Anton Banhans stattfand, referierte
Regierungsrat Hornig über das Programm einer neuen Sektion und zwar
für Photographie und andere Reproduktionsverfahren. Dieser intern
essante Vorschlag hatte folgende Vorgeschichte. Regierungsrat Hornig,
der eine hervorragende Stellung in der Photographischen Gesellschaft
einnahm, selbst ein Fachmann auf dem Gebiete der Photochemie, wurde
gemeinschaftlich mit mir als Inspektor für das gewerbliche Bildungs^
wesen nach Salzburg entsendet, um die an der dortigen Staatsgewerbe^
schule befindliche Abteilung für Photographie zu inspizieren, hierüber
Bericht zu erstatten tmd etwaige Anträge zu stellen. Regiertmgsrat
Hornig und ich gelangten zu der Überzeugtmg, daß sich diese Ver^
suchs- und Lehranstalt, abgesehen von der unzureichenden Art der
Unterbringung und den unzulänglichen persönlichen Kräften und fach^
liehen Behelfen, in Salzburg nicht am richtigen Orte befände tmd daß
daher diese Anstalt nach Wien zu übertragen sei. Wir waren der
Meinung, daß dies am richtigsten durch den Anschluß an das Techno«'
logische Gewerbe^Museum geschehen würde. Bevor ich jedoch in der
Sache definitiv Stellung nahm, wollte ich die Pariser Fachschule für
das gesamte Buchgewerbe, in welcher die Photographie und deren
Dependenzen eine erste Rolle spielten, kennen lernen. Ich begab mich
daher nach Paris und besichtigte eingehend die Ecole Estienne, während
sich Professor Hornig um eine Persönlichkeit umsah, die als
Vorstand für diese Sektion zu gewinnen wäre. An der k. k. Staats^
gewerbeschule im I. Wiener Bezirk war Dr. Josef Maria Eder, der
sich durch sehr bedeutende photochemische Studien bereits einen
geachteten Namen auf diesem Gebiete erworben hatte, als Supplent
für Mathematik angestellt. Diesen Mann, den Hornig sehr genau
kannte, schlug er als Vorstand für die photographische Sektion
vor. Außerdem sicherte uns Hornig bedeutende Widmungen der
Photographischen Gesellschaft und stellte ein Budget auf. Das nun von
mir und Hornig ausgearbeitete Programm einschließlich der Vor^
schlage für Personal tmd Geldbedarf und des Normativs für die dritte
Sektion (Photographie) wurde in der genannten Sitzung genehmigt
und hierauf dem Unterrichtsministerium unterbreitet. Auf diesea Vor^
schlag erfolgte lange Zeit keine Erledigung. Ich urgierte sie, da mir
unter den gegebenen Verhältnissen die Errichtung der Sektion sehr
leicht gefallen wäre und sie selbst ein prächtiges Hilfsmittel für die
schon bestehenden und weiter zu errichtenden Sektionen dargestellt
hätte. Bei einer neuerlichen Betreibung der Erledigung unseres Vor^
Schlages eröffnete mir Ministerialsekretär Dr. Sonntag, der damals
im Gewerbeschul^Departement amtierte, daß das Unterrichtsministerium
entschlossen sei, die Versuchs^ und Lehranstalt für Photographie selbst
- 78 -
in die Hand zu nehmen, und sagte wörtlich: ^Nachdem eine uns ge^
hörige Anstalt von Salzburg nach Wien verlegt werden soll, allerdings
über Ihren Antrag, und nachdem Sie uns ein wohlerwogenes Programm
für die neue Schule vorgelegt und sogar den Vorstand ausfindig ge^
macht haben, der unser eigener Beamter ist, nachdem Sie uns weiters
mit Hilfe Ihrer Freunde auch wertvolle Widmungen für das Inventar
des neuen Institutes erwirkt haben, werden wir die Sache selbst
machen. Sie haben ja am Technologischen Gewerbe^Museum noch viel
anderes zu tun, so daß Sie dieses Projekt leicht vermissen werden.^
So war es auch. Es wurden sofort trotz der mancherlei Sorgen, die
aus der Erweiterung der schon bestehenden Sektionen entsprangen,
die Vorschläge betreffend die Errichtung einer dritten Sektion in Er^
wägung gezogen. Zunächst gab Banhans die Anregung, ob nicht die
schon bestehende staatliche Gerberei^Versuchsstation dem Techno^
logischen Gewerbemuseum einverleibt werden sollte, eine Anregung,
die lebhaften Beifall fand und mit der sich ein Komitee, bestehend
aus dem Antragsteller, Sektions^Chef Fiedler und Sektionsrat Lind
zu befassen hatte (Sitzung der Spezialkommission am 9. Februar 1882).
Über die Beratungen dieses Komitees berichtete Banhans in der
XXIII. Sitzung der Spezialkommission am 2. März in der ein^
gehendsten Weise, stellte namens des Subkomitees eine Reihe von
Anträgen und begründete sie auf das lebhafteste. Das Komitee^
mitglied Sektionsrat Dr. Karl Lind äußerte den Wunsch, daß diese
Beschlüsse dem k. k. Ministerium baldigst mitgeteilt werden möchten.
Der Vorschlag stieß aber dort, wie es scheint, auf unüberwindliche
Schwierigkeiten, deren Natur uns nicht offiziell bekannt wurde, und
daher verfolgten wir das Projekt nicht weiter. Einen glücklicheren Ver^
lauf nahmen die Vorbereitungen für die Errichtung einer Sektion
für Metallbearbeitung, die durch ein besonderes Komitee, dem Pro^
fessor von Hauffe, Ingenieur Karl Pf äff und ich angehörten, vom
17. April 1882 angefangen gepflogen wurden.
Am 7. Juli 1882 konnte ich bereits den Bericht über die Auf*^
gaben und Ziele einer Sektion für Metallbearbeitung und Elektro^
technik der Spezialkommission zur Genehmigung vorlegen.*^)
*) Dieser Bericht enthielt unter anderem folgende Ausführungen:
^.Überblickt man das gesamte Gebiet der Metallindustrie vom technologischen
Standpunkte aus, so stellt sich dasselbe als eine lange Reihe oder als ein äußerst
verwickeltes Netz von Bearbeitungsvorgängen dar, welche entweder mechanischer
oder chemischer Natur sind.
Während heute noch der Umfang für die Gewerbsunternehmungen mehr
oder weniger durch den Namen des Rohsto£fes oder einer Gruppe von Erzeuge
nissen vorgezeichnet erscheint, wie z. B. Gold^ und Silberarbeiter, Bronzewaren^
fabrikant, Kupferschmied, Chinasilberwarenerzeuger, Zinngießer, Gelbgießer; oder
- 79 —
Der präsumtive Vorstand für diese Sektion war in der Person des
Ingenieurs Karl Pf äff gefunden, ein Mann von bedeutender allgemeiner
tmd spezieller Fachbildung auf dem Gebiete des Maschinenbaues, von
Schlosser. Glockengießer, Maschinen fabrikant, Werkzeugfabrikant, Orgelbauer,
Drahtzieher usw., teilt die Technologie der Metallverarbeitung dasselbe Gebiet
menschlichen Schaffens in einzelne Arbeitsbegriffe ein, von denen jeder einen
Komplex zusammengehöriger technischer Vorstellungen bildet.
So fallen z. B. alle schmelzbaren Metalle, die auf Grund ihrer Schmelzbar^
keit eine gewerbsmäßige Umgestaltung erleiden, samt den aktiven und passiven
Hilfsmitteln, als da sind: Gießformen, Schmelzapparate, Transportgefäße usw., in
den Arbeitsbegriff der Gießerei.
Alle Industrien und Gewerbe, welche berufsmäßig die Gießerei anwenden,
also: die Geschützgießerei, der Maschinenguß, der Glockenguß, der Monumentalguß,
die Bronze^Industrie, die Schriftgießerei, die Gießerei von Lampenfiißen und Bestand^
teilen mathematischer Instrumente usw. usw., ressortieren von dem Arbeitsbegrifif
der Gießerei, sobald sie durch den Technologen direkt studiert oder gepflegt
werden sollen.
Die wissenschaftliche Anordnung des Stoffes ist die einzig berechtigte, sobald
es sich um die Beantwortung der Frage handelt, welche Aufgaben einer Sektion
für Metallindustrie an dem Technologischen Gewerbe^Museum zufallen.
Bleiben wir nun zunächst bei der mechanischen Verarbeitung der Metalle,
da wir sie schon durch ein Beispiel berührt haben, so ergibt sich die folgende
Aufzählung von Tätigkeitsgebieten für die in Rede stehende Sektion des Techno^
logischen Gewerbe^ Museums.
I. Formgebung durch Schmelzen und Gießen. — Gießerei.
1. Untersuchung der Arbeitseigenschaften der Metalle und ihrer Legierungen
hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit zur Gießerei.
2. Die Konstruktion der Schmelzapparate.
3. Die Hilfsmittel des Transportes der geschmolzenen Rohstoffe vom Schmelz^
apparate zur Gußform.
4. Die Gußformen und ihre Herstellung.
5. Anlage und Einrichtung von Gießereien und Verfahrungsweisen in
denselben.
II. Formgebung durch Kraftimpulse bei Metallen im ungeschmol^
zenen Zustande, ohne Abtrennung von Teilen.
1. Arbeitseigenschaften der Metalle und Legierungen. Bildsamkeit (Dehnbar^
keit, Zähigkeit, Biegsamkeit, Härte).
2. Einfluß der Temperatur auf die Arbeitseigenschaften.
3. Die formgebenden Werkzeuge. Hämmer, Pressen, Prägewerke, Walzwerke,
Ziehbänke, Biegemaschinen, Drückwerke auf der Drehbank usw.
4. Anlage von Schmiedewerkstätten, Walzwerken u. dgl., sowie die in diesen
Werkstätten angewendeten Verfahrungsweisen.
in. Formgebung durch Kraftimpulse, welche eine Zerteilung der Me^
talle im ungeschmolzenen Zustande bezwecken.
1. Arbeitseigenschaften der Metalle hinsichtlich ihrer Teilbarkeit.
2. Die Werkzeuge und Werkzeugmaschinen. Scheren, Durchstoße und Loch^
maschinen, Meißel und Grabstichel, Hobel und Hobelmaschinen, Sägen und Säge^
J
— 8o —
tüchtr praktischer Erfahrung, gewinnenden Umgang sf o r men und an^
gesehener Stellung in den technischen Kreisen Wiens, der sich atsfier^
dem bei Ausstellungen, deren Leitung ihm anvertraut war, manchen
Feilen tsnd Ffifmaichinen, Drehbänke tmd Drehwerkzeage, Frau^
maschinell, Bohrer und Bohrmaschinen, Schabwerkzeuge, Schletfirteine, Schleife
und Poliermaschinen tssw.
Anlage der Werkstätten, Drehereien etc
IV. Zttsammenfügungsarbeiten«
1. Adhäsionsverbindungen. Schweißen, Löten, Kitten.
2. Verbindungen durch Reibung. Zwangsverbindungen.
3« Verbindungskonstruktionen« Anwendung von Falzen, Schrauben, Nieten,
Keilen, Bändern usw.
V. Vollendungsarbeiten.
X. Das Polieren.
2. Das Punzen.
3« Das Ziselieren.
4« Das GuiUochieren usw.
Es wäre ein Leichtes, die hier zum Schlüsse angeführten Vollendungsarbetten
in die verschiedenen vorangehenden Hauptabschnitte der mechanischen Technologie
der Metalle einzureihen; es wäre dies aber eine Konzession an die Pedanterie,
nachdem es sich bei den Vollendungsarbeiten viel weniger um die mechanische
Natur des Arbeitsvorganges handelt^ als um ein glückliches Zusammenwirken
guter Verfahrungsweisen und erprobter Kunstgriffe mit manueller Geschicklichkeit
Die Vollendungs^ oder Verschönerungsarbeiten sind übrigens viel häufiger
chemischer Natur.
Die moderne Industrie verbindet gar oft mechanische mit chemischen Voll^
endungsarbeiten, daher werden gerade die Vollendungsarbeiten die meisten Be^
rührungspunkte zwischen der mechanischen und chemischen Richtung der dritten
Sektion darbieten.
Dazu kommt, daß gerade die Pflege der sogenannten Vollendungsarbeiten
eines der wesentlichsten und dringlichsten Bedürfnisse der österreichischen Metall^
Industrie zu bilden scheint.
Es wäre demnach nicht zu billigen gewesen, wenn nicht schon auch hier
in der allgemeinen Obersicht der mechanischen Aufgaben der dritten Sektion für
die Vollendungsarbeiten ein abgesonderter Platz eingeräumt worden wäre.
Auf diese Obersicht der Berufsgebiete mechanischer Richtung der dritten Sek^
tion mag nun hier eine Obersicht der verschiedenen Zweige der Metallverarbeitung
auf che misch ^physikalischem Wege folgen, welche wieder die verschiedenen
Aufgaben der dritten Sektion in chemischer Richtung in sich schließt.
L Herstellung technisch verwendbarer Legierungen und Untere
suchung der Eigenschaften derselben.
1. Kupferlegierungen (Bronzen).
2. Goldlegierungen.
3. Silberlegierungen.
4. Nickellegierungen (Nickel^Kupferlegierungen, Neusilber, Argentan).
5. Manganlegierungen.
6. Eisenlegierungen.
— 8i —
Freund gewonnen hatte. Besonders bestechend war seine Gabe des
öfFentlichen Vortrages. Der Errichtung der Sektion stand jedoch eine
fast unüberwindliche Schwierigkeit entgegen, der Mangel an geeigneten
7. Platinlegierungen.
8. Zinnlegierungen.
9. Bleilegierungen.
10. Zinklegierungen.
11. Amalgame.
II. Oberflächenbehandlung auf chemisch^physikalischem Wege.
1. Das Beizen und Färben.
2. Das Ätzen.
3. Metallüberzüge auf trockenem Wege, und zwar: Verzinnen, Verzinken.
Amalgamieren.
4. Ozydationsarbeiten.
5. Emaillieren.
III. Galvanotechnik.
1. Die stromerzeugenden Apparate.
2. Niederschläge ohne äußeren Strom.
3. Die Lösungen und das Arbeitsverfahren.
Galvanoplastik, Galvanostegie, Galvanographie, galvanische Inkrustation,
Heliographie usw.
Die bloße Aufzählung der unmittelbar voranstehenden Schlagworte hat
jenem Leser, welcher die Verhältnisse der österreichischen Industrie und die Ge^
schichte ihrer Entwicklung in den letzten Dezennien kennt, gezeigt, daß die che^
mische Seite der Tätigkeit unserer Sektion für Metallindustrie gewiß nicht die
minder wichtige sei.
Die chemische Behandlung der Metalle, deren sich unsere Gewerbe bis heute
noch in viel zu kleinem Maßstabe und in nur geringer Ausdehnung bedienen, hat
überdies auch nicht jene Vollkommenheit erreicht, welche sie namentlich in Franko
reich erlangte.
Der Abstand unserer metallindustriellen Technik von jener des Auslandes
ist auf der mechanischen Seite sicher ein viel geringerer als auf chemischer Seite.
Abhilfe tut dringend not. Diese ist aber im Wege einer Musealanstalt gerade bei
der auf chemischen Prozessen beruhenden Metallindustrie weit schwieriger zu
bieten, als bei jenen Branchen der metallverarbeitenden Gewerbe, welche auf
mechanischen Vorgängen basieren.
Die Verfolgung des einen Zieles allein durch Errichtung eines metallo^che^
mischen Laboratoriums könnte man jedoch nicht empfehlen, weil eine betrachte
liehe Zahl von Gewerbsunternehmungen noch gegenwärtig und wahrscheinlich
auch bis in die ferne Zukunft nur mechanische Arbeitsverfahren anwenden und
dringend der Führung bedürfen.
Es erübrigt nun noch, ein sehr wichtiges Moment für die Leistungsfähigkeit
und weitere Entwicklung jener Zweige der Betriebsamkeit in Österreich, deren
Rohstoffe Metalle sind, zu erörtern.
Nach dem bisher Gesagten ist es einleuchtend, daß das Studium der Eigene
Schäften der Metalle und ihrer Legierungen nach zwei Richtungen hin an der
dritten Musealsektion gesichert erscheint; vorausgesetzt, daß die obigen Obersichten
der Arbeitsgebiete in dem Programme Aufnahme finden würden. So werden
Denkschrift Techn. Gew.-Hus. 6
— 82 —
Räumen. Nachdem für die erste Sektion schon im Vereinshause,
im benachbarten Hause am Getreidemarkt und in einem der Kom^
mune gehörigen aken Gebäude in der Gumpendorferstraße io6, und
zweifellos die Fachleute des Museums, die sich mit der mechanischen Verarbeitung
der Metalle zu befassen haben, dieselben auf ihre Schmelzbarkeit, Bildsamkeit,
Härte, Teilbarkeit, Schnittfestigkeit, Schweißbarkeit, Polierfähigkeit usw. studieren,
und den Grad der verschiedenen Arbeitseigenschaften oder technologischen Eigene
Schäften der Rohstoffe in jedem vorkommenden Falle zu bestimmen vermögen.
Ebenso werden die Chemiker befähigt und hoffentlich dazu ausgerüstet sein, die
chemisch^physikalischen Eigenschaften zu untersuchen und die Metalle und ihre
Legierungen in Beziehung auf Saigerung, Dichtigkeit, Volumsveränderlichkeit,
KrisUllisation, spezifische Wärme, Wärme^ und Elektrizitätsleitungsfähigkeit,
Farbe, Widerstandsfähigkeit gegen die Atmosphärilien oder sonstige chemische
Einflüsse zu bestimmen.
Nun hängt aber der Verbrauchswert vieler Metalle, besonders aber des Gufi^
eisens, des Schmiedeeisens» der verschiedenen Stahlsorten, sehr häufig in erster
Linie weder von den technologischen noch von den chemisch^physikalischen, son^
dern von den mechanisch^physikalischen Eigenschaften ab, d. i. Elastizität und
Festigkeit
Die kolossale Verwendung, welche das Gußeisen, geschmiedetes und gewalztes
Eisen, geschmiedeter und gewalzter Stahl bei dem Hochbau, Brückenbau, Eisen^
bahnbau und Schiffbau gefunden haben, eine Verwendungssphäre, die täglich
wächst, hat in allen Fällen die Elastizitätsgrenze des Materiales zu respektieren.
Die Seile, Träger, Zangen, Schließen, Schuhe, Bleche, Drähte und wie alle
die eisernen Baubestandteile heißen mögen, ob sie nun auf Zug, Druck, Bruch,
Zerknickung, Abscherung oder Abdrehung in Anspruch genommen werden, niemals
darf dies Inanspruchnehmen den Tragfähigkeitskoeffizienten oder, mit anderen
Worten, die Elastizitätsgrenze überschreiten.
Zur Beurteilung des Wertes, also auch der Berechtigung des Preises, ist
daher unbedingt die Untersuchung dieser Eigenschaften notwendig.
Die Ermittlung des Tragmodulus, der Festigkeitskoeffizienten etc. ist bei
allen konstruktiven Aufgaben ebenso eine täglich auftauchende Forderung unserer
Zeit geworden, wie die qualitative und quantitative chemische Analyse in hundert
Fällen der industriellen Verwertung von Stoffen.
Das hier erörterte Bedürfnis besteht nun allerdings in erster Linie bei Guß^
eisen, Schmiedeeisen und Stahlsorten. Wenn aber eine bei der Sektion für Metall^
industrie unentbehrliche Zweiganstalt, d. i. die mechanisch^technische Probier^
anstalt, eingerichtet ist, so kann dieselbe gewiß auch ohne besondere Schwierigkeit
für Hölzer, künstliche und natürliche Bausteine usw. in Anspruch genommen
werden.
Auf diese Art würde Österreich und zunächst Wien in den Besitz einer
mechanisch^technischen Probieranstalt gelangen, welche zu wiederholten Malen in
industriellen und Ingenieurkreisen dringend gefordert worden ist.
Dieselbe würde ein brennendes Bedürfnis befriedigen.
Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daß die dritte Sektion des Techno^
logischen Gewerbe^Museums aus drei Abteilungen zu bestehen hätte:
1. Die mechanisch^technologische Abteilung.
2. Die chemisch^technologische Abteilung.
3. Die mechanisch^technische Probieranstalt.
- 83 -
nachdem für die zweite Sektion bescheidene Räume in der Marchettigasse
gemietet worden waren, konnte man doch nicht ohne Aussicht auf
dauernde Besitzergreifung eine neue Miete für die Unterbringung der
dritten Sektion abschließen. Ein mit großem Aufwand an Zeit und
Mühe vorbereiteter Schritt bei der Gemeindeverwaltung (an deren
Die Einrichtung der mechanisch^technologischen Abteilung würde ziemlich
analog der gegenwärtigen Gestaltung der ersten Sektion des Technologischen
Gewerbe^Museums durchgeführt werden können.
Dieselbe hätte zu bestehen:
1. Aus Sammlungen von Roh^ und Hilfsstoffen, Halbfabrikaten und Erzeuge
nissen der Metallindustrie;
2. aus einer Sammlung von Werkzeugen zur Metallbearbeitung;
3. aus einer Werkstätte, enthaltend Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung,
welche nach Bedarf in Betrieb gesetzt werden können;
4. aus einer Gießerei;
5. aus einem Laboratorium, in welchem Versuche über die Arbeitseigen^
Schäften der Metalle, über deren Behandlung vor und während der Verwendung
und über die Verfahrungsweisen bei den Vollendungsarbeiten mechanischer Natur,
sowie Versuche mit Werkzeugen, Werkzeugmaschinen und Apparaten vorgenommen
werden können;
6. aus einer Spezialbibliothek.
Außer der Benützung und zielbewußten Verwendung der hier angeführten
Hilfsmittel im Interesse der heimischen Industrie gehört in den Wirkungskreis
dieser Abteilung die Abhaltung einschlägiger Spezialkurse, die Förderung des fach^
gewerblichen Unterrichtes im ganzen Reiche durch Herausgabe von Lehrmitteln,
Beschaffung von Arbeitsbehelfen usw.
Bezüglich der zweiten Abteilung ist die Einrichtung
1. eines metallo^chemischen Laboratoriums;
2. von Sammlungen der für die chemische Verarbeitung der Metalle nötigen
Hilfsstoffe und interessanter Erzeugnisse;
3. einer Spezialbibliothek
unerläßUch.
Die mechanisch^technische Probieranstalt wäre in vollkommenster Weise
nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Standpunkte mit allen notwendigen
Untersuchungsmaschinen, Instrumenten und Apparaten auszurüsten.
Diese Andeutungen über den sachlichen Inhalt der dritten Sektion dürften ge^
nügen, um ein Bild von derselben in ihrer gänzlichen Ausgestaltung zu vermitteln.
Es ist einleuchtend, daß die Kosten für die erste Einrichtung dieser Anstalt
sehr beträchtlich sind.
Erwägt man nun, welch ein bedeutender Aufwand von Personen und Sachen
für die erste Einrichtung und den Betrieb der dritten Sektion notwendig sein wird,
so gelangt man zu dem Schlüsse, daß die Kreierung der dritten Sektion nur unter
der Voraussetzung wahrhaft opferwilligen Zusammenwirkens der interessierten
Kreise erreichbar sein wird.
Man sollte jedoch glauben, daß in dem großen Österreich, in welchem der
natürliche Metallvorrat einen so wichtigen Faktor des Nationalreichtums zu bilden
berufen wäre, die Bedeutung einer derartigen Anstalt erkannt und die Kosten der
Errichtung derselben erschwinglich sein möchten usw.''
6*
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f^i^r.it iufmeria*m geautckc. tiad in. da Tat gdfoff ^ in Jicnx
<42£nannf en ^i \a », i. u doxa. 'Wohnhxxae S i ; I s. wociii aocb
ii« feir«ta» arhi Ztidieaxteiia% onxergzäncfit «zreu dnig« Lo'
U^iittt^n ta mieten, xatüdiat (üt die Uaterfaringim^ der dies Peo'
flg. I- t>iu> 4l|('ixli< Rl4br)Hcnwnt m it«r W JhrinitrrttraSe, aomttutbn uch dona Erfcntani-
grammc der Sektion für Metallbearbeitung und Elektrotechnik ent'
iprcchcnden Untcrrichtianstalten. Dieie Mietung erfolgte mit dem
Hintergedanken, fpäter vielleicht in den dauernden Besitz der ganzen
Realität gelangen zu können. Unter diesen Verhältnissen konnte man
den Ingenieur Karl Pf äff an die Stelle einet Vorsundes der dritten
Sektion berufen, während er «hon früher, d. i. am z8. April 1883 in
Anerkennung seiner hervorragenden Lehrtätigkeit als Dozent für die
Technologie der Metallbearbeitung an unserem Institute den Titel eines
Professors am Technologischen GewerbC'Museum erhalten hatte.
Nachdem die nötigsten Geldmittel aufgebracht waren, wurde am
7, Jilnner 18S4 die dritte Sektion zunächst mit einem Teile seiner Unter'
richtsanslAlten in derWahringerstraßeNr.59 eröffnet. Professor Karl Pf äff
trat seine neue Stellung am t. Januar 1884 an. In erster Linie konnte
- 85 -
nur eine Reihe von Speziallehrkursen über verschiedene Zweige der
Metallindustrie und für alle wichtigeren Richtungen der Elektrotechnik
abgehalten und die Vorbereitung für die Errichtung einer niederen
Fachschule und Lehrwerkstätte für Bau^, Künste und Maschinen^
Schlosserei getroffen werden. Der Vorbereitungsjahrgang für die letztere
wurde am 7. Jänner 1884 eröffnet. Dementsprechend entstand auch
ein Normativ für die dritte Sektion, d. i. für Metallindustrie und
Elektrotechnik, das bereits im Jahresberichte für das Jahr 1883
veröffentlicht wurde.
Ich lud Professor Pf äff ein, so bald als möglich an die Kon^
struktion einer Festigkeitsmaschine zu gehen; war er doch der Kon^
strukteur einer allerdings um diese Zeit schon ziemlich veralteten
Maschine dieser Art. Ich hatte nämlich die Absicht, diese Maschine im
Inlande bauen zu lassen und an der dritten Sektion eine Versuchs^
anstalt für Bau^ und Maschinenmaterial zu errichten. Professor Pf äff
konnte aber leider die von ihm übernommene Aufgabe nicht durchs
führen, da er durch eine große Zahl von Lehrsttmden, sonstige Ge^
Schäfte als Vorstand der dritten Sektion in Anspruch genommen wurde
und durch die Entwürfe der Maschine nie völlig befriedigt war. Darum
schien es mir wichtig, ihn mit dem vorgeschrittensten Stande der Material^
Prüfungstechnik und ihrer Hilfsmittel vertraut zu machen und ich untere
nahm daher im November 1885 gemeinschaftlich mit dem Direktor der
Floridsdorfer Lokomotivfabrik, B. Demmer und Professor Karl Pf äff
eine Informationsreise nach Berlin, um daselbst die königl. technischen
Versuchsanstalten zu besichtigen und Erhebungen zu pflegen, welche
bei der Ausgestaltung der ersten und dritten Sektion des Museums
von Nutzen sein könnten. Die unmittelbare Frucht dieser Studien^
reise war allerdings nicht die zunächst beabsichtigte Vorbereitung einer
Versuchsanstalt für die statischen Eigenschaften der Bau^ und Ma^
schinenrohstoffe, wohl aber faßte ich den Entschluß, am Technolo^
gischen Gewerbe^Museum eine Versuchsanstalt für Papierprüfung
einzurichten und der öffentlichen Benützung zu übergeben. Ich hatte mich
schon mehr als 20 Jahre früher mit der Angelegenheit der technischen
Papierprüfung befaßt und habe zuerst in Österreich brauchbare Prü^
fungsmethoden ersonnen und vorgeschlagen.*^)
Es gereichte mir zur größten Befriedigung, in den Berliner königl.
Versuchsanstalten eine autorisierte Papierprüfungsanstalt zu finden,
deren Einrichtung, meine primitiven Vorschläge vom Jahre 1864 weit
überragend, bereits im allseitigen Dienste der deutschen Papierindustrie
'*') Vgl.: Geschichte der Papierfabrikation von Emanuel Spiro, Fabriks^
direktor in Böhm.^Krumau. Einleitung zum offiziellen österreichischen Katalog
für die Weltausstellung 1900 in Paris, Klasse 87.
— 86 —
stand und als Kontrollanstalt für die bei öfFentlichen Ämtern ver^
wendeten Papiere diente. Die staatliche Anerkennung der Bedeutung
dieser Anstalt äußerte sich besonders in der Schaffung der sogenannt
ten Normalpapiere. Da die erste Sektion des Technologischen Ge^
werbe^Museums bereits einen Apparat, der nach den Angaben des
Professors H artig in Dresden von Reuß konstruiert worden war,
besaß und da ein ungemein geübter Experimentator in der Person des
Vorstandstellvertreters der ersten Sektion, des Professors Lauboeck,
zur Verfügung stand, waren alle Vorbedingungen erfüllt, um, ohne be^
sonders bedeutende Mittel in Anspruch nehmen zu müssen, am
Technologischen Gewerbe^Museum in Wien eine Papierprüfungsanstalt
für Österreich ins Leben zu rufen. Die Angliederung dieser Versuchs^
anstalt an die erste Sektion des Museums hatte folgende Gründe:
1. Ein großer Teil der für die Papieruntersuchung notwendigen
Hilfsmittel war bereits an der ersten Sektion vorhanden, als der Ge^
danke der Errichtung einer Versuchsanstalt für Papierprüfung auf^
tauchte ; auch hatte die erste Sektion bereits vor der Errichttmg der Ver^
Suchsanstalt Papieruntersuchungen mit vollkommen befriedigendem
Erfolge durchgeführt;
2. die für die Versuchsanstalt erforderlichen Fachmänner konnten
aus Personen gewählt werden, die der ersten Sektion als Beamte oder
Lehrkräfte seit Jahren angehörten und sich als vollkommen Vertrauens^
würdige und pflichttreue Fachleute bewährt hatten;
3. zwei der wichtigsten Rohstoffe der Papiererzeugung der Gegen^
wart sind der auf mechanischem Wege aus Holz bereitete sogenannte
Holzschliff und die auf chemischem Wege aus Holz dargestellte Zellu^
lose. Die Erzeugung von Holzschliff und Zellulose, welche in öster^
reich sowohl quantitativ als qualitativ eine ansehnliche Bedeuttmg er^
langt hat, wird von einer großen Zahl von Fabriken betrieben,
von denen manche schon in einen fachlichen Verkehr mit dem
Technologischen Gewerbe^Museum getreten waren. Die Bedeutung
dieser beiden modernen Rohstoffe für die Qualität und Verwendungsart
des Papieres ist keineswegs nach allen Richtungen hin Wissenschaft«'
lieh festgestellt; Überschätzung und Unterschätzung des Rohstoffes in
seiner Rückwirkung auf das Produkt wechseln in Fachkreisen und in
der öffentlichen Meinung ab. Die Sammlung von Versuchsergebnissen,
die die Verwendung von Holzschliff und Zellulose in der Papier^
industrie zu beleuchten geeignet sind, wird an einer unparteiischen
Stelle den Weg zeigen zur genauen Erkenntnis der einschlägigen Ver^
hältnisse, welche Erkenntnis, wie die Wahrheit in allen Fällen, die
einzige berechtigte Ratgeberin und das nächste Ziel einer rationellen
Produktion und Konsumtion sein muß. Die an der Versuchsanstalt
- 87 -
vorzunehmenden Proben und Versuche zerfallen in zwei Hauptgruppen,
und zwar : nach der mechanisch^technischen Richtung und in Beziehung
auf die stoffliche Zusammensetzung, welch letztere entweder durch das
Mikroskop oder durch die chemische Analyse ermittelt wird.
In die Untersuchung der mechanisch^technischen Eigenschaften fallt:
1. Die Ermittlung der Dicke des Papieres;
2. die Bestimmung des Gewichtes;
3. die Ermittlung der Dehnbarkeit und der absoluten Festigkeit
durch experimentelle Erhebung der Bruchdehnung und Reißlänge des
Papieres, und zwar nach verschiedenen Richtungen mit Beziehung auf
das Format des Papieres; dann
4. die Knitterbarkeit des Papieres.
In die Untersuchung der Zusammensetzung fallt, wie gesagt:
I. Die mikroskopische Untersuchung der verwendeten Rohstoffe.
II. Die chemische Untersuchung, u. zw.:
1. Die Bestimmung des Aschengehaltes;
2. die qualitative und quantitative Analyse der Asche mit Be^
Ziehung auf einen bestimmten Stoff oder
3. mit Beziehung auf alle darin enthaltenen Stoffe;
4. die qualitative und quantitative Analyse des Papieres mit Be^
Ziehung auf einen bestimmten Stoff oder
5. mit Beziehung auf alle darin enthaltenen Stoffe;
6. die Bestimmung der Art der Leimung (vegetabilisch oder ani^
malisch) und des Grades der „Leimfestigkeif" ;
7. die technische Wertbestimmung von Hilfsstoffen der Zellulose^
und Papierfabrikation.
Außer den hier angeführten Arten von Untersuchungen sollten in
der neuen Anstalt auch noch andere Versuche und Versuchsreihen
durchgeführt werden, wie z. B. Bestimmung des Grades der Transparenz
(Pauspapiere), Hygroskopizität, Saugfähigkeit der Löschpapiere, Leistungs^
fähigkeit der Filtrierpapiere, Verhalten des Papieres bei der Behandlung
mit chemischen Agentien, Verhalten des Papieres bei bestimmten
Verwendungsarten etc.
Die Vorbereitungen für die Errichtung dieser Versuchsanstalt
vollzogen sich jedoch nicht ohne Widerstände. Als ich von Berlin
zurückgekehrt war, begab ich mich sofort zu dem damaligen Präsi^
denten des Österreichisch^ungarischen Vereines der Papierfabrikanten,
Herrn E. Musil, und entwickelte ihm gegenüber meinen Plan derEr^
richtung einer Versuchsanstalt, aus der sich später auch eine Lehr«'
anstalt herausbilden könnte, um der vaterländischen Papierindustrie
ein mindestens der Berliner Anstalt ebenbürtiges Institut zur Ver^
fügung zu stellen. Ich konnte auch darauf hinweisen, daß in den
— 88 —
Kreisen der Papierkonsumenten und der Papierindustriellen der Wunsch
nach Errichtung einer solchen Anstalt schon wiederholt geäußert worden
sei. Herr Musil, der, nach meiner Auffassung, als Lieferant des Papieres
für die Staatsnoten, die dann das gemeinsame Finanzministerium in
einem eigenen Atelier herstellen ließ, ein besonderes Interesse
an dem Bestände einer solchen Versuchsanstalt haben mußte, nahm
mich auf das freundlichste auf und sagte mir die Unterstützung des
Papierfabrikanten^ Vereines zu. Dennoch mußte ich nach einiger Zeit
erfahren, daß Herr Musil in seiner Eigeschaft als Präsident des
Österreichisch^ungarischen Papierfabrikanten^ Vereines beim Unterrichts^
ministerium eine sogenannte Vorstellung gegen meine Absichten
einreichte, die sogar auf meine Enthebung von der Stelle als
Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums abzielte. Gleichzeitig
veröffentlichte das Organ des genannten Vereines einen Schmäh^
artikel gegen mich. Die Wirkung dieser Campagne war eine für
die projektierte Anstalt ungemein günstige. Eine Anzahl von Freunden
und einsichtsvollen Männern vereinigte sich unter dem Vorsitze des
Generaldirektors der k. k. priv. Papierfabrik Schlöglmühl, Gotthard
von Cap eilen, zu einem Fachkomitee, das mir ratend und helfend
zur Seite stand. Der Herr Minister für Kultus und Unterricht ge^
nehmigte auch mit dem Erlasse vom 2. Jänner 1886 trotz des Musilschen
Protestes das von mir vorgelegte Programm der Versuchsanstalt und im
Jahre 1886 erledigte diese bereits 49 Aufträge unter Durchführung von
102 Versuchsreihen. Damit hatte das Technologische Gewerbe^Museum
einen wichtigen Zweig der Industrie in den Kreis seiner Wirksamkeit
erfolgreich einbezogen.
Die käufliche Erwerbung der Siglschen Realität, die ja zum Teil
schon bezogen war, war bereits durchgeführt, die Adaptierungen waren im
Zuge und die erste und dritte Sektion bereits eingerichtet, so daß wir
das Gefühl hatten, von den bisherigen, unsere Tätigkeit und Ent^
Wicklung beengenden Fesseln dauernd befreit zu sein. Nun sollte
noch die zweite Sektion in unser Haus in der Währingerstraße ge^
bracht werden. Lange hatten wir aber schon die Absicht, eine
gründliche Reform der zweiten Sektion in der Weise herbeizuführen,
daß sie nicht bloß auf die chemische Seite der Textilindustrie be^
schränkt, sondern zu allen jenen chemischen Gewerben in Be^
Ziehung gebracht werden sollte, die nicht schon durch besondere Ver^
suchst und Lehranstalten gepflegt wurden. Außer der schon oft ge^
nannten Gerberei^ Versuchsstation gab es ja bereits eine Versuchsanstalt
für die keramische Industrie, die mit der Kunstgewerbeschule ver^
einigt war. Außer diesen beiden, dem Unterrichtsministerium untere
stehenden Instituten chemisch^technischer Richtung, bestand eine Ver^
- 89 -
Suchsanstalt des Vereines der Rübenzuckerfabrikanten, ein Institut, das
durch seinen Vorstand Dr. Strohm er berühmt wurde; ferner die land^
wirtschaftlich'<hemische Versuchsstation, vom Ackerbauministerium ge^
gründet und diesem unterstehend, durch seine Vorstände Moser,
M eissei und Dafert in stets aufsteigender Entwicklung zur heutigen
Höhe gebracht. Trotz des Bestehens dieser chemisch^technischen In^
stitute blieben noch außer der Tinktorialchemie eine Reihe von Zweigen
der chemischen Großindustrie und auf chemischen Prozessen beruhende
Gewerbe übrig, die der Förderung durch Versuchsanstalten und Untere
richtsorganisationen bedurften, da solche, abgesehen von den tech^
nischen Hochschulen, nur an den Staatsgewerbeschulen in Reichenberg
und Bielitz bestanden. Nachdem durch das Ausscheiden Liechtis auch
das persönliche Hindernis für eine Ausgestaltung der zweiten Sektion,
gegen die er heftig opponierte, beseitigt war, konnte man bei der
Neubesetzung der Stelle eines Vorstandes der Sektion für chemi^
sehe Gewerbe auf die Erweiterung der Aufgaben der Sektion Rück^
sieht nehmen. Die Spezialkommission beschloß im Jahre 1886 diese
Erweiterung der zweiten Sektion und zugleich die Errichtung eines
Neubaues an Stelle des Gießereitraktes, dessen Untergeschoß und erstes
Stockwerk zur Aufnahme der erweiterten zweiten Sektion bestimmt
wurde.
Sollte die zweite Sektion nicht dauernd unser Schmerzenskind
bleiben, so mußte sich die neue Besetzung der Vorstandsstelle unter einem
glücklicheren Stern vollziehen als die erste, und so kam es auch. Das
Ministerium für Kultus und Unterricht gestattete, daß der bisherige
Vorstand der chemischen Abteilung an der Reichenberger Staatsge werben
schule, Professor Dr. Hugo Ritter von Perger, als Vorstand der
erweiterten chemischen Sektion berufen werde. Ihm oblag nicht nur
die Einflußnahme auf die baulichen Vorkehrungen und die Einrieb^
tung, sondern auch die Antragstellung über die Organisation der zweiten
Sektion. Nahezu gleichzeitig errichtete überdies der Brauherrnverein
ein verwandtes Institut, nämlich die Versuchsstation für Brauerei und
Mälzerei, und brachte sie mit unserer zweiten Sektion organisatorisch
und räumlich in Zusammenhang, nachdem schon früher das Unterrichts^
ministerium dem o. ö. Professor der chemischen Technologie an der
Hochschule für Bodenkultur Franz Schwackhöfer die Erlaubnis
zur Annahme der Stelle eines Vorstandes der genannten Station
erteilt hatte. So sah ich mich denn plötzlich von zwei Chemikern um<
geben, von denen mir der eine seit Jahren als hervorragender, ja Be^
geisterung weckender Lehrer, der andere nicht minder als ein Vor<
tragender ersten Ranges bekannt war. Zu beiden Männern hatte ich
volles Vertrauen. Perger kannte ich schon von den letzten sechziger
— 90 —
Jahren her, als er Supplent an der Kremser Landes^OberrealschuIe wurde.
Trotz des etwas abenteuerlichen weiteren Lebenslaufes dieses Mannes
konnte man über seine ungewöhnliche Begabung, seinen glühenden
Ehrgeiz und seine gewinnenden Formen nicht im Zweifel sein, auch
galt er als ein theoretisch hochstehender und praktisch erfahrener
Chemiker. Seine Schüler wenigstens schworen auf ihn. Schwack^
höfer anderseits war ein Mann von schöpferischer Kraft und durchs
aus auf der Höhe seiner Aufgabe. Damit konnte man für das weitere
Schicksal der zweiten Sektion samt ihrem Annexe für Brauerei und
Mälzerei beruhigt sein. Inzwischen vollzogen sich aber andere organi^
satorische Fortschritte, so die Errichtung einer höheren Fachschule
für Bau^ und Maschinenschlosserei, analog der höheren Fachschule
für Bau^ und Möbeltischlerei, und die am 15. November 1887 eröffnete
Versuchsanstalt für Elektrotechnik.
Die Sektion für chemische Gewerbe, bestehend aus drei Untere
richtsanstalten : der niederen Fachschule für Färberei, der höheren
Fachschule für chemische Gewerbe, dem Seminar für absolvierte
Hochschüler und aus der Untersuchungsstation und Versuchsanstalt,
trat mit dem Oktober 1887 in alle Richtungen ihrer Tätigkeit ein.
Während dieser Zeit verfolgte ich dennoch unablässig den Plan,
zu einer Prüfungsanstalt für Bau^ und Maschinenmaterial zu
gelangen, erkannte aber, daß ich auf die Pf äff sehe Maschine nicht
rechnen dürfe. Pf äff war zu sehr mit der Leitung der dritten Sektion
beschäftigt und widmete sich über mein Andrängen besonders der
Berücksichtigung der stets lebhafter auftretenden Forderungen der
Elektrotechnik. Ich förderte in dieser Beziehung besonders jene
Hilfskraft Pfaffs, welche nebst eigenen Erfahrungen besondere Neigung
für die Elektrotechnik zu haben schien; es war dies Ingenieur Karl
Schlenk, der erste Adjunkt an der dritten Sektion. Da trat ein für meine
Absichten überaus glücklicher Zufall ein. Ich wurde darauf aufmerke
sam gemacht, daß in der Internationalen Ausstellung für Eisenbahn^
material in Rouen eine Maschine zur Messung von Tragfähigkeit und
Festigkeit, und zwar die Emery^Maschine von der Yale and Towne
Manufacturing Company in Stamford, Conn., U. S. A., ausgestellt sei
und bei allen Fachleuten durch die kompendiöse Form, durch die
Genauigkeit der Messung der Widerstände und durch die gute Aus^
führung Aufsehen errege. Die geistvolle Konstruktion dieser Maschine
war mir aus der Literatur bekannt. Ich setzte mich sofort mit dem
Vertreter der Firma, dem Ingenieur Gustav Henning, ins Einver^
nehmen und vollzog den Ankauf dieser Maschine unter günstigen
Zahlungsbedingungen, einer mehrjährigen Garantie für das tadele
lose Funktionieren und unter der Voraussetzung der Mitwirkung
_ 91 —
des genannten Ingenieurs bei der Montierung der Maschine, für die
in dem für die zweite Sektion errichteten Gebäude ein angemessener
Raum längst vorgesehen war. Fehlte noch die Gewinnung eines für die
Prüfungsanstalt geeigneten Leiters, der auch als Lehrkraft an der
höheren Fachschule für Bau^ und Maschinenschlosserei in Verwendung
treten sollte. Unter der Mitwirkung meines treuen Beraters Laub o eck
vollzog sich sodann die Berufung des Ingenieurs Bernhard Kirsch,
die sich für die genannte neue Zweiganstalt als mindestens ebenso
günstig erwies, wie der Ankauf der Em er /^Maschine. Im Juni 1888
wurde vom Unterrichtsministerium das Programm und der Tarif für
die Prüfungsanstalt genehmigt und diese in Betrieb gesetzt.
Noch eines Ereignisses auf dem Gebiete der Organisation
des Technologischen Gewerbe^Museums aus dieser Zeit ist zu gedenken.
Es besteht in dem Eintreten des Technologischen Gewerbe^Museums
in die Interessensphäre der Heeresverwaltung. Infolge einer Anregung
des k. u. k. technischen und administrativen Militärkomitees wurden in
dem Lehrplane der höheren Fachschule für Bau^ und Maschinen^
Schlosserei solche Vorkehrungen getroffen, die es ermöglichten, einer
Anzahl von Militärbauwerkmeistern jene theoretische und praktische
Ausbildung zu bieten, die dem genannten Komitee für einen be^
stimmten Zweck als wünschenswert erschien. Um einen dauernden Zu^
sammenhang zwischen der Heeresverwaltung und dem Technologischen
Gewerbe^Museum zu sichern und insbesondere dafür vorzusorgen, daß
in allen Fällen, in denen die Heeresverwaltung besondere Unterrichts>'
bedürfnisse durch das Technologische Gewerbe^Museum befriedigen
lassen konnte, dies auch möglich sei, strebte ich die Bildung einer
Kommission zur Wahrung dieser Interessen der österreichischen
Heeresverwaltung an. Dies gelang tatsächlich und unter einem vom
Kriegsministerium ernannten Vorsitzenden, dem damaligen Haupte
mann des Geniestabes Philipp Hess, wurde eine ständige Kommission
eingesetzt, worin der Geniestab, die Artillerie ^ Arsenaldirektion,
die Artilleriewaffe, der Maschinen^ und Schiffbau der Marinesektion
und die Militärintendanz vertreten waren und noch vertreten sind. Den
Anregungen dieses Komitees entsprang eine Reihe von Unterrichts^
Veranstaltungen teils vorübergehenden, teils ständigen Charakters, welche
ich je nach der Art des Zieles der einen oder der anderen Sektion
des Museums angliederte.
Bis gegen das Ende der achtziger Jahre vollzog sich die Entwick^
lung der Organisation mit überaschender Schnelligkeit und unter der
unverkennbaren Gunst gewisser äußerer Umstände. Es stellten sich die
Präsidenten des Niederösterreichischen Gewerbevereines Matscheko,
Banhans und auf ihn folgend wieder Matscheko und der diese
— 92 —
Präsidenten stets begleitende Ratgeber Anton Harpke mit dem größten
Eifer in den Dienst der Sache ; die Kraft und der Einfluß der ersteren
waren noch nicht auffällig im Rückgange. Auch die Übertragung der
Kompetenz des Handelsministeriums in Sachen des gewerblichen Fach^
Unterrichtes und dadurch auch des Technologischen Gewerbe^Museums
in das Ressott des Unterrichtsministeriums im Jahre 1882 wirkte
um so günstiger auf die Verhältnisse unseres Institutes, als es
in dem Sektions^-Chef Fidler und dem Referenten Sektionsrat
Dumreicher, beide autoritative Persönlichkeiten, aufrichtige Partei^
ganger gewann. Ich selbst wurde im Jahre 1882 nicht ohne
Stärkung meiner Position als Inspektor des gewerblichen Bildungs^
Wesens zur außerordentlichen Dienstleistung in das Unterrichtsmi^
nisterium berufen, was auch meine Mitgliedschaft in der Zentralkom^
mission zur Leitung des gewerblichen Bildungswesens zur Folge hatte.
In dieser meiner Stellung war mir die technische Inspektion der Fach^
schulen für die holzverarbeitenden Gewerbe und für Korbflechterei
und auch jener Staatsgewerbeschulen zugewiesen, an denen sich Ateliers
für Holzbearbeitung befanden, so Graz, Salzburg, Innsbruck, Pilsen,
Prag, Lemberg, später Triest u. a. Ich wurde bei der Errichtung neuer
Fachschulen und Gewerbeschulen, bei der Einrichtung der Lehrwerk^
Stätten und auch in vielen anderen Fachschulfragen, welche nicht in
mein engeres Dienstgebiet fielen, zu Rate gezogen, mit einem Wort
der Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums hatte eine ein^-
flußreiche Stellung im Unterrichtsministerium, die von Jahr zu Jahr an
Bedeutung gewann. Außerdem war der dem Museum besonders wohl^
gesinnte, früher dem Handelsministerium angehörige Beamte Dr. Karl
Lind gleichfalls vom Unterrichtsministerium übernommen worden.
Im Jahre 1882 wurde ich ferner von dem industriereichsten Wiener
Bezirk (Landgemeinden Hernais) in den Reichsrat gewählt und schloß
mich auf Grund meines politischen Programmes der deutschliberalen
Partei, der sogenannten Vereinigten Linken an. Mein Eintritt in die
politische Laufbahn brachte zwar dem Technologischen Gewerbe^
Museum den Vorteil, den berufenen Vertreter seiner Interessen als
Mitglied des Parlaments zu sehen, aber je mehr ich auf der parla^
mentarischen Tribüne für meine Partei und daher auch gegen ihre
Widersacher und in den Arbeiten der Ausschüsse hervortrat, desto
heftiger wurde die Gegnerschaft der Anhänger der die „Vereinigte Linke'*
befehdenden deutschen Parteien des Hauses, eine Gegnerschaft, die
sich auch auf den Landtag und den Gemeinderat verbreitete, wo ja
fast überall dieselben Personen agierten. Es läßt sich ja absolut keine
Bilanz aufstellen über die Vor^ und Nachteile meiner Anwesenheit
und Wirksamkeit im Parlamente für das Technologische Gewerbe^
— 93 —
Museum, nur eines steht fest : meine politische Haltung und die treue
Angehörigkeit zu meiner Partei waren, wenn ich mich auch aus^
schließlich mit fachlichen Aufgaben : Wildbachverbauung, Meliorations^
wesen, Patent'^ und Markenschutzgesetzgebung, der Gewerbegesetz^
gebung überhaupt, mit dem Verkehrswesen und zwar Post und Tele^
graphie und Eisenbahnwesen, mit Unterrichtspolitik und dergleichen
mehr befaßte, gewiß nicht dazu geeignet, um die besondere Benevolenz
jener Ressortminister und jener höheren staatlichen Funktionäre
zu erlangen, die dem Regime Taaffe angehörten. Wohl beehrte
mich der eine oder der andere Handelsminister, der eine oder
der andere Unterrichtsminister, der eine oder der andere höhere
Beamte im Unterrichtsamt mit seiner persönlichen Sympathie,
die sich sogar fallweise zur freundschaftlichen Gesinnung steigerte,
aber bis zur öffentlichen Parteinahme der Unterrichtsverwaltung
für die Schöpfung des Niederösterreichischen Gewerbevereines oder
g^i* g^g^n die Feinde dieses Vereines und der vermeintlichen partei^
politischen Schöpfung der Liberalen, des Technologischen Gewerbe^
Museums, kam es nicht. Der Tod Fidlers und der Austritt Dum^
reichers aus dem Staatsdienste bedeuteten das Ende der Warmhaus^
Periode für uns. Das Institut wurde plötzlich den rauhen Ostwinden
ausgesetzt, während uns der milde Westen nicht besonders zu Hilfe
kam. Mit den durch das System Taaffe besonders begünstigten Na^
tionalitäts^Bestrebungen und autonomistisch^föderativen Forderungen
gewann der Gedanke einer deutschen Zentralanstalt für das Reich, und
dazu hatte sich das Technologische Gewerbe^^Museum anerkanntermaßen
bereits emporgearbeitet, außerhalb der Hauptstadt fast nur Gegner.
Dumreicher trat gleichfalls ins Parlament ein und war vom ersten
Tage an ein angesehenes, aber bei den nichtdeutschen Volks^
Stämmen keineswegs beliebtes Mitglied unserer Partei. So hatte ich ihn
als wohlwollenden Referenten verloren, als Parteigenossen auf der
politischen Bühne gewonnen, was freilich nur eine Steigertmg des
Verlustes bedeutete. War die erste Hälfte der Taaf feschen Regierungs^
Periode (1879 — 1886) der Entwicklung des jungen Institutes noch nicht
hinderlich, so muß die zweite Hälfte der Ära Taaffe vom Jahre 1887
bis 1893 schon als eine Zeit des Ringens gegen widrige Verhältnisse
bezeichnet werden. Drastisch wird diese Wendung in den äußeren
Umständen dadurch gekennzeichnet, daß die Staatssubvention bis
zum Jahre 1885, also in sechs Jahren, bis auf 40.000 fl. stieg,
daß sie aber vom Nachfolger Dumreichers im Referate des Unter^^
richtsministeriums, vom bezeichneten Jahre angefangen als ein nicht
mehr zu steigerndes Maximum bezeichnet wurde. Dieser Referent,
ein Mann von unleugbar großen Fähigkeiten und westeuropäischer
— 94 —
Weltkenntnis, ein hochgebildeter Totj^ erklomm rasch alle Stufen
der bureaukratischen Laufbahn, vom zugeteilten Statthaltereirate
bis zum Klinister. Obgleich er als einstiges Bli^ed der Spezial^
kommission mit den Schwierigkeiten genau bekannt war, die das
Technologische Gewerbe^Museum bei der Art seiner Inszenesetzung zu
überwinden hatte, sollte es sich aus seinen bedeutungsvollen Anfangen
zur machtigen und großartigen Reichsanstalt entwickeln, vertrat
Graf Vinzenz Baillet de Latour dennoch die AufiFassung, daß man
den Niederösterreichischen Gewerbeverein als Firmaträger und finan^
ziellen Vormund seiner „Schöpfung'' aushungern und zwingen müsse,
sein Kind der Staatsverwaltung zur weiteren Behandltmg auf Gnade
und Ungnade zu übergeben, ja sogar darum bittlich zu werden.
Noch eines Umstandes muß der historischen Treue zuliebe gedacht
werden. Bei der Einführung der Speziallehrkurse zur Ausbildung von
Werkmeistern der hausindustriellen Schnitzerei und Drechslerei, wobei ich
doch wirklich nur die technische Leistungsfähigkeit jener nationalen Haus^
industrien, welche Holz verarbeiten, im Auge hatte, wurde das bisher
versteckte Hißtrauen einzelner Personen am Stubenring gegen uns, auch
wenn sie selbst untereinander uneinig waren, offenkundig. Eitelberger
und Stork — das „und'' nimmt sich fast wie ein Schreibfehler aus —
protestierten gegen die Übergriffe des Technologischen Gewerbe^Musetuns
auf das Gebiet des Kunstgewerbes. Die Spanntmg wurde noch starker, als
ich die niedere und später die höhere Tischlerschule eröffnete. Ich konnte
mich darüber keiner Illusion hingeben, denn auch äußerlich verlor ich den
seit den ersten sechziger Jahren gepflegten Zusammenhang mit dem Kunst^
gewerbe^Huseum.BIit dem Wachsen des Einflusses des Technologischen
Gewerbe^Huseums wurde die Erinnerung daran geweckt, daß das öster^
reichische Museum für Kunst und Industrie auch die technische
Seite mindestens des Kunstgewerbes hätte in die Hand nehmen können
und daß es Professor Wilhelm Exn er war, an den man sich um Vor^
schlage in dieser Richtung schon zu einer Zeit wandte, als er sich noch mit
der Behandltmg technologischer Stoffe an den Donnerstage Vorlesungen
des Österreichischen Museums beteiligte. Die Ursache des Austrittes
des Baron Dumreicher aus dem Staatsdienste hängt aber mit einer
Ompagne zusammen, welche am Stubenring gegen ihn eröffnet
wurde, nachdem es durch einen Zufall (Pflichtexemplare eines in Druck
gelegten Referates) bekannt geworden war, daß Dumreicher die Absicht
habe, dem Niedergange des Österreichischen Museums entgegen^
zuarbeiten und die auffallende Rückständigkeit der Kunstgewerbeschule
zxx beseitigen. In dem Feldzug gegen Dumreicher fand er von Seite
seines Chefs aus formal'^bureaukratischen Erwägungen nicht den ge^
nügenden Rückhalt und Dumreicher ging und damit ging auch der
— 95 —
geniale Organisator des gewerblichen Bildungswesens in Österreich für
dieses Staatswesen verlosen. Der Stubenring hatte gesiegt, aber obwohl
es nur ein Pyrrhussieg war, begann sich dieser unser Gegner als erhöhte
Potenz zu fühlen, freilich, glücklicherweise für uns nicht lange Zeit hin^
durch. Der Protest dieser zum Übermute geneigten Gesellschaft gegen die
gerüchtweise verlautende Ernennung des Grafen Vinzenz Latour zum
Direktor des österreichischen Museums hatte für die Protestierenden
sehr schmerzliche Folgen und es kam eine Zeit, wo sie höh gewesen
wären, diesen selben Grafen Latour an ihrer Spitze zu sehen. Später
gestalteten sich aus persönlichen Momenten die Beziehungen des Tech^
nologischen Gewerbe^Museums zum österreichischen Museum für Kunst
und Industrie glücklicherweise zu überaus günstigen und heute ist die
Hoffnung nicht mehr unberechtigt, daß sich ein höchst fruchtbarer
modus vivendi zwischen den beiden Schwesteranstalten zu Nutz und
Frommen der heimischen Produktion und Wirtschaft herausbilden werde.
Trotz des Anwachsens der dem Unternehmen feindselig ge^
stimmten Kreise und der gleichzeitigen Abnahme der tmmittelbaren
günstigen Beeinflussung des Institutes durch die Regierung konnte
doch das Technologische Gewerbe^Museum beim Abschlüsse des ersten
Dezenniums seines Bestandes, d. i. im Oktober 1889, nicht nur auf
den zurückgelegten Weg mit Befriedigung und Stolz zurückblicken,
sondern auch mit Zuversicht auf die weitere Ausbildung und Befestig
gung des bisher Erreichten rechnen. Zahlreich und im höchsten Grade
wertvoll für uns waren die Ktmdgebungen der Zustimmung und An*^
erkennung, die uns beim Abschlüsse dieses Jahrzehntes zukamen. Denn
auch die Zahl unserer Klienten und der absolvierten Schüler war ge^
stiegen und der Kreis jener Freunde, die wir durch genaue Einsicht
in unsere Art zu arbeiten gewannen, hatte sich mächtig erweitert.
Faktoren, die früher eine gegnerische Haltung einnahmen, wie z. B. der
Verein der österreichisch^ungarischen Papierfabrikanten, verwandelten
sich in tatsächliche Parteigänger und Freunde. Im Verkehr mit dem
genannte Vereinen errichtete ich mit dessen Unterstützung einen
Speziallehrkurs für Papierindustrie, der sich als eine Folge der be^
friedigenden Leistungen der Versuchsanstalt darstellt.
Die Berufung des Professors Karl Pf äff zum Direktorder Mas jhinen^
fabrik Brand & Lhuillier in Brunn, der er zögernd nur infolge der
großen pekuniären Vorteile nachkam und die mit der zunehmenden
Frequenz der Fachschulen der dritten Sektion und der Inanspruchnahme
der Versuchsanstalt für Elektrotechnik zusammenfiel, die Erfahrung
ferner, daß ein großer Teil der Schüler der Fachschulen der dritten
Sektion sich der Elektrotechnik zuwendete, ließen den Gedanken reifen,
eine Spaltung der dritten Sektion in eine dritte und vierte Sektion
- 96 -
vorzubereiten, die sich derartig vollziehen sollte, daß mit der Er*^
richtung einer Fachschule für Elektrotechnik uud deren Vereinigung mit
der schon bestehenden Versuchsanstalt eine selbständige vierte Sektion
für Elektrotechnik ins Leben tritt. Eine vierjährige Fachschule für
Elektrotechnik wurde mit ihren ersten zwei Jahrgängen bereits im
Oktober 1890 eröffnet und die von mir aufgestellten Grundlinien
der Organisation fanden gleich anfangs in dem starken Besuch
eine erfreuliche Bestätigung ihrer Richtigkeit, ein Beweis dafür, daß
hier ein dringendes Bedürfnis zu befriedigen war. Formell vollzog sich
die Teilung der ehemaligen dritten Sektion in eine Sektion für Metall^
industrie und in eine Sektion für Elektrotechnik erst im nachfolgen^
den Jahre 1891, indem gleichzeitig die Leitung dieser beiden Sektionen
provisorisch einerseits dem früheren Fachschuldirektor Ferdinand
Walla, anderseits dem Professor Karl Schlenk übertragen wurde.
Die Leitung eines der Industrie und dem Gewerbe dienenden Institutes
muß auf den Pulsschlag der Zeit lauschen und rasch handeln; ist doch
der Weg zur definitiven Gestaltung von Organisationen, der reiche
Erfahrung bedarf, ohnehin langwierig. An einigen wenigen Punkten in
Westeuropa, in Frankfurt, Brüssel und Paris war wohl schon ein be^
scheidener Anfang mit der Einrichtung von Instituten, namentlich von
Schulen mit ausschließlich theoretischem Unterrichte auf elektro*^
technischem Gebiete, gemacht worden, welche auf die Erziehung von
höheren Stufen des Arbeiterstandes und selbst von Leitern gewerblicher
Unternehmungen mittleren Umfanges für die Anwendung elektrischen
Schwach^ und Starkstromes abzielten. Wohl besaßen einige technische
Hochschulen schon Lehrkanzeln für die Elektrotechnik, der jüngsten
aller technischen Wissenschaften. Nirgends aber wurde der Versuch
unternommen, auch die manuelle Ausbildung, jene Handfertigkeiten,
die man bisher Präzisionsmechanik nannte, in einer Lehrwerkstätte
gleichzeitig mit dem theoretischen Unterrichte und der Ausbildung im
Versuchslaboratorium, also hauptsächlich im elektrischen Messen, in
einem und demselben Institute im organischen Zusammenhange zu
betreiben. Die Schaffung einer Lehrwerkstätte für Elektromechanik an
der neuen Fachschule für Elektrotechnik wurde mir sehr widerraten;
sie wurde als ein gewagtes Experiment bezeichnet. Ich war aber über^
zeugt, daß eine bloß abstrakte Ausbildung für junge Gewerbetreibende,
Werkmeister und Techniker im Betrieb der elektrotechnischen Untere
nehmungen nicht ausreichen könne. Der Schlosser hätte nach wie vor das
Terrain beherrscht, und was bei Uhrmacherschulen, wie jenen in der
Schweiz und in Cluses (Frankreich) möglich und erreichbar war, mußte,
so folgerte ich, auch für die elektrotechnische Werkstätte möglich und
erreichbar sein. Die ausgebaute Sektion für Elektrotechnik war die erste
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- 98 -
Mitwirkung bei der zugunsten des Kleingewerbes geplanten Aktion
erscheint unter den im einzelnen noch zu vereinbarenden Bedingungen
als empfehlenswert, zumal es den Aufgaben dieser Anstalt entspricht,
technische Fortschritte im Gewerbe zu verbreiten.
Da das Technologische Gewerbe^Museum hinsichtlich dieser Ge^
werbeförderungsagenden vom Handelsministerium ressortieren muß, wird
sich darauf die Tätigkeit der zur Leitung des Museums bestehenden
Spezialkommission nicht zu erstrecken haben. Es wird vielmehr das
Handelsministerium einen eigenen Beirat einsetzen^ der die Aufgabe
haben soll, der Regierung für ihre Entschließungen das erforderliche
Substrat zu bieten.
Die an das Handelsministerium gelangenden, die Gewerbeförderung
betreffenden Einschreiten werden zunächst dem Direktor des Techno^
logischen Gewerbe^Museums zur Begutachtung übermittelt werden. Dem
Handelsminister bleibt es vorbehalten, sofern es sich um wichtige Ent^
Scheidungen handelt, diese Einschreiten dem erwähnten Beirate zur
Erörterung und Antragstellung zu überweisen, ohne jedoch an dessen
Votum gebunden zu sein.
Der Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums wird über
den Kostenaufwand der hier in Betracht kommenden Vorkehrungen
dem Handelsministerium einen Voranschlag unterbreiten ; die Flüssige
machung der genehmigten Beträge erfolgt durch das Handelsministerium.
Um die für die Unterbringung der „Arbeitsbehelfe für das Kleine
gewerbe" erforderlichen Räumlichkeiten rechtzeitig zu gewinnen, wird
der Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums eingeladen, die
geeigneten Vorkehrungen wegen der Mietung eines entsprechenden
Lokales zu treffen.''
Durch diesen Verlauf der Dinge wurde ich nun in meiner Eigene
Schaft als Direktor des Technologischen Gewerbe^Museums mit der
Exekutive jenes Verwaltungszweiges und der Leitung jener Agenden
betraut, die zunächst unter der Bezeichnung „Technischer Dienst
zur Förderung des Kleingewerbes'' am i. Juli 1892 in das
System der österreichischen Staatsverwaltung eintraten. In dem Ge^
bäude des Technologischen Gewerbe^Museums wurde der „Kleine
gewerbesaal" eingerichtet und der technische und administrative Teil
der ganzen Gestion unter der Mitwirkung von Beamten des Tech^
nologischen Gewerbe^Museums und einigen besonders für diese neue
Aktion gewonnenen Kräften, unter denen die hervorragendste Doktor
Adolf Vetter war, besorgt. Die Zuweisung der Aufgabe an den
Direktor des Technologischen Gewerbe ^Museums fand über An^
trag des Grafen Latour, statt. Dieser Antrag war auch wohl begründet,
da es in der im Jahre 1881 erschienenen, von mir bereits öfter zitierten
99 —
Denkschrift ausdrücklich hieß: ,,Eine allgemeine mechanische Sektion
würde die Verbreitung von Motoren für das Kleingewerbe, die Prüfung
derselben auf ihre Leistungsfähigkeit usw. zu behandeln haben'' und
tatsächlich hat schon die erste Sektion auf ihrem Gebiete die technische
Förderung der kleinen Betriebe vom ersten Tage ihres Bestandes an^
gefangen im Auge behalten.
Die Menger sehe Idee war daher für uns alle, die wir am Ge^
werbemuseum wirkten, kein Novum. Trotzdem hielt ich es für meine
Pflicht, in der Ministerialkommission, die obige Grundsätze feststellte
und mir die Exekutive zuwies, auf die Hindernisse aufmerksam zu
machen, die einer derartigen staatlichen Verwaltungsaufgabe, nament«^
lieh in Österreich, entgegenstünden, wo gewisse Ideen der mit der
Gewerbenovelle vom Jahre 1883 inaugurierten Gewerbepolitik sich in
den Köpfen der großen Majorität der Kleingewerbetreibenden als unan«^
tastbares Glaubensbekenntnis festgesetzt hatten. Man erwartete alles
Heil von der Organisation des Gewerbestandes in der Zwangsgenossen^
Schaft, man erwartete den wirtschaftlichen Aufschwung des kleinen Mannes
als unfehlbare Folge des Befähigungsnachweises usw. Die Erwerbs^ und
Wirtschaftsgenossenschaften auf Grund des Gesetzes vom Jahre 1873,
also freigebildete Korporationen, hatten sich in ihren für uns zunächst
interessanten Formen als Produktiv^, Werk^, Rohstoffe- und Magazin^
genossenschaften noch wenig eingelebt und gerade ihrer bedurfte die
Kleingewerbeförderung in erster Linie, da man doch nicht einzelne
Individuen mit Mitteln aus dem Staatsschatze fördern, d. h. protegieren
konnte. Die Zwangsgenossenschaft aber, wie sie die neue Gewerbe^
Ordnung definierte, und an diese glaubte mit größtem Zutrauen die
Hehrheit der Wiener Gewerbetreibenden, war keineswegs der Bildung
der Erwerbs^ und Wirtschaftsgenossenschaften förderlich. Und wirklich
machten sich die enragiertesten Verfechter der neuen Gewerbepolitik
über die freilich mit kleinen Mitteln begonnene Gewerbeförderungsaktion
am meisten lustig. „Wir brauchen keine modernen Maschinen und
Werkzeuge, wir brauchen keine neuzeitlichen Arbeitsmethoden, wir
wollen nur eine strenge Durchführung des Befähigungsnachweises beim
handwerksmäßigen Gewerbe, die Einführung desselben bei den Fabriken
und dem Handelsgewerbe"", so tönte es uns entgegen.
Die Entwicklung der neuen Sektion des Technologischen Gewerbe^
Museums, der verhältnismäßig rasch reichliche Mittel vom Staat, den
Landesfonds und aus andeten Quellen zuflössen, war aber so über^
raschend günstig, daß sich alle österreichischen Volksstämme und
auch alle politischen Parteien, die christlich^soziale nicht ausgeschlossen,
allmählich mit dem Gedanken befreundeten und sich dessen später sogar
in ausgedehntem Maße bemächtigten. Das Technologische Gewerbe*^
— 100 —
Mtisetun als Träger dieser Aktion gewann an Popularität in
die ihm bisher ferngeblieben waren und das Handelsministerium er^
kannte von Tag zu Tag mehr, daß dieser Dienstzweig in jedem Sinne
des Wortes fruchtbar sei und die besondere Fürsorge dieser Zentralstelle
verdiene. Diese Fürsorge ging so weit, daß schrittweise der organisatorische
Zusammenhang mit dem Technologischen Gewerbe^Huseum gelöst
und daß schließlich, als der Handelsminister Freiherr von Dipauli über
meinen Vorschlag den Ankauf eines eigenen Gebäudes für den Ge^
werbeförderungsdienst durchsetzte, auch die räumliche Trennung vom
Technologischen Gewerbe^Huseum vollzogen wurde. Heute besteht
zwischen dem mittlerweile stark entwickelten Gewerbeförderungsdienste
und dem Technologischen Gewerbe^Huseum, dem er die Führung in
der ersten Phase seines Bestandes verdankt, nur mehr das Verhältnis
der Personalunion, indem ich sowohl dem Technologischen Gewerbe^
Museum als auch dem exekutiven Gewerbeförderungsdienste als Direktor
vorstehe. Da der Gewerbeförderungsdienst dem Organismus des Insti^
tutes nicht mehr angehört, so kann ich mich auf diese Darstellung
beschränken, darf aber auch phi^e Gefahr, einem Widerspruche zu
begegnen, feststellen, daß der Anteil, den das Technologische Gewerbe^
Museum an dem heutigen Stande der Gewerbeförderung in Österreich
in seiner Führerrolle für die Zeit vom Jahre 1892 bis etwa 1900 hat,
der Gewerbeförderung zum Vorteil, dem Technologischen Gewerbe^
Museum aber nicht zur Unehre gereicht. Die sachliche Trennung der
beiden so nah verwandten Institute vollzog sich gegen meine Über^
Zeugung und gegen meinen Willen. Sie hat in gewissen Beziehungen bei^
den geschadet, dem jüngeren Amte vielleicht mehr als dem älteren Museum.
Die Ressortzugehörigkeit der Gewerbeförderung zum Handelsministerium
aber und die Beistellung der Kredite durch dieses Ministerium führten
schließlich verwaltungstechnisch zu einer so einschneidenden inneren
Trennung des Dienstes von dem zum Unterrichtsministerium ressortieren*^
den Museum und überhaupt zu einer solchen Sachlage, daß die Aufrecht^
erhaltung des Zusammenhanges eine bedeutungslose Fiktion gewesen
wäre. Ich bin indessen der Ansicht, daß die Kompetenzschwierigkeiten
zwischen den beiden Ministerien durch die Lostrennung des Gewerbe^
förderungsdienstes vom Museum nicht an Bedeutung verloren haben.
Interessant ist, daß man in Preußen, wo man begonnen hat, die öster^
reichischen Einrichtungen der Gewerbeförderung zu kopieren, daran geht,
eine Zentralstelle in Berlin zu schaffen und dafür als Grundlage ein
Technologisches Gewerbe^Museum einzurichten, daß man dort also einen
Zustand herbeiführen will, den wir hier in Österreich vom Anfang an
sehr zum Vorteile der jungen Institution der Gewerbeförderung genossen,
und der dann beseitigt wurde.
— lOI —
Die Geschichte der Gewerbeförderung in Österreich ist übrigens
in den vom Handelsministerium herausgegebenen Jahresberichten und
in den Klitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums nieder«^
gelegt, atif welche Quellen ich den Forscher hiermit verwiesen haben will.
Die Geschichte der Organisation des Technologischen Gewerbe^
Museums könnte ich damit abschließen, denn vieles, was noch auf
die Organisation zurückwirkte, wie z. B. die Gründung des Museums
der Geschichte der österreichischen Arbeit, die Ausbildung der einzelnen
Unterrichtsanstalten und Versuchsstationen, die Wirksamkeit der Geselle
Schaft zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Museums, die Ober^
tragung der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mäl«^
zerei in das neue Gebäude der Akademie für Brauindustrie im Jahre
1895, all das und vieles andere wird in den folgenden Abschnitten im
besonderen behandelt werden. Hervorzuheben ist nur noch folgendes:
Meine Stellung im Abgeordnetenhause und insbesondere im
Finanzausschusse setzte mich in die Lage, die vom Niederösterreichi^
sehen Gewerbeverein an die Regierung gerichteten Petitionen, welche
ausnahmslos die nachdrücklichste Befürwortung durch den Herrn
Erzherzog'^Protektor Karl Ludwig fanden und darauf abzielten, daß
eine größere Anzahl von Staatsbeamtenstellen am Technologischen
Gewerbe^Museum systemisiert und an eine Reihe der hervorragendsten
Kräfte dieses Institutes verliehen werden sollten, immer und immer
wieder im persönlichen Verkehr zu vertreten und die Gerechtigkeit
und Nützlichkeit der Erfüllung dieses Wunsches nachzuweisen. Meine
Parteinahme für eine die polnische Fraktion im Hause sehr interessier
rende Angelegenheit, eine Angelegenheit, für die zu plaidieren mir meine
fachliche Überzeugung und die genaue Kenntnis der einschlägigen Verhalt^
nisse vorschrieben, hatten mir den Referenten für das Unterrichtsbudget
(d. h. für die Zentralleitung), Grafen Pininski, geneigt gemacht. Er
brachte die Systemisierung von 15 Staatsbeamtenstellen am Techno^
logischen Gewerbe^Museum in Anregung, der Minister für Kultus tmd
Unterricht Dr. Ritter von Madeyski trug unseren Wünschen Rech/
nung und im Finanzgesetze für das Jahr 1895 erfolgte die seit einer
Reihe von Jahren angestrebte Maßregel. Aber zwischen der Genehmig
gung des Finanzgesetzes und der faktischen Durchführung der für die
Stabilisierung des Technologischen Gewerbe^Museums und auch für
dessen Verwaltung so wichtigen Verfügung verging noch eine lange,
lange Zeit. Dabei war ja das, was das Koalitionsministerium in dieser
Richtung konzedierte im Verhältnis zur Bedeutung und zum Umfange
des Technologischen Gewerbe^Museums ohnehin außerordentlich wenig.
— 102 —
viel weniger als das, was ich bei der Stellung des Institutes zwischen
einer Mittelschule und den Hochschulen fordern zu dürfen glaubte.
Man vertröstete mich auf die Zukunft und ich und meine Mitarbeiter
waren noch froh, wenigstens das erreicht zu haben, daß sich der bisher
im Extraordinarium stehende Subventionskredit in ein ordentliches
Erfordernis des Staatsvoranschlages verwandeln werde. Eine Erhöhung
der Ziffer wurde bei dieser Gelegenheit nicht zugestanden. Es bedurfte
neuerlicher Anstrengungen, bis es gelang, den Herrn Unterrichts^
minister, zu jener Zeit Freiherr von Gautsch^Frankenthurn, zur
Besetzung von acht systemisierten Stellen zu bewegen. Die wohl^
wollende Haltung der Unterrichtsbehörde blieb von nun ab mit un*^
erheblichen Schwankungen eine dauernde, ein Moment, das um so wichtiger
war, als uns im Jahre 1896 unser unvergeßlicher Protektor Erzherzog
KarlLudwig durch den Tod entrissen wurde und als auf der anderen
Seite die dem Gewerbevereine und somit dem Technologischen Ge^
werbemuseum abholde christlich -soziale Partei sowqhl im nieder^-
österreichischen Landtage als auch im Gemeinderate zur Majorität
gelangt war und sofort die ohnehin schwer errungenen Subventionen
dort von 1000 fl. jährlich, hier von 3000 ü., einzog und damit den
Einnahmeetat des Museums in empfindlichem Maße verringerte. Es
ist meine Pflicht als wahrheitsliebender Berichterstatter, hier fest^
zustellen, daß die bei dem mächtigen Führer und weitaus bedeutendsten
Manne der genannten Partei, Bürgermeister Dr. Karl Lueger, untere
nommenen Schritte den Erfolg hatten, daß zuerst er und dann seine
Parteigenossen für die Wiederverleihung der Subventionen der Gemeinde
und des Landes Niederösterreich eintraten und sie tatsächlich ab 1901
wiederherstellten.
Die Vorzüge des organisatorischen Grundgedankens des Techno^
logischen Gewerbemuseums bewährten sich mit der stetigen Ausbrei^
tung seiner Dienstzweige immer mehr. Durch die an dem bestehenden
Bündel von Fachschulen und an der Gruppe von Versuchsanstalten
vorhandenen persönlichen Kräfte und durch den trotz aller Abschreie
bungen stetig wachsenden Wert des sachlichen Bestandes, des Inven^
tars an Maschinen, Apparaten, Instrumenten und Werkzeugen und
seiner Sammlungen war es bei der Elastizität der Verwaltung mög^
lieh, den verschiedenartigsten jeweilig auftauchenden Bedürfnissen
technischer Art im Gewerbe, Industrie und Verkehr zu entsprechen.
Da wurde den Forderungen der Heeresverwaltung durch Abrichtung
von Militärpersonen für den Dienst bei elektrischen Beleuchtungs^
anlagen, für das Hantieren und Gebahren mit Sprengmitteln, für die
Erziehung von Werkmeistern bei militärärarischen Betrieben nach^
gekommen; dort wurde eine höhere Fachschule für Elektrotechnik
— 103 —
eingerichtet; vor und während der Herstellung der Verkehrsanlagen
Wiens und dem Baue neuer Bahnen richteten sich die Versuchs^
anstalten an der ersten und zweiten Sektion darauf ein, die mecha^
nisch^technische und chemische Zementprüfung zu betreiben. Die stets
zunehmende Erkenntnis von der Wichtigkeit der Schmiermaterialien,
insbesondere des Öles als Schmiermittel, führte zu neuen Dispositionen
in den genannten Versuchsanstalten. Solche Beispiele könnten noch
viele angeführt werden, doch wird ja noch manches in den späteren
Abschnitten zur Besprechung gelangen. Es mußte hier aber schon
hervorgehoben werden, daß die Expansivkraft des Institutes infolge
seiner Organisation eine fast unerschöpfliche wäre, deshalb nur „fast'',
weil es eingedämmt ist durch die Grenzen der zur Verfügung stehenden
Räume und die ständige Knappheit der Mittel. Aber wenn es noch
eines Beweises bedürfte, so spräche die Tatsache allein für den
ursprünglichen und jetzt durchgeführten Plan des Unternehmens,
daß es sich vom Jahre 1893 an, wo das Maximum der Subventionen
mit nicht ganz 50.000 fl. erreicht wurde, das, wie erwähnt, sogar vor*^
übergehend sank, bis heute ohne Störung fortschreitend entwickeln
konnte, derart entwickeln konnte, daß der Umfang der Anstalt in
räumlicher Hinsicht, gemessen an der Frequenz der Unterrichtsanstalten
und am Umfange des Konsultationsdienstes, wesentlich größer ist als da^
mals, und daß die stets, und zwar sehr schnell steigenden Erfordernisse
durch die eigenen Einnahmen gedeckt werden konnten. Eine eigentliche
Notlage in finanzieller Beziehung trat niemals ein und der Plan einer
methodischen Aushungerung wäre niemals realisierbar geworden. In^
teressant ist, wie manches andere Institut auf einem Umweg zur
selben Konstruktion gelangt, die ich von vorneherein entworfen hatte.
Wenn z. B. eine nach dem ursprünglichen Programme ausschließlich
theoretischen Unterricht vermittelnde Staatsgewerbeschule später Lehr^
Werkstätten und Ateliers, dann eine Versuchsanstalt, wenn auch im
kleinen Maßstabe, etwa für Baumaterialien hinzufügt, schließlich durch
fortwährende Vermehrungen der Lehrmittelsammlung in den Besitz
eines Museums gelangt, so steht die Anstalt am Ende ihrer Entwick*^
lung auf derselben organisatorischen Basis, welche ich dem Techno^
logischen Gewerbe^Museum von vorneherein zugedacht hatte. In einer
Beziehung bin ich jedoch nicht zufrieden mit der Entwicklung der
Dinge und habe eine Art von Enttäuschung erlebt. Die unentbehr^
liehe Spezialisierung der persönlichen Kräfte nach der didaktischen
oder versuchstechnischen Richtung hin, wobei Neigungen und Charakter^
eigenschaften mit in den Kalkül einbezogen werden müssen, steht dem
Gedanken der Kooperation direkt entgegen. Je mehr sich die Lehrer
und die Versuchstechniker vertiefen, desto mehr entfernen sie sich
— 104 —
von einander zum Nachteile ihrer Klientel ; besonders habe ich immer
die Benützung der Sammlungen durch die Lehrer zu urgieren und
die Befruchtung der Sammlungen durch diese und die Laboratoriums^
fachleute. Der lebendige Kontakt zwischen Sanmilungen und Biblio^
thek, dem Hörsaal und den Versuchsstationen, von allen dreien untere
einander, ist noch lange nicht in dem Maße eingetreten, um alle darin
liegenden Vorteile zu bieten und daher vollständig zu befriedigen.
Freilich fehlt es infolge der Knappheit der Geldmittel, die immer nur
die Befriedigung der dringendsten Tagesbedürfnisse.^ gestatten, an jenen
Organen, die den Verkehr der Zweiganstalten untereinander zu ver^
mittein hätten. Obwohl das Technologische Gewerbe^Huseum heute
eines der größten Institute seiner Art ist, hat es nie ein technisch
gebildetes Museumspersonal für die Sanmiltmgen, nie einen fachlich
erzogenen Bibliothekskustos, nie einen Berufsredakteur für die „Mit^
teilungen^, nie einen Sekretär für die Direktion und nie einen Chef
für die Hilfsämter gehabt. Alle diese Kräfte, deren Gewinnung abso^
lut notwendig gewesen wäre, um sich dem idealen Zustande zu nähern,
mußten entbehrt und deren Aufgaben als Nebenleistung von den Ange^
stellten des Museums, von jungen, nur vorübergehend verwendeten Hilfst
beamten oder von älteren Freunden der Anstalt mit völlig unzureichenden
Honoraren, mitunter auch dilettantisch, besorgt werden. Oft und oft stei^
gerte sich die Last der Arbeit aller Art mit einem fast unerträglichen Ver^
antworttmgsgefühl für den Direktor, seinen Stellvertreter und die Vor^
stände der Sektionen. Die Arbeitszeit dieser Funktionäre stieg häufig
auf ein ungesundes Maximum, Urlaube und Erholungsreisen auf ein
Minimum, sie blieben nicht selten für mich tmd meine Mitarbeiter ein leerer
Begriff. Auf die Mangelhaftigkeit einzelner Einrichtungen, die uns
genau bekannt, aber zu beseitigen nicht möglich war, komme ich im
weiteren Verlaufe meiner Darstellung noch zurück. Diese Gebrechen sind
aber weder so arg, noch so unheilbar, daß ich nicht auf die Ausdauer
in der Verfolgung meines Zieles und auf die hervorragenden Leistungen
der persönlichen Kräfte, die mir übergeordnet, kollegial gleichgestellt
oder treu ergeben, behilflich waren, mit stolzer Befriedigung zurück^
blicken könnte.
DIE PERSÖNLICHEN KRÄFTE.
DIE GROSZMÄCHTE.
Entscheidend dafür, ob der Versuch der Begründung des Tech^
nologischen Gewerbe^Museums durch den Niederösterreichischen Ge^
Werbeverein, also aus der Initiative des Bürgertums heraus, aus kleinen
Anfangen und mit stets unzulänglichen Mitteln, gelingen konnte oder
nicht, war die von Sr. Majestät dem Kaiser dem Unternehmen gegen^
über eingenommene Haltung. Ich denke nicht daran, der Geschichte
Schreibung vorzugreifen, aber ich kann ihr ein hochinteressantes Detail
liefern, indem ich über die Betätigung des Allerhöchsten Interesses
des Kaisers Franz Josef für das Technologische Gewerbe^Museum
Bericht erstatte. Daß Se. Majestät dem Technologischen Gewerbe^
Museum als Stifter beizutreten und sich bei jeder darbietenden Ge^
legenheit nach den Verhältnissen und der Entwicklung des Institutes
zu erktmdigen geruhte, würde schon an sich eine nicht zu tmter^
schätzende Bedeuttmg gehabt haben. Die Rückwirkung dieser Tatsache
auf die berufenen Kreise war unverkennbar, aber geradezu entscheidend
wirkte das wiederholte persönliche Erscheinen des Kaisers in dem
Technologischen Gewerbe^Museum. Achtmal zeichnete Se. Majestät
das Institut durch seinen Besuch aus. Und so unzweifelhaft
feststeht, daß die großartige Ausbreitung und den modernsten Auf^
fasstmgen entsprechende, in mancher Richtung sogar vorauseilende
Entwicklung des österreichischen Unterrichtswesens eines der wichtigsten
tmd bedeutungsvollsten Merkmale der Regierung des Kaisers Franz
Josef darstellt, so wage ich doch die Behauptung, daß keine dem
Bildungswesen zugehörige Institution in Österreich sich in einem
höheren Maße der Aufmerksamkeit, Teilnahme und des huldvollen Wohl^
wollens unseres Kaisers zu erfreuen hat als das Technologische Gewerbe^
Musetmi in Wien. Nicht nur weil dieses Institut eine Leisttmg der
. Arts- liberaux überhaupt darstellt,' deren keine dem Kaiser entgangen
ist in seiner Fürsorge, sondern wohl auch insbesondere deshalb, weil
es eine technische Institution ist, ein Akt zielbewußter und berechtigter
Selbsthilfe, und namentlich weil es sich um die Beschaffung eines
— io8 —
spenden geruhte, befeuerte deren Eifer, wenn er dem Schwinden nahe
war, befestigte die Entschlüsse, wenn sie wankend geworden und stählte
den Hut, wenn er auf zu harte Proben gestellt worden war. Die
kaiserlichen Worte bildeten wiederholt einen Schild gegen dit Gefahren,
die tuis aus persönlicher Mißgunst, übelwollender Geringschätzung
und parteimäBiger Gegnerschaft drohten. Ich selbst bin ein klas-
sischer Zeuge für die Güte und nie versagende Geduld, die der
höchststehende Funktionär im Staate bei der genauen Prüfung jeder
Einzelerscheinung und jedes, auch des untergeordnetsten Verdienstes
um die Anstalt betätigte. Der Kaiser wtude nicht müde, bei stimden«
langen Besuchen nicht nur die Beamten und Lehrer, sondern auch die
Schüler aus den verschiedenen Königreichen und Ländern und aus
dem Auslande durch Ansprachen auszuzeichnen tmd sich wie oft in
der Muttersprache des Angeredeten nach dessen persönlichen Veriialt'
nissen zu erkundigen. Das bewunderungswürdige Gedächtnis des Kaisers
lieB ihn bei der Wiederholung seiner Besuche nicht nux alle Personen
wiedererkennen, die schon einmal die Ehre hatten, vorgestellt zu werden,
sondern der Kaiser bewies auch diuch manche Bemerkungen, daB
er die räimilichen tmd sachlichen Bestände in ihrer fortschreiten-'
den Entwicklung tmtereinander zu vergleichen in der Lage war. Die
in den Zeichensälen und Lehrwerkstätten entstandenen Schülerarbeiten
und die vor Sr. Majestät durchgeführten Schauversuche in den Unter'
suchimgsv und Prüfungsstationen erregten das lebhafteste Interesse des
Honarchen. Der erste Besuch des Kaisers erfolgte schon kaiun fünf
Monate nach Eröfhitmg der ersten Sektion (am 13. Februar 1880), also
zu einer Zeit, wo die Anstalt wahrhaftig noch keine Sehenswürdigkeit
war und die Zahl der Zweifler jene der gläubigen Anhänger hundert'
fach überwog. Der Besuch des Kaisers war damals geradezu von aus-
schlaggebender Wichtigkeit und wirkte wohltätig auf alle Anwesenden,
nicht zum mindesten auf den zur BegrüBtmg Sr. Majestät erschienenen
Handelsminister Baron Korb'Weidenheim und den damaligen Statt'
halter Baron Konrad vonExbesfeld. Die wetteren Besuche Sr. Majestät
fanden statt am:
15. Juni 1886,
22. Mai 1888,
24. November 189t,
II. Mai 1894,
4. September 1898,
6. Jänner 1900 und
II. Oktober 190t.
oft mir das Glück zuteil wurde, Sr. Majestät zu begegnen,
Delegationsdinets, auf dem Hofball oder auf dem Industridlen^
* der Eröffnung dt -.
c der Hochschule f:;
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.n5lW .iI:>nibi9'iqnS bn» 9iÜvRi}ion3H lul i3irsiA .HUAM/HJ^HaOHlHDHJa
ERZHERZOG-PROTEKTOR KARL LUDWIG.
(Nach einem Ölgemälde von TILHELH A. VITA.)
BLBCHINGBR-LBXKAUP. AtcUcr fOr HtUogttiÜtt nnd Eupfcrdrnck. Wien.
— 109 —
ball, bei der Eröffaung des ^ Türkenschanzparkes, beim AUerhöchlAen
Besuche der Hochschule für Bodenkultur, bei den wiederholten Be^
suchen Sr. Majestät der Ausstellungen in den Jahren 1880, 1888^
1890, 1898, 1904 erkundigte sich Se. Majestät nach dem jeweiligen
Stande der Dinge im Technologischen Gewerbe^Museum und oft, wenn
das Gespräch was immer für einen Anfang oder Wendung genommen
hatte, kam der Kaiser stets wieder auf die Anstalt zurück. Ich habe
die unerschütterliche Überzeugung und sie ist für mich eine unversieg'^
bare Quelle der Befriedigung und Genugtuung, daß der Kaiser das
Technologische Gewerbe^Museum mit einem Akzent von Vorliebe allere
gnädigst würdigte und stets bereit war und ist, diesem Institute jede
wie immer geartete Förderung zuteil werden zu lassen.
Man wird der voranstehenden Darstellung anmerken, wie sehr
ich mich bemüht habe, in der Schilderung des Verhältnisses des Kaisers
zur Geschichte unserer Anstalt enthusiastische Aussprüche zu ver^
meiden und nicht eine übertriebene Empfindung zur Schau zu tragen.
Ich will mich nicht der Gefahr aussetzen, daß begründete grenzenlose Ver^
ehrung und Dankbarkeit für Byzantinismus gehalten werde. Schon
dadurch will ich beweisen, daß ich nicht den Maßstab verliere, wenn
ich in der Schilderung der persönlichen Momente fortfahre und noch
manche andere zu erörtern für meine Pflicht halte, die von der Krone
fernab liegen.
Die weitaus größte Bedeutung nebst der kaiserlichen Huld hatte für
die Geschichte des Museums die Sendung, der sich der durchlauchtigste
Herr Erzherzog Karl Ludwig, der uns leider viel zu früh entrissene
höchste Protektor des Technologischen Gewerbe^Museums, unterzog.
Nachdem uns die schwere Erkranktmg Sr. kaiserlichen Hoheit, die
ihn auf einer Orientreise befallen hatte, wochenlang mit banger Sorge
erfüllt hatte, endete sie am 19. Mai 1896 mit der Katastrophe, die uns
den Erzherzog'^Protektor für immer raubte. Unter ihrem Eindrucke
schrieb ich folgenden Nachruf*^):
ERZHERZOG-PROTEKTOR KARL LUDWIG.
„Der hochherzige Gönner, der wohlwollendste Förderer, der mäch-
tige Beschützer unseres Institutes, der Herr Erzherzog-Protektor Karl
Ludwig ist uns für immer entrissen.
Schon die Verhandlungen und Beratungen, welche der Begrün-
dung des Technologischen Gewerbe-Museums vorangingen, verfolgte
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1896. S. 99*
— HO —
Sc. kaiserliche Hoheit mit Interesse. Und als am 26. Oktober 1879
die feierliche Eröffnung der ersten Sektion des Institutes, der notdürftig
im Gebäude des Niederösterreichischen Gewerbevereines untergebrachten
^Sektion für Holzindustrie"^ vollzogen wurde, entsprach der hohe Herr
in gewohnter Güte unserer Bitte, den Eröffnungsakt durch seine per^
sönliche Intervention zu verherrlichen. Der Erzherzog ließ sich durch
die bescheidenen Dimensionen, welche der Anfang unserer Schöpfung
aufwies, nicht abhalten, öffentlich Partei zu nehmen für die Grunde
gedanken der Organisation, für die Ziele derselben und ihre Träger.
Unschätzbar und in den Folgen bedeutsam war diese Parteinahme für
unseren eisten kühnen Schritt.
Und von diesem Tage angefangen begleitete der Erzherzoge
Protektor mit stets sich steigernder Teilnahme jeden neuen Fortschritt,
jede neue Phase der Entwicklung, aber auch jede persönliche odet
sachliche Schwierigkeit, die sich uns in den Weg stellte.
Zahlreich und mannigfaltig waren die Kundgebungen Sr. kai&er^
liehen Hoheit für die junge Anstalt und deren Arbeitskräfte. Nicht
nur, daB jede Bitte, welche dem Herrn Protektor unterbreitet wurde,
eingehendste Prüfung und fast ausnahmslos Gewährung fand, der
Herr Erzherzog unternahm häufig aus eigenem Antriebe manches, was
für das Gedeihen der Anstalt und der dazu dienlichen Mittel ent^
scheidend wurde.
Erhöhungen der Staatssubvention, die Allerhöchste Ermächtigung
zur Führung des Titels: „Kaiserl. königl. Technologisches Gewerbe^
Museum'^, eine Reihe Allerhöchster Auszeichnungen für besonders
verdiente Beamte des Institutes, endlich die Systemisierung von Staats^
beamten^Stellen im Status der Bediensteten des Museums sind in
erster Linie der Befürwortung durch den Erzherzog^Protektor zu danken.
Von nachhaltigster Bedeutung — wenn auch Imponderabilien —
waren die hundertfaltig gespendeten Worte der Anerkennung, Be^
lobung, Ermunterung und des Trostes, welche der gerechten Würdigung
unserer Anstrengungen und der bezaubernden Herzensgüte des Erz^
herzogs entsprangen. Der hochstehende Herr hatte Sinn und Ge^
dächtnis für jedes persönliche und sachliche Detail in der Geschichte
des Technologischen Gewerbe^Museums. Er war ein Genosse der Idee
— im vollsten Sinne des Wortes — ein rückhaltsloser Gegner unserer
Widersacher.
Unermüdlich im Bringen von Opfern an Zeit und Mühe tmd
unerschöpflich an Geduld und Güte für die Personen, denen die Ver^
waltung des Museums anvertraut ist — war der Erzherzog der erste
Mitbegründer, der erste Mitarbeiter. Die heute nach Tausenden zählenden
Schüler und Beratenen des Institutes sind ihm zu Dank verpflichtet.
— III
Das k. k. Technologische Gewerbe^Museum hat einen in der Ge^
schichte derartiger Institutionen sowohl im In^ als auch im Auslande
seinesgleichen suchenden Aufschwung genommen — es hat aber auch
einen wirklichen Protektor gehabt und dieser war Erzherzog Karl
Ludwig!
Zahlreiche Bürger unseres Vaterlandes betrauern das Hinscheiden
Sr. kaiserlichen Hoheit, des Bruders unseres Kaisers, des Gemahls
der erlauchten Erzherzogin Maria Theresia — Niemand aber hat .mehr
Grund zur tief schmerzlichen, wohl nie versiegenden Trauer als wir,
deren Streben er gebilligt, deren Ideen er gewürdigt, deren Erfolge
er, wie oft, ermöglicht hat.
Und wenn, wie wir überzeugt sind, das k. k. Technologische Ge^
werbe^Museum ein Faktor der gewerblichen Betriebsamkeit Österreichs
tmd seiner wirtschaftlichen Kraft geworden ist, ein Faktor, der die
Bürgschaft wachsender Bedeutung in seiner bisherigen Entwicklung
trägt, so muß es am Sarge des durchlauchtigsten Prinzen gesagt —
und es wird nie vergessen werden — daß die eigenartige, aus dem
Willen und der Kraft von Bürgern hervorgegangene öster>-
reichische Institution einen Protektor hatte und dieser war
Erzherzog Karl Ludwig.''
Der Erherzog^Protektor zeichnete unsere Anstalt oft durch seinen
Besuch aus, und zwar am:
28. Mai 1880,
13. März 1882,
28. März 1883,
3. Jänner 1884,
5. Februar 1884,
23. Februar 1885,
17. März 1S86,
17. Februar 1892 und
5. Februar 1894.
Über meine Bitte widmete Se. kaiserliche Hoheit dem Museum
sein für dasselbe eigens angefertigtes wohlgelungenes Porträt.
Von den zahlreichen Handschreiben, welche Erzherzog Karl
Ludwig an das Technologische Gewerbe^Museum bei den verschieb-
densten Gelegenheiten richtete, mögen hier jene — sechs an der Zahl —
erwähnt sein, womit Seine kaiserliche und königliche Hoheit über
Antrag der Direktion besonders hervorragende Fachmänner des In^
und Auslandes zu „Korrespondenten des k. k. Technologischen Ge^-
werbe^Museums'^ ernannte.
Seine kaiserliche Hoheit und Hochs tdessen erlauchte Gemahlin,
als Protektorin des Industriellen^Balles, billigten es, daß aus dem Er^
— 112 —
trägnisse dieses Festes immer wieder namhafte B^trä^e dem Techno^
logischen Gewerbe^Museum zugewendet wurden. Unvergeßlich bleibt
uns auch der von dem Herrn Erzherzog^Protektor veranlaßte Besuch
des Technologischen Gewerbe^Museums durch Ihre kaiserliche Hoheit
die Frau Erzherzogin MariaTheresia, welche der General versanunlung
der „Gesellschaft zur Förderung des Museums'' am 19. April 1894
anzuwohnen die Gnade hatte.
Über eine alleruntertänigste Anfrage bestimmte Se. Majestät den
Erzherzog Otto als jenes Mitglied der kaiserlichen Familie, welches
um die Übernahme des Protektorates des Museums zu bitten wäre.
Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Prinz Erzherzog Otto
willfahrte sohin dem von uns gestellten Ansuchen tuid ist seither
Protektor der Anstalt.
DIE MÄNNER AUS DEM PFLICHTENKREISE.
Nach der Entstehung der statutarischen Bestimmungen und der
weiteren Entwicklung der Verhältnisse sind drei Gruppen von Per^
sonen zu unterscheiden, welche nach einmal angenommener Wahl zu
einer bestimmten Funktion oder nach erreichter Anstellung ihr Können
und ihren Einfluß pflichtgemäß in den Dienst des Unternehmens zu
stellen hatten.
Der Verwaltungsrat des Niederösterreichischen Gewerbevereines
ist durch die Bestimmungen der Statuten dieser Körperschaft dem
fortwährenden Wechsel unterworfen. Selbst die Vereins^Präsidenten
müssen im Falle der Wiederwahl nach sechs Jahren ausscheiden,
können aber in einer anderen Funktion als Vizepräsidenten oder ein^
fache Verwaltungsräte auch femer diesem Gremium angehören. In
fortwährendem Verkehr mit dem Technologischen Gewerb e^Museum
stehen die jeweiligen Mitglieder des Präsidiums, in erster Linie natura
lieh der Präsident, dann der Ökonomieverwalter, da er das Museal^
gebäude zu administrieren hat und endlich der Kasseverwalter für das
Technologische Gewerbe^Museum, der sich mit dem Kasseverwalter
des Niederösterreichischen Gewerbevereines im Einklänge zu befinden
hat Der Verwaltungsrat kommt nicht in die Lage, einen Beschluß zu
fassen, bevor ihm nicht ein Antrag der Spezialkommission zur Leitung
des Technologischen Gewerbe^Museums vorliegt. Dort werden alle Ver^
waltungsangelegenheiten, Organisationsfragen, die Voranschläge für
die Gebahrung, Anschaffungen zur Vermehrtmg des Inventars, alle An^^
Stellungen und Beförderungen beantragt, erörtert und beschlossen, und
diese Kommission prüft durch die von ihr eingesetzten Revisoren die
Buchführung; die Kasse wird durch den Kasseverwalter des Techno^
— 113 —
logischen Gewerbe^Museums revidiert. Von den Beschlüssen der Spezial^
konunission gelangen nur jene in den Verwaltungsrat, die einen
Einfluß auf die finanzielle Gebahrung haben, also insbesondere der
vorläufige und der endgültige Voranschlag für das nächstfolgende Ver^
waltungsjahr. Da der Präsident des Gewerbevereines als Obmann der
Spezialkommission fungiert und da der Ökonomieverwalter, der Kassever^
Walter für das Technologische Gewerb e^Museum und mindestens einer
der Vizepräsidenten von dem Verwaltungsrat in die Spezialkommission
entsendet werden, da anderseits dem Direktor des Museums und ständigen
Referenten der Spezialkommission statutengemäß eine Virilstimme im
Verwaltungsrate eingeräumt wurde, wo er selbst meistens auch als
Berichterstatter auftritt, so ist zwischen den beiden Körperschaften ein
ausreichend gesicherter Zusammenhang hergestellt; und obwohl ein
Konflikt zwischen beiden Kollegien möglich wäre, ist ein solcher in
den abgelaufenen 25 Jahren niemals eingetreten. Nach dieser Lage der
Dinge kommen als persönliche Kräfte von Rang in Betracht : die Mit'
glieder des Präsidiums des Niederösterreichischen Gewerbevereines, der
Ökonomieverwalter und die Kassenverwalter und der Direktor der
Anstalt. Von den Funktionären des Technologischen Gewerbe^Museums
selbst, d. h. von den Angestellten, erscheinen in erster Linie die mit der
fachlichen, d. h. technischen Leitung betrauten Sektionsvorstände. Ich
habe veranlaßt, daß diese Herren im Momente ihrer Ernennung nach
der Geschäftsordnung in die Spezialkommission als ordentliche Mit^
glieder mit Sitz und Stimme einzutreten berechtigt sind. Einer dieser
Oberbeamten fungiert als mein Stellvertreter, nicht nur während der
allfälligen Abwesenheit des Direktors, sondern ist fortwährend mit ge^
wissen administrativen Agenden betraut. Die Anwesenheit der Sektions^
vorstände in der Spezialkommission hat einen doppelten Zweck:
sie sollen in Angelegenheiten ihrer Sektion die entsprechenden
näheren Aufschlüsse geben, falls dies der Lauf der Debatte als not^
wendig erscheinen läßt; ferner sind sie durch diese liberale Einrichtung
in die Lage versetzt, Zeugen der Berichterstatter^^Tätigkeit ihres Chefs,
des Direktors, zu sein. Es obliegt mir nun, die hervorragendsten per^
sönlichen Erscheinungen aus dem Pflichtenkreise des Museums zu be^
sprechen. Ein abschließendes Urteil kann sich nur ergeben beim Aus^
scheiden der betreffenden Persönlichkeiten, sei es, daß dieses aus irgend
welchen Gründen freiwillig geschieht, sei es, ein Fall, der leider sehr
häufig eingetreten ist, daß der unerbittliche Tod sie abruft.
Ich habe die Einrichtung getroffen, daß immer, wenn uns ein Mann,
dessen Wirksamkeit eine nachhaltige Bedeutung erlangt hat, durch das
unvermeidliche Geschick des physischen Endes geraubt wurde, unmittelbar
nachher in unserem Organe, den Mitteilungen des Technologischen
Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 8
— 114 —
<jewerbe^Museums, eine Charakteristik der Persönlichkeit und der von
ihr im Hause gespielten Rolle veröffentlicht wurde. Es mag immerhin
sein, daß der Schmerz um den Verlust, den wir soeben erlitten hatten, uns
die Farben des Bildes etwas wärmer, die Töne etwas kräftiger wählen
ließ, so viel ist aber sicher, daß ein nach Ablauf vieler Jahre entworfenes
Portrait geringere Ähnlichkeit und verblaßte Farben zeigen würde, im
Vergleiche mit jenem, das man zeichnete mit der noch lebendigen
Erinnerung an den kurz vorher aus dem Leben Geschiedenen. Ich
glaube daher meiner Aufgabe am besten zu dienen, wenn ich die von
mir und anderen verfaßten Nekrologe hier auszugsweise wieder bringe«
Sie wurden ja bei ihrem ersten Erscheinen ohnehin mehr im Auslande
als im Inlande gelesen. Diese Nekrologe erzählen auch manch einzelne
Begebenheit, die dann in den späteren Abschnitten dieser Denkschrift
nicht mehr wiederholt zu werden braucht.
MICHAEL RITTER VON MATSCHEKO,
Präsident des Niederösterreichischen Gewerbevereines zur Zeit der Gründung des Mu^
seums, wiedergewählt nach Ablauf der Funktionsdauer des Präsidenten Banhans.***)
„Matscheko war von der ruckhaltlosen Überzeugung durchs
drungen, daß technisches Wissen und Können die erste und auS'^
schlaggebende Vorbedingung für die wirtschaftliche Prosperität jeder
gewerblichen Unternehmung seien und daß die Verbreitung von Kennt>
nissen und die Vermittlung von Fertigkeiten unerläßliche Faktoren seien
der gesunden Wirtschaftspolitik eines Volkes, eines Staates. Er schloß
aber seine Überzeugung nicht bei sich ein, er begnügte sich nicht da^
mit, sie auszusprechen, er war vielmehr bereit, sie zu vertreten, für
sie ernstlich zu arbeiten, Zeit und Mühe aufzuwenden. Mit jugend^
lichem Eifer vertrat er diese neuzeitliche Idee ; — unter den Aufgaben,
welche er dem Niederösterreichischen Gewerbeverein zuschrieb, erschien
ihm die Förderung gewerblicher Tüchtigkeit als eine der wichtigsten
und dringendsten.
Matscheko besaß eine seltene Vereinigung von Eigenschaften,
die er zur Unterstützung seiner Ziele aufbot — allgemeine Bildung,
fachliche Kenntnisse, namentlich auf dem Gebiete der chemischen
Technologie, würdevolles Auftreten. Fleiß und Ausdauer, Überzeugungs^
treue — bis zum Starrsinn. Seine Unnachgiebigkeit in gewissen oft
untergeordneten Fragen zog ihm manche Gegnerschaft zu — ein Rocher
de bronze für manches Prinzip — verletzte oft den Andersdenkenden
und ermüdete zuweilen seine Freunde, deren er eine grofie Zahl besaß.
'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1897, S. 113.
MICHAEL RITTER von MATSCHEKO.
OcMltocIiaft (flr TtTTlclfUilteBdc Kann. Vlen.
in:c fii' niaficiies Prinzip — verletzte oft den Aiiicr^J.'.-
•■', : '. -is zuweilen seine Freunde, deren er eine jjroüc Zahl
.0JläHD2TAM MOV aHTTW jaAHDIM
.dSlW .Ttaaü sbosgltlOIilmv ift) llut^thnD
— 115 —
Er hatte eine seltene Laufbahn ausschließlich auf Grund persona
liehen Verdienstes zurückgelegt, sein hingebungsvoller Fleiß hätte in^
dessen noch reicheren Lohn verdient, ja im politischen Leben ver^
drängten ihn zuweilen Männer von weit geringerer Bedeutung. Er zog
sich aber deshalb doch nicht verstimmt oder verletzt zurück, wie
andere in gleicher Lage es getan hätten, er harrte aus wie ein Soldat
treu seiner Fahne und hoffte stets auf den Wiedergewinn einer etwa
verlorenen Position. Schwere Opfer brachte er seinem Ehrgeize, einem
Ehrgeize, der von den edelsten Absichten getragen war. Matscheko
hielt ungemein viel auf die Form, die ihm von der Sache untrennbar
war — das ließ seine Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit zuweilen
als Pedanterie erscheinen. Aber nur der oberflächliche oder flüchtige
Beobachter konnte den ungewöhnlichen Mann unterschätzen.
Die Individualitäten sterben aus, sagt man; in der Tat, mit
dem Ausscheiden Matsche kos ist eine solche verloren gegangen —
es war ein großer, herber Verlust."
DR- ANTON FREIHERR VON BANHANS,
zweiter Präsident in der Reihe der an der Spitze des Gewerbevereines seit der
Gründung des Museums stehenden Männer.'*')
„Von langen schmerzlichen Leiden hat ihn der Tod erlöst und
unseren hochverehrten Freund und Gönner Banhans aus der Reihe
der Lebenden gestrichen — und er war ein Lebender mehr als andere,
denn sein Leben ist ausgefüllt durch eine unermüdliche, vielfach er^
folgreiche und in mancher Richtung geradezu hervorragende Wirk^
samkeit. Sein Leben bedeutete einen unermeßlichen Gewinn für seine
Familie, einen nie versiegenden Quell von Anregung und Förderung
tür seine Mitarbeiter, ungemein zahlreichen Freunde und Verpflich^
teten.
Eine ganz ungewöhnliche Begabung stellte Banhans Verhältnis^
mäßig früh in die vorderste Reihe der freisinnigen deutschen Politiker
Österreichs, seine große Arbeitskraft ließ ihn in den Kreis jener Staats^
männer vorrücken, die an der wirtschaftlichen Entwicklung unseres
großen Vaterlandes bedeutenden Anteil haben. An dieser Stelle ist
jedoch nicht des Politikers und Staatsmannes Banhans zu gedenken,
sondern seiner Bedeutung für uns, in unserem engeren Berufsleben.
Ich lernte Banhans näher kennen während der Wiener Welt^
ausstellung im Jahre 1873, mit welcher er sich allerdings in einem
vorgeschrittenen Stadium als Handelsminister, zu befassen hatte. Er
'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums« Jahrgang 1902, S. 85.
8*
— ii6 —
war, wie ich, von dem Gedanken erfüllt, daß man dieses, so große
Opfer erfordernde Werk für Österreich möglichst nutzbar machen
sollte, und betraute mich daher mit der Aufgabe, einen Zyklus
gemeinverständlicher Vorträge über die Ergebnisse der Weltausstellung
zu veranstalten, tmd beauftragte mich, mustergültige Werkzeuge und
Sonstiges in der Weltausstellung anzukaufen, was für die österreichi^
sehen Gewerbe als Vorbild benützt werden konnte. Trotz seines
schwierigen und anstrengenden Amtes als Chef des Handelsressorts,
dem damals auch noch das Eisenbahnwesen zugehörte, verfolgte er
die von mir getroffenen Verfügungen und Vorkehrungen mit dem
eingehendsten Interesse und kargte nicht mit anspornenden und auf*^
munternden Worten, befeuerte vielmehr meine Tätigkeit durch seine
unverkennbare Teilnahme.
Die Idee der Fachschule für besondere Zweige der Industrie und
des Gewerbes, als ein Mittel des vollständigen Ersatzes der sogenannten
Meisterlehre, hatte ihn mächtig ergriffen und beschäftigte ihni unaus^
gesetzt. Er war ein unbedingter Anhänger der Auffassung, daß die
Staatsverwaltung die Pflicht habe, dort einzugreifen, wo die Produk'«'
tion nicht durch die Einsicht und Fähigkeiten ihrer Vertreter selbst,
den wünschenswerten Aufschwung nahm. Mit jugendlichem En^
thusiasmus und mit von einer tiefen Überzeugung getragenem Feuere
eifer war er bereit, alles zu tun, was man ihm riet oder was ihm
selbst einfiel. Die Rollen waren vollständig vertauscht, nicht der
Minister wirkte retardierend und vorsichtig abwägend, ja sogar widere
strebend, wie dies oft der Fall ist, sondern seine Beamten und in^
timeren Ratgeber mußten zu einem langsameren Tempo in der WzX'^
wirklichung seiner Pläne raten.
Was mich besonders bei ihm anzog, war die offene und rück'«'
haltlose Vertretung seiner Ansichten, Gesinnungen und Empfindungen.
War er von einer sachlichen oder persönlichen Abneigung erfüUt,
so konnte darüber kein Zweifel bestehen, war er einer Angelegen^
heit oder Person zugetan oder geneigt, so wurde das mit Wärme,
ja häufig genug überschwenglich kundgegeben. Vielleicht war gerade
das lebhafte Temperament seines Charakters, das sonst anziehend
wirken mußte, die Quelle von Komplikationen in den von ihm ht^
kleideten Staatsämtern, die sich bei ihm bis zur Ungerechtigkeit
schmerzlich geltend machten.
Nach seinem Sturz als Minister hatte er sich fast gänzlich vom
öffentlichen Leben zurückgezogen; — am meisten bedauerte er, daß es
ihm nicht mehr vergönnt sei, gewisse, ihm lieb gewordene Aufgaben
und seine ureigensten Schöpfungen weiter zu pflegen. Zu diesen letz^
teren gehörte die für jene Zeit glänzende Leistung der Schaffung der
ANTON FREIHEItF. vo« BANHANS.
nr tmitUUxtitaie K
\evi4^i<ia^ VtsiaaHiMi'ijioiiv^ j„ s'.i.'.'
-BilW .nnnX sbniilllCll»!*'
— 117 —
gewerblichen Fachschulen neben den vom Unterrichtsministerium
organisierten Staatsgewerbeschulen. Als die Präsidentschaft im Ge^
werbe verein vakant wurde, regte ich an, den Geheimrat Dr. Banhans
aus seiner Zurückgezogenheit hervorzuholen, um die mir wohlbe^
kannten großen Fähigkeiten und edlen Absichten, welche jetzt latent
waren, wieder frei zu machen. Und als ich Banhans den Vorschlag
machte, die Präsidentschaft des Niederösterreichischen Gewerbevereines
zu übernehmen, nahm er diesen ohne langes Zögern an, und als ich
ihn davon überzeugt hatte, daß der Gewerbeverein wirklich Wert darauf
lege, ihn zu gewinnen, warf er sich mit der ihm eigenen Elastizität auf
die ihm neue willkommene Aufgabe. Er verstand es, in diesem bürgere
liehen Verein seine hohe bureaukratische und soziale Stellung vergessen
zu machen und wurde nicht nur einer der hingebungsvollsten, sondern
auch einer der populärsten Präsidenten.
Zwei Aufgaben, die in seine Funktionsperiode fallen, waren ihm
sehr sympathisch. Erstens die Förderung des kurz vorher vom Nieder^
österreichischen Gewerbeverein ins Leben gerufenen Technologischen
Gewerbemuseums, das ja als technisch^gewerbliche Zentralanstalt, eine
Spitze der ganzen gewerblichen Unterrichtsorganisation bilden sollte;
zweitens die Veranstaltung der Jubiläums^Gewerbeausstellung des Jahres
1888. Banhans hat die von seinem Vorgänger Matscheko über^
nommene Mission der Gründung und Ausgestaltung des Technologie
sehen Gewerbe^Museums, soweit dies Sache des Gewerbevereines war,
glänzend und siegreich verfolgt. Wahrhaft väterlich bekümmerte er
sich um jedes Detail, scheute keine Mühe und Selbstverleugnung, die
ihm gewisse Maßnahmen und Schritte auferlegten, ja er arbeitete, wie
ein begeisterter Beamter mit an der Errichtung des Werkes.
An der Hauptwand des Konferenzsaales des Technologischen Ge^
werbe^Museums sind drei Porträts angebracht, die wohlgetroffenen Bild^
nisse des verewigten Erzherzog^Protektors Karl Ludwig und der Präsi^
denten Matscheko und Banhans. Dieses Triumvirat hat eine unver^
gängliche Bedeutung für das Institut und es ist gewiß, daß das
Museum heute dort nicht angelangt wäre, wenn das Glück nicht diese
Männer dem Institute als Verfechter des Gründungsgedankens beschieden
hätte. Die Bande innigster Freundschaft verknüpften mich und Harpke
mit ihm. Banhans widmete im Gewerbeverein dem Technologischen
Gewerbe^Museum und am Ende seiner Funktionsperiode auch der Ge^
Werbeausstellung seine ganze, damals noch völlig ungebrochene Kraft,
ein leuchtendes Vorbild dafür, wie man Ehrenämter auszufüllen hat.
Der Abschied von der Präsidentschaft des Gewerbevereines wurde
ihm vielleicht ebenso schwer, wenn auch mit einer anderen Nuance,
als jener von seinem Ministerportefeuille. Glücklicherweise war es kein
ANTON VON HARPKE.
OcMllKkaft HU vnvlclflltKcadc KoaM, Wies.
— 119 —
Verkehr mit der hohen und mittleren Außenwelt die glänzendste Eig^
nung besaß, stand nur einige Jahre an der Spitze des Vereines. Das
Milieu sagte ihm nicht völlig zu; besonderes Unbehagen bereiteten
ihm die traditionell eingelebten, wenn auch nicht vereinsgesetzlich
fundierten Nebenregierungen. Es zog ihn wieder zurück nach seinem
Tuskulum in Weidlingau, das er recht ungern verlassen hatte, und
seither auch nur zugunsten der Herrenhaus^Sitzungen verläßt. Schon
der Umstand, daß Herr von Czedik glücklicherweise und zwar mit
bewunderungswürdiger Frische des Körpers und des Geistes unter uns
lebt, verbietet mir, eine Schilderung seiner Verdienste hier zu ver^
suchen. Eines muß aber ausgesprochen werden, daß das Präsidium
Czedik keine Unterbrechung in der Fürsorge des Gewerbevereines
für das Technologische Gewerbe^Museum darstellt. Diese Anerkennung,
und sie ist keine geringfügige, darf sich der Berichterstatter auch dem
Lebenden gegenüber gestatten.
Nach dem Rücktritte Czediks ließ sich Harpke doch zur An^
nähme des Präsidiums bewegen. Ich mußte allerdings meinen ganzen
Einfluß auf ihn in diesem Sinne geltend machen. Er wurde uns erst
vor kurzem entrissen.
ANTON VON HARPKE.*)
„Dreißig Jahre standen wir nebeneinander als treue Arbeitsgenossen
in unerschütterlicher Freundschaft verbunden durch innige Zuneigung,
die niemals, auch nicht einen Augenblick lang, getrübt wurde. Wenn
auch sehr verschieden in unserem Temperament und in der Auf^
fassung von wichtigen Fragen der Ethik, trennte uns niemals eine
Meinungsverschiedenheit im Hinblicke auf das öffentliche Leben. Wie
soll ich unter diesen Umständen frei von Voreingenommenheit dem
mir vorzeitig entrissenen Manne einen Nachruf weihen?
Ich kannte schon Harpkes Vater, der zur Zeit meines Eintrittes
in den Niederösterreichischen Gewerbeverein dort eine starke Stellung
einnahm. Anton Harpke d.Jüng. lernte ich während der Vorbereitungen
für die Wiener Weltausstellung kennen und meine freundschaftliche
Verbindung mit ihm wurde von Jahr zu Jahr inniger. Es zeigte sich,
daß wir uns in der Beurteilung von Personen und Verhältnissen innere
halb und außerhalb des Gewerbevereines doch immer in der gleichen
Linie bewegten. Durch den Eintritt Harpkes in den Verwaltungsrat
im Jahre 1875 befanden wir uns im gleichen Pflichtenkreise und
von diesem Momente angefangen bis zu seiner tödlichen Erkrankung,
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1903, S. 131.
— 120 —
die ihn verhängnisvoll herausriß aus dem von ihnr bevorzugten
f elde, verlebten wir gemeinschaftlich Hunderte und Hunderte von Stunden,
die gleichen Ziele im Auge.
Harpke hatte nicht eine einzige der sogenannten „glänzenden^
Eigenschaften. So anregend der Gedankenaustausch mit ihm im münd^
liehen und schriftlichen Privatverkehr war, so sehr litt seine ö£Fent^
liehe Rede durch den Mangel an rhetorischer Veranlagung. Weder die
Metapher noch das Epitheton waren ihm geläufig; doch, was er sagte
und schrieb, war wertvoll, weil echt, aufrichtig und zutreffend und nicht
selten durch die Schärfe der Logik frappierend. Auch seine Umgangs^
formen waren eigentlich nicht gewinnend, und doch arbeitete sich
Harpke zu unangezweifelter Geltung und ausnahmsloser Hochachtung
bei allen empor, die den Vorzug genossen, mit ihm in häufigeren persona
liehen Verkehr zu treten.
Wenn man Menschen von ungewöhnlichem Wert als solche be^
zeichnen soll, so vergleicht man sie gerne mit Produkten von hohem
Preise, man sagt: Er war ein „Juwel'', eine „Perle", ein „Gold^
mensch'' u. dgl. m. Eine derartig gefaßte Charakteristik wurde auf
Harpke nicht passen. War auch sein Charakter fleckenlos wie ein
Diamant von reinstem Wasser, gestaltete ihn auch der Adel seiner
Gesinnung für den Niederösterreichischen Gewerbeverein zu einer Perle,
war er auch widerstandsfähig gegen Einschüchterung durch Drohung,
ebensosehr gegen Erweichung durch Schmeichelei, wie das Gold den
Atmosphärilien widersteht; so würde trotz allem die übliche Anwendung
dieser Vergleiche nicht ausreichen. Wenn schon eine solche Redefigur
angewendet werden soll, so möchte ich sagen, daß mich Harpke immer
an das Platin erinnert hat Dieses ist auch ein Edelmetall, noch kost^
barer als Gold, noch widerstandsfähiger gegen chemische Einflüsse und
hohe Temperaturen als Gold, ohne dabei das Auge des Habgierigen
und Eitlen durch Farbe und Glanz zu befriedigen.
Harpke umfaßte die gesamte Gestion des Niederösterreichischen
Gewerbevereines mit ordnender Hand, Wichtiges mit besonderer Auf<^
merksamkeit erwägend, aber selbst bei dem Unwichtigsten noch immer
bereit, zu helfen und einzugreifen. Von allen Vereinsangelegenheiten,
die einen mehr ständigen Charakter haben, waren es die folgenden,
denen er seine Aufmerksamkeit am meisten und am liebsten zuwendete.
Erstens: Die Stellung des Gewerbevereines zur gewerbepolitischen Ent^
Wicklung in Österreich. Zweitens: Die Veranstaltung von Gewerbeaus^
Stellungen durch den Niederösterreichischen Gewerbeverein 1880, 1885,
1888, 1898. Drittens: das gewerbliche und kommerzielle Bildungswesen
und in diesem Belange vorzüglich: das k. k. Technologische Gewerbe^
Museum, die Fachschule für Textilindustrie im VI. Bezirk, und die
— 121 —
kaufinännischen Kurse des Niederösterreichischen Gewerbevereines. Für
das Technologische Gewerbe^Museum spielte Harpke immer dieselbe
Rolle des ruhigen, besonnenen, aber zuverlässig fördernden Mannes,
zur Vorsicht mahnend, innerlich beglückt durch die Erfolge, wenn auch
äußerlich zurückhaltend mit dem Lobe.
Wollte ich die innerste Meinung Harpkes erfahren, so prüfte
ich seinen Blick. Der Ausdruck seines Auges wird mir unvergeßlich
sein. Es bereitete mir Genuß und Behagen, wenn ich das Auge des
braven Mannes auf mir ruhen fühlte, und nie wurde ich müde, seinen
Blick aufzunehmen. Freilich kamen auch schwere Zeiten, in denen er
mir durch das Auge, das ich so oft fröhlich erstrahlen sah, seinen
innersten Kummer, seine Furcht vor dem Ende, seinen tiefen Schmerz
über die Ausschaltung aus dem öffentlichen Leben verriet. Mein guter,
treuer, verständiger und wirklich unersetzlicher Freund Harpke hat
tms nur einen großen Schmerz bereitet — damals, als er seine Kraft
verlor und sich sein Abgang vorbereitete, um ihn schließlich zu voll'«'
ziehen, und wahrhaft bitter ist es, daß von solchen Erscheinungen
inmier nur Eine vorhanden und ihre so wünschenswerte Verviel^
fältigung der bürgerlichen Gesellschaft versagt ist.''
Außer an die Präsidenten des Gewerbevereines, die als Olv
mäimer der Spezialkommission zu fungieren hatten und uns dauernd
verloren gingen, ist an dieser Stelle nochmals daran zu erinnern,
daß während der Vorperiode, also vor der tatsächlichen Eröffnung des
Technologischen Gewerbe^Museums, Karl Ritter von Zimmermann*«'
Göllheim den Präsidentenstuhl innehatte und, wie schon berichtet
wurde, nach seinem Rücktritte vom Präsidium des Gewerbevereines
Obmannstellvertreter der Spezialkommission eine Reihe von Jahren
hindurch war. Im Hinblicke auf die wichtige Rolle, die dieser Träger
der Kontinuität in der Geschichte des Institutes einnahm, füge ich
hier einen Teil des Nachrufes an, den ich ihm nach seinem Ableben
widmete.
KARL RITTER VON ZIMMERMANN-GÖLLHEIM.*)
„Als der Gewerbeverein die Errichtung des Technologischen
Gewerbe^Museums in Angriff nahm, entsendete er Zimmermann^
Göllheim in die Spezialkommission zur Leitung des Institutes,
die ihn zum Stellvertreter des Vorsitzenden erwählte und jedes^
'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1S93, S. 2.
— 124 —
Aus der hier geschilderten Veranlagung Luckhardts ergab sich
von selbst dessen Stellung zum Technologischen Gewerbe^Museum.
Ein begeisterter Anhänger des Vereines ist naturgemäß auch ein treuer
Freund und Berater der größten Schöpfung des Vereines; ein enthusia^^
stischer Verfechter von Fortschritt und Bildung ist selbstverständlich
auch ein Parteigänger eines modernen Bildungsinstitutes, und so war
es auch in der Tat. Luckhardt fungierte seit dem Jahre 1889 als
Mitglied der Spezialkommission zur Leitung des Technologischen
Gewerbe^Museums und nahm an den Beratungen nicht bloß passiven
Anteil; er interessierte sich vielmehr für jede Einzelheit und niemals
blieb eine Bitte des Direktors oder irgend eines Beamten des Tech^
nologischen Gewerbe^Museums unerfüllt, wenn an den Geschmack oder
die Sachkenntnis Luckhardts appelliert wurde.
Zum ersten Male kam das Technologische Gewerbe^Museum aber
schon viel früher in die Lage, die Bereitwilligkeit und die Urteils^
fähigkeit Luckhardts zu erproben. Nach Errichtung der zweiten Sektion
ging ich, wie ich schon auf früheren Seiten berichtete, mit dem
Plane um, eine „Sektion für Photographie und verwandte Repro^
duktionsverfahren'^ am Technologischen Gewerbe^Museum zu errichten,
wobei es sich vornehmlich um die Pflege der technischen Seite dieser
kunstgewerblichen Richtungen handelte. An den Beratungen über das
Normativ für diese Sektion nahm in erster Linie der verewigte Re^
gierungsrat Dr. Emil Hornig teil und dieser wieder holte die Wohl^
meinung Luckhardts ein. Luckhardt war es, der mich gemeinschaft^
lieh mit Hornig drängte, alles zu tun, um den damaligen Supplenten
an der Staats^ewerbeschule des L Bezirkes, Dr. Eder, durch die
Ernennung auf eine definitive Stelle für den österreichischen Staats^
dienst zu sichern, nachdem Eder alle Aussichten darauf eröffne, einer
der bedeutendsten Fachmänner auf dem Gebiete der chemischen
Grundlagen der Photographie und der photographischen Reproduktions^
verfahren zu werden. In der Tat gelang es auch, ztmächst Dr. Eder
sicherzustellen, ich schilderte aber schon, wie man im Schöße des
Unterrichtsministeriums fand, daß auf den so gewonnenen Grundlagen
auch die Staatsverwaltung selbst die Anstalt errichten könne. Auf diese
Weise entstand die K. k. Lehr«' und Versuchsanstalt für Photographie
und Reproduktionsverfahren, die unter der ausgezeichneten Leitung
Dr. Eders bereits einen weitreichenden Ruf erlangt und einen zweifellos
bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der betreffenden Gewerbszweige
gewonnen hat. Luckhardt hätte lieber gesehen, wenn die autoritative
Pflegestätte der Photographie am Technologischen Gewerbe^Museum
entstanden wäre; dies hinderte ihn jedoch ebensowenig, wie irgend
einen anderen wohldenkenden Mann, dem neuen staatlichen Institute,
— 125 —
welches ja denselben Zweck vor Augen hatte und ihn mit reichlicheren
Bütteln und unter der besonderen Fürsorge des Staates auch besser
erreichen konnte, seine volle Sympathie zuzuwenden. Er blieb auch
in diesem Falle treu der gewählten Mission, ein selbstloser Führer auf
dem Gebiete der Photographie in Österreich zu sein.
Von den Ressortverwaltem des Gewerbevereines ist es namentlich
der Ökonomieverwalter, dessen Persönlichkeit für das Technologische
Gewerbe^Huseum von Bedeutung ist, da er die Gebäudeverwaltung
namens des Hausherrn zu besorgen hat und in vier Fällen auch mit
der Durchfuhrung wichtigerer Adaptierungen und Neubauten betraut
war. Oberbaurat Ritter von Zettel leitete die Adaptierungen der Räum^
lichkeiten im Gewerbevereinsgebäude in der Eschenbachgasse. Der wackere
Baumeister Ringer hatte für kleine Zu^ und Umbauten im Währinger^^
strafien^^Trakt der Si gl sehen Realität vorzusorgen. Stadtbaumeister
Anton Krone s führte den von ihm projektierten Flügel des Museale
gebäudes in der Prechtelgasse, dazu bestimmt, die chemische Sektion
aufzunehmen, mit einem Minimum von Kosten aus. Architekt Bere^
hinak ist der Projektant und der Erbauer des großen Museal^ und
Werkstättentraktes in der Severingasse. Es liegt in der Natur des Ver^
einslebens, daß das Votum von Personen, die ihr Ressort mit Fleiß
verwalten, ein gewichtiges ist, und gewiß haben Krones und Bere^
hinak durch ihren Einfluß im Verein und insbesondere im Ver^
waltungsrat sehr viel dazu beigetragen, daß die betreffenden Bauten
überhaupt beschlossen wurden. Es kann nicht überraschen und ist
auch nicht zu rügen, daß diese Herren für die betreffenden Bauten
auch bei absoluter Uneigoinützigkeit nur in der Voraussetzung ein^^
traten, daß m durch die Projektierung und Bauführung selbst sich
um den Verein und um das Museum ein be%OTkdcre% Verdienst zu er^
werben Gelegenheit finden würden. Ich erwähne dieses Umstandes aus^
drücklich, um für die Zukunft festzustellen^ daß ich selbst bei aller An^
erkennung für die Leistungsfähigkeit dieser Herren^ sie doch vielleicht
nicht gewählt habe, sondern daß sie unter den gegebenen Verhältnissen
für die betreffenden baulichen Aufgaben prädeftiniert waren.
Ein weitetet wichtiger Funktionär ist, wenn er es sein will und sein
kann, der Kassaverwalter für das Technologisdie Gewerbe^Museum.
Faßt er seine Hission so auf, daß er mitzuwirken habe, um der jederzeit
drohenden Gefahr des Defizits zu begegnen^ %o ist er ein tür un% wichtiger
Faktor. Wenn er sich aber blo£ darauf beschrankt, Eiraicht in die Ver^
wahung zu nehmen und darüber dem Gewerbevercin zu rehrtKreu, d^mt
ist es ziemlich belanglos, welcher Mann die Stelle tekkiiet, Y/«r,n er tßUr,
wie man dies bei einem Verwaltungsrate des Gewerhev<;r<f;;,^ft v^/n
vorneherein annehmen mu3^ ein Gentleman iit. Eir.fluli auf d;« Or^^iny
— 126 —
sation des Dienstes in Buchhaltung und Kassa nahm der Verwaltungsrat
N. Schefftel. Im weitesten Sinne faßte seine Aufgabe der Kasse^
Verwalter August Denk auf^ in diesem Belange nur überragt durch
einen Mann eigener Art, durch einen Mann a la Harpke, den Kaiser^
liehen Rat Friedrich Po IIa k. Friedrich Po Hak ist einer der führenden
Männer im Gewerbeverein seit einer langen Reihe von Jahren, Vize^
Präsident, Verwaltungsrat, Delegierter des Vereines bei den verschieden^
sten Anlässen, aber was mehr als all das, ein immer hilfebereiter,
tatkräftiger, in seiner Ausdrucksweise formvollendeter, ideal angelegter
und doch kluger Berater des Vereines in jeder Stunde, wo dieser ihn
braucht. Doch, ich darf über diesen bescheidenen Mann nicht zu viel
sagen, da er sonst sofort besorgen wird, er sei im Vergleiche zu anderen
zu sehr hervorgehoben worden. Und kann ich ja auch nicht mehr von
Männern sagen, über die uns ein abschließendes Urteil noch nicht zusteht,
so lange sie glücklicherweise oder auch unglücklicherweise in der Lage
sind, auf die Geschicke des Institutes Einfluß zu nehmen. Bei aller Zu^
rückhaltung aber, die ich mir auferlegen muß und die mir beispiels^
weise verbietet, meinem jetzigen Chef, dem Minister für Kultus und
Unterricht, Dr. Ritter von Hartel, dem Sektions^Chef Ritter von
StadlerxWolffersgrün oder dem gegenwärtigen Referenten Mini^
sterialrat Dr. Adolf Müller gegenüber Dank und Anerkennung aus^
zusprechen, muß ich doch, um die Reihe der Gewerbevereins^Funk^
tionäre, die bei einer historischen Darstellung in Betracht kommen
müssen, feststellen, daß der einstige Kassaverwalter des Gewerbe^
Museums, Kommerzialrat August Denk, sich durch Talent und Fleiß in
dieser Stellung seine Sporen verdiente, wodurch er sich zum Vizepräsidenten
hinaufschwang und in dem durch die Erkrankung Harpkes schwierigen
Momente die oberste Geschäftsleitung des Gewerbevereines übernahm
und so geschickt führte, daß er nach einer verhältnismäßig sehr kurzen
Dienstzeit von der überwiegenden Majorität des Vereines auf den
Präsidentenstuhl berufen wurde. Die urwüchsige Gewandtheit und der
rastlose Eifer des Präsidenten Denk kam schon zur Zeit als der große
Neubau beschlossen wurde und seither ohne Unterbrechung dem
Museum zugute.
In der Spezialkommission des Technologischen Gewerbe^Museums
haben sich aber eine Reihe von Personen hervorgetan, die nicht aus
dem Gewerbeverein übernommen wurden, ja, die zum Teil von
außen her mit dem Institute in Berührung kamen und doch einen
gar gewaltigen Anteil an dem Geschicke der Anstalt gewannen. Bis etwa
gegen das Ende des ersten Dezenniums nahmen auch Vertreter der
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— 127 —
Regierung, ohne einen Kompetenzkonflikt zu befürchten, derart aktiven
Anteil an den Beratungen der Spezialkommission, daß man oft kaum
zu unterscheiden vermochte, ob der betreffende Herr einen bestimmten
Fortschritt oder Erfolg in seiner Eigenschaft als Mitglied der Spezial^
kommission oder als Regierungsbeamter oder in beiden Stellungen
zugleich erreichen wolle. Die Reihe dieser Männer, von denen ich
jetzt zu sprechen habe, nimmt einen glänzenden Anfang. Zwei Namen
kann ich ungescheut allen voranstellen, obwohl der eine, der jüngere,
noch munter und frisch seinen Privatstudien lebt und sein Leben
seiner Familie weiht; der andere freilich, der ältere, längst dahin^
gegangen und für uns nie wieder ersetzt worden ist: Armand Freiherr
von Dumreicher und Karl Fidler.
Es ist wiederholt erörtert worden und wird auch allseitig an^
erkannt, daß Dumreicher unter den Organisatoren des gewerb^
liehen Bildungswesens in Österreich den ersten Rang einnimmt Die
von ihm eingerichteten Werkmeisterschulen (niederen Staatsgewerbe^
schulen) und die höheren Staatsgewerbeschulen sind fast ausschließlich
sein Werk; sein Einfluß auf die Entwicklung der gewerblichen Fort^
bildungsschulen war ein nachhaltiger, nur die gemeinschaftlich mit
dem Landesschulinspektor Schramm begründeten Handwerkerschulen
scheinen in ihrer ursprünglichen Gestalt nicht aufrecht erhalten werden
zu können. Die Staatsgewerbeschulen haben ja gegenüber dem ersten
Lehrplan manche Änderungen erfahren, aber die Hauptgrundzüge sind
heute noch aufrecht und werden es wohl noch lange bleiben.
Dumreicher verfolgte mit Spannung die auf die Erlangung eines
technischen Gewerbe^Museums gerichteten Schritte und von dem ersten
Tage an, wo der Gewerbeverein Ernst machte, selbst vorzugehen, warD um^
reicher mein Bundesgenosse. Ich bemühte mich, Dumreicher und seine
Leistungen im Gewerbeverein bekannt zu machen, wo er trotz seiner
vortrefflichen Monographie: „Die Pflege des gewerblichen Fortbildungs^
und Mittelschulwesens durch den österreichischen Staat im Jahre iSvi'',
Wien, Karl Gerolds Sohn 1873, ^^^ seines brillanten Beitrages zum
offiziellen Ausstellungsberichte über die Wiener Weltausstellung 1873:
„Das gewerbliche Unterrichtswesen*", und trotz seiner hervorragenden
Wirksamkeit im österreichischen Unterrichtsministerium lange nicht
genug gewürdigt worden war. Das Hauptwerk Dumreichers „Über
den französischen Nationalwohlstand als Werk der Erziehung. Studien
über Geschichte und Organisation des künstlerischen und technischen
Bildungswesens in Frankreich.** Erste Studie, Wien, Alfred Holder,
1879, welches leider ohne Fortsetzung geblieben ist, gab mir Ver^
anlassung zu einem Vortrage im Niederösterreichischen Gewerbeverein,
in welchem ich dieses hochinteressante Buch gemeinschaftlich mit
— 128 —
Meniers „Atlas de la production de la richesse'' und mit den Denk^
Schriften des Vereines für Sozialpolitik über die Frage, „welche Art
von Bildungsanstalten zum Zwecke der Hebung und Förderung der
gewerblichen und künstlerischen Tätigkeit errichtet werden sollen^, be^*
sprach.*^) Ich bemängelte an dieser klassischen Arbeit die Ober^
Schätzung des Einflusses der staatlichen Kunstpflege auf die Entwick^
lung der Gewerbe und die Unterschätzung des praktisch^technischen
Standptmktes und sagte weiters: „Unter absichtlicher Betonung dieser
Reserve empfehlen wir auf das eindringlichste die Lektüre der höchst
verdienstlichen Publikation Dumreichers und beglückwünschen den
Autor zu dieser Art von Revanche, die er für den Mangel an Befirie^
digung in seiner Beamtenlaufbahn genommen hat. Daß aber die lite^
rarische Tätigkeit Dumreichers, wie sie in der hier angezeigten Schrift
zum Ausdrucke kommt, doch als eine Fortsetzung seiner früheren, ersten
Wirksamkeit als Referent für die Gewerbeschulen im Unterrichts^
ministerium mit allen ihren Vorzügen und einem gewissen Grade
von Einseitigkeit aufzufassen ist, beweist ein Blick auf das im Jahre
1876 erschienene „Expos^ über die Organisation des gewerblichen
Unterrichtswesens in Österreich. Separatabdruck aus dem Jahresberichte
des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht für 1875, S. 12 ff.''
Auf meine Anregung hin hielt Dumreicher am 25. November 1881
einen wirklich epochemachenden Vortrag im Niederösterreichischen
Gewerbeverein: „Über die Aufgaben der Unterrichtspolitik im Industrie^
Staate Österreich''. Ich wollte, daß Dumreicher diesen Vortrag in dem
Momente halte, wo er durch die neue Ressorteinteilung zum ausschließe
liehen Hauptreferenten des gesamten gewerblichen Bildungswesens in
Österreich berufen wurde. Dieser Vortrag bildete denn auch einen Rück^
blick und eine Rechtfertigung bezüglich des bisher Unternommenen und
programmatische Erklärungen für die Zukunft. Der Vortrag erschien als
selbständige Publikation im Verlage von Alfred Holder und das mir
dedizierte Exemplar trägt die mir unschätzbare eigenhändige Widmung:
„Seinem treuen Arbeits^ und Kampfgenossen Regierungsrat Dr. W. F*
Exner in freundschaftlicher Hochachtung der Verfasser."
An diese Arbeiten reihten sich die Referate Dumreichers für die
Zentralkommission, welche nach Inhalt und Form von den Arbeiten seiner
Nachfolger wohl selten mehr erreicht wurden. Und als der bureau^
kratischen Laufbahn Dumreichers ein vorzeitiges Ende bereitet
wurde, trat eine Pause in seiner Produktion ein, bis wir ihm später
wieder als Parlamentsredner begegneten. Nach dem Gesagten kann es
nicht überraschen, daß Dumreicher ein hervorragendes Mitglied der
*) Wochenschrift des Niederösterreichischen Gewerbevereines. 1879, Nr. 5.
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— 129 —
Spezialkommission des Technologischen Gewerbe^Museums war, an
deren Arbeiten er sich intensiv beteiligte. Dumreichers Darstel^
lungen im schriftlichen und mündlichen Gedankenausdruck zeichnen
sich durch Klarheit, logische Schlußfolgerung und durch vollendete
Schönheit der Form aus. Er modellierte im großen, verzichtete dabei
aber nicht auf die sorgfaltigste Ziselierung. Sein ganzes Leben war er
ein Fanatiker des Kunstgenusses mit einer feinen Empfindung für
das Schöne in der hohen bildenden Kunst. Seine Parteinahme für
meine Schöpfung und meine Bestrebungen war unerschütterlich und
bedeutet für mich, obwohl Dumreicher bald seinen Einfluß schwing
den sah, einen Gewinn fürs ganze Leben. Dieses Mannes Freunde
Schaft stelle ich höher als einige Dutzend Gegnerschaften. Er hatte
aber auch das Glück, daß sein unmittelbarer Chef Karl Fidler war,
zu dem wir beide mit größter Verehrung und, was seine Bildung an^
langt, voll Bewunderung aufblickten. Das war die klassische Periode,
man könnte fast sagen, die atheniensische oder mediceische für diesen
Ressortzweig des Unterrichtsministeriums. Für diejenigen meiner Leser,
welche in diesen Ausführungen als Triebfeder persönliche Voreinge^
nommenheiten oder überhaupt eine starke Übertreibung erblicken,
empfehle ich die Lektüre des hier abgedruckten Nachrufes, den Frei^
herr von Dumreicher unserem gemeinschaftlichen Gönner, Sektions^
Chef Fidler, in den „Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^
museums'', Sektion für Holzindustrie, 1888, S. i ff., widmete.
KARL FIDLER.
„Ein weiser, reiner, milder Mensch ist Karl Fidler von uns ge^
schieden. Die Sache der Kultur in Österreich und darum auch die
Sache des gewerblichen Bildungswesens, hat viel verloren an diesem
unscheinbaren und dabei geistig so hochstehenden Mann. Der Um^*
fang und die Fachrichtung dieser Blätter gestatten wohl nicht, der
Persönlichkeit Fidlers nach dem ganzen Reichtum ihrer Anlagen und
dem mannigfaltigen Reiz ihrer Eigenart gerecht zu werden, zumal ja
die tiefere Bedeutung und Kraft des seltenen Mannes in der huma^
nistischen Richtung wurzelte. Aber immerhin will ich versuchen, ein
Bild seines merkwürdigen Wesens zu entwerfen.
Den jungen Fidler weiß sich niemand von der jetzigen Gene^
ration vorzustellen. So weit wir an ihn zurückdenken, sahen wir ihn
im gebleichten Haar und in jenem ehrwürdig stillen Gehaben eines
Vielerfahrenen, der sich über nichts mehr zu ereifern pflegt. Von
seinen frühen Jahren besitzen wir mangelhafte Kunde. Nur daß er
deutschen Blutes, in Oberösterreich geboren, in ärmlichen Verhältnissen
Denkschrift Techn. Gew.-Mus. 9
— I30 —
aufgewachsen^ wahrend der Studienlaufbahn zeitweilig selbst harten
Druck der Not empfunden hat, ist uns öfter über ihn erzahh wenden.
Seine amtliche Laufbahn hatte er in r^elrechtem Gang, ohne besondere
Glucksfalle oder Mißgeschicke, durchmessen. Von 1845 an, wo er in
einer der mindest zivilisierten tmd gerade darum interessantesten Pro^
vinzen, in Galizien, unter dem Grafen Stadion die öffendiche Dienst^
leistung begann, fand er mehrfach Gelegenheit, die btmte Erscheinungs^
weit der österreichischen Kronlander, ihrer Volksarten und Ktdtur^
zustande zu studieren. Im Jahre 1849 n^^hm ihn Stadion nach Wien
ins Kinisterium des Innern mit, tmd er verwertete da seine gediegene
Arbeitskraft in den großen Organisierungen der Verwaltung. Spater
diente er einige Zeit in dem italienischen Amtsbereiche des greisen
Blarschalls Radetzky. Er war dort Zettge von mancherlei für den
Staatsmann lehrreichen Bestrebttngen und Ereignissen. Nach dem Tode
des großen Feldherm, dem tmglucklichen Kriege, dem Veritiste der
Lombardei kam er wieder in die Reichshauptstadt, zunächst als Sek^*
tionsrat im Polizeiministerium, dann seit 1863, unter Schmerling,
als oberster Preßleiter. Aus dieser Periode seines Lebens stammten
fretmdschaftliche Beziehungen zu den begabtesten Schriftstellern und
vornehmsten Köpfen der alten großdeutschen Partei im Süden und
Westen Deutschlands, Beziehungen, von denen manche bis in seine
letzten Jahre währten. In der Sistierungsara erfolgte seine Versetzung als
Hof rat nach Triest, woselbst er auch unter dem Bürgermimsterium ver^
blieb und 1870 die Leitung der Statthalterei selbständig führte. Als Jirecek
an die Spitze des Kultus^ und Unterrichtsressorts berufen worden war,
erachtete man es als Gebot der Vorsicht, dem der Haltung entbehrenden
und von slawischen Triebkräften fortgerissenen BSinister einen Beamten
von staatsmännischer Besonnenheit und wissenschaftlichem Geiste zur
Seite zu stellen. Zu dieser undankbaren Aufgabe wurde der ebenso
taktvolle als anspruchslose Fidler geeignet befunden. Man kann nicht
von einer Lösung derselben sprechen. Dazu war die Zeit zu knapp.
Denn nach neun Monaten war das ganze Kabinett wieder verschwunden.
Fidler führte nun die Leittmg des Unterrichtsministeriums die kurze
Zeitspanne bis zur Ernennung Stremayrs und blieb sodann daselbst
in der Stelle eines Sektions^Chefis bis zu seiner Versetztmg in den
Ruhestand, die er nur zwei Jahre überlebte.
Wenn man diesen äußeren Lebensgang überblickt, so tmter^
scheidet er sich wenig von dem so vieler Bureaukraten, die bis zu
den höheren Rangsklassen aufgestiegen sind. Aber wie ganz anders
war sein geistiger Inhalt! Die literarischen und geschichtlichen Ent^
Wicklungen der Alten, der drei romanischen Hauptnationen, der Deut^
sehen, der Engländer, der Holländer, mit denen allen er in der Ur^
— 131 —
spräche sich zu befassen pflegte, waren Karl Fidler so vertraut ge^
worden, daß er an die alltäglichen Staatsgeschäfte einen Maßstab zu
halten vermochte, „dessen Grade Volksbildungen waren und dessen
Ganzmaß die Kultur des Menschengeschlechtes''. Dadurch gewann er
eine ruhige Überlegenheit, die ihn hoch über die Unzulänglichkeiten
österreichischer Zeit^ Staats^ und Kanzleiaktionen hinaushob, die aber
gerade deshalb auch manchmal geeignet war, seine Lust am Handeln
zu neutralisieren. Denn jede kräftige Tat fordert ein augenblickliches
Abschätzen ihrer absoluten Bedeutung. Oft aber in schwierigen Lagen
täuschte sich doch die banausische Amtswelt gewaltig, wenn sie ihn
in träumerischer Unkenntnis der Vorgänge wähnte, weil sie keine
nervöse Geschäftigkeit an ihm bemerkte. Er hatte die Augen offen,
aber sein Verhalten erinnerte an Leopold von Rankes Wort von dem
tatenscheuen Kaiser Friedrich IIL: „Er sah in den Dingen die Regel,
von der sie abhangen, das Allgemeine, Beherrschende, das sich nach
kurzer Abweichung wieder herstellt.'^ Mehr als einmal bin ich selbst
Zeuge gewesen, wie in wichtigen und schon halb verlorenen Angelegen^
heiten Fidle rs kaltblütig zögerndes Verfahren einen nicht mehr er^
warteten Erfolg brachte. „Cunctando restituit rem.''
Reichliche Gelegenheit zur Entfaltung solcher kunktatorischer
Künste boten ihm die langwierigen inneren Kämpfe im gewerblichen
Bildungswesen, in denen er zähe an seinen Überzeugungen hielt und
schließlich auch deren Sieg erlebte. Von dem ersten Tage an, da 1872
die Regierungsaktion in gewerblichen Schulangelegenheiten begann,
bis zum Abschluß der grundlegenden Organisationsarbeiten mit dem
1885 festgestellten Programm der Handwerkerschulen kämpften wir
gemeinsam für die gleichen Anschauungen, und in mancher kritischen
Sttmde bewährte sich da die Zuverlässigkeit seines Charakters und die
Folgetreue seines Denkens. Im Frühjahre 1872 übernahm er den Vor^
sitz einer Ministerialkommission für gewerblichen Unterricht, zu deren
Schriftführer ich bestimmt wurde. Diese Körperschaft ließ an Fleiß
nichts zu wünschen übrig. Durch mehr als zwei Jahre folgten wir jede
Woche dem Rufe Fidlers zu einer mehrere Stunden ausfüllenden
Beratung. Aber trotz Umsicht und Geduld wollte es dem pflichteifrigen
Vorsitzenden nicht gelingen, die Angelegenheiten in eine gesunde Ent^
Wicklung hineinzulenken. Eines der beiden Referate war leider in die
Hände eines Mannes gelegt worden, welcher sich selbst mehr als
anderen genügte und belehrenden Zurechtweisungen weder Willfährige
keit noch Auffassungsvermögen entgegenbrachte. Da er überdies an
einer übergreifenden Konkurrenz mit dem anderen Referate Geschmack
fand, trat statt fortschreitender Klärung eine stets zunehmende Ver^
wirrung der Organisationsarbeiten ein, welche die Langmut des Ob^
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— 133 —
sierende Wirken fort und fort inmitten von Ränken, Kompetenz^
konflikten und — last not least — finanziellen Schwierigkeiten. Bei
all diesen Anlässen stand mein edler Vorgesetzter Fidler als ^getreuer
Eckhart'' über mir, beratend, widerratend, fördernd und, in der Stunde
der Gefahr, mich deckend mit dem ganzen moralischen Ansehen seiner
ehrwürdigen Jahre und vielerprobten Staatsdienstleistung. In den Kreisen
der Unterrichtsverwaltung erregte es nicht wenig Eifersucht, daß der
gelehrte Herr solche Vorliebe für ein Departement hegte, das prakti^
sehen Lebenszwecken gewidmet war und mancher beschränkte Spötter
sah hierin eine greisenhafte Marotte. In Wahrheit aber hatte Fidler
— so viel beweglicheren Geistes als jüngere, nur das Althergebrachte
fassende Kollegen — längst klar erkannt, welche ungeheuere Aufgabe
die volkswirtschaftlichen und sozialen Prozesse der Zeit diesem Zweig
des öffentlichen Bildungswesens stellen und zu welcher Zukunft selber
daher in Bälde berufen sein werde.
Diesem weiten Blicke ist es zu danken, daß der Kampf für die
Gewerbeschulsache nicht aufgegeben wurde, bevor noch diese Sache
sich zu bewähren vermocht hatte, daß er vielmehr so lange fortgeführt
werden konnte^^ bis eine vollständige Klärung der öffentlichen Meinung
den bleibenden Erfolg verbürgte.
Neun Jahre hatte es gedauert seit der Einsetzung jener Mini^
sterialkommission und sieben Jahre seit deren Sprengung, bis dieser
Erfolg eintrat, indem eine Allerhöchste Entschließung anordnete, daß
vom I . Jänner 1 882 an die ganze Organisationsarbeit des gewerblichen
Bildungswesens vom Unterrichtsministerium besorgt werden sollte. Ein
neuer Beratungskörper, die Zentralkommission, trat nun unter Fi dl er s
Vorsitz zusammen und schon nach wenigen Jahren hatten wir solche
allgemeine Reformen durchgeführt, daß das gewerbliche Schulsystem
Österreichs wohl als eines der am klarsten geordneten Europas gelten
durfte. Nur einmal noch, als eben mein „Reformprogramm'' für diese
Neugestaltungen in Beratung war, gab es einen Strauß zu bestehen.
Der damalige Handelsminister, dessen Mißgeschick in der Wahl seiner
Freunde und Ratgeber später zu europäischem Rufe kam, fand das
„Reformprogramm" geeignet, seinen Mißmut über den Verlust der
Macht in gewerblichen Unterrichtsfragen in einer Weise zum Ausdruck
zu bringen, welche für die Sache ebenso gefährlich als für den Präsi^
denten der Zentralkommission verletzend war.
Die Kommission stand fest zu ihrem verehrten Präsidenten wie
zum „Reformprogramm**. Fidler und ich erklärten uns bereit, aus
unseren Wirkungskreisen auszuscheiden. Nie habe ich ihn so sittlich
entrüstet, so zum Äußersten entschlossen gesehen wie damals. Die
Angelegenheit machte Aufsehen in ziemlich weiten Kreisen, da die
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^m« ViAitr* freien GetMt and froäe Goinmuig. D.umi aber itr je-
samU OeweAtMUnd ÖMerrekh» mit nur skh m %t)kh dznkisxicm
GedjUhUitMte reteine, schreibe ich diese Zeilen nieder. In Kräcn des
Technofofischcn CewcrbcMuseums, mii deoeo er so viel nnl so
leilnahflUroU für das «ifstrehende Institut «-eiiuhrte, braudie kfa sein
Bild nicht zur Erinnetunf zu empfehlen: ebenso nicht den zahlickhen
Minnern der Verwallun; und des Lebrscmdcs, die mit ihm in häufigere
Berührunji kamen. In tausend treuen Herzen Übt dies sTmpathtschc
Bild weiur. Denn i^ettht Menschenfreundlichkeit brachte er dem Hann
in bescheidenster Swllung, dem Abhängigen und Hilfesuchenden cnt'
gegen wie dem angesehenen, einflußreichen Würdenträger. Dabei fehlte
•einem echten Wohlwollen niemals jener feine, kaum merkliche Zog
von Zurückhaltung, welcher die angeborene Vornehmheit zimi Wider'
spiel der Emporkommlingsweisc macht.
Seine Selbstlosigkeit wurzelte in einer philosophischen Grund'
ung, die einen Stich ins Pessimistische nicht verleugnete. Unter
ruercn Dichtern war der schwermütige Leopardi einer seiner
Ige. Einige von dessen gedankenreichsten Gedichten hat er in
dien Übersetzungen wiedergegeben, die unerreicht sind.
Unit traf ich ihn lebhaft angeregt von solcher Arbeit, und er
irlc mir im Gespräch den Ideengang des Autors von der Eitel'
lies irdischen Gutes und wie auch die letzte Hoffnung des hoch'
(en Unglücklichen, der Ruhm, ein leeres Wahngebilde sei. Ef
id trat mir die Erinnerung an dieses Gespräch vor die Seele,
— 135 —
als ich in den öffentlichen Blättern die kargen Gedächtnisworte las,
welche die Welt von Fidlers Hinscheiden unterrichtete. Ein Dasein
▼on so unvergleichlich reichem, tiefem Geistesinhalt, so erfüllt von
Interessen, Leistungen und Arbeit, war für immer erloschen und die
Summe dieses Daseins ward nur in wenigen Zeilen gezogen, die
einige äußere Lebensverhältnisse des Verblichenen streiften. Auf die
Erinnerung der Menschen für den Menschen wirkt eben häufiger, als
man gemeinhin glaubt, der Zufall ein. Von dem welterfahrenen
Montesquieu ist der Ausspruch getan worden: „Les places que la
posterite donne, sont su Jettes comme les autres aux caprices de la
fortune.'' Möchten diese Zeilen ein klein wenig dazu mitwirken, dem
Andenken Karl Fidlers den ausgezeichneten Platz anzuweisen, der
ihm gebührt.
Wien, im Jänner 1888.
Dumreicher.**
Mit tiefer Ergriffenheit lese ich selbst diese Zeilen wieder, die
ihren Verfasser ebenso ehren, wie den dahingegangenen Mann, dem
sie gelten, Zeilen, die mich an eine hohe Zeit meines Lebens erinnern,
in der große, mit Begeisterung verfolgte Aufgaben und der vertraute
Verkehr mit wirklich großen Männern das Beste zu wecken vermochten,
was in unserer Kraft gelegen war.
Chronologisch genommen war der erste Verlust eines bedeutungs^
vollen Mitgliedes der Spezialkommission durch den Tod schon im
Jahre 1887 erfolgt, als Josef Thonet verschied. Aus Anlaß dieses
schmerzlichen Ereignisses schrieb ich u. a. folgendes:
JOSEF THONET.*)
„Mit dem Namen eines jeden Bürgers sind Vorstellungen ver^
knüpft, unter welchen zuvorderst die Ansichten über dessen berufliche
Tüchtigkeit erscheinen. Der Name des Kaufmannes enthält seinen
Kredit, der Name des Künstlers weist hin auf den Wert seines Könnens
und birgt in sich die Eigenart seiner Schöpfungen. Wenn der Name
eines Industriellen zu ganz besonderer allgemeiner Geltung gelangen soll,
so muß sich das von ihm getragene Unternehmen durch irgend ein
eigenartiges Merkmal auszeichnen. Großartigkeit der Betriebsanlagen
'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Sektion für Holz^
industrie. VlII. Jahrgang, S. 130.
- 136 -
und bedeutender Umfang des Geschäftsbetriebes oder die erfolgreiche
Pflege einer gewissen technischen Spezialität oder auffallende Fürsorge
für das physische Wohl und die psychische Entwicklung der Arbeiter^
Schaft, dies sind Momente, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf
ein industrielles Unternehmen lenken und die allgemeine Anerkennung
an den Namen eines Gewerbetreibenden knüpfen. Bei manchen indu^
striellen Großbetrieben ist es nicht bloß der Begründer, dessen Name
in der Geschichte der vaterländischen Wirtschaft verzeichnet steht,
sondern der Ruf des Begründers vererbt sich in der Familie auf den
Sohn und den Enkel, und so bildet sich ein von Generation zu Gene^
ration erhöhter Glanz des Namens der Familie — eine Art von
Adelsgeschlecht, neben dem der Ruhm des historischen Adels in manchem
seiner Repräsentanten verblaßt. Ein ganz eigentümlicher Reiz liegt für
uns in den Namen jener Industriellen, welche, von kleinen Anfängen
ausgehend, durch Verbesserungen des technischen Verfahrens, durch un^
ermüdliche eigene Arbeit, durch die enthusiastische Hingebung an die
von ihnen ins Leben gerufene Produktion zur Schaffung großer Arbeits^
Stätten gelangten und es so weit brachten, daß der von ihnen erzielte
Umsatz ein bemerkenswerter Faktor in der Handelsbilanz des Staates
wurde. Tausenden von Familien wird auf solche Art die Möglichkeit
des Erwerbes geschaffen, Massen von Rohstoffen, bisher unwertbar, er^
langten einen steigenden Verkaufspreis und erhöhten dadurch den
Wert von Grund und Boden — das Nationalvermögen; Lebensbedürf^
nisse, die bisher nur in unzulänglichem Maße oder nur dann befriedigt
werden konnten, wenn dafür verhältnismäßig große Opfer gebracht
wurden, werden nun durch das hochentwickelte industrielle Untere
nehmen spielend befriedigt und breitere Schichten der Bevölkerung
genießen durch die rationelle Produktion früher nicht gekannte Vorteile.
Besonders wertvoll für die staatliche Wirtschaft und für die technische
Entwicklung der Produktion wird der Name dann, wenn er sich an die
Schaffung einer völlig neuartigen Produktion knüpft, welche sich durch
die glückliche Ausnützung lokaler Verhältnisse, durch technische Er^
rungenschaften zu einem Sondergute der Nation oder des Staates ent^
wickelt und dem letzteren dadurch eine Art von Besitz bereitet, der
ihm durch die Konkurrenz anderer Staaten weder bestritten noch ent^
eignet werden kann.
Ein solcher Name, der von den verschiedensten Standpunkten
aus beurteilt, immer wieder einen vorzüglichen Klang hat, ist der,
welchen eine aus dem Rheinlande nach Österreich eingewanderte
Tischlerfamilie trägt — der Name Thonet. Der Bopparder Bürger
Michael Thonet (geboren 1796) übersiedelte mit seinen fünf Söhnen
Franz, Michael, August, Josef und Jakob im Jahre 1842 nach Wien.
— 137 —
Josef Thonet, der viertälteste von den Söhnen, damals 19 Jahre
alt (er war im Jahre 1830 zu Boppard geboren worden), zeigte sich
als für die kaufmännische Seite des Geschäftes besonders befähigt.
Im Jahre 1853, ^in i* Oktober, wurde das Geschäft unter der
Firma „Gebrüder Thonet" protokolliert; so wollte es der greise Vater,
welcher, ohne sich vom Geschäfte zurückzuziehen, doch schon das auf«^
blühende Unternehmen unter die Verantwortlichkeit seiner Söhne zu
stellen für gut fand.
In das Jahr 1855 fallen die Vorbereitungen für die Errichtung
einer Fabrik in Koritschan in Mähren,' welche mit dem Jahre 1856
in Betrieb gelangte. Während nun die älteren Söhne sich vorwiegend
der Fabrikation zuwendeten, ist es hauptsächlich Josef, dem die kauf^
männische Leitung des gesamten Geschäftes zufiel. Er kümmerte sich
um den Absatz der erzeugten Waren in Wien, in den Provinzen und
um die Anknüpfung von Verbindungen zur Anbahnung des Exportes;
er leitete die Buchführung und die Zirkulation der Barmittel im Ge^
schäft. Diese führende Stellung im Hause hinderte ihn jedoch nicht,
sich auch mit den Details in der Organisation des Koritschaner Fabriks^
betriebes zu befassen und als Ratgeber bei allen wichtigen Maßregeln
zur Erweiterung des Geschäftes mitzuwirken.
Das Fabriksuntemehmen in Koritschan wuchs rasch und Michael
Thonet, welcher am 3. März 1871 starb, konnte noch vor seinem
Ende mit stolzer Befriedigung wahrnehmen, daß er der Weltindustrie
und dem Welthandel ein Produkt eingefügt hatte, welches seinen
Namen mit Ehren trug: Das Thonet sehe Möbel.
Die Fabrik in Koritschan konnte bei aller Entwicklungsfähigkeit dem
raschen Aufschwünge des Absatzes und der Nachfrage nicht genügen, und
es wurde daher an die Begründung weiterer Fabriken zunächst in Mähren
geschritten. So entstand die Fabrik in Bistritz am Hostein (1860) im
Hinblicke auf die Waldungen des Freiherrn von Laudon und die
Nähe zur Nordbahn. Später (1865) erwarb das Haus Thonet von
dem Grafen Keglevich die Herrschaft Groß^Ugröcz in Ungarn
und erbaute daselbst eine Fabrik, um die nun im eigenen Be^
sitze der Firma befindlichen Waldungen und jene der Nachbarn
im Neutratale in der Richtung der Industrie auszubeuten. Im Jahre
1870 erfolgte die Errichtung der Fabrik in Wsetin, 1879 jener in
Hallenkau.
Als zu Ende der siebziger Jahre durch die russischen Einfuhr^
Zollerhöhungen der Absatz der Thonetschen Produkte in Rußland
sehr erschwert wurde und es sich darum handelte, den dortigen Markt,
der für das Haus bereits eine große Bedeutung erlangt hatte, auch
unter den geänderten Zollverhältnissen zu retten, entschloß sich die
- 138 -
Firma, eine Fabrik in Russisch^Polen zu gründen, und sie wurde in
der Tat im Jahre 1880 zu Radomsk geschaffen.
An den Vorberatungen über die Errichtung der einzehien Fabriken
nahm Josef Thonet zumeist einen hervorragenden Anteil, immer
mindestens denjenigen, welcher ihm dadurch zufiel, daß nichts ohne
seine Zustimmung geschah. Die Errichtung der russischen Fabrik war
aber namentlich über Josefs Anregung erfolgt. Sein weiter Blick und
sein ausdauerndes Beharren auf der einmal als richtig erkannten Idee
beseitigten alle Bedenken und führten zu diesem, immerhin riskanten
Schritte. War schon Josefs Einfluß bei der Initiative zur Errichtung
der Fabriken ein maßgebender, so war er es in noch viel höherem
Grade bei der Begründung der kaufmännischen Niederlassungen, und
heute befinden sich große Thonetsche Warenhallen an den verschieb
densten Emporien des Welthandels. Auch hier waren es wieder die
russischen Niederlagen, welche im Zusammenhange mit der Radomsker
Fabrik ganz besonders als das Werk Josefs aufgefaßt werden müssen.
Es bedarf keines umständlichen Nachweises, daß der Leiter des Zentral^
geschäftes in Wien, Josef Thonet, welcher nebst der intensiven Be^
teiUgung an der Beratung technischer Angelegenheiten seine große
Arbeitskraft an jenem Punkte angreifen ließ, wo der Hebel des kauf'^
männischen Betriebes in Bewegung gesetzt wurde, nicht der mindest
Verdiente unter seinen Brüdern war. Er war es auch, welcher auf eine
würdevolle Repräsentanz des Geschäftshauses besonderen Wert legte
und dessen internationale Bedeutung auch durch die äußere Erscheinung
des Unternehmens darzustellen bestrebt war.
Es erübrigt aber noch, Josef Thonet in jenen Sphären seiner
Beflissenheit zu -ischildem, in denen* er als selbständiges Individuum
auftrat. Ihn aus seinem Berufe vollständig loszuschälen ist untunlich,
da er mit demselben ganz und gar verwachsen war, wohl aber tritt er
als selbständig handelnder Mann im öffentlichen Leben auf und ihm
war es vergönnt, in einem Grade wie wenigen anderen durch eine
seltene Vereinigung liebenswürdiger Eigenschaften und markanter Vor^
züge eine ausnahmslos wohlwollende Beurteilung seitens seiner Mit^
bürger zu erlangen. Das Sprichwort: „Viel Feind, viel Ehr'' wurde an
ihm zu Schanden, denn ihm wurde die größte Ehre im reichsten Maße
zuteil, die Ehre, von seinen Berufsgenossen und Mitbürgern hoch^
geachtet zu sein, ohne irgendwo eine nennenswerte Gegnerschaft zu
finden.
Nie drängte er sich in den Vordergrund, kam nur dann, wenn
er gerufen wurde, und wirkte nur dort, wo seine Fähigkeiten ihm die
Beherrschung der Aufgabe ermöglichten; rechtlich, bescheiden, tüchtig
und großmütig waren seine hervorragenden Eigenschaften. Die gemein^
— 139 —
nützigen Bestrebungen, welche in Wien sich so mühsam Bahn brechen
und schwer unermüdliche Propagatoren finden, gewannen in ihm leicht
einen ausdauernden Freund, sobald die Absicht der Aktion seinen
Beifall fand. Handelte es sich um die Hebung fachUcher oder allge^
meiner Bildung, um die Verteidigung der Standesehre, um die Intern
essen des Bürgertums, so war Josef T hon et immer bereit, moralisch
und materiell zu helfen.
Bei der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums war
Josef Thonet einer der ersten von jenen, welche die Idee, die dieser
Begründung vorschwebte, mit Beifall begrüßten. Unaufgefordert bot er
seine Kräfte zur Mitwirkung bei der Durchführung des Unternehmens
an. Er veranlaßte die Firma sofort als Stifter des Technologischen
Gewerbe^Museums dem Institute beizutreten und gehörte der Spezial^
kommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums seit
dessen Errichtung im Jahre 1879 bis zu seinem Tode an.
Er war weder ein Schönredner noch ein Vielredner, nie aber
haben wir von ihm zim Bemerkung gehört, welche nicht fachlich zu^
treffend gewesen oder unberücksichtigt geblieben wäre. Er stand immer
auf der Seite derjenigen, welche mit Wärme jedes Symptom des Auf^^
blühens bemerkten; mit Enthusiasmus verfolgte er den Aufschwung
unseres Institutes. Unvergeßlich wird uns bleiben, wie er bei einzelnen
Anlässen, die mit dem Gedeihen unserer Schöpfung im Zusammenhange
waren, mit einer Wärme, die belebt und ermuntert und andere mit sich
fortreißt, seine Teilnahme kundgab. Er war unser und unserer Bestreu
bungen echter Freund, ausdauernd, einsichtsvoll und wohlwollend.
Wir wollen es hier unerörtert lassen, was ein solcher Mann mit
diesen Eigenschaften für seine Familie, für seine Arbeitsgenossen im
weitesten Sinne des Wortes und für seine ihm näher stehenden persona
liehen Freunde war. Sein Tod bedeutet ihnen allen einen unersetz^
liehen Verlust in des Wortes vollster Bedeutung. Das Technologische
Gewerbe^Museum und sein gegenwärtiger Leiter haben für den Inbe^
griff von Vorzügen, die sich an den Namen Josef Thonet knüpfen,
nur ein Wort: Unvergeßlich !**
Von den Mitgliedern der Spezialkommission, welche Einfluß auf
die Fortschritte der Anstalt zu nehmen in die Lage kamen, sind noch
mehrere zu nennen.
WILHELM FREIHERR VON EICHLER.*)
„Völlig unerwartet traf uns die Nachricht von dem Hinscheiden
des Hofrates Baron Eichler. Für uns war er noch nicht Pensionist,
'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1893» S. 79*
— 140 —
im Gegenteile — er stand in vollster Aktivität, und der Verlust ist
daher für uns wirklich ein Entgang an Rat und Hilfe.
Wilhelm Eichler wurde am lo. Dezember 1818 in Kötzschen^
broda bei Dresden geboren, er studierte am Polytechnikum zu Dresden,
trat im Jahre 1836 bei der im Baue befindlichen Leipzig^Dresdener
Bahn in den Dienst und ging 1839 nach Österreich zur Wien^Glogg^
nitzer Eisenbahn, wo er beim Baue Verwendung fand. Die Gesell^
Schaft sandte ihn später als Ingenieur zum Studium des Maschinen^
Wesens und der Betriebseinrichtungen bei Eisenbahnen auf eine Studien^
reise nach Deutschland, Belgien und England. Im Jahre 1844 finden
wir Eichler als Oberingenieur bei der Linie Mürzzuschlag^Graz^Cilli
mit der Betriebsfiihrung betraut, später als Bauunternehmer eines
Teiles der Semmeringbahn. Im Jahre 1855 ist Eichler Generalinspektor
der österreichischen Staatsbahngesellschaft; im Jahre 1864 wurde er zum
Generalinspektor der Kaiser Ferdinands^Nordbahn ernannt, welches Amt
er bis 1885 bekleidete.
Die einundzwanzigjährige Periode der Wirksamkeit Eichlers als
oberster Beamter der Kaiser Ferdinands^Nordbahn, die er fast unum^
schränkt beherrschte, fällt zusammen mit der großartigen Entwicklung
dieser Verkehrsanstalt.
Das Ende der Regierungsperiode Eich 1er s trifft mit dem Ablaufe
des Privilegiums der Nordbahn zusammen; daß der Krieg vom Jahre
1 866 in diese Periode fallt, und daß in dieser Phase der Entwicklung der Neu^
bau des Wiener Hauptbahnhofes, des Ostrauer Rangierbahnhofes, der
Lokomotivwerkstätte in Floridsdorf und die Erweiterung der Ostrauer
Werkstätten stattfand, läßt den Umfang der Tätigkeit Eichlers ermessen.
Bei Begründung des Technologischen Gewerbe^Museums war der
Zentralinspektor Becker in die leitende Kommission berufen worden,
ihm und dem Oberingenieur Felix Reif er verdankt das Museum mannig^
fache Förderung. Nach dem Tode Beckers wählte die Kommission
den Generalinspektor Freiherm von Eichler, der diese Wahl auch
annahm und vom Jahre 1884 bis zu seinem Tode an den Verband^
lungen dieser Kommission regen Anteil nahm. Sein scharfer Verstand,
der Reichtum an Erfahrungen und ein auf ruhiger Erwägung basiertes
Interesse verliehen seinem Votum stets ein fühlbares Gewicht.^
GUSTAV RITTER VON LEON.*)
„Zur Mitwirkung an der Durchführung der Aufgabe, die sich
Baron Schwarz^Senborn gestellt hatte, der Gründung des Athe^
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. VIII. Jahrgangs S. 2.
— 141 —
naums, berief er mehrere Männer von Umsicht und Energie, von
Erfahrung und Kenntnissen und unter diesen waren es besonders
zwei, welche in den Vordergrund traten: Das Mitglied der k. k. Finanz^
prokuratur Dr. Franz Edler von Rosas, ein hervorragender Jurist und
Fachmann auf dem Gebiete der Gesetzgebung ztun Schutze des geistigen
Eigentums auf gewerblichem Gebiete, femer — Gustav Ritter von
Leon, ein Mann, dessen finanzpolitische Kenntnisse ihn in die erste
Reihe der Wiener Finanziers stellten. Die Gründung des Athenäums
scheiterte allerdings, und zwar deshalb, weil man keinen Direktor
aufzufinden verstand; es fehlte der Mann, der die Durchführung des
Planes übernommen hätte. Man entschloß sich endlich, das ganze
Unternehmen zu liquidieren und mit der Dtu*chführung dieser keines^
wegs leichten Aufgabe wurden wieder die beiden genannten Herren
betraut
Es ist sehr zu bedauern, daß das Athenäum nicht lebensfähig
gemacht wurde; währte es doch noch sechs Jahre, bis nach der Ober^
Windung mannigfacher Schwierigkeiten und dem Scheitern auch anderer
Pläne das heutige Technologische Gewerbe^Museum in geradezu
kleinlichen Anfängen entstand! Es mußte wieder von vorne angefangen
werden, denn die Schätze in jedem Sinne des Wortes, welche Schwarz^
Senborn aufgebracht hatte, waren inzwischen anderen Zwecken zu^
geführt worden.
Dtu*ch das Athenäum wurde Gustav Ritter von Leon mit dem
gewerblichen Bildungswesen wenigstens in einer Organisationsform
bekannt, und es konnte daher nicht Wunder nehmen, daß ihn die
Handels^ und Gewerbekammer, deren Mitglied er war, in die Spezial^
kommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums ent*
sendete. Dort wirkte er nebst den anderen Mitgliedern dieser Körper^
Schaft, Eduard Kaiser, Ernst Ritter von Boschan und Rudolf Kit^
schelt, in ausgezeichneter Weise. Namentlich der Verwaltung wandte
er sein Interesse zu. Das junge Institut verdankte seinem scharfen
Verstände und klaren Urteile manchen vorzüglichen Rat, der auch be^
folgt wurde; die mittmter strenge Kritik, welche Leon rückhaltslos,
aber dabei von der wohlwollendsten Tendenz geleitet, übte, nahm
einen wohltätigen Einfluß auf die Gestaltung der Dinge. Die Haupte
leistung Leons bestand in der von ihm namens des Niederöster^
reichischen Gewerbevereines geradezu glänzend durchgeführten Er^
Werbung der Si gl sehen Realität für das Technologische Gewerbe^
Museum; es ist die Frage, ob es einem anderen gelungen wäre, den
fast unentwirrbaren Knoten zu lösen, welchen die verwickelten Besitz^
und Rechtsverhältnisse der Si gl sehen Realität — des Restes des einst
großen Fabriksetablissements — darstellten. Leon verlegte sich auf
— 142 —
die ihm übertragene Mission mit der ihm eigenen Energie und Atis^
dauer und der Erfolg war ein für die Entwicklung des Technologischen
Gewerbe^Museums wichtiger Schritt von entscheidendem Werte. Aber
nicht nur für das Technologische Gewerbe^Museum gelang es, ein
geeignetes Heim zu schaffen, auch der Niederösterreichische Ge^
Werbeverein wurde damit auf den Weg zur Erlangung eines sehr wert^
vollen Besitztumes geführt. Durch die Entsendung dieses Delegierten
hat die Handels^ und Gewerbekammer dem jungen, aufblühenden In^
stitute, dem so manches Hindernis für seine Entwicklung in den Weg
gelegt wurde, einen nicht vorgesehenen Dienst geleistet, und es gehört
zu den Traditionen des Technologischen Gewerbe^Museums, Leistungen,
die mit demselben zusammenhängen, rückhaltslos und vorurteilsfrei,
warm und bleibend anzuerkennen. G. von Leon ist am i6. Februar
1898 gestorben."
BERNHARD DEMMER.*)
„Indem wir die Lebensgeschichte Demmers erzählen, werden wir
die Erklärung von dessen Parteinahme für das k. k. Technologische
Gewerbe^Museum und den organisatorischen Grundgedanken seiner
Fachschulen liefern. 1834 zu Eisenach im Großherzogtume Sachsen^
Weimar ^ Eisenach als Sohn des dort ansässigen Schlossermeisters
Wilhelm De mm er geboren, erlernte er bei seinem Vater das
Schlosserhandwerk, ging bald darauf auf die Wanderschaft und ar^
beitete zuerst bei dem Schlossermeister Robert Thümmel in der
Nikolaistraße in Leipzig, wo die Herstellung von feuerfesten Kassen
besonders betrieben wurde. Mit dem Beginn des Studienjahres 1851/52
ließ sich De mm er, von Wissensdurst getrieben, trotzdem er auf
sehr bescheidene Mittel angewiesen war, in den Vorbereittmgs^
Jahrgang des Polytechnischen Institutes in Wien inskribieren, den er
mit Erfolg absolvierte und dadurch in die Lage kam, in den folgen^
den Jahren bei Salomon Mathematik, bei Burg Mechanik u. a. m.
zu studieren. Im Jahre 1855 verließ Demmer das Polytechnische In^
stitut und trat in die Maschinenfabrik der Firma Leo Müllers sei.
Witwe als Zeichner und Konstrukteur ein. Noch in demselben Jahre
jedoch erhielt er eine Stelle in der landesbefugten Maschinen^ und
Wagenbauanstalt Johann Spie ring als Konstrukteur. Im folgen^
den Jahre trat er in die Maschinenfabrik der k. k. priv. Staats^
eisenbahn^Gesellschaft ein, wo er 13 Jahre als Ingenieur, zuletzt als
Chef des technischen Konstruktionsbureaus unter John Haswell
wirkte. Das Jahr 1869 berief ihn in neue Stellungen, indem er einer^
seits mit seinen Brüdern in Eisenach die seither sehr renommiert ge^
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. XII. Jahrgang, S. 169.
— 143 —
wordene Erste Thüringer Herd^ und Ofenfabrik in Eisenach gründete,
anderseits zum Direktor der Wiener Lokomotivfabriks^Aktiengesell^
Schaft in Groß^Jedlersdorf (jetzt Floridsdorf) ernannt wurde. In dieser
Stellung entwickelte er sich zu einer markanten Persönlichkeit, die
ebensosehr in Ingenieurkreisen, wie auch in der Gesellschaft schritt^
weise zu großem Ansehen gelangte. De mm er hatte als ganz junger
Mensch in Wien den Typhus überstanden und seither war er niemals
krank und niemals müde, sondern immer in hohem Maße rührig,
durch energische Tätigkeit befriedigt, dem Fortschritte zugeneigt, tmd
ohne Vernachlässigung seines engeren, stets größere Anforderungen
an ihn stellenden Berufes, immer nach höheren, weiter ausgreifenden
Aufgaben strebend. Dies ist in kurzen Zügen der Lebenslauf eines
Mannes, den uns ein plötzlicher Tod am 29. Juli 1902 entriß.
Das Wort „uns'' ist in diesem Falle ein sehr weiter Begriff. Seine
Brüder, seine Söhne aus der ersten, seine Kinder aus der zweiten Ehe,
betrauern tief den tüchtigen, liebenswürdigen und pflichttreuen Mann.
Die beiden industriellen Unternehmungen, denen er angehörte, sind
zwar so trefflich organisiert, daß sie durch den Hingang ihres Mitbe^
gründers keinen dauernden Schaden nehmen werden. Sie werden weiter,
den Absichten Demmers folgend, gedeihen und ihm ein Denkmal
bilden. Aber alle Angehörigen dieser beiden Unternehmungen werden
es doch als einen schmerzlichen Verlust empfinden, daß der Urheber
dieser Produktionsstätten ihnen jäh entrissen wurde. Das „uns'' er^
streckt sich aber auch auf eine Reihe von Verwaltungen, bei welchen
Demmer mitwirkte. Es ist hier ausdrücklich hervorzuheben, daß
Demmer kein Ehrenamt annahm, ohne den Pflichtenkreis, in welchen
er eintrat, voll zu erfüllen; nirgends begnügte er sich mit der Rolle
eines Figuranten; überall, wo er war, war er ganz bei der Sache, mit
seiner reichen Erfahrung und seinem ernsten Wollen. Er bildete eine
Zierde eines jeden Gremiums, zu dessen Mitgliedern er zählte.
Ich beantragte im Jahre 1883 die Berufung Demmers in die
Spezialkommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums.
Kaum hatte sich Demmer mit den Grundzügen der Organisation
vertraut gemacht, als er, sie rückhaltslos anerkennend, dafür jederzeit
eintrat, und niemals blieb ein Appell an seine Sachkenntnis unwirk^
sam. Demmer führte das heute noch am Technologischen Gewerbe^
Museum angewendete System der amerikanischen Fabriksbuchhaltung
ein, indem er einen Vertrauensmann aus der Buchhaltungsabteilung
der Floridsdorfer Fabrik für solange an das Technologische Gewerbe^
Museum exponierte, bis diese Buchhaltung vollständig eingerichtet war.
Das Widerstreben der Anhänger anderer Systeme mußte überwunden
werden, aber es gelang, und dem Institute wurde hierdurch ein dauern^
— 144 —
der Vorteil zugewendet. Alle Urteilsfähigen bezeichnen diese organi^
satorische Einrichtung als sehr wertvoll und mustergültig für ähnliche
Unternehmungen.
De mm er war auch Mitglied des Fachkomitees der Niederen und
Höheren Fachschule für Bau^ und Maschinenschlosserei, deren Ein^
richtung und Zweck niemand besser als er selbst beurteilen konnte.
Hat er doch denselben Weg gemacht, welchen diese Fachschule für
begabte junge Leute eröffnet hat. Heute könnte man den Entwick^
lungsgang nicht mehr nehmen, den Demmer zu verfolgen so glücke
lieh war. Hundertfach würde er heute den Weg versperrt gefunden
haben aus der Praxis an die Technische Hochschule. Er hätte nur den Weg
betreten können, den heute die Fachschulen der dritten Sektion für seinen
Berufdarstellen.Wenn wir gar kein anderesZeugnis hätten für dieRichtigkeit
der organisatorischen Grundlage der Fachschulen unserer dritten Sektion,
als das Demmers, so würde dies hundert Gegnerschaften vom grünen
Tisch aufwiegen. Die Entwicklung solcher Männer, wie Demmer,
mttß möglich bleiben und darf nicht durch versteinerte Vorschriften
völlig verhindert werden. Direktor Demmer wurde ohne Mittelschule,
ohne Maturitätsprüfung und ohne moderne Hochschulbildung, bloß
dadurch, daß ihm höhere wissenschaftliche Fachbildung nicht verschlossen
blieb, ein Ingenieur, der zu den ersten Lokomotivbauern Österreichs
gehört und dessen Name in der Geschichte des österreichischen Loko^
motivbaues bleibend verzeichnet ist. Er war ein Enthusiast als Praktiker
ein Pedant in der Prüfung theoretischer Fortschritte.
Er wurde auch in die Kommission für die zweite Staatsprüfung an
der Technischen Hochschule in Wien gewählt. Die Wahl war keine
schlechte. Es ist ein Glück, daß man dabei übersehen hat, daß er nach
den bestehenden Vorschriften nicht einmal als ordentlicher Hörer an
derselben Technischen Hochschule hätte aufgenommen werden können;
unter gar keinen Umständen. Ihm wäre nur der Weg an das Tech^
nologische Gewerbe^'Museum frei geblieben. Er war aber auch Prüfungs^
kommissär für die Abgangsprüfungen an der höheren Fachschule für
Bau^ und Maschinenschlosserei am Technologischen Gewerbe^Museum,
und er wurde nicht müde, mir die Vorzüge des Unterrichtssystemes
am Technologischen Gewerbe^Museum für gewisse mittlere technische
Aufgaben auseinanderzusetzen. Dies war freilich für uns keine Über^*
raschung, aber doch keine überflüssige, vielmehr eine immer wieder
erwünschte Befestigung unserer Überzeugung. Ungleich wertvoller für
uns war, als uns Demmer bei seinem Eintritte in die Spezialkom^
mission, immer und immer wieder sagte: „„Halten Sie fest an Ihren
Absichten; die Methode, die Sie zur Erziehung eines höher qualifi''
zierten Gewerbestandes anwenden, ist richtig. Alle Welt wird schließe
1
— 145 —
lieh auf Ihrer Seite stehen."" Trotz der hohen Stellung in der techni^
sehen Hierarchie und trotz seiner vielen Berufspflichten ließ sich
Demmer nicht viel bitten, um jedes Jahr wieder die Funktion eines
Revisors des Rechnungsabschlusses und der Bilanz des k. k. Techno^
logischen Gewerbe^Museums gemeinschaftlich mit dem Vizepräsidenten
der Niederösterreichischen Handels^ und Gewerbekammer Abgeordneten
Kitschelt zu übernehmen. Mit größtem Eifer widmete er sich dieser
Aufgabe und es bereitete ihm ein sichtliches Vergnügen, den Antrag auf
Erteilung des Absolutoriums in der Spezialkommission zu vertreten.
Demmers Leistungen für das Institut erleichtern uns die Sorge
um einen Ersatz. Soviel ist aber sicher, daß keine Institution, der er
im Sinne einer erweiterten Berufsauffassung seine Tätigkeit widmete,
in höherem Maße als unsere verpflichtet ist, das Andenken an diesen
vortrefflichen Mann pietätvoll zu bewahren. Ein merkwürdiges Zu^
sammentreffen in der Geschichte der Lokomotivfabrik, an deren
Gründung Demmer hervorragend Anteil nahm, mit der Geschichte
des Technologischen Gewerbe^Museums begründet das Datum, daß
in der Fabrik im Jahre 1896 die Vollendung der tausendsten Loko^
motive gefeiert werden konnte, während am k. k. Technologischen
Gewerbe^Museum in diesem Jahre die Schülerzahl tausend erreichte.""
Der letzte Verlust, den wir in dieser Gruppe von Personen zu
beklagen haben, der insbesondere mich empfindlich traf, ist das Hin^
scheiden des Altmeisters
FRIEDRICH PAULICK
am 19. März 1904. Ich lernte ihn 1873 kennen, als er schon ein
angesehener Wiener Bürger war, nachdem er an den großen Monu^
mentalbauten Wiens hervorragenden Anteil genommen hatte. Seine
künstlerische Ausbildung erhielt er an der Wiener Akademie und trat
mit Van der Null und Siccardsburg, den Architekten der Wiener
Hofoper, in freundschaftlichen Verkehr, welcher bis zu deren Lebens^
ende dauerte. Ich habe keinen zweiten Mann gefunden, der bei einer
solchen Urwüchsigkeit in den Umgangsformen — der unmodifizierte
Tischler — eine so tiefe fachliche, sowohl künstlerische als technische
Bildung, praktische Erfahrung mit der Feinfühligkeit der Gesinnung
des vollkommenen Ehrenmannes verband. Er machte aus seiner Ge^
sinnung nie ein Hehl und gab seinen Überzeugungen unverhohlen,
oft auch unbeholfen Ausdruck, doch wurde ihm wegen dieser Außer^
lichkeiten nie die ihm gebührende Hochachtung entzogen. In seinem
Nachlasse fand man mehr als ein Dutzend von mir unterschriebene
Dank^ und Anerkennungsschreiben, die er alle sorgfältig aufhob. Aber
Denkschrift Techn. Gew.'Mus. lo
— 146 —
diese vergilbten Blätter bedeuten nichts im Vergleich zu dem, was er
mir an wirklichen Diensten geleistet und wie ich ihm hierfür immer
dankbar bleiben werde. Er gehörte der Spezialkommission vom ersten
Sitzungstage bis an sein Lebensende an.
Ich habe der hervorragendsten und vornehmsten persönlichen
Erscheinungen in der Verwaltung des Gewerbevereines und des
Technologischen Gewerbe ^Museums gedacht, aller jener Personen,
die, wenn auch außerhalb des Museums stehend, doch mitgewirkt
haben in mancher Phase seiner Entwicklung. Ich habe nun noch einer
Gruppe von persönlichen Kräften zu gedenken, welche für die Ge^
schicke des Institutes wohl die maßgebendste ist, der Gruppe der am
Museum Angestellten, Professoren tmd Lehrer, Versuchstechniker
und Beamten. Rücksichten, die für jedermann verständlich sein werden,
verbieten mir auch in diesem Falle von den lebenden, heute noch am
Institute wirkenden Persönlichkeiten zu sprechen, wenn auch vielleicht
der eine oder der andere Name später noch bei der Erwähntmg irgend
eines Faktums genannt werden muß. In dieser retrospektiven Dar^
Stellung treten nur jene in den Vordergrund, die tms in irgend einer
Weise verlassen haben und unter diesen jene vorerst, die bereits des
irdischen Ringens enthoben sind. Ich darf mir vielleicht an dieser Stelle ge^
statten hervorzuheben, daß ich das größte Interesse immer der Individualität
entgegenbringe. Je hervorragender und eigenartiger sie ist, desto schwieriger
ist es freilich, sie der gemeinsamen Arbeit im Sinne der Gemeinsamkeit
dienstbar zu machen. Die Opfer, welche bei der Berührung mit solchen
stark ausgeprägten aber wertvollen Naturen gebracht werden müssen,
sind nicht unerheblich. Einfluß auf sie zu gewinnen, ohne daß sie es
merken, ohne daß ihre mitunter überfeine Empfindlichkeit verletzt
wird, ist manchmal ein schwieriges Problem; dabei hatte ich doch nie
über die Mittel zu verfügen, die sonst leichter zum Ziele führen, näm^
lieh hohe materielle Entlohnung, rasches Avancement und staatliche
Auszeichnungen. Wie oft mußte ich diese durch meine Beredsamkeit
und durch freundschaftliche Gesinnung ersetzen. In manchen Fällen
mußte ich auch eine vorhandene Kraft übernehmen, da diese Über^
nähme Vorteile für das Institut bieten konnte, die größer waren als
der Abstand der vorhandenen Qualifikation von der wünschenswerten,
und dann mußte man eben aus dem betreffenden Manne so viel
machen als zu machen war, die Vorzüge erforschen und tunlichst ver^
werten und alles vermeiden, was dazu führen konnte, die Schwächen
zu sehr zu demaskieren. Selbst die staatliche Verwaltung innerhalb
und außerhalb des Unterrichtswesens ist oft genug gezwungen, sich
von derartigen Rücksichten leiten zu lassen. Hat doch auch die
politische Raison gezwungen, in die Zentralstellen, bis hinauf zu den
— 147 —
höchsten staatlichen Funktionären, Personen aufzunehmen, die dem
von ihnen zu bekleidenden Amte nur halb oder gar nicht gewachsen
waren; und war die politische Raison wichtig genug, um die Maßregel auf
die Dauer als gerechtfertigt erscheinen zu lassen und ist das Mißverhältnis
zwischen dem erzeugten Übelstande und dem Vorteil der Konvenienz
nicht zu groß, so wird man eine milde Beurteilung erwarten können
und erfahren. Selbst in den kleinen Verhältnissen, welche die Geschichte
eines einzelnen Institutes umschreiben, ist man von der absoluten
Notwendigkeit nicht befreit, in einzelnen Fällen ein Sacrifizio del^
rintelletto zu bringen. Bei Berufungen von Kapazitäten kann man, wie
der Fall Liechti beweist, selbst dann noch viel übler wegkommen,
wenn die fachliche Tüchtigkeit auch außer Zweifel steht. Die ununter^
brochene Gemeinsamkeit der Arbeit, die Notwendigkeit, ein bestimmtes
Ziel alljährlich zu erreichen, der Zwang zu administrativer Ordnung
neben Forschung und Lehre, die Dünkelhaftigkeit, Eitelkeit und Empfind^
lichkeit, denen man selbst bei hochstehenden Männern begegnet, sind
oft die Quellen von Zerwürfnissen und Mißverständnissen, die nicht
immer leicht zu beseitigen sind.
Schon vor der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums
genoß im Niederösterreichischen Gewerbeverein der Chemiker Doktor
Richard Godef fr 07 eine große Popularität und bekleidete Vertrauens^
Stellungen in diesem Vereine. Er schloß sich der Bewegung zugunsten
der Errichtung eines Technologischen Gewerbe^Museums nachhaltig an,
war einer der ersten freiwilligen Lehrer, der erfolgreichsten einer, und
seine ständige Einverleibung in das Personale des Institutes war somit
gegeben. Ich widmete ihm folgenden Nachruf.
DR- RICHARD GODEFFROY.*)
„Am 22. Oktober 1895 ist unser Professor Godeffroy nach langem,
schmerzlichem Leiden aus dem Leben geschieden. Für ihn war es eine
Erlösung, denn eine unheilbare Krankheit hatte ihn schon seit dem
Beginne dieses Jahres seinem Berufe entrissen, für uns war es der seit
langer Zeit befürchtete Abschluß einer Periode schmerzlichster Teil^
nähme. Im Momente des Abschiedes konnte man alle Anzeichen einer
seltenen Beliebtheit des Verlorenen wahrnehmen. Durch die konven^
tionellen Trauerkundgebungen hindurch erkannte man das warme
Beileid zahlreicher Freunde, vieler Berufsgenossen, Schüler und sonstiger
Bekannten, welche mit dem liebenswürdigen Manne in Verkehr ge^
standen hatten. Seine Umgangsformen waren aber auch in der Tat sehr
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1895» S. 295.
10*
— 149 —
Godcffroy in erster Linie als Lehrkraft zu gewinnen versuchte. Er
folgte gerne dem Rufe an das Technologische Gewerbe^Museum, dem
er seit der Eröffnung der Anstalt, d. i. seit Oktober 1879, ^Is Honorar^
dozent, später mit dem Titel eines Professors, angehörte. Er war
nicht nur an der ,,Sektion für Färberei, Bleicherei, Druckerei und
Appretur**, die dann zur „Sektion für chemische Gewerbe** erweitert wurde,
hervorragend tätig, sondern er war auch mit den Vorträgen über die
chemische Technologie des Holzes und die chemische Technologie der
Metalle an den Speziallehrkursen mit Abende und Sonntagsunterricht^
beziehungsweise an den Fachschulen der ersten, dritten und vierten Sektion,
betraut. Als Beamter des Institutes konnte Godeffroy unbedingt als
Muster gelten, denn er faßte seinen Dienst nicht als schwer zu tragende
Last auf, nur dazu da, um durch sie eine Stellung und seinen Lebens^
unterhalt gesichert zu sehen, sondern er besaß jene Anhänglichkeit an
seine Aufgabe, welche Erfolge im Beruf als die unentbehrlichste Be^
dingung der Zufriedenheit und Selbstachtung auffassen läßt.
Wir möchten noch eines, bei uns in Österreich ziemlich
seltenen Vorzuges Godeffroys Erwähnung tun; Richard Godeffroy
war ein Mann, der nicht nur Westeuropa kannte, sondern sich während
seiner mannigfaltigen Reisen und längeren Aufenthalte im Auslande
weltmännische Auffassungen angeeignet hatte. Er selbst, französischem
Geschmacke ergeben, war nicht blind für die Vorzüge des englischen
Kulturlebens und ebenso zugänglich und empfänglich für die Leistungen
des deutschen Volkes. In seiner Gesellschaft zu reisen war ein wirk^
liches Vergnügen. Die tausendfältigen Eindrücke, die er auf Studien^
reisen und gelegentlich verschiedener Funktionen im Auslande gesammelt
hatte, kamen ihm auch sowohl im gesellschaftlichen Verkehre, wie in
seinem Berufe zugute."
Auch
KARL PFAFF,*)
den Vorangehenden an fachlicher Bedeutung überragend, war durch
seine Stellung und die Verdienste, die er sich im Jahre 1880 bei
der Ersten Jubiläumsausstellung des Gewerbevereines und im Jahre
1883 bei der Internationalen Elektrischen Ausstellung erwarb, um so
mehr ein gegebener Mann für das Technologische Gewerbe^Museum,
als er, wie schon weiter oben ausgeführt wurde, für eine derartige
Stellung hervorragende Eigenschaften mitbrachte. Ich schrieb bei
seinem Tode:
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1900, S. 257.
— 150 —
,,KarI Pf äff, der Chefingenieur der österreichischen Abteilung
der Pariser Weltausstellung, ist am 29. November 1900, im 70. Lebens^
jähre, in Paris gestorben. Mit Pf äff ist einer der bekanntesten
Maschineningenieure der österreichischen Monarchie aus dem Leben
geschieden.
Seine Bestrebungen auf dem Gebiete der Erzeugung und Ver^
besserung der Werkzeugmaschinen können als bahnbrechend in
Österreich bezeichnet werden. Bei der Verwirklichung seiner genialen
Eingebungen hat P f a ff außerdem stets dem künstlerischen Standpunkte
Rechnung zu tragen gewußt, so daß die von ihm konstruierten
Maschinen nicht nur durch ihre vorzügliche Verwendbarkeit, sondern
auch durch ihre Form ins Auge fielen. Wie Pf äff hierüber gedacht,
hat er seinerzeit in einem viel erörterten Vortrage: „„Über Architektur
im Maschinenbaue'''' dargelegt.
Pf äff wurde am 16. Juli 1831 zu Hard in Vorarlberg geboren
und trat nach Absolvierung des Polytechnikums in München in die
Lokomotivfabrik Maff e/s ein. Ende der fünfziger Jahre wurde er mit
der Ablieferung einiger für die Kaiser Ferdinands^Nordbahn bestellten
Lokomotiven nach Wien gesandt. In Wien ließ sich Pf äff nieder, erwarb
eine Fabrik, in der er große Dampftnaschinen baute. Im Jahre 1870 begann
P f a f f in Gemeinschaft mit Richard F e r n a u in der Ottakringer Maschinen^
fabrik (heute „Vulkan", Aktiengesellschaft) den Bau von Werkzeuge
maschinen. 1880 leitete er die Maschinenabteilung der vom Niederöster^
reichischen Gewerbevereine in der Rotunde veranstalteten Gewerbeaus^
Stellung und im Jahre 1883 an der Seite des Hofrates Ritter von Grim^
bürg die Wiener Internationale Elektrische Ausstellung. Die dortige
musterhafte Maschinenanlage fand vielseitige Anerkennung.
Nach vollständiger Abwicklung der mit der elektrischen Ausstellung
verbundenen Arbeiten trat Pf äff als Professor und Vorstand der Sektion
für Metallindustrie und Elektrotechnik in den Verband des Technologie
sehen Gewerbe^Museums, wo seine Tätigkeit bis zum Jahre 1890 währte.
Aber schon seit der Gründung des Museums wirkte Pf äff als Dozent
und hielt Vorlesungen in den Speziallehrkursen, welche äußerst zahl^
reich besucht waren, da Pfaffs populär gehaltene Vorträge über ein^
zelne Gebiete des Maschinenwesens das Interesse aller Hörer in hohem
Grade erweckten. Seine Begabung zum Lehrfache war eine außer^
gewöhnliche.
Infolge des Anerbietens der Firma Brandt Sc Lhuiller in Brunn,
die Leitung der derselben gehörigen Maschinenfabrik zu übernehmen,
verließ Pf äff die ihm lieb gewordene Stellung an unserer Anstalt im
Jahre 1890. In Brunn wirkte er bis zum Jahre 1898. Zu diesem Zeitpunkte
waren bereits die Vorbereitungen für die Pariser Weltausstellung in vollem
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— 151 —
Gange. Das Spezial^Komitee für die Gruppe IV, Maschinenwesen, das
unter dem Vorsitze Ringhof fers tätig war, wählte Pf äff zum Ingenieur
für seine Gruppe. Über Antrag dieses Spezial^Komitees wurde er vom
österreichischen Generalkommissär zugleich zum Chef'^Ingenieur der
österreichischen Abteilung bestellt. Auch diese schwierige und verant^
wortungsvolle Aufgabe in Paris löste Pf äff mit dem Aufgebote seiner
ganzen Kraft, auf seine reichen Erfahrungen gestützt und mit großem Ver^
ständnis. Pf äff war eine männlich schöne, kraftvolle Erscheinung,
dem die Biederkeit seiner Gesinnung vom Antlitz abzulesen war, ein
zuverlässiger Charakter nach jeder Richtung und in jedem Sinne. Das
Technologische Gewerbe ^Museum, seine vielen Fachgenossen und
Freunde werden ihm stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.''
Dem Organisator der erweiterten zweiten Sektion,
DR. HUGO RITTER VON PERGER,
widmete ein Freund und begeisterter Anhänger, einer seiner Mitarbeiter
am Technologischen Gewerbe ^Museum, der Dipl. Chemiker Pro^
fessor Dr. Klau d 7 in der Sitzung der Fachgruppe für Chemie des
Österreichischen Ingenieur^ und Architektenvereines am 12. Februar
1902 einen Nachruf, dem ich folgendes entnehme:
„Hugo von Perger hat in einem Wechsel vollen Leben eine enorme
Arbeitslast bewältigt, nicht nur als Forscher in seinem Fache, sondern
auch als Lehrer, Beamter, Patriot und Berufsgenosse. Daß P erger über
einer so vielfältigen Tätigkeit sein Glück und das der ihm Nahe^
stehenden mitunter versäumte^ wird keinen objektiven Beurteiler ver^
wundem, um so mehr, als P erger stets in der Erregung eines empfang«^
liehen Gemütes handelte. Von P erger als Lehrer ist vor allem hervor^
zuheben, daß er stets ein Gegner der zu weit gehenden Bewertung der
großen Prüfungen war, weil er der natürlichen Aufregung der Kandidaten
einen ausschlaggebenden Einfluß auf das Ergebnis solcher Prüfungen zu^
schrieb. Er war daher ein milder Prüfer und trachtete, jeden Hörer schon
beim Unterrichte individuell zu beurteilen. Das Spezialfach P ergers war
die Technologie der Farbstoffe und der textilen Veredlungsgewerbe, in
welches Fach er zum ersten Male als Vertreter des Niederösterreichi^
sehen Gewerbevereines bei der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867
eingeführt worden war. Besonders verdient machte er sich um die Chemie
des Alizarins und des Anthrachinons. Seine vielfachen Versuche, die
Farbenindustrie auch in Österreich einzuführen und zur Geltung zu
bringen, sind ihm leider nicht geglückt, doch hatte er wenigstens Er^
folg auf dem Gebiete der Färberei als solcher. Die von ihm 1879
— 152 —
gelegentlich des Färbertages befürwortete Errichttmg einer Färberschule
wurde 1880 genehmigt und in Reichenberg von ihm selbst ausgeführt.
Als Technologe war Hugo von Perger der Vertreter eines Prinzipes,
das zur Quelle vieler Angriffe gegen ihn wurde. Der Technologe vertri
überhaupt sein Fach unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen. ^
Kenntnis aller Vorgänge in der Fabrikation und die Kenntnis
neuesten Erfahrungen kann er nur mit großem Zeitaufwande, im er
Verkehre mit den ihrer Geschäftsinteressen wegen verschlossener
kanten, aber nie im Laboratorium erwerben. Öffnet der F
dem Lehrer seine Arbeitsstätten, dann verlangt er aber auch
Gegenleistungen. Mit dieser Tätigkeit eines Technologen h
sammen, daß viele seiner Arbeiten nicht veröffentlicht werden, .. .
in dem Rahmen des Fabriksgeheimnisses verschwinden. Perger be-
hauptete stets, daß sogenannte selbständige Arbeiten der Hörer nur auf
Grund gründlicher analytischer Ausbildung am Platze seien, er war aber
dennoch kein Feind der selbständigen Arbeit. Dies geht unter anderem
aus seiner warmen Teilnahme an den Arbeiten der wenigen Ingenieur^
Doktoranden hervor, die er noch ganz kurze Zeit vor seinem Tode
mit Dissertationsthemen bedenken konnte.
Der Patriot P erger war stets bemüht, seiner Aufgabe als Tech'
nologe, die chemische Industrie in Österreich zur größeren Blüte zu
bringen, gerecht zu werden. In diesem Sinne nahm er an den end^
losen Verhandlungen über die Einführung der Fabrikation des künst^
liehen Indigos hervorragend Anteil."
Den Lebenslauf
FRANZ SCHWACKHÖFERS,*)
wie ich ihn nach seinem Hinscheiden erzählte, lasse ich hier folgen:
„Als das aus sehr bescheidenen Anfangen emporwachsende Tech^
nologische Gewerbe^Museum die Aufmerksamkeit ernster Männer auf
sich zu lenken begann, legte mir der hervorragende Wiener Brauherr
Medinger die Frage vor, ob mit Hilfe des Museums oder gar an
diesem eine Anstalt gegründet werden könnte, die für die spezifisch
österreichischen Bedürfnisse ähnliches zu erstreben und zu leisten hätte,
wie die schon in Deutschland, Dänemark usw. bestehenden „Versuchs^
Stationen für Brauerei". Ich griff sofort zu, ohne mich bei der außer^
ordentlich verwickelten „Kompetenzfrage" allzu lange aufzuhalten, denn
hätten wir uns damit befaßt ödere andere mit diesem Rätsel beschäftigt,
so wäre die Versuchsstation wohl niemals errichtet worden. Ist einmal
'■') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1903, S. 189.
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— 153 —
die Notwendigkeit und Dringlichkeit der wissenschaftlichen Führung
und Befruchtung eines Produktionszweiges überhaupt erkannt, dann
ist es fast immer auch schon höchste Zeit, die Sache in die Hand zu
nehmen. Viel größer schien uns die Schwierigkeit zu sein, den richtigen,
den autoritativen Fachmann zu finden. Ich schlug den Professor an
der Hochschule für Bodenkultur Franz Schwackhöfer vor, obwohl
ich nicht sicher war, wie er sich auf die Propaganda verstehen würde,
und ob die Empiriker ohneweiters den Theoretiker, wenn er auch
noch so hoch stünde, gelten lassen würden. Schwackhöfer zeigte
sich entgegenkommend, rasch folgten und mit stets steigender Zuver^
sieht, Vorverhandlungen, Programmentwurf, Schaffung eines Spezial^
Vereines, Vertragsabschluß mit Schwackhöfer und Einfügung des
neuen Institutes, räumlich und organisatorisch, unter Wah^
rung der fachlichen Selbständigkeit, in das Technologische Ge^
werbe^Museum. Daß der Direktor der Hauptanstalt ein langjähriger
Kollege an der Hochschule für Bodenkultur des Vorstandes der jüng^
sten Zweiganstalt war, konnte bei der gegenseitig genau bekannten
Veranlagung dieser Männer der Sache nur förderlich sein und in der
Tat, es gab nie einen Konflikt, nie eine Störung, obwohl Keime hierzu
häufig genug von aufien eingebracht wurden. Medinger und seine
wackern Genossen, Schwackhöfer und ich, bildeten eine von
Tag zu Tag sich mehr befestigende Position, ein Festungsdreieck.
Erst als unter Schwackhöfers geradezu bravouröser Führung die
„Österreichische Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei"^ aus dem
engen Rahmen einer dem Museum eingegliederten Versuchsanstalt
herauswuchs, das Projekt einer „Akademie für Brauerei^ndustrie"" auf^
tauchte, mit der die erstere, die Versuchsanstalt, mindestens äußerlich
verbunden werden sollte, während anderseits im Museum bereits ein
bedrohlicher Raummangel eintrat, entschloß man sich zur einverständ^
liehen „Trennung'', und dabei bewährten sich die altfreundschaftlichen
Beziehungen erst recht. Nicht nur daß kein Schatten einer Disharmonie
auf das alte Bündnis fiel, im Gegenteil, ein neues wurde gesucht und
abgeschlossen, indem der Unterricht am ersten Jahrgange der Brauerei^
Akademie vom ersten Jahrgange der „höheren Fachschtde für chemi^
sehe Gewerbe'' am Technologischen Gewerbe^Museum besorgt wird.
Die voranstehende Darstellung der äußerlichen Beziehungen des
k. k. Technologischen Gewerbe^Museums zu Schwackhöfer mußte
hier um so mehr ihren Platz finden, als in den vielen bisher er^
schienenen Nachrufen auf Schwackhöfer diese für seiife Geltung
und Entwicklung wichtige Phase unerörtert blieb. Es gibt Fälle, in
denen man den Mut haben muß, auch ein eigenes Verdienst geltend
zu machen, weil sonst sicher ein unredlicher Finder auftaucht.
- 156 -
Wenn der Tod unter den persönlichen Kräften des Technolc
gischen Gewerbe-Museums eine für uns überaus schmerzliche reiche
Ernte hielt, so dürfen wir anderseits darüber nicht vergessen, wie viele
hervorragende Fachleute, Gelehrte und Techniker dem Personale des
Technologischen Gewerbe'Museums angehörten und nur deshalb aus*
schieden, weil sie ihre Laufbahn anderwärts mit glänzenderem oder
finanziell günstigerem Erfolge fortsetzen konnten. Bei einigen von
ihnen ist es mir gelungen, sie noch in einem Zusammenhange mit dem
Institute zu erhalten, wenn auch der Hauptweg ihrer Laufbahn aus den
Toren unseres Hauses hinausführte. Ich habe schon erwähnt, daß sich der
Sektionsvoistand Regierungsrat Ritter von Perger, der eigentlich erst in
seiner Stellung am Museum weiteren Kreisen bekannt wurde, um die
durch den TodJ. J. Pohls vakant gewordene Professur der chemischen
Technologie der organischen Stoffe an der Technischen Hochschule in
Wien bewarb. Als mir der Herr Unterrichtsminister mitteilte, daß
Perger die Stellung an der Hochschule vorziehe und den größten
Wert darauf lege, sie zu erhalten, konnte ich von dem mir einge^
räumten Rechte, gegen diese Ernennung eine Einwendung zu erheben,
nicht mehr Gebrauch machen. In einem solchen Falle verlieren alle
Schwüre unverbrüchlicher Treue des geförderten Freundes ihre Geltung,
dem Verlassenen bleibt nur die Befriedigung, rechtzeitig eine tüchtige
Kraft entdeckt und höheren Aufgaben zugeführt zu haben. An der
Technischen Hochschule in Wien wirken übrigens noch zwei PrO'
fessoren, der o. ö. Professor der darstellenden Geometrie, Dr. Emil
Müller^), und der Nachfolger Pergers, Dr. Wilhelm Suida, welche
beide in ihren jungen Jahren, der erstere an der dritten Sektion, der
letstere als Adjunkt an der zweiten Sektion (ab iS8i unter Liechti)
in Verwendung waren. Dem Professoren-KoUegium der k. k. Hoch'
schule für Bodenkultur ferner gehören folgende Herren an, die in ver^
schiedenen Stellungen am Technologischen GewerbcMuseum wirkten
oder heute noch wirken: Regierungsrat Ernst Pliwa, der von uns
weg Direktor der Fachschule in Villach wurde {1884), dann zur Dienst-
leistung ins Unterrichtsministerium einberufen wurde und zugleich an
der Hochschule für Bodenkultur, wo er jetzt supplierender Professor
1 Teil der einst von mir eingenommenen Lehrkanzel innehat
erer meiner Schüler, Julius Marchet, bereitete sich auf Grtind
udien zur Dozentur am Technologischen Gewerbe'Museum über
lüller war bis 1893 Supplent uod Adjunkt am Technotogiachen Gc
ieum. wurde dann Oberlehrer, später Professor an der kdnlgl. Bau-
hule zu Königsberg in PreuBen, habilitierte sich als Privatdozent an
en Universität und ist seit 1902 o. ti. Professor an der Wiener Techni-
hscbule.
— 157 —
die Eigenschaften des Holzes und zu jener an der Hochschule für Boden^
kultur über Waldwegebau vor, den er jetzt als Professor vertritt. Josef
Rezek, Konstrukteur bei Professor Gollner an der Technischen
Hochschule in Prag, wurde von mir 1893 als Adjunkt an die dritte
Sektion des Technologischen Gewerbe^Museums berufen, wurde später
a. o. Professor des landwirtschaftlichen Maschinenwesens an der Hoch^
schule für Bodenkultur, besorgt aber heute noch einen Teil der Lehr^
aufgaben an unserem Institute. Theodor Tapla war schon Assistent
des Professors Schlesinger an der Hochschule für Bodenktdtur, als
ich ihm eine Dozentur am Technologischen Gewerbemuseum anbot,
die er heute noch innehat, obwohl er inzwischen zum ordentlichen
Professor der genannten Hochschule vorgerückt ist. Ein anderes Mitglied
des dortigen Kollegiums, Dr. Karl Wilhelm, war am Technologischen
Gewerbe^Museum mehrere Jahre hindurch tätig. Solche vorübergehende
Verwendungen von späteren Professoren an Universitäten oder tech^
nischen Hochschulen wären noch mehrere zu erwähnen: Dr. Viktor
von Mataja, später Universitätsprofessor in Innsbruck, jetzt Sektions^
Chef im Handelsministerium ; Dr. Jtdius Schwiedland, einst Beamter
der Handels^ und Gewerbekammer, jetzt Ordinarius an der Technik
sehen Hochschtde in Wien, und der zu früh verstorbene National^
Ökonom Professor Dr. Hans Emanuel Sax wirkten alle drei vor^
übergehend als Honorardozenten der Nationalökonomie in den Spe^
ziallehrkursen am Technologischen Gewerbe^Museum. Als Dozenten
für Warenkunde und Mikroskopie hatten wir zu verzeichnen den
späteren Universitätsprofessor Dr. Josef Möller in Innsbruck, jetzt in
Graz, den Professor an der Technischen Hochschule in Wien, Doktor
Franz Ritter von Höhnel, der bei uns ein volles Dezennium von
1887 bis 1898 lehrte, und der nachmalige Gymnasialdirektor in Krems,
Dr. Thomas Franz Hanausek; als Supplent für Physik war vier
Jahre hindurch an der Sektion für Elektrotechnik in Verwendung
Dr. Anton L a m p a, kürzlich zum Professor der Physik an der Wiener
Universität ernannt. Eine ganze Reihe junger Kräfte an unserem In^
stitute, Adjunkten und Assistenten, beantragte ich bei der Errichttmg des
Patentamtes, zu dessen Urhebern ich mich zählen darf, zur Einreihung
in das technische Personal. Zwei dieser Beamten sind heute noch,
trotz ihres Wirkens am Patentamt, Mitglieder des Lehrkörpers des
Technologischen Gewerbe^Museums. Es sind dies der Maschinen^Ingenieur
Regierungsrat Karl Rubricius und der Chemiker, technischer Rat Viktor
Hölbling.*)
*■*) Außerdem muß von den Beamten des Patentamtes noch der technische
Rat Dr. Camillo Wessely genannt werden^ der am Technologischen Gewerbe^
Museum früher als vortrefHicher Lehrer der Physik wirkte.
~ IS8 -
Als dei Handelsminister Dipauli, um den schreiendsten Übel'
ständen bei dei Eichung von Wasser' und Elektrizitätsmessern ab'
zuhelfen, eine Filiale des Eichamtes für dieses spezielle Eichungswesen
errichtete, ernannte ei über meinen Vorschlag den Professor Karl S c h I e n k,
der ja wesentliche Verdienste um die Entwicklung der vierten Sektion
in ihren ersten Stadien hatte, 1S99 zum Leiter dieser Filiale in Rudolft'
heim mit dem Range eines Inspektors. Eine überaus große Zahl von
ehemaligen Assistenten, Werkmeistem und Schülern unserer Anstalt
befinden sich heute in angesehenen lehramtlichen Stellungen an den
staatlichen Fachschulen. Zu den bemerkenswertesten Ernennungen dieser
Art gehört jene des wirklichen Lehrers Wilhelm Honig, der seine
Lehrjahre hier durchmachte, zum Professor und Fachvorstand für
Elektrotechnik an der maschinengewerblichen Fachschule in Komotau
(1902). Von den vielen Namen will ich nur noch zwei herausgreifen:
Hans Kornauth, einer meinerHörerander Hochschule für Bodenkultur,
verlegte sich auf die Technologie der Holzverarbeitung, wurde Assi'
Stent am Technologischen GewerbC'Museum, später Leiter der Fach'
schule in Chrudim und weiterhin Direktor der Fachschule in Bozen,
wo er plötzlich starb, nachdem er vorher unter Überwindung großer
Schwierigkeiten die Schule zu einer gewissen Geltung gebracht hatte;
Viktor Kempny, jahrelang Assistent für die theoretischen technischen
Fächer an den Fachschulen der dritten und vierten Sektion, ist jetzt
ordentlicher Lehrer an der Fachschule für Eisenbearbeitung in Stejrr.
Ich würde mich ins Endlose verlieren, wollte ich alle aufzählen, die
an unserem Institute in vorübergehender Lehrverwendung gestanden
sind und jetzt lehramthche Stellungen an Staatsschulen oder ange'
sehene Positionen in der industriellen Praxis oder im Verkehrsleben
einnehmen.
WAHLVERWANDTE.
Ist schon die Zahl jener Personen eine erhebliche, die durch
ein ihnen vom Gewerbevereine übertragenes Mandat oder durch
die Delegierung in die leitende Spezialkommission oder durch die
Bekleidung irgend eines Amtes am Technologischen Gewerbe'Museum
selbst in den Kreis der „Verpflichteten" eintraten und jeder nach
seiner Art, Auffassung oder geistigem Vermögen zur Erlangung
tigen Begriffes des Technologischen Gewerbe'Museums beitrug,
die Zahl jener Personen, die aus freier Wahl ohne irgend'
iTpflichtung bloß aus persönlicher Sympathie für mich oder
len oder anderen führenden Mann am Institute oder infolge
— 159 —
starker Billigung der hier verfolgten Ziele oder eingeschlagenen
Methoden sich dem Institute anschlössen, eine relativ noch größere. Ich
nenne sie Wahlverwandte. Es bildete sich in mir die Vorstellung heraus,
als ob das Museum der Mittelpunkt eines Bannkreises wäre, in dem
jene festgehalten wurden, die einmal dahin eintraten. Um den Ver^
kehr zwischen dem Museum und solchen Personen dauernd zu ge^
stalten, die irgendeine wissenschaftliche, technische oder wirtschaftliche
Fachrichtung vertraten, beantragte ich die durch die Geschäftsordnung
für das Museum zuerst nicht vorgesehene Ernennung derartiger Männer
von hervorragendem Verdienst oder einer Stellung, durch die sie dem
Museum nützlich werden konnten, zu Korrespondentendes Museums.
Diese Einrichtung motivierte ich dem durchlauchtigsten Herrn Erz^
herzog^Protektor gegenüber in einer Privataudienz, erlangte dessen Zu^
Stimmung und das Versprechen, derartige Vorschläge erwägen zu
wollen und die Ernennung selbst zu vollziehen. Ich war mit diesen
Anträgen äußerst sparsam, um der Stellung eines Korrespondenten
des Technologischen Gewerbe^Museums einen Seltenheitswert zu ver^
leihen. Ich darf wohl behaupten, daß keine der Ernennungen
sich als eine für das Gewerbe^Museum fruchtlose oder bedeutungslose
Formalität herausstellte. Entweder war sie pro praeterito oder
pro futuro von Wert oder beides zugleich. Die Ernennung zum Kor^
respondenten sollte durch die hohe Persönlichkeit, die sie voU^
zog, und durch die stets wachsende Bedeutung des Institutes fort^
laufend an Wert gewinnen und eine Auszeichnung darstellen. In der
großen Mehrzahl der Fälle jedoch bildete die Annahme dieses Ehren^
amtes eine Auszeichnung für das Technologische Gewerbe^Museum.
Fünf Männer von Weltruf haben wir aus diesem Kreise bereits ver^
loren. Ich bringe hier die Nachrufe, die wir ihnen weihten:
AUGUST WILHELM VON HOFMANN.*)
„Vor wenigen Monaten hat August Wilhelm von Hof mann für
immer die Augen geschlossen — ein unermüdlich tätiges, erfolgreiches
Leben ist zu Ende. Zweck dieser Zeilen soll es nicht sein, die Bedeu^
tung dieses Forschers für die Entwicklung der Wissenschaft zu schilt
dem, dazu bedürfte es nicht nur der Aufzählung seiner zahlreichen
epochemachenden Arbeiten, sondern auch der Darlegung des Einflusses^
den diese übten. A.W. von Hof mann, der Begründer der modernen
Farbenchemie, wurde im Jahre 1888 auf Vorschlag der Spezial^
konmiission zur Leitung des k. k. Technologischen Gewerbe^Museums
'■') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1892,
Seite 181.
— i6o —
zum Korrespondenten ernannt. Die dadurch geschaffenen Beziehungen
A. W. von Hofmanns zum Technologischen Gewerbe^Museum be^
gründen den folgenden Nachruf, womit das Institut seinen Korrespon^
denten zu ehren sucht.
A. W. von Hofmann ist am i8. April 1818 zu Gießen — der
Wiege der chemischen Wissenschaft — geboren. Den ersten Unterricht
erhielt er in einem Privatinstitute zu Mehlbach, später an dem Gym^
nasium seiner Vaterstadt und bezog 1836 daselbst die Universität
mit der Absicht, sich dem Studium der Jurisprudenz zu widmen.
Erst später gewann er die Lust zum Studium der Naturwissen^
Schäften und betrieb unter der Leitung J. von Liebigs mit größtem
Eifer Chemie. 1841 vollendete er seine erste wissenschaftliche Arbeit
über die flüchtigen Basen des Steinkohlenteers und zeigte sich schon
durch diese als ein würdiger Schüler seines berühmten Lehrers
Eine andere Arbeit, die sich auf die Metamorphosen des Indigo
bezog, und in welcher er die Substitutionsfahigkeit des Wasserstoffes
durch Chlor eingehend klarlegte, brachte ihm die Preismedaille
der Pharmazeutischen Gesellschaft zu Paris. Unter diesen glänzenden
Auspizien habilitierte sich der junge strebsame Forscher an der Uni^^
versität zu Bonn im Jahre 1845, P^g jedoch noch im selben Jahre,
von seinem Lehrer J. von Liebig empfohlen, nach England, um in
London ein Schülerlaboratorium — gleich jenem zu Gießen — ein^^
zurichten; Im Jahre 1853 ^^^ ^^ bereits ein hervorragender Ver^
treter der chemischen Wissenschaft, unermüdlich in seiner verantworte
liehen Stellung tätig; sein Laboratorium war ein Mittelpunkt der
Forschung geworden, aus dem eine Reihe von später berühmt ge^
wordenen Chemikern hervorging. Im genannten Jahre wurde A. W. von
Hof mann Professor an der königlichen Bergschule zu London, blieb
aber zugleich an der Spitze des Royal College of Chimistry, welches
Institut mit der Bergschule verbunden wurde.
Wiederholt waren von Seite Deutschlands Versuche gemacht
worden, den berühmten Professor zur Rückkehr zu bewegen; erst der
Wunsch der preußischen Regierung, A. W. von Hof mann möge die
Errichtung eines neuen chemischen Laboratoriums an der Universität
Bonn übernehmen, bewog ihn, England zu verlassen. Ein Musterinstitut
hatte A. W. von Hof mann in Bonn geschaffen, dessen Leitung
er nun übernehmen sollte; allein als Mitscherlich starb, wurde
Hof mann als dessen Nachfolger an die Universität Berlin berufen
und dort setzte er 1867 seine von den glänzendsten Erfolgen begleitete
Tätigkeit fort. Als eine besondere Tat sei hier die 1868 durch ihn er^
folgte Gründung der Deutschen chemischen Gesellschaft hervorgehoben.
Mit Stolz kann Deutschland auf diesen Verein hinweisen, der das
— i6i —
Zentrum der chemischen Forschung geworden ist — A. W. von Ho£^
manns Werk.
Gleich Humboldt hatte Hof mann das glückliche Geschick,
schon bei Lebzeiten die volle Anerkennung seiner großen Verdienste
gefunden zu haben. So wie die bedeutendsten Zeitgenossen des ersteren,
seiner Geistesgröße und seiner persönlichen Vorzüge wegen, mit ihm
in nahen Verkehr zu treten suchten, so erlebte dies auch Hof mann.
Sein Charakter wird wohl am bedeutsamsten durch sein Werk
charakterisiert: „Zur Erinnerung an vorangegangene Freunde"" (1883),
in dem er warm empfindend und klar erkennend Freundschaft in
plastischer Form zum nachahmenswerten Ausdrucke brachte. Zeigt
dieses Werk das große Interesse, welches A. W. von Hof mann
der individuellen Leistung seiner Zeitgenossen und damit der
historischen Entwicklung der Chemie entgegenbrachte, so erweisen
seine anderen Werke, neben der Gabe einer glänzenden Darstellungs^
weise, das gründliche Wissen des exakten Forschers. Schon 1853
erschien in London das „Handbook of organical Analysis"". Seine
„Introduction to modern Chemistry (zuerst London 1865, dann
in vielen Auflagen) ist ein grundlegendes Werk. Sein Bericht
über die Ausstellung zu London 1862 und jener über die Welt^
ausstellung 1873 zu Wien, welcher eine Übersicht der Fortschritte der
Wissenschaft im letzten Dezennium werden sollte, leider aber unvoll^
endet blieb, zeigen das Interesse, welches der hervorragende Theoretiker
auch der Anwendung der Wissenschaft in Künsten und Gewerben ent^
gegenbrachte. Von zahlreichen Äußerungen abgesehen, die dafür Be^
weise geben, sei hier als Beispiel des Schreibens gedacht, welches
A. W. von Hof mann anläßlich seiner Ernennung zum Korrespon^
denten des k. k. Technologischen Gewerbe^Museums an Hofrat
Dr. Alexander Bauer richtete. Diesem Briefe entnehmen wir die nach^
stehenden Zeilen:
„„Ich brauche Sie nicht zu versichern, daß ich die Wahl
zum Korrespondenten des k. k. Technologischen Gewerbe^
Museums als eine höchst ehrenvolle Auszeichnung betrachten
werde, um so mehr, als sie meine schon halb in Vergessenheit
geratenen Pionierarbeiten auf dem Gebiete der tinktorialen In^
dustrien wieder in Erinnerung bringt.
Geichzeitig spreche ich Ihnen meinen besten Dank für
die Übersendung der Schriften des Museums aus. Es hätte der^
selben indessen nicht bedurft, um mich mit der Wirksamkeit
dieser hochwichtigen Anstalt bekannt zu machen. In einem
von Dr. Martius vorbereiteten Schriftstück, welches die Be^
gründung eines ähnlichen Institutes für das Deutsche Reich
DenkBchrift Techn. Gew. -Mus. II
— l62 —
anstrebt, sind Organisation und Leistungen des k. k. Techno^
logischen Gewerbe^Museums eingehend besprochen. Als mir
dieses Schriftchen vor einigen Wochen im Manuskript vorlag,
hab' ich mir nicht träumen lassen, welche Ehre für mich in
Aussicht stand.'* '^
Wii: müssen hier leider unterlassen, jene fachlichen Momente
zu besprechen, welche die Persönlichkeit des Forschers charakterisieren,
und seine Leistungen im Interesse des Staates und des Landes darzulegen;
sie erst würden das Bild vollenden, das sein persönliches Wirken uns
schuf. Für alle Zeiten bleiben aber seine wissenschaftlichen Leistungen
erhalten, auch künftigen Generationen ein Vorbild. Das Gebiet
seiner Arbeitstätigkeit ist so gewaltig, deren Erfolge sind so groß,
daß die wissenschaftlichen Leistungen Hofmanns zu fassen und
klarzulegen einen dicken Band füllen würde. Das sei Berufeneren
überlassen.
A. W. von Hofmann war einer der Gottbegnadeten, berufen,
an der Spitze der großen Entwicklung des letzten Halb Jahrhunderts
die Interessen der Menschheit als Lehrer und Forscher zu fördern.
Seine Stellung, seine Ehre, seine Leistungen waren ein Werk: aus
eigener Kraft. Der 5. Mai 1892 war sein Todestag."
Dr. von Perger.
D^ LEOPOLD LOEWENHERZ.*)
„Der verstorbene Direktor Dr. Leopold Loewenherz wurde am
31. Juli 1847 zu Charnikau in der Provinz Posen geboren. Als Sohn
eines Steinmetzen sollte er das Handwerk des Vaters erlernen, mußte
jedoch diesen Versuch seiner schwächlichen Gesundheit wegen aufgeben.
Er hat aus dieser Zeit und dem Elternhause die Liebe und jenes Ver^
ständnis für Handwerk und Feintechnik gewonnen und bewahrt, das
er bis zuletzt durch die Unterstützung von Anfängern mit Rat und Tat
zeigte, wie denn stete Bereitwilligkeit, zu helfen, ein hervorragender Zug
seines Charakters blieb. Nachdem er sich zuerst auf einer Realschule
für die Universität vorbereitet hatte, studierte er von 1866 bis 1870
an der Berliner Hochschule Mathematik und Physik. Für seinen Le^
bensunterhalt war er dabei zum großen Teil auf den Privatunter^
rieht angewiesen. Trotzdem förderte er durch eisernen Fleiß seine
Studien derartig, daß ihm schon 1868 auf Grund einer geometrischen
Abhandlung von der Universität eine goldene Medaille zuerkannt und
'*') Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums. Jahrgang 1893, S. 4.
- i63 -
alsbald auch mehrfach Stipendien zugewiesen wurden. Er konnte in^
folgedessen seine Zeit ganz dem Studium widmen.
Als er sodann im Sommer 1870 mit der Abhandlung „De
curvis tangentialibus curvarum algebraicarum ordinis N'' zum Doktor
promoviert hatte, übernahm er die Stelle eines Hilfsarbeiters für Ma^
thematik und Physik bei der 1870 ins Leben gerufenen und von
Wilhelm Foerster geleiteten Normal^Eichungskommission. Bei diesem
wissenschaftlichen Amt verblieb Loewenherz allmählich aufsteigend
bis zum Jahre 1888, um sodann an die durch Werner von Siemens'
Freigebigkeit möglich gewordene Physikalisch ^ technische Reichs^
anstalt als Direktor der technischen Abteilung (Loewenherz hatte
seit Jahren der Begründung einer solchen Reichsanstalt eifrig das
Wort geredet) überzutreten. Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen
Arbeiten finden sich zumeist in den Berichten der Normal^Eichungs^
kommission, der Chemischen Gesellschaft und der Zeitschrift für In^
strumentenkunde. Zu nennen sind davon: „Über Veränderlichkeit der
Platingewichtsstücke"" (1876), „Anwendung der Torsion von Drähten
zur Ermittlung von Gewichtsgröfien'' (1880), „Über thermometrische
Fundamentalversuche*" (1877), „Bericht über die wissenschaftlichen In^
Strumente auf der Berliner Gewerbeausstellung"" (1880), „Das Gewichts^
alkoholometer^ (1880 mit Homann), „Die Indices bei Maximum^ und
Minimum ^Thermometern^, >tZur Geschichte der Entwicklung der
mechanischen Kunst^ (1882). Besonders hervorzuheben ist, mit welchem
Eifer Loewenherz die Geschichte der Mechanik gepflegt hat, ein
Gebiet, das sonst nicht viele Liebhaber findet.
Seine Wirksamkeit an der Normal 'Eichungskommission und ab
1887 als Direktor für die technische Abteilung der Physikalisch ^tech^
nischen Reichsanstalt läßt sich nach den Mitteilungen, die wir der
besonderen Güte des Herrn Geheimrates von Helmholtz verdanken,
f olgendermassen charakterisieren : Streng wissenschaftlich durchgebildet,
wählte es sich Dr. Loewenherz aus eigenem Willen zu seiner be^
sonderen Aufgabe, gestützt auf theoretische Kenntnisse in der Mathematik
und Physik, die physikalische Technik in Deutschland auf eine bessere
und tiefere Grundlage zu stellen. Zu diesem Ziele wandte er nicht nur
sich selbst physikalisch^technischen Fragen zu, sodann war auch bestrebt,
den Stand der Präzisionsmechaniker zu heben, indem er für deren bessere
theoretische Ausbildung öffentlich eintrat. Mit Theorie und Technik
gleich vertraut, gab Loewenherz weithin allgemein die Mittelsperson
zwischen den Vertretern der Wissenschaft einerseits und den physika^
lischen Technikern anderseits ab, wobei er oft beide Parteien auf das
eindringlichste beriet. Allein er beschränkte seine Hilfeleistung nicht
auf die Physik, sondern stand auch verwandten Fächern gern zu Gebote,
II*
- i64 -
inäbeaoadere hat er Hnüzmcr vid&cb danb seine tEcfanuchai KamC'
niMe unterstützt. Allm^üidi winde Loewesherz die Seele aller Bc
Mr^Hingen auf dem Gdbiete der ^""•■"«■"f^ar'lf & hat vid Sr
die ^nriditun; voa Padudiolcn für Blediani^B' getan, und et»
lolgreidi für <tie Einführung einheitiicfier Systeme in der Feinmedunik
g;ewirkt. Eine der letzten Uotemefaninngen di^wr An, an wddier
Loewenherz mitarheitete. war £e HenteHnng dncx einheidicfaen
System» für Schraubengewinde. Ganz benuidcis hTtju^jm ünt
Loewenherz* Leistungen auf dem Gebiete der pe2ktiscfae& Themui'
metne.
Bei Gelegoiheit einer Informationemie nach ft*^"», Ende 1991.
(ernte kfi Loewenherz persönlich kennen, Diese Begqnnng wird
tnir unvergesslich sein. Wie ätx Kann im Bereiche des von ihm ge*
leiteten Institutes zu führm und zu eiUüen, für seine Aa%ibcn. zu
erwärmen rerstand' Dabei war er von geradezu hinr e iß e n de r Licbens'
würdi^eit. was einem Agitator — und das war tr im besten Sinne des
Wortes — «ehr zu statten kommt. Ich konnte mit Loewenherz in
wenigen Stunden zahlreiche Fäden anknü|ifen. die sich nach meiner
Rückkehr nach Wien alt feste Verbindung zwischen der Physika lisrh -
technischen Reichsanstalt und dem Technologischen GewerfacKisenm
herausstellten und noch über das Grab des rasch gewonnenen Freundes
hinaus bewähren dürften.
Die von Loewenherz verfolgte Richtung hat noch sehr wenig
Vertreter. Gelehrtendünkel und die daraus folgende Abgeschlossenheit
gegenüber allen Aufgaben der unmittelbaren Befruchtung der geweHv
liehen Produktion, das ist riel häufiger anzutreffen. Helmholtz,
der bedeutendste Vertreter der angewandten Naturwissenschaft, wird
noch viele Kräfte gewinnen und schulen zu Nutz und Frommen
der wissenschaftlichen Pflege der indiutriellen Praxis, aber den ihm
begeistert anhänglichen Gehilfen, der so früh — am 30. Oktober 1803
ins Grab sank, Dr. Leopold Loewenherz, wird er nicht voll'
ständig ersetzen können." Wilhelm Ezner.
JOHANN BAUSCHINGER.*)
»Gänzlich unerwartet traf aus München die traurige Nachricht von
Hinscheiden Prof Bauschingcrs, unseres Korrespondierenden
liedes, hier ein. Der Tod diese« Mannes ist aufs Tiefste zu bc
m; denn er war ein Mann, der bahnbrechend in allem vorging,
«r^den Kreis seiner Forschungen zog. Fast 60 Jahre alt, war
♦) MHtcllunRcn d» T«hnologt«chen Gewcrbe-MuBeumi. Jahrgang 1894. S. 153.
- i65 -
er noch in der Vollkraft seines Schaffens; viel hätte er uns noch
geben können, wenn ihn nicht der unerbittliche Tod hinweggerafft hätte;
eine seiner verdienstvollsten Untersuchungen konnte er nicht mehr
vollenden. Die Wissenschaft und die Technik verlieren in ihm einen
eifrigen Förderer, der mit unermüdlichem Fleiße seinen Zielen nach^
ging. Was ihn besonders auszeichnete, das war der weite Blick, den
alle seine Arbeiten verrieten. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen
faßte er immer so planmäßig an, daß er nicht nur die unmittelbaren
und sofort hervortretenden Ergebnisse gewinnen, sondern auch
auf Jahre hinaus in den Plan hineinpassende Untersuchungen mit ins
Auge fassen konnte. Er besaß einen seltenen Scharfsinn, eine tiefe
Gründlichkeit und Objektivität in seinen Arbeiten. Neben seiner wissen^
schaftlichen Bedeutung mußte aber auch seine große Bescheidenheit,
sein schlichtes, einfaches Auftreten, sein heiterer und liebenswürdiger
Charakter Jeden gewinnen, der ihn kennen lernen oder gar in freund^^
schaftlichen Verkehr mit ihm treten konnte. Er besaß im allgemeinen
eine feste Gesundheit und außerordentliche Arbeitskraft, erst in den
letzten Jahren ergriff ihn ein tiefes Leiden, das er mit Energie zu
überwinden suchte, dem er aber doch schließlich am 25. November 1893
zum Opfer fiel.
Johann Bauschinger war am 11. Juni 1834 in Nürnberg ge^
boren und wuchs in einfachen bürgerlichen Verhältnissen als Sohn
einer kinderreichen Handwerkerfamilie auf; er erhielt dennoch eine
gründliche Schulbildung. Seine Jugend fiel in jene Zeit, als die
Forschungsergebnisse der Naturwissenschaften anfingen in das Gebiet
der Technik einzudringen und dort befruchtend zu wirken. Er zeigte
große Begabung für die exakten Wissenschaften und trat deshalb
in die Nürnberger Gewerbeschule, später in die polytechnische Schtde
ein. Im Jahre 1853 verließ er die polytechnische Schule mit Aus^
Zeichnung und erwarb gleichzeitig das Absolutorium der Lateinschule.
Er war entschlossen, sich dem Lehrfache der Mathematik und Physik
zu widmen und begab sich deshalb auf drei Jahre an die Münchener
Universität, wo er sich bei seinem Lehrer S. Ohm neben seinen
Kollegien freiwillig auf der königlichen Sternwarte in Bogenhausen bei
München astronomischen Studien und Übungen hingab. Hier eignete
er sich die Gebiete praktischer und theoretischer Astronomie, sowie
der höheren Mechanik an und übte sich fleissig im Gebrauche physi^^
kalischer Instrumente. Im Herbste des Jahres 1856 legte er die Lehr^
amtsprüfung für Mathematik und Physik ab und wurde noch im
Dezember desselben Jahres Aushilfslehrer für Physik und darstellende
Geometrie an der polytechnischen Schule zu Augsburg. Der i. Mai des
folgenden Jahres brachte ihm die definitive Anstellung als Lehrer der
— i66 —
Mathematik und Physik an der königlichen Gewerbeschule in Fürths
die er neun Jahre inne hatte.
Er begann damals seine publizistische Tätigkeit durch Abhand^
lungen aus der mechanischen Wärmetheorie und deren Anwendungen
durch Verfassung einer „Schule der Mechanik, mit Zugrundelegung des
Werkes von Delaunay''. Durch zahlreiche Vorträge im dortigen
Gewerbevereine, mehr noch durch die im Jahre 1865 ausgeführten
und veröffentlichten „Indikatorversuche an Lokomotiven'', die mustere
gültig und mit großem Fleiße durchgeführt wurden, machte er
sich schon damals einen Namen. 1866 wurde er nach München an
das Realgymnasium versetzt und zwei Jahre darauf an die technische
Hochschule berufen, um die Lehrkanzel für technische Mechanik und
graphische Statik einzunehmen. Von jedem seiner damaligen Hörer
wird er als ein trefflicher Lehrer gerühmt, der mit seltener Klarheit
vorzutragen wußte. 25 Jahre lang übte er seine Lehrtätigkeit aus und
entwickelte dabei einen Eifer und eine Gewissenhaftigkeit, die ihm
seinen Lehrberuf nie als Nebensache erscheinen Hessen. Der beste
Beweis hierfür ist, daß sich in seinem Nachlasse fünf vollständige
Umarbeitungen seines HauptkoUeges und ein drei Bände starkes
Handbuch der technischen Mechanik befinden. Er war einer der ersten,
welche die damals noch junge Wissenschaft der Graphostatik zu^
sammenhängend und systematisch bearbeiteten; durch die Publizierung
seiner „Elemente der graphischen Statik^, die zwei Auflagen und Über-^
Setzungen ins Italienische und Russische erlebten, machte er diese
Disziplin gewissermaßen populär unter den Technikern, denn die
klassische Bearbeitung Culihanns war nicht dazu angetan, diese
Wissenschaft dem ausübenden Ingenieur leicht zugänglich zu machen.
Das, was Bauschinger weit über die Grenzen des Deutschen
Reiches hinaus bekannt machte, war aber mehr seine bahnbrechende
Tätigkeit auf dem Gebiete der experimentellen Technik, als die bisher
geschilderte auf dem Gebiete des Lehrfaches. Als Experimentator
besaß Bauschinger ein Beobachtungstalent ersten Ranges, so daß
alle seine Arbeiten in dieser Richtung mustergültig für lange Zeit da^
stehen werden.
Schon hzitn Eintritte in den Verband der technischen Hochschule
faßte Bauschinger den Plan, ein technisches Laboratorium zu er^
richten, das für die Techniker gleiche Bedeutung haben sollte, wie
es schon damals die Laboratorien für die Physiker und Chemiker
hatten. Es gelang ihm nach Überwindung beispielloser Schwierigkeiten,
die maßgebenden Personen und die Mittel zu gewinnen, so daß er im
Jahre 1870 sein mechanisch^technisches Laboratorium einzurichten be^
ginnen konnte. In der Hochschule selbst waren zunächst keine ge^
— i67 —
eigneten Räume vorhanden und Bauschinger mußte sich deshalb
mit einem für ihn seht beschwerlichen Interim in der Nähe lärmender
Werkstätten und Pferdeställe behelfen. Da ihm nur ein Mechaniker
zur Seite stand, mußte er anfangs oft persönlich Hand anlegen.
Im Spätherbste 1871 begann er mit den Versuchen, zunächst
Druckversuche mit Bausteinen. Es charakterisiert den Mann, daß er
gleich im Anfange sich nicht mit den vorhandenen Einrichtungen be^
gnügte, sondern sofort studierte und herausfand, daß Zwischenlagen
bei den Druckflächen, wenn diese nicht ganz eben waren, zur Er^
zielung gleichmäßiger Druckverteilung doch verworfen werden müssten
und erkannte die Notwendigkeit der Anwendtmg von Kugelgelenken.
Damals führte er schon umfangreiche Versuchsreihen aus mit Dillinger
Buckelplatten, Wellblechen, Zement, Kesselblechen, Ziegelsteinen und
Temitzer Bessemerstahl. Die letzteren besonders waren sehr vielseitig
nämlich Zug^, Drucke, Schubs Torsions^ und Knickversuche tmd
führten Bauschinger zur Konstruktion seiner bekannten Spiegel^
apparate, bei denen er die Gaußsche Methode anwendete.
Für die Publikation seiner Versuche wählte Bauschinger an^
fangs die Form einzelner lithographierter und autographierter Blätter,
später erschienen seine Arbeiten in der Zeitschrift des bayerischen
Ingenieur^ und Architekten^Vereines. Erst als sich diese Art der
Publikation unzweckmäßig erwies, weil solche Zeitschriften nicht voU^
ständig alles Zahlenmaterial aufnehmen können, ging Bauschinger
18S3 dazu über, eigene „Mitteilungen"" zu veröffentlichen.
Die 1875 ausgeführten Zementuntersuchtmgen, welche ihn zur
Konstruktion eigener Apparate, unter anderem auch des Tasterapparates,
führten, sind noch in der alten Publikationsweise veröffentlicht worden.
Manche umfangreiche Untersuchungen blieben unveröffentlicht, so die
der Martinsstahle von Neuberg^Mariazell und des Ternitzer Materiales.
Aus jener Periode müssen auch die interessanten Versuche über
Querkontraktion und Dilatation (veröffentlicht im „Zivilingenieur'',
XXV, S. 81 — 124), sowie die im Auftrage des Vereines deutscher
Eisenbahnverwaltungen (von 50 verschiedenen Betriebsstellen) ausge^
führten Versuche mit gebrauchten Achsen, Schienen und Bandagen
(über 1000 Versuche), die eine Grundlage für die staatlich anerkannte
Klassifikation von Eisen und Stahl bilden sollten*^), und die für
das Hüttenwerk Reschitza (Österreichisch^ungarische Staatseisenbahn^
Gesellschaft) ausgeführten Versuche mit ihren Eisen^ und Stahle
erzeugnissen für die Weltausstellung in Paris 1878 genannt werden.
'*') Eigenschaften von Eisen und Stahl. Wiesbaden, Kreideis Verlag. 1880.
— i69 —
sondern überschritt denselben. Weitere Studien über den Einfluß der
Erschütterungen (Haminerschläge), Erhitzungen und Beanspruchungen
in entgegengesetztem Sinne ergaben nun, wenn sie in Übereinstiminung
mit den Ergebnissen seiner Dauerversuche stehen sollten, einen ganz
neuen Begriff, den der natürlichen Elastizitätsgrenze. Bauschinger
gelangte zur Definition dieses neuen Begriffes durch die Frage, welche
Elastizitätsgrenze denn einem Material eigentlich von Natur zukomme,
wenn man diese Grenze beliebig, und zwar künstlich heben und
senken könne. Mit Hilfe dieser Grenze, für deren Feststellung er
auch eine Methode angab, erklärten sich die Erscheinungen, welche
anfänglich vielleicht einen geheimnisvollen Eindruck gemacht hatten.
Diese interessanten Untersuchungen, die er während der letzten sieben
Jahre noch fortgesetzt hat, konnte er leider nicht mehr für die Publi"
zierung bearbeiten.
Schließlich darf noch ein Feld seiner Wirksamkeit nicht ohne
Würdigung bleiben, das sind die von ihm einberufenen „Konferenzen
zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden der BaU' und Kon'
strukttonsmaterialten". Über die Notwendigkeit solcher Vereinbarungen
bedarf es heute keines Wortes mehr. Es ist Bauschingers Verdienst,
hier den ersten Anstoß gegeben zu haben, und wenn es auch auf
diesen Konferenzen niemals zu bindenden Beschlüssen kommen
konnte und kommen sollte, so ist wohl für keinen der Teilnehmer
an diesen Konferenzen ein Zweifel darüber, wie allein schon der freie
Meinungsaustausch befruchtend in allen Teilgebieten der Versuchs'
techntk wirkte. Als Präsident einer solchen Konferenz zeigte Bau'
schinger, was er war, ein Mann, der nicht bloß den VerhandlungS'
Stoff durchaus beherrschte, sondern auch in der bescheidensten Weise
unter Anwendung äußerster Objektivität auf jede Anregung einging
und doch bei allem Ernst für die Sache die Heiterkeit und LiebenS'
Würdigkeit nie aufgab. Bauschinger fand auch die ehrenvollste An'
erkennung seines Strebens, aber alle Auszeichnungen, die ihm zu teil
wurden, änderten nichts an seinem schlichten und einfachen Wesen.
Geehrt von seinen wissenschaftlichen Fachgenossen, hochgeschätzt
von seinen Freunden, geliebt im Kreise eines glücklichen Familien'
lebens, so endete er sein Leben." Kirsch.
HERMANN VON HELMHOLTZ.*)
„In dem vorläufigen Programme, das von den Geschäftsführern
iT 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Wien
tfgestellt wurde, war noch ein Vortrag vonHelmholtz „Überbleibende
*) Mitteilungen d» Technologischen Gewerbe' Muse ums. Jahrgang 1895. S. i.
der Netzhaut für die ultravioletten Strahlen, über die Bewegungen des
menschlichen Auges, über den Horopter, vor allem jedoch der schon
im Jahre 1855 erforschte Mechanismus der Akkommodation. Das
große „Handbuch der physiologischen Optik" (1856— 1867) gibt eine
umfassende Darstellung unserer gesamten Kenntnisse auf diesem Ge^
biete, von denen ein so beträchtlicher Teil H. Helmholtz selbst zu
verdanken ist. Auch die ph/stkalische Optik wurde durch seine Unter"
suchimgen, wie z. B. durch jene über die zusammengesetzten Farben
(1852), durch die theoretische Ermittlung der äußersten LeistungS"
fahigkeit der Mikroskope (1873), durch seine Theorie der anomalen
Dispersion (1874), erheblich gefördert.
Im Jahre 1855 ging Helmholtz nach Bonn, 1658 nach Heidel'
berg, immer noch als Professor der Physiologie. Neben der Erforschung
des Auges und Lichtes nimmt jetzt diejenige des Ohres und der
Schallbewegung den breitesten Raum ein. Man kann sagen, ohne
fürchten zu müssen, einer Übertreibung geziehen zu werden, daß die
Akustik in ihrer heutigen Gestalt wesentlich eine Schöpfung des ver"
buchenen Meisters ist. Um nur einiges herauszuheben: Er gab eine
neue Theorie der Kombinationstöne (1856), welche nicht allein die
Differenz-, sondern auch die Summationstöne, sowie den Umstand
erklärt, warum diese neu gebildeten Töne bei schwachen primären
Tönen nicht zustande kommen. Er stellte in ganz zweifelloser
Weise die Ursache der Klangfarbe fest (1859) und untersuchte zu-
nächst mit Hilfe der von ihm erfundenen Resonatoren die Klänge
der Vokale.
Als Resultat ergab sich, daß die Anzahl der sogenannten Obertöne
der menschlichen Stimme zwar sehr groß, daß aber jeder Vokal durch
ein oder zwei hochgradig verstärkte und ihn geradezu bestimmende
Obertöne charakterisiert ist. Die Erforschung der Klangfarbe der
musikalischen Instrumente führte ihn zu einer wissenschaftlichen Be-
gründung der musikalischen Harmonielehre. Seine Studien über die
musikalische Temperatur reranlaßten die Konstruktion einer PhTS-
harmonika, bei welcher jede Oktave 30 Tone statt der üblichen 12
— '«-"•* -im eine möglichst große Reinheit der Intervalle aller Ton-
erzielen. Er gab eine erschöpfende mathematische Theorie
pfeifen. Er hat die Mechanik der Gehörknöchelchen klar'
1 die Art, wie die Klangfarbe im inneren Ohre durch die
i basilaris der Schnecke in ihre elementaren Bestandteile
rd, obgleich sie für unsere Empfindung in der Regel als
■scheint. Die meisten Ergebnisse seiner akustischen Unter-
i hat Helmholtz in dem berühmten Buche „Die Lehre
ronempfindungen" zusammengefaßt.
— 173 —
Es ist von hohem Interesse zu sehen, wie Helmholtz nach der
stets glänzenden Lösung der sich ihm darbietenden physiologischen
Probleme durch diese auf Fragen geführt wird, welche dem Gebiete
der reinen Physik angehören und zu deren Erledigung er nicht allein
durch eine ganz außerordentliche Gewandtheit in der Kunst des Ex^
perimentierens, sondern ebensosehr durch sein großes mathematisches
Talent geradezu prädestiniert war. Die meisten seiner physikalischen
Arbeiten, darunter die klassischen hydrodynamischen Untersuchungen,
geben ein beredtes Zeugnis ab für seine unvergleichliche Meisterschaft
auch in der „exaktesten^ aller Wissenschaften. „Die Untersuchungen
über die Art, wie Lokalisation im Gesichtsfelde zustande kommt'',
veranlassen ihn, „auch über die Ursprünge der allgemeinen Raum^
anschauung überhaupt nachzudenken''. Zwar sind die Resultate seiner
diesbezüglichen mit der Parallelentheorie in innigem Zusammenhange
stehenden Forschungen von jenen der gleichzeitigen Rie mann sehen
Untersuchungen nicht wesentlich verschieden, aber in einer durchaus
unabhängigen und eigenartigen Weise gewonnen und dargestellt.
Die sprachliche Form, in welche Helmholtz die unsterblichen
Errungenschaften seines Geistes kleidete, war natürlich verschieden,
je nachdem er sich an seine engeren Fachgenossen oder an die große
Menge der Gebildeten wandte; allemal jedoch war sie in Beziehung
auf Klarheit und Schönheit im Ausdruck mustergültig zu nennen. In
seinen „Populären wissenschaftlichen Vorträgen" verstand er es, wie
nicht leicht ein Zweiter, herrlichen Inhalt mit gediegener Form zu
vereinen und solcher Art den Wissensschatz seiner Leser in angenehmer
und zugleich bedeutender Weise zu bereichem.
Im Jahre 1871 wurde Helmholtz endlich als Professor der
Physik an die Universität Berlin berufen. Der nun folgenden Periode
gehören namentlich die fundamentalen Forschungen an über die
Theorie der Elektrodynamik, über das Telephon, die galvanische
Polarisation, die absoluten Maßsysteme für elektrische und magnetische
Größen, über die Thermodynamik chemischer Vorgänge usw. So gibt
es denn in dem weiten Reiche der Physik kaum ein Gebiet, das nicht
von Helmholtz in der fruchtbarsten Weise gefördert worden wäre,
oder wo er nicht die Wege gewiesen hätte, welche die Epigonen
wandeln müssen, um die oft rätselhafte Natur der geheimnisvoll
waltenden Kräfte in der Welt der Erscheinungen zu ergründen.
Welch mächtig anregenden Einfluß Helmholtz als Lehrer aus^
übte, davon zeugen Hunderte ausgezeichneter Schüler, von denen
manchen schon das Glück ward, die Lehre und den Ruhm ihres
Meisters vom Katheder herab einer neuen Generation verkünden zu
dürfen. Leider traf einen der besten und hoffnungsvollsten unter
— 174 —
ilmcii, den Bonner Universitatsprofessor Heinrich Hertz, das traur^
Gnchifk, in noch jugendlichem Alter seinem greisen Lehrer im Tode
▼Orangehen zu müssen«
Als in der Blitte der achtziger Jahre dank der außerordentlichen
Hunifizienz des unserem Helmholtz so eng befreundeten und kon^
genialen Werner von Siemens die finanziellen Schwierigkeiten,
welche sich der Begründung der Physikalisch^technischen Reichs^
anstalt in Charlottenburg entgegengestellt hatten, behoben waren, da
galt es als selbstverständlich, daß der größte Physiker unserer Zeit an
die Spitze des neuen Institutes treten müsse; war doch Helmholtz
auch dessen hervorragendster geistiger Urheber gewesen. Die Berichte
über die ausgedehnte wissenschaftliche und technische Tätigkeit der
beiden Abteilungen der Reichsanstalt, ihre zahlreichen Arbeiten, welche
zumeist in der Zeitschrift für Instrumentenkunde veröffentlicht sind,
bezeugen am besten, daß der Präsident der Anstalt die geeignetsten
Ilitarbeiter um sich zu scharen wußte und durch die Macht seiner
Persönlichkeit ihrem erfolgreichen Wirken den Stempel seines hohen
Geistes einzuprägen verstand. Die Tatsache aber, daß Helmholtz in
seinen letzten Lebensjahren die so lang gewohnte lehramtliche Tätige
keit mit der obersten Leitung der Reichsanstalt vertauschte, gibt be^
stimmt und eindringlich genug seiner Überzeugting Ausdruck, daß ein
Institut, welches die Pflege der Wissenschaft tmd Technik auf seine
Fahne geschrieben, wo zielbewußte theoretische Forschung und die
Anwendung derselben auf die Bedürfnisse der industriellen Praxis
gleichwertig und einträchtig neben^ und miteinander geübt werden,
den segensreichsten Einfluß auf die Entwicklung beider Zweige der
menschlichen Kultur und so mittelbar auch auf die Hebung der
materiellen, wie der geistigen und sittlichen Interessen breiter Volks^
schichten haben müsse. Begreiflich erscheint es darum, daß Helm^
holtz dem Technologischen Gewerbe^Museum, welches mit den ihm
zu Gebote stehenden knapperen Ilitteln in bescheidenerem Wirkungs^
kreise nach so mancher Richtung hin gleiche oder verwandte Ziele
erstrebt, die wärmste Anerkennung zollte und jederzeit das freund^
lichste Entgegenkommen bewies. Diesen Gefühlen der Sympathie
haben wir es in erster Linie zu verdanken, wenn unser Institut mit
der Physikalisch^technischen Reichsanstalt enge Beziehungen an^
knüpfen konnte, welche bereits gute Früchte gezeitigt haben. Es sei
hier daran erinnert, daß sich auf Initiative des Gewerbe^Museums ein
besonderes Komitee in Wien bildete, welches behufs Einführung ein^
heitlicher Schraubengewinde in die Feinmechanik mit der Reichs^
anstalt, die zuerst auf die Wichtigkeit solcher Maßnahmen hin^
gewiesen und dieselben im Deutschen Reiche tatkräftig gefördert
i
— 175 —
hat, in Verbindung trat und im Einverständnisse mit ihr die
gehenden Normen festsetzte. Wiederhoh wurde in Charlottenburg
MitgUedem unseres Beamtenkörpers bei der Erforschung Wissenschaft^
licher oder technischer Fragen wirksame Unterstützung in der Hebens^
würdigsten Weise gewährt. Es ginge zu weit, woUten wir an dieser
Stelle auch all die modernen Instrumente und technischen Objekte
namentlich anführen, welche die Reichsanstalt unserem Institute zu^
kommen ließ. Bemerkt sei nur noch, daß in den letzten Jahren das
Gewerbe^Museum in der angenehmen Lage war, gelegentlich seiner
organisatorischen Ausgestaltung bei der Physikalisch^technischen Reichs^
anstalt Informationen einzuholen und deren bereitwillig erteilte wert^
volle Ratschläge sich zunutze zu machen.
Am I. Juni 1892 wurde Helmholtz auf Grund des Vorschlages
der Leitung des Technologischen Gewerbe^Museums zum Korre^
spondenten unseres Institutes ernannt. Das geschah, um die hohe
Erfurcht vor seinen unvergleichlichen wissenschaftlichen Leistungen
zu bezeugen, um dem Danke für die so überaus wohlwollende
und werktätige Teilnahme an unseren Bestrebungen Ausdruck zu ver^
leihen und um das Bedürfnis zu befriedigen, den großen Meister auch
zu den Unserigen zählen zu können. Schon dadurch, daß Helmholtz
die Ernennung mit Dank annahm, erwiderte er die ihm erwiesene
Ehre in gleichwertiger Art. Die ihm erwiesene Ehre! Ein Tropfen
wars nur in dem Meere von Ehrungen, mit welchen nicht das
Deutsche Reich allein, sondern alle zivilisierten Nationen der alten
und neuen Welt seine unsterblichen Taten, so gut es eben ging, zu
lohnen suchten. Der Tag an dem sein sterblich Teil der Natur den
unvermeidlichen Zoll zahlen mußte, war für die Gebildeten des ganzen
Erdballs ein Tag der tiefsten Trauer. Seine Werke aber werden fort^
dauern, sein ruhmreicher Name wird gepriesen werden, so lange die
Wissenschaft, die Menschheit besteht. Und in unseren Herzen wird
sich zu den Gefühlen der höchsten Verehrung und Bewunderung
allezeit auch innigster Dank gesellen, welchen wir dem verewigten
Meister für die warmherzige Förderung unserer Absichten schulden
und den wir wohl nicht besser betätigen können als durch das ernste
Streben, unsere Beziehungen zu der Physikalisch^technischen Reichs^
anstalt, mit welcher Helmholtz' Name unauflöslich verknüpft
bleibt, dauernd zu pflegen und den gegenseitigen Verkehr in Zukunft
noch mannigfaltiger und reger als bisher zu gestalten.^
K. Reich.
— 176 —
jy^ ERNST H ARTIG.*)
^Dr. Ernst Hartig, geheimer Regierungsrat, ordentlicher Professor
an der königlichen technischen Hochschule in Dresden, verschied am
23« April 1900. Sein Name wird von seinen Kollegen an die Spitze
der Vertreter der technologischen Wissenschaften gestellt; als Mensch
vereinigte er Bescheidenheit und Güte gegen jedermann«
Professor Hugo Fischer, welcher als ehemaliger Schüler und
vieljähriger Kollege Hartigs demselben im Leben wohl am nächsten
stand, gibt über den Dahingeschiedenen folgende charakteristische
Skizze: „„Dem Verstorbenen war sein Beruf als Technologe, als Lehrer
der Jugend und als wissenschaftlicher Förderer der Industrie das höchste
Ideal. Die technische Hochschule verliert in Hartig eine ihrer schätz^
barsten Kräfte. Sein lauterer Charakter, seine nie ermüdende Hilfsbereit^
Schaft, seine Unparteilichkeit und seine Kollegialität machten ihn seinem
Kollegenkreis lieb und wert. Stets war sein Rat gesucht und hoch^
geachtet, in der Regel auch treffend und gut. Die mechanische Ab^
teilung der Hochschule, der der Verewigte angehörte, ernannte ihn
wiederholt zu ihrem Vorstand und Vertreter im Senat. Mit der Einführung
des Wahlrektorates im Studienjahr 1890/91 trat er, vom Professoren^
kollegium einstimmig gewählt, als erster Rektor an die Spitze der
Hochschule.
Hartig war am 20. Jänner 1836 zu Stein in Sachsen geboren. Er
trat nach erfolgreichem Besuch der höheren Gewerbeschule in Chemnitz
(1850 bis 1854) ^n die königlich sächsische polytechnische Schule in
Dresden ein. Hier bildete er sich unter Hülsses trefflicher Leitung
für seinen Beruf als Forscher und Lehrer auf dem Gebiete der
mechanischen Technologie aus. Hartig war der erste, der das bis
dahin in der technologischen Wissenschaft geübte empirische Verfahren
des Sammeins und Sichtens des von der Industrie gebotenen vielfachen
und vielgestaltigen Materials mit dem Geiste der Wissenschaftlkhkeit
durchtränkte. Mit vollem Verständnis war er bemüht, die Uhter^
suchungsmethoden der Naturwissenschaften in die Technologie ein^
zuführen. Das Mikroskop wurde ihm schon frühzeitig ein vertrauter
Gehilfe. Ihm verdankt er die Entwicklung vielfacher, der Textilindustrie
nutzbarer Untersuchungsmethoden. Im weiteren Ausbau seiner for^
sehenden Tätigkeit schuf er selbst die hierfür nötigen Hilfsmittel.
Festigkeitsprüfer und Arbeitsmesser tragen seinen Namen. Bereits in
den 1860er Jahren entstanden Hartigs wertvolle Untersuchungen über
den Arbeitsverbrauch und die Leistung von Arbeitsmaschinen der Flachs^
und Wergspinnerei, der Streichgarnspinnerei und Tuchfabrikation.
*) Mitteilungen des Technologischen Gewerbe-Museums. Jahrgang 1900, S. 141.
— 177 —
Im Jahre 1873 erschienen seine Versuche über Leistung und Arbeits^
verbrauch der Werkzeugmaschinen. Verschiedene Veröffentlichungen
über die Untersuchung landwirtschaftlicher, sowie der in der Kamm^
gamfabrikation angewandten Maschinen folgten. Untersuchungen über
die Heizkraft der Steinkohlen Sachsens, die Neuherausgabe von
Karmarschs Handbuch der mechanischen Technologie und eine große
Zahl in techm'schen Zeitschriften älterer und neuerer Zeit verstreuter
Aufsätze technologischen Inhalts sind weitere Zeugen von Hartigs
ausgebreiteter schriftstellerischer Tätigkeit. An allen seinen Untere
suchungen ließ er seine Schüler in ausgedehntem Maße teilnehmen
und suchte hierdurch bei ihnen den Sinn für das Beobachten und
Erkennen realer Dinge zu wecken und zu schärfen. Vom gleichen
Streben getrieben, gliederte er der mechanischen Abteilung der säch^
sischen Hochschule bereits im Jahre 1877 ein Technologisches Labora^
torium an und wurde hierin, sowie in der Begründung einer Abteilung
für Fabriksingenieure vorbildlich für andere Hochschulen des In^ und
Auslandes. Unermüdlich, der Industrie zu dienen, sahen zahlreiche
Ausstellungen H artig als Gutachter und Berichterstatter. Die Zoll^und
Steuertechnik Sachsens und des Reiches verdanken ihm mannigfache
Förderung durch Auslegung der Tarife und Schaffung von Prüfungs^
methoden. Die reiche Erfahrung, die der Verstorbene sich als Mit^
glied der Technischen Deputation des sächsischen Ministeriums des
Innern auf dem Gebiete des Patentwesens erworben, bahnte seine
Berufung in das deutsche Patentamt an, als im Jahre 1877 das
deutsche Reichspatentgesetz in Wirkung trat. H artig war einer der
Wenigen aus nichtpreußischen Staaten, die als Mitglieder des Patent^
amtes in den Reichsdienst traten. Unter diesen aber war er der
einzige, der bis zur Gegenwart das schwierige Amt verwaltet hat. Sein
Eintreten für die begriffliche Auffassung des Erfindungsgegenstandes
auf technologischer Grundlage ist allbekannt und war bahnbrechend.
Seinen Widersachern gegenüber betrat er allein den Weg der Be^
lehrung durch Wort und Schrift und suchte durch die Macht der
logischen Wahrheit die Gegner zu überzeugen. Eine reiche Patent^
literatur entfloß seiner Feder. Aus der langen Reihe von Belehrungs^
Schriften sei nur der „Studien aus der Praxis des Kaiserlichen Patent^
amtes'' gedacht, die er auf persönliche Anregung des ihm wohl^
gesinnten und von ihm hochverehrten Legationsrates Dr. von Boja^
nowski im Jahre 1890 verfaßte. So suchte H artig auf allen Ge^
bieten nur durch die Verkündung wissenschaftlicher Wahrheit zu
überzeugen und zu gewinnen. Die Anerkennung seiner Verdienste um
Lehre, Wissenschaft und Industrie blieb nicht aus. 1865 erhielt er die
ordentliche Professur für mechanische Technologie an der königlich
Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 12
— i8o —
werbe^Museums, deren Geschichte ich später erzählen werde, bekam
erst Leben und Inhalt durch das Eingreifen der Fürstin, welche uns
hunderte von Mitgliedern zuführte. Überdies sendet mir die Fürstin
jedes Jahr zu Weihnachten eine ansehnliche Summe zur Stärkung des
ihren Namen tragenden Hilfsfonds für arme Schüler, dessen Wieder^
belebung sie immer wieder besorgt, wenn Ebbe eingetreten ist. Doch
wie viel müßte ich noch erzählen, um die Parteinahme der Fürstin für
mich und meine Sache ausreichend zu schildern. Als ich der Fürstin
zur Zeit, da sie das österreichische Botschaftspalais in Paris beherrschte,
vorgestellt wurde, es war dies während der Pariser Weltausstellung im
Jahre 1867, konnte ich freilich nicht ahnen, wie segensvoll und ent^
scheidend die Fürstin mir später in der Verfolgung meiner Ziele hilf^
reich beistehen würde. Ihr Name ist unvergänglich mit der Geschichte
des Technologischen Gewerbe^Museums verknüpft. Die Zahl jener
Schüler ist keine geringe, denen sie die Fortsetzung und Vollendung
ihrer Studien am Technologischen Gewerbe^Museum und damit die
Begründung ihrer Erwerbsfähigkeit sicherte. In besonders berücksich^
tigenswerten Fällen, wo es sich um ganz arme, aber vorzügliche Schüler
handelte, griff sie rettend ein. Ihr Wirken müßte man als leuchtendes
Vorbild bezeichnen, wenn es Nachahmung gefunden hätte; es ist dies
leider nicht der Fall gewesen. Wenn wir vom Lehrkörper hie und da
den Notstand eines Schülers beseitigten, so kann das mit der hoch^
herzigen Handlungsweise der Fürstin nicht verglichen werden. Es muß
aber außerdem noch hervorgehoben werden, daß zu den Impondera^
bilien, welche zu Gunsten des Rufes unserer Anstalt wirkten, auch
die erfolgreiche Propaganda gehört, die sie in der „Gesellschaft'' für
das Institut machte. Wir verdanken der Initiative der Fürstin gruppen^
weise Besuche von Personen, die den höchsten Schichten der „Gesell^
Schaft'' angehörten und die dadurch eine Vorstellung von dem Zwecke und
der Bedeutung gewerblicher Bildungsanstalten, von dem geistigen In^
halte industrieller Betriebe und der wirtschaftlichen Tragweite des
Technologischen Gewerbe^Museums gewannen. Diese Besuche setzten
sich bis in die neueste Zeit fort und das Institut und das Personal
desselben hatte die Ehre, aus den Kreisen der Diplomatie, der obersten
Hofämter, des Hochadels und der Plutokratie wiederholt Herren und
Damen zu empfangen, welche auf diese Art die Sammlungen kennen
lernten und durch die Vorführung von Schauversuchen auf den Zu^
sammenhang von Wissenschaft und gewerblicher Produktion aufmerke
sam gemacht wurden. In diese Reihe von Besuchern gehören der
Herzog und die Herzogin von Cumb er land mit ihren Kindern, Fürst
und Fürstin Taxis, Fürst und Fürstin Oettingen, Prinzessin Croy,
Markgraf Pallavicini, Gräfin Schlick, der französische Botschafter
— i8i —
Marquis de Reverseaux mit Gemahlin, der holländische Gesandte
Weede deBezencamp samt Gemahlin, der sächsische Gesandte Graf
Rex, der zweite Obersthofmeister Fürst Montenuovo, der kürzlich
verstorbene Oberst^Kämmerer Graf Abensperg^Traun, die Grafen
Wilczek, Lanckoronski mit ihren Gemahlinen, Baron Albert
Rothschild mit seinen Söhnen usw. usw. Unter den Besuchern,
welche eine erstaunliche technische Sachkenntnis an den Tag gelegt
haben, stehen mir hervorragend in Erinnerung der Prinz^Regent
Luitpold und Prinz Ludwig von Bayern.
Aus den bürgerlichen Kreisen habe ich nur einen treuen, uner^
müdlichen Freund zu nennen, welcher in diese Gruppe von Wahl^
verwandten gehört: Franz Bujatti, ein Nestor des Niederösterreichi^
sehen Gewerbevereines, der dem Vereine am 6. Oktober 1897 durch
den Tod entrissen wurde. Franz Bujatti wendete besonders in zwei
Richtungen seine erfolgreiche Teilnahme dem Institute zu: Einerseits
war es die warme Fürsorge für das Schicksal dürftiger und würdiger
Schüler der Unterrichtsanstalten des Technologischen Gewerbe^Mu^
seums — er war der tätigste Mann im Ausschusse der Gesellschaft
zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Museums — , anderseits
wendete er seine Aufmerksamkeit historischen Forschungen auf dem
Gebiete der Industrie zu und sammelte mit Bienenfleiß Daten über die
Geschichte der Seidenindustrie. Jederzeit betätigte er in Worten und im
Wirken seine enthusiastische Anhängerschaft für das junge Technologie
sehe Gewerbe^Museum. Wir wünschten nichts sehnlicher, als eine große
Zahl solcher Genossen unserer Bestrebungen; der dazu nötige Idealist
mus scheint allerdings in unserer Zeit recht selten zu werden.
FERNERSTEHENDE ZEUGEN.
Das Technologische Gewerbe^Museum wurde bald nach seiner
Begründung und seither wiederholt durch Ausländer besucht, welche
sich berufsmäßig als höhere Verwaltungsbeamte oder Parlamentsmit^
glieder oder durch spezielle Missionen hiezu bestimmt über die Ein^
richtungen des Institutes und deren Erfolge zu unterrichten hatten. So
entsendete die ungarische Regierung, von dem Bestreben geleitet, der
noch schwachen ungarischen Industrie und dem Gewerbeleben in
Ungarn alle im Auslande angewendeten Förderungsmittel zuzuführen,
einige höhere Beamte, darunter auch einen sachkundigen Professor
der Budapester Technischen Hochschule, Emil Asböth, wiederholt
nach Wien, um das Technologische Gewerbe^Museum schon in seinen
bescheidensten Anfängen studieren zu lassen. Bald darauf beschloß das
- 183 -
Auftrag der Königin unterbreiteten, und ein praktisches, indem sie nach
ihrer Reise in London die Errichtung eines Technologischen Institutes
unter dem Namen ,, Central Institute^ beantragten. In dem oben erwähnten
Berichte wird das Gewerbe^Museum in Wien rühmend hervorgehoben
und das gewerbliche Bildungswesen Österreichs ,, wahrscheinlich als
das vollkommenste in Europa bezeichnet, dessen Resultate, soweit sich
dies beurteilen läßt, die am meisten ermutigenden seien"". Noch mehr
als dieses Lob bedeutet wohl die Anknüpfung von Verhandlungen
mit mir über den vorübergehenden Eintritt in die englische Unterrichts^
Verwaltung, unter allerdings sehr verlockenden finanziellen Bedin^
gungen. Ich brach die Verhandlungen ab, weil ich glaubte, in öster^
reich wichtige Aufgaben zu erfüllen zu haben — war ich doch erst kurz
vorher in den Reichsrat gewählt worden — und weil mir die englische
Berufung nicht genug Sicherheit bot. Ich habe ja als Österreicher auch
den typischen Fehler, mit „Dienstjahren und Ruhegenüssen"" zu rechnen.
Für das „Zentralinstitut"" wurde ein prachtvolles Gebäude in der
Exhibition road in South Kensington mit einem Aufwände von
75.000 Pfund Sterling (nahezu zwei Millionen Kronen) errichtet und
von dem jetzigen König von England und damaligen Prinzen von
Wales im Anfange des Jahres 1885 feierlich eröffnet. Die Anstalt zer^
fällt so wie das Technologische Gewerbe^Museum in Sektionen, und
zwar solche für Holzbearbeitung, Eisenbearbeitung, Chemie und
Elektrotechnik, welche noch durch eine fünfte „Ingenieurwesen"" ver^
mehrt sind. Der Unterricht ist theoretisch und praktisch wie bei uns
und auch die Versuchsanstalten sind vorhanden. Auf die Anlegung
von Sammlungen konnte man verzichten, da sich in unmittelbarer
Nachbarschaft das aus dem Patent^Museum hervorgegangene Maschinen^
und Erfindungs^Museum, von dem eingangs dieses Buches gesprochen
wurde, befindet. Zum Direktor der Anstalt wurde Philipp Magnus,
seither „Sir"" geworden, bestimmt. Die Hauptlehrstühle, nämlich für
Chemie, Physik, Mechanik und Mathematik und Ingenieurwesen,
wurden besetzt durch die Professoren Armstrong, Ayrton, Hen^
rici und Unwin, durchgehends Namen ersten Ranges. Die Mittel für
diese Gründung stammen aus der großen Organisation des City and
Guilds of London Institute, auf welche jedoch die staatliche Untere
richtsverwaltung maßgebenden Einfluß hat. Jeder Professor, der eine
Sektion leitet, bezieht, wenn ich recht orientiert bin, 1000 Pfund
Sterling bei einer Lehrverpflichtung ab 10 Uhr vormittags und drei
Monaten Ferien. Freilich hat das Zentralinstitut, welches seither seinen
Namen wechselte, gleich vom Anfang an schon jene Organisation
bekommen, welche bei uns damals nur teilweise durchgeführt, sonst
aber vorgedacht war. Die Londoner Herren leugnen gar nicht, daß sie
- i84 -
maßgebende Anregungen für ihre Einrichtungen hier erhak^i haben.
Als ich diese Anstalt zum ersten Blale im Jahre ^x%i 4>esttcfatE, mifSiig
ich den Eindruck, mich bei einem nahen Verwandten des Techno^
logischen Gewerbe^Museumszu befinden, einem ungleich wohlhabenderen,
in Luxus lebenden, der sichs auch ziemlich bequem machen kann, da
er eben keine Nahrungssorgen hat.
Ich könnte noch viele Zeugnisse aus dem Auslande vorbringen,
ich beschränke mich aber auf die Vorführung von Zeugen unbeeinflußt
barer Art aus fernen Ländern und will nur noch ein besonders wertvolles
Votum anführen. Im August 1902 erschien in Washington eine amtliche
Publikation, herausgegeben von dem Department of Labour der Zentral^
regierung der Vereinigten Staaten, verfaßt von dem Com missioner CarroU
D. Wright, betreffend den gewerblichen und technischen Unterricht
in Europa und Amerika, ein sehr umfangreiches Werk, welches auf
Grund der persönlichen Erhebungen amerikanischer Vertrauensmänner
verfaßt wurde. Diese Vertrauensmänner wußten sich in alle wichtigen
Bildtmgsanstalten technischer Richttmg Eintritt zu verschaffen und er^
hoben dann selbständig in Form einer von ihnen veranstalteten En^
quete die öffentliche Meinung über die Qualifikation der ausgetretenen
Schüler und über die sonstigen Leisttmgen des Institutes; sie be^
fragten die Direktoren und Besitzer jener Etablissements, welche mit
den betreffenden Institutionen in irgend einem Verkehr standen und
zu einem Urteile berechtigt waren, und auch die Ergebnisse ihrer
geheimen Erhebungen sind in diesem Werke uneingeschränkt ver^
öffentlicht. Ich habe die Verfasser des Berichtes gar nicht gesehen und
erhielt überhaupt erst Kenntnis von ihrem Urteile nach dem Erscheinen
des offiziellen Berichtes. In diesem ist dem k. k. Technologischen Ge^
werbe^Museum in Wien eine verhältnismäßig sehr ausführliche, 20 Drucke
Seiten umfassende Darstellung gewidmet. In der Einleitung zu diesem
Abschnitte heißt es, daß zur Charakteristik der österreichischen
Unterrichtsverhältnisse einzehie typische Beispiele hervorgehoben und
erörtert worden seien ; an erster Stelle wird das k. k. Technologische
Gewerbe-Museum in Wien behandelt, das nach der Auffassung der
Berichterstatter „wahrscheinlich eine der meist kompletten und best-
ausgestalteten Institutionen für den gewerblichen Unterricht in Europa
ist" (probably one of the most complete and best equiped insti-
tutions for industrial education in Europe). Dieses Urteil fällten die
amerikanischen Fachleute, nachdem sie in Europa, Frankreich, Belgien,
Deutschland, England, die Schweiz, Italien und andere Länder besucht
hatten.
Vielleicht darf ich es auch als ein Zeugnis für das Technologische
Gewerbe^Museum auffassen, daß ich durch den Vizepräsidenten des
- i85 -
Departements für Landwirtschaft und technisches Unterrichts^
wesen, The Right Hon. Mr. Horace Plunkett, mit Genehmigung
der englischen Regierung eingeladen wurde, an den Konferenzen zur
Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse Irlands, welche im Oktober
1902 zu Cork in Irland stattfanden, als Experte teilzunehmen.
Der mir eingeräumte Verhandlungstag war der 23. Oktober. Nach^
dem ich vom Präsidenten Mr. Plunkett dem Kongresse vorgestellt
worden war, entwickelte ich in längerer Rede meine Anschauungen
über die irländischen Industrieverhältnisse, welche vorher zu studieren
mir reichlich Gelegenheit geboten wurde, und erörterte die zur Hebung
derselben geeigneten Maßnahmen mit dem Hinweise auf die in
Österreich angewandten Förderungsmittel und deren Erfolge.*^) Die
königlich großbritannische Regierung hat mir und meinem frei^
willigen Begleiter auf der irländischen Reise, Ministerial^ Vizesekretär
Dr. Adolf Vetter, durch den Botschafter am Wiener Hofe ihren Dank
und ihre Anerkennung aussprechen lassen, da unsere auf den Er^
fahrungen in Österreich beruhenden Mitteilungen bei den künftigen
Maßregeln der irländischen Verwalttmg von Wert und Bedeutung sein
würden.
Zu den Zeugen aus der Ferne gehören überhaupt alle fremde
ländischen Besucher von Distinktion, denn keiner verließ die Anstalt,
ohne uns seine Befriedigung über das Gesehene auszudrücken. Die
Reihe ist viel zu groß, um sie hier alle zu nennen; jedenfalls
ist sie vielfach größer als die der inländischen Fachleute, welche
uns durch ihren Besuch beehrten. Äußerst anregend sind die Ge^
spräche, die man mit den ausländischen Autoritäten während und
nach dem Besuche über die von ihnen gewonnenen Eindrücke führt.
Man kann solche Äußerungen nicht immer kontrollieren in Beziehung
auf ihre Aufrichtigkeit, noch weniger läßt sich erheben, ob die ge^
äußerten Absichten der Nachahmung des einen oder anderen Teiles
unserer Organisation in Erfüllung gegangen sind. Nur das eine läßt sich
feststellen, daß uns, obwohl „Wien keine Fremdenstadt^ ist, nicht etwa bloß
Deutschland und die anderen Nachbarstaaten, Italien, die Balkanländer und
Rußland Gäste sandten, sondern daß wir notable Vertreter aller Herren
Länder zu begrüßen Gelegenheit hatten. Manche hielten sich tage^
und auch wochenlang bei uns auf; eine einschlägige Statistik wäre
'*') Department of Agriculture and Technical Instruction for Ireland: State
Aid to Industry (induding vGewerbe^Museums'' and Cottage Industries). By
Dr. William Ezne r, k. k. Sections^Chef. Technologisches Gewerbe^Museum. Vienna.
A Paper read in October 1902, at the Industrial Conference held in Connection
with the Cork International Ezhibition of 1902. Dublin. Printed for his Majestys
stationery office, by Alex. Thom & Co. Ltd., Abbey^Street. 1903*
— i86 —
nicht ohne Interesse, doch läfit sie sich heute nicht mehr aufstellen.
Besondere Anziehungskraft übte das Museum aus, so lange damit die
Einrichtungen des Gewerbeförderungsdienstes vereinigt waren, und
diese sind es auch, welche in dem letzten Dezennium die meiste direkte
Nachahmung gefunden haben. Eine ziemlich getreue Kopie des noch
mit dem Museum vereinigten Gewerbeförderungsdienstes bildet das
von der Hahdels^ und Gewerbekammer in Prag errichtete dortige
Technologische Gewerbe^Museum; es ist dies die zweite Anstalt in
Österreich^Ungam, welche zum grofien Teil das hier Geschaffene und
zugleich den von mir vorgeschlagenen Namen aufgenommen hat.
DIE WIDERSACHER.
Welche Schöpfung und welche leitende Persönlichkeit hätte nicht
ihre Widersacher, besonders wenn sie von der Schablone, dem Alt^
hergebrachten und von dem Normaltypus der betreffenden Kaste etwas
abweicht! Von zwei Wurzeln der Gegnerschaft habe ich bereits Er^
wähnung getan; die eine war die Besorgnis der Machthaber am Stuben^
ring, dafi das Technologische Gewerbe ^ Museum in die Kompetenz
des älteren, des kunstgewerblichen Staatsinstitutes übergreifen könnte. Zu
lebhaftem Ausdruck und offenem Protest steigerte sich diese Gegner^
schaft erst bei der Ausstellung der Schülerarbeiten des von mir ein^
gerichteten, wiederholt abgehaltenen Speziallehrkurses für hausindu^
strielle Schnitzerei und Drechslerei. Eitelberger reklamierte gegen
diese Tätigkeit beim Ministerium, jedoch vergeblich, da ihm nach^
gewiesen werden konnte, daß es sich bei unserem Unternehmen um die
technisch^manuelle Ausbildung von hausindustriellen Holzarbeiten
handle und darum, sie mit modernen Arbeitsbehelfen zu versehen,
welche ihnen nach Absolvierung des Lehrkurses in die Heimat mit^
gegeben werden. Wir versuchten auf diese Art die damals in den öster-
reichischen Gebirgstälern und besonders in Galizien noch stark verbreiteten
Wippendrehbank außer Gebrauch zu setzen, ein Werkzeug, das nicht viel
höher steht als jene, die die autochthonen Bewohner Südafrikas, vom
Oriente gar nicht zu reden, heute noch benützen. Wir erklärten mit Erfolg
den Krieg den unbeholfenen Schnitz^ und Drechslerwerkzeugen, indem
wir die englischen Ward^ und Addis^Eisen, Werkzeuge von Peugeot und
aus der Rheinprovinz einführten. Was besonders Anstoß erregte, waren die
Formen, für die unsere Zeichenlehrer, namentlich Professor Avanzo,
vorsorgte. Man konnte aber doch nicht von uns verlangen, daß die
zur Einübung der Hand des Arbeiters hergestellten, tunlichst verkaufst
fähigen Artikel nach dem Muster der tiefgesunkenen hausindustriellen
- i87 -
Erzeugnisse hergestellt werden sollten, man mufite auch solche Objekte
zeichnerisch entwerfen, an denen man zeigen konnte, wie weit die Ver^
wendbarkeit vervollkommneter Werkzeuge reicht. Da übrigens die Mafi^
regeln zur Hebung der technischen Seite der holzverarbeitenden Haus^
industrie nur als transitorische gedacht waren, hörte das ärgernis^
erregende Unternehmen ohnehin auf und damit wäre der sachliche Grund
zur Gegnerschaft beseitigt gewesen. Sie setzte sich aber fort, als man ge^
wahrte, daß aus der Niederen und Höheren Fachschule für Bau^ und
Möbeltischlerei häufig junge Leute hervorgingen, die, obwohl zu Werk^
meistern bestimmt, sich auf die künstlerische Atelierarbeit verlegten,
und häufig mit solchem Erfolge, daß sie den vorschriftsmäßig aus^
gebildeten Zeichnern aus der Kunstgewerbeschule und Akademie im
Wege standen. Und mit dieser Beschwerde hatten die Opponenten
auch nicht ganz unrecht. Der Lehrplan unserer Tischlerschule betonte
zu sehr das zeichnerische Element und verführte die jungen Leute,
sich den nach ihrer Auffassung bequemeren, lohnenderen und höheren
künstlerischen Aufgaben zu widmen, während sie doch nur
zu höher qualifizierten Arbeitern erzogen werden sollten und erzogen
worden waren. Gewiß haben einzelne der Absolventen unserer
Tischlerschulen vermöge wirklich künstlerischer Begabung und mit
Hilfe der auf die Schule folgenden weiteren Ausbildung ihren
Weg zu schönen Stellungen für konzeptive Aufgaben in den Ateliers
gemacht, namentlich, wenn sie auswanderten, in Deutschland. Dieser
Ausnahmsfalle ungeachtet wurden zufolge Initiative des jetzigen Re^
ferenten für das gewerbliche Bildungswesen im Ministerium für Kultus
und Unterricht, in dessen Agenden das Technologische Gewerbe^
Museum fällt, Ministerialrates Dr. Adolf Müller, in jüngster Zeit die
Fachschulen für Bau^ und Möbeltischlerei an der ersten Sektion des
Museums aufgelassen und durch eine Meisterschule ersetzt, welche
unter allen nur denkbaren Kautelen ausschließlich auf die Ausbildung
von Praktikern abzielt. Damit dürfte der letzte Grund einer Gegnerschaft
der Anstalten am Stubenring beseitigt und ein einverständliches Vor^
gehen der kunstgewerblichen mit der technischen Zentralanstalt für
Gewerbeförderung herbeigeführt sein.
Eine andere Gruppe von Gegnern erwuchs dem Technologie
sehen Gewerbe^Museum in der in Wien und Niederösterreich in
den Vertretungskörpem zur Herrschaft gelangten christlich^sozialen
Partei, weil sie vorher und eine Zeitlang noch nach ihrem Siege
die liberale Partei in allen ihren Vereinigungen und Schöpfungen
befehdete. Es blieb ganz fruchtlos, zu behaupten und nachzuweisen,
daß das Technologische Gewerbe^Museum nicht eine Parteizwecken
dienende Unternehmung wäre, wie es auch ausgeschlossen sei, daß
— 190 —
ermöglicht wurde. Mit diesem Zwischenfall war aber die Opposition in
jenem Kreise durchaus nicht bleibend beseitigt. Anläßlich der Neuaufistel^
lung der Sammlungen wurde von einem einflufireichen Wortführer im
Gewerbeverein bemängelt, daß so viele ausländische Objekte in den
Sammlungen vorhanden seien, daß im Gewerbeförderungsdienste
Werkzeuge und Maschinen ausländischer Herkunft gekauft, ver^
wendet und deren Ankauf vermittelt werde, und daß das Techno^
logische Gewerbe-Museum nicht das sei, was es sein solle, eine „Ver^
kaufsstelle und eine Reklame für die inländischen (Wiener) Gewerbe^
erzeugnisse'^. Wie bestechend dieses Raisonnement ist, kann man sich
vorstellen. Alle Gegengründe blieben ohne Wirkung. Daß das Techno^
logische Gewerbe^Museum dazu bestimmt sei, das Beste und Vor^
geschrittenste vorzuführen und dem Gewerbestande zu vermitteln, daß
die Herkunft nur unter sonst gleichen Umständen in die Wagschale
fallen könne, und endlich, daß gerade die Vorführung mustere
hafter Leistungen des Auslandes das beste Mittel sei, die inländische
Produktion im Werkzeuge und Maschinenbau zu befeuern, der Nach^
weis, in wie vielen Fällen diese Wirkung tatsächlich erzielt worden
sei, all das fruchtete nichts. Die Forderung des nackten Protektionis^
mus, womöglich der Begünstigung der Vereinsangehörigen auf Kosten
des Bildungszweckes der Anstalt wurde erhoben. Nachdem man die
Überzeugung gewonnen hatte, daß man es hier mit unbeugsamen
Gegnern zu tun habe, versuchte man das letzte Mittel und berief
mehrere dieser Herren in die Spezialkommission zur Leitung des
Technologischen Gewerbe^Museums, um sie in die Lage zu versetzen,
selbst einzugreifen in die Verwaltung, Mißgriffe zu rügen, Mißstände
zu beseitigen. Dort aber, in diesem Kollegium von Fachleuten
hüllten sie sich in ebenso tiefes als beredtes Schweigen und setzten ihren
Kampf gegen das Institut auf anderen bequemeren Schauplätzen fort.
So blieb nichts anderes übrig, als die Ausscheidung solcher Elemente
aus der Verwaltung des Vereines, was denn auch rücksichtslos voU^
zogen wurde. Daß diese Personen ebensowenig aufgehört haben, un^
ermüdliche Widersacher des Institutes zu sein, ist ebenso klar, wie,
daß Eltern und Verwandte von trotz des hohen Schulgeldes durchs
gefallenen Schülern über die Professoren schimpfen, die an dem
Mißerfolg schuld seien.
Ich gehe nun zur bedenklichsten Gruppe von Gegnern über,
das sind jene, die man nicht bekämpfen und nicht fassen kann,
weil sie sich nur in geheimen Konventikeln äußern oder unter dem
Schutze der Anonymität schreiben, auf unwahren Behauptungen
ihr abfälliges Urteil basieren, vor Entstellung der Tatsachen nicht
zurückschrecken und es als höchsten Ehrgeiz betrachten, die Geringe
— i89 —
besteht gar kein Schulgeld. Was für die Volksschttle richtig ist, ist
für die Berufsschule unrichtig. Der Unterricht ist ebenfalls eine Ware
und soll dem Werte entsprechend bezahlt werden, schon deshalb, da^
mit er gewürdigt werde. Aber ganz abgesehen von diesem Prinzipe,
das Technologische Gewerbe^Museum mußte zur Herstellung des
finanziellen Gleichgewichtes Schulgelder fordern, die den Selbstkosten
nahekamen. Die Fachschulen des Museums waren der Schwimm^
gürtel, sind es und werden es bleiben für die passiven Zweige der
Verwaltung, insbesondere die Versuchsanstalten, die mit Ausnahme
jener für Papier, passiv sein müssen. Ein anderer Anwurf waren die
hohen Gehalte der Angestellten, ein Vorwurf, dessen Grundlosig^
keit sich bei näherer Erwägung sofort herausstellte. Der dritte und
Hauptvorwurf bestand jedoch darin, daß das vom Gewerbe verein ge^
gründete Institut für die Gewerbe nutzlos, nur der Großindustrie
dienstbar sei. Als es in der Abteilung für Kleingewerbe so zu rumoren
begann, forderte ich eine Verhandlung in meiner Gegenwart und eine
eingehende Besichtigung des Technologischen Gewerbe^Museums
während des Betriebes, die Prüfung der Bücher und der finanziellen
Verwaltung, mit einem Wort eine ordentliche Untersuchung aller maß^
gebenden Verhältnisse. Nach vollendeter Durchführung dieses Pro^
zesses schlug ich den Herren Opponenten vor, die zum großen Teile
aufgehört hatten es zu sein, sie sollten für die Zugänglichmachung
der Fachschulen für jene Bürgerssöhne sorgen, die nicht talentiert
genug seien, um durch ein Vorzugszeugnis die Befreiung vom ganzen
Schulgelde zu erlangen. Da auch das halbe Schulgeld noch ein grofies
Opfer darstelle, ja, da es außerdem viele talentierte Knaben gebe, die
man dem Gewerbe zuführen könnte, wenn sie nicht schon vom
14. Lebensjahre an gezwungen wären, zum Unterhalt der Familie bei^
zutragen, wäre ein Unterstützungsfonds von Wert und zu jenem
Zwecke die Gründung eines besonderen Vereines, welcher sich um
die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schüler zu kümmern hätte, um
so dringender, je höher die Frequenz steige. Um kurz zu sein, das
Ende der betreffenden Beratungen bildete der einhellig gefaßte Be^
Schluß: die „Gesellschaft zur Förderung des Technologischen Gewerbe^
Museums'' mit dem gedachten Hauptzweck zu begründen. Wenn ich
mich daran erinnere, so fällt mir der Ausruf Richard III. ein: „Ward
je ein Weib in solcher Laun' gefreit, gewonnen!'' So entstand die Ge^
Seilschaft zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Museums am
27. Dezember 1881; sie entwickelte seither ununterbrochen eine überaus
segensreiche Tätigkeit. Ungemein zahlreich sind die Fälle, in denen die Be^
gründung der Erwerbsfähigkeit und damit sogar derWeg zu wirtschaftlichem
Gedeihen jungen österreichischen Staatsbürgern durch die „Gesellschaft"
DIE SACHLICHEN MITTEL.
DIE SAMMLUNGEN.
Bei der Begründung des Technologischen Gewerbe^Museums, das,
wie berichtet, mit der Sektion fär Holzindustrie ins Leben trat, waren
die Bedingungen für das Zustandebringen einer die Holzbearbeitung
darstellenden technologischen Sammlung auBerordentlich günstig. Ich
hatte bei meiner Berufung als Ingenieurprofessor an die Forstakademie
in Mariabrunn (1668) angefangen, eine technologische Sammlung für
das Hauptfach meiner Lehrkanzel, Technologie des Holzes, anzulegen.
Ich verschaffte mir eine große Zahl lehrreicher Objekte im Ver"
kehr mit den Holzindustriellen, für welche ich in vielen Richtungen
tätig war, bei meinen Dienstreisen und Exkursionen, bei den AuS'
Stellungen, besonders bei jenen, in denen ich eine amtliche Funktion
innehatte, so z. B. in Wittenberg als Delegierter der Österreichischen
Regierung und Juror, bei der Weltausstellung in Wien 1873, wo ich
als Berichterstatter des Preisgerichtes für die Gruppe VIII, Holzindustrie,
und offizieller Berichterstatter tätig zu sein berufen war. Eine besonders
günstige Gelegenheit für derartige Erwerbungen bot meine Reise nach
den Ostseeländem im Jahre 1875.'*')
Diese Sammlung konnte schon des bereits erreichten Umfanges
wegen bei der Aktivierung der forstlichen Sektion (1875) an der Hoch'
schule für Bodenkultur in Wien, die in einem elenden, notdürftig
adaptierten Miethau8e in der Skodagasse in Wien provisorisch unter'-
gebracht wurde, nicht dahin übersiedeln; sie verblieb daher in Marias
*) Holzhandel und HolzJndualrie der Ostseeländer. Ergebnisse einer Studien'
reiie nach den deutschen und russischen Ostseepro vi nzen, Schweden, Dänemark
und Hamburg; im Auftrage des k. k. österreichischen Ackerbaum iniateriums ver-
öffentlkbt von Dr. Gustav Marchet, o. ö. Professor an der k. k. Hochschule für
Qkultur in Wien, und Regierungsrat Dr. W. F. E<ner, o. ö. Professor an der
Hochschule für Bodenkultur. Honorardozent an der Handels'Hochschulc in
. Weimar 1876, Bernhard Friedrich Voigt.
— 193 —
brunn und wurde von den Hörern meiner Lehrkanzel auch zum Stu^
dium benutzt» was jedoch bei dem damaligen Mangel an guten Ver^
kehrsmitteln einigermafien durch die Entfernung vom Schulorte be^
hindert war. Man begrüßte es also auch von Seite der Hörerschaft
(vgl. S. 55), als bei der Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums
hervorragende Stücke der Mariabrunner Sammlung nach der Eschen^
bachgasse übertragen wurden^ wozu die maßgebenden Faktoren
die Erlaubnis erteilt hatten. Dieser Grundstock der Sammlung, an
sich schon bedeutend, wurde durch jene Erwerbungen, die ich im
Auftrage des Handelsministeriums bei der Wiener Weltausstellung
1873 machte, soferne sie in das Gebiet der Technologie des Holzes
fielen, vermehrt Auch aus den aufgelassenen Sammlungen des Athe^
näums wurden einige Objekte gewonnen. Schließlich verlegte ich mich
als Vorstand der ersten Sektion und auch später mit Eifer darauf,
namentlich bei den Ausstellungen in Wien 1880, 1888, 1890 und
1898^ in Paris 1889 und 1900, und bei Studien^ und Inspektions^
reisen in solcher Art Erwerbungen zu machen, daß von uns nur die
Transportkosten zu bestreiten waren. Eine große Schwierigkeit be^
stand darin, daß für die Anschaffung von Vitrinen durchaus kein
Geld vorhanden war und daß ich mich daher mit veralteten und un^
zweckmäßigen Schränken begnügen mußte, die meinen Ansichten
über die Installation von Museen durchaus nicht entsprachen, die
ich aber geschenkt oder geliehen bekam. Trotzdem wurde die Sammlung
der ersten Sektion in der Eschenbachgasse recht ansehnlich und in^
haltlich genug hervorragend, um Fachleute zu befriedigen.
Gleich bei der Errichtung der zweiten (chemischen) Sektion
schärfte ich dem Personale ein, auf die Anlegung einer technologischen
Sammlung für Tinktorialchemie bedacht zu sein. Wohl kam es zu
einer bemerkenswerten Erwerbung, es wurden nämlich bei einem
Maschinenfabrikanten in Mühlhausen (Welter) Modelle von Ma^
schinen für Färberei und Druckerei, die funktionsfähig sein sollten,
bestellt und um einen, für die finanziellen Verhältnisse des Mu^'
seums erheblichen Betrag angeschafft. Einige dieser Maschinen
dienten auch besonders während der Amtstätigkeit Pergers zu Ver^
suchszwecken. Die anderen, die hierzu nicht als geeignet betrachtet
wurden, überstellte ich bei passender Gelegenheit in die Sammlungen
und rettete sie dadurch vor dem Untergange, während die der Be^
nützung überwiesenen, so z. B. das Rouleau, kaum mehr einer guten
Beleuchtung ausgesetzt werden dürfen, da sie sich in einem traurigen
Zustande befinden. Außerdem wurden Drogen aller Art von den hierzu
bereitwilligen in^ und ausländischen Fabriken in Form von Kollektionen
als Geschenk erlangt, mußten aber, weil die Vorstände der zweiten
Denkschrift Techn. Gew.-Mus. 13
— 194 —
Sektion darauf bestanden, um sie beim Unterrichte und bei Versuchen
bequemer benützen zu können, in den Räumlichkeiten der zweiten
Sektion, zuerst in der Marchettigasse, dann im Prechtlgassentrakt
des jetzigen Musealgebäudes verwahrt werden. Die Art der Auf^
Stellung und Konservierung dieser Sammlungen litt wieder unter der
Unmöglichkeit, geeignete Vitrinen zu gewinnen, aber noch mehr unter
dem Umstände, daß es nicht gelingen wollte, einen Beamten der
zweiten Sektion ständig mit den Geschäften eines Kustos zu betrauen«
Was ich sonst an Objekten, die in das Gebiet der chemischen
Technologie fallen, später fallweise zu erwerben Gelegenheit hatte,
wurde den Sammlungen des Technologischen Gewerbe^Museums ein^
verleibt Einiges davon hat heute noch, freilich nur ein historisches
Interesse. So hervorragend als Forscher oder Lehrer die Vorstände
der genannten Sektion und viele dem Personale dieses Zweiges der
Anstalt angehörige Beamte auch waren, es fand sich keiner unter
ihnen, der, den Wert einer solchen erkennend, sich auf die Anlegtmg
einer systematischen Sammlung verlegt hätte; den Chemikern fehlt
eben manchmal ein Sinn, der eine Vorbedingung für die Schaffung
und die systematische Benützung einer technologischen Sammlung
bildet, der Sinn für pedantische Ordnung, Reinlichkeit und Schönheit.
Wesentlich günstiger entwickelte sich die Sammlung für die dritte
Sektion, Metallindustrie und Elektrotechnik, die man schon bei deren
EröfEntmg anzulegen begann. Auch Pfaff war indessen kein berufen
mäßiger Sammler und noch immer waren wir nicht in der Lage, einen
technologisch gebildeten Fachmann als Kustos anzustellen, fehlten
doch noch für wichtigere Zweige der Verwaltung die Mittel, um An^
Stellungen vorzunehmen. *) Kurz nach der Erwerbung des Gebäudes in
der Währingerstrafie, die mit der Errichtung der dritten Sektion zeitlich
zusammenfiel, mußte die Sammlung der Sektion für Holzindustrie
zum ersten Male übersiedeln, in die neugewonnenen Räume in der
Währingerstraße, eine mühevolle Aufgabe, welche Professor Lau^
boeck mit Umsicht und dem ihm eigenen Eifer löste« Das wenige,
was an Sammlungsmaterial der zweiten tmd dritten Sektion zur Ver^
fügung stand, wurde damals schon der technologischen Sammlung der
ersten Sektion hinzugefügt, nahm sich aber quantitativ und qualitativ
verhältnismäßig unbedeutend aus. Als man an die Trennung der dritten
Sektion in zwei Sektionen, die eine für Metallbearbeitung, die andere
*) In erster Linie standen immer die Aufwände für persönliche Kräfte bei
den Lehranstalten, da wir den Schülern gegenüber vertragsmäßige Verpflichtungen
hatten, und die große Verantwortung für eine möglichst vollkommene Erteilung
des Unterrichtes, deren Erfolge ja die Grundlage für den künftigen Beruf unserer
Schüler sind.
— 195 —
für Elektrotechnik, schritt, mußte auch an eine Kollektion von Lehr^
Objekten für Elektrotechnik gedacht werden, für welch letztere Pro^
fessor Schlenk schon früher einzelne wertvolle Gegenstände ge^
Wonnen hatte.
Ein Ereignis für die Vermehrung der Sammlungen bildete der
Ankauf der sogenannten Dillinge r sehen Sammlung. Dillinger war
ein Amateur von Schlössern und Schlüsseln und brachte durch lang^
jährigen Fleiß und ein besonderes Geschick, gepaart mit spezieller
Sachkenntnis eine sehr bemerkenswerte, gut geordnete Sammlung
von Schlössern und Schlüsseln aller Zeitperioden zustande, welche an
den verschiedensten Orten in Österreich ausgestellt, dem Publikum gegen
ein Eintrittsgeld zugänglich gemacht und durch Vorträge Dillingers er^
läutert wurde. Diese Kollektion gelangte auch im Niederösterreichischen
Gewerbevereine zur Ausstellung und erregte großes Aufsehen beim
Publikum und besonders in fachmännischen Kreisen. Es war auf den
ersten Blick klar, daß diese Sammlung für ein Institut, an welchem
sich eine Fachschule für Schlosserei befand, von außerordentlichem
Werte sein mußte. Ich bot nun alles auf, um diese Sammlung für das
Technologische Gewerbe^'Museum zu erwerben. Graf Latour billigte
mein Streben in dieser Angelegenheit und kam mir werktätig zu
Hilfe, nicht nur dadurch, daß er meinen Antrag auf Ankauf dieser
Sammlung durch sein gewichtiges Votum unterstützte, sondern auch einen
erheblichen Zuschuß aus Staatsmitteln zum Kauf Schilling in Aussicht stellte.
Da Dillinger auf mehrjährige Ratenzahlungen einging, und da das
Unterrichtsministerium gestattete, in das Budget des Technologischen
Gewerbe^Museums jeweilig eine Rate von 500 fl. einzustellen, konnte
die Sammlung um den Preis von 10.000 fl. erworben werden. Sie ist
im Inlande einzig in ihrer Art, überragt weit die Schlössersamm^
lungen an den Kunstgewerbe^Museen in Wien, Graz, Prag, Reichen^
berg usw. und stellt sich ebenbürtig an die Seite der größten und
wertvollsten- Sammlungen dieser Richtung in Nürnberg, Zürich, Basel,
im Cluny^Museum in Paris usw. Wenngleich das Technologische
Gewerbe^Museum drei Zehntel des Kaufpreises tragen mußte, die
Staatsverwaltung sieben Zehntel und diese unter der Bedingung bei^
trug, daß die ganze Sammlung in das Staatseigentum übergehe, freilich
unter der Voraussetzung, daß die Dillingersche Sammlung im Techno^
logischen Gewerbe^Museum aufgestellt und dort benützt werde, so muß
ich doch die damalige Mitwirkung des Grafen Latour der dankbaren
Erinnerung bewahren.^) Auch das Fehlen eines Kustos wurde endlich
'■') Erlaß des Ministers für Kultus und Unterricht, Freiherrn von Gautsch,
vom 27. Juni 1889.
13*
— 196 —
dadurch einigermaßen weniger empfindlich, daß ich über Empfehlung des
um dasMuseum hochverdientenIndustrielIenball''Komitees dessenMitglied
Moritz Volke ab i. Jänner 1888 mit sehr bescheidenen Bezügen als ad^
ministrativen Beamten gewinnen und mit der Verwalttmg der Bibliothek
und der Sammlungenbetrauen konnte. Auch die Administration der Biblio^
thek war, so wie jene der Sammlungen, bisher eine Nebenbeschäftigung
von mir und Lauboeck unter Zuziehung des einen oder anderen
Kanzleibeamten oder Assistenten. Volke hatte seine Studien an der
landwirtschaftlichen Akademie in Ungarisch^Altenburg gemacht, war
daher gewiß nicht ein prädestinierter, fachlich vorgebildeter Kustos der
Bibliothek und der Sammlungen, welche beide schon einen erheblichen
Umfang angenommen hatten. Da er aber ein Mann von allgemeiner
Bildung, großer Pünktlichkeit und Nettigkeit und passionierter Hin^
gebung für seinen neuen Beruf war, so verwandelte sich der Dilettant
in wenigen Jahren zu einer äußerst schätzenswerten Kraft, deren Wert
für uns noch weiters dadurch stieg, daß ihm schließlich auch die Ad^
ministration der „Mitteilungen'', welche gleichfalls bisher herrenlos war,
zugewiesen wurde. Immer fühlbarer machte sich der Raummangel für
die Unterrichtsanstalten und gleichzeitig der Raummangel für die doch
stetig wachsenden Sammlungen geltend.
Da trat ein für die Sammlungen und deren heutigen Bestand
entscheidendes Ereignis ein.
Im Spätherbste des Jahres 1889 unterbreitete ich dem Verwalk
ttmgsrate des Niederösterreichischen Gewerbevereines den Antrag:
„man solle die Errichtung eines Museums der Geschichte der öster^
reichischen Arbeit in Erwägung ziehen.'' Die umständliche und ein^
gehende Begründung dieses Antrages führte zu dessen einhelliger An^
nähme seitens der genannten Körperschaft. Der Verein entschloß sich
zunächst eine fachmännische Enquete zu veranstalten und berief da^
für ein Aktionskomitee, welchem außer dem Vereinspräsidenten, dem
Vizepräsidenten kaiserlichen Rat Prof. Luckhardt und dem Antrags
steller folgende Herren angehörten: Dr. Auspitzer, Exzellenz Baron
Banhans, Ernst Ritter von Boschan, Direktor B. Demmer, Baron
Eichler, Ingenieur Ritter von Gunesch, kaiserlicher Rat Hanusch,
Hofrat Prof. von Hauffe, kaiserlicher Rat Kraft, Ministerialrat Graf
Latour, Prof. Lauboeck, Fr. Paulick, Prof. Ritter von Perger,
Ingenieur Ritter von P ichler, Prof. Schlenk. Dieses Komitee wählte
Exzellenz Baron Banhans zum Obmanne, Vereinspräsident Mat^
scheko zu dessen Stellvertreter, Dr. Auspitzer, Rudolf Ritter von
Gunesch und Moritz Ritter von Pichler zu Referenten.
Das Aktionskomitee schritt nun tatsächlich an die Durchführung
einer im großen Stile angelegten Expertise, wobei folgende zwölf
— 197 —
Gruppen gebildet wurden, für welche eine beträchtliche Zahl hervor-»
ragender Männer einvernommen werden sollten.
L Chemie, Nahrungs^ und Genußmittelindustrie.
IL Textil^ und Bekleidungsindustrie.
III. Ledern, Rauhwaren^ und Kautschukindustrie.
IV* Holzindustrie.
V* Steine und keramische Industrie.
VI. Metallindustrie.
VIL Maschinenbau^ und Ingenieurwesen.
VIIL Wissenschaftliche und chirurgische Instrumente.
IX. Elektrotechnik.
X. Musikalische Instrumente.
XL Papierindustrie und graphische Künste.
XII. Kurzwaren.
Das Ergebnis dieser Expertise war für das Projekt ausnahmst
los günstig. Nicht nur, daß von keiner Seite ein Bedenken gegen
die Absicht des Niederösterreichischen Gewerbevereines erhoben worden
wäre, im Gegenteile alle Experten begrüßten mit lebhafter Zustimmung
den Gedanken der Errichtung eines derartigen Museums, und vielfach
wurde dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß nicht schon in einem
früheren Zeitpunkte ein solches Unternehmen in Szene gesetzt
worden sei. Daraufhin erstattete namens des Verwaltungsrates des
Niederösterreichischen Gewerbevereines der Obmann des Aktions^
komitees, Freiherr vonBanhans, in der Festversammlung aus Anlaß
der Feier des 50jährigen Bestandes des Vereines am 28. Februar 1890
nachfolgenden Bericht:
,,Ein Ausblick auf die Staaten, in welchen die Bedeutung
der angewandten Wissenschaften und der technischen Arbeit
für die kulturelle Entwicklung sowohl wie für die Förderung
der Volkswohlfahrt anerkannt wird, zeigt uns, daß der geistigen
Arbeit auf dem Gebiete der Technik auch in historischer
Richtung die größte Aufmerksamkeit zugewendet wird. Wir
sehen in Frankreich, England und Deutschland Museen teils in
voller Blüte, teils in kräftiger Entwicklung, mit der Aufgabe,
den fortschreitenden Entwicklungsprozeß in seiner technischen
Vollendung zur Darstellung zu bringen.
Auch bei uns ist der Gedanke, ein Museum der Geschichte
der österreichischen Arbeit zu errichten, nicht neu; ist ja doch
Österreichs Anteil an der Vervollkommnung der gewerblichen
Technik kein geringer. So haben sich schon vor mehr denn
zwei Jahrzehnten patriotische Männer unseres Vereines damit
beschäftigt, die technische Seite von Industrien und Gewerben
— 198 —
in Österreich darzustellen, typische technische Hilfsmittel, Ma^
schinen, Apparate und Werkzeuge sowie die unter Anwendung
derselben hervorgebrachten Ganz^ und Halbfabrikate zu sammeln.
Die additionelle Ausstellung von Prof. Dr. Wilhelm Exner
des Jahres 1873 hat uns wertvolle Beiträge zur Geschichte der
Gewerbe und Erfindungen Österreichs vorgeführt, deren JEr^
gänzung in seinem unter Mitwirkung hervorragender Gelehrten,
Fabrikanten und Gewerbetreibenden herausgegebenen Buche '^)
enthalten und für uns heute von unschätzbarem Werte ist
Die damals vorhandenen und auch nachher gesammelten
Gegenstände haben sich leider zerstreut; aber der ihnen inne^
wohnende Gedanke blieb lebendig, seine Verwirklichung stellte
sich immer mehr zur unabweisbaren Notwendigkeit heraus. So
hält denn Ihr Verwaltungsrat dafür, der Niederösterreichische
Gewerbeverein, der schon so viel für die Hebung der Gewerbe
geleistet, werde nur einer Pflicht seines tiefwurzelnden Patriotis^
mus entsprechen, wenn er den Beschluß faßt, in Wien ein
Museum der Geschichte der österreichischen Arbeit
zu schaffen, ein Museum, das den Entwicklungsgang der Technik
in Gewerbe und Industrie zur Darstellung bringt und zeigt,
welchen Anteil Österreich an der Entwicklung der verschiedenen
industriellen und gewerblichen Arbeitsprozesse für sich mit
Recht in Anspruch nehmen darf.
Der Plan dieses Unternehmens wurde von Sr. k. und k.
Hoheit unserem durchlauchtigsten Protektor in einem höchsten
Handschreiben vom 8. Jänner 1. J. mit Freude genehmigt und
hierauf von der Plenarversammlung des Vereines mit dem leb^
haftesten Beifalle aufgenommen.
Nun gingen wir daran, durch eine Enquete festzustellen,
ob und in welchem Umfange das neue Museum, welches dem
k. k. Technologischen Gewerbe^Museum angegliedert werden
soll, auch verwirklicht werden könne. Über 200 Experten der
mannigfaltigsten gewerblichen Gruppen wurden einvernommen
und es stellte sich heraus, erstens, daß die Idee gerade in den
Fachkreisen der wärmsten und aufrichtigsten Zustimmung be^
gegnet, und zweitens, daß das Museum, wenn es vorläufig nur
jene Objekte umfassen sollte, die bereits zugesagt sind, jeden
Patrioten mit aufrichtiger Befriedigung erfüllen wird. Zudem
*) Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs von
der Mitte des XVIII. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Herausgegeben von der
Generaldirektion der Weltausteilung 1873 in Wien. Redigiert von Prof Dr.
Wilhelm Franz Exner. 2 Bände. Wien i873t Wilhelm Braumüller.
— 199 —
hat auch Se. Exzellenz der Herr Unterrichtsminister mit Erlaß
vom i8. Februar 1890, Z. 23, diesem Museum bereitwilligst seine
Unterstützung zugesagt und in dieser Richtung gleichzeitig die
geeignete Verfügung getroffen«
Auf diesen sicheren Grundlagen fußend, glaubt der Verwalk
tungsrat der heutigen, zur Feier unseres fünfzigjährigen Jubiläums
bestimmten Generalversammlung mit voller Beruhigung den
Antrag unterbreiten zu können, dieselbe beschließe: Der Nieder^
österreichische Gewerbeverein hat ein Museum der Geschichte
der österreichischen Arbeit zu gründen und es wird ihm hierzu
ein Betrag von 10.000 fl. bewilligt.
Aus höchstem Munde haben wir heute vernommen, daß
Se. k. und k. Hoheit zu diesem Zwecke einen Beitrag zu
widmen geruhte. Gerührten Herzens spreche ich hierfür unseren
Dank aus. Seien Sie überzeugt, diese höchste Spende wird uns
von größtem Nutzen sein. Wir haben ferner aus dem Hebens^
würdigen Schreiben des Herrn Bürgermeisters entnommen, daß
der löbliche Gemeinderat der Reichshaupt^ und Residenzstadt
Wien aus eigener Initiative dem neuen Museum 5000 fl. be^
willigt, und ebenso hat Herr Anton Dreher einen gleichen
Beitrag bereits eingesendet. Den edlen Spendern sei der
wärmste Dank dargebracht. Wir können auf weitere Spenden
mit Zuversicht hoffen.
So wird denn die Annahme des gestellten Antrages einen
neuen Markstein für die Schaffenskraft des Vereines bilden,
eine Zierde unserer heißgeliebten Stadt Wien, eine Quelle
reichen Segens für Gewerbe und Industrie. Ich bitte um Ihre
Zustimmung.^'
Die in diesem Berichte gestellten Anträge fanden unter lebhaftem
Beifall die einhellige Zustimmung der Generalversammlung. Damit
war der entscheidende Schritt getan und die erste Phase der Vor^
bereitungen zum Abschlüsse gebracht. Das Aktionskomitee setzte auf
Grund jenes Gruppenschemas, nach welchem die Expertise durchgeführt
wurde, eine Anzahl von Fachkomitees ein, welche hier folgend unter
Angabe der Obmänner aufgezählt werden.
Gruppe I.
Chemie, Nahrungs^ und Genußmittelindustrie.
1. Allgemeine Chemie, chemische Präparate und chemische Groß^
industrie: Dr. Alexander Bauer.
2. Farbenchemie: Lorenz Jakob Clauser.
3. Allgemeine Nahrungs.« und GenuBminel: Dr. Emmerich Metßl.
4. Brauerei: Johann Medinger jun.
5. Wein: Otto Edler von Schlumberger.
6. Zucker: Friedrich Strohmer.
7. Mahlprodukte: Otto Stützner.
8. Bäckerei: Charles Cabos.
9. Mineralwässer: Heinrich Mattoni.
10. Spiritus: Karl Ferdinand Ritter von Mautner.
11. Tabakfabrikation: Dr. Josef Krückl.
12. Zündwarenfabrikation: Alfred Pollak Ritter von Rudin.
13. Fettwaren, Lacke, Firnisse, ätherische und Mineralöle: Karl Sarg.
Gruppe II.
TeztiU und Bekleidungsindustrie.
14. Baumwolle: Friedrich Freiherr von Leitenberger.
15. Schafwolle: Gustav Ritter von Schoeller.
16. Seide: Ferdinand Taubler.
17. Flachs: J. B. Kirschnek.
18. Posamenterie : Rudolf Chwalla.
19. Frauenarbeit: Adolf Studnttzka.
20. Hutfabrikation und \ „ .» i_ ■
_ ,, .. . . . } Peter Habig-
21. mkleidungsmdustrie : )
22. Schalfabrikation: Rudolf Isbary.
23. Wachstuchfabrikation: Unbesetzt.
24. Bobbinet' und Spitzenfabrikation: August Matitsch.
Gruppe ni.
Leder', Rauhwaren' und Kautschukindustrie.
25. Leder: Hermann Gerhardus.
26. Rauhwaren: M. J. Hartwich.
27. Kautschuk: S. Kohnberger.
28. Hartgummi: J. Odelga.
Gruppe IV.
Holzindustrie.
ikoration und Vergoldung: Sandor Järay.
,U', Kunst- und Möbeltischlerei: Friedrich Paulick.
)Izwarenindustrie: Franz Hieß jun.
— 201 —
Gruppe V.
Steine ttnd keramische Industrie.
32. Steinindustrie: Eduard Haus er.
33. Keramik, Terrakotta^ und Majolikafabrikation: Rudolf Ditmar jun.
34. Glaswarenfabrikation: Alois Reich.
Gruppe VI und VII.
Metallindustrie, Maschinenbau und Ingenieurwesen.
35. Hüttenwesen: Karl August Ritter v. Frey.
36. Eisen und Eisenwaren: Rudolf Kitschelt.
37* Leonische und Bronzewaren: Alois Hanusch.
38. Bauschlosserei: Ludwig Wilhelm.
39. Juwelierwaren: Josef Mayer sen.
40. Allgemeines Maschinenwesen: Bernhard Demmer.
41. Kessel, Maschinen etc.: Richard Engländer.
42. Aufzüge: Hugo Zipperling.
43. Schiffbau: unbesetzt.
44. Feuerwaffen: Johann Gas s er.
45. Metallwaren: F. W. Haardt.
46. Münztechnik: Hofrat J. Waltschisko.
Gruppe VIII und IX.
Wissenschaftliche und chirurgische Instrumente, Elektro^
technik.
47. Chirurgische Instrumente: Dr. Leopold Ritter Schrötter von
Kristelli.
48. Präzisionsmechanik: Wilhelm Kraft.
49* Geodätische Instrumente: Dr. Wilhelm Tinter«
50. Elektrotechnik: Josef Kareis.
Gruppe X.
Musikalische Instrumente.
51. Obmann: Eduard Kremser.
Gruppe XL
Papierindustrie und graphische Künste.
52. Alte Techniken: K. und k. Generalmajor Emil Ritter v. Arbter.
53. Buchhandel und Buchbinderei: Friedrich Ludwig Müller.
— 202 —
54- Papierindustrie: Gotthard von Capellen.
55. Neue Reproduktionsverfahren: Fritz Luckhardt
56. Papierkonfektion und Gravüre: Friedrich Pollak.
57. Banknotenfabrikation: Wilhelm Mayer.
Gruppe XII.
Kurzwaren.
58. Obmannstelle unbesetzt.
In diesen Fachkomitees waren zur Zeit gegen 300 Mitglieder tatig.
Der Einladung zum Beginne der Arbeit legte ich ein kurzes
Promemoria bei*) and außerdem wurde eine Instruktion ausgearbeitet,
die den Zweck hatte, ein gleichartiges Vorgehen in allen Fachkomitees
herbeizuführen.
*) Promemoria.
„Seitdem nicht mehr die von den Vätern ererbten und weiter gepSegten
Erfahrungen sondern die Forschungen der exakten Wissenschaften für den Fort'
schritt der Gewerbe bestimmend sind, sehen wir fast alle Kulturstaaten auf das
Rilstzeug für den industriellen Weitkampf beinahe ebensoviel Eifer verwenden,
wie auf die Bewaffnung der Kriegsheere. Worin besteht dieses Rüstzeug der In'
dustrie? In Schulen, Versucbsanitalten und Museen. Halten wir Umschau
Über die Bestrebungen der Industriestaaten, so müssen wir uns gestehen, daß
Osterreich nicht auf allen drei Gebieten gleichen Schritt gehalten hat mit den
Staaten des Westens und dem rastlosen Vorschreiten Deutschlands. Auf dem Gebiete
der Schule zwar ist Österreich führend aufgetreten, und wenn es heute in mancher
Richtung erreicht, vielleicht auch, was die Dotierung der Fachschulen betrifft, überholt
worden ist, so genügen denn doch, bis auf spezielle Bedürfnisse einzelner Industrien,
die bestehenden gewerblichen Lehranstalten im groBen und ganzen. Schon weniger zu
unseren Gunsten stellt sich der Vergleich mit den Versuchsanstalten des AuS'
landea dar; hier haben wir viel nachzuholen, und die Anfange, die das k. k.Tech'
noiogiscbe Gewerbe-Museum verzeichnet, bedürfen der sorgfältigaten Pflege und Ent'
Wicklung. Vollends zurück ist Österreich auf dem Gebiete der dem Gewerbe und
den Industrien dienenden Museen. Die vorhandenen Museen sind wohl geeignet, in
künstlerischer und kunstgewerblicher Beziehung manche Anregung zu bieten; für
die technische Seite der Gewerbetätigkeit wird man sich daselbst in den meisten
Fallen vergeblich Rates erholen wollen, und auch das Technologische Gewerbe-
Museum, welches berufen ist, diese Lücke auszufüllen, muBte in seiner bisherigen
Entwicklung mehr die Lehrtätigkeit und die Versuchsanstalten pflegen, weil eine
Zentralanstalt für die technische Seile des gewerblichen Unterrichtes unabwelslich
vendig war und weil anderseits die Versuchsanstalten ein Lebensbedürfnis der
istrie geworden waren; die Sammlungen dieses Museums, die ta eigentlich
den BegrifiF eines Museums bilden, sind bisher über bescheidene Anfänge
I nicht hinausgekommen. Und doch ist die Notwendigkeit, in Wien ein
nisches Museum nach Art des Pariser Conservatoire zu gründen, schon vor
r als zwei Jahrzehnten erkannt worden, als im Jahre 1868 der Statthalter von
— 203 —
Die Ergebnisse der Verhandlungen in den Fachkomitees, die aus
denselben hervorgegangenen Eingaben bei Behörden, Korporationen
und Instituten und sonstigen Maßnahmen ließen den schönsten Erfolg
erhoffen, man gewann die Überzeugung, daß an einer glücklichen
Durchführung des Unternehmens nicht mehr gezweifelt werden dürfe.
Auch das Unterrichtsministerium tmterstützte innerhalb seines Wirkungs^
kreises das Projekt nachhaltig. Jeder Tag eröffnete die Aussicht auf
neue Erwerbtmgen und historische Untersuchungen. Bis Ende Dezember
1890 waren viele Objekte, Druckwerke und Manuskripte gewonnen
worden. Ich glaube, daß hier einige der Spender zu nennen wären, die
besonders wertvolle Objekte zur Verfügung stellten oder herbeischafften:
C. G. Hornbostel & Comp., Fr. Bujatti sen., Haas & Ci\iek,
Otto Seiferheld, Gustav Edler vonRosthorn, Kommerzialrat Alois
Hanusch, Regierungsrat von Waltenhofen und Theodor Theyer.
Die Sammlungen des Technologischen Gewerbc^Museums ent^
hielten damals schon eine große Zahl von historisch wichtigen Ob^
jekten, welche dem Museum der Geschichte der Österreichischen Arbeit
Niederösterreich, der Präsident der Handelskammer, der Präsident des Gewerbe^
Vereines und der Bürgermeister von Wien gemeinschaftlich einen Aufruf zur
Bildung einer „Gewerbehalle'' nach Art des Pariser Conservatoire erliefien. Leider
beschränkte man sich zu jener Zeit auf direkt Erträgnis abwerfende Untere
nehmungen; die „Gewerbehalle'' kam nicht zustande. Vielleicht wird die heutige
Generation einsichtsvoller als ihre Vorgängerin erkennen, dafi die bewunderungs«*
werten Leistungen der Franzosen auf technischem und gewerblichem Gebiete ihre
Grundpfeiler haben im Conservatoire des Arts et Metiers. Dieses Institut, wohl
eine der gröfiten Schöpfungen der ersten französischen Republik, ist nicht nur
eine Zentralanstalt für die technische Vollendung, es ist auch ein Museum der
Geschichte der Arbeit und vorerst der französischen Arbeit, ein Museum, welches
für die Franzosen ebenso die Quelle stolzer Selbstbefriedigung wie unablässiger
Anregungen bildet. Bei der Pariser Weltausstellung des Jahres 1889 organisierte
das Conservatoire eine besondere Abteilung, „Histoire du Travail", welche eine
enorme Anziehungskraft auf das Publikum ausübte. Da fand man ebenso die
Entwicklung des Wagens von der Draisine angefangen bis zum Bicyde, die Ge*'
schichte der Lokomotive wie die des Luftballons und des Webstuhles; die Ge«»
schichte der Fußbekleidung wie die Geschichte der Zählapparate und der Ge^
schwindigkeitsmesser; femer jeden technischen Prozeß von den primitiven Formen
seiner Anfänge bis zur heutigen Entwicklung fortschreitend, und unendlich fruchtbar
und wertvoll sind die Anregungen, die der Laie, der Gewerbsmann, der Techniker
und der technische Lehrer in dieser Abteilung empfmgen. Dem mit seinem Con«»
servatoire beispielgebenden Frankreich sehen wir England und Deutschland
folgen; dort das großartige South Kensington^Museum mit seiner jüngst
gegründeten historischen Abteilung, hier das Germanische Museum in Nürn^
berg und die zahlreichen technischen Museen in deutschen Städten zeigen,
daß man allüberall beginnt, nicht nur die Werke der Kunst, sondern auch die
Denkmäler der geistigen Arbeit auf dem Gebiete der stoffverarbeitenden
Technik zu sammeln, und wer wollte leugnen, daß auch diese hohen Anspruch
— 204 —
überwiesen werden sollten. Die größte Schwierigkeit bestand aber
in der Lokalitätenfrage. Sowohl im Schöße des Präsidialkomitees
des Niederösterreichischen Gewerbevereines als auch in der Spezial'
kommission zur Leitung des Museums fanden hierüber Beratungen
statt, die schließlich zu der Annahme meines Antrages führten: „Das
neue Museum der Geschichte der österreichischen Arbeit nicht nur
organisatorisch, sondern auch räumlich mit dem Technologischen
GewerbcMuseum zu verbinden, um die historischen Sammlungen auch
den Unterrichtszwecken dienstbar zu machen." Die Geldsammlung,
welche im Anfange flott von statten ging, dann aber bald versiegte,
führte zu einem Barfonds von etwas über 30.000 fl., zu viel zum
Sterben, zu wenig zum Leben. Unser Traum, für dieses neue Institut,
vereinigt mit den Sammlungen des Technologischen Gewerbe'Museums,
ein eigenes Gebäude zu errichten, ging nicht in Erfüllung und der von
mir und Harpke gefaßte Plan zur Beschaffung eines Baufonds oder
eines Kapitals für die Erwerbung einer benachbarten Realität fand
zwar den Beifall des durchlauchtigsten Herrn Erzherzog'Protektors,
darauf bat, der Gegenwart das Bild der vergangenen Kultuntufea der Nationen zu
vervollständigen. Österreich hätte wahrhaftig nicht minder als jeder andere Staat
Grund und Veranlassung, sich lur Gründung eines solchen Museums der Geschichte
der österreichischen Arbeit aufzuraffen, um zu zeigen, daS Österreich in der ge-
meinsamen Arbeit der Kulturvölker ebenso Anregungen gegeben wie empfangen,
ebenso eigene Erfindungen gemacht, wie fremde gepflegt und weiter entwickelt hat.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so werden wir die Uberzeugtmg auS'
sprechen müssen, dafi die Gründung einer neuen Abteilung des k. k. TechnolO'
gischen Gewerbe-Huseums, welche eine Geschichte der Salerreichischen Arbeit
umfaßt, ein Werk wäre, welches sowohl vom patriotischen Standpunkte wie
von dem der gewerblichen Bildung aus gleich sehr gefördert werden sollte.
Dieses letztere Moment sollte gerade beute mehr als je ins Auge gefaSt werden.
Wir leben in einer Zeit, wo manche Berufszweige, denen der Kampf ums
Dasein schwerer als je geworden ist. altes Heil von Maßnahmen der Gesetzgebung
erwarten. Hier im Museum der Geschichte der Arbeit wird jede Verbesserung
am kleinsten Apparate wie jede Entwicklung der bahnbrechendsten Maschinen
predigen, daß nur im Fortschritte, nur in der fachlichen Beherrschung des ge-
wählten technischen Berufes die erste und sicherste Grundlage materieller Wohl-
fahrt gelegen ist. Nicht vom Staate allein, sondern vornehmlich aus dem Gewerbe
selbst heraus können demselben die Keime künftigen Gedeihens geboten werden;
das Gewerbe selbst soll auch die Anstalt schaffen, welche diese Lehre vertritt.
Der Staat als solcher verfügt schwerlich allein über die Kräfte, die einem
.en Werke nötig sind; hier bedarf es auch der Erfahrtmg der mitten im
tischen Lebenstehenden Gewerbetreibenden, Industriellen und der technischen
Uten; hier bedarf es der unermüdlichen Agitation vieler für die Sache be-
ETter Hänoer, um Stein zu Stein zu legen, das Alte herbeizuschaffen, die
cbenstufen der technischen Entwicklung klar zu legen und die neuesten Fort-
tte vorzuführen."
— 205 —
scheiterte aber bei den weiteren Schritten zu dessen Durchführung.
Es mußte also zu einer Miete geschritten werden. Ich mietete zuvörderst
in dem dem Technologischen Gewerbe^Museum gegenüberliegenden
Zinshause des Herrn Schuh, Währingerstraße 68, die an der Ecke
der Eisengasse und der Währingerstraße gelegenen Gassengewölbe und
übertrug dorthin die Sammlungen, aber schon von vorneherein mit
der Absicht, sie dort nur kurze Zeit zu belassen, da die Lokalitäten
doch ungeeignet und die Miete, wie leicht begreiflich, für unsere Zwecke
eine relativ hohe war. Herr Schuh drückte auch seine Bereitwilligkeit
aus, in dem an sein Wohnhaus anstoßenden Garten ein Gebäude zu
errichten, um für die Zwecke des Museums Raum zu schaffen« Dieser
Vorschlag wurde jedoch nicht angenommen* Von der einstigen Sigl'^
sehen Fabriksanlage war noch ein Komplex geräumiger Bauten vor^
banden, welche der Steyrer Waffenfabriks^Aktiengesellschaft gehörten.
Diese bot mir ihre an der Eisengasse gelegenen Baulichkeiten zu einem
Spottpreise an. Ich versuchte alles Mögliche, um den Gewerbeverein oder
die Regierung zum Ankaufe dieser Realität zu bewegen; der Käufer hätte,
wie ich es vorhersah, ein glänzendes Geschäft gemacht, denn die Grunde
fläche allein war damals schon vor Eröffnung der sie einschließenden
Straßen, vor Vollendung der Stadtbahn und vor der Erwerbung der
benachbarten Irrenhausrealität wohl mehr wert, als der Kaufyreis des
ganzen Objektes betrug.
Glücklicherweise gelang es mir, nachdem alle meine Schritte er^*
folglos geblieben waren, Herrn Isidor Mautner, Chef der Firma Isak
Mautner & Co., von der großen Rentabilität dieses Kaufes zu über^
zeugen, den ich selbst vollzogen hätte, wenn mir dies durch meine
Stellung nicht versagt gewesen wäre. Der Ankauf der Realität durch
Herrn Isidor Mautner wurde nunmehr binnen 24 Stunden realisiert,
wobei ich mir die Zusicherung erbat, daß die für Musealzwecke geeig'^
neten Lokalitäten dem Gewerbeverein mietweise überlassen werden
sollen. In der Tat gewannen wir dadurch ausgedehnte Räume, die
Herr Mautner mit großem Kostenaufwand ganz nach den von mir
geäußerten Wünschen instand setzte und die er mir in einem für das
Museum außerordentlich vorteilhaften Mietvertrag überließ. Nach Voll'^
endung der Adaptierung übersiedelten die Sammlungen, wobei bereits
Kustos Volke sich seine Sporen verdiente. Die für das Museum der
Geschichte der Österreichischen Arbeit erworbenen Gegenstände fanden
nun mit möglichst günstiger Aufstellung Raum neben den zeitgenös^
sischen Kollektionen und die Zinsen des oben erwähnten Kapitals wurden
für die Anstellung eines Dieners und zugunsten der Verwaltung des
Museums verwendet. Endlich ein eigener Musealdiener unter der Leitung
des Kustos, ein gewaltiger Fortschritt!
— 206 —
Die so aussichtsvoll begonnene Aktion führte leider zu wirklich
bitteren Enttäuschungen und traurigen Erfahrungen. Mein Vorschlag
der Errichtung eines Museums der Geschichte der österreichischen
Arbeit hat wohl zwei andere historische Museen gezeugt. Die Sektion
für das Post' und Telegraphenwesen des Handelsministeriums förderte
nämlich mit ungewöhnlichem Eifer die Idee der Errichtung eines
Post' und Telegraphen'Museums und brachte in fabelhaft
kurzer Zeit einen sehr respektablen Anfang eines solchen Mu^
Plg- s- GalCTt«'Sui In dem K
seums zustande. Natürlich und verständlich wäre es gewesen, wenn
das Handelsministerium, das den Vorschlag der Errichtung eines
Museums der Österreichischen Arbeit in wohlwollendster Weise be^
oWißt hatte, als Morgengabe für dieses nationale Institut die eigenen
unter Wahrung seines Eigentumsrechtes, zur Verfügung
hätte. Das durfte aber beileibe nicht geschehen. Denn das
1 der Geschichte der österreichischen Arbeit ist aus der Privat»
: hervorgegangen, ist daher auch ein Privatunternehmen, und
nten die k. k. Inventarstücke in einen solchen Rahmen ein»
erden! Das ging also nicht! Das k.k.Post'Museum mußte isoliert
— 207 —
und wegen der dadurch unabänderlich gegebenen geringfügigen Dirnen'
sionen kleinlich gestaltet und irgendwo untergebracht werden, z. B. unter
den Arkaden ienes Gebäudes, welches die Rotunde im Prater um"
schließt. Dort ist dieses kleine Museum zwar sehr nett installiert, aber
wer wird die weite Fahrt unternehmen, tmi das Post'Museum zu be^
suchen? Hat es an dieser Stelle, mit dieser Leitung Aussicht, zur
Bildung des Volkes im großen Stile beizutragen? Macht es in seiner
Isoliertheit nicht geradezu einen zwerghaften Eindruck? Und soll man
trbC'Huitniiu, 1
das Post- und Telegraphenwesen von dem übrigen Verkehrswesen
treimen? Aber nicht genug daran! Die Verwaltung der Staats'
bahnen trug sich mit dem Gedanken, ein historisches Museum des
Eisenbahnwesens zu errichten und hat hiefür Objekte ge'
sammelt. Die interessantesten Belege für die Geschichte des Eisen'
bahnwesens in Europa, z. B. die der Nordbahn gehörige Sammlung,
waren bereits auf die Empfehlung des Handelsministeriums hin dem
Museum der Geschichte der Österreichischen Arbeit zugewiesen worden.
Kaum hatte die Suatseisenbahnverwaitung von dieser Widmung
der Nordbahn gehört, so suchte sie dieselbe rückgängig zu machen.
— 208 —
was ihr auch leicht gelang, und es kam dann wirklich zur Gründung
eines weiteren selbständigen historischen Miniaturmuseums, welches in
dem Kopfgebäude des Elisabeth "Westbahnhofes untergebracht ist. Die
Haupttriebfeder war ja auch hier wieder die Kompetenz eines Hofrates,
wie ich glaube. Der Erfolg ist ein recht hübsches, kleines, interessantes,
isoliertes Museum, das an sich nur relativ wenig Besucher anlockt.
Schon früher trug sich der Zentral'Gewerbeinspektor Hofrat Dr. Franz
Migerka mit dem Gedanken der Errichtung eines gewerbehygieni'
sehen Museums, dessen Inhalt nach Maßgabe der Fortschritte der Tech^
nik auch ein historischesMuseum werden wird. Die Schutzvorrichtungen für
Werkzeugmaschinen, weiche Migerka gesammelt hatte, waren provi'
sorisch bereits in unseren Sammlungen aufgestellt. Nach heißem Bemühen
gelang es Hofrat Migerka durch einen von ihm gegründeten Verein ein
privates gewerbehygienisches Museum zustande zu bringen, während
derartige Anstalten im Auslande als Staatsinstitute errichtet werden;
bilden sie ja einen Teil der sozialpolitischen Aufgaben der Staatsver^
waltung. Das Migerka^Museum ist in einem Privathause in der Eben'
dorferstraße eingemietet. Wieder ist ein Hofrat der Träger dieses ver-
dienstlichen Unternehmens. Es bedarf wahrlich keiner starken umstand'
liehen Beweisführung dafür, daß das Technologische Gewerbe'Museum
mit seinem Museum der Geschichte der österreichischen Arbeit, mit
dem Post- und Telegraphen'Museum, mit dem Eisenbahn'Museum
und dem gewerbehygienischen Museum vereinigt sein müßte, ihres
sachlichen Zusammenhanges wegen, daß diese vier Museen, in ein In-
stitut verschmolzen, eine großartige vaterländische Schöpfung darstellen
würden und daß erst dann eine nachhaltige Wirkung zu erzielen wäre.
Man sollte glauben, daß es dazu nicht eines Bismarck, also eines Or'
ganisatortiesen bedürfte; ich, der vereinzelte Hofrat, war allerdings nicht
stark genug, die drei anderen Hofräte mit den sie deckenden Mini'
sterien zu besiegen. Das ist die in Technikerkreisen unter dem Spott'
namen bekannte drastische Geschichte der Vier Hofräte."^)
Sollte diese Ausführung noch nicht überzeugend genug sein, dann
verweise ich auf den Verlauf der Vorbereitungen des von dem Baurat
Dr. Oskar von Miller für München proponierten „Deutschen Museums
von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik", welches trotz
Landesgrenzen und Ministerial'Ressorteinteilung, trotz Beamten- und
Pro fessorenetf ersucht, die es ja auch in Deutschland gibt, vom ganzen
deutschen Volke und allen in dieser Sache berufenen Männern mit
) Wiener Muaealfragen. Ein Beitrag zur Hebung der wirtschaftlichen
Piens. Von dem Reichsratsab geordneten Hofrat Prof. VUhelm Einer,
892. Im Selbstverliig des Verfassers. Buchdruckerei „Reichswehr", G. David
KiM, Wien.
— 209 —
nationaler Begeisterung gefördert wird, so daß wir am Vorabend einer
großartigen Schöpfung stehen, welche sich den Pariser und Londoner
historisdien technischen Museen wird vergleichen lassen können, zur
Wahrung des Ruhmes der deutschen Arbeit. Im Gegensatze zu den
eben geschilderten Vorgängen hat uns Regierungsrat Kick, o. ö. Pro^
fessor der mechanischen Technologie an der k. k« Technischen Hoch^
schule, ein überaus wertvolles Entgegenkommen dadurch betätigt, dafi
er uns ganze Suiten von geschichtlich interessanten Objekten aus dem
ihm unterstehenden technologischen Kabinett unter Wahrung des
Eigentums der Unterrichtsverwalttmg für das Museum der Geschichte
der österreichischen Arbeit überließ. Diese Gegenstände, die zum Teil
schon aus den Sammlungen, welche Stephan vonKeefi, der Fabriken^
inspektor, anlegte, herrühren, bilden überaus wichtige Zeugnisse für
die Leistungsfähigkeit des österreichischen und insbesondere des Wiener
GewerbefleiBes in der ersten Hälfte des XVIIL Jahrhunderts. Die Serien
von Gegenständen, welche keinen unmittelbaren Lehrwert für die Lehr^
kanzel des Professors Kick hatten, dagegen aber für unsere Sammlung
als Belege für manchen Erfolg des österreichischen Erfindungsgeistes
und für den feinen Geschmack der Biedermeierzeit dienen, sind eine Be'^
reicherung unserer Sammlungen, durch die wir uns Herrn Regierungs^
rat Kick gegenüber für dauernd verpflichtet erachten.
Um die Leidensgeschichte der räumlichen Unterbringung abzu^
schließen, habe ich nur noch zu berichten, dafi es endlich doch zu
einem Neubau kam, worüber spezielle Nachweise folgen werden, jenem
Neubau, der an der Severingasse gelegen ist und in zweckmäßiger
Weise die Musealbestände unserer Anstalt nach ihrer vierten Über^
Siedlung aufgenommen hat. Aber auch hier ist eine spätere Er^
Weiterung leider undenkbar. Die Aufstellung ist nur nach Zwecke
mäßigkeitsgründen durchgeführt, das ganze Material an Vitrinen ist
weit davon entfernt, den bescheidensten Ansprüchen zu genügen; es
fehlt auch ein raisonnierender Katalog, den zu verfassen weder eine völlig
geeignete Person, noch das dazu nötige Geld vorhanden ist. Die Samm^
lungen sind eben das und das vollauf, was sie unter der Ungunst der
Verhältnisse, unter denen das Technologische Gewerbe^Museum er^
wuchs, beim besten Willen werden konnten. Immerhin verdiente dieses
Depot einer großen Zahl — das Inventar zählt 85.000 Nummern —
von hervorragend interessanten und wichtigen Objekten bei dem Wiener
Publikum mehr Beachtung als es der Fall ist. War ja auch die Garden
Meubles am Quai d'Orsay in Paris, das ist das Depot an Objekten
der Innendekoration, die dem französischen Staate gehören, das Ziel
zahlreicher kunstgewerblicher Wallfahrer, lange bevor Molinier diese
Schätze im Louvre im Jahre 1901 systematisch aufstellte, in den
Denkschrift Techn. Gew.-Hus. 14
/'/#W.'/.l'* K'W/fnrftitr» Der Ocmaon ües2s Koizihe^s. Sui^joürdtor
(ßifi'ft,4'if4t Htrx^r, i.x\'x d;a€ Scheulcirij hanrztgt u=J (U diese
IfUoft'i'if.tKr.i.r.UK fi-«-'h i«.i An;^abcn des Aj^»k:ca Oberbauratcs
fjtto 'W4iuKr hr.r/Kx'KWr, und na:h SdJuJ der Pariser Weluasstcllai^
— 215 —
noch gut erhalten waren, so konnte man damit unsere Räume mit
einem Luxus ausstatten, der uns sonst sicher vorbehalten geblieben
wäre. Der einstige Chefarchitekt des österreichischen Generalkommissa^
riates Ludwig Baumann war unser Ratgeber für die Benützung des vor^
handenen wertvollen Materiales und die sonstigen Dispositionen. Mein
Fretmd, der Bildhauer Johannes Benk, stellte mir die für Paris ange^
fertigte allegorische Gruppe zur Verfügung, welche auf Kosten des
Österreichisch^ungarischen Vereines der Rübenzuckerfabrikanten her^
gestellt worden war und den Mittelpunkt der österreichischen land>
wirtschaftlichen und Nahrungsmittelgruppe bildete. Benk veränderte
die Embleme, um die Gruppe als Personifikation von Rohstoffgewin^
nung und Industrie geeignet zu machen.^) Sie bildet heute einen vor^
nehmen Schmuck des Stiegenhauses. Diesem Geschenke fügte Benk
noch ein weiteres, ungemein wertvolles hinzu, nämlich das Original«^
modeil der Kaiserstatue, die er für den Palast des Post'^ und Tele^
graphenamtes in Triest zu liefern hatte, eine der besten, die existiert.
Hier habe ich auch der Generosität eines Wiener Bürgers zu gedenken,,
des kaiserlichen Rates Johann Klopfer, Mitgliedes der Spezialkom^
mission, welcher mit einem Aufwand von vielen Tausend Gulden die
sämtlichen Vitrinen tunlichst instand setzen und die Dekoration der
Mt: sealräume besorgen ließ. Er entledigte sich dieser mühevollen und
eigentlich undankbaren Aufgabe mit großer Hingebung. Leider hat er
es nicht mehr erlebt, den Lohn und die Anerkennung zu finden, in
der Form, wie ich sie für ihn anstrebte. Der damalige Vizepräsident
des Gewerbe Vereines August Denk lieferte die Tausende notwendigen
Etiketten unentgeltlich. Auf diese Art haben wir die heutige Instal^
lation unserer Sammlungen zustande gebracht, freilich nachdem sie
eine Leidensgeschichte durchgemacht hatten, die ihresgleichen sucht.
TECHNISCHE VERSUCHSANSTALTEN.
Es gibt Fachleute, die zwischen den Begriffen Versuchsanstalt,
Untersuchungsstation, Prüfungsanstalt, Probieramt — Unterscheidungen
aufstellen und festhalten wollen. Der technische Sprachgebrauch folgt
ihnen nicht, indem an verschiedenen Orten für dasselbe Institut ver^
schiedene Bezeichnungen und auch dieselbe Bezeichnung oft für An^
stalten gebraucht werden, welche in Beziehung auf Einrichtung und
Ziel doch von einander abweichen. Ich halte diese Haarspalterei für
völlig überflüssig, umsomehr, als ich die Erfahrung machte, daß Fachleute,
*) Ein kleines Lichtbild dieser Gruppe ist auf Seite i dieses Buches an^
gebracht.
lung als Fabriksdirektor unzufriedenen Louis Liechti zu berufen. Die
Erhebungen, welche Professor Alezander Bauer pflog, waren günstige,
Liechti selbst, als er sich in Wien vorstellte, machte keinen geradezu
ungünstigen Eindruck und seine Ernenntuig wurde tuiter nach östet'
reichischen Begriffen vorteilhaften Bedingungen (Jahreseinkommen
5000 fl.) perfekt. Die Wahl war keine glückliche und die zweite
Sektion hatte jahrelang unter derselben zu leiden. Liechti behauptete
nur forschen zu wollen, war aber fast nicht dazu zu bewegen, die Er"
gebnisse seiner Forschung zu publizieren. Er vermied den Verkehr
mit den Vertretern der Industrie und der Gewerbe, denen er ja als
Berater zur Verfügung stehen sollte, sie waren in seinen Augen
„Mikros". Die Abhaltung einer Sprechstunde mußte erzwungen werden,
eine schriftliche Äußerung war von dem Manne nicht zu erlangen, die
Erteilung von Unterricht erschien ihm als eine unliebsame Störung.
Bei dieser Veranlagung des neuen Funktionärs kam es zu fortwäh'
renden und sich immer wieder erneuernden unerquicklichen AuS"
einandersetzungen. Seine Stellung schien mir längst unhaltbar, als
Liechti schließlich Handlungen beging, welche man kaum mehr
anders als Symptome von Geistesstörung auffassen koimte, wie z. B.
das Vorlesen politischer Blätter vor seinen Zuhörern an Stelle des fach-'
liehen Unterrichtes. Anläßlich eines weiteren Exzesses in seinem Be^
nehmen beantragte ich die Entlassung dieses Mannes, welche auch
sofort angenommen wurde. Liechti trat dann als Direktor der Färberei'
abteilung in eine Teppichmanufaktur ein, blieb aber auch da nicht lange
und starb dann bald darauf in der Schweiz.
Daß dieser Mann mit diesen persönlichen Eigenschaften trotz
fachlicher Tüchtigheit die junge Versuchsanstalt nicht populär machen,
ausgedehnter Wirksamkeit und nachhaltigem Einflüsse zuführen
konnte, war mir bald klar geworden und das Ausscheiden Liechtis
aus dem Institute wurde daher nicht beklagt. Dagegen war Hugo
Ritter von Perger nicht nur ein gewandter, vielseitig informierter
Fachmann, äußerst gefällig und zuvorkommend im Umgange
mit den Parteien, eiflnderisch in der Lösung der verschieden"
artigen ihm gestellten Aufgaben, ein zuverlässiger Amlytiket, guter
Beobachter und mit einem eisernen Fleiß ausgerüstet. Es war eine
Marotte von ihm, die Konzepte für die Zertifikate über die täglich
sich mehrenden Versuche oder Untersuchungen eigenhändig zu schreiben,
oder, wenn sie von seinen Hilfsarbeitern herrührten, abzuschreiben. In
unserer Registratur existiert für die ganze langjährige Dienstzeit Per"
s kein Konzept, das nicht von seiner Hand herrührte. Wenn ich
1 den Zeitverlust vorhielt, der für ihn dadurch entstand und der
Jahr zu Jahr bedrohlicher wurde, so erwiderte er stets darauf:
— 219 —
^daß er nur auf diese Weise genauen Einblick in den Gang der
jeweiligen Untersuchung gewinnen und sohin die Verantwortung tragen
könnte''. Perger leitete die zweite Sektion sowohl in der Unterrichts^
abteilung als auch die
VERSUCHSANSTALT FÜR CHEMISCHE GEWERBE.
In beiden Richtungen spielte die Tinktorialchemie noch eine
bedeutende Rolle, doch übernahm er in der Versuchsanstalt jede mit
den Behelfen derselben durchführbare Arbeit und schuf sogar einen
speziellen Zweig, die Zementprüfungsanstalt. Der Erfolg Pergers als
Leiter der Versuchsanstalt war nicht minder groß als der seiner hin^
reissenden Lehrtätigkeit. Ich habe insoferne ein Recht, mir ein Urteil über
die Tätigkeit der Versuchsanstalt unter Pergers Leitung zu bilden,
als ja Einwendungen gegen Gutachten und Versuchsergebnisse im
Wege des Aktenlaufes doch immer zur Kenntnis der Direktion
kommen; ich sah, daß die Zahl der Reklamationen, die sich als
begründet erwiesen, geradezu verschwindend klein war.
Als Perger aus dem Verbände der Anstalt schied, mußte ich zwar
die chemisch^technische Versuchsanstalt als einen Zweig der zweiten Sek^
tion belassen, da eine Änderung des Statutes schon des organisatorischen
Grundgedankens wegen nicht zweckmäßig erschien, es mußte daher
ebenso der künftige Vorstand der zweiten Sektion in administrativer
Beziehung auch der Versuchsanstalt übergeordnet bleiben, aber ich
hielt es für begründet und zweckmäßig, den hervorragendsten Mit'^
arbeiter Pergers, der zu einer Autorität auf dem Gebiete der chemisch^
technischen Analyse emporgewachsen war, Prof. Ferdinand Ulzer
zum fachlich selbständigen und daher nach der wissenschaftlich^
technischen Seite unabhängigen Leiter der Versuchsanstalt vorzuschlagen.
Dieser Antrag wurde gleichzeitig mit jenem auf Berufung des Prof.
Dr. Paul Friedländer zum Vorstand der zweiten Sektion in allen
Instanzen genehmigt. Die Bestellung Ulzer s zu dieser Funktion hat
sich bisher vollkommen bewährt und ich möchte ausdrücklich auf
dessen Berichte über die Tätigkeit der ihm unterstehenden Versuchs^
anstalt in den „Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums""
hinweisen. An den Arbeiten der Versuchsanstalt beteiligen sich, wie
schon öfter erwähnt, auch die Lehrkräfte der zweiten Sektion, von
denen ich insbesondere Prof. Dr. Fränkel nennen möchte.
Die Gründungsgeschichte der
— 220 —
VERSUCHSANSTALT FÜR PAPIERPRÜFUNG
habe ich bereits erzählt. Es gereicht mir zur besonderen Befriedigung,
festzustellen, daß sich nach der bereits erfolgten Begründung und Er"
Öffnung nicht nur kein Anstand mehr ergab, sondern daß die
Anstalt klaglos und einwandfrei durch Prof. Lauboeck, und zwar
nach der mechanisch^technischen Seite hin ohne Hilfskraft, geführt
wurde. Die Schüler des Spezialkurses für Papierindustrie werden in
dieser Anstalt selbst in das Versuchswesen eingeführt, nicht nur um
Flg. II. Paplcrprüfonga-AiiBtalt.
es kennen zu lernen in seiner Bedeutung und Wirkung, sondern
auch um gewisse einfachere Aufgaben in der Praxis selbst lösen
zu können. Der Verkehr unserer Prüfungsanstalt mit der älteren
Schwesteranstalt in Berlin gestaltete sich zu einem äußerst kol'
legialen. Bei den hie und da auftretenden Reklamationen gegen
unsere Atteste blieben wir ausnahmslos Sieger. Die Versuchsanstalt
bürgerte sich langsam aber sicher fortschreitend in Österreich ein und
entspricht allen Anforderungen, da der Leiter derselben, ein gewiegter
Experimentator, dafür Sorge trägt, daß die technischen Hilfsmittel stets
auf der Höhe der Zeitanforderungen stehen. Immer größer wurde der
Kreis der Klienten, unter denen sich nicht nur die große Mehrzahl
— 221 —
der österreichischen Papierfabriken befindet und der Anstalt treu
bleibt, sondern es sind auch viele große Amter und Institute, die auf
die Qualität des Papiers Wert zu legen Ursache haben, Auftraggeber
für die Anstalt geworden, so z. B. : die Ministerien, die Kommune
Wien, viele Bankinstitute, die Nordbahn, Südbahn, österr.^ung. Staats^
eisenbahn, die Staatspostverwaltung und mit ihr die Staatsdruckerei,
die Österreichisch'^ingarische Bank für ihr Banknotenpapier, viele
andere Bankinstitute usw. Nur das Staatsnoten^ Atelier hielt sich kon/
sequent ferne, obwohl maßgebende Mitglieder der Staatsschulden^
Kontrollkommission die autoritative Prüfung des zur Herstellung der
Staatsnoten verwendeten Papieres gerne gesehen hätten. Außer den
Untersuchungen der Papiere werden auch Gutachten erstattet, die sich
sowohl auf gewisse Fabrikationszweige als auch auf die Erforschung
des Einflusses von Verfahrungsweisen auf das Endprodukt beziehen.
Als einen besonderen Erfolg dieser Versuchsanstalt muß ich die fakul^
tative Einführung der Normalpapiere, Normalschreib^ und Druckpapiere
in Österreich hervorheben.
Ermutigt durch die guten Erfolge der bisher gegründeten und in
Tätigkeit befindlichen Versuchsanstalten wagte ich in der schon früher
geschilderten Weise den kühnen Schritt der Begründung der
VERSUCHSANSTALT FÜR BAU- UND MASCHINENMATERIAL.
In der denkwürdigen 73. Sitzung der Spezialkommission am 19. De-
zember 1887 stellte ich den Antrag auf Genehmigung eines Kauf-
vertrages, wonach eine Em er 7- Maschine der Yale & Towne Mg.
Comp, von 68.000 kg Leistung aufgestellt, erprobt und im Falle eines
befriedigenden Ergebnisses für 7750 Dollars angekauft werden solle,
von welchen mir ein loVoig^i* Rabatt bewilligt wurde, den ich selbst-
verständlich der Anstalt zuwendete. Gleichzeitig wurde, wie ebenfalls
schon berichtet, Ingenieur Bernhard Kirsch als Adjunkt bestellt. Für
beide Verfügungen war die budgetmäßige Bedeckung nur zu dem ge-
ringsten Teile vorhanden* Die Debatte war eine so eingehende tmd
lebhafte, wie sie in der Spezialkommission nicht häufig vorgekommen
ist. Das System der Maschine, für welches ich entschieden eintrat,
wurde von den in der Kommission sitzenden Fachmännern ebenso
wie der Preis gutgeheißen. Daß ich mich zur Tragung der Verant-
wortung bereit finden ließ, dokumentierte ich damit, daß ich die
Versuchsanstalt nicht^ wie ursprünglich beabsichtigt war, der dritten
— 222 —
Sektion, sondern der ersten Sektion anfügte, wodurch sie mir direkt
unterstellt wurde, da ich damals noch als Vorstand der ersten Sektion
fungierte. Auch die mangelnde Bedeckung war Gegenstand der Er^
örterung, doch gelang es mir, die Bedenken zu zerstreuen. Die schwie^
rigste Frage war für mich, in welcher Art man die Autorität der
neuen Versuchsanstalt sicherstellen müßte, um den Zertifikaten einen
erhöhten Wert und der Versuchsanstalt eine größere Zugkraft ver^
schaffen zu können. In diese Debatte griff der Vertreter des Unterrichts^
ministeriums Graf Latour ein und erklärte, „daß seiner Ansicht
nach die Einnahmen der Anstalt von dem Vertrauen abhängig seien,
welches man der Maschine und den Versuchsanstellem entgegen^
bringe. Was die Autorität dieser Anstalt anbelangt, so sei es gleich^
gültig, ob dieselbe am PolTtechnikum oder am Technologischen Ge^
werbe^Museum errichtet würde, da nur durch die Gesetzgebung einer
Anstalt der Charakter einer öffentlich-rechtlichen Institution und ihr
somit das Recht verliehen werden könnte, staatsgültige Atteste aus^
zustellen. Vorerst müßten die Versuchsanstalten bekannt und ein^
gebürgert sein. Da am Technologischen Gewerbe^Museum an der
Spitze der Versuchsanstalten zumeist im Staatsdienste stehende Männer
wirken oder doch solche, welche vom Ministerium in ihrer Funktion
bestätigt worden sind, so könne ein Hindernis gegen eine seiner^
zeitige gesetzliche Autorisation der Versuchsanstalten am Techno-
logischen Gewerbe-Museum nicht bestehen.'' Am Schlüsse dieser
Debatte fanden meine Anträge einstimmige Annahme und damit war
die Begründung der dritten Versuchsanstalt, jener für Bau- und Ma^
schinenmaterial im Prinzipe vollzogen. Graf Latour hat auch in
diesem Falle durch sein Eingreifen in die Debatte meine Absichten
in hohem Grade gefördert. Aber da ich das Publikum genau kenne
und die Zeitströmung mehr als je dahin gerichtet war, öffentliche
und private Unternehmungen, Berufsstellungen und Betriebe durch
gesetzliche Bestimmungen im Geiste der alten Privilegien durch Kon-
zessionen und Vorrechte zu legitimieren und zu schützen — eine
Richtung, der ja die Gewerbegesetzgebung des Jahres 1883 ihren Ur-
sprung verdankt — wollte ich mich doch nicht ausschließlich und ganz
und gar auf den Erfolg der Leistung an und für sich verlassen,
mindestens erschien mir dieser Weg als ein zu langwieriger. Ich
habe Recht behalten, denn heute, 17 Jahre später, wo sich unsere
Versuchsanstalten nicht nur eines starken Zuspruches, sondern
auch eines großen Rufes erfreuen, ist die gesetzliche Autori-
sation noch immer nicht erfolgt und das Technologische Gewerbe-
Museum ist, so wie seine Versuchsanstalten, noch immer ein Privat-
unternehmen. Um für den gesetzlich festgestellten Charakter einer
— 223 —
Öffentlich-rechtlichen Institution halbwegs Ersatz zu finden, strebte
ich die Genehmigung des Regulativs und des Tarifes für Bau- und
Maschinenmaterial durch die Regierung an, wie dies auch bei der
Versuchsanstalt für Elektrotechnik geschehen war. Nach vielfachen
Bemühungen erlangte ich dies zum Teile, indem die organischen Be-
stimmungen vom Ministerium für Kultus und Unterricht mit Erlaß
vom 28. März 1895 auf Grund des mit dem Handelsministerium ge-
pflogenen Einvernehmens genehmigt wurden. Es war dies schon ein
Fortschritt, denn der Tarif der Untersuchungsstation der Sektion für
chemische Gewerbe wurde vom k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht mit Erlaß vom 16. März 1891 nur „vorläufig provisorisch''
genehmigt. Er besteht heute noch zurecht, denn die Provisorien sind
das Dauerhafteste in Österreich.
Es war mir aber auch sehr daran gelegen, dem Technologischen
Gewerbe-Museum, das ja doch unter intensivem staatlichem Einfluß
stand, der sich von Jahr zu Jahr steigerte, insbesondere zugunsten seiner
Versuchsanstalten Attribute zu verschaffen, welche die Anstalt nach
außen hin für das große Publikum als eine staatlicherseits autorisierte
erscheinen lassen würden. Ich wendete mich wieder einmal, und zwar
ganz vertraulich an den Erzherzog-Protektor und nach verhältnismäßig
kurzer Zeit erhielt ich folgendes höchste Handschreiben:
„Laut Mitteilung Sr. Exzellenz des Ministerpräsidenten
Graf Taaffe, ddto. 28. Jänner 1888, haben Se. k. und k. Apo-
stolische Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom
26. Jännner 1. J. dem Technologischen Gewerbe-Museum in
Wien die Führung des Titels „Kaiserlich königliches Techno-
logisches Gewerbe-Museum'' und des „kaiserlichen Adlers''
allergnädigst zu bewilligen geruht.
Mit wahrer Freude gebe ich hiermit diese Allerhöchste
Gnade der Direktion bekannt und bin überzeugt, daß hierdurch
ein neuer Ansporn zur weiteren ersprießlichen Tätigkeit des so
wichtigen und hervorragenden Institutes gegeben ist."
Die in Rede stehende Versuchsanstalt für Bau- und Maschinen-
material an der ersten Sektion des Technologischen Gewerbe-Museums
entwickelte sich unter allen Einrichtungen dieser Art am Technologischen
Gewerbe-Museum am raschesten und hat heute bereits die weit ältere
Versuchsanstalt der zweiten Sektion in mancher Richtung überflügelt.
Die statistischen Ausweise, welche in der Darstellung des gegenwärtigen
Bestandes des Institutes erscheinen, geben einen Anhaltspunkt für die
Beurteilung der einschlägigen Verhältnisse. Obwohl die Versuchs-
anstalt für Bau- und Maschinenmaterial sich räumlich nur wenig aus-
— ai4 —
breiten konnte, auch dai Personal nur langsam anwuchs, hat diese
Anstalt einen unbestrittenen Rang errruigen und ihr Einfluß auf das
technische und industrielle Leben in Österreich ist ein erheblicher ge^
worden. Die Herstellung der Wiener Verkehrsanlagen, die Staatseisen'
bahnbauten, der Maschinen^ und Brückenbau gaben mächtige, günstige
Impulse, und eine spätere Generation wird uns vielleicht das Zeugnis
nicht vorenthalten können, daB in einer Periode, in welcher die Tech'
nische Hochschule in einen wichtigen Pflichtenkreis noch nicht cinge'
Plg- II. Bin Sa>l der Vcrmcluaiutall fflr Bad' und KbschlneninaterUI (Emcrr'Huchinc).
treten war, also gleichsam versagte, das Technologische Gewerbe^
Museum mit überaus bescheidenen Mitteln, die es sich indessen selbst
verschafFen mußte, öffentlichen technischen Bedürfnissen ausreichend
Rechnung zu tragen verstand. Diese Versuchsanstalt war übrigens auch
auf ihrem Arbeitsgebiete publizistisch sehr tätig, steht im Verbände mit
brigen Materialprüfungsanstalten und genießt unter denselben
Wertschätzung. Ich habe davon selbst eine ausreichende Probe
n, indem ich von dem Kongresse zur Vereinheitlichung der
nisch'technischen Prüfungsmethoden, der vom Professor von Tet'
nach Zürich einberufen wurde, in das Präsidium gewählt wurde.
— 225 —
Einen besonderen Ruf genießt die Anstalt in Fragen der Prüfung von
Ketten, Hanf«^ und Drahtseilen, von Gefäßen, die einen starken Innen^
druck auszuhalten haben, von Bausteinen, Beton, Zement und Pflaster^
materiaL
In neuester Zeit wurde an dieser Versuchsanstalt eine Abteilung
für Ölprüfung errichtet, um deren Zustandekommen Professor Klaudy
sich verdient gemacht hat. Dieser veranlaßte nämlich im Nieder^
österreichischen Gewerbeverein die Beratung der wichtigen Frage der
Erprobung von Schmiermaterial, gewann hierfür einen Kreis von
Interessenten und machte in der Richtung der Ölprüfung ernste,
durch einen von ihm neukonstruierten Apparat unterstützte Studien.
Diese ganze Aktion, die Klaudy, durch andere Aufgaben zum Teil
abgezogen, nicht mehr mit voller Kraft fortsetzen konnte, mündete
in die neu eingerichtete Abteilung für mechanisch^physikalische Öl^
prüfung. Die chemische Seite dieser Angelegenheit bleibt nach
wie vor der unter Ulzers Leitung stehenden Versuchsstation der
zweiten Sektion vorbehalten. Unsere Versuchsanstalt wurde auch zur
Mitwirkung an größeren, weitausgreifenden Untersuchungen heran^
gezogen, indem ihr von den betrrffenden Stellen ein Teil der Arbeit
überlassen wurde. Ich nenne in dieser Beziehung die von dem Ge^
heimrat Dr. Wedding in Berlin und die vom Österreichischen
Ingenieur^ und Architekten*^ Verein angeregten Studien über Nickel^
und Thomasstahl.
Der Umfang der Versuchsanstalt und ihr sachlicher Inhalt
sind wahrhaftig bescheiden. Vergleicht man sie in diesen Be^
Ziehungen mit der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt in Zürich
oder mit dem Königl. Preußischen Material^Prüfungsamt in Groß^
Lichterfelde'^West bei Berlin so muß wohl unsere Anstalt geradezu als
kleinlich erscheinen. Wenn man aber erwägt, wie sie ohne jede
materielle Staatshilfe mit den bescheidensten Mitteln zustande gebracht
wurde, so ist eben diese Art von Vergleich ausgeschlossen. Man könnte
höchstens die Nutzeffekte vergleichen, das Verhältnis zwischen Energie^
zufuhr und reiner Arbeitsleistung, und dann würde, davon bin ich
überzeugt, der Vergleich nicht zu Ungunsten unserer bescheidenen
Schöpfung ausfallen. In allerjüngster Zeit wurde durch den neu^
berufenen Professor Hofrat von Tetmajer auch an der Wiener Tech^
nischen Hochschule ein größeres Laboratorium eingerichtet, das das
bisher betriebene sowie jenes an den anderen inländischen Lehranstalten
weit überragt. Dadurch ist die Wiener Technische Hochschule in diesem
Belange ihren deutschen Schwesteranstalten ebenbürtig geworden; es
bleibt aber doch unser Verdienst, daß wir in Erkennung des Bedürfe
nisses fast zwei Dezennien früher ans Werk gegangen sind.
Denkschrift Techn. Gew.'Mus. 15
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•i« r.A'K Wie »■» ier Unterrich; im ersun Jahrgänge
^r Ha^jftx^'he "''** idrcdxdi cnn dem Leiir'
t'itri ititTXtr.x^* icr Höheren Pirh%rU-Ar for cfae mia dic
«r*jr;'t. aber dzs tiliete kein Hmiemis für dicnttni'
id die y'A'.i'/t Aufhebung des ^vt r f"""' **»";** d^
— 227 —
Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei mit dem Technologischen
Gewerbe^Museum. Die Herren Meding er und Schwackhöf er, welche
wir in die Spezialkommission zur Leitung des Technologischen Gewerbe^
Museums berufen hatten, während ich mich als Mitglied des Gründungs^
und leitenden Fachkomitees bei der Versuchsstation für Brauerei und
Mälzerei an den Verhandlungen dieser Körperschaft beteiligte, traten
im Momente der Scheidung aus dieser Kommission aus und an
Stelle der geregelten Verbindung trat ein Freundschaftsverhältnis, das
sicher fortbestehen wird, auch unter der neuen Leitung des Institutes
in der Michaelergasse, unter dem aus Bayern berufenen, hochange^
sehenen Fachmann Professor Dr. Prior. Dem Personale der Brauerei'^
Versuchs^ und Lehranstalt gehörten schon früher der Bakteriologe
Dr. Heinrich Wichmann und der Chemiker Jalowetz an. Ihnen
wurde John Bengough, ehemaliger Schüler der Höheren Fachschule für
chemische Gewerbe, später Assistent und Adjunkt an unserer zweiten
Sektion, beigesellt
VERSUCHSSTATION FÜR ELEKTROTECHNIK.
Schon vor der Teilung der dritten Sektion in zwei Sektionen,
jene für Metallindustrie und Elektrotechnik, wurden die Vorbereitungen
für eine Versuchsstation für Elektrotechnik getroffen und in erster
Linie durch Prof. Karl S c h 1 e n k betrieben. Die Versuchsstation für Elektro^
technik am Technologischen Gewerbe^Museum (Fig. 13, 14) ist ebenso wie
die gleichnamige Fachschule die erste Anstalt ihrer Art in Österreich
und wenn wir von den Lehrkanzeln der technischen Hochschulen im
In^ und Auslande absehen, welche nebst ihren Aufgaben für die
Unterrichtserteilung ausnahmsweise auch mit der Industrie in Fühlung
kamen, muß die Versuchsanstalt für Elektrotechnik überhaupt als die
erste am Kontinent bezeichnet werden. Das Technologische Gewerbe^
Museum ist auch in diesem Falle den technischen Hochschulen in
Österreich vorangegangen und hat überhaupt den Weg gezeigt, der
eingeschlagen und verfolgt werden muß, um dem Eintritt der epochalen
Entwicklung Rechnung zu tragen, welche Produktion und Verkehr
durch die Starkstromtechnik erfuhren. Ein interessanter Vorläufer für
die elektrotechnische Versuchsanstalt am Technologischen Gewerbe^
Museum waren die Schauversuche, welche Prof. Pf äff in den Räumen
der dritten Sektion, der er vorstand, in Szene setzte, um die Er^
findungen der Herren Zipernowski und Deri zu demonstrieren.
Sämtliche Etablissements für Elektrotechnik von Rang kamen uns
bei der Einrichtung der Versuchsanstalt zu Hilfe und besonders
15*
— 228 —
wichtig wurden uns die Beziehungen des Leiters Schlenk zur Wiener
Niederlassung der weltberühmten Firma Siemens Sc Halske.
Es ist nicht mehr als selbstverständlich, dafi das Technologische Ge»
werbe^Museum die erste Anstalt in Wien war, welche einen Demon"
strationsraum für öffentliche Zwecke elektrisch beleuchtete ; es war dies die
kleine Maschinenhalle in der Eschenbachgasse, welche am 27. Ok'
tober 1879 mit rwei Bogenlampen von Ktilik in Prag beleuchtet
wurde. Kfi^tik war also nicht nur in Paris, sondern auch bei uns
Flg. 13- UnkaaeWgtr Raum in der VerRachsanstalt für BlcktTOlCChnlk (Hofclnban).
einer der ersten, welche für die Einführung der elektrischen Bogen'
lampe erfolgreich tatig waren. Nicht geringes Aufsehen machte es, als
wir unser Trottoir vor dem Musealgebäude in der Währingerstraße
mit einer elektrischen Bogenlampe beleuchteten. Weiters war das
Technologische Gewerbc'Museum die erste Anstalt in Wien, in
welcher Lehr' und Zeichensäle elektrisch beleuchtet wurden, in der
Art, daß das Licht einer Bogenlampe von einem konischen, unterhalb
dieser angebrachten Schirme auf die Decke reflektiert und von dort
als zerstreutes Licht dem ganzen Räume wiedergegeben wird. Diese
Einrichtung geschah über Anregung Schlenk s, die ihm wahrscheinlich
im Verkehr mit den Fachleuten der Firma Siemens suggeriert wurde.
— 233 —
Urteil müßte auch zu den gleichen Betrachtungen fuhren. Ich kann
mich daher sehr kurz fassen. Die Bescheidenheit der uns zur Ver*^
fügung gestellten Mittel, das Fehlen der für ein solches Unter*^
nehmen gebotenen materiellen Staatshilfe, die Schwierigkeiten, die bei
einem ersten Schritt auf solchem Gebiete zu überwinden sind, weil es
eben der erste Schritt ist, der ohne Vorbild unternommen werden
muß, die Abhängigkeit des Erfolges von den persönlichen Eigene
Schäften jener Männer, die sich erst in ihre Aufgabe einleben müssen,
all das zusammengenommen reguliert das Urteil über das bis heute
Erreichte. Auch hier ist das bis heute Erreichte bescheiden in den
Abmessungen, aber zufriedenstellend im Nutzeffekt. Mein Urteil in
dieser Sache stützt sich auf den Verkehr mit hervorragenden Fachleuten,
welche gewiß nicht Opfer bringen würden, Opfer an Zeit und mitunter von
beträchtlichem Geldwert, wenn unser elektrotechnisches Institut es nicht
verdienen würde. Der Mitwirkung der Firma Siemens & Halske
habe ich bereits gedacht, Kremenezky und die Glühlampenfabrik
„Watt'S die österreichische Union^Elektrizitäts^Gesellschaft, die Firma
Gebrüder Demuth, die Kabelfabrik^Aktiengesellschaft, die Intern
nationale Elektrizitäts^Gesellschaft, die Herren Egger, Vater und Sohn,
und im letzten Dezennium geradezu mit eindrucksvoller Teilnahme
Direktor Neureiter, der jetzige Chef der vereinigten Firma Siemens^
Schuckert haben uns außerordentliche Dienste geleistet und stärken
unser Vertrauen in der Fortsetzung unseres Weges. Viele Apparate
und Instrumente der im ganzen genommen gut ausgerüsteten Versuchs^
anstalt liefert die Lehrwerkstätte der Fachschulen der vierten Sektion.
Durch unsere vier Versuchsanstalten haben wir nicht nur die
Bedürfnisse gedeckt, welche durch die sonstigen bestehenden staatlichen
oder Privatversuchsanstalten nicht Befriedigung finden konnten, sondern
wir haben auch durch sie unentbehrliche Stützpunkte für unsere
Unterrichtsanstalten gewonnen, welche dadurch ihrerseits auf eine
viel höhere Stufe gebracht wurden, als es jene sein kann, welche
von bloß theoretischen Lehranstalten eingenommen wird.
Es wäre irrig, darnach anzunehmen, daß am Technologischen
Gewerbe^Museum nur in den mehr oder weniger selbständigen Organi^
sationen der Versuchsanstalten Untersuchungen durchgeführt und darüber
Zertifikate ausgestellt werden. Im Gegenteile; viele dem eigentlichen
Lehrkörper angehörige technische Fachleute werden damit befaßt, Ver^
suche durchzuführen und über deren Ergebnisse Atteste auszustellen
oder auch sonstige auf theoretischen Erwägungen beruhende Gutachten
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— 237 —
genannt. Ein für alle diese Speziallehrkurse und Fachschulen gemein^
samer Grundsatz war die Gleichstellung des theoretischen
Klassenunterrichtes mit der praktischen Werkstätten^
oder Laboratoriumsunterweisung, die Gleichstellung möglichst
der Zeit nach, der Intensität und Methodik des Unterrichtes nach und
auch in Beziehung auf das Gewicht der Klassifikationsnoten in den
Zeugnissen und für die Fällung des Schlußurteiles über die Absol'^
vierung von Jahrgängen und der ganzen Schulen.
In die Reihe der vorübergehenden Veranstaltungen, welche wieder
aufgelassen wurden, sobald ihr Zweck erreicht zu sein schien, gehört:
I. Der Speziallehrkurs zur Ausbildung von Werkmeistern
in der Korbflechterei und Weidenkultur, zuerst halbjährig, Winter^
Semester 1879/80, mit I. G. Karg, dem Wanderlehrer des k. k. Handels^
ministeriums für Korbflechterei, zwei Zeichenlehrern tmd dem Fachmann
für Weidenkultur Dr. Breitenlohner, ebenso 1880/81, 1881/82,
1882/83 niit einem Parallelkurs für weibliche Arbeitskräfte, dann
1883/84 nur für weibliche Arbeitskräfte, 1884/85 für Arbeiter
beiderlei Geschlechtes, ebenso 1885/86, womit diese Aktion am
Technologischen Gewerbe'^Museum ihr Ende erreichte und als selb^
ständiges Unternehmen des Unterrichtsministeriums unter der Bezeich^
nung „Zentralmusterwerkstätte für Korbflechterei und Weidenkultur'' ihre
Fortsetzung fand. Diese Veränderung entsprach auch dem Selbständige
keitsdrang und Avancementsbedürfnis des Hauptlehrers I. G. Karg,
dessen Wünschen die Unterrichtsverwaltung über Anraten des be^
treffenden Referenten Rechnung zu tragen geneigt war."*")
'■') L G. Karg war ein Korbflechter aus dem nordbayrischen Hausindustrie
Emporium, den das Handelsministerium zum Zwecke der Förderung der sehr
zurückgebliebenen österreichischen Korbflechterei angestellt hatte. Er wurde zunächst
nach Galizien gesandt» wo er zur Entwicklung der Rudniker Korbflechtereiunter^
nehmung wesentlich beitrug. Entscheidend für die jetzige Blüte dieses vom Grafen
H omp es ch begründeten Geschäftes war freilich der Umstand» daß die ausgezeichneten
Kaufleute Gebrüder Kraus mit der Sache in Verbindung gebracht wurden. Als Karg
seine Tätigkeit in kleinen Orten der Umgebung von Krakau : Sciejowice» Liszki und
schließlich in Krakau selbst entfaltete» war er minder glücklich. Die wirtschafte
liehen Bedingungen waren ungünstig und Leute wie Kraus fehlten gänzlich. Ich
mußte selbst die Lehrwerkstätten an den genannten Orten schließen» um das
Handelsministerium vor bedenklichen Verwicklungen zu schützen. Bei dieser Ge^
legenheit lernte ich Karg als einen vorzüglichen Arbeiter und Lehrer und strebe
samen Mann kennen und trachtete zunächst mit seiner Hilfe dem Haupthindernis
für die Entwicklung der Korbflechterei zu begegnen» nämlich dem Mangel an
Werkmeistern» was auch durch die Einrichtung der Speziallehrkurse am Techno^
logischen Gewerbe^Museum vollkommen gelang» indem wir für die verschiedenen
kleineren und mittleren Ansätze in der Form von Lehrwerkstätten» privaten und
staatlichen» die persönlichen Kräfte beistellten» die sich in der Mehrzahl der Fälle
bewährt haben.
Tom Jahre 1883 bei handwcrksma Bigcn Gewerben zu erbrmgeiideii Be^
GäagttDfBudswm Ersatz boten, übte diese niedere Fadisdmle keine be^
rondere Anziehongskraft atss. Die Provinzfachschnlen^ die gar kein
Sditilgeld Terlangten ttnd doch auch Gutes leisteten, standen für tmbe^
mittdte Wiener Kinder, Söhne Yon Tischlern usw. ja auch zur Ver^
fisgung und auch die Provinzschulen waren, und zwar sdum früher,
durch die entsprechenden Hinisterialrerordntuigen in das Verzeidmis
lener Anstalten au%enoninien worden, deren Abgangszeugnis das
Recht zum Antritte und selbständigen Betrid>e des Tischleriiandwerkes
gab. Die AbsolTenten der Niederen Fachschule erhiehen, wenn sie das
Lehrzid sowohl im theoretischen als im praktischen Unterridite er^
reichten, das Abgangszetsgnis und damit den Be£ihigtuigsnachweis. Furdie
Hörer der Höheren Fachschule wurde eine spezidle Einrichtung,
nämlich eine Abgangs^, oder Reifepr üfu ng in der Art gcsdiaffen, daß
auf Grund einer schrifdichen tmd einer mündlichen, Tor einer
Kommission abgelegten Prüfung ein Zeugnis erworben werden
konnte, das nicht nur die Erreichung des Lehrzieles im allgemeinen,
sondern auch die besondere Befähigung tmd VerwendbariEeit für
bestimmte Arten der Berufsausübung feststellte. Die Prüfungs^
kommission erfiielt einen Tom Unterrichtsministerium bestellten Re^
gierungskommissar als Vorsitzenden. Hi^lieder der Prüfungs^
kommission waren aufier dem Direktor und den Lehrkräften der
höheren Fachschule mehrere der Praxis entnommene ^^Gastprüfer'',
die von dem Verwalttmgsrate des Gewerbevereines oder Ton der
Spezialkommission yorgeschlagen und auf Grund der Befürwortung
durch die Direktion in ihrem Ehrenamte vom Unterrichtsministerium
bestätigt wurden. Das Regulativ für diese Abgangsprüfungen wurde
in der Spezialkommission beraten, erlangte die Genehmigung des
Unterrichtsministeriums tmd kam für die höhere Fachschule fürBau^
und Möbeltischlerei zum ersten Male im Juli 1888 zur Anwendtmg.^)
Als Vorsitzende dieser Prüfungskommission fungierten die o. ö. Pro^
fessoren an der Technischen Hochschule Wilhelm Ritter von D oder er
und später Oberbaurat Christ. Ulrich. Diese Abgangsprüfungen gaben
Gelegenheit, sich von dem Umfang der erworbenen Kenntnisse tmd der tech^
nischen Fertigkeiten zu überzeugen. Daß die ersteren durch die letzteren be^
deutend überragt wurden, kann nicht überraschen und ist auch ganz
in Ordnung. Die Resultate der Höheren Fachschule für Möbel'^ und
Bautischlerei schössen, wie ich schon an einer anderen Stelle
ausgeführt habe, wohl häufig über das beabsichtigte Ziel hinaus.
'*') Auch für die Absolventen der Höheren Fachschule für Bau^ ttnd
Maschinenschlosserei.
— 241 —
Die Absolventen dieser Schule wollten dann keine Arbeiter mehr
sein, sondern zogen es vor, selbst bei mäßigem Verdienste in den
Ateliers als Zeichner verwendet zu werden. So entstand denn vor zwei
Jahren unter gleichzeitiger Auflassung der niederen und höheren
Fachschule die Meisterschule für Bau" und Möbeltischlerei, über
die ein abschließendes Urteil heute noch nicht gefällt werden kann. Die
Leitung der Fachschulen an der ersten Sektion obliegt seit einer
■htbrvitikttutt mit muchlnellcm Betrieb.
langen Reihe von Jahren dem Nachfolger in meiner einstigen
Stellung als Vorstand der ersten Sektion, Regierungsrat Prof. Lauboeck.
Über alle Details, welche Fachleute interessieren könnten, betreffend
den Lehrplan, die Einrichtungen und die Erfolge der früheren Fach'
schulen für Tischlerei geben die Jahresberichte Aufschluß, die auch
in den „Mitteilungen" veröffentlicht sind und auf die hier ausdrücklich
verwiesen wird.
Die Lehranstalten der zweiten Sektion nahmen folgende Ent'
Wicklung. Gleich nach der Eröffnung der zweiten Sektion, die damals auf
die Pflege der Tinktorialgewerbe beschränkt war, wurden vom Schul'
Dcnkacbrlft Techn. Gew.-Mui. I6
uloc iSSi 9a tagttKOgt» AbcaiTortri^c »ms der all^ciBeinen
Bxi phTsikahscbea Ctc&ic mal \ianuiutt BBcieköAngaof der
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Ps-isT-aqH x&e des V-a*^' 1- Vi-^ey-^ ^trr- ^M-. u^i|jj»j w Ejju l g » jib und
eüo^rxx düoKi das Re^äs. im —--*-'-^-^g— *— SAnIjahtc.
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— 243 —
für Färberei wurde mit dreijährigem Lehrplane organisiert, für die
Aufnahme der Schüler wird die absolvierte Volksschule oder Bürger^
schule und das vollendete 14. Lebensjahr vorausgesetzt; die Höhere
Fachschule für chemische Gewerbe fordert die Absolvierung einer
Schule, die ihren Schülern das Recht des Einjährig^Freiwilligendienstes
gewährt, hat einen zweijährigen Lehrplan und verlegt in den zweiten
Jahrgang Berufswahl und Spezialausbildung* Alle drei Organisationen
haben sich abgesehen von jenen Schwankungen bewährt, die in per^
sönlichen Verhältnissen begründet sind, und bestehen heute nach
18 jähriger Dauer noch unverändert in ihrer ursprünglichen Form.
Die Frequenz der Fachschulen an der ersten und der zweiten
Sektion hatte in den abgelaufenen 25 Jahren eine obere unüberschreitbare
Grenze, welche durch die Zahl der Arbeitsplätze in den Lehrwerk^
Stätten der ersten Sektion einerseits und in den Laboratorien der
zweiten Sektion anderseits gezogen war. Diese Maximalgrenze wurde
häufig erreicht. Näheres über die Frequenzbewegung bringen die
statistischen Ausweise. Die Einführung der Abgangsprüfungen an den
höheren Fachschulen, welche im Jahre 1888 beschlossen worden war,
konnte an der Höheren Fachschule für chemische Gewerbe erst am
Ende des Schuljahres 1888/89 ^ttr Durchführung gelangen. Als Regierungs^
kommissär fungierte der o. ö. Professor an der Technischen Hochschule
Hofrat Dr. Alexander Bauer. Die Unterrichtserfolge wurden schon bei
dieser ersten Abgangsprüfung als überraschend gute bezeichnet. Der
Nachfolger unseres Gönners Hofrat Bauer als Regierungskommissär
ist Professor Dr. W. Suida.
Zur Zeit der Errichtung der dritten Sektion (1883) war beabsichtigt,
außerSpezialkursen mit Abende und Sonntagsunterricht für be^
reits im praktischen Berufe stehende junge Männer zu ihrer fachlichen
Weiterbildung eine
NIEDERE UND HÖHERE FACHSCHULE FÜR BAU- UND
MASCHINENSCHLOSSEREI
und, wie an der zweiten Sektion, eine Art seminaristischen Unter-
richtes für wissenschaftlich vorgebildete Männer einzurichten. Das letzt-
angeführte Projekt kam nicht zur Ausführung, wohl aber wurden schon am
7. Jänner 1884 eine Vorbereitungsklasse für die Niedere Fachschule
für Bau- und Maschinenschlosserei und Speziallehrkurse für Metallarbeiter
und Elektrotechniker eröffnet und außerdem in den Monaten Februar,
März und April im Simmeringer Gemeindehause ein Zyklus von
Vorträgen über Elektrotechnik durchgeführt. Während die Niedere
Fachschule im Jahre 1886 bereits zu drei Jahrgängen angewachsen war,
16*
— 245 —
später faßten wir die Idee, analog der Höheren Fachschule für chemische
Gewerbe, eine Höhere Fachschule für angewandte Physik zu
errichten. Wir hatten dabei die Absicht, dem von mir aufgestellten
Grundsatze des Gleichgewichtes zwischen der theoretischen und prak^
tischen Ausbildung treu bleibend, drei Richtungen der angewandten
Physik zu pflegen: die Elektrotechnik, die Optik und Mechanik, die
Heizung und Ventilation. Diese Lehranstalt sollte dem empfindlichen
Bedarfe an Werkmeistern, Monteuren und sonstigen Arbeitern höherer
Kategorie in den bezeichneten technischen Richtungen Abhilfe schaffen.
Die Erwägungen, welche zu diesem Plane führten, haben heute noch
Geltung. Wohl besitzen wir in Wien und Prag und in noch einigen
anderen Städten vereinzelt bekannte und angesehene Vertreter des
Mechanikergewerbes, von denen der eine oder der andere sogar ein
berühmter Spezialist geworden ist. Um nur einige Beispiele zu nennen:
Nemetz, Ruepprecht, Präzisionswagen; Reichert, Mikroskope;
Deckert Sc Homolka, Schwachstromapparate; Schablaß, Bertram
Sc Co., Maßstäbe; Kapeller, Barometer; Neuhöfer, geodätische In^
Strumente usw. Trotz dieser guten Namen, die auch einen Export
an österreichischen Erzeugnissen bedeuten, haben sich Optik und
Mechanik lange nicht in dem Maße entwickelt wie in Deutschland,
wo aus kleinen Werkstätten große Etablissements hervorgegangen
sind und wo unter dem Einflüsse der Physikalisch^technischen Reichs^
anstalt in Berlin eine beträchtliche Zahl von Betrieben erwuchs, die ganze
Branchen zu monopolisieren drohen; um ein Beispiel zu nennen: die
geeichten Thermometer für ärztliche Zwecke. Die Physikalisch'technische
Reichsanstalt war mir natürlich genau bekannt und ich würde die Er^
richtung eines solchen Institutes in Österreich mit größter Genugtuung
begrüßt haben. Ich wußte aber, daß man sich bei uns mit bescheidenen Aus^
kunftsmitteln behelfen werde, wie z. B. mit der Verfügung, daß Thermo^
meter an der Lehrkanzel für Physik an der Wiener Universität geeicht
werden können; ich wußte auch, daß es munifizente Gründer wie die
Dioskuren Siemens und Helmholtz in Berlin bei uns leider nicht gibt,
und ich war daher auch überzeugt, daß der im Parlament durch den Abge^
ordneten Prof. Dr. Habermann gestellte Antrag auf Errichtung
einer Physikalisch^technischen Reichsanstalt für Österreich ganz aus^
sichtslos sei. Da dachte ich denn an die Gründung einer Höheren
Fachschule für angewandte Physik, aus der später, so wie schon
bei einem Zweige derselben, der Elektrotechnik, Versuchsanstalten,
d. h. wenigstens Palliativmittel zur Hilfe der vom Niedergange be^
drohten Gebiete entwickelt werden könnten. Meine Überzeugung von
der Möglichkeit und Ersprießlichkeit einer solchen Organisation fand
besondere Nahrung durch einen Besuch, den ich der Pariser Kommunal^
— 246
cner SdiaJe -ider antr Vjt— n-'^»-»'~»^v pnii,
«{Ha i^icrs ßorsi v^s. ^'"■»-rjr.-jj T. ^rj-Ttm^ ■ "im ^iii sc!l .äcn
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au ier Otr^iiiie
— 251 —
Dozenten gewonnen. Als ich dieses Projekt zur Sprache brachte, und
zwar diesmal nicht bloß in der Spezialkommission und im Ver^
waltungsrate des Niederösterreichischen Gewerbevereines, sondern auch
im Finanzausschusse des Abgeordetenhauses, dem ich damals ange^
hörte, gelang es mir, sofort die Aufmerksamkeit und Teilnahme meiner
Zuhörer für dieses Projekt zu gewinnen. Während meiner ganzen
Wirksamkeit als Direktor des Museums habe ich niemals so warme
Worte der Anerkennung von Seite des Regierungsvertreters, zu jener
Zeit kein geringerer als Graf Latour, gehört, wie in diesem Falle.
Man schritt sohin frohen Mutes im Oktober 1895 zur Ankündigung
und Errichtung der Höheren Fachschule für angewandte Physik an der
vierten Sektion des Museums. Über das Eröffnungsstadium äußerte
ich mich im Jahresberichte 1895 folgendermaßen: „Die Frequenz der
Fachschule ist allerdings noch schwach, aber die Geschichte aller
anderen Lehranstalten des Institutes zeigt die Erscheinung, daß sich
III. Jahrgang (Elektrotechnik).
(Wintersemester) (Sommerseme&ter)
wöchentliche Stunden
Höhere Mathematik 2 2
Attsgewählte Kapitel aus der Elektrotechnik .... 2 2
Elektrochemie 2 2
Fachzeichnen 8 8
Laboratorium und Werkstätte 30 30
Zusammen .44 44
III. Jahrgang (Optik und Mechanik).
(Wintersemester) (Sommersemester)
wöchentliche Stunden
Höhere Mechanik 2 2
Optik 4 4
Geodätische und astronomische Instrumente .... 4 4
Fachzeichnen 6 6
Laboratorium und Werkstätte 28 28
Zusammen 44 44
III. Jahrgang (Heizung und Ventilation).
(Wintersemester) (Sommersemester)
wöchentliche Stunden
Höhere Mathematik 2 2
Heizung und Ventilation 4 4
Baukonstruktionslehre 4 4
Chemische Technologie 2 2
Fachzeichnen 12 12
Laboratorium und Werkstätte 20 20
Zusammen • . 44 44
■»4»T - Igxwsxm «HTT
ns^cs C j m ^ ' ^^*-»»';^»-!.-^«^ P ari— "fafif -.f ■-; ec ac äen Gthiat
"^^g g- " Zc:: bes2^3EÜai =di psc {cäcb^olai Leb'
m:» *■ Vjt icr »ejare Yc-li:^' äer ITtarc ac«-
— 253 —
erreichte rasch einen hohen Blütezustand, den sie hoffentlich
auch in Zukunft behaupten wird* Selbstverständlich wurde auch in
dieser Schule das Hauptprinzip des Technologischen Gewerbe^Museums,
die Betonung der manuellen Fertigkeit, der Übung im Beobachten
und der Gewandtheit im Experimente, aufrecht erhalten. Auch hier
bewährte sich die Einrichtung der Abgangsprüfung durch eine autoritäre
Kommission, deren Vorsitzende, Hofrat Prof. Dr. Adalbert von Wal^
tenhofen und später Oberbaurat Karl Hochenegg waren.
Um das Vorrecht des einjährigen Präsenzdienstes in der Armee
zu erlangen, mußten in den Lehrplänen der Niederen und Höheren
Fachschule humanistische Fächer aufgenommen werden. Auch die
strenge Einhaltung der Aufnahmsbedingung der absolvierten Bürger^
oder Untermittelschule wurde den betreffenden Organen der Verwaltung
zur Pflicht gemacht. Für die höhere Fachschule der dritten Sektion
(Bau^ und Maschinenschlosserei) hatte ich absichtlich zur Zeit ihrer
Begründung nur das Einjährig^Freiwilligenrecht für die Kriegsmarine
angestrebt und erreicht, weil ich den wenig entwickelten Zug unserer
Bürgerssöhne, die Marine als Lebensberuf zu wählen, stärken wollte.
Bis zu einem gewissen Grade ist dies auch gelungen. Jedenfalls haben
unsere Absolventen Gelegenheit, die hier erworbenen Kenntnisse bei
der Marine besser zu verwerten als bei den anderen Teilen der
Armee.
Die niederen Fachschulen am Technologischen Gewerbe^Museum,
deren es jetzt drei gibt, je eine an der zweiten, dritten und vierten Sektion,
unterscheiden sich von dem Modell der staatlichen Fachschule nur durch die
intensivere Pflege der Theorie, vielleicht auch durch die bessere Ausrüstung
der Werkstätten. Im allgemeinen sind sie jedoch den staatlichen Fach^
schulen nahe verwandt, wenn es auch unter diesen eine niedere Fach^
schule für Färberei und eine solche für Elektrotechnik nicht gibt. Im
Gegensatz hiezu sind die drei höheren Fachschulen vollständig neue
Organisationen, ohne irgend ein Vorbild im Inlande, und man kann
von ihnen wohl behaupten, daß sie für ihre Existenzberechtigung und
somit auch für die Richtigkeit ihres Grundgedankens den Nachweis
erbracht haben.
SPEZIALLEHRKURS FÜR PAPIERINDUSTRIE.
Die überraschendsten Erfolge lieferte der Speziallehrkurs für
Papierindustrie, dessen Veranstaltung von den Fachmännern des
Komitees der Versuchsanstalt angeregt und der zum ersten Male im
Schuljahr 1889/90 durchgeführt wurde. Er genießt die nachdrücklichste
Förderung des Österreichischisch^ungarischen Vereines der Papier^
«4 —
dbnkmtcn. wcicbcr sidi > f i t^w i iirjährlKtt ober deo Vcilmf isifl
ilw EndxuHc J if i f s Ki n tfT Bf i Kf iT TiTt J W T n lÄöt imtl die inuncr'
hto ctfa gh tkh c Salmniioa von aocm K bewüli^ Ob Lcfaiptail*) nt
Tom entca T^ge bis hmtc un r ni nicrt gcfcticticii. dn Bewcs. dafi damit
ein glnddiclicr ^^nrf rrmarhr wurde. Die I ji nm y dirrTs H^^— t*» fifait
wät seiocin Emsaefaen der VofStand der cntcn Sektion. Regiemngs^
nt Prot Laubocck. H^upüebm ax der anf dem Gtbitat der
TcduM^ogie der Papiezfibrikatiaa bdannte Ingcnietir Hermann
Schalte Die ganze Einridiitnig bcmhi anf amcrikaniscben Unter'
»iHii^ f]«m<»^t-r*«i uqJ Aii ffjg M mg fti Irti bin ^ig ytiriirti öberzascbt. daS
dieie Organisation «^"***^ fc*4iw N a rh j tiTwmng gefun iten tut, frcilicb
sind die Voibedingnngen, das Vi>r h a n^nnfi 1 1 eincT Vosoclixanxtalt und
me hiercr eminenter Fachmänner, darunter mindestens eins soldien von
fckfaer p r afct isch eT Er&hntng, sdiwer zu erfüllen. lAiser Papierindaxtric
ktm hat eine monopoüstisdie Stdiung und rekrutiert seine Höretscbaft
sdt Jahren atn allen TeÜen Eun^tas; die Absotrcmen ia Kurses
befinden sich ausnahmslos in angemessenen, in einer großen Zahl
▼on Fällen in guten. i*rtf~i«» Stcüni^cn. Auf eine Umfrage, die
ich anläBlidi des Abschlusses der ersten zsjährtgcn Periode ia ßf
*) Der Lchrplan.
Die DntcrrkbtsdaDcr ist ti^ch von S— u Uhr und too 3—6 Dbr. an zwei
Tagen der Wocbc aach von 7 - 9 Vlir abends.
Der UntCfridit erstreckt äch anf fcrigcndc Lchrgegcnxtlnde:
a) Allgcmciac Cbcmte. 2 Stunden wScbcntUch.
b) Tareokoode. i Stunde wöcbentlicb.
c) ■ikroakopiachcs Praklikam. x Stunden wöchentlich.
d) Haschincnkandc und ■aachincnicichnen. 6Standcii wCcbentlich.
c» Motoren ood Wcrkzcngmaschincn. 2 Stunden wöchentlich, abends.
f) Technologie der Papierfabrikation. 6 Stunden wöchentlich.
g) Fachzcichncn. 6 Stunden wöchentlich.
h) Chemie der Papierfabrikation, i Stunde wöchentlich.
i) Cbnngcn im chemischen Laboratorium (quatttattrc Analrsc).
Wöchentlich 12 Stunden.
k) Übungen in der Versuchsstation für Papierprüfnng. 4 Stunden
wöchentlich.
1) Technologie der Bleichmaterialien (fakultativ). 2 Stimdcn wöchcnt*
rwerkstitte ffir Haschinenscblosscrei
[1.
Urses steht es frei, nach ihrer Wahl auch die
Sonata ganntcrri cht am k. k. Technologischen
■che Ficher, technologische Vorträge, elektro-
;e Untcrrichtsgegenatlnde. lu bcsncben, ohne
bezahlen.
— 255 —
Standes des Technologischen Gewerbe^Museums öffentlich an die
Absolventen der Unterrichtsanstalten des Museums richtete, bekam
ich die relativ größte Zahl von Antworten von den ehemaligen Hörern
dieses Kurses, obwohl sie in aller Welt zerstreut sind. Dies spricht
deutlich.
Über die verschiedenen, im Dienste der Heeresverwaltung ver^
anstalteten Schukinrichtungen zum Zwecke ganz bestimmter Aufgaben
in der Ausbildung von Gruppen mit speziellen Verwendtmgen habe ich
keine Veranlasstmg, mich hier näher auszusprechen. Die Aufgaben
kommen tms von außen zu, wir sind bestrebt, sie im Sinne des Auf^
traggebers zu lösen, was bisher sowohl an der zweiten und dritten wie
auch an der vierten Sektion glücklicherweise immer gelungen ist.
Noch weniger geeignet zu einer eingehenderen Darstelltmg ist
die zwar innerhalb unseres Hauses entstandene, aber doch dem Haupte
teile nach ausgewanderte Organisation der Brauakademie. Daß wir
auch einen Kurs für Kesselheizer und Maschinenwärter nach der all^
seits bewährten Schablone eingerichtet haben, bedarf gleichfalls keiner
umständlichen Erörterung.
Hier möchte ich einige Bemerkungen anfügen über das indu^
strielle Bildungswesen im allgemeinen, Bemerkungen, die auch
im Hinblick auf unsere Fachschulen deshalb an dieser Stelle gemacht
werden, um einige prinzipielle Ansichten für die Zukunft festzuhalten.
Bei den niederen Fachschulen, auch bei jenen am Technologischen
Gewerbe'^Museum, waltet immer die Tendenz vor, den Unterrichts^
Stoff zu vermehren, statt, was das Richtigere wäre, ausschließlich auf die
absolute Sicherheit in der Beherrschtmg des Stoffes, des eng um^
schriebenen Stoffes nämlich, hinzuarbeiten. Das Lehren ist für diese
Stufen der Auffasstmgskraft der Schüler eine große Kunst, Vortragen
und abwechselnd Prüfen bildet nicht eine immer ausreichende Methode ;
Normalien für die Art des Vorgehens haben nicht viel Wert und sind
nutzlos gegenüber Demjenigen, der den Professor oder gar den Ge^
lehrten spielen will, statt Lehrer und bis zu einem gewissen Grade
auch Erzieher zu sein.
Die zweimonatliche Unterbrechung des Unterrichtes, die so^
genannten Hauptferien, zerreißen die Kontinuität und stellen die
Erreichung des Zieles vollständig in Frage. Ich habe auch bei den Staate
liehen Fachschulen keine oder nur höchstens vierzehntägige Herbstferien
während der dreijährigen oder vierjährigen Unterrichtsdauer derselben
zugestehen wollen, bin aber mit meiner Auffassung dort ebenso
unterlegen wie hier am Technologischen Gewerbe^Museum, wo es auch
bei den niederen Fachschulen ursprünglich nur vierzehntägige Ferien
gab. Der dicotetisc&c U -imiki rt wurde fireäkb gleicfc vook An£iiif her
attf sechs Wodien rinr^rbrorftm. d& flun kzzzBe Leitrcr finden
atff exaen Unseren Fcr^alorLtck ▼rrrirfrtm worden, kb
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zweirinhaTfemonatficfaen Herbstfiezsen jngeLiii^ smd^ Die mir gegcn^
jltm l , rhibijfte ii> die
atsf das Berspei der staadid&en Sctaleii pocben^ aas den Sdtolem^ die
mit Krm kheirgrcgritsen dort die Urlacfce erzwinjcxL wo (fie Ferien
nicnt 2^wabrt werden^ acs den Btem und Vormxxndem* nbernanpc
Erbaltem der Sdiüler^ die, wenn es Wiener Börgcrsletxte sind, min^
dfffens drei Monate atifi Land geben mochten, wenn nicht gar mehr,
gleichgilng in wdcfaer wirtschafdidien Lage ^ sidk befinden usw. Mir
ist es nicht gehingen, die rom Anfang an bewerkstelligte Dnrcfafafarang
meinet Au^assong anfrecht zu erhalten, doch bin ich heote ehrnso
ttberzeogtals fezurar, di£ die niederen Fachschulen mit Lehrwerkstätten,
wenn ue suxäer den in ÖsterrciJi ohnehin nberans zahlreichen Feier^
tagen noch das Jahr über zweieinhalb Monate Ferien gewähren, mit
der Meisterlebre kaum konkurrieren können txnd daß sie häufig nicht
mehr dazts taugen werden^ Tollgültige Arbeiter fiir gewerbliche und
industrielle Unternehmungen auszubilden.
Die Organisation der Fachschulen wird, das ist sch<m gesagt
worden, auf Grund Ton Beratungen mit Fachmännern entwc^fien.
Dieser fachliche Beirat des Organisators kondensiert sich zu einem
ständigen Fachkomitee, auf das ich bei leder von mir Torbcreiteten
Veranstaltung den größten Wert gelegt habe. Die Hi^lieder dieser
Ausschüsse sind, wenn richtig gewählt, maßgebend in der Beurteilui^
des Unterricktsplanes, der festzustellenden Grenzen tmd der gesteckten
Ziele. Sie sind, einmal für die Sache gewonnen, opferwillige Gönner
tmd bemühen rieh um die Gewinnung Ton Schülern, mit einem
Worte, sie sind die legitimen Fretmde. Gewiß wird in den Fach^
komstees manches Unnötige gesprochen und manche Sttmde Terloren,
gewiß sind die Fachrorstände, Ordinarien tmd bedeutenderen Lehrkräfte
den Mitgliedern des Fachkomitees aus der Praxis in pädagogisch didak^
tischen Fragen überlegen und mitunter auch gewandter in der Disktission,
ich habe aber noch nie einer Sitztuig eines Fachkomitees beigewohnt,
ohne daß der eine oder der andere wertvolle Wink, die eine oder die
andere beherzigenswerte Mahnung, die eine oder die andere ztttreffende
fachliche Kritik ausgesprochen worden wäre. Es ist ganz ungereimt, diesen
Faktor zu vernachlässigen mit der Motivienmg, daß die Zeit der Lehrer
viel zu kostbar sei für die Beratungen des Fachkomitees. Ich habe daher
— 257 —
darauf bestanden, daß die Komitees, welche ich vor jeder Neubildtmg
im Mtiseum einsetzte, fortbestehen, und es ist sicherlich nicht meine
Schuld und läuft meinen Wünschen tmd Ansichten ganz und gar
zuwider, wenn die Fachko^tees nicht regelmäßig zusammentreten oder,
wie der technische Ausdruck lautet, „einschlafen'^. Ich hasse Gremien,
die zum Schein existieren; werden Mitglieder solcher Komitees müde,
so sind sie leicht durch neue zu ersetzen. Freilich kann ich nicht in
Abrede stellen, daß ähnliches auch hie tmd da bei den von der Staats^
Verwaltung eingesetzten Beiräten vorkommt, ohne die man im Anfang
nicht weiterkommt, und welche nach vielfach geleisteten Diensten und
langjähriger Dienstbereitschaft Jenen oft lästig werden, die sie erfunden
oder übernommen haben. Universalität ist auf technologischem Gebiete
heute eine Unmöglichkeit, dort, wo sie gebraucht wird, kann sie daher
nur halbwegs durch eine Mehrzahl von Individuen geboten werden.
Auf diese Art gelangt man zum Fachkomitee, einer Institution, die
man niemals unterschätzen sollte.
Und nun noch eine letzte Bemerkung. Wenn die Staatsverwaltung
Schulorganisationen ins Leben ruft oder solche, die aus Privat^
tmtemehmungen entstehen, zuläßt und begünstigt, so wäre zu er^
warten, daß sie auch nicht zugebe, daß den Absolventen der Weg zur
Verwertung der von ihnen erworbenen Kenntnisse und zur Betätigung
in ihrem Berufe durch andere verrammelt wird, sei es auch nur in
höheren Positionen. Die absolvierten Schüler der höheren Staats^
gewerbeschulen haben wenigstens auf bestimmte Kategorien von Stel<
lungen einen durch Verordnungen geregelten Anspruch; ob er aus^
reichend ist im Vergleich zum erlangten Wissen, will ich hier nicht
untersuchen. Die Absolventen der höheren Fachschulen des Techno^
logischen Gewerbe^Museums werden bei Staatsanstellungen oder beim
Eintritte in solche Verwaltungen, die die Staatsverwaltung nachahmen,
im besten Falle als absolvierte Gewerbeschüler aufgefaßt. Das ist wohl
ein Unrecht, denn unsere Absolventen sind gleichmäßig theoretisch
und praktisch ausgebildete junge Leute, die geeignet sind, der Industrie
und dem Verkehrswesen Dienste zu leisten, welche nur dort ihre
Grenze finden sollten, wo sie die eigene Befähigung zieht.
Im Technischen Dienste zur Förderung des Kleingewerbes^ welcher
sich in seinen Anfangen als neue fünfte Sektion des Technologischen
Gewerbe^Museums darstellte, wurden im Jahre 1895 die sogenannten
„Meisterkurse'' den übrigen Gewerbefördertmgsmitteln, die man vorher
schon in Anwendung gebracht hatte, hinzugefügt. Ich kam auf die
Idee, die Meisterkurse zu organisieren durch die Besichtigung jener
Unterrichtsveranstaltungen, welche in Württemberg und Baden von den
dortigen zur Gewerbepflege berufenen Regierungsorganen ins Werk ge^
Denkschrift Techn. Gew.'Hus. 17
- 25» —
tetzt wofdcn waren. In Stuttgart tmd Karismhe existioteii Konc zur
unmittelbaren Belelinuig und PmAtwtng von F erti gke i ten für Gewobc
Unternehmer und Arbeiter. Diese Untemchtsvcranstaltni^cn wunlcn
Ttm irgend dnem au^ewählten tüchtigen Hanne bc i oi g t und bc
zweckten inuner nur die Ergänzung des Winsens und Könnens der
Arbeiter, betrieben also z. B. Maßnehmen und Schnittzeichnen bei den
Schuhmachern, Fachzeichnen bei den Tapezierern usw., tmifaBten aber
niemals den ganzen Inhalt der Gewerbeausübtu^. Die Kurse in
W^estdeutschland hatten auch zumeist eine übenu» kurze Lehrzeit z. B.
8 bis 14 Tage, höchstens vier Wochen, und selbst diese beschränkte sich oft
nur auf die Abendstunden. Ich wollte mich auf eine solch homöopathische
Methode nicht einlassen, wählte das Schuhmachergewerbe als das
in Österreich rerbreitetste Handwctk für einen Versuch und machte
den Anfang im Jahre 1895 mit vier je sechswöchentlichen Kursen, deren
Schülerzahl je 12 nicht übenchreiten sollte. Gegenüber der großen Zahl
von Bewerbern schrieb ich eine sehr strenge Auswahl vor, stellte einen
Lehrplan auf, der alle theoretischen und praktischen Aufgaben des
Schuhmacherhandwerks umfaßt, und suchte mich von den Erfolgen
des Unterrichtes in jeder nur denkbaren Weise zu vergewissem. Diese
Heisterkurse am Technologischen GewerbC'Muscum, in dessen Räumen
und mit Benützung mancher vorhandenen Lehrkraft veranstaltet, wurden
dir Standard'Kurse. Außer den Wiener Kursen JFand noch in demselben
Jahre in Aussig a. d. Elbe der erste auswärtige Kurs statt mit einem
beschränkten Unterrichtsprogramm tmd wesentlich verminderter Unter"
richtszett, nämlich vierwöchentUch halbtägig, während in Wien sechst
wöchentlich ganztägig gearbeitet wurde. Der Aussiger Kurs wurde von
39 Meistern besucht, da es bei den Provinzkursen keine Beschränkung
der Schülerzahl gab. Solche Provinzkurse, später „Wandermeisterkurse "
genannt, wurden im Jahre 1896 bereits in größerer Zahl abgehalten. Auf
die Schuhmacherkurse folgten mit Benützung imserer Erfahrungen
Meisterkurse für Bautischler, dann für Männerkleidermacher,
Schlosser, Zimmerleute und endlich für Galvanotechniker. Schon
bei der Organisation eines jeden dieser Meisterkurse stand mir ein
Komitee beratend zur Seite, welches aus tüchtigen Fachleuten zusammen'
'^' " Fachkomitees wirkten mit bei der Auswahl der Schüler
bem, bei der Überwachung der Lehrkräfte und namentlich
ung der Uoterrichtsergebnisse. Die ersten Kursgattungen
litwirkung von Beamten des Gewerbeförderungsdienstes
slogtschen Gewerbe'Museum entstandene Unterrichts^
aufzufassen; sie waten auch benannt: „Meisterkurse
chen Gewerbe'Museum". Die Schüler wurden in unseren
ibiert, bezahlten hierfür eine Gebühr, die in die Kasse
— 259 —
des Technologischen Gewerbe^Museums floß usw. Bei den zuletzt or^
ganisierten Meisterkursen war der Zusammenhang mit dem Techno^
logischen Gewerbe^Mttseum bereits wesentlich gelockert, der Gewerbe^
förderungsdienst hat sich, wie schon früher berichtet, vom Techno^
logischen Gewerbe^Museum fast vollständig getrennt und daher wird
auch zum letzten Male im Jahresberichte des Technologischen Gewerbe^
Museums für das Jahr 1904 eine Mitteilung über den Gewerbeförde^
-rungsdienst des k. k. Handelsministeriums erfolgen, wenngleich für die
Lehraufgaben, den Gutachtendienst und die Bibliothek ein gegenseitiges
Kooperationsverhältnis auch späterhin noch fortbestehen dürfte. Seit
dem Jahre 1895 sind in 44 Kursen für Schuhmacher 697 Teilnehmer, in
37 Kursen für Männerkleidermacher 568, in 27 Kursen für Bau^
tischler 342, in 17 Kursen für Schlosser 193, in 12 Kursen für Zimmer^
leute 181 und endlich in 2 Kursen für Galvanotechniker 24 Teil^
nehmer fortgebildet worden; dabei ist nur von den Wiener Kursen die
Rede, weil nur diese als eine am Technologischen Gewerbe^Museum
selbst durchgeführte Unterrichtsorganisation aufgefaßt werden müssen.
Deshalb sind sie auch hier in dieser Denkschrift ganz vorübergehend
behandelt, — eine retrospektive Betrachtung.
Überblickt man den ganzen Komplex von Unterrichtsanstalten am
Technologischen Gewerbe^Museum, wie sie sich in den verschiedensten
Formen individualisierten, so dürfte es für den Uneingeweihten schwer
fallen, ein einheitliches Moment aufzufinden. Für den Fall, daß diese
Frage aufgeworfen werden sollte, beantworte ich sie dahin: Jede Art
von organisiertem Unterricht am Technologischen Gewerbe^Museum
entsprang einem uns bekannt gewordenen wirklichen Bedürfnisse; dabei
war es uns gleichgültig, ob die Befriedigung dieses Bedürfnisses durch
gelernte Arbeiter untersten Ranges oder nur durch solche höchster
Kategorie, bei denen man eine hochschulmäßige Vorbildung fordern
muß, befriedigt werden kann. Wir schrieben eben je nach der Art des
Bedürfnisses die Aufnahmebedingung vor. Es finden sich daher im
Technologischen Gewerbe^Museum unter dessen Lernbeflissenen vor:
Knaben, die ihre Volksschulpflicht erfüllt haben, Jungen, welche die
Bürgerschule oder Untermittelschule absolviert haben müssen, junge
Männer, die in der praktischen Berufsausübung stehen oder solche,
die eine Mittelschule absolviert haben und reif sind zum Beziehen
einer Hochschule, femer Herren, die bereits eine Hochschule absol^
viert haben, oder auch selbständige Betriebsuntemehmer, die das
17*
PROPAGANDA.
Das Technologische Gewerbe^Museum hatte nach meiner Ansicht
von seinem ersten Tage angefangen die unabweisbare Pflicht, für seine
Zwecke systematisch Propaganda zu machen. Daß dtese Propaganda
gelegentlich der Abwehr von Angriffen selbst zum Angriffe über^
gehen mußte^ ist klar. Wenn meine gesamten Mitarbeiter gemein^
schaftlich mit mir jedes Mittel der Propaganda in Wort und Schrift
anwendeten, um das, was wir als Fortschritt, als Gewerbe und Industrie
fordernde Mittel auffaßten, zu verbreiten und denjenigen zuzuführen
die deren bedürfen, so erreichten wir damit gleichzeitig die Anerkenn
nung der Institution und die Steigerung ihres Ansehens. Der Nutzen,
den wir unmittelbar durch unsere Schulen und Versuchsanstalten,
mittelbar durch eine solche Propaganda außerhalb unseres Hauses stifteten,
mußte mit der Zeit nicht nur den Wert des Inventars sondern auch
das Inventar des Wertes unseres Institutes steigern, was noch viel
wichtiger ist.
Unsere Propaganda betrieben wir in mehreren Formen:
1. durch die Herausgabe einer Zeitschrift,
2. durch die Veranstaltung von Publikationen,
3. durch die Errichtung eines Lesesaales im Zusammenhange mit
tmserer Bibliothek,
4. durch das Institut der Korrespondenten,
5« durch den organisierten Verkehr des Gewerbe^Museums mit
Instituten und Fach vereinen, und — Freunden überhaupt und
6. durch die Beteiligung des Technologischen Gewerbe^Museums
an Ausstellungen.
DIE „MITTEILUNGEN DES TECHNOLOGISCHEN GEWERBE-
MUSEUMS".
Kaum war die erste Sektion eröffnet, schritt ich schon an die Heraus-
gabe einer Fachzeitschrift für die Holzindustrie unter dem Titel „Mit-
"KdJM^x fiis T'^^f^yy^rr ^i» mi-^i^i»»»» ~ SKiiiir*- äk
«r>^i«3. AfK s« spiar seae- *-"^ Skanmii^ ob; SKnaäiiBipeB- ^k
Kuaean. aK^ n. sems- - r" ■!{*•■ f>"-='"'' m äiin. en^ »3-<M-j-iSy
.^^rtiCS. — ^jC r^^^~'*^ ' ' ' ' 'f* ' S^ - f "■"■^'Jft'l'ffl UCVESie-^nil^ESIZRF
«n<£ 'mr-sätsu ca. aac^ia. *^jr^a. fj— ■»^»■Tjt Time äe; VaeaaaESZxiii^
£«;i &« KX £etc -A CAxJatr -t-g. ^»«i>i^»-».>M- ^»i .■■■ ■;?■- ^-J. -Hiä^g-M-
*<?zta^rirf!i scax "■** "f *• sii:^Bex sk W ' !,■'—■[■*- mi± iik Ler.u»^ a^
a» .a a« . zri^jär^ttrlfcfs R eaettm f*— — ''• «eäe. Gcni f « iij s a ^er
sus^^^^oser Sor^ü^ r^e 2II ii^ Fsrsc=r=2^ Üor^ rs "**—■*— die
«?,;«<«% Vasfflaaig» TcCIzic&ea. Der Ka:£x=r3:k voc o aaietcB Ioot'
hiA i^iXt Kmpft en 6a Form, vekbe cme ia H my t gi umK i irr
f-ff ^;« VtdaicioD noKrer JIiTtrihnigrn' tiüoi scJ. wnd nun eine
ii^vJ,-:x* Vc^iiünüjkcii der Rerae rr^^ f^'^*«*^"*>fT F"g^w^*"mg >Ti un
ixm (*Aiet€ der Holandustzic cidu in Atmida stzllen köniien. doch
\/^ tmn. iiii «ctbst bei dem £ür die njghne Zakunft bcstimmteo
Xtrin^tn Umfinge der JCittcilunfen* Era^nissc and Lcästnngcn tod
tti^Vviitt TtÄfwttu nidit unbeiditet bleiben wodcD-
EriüiUa die .Mineilungen des Tedinologiscfaen Gew et be^Hns eam s'
ihren Zweck, »o werden lie den unerllßlichcn Verkehr zwischen den
Mif^Ueäem und Teihiehmem des Museums und der Anstalt ver'
finiuin, sie werden aber auch jene höchst fruchtbare und von uns mit
dem intensivsten Eifer angestrebte kollegiale Beziehung zu verwandtea
* — tlten des In^ und Auslandes fordern helfen.
In den .Mitteilungen des Technologischen Gewetbe'Huseuins'
das Plaidoyer seines Gebarens gegenüber den Förderern des
Utes und dem fachlichen Publikum beruhen. Die neue Zeitschrift
aber auch eine neue Probe der Aufopferung und der Begeistenmg
ic fachlichen Interessen aller Jener liefern, welche bis zum gegen'
IfCn Augenblick die Begründung des Museums ermöglicht und
Ibe in allen Richtungen seiner Tätigkeit unterstützt haben. Die .ISit'
Igen des Technologischen Gewerbe'Museums' haben sich vorläufig
I zu erhalten, außerhalb des Museums stehende Fachleute werden
— 263 —
daher zur Mitarbeit nicht herangezogen werden können. Dieser
Umstand mußte hier geltend gemacht werden, um die Erwartungen
des fachlichen Publikums auf ein billiges Maß herabzustimmen, auf
jenen Maßstab zu verweisen, der heute einzig und allein gegenüber der
jungen Anstalt überhaupt als berechtigt erscheint. Und doch kann trotz
der herrschenden Schwierigkeiten nicht länger mit der Herausgabe der
^Mitteilungen des Technologischen Gewerbe^Museums' gezögert werden,
da sonst das fleißig gesammelte Material veralten und die bei der Er^
richtung des Technologischen Gewerbe^Museums gehegte Absicht, es zu
einem für sämtliche Provinzen unseres Vaterlandes wirksamen Institute
zu gestalten, eines wesentlichen Förderungsmittels entbehren würde.''
Diese „Mitteilungen'' der ersten Sektion erschienen in ihrer ur^
sprünglichen Form vom Jahre 1880 bis einschließlich 1890, also in
elf Bänden (132 Hefte), deren zwei letzte von Regierungsrat Lau^
boeck redigiert wurden, da er ja von dieser Zeit ab als Vorstand der
Sektion fungierte. Ich veranlaßte den Vorstand der zweiten Sektion,
gleichfalls eine der Form nach der Fachzeitschrift für Holzindustrie
ähnliche Fachzeitschrift für die chemische Textilindustrie heraus^
zugeben oder mir mindestens das Material zur Herausgabe einer solchen
Zeitschrift zu liefern. Wir kamen überein, weil ein monatliches regele
mäßiges Erscheinen anzukündigen doch sehr gewagt gewesen wäre.
Hefte in zwangloser Folge erscheinen zu lassen. So war ich in der
Lage, die „Mitteilungen" der zweiten Sektion ab i. Mai 1883 als anonymer
Redakteur erscheinen zu lassen. Der Hauptwert dieser periodischen
Publikation, welche bis zum August 1886 reicht, liegt in der VeröfFent^
lichung der bemerkenswertesten Arbeiten Liechtis und seiner Hilfst
kräfte Dr^ W. Suida, Th. Häbler und H. Schwitzer. Aus Anlaß
der Erweiterung der Sektion für Färberei, Druckerei, Bleicherei und
Appretur zur Sektion für chemische Gewerbe entstand auch eine neue
Folge der „Mitteilungen" der zweiten Sektion, deren Redaktion dem
neuen Sektionsvorstande P erger übertragen wurde, der sie dann
bis zum Jahre 1890 führte. Die selbständigen „Mitteilungen" der zweiten
Sektion umfaßten daher in acht Jahrgängen sechs Bände (32 Hefte).
Ähnliche Verfügungen wurden getroffen bei der Eröffnung der
dritten Sektion, indem ich den Vorstand Prof. Pf äff dazu verhielt,
eine monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Metallindustrie und
Elektrotechnik zusammenzustellen, welche tatsächlich vom Jahre 1885
bis 1888 unter seiner Redaktion und vom Jahre 1888 bis 1890 unter
der Redaktion des Prof. Karl Schlenk erschien, und zwar umfaßten
die „Mitteilungen" der dritten Sektion sechs Bände (72 H efte). Es er^
schienen somit seit dem Jahre 1886 regelmäßig nebeneinander „Mit^
teilungen" der ersten, zweiten und dritten Sektion abgesondert, was
— 264 —
zwar manchen fachlichen Vorteil hatte, aber auBerordendtdie Um^
ständlichkeiten in der Administration und Redaktion machen mufite,
welch letztere trotz aller Redakteure auf meinen Schultern ruhte.
Ich ließ nun folgende Form eintreten. Es sollten von nun
ab alle Arbeiten, die aus dem Technologischen Gewerbe^Museum
hervorgingen, in einer einheitlichen Zeitschrift veröffentlicht werden
unter dem Titel „Mitteilungen des k. k. Technologischen Ge^
werbe^Museums in Wien, Fachzeitschrift für Holzindustrie, chemische
Gewerbe, Metallindustrie und Elektrotechnik, Papier^ und Material^
Prüfung, Neue Folge''. Ich bildete ein Redaktionskomitee aus den
Vorständen der Sektionen und den Leitern der Versuchsanstalten, um
sie in aller Form zu verpflichten, zog sie jedoch tatsächlich nur in
wichtigen und dringenden Angelegenheiten heran. Ich hielt es vielmehr
nach wie vor für meine Aufgabe, für den Inhalt der „Mitteilungen^,
welche in einem Umfange von 20 bis 24 Bogen auf gutem Papier
mit vornehmem Druck erscheinen sollten, vorzusorgen, wobei ich
natürlich die fachliche Verantwortung den Verfassern überließ. Auf Grund
dieses Programmes erschienen vom i. Jänner 1 891 bis Ende 1903 13 Bände
(zusammen 156 Hefte). Der ganze Umfang unserer Zeitschrift beträgt
demnach bis Ende 1903 36 Bände, 392 Hefte, zusammen 510 Drucke
bogen umfassend. In dieser Publikation sind bis zum Jahre 1903
enthalten: 535 technische Abhandlungen, 226 technische Notizen,
423 Rezensionen und Bücheranzeigen, 28 Ausstellungsberichte,
424 Miszellen und 30 Nekrologe. Es muß hier nochmals hervor^
gehoben werden, daß der Nachdruck prinzipiell ausgeschlossen war und dafi
daher nur Originalarbeiten, und zwar ausnahmslos von Angehörigen
des Technologischen Gewerbe^Museums gedruckt wurden. Ein Gesamt^
urteil über diese Publikation zu fällen, wird nicht leicht jemand zu^
stehen. Sie ist indessen in Österreich bisher die einzige technologische
periodische Druckschrift, die eine größere Zahl von Industriegebieten
umfaßt. Sie gibt ein Bild von der Tätigkeit des Institutes und von
dem Wert einzelner Funktionäre desselben. Ihre Mitwirkung an den
Mitteilungen ist, wie dies bei einer so vielköpfigen Körperschaft nicht
anders zu erwarten ist, sehr verschieden. Die Professoren Kirsch und
Ulzer haben in sehr verdienstlicher Weise unsere Annalen bereichert.
Andere hingegen, welche ihre Fächer gleichfalls vortrefflich vertreten
und mitunter sehr umfangreiche Publikationen ausländischen Verlags^
buchhändlern und Zeitschriften überweisen, haben einen geringeren
Ehrgeiz, ihre Kraft in die Reihe jener Komponenten zu stellen,
deren Resultierende der Ruf des Technologischen Gewerbe^Museums ist.
Was die Äußerlichkeiten anbelangt, kann ich berichten, daß die Auf^
läge der ^^Mitteilungen'' bescheiden, ihre Verbreitung befriedigend, ihre
— 265 —
Geltung höchst erfreulich ist. Wir zahlen den Mitarbeitern ein Honorar
von durchschnittlich 50 K für den Druckbogen, wodurch das Unternehmen
passiv wird. Das Unterrichtsministerium bewilligt uns seit einer Reihe
von Jahren über Antrag des Grafen Latour eine jährliche Staats^
Subvention von 3000 K, um den Fortbestand dieser Publikation zu sichern.
Der kommissionelle Vertrieb und das Inseratengeschäft sind dem
Volkswirtschaftlichen Verlag Alexander Dorn anvertraut. Als Ad^
ministrator der ^Mitteilungen'^ ist Kustos Moritz Volke seit einer langen
Reihe von Jahren verdienstlich tätig. Daß die ^Mitteilungen des
Technologischen Gewerbe^Museums'^ jenseits der schwarzgelben Grenze
pfähle mehr bekannt, benützt und geschätzt sind als in unseren
Kcmigreichen. und Ländern, ist leider eine feststehende Tatsache, ein
Schicksal, das sie mit so manchen österreichischen Schriftwerken teilen.
SONSTIGE PUBLIKATIONER
Die Mitglieder des Lehrkörpers und der Fachschulen sind durch
die bei der Unterrichtserteilung hervortretenden Bedürfhisse, welche
durch andere im Buchverlag vorhandene Lehrbehelfe noch nicht ge^
deckt waren, wiederholt zu schriftstellerischer Tätigkeit angeregt worden.
In diese Gruppe von Arbeiten gehörten:
Entwürfe zu hausindustriellen Objekten der Holzdrechslerei nebst
einem Lehrgang tmd Übungsstücken von Prof. D. Avanzo, I., II.
und IIL Serie. Verlag von Karl Graeser in Wien, 1882, 1884, 1889.
Vorlagen für Korbflechter, Muster von Geflechten, Korb^Modellen
und Körben, zum Gebrauche für Korbflechter und als Lehrbehelf für
Korbflechtschulen beim Fachzeichnen, von Friedrich Afh, k. k. Hof«^
Korb Warenfabrikant (Lehrer des Fachzeichnens an den Spezialkursen
für Korbflechterei). B. F. Voigt in Weimar, 1883.
Sammlung der wichtigsten europäischen Nutzhölzer, in charakte^
ristischen Schnitten ausgeführt, von F. M.Po da ny in Wien, mit einer
Einleitung von W. F. Exner. Eigentum, Druck und Verlag von
Burkart in Brunn, 1883 (vergriffen).
Leitfaden für den Unterricht im geometrischen und projektiven
Zeichnen. Mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der gewerblichen Praxis
und eine sehr beschränkte Unterrichtszeit, von Prof. Theodor Tapla.
Wien, Karl Graeser, 1883.
Arithmetik der elektrischen Beleuchtung von R. E. Da 7, aus
dem Englischen übersetzt von Ingenieur Karl Schlenk, Adjunkt am
Technologischen Gewerbe^Museum, Wien, Karl Graeser, 1884.
— 266 —
Die Holzv erbindungen. Ein Lehr^ und Hilfsbuch für Schule und Praxis,
vom Ingenieur der Kaiser Ferdinands^Nordbahn Konrad Kr etschmar,
Dozent am Technologischen Ge werbe^Museum. Karl G r a e s e r, Wien, 1 885 .
Die Weidenkultur, von Dr. J. Breitenlohne r, Professor an
der Hochschule für Bodenkultur und Dozent am Technologischen
Gewerbe^Museum. Selbstverlag (vergriffen).
Die Nutzhölzer Amerikas, deren Vorkommen und technische
Verwendung, von Julius Marchet, k. k. Forstverwalter und Dozent
am Technologischen Gewerbe^Museum. Im Selbstverlage des Museums,
1898. Femer erschien über unsere Veranlassung:
Leitfaden für den Unterricht in der mechanischen Technologie
und Physik an gewerblichen Fortbildungsschulen von Friedrich Kick,
k. k. Regierungsrat, Professor an der Technischen Hochschule (Nliu
glied der Spezialkommission des Technologischen Gewerbe^Museums),
Karl Graeser, Wien, 1890.
Noch manches andere Vorlagenwerk und mancher andere Lehr^
text ist durch die Verwendung des Autors am Technologischen Gewerbe^
Museum oder durch einen sonstigen persönlichen Zusammenhang
mit uns entstanden, ohne daß wir in die Lage gekommen wären, auf
die Herausgabe oder Übernahme des Verlages selbst Einfluß zu
nehmen. Als Beispiel führe ich an, die Vorlagenwerke für Metall^
arbeiten von unserem Lehrer des Fachzeichnens, Prof. Nikolaus Ho f^
mann. Die Wirksamkeit des Technologischen Gewerbe^Museums auf
dem Gebiete der Schaffung von Lehrmitteln hört mit dem Jahre 1890
auf, da sie durch die gesteigerte Tätigkeit und munifiziente Einfluß^
nähme des Unterrichtsministeriums auf die einschlägige schriftstellerische
Produktion überflüssig wurde.
Das Technologische Gewerbe^Museum veranlaßte hie und da auch
das Erscheinen von Arbeiten, welche nicht unmittelbar in das Lehrgebiet
seiner Fachschulen fallen, aber doch mit den hier vertretenen Disziplinen,
Sammlungen oder Versuchsanstalten in einem Zusammenhange stehen.
In dieser Richtung sind zu nennen:
Die industrielle Verwertung des Rotbuchenholzes. Eine Denkschrift,
herausgegeben von einer Kommission, welche vom Österreichisch^
ungarischen Verein der Holzproduzenten, Holzhändler und Holzindu^
striellen und dem Technologischen Gewerbe-Museum eingesetzt wurde.
(Hauptmitarbeiter an der Redaktion E. Pliwa.) Selbstverlag der Kom^
mission, Wien 1884.
Ungarns Holzindustrie und Holzhandel. Technische, wirtschaftliche
und statistische Mitteilungen für Holzhändler, Holzindustrielle und
Forstwirte etc. Eine Monographie von Alexander von Engel, k.k. Kom*'
merzialrat. Verlag W. Frick, Wien, L Teil 1882, IL Teil 1892.
— 267 —
Die Schablonen^Formerei in Lehm und Sand. Von A. Novotny.
Karl Graeser, Wien, 1897.
Die Begründung de^ Museums der Geschichte der österreichischen
Arbeit führte zur Her^MSgabe einer Reihe von Monographien, welche
sämtlich im Kommisi^9nsverlag von A. Holder in Wien erschienen
sind, und zwar:
Dr. Alexander Bauer, Die ersten Versuche zur Einführung der
Gasbeleuchtung in Österreich. 1891.
Dr. E. Pfiwoznik, Über das Vorkommen von Tellur und dessen
Gewixmung aus seilen Erzen nach verschiedenen Methoden. 1893.
Dr. Alexander Bauer, Die Adelsdiplome österreichischer Alchi^
misten und die Abbildungen einiger Medaillen alchimistischen Ur^
Sprunges. 1893.
Franz Bujatti sen., Die Geschichte der Seidenindustrie Öster^
reichs, deren Ursprung und Entwicklung bis auf die neueste Zeit. 1893.
Dr. Heinrich Peterson, Zur Geschichte der Glasfarbenerzeugung
in Joachimstal. 1894.
Wilhelm Miller, Geschichte der Entwicklung der k. k. Schwefel^
Säurefabrik in Unterheiligenstadt. 1895.
Dr. E. Pfiwoznik, Über die Kupferwerke im Pinzgau. 1895.
Dr. E. Pfiwoznik, Das Berg^ und Hüttenwerk Agordo. 1896.
E. Herbert Kerch na ve, Die Bleiweißfabrikation in Österreich. 1898.
Diese Suite von Monographien technisch'^historischen Inhaltes
wurde vorläufig nicht fortgesetzt, da Herr Ritter von Holder, der
Verleger, erklärte, das Interesse für die Publikationen sei im großen
Publikum so gering, daß sich nicht einmal die Spesen für den
kommissionellen Betrieb lohnen. Die Qualität der Arbeiten trägt
sicherlich nicht schuld an dem Ausbleiben des Erfolges und man wird
daher jene Zeit abwarten müssen, in der der Sinn für historische
Forschung auf dem Gebiete der Technik, wie in Frankreich, England
und Deutschland, auch in Österreich erwacht sein wird.
Manche schriftstellerische Arbeit könnte an der Hand der im
Technologischen Gewerbe^Museum aufgespeicherten Schätze und bei
der dort, sei es in den Schulen, sei es in den Versuchsanstalten, ge^
leisteten geistigen Arbeit, noch zustande kommen. Selten entstehen aber
solche Publikationen ohne den in einer bestimmten Richtung gegebenen
Impuls, ohne Auffindung der richtigen Kombination von Stoff und
Verfasser. Ein Werk, dessen Zustandekommen in den Pflichtenkreis
des Technologischen Gewerbe^Museums gehört, wäre ein Fachkatalog
der Sammlungen des Institutes. Er muß bald vorbereitet werden, da
sonst die persönliche Erinnerung, welche die trockenen Inventarsdaten
— 268 —
zu ergänzen berufen ist, als einzige Quelle für wertvolle Aufschlüsse
versiegen wird.*)
BIBLIOTHEK UND LESESAAL.
Die Bücherei des Technologischen Gewerbe^Museums hat eine
bemerkenswerte Bedeutung dadurch erlangt, daß sie eine reiche und selbst
im Vergleiche mit großen Bibliotheken recht vollständige Sammlung
von Büchern und Werken technologischen Inhaltes bildet. Die Lehr«^
gebiete der am Technologischen Gewerbe^Museum bestehenden Unter^^
richtsanstalten sind bis in die neueste Zeit ausreichend vertreten. Ich
selbst sammelte seit Beendigung meiner Studien am Polytechnischen
Institute in Wien alles, was sich auf die Geschichte der Technologie
bezieht und einen Seltenheitswert besitzt, und erwarb die gesamte Aus^
stelltmgsliteratur vom Jahre 1862 bis heute, deren Wert selbst von
Fachleuten häufig unterschätzt wird. Ich glaube, daß keine öffentliche
und keine Privatbibliothek die Ausstellungsliteratur — Kataloge tmd
Berichte — so vollständig enthält, wie meine Privatbibliothek, die
ich in ihrem ganzen Umfange der Bibliothek des Technologischen
Gewerbe^Museums geschenkweise einverleibt habe. Sie wird für spätere
Forscher eine einzige Quelle von Daten über technische Angelegenheiten
darstellen. Zur Zeit der Vorverhandlungen über die Errichtung des Athe^
näums und eines staatlichen technischen Gewerbe^Museums erwirkte ich
beim englischen Patentamte die Überlassung eines kompletten Exemplares
der englischen Patentschriften, die, viele hundert Bände umfassend,
wegen ihrer Unterbringung eine Verlegenheit bildeten, als die Projekte
der Errichtung der genannten Anstalten scheiterten. Ich überließ dann
die wertvolle Kollektion der Bibliothek der Technischen Hochschule.
Es ist gleichgültig, wo dieses Riesenwerk zur Verfügung steht.
Vom Tage der Eröffnung des Technologischen Gewerbe^Museums
an war ich besonders darauf bedacht, die technologische Journalliteratur
so weit als möglich dem Museum zu verschaffen. Da wir für den
Ankauf von Zeitschriften nicht viel -aufwenden konnten, verlegte ich
mich darauf, tunlichst viele Journale im Wege des Tausches gegen
*) In das Gebiet der Propaganda fällt wohl auch die Abhandlung: ,,Da8
Technologische Gewerbe^Museum in Wien^S welche ich über Einladung des Redak^
teurs von Haymerle für den fünften Band, Heft 1—2, des Zentralblattes für das
gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich, Wien 1896, verfaßte. Diese Abhandlung
erschien als Separatabdruck im Verlage des Technologischen Gewerbe^Huseums.
Ferner, die Rede, welche ich am 16. Oktober 1893, anläßlich meiner Inauguration
als Rektor der Hochschule für Bodenkultur über „Das technische Versuchswesen^
dessen Bedeutung für die industrielle Praxis, die Wissenschaft und die Staats^
Verwaltung" hielt.
— 269 —
unsere „Mitteilungen'^ zu erlangen. Dies ist denn auch in so hohem
Grade gelungen, daß dadurch allein bis zu einem gewissen Grade die
Herausgabe tmserer „Mitteilungen'^ gerechtfertigt wäre. Als wir durch
die Erwerbung der S ig Ischen Realität in den Besitz von Lokalitäten
gelangten, welche die Aufstellung der Bibliothek und die Errichtung
eines geräumigen, leicht zugänglichen Lesesaales ermöglichten, eröff^
neten wir einen solchen in tmserem Gebäude in der Währingerstraße
und Bibliothekar Volke gab sich alle Mühe, dem sich einfinden^
den Lesepublikum die Benützung der Bücherei und der Zeitschriften
zu erleichtem. Dieses Publikum war aber sehr spärlich und bestand
zum überwiegenden Teile nur aus den Schülern der Anstalt, denen
in Pausen zwischen den Unterrichtssttmden ein gut geheiztes und
beleuchtetes Lokal einen willkommenen Aufenthaltsort darbot. Bald
darauf trat wieder empfindlicher Raummangel infolge der Vermehrung
und der zunehmenden Frequenz unserer Lehranstalten auf tmd da
gleichzeitig die Zahl der Besucher immer mehr abnahm, ernste Leser
gar nicht mehr vorhanden waren, gab ich die Fortsetzung dieses Ver^
suches, den ich als gescheitert betrachten mußte, wieder auf. Romane
und illustrierte belletristische Zeitschriften hatten wir freilich nicht und
die wissenschaftliche Literatur ist in den akademischen Bibliotheken
hundertmal besser vertreten. Ein späterer Versuch, den der Gewerbe^
förderungsdienst unternahm, hatte kein besseres Schicksal. Hoffentlich
wird die Zeit einmal kommen, in der das Verständnis für die Wichtige
keit der gewerblichen Fachliteratur bei Alt und Jung größer geworden ist.
UNSERE KORRESPONDENTEN.
Das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie hat
gleich vielen wissenschaftlichen Instituten und Korporationen von
seinem Anfange an korrespondierende Mitglieder besessen. Ich kannte
diese Einrichtung aus eigener Erfahnmg, da ich der ersten Reihe der
vom österreichischen Museum ernannten Korrespondenten angehörte,
als ich noch Lehrer der Kommunal'^Oberrealschule in Elbogen war.
Ich verfaßte ein Promemoria über die Aufgaben des österreichischen
Museums im westlichen Böhmen, insbesondere im Erzgebirge. Die
Geschichte dieser Abhandlung bildet ein für mich unvergeßliches Er^
lebnis, das möglicherweise später dazu beitrug, die Ernennung von
Korrespondenten am Technologischen Gewerbe^Museum anzuregen,
obwohl nach der bestehenden Geschäftsordnung dazu kaum eine
Handhabe gefunden werden konnte. Ich frug nicht lange und er^
— 270 —
reichte, daß das Institut der Korrespondenten des Technologischen
Gewerbe^Museums von dem Herrn Erzherzog^Protektor am 24. N(v
vember 1886 amtlich genehmigt wurde. Auf Grund dieser Ge^
nehmigung wurden zunächst acht Persönlichkeiten des In^ und
Auslandes ernannt, von denen heute nicht mehr am Leben sind: Ge^
heimer Rat Graf Franz Coronini, Gutsbesitzer und Landeshaupt^
mann von Görz; Geheimer Rat Graf Wladimir Dzieduszycki,
Herrenhausmitglied in Lemberg; Regierungsrat Prof. Dr. Ernst Hartig
in Dresden und Ministerialrat Dr. Karl Ritter von Scherzer, österr.^
Ungar. Generalkonsul in Genua. Auf diese erste Reihe von Korre^
spondenten folgten in angemessenen Zwischenräumen neuerliche
Anträge der Spezialkommission, die dem Herrn Erzherzog^Pro^
tektor unterbreitet und ausnahmslos auf Grund unserer wohlmoti^
vierten Berichte genehmigt wurden. Auch der Nachfolger des Herrn
Erzherzog ^ Protektors Karl Ludwig, Se. k. und k. Hoheit Erz^
herzog Otto hat bereits eine Anzahl von Personen nach unseren An^
trägen zu Korrespondenten ernannt.
Bei meinen in dieiter Richtung gestellten Anträgen ließ ich mich
von folgenden Gesichtspunkten leiten: i. Die Zahl dieser Korrespon«^
denten dürfe nie eine verhältnismäßig große werden, um die Ernennung
als eine seltene Auszeichnung erscheinen zu lassen, eine Auszeichnung,
die nicht bloß darin begründet sein durfte, daß sie durch eine höchst^
stehende Persönlichkeit vollzogen wurde. 2. Nur solche Persönlich^
keiten durften in Vorschlag gebracht werden, welche ihr Interesse
am Technologischen Gewerbe^Museum tatsächlich bekundet hatten
und von denen daher destsen Fördertmg zu erwarten war. Noch so
hoher wissenschaftlicher Rang oder eine noch so hohe soziale Stellung
sollten allein den Antrag auf Ernennung zum Korrespondenten noch
nicht begründen können. Auch Geschenke in Barem oder in Ob'
jekten von hohem Werte sollten nur ausnahmsweise in diesen Kreis
führen. 3. Ein wichtiges Moment bei der Antragstellung bildete tmd
bildet heute noch der Beruf der betreffenden Persönlichkeit, welcher in
irgend einem sachlichen Zusammenhange mit unseren Aufgaben stehen
mußte. Aber auch da sollte es nie zu einer Jagd nach Zelebritäten
kommen, um sich auf eine billige Weise einen dekorativen Aufputz
für das Institut zu verschaffen, sondern es handelte sich immer nur
darum, Verdienste, die in der Richtung der Mission des Technologischen
Gewerbe^Museums gelegen waren und diesem zugute kamen, anzuer^
kennen, oder für die Zukunft die Legitimation für eine ständige wert^
volle Mitarbeiterschaft zu erteilen. Da ich mich strenge an diese Grunde
sätze hielt, hat das Technologische Gewerbe ^ Museum mit seinen
Korrespondenten ausnahmslos erfreuliche Erfahrungen gemacht.
— 271 —
Eine besondere Frucht dieser Einrichtung, von der ich zuerst
sprechen muß, besteht darin, daß zwischen dem Technologischen
Gewerbe^Museum und den Museen des Auslandes durch die Er^
nennung ihrer Direktoren zu Korrespondenten unserer Anstalt ein
ständiger, für uns immer, zuweilen auch beiderseits fruchtbringender Vet^
kehr hergestellt wurde. So muß ich an erster Stelle nennen den greisen
Divisions^General Laussedat, Direktor des Conservatoire national
des Arts et Metiers in Paris; dann Geheimrat Dr. von Gaupp, eine
lange Reihe von Jahren hindurch Präsident der Königl. Württembergi^
sehen Zentralstelle für Gewerbe und Handel sowie oberster Chef des
Kunstgewerbe^Museums in Stuttgart; Hofrat Dr. H. Meidinger,
Professor an der Großherzoglich Technischen Hochschule in Karhk
ruhe und Direktor der Großherzoglich Badischen Gewerbehalle in
Karlsruhe; Oberbaurat von Kram er, Direktor des Königlich Bayri^
sehen Gewerbe^^Museums in Nürnberg; Se. Exzellenz Prof. Dr. H.
von Helmholtz, Präsident der Ph/sikalisch^technischen Reichsanstalt
in Charlottenburg, dem das Technologische Gewerbe^Museum manch
wertvolle Förderung und Unterstützung dankt; Regierungsrat Friedrich
Kick, o. ö. Professor und Vorstand des technologischen Kabinetts an
der k. k. Technischen Hochschule in Wien, und Gilbert Redgrave,
Sekretär am South Kensington^^Museum in London; durchaus Kol^
legen, welche für den Direktor des Wiener Technologischen Ge^
werbe^Museums so oder so in ihrer Berufsstellung vorbildlich wirkten.
Unter den Leuchten der angewandten technischen Wissenschaften, denen
wir direkt für ihre Haltung dem Technologischen Gewerbe^Museum
gegenüber zu Dank verpflichtet sind, sind außer Hartig, Helmholtz
und Hof mann, deren wir in einem früheren Abschnitte gedachten,
noch zu nennen: Hofrat Dr. Erasmus Kittler, Professor an der
Großherzoglichen Technischen Hochschule in Darmstadt und der
Geheime Oberregierungsrat Dr. Gustav Zeuner, Professor an der
Königlichen Technischen Hochschule in Dresden. Um das technische
Versuchswesen hochverdient und uns jederzeit in der Verfolgung
unserer Aufgaben behilflich, welche uns durch die Beschränktheit
der Mittel so sehr erschwert wurden, waren folgende Männer in
dem Kreise unserer Korrespondenten: allen voran Professor Johann
Bauschinge r, dem wir schon Worte weihevoller Erinnerung
gewidmet haben, dann Geheimer Regierungsrat Professor A. Mar^
tens, Direktor des Königlichen Materialprüfungsamtes in Berlin;
Hofrat L. von Tetmajer, früher Direktor der Eidgenössischen
mechanisch'^technischen Versuchsanstalt in Zürich, jetzt Professor an
der k. k. Technischen Hochschule in Wien; Geheimrat Dr. Wed^
ding in Berlin; Ingenieur L. Klein, Chef du Depot des Instruments
— 272 —
et de TAtelier d'essais i TEcole nationale des Ponts et Chaussees
in Paris; GheMngenieur Eduard Roussel, Vorstand der Technik
sehen Versuchsanstalt der belgischen Staatsbahnen in Malines (Mecheln)
bei Brüssel; Dr. M. Th. Edelmann, Privatdozent für Physik an der
Königlichen Technischen Hochschule in München und der ver^
storbene Robert H. Thurston, Direktor des Sibley College, Comell
University, Ithaca, New York. Von Ingenieuren und Indtistriellen,
welchen wir durch wertvolle Dienste, die sie dem Technologischen
Gewerbe^Museum geleistet haben, in der einen oder anderen Weise
verpflichtet sind, muß ich folgende nennen: Ingenieur Theodor Beck,
Privatdozent an der Großherzoglichen Technischen Hochschule in Darm^
Stadt; der verewigte Dr. Robert Bindschedler, Verwaltungsrat
der Gesellschaft für chemische Industrie in Basel; Dr. H. Caro
in Mannheim am Rhein; Oberst Hub er, Präsident der Maschinen«'
fabrikS'^Aktiengesellschaft „Örlikon^ in Örlikon bei Zürich; Andreas
von Mechwart, Direktor der Aktiengesellschaft Ganz & Comp, in Buda^
pest, und Ingenieur Karl Pieper, Patentanwalt in Berlin. Aber auch
hohe Verwaltungsbeamte waren in der Lage, von uns ausgehende
Wünsche zu erfüllen oder uns durch die wiederholte Gelegenheit gegen^
seitiger Dienstleistung zu beehren. Ich sehe mich angenehm verpflichtet,
aus der Reihe der Korrespondenten diese Gruppe zu formieren:
Se. Exzellenz Geheimer Rat Alexander Eberan von Eberhorst,
k. und k. Vizeadmiral, Stellvertreter des Chefs der Marinesektion
des Reichskriegsministeriums a. D. in Wien; Dr. Georg vonMayr,
kaiserl. Unterstaatssekretär a. D., Universitätsprofessor in München;
Werner Krebs, Sekretär des Schweizer Gewerbevereines in Bern;
The Right Honourable Horace Plunkett, Privy Cotmcellor, Fellow
of the Royal Society, Vice President of the Department of Agriculture
and Technical Instruction for Ireland, Dublin; W. G. S. Macartney^
Filgate, Inspector for Industries at the Department of Agriculture
and Technical Instruction, Dublin; Dr. Max Richter, Ministerialdirektor
im Reichsamte des Innern in Berlin, und Willian^ H. Tolman,
Direktor des Museums für Sozialökonomie in New York.
Mit dieser Aufzählung der Korrespondenten des Technologischen
Gewerbe^Museums habe ich zugleich die Erinnerung an eine Reihe von
Beziehungen erneuert, die ich in meinem öffentlichen Leben anzu^
bahnen so glücklich war. Ich glaube, daß die Verdienste, welche sich
an diese Namen in ihrem Zusammenhange mit dem Technologischen
Gewerbe^Museum knüpfen, dadurch keine Schmälerung erleiden können,
daß in vielen Fällen persönliche Zuneigung oder sogar Freundschaft
für den Direktor des Museums das hierfür entscheidende Motiv gebildet
haben.
— 273 —
VERKEHR MIT FACHVEREINEN.
Im vorangehenden Kapitel wurde gezeigt, in welcher Weise ein
fortdauernder Verkehr und kollegiale Beziehungen zwischen dem
jungen Technologischen Gewerbe-'Museum und den älteren, weit ent<
wickeiteren und bekannteren Instituten hergestellt wurde. Dabei war
natürlich das Technologische Gewerbe^^Museum meistens der Empfanger,
selten der Geber. Eine ganz andere Art von Beziehung hat das Tech^
nologische Gewerbe^^Museum angeknüpft mit österreichischen Kor^^
porationen und Fachvereinen.
Zuerst ersuchte ich die österreichischen Handels^ und Gewerbe^
kammern, welche sich berufsmäßig mit dem Technologischen Ge^
v/erbe^^Museum zu befassen gehabt hätten, mit uns in Verkehr zu
treten, um daraus für beide Teile in irgend einer Art Nutzen zu
ziehen. Es ist mir dies auch vielfach gelungen, sicher überall dort,
wo ich korrespondierendes Mitglied der Kammer war. Die Folge war
in vielen Fällen die Verleihung von Stipendien an junge Leute, denen da^
durch der Besuch der Unterrichtsanstalten des Technologischen Gewerbe^
Museums ermöglicht werden sollte. Eine ähnliche Agitation entwickelte
ich gegenüber den Landesausschüssen der Königreiche und Länder
und ich darf wohl behaupten, daß ich ohne diese Vorkehrungen die
ersten am Technologischen Gewerbe^Museum errichteten Unterrichts^
anstalten zu bevölkern nicht in der Lage gewesen wäre. Daß dem Museum
selbst Zuschüsse gewährt wurden, erreichte ich nur in Wien und Olmütz,
da ja die Handelskammern und die autonomen Verwaltungsorgane
der Königreiche und Länder, die Landesausschüsse, genug eigene,
ihre finanzielle Lage häufig überbietende Sorgen haben und — nicht
nach Wien gravitieren. Die Zahl der von den genannten Körperschaften
an das Technologische Gewerbe^Museum entsendeten Stipendisten
stieg ziemlich schnell auf eine bestimmte Höhe unter besonderer Be^
vorzugung der Lehranstalten der ersten Sektion. Dann trat ein Still<
stand ein bis zur Errichtung der Meisterkurse, welche jedoch fast von
allen Landesausschüssen und auch von vielen Kammern und zwar in
sehr dringender Weise durch pekuniär unterstützte Meister und Ge^
hilfen beschickt wurden und werden. Einige Korporationen, so der
Niederösterreichische Gewerbeverein und die Niederösterreichische
Handelskammer in Wien stifteten auch Stipendien für ganz bestimmte
Berufsrichtungen.
Eine ganz andere Art von Zusammenhang fand das Technolo^
gische Gewerbe'^Museum, und zwar seine erste Sektion gleich bei ihrer
Errichtung, mit dem „österreichisch^^ungarischen Verein der Holz'^
Produzenten, Holzhändler und Holzindustriellen.'' Dieser bildete eine
Denkschrift Techn. Gew.-Mtxs. l8
— 274 —
der Stützen der ersten Sektion, und zwar nicht bloß in finanzi^
eller, sondern auch in fachlicher Beziehung. Der genannte Verein
hatte mit dem Technologischen Gewerbe^Museum ein Abkommen ge^
troffen, demzufolge die sämtlichen Mitglieder des Vereines, es waren
ihrer etwa loo, alle Rechte genossen, welche statutengemäß den Teil^
nehmern der ersten Sektion zukamen. Die Mitteilungen der ersten
Sektion hatten vom Beginn des Jahres 1881 als offizielles Vereins^
Organ zu gelten und die Geschäfte des Holzhändlervereines waren
durch das Bureau des Museums zu besorgen. Die Gegenleistung des
Vereines war ein Zuschuß für je ein Mitglied zum Musealbudget. Die be^
scheidenen Budgetverhältnisse der ersten Sektion wurden durch das Über^
einkommen erheblich günstiger. Wohl kam dieses Bündnis nicht ohne
Wetterleuchten zustande; der Wetterwinkel war das frühere Verwaltungs^
bureau des Vereines. Das Vertragsverhältnis zwischen dem Vereine und
dem Technologischen Gewerbe^Museum gestaltete sich viel einfacher
und wurde wesentlich befestigt durch meine Wahl zum Präsidenten dieses
Vereines, welches Amt ich eine Reihe von Jahren bekleidete. Schließe
lieh löste man das Verhältnis in freundschaftlicher Weise, sobald als
es beiderseits nicht mehr konvenieren konnte. Für uns wurde das
Opfer der Verpflichtung, die Vereinsgeschäfte zu verwalten, zu groß
im Verhältnis zur Gegenleistung, und der Verein selbst strebte unter
dem Einfluss eines ausgezeichneten Fachmannes, des Herrn Julius
Singer, vollste Selbständigkeit und Freiheit der Bewegung an. Ich
habe Ursache, an die Allianz der ersten Sektion mit dem ange^
sehenen Verein in vollster Befriedigung zurückzublicken.
Eine andere Art von Beziehung dauernden Charakters und wie ich
annehme zu beiderseitigem Vorteile ergab sich zwischen der Versuchs^
anstalt und dem Speziallehrkurse für Papierindustrie am Technologischen
Gewerbe^Museum und dem „Vereine der Österreichisch^ungarischen
Papierfabrikanten''. Ich habe diese Beziehung bereits an einer früheren
Stelle gekennzeichnet. War schon die jetzige Halttmg der Repräsentanz
der Papierbranche in Österreich durch ihren Gegensatz zu einer frü^
heren Periode eine glänzende Satisfaktion für das Technologische Gewerbe^
Museum und dessen Direktor, war sie ein Zeugnis für den Wandel der
öffentlichen Meinung in den einzelnen Kreisen zugunsten des Institutes,
errungen durch dessen konsequente, ernste Arbeit, so gelangten wir in
neuester Zeit in den Besitz eines noch beredteren Zeugnisses. Die Wiener
Genossenschaft der Mechaniker und Maschinenbauer subventioniert näm^
lieh das Technologische Gewerbe^Museum mit behördlicher Bewilligung
seit einigen Jahren unter gewissen, für die Frequenz der Speziallehr^
kurse und der Fachschulen der dritten und vierten Sektion günstigen
Vereinbarungen. So sehr die Subvention einer jeden dieser Körper^
— 275 —
Schäften von 2000 K jährlich bei der Eigenart unserer finanziellen Exi^
stenz hochwillkommen ist, muß doch der moralischen Bedeutung dieser
Subventionen der höhere Wert beigemessen werden. Den beiden Kor^
porationen ist auch eine Vertretung in der Spezialkommission und
somit ein Einfluß auf die Leitung des Institutes eingeräumt.
Durch die Lostrennung des Gewerbeförderungsdienstes vom Tech^
nologischen Gewerbe^^Museum ist selbstverständlich manche Änderung
in unseren Beziehungen zu den Landesvertretungen, Handelskammern
und Genossenschaften hervorgerufen worden, wenn sie auch noch nicht
sichtbar in die Erscheinung getreten ist.
Um die Einrichtungen und Ziele des k. k. Technologischen Ge^
werbe'^Museums in den Kreisen der Wiener Gesellschaft bekannt zu
machen und dort Freunde für das Unternehmen zu gewinnen, verfiel
ich auf den Gedanken, eine in Frankreich und besonders in England
häufig auftretende Veranstaltung hier nachzuahmen; nämlich ge^
sellige Vereinigungen im k. k. Technologischen Gewerbe^
Museum zustande zu bringen. Der am 13. März 1880 unternommene
erste Versuch war vollständig gelungen und lieferte den Beweis, daß es
in Wien ebenso gut wie in Paris und London möglich ist, Gesellschaf ts^
abende in einer ernsten Zielen gewidmeten Anstalt zu geben. 150 Per^
sonen, hohe Staatsbeamte, Abgeordnete, Industrielle, Schriftsteller u. s. w.
waren unserer Einladung gefolgt, besichtigten die Sammlungen, hörten
eine Reihe von interessanten, durch Demonstrationen belebten Vor«^
trägen an und blieben dann bei einem Büffet noch lange Zeit in leb^
haftem Gedankenaustausche vereinigt. Derartige Veranstaltungen
wurden wiederholt und endeten stets mit vollständiger Befriedigung.
Heute wäre ein solches Unternehmen schon deshalb nicht mehr mög^
lieh, weil der Kreis der Freunde und Kenner des Institutes viel zu groß ge^
worden ist, um irgendwo im Gebäude des k. k. Technologischen Gewerbe^
Museums vereinigt werden zu können. Das Institut ist über die
Möglichkeit intimer Veranstaltungen hinausgewachsen und bedarf auch
dieser Art von Propaganda nicht mehr.
AUSSTELLUNGEN IM MUSEUM UND DAS
MUSEUM AUF AUSSTELLUNGEN.
In den achtziger Jahren machten wir einige Versuche mit der Ein^
bürgerung von technischen Konkurrenzen, und zwar veranstalteten
wir im Wintersemester 1881/82 eine Internationale Konkurrenz^ und
Spezialausstellung von technischen Neuheiten im Baue von Sitzmöbeln.
18*
— 276 —
Im Wintersemester 1883 wurde ein ebensolcher Wettbewerb samt einer
Ausstellung von technischen Neuheiten im Baue von Tischen durchs
geführt. Diese beiden Unternehmungen fielen dank einer sehr ein^
dringlichen Agitation recht gut aus und haben die Fachkreise be^
friedigt. Bei den Sitzmöbeln war es besonders die Stellung der
Lehne und die konstruktive Verbindung der Stuhlbeine mit der
Zarge, welche in vielen Lösungen vorgeführt wurde. Bei der Tisch-
Konkurrenz waren es die konstruktiven Lösungen des sogenannten
Speise-Auszugtisches und des Spieltisches, die am meisten beachtet
wurden. Im Winter 1884 folgte eine Internationale Konkurrenz^Aus^
Stellung von technischen Neuheiten in der Holzdrechslerei. Auch sie bot
manches Interessante, stand aber gegenüber den beiden vorgenannten
Unternehmungen zurück. Wir konnten diese Art der Gewerbeförde^
rung nicht später neuerdings in Anwendung bringen der fortwähren-
den Übersiedlungen, des Raummangels und anderer Tagessorgen wegen.
Erst die Errichtung des „Kleingewerbesaales'' gab die Veranlassung, um
wieder innerhalb des Museums eine Ausstellung zu veranstalten und
zwar diesmal, wie schon die Bezeichnung andeutet, um Kleinmotoren,
Werkzeuge und Maschinen für den kleineren Gewerbebetrieb den
Handwerkern vorzuführen. An bestimmten Tagen wurden alle Maschinen
in Bewegung gesetzt und deren Anwendung gezeigt. Diese permanente
Ausstellung wurde, nachdem sie durch eine Reihe von Jahren den
größten Zuspruch hatte, nach dem Ankauf und der Adaptierung der
früher den Schuckert- Werken gehörigen Realität in sehr vergrößerter
Ausdehnung wiedereröfFnet und übt auch heute noch unverminderte
Anziehungskraft auf das berufene Publikum aus. So viel über die
Ausstellungen, die innerhalb der Räume des Technologischen Ge^
werbe^Museums veranstaltet wurden, wobei abgesehen wird von den
Ausstellungen von Schülerarbeiten, die aus verschiedenen Anlässen
zustande kamen.
Umstände der verschiedensten Art und mitunter zwingende Gründe
veranlaßten die Beteiligung des Technologischen Gewerbe^Museums an
Ausstellungen. Das erste Debüt des Technologischen Gewerbe-Museums
bei einer Ausstellung vollzog sich zu einer Zeit, wo das Institut kaum
die erste Sektion ausgebaut hatte und als die zweite Sektion erst
im Werden war. Trotzdem nahm das Technologische Gewerbe^
Museum bei der Österreichisch-ungarischen Industrie«' und Landwirt^
schaftlichen Ausstellung in Tri est 1882 einen Raum von 100 m^ ein
und präsentierte sich nicht übel. Daß dem Institute das Ehrendiplom
zuerkannt wurde, entspricht wohl der Übung, öffentliche Institute besonders
zu bedenken, aber unsere Beteiligung in Triest hatte die fatale Wirkung,
daß alle nachfolgenden, halbwegs bedeutenden Provinzialausstellungen,
— 277 —
wie die Landesausstellung Czernowitz 1886, die Westgalizische Landes^
ausstellung Przcmy&l 1889, die Gewerbe^, Industrie«^ und Land«'
wirtschaftliche Ausstellung in Aussig 1893 u. a. m., die Beteiligung
des Technologischen Gewerbe^Museums unter Hinweis auf den Triester
Präzedenzfall erzwangen. Daß wir unter diesen Umständen an der
Jubiläums^Gewerbe^^Ausstellung des Niederösterreichischen Gewerbever^
eines 1888 in Wien, sogar auch an der Allgemeinen Landwirtschaftlichen
Ausstellung im Prater 1890, und zwar diesmal mit einer ziemlich
groß angelegten Darstellung der „Hausindustrie'' auftraten, kann nicht
überraschen. Bei den späteren inländischen Ausstellungen, wie ins^
besondere jener großen Jubiläums^Gewerbe^ Ausstellung des Jahres 1898
in Wien beteiligte sich schon selbständig der Gewerbeförderungsdienst des
Handelsministeriums, dem auch hierfür reichlich Mittel zu Gebote standen.
Interessanter und in ihren Wirkungen für das Technologische Ge<
werbe^'Mu^eum nachhaltiger war die Beschickung ausländischer inter^
nationaler Ausstellungen. Hier eine schlagwortweise Aufzählung:
Über speziellen Wunsch des Sektions^Chefs Fidler folgte das Tech^
nologische Gewerbe «^ Museum einer Einladung des Komitees der
„International Health Exhibition'' London 1884 zur Beteiligung
an der wissenschaftlich «^ didaktischen Sektion tmd erhielt für sein
Technological Exhibit das „Diploma ofHonour''. Nach der damaligen
Auffassung im Unterrichtsministerium wurde dies mit Rücksicht auf
andere österreichische Aussteller als für das Technologische Gewerbe^
Museum besonders ehrenvoll gehalten. Geringer anzuschlagen ist der
Wert des „Diploma d'Onore'*, welches das Technologische Gewerbe^
Museum bei der „Esposizione Concorso Internazionale per Invenzioni
e Novita'* in Venedig 1894 erhielt. Im gleichen Jahre wirkte ich pet^
sönlich mit bei der Vorbereitung und Durchführung der österreichischen
Sektion in der Internationalen Ausstellung der Papier«' und Buch«'
industrie in Paris. Dies hatte zur Folge, daß das Technologische
Gewerbe^Museum dort auch als Aussteller auftrat und die höchste
Auszeichnung, das „Diplome d'Honneur'' der „Exposition Internationale
du Livre et des Industries du Papier'' gewann.
Unsere sowohl in räumlicher als inhaltlicher Beziehung bedeutendste
Beteiligung an einer Ausstellung war sicher jene bei der Weltausstellung
in Paris 1900, wo das Technologische Gewerbe^Museum gemeinschaftlich
mit dem damals ihm noch äußerlich zugehörigen Gewerbeförderungs^^
dienste des Handelsministeriums in glanzvoller Weise und mit erhebe
lichem Kostenaufwand auftrat. Wir hatten fast allein einen großen Salon
in der Gruppe I, öffentliches Unterrichtswesen belegt, und zwar in den
Klassen 3 und 6, und erlangten so zwei Grand Prix tmd trugen dadurch
außerdem etwas dazu bei, daß auch das Unterrichts^ und das Handels^
— 278 —
ministerium in gleicherweise ausgezeichnet wurden. Ich hatte freilich, was
die Zuweisung eines bevorzugten Platzes anbelangt, leichtes Spiel, da ich als
österreichischer Generalkommissär in dieser Hinsicht uneingeschränkt
verfugen konnte. Auch war ich ja durch diese Stellung ein auto^
ritativer Ratgeber für Regierungsrat Lauboeck und Baurat Erhard,
welche unter Mitwirkung des Prof. Avanzo mit der Durchführung
im Detail betraut waren. Daß das Technologische Gewerbe^Museum
an der Pariser Ausstellung in so großem Maßstabe teilnehmen konnte,
verdankt es den von dem Minister Grafen Latour getroffenen An^
Ordnungen, die aus jener Zeit stammten, in der er sich noch als
Sektions^Chef mit der Organisation der österreichischen Unterrichts^
abteilung in Paris befaßte.*^) Auch sein Nachfolger, Sektions^Chef
von Stadler^'Wolffersgrän, hielt diese Richtung ein. Ich spreche
hier selbstverständlich ausdrücklich nur von der Gruppe I, in die
wir nach dem Klassifikationssystem gehörten. Ich kann aus eigener
Beobachtung und vielseitigen Mitteilungen ableiten, daß unsere Aus«*
Stellung in Paris Aufsehen machte. Alle sachkundigen Personen, die
Juroren und Berichterstatter aller Staaten waren einmütig in ihrem
Lobe der österreichischen Gruppe I. Unsere Ausstellungsobjekte gingen
zum größten Teile in den Besitz der japanischen Regierung über, wofür das
Technologische Gewerbe^Museum vom japanischen Generalkommissär
Herrn Hayashi ein sehr wertvolles Geschenk erhielt.
Übrigens glaube ich, daß das Technologische Gewerbe^Museum bei
jeder Beteiligung an Ausstellungen die Angelegenheit so auffaßte und die
geschäftliche Seite so durchführte, daß es selbst aus der Beteiligung größeren
Nutzen zog als der den gebrachten Opfern proportionale, und daß es immer
gelang, die Beteiligung im ganzen genommen für unser Institut rentabel
zu gestalten. Was wir nach Hause brachten, lohnte reichlich unsere
Mühe und den moralischen Wert unserer Beteiligung. Indes im
Jahre 1900, wo nach dem Programme Alfred Picards die „Synthese
der Fortschritte des XIX. Jahrhunderts'' bewerkstelligt werden sollte,
war CS das gute Recht und die Pflicht des Technologischen Gewerbe^
Museums, in der Darstellung von Österreichs Anteil den ihm ge>
bührenden, wenn auch bescheidenen Platz einzunehmen.
*) Das Technologische Gewerbe^Museum erhielt eine Staatssubvention aus
dem allgemeinen Ausstellungskredite, Anteil des Unterrichtsministeriums, von
6000 fl.
DIE RÄUMLICHE UNTERKUNFT.
Bis zum Ende des ersten Dezenniums waren es Wanderjahre,
die das Museum durchmachte. Die erste Sektion streckte und
dehnte sich in den Gassengewölben des Vereinsgebäudes und half sich
zuerst damit, daß man die im anstoßenden Hause, Getreidemarkt Nr. 12
vom Haustor links gelegenen Räumlichkeiten mietweise erwarb. Später
kamen für die erste Sektion noch hinzu gemietete Lokalitäten in dem
Hause Gumpendorferstraße Nr. 106. Die zweite Sektion war, wie schon
berichtet, im Hofgebäude der Marchettigasse Nr. 6 in der Webschule
eingemietet. Die Miete in der Eschenbachgasse und am Getreidemarkt
war besonders drückend, da diese Lokale an stark frequentierten Strassen
einen hohen Mietwert besitzen. Nach der Erwerbung der Siglschen Rea'
htät verließen wir die vier bisherigen Hausherren, freilich mit der
zweiten Sektion erst dann, als der Gießereitrakt durch einen Neubau
ersetzt worden war. Der Gewerbeverein hatte die Siglschen Wohn'
und Fabrikgebäude unter der Bedingung erworben, daß die Severin'
gasse unter gleichzeitiger Beseitigung eines Schoppens verlängert
werden sollte, in welchem einst Kessel geschmiedet und Maschinen
montiert wurden, ferner daß rechts von der Hauptfassade von der
Währingerstraße aus parallel zur Eisengasse eine Straße eröffnet werde.
Diese letztere wurde von der Gemeinde Wien über meinen Antrag
Prechtlgasse genannt, zu Ehren des Technologen und ersten Direktors
Vorraum:
[■ TouTntquct*.
1. Obfette der BanllBchlcrcl.
3^ PuTnlerBammluDg.
4. Parqnetteii'Huiicr und Profil'
5. Sägcn-Kollcktlon.
6. Oblekte dct Holzindustrie.
7- Harquetcrie.
9. WeTbirug-KaasettEn.
10. Sammlung diverser Hobel.
11. HU fs Werkzeuge d. Holzindustrie.
II. Sägen-Kollekllon.
Bureau:
13' Bibliothek.
WerkGtätte:
14- Gasmotor.
15. Amerikanische Jalousien -Bohr'
i6. Hobelmaschine.
17. Dynamometer.
iS. Amerikanische Jalouslen'Slenim.-
maachtnen.
19. Bandsäge,
so. Ovalwerk.
ZI. Drebbank.
17. Schleifstein.
13. Vlerkanl dreh werk.
24. Drehbank.
Z5, Bildhauerbank.
z6. Hobelbank.
vj. Hrdraultscbe Presse.
tt. Unlversalliscbtcrmaschlne.
Sammlung für Hausindustrie
und Zekhensaal:
Korbflechtwerkstätte :
n Lokalitäten d<
EschenbtchgaBie .
! Technolosischen Gewerbe-Museums Im Jahre 1879.
— 28l —
Währingerstraüe.
Fi^. 27. Technologisches Gewerbe-Museum. 1902. Erdgeschoß. Architekten: Tietz, Fellner
9c Helmer, Krones» Berehinak.
LEGENDE.
1. Hörsäle.
2. Zeichensaal.
3. Amtszimmer.
4. KustoS'Zimmer.
5. Schülerarbeiten'Ausstellung.
6. Wohnung des Portiers.
7« Vorraum.
8. Stiegenhaus.
9. Einfahrten.
IG. Portierloge.
11. Elektrotechnische Laboratorien.
12. Versuchsstation für Ölprüfung.
13. Versuchsanstalt für Bau- und Maschinen*
material.
14. Vorbereitungsräume.
15. Elektrische Licht-Zentrale.
16. Werkzeugkammer.
17. Lehrwerkstätte (dritte Sektion).
18. Werkmeister-Zimmer.
19. Stiegenhaus.
20. Vorräume.
21. Physikalisches Kabinett.
22. Akkumtilatoren-Raum.
23. Photometerräume.
24 und 25. Elektrotechnische Versuchsanstalt.
26. 27 und 28. Amtszimmer.
29. Brunnen.
30. Kesselhaus.
— 282 —
des k« k« Polytechnischen Institutes in Wien, L L PrechtL Ich hitte
vielleicht den mir näher liegenden Namen Karmarsch vorgezogen,
doch wurde nach diesem Technologen, dessen berühmter Name die
Wiener Technische Schule ziert, bereits früher eine Gasse im X. Bezirk
benannt Unsere Wanderjahre waren aber nicht auch zugleich Lehr^
jähre. Die Obersiedlungen bedeuteten vielmehr, in ihrem SchluB^
ergebnis, nutzlose Arbeit und erhebliche Belasttuigen des Budgets. Am
Ende des zehnten Jahres glaubte man bei einem Ruhepunkt angelangt
zu sein. Im Hauptgebäude an der WähringerstraBe hatte man schon
an der Ho£ieite ein zweites Stockwerk aufgesetzt tmd dadurch zwei
Zeichensäle gewonnen, das zweite Stockwerk desselben Gebäudes
wurde an der Straßenseite zu Lehrzimmem adaptiert, der Flügel in
der Prechtlgasse bot Raum im ersten Stockwerk tmd im Kellergeschoß
für die zweite Sektion, im Erdgeschoß zuerst für die Sammltmgen,
später für den Gewerbeförderungsdienst, noch später bis heute für
Hörsäle und Laboratorien. Als die Firma Hayer, Kremenezky
& C o mp. an die Schuckert^ Werke überging und den benachbarten Neubau
in der Eisen^Severingasse bezog, wurden auch die Erdgeschoßräume in der
Eisengasse frei und konnten in Hörsäle verwandelt werden. Der isolierte
Hofeinbau von Fellner & Helmer bildet die bleibende Unterkunfts^
Stätte der Versuchsstation für Elektrotechnik, und in dem alten Werk^
Stättentrakt gegen die Severingasse zu, einem geräumigen, aber sehr
fragwürdigen Baue, war durch Unterteilung Raum für die Lehrwerk^
Stätten der dritten und vierten Sektion, allerdings notdürftig, gefunden
worden. Der rasch an Ausdehnung gewinnende Gewerbeförderungs^
dienst zwang aber später zur vorübergehenden Unterbringung der
Sammlungen in dem Schuh sehen Hause, Währingerstraße 68 und
Eisengasse. Diese für uns viel zu teuere und nicht ausreichende Beher^
bergung wurde bald aufgegeben, da sich in der Hautner sehen Realität
bessere und relativ billigere Räume für die Sammlungen fanden, die
damals zum vierten Male übersiedelten. Auch war im Hautner sehen
Hause die Bibliothek zeitweilig untergebracht, welche früher, wie
gleichfalls schon erwähnt, in der Währingerstraße ihren Standplatz
hatte. Auch einige Zeichensäle besaßen wir eine Zeitlang in der
Mautner sehen Realität. Sowohl in den Sammlungsräumen als in dem
von Jahr zu Jahr mehr baufälligen Werkstättentrakt wurden die
Verhältnisse unhaltbar. Ich gab dem Gewerbe verein gegenüber die
Erklärung ab, daß ich für den Bauzustand im Werkstättentrakt und
sohin für die Sicherheit der Schüler die Verantwortung nicht mehr länger
tragen könne. Eine bautcehnisehe Untersuchung an Ort und Stelle
erwies, daß meine Besorgnisse voll begründet waren. Die hierauf unter
dem Präsidium Harpke begonnenen Verhandlungen, in denen die
Denk, der sich schon als Kasseverwalter für das Technologische Gc'
^erbe'Museum glänzend bewährte und seiner alten Liebe treu geblieben
war, der drohendsten finanziellen Kalamität entgangen, wenn sie auch
heute noch nicht gänzlich überwunden ist. Dafür steht aber auch der über'
aus zweckmäßige Neubau (Fig. 32) mit seinen schonen Werkstätten" und
— 285 —
Sammlungsräumen in imposanter Größe da. Die Werkstätten, anderen
Hygiene man die höchsten Anforderungen stellen muß, entsprechen
vollkommen, da sie Licht und Luft in reichlichem Maße bieten. Die
heutigen Untergeschosse, Modelltischlerei und Schmiede, sind besser als
die besten Werkstätten, die wir früher hatten. Gleichzeitig mit dem Neu'
bau in der Severingasse wurde auch die Licht'Zentrale, zugleich Versuchs'
räum für Dynamos und Elektromotoren, mit möglichster Benützung des
vorhandenen Materiales neu erbaut. Diese Einschaltung: „mit mög'
Flj. 31. Harual für 300 Personen (G).
lichster Benutzung des vorhandenen Materiales" mag eine Erklärung
dafür sein, warum die Anlage zur Erzeugung des Lichtstromes nicht
den modernsten Einrichtungen dieser Art und den diese beherrschen'
den Auffassungen entspricht. Die Schmiede und die Maschinen der
Schlossereiwerkstätte werden durch eine Laval'Dampfturbine betrieben,
die, als sie in unser Haus kam, eine neue Erfindung darstellte. Auch
das Kesselhaus wurde neu eingerichtet und mit einem modernen
Röhrenkessel (Dürr, Gehre Sc Comp.) ausgestattet.
Von den Zeichensälen und Auditorien (Fig. 29, 30) läßt sich nur das
eine Rühmliche sagen, daß sie mit wenigen Ausnahmen vorzüglich be'
leuchtet sind, sowohl bei Tag als auch durch künstliches Licht in den
Abendstunden. Im übrigen ist ihre Einrichtung äußerst bescheiden
putationen gemachten Vorstellungen, ja selbst die wiederholten Be"
mühungen des durchlauchtigsten Erzherzog-Protektors vergeblich blieben.
Jede höhere Staatsgewerbeschule kostete dem Staate mehr, ja in
einzelnen Fällen bis zur doppelten Höhe mehr, als das Technologische
Gewerbe-Museum. Wir standen einer unabänderlichen Tatsache
gegenüber und ich mußte mich in der Verwaltung des Institutes wohl
oder übel danach richten. Zwar erlangte ich mit der Zeit und nach
den größten Anstrengungen drei kleine Sonderzuschüsse, welche
— 287 —
ferner dasBureau des Kustos, Dienerzimmer etc. und ein reich ausgestattetes
Stiegenhaus, das auch als Sammlungsraum dient (Fig. 7, 8, g, 10). (Die
Bibliothek ist ihrer gemeinschaftlichen Benützung wegen im benach^
harten Gebäude des Gewerbeförderungsdienstes aufgestellt.) Das Ge^
bäude beherbergt ferner die Versuchsanstalten; sie verfügen über 9 große
Laboratoriumsräume, und zwar für Papier 2 mit einer kleinen Hilfst
werkstätte für den VersuchshoIIändcr, für Bau-' und Maschincrmatc^
rial 3, für Chemie 2, Elektrotechnik 2, zusammen 9. An Räumen für
die Unterrichtsanstalten sind sodann vorhanden: 14 Hör-' und Zeichensäle
und Lehrzimmer mit 2 Vorbereitungszimmern für Demonstrationsaudi^
torien, 9 Werkstätten mit 11 Holzbearbeitungsmaschinen, 23 Metall^
bearbeitungsmaschinen, erstere mit elektrischem Antrieb, letztere mit
Dampfbetrieb, 26 Hobelbänken, 50 Drehbänken und 352 Schraub^
Stöcken, weiters 4 zu den Werkstätten gehörige Depots. Schülerlabor;:''
torien sind 4 für Chemie, eines für chemische Technologie der VoUendungs^
arbeiten, 4 für Elektrotechnik, zusammen 9 vorhanden. Hierzu kommen
noch 4 Bureaus für die Sektionsvorstände, 4 für die Leiter der Versuchs^
anstalten, 10 Warteräume für Lehrer, 5 Amtsräume für Werkmeister,
I Kesselhaus mit 2 Kesseln, i Maschinensaal mit 2 Dampfmaschinen
zu 80 Pferdestärken, 3 Dynamomaschinen für die Beleuchtung und
14 Elektromotoren für das Praktikum. Außer den eben genannten
Dampfmaschinen für den Beleuchtungsbetrieb haben wir die Laval^
Dampfturbine mit 30 Pferdestärken und einen Gasmotor von Otto^^
Langen mit 4 Pferdestärken, alles zusammen 114 Pferdestärken
und gemieteten Starkstrom. Der Verwaltung dienen ein Bureau des
Direktors, vier andere Bureaus für Kasse, Buchhaltung und Hilfst
ämter, ein Raum für die ständige Ausstellung von Schülerarbeiten, der
Konferenzsaal (Fig. 31) und eine Anzahl von Vorzimmern und Ver^^
bindungsgängen. Außerdem enthält dieses Gebäude die Amtswohnung
des Direktors, sechs Stiegen, alle vom Hof zugänglich, und besitzt drei
Haustore, in der Währingerstraße, Severingasse und Eisengasse.
Bei den Adaptierungen der vorhandenen Gebäudeteile und der
Erbauung der neuen Trakte in der Prechtl^^ und Severingasse war man
darauf bedacht, trotz der Niveauunterschiede so viel als möglich Kom^
munikationen unter den einzelnen Gebäudeteilen zu schaffen und die
Frequenz auf die verschiedenen Stiegen so gut es geht zu verteilen.
Faßt man den ganzen Gebäudekomplex ins Auge, so gewinnt man
einen Eindruck, der etwa demjenigen gleicht, den ein alter Bahnhof an
einer Haupt'^ oder Kopfstation macht, wo sich an das ursprüngliche Haupte
gebäude immer mehr und größere Zubauten anschließen und dadurch das
erstere von seiner einst dominierenden Sellung herabdrücken. Könnte man
den ganzen Komplex in seinem heutigen Umfange auf Grund eines ein^
— »88 —
heitlichen Entwurfes und mit Verwertung aller bereits gemachten Er"
fahrungen neu schaffen, so würde allerdings etwas weit Schöneres und
Zweckmäßigeres und noch dazu mit geringeren Kosten zustande kommen.
Das ist eben das Schicksal des allmählich Werdenden. Es gibt aber
Unternehmungen, die nur auf dem Wege dieses allmählichen Wer"
dens Zustandekommen' und in solchen Fällen muB man sich mit den
Schattenseiten des historisch Gewordenen befreunden. Scheut man
die mühsame Entwicklung, dann kommt eben gar nichts zustande.
Und für uns selbst hat das Gebäudewirrsal mit seinen architek"
tonischen Zeugnissen für jede einzelne Errungenschaft auch seinen
Reiz; ganz abgesehen von manchem, dennoch vorhandenem Vorzug füt
den technischen Betrieb und die Verwalttmg.
WIRTSCHAFTLICHE VERHALTNISSE.
Die weitaus schwierigste Seite meiner Aufgabe bestand von der
Errichtung des Technologischen Gewerbe^Museums an in der Beschaffung
der Geldmittel für die Neueinrichtungen und für die Aufrechterhalttmg
des finanziellen Gleichgewichtes in der Verwaltung des Institutes. Ich
hätte diese Aufgabe auch niemals lösen können, wenn nicht der
Niederösterreichische Gewerbeverein mit seinem alten Prestige, mit
seinem auf einen großen Besitz begründeten Kredit und, was nicht
minder wichtig, mit der unermüdlichen Teilnahme seiner Funktionäre
für seine Schöpfung eingetreten wäre. Ich brauche nicht mehr die
Namen der Männer zu wiederholen, die sich an der Spitze des Ver^
eines befanden; die Präsidenten und manche der Vizepräsidenten
und viele von den sonstigen Mitgliedern des Verwalttmgsrates, untere
stützt durch ihre zahlreichen Freunde, haben es jederzeit verstanden,
zu helfen, wenn es galt, große finanzielle Schwierigkeiten zu über^
winden. Dabei durfte niemals auf Geldopfer von erheblichem Belange
seitens des Gewerbevereines selbst gerechnet werden. Der Gewerbe^
verein leistete ja ohnehin sehr viel, nicht nur durch die Erwerbung
der Siglschen Realität und bei deren Erweiterung mittels Um^ und
Zubauten, er mußte auch Jahr für Jahr der Regierung gegenüber vor
der Genehmigung des Präliminares durch das Unterrichtsministerium
die Verpflichtung zur Deckung des präliminierten Defizits über^
nehmen. Meine und meiner Freunde Sorge war es dann, daß es
bei der bloßen Erklärung verblieb und in der Tat kam der Ge^
Werbeverein niemals in den Fall, abgesehen von der besprochenen Er^
Werbung der Realitäten, ein solches Defizit zu decken oder ein sonstiges
Geldopfer unmittelbar für den Haushalt des Museums zu bringen. Der
große, aus der Gewerbeausstellung des Jahres 1880 erzielte Überschuß
setzte den Gewerbeverein in die Lage, ein Kapital zur Rückzahlung
der Hausschuld, die auf seinem Gebäude in der Eschenbachgasse
lastete, zu verwenden, die Zinsen dieses Kapitals jedoch dem Tech'*
Denkschrift Techn. Gew. Mus. 19
— 294 —
henrorgehoben. Auf diese Ait gelangten wir zu eineni sehr erheblichen
Sachvennögen, das, wenn wir nicht jedes Jahr so stark abschrieben,
den wirklichen Wert ins Auge gefaßt, heute einen Besitzstand
▼on mindestens einer halben Ilillion Kronen darstellt. Dabei
habe ich ganz unberücksichtigt gelassen, was durch die Gesellschaft
zur Förderung des Technologischen Gewerbe^Huseums, durch den
Fif • 33* Die finanziellen Ergebnisse der Verwaltung.
Metternich'' Fonds, durch die Gewerbevereins^Stipendien und durch die
sonstigen, unseren Schülern zukommenden Unterstützungen im Wege
des halben Schulgeldes in unsere Kasse fließt.
Was nun die Bedeckung anlangt, für die das Institut selbst auf'^
kommen muß, so wuchs glücklicherweise die Post: Einschreibgebühren,
Schulgeld und Werkzeugabnützungs^'Gebühren genau nach dem Prälimi^
nare stetig und dieses immer noch um eine Kleinigkeit überbietend.
Aus dem Diagramm (Fig. 33) ist diese Bewegung genau zu ersehen. Dieses
— ^95 —
Ergebnis ist um so erfreulicher und überraschender, als man, wie ich
an einer anderen Stelle ausgeführt habe, in Österreich durchaus nicht
gewohnt ist, angemessene Schulgelder zu bezahlen, und an den Staats^
schulen überdies die Befreiung vom Schulgelde, sagen wir sehr
liberal gehandhabt wird. Im Jahre 1903 betrug die Gesamteinnahme,
welche uns unsere Schüler brachten, über 184.000 K. Ich habe diese
enorme Ziffer schon wiederholt besprochen. Da wir mindestens
io7() Schulgeldnachlässe bewilligen, so würde die Brutto^Einnahme aus
diesem Titel mindestens 200.000 K ausmachen, wohl weit mehr als die
Schulgeldeinnahme des Staates aus den sämtlichen gewerblichen Bildungs^
anstalten des Reiches. Eine zweite Einnahme von Bedeutung ist jene, die
aus den Gutachten, Prüfungsattesten u. dgl. fließt. Die gesamte Nettoein^^
nähme bei diesem Titel erreichte imjahre 1903 gleichfalls ihr Maximum mit
nahezu 30.000 K, was, wie man zugeben muß, sehr erheblich ist. Wenn
ich jedes Jahr in die Lage gekommen bin, das aufgestellte Präliminare
einzuhalten, und die Vorhersagtmgen über die Entwicklung der Anstalt
in finanzieller Richtung erfüllt zu sehen, so daß ich mir in dem
Kreise, dem ich angehöre, was die Verwalttmg des Museums betrifft,
eine gewisse Autorität erworben habe, so danke ich es, abgesehen von
meiner Vorsicht in finanziellen Dingen, dem gütigen Geschick, welches
das Technologische Gewerbe^Museum bisher begleitet und es vor Kata^
Strophen bewahrt hat. Nicht vergessen darf man, daß die 25 Jahre
Verwaltungsgeschichte einer untmterbrochenen Friedensperiode an^
gehören und daß auch unser Vaterland und unsere vaterländische
Wirtschaft, unsere Produktion in allen ihren Zweigen keinem großen
entscheidenden Unglücksfall ausgesetzt waren. Aller Fleiß und alle
Begeisterung hätten nichts mehr genützt, wenn durch eine äußere
Verwicklung oder durch eine innere wirtschaftliche Umwälzung Ver-'
hältnisse im Staate eingetreten wären, welche den Einsturz des mit
Kunst errichteten subtilen Werkes hätten zur Folge haben müssen.
Die Verwaltung findet ihr getreues Bild in der vom Direktor
Demmer bei uns eingeführten Buchhaltung. Die Kassenadministration
liegt seit einer Reihe von Jahren in der bewährten Hand des Direktor^*
Stellvertreters Regierungsrat Lauboeck. Unermüdlich ist das Personal
der Buchhaltung und der Hilfsämter, dem sein Chef, der Buchhalter
A. Eckel, mit gutem Beispiele vorangeht.
Seit dem Jahre 1891 verstärkten wir unsere Anstrengungen, die
finanzielle Grundlage des Institutes zuverlässiger zu gestalten als sie
es heute ist, wo sie in einem unverhältnismäßig hohen Grade von
der Teilnahme des Publikums am Institute abhängt. Ist ja auch die
Frequenz der Schulen und die Benütztmg der Versuchsanstalten ein
Faktor der Teilnahme des Publikums. Der Grad der Erwerbsfahigkeit
DER GEGENWÄRTIGE BESTAND.
Aus den voranstehenden Kapiteln geht hervor, in welcher Weise
das Technologische Gewerbe^Museum heute organisiert ist. Dennoch
dürfte es zweckmäßig sein, eine kurze Darstellung des gegenwärtigen
Bestandes des Institutes zu geben. Das Technologische Gewerbe^
Museum in Wien besteht aus technologischen Sammlungen von
historisch wichtigen und modernen Arbeitsbehelfen für Industrie und
Gewerbe und aus einem Bündel von Versuchsanstalten und von Fach^
schulen. Die Versuchsanstalten dienen als Ratgeber für die Erzeuger
und die Verbraucher von Bau^^ und Maschinenmaterialien, für die An^
gehörigen der chemischen Industrien und Gewerbe, insbesondere der
Tinktorialgewerbe, für die Papierindustrie und für Elektrotechnik.
Außerdem stehen eine Reihe von Fachleuten für Fragen der gewerb^
liehen Produktion zur Verfügung. Die Gruppe der Fachschulen besteht
aus einer Heisterschule für Bau^* und Möbeltischlerei, aus einer Niederen
Färbereischule, aus einer Höheren Fachschule für chemische Gewerbe,
aus einem Seminar für wissenschaftlich vorgebildete Chemiker, aus
einer Niederen und Höheren Fachschule für Bau^^ und Maschinen«*
Schlosserei, einer Niederen und Höheren Fachschule für Elektrotechnik,
aus Spezialkursen mit Tagesunterricht für die Papierindustrie und für
die spezielle Ausbildung nach vorgeschriebenen Richtungen für Militär^'
personen, endlich aus einer Reihe von Speziallehrkursen mit Abende
tmd Sonntagstmterricht für im praktischen Berufe lebende Männer.
Diese letzteren sind vorwiegend technologischer Natur, pflegen die
Elektrotechnik, einige grundlegende Fächer und die Buchhaltung. Die
ganze Anstalt ist der heutigen Beschäftigung der Versuchsanstalten und
der Frequenz der Schulen und Kurse entsprechend tmtergebracht, unge^
nügend ist nur die räumliche Einrichtung der chemischen Laboratorien.
Vergleicht man den gegenwärtigen Bestand mit dem Programm,
das im Jahre 1875 für ein staatliches technisches Gewerbe^^Museum auf^^
gestellt wurde, so erkennt man leicht, daß das gegenwärtige Techno^'
logische Gewerbe^Museum jenes Programm in bescheidenem Maßstabe
— ^99 —
Die Leitung des Museums zerfallt in die Oberaufsicht, ausgeübt
durch das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, in die kollegialen
Verwaltungsorgane, d. s. der Verwaltungsrat des Niederösterreichischen
Gewerbevereines und die Spezialkommission zur Leitung des Tech^
nologischen Gewerbe^Museums, und die eigentliche Direktion der
Anstalt.
Die Spezialkommission zur Leitung des Technologischen
Gewerbe^Museums ist folgendermaßen zusammengesetzt:
August Denk, Kommerzialrat und Fabrikbesitzer, Präsident des
Niederösterreichischen Gewerbevereines (Obmann).
Eduard Kaiser, Oberbaurat (Obmann^Stellvertreter).
Hofrat Prof. Dr. Alexander Bauer, emer. o. ö. Professor der Chemie
der k. k. Technischen Hochschule.
Ferdinand Berehinak, Architekt.
Kaiserl. Rat Ernst R. von Bosch an, Fabrikbesitzer.
Theodor Bujatti, Fabrikbesitzer.
Dr. J. L. Brunstein, Advokat, Vizepräsident des Niederösterreichischen
Gewerbevereines.
Generaldirektor Gotthard von Capellen, Kommerzialrat.
Artur Ehrenfest, Ingenieur.
Sektions^Chef Prof . Dr. W. Exner, Direktor des k. k. Technologischen
Gewerbe^Museums und des Gewerbeförderungsdienstes des k. k.
Handelsministeriums.
Prof. Dr. Paul Friedla ender, Sektionsvorstand am k. k. Techno^
logischen Gewerbe^Museum.
W. J. Gedliczka, Fabrikbesitzer, Kassaverwalter des k. k. Techno^
logischen Gewerbe^Museums.
Prof. August Grau, Sektionsvorstand am k. k. Technologischen
Gewerbemuseum.
Rudolf Ritter von Gunesch, Zivilingenieur, Obmann der Ingenieur^
kammer.*)
Sektions^Chef Dr. Richard Hasenöhrl.
Hofrat Prof. Leopold Ritter von Hauffe, Herrenhausmitglied, emer.
o. Ö. Professor des Maschinenbaues an der k. k. Technischen
Hochschule.
Kaiserl. Rat Heinrich Irmler, Handelskammerrat, Fabrikbesitzer.
Regierungsrat Prof. Friedrich Kick, Landtagsabgeordneter, o. ö. Pro^
fessor der mechanischen Technologie an der k. k. Technischen
Hochschule.
*) Fungierte als Kustos der Sammlungen von i8S8 — 1891.
Dr. Gotthold Stern, Ingenieur, Direktorder IntemationalenEIektrizitätS'
gesellschaft.
Ludwig von Tetmajer, Hofrat, o. ö. Professor der Mechanik an der
k. k. Technischen Hochschule.
August Thonet, Fabrikbesitzer.
Prof. Ferdinand Walla, Sektionsvorstand am k. k. Technologischen
Gewerbe'Museum.
Kaiser!. Rat Adolf von Wiesenburg, Fabrikbesitzer, Präsident der
'^lesellschaft zur Forderung des Technologischen Gewetbe^Museums.
lie Spezialkommission hielt seit der Gründung des Museums
Zungen ab; außerdem fanden zahlreiche Beratungen des Präsidial"
>r Fachkomitees für die Fachschulen und Versuchsanstalten statt.
— 301 —
Die unmittelbare Leitung des Museums besteht aus der Zentral^
leitung und dem ihr angehörigen Personale, aus den Sektionsvor^
ständen und Leitern der Versuchsanstalten, und zwar:
a) Zentralleitung:
Direktor: Professor Dr. W. Exner, k. k. Sektions^Chef.
Buchhalter: Albert EckeL
Kustos und Hausadministrator: August Koller, Ingenieur.
Studieninspektor: Alfons Stoeckl, k. u. k. Major d. R.
Kustos und Bibliothekar: Moritz Volke.
Kanzleiassistent: Johann Baldrian.
Rechnungsassistenten: Ignaz Käßhofer und Anton Wittula.
Hilfsbeamter: Oskar Beck.
b) Sektionsvorstände:
L Sektion: K. k. Regierungsrat Professor Georg Laube eck,
fungiert auch als Direktorstellvertreter und Kassavorstand.
IL Sektion: K. k. Professor Dr. Paul Friedlaender.
III. Sektion: K. k. Professor Ferdinand Walla.
IV. Sektion: K. k. Professor August Grau.
c) Leiter der Versuchsanstalten:
Für Papierprüfung: K. k. Regierungsrat Professor Georg Lau^
boeck.
Für Bau^ und Maschinenmaterial: K. k. Professor Bernhard
Kirsch.
Für chemische Gewerbe: K. k. Professor Ferdinand Ulzer.
Für Elektrotechnik: K. k. Professor August Grau.
Das Lehr^ und Beamtenpersonal umfaßt die staatlich ange^
stellten Lehrkräfte und die vertragsmäßig bestellten Lehr^
kräfte und Beamten der Versuchsanstalten:
A. Staatsbeamte:
Rudolf Abendroth, k. k. Professor, Sektion III (Speziallehrkurse) :
Mathematik, darstellende Geometrie.
Dominik Avanzo, Architekt, k. k. Professor, Sektion I: Projektions^
lehre und projektives Zeichnen, Freihandzeichnen, Formenlehre,
Fachzeichnen für Möbeltischler.
Alois Berninger, Ingenieur, k. k. Lehrer, Sektion IV (Speziallehr^
kurse) : Fachzeichnen, Mechanik, Laboratoriumsunterricht, elektro^
technisches Praktikum, Technologie, Maschinenlehre und Meß^
künde.
- 3oa —
Robert Edler. Ingenieur, k. k. Lehrer. Sektion IV (Speziallehrkuise) :
Fachzeichnen, DTnamonusdiinen und Kraftübertragung, Lampen
und Leitungen, elektrisches Signalvcsen, Praktikum.
Dr. Adolf Franke!, k. k. Professor, Sektion II: Allgemeine anotga^
nische und analTtische Chemie, technische Analyse, Unterricht
im Laboratorium.
Dr. Paul Friedlaeoder. k. k. Professor, Sektion 11: Chemie der
Papiecfabrikation, chemische Technologie (Färberei und Farben^
Chemie), allgemeine organische Chemie. Laboratoriumsunterricht
im Seminar und an den Fachschulen.
August Grau, k. k. Professor, Priratdozent an der k. k. Technischen
Hochschule und an der k. k. Hochschule für Bodenkultur, Selc
tion IV: Elektrotechnik.
Rudolf Hedrich, Ingenieur, k. k. Lehrer, Sektion IV (Speziallehrkurse):
Beleuchtungstechnik. Fachzeichnen, Laboratoriumsunterricht, elek'
trotechnisches Praktikum.
Bernhard Kirsch, k. k. Professor, Sektion I: Mechanik.
Josef Klaudy, dipl. Chemiker, k. k. Professor, Sektton I: Technische
VoUendtmgsarfoeiten der Holzindustrie, allgemeine chemische
Technologie, Mineralogie, Physik.
Georg Lauboeck, k. k. Regierui^srat imd Professor, Sektion I
(Spezialkurs für Papierindustrie): Werkzeuge und Maschinen zur
Holzbearbeitung, Übungen in der Versuchsanstalt für Papier"
Prüfung. Leiter des SpeziallebAurses für Papierindustrie.
Ernst Löwenstein. Ingenieur, k. k. Professor. Sektion m (Spezial'
lehrkurse): Maschinenlehre, Fachzeichnen, Technologie.
Karl Reich, dipl. Chemiker, k. k. Professor, Privatdozent an der
k. k. Technischen Hochschule, Sektion IV: Mathematik.
Lehrer, Sektion IV: Deutsche Sprache,
tchte.
afessor, Privatdozent an der. k. k. Tech"
»ektion 11: Analytische Chemie (I. Teil),
joratoriumsunterricht an der höheren Fach"
-. chemische Technologie organischer Stoffe
afessor. Sektion III: Mechanische Techno'
rwerkstätte.
■stellte Husealbeamte und externe
^ehrpersonen:
\ssistent. Sektion 11: Laboratoriumsuoter'
~ 303 —
Johann Batik, Hilfsassistent an der Sektion für chemische Ge^
werbe.
Friedrich Berger, Assistent an der Sektion für Elektrotechnik.
Dr. Siegmund Berger, Dozent für Stenographie.
Oskar Beyer, k. k. Professor der Kunstgewerbeschule am k. k. Öster^
reichischen Museum für Kunst und Industrie, Speziallehrkurse:
Fachzeichnen für Möbeln und Bautischler.
Dr. Paul Cphn, Dozent, Speziallehrkurse: Darstellung pharmazeu^
tischer Präparate.
Richard Er lach, Laborant an der Sektion für Elektrotechnik.
Ferdinand Freihofner, Ingenieur, Assistent, Sektion III (Speziallehr^
kurse): Arithmetik, Fachzeichnen, Kalkulationswesen.
Josef Goetz, Mechaniker, Sektion IV: Lehrwerkstätte.
Otto Greg er, Assistent, Sektion I: Versuchsanstalt für Bau^ und
Maschinenmaterial.
Johann Groll, Erster Werkmeister, Sektion III: Lehrwerkstätte.
Moritz Hahn, Werkzeugschlosser, Sektion III: Lehrwerkstätte.
Rudolf Hackel, Assistent, Sektion I: Versuchsanstalt für Bau^ und
Maschinenmaterial.
Franz Hansel, Werkmeister an der Versuchsanstalt für Bau^ und
Maschinenmaterial.
Karl Hentschel, Laborant an der Sektion für chemische Gewerbe.
Viktor Hölbling, k. k. Technischer Rat, Sektion I (Spezialkurs für
Papierindustrie): Technologie der Bleichmaterialien.
Nikolaus Hof mann, Architekt, Prof essor, Sektion III: Freihandzeichnen
und gewerbliches Fachzeichnen.
Leo Husserl, Ingenieur, Adjunkt, Sektion III: Mechanik, mechanische
Technologie und Maschinenkunde, F'achzeichnen für Bau^ und
Maschinenschlosser.
Dr. Adolf Jolle s, Chemiker, Dozent, Sektion II (Speziallehrkurse):
Chemie der Nahrungsmittel.
Leopold Kollmann, Werkmeister, Sektion III: Schmiede.
Johann Kresniöka, Werkmeister, Sektion I: Lehrwerkstätte.
Julius Kropf, Werkmeister, Sektion IV: Lehrwerkstätte.
Robert Kulka, k. k. Regierungsrat, (Speziallehrkurse): Gewerbehygiene
und Unfallverhütung.
Dr. Alois Lemberger, Supplcnt, Sektion IV: Deutsche Sprache, Geo^
graphie und Geschichte.
ncnt.
Franz Schindler, Werkmeister, Sektion 111: Modelltischlerei.
Hans Schlechta, Architekt, Dozent, Sektton IV: Freihandzeichnen.
Hermann Schulte, Ingenieur, Sektion I (Spezialkurs für Papierindu'
strie): Technologie der Papierfabrikation, Maschinenkunde, Ma^
schinenzeichnen und Fachzeichnen.
Robert Schuster, Ingenieur, Assistent, Sektion IV (Speztallehrkurse) :
Maschinenlehre, Fachzeichnen, elektrotechnisches Praktikum, Meß'
künde, Mechanik und Kalorik.
Arnold Schwefel, Supplent an der Sektion für Elektrotechnik.
Richard Singer, Bureauchef der k. k. priv. Österreichischen Kredit'
anstalt für Handel und Gewerbe, Buch' und Rechnungssachver'
ständiger, Speziallehrkurse: Gewerbliche Buchführung und Kor'
respondenz.
Dr. Rudolf Sommer, Adjunkt, Sektion II (Speziallehrkurse): Allge'
meine Chemie, Praktikum im Laboratorium, Physik.
— 305 —
Wilhelm Spanger^Hansen, Werkmeister, Sektion IV : Lehrwerkstätte.
Alfons Stoeckl, k. und k. Major d. R., Studieninspektor, Sektion IV
(Speziallehrkurse): Arithmetik, Kalkulationswesen für Holzindustrie,
Freihandzeichnen.
Eduard Straß er, Werkmeister, Sektion III: Lehrwerkstätte.
Theodor Tapla, o. ö. Professor an der k. k. Hochschule für Boden^
kultur, Sektion III (Speziallehrkurse): Geometrisches undprojek^
tives Zeichnen, darstellende Geometrie.
Gustav Thal er, Dozent und Kustos des physikalischen Kabinetts,
Sektion IV (Speziallehrkurse): Physik.
Alois Waldl, Werkmeister, Sektion IV, Lehrwerkstätte.
Theodor Walla, Hilfsassistent, Sektion I, Versuchsanstalt für Bats^
und Maschinenmaterial,
Dr. Heinrich Wichmann, Laboratoriums^ Vorstand der Akademie für
Brauindustrie, Dozent, Sektion II, Botanik.
Friedrich Ziffer, Hilfsassistent an der Sektion für chemische Gewerbe.
Johann Zoll er, Ingenieur, Assistent, Sektion III (Speziallehrkurse),
Darstellende Geometrie, geometrisches Zeichnen, Freihandzeichnen,
Mechanik und Mathematik.
In Durchführung der Geschäftsordnung für das Technologische
Gewerbe^Museum, § 8, und der Geschäftsordnung für die Spezial^
kommission, §§ 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, wurden Instruktionen für den
Direktor, die Vorstände der Sektionen und die technischen Beamten
verfaßt und von der Spezialkommission und dem Verwalttmgsrate des
Niederösterreichischen Gewerbevereines in Kraft gesetzt. Es ist aber
charakteristisch für die hohe Pflichttreue der Angestellten des Museums,
daß ich in 25 Jahren nur ein einziges Mal gezwungen war, mich bei
einer Amtshandlung auf diese Instruktionen zu berufen. Das Gesamt^
personal des Technologischen Gewerbe^ Museums, vom Gewerbeför^
derungsdienste des Handelsministeriums abgesehen, besteht derzeit aus
104 Personen, und zwar:
Technische Beamte und Lehrer 33
Administrative Beamte 7
Werkmeister, Vorarbeiter, Laboranten und Maschinisten 15
Lehrkräfte (externe) 18
Portiere 2
Diener 14
Heizer 4
Taglöhncr 11
104
Denkschrift Tcchn. Gew.-Mus. ^0
Mitglieder: Karl Ellissen, SektionS'Chef Dr. 'W. Ezner, Emil
Hamburger, kaiserlicher Rat Julius R. von Kink, RegierungS'
rat Prof. G. Lauboeck, Ingenieur Hermann Schulte und Direktor
Max Sembritzki.
4. Fachkomttee für die Fachschulen ffir chemische Gewerbe an der
II. Sektion.
Obmann: Unbesetzt.
Mitglieder: Hofrat Prof. Alezander Bauer, Prof. Dr. Paul Fried'
laender, kaiserlicher Rat Wilhelm Neuber, H. Salvaterra.
— 307 —
5. Fachkomitee für die Fachschulen für Bau^ und Maschinen^
Schlosserei an der III. Sektion.
Mitglieder: Ludwig Birö, General^Direktor Oberbaurat Otto Günther,
Regierungsrat Prof. Friedrich Kick, August Rast, Oberinspektor
Felix Reifer, Gemeinderat Karl Tagleicht, Prof. Ferdinand
Walla.
6. Fachkomitee für die Fachschulen für Elektrotechnik an der
IV. Sektion.
Mitglieder: Direktor Ernst Egger, Oberingenieur Emil Futter,
Oberingenieur Robert Gabriel, Prof. A. Grau, Dr. Richard
Hiecke, Gemeinderat Robert Mo essen, Direktor Ferdinand
Neureiter, Oberingenieur Karl Pichelmayer, Reg.^Rat Dr. Jo^
hann Sahulka.
7. Fachkomitee für die Versuchsanstalt für Papierprüfung.
Obmann: General^Direktor von Capellen.
Mitglieder: Emil M. Engel, Karl Ellissen, Sektions^Chef Dr. Wil^
heim Exner, Kommerzialrat Alfred R. von Holder, Friedrich
Jasper, kaiserlicher Rat Julius R. von Kink, Regierungsrat
Prof. Georg Lauboeck, Direktor Wilhelm Mayer, Direktor
Albert Pietz, kaiserlicher Rat Friedrich Po Hak, Ingenieur Her^
mann Schulte, Ludwig Seidel jun., Direktor Max Sembritzki.
Die Wirksamkeit der Korrespondenten, die von den Herren
Erzherzog^Protektoren Karl Ludwig und Otto ernannt wiu*den, ist
bereits besprochen worden; sie sind auch namentlich aufgeführt
worden.
Die Leistungsfähigkeit des ganzen Institutes beruht in erster
Linie auf der Befähigung und der Pflichttreue der persönlichen Kräfte,
welche in ihrer Summe heute ein Maximum in der bisherigen Ent^
Wicklung erreicht hat. Das Sachvermögen des Museums besteht in dem
stiftungsmäßigen Rechte der Benützung der dem Niederösterreichischen
Gewerbevereine gehörigen Realität, sie bedeckt eine Bodenfläche von
5179*6 m-, und in dem dem Technologischen Gewerbe^Museum ge^
hörigen Inventar der Sammlungen, der Versuchsanstalten, der Lehr^
anstalten und des Verwalttmgsapparates. Auf diesen persönlichen
Kräften und diesem sachlichen Besitz beruht der Betrieb der Anstalt,
welcher sich statistisch dtu*ch zwei Darstellungen erläutern läBt:
I . Durch einen Ausweis über die Frequenz der Versuchsanstalten (S. 308,
309), 2. durch eine Darstellung der Frequenz der Unterrichtsanstalten,
die hier (S. 310) der leichteren Übersicht wegen graphisch gegeben ist.
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— 3o8 —
AUSWEIS ÜBER DIE FREQUENZ
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Angesichts dieses Verhältnisses wurden im letzten Quinquennium die
Anstrengungen verdoppelt^ um zu einer dauernd befriedigenden Sachlage
zu kommen. Die in jeder Beziehung begründete Erhöhung der Sub^
vention um nur 50%^ ^^o von 80.000 auf 120.000 K^ die noch
immer nicht den Kosten einer größeren Staatsgewerbeschule gleich^
kommen würde^ könnte die finanzielle Lage des Institutes in jeder
Beziehung befriedigend gestalten. Die Verbesserung der Einrichtung
der Laboratorien der zweiten Sektion, die dringlicher Natur ist,
die Ergänzung des Vorrates an Lehr^ und Demonstrationsmitteln, die
zeitgemäße Vermehrung der Sammlungen und der Bibliothek, sowie
die Erhöhung der Bezüge der Angestellten, all dies würde durch
die Bewilligung dieser bescheidenen Forderung erreicht werden können.
Die andere Alternative besteht in der Übernahme der Verwaltung des
Institutes durch den Staat, wobei die Regierung gleichzeitig die ihr als
notwendig erscheinenden Maßregeln unterrichtspolitischer Natur durchs
führen könnte, wie z. B. die Verlegung der mechanisch^technischen
Abteilung der höheren Staatsgewerbeschule im I. Wiener Bezirke in das
Technologische Gewerbe^Museum, die Abtrennung der Lehranstalten der
zweiten Sektion vom Museum zur Begründung einer Zentralschule für
chemische Gewerbe in der Form einer höheren Staatsgewerbeschule
in einem äußeren westlichen Wiener Stadtbezirke u. dgl. mehr. Die
Verstaatlichung hätte manche Vorzüge, freilich auch manche Nach'^
teile, im Vergleiche zur weiteren Selbstverwaltung unter der Be^
dingung der gleichzeitigen Erhöhung der Staatssubvention. Der Haupte
vorteil, den die Übernahme durch die Staatsverwaltung gewährleisten
würde, läge in der Steigerung der Fürsorge, die ja die Staatsverwaltung
für die ihr unmittelbar zugehörigen Institute stets und in neuester Zeit
ganz besonders betätigt hat. Ist das in enthusiastischer Zuneigung erzeugte
natürliche Kind mit den herrlichsten Anlagen ausgestattet, so hat doch
anderseits das adoptierte und dadurch legitimierte Kind bessere Aussichten
auf die ihm gebührende Fürsorge und die Erleichterung seiner Lauf^
bahn. Es war daher für den Niederösterreichischen Gewerbeverein, der in
treuer Anhänglichkeit an das von ihm begründete Museum verharrt,
ein wichtiges Ereignis, als die Unterrichtsverwaltung am 24. Juni 1903
an ihn folgenden Erlaß richtete, den ich hier wörtlich wiedergebe:
„Das Ministerium für Kultus und Unterricht findet sich
nunmehr bestimmt, die Verstaatlichung des Technologischen
Gewerbe^Museums grundsätzlich ins Auge zu fassen. Hierbei
muß zunächst bemerkt werden, daß die Festsetzung eines be^
stimmten Zeitpunktes für die Dtu*chführung der Aktion gegen^
wärtig noch nicht platzgreifen kann; weiters erscheint diese
Durchführung an die Voraussetzung geknüpft, daß die Mo<
— 312, —
dalitäten, unter welchen die Verstaatlichung erfolgen soll, mit der ge^
botenen Rücksicht auf die Staatsfinanzen sich als vereinbar darstellen.
Das geehrte Präsidium wird demgemäß eingeladen, hin^^
sichtlich der Bedingungen der Verstaatlichung seine Anträge
ehestens anher zu stellen, in welcher Beziehung allerdings der
Erwartung Raum gegeben werden muß, daß sich diese Be^
dingungen einigermaßen günstiger stellen werden, als sie in den
bisherigen im kurzen Wege gepflogenen Verhandltmgen gekenn^
zeichnet wurden. Ein besonderer Wert muß speziell darauf ge^
legt werden, daß nicht nur die bisherigen Einnahmen des
Technologischen Gewerbe^Museums, insbesonders was die Schuld
geldeinnahmen und die Beiträge der interessierten Faktoren
anbelangt, fernerhin erhalten bleiben, sondern daß insbesonders
die Summe dieser Beiträge auch eine wesentliche Erhöhung erfahre.
Im einzelnen handelt es sich ztmächst um den Beitrag des
Niederösterreichischen Gewerbevereines, in welcher Hinsicht er^
wartet wird, daß der Letztgenannte die Verpflichtung übernimmt,
nicht nur überhaupt fernerhin einen Beitrag, sondern auch in
einem höheren Ausmaße als bisher zu leisten. Weiters kommen
die Beiträge der Stifter, Gründer, Mitglieder und Teilnehmer
des Technologischen Gewerbe^Museums in Betracht. Hier muß
bemerkt werden, daß für den Fall der Verstaatlichung wohl
eine neue Form zu finden sein wird, in der Sache aber diese
Einnahmsquelle ungeschmälert erhalten bleiben muß. Eine neue
Form wird nämlich unter dem Gesichtsptmkte gesucht werden
müssen, daß das Verhältnis der Mitgliederschaft gegenüber einer
staatlichen Anstalt nicht aufrecht erhalten werden kann, und daß
es untunlich erscheint, das Ärar auf die Beiträge der einzelnen
Privaten anzuweisen. Demgemäß hätte der Niederösterreichische
Gewerbeverein selbst dem Staate gegenüber in die die Gesamt^
leistungspflicht der Mitglieder etc. mit einem Mindestausmaße
von 4000 K einzutreten, während es ihm anheimgegeben wird,
sein Verhältnis zu den bisherigen Mitgliedern in angemessener
Weise auch hinsichtlich der gegenständlichen Regreßpflicht zu
ordnen; femer erscheinen unter den bisherigen Einnahmen des
Technologischen Gewerbe^Museums die Beiträge des Vereines
der Österreichisch^ungarischen Papierfabrikanten in Wien mit
2000 K, der niederösterreichischen Statthalterei mit 600 K, der
Handels^ und Gewerbekammer Wien mit 2000 K, der Handels^
und Gewerbekammer Olmütz mit 200 K und der Gemeinde
Wien mit 6000 K, überdies hat nach hierortigcn Informationen
in der jüngsten Zeit die Genossenschaft der Maschinenbauer
— 313 —
und Mechaniker einen Beitrag von 2000 K und das Land Nieder^
Österreich einen solchen von 2000 K zugestanden. Die Fortge^
Währung dieser Beiträge erscheint in der Sache schon dadurch
gerechtfertigt, daß die von den bisherigen Kontribuenten ver^
tretenen und in den Subventionen gewürdigten Interessen am
Technologischen Gewerbe^Museum auch nach seiner Verstaat^
lichung eine unverminderte Pflege finden werden. Die Untere
richtsverwaltung glaubt aber die Anerkennung dieses Gesichts^
punktes bei den beteiligten Faktoren um so zuverlässiger ge^
wärtigen zu dürfen, als sie für den Fall der Verstaatlichung
gesonnen ist, sich durch Schaffung eines Kuratoriums ein be^
ratendes Organ für die Verwaltung zu sichern, und jenen
Faktoren, welche einen angemessenen Beitrag leisten, eine Ver^
tretung in diesem Kuratorium zuzugestehen.
Das Ministerium für Kultus und Unterricht wird an die
vorerwähnten Kontribuenten mit dem Ersuchen herantreten,
ihre Beitragsleistung auch für den Verstaatlichungsfall, und zwar
unter gleichzeitiger Gewährung einer möglichst weitgehenden
Erhöhung aufrecht zu erhalten. Indem es das geehrte Präsidium
von diesem Vorhaben in Kenntnis setzt, erbittet es sich die
wärmste Unterstützung der in dieser Richtung zu untere
nehmenden Schritte seitens dieses geehrten Präsidiums. Schließlich
möchte das Ministerium für Kultus und Unterricht unter Bezugs
nähme auf die im Vorangeführten detailliert gekennzeichneten
Gesichtspunkte noch im allgemeinen dem geehrten Präsidium
dringendst ans Herz legen, bei der Schlußfassung über die oben
erbetenen Anträge bis an die äußerste Grenze desjenigen vor*^
zugehen, was vom dortigen Standpunkte aus zugestanden werden
kann, um die Voraussetzungen für die Realisierung des Ver^
staatlichungsprojektes ohne Verzögerung zu schaffen.
Der Minister für Kultus und Unterricht:
Hartel m. p.**
Die in dem Erlasse des Unterrichtsministeriums gestellte Bedin^
gung der Fortdauer und Erhöhung der gegenwärtigen Zuschüsse ist
inzwischen insofeme vollkommen erfüllt worden, als alle Stellen, die
bisher dem Technologischen Gewerbe^Museum Subventionen zuwendeten,
die weitere Gewährung dieser Zuschüsse in gleicher Höhe — Ge^
meinde Wien, Landtag und Handelskammer sogar unter gleichzeitiger
Erhöhung — in Aussicht genommen haben. Im Rückstand mit einer
derartigen Erklärung befindet sich nur noch die Genossenschaft der
Maschinenbauer und Mechaniker. Hätte die Unterrichtsverwaltung
— SU —
jenen Stellen schon vor einem Dezennium die Erhöhung der Sub»
ventionett empfohlen, so wäre der Erfolg gewiß noch günstiger
gewesen. Aber das Interesse der Staatsverwaltung an dem Institute
wächst wohl, wie oben behauptet, in dem Momente, wo die Anstalt
in den staatlichen Besitz übergehen soll, und dieses gesteigerte Interesse
veranlaßt auch Taten, deren Folgen segensreich sind.
Das Präsidium des Niederösterreichischen Gewerbevereines, ferner
das für diesen Zweck eingesetzte Präsidialkomitee und der VerwaltungS'
rat berieten mit größtem Eifer die Antwort auf den Erlaß des Unter'
richtsministeriums, die dann auch gegeben wurde, als im Schöße des
Vereines eine vollständige Einigung erzielt worden war. Seither ist
eine weitere Äußerung des Unterrichtsministeriums nicht erfolgt. Man
kann von dieser Angelegenheit sagen, daß die Erwarttmg des Kommen'
den, die Spannung auf die Entwicklung künftiger Verhältnisse, jene
Empfindung hervorruft, die den Schritt der Zeit als verlangsamt er"
scheinen läßt.
Den Leser, der sich daran erinnert, daß die Gründung des Museums
in die Zeit des Ministeriums Taaffe fällt, möchte ich auf die be'
merkenswerte Tatsache aufmerksam machen, daß die Verhandlungen
über die Verstaatlichung des Technologischen Gewerbe^Museums zu
einer Zeit stattfinden, in der so recht augenfällig die Wirkungen
der Taaffeschen Politik in die Erscheinung treten. Die Arbeits'
Unfähigkeit des Parlamentes, wie der technische Ausdruck lautet, und
damit das zeitweilige Versagen der zentralistischen Februarverfassung
sind auf die Regierungskunst Taaffes zurückzuführen. Da an Organen
zur Äußerung des Volkswillens momentan nur noch die Gemeinde'
Vertretungen und die Landtage übrig geblieben und auch von diesen
einige wichtige arbeitsunfähig geworden sind, so liegt die RegierungS'
gewalt fast ausschließlich in den Händen der Regierung. Manche Folgen
dieser verhängnisvollen Lage werden noch zutage treten, am bedenklich'
sten dann, wenn der Staat irgend einer Gefahr ausgesetzt werden
würde. Hoffentlich wird diese schwerste aller Prüfungen nicht ein'
treten. Vorläufig aber kann sich jede Aktion der Regierung, so auch
die Verstaatlichung eines Institutes imd die darauf folgende staatliche
v=,™,itung de, Anstalt, unbehindert nach dem Willen der Macht'
/'ollzieben, während bei einem regelmäßig funktionierenden
;utionalismus nicht nur die Kontrolle erleichtert wird, sondern auch
iltcn der Vertretungskörper an und für sich die Zentralstellen
tiger und rücksichtsvoller macht oder doch in diesem Sinne zu
jßen vermag.
SCHLUSZWORT«
Der Göttinger Universitätsprofessor Johann Beckmann ist der
Begründer der technologischen Wissenschaft.^) Er stellte den Inhalt
dieses Faches fest und erfand dafür die Bezeichnung. Seine ersten
Arbeiten, die er in dem Buche ^Einleitung zur Technologie oder
zur Kenntnis der Handwerke, Fabriken und Manufakturen'', Göttingen
1777, gesammelt erscheinen ließ, sind ausschließlich deskriptiver Natur.
Nach einer weit umfassenden literarischen Tätigkeit auf dem von ihm
gewonnenen und abgesteckten Arbeitsfelde, nach vielfältigen histori^
sehen Studien gelangte Beckmann im Jahre 1806, also nach einer
Arbeitsperiode, die fast ein Menschenalter ausfüllt, dazu, den Begriff
der allgemeinen Technologie festzustellen. Der Reformvorschlag
Beckmanns beweist nicht nur eine seltene Voraussicht, sondern auch
große Selbstverleugnung, indem er durch die kleine Schrift „Entwurf der
allgemeinen Technologie'' das eigene, zuerst geschaffene ruhmgekrönte
Werk einer Kritik von einschneidender Kraft unterwarf. Die allgemeine
Technologie betreibt die Untersuchung der Arbeitsvorgänge oder Ar^*
beitsverfahren in ihrem Zusammenhange mit den Eigenschaften des
Rohstoffes und den beabsichtigten Eigenschaften des Produktes und
unterzieht die Hilfsmittel des Verfahrens einer technisch^wissenschaft'
liehen Untersuchtmg, all das losgelöst von den Vorstellungen und dem
Usus der Gewerbe^ und Fabrikbetriebe. Beckmann hat daher mit
voller Klarheit den Weg gewiesen, den die jüngere Schule der Technologie
erst im letzten Viertel des XIX. Jahrhunderts neuerdings zu beschreiten
begann. Wohl verfügen die Technologen der Hartigschen Richtung über
ein ganz anderes wissenschaftliches Rüstzeug als jenes, das zur Zeit
'*') Johann Beckmann, der Begründer der technologischen Wissenschaft.
Vortrag, gehalten von W. Einer im k. k. österreichischen Museum für Kunst
und Industrie. Wien, Druck und Verlag von Karl Gerold Sohn, 1878.
— 3i6 —
Beckmanns vorhanden war. Aber auch die Technologen der Neuzeit
machen jeder für sich dieselbe Entwicklung durch, welche die Riesen^
erscheinung Beckmanns in ihrer Entwicklung kennzeichnet. Jeder
Technologe, ob mehr oder minder bedeutend, beginnt im Wege
der beschreibenden Technologie den Inhalt seines Faches kennen zu
lernen und bereitet sich auf diese Art vor zur spekulativen und expe^
rimentellen Forschung.^) Die eine Methode der Behandlung des Faches
schließt die andere nicht aus, im Gegenteil, sie haben einander hilfreich
die Hand zu bieten. Aber nicht nur Individuen machen, entweder seltv
ständig oder durch äußere Einflüsse hiezu geführt, diesen Werdegang
durch, auch eine öffentliche Anstalt technologischer Richtung kann
dieselbe Ausbildung erfahren.
Vergleicht man nun die einzelnen Teile des Technologischen
Gewerbe^Museums untereinander, so zeigt sich, daß die Unterrichts^
Veranstaltungen gegenüber den Versuchsanstalten weit über das beab^
sichtigte Maß hinaus in den Vordergrund getreten sind. Das Bedürfnis
nach ihnen und die aus der Befriedigung des Bedürfnisses fließende
Einnahmsquelle hat die Entwicklung dahin geführt, wo sie heute an^
gelangt ist. Noch bei der Verfassung des Entwurfes für die Organisation
der dritten Sektion, welchen ich im Sommer 1882 publizierte (vgl. An<
merkung auf Seite 78 u. ff.), hoffte ich durch besondere Betonung
des Versuchswesens im Sinne der allgemeinen Technologie meinem
ursprünglichen Ziele näher zu kommen. Ich kann an dieser Stelle
nicht weitläufig ausführen und begründen, warum die beschreibende
Technologie, die ihre höchste Ausbildung schon durch Karl Kar^
marsch erfuhr, als Grundlage für eine Lehr^ und Forschungsanstalt,
wie es das Technologische Gewerbe^Museum zu sein hat, nicht auS''
reicht. Das Technologische Gewerbe^Museum mußte jedenfalls den
Weg verfolgen, den Beckmann und die modernen technologischen
Forscher, allen voran Ernst H artig, gewiesen haben. Diesen Weg zu
verfolgen waren vor allem die Versuchsanstalten berufen, die allerdings
der Reihe nach eingerichtet wurden je nach den zur Verfügung stehenden
kärglichen Mitteln, freilich weniger als die führenden Pioniere, wie
ich sie vorgedacht hatte, sondern als die dienende Magd der In^
dustrie und des Verkehrswesens. Meine Absicht, ein technologisches
Institut zu schaffen, für das die Erforschung der Arbeitsbegriffe die
vornehmste Aufgabe bilden sollte, ist nicht zur Durchführung ge^
langt, da es uns versagt war, einem idealen Ziele nachzustreben.
'*') Ein System der vergleichenden mechanischen Technologie. Von Regierungen
rat W. F. Einer. Dinglers Polytechnisches Journal, 1874 und 1875. „Civil^
ingenieur'S XXII. Bd., 5. und 6. Heft.
— 317 —
da die Einhaltung des Budgets, die Vorsorge für die Deckung des
Bedarfes unsere erste Pflicht waren. Ich bin aber auch heute noch,
und zwar mehr denn je, überzeugt, daß es für die gewerbliche
Produktion von größter Bedeutung wäre, durch ein Bündel koope^
rierender Versuchsanstalten, tmbehindert durch die Sorge um die
Bedecktmg der unvermeidlichen Kosten, die Erforschung der Ar^
beitsbegriffe im Sinne der allgemeinen oder vergleichenden Tech''
nologie systematisch zu betreiben. In den Versuchsanstalten wären
die Eigenschaften der Rohstoffe, Halbfabrikate und Endprodukte
im Zusammenhange mit dem Arbeitsverfahren und dessen Hilfsmittel
zu untersuchen. Der Gedanke läßt sich mit einem Worte erklären,
es sollte dem, was die Physikalisch^technische Reichsanstalt in
Berlin für die angewandte Physik ist, eine ähnlich eingerichtete
Reichsanstalt für die Technologie in Österreich an die Seite
gestellt werden. Ich sehe nicht ein, warum dies nicht in Wien ge^
schehen sollte, in jener Stadt, in der die erste Pflegestätte technolo^
gischer Fachbildung entstand, aus der Karl Kar marsch hervorging, der
Vorkämpfer der deskriptiven Technologie an den Polytechnischen
Instituten Österreichs und Deutschlands. Ich bin auch überzeugt, daß
es zur Durchführung dieses Gedankens einmal kommen wird, freilich
vermag ich nicht vorherzusagen, durch wen, wo und wann. Als ich
im Jahre 1878 in der Maschinenhalle der Pariser Weltausstellung ge^
meinschaftlich mit meinem damaligen Assistenten Lauboeck mit
Hilfe des Hartigschen Dynamometers Experimentalstudien an den
dort ausgestellten Werkzeugmaschinen vornahm, die die Aufmerke*
samkeit eines großen fachlichen Publikums auf sich lenkten, glaubte
ich der Verwirklichung meines Vorschlages näher zu sein als jetzt
nach 25jähriger Arbeit an einem aufblühenden Institute, das den
Namen Technologisches Gewerbe^Museum führt. In dem Momente,
wo das Technologische Gewerbe^Museum in die Staatsverwaltung
übergeht, wird es von jener Fessel befreit, von der es immer bedrückt
worden ist, von der Sorge um das finanzielle Gleichgewicht. Und
wenn die Staatsverwaltung sich auf den Standpunkt stellt, den sie gegen^
über der Versuchs^ und Lehranstalt für Photographie eingenommen
hat, wenn sie sich nicht dazu verleiten läßt, bloß einseitig durch das
Technologische Gewerbe^Museum die in Wien bestehenden Forderung'
gen nach einer Ausdehnung des mittleren gewerblichen Unterrichtes
zu befriedigen, so könnte das Museum als Ausgangspunkt für die
Errichttmg einer großen technologischen Reichsanstalt benützt werden.
Die an dem Institute bestehenden Unterrichtsanstalten würden nicht
darunter leiden, sondern dabei nur gewinnen, besonders, wenn damit
eine Einschränkung der jedenfalls zu hohen Frequenz Hand in Hand
— 3IS —
fintt Die höheren Fachiduilen können, das hat die Frfahrting
det letzten Dezennien bewiesen, auBerofdentUcfaen Nutzen aus etocm
innren VeriEdir mit dm analogen Vcmiditantrahrn riehen, doch
müBten diese zu stärkeren Potenzen au^diület werdoi.
Das Mindeste, was ich und wir alle von einer Obemahme des
Tedmologisdioi Geweifae-Museums in die Staatsverwaltung etboffen.
wäre aber die Sicherung des gegenwärtigen Bestandes, der den bc
reditigten Stolz des NiederösterreidiJschen G e w ei h e v erein e» tnldet und
den. ich als denen beauftragter Vertnuirasnunn und eine groSe Zahl vor'
trefflidio* Männer durch die Arbeit eines ttalhm Mensdienaltcis herbei'
gcffifart haben.
PERSONEN^NAMEN«
Abendroth Rudolf 301.
Abensperg^Traun Graf 181.
Ackermann 18.
Afh Friedrich 265.
Alscher Eduard 306.
Altmütter 8.
And^ Louis Edgar 49.
Arbter Emil Ritter von 201.
Armstrong 183.
Arnt Franz 51^ 53» 63.
Asböth Emil 181.
Auspitzer 196.
Avanzo Dominik 186, 265,
278, 301.
Ayrton 183.
Bacquehem Marquis 97.
Baderle Erich 302.
Badische Anilin^ und Soda^
fabrik 293.
Baechle 292.
Baldrian Hans 301.
Banhans Anton i4t 17» 18,
25, 28, 29, 34t 35» 4lt 44t
51, 52, 77t 78, 9lt 114» Il5t
117, 118, 196, 197.
Batik Johann 303.
Bauer Alezander 12^ 20^ 21,
161, I99t 2i7t 218, 243, 267,
299t 306.
Baumann Ludwig 213.
Bauschinger Johann 164^165,
166, 167, 168, i69t 271.
Bayer & Comp. 293*
Beck Oskar 301.
Beck Theodor 277.
Becker Ludwig von 35, 51, 140.
Beckmann 3i5t 3i6.
Bengough John 227.
Benk Johannes 215.
Berg Freiherr von 35.
Berger 212.
Berger Friedrich 303.
Berger Siegmund 303.
Berehinak Ferdinand 125,
211, 284, 299.
Berninger Alois 211, 301.
Bernt Rudolf 298.
Bertram 245.
Beyer Oskar 303-
Biach Moritz 35*
Bindschedler Robert 272.
Biro Ludwig 307.
Blazincic Josef 35*
Bock Rupert 244.
Bös Franz 238.
Bojanowski von 177*
Bortscheller 238.
Boschan Ernst Ritter von
141, 196, 299.
Brand & Lhuiller 95t 150.
Braun Freiherr von 106.
Breitenlohner Jakob 50, 234,
237t 266.
Brestel 60.
Brücke 12.
Brunstein J. L. 299*
Bufatti Franz 181, 203, 267,
306.
Bujatti Theodor 299.
Burg 142.
Burkhardt Wilhelm 56.
Cabos Charles 200.
Capellen Gotthard von 88,
202, 299t 306, 307.
Caro H. 272.
Cente Josef 56.
Cigoj 238.
Chlumecky Ritter von 25, 29,
36, 4it 60, 132.
Chwalla Rudolf 200.
Clauser Jakob 199*
Cohn Paul 292, 303.
Cohn S. 292.
Colli 238.
Coronini Franz Graf 270.
Croy Prinzessin 180.
Cumberland Herzog und
Herzogin 180.
Czedik Bründlsberg Freiherr
von 118, 119.
Dafert 89.
Day R. E. 265.
Deckert & Homolka 245*
Demmer Bernhard 85, 142,
I43t I44t I45t 196, 201, 295t
307.
Demuth Gebrüder 233*
Denk August 126, 215. 2&i,
292. 299.
Denk Josef 56-
Diri 277-
Deacartes 6.
Dtlllnger 195.
Dipauli Freiherr von 100,158.
Ditmar Rudolf 35. 201.
Doderer Wilhelm Ritler von j
240. . I
Doms Josef 236.
Dom Alexander von Hat'
WAlt 265> 306.
Draechsler Karl 53.
Dreher Anton 199.
Dürr, Gehre & Comp. 285-
Dumreicher von Österreicher
Armand 14, 75, 92, 93. 94.
127. 12S, 129. 135-
DzieduBzycki Wladimir Graf
52, 33, 270.
Eberan Eberhorst Alexander
von 272.
Eckel A. 295> 301.
Edelmann H. Th. 272.
Edler Robert 3021,
Eder Josef Maria 77. 124.
Egger Ernst 233. 307-
Ehrenfest Artur 299.
EJchler Wilhelm Freiherr
von 139' 140, 196.
Eialer J. 35.
Eitelberger 12, 56, 94. i&6.
E Hissen Karl 306, 307.
Enfield Henry 1S2.
Engel AleKander von 266. l
Engel Emil H. 307.
Engel'Dollfufl 292,
Engländer Richard 30, 201. 1
Erhard Ludwig 278.
Erlach Richard 30;,
Einer Wilhelm 17, iB. 20. j
II. 1->. tA ,5, 36, 45, 4,_
. 94, 128. 164,
19B, 208. 238,
306, 307, 315.
— 320 —
Falkenhayn Graf 53'
Fähnrich 51-
Fellner & Helmer i79> 282.
Fernau Richard 150-
Feratel 13-
Fidler Karl sif 75, 78, 9^
93. 127, 129. 130, 131, 132.
133, 134. 135. 277.
Fischer Hugo 176.
Fitz Friedrich 292.
Fock Franz 56-
Förster WUhelm i63.
Fraenkl Adolf 219, 234, 302.
Franz Karl Erzherzog 131-
Freihofner Ferdinand 303.
Frey Karl August Ritter von
Friedlaender Paul a
301, 302, 30a.
Futter Emil 307,
'. 299.
Gabriel Robert 307.
Gasser Johann 201, 292.
Gautsch Franktnthum Frei'
herr von 102, 195-
Gaupp von 271.
Geburth R. 5a.
Gedliczka W. J. 299.
Gerhard US Hermann 200.
Giskra 60.
Gode£Fro7 Riebard 29, 35>
47, 49. 147. 148, 149. 234.
238.
Götz Charles 35.
Götz Josef 303.
Gollner 157.
Gomperz 26, 27, 53.
Grau August 230, 250, 299.
301, 302, 307.
Greger Otto 303-
Grimburg Rudolf Ritter von
150.
Gröger 235-
GroU Gebrüder 56.
Groll Johann 303.
Gromann Leopold 56.
Gugitz Gustav von 48.
rad Freiherr Gunesch Ritter von 196, 299.
Günther Otto 307.
Guttenberz Ritter von 35-
Guth M. 216.
Haardt F. W. 201.
Haas tt Czjzek 203.
Haas Philipp Sc Söhne 56-
Habermann 245-
Habig Peter 200.
Hackel Rudolf 303.
Habler Tb. 263-
Hahn Moritz 303-
Hamburger Emil 30^-
Hanausek Eduard 50-
Hanausek Thomas Franz
157-
Hansel Franz 303-
Hanusch Alois 19^, 201, 203.
Harpke Anton von 29. 9».
117, 116, 119, 120, 121, 123,
I2ti, 204. 282.
Hartel Ritter von 126, 3i3>
Hartig Ernst 8, 20, 21, 86,
176, 177. 178. 179. 217. 270,
271, 316. 317.
Hartwich H. J. 200.
HasenShrl Richard 299.
Haswell John 142.
Hauen Schild Hans 234-
Hauffe Leopold Ritter von
10, 21. 35- 52, 78, 19*. 217,
299-
Hauptfleiscb 35. 48. 238, 244.
Hauser Eduard 201.
Haymerle von 268.
Hayashi 278.
Hecke S4-
Hedrich Rudolf 302.
Helmholtz Hermann von
163. 164. 169. 170, 171. 172,
173. 174. I75t 245. 271.
Henning 90.
Henrici 183.
Hentschel 47. ^8.
Hentschel Karl 303-
Herbst 60.
Herz Heinrich 174-
Herrmann Emanuel 14.
HeB Philipp 91, 306.
Hipp Johann 56.
Hiecke Richard 307-
— 3^1 —
Hieß Franz jun. 200.
Hochenegg Karl 253*
Hofmann August Wilhelm
von 159, 160, 161, 162, 271.
Hofmann Nikolaus 266, 303.
Höhnel Franz Ritter von 157.
Hölbling Viktor 157» 303*
Holder Ritter von 267, 307.
Hoechst 293.
Hompesch Graf 237.
Honig Wilhelm 158.
Hornbostel C. G. & C. 203.
Hornbostel Karl 84.
Hornig Emil 35» 5i» 77» 124.
Hospitalier 250.
Hoyer 8.
Hoyos'Sprinzenstein Ernst
Graf 50.
Huber 272.
Hülsse 176.
Huguet 7.
Huguenin & Comp. 293.
Husserl Leo 235, 303.
Isbary 97, 200.
Jacobi 171.
Jalowetz 227.
Jandera 235.
JAray SAndor 200.
Jasper Friedrich 307.
Jenny S. 217.
Jesse Ritter von 35.
Jirecek 130.
JoUes Adolf 303.
Joule 171.
Irmler Heinrich 56, 299.
Kagerbauer Ernst 306.
Käßhofer Ignaz 301.
Käßhofer Johann 155.
Kaiser Eduard 45, 51, 141,
299.
Kapeller 245.
Kareis Josef 201.
Karg J. G. 50, 237.
Karl Ludwig Erzherzog 31,
32r 36, 50, 54» 56, loi, 102,
109, III, 117, 198, 204» 270,
307.
Denkschrift Techn. Gew.'Mus
Karlweis 188.
Karmarsch Karl 8, 282, 316,
317.
Karplus Gottlieb 36.
Keeß Stephan von 209.
Keglevich Graf 137.
Kempni Viktor 158.
Kerchnave Herbert E. 267.
Kick Friedrich 209, 266, 271,
299.
Kink Julius Ritter von 292,
306, 307.
Kinsky Eugen Graf 43» 50.
Kirschnek J. B. 200.
Kirkaldy 10.
Kirsch Bernhard 91, 169,
221, 264t 301, 302.
Kittler Erasmus 271.
Kitschelt Rudolf 56, 141, 299.
Klaudy Josef 161, 225, 234»
302.
Klein L. 271.
Klemm Josef 56.
Klier 26.
Klopfer Johann 215.
Kohn Jakob & Josef 35, 50.
Kohnberger S. 200.
Koller August 301.
Kollmann Leopold 303.
Korb^Weidenheim Freiherr
von 108.
Kornauth Hans 158, 239.
Kraft Wilhelm 35» 5i» 123,
196, 201.
Krainer Franz 306.
Kramer von 271.
Krause Gustav 238.
Kraus Gebrüder 237.
Krebs Werner 272.
Kremenezki 233.
Kremser Eduard 201.
Kresnicka Johann 303.
Kretschmar Konrad 48, 56t
238, 266.
Kfizik 228.
Krones Anton 125.
Kropf Julius 303.
Krückl Josef 200.
Kubelka Friedrich 238.
Kucera Edaurd 306.
Kulka Robert 303.
Kutschera Eduard 306.
Kutschera F. Ritter von Aich^
bergen 36, 54.
Kuenburg Leopold Graf 300.
Kundrat von 106.
Lacedelli 238.
Lanckoronsld Graf und Grä^
fin 181.
Lampa Anton 157.
Langen & Wolf 56.
Latour Vinzenz Graf Baillet
de 94» 95, 97, 98, 195, 196,
222, 251, 265, 278.
Laubek Franz 300.
Lauboeck Georg 20, 45, 47,
48, 49, 52, 86, 91, 179, 194,
196, 220, 238, 241, 254, 263,
278, 295, 300, 301, 302, 306,
307, 317.
Laussedat 271.
Lehr Ferdinand 56.
Leidesdorf Max 242, 300.
Leistler Karl 35, 56.
Leitenberger Friedrich Frei^
herr von 50, 52, 200, 217,
292.
Lemberger Alois 303.
Lenhardt & Wegbauer 56.
Leon Gustav Ritter von 140,
141, 142.
Leroy 7.
Liebig J. von 160.
Liechti 16, 98, 147, 217, 218,
242, 263.
Lind Karl 35, 78, 92.
Litschauer Viktor 303.
Loewenherz Leopold 162,
163, 164.
Loewenstein Ernst 235^ 302.
Luckhardt Fritz 123, 124,
196, 202.
Ludewig Albert 298.
Ludwig Bernhard 12, 35, 56.
Ludwig Prinz von Bayern
181.
Lueger Karl 102.
Luitpold PrinZ'Regent von
Bayern 181.
21
— 3iä —
Rösler A. 50.
Rosas Franz Edler von 141.
Roscoe 182.
Rosenstiel 217.
Rosthorn Gustav Edler von
203.
Rothschild Albert Freiherr
von 181.
Rothschild Gustav Freiherr
von 50.
Roussel Eduard 272.
Ruepprecht 245.
Rubricius Karl 157, 304.
Ruß Franz 304.
Salvaterra Heinrich 300, 306.
Sahulka 306, 307.
Samuelson 182.
Sarg Karl 200.
Sax Hans Emanuel 157.
Schulte Hermann 306, 307.
Seidel Ludwig 307.
Seiferheld Otto 203.
Sembritzky Max 306, 307.
Serres Vicomte de 35.
Siccardsburg 145.
Siemens & Halske 227, 233»
245t 293.
Siemens Werner von 163,
174.
Singer Julius 274.
Singer Richard 304.
Sommer Rudolf 304.
Sontag 77.
Spanger ^Hansen Wilhelm
305.
Spatenka Josef 302.
Spiering Johann 142.
Spiro Emanuel 85.
Spörlin & Zimmermann 56.
Stadion Graf 130.
Stadler von Wolffersgrün
126, 278.
Steiner Leopold 300.
Stern Gotthold 300.
Stoeckl Alfons 301, 305.
Straßer Eduard 305.
Strcmayr 130, 132.
Strohmer 89, 200.
Studnitzka Adolf 200.
Stützner Otto 200.
Sturm 60.
Subic 238.
Suess Eduard 60.
Suess Friedrich 26, 35» 292.
Suida Wilhelm 242, 243,
263.
Swoboda Karl 35, 238.
Schablaß 245.
Schefftel N. 126, 293.
Scheller 56.
Scherzer Karl Ritter von
270.
Schindler Franz 304.
Schiffner Rudolf 35.
Schlechta Hans 304.
Schlenk Karl 90» 96, 158,
195» 196, 227, 228, 263, 265.
Schlesinger 157.
Schlick Erwin Graf 51*
Schlick Gräfin 180.
Schlumberger Otto Edler
von 200.
Schmerling 130.
Schmitt A. & Comp. 56.
Schoeller Gustav Ritter von
200.
Schramm 127.
Schreiber J. & Neffen 56.
Schroll Josef Edler von 50.
Schrötter Leopold Ritter
von Kristelli 201.
Schuckert'Werke 293.
Schuh 205.
Schulte Hermann 254, 304,
306, 307.
Schuster Wenzel 211, 300.
Schuster Robert 304.
Schwackhöfer Franz 98^ 90,
152, 153, I54t 226, 227.
SchwarzenbergJohannAdolf
Fürst zu 50, 52.
Schwär z^Senbom 16, 21, 42,
140, 141.
Schwefel Arnold 304.
Schwiedland Julius 157*
Schwitzer H. 263.
Taaffe Graf 53t S9, 60, 63,
314*
Tagleicht Karl 307.
Tapla Theodor 157, 265, 304,
305.
Taubler Ferdinand 200.
Taxis Fürst und Fürstin
180.
Tedesco Eduard Freiherr
von 50.
Tetmajer Ludwig von 224,
225, 226, 244, 27it 300.
Thaler Gustav 305.
Theyer Theodor 203.
Thonet Gebrüder 43, 50, 137,
Thonet August 136, 300.
Thonet Franz 136.
Thonet Jakob 136.
Thonet Josef 35t 5it 52, i35t
136, 137, 138, 139.
Thonet Michael 136, 137.
Thurston H. 272.
Tilgner Viktor 298.
Tinter Wilhelm 201.
Tobisch 51.
Tolman William H. 272.
Tresca 17.
Thümmel Robert 142.
, Uhl 84.
Ulrich Christian 240.
Ulzer Ferdinand 219, 225,
264, 30it 302.
Unwin 183.
Van der Null 145.
Vaucanson 7.
Vetter Adolf 98, 185.
Vojnovic Gabriel 306.
Volke Moritz 196, 205, 211,
265 t 269, 301.
Wagenmann & Comp. 292.
Wagner Otto 212.
Wagner & Benda 56.
Waldeck 56.
Waldl Alois 305.
Walla Ferdinand 96, 234»
235t 300, 301, 302, 307.
21-
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K.K.T(
3 6105 034 752 686
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STANFORD UNIVERSITY UBRARIES
STANFORD, CAUFORNIA 94305-6004